Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine / Juli bis Dezember 1887 [64 - 65]

Table of contents :
Front Cover
Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen Eine
Der Einfluss der Feuerwirkung auf die Truppenführung im Infanterie-
Zur Beurteilung des russisch - türkischen Krieges 1877/78
Die taktischen Grundsätze der deutschen Feld- Artillerie verglichen
Die neuen italienischen Heeres- und Marine - Gesetze Von R
Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere
VIL Aus ausländischen Militär-Zeitschriften
VIII
Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren,
Friedrich des Grofsen Beziehungen zu seinen Generalen Eine
Die taktischen Grundsätze der deutschen Feld-Artillerie verglichen
Die neuen italienischen Heeres- und Marine-Gesetze
Die Beziehungen der Ernährung und Gesundheitspflege zu
Die Torpedoflottillen aller Seemächte Zusammengestellt von Spiridion Gopčević •
Umschau in der Militär- Litteratur •
Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen Eine Studie von A v Crousaz, Major z D (Fortsetzung)
Zukunfts-Kriege und Zukunfts - Schlachten
Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78
Über die in Folge der Geschofsbewegung in der Luft eingeleiteten Vorgänge ·
Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht
Eine verstimmte Lobesposaune •
Umschau in der Militär-Litteratur
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Jahrbücher

für die

deutsche

Armee

und

Marine.

Verantwortlich geleitet

von

G. von

MARÉES

Oberstlieutenant a. D.

Vierundsechszigster Band .

T EOKO S R A HE WIOT L B

N E M G

Juli bis September 1887.

"RI

17

0

BERLIN. RICHARD WILHELMI.

1887.

LOAN STACK

US MO

July - Dec. 1887

Inhalts - Verzeichnis .

Seite I.

III. IV.

Zur Beurteilung des russisch - türkischen Krieges 1877/78 Die taktischen Grundsätze der deutschen Feld- Artillerie verglichen mit denen der benachbarten Grofsmächte . V. Die neuen italienischen Heeres- und Marine - Gesetze. Von R., Prem. -Lieut. •

VI. Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere VIL Aus ausländischen Militär - Zeitschriften . VIII. Umschau in der Militär-Litteratur · IX. Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren , in den militärischen Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze. (II. Quartal 1887, 15. März bis 15. Juni 1887) . . . X. Friedrich des Grofsen Beziehungen zu seinen Generalen. Eine . Studie von A. v. Crousaz , Major z. D. (Fortsetzung) XI. XII. XIII.

XIV. XV.

Die taktischen Grundsätze der deutschen Feld -Artillerie verglichen • mit denen der benachbarten Grofsmächte. (Schlufs) . • Die neuen italienischen Heeres- und Marine - Gesetze. Von R., • Prem.- Lieut. (Schlufs) Die Beziehungen der Ernährung und Gesundheitspflege zu der sogenannten „ Condition " unserer Dienstpferde. Von Spohr , Oberstlieutenant z. D. Neuere Schriften über Landesverteidigung und Befestigungswesen. • Von J. Scheibert , Major z. D. Die Befestigungen Frankreichs. (Nachträge und Berichtigungen zu dem im April- und Mai - Hefte 1886 veröffentlichten Aufsatze.) Von L. Obermair , Königl. bayer. Hauptmann

7209

1

3333

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. Eine Studie von A. v. Crousaz , Major z. D. . . II. Der Einfluss der Feuerwirkung auf die Truppenführung im Infanterie Gefecht. Militärische Studie von H. v. Döring

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XVI. XVII . XVIII. XIX . XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV.

Seite Die Torpedoflottillen aller Seemächte . Zusammengestellt von 206 Spiridion Gopčević • 235 Umschau in der Militär- Litteratur • Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. Eine 241 Studie von A. v. Crousaz , Major z. D. (Fortsetzung) 271 Zukunfts - Kriege und Zukunfts - Schlachten . 289 Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78 . Über die in Folge der Geschofsbewegung in der Luft eingeleiteten · 331 Vorgänge 343 Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht 349 Eine verstimmte Lobesposaune . • 354 Umschau in der Militär - Litteratur

239

I.

Friedrich

des

Grofsen Beziehungen

zu Seinen

Generalen. Eine Studie von

A. v. Crousaz , Major zur Disposition.

I. Friedrichs Ansichten über das Kriegswesen und Heerführertum . Schon in den schwerwiegenden Äufserungen , die von Friedrich dem Grofsen , mündlich und schriftlich , nach jeder Richtung hin gethan wurden , spiegelt sich Seine ganze Gedankenwelt. Man erkennt aus ihnen ,

wie

Seine

Philosophie mit der

Politik und

Kriegskunst , Sein wissenschaftlicher Trieb mit allen Regierungs handlungen zusammenhing ; wer über irgend einen Punkt Seines Wesens aufgeklärt sein will , greife nur auf den in den Schriftwerken Friedrichs beruhenden Schatz zurück, dort findet sich die Be richtigung aller Zweifel . Möge vorerst auf einige der im der Einleitung zur

Anti - Machiavell

Histoire de mon temps

und in

enthaltenen Grund

sätze des grofsen Königs hingedeutet werden : > Nur der sparsame Mann kann freigebig sein . Die Güte eines Fürsten werde nie zur übertriebenen Nach sicht ; seine Rechtlichkeit

fordert schon der Verstand . Er setzt sich nicht blofs durch Waffenmacht , sondern

noch mehr durch seine gute Regierung in Ansehen , und ehrt , durch Auszeichnung hervorragender Männer seines Landes , die Menschheit. Schmeichler müssen fern bleiben ; in Unterhandlungen sei man vorsichtig , und Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 1. 1

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

2

bediene sich dazu stets der scharfsinnigsten Köpfe.

List

und Freiheit dürfen nicht gemifsbraucht werden , die Europas Ruhe Rechtschaffenheit pafst überall hin. gründet sich auf die Erhaltung des Gleichgewichtes ; wo dieses von einer ehrgeizigen Macht bedroht wird , arbeite man ihr entgegen . Die Kriege sind verschiedener Art , und es giebt auch solche aus Vorsicht , bezüglich deren es besser ist zuvorzukommen , als sich zuvorkommen zu lassen. *) Das Beste des Staates giebt des Fürsten Regel ; die Staatskunst erfordert Geduld und ein in ihr ge schickter Mann macht sein Meisterstück , wenn er alles zur rechten und gelegenen Zeit thut . « ** ) Schon aus diesen Sätzen geht das allgemeine Regierungs

programm Friedrichs einigermassen hervor ; nach der kriegerischen Richtung hin äufsert Er Sich dann noch besonders in Seiner Abhandlung : » Über den Krieg « und es springen aus ihr zumal folgende Bemerkungen hervor : ***) > Es ist tadelnswerth , den Krieg nur aus Ruhmsucht , aber abscheulich , ihn aus Habsucht zu führen. Nur das Wohl des Vaterlandes darf in diesem Punkte ent scheidend sein. wo ihn

die

Der Krieg hat grausame Folgen ,

Nothwendigkeit

fordert ,

bleibt

er

aber doch

unerlässlich . Fördert der Krieg das Verbrechen , so thut dies doch der Frieden kaum minder , und der Unterschied liegt eigentlich nur darin , dafs das im Frieden wuchernde Unrecht sich mehr verbergen kann , und dasjenige des Überdies werden die Krieges mehr zu Tage kommt. Übelthaten des Krieges , wenn er ein gerechter ist , durch das aus ihm hervorgehende Gute aufgewogen .

Der Ein

flufs , welchen das Studium der Kriegskunst auf andere Wissenschaften ,

zumal die Mechanik und Physik übt ,

ist augenfällig ; schon Archimedes fand die meisten seiner Axiome in militärischen Arbeiten , und Cicero. sagte literarisch : » dafs Vaterland und Freiheit , Bürger und Königthum durch die kriegerische Geschicklichkeit beschützt und

erhalten werden.

Überhaupt giebt es

*) Friedrich des Grofsen , bei Lebzeiten gedruckte Werke II, 16-21 , 23-26 des Anti - Machiavell. **) Friedrich des Grofsen , hinterlassene Werke I , Vorerinnerung. *** ) Friedrich des Grofsen , bei Lebzeiten gedruckte Werke II , unter: 13 Vermischte Schriften. "

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. keine Wissenschaft , wie

diejenige

des

3

die den Geist so übt und erhöht , Krieges.

Sie

verlangt

grofse An

strengungen und stets mehrere Eigenschaften , wo jede Keine hat so andere Kunst nur eine solche fordert. wie sie

einen

Cäsar ,

Scipio ,

Hannibal ,

Turenne

und

Eugen hervorgebracht. So lange als das Römische Volk arbeitete und das Waffen handwerk trieb , wuchs es stetig empor und hatte den Cincinatus ,

den Aemilius

und die Scipionen ; nachher aber trieben es Schlaffheit und Übersättigung in den Ruin .

Der Krieg giebt allen.

Tugenden Spielraum und hilft

auch den verborgenen

Talenten empor ; er schafft unvergleichliche Haltpunkte der Auszeichnung , und in ihm kann selbst der geringste Soldat , der im Frieden ganz dunkel bleiben würde , hoch emporgehen .

Es ist also wohl unzweifelhaft , dafs der Kriegsstand , welcher die meisten Anstrengungen , Opfer und Kräfte , sowie das meiste Genie fordert , dessen Rückwirkung auf das Gemeinwohl und die Geistesfort schritte so

aufserordentlich ist, auch die gröfste Be

achtung verdient.

Echte Könige haben sich , wo es dem

Wohle des Vaterlandes galt ,

stets

an die Spitze ihrer

Heere gestellt , und ihre verdienstvollen Krieger aus gezeichnet u. s. w. « Seine Auffassung König zumeist in

der Kriegskunst an

sich

Seiner Kriegspraxis selbst

gab

der

grofse

und dann in

den

Beschreibungen der von Ihm geführten Kriege kund . Da geht das Grundsätzliche stets mit dem Thatsächlichen und da erkennt man auch die von Ihm anerkannten Bedingungen des Erfolges im Kriege. Er konnte wohl denjenigen einzelner Vorgänge , aber nicht das ganze Ergebnis Seiner langwierigen Kämpfe überhaupt dem Glücke zuschreiben , - um so weniger, als die Wirkung aller von Ihm ergriffenen Kriegsmafsregeln stets ins Auge sprang. In den räumlichen und kulturellen Bewandnissen der Kriegsschauplätze Friedrichs kam es auf eine richtige Verteilung der

Kräfte ,

die

schnelle Bewegung und Offensive , die gute Ernährung und Ergänzung der Truppen an ; das hatte Friedrich ins Auge gefafst und hiernach bestimmte sich Sein Verhalten. Die Ernährung war in diesen kultivierten Ländern nicht schwierig , den Ersatz zu schaffen wurden alle Kräfte und Mittel angestrengt ; je mehr der Feind überrascht und je öfter er , Schlag auf Schlag niedergeworfen , in allen Erwartungen getäuscht und ruhelos bedrängt werden konnte, desto 1*

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

4

gröfser wurde, aus solchem Anlasse der Gesamterfolg.

Die Strategie

Friedrichs bestimmte sich zumeist durch politische Erkenntnis, Seine Taktik offenbarte Er in den Schlachten . Sie waren geistreich erdacht ,

aber in ihrem

Mechanismus

sehr einfach .

Des

Königs

Hauptaugenmerk mufste , im Interesse solcher Kriegsthätigkeit, auf die Gestaltung eines Führerstandes gerichtet sein , welcher Seine Absichten zu verwirklichen und Seinen eigenen Geist ganz abzuspiegeln Urteile aber ,

vermöchte ;

zur

Veranschaulichung

der

Ideen

auf welche diese Schule der Generalität

und

begründet

war, mufs wiederum auf verschiedene Äufserungen Friedrichs zurück gegangen werden. Über das Führer- und Feldherrntum überhaupt äufserte Sich der grofse König in Seinen historischen und militärischen Schriften wohl vielfach ; in dem allgemeinsten und bedeutendsten dieser Aus sprüche aber heifst es : vollkommenen » Um einen

müfsten

sich

Carls

XII .

Muth ,

Feldherrn

zu

bilden

Standhaftigkeit

und

Thätigkeit , Marlborough's scharfes Auge und Politik , Eugens an Plänen und Hülfsquellen reicher Geist , Luxembourg's List , Montecuculi's Klugheit , Methode und Behutsamkeit , und Turenne's Kunst den glücklichen Augenblick zu benutzen , mit einander vereinigen . Aber ich besorge , dafs ein so herrliches Ideal nie zum Vor schein kommen wird. *) Sehr charakteristisch für Seine derartigen Anschauungen sind auch die Urteile, welche Friedrich über frühere grofse Kriegshelden gefällt hat . Des grofsen Alexanders Kriegsthaten erkennt er als glänzend , verwirft ihn aber dennoch im Hinblick auf das nur aus Eigensinn und vermöge des Unterdrückungstriebes gossene Blut. Von Cäsar sagt er :

von ihm

ver

» Er that freilich grofse Thaten , aber sie sind durch seine Eitelkeit halb verdunkelt worden ; er befreite sein Vaterland vom Joche des Pompejus , um es dann selbst zu unterdrücken . Das war das Ende eines Königs , vor dem der Kaiser gezittert , der die Freiheit der deutschen Fürsten wieder. * ) Friedrich des Grofsen, bei Lebzeiten gedruckte Werke II , in der Betrachtung über Carl XII. ** ) Ebendaselbst , in der Abhandlung : „ Über den Krieg. "

10

5

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen ,

hergestellt hatte , und dem man keinen anderen Fehler vorwerfen kann , als zu vielen Ehrgeiz ,

den leider die

meisten grofsen Männer haben. « *) Sein Urteil über Eugen von Savoyen gipfelt in den Worten : » So lange Prinz Eugen die volle Kraft seines Geistes. besafs , war Glück mit den Waffen und Staatsunter handlungen der Österreicher ; als aber Alter und Krank heit ihn schwächten , wurde er unfähig diese Leistungen . fortzusetzen . « **) Dem Charakter und den militärischen Talenten König Carls XII. von Schweden widmete Friedrich eine besondere Abhandlung und darin lautet das Endurteil : » Wenn man die verschiedenen Züge , welche diesen sonderbaren Monarchen charakterisieren , zusammen nimmt ; -

so findet man ihn tapferer als geschickt ,

thätiger als vorsichtig , weniger auf wahren Vorteil. bedacht , als seinen Leidenschaften unterworfen ; ebenso kühn , aber weniger listig

als Hannibal ,

mehr dem

Pyrrhus als dem Alexander ähnlich ; ebenso glänzend wie Condé , aber zu keiner Zeit mit Turenne zu ver gleichen etc. < Über die früheren

Generale

unseres

vaterländischen

äufsert sich Friedrich zumeist in Seiner Abhandlung : Militär

seit

dessen Errichtung und bis

Heeres

» Von dem

1740 . ***)

Unter

denen des Grofsen Kurfürsten hebt er Derfflinger und den Fürsten Johann Georg von Anhalt, Görtzke und Treffenfeld hervor. >> Fürst Anhalt galt für klug , Derfflinger für unter nehmend. Letzterer leistete bei Rathenow und Fehr bellin gute Dienste ; Görtzke überfiel die Schweden bei Splitter , und Preussen. An der

Spitze

aller Corps

standen durch

und Dienst hochachtungswürdige Offiziere , ihr Beispiel

Alter

die durch

und durch Strenge die Sudordination be

festigten. > Ich billige Ihren Angriffsplan « , was mir auch zum Beweis dienen sollte, dafs der Angriff auf Plewna beschlossen . Oberst Woronow hat einen Hauptumstand aufser Acht gelassen, die Zeit. Nach vielfachen Gerüchten zu urteilen, erwarteten die Türken noch von Sofia her Verstärkungen , die jeden Tag eintreffen konnten . Ausserdem beeilten sie sich, ihre Stellung durch neue Verschanzungen mehr und mehr zu verstärken ; stündlich wuchsen die Schanzwerke zur Gegenwehr .

Daher beschlofs ich , sogleich nach

Empfang eines schriftlichen Befehles , auszuführen. einen

vollen

den Angriff ohne Aufschub

Wollte ich selbst rekognoszieren , so musste ich dazu Tag

verwenden ;

während

eine

ganze

Reihe

von

Erkundungen mir bereits eine klare Einsicht in die Stellungen der Türken verschafft hatte. Am Tage nach Empfang der Depesche, nämlich am 17. Juli, begab ich mich nach Poradim, um allen Commandeuren meinen Plan für den Angriff mitzuteilen . Mir war der Alarm in der Nacht zum 4. Juli noch frisch im Gedächtnis ,

wo

bei

der sich

verbreitenden

Nachricht ,

dafs

die

Türken auf Sistowo marschierten , das ganze Hauptquartier alarmiert wurde und der Kaiser selbst sich aufs Pferd schwang. erwies sich damals als falsch .

Wenn aber

Die Nachricht

bei der grofsen Über

macht der Streitkräfte, wie ich sie mir damals vorstellte, die Türken gegen Sistowo durchgebrochen wären, womit hätte ich dann meine Verteidigung führen sollen ? Indem ich meine Absichten bezüglich des Angriffs auseinander setzte, wies ich darauf hin , dafs nur dann die Truppen der linken Flanke zum Angriff übergehen können wozu sie überdies meinen Befehl abzuwarten hätten - wenn sich die Truppen des 9. Corps zuvor der Griwiza - Höhen der

bemächtigt hätten .

Da bemerkte

Stabschef des 11. Corps , General Biskupski ,

dafs

mir

bis dieser

Befehl erteilt sei, der günstige Zeitpunkt vorübergehen könne, und ersuchte mich, die Truppen der linken Kolonne nicht durch solche Bestimmung in ihren Bewegungen zu binden . Da man von den Höhen von Radischewo

deutlich sehen konnte ,

was bei Griwiza

vorging, so verstand ich mich dazu, in der Disposition den Satz zu gebrauchen »in Übereinstimmung mit der rechten Flanke « . So lange also die rechte Flanke still stand , hatte die linke nicht die Berechtigung vorwärts zu marschieren.

Dies war vollständig klar,

besonders nach der von mir gegebenen persönlichen

Erklärung.

Deshalb erachte ich den mir gemachten Vorwurf für ungerecht, als

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Zur Beurteilung des russisch-türkischen Krieges 1877/78.

ob ich den Truppen der linken Kolonne zu viel Freiheit gelassen und diese nach den Worten des Oberst Woronow nur die gegebene Disposition ausgeführt hätten. III. Bezüglich der in der » Nowoje Wremja « gemachten Bemerkung über die unrichtige Verwendung der Artillerie vor Plewna, derselben, welche sich unter General Pochitonow vor Nikopol so ausgezeichnet hatte , habe ich Folgendes zu erklären : Niemand kann General Pochitonow mehr achten als ich, Niemand seinen militärischen Eigenschaften mehr Anerkennung zollen .

Vor Nikopol hat

er in

meinem Auftrage das Terrain besichtigt , um die Stellung für die Artillerie auszusuchen, und während einer kurzen Nacht Schanzen zur Deckung der Batterie errichtet.

Auf meinen Vorschlag wurde

er dafür mit dem Georgenkreuz ausgezeichnet .

Besondere Tüchtigkeit

bewies er, als er vor Plewna, längere Zeit die Stellung eines Chefs des Artillerie-Corps die Artillerie

bekleidete.

Vor

Nikopol aber kommandierte

der Chef des Artillerie- Corps ,

General Kalatschew.

Er brachte meine Anweisung für die Artillerie im Centrum zur Ausführung ;

auf dem linken Flügel aber

gehörten die Batterien

der 31. Artillerie- Brigade. Die Batterien der 5. Artillerie- Brigade , welche aufs linke Ufer der Osma mit dem Wologodschen Regiment übergesetzt

waren ,

obwohl zu

dieser Brigade gehörend , standen

doch aufser dem Bereich des persönlichen Kommandos des General Pochitonow. Als ich am 18. an die Artillerie heranritt , fand ich sie schon in Stellung. Alle Neunpfünder- Batterien waren aufgefahren (aufser einer Batterie, welche in Sistowo bei der Donau-Brücke zurück gelassen war) im Ganzen waren es fünf, und alle Vierpfünder. Da berichtete mir General Kalatschew, dafs die Geschosse der leichten Geschütze nicht bis zur Schanze reichten . Nachdem ich mich davon überzeugt, befahl ich , die leichten Geschütze aus der Stellung entfernen, um sie nicht nutzlosen Verlusten auszusetzen . ganzen Flächenraum senkt sich das Terrain

zu

Auf diesen

ziemlich steil gegen

den Griwiza -Abgrund hin und deshalb war es nicht möglich , die Batterien weiter vorgehen zu lassen . Es war keine andere Stellung für die Artillerie aufzufinden. Da ich mich überzeugt hatte, dafs der Angriff nicht genügend vom Artilleriefeuer vorbereitet, da ich ferner keinerlei Nachrichten von der linken Kolonne erhielt und da die Tageszeit schon ziemlich vorgerückt war es war 2 Uhr ――― Nachmittags so beschlofs ich an diesem Tage vom Angriffe ab zustehen und die Truppen in ihre Quartiere zurückzuschicken.

Ich

Zur Beurteilung des russisch-türkischen Krieges 1877/78.

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machte davon meiner Umgebung Mitteilung,

doch

ehe ich

mein

Vorhaben in Ausführung bringen konnte, erhielt ich die Nachricht, dafs die Truppen der linken Kolonne zum Angriff übergegangen seien. Als die Infanterie der rechten Kolonne ebenfalls vorgeführt wurde , jene

nahmen

begleiteten,

Stellung .

die

schweren

und leichten

Batterien ,

welche

auf Schufsweite im Halbkreise um die Schanze

Sie waren nicht von der Infanterie

gedeckt,

wie

dies

Oberst Woronow darthut, und ich konnte deutlich sehen, wie die Kartätschgranaten gerade vor der Schanze platzten .

Die Artillerie

fuhr nicht nur kühn vorwärts auf eine noch nähere Entfernung von der Schanze, sondern schofs auch musterhaft . Ein Tadel dieser tapferen Artillerie

ist nicht am Platze ,

da

sie gewissenhaft und

ehrenvoll ihre Pflicht erfüllt hat nicht nur an diesem Tage, am 18. Juli, sondern auch vorher und nachher, überall und in allen Fällen . Die Truppen des 9. Corps zogen sich nach dem mifs glückten Sturm zurück, wurden aber keineswegs dazu

vom Feind

gezwungen. Einzelne Truppenteile blieben bis zum anderen Morgen vor der Schanze. Deshalb war auch kein Anlafs zu einem unge ordneten, hastigen Rückmarsch ; im Gegenteil ging derselbe in bester Ordnung vor sich.

Nachdem ich die letzten Wagen mit Verwundeten

abgeschickt, folgte ich selbst am Ende der Kolonne. Die ganze Artillerie, nicht nur die unter dem Kommando des Generals Pochi tonow , reihte sich , beim Abschwenken , ohne unnützes Drängen in aller Ordnung

der Kolonne ein .

Es bedurfte

dazu auch keiner

besonderen Kaltblütigkeit. Die einzige Schwierigkeit bestand darin , bei dunkler Nacht der Terrainhindernisse Herr zu werden und auf den Weg zu gelangen . Deshalb kann ich die Meinung nicht teilen , welche im Artikel der »Nowoje Wremja « ausgesprochen ist , dafs die Artillerie nur Dank der Kaltblütigkeit des General Pochitonow den Rückzug anzutreten vermochte. Oberst Woronow erinnert an das laue Eingreifen der Kavallerie unter General Laschkarew und giebt Lowtscha zum Vorbild.

den Kavallerie - Angriff von

Als im Anfang des Vorrückens seitens der Truppen des Fürsten Schachowskoi ein Weichen der Türken bemerkt wurde und ich auf Erfolg hoffen durfte, schickte ich dem General Laschkarew, welcher den Wid überschritten hatte, den Befehl zu , den weichenden Türken den Weg zu versperren . Der Rückzug fand nicht statt, und es fragt sich daher, was General Laschkarew hätte unternehmen können ? Sollte er wieder über den Wid gehen und auch von jener Seite die türkischen Befestigungen zu Pferde angreifen ?

Ich halte deshalb

45

Zur Beurteilung des russisch-türkischen Krieges 1877/78.

dafür , daſs das angeführte Beispiel von dem Kavallerie - Angriff vor Lowtscha dem vorliegenden Falle nicht angepasst werden kann . IV. Beim 9. Corps

befanden sich keine

Sappeure.

Ich

entsinne

mich nicht, dafs bei den Truppen, welche mit demFürsten Schachowskoi eintrafen,

Sappeure gewesen wären ;

wenigstens habe ich darüber

keinerlei Mitteilung empfangen . Waren wirklich Sappeure vorhanden, so wusste ich nichts davon ――――― ich sah sie nicht. Sollte vielleicht Oberst Woronow, indem er von 550 Mann » prächtig abgerichteter Sappeure
> Ich

Oberstlieutenant Robert sagt :

zeige das Verfahren des mit fünf Corps angreifenden

Gegners. Um mich möglichst an die Verhältnisse von damals anzu lehnen, behalte ich die Nummern der von der II. Armee an der Schlacht beteiligt gewesenen Corps bei und versetze sie auf die damals von ihnen innegehabten Plätze. Es waren dies : das 9. , Garde-, 12. , 3. und 10. Corps. ―――――― Ich nehme an, dafs die deutsche Armee sich begnügt hat,

am 18. Sainte Marie aux Chênes

zu er

obern ; dafs sie den allgemeinen Angriff auf die Stellung auf den nächsten Tag verschoben ; dafs sie den Abend und die Nacht benutzt hat, ihren Truppen günstige Stellungen zuzuweisen ; dafs sie endlich die ganze Umgegend und die Front der Stellung in herkömmlicher Weise beobachten lässt . Die Truppen -Versammlungen sollen sein : 9. Corps in Doncourt, die Garde in Batilly, das 12. Corps in Auboué, das 3. in Jarny, das 10. in Hatrize sur Orne ;

eine Kavallerie- Division in Bruville ,

die

andere rückwärts Auboué ; das Haupt-Quartier vorwärts Jarny. > Nachdem die Stellungen und die Stärke des Feindes erkundet sind, hat der Oberbefehlshaber der II . Armee folgende Entschlüsse gefasst : Die Armee wird diesen Morgen den Feind in seinen Stellungen angreifen ; drei in erster Linie gestellte Corps werden ihn auf seiner ganzen Front durch einen demonstrativen Kampf zwischen Vernéville und Montois festhalten ; zwei in zweiter Linie gestellte Corps sollen als allgemeine Reserve dienen und dürfen nur auf bestimmten Befehl des Höchstkommandierenden in das Gefecht eintreten .

96

Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischeu Heere. Zu diesem Zweck befehle ich, wie folgt: 1. Die erste Kavallerie-Division, welche die rechte Flanke der

Armee deckt ,

klärt

zwischen

dem Bois

des Genivaux

und der

Schlucht von Gorze, gegen Gravelotte und Rézonville, auf und tritt allen Angriffen der feindlichen Kavallerie entgegen. 2. Die zweite Kavallerie-Division,

welche die Armee

in der

linken Flanke deckt, klärt nach Norden über Montois , Joeuf und Briey auf und treibt Patrouillen bis Grande Moyeuvre vor : sie klärt 蘩 auch die Wege auf, welche aus dem Ornethal heraustreten, quer durch die Gehölze von Malancourt, gegen dieses Dorf und gegen Pierrevillers . Sie tritt auf dieser Seite allen Angriffen der feind lichen Kavallerie entgegen . 3. Die Divisions-Kavallerie sichert jedes Corps in seiner Front. 4. Das 9. Corps besetzt ―――― demonstrierend - den Raum, der dem Bois des Genivaux und Habonville ausdehnt, mit Einschlufs letzteren Dorfes ; der Nordost-Rand des Bois des Genivaux ist durch eine Schützenlinie zu decken. sich zwischen

5. Die Garde besetzt ――――

demonstrierend ―

die ganze Front

zwischen Habonville und Sainte Marie aux Chênes, ohne jedoch die Verteidigung dieser Dörfer zu übernehmen ; sie entwickelt jedes ihrer Regimenter nur in einer Front von 300 m und hat während der Einleitung des Gefechts ihre Corps -Artillerie in Reserve zu halten.

6. Das 12. Corps besetzt

demonstrierend

die ganze Front

zwischen Sainte Marie aux Chênes und Montois, beide Dörfer

ein

begriffen. 7. Das 3. Corps geht von Jarny nach Jouaville, als allgemeine Reserve. 8. Das 10. Corps geht von Hatrize nach Moineville, als allgemeine Reserve. 9. Die allgemeine Linie für die ersten Artilleriestellungen wird . bezeichnet durch die Strafse, welche von Gravelotte nach Auboué führt über Vernéville, Habonville, Saint Ail, Sainte Marie aux Chênes und Montois.

alle

10. Es wird sämtlichen Corps empfohlen, bei ihrem Marsche Strafsen auszunutzen und sich unter dem Schutze ihrer

Avantgarde in diese Weise beigelegt.

möglichst dichter

dem

Angriff von

Masse zu halten : vornherein

eine

es wird auf

gröfsere

Gewalt

97

Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere.

11. Die beiden Kavallerie-Divisionen und das 9. Corps beginnen ihre Bewegungen um 6 Uhr Morgens ; die Garde und das 12. Corps um 6½, das 3. und 10. Corps um 10 Uhr Morgens. 12. Der Oberbefehlshaber bleibt bis 8 Uhr Morgens in Jarny ; er wird um 9½ Uhr in Batilly sein .

13. Die Trains und Bagagen verbleiben auf ihren derzeitigen Plätzen. Z. Endlich der Befehl für ein Angriffs- Corps: II. Armee. 9. Armee-Corps.

Doncourt , den 19. August,

Generalstab. um 212 Uhr Morgens. Befehl Nr. ... für den Kampf.

In Ausführung der Befehle des Höchstkommandierenden wird die Armee heut Vormittag den Feind in seinen Stellungen zwischen ' Vernéville und Montois angreifen.

Drei Corps, das 9. , Garde- und

12. Corps sind in erster Linie ; zwei, das 3. und das 10., bilden die allgemeine Reserve . Die

1. Kavallerie-Division deckt die

Armee

in der

rechten

Flanke, zwischen dem Bois des Genivaux und der Schlucht von Gorze gegen Gravelotte und Rézonville aufklärend , und tritt auf dieser Seite allen Unternehmungen der feindlichen Kavallerie entgegen. Die 2. Kavallerie- Division deckt die Armee in der linken Flanke und klärt im Ornethal auf. Das 9. Corps besetzt

demonstrierend ―― den Rand zwischen

dem Bois des Genivaux und Habonville, letzteres Dorf einbegriffen ; der Nordostrand des Bois des Genivaux soll mit Schützen besetzt werden. Zu diesem Zwecke befehle ich, wie folgt : 1. Das 9. Corps marschiert in zwei Kolonnen vor ; die 17. Division geht auf Vernéville ; die 18. Division, sowie die nicht im Divisions Verbande stehenden Truppenteile und die Corps -Artillerie auf Jouaville und Habonville. 2. Jede Kolonne nimmt zwei Batterien in die

Avantgarde.

Der Abstand von der Avantgarde zum Gros der Kolonne wird um ein Drittel verkürzt . Die gewöhnliche Länge der Marschkolonne mufs dadurch nach Möglichkeit verkürzt werden , dafs man die Infanterie zur Rechten und zur Linken des eingeschlagenen Weges marschieren lässt. Die Divisions-Kavallerie versieht den Sicherungsdienst vor der Front. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 1.

7

98

Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere. 3. Die

17. Division besetzt das Bois des Genivaux

und das

ganze Terrain südlich des Weges von Amanvillers nach Vernéville, letzteres Dorf ausgeschlossen ; ein Regiment in Reserve zwischen Vernéville und dem Bois des Genivaux. Die 18. Division besetzt den 'ganzen Raum zwischen dem vor erwähnten Wege und dem Wege von Amanvillers nach Habonville und Jouaville ― die Dörfer Vernéville und Habonville einbegriffen ―――――――――― und stellt gleichfalls ein Regiment in Reserve. 4. Die

allgemeine Linie

der

ersten

Batteriestellungen

wird

bezeichnet durch den Weg, der von Gravelotte nach Vernéville und Habonville führt. Demgemäfs regelt sich die erste Versammlung jeder Division. • Die Corps -Artillerie stellt sich zwischen dem Bois de la Cusse

und dem Wege Vernéville -Amanvillers auf. 5. Die Bewegung beginnt bei jeder Kolonne um 5 Uhr Morgens. 6. Die Trains und Bagagen verbleiben auf ihren gegenwärtigen Plätzen . 7. Der kommandierende General des 9. Corps wird sich während des Kampfes da aufhalten , wo sich der Weg nach Jouaville von der Strafse Vernéville- Batilly abzweigt. 8. Das Zeichen zum allgemeinen Angriff wird vom Oberbefehls T.< -

haber gegeben werden .

Soweit die Abfassung der Muster-Befehle, die unsern General stäblern und auch weniger gelehrten Offizieren manches Kopfschütteln abnötigen werden . Es erübrigt anzuführen , wie sich nach dem Oberstlieutenant Robert der Angriff abspinnt. Da heifst es : » Der Befehl für das Armee-Corps, welches mit dem entscheidung suchenden Angriff in der Front beauftragt ist, würde in ähnlicher Weise abzufassen sein, indem man seine ganze Frontbreite auf 1800 m einschränkt und jedes der Regimenter vorderster Linie nur in einer Ausdehnung von 300 m einsetzt , Armee-Befehls.

entsprechend

der Ziffer 5

des

>Sobald der Artilleriekampf der drei in erster Linie eingesetzten Corps seine vollste Entfaltung erlangt hat, giebt der Oberbefehlshaber Er läfst diesen drei Corps den Befehl, den Angriff einzuleiten . sodann die ganze Corps -Artillerie der Garde in die Linie rücken ; das 9. Corps erhält Befehl, einen umfassenden Angriff zwischen Montois und Malancourt auszuführen ; seine Corps -Artillerie ver längert in schnellen Gangarten nördlich von Montois die Artillerie linie unter dem Schutze des Flügels des 12. Corps ; die Bewegung Das der Infanterie vollzieht sich in möglichst schneller Weise .

Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere.

99

3. Corps bleibt in der allgemeinen Reserve bereit, einem etwaigen Seine Corps Gegenangriff von Osten her die Stirn zu bieten . Artillerie kann , wenn der Raum es gestattet, zur Verstärkung der Artillerie des 9. Corps und der Garde verwendet werden . fast zur gleichen Zeit

zwei

entscheidungsuchende

So werden.

Angriffe

statt

finden : ein umfassender gegen den rechten Flügel des Feindes, einer in der Front zwischen Amanvillers und Saint Privat, letzterer, wohlverstanden , erst dann, wenn der erstere sich voll ausgeprägt hat. < Es verlohnt sich, den Angriff der Deutschen am 18. August 1870 zu vergleichen mit den Entwürfen des französischen Oberst lieutenants.

7*

VII .

Aus

ausländischen

Militär-Zeitschriften.

L'Avenir militaire. Die Armee. Gegen Anfang dieses Jahres erschien unter dem Titel „ La France sous les armes" eine Broschüre, in der die Heereseinrichtungen Frankreichs auf das schärfste getadelt, und in allen Zweigen des Heerwesens die gröbsten Fehler und Lücken aufgedeckt wurden. Was dem Buche besonderes Interesse und eine riesige Verbreitung verschaffte, war die dem Titel zugefügte Bemerkung : „Aus dem Deutschen übersetzt, " und nicht allein die politischen , sondern auch die meisten militärischen Blätter beeilten sich , Auszüge und Berichte über den Inhalt des Buches zu veröffentlichen , selbstverständlich nicht ohne recht bittere Ausfälle gegen den unbekannten deutschen Verfasser. Zu diesen Blättern gehörte auch das Avenir militaire, das sich aber nach Veröffentlichung eines Aufsatzes gegen jene Broschüre nachträglich zu der Erklärung ver anlafst sah, dafs dieselbe auf Täuschung des Publikums berechnet gewesen, dafs ein deutsches Original überhaupt garnicht bestehe. Um die ge ängstigten Gemüter in etwas wieder zu beruhigen, bringt das genannte Blatt nun einen Aufsatz über den wirklichen Zustand der französischen Armee. Die gröfste Schwäche unserer Armee im Kriege 1870 beruhte, so beginnt jener Aufsatz, in der geringen Stärke des damaligen Heeres. Durch das Heeres-Organisations-Gesetz von 1872 ist dieser Nachteil für immer beseitigt, denn wir sind jetzt in der Lage zwei Millionen Menschen zu den Waffen zu rufen. Die Fehler in der Bewaffnung sind gleichfalls beseitigt, das Gewehr Gras steht auf der höchsten Stufe, durch die geschaffenen Ver besserungen im Mechanismus können wir vierzehn Schufs in einer Minute abgeben, und trotzdem die im Gefecht so wichtige Feuerdisziplin aufrecht erhalten. Das Artillerie-Material steht auf mindestens gleicher Stufe mit dem der übrigen europäischen Armeen , so dafs wir in dieser Beziehung volles Vertrauen haben können. Unsere Ausrüstung war mangelhaft und bedurfte eingreifender Verbesserungen. Obgleich Vieles hierin geschehen ist, so bleibt doch noch Manches in der Erleichterung des Gepäcks der Soldaten zu ändern übrig. Nach Ansicht Vieler war auch die Mangelhaftigkeit unseres General stabes Mitursache der vielen Niederlagen. Man hat ihm den Vorwurf

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gemacht, dafs er es nicht verstanden hätte, die Operationen mit der Umsicht und Schnelligkeit zu leiten, die der preufsischen Armee den Sieg verschafften. Der alte Generalstab ist nun vollständig beseitigt, durch die Gesetze von 1880 und 1886 ist derselbe in ganz anderer Weise neu gebildet. Wir können uns darauf verlassen, dafs der jetzige Generalstab die Seele und die treibende Kraft der Armeen bilden wird, und dafs er an Kennt nifsen , Erfahrungen und praktischen Fähigkeiten dem unserer Nachbarn jenseits der Vogesen vollständig gleichsteht. Die meisten und schwersten Beschuldigungen wurden auf den Dienst der Verwaltungsbehörden , der Intendantur , gehäuft. Die öffentliche Meinung hat diesen den gröfsten Teil der Schuld an unseren Niederlagen zugeschoben, man ging sogar so weit, zu beantragen, dafs diese Behörden ganz aufgehoben werden sollten. Ganz so weit ist die Gesetzgebung nun nicht gegangen, man hat nach siebenjährigen Verhandlungen die Ver waltungsbehörden unter die Kontrolle einer Oberbehörde gestellt, die vom Oberkommando ernannt wird. Nach dem Gesetz von 1882 können wir wohl annehmen, dafs die früheren Fehler sich nicht wiederholen werden, und dafs die Grundsätze, die von unserer höchsten Heeresleitung ausgehen, dafür genügende Gewähr leisten. Vor dem Kriege hörte man vielfach die Ansicht aussprechen, dafs das System der Ausbildung der Armee ein falsches sei, und dafs man den Soldaten nichts lehre, was sie vor dem Feinde wirklich verwerten konnten. Die Manöver waren Paraden , wo man nur Soldat spielte . Jetzt haben alle Waffengattungen neue Reglements , die mit der Entwicklung der modernen Waffen und den Fortschritten der Kriegskunst gleichmäfsig fort geschritten sind. Die mit der Ausarbeitung der Reglements beauftragten Ausschüsse haben den berühmten Ausspruch des General Graf Morand beachtet : „Es ist durchaus nötig , die Vorschriften auf einige Seiten zusammen zufassen , und alles Unnütze wegzulassen ; statt das Verständnis der Offiziere zu verwirren und das Gedächtnis zu belasten, soll man ihre Aufmerksamkeit nur auf das lenken, was auf dem Schlachtfelde not wendig ist." Was die seit zehn Jahren eingeführten gröfseren Manöver betrifft, so haben diese vortreffliche Ergebnisse aufzuweisen . Die von den ver alteten Reglements befreite Kavallerie hat ihre Schwerfälligkeit in Schnellig keit umgewandelt, und bewiesen, dafs sie bei schneidiger Führung sowohl den Kundschafts- und Sicherheitsdienst zu versehen , als auch auf dem Schlachtfelde ihre altbewährten Leistungen im Angriff auszuführen vermag. Die Infanterie und die übrigen Waffen haben bewiesen, dafs sie unter der Leitung erfahrener Generale gut ausgebildet, diszipliniert, an Strapazen gewöhnt und bereit sind, auf den ersten Ruf in den Kampf zu treten. Wir haben gezeigt, welchen Fehlern wir unsere Mifserfolge zuzuschreiben hatten, und wie wir diese Fehler nun beseitigt haben . Wir wollen hieraus aber die Lehre ziehen, dafs, wenn wieder, wie in den aufregenden Wochen zu Anfang dieses Jahres, der Armee von verschiedenen Seiten Vorwürfe

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Aus ausländischen Militär- Zeitschriften

gemacht und Tadel über ihre Leistungen ausgesprochen werden , sie doch stets das Palladium bildet, dem das Land ganzes und volles Vertrauen schenken kann . Die am 1. April d. J. Die Feld - Artillerie. Le Progrès militaire.

vollzogene Vermehrung der deutschen Artillerie giebt dem Verfasser Ver anlassung zu einer Betrachtung der eigenen, der französischen Feld- Artillerie. Nach seiner Ansicht sind bei den Deutschen, gelegentlich jener Vermehrung, zwei Gesichtspunkte besonders bezeichnend gewesen, erstens die vollständigste Trennung der Fufs-Artillerie von der Feld - Artillerie, und zweitens die immer mehr und mehr angestrebte Verbindung der Feld-Artillerie mit der Infanterie und Kavallerie, mit denen sie auf dem Schlachtfelde in Wechsel wirkung zu treten hat. Über die französische Feld-Artillerie heifst es dann : Mehr und mehr hat man danach gestrebt, der Feld-Artillerie den Charakter einer Spezialwaffe zu nehmen, denn sie verdient diesen in Wirklichkeit nicht mehr.

Ursprünglich war die Artillerie allerdings eine

rein technische Waffe, die mit der Taktik so gut wie garnichts zu thun hatte. Vor einer Schlacht wurden die Geschütze da aufgestellt, wo man glaubte, dafs sie am meisten nutzen könnten, dann kamen sie zum Schusse , oder manchmal auch nicht, denn die Mittel zur Bewegung der Geschütze waren äusserst ungünstiger Art. Gegenwärtig ist die Beweglichkeit der Artillerie eine sehr bedeutende geworden, gleichzeitig ist aber auch die Technik der Geschütze und Geschosse auf das Höchste vervollkommnet , und trotzdem ist die Taktik für die Artillerie ebenso sehr die Hauptsache, wie sie es für die Infanterie und Kavallerie ist. Nur in der richtigen taktischen Verwendung der Artillerie liegt der Erfolg auf dem Schlachtfelde. Seit dem unglücklichen Kriege von 1870 ist dieser Punkt leider nicht genügend berücksichtigt. Wir waren von der geringeren technischen Leistungsfähigkeit unseres Artillerie- Materials so betroffen, dafs wir aus schliesslich nur daran dachten , uns hierin auf die höchste Stufe der Voll kommenheit zu bringen. Wir haben diese jetzt erreicht, und sind dem deutschen Artillerie-Material überlegen, allein wir haben diese Überlegenheit zu teuer bezahlt, denn unsere Geschütze sind zu schwer geworden. Jetzt streben wir danach, die verlorene Beweglichkeit wieder zu erlangen, und wir erreichen sie nur, indem wir andere Vorteile wieder aufgeben. Wir haben darauf verzichten müssen, die Bedienungsmannschaften auf den Geschützen zu fahren , und haben die Protzen - Ausrüstung bedeutend leichter machen müssen. Das ist aber nicht geschehen, um die taktischen Leistungen zu erhöhen , gerade das Gegenteil davon ist erreicht. Wir müssen daher danach streben , diese Fehler durch eine vernünftige Organisation auszugleichen . Vor allem müssen die Generale und diejenigen höheren Offiziere, die gemischte Waffen zu führen bestimmt sind , die Eigen tümlichkeiten der Artillerie auf das genaueste kennen , um uns hierdurch ein wirkliches Element taktischer Überlegenheit zu schaffen. Deutschland scheint dasselbe anzustreben, ohne jedoch endgültige Bestimmungen darüber gegeben zu haben, während man in Österreich eine Organisation angenommen

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hat, die wirklich dem Kriegsverhältnis entspricht. Unsere Einteilung der Artillerie eines Armee-Corps in Corps- und Divisions-Artillerie scheint. sachgemäfs zu sein ; es mag vielleicht vorteilhaft sein , die letztere auf Kosten der ersteren zu verstärken, doch wäre diese eine taktische Frage erst gründlich zu untersuchen und dann festzustellen . Ist diese für den Krieg bestimmte Einteilung dann aber festgestellt, so mufs sie auch im Frieden schon streng durchgeführt werden. Auf jeden Fall müssen drei Gruppen von Artillerie vorhanden sein, mag man ihnen Bezeichnungen geben , welche man will, die erste, die ausschliefslich zur Verfügung des Corps-Commandeurs steht, und die beiden anderen, die unter den Divisions Commandeuren stehen. Diejenigen Batterien , die aufserhalb dieser drei Gruppen stehen, können zwei verschiedene Bestimmungen haben, entweder sie werden der mobilen Verteidigung bestimmter Plätze zugeteilt , und stehen dann unter den Kommandanten dieser Plätze, oder sie sind zu Neu-Formationen im Kriegsfall bestimmt. Es ist ohne Zweifel ein grofser Fehler, diesen Batterien nicht schon im Frieden ihre Bestimmung für den Krieg mitzuteilen. Es ist von der gröfsesten Wichtigkeit , dafs alle Batterien, vom ersten Tage der Mobilmachung an, in denselben taktischen Verbänden verbleiben, denen sie im Frieden angehört haben . Nur allein hierdurch wird es möglich sein, die notwendigen Wechselbeziehungen mit den anderen Waffen im Gefecht nutzbringend zu verwerten. Spectateur militaire . Die Instruction für das Gefecht. Wie den Lesern

der Jahrbücher bekannt, ist zu Anfang dieses Jahres ein neues Exerzier Reglement für die französische Infanterie erschienen, in dem, auſser den ganz neuen Vorschriften für die Verwendung des Magazingewehrs , die bisherigen Gefechtsformen nicht unwesentlich geändert und für alle Ver hältnisse bestimmt vorgeschrieben sind. Was dabei besonders bemerkens wert ist, ist das Bekennen der kühnen Offensive, das rücksichtslose Drauf gehen unter Mifsachtung des gegnerischen Feuers, die ausgiebigste Ver Die ganze militärische Fachpresse stimmte wendung des Bajonetts. jubelnd in diese neue Kampfesart ein, und monatelang waren alle Zeit schriften voll von diesen neuen Vorschriften , die endlich einmal die natürlichen Eigenschaften des französischen Soldaten zur vollen Geltung kommen liefsen. Bereits im April -Heft der Jahrbücher ist ein dem Journal des sciences militaires entnommener Aufsatz dieses Inhalts aus züglich mitgeteilt worden, um so interessanter ist es nun, in dem „ Spectateur militaire" einen Aufsatz über denselben Gegenstand zu finden , der nicht in die allgemeine Begeisterung mit einstimmt, sondern die neue Vorschrift einer recht zersetzenden Kritik unterzieht, ohne dabei jedoch jemals vom rein sachlichen Standpunkte abzugehen. Der Verfasser hält es zunächst für eine recht gefährliche Neuerung, die Gefechtsform für alle Verhältnisse des Infanterie-Kampfes reglementarisch bestimmt vorzuschreiben, er will vielmehr nur Direktiven angegeben wissen, die dann, dem Gelände und den jedesmaligen Gefechtsverhältnissen ent sprechend, zur Anwendung kommen sollen. Er hat hierin zweifellos recht ;

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allein ein solcher Grundsatz erfordert ein hochgebildetes , denkendes Offizier-Corps, und daran dürfte es doch in der französischen Armée noch vielfach fehlen. Man sprach in der ganzen Armee mit grofsem Stolze davon, dafs sämtliche Kommissions - Mitglieder , die zur Ausarbeitung der neuen Vorschrift berufen waren , von dem Gefühl durchdrungen waren , die „ offensive à outrance" unter allen Umständen zur Geltung zu bringen. Manche waren von diesem Gedanken so begeistert, dafs sie die Ausnutzung des Geländes zur Deckung ganz unbeachtet lassen wollten, man solle immer nur weiter vorwärts dringen, ohne zu halten, und ohne eine Deckung aufzu suchen. Sie dachten dabei garnicht an den Hagel von Geschossen, der auf sie hernieder fallen , und an den moralischen Einflufs, den dieser hervor rufen würde. Glücklicherweise ist die Ausnutzung des Terrains in der neuen Vorschrift doch nicht ganz ausgeschlossen. Wir erinnern uns sehr wohl der Schlacht bei Metz, wo man die preufsischen Helme fast garnicht sah, und die Anwesenheit des Feindes erst an seinen Geschossen merkte ; wenn wir in diesen Schlachten geschlagen wurden, so lag das, abgesehen von der Übermacht unserer Feinde, daran , dafs diese einen besseren Gebrauch vom Terrain zu machen verstanden. Das Kapitel über das Gefecht beginnt mit den Worten : „ Nur allein durch die Offensive können entscheidende Ergebnisse erreicht werden," und ferner heifst es " die passive Defensive ist unter allen Umständen zu verwerfen." Ganz neu sind aber die Mittel, durch die diese Grundsätze erfüllt werden sollen, da heifst es, " um dem Kampf eine lebhafte und entschlossene Vorwärtsbewegung zu geben , müssen die Soutiens und Reserven in möglichst weit geöffneter Ordnung sich formieren" . Während die bisherige Instruktion von 1875 für das Bataillon einen Entwickelungs raum von 300-350 m festsetzte , hat man jetzt dafür 1000 m gewonnen. Die nun folgenden allgemeinen Grundsätze für das Angriffs- Gefecht" werden von dem Verfasser einzeln kritisiert, wir teilen sie hier in Kürze mit. I. „ Die Truppe mufs zur richtigen Zeit, an einem geeigneten Orte und in solcher Formation sich sammeln, dafs man leicht zum Gefecht übergehen kann. " Eine sehr gefährliche Vorschrift, denn man wird wohl nur in den seltensten Fällen in der Lage sein, alles nach Wunsch derart einrichten zu können, und es sieht fast aus, als müfste man auf jeden Erfolg verzichten, wenn man unerwartet und unvorbereitet auf den Feind stiefse. II. „ Der Übergang aus der Rendezvous- Stellung zur Gefechtsformation mufs leicht und einfach, ohne zu manövrieren, ausgeführt werden, indem bei dem Durchschreiten der unter dem Feuer der Artillerie und Infanterie liegenden Zone die Abstände allmählich erweitert werden. "

Der Verfasser

bemerkt hierzu, dafs es überflüssig sei, zu erwähnen, dafs diese Bewegungen einfach und leicht sein sollen, denn das wird von jeder Formation einer Truppe, namentlich im Gefecht verlangt. Gerade diese Formation aber wird im Feuer des Feindes häufig auf recht grofse Schwierigkeiten stofsen.

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III. „Die Gefechtsformation entwickelt sich naturgemäfs aus der vorher eingenommenen Formation u . s. w. " Gerade dieser Paragraph , der die wichtigsten Grundsätze für die kühne Offensive enthält , ist der, welcher von den Verehrern des neuen Reglements so ganz besonders gepriesen wird. Diese vergessen dabei aber ganz, dafs alle früheren Reglements eine solche Offensive keineswegs ausgeschlossen oder verboten haben. Sie vergessen ferner , dafs unsere „furia francese" auf den Schlachtfeldern von Metz und Sedan vollständig ohnmächtig zerschellte, nicht allein an der Übermacht der Gegner, sondern an der grofsen Geschicklichkeit, mit der jene das Terrain auszunutzen verstanden. Bei den Vorwärtsbewegungen in der Gefechtsformation werden zwei Mafsnahmen streng von einander geschieden, die erste ist die des Vorwärtsbewegens, um Terrain zu gewinnen , wobei die Formationen dem Terrain entsprechend gewählt werden sollen , und wobei es hauptsächlich darauf ankommt, ohne jede Unterbrechung so rasch wie möglich vorwärts zu kommen. Trotzdem heifst es dabei aus drücklich, dafs die vorhandenen Terraindeckungen, selbst wenn sie nicht in grader Anmarschlinie liegen, benutzt werden sollen, um allzu grofse Verluste zu vermeiden . Bei der zweiten Maſsnahme , wo das Feuer begonnen hat, soll jede Rücksicht auf Verluste aufser Acht gelassen werden, die Abteilungen müssen da stehen, wo sie ihrem Zwecke und ihrer Bestimmung nach hin gehören . Welcher Widerspruch in diesen Worten enthalten ist, liegt auf der Hand . IV. „ Das Feuer soll grundsätzlich so spät als möglich eröffnet werden . " Dieser Grundsatz scheint etwas gewagt. Treten Umstände ein, unter denen es möglich ist den Gegner wirksam unter Feuer zu nehmen, so darf eine solche Gelegenheit nicht unbenutzt vorüber gelassen werden. Der in demselben Paragraphen enthaltene Grundsatz, dafs man nach Eröffnung des Feuers so schneidig wie möglich vorgehen soll , ist durchaus richtig. V. Jeder längere Aufenthalt, wodurch der „Elan " der Truppe ab geschwächt wird, mufs vermieden werden." Gewifs ein sehr schöner Grund satz, allein er hängt nicht von dem freien Willen des Angreifers ab, dieser möchte gern so rasch als möglich vorwärts kommen. VI. „ Die für den eigentlichen Einbruch bestimmte Truppe mufs von der das Gefecht einleitenden Truppe getrennt werden. " Dieser Grundsatz ist sehr richtig und zweckmäfsig , nur wird es schwer halten, das Durch einanderkommen dieser Abteilungen zu verhindern. So weit die Grundsätze für den Kampf in der Offensive. Von der Defensive sollte man nun gleiche Grundsätze erwarten , allein man hat sie überhaupt garnicht erwähnt , man will damit erreichen, dafs sie grund sätzlich vermieden werden soll. Der französische Kritiker hält diese Lücke für recht bedauerlich. Es wird nur noch ein Abschnitt erwähnt, der die

allgemeinen Grund

sätze für die Instruktion der Truppen " enthält. Dieser Abschnitt ist ganz neu, der Verfasser bedauert nur, dafs er bisher in der Praxis so wenig Berücksichtigung gefunden .

Es heifst darin, dafs bei allen Übungen auf

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die strengste Disziplin gehalten werden soll, dafs stets ein Gegner markiert werden soll, und dafs nach jeder Übung eine belehrende Besprechung stattfinden soll. Die Untergebenen sollen auf die vorhandenen günstigen Terraingegenstände aufmerksam gemacht und ihnen gezeigt werden, wie man sie zur Deckung des Anmarsches oder zur Abgabe des Feuers aus nutzen kann, ferner sollen die Vorgesetzten sich nicht so viel um kleinliche Fehler in der Schützenlinie bekümmern , sondern mehr die Hauptsache im Auge behalten. Die Generale und Corps-Commandeure sollen mit der gröfsten Strenge darauf halten , dafs alle reglementarischen Vorschriften auf das Genaueste befolgt werden. The Admiralty and Horse Guards Gazette . Die Verteidigung Londons. Unter dem Vorsitze des Lordmayors von London fand in Mansion House gegen Ende April eine Besprechung über dieVerteidigungs- Einrichtungen Londons gegen einen Einfall feindlicher Seits statt, wobei der General Hamley einen Vortrag hielt, dessen Inhalt wir im Folgenden auszüglich wiedergeben. Es ist ein charakteristisches Merkzeichen der Zeit, dafs alle europäischen Mächte wechselseitig ihre Armeen und Flotten verstärken und vermehren. England besitzt an seiner Küste eine grofse Zahl offener Städte, die in keiner Weise verteidigt werden können . So z. B. liegt Brighton an einer flachen Küste, vor der sich eine ganze feindliche Flotte entwickeln kann, und hat nicht einmal eine Hafenanlage für ein einziges Kanonenboot . Im Falle eines Krieges mit Russland würden besonders die Städte der Ostküste Englands durch die aus der Ostsee kommenden Schiffe gefährdet sein. Zur Verteidigung solcher Hafenplätze besitzen wir in den Seeminen. ein vortreffliches Verteidigungsmittel . Gerade diese Seeminen sind zu recht hoher Vollkommenheit entwickelt. Schiffe, die durch Minen nicht zerstört werden, müssen von schweren Geschützen unter Feuer genommen werden. In der Themse besitzen wir einen Flufs, der für die gröfsten Schiffe schiffbar ist, und eine bequeme Fahrstrafse bis in die Mitte der reichsten Hauptstadt der Welt darbietet. Der Feind wird natürlich danach streben, London in seinen Besitz zu bekommen, teils, um es militärisch zu besetzen und die Hülfsmittel des Landes festzulegen , teils, um durch das Erscheinen einer Panzerflotte Lieferungen zu erheben, und einen furchtbaren Schrecken zu verbreiten. Das Fahrwasser der Themse ist so genau bekannt, dafs es nicht schwer hält, Lootsen zu bekommen, die, selbst nach Entfernung der Seezeichen, im Stande sind, die Schiffe ohne Gefahr hinaufzubringen. Die feindlichen Panzerschiffe werden das Feuer aus solchen Geschützen, die keinen . Panzer durchschlagen, vollständig unbeachtet lassen . Die Seeminen werden in diesem Falle gute Dienste leisten, allein sie müssen unterstützt werden, erstens durch rasch feuernde Geschütze, die die kleinen zum Aufsuchen und Zerstören der Seeminen bestimmten Boote unter Feuer nehmen, ferner durch schwere Geschütze, die einen Panzer zu durchschlagen im Stande sind und durch Torpedoboote. Was einen Angriff auf London von der Landseite betrifft, so hält General Hamley es für notwendig, dafs hierzu

Ine

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eine von der Feldarmee getrennte, besonders für diesen Zweck bestimmte Truppe geschaffen werde. Ferner sollen alle Verteidigungslinien um London herum festgestellt werden, die Anlage von Verschanzungen aber erst bei Ausbruch des Krieges beginnen. Da es nur nötig sein wird, eine einzige Verteidigungslinie zur Zeit zu besetzen , so werden hierzu 60 000 Mann mit den dazu gehörigen Artilleristen und Ingenieuren und 160 Geschützen genügen. In London sind gegenwärtig 25 000 Mann Volunteers, und der Redner glaubt, dafs diese leicht auf die Höhe von 60 000 Mann gebracht werden könnten. Die Ausrüstung dieser Leute würde eine Ausgabe von 134 000 L. erfordern. Ferner müfsten auf der Themse Wachtschiffe und Torpedoboote vorhanden sein, von letzterem würden 4-6 genügen . Schliefslich müsse die Stadt noch einen Kreuzer ausrüsten . Es klingt fast unglaublich, wenn gegenwärtig, wo selbst der „ einzige" General Englands, Wolseley, spöttische Bemerkungen über die militärische Schwäche Englands macht, ein General an öffentlicher Stelle noch mit solchen Mafsregeln sich Erfolg von einer Verteidigung Londons gegen eine D. europäische Grofsmacht verspricht.

VIII.

Umschau in

Gemeinfafsliche

der Militär-Litteratur.

Waffenlehre.

Ein

Hülfsbuch

unterricht von W. Witte , Oberst z. D. im Steindruck.

zum

Selbst

Mit sieben Tafeln

Der durch mehrere artilleristische Werke bekannte Herr Verfasser beabsichtigte mit dem vorliegenden Buche einen Anhalt für den Selbst unterricht zu schaffen, auf welchen Portepee-Fähnriche, welche die Kriegs schule nicht besuchen, wie Offiziere , die sich zu dem Examen für die Kriegsakademie vorbereiten, wohl meist angewiesen sein werden. Nachdem der Verfasser kurz den Kampf und die Kampfmittel gekennzeichnet, beginnt er richtiger Weise damit, die geschichtliche Entwickelung der Waffen und den Zusammenhang dieser mit. den Fortschritten in Kriegführung und Taktik klarzulegen. Leider verliert dieser Abschnitt dadurch sehr an Wert, dafs eine Menge von Nebendingen , die ganz und garnicht zur Sache gehören , erwähnt werden. Als Beweis für unsere Behauptung kann das Nachstehende dienen. Bei den Ägyptern wird erwähnt, dafs ihre Kriegerkaste steuerfreien Grundbesitz hatte und kein Handwerk treiben durfte . „ Die römischen Heere zeichnete gute Marsch- und Lagerordnung , strenge Disziplin, Strategie, überhaupt gute Einrichtung des ganzen Heerwesens aus. " Über die bei diesem Heere gebräuchlichen Waffen, welche von nicht geringem Einflusse auf die rasche Unterwerfung zahlreicher Völker waren , * ) erfährt man dagegen kaum mehr als die Namen. „Gute Truppen stellte Sachsen , Braunschweig , Hessen , Weimar und Brandenburg , wo die Wehrverfassung auf persönlicher Dienstleistung basiert blieb ; letzteres Land war im dreifsigjährigen Kriege das einzige Land, (?) welches sein Heer aus der eigenen Bevölkerung aufbrachte. Kurfürst Georg Wilhelm richtete auch einen Aufruf an die ganze Wehrkraft, jedoch ohne grofsen Erfolg. Im Übrigen war die Werbung gesetzlich, wurde aber auch geheim und gewaltsam ausgeführt. Wallenstein warb sein Heer auf eigene Kosten. " „ Uniformen sind noch nicht eingeführt, nur bei Wallenstein tragen die Offiziere rote Feldbinden ". . . *) Vgl. Demmin, Die Kriegswaffen.

Zweite Auflage Seite 53.

Umschau in der Militär-Litteratur. „Das deutsche Reichsheer war schlecht organisiert ,

109 es wurde

z. B. das Reiter-Regiment des schwäbischen Kreises von 61 Reichsständen gestellt. " Es durfte die Frage wohl berechtigt sein, ob solche Stellen , wie die hier mitgeteilten , deren Zahl sich noch bedeutend vermehren liefse , in eine Abhandlung über die geschichtliche Entwickelung der Waffen gehören . Ebensowenig ist die letztere frei von Irrtümern. Eine falsche Vorstellung von der Einrichtung des Radschlosses erweckt der Satz, dafs beim Freiwerden der Schlagfeder das Stahlrad gegen einen „Feuerstein" schlägt, ganz abgesehen davon, dafs um die Abnutzung des Rades zu vermeiden beim Radschlofs fast ausschliefslich Schwefelkiefs verwendet wurde. Die Behauptung, dafs unter Friedrich Wilhelm I. von Preufsen konische Zündlöcher zum Selbstbeschütten der Pfanne im Gebrauch gewesen seien, ist eine irrige, denn erst 1770 wurden bekanntlich auf Vorschlag des damaligen Lieutenants Freytag die sämmtlichen Gewehre der preufsischen Infanterie mit dieser Einrichtung versehen. Das Gribeauval'sche Geschütz- System findet seine Erwähnung unter der preufsischen Artillerie aus der Zeit Friedrich des Grofsen , von der französischen Erfindung wird nur berichtet, dafs man durch dieselbe das Material erleichtern wollte. Aus der Darstellung des Verfassers mufs man zu dem Schlufse kommen, dafs Österreich durch die Vermehrung der leichten Infanterie in Preufsen zu der gleichen Mafsregel genötigt wurde, während es doch . umgekehrt der Fall war. Die Erfindung der Knallpräparate verlegt Verfasser in das Jahr 1820, während doch der Engländer Howard schon 1799 das Knallquecksilber erfunden hatte. Das vorliegende Werk ist wie das Vorwort ausdrücklich sagt, für den Selbstunterricht bestimmt, kann aber seinen Zweck nicht erfüllen, wenn es Sätze wie den nachfolgenden mitgeteilten enthält : „Eine andere Ver besserung ist aber noch zu erwähnen , insofern ein besserer Laufverschlufs durchdie Patentschwanzschraube , welche auch als Kammerschwanz schraube Anwendung fand, bewirkt wurde. " Eine Erklärung der beiden hier gekennzeichneten Ausdrücke hat Verfasser unterlassen . Der Abschnitt „Die Zeit seit Einführung gezogener Feuer waffen um die Mitte dieses Jahrhunderts" wird mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht eingeleitet. Es folgt dann die Erwähung der preufsischen Heeres umgestaltung von 1860, der Neubildungen nach 1866 , der Herstellung des deutschen Reichsheeres im Jahre 1871 . Selbst die Truppenvermehrungen der Jahre 1880 und 1887 sind nicht

vergessen. In der geschichtlichen Entwickelung der Waffen wird zunächst des Minié - Systems , dann erst des Zündnadelgewehrs gedacht. Die weise Erkenntnis der preufsischen Behörden , welche die Einführung eines

110

Umschau in der Militär-Litteratur.

Hinterladegewehrs im Jahre 1841 beschlossen , wird in dem vorliegenden Werke nur ungenügend hervorgehoben. Die Aptierung des Zündnadelgewehrs von 1870 wird ganz ungerecht fertigt mit dem Schweizerstutzen M 1851 in Verbindung gebracht, die Einführung eines 11 mm Gewehrs in Frankreich scheint hierzu viel eher beigetragen zu haben. Wunderbarer Weise wird in vorliegendem Werke behauptet , dafs diese Verbesserungen (die Aptierung des Zündnadelgewehrs) schon vor ihrer Ausführung über Belgien in Frankreich bekannt gewesen seien und bei dem Chasse potgewehre in etwas veränderter Art Anwendung gefunden hätten. Wie v. Ploennies in seinen neuen Hinterladungsgewehren (S. 208) berichtet ,

hatte Chassepot bereits

1858 einen Hinterlader in

Frankreich vorgelegt, dessen elastische Liderung eine Kautschuckscheibe bewirkte. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dafs die beigegebene Zeichnung des Chaassepotgewehrs eine vollständig falsche ist, ebenso wie die Behauptung, dafs die hierzu gehörige Patrone geprefste Ladung in Ringen gehabt hätte. In dem ganzen Abschnitt der geschichtlichen Entwickelung wird meist unterlassen , eine Begründung der neu eingeführten Verbesserungen im Waffenwesen zu geben , ebensowenig ist der Einfluss der neueren Kriege auf die Bewaffnungsfrage so erörtert, wie es in einem für den Selbstunterricht bestimmten Buche der Fall sein sollte. Die dem Pulver gewidmete Abteilung des vorliegenden Werkes, welche wohl ungerechtfertigt fast den gleichen Umfang besitzt wie der Abschnitt „ Handfeuerwaffen ", zeichnet sich durch klare Behandlung des Stoffes aus. Die Untersuchung des Pulvers, sowie die Instrumente zur Prüfung der Kraftäufserung desselben konnten ohne Schaden für das Ganze kürzer betrachtet werden . Den Ersatzmitteln des Pulvers legt Verfasser unserer Ansicht nach eine zu grofse Bedeutung bei. Unter der sachgemäfsen Behandlung der Geschützrohre vermissen wir die Erwähnung der sowohl in Deutschland wie auch anderwärts bei der Marine und für Zwecke des Festungkriegs gebräuchlichen Revolver Kanone System Hotchkifs . Der Abschnitt „Laffeten und Fahrzeuge" hätte in Anbetracht, dafs man an mafsgebender Stelle den beim Kriegsschulunterricht hierfür 28 festgesetzt hat , eine erhebliche ausgesetzten Zeitaufwand nur auf 12. Kürzung erfahren müssen . Besonders beachtenswert ist die gegebene Charakteristik der Feld-, Belagerungs- und Festungs-Laffeten. Die fünfte Abteilung betrachtet die Artillerie - Munition. Hier sind ebenso wie bei den rein artilleristischen Abschnitten fast ausschliesslich die deutschen Verhältnisse berücksichtigt, eine wenn auch nur kurze Behandlung der fremdländischen Einrichtungen würde einmal die Darstellung interessanter machen, dann aber auch das Anstellen lehrreicher Vergleiche gestattet haben.

Umschau in der Militär-Litteratur.

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Der den " Handfeuerwaffen " gewidmete Teil des Werkes entspricht nicht dem jetzigen Standpunkt der Gewehrfrage , da anscheinend ein tieferes Eingehen auf die zahlreich vorhandene einschlägige Litteratur unterlassen worden ist . (Als Quellen werden bei den Zeichnungen u. a. erwähnt v. Buschbeck, Offiziers-Taschenbuch, Militär-Lexikon) . Von den zahlreichen Irrtümern erwähnen wir nur folgende : Das Werdergewehr ist in Bezug auf Leistung im schnellen Schiefsen mit den Systemen Werndl und Remington auf eine Stufe gestellt, während es doch über die heutigen Einlader gesetzt zu werden verdient, da das Schliefsen der Waffe fast selbstthätig erfolgt. Bei Beschreibung des M 71 ist die Nute für den Auszieher falsch angegeben, die Erklärung der Ablenkung der Geschosse durch die Klinge des aufgepflanzten Seitengewehrs nicht genügend, der Wegfall der Reserve teile nicht erwähnt. Ein gutes Lidern des Verschlusses ist heute nicht mehr erforderlich , die ersten Hinterlader waren nicht, wie behauptet, Nadelgewehre. Völlig irrig ist die Behauptung, dafs die drei ersten Arten der Charnier-Verschlüsse (Dosen-, Klappen- und Hahnen - Verschlufs) hauptsächlich zur Anwendung kamen, als es sich im Jahre 1871 für die meisten Heere darum handelte, ihre gezogenen Vorderlader schnell und auf einfache und billige Weise in Hinterlader zu verwandeln . Hierzu ist zu bemerken, dafs 1871 nirgends eine der ersten beiden Arten zur Awendung gekommen und der Hahnen Verschlufs überhaupt niemals zur Umänderung von Vorderladern gebraucht worden ist. Vom Berdan Nr. 2 - Gewehr wird gesagt, dafs dessen Verschlufs die . Mitte zwischen Klappen -und Cylinderverschlufs hält. Das Remington gewehr rechnet Verfasser ebenfalls zu den modernen Verschlüssen, da bei einer für Repetirwaffen (System Mata ) vorgeschlagenen Konstruktion eine Selbstspann- sowie eine brauchbare Auswerfverrichtung zur Anwendung gekommen sind. Der Messingbelag des Korns der deutschen Büchse M 71 ist nicht mehr eingeführt. Unverständlich ist die Erklärung des Kernschufses : „ Schufs, bei welchem Visierlinie (parallel der Seelenachse) mit der Grundlinie parallel läuft. " Die Visierschufsweiten der Waffen M 71 sind nicht richtig angegeben. Die Einteilung der Magazingewehre in solche , die nur als Mehrlader und in solche, die auch als Einlader verwendet werden können, ist wenig angemessen, zu dem das eine vom Verfasser der ersteren Gruppe zugerechnete Gewehr Feuer mit Einzelladung zuläfst. Das beschriebene Modell des Vetterligewehrs ist niemals zur Einführung gelangt. Gänzlich unzureichend ist der „die neueste Entwickelung der Repetirgewehre " überschriebene Abschnitt , der - arm an treffenden Charakteristiken __________ u. a. das veraltete System Löwe , welches keine Ver wertung gefunden, einer Beschreibung unterzieht. Dem Schiefsen und der Wirkung der Feuerwaffen" ist die

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siebente Abteilung des Buches gewidmet. In diesem wie dem letzten Abschnitt : „Gebrauch der Feuerwaffen " macht sich der Mangel von Zahlenangaben, namentlich über die Leistungen fremdländischer Geschütz wie Gewehrsysteme, sehr fühlbar. Eine Tafel soll nach Angabe des Verfassers die Gestalt der Flugbahn der Waffen M 71 enthalten, giebt aber nur die für die deutsche Jägerbüchse M 71 zutreffenden Zahlen. Zu bedauern bleibt, dafs zu dem vorliegenden Werke nicht die neue Schiefsvorschrift für die Infanterie benutzen werden konnte. Der Ver wendung der Artillerie, ihrer Organisation und Formation sind namentlich in Bezug auf den Festungskrieg zu ausführliche Betrachtungen gewidmet. Ohne das viele Gute, das im vorliegenden Werke enthalten ist, ab erkennen zu wollen, mufs doch gesagt werden, dafs dasselbe einer gründ lichen Umarbeitung bedarf, um dem hohen angestrebten Ziel voll entsprechen zu können. Auf eine reichlichere Angabe der zur Abfafsung benutzten Quellen, sowie eine Beigabe von Zeichnungen in gröfserem Umfange wäre in einem für den Selbstunterricht bestimmten Werk besonderes Augenmerk zu richten. Geschichte des königlich preufsischen 2. hessischen Husaren Regiments Nr. 14 und seiner hessischen Stammtruppen 1706-1886 . Erster Teil : Die Hessen-Kasselschen Husaren von 1706-1806 . Bearbeitet von Carl v. Kossecki , Ritt meister und Escadronschef im Königs - Husaren - Regiment (1. rheinisches) Nr. 7 (früher Premier- Lieutenant im Regi ment).

Zweiter Teil : (2. ) Hessisches Husaren- Regiment.

A.Kurfürstlich Hessisches 1806-66.— B.Königlich Preussisches (Nr. 14) 1866–86 . ―――― Bearbeitet von Robert Freiherr v. Wrangel , Rittmeister im brandenburgischen Husaren Regiment (Zietensche Husaren) Nr. 3 ( früher Rittmeister im Regiment) .

Mit vier Abbildungen und fünf Karten .

Ein reich und geschmackvoll ausgestattetes, ziemlich umfangreiches, 511 grofse Druckseiten umfafsendes Werk, das gleich auf den ersten Blick besondere Sorgfalt und Gründlichkeit verrät. Aber eine Husaren geschichte, die mit Husarenschwung und Husarenleichtigkeit geschrieben , wie man dies u . a. denen des 2. , 7. und 11. Husaren- Regiments nachrühmen kann, ist die vorliegende nicht . Gewissenhaft ist alles berichtet, was das Regiment seit 180 Jahren gethan und geleistet, so weit dies durch Tage bücher und Berichte noch festzustellen war ; die etwas eintönige Darstellung ist vielfach durch Angaben über Personalveränderungen u. dergl. recht störend unterbrochen. - Die vorliegende Regimentsgeschichte führt den Ursprung des Regiments auf den August des Jahres 1706 zurück, zu welcher Zeit der Landgraf Carl von Hessen in Cassel eine Husaren Compagnie errichtete, die dann allmählich bis zum Jahre 1787 zu einem Husaren-Regiment anwuchs. Als dann 1806 Napoleon das Kurfürstentum

Umschau in der Militär-Litteratur.

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Hessen auflöste , wurden die Soldaten und Kavalleristen mit Pferden einst weilen nach Haus beurlaubt. " Obwohl nun Offiziere und Mannschaften zum Teil in andere Dienste traten , wurde am 26. November 1813 , als die Zeitumstände die Herstellung des früheren Kurfürstentums Hessen wieder gestatteten , die „Einberufung sämtlicher am 1. November 1806 in ihre Kantonnements beurlaubten Regimenter in die frühere Garnison " angeordnet. Von da ab bestand das Regiment unter verschiedenen Benennungen als kurhessische Truppe, die dann die Ereignifse des Jahres 1866 zur preufsischen machte. Im spanischen sowie österreichischen Erbfolgekriege, im Sieben jährigen Kriege, wie in den Befreiungskriegen, in welchen es 1814 sowohl wie auch 1815 vor den französischen Festungen verwendet wurde, finden wir das Regiment in ehrenvoller Thätigkeit . Im Jahre 1866 kam es bei Aschaffenburg , Tauberbischofsheim und Gerchsheim , wenn auch nicht in hervorragender Weise, zur Verwendung ; 1870/71 , als Divisions- Kavallerie der 21. Infanterie-Division zugeteilt, fand es bei Wörth Gelegenheit zum schneidigen und erfolgreichen Angriff. ――――― Der ersichtlich mit vieler Mühe gesammelte und in der vorliegenden Regimentsgeschichte niedergelegte kriegsgeschichtliche Stoff sowie die vielfachen Mitteilungen über die Offiziere des Regiments werden nicht nur für das Letztere, sondern auch in weiteren militärischen Kreisen gewifs von Interesse sein. Studien über aufsereuropäische Kriege jüngster Zeit von Spiridion Gopčević. Mit fünf Karten und sechs Plänen. Der in der Militär-Litteratur bestens bekannte Verfasser hat mehrere gröfsere Aufsätze über aufsereuropäische Kriege, die bereits in Zeitschriften veröffentlicht waren, verbessert und erheblich vermehrt in Buchform heraus gegeben. Es handelt sich hier um „ Die Landoperationen im südamerikanischen Kriege 1879-84". - „ Die Ereignisse in Ägypten 1882 “ . „ Die Engländer im Sudan 1883-1885 ". - „Der englische Feldzug in Afganistan 1878-1881 . " Aus den drei letztgenannten Kriegen ist nach den Angaben des Vorworts nur zu lernen, wie man nicht Krieg führen soll, während bei den süd amerikanischen Kriege das kleine Chile durch seine Thatkraft und Festig keit wenigstens Zuneigung und Teilnahme zu erwecken weifs. Weniger auf amtliche Quellen , die wohl auch nur im beschränkten Mafse oder gar nicht vorliegen, als auf anderweitig veröffentlichtes oder sonst erlangtes Material ist die Darstellung begründet, die sich betreffs der kriegerischen Ereignisse in Ägypten 1882 dadurch noch besonders lebhaft fürbt, dafs der Verfasser als Vertreter einer gröfseren Zeitung zum Teil Augenzeuge der Begebenheiten war. Die Schilderung ist durchweg eine recht lebendige und klare, allerdings in Ton und Haltung ziemlich scharf und mit wenig Wohlwollen für England geschrieben , ohne dafs man aber die harten Urteile über die Kriegführung der Engländer geradezu ungerecht nennen könnte. Der Verfasser scheint sich den verstorbenen Rüstow, mit dem er auch befreundet war , in seiner ganzen Darstellungsweise zum Muster genommen zu haben ; er durchflicht die Berichte über die Thatsachen 8 Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 1.

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Umschau in der Militär-Litteratur.

mit seinen Anschauungen und Urteilen, die sehr beachtenswert sind und, wie man so sagt, Hand und Fufs haben, vielleicht manchmal etwas nach Zimmergelehrsamkeit riechen. Die Verhältnisse im Sudan wie in Afganistan sind bekanntlich seit Jahren in der Schwebe, - sie müssen über kurz oder lang zur Entscheidung gebracht werden, zu einer Entscheidung, die Englands Machtstellung jedenfalls wesentlich umgestalten wird, sei es zum Besseren, sei es zum Schlechteren für das grofse Handelsreich. Schon dieser Umstand giebt dem Buche einen ganz besonderen Wert ; denn wer die Weiterentwickelung der Verhältnisse im Sudan , oder den drohenden Zusammenstofs der Rufsen und Engländer in Afganistan mit vollem Verständnis verfolgen will, dem werden die vorliegenden Aufsätze höchst willkommene Beiträge sein. Die dem Buche beigegebenen Karten machen wohl kaum Anspruch, sich als Kunstwerke bezeichnen zu lassen, ―――― aber sie genügen dem Zwecke , indem sie das Verständnis der Schilderungen bestens unterstützen. Der Herr Buchbinder hat es fertig gebracht, diese Karten so einzuheften , daſs man sie beim Lesen des Textes geradezu gar nicht benutzen kann. Ernste und heitere Erinnerungen eines Ordonnanz- Offiziers im Feldzuge 1870/71 von Carl Tanera , Hauptmann . Welch' liebes, herziges Buch ! Und so recht aus dem Inneren heraus geschrieben, ohne jede Ziererei und Hascherei nach Wirkung, mit einer Frische, Natürlichkeit und Lebendigkeit, die jedes Soldatenherz erwärmen mufs, wenn es hierzu überhaupt noch fähig ist. Verfasser, der sich vor Jahren schon schriftstellerisch versuchte, hat als junger 21 jähriger Lieutenant des bayerischen 1. Jäger-Battaillons beim Tannschen Corps den deutsch- französischen Krieg mitgemacht ; später fand er als Ordonnanz Offizier bei der bayerischen 3. Infanterie-Brigade Verwendung. Aus dem äufserst ereignifsreichen Kriegsleben, welches die Truppen des genannten Corps durchmachten, giebt der Verfasser hier 18 einzelne Stimmungsbilder wieder, die uns bald in's französische Quartier, bald in das Schlachtgewühl, oder in aufregende Nachtritte in Feindesland, sowie auf die Boulevards von Paris führen. Jede Zeile, jedes Wort sagt deutlich, dafs alles, was hier erzählt, wahr und erlebt ist ; wir sehen hier das vielseitige Kriegsleben in seiner wechselvollen Gestalt von allen Seiten ; nicht in gräfslichen, bluttriefenden , furchtbar erregenden Kampfbildern , wie sie uns Graf Tolstoi über Sebastopol erzählt, oder die Gebrüder Wereschagin in Wort und Bild aus dem letzten russisch - türkischen Krieg malen , sondern Heiteres wechselt mit Ernstem ab, alles voll Stimmung und packender Natürlichkeit, und auch so geschrieben , dafs jedes weibliche Wesen, welches sich einen Begriff von Krieg und Kriegerleben machen will, nichts Besseres thun kann, als das Tanera'sche Buch durchzulesen. Herzlichen Dank dem Herrn Verfasser für sein liebes Buch, das sicherlich den Besten seiner Art anzureihen ist. Er scheint noch einiges in petto " zu haben wenn er es uns doch bald schenken wollte.

IX .

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren , in den militär. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze. *)

(II. Quartal 1887.) (15. März

15. Juni 1887.)

Für das nachfolgende Verzeichnis sind benutzt : 1. Militär-Wochenblatt. - M. W. 2. Neue militärische Blätter. - N. M. B. 3. Allgemeine Militär-Zeitung. -- A. M. Z. 4. Deutsche Heeres-Zeitung. - D. H. Z. 5. Militär-Zeitung. Organ für Reserve- und Landwehr-Offiziere. ―――- M. Z. R. 6. Internationale Revue über die gesamten Armeen und Flotten. -- I. R. A. 7. Archiv für Artillerie- und Ingenieur- Offiziere. A. A. I. 8. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. A. H. M. Z. F. L. 9. Zeitschrift des Deutschen Vereins zur Förderung der Luftschifffahrt. 10. Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. - J. A. M. 11. Österreichische Militär-Zeitschrift (Streffleur). - 0. S. M. 12. Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. -- O. W. V. O. U. W. 13. Osterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung. 14. Österreichisches Armeeblatt. w 0. A. B. 15. Österreichische Militär-Zeitung. - O. M. Z. 16. Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens. _______ O. A. G. 17. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. - O. M. S. 18. Le Spectateur militaire. -- F. S. M. 19. Journal des sciences militaires. F. J. S. 20. Revue de cavallerie. - - F. R. C. 21. Revue du Cercle Militaire. - F. C. M. F. P. M. 22. Le Progrès militaire. 23. L'Avenir militaire. - F. A. M. 24. La France militaire. -- F. M. *) Die mit einem versehenen Bücher sind der Redaktion zur Besprechung zugegangen und werden in der 99 Umschau in der Militär- Litteratur " nach Mög lichkeit Berücksichtigung finden. 8*

116 25. 26. 27.

28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56.

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den Revue d'artillerie. F. R. A. Revue maritime et colonial. - F. R. M. Russischer Invalide. R. I. Wajenny Sbornik. ――― R. W. S. Russisches Artillerie-Journal. - R. A J. R. I. J. Russisches Ingenieur-Journal. Morskoi Sbornik. R. M. S. Rivista militare italiana. - I R. L'Italia militare. - 1. M. L'Esercito italiano. I. E. Rivista di artiglieria e genio. - I. A. G. Rivista marittima. - I. R. M. Colburn's united service. - E. U. S. E. A. N. Army and navy Gazette. The Broad Arrow. - E. B. A. E. A. H. Admiralty and Horse guards Gazette. E. M. T. The Military Telegraph Bulletin. Army and navy Journal. A. A. N. Allgemeine Schweizerische Militär-Zeitung. Sch. M. Z. Revue militaire Suisse. ―― Sch. R. M. Schweizerische Zeitung für Artillerie und Genie. ---- Sch. A. G De militaire Spectator. Nd. M. S. De militaire Gids. - Nd. M. G. B. R. M. Revue militaire belge. Revista cientifico militar. Sp. R. C. Memorial de Ingenieros . - Sp. M. I. Revista militar. - P. R. M. Revista das sciencias militares . - P. R. S. Revista maritima Brazileira. - Br. R. M. Schw. K. H. Krigsvetenskaps Academiens Handlingar. Norsk militaert Tidsskrift. _____ N. M. T. Militaert Tidsskrift. ― D. M. T.

I. Heerwesen und Organisation . * Russlands Wehrkraft. Von E. S. - Mit 2 Karten. ―― gr. 80 ― 602 S. Wien, L. W. Seidel & Sohn. _ _ * Die europäischen Heere der Gegenwart. Von Hermann Vogt , Oberst lieutenant a. D. - Illustrationen von Richard Knötel. - Heft X und XI Italiens Wehrkraft. - 32 S. - 1 M. - Heft XII und XIII Spanien und Portugal. - 32 S. ―― 1 M. ― 80 ― Rathenow, Max Babenzien, Paris, Baudoin. Carnet de mobilisation. ― 16⁰ - 125 P. 8⁰ Paris, 844 p. L'armée de John Bull par Hector France. Charpentier. - 3,50 fr. La mobilisation et la prépatoire à la guerre par le lieutenant A. Fro ment. - 80 - 355 p. ― Paris, Librairie illustrée. ―――― 3.50 fr. La véritable armée nationale et réorganisation puissante de l'armée , Bruxelles, Verhavert. par le capitaine Demasy, du 1. chasseurs à pied.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

117

Les transformations de l'armée francaise . Essais d'histoire et de critique sur l'état militaire de la France par le général Thoumas. - 80 - 2 vol, Paris, Berger-Levrault. 18 fr. 1260 p. Les Boutades d'un ministre de la guerre. Etude sur la réorganisation de l'armée, par un général du vingtième siècle. 8⁰ - 46 P. - Paris. -1 fr. Berger-Levrault. Das Militär-Budget Frankreichs. M. W. 28. Kavallerie-Divisionen und Divisions- Kavallerie. M. W. 29. Das italienische Heer im letzten Vierteljahr 1886. ――――― M. W. 31. Reitende Pioniere. M. W. 31. Organisation und Dienst des französischen Generalstabs. - M. W. 32. M. W. 34. Die königlich schwedische Armee im Jahre 1886. M. W. 46. Das italienische Heer im ersten Vierteljahr 1887. Die Armeen der Balkanstaaten in ihrer neuesten Organisation und Zusammen setzung . - N. M. B. Juni. Die Frage der reitenden Artillerie in England . - A. M. Z. 37. Die Eisenbahntruppen in Frankreich. ――――――― D. H. Z. 44, 45. Die chinesischen Truppen im Westen des Reichs. - M. Z. R. 11, 15 . Die russische Kavallerie. - J. A. M. Juni, Einiges über Organisation, Ausrüstung und Verwendung der Truppen im Gebirgs kriege. - 0. W. V. XXXIV, 4. Englands Wehrkraft beurteilt nach dem Kriegsbudget pro 1887/88 . 10. A. B. 18° Das argentinische Heer. 0. M. Z. 23. Der österreichische Generalstab. - 0. M. Z. 38. Die Territorial -Armee im Frühjahr 1887. - F. S. M. 163. Das Militär-Genie-Corps in Frankreich. - F. J. S. März. Das französische Offizier-Corps. - F. J. S. März, April, Mai. Die Festungs - Artillerie. - F. J. S. April. Die deutsche Kavallerie. - F. R. C. April, Mai. Die Sappeure der Kavallerie bei den fremden Armeen . - F. R. C. April. Die Organisation, Thätigkeit und Verwaltung der in den Festungen verwendeten Infanterie-Bataillone. ― F. C. M. 11, 12. Die Sappeure der Kavallerie. -- F. C. M. 14. Die fünften Schwadronen. - F. P. M. 668. Das Kriegsbudget für 1888. - F. P. M. 669, 686, 687 , 688. Die Heeresergänzung im Jahre 1886. - F. P. M. 671. Das Rekrutierungs- Personal. -- F. P. M. 673. Die Remonte der Artillerie. - F. P. M. 685. Der Bericht über das Militärgesetz . - F. A. M. 1147. Die Cadres der Kavallerie. - F. A. M. 1149, 1150. F. A. M. 1156. Die Eisenbahn - Truppen . Das Militärgesetz und der obere Kriegsrat. ――― F. A. M. 1158, 1159. Die französische Infanterie nach dem Entwurfe des Organisationsgesetzes . F. A. M. 1164. Das Rekrutierungsgesetz . - F. M. 894, 896. Die hauptsächlichen Veränderungen bei der russischen Artillerie von 1883 bis 1886. - F. R. A. März, April.

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Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Historische Skizze der Entwickelung der Offizierchargen und des Beförderungs systems in der russischen Armee. - R. W. S. April. Die amerikanische Reiterei. R. W. S. Mai. Die Rekrutierung der Alpen-Bevölkerung. ―――― 1. R. III. Nationale oder Bezirksrekrutierung. 1. M. 34, 44. Dic Neuordnung des Ingenieur-Corps. - I. E. 46, 47, 48, 49. Die Gliederung der Kavallerie. - I. E. 58. Die reitende Artillerie und die Schnellfeuer-Geschütze. - 1. A. G. März. Die Gebirgs -Artillerie. 1. A. G. März. Die Heereskosten für 1887/88. ――――――― E. A. N. 1416. Die englische Armee 1886. - E. A. N. 1423. E. A. N. 1427. Die Reorganisation der indischen Armee. Die Organisation der englischen Artillerie. - E. B. A. 979. Kavallerie-Pioniere. - E. B. A. 982. Die Miliz in Canada. ―― E. B. A. 988. Die bevorstehende Reorganisation des französischen Heerwesens. --- Sch. M. Z. 14, 15. Sch. M. Z. 17-22. Die schweizerische Landsturm-Organisation. Die schweizerische Artillerie und ihre Verbesserungen mit Bezug auf den Gebirgs krieg. - Sch. R. M. III, IV, V. Die Infanteriepioniere. Sch. A. G. IV. Die deutsche Artillerie. - B. R. M. 1. B. R. M. 1. Die allgemeine Wehrpflicht in Belgien. Die allgemeine Wehrpflicht. - Sp. R. C. IV, 9. Schw. K. A. IV. Der nene norwegische Heeresorganisations-Entwurf, Über Schlittschuhläufertruppen . - N. M. T. V.

II. Ausbildung. * Das reglementsmäfsige Exerzieren im Trupp , in der Compagnie und im Battaillon , nach dem Neu-Abdruck des Exerzier-Reglements für die Infanterie vom 1. März 1876 und den Bestimmungen, betreffend die Aus bildung der Jäger und Schützen vom 18. Juni 1868, sowie unter Berücksichtigung der bis zum 1. April 1887 zum Reglement ergangenen Abänderungen bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von F. A. Paris , General major a. D., mit 52 in den Text gedruckten Holzschnitten . - - 3. neu bearbeitete und vermehrte Auflage. - 80 - 166 S. - Gera, Reisewitz. - 2 M. *Beitrag zur theoretischen und praktischen Ausbildung der Kavallerie , im Felddienste nebst erläuternden Beispielen. Von Junk , Rittmeister und Eskadron -Chef im altmärkischen Ulanen- Regiment Nr. 16. - Mit einer Karte. - - 80 93 S. - Gera, A. Reisewitz. * Russische Truppen - Übungen im Jahre 1886. ――― Ein Beitrag zur Kenntnis der russischen Heeresverhältnise von Thilo v. Trotha , Major à la suite des 8. westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 57 und Adjutant der General Inspektion des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens . - - Mit zwei Skizzen in Steindruck. 8° -— 99 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn .

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze .

119

* Ein offenes Wort über die Mängel unserer Ausbildung und Vor schläge zum Besseren. Von L. 8° - 104 S. Kassel, Th. Fischer. -- 1,60 M. * Gedanken über unsere Ausbildung . Ein Beitrag zur Ausbildung im Feld dienst und im Schiefsen. - 80 110 S. - Hannover, Helwing. - 2 M. * Die Ausbildung des einzelnen Mannes mit dem Infanterie - Gewehr M/71 . 84. Mit Berücksichtigung der neuesten Bestimmungen zusammen gestellt von H. v. M., Hauptmann und Compagniechef. - 80 – 40 S. Berlin, Liebel. --- 0,60 M. * Die Mehrladevorrichtung des Infanterie - Gewehrs M/71. 84. Instruktion , Ausbildung, Verwendung nebst Anführung und Erläuterung der Änderungen im Exerzier-Reglement und der Schiefsvorschrift der Infanterie. Für Offiziere und Unteroffiziere der Linie und der Reserve bearbeitet von v. Brunn , Major und Battaillons-Commandeur . Mit Abbildungen im Text. ――――― 80 79 S. - Berlin, Liebel. 1 M. * Réglement sur l'exercice et les manoevres de l'infanterie. 3. vol, Titre I. Formations diverses et bases de l'instruction . Titre II . École du Titre IV. soldat. 144 p. - Titre III. École de compagnie 146 p. École de bataillon . - Titre V. École de régiment 143 p. -— 8º — Bruxelles. * L'éducation de l'infanterie française par H. de Fletres. Avec une carte et des croquis. --- 8º - 584 p. - Paris, Dir. du spect. mil. 8 fr.

* Etude comparative sur les règlements de l'infanterie française et de l'infanterie allemande. Par H. Monet , capitaine breveté au 123 régi 8° ment d'infanterie. Stagiaire à l'état - major du 18. corps d'armée. 85 p. - Paris, Louis Westhausser. Die Schiessübungen der Feld- Artillerie im Terrain.

M. W. 30.

Ein russisches Urteil über die Manöver des französischen 12. Armee-Corps im Jahre 1886. ――― M. W. 32. Ein Übungsritt. ―― M. W. 44. Die Schiefsvorschrift für die Infanterie vom 22. Februar 1887. - M. W. 47. Werden durch die gesteigerten Anforderungen an die Kavallerie Modifikationen in der Dressur des Soldatenpferdes bedingt ? - M. W. 47. Vergleich der Detail-Ausbildung in der deutschen, österreichischen und italienischen Infanterie. ―――― M. W. B. 48. Entspricht die Ausbildung unserer Reserve- und Landwehr- Offiziere den Anforderungen die an sie gestellt werden müssen und welche Mittel giebt es, ihre Leistungen zu erhöhen. N. M. B. Mai. Das neue Exerzier-Reglement für die Kavallerie. A. M. Z. 16-19. Ein neuer Zielapparat als Unterrichtsmittel für Rekruten im Zielen. - - A. M. Z. 27. Über die Dressur widerspenstiger Pferde. - A. M. Z. 38. Die getrennte Ausbildung bei der Feld-Artillerie. D. H. Z. 22-26. Übungen der Fufs- Artillerie im Festungskrieg. - D. H. Z. 33, 34, 35. Die Lösung taktischer Aufgaben auf der 100,000 teiligen Karte. - M. Z. R. 15, 16, 19, 20. Die grofsen Manöver der Truppen des Militärbezirkes Warschau im August 1885. -0. W. V. XXXIV, 4. Vom Gefechtsexerzieren. - 0. A B. 22.

120

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Die moralische, militärische und physische Erziehung des Soldaten. --- F. S. M. 159. Die Instruktion der Infanterie. F. S. M. 161, 162. Unterrichtsmethode bei Ausbildung von Rekruten. - F. J. S. März. Die Ausbildung der Truppenpferde bei der französischen Kavallerie. F. R. C. April, Mai. Rekrutierung und Ausbildung der Aufklärer bei der russischen Kavallerie. F. C. M. 16. Die Manöver der englischen Freiwilligen. - F. C. M. 17, 18. Die Entwickelung der Schiefsausbildung . F. A. M. 1149. Die Prüfungen am Schlufs der Ausbildungsperioden. - F. A. M. 152. Die Instruktion der Eisenbahntruppen. F. A. M. 1159. Die Nachtübungen der Infanterie. F. A. M. 1163. Die Nachtmanöver. - F. M. 895. E. A. N. 1418. Das Kavallerie-Übungslager zu Sibi (Ostindien .) Die Ostern-Manöver. E. A N. 1420, 1421. Ein taktischer Rückblick auf die Dover-Manöver. - E. B. A. 981. Die Ostern-Manöver. - E. A. H. 44. Das Exerzierregle.nent der schweizerischen Infanterie . ―― Sch. M. Z. 16, 17. Die Ausbildung der Truppe. Schw. K. H. VI. Die Ausbildung der Offiziere in der schwedischen Armee. - Schw. K. H. VII. Felddienst- und Gefechtsübungsaufgaben für Rekrutenschulen , Compagnien und N. M. T. Bhft. Bataillone. Über Ausbildung der Infanterie. - N. M. T. IV, V.

III.

Krieg , Heer- und Truppenführung, Truppendienst.

Anti von Conrady. Betrachtungen eines höheren Infanterie-Offiziers über die 80 Frage : Kann uns ein neues Exerzier-Reglement allein helfen? -Hannover, Helving. - 1 M. * Die Kontrol - Versammlung. Von Transfeldt , Major und Bataillons Zweite ver Commandeur im ostpreufsischen Füsilier-Regiment Nr. 33. mehrte Auflage. - kl. 8º 40 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 0,60 M. * Du Rhône au Pô et vice versa. Etude militaire. ― 80 - 144 p. Paris, Charles-Lavauzelle. Le camp retranché de Paris et la defense nationale , par le général xxx. --- 80 ――― 240 p. avec 21 cartes en grav. sur métal. Paris, Charles- Lavauzelle. 6 fr. Notes sur le service des états - majors en campagne et en temps de paix par le capitaine Baron Auguste Lahure. 8° - 2 vol., avec planches, cartes et croquis - Bruxelles , Merzbach et Falk. 15. fr. Strategie et grande tactique d'aprés l'expérience des dernières guerres par le général Pierron . Tome I. 8º 456 p . avec figures et planches. Paris, Berger-Levrault. - 10 fr. Einheitliche Verwendung, einheitliche Ausbildung der Kavallerie. Infanterieführung und Infanteriefeuer. - M. W. 39. Über den Angriff. - M. W. 41.

M. W. 23.

A

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

121

Die neue französische Gefechtsinstruktion . -

M. W. 42. M. W. 51. Über reitende Artillerie und ihre Verbindung mit Kavallerie. Die neue instruktion pour le combat “ . - N. M. B. Mai, Juni, Einige Bemerkungen über den Infanterieangriff, - A. M. Z. 29. Entwurf betreffend die Munitions-Ergänzung für die Infanterie im Gefecht. A. M. Z. 31. Die militärische Leistungsfähigkeit u. die strategischen Verhältnisse Italiens contra Frankreich. ― D. H. Z. 44, 45. Die Aufgaben des Munitions-Kolonnen-Commandeurs im Kriege. - M. Z. R. 11. Das zerstreute Gefecht der französischen Infanterie-Compagnie. M. Z. R. 12. Über die Führung der Infanterie im Artilleriefeuer. — M. Z. R. 14. Lehren aus einigen Kavallerie-Angriffen auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71 . M. Z. R. 16, 21, 22. 23. Angriffsverfahren gegen eine Forts-Festung. - M. Z. R. 17-23 Die französische Instruktion für das Gefecht. - J. A. M. Mai. Brisanzgeschosse und Festungskrieg. - J. A. M. Juni. Der Küstenschutz Nordamerikas. -- J. A. M. Juni. Heeresdisziplin und Kriegführung , dargethan am Feldzuge 1812 in Rufsland. 0. W. V. XXXIV, 2. Über Aufklärungsdienst. - 0. W. V. XXXIV, 2. Unser Repetiergewehr und sein Einfluss aufs Gefecht. O. W. V. XXXIV, 2. Betrachtungen über die taktische Bedeutung des Repetiergewehres. --- O. W. V. XXXIV, 4. Schnellfeuer. - O. U. W. 42. Von der Überraschung im Gefecht. d 0. A. B. 10. Die Instruktion für das Gefecht. - F. S. M. 159, 160. Die Evolutionen der Infanterie auf dem Gefechtsfelde. - F. S. M. 160. Eine Lücke in der Gefechtsinstruktion . - F. S. M. 161, 163. Die Instruktion über die Verwendung der Artillerie im Gefecht vom 1. Mai 1887 . F. S. M. 164. F. S. M. 164. Das Bataillon im Gefecht nach der neuen Instruktion. Paris und die Nord-Ost-Grenze. - F. J. S. März. April. Der Offensiv-Kampf der Infanterie. - F. J. S. März. Das Feuern beim Angriff und bei der Vertheidigung von Verschanzungen. F. J. S. März, April. Die verschanzten Lager. - F. J. S. April, Mai.

F. J. S. April. Die Taktik der Compagnie in der zerstreuten Ordnung. Märsche und Vorposten im Gebirgskriege. - F. J. S. Mai. F. J. S. Mai. Die Artillerie vor dem Gefechte. Über das Gefecht und die Verfolgung . --- F. R. C. März, Mai. Noch einige Bemerkungen über die deutsche Kavallerie 1870. - F. R. C. März. F. C. M. 15. Die Vorschriften über die Anwendung des Infanteriefeuers in Italien. Über Truppenmärsche und die Erfahrungen der physiologischen Station „ Pare des princes. - F. C. M. 17, 18. Die Strategie und höhere Taktik. - F. P. M. 664. Der Festungskrieg. ――― F. M. 903. Taktische Märsche der Artillerie. -- F. R. A. Mai. Die Organisation und Thätigkeit der Küstenbatterien . ―――――- F. R. A. Mai. Die vereinigten Operationen von Landheer und Flotte. --- F. R. M. Mai, Juni.

122

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Der gewaltsame Angriff von Festungen mit Hinsicht auf die Wirkungen des R. W. S. April. Gewehrfeuers. Die Munitionsergänzung bei einer mit dem Repetiergewehr bewaffneten Infanterie auf dem Schlachtfelde. - 1. R. II. Der Kampf der Artillerie. ― I. R. II. Betrachtungen über die Verteidigung fester Plätze. - I. R. III. Synthetische Betrachtungen über die formale Taktik und die Verwendung der Infanterie im Kampfe. -d 1. R. III. Die Küsten -Artillerie bei der Verteidigung von Spezia. - 1. R. III. Die Infanterie in der Avantgarde . - 1. R. IV. Über das Fufsgefecht der Kavallerie. - I. R. IV. Die militärische Wichtigkeit der Eisenbahn längs der oberen Piave. - 1. R. IV. Die Küsten -Artillerie mit Bezug auf die Verteidigung von Spezia. ―― 1. A. G. Febr. Die Küstenverteidigung . 1. A. G. März. Angriffs-Formationen. - E. B. A. 986. Die „ Dienstanleitung für die schweizerischen Truppen im Felde " , verglichen mit dem neuen Entwurf einer deutschen „ Felddienstordnung". Sch. A. G. III. Welche Schwierigkeiten bietet die Beschiefsung einer Feldschanze der Feldartillerie, welche Belagerungsgeschütze von mittlerem Gewicht würden gegen das Ziel mehr Erfolg versprechen und mit welcher Schufsart? - Sch. A. G. IV.. Abschnitt-Gefechtsmethode. Versuch einer allgemeinen höheren Gefechtsmethode. -Sch. A. G. IV, V. Die taktischen Formen der Infanterie im Artilleriefeuer. ――― Nd. M. G. 111. Die Thätigkeit der Infanterie bei der Verteidigung der Festungen. - B. R. M. I Vormarsch und Offensivgefecht der Division. ―――― B. R. M. I. Vergleich des deutschen Reglements vom 10. April 1886 mit der Elementar-Taktik. damagin Sp. R. C. IV, 5. Die Taktik Julius Cäsars. - Sp. R. C. 1V, 7, 8. Gefechtstaktik und Dienst der Kavallerie im Felde. - P. R. S. Febr. Der Dienst der Artillerie im Belagerungskriege. ― P. R. S. März.

IV. Befestigungswesen, milit. Bauten. Der gegenwärtige Stand der Befestigung Kopenhagens. M. W. 49. Nochmals die Befestigung von Kopenhagen. - A. M. Z. 24. Studien über Feldbefestigung. J. A. M. Mai. Drehbare Panzer für Kanonen in Landbefestigungen. - 0. A. G. XII. Praktische Anleitung für den Entwurf von Not- und halbpermanenten Brücken zum Feldgebrauch. - O. A. G. V. F. A. M. 1148. Die Vollendung unseres Befestigungssystems. Die Bedeutung der Festungen. F. R. A. März. Sind die geschlossenen Umwallungen bei den Festungen notwendig? - R. 1. J. Febr. Die Befestigungen des Bosporus und der Dardanellen . - I. M. 55. Das Eisen im Befestigungswesen. - I. A. G. April. Entwurf eines Forts nach den Anforderungen der jetzigen Zeit. - Nd. M. S. V. Die Umwallung von Naarden. - Nd. M. S. V, VI. Die neue Festung gegenüber den neuen Annäherungsmitteln. - Nd. M. S. V, VI. Die Kasernen der Gegenwart. - Sp. R. C. IV, 5, 9. Die historische Entwickelung des Festungswesens seit 1864. - D. M. T. VII.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

V.

123

Waffen und Munition

(auch Theorie des Schiefsens und dergl.). * Gemeinfafsliche Waffenlehre. Ein Hülfsbuch zum Selbstunterricht von W. Witte , Oberst z. D. - Mit 7 Tafeln in Steindruck. --- -8° - 247 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. — 5 M.

M. W. 24-26. Zur Repetiergewehr-Frage. Das dänische Repetiergewehr. - M. W. 32, 40. Der Entfernungsmesser Montandon. - M. W. 40. Eine Gedankenpromenade über das Repetiergewehr . - N. M. B. März. Bewegliche Panzerbatterien , - N. M. B. Mai. Das Melinit und andere französische Schreckmittel. --- A. M. Z. 14. D. H. Z. 25, 26. Über die Vibration des Infanteriegewehr-Laufs. Das kleine Kaliber und sein Pulver. ―――- D. H. Z. 32. Repetiergewehr und kleines Kaliber. - D. H. Z. 36, 37. Russische Ansichten über das Magazingewehr mit besonderer Berücksichtigung der Aufserungen Dragomirows. - M. Z. R. 17, 18, 19, 20. A. A. I. Febr. Das österreichische Artillerie-Material. Das indirekte Richten der Festungsgeschütze in Frankreich. - A. A. 1. März. Das Abkomm-Gewehr der Küsten -Artillerie. - A. A. 1. März. Die Geschützausrüstung der Küsten-Batterien Frankreichs. - A. A. I. März, April. Krupp und de Bange. ――― J. A. M. April. Torpedogeschosse , --- O. U. W. 27. 0. A. B. 19. Gewehrliches. Wert der Repetiergewehre. _ _ _ _ _ _ 0. A. B. 24. Minimalscharten- und Verschwindungs-Lafetten. - O. A. G. II, III. Ausländische Versuche zur Schaffung von Gewehren mit verkleinertem Kaliber. 0. A. G. IV, V. Übersicht der vorzüglichsten Versuche auf dem Gebiete des Artilleriewesens während des Jahres 1886. - O. A. G. V. Tragbare Schutzschilde. -- J. S. M. 162. Die Bewaffnung der Infanterie und die Formel des Prof. Hebler. - F. C. M. 21, 22, 23. Ein neuer Entfernungsmesser mit veränderlicher Grundlage. - F. C. M. 24. Das Einheitskaliber beim Gewehre. - F. P. M. 680. Die Ausrüstung der Armee mit Munition und Kriegsmaterial. -- F. A. M. 1162. Die Verwendung der Schiefsbaumwolle in Deutschland als F. R. A. März. Über Stahldraht-Kanonen . F. R. A. März. Die Zellen-Theorie des Stahls. - F. R. A. April.

Sprengladung.

Das schleunige Zielen der Küstengeschütze in den niederen Batterien. -- F. R. A. Mai. Die englischen Schiefsversuche mit Belagerungsgeschützen in den Jahren 1882, 1883 und 1884. — F. R. A. Mai. Die bei den russischen und den fremdländischen Artillerien verwendeten Pulver arten. - R. A. J. März. Das italienische Repetiergewehr. I. R. II. I. M. 54. Das Schnellfeuer- Geschütz der Königlichen Marine. Gewehre mit aufgehobenem Rückstofs. - 1. A. G. Febr.

124

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Ein neues Schnellfeuergewehr-System und seine Verwendung bei dem Gewehre M/1870. - 1. A. G. Febr. Der indirekte Schufs bei der Feldartillerie. - I. A. G. April. Die pneumatische Kanone. - E. A. N. 1423. Die Veränderungen in der Infanterie-Bewaffnung der gröfseren europäischen Heere. Nd. M. S. V. Bemerkungen über einige Explosivstoffe . - B. R. M. I. Die zukünftigen Explosivstoffe. - P. R. S. Febr.

VI. Militär-Verkehrswesen (Eisenbahnen , Telegraphen , Telephon , Brieftauben u s. w.). * Le pigeon voyageur et les colombiers militaires par M. F. Gigot , sous-lieutenant, porte-drapeau au 2. Chasseurs à pied. 8º - 118 p. Bruxelles, C. Muquardt. * La science colombophile par M. F. Gigot , sous- lieutenant, porte-drapeau 4º -- 82 p. ――― Bruxelles, C. Muquardt. au 2. Chasseurs à pied. Z. F. L. II. Die Militär-Ballons und die europäischen Armeen. Der gegenwärtige Stand der militärischen Luftschiffahrt. O. A. G. II, III. Die Militärballons 1887. F. S. M. 162. Der Nachschub für das Heer. - F. J. S. März, April. Die Ausnutzung der grofsen Verkehrsstrafsen in Afrika. - F. C. M. 21. Schnellfahrende Strafsenlokomotiven mit elastischen Rädern. ――― I. A. G. Febr. Die ersten Kriegstelegraphen . ---- E. M. T. 38. Unser Telegraph im Kriegsfalle. - Sch. A. G. V. Die Militärtelegraphie in Schweden. - Sp. R. C. IV, 5. Die Militär-Luftschiffahrt. Sp. M. 1. VII, VIII, IX.

VII. Militär-Verwaltungswesen ( auch Verpflegung , Bekleidung und Ausrüstung). * Die Ausrüstung des Infanterie - Offiziers zu Fufs und zu Pferde. Ein Ratgeber bei eintretender Mobilmachung, sowie für das Manöver. Von Streccius , General-Major und Commandeur der 59. Infanterie-Brigade und Menningen , Oberst- Lieutenant und Bezirks-Commandeur. Zweite durch gesehene Auflage. -- 80 - 50 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. Die Armee während der Operationen. Reformatorische Studie über Aus rüstungs-, Verpflegs- und Trainwesen von A. Chev. Minarelli - Fitzgerald ,. k. k. Hauptmann im Generalstabe. Mit 13 Tafeln. - 80 - Graz, Styria. - 3 M. * Reglement über die Servis - Kompetenz der Truppen im Frieden vom 20. Februar 1868 in der durch die inzwischen erschienenen Gesetze, Nach 8⁰ träge u. s. w. bedingten Fassung. Abgeschlossen im April 1887. 73 S. - Berlin, Liebel. -- 1.50 M. Windschirm- und Mannschaftszelt. -- M. W. 37. Einige Bemerkungen über das sog . Porengebifs und das Cocaïn. - M. W. 38.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

125

Trage-Versuche mit Karabiner und Säbel. M. W. 40. A. M. Z. 21, 22, 23. Gedanken über Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie. Die Spohr'sche Kandare und der zugehörige Universal-Halfterzaum. C A. M. Z. 24, 25. Die Spohr'sche Kandare und der Spohr-Pelham nebst Bemerkungen über rationelle Zügel- und Gebifswirkung . -- D. H. Z. 38, 40. Die Beschirrung der Feld -Artillerie. Vorschläge zur Vereinfachung und Verbesserung derselben. ―――― A. A. I. Febr. Wasserversorgung der Truppen im Felde. ---- 0. A. B. 19. Das neue Reglement über den Bekleidungsdienst bei den Truppen. - F. S. M. 161, 162. Die Umgestaltung der Truppen -Verwaltungs- Behörden. F. C. M. 14. Das Pferdegeschirr bei der deutschen und französischen Kavallerie und Artillerie. - F. C. M. 17, 18. Die Fufsbekleidung und die Regimentshandwerksstätten. - F. M. 904. F. R. A. März. Das Geschirr der Artilleriepferde und die Art des Anspannens. Die Ausrüstung des Soldaten und seine Munition. 1. R. II. Die militärische Verwaltung in Italien. --- 1. E. 44. Der Divisionspark im Felde. - Sch. A. G. III. Die optische Telegraphie. -- Sp. R. C. IV, 11.

VIII. Militär- Gesundheitspflege (auch Pferde kunde ) .

* Über Militär - Sanitätswesen und dessen zeitgemäfse Reorgani sierung. - 80 -- 135 S. - Wien, W. Braumüller. Auszug aus dem * Unterrichtsbuch für freiwillige Krankenpfleger. Unterrichtsbuch für Lazarettgehülfen vom 17. Juli 1886. - Mit 39 Ab bildungen im Text. - 8° - 207 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 0,80 M. Selbsthülfe auf dem Schlachtfelde. - M. W. 45. Der Hitzschlag auf Märschen, seine Ursachen und seine Verhütung. - M. W. Bhft. 5. Die Selbsthülfe des Verwundeten auf dem Schlachtfelde. N. M. B. Mai. Unser Militär- Sanitätswesen. - 0. U. W. 38. Die niederländisch -indische Kavalleriepferde. - 0. A. B. 13. Die Ursachen der Erkrankungen bei den Truppen. -- R. W. S. April. Apparat zum Transport von Verwundeten im Gebirge, Schweizer-Sanitäts - Chräze (Oiseau) genannt. - Sch. A. G. V.

IX. Militär-Rechtspflege (auch Völkerrecht im Kriege). Strafen und Belohnungen bei der Truppe. -

I. R. III. I. R. IV. Die Militär- Rechtspflege in Europa und insbesondere in Italien. Das Kriegsrecht. E. B. A. 42. Die Ehrengerichte in der österreich-ungarischen Armee. - Sp. R. C. IV, 8. Über die Rechtssprechung im Kriege. Sp. R. C. IV, 10.

126

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

X. Militärisches Aufnehmen, Terrainlehre, Geographie, Karten wesen und Statistik. La France par rapport à l'Allemagne. - Etude de géographie militaire par le major d'état-major Camille Peny, attaché au ministère de la guerre et à la direction supérieure du corps d'état-major. - 8⁰ - 400 p. - Bruxelles, Merzbach et Falk. 5 fr. Die Mefsuhr - Wegemesser für Karten und Pläne - des Lieutenants Rassow. M. W. 23. Über Photogrammetrie und ihre Anwendung bei Terrainaufnahme. -- O. M. S. V, VI. Das Lesen der geographischen und topographischen Karten. - F. C. M. 19, 20. Die Rekrutenaushebung im Jahre 1886. -- R. 1, 54. Übersicht der Arbeiten des Militärtopographen-Corps. - R. I. 87.

XI. Kriegsgeschichte (auch Regimentsgeschichten , Lebensbeschreibungen und Memoiren). * Schlachtenatlas des neunzehnten Jahrhunderts. Zeitraum 1820 bis zur Gegenwart. 8. Lieferung : Deutsch-französischer Krieg. Nr.6 . Die Schlacht bei Gravelotte - St. Privat am 18. August 1870. I. Die Schlacht bis 5 Uhr Nachmittags, Plan A, Situation gegen 5 Uhr Nachmittags mit Text II. Die Schlacht nach 5 Uhr Plan B, Situation nach 7 Uhr Abends mit Text. -- 9. Lieferung : Deutsch-dänischer Krieg 1864. Nr. 2. Das Gefecht bei Missunde am 2. Februar 1864, Plan mit Text. - Nordamerikanischer Bürgerkrieg 1861-1865 . Nr. 3. Gefecht und Einnahme von Donelson am 15. Februar 1862. Plan mit Text. ――― Der Krieg im Jahre 1866. Österreich, Deutschland und Italien. Nr. 7. Das Gefecht bei Gitschin am 29. Juni 1866. Plan mit Text. -- 40 - Iglau, P. Bäuerle. Jede Lieferung 2,60 M. * 1619-1887. Geschichte der preufsischen Armee mit einem Stamm baum der preufsischen Infanterie. ――――- 8º -- 42 S. - Berlin, R. Eisen schmidt. ―― 1,20 M. * Beiträge zur neueren Kriegsgeschichte der Balkan - Halbinsel von Spiridion Gopčević. Mit 2 Übersichtskarten und 11 Schlachtplänen. — 8° - 245 S. ―――― Leipzig, B. Elischer. * Studien über aufsereuropäische Kriege jüngster Zeit von Spiridion 8 – 388 S. - Leipzig, Gopčević. Mit 5 Karten und 6 Plänen . B. Elischer. Zur Geschichte des 2. punischen Krieges in Italien nach der Schlacht bei Cannae von Dr. W. Streit. - 8⁰ - 57 S. ― Berlin, Calvary & Cp. --- 2 M. * Oliver Cromwell. Von Fritz Hoenig. Erster Band. I. Teil : 1599-1642. Berlin, Fr. Luckhardt. ― 6 M. gr. 80- 221 S. * Geschichte des königlich preufsischen Husaren - Regiments Nr. 14 und seiner hessischen Stammtruppen 1706-1886. Erster Teil : Die Hessen-Casselschen Husaren von 1706 bis 1806. Bearbeitet von Carl v. Kossecki , Rittmeister und Escadronchef im Königs-Husaren- Regiment

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

127

(1. rheinisches) Nr. 7 (früher Premier-Lieutenant im Regiment) ..- Zweiter Teil : (2.) hessisches Husaren-Regiment. A. Kurfürstlich Hessisches 1806 bis 1866. - B. Königlich Preufsisches (Nr. 14) 1866-1886 . Bearbeitet von Robert Freiherr v. Wrangel , Rittmeister im brandenburgischen Husaren-Regiment (Zietensche Husaren) Nr. 3 (früher Rittmeister im Regi ment). Mit 4 Abbildungen und 5 Karten. gr. 80 ---- 511 S. -- Leipzig, Alphons Dürr. Die Kriegszüge des Germanikus in Deutschland von Dr. Frd. Knoke, Gymn.-Oberlehrer. ―――――― Mit 5 Karten. - 8° - 556 S. ―― Berlin, Gärtner. 15 M. Geschichte der Bocche di Cattaro mit besonderer Berücksichtigung der beiden Insurrektionskriege in den Jahren 1869 und 1881 bis 1882. Zusammengestellt und bearbeitet von Karl Urbanić , Hauptmann der Res. - - 8° - 316 S. - Agram, Hartmann. — 3 M. Aus dem Leben des kurbrandenburgischen Generalmajors Joachim Hennigs v. Treffenfeld. Von Dr. Herm . Konnieth. - 40 – 30 S. --- Berlin, Gärtner. - 3 M. La France martyre. Documents pour servir à l'histoire de l'invasion de 1870, 316 p. ――― Paris, Kugelmann. -- 3,50 fr. par J. Lermina, 80 Les guerres de la Révolution : la retraite de Brunswick, par A. Chuquet. - 80 - 270 p. Paris, Cerf, 3,50 fr. Lazare Hoche , d'après sa correspondance et ses notes, par Claude Desprez. - 8º - 359 p. avec portrait et carte. - Paris, Baudoin. 3 fr. Précis des guerres du second empire , par H. Fabre de Nacelle , colonel d'artillerie. ―――――― 8º - 320 p. - Paris, Plon et Nourrit. * La bataille de Sedan. Les véritables coupables par le général de Wimpffen. Histoire complète , politique et militaire d'après des matériaux inédits élaborés et coordonnés par Emile Corra. - Septième Édition. ―― 80 ――――― 328 p. - Paris, P. Ollendorff, Fragment de la guerre des Camisards dans les environs d'Alais , Vernoux , le Cheylard , par un anonyme (1682-1709) . Publié avec introduction et note par Mar. Taillon. - 8º L 207 p. ____ Privas. La conquête de l'Algérie jusqu'à la prise de Constantine , par Paul 192 p. avec 54 grav. - Paris, Firmin Didot. -Gaffarel. 8º Les guerres de la révolution : Valmy , par Arth. Chuquet. 270 p. et 1 carte. - Paris, Cerf. - 3,50 fr.

80

La guerra dell ' anno 1866 in Germania ed in Italia. Storia politica a militare del prof. cav. Giuseppe Ghio. - 8º - 212 p. - Firenze, Ademollo. * Precis de la campagne de 1815 dans les Pays - Bas. Avec 6 croquis dans le texte. - 8º - 304 S. - Bruxelles, C. Muquardt. ―― Georges de Cadoudal et la Chouannerie par son neveu Georges de Cadoudal. - 8⁰ 480 p. avec portrait et carte. Paris, Plon et Nourrit. 8 fr. Etude sur l'invasion allemande en Bourgogne et le siège de Saint Jean de Losnel , par Charles Méraud. - 8⁰ ―― 63 p., 6 grav. et un plan. - Dijon, Carré. Friedrich des Grofsen Operationsplan für den Feldzug von 1759. — M. W. Bhft. 3 u. 4.

128

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren , in den

Aus dem Leben des kurhessischen Generallieutenants Bauer. -- M. W. Bhft, 3 u. 4. Die kriegerischen Ereignisse in Tonkin und China 1885. - M. W. 36, 43. Zur „Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preufsen und Hannover 1866 * . N. M. B. April. Betrachtungen über den Feldzug von 1859 in Italien. --- N. M. B. März, April, Mai, Juni. 1759. ―――― N: M. B. Mai. Fehrbellin und Rofsbach. N. M. B. Mai. Beiträge zur Geschichte des Feldzuges von 1806. - D. H. Z. 23-30. Zur Geschichte des kurbrandenburgischen Heerwesens während des dreifsigjährigen Krieges. --- D. H. Z. 41, 42. Der Feldzug von 1805 in Bayern, Tirol und Mähren. Mit besonderer Bezugnahme auf den Anteil der bayerischen Truppen. J. A. M. April. Der Krieg für die Befreiung der Slaven 1877 bis 1878. Aufzeichnungen des Generals P. D. Sotow. - J. A. M. April. Die Operationen des Corps Horvatović im türkisch-serbischen Kriege 1876-1878. - J. A. M. April. Bemerkungen zu dem Werke „ Kritische Rückblicke auf dem russisch-türkischen J. A. M. April. Krieg 1877-1878 " . Die Schlacht bei Höchst am 10./20 . Juni 1622 in Verbindung mit den sie ein leitenden Operationen und Kämpfen. - J. A. M. Mai. Zur Erinnerung an den königl. bayerischen General der Infanterie und General Quartiermeister der Armee, Clemens v. Raglovich. - J. A. M. Mai, Die bayerische Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl (22. April 1809) . - J. A. M. Juni. Die französischen Expeditionen nach Tonkin . - F. S. M. 162-164. Die Vorbereitung des Feldzuges 1800 in Italien und die Bewegungen vor der Schlacht bei Marengo. - F. C. M. 24. Kellermann. - F. R. C. März, April, Mai. Historische Übersicht der französischen Kavallerie-Regimenter. -- F. R. C. März, April, Mai. Die Belagerung von Danzig 1807 und 1813. - F. C. M. 13. Ein bisher nicht veröffentlichter Bericht über die Schlacht bei Wagram. F. C. M. 14. Das Vorpostengefecht bei Mairieux am 27. Juni 1792. F. C. M. 15. Tagebuch des Grafen Louis François Dorlan de Polignac (1791-1794) . — F. C. M. 19, 20. Die Einschliefsung von Plewna. - R. W. S. April, Mai. Die Kämpfe bei Saati und Dogali. -- I. R. II. Der Überfall von Fontenoy a. d . Mosel. - Sch. A. M. 11, 12, 13. Die Übergabe von Bailen . - Sp. R. C. IV, 8. Die Cooperation der Engländer im Unabhängigkeitskriege. Sp. R. C. IV, 9, 10, 11. Der Krieg in Italien 1859. -- Sp. M. I. VI, VII.

·

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

129

XII. Marine - Angelegenheiten. * Die Uniformen der deutschen Marine in detaillierten Beschreibungen und Farbendarstellungen. Nebst Mitteilungen über Organisation, Stärke u. s. w., sowie einer Liste sämtlicher Kriegsfahrzeuge und die genauen Abbildungen alter Standarten und Flaggen. Nach authentischen Quellen heraus gegeben. - Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage. - 80 67 S. u. s. w. ―― Leipzig, M Ruhl. — 2,50 M. * Nachtrag zur Rang- und Quartier liste der Kaiserlich deutschen Marine für das Jahr 1887. (Abgeschloseen Anfang Mai 1887. ) Red .: Die Kaiserliche Admiralität. 8° 38 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. * Handbuch über die k. k. Kriegs - Marine. Von Alfred v. Zvolensky , k. k. Linienschiffsfähnrich in der Res . Mit 25 Abbildungen. - - 80 – 99 S. Wien, Hartleben. La flotte et la marine marchande au point de vue de la défense nationale. ―― 16° ― 38 p. Marseille, Moussard. Carnet de l'officier de marine pour 1887. ---- 18° ---- 400 p. ―――― Paris , Berger Levrault. cart. -――― 3,50 fr. 400 p. Théorie de navire par E. Guyou , lieutenant de vaisseau. 8º avec fig. -— Paris, Berger-Levrault. 6 fr. De la navigation sous - marine : Projet de canot à vapeur monté par deux hommes, destiné à servir de torpilleur sous-marine. - 80 22 p. et 2 pl. Paris , Chaix. N. M. B. Mai, Juni. Angriff und Verteidigung von Schiffen. Die englische Kriegsflotte. ---- A. M. Z. 16, 17. Vorschläge zur Vervollkommnung von älteren Panzerschiffen. - J. A. M. Mai, Juni. Unterseeische Boote. - 0. U. W. 21, 22. Das Panzerschiff „Stephanie“. 0. U. W. 29, 31. Unsere Kriegsmarine. --- 0. M. Z. 28. Über den Wind als Motor. → 0. M. S. 111, IV. Die dreifache Expansionsmaschine und die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete des Schiffsmaschinenbaues. - O. S. M. III, IV. Über den Einfluss von Ramme, Torpedos und unterseeischen Seeminen auf die Seekriegsführung. - 0. M. S. 111, IV. Zur Verbesserung der Länge für eine Änderung der Breite. ― O. M. S. V, VI. Torpedos und Torpedoboote. F. C. M. 13. Über ein Instrument zum Messen der Schiffsschwankungen. -- F. R. M. Mai. Die Ausgaben für die Marine und Kolonien im Jahre 1887. F. R. M. April. Die Kaperei . - I. M. 40-43 . Die Aushülfeschiffe und die Marinereserve. I. R. M. März. Die italienischen Seeleute im französischen Dienst. -- 1. R. M. März. Die italienischen Marineausgaben. — I. R. M. März, April, Mai. Die Bauart der neuen Kriegsfahrzeuge. - 1. R. M. März. Das unterseeische Boot Nordenfelt. - I. R. M. März, Das Meerwasser. - 1. R. M. April. Die Küstenverteidigung. - I. R. M. April, Mai. Die allgemeinen Grundsätze für die englische Kriegsmarine. - I. R. M. April. Die italienischen Seeleute in Portugal. ― I. R. M. April, Mai. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 1. 9

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Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren in den

Die neuen Angriffs- Torpedos. - E. B. A. 983. Neue Kriegsschiffstypen. - E. B. A. 988. Kriegsschiffe ohne Mast. - E. A. H. 39. Über die heutige Bedeutung von Schiffs -Convois . - E. A. H. 41. Die Notwendigkeit des Stahls für die Flotte. A. A. N. 1231. Die neue amerikanische Marine. - A. A. N. 1233. Torpedo und Panzer. ――― Sp. M. 1. VI, VII. Die Schiffe der neuen Marine. - Br. R. M. Okt. - Dez., Jan., Febr.

XIII.

Verschiedenes.

* Das Zusammenwirken der Armee und Marine.

Eine Studie illustriert

durch den Kampf um den Mississippi 1861-63 von J. Scheibert , Major z. D. 64 S. - Rathenow, Mit zahlreichen Karten und Plänen. - 80 M. Babenzien. * Ergänzung zur Rang- und Quartier- Liste der Königlich preufsischen Armee für 1887. Enthaltend die laut A. C.-O. vom 11. und 22. März 1887 für den 1. April cr. anbefohlenen Neuformationen. ― 80 - 52 S. --Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 0,60 M. Das erste deutsche Parlament und die Wehrfragen. Unter Benutzung archivalischer Quellen von Emil Knorr , Oberstlieutenant z. D. ―――― 8º Berlin, G. Schenck. Das Volk in Waffen im Sinne der Demokratie. Ein Bild aus den März tagen. Unter Benutzung handschriftlicher Aufzeichnungen. 8⁰ - Berlin, G. Schenck. 3,50 M. * Die Dienstverhältnisse der Königlich preufsischen Militär - Ärzte im Frieden . Mit besonderer Berücksichtigung der Dienstverhältnisse der Ärzte des Beurlaubtenstandes, bearbeitet von Dr. Riedel , Stabsarzt. Zweite nach den neuesten Bestimmungen verbesserte Auflage. - gr. 80 259 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. --- 4,50 M. * Garnison - Karte der deutschen Armee mit Angabe der Armee-Corps- und Landwehr-Bezirks-Grenzen sowie mit Bezeichnung der Servis-Klassen für sämtliche Garnison - Orte. Nebst einer ausführlichen Liste aller Truppenteile Vierte, neu und Landwehr- Bataillone mit Angabe des Standquartiers. bearbeitete Auflage. Leipzig, Moritz Ruhl. --- 1 M. * Pola , seine Vergangenheit , Gegenwart und Zukunft. Eine Studie. Zweite, unveränderte Auflage. - Mit vier Tafeln, enthaltend Ansichten und Pläne. --- gr. 80 - Wien, C. Gerold's Sohn . * Regiment 1-139, Garde und Jäger. Kurze und übersichtliche Zusammen stellung der Offiziere und Sanitäts-Offiziere der Infanterie- Truppenteile richtig rangiert, wie die Verbände sich gestalten nach den Allerhöchst verfügten zahlreichen Veränderungen in den letzten Wochen. - kl. 8° 1 M. 76 S. - Liegnitz, O. Heinze. * Kondition der Dienst - Pferde. Wie werden die Dienstpferde in guter Kondition erhalten. -- Von Generallieutenant Frhr. v. Buddenbrock. 80 - 41 S. Hannover, Helwing . --- 1,20 M.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

131

* Über Kriegspoesie. Ein Beitrag zur Betrachtung des Krieges von der idealen Seite von Friedrich Teicher , k. b. Hauptmann und Inspektions-Offizier 80 - 122 S. München, Th. Ackermann, am k. Kadetten-Corps. 1,20 M. 8º Schreibt Deutsch ! Verdeutschungs-Wörterbuch für Unteroffiziere. 31 S. - Dresden, Pierson. - 0,50 M. Französischer Militär - Dolmetscher. Ein praktisches Hülfsbuch für den deutschen Soldaten von O. Cray. - 16° - 54 S. - Berlin, Berliner Verlags -Anstalt, --- 0,40 M.

Ernste und heitere Erinnerungen eines Ordonnanz - Offiziers im Feldzuge 1870/71 von Carl Tanera , Hauptmann . - 8° - 221 S. Nördlingen, C. H. Beck. * Nouveaux péchés par E ... T ... Deuxième édition . - 80 _ _ _ _ 340 p. Paris, Charles-Lavauzelle. * La première bataille par un officier Russe. - 8º G 23 p. wi Paris, Louis Westhausser. L'ennemie chez lui , par H. Barthélemy , auteur de „ Avant la bataille “ . 12º - 404 p. - Paris, Levy. - 5 fr. La situation militaire de la Belgique , dans le cas d'une guerre 8º --- 57 p. franco - allemande. Opinion d'un Français, par M ... Paris, Le Soudier. 2 fr. Von der Leipziger Kochkunst -Ausstellung. - M. W. 35. Der Kavallerist als Pionier. M. W. 36. Berenhorst. - N. M. B. März. Russlands Machtstellung im und am Schwarzen Meer. - N. M. B. April, Mai, Juni, Reiterliche Skizzen . - N. M. B. Mai, Juni. Die deutsche Sprachreinigung und die Militärsprache. - A. M. Z. 25. Die Vorbedingungen für den einjährig-freiwilligen Dienst. - A. M. Z. 30. Über die Errichtung von Vorschufs- und Sparkassen in jedem Regiment. A. M. Z. 32. Wie man ein Pferd dressieren soll. - A. M. Z. 33. Über Nutzen und Schaden der Torfstreu. - A. M. Z. 36. Mein Pferde-Dressur-System . A. M. Z. 42. Über die französischen Offiziere der Reserve und Territorial - Armee. - - D. H. Z. 24. Die Anfänge unserer heutigen Manneszucht. ――― D. H. Z. 27. Über militärische Vorbildung. D. H. Z. 29, 30. Das moralische Element und seine Wirkung auf Führer und Truppe. ――― J. A. M.

April. Eine militär-litterarische Fehde . - J. A. M. April. Das gröfste Unglück Preufsens und Deutschlands im Jahre 1866 . Über die Möglichkeit einer Eroberung Indiens. - J. A. M. Juni. Über Offiziersmenagen . - 0. M. Z. 25.

J. A. M. Juni.

Vergangenheit und Gegenwart der milit. Gesetzgebung und Verwaltung. F. S. M. 162, 163. Die Büreaux des Kriegsministeriums unter der Schreckensherrschaft. - F. J. S. April. F. J. S. Mai. Neues Verfahren bei Fortnahme von Geschützen durch Kavallerie. Hieb und Stich. - F. R. C. Mai. F. C. M. 15. Die Remontenfrage .

9*

132

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfser. Aufsätze.

militärische Vorbildung. F. P. M. 672. F. A. M. 1152. erste algerische Eisenbahn. höheren Festungskommandanten . --- F. M. 876. französischen Generale. - F. M. 908, 913. Der Transport des Belagerungsmaterials bei ungünstigem Terrain. F. R. A. Apr. Peter der Grofse als militärischer Gesetzgeber. - R. W. S. Mai. Die heutigen Soldaten. - 1. R. II. Über den Munitionsverbrauch im Kriege. -- 1. M. 36. Die Kriegscorrespondenten. -- I. E. 50. Die militärische Verwendung der Elektrizität. - I. A. G. Febr. Die Die Die Die

Die Indo -Afghanische Linie mit Bezug auf die mittelasiatische Centralbahn. E. B. A. 976. Der Kampfplatz zwischen England und Russland. - E. B. A. 980. Die afghanische Eisenbahn. - E. B. A. 982. Die Invasion Englands. - E. B. A. 989. Die deutsch-russische und die österreichisch-russische Grenze. Sp. R. C. IV, 5 Die spanisch-französische Grenze. - Sp. R. C. IV, 6—10. Die Schweizer-Grenze. - Sp. R. C. IV, 9, 11. Sp. M. I. VI, VII, VIII. Die spanisch-französische Grenze. Militär-politische Angaben über verschiedene Staaten Europas. - P. R. S. Febr., März.

Berichtigung . Auf S. 2 Z. 2 mufs es heifsen : Feinheit st. Freiheit.

Druck von A Haack in Berlin NW , Dorotheenstr 55,

X.

Friedrich

des

Grofsen Beziehungen

zu Seinen

Generalen. Eine Studie von

A. v. Crousaz , Major zur Disposition.

(Fortsetzung.) III . Friedrichs Beziehungen zu den Grofsfeldherren. Unter diese Bezeichnung kommen hier nur diejenigen , welche nicht blos Armeen geführt , sondern auch selbstständig operiert haben, nicht nur seltene Originalmenschen, sondern auch Mitwirker bei den gröfsten Begebnissen und Veränderungen ihrer Zeit gewesen sind, also : Fürst Leopold, Prinz Heinrich und Herzog Ferdinand. Fürst Leopold I. von Anhalt Dessau war

ein Original

mensch ersten Ranges, und kann zwar kein im allgemeinen Sinne grofser, mufs aber doch ein als Soldat ganz aufserordentlicher Mann genannt werden . Seine Originalität hat ihn populär und seine mit Einsicht verbundene Thatkraft unsterblich gemacht ; steht er kriegs geschichtlich auf ragendem Gipfel, so feierten ihn , der, als Feldherr, ein Mittelglied zwischen dem grofsen Kurfürsten und grofsen Könige bildete,

auch Überlieferung und Poesie.

mächtnis des siebenzehnten

Jahrhunderts,

Er

war noch ein Ver

und diente, selbst ein

deutscher Fürst , nach Friedrichs Thronbesteigung, schon dem dritten Könige von Preussen . Der grofse Kurfürst war seiner Mutter schwester Gatte, König Friedrich I. also Leopolds Vetter und Friedrich Wilhelm I. sein Neffe ; dem Könige Friedrich II. stand er als Grofs oheim gegenüber. Schon im spanischen Erbfolgekriege, von Höchstädt und Turin her berühmt, siegte Leopold auch 1715 vor Stralsund Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 2. 10

134

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

und auf Rügen und that demnächst in der Friedenszeit bis 1740, zu jener bewunderungswürdigen Heeresorganisation Friedrich Wil helms I., welche dem Heldenalter Friedrichs seinen Untergrund schuf, das Meiste. Eugens Kriegsruhm ist von ihm geteilt und unter stützt, Carl XII . , dieser gröfste Kraftmensch seiner Zeit, von Leopold dennoch bezwungen worden ; kein gegnerischer Feldherr konnte sich eines wirklichen Sieges über Leopold rühmen. Er war eisenköpfig und doch milde,

sparsam und doch freigebig ,

ein Verächter des

Wissens und doch geistvoll, auf Kriegswegen tollkühn und dennoch vorsichtig ; und dieser ehrwürdige und trotz seiner 64 Lebensjahre immer noch herkulische Vertreter der alten preufsischen Kriegsschule trat nun um 1740 einem jungen Kriegsherrn gegenüber, dessen keimende Gröfse er nicht mehr verstehen und der Seinerseits auch ihn nur teilweise und bei gewissen Glanzpunkten würdigen konnte.. Als Friedrich Wilhelm I. und mit ihm der preussische Spartanismus zu Grabe getragen war, stand auch des Dessauers Laufbahn schon nahe an ihrer Vollendung.

Er war noch immer stark und feurig

und seinem Lebensabende sollte die Kriegsfackel nochmals entzündet, sein Haupt sollte nochmals bekränzt werden, seiner eigentlichen Thatenzeit.

Die

aber schon jenseits

neue Zeit und Welt,

welche

jetzt herantraten , konnten ihm nicht mehr entsprechend sein und sein alter Kriegsstern wurde durch denjenigen Friedrichs abgelöst . Wohl war es für Diesen , als Er Seinen Thron bestieg , recht unbe quem, auf den Stufen des letzteren einen alten Feldherrn zu sehen , der so bekränzt und anspruchsvoll war wie Leopold ; fiel es gewifs noch schwerer,

aber diesem

sich unter einen jungen König, an

dessen Wiege er als schon vollendeter Feldherr

gestanden hatte,

beugen zu müssen .

Schon der beträchtliche Altersunterschied dieser beiden Helden wirkte ihrem Einverständnisse entgegen ; aber die Natur hatte sie auch mit sehr ungleichen Begriffen und Neigungen ausgestattet.

Leopold wurde durch diese äufserste und herbe Praxis,

welche Friedrichs Jugend verbittert hatte, bestimmt ; der König aber strebte human und wissenschaftlich und war auch dem Poltertone, so wie der Rücksichtslosigkeit und Anmafsung Leopolds abgeneigt. Auf dem Gebiete des Krieges und Heerwesens begegneten sie sich allerdings, aber doch bei steter Verschiedenheit ihrer Methoden und Grundsätze, die sich wie Alt und Neu zu einander verhielten.

Dem

Könige war in Seiner Jugend schon durch Seines Vaters Urteil und den offenkundigen Ruhm eine hohe Schätzung Leopolds, dem Er auch für sein Fürwort im Jahre 1730 Dank schuldete, eingeimpft, und das mahnte zur Duldung und Rücksicht ; aber die Kriegsverwickelung

135

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. mit Österreich schuf ein Gegengewicht.

Leopold war dem Kaiser

hause verpflichtet und konnte sich in die Idee eines preussischen Kampfes gegen dasselbe nicht hineinfinden ; Friedrich aber fühlte in Sich den Beruf, das Testament des grofsen Kurfürsten zu vollziehen und Seinem Vaterlande eine glänzende Zukunft zu erobern .

Dieses

Auseinandergehen der Begriffe gab wohl beim Ausbruch des ersten schlesischen Krieges den hauptsächlichsten Grund zu einer augen blicklichen Beiseitestellung Grund wirkte dabei mit.

Leopolds,

aber auch

ein persönlicher

Friedrichs Genie wollte auf eigenen Füſsen

stehen ; Er wünschte als König keinen Lehrmeister und als Feldherr keinen Ruhmesgenossen - darum blieb Leopold, von dem sich doch keine freudige Teilnahme für vorerst zu Hause.

diesen

Krieg

erwarten liefs,

Also der König ging ohne Leopold in den Krieg und mifs billigte ihn , wie Er von ihm gemifsbilligt wurde. Aber dieser Standpunkt Beider veränderte sich . Der König griff im Kriegs verlaufe auf Leopold zurück und mufste ihm , nach manchen Mifs billigungen im Einzelnen , doch schliesslich für seinen Kesselsdorfer Sieg das glänzendste Lob spenden .

Der Dessauer seinerseits hielt

den König vorerst für unbesonnen, prophezeite Unglück und fühlte sich von Ihm gekränkt. Die Schlacht von Mollwitz machte ihm in Betreff Friedrichs noch keinen günstigen Eindruck, erst diejenige von Czaslau öffnete seine Augen.

Friedrichs Rückzug aus Böhmen

1744 setzte Leopold wieder in grofse Thätigkeit und gab ihm die Befriedigung seines Ehrgeizes zurück ; bei Kesselsdorf fühlte er sich nochmals auf der Höhe seiner selbst. Erst unter diesem Einflusse vermochte er die Thatsachen der beiden ersten schlesischen Kriege ganz unparteiisch zu beurteilen , und da ging ihm wohl eine über alles Frühere hinausgreifende Erkenntnis auf.

Dieser junge König,

der die Flöte bläst und den Horaz liest , zeigte Sich doch als Feldherr und überwand den Doppelaar , ―― wie erstaunlich ! - Ganz Europa war hierüber verblüfft, und Leopold würde es noch vielmehr als in Wirklichkeit gewesen sein, wenn er nicht die Eroberung Schlesiens zum Teil sich selbst zugeschrieben hätte.

Das geschah allerdings

nicht ganz ohne Berechtigung, aber den in dem Genie Friedrichs beruhenden gröfseren Schlüssel des Wunders konnte Leopold, bis zu seinem 1747 stattgehabten Tode, nicht finden . Der König äusserte Sich über diesen Grofsfeldherrn in Seinen Werken, oft und mannigfach, allgemein und militärisch, mit grofser Anerkennung und herbem Tadel.

In Seinen » Nachrichten zum

Behuf der brandenburgischen Geschichte

heifst es, da wo

10*

136

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

von dem Kriegsunternehmen Friedrich Wilhelms I. gegen Carl XII. die Rede ist: >> Die Seele aller Kriegsoperationen war unter diesen beiden Königen *) der Fürst von Anhalt , ein Mann von heftigem , festem Charakter , lebhaft aber vorsichtig in allen seinen Unternehmungen .

Er verband Heldenmut

mit den Erfahrungen aus den herrlichen Feldzügen des Prinzen Eugen . grenzenlos.

Seine Sitten waren rauh , sein Ehrgeiz

Er verstand die Belagerungskunst , war ein

glücklicher Krieger , ein schlimmer Bürger , und zu allen Unternehmungen eines Marius und Sulla wäre er fähig gewesen , wenn ihn das Glück bei seiner Ehrsucht ebenso begünstigt hätte , wie jene Römer. Der glückliche Erfolg jener Unternehmung machte die Langsamkeit vergessen , welche der Fürst von Anhalt, beim Anfange seines Feldzugs mit Vorsatz angenommen hatte ;

der

grofse

Tag

von

Kesselsdorf

hatte

einen

schönen Schleier über diesen Fehler geworfen. « Meine Glückwünsche

zu

dem herrlichen Erfolge ,

welchen Sie gehabt haben . > Leistungsfähigkeit

setzen .

meiner Ansicht nach

auch richtiger bezeichnende Wort Nun , wo ich » Condition « sage,

glaubt mich freilich Jeder zu verstehen . Aber, wenn ich frage, was ist » Condition « , so erhalte ich entweder die Antwort : >> Nun , das ist der von der Rennbahn übernommene Begriff für den Zustand , in welchem das Tier zum Rennen am geschicktesten ist « , oder, wenn man sich darauf einläfst, diesen Zustand näher zu kennzeichnen, so entstehen sicherlich Abweichungen und Streitfragen nach allen Richtungen. Dafs wir für unsere Dienstpferde den Zustand , welchen man bei Rennpferden als » Condition « bezeichnet , nicht für wünschens wert halten können , geht schon daraus hervor , dafs derselbe nur eine bestimmte verhältnismässig gröfste Leistungsfähigkeit des in Betracht kommenden Tieres dem Raume und der Zeit nach be zeichnet,

eine Leistungsfähigkeit, die nur kurze Zeit auf ihrer

Höhe stehen bleibt , zugleich

um dann

wieder zu

vorzugsweise und vorübergehend

sinken , einzelnen

und welche inneren

und

äufseren Körperteilen auf Kosten anderer zukommt beziehungsweise angeübt wird.

Die Beziehungen der Ernährung und Gesundheitspflege u. s. w.

169

Von den innern Organen sind es Herz und Lunge , von den äufsern die Muskeln , welche die Vorbereitung zu Rennen vorzugs weise zu heben sucht. Es geschieht aber die Hebung der erstern in bewusster Weise auf Kosten der Verdauungswerkzeuge und der Haut, die der letztern auf Kosten von Nerven und Knochen. Das zeigt aber sofort, wohin wir kommen würden, wollten wir bei Dienstpferden einen ähnlichen Weg einschlagen .

An Stelle des

jeder Zeit und lange Jahre hindurch zum Dienste für König und Vaterland Tag und Nacht bereiten Kriegspferdes würden wir

ein

nur vorübergehend zu äussersten Schnelligkeits- oder Sprungleistungen befähigtes Wesen setzen, welches den Hauptanforderungen im Kriege : >Ausdauer in thätiger

Leistung

sowohl ,

wie

im

Ertragen

von

Anstrengungen, Mühseligkeiten und Witterungseinflüssen jeder Art < sehr wenig entspräche . Daraus ergiebt sich, dafs eine widerstandsfähige Gesundheit die Grundlage

der

durch

› Leistungsfähigkeit

Erziehung

und

Übung

herbeizuführenden

der Dienstpferde bilden muſs , und dafs Alles ,

was auf jene Bezug hat , namentlich die Ernährung und Gesund heitspflege

bei

allen

zur

Herbeiführung

der » Leistungsfähigkeit «

(Condition) angestellten Übungen in erster Reihe im Auge behalten werden mufs. Inwiefern diese Rücksichten im Einzelnen mafsgebend bleiben müssen , sowohl für die Dauer , wie für die Steigerung der Übungen , was dabei besonders zu berücksichtigen ist und wogegen am meisten gefehlt wird, soll im Folgenden einer gedrängten Betrachtung unter zogen werden .

1.

Die Ernährung.

Bezüglich der Ernährung wird als idealer *) Grundsatz hinzu stellen sein , dieselbe so zu gestalten , dafs das Tier zur höchsten Leistungsfähigkeit allmählich herangebildet werden kann , ohne dafs einerseits ein vorzeitiger Verbrauch des Organismus stattfindet oder andererseits derselbe durch überschüssige, ihn zu übermäfsiger Aus scheidung anregende oder sich in Form von Fett ablagernde , Nahrung belästigt wird. Zusammensetzung des Futters.

Theoretisch würden daher

diejenigen Nährmittel für das Militärpferd der

>> Condition
> Das Resultat war vortrefflich und zeigten sich durchaus keine Nachteile. >Condition > Bären tatze , also das Gegenteil dessen , was man erreichen wollte. Ebenso sehr mufs vor dem einseitigen Niederschneiden der äufseren Trachten und Fersen, um die Stellung der sog . Zehentreter, oder der inneren, um die sog. französische Stellung zu verbessern, eindringlich gewarnt werden . nicht,

sondern

schädigt

Man erreicht den angestrebten Zweck

nur die

Seitenbänder,

Fessel-

und Huf

gelenke. Zuzugeben ist, dafs es seine Schwierigkeiten hat, die dem Pferde natürliche schon

Hufstellung mit Sicherheit festzustellen,

durch längeren

unzweckmässigen

Beschlag

falls dieselbe verändert

ist .

Genaue Beobachtung des Tieres beim Gehen ohne Eisen führt am schnellsten zum Ziel.

Tritt das Tier mit der Zehe auf, senkt es in

dem Augenblick, wo die Last über den tragenden Fufs hinweggeht , den Fessel nur zögernd und mit Vorsicht, richtet ihn nachher wieder steil auf,

während beim Abschieben der Huf scharf nach

dem Köthengelenk hinklappt, so kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dafs die Trachten und Fersen zu stark niedergeschnitten, die Zehe zu lang gehalten ist . Tritt umgekehrt das Tier beim Abschieben zu stark durch, während sich die vordern vom Köthen zum Fesselkronengelenk gehenden Muskeln stark anspannen und hervortreten , so ist der Huf sicherlich in den Trachten und Fersen zu hoch gehalten . Ob die Seitenwände und Trachten

unter sich richtig ge

schnitten sind, kann auch nur bei annähernd normalen Hufen , bei welchen ihre Höhe gleich sein mufs, nach dem Mafse beurteilt werden. Denn, während Zehentreter in der That die innere Seite der Hufe mehr ablaufen, ist bei französischer Stellung (auswärts gestellter Zehe) das umgekehrte der Fall, und beides mufs berück sichtigt werden. Aufserordentlich erleichtert aber würden alle Beurteilungen der natürlichen Hufstellung der Pferde und dadurch auch ein fehlerfreier Beschlag,

wenn

Winterbeschlägen

man sich entschlösse, soweit nicht Übungen mit oder örtliche Verhältnisse Ausnahmen bedingen,

alle Militärdienstpferde in der Winterzeit (Oktober bis Ende Februar) grundsätzlich barfufs gehen zu lassen. Dafs man in den meisten Truppenteilen

diesem Ziele nahe zu kommen sucht,

ist

bekannt.

Aber man ist dabei lange nicht folgerichtig und ausdauernd genug. Huffehler irgend welcher Art (mit alleiniger Ausnahme des Voll hufs, der doch die Dienstbrauchbarkeit ausschliefst , also bei Militär pferden nicht vorkommen darf) benötigen keinen Beschlag, sondern

Die Beziehungen der Ernährung und Gesundheitspflege

188

verbessern sich alle und stetig durch Barfufsgehen . Vorbedingung ist, dafs man in der Sommerzeit den Strahl nicht beschneiden und die Sohlen nicht künstlich dünn schneiden , sondern umgekehrt gegen den Herbst hin immer weniger auswirken läfst, und ferner, dafs man keine falsche Hufpflege mit Salben und Schmieren treibt. Letztere halten

auf alle Fälle

den

Huf im Wachstum auf,

indem sie ihn an der zu seinem Gedeihen nötigen Aufnahme von Wasser und Luft hindern, selbst wenn sie nur aufserlich die Ober fläche verkleistern.

Von denjenigen Stoffen aber, die in den Huf

eindringen, steht fest, dass sie ihn ganz besonders austrocknen und dadurch auch den Stoffwechsel in ihm schädigen . Die natürlichste , einfachste und wirksamste Hufpflege ist das tägliche Waschen der Hufe und Schienbeine mit kaltem Wasser, was nur bei herrschendem Frost unterbleiben darf, sonst aber täglich beim Putzen nach dem Dienst erfolgen müsste. Stehen die Pferde auf guter Streu , so ist ein Trockenreiben der Beine nach dem Waschen nur bei kühlerer Witterung erforderlich . Sonst genügt ein mäfsiges Abreiben und Kneten der Schienbeine und Fessel mit den Händen, bis sie sich wieder gut warm anfühlen. Das Kneten wird von oben nach unten , indem der Mann, mit beiden Händen die Schienbeine fest umfassend , scharf an ihnen bis auf den Huf herunterstreicht, ausgeführt. Denn es handelt sich nur um Beförderung des arteriellen Blut zuflusses . Diese einfache

Huf- und

Beinpflege

monatlichem Barfufsgehen im Jahre bildet

im das

Verein

mit mehr

beste Mittel , alle

Sehnen- und Gelenkfehler hintanzuhalten und eine strenge Durch führung während 2-3 Jahren genügt, um jedes Pferd der Truppe zu stetem liche

Barfufsgehen

während

Durchschnittsleistung

von

der

Winterzeit,

1-2 Stunden

die

obige täg

unterm

Reiter

vorausgesetzt, zu befähigen, selbst wenn, wie das ebenfalls grund sätzlich geschehen

sollte,

möglichst viel im Freien geritten wird .

Nur dieses Barfufsgehen gestattet unter anderem, die Pferde auch im Schnee zu reiten, eine Übung, die nicht nur zur Beförderung einer freien und hohen Beinbewegung , sondern vor Allem auch wieder für Hufe, Fesseln und Schienbeine durch kräftigste Anregung des Blutumlaufs und des Stoffwechsels äufserst wohlthätig ist.

ist ,

Immer halte man fest, dafs Barfufsgehen das beste Mittel das Wachstum und die Gesundheit der Hufe , wie nicht

minder die Frische und Kraft der Beine zu erhalten,

dafs selbst

der beste Beschlag aber um so schädlicher wirkt, je mehr das Pferd steht , je weniger es geht.

189

zu der sogenannten Condition unserer Dienstpferde. Wie viele Fuhrmannspferde sehen

wir Jahre lang den un

zweckmäfsigsten Beschlag ertragen, ohne dienstunfähig zu werden , nur, weil sie vom frühen Morgen bis späten Abend thätig sind . Und wie viele Luxuspferde werden lahm und abständig trotz sorg fältiger Überwachung des Beschlages , weil sie zu fortwährendem Stallstehen verurteilt sind und mit trockenen Wicklungen , Einreibungen in die Beine und Hufschmieren zu Grunde gerichtet werden . Diese drei letztgenannten Dinge aber erzeugen jene Beine, die nach jeder

Anstrengung anschwellen

und

stets

einer

besondern

Behandlung bedürfen, zur Zeit der Not versagen und mit dem, was hier unter > Condition « des Militärpferdes zu verstehen ist, sich im unversöhnlichsten Gegensatze befinden . Das ist gar nicht anders möglich, wo die Beine voll Fremdstoffe sitzen,

die durch jede ungewöhnliche Anstrengung , jeden durch wateten Flufs oder Bach, jedes andauernde Schnee- oder Regenwetter wieder aufgerüttelt werden aus den kranken Gliedern, denen man sie unter dem Vorwande, diese gesund zu machen , einverleibt hat. Für Militärdienstpferde, die als in » Condition > Con dition < zu sein braucht, dann aber sich wieder als halber Invalide Monate lang kann päppeln, wickeln und schmieren lassen, so mufs das Militärdienstpferd Sommer und Winter, Tag und Nacht in >Condition > Es lässt sich sehr wohl ein Festungssystem , eine Landes befestigung denken , welche der Feldarmee bei ihrem ersten Auftreten wenige oder gar keine Streitmittel eigenen Feldarmee allen

entzieht und gleichwohl der

erforderlichen

Rückhalt gewährt ,

wenn

vorübergehend von der Erreichung des Hauptzwecks : Vernichtung der feindlichen Feldarmee - abgesehen und behufs Wiedererlangung der dazu erforderlichen Kräfte ein Zurückgehen der eigenen Heere erforderlich wird. Namentlich in einem Lande, wie Deutschland , welchem aufserhalb des

Rahmens der eigentlichen

Feldarmee so

zahlreiche und gutgeschulte Streitmittel zu Gebote stehen , ist ein solches Festungssystem wohl denkbar . Es würde dazu nur gehören , dafs in dieser Armee durch alle Schichten des Offizier- Corps , namentlich aber in allen Kommando stellen ein wirkliches Verständnis dessen , was eine Festung leisten kann und was nicht, und der Mittel vorhanden ist, mit denen eine Festung ihre gröfsten Wirkungen zu erreichen vermag. Die Leistung der Festung Metz lässt sich in folgenden Worten zusammenfassen : Die vorgeschobenen Forts vermochten einer Armee von 150,000 Mann Schutz gegen eine überlegene (War nicht der Fall ! Der Verf.) feindliche Armee zu gewähren ; seine war jedoch von nun an innerhalb der Festungswerke gebannt (Darin lag eben der Haken !

Der Verf. ),

ihre fernere Leistung für das Land be

schränkte sich darauf, zehn Wochen lang der deutschen Feldarmee

Neuere Schriften über Landesverteidigung u . Befestigungswesen. eine

Streitmacht

zu

entziehen ,

welche

an

geschlossenen Armee und Festungs-Besatzung (Also ihr nicht überlegen war !

Kopfzahl

195

der

ein

nahezu gleich kam . Daraus lässt sich für die Landesbefestigung einer Grofsmacht folgende Lehre ziehen : > In zweiter Linie müssen hinter den gefährdeten Landgrenzen gröfsere Plätze vorhanden sein, welche geeignet sind, geschlagenen und zurückweichenden Armeen Halt und Stütze zu bieten , und sie Wie die Be im schlimmsten Falle in sich aufzunehmen ! festigungen zweiter Linie beschaffen sein müssen , wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen , wird später entwickelt werden ; hier soll nur erwähnt werden , dafs auch kleinere Plätze , ohne vorgeschobene hier zweckmäfsige Verwendung finden , um den eigenen zurückgehenden Armeen Flufsübergänge offen zu halten , welche sie dem verfolgenden Feinde verschliefsen . Freilich schliefsen solche kleine Plätze das Wiedervorbrechen Angesichts des Feindes an dieser Stelle aus. Wo ein solches beabsichtigt wird , bedarf es

Forts ,

überall weit vorgreifender Forts. < Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 2.

14

Neuere Schriften über Landesverteidigung u. Befestigungswesen.

198

Also Frankreich hätte 1870/71 noch mehr grofse Plätze haben, noch mehr Truppen zu deren Verteidigung verwenden sollen ?! Und die zertrümmerte Armee Bourbaki's in Besançon oder Dijon von dem

zur damaligen

Zeit

ungeheuer grofsen

Deutschen fest und hoffnungslos

Kraftüberschufs

eingeschlossen ,

der

hätte günstigere

Wahrlich, da braucht man

Friedensbedingungen schaffen können ?

kein grofser Stratege zu sein , um mit Kopfschütteln zu fragen : dem Verfasser noch nicht genug gelehrt ? Er hätte Hat > Metz übrigens sollen ,

einem

schneidigen

Soldaten

nur

die

Frage

vorlegen

was für eine geschlagene Armee härter und eine schmerz

lichere Katastrophe ist, auf neutralem Gebiete entwaffnet zu werden oder, in einer Festung eingeschlossen, sich dem verhafsten Gegner auf Gnade und Ungnade zu ergeben ?! Wenn Heyde

an

anderer

Stelle

sagt :

»Die

selbstständige

Führung einer grofsen Armee darf niemals einem General anvertraut werden, der sich nicht eingehend mit dem Begriffe Festung vertraut gemacht und eine klare Vorstellung davon gewonnen hat, was eine Festung leisten kann und was nicht . so hat er unsere volle Zustimmung, und möchten wir nur hinzufügen : Man verpflichte jeden Führer, dafs er jede Cooperation mit Festungen vermeide und in dieselbe in der höchsten Not nur solche Armeeteile werfe , welche als gänzlich zerrüttet und kampfunfähig zu betrachten sind. Heyde

schliefst

sein Werk mit

folgenden Worten ,

die

wir

ebenfalls unbedingt unterschreiben : und mit ihm wohl jeder preufsische »Verfasser dieser Zeilen ―――― dafs nicht nur unsere Überzeugung, ist der Ingenieur - Offizier neuen Festungs- Konstruktionen , sondern auch die älteren Bauten der Neu-Preufsischen Schule bei energischer und sachverständiger Leitung der Verteidigung noch auf lange Zeit den Fortschritten der Waffentechnik gewachsen bleiben werden. Aber Voraussetzung dabei ist freilich , dafs bei den mit vorgeschobenen Forts versehenen Festungen der Geschützkampf nicht von den Forts geführt wird und alles geschieht, was auf dem Felde des Nahangriffs zu einer guten Rüstung der Zwischenlinien für Feuerwirkung und Abwehr erforderlich ist. « Auch wir sind der festen Überzeugung, dafs unsere Festungen , und wenn sie wirklich unzulänglich verwahrt wären , durch einen thatkräftigen Kommandanten überaus ruhmvoll verteidigt werden können . Aber, fragen wir: 1. Wer wird die heutigen Festungen angreifen ? 2. Was ist für den strategischen Verlauf der

Vaterlands

Neuere Schriften über Landesverteidigung u. Befestigungswesen. verteidigung aufser

an an

moralischem Gewinne

199

durch

die

glänzendste Verteidigung gewonnen ? Dagegen rauben die Festungen der Landesverteidigung einen Teil der Feldarmee, die sich in denselben wie in der Gefangenschaft befindet, selbst wenn die Festung nur lose beobachtet wird ;

solche

Armeeteile liegen als todte Massen in Mitten des feindlichen Heeres. Dagegen fesseln die Festungen die freie Thätigkeit der Feldarmeen, berauben dieselben ihrer vollen Operationsfreiheit. Ungefähr in demselben Fahrwasser wie das Heyde'sche Werk bewegen sich die Arbeiten in den v. Löbell'schen Jahresberichten, die über die taktischen Gesichtspunkte nicht hinauskommen, denn damit,

dafs

die Festungen als »feste Punkte « betrachtet werden ,

ist die Frage ihres strategischen Wertes doch kaum gestreift. Ich würde schon öfters Geäufsertes hier wiederholen müssen , wenn ich die

positive Seite der Frage,

deren negative eben

des Breiteren

erörtert worden ist, klar legen wollte, und glaube in dieser Beziehung auf meine Nachträge zu den Streiflichtern hinweisen zu dürfen . Wenn der Berichterstatter

der Jahresberichte über » Befestigungs

wesenProgrès militaire< , > Spectateur « , namentlich aber im >Journal des sciences militaires « , entsprechend geäufsert haben.

Die Stimmen der Franzosen sind höchst eigenartig, weisen auf die mifslichen Rollen,

sie ver

welche Festungen fast stets im

Verein mit den Feldarmeen gespielt haben, dabei dem sehr richtigen , aber so oft mifsverstandenen Gedanken folgend , dafs befestigte Anlagen nur so lange einen Wert haben , als der Verteidiger Freiheit der Bewegung hat , d . h . als er eine Öffnung hat , aus der er herauszuschlüpfen vermag. 14*

Neuere Schriften über Landesverteidigung u. Befestigungswesen .

200

Lehrreich ist der amerikanische Sezessionskrieg, letzten zwei Jahren (1864–65) fast Hand ausgefochten wurde. wertig geworden ,

der in den

nur mit dem Spaten in der

General Lee,

suchte seine Kräfte

numerisch völlig

unter

durch Verschanzungen zu

heben, jedoch bei Wilderness, bei Spotsylvania C. H. , am North -Ann, bei Cool Harbour wich er stets dann aus , sobald Grants Be mühungen, ihn abzuschneiden, nahe daran waren, vom Erfolg gekrönt zu werden ; und selbst die starken Linien von Petersburg-Richmond verliefs er sofort, als der Gürtel in den westlichen Wäldern zuge schnürt werden sollte. Ebenso handelten Joe. Johnston und Hood gegen Sherman, Hardec bei Savannah und Beauregard in Charleston (1864) .

Nur Pemberton liefs sich trotz der Abmahnungen Joe. John Die Folge war die Kapitulation

stons in Vicksburg einschliefsen . der Armee ! Die Franzosen

sagen

richtig :

Der grofse König

verschanzte

sich bei Bunzelwitz , weil er abgeschnitten war , nicht um sich abschneiden zu lassen. Es war ein letzter Anker in der Not. Kray liefs sich in Ulm nicht

abschneiden und konnte seine

Armee daher auf anderen Feldern neu verwerten, dagegen liefs Mack sich in derselben Falle fangen und musste dafür kapitulieren. Massena stritt tapfer in Genua , um den Fehler wieder gut zu machen, dafs er sich einschliefsen liefs, aber er mufste kapitulieren. Mainz erlitt trotz ruhmvollster Verteidigung dasselbe Schicksal , weshalb Gouvion St. Cyr den Entschlufs der Franzosen , sich dort einschliefsen zu lassen, bitter tadelte . Von Dresden zog Napoleon wurde.

ab,

ehe

er dort abgeschnitten

In Metz mufste Bazaine kapitulieren !

Ebenso kapitulierte

die Armee, die sich an Sedan anklammerte ;

die grofse Armee von

Paris wurde gefangen ; die heldenmütige Verteidigung Plewnas mufste mit der Übergabe endigen . Eine andere Stimme wendet sich gegen die Meinung Totlebens , dafs die Russen beim Beginne des Feldzuges sich erst den Festungen an der Donau, Rustschucks in erster Linie, hätten bemächtigen müssen , um auf dieser sicheren Grundlage den Krieg weiter zu führen. Wenn schon die Belagerung Plewnas so viel unnützes Blut gekostet hat ―――――――― denn nachdem sich Osman durch die Wegnahme von Lowtscha hatte einschliefsen lassen, hatte er sich selbst gefangen gesetzt und brauchte nur am Hinausgehen verhindert werden wie viel mehr Zeit, Arbeit und Blut hätte die Einnahme des einen Rustschuck gekostet, welches mit dem ganzen bulgarischen Viereck

Neuere Schriften über Landesverteidigung u. Befestigungswesen.

201

thatenlos seitwärts des grofsen Kampfgebietes lag und dessen Besitz daher fast wertlos war . Der türkisch-russische Krieg hätte dann erst mit dem Zeitpunkt beginnen können , in welchem bereits zum Frieden von Stephano geschritten wurde .

Der Angreifer mufs die

Fehler der Verteidigung, welche Armeen in die Fesseln der Festungen schlägt ,

nicht dadurch aufheben wollen ,

dafs

er sich den

Kopf

an den Gittern der Käfige einrennt. Die Franzosen kommen zu dem Schlusse, dafs befestigte Lager zu allen Zeiten der Ruin der Armeen geworden seien, welche im Schutz derselben sich haben vereinzeln lassen ; ja, sie seien es, die durch vier Kapitulationen den Fall Frankreichs 1870/71 geführt hätten .

herbei

Es sei noch hinzugefügt : Die Festungen haben einen grofsen Teil ihres Wertes eingebüfst, da sie nicht mehr Depotplätze, nicht mehr Ausfallsthore für die Offensive sind, nicht mehr als feste Punkte Wichtigkeit haben,

da der Kampf um den Besitz geographischer

Punkte dem Ringen um die Kampfentscheidung in schlacht Platz gemacht hat und der Regulator > Zeit

offener Feld

Raum < seinen Wert an den

hat abtreten müssen.

Schon an anderer Stelle wurde

darzulegen versucht ,

dafs die

Deckungen von den Forts heruntergleiten und an ihrer Stelle die Beweglichkeit,

auch des schweren Materials,

und der Munitionsversorgung werden

eintreten

Erfindung des Pulvers einst hervorrief,

die der Verpflegung müssen .

Was die

wird in erneuerter Stärke

die Erfindung der Brisanzstoffe erzwingen, und Dampf oder Electricität werden in die Lücken eintreten ; allerdings, und gewifs im langsamsten >Tempo , bis sich der menschliche Geist an neue Formen gewöhnt, das natürliche Trägheitsvermögen der Anschauungen sich an die noch gehaltene Vollverwertung der neuen Kriegführung für >Thorheit anbequemt haben wird .

XV.

Die

Befestigungen

Frankreichs .

(Nachträge und Berichtigungen zu dem im April- und Mai-Hefte 1886 veröffentlichten Aufsatze.) Von

L. Obermair , Königl. bayer. Hauptmann.

Die Durchsicht der neu erschienenen Grenzblätter der » Carte de la France, 1 : 100,000 < ,

dressée

par ordre

du

Ministre

de

l'Intérieur

en

welche bekanntlich die Befestigungen im Grundriss

eingezeichnet enthält und welche wegen ihrer Reichhaltigkeit , Über sichtlichkeit und geschmackvollen Ausführung die besondere Auf merksamkeit des deutschen Offizier-Corps verdient, hat mir gezeigt, dafs meine im vorigen Jahre in den Jahrbüchern und als Separat Abdruck einige

erschienene

Lücken

Darstellung

der

und Unrichtigkeiten

Befestigungen Frankreichs

enthält ,

die

in der Unzu

verlässigkeit der benutzten , freilich nicht amtlichen Quellen ihren Grund haben , deren Richtigstellung in Text und Skizze aber nachstehenden Notizen ermöglichen sollen .

die

Wenn einzelne wenige

der von mir damals angeführten Befestigungen auf der Karte nicht eingezeichnet sind , so mag dies seinen Grund darin haben , dafs dieselben zur Zeit der Ausgabe der Kartenblätter ( 1885 und 1886) vielleicht noch nicht fertig waren. Alle im Nachstehenden nicht erwähnten Befestigungs - Anlagen sind nach

der genannten Karte

so vorhanden, wie es s . Z. in den Jahrbüchern angegeben wurde . 5 k nordwestlich des Forts Camp de Romains befindet sich auf dem linken Moselufer, 1 k westlich des Dorfes les Paroches und 2 k

südlich

des Moselüberganges

Marzey - Dompcevrin

Schanze, 100 m über dem Flufsspiegel . 1½ k südöstlich des Fort Gironville ist

die

eine

geschlossene

Batterie Jouy , nahe nördlich des gleichnamigen Dorfes . Toul. Die Schanze Dommartin ist 2 k südöstlich

der

Umwallung ; weitere 2 k ostsüdöstlich ist die Schanze de Chaudenay,

Die Befestigungen Frankreichs.

203

an dem Ostrande des gleichnamigen Waldes ; 1k östlich davon ist das Fort Villey- le- Sec, nahe südwestlich des gleichnamigen Dorfes, das im Norden und Südosten noch durch je eine Batterie gedeckt ist ; die Anschlufsbatterie des Fort Lucey liegt 1 k westlich des Forts, am Höhenrande ; bei Francheville und Gondreville sind keine Befestigungen eingezeichnet ; doch scheint wenigstens bei letzterem ein Werk im Bau zu sein , da Zeitungen berichteten, dafs im Jahre 1886 bedeutende Rutschungen dortselbst vorgekommen seien und ein grofser Teil des Mauerwerkes eingestürzt sei. Das Fort liegt 1100 m nördlich des Pagny - la - blanche. Ortes , die Batterie Urusse 300 m östlich des Forts , die Batterie Pagny 1 k südwestlich desselben. Pont St. Vincent.

Die

beiden Anschlufsbatterien sind je

400 m vom Fort entfernt. Epinal scheint in den letzten Jahren gegen den ursprünglichen Plan bedeutend verstärkt worden zu sein und gestaltet sich dem gemäss der Fortsgürtel folgendermafsen :

Fort Dogneville ; 400 bezw.

900 m östlich davon je eine Batterie ; 2 k östlich von Dogneville das grofse Fort Longchamps mit zwei Anschlufsbatterien ; 3 k südlich dieser Linie, halbwegs zur Stadt, ist ein Fort mit südlicher Anschlufs batterie an dem Ostrande des bois de la Voivre zur Bestreichung des Ogerthales aufwärts gegen Deyvillers ; 2 k südöstlich davon die Batterie des Adelphe ,

nahe dem Nordwestrande des Waldes von

Epinal, zwischen den Strafsen nach Girecourt und Chenimenil ; 1½ k südlich davon Fort Razimont ; ferner Fort de la Mouche ; Fort du Bambois ; Fort des Friches mit westlicher und östlicher Anschlufs batterie, je 200 m vom Fort entfernt ; Fort du Roulon ; 2 k nord westlich von diesem Fort Tieha mit südwestlicher ( 200 m) , südlicher (400 m) und südöstlicher (500 m) Anschlufsbatterie , am Westabfall der Mts. Faucilles ; Fort Girancourt 9 k westlich und Fort Sanchey 5k westlich der Stadt ; 2 k nordöstlich des letzteren Batterie les Forges, 700 m nördlich des gleichnamigen Dorfes und, wie die beiden vorgenannten Werke , auf dem südlichen Ufer des Kanales ; Fort Uxegney 42 k nordwestlich der Stadt, mit einer 700 m östlich davon am Südrande des bois du Souche liegenden Batterie ; endlich Fort de la Grande Haye, 4 k nordnordwestlich der Stadt. Giromagny. Die Batterie de la tête des Planches ist auf

der Karte nicht angegeben. Belfort. Die Stellung von Bosmont ist eingezeichnet mit zwei 300 m von einander entfernten Batterien im Innern des Waldes de la Brosse , drei unter sich je 400 m entfernten Batterien an dem

Die Befestigungen Frankreichs.

204

Südrande (800 m südlich der vorgenannten ) und eine an dem Ostrande (600 m östlich ) ; 2 k nordnordöstlich der Batterie Pérouse ist ein Fort, 300 m

nordwestlich

des Ortes Vezelois

des Dorfes Bessancourt ;

ist ein Fort

ist 400 m westlich

(keine Batterie) ;

des gleichnamigen

Dorfes :

700 m

südlich

Batterie Meroux die

Batterie bei

Bermont heifst Fort de la bois d'Oye ; 900 m südwestlich Dorans , und 1200 m westlich Bottans ist je eine Batterie, welche wohl nach den beiden Orten benannt sein werden ; die Batterien Chévremont, Sevenans und Piton sind nicht eingezeichnet. Die

Forts Justice

und Denfert

(Bellevue)

werden

bedeutend

durch Erdwerke verstärkt und besonders das letztere gegen Norden hin vergrössert . Auf den Anhöhen zwischen Essert und Bavillers werden starke Batterien zur Deckung der westlichen Ebene erbaut und desgleichen vier Batterien unweit des Bahnhofes von Belfort in der Ebene zwischen Danjoutin und den zwei Bahnlinien Mülhausen und Lyon zur unmittelbaren Deckung des genannten Dorfes und der Festung selbst nach Wegnahme der Forts. Das Fort du Lomont ist 3 k südwestlich Blamont und 4 k von der Grenze ; die Batterie annexe-est 500 m östlich des Forts ; das Fort Blamont ist auf der Karte nicht eingezeichnet, wohl aber in der Neuausgabe der Karte in 1 : 80,000. Reims.

1400 m südlich Fort Thierry ist die Batterie Chenay ;

das Hauptfort der Stellung von Brimont heifst Central ; 6½ k südöstlich von diesem ist die Schanze des Fresnes (8 k nordöstlich der Stadt) rechts an der alten Römerstrafse ;

5 k südlich davon

Fort Vitry - les - Reims

nach

zwischen

den

Strafsen

Rethel

und

Betheniville ; 1 k südlich der letzteren Strafse und des Ortes Berru sind die zwei Batterien Berru und weitere 600 m südlich die Batterie la Vigie ;

1200 m

südöstlich der

letzteren Fort Nogent ;

6 k südlich der Stadt Fort Montbré ; die Forts Rilly , Ecueil und Wrigny sind nicht eingezeichnet. Langres.

Die Batterie du Mont liegt 3 k südlich Fort Mar

notte und 3½ k westlich Cognelot ; 1200 m nördlich Fort Bonelle ist die Lünette de Buzon und weitere 1600 m nördlich das Fort de Buzon ; 800 m

nördlich von letzterem

ouvrage de Brevoines ;

1½ k nordwestlich davon Fort de la Pointe du Diamant mit der 1 k nördlicher liegenden Batterie d'Humes ; Fort Plesnoy hat fünf Anschlufsbatterien, je eine 300 m nordwestlich , 900 m südwestlich, 700 m östlich, 1400 m östlich vorgeschoben und eine dicht vor der Nordostecke .

Die Befestigungen Frankreichs. Besançon .

205

Südlich der Stadt, 300 m vom Flusse entfernt und

700 m von einander, liegen die Forts Chaudanne (östlich) und Petit Chaudanne ; Fort Griffon hat westlich eine Lünette vorgeschoben ; Fort Palente ist nicht angegeben , dürfte aber wohl mit Fort Benoit eins sein ; 300 m südlich Fort Montfaucon liegt die gleichnamige Schanze und 200 m

nordöstlich die gleichnamige Batterie,

sowie

1200 m südöstlich die Batterie des Rattes (Buttes) und 2 k nord östlich des Forts die Batterie des Epesses (Carrière) ; Fort de Fontain liegt 21½ k südlich der Citadelle und 2½ k südwestlich von ihm die Batterie Rolland ;

die Batterie de la Ferme de l'Hopital liegt 4 k

westlich der Stadt, nördlich der Bahn nach Dôle, hingegen das Fort des Justices nur 2 k nordwestlich der Stadt, nahe westlich der Bahn nach Vesoul ; Fort de Chatillon ist 7½ k nördlich , 1 k östlich der Strafse nach Vesoul ; 4 k nordöstlich des letztgenannten Forts und 9 k nördlich der Stadt ist das Fort de Chailluz . Dijon.

Eine Anschlufsbatterie

des Forts Asnières liegt

östlich des Forts, rechts an der Strafse nach Langres ; liegt rechts an der Strafse

nach Gray; die

1 k

Fort Varois

kleine Schanze Ste.

Apollinaire ist in ein starkes Fort umgewandelt.

XVI . 1 Die

Torpedoflottillen

aller

Seemächte.

Zusammengestellt von

Spiridion Gopčević.

Deutschland. Die eigentliche Torpedoflottille Deutschlands zählt gegenwärtig 96 Torpedoboote (deren Zahl bekanntlich auf 150 gebracht werden soll), nämlich :

Tons

Pferdekraft

Knoten

Mann

Mitrailleusen.

>Schütz«

•.

50

450

19

10

1

» Scharf>Vorwärts Sicher> Tapfer Weser Torpedoaviso < be

3. und 4. die Avisos > Blitz « und » Pfeil « ( 1882 vom Stapel gelaufen). Diese sind 1382 Tons grofs, haben 2839 bez . 2700 Pferdekraft, 127 Mann, ein 12½ cm , vier 8.7 cm Geschütze und vier Revolverkanonen, kosteten 1,339,000 bez. 1,472,000 Mark und laufen 16.2 bez . 15.5 Knoten . Auch 5. der neue Aviso » Greif< ( 1886 vom Stapel gelaufen) , soll mit Torpedo- Lancierapparaten versehen sein und demnach zu den Torpedo avisos gehören.

Er hat

2000 Tons,

5400 Pferdekraft,

130 Mann,

zwei 10½ cm Geschütze und zehn Revolverkanonen .

Man erwartet

von ihm eine Schnelligkeit von 19 Knoten. 6. und 7. Die neu in Bau gelegten Avisos E

und

» Ersatz

Pommerania > Eber Alerta « , die beiden ersten 1881 , die andern 1882 vom Stapel gelaufen . Nur 23 Tons grofs , (30.5 m lang, 3.8 m breit, ) laufen sie bei 5-600 Pferdekraft 19.7 bis 22.1 Knoten . Sie tragen 12 Mann Besatzung und kreuzten den Ocean unter Segel. Fünf Küsten-Torpedo boote : > Arnique« 1874 erbaut, 65 Pferde kraft, 14 Knoten ; Nr. 1-4, 1880 erbaut, 60 Pferdekraft, 12.5 Knoten (für Spierentorpedos). Ein Torpedorammkreuzer » Patagonia « , 1885 zu Triest erbaut, 65 m lang, 10 m breit, 3.9 m Tiefgang, 1530 Tons, 185 Mann , ein 26 cm Geschütz , drei 15 cm Geschütze, vier Zwanzigpfünder, zwei Siebenpfünder , zehn Mitrailleusen .

Die Maschinen sollen mit

künstlichem Zug 3600 Pferdekraft entwickeln und eine Schnelligkeit von 16 Knoten erteilen . Wahrscheinlich dürfte man aber 17-18 Knoten erreichen. Ein Torpedotransportschiff » Maipu « , 1880 erbaut, 1100 Tons , 1900 Pferdekraft, 14.7 Knoten , ein 12 cm Geschütz, eine Mitrailleuse . NB. Das Torpedoschiff » Fulminante « kauft (620 Tons, in die Luft.

547 Pferdekraft,

1875 für

10 Knoten) flog

70,000 £ ge schon

1880

Die Torpedoflottillen aller Seemachte.

210

Brasilien .

1882 lieferten Yarrow & Co. fünf Hochsee -Torpedoboote ab, I- V genannt (Nr. I auch als >Santa Cruz « bekannt). Sie sind 33.55 m lang, 3.81 m breit, haben eine Mitrailleuse, 52 Tons, 600 Pferdekraft und Kohlen auf 1300 Meilen bei 10 Knoten . Die Schnelligkeit beträgt 20.31 , 20.3, 20.41 Knoten. Von diesem Typ sollen im ganzen 30 Stück beschafft werden und dann sechs von ihnen sich im Bau befinden. Die zweite Klasse Torpedoboote wurde 1883 gebaut und zählt gegenwärtig sechs Stück, Nr. 1-6 genannt. Sie laufen durch schnittlich 18 Knoten . Die dritte Klasse dient nur zur Küstenverteidigung und besteht aus drei Booten :

»Alpha < , > Beta « , » Gamma « , die schon 1883 vom

Stapel liefen.

Näheres über diesen Typ unbekannt. Aufserdem sind noch fünf Spierentorpedobarkassen von Thorny

croft vorhanden ,

welche 3½ Tons ,

1 Mitrailleuse , 13.7 m Länge ,

1.8 m Breite, 0.32 m Tiefgang haben und 12 Knoten laufen. Bulgarien. Drei Torpedobarkassen. Chile.

Im Jahre 1880 kauften die Chilenen die Torpedoboote > Toro < ( 21 Knoten?), » Guacolda« (1 Mitrailleuse) , » Fresia

(19 Knoten) und

»Janequeo« , von denen das letztere noch in demselben Jahre von den Peruanern in den Grund gebohrt wurde. Dasselbe Schicksal traf im nächsten Jahre die >Fresia < , doch soll sie wieder gehoben worden sein . 1883 bestellten die Chilenen bei Yarrow elf Torpedoboote, von denen das elfte 1886 abgeliefert wurde ; es hat 62 Tons, 700 Pferde kraft, 2 Revolverkanonen, 38.1 m Länge, 3.86 m Breite, 1.98 m Tief gang, 19.5 Knoten Schnelligkeit. Die übrigen laufen 19.20 Knoten, haben 23 Tons und 600 Pferdekraft, sowie 12 Mann Besatzung, scheinen also mit den argentinischen gleichartig zu sein. Sie führen Namen aus Volkssagen , z . B. » Quidora « , » Tegualda « u . dergl . Als England im Jahre 1885 gegen Russland rüstete , kaufte es den Chilenen einige dieser Torpedoboote (4 oder 6) ab. Ausserdem besitzt Chile noch zwei Torpedorammkreuzer : Die > Esmeralda wurde 1883 von Armstrong gebaut, ist 82.3 m lang, 12.8 m breit, hat 5.6 m mittleren Tiefgang , 3000 Tons, 6083 Pferde kraft, zwei 26 Tons- Geschütze, sechs 15 cm Geschütze, vier Mitrail leusen und läuft 18.28 Knoten.

Der andere Torpedorammkreuzer

befindet sich noch in England im Bau.

Er hat 4500 Tons , zwei

26 Tons-, ein 14 Tons -Geschütz, zwei 15 cm Geschütze, 14 Mitrail leusen und soll 19 Knoten laufen.

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

211

China.

Das erste chinesische Torpedoboot lief 1879 vom Stapel (bei Thornycroft) und machte 16 Knoten. und hat 0.97 Tiefgang.

Es ist 16 m lang, 2 m breit

Nr. 2 und 3 lieferte der »Vulkan

1881.

Sie legten

18.25

bez. 19.75 Knoten zurück, sind 28 Tons grofs und haben 350 Pferde kraft — nach anderer Angabe 400 Pferdekraft und 18 bez . 19.4 Knoten . Sie sind 25 m lang und haben 0.90 m Tiefgang. Nr. 4-7 liefen 1883 ebenfalls beim »Vulkan « vom Stapel. haben 58 Tons, Knoten laufen.

Sie

1 Mitrailleuse, 700 Pferdekraft und sollen 18--20 Länge 27 m, Breite 3 m, Tiefgang 1.2 m.

Nr. 8-10 haben 30 Tons, 500 Pferdekraft. vom Stapel ; Nr . 8 legte 19.87,

Sie liefen 1884

Nr. 9 19 Knoten zurück .

Nr. 11

bis 20 wurden 1886 vom »Vulkan « geliefert. Sie haben 115 Tons und 2 Mitrailleusen ; sie sollen mit 1200 Pferde-kraft 23 Knoten laufen, doch machte Nr. 20 mit 1597 Pferdekraft 24.23 Knoten. Nr. 21-24 sind kleine vom » Vulkan « 1883 gebaute Boote von 14 Tous, 15 Knoten und 200 Pferdekraft. Nr. 25 wurde 1887 von Yarrow geliefert. 700 (?) Pferdekraft 22.94 Knoten . Nr. 26-33

36.91 m Länge ,

wurden

Es hat 69 Tons,

3.97 m Breite

und

erreichte

1885 beim Vulkan gebaut und gleichen

vollständig den Nummern 8-10. Ob unter den bei Futschu von den Franzosen zerstörten Torpedo booten auch solche der oben erwähnten sich befanden, ist nicht bekannt. Ein Torpedobootjäger von 450 Tons, 3000 Pferdekraft , ein 10 cm Geschütz , vier Mitrailleusen und 20 Knoten befindet sich in England im Bau.

An Torpedorammkreuzern besitzt China : 1. >Tsi Juen « , 1883 beim Vulkan erbaut.

Er hat 2355 Tons,

2800 Pferdekraft, 180 Mann , zwei (35 Kaliber lange) 21 cm Geschütze, ein 15 cm Geschütz, sechs Revolverkanonen, vier leichte Kanonen und soll 15 Knoten gelaufen sein. 2. und 3. 1884 und 1886 zu Futschu vom Stapel gelaufen , haben 2000 Pferdekraft und 1600 Tons. 4. und 5.

» Tschi Juen« und »Tsching- Juen « 1886 und 1887

bei Armstrong & Mitchell in Newcastle vom Stapel gelaufen , haben 2300 Tons, 5500 Pferdekraft und sollen 18 Knoten laufen . Sie sind mit je zwei 18 Tons- und sechs 4 Tons-Hinterladern bewaffnet. 6. und 7. » King-Juen « und » Lai-Juen« 1887 beim Vulkan vom Stapel gelaufen, 2900 Tons grofs mit 3450 Pferdekraft, 180 Mann , zwei

(35 Kaliber lange) 21 cm Geschütze,

zwei 15 cm Geschütze

Die Torpedoflottillen aller Seemachte.

212

sieben Revolverkanonen , 15-16 Knoten und 75-130-242 mm Panzer. 8. und 9. » Tschao-jung « und » Jang-uei « von 2700 Pferdekraft , 1350 Tons ; zwei 25 Tons-Geschütze, vier 15 cm Geschütze, sechs Mitrailleusen und 16.8 bez. 16.2 Knoten , liefen 1881 bei Armstrong vom Stapel. 10. Ein Torpedorammkreuzer von 3000 Pferdekraft, 1300 Tons, zwei 15 cm und fünf 12 cm Geschützen, welcher 16 Knoten machen soll , lief 1885 vom Stapel.

Sein Schwesterschiff » Tsching- king
Hvalross folgten. Es haben :

>Svaerdfisken < » Söulven
>Haien> >> 800 40 (58?) » >> 750 20.75 35 (53 ?)

64 (60?) 65

>

650

»

800

18.54 19.91

>

Jedes dieser Boote ist mit einer Mitrailleuse bewaffnet und hat durchschnittlich 15 Mann Besatzung. Ausserdem befinden sich gegen wärtig noch zwei Torpedoboote von

etwa 70 Tons (» Stören «

und

» Sölöven « ) im Bau .

Dreizehn

kleine Torpedoboote sind geplant. An sonstigen Torpedofahrzeugen besitzt Dänemark noch :

1. Das Seeminendampfboot » Quintus « . 2. Das Torpedotransportschiff >> SleipnerTorpilleurs-garde-côtes « erster Klasse von 44 Tons, 400 Pferde kraft , 34.2 m Länge , 3.34 m Breite , 0.76 m Tiefgang , 1 Mitrailleuse und 20 Knoten. Von diesen sollen 18 vorhanden sein. Seit dem grofsen Erfolge , den jedoch die Boote 60-62 hatten, beschlofs man, ausschliesslich Hochsee -Torpedoboote zu bauen und legte von diesen

zwei Klassen in Bau :

Kleinere von 46 bis

54 Tons, von denen jetzt 73 teils fertig, teils im Bau sind und grössere von 60-70 Tons , von denen 14 teils im Bau , teils vollendet sind.

217

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

Über die einzelnen Boote ist uns folgendes bekannt : Tons, Pferdekr., Knoten, lang, breit, Tiefg. Nr. 1 1876-1881 100 12 280 1876-1881 95 18 800 " 2 800 18 99 3 1876-1881 95 16 19 4 1876-1883 15 (?) 200 220 18.45 20m 110,000 Mark 19 5-6 1876 v. St. 15 31 17.5 27m 39 7-8 1877 "9 "1 320 400 1877 99 30 39 9 19.4 34m 3.3m 0.8m 40 19 31 320 27 m ,, 10-19 1878 99 99 19 320 31 27 m „, 22,23,271878 , 99 1878 19 " 45 19 26 16 18.5m 19 29-30 1879 39 29 10-11 ---"9 31-32 1879 "9 99 19.7 (Yarrow-Boote) 500 33 19.855 28 m 3.6m 1.7m (Armand) ,, 33-34(?)1879 19 33 400 18 27 m 3.26m 0.8m 99 45-46 1881-1885 32 28m 20 460 99 54-55 1882 v. St. 43 18.5 m --16 19 56-59 1882 "9 39 10-11 1882 " 99 " 60 4512 460 20.62 33 m 3.38m 0.9 m , 61 1884(?) , "9 46 460 33m 3.38m 0.9m 20 460 46 33 m 3.38m 0.9m 1882 "9 99 20 " 62 - 63 1883 19 93 46 460 20.25 33 m 3.38m 0.9m 1883-1886 46 460 20.51 33 m 3.38 m 0.9 m . 64 33 m 3.38m 0.9m (Nr. 67 ging 20 ,, 65-68 1884 v . St. 49/2 460 491/2 460 1884 19 99 1887 zu 20.05 33 m 3.38m 0.9 m "3 69 491/2 460 1884 19 99 20.15 33m 3.38m 0.9 m "3 70 grunde.) 4912 460 20 33 m 3.38m 0.9m "9 71-72 1885 " 99 1885 "1 29 "9 76 (von Perrey) 34m 3.26m 50 1.9m , 77-104 1886 99 19 ―― -40m 39 105-1071886 "9 "9 (vonClaparède) 18 35 m 3.35m 2m "1 108-133 1886 u.1887 54 Von diesen Booten lieferte Thornycroft Nr. 4-30 und Nr. 56 bis 59, Normand Nr . 54-55 und 60-75 , die Forges et Chantiers Nr. 108-133 ; Nr. 65-75 sollen als Torpedojäger dienen . Die gröfseren Hochseetorpedoboote sind:

Balny< >>Capitaine CunyDéroulède

Tons, Pfdkr., Knot. , breit, lang, Tiefg. 700 1885 v. St. 66 21.5 40m 3.3m 1.35m 1885 » » 66 700 21.5 40m 3.3m 1.35m 1886 » »

70

700

22

40m 3.3m 1.35m

>Doudart de Lagrée< 1886 » >> >Bouët-Willaumes Capitaine Mehl Edmond Fontaine> Dague < ,

> Flêche « ,

»Bombe « ,

» Sainte

» Couleuvrine « ,

Barbe « ,

gelaufen ; >> Lance« , » Salve « 1886.

sämtlich

Gewässer

» Dragonne < ,

1885

vom Stapel

Diese Fahrzeuge haben 321 Tons,

1800 Pferdekraft, zwei 9 cm Geschütze (Lance zwei 14 cm Geschütze) , drei Revolverkanonen , zwei Lancier-Apparate und sind 60 m lang, 6.6 m breit mit 1.8 m Tiefgang achter ; die » Bombe « lief 18 Knoten . Vier Torpedokreuzer :

» Condor < ( 1885 vom Stapel) , >> Epérvier Faucon < ( 1887) und » Vautour « (im Bau) . Jedes dieser Schiffe hat 1272 Tons, 3200 Pferdekraft, 115 Mann Besatzung, fünf 10cm Kanonen , sechs Revolverkanonen , fünf Lancier -Apparate, 68 bis 69.75 m Länge, 8.9 m Breite, 3.78-4.7 m Tiefgang. 18.3 Knoten . Neun Torpedokreuzer- Korvetten :

> Condor

lief

> Cosmao « , »Troude < , > Coët

logon «< , > Surcouf« , » Lalande « und » Forbin « à 6000 Pferdekraft, 1877 bezw. 1884 Tons und 19 , Knoten -―― sämtlich im Bau. Sie führen Kohlen auf 2400 Meilen bis 10 Knoten, sind mit zwei 14 cm Kanonen und sieben Revolverkanonen bewaffnet und haben fünf Lancier Apparate. » Suchet « , » Davoût « , » Chanzy « à 9000 Pferdekraft, 3000 Tons, 20 Knoten , vier 16 cm Geschütze. Sieben Torpedorammkreuzer :

»Tage> Alger> Mogador Terpsichore < , » Ambrakia « , » Delos « , Kallisthea « , » Kypros « , » Mykali « ,

» Mytilini « ,

>> Navplia «< , > Persephone « , » Aigeleja « , » Aspis « , » Sphinx « , » Jonia« , >>Samos «< , >> Chios « . Die vier letztere wurden 1881 angeschafft ;

Die Torpedoflottillen aller Seemächte. > Samos« und »Chios

haben je 40 Tons.

219

Im Jahre 1878 besafs

Griechenland auch noch die Torpedoboote > Thea « , » Phallini « , >Delphinos < , > Panopi « . Ob sie noch vorhanden sind, konnte nicht. festgestellt werden . Im Jahre 1881 bezog die sechs Boote nach

griechische Regierung von Yarrow

dem Typ des russischen > Batum< ,

30 m lang,

1.1 m Tiefgang, 40 Tons, 620 Pferdekraft, 22 Knoten und 7 Mitrail leusen.

Vier Jahre später bot der Stettiner » Vulkan « die von der

deutschen Admiralität wegen verspäteter Ablieferung zurückgewiesenen Boote V. 11 - V. 16 der griechischen Regierung an, welche sie auch erstand. Diese sechs Boote bewährten sich trefflich . Sie sind 37.5 m lang , 4.65 m breit, haben 1.98 m Tiefgang achter, 85 Tons, 1000 Pferde Mit den beiden 1886 angekauften kraft und laufen 19 Knoten . Nordenfeldt'schen unterseeischen Booten besitzt Griechenland dem nach schon 37 bezw. 38 Torpeboboote, wozu noch die Minenleger : » Argy« ,

» Monemvasia «

und

» Therpsithea Pietro Micca« , verunglückte. Statt 17 Knoten erreichte er bei der Probefahrt nur 14.5 und in Wirklichkeit 10 Knoten, statt der beabsichtigten 1400 Pferdekraft nur 972.

Das Deplacement beträgt

535 Tons, die Besatzung 75 Mann , der » Micca

hat 2 Mitrailleusen

und 10 Torpedos an Bord, dient aber jetzt als Torpedoschulschiff, gleich dem ebenfalls verunglückten deutschen » Ulan Vulcano< (285 Tons, dien'

103 Pferdekraft, 7 Knoten , 2 Mitrailleusen )

ls Torpedovorratsschiff.

Die eigentlichen Torpedoboote sind

folge le: Nr. 1 > 2 >

3

Tons, Pfdkr., Knot. , Mann, Länge, Breite , Tiefg. 18 10 24.38m 3.05 m 1.06 33 250 21.3 26.21m 10 3.3m (1880) 252 420 ―― 12 23.35m 3m 0.95 (1882) 30½ 250 (1878)

» 4-11 ( 1883) > » 12-15 > > 16-21

2.29 m

13 , 16

150 250

17.35

10

19.2m

18

10

20.12 m 2.44m

14

170

17.15 10 Nr.22 22.46 13 Nr.23 18 Nr.24 21.9 14 Nr.25 22

> 22 u. 23 (1881) 35 >> 39 > 24u.25

500

600

19.2m

2.28 m

0.6 0.75 0.65

29.18m 3.28 m

0.92

30.48 m 3.81 m

0.87

Die Torpedoflottillen aller Seemächte .

220

Tons, Pfdkr. , Nr.26-31 ( 1882) » 32-36 (1883)

Knot .,

Mann, Länge, Breite, Tiefg .

36 446-500 18-21.36 36 500 20

13 13

30.58m 3.58m 0.93m 30.58m 3.58m 0.93m 30.58m 3.58m 0.93m

30

500

21.6

13

» 38-49 ( 1883-86) 36

500

21

13 ――――――――

» 37

(1884)

» 50-55 (1886 ) >> » 56

40 (?) 620 (?)

» 57-59

85

Über die

Boote

21 (?) 22.2

1200 60-91

30.58m 3.58m 0.93m 30.5 (?) 3.6 (?) 0.9(?) 4.9m 1.9(?) 41m ― _________ 4.3 (?)

18

22.27 ist mir nichts

Näheres

bekannt. *)

Nr. 60-65 wurden 1887 bei Pattison in Neapel erbaut, Nr. 66-67 bei Guppy in Neapel, Nr. 68-71 bei Cravero in Genua, Nr. 72-75 und 93-98 bei Odero in Sestri Ponente,

Nr. 76-77 bei Yarrow

in Poplar (liefen bei 1600 Pferdekraft, 24.964 bezw. 25.1 Knoten, haben 108 Tons und 2 Revolverkanonen), Nr. 78-79 in Venedig, Nr. 80–83 bei Odero in Sestri Ponente, Nr. 84-85 gleichen Nr. 12, Nr. 86-92 sind in Sampierdarena , Nr. 99-108 bei Schichau in Elbing im Bau. Von letzteren lief Nr. 99 bei der Probefahrt 22.6 Knoten (Nr . 104 23). Es ist 39 m lang, 5 m breit. Von den erstgenannten 59 Booten stammen Nr. 1 , 4-21 , 23, 25-35, 37, 39-41 von Thornycroft, Nr. 2-3, 22 und 24 von Yarrow, Nr. 36, 44-45 und 52-53 von Orlando in Livorno, Nr. 38, 46--47 und 50-51 von Odero in Sestri Ponente , Nr. 42 und 54-55 von Guppy in Neapel, Nr. 43, 48-49 von Pattison in Neapel

her.

Nr. 1-49

führen je

eine

Mitrailleuse

an

Bord,

Nr. 56-59, 76-77 und 84-91 deren zwei ; von Nr. 60-75 und 78-83 ist es nicht genau bekannt, ob sie eine oder zwei Mitrail leusen haben.

Nr. 56 ging auf der Reise nach Italien durch Zu

sammenstofs mit Nr. 57 unter, doch befindet sich in Sampierdarena ein Ersatzboot im Bau. Nr. 1 kostete 157,000 Lire, Nr. 2 160,000 Lire, Nr. 3

118,300 Lire ,

Nr. 4-11 je

87,480 Lire ,

Nr. 12-15 je

122,480 Lire, Nr. 16-21 je 105,300 Lire, Nr. 22-23 je 226,200 Lire, Nr. 24-25 je 259,200 Lire , Nr. 37 , 39, 40-41 , 202,000 Lire. Aufser

diesen

44-49 ;

Nr . 26-35 je 20,800 Lire , ebenso Nr. 36,

Torpedobooten

38 ,

besitzt

42-43

Italien

kosteten je

noch

folgende

Torpedofahrzeuge : Zwei Torpedoavisos : >> Folgore « und » Saetta « , von denen der erstere 1886 vom Stapel lief, der andere sich noch im Bau befindet.

*) 16 sollen 90-108 Tons , Nr. 56-59 gleich sein.

1200-1400

Pferdekraft

haben ,

20

mit

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

221

Sie sollen 367 Tons , 2400 (nach Andern 2800) Pferdekraft haben und

21 Knoten laufen. Tiefgang m 2 .

Sie haben 57 m Länge, 6 m Breite und

Acht Torpedokreuzer: » Tripoli « , » Goito « , » Monzambano « , » Mon tebello « und »Confienza « . >Tripoli lief 1886 vom Stapel, die anderen sind im Bau. 73 m lang, 7.9 m breit, mit 2.9 m Tiefgang, haben diese Schiffe 745 Tous, 4200 Pferdekraft, 11 Revolverkanonen , 4 Lancier- Apparate und sollen 18-19 Knoten laufen . soll mit 3800 Pferdekraft 23 Knoten erreicht haben. )

(>Tripolie

Sechs Torpedorammkreuzer, nämlich : > Giovanni Bausan « 1883 vom Stapel , 84 m lang , 13 m breit, mit 5.6 m Tiefgang hat 3068 Tons, 6000 Pferdekraft und erreichte bei der Probefahrt 17.5 Knoten. Er kostete 4,468,000 Lire und ist mit zwei 25 Tons-, sechs 4 Tons- Geschützen , 3 leichten Kanonen und 6 Mitrailleusen bewaffnet .

Gleiche Bewaffnung haben auch die

übrigen Rammkreuzer, doch sind sie gröfser : > Etna « 1884 3474-3530 Tons, 7500 Pferdekraft, 700 Tons » Stromboli 1886 Kohlen auf 5000 Meilen bei 10 Knoten , 1886 } »Vesuvio Ettore Fieramosca « (im Bau), 3680-3745 Tons, 7700 Pferdekraft, 91.6 m lang, 13.22 m breit, 5.89 m Tiefgang. Dazu kommen noch die Torpedoschulschiffe » Venezia « (gewesenes Kasemattschiff) und Korvette » Caracciolo< und Torpedovorratsschiff »Volta« (2842 Tons , 2500 Pferdekraft, 10 Knoten).

Japan.

In

Schon 1879 erwarb Japan ein Thornycroft'sches Torpedoboot. den Jahren 1882-84 wurden von Yarrow der japanischen

Regierung je zwei Boote abgeliefert , welche 17 Knoten liefen und wahrscheinlich dem Typ » Batum« angehören .

1885 und 1886 folgte

je ein Boot von 190 Tons, 1400 Pferdekraft, 19 Knoten, 2 Mitrail leusen, 50.59 m Länge und 5.94 m Breite. Aufserdem vermehrte. sich die japasische Torpedoflottille im Jahre

1886 durch weitere

13 Boote , während 24 zur Bestellung gelangten . Die 1886 von Schichau gelieferten Boote sollen 680 Pferdekraft entwickelt haben. Japan würde demnach gegenwärtig 46 Torpedoboote besitzen, wozu noch die

1885

andere kommen . rammkreuzer :

erworbenen Torpedobarkassen » Sinten«

und zwei

Ausserdem besitzt Japan noch folgende Torpedo

222

Die Torpedoflottillen aller Seemächte . 1. »Zukuschi « 1882 als » Artiao Pratt « für chilenische Rechnung

bei Armstrong in Newcastle vom Stapel, aber 1883 von der japan Zukuschi « hat 1500 Tons, Der ischen Regierung angekauft. 2887 Pferdekraft, zwei 26 cm und vier 12 cm Geschütze, 2 leichte und 4 Revolverkanonen und läuft 16.8 Knoten.

2-3. » Naniwa « und » Takatschiko « , ebenfalls bei Armstrong 1885 erbaut, haben 3730 Tons, satzung, zwei

7650 Pferdekraft, 240 Mann Be

26 cm und sechs

15 cm Geschütze, 2 leichte und 14 Revolverkanonen , 4 Lancier - Apparate und laufen 18.72 bezw. 18.75 Knoten. 4. » Unebi «< 1886 bei den Forges et Chantiers in Toulon vom

Stapel

gelaufen ,

hat

vier 35 Kaliber

lange

3651 Tons ,

6000 Pferdekraft ,

24 cm Krupp Geschütze ,

vier

280 Mann, oder

sieben

15 cm Geschütze, 16 Revolverkanonen , 4 Lancier - Apparate, Kohlen für 5600 Meilen bei 10 Knoten und soll 1812 Knoten laufen .

(Nach

den neuesten Nachrichten

Japan

verunglückt.) Auch der

im

Bau

ist er auf der Überfahrt nach befindliche

» Tschokai «

von

1350 Tons,

2700 Pferdekraft, 16 Knoten , ein 26 cm Geschütz und vier 10 cm Kanonen dürfte zu den Torpedorammkreuzern gehören . von 4150 Tons befinden sich bei Toulon im Bau.

Zwei weitere

Niederlande. Die reichen Niederlande, für die eine starke Flotte von grofser Wichtigkeit ist, haben seit zehn Jahren ihre Seemacht sehr ver nachlässigt . Auch die Torpedoflottille ist verhältnismäfsig unbe deutend . Die ersten drei Torpedoboote wurden 1876 angeschafft. Sie sollen 350 Pferdekraft entwickelt und 18 Knoten erreicht haben. (Nr. 2 sogar 18.5 .)

Sie sind 23.18 m lang, 3.05 m breit. Breite. Pferdekr., Knoten, Länge,

Nr. 4 ( 1878) hat >> >> » 5

200

18.5

24.16 m

3.13 m

200

3.14 m

3.05 m

7

200

»

8

200

19.31

20.13 m

3 05 m

>

9

200

18.05

24.16 m

3.13 m

A >

17,575 20.13 m 18.09 24.16 m 18.17 24.16 m

6

200

>

»

> 10 (1879) » 11 (1880) » 12

»

3.14 m

16.68 15.86 17

» 13-20 liefen in den Jahren 1881-85 vom Stapel. Zwei davon, von Yarrow 1882 gebaut, erreichten 21 Knoten und hatten 30.48 m Länge, 3.81 m Breite.

223

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

Nr. 21-29 liefen 1886 vom Stapel ; eins davon , von Yarrow, entspricht dem englischen Torpedoboot Nr. 40. jetzt in

Bau gelegt werden ,

doch

Drei weitere sollten

wurde der Antrag von der

Landesvertretung nicht genehmigt. Im Ganzen soll die Torpedo flottille auf 50 Boote gebracht werden. 1883 wurden auch die Torpedoavisos >> Etna « und » Hekla « bei Yarrow gebaut. Sie sollen 21 Knoten laufen und haben 46 Tons, 550 Pferdekraft, 32 m Länge und 1.1 m Tiefgang. Ein dritter , > Ardjoeno « , von 72 Tons, 750 Pferdekraft ,

20 Knoten ,

38 m Länge ,

1.1 m Tiefgang und

2 Mitrailleusen , lief 1886 vom Stapel, drei weitere wurden bestellt. An sonstigen Torpedofahrzeugen besitzt Holland noch sechs Minenleger und das Torpedovorratsschiff » Hydrograaf« von 730 Tons. Norwegen. Obschon Norwegen in Schutzwehr hätte , unbedeutend .

ist

einer

dennoch

starken Seemacht seine die

norwegische

einzige

Flotte herzlich

Freilich ist das Land sehr arm, aber seine Finanzen

befinden sich in einem so vorzüglichen Zustande, dafs es trotzdem einige Millionen zur Anschaffung einer Torpedoflottille opfern könnte, deren Verwendung bei der eigentümlichen Küstenbildung Norwegens eine ganz besondere sein würde .

Bisher bilden aber die 1873 ange

schaffte Tornycroft'sche Torpedobarkasse » Rap< von 90 Pferdekraft, 7Tons und 17.22 Knoten und die 1881 bis 1885 bestelltenTorpedoboote (von 29-30.5 m Länge, 3.3-3.5 m Breite, 1.7-1.8 m Tiefgang, 36-40 Tons und

1

Mitrailleuse)

Lyn «

( 18 Knoten),

» Glimt Blink ( 20 Knoten ) und > Pil « (20 Knoten) , nebst dem Torpedoboot » Ulven « von 16 Tons und 9 Knoten und 1 Minen leger alles, was Norwegen an Torpedofahrzeugen besitzt. Österreich . Torpedoboote : Nr. 1 >

2

>

3

A

4

> 5-8 » 9

Tons, Pfdkrft. , Knot. , lang, breit, 712 180 18.5 20.6 m (Thornycroft) >> 26.5 m 200 (?) 15 ( 1878) 2812

(1875)

( 1879) 262 261/2 >

(1880) 273

250 (?) 17.5 250 (?) 17.5 18.3 300

27.8 m

(Yarrow) ―

450

21.3 21.2

(Pola) 30.5 m 3.8 m (Yarrow) > 30.5 m 3.8 m

500

22

34.4 m 4 m

850

21

34.4 m 4 m

500

22

34.4 m 4 m

(1881) 40 40 >>

450

> 11-13 ( 1882 ) 50 54 >>> » 14 0 ( 1883 ) 50 > 15-2 » 21-26 (1884 ) – › 27—30 ( 1885 ) -

» 10

26.4 m 26.4 m

(Pola) >>>

224

Die Torpedoflottillen aller Seemächte. Tons, Pfdkrft. , Knot. , lang, 450

» Bussard >>Condor 88

1400

22.4

>Habicht

(1886) 88

1400

21.77

88

1400

21.23

breit,

(Pola) >>

» Uhu« > Geier>

Letztere vier Boote, von denen acht weitere Schwesterfahrzeuge in Bestellung gegeben sein sollen , wurden bei Schichau gebaut und kosteten je 120,000—150,000 fl . , das Torpedoboot Nr. 14 nur 72,000 A. An sonstigen Torpedofahrzeugen besitzt Österreich noch : Drei Torpedokreuzer :

> Panther « , » Leopard « und » Tiger « .

vierter soll kürzlich in Bau gelegt worden sein .)

( Ein

Die beiden erst

genannten liefen 1885 (»Tiger « 1887) vom Stapel und erreichten bei 6200 Pferdekraft 18.37 Knoten . Sie sind 1553 Tons groſs, kosteten 876,000 bez. 818,000 fl. und führen aufser 10 Mitrailleusen zwei 35 Kaliber lange Krupp'sche 12 cm Geschütze.

Sie sind 69 m

lang, 10 m breit und haben 4.3 m Tiefgang. Vier Torpedokanonenboote : Tons, Pfdkrft. , Knot. , lang , 55 m 840 1000 13 840 1000 13 55 m

>>SpalatoZara
> Lussin > Velebich< (ehemals Kanonenboote, jetzt Hulks) .

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

Obwohl der Torpedo

225

Portugal. die wirksamste Verteidigungswaffe des

Schwachen ist, hat die portugiesische Regierung dennoch bisher so gut wie nichts für Herstellung einer Torpedoflottille gethan. Im Jahre 1880 erhielt man das Torpedoboot » Fulminante « , welches sowohl für Spieren- und Whitehead- , als auch für Schlepp-Torpedos dienen sollte und demnach gar keinem dieser Zwecke entsprach, indem es nur 11.5 Knoten zurücklegt . 27 Tons grofs, hat es 150 Pferde kraft, 2 Mitrailleusen und ist 22.86 m lang , 4.57 m breit bei 1.83 m Tiefgang .

1882 lieferte Yarrow den » Espadarte « ,

ein Torpedoboot von

26.21 m Länge, 3.3 m Breite und 0.91-0.99 m Tiefgang, 3.4 Tons grofs, erreichte es mit 450 Pferdekraft 19.8 Knoten Fahrt. 1886 wurden bei Yarrow neuerdings drei Torpedoboote von 700 Pferdekraft und 60 Tons bestellt, welche 20 Knoten laufen sollen und 35 m Länge, 3.7 m Breite, 1.3 m Tiefgang und 2 Mitrail leusen haben. Rumänien. Zwei Torpedoboote > Szimul « und » Vulturul « von 15 Tons , 150 Pferdekraft, 1 Mitrailleuse und 16 Knoten von Yarrow. Ein Schlepptorpedodampfer » Alexandru cel Bun « 1882 ange schafft, von 104 Tons, 150 Pferdekraft, 9 Knoten und 2 Mitrailleusen . Russland. Die russischen Torpedoboote führen teils Namen , teils Nummern. Die letzteren wurden erst im vorigen Jahre eingeführt und zwar für alle kleineren Boote, welche bis dahin nach Tieren und Waffen benannt waren. Die Nummern laufen bis 173, doch sind selt samerweise Nr. 1-9, 15, 26, 28, 30, 32 , 34, 36, 38 , 40, 42, 44, 46, 48 , 49 , 71 , 73 , 75, 77, 79, 81 , 83 , 85, 87-89, 97 , 99 , 101 , 103, 105, 107 , 109, 111 , 113 , 117 , 119, 123, 125, 127, 129 , 137 , 139, 141 , 143 , 145, 147, 149 , 151 , 153, 155, 157, 159, 162 , 164, 166, 168 , 170 und 172, also zusammen 67 Stück gar nicht vor handen. Nachstehend geben wir die Masse u . s . w. der mit Nummern versehenen 104 Torpedoboote, von denen Nr. 41 , 43 , 45 , 47 und 171 der sibirischen Flottille, Nr. 39 , 124, 160, 161 , 163 , 165 , 167, 169 und 173 der Pontusflotte angehören . Alle übrigen befanden sich bis 1886 in der Ostsee, doch wurde im vergangenen Jahre angeordnet, dafs 50 derselben durch die Flüsse und Kanäle, welche die Ostsee mit dem schwarzen Meere verbinden, nach dem letzteren geschafft werden sollten.

226

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

Nummer

Sta Pierde pel- Tons kraft Knoten Länge Breite Tief lauf m gang m

25, 27, 29 1878 31 1878 33 1878 35, 37 1878 39 1878

220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16.5 220 16 220 16.5 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16 220 16

21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 22.3 21.8 22.4 21.8 21,8 21.8 21.8 21.8 22.3

23

21.8 2.43

220

16

28 23 28 23 28 23 28 23

220 220 220 220 220 220 220 220

16 16 16 14.5 16 16 16 16

23

220

16

28 23 23 21 21 21 21 21 21 21 28 21 21 21 23

220 220 220 260 260 260 260 260 260 260 220 260 260 260 220

16 16 16 16.51 17.35 16.6 17.31 17.56 17.28 17.05 16 17.1 16.87 17.38 16

* *******

41, 43, 45 1878 47, 50 51 1878 52-54 1878 55 1878 56 1878 57 1878 58 1878 59 1878 60-70 1878 72, 74, 76, 78, 80, 82, 1878 84, 86, 90 91 1878 92-96 1878 98, 100 1878 102 ) 1879 104 1879 106 1879 108 1879 110 1879 112 1879 114 1879 115 1879 116 1879 118 1879 120 1879 121-122 1878

23 28 23 28 23 23 28 28 23 23 23 23 23 28 23 28 23 24

*************

10 1878 11 1879 12 1878 13 1879 14 1878 16 1878 17 1879 18-19 1878 20 1878 21 1879 22 1878 23 1879 24 1878

21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8 21.8

1 2.43 2.43 1.7 F 2.43 1.7 F 2.43 1 2.43 1.7 F 2.43 1.7 F 2.43 1.7 F 2.43 1.7 F 1 2.43 2.7 1.8 2.43 1 3 1.8 1 2.43 2.43 1.7 F 1 2.43 2.43 1.7 F 2.43 1 2.9 1.1

147 lief 1879 vom Stapel.

2.43 2.43 2.43 2.43 2.43 2.43 2.43 2.43

1.7 1 1.7 1 1.7 1 1.7 1

21.8 2.43

1

21.8 21.8 21.8 20.12 20.12 20.12 20.12 20.12 20.12 20.12 21.8 20.12 20.12 20.12 21.8

Bemerkungen.

2.43 2.43 2.43 3.43 3 43 3.43 3.43 3.43 3.43 3.43 2.43 3.43 3.43 3.43 2.43

F

F F F

1.7 F 1 1 - Die mit F bezeichneten Boote sind für Whitehead-(Fisch-) — Torpedo, alle anderen für Spierentorpedo eingerichtet. Die Boote haben je 10 Mann Besatzung. *) No. 102-114 und 116-120 wurden von Schichau ge — baut und begründeten den 1.7 Ruf der Elbinger Werft. Nebst 115 sind alle für — Fischtorpedos eingerichtet. Siekostetenjedes 50 000 Mark — und erfordern 8 Mann Be 1 satzung

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

Sta Pferde pel- Tons kraft Knoten Länge Breite Tief lauf m m gang

124 1882 126, 1281 1878 130-132 133 1879 134 1878 135 1879 136, 138, 140) 142, 144, 146 1878 148, 150, 152 154, 156, 158 160 1877 161, 163, 165 1878 167, 169 1882 171 173 1877 1885 Kotlin 1886 Narva 1886 Lachta 1886 Luga

0.7

16

21.8 2.43

1

250 16 220 250 -

24 3.2 21.8 2.43 24 3.2

220

21.8 2.43

16

1 15 nom. — 17 220 22.3 24 220 — 19.9 20 — 220 - 23 (?) 21.6 40 nom. — 67 492 16.76 38.71 — — — 802 19.7 44 1886 96 44 802 19.7 1886 96 1886 133 1413 21.9 45.11 900 22.24 1886 87/2 900 21.6 — 1886 87/2 23 1886 871/2 1000 — 1886 871/2 21 888 1886 871/2 900 1886 871/2 900 1886 87 900 1886 871/2 1886 871/ 900 900 1886 87/2 1880 48 500 15.26 33.53 575 18.5 38 1883 71 600 18 38 1883 78 1883 65 698 17.93 34.44 558 18 36.6 1883 73 1883 1883 -

Bemerkungen.

1.6 F 1 1.6 F

1

2.8 2.9 1.1 1 3.6 — 2.7 3.35 1 — -

in Kopenhagen gebaut. in Petersburg gebaut.

von Normand gebaut. 5.18

2.9 von Thompson gebaut. — von Schichau gebaut. in Nikolajev gebaut.

21-22

3.81

11

0.9 von "2 19 3.81 1.83 von 4 99

-

1

800

14.5

1188

11

1883 1883 1883 1882 1882 1877 160

von Schichau gebaut.

11

111

Novorossijsk Batum Poti Gagrij Suchum Gelendschik Udalvij Otwaschnij Nyrok Plovetz Rabotnik Bitschek Kijik Vsriv

23

19.8 2.5

11

Abo Libava Vindava Ismail Reni Tschardak Kilia Jalta Kodor

23 -

-

11

Sveaborg Revel Vyborg

— 36 nom. 23 220

11

Nummer

227

36.5

Yarrow. Normand. Claparède. Thornycroft. Forges et Chantiers.

für Fischtorpedos einge richtet .

alle im Schwarzen Meer.

4.9 3.04

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

228

Die ersten 10 Boote gehören zur Ostsee —, die übrigen zur Pontusflotte. Die ersten 22 Boote führen je 2 Revolverkanonen. Die Schichau- Boote kosteten je 186 000 Mark, sie haben 18 Mann und Kohlen auf 1200 Meilen. Vyborg kann bei 160 Tons Deplacement Kohlen auf 3600 Meilen einschiffen und hat 24 Mann. Poti kostete 245 000 Francs, Gagrij 276 000 Francs, Suchum 186 000 Mark, Gelendschik 300 000 Francs. Darnach befinden sich gegenwärtig in der Ostsee 50 Torpedo boote (40 mit Nummern, 10 mit Namen) im Schwarzen Meere 79 (59 mit Nummern , 20 mit Namen ) und in Sibirien 5 (alle mit Amtlich wurde jedoch für Anfang 1887 die Zahl der in der Ostsee befindlichen Torpedoboote auf 87 angegeben, so dafs Nummern) .

der im vorigen Jahre erlassene Befehl , 50 Ostseeboote in das Schwarze Meer zu schaffen, nur teilweise vollzogen worden zu sein scheint. In diesem Falle würde sich also die Zahl der Pontus-Torpedoboote Im Ganzen besäfse Russland 134 Torpedo auf 42 vermindern. boote ; doch ist es nicht ausgeschlossen, dafs noch weitere vorhanden sind , deren Nummern oder Namen im Auslande unbekannt sind . Wenigstens

war in den

Blättern

zu lesen,

Jahre 1885

dafs im

zehn Boote vom Typ » Kotlin « und 1886 weitere sechs vom Typ >> Poti « (?) bestellt worden wären . Das letztere scheint uns unwahr scheinlich, da der Typ » Poti « seither bereits übertroffen

worden ;

bezüglich der zehn Boote Typ » Kotlin « scheint es uns wahrscheinlich, darunter dafs die 1886 erbauten Boote » Narva « bis »Vindava verstanden waren . Thatsache ist es allerdings, dafs Russland früher noch

mehr

Torpedoboote besafs, von denen vielleicht einige noch vorhanden sein dürften, wenngleich es von einigen (» Zaplja « , » Ljoschtsch « , >> Forel «< , >> Tscherepacha « , Nr. II) bekannt ist, dafs sie sanken , von anderen ,

dafs sie aus der Liste

gestrichen

wurden.

Zu letzteren

gehören wohl die meisten der während des Türkenkrieges vorhanden gewesenen, teilweise für den Augenblick geschaffenen Torpedoboote : >> Lieutenant Puschtschin « , » Vichr « , » Suchumkalé « , » Navarin « , * ) » Tschesmé « , *) » Mineur « *) ( 18 Knoten 1875 vom Stapel), » Sinop * , *) Nr. I – III *) (Thornycroft),

( Nr . II 1877 gesunken ) ,

» Cesarevna < , *) » Sagraschdenje « , * ) » Sulina « >> Schutka Saporoschetz « , > Uraletz < , > Kubanetz « , » Donetz « , » Tschernomoretz « , » Teretz « , von denen die beiden ersten 1886 vom Stapel liefen und für Sibirien bestimmt sind, die übrigen für das Schwarze Meer im Bau liegen. *) Sie haben 1224 Tons, 1500 Pferdekraft, zwei 21 cm Geschütze, ein 15 cm Geschütz, 6 Mitrailleusen und sollen 14 Knoten laufen . Ein Torpedoschoner » Aleut « für Sibirien .

Er lief 1886 vom

Stapel, hat 760 Pferdekraft, 81 1Tons, 4 Vierpfünder, 4 Mitrailleusen und lief 11.75 Knoten.

Schweden besitzt nachstehende Torpedoboote : lang, breit, Tiefg. , 53m 8m 2.9m 28m 3.6m 1.2m 27.7 m 3.5m 0.9m 35m 3.8m 1.3m 31m 3.5m 1.2m 31m 3.5m 1.2m „Narf" (1886) 40 430 -81m 3.5m 1.2m „Nõrve“ (1886 ) 40 430 17m 2.3m 0.9 m "Spring" (1875) 5 70 13 Tons, Pferdekraft, Knoten, lang. Nr. 1 (1873) 15,75 12 30 7 17.7m 29 2 ( 1877) 10 21.5 90 17.7m 39 3 (1879) 21.5 18 90 17.7 m " 4 (1880) 90 9.5 17.7m 21,5 " 5 (1880) 21.5 90 9.5 17.7m 99 6 (1879) 90 21.5 8 17.7m "9 7 (1879) 21.5 90 17.7m " 8 (1880) 90 21.5 18 17.7m 19 9 (1883)

„Drott" "Rolf" „Seid“ „Hugin“ „Galdr“

(1877) (1881) (1883) (1884) (1885)

Tons, Pfdkr., Knot., 625 800 (960) 13.4 15.18 34 389 450 18.82 40 620 65 20.4 30 (40) 430 19

Gesch., Mitr. , Mann, 112 cm 4 75 10 1

11 11 ---

Mark

160,000 120,000 118,000 118,000

breit, ―――

Tiefgang.

3.23 m 3.23 m 3.23 m 3.23 m 3.23 m 3.23 m 3.23 m 3.23 m

1.08-1.26 m 1.08-1.26 m 1.08-1.26 m 1.08-1.26m 1.08-1.26 m 1.08-1.26 m 1,08-1,26 m 1.08-1,26 m

*) Kubanetz und Donetz liefen kürzlich vom Stapel. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 2.

16

Die Torpedoflottillen aller Seemächte.

230

Die Torpedoboote >> Munin « , » Freke « und noch ein drittes, welche 1886 vom Stapel liefen , haben 60 Tons, 630 Pferdekraft, 35 m Länge, 3.8 m Breite, 1.3 m Tiefgang und sollen 19 Knoten laufen. Zwei Torpedoboote à 105,000 Kronen befinden sich im Bau. Aufserdem noch die Minenleger : Lagg-ut« Nr. I ( 1875) 92 Tons, 30 Pferdekraft, 6 Knoten . » II (1878) .98 » 35 7 >> >> >> 35 7 » III ( 1880) 98 Der

1883

angekaufte Dampfer

» Polhem >ArieteBarceló« und » Bustamente« von Normand in Havre, und » Julian Ordoñez « von Thornycroft gebaut. nur 11 , der » Orion « 17 Mann Besatzung .

aber

in

von Fahrt Kiel,

> Acevedo > Baltimore NewarkCharleston Feldmarschall Schwerin machte zu dieser Zeit eine Bewegung mit seinem linken Flügel , den er gegen die rechte Seite der Österreicher anrücken liefs , und diese war das Signal zum Siege und zur völligen Niederlage des Gegners Es fand sich im Heere des Königs nur der Feld marschall Schwerin , der ein Mann von Kopf und erfahrener General war. < **)

ein

Im zweiten schlesischen Kriege führte Schwerin 1744 die dritte der in

Böhmen

einrückenden

preufsischen Kolonnen,

welche aus

Schlesien kommend, über Braunau ging, und es wurde dann von ihm und dem Erbprinzen Leopold von Dessau am 16. September Prag genommen. Während des weiteren Vormarsches nach Süden , sowie auf dem nachher durch die mifslichen Umstände jenes Feld zuges notwendig gewordenen Rückzuge stellten sich zwischen Schwerin und dem Prinzen Leopold manche Zwiespältigkeiten Friedrich sagte darüber in Seiner so überaus » Geschichte meiner Zeit , «> der König gebrauchen Eifersucht

heraus,

und

sachlich gehaltenen

war oft in dem Fall , sein ganzes Ansehn zu müssen , um zu verhindern , dafs die dieser

beiden

Feldmarschälle

allgemeinen Besten nachteilig werde . < ***) Dennoch that sich Schwerin, auch während

nicht

dem

des Rückzuges

noch, und zumeist am 14. Oktober durch Wegnahme des Lagers von Beneschau an der unteren Sazawa hervor ; da ihm aber nach mals der Einflufs des Fürsten von Dessau und seiner Söhne ganz unerträglich

wurde,

so verliefs

er,

unter

Geltendmachung von

*) Hinterlassene Werke I , im zweiten Kapitel. **) Ebendaselbst I , im dritten Kapitel. ***) Ebendaselbst II , im zehnten Kapitel.

243

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

Gesundheitsrücksichten, das Heer, noch ehe es nach Schlesien über trat.

Gewifs leitete hauptsächlich dieser Umstand den König zu

Seiner nachherigen Äufserung über Schwerin : >> Er würde ein vollkommener Feldherr sein , er nur Jemanden neben sich leiden könnte.
Endlich wünsche Ich die volle Wiederherstellung Eurer Gesundheit und Kraft und werde sehr erfreut sein , von Euch gute Nachrichten zu erhalten. < **) Man entnimmt aus diesem Schreiben Mehreres.

Einmal, dafs

Friedrich zu dieser Zeit der Ihm feindlichen Vereinigung Russlands mit Österreich entgegen zu arbeiten suchte, zweitens , dafs Schwerin's patriotische Wirksamkeit vielseitig und des Königs Vertrauen zu ihm in voller Blüte war. Am 21. Juni 1756 berief der König Seinen Feldmarschall zu Sich nach Potsdam, wo er am 1. August eintreffen sollte, und es liegt auf der Hand, dafs dies in Verbindung mit dem damals schon . Wie eilig

ganz nahe liegenden kriegerischen Losbruche geschah .

diese Sache war, zeigt ein neues Königliches Schreiben vom 23. Juni, durch welches Schwerin die Weisung erhielt, bis auf Weiteres kein Werbe-Kommando seines Regimentes abzusenden, - wobei noch von des Königs Eigener Hand bemerkt war : » Wenn Ihr schon am 10. Juli kämet ,

so wäre das

besser , und mögt Ihr inzwischen schon Eure Angelegen heiten ordnen. < ***)

*) Näheres darüber in Pauli's Allgemeiner preufsischer Personal chronik , Seite 281. **) Preufs III, Urkundenbuch ( O. Kabinettsordres ) . Siehe Seite 251 und 252 unter Nr. 20. Urkundenbuch ( 0. Kabinettsordres 23-24) , ***) Preufs III, Seite 253.

17*

244

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. Schwerin

empfing

nun

wohl

in Potsdam seine

Weisungen

und rückte dann , während der König in Sachsen war und dann gegen Lowositz vorging, aus der Grafschaft Glatz mit 35,000 Mann in Böhmen

ein,

um Piccolomini gegenüber

in

der Gegend von

Königsgrätz eine Aufstellung zu nehmen. Im nächstjährigen Feldzuge war von den fünf Hauptcorps, mit denen man in Böhmen einrückte, das unter Schwerin stehende Schlesische zuerst am Platz und sammelte sich bei Königinhof; am 6. Mai aber stand das ganze preussische Heer schlachtfertig nord östlich von Prag am rechten Moldauufer.

Der früh 10 Uhr von

Schwerin mit den Truppen des linken Flügels begonnene Angriff glückte nicht sogleich, und als acht preufsische Bataillone unter dem Generallieutenant v. Winterfeld zum Bajonettangriff vorgehend in dem Schlamme abgelassener Teiche bei Potscharnitz und vom jen seitigen Kartätschhagel zerschmettert , kaum mehr vorwärts kamen, stellte sich Schwerin selbst an ihre Spitze

und starb bei diesem

Unternehmen den Heldentot. Der Großse König sagte darüber in Seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges :

>> Der Feldmarschall Schwerin , der ungeachtet seines hohen

Alters , *)

noch

das

ganze

Jugendfeuer

besafs ,

stellte sich , die Fahne ergreifend , an die Spitze seines Regimentes , **) führte es zu neuem Angriffe und leistete aufserordentliche Thaten der Tapferkeit. Da noch keine Unterstützung eintraf, so unterlag er und wurde ge tödtet , ein Tod , der sein ruhmvolles Leben noch glän zender machte. « ***) Die zurückgeworfenen Bataillone wurden vom zweiten Treffen aufgenommen, und da auch der Herzog von Braunschweig mit dem preufsischen rechten Flügel herankam , so gewann Schlacht,

aber doch bei grofsem Verluste.

Über

Friedrich

die

diesen letzteren

sagte Er, bei spezieller Bezugnahme auf Schwerin : > Der Verlust Streiter ;

der

Preufsen

belief sich auf 18,000

ohne den Feldmarschall Schwerin zu rechnen , 10,000 Mann werth war. Sein Tod

der allein mehr als

*) Er war 1684 geboren, also jetzt schon 73 Jahre alt. **) 1713 zu Spandau errichtet und dann nach Frankfurt a/O. verlegt. Nach Schwerin bekam es Generalmajor v. d. Goltz . Es war an dieser Stelle nur das 2. Bataillon des Regiments gegenwärtig. *** ) Hinterlassene Werke III im sechsten Kapitel.

245

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. machte die Lorbeeren des Sieges

verwelken , denn

der

Sieg war durch ein zu kostbares Blut erkauft. « *)

Zieten und Seydlitz sind historisch untrennbar ; sie bilden ein Doppelgestirn , durch welches jene Glanzzeit und Siegfähigkeit der Reiterei Friedrichs bestimmt war, die zum Ruhme des sieben jährigen Krieges so viel beitrug und in der Geschichte unseres Heeres so denkwürdig ist . Beide ragen unter den Führern Friedrichs nicht blos mit Kriegshandlungen , sondern auch bildnerisch hervor. Kamen sie als Genies der Praxis und des Reitertumes überein, so bildete sich das Ganze ihrer gemeinsamen Berufserfüllung gerade durch ihre verschiedenen und sich ergänzenden Eigenschaften ; stand der Groſse König mit Zieten anders als mit Seydlitz , und mit Seydlitz anders als mit Zieten in geistiger Wechselwirkung, so waren sie doch Beide von Ihm gefunden und an ihre Plätze gestellt , und Er würdigte und trieb diese und jene Eigenart stets zweckentsprechend an. Zieten war 1699,

Seydlitz 1721 geboren ; doch starb dieser ――――――― es steht also hier ein langer neben

schon 1773, jener erst 1786,

einem verhältnismäfsig kurzen Lebenslaufe.

Zieten hat 73, Seydlitz

nur 39 Jahre im preufsischen Heere gedient ; als Jener 1744 General major wurde, war Seydlitz erst Rittmeister, - aber als dieser in demselben Jahre 1757 Generalmajor und Generallieutenant wurde, kamen sie auf gleiche Linie.

Seydlitz hat

sonach viel schneller

gelebt und in Kurzem so viel erreicht als Zieten in langer Dauer ; aber wenn man die Brennpunkte einer und der anderen Laufbahn ansieht, so finden sich bei aller Verschiedenheit grofse Überein stimmungen und innerhalb dieser doch wieder Unterschiede. Beide thaten sich schon bei Hohenfriedberg hervor, aber auf sehr ver schiedenen Stufen ; Zieten vollführte 1745 bei Neustadt und Seydlitz 1757 bei Gotha ein

unvergleichliches

Reiterstück,

aber wie ver

schiedenartig waren diese Handstreiche ! Zieten siegte bei Torgau als Feldherr über gemischte Truppen , ――――――――― Seydlitz entschied die Schlachten von Roſsbach und Zorndorf nur als virtuoser Reiterchef. Jener schuf das historische Husarentum unseres Heeres und seine Meisterschaft im kavalleristischen Kleinkriege blieb unübertroffen ; dieser setzte eine überhaupt bewunderungswürdige und zumal durch ihren Massenstofs überwältigende

Reiterei ins Werk.

Sie

waren

Beide grofse Improvisatoren zu Rofs und mit der Klinge, aber mit Seydlitz hat Friedrich das Land auszukehren , auf Zieten

*) Hinterlassene Werke III im sechsten Kapitel.

hat Er

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

246

Sich wie auf einen Stab zu stützen vermocht ;

Beide waren nach

verschiedenen Richtungen hin gewissermalsen Spiegelbilder des Genies des Grofsen Königs . Zieten an sich war durch seinen Verstand und Kriegsgeist, seine Kürze und Kaltblütigkeit ausgezeichnet.

Das von ihm ge

schaffene

und

Husarentum

ungarische Reiterei ;

besiegte

den Kosacken

überwog

die

erzog er diese Waffe, der sein ganzes Selbst

sich hingab, auch für den allgemeinen Reiterdienst, so wurde das Meiste und Beste doch in ihre Ausbildung für den kleinen Krieg hineingelegt, und gerade das machte sie berühmt. Man bekam so gleichsam nordische Spahis, die den Feind unablässig in Atem erhielten und mit denen sich eine Meisterschaft in Handstreichen erschwingen liefs.

That sich Zieten bei grofsen Handlungen hervor , so

geschah dies noch viel mehr durch seinen Parteigänger- und Schar mützelkrieg ,

und

die

Überlieferung

>> Zieten aus dem Busch

hat

ihn nicht

ohne

Grund

genannt, um durch diese Bezeichnung

seine Eigenart als steter Überrascher, ja, als rastloser Überall und Nirgends des siebenjährigen Krieges kennbar zu machen. Zieten lenkte schon im ersten schlesischen Kriege die Auf merksamkeit Friedrichs auf sich und sein in unserem Heere neu entstehendes Husarentum ; weiterhin und während seines ganzen nachherigen Lebenslaufes war er es, der, allen anderen Generalen voraus, zumeist und am längsten in reger Wechselwirkung mit dem Könige stand. sehr treffend :

Der Dichter sagt hierüber,

» Sie kamen nie alleine ,

bezüglich des Krieges

der Zieten

und der Fritz ;

der Donner war der Eine , der Andre war der Blitz. < Wo hat man vorher und ziehungen zwischen

wo nach dieser Zeit solch' enge Be

dem Kriegsherrn und

einem seiner Generale

gesehen? Im ersten schlesischen Kriege unterstützte Zieten 1741

den

damaligen Major Winterfeld bei seiner Expedition gegen Rothschlofs sehr glänzend ; dann streifte er als Vortrab eines entsendeten Corps 1742 bis Stockeran vor Wien und wurde dadurch schon berühmt. Im zweiten schlesischen Kriege leistete Zieten 1745

durch sein hals

brechendes und doch gelungenes Wagnis , zum Markgrafen Karl von Brandenburg durchzudringen , einen aufserordentlichen Dienst.

Der

König stand mit der Hauptmacht bei Frankenstein , der Markgraf mit einem abgesonderten Corps bei Jägerndorf, zwischen ihnen aber Wenn dem lagerte der Feind mit beträchtlichen Streitkräften . Markgrafen der Befehl

zum

allfälligen Durchschlagen

zugebracht

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. und seine

Vereinigung

mit Friedrich

erzielt

247

werden konnte,

so

rettete dies ersteren aus seiner Vereinzelung, dem Könige aber half es zu der jetzt unerlässlichen Entscheidungsschlacht.

Es war eine

Lebensfrage und nur Zieten vermochte, zu deren Lösung mit List und Todesmut durch den Feind zu dringen. *)

Der Zweck wurde

erreicht, und das gab nicht blos eine eminente Zwischenhandlung der schwebenden Operationen, sondern auch eine Brücke zu Hohen friedberg und hiermit zur preufsischen Zurückeroberung Schlesiens. Bei Hohenfriedberg selbst befehligte Zieten die Reserve- Kavallerie und hat, mit dieser den General v. Kyau unterstützend , der Reiterei des zweiten Treffens vom preufsischen linken Flügel so

wirksam

vorgearbeitet, dafs er hierdurch zur Entscheidung der Schlacht sehr wesentlich mit beitrug . **) In der elfjährigen Friedenszeit bis 1756 that sich Zieten auch als Fortbildner des Husarentumes rühmlich hervor; aber je mehr er deshalb vom Könige begnadet war , desto eifriger arbeiteten seine Neider ihm entgegen . Der sonst äufseren Einflüssen kaum zu gängliche

Monarch

wurde

doch gegen diesen verdienstvollsten Seiner Offiziere mit Argwohn erfüllt und da Zieten sich manchen Neuerungsgedanken verschlofs und der Königlichen Unzufriedenheit mit stummem Trotze entgegentrat, so brach eine Zeit der Ungnade über ihn herein. Aber Friedrichs Genie fand bald die richtige

Erkenntnis, und als eine neue und mächtige Kriegswolke heraufzog, fesselte Er den unentbehrlichen Husarenchef neuerdings an Sich und erhob ihn 1756 zum Generallieutenant. Im siebenjährigen Kriege stieg Zieten nicht nur auf den höchsten Gipfel seines Ruhmes, sondern erwarb auch in ihm durch seine stets verdienstvolle Wechselwirkung mit dem Könige Dessen volle Freundschaft. Man kann die zwischen dem Könige

und Zieten

bestandene

kriegerische Gegenseitigkeit hier nicht darlegen, denn sie beruhte fast mehr in kleineren als grofsen Zügen und mehr in ihrer mensch lichen als in der konventionellen Gemeinschaft ; auch sind ihr Über lieferung und Kunst näher getreten als die

Geschichtsschreibung.

Nur Hindeutungen auf diese und jene Kriegshandlung sind hier möglich. Bei Colin

eröffnete Zieten

Flügel den Kampf siegreich .

mit seinem vorgeschobenen linken Wäre ihm nachgethan worden ,

*) Hinterlassene Werke II gegen Ende des zwölften Kapitels. **) Ebendaselbst im dreizehnten Kapitel.

so

248

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

stände Colin unter den Siegen Friedrichs und es wäre Ihm viel erspart worden. Bei Hochkirch trug nächst

Drang und Sorge

Seydlitz auch Zieten durch Vorkehrung und Wachsamkeit viel bei, die schlimmen Wirkungen des Überfalles zu mindern . vollendete Niederlage.

Zieten

mit dem

preufsischen

Bei Liegnitz

rechten Flügel Laudon's

Bei Torgau schuf nur allein Zieten's Angriff auf die

Süplitzer Höhen den preufsischen Sieg.

Der König, dessen Angriffe

auf die Stellung Daun's gescheitert waren,

schrieb am Abende des

3. November 1760, Sich Selbst tröstend, zu Seinem Schlachtberichte : » Der Feind hat auch viel verloren , und da Zieten ihm noch im Rücken steht , so wird er es nicht wagen , in seiner Stellung zu bleiben. < Hierin sprach sich viel Vertrauen aus und die grofse Recht fertigung desselben folgte auf dem Fufs. Als Friedrichs Kriegslage 1761 eine sehr üble geworden war und im Bunzelwitzer Lager * ) fast hoffnungslos erschien, begegnete Zieten Seinen ernsten Besorgnissen vielfach mit religiöser Tröstung. Verhielt Sich nun Friedrich gegen diese vorerst skeptisch,

so ist

Er doch, als wider jedes Hoffen eine immerhin wunderbare Erlösung Kerker« stattfand, von dem Werte jener

aus jenem >> Italienischen

Tröstung durchdrungen worden und sagte zu Zieten : > Er hat

Recht

gehabt ,

Sein

Alliirter

hat

Wort

zu

keiner

gehalten. Es wird Mir Vergnügen machen , einen in Meinem Dienste

so

hervorragenden

General

noch

in

seinem

*) Vom 25. August bis 29. September, obgleich das russische Heer schon am 13. September abzog.

249

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

hohen Alter an der Spitze seines Regimentes zu sehn , und bin es daher wohl zufrieden , wenn Ihr bei der be vorstehenden Revue ohne Tiegerdecke und Adlerflügel blos in Eurem Pelze erscheint. *) Sollte es aber zu kalt sein , so beschwöre Ich Euch , lieber nicht auf dem Revue platze zu

erscheinen ,

damit Ihr Euch nicht durch zu

grofsen Diensteifer eine Unpäfslichkeit zuzieht.

Wenn

man so lange als Ihr mit Ruhm gedient hat , dann kann man bei dergleichen Vorfällen sich unbedenklich der Vorrechte eines Veterans bedienen. < **) Noch rührender war am 25. Dezember 1784 Friedrichs persön liche Begegnung mit Zieten . Als der damals schon 85 jährige Veteran

an

diesem Tage im

Parolsaale des

Schlosses

erschien,

umarmte ihn der König, liefs ihm einen Stuhl bringen und sagte: >> Mein lieber alter Papa Zieten , setze Er sich doch unterstützte ihn Selbst beim Niedersitzen. ***)

und

Und als Zieten einst bei Tafel entschlief und man ihn wecken wollte , sagte der König:

» Lafst ihn schlafen , der hat lange

genug für uns gewacht. « †) Als endlich Zieten am 26. Januar 1786 zu Berlin seinen Helden lauf endete , wurde Friedrich sehr ernst und trübe und sah darin ein Vorzeichen Seiner Eigenen

irdischen Vollendung.

In

diesem

Sinne sprach Er die humoristisch klingenden und doch tieftragischen Worte : »Zieten hat , wie sonst im Leben , so auch jetzt im Tode

wieder ,

die Avantgarde genommen ;

so

werde

ich

dann mit dem Gros bald nachfolgen müssen . Jeder andere Offizier hätte sich Glück gewünscht , aus dieser Sache ohne Verlust herauszukommen , aber Seydlitz würde mit sich unzufrieden gewesen sein , wenn er keinen Vortheil errungen hätte. Dieses Beispiel zeigt , dafs Befähigung und Entschlossenheit eines Führers im Kriege mehr entscheiden , als die Zahl der Truppen. « **) Nach der Schlacht von Zorndorf umarmte ihn der König beim Zusammentreffen auf der

Wahlstatt und sagte :

Generallieutenant v. Seydlitz , Gloire des heutigen Tages « und als der bei Friedrich befindliche

» Mein

lieber

Ihm verdanken Wir

englische Gesandte

die

Mitchel

Ihn ebendaselbst wegen Seines Sieges beglückwünschte , äufserte , auf Seydlitz deutend, der König : mit uns aussehen. Die Annäherung

Seiner Königlichen Hoheit ver

anlafste Laudon , die Belagerung Breslaus aufzugeben , welche Stadt Tauentzien mit Entschlossenheit und Einsicht vertheidigt hatte.

Es kostete einen Theil der

Vorstädte , die man genötigt war , abzubrennen. « **) 1761 wurde Tauentzien Generallieutenant und erhielt

den

Schwarzen Adlerorden ; als 1762 Schweidnitz belagert werden sollte, übergab der König ihm mit Anfang August die Leitung dieses Unternehmens und hiermit den Oberbefehl des aus 24 Bataillonen, 30 Schwadronen und zahlreichem Geschütz bestehenden Belagerungs Corps . ***) Das war einem erst unlängst ernannten Generallieutenant ähnlich jenem gegenüber der schwerwiegendste Vertrauensakt , fünf Jahre früheren, welcher bei Rofsbach dem damaligen General major v. Seydlitz die ganze preufsische Reiterei untergab.

Schon

am 4. August wurde Schweidnitz berannt, am 7. eröffnete man die Laufgräben, und es gab nun der durch den Kommandanten Guasco und den Ingenieur Gribeauval geleiteten Verteidigung gegenüber eine lange und harte Belagerung . Aber Tauentzien drang doch durch, und Schweidnitz wurde am 9. Oktober 1762 in solcher Weise über geben , dafs seine noch gefangenschaft fiel.

9000 Mann starke Besatzung

in

Kriegs

*) Vergl. u. a. Archenholz , Geschichte des siebenjährigen Krieges Seiten 343, 344, 345. **) Hinterlassene Werke IV im 12. Kapitel. ***) Ebendaselbst im 16. Kapitel.

256

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen . 1763 wurde Tauentzien Gouverneur von Breslau und General

Inspekteur der ganzen schlesischen

Infanterie,

1775 General der

Infanterie ; im bayerischen Erbfolgekriege führte er den Oberbefehl über das zweite Treffen des vom Könige Selbst befehligten Haupt heeres. Sehr bedeutsam erscheint der von 1764 bis 1786 zwischen dem Könige und Tauentzien geführte Briefwechsel , weil er nicht blofs militärdienstlichen Erörterungen gewidmet war , sondern auch politisches und privates berührte und durchweg ein allfälliges und unbedingtes Vertrauen Friedrichs in die Treue und Einsicht , den Takt und die Geschicklichkeit dieses Generals zu erkennen gab.

auf,

Am 15. April 1764 gab Friedrich Seinem Tauentzien brieflich für den Breslau berührenden türkischen Gesandten Achmed

Effendi ein sechs- und ein dreipfündiges Kanon nebst Zubehör ein packen zu lassen , und waren diese Geschütze wohl zum Geschenk für Sultan Mustapha III. bestimmt ; in jedem Falle

dürfte dieser

Umstand für die damaligen Beziehungen Preufsens mit der hohen Pforte kennzeichnend sein . Am 8. März 1766 ging eine den Gesundheitszustand Friedrichs schildernde Aufzeichnung an Tauent zien, und dieser erhielt den Auftrag, sie dem zu Breslau befindlichen Doktor Jeckwitz zuzustellen, so wie auch dessen Rückäufserung darauf zu vermitteln .

Am 24. April berief der König diesen General zum

10. Mai nach Berlin , um ihm dort die Regimenter Seines nächsten Umkreises Er ihm :

zeigen

zu

können ,

und am 9. Oktober 1770 schrieb

>> Mein lieber Generallieutenant v. Tauentzien !

Ich

überschicke Euch beigehend eine Übersetzung des vor trefflichen Werkes Vauban's von der Vertheidigung der Festungen , in der Absicht , dafs dieses Buch den Offiziers der Garnison zu Lesung und Unterricht zwar communi ciret , an sich aber beständig bei dem dortigen Gouver nement verbleiben soll. « **) Vielleicht erwog der grofse König dabei , daſs , wenn Vauban ein so vortreffliches Buch über die Kunst der Festungsverteidigung schrieb , Tauentzien ein noch vortrefflicheres derselben schreiben könnte.

über den Heroismus

*) Es finden sich in Preufs III , Urkundenbuch N., Seiten 219 bis 242 54, und in Preufs IV, Urkundenbuch D. , Seiten 207 bis 231 wieder 54 an Tauentzien ergangene Kabinettsordres verschiedenen Inhalts und ist auf Einzelne derselben oben Bezug genommen. **) Preufs III, Urkundenbuch N. 42.

257

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. Sehr

eindrucksvoll

ist

es

endlich,

wenn Friedrich

unterm

30. März 1777 an Tauentzien schrieb : > Mein lieber General

der Infanterie v. Tauentzien !

Ich vernehme ungern , dafs Ihr wieder krank seit und eine Art Fistelschaden habt. Wenn Ihr Euch davon gründlich kuriren lassen

wollet ,

so

einen Regiments - Feldscheer aus habilen Menschen , um zu sehen

schicke Ich Euch

Berlin , einen recht wie Euch zu helfen

ist etc. < *) Die weiteren Briefe Friedrichs an Tauentzien enthielten zunächst nur verschiedene Weisungen zur Vorsorge für einen damals schon auf der Schwelle stehenden neuen Feldzug gegen Österreich . ** ) Am 25. März 1778 that der König diesem General Seine auf die Ergänzung und Marschfertigkeit der schlesischen Truppen bezüg lichen Willensmeinungen kund und empfahl möglichste Beeilung ; im

Falle eines vorzeitigen Allarms sollten die Truppen bei Neifse

versammelt werden ***) ; am 26. legt Er ihm eine äusserste Gedrängt heit und Vereinfachung des Kriegsgepäckes der Truppen ans Herz. †) Die Zahl der Wagen sei nur gering und man behelfe sich so weit, als es irgend thunlich, mit Packpferden ; die Generale dürfen durch aus kein Silberzeug mit sich führen ; die Tornister der Leute sollen , damit nichts Unnützes in ihnen

verbleibe ,

sorgfältigst nachgesehen werden u. s. w. sehr bezeichnend :

» Endlich

verbiete

vor dem

Ausmarsch

und zuletzt heifst es

Ich

hierdurch

aus

drücklich , dafs , bei Cassation keine Offizier - Weiber , sollen in's Feld mitgenommen werden. « Der König ging

schon am 4. April 1778 nach Breslau und

dann nach Frankenstein , wo die schlesischen Truppen sich sammelten . Er nahm Sein Hauptquartier zu Schönwalde bei Silberberg und versammelte hart an der österreichischen Grenze ein unter Seinen Eigenen Befehl tretendes Heer , welches sich nach Herankunft der brandenburgischen und pommerschen Regimenter auf 85,000 Mann belief, und am 5. Juli, auf Nachod hin, in Böhmen einrückte . Inzwischen schrieb der König am 13. Juni walde aus an Tauentzien :

» Ich habe Euch

noch von Schön

hierdurch auftragen

wollen , der ganzen Armee bekannt zu machen , dafs , wenn der Krieg *) Preufs III, Urkundenbuch N. 54. **) Der bayerische Erbfolgekrieg. ***) Preufs IV, Urkundenbuch D. 5. †) Ebendaselbst 6. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 3.

18

258

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

angegangen

sein

vor

wird ,

jede

feindliche

Kanone

10 Dukaten und vor jede feindliche Fahne 4 Dukaten denenjenigen , so solche erobert , zum Douceur gegeben werden sollen - - « *) Solche Spannfedern gab und giebt es in jedem Kriege, und die Mafsstäbe der für einzubringende Geschütze und Feldzeichen

ver

heifsenen Prämien

ver

waren je

nach Zeit

und Geldwert stets

schiedenartig ; in diesem Falle erscheint es aber auch charakteristisch , dafs das materiell viel wertvollere Geschütz viel höher prämiiert war, als die, ihrem moralischen Werte nach, ungleich höher zu schätzende Fahne.

Unterm 11. Juli 1779 empfing Tauentzien mit Königlichem Schreiben eine neue Instruktion für die Commandeure der Regimenter und Bataillone , welche aus Grund mancher im letzten Kriege bemerkten Unordnungen erteilt war und so oftmals, als zur Ver teilung an die Betreffenden notwendig, abgeschrieben werden sollte ; **) dann kamen mehrjährig nur kleinere Dienstsachen , und endlich schrieb der König unterm 27. August 1785 , dafs Er, auf Tauentzien's Wunsch , diesen, in Berücksichtigung seines schon hohen Alters ***) von der Inspektion »degagiren « und selbige nunmehr zwischen dem Generallieutenant Grafen Anhalt und dem Generalmajor v. Götzen teilen wolle. †)

Dabei blieb aber Tauentzien Chef seines in Breslan

garnisonierenden Regimentes ††) und also im aktiven Dienst . Das letzte Schreiben Friedrichs an Tauentzien , vom 1. Januar 1786 , lautet also ; >> Überzeugt

von

der

Aufrichtigkeit

Eures treuen

Neujahrswunsches , danke Ich Euch dafür , und wünsche auch Euch und dem Euch anvertrauten Regimente Glück, nebst einer vollkommenen Gesundheit und Zu friedenheit. > Der nächste Krieg « von L. Seguin . setzung

(Helwing'sche

Verlagsbuchhandlung,

1886 in sechster Auflage. Organisation

und

Die deutsche Über Hannover)

erschien

Der französische Verfasser untersucht

Stärkeverhältnisse

des

französischen

und

des

deutschen Heeres und wägt die Machtmittel gegeneinander ab. Natürlich hat es an einer ganzen Reihe von deutschen Anwort schreiben mit meist ähnlichem Titel nicht gefehlt . Ebenso erging es dem berüchtigten Werke Avant la bataille « . Aus den Entgegnungsschriften dieses Buches führen wir als beachtens wertestes Werk nur an : » Der nächste deutsch - französische Krieg von C. Koettschau . Auch diese » militär-politische Studie Erst als es zu spät war , wurde uns klar : wir hätten ebenso stark als Landmacht sein müssen , wie wir es als Seemacht waren , oder hätten andernfalls uns mit der stärksten Landmacht , der wir eben damals den Krieg erklärt hatten , binden und mit ihr vertreten sollen . » See schlacht

von

Port Said
> Belagerungsbrot « belächelt,

während der Deutsche mit

gierigem Auge Frankreichs Karte studiert, abwägend, welches Stück Landes dem » Erbfeinde « zunächst wieder zu entreifsen sei. Man könnte sagen :

Der Verfasser säet Drachenzähne und welch ' giftige

Saat aufgegangen , beweisen die chauvinistischen Hetzereien der letzten Jahre , aus denen das bekannte Buch des Dr. Felix Boh : > Deutschlands westlicher Nachbar« eine reiche Blumenlese bietet . Die Einleitung besteht aus einem in pomphaftem Stil abge fafsten Sieges-Bulletin unseres Kaisers vom 13. Januar 1900, welches Verfasser hat offenbar keine die Einnahme Antwerpens feiert. einzige der in ihrer Einfachheit und Bescheidenheit ― grofsartigen Sieges-Depeschen unseres Allerhöchsten Kriegsherrn aus dem letzten deutsch-französischen Kriege gelesen, dafs er ihm solche Phrasen in den Mund legt ! Auch Bismarck ist 1900 noch am Ruder. Antwerpen genommen, Belgien einverleibt ! -- Das war natürlich

nur möglich, nachdem Frankreich 1896 völlig

vernichtet worden.

Deutschland bedurfte damals des Krieges : Die Zusammenschweifsung der vormals 300 (!) selbstständigen Staaten erwies sich nicht als dauerhaft. Dazu kamen soziale Unruhen und wirtschaftlicher Nieder gang, Zunahme der Auswanderung und Fahnenflucht bei Abnahme

282

Zukunfts-Kriege und Zukunfts-Schlachten.

der Geburten .

> La bière prospère« .

Krupp ist verstaatlicht.

Die

Börsengeschäfte liegen in der Hand des Staates.

1896 hatte Frankreich Marokko besetzt.

Spanien und England, durch Verwickelungen in Indien beschäftigt war,

welch letzteres

treten auf diplomatischem Wege sofort feindlich auf. Italien sieht seinen Einfluss im Mittelmeere bedroht. Da wird ein Attentat auf den deutschen

Kaiser versucht ; der Attentäter entkommt nach Frankreich und von dort, da sich die Auslieferungsverhandlungen in

die Länge ziehen, nach Amerika : allgemeine Entrüstung der deutschen Presse, die sich so drastisch äufsert, dafs Frankreich zu diplomatischem Einschreiten gezwungen ist. scharf gehaltene

Fürst Bismarck übergiebt

das etwas

Schriftstück

der Presse und betrachtet es als Der ersehnte » casus belli« ist gefunden. Frankreich war nicht gerüstet ; die französische Mobilmachung verlief nicht glatt , ultimatum.

weil Deutschland jedesmal vorstellig geworden war, so oft es hiefs, Frankreich wolle einen Mobilmachungs -Versuch unternehmen ! Die Deutschen sind 18 Stunden früher fertig. Es

folgt

nun

des französischen Schwadron.

eine

längere

Auslassung

Mobilmachungs- Systems,

Frankreich bringt .





und zwar : aktive Armee

über

Schäden

2,146,975 Mann auf,

897,875

>>

Reserven derselben

450,000

>>

Territorial -Armee

479,100

Reserven derselben

320,000

Es werden drei Armeen gebildet :

die

nachgewiesen an einer

>>

Die Süd -Armee (vier Corps)

um Besançon, die Armee des Centrums (sechs Corps) bei Chalons s. M.; die Nord - Armee (vier Corps) um Rethel.

Das 15. Corps verbleibt

bei Lyon, um im Falle des Erfolges der Süd -Armee diese behufs Einbruchs in Baden zu verstärken ( ein ganzes Armee-Corps kalt Warum half es nicht zur Erringung des Erfolges gestellt ! ――― mit ?) ;

das 16. Corps steht als Reserve in Tours,

zu Toulouse,

das 17. und 18.

da Spanien der marokkanischen Händel

wegen eine

drohende Haltung angenommen hatte. Eine grenzenlose Zersplitterung der Streitkräfte ! Indessen ist nicht zu hoffen, dafs der französische Generalstab an strategischen Fähigkeiten mit dem Verfasser von >Achtung auf derselben Stufe steht. immer nach dem Verfasser ――――― eine Die Franzosen hatten → grofse Mausefalle aufgestellt, in welche die vertrauensseligen Deutschen hereinmarschieren sollten, um ein grofses Sedan zu erleben . Wie die sechs (! ) deutschen Armeen an der Grenze aufmarschiert waren,

I

283

Zukunfts-Kriege und Zukunfts- Schlachten. dürfen wir übergehen .

Verfasser scheint die Kriegskunst an Beispielen

aus dem dreifsigjährigen Kriege studiert zu haben,

denn er läfst

zwei deutsche Reserve- Heere, das eine bei Magdeburg, das andere bei Leipzig in der Bildung begriffen sein.

Immer langsam voran !

-Erst ein paar Monate Armeen formieren, dann ein paar Monate ――― zum gemütlichen Heranmarsch und das im Zeitalter des Dampfes ――――― und des Telegraphen ! Der böse Bismarck aber machte mit einem infernalischen Zuge all' die klugen Berechnuugen des französischen Generalstabes zu Schanden. Von ihm aufgereizt, forderte Italien plötzlich die See Alpen, Savoyen und Corsica.

100,000 Italiener überschreiten

die

Alpen und die französische Süd -Armee mufs sich gegen den neuen Feind wenden. Mit der Mausefalle ist es wieder vorbei : umgekehrt wird die Süd - Armee zwischen den Italienern und dem linken Flügel der Deutschen erdrückt : natürlich nicht , ohne dafs die ersteren sich vorher zum Ruhme der französischen Waffen eine tüchtige Schlappe geholt ! Während dessen stand die 6. deutsche Armee beobachtend bei Mainz.

Was beobachtete sie 30 Meilen hinter der Grenze ?

Vor Paris gewaltige Kämpfe, die mit der Übergabe im September schliefsen. Die Departements du Midi sagen sich von der Central gewalt los: Fürst Bismarck verspricht ihnen Selbstständigkeit. Frankreich ist vernichtet.

An Deutschland werden das Gebiet von

Belfort, Vesoul, das rechte Marne- Ufer bis Vitry 1. Fr. und endlich die Argonnen ausgeliefert.

Italien erhält Nizza, Savoyen und Corsica.

Frankreich wird in selbstständige Provinzen gegliedert mit einem Landesrat und Präsidenten in Paris. Es heifst nunmehr : » Ver einigte Staaten von Frankreich « .

Die halbe Flotte fällt an Deutsch

land, aufserdem zahlt Frankreich neun Milliarden an Deutschland, zwei an Italien . Es darf nicht über 250,000 Soldaten halten. Dafs England Frankreich bei dieser Gelegenheit in Stich liefs, sollte sich später bitter rächen. Die Folgen des glücklichen Krieges waren auf deutscher Seite ein grenzenloser Übermut und ein rascher Frankreich wurde ihnen zum Capua ; ihre Verfall der Sitten. >>sprüchwörtliche schwand u. s. w.

Nüchternheit « (oben gedieh noch das Bier) Als die Milliarden Frankreichs verschlemmt waren,

begehrte man neue ,

man hatte ja noch wohlhabende Nachbarn : 1898 wurden Holland und Belgien verschluckt. Nur Antwerpen vermochte sich Dank Brialmont's Kunst einige Zeit zu halten. Jetzt erklärte England endlich den Krieg.

Die Deutschen liefsen

die rasch zusammengerafften englischen Kriegsschiffe unbehindert in

284

Zukunfts-Kriege und Zukunfts-Schlachten.

die Schelde einlaufen , dann aber schlofs der Admiral » Strausch « die Mündung,

und zwischen der deutschen Flotte und dem deutschen

Belagerungs-Corps wird Englands Stolz aufgerieben . Antwerpen fällt Anfang 1900, nicht ohne die Mitwirkung einzelner Persönlich keiten : Deutsche natürlich, die sich 1880 dort hatten naturalisieren lassen und nun die

gastliche Aufnahme damit vergalten,

Lebensmittel- Magazine und gaben u. s. w.

dergl.

in Brand steckten,

dafs sie

Spione ab

Fürst Bismarck sah seinen Traum erfüllt ; Europa zu den Fülsen Deutschlands. >> Nach diesem Schlage hallten von Moskau bis Madrid,

von Constantinopel bis London die stolzesten Dome

nicht minder als die kleinsten Kapellen von dem Te Deum wieder, welches der neuen Ordnung der Dinge die Weihe gab. Preufsen hat in den östlichen Provinzen seine Landsturm-Organisation vollendet, jedoch hat es nicht gewagt, in den aufgeklärten west oder gar in den übrigen deutschen Staaten die Volksmassen militärisch zu organisieren. < Wie kindlich naiv sich das innerste Denken des verbohrten Demokraten in diesem Satze

lichen Provinzen

offenbart ! Augenscheinlich hat die ganz mifsverstandene Nachricht von der Errichtung der Landwehr- Inspektionen in den östlichen Provinzen zu dieser Urteilsblase Veranlassung gegeben. Im Gegen satz zu Deutschland hat Frankreich natürlich seine ganze geplante Wehrverfassung glänzend durchgeführt. < Österreich und Russland halten sich gegenseitig in Schach ; Italien schwankt, ob es dem französischen oder deutschen Einflusse folgen soll.

Frankreich erklärt in überraschender Weise am 1. Juli

18 ?? an Deutschland den Krieg .

Am 2. Juli wird der Schweiz ein

Bündnis -Antrag von Deutschland gestellt, da Frankreich die Neu tralität der Schweiz zu verletzen beabsichtige und zur Abwehr des französischen Einmarsches die Hülfskräfte der Schweiz nicht aus reichten .

»Der Vertreter der Schweiz bemerkt

dazu,

dafs

dieser

Krieg im deutschen Volke sehr unpopulär sei, dafs es allem Anscheine

Zukunfts-Kriege und Zukunfts- Schlachten.

285

nach im Lande bedenklich gähre, ja , dafs sogar die Rede davon sei, die Garde-Regimenter gar nicht aus Berlin ausmarschieren zu lassen, sondern eher die Garnison zu verstärken . < Und weiterhin wird gesagt,

dafs

ein Ausbruch innerer Unruhen »in Anbetracht der

sozialen Gährung und der Unbeliebtheit des herrschenden Regiments Sein Führertalent aber , seine Umsicht und Energie in

schwierigen Lagen hatten sich derart bewährt , dafs ihm bald darauf das Kommando über sämtliche Garden und demnächst das über die ganze Westarmee anvertraut wurde , welche zum Übergange über den Etropol - Balkan bestimmt war. In dieser hervorragenden Stellung hatte Gurko vollauf Gelegenheit, in strategischer, taktischer und administrativer Richtung

seine hohe Befähigung zur selbst ständigen Kommandoführung an den Tag zu legen .Was die Menge und die Jugend hinrifs, war seine glänzende Persönlichkeit, seine Jugendlichkeit,

das Aufsergewöhnliche

Betragens und seine aufsergewöhnlichen Erfolge.

seines

Was ihn aber

auf den Schild erhob, das war, neben seinem Verdienste und seiner geschickten mise en scène , die Zeitepoche und die Partei, welche sich seiner bediente . Er war kein Feldherrngenie und hatte auch keine Gelegenheit, ein solches zu beweisen, (!) er war kein durch gebildeter Charakter, kein zuverlässiger Mann, konnte Widerspruch nur schwer vertragen, sein Selbstgefühl war ein gesteigertes, sein Ehrgeiz

ein

denselben zu

mafsloser und befriedigen.

er nicht

wählerisch in den Mitteln ,

Der Krieg war ihm Selbstzweck

und

höchste Potenz aller Lebenserscheinungen . Er war neidisch und schonte selbst einen Freund nicht, um sich in den Vordergrund zu stellen. Er liebte den Effekt und die Ausstattung, verstand sie vorzubereiten und strebte sie durch Bild und Schrift zu verbreiten . Deshalb spielten Reporter und Zeitungskorrespondenten eine grofse Rolle in seinem Leben.

Deutschenhafs zeigte er erst in der letzten

Periode seines Lebens, ebenso Sympathie für die Polen. Noch im Jahre 1881 hatte er ausgesprochen, dafs er kein politisierender General sei . Zum Deutschenhafs brachte er es unter dem Einflusse *) Siehe Internationale Revue über die gesamten Armeen und Flotten. 1886 . Oktober- und Novemberhefte : Michael Dimitriewitsch Skobelew von Ossip Ossipo witsch. Das Obige ist eine Zusammenstellung von einschlagenden Bemerkungen aus dieser, auf authentischen Schriftstücken beruhenden Lebensbeschreibung.

Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78.

305

einer vorgeschrittenen patriotischen Partei *) und ging so weit, daſs er, ein Produkt der europäischen Civilisation, gleich der halbgebildeten Jugend und der blöden Menge Patriotismus mit Chauvinismus ver wechselte. Aus Panegyriken ist der legendäre Ruhm Skobelew's erwachsen . (!) - Der Donaufeldzug bot ihm Gelegenheit, seine wunder bare Bravour, seine Begeisterung für das Kriegshandwerk zu zeigen , nicht ohne wiederholt gegen die strenge Disziplin und einen Haupt grundsatz zu sündigen, dafs im Kriege einer dem andern zu Hülfe kommen mufs,

ein Grundsatz,

den

er selbst in mehreren Tages

befehlen als fundamental proklamiert.

Er wird direkt beschuldigt,

er habe am 10. Dezember, an dem Tage als Plewna fiel, sich eines strafwürdigen Vergehens schuldig gemacht, indem er mit Umgehung eines höheren Befehles die Reserven zurückhielt und sie zur Un thätigkeit verdammte, während sie im entscheidenden Moment der Schlacht

verlangt

wurden ,

und

dafs

ein

offizieller

Bericht

die

Thätigkeit des von ihm kommandierten Hülfs- Corps in einer der Er wird Wirklichkeit nicht entsprechenden Weise darstellt. (!) beschuldigt, sich am 8. Januar während der Kämpfe am Fufse des Schipka

versteckt gehalten ,

den

Fürsten

Sweatopolk- Mirski

im

Stiche gelassen zu haben, dagegen mit theatralischem Effekt, mit Musik und fliegenden Fahnen nur grade zum Schlusse des Kampfes erschienen zu sein, um das Dorf Schenowo zu stürmen . Aber schon früher, am 11. und 12. September, beim dritten Sturm auf Plewna hatte Skobelew einen schlimmen Fehler begangen, welcher das Mifslingen des Sturmes zum Teil, einen unnötig grofsen Verlust an Menschen jedenfalls, verursacht hat.

Er hatte nämlich früher an

gegriffen, als der allgemeine Angriff befohlen war, und hatte nicht die zwei ursprünglich bezeichneten, sondern ein anderes Fort, das von Krschin angegriffen, genommen und bekanntlich nicht halten können .

Diese Anschuldigungen

sind niemals widerlegt

worden ,

man hat es vorgezogen, die Schriften seiner Kritiker und Gegner totzuschweigen und in den übertriebenen Lobpreisungen seiner Thaten fortzufahren . (!)< Es fehlte Skobelew der sittliche Ernst und die Vornehmheit der Seele .

Totleben

nennt ihn

einen

» homme sans foi ni loi « .

Er war wissenschaftlich gebildet und beschäftigte

sich mit der

Litteratur aller mafsgebenden Nationen, was ihm durch seine Sprach *) Auch noch nach dem russisch-türkischen Kriege trieb er eine Art Kultus mit der deutschen Waffenbrüderschaft ; mit wahrer Begeisterung schilderte er besonders den Eindruck, welchen sein Zusammentreffen mit dem Major v. Lignitz bei dem Donauübergange in der russischen Tirailleurlinie auf ihn gemacht hatte. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXIV., 3. 21

306

Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78.

kenntnis erleichtert wurde, aber nicht abhielt, häufig Verachtung der Wissenschaft, besonders aber sogenannter gelehrter Generale zur Schau zu tragen. Suworow wollte er als sein Vorbild gelten lassen und führte gern dessen Ausspruch an : » Ces pauvres aca démiciens ! Rückblicken « der obersten Heeresleitung , welche die Resultate der im Heere thätigen Kräfte darstellen soll , zu Teil, vielmehr trifft sie herber Tadel. >> Ihre unzweckmässigen Dispositionen trugen dazu bei , um Gurko's Thatkraft und Unternehmungslust bei dem ersten Balkan übergange nicht zur Entfaltung gelangen zu lassen.Westarmee> durch aus keine strategische Bedeutung hat und wo er seinen ermüdeten Truppen nur einige Ruhe gewähren wollte , sich dort festsetzen . Bei Selwi hatten die Kosaken einen Haufen Tscherkessen und bewaffneter Einwohner angetroffen ; die am rechten Ufer des Wid Streifenden konnten keine Nachrichten über Osman's Truppen bringen , weil diese sich am 17. noch zwischen Ogust und Skit bewegten. Beide Meldungen stehen also in keinerlei Zusammenhange mit dessen Anmarsch , der ganz überraschend stattfand. Selbst das am

18. bei Riben am Wid lagernde 9. Kosaken - Regiment hatte

nicht einmal eine Ahnung davon , dafs Osman an demselben Abend bei Mahaleta am Isker angelangt war. Sein gleichzeitiges Ein treffen

mit

Schilder- Schuldner in

Plewna ,

der zum Zwecke der

allgemeinen Sicherung dorthin gesendet wurde , Spiel des Zufalls.

war also das reine

Osman kam aber nach Plewna nicht » zufällig « ,

sondern in Folge der strategischen Bedeutung dieses Ortes, der zwischen Balkan und Donau , in der sogenannten bulgarischen Ebene

inmitten

eines

fruchtbaren

Bezirkes

gelegen ,

auch

ein

Knotenpunkt für wichtige Strafsenverbindungen nach allen Richtungen war. Diese strategische Bedeutung war die Veranlassung, dafs bei den in Konstantinopel

vor Ausbruch des Krieges

stattgefundenen

Beratungen im Wesentlichen der Beschlufs gefafst wurde , bei dem etwaigen Vorgehen des Gegners gegen den mittlern Balkan , eine Armee auf der Linie Plewna- Lofdsche zu versammeln , welche eine sehr günstige Grundstellung zum Operieren gegen dessen Flanke und rückwärtige Verbindungen bildete. Daraus ist der am 11. Juli an

Osman in Widdin

ergangene Marschbefehl nach Plewna her

zuleiten, zu dessen sofortiger Besetzung gleichzeitig die Absendung

Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78. von 3 Bataillonen aus Nikopoli angeordnet wurde.

313

Er befehligte

bis dahin die von Nikopoli bis an die serbische Grenze aufgestellten Truppen und stand zu dem Oberbefehlshaber Abdul Kerim Pascha genau in demselben Verhältnisse , wie die Commandeure der übrigen, die türkische Armee bildenden Gruppen. Eine »Westarmee Rückblicke « . (Seite 269 unten. ) Erst dieser zweite Mifserfolg störte das Gleichgewicht und erzeugte in der Heeresleitung eine nervöse Reizbarkeit, wobei aller dings auch nichtmilitärische Rücksichten auf die öffentliche Meinung in der Heimat und im Auslande mitwirkten . Jetzt zeigte sie sich > elastisch Wem dies Urteil

zu hart erscheint,

der vergegenwärtige sich seine vollständige Unthätigkeit nach den in der Defensive erfochtenen Siegen , sein schwankendes, unentschlossenes Verhalten bei dem

Versuche ,

Lofdsche zu entsetzen ,

endlich

die völlige

Un

thätigkeit der Haupt - Armee während der Katastrophe von Gorni - Dubnik. « (Seite 104. ) Um Osman's Verhalten bei diesen Gelegenheiten richtig beur teilen zu können, genügt es nicht, sich dieses selbst zu vergegen wärtigen, sondern es ist nötig, eine klare Vorstellung von den Verhältnissen zu haben, welche es hervorriefen. Er war am 19. Juli mit seinen, durch den siebentägigen , sehr beschwerlichen Marsch von 200 Kilometern , ohne Ruhetag , ermüdeten Truppen von Widdin

in

Plewna angekommen .

Während

seines

Einrückens zeigte sich der aus verschiedenen Richtungen anrückende Feind, gegen den er sofort auftreten musste. Die Vorbereitungen für den am nächsten Tage bevorstehenden Kampf gestatteten nicht, den Truppen die ihnen so notwendige Ruhe zu

gewähren.

Der

Kampf begann am 20. um 5 Uhr Morgens, und alle Truppen waren an demselben beteiligt.

Sie folgten den beiden nach

zwei ver

schiedenen Richtungen sich zurückziehenden russischen Angriffs Kolonnen bis über die am Morgen eingenommene eigene Stellung hinaus. Wie hätte Osman eine weitere Verfolgung einleiten sollen und womit? Etwa durch seine fünf schwachen Schwadronen auf ermatteten Pferden

gegen

die

überlegene

und

frische russische

Kavallerie, welche den Rückzug der Infanterie deckte? Am 30. Juli bestand die Besatzung Plewnas aus 33 Bataillonen , 8 Schwadronen regulärer Kavallerie und 60 Geschützen, 17,000 Mann. Der russische Angriff verfügte über 36 Bataillone, 32 Schwadronen, 176 Geschütze , 28,000 Mann.

Der Kampf dauerte bis zum Abend ,

ja, bis in die Nacht hinein. Die ganze russische Kavallerie war vollständig kampffähig geblieben . Wie konnte unter solchen Um ständen eine Verfolgung durchgeführt werden ? - Dafs die beiden. von Schachowskoi's Kolonne eroberten Schanzen nach deren Rückzug die ganze Nacht von den Türken unbesetzt blieben, und man im Stabe Osman's von der Räumung dieser Schanzen keine Kenntnis hatte (Seite 266), ist unrichtig. Osman sandte noch in der Nacht Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine, Bd. LXVI., 3. 22

Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78.

322

telegraphische Meldung über die Erfolge des Tages nach Constan tinopel, und in der Nacht fing man auch schon an , diese Schanzen auszubessern .

Ein gewifs unverdächtiger Augenzeuge, der Bericht

erstatter der Daily News in Schachowskoi's Hauptquartier, schreibt in Bezug darauf wörtlich : »Um 6 Uhr schoben die Türken eine bedeutende

Masse

Infanterie

zum Zweck

der Wiedernahme

der

zweiten Stellung (Schanze) vor, und Schachowskoi wagte daraufhin einen kühnen Schritt, indem er zwei Batterien nach der ersten Stellung, die er genommen , vorschickte, um die Türken in Schach zu halten.

Diese liefsen sich aber nicht abhalten, und um 7 Uhr

befand sich, trotz des energischsten Widerstandes seitens der Russen, die Stellung wieder in ihren Händen . ―――――――― Die Türken drangen unaufhaltsam auf uns ein , sie hatten die Oberhand erlangt und schienen zeigen zu wollen, dafs sie ihren Vorteil zu verfolgen verstanden .

Sie drängten in der Dämmerung in grofsen Massen

gegen ihre ursprüngliche erste Stellung (Schanze) vor und nahmen die drei Geschütze wieder, welche vorher den Russen in die Hände gefallen

waren .

Wiederum flogen

die türkischen Bomben

über den Hügel oberhalb Radischewo und schlugen in das hinter demselben

liegende

Dorf,

welches jetzt

mit

Verwundeten

voll

gepfropft war. Auf eine Erklärung der Streifen, welche zwischen der vorderen und der hinteren Wellengrenze liegen, wollen wir hier noch nicht eingehen.

Es ist sehr wahrscheinlich , dafs dieselben Unregelmäfsig

keiten der Reibung ihren Ursprung verdanken und mit dem Sausen des Geschosses zusammenhängen . > Admiralty and Horse Guards Gazette « finden wir eine Zuschrift des Flottenadmirals Thomas Symonds , welche hoch interessante Streiflichter auf den Zustand der englischen Seemacht wirft, insbesondere auf den militärischen Wert jener Schiffe, welche an der Jubiläums- Revue teilgenommen und mit denen die Engländer dem Auslande zu imponieren gehofft hatten . Da Symonds in der englischen Marine den höchsten erreichbaren Rang einnimmt , so mufs sein Urteil jedenfalls als ein mafsgebendes angesehen werden . Der Flottenadmiral schreibt : » Die Jubiläums-Revue zu Spithead war Dank der Mannszucht, dem Eifer und der Wirksamkeit des Personals Alles , was nur gewünscht werden konnte, und bot einen Anblick, der Seinesgleichen Wenn ich es trotzdem für meine Pflicht halte , das kaum hat. Material zu bekritteln ,

so geschieht dies in der Hoffnung ,

dafs

das glänzende Schauspiel in den Augen meiner Landsleute nicht gewisse Thatsachen verdunkele , welche im Fall eines Krieges mit Frankreich für uns eine grofse Gefahr bilden und zwar wegen der Übelstände in Bezug auf Zahl , Bauart, Ausrüstung u. s. w. unserer Auch will ich Schiffe im Vergleich zu jenen der Franzosen . die Notwendigkeit darlegen .

einer

zahlreicheren

und

zeitgemässeren Flotte

Der Zusammenstofs zwischen » Devastation « und » Ajax « [ von den übrigen Zusammenstöfsen und Unglücksfällen schweigt Symonds ] *) , welcher glücklicherweise nur wenig Schaden verursachte, wird, wie ich hoffe , sein Gutes haben , indem er beweist , dafs wir nicht die Mittel haben ,

diese Schiffe sofort zu ersetzen ,

ferner , wie wahr

scheinlich Unglücksfälle sind und wie dringend für uns die Not

*) Sämtliche eingeklammerten Stellen sind Zusätze des Übersetzers.

344

Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht.

wendigkeit der Anschaffung einer Reserve von wirklich wirksamen Panzerschiffen ist. Unser sogenanntes » Reservegeschwader« ist thatsächlich lächer lich. Folgendes scheint mir der wahre Stand der bei der Flotten schau beteiligt gewesenen Schiffe zu sein : Die unten genannten 18 Panzerschiffe haben so riesige wasser dichte Zellen , daſs deren Verwendung in einer Schlacht ein nicht zu rechtfertigender Menschenmord wäre denn wahr scheinlich würden sie untergehen und ihre Bemannung

ertrinken .

Der Panzer ist von Eisen und so dünn , dafs nichts Schlimmeres zur

Vernichtung

Die

Steuerruder

Steuergeschirr ,

der Leute

sind

so

hergestellt werden

blofsgestellt,

dafs es Unglücksfälle

ebenso

das

konnte .

schauderhafte

heraufbeschwört ,

und diese

werden auch sehr wahrscheinlich eintreten , sobald das Schiff unlenk bar wird.

Die Geschütze sind Vorderlader ,

welche

wiederzuladen

bald unmöglich würde in Schufsweite der Schnellfeuerkanonen , deren manche zehn fünfzigpfündige [ ? ] Granaten in der Minute abschiefsen können. Ihre Maschinen , Schnelligkeit u . s. w. sind von ältester Art. Kurz , alle sind äusserst hinfällig und wertlos gegen ein modernes französisches Panzerschiff.

Wer aber vermag zu sagen,

wer in der Schlacht sein Gegner sein wird ? In diese Kategorie fallen : » Agincourt« , » Black Prince « , » Iron Duke « , » Minotaur « , » Sultan « , » Shannon « , » Hercules « , » Invincible < , >> Monarch < ,

>> Devastation « ,

» Neptune « ,

» Hotspur« , » Rupert

und

>> Belleisle Northumberland « , » Warrior « , » Audacious « , » Swiftsure « , » Triumph « , > Thunderer> Repulse < , >> Penelope « , » Scorpion « , » Wivern « , » Viper ‹ >>Vixen « ,

» Bellerophon «

Verteidigung der >> HecateGlatton
> Gorgon « und » Hydra « ] sind nur fähig bei schönem Wetter von Hafen zu Hafen zu schleichen und nebst dem » Prince Albert « die schlechtesten Gefechtsmaschinen . Es ist

wirklich sehr traurig,

dafs so prächtige Schiffe

wie

>> Sultan « , >» Hercules« und » Monarch« für das Gefecht so ganz und gar veraltet sind.

Sie sollten für andere Dienstleistungen verwendet

werden. Man hat zur Entschuldigung gesagt , dafs die französische Flotte ebenso viele wertlose Schiffe enthalte ; zugegeben , selbst mehr !

[ das ist nicht richtig ; von den 50 französischen Panzerschiffen

Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht.

345

sind nur 18 veraltet ] , aber ihre Geschütze sind alle Hinterlader . Dies ist das schlimmste aller Beweisstücke ; denn für uns ist es eine Lebensfrage, die Mächtigsten zur See zu sein, unsere Leute zu ernähren u . s . w., unsere Küsten und unsern Handel zu schützen , während den Franzosen eine Seemacht keine unentbehrliche Not wendigkeit ist. bleiben.

Sie würden ohne eine solche auch eine Grofsmacht.

Für uns bedeutet eine Niederlage zur See gänzliche Ver

nichtung (utter ruin). Die Schulschiffe sind nur als solche verwendbar , während ich mehr dampftaktische Unterweisungen wünschte. Was die Flottillen-Fahrzeuge betrifft , so wurden 10 derselben von

[ Admiral ] Commerell

im

Parlament

als

» ein

Mittelding

zwischen Uhrgehäuse und Badekarren « beschrieben . Die Torpedoboote sprechen für sich selbst. [ Anspielung auf die bekannte Thatsache , dafs von 24 bei schönem Wetter und ruhiger See fahrenden englischen Torpedobooten nach wenigen Stunden 11 unbrauchbar wurden, sowie dafs sich alle bisher erbauten englischen Torpedoboote

ihren

Aufgaben

nicht

gewachsen

höchstens zur Küstenverteidigung verwendbar erwiesen . ] Von den neueren Panzerschiffen hat der »Collingwood
Nelson > Temeraire« , » Howe« (und » Rodney « , » Benbow« , » Anson « und >> Camperdown Aurora« , » Galathea« , » Narcissus « , » Australia« und » Immortalité« ) und »Colossus

(und » Edinburgh« ) unerwähnt ;

daher wollen

wir

über dieselben noch einige Worte sagen , damit sich der Leser ein Bild von dem Zustande der ganzen englischen Panzerflotte machen kann. Der Typ

» Nelson «

soll als Panzerkreuzer

dienen ,

entspricht

aber seiner Aufgabe nicht, da die Schnelligkeit thatsächlich nur 13 Knoten beträgt, während man heute Kreuzer mit 20 Knoten

347

Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht.

baut. Als Schlachtschiff wieder kann der Typ wegen zu dünner Panzerung (9") nicht verwendet werden ; zudem sind die Enden. ungeschützt.

»Alexandra «

und

» Témeraire«

sind

an

sich gute

Schiffe, aber als Kasemattschiffe etwas veraltet, die Panzerung un genügend ( 12 bezw. 11 ") und ebenso die Bewaffnung. » Polyphemus Alexandra « , vom Typ

Colossus « das über » Collingwood « Gesagte .

Die übrigen

Typen sind noch nicht in Ausrüstung getreten , daher ein endgiltiges Urteil nicht rätlich ist. Doch unterscheidet sich Typ >> Howe >Inflexible>>

»

8.5

>>>

Dreadnought « . >Monarch>

>>

13.92

>>>

>>

13.8

>> Belleisle >

>>

12.2

14.6

»

>>

11

>> »

>Agamemnon > Neptune Edinburgh >

15.5

> Colossus >>

15.448

>>Bellerophon Hercules>

>>

.

14.691

>>

>>

13

>>

»



14.6

>>

>>

12

>>>

> Invincible >

Σ

>Iron Duke
>



·

13.75

>>

>>

12.72

·

>> Triumph Alexandra >

>>>

12

>>>

>>

14

>>

>>

>Temeraire < . >Nelson < •

>Swiftsure >Shannon .

·

10.5

>>

10.6

16

»

>>



16.5

>>

>>

14



14.41

>>

»

12.856

·

12.6

> »

11

>>

348

Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht.

>> Impérieuse >Black Prince < .

17.213 Knoten Probefahrt, 15.5 > 10 13.6

14.322

>>

>

10

>> AgincourtMinotaur>

10.5

14.065

>>

>>>

13

»Northumberland « 15.459

»

>>

9.5

>>

10.5

>> Penelope Rupert>

10.9 >>>

13.59 15.25

>

12

»

14.5

>>

2

>>Conqueror Achilles > ungereimtes Zeug « zu Tage fördern , so lächelt der Besserwissende ob solcher kleinen Thorheiten , oder er zuckt höchstens die Achseln und schüttelt mit dem Kopfe ――――― denn im Hinblick auf die gute Sache, so darf man sich sagen , kommt es auf einige Mifstöne und eine Hand voll Noten « hier nicht an ; schliefslich handelt es sich doch auch im Wesentlichen nur um eine allgemein verständliche Anregung . - Von einem ganz anderen Standpunkte aus sind jedoch in dieser Beziehung

militär-wissenschaftliche

schriften zu betrachten .

Zeitungen und Zeit

Sie haben einen gleichmässig gebildeten ,

urteilsfähigen Leserkreis, dem gegenüber alles, was bei den bezeich neten festlichen Gelegenheiten zu Tage gefördert wird, » Hand und Fufs haben, unerschütterlich fest auf dem Boden der historischen Thatsachen stehen mufs . Hier handelt es sich nicht um wohl tönende Redensarten, sondern um eine wahre und klare Würdigung der in Rede stehenden Sache oder Person. Unter diesen Umständen kommen denn auch nur selten in militär- wissenschaftlichen Zeitungen und Zeitschriften grobe Verstöfse gegen die historische Wahrheit oder ein erhebliches und bedenkliches Überschreiten des gebührlichen Lobesmafses vor. Kommen sie aber vor, so verdienen sie auch eine viel strengere Beurteilung, als es bei politischen Zeitungen der Fall ; ja, wenn das begangene Unrecht nicht klein ist , bedarf es nach meiner Ansicht auch , so weit

sich dazu Gelegenheit bietet ,

einer

entsprechenden gründlichen Richtigstellung. Eine

solche

einem Aufsatze

der

Doppelnummer

61/62

der

> Deutschen Heeres-Zeitung« zukommen zu lassen , erachte ich für eine ebenso unangenehme wie unabweisbare Pflicht. Der Aufsatz

Eine verstimmte Lobesposaune.

350 >>60 Dienstjahre « enthält nämlich

der bezeichneten Nummer der »Heeres - Zeitung > Wir müssen hoffen , dafs sie sich mehr vor uns , als vor dem Galgen fürchten . « ***) Aber die Österreicher überfielen in der Nacht zum 14. Oktober das preussische Lager dennoch , und Keith wurde, als er mit einigen Bataillonen den Ausgang von Hochkirch gewann , um eine verlorene Batterie zurückzuerobern , durch einen Schufs in die Brust getötet. Der König schildert im achten Kapitel Seiner Geschichte des sieben jährigen Krieges diesen Augenblick , und ebenso die bei Hochkirch erlittenen Verluste ; wie tief aber der Schmerz über den Tod Keith's in Sein Inneres griff, und dort noch andere grofse Schmerzen wieder *) Oeuvres diverses du Philos. de Sanssouci 18. Epistel. Schlufs dieses Gedichtes findet sich in Preufs III, 168-169. **) Hinterlassene Werke III. 8. ***) Archenholz , Seite 180.

1*

Der

4

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

aufregte , das

geht aus Seiner an Mylord Maréchal * ) gerichteten

und den Tod Jacob Keith's betreffenden Epistel hervor. **) Es heifst dort gleich anfänglich: » Ich sah die Fackel seiner schönen Tage erlöschen , und Lorbeerkränze streut ' ich auf sein Grab. Ach ! blieb das Leben ihm noch in dem schreckensvollen Kampf , von seinem Arm gefesselt wär ' ihm dann der Sieg gefolgt. ―

-« Damit ehrte Friedrich

den Gefallenen, in dessen kriegerischer Vortrefflichkeit, als Kriegs herr ; wenn aber weiterhin gesagt wird : » Schon oftmals schien mein Leben und Reich dahin zu sein ; aber die Vorsehung , welche alle Fürsten gegen mich vereinte , liefs mich gleich wohl nicht zum Gegenstande des Mitleids werden. Wenn sie jedoch der Freundschaft heilige Bande verletzt , dann , theurer Lord , verwundet sie mich tödtlich , «

so erkennt

man daran , daſs vom Könige hier nicht blofs ein Feldherr, sondern auch ein Freund betrauert wurde. Und wirklich besafs Keith alle Eigenschaften , dem Könige persönlich nahe zu treten : er war so talentvoll als kenntnisreich , so ernst als heiter , so todesmutig als von edler Gesinnung .

Unter den Generalen Friedrichs steht Keith

in erster Reihe und unter den Lieblingen mit Tiefe und Ansehen wohl einzig da ; alles zusammengerechnet endlich kann er unter allen Offizieren jener Zeit für denjenigen gelten , für welchen der grofse König Selbst Sich zumeist auf den Standpunkt echter Freund schaft stellte.

Auch

Hans

Carl

v. Winterfeld

genofs

der

besonderen

Zuneigung Friedrichs und

verdiente sie durch seine militärischen und allgemeinen Vorzüge. Er wog so schwer im Rate als vor der Front; die beiden ersten schlesischen Kriege sind von seinem Ruhme

erfüllt worden , und der siebenjährige Krieg würde ihn , wenn er nicht darin ein so frühes Ende gefunden hätte , gewiſs unter seine ersten Helden gezählt haben. Friedrich , Welcher schenkt ,

erhob

ihm

schon als Kronprinz Vertrauen

nach Seiner Thronbesteigung diesen

ge

Offizier vom

zum Major und Flügeladjutanten und sandte ihn bei Beginn des ersten schlesischen Krieges nach Petersburg, wo die Bestrebung des Wiener Hofes , russische Hülfstruppen zu Dieser Zweck wurde erlangen, von ihm vereitelt werden sollte. Lieutenant sogleich

*) Preufs IV , 195. **) Hinterlassene Werke VII unter "7 Gedichte ". Dezember 1758 geschrieben .

Zu Breslau im

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. vollständig erreicht.

5

Nach seiner Rückkehr trat Winterfeld an die

Spitze eines Grenadier- Bataillons , mit welchem er sich bei der Überrumpelung Glogaus und in der Schlacht von Mollwitz hervor that. Hiernächst wurde er zum Obersten und Generaladjutanten ernannt und führte am 22. Juni 1741 einen Handstreich aus , von welchem der König in Seiner » Histoire de mon temps« sagt :

> In

dieser Zeit führte Winterfeld , derselbe , welcher ein Bünd nifs mit Russland zu Stande gebracht hatte , einen schönen Streich an der Spitze eines Detaschements aus , wodurch er sich den Ruhm erwarb , ein ebenso braver Offizier als geschickter Staatsmann zu sein. den General Baronay 300 Gefangene ab. *)

zu

Er überfiel und schlug

Rothschlofs ,

und

nahm

ihm

Im zweiten schlesischen Kriege zeigte Winterfeld vorerst 1744 beim

Rückzuge

aus

Böhmen

viel

militärische

Geschicklichkeit ;

dann aber wurde er im Frühjahr 1745 bei einem in Oberschlesien geführten Detaschementskriege verwendet und lieferte am 11. April den ungarischen leichten Truppen ein glänzendes Gefecht bei Schlawentschitz. Hierüber sagt der König : » Die Wahl bei Er theilung des Oberbefehls über diese Unternehmung fiel , wegen seiner seltenen Verdienste , auf Herrn v. Winterfeld . Man gab ihm 6 Bataillone und 1200 Husaren , mit welchen. er bei Cosel über die Oder ging , während Herr v. Goltz mit 1 Bataillon und 500 Husaren , zur Mitwirkung gegen Esterhazy , diesen Strom bei Oppeln überschritt. Winter feld fiel auf das Dorf Schlawentschitz , wo er 120 Gefangene machte und hörte dann links ein lebhaftes Feuer, begab sich also gleich dahin . Er fand 5000 Ungarn , von denen das Golzische Detaschement umzüngelt war , griff sie an und trug einen völligen Sieg davon. Er glaubte aber noch nicht genug gethan zu haben , blieb beim Nachsetzen und stiefs am folgenden Tage auf 2000 Husaren , die er in Hiermit erhielten die preufsischen einen Morast warf. Husaren , vermöge ihres Übergewichtes über die leichten Schaaren der Königin erst ein Ansehn . « **) Bald darauf entsendete der König Winterfeld mit nur 2400 Mann nach Landshut, und hier wurde Nadasti, welcher ihn mit 7000 Manu angriff, von Winterfeld gänzlich geschlagen.

*) Hinterlassene Werke I , im dritten Kapitel. **) Ebendaselbst II , im zwölften Kapitel.

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

6

Für solche

Kriegshandlungen

noch

wurde Winterfeld

1745

zum Generalmajor ernannt , that sich aber dann noch bei Hohen friedberg und Katholisch-Hennersdorf besonders hervor. Während der nach dem Dresdener Frieden bestehenden elfjährigen Waffenrube war Winterfeld als Generaladjutant fast stets in der Nähe des Königs und wurde von Diesem zu wichtigen Geschäften verschiedener Art gebraucht ; als die aus dem Dresdener Archiv erhaltenen Papiere über die dem Könige drohende Kriegsgefahr keinen Zweifel mehr liefsen ,

soll

er den nachher

verwirklichten

Plan ,

offensiv zuvorzukommen, zuerst angeregt haben . Im Jahre 1756 wurde Winterfeld , kurz vor

den

Gegnern

Ausbruch

des

Krieges, Generallieutenant ; als man die sächsische Armee bei Pirna einschlofs ,

wurde

Verbindung Zweck nicht , Stande.

mit

den

König August

abzuziehen ,

erreichte

und brachte hierauf die Kapitulation

Am 5. März Winterfeld :

er abgesendet , Österreich

1757

von

seiner

jedoch

diesen

von Pirna zu

schrieb Friedrich , . von Dresden aus ,

an

» Mein lieber Generallieutenant v. Winterfeld .

Da Mir von sehr guter Hand die in Abschrift anliegende Nachricht gekommen , was en gros in denen zu Wien ge haltenen Conferenzien

über die Operationen der bevor

stehenden Campagne vorgefallen ; So habe Ich Euch solche communiciren wollen , und glaube , dafs was die Franzö sische Operationes anlanget , solche ziemlich richtig sein mögen; wegen deren Österreichischen aber hoffe ich noch nähere und bessere Nachrichten zu bekommen. « *) Bei Prag befehligte Winterfeld die Division

des preussischen

linken Flügels , welche in so überaus schwierigen Umständen den ersten Angriff machte, und wurde verwundet ; weiterhin der Heeres abteilung des Prinzen von Preufsen zugeteilt , machte er nach der Schlacht von Collin jenen vom Könige so streng beurteilten Rückzug auf Zittau mit, und war von den Führern jenes Corps der Einzige, welchen Friedrichs Vorwürfe verschonten . Als Friedrich im Herbst 1757 gegen das Reichsheer und die Franzosen westwärts marschierte, liefs Er Sein Hauptheer unter dem Herzog von Bevern an der Landskrone bei Görlitz zurück , und zu diesem gehörte auch Winterfeld , auf den bezüglich der Kriegführung in diesem Terrain des Königs hauptsächlichstes Vertrauen gesetzt war. Als Friedrich Sich von Seinem Lieblinge , der nach dem

*) Preufs II, Seite 77.

7

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

Holzberge bei Moys entsendet war , trennte , umarmte Er ihn und sprach : > Bald hätte ich vergessen , ihm seine Vorschrift zu geben. Nur diese weifs Ich für ihn : Erhalte er sich Mir. < *) Der in dieser Vorschrift ausgedrückte Herzenswunsch Friedrichs blieb gleichwohl unerfüllt , denn Winterfeld fiel am 7. September gegen Nadasti, der den Holzberg angriff. Als Friedrich auf Seinem Vormarsche gegen die Saale den Tod Winterfeld's erfuhr, sagte Er in tiefster Betrübnis : » Gegen die Menge Meiner Feinde werden sich schon noch Mittel finden , aber einen Winter feld treffe ich nicht wieder , « **) und in Seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges heifst

es ,

diesen Vorfall betreffend :

Herr

v. Winterfeld starb an seiner Wunde , und ward in diesen Umständen um so mehr bedauert , als er bei der Armee des Prinzen von Bevern und

der

König ,

in

der

nothwendigste Mann war,

Rücksicht

Schlesiens getroffenen rechnet hatte. ***)

der

Mafsregeln

zur

Vertheidigung

blofs

auf

ihn

ge

Das verlieh dem für's Vaterland Gestorbenen einen unvergleich lichen Lorbeerkranz ,

doch immerhin auf Unkosten Bevern's ; der

Schmerz Friedrichs darüber , dafs in diesem Kriegsjahre Ihm und dem Vaterlande schon der zweite Hauptheld verloren ging , mufs sehr grofs gewesen sein. Und Winterfeld war überdies dem Könige nicht blofs von Seinen Jugenderinnerungen her , durch seine Hin gebung und sein Kriegstalent , sondern zumeist dadurch teuer , dafs dessen patriotische und Kriegsgedanken sich mit denen Friedrichs an jeder Stelle vereinigten . Mit ähnlicher Freundschaft und Tüchtigkeit ,

aber in seinem

Schicksale, so wie nach Wesen und Wirkung anders, stand dem Könige gegenüber: Heinrich August Freiherr de la Motte Fouqué. Er, den Friedrich mit Leonidas verglichen hat, bildete zwischen Jenem und dem alten Dessauer ein historisches Mittelglied, da er, von Letzterem kriegerisch erzogen, die Gunst des Kronprinzen erwarb, welche ihm dann, nach dessen Thronbesteigung zu lebenslänglicher Gnade und Freundschaft des Königs werden sollte.

Fouqué kam nämlich schon

in früher Jugend zu Leopold als Page und wurde seine grofse

Befähigung

erkannte ,

von ihm ,

allseitig gefördert

*) Archenholz, Seite 27. **) v. Retzow I, Seite 220. ***) Hinterlassene Werke III im sechsten Kapitel.

der

und selbst

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

8

kriegswissenschaftlich unterrichtet ; 1719 aber trat er als Fähnrich in das preussische Heer.

Zehn Jahre

später

erhielt Fouqué eine

Compagnie und trat dem Kronprinzen Friedrich schon damals nahe ; während

dessen nachheriger Gefangenschaft zu Cüstrin hatte

Gelegenheit,

dem Prinzen besondere Liebesdienste

er

zu erweisen . *)

Friedrich vergafs ihm das nie. Fouqué besafs den kriegerischen Geist und das Feldherrntalent Leopolds, aber in ansprechender Form, und wenn er hiermit gleich zeitig einem jungen genialen Könige und einem alten bärbeifsigen Feldherrn nahestehen konnte , so sind in ihm Vorzüge , die sonst meist getrennt blieben, vereinigt, und durch ihn hiermit auch grofse Gegensätze vermittelt worden . Wohl stand Fouqué dem Könige so nahe , dafs Dieser von ihm unwillkürlich manchen Gedanken und manche Kriegsregel , die ursprünglich vom alten Leopold stammten, angenommen und so eine geistige Verbindung beider Kriegsgenies bewirkt haben wird , die ohne eine solche Mittelsperson unmöglich gewesen wäre. Nachdem

Fouqué

Major

geworden ,

Zerwürfnis mit Leopold bestimmt ,

verliefs

er ,

durch ein

1735 den preufsischen Kriegs

dienst , um nach Dänemark zu gehen ; als aber Friedrich 1740 den Thron bestieg , rief Er ihn sogleich zurück , und verlieh ihm , mit dem Range als Oberst , das 1736 von den Fürsten von Anhalt an Preufsen überlassene Infanterie- Regiment Nr. 33. die beiden ersten

Fouqué machte

schlesischen Kriege rühmlich mit ,

wurde 1743

Generalmajor, erwarb den Orden pour le mérite und zeichnete sich 1742 als Kommandant von Glatz aus. Bei Ausbruch des siebenjährigen Krieges war er bereits General lieutenant ; bei Prag verwundet, an jeder Stelle durch Klugheit und Tapferkeit ausgezeichnet, trat Fouqué von 1759 an ganz besonders in den Vordergrund .

Der König führte mit

ihm

während jener

Feldzüge einen von Kriegsgegenständen handelnden, aber doch ver traulichen Briefwechsel **) und schrieb ihm z. B. , schon damals, durch Seine Hoffnung auf den Beistand der Türken bestimmt , im Januar 1759 : » Die Türken fangen an , sich zu bewegen , sie werden nicht lange müfsig bleiben. « ***) Etwas später deckte Fouqué in diesem Jahre mit einem kleinen Corps die schlesischen Gebirgspässe , liefs aber eine österreichische *) Vergl. Fouqué's Lebensbeschreibung , von seinem Friedrich Baron de la Motte Fouqué (Berlin 1824) verfafst. **) Vergl. Seite 10 des Juli-Heftes. ***) v. Archenholz , Seite 237.

Enkel ,

9

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

Heeresabteilung unter General Harsch geflissentlich einpassieren , um sie, welche in Schlesien keine genügende Ernährung fand , dann durch geschickte Märsche und Stellungen in ihrem Rücken von Böhmen abzuschneiden . Hierdurch zwang er die Österreicher, sich über unwegsame Gebirge aus Schlesien zurückzuziehen , dem

Könige

und leistete

mit

Bedeutendes.

Seine Haupthandlung indessen, die ebenso unglücklich

dieser

Entlastung

der

Provinz

als doch ruhmvoll war , folgte erst im Jahre 1760. Fouqué stand im Sommer dieses Jahres, Schlesien mit nur 13,000 Mann deckend , verschanzt auf den Bergen bei Landshut ; da aber , ihm gegenüber, sich Laudon immer mehr verstärkte , so wurde seine Lage dort zu ungünstig ,

als dafs er nicht ,

im Interesse freien Handelns ,

eine

Veränderung hätte wünschen müssen .

Friedrich wollte indessen die einträglichen Gebirgsstädte jener Gegend nicht unbeschützt lassen , gab sonach Fouqué's Vorstellungen kein Gehör und befahl ihm vielmehr ausdrücklich , in seiner Stellung auszuharren . Laudou wartete nun, bis die Streitmacht dieses Generals, durch verschiedene Absendungen auf 8000 Mann herabgemindert war, und griff ihn dann , am 23. Juni , mit 31,000 Mann an. Der grofse König sagt darüber in Seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges : » Laudon bemächtigte sich in der Nacht zum 23. Juni zweier Anhöhen , auf welchem Fouqué's linker Flügel stand , und hierdurch wurde es ihm leicht , die Preufsen von der Seite. und im Rücken zu beschiefsen . Fouqué vertheidigte seinen. übrig gebliebenen Posten sehr herzhaft , als er aber schon viel Leute eingebüfst , zeigte sich ihm eine Kolonne öster reichischer griffen , verliefs

Reiterei ,

welche ,

in

vollem

Anmarsch be

seinen Rückzug abzuschneiden suchte . Hierauf die Berge und stellte sein Fufsvolk in ein

er

Viereck , um hiermit den Weg nach Bolkenhain zu

er

reichen.

Obgleich seine Truppen ihr Pulver verschossen hatten, schlug er die angreifende österreichische Reiterei mehrfach zurück , - bis sie endlich doch eindrang. Fouqué bekam zwei Wunden und wurde nebst dem gröfsten Theile seiner Mannschaft gefangen genommen. Er hatte sich von 2 Uhr Morgens bis um 10 Uhr Vormittags ver theidigt. Auf keine Weise kann dieser Unfall dem seit so langer Zeit und so fest gegründeten Ruhme dieses tapferen Offiziers zum Nachtheil gereichen ; im Gegentheil erhöht er vielmehr dessen Glanz und giebt ein leuchtendes Beispiel von dem , was Tapferkeit und Entschlossenheit

10

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

gegen einen noch so überlegenen Feind vermögen. Diese treffliche That kann nur mit der Unternehmung des Leonidas und seiner Griechen verglichen werden , welche den Paſs von Thermopilä vertheidigten , und fast dasselbe Schicksal hatten . < *) Während das geschah,

richtete Friedrich

von Badeburg bei

Dresden aus zwei nur wenig bekannt gewordene Kabinettsordres an Fouqué, der zu dieser Zeit schon General der Infanterie war und den Schwarzen Adlerorden besafs. In dem ersteren dieser Schreiben , vom auf,

22. Juni,

giebt Er ihm aus Grund besonderer Nachrichten ,

so lange er noch in seiner Stellung

bei Landshut sei,

die

dortigen Gebirgsstädte vor Kontributions - Ausschreibungen seitens der Österreicher möglichst zu schützen, doch aber, wenn Laudon wieder en force in Schlesien einbricht « , die Gegend von Landshut zu verlassen und sich auf Breslau zurückzuziehen. Auch soll er mit dem Prinzen Heinrich in steter Correspondenz bleiben ; und endlich wird ihm anvertraut, dafs, in Betreff eines mit der Türkei zu schliefsenden Offensivtraktates günstige Nachrichten ein gegangen seien. In dem anderen Schreiben, vom 23. Juni, bezieht Sich Friedrich auf einen letzten Brief Fouqué's vom 19. Juni, betont die in Bezug auf Konstantinopel vorhandenen Aussichten, und bestätigt im Übrigen nur Seine im vorigen Schreiben erteilte Instruktion ,

indem

Er viel Wert darauf legt,

dafs Breslau, auf

welches es wohl zumeist von Laudon gemünzt sei, durch Fouqué gedeckt werde . Diese Ermächtigung zum Verlassen der

Landshuter Stellung kam nur leider zu spät, und die erwähnten Kabinettsordres sind, da Fouqué am 23. Juni gefangen wurde, nicht mehr in dessen Hände gelangt. Sie wurden dem Generalmajor v. Tauentzien über bracht, und fanden sich nachher in dessen Urkundennachlasse. Fouqué that sich auch während seiner Gefangenschaft durch edle Freimütigkeit zu Gunsten der Mitgefangenen hervor, und erlitt deshalb eine strengere Behandlung. Nach geschlossenem Frieden wurde er vom Könige mit Gnaden überhäuft und starb 1774, also 76 Jahre alt, als Gouverneur von Glatz und Domprobst von Branden burg, im vollen Besitz der Teilnahme und Freundschaft seines Kriegsherrn.

Der Briefwechsel Friedrichs mit Fouqué ist in dem

*) Hinterlassene Werke III , zwölftes Kapitel. **) Preufs III, Urkundenbuch Seite 254 ff. sub P.

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. von Büttner übersetzten zweibändigen

11

Werke :

>> Mémoires du Baron de la Motte Fouqué u. s. w. *) enthalten. **) Endlich mufs in diesem Zusammenhange, wo von Lieblingen,

die zugleich grofse Helden waren , die Rede ist, noch Carl Heinrich v. Wedell genannt werden. Glänzende Eigenschaften und mili tärisches Verdienst hoben ihn schon frühzeitig hervor,

und der

grofse König, dessen Gunst ihm, auch über nachheriges Kriegsunglück hinweg, dauernd erhalten blieb, hat auch diesen Offizier einen Leonidas genannt . Dem Regiment Garde zu Fufs angehörend, wurde Wedell

so

schnell

befördert,

dafs

man ihn

im

zweiten

schlesischen Kriege schon als Oberstlieutenant und an der Spitze eines Bataillons sah. In diesem Verhältnisse that er sich, als im November 1744 das preufsische Heer die etwa 6 Meilen betragende Strecke des Elblaufes zwischen Collin und Pardubitz , - bei Dis lokation seiner verschiedenen Abteilungen am rechten Elbufer besetzt hielt, und die Österreicher dennoch in der Nacht vom 19. zum 20. November an einer schwach besetzten Stelle bei Solonitz über den Strom gingen,

durch

eine kriegerische Musterhandlung

hervor. Der König sagt darüber in Seiner » Histoire de mon temps « : ***) ― - Diese Ungewissheit dauerte bis Mittag , wo dem Könige berichtet wurde , dafs die Truppen der Königin in der Nacht Brücken bei Solonitz geschlagen hätten , und man dieses durch Nachlässigkeit der Patrouillen

verur

sachte Ereignifs erst bei anbrechendem Morgen gewahrt habe. Oberstlieutenant v. Wedell , dessen Bataillon zu nächst stand , sei dorthin marschiert , habe trotz des Feuers aus 50 Kanonen , die Österreichischen Grenadiere dreimal zurückgeschlagen und dem Prinzen von Lothringen den ――――――― — - « und Übergang 5 Stunden lang streitig gemacht dann : » Das Bataillon v. Wedell hatte 2 Offiziere und 100 Gemeine , theils als Todte , theils als Verwundete , in dem Gefechte bei Solonitz verloren , welches in den Preufsischen Jahrbüchern für immer merkwürdig bleiben wird. Diese schöne That erwarb Wedell den Namen Leonidas.

Der Prinz von Lothringen erstaunte , dafs ein

einziges Preufsisches Bataillon ganze fünf Stunden lang ihm den Übergang über die Elbe streitig gemacht hatte.

*) Berlin 1788. **) Vergl. Preufs II , Anhang II, Briefe. ***) Hinterlassene Werke II, 10. Kapitel.

12

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

und sagte zu den Offizieren seiner Begleitung :

» Ach wie

glücklich würde die Königin sein , wenn sie in ihrem Heere Offiziere hätte , die diesem Helden gleichen « « . Diese Lobsprüche waren gröfser, als sie einem nur unter geordneten Offizier sein Kriegsherr jemals erteilt hatte, aber der Fall,

in welchem ein einziges Bataillon

Stunden lang aufhalten konnte ,

das jenseitige Heer

steht auch ganz

vereinzelt

fünf da.

Natürlich erfreute sich danach Wedell auch einer günstigen Be förderung.

Er wurde 1757 Generalmajor und Chef des Infanterie

Regiments Nr. 26, *) 1759 Generallieutenant und Diktator, und 1761 Chef des Kriegs- Departements. Inzwischen mufs auf sein Vollbringen im siebenjährigen Kriege geblickt werden. Als

bei Leuthen

Versuch machte,

die

österreichische

Infanterie

einen letzten

auf einer Anhöhe Stellung zu nehmen , griff sie

Wedell gleichzeitig von der Seite und im Rücken an und brach hiermit den letzten feindlichen Widerstand .

Als im September 1758

die Österreicher auf Leipzig und Torgau fahndeten,

wurden diese

Orte von Wedell in Vereinigung mit Dohna gesichert ; und als im Oktober dieses Jahres die Schweden sich Berlin näherten , war es wiederum Wedell, welcher sie zurücktrieb. Nachdem er sich so durch besondere Kriegshandlungen mehr fach hervorgethan , mufste es dem Könige naheliegen , ihm 1759 , als man von einer Vereinigung der Österreicher mit den Russen bedroht war, auch einen Feldherrnstab anzuvertrauen.

Diesen hatte

Wedell noch nicht geführt, und man kann von aufserordentlicher Kriegstüchtigkeit und gleichwohl

ohne Feldherrngenie sein ;

doch

waren die Umstände der nun folgenden Katastrophe so eigenartig , dafs nach Wedell's in ihr beruhendem Mifserfolge, sein Talent der Heerführung doch nicht eigentlich gemessen werden kann . Friedrich stand bis gegen Ende Juni 1759 bei Landshut ; als aber zu dieser Zeit sich ein neues russisches Heer unter Soltikow der Oder näherte,

rückte Er nordwestwärts vor und bezog ein

festes Lager bei Schmottseifen , südlich von Löwenberg. Den Russen stand der Generallieutenant Burggraf zu Dohna gegenüber, doch vermochte dieser, der nur über 17,000 Mann gebot, ihr Vordringen bis Züllichau, wo sie am 21. Juli eintrafen , nicht zu hemmen , und da das österreichische Hauptheer, zum Anschlufs an Soltikow starke

*) In Berlin garnisonierend . Wedell behielt es bis 1761. und Rangliste von 1790, Seite 56.

Vergl. die Stamm

13

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

Abteilungen nordwärts vorschob, und der König mit Dohna's Ver halten unzufrieden war, so bekleidete Er den Generallieutenant v. Wedell mit diktatorischer Gewalt und sandte ihn nach Züllichau , um dort den Oberbefehl zu übernehmen und die Vereinigung der Russen und Österreicher um jeden Preis zu hindern . Des Königs letztes Wort an ihn lautete : » Ich befehle ihm die Russen anzugreifen ,

wo er sie findet ,

Vereinigung mit den

sie zu schlagen und ihre

Österreichern zu hindern , « * )

und

dieses setzte ihn, bezüglich seiner Offensive gegen Soltikow in eine jede Berücksichtigung des Terrains, der Witterung und der jenseitigen Streitmittel und Operationen ausschliefsende Zwangslage. Wedell traf am 22. Juli bei Züllichau ein und übernahm hier den Oberbefehl über ein aus nur 27,380 Mann bestehendes Corps unter den un günstigsten Umständen. Er stellte es , mit ostwärts gekehrter Front zwischen Züllichau und Kaltzig auf; da aber ihm gegenüber Soltikow schon am 22. in eine Stellung hinter Klemzig rückte, so blieb dem Diktator zu seiner Umschau in einem ihm fremden Terrain keine genügende Zeit .

Das 73,000 Mann starke russische

Heer marschierte aus seiner Stellung am 23. Juli strebte,

den

preufsischen linken Flügel

rechts ab und

umgehend

über

Harte,

Buckow und Schönhorn hin , der grofsen Crofsener Strafse zu ; diese Bewegung blieb, da sie durch vorliegendes Heidegebüsch verdeckt wurde, dem preufsischen Feldherrn so lange verborgen, bis sie nicht mehr aufzuhalten war. Indessen glaubte Wedell die Crofsener Strafse noch vor

Soltikow erreichen zu können

über den Kayer- Bach hin, sogleich dahin ab.

und marschierte,

Er griff nun, seiner

Instruktion gemäfs , die Russen ohne Weiteres an ; in dem bei dem Dorfe Kay **) stattgefundenen Treffen aber verunglückte Wedell , trotz seines bis Nachmittags 4 Uhr fortgesetzten heldenmütigen Kampfes, gänzlich.

Der so bedeutend überlegene Feind stand in zu

vorteilhafter Stellung, und das durch Moräste beengte preufsische Corps konnte dem Gegner auch zu wenig Geschütz entgegenstellen . Dennoch setzte Wedell seine Angriffe bis zur gänzlichen Erschöpfung aller Kräfte fort und zog sich, mit einem Verluste von 8000 Mann , erst dann zurück. Die Russen empfingen von diesem Kampfe immerhin einen Eindruck, aber ihr Vormarsch auf Crofsen und ihre Vereinigung mit Laudon blieb ungehindert.

*) v. Betzow's Charakteristik u . s . w., Teil II, ( 2. Auflage ) , S. 88 . **) Kaum zwei Meilen west nordwestlich von Züllichau.

14

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen. Der

König

erkannte

sowohl

Wedell's

heldenmütige

An

strengungen, als auch die mifslichen Umstände, an denen er gescheitert war, und entzog ihm keinen Teil Seines Vertrauens und Seiner Huld ; über den schliefslichen Entscheidungskampf bei Kay äufserte Die Russen hatten eine gute Stellung genommen ; Er : man konnte sie nur mit einer Front von sieben Bataillonen angreifen , die an beiden Seiten durch Moräste eingeengt war. Die Russen formierten einen halben Mond und standen

drei

Treffen

hoch

auf

mit

Hügeln .

Herr v. Wedell drang durch das erste Treffen ;

als er das zweite angreifen wollte ,

Fichten

war

besetzten

seine Infanterie

einem heftigen Kartätschfeuer kreuzen der Batterien aus gesetzt , welchem sich nicht widerstehen liefs. Noch drei mal wurde vorgerückt , aber stets vergebens. Das Haupt übel war , dafs Herr v. Wedell nicht hinreichendes Geschütz hatte ,

es dem feindlichen

entgegenzustellen .

Er hatte

viel Leute verloren und da sich kein Erfolg absehen liefs , so entschlofs er sich zum Rückzuge. < * ) Der

Verlust von Kay wurde

durch

den

Tot

des Generals

v. Wobersnow, eines thatkräftigen und im Heere sehr geschätzten Befehlshabers,

mit welchem Friedrich im Briefwechsel gestanden

hatte, **) noch erhöht ;

Wedell aber ging demnächst auf das linke

Oderufer und vereinigte sich nach einem Vormarsche über Guben bei

Müllrose mit der Armee des Königs.

Nachmals ist von ihm

selbst ein sehr eingehender Bericht in Betreff der Schlacht bei Kay eingereicht worden. ***) Wie hoch Wedell nach wie vor in der Meinung seines Kriegs herrn stand, das zeigte sich u. a. am 12. August in der Schlacht von Kunersdorf. Die Preufsen hatten in ihr, nach aufserordentlichen Anstrengungen und grofsen Verlusten, doch solche Vorteile erzielt, dafs sich ein demnächstiger Rückzug des russischen Heeres in Aus - aber Friedrich glaubte, dafs es nicht nur sicht nehmen liefs ; besiegt, sondern vernichtet werden müsste. Da Seine Führer jedoch, im Hinblick auf die Übermüdung ihrer Truppen, eine weitere Fort setzung des Kampfes widerrieten, und selbst der stets kampflustige Seydlitz dieser Meinung beitrat, so schwankte die Entscheidung, und

*) Hinterlassene Werke IV, zehntes Kapitel. ** ) Dieser Briefwechsel findet sich im 11. Jahrgang ( 1826) Nr. 533 des Militär - Wochenblattes. ***) Preufs , II. Teil , Anhang I, Seite 419 ff.

15

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen . der König

war nahe daran , dem Urteile Seiner Feldherrn

nach

zugeben. In diesem Augenblick erschien Wedell, und Friedrich forderte nun auch dessen Meinung ; ―――――――― diese aber stimmte mit der jenigen Friedrichs überein und das gab den Ausschlag. *) Die Schlacht wurde fortgesetzt und hiermit verloren .

Weil man

den

Bogen überspannte, rifs die Sehne ; durch ein zu weit greifendes Verlangen wurde Alles verscherzt . Scheint hier Wedell's Urteil die Entscheidung gebracht zu haben, so erwäge man doch , dafs bei Kunersdorf Friedrichs Verlangen nach einer Vernichtung des Gegners zu brennend war,

als dafs nicht selbst eine kleine Unterstützung

desselben es hätte zum Durchbruch bringen

sollen ; aus diesem

Vorkommnisse aber geht immerhin hervor, dafs die Vertrauensstellung, welche der vorherige Diktator bei Friedrich einnahm, durch seine Niederlage vom 23. Juli in keiner Weise geschädigt war. Wedell blieb in Ansehn und Gnade und starb erst 1782.

Sein

Verdienst ist von seinem Glücke, das ihm auch in üblen Lagen treu blieb, stetig unterstützt worden ; wenn er unter den Generalen Friedrichs immer schon auf hoher Stufe stand, so sind doch jene Führer, mit welchen man Schlachten gewann , von ihm nicht erreicht worden .

Die Kunst des Hofmannes

vereinigte

sich in ihm sehr

bemerkenswert mit dem Heldentume ; die Gnade des Königs, deren er bis ans Ende gewürdigt blieb, ist wohl zumeist seiner militärischen Auszeichnung verdankt worden , doch trug seine geistige und gesellige Eigenart wohl mit dazu bei, sie ihm so stetig und dauer haft zu machen. ― Der

Generallieutenant

war ein Veteran

unter

Christoph

Friedrich

v. Rentzell

den Lieblingen Friedrichs und hing mit

diesem zumeist durch eine gemeinsame Jugenderinnerung zusammen . Er wurde 1717 ins corps des cadets aufgenommen und blieb darin bis 1733 ; in dieser Dauer aber kam er 1719 in eine besondere Beziehung mit dem damals erst siebenjährigen Kronprinzen Friedrich . Letzterer, zum Chef jenes Institutes bestimmt,

mufste schon in

diesem zarten Alter die militärischen Handgriffe und Bewegungen lernen, und es war charakteristisch, dafs man ihm für diesen Zweck keinen Exerziermeister irgend eines Truppenteils gab, sondern ihn vielmehr durch Kadetten, für die ja Sein Interesse viel gröfser war, unterweisen liefs. **) Sein hauptsächlichster Lehrer im kleinen Waffen

*) Archenholz , Seite 254. **) v. Crousaz, Geschichte des Kadetten corps , Seite 58.

16

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

dienste war aber der damals

sechzehnjährige

Kadett v. Rentzell,

welcher sich seinem Zöglinge auch gesellschaftlich und als Flöten bläser angenehm zu machen wuſste. *) In der Gegenseitigkeit Beider scheint der bildende

Ernst mit dem heiteren Spiele sehr

glücklich verbunden , und Rentzell's zweckentsprechende Begabung höchst

wirksam gewesen zu sein ;

und wenn

nachher der groſse

König Sich dieses Jugendverhältnisses stets gern erinnerte und dem einstigen Exerzierlehrer bis an dessen Ende stets viel Gnade erwies, so spricht das sehr für jene Annahme.

Wenn Rentzell durch die

Erinnerung an seine dem Kronprinzen

geleisteten Jugenddienste

späterhin bisweilen zu der Ansicht erhoben war, dafs er damit zum Hervorgehen der nachherigen Thaten Friedrichs beigetragen habe, **) so griff hiermit sein Selbstgefühl unbedingt viel zu weit, aber für eine blofse Einbildung ist das doch wohl nicht zu halten.

In jedem

Falle haben jene Exerzitien, welche wohl mit allerlei Gesprächen und Erörterungen zusammenhingen, Abrichtung bewirkt,

sondern

nicht blos

überaus empfänglichen Prinzen auch späterhin aufgingen, gestreut worden. Rentzell kam

1723

als

Regiment von Glasenapp .

eine mechanische

es sind damit in die Seele des so geistige

Gefreiter-Korporal

Samenkörner,

zum

die

Infanterie

Beim Regierungswechsel von 1740 war

er Stabskapitän, wurde bald nachher Compagnie-Chef und erhielt. nach der Schlacht von Hohenfriedberg den Orden pour le mérite. 1752 avancierte

er zum Major,

1758

zum

Oberstlieutenant und

1759 zum Obersten ; noch später schenkte ihm der König die Amts hauptmannschaft Marienwerder, 1764 aber fand seine Beförderung zum Generalmajor und 1777 die zum Generallieutenant statt.

Er

starb 1778 , 76 Jahre alt, zu Frankenstein und hat also den bayerischen Erbfolgekrieg nicht mehr, wohl aber alle wichtigsten Unternehmungen der drei schlesischen Kriege mitgemacht. Rentzell kann den auf erster Linie stehenden Generalen Frie drichs nicht beigezählt werden , von grofser Dienststrenge ;

aber er war brav, kaltblütig und

seine Jugendbeziehung mit dem grofsen

Könige und ihre gute Nachwirkung darf nie vergessen werden . ***) Auch wird man sich bewufst bleiben müssen , dafs in solchen schlichteren

Naturen

doch

oftmals

eine

grofse

Verdienstlichkeit

*) Preufs I , Seite 14. **) Manuser. ad historiam Borussiae in Wippel's nachgelassenen Papieren , 634 . ***) Königs militärisches Pantheon , III , 278.

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen ,

17

beruht, und die grofsen und genialen Führer ohne sie das, was sie wurden, oft nicht geworden wären . Die bis hierher genannten Lieblinge Friedrichs starben sämtlich vor Ihm ; aufser diesen müssen aber endlich noch zwei solche, von denen Er überlebt wurde, nämlich die Generale v. Wartenberg und v. Goetzen, erwähnt werden.

Friedrich

Wilhelm v. Wartenberg ,

aus

der

Priegnitz

stammend, war im corps des cadets, in welches er 1738 trat, er zogen worden und verliefs es 1741 als Friedrichs Leibpage. In diesem Verhältnisse blieb er während des ersten schlesischen Krieges, 1743 aber wurde er zum Lieutenant befördert und that sich als solcher bei Hohenfriedberg, Sorr und Hennersdorf rühmlich hervor . Demnächst trat er,

als Flügeladjutant, dem Vertrauen Friedrichs immer näher und befand sich in allen Schlachten des siebenjährigen Krieges, welche der König Selbst leitete, in Dessen unmittelbarer Nähe .

1770 zum Generalmajor ernannt, kam er an die Spitze des

Montierungswesens der Armee und gewann auch in dieser Stellung, welche

er bis zum Tode Friedrichs

friedenheit. Kriege :

einnahm,

Dessen gröfste Zu

Der König sagt darüber in Seiner Abhandlung vom

» Der General v. Wartenberg ,

dem die

Ökonomie

des Kriegsstaates anvertraut war , war mit seinem Depar tement ebenso beschäftigt , als es die übrigen Offiziere , ein jeder in seinem Fache , waren . Man benutzte den Frieden ,

um

sich auf den Krieg vorzubereiten . — — « * )

Demnächst ist von den neuen Waffen und sonstigen Kriegsbedürf nissen, welche beschafft und in Montierungshäusern, sowie im Zeug hause niedergelegt wurden, von der Vermehrung des Heeres durch 22 Freibataillone und von den für den Kriegsstaat angelegten Magazinen die Rede, und da der König in diesem Zusammenhange nochmals auf Wartenberg zurückkommt , so geht daraus hervor , dafs Er in diesem General die Hauptperson aller solcher Vorkehrungen für einen künftigen Krieg sah . Wartenberg wurde 1781 Generallieutenant und

erhielt

1784

den Schwarzen Adlerorden ; als Friedrich gestorben war, verliefs er den Dienst, lebte aber, da sein Tot erst 1807 eintrat, in inaktivem Stande noch 21 Jahre. Er war kein Feldherr und im siebenjährigen Kriege auch überhaupt noch kein General ; aber er stand der Person Friedrichs in langer Dauer und in den verschiedensten Kriegs- und

*) Hinterlassene Werke V, 3. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 1.

2

18

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

Friedenslagen sehr nahe, und hat, von 1770 ab, dem Militärstande ökonomisch Bedeutendes geleistet. Friedrich Wilhelm v. Goetzen , viel jünger als Wartenberg, befand sich

im

siebenjährigen

Kriege

nur in

untergeordneten

Stellungen, wurde 1759 Major und Flügeladjutant und rückte erst 1776 zum Oberstlieutenant, 1778 zum Obersten, als welcher er daun 1781 auch Generaladjutant wurde, vor. 1784 fand seine Beförderung zum Generalmajor statt, als welcher er auch baldigst das in Glatz Am 27. garnisonierende Infanterie - Regiment Nr. 33 erhielt. *) August lieber

1785 schrieb ihm von Breslau Generalmajor v. Goetzen !

aus der König : » Mein Da ich den General

v. Tauentzien auf sein Ansuchen von der bisher gehabten Inspektion über

die schlesischen Infanterie - Regimenter

degagiret , und nun für gut befunden habe , diese Inspektion Euch , und meinem Generallieutenant Grafen von Anhalt zu teilen , **) dergestalt - -- so habe ich

zwischen

Euch Solches zu Eurer Achtung hierdurch bekannt machen wollen , um Euch deshalben zu arrangiren . « ***) Wurde dieser Offizier schon von 1767 ab vieler auf Dienst angelegenheiten bezüglicher Zuschriften Friedrichs gewürdigt, †) so steigerte sich doch sachgemäfs mit seiner Berührung zur schle sischen

Halbinspektion

die

Bedeutsamkeit

derselben

ansehnlich .

Zumeist gilt das in Betreff derjenigen Ordres, von denen entweder der innere und äufsere Dienst, oder das Grenzverhältnis mit Öster reich in Betracht genommen war ;

man kann vermöge jener, nach

einer und der anderen Richtung hin, manch tiefen Einblick in die damaligen Bewandtnisse thnn. Die Dienstverhältnisse betreffend , schrieb Friedrich u. a. dem ― Das Vor

nehmste worauf bei den Regimentern

- «

Generalmajor v. Goetzen am 28. August 1785 :

zu

sehen ,

ist

die

Egalité. Ein Regiment mufs sein , wie das andere , so dafs man keinen anderen Unterschied sieht , als denjenigen der Mondirung -- « ††) und am 3. September : » Wir müssen , ob wir auch jetzt in Friedenszeiten leben , die gedanken nicht einschlafen lassen .

*) **) *** ) †) ††)

Kriegs

Und aus dem Grunde

Stamm- und Rangliste für 1790 , Seite 66. Vergl. Seite 258 des September-Heftes. Preuſs IV, Urkundenbuch ( Kabinettsordres E ) , Seite 243. Dieselben finden sich ebendaselbst , Seiten 232 bis 250. Ebendaselbst Seite 244 Mitte.

19

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

ist es nothwendig die Regimenter zu gewöhnen , Seiten patrouillen zu machen , besonders da , wo Höhen und Wälder sind . Wenn sie so etwas machen wollen mufs das immer im Herbst geschehen , wenn das Korn aus dem Felde fort ist. --Bei den Offiziers , die sie auf Werbung schicken , mufs darauf gesehen werden , dafs das keine Windbeutels sind , sonst bringen sie einen Haufen Geld durch und schaffen nur schlecht Volk an. Aus dem Reiche müssen sie keine andere Leute nehmen ,

als die

zum wenigsten 6 Fufs grofs und nicht über 42 Jahre alt sind ; *) 僮 dann am 2. November : » Wenn ein Offizier seine Schulden nicht bezahlen kann , so zieht das immer sehr üble Folgen nach sich , und darum auf das Spielen sehr scharf sein , Was hingegen

dafs

mufs man auch

das nicht einreifst.

solche Offiziers betrifft ,

die wahre Lust

und Eifer zum Dienst bezeigen , fleifsiger beim Exerciren sind als andere , oder sich sonsten vor Anderen hervor thun , _________ diese müssen von den Commandeurs distinguiret und immer den Inspekteurs angezeigt werden etc. « **) Das Grenzverhältnis mit

Österreich

war nach Mafsgabe der

politischen Bewandtnisse jetzt wieder schwieriger geworden.

Kaiser

Joseph II. wollte das ihm entgangene Bayern durch Umtausch gegen die österreichischen Niederlande gewinnen, und ging überhaupt mit Neuerungen um, welche das deutsche Reich und die Reichsmitglieder gefährden konnten. Dem gegenüber stiftete Friedrich im Sommer 1785 bekanntlich den deutschen Fürstenbund, und dies bewirkte eine Spannung zwischen Preufsen und Österreich , welche der öffent lichen Meinung einen Kriegsfall nahe legte und auch von obenher den Vorgängen an der österreichischen Grenze eine besondere Auf merksamkeit zuwandte.

Goetzen war in diesem Sinne zur Bericht

erstattung über jedes von ihm dort beobachtete Vorkommnis ange wiesen. Doch erhob sich der König über jede kleinliche Besorgnis und deutete alles, was jenseits geschah, stets in einfachster und natürlichster Weise. Am 7. Dezember 1785 schrieb in diesem Zusammenhange Friedrich an den Generalmajor v. Goetzen : >> Mein Ich danke Euch für lieber Generalmajor v. Goetzen ! Ich danke Eure unterm 3. d. Mts.

*) Preufs IV , Mitte und unten.

Mir gegebenen Grenznachrichten

Urkundenbuch ( Kabinettsordres E ) ,

Seite 246,

**) Ebendaselbst Seite 248 , Mitte und unten.

2*

20

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen.

und werdet Ihr kein Wunder ,

damit ferner dafs

die

continuiren.

Es ist wohl

Österreicher an der Grenze

scharf aufpassen und alles so scharf examiniren , sie

bilden

werden ,

sich

ihre

ein ,

dafs

wir

neue Festung *)

Jemanden zu

besehn ,

so

denn

durchschicken das ist

aber

nicht mehr nöthig , indem Ich die Plans davon schon habe < **) ― und am 14. Dezember 1785 : » — Dabei mufs Ich Euch sagen , immer hören nicht auf.

dafs man

in

wird ; denn das

dem Lande hört bei

Das ist indessen das Beste ,

von Projekten

dem Kaiser gar dafs er mit deren

Fortifikationen nicht so balde fertig wird , gedacht hat , « ***) sodann am 22. Februar 1786 :

wie

er das Was

-- «

sie da in Böhmen alles machen , davon könnet Ihr positiv versichert sein , sind solche so

dafs das keinen Krieg annonciret.

innere

Landes - Arrangements ,

die

etwas durcheinandergehn und derohalben

Das

zuweilen etwas an

deres zu sein scheinen , als wirklich daran ist. Wenn sie auch da in Böhmen von denen Beurlaubten welche ein ziehn , so ist das kriegen. rischen

nur um Arbeiter vor die Festung zu

Indessen könnte es sein , dafs von den Unga Grenitzern welche zusammengezogen würden ,

welches die Folge erst zeigen wird ; « *** ) endlich am 6. August 1786 :

» Aus Eurer Anzeige vom

1.

dieses habe Ich die

Nachrichten ersehn , welche Ihr aus Böhmen in Erfahrung gebracht habt ; allein das sind lauter Windbeuteleien , denn wenn sie da marschiren lassen , so geschieht es blos darum , dafs sollen. «†) ―

die

Leute

auf dem

Festungsbau

arbeiten

So scharfsinnig unterschied dieser grofse Mann noch in schwerer Krankheit und 11 Tage vor Seinem Ableben, zwischen Schein und Wahrheit, ――――― und so eingehend widmete Er Sich bis an den Rand Seines Grabes allen Staatsangelegenheiten ; man erkennt aber

auch ,

schon

teilten Äufserungen zu diesem war.

aus

der

gegen

Freimütigkeit Goetzen ,

wie

Seiner grofs

*) Josephstadt, welches von 1781-1787 erbaut wurde. **) Preufs IV, Urkundenbuch , Seiten 249, 30. ***) Ebendaselbst 31. †) Ebendaselbst Seite 210, 33 . tt) Ebendaselbst 35.

hier

Sein

mitge

Vertrauen

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen .

21

Goetzen wurde nach Friedrichs Tode noch Generallieutenant und Gouverneur von Glatz und starb 1794. jenigen Fridericianischen

Generalen,

des

überlebt

Er gehörte zu den

als solche die grofse Kriegszeit noch nicht mitmachten, aber auch jenes ganze Zeitalter Ruhmes nur

wenig

welche

und

die

späteren

herben

Er

fahrungen nicht mehr gekostet haben .

Es sind in den vorstehenden Darlegungen nur einige Generale Friedrichs namhaft gemacht,

und

Seine Beziehungen mit ihnen

nur auszüglich und umrifshaft mitgeteilt worden ; aber gleichwohl springt damit wohl manche besondere Kennzeichnung dieses Aufser ordentlichen ins Auge. Man versuchte hier nur, nach der mili tärischen Richtung hin , einen neuen Gesichtspunkt für das Studium Friedrichs hinzustellen ; wenn unter selbigem tiefer eingegangen ergiebt das fernere Antriebe zur Bewunderung dieses Herrschers und zum patriotischen Stolze auf Denselben , so wie auch gleichzeitig die Erkenntnis jenes weiten Spielraums, welcher dem

wird, so

menschlichen Geiste gegeben ist. Friedrich stand im Mittelpunkte einer durch Ihn mustergiltig gewordenen Generalität, wie sie vor Ihm kaum je ein anderer In ihrem weiten Kreise gab es die aufser Kriegsherr besafs . ordentlichste Mannigfaltigkeit der Charaktere und Begabungen ; jede Eigenart mufste anders erfafst, und in all' diese Verschieden artigen doch ein gemeinsamer Geist hineingebildet

werden.

Die

blofsen Praktiker wurden zur äufsersten Kraftanwendung gebracht ; die Genies kamen als solche erst durch diesen Kriegsherrn zur Erscheinung. Er gab ihnen ihre Antriebe und weiten Thatfelder und grenzte sie dennoch wiederum so ein, wie es im Interesse des Alle Kräfte, Ämter und Gaben beugte dieser Kriegs Ganzen lag . herr unter Seinen Geist und leitete sie, in einen festen Organismus zusammengefügt, zu Seinen Zielen. Die neu zuwachsenden Generale traten genau in die Fufstapfen ihrer Vorgänger,

und Friedrich

und zu leiten wie Jene . Er, wusste sie zweiten schlesischen Krieges und ersten des Der mit der Generalität ebenso

zu

durchdringen

und mit derjenigen des siebenjährigen Heldenkampfes, ―――――― welche schon ganz Seine Schöpfung war, noch Gröfseres geleistet, Er verständigte Sich nicht minder mit den Nachgeborenen der späteren Friedenszeit und bildete auch in ihr kühne Helden und

Grofses,

strehende Geister,

die

der Folgezeit zu Gute

kamen.

Friedrich

war an Seinem Lebensabende noch so genial und werkthätig, wie

22

Friedrich des Grofsen Beziehungen zu Seinen Generalen .

Er es ursprünglich gewesen, und man mufs in Betrachtung ziehn, dafs Er Sein Ruder allein führte und der alleinige Urheber aller grofsen Heeres- und Staatsbestrebungen war. Solch' ein unmittel barer und zutraulicher Verkehr eines Kriegsherrn , doch überwältigend

erschien ,

dessen Ansehn

mit Seinen Generalen ,

solch' eine

Kunst des Individualisierens, bei gleichmässigem Verständnis und eben solcher Anziehungskraft für Alle das sah man nur bei Friedrich, Der schon durch diese unvergleichliche Gegenseitigkeit mit Jenen die historische Gröfse verdient hätte.

II .

Form

in

und

ihrer Bedeutung

Geist

für das Gefecht

Kavallerie

und

zwischen

Infanterie.

Von Petermann , Premierlieutenant.

Das rastlose , gerichtete

Streben

auf gefechtsmäfsige Ausbildung der läfst

erwarten ,

dafs

Kavallerie

diese Waffe im nächsten

Feldzuge sich bei der Entscheidung der Schlachten mitzuwirken bestreben wird , mithin besonders auch im Kampfe gegen die Hauptwaffe , die Infanterie.

Es liegt daher nahe , zur Beurteilung

der gegenwärtigen Bestrebungen der Kavallerie , den Blick prüfend rückwärts nach ihren Leistungen und Erfahrungen auf den Schlacht feldern früherer Kriege hinzulenken .

Je näher ein Feldzug der Gegenwart liegt , je reichhaltigeren und zuverlässigeren Stoff derselbe der Forschung liefert, je weniger die Bewaffnung und die Taktik inzwischen gewechselt haben , eine desto bessere Grundlage bilden die gemachten Erfahrungen zum Aufbau der Lehren für künftiges Verhalten. In dieser Hinsicht erscheint von den Feldzügen

der letzten Jahrzehnte der Krieg 1870/71 , besonders dessen erster Teil , in welchem der geschulte Kern des französischen Heeres bekämpft wurde, am meisten geeignet. Die Bewaffnung erfuhr nachher zwar

wesentliche Verbesserungen, aber keine derartige Umgestaltung mehr , wie sie z . B. nach 1866 in den meisten Heeren Europas sich vollzogen hatte. Demgemäfs blieb auch die Taktik nach 1870 in den schon während des Feld zuges betretenen Bahnen , verfolgte jedoch die einmal eingeschlagene Richtung immer schärfer. Was damals den Erfolg der Kavallerie gegen die Infanterie in der Schlacht herbeiführte , wird sich , ver vollkommnet

zur Anwendung

gebracht ,

daher auch heute noch

24

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

bewähren ; was aber schon damals versagte, wird heute noch weniger zum Ziele führen . - Eine Schwierigkeit für die Forschung besteht indes darin, daſs 1870 die Kavallerie ohne eine bestimmt ausgebildete und zielbewusste Taktik für das einheitliche Auftreten grösserer Körper auf den Schlachtfeldern erschien , wodurch ihre Leistungs fähigkeit in gröfserer , Anschauung gelangte.

zweckmässig

gegliederter Masse nicht

zur

Dennoch gestatten die gegen Infanterie aus

geführten Kavallerieangriffe wichtige Schlufsfolgerungen bezüglich des Wertes der gewählten taktischen Formen, sowie ――――― hinsichtlich der Art der Verwendung der Kavallerie in der Schlacht, so dafs die damals gewonnenen Erfahrungen im grofsen Ganzen auch für die Zukunft als mafsgebend betrachtet werden können . Einfacher liegt die Frage in Betreff der Abwehr der Kavallerie angriffe durch die Infanterie , welche in Folge der Vervollkommnung der Feuerwaffen ebensoviel gewonnen , wie die Kavallerie verloren hat. Das damalige Verfahren der Infanterie gegenüber angreifender Kavallerie kann heute noch als Richtschnur dienen.

Den nachstehenden Ausführungen sind die in der Anlage ver zeichneten Kavallerieangriffe

und -Angriffsversuche

auf Infanterie

aus dem ersten Teile des Generalstabswerkes über den Krieg 1870/71 zu Grunde gelegt.

Die taktische Form.

A. Die Kavallerie. 1.

Die Gliederung in Treffen.

a) Das Stofstreffen.

So oft die Kavallerie zur Lösung einer

Gefechtsaufgabe durch Angriff gegen Infanterie berufen war, suchte sie den Einbruch in den Gegner und die Niederwerfung desselben naturgemäfs durch Stofs - den Stofs der anstürmenden Masse -zu erreichen. Das Gelingen oder Mifsglücken des Stofses war für das Schicksal des Angriffes überhaupt entscheidend , denn nur der gelungene Stofs (XI , XII) . *)

brachte einen wirklichen

taktischen Erfolg

Bei dieser weittragenden Bedeutung des Stofses war die Auf bietung aller Anstrengungen , die Anwendung aller Mittel geboten, um die vollständige Niederwerfung der möglichster Sicherheit herbeizuführen .

*) Die römischen Gefechte u. s. w.

Zahlen

feindlichen Infanterie mit Daher mufste die Stärke

bezeichnen die in der Anlage aufgeführten

zwischen Kavallerie und Infanterie.

zur Ausführung

des

Stofses

bestimmten

25 Kavallerieabteilung,

welche als Stofstreffen oder Sturmtreffen oder Haupttreffen bezeichnet werden könnte , sowohl mit Rücksicht auf die Stärke des nieder zuwerfenden Gegners , als auch nach Mafsgabe der verfügbaren eigenen Kräfte möglichst reichlich bemessen werden. Kein Kraftteil durfte aufser Thätigkeit bleiben, wo es galt, den Erfolg zu sichern . Unter Umständen mufste somit die ganze überhaupt verfügbare Stärke

der Kavallerie ausschliefslich

eingesetzt

werden ,

wie

dies

auch

zum bei

Stofs , fast

als Stofstreffen,

allen

aufgeführten

Kavallerieangriffen gegen Infanterie wirklich geschah . beschränkten hemmende

Gleichwohl

Umstände mannigfacher Art ,

schliesslich

aber immer die Widerstandskraft der gegnerischen Infanterie die Zahl der gelungenen

Angriffe auf einen

bescheidenen

Bruchteil

(III , IX, XI , XII , XIII, XVII , XXI) . Bei den bis zur Linie und in die Lücken der Infanterie vor gedrungenen, aber miſslungenen Angriffen (I, VIII , XIX , XX , XXII ) vermochte

die

zu führen ;

eingesetzte Kavallerie es nicht,

ihre ganze

Kraft wurde

den Stofs wirksam

vielmehr schon

durch den

Anlauf in mehr oder weniger hohem Grade aufgezehrt und reichte nicht hin , um die Aufgabe des Stofstreffens zu erfüllen .

Aber auch

bei mehreren geglückten Stöfsen (IX, XI , XII , XXI) zeigte sich die Kraft der in den Kampf getretenen Kavallerie durch den Stofs selbst so vollständig aufgezehrt, dafs dieselbe unmittelbar nach dem gelungenen Angriff zu keiner weiteren Leistung mehr fähig war. In Folge dessen geriet die Kavallerie durch die feindlicherseits getroffenen Gegenmafsregeln entweder in eine gefährliche Lage (XI), oder ihre Erfolge wurden beschränkt (XXI) und die Ausbeutung derselben verhindert (IX). Die volle , unbegrenzte Wirkung des gelungenen Stofses trat demgemäfs nur dann ein , wenn kein Gegenstofs erfolgte (XII). Die zur Abwehr etwaiger Gegenstöfse bereit gehaltene Kraft der Überschufs nach ausreichender Versorgung des Stofstreffens bildete : b) Das Abwehrtreffen . Zwei Beispiele (XIII und XVII) zeigen die Gliederung der gesamten Gefechtskraft in Stofs- und Abwehrtreffen .

Die in beiden Fällen nach vollführtem Angriffsstofs

noch verfügbaren Kräfte , das Dragoner-Regiment Nr. 9 im ersten und die

Regimenter der 6. Kavallerie- Division im

zweiten Fall,

kamen indes nicht zur Verwendung , weil Gegenstöfse nicht eintraten . Die Gefechtsaufgabe des Abwehrtreffens lässt sich jedoch aus dem Verlauf der Angriffe IX, XI und XXI zur Genüge erkennen.

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

26

Hiernach hat das Abwehrtreffen

das

Stofstreffen

von

drohenden

Rückschlägen , wie sie die Kavallerie leicht ereilen können , zu bewahren und durch diese Entlastung das ungestörte Auslaufen des Hauptstofses zu sichern. Da aber das Abwehrtreffen erst im Anschlufs an die erfolgreiche Thätigkeit des Stofstreffens Bedeutung gewinnt ,

indem

ohne die

Durchführung der Hauptaufgabe jedes

Kavallerieangriffes , des Stofses , die Abwehr eines Gegenstofses gar nicht in Betracht kommt , so wäre es ein taktischer Fehler , durch Abzweigung der Kräfte für ein Abwehrtreffen

das Stofstreffen zu

schwächen , bevor der Erfolg des letzteren aller Voraussicht nach durchaus gesichert erscheint.

Vielmehr hätte ein vorläufig gebildetes

Abwehrtreffen mit seiner ganzen Kraft in die Aufgabe des Stofs treffens mit einzutreten , sobald letzteres allein sich der Erfüllung seiner Aufgabe nicht , oder nicht ganz gewachsen zeigt.

In diesem

Falle wäre das Abwehrtreffen lediglich als ein Glied des Stofstreffens zu betrachten und hätte unterstützend , vervollständigend, ausbeutend, je nach Lage der Umstände, in das Gefecht einzugreifen. c) Die Reserve. Bleiben , nachdem Stofs- und Abwehrtreffen ihre Aufgabe ganz geleistet haben , noch weitere Kräfte übrig , so bilden dieselben die Reserve zur Verfügung des Führers. Die Art der Verwendung dieses letzten Rückhalts richtet sich nach der durch die Thätigkeit der Vortreffen geschaffenen Gefechtslage. Die bei Mars la Tour zurückgelassene Schwadron (XII) und die bei La Foulerie versammelte Gardekavallerie-Division (XXI) sind nicht als

Reserven

anzusehen ,

weil

sie

durch

ihre

Entfernung

vom

Gefechtsfeld nicht in der Lage waren , nach Erfordernis einzugreifen . - Die

Gliederung verschiedener Kavallerieangriffe

(I , VIII , XX)

in drei Teile kann nicht als Treffengliederung im Sinne vorstehender Ausführungen aufgefafst werden , denn sie ist nicht die aus dem Wesen des Kavallerieangriffes hervorgehende Dreiteilung der Kraft gewesen, sondern lediglich

eine Gliederung ,

Untereinteilung

des

Angriffsstofses selbst . 2.

Die Gliederung im Treffen .

a) Das Stofstreffen . Die Angriffsbewegungen einzelner Schwa dronen (III, V, VI , VII , XV, XVII) , sowie diejenigen gröfserer Ka valleriekörper, welche ohne bestimmte Gliederung unter Preisgabe ihres taktischen Zusammenhangs anritten (II, XXII ) , oder deren Gefechts ordnung nicht genau festzustellen ist (XVI, XIX), endlich die nicht durchgeführten Angriffsversuche (IV , XIV) bleiben als bedeutungslos

zwischen Kavallerie und Infanterie.

27

für die Beantwortung der Frage nach der günstigsten Stofsform in nachfolgender Darlegung aufser Betracht. Der Stofs in Kolonne.

Gegenüber der in den Angriffen II

und XXII zu Tage getretenen Zersplitterung zeigt die Gliederung des Stofstreffens in Kolonne den Vorzug der Zusammenfassung der Kräfte und ihrer einheitlichen Leitung gegen ein und dasselbe Ziel, ohne welche Vorbedingungen überhaupt kein Angriff gelingen kann. Die in dieser Stofsform liegenden Nachteile ergeben sich jedoch bei näherer Betrachtung der einzelnen Fälle. Die Brigade Gallifet führte bei Sedan ( XX) einen Angriff in Kolonne mit ihren drei zur Linie aufmarschierten Regimentern unter Verhältnissen aus , welche im Allgemeinen nicht ungünstig waren. Die zunächst anzugreifenden ausgeschwärmten Schützenzüge zweier Compagnien Erscheinen der

standen

in

Kavalleriemasse

der Tiefe und wurden augenscheinlich

durch das

überrascht ,

erst auf 60 Schritt Abstand begannen sie das Feuer .

denn

Eine mehr

fache Überlegenheit an Zahl war auf Seite der Kavallerie, und der Angriffsstofs konnte, begünstigt durch den sanft geböschten Hang, von oben nach unten mit voller Wucht geführt werden.

Dessen

ungeachtet schwenkte das vorderste Regiment ganz nahe vor dem Angriffsziel von der Mitte aus nach beiden Seiten ab und umging die Flügel der Schützenlinie. Der Anlauf des Kolonne war somit gescheitert.

ersten Gliedes der

Die unmittelbar auf Vordermann folgenden beiden anderen Regimenter konnten bis dahin nur höchst unbedeutende Verluste erlitten haben ; sie waren sonach zum Angriffsstofs mit ganzer Kraft befähigt ,

als sich

durch das Ausbrechen der Kolonnenspitze

deckende Vorhang teilte. Schützenzüge ,

in welches

der

Trotzdem zwang das Feuer der beiden auch

die

Unterstützungstrupps ,

einige weiter entfernte Compagnien und Batterien

sowie

eingriffen ,

die

Kavallerie, und zwar zunächst wohl das zweite und in Folge dessen auch das dritte Regiment der Kolonne, zur Umkehr. Weniger vorteilhaft als

für die

Brigade Galliffet bei Sedan

waren die Umstände für den Angriff der Brigade Michel bei Wörth (1), an deren Spitze das 8. Kürassier- Regiment den Stofs in Escadrons kolonne zu führen suchte.

Das Angriffsfeld war bei Wörth für die

Kavallerie aufserordentlich ungünstig, weil einzelne Baumreihen, dicht über dem Erdboden abgehauene Stämme und tiefe Gräben die Bewegung geschlossener Massen hinderten. Dazu kam, dafs das genannte Regiment in das gleichzeitige Feuer zweier Compagnien und zweier Halbbataillone , mithin weitüberlegener, entwickelter

28

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

Infanterie geriet , so dafs es in wenigen Augenblicken ungeheuere Verluste erlitt. Gewifs wird Niemand angesichts der hervorragenden Tapferkeit der französischen

Kavallerie bei Wörth

es in Zweifel

ziehen, daſs die Kürassiere ihre beste, ihre ganze Kraft daransetzten, um die feindliche Infanterie zu erreichen und niederzuwerfen ; aber rechts

und links

die Schützen

an

einer

Gegnerin. Vielleicht

der

letzteren

vorbeistürmend ,

Compagnie durchbrechend ,

besafs

die

französische

teils

erlagen

Kavallerie

sie

auch ihrer

1870 bei aller

Tapferkeit und heldenmütigen Hingebung überhaupt nicht diejenige Schulung und Verfassung , durch welche diese Waffe zur glücklichen Durchführung eines Angriffes befähigt wird ; ――――― dies ist hier nicht zu entscheiden .

Das wiederholte Mifslingen der Kolonnenangriffe

fordert indes zu eingehenderer Betrachtung dieser Stofsform um so mehr heraus , weil auch die deutsche Kavallerie einmal , bei Vion ville (X), die Gefahren und Schwierigkeit einer der Kolonne ähn lichen Gruppierung der Stofskraft in vollem Mafse erfahren musste. Die Fortsetzung gerade dieses Angriffsversuches der

6. Kavallerie

Division hätte zweifellos die Niederlage oder Vernichtung

der be

teiligten Regimenter herbeigeführt. Wiederkehrend , so oft die Kavallerie in Kolonnenform in den Bereich des feindlichen Infanteriefeuers eintrat, ist die Erscheinung gewesen , dafs die Verluste

ungemein rasch sich

zu empfindlicher

Höhe steigerten. Diese Verluste aber hatten jedesmal das Scheitern des Angriffsstofses ―― mit der vordersten Abteilung der Kolonne unmittelbar zur Folge. beginnend Die Ursache der Verluste lag jedoch offenbar in der Formation .

Bot die Kavallerie ohnehin

schon ein sehr günstiges Ziel für das Infanteriefeuer , so war dies noch in weit höherem Mafse durch die Annahme der Gliederung nach der Tiefe der Fall.

In solcher , wenn auch nur schwadrons

breiten, aber tiefen und dichten Masse konnte kein Geschofs verloren gehen , zumal da die Vereinigung des Feuers

auf ein derartiges, weniger breites als tiefes Ziel von allen Seiten möglich war. Da aber naturgemäfs die erste Abteilung der Kolonne durch die Feuer wirkung des Feindes am meisten zu leiden hatte , so wurden ihre massenhaft grofse

niedergelegten

Hindernisse

für

Teile und Trümmer

die

nachfolgenden

ebenso

Glieder

viele und

der Kolonne,

welche, dadurch gelockert und in ihrer Stofskraft geschwächt, sich zum Ausbiegen nach seitwärts gezwungen sahen . Eine solche Spaltung der Front führte aber die Kavallerie wiederholt an den Flügeln der Infanterie vorbei, und der an der Spitze eingetretene

zwischen Kavallerie und Infanterie.

29

Rückschlag erweiterte sich rasch zur Niederlage der ganzen Kolonne. Kehrte aber ein Teil der Kolonne um, so blieb dem folgenden nur übrig , dasselbe zu thun , wollte er nicht in einen Kampf mit den eigenen Kräften verwickelt werden. Wenn nun aber, den günstigsten Fall angenommen, die vorderste Schwadron des 8. Kürassier- Regiments oder das erste Regiment der Brigade Galliffet thatsächlich den Stofs glücklich geführt, die Infanterie zusammengehauen und weggefegt hätte , so wären die in gleicher Richtung angesetzten Stöſse der nachfolgenden Kolonnenteile über Trümmer und ungefährliche Über bleibsel des Gegners unverwertet hinweg in die Luft gegangen. Was bezweckten nun aber die Führer , welche ihre Kräfte in Kolonne gliederten , durch diese Stofsform ?

Wie dachten sie sich

wohl die Wirkung, und worin lag die Unrichtigkeit ihrer Anschauung, der Fehler ihrer Berechnung ? Ohne Zweifel sollte

der Einbruch in

die Infanterie und die

Niederwerfung derselben beim Kolonnenangriff dadurch erreicht werden, dafs ein und derselbe Punkt in kurz auf einanderfolgenden Stöfsen wiederholt getroffen wurde. nächsten durch die

Die erste Abteilung sollte der

Geschofsgarbe des Infanteriefeuers die Bahn

brechen, die zweite sollte Bresche legen, die dritte, was vom Gegner noch stand, umstofsen u. s. w. Welle auf Welle sollte heranfluten , Dabei rechnete man auf bis der Widerstand gebrochen war. allmähliche Schwächung , auf endliche Erschöpfung der Feuerkraft der Infanterie, so dafs die letzten Stöfse kaum mehr eine Gegenwehr finden würden , dachte aber nicht an die durch den Hinterlader erzeugte fortwährende Feuerbereitschaft der Infanterie, nicht an das mögliche Zurückströmen der Brandung . der Kolonnenangriffe nicht. -

bestätigte

Der thatsächliche Verlauf

daher die gehegten Erwartungen

Obwohl sich heute dem Mehrlader gegenüber diese Verhältnisse noch mehr zu Ungunsten der Kolonnenform verschoben haben, kann dieselbe unter Umständen dennoch als Notbehelf an Stelle einer geeigneteren Stofsform Verwendung finden . Wo z. B. unter sonst vorteil haften Angriffsbedingungen , etwa gegen minderwertige Infanterie oder solche, die sich verschossen hat, beschränkter Raum die Herstellung einer breiteren Front ausschliefst, oder wenn die Zeit zur Vollendung des Aufmarsches fehlt und Gefahr im Verzug ist, wird manchmal ein Angriff in Kolonne gänzlicher Unthätigkeit vorzuziehen sein. Solche Verhältnisse lagen aber weder für den Angriff des 8. Kürassier Regiments bei Wörth , noch für denjenigen der Brigade Galliffet bei Sedan vor. Gerade die letztere hätte den ungleich schwächeren

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

30 und

überraschten

Infanterieabteilungen

gegenüber

höchstwahr

scheinlich einen günstigeren Erfolg erzielt, wenn z. B. die drei Regimenter von verschiedenen Seiten her in der Weise herangeführt worden wären , dafs sie womöglich gleichzeitig die Angriffsstelle erreicht hätten . Die bedrohte Truppe wäre dadurch genötigt gewesen , ihr Feuer nach den verschiedenen Angriffsrichtungen hin zu verteilen, mithin zu schwächen, während auf Seite der Kavallerie keine Kampfgruppe die andere gestört , sondern im Gegenteil jede die andere entlastet und unterstützt haben würde.

Der Stofs in Staffelform.

Von den vier Angriffsbewegungen

in Staffelform (I, VIII , XIII, XVII ) ging diejenige der 14. Kavallerie Brigade (XIII) ,

in doppelter Staffelgliederung mit beiderseitiger Überflügelung eines schwachen Vortreffens unternommen , über den Versuch nicht hinaus ; der Angriff der beiden Schwadronen des Ulanen-Regiments Nr. 15 (XVII) war gegen Infanterie gerichtet , welche keine Widerstandskraft besafs, so dafs zu näherer Betrachtung nur die Angriffe der Brigade Michel bei Wörth (I) und des fran zösischen

Gardekürassier - Regiments bei Vionville (VIII) bleiben . Die ungünstigen allgemeinen Verhältnisse, unter welchen der Angriff

der Brigade Michel stattfand, wurden bereits erwähnt ; die angegriffene Infanterie war der Kavallerie an Zahl um ein Drittel überlegen und von guter innerer Verfassung .

Da die Frontlänge der sieben ent wickelten Compagnien sich ungefähr mit der vollen Aufmarschfront der zehn bis elf Schwadronen starken Kavallerie deckte , so hätte die Infanterie auf ihrer ganzen Linie durch den Angriff getroffen, mindestens bedroht werden können . Nun hatte aber die Kavallerie auf die völlige Entwickelung verzichtet, denn die erste Staffel befand sich in Eskadronskolonne , die zweite nur mit drei Schwadronen in Linie , die vierte Schwadron folgte in Zugkolonne ; die innere Gliederung der letzten Staffel ist im Gefechtsbericht nicht näher bezeichnet.

Durch diese Beschränkung der Frontbreite wurde es der

Infanterie ermöglicht ,

ihr Feuer auf die schmaleren Gruppen der Kavallerie von verschiedenen Seiten zu vereinigen. Die schon in

der Gruppierung begründete

Zersplitterung

und Schwächung der Gesamtstofskraft der Brigade kam noch besonders dadurch zum

Ausdruck, dafs die erste Staffel gegen den rechten, die zweite gegen den linken Flügel, und die dritte, obschon sie rechts rückwärts die Brigade schlofs , mehr gegen die Mitte der Infanterie ihren Stofs richtete . Ein solches Betupfen des Gegners an einzelnen Punkten konnte keinen durchschlagenden Erfolg bringen .

zwischen Kavallerie und Infanterie.

31

Das Gardekürassier-Regiment führte bei Vionville seinen Staffel angriff unter günstigeren Bedingungen aus , als die Brigade Michel bei Wörth . Die bei Vionville niederzuwerfende Infanterie bestand aus zwei , durch unmittelbar vorausgegangene heftige Kämpfe auf die Hälfte ihrer Stärke herabgesetzte , jedoch noch standfeste Com pagnien, welchen die Kavallerie an Zahl etwa doppelt überlegen war. Das Angriffsfeld konnte , von einigen örtlichen Hindernissen beim

Beginn der

werden .

Bewegung abgesehen ,

als

geeignet

bezeichnet

Die Tapferkeit und Hingebung der Kürassiere war wie

bei Wörth des höchsten Anläufe keinen

Lobes

würdig .

Gleichwohl haben ihre

Erfolg gehabt , denn rechts und links an

dem

kleinen Häuflein der Gegner stürmten die Reiterstaffeln vorüber. Bezüglich der den Staffelangriffen gemeinsamen Eigentümlich keiten dürfte folgendes hervorzuheben sein. Die französischen Kavallerieführer Staffeln

hatten

durch

die Gliederung ihrer Truppen in

die verfügbare Angriffskraft geteilt , in einzelne Gruppen

nach seit- und rückwärts getrennt ,

wodurch das einheitliche Zu

sammenwirken der ganzen Stofskraft von vornherein unsicher wurde. Diese Scheidung in

Staffeln führte die Kavallerie in Folge des

gegnerischen Feuers zum förmlichen Auseinanderstreben , zum Vorbei schieben am Angriffsziel , eine in beiden Fällen gleichartig hervor tretende Erscheinung.

Aber auch wenn beide Staffelangriffe zum

Ziele geführt und nach der in dieser Gruppierung ausgesprochenen Absicht verschiedene Teile des Gegners nacheinander getroffen hätten , so wäre durch diese Stofsform dennoch nicht die höchste erreichbare Kraftäufserung hervorgebracht worden.

Denn in Folge

der seitlichen Verteilung der Einzelstöfse auf einzelne Punkte in der Linie der Infanterie konnte nirgends die ganze unwiderstehliche Gewalt des Massenstofses wirken , und durch die zeitliche Trennung der Einzelangriffe wurden die Vorteile der Überraschung den später bedrohten Teilen der Infanterie gegenüber aus der Hand gegeben. Daher war diese bei Wörth in der Lage , die zweite und dritte Staffel der Kavallerie mit den zweckmäfsigsten Gegenmafsregeln rechtzeitig zu empfangen , während die Compagnien bei Vionville trotz des Heranstürmens mehrerer Kavalleriestaffeln nacheinander nicht verhindert wurden , Rücken zu feuern .

den vorbeigejagten Schwadronen in den

Die Staffelform bot aber im Vergleich zur Kolonne der Kavallerie allerdings den Vorteil, dafs die bei der Spitze eingetretenen mifs lichen Zwischenfälle und Rückschläge sich nicht auf die rückwärtigen

32

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

Abteilungen übertrugen, weil jede Staffel nichts vor sich hatte als den Gegner. Die Anwendung der Staffelgliederung zum Angriff kann sich aber gewissermafsen von selbst ergeben, wenn die im Aufmarsch begriffenen Teile eines gröfseren taktischen Verbandes beim Heraus ziehen nach seitwärts die Höhe der vordersten Abteilung bis zum Beginn des Sturmes nicht mehr zu gewinnen vermögen und sich in ihrem augenblicklichen Verhältnis dem Angriff anschliefsen . — Der Stofs in Linie. Zur Beurteilung des Wertes der ent wickelten Linie als Stofsform können sechs Angriffe zur Grundlage dienen (I, IX , XI , XII , XIII , XX) .

Bei zwei Gelegenheiten (I, XX)

sind zur Linie entwickelte Regimenter zwar nur im Rahmen einer anderen Stofsform aufgetreten, allein Abteilungen von solcher Stärke erscheinen auch als Glieder eines gröfseren Verbandes in ihren Leistungen selbstständig, einflussreich und hinsichtlich ihrer Formation beachtenswert.

Des Mifserfolges der Brigade Galliffet im Ganzen wurde bereits bei der Erörterung ihrer Gruppierung gedacht. Das Scheitern des Angriffsstofses des vordersten Regiments ist aber einesteils auf den zu frühen Aufmarsch zur Linie und seine Folgen, anderenteils auf Mängel in der inneren Verfassung zurückzuführen . ― Das 9. Kürassier Regiment hat bei Wörth eine Ecke der 3. Pionier- Compagnie ab Hieraus darf geschlossen werden , dafs das Regiment die mit einem Flügel traf, also nicht die Stofsrichtung nur Compagnie

gesprengt.

mit der Mitte gegen die Mitte der Pioniere angenommen hatte, sonst wäre wohl die ganze Compagnie zusammen- oder auseinander gesprengt worden. ―――― In zwei Fällen (IX und XIII) spricht sich zwar der Gefechts bericht des Generalstabswerkes über die Angriffsform der Kavallerie nicht aus, es kann jedoch sowohl bezüglich des 11. Husaren-Regiments, als auch der 15. Kavallerie- Brigade bei Vionville mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden , dafs ihre Stöfse gegen die fran zösische Infanterie in Linie ausgeführt wurden. Die Breitenausdehnung zweier in wilder Flucht zurückgehender Infanterie-Brigaden nämlich wird wohl das verfolgende 11. Husaren- Regiment auch seinerseits zur Entwickelung der vollen Front bewogen haben , um die günstige Gelegenheit zum Einhauen auch in ganzem Umfange auszunutzen . Die 15. Kavallerie-Brigade ferner hatte sich im Vorgehen

gegen

Rezonville strahlenförmig ausgedehnt, somit die Escadronskolonnen auseinandergezogen. nur den

Diese einleitenden Bewegungen konnten aber

Zweck haben,

den Aufmarsch zu

ermöglichen

und die

zwischen Kavallerie und Infanterie.

Angriffsstöfse in Linie zu führen. in

der Sprengung

einiger

33

Die Wirkung der letzteren bestand

geschlossener

Infanterietrupps ,

indem

weitere Erfolge bei eingetretener völliger Dunkelheit und der Mattigkeit der Pferde hier nicht zu erreichen waren .

Klarer

als

die

vorerwähnten

Angriffe

und

unwiderleglich

sprechen die beiden folgenden (XI und XII) für die Bedeutung der Linie als Stofsform . Der Brigade Bredow ist es bei Vionville in einer Stärke von nur sechs Schwadronen gelungen, durch einen Angriff in Linie den beabsichtigten Vorstofs des ganzen , völlig zösischen Corps, dessen Streitbarkeit und

kampffähigen 6. fran Widerstandskraft sich

zwei Tage später dem preufsischen Garde-Corps als sehr bedeutend offenbarte, ins Stocken zu bringen .

Allerdings hatte es der Führer

der Kavallerie verstanden , unter geschickter Benutzung des Geländes seine Schwadronen

gedeckt

bis

auf nächste Entfernung an den

vielfach überlegenen Gegner heranzuführen ; das heftigste Artillerie und Gewehrfeuer des letzteren war nicht im Stande , den in voller Wucht geführten Stofs der entwickelten Brigade aufzuhalten . Zwei Treffen der Franzosen wurden überritten und durchbrochen ; erst als dem schon ermatteten Angreifer von allen Seiten übermächtige feindliche Kavallerie entgegentrat, mufste der Rückweg unter grofsen ―――――― Die Erfolge dieses Angriffs der

Verlusten angetreten werden .

Brigade Bredow beschränkten sich aber nicht auf das Gefechtsfeld selbst,

sondern sie

übten auf den ganzen

Schlacht einen gewissen

Einfluss aus.

weiteren Verlauf der

Der ganzen Sachlage

am

16. August nach hing es nur von den Entschliefsungen der fran zösischen Oberleitung ab,

ob dieselbe ihre aufserordentliche Über

legenheit den beiden preufsischen Divisionen gegenüber zur Geltung brachte oder nicht. Die überaus treffliche Haltung des 3. preussischen Armee-Corps mochte in der Anschauung

der Franzosen die Zahl

der Preufsen immerhin stärker, als sie war, erscheinen lassen ; an einzelnen Stellen bestand aber französischerseits über die Schwäche und Erschöpfung der preufsischen Gefechtslinie keineswegs ein Zweifel, was dort auch den Entschlufs zum Vorbrechen mit dem . 6. Corps veranlafste .

Ein solcher, mit aller Macht durchgeführter

Vorstofs hätte aber zunächst die 6. preufsische Infanterie- Division in die gefährlichste Lage gebracht und in der Folge wahrscheinlich den Ausgang

der Schlacht für die

günstig gestaltet.

deutschen Waffen höchst un ist zunächst das

Dies verhindert zu haben , Verdienst der Brigade Bredow. ―――― Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 1.

3

34

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht Unter ähnlichen Umständen und mit ähnlichem Erfolge, jedoch

in kleinerem Verhältnisse, wirkte der Angriffsstofs des 1. preufsischen Gardedragoner- Regiments gegen das 13. französische Linien -Regiment in der gleichen Schlacht.

Letzteres war in siegreicher Verfolgung

einer preussischen Infanterie - Brigade begriffen , als das Dragoner Regiment berufen wurde , die hartbedrängte Infanterie zu be freien . Obschon örtliche Hindernisse und das Feuer des Feindes die Angriffsbewegungen der Dragoner erschwerten, führten dieselben dennoch, in Linie zu drei Schwadronen entwickelt, den Angriffsstofs gegen die Flanke der vorstürmenden feindlichen Infanterie durch. Diese wurde mehrfach durchbrochen und überritten, so dafs sie sich um ihren Adler zusammenballte , von weiterer Verfolgung abstand und wieder zurückging . ―――― So hat zweimal unter ungünstigen Umständen die Kavallerie in Linie den Angriffsstofs gegen bedeutende Übermacht der Infanterie glücklich durchgeführt und unbestreitbare Erfolge errungen . In der

Linie wurde

die

ganze

Stofskraft der

Kavallerie einheitlich

zusammengefasst und in ihrer Gesamtheit gleichzeitig gegen einen möglichst grofsen Teil des Angriffsgegenstandes zur Wirkung gebracht. Diese Stofsform gestattete demnach der Kavallerie die weiteste Ent faltung und die denkbar günstigste Ausnutzung des ganzen Kraft vorrates, während andererseits die Infanterie gezwungen wurde, ihr Feuer auf die ganze breite Front des Angreifers zu verteilen.

In

diesen, das Wesen des Linienstofses kennzeichnenden Eigenschaften , kraft welcher alle Teile des taktischen Körpers unmittelbar in ein ander griffen und zur Überwältigung des Gegners zusammenwirkten , während dieser im Gegenteil zur Zersplitterung seiner Feuerkraft genötigt wurde,

lag eine hervorragende

Gewähr für den Erfolg.

Die Linie als Stofsform der Kavallerie gegen Infanterie hat 1870 ihre Feuerprobe bestanden. Doch vermochte der Linienstofs nur unter bestimmten Voraus setzungen seine volle Gewalt zu äussern .

Um diese unerlässlichen

Vorbedingungen zu erkennen , mufs auf den Verlauf der einzelnen Angriffsstöfse zurückgegangen werden .

Die beim Angriff der Brigade

Galliffet hervorgetretene eigentümliche Erscheinung des Abschwenkens und Vorbeischiebens der vordersten Kavallerielinie nur wenige Galopp sprünge vor dem Angriffsziel läfst sich aus den erlittenen Verlusten allein nicht ganz erklären .

Stürmten doch beträchtliche Teile des

an der Spitze befindlichen Regiments nach dem ersten Empfang unversehrt,

aber fluchtartig um die Flügel der Infanterie weiter,

indem die Hauptverluste erst durch das Eingreifen der rückwärtigen

zwischen Kavallerie und Infanterie.

Infanterie - Abteilungen eintraten.

35

Aber gerade diese Verluste wären

bei gelungenem Einbruch vermieden , oder wenigstens nicht erlitten worden, ohne dafs auch die Infanterie zugleich durch Nahkampf im Handgemenge entsprechende Einbufse erfahren hätte.

Mit Vor

liebe wird jedoch im Kriege den erlittenen Verlusten das Mifslingen eines Angriffs zur Last gelegt , während dieselben doch ihre beträcht liche Höhe meistens erst nach dem Aufgeben des Angriffsversuches erreicht haben.

Einen ziemlich sicheren Anhalt für die bei regel

recht geführtem Angriffsstofs entstehenden Verluste bieten die Ver hältnisse bei der Brigade Bredow. Ihr Gesamtverlust betrug die Rechnet man ______ und dies wird der Hälfte der Angriffsstärke . Wirklichkeit annähernd entsprechen - die Hälfte dieses Verlustes auf die Wirkung des feindlichen Gegenstofses und die rückgängigen Bewegungen der Brigade, so hat der Stofs selbst etwa den vierten Teil der ursprünglichen Stärke gekostet, ein nicht zu grofses Opfer in Anbetracht des gegen weit überlegene feindliche Infanterie mit Artillerie errungenen Erfolges .

Sollte nun

nach diesem Mafsstab

das erste Regiment der Brigade Galliffet den vierten oder sogar den dritten Teil seiner Stofskraft vor dem Einbruch durch das Infanterie feuer eingebüfst haben, so lag darin für die immerhin noch ansehn liche Zahl der Unversehrten

kein Zwang, sich von der Mitte des

Angriffszieles ab- und nach den Flügeln hin auseinanderdrängen zu lassen . Dafs nun solches ungeachtet des entgegengesetzten Be strebens der Reiter gleichwohl geschah, beruhte auf dem versagenden Gehorsam der Pferde einer- und der mangelhaften Ausbildung der Truppe andererseits.

Denn gegen

das Ausbrechen der Pferde in

gröfseren oder kleineren Gruppen - diese für jede Kavallerie mehr oder weniger vorhandene Klippe - schützt bis zu einem gewissen Grade die Ordnung und Geschlossenheit innerhalb der Angriffs front. Der aus dem festen Zusammenhalt nach der Mitte hervor gehende

Druck schliefst

entstehende

Lücken

sofort,

wirkt

dem

willkürlichen Ausbrechen kräftigst entgegen und sichert aufserdem die Einhaltung der eingeschlagenen Richtung gegen das Ziel am meisten . Eben in Folge ihrer dichten Geschlossenheit haben die preufsischen Kavallerie - Regimenter (XI , XII)

es vermocht, in die

Reihen der französischen Infanterie einzubrechen.

Aber auch ge

lungene Angriffe (IX, XI) muſsten schliesslich eingestellt und der Rückzug angetreten werden, als die anfängliche Ordnung und Geschlossenheit aus verschiedenen Ursachen verloren und dadurch

die Stofskraft erschöpft war.

Die Bedeutung

der Geschlossenheit

für den Kavallerieangriff wurde auch jederzeit, so lange die Reiter 3***

36

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

waffe überhaupt auf der Höhe ihrer Aufgabe als Schlachten waffe stand, anerkannt und gewürdigt.

Die in der Glanzzeit der Kavallerie

unter Friedrich dem Grofsen vielgehörten Worte : Die mittelste Schwadron sechs Mann hoch in den Feind! « lassen im Verein mit anderen Aussprüchen ähnlichen Inhalts aus jenen Tagen über den aufserordentlich hohen Grad der Geschlossenheit bei den damaligen Attacken nicht den mindesten Zweifel, und die grofsartigen Erfolge der preufsischen

Kavallerie auf den

Schlachtfeldern

des

sieben

jährigen Krieges haben die Richtigkeit dieser Mafsregel bewiesen. Um aber die unbedingt nötige Geschlossenheit auch unter schwierigen Umständen, bei eintretenden Verlusten, in gesteigerter Gangart, in gröfseren Kavalleriekörpern aufrecht erhalten zu können, bedarf es neben der gründlichen und sachgemäſsen Ausbildung des einzelnen Mannes und Pferdes auch einer entsprechenden Vorschulung

und

Übung des zu einheitlicher Thätigkeit berufenen taktischen Körpers im Ganzen.

Die den Erfolg bedingenden Grundsätze müssen durch

den folgerichtigen Ausbildungsgang

jedem

einzelnen

Gliede

des

gröfseren Verbandes so zur zweiten Natur geworden sein, daſs auch schwieriges Gelände, die mit der Masse wachsende Gehlust der Pferde und andere Hindernisse die Geschlossenheit der Linie nicht beeinträchtigen, sondern durch die Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit der Reiter wie der Pferde bemeistert werden . Diejenige Kavallerie, welche durch ihre Friedensschule in ihrer Kriegsausbildung die höhere Vollendung erreicht hat,

wird auch auf dem Schlachtfeld ,

bei der entscheidenden Schlufsprüfung, ihre Anstrengungen mit dem gröfseren Erfolg gekrönt sehen.

Aufser der Geschlossenheit bedarf die Linie zum Erfolg grofser Wucht und Heftigkeit des Stofses. In der raschesten Gangart geht aber erfahrungsgemäfs die Herrschaft der Reiter über die Pferde verloren, durch die ungleiche Schnelligkeit der Tiere lockert sich aufserdem die Front, bei längerer Dauer des vollen Laufes erlahmt die Kraft und der Atem geht aus. Zwar mufs der unter Feuer gehaltene Raum zur Verminderung der Verluste möglichst schnell durcheilt werden , da der Kavallerie zu nächst keine Gegen wirkung, sondern nur ein Gegen mittel gegen das feindliche Feuer eben in der Schnelligkeit ihrer Bewegung zu Gebote steht. Sie wird daher frühzeitig ―――― mit dem Eintritt in die Feuerwirkung der Infanterie - zum gesteigerten, aber beherrschten Galopp übergehen müssen , die Stofsgangart jedoch erst kurz vor dem Einbruch annehmen dürfen , weil das auf den gelungenen Stofs

zwischen Kavallerie und Infanterie.

37

unmittelbar folgende Handgemenge noch ihre volle Leistungsfähigkeit erheischt . — Endlich mufs die Linie eine vollständig entwickelte sein, damit die ganze Stofskraft der Masse zur vollen Äufserung gelangen kann.

Zurückgehaltene Teile sind für den Entscheidungsstofs ver

Es mag vielleicht zweckmäfsig sein, aus dem nach voller Entwickelung der Stofsfront verbleibenden Überschufs an Kräften einzelner Schwadronen in angemessenem Abstand als Teile des loren.

Stofstreffens der Linie folgen zu lassen, um gröfsere Lücken zu schliefsen und die Front bei plötzlich entstehendem Bedürfnis zu verlängern u. s. w. Dieselben äufsern aber nur dann eine Wirkung, wenn sie beim Zusammenstofs mit dem Gegner ihre vorderster Linie erreicht haben. ―――― Die . Ausdehnung schränkungen . abhängig.

Um

der

Front

unterliegt

indes

Plätze

einigen

in

Be

Sie ist in erster Reihe von der eigenen Stärke die nötige Festigkeit

zu haben und das rasche

Schliefsen entstehender Lücken zu ermöglichen, mufs die Linie beim Angriff auf Infanterie zweigliederig gebildet werden . Demnächst wird die eigene Frontbreite von derjenigen des Angriffsgegen standes bestimmt.

Von Kavallerieangriffen in kleineren Verhält

nissen, wie gegen einige Compagnien, wird hier abgesehen.

einzelne Bataillone u. s. w.

In solchen Fällen sollte durch richtige Be

rechnung der Frontbreite das wirkungslose Vorbeischieben über Kommt aber die ragender Flügel womöglich vermieden werden . Herbeiführung der Entscheidung in der Schlacht in Frage, so handelt es sich um Seitenausdehnungen , wie sie etwa von zum Gefecht entwickelten Infanterie-Divisionen oder ähnlichen Heerkörpern ein genommen werden . Solchen zusammenhängenden Fronten gegen über sind Luftstöfse nicht zu befürchten ; hier wird es vielmehr darauf ankommen, einen geeigneten Teil der feindlichen Front als Angriffsgegenstand für die Kavallerie zu bestimmen . Der letzteren aber ist hinsichtlich

ihrer Entwickelung

nach der Seite insoweit

eine Grenze gezogen, als höchstens drei Regimenter in Linie neben einander noch einheitlich geführt werden

können .

Allzubreite

Fronten brechen sich in der Vorwärtsbewegung und erleiden Ab stufungen.

Endlich dürfte in

künftigen Schlachten das Gelände

für die vollständige Entwickelung gröfserer Kavalleriekörper meistens fehlen.

Schlachtfelder, wie diejenigen

des siebenjährigen Krieges

sind in Folge des vermehrten Anbaues der Erdoberfläche seltener geworden und würden als Kampfplatz für die heute einander gegen übertretenden Massen auch nicht mehr ausreichen.

Sicherlich jedoch

38

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

bietet der Raum, welcher von den zur Schlacht entwickelten Heeren der Neuzeit überspannt wird, öfters einzelnen Kavallerie- Brigaden und manchmal einer Kavallerie-Division günstige Gelegenheit zum Eingreifen . Den

unzweifelhaften,

günstigsten Form

grofsen

Vorteilen

des Angriffsstofses

haften

der

Linie

indes

als

der

nachstehende

Mängel an, welche in der Form selbst beruhen.

In entwickelter Linie ist für gröfsere Kavalleriekörper die ge ordnete Bewegung bedeutend erschwert und auf längere Strecken geradezu unmöglich . Ungleichheiten in der Gangart, fortwährende, unvermeidliche Schwankungen machen derartige Bewegungen für sämtliche Beteiligten

besonders anstrengend und ermüdend.

Teil mag daher die

lose Beschaffenheit

Linie entwickelten Regiments

Zum

der Angriffsfront des in

an der Spitze der Brigade Galliffet

(XX) auf den schon vor dem Anreiten bewirkten Aufmarsch zurück zuführen sein . Ferner begegnet eine auch nur geringe Richtungs veränderung langer Linien erheblichen Schwierigkeiten ist, ohne die Front selbst zu brechen, nicht wohl ausführbar. daher der Erfolg nicht in Frage gestellt werden

und Soll

(I, 9. Kürassier

Regiment) ,

so ist vor Herstellung der Linie die Stofsrichtung mit aller Bestimmtheit und Zuverlässigkeit festzustellen und richtig anzunehmen . Aus diesen Gründen erscheint es geboten, die Linie erst kurz vor Beginn des Stofses zu bilden und möglichst lange in Formationen zu bleiben, welche glatte Bewegung und leichte Richtungsveränderung gestatten (XI, XII) . –

Das Ausfallen der Kavallerie zum Angriff. Die preufsische Gardekavallerie- Division

hatte bei Sedan (XXI) zwei Züge des 3. Garde-Ulanen- Regiments , welchen eine Schwadron unmittelbar folgte, gegen den von französischer Infanterie besetzten Calvaire ausfallen lassen .

Den Ulanen war es im ersten Anlaufe gelungen , die französischen Schützen von der Höhe zu verjagen ; doch wurden sie dann durch heftiges Feuer aus dem Bois de la Garenne unter erheblichen Verlusten zum Rückzuge genötigt. Die Franzosen

rückten nun wieder bis an den Höhenrand vor und beschossen die im Thale haltende Gardekavallerie.

form

Seitens der Gardekavallerie- Division war die genannte Angriffs vermutlich in der Annahme gewählt worden, dafs gegen

zerstreut auftretende Infanterie der geschlossene Angriff nicht der geeignetste sei , sondern ebenfalls die aufgelöste Form des Angriffes angenommen werden müsse. Der, wenn auch rasch vorübergehende

zwischen Kavallerie und Infanterie.

39

und mit ziemlich grofsen Verlusten — das 3. Garde-Ulanen- Regiment verlor

am

1. September

1 Offizier,

31 Mann

und 47 Pferde

bezahlte Erfolg gegen eine stärkere Schützenlinie in überhöhender Stellung würde diese Anschauung bestätigen, wenn die französische Infanterie nicht schon vorher durch heftigstes Feuer ihre Stand Die Anwendung festigkeit, ihren inneren Halt eingebüfst hätte. der losen Angriffsform dürfte daher der Kavallerie nur in einzelnen selteneren Fällen der obenerwähnten Art Erfolg bringen, gemeinen aber als Ausnahme zu gelten haben .

im all

Gegen ganz dünne

Schützenlinien ohne Rückhalt, zur Verjagung zudringlicher feind licher Patrouillen u. s. w. werden einzelne Züge Kavallerie , auch eine ganze Schwadron in aufgelöster Ordnung (ausfallend ) und schneller Gangart manchmal mit Nutzen vorgeschickt werden können. Gegen kampffähige, wenn auch zur Schützenlinie aufgelöste Infanterie aber wird die Kavallerie nur in festgeschlossenem Angriff etwas

auszurichten

im Stande

sein .

Die

Kavallerie beim Angriff auf Infanterie

Ansicht,

als

ob

der

durch die Annahme der

Schwarmform Verluste erspart würden, ist nicht stichhaltig ;

denn

die Abschwächung der Feuerwirkung durch das weniger dichte Ziel wird durch die gröfsere Tiefe des aufgelöst daherjagenden Reiter haufens ausgeglichen .

Die Wucht des Stofses

aber ist

zweifellos

bei dem ungeordnet und ungleichzeitig ankommenden Schwarm angriff weit geringer,

als

bei

dem

gleichzeitigen ,

geschlossenen

Anprall der gesamten Reitermasse . Die aufgelöste Angriffsform hat daher bei der Kavallerie die aufgelöste Angriffskraft zur Folge. b) Das Abwehrtreffen. Aus dem taktischen Zweck des Abwehrtreffens, Gegenstöfsen ,

welche

den Erfolg des Stofstreffens

gefährden, entgegenzutreten , ergiebt sich die entsprechende taktische Form.

Da Gegenstöfse im Allgemeinen erst nach erfolgtem Angriffs

stofs eintreten, so gelangt auch das Abwehrtreffen in der Regel erst nach dem Stofstreffen zur Gefechtsthätigkeit. Demgemäfs hat das

Abwehrtreffen

dem

Stofstreffen

rückwärts

(XIII , Dragoner

Regiment Nr. 9), und zwar mit geringem Abstand, zu folgen ,

um

bei jeder raschen Wandlung unmittelbar in den Gefechtsgang ein greifen zu können . Sobald jedoch das Stofstreffen sich zum Gefecht entwickelt, mufs das Abwehrtreffen den Rücken desselben frei machen, um freie Bahn für seine Bewegungen zu haben und im Falle des Rückschlages von den zurückflutenden Teilen des Stofs treffens nicht durchbrochen oder überrannt zu werden. Das Abwehr treffen kann jedoch auch von vorn herein

dem Stofstreffen rück

wärts und seitwärts folgen oder dasselbe bei genügender Stärke auf

40

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

beiden

Seiten

überflügeln .

Gerade

die letztere

Anordnung des

Abwehrtreffens bietet bei der Ungewissheit über die Richtung des Gegenstofses den besonderen Vorteil, beide Flanken des Stofstreffens zu sichern . Denn es ist nützlicher, plötzlichen Flankenstöfsen sofort mit schwächeren Kräften entgegenzutreten, als mit der ganzen Stärke zu spät zu kommen .

Thatsächlich waren die eingetretenen

Gegenstöfse teils gegen eine Flanke des Angreifers gerichtet (XXI durch Infanteriefeuer ), teils erfolgten sie von verschiedenen Seiten her (IX durch Kavallerie) , teils von allen Seiten (XI durch Kavallerie) . Naturgemäfs führt

ein geglückter Angriffsstofs die Treffen ins

Innere der gegnerischen Stellung, ein für den Angreifer in jeder Hinsicht unbekanntes Gebiet. Hier gilt es, auf alle Möglichkeiten gefafst zu sein.

Das Abwehrtreffen hat seine Aufgabe nicht in einer fertigen und bestimmten Gefechtslage zu leisten , sondern seine Thätigkeit hängt von vorerst ungewissen , sich mit reifsender

Schnelligkeit entwickelnden Verhältnissen ab, welche die gröfste Gewandtheit und Raschheit des Handelns erfordern . Soll das Abwehrtreffen diesen in seiner Aufgabe begründeten Anforderungen Genüge leisten, so mufs es sich in Formen bewegen, welche sowohl die rasche Veränderung der Front nach jeder beliebigen Richtung, als auch die leichte und unmittelbare Entwickelung zur Linie gestatten.

Dem letzteren Zweck entsprechen die auf Entwickelungs abstand auseinandergezogenen Eskadronskolonnen am meisten. Aufser dem ermöglichen dieselben eine freie, sichere und geordnete Bewegung auch gröfserer

Kavalleriekörper ; sie erleichtern die Überwindung obwaltender Bodenschwierigkeiten und anderer Hindernisse, indem solche von den einzelnen Schwadronen umgangen oder durchzogen werden können .

Dagegen erfordern Schwenkungen im Ganzen zur

Annahme einer neuen Richtung vollentwickelten Front.

fast

ebensoviel Zeit ,

wie in der

Die zusammengezogenen Escadronskolonnen

(Regimentskolonne) wechseln zwar die Front durch Schwenkung rascher ; der Aufmarsch zur Linie nach der Frontseite dauert aus dieser Formation

aber desto länger und die Bewegungen unter schwierigen Verhältnissen - über Hindernisse, auf durchhegtem oder bedecktem Boden — gehen in der dichtgedrängten Masse, in welcher alle Stockungen und Schwankungen sich unvermeidlich fort pflanzen, nicht so leicht und glatt von statten , wie in den aus einandergezogenen Escadronskolonnen . Was aber der Kavallerie zu ihrer erspriefslichen wenigen

einfachen

Gefechtsthätigkeit Not thut, Formen ,

welche

auf die

besteht in nur

Durchführung

eines

zwischen Kavallerie und Infanterie.

41

wuchtigen und sicheren Stofses nach jeder beliebigen Richtung hin berechnet sind und der Truppe auch unter schwierigen Verhältnissen jeglicher Art geordnete Bewegungen ermöglichen. Was diesem Hauptzweck nicht dient, ist als wertlos und schädlich auszuschliefsen. Darum wird sich das Abwehrtreffen , wie jedes Treffen , welches ins Gefecht einzutreten im Begriffe ist, in Escadronskolonnen bewegen und so lange in dieser Formation bleiben , bis ihm der Weg gerade aus in den Feind unabänderlich feststeht . Der Kavallerie müssen aber die taktischen Formen

durch

sorgfältige

Einschulung

und

unablässige Übung gewissermalsen bis zur Gedankenlosigkeit geläufig gemacht sein, nur dann werden ihre Bewegungen auf dem Schlacht felde die nötige Unwiderstehlichkeit besitzen. — c) Die Reserve.

Die Reserve folgt zunächst abwartend , aber

zu jeglicher Verwendung bereit , den beiden Vortreffen, und zwar, um Veränderungen in der Bewegungsrichtung ohne weiteres voll ziehen zu können , zunächst in zusammengezogenen Escadronskolonnen . Ihren eigentlichen Zweck, die Vervollständigung des angebahnten Erfolges durch Verfolgung, erreicht die Reserve durch Stofs Nachstofs

, und hierzu bedarf sie, wie die anderen Treffen, der

vollen Entwickelung ihrer ganzen Kraft in breiter Front.

(Schlufs folgt.)

III.

Die Schwierigkeiten

der Feuerthätigkeit

der Feldartillerie in gröfseren Verbänden Vorschläge

zu

deren

und

Beseitung.

Von

Gefsler , Hauptmann und Batteriechef.

In den Kriegen der Neuzeit ist die Verwendung der Artillerie in gröfseren Massen immer mehr zur Regel geworden , nur höchst selten finden wir noch Fälle , in welchen einzeln auftretende Batterien berufen sind, in der Schlacht selbstständige Aufgaben von einiger Bedeutung zu lösen .

Es kommt dies in erster Linie daher,

dafs schon der kleinste aus gemischten Waffen bestehende Heerteil , die Division, fast in allen Staaten Europas mit einer aus mehreren Batterien unter einheitlichem Kommando bestehenden Artillerie versehen ist und der Führer

dieser Batterien bei dem

allgemein

feststehenden Grundsatz der Massenverwendung der Artillerie nicht ohne zwingende Gründe sich in die Lage versetzen wird ,

seine

Batterien einzeln einer stärkeren feindlichen Artillerie entgegen zu werfen. Bei der Corpsartillerie vollends, welche nur in geschlossener Gesamtheit ihrer Aufgabe genügt , in Defensivstellung den Kern und Halt der Stellung

zu

bilden ,

in der Offensive die beabsichtigte

Einbruchstelle sturmreif zu machen , gehört eine Verwendung einzelner Batterien von vornherein zu den Seltenheiten . Noch

im Feldzuge

1866

waren

die Verhältnisse

in

dieser

Richtung andere. Während damals in der preufsischen Armee die Division eine Abteilung von vier Batterien hatte ,

war bei der

österreichischen

schon die Brigade durch Beigabe einer Batterie und von Kavallerie zum selbstständig fechtenden Truppenkörper erhoben , was zur Folge

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie u. s. w.

43

hatte, dafs wir österreichischerseits sehr häufig die Brigadebatterien einzeln in Verwendung treten sehen. Seither hat auch Österreich den

Divisionsverband mit ent

sprechender Zuteilung von Artillerie eingeführt , Frankreich lehnt. sich in dieser Richtung vollständig an die deutschen Einrichtungen an und in Russland gehört zu jeder Division artillerie zu sechs Batterien .

in

eine Brigade Feld

Diese in allen grofsen Staaten ähnliche Zusammensetzung der der Schlacht auftretenden gröfseren Heerkörper führt in

Gemeinschaft

mit

der

fortgeschrittenen

Feuerwaffen von selbst dazu ,

Technik

der

heutigen

dass jeder Teil bestrebt sein wird ,

von vorneherein eine möglichst grofse Artilleriewirkung zur Geltung zu bringen und sich hierdurch

womöglich

ein Übergewicht über

den Gegner schon bei Beginn des Kampfes zu sichern. Die hiernach die Regel bildende Verwendung der Artillerie in gröfseren Verbänden

hat nun , besonders was die Schiefsthätigkeit

der Waffe anbelangt, eine Reihe von Reibungen und Störungen zur Folge, deren Betrachtung und eingehende Erörterung der Zweck dieser Zeilen sein soll .

Die jedem Armee- Corps zugehörige zahlreiche Artillerie wird den für die Entwicklung eines Armee - Corps zum Gefecht im Allgemeinen dienenden Raum der Breite nach von vorneherein zum grössten Teil überspannen, und es ist in den meisten Fällen , selbst bei sonst übersichtlichem Terrain, sehr unwahrscheinlich , dafs sämt liche Batterien, oder sogar Abteilungen , ein gleich gutes Schufsfeld finden ; vielmehr wird nicht selten der Fall eintreten, dafs Geschütze, manchmal vielleicht sogar Batterien , aus der ihnen durch die Verhältnisse zugewiesenen Stellung nur unter Anwendung besonderer Hilfsmittel in der Lage sein werden , an einer wirksamen Beschiefsung des Feindes teilzunehmen . Die Terraingestaltung selbst wird in vielen Fällen, sei es, dafs die Richtung des von der Artillerie zur Aufstellung gewählten Höhenzugs eine von dem zu beschiefsenden Ziele abweichende Front bietet , oder aus andern Gründen , wie z. B. wegen Vorhandenseins undurchschreitbarer Einschnitte u. s. w. einer einheitlichen Ver wendung gröfserer Artilleriemassen Schwierigkeiten bieten. Die Haupterschwernisse des Schiefsens in gröfseren Verbänden entstehen jedoch durch die Thätigkeit der Waffe selbst und zwar gehört

hierher

in

erster

Linie

die

beim

Auftreten

gröfserer

Artilleriemassen unvermeidliche Ansammlung von Rauch vor den feuernden Batterien und am Ziel , welche bei längerer Feuerthätigkeit

44

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

eine rasche und

genaue Auffassung des

Ziels

durch die Richt

kanoniere und eine zuverlässige Beobachtung der Schüsse durch den Batteriechef - beides Grundbedingungen für guten Erfolg des Schiefsens ―――― erschwert , zeitweise sogar unmöglich machen kann . Die zweite beim Schiefsen in gröfseren Verbänden nachteilig

sich

geltend machende Störung liegt in der Schwierigkeit des Aus einanderhaltens der einzelnen Schüsse für die Beobachtung , wenn mehrere Batterien auf dasselbe, räumlich nicht sehr ausgedehnte Ziel schiefsen. Diese beiden Umstände rufen in weitere Störungen Befehlsgebung ,

hervor ,

welche

Feuerverteilung ,

natürlicher Wechselwirkung

sich

durch Erschwerung

Feuerordnung ,

der

Zielbezeichnung,

das Zielwechsel u . s. w. geltend machen . Ehe ich auf die Betrachtung dieser Punkte im Einzelnen übergehe , sei hier vorweg bemerkt , dafs ich unter dem Schiefsen in grofsen Verbänden in erster Linie das Schiefsen in der Abteilung im Auge habe , unter Zugrundelegung der Batterie als Einheit für das Schiefsverfahren selbst.

taktischer

Mit der Abteilung wird sich die Abhandlung in der Haupt sache beschäftigen, denn das Schiefsen im Regiment zeigt im grofsen Ganzen

dieselben

Schwierigkeiten ,

dasjenige in der Abteilung ,

nur im

des Regiments - Commandeurs im Feuer zu besteht.

höheren

Grade ,

wie

da es aus zwei nach den Weisungen leitenden Abteilungen

Die hier besonders zu Tage tretenden Reibungen kommen

daher in der Hauptsache weniger für das Schiefsen selbst , als für die Befehlsgebung in Betracht und werden hier an geeignetem Platz Erwähnung finden .

I.

Der Einflufs der Rauchansammlung auf den Gang des Schiefsens.

Die Ansammlung gröfserer Artilleriemassen behufs gemeinsamer Feuerthätigkeit in der Schlacht bringt stets im Verlaufe des Schiefsens eine sich immer mehr steigernde, das Schiefsen hemmende Rauch entwicklung vor oder hinter der Front , je nach der herrschenden Windrichtung,

mit sich.

Der Rauch der

eigenen Batterie ist es

dabei in der Regel weniger, als der vom Wind zugetriebene Rauch der Nebenbatterien , welcher einem glatten Durchlaufen des Feuers Hindernisse entgegensetzt, weil die zurückstehenden Batterien, unter anderem Kommando stehend, mit der Abgabe ihrer Schüsse auf die anderen Batterien keine Rücksicht nehmen und so häufig das Ziel durch die Rauchwolke eines Geschützes der Nebenbatterie in dem

45

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung. Augenblicke verdeckt wird ,

in welchem der Richtkanonier

seine

Richtung nach demselben nehmen oder aber der Batteriechef einen eben abgegebenen . Schufs beobachten will. Dies hat zur Folge, dafs einmal der Batteriechef viele Schüsse nur fraglich beobachten kann, oder aber dafs man, um die Beobachtung und das Nehmen der Seitenrichtung in jedem Falle zu ermöglichen, zum > langsamen Feuer« zu schreiten genötigt ist, beides Umstände , welche Verzögerungen in das Einschiefsverfahren

bringen und die

Feuerwirkung der Artillerie einschränken . Weht

der Wind verhältnismäfsig

stark

und der Front der

Batterien gleichlaufend , so tritt der Einfluss der Rauchentwicklung weniger störend auf, da bei dem fortwährenden Verziehen des Rauchs immer von Zeit zu Zeit Augenblicke eintreten, in denen das Ziel frei ist , welche benutzt werden müssen .

alsdann

zum Schiefsen und Beobachten

Anders ist es jedoch bei schwächerer Windströmung und bei Windstille ,

oder

wenn die herrschende Windrichtung den Rauch

der abgefeuerten Geschütze senkrecht zur Frontlinie der Batterien vor die Geschützmündungen treibt, sodafs zum mindesten für längere Zeit das Ziel für Richtkanoniere und Batteriechefs verdeckt bleibt, und um überhaupt schiefsen angewendet werden müssen.

zu

können ,

rückwärtige Hilfsziele

In solchen Fällen ist auch die Beobachtung der Schüsse in hohem Grade erschwert. Eine einzeln stehende Batterie kann sich mit Vorteil des seitlichen Beobachters bedienen , welcher ausserhalb des

Rauchs ,

womöglich

Beobachtungen der

auf

Batterie

erhabenem durch

Punkte

verabredete

stehend ,

Zeichen

seine

mitteilt .

Beim Schiefsen gröfserer Verbände stöfst die Anwendung des seit lichen Beobachters häufig auf Schwierigkeiten . Die Aufstellung eines solchen seitwärts vorwärts wird selbst für Flügelbatterien , der schiefsenden Nebenabteilungen

halber ,

denen

sich der

gleicher Weise vorlagert , häufig ausgeschlossen sein.

Rauch in

Eine erhöhte

Aufstellung rückwärts , wie sie ein Kirchturm , ein Baum auf erhöhtem Punkte u. s. w. bieten , wird sich nur in seltenen Fällen in entsprechender Nähe finden

und

ein

weiter

entfernter,

sonst

geeigneter Gegenstand schon deshalb nicht zweckentsprechend sein, weil der seitliche Beobachter hier nur selten in der Lage sein wird, die Schüsse der zahlreichen im Feuer befindlichen Batterien aus einander zu halten , von den Mifsverständnissen , welche hinsichtlich der Auffassung der gegebenen Zeichen Batterie entstehen, gar nicht zu reden.

schon

bei

der

einzelnen

46

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie Für Batterien , welche nicht auf den Flügeln stehen , erhöhen

sich

die Schwierigkeiten

eines richtigen Wirkens

Beobachters noch bedeutend ,

des

seitlichen

wenn sich nicht hinter der Front

der Batterien geeignete Aufstellungspunkte für denselben finden . Wenn hiernach die Anwendung des seitlichen Beobachters beim Schiefsen in gröfseren Verbänden eine nicht allzuhäufige sein wird, so handelt es sich zunächst darum , Mittel und Wege zu finden , welche in Fällen, in denen wegen der herrschenden Windströmung die Rauchansammlung eine den Gang des Schiefsens erschwerende sein wird , die Feldartillerie in die Lage setzen, ihr Feuer jederzeit Stockungen fortzusetzen und die Schüsse zu

ohne zu grofse beobachten.

Da die Windströmung eine während der Dauer einer Schlacht häufig wechselnde sein kann , so empfiehlt es sich ,

hierauf beim

Beziehen einer Stellung grundsätzlich Bedacht zu nehmen . Als allgemein empfohlenes Mittel , den Einfluss der

Rauch

entwicklung beim Schiefsen in gröfseren Verbänden abzuschwächen, gilt die Annahme einer staffelweisen Aufstellung in der Art , daſs die Staffelung zur Bewirkung eines das Schiefsen nicht beein trächtigenden Rauchabzugs so stattfindet , dafs sämtliche Batterien über dem Wind sich befinden. Auch sonst wird eine staffelweise Aufstellung wohl angewendet, wo das Terrain, z. B. die Richtung eines Höhenzugs zur Front des Feindes, eine Aufstellung der Batterien in einer Linie neben einander doch kommt dieser einem andern Zweck dienende Fall zunächst hier nicht in Betracht. Die staffelförmige Aufstellung nicht erlaubt ,

zur

Beseitigung

der

Störungen

durch

Rauchansammlung

kann

batterieweise oder auch zu je zwei Batterien stattfinden . Die batterieweise Aufstellung hat den Vorteil, dafs der Zweck eines das Schiefsen ermöglichenden Rauchabzugs in besserer Weise erfüllt wird , dagegen den Nachteil , dafs unter sonst gleichen Stärkeverhältnissen das Erfordernis an Raum nach der Tiefe ein gröfseres ist. Die staffelweise Aufstellung zu je zwei Batterien gewährt zwar weniger günstige Beobachtungsverhältnisse , kann diesen Nachteil jedoch durch Annahme einer wechselnden Feuerordnung in der staffelweisen Aufstellung um so eher ausgleichen , als hier Mifs verständnisse weniger häufig vorkommen werden, als wenn mehrere Batterien in gleicher Höhe bei einander stehen. Beide Arten der Aufstellung können in der Ebene stets angewendet werden , wo das Schufsfeld der Geschütze keinerlei im

47

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung. Terrain liegende

Begrenzungen

erleidet.

hier schon Bedenken anführen . schwierige Aufstellung der

Doch lassen

sich auch

Ich meine hier insbesondere die

ersten Staffel ,

welche ,

wenn

für

sie

keine Deckung im Terrain sich findet, und sie auf ihren reglement mässigen Platz angewiesen ist, wie dies gerade in der Ebene häufig der Fall sein wird, die so stehende Artilleriemasse zu einem dichten Ziel von grofser Breite und Tiefe machen dürfte. Wo Staffeln

sich

eine

staffelweise

ermöglichen

läfst ,

ist

Aufstellung

unter

solche jedenfalls

Deckung der

als

ein

grofser

Vorteil zu betrachten , denn sie beseitigt die nachteiligen Einflüsse der Rauchansammlung auf das Beobachtung

und

Nehmen

ermöglicht

ein

der Seitenrichtung und schnelleres

Feuer ,

also

die eine

ausgiebigere Artillerie -Wirkung in einem gegebenen Zeitabschnitt ; sie gewährt aufserdem den Hauptvorteil,

dafs der Gegner in vielen

Fällen die staffelförmige Stellung nicht erkennen , beim Einschiefsen täuschen wird.

sich also leicht

Als Nachteil hingegen ist der Umstand zu betrachten, dafs die auf verschiedene Entfernungen häufig gegen ein und

Batterien

dasselbe Ziel schiefsen, was für eine einheitliche Feuerleitung insofern hinderlich ist , als die Anhaltspunkte fehlen , welche sich bei einer Stellung der Batterien in gleicher Höhe für die Wahrscheinlichkeit der richtigen Entfernung ergeben. Die staffelweise Aufstellung zu je zwei Batterien wird überall da mit Vorteil Verwendung finden, wo die Terrainverhältnisse den für die Stellung zur Verfügung stehenden Raum nach der Tiefe einschränken . In gebirgigem Terrain wird sich

die

staffelweise Aufstellung

von Artillerie in gröfseren Verbänden weniger häufig anwenden lassen, Stellungen auf breiten Hochflächen, für welche dasselbe wie für die Ebene gilt ,

ausgenommen .

Hügeliges Terrain

oder lang

gestreckte Höhenzüge mit schmalem Kamm, die in durchschnittenem Terrain am häufigsten vorkommenden Terraingebilde erlauben in der Regel nur eine Aufstellung, dem Kamm der Höhe folgend, in einer Linie ; die Annahme einer staffelweisen Aufstellung auch hier unter allen Umständen anzustreben , ohne dafs das Schufsfeld notleidet , hätte

häufig die Folge,

zugekehrten Abhang

dafs die Staffelung auf dem dem Feinde

stattfinden

müsste ,

was

dem Gegner

seine

Beobachtung erleichtern und die so aufgestellten Batterien grofsen Verlusten aussetzen würde. Die Fälle einer staffelweisen Aufstellung der Batterien in den gröfseren

Schlachten

des

Feldzugs

1870/71 sind verhältnismäfsig

48

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

selten und gröfstenteils

führten hier die Terrainverhältnisse , die Richtung eines Höhenzugs zur Front des Feindes u. dergl. , nicht die durch Rauch erschwerten Beobachtungsverhältnisse, zur Staffel . Aus diesem Grunde hatten z . B. in der Schlacht bei Spicheren

die Batterien des linken Flügels auf der Folsterhöhe weise Aufstellung genommen .

eine staffel

In der Schlacht bei Wörth finden wir eine staffelförmige Auf stellung von Batterien des 5. und 11. Corps

(Staffeln zu je zwei

Batterien) westlich von Elsafshausen. Dagegen war eine staffelförmige Stellung beispielsweise für die Batterien des sächsischen Armee-Corps östlich von Fonds de Givonne wegen des schmalen Höhenkamms ausgeschlossen , während wir sie hinwiederum bei den Batterien des 11. Armee- Corps auf dem Höhenzug nördlich von Floing (erste Stellung) finden, weil hier die Richtung des Höhenzugs , auf welchem die Batterien standen , zur Front des Feindes eine solche erforderte , um allen Batterien ein freies Schufsfeld zu gewähren (vergl. Plan 9 A des Generalstabswerks). Das mehr Hochflächen aufweisende Terrain westlich von Metz war einer staffelförmigen Aufstellung der Artillerie günstiger.

Wir

finden fünf Batterien des 9. Armee-Corps, zwei reitende des 3. und eine des Garde-Corps in der Schlacht bei Gravelotte nordöstlich von Verneville und östlich des Bois de la Cusse in solcher Auf stellung , teilweise wegen der Richtung der Höhe zur Front des Feuers, desgleichen in derselben Schlacht drei Batterien des 7. und zwei des 8. Corps batterieweise in Staffeln östlich von Gravelotte. Am besten eignete sich wohl das Terrain des Loirefeldzugs mit seinem wenig bedeckten, geringe Erhebungen aufweisenden welligen Gelände für das Beziehen staffelförmiger Artillerie- Stellungen . Wenn wir nichtsdestoweniger gerade hier von der staffel

förmigen Aufstellung nur selten Gebrauch gemacht finden, so rührt dies daher , dafs die breite Entwicklung der anderen Truppen zum Gefecht es ermöglichte , die Batterien mit gröfseren Zwischen räumen aufzustellen . Bei Beaune le Rolande finden wir drei Batterien des 10. Armee-Corps nördlich der Stadt in Staffeln. An der Lisaine gestattete hinwiederum das tief eingeschnittene, steil abfallende Terrain das Nehmen staffelförmiger Aufstellungen nicht. Wenn ich auf die Erfahrungen im Manöver und auf den Schiefsplätzen zurückgreife , so finde ich nur auf letzteren eine häufige Anwendung der staffelförmigen Aufstellung und dies natur gemäfs deshalb , weil die reine Ebene auf Schiefsplätzen die Regel ist und für solche die Bildung von Staffeln ein bequemes Abhilfemittel

49

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung. Jür

die

bietet ,

durch

die Rauchansammlungen

ohne dafs Nachteile der

entstehenden

Störungen

staffelweisen Aufstellung bei der

einseitigen Schiefsthätigkeit zur Geltung kommen können. Bei den Herbstübungen wird in dem durchschnittenen Terrain unserer Armee-Corps von der staffelförmigen Aufstellung nur in höchst seltenen Fällen Gebrauch gemacht. Nun treten allerdings im Manöver die Störungen des Schiefsens gröfserer Verbände nicht in Wirkung. Die geringe zur Verfügung stehende Munition

bewirkt keine Rauchansammlung ,

welche das

Nehmen der Richtung erschwert. Die Beobachtung kommt von vorneherein in Wegfall. Die Anforderungen , die an die Waffe gestellt werden , sind andere als in Wirklichkeit , was gleichfalls einen Einfluss ausübt. Wenn ich mir indessen beispielsweise das Terrain der Kaisermanöver des 13. Armee- Corps 1885 vergegen wärtige , so sind die Fälle , in welchen das Terrain einer staffel förmigen Aufstellung der Batterien von vorneherein Schwierigkeiten entgegenstellte, bedeutend häufiger als diejenigen , in welchen eine solche Aufstellung überhaupt möglich war. Dies wird in Ländern mit durchschnittenem Gelände im allgemeinen so, sein und werden wir daher beispielsweise in einem Feldzuge gegen Frankreich auf die staffelförmige Aufstellung zur Abschwächung der Störungen des Schiefsens in gröfseren Verbänden nicht als Regel zählen können, während wir andererseits bei einem Feldzuge in einem Lande wie Russland , dessen vorherrschender Charakter die reine offene Ebene ist, die Anwendung der Staffelung als ein bewährtes Hilfsmittel betrachten dürfen . Ein weiteres Mittel , den Einflufs der Rauchansammlung vor der Front der Geschütze beim Schiefsen gegen Artillerieziele abzuschwächen , besitzen wir neben der Auswahl von Hilfszielen in der Anwendung der neu eingeführten Richtlatte durch Ausstecken nach rückwärts . Der Zweck

derselben

ist ,

ein

künstliches

Hilfsziel für die

Seitenrichtung zu schaffen , um es auf diese Weise zu ermöglichen , unter Benutzung des Richtbogens zum Nehmen der Höhenrichtung durch Einwinken der Latte in die Linie Zielvisiereinschnitt , nach der Letzteren ebenso zu richten , als ob sie das eigene Ziel wäre. Früher war die Richtlatte mit einem nach der Höhe ver schiebbaren

Zieldreieck

werden sollte , können .

versehen ,

wodurch

der

Zweck

für die Höhenrichtung den Aufsatz

erreicht

anwenden

zu

Das Zieldreieck kam indessen in Wegfall , da die Verschiebbarkeit desselben durch die Länge der Latte begrenzt war und die Anwendung Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 1. 4

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

50

des Aufsatzes nur dann ermöglichte , wenn das Terrain hinter der Stellung nicht um mehr als 1º fiel. Die Richtlatte in ihrer jetzigen Gestalt bildet ein willkommenes Hilfsmittel für die gröfserer Verbände.

Bewältigung der

Störungen

beim

Schiefsen

Bei dem häufigen Mangel an geeigneten Hilfszielen hinter der Front ist man jederzeit in die Lage gesetzt , sich ein solches im nächsten Bereich der Geschütze ―――― und zwar bei der bequemen Handhabung der Latte sehr rasch herstellen zu können . Ins besondere beim Beschiefsen von Artillerie , wo auf peinliches Ein halten der Seitenrichtung ein besonderer Wert zu legen ist , findet dieselbe vorteilhaft Verwendung . Dafs alsdann

die

Höhenrichtung mit dem Richtbogen statt

mit dem Aufsatz zu nehmen ist , hat bei der leichten Handhabung des ersteren nichts zu sagen. Das erforderliche Einrichten

der Geschütze

nach der Feuer

verteilung ist seit Abschaffung des Zieldreiecks wesentlich vereinfacht, da hauptsächlich die Handhabung des letzteren Zeit in Anspruch nahm. Das Vorhandensein von Richtlatten am Geschütz entbindet jedoch die Richtkanoniere nicht von der Verpflichtung, beim Beginn des Schiefsens die Seitenrichtung des Geschützes durch Auswahl eines geeigneten Hilfsziels festzulegen. Auch das Messen der erschossenen Erhöhung

mit

dem Quadranten mufs nach wie vor

erfolgen. Man kann bei Beginn des Schiefsens nicht wissen , ob sich nicht im Verlaufe desselben der Rauch hinter den Geschützen lagert ,

was nicht

ausschliesst ,

dafs

das Ziel durch

erscheinungen beim Gegner verdeckt wird.

die Rauch

In solchem Falle aber

würde man von den durch die Richtkanoniere gewählten Hilfszielen und dem Quadranten Gebrauch machen müssen . Beim Schiefsen selbst werden , um die Einwirkungen des Rauches auf den Gang des Schiefsens abzuschwächen ,

hauptsächlich zwei

Arten der Feuerordnung zur Anwendung vorgeschlagen ,

das von

dem bayerischen Obersten Graf Türkheim empfohlene » sprungweise Feuer

und das Feuer in der Abteilung vom rechten oder linken

Flügel je nach der herrschenden Windrichtung.

Das vom Verfasser

der Broschüre » Führung der Artillerie im Manöver und Gefecht< vorgeschlagene Verfahren der Batteriesalven

von einem Flügel aus

wird weiter unten bei Betrachtung des Einschiefsverfahrens gröſserer Artillerie -Verbände gegen ein Ziel besprochen werden .

51

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

Die beiden angeführten Arten der Feuerordnung können an gewendet werden , um bei Beginn des Schiefsens unter Vermeidung der sonst eintretenden Störungen die zutreffende Entfernung zu ermitteln, also eine günstige Beobachtung zu ermöglichen, und im Verlauf des Schiefsens, um den Batterien das Nehmen der Richtung bei eingetretenem Rauch zu ermöglichen . Das sprungweise Feuer, ist ein Feuer in der Abteilung in der Weise , daſs von einem zu bestimmenden Flügel ab , eine Batterie nach der andern im Schusse abwechselt.

hat

Dieses für die Schiefsplätze gewifs sehr praktische Verfahren den Vorteil , dafs die Schüsse , insbesondere bei Rauch

ansammlung vor

den

Geschützen

sich

in

kürzeren

Feuerpausen

folgen können , als beim Feuer in der Abteilung von einem Flügel aus, weil das Ziel für den Richtkanonier meist frei sein wird ; man kommt also etwas rascher zum Feuern als im andern Fall , jedoch im Vergleich zum Schiefsen innerhalb der Batterien immer noch mit Zeitverlust. Dagegen scheint mir das Verfahren für den praktischen Feld gebrauch nicht besonders geeignet zu sein ,

einmal , weil die Auf

merksamkeit der Batteriechefs und Zugführer, welche vor dem Feind für andere Sachen nötig ist , durch Achtgeben auf die Reihenfolge der schiefsenden Batterien in Anspruch genommen wird und dann , weil sehr leicht bei einer gröfseren Zahl von Batterien Mifs verständnisse entstehen

bezüglich der mit dem Schiefsen

an der

Reihe befindlichen Batterien , z. B. durch das Feuer von nicht zur Abteilung gehörenden in der Nähe stehenden Batterien .

Sobald aber in dieser künstlichen Feuerordnung Störung oder Stockung eingetreten ist , so ist die Fortsetzung des Verfahrens in Frage gestellt. Die Möglichkeit des Eintretens von Schwierigkeiten steigert sich noch , wenn Geschütze im Feuer ausfallen , das Feuer also nicht in derselben Lage bei allen Batterien von einem Flügel zum andern überspringt . Der Zweck des sprungweisen Feuers , Schiefsen mehrerer Batterien

die Beobachtung beim

gegen ein Ziel

weiter unten bei Betrachtung örtert werden.

zu

erleichtern ,

soll

des Einschiefsverfahrens näher er

Das Feuer in der Abteilung von einem Flügel ermöglicht zwar gute Beobachtung und Nehmen der Richtung auf das Ziel durch die Richtkanoniere , hat aber den grofsen Nachteil , dafs es in der wichtigsten Zeit , nach dem Auffahren , zu wenig Geschosse an den Feind bringt , da die Abteilung in solchem Falle als eine grofse 4*

52

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie.

Batterie in der Hand

des Abteilungs- Commandeurs auftritt ,

und

dafs während der ganzen Dauer des Einschiefsens fast die ganze Geschützlinie

ohne

deckenden

Rauch

dem

Feuer

des

Gegners

unter den günstigsten Beobachtungsverhältnissen seinerseits blofs gestellt ist . Unter allen Umständen dürfte aber als Grundsatz festzuhalten sein, dafs die Feuerleitung innerhalb der Batterie dem Batteriechef nicht

aus

der

Hand

genommen

wird,

was beim Feuer in

Abteilung von einem Flügel aus geschehen würde.

der

Der Abteilungs

Commandeur hat im Felde andere wichtigere Aufgaben , denen er dadurch entzogen wird, wenn er durch Zusammenziehen der Geschütze seiner

vier Batterien

zu

einer

grofsen

Batterie

im Sinne

der

taktischen Einheit sich selbst zur Stellung des Batteriechefs herab drückt , den Batteriechef selbst aber bis zu erfolgtem Einschiefsen überflüssig macht. Allein schon deshalb ist wohl dies Verfahren für den Ernstfall zu verwerfen . Eine andere Frage ist es, ob es sich empfiehlt, dafs bei gleich zeitigem Auftreten

mehrerer

Batterien

einer Abteilung

und

Be

schiefsung eines räumlich beschränkten Ziels durch dieselben der Abteilungs-Commandeur die Leitung des Einschiefsens selbst in die Hand nimmt, wenigstens bis zum Erschiefsen der Gabel auf 100 m, oder aber ob es

zweckmäfsiger ist ,

das ganze Einschiefsen den

Batterien zu überlassen und ihnen nur auf Grund des Vergleichs der Wirkung der einzelnen Batterien Anhaltspunkte hinsichtlich der günstigen Entfernung zukommen zu lassen. Für beide Arten lassen sich Gründe für und gegen anführen. Ich

von seltenen Ausnahmsfällen vielleicht einem selbstständigen Einschiefsen der Batterien den

möchte auch hier,

abgesehen,

Vorzug geben, gestützt auf folgende Betrachtung. Ein Einschiefsen in der Abteilung hat gewifs, sowohl wenn es sprungweise , als in der Abteilung von einem Flügel oder mit Batteriesalven von einem Flügel aus geschieht , den unbestrittenen Vorzug, dafs das gegen ein gemeinschaftliches Ziel gerichtete Feuer besser und leichter beobachtet werden kann, als wenn alle Batterien gleichzeitig

gegen das Ziel schiefsen ,

die Beobachtungen jedesmal

nur mühsam auseinandergehalten werden können und dabei immer noch häufige Mifsverständnisse und fraglich beobachtete Schüsse vorkommen . Auf den ersten Blick möchte man also dem Verfahren des

Einschiefsens

in

der

Abteilung

den

Vorzug

geben ,

wenn

nicht andererseits hinwiederum auch gewichtige Bedenken dagegen sprächen.

53

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

Diese sind hauptsächlich die bei Charakterisierung des sprung weisen und abteilungsweisen Feuers angeführten Nachteile einer zu geringen Feuerentwickelung im wichtigsten Augenblick , unmittelbar nach dem Auffahren , und die Darbietung einer grofsenteils un thätigen, durch Rauch nicht gedeckten grofsen Artillerielinie als Zielfläche für den Gegner. Beim salvenweisen Einschiefsen in der Abteilung tritt an Stelle der zu geringen Feuerentwickelung das Gegenteil, Aufwand zu vieler Geschosse zum Zweck der Ermittlung der Entfernung, denn daſs die Zahl der fraglich

beobachteten

Schüsse

im

batterieweisen

Ein

schiefsen dies Verhältnis nicht ausgleicht, darf wohl als feststehend betrachtet werden . Hierzu tritt aber noch der Umstand, dafs durch das Erschiefsen der Gabel in der Abteilung der Batteriechef nicht davon zu ent heben sein wird , bei der demnächstigen Feuerverteilung die Gabel zu erproben , also das Verfahren , wenn auch in engeren Grenzen , fortzusetzen . Der Hauptnachteil des

Einschiefsens in der Abteilung liegt

jedoch darin, dafs eine einzige falsche Beobachtung eines Gabel schusses unter Umständen das fehlerhafte Schiefsen aller Batterien einer Abteilung nach sich zieht, und dafs eine solche auch bei der sorgsamsten Prüfung der Gabel, selbst mit Salven, gegen die selten rauchfreien Ziele, welche der Gegner bietet, möglich ist, weifs jeder, welcher Erfahrungen im Schiefsen gröfserer Verbände besitzt. An die durch die Abteilung festgestellten Anhaltspunkte hin sichtlich der Entfernung klammert sich aber bei den schwierigen Zielverhältnissen des Feldkriegs wohl fast jeder auch sonst selbst ständige Batteriechef, indem er logischer Weise der Abteilung eine Verantwortlichkeit für das Ergebnis seines durch die Angaben derselben bezüglich der Entfernung beeinflussten Schiefsens zuschiebt . Ein weiterer Nachteil des Einschiefsens in der Abteilung ist der, dafs das Feuer sämtlicher Batterien naturgemäfs gegen einen Punkt des Ziels sich richten mufs, damit man sicher ist , dafs alle Schüsse unter gleichen örtlichen Verhältnissen abgegeben werden. Dies hat zur Folge, dafs nach Erschiefsen der engen Gabel sämtliche Batterien eine Feuerverteilung vorzunehmen haben , welche im ent scheidenden

Augenblick Zeit in Anspruch nimmt und in vielen

Fällen bei den

oft

verschiedenen Verhältnissen an den übrigen

Teilen des Zieles ein vollständig neues Einschiefsen nötig macht. Auch sind häufig die Terrainverhältnisse für alle vier Batterien einer Abteilung

nicht gleichmäfsig.

Es kann der Fall

eintreten ,

54

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

dafs eine Batterie tiefer steht, als die andere, oder aber auch, dafs einzelne Batterien das Ziel nicht mit allen ihren Geschützen sehen und sich daher künstlicher Mittel, Hilfszielen

oder

Richtlatten

sei es nun durch Wahl von

bedienen

Solche

müssen.

Batterien

können wohl in sich ganz gleichmäfsig schiefsen, sehr verhängnis voll jedoch würde oder könnte es wenigsteus sein, wollte man die Schüsse solcher Batterien mit denen anderer, welche das Ziel sehen, oder aber höher oder tiefer stehen , zu einem gemeinschaftlichen Einschiefsen zusammenwerfen, wie dies beim Einschiefsen in der Abteilung geschehen müfste . Diese Gesichtspunkte sind es, welche mich, seltene Ausnahms fälle vielleicht ausgenommen, für ein Einschiefsen in den Batterien sprechen lassen,

wozu noch der weitere nicht zu unterschätzende

Umstand tritt, dafs die andern Aufgaben des Abteilungs-Commandeurs in der Schlacht durch ein von ihm in die Hand genommenes gemein schaftliches Einschiefsen notleiden müssen . Die Aufgabe des Batteriechefs , in gröfseren selbstständig einzuschiefsen ,

Verbänden

sich

ist allerdings bei der starken Rauch

entwickelung, die eine Ansammlung mehrerer schränktem Raum zur Folge hat,

Batterien

auf be

eine sehr schwierige.

Dafs der

Abteilungs-Commandeur ihm seine Aufgabe durch eine möglichst zweckmässige Aufstellung der Batterien seiner Abteilung erleichtern mufs , versteht sich von selbst. Eine staffelweise Aufstellung in Batterien oder noch besser in Halbabteilungen wäre hierzu das einfachste Mittel, doch wird eine solche das Terrain , wie oben erwähnt, nicht immer erlauben, ohne dafs andere wichtigere Rücksichten dadurch verletzt werden . Auch eine vor dem Rauch der Nebenbatterien sichernde und eine Beobachtung erleichternde

Aufstellung

Seitenabständen

der

Batterien in

Linie

mit

grösseren

wird unter Zugrundelegung der vorgeschriebenen

Geschützintervalle nicht immer möglich sein, da die Zahl der Geschütze in dem letzten Jahrzehnt bei sämtlichen europäischen Staaten

von Bedeutung sich wesentlich

bestrebt ist,

gesteigert hat und jeder

im Artilleriekampf möglichst grofse Massen auf dem

entscheidenden Punkt zu vereinigen ; es ist also nötig, unter Be rücksichtigung dieser Verhältnisse auf Mittel und Wege zu sinnen, welche den Batteriechef in die Lage setzen, die Einwirkungen der Rauchentwickelung auf Beobachtung und Richtung

auch

in den

schwierigsten Verhältnissen zu überwinden . An regelmässigen Mitteln stehen ihm in erster Linie das » lang same Feuer« und die » Salve « zu Gebote.

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung. Der Batteriechef nimmt im ersteren Falle

55

das Feuer in die

Hand, indem er, wenn das Ziel rauchfrei ist und eine Beobachtung zuläfst, jedesmal einen Schufs abgeben läfst. Auf diese Weise kann das Feuer unter Umständen ein sehr langsames werden, was einem Gegner

gegenüber,

welcher

nicht

mit

ähnlichen

Beobachtungs

schwierigkeiten zu kämpfen hat, oder aber schon eingeschossen ist, sehr verhängnisvoll werden kann . Es stellt das langsame Feuer überdies grofse moralische An forderungen an die Feuerdisziplin der Batterie, raum des Einschiefsens angewendet wird. sind,

wenn es im Zeit

Die Vorteile

desselben

dafs viele Schüsse erspart werden , welche, im gewöhnlichen

Feuer als fraglich beobachtet, für das Schiefsverfahren ohne Wert gewesen wären , sowie dafs die Beobachtung erleichtert wird . Im allgemeinen darf wohl gesagt werden , dafs das langsame Feuer überall da , wo die Windverhältnisse ein schnelleres Verziehen des Rauchs mit sich bringen ,

mit Vorteil anzuwenden sein wird ,

dafs dagegen da, wo der Rauch länger vor der Batterie lagert, die Anwendung der Salve auf einen Punkt des Ziels, welche in den meisten Fällen

wenigstens

gestattet, vorzuziehen ist .

die

Beobachtung

einzelner

Geschosse

Die Salve begünstigt also die Beobachtung ,

sie hat jedoch, wenn in der ganzen Batterie angewendet, den Nach teil, daſs eine längere Feuerpause eintritt , in der sich der deckende Rauch vor den Geschützen verziehen kann und die Batterie der Beobachtung des Gegners schutzlos gegenüber steht . Deshalb ist die Salve zweier Züge vorzuziehen , weil das Feuer nicht stockt, da noch zwei Geschütze geladen sind. Wir finden die Salve zu Beobachtungszwecken schon im Feld zuge 1870/71 hin und wieder angewendet, so z. B. in der Schlacht von Wörth von der 2. leichten Batterie des Feldartillerie- Regiments Nr . 5. Ein anderes Mittel , die Beobachtungsschwierigkeiten abzu schwächen, wurde in der Schlacht bei Sedan vom Commandeur der Gardeartillerie angeordnet . Drei Abteilungen dieses Regiments standen im Feuer gegen das Bois de Garenne. erschwerte

Der Pulverdampf dieser zahlreichen

die Beobachtung.

Batterien

Deshalb liefs der Commandeur der

Artillerie auf der ganzen Linie das Feuer einstellen , um während dieser Pause durch Salve einer einzelnen Batterie die richtige Entfernung festzustellen. Sedan , Seite 190.)

(Vergl. Leo, Thätigkeit der Artillerie bei

Dieses Mittel liefs sich wohl gegen die damalige französische Artillerie durchführen, sowie, wenn die gegnerische Artillerie schon

56

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

niedergekämpft ist,

dürfte indessen einer gleichwertigen Artillerie

gegenüber aus nahe liegenden Gründen ausgeschlossen sein. Um dem Batteriechef auch unter schwierigen Verhältnissen die Beobachtung zu erleichtern , ist es bei der Aufstellung der Batterien in gleicher

Höhe

wünschenswert,

die seitlichen

Batterieabstände

entsprechend grofs zu machen . Bei der stark vermehrten Geschützzahl und dem allerseits vor handenen Bestreben, möglichst viel Artillerie zur Erreichung eines Zweckes an einem Punkt zu vereinigen , kann dies häufig nur durch Verkleinern der Zwischenräume geschehen. Der bis jetzt zwar für Manöverzwecke nur als Anhalt dienende, doch den Bestimmungen des Reglements entsprechende vorgeschriebene Geschützzwischenraum von 20 Schritt 15 m, auf dessen pein liches Einhalten der Fahrer beim Exerzieren eingeübt wird, scheint mir den durch die Vermehrung der Artillerie bedingten beschränkten Raumverhältnissen sprechend.

in

der

Schlacht gegenüber

nicht

mehr

ent

Wenn nun auch das Reglement für Manövrierzwecke eine Ver kleinerung des Zwischenraums bis auf 12 Schritt zuläfst, so gilt dies doch nur für Ausnahmeverhältnisse, in welchen der Platz von vornherein mangelt,

selten

aber wird da,

wo eine Abteilung mit vorgeschriebenen Zwischenräumen von 20 Schritt eben Platz zum Auffahren hat, von dieser Erlaubnis Gebrauch gemacht, um durch Bildung grösserer Batterieabstände bessere Beobachtungsverhältnisse zu erzielen . Ich glaube aber, dafs es besser ist, die Batterien stehen in sich mit kleineren Zwischenräumen , jedoch mit gröfseren Batterieabständen neben einander, nahezu gleichen Batterie.

als sie bilden eine zusammenhängende Linie mit Zwischenräumen ,

gleichsam

eine

einzige

grofse

Es stehen z . B. in einem gegebenen Raum von 340 Schritten drei Batterien .

In dem einen Falle haben diese 18 Geschütze mit den vorge schriebenen Abständen von 20 Schritten den zur Verfügung stehen den Raum eben ausgefüllt. Im andern Falle stehen dieselben mit einem Abstand von 12 Schritten, doch hat jede Batterie, statt wie im ersten Falle 20 Schritte, 80 Schritte seitlichen Batterieabstand. Die letztere Aufstellung scheint mir den Vorzug zu verdienen . Sie hat den unbestrittenen Vorteil, dafs der Batteriechef seine Batterie als abgeschlossenes Ganzes besser in der Hand behält und das Schiefsen überwachen kann, während er im andern Falle immer

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

57

die Geschütze abzählen mufs , um die Grenze seines Batteriebereiches festhalten zu können .

Die Gröfse des Batterieabstandes sorgt dafür ,

dafs die Batterie von dem Feuer der Nebenbatterien weniger durch Raucherscheinungen zu leiden hat und der Batteriechef deshalb auch viel besser beobachten kann, während im anderen Falle das Feuer der Nebenbatterien die Beobachtung vieler Schüsse unmöglich macht, und der Batteriechef je nach dem Feuer der Nebenbatterien leicht in die Lage kommen kann, dafs er nicht zu unterscheiden vermag , ob ein Schufs von dem von ihm obliegenden Flügelgeschütz abgegeben wurde oder von dem daneben stehenden Flügelgeschütz der Nebenbatterie. Dafs die Beobachtung des Batteriechefs darunter leidet,

ihm

hierdurch Schüsse verloren gehen und er leicht einer gewissen Nervenerregung anheimfällt, ist einleuchtend. Ein Batteriechef, der sich auf seinen Flügeln frei bewegen kann, ist solchen Einflüssen nicht ausgesetzt . Die kleineren

Abstände bringen in den

meisten Fällen,

bei

starker Windströmung , wie bei mäfsigem Wind , den weiteren Vorteil mit sich, dafs der abziehende Rauch schneller die Front des Neben geschützes frei macht, welches zum Schufs kommt. Auch die Aufstellung der 1. Wagenstaffeln hinter den Batterien ist eine besser gesicherte, als in obigem Falle, in welchem dieselben , wenigstens diejenigen der inneren Batterien, unter dem Strichfeuer gegen die Geschütze zu leiden haben , während sie anderenfalls mit den Protzen in den Batteriezwischenräumen Aufstellung finden können, wodurch aufserdem der Vorteil erreicht wird, dafs dem Gegner die Beobachtung und das Einschiefsen gegen die dünne , sich nur wenig abhebende Geschützlinie erschwert wird. Da er fabrungsmässig beim Beschiefsen von Artilleriezielen mit vorschrifts mäfsig

aufgestellten Protzen stets gegen letztere,

welche stärker

hervortreten, beobachtet wird, so kann dieser Vorteil nicht genug hervorgehoben werden . Dem gegenüber steht allerdings der Nachteil, dafs die Batterien mit kleineren Zwischenräumen ein dichteres Ziel für die Geschosse des Gegners abgeben , dafs die Verluste also bei richtig ermittelter Entfernung bedeutender sein werden, als diejenigen der Batterien mit vorgeschriebenen Abständen , doch dürfte dieser Nachteil gegen über dem durch die Entfernung der Protzen erschwerten Einschiefsen und den gewifs gröfseren Verlusten im Bereiche der ersten Staffeln und der Linie der Protzen bei Aufstellung mit vorgeschriebenen

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

58 Abständen kommen.

ohne Batteriezwischenräume

nicht so sehr in Betracht

Bei der Artillerie ist die Feuerwirkung der

einzige in der

Schlacht sich geltend machende Umstand, diese zu erhöhen bezw. auch unter schwierigen Verhältnissen sicher zu stellen , mufs daher das erste Bestreben sein, vor welchem andere Rücksichten erst in zweiter Linie

zur

Geltung

kommen

dürfen.

Eine gute

Feuer

wirkung ist aber nur möglich bei gesicherter Beobachtung . Diese jedoch ist in Frage gebracht bei Aufstellung langer Artillerielinien mit gleichmässigen Geschützabständen ohne grössere seitliche Batterie zwischenräume. Solche aber unter Vorbehaltung der Geschütz abstände

verlangen

zu

wollen ,

würde bei

dem ohnehin grofsen welchen die Artillerie in der Schlacht in Anspruch nimmt, vielfach nicht durchzuführen sein, woraus folgt, dafs der erforder

Raum ,

liche Raum durch Ersparnis im Bereich der eigenen Waffe gewonnen werden mufs.

Wenn auch die Verluste hierdurch gröfser werden,

so ist doch die Beobachtung leichter und bessere Gewähr für die Wirkung geboten.

dadurch selbstredend

Ein weiterer Umstand, der für gröfsere Zwischenräume spricht, ist die bessere Verbindung von der Protze zum Geschütz beim Aufprotzen, doch ist solcher auch bei einem Seitenabstand von 12 Schritten, selbst bei einer Kehrtwendung, nicht erschwert. Bei dem jetzt vorherrschenden Bestreben , die Protzen vor Ver lusten zu schützen durch Aufstellung derselben in der Kolonne zu Einem auf den Flügeln der Batterien wird die Munition im Geschofs kasten neben

die

Geschütze gebracht.

Die Pferde der Protzen

nehmen Front nach dem Feind . Der für die Kehrtwendung zum Aufprotzen erforderliche Raum fällt also weg, was an sich er möglichen würde, die Seitenabstände der Geschütze noch kleiner zu machen . Hiernach dürfte eine Verengung der Seitenabstände von 20 auf 12 oder 15 Schritte und eine dementsprechende Vergröſserung der Zwischenräume der Batterien derart, dafs dieselben zum mindesten 50 Schritte betragen, das Einschiefsen, d. h. die Beobachtung und Richtung , in Gemeinschaft mit einer zweckmässigen Feuerverteilung, wesentlich erleichtern . Als ein weiteres Mittel, den Batterien die Ermittelung der zu treffenden Entfernung zu erleichtern , gilt der Gebrauch des Tele meters.

Ich berühre die Anwendung desselben hier im Allgemeinen,

ohne auf eine Betrachtung der einzelnen Systeme dieses Instrumentes einzugehen,

59

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung .

Aus der Zeitdauer des Weges, den der Schall des zur Messung gewählten Schusses vom Aufblitzen desselben bis zum Standpunkt der Batterie zurücklegt, wird die Entfernung nach der feindlichen Batterie berechnet. Beim De Boulengé'schen Instrument z. B. , welches aus einer cylinderischen , mit Weingeist gefüllten metallenen Büchse mit Entfernungsskala und freiliegendem Schwimmer besteht, geschieht die Messung auf folgende Weise. Das Instrument wird von dem Messenden, nachdem der Schwimmer auf den Nullpunkt der Skala gebracht, in wagerechter Lage in die Hand genommen. Mit dem Aufblitzen des Schusses auf gegnerischer Seite wird dasselbe in eine senkrechte Lage gebracht.

Sobald der

Schall des Schusses zum Ohr des Messenden dringt, bringt dieser seine Hand mit dem Instrument in die vorige wagerechte Stellung. Nach dem Wege, den der Schwimmer auf der Skala im Falle nach abwärts zurückgelegt, wird auf dieser die Entfernung abgelesen. Die

Handhabung

des

Instrumentes

ist

eine

sehr

einfache,

erfordert aber, um auf Zuverlässigkeit Anspruch machen zu können , grofse Übung des Messenden . Die Artillerie- Schiefsschule hat mit der Anwendung des De Boulenge'schen Telemeters recht gute Erfahrungen gemacht.

Der

mittlere Fehler des Instruments im Messen der Entfernungen gegen Artillerieziele betrug, wenn ich nicht irre, zwischen 50 und 75 m, wobei noch sehr zum Vorteil für die Anwendung des Instrumentes in Betracht zu ziehen ist, dafs die auf solche Weise ermittelte Entfernung fast immer um dieses Mafs kleiner war, als die zu treffende . Wäre das Umgekehrte der Fall gewesen, so wäre das Instrument für den praktischen Gebrauch weniger geeignet gewesen , weil die Gabel dann immerhin jedesmal mit Granaten hätte erschossen werden müssen .

So setzte es die Batterien in der weitaus überwiegenden

Mehrzahl der Fälle vom Beginn des Schiefsens ab in die Lage, mit der ermittelten Entfernung sofort ein Shrapnelfeuer zu eröffnen , dessen Wirkung bei einer durchschnittlichen Sprengweite von 100 bis 125 m immerhin noch eine sehr ausgiebige sein muſste. Das Werkzeug an sich betrachtet ist also gut und in geübter Hand wohl im Stande, bei richtiger Anwendung allen Anforderungen an Genauigkeit zu genügen . Ob es sich aber in der Schlacht, im Kampfe gegen Artillerie anwenden lassen wird,

scheint mir sehr fraglich, in den meisten

Fällen wird man sogar die Frage entschieden verneinen können . Einzelne Batterien, welche sich gegenüberstehen, werden gewils mit

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

60

Vorteil sich des Instrumentes bedienen .

In der grofsen Masse der

Batterien, welche die Kampfweise von heute meist gleichzeitig zu · Beginn der Schlacht ins Feuer bringt, den Schufs einer einzelnen Batterie herausfangen

und

nach dem

Schall

desselben mit

dem

Instrument die Entfernung bemessen zu wollen , erscheint mir sehr schwierig

und

in

Folge

der hier gewifs

häufig

vorkommenden

Täuschungen die Übertragung einer solchen Entfernung als Grund lage für das Schiefsverfahren in vielen Fällen sogar gefährlich , da der Batteriechef durch die so

gewonnene Entfernung beeinflufst,

sie bei schwieriger Beobachtung leicht für die richtige hält. Wenn es aber schon zu Beginne eines Kampfes seine grofsen Schwierigkeiten haben dürfte , die Entfernung mit dem Telemeter mit annähernder Richtigkeit zu messen, so wird es im späteren Verlaufe eines solchen, bei Zielwechsel u. s . w. , geradezu unmöglich. Man wird hiernach nicht fehlgehen, wenn man die Verwendung des Telemeters als nur für seltene Fälle geeignet bezeichnet. Jedoch auch da , wo man Täuschungen in Bezug auf die Zu verlässigkeit der Messung weniger ausgesetzt ist, scheint es gefährlich, das Einschiefsen mit Granaten ausfallen zu lassen und sofort zum Shrapnelfeuer überzugehen ,

da selbst die sicherste Messung keine Gewähr bietet und beispielsweise bei starker Windströmung gegen die Batterie trotz richtig gemessener Entfernung die eine wesentlich verschiedene (gröfsere) sein kann .

erschossene

Doch

kann es

hier genügen, die Gabel mit wenigen Schüssen in engen Grenzen (50 bis 100 m) zu erschiefsen und damit die Messung zu prüfen . Wenn auch hiernach der Telemeter kein häufig zu verwendendes Mittel zur Erleichterung des Einschiefsens der Batterien ist, so scheint es doch nicht ausgeschlossen , dafs der Abteilungs-Commandeur sich desselben bedient,

um durch einen zuverlässigen Unteroffizier

die Entfernung der einzelnen Batterien zum Ziel während des Schiefsens derselben in aller Ruhe messen zu lassen. Glaubt er dann auf Grund seiner Beobachtungen feststelleu zu können , daſs Schiefsen der einen oder andern der unterstellten Batterien

das ein

fehlerhaftes ist , so bleibt es ihm unbenommen , den Batteriechef auf das Ergebnis der von ihm vorgenommenen Messungen hinzuweisen und demselben auf diese Weise Anhaltspunkte bezüglich der wahr scheinlichen Entfernung zukommen zu lassen. Als Hilfsmittel in diesem Sinne angewendet kann der Telemeter immerhin von Vorteil sein. In der französischen Artillerie, welche sich anfangs auf Schiefs plätzen und im Manöver mit Vorliebe dieses Instrumentes bediente ,

61

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

ist gegenwärtig die Anwendung desselben worden . Ein

optischer

Entfernungsmesser ,

wie

eine sehr

seltene ge

der

Diastimeter

ihn

bietet, hat zwar die Nachteile des Telemeters nicht,

doch nimmt

viel Zeit in Anspruch und kann gleichfalls für das Schiefsen nur einen allgemeinen Anhalt bieten , selbst für den Fall, dafs die wirkliche Entfernung ganz genau

derselbe in seiner Handhabung

geschätzt wird , da die erschossene Entfernung mit der wirklichen Eine Gabel mufs also auch in der Regel nicht übereinstimmt. hier, wenn werden .

auch

in

engeren

Grenzen,

mit Granaten

Wenn ich hiernach das in Vorstehendem Gesagte

erschossen

kurz zu

sammenfasse, so sind die gegen die Einflüsse der Rauchansammlung auf den Gang des Schiefsens (Richten und Beobachtung) gröfserer Artillerieverbände anzuwendenden Mafsregeln im Allgemeinen die folgenden : 1. Aufstellung der Batterien den Terrainverhältnissen und der Windrichtung entsprechend ; staffelweise Aufstellung nur da, wo das Terrain (Richtung des Höhenzuges u . s. w. ) mit Rücksicht auf das in erster Linie erforderliche freie Schufs feld dies zuläfst ; 2. Verkleinerung der Geschützabstände und dementsprechende Vergröfserung der seitlichen Batterieabstände bei Aufstellung in einer Höhe, zur Begünstigung des Rauchabzuges und Er leichterung der Beobachtung durch die Batteriechefs ; 3. Aufstellung der Staffeln hinter den Batterieabständen in der Kolonne zu Einem ; 4. selbstständiges Einschiefsen der Batterien, erforderlichenfalls unter Anwendung der Salve mit zwei Zügen oder des lang samen Feuers ; 5. Anwendung der Richtlatte nach rückwärts als Hilfsziel für

die Seitenrichtung, dabei jedoch stets Auswahl von Hilfs zielen durch die Richtkanoniere vor der Batterie, um einem Windumschlag begegnen zu können .

(Schlufs folgt. )

IV.

Ein

kaukasischen

Ritt der

Kavallerie -Division. *)

Aus dem Russischen von

S. Beck.

Im Jahre 1886 wurde auf Anordnung des Kommandierenden der Truppen des kaukasischen Militärbezirks (Okrug) ein Ritt von Abteilungen der vier Reiter-Regimenter der kaukasischen Kavallerie Division gleichzeitig durchgeführt . Diese Division besteht aus folgenden vier Dragoner-Regimentern : 1. das Twersche Dragoner-Regiment Nr. 43 des Grofsfürsten Nikolai

Nikolajewitsch

des

Ältern ,

dessen

Stabsquartier

Zarskoje-Kolodzy ist ; 2. das 44. Dragoner - Regiment Nishny-Nowgorod des Königs von Württemberg ,

aus den

Kaukasuskämpfen

und

dem

letzten Türkenkriege durch seine glänzende Tapferkeit be rühmt, hat sein Stabsquartier in Pjatigorsk ; 3. das 45. Sewersche Dragoner - Regiment des Königs von Dänemark, steht in Wladikawkas, und endlich 4. das 46. Perejaslawsche

Dragoner - Regiment

des

Kaisers,

welches sein Stabsquartier in Wosdwishensk hat. Der hohe Riesendamm , welchen der Kaukasus zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meere bildet , ist an acht Stellen von den Dragonern überschritten worden .

Den jungen Kavalleristen

wurde es vergönnt, die historischen Pfade zu besuchen, welche die Rosse ihrer Väter und Vorfahren durchbrochen haben . 31 Offiziere , 117 Soldaten beteiligten sich an diesem Ritt ; dabei führten sie mit sich 150 Pferde in der Front und 44 Lasttiere. *) Aus dem Bericht des Generals Amilochwari an den General - Adjutanten Fürsten Dondukow- Korsakow, im Wajennij Sbornik 1887 Nr. 4 mitgeteilt.

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

63

Die Abteilung des Regiments Nr. 43 machte in 20 Tagen 689 Werst ; die des Nisny-Nowgorodschen Regiments Nr. 44 in 26 Tagen 611 Werst ;

die des Sewerschen Nr. 45 in 16 Tagen 446 Werst ;

und endlich die des Perejaslawschen Nr. 46 in 26 Tagen 769 Werst. Während dieses Zeitraumes hatten die Abteilungen des 1., 2. und 4. Regiments der Division je fünf Rasttage , das 3. Regiment aber nur drei. Im Ganzen wurden 2515 Werst zurückgelegt, grössten teils in der rauhen Gebirgsgegend , Anstrengung

in einer Gegend ,

aller Kräfte der Kavalleristen

welche die

erforderte und unter

Umständen, welche Reiter und Pferde eng mit einander verbanden . Die Wahl der Richtung, in welcher die Ritte zu unternehmen waren, wurde bedingt in erster Linie durch die Lage der Hauptpässe, dann auch durch das Bestreben, Offiziere und Soldaten mit der Lebensweise und dem Charakter der verschiedenen Stämme der kaukasischen Bergvölker , andererseits mit der Mannigfaltigkeit des Gebirges selbst , bekannt zu machen . Diese verschiedenen Gesichtspunkte bedingten einen gewissen Unterschied in der Länge der Strecken , welche die verschiedenen Abteilungen während des gegebenen Zeitraums zurückzulegen hatten . Dieser Unterschied beweifst jedoch durchaus nicht, dafs der Kraft aufwand der verschiedenen Abteilungen nicht ein gleichmässiger gewesen ist. leisteten viel ;

Alle Beteiligten bemühten sich gewissenhaft und der unvermeidliche Unterschied erklärt sich durch

den verschiedenartigen Charakter des Gebirges selbst und dessen klimatische Beschaffenheit. Die vorgeschriebene Bewegung während des Rittes war der Schritt. Die zurück :

Abteilungen legten

1. Die Abteilung

des

auf folgenden Wegen ihre Twerschen

Regiments

ritt

Märsche von

der

natürlichen Grenze Zarskoje-Kolodzy aus über die Muganlyk Brücke , setzte über den Flufs Alasan , ritt anfangs am linken Ufer stromabwärts , überschritt dann den Salachan-Paſs (Salawat 10,850' hoch) und ritt bergab zum Ausflufs des Die Abteilung setzte hierauf ihren Weg Achty -Tschai. an dem Ufer dieses Nebenflusses des Samur entlang nach Derbent , von da ging der Ritt durch die Dörfer Madshalis , Urkarach , Kubatschi , Aschti , Tschirach,

fort

überschritt bei Ali- Chundak ( 10,000') ein Nebengebirge des Grofsen Kaukasus , ritt wieder beim Aul Lutschek bergab zur oberen Strömung des Samur. In der Schlucht dieses Flusses gelangte die Abteilung nun stromaufwärts bis zum

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

64

Aul Karpal (auf der Karte Kjaljal), überschritt den Grofsen Kaukasus im Dindi-Dag ( 10,980') und kehrte über Sakataly in ihr Stabsquartier (Zarskije- Kolodzy) zurück . 2. Die Abteilung der Nishny-Nowgorodschen Dragoner marschierte von dem Lager bei Kisslowodsk *) aus , der Schlucht der Podkumka entlang , den

über den Aul Abukow , ging dann in

Engpals der Kuma über , wo

sie bei

Chumarin den Engpafs des Kuban betrat .

der Festung

Die Abteilung

stieg in diesem Engpafs bis zum Thal des Teberdy , über schritt

hierselbst

das

Grofse

Kaukasusgebirge

Kluchar (9450 ) und stieg auf dem Bergpafs Klytsch bergab in die Schlucht Kodar ,

bei

dem

des Flusses

durch welche es,

die Festung Zebeldinskoje berührend , die Stadt Suchum Kale am Schwarzen Meere erreichte. Von Suchum wurde der Marsch

stromaufwärts

des

Gumist

fortgesetzt ,

der

Dau (8000′) , Santschar- Pechu ( 9015 ′) und Pio ( 8500 ′) über schritten , die Quelle des Selentschuk erreicht , von da in dem Thale dieses Flusses bis zur Stanitza Selentschuk weiter marschiert, von wo die Abteilung, nachdem sie die Stanitza Kordonak berührt, die Festung Chumarin erreichte und wieder in die Stanitza Kisslowodsk auf demselben Wege, den sie beim Ausmarsch berührt hatte, zurückkehrte . 3. Die Abteilung des Sewerschen Dragoner-Regiments richtete ihren Marsch zunächst aus Wladikawkas nach der Sloboda Alagir ; daraufmarschierte sie imThale des Ardonud weiter über den Narwa-Bergpafs, dann über den Rokski-Paſs (10,000') des Grofsen Kaukasusgebirges ―― zur Quelle des Flusses Ljachwa und im Thale desselben bis zum Flusse Gori. Von dort ging es durch den Engpafs Ksanik , über den Paſs Lomis (7500') nach Mlet , weiter ― auf der Grusinischen Heerstrafse bis zur Stanitza Kobi , den Trusowschen Eng paſs

entlang ,

über

die

Pässe Trusow - Sakski

(11,600')

und Styr-Chochski ( 10,000 ') bis zur Quelle des Flag- Don und dann zurück.

an

diesem Flusse

entlang nach Wladikawkas

* ) Kisslowodsk liegt 35 Werst von Pjatigorsk und ist das Standquartier der vierten Schwadron. Daselbst befindet sich alljährlich das Herbstlager des ganzen Regiments. Zu unterscheiden ist die Stanitza Kisslowodsk, wo die Dragoner stehen, und der Kurort gleichen Namens mit dem berühmten Kohlensäuerling Narsan, D. Ü. zwischen beiden Orten ist eine Entfernung von 2-3 Werst.

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

65

4. Die Abteilung der Perejaslawer Dragoner marschierte von ihrem Standquartiere, der Sloboda *) Wosd wishensk , den Argun-Engpafs bergauf, überschritt die Pässe , welche sich bei diesem Orte befinden,

wo sich der Grofse Kaukasus

von der Andisschen (Karbalo) Gebirgskette trennt. Von da gelangte sie an die Quelle des Jior und setzte ihren Marsch auf dem , durch diesen Flufs ins Dorf Tionet.

gebildeten Engpafs fort bis

Von dort marschierte die Abteilung zurück

über die Stanitzen Pschaweli ,

Sabui und überschritt die

Hauptstrasse des Kaukasus auf dem Pafs beim Rodorthurm ( 10,000') ,

beim Ursprung

des Andi-Kois,

dann ging sie

über die Aule Chupri, Kidero und Bedshit in den Engpaſs Awar- Kois über ,

verfolgte denselben bis

zum Aul Golot,

gelangte weiter über das Schiefergebirge und

durch den

Engpafs und erreichte endlich den berühmten Gunib . ** ) Vom Gunib über die Saltin-Fähre , die Festung Karadach und Chunsach nach Botlich und weiter am Forellen- See vorbei auf den

Pafs

Kerket .

Von

da

aus

kehrte

die

Abteilung über Wedeno, die ehemalige Residenz Schamyls, wo ein Bataillon

des Kabardinschen Infanterie- Regiments

Nr. 80 steht, in ihr Stabsquartier, die Sloboda Wosdwishensk, zurück. Somit hatten die vier Abteilungen verschiedene Ausläufer des Kaukasus überschritten , welche mit Ausnahme des gut chaussierten Wegs zum Kreuzberg bei Gudaur ,

alle sehr steilen Aufstieg und

Abstieg hatten. Als Zeitpunkt für den Dauer-Ritt waren das Ende des Monats Juni und die ersten Tage des Juli anberaumt. Vor dem Ausmarsch unternahm jede Abteilung eine Woche hindurch tägliche Übungs- Ritte in einer Ausdehnung von 15 bis 30 Werst, wobei die Mannschaften besonders in dem Belasten der Pferde geübt wurden , und es sich besonders darum handelte , die Last den Tieren sorgfältig anzupassen. Am 29. Juli rückten die Sewerschen Dragoner aus, am 1. Juli

*) Eine Slobode ist eine russische Ansiedelung, eine Stanitza ein Kosakendorf, ein Aul ein Tatarendorf. Die Stanitza Kobi, Poststation, liegt auf der Nordseite, Station Mlet auf der Südseite des Kaukasus an der herrlichen Chaussee , welche „ Grusinische Heerstrafse " genannt wird und von Fürst Barjatinsky erbaut ist . D. Ü. ** ) Der Gunib war der letzte Zufluchtsort Schamyls, wo er 1859 gefangen D. Ü. genommen wurde. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 1. 5

66

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division,

folgten die Twerschen

und Perejaslawschen und am 5. Juli

die

Abteilung des Nischny- Nowgorodschen Regiments und zwar in voller Kriegsausrüstung mit zweitägigem Bedarf an Zwieback und Pferdefutter, mit Schanzzeug und Zelten. Von Tagemärschen in ebenem Gelände fielen der Abteilung des Twerschen Regiments weniger als vier zu ; der des Nischny-Nowgorod schen keiner, der Sewerschen - weniger als vier ; der Perejaslawschen ― weniger als zwei . Aufserdem führte der weitere Weg inmitten der Berge unter den verschiedenartigsten Verhältnissen und den schwierigsten Lagen. Nicht selten mussten enge , an manchen Stellen fast unbrauchbare Bergpfade benutzt werden , ein Vorbau über dem Abgrunde hingen. die Leute auf schwankenden ,

schmalen

die oft wie

An anderen Stellen hatten Brücken ,

die

aus

über

geworfenen Baumstämmen bestanden , Flüsse zu überschreiten oder zu durchwaten und zu durchschwimmen , dann galt es wieder steile Pässe zu erklimmen*), in Schnee und Eis zu marschieren , die Quellen und Bergflüfschen auf Eisbrücken zu überschreiten, welche von der Natur hergestellt waren . Über manche felsige Bergketten muſsten sie sich mit Hülfe von Spaten und Brecheisen durcharbeiten . Die Marschgeschwindigkeit der verschiedenen Abteilungen schwankte zwischen 350 Faden bis 7 Werst in der Stunde. Stellen weise mufsten die Leute ihre Zuflucht zum Absitzen nehmen.

Sie

trugen zuweilen auch das Gepäck und die Lasten hinüber

und

liefsen die Pferde auf den felsigen Stufen an Zugseilen hinunter. Es erforderte ein solches Fortkommen natürlich nicht geringe Mühe, Erfindungsgabe und Geistesgegenwart. Während des ganzen Marsches gingen die Pferde an der Trense . Auf der Hälfte des Weges machten die Abteilungen eine kurze Rast ; die Nishny- Nowgorodschen Dragoner in Suchum Kale, die Twerschen in dem schön gelegenen Derbent am Kaspi ; die Sewerschen Dragoner in Gori

(Poststation auf der Grusinischen

Heerstrafse) und die Perejaslawschen in Tionet. Rofs und Reiter kehrten gesund und wohlbehalten in Quartiere zurück, mit Ausnahme von drei Pferden , einen Sturz in die Tiefe zerschmettert waren.

welche

ihre durch

Am Tage ihrer Heimkehr machten die Reiter, ohne abgesessen *) Die Perejaslaw'schen Dragoner mufsten auf dem Wege vom Aul Oschni bis zum Aul Kii , auf einer Entfernung von 8 Werst, 74 Mal das Flüfschen über schreiten und dabei jedes Mal herab und hinauf klimmen. Vergleiche hierzu : Am Fufse des Elborus von Iwanukow und Kowalewsky im Westink Ewrapi 1886 Deutsch von S. Beck in der geographischen Rundschau,

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie- Division.

67

zu haben, das ganze Reitbahn- Exerzitium durch und sprengten dann noch eine Werst weit in der Carriere. Mannschaft und Pferde waren äusserst frisch und munter, ja geradezu gestählt.

Während des ganzen Marsches waren die Abteilungen ange wiesen, sich aus Ortsmitteln zu verpflegen. Die Mannschaften erhielten täglich Brot zur Genüge und 1/2 Pfund Fleisch auf den Kopf, zweimal täglich wurde aufserdem Thee und ein halbes Glas Schnaps verabfolgt. Dagegen hielt es viel schwerer, für die Pferde Korn, Heu oder frisches Gras zu verschaffen ; man mufste häufig seine Zuflucht zur Grasfütterung nehmen, die oftmals sehr kärglich ausfiel. Freilich kam es auch nicht selten vor, dafs die Pferde Hunger leiden mussten, besonders bei den Nishny-Nowgorodschen Dra gonern, auf dem Kluchor und auf den menschenleeren Abhängen der Abchasischen Gebirgskette . Nach Aufführung der vorstehenden Einzelheiten spricht sich der Bericht über die Dauer-Ritte noch in folgender Weise aus : Die höchste Schule für den Soldaten ist unbestritten der Krieg selbst, er ist es vor Allem andern, wo der Mann lernt, der Gefahr ins Auge zu sehen.

In Friedenszeiten kann die Schule am

ersten durch eine wilde Natur ersetzt werden ; nicht umsonst sagt ein Volkssprichwort :

»Wer nicht auf dem Meer war, der hat nicht

zu Gott gebetet« . Solch eine klassische und grofsartige Gebirgsgegend , wie der Kaukasus,

mit

seinen , von ewigem Schnee bedeckten Bergspitzen,

bietet volle Gelegenheit, um Kühnheit und Unerschrockenheit zu entwickeln und die Nerven gründlich zu prüfen . Die

Teilnehmer

werden

das

Durchlebte

ihren

Regiments

Kameraden erzählen ; somit werden die genauen Eindrücke und der daraus gezogene Nutzen ein Gemeingut der ganzen Division werden. Es erzielt.

wurden

unschätzbare

und

höchst

lehrreiche

Ergebnisse

So lernten Offiziere und Soldaten die durchwanderten Gegenden und

deren Bewohner gründlich kennen und zwar geschah

dies

unter Leitung von Stabsoffizieren, welche die Gegend, durch welche sie marschierten, einer militärischen Beurteilung unterwarfen .

Dabei

gedachte man der ehrenvollen Vergangenheit und besuchte diejenigen Orte, welche durch die bei Eroberung des Landes bewiesenen Helden thaten der Kameraden berühmt und in der Kriegsgeschichte ver zeichnet sind. Religion,

Mit der Lebensweise der Bergvölker, deren Charakter,

Überlieferung,

deren guten und schlechten Eigenschaften

sind die Leute durch eigene Anschauung bekannt geworden . 5*

Mit

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

68

einem Worte, der Kaukasus , welcher zuvor wie eine stumme Stein wand vor den Augen der jungen Soldaten dastand, fing an , sich zu beleben und zu ihnen zu sprechen . Die

Offiziere ,

welche

sich

an

diesen Märschen beteiligten,

machten schriftliche Aufzeichnungen und entwarfen Pläne. Abteilung legte bei ihrer Ankunft Berichte vor :

Jede

Erstens : Ein Tagebuch über dem gesamten Dauer- Ritt. Zweitens : Die Marschroute des ganzen zurückgelegten Weges.

Drittens : Die

Terrain -Aufnahme der ganzen Marschroute und einzelner Skizzen. Viertens : Einen Bericht über den Ritt, insbesondere in kavalle ristischer Hinsicht.

Fünftens :

Allgemeine Schlufsfolgerungen .

Die letzte Arbeit ist von den Führern,

den ältesten Stabs

offizieren ausgeführt, im Nishny- Nowgorodschen Regiment aber - vom Regiments-Commandeur selbst, dem Flügeladjutanten Oberst Fürsten Wassiltschikow, der sich am Marsche beteiligte. Diese Arbeiten,

während der Strapazen

des beschwerlichen

Marsches ausgeführt, haben den Charakter eines ersten Versuches und können nicht anders als unvollkommen sein . Jedoch beweisen sie den Fleifs, das Bestreben und das thatsächliche Interesse von Seiten der Offiziere. Ich hatte absichtlich den Rahmen des zu führenden Tagebuches nicht scharf begrenzt,

noch irgendwie beschränkt ;

daher spiegelt

sich in den Tagebüchern das geistige Leben unserer prächtigen militärischen Jugend deutlich ab, und zwar unter Verhältnissen, die denen im Felde nahe kommen. Wenn wir nun zu den praktischen, rein kavalleristischen Er gebnissen übergehen , so gehört hierher in erster Linie die Gelegen heit für die Mannschaft, sich mit dem Pferde näher bekannt zu machen . Während solch eines Dauer-Rittes konnte der Kavallerist aus der Erfahrung den eigentlichen Wert dieses seines stummen, klugen und treuen Freundes schätzen lernen. Vielleicht erschien beim ersten steilen Aufstieg oder beschwerlichen Abstieg das Pferd dem Reiter als eine Last, doch wenn er das erste Nachtquartier erreicht hat,

so ist er gewifs schon zur Überzeugung

gelangt ,

daſs alle

solche Beschwerden, welche am Ende nur etwas Findigkeit zu ihrer Besiegung erfordern ,

nichts

sind im Vergleich zu der allseitigen

Verwendbarkeit des Pferdes, in Folge deren ein tüchtiger Kavallerist zu einer Zeit und an Orten erscheinen kann , wo ihn Niemand erwartete.

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

Dies

erklärt auch die ängstliche

Sorgfalt,

69

mit welcher die

Dragoner auf dem Dauer-Ritte ihre Pferde pflegten .

Die Verteilung

der Last, welche das Pferd zu tragen hatte, wurde aufs genauste bemessen, kein Mittel zur Schonung des Pferdes aufser Acht gelassen.

Entstanden

während

des

Marsches

bei

den

Pferden

Krankheiten an den Füfsen oder Druckwunden durch den Sattel, so ergriffen die Leute

auf der Stelle Mafsregeln ,

noch während des Dauer-Rittes zu heilen . welche

sich im Hufe festgesetzt,

beseitigt ;

hatte sich ein Pferd

die Übelstände

Steinsplitter oder Gerölle ,

wurden

sogleich bemerkt und

geschunden

oder sonst verletzt,

wurde es sogleich einer praktischen und erfolgreichen Behandlung unterzogen. anzupassen,

Die Geschicklichkeit, Sattel und Gepäck dem Pferde war bis zur Vollkommenheit ausgebildet. Als die

Abteilungen nach Hause zurückkehrten, waren die Reit- und Last Pferde in so gutem Zustande, dafs sie geradezu als Muster auf gestellt werden konnten. Gerade so, schwierigen Lage

wie sich der Charakter eines Menschen in einer eher zu erkennen giebt,

eben so

erlernt man

auch jeden Charakterzug beim Pferde leichter unter solch aufser gewöhnlichen Verhältnissen und bei solch einem Dauer- Ritt im Hochgebirge. Die donischen Pferde

erwiesen

tüchtigsten

und

für Strapazen

sich als

die aller

die geeignetsten für die

Anforderungen , die an sie gestellt wurden ; die Kabardiner *) dagegen erwiesen sich schwächer als die russische Pferd nicht ausgenommen .

anderen

Rassen,

das

Aufserdem ist noch zu bemerken, dafs solche Dauer-Ritte vor züglich zum Kundschaftsdienste ausbildeten und die Kavalleristen daran gewöhnten , sich ohne Führer zu behelfen . Diese Ritte gewährten in ausgedehntem Maſse die Möglichkeit, die Bewaffnungs- und Aus rüstungs- Gegenstände gründlich zu erproben und die ganze materielle Seite der Kavallerie gleichsam einer praktischen Probe ziehen.

zu unter

So zeigte sich : 1. Das gröfstenteils die Pferde unter den Offizierssätteln alter Form

gedrückte Rücken bekommen und zwar aus dem

*) Die Kabardiner - Rasse , aus der Kabarda im nördlichen Kaukasus stammend, ist sonst im Kaukasus sehr beliebt und gilt als ein kräftiges und schönes Pferd. Es ist hochgewachsen und starkknochig, aber möglicher Weise für einen Hochgebirgmarsch weniger geeignet, weil sein Vaterland mehr in den Vor bergen liegt.

70

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division. Grunde,

weil dieselben zu flach gebaut sind.

Bei den

während des Marsches abgemagerten Pferden trat natürlich das Rückgrat, auf dem der Sattel auflag, mehr hervor, in Folge dessen fast bei allen Offiziers-Pferden der Rücken Die Offizierssättel neuer Art, *) wund gedrückt wurde . welche mehr gewölbt sind,

hatten die Pferde nicht nur

nicht gedrückt, sondern solche, die geschunden waren und denen man Sättel der neuen Art auflegte, heilten darunter schnell. Das volle Gepäck des Soldaten nach alter Form erwies sich als zu schwer und trug auch dazu bei, die Rücken der Pferde wund zu reiben, besonders bei steilem Auf- und Abstieg, wo die Last unausgesetzt den Rücken des Tieres. scheuerte. 2. Als bester Sattel für die Beförderung vom Gepäck erwies sich der Lastsattel unserer Bergartillerie ; bei grofser Leichtig keit sitzt derselbe, Dank seiner guten Form, fest und sicher auf dem Rücken des Pferdes . Das Stricknetz von Diedrichs ist als das praktischste zur Verpackung der Lasten auf Saumpferden anzusehen , da es jedoch an und für sich 20 Pfund wiegt , so mufs man sich desselben nicht ohne besondere Not bedienen . Die Hafersäcke ,

Zelte ,

die

grofsen

Säcke

(zwei

aneinander

gebundene Quersäcke, die über den Sattel gelegt werden ) können auch ohne » das Netz « aufgeladen und mit Hülfe von Seil-Schlingen oder eisernen Ringen befestigt werden. Dagegen ist es besser, die Zwiebacksäcke im Netz aufzu laden, da der Zwieback auf diese Art weniger zerbröckelt wird. Auf diese Weise sind auch kleine Gegenstände am besten zu verpacken . 3. Im Gebirge erwies sich der normale Kavallerie- Hufbeschlag weniger dauerhaft, als der asiatische.

Da die Pferde fast

die ganze Zeit auf kahlem Felsgestein oder auf steinigen Bergstürzen zu gehen hatten, so waren sie vielfach an den Fersen stark geschunden und fingen zu lahmen an.

Wurden

*) Die neuen Offizierssättel sind ganz besonders geräumig, haben mehr Satteltaschen und Täschchen als die alten, werden aber von einzelnen Offizieren den alten, wenn auch nicht an Schönheit, so doch an Zweckmässigkeit nach D. Ü. gestellt.

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

71

dieselben Pferde mit asiatischen Hufeisen *) beschlagen , so hörten sie zu lahmen auf. 4. Zum Beschlagen der Pferde erwies sich die Koppel (Fufs strick) als höchst praktisch wegen ihrer Leichtigkeit und Festigkeit.

Ein Fourage- Seil und die Hufeisen, das ist die

ganze Ausrüstung,

die man stets

mit sich führen kann ,

und um sie zu gebrauchen, bedarf es keiner Pfähle , noch anderer Vorrichtungen.

Diese Art Beschlageinrichtung kann

überall angewandt werden. Die Pferde stehen reihenweise, eine Reihe 12 Schritt von der Anderen entfernt. Dabei ist keine Unordnung möglich. 5. Das Kavallerie- Gepäck für Saumpferde nach dem Modell vom Jahre 1878 mit den Pyroxilin-Patronen und Werk zeugen zur Zerstörung der Eisenbahnen, hatte nach der Erfahrung, wie sie der Dauer-Ritt ergab, folgende Nachteile : a) Die Ledertaschen zur Aufbewahrung des feuchten Py roxilin in seinen cylinderförmigen Hülsen erwiesen sich als zu eng, wodurch das Herausnehmen erschwert wurde . b) Die vorgeschriebene Zahl der Patrontaschen in den Lederkoffer.

geht nicht

c) Der hölzerne Untersatz für den Kasten ist nicht hin reichend stark und zerbrach daher oft. d) Der mit

kleinen Nägeln

angenagelte

Kastens ist nicht dauerhaft befestigt.

Lederboden des

Durch die Schwere

der eingelegten zwei Schlüssel und vier Schrauben löst er sich häufig ab. e) Die ganze Gepäcklast (oder Ladung) ist nicht fest genug am Sattelbaum befestigt. --6. Das Schanzzeug zeigte sich für den steinigen Grund als zu schwach, wurde sehr schnell schartig, stumpf und zer brach vielfach ganz. Die Spaten sind zu leicht und ganz untauglich. Der Mangel an Brecheisen machte sich in hohem Grade fühlbar. 7. Das Pyroxilin war von grofsem Nutzen.

Die Abteilungen

hatten sogar mehrere Male Gelegenheit, den Bergbewohnern damit grofse Dienste zu erweisen, indem sie auf deren Ersuchen Felsen , welche den Weg versperrten, sprengten. Was nun den Nutzen dieser Dauer-Ritte für das Kennenlernen

*) Asiatische Hufeisen sind nach hinten nicht offen und schützen daher den D. Ü. hinteren Teil des Hufes gegen äufsere Einwirkungen.

72

Ein Ritt der kaukasischen Kavallerie-Division.

des Kaukasus betrifft, so erwies sich derselbe als ganz bedeutend. Die schriftlichen Arbeiten und Zeichnungen der Offiziere enthalten unbedingt viel Interessantes - topographische, ethnographische Studien, lauter brauchbares Material und wichtige Beiträge Belehrung über dieses vielseitige und so verschiedene Gebiet .

zur

Zum Schlufs mufs noch erwähnt werden, dafs die Dauer- Ritte bei den Beteiligten grofses Interesse hervorriefen , und deshalb ist Solche weiten die Verallgemeinerung derselben höchst erwünscht. Dauer- Ritte im Verein mit Jäger-Truppen können die Frage der allseitigen Verwendung der Kavallerie auf das Glänzendste fördern. Frischer Mut, Erfahrung und Gesundheit, verbunden mit einer gewissen Summe von Kenntnissen, sind das Unterpfand und die Vorbedingung, um den Militärdienst richtig anzufassen und energisch durchzuführen. Ähnliche Dauer-Ritte, wie die eben besprochenen, werden mächtig dazu beitragen, bei wendigen Eigenschaften zu stählen.

den Kavalleristen diese not

V.

Die

Befestigungen

der

Niederlande.

Von L. Obermair, königl. bayer. Hauptmann.

Das im Westen und Norden vom Meer, im Osten von Deutsch land , im Süden von Belgien begrenzte Königreich der Niederlande wird durch die nach Norden fliefsende Yssel (wichtigste Übergänge : Kampen Str. , *) Zwolle B. und Str. , Deventer Str., Zütphen B. und Str. , bei Rhaa, 9 km aufwärts , Str. , Doesborgh Str., Arnheim B. und Str.) , sowie durch die nach Westen fliefsenden, Kilometer von einander entfernten Stromläufe

nur wenige

1. des Niederrhein und Lek (wichtigste Übergänge :

Arnheim

Str. , Culenborg, 16 km südöstlich Utrecht, B.), 2. der Waal (Nymwegen Str. ,

Zalt-Boemel ,

15 km

nördlich

Hertogenbusch, B.) , 3. der Maas (Gennep, Str. ,

Hedel , 6 km

18 km südlich Nymwegen, B. , Grave nördlich Hertogenbusch , B. und Str.,

Moerdyk, am Anfang des Hollandsche Diep , 11 km südlich Dordrecht, B., Dordrecht B. und Str., Rotterdam B.), in drei verschieden grofse Teile geschieden und hat mit Ausnahme des südlichsten Teiles Tieflandes.

(Limburg)

vollständig

den Charakter

des

Die ihrer Beschaffenheit nach schwer zugängliche und ohne Berücksichtigung der kleineren Einbuchtungen etwa 600 km lange Küste ist im Süden durch die zahlreichen , an den breiten Niederungen der Maas und Schelde gebildeten Inseln stark ge gliedert ; im Norden liegen eine Menge in Folge der verheerenden Thätigkeit des Meeres entstandener Inseln (Wadden) vor, und dringt die Zuidersee tief in das Landesinnere ein.

*) Str. = Strafsenbrücke ; B. = Bahnbrücke .

Die Befestigungen der Niederlande.

74

Längs der etwa 500 km langen Ostgrenze ziehen sich aus gedehnte Moor- und Sumpfgebiete hin , verstärkt in der Mitte durch die 40-60 km westlich entfernte, der Zuidersee zuströmende Yssel , im südlichen Teil durch die nur 5-10 km hinter der Grenze in gleicher Richtung mit ihr fliefsenden Maas ,

welche

das

schmale,

südliche Stück der Provinz Limburg (Mastricht) abschneidet , etwa 50 km lang die Grenze gegen Belgien bildet (wichtigste Übergänge: Gennep, Venloo B. und Str.,

Roermonde Str. ,

Mastricht B.

und

Str.) und deren westliches Gebiet ebenfalls von bedeutenden Mooren eingenommen wird. etwa 400 km lange Grenze gegen Belgien ist zwar zunächst offen , doch liegt einesteils hinter ihr die aufserordentlich starke , an die Yssel anschliefsende dreifache Wasserlinie Maas, Die

Waal und Niederrhein ,

andernteils

ist in Folge

dieser Grenz

gestaltung Holland im vollen Besitz der sämtlichen Mündungsarme der Schelde. Das ganze Land ist von zahllosen künstlichen und natürlichen Wasserläufen durchzogen , und führen dieselben , zumal ein grofser Teil des Landes unter dem Niveau des Meeres liegt , von selbst zur ausgedehntesten Anwendung von Überschwemmungen . Die Strafsen bilden in Folge dieser Verhältnisse durchweg lange , leicht und vielfach zu sperrende Engwege.

Seit frühesten Zeiten

schon

suchte man durch Befestigungen diese Engwege zu decken und die Hindernisse zu verstärken ; dadurch entstand aber allmählich eine solche Menge fester Plätze , dafs die Unmöglichkeit einer ent sprechenden Besetzung und Verteidigung zweifellos und man zu einer

entschiedenen

und

gründlichen

Umgestaltung

des

ganzen

Befestigungssystems gezwungen wurde. Ein Blick auf die Karte allein läfst schon die in Bezug auf Verteidigung äusserst günstige Lage des mittleren erwähnten drei Teile ,

des

zwischen Yssel ,

der Eingangs

Maas und dem Meere

liegenden, erkennen , und so hat man sich denn auch in neuester Zeit entschlossen, nur diesen Teil allein als eigentliches Verteidigungs Gebiet fortifikatorisch zu verstärken, die beiden anderen aber einem etwaigen überlegenen feindlichen Vordringen Preis zu geben und deshalb die daselbst bestehenden Befestigungen aufzulassen. Wenngleich nun die Notwendigkeit einer Änderung des ganzen Verteidigungssystems

sich

schon

bei

der

Lostrennung

Belgiens

ergeben hatte , so trat man der Frage doch erst in der neuesten Zeit ernstlich gegenüber. Erst nach dem Kriege 1870/71 wurde ein Ausschufs niedergesetzt, welcher die vorzunehmenden Veränderungen,

Die Befestigungen der Niederlande.

75

Umgestaltungen und Neuanlagen zu beraten und in Vorschlag zu bringen hatte. Am 11. März 1874 , beziehungsweise am 18. April 1874 wurde über das neue Befestigungssystem von den Kammern

das Gesetz

genehmigt und am 5. Mai 1874 gutgeheifsen ; mit den Arbeiten wurde schon im darauffolgenden Jahre begonnen. Im Allgemeinen dem Grundsatz der koncentrischen Verteidigung huldigend, stellte das Gesetz neun Stellungen fest : 1. Die neue holländische Wasserlinie von der Zuidersee über Utrecht nach dem Lek, von da bis zum Merwede und weiter durch das Land von Alténa bis zur neuen Merwede ; 2. die Stellung in der Geldern'schen Vallée mit jener in Nieder Betuwe als Vorpostenstellung der vorgenannten ; 3. die Stellung des Hollandsch Diep und des Volkerak ; 4. die Stellung der Maasmündung und des Haringvliet ; 5. die Stellung von Helder ; 6. die Werke zur Deckung der Flufsübergänge und zur Auf nahme der Truppen an der Yssel, Waal und Maas ; 7. die Stellung von Amsterdam ; 8. die südliche Wasserlinie von der Maas oberhalb St. Andries zum Amer unterhalb Gertruidenburg ; 9. die Werke an der Wester- Schelde. Die Stellung von Amsterdam ist Centralstellung ; 3, 4, 5 und 9 genannten Stellungen haben die

die

unter

Bestimmung ,

in

Verbindung mit der Marine die Zugänge nach dem Innern des Landes vom Meere her abzuschliefsen ; die unter 2 , 6 und auch 9 genannten sind Vorstellungen , mit dem Zwecke, den Feind bis zur Beendigung

der Ausrüstung

und

Überschwemmung

der

Haupt

stellungen ( 1 , 7 und 8) aufzuhalten , zumal ja Überschwemmungen bei dem grofsen Schaden , den sie verursachen , Augenblick vorgenommen werden können .

erst im letzten

Zugleich bestimmte das Gesetz die Reihenfolge der Ausführung der Arbeiten ,

sowie

eine Frist von acht Jahren ,

auf welche die

veranschlagte und genehmigte Summe von 30,948,000 holländischen Gulden (1 Fl. 1,78 Mark) zu verteilen seien ; danach waren schon im Jahre 1875 32 Million zu verwenden . Von einer modernen Gürtelbefestigung Amsterdams war dabei nicht die Rede ; hingegen wurde die Auflassung einer gröſseren Zahl von festen Plätzen verfügt , so dafs insbesondere die Linien ― Gröningen Delfzyl, Nymwegen - Grave und auch die Yssellinie, als eigentliche Linie, denn einzelne Punkte wurden zum Schutz der

Die Befestigungen der Niederlande.

76

Eisenbahnbrücken immer noch beibehalten oder sogar neu geschaffen. in Wegfall kamen. Durch Gesetz vom 27. Februar 1878 wurde eine neue Einteilung des Reiches in acht Verteidigungsbezirke vorgenommen , nach welcher die neue holländische

Wasserlinie

in

drei

Stellungen

getrennt,

andere Stellungen hingegen zu einer vereinigt wurden, so daſs die Einteilung sich folgendermafsen gestaltet : 1. Die neue holländische Wasserlinie vom Fort Klop bis zum Lek mit dem Hauptplatz Utrecht ; 2. die neue holländische Wasserlinie von der Zuidersee bis zum Fort Klop mit dem Hauptplatze Naarden ; 3. die neue holländische Wasserlinie vom Lek bis zum Merwede und durch das Land von Alténa bis zum neuen Merwede mit dem Hauptplatz Gorcum ; 4. die Stellung der Geldern'schen Vallée mit jener in Nieder Betuwe

und die

Werke

zur Sicherung

der Flufsübergänge und

Aufnahme von Truppen an der Yssel mit dem Hauptplatz Zwolle ; 5. die Stellung des Hollandsch Diep und Volkerak, der Maas mündung und des Haringvliet , die Werke der Wester-Schelde mit dem Hauptplatz Dordrecht ; 6. die Stellung von Helder mit dem Hauptorte Helder ; 7. die Stellung von Amsterdam mit dem gleichnamigen Haupt platze ; 8. die südliche Wasserlinie von der Maas oberhalb St. Andries bis zum Amer unterhalb Gertruidenburg und die Werke zur Sicherung der Flufsübergänge und Aufnahme der Truppen an der Waal und Maas mit dem Hauptplatz Hertogenbusch. Jeder dieser Bezirke besitzt seine eigenen Magazine für Artillerie und Genie-Material und hat als Besatzung eine Division Festungs Artillerie , deren stimmt wird. Bis

1881

Stärke

wurde

und

an

dem

Zusammensetzung

ursprünglichen

besonders

be

Befestigungsplane

wesentliches geändert ; die grofsartigen Schöpfungen und Pläne für die Interessen des Handels und Verkehres (der im November 1878 dem Verkehr übergebene Nordkanal von Amsterdam

nichts

nach Ymuiden an der Nordsee, der Plan zur Trockenlegung eines Teiles der Zuidersee u. s. w. ) liefsen aber die Notwendigkeit erkennen, Änderungen vorzunehmen ; aufser der Verstärkung der Stellung Helder wurde vor Allem beschlossen, Amsterdam, als das Reduit der ganzen Landesbefestigung mit einem Gürtel moderner Forts zu umgeben ( 11

Millionen

Voranschlag),

so

dafs die

alte Fortlinie

77

Die Befestigungen der Niederlande. gleichsam

die

zweite

Verteidigungslinie

bilden

sollte .

Zugleich

legte der Kriegsminister einen Gesetzentwurf vor, dessen Zweck die Revision des Gesetzes vom Jahre 1874 war. Derselbe forderte einesteils eine Verlängerung der ursprünglichen Frist von 8 Jahren für die Vollendung des ganzen Befestigungssystems um weitere 6 Jahre, also bis zum Jahre 1889, anderenteils aber auch eine bessere Koncentrierung des ganzen Systems durch Auflassung der Yssel- und südlichen Wasserlinie, sowie der Befestigungen an der Wester- Schelde mit Ausnahme einzelner Werke und durch Belassung der Linie Grebbe-Nieder Betuwe in dem gegenwärtigen feldmässigen Zustande. Die letztere soll erst im Bedarfsfalle als Vorpostenlinie der neuen Wasserlinie benutzt werden . Hingegen wurde durch denselben Entwurf eine neue Stellung bei Moerdyk, auf dem südlichen Ufer des Hollandsch Diep geschaffen (Voranschlag 3 Millionen) .

Der genannte Entwurf fand sowohl in

der Presse, wie auch in der zweiten Kammer eine ungünstige Auf nahme und wurde im Jahre 1883 vom Kriegsminister wieder zurück gezogen.

Zu einem

endgültigen Ergebnis

scheint man

bis jetzt

noch nicht gekommen zu sein. Nach einer Mitteilung des Kriegsministers im Jahre 1882 waren von 1875-1881 im Ganzen 16,384,990 fl . verausgabt worden und die

noch

nötigen Ausgaben

auf 21,115,000 fl.

zu

schätzen , so dafs sich eine Überschreitung des ursprünglichen Vor anschlages (Gesetz vom 11. März 1874) um etwas über 6 Millionen ergab.

Der gröfste Teil des Aufwandes bis 1881 kam auf Rechnung

der neuen holländischen Wasserlinie,

während

die

geplanten Be

festigungen vorwärts derselben sich noch vollständig im Zustande der Beratung befanden. Die Ausgaben für das Festungswesen betrugen im Jahre 1881 3,040,000 fl. , von denen aber nur 1,400,000 auf den Heereshaushalt trafen (beantragt waren 3,500,000) .

Für das Jahr 1882 wurden

zur Weiterführung der Festungsbauten 1,987,000 fl . verlangt, jedoch mit Rücksicht auf vorhandene Restbeträge und etwaige Überschüsse die Verwendung von 2,629,000 fl . in Aussicht genommen ; in ähn licher Weise für 1883 2,591,400 bezw. 3,151,400 fl . und für 1884 1,446,000 bezw. 1,994,600 fl . , für 1885 2,302,000 fl. Durch die neuerdings beschlossene Einschränkung der ursprüng lich beabsichtigten Bauten

ergiebt sich eine Ersparnis von etwa

10 Millionen,

Einstellung

bezw.

nach

von

3 Millionen für

die

Stellung von Moerdyk immerhin noch von 7 Millionen . Die Fertig stellung des ganzen Festungssystems wird für die folgenden Jahre

78

Die Befestigungen der Niederlande.

noch

9,006,380 fl.,

im

Ganzen somit

noch

eine

Ausgabe

von

11,309,280 fl. erfordern , wozu noch einige Ausgaben kommen werden, die bis jetzt noch nicht bestimmt werden können ; werden davon auf Amsterdam fallen .

10,247,000 fl.

Von besonderer Wichtigkeit für das ganze Befestigungssystem ist auch der durch das Gesetz vom 29. Juli 1881 genehmigte, neu zu erbauende Kanal von der Zuidersee in den Hollandsch Diep, der unter Benutzung der Flüsse Vecht, Lek und Merwede die Städte Amsterdam, binden soll.

Utrecht und Willemstadt mit einander

Da der ursprüngliche Befestigungsplan vom Jahre 1874 beste

Übersicht

über

alle

Pläne

und

wirklichen

ver

die

Ausführungen

gewährt, wird dessen Einteilung auch im Nachfolgenden beibehalten werden ; da aufserdem das Land noch eine Menge von älteren festen Plätzen besitzt, die im Entwurf und in den späteren Änderungen desselben zwar nicht mehr beibehalten sind, deren Werke aber doch noch vielfach in ziemlich brauchbarem Zustande sich befinden, sollen auch diese kurz Erwähnung finden . *) Nach Walford können die Forts von Holland mit Bezug auf die Grundform in vier Hauptgruppen eingeteilt werden : 1. Kleine Forts alter Art : zur Verteidigung

von

An

näherungen meist minder wichtiger Natur bestimmt, von geringem Werte gegen die moderne Artillerie ; sie bestehen meist aus einem, nicht im Geringsten gedeckten , aus Ziegel- oder sonstigem Mauer werk hergestellten Reduit, das mit rundem oder polygonalem Wall mit vorliegendem nassen Graben umgeben ist ; 2. kleine Forts neuer Art : Kleine Reduten mit gleicher Bestimmung wie die vorigen. Sie bestehen aus einem unverkleideten Erdwall mit vorgelegtem nassen Graben , jedoch ohne Flankierungs anlagen.

Ihre Zahl ist sehr grofs ;

3. mittlere und grofse Forts alter Art : vier, fünf oder sechs

meist sehr kurzen Seiten ,

mehr oder weniger der bastionierten Grundform

Polygone

von

von denen jede entspricht.

Der

mittlere Teil der Wallfront ist meist kavalierartig erhöht ; in einer breiten und hohen, meist durch das ganze Fort sich durchziehenden Traverse sind bombensichere Unterkünfte ; die Kehle hat schwächeres Profil und ist oft durch krenelierte Mauer geschlossen.

Das aus

*) Bei Angabe der eingehenderen Einzelheiten wurde grofsenteils ein in dem „ Journal of the Royal United Service-Institution 1882 vol . XXVI No. CXVII erschienener Aufsatz „ Holland and the Dutsch" des englischen Artillerie- Hauptmanns N. L. Walford benutzt.

Die Befestigungen der Niederlande.

79

Ziegeln erbaute Reduit hat gewöhnlich am Deck einen schwachen Wall, ist oft sehr hoch und manchmal durch eine hohe Contregarde , welche von ihm durch einen es ganz umgebenden , gewöhnlich sehr tiefen und immer gefüllten Wassergraben getrennt ist, gedeckt. Escarpe und Contreescarpe, an welcher gewöhnlich die durch das Fort zu verteidigende verkleidet ;

Strafse hinführt,

sind in der Regel nicht

4. mittlere und grofse Forts neuer Art :

Gewöhnlich eine

Verbindung der bastionierten und Polygonal- Grundform mit Graben flankierung durch Koffer ; sie sind im allgemeinen den vorgenannten ähnlich, nur sind die Traversen höher und stärker, die Reduits und Kavalier-Batterien haben mehr Beherrschung, bombensichere Unter künfte und sonstige Räume sind zahlreicher. Einige der Forts haben Glacis , gedeckten Weg und selbst Aufsenwerke ; alle aber haben sie den Nachteil, dafs sie, da wegen des sehr bald zu Tage tretenden Grundwassers ein Versenken von Magazinen u . s. w. nicht thunlich ist , verhältnismäfsig sehr hoch sind und daher dem Angreifer gute Zielpunkte bieten .

I.

Die neue holländische Wasserlinie

von der Zuydersee

über Utrecht zum Lek, dann weiter zum Merwede und durch das Land von Alténa zum neuen Merwede. Kostenvoranschlag : 7,564,000 fl. , derselbe dürfte aber jedenfalls sehr bedeutend überschritten worden sein , nachdem schon bis 1880 etwa 10 Millionen verausgabt waren. Die Linie wurde 1875 begonnen und sollte mit Schlufs des Jahres 1881 , für welches aber noch 701,000 fl. zum Weiterausbau verlangt worden waren, als vollendet betrachtet werden können ; doch wurden selbst 1882 noch 320,000 und 1883 188,000 fl . zum selben Zwecke

angesetzt.

Für

1883 wurden abermals

90,000 fl.

verlangt. Die ganze Linie ist 60 km lang und stützt sich an die Zuydersee , sodann an die Flufsläufe der Vecht, des Vaartsche Ryn, sowie an Teile des Lek, Waal und der Maas und mit dem rechten , etwa 9 km langen , zurückgebogenen Flügel an das vielgegliederte Insel gebiet des Biesbosch. Der Teil nördlich

des

Lek wird

durch

vier

von

einander

unabhängige Überschwemmungsbassins gedeckt , welche mittelst der Schleusen bei Wyk by Durstede, Honswyk und Vreeswyk, im Not falle durch letztere allein, gefüllt werden können und deren Zugänge

Die Befestigungen der Niederlande.

80

und Schleusen durch zahlreiche Forts gedeckt sind. der Becken

erfolgt bei

niederem

mittlerem Sommer-Wasserstande in 3-4 Tagen . Überschwemmungen

enthält

der

Die Füllung

Wasserstande in 12-13 ,

erwähnte

bei

Näheres über die

Walford'sche

Aufsatz.

Auch der Teil zwischen Lek und Waal kann unter Wasser gesetzt werden. 1878 wurde die ganze Linie in drei Verteidigungsbezirke ein geteilt : 1.

Die neue holländische Wasserlinie von der Zuidersee bis zum Fort Klop mit dem Hauptplatze Naarden . (Utrechter Linie, linker Flügel. ) Der Teil nördlich Nieuwersluis, mit Ausnahme von Naarden,

war schon 1877 nahezu fertig. 1. Naarden , Provinz Nordholland, an der Zuidersee und an dem nach Amsterdam führenden Kanal , 2650 Einwohner, hat eine Umwallung

von

sechs

Bastionen

mit

verkleideter Escarpe

Wassergräben, einige Aufsenwerke und eine Enveloppe.

und

Es erhielt

nicht unbedeutende Verbesserungen und war 1878 in der Haupt sache vollendet. Nördlich an der Küste ist

ein kleines Fort, das Reduit,

ein

Erdwerk mit nassem Graben, bombensicheren Räumen und mit der Festung durch einen gedeckten Weg verbunden .

Auf etwa 21/2 km

von der Festung entfernt liegen drei unbedeutende

Lünetten

im

Osten, von denen die mittlere durch eine krenelierte Mauer geschlossen , die beiden anderen offen sind ; im Süden zwei Batterien am Karnemelk graben, eine Batterie am Koedyk und zwei Batterien vor Bussum , sämtlich Erdwerke und mit Ausnahme der beiden letzteren mit nassen Gräben.

Besatzung etwa 1000 Mann .

2. Muiden , an der Mündung der Vecht in die Zuidersee , 7 km nordwestlich Naarden , 1600 Einwohner, wurde bedeutend verstärkt. Es hat bastionierte Grundrisse mit Wassergräben und einigen bombensicheren Unterkünften , ein Kastell und die Westbatterie auf dem linken Ufer und deckt eine der Hauptschleusen , durch welche Seewasser behufs Überschwemmung des Landes eingelassen

das

werden kann ,

sowie die Annäherung von Naarden her sowohl zu

Wasser als zu Land.

Besatzung :

3. 22 km südwestlich von

800-1000 Mann. Muiden

Weesp , am linken Ufer der Vecht.

ist

die kleine Festung

Dieselbe war zu verbessern ,

hat drei bastionierte Fronten , welche die Stadt gegen Osten decken, nasse Gräben und bombensichere Defensionskasernen. Der Platz

81

Die Befestigungen der Niederlande. deckt die Schleusen

für die durch die Vecht zu

schwemmung von Amsterdam.

Besatzung :

4. 22 km südöstlich davon :

speisende Über

200 Mann.

Fort Uitermer , am

rechten

Ufer der Vecht, war umzuwandeln mit Umlegung des hier in die Vecht

mündenden

Graveland'schen

Kanals

und

Versetzung

der

Schleuse . Es ist ein Erdwerk von unregelmäfsigen bastionierten Grundrissen mit nassem Graben und bombensicheren Räumen. 5. 2 km südwestlich davon : Fort Hinterdam , auf einer Insel der Vecht, ist ein kleines Erdwerk mit nassem Graben und bomben sicherem Wachthaus.

Die Unterkünfte sind verbessert worden .

Es

hatte die früher hier befindlichen Schleusen zu decken , ist aber jetzt bedeutungslos . 6. 4 km südlich davon :

Fort Kykuit , am Südufer des Horster

Meeres, war umzuwandeln. Es ist ein kleines vierseitiges Erdwerk mit nassen Gräben und bombensicheren Räumen . 7. 3½ km südlich davon : Fort ähnliches Werk, war umzuwandeln.

Spion ,

ein

dem

vorigen

8. 22 km westlich davon : Das grofse Fort Nieuwersluis , zu beiden Seiten der Vecht, war umzuwandeln . Das Hauptwerk liegt auf dem linken Ufer und besteht aus einem Erdwall von unregelmäfsiger Form mit sehr hohem Kavalier, mit nassem Graben und genügenden bombensicheren Unterkünften . Südlich ist eine Batterie mit Wachthaus geplant. Westlich an der Eisenbahnstation Aldaar ist eine Batterie . Für 1881 waren noch 100,000 fl. zum Weiterausbau verlangt ; jetzt scheinen die Arbeiten beendet zu sein. Das Fort deckt die Schleusen der Vecht für die Überschwemmung von Amsterdam, die Strafse und Bahn von Utrecht nach Amsterdam und endlich die Dämme längs der Vecht. 9. 5 km südöstlich davon und 42 km südlich Fort Spion : Fort Tienhoven , eine vierseitige Redute mit nassem Graben und bom bensicheren Räumen , war zu verbessern . in die Vecht mündenden Kanal.

Es liegt am gleichnamigen,

10. 22 km südöstlich davon : Fort Marseveen , am Kreuzungs punkte des Marseveen'schen und Heeren -Weges, ist ein neu erbautes Werk von ovaler Form mit Wassergraben . Es wurde 1880 be gonnen und sollte 1882 fertig werden. Für 1881 waren dafür noch 74,000 fl. angesetzt. 2. Die neu holländische Wasserlinie von Fort Klop bis zum Lek mit dem Hauptplatze Utrecht.

(Utrechter Linie, Centrum .)

Dieser Teil ist in der Hauptsache seit dem Jahre 1880 fertig. Derselbe hat im Allgemeinen eine höhere Lage und daher nur Jabrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. XLV., 1. 6

Die Befestigungen der Niederlande.

82

wenig Überschwemmungsgebiet , weshalb er auch trotz der vielen Befestigungen als verhältnismäfsig schwach bezeichnet wird. Utrecht , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, am alten Rhein , von dem aus hier die Vecht nach der Zuidersee und die Vaart nach dem Lek abgeht, Knotenpunkt der Bahnen von Amers foort (Zwolle und Zütphen) , Arnheim , Hertogenbusch , Rotterdam , Leyden und Amsterdam, hat 69,200 Einwohner und ist als eigent liche Vorpostenstellung von Amsterdam strategisch aufserordentlich wichtig. Die alten Befestigungswerke der Stadt sind in Promenaden umgewandelt, dagegen ist sie von einem teilweise doppelten Gürtel von selbstständigen Forts umgeben : 1. Fort Klop , 22 km nordwestlich der Stadt und 3 km süd östlich von Fort Marseveen, am rechten Vechtufer, schon vor 1840 erbaut , war umzuwandeln. Es ist eine mäfsig grofse Redute mit Wassergraben und bombensicheren Räumen. 2. Fort Gagel , 3 km nördlich, schon vor 1840 erbaut, wurde sturmfrei gemacht und umgewandelt , beziehungsweise vergrössert. Es ist eine an der Kehle offene Lünette mit nassem Graben . 3. Fort Ruigenhock, 2 km östlich vom vorigen und 31½ km von der Stadt ,

1867-69 gebaut , war umzuwandeln .

vierseitiges bastioniertes Werk mit Wassergraben sicheren Räumen.

Es ist ein

und

bomben

4. Fort Blaauw- Kapel , 1½ km südöstlich vom vorigen, an der Kreuzung der Bahnen nach Naarden und Amersfoort , ist ein 1840

erbautes ,

neuerdings

umgewandeltes

grofses ,

vierseitiges,

bastioniertes Werk mit Wassergraben und freistehendem Reduit aus Ziegelmauerwerk. 5. Fort Voordorp , 3 km nordöstlich und 12 km südöstlich vom vorigen , wurde 1867-69 gebaut , war jedoch umzuwandeln. Es ist ein unregelmäfsiges Viereck mit drei Bastionen . Die Armierung besteht aus 28 Kanonen und 4 Mörsern. 6. Fort ( Batterie ) Hoofddijke ( Bureveld ) , 3 km östlich , südöstlich von Bilt, wurde neu erbaut und ist erst in jüngster Zeit vollendet worden. Es ist eine Lünette mit stumpfem Saillant, Wassergraben und offener Kehle. 7. Fort Rynauwen , vorigen

und

nördlich

4 km

südöstlich,

der Eisenbahn

erbaut, wurde verbessert.

nach

2 km

südlich vom

Arnheim ,

1867-69

Es ist ein grofses, unregelmässiges Werk

mit nassem , durch Koffer flankierten Graben und einem zur selbst ständigen Verteidigung

eingerichteten ,

von

einem

Wassergraben

Die Befestigungen der Niederlande.

83

umgebenen Reduit aus Ziegelmauerwerk. Besatzung : Armierung : 123 Kanonen und 18 Mörser. 8. Fort Vechten ,

42 km südöstlich ,

südlich

1000 Mann ;

an der Bahn

nach Arnheim, 1867-1869 erbaut, hatte ursprünglich bastionierten Grundrifs, wurde aber zur Aufnahme einer gröfseren Geschützzahl in kronwerkähnlichem Grundrifs umgebaut. von Rynauwen ähnlich . Kanonen.

Besatzung :

Das

Reduit ist dem

900 Mann ; Armierung :

102

9. Fort Hemeltje (Out Wulwen) , 4 km südlich, westlich der Bahn nach Hertogenbusch, wurde zur Ausfüllung des 5 km grofsen Raumes zwischen Vechten und Jütfaas neu erbaut. Es hat einen stumpfen Saillant , zwei Flanken und einen Kehlwall und nassen durch Koffer bestrichenen Graben . 10.

Fort

Jütfaas ,

5 km

südlich ,

Vraatsche Ryn, war zu verbessern .

am

östlichen

einen

Ufer

des

Es hat bastionierten Grundrifs,

nassen Graben, bombensichere Räume 12—12 cm und 4-29 cm Mörsern.

und

eine Armierung von

112 km östlich sind demselben zwei Batterien auf dem Overeind' schen Wege, an dem auch ein neues Wachthaus geplant ist, vor geschoben ; dieselben haben bombensichere Unterkünfte und Magazine und eine Besatzung von 200 Mann. Zwischen diesem Fortsgürtel und der Stadt liegen, gleichsam als innerer Gürtel , 2 km von der Stadt und 1-2 km von einander entfernt, folgende Werke : 11. Fort Billstrat (Bilt) , 12 km südwestlich Voordorp , öst lich an der Bahn nach Naarden, schon vor 1840 erbaut, war um zuwandeln. Es ist ein grofses bastioniertes Werk mit hoher Kavalierbatterie, bombensicheren Gebäuden, einem Reduit aus Ziegel Mauerwerk und nassem Graben. 12. Fort Vossegat , 1 km rückwärts hinter Hoofdijk, 1½ km südöstlich vom vorigen,

am rechten Ufer des alten Rhein , schon

vor 1840 erbaut, war umzuwandeln .

Es besteht aus zwei bastio

nierten Facen und einem Kehlwall, hat Wassergraben und ein Reduit mit bombensicheren Räumen . Bei Fort Vossegat beginnend zieht über Bilt nach Blaauw kapel um Utrecht ein gedeckter Weg mit Brustwehr und Ständen für Feldgeschütze und einem vorliegenden nassen Graben. 13. Die vier Houten'schen Lünetten ( auf der Houten' schen Vlakte ) südöstlich der Stadt, zu beiden Seiten der Bahn kreuzung Arnheim und Hertogenbusch,

sind ebenfalls

schon

vor

1840 erbaut, neuerdings aber umgewandelt und mit bombensicheren

*9

Die Befestigungen der Niederlande.

84

Räumen versehen worden . mit verkleideten Gräben.

Dieselben sind grofse und starke Werke

Escarpen, krenelierten

Kehlmauern

und

nassen

14. Fort Vreeswyk, 3 km südlich Jütfaas, an der Mündung des Vraat in den Lek,

ist eine kleine,

unregelmässige Redute mit

Wassergraben, welche umgewandelt wurde. 15. 2 km östlich davon wurde bei der Waal'schen Wote ring ( Lekdamm ) eine mit bombensicheren Räumen versehene Batterie erbaut und war dieselbe schon 1878 ziemlich vollendet. 16. Fort Honswyk , 6 km südöstlich Vreeswyk, dem Dorfe Everdingen gegenüber, war umzuwandeln, und hoffte man damit schon bis 1879 fertig zu sein ; doch wurde noch im Jahre 1881 daran gearbeitet, wenigstens sind dafür in diesem Jahre noch

1 144,000 fl. angesetzt.

Es ist ein bastioniertes Viereck mit nassem

Graben und einem bombensicheren Gebäude ;

Besatzung : 2 Infan

terie- und 1 Artillerie-Compagnien und 93 Kanonen Armierung. 17. 900 m nördlich vom letzteren wurde eine Lünette für 120 Mann hinter dem Snel erbaut ; 18. weitere 900 m nördlich war eine Batterie mit bomben sicherem Gebäude für 120 Mann Besatzung am Kurten Uitweg schon 1878 der Vollendung nahe. Die letztgenannten Überschwemmungskanals mit einander verbunden.

drei Werke (westlich)

sind durch einen längs des hinziehenden

gedeckten Weg

19. 122 km östlich Fort Honswyk ist die vorgeschobene Stellung Wyk by Duurstede im Winkel zwischen Lek und krummen Rhein , woselbst sich die für die Bildung der Überschwemmung erforderlichen Schleusen befinden. 3. Die neue holländische Wasserlinie

vom Lek bis zum

Merwede ( Vereinigung von Waal und Maas ) und durch das Land von Alténa bis zum neuen Merwede mit dem Hauptplatze Gorkum.

(Utrechter Linie, rechter Flügel.)

Bis 1877 war an diesem Teile wenig gearbeitet worden .

Der

grofse Nachteil dieses Abschnittes der ganzen Linie besteht darin , dafs er durch grofse, nicht überbrückte und daher nur mittels Schiffen zu überschreitende Flufsläufe im Centrum getrennt ist ; hingegen ist er sehr leicht unter Wasser zu setzen und hat ver hältnismässig wenig Strafsen, die sämtlich durch Befestigungen gesperrt sind. Gerade für diesen Teil sind auch sehr umfangreiche Überschwemmungen geplant und grofsenteils schon ausgeführt. 1. Fort Everdingen , am linken Lekufer, an der Vereinigung

Die Befestigungen der Niederlande.

85

desselben mit dem Diefdamme , 2 km südlich Honswyk, war umzu wandeln und schon 1878 der Vollendung nahe. Dasselbe ist eine unregelmässige Erdredute von bastioniertem Grundrifs mit Wasser graben und bombensicherem Reduit. Südlich schliefsen sich an das Fort drei Anlagen für je drei Geschütze an. Ein Schleusen damm ist geplant. 2. 2 km östlich davon Fort Spoel , 12 km westlich Culemborg, wurde verbessert und war 1878 schon ziemlich vollendet. Es ist ein kleines Erdwerk, versehen.

nur auf der Nordseite mit nassem Graben

Da die Aufdämmung der von Culemborg nach Utrecht führen den Bahn das Gesichtsfeld der beiden vorgenannten Werke sehr bedeutend einschränkt, wurde die Erbauung eines Forts bei Culem borg , welches gleichzeitig die Eisenbahnbrücke decken sollte, vor geschlagen ; doch scheint dasselbe bis jetzt noch nicht zur Ausführung gelangt zu sein. 7 km südlich Everdingen wird eine,

zur Zeit ebenfalls,

noch

nicht ausgeführte Batterie am Diefdijk errichtet, welche die den selben hier überschreitende, neu zu erbauende Bahn Dordrecht Nymwegen zu beherrschen hätte. 3. Fort ( Reduite ) Asperen , 2 km südwestlich der letzt genannten Batterie, am nördlichen Linge- Ufer, zwischen den Dämmen , war sturmfrei zu machen ; bis 1877 war aber daran noch sehr wenig gearbeitet worden. Das Fort ist eine halbkreisförmige Redute mit bombensicheren Kasematten und Wassergraben . 4. 2 km südlich davon : Fort Nieuwe Steg mit bastioniertem Grundrifs, wurde neu gebaut und 1882 vervollständigt. 5. Gorinchem ( Gorkum ) ,

Festung

in

der

Provinz

Süd

holland, am Einfluss der Linge in den Merwede, 9300 Einwohner, war zu verbessern und soll schon 1878 in der Hauptsache fertig gewesen sein ; doch wurde noch 1880 an den Verbesserungen ge arbeitet und auch für 1881 sind noch (insbesondere für Schleusen werke) 66,000 fl. angesetzt gewesen. Die Festung hat neun bastionierte Fronten gegen die Landseite, einige unregelmässige Linien am Flufs und einige kleine Aufsenwerke auf der Ostseite. 6. Die 1 km östlich davon liegende Batterie Dalem war zu verbessern. 7. Das weitere 2 km östlich liegende Fort ( Reduite ) Vuren , am rechten Waalufer, Löwenstein gegenüber, war ebenfalls zu verbessern und 1878 schon ziemlich vollendet. Es ist eine Erdredute

Die Befestigungen der Niederlande.

86

mit Wassergraben und einem Turm, der als bombensichere Unter kunft dient.

Bombensichere Wachlokale sind im Fort geplant. (?) 8. 5 km westlich von diesem Fort Löwenstein , schmalen Westspitze

an

der von Waal und Maas gebildeten

der Insel

Boemelerward, Gorkum auf 3 km südöstlich gegenüber, wird un Es verändert belassen und dient gegenwärtig als Staatsgefängnis. ist ein altartiges vierseitiges Werk, von dem drei Fronten bastioniert sind , während die Flufsseite in zwei kleine Fronten gebrochen ist ; es hat einen Wassergraben und jenseits desselben eine, gleichfalls mit einem solchen umgebene und durch kleine eingehende Waffen plätze flankierte Contregarde, besitzt aber keine bombensicheren Räume. Das Fort ist durch eine Batterie 21/2 km östlich (Fort Brakel ?) und eine weitere 3 km südöstlich (Fort Pouderoyen ? ) gedeckt . 9. Woudrichem ( Workum ) , Festung am Zusammenfluſs von Maas und Waal, Gorkum auf 12 km südöstlich und Loewenstein westlich gegenüber, wurde umgewandelt. Der Platz bildet ein Viereck, dessen drei Landfronten bastionierten Grundrifs mit breiten Wassergräben haben , während die Flufsfront keinen Graben besitzt und nicht viel mehr als eine gerade Brust wehr ist.

Die südliche und östliche Front sind durch zwei Raveline,

durch welche die Strafsen in die Stadt führen, gedeckt. sichere Unterkünfte sind nicht vorhanden. 10. 4 km südöstlich davon,

Bomben

auf dem linken Maasufer,

Fort Giessen , südlich des Ortes , neu gebaut.

wurde

Es liegt aufserhalb

des Überschwemmungsgebietes und 21½ km südwestlich der südlichen Batterie auf Bömel (Pouderoyen), welche es aber nicht unterstützen kann, da die hohen Maasdämme dazwischen liegen. Das Fort ist eine Redute mit zwei Facen, Kehlwall und mit nassem Graben, jedoch, bombensichere Räume.

wie

zwei Flanken es scheint,

und ohne

Nordwestlich von Fort Giessen sind am Maasdeich bei Rys wyk Batterien geplant. 11. Fort Altena , 41/2 km südlich von Workum und 4 km westlich Giessen, war umzuwandeln. Bei diesem wie bei allen benachbarten Werken wurden die eigentlichen Arbeiten erst nach 1877 begonnen. 12. Fort auf dem Uppel'schen Deich , 42 km südwestlich Gorkum, 3 km westlich vom vorigen , wurde verbessert. Es hat eine bastionierte Front an der südlichen Face, zwei kurze Flanken,

Die Befestigungen der Niederlande.

und

Kehlwall ,

nassen

Graben

und

in

der

87

Mitte

ein

kleines

bombensicheres Reduit. 13. Fort am Bakerskil , 2 km südwestlich vom vorigen, neu gebaut. Es hat eine lange Face und zwei kurze

wurde

Flanken ;

die

Kehle

ist

teilweise

durch

ein

Defensionsgebäude

geschlossen. 14. Fort Steurgat ,

7 km

südwestlich Gorkum ,

und 3 km

nordwestlich vom vorigen, an der Nordspitze der gröfsten Insel des Biesbosch und

an der Gabelung des Merwede,

gonnen und 1882 ausgeworfen) . Gräben.

vollendet

wurde

1880 be

(1881 waren noch 150,000 fl . dafür

Das Werk ist eine fünfseitige Redute mit nassen

Hinter dem Centrum der neuen holländischen Wasser linie liegen einige alte , zur Zeit aber aufgelassene Plätze , deren Werke jedoch zum Teil noch erhalten sind : Wörden , am alten Rhein und an der Bahn nach Rotterdam , 15 km westlich Utrecht ; Wiericker Schans , weitere 7 km westlich, am linken Rheinufer ; Oudewater , am rechten Ufer der holländischen Yssel. 6½ km südlich Wörden (2200 Einwohner) ; 8 km südlich davon :

Schönhoven , auf dem rechten Lekufer ;

und 1 km südöstlich von diesem Nieuport , auf dem linken Lekufer. (Fortsetzung folgt. )

VI.

Erklärung .

Im September-Heft der » Jahrbücher « , sowie in der Morgen vom 25. August war ich Ausgabe der >> Berliner Börsen-Zeitung , gegen einige Behauptungen aufgetreten welche in einem Aufsatze der Nr. 61/62 der »Deutschen Heeres-Zeitung« enthalten waren. Nachdem der Redakteur letztgenannter Zeitung, Herr Hauptmann Hoenig, dargethan hat, unter welchen Umständen der in Rede stehende Aufsatz in Nr. 61/62 der > Deutschen Heeres-Zeitung ent standen ist ,

bedauere ich sehr , diesen Aufsatz in Folge falscher

Voraussetzungen überhaupt einer Beachtung gewürdigt zu haben. Die Erwiderungen des Herrn Hauptmann Hoenig in Nr. 72 und 74 der

Deutschen

Heeres- Zeitung «

auf meine

oben

erwähnten

Ausstellungen sind im Tone und ihrer ganzen Haltung derartig, dafs ich , aus Achtung vor der Sache und um nicht auch auf mich den Vorwurf zu laden , unsere Militär- Litteratur herabgewürdigt zu haben , nach reiflicher Überlegung mich auf das Nachstehende beschränke. Meine Einwendungen gegen die Behauptungen der Nr. 61/62 der >> Deutschen Heeres-Zeitung « waren das Ergebnis ruhiger und gründlicher Erwägung ; ich habe sie damals , soweit es überhaupt einer Begründung bedurfte, kurz mit Gründen belegt .

Diesen habe

ich jetzt um so weniger das Geringste hinzuzufügen , als Herrn Haupt mann Hoenig in Nr. 72 und 74 der

Deutschen Heeres-Zeitung

Klarlegung meiner Auslassungen aufs Beste gelungen ist.

die

Ich glaube

annehmen zu dürfen, daſs alle diejenigen, welche nicht sofort voll ständig übersehen konnten , in wie weit die von mir ausgesprochenen Behauptungen richtig seien,

nunmehr von deren Richtigkeit ganz

und gar überzeugt worden sind. Die haltlosen Behauptungen und heftigen Ausfälle des Herrn Hauptmann

Hoenig

in Nr. 72 und

74 der

» Deutschen

Heeres

Zeitung> Deutschen Heeres-Zeitung « eingestandenermafsen ist . Teilnahms und mitleidsvoll will ich daher auf Herrn Hauptmann Hoenig gern die

Worte

der

Schrift

Ev. Lucae 23, V. 34.

anwenden ,

welche

geschrieben

stehen

G. v. Marées.

VII.

Umschau

in

der

Militär- Litteratur.

Taschenkalender für das Heer mit Genehmigung des könig lichen Kriegsministeriums herausgegeben von W. Freiherr v. Fircks , Oberstlieutenant und etatsmäfsiger Stabsoffizier des 1. schlesischen Grenadier- Regiments Nr. 10. Elfter Jahrgang 1888. (Dienstjahr vom 1. Oktober 1887 bis 30. Sep tember 1888.) Sollte ein Frontoffizier, der im Besitze des „ Fircks" für 1887 ist und den Wunsch hat, auch ferner auf dem Laufenden betreffs der erlassenen Bestimmungen zu bleiben, in Zweifel sein , ob für das neue Dienstjahr nicht der alte Jahrgang genüge , so bitten wir ihn , nur das Inhalts verzeichnis des Taschenkalenders für 1888 einzusehen. Sofort wird ihm in die Augen springen, dafs gerade im verflossenen Jahre eine besonders grofse Menge von neuen Bestimmungen erlassen worden ist, welche in dem neuen „ Fircks " Aufnahme finden mufste und den alten vollständig unbrauchbar macht. Mehrere gröfsere Abschnitte von besonderer Wichtig keit, wie unter Anderen ,Wittwen- und Waisengeld " - Waffen, Munition und Scheibenschiefsen " „Felddienst " ,Marschgebührnisse bei Ein berufungen zum Dienst und bei Entlassungen ", mufsten auf Grund der im verflossenen Dienstjahr erlassenen Vorschriften und Bestimmungen voll ständig umgearbeitet oder ganz neu aufgenommen werden, wobei noch hervorgehoben zu werden verdient, dafs trotz dieser grofsen Bereicherung der Umfang des Kalenders nur um eine Seite gewachsen ist und die neu aufgenommenen Bestimmungen bis Ende Juli reichen . Auch die Mutter sprache findet in dem Kalender einen eifrigen Förderer und warmen Freund ; überall, wo der Herr Verfasser nicht durch den Wortlaut der Bestimmungen gebunden, zeigt er sich bestrebt, unnötige Fremdworte zu vermeiden und auszumerzen ; er hält dabei stets die richtigen Grenzen ein , so dafs sich sein anerkennenswertes Bestreben nirgends störend fühlbar macht oder etwa sprachliche Härten hervorruft . Sicherlich wird sich das sehr gehaltvolle und praktische Büchlein im neuen Dienstjahre eine Menge neuer Freunde zu den alten hinzu erobern ; wie uns mitgeteilt wird , waren von dem vorigen Jahrgange drei Auflagen erforderlich .

Umschau in der Militär-Litteratur.

90

Militärmedizin . Kurze Darstellung des gesamten Militär- Sanitäts wesens von Dr. H. Frölich , königlich sächsischer Ober stabsarzt I. Kl.

Mit 37 Abbildungen in Holzschnitt .

Das vorbezeichnete Buch dürfte nicht nur für Militärärzte, sondern auch für Civilärzte und Offiziere nach mancher Richtung hin von besonderem Interesse sein. Übergehen wir die beiden ersten Abschnitte , welche ausführliche Quellenangaben und historische Notizen enthalten, so finden wir im dritten Abschnitte eine eingehende Schilderung der Militärsanitäts verfassung, sowohl des deutschen Reiches als auch der meisten europäischen Staaten, wobei die geschichtliche Entwicklung besonders berücksichtigt ist. Die folgenden Abschnitte handeln über Militärsanitätsunterricht und Re krutierung ; namentlich das für den Militärarzt so wichtige Kapitel der Simulation ist dabei ausführlich besprochen ; nachdem dann Militärhygiene im Frieden und im Kriege behandelt, finden wir in dem Abschnitte „ Militärgesundheitsdienst " die Anforderungen angegeben, welche von ärzt licher Seite an die Quartiere, Bekleidung, Ausrüstung und Ernährung des Soldaten zu stellen sind . In Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Soldaten macht der Verfasser Vorschläge über die Ausdehnung des Dienstes. In dem Abschnitte 27 Kriegshygiene" ist nach eingehender Darstellung der Heereskrankheiten das Krankentransportwesen und die Einrichtung der Feldlazarette sehr ausführlich in Betracht gezogen. Die Schreibweise ist eine rein sachliche, etwas trockene. Sehr wertvoll ist die überall angeführte, äusserst reichliche und voll ständige Quellenangabe.

Beiträge zur neueren Kriegsgeschichte der Balkan-Halb insel von Spiridion Gopčević. Mit 2 Übersichtskarten und 11 Schlachtplänen . ―― Von den vier gröfseren Aufsätzen , welche das hier genannte Buch enthält, sind drei seiner Zeit in den „ Jahrbüchern " veröffentlicht, aber in dem vorliegenden Neuabdruck verbessert und vermehrt worden. Der vierte Aufsatz war früher in dem „Organe der wissenschaftlichen Vereine " erschienen, und behandelt die Taktik der Montenegrinen in ihren Kämpfen gegen die Türken 1877-78. Der Verfasser, seiner Abstammung nach selbst ein Sohn der Schwarzen Berge und mit Land und Leuten genau bekannt, weifs seinen Schilderungen dadurch eine besonders lebhafte und natürliche Färbung zu geben, die allerdings nicht immer mit den matten Tönen aufgetragen ist, wie wir sie bei westeuropäischen Kriegsschilde rungen gewöhnt sind, namentlich wenn es sich um Urteilsabgabe handelt. Für das Studium des Gebirgskrieges bildet diese Arbeit eine sehr gute Grundlage ; die Türken zeigen uns meistenteils , wie man es nicht machen soll , die Montenegriner hingegen erst die Anfänge einer europäischen Kriegführung.

Diese hatten sie sich noch nicht zu eigen gemacht , als

Umschau in der Militär-Litteratur.

91

die Franzosen während der Jahre 1806-1814 das tapfere Bergvolk ver geblich zu unterwerfen suchten ; mit der Darstellung dieser Kämpfe be fafst sich der erste Aufsatz des vorliegenden Buches : „Die Operationen des Corps Horvatović im turko- serbischen Kriege 1876-78 " , sowie „ Zur Geschichte des serbo-bulgarischen Krieges 1885 " , sind der Gegenstand der beiden übrigen Aufsätze ; mit ihnen brauchen wir uns hier nicht weiter zu befassen, da sie erst vor kurzem in den „Jahrbüchern " erschienen waren. Bei dem gespannten Interesse, welches ganz Europa gegenwärtig den Verhältnissen auf der Balkan-Halbinsel zuwendet , dürfte dem vor liegenden Buch auch eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein, da es zur richtigen Beurteilung der Verhältnisse schätzenswerte Beiträge liefert.

1

VIII .

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den militär. Zeitschriften des In- und

Auslandes enthaltenen Aufsätze. *)

(III . Quartal 1887.) (15. Juni - 15. September 1887.)

Für das nachfolgende Verzeichnis sind benutzt : 1. Militär-Wochenblatt. - M. W. 2. Neue militärische Blätter. - N. M. B. 3. Allgemeine Militär-Zeitung. - · A. M. Z. 4. Deutsche Heeres-Zeitung . - D. H. Z. 5. Militär-Zeitung. Organ für Reserve- und Landwehr-Offiziere. -- M. Z. R. 6. Internationale Revue über die gesamten Armeen und Flotten. - I. R. A. 7. Archiv für Artillerie- und Ingenieur- Offiziere. - A. A. I. 8. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. - A. H. M. 9. Zeitschrift des Deutschen Vereins zur Förderung der Luftschifffahrt. - Z. F. L 10. Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. - J. A. M. 11. Österreichische Militär-Zeitschrift (Streffleur). - 0. S. M. O. W. V. 12. Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. O. U. W. 13. Osterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung. 14. Österreichisches Armeeblatt. ― 0. A. B. 15. Österreichische Militär-Zeitung. - O. M. Z. 16. Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens. --- O. A. G. 17. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. - O. M. S. 18. Le Spectateur militaire. - F. S. M. 19. Journal des sciences militaires. - F. J. S. 20. Revue de cavallerie. - F. R. C. 21. Revue du Cercle Militaire. ――――― F. C. M. F. P. M. 22. Le Progrès militaire. 23. L'Avenir militaire. - F. A. M. 24. La France militaire. ― F. M. * ) Die mit einem * versehenen Bücher sind der Redaktion zur Besprechung zugegangen und werden in der „ Umschau in der Militär- Litteratur " nach Mög lichkeit Berücksichtigung finden.

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfser. Aufsätze. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55.

93

Revue d'artillerie. - F. R. A. Revue maritime et colonial. - F. R. M. Russischer Invalide. R. 1. Wajenny Sbornik. R. W. S. Russisches Artillerie-Journal. - R. A J. Russisches Ingenieur-Journal, R. I. J. Morskoi Sbornik. - R. M. S. Rivista militare italiana. - I. R. L'Esercito italiano. - I. E. Rivista di artiglieria e genio. - I. A. G. Rivista marittima. - I. R. M. Army and navy Gazette. -- E. A. N. The Broad Arrow. - E. B. A. Admiralty and Horse guards Gazette. -- E. A. H. The Military Telegraph Bulletin. --- E. M. T. Army and navy Journal. - A. A. N. Sch. M. Z. Allgemeine Schweizerische Militär-Zeitung. Revue militaire Suisse. ― Sch. R. M. Schweizerische Zeitung für Artillerie und Genie. - Sch. A. G De militaire Spectator. -- Nd. M. S. De militaire Gids. - Nd. M. G. Revue militaire belge. - B. R. M. Revista cientifico militar. - Sp. R. C. Memorial de Ingenieros. ― Sp. M. 1. Revista militar. - P. R. M. Revista das sciencias militares. - P. R. S. Revista maritima Brazileira. - Br. R. M. - C. R. M. Revista militar (Republica de Colombia). - Schw. K. H. Krigsvetenskaps Academiens Handlingar. N. M. T. Norsk militaert Tidsskrift. Militaert Tidsskrift. - D. M. T.

I. Heerwesen und Organisation. *Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen. XIII . Jahrg. 1886. - Herausgegeben von H. v. Löbell , Oberst z. Disp. - gr. 8º - 586 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 9,50 M. * Die Wehrkraft der Schweiz und ihre Bedeutung für einen europäischen Krieg. - 8⁰ - 42 S. - Berlin, Frd. Luckhardt. -- 1 M. * Die europäischen Heere der Gegenwart. Von Hermann Vogt , Oberst lieutenant a. D., Illustrationen von Richard Knötel. - Heft XIV u. XV Die Neutralen : Schweiz , Belgien , Holland. - 32 S. - Heft XVI u. XVII Die skandinavischen Reiche : Schweden , Norwegen , Dänemark. --32 S. - Heft XVIII u. XIX Halbasien : I. Türkei , Bulgarien , Ost rumelien. 32 S. Heft XX a. XXI Halbasien : II. Rumänien , Serbien , Griechenland , Montenegro. - 32 S. - Rathenow, M. Ba benzien. - Jedes Heft 0,50 M.

94

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Vérités militaires : Le service de trois ans. La question des sous officiers. - Étude indépendante , propositions nouvelles , par Victor Pailly , ex-officier. ― 8º - 80 p. - Paris, Westhausser. La Mobilisation . Mesures prépatoires en temps de paix. Recrutement et re quisitions militaires. Devoirs des municipalités en temps de guerre d'aprés les lois et réglements en vigueur, par Edmond Pascal , lieutenant terri torial du service d'état-major etc. - 8⁰ - 400 p. - Paris, Charles Lavauzelle. --- 10 fr. Divisions-Kavallerie oder Kavallerie-Division. - N. M. B. Juli, Aug. Bericht über die Veränderungen im Heerwesen Italiens während des Jahres 1886. N. M. B. Sept. Das italienische Heer. A. M. Z. 55, 56. Welche Vorteile würden aus der Erhöhung des Friedensetats der Feld-Artillerie auf sechs bespannte Geschütze für Ausbildung und Mobilmachung erwachsen, und in welcher Weise wäre der Dienst zu regeln unter Festhaltung des jetzigen Mannschaftsstandes. - A. M. Z. 61–66. Das neue Beförderungs- und Pensions-Gesetz für das englische Heer. - D. H. Z. 51. Die Festungstruppen in Frankreich. - - D. H. Z. 70. Die Kavallerie in den Armeen der europäischen Grofsstaaten in ihrer gegen wärtigen Organisation, Ausrüstung, Bewaffnung, Ausbildung u. Verwendung. 1. R. A. Juli, Sept. Die Mobilmachung der französischen Armee. - I. R. A. Juli, Aug., Sept. Der persönliche Dienst in Belgien. -- I. R. A. Aug. Die neuen italienischen Heeres- und Marine-Gesetze. --- J. A. M. Juli. General Boulanger u. sein neuer Reformplan des französischen Heeres. - O. S. M. V, VI, VII, VIII. Entwicklung des Kriegswesens nach archivalischen Quellen. - O. S. M. V, VI Die russische Belagerungs-Artillerie. ――― 0. W. V. XXXV, 1. F. S. M. 166. Die Mobilmachungsarbeiten. Die Ergänzung des Offizier-Corps. - F. J. S. Juni, Juli, Aug. F. J. S. Juli, Aug. Die Rekrutierung der Kavallerie. Der Artilleriepark eines Armee-Corps. - F. J. S. Aug. Die deutsche Kavallerie. -- F. R. C. Juni, Juli. Die niederländisch-indische Kolonial-Armee. - F. R. C. Juni. Die Kavallerie beim Armee-Corps. - F. R. C. Aug. Die Armee von Choa. - F. C. M. 27. Die mit Mauleseln ausgerüsteten Compagnien in Algier. - F. C. M. 33. Der Heereshaushalt für 1888. F. P. M. 690-693, 698–703. Die Mobilmachung der Artillerie. - F. P. M. 704. Die Mobilmachung des 17. Corps. - F. P. M. 713-716. Die Gestellung der Pferde. - F. P. M. 715. Die Reorganisation der italienischen Artillerie. - 1. R. A. Juli. Peter der Grofse als militärischer Gesetzgeber. - R. W. S. Juni. Die Organisation der russischen Kavallerie. - R. W. S. Juni. Die Organisation der russischen Genietruppen. - R. W. S. Juni, Betrachtungen und Vorschläge über Gliederung des italienischen Heeres. - I. R. Juli. Die Neuformierung der Artillerie. - E. A. N. 1432 1440.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze . Die englische Reserve. ――― E. B. A. 997. Reflexionen eines Nichtkombattanten über die Landsturmorganisation 25, 26, 27. Das neue französische Militärgesetz. - Sch. K. M, Juli. Keine Schutterei mehr. Nd. M. G. IV. Die Militärfrage in den Vereinigten Staaten. -- B. R. M. 11.

95

Sch. M Z.

II. Ausbildung . * Manöver- Instruktion für den Kavalleristen. Zusammengestellt von 46 S. ――― Berlin, E. S. Mittler & kl. 8° einem Offizier der Waffe. Sohn. - 0,40 M. * v. Mirus Leitfaden für den Kavalleristen bei seinem Verhalten in und aufser dem Dienste. Zum Gebrauch in den Instruktionsstunden und zur Selbstbelehrung. --- Im Anschlufs an die mafsgebenden Bestim mungen bearbeitet und herausgegeben von G. v. Pelet - Narbonne , Oberst und Commandeur des hannoverschen Husaren- Regiments Nr. 15. - Sechs zehnte verbesserte Auflage. - kl. 8° 260 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 0,80 M. * Kommando - Buch für jüngere Offiziere , für Reserve- und Landwehr Offiziere , sowie für Offizier -Aspiranten und ältere Unteroffiziere der deutschen Infanterie. Nach den neuesten Bestimmungen bearbeitet von Transfeldt , Major u. Bataillons- Commandeur im ostpreufsischen Füsilier Regiment Nr. 33. - Dritte Auflage. - kl. 8° - 123 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. ― 1 M. * Kleines Kommando - Buch für jüngere Unteroffiziere u. für Rekruten Gefreite der deutschen Infanterie. Nach den neuesten Bestimmungen bearbeitet von Transfeldt , Major und Bataillons-Commandeur im ost preufsischen Füsilier-Regiment Nr. 33. - Zweite Auflage. kl. 8° 62 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 0,40 M. * Über praktische Felddienst - Aufgaben. Vom Generalmajor v. Verdy du Vernois. Mit einer Karte. - Vierte, nach der Schiefsvorschrift vom 21. Februar 1887 in der Felddienstordnung vom 25. Mai 1887 umgearbeitete Auflage. 80 Berlin, R. Eisenschmidt. 1,20 M. * Das Schiefsen der Reiterei. Vergleichende Betrachtungen über die Schiefs ausbildung der Reiterei, unter Berücksichtigung der in den verschiedenen Staaten eingeführten Schiefsinstruktionen. ― 8⁰ ―――― 95 S. - Hannover, Helwing. - 2 M. * Die Ausbildung der Ersatz - Reservisten erster Klasse der Infanterie unter besonderer Berücksichtigung der darüber bestehenden Vorschriften u . s. w. Von Wiebe , Hauptmann und Compagniechef im 5. westfälischen In fanterie-Regiment Nr. 53. ― kl. 80 ― 39 S. - Berlin, A. Bath.

* Das Schiefsen der Reiter ei. Vergleichende Betrachtungen über die Schiefs ausbildung der Reiterei unter Berücksichtigung der in den verschiedenen – 95 S. - Hannover, Staaten eingeführten Schiefsinstruktionen. - 80 Helwing. - 2 M.

96

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Le 12. corps d'armée et les manoeuvres de 1886 par Ardouin- Dumazet , rédacteur en Chef de la tharence. ――― 8⁰ -- 308 p. avec 12 croquis et 1 phot. - Paris, Baudoin. - 3,50 fr.

M. W. 50. Das neue Exerzier-Reglement der belgischen Infanterie. Die Bedeutung der neuen französischen Gefechtsinstruktion für die preufsisch deutsche Infanterie. - M. W. 52. Über die Ausbildung der Reserve-Unteroffiziere. ― M. W. 58. Die ersten Reserve-Übungen bei der russischen Armee. --- M. W. 62. M. W. 65. Taktische Übungsreisen. Distanzeritte der norwegischen Militär- Reitschule in Christiania während der Jahre 1881-1886. M. W. 76. Die Ausbildung der Mannschaften der Infanterie im Feld-Pionierdienst. - M. W. 77. Vergleich der Schiefsvorschriften von 1884 und 1887. - N. M. B. Sept. Ein Wort über die Ausbildung der Ersatz-Reservisten erster Klasse in der ersten Übungsperiode. N. M. B. Sept. Das neue belgische Exerzier-Reglement für die Kavallerie. - A. M. Z. 44, 45. Über den Reitunterricht der Rekruten. A. M. Z. 57. Die Felddienstordnung. D. H. Z. 48. Das neue belgische Infanterie-Reglement. D. H. Z. 50. Der französische Mobilmachungsversuch . D. H. Z. 59. Ein Wort zur Ausbildung unserer Reserve- und Landwehr-Offiziere. - M. Z. R. 33. Über Übungen mit kriegsstarken Batterien. A. A. 1. Juni, Juli, Aug. Fingerzeige für den Rekruten-Offizier der Feldartillerie. -- A. A. I. Juli, Aug.. Ein Beispiel der applikatorischen Lehrart im französischen Heere. - J. A. M. Juli. Die Ausbildung der Infanterien Europas. - O. S. M. V, VI. Über die Verwertung der Resultate des Übungsschiefsens auf grofse Distanzen. O. S. M. V, VI. Taktische Betrachtungen über die im Sommer des Jahres 1885 mitgemachte Übungsreise. - 0. S. M. VII, VIII. Über Methodik im Lehren des Schiefs- und Waffenwesens. ― O. W. V. XXXIV, 5. Corpsmanöver in Mähren. - 0. A. B. 36. Das Exerzieren in die Manöver der belgischen Infanterie. - F. S. M. 167, 168, 169. Die Erziehung der französischen Infanterie . - F. S. M. 168. Die Artillerie auf den Manövern 1886. - F. S. M. 170. Die Ausbildung der niederen Truppeneinheiten bei der Infanterie. - F. J. S. Aug. F. P. M. 701, 702. Die Kavallerie-Manöver bei Chalons 1886. Schiefsübungen mit Belagerungsgeschützen von Seiten der englischen Artillerie 1885. ― - F. R. A. Juli. Über die Übungen der Reserven. -- R. I. 107 u. f. Nächtliche Distanzeritte. ― R. I. 112. Über die Ausbildung der Jäger. - R. I. 117. Belagerungsübungen bei Verona. - 1. R. 87. Die Lager- und Manöver- Übungen. I. E. 88, 90, 92, 96-106. Die grofsen Manöver in der Emilia. I. E. 107, 108. Über die Ausbildung einer Feld- Batterie. I. A. G. Mai, Juni. 1. A. G. Juli, Aug. Die Fahrschule. Die militärische Erziehung. - A. A. N. 1248.

Einige Gedanken über die Aufgabe der Schiedsrichter bei Feldmanövern. --— Sch. M.Z.36.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

97

Die Arbeiten der praktischen Ingenieurschule im Frühjahr 1887. P. R. M. XIV. Übungen von Kavalleriecorps. -- - N. M. T. VI, VII. Über die Ausbildung der Infanterie. N. M. T. VI, VII. D. M. T. II. Über Übungen im Gebrauch des Infanteriespatens. Über Ausbildung der Reiterei. - D. M. T. III, IV.

III.

Krieg , Heer- und Truppenführung, Truppendienst.

* Das Wurffeuer im Feld- und Positionskriege , insbesondere beim Kampfe um Feldverschanzungen. Gelegentlich der Preisaufgaben für Von Leydhecker, Artillerie-Offiziere 1885/87 mit dem Preise gekrönt. Major à la suite des nassauischen Feldartillerie- Regiments Nr. 27, Adjutant der General-Inspektion der Feldartillerie. - Mit einer Tafel in Steindruck. ---- 80 103 S. - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 2,25 M. Handbuch für den Truppenführer. Mit Berücksichtigung der neuesten 84 S. -- Berlin, E S Mittler & Sohn. - 1 M. kl. 8° Verordnungen. * Der Dienst im Felde auf Grund der Felddienst-Ordnung vom 23. Mai 1887 in der Schiefsvorschrift vom 22. Februar 1887, für Unteroffiziere und Mann 51 S. - Berlin, schaften, bearbeitet von einem Compagniechef. ― kl. 80 R. Eisenschmidt. - 0,12 M. * Felddienst . Zur Benutzung für die Instruktion der Unteroffiziere und älteren Soldaten der Infanterie , unter besonderer Berücksichtigung der neuesten Felddienst-Ordnung. Von M. v. A. , Major. - kl. 8° 56 S. - Rathenow, M. Babenzien. - 0,50 M. * Studien über Felddienst , auf Grund der Felddienst-Ordnung vom 23. Mai 1887 von J. v. Verdy du Vernois , Generallieutenant und Gouverneur von Erstes Heft: Selbstständige Kavallerie , Vorposten Strafsburg i. E. derselben und gemischte Vorposten. (Teil III, 1 der Studien über Truppen führung. ) Mit einer Karte und drei Skizzen . --- 97 S. 2 M. -- Zweites Heft : Avantgarden -Kavallerie ; gemischte Vorposten mit Vorposten- Kavallerie (Teil III, 2 der Studien über Truppenführung . ) Mit einer Skizze. 72 S. - 1,50 M. ― 80 - Berlin, E. S. Mittler & Sohn. * Die militärische Lage Belgiens im Falle eines deutsch - franzö Die Ansichten eines Franzosen von M. Autori sischen Krieges. Hannover, Helwing. ― 1 M. sierte Übersetzung . 8º 32 S. Tactique francaise : Cavalerie au combat par le général T. Bonie. 8⁰ --- 250 p. - Paris, Baudoin et Cp. ― 5 fr. La fortification dans ses rapports avec la tactique et la stratégie. Conférences faites a l'Ecole supérieure de guerre 1883-1885, par A. De lambre , colonel de génie. - 8° - Paris, Baudoin et Cp . - 6,50 fr.

Unsere Feuerwirkung. ―― M. W. 57. Einiges über das Marschieren der Kavallerie-Divisionen im Kriege. - M. W. 66. Die Infanterie-Marschkolonne. ― ― ― ― ― ― ― M. W. 69. Über Karabinerfeuer. - M. W. 70. Die neue französische Instruktion über die Verwendung der Artillerie im Gefecht. M. W. 71. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 1. 7

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Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Französische Stimmen über die Bedeutung der Festungen. - N. M. B. Juli, Aug. Die militärische Leistungsfähigkeit und die strategischen Verhältnisse Italiens contra Frankreich. - - D. H. Z. 47-49. Die französische Instruktion über die Verwendung der Artillerie im Gefecht. D. H. 2. 53. Der artilleristische Munitionsersatz in einer belagerten Fortsfestung. - D. H. Z. 55-59. Welche Verhältnisse haben Friedrich den Grofsen im Allgemeinen an weiten Offensiv-Operationen gehindert ? - M. Z. R. 24, 25. Angriffsverfahren gegen eine Fortsfestung. -- M. Z. R. 24, 25, 32. Lehren aus einigen Kavallerie-Angriffen auf Infanterie im ersten Teile des Krieges 1870/71. - M. Z. R. 34. 36. Die Infanterie im förmlichen Angriff auf Fortsfestungen. - 1. R. A. Juli. Russlands militärische Positionen am Stillen Ocean. - I. R. A. Juli. Die niederländische Landesverteidigung. --- I. R. A. Juli. Die schweizerische Westfront und der nächste Krieg zwischen Frankreich und Deutschland. - 1. R. A. Aug. Die Vorbereitungen zur Verteidigung der Alpen. - I. R. A. Sept. Der Festungsdienst der Infanterie. -――――― A. A. I. Mai. Die neue französische Vorschrift für die Verwendung der Artillerie im Gefecht. A. A. 1. Juli, Aug. Der Einfluss der Feuerwirkung auf die Truppenführung im Infanterie-Gefecht. J. A. M. Juli. Die taktischen Grundsätze der deutschen Feldartillerie verglichen mit denen der benachbarten Grofsmächte. - J. A. M. Juli, Aug. Zukunftskriege und Zukunftsschlachten. -- J. A. M. Sept. Beiträge zur Gefechtslehre. - 0. S. M. V, VI. Das indirekte Schiefsen der Infanterie. ― O. S. M. V, V1. Die gegenseitige Unterstützung oder das Secundieren und das Vorteil- oder Tempo ergreifen im Gefecht. - O. S. M. VII, VIII. Schnellfeuern . ――― 0. U. W. 50. Normen für den Patronen-Ersatz der italienischen Infanterie im Gefecht. 0. U. W. 55. Über Munitionsersatz im Kampfe. - 0. A. B. 33. Feuerdisziplin. - 0. M. Z. 44. Beiträge zur Verwendung der Artillerie. - O. A. G. V1. Die Vorschrift über die Verwendung der Artillerie im Gefecht vom 1. Mai 1887. - F. S. M. 165. Das Bataillon im Gefecht nach der neuen Vorschrift. - F. S. M. 165. Kolonnenfeuer und Schutzschilde. - F. S. M. 170. Die Führung der französischen Heere. Gestern, heute, morgen. - F. J. S. Jun. Die Kampfeinheit bei der Infanterie. F. J. S. Juni, Juli. Die Taktik der Infanterie ; die Munitionsergänzung. - F. J. S. Juni, Der Kampf eines Bataillons im gröfseren Rahmen. - F. J. S. Juli. Das Repetiergewehrfeuer. - F. J. S. Juli. Über Reisemärsche. F. R. C. Juni. Der Sicherheitsdienst . - F. R. C. Juli. Die Vorschrift über die Verwendung der Artillerie im Gefecht. F. C. M. 25.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

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Die neue Vorschrift über das Exerzieren und die Manöver der belgischen Infanterie. F. C. M. 25. Die Feuerthätigkeit der Infanterie auf dem Schlachtfelde. - F. C. M. 29, 30, 31, 32. F. C. M. 29. Das russische Reglement über die Befehlsführung in Festungen. Die nächtlichen Unternehmungen. - F. C. M. 36. Die Gefechtsbatterie. --- F. P. M. 691. Der Dienst des Generalstabs. - F. P. M. 694, 696. F. A. M. 1172. Die Vorschrift über die Gefechtsverwendung der Artillerie. Die reitende Artillerie bei den unabhängigen Kavallerie-Divisionen. -- F. R A. Juni. F. R. A. Juni. Die Stahldrahtkanonen, System Very. F. R. A. Juli, Aug. Die Organisation und Thätigkeit der Küstenbatterien . Die taktische Bedeutung der Salven im Vergleich zu dem Schiefsen mit dem Magazingewehr. - R. W. S. Juni. Die Tiefe der Kolonnen auf Gebirgsstrafsen. I. R. Juni, Die Bataillone des ersten Treffens beim Angriff. - 1. R. Juli. Neues über die Gefechtsformen der Infanterie. - I. R. Aug. 1. A. G. Mai, Juni Das Feuern der Artillerie über die eigenen Truppen hinweg. Die neuen Angriffsformen. E. B. A. 994, 1000. Die Verteidigung der englischen Handelshäfen und Kohlenstationen. - E. B. A. 1001. Der Schutz der deutschen Westgrenze. - Sch. M. Z. 28. Lehren aus den Feldzügen der Engländer seit 1865. ― Sch. R. M. VIII. Sch. A. G. VI, VII. Das Rekognoszieren im Hochgebirge. Sch. A G. Die taktische Verwendung des schweizerischen Repetiergewehres. VI, VII. Abschnitt-Gefechtsmethode. Versuch einer allgemeinen höheren Gefechtsmethode - Sch. A. G. V— VII. Ein Beitrag zum Studium des Kampfes der Infanterie gegen Kavallerie, mit Berücksichtigung der Artillerieverwendung. ―― Sch. A. G. V— VII. Die heutige Feldartillerie und ihre Verwendung in der Schlacht. ― B. R. M. II. Die Wichtigkeit der Kavallerie bei Angriff und Verteidigung einer Eisenbahn . -

Sp. R. C. V, 2. Der Dienst der Kavallerie im Felde. - Sp. R. C. V, 3, 4. Militärische Rekognoszierungen . P. R. M. XIV. Das Fufsgefecht der Kavallerie. Schw. K. H. IX, X. Schw. K. H. XIV. Die Kriegsführung und Gefechtsleituug Gustav Adolfs. Über Nachtgefechte. - D. M. T. I.

IV. Befestigungswesen, milit. Bauten. Zur Frage: Über die Beseitigung der heutigen Festungsenceinten. - N. M. B. Juli, Aug., Sept. Die Festungsverstärkung. - I. R. A. Aug. Neuere Schriften über Landesverteidigung und Befestigungswesen. - J. A. M. Any. J. A. M. Aug. Die Befestigungen Frankreichs.

7*

100

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren in den

Mougins Befestigung vom artilleristischen Standpunkte betrachtet. -- 0. A. B. 31, 32. Praktische Anleitung für den Entwurf von Not- und halbpermanenten Brücken zum Feldgebrauche. O. A. G. VI, VII. Tragbare Feldeisenbahn-Brücken. - I. A. G. Mai. Die befestigten Lager. - I. A. G. Juli-Aug. Die moderne Befestigung gegenüber den neuen Angriffsmitteln . ――― Nd. M. S. IX. Die Verwendung der Minen im Kriege. -- Sp. R. C. V, 3. Die schleunige Befestigung auf dem Schlachtfelde. ―――――― Sp. M. I. XIV, XV, XVI. Die neuesten Veränderungen in der Befestigungskunst.

V.

Schw. K. H. XI— XIV

Waffen und Munition

(auch Theorie des Schiefsens und dergl.) . * Drehbare Panzer für Kanonen in Landbefestigungen. Nach authen tischen Quellen bei Berücksichtigung der Folgerungen aus dem Bukarester Schiefsversuche 1885/86 unter Einbeziehung jedoch auch jener aus den Cummersdorfer Versuchen 1882 und 1885 bearbeitet von Franz Klotz mann , königlich kaiserlicher Hauptmann im Geniestabe. - Hierzu 2 Helio typien. ferner ein Atlas mit den Tafeln I - VIII und 2 Tableaux. 89 142 S. Wien, Comss. R. v. Waldheim, * Die französischen Infanterie - Repetier Gewehre M/1884 und 1885 . Mit 60 Holzschnitten. - 80 80 S. - Hannover, Helwing. - 1,60 M. Über den Vorgang des Schusses im Gewehr. M. W. 53. Eine schwedische Stimme zur Repetiergewehr-Frage. ―――― M. W. 61. Die neuen Shrapnels der französischen Feldartillerie (obus à mitraille).

M. W. 72.

Ein Vorschlag für Erleichterung des genauen Zielens beim Infanteriegewehr. M. W. 73. Der Pfund- Schmidtsche Land-Torpedo. --- N. M. B. Juli- Aug. Über pneumatische Dynamit-Geschütze und Dynamit-Kreuzer. - A. M. Z. 51. Das französische Gewehr M/1886. ―― A. M. Z. 67. Der Standpunkt der Panzerfrage. --- D. H. Z. 52. Das neue französische Infanteriegewehr. ― D. H. Z. 63, 64. Das Pulver für das kleine Kaliber. ― D. H. Z. 65, 66. Sind wir durch die Einführung der 8 mm Mehrlader- Gewehre in Frankreich unseren Nachbarn in der Infanterie- Bewaffnung unterlegen, und wenn ja, von wann an? - D. H. Z. 68. Schnellfeuergeschütze grofsen Kalibers. 1. R. A. Juli. Ein Beitrag zum Studium der Tageseinflüsse . - A. A. I. Mai. Betrachtungen über das Einschiefsen mit Belagerungs- und Festungsgeschützen. A. A. I. Juni. Pneumatisches Geschütz. - A. A. I. Juli- Aug. Über die in Folge der Geschofsbewegung in der Luft eingeleiteten Vorgänge. J. A. M. Sept. Kleines Kaliber. ― 0. U. W. 59, 63, 65. Verwertung des Rückstofses bei Feuerwaffen . - 0. A. B. 35.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

101

Schiefsversuche mit 8 mm Gewehren und verschiedenen Geschofs - Arten. 0. A. B. 36. Ein Sieg österreichischer Panzer- Industrie --- O. M. Z. 42. Das Schiefsen und Werfen aus Feldkanonen mit Anwendung von Hilfszielpunkten im allgemeinen und aus verdeckten Stellungen. dwind O. A. G. VII. Photographische Fixierung der durch Projektile in der Luft eingeleiteten Vorgänge. -0. M. S. IX. Tragbare Schutzschilde. - F. S. M. 167. Die Anwendung des Visiers bei Gewehren mit flacher Flugbahn im Gefecht. F. C. M. 33. Das Gewehr-Modell 1886. - F. A. M. 1182. Der Autometer. - F. J. S. Aug. Die Notwendigkeit des genauen Zielens bei den Handfeuerwaffen mit gestreckter Flugbahn. - F. R. A. Juni. Die hauptsächlichsten Versuche der russischen Artillerie im Jahre 1885. F. R. A. Juni. Versuche mit dem Liwtscheckschen Apparat zum automatischen Schiefsen . R. I. 114. R. A. J. März. Der Reflektor zum Schiefsen gegen gedeckte Ziele. Bemerkungen über das Infanterie-Gewehr. → I. R. Juli. Der Schnelllader unter Benutzung des Rückstofses. - I. R. Aug. I. A. G. Mai, Über die Widerstandskraft . Über ballistische Formeln , - 1. A. G. Juni. Das Schiefsen der Infanterie auf weite Entfernungen und dessen Wirkung im Vergleich mit dem Artilleriefeuer. I. A. G. Juli - Aug. Quicks Verschlufs- System. Sch. M. Z. 37. Die heutigen Radlafetten. - Nd. M. S. VIII. B. R. M. II. Das braune Pulver der königl . belg. Pulverfabrik zu Wetteren. Die Bewaffnung und die Taktik. ――― Sp. R. C. IV, 9, V, 1. Die neuen Explosivstoffe und das Befestigungswesen. - Sp. R. C. V, 1. Die Kruppschen Schnellfeuerkanonen. - Sp. R. C. V, 2. Die neuesten Veränderungen in der Artillerie. -- Schw. K. H. IX, X.

VI. Militär- Verkehrswesen (Eisenbahnen , Telegraphen , Telephon , Brieftauben u s. w .). * Die Luftschiffahrt in ihrer neuesten Entwicklung. Von H. Monde beck, Prem.-Lieut. in der Luftschiffer-Abteilung. - Mit 16 Abbildungen und 4 Plänen. - 80 – 39 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 1 M. Notions sur les chemins de fer , à l'usage des officiers et sous officiers de toutes armes, par A. Laplaiche , inspecteur particulier de l'exploitation Paris, commerciale des chemins de fer. 120 - 572 p. et 77 grav. Berger-Levrault. --- 6 fr. Die militärischen Transporte in der belgischen Armee. -

I. R. A. Sept.

Die Ballon-Brieftaubenpost während der Belagerung von Paris im Jahre 1870/71 . Z. F. L. VI. Drei Vorträge über Signalwesen. O. S. M. V, VI.

102

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Die Eisenbahnen im Kriege. - O. S. M. VII, VIII. Die Luftschiffahrt im Dienste des Krieges . ― 0. M. Z. 60. Die militärische Luftschiffahrt. -- F. S. M. 166, 167 . Der Nachschub zu den Armeen. - F. J. S. Juni, Juli, Aug. Ein neues System telegraphischer Geheimschrift. - F. J. S. Juli. Die unregelmässigen Nachschübe im Heeresdienste. - I. R. Juni, Juli. Über Feldtelegraphen . E. M. T. 40. Französische Kavallerie-Telegraphisten und Signalmannschaften . --- E. M. T. 40. E. M. T. 40, 41. Die Feld-Kabel in den verschiedenen Ländern. Die Telegraphen im Krim- Kriege. ―――― E. M. T. 41, 42. Die militärische Verwendung des elektrischen Lichtes. - Nd. M. S. VIII, IX. Die Luftschiffahrt und die Militär-Brieftauben. ――――― B. R. M. 11. Die Militär-Luftschiffahrt. - Sp. R. C, V, 1. Die Organisation der Militär-Telegraphie in den verschiedenen Heeren. --- Sp. M. I. XII, XIII. Die Militär-Luftschiffahrt. - Sp. M. I. XII, XVI. Das Schnelltelegraphieren. - Sp. M. 1. XVII.

VII. Militär- Verwaltungswesen (auch Verpflegung , Bekleidung und Ausrüstung ). Die Packpferd- Zeltdecke. - M. W. 60. Fütterung von Dienstpferden mit (ausgebrautem) Gerstenmalz. - M. W. 64. A. M. Z. 53, 54, 55. Die Einführung der Seefische in die Truppen-Küchen. Die Condition des Dienstpferdes. - I. R. A. Sept. Die Beziehungen der Ernährung und Gesundheitspflege zu der sogenannten ,,Condition" unserer Dienstpferde. w wxnxcom J. A. M. Aug.

O. S. M. V, VI. Mühlen als Hilfsmittel der Requisitions-Verpflegung im Kriege. Über die Feldausrüstung des Infanteristen und die Compagnie-Munitionswagen. 0. W. V. XXXIV, 5. Die Beziehungen zwischen den Operationen und dem Verpflegswesen im Kriege 1870 und 1871. -- O. W. V. XXXV, 1. Der österreichische Compagnie-Munitionswagen M. 1886. -――――― O. U. W. 65. Die Feldausrüstung des bulgarischen Infanteristen. - 0. A. B. 28. Über Armeeverpflegung . - 0. A. B. 33. Projekt einer leichteren Infanterie-Ausrüstung vom k. k. Oberlt. d . R. H. Towarnicki. --- 0. A. B. 34. Der Verpflegungsdienst bei der italienischen Armee in Kriegszeiten. - F. C. M. 30, 31. Der beste Hufbeschlag. F. C. M. 35. Das Tragen des Säbels am Sattel. ―――― F. A. M. 1174.

Vorschläge für Bepacken und Kopfzeug der Artillerie- Pferde. - F. R. A. Aug. Einiges über das Porengebifs für Kandaren und Trensen. - Sch. M. Z. 35. Die Ausrüstung des Infanteristen . -- Schw. K. H. XV, XVI, Über die Ausrüstung und Bepackung des Infanteristen . - N. M. T. VIII. Das Verpflegungs- und Etappenwesen bei der III. deutschen Armee im Kriege 1870/71 von Beginn des Krieges bis zur Kapitulation von Paris. D. M. T. 111, IV.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

103

VIII. Militär- Gesundheitspflege (auch Pferde kunde ) . * Militärmedizin. Kurze Darstellung des gesamten Militär-Sanitätswesens von Mit 37 Abbildungen Dr. H. Frölich , königl. sächs. Oberstabsarzt I. Kl. in Holzschnitt. ―――― gr. 8° - 762 S. - Braunschweig, Frd . Wreden . - 16 M.

Des plaies de l'intestin par armes à feu , par J. H. Barnard , docteur en médécine. ――― 8º ― 87 p. - Paris, Davy. Die medizinischen Frauenkurse beim Kriegsministerium in Petersburg. - I. R. A. Aug. Die sanitäre Bekämpfung der Kriegsseuchen im Grofsen in einem Feldzuge jenseits der Karpathen u. s. w. - 0. S. M. V, VI. Über Antisepsis im Felde. - 0. W. V. XXXV, 1. 0. U. W. 54. Über die ärztliche Hilfe während des Kampfes. Der Gesundheitsdienst und das Militärgesetz. - F. A. M. 1171–1173. F. A. M. 1187. Die Sanitätszüge. Die Gesundheitspflege im Heere. - I. R. Juli.

IX. Militär-Rechtspflege (auch Völkerrecht im Kriege). bürgerlichen Rechtsverhältnisse der Militärpersonen des deutschen Heeres und der kaiserlichen Marine. Zum Hand gebrauch für Militär- und Civilbehörden, insbesondere für Auditeure und untersuchungsführende Offiziere, sowie für Gerichte, Staatsanwälte und Rechtsanwälte bearbeitet von Dr. P. Daude , Universitätsrichter bei der Zweite , vermehrte königl. Friedrich -Wilhelms-Universität zu Berlin. Auflage. ― 80 ――― 479 S. Berlin, H. W. Müller. * I. Erklärung der Kriegsartikel nebst Beispielen und einem Anhang über Beschwerden und Gesuche. - II. Die Militär - Gerichtsbarkeit. Zur Benutzung bei Instruktion der Soldaten. Von M. v. A. , Major. - kl. 8 - 36 S. - Rathenow, M. Babenzien . - 0,40 M. Studie zur Reform der * Frankreichs Militär - Strafprozefsordnung. * Die

Militär- Strafprozefsordnungen des deutschen Reiches und der österreichisch ungarischen Monarchie von Dr. Ernst Weibl , Hof- und Gerichtsadvokat in Wien. - 8⁰ - 54 S. - Wien, L. W. Seidel & Sohn.

Das Gefängniswesen in der österreichischen Armee. - I. R. A. Aug. O. S. M. V, VI. Unser Militär-Strafgesetz. Die unmittelbare und schleunigste Vorladung bei den Militärgerichten . — I. R. Aug. Das Brüsseler Protokoll über die Kriegsgesetze bei den zivilisierten Staaten. Sch. R. M. V1. Die Militär-Rechtspflege in den verschiedenen europäischen Heeren . — P. R. M. XII. Die Arreststrafen der Offiziere. - N. M. T. VIII. Die Behandlung von Ehrensachen. - D. M. T. II.

104

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

X. Militärisches Aufnehmen, Terrainlehre, Geographie, Karten wesen und Statistik. * Die Statistik des Militär - Ersatz - Geschäftes im deutschen Reiche Gesammelt und erläutert von Carl Michael , Herzog von Mecklenburg Strelitz , Doctor der Staatswissenschaften. V 80 - 116 S. Leipzig, Duncker & Humblot. ―――- 5 M.

Österreichische Kartographie. N. M. B. Juli-Aug. Über Kartographie. ― M. Z. R. 34, 35. Die türkischen Meerengen u, s. w. 10. S. M. V, VI. 0. W. V. XXXIV, 5. Das schwarze Meer. Mitteilung über die Fortschritte in einzelnen Gebieten der photographischen Technik und der photo-mechanischen Reproduktions-Verfahren . - 0. W. V. XXXIV, 5. Der Cylindrograph des Kommandanten Moëssard. ― F. C. M. 28. Die geodätische und astronomische Verbindung Afrikas und Europas ; Spanien Frankreich 1878-1882. - F. C. M. 34. 1. R. Aug. Die semaphorischen Stationen im Gebirge. Der Planigraph . -- I. A. G. Juli - Aug. Die Strafsen durch die französischen Pyrenäen. ――――― Sp. R. C. V. 3, 4, 5. Neuerungen auf dem Gebiete der Topographie. - Schw. K. H. X1, XII.

XI. Kriegsgeschichte (auch Regimentsgeschichten , Lebensbeschreibungen und Memoiren) . * Die Perserkriege und die Burgunderkriege. Zwei kombinierte kriegs geschichtliche Studien nebst einem Anhang über die römische Manipular Taktik von Hans Delbrück , Professor der Geschichte an der Universität Berlin. 80 – 314 S. -- Berlin, Walther & Apolant. - 6 M. * Der deutsch - dänische Krieg 1864. Herausgegeben vom Grofsen General stabe, Abteilung für Kriegsgeschichte. Zweiter Band. - Mit 8 Plänen , 390 S. Text, 4 Skizzen in Steindruck und 5 Textskizzen . gr. 8º 15 M. 189 S. Anlage. -- Berlin, E. S. Mittler & Sohn.

* Geschichte des 4. posenschen Infanterie - Regiments Nr. 59 bis Juli 1877 von Steinmann , Hauptmann und Compagniechef im 4. posenschen Infanterie-Regiment Nr. 59. Vervollständigt, mit Karten und Plänen ver sehen und fortgeführt bis April 1886 von Bober , Sekonde-Lieutenant und Adjutant im Regiment. - Mit einer Abbildung . 6 Skizzen und 2 Über sichtskarten in Steindruck. -- 89 - 140 S. ·――― Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 2 M. * Kritische Rückblicke auf den russisch - türkischen Krieg 1877/78. Nach Aufsätzen von Kuropatkin , damals Chef des Stabes bei General Skobelew, jetzt General im kais. russ. Generalstabe, bearbeitet von Krahmer, Oberstlieutenant im königl. preufs. Generalstabe, mit dem Rang eines Ab teilungschefs. - Neue Folge. 2. Heft (des ganzen Werkes 6. Heft) . Die Blockade Plewnas. Mit 2 Plänen. 8° - 226 S. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 2,50 M.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

105

* Schlachten- Atlas des neunzehnten Jahrhunderts. Zeitraum 1820 bis 10. und 11. Lieferung. Deutsch-dänischer Krieg 1864 zur Gegenwart. Nr. 3. Die Gefechte bei Ober-Selk und Jagel am 3. Februar 1864. Plan Die mit Text. Nordamerikanischer Bürgerkrieg 1861-65 Nr. 42. Schlacht bei Perryville am 8. Oktober 1862. Plan mit Text. - Der Krieg im Jahre 1866 in Österreich, Deutschland und Italien. - Österreich Nr. 8. Die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866. I. Die Schlacht bis 11 Uhr Vormittags . Plan A, Situation um 11 Uhr Vormittags, mit Text. - II. Die Schlacht nach 11 Uhr. Plan B, Situation gegen 4 Uhr Nach mittags, mit Text. Fol. Iglau, P. Bäuerle. - 2,65 M. jed. Lfrg. * Geschichte des königl. bayerischen 5. Infanterie - Regiments ( Grofs herzog von Hessen ) . II. Teil. Erste Hälfte : 1804-1811. Auf Grund archivalischer Forschungen verfafst von Gerneth , Hauptmann im Königl. 341 S. ― Berlin, E. S. Mittler & Sohn. - 5 M. Generalstabe. gr. 80 * Mitteilungen des k. k. Kriegs - Archivs (Abteilung für Kriegsgeschichte). Neue Folge. Herausgegeben von der Direktion des k. k. Kriegs-Archivs. 1. Band. Mit 4 Tafeln . Nebst Anhang : Kriegs - Chronik Österreich Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. - Verfafst im k. k. Kriegs -Archive. III. Teil : Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone , in Dalmatien und Bosnien . Mit 3 Tafeln. -- gr. 8° 344 und 40 S. Wien, L. W. Seidel & Sohn. ― * Die Entwicklung des Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit von Mitte des 11. Jahrhunderts bis zu den Hussiten kriegen. In 3 Bänden von G. Köhler , Generalmajor z. D. Dritter Band. Erste Abteilung. Die Entwicklung der materiellen Streit kräfte in der Ritterzeit. Mit 6 lithographierten Tafeln . - gr. 80 527 S. Breslau, W. Koebner . 15 M. rde Armée des Vosges 1870/71 . Souvenirs d'avantga , par P. A. Dormoy , officier aux francs -tireurs réunis , professeur . 127 p. --- Paris , Gauvaitre . Étude historique et tactique de la cavallerie allemande pendant la guerre de 1870/71 , par Jules de Chabot , major au 3. chasseurs - 1. par tie. 8⁰ ――――――― 158 p. 1 carte et 1 plan . Paris , Berger-Levrault. l ance edite Le maréchal Davout , prince d'Eckmüh . Correspond in , 1790 bis l g r e u m 1815 ( Pologn -Russie -Hambo ), par A. L. d'Eck üh , marquise de lle 320 p. ― Paris , Perrin . Bloquevi . 80 l 8⁰ - 239 p. avec portrait. Vie du généra Drouot , par Felix de Bona . Paris, Lefort. 1,50 fr. Historique du 1er régiment de Spahis Rédigé sur l'ordre et sous la direction du lieutenant-colonel. Béchade, commandant le régiment, par le 93 p. - Paris, H. Charles- Lavauzelle. capitaine Borelly. — 8º

Historique du 40. régiment d'infanterie de ligne, par Emile Coste , sous 4º ―― 254 p. et grav. - Paris, Chamerot. lieutenant. Die kriegerischen Ereignisse in Tonkin und China 1887. M. W. 52, 59, 69, 73. M. W. Die Armee des Königreiches Westfalen in den Jahren 1808-1813 . VI. Bhft. In Erfurt im Jahre 1803 errichtet, bei Auerstädt im Jahre 1806 vernichtet eine Regiments-Geschichte. - M. W. VII. u . VIII. Bhft.

106

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Die zweite Schlacht bei Plewna am 18. (30.) Juli 1877. ―

M. W. 74.

Der Feldzug des Grofsen Kurfürsten Friedrich Wilhelm gegen die Schweden im Jahre 1675 vom Main bis zur mecklenburgischen Grenze. - N. M. B. Juli, Aug. Der Bayern Kämpfe in Tyrol im Jahre 1809. -- N. M. B. Juli, Aug. N. M. B. Juli, Aug. Betrachtungen über den Feldzug 1859 in Italien. Die 7. Kavallerie-Brigade während der Jahre 1860–78 . - N. M. B. Sept. Friedrich des Grofsen Beziehungen zu seinen Generalen. - J. A. M. Juli, Aug., Sept. J. A. M. Juli - Sept. Zur Beurteilung des russisch-türkischen Krieges. Russische und türkische Heerführer im Kriege 1877/78. - J. A. M. Sept. Der Krieg zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika 1846-1848. ――· O. S. M. V, VI. Aus dem Leben Radetzkys. - 0. U. W. 47, 48. Die französischen Unternehmungen nach Tonkin. -――― F. S. M. 165–170. Die Savoyischen Freiwilligen ( 1792-1799). - F. S. M. 168. Das Geheimnis von 1812 . - F. S. M. 169, 170.

F. J. L. Aug. Die französische Armee und Marine vor der Revolution. Historische Übersicht der französischen Kavallerie-Regimenter. - F. R. C. Juni. Montbrun. -- F. R. C. Juli, Aug. Der General Margueritte. ― F. R. C. Juli. Der Kavallerie -Angriff bei Morsbronn. - F. R. C. Aug. Die Vorbereitungen zu dem Feldzuge Napoleons in Italien 1800 und die Bewegungen vor der Schlacht bei Marengo. - F. C. M. 25, 26. Bernadotte. - F. C. M. 27. Die erste Unternehmung gegen Constantine. - F. C. M. 32. Memoiren des Generals Landrieux 1796 - 1797. - F. C. M. 33, 34. Eine kurze Mitteilung über den Marschall Macdonald. F. C. M. 37. Aus der Geschichte des 1. Infanterie-Regiments. ― I. R. Aug. Die Belagerung von Ostende 1601-1604. Sp. R. C. V, 1. Die Schlacht an der Moskau. Sp. R. C. V. 1. Der deutsch-französische Krieg 1870/71. -- Sp. M. I. XII, XIII. Die Niederlage der französischen Republik 1870-71 mit besonderer Hinsicht auf die Ostarmee. - - D. M. T. II. Marschall Moritz von Sachsen und seine Kriegskunst. - D. M. T. III, IV.

XII. Marine -Angelegenheiten. La Marine et les grands marins français , par Raoul Postel , ancien 288 p. et grav. magistrat. - 8⁰ Paris, Degorce. - 4 fr.

Ein preufsischer Flottengründungsplan aus dem Anfange dieses Jahrhunderts. M. W. 63. Angriff und Verteidigung von Schiffen. - N. M. B. Juli - Aug. Die neuen englischen Torpedoversuche . - D. H. Z. 61, 62. Neue Kreuzer. D. H. Z. 66. Die englischen Flottenmanöver. - D. H. Z. 69. M. Z. R. 35. Die russische Kriegsflotte. - 1. R. A. Juli. Ein französisches Urteil über die deutsche Panzerflotte. -

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

107

I. R. A. Sept. Statistische Wertschätzung fremder Flotten. Über den Einflufs der Rotation der Sonne auf den Erdmagnetismus. A. H. M. VI Der Gebrauch von Öl zur Beruhigung der See. - A. H. M. VIII. Die Torpedoflottillen aller Seemächte. - J. A. M. Aug. Ein mafsgebendes Urteil über die englische Seemacht. - J. A. M. Sept. Über submarine Torpedoboote . - 0. A. B. 27. Über die Verwendung von unterseeischen Booten zu Kriegszwecken. -— O. M. S. IX. Der Seehafen Lyon. - F. M. 989. Der Dromoscop. - F. R. M. Juli. Das Fahren im Nebel. F. R. M. Juli. Die Flutenberuhigung durch Öl. - F. R. M. Juli. R. M. S. März. Das Seekriegsspiel . Das Torpedoboot „ Reni “. - R. M. S. März. R. M. S. März. Die Vorherbestimmung des Wetters vermittelst Karten . Über die Widerstandsfähigkeit der Torpedoboote des Systems Yarrow und des Bootes Bobi". - R. M. S. April. Das Torpedoboot „ Kotlin“ . -— R. M. S. April. Über die Schiffe mit geringstem Gegendruck. -- R. M. S. Mai. Die Torpedoboote. R. M. S. Mai. Die neuen und die alten Dampfer. - I. R. M. Juni, Juli, Aug. Die Marine -Ausgaben Italiens. I. R. M. Juni. Die italienischen Seeleute in England. - I. R. M. Juli, Aug. I. R. M. Juli, Aug. Die Rhede und der Hafen von Vordo. Die telegraphischen unterseeischen Linien. ――― 1. R. M. Juli, Aug. Die englischen Wasserstrafsen bei einem grofsen Seekriege. - 1. R. M. Juli, Aug. Die Flottenübung 1887. — E. A. N. 1437 , 1438, 1439. Einige Lehren aus den Seemanövern. - E. A. N. 1438. Die Torpedoboot-Flottille. - E. A. N. 1440. Die Kriegsschiffe der Erde. - E. B. A. 993. Was die Seemanöver nicht lehren. ― E. B. A. 999. Die Seemanöver. - E. A. H. 146-148. Die niederländische Marine und das Marine-Corps. ―――― N. M. S. VII.

XIII.

Verschiedenes.

* Historische und politische Aufsätze von Hans Delbrück. - 80 -356 S. Berlin, Walter & Apolant. -- 6 M. * Das deutsche Offizier corps und seine Bedeutung für Königtum und Gesellschaft. Von Old . v. Uechtritz. ――― 8⁰ - 46 S. - Heilbronn, Gebr. Henninger. - 1 M. * Die Stellung der Offiziere gegenüber den Studenten in den Univer sitäts - Städten. Von Robert Wild - Queisner. - 8º - 28 S. Berlin, Hammer & Runge. - 0,50 M. * Das Duell und die Offiziere. Zeitgemäfse Betrachtungen von G. O. Hilder, Major a. D. -8° - 37 S. - Berlin, Hammer & Runge. 0,75 M. * Vorschläge zur Verminderung der Militärlasten. Von Oskar Ase missen , Rechtsanwalt in Detmold . -- 8° ―――― 14 S. --- Bielefeld, A. Hel mich. -

108

Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren, in den

Zeiger der Fahr- und Frachtgebühren zu dem vom Bundesrat be schlossenen „ Militärtarif für Eisenbahnen " vom 28. Januar 1887 (Reichsgesetz-Blatt S. 97 ff. ). - Aufgestellt von J. W. - gr. 8° - 43 S. Berlin, Liebelsche Buchhandlung . -

* Unsere Offiziere a D. Ein Schattenbild aus dem sozialen Leben von G. 0. Hilder , Major a D. ― 8° - 48 S. - Berlin, Hammer & Runge. 0,50 M. * Frankreich und die französische Armee. Ein Sattelbuch für den Feld gebrauch. 14. Auflage. - kl. 80 - 48 S. mit Uniformbild. ―――― Leipzig, E. S. Mayer. - 1,20 M. * Russland und die russische Armee. Ein Sattelbuch für den Feldgebrauch . ――― Nebst einem Anhange über die rumänische, serbische und bulgarisch Leipzig, 50 S. mit Uniformbild. kl. 8º ostrumelische Armee. E. S. Mayer. - 1,20 M. * Lieutenants Lieben und Leiden. Von Robert Wild - Queisner. 80 — 125 S. ---- Berlin, Hammer & Runge. - 1 M. * Der Soldatenfreund . Kalender für katholische Soldaten. Von P. Hermann 1888. Donauwörth, Koneberg , O. S. B. , Pfarrer. kl. 8º --- 94 S. L. Auer. -* Dislokation und Einteilung der französischen Armee. Nach authen tischen Quellen in übersichtlicher Weise zusammengestellt. wxxxcom 80 ―――- 40 S. - 1 M. Leipzig, Moritz Rühl. — * Braucht Deutschland eine Kolonial - Armee? Von Eugen Friese , Hauptmann a. D. — 8º - 76 S. ― Dresden, Friese & v. Puttkammer. 1,50 M. * Der Infanterist im Felde. Dem Soldaten eine kurze Erinnerung an seine Berlin, E. S. 16 S. Pflicht, wenn das Vaterland ruft. - 2. Auflage. Mittler & Sohn. - 0,10 M. * Taschenkalender für das Heer mit Genehmigung des Königlichen Kriegs ministeriums herausgegeben von W. Freiherr v. Fircks , Oberstlieutenant und etatsmäfsiger Stabsoffizier des 1. schlesischen Grenadier- Regiments Nr. 10. Elfter Jahrgang 1888. (Dienstjahr vom 1. Oktober 1887 bis 4 M. 480 S. Text. - Berlin, A. Bath. 30. September 1888. ) Dix sept Le général Boulanger reformateur de l'armée française. mois de ministère et la loi organique, par S. de Chorski. -- 8⁰ ――――― 167 p. 3 fr. Paris, Denter. Le Vade - mecum de l'officier l'infanterie en route, aux manoeuvres, en 269 p. 8° campagne, par G. Le Noir , lieutenant au 121 , d'infanterie. - Lyon, Pelletier. La prochaine campagne de Belgique , la bataille de Namur et la passage de la Meuse par Lucien Victor Meunier. ―――――― 180 -- Paris, L. West hausser. - 1 fr. Carnet de poche à l'usage des officiers d'artillerie , par K. Plessix , lieut.-colonel d'artillerie. - 180 542 p. - Paris, Berger-Levrault. Russia's power of attacking India . By Charles Narvin , author of ,,The Russians at the Gates of Herat" , etc. - With 4 maps , including one 32 S. 3 D. 80 of te New-Russo -Afghan Frontier.

milit. Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen Aufsätze.

109

Zur Verdeutschung der Fremdwörter in unserer Heeressprache. - M. W. 55, 58. Ein Mittel gegen Müdigkeit. - M. W. 61. M. W. 64. Die Fremden im französischen Dienst in Algerien. Der Urheber des preufsischen Infanterie-Schnellfeuers . - M. W. 65. Die Namen der altdeutschen Artillerie und der Handfeuerwaffen. - M. W. 67. M. W. 75. Zur Beförderungsfrage im deutschen Heere. Reiterliche Skizzen. - N. M. B. Juli, Aug. Schweizerische Anstrengungen für die Hebung des nationalen Wehrwesens . N. M. B. Juli, Aug. D. H. Z. 48. Deutschlands Heer im Spiegel französischer Anschauung. I. R. A. Aug. Frankreichs Revanche-Gelüste sind Deutschlands Segen. Armee-Instruktion in Persien . - 1. R. A. Aug. 1. R. A. Alfred Krupp und seine Bedeutung für die Fortschritte der Artillerie . Sept. Volksschule und allgemeine Wehrpflicht. - O. S. M. VII, VIII. Die Eisenbahn Herpelje-Triest. ― 0. U. W. 57. Einiges über unsere Festungs -Artillerie. O. M. Z. 46. Wie sind unsere Offiziere beritten ? O. M. Z. 50, 51, 53. Vergangenheit und Gegenwart der militärischen Gesetzgebung und Verwaltung F. S. M. 165. Kleine Ursachen, grofse Wirkungen. Das Geheimnis von 1812. - F. S. M. 169. Vergleich des französischen Kriegspferdes mit dem deutschen. - F. J. S. Juni. F. C. M. 29. Soll man die Pferde bei Ankunft im Quartier gleich absatteln? Die Ansicht des Prinzen von Ligne über die Kavallerie. F. C. M. 37. Über die Anfertigung des Seilwerks. F. R. A. Juli, Aug. Das Kirgisenpferd als Material für die Remontierung der russischen Kavallerie. R. W. S. Juni, 1. R. Juni. Der militärische Geist und die National-Anstalten . Die Moral der Truppe. -- 1. E. Juni. I. R. Juni. Der Corpsgeist und der militärische Nationalgeist. Abessynien. 1. R. Juni. 1. R. Juli. Friedrich II., die Klassiker und das Lateinische. I. R. Aug. Das Heer und die Kriegsmanöver. Militärische Ansichten. - 1. R. Aug. Das electro-metallurgische Institut zu Casarza. ―――― I. A. G. Juli, Aug. Die österreichisch-italienische Grenze. Sp. R. C. V, 3. Die belgische und holländische Grenze. - Sp. R. C. V, 4, 5. P. R. M. Waffensammlungen und portugiesische Arsenale im 16. Jahrhundert. VI. P. R. M. XV Das Heer eine Schule des Gehorsams und der Moralität.

Druck von A Haack in Berlin NW , Dorotheenstr. 55.

T

Zusammenstellung der Kavallerie -Angriffe

Anlage I.

Zusammenstellung

1.

2.

3.

Nr. und Seite des General stabs werks.

Schlacht und Stunde des Angriffs.

1) Zweck des Angriffs. 2) Urheber des selben.

Wörth. 6. August 1870. Nachmittags 1 Uhr.

1) Entlastung des rechten Flügels der Franzosen, 2) Oberleitung.

Wörth. 6. August 1870. Nachmittags 3 Uhr.

1) Entlastung des 7 preussische rechten Flügels Bataillone der Franzosen. (4-5000 Gewehre) 2) Oberleitung. mit 7 preussi schen Batterien des 11. Armeekorps.

I.

S.

257-260

II.

S. 271-272

5.

Stärke und nähere Bezeichnung der

Formation der

Infanterie.

Kavallerie.

Infanterie .

Kavallerie.

7 preussische Kompagnien (1400 Gewehre) und zwar 6 des Regts. Nr. 32 und 1 Pionier kompagnie.

Die franz. Kür. brigade Michel (8. u. 9. Kür.- Reg. und einige Schwa dronen des 6. Lancier- Rgts., zusammen über 1000 Reiter.

Breite Fronten. Die Kompagnien u. Halbbataillone in Linie. Stehend,

Stoss in 3 Staffeln von je 1 R a) Eskadrons kolonne. b) Lini?. 1 Schwadros folgt in Zug kolonne. c) unbekannt.

Die französische Kav. Division Bonnemains zu 2 Brigaden. Im Ganzen 4 Kür Rgtr. oder 16 Schwadronen (1600 Reiter).

Einzelne Knäule ; im Allgemeinen entwickelte Schützen schwärme.

Die einzelnen Regimenter attackieren schwadronsweise in halben Regimentera.

Wörth. 1) Verfolgung des Teile der zurück geschlagenen strömenden 6. August 1870. französischen 5 französischen Von 3 Uhr Nach Heeres . Divisionen der mittags bis zum Einbruch der Mac Mahon'schen 2) Oberleitung. S. Armee. Nacht (8 Uhr Abends). 284-290

S. 352-354

Spicheron. 6. August 1870. Abends 6 Uhr.

1) Erweiterung des Erfolges der Preussen auf den Spicherer Höhen. 2) Oberleitung.

Kavallerie - Angriffe

4.

III.

IV.

der

Der preussischen Kavallerie weit überlegene franz. Infanterie mit Artillerie vom 2. Korps

5 preussische, 6 bayrische, 7 württem bergische Schwadronen, zusammen 2600 Reiter.

Preussisches Husaren-Rgt. Nr. 17 mit 4 Schwadronen, etwa 600 Reiter.

Infanterie in voll Die Schwadrone ständiger Auf bezw. Regimenter lösung auf dem (14. preussisches Husaren-Rgt. Rückzug. 2. bayrisches Ulanen-Rgt , 4. württem bergisches Reiter Rgt.) handeln je für sich.

1 Schwadron versucht aufzumarschieren.

II

auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71 .

auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71.

6.

7.

Gelände günstig bezw, ungünstig für Infanterie 1) Schussfeld. Kavallerie. 2) Deckung.

8.

9.

10.

Abwehr durch

Verlust der

Angriffs

Feuer.

punkt. Beginn.

Art.

Ausser ordentlich ungünstig.

Front der Infan terie.

Gegen Gegen b) auf b) wohlge zieltes Feuer, 300 Schritt. gegen c) 1 Salve, dann wirksames Schnellfeuer.

1) Günstig. 2) Durch Zäune und Anpflan zungen gedeckt.

Äusserst ungünstig.

Front der Infan terie.

Verheerendes Schnellfeuer.

1) Im allge meinen günstig . 2)Waldungen und Örtlich keiten ge währen Deckung.

Vielfach ungünstig.

Beide Flanken der Infan terie.

1) Günstig. 2) Hinter künstlichen und natür lichen Deckungen .

Für Kavallerie kaum betretbar. 1

1) Freies Schussfeld . 2) Die vor handenen Deckungen werden nicht benutzt.

blanke Waffe.

Infanterie.

Ganz unbedeutend.

Kavallerie.

Ergebnis des Angriffs,

a) In wenigen Zeitgewinn zum Augenblicken unbehelligten Abzug des ungeheure Verluste. äussersten rechten Flügels der Die Brigade Franzosen, war ver nichtet.

Keine Verluste.

Grosse Verluste, ungefähr , der Stärke.

Ohne Wirkung .

16 Offiziere, 1993 Mann werden gefangen, 240 Pferde, 16 Ge schütze, 1 Fahne, 100 Fahrzeuge erbeutet.

4 Offiziere, 40 Mann, 14 Pferde.

Sehr wirksame Verfolgung .

Keine Verluste.

2 Offiziere, 19 Mann, 32 Pferde.

Versuch.

III

1. Nr. und Seite des General stabs werks. V.

Zusammenstellung der Kavallerie -Angriffe

2.

S. 481

VII.

Schlacht und Stunde des Angriffs.

1) Zweck des Angriffs. 2) Urheber des selben.

Spicheren. 6. August 1870. Abends 7 Uhr.

1) Deckung des Abzuges der Franzosen. 2) Oberleitung.

S. 574

IX.

S. 575-576 X. S. 576-578 XI.

S.

Formation der Bezeichnung der

Infanterie.

Kavallerie.

2 preuss . Kom 2 Schwadronen pagnien 5. Rgts. franz. Dragoner Nr. 55 und 3. Jä Regiments Nr. 12, etwa 200 Reiter ger-Bataillons Nr. 7, etwa 440 Gewehre.

Colombey-Nouilly. 1) Verfolgung eines abge 14. August 1870. wiesenen Vor Abends 6 Uhr. stosses preuss. Infanterie. 2)

2 preussische Jäger-Kom pagnien, 3. und 4. Jäger-Bataillons Nr. 1, etwa 400 Gewehre

Vionville-Mars la Tour. 16. August 1870 Mittags 12 Uhr.

Verfolgung geworfener französischer Infanterie. 2) Oberleitung.

Die französischen 2 preussische Infanterie-Bri Schwadronen, 2. des 2. Garde gaden Pouget und Colin, Dragoner-Regi ments und 1. des 6 Bataillone, etwa Husaren-Rgts. 3-4000 Gewehre. Nr. 17, zusammen 280 Reiter.

Vionville-Mars la Tour. 16. August 1870. Nachmittags 122 Uhr.

2 preussische 1) Herstellung des Gefechts Kompagnien, auffranzösischer 6. und 7. Regi Seite. ments Nr. 52, etwa 270 Gewehre. 2) Oberleitung .

1)

S. 566

VIII.

5.

Stärke und nähere

S. 368-370

VI.

4.

3.

1 Schwadron französischer Kürassiere (100 Reiter).

Infanterie.

Kavallerie.

In Gefechts formation entwickelt.

Schützenlinie.

Französisches Linie, beide Kom Stoss in 2 Staffels Garde-Kürassier pagnien neben zu je 2 Sches einander, das dronen, 1 Schwa Regiment mit 2. Glied macht 5 Schwadronen, dron folgt als 3. Treffen, etwa 500 Reiter. Kehrt.

Vionville-Mars 1) Verfolgung la Tour. geworfener französischer 16. August 1870. Infanterie. Nachmittags 1234 Uhr. 2) Oberleitung.

Die Bataillone zweier Brigaden des 2. franzö sischen Corps, etwa 2000 Gewehre

Preussisches Hosaren-Regi ment Nr. 11, 4 Schwadronen, etwa 560 Reiter.

Trümmer weichender, in wilde Flucht auf gelöster Infanterie.

Wahrscheinlich Linie.

Vionville-Mars 1) Verfolgung la Tour. geworfener französischer 16. August 1870. Infanterie. Nachmittags 1 Uhr. 2) Oberleitung.

Französische Grenadier Division Picard mit Artillerie, etwa 8000 Gewehre

6. preuss, Kav. Division mit 5 Schwadronen Divisionskavall., zus. 22 , Schwdr., etwa 3100 Reiter.

Geschlossene, entwickelte Abteilungen.

Eine Reihe dicht aneinander geschlossener Es cadronskolonier 1 Regiment in Linie.

Vionville-Mars la Tour. 16. August 1870. Nachmittags 2 Uhr.

6. französisches Corps, 21 Ba taillone mit Artillerie, etwa 1600 Gewehre.

Preussische Kavalleriebrigade Bredow, 6 Schwadronen, 800 Reiter.

Massirt

Linie.

1) Abwehr eines drohenden An griffs des 6. französischen Korps. 2) Oberleitung.

585-589

XII. S. 618-619

13. französisches Vionville-Mars Rettung ver la Tour folgter prenssi Linien-Regiment, Infanterie. scher 3 Bataillone, 16. August 1870. etwa Abends nach 2) Oberleitung Gewehre. 2000 5 Chr.

a) 1 preuss. Garde Die französische Infanterie ballt Drag.-Rgt. mit sich um ihren 3 Schwadronen , etwa 400 Reiter. Adler zusammen. b) 2 Schwadr, des Kür.-Rgts. Nr. 4, 280 Reiter 1

Linie

auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71.

6.

8.

9

Abwehr durch

Verlust der

7.

Gelände günstig bezw. ungünstig für Infanterie 1) Schussfeld. Kavallerie. 2) Deckung.

IV

10.

Angriffs Feuer.

punkt

1) Durch die die Dunkel heit be schränkt. 2)

Günstig.

Front der Infan terie.

1) Günstig. 2)

Günstig.

Front der Infan terie.

blanke Waffe

Ergebnis des Angriffs.

Infanterie.

Kavallerie.

Keine Verluste.

4 Offiziere, 25 Mann, 25 Pferde.

Der bereits ernst lich gefährdete Abzug wird ermöglicht.

Keine Verluste,

Grosse Verluste.

Ohne Erfolg.

Unbekannt.

Grosse Verluste, etwa 100 Pferde.

Ohne Erfolg.

1 Offizier. Weiteres unbe kannt.

22 Offiziere. 208 Mann, 243 Plerde.

Ohne Erfolg .

Unbekannt,

1 Offizier, 21 Mann, 28 Pferde.

Wirksame Verfolgung.

Schnellfeuer und heftiges Feuer.

Keine Verluste.

Nicht uner hebliche Verluste, etwa 200 Pferde.

In Folge des Vor gehens der Ka vallerie kann die preuss . Gefechts linie vorgescho ben werden ,

Heftigstes Feuer.

Unbekannt. Die Infanterie wird überritten, durchbrochen und zusammen gehauen.

16 Offiziere, 363 Mann, 409 Pferde.

Abwendung der drohenden Gefahr, Einnahme lang bestrittener Stellungen durch die preuss. Infant., Zurücknahme ver brauchter Trupp.

Beginn.

Art.

Nächste Nähe,

Ruhiges Feuer.

Günstig.

1 1) Günstig. 2)

1) Günstig. 2) In Deck ungen des Feldes und Chaussee gräben,

Im Allge meinen günstig.

Front der Infan terie.

Günstig.

Rücken der Infan terie.

Günstig.

Front der Infan terie.

Günstig, gedeckte An näherung.

Front der Infan terie.

Auf Mörderisches Schnellfeuer 250 und Schritt. ruhiges, sicheres Feuer.

Nächste Nähe.

a) Ungünstig. Flanke Grössere Entfer der b) Günstig. Infan nung. terie.

Heftiges Feuer.

Unbekannt. a) 7 Offiziere, a) Die eigene In Die Infanterie 125 Mann, fanterie wird be wird mehrfach freit, die feind 250 Pferde, liche zum Rück b) etwa durchbrochen und überritten. 20 Mann und zug gebracht. b) Angriff wird 20 Pferde. nicht durchgeführt. 8

Zusammenstellung der Kavallerie -Angriffe

V

1. Nr. und Seite des General stabs werks. XIII.

2. Schlacht und Stunde des Angriffs.

4.

5.

Stärke und nähere Bezeichnung der

Formation der

3. 1) Zweck des Angriffs. 2) Urheber des selben.

Infanterie.

Kavallerie

Infanterie .

Vionville-Mars 1 ) Entscheidung zu Gunsten der la Tour. Preussen. 16. August 1870. Abends 7 Uhr. 2) Oberleitung.

Starke franzö sische Infanterie mit Artillerie, Teile des 2., 6. und Gardekorps.

6. preuss. Kaval lerie-Division. a) 14. Kavallerie Brigade (Grüter) mit 12 Schwa dronen, 1600 Reiter, handelt getrennt von b) 15. Kav. Brigade (Schmidt) mit8 Schwadronen Husaren und 21 Schwadronen Dragoner; zusammen 1300 Reiter.

Schützenlinien, Massen, Geschlossene Trupps.

a) 2 Schwadrone im Vordertreffe Rest folgt rech und links über. flügelnd in geis neten Escadrons kolonnen. b) 2 Treffen : 1) Stosstref ... 2 Regimente: in Linie. 2) Abwehrtze 3 Schwadrones in geöffneten Es cadronskolonnen

Gravelotte St. Privat. 18. August 1870 Nachmittags 3 Uhr.

1) Verfolgung französischer Infanterie. 2) Oberleitung.

Starke franzö sische Infanterie.

Preussisches Ulanen-Regiment Nr. 4 mit 4 Schwadronen, 560 Reiter.

Schützenlinien.

Escadrons kolonne.

Gravelotte St. Privat. 18. August 1870. Abends 6 Uhr.

1)

Einige französische Schwadronen ,

Zum Gefecht entwickelt.

2. Regiment Chasseurs d'Afrique, 4 Schwadronen, 4-500 Reiter.

Zum Gefecht aufgelöst,

S. 636-639

XIV.

S.

Kavallerie.

808-815

XV. S 851-852 XVI. S. 873-874 XVII.

2)

Gravelotte St. Privat. 18. August 1870. Abends nach 6 Uhr.

Gegenstoss 4-5 Kompagnien gegen einen des 1. preuss . stockenden Garde-Regiments, etwa Angriff preuss. 5-600 Gewehre Infanterie. 2) -

Epense. 25. August 1870. Nachmittag.

1 ) Vereitelung des Weitermarsches französischer Infanterie, bezw. Gefangennahme derselben. 2) Kavallerie befehlshaber.

4. französisches Mobilgarden Bataillon, 1000 Gewehre.

6. preussische Kavallerie-Divis., 4 Regimenter, 16 Schwadronen, etwa 2000 Reiter mit 1 Batterie. Zum Angriff gelangen nur 21 , Schwadronen, 280 Reiter.

Marschkolonne. Vereinzelt marschierende Abteilungen.

Beaumont, 30. August 1870. Abends 6 Uhr.

1)

Aufhalten vordringender preuss. Infant.

10. Kompagnie preuss, Inf.-Rgts. No. 27, etwa 200 Gewehre.

1 französische Schwadron, etwa 100 Reiter,

Schützenlinie.

S. 973-974

XVIII.

S. 1088 XIX . S. 1088 1090.

2. Bataillon Gegenstoss gegen einen 1. preuss. Garde stockenden Grenad.-Rgts. mit Angriff preuss. Artillerie, etwa Infanterie. 6-700 Gewehre.

1)

2)

Beaumont, 30. August 1870. Abends 6 Uhr.

5. französisches 1) Notwehr fran 10. Kompagnie zösischer Kav. preuss. Regiments Kürass.- Regiment, Nr. 27, etwa Kavallerie 4 Schwadronen, befehlshaber. etwa 400 Reiter 200 Gewehre,

2)

Schützenlinie in Hakenform mit einspringen dem Winkel.

21, Schwadronce attackieren staff weise; die Rep menter ble.bet, im Übrigen geschlossen

auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71.

7.

Abwehr durch

Verlust der

10. Ergebnis des

Feuer.

punkt.

Mangel an Übersicht in Folge der Dunkelheit.

Günstig. In Deck ungen.

Ungünstig. Es wird ein Engweg unter wirksamem feindlichem Feuer überschritten.

) Günstig. Deckung am Rand einer Wiesen mulde.

Günstig.

Front der Infan terie.

Günstig.

Linker Flügel der Infan terie.

Günstig.

Front und Rücken der Infan terie.

Deckung durch Gräben und Büsche,

9.

Angriffs

1) Durch die Dunkelheit beschränkt.

Gut. C

8.

Linker Flügel der In fanterie.

Beginn.

Art.

Nächste Entfer nung.

Lebhaftes Feuer.

blanke Waffe.

Schnellfeuer.

Infanterie.

Kavallerie.

Angriffs.

Unbekannt. Liegende Schützenlinien werden durch jagt, geschlossene Infanterie Trupps gesprengt.

Ansehnliche Verluste, etwa 160 Pferde.

a) Angriff wird nicht durch geführt b) Die franzö sische Infanterie räumt das Schlachtfeld.

Keine Verluste.

4 Offiziere, 49 Mann, 101 Pferde.

Versuch.

Keine Verluste.

Unbekannt.

Angriff wird nicht durchgeführt.

Keine Verluste.

Grosse Verluste.

Ohne Erfolg.

4 Offiziere, 18 Mann ; das Übrige wird gefangen genommen,

1 Offizier, 5 Mann,

Gefangennahme des Bataillons.

Keine Verluste.

Keine Verluste.

Versuch,

Keine Verluste.

11 Offiziere, 100 Mann, über 100 Pferde.

Ohne Erfolg.

-

Flanke Grösste Ungünstig der durch die Be Nähe. wegung berg Infan an in weichem terie. Boden.

Schnellfeuer.

Ge brauch des Ba jonetts.

*8

6.

Gelände günstig bezw. ungünstig für Infanterie 1) Schussfeld. Kavallerie. 2) Deckung.

VI

VII

1. Nr. und Seite des General stabs works.

Zusammenstellung der Kavallerie -Angriffe

2. Schlacht und Stunde des Angriffs.

3. 1) Zweck des Angriffs. 2) Urheber des selben

XX.

4.

5.

Stärke und nähere Bezeichnung der

Formation der

Infanterie.

Kavallerie.

Infanterie.

Kavallerie.

Sedan. 1) Wegnahme 1. September 1870. ungedeckter Morgens nach preussischer Artillerie. 9 Uhr. 2) Kavallerie S. 1217 befehlshaber. 1218

Französische 3 unmittelbar 5 preussische Ausgeschwärmte Kavallerie-Bri Schützenzüge mit hintereinander Kompagnien gade Galliffet Regiments Nr. 87 Unterstützungs folgende Treffer bezw. 82, etwa mit 3 Regimentern trupps. zu je 1 Regimezi. 700 Gewehre und 2 Schwadr., zusammen mit Artillerie. 17 Schwadronen, 16-1700 Reiter,

Sedan, 1) Zurückwerfen französischer 1. September 1870. Infanterie. Nachmittags 1 Uhr. 2) Kavallerie S. 1232 befehlshaber. 1233

Schützen einiger französischer Bataillone.

XXI.

1 , Schwadronen 3. preussischen Garde-Ulanen Regiments, 200 Reiter.

Schützenlinie.

2 Züge ausfallend mit unmittelbar folgender geschlossener Schwadron.

Etwa 40 preuss. Sedan. Die französische Gelöste Truppen Gelöster innerer 1) Abwehr der Verband der verbände in 1. September 1870. Umfassung des Kompagnien der Kavalleriedivision franzö linken buntem Gemenge . Reitermassen Nachmittags Regimenter Margueritte, 1 Uhr. Schützenlinien, Die Schwadrozet, die Brigade sischen Flügels. Nr. 95, 32, 82, 83, attackieren breite Fronten, Savaresse 2) Oberleitung. 87, 46 u. 8. W., S. 1238 und mehrere etwa Knäuel, ge einzeln Schwadronen, 1243 schlossene Ab 8000 Gewehre. zusammen über teilungen und 30 Schwadronen, Trupps. 3000 Reiter. XXII.

auf Infanterie im ersten Teil des Krieges 1870/71 .

7.

6.

VIII

8.

9.

Abwehr durch

Verlust der

10.

Gelände günstig bezw. ungünstig für Infanterie. 1) Schussfeld Kavallerie. 2) Deckung.

Ungünstig, bergan.

1)Beschränkt. 2) Hinter Deckungen , Hecken, Gräben,

Ungünstig.

Feuer.

punkt.

Beginn Front der Infan terie.

1) 2) Unter stützungs trupps in Gebüschen.

Ergebnis des

Angriffs

Front der Infan terie.

Art.

Auf 60 Heftiges und Schritt. wirksames Schnellfeuer.

Heftiges Feuer.

Front, Kurze 2 Salven, Flanken Entfer sonst Schnell feuer und und nung. Rücken wohlgezieltes der Feuer. Infan terie.

blanke Waffe.

Infanterie.

Kavallerie.

Angriffs.

Keine Verluste.

Grosse Verluste.

Ohne Erfolg.

Unbekannt.

1 Offizier, 31 Mann, 47 Pierde.

Die feindlichen Schützen werden vorübergehend verjagt.

4 Generale, die Hälfte der Mannschaft,

Angriff der Preussen wird ungefähr 12 Stunde lang aufgehalten,

Ge Nur unbedeutende brauch Verluste. der Nah waffen.

IX.

Form

in ihrer Bedeutung Kavallerie

und

Geist

für das Gefecht und

zwischen

Infanterie.

Von Petermann , Premierlieutenant,

(Schlufs.) Die taktische Form.

B.

Die Infanterie.

Für die Beurteilung der Abwehr der Kavallerieangriffe durch die Infanterie ist zunächst die Erscheinung von Wichtigkeit , dafs alle diejenigen Angriffsstöfse, welche die Infanterie wirklich erreichten , auch von dem bezweckten Erfolge mehr oder weniger begleitet waren (IX , XI , XII , XIII 15. Kavallerie- Brigade, XXII ). Im Nahkampf mit der blanken Waffe blieb die Kavallerie der Fufstruppe gegen über stets im Vorteil.

Hieraus ergiebt sich , dafs es für letztere in

allen Fällen auf die Fernhaltung der Kavallerie ankam, was meistens durch eine kräftige Feuerwirkung gelang. Denn wenn auch bei einigen Angriffen ein bedeutender Teil der Stofskraft durch die Ungunst des Angriffsfeldes aufgezehrt wurde , so dafs der Überrest durch Feuer ohne besondere Mühe gebrochen werden konnte ( I , II ), so brachte doch ausschliefslich das Feuer der Infanterie -―― manch mal in Verbindung mit demjenigen der Artillerie - viele Kavallerie angriffe zum Scheitern , welchen die Bodenverhältnisse nur geringe oder keine Schwierigkeiten bereiteten (V, VI, VII , VIII , X, XII 4. Kürassiere,

XIII 14. Kavallerie - Brigade,

XV,

XVI ,

XIX,

XX).

Mit Bezug auf das Feuer also gewann die Form der Infanterie bei Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 2. 8

111

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

der Abwehr der

Kavallerieangriffe an

Bedeutung ; je

ergiebigere

Feuerentfaltung eine Form gestattete, desto brauchbarer erwies sich dieselbe. Unter diesem Gesichtspunkte sind im folgenden die ein zelnen angewandten Formen zu betrachten. 1. Die Schützenlinie . Fast jedesmal, wenn die Infanterie Kavallerieangriffe in Schützen linie empfing, gelang es ihr , den Stofs abzuweisen (VI , XV, XVI, XIX, XX, XXII ) . Das einzige Beispiel des Gegenteils (XXI) hat bereits oben seine Erledigung und Erklärung gefunden. Wurden bei einzelnen Gelegenheiten Schützenlinien durchjagt oder durch brochen (XIII 15. Kavallerie- Brigade, I 8. Kürassier- Regiment, XXII) , so mag dies im Allgemeinen nur geringen Schaden in der Infanterie angerichtet haben. Diese Form bot mithin auch beim Zusammen Aufserdem zeigten stofs selbst der Infanterie schätzbare Vorteile. sich die Schützenlinien nicht nur in der Front , sondern auch nach dem Rücken gleichermafsen feuerkräftig (XIX ) . Die in der

Schützenlinie errungenen Erfolge der Infanterie

lassen sich ohne Schwierigkeit auf das Wesen der Form zurück führen. Da in der Schützenlinie jeder Mann ungehindert laden , die ihm passendste Anschlagsart (stehend , kniend , liegend) wählen , daher die Treffsicherheit erhöhen konnte , so waren der Abteilung alle Mittel gegeben, die Feuerwirkung möglichst zu steigern. Gegen Schützenlinien hat aus diesen Ursachen die Kavallerie 1870 so viel wie nichts ausgerichtet und wird deshalb auch in Zukunft wohl daran thun , wenn möglich , Schützenlinien in der Front zu ver meiden. Die Nachteile der Schützenlinie liegen hauptsächlich in ihren schwachen Flanken und in der schwierigen Leitung. ― In den Zukunftsschlachten treibt das Feuergefecht die Massen der Infanterie auf beiden Seiten zu Schützenschwärmen auseinander : Den Verteidiger ,

um

durch

weitere Ausdehnung

seiner

Stellung

die

Wirkung seines Feuers zu erhöhen, den Angreifer, um durch Ver dünnung seiner Linie dieselbe Feuerwirkung abzuschwächen .

Nur

in den Augenblicken der Entscheidung, sobald beiderseits die ganze Macht eingesetzt wird , findet von selbst eine Verdichtung Massierung der vorderen Gefechtslinien statt. Bis zu einem gewissen Grade wächst dadurch allerdings die Feuerkraft ; indem sich aber die Lücken schliefsen und mehrere Glieder bilden , ver schwinden

mit der Schützenlinie auch ihre Vorteile .

Die dicht

gedrängte Stellung beschränkt den freien Waffengebrauch, und die Anstauung in mehrere Glieder schliefst das Feuer der hinten

zwischen Kavallerie und Infanterie.

befindlichen Leute aus.

112

Diese Umstände in Verbindung mit der

anschwellenden Masse sind Kavallerieangriffen günstig. 2. Der Schützenknäuel.

Nicht für alle Fälle haben die Schützenlinien ausgereicht.

Wo

die Angriffsstöfse gleichzeitig von verschiedenen Seiten her erfolgten , drängten sich die Schützen von selbst in die dichtere Gruppierung des Schützenknäuels zusammen. Da diese Form einfach herzustellen , leicht zu beherrschen und nach allen Seiten gleich feuerkräftig war, fand sie wiederholt mit gutem Erfolg Anwendung (II , XXII) . Wenn indes die Kavallerie nur in einer Richtung angreift , würde die Knäuelbildung eine Schwächung der Feuerkraft bedeuten . Grofse Knäuel erschweren

die Leitung und werden

von der Kavallerie

leichter auseinandergesprengt.

Zahlreiche kleine Knäule verleiten die Kavallerie zur Zersplitterung ihrer Angriffskraft. Ihre Stöfse gleiten an den kleinen Zielen vorbei in die dazwischenliegenden Lücken, wobei sich die Verluste der Kavallerie bis zur Aufreibung steigern können . 3. Die entwickelte Linie (breiter Haufen von geringer Tiefe). In entwickelter Front zu zwei Gliedern leisteten Infanterie Unterstützungstrupps, von verschiedener Stärke -

Abteilungen

Compagnien, Halbbataillone, Bataillone (I, VIII, XX, XXII)

der

angreifenden Kavallerie bei jeder Gelegenheit erfolgreichen Wider stand.

Dieser Formation war neben der Möglichkeit einer vollen

Entfaltung der Feuerkraft in Front und Rücken (VIII) noch der besondere Vorzug einer festen Gliederung eigen , in welcher die Ordnung und die einheitliche Führung unschwer erhalten werden konnten. Die kleinen , leichtbeweglichen Unterstützungstrupps , welche

sich

stets

der

Bodengestalt

anzuschmiegen

und

alle

Deckungen zu benützen verstanden , haben sich bei jedem Zusammen treffen

mit Kavallerie als sehr gefährliche Gegner gezeigt.

glichen gewissermassen den Stierkämpfern ,

Sie

welche sich durch ge

schickte Seitensprünge dem Stofs des anstürmenden Gegners ent ziehen , indem sie letzterem im Vorbeijagen mit sicherer Hand den tötlichen Stofs versetzen. aufmarschierter Die breitere , lückenlose Gestalt stärkerer

Infanterie -Abteilungen , der Compaguien , Halbbataillone u. s. w. gestattete zwar nicht den raschen Frontwechsel wie bei einzelnen Zügen , aber sie hinderte die Führer auch nicht , rechtzeitig die Truppe in diejenige Aufstellung zu bringen , welche der geeignetsten Schufs Die richtung entsprach (I 8. Compagnie Regiments Nr. 32).

8*

113

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

enggeschlossene Front der Infanterie stellte der anreitenden Kavallerie andererseits die günstigste Wirkung des Angriffsstofses in Aussicht, sofern der Anlauf durch die verschiedenen Widerstandsstufen des Geländes und Kraft hatte.

Feuers

bis

zur

Infanterie

hindurchzudringen

die

4. Die Massenform. Geschlossene, nach der Tiefe gegliederte, oder ohne bestimmte Bataillone , Regimenter in Form massierte Infanteriekörper Kolonne - welche wegen geringer Frontbreite zwar ihre ganze Feuerkraft nicht äussern konnten , wohl aber durch ihre Form selbst den Angriffsstöfsen der Kavallerie erheblichen mechanischen Wider stand entgegensetzten, sind bei mehreren Gelegenheiten ( XI , XIII ) durch die Kavallerie niedergeworfen worden . Bei solchen Zusammen stöfsen trat der Unterschied in der taktischen Gewandtheit zwischen der französischen und der deutschen Infanterie auffallend hervor. Jene verstand und vermochte es nicht, dem Erfordernis des Augen blicks Rechnung tragend , die zusammengezogenen , dichtgedrängten Massen rasch zu breiten , feuermächtigen Linien zu entfalten ; im Gegenteil , sie ballte ausgebreitete Fronten unter dem Druck des Angriffsstofses

zusammen

(XII ) .

Die

nachteiligen

Folgen

dieses

Verfahrens geben der Infanterie die klare und eindringliche Lehre, einen solchen

Grad der Ausbildung zu

erstreben ,

dafs

sie alle

Formen, welche die volle Feuerwirkung beeinträchtigen , in kürzester Zeit nach jeder Seite hin zur Linie entwickeln kann. die Masse,

desto

schwieriger ist

Je grösser

die Erfüllung dieser Forderung :

Die Führung und die Ausführung. 5. Das Carré. Das Carré, vor 1870 noch die hauptsächlichste, wenn nicht ausschliefsliche Gefechtsform der Infanterie zur Abwehr der Kavallerieangriffe, fand nach der Darstellung des Generalstabswerkes in dem ersten Feldzugsabschnitt des Krieges 1870/71 , wenigstens deutscherseits, aus folgenden Ursachen keine Anwendung. Während die geschlossene Gliederung, in welcher vor 1870 die Infanterie das Gefecht durchführte, es gestattete, auch nach eingetretenen Verlusten und ungünstigen Gefechten das Carré verhältnismäfsig schnell und geordnet

zu

bilden

(vergl .

die

beiden

Carrés

der

preussischen

Infanterie beim Rückzug von Langensalza), lagen diese Verhältnisse 1870 ganz anders. Der Feuerwirkung des Hinterladers gegenüber konnte nunmehr

die geschlossene Ordnung nicht weiter aufrecht

erhalten werden.

An ihre Stelle treten weitausgebreitete, mehr oder

zwischen Kavallerie und Infanterie.

114

weniger dichte Schützenschwärme , in welchen sich Truppen ver schiedener Verbände zusammenfanden . Sollte nun , nachdem der Kampf bereits stundenlang hin- und hergewogt und seine zersetzenden und auflösenden Einflüsse in vollstem Maſse geltend gemacht hatte, bei plötzlichem Kavallerieangriff eine solche Infanterie im Getöse der Schlacht durch kaum gehörte Kommandos oder Hornsignale zu Carrés zusammengefasst werden ,

so

hätte sich in der That

eine

Kavallerie glücklich schätzen müssen , in diese verwirrten , in der Carrébildung begriffenen Haufen hineinstofsen zu dürfen . Dennoch können Gefechtslagen eintreten, in welchen die Bildung des Carrés allein die Durchführung der Gefechtsaufgabe ermöglicht , in welchen dasselbe sogar für die Infanterie das einzige Mittel ist, sich drohender Kavallerieangriffe zu erwehren . Marsch von Vitry

nach

So wäre z. B. für das auf seinem

St. Menehould

durch die

6. Kavallerie

Division angehaltene 4. Mobilgarden- Bataillon (XVII) das Carré die zweckmäſsigste Form gewesen, um trotz der überlegenen gegnerischen Kavallerie die Fortsetzung des Marsches zu erzwingen . es bei den jetzt leicht denkbar ,

überall dafs

die

eingeführten Infanterie ,

Ferner ist

schnellfeuernden Gewehren nachdem sie im

Laufe des

Gefechtes alle Munition verbraucht hat, sich mit der letzten Patrone im Lauf angreifender Kavallerie gegenübergestellt sieht .

In solcher

Lage bleibt der Fufstruppe nichts übrig, als mit der blanken Waffe dem aufgepflanzten Seitengewehr ―――― den Widerstand zu ver suchen und auf diejenige Gruppierung zurückzugreifen , in welcher vor Einführung der Handfeuerwaffen Reiterangriffe abgewehrt wurden . Der ehemalige » Gevierthaufen « , das mittelalterliche Carré, tritt hier wieder vollkommen in sein früheres Recht ein . Die dichtgedrängte Masse mit ihren eisenstarrenden vier Seiten soll als ein Körper von äufserster Geschlossenheit das Eindringen der Kavallerie unmöglich maehen : Blanke Waffe gegen blanke Waffe , Stofs gegen festen Widerstand.

Masse gegen Masse,

Der Einfluss des Geistes . In jedem Heerkörper besteht eine natürliche, lebendige Wechsel wirkung zwischen Oberleitung und Truppe , so dafs es als ein seltener und unhaltbarer Ausnahmezustand angesehen werden muss , wenn

eine

treffliche

schlechte Truppen

Führung

keine Erfolge

unterstellt sind ,

erreicht ,

oder wenn

weil ihr

eine

vorzügliche

Truppe nichts leistet , weil sie schlecht geführt wird.

Eine ihrer

Aufgabe gewachsene, thatkräftige und zielbewufste Führung versteht

115 es ,

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht durch die

vorbereitende

Friedensschule

in

den

unterstellten

Truppen mit der Zeit jene Eigenschaften zu erziehen , jene Kräfte zu wecken , welche im Kriegsfall die höchsten Leistungen erzeugen. Da aber eine geringwertige und unzuverlässige Truppe die Führung nötigt , ihre besten und kühnsten Pläne unausgeführt zu lassen , so wird letztere alle Hebel ansetzen, um sich dieses Hemmschuhes bei ihren Entschliefsungen möglichst rasch zu entledigen und die Truppe brauchbar zu machen (Friedrich der Grofse und seine Kavallerie in und nach den schlesischen Kriegen).

Andererseits wird ,

da der

Keil nur von oben treibt, auch die tüchtigste Truppe unter dauernd schlechter Leitung bald eine ihrer guten Eigenschaften nach der anderen einbüfsen und schliesslich nur geringes leisten (das preussische Heer nach dem Tode Friedrichs des Grofsen bis 1806). Im Feldzuge 1870 nun verbürgten der Infanterie der Geist des unbedingten Gehorsams gegen die Befehle der Vorgesetzten , sowie eine treffliche taktische Ausbildung (VIII , XIX) , und in Fällen, wo die Führung fehlte oder durch die Verhältnisse ausgeschlossen und die Truppe sich selbst überlassen war, das wohlbegründete Vertrauen in die eigene Kraft und in die Leistungen der Feuerwaffe (XXII) Auch wo die die erfolgreiche Abwehr der Kavallerieangriffe. Infanterie in mifslicher Lage von Kavallerie angefallen wurde , be ziehungsweise werden sollte, bildete der innere Halt der Fufstruppen den Eckstein, an welchem die Bemühungen der Angreifer scheiterten (VI , VII , XV, XVI) .

Mangelten der Infanterie aber die genannten

Eigenschaften , so wurde sie eine Beute der Kavallerieangriffe (IX, ――――― XII , XVII) . Wo ferner durch verständnisvolle Erziehung und sorgfältige Pflege ritterlicher Sinn , eiserne Willenskraft und rücksichtsloser Todesmut von den Reiterführern in die Reihen der Kavallerie über tragen worden waren, da führte dieselbe ihre Angriffsstöfse wieder holt mit vernichtender Gewalt in die feindlichen Linien hinein (XI, XII) .

Doch die ganze Leistung liegt nicht in der Hand der

Truppe allein. als

einmal

die

Fehlerhafte Anordnungen der Führung haben mehr höchste

Tapferkeit

und

vollste

Hingebung

der

Kavallerie um den wohlverdienten Erfolg gebracht (I , VIII, XIX, XXII) . Andererseits fehlen aber auch dafür die Beispiele nicht , daſs die zum Handeln berufene Kavallerie versagte, bevor sie ihre ganze Kraft eingesetzt hatte (VIII 3. Lancier-Regiment, XII 4. Kürassiere, XV, XVIII).

zwischen Kavallerie und Infanterie.

116

Nicht nur in der Erziehung und Ausbildung äufsert sich der Geist der Führung , sondern vornehmlich auch in der Verwendung der Truppe und beim Gebrauch der Kampfmittel im Gefecht. A. Die Kavallerie. In den 22 dieser Abhandlung berichten

des

Generalstabswerks

zu Grunde gelegten Gefechts ist in 18 Fällen

der jeweilige

Urheber der Gefechtsthätigkeit der Kavallerie angegeben ; vierzehn mal hat letztere den Anstofs seitens der Oberleitung oder deren Organe erhalten und nur dreimal ist sie nach dem freien, selbst gefafsten Entschlufs ihrer eigenen Befehlshaber ins Gefecht ein getreten (XVII, XX, XXI) . Bei der Beurteilung dieser Erscheinung wird gewifs Niemand dem Oberbefehlshaber , an dessen Namen sich die Verantwortlichkeit für den Ausgang der Schlacht knüpft , das Recht bestreiten wollen , seine Kavallerie als einen Teil seiner Streit Ist er doch schon durch kräfte zur Entscheidung einzusetzen . seinen Überblick über den Stand der Schlacht sowohl im Ganzen, als auch eines Teiles zunächst am meisten in der Lage und berufen , über die Notwendigkeit oder Nützlichkeit, über den Zeitpunkt und Eingreifens der Kavallerie zu erkennen. Aber der

Umfang des

richtige und sachgemässe Gebrauch der Kavallerie erfordert ein sehr feines Verständnis für das eigenste Wesen dieser Waffe und einen Einblick in die Bedingungen für ihre erspriefsliche Gefechtsthätigkeit, wie ihn in der Regel nur die aus den Reihen der Kavallerie selbst Ohne hervorgegangenen Oberbefehlshaber eines Heeres besitzen. solches Verständnis sind Mifsgriffe in der Verwendung der Kavallerie unvermeidlich und und die eigentlichen Kavallerieführer vermögen meistens derartige Verstöfse durch die Art der Ausführung der Angriffe nicht mehr zu verbessern (I, II, IV, XIV, XIX , XXII ). Daher sollte der Oberbefehlshaber das ihm hinsichtlich der Kavallerie zustehende Verfügungsrecht mit weiser Selbstbeschränkung ausüben. Ist der Kavallerieführer in grofsen Zügen über die Absicht der Oberleitung aufgeklärt und mit allgemeinen Verhaltungsmafsregeln so können ihm die weiteren Einzelanordnungen füglich überlassen bleiben. Entgegengesetztenfalls würde die Kavallerie

versehen worden ,

jener Selbstständigkeit und Unternehmungslust beraubt, ohne welche In abwartender Zurück gerade diese Waffe nichts leisten kann. haltung würde sie bei ersticktem Thatendrang die besten Gelegenheiten zum Handeln unbenutzt vorübergehen lassen . Eine Kavallerie, welche nicht aus eigenem Antrieb im gegebenen Fall handelt, sondern erst einer Aufforderung bedarf, steht nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe.

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

117

1. Die Verwendung der Kavallerie in den verschiedenen Gefechtslagen. a) Aushilfe

in der Not.

Die Angriffsstöfse zur

Wieder

herstellung einer ungünstigen Gefechtslage (VIII) , zur Erleichterung der bedrängten Infanterie (I , II , XXII) , oder zur Abwendung eines gefahrdrohenden Vorstofses (XI) , zur Ermöglichung des gefährdeten Rückzuges

(V, XVIII) ,

oder aus Notwehr

zur

zur Rettung

verfolgter

Infanterie

( XII) ,

eigenen Rettung (XIX ) kennzeichnen sich

alle durch das gemeinsame Merkmal, dafs sie unter sehr schwierigen, zum Teil unter ganz aussichtslosen und dem Eingreifen der Kavallerie überhaupt nicht entsprechenden Gefechtsumständen unternommen wurden. Dafs trotz aller Mifsgunst der Verhältnisse gut geführte, tüchtige Kavallerie die schwierigste Aufgabe lösen kann, ist durch die That bewiesen (XI, XII). b) Ausnutzung

günstiger

Gefechtslagen.

Wiederholt

boten sich der Kavallerie, bald durch die Erschöpfung, beziehungs weise Erschütterung (VI, XIV, XV, XVI , XXI) ,

bald durch die

Haltlosigkeit (XVII) , bald durch die Entblöfsung (XX) des Gegners Gelegenheit und Veranlassung, in schnellem Eingreifen die Gunst des Augenblicks entsprechend auszubeuten.

Dafs nur in zwei Fällen

der beabsichtigte Zweck erreicht wurde (XVII, XXI ) , lag teils an der falschen Beurteilung der Verhältnisse beim Gegner (VI, XIV) , teils an der Fehlerhaftigkeit der Ausführung (XV, XVI, XX ) .

Nur

bei scharfer Beobachtung und richtiger Erkenntnis der Sachlage auf feindlicher Seite, bei ruhigem Zuwarten, bis der rechte Augen blick gekommen, nicht aber, bis er vorüber ist (XX), nur bei ge schickter Benutzung der Bodenverhältnisse und durch Verwertung der ihr eigenen Schnelligkeit vermag die Kavallerie den empfindlichsten Punkt des Gegners überraschend zu treffen und glänzenden Erfolg zu erringen. c) Entscheidung.

Im Ganzen zweimal im

ersten Teil des

Krieges 1870/71 wurde die Kavallerie seitens der Oberleitung berufen , an der Entscheidung mitzuwirken. Zuerst bei Spicheren sollte der Versuch gemacht werden , den Abends eingetretenen Erfolgen der Deutschen in der Mitte der Schlachtlinie durch Kavallerie einen entscheidenden

Nachdruck

zu

geben

(IV) .

Das

für

Kavallerie

aufserordentlich ungünstige Gelände , die schon für die Infanterie nur

mit

grofsen

Anstrengungen

ersteigbaren

Spicherer

Höhen ,

schlossen jedoch die Verwendung dieser Waffe aus, so dafs ihre ganze Thätigkeit nur auf einen Versuch beschränkt blieb. - Mehr hat

die Kavallerie am Abend des 16. August bei Rezonville

zur

zwischen Kavallerie und Infanterie.

118

Entscheidung des Tages beigetragen (XIII) . Die abendlichen An griffe trugen wesentlich dazu bei, dafs die französische Infanterie auf Rezonville abzog, der französische Oberbefehlshaber sein Heer am

folgenden

Morgen

zurückzunehmen

und

einen

Angriff

am

17. August zu unterlassen beschlofs , da er aus den Vorgängen am Abend vorher das Eintreffen bedeutender preufsischer Verstärkungen folgerte. Es war sonach gewifs ein bedeutendes Ergebnis, welches die 15. Kavallerie-Brigade hier errang und doch gering im Vergleich zu den Leistungen der Reiterei auf den Schlachtfeldern des siebenjährigen Krieges in ihrer Glanzzeit unter Friedrich dem Grofsen. Es ist sehr begreiflich,

dafs

in

den

Reihen

der

heutigen

Kavallerie mächtig der Wunsch nach einer Wiederkehr jener Tage des Ruhmes sich regt, wo ihr teils ganz allein, teils neben der Infanterie die Schlachtenentscheidung überantwortet war. Ob die Bemühungen der Kavallerie zu dem ersehnten Ziele führen, ob sie den allseitig schwieriger gewordenen Verhältnissen

ein wirksames

Gegengewicht schaffen werden , kann erst der nächste Krieg zeigen. So viel aber steht fest: wenn in diesem Kriege nur eine einzige Schlacht durch die Kavallerie zum Siege entschieden wird, so sind alle gemachten Anstrengungen reichlich belohnt und die schwersten Opfer nicht zu grofs . d) Verfolgung .

Sowohl im Verlauf der Schlacht zur schnellen

Ausbeutung eines Teilerfolges (IX) , als auch nach gefallener Ent scheidung zur Erweiterung und Vervollständigung des Sieges (III) , wurde die Kavallerie mit Glück ohne grofse Verluste eingesetzt. Ein Verfolgungsangriff scheiterte an der Haltung der weichenden Infanterie (VII), ein anderer kam zu spät (X). Es drängt sich die Frage auf, weshalb die Kavallerie, welche ihrem Wesen nach recht eigentlich die Waffe der Verfolgung ist, in dieser Richtung nicht mehr geleistet hat .

Nach dem Treffen bei

Weiſsenburg fand keinerlei Verfolgung statt.

Man stand im Anfang

des Feldzuges und war glücklich über den ersten Erfolg ; die Fran zosen zogen am hellen Nachmittag ab, ohne dafs die Fühlung mit ihnen erhalten worden wäre.

Bei Spicheren begrenzte die Nacht,

bei

Gravelotte die Festung Metz,

Colombey,

Vionville

und

bei

Beaumont die Maas und bei Sedan der Vollsieg eine weitere Ver folgung. Die innerhalb des Schlachtfeldes unternommenen, aber miſslungenen Verfolgungen (VII , X) zeigen, daſs auch eine geworfene Infanterie der Kavallerie noch die Spitze bieten kann, sowie daſs

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

119

das Erfassen des geeigneten Zeitpunktes für die Verfolgung von entscheidener Wichtigkeit ist. 2. Allgemeine Gesichtspunkte für die Verwendung der Kavallerie. a) Die örtlichen Verhältnisse. So oft die Kavallerie ohne Rücksichtnahme auf das mutmafsliche Gefechtsfeld zur Gefechts thätigkeit berufen wurde, hat sich dies schwer gerächt (I, II, IV, XIV, XXII) und jedesmal aufs neue ihre Abhängigkeit vom Gelände dargethan. Augenscheinlich war in den bezeichneten Fällen weder die Ausdehnung noch die Bodenbeschaffenheit des Angriffs feldes vor dem Beginn der Bewegungen genügend aufgeklärt und auch während des Anreitens die Auskundung der geeignetsten Angriffslinie die Bezeichnung im Wege liegender Hindernisse durch vorgetriebene einzelne Reiter u. s. w. verabsäumt worden. Daher kam es, dafs die Überraschung der feindlichen Infanterie nur höchst selten gelang (XI) . Ferner wurde in der Wahl des Angriffspunktes seitens der Kavallerie vielfach gefehlt. Die meisten miſslungenen Angriffe waren gegen die feuermächtige Front der Infanterie gerichtet (I, II, V, VI, VIII, X, XV, XVI , XX, XXII) , obschon in der Mehrzahl der Fälle

die schwächeren Flanken

VIII, XV, XVI , XX, XXII ) . Flanken fafste, (III ,

XII ).

waren ihre

erreichbar

gewesen wären (I , V,

So oft die Kavallerie die feindlichen Stöfse

wirkungsvoll

Dafs jedoch die Möglichkeit,

gegen

und

erfolgreich

die Front des

Gegners etwas auszurichten , keineswegs ausgeschlossen war, beweist der Angriff der Brigade Bredow (XI).

Auf gedecktem Annäherungs

wege kürzte dieselbe die Zahl der verlustbringenden Sekunden möglichst ab und erschien überraschend unmittelbar vor den feind lichen Linien, welche , ehe sie sichs versahen, niedergeritten waren. Erfolgten aber die den Angriff einleitenden Bewegungen der Kavallerie im weiten Gesichtskreis und unter dem Feuer der Infanterie oder Artillerie, so war ihr Mifserfolg schon von vorn

herein

besiegelt

(II, VIII, X, XIV, XV, XVI, XIX) . b) Der Zeitpunkt des Angriffs.

Welche

Bedeutung

das

richtige Erfassen und das Verpassen des geeigneten Augenblicks für den Erfolg und das Mifslingen des Kavallerieangriffs hat, dafür liegen verschiedene Belege vor.

Die Brigade Redern (IX) kam zum

Einhauen, weil sie rechtzeitig, die 6. Kavallerie-Division erlitt eine Die Brigade Schlappe (X) , weil sie zu spät aufgetreten war. Bredow (XI) und das Gardedragoner -Regiment (XII ) verdankten ihre Erfolge namentlich auch der richtigen Wahl des günstigsten

zwischen Kavallerie und Infanterie.

120

Zeitpunktes für ihre Angriffsstöfse ; jene brachte das feindliche Corps noch im Beginn seines Vorbrechens zum Stehen ; das Dragoner Regiment traf die französische Infanterie, als sie eben durch Über schreitung einer Schlucht in Unordnung geraten und in hastiger Verfolgung begriffen war . Nur ein wenig später hätten diese beiden Angriffe weit gröfsere Schwierigkeiten zu überwinden gehabt. Im allgemeinen mag in der Zukunftsschlacht der günstigste Zeitpunkt für das Eingreifen der Kavallerie dann gekommen sein , wenn die Heere mit Aufbietung aller Kräfte um die Entscheidung des Tages ringen, wenn alle Sinne und Gedanken nur von diesem einen Ziel gefesselt sind , wenn der Schlachtenlärm das Gehör betäubt und der Pulverdampf den Blick umhüllt, wenn die Patronen zur Neige gehen. Unter solchen Umständen wird heute noch die Kavallerie ihr volles Gewicht in die Wagschale der Entscheidung werfen können, sofern sie die gegnerische Kavallerie schon vorher aus dem Felde geschlagen hat. 3. Die Person des Kavallerieführers. Die Anforderungen, welche an einen selbstständigen Kavallerie führer gestellt werden müssen, sind aufserordentlich hohe. selbe unter Umständen Schlacht

Da der

nach freiem Ermessen in den Gang der

eingreifen soll,

Truppenbefehlshaber und

mufs ein

und Gefechtslage besitzen.

er

die

Befähigung

zum

höheren

volles Verständnis für jede Kriegs

Um aber die Kavallerie sachgemäfs ver

wenden zu können, bedarf er ferner der eingehendsten Kenntnis seiner eigenen Waffe,

die

gröfste

Gewandtheit

in

der Führung

jedes

Kavalleriekörpers und ein richtiges Urteil über die Leistungsfähigkeit der Pferde. Die Geistes- und Herzenseigenschaften, ohne welche der Kavallerieführer seiner schwierigen Aufgabe

nicht gewachsen

ist, bestehen in Gegensätzen, deren zusammenklingende Vereinigung in einer und derselben Person sehr selten vorkommt. Wo kühner Thatendrang, feuriger, rücksichtsloser Mut und rasche Entschlossenheit nicht mit klarem Verstand, kaltem Blut und Willensstärke gepaart sind , ist die ernste Gefahr einer zweck- und sinnwidrigen Verwendung der Kavallerie immer vorhanden. Wohl winken auf der einen Seite die Aussicht auf den möglichen Erfolg und der bezaubernde Glanz des Ruhmes, aber auf der anderen zieht das beengende Gefühl der Verantwortung im Falle des Mifslingens leicht den schwächeren Charakter zur Unthätigkeit hin .

Und wie

schnell eilen die günstigen Gelegenheiten vorüber ! Es muss ein ganzer, von hohem Selbstvertrauen beseelter Mann sein, der sich in

121

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

solchen Lagen für die That entscheidet.

Nur selten wird ein Mensch

mit solchen hervorragenden Eigenschaften und Gaben von der Natur ausgestattet und von den wenigen gelangen nur einzelne Persönlich keiten als Führer der Kavallerie in die mafsgebenden höheren Stellungen.

Dieser Mangel mufs, so weit als thunlich, durch ziel

bewusste Erziehungsarbeit und Ausbildung der vorhandenen Anlagen ausgeglichen werden .

Neben diesen geistigen Eigenschaften ist dem

Kavallerieführer ungeschwächte körperliehe Rüstigkeit und die volle Schärfe der Sinne, sowie vollendete Reitfertigkeit von nöten .

B. Die Infanterie. Zur Abwehr der

Kavallerieangriffe haben

sich,

wie

bereits

oben erwähnt, seitens der Infanterie besonders diejenigen Maſsnahmen als zweckdienlich erwiesen, welche die ergiebigste Feuerwirkung herbeiführten. In diesem Sinne war ein rechtzeitiges Bemerken des drohenden Angriffs (I, VIII, XIX) , die Herstellung der gerade gegen den Stofs gerichteten Front (I, XVIII , XIX) , die Einsetzung aller Feuergewehre - auch derjenigen rückwärts und seitwärts stehender Abteilungen sofern dadurch nicht die Gefährdung eigener Truppen eintrat (I, VIII, X, XV, XX , XXI , XXII ), vornehmlich aber die Feuerleitung selbst von Wichtigkeit.

Wo Aufmerksamkeit auf den

Gegner, rasche Besonnenheit, Kaltblütigkeit und Ruhe die Infanterie führer bei Vollziehung dieser Gegenmafsregeln unterstützten, gelang die Abweisung der Kavallerie (VIII , XIX) . Die Feuerleitung und demnächst das Verhalten der Infanterie im Nahkampf erfordern hier eine nähere Betrachtung.

1. Die Feuerleitung . a) Die Feuereröffnung.

Obgleich die Infanterie in einigen

Fällen der angreifenden Kavallerie schon auf weitere Entfernung ansichtig wurde, verzichtete die Führung gleichwohl darauf, das Feuer auf gröfseren Abstand beginnen zu lassen (VIII , XIX) . Auf 300 (I) , 250 ( VIII) , 60 (XX) und 30 ( XXII ) Schritt , im Übrigen in nächster Nähe (V, XI, XIII, XIX, XXII) wurde das Feuer er öffnet und hat der Kavallerie jeweils grofse Verluste verursacht. Dass sich bei einzelnen Gelegenheiten die Feuerwirkung schon auf gröfserer Entfernung fühlbar machte (X, XII), ist wohl hauptsächlich Die gleichzeitigen Eingreifen der Artillerie zuzuschreiben. Vorteile, welche sich die Führung durch dieses Aufsparen des Feuers

dem

bis zum Augenblick der höchsten Treffwahrscheinlichkeit sicherte, liegen auf der Hand. Das Weitfeuer hätte bei dem raschen Wechsel

zwischen Kavallerie und Infanterie.

122

der Entfernung des Gegners eine fortwährende Umstellung der Visiere erfordert, das viele Schiefsen den Patronenverbrauch ohne sicheren Erfolg gesteigert, die Schützen beunruhigt und deswegen die Treffergebnisse gerade für die letzten entscheidenden blicke wesentlich beeinträchtigt.

Augen

Die Gesamtverluste der Kavallerie

wären daher bei früherer Beschiefsung kaum gröfser, aber durch Verteilung auf eine längere Zeit weniger erschütternd und deshalb leichter zu tragen gewesen. Ohne selbst angegriffen zu sein, hat zwar die Infanterie mehr mals auch durch Fernfeuer erfolgreich gegen Kavallerie mitgewirkt (I

Jäger- Bataillon

Nr. 11 ,

XX ,

XXII,

8. Compagnie Regiments

Nr. 46) ; aber, selbst bedroht, hat sie die ihr noch verbleibende kurze Spanne Zeit zu entsprechender Vorbereitung ――― Annahme der richtigen Gegenfront (I, XVIII , XIX) , Entwickelung ( I, VIII), Be setzung günstiger Stellungen (II) , Fertigmachung der Schufswaffe u . s . W. verwendet, um die gröfstmögliche Wirksamkeit des Nahfeuers zu erzielen . Dafs die Führung hierin das Richtige getroffen, haben die Erfolge bestätigt. b) Die Schufsrichtung.

So oft breite Infanterielinien oder

mehrere einzelne Infanterie - Abteilungen ihr Feuer gegen schmälere Angriffsfronten der Kavallerie vereinigten, erlitt letztere sehr grofse, bisweilen ungeheuere Verluste ( I, II, V , VI , VIII, X, XIV, XV, XVI , XIX, XX, XXII) und ohne Zweifel war auch die moralische Wirkung der auf kleinem Raum angehäuften grofsen Opfer nicht minder bedeutend. Das Gesamtergebnis des Feuers wurde somit durch die Vereinigung gegen einen Punkt gesteigert und die Kraft des Ansturmes der Kavallerie desto leichter gebrochen. Nach der Darstellung des Generalstabs c) Die Feuerart.

werkes hat die von Kavallerie angefallene Infanterie dreimal Salven, einigemal Schützenfeuer , meistens aber Schnellfeuer abgegeben. Dieses Verhältnis erklärt sich aus dem Umstande, dafs die Infanterie mehr in der aufgelösten, als in der geschlossenen Form der Kavallerie gegenübertrat. Die Abgabe der Salven erforderte einen Grad der Zusammenfassung

und

Beherrschung

der Abteilungen

durch

die

Führer, welcher in Folge der langdauernden, hin- und herwogenden Kämpfe auf den Schlachtfeldern nur selten vorhanden war. Die 8. Compagnie Regiments Nr. 32 ( I) , die

1. und 2. Compagnie Re

giments Nr. 83 und die 2. Compagnie Jäger-Bataillons Nr . 5 ( XXII) befanden sich noch in der geschlossenen Ordnung, als sie ihre Salven ― (je eine) abgaben . Der Zustand der Erregung und Anspannung, in welchen die

Form und Geist in ihrer Bedeutung für das Gefecht

123

von Kavallerie bedrohte Infanterie versetzt wurde, liefs ein ruhiges (V) , sicheres (VIII ) und wohlgezieltes (I 3. Pionier- Compagnie, XXII 3., 5. u. 7. Compagnie Regiments Nr. 46) Schützenfeuer seltener zu, während der natürliche Drang, in kürzester Zeit möglichst viel Blei in die Reihen der Kavallerie zu schleudern, in der Regel zu kräftigem (XXII 5. Compagnie Regiments Nr. 94), lebhaftem (XIII) , heftigem (X, XI, XII, XX) und zu Schnellfeuer (I, VIII, X, XVI, XIX, XX, XXII 3. Compagnie Jäger- Bataillons Nr. 5 u . a .) antrieb. Da die Kavallerie fast nur auf kurze Entfernungen beschossen wurde, trat bezüglich des Treffergebnisses der verschiedenen Feuer arten eine gewisse Ausgleichung ein . Das Geschichtswerk bezeichnet daher die Salve als vernichtend und die Kavallerie auseinander treibend (XXII ) ; nach seinen Angaben brachte das ruhige Schützen feuer der Kavallerie ansehnliche (V) und grofse Verluste (VI ) ; das Schnellfeuer war wirksam (I, XX) , es verursachte nicht unerhebliche (X , XXI),

ansehnliche

(XIII) ,

grofse

(XVI), furchtbare

und in

wenigen Augenblicken ungeheuere Verluste (I, XIX) , es war von verheerender

(II,

XXII ),

mörderischer

(VIII),

von

auseinander

sprengender ( II) und auseinander werfender ( XXII) Wirkung. Neben der eigentlichen Treffwirkung blieb jedoch bei der An ordnung des Feuers gegen Kavallerie auch die jeder Feuerart eigen tümliche Einwirkung auf die Sinne in Rechnung zu ziehen. Während das Schützen- und Schnellfeuer unter gleichmässig andauerndem , vollendetem Getöse und Geknatter ununterbrochen Rauchwolken entwickelte, einzelne

drängten

sich in

der

Salve diese Erscheinungen

Augenblicke mit um so gröfserer Wirkung

in

zusammen.

Dieses plötzliche, starke Knallen mit bedeutender Rauchentwicklung musste die Pferde in höherem Grade beunruhigen und widerspenstiger machen, als das

einförmige Rasseln des Schützenfeuers.

Deshalb

war, abgesehen davon, dafs die durch das gleichzeitige Stürzen vieler Reiter und Pferde gerissenen grofsen Lücken die Ordnung und Geschlossenheit der Kavallerie in empfindlichster Weise störten, die Durchführung des Angriffsstofses gegen eine Salven abgebende Abteilung ohne Zweifel schwieriger, als gegen eine schnellfeuernde. Diese Bedeutung der Salve ist durch die Einführung des Mehrladers, welcher die ruckweise Feuerabgabe in kürzesten Zeitpausen er möglicht, noch erheblich gewachsen .

Sache der Kavallerie ist es,

den Kampfgenossen des Reiters, das Pferd, durch Gewöhnung an die Eindrücke des Infanterie- besonders aber des Salvenfeuers für den Ernstfall vertraut und lenksam zu machen .

zwischen Kavallerie und Infanterie.

124

2. Der Nahkampf. Wie schon oben erwähnt, gestalteten sich die Verhältnisse nach erfolgtem Einbruch ( IX, XI, XII , XIII ) der Kavallerie in die In fanterie immer zu Gunsten der ersteren. Im Handgemenge zeigte sich der Gebrauch der Schufswaffe beschränkt und das Gewehr, erst nach Aufpflanzung

des

Seitengewehrs

eine

brauchbare Nahwaffe,

gegenüber den Handwaffen der Kavallerie zum Einzelgefecht weniger geeignet.

Ob die Kavallerie mit Säbel, Pallasch oder Lanze aus

gerüstet war, entschied im gegenseitigen Ringen der Einzelnen wohl weniger, als die Kraft des Armes und die Gelenkigkeit der Faust , mit welchem Hiebe und Stiche ausgeteilt wurden.

Manchmal mag

die Niederwerfung der Infanterie durch den ersten Zusammenstofs mit der Kavallerie so vollständig erreicht worden sein,

daſs kein

weiterer Kampf notwendig wurde (XI) . Im wilden Durcheinander von Mann gegen Mann

war eine

Führung nicht mehr vorhanden, die Zurückberufung aus dem Hand gemenge durch Signale etwa ausgenommen (XI) .

Was ist denn nun,

so fragt man am Schlusse einer kriegs

geschichtlichen Untersuchung mit Recht, kurzgefasst das brauchbare Ergebnis

der

Erörterungen ?

vorstehenden

Kann

überhaupt

die

Kavallerie der Allgewalt der gegenwärtigen Feuerwirkung der In Anspruch, eine Schlachtenwaffe zu sein , noch aufrecht erhalten und denselben geltend zu machen versuchen ?

fanterie gegenüber den

Ein unbedingt zustimmendes :

» Ja ! « dürfte auf diese Frage eben

sowenig die richtige Antwort sein, als ein durchaus absprechendes : »Nein!< Vielmehr wird man , wo der Gang der Ereignisse von so vielen unberechenbaren Umständen und Zufälligkeiten abhängt, wie im Kriege,

sagen können,

dafs beim Zutreffen günstiger Voraus

setzungen eine gute Kavallerie Formen unter

durch

geschickter Führung

Anwendung

heute

noch

zweckmässiger

wie ehedem

tüchtigen , zu entscheidenden Leistungen befähigt ist.

zu

X.

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie in gröfseren Verbänden

Vorschläge

zu

deren

und

Beseitigung.

Von Gefsler , Hauptmann und Batteriechef.

(Schlufs .)

II.

Die Feuerleitung.

Einen zweiten Punkt, der mit der Betrachtung des Einschiefs verfahrens gröfserer Artillerieverbände aufs engste zusammenhängt, bildet die Feuerleitung . Die Feuerleitung ist eine der wichtigsten Aufgaben des höheren Artillerieführers. Ihr Zweck ist die Regelung der Schiefsthätigkeit einer bestimmten Anzahl von Batterien nach gegebenen Anhaltspunkten in der Weise , dafs mit den vorhandenen Mitteln im Verhältnis zur Zeit eine möglichst ausgiebige Wirkung erzielt wird. Sie erfordert, um dies zu erreichen, möglichst schnelle genaue Befehlsgebung bezüglich der zu beschiefsenden Ziele und der Feuer verteilung, zweckmäfsige Anordnung der von den einzelnen Batterien anzuwendenden Schufsart, Überwachung des Schiefsens der Batterien und erforderlichenfalls Eingreifen bei sichtlich fehlerhaftem Schieſsen , endlich Anordnungen bezüglich des Zielwechsels.

In Ausnahmefällen

kann auch die Leitung des Einschiefsverfahrens dem Abteilungs Commandeur zufallen . Zunächst ist es erforderlich , dafs die höheren Artillerieführer sich über die Absichten des das Gefecht leitenden Truppenführers auf das Genaueste Kenntnis verschaffen , um hiernach die Verteilung der den einzelnen Abteilungen u . s. w. zufallenden Aufgaben regeln

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie u. s. w. zu können. In der Regel ist Artillerie des Armee-Corps.

126

dies Sache des Commandeurs der

Die mehr im grofsen Rahmen sich bewegende Verteilung der Ziele auf die gröfseren Verbände (Abteilung, Regiment) , wird in der Regel bei der grofsen Ausdehnung derselben keinerlei wesentlichen Mifsverständnissen hinsichtlich der richtigen Auffassung begegnen, da die einzelnen Zielabschnitte sich hier meistens deutlicher im Terrain abheben oder begrenzen lassen . Die Schwierigkeiten der Zielverteilung beginnen weisung

der

Ziele

durch

die

erst bei Zu

Abteilungs - Commandeure

auf die

Batterien , weil hier die einzelnen Abschnitte in der Regel schon ziemlich

beschränkt und , weil sich in der Regel nicht besonders

abhebend, in ihrer Eigenthümlichkeit schwerer zu bezeichnen sind . Eine genaue Bezeichnung des Ziels ist aber beim Schiefsen in gröfseren Verbänden , wo meist zahlreiche Ziele ähnlicher Art Ver wechslungen zulassen, besonders nötig. es sich um Artillerieziele handelt.

Dies gilt besonders , wenn

Da solche in der Regel durch Rauch verdeckt sind , so ist es sehr schwierig ,

die

einzelnen Batterien

nach richtig auseinander zu halten , nötig ,

um

zuschliefsen.

das

Einschiefsen

der Zahl

der Geschütze

und doch ist dies durchaus

erschwerende

Mifsverständnisse

aus

Dafs dies nicht , immer möglich ist , zeigen uns schon

die Schiefsübungen, um wie viel eher werden also Fehler in dieser Richtung im Ernstfalle vorkommen . Bei dem gleichzeitigen Feuer von vier Batterien ist es dabei für den Abteilungs-Commandeur

nicht leicht ,

Zielverwechslungen

rechtzeitig zu entdecken, und so kann es beispielsweise bei gleich zeitiger Auffassung einer und derselben Batterie durch zwei Batterien - während jeder Batterie eine besondere zugewiesen ist ―――――――― vor kommen , dafs die Batterien sich gegenseitig Einschiefsen und Be obachtung erschweren , während das nicht aufgefafste Ziel unbe schossen bleibt.

Zur unbedingt

genauen nötig ,

Klarlegung dafs

die

der

Zielverhältnisse

Batteriechefs einen

ist

es

daher

möglichst grofsen

Vorsprung vor den Batterien haben , um in Ruhe die Weisungen des Abteilungs-Commandeurs in Empfang nehmen zu können. Da auch

die

Abteilungs - Commandeure

in

der

Regel

ihre

Weisungen hinsichtlich der von ihnen verlangten Feuerthätigkeit aus dem Munde der höheren Führer erhalten , so wird vielfach, insbesondere bei Rencontreschlachten , die Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV., 2.

Zeit

eine

beschränkte 9

127

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

sein.

Genaue kurze Mitteilung über die Zielverhältnisse ist daher

ein Haupterfordernis für die Befehlsgebung. Die Wahl der Schulsart richtet sich nach den taktischen Ver hältnissen ,

nach den Munitionsvorräten und nach dem Grad der

Schwierigkeit

der

Beobachtung.

Die

Möglichkeit ,

rasch

einen

Zielwechsel vornehmen zu können , macht es erforderlich, dafs immer wenigstens befindet.

eine

Batterie

jeder

Abteilung

im

Granatfeuer

sich

Die Beobachtungsverhältnisse spielen insofern eine Rolle,

als das Shrapnelfeuer der anderen Batterien den mit Granaten schiefsenden das Einschiefsen erleichtert. Was die Überwachung des Schiefsens der Batterien durch den Abteilungs-Commandeur anbelangt ,

so bezieht sich diese weniger

auf das Einschiefsen , als auf den späteren Verlauf des Schiefsens. Es ist zweckmäſsig , den Batterien möglichste Selbstständigkeit im Schiefsen zu lassen und erst einzugreifen , wenn das Schiefsen einer Batterie nach Verlauf einer gewissen Zeit keine Wirkung bemerken läfst. Es wird hierbei für den Abteilungs - Commandeur nicht möglich sein , seine Aufmerksamkeit

gleichzeitig

dem Feuer

aller

seiner vier Batterien zuzuwenden , vielmehr empfiehlt es sich, immer nur das Schiefsen einer Batterie im Auge zu behalten . Für die Überbringung der Befehle an die Batterien während des Schiefsens stehen nach unseren Vorschriften der Adjutant und die Trompeter zur Verfügung .

Ersterer dient gleichzeitig als Gehilfe

des Abteilungs - Commandeurs bei der Beobachtung des Schiefsens u. s. w., letztere haben vom Schiefsen kein Verständnis. Es erscheint jedoch für die Auffassung der zu überbringenden Befehle wünschens wert ,

dafs

die

Überbringer von

allgemeines Verständnis haben .

dem Gang

des

Schiefsens

ein

Es werden unter den jetzigen Ver

hältnissen Mifsverständnisse nicht ausgeschlossen sein. Die Zahl der Trompeter u. s. w. reicht überdies bei rasch auszunutzenden Gefechts lagen (z. B. Beschiefsung auffahrender Batterien neben schon be schossenen durch Shrapnelsalven,

Aufmerksammachen auf bevor

stehende Kavallerie - Angriffe u. dgl. )

nicht aus,

an alle Batterien

rechtzeitig Befehle gelangen zu lassen . Die Einrichtungen , welche in Österreich und Frankreich be stehen, dürften diesem Zwecke besser entsprechen.

Dort hält sich während der ganzen Dauer des Schiefsens ein Ordonnanzkorporal (Österreich) bezw . ein Brigadier (Frankreich) von jeder Batterie beim Abteilungs-Commandeur (Divisions-Kommandanten, chef d'és cadron) auf, um die für ihre Batterien bestimmten Befehle zu über Diese Unteroffiziere werden den tüchtigsten Unteroffizieren

bringen.

128

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung. entnommen.

Wenn diese Bestimmung auch den Stab des Abteilungs

Commandeurs etwas umfangreich macht, so hat sie doch für die Feuerleitung nicht zu unterschätzende Vorteile. Das einzige Mittel, den Batterien die durch Rauchansammlungen vor der Batterie und am Ziel erschwerte Beobachtung zu erleichtern , ist eine zweckmässige Feuerverteilung derart, dafs Verwechslungen der Schüsse einer Batterie mit denen einer andern nicht leicht möglich sind.

In der Regel wird einer Abteilung oder auch einem

Regiment ein räumlich verhältnismässig begrenztes Ziel zur Beschiefsung zugewiesen, sei es nun ein Teil einer Artillerieentwicklung auf Seiten des Feindes, ein von Infanterie besetztes Dorf oder ähnliches . Die Batterie als taktische Einheit festgehalten, wachsen natur gemäfs

mit der Zahl der Batterien die Schwierigkeiten ,

die bei

gleichzeitigem Einschiefsen derselben gegen ein räumlich begrenztes Ziel notwendigerweise entstehen müssen. Die Verteilung des Feuers nun so zu regeln, dafs das selbst ständige Einschiefsen der Batterien möglichst erleichtert wird, und dafs gleichzeitig den Anforderungen

der Artillerietaktik

in Bezug

auf die Berücksichtigung der einzelnen Teile der Stellung möglichst Rechnung getragen wird, ist eine der schwierigsten Aufgaben der höheren Artillerieführung . Um auf die einzelnen Schwierigkeiten, denen wir hier begegnen, überzugehen, empfiehlt es sich, zunächst die im Kriege am häufigsten vorkommenden Ziele hinsichtlich der Feuerverteilung einer Betrachtung zu unterziehen. Eines der hauptsächlichsten und ersten Ziele ist die feindliche Artillerie. Nehmen

wir

zunächst

den Fall an,

eine Abteilung zu vier

Batterien habe eine gleich starke feindliche Artillerie sich gegenüber. Es liegt auf der Hand , dafs die Schwierigkeiten des Einschiefsens dieser vier Batterien vervierfacht sind, wenn sich alle vier Batterien gleichzeitig gegen dasselbe Geschütz oder auch dieselbe Batterie einschiefsen würden , da die Beobachtung und das Auseinanderhalten der einzelnen Schüsse fast zur Unmöglichkeit wird.

Nur beim Einschiefsen in der Abteilung wäre dies anzuraten , bezw. müfste sogar ein Geschütz für alle Batterien als gemeinschaft liches Ziel bezeichnet werden , da die Abteilung ja in diesem Falle zum Ziel im Verhältnis der einzelnen Batterie sich befindet. Auf das Nachteilige der alsdann im späteren Verlaufe verteilung ist oben hingewiesen worden .

nötigen Feuer

9*

129

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

Es empfiehlt sich im Allgemeinen für das Einschiefsen eine Verteilung des Feuers auf alle Batterien, da nur eine solche einer Verwechslung unter den Schüssen verschiedener Batterien vorbeugt und es überhaupt geboten ist, zunächst die Entfernung gegen alle Erst im späteren Verlauf des feindlichen Batterien festzulegen . Batterien sich für ein sämtliche wenn mpfes, h. d. Artillerieka geschossen erachten können , darf ein Überspringen einzelner Batterien auf ein von anderen Batterien schon beschossenes Ziel vorgenommen werden, dafs der

um dem artilleristischen Grundsatz Rechnung zu tragen, Hauptzweck des Kampfes, die feindliche Artillerie zum

Schweigen zu bringen, durch allmähliches Lahmlegen der Batterien nach einander durch Bekämpfen derselben mit Übermacht erreicht werde. Das Einschiefsen der vier Batterien gegen die vier feindlichen Batterien vollzieht sich also , mindestens bis zum zuverlässigen Er schiefsen der engen Gabel, wie das Einschiefsen einer Batterie gegen eine einzige feindliche. Sobald nach Erreichung dieses Zwecks einzelne Batterien des Gegners durch mehrere beschossen werden sollen, also z. B. eine feindliche Batterie zwei Batterien gleichzeitig zum Ziel dient, be ginnen die Schwierigkeiten. Diejenige Batterie, welche ihr Feuer vom alten Ziel auf das

neue wendet, mufs die Entfernung von derjenigen Batterie über nehmen, welche sich gegen diese eingeschossen hat. War sie gegen ihr altes Ziel im Granatfeuer, so kann es sich empfehlen, die Richtigkeit der Entfernung durch Erschiefsen der Gabel in engen Grenzen (50 m) vor dem etwaigen Übergang zum Shrapnelfeuer zu prüfen . War sie im Shrapnelfeuer, so kann man, vorausgesetzt,

dafs

die Entfernung durch die erstschiefsende Batterie richtig ermittelt, auf sichere Wirkung rechnen,

wenn sämtliche Sprengpunkte vor

dem Ziele liegen, denn selbst eine Vergrösserung der Sprengweite um 50 m über das vorgeschriebene Mafs macht nicht allzuviel in der Wirkung aus. Um eine gute Beobachtung beiden, dasselbe Ziel beschiefsenden

Batterien zu ermöglichen ,

wäre es wünschenswert, wenn die eine

Batterie mit Granaten, die andere mit Shrapnels schösse. Auf Entfernungen bis 1500 m geht dies an, ohne der Wirkung allzusehr Abbruch zu thun,

denn erst von dieser Entfernung ab

beginnt das Shrapnel der Granate gegen solche Ziele bei gewöhn lichen Verhältnissen in der Wirkung erheblich überlegen zu werden.

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

130

Auf gröfseren Entfernungen ist es daher unbedingt von Vorteil, möglichst viele Batterien im Shrapnelfeuer zu haben, jedoch gilt auch hier als Grundsatz, dafs bei jederAbteilung mindestens eine Batterie im Granatfeuer bleibt, schon um gegen plötzlich auftretende neue Ziele immer ein Geschofs zur Verfügung zu baben, welches geeignet ist, rasch die Entfernung gegen solche zu erschiefsen .

Insofern nun

die beiden Batterien , welche mit einander dieselbe feindliche Batterie unter Feuer nehmen sollen, verschiedener Geschofsarten sich bedienen , ist die Frage einer möglichst günstigen Beobachtung auf die ein fachste Weise gelöst.

Beide Batterien verteilen ihr Feuer nach den

Schiefsregeln je auf die ganze Batterie, denn die Granatbeobachtung wird sich von trennen lassen.

der

Shrapnelbeobachtung

in den

meisten

Fällen

Etwas schwieriger wird es, wenn beide Batterien das Ziel mit Shrapnels beschiefsen . rasch

aufeinander,

dafs

Die Schüsse folgen ohne Regelmässigkeit so es nicht möglich ist,

bei Feuerverteilung

über die ganze Batterie die einzelnen Schüsse jedesmal mit Be stimmtheit zu erkennen . Eine getrennte Beobachtung ist aber auch beim Shrapnelfeuer wünschenswert, da man nicht die Gewähr hat, dafs diejenige Batterie, welche sich auf das Ziel zuerst ein geschossen, die Entfernung richtig ermittelt hatte und ein etwaiges Messen des Abstandes nötig werden kann . Hier empfiehlt es sich , das Feuer über die feindliche Batterie so zu verteilen , dafs jeder Batterie drei Geschütze (also jedem Zug ein Geschütz) zugewiesen werden. Auch so sind zwar Mifsverständnisse in der Beobachtung nicht ausgeschlossen, insbesondere ist es bei Schrägfeuer sehr schwer zu unterscheiden , ob ein Schufs dem einen oder dem andern Geschütz gegolten hat. Jedenfalls sind jedoch Beobachtungsfehler und fragliche Schüsse seltener, als im anderen Falle und ermöglicht die leichtere Unter scheidung der Schüsse es auch eher, einen etwaigen Fehler in der ermittelten Entfernung durch lagenweises

Messen des

Abstandes

auszugleichen. Steht die Batterie, welche ihr Feuer gegen eine bereits von einer andern beschossene feindliche Batterie zu wenden hat, zu der, von welcher sie die Entfernung übernimmt, in staffelförmiger Auf stellung, so empfiehlt es sich, auch wenn der Staffelabstand nach der Tiefe beim Beziehen der Stellung abgaloppiert wurde, die Gabel , wenn auch in engeren Grenzen , von neuem zu erschiefsen , für den Fall, dafs man im Granatfeuer sich befindet ; soll die Batterie aus dem Shrapnelfeuer sich gegen ihr neues Ziel wenden, so geschieht

131

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

dies gleichfalls unter Berücksichtigung des Tiefenabstandes , doch ist es zweckmässig, durch Abstand zu messen .

lagen weises

Vor-

oder Zurückgehen den

Soll gegen eine vorher nur von einer Batterie beschossene feindliche Batterie das Feuer von drei Batterien gerichtet werden, also gleichzeitig zwei Batterien sich von einem anderen Ziel gegen diese wenden , so erleidet die Feuerverteilung und Beobachtung keine weitere Erschwerung, da es sich alsdann immer ermöglichen lassen wird, dafs eine Batterie im Granatfeuer bleibt, während die anderen ihr Feuer in der oben beschriebenen Weise auf die Batterie verteilen. Tritt man von Hause aus mit Überlegenhei der feindlichen t

Artillerie gegenüber , so mufs der das Schiefsen erschwerende Fall eintreten , dafs mehrere Batterien sich gleichzeitig gegen eine feind liche Batterie einschiefsen . Die Beobachtung ist hier unter allen Umständen schwierig. Um

die

Schwierigkeiten

abzuschwächen ,

empfiehlt

es

sich

jedenfalls, dafs jede Batterie für ihr Einschiefsen einen möglichst scharf begrenzten Teil des Ziels wählt. Schiefsen zwei Batterien sich gleichzeitig ein, so ist es unter Umständen zweckentsprechend, wenn eine Batterie das unter dem Wind stehende Flügelgeschütz, welches am meisten rauchfrei ist, die andere ein inneres nicht zu nah bei dem betreffenden Flügel stehendes zum Einschiefsen zu gewiesen erhält . Wenn drei oder vier Batterien sich gegen eine feindliche Batterie einzuschiefsen haben, so kann , wenn man nicht eine einzelne Batterie mit dem Einschiefsen beauftragen will, ohne Be denken von dem abwechselnden Feuer Gebrauch gemacht werden , da in solcher Lage die feindliche Artillerie sich kaum allzu fühlbar machen wird. Dies geschieht am besten in der Weise, dafs das Ziel in zwei Hälften je zwei Batterien zugewiesen wird, welche dann bis zum Erschiefsen der engen Gabel oder bis zur Ermittlung der Brennverhältnisse der Zünder in sich abwechseln. Es mufs jedoch im Interesse einer guten Beobachtung darauf Rücksicht genommen

werden ,

dafs

die

Geschütze,

welche

beide

Halbabteilungen zum Einschiefsen wählen , nicht zu nahe bei ein ander stehen . Dies wird erreicht, wenn die eine Halbabteilung das nach der Windrichtung am meisten rauchfreie Flügelgeschütz wählt ;

die andere kann dann unter den drei Geschützen,

deren

Bekämpfung ihr obliegt, das Geschütz nehmen , welches möglichst gute Beobachtung gestattet, am besten das mittlere.

132

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

1. 2. 3. 4. 5. 6. ||||||

…………

3. …………

|||||| 2.

||||||

Ein rascher Übergang zum Shrapnelfeuer ist in diesem Falle geboten, damit diejenige Halbabteilung, welche ihr Einschiefsen mit. Granaten noch nicht beendigt hat , möglichst wenig in der Be Eine Batterie derjenigen Halbabteilung, obachtung gestört wird . welche ihr Einschiefsen zuletzt beendigt, bleibt im Granatfeuer. Ist die eigene Artillerie umgekehrt in der Minderheit , so stellt das Einschiefsen , da man dann ein ausgedehntes Ziel sich gegenüber hat, keine Schwierigkeiten hinsichtlich des Auseinanderhaltens der Schüsse der einzelnen Batterien für die Beobachtung gegenüber. Die Schwierigkeit des Schiefsens liegt dann in erster Linie in dem Erfordernis , sämtliche Batterien des Gegners zu beschäftigen. Dies kann bei Aufstellung

des Gegners in anscheinend gleicher Höhe dadurch geschehen , dafs einzelne Batterien nach Anordnung des Abteilungs - Commandeurs sich mit Shrapnelsalven gegen die noch nicht beschossenen Batterien wenden, oder aber dadurch , dafs solche mit nochmaligem Erschiefsen der Gabel in sich gegen das neue Ziel wenden .

engen Grenzen

Die in der Feldschlacht sich bietenden Infanterieziele werden in der Regel räumlich nicht so beschränkt sein , daſs eine Verteilung des Ziels auf die einzelnen Batterien behufs Erleichterung des Ein schiefsens allzu grofse Schwierigkeiten böte .

Die

schnitte

häufig

einer Infanteriestellung

werden

sich

einzelnen im

Ab

Terrain

deutlicher abheben, als dies bei den, gröfsere Gleichförmigkeit auf weisenden Artilleriezielen der Fall ist ; überdies ermöglicht in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle der Umstand , dafs die meist in gröfserer Entfernung stehenden Infanterieziele keine Feuerwirkung gegen die Artillerie auszuüben vermögen, von dem abwechselnden

133

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

Feuer innerhalb je zweier Batterien da Gebrauch zu machen, wo eine Feuerverteilung Schwierigkeiten bietet . Da das erste in der Schlacht zu bekämpfende Ziel fast durch weg die feindliche Artillerie sein wird und ein Übergang auf die Infanterie, das Beziehen einer zweiten vorgeschobenen Stellung aus genommen, in der Regel erst im späteren Verlaufe des Kampfes stattfindet, so bleiben der Artillerie, wenn ein solcher nötig wird, meistens noch andere Ziele übrig, deren erforderliche Beschäftigung es ermöglicht, die Batterien dem neuen Infanterieziel nach einander sich zuwenden zu lassen und dadurch das Einschiefsen zu erleichtern . In Fällen, in welchen eine Feuerverteilung für die einzelnen Batterien einer Abteilung oder eines Regiments nicht die Zuteilung räumlich genügend von einander getrennter Zielabschnitte ermöglicht , dürfte es sich,

wenn die Batterien gegen andere Ziele bereits im Feuer

stehen, empfehlen, diese eine nach der andern gegen das neue Infanterieziel einschiefsen zu lassen . Sobald eine Batterie sich ein geschossen, geht sie zum Shrapnelfeuer über, um es der nun folgen den Batterie zu ermöglichen , ihrerseits die von der ersten Batterie erschossene Gabel zunächst noch in engeren Grenzen zu prüfen und dann nötigenfalls auch zum Shrapnelfeuer überzugehen u . s . w. Die zuletzt auf das neue Ziel übergehende Batterie wird im Granatfeuer behalten. Dies Verfahren lässt sich um so eher an wenden, als Infanterieziele in der Regel nicht in dem die Artillerie unmittelbar gefährdenden Bereiche sich befinden.

Der Fall, dafs mehrere Batterien gleichzeitig sich gegen ein die Feuerverteilung erschwerendes Infanterieziel von beschränkter Aus dehnung einschiefsen müssen, wird selten, höchstens auf kleineren Entfernungen , sowie gegen überraschend auftretende Infanterie, eintreten, wo es sich darum handelt, der Gefährlichkeit des Ziels halber von vornherein mit möglichst wirksamem Feuer aufzutreten . Tritt dieser Fall ein, so mufs die Feuerleitung der höheren Artillerieführer aufhören, jeder Batteriechef hat dann das Recht, ja die Verpflichtung, sich ohne weiteren Befehl gegen das gefährliche neue Ziel zu wenden.

Ein Einschiefsen mit Granaten gegen ein solches Ziel würde bei der Schwierigkeit der Beobachtung im gleich zeitigen Feuer mehrerer Batterien zu viel Zeit in Anspruch nehmen und bis zu eintretender Artillerie -Wirkung unnötige Verluste herbei führen, doch erscheint es auch in diesem Falle, wenn eine grössere Zahl von Batterien, z. B. alle vier einer Abteilung , sich gegen das Ziel wendet, wünschenswert, von vornherein eine Batterie zu bezeichnen , welche auch dann im Granatfeuer verbleibt .

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung .

134

Die anderen Batterien wenden sich mit Shrapnels unter ungefährer Verteilung des Feuers sofort gegen das neue Ziel. Es ist hierbei von Vorteil, sofort mit einer kleineren Entfernung, als der geschätzten , das Feuer zu beginnen , um unter allen Umständen Sprengpunkte vor dem Ziel zu erhalten. Dem Ermessen des Batteriechefs wird es alsdann unterliegen , durch entsprechendes Vorgehen um 50 m je nach der beobachteten Wirkung die etwa zu grofs gewordene Sprengweite zu regeln . Dafs eine Batterie jeder Abteilung auch hier im Granatfeuer verbleibt, ist deshalb von Wert, weil einmal die von dieser er schossenen näheren Angaben für die mit Shrapnels schiefsenden Batterien einen Anhalt für die Lage ihrer Sprengpunkte zum Ziel bilden, anderenteils aber, weil ein ausschliefsliches Shrapnelfeuer jedem thatkräftigen Angreifer den Versuch nahe legt, durch rasches Vorgehen unter den Schufs zu kommen.

Auf kleinen Entfernungen

aber ist die notwendige Pause zwischen zwei verschiedenen Brenn längen leicht verhängnisvoll, wenn das Vorgehen nicht durch Granat feuer unter den Schufs genommen

und

durch vor dem Ziel ein

schlagende Geschosse aufgehalten wird. Eine sehr häufig an die Artillerie herantretende Aufgabe ist das Beschiefsen von Ortschaften . Solche, wenn sie einen wichtigen Stützpunkt einer Stellung bilden, vereint mit Massenfeuer zu über schütten, den Aufenthalt dort unmöglich zu machen und dadurch dem Angriff der Infanterie die Bahn zu brechen , ist eine fast in jeder

Schlacht der Artillerie

in

gröfseren Verbänden

zufallende

Thätigkeit. Die Feuerverteilung auf die Batterien findet dabei gegen den der Stellung zugekehrten Rand des Orts statt . Die Bestreichung nach der Tiefe erfolgt in den durch die Verteilung des Ortsrandes gegebenen Grenzen durch dieselben Batterien je nach dem Ermessen des Batteriechefs. Da die Beobachtung gegen Ortschaften eine sehr schwierige ist, weil Wertschüsse in der Regel der Sicht verloren gehen und sehr häufig die den einzelnen Batterien zugewiesenen Teile des Ortsrandes räumlich nicht genügend abgegrenzt werden können, so dafs Mifs verständnisse in der gleichzeitigen Beobachtung verschiedener Batterien sehr leicht vorkommen können , so wird es sich, da ein genaues Einschiefsen gegen den wichtigen Rand des Orts geboten ist , auch hier empfehlen, die Batterien von dem ursprünglichen Ziel, wenn ein solches vorhanden war , eine nach der anderen mit Granaten, erforderlichenfalls unter Gebrauch der Salve,

gegen den Ortsrand

sich einschiefsen und dann zur Erleichterung des Einschiefsens der

135

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

übrigen zum Shrapnelfeuer übergehen zu lassen .

In den

meisten

Fällen wird dies einen gleichzeitigen Einschiefsen mehrerer Batterien gegen den in Abschnitte geteilten Ortsrand vorzuziehen und auch in der Regel möglich sein, da die Beschiefsung von Ortschaften einem späteren Teile des Artilleriekampfes angehört, in der andere Ziele (feindliche Artillerie u. s. w. ) , die vorher beschossen wurden, wohl stets vorhanden sind. Da es sich hier in erster Linie um Beschiefsung widerstands fähiger Ziele handelt, so tritt hier das umgekehrte Verhältnis hin sichtlich der Anwendung der Schufsart ein, wie beim Beschiefsen lebender Ziele, d. h. es ist nötig, dafs nach erfolgtem Einschiefsen der Batterien der gröfsere Teil derselben wieder zum Granatfeuer übergeht . Beim Beschiefsen beweglicher Ziele ist es mehr als sonst er forderlich,

dafs jede Batterie

ihren genau abgegrenzten Teil des

Ziels hat. Ein abwechselndes Feuer, auch innerhalb je zweier Batterien, ist hierbei der fortwährend wechselnden Gefechtslage sowohl, als des häufig Anwendung des Shrapnelfeuers mit sich bringenden Schiefs verfahrens halber ausgeschlossen, und bei gleichzeitigem Beschiefsen eines derartigen Ziels entsteht leicht ein Durcheinander in den Beobachtungen der einzelnen Batterien. Sehr häufig auch bieten hier, Infanterie als Ziel angenommen , die Soutiens bessere Anhalts punkte für die Feuerverteilung,

als

die im Marsch

befindlichen

Schützenlinien , und wird es sich oft empfehlen , erstere zum Ein schiefsen auf die Batterien zu verteilen. Angreifende Kavallerie auf Entfernungen unter 1000 m soll stets erst auf Kartätschentfernung unter Feuer genommen werden, weil dieselbe die Strecke,

welche sie

von dem Wirkungsbereich

eines ausgiebigen Kartätschschusses trennt, in einer Minute in raschester Gangart zurücklegt, ein Geschofswechsel also nicht mehr auszuführen ist, ohne die Artillerie der höchsten Gefahr auszusetzen . Auf gröfseren Entfernungen wird sich Kavallerie in der Regel der Wirkung der Artillerie durch Annahme einer verdeckten Auf stellung schon nach den ersten Schüssen zu entziehen suchen .

Die Anordnungen für den durch die Batterien vorzunehmenden Zielwechsel so zu treffen , dafs diesen das Einschiefsen gegen das neue Ziel möglichst erleichtert wird, ist eine weitere hier zu er örternde Aufgabe des höheren Artillerie- Führers . Ein gleichzeitiger Übergang sämtlicher Batterien auf das neue Ziel führt, wenn dasselbe nicht sehr ausgedehnt ist,

zu denselben

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung .

136

Störungen, wie sie oben bei Betrachtung des Schiefsens gröfserer Verbände im Allgemeinen erwähnt wurden.

Für den Zielwechsel

liegen die Verhältnisse indessen insofern günstiger, als derselbe ein vorheriges Schiefsen

gegen andere Ziele

voraussetzt,

welche bei

nötig werdendem Zielwechsel sehr häufig noch nicht verschwunden sein werden.

Ist dies

doch

der Fall, so liegen die Verhältnisse

ganz ebenso, wie bei einem erstmaligen Einschiefsen, brauchen also hier nicht berührt zu werden.

Sind die alten Ziele noch vorhanden ,

so hindert, wenn aus Gründen der Feuerverteilung ein gleichzeitiger Übergang aller Batterien nicht angezeigt erscheint ,

nichts daran,

zu gröfserer Sicherheit des Erfolgs die Batterien einzeln gegen das neue Ziel sich einschiefsen zu lassen, wie dies schon bei der Be trachtung der Feuerverteilung des Öfteren erwähnt . Allein diejenigen Fälle bleiben hier ausgeschlossen, in denen der Artillerie selbst gefahrbringende Ziele auftreten , oder Ziele von grofser Wichtigkeit auch in gröfserer Entfernung sichtbar werden und man befürchten müfste, bei nicht sofortiger Ausnutzung des Augenblicks, der Wirkung gegen diese verlustig zu gehen . Der erstere Fall kann nur bei Zielen auf kleinen Entfernungen eintreten, und ist oben zur Genüge erörtert, der letztere setzt Ziele von entsprechender Ausdehnung voraus, die einem gleichzeitigen Einschiefsen mehrerer Batterien keine grofsen Beobachtungsschwierig keiten entgegenstellen . Wo manchmal in der Schlacht

eintretende weniger lebhafte

Gefechtsaugenblicke oder Pausen in der Schiefsthätigkeit der Ar tillerie es erlauben,

ist es zweckmäfsig ,

solche dazu zu benutzen ,

die Entfernung nach im Terrain sich scharf abhebenden Punkten durch rasches Einschiefsen der engen Gabel von den Batterien fest legen zu lassen, um bei Auftreten eines Ziels an solchen Punkten in der Lage zu sein, das Feuer gegen dasselbe mit sofortiger Aussicht auf Wirkung vornehmen zu können . Wir praktische

finden

dieses

Verfahren

den

Zielwechsel

neben anderen

ungemein

Fällen

erleichternde

in der Schlacht bei

Wörth angewendet, in welcher die deutsche Artillerie gegen scharf bezeichnete Punkte im Terrain westlich Wörth, sowie gegen Weg ausmündungen beim Albrechtshäuserhof sich in dieser Weise einschofs und dadurch in die Lage gesetzt wurde, französische Soutiens und Kolonnen, wenn sie zur Verstärkung ihrer Schützenlinien an diesen Punkten auftauchten , sowie auch Mitrailleusen -Batterien sofort unter Feuer zu nehmen . -- (Vergl . Leo, Thätigkeit der Artillerie in der Schlacht bei Wörth, Seite 122.) -

137

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie Es bringt hiernach der Zielwechsel für das Schiefsen selbst

keine dasselbe besonders erschwerenden neuen Störungen mit sich , vorausgesetzt, dafs die Anordnungen der den Zielwechsel anordnenden Commandeure jedesmal dem gegebenen Falle angepasst sind . Jedoch können durch den Zielwechsel, wenn das neu

beschiefsende Ziel

von der vorher innegehaltenen

zu

Schufsrichtung

weit abliegt, die Protzen und ersten Staffeln , auch wenn sie Front nach dem neuen Ziel nehmen , leicht dem Schrägfeuer des Gegners, und dadurch stärkeren Verlusten ausgesetzt werden, wenn das alte Ziel nicht zum Schweigen gebracht ist. Ich habe in dem Vorstehenden versucht, die Schwierigkeiten hervorzuheben, welche sich einem erfolgreichen Wirken der Feld Schon auf den artillerie in grofsen Verbänden entgegenstellen. Schiefsplätzen tritt uns ein Teil dieser Störungen hindernd in den Weg , wobei noch zu bedenken bleibt , dafs allerwärts auf diesen Übungsplätzen die reine Ebene vorherrscht und der Schwierigkeit der Beobachtung in Folge von Rauchansammlung vor der Front durch Staffeln nach der Windrichtung begegnet werden kann . Die Raumverhältnisse sind überdies mit Rücksicht auf die meist gleich zeitig zur Verwendung kommende beschränkte Zahl von Batterien nicht beengt und auch die Ziele in der Regel so gestellt , dafs die Schwierigkeiten nicht in ihrem vollen Maſse zur Geltung kommen können . Nichtsdestoweniger ist schon bei den Schiefsen in der Abteilung die Zahl der verfehlten Schiefsen einzelner Batterien verhältnismässig viel gröfser, als beim kriegsmäfsigen Schiefsen in den Batterien , in der Regel allein hervorgerufen durch das schwierige Einschiefsen mehrerer Batterien gegen ein Ziel. Dies weist darauf hin , wie unbedingt nötig eine häufige Übung des Schiefsens in gröfseren Verbänden ist. Durch den neuen Entwurf der Vorschrift über die Abhaltung der Schiefsübungen ist dieses Bedürfnis anerkannt, indem die Zahl der Abteilungsschiefsen

um

eines

vermehrt worden ist.

Eine gröfsere Zahl von Abteilungsschiefsen , so wünschenswert dies auch sein möchte, einzuschalten, ist ohne Vermehrung des Munitions betrages nicht möglich, und auf Kosten der für die Batterien aus geworfenen Zahl dies zu thun , empfiehlt sich noch weniger , weil die Batterie die taktische Einheit für das ganze Schiefsverfahren bildet und die Munition für den Zweck einer gründlichen Schiefs ausbildung einer Batterie an sich schon beschränkt ist. Die Hauptstörungen , welche beim Auftreten gröfserer Artillerie massen sich geltend machen, lassen sich überdies, wie schon bemerkt ,

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

138

auf den Schiefsplätzen , wegen der geringen Abwechslung , welche das Terrain bietet, nicht darstellen , und ein häufigeres Schiefsen in der Abteilung , wie es unter den gegebenen Verhältnissen stattfindet, verleitet leicht zu der Ansicht , dafs im Ernstfalle die Verhältnisse ähnlicher Natur sein müssen . Viel eher möchte man zu dem Gedanken kommen , ob es nicht eben für die wichtige Ausbildung der Feldartillerie im Schiefsen in grofsen Verbänden von

nicht zu

unterschätzendem Vorteil wäre,

in ähnlicher Weise , wie dies schon bei der Infanterie kurz vor den Herbstübungen geschieht, Gefechtsschiefsen im Gelände abzuhalten , womöglich mit Wagenstaffeln . Ich verhehle mir die grofsen Schwierigkeiten nicht, welche derartige Übungen mit sich brächten, was Auffindung eines geeigneten Terrains, Absperrung des Platzes , Kostenpunkt u. s. w. anbelangt , doch dürften sich schliesslich fast in jeder Provinz, auch in durchschnittenem Gelände, Plätze finden , welche der Abhaltung solcher Übungen entsprächen.

Es käme ja hier weniger darauf an , auf grofse Entfernungen zu schiefsen, als möglichst wechselvolle Gefechtslagen in Bezug auf das Terrain zur Anschauung zu bringen. Die höheren Artillerieführer hätten hierdurch Gelegenheit, die Leitung eines Artilleriekampfes , wie er sich im Ernstfall je nach Maſsgabe des verfügbaren Terrains abspielt , und die Mittel , wie durch zweckmäfsige Aufstellung der Batterien in jedem Falle die Störungen , welche das Schiefsen in grofsen Verbänden mit sich bringt, abgeschwächt werden , praktisch kennen zu lernen, während die Batterien ein kriegsmäſsiges Bild der im Ernstfall sich bietenden Schwierigkeiten geboten würde. Die Herbstübungen lassen keine vollständig kriegsmässige Dar stellung der Störungen des Schiefsens gröfserer Artilleriemassen zu , weil die wichtigsten Schwierigkeiten fehlen ,

indem die Geschofs

wirkung und die Einflüsse der Rauchansammlung vor

der Front

sich nicht geltend machen . Das

zu

solchen

Gefechtsschiefsen

manchmal nicht erlauben ,

die

ausgewählte Terrain

wird

durch die Rauchansammlung ent

stehenden Beobachtungsschwierigkeiten durch Annahme einer Staffel Aufstellung abzuschwächen.

Wo aber dieses einfachste Mittel, dem

Einfluss der Rauchansammlung auf den Gang des Schiefsens entgegen zutreten fehlt,

machen sich die Schwierigkeiten des Schiefsens in

grofsen Verbänden in ihrer vollen Schwere geltend , wenn das zur Verfügung stehende Terrain

nicht eine Aufstellung der Batterien

mit grofsen Abständen gestattet.

139

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie.

Eben deshalb , weil die Unzweckmässigkeit einer nicht schiefs gemäfsen Aufstellung sich nicht rächt, läfst man sich leicht bei den Herbstübungen bestimmen, derselben nicht die gebührende Aufmerk Die Artillerie aber ist dadurch in ihrer samkeit zu schenken. Verwendung verschieden von den anderen Waffen , dafs sie nur durch ihre Geschofswirkung sich Geltung verschaffen kann, deshalb ist es auch bei den Herbstübungen nötig , jedesmal bei Beziehen einer Stellung die erforderlichen Mafsregeln zur Beseitigung der beim Schiefsen entstehenden Störungen zu treffen . Ein Artillerie gefechtsschiefsen in wechselndem Gelände erscheint mir deshalb als das zu erstrebende Ideal für eine Ausbildung im Schiefsen in Schiefsplätze in solchem Terrain anzulegen, welcher Vorschlag auch schon gemacht wurde , dürfte sich deshalb weniger empfehlen , weil sie wohl für einige wenige Schiefsübungen die dringend erforderliche Neuheit der Gefechtslage bieten , im späteren Verlauf aber demselben Nachteil verfallen würden , den

grösseren Verbänden .

unsere heutigen Schiefsplätze haben , dem , dafs alle Übungen nach einem je nach der gegebenen Aufgabe anzunehmenden, durch mehr jährigen Gebrauch eingebürgerten Schema abgehalten werden . Als Vorbereitung

für

das

Schiefsen gröfserer Verbände

Terrain dürfte sich alsdann eine häufige Übung

im

des Einschiefsens

mehrerer Batterien gegen ein Ziel bei Gelegenheit des Geschütz exerzierens , und ein damit verbundener Zusatz zum Reglement für das Geschützexerzieren , welches bis jetzt mit der Batterie abschliefst, empfehlen. Die hier etwa aufzunehmenden Punkte könnten sich meines Erachtens auf Bestimmungen für den Mechanismus

der

Befehls

gebung, Feuerordnung u. s. w., Beschiefsung eines gegebenen Ziels durch mehrere Batterien mit Bestimmungen für Feuerverteilung , und Übung des Zielwechsels beschränken. Gewifs würden solche Übungen für Batteriechefs wie Abteilungs Commandeure eine nicht zu unterschätzende Vorbereitung für die Schiefsübungen , wie für den Ernstfall

bilden

und sie wenigstens

mit einem Teil der Störungen , welche aus der gemeinsamen Feuer thätigkeit mehrerer Batterien entspringen , vertraut machen.

Wenden wir uns nun zum Schlusse einer Betrachtung darüber zu , wie in den Artillerien der übrigen Mächte den Störungen begegnet wird, welche sich jedem Schiefsen in gröfseren Verbänden entgegenstellen , so mufs zunächst bemerkt werden , dafs auch hier allerseits die Schwierigkeiten wohl erkannt und gewürdigt.

Beweis

140

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

hierfür sind die Übungen der russischen Artillerie bei Warschau 1884 und die Übungen der französischen Artillerie im selben Jahre bei Chalons.

Es ist mir nicht gelungen, nähere Angaben über die

bei Warschau abgehaltenen Übungen zu erlangen . Dieselben haben für uns auch nicht den Wert , wie ihn die Übungen bei Chalons haben,

weil

das

wenig

wechselnde Terrain

bei

Warschau

die

Störungen , welche in erhöhtem Maſse eben in gebirgigem Terrain auftreten, weniger zur Anschauung bringt. Von den Übungen bei Chalons liegen genauere Berichte vor, von welchen wir in den Nummern 8 und 9 des Militärwochenblatts Greifen wir das hier in Betracht 1885 einen Auszug finden. kommende heraus , so lassen sich die Erfahrungen , welche daselbst über das Schiefsen in gröfseren Verbänden gesammelt wurden , in Nachstehendem zusammenfassen : An

zwei Tagen

wurden

von

16 Batterien

mit

Munitions

kolonnen , also der gesamten Artillerie eines Armee- Corps , die der Artillerie zufallenden Aufgaben im Gefecht eines Armee-Corps zur Darstellung gebracht . Die angewandten Entfernungen schwankten zwischen 1500 und 2700 m. Die beschossenen Ziele waren rauch frei und standen hin und wieder in Staffeln ,

eine Hauptstörung ,

welche das Schiefsen in gröfseren Verbänden erschwert, kam also in Wegfall, die Raucherscheinungen am Ziel. Die einleitenden Bewegungen , Erkundung und Bezeichnung der Stellung u. s. w. kommen hier nicht in Betracht, da wir uns nur mit dem Schiefsen im engeren Sinne beschäftigen , doch sei hier vorgreifend erwähnt , dafs auch hier dem Gebrauch des Telemeters sich Schwierigkeiten entgegenstellten . Die Aufstellung der Batterien fand sowohl in Staffeln , als in Linie statt ; Staffeln mit 50-60 m Seiten- und Tiefen - Abstand wurden angewandt,

wo

immer das Terrain

es gestattete ,

unter

Zugrundelegung der Anforderung, dafs sämtliche Batterien das Ziel sehen mussten. Es zeigte sich auch hier die Schwierigkeit einer genauen Bezeichnung des Ziels da ,

wo

zahlreiche Ziele

sich von

vornherein bieten , trotzdem, dafs nach dem französischen Reglement die Zugführer sofort nach Beziehen der Stellung vom Batteriechef persönlich über die Ziele nähere Weisung erhalten . Die

Schwierigkeiten ,

wechselnde ,

welche

das

Terrain ,

besonders

das

der Verwendung der Artillerie in grofsen Verbänden

entgegenstellt, haben sich ganz besonders geltend gemacht.

Es ist

sehr schwer , einen Höhenzug richtig zu besetzen , wenn derselbe schräg zur Schufsrichtung läuft . Die meist mit den Geschützen

141

Die Schwierigkeiten der Feuerthätigkeit der Feldartillerie

nicht sich deckende Aufstellung der Protzen und Wagen, also das Darbieten dichtgeschlossener Ziele, sowie die Möglichkeit, vom Gegner seitwärts beschossen zu werden , kommt in nachteiliger Weise zur Geltung. In diesem Falle ist staffelweise Aufstellung der Batterien , wo sie möglich ist, vorzuziehen. Der Nachteil , dafs bei Zielwechsel die Protzen nicht senkrecht auf das neue Ziel eingerichtet sind, machte sich auch hier bemerk lich.

Um dem alten Ziel gegenüber , welches mitunter noch nicht

zum Schweigen gebracht ist ,

nicht Gelegenheit zu Schrägfeuer zu

geben, kann es vorteilhaft werden , zunächst nur mit einer Batterie, welche die Front verändert, das neue Ziel zu beschiefsen , mit den anderen aber, wenn die enge Gabel von der einen Batterie erschossen ist, auf diese sich einzurichten. Die Batterien schossen sich stets selbstständig ein. satz

galt ,

dafs

beim

Beschiefsen

Als Grund

feindlicher Artillerielinien

Batterien einer Abteilung sich auf eine Batterie

alle

einschossen und

zwar auf die auf der Windseite liegende ; dies insbesondere mit Rücksicht darauf, dafs diese Batterie ihrerseits sich gleichfalls am besten einschiefsen konnte, also die gefährlichste war. Nachdem das Erschiefsen der engen Gabel von den Batteriechefs gemeldet ,

wurde vom Abteilungs - Commandeur

beurteilt ,

welche

Batterie am besten eingeschossen war und den anderen Batterien von der Entfernung Kenntnis gegeben. Ich verweise ,

was diese Art und Weise

der Verteilung des

Feuers betrifft , auf das oben Gesagte , wonach eine Feuerverteilung auf alle Batterien des Gegners vorteilhafter erscheint. Ausserdem dürften die gegen

eine

nicht beschäftigten Batterie

sich

Batterien

einschiefsenden

Zeitraum schwere Verluste beibringen ,

des

Gegners der

Abteilung ,

während

in

nur

diesem

überdies letzterer

bei der geringen Ausdehnung des gemeinschaftlich zum Einschiefsen gewählten Zieles die Beobachtung gründlich erschwert wird. Der

Grundsatz ,

das

Feuer

des

Gegners

durch

Bekämpfen

einzelner Teile mit Übermacht allmählich lahm zu legen , kam auch bei der französischen Übung zur Anwendung. Ein Versuch , das Einschiefsen einer Abteilung vermittelst des Thürheim'schen Verfahrens

des

sprungweisen

Feuers

zu bewerk

stelligen, mifslang. Wenn wir im grofsen Ganzen die Erfahrungen der Übungen bei Chalons zusammenfassen, so zeigen uns dieselben im Allgemeinen nicht viel Neues, sind jedoch insofern für uns von Interesse, als sie die Schwierigkeiten , welche das wechselnde Terrain der Verwendung

in gröfseren Verbänden und Vorschläge zu deren Beseitigung.

142

der Artillerie in grofsen Verbänden entgegenstellt, zur Anschauung bringen , und uns damit einen weiteren Fingerzeig geben , welche grofsen Vorteile die Abhaltung von Gefechtsschiefsen der Artillerie im Gelände für die Entwicklung und praktische Verwendung der Artillerie mit sich bringt . Die Artillerie - Übungen bei Chalons haben zur Folge gehabt, dafs man in der französischen Artillerie dem Schiefsen der Artillerie in gröfseren Verbänden einen gröfseren Wert als bisher beilegt , und auch die Militär-Litteratur hat diesem Gegenstand besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Unter anderen weniger bedeutenden Arbeiten erscheint mir ein Aufsatz im Oktoberheft 1885 des » Journal des sciences militaires Führung der Artillerie

im Manöver und Gefecht > Approvisionnez et chargez. ―― Une Chargez. - Armes ! Approvisionnez en quatre temps« , gegeben werden.

oder

à volonté


Im Ganzen oder rund 100,000 Mann.

Zu

genannte Armee- Reserve, d. h. Miliz

diesen die

99,720 Mann

100,000 Mann soll die so

11. ,

12. , 13. Jahresklasse der

die fehlenden 30,000 Mann abgeben .

Alles,

was

wir von

dieser Formation wissen , ist, dafs seit dem vorigen Jahre die Leute dieser drei Jahresklassen der militärischen Aufsicht durch besondere Offiziere unterworfen , dafs sie also meldepflichtig sind . Sie haben seit ihrer Dienstzeit im aktiven Heere, also seit 8 bis 10 Jahren, weder eine militärische Übung mitgemacht, noch bestehen für sie irgendwelche Stämme an Offizieren und Unteroffizieren. Der Offizier Ersatz dürfte sogar auf unüberwindliche

Schwierigkeiten

stofsen ,

da Abgaben von der aktiven Armee kaum stattfinden können, weil dieser selbst

über

300 Offiziere an

der

Kriegsergänzung

fehlen.

Man ist bemüht diesem Übelstande abzuhelfen , indem man Unter offiziere von achtjähriger Dienstzeit als Hülfsoffiziere der Infanterie verwendet,

wenn sie

sich auf fünf Jahre

zur Verfügung

stellen ;

aber diese Mafsregel wird sich erst in mehreren Jahren wirksam machen können . Nach alledem erscheint die zur Deckung des Bedarfs dringend nötige Armee- Reserve von 30,000 Mann als eine Formation von äusserst zweifelhaftem militärischem Werte . Die beruhigenden Erklärungen des General Pontus, dafs die belgische Armee sich niemals in einer besseren Lage befunden habe, vermögen die vorgebrachten Bedenken nicht zu zerstreuen.

Die belgische Maas-Befestigung.

210

Für den Augenblick der Mobilmachung kann man auf höchstens 100,000 Mann rechnen, nach 4-6 Wochen vielleicht auf weitere 30,000 der Armee-Reserve. Unter diesen Umständen

war äufserste Sparsamkeit mit den

Besatzungen der festen Plätze geboten. Es mufs angenommen werden, dafs die im ersten Augenblick fehlenden 30,000 Mann zu annähernd gleichen Teilen von der Feld und Besatzungs - Armee in Abzug zu bringen sind ; doch darf voraus gesetzt werden, daſs eine Verminderung der Maas-Besatzungen darum nicht stattfindet. Nehmen wir z. B. die Operations - Armee im ersten Augenblick auf 55,000, die Besatzungs - Armee auf 45,000 Mann an. Eine so geringe Stärke der Feld - Armee wird schwerlich einen. wirksamen Schutz für die Neutralität abgeben, ebensowenig können die vortrefflichen , aber zu schwach besetzten Festungen der Feld Armee die Unterstützung gewähren , welche sie von ihnen er warten muſs. Das Bedürfnis weislich.

einer Armeevermehrung

erscheint also

unab

Ohne dieselbe werden die Maas- Befestigungen ihre Auf

gabe, einen wirksamen Schutz der belgischen Neutralität abzugeben , nicht erfüllen . Warum wendigkeit?

verschliefst man

sich also

in

Belgien

dieser

Not

Das Land ist reich und bevölkert genug , um grössere

Opfer an Geld und Menschen zu bringen, wenn es ernstlich den Willen hat, seine Neutralität selbst zu schützen. Andere , gleich grofse, Staaten leisten für ihre Wehrkraft unverhältnismäfsig viel mehr. Es fehlt der nationale Sinn im belgischen Volke , der freudige und opferwillige Patriotismus .

Unter den materiellen und

gewinnsüchtigen Bestrebungen einer viel zu langen Friedenszeit ist jede ideale Richtung

im Volke

vermehrung müfste die Hand in Hand gehen.

erstickt.

Denn mit der Armee

Einführung der allgemeinen

Wehrpflicht

Gegen diese aber sträubt sich die verweich

lichte und genufssüchtige belgische Bürgerschaft und als Deckmantel für ihre Selbstsucht dient ihr die Religion. Dem Einfluss der Priester ist es vor Allem zu danken, dafs der gerechte Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht keinen Eingang findet .

Sie sind eifrig

bemüht, die Armee als Pflanzstätte der Irreligiösität hinzustellen, und die gebildeten Klassen vom Militärdienst abzuschrecken . So hat sich die Stellvertretung, dieser Krebsschaden , der nicht nur an der Armee, sondern am Marke des Volkes zehrt, bis heute erhalten .

Erst am 14. Juli 1887 wurde ein Versuch, sie durch den

Die belgische Maas-Befestigung.

211

allgemeinen persönlichen Militärdienst zu ersetzen (Gesetzentwurf des Grafen

Doultremont)

abgelehnt.

Dank

durch

dem

die

Stimmen

der

Stellvertretungssystem

belgische Armee bis zur Stunde,

klerikalen ergänzt

Partei

sich

die

nach dem eigenen Urteil eines

belgischen Generals, aus der Hefe der Bevölkerung . Wie diese Thatsache auf die Moralität der Armee, auf ihre militärische Tüchtigkeit, auf die Beschaffenheit des Offizier- und Unteroffizier Corps zurückwirkt, 1 bedarf keiner Erklärung. Zur Ehre der Armee mufs es gesagt werden, dafs das Bewusstsein dieser bedenklichen Schäden in ihren Reihen selber vorhanden ist, und dafs sie selber die allgemeine Wehrpflicht lebhaft herbeisehnt. Aber weder ihre Wünsche, noch die unausgesetzten Bestrebungen König Leopold II., welcher bei jeder Gelegenheit öffentlich und mit vollster Überzeugung für diese Änderung eingetreten ist, haben gegen die klerikale Streit macht etwas auszurichten vermocht. Die Einführung der allge meinen Wehrpflicht würde gleichzeitig der immer mehr um sich greifenden sozialistischen Bewegung in Belgien einen festen Damm entgegenziehen . Nachrichten, welche erst in den jüngsten Tagen zu uns ge drungen sind, besagen, dafs nach Zusammentritt der Kammern die Regierung ein neues Wehrgesetz unter Zugrundelegung des per Erst wenn dieser sönlichen Dienstes einzubringen beabsichtige. erneute Versuch, die Wehrkraft des Landes nach Zahl und Güte zu heben, geglückt sein wird, wird man sagen können, dafs Belgien seinen Pflichten als neutraler Staat vollständig genügt hat. ――――

XIV .

Umschau in

der

Militär- Litteratur.

Geschichte des königlich sächsischen 6. Infanterie-Regiments Nr. 105 und seine Vorgeschichte, 1701 bis 1887. nutzung offizieller Quellen bearbeitet.

Mit Be

Das königliche sächsische 6. Infanterie- Regiment Nr. 105 besteht unter diesem Namen erst seit dem 1. April 1867 ; aber es besitzt eine lange und ruhmvolle Vorgeschichte , welche bis zum Jahre 1701 hinaufreicht. Es wurde im Dezember des letztgenannten Jahres als Infanterie- Regiment Graf Beichling errichtet und nahm dann sofort sowohl am nordischen, wie auch am spanischen Erbfolgekriege Teil. Bei Höchstädt und Malplaquet wehten seine Fahnen. In den beiden schlesischen und dem siebenjährigen Krieg führen die politischen Verhältnisse die Vorfahren des Regiments unter wechselndem Namen zuerst an die Seite Preufsens , dann aber in die Reihen von dessen Gegnern. Hohenfriedberg, Kesselsdorf, Bergen und Minden waren, mit Ansnahme des Vorletzten, für sie zwar keine Sieges-, aber ehrenvolle Schlachttage. Als Infanterie- Regiment Prinz Maximilian steht in dem unglücklichen Feldzuge von 1806 die Truppe neben den Preufsen bei Jena gegen Napoleon im Gefecht, dem dann Sachsen bis 1813 Heeresfolge leisten mufs . 1814 finden die Vorfahren des Regiments in Flandern , 1815 am Oberrhein Gelegenheit , für die deutsche Sache zu kämpfen , die sie auch 1849 nach Schleswig ruft. Nach dem deutschen Kriege 1866 wurde mit dem Eintritt Sachsens in den Norddeutschen Bund die sächsische Armee neu organisiert und dem Regiment der heutige Name beigelegt. St. Privat la Montagne, Beaumont, Sedan und Villiers sind Sieges- und Ruhmestage des Regiments im deutsch-französischen Kriege. Zur Wacht des zurückeroberten Elsafses blieb es dann dort unten an der deutschen Westgrenze nach hergestelltem Frieden und von dort vom festen Strafsburg aus - schickt das Regiment nun die Darstellung seiner fast zweihundertjährigen Geschichte ins deutsche Vaterland hinein. Oberst Larrafs, von 1881-1887 Commandeur des Regiments, zur Zeit Generalmajor und Commandeur der 2. sächsischen Infanterie-Brigade Nr. 46, hat sich selbst der mühevollen Arbeit unterzogen, dieses Geschichtswerk zusammenzustellen , das gleichzeitig einen wertvollen , wichtigen Beitrag zur sächsischen Heeresgeschichte bildet. In klarer, einfacher und schmuck loser Darstellung sind , je näher der Neuzeit, um so ausführlicher , die Begebenheiten und Thaten des Regiments dargestellt. Mehr den Charakter

213

Umschau in der Militär-Litteratur.

eines wissenschaftlichen Geschichtswerkes tragend als den eines Buches, das in der Kaserne und unter den Mannschaften des Regiments seine Heimat hat , bildet das sehr gut ausgestattete Werk ein festes und dauerndes Ehrendenkmal und den Kern , von dem aus die Offiziere den Mannschaften des Regiments die Geschichte desselben vorführen müssen. Wenn auch aus der neuen Kriegsgeschichte hier und da einige hervor ragende Thaten einzelner Mannschaften des Regiments in dem vorliegenden Werke Erwähnung gefunden haben , so wird sicherlich nach dieser Richtung hin auf Grund der Kriegstagebücher u. s. w. der Truppen durch mündliche Überlieferung noch manches Heldenstück im Munde des Sehr vorteilhaft auf die zusammen Regiments-Angehörigen fortleben. hängende Darstellung hat der Umstand gewirkt , dafs die im Laufe der Zeit eingetretenen zahlreichen Uniformirungs- undBewaffnungsveränderungen, ebenso wie die Angaben über Regimentsnamen, Chefs, Commandeure u . s. w. in die sehr umfangreichen Anlagen verwiesen worden sind, ein Verfahren, welches nur selten beobachtet wird , aber sehr empfehlenswert für Regi ―――――――――― mentsgeschichten sein dürfte. Das Regiment Nr. 105 darf stolz auf ein Geschichtswerk sein , welches sein Commandeur in solch gründlicher und wissenschaftlicher Weise aufgebaut hat. Erlebnisse eines Gefangenen von Jena.

Aus dem Tagebuche

des königlich preufsischen Stabskapitäns im Feldjäger-Regiment Carl v. Reitzenstein . ――――― Herausgegeben von W. Freiherr v. Waldenfels , Premier- Lieutenant im königlich bayerischen 2. Fufs -Artillerie- Regiment. Der jähe Zusammensturz, den des grofsen Friedrich Hinterlassenschaft bei Jena und Auerstädt erlitt , der schnelle und mächtige Aufschwung, den Preufsen gleich nachher nahm , bilden zweifelsohne auch heute noch einen der interessantesten und lehrreichsten Abschnitte der preussischen Heeresgeschichte. Wie stets in einem unglücklichen Kriege die Tage bücher u. s. w. der Truppe nur sehr mangelhaft geführt werden können und auch meistenteils verloren gehen , so sind auch über den Feldzug 1806 verhältnismäfsig wenig Schriftstücke erhalten geblieben, die einen Einblick in das damalige innere Gefüge und den Geist des Heeres gestatten. Die meisten der nach jenem Kriege erschienenen Schriften sind unter der Nachwirkung der Ereignisse und mit einem bestimmten, den Zeit verhältnissen Rechnung tragenden Bestreben abgefafst , also keine voll gültigen, unparteiischen Zeitzeugen, die uns klar sehen lassen, wie es in der That um das Heer stand . Ein jeder Beitrag aus jener hochwichtigen Zeit , der uns Letzteres gestattet, mufs daher mit besonderer Freude begrüfst und als ein wertvoller historischer Bruchstein betrachtet werden. Dieser Umstand wird auch der vorliegenden kleinen Schrift sicherlich viele Leser zuführen, und wenn sie auch für die Kriegsgeschichte selbst wenig Neues und Verwendbares birgt, so enthält sie doch in ihrer ein fachen und unbefangenen Darstellung manches Wertvolle zur Beurteilung

Umschau in der Militär- Litteratur.

214

der preussischen Armee von 1806. Aus den Lesern , das sind wir über zeugt, werden ebensoviele Freunde des Büchleins werden . Ein Soldatenleben im Krieg und Frieden . Von Hermann Lüders. Mit Illustrationen vom Verfasser. Der geschätzte Künstler, der uns schon manches ansprechende Soldaten bild vor Augen geführt, hat in dem vorliegenden Buche mit einer Natür lichkeit , Einfachheit und Anspruchslosigkeit , die sehr für den Verfasser einnehmen, erzählt, wie er 1858 als Ersatz-Rekrut zum Garde- Schützen Bataillon kam und seine drei Jahre abdiente , während welcher Zeit er Oberjäger wurde. 1866 machte er den Feldzug bei diesem Bataillon mit ; 1870 anfänglich der Ersatz-Compagnie des Garde-Schützen-Bataillons zu geteilt, rückte er dann auch dem mobilen Bataillon nach und durchlebte bei diesem die Belagerung von Paris. Wie der Künstler gewandt und anregend mit dem Stifte, so ist er es auch mit der Feder. Harmlos und heiter skizziert er sein militärisches Leben , mit seinen bald vergessenen Schattenseiten, mit seinen vielen schnell in Fleisch und Blut übergehenden Eigentümlichkeiten . In echter Künstlerweise hat er überall Licht und Schatten richtig aufgesetzt , so dafs wir überall vor gut beleuchteten Lebensbildern stehen, die von niedlichen Zeichnungen begleitet sind. Das Buch wird in weiten Kreisen gewifs viele Freunde finden , aber auch sicherlich in militärischen , mit seinen natürlichen und von Herzen kommenden Kriegs- und Friedensschilderungen recht gefallen . Dafs der Künstler auch ein braver Soldat war, beweist der Umstand, dafs er sich das eiserne Kreuz im deutsch-französischen Kriege erwarb. Die

europäischen Heere der Gegenwart. Von Hermann Vogt , Oberstlieutenant a. D. — Illustrationen von Richard Knötel.

Heft XXII

bis

XXV.

Das Kriegswesen des

deutschen Reiches. Mit den vorliegenden Heften erhält der darstellende Teil dieses in den Jahrbüchern bereits wiederholt erwähnten Werkes seinen Abschluſs, da in Heft 26 und 27 nur noch eine vergleichende Zusammenstellung der Stärke aller europäischen Heere und der auf ihre Unterhaltung ver wendeten Summen gebracht werden soll. Auf 47 Textseiten ist es dem jüngst durch einen seiner Verleger als eine besondere Gattung unter den Schriftstellern bezeichneten Verfasser gelungen, ein ziemlich deutliches Bild von Reiches zu entwerfen , wobei aber, wie schon es sich weniger um den Fachmann handelt, Laien. Dies schliefst natürlich nicht aus ,

dem Kriegswesen des deutschen früher, betont werden mufs, dafs als um den Belehrung suchenden dafs auch der erstere in dem

Büchlein schätzbare Angaben findet , wie z. B. die über die letzten Neu bildungen u. s. w. Wenn bei Schilderung der allgemeinen Militär -Verhältnisse gesagt ist, dafs die Landwehr nur für den Fall einer Mobilmachung ein berufen werden kann, so könnte dies zu Mifsverständnissen Veranlassung geben, denn bekanntlich können die der Landwehr angehörenden Mann

215

Umschau in der Militär-Litteratur.

schaften während dieser Zeit zweimal auf 8-14 Tage zu Übungen in besonderen Compagnien oder Bataillonen einberufen werden. Auch die Angabe ist unrichtig , dafs für die Landwehr-Infanterie im Frieden die Stämme von 277 Bataillonen bestehen ; es sind hiermit die vorhandenen Bezirks - Kommandos gemeint , die aber bekanntlich an die bei einer Mobilmachung zu bildenden Landwehr - Bataillone auch nicht einen Mann abgeben. Des Ferneren unterscheidet das vorliegende Buch nicht zwischen übungspflichtigen Ersatz -Reservisten I. Klasse, und solchen, die nicht üben, obgleich der Unterschied ein sehr einschneidender und für die Gesamtdauer der Dienstpflicht von Belang ist. Aus dem Umstande, dafs in Folge der jüngsten Verstärkung des Heeres im Frieden jähr lich 13-14,000 Rekruten mehr eingestellt werden , schliefsen zu wollen, es sei dadurch in 12 Jahrgängen für den Kriegsfall eine Heeresverstärkung von etwa 156,000 Mann eingetreten, ist nicht zutreffend. Diese dienst brauchbaren Mannschaften standen im Falle einer Mobilmachung auch ohne die erhöhte Friedensstärke der Heeresverwaltung zur Verfügung; es ist nur jetzt der allerdings wichtige Umstand eingetreten , dafs das deutsche Heer im Kriegsfalle nach 12 Jahren gegen 156,000 Mann mehr besitzt, welche militärisch ausgebildet sind. Unzweifelhaft eröffnete die preufsische Armee durch Einführung des Hinterladers der Infanterietaktik neue Bahnen ; aber keineswegs wird die Bewaffnung mit den Mehrladern eine neue taktische Armee zur Folge haben, wie Verfasser meint. Gerne wird zugegeben , dafs das deutsche Heer in Folge dieser Neubewaffnung eine gewisse hauptsächlich moralische Überlegenheit besitzt, die aber von den anderen Heeren und namentlich in Frankreich bald wieder aus geglichen sein wird ; " eine neue Taktik werden aber die Mehrlader nie mals mit sich bringen. Einspruch sei auch dagegen erhoben, dafs die Kriegs -Akademie als die Vorschule für die Generalstabs-Offiziere bezeichnet ist. Eine solche einseitige Richtung hat das für die ganze Armee so segensreich wirkende Institut nicht, und gar mancher tüchtige Generalstabs Offizier hat seine Vorschule nicht in der Kriegs -Akademie gehabt . Ein völlig sinnentstellender Druckfehler bezeichnet viele Offiziere des Nebenetats des grofsen Generalstabes „als augenblicklich nicht völlig dienstpflichtig" , während nicht völlig felddienstfähig" gemeint ist. Anlangend weitere Druckfehler sei hervorgehoben, dafs die Friedensstärke des deutschen Heeres, wie sie auf S. 14 angegeben, nicht ganz genau mit der Stärke der einzelnen Heereskontingente auf S. 19 übereinstimmt. Die Militär konvention mit dem Grofsherzogtum Hessen ist in Folge eines Druckfehlers in das Jahr 1861 statt 1871 verlegt. Abweichend von sämtlichen übrigen Armeen ist für die deutsche Armee eine corpsweise getrennte Übersicht der einzelnen Truppenteile nebst Gar nisonen dem Buche beigegeben. Wollte man eine solche Beigabe bringen, so hätte dies in viel einfacherer, ungemein viel Raum ersparender Weise geschehen müssen ; das Heft hätte dann nicht den aufserordentlich hoben Preis von 2 Mark bei 47 Seiten Text erforderlich gemacht.

Umschau in der Militär-Litteratur.

216

L'officier allemand, son rôle dans la nation par un officier d'infanterie. Étude militaire et sociale. ________ Ein sehr interessantes Buch ! Verfasser sagt in der Einleitung , dafs das deutsche Offizier-Corps bis zur Stunde sehr unrichtig in Frankreich beurteilt werde. Die Einen sähen alles von der schlechtesten Seite an, die anderen neigten sich zu sehr zum Gegenteil . Das Buch wird denen nicht gefallen, meint er weiter, die jeden Tag, die Serviette unter dem Kinn, einen Deutschen verzehren ; es ist aber auch nur für die französischen Offiziere geschrieben, damit sie die deutschen Offiziere kennen lernen, „à les connaître, de chercher à nous assimiler leurs qualités, en tant qu'elles seront compatibles avec notre caractère national, et de distinguer leurs défauts, ce qui nous permettra d'en tirer parti à l'occasion. “ - Verfasser zeigt eine eingehende Kenntnis der bestehenden Dienstverhältnisse im deutschen Heere, er hat den Gegenstand seiner Darstellung an Ort und Stelle genau studiert, und ist auch in der einschlägigen neuen Litteratur bestens bewandert, die er entschieden mit Verständnis gelesen hat. Sein Bestreben nach gerechter Beurteilung tritt überall sichtlich hervor, und hat er durchweg einen ruhigen, sachlichen Ton innegehalten, was sein Buch unter den französischen Erzeugnissen dieser Art vorteilhaft aus zeichnet. Wie auch gar nicht anders möglich, ist er durch und durch Franzose in der allgemeinen Auffassung der Verhältnisse ; ein volles Ver ständnis der historischen Entwicklung Preufsens und Deutschlands und der augenblicklich eingenommenen politischen Stellung darf man nicht von ihm erwarten. In grofsen Zügen schildert er zunächst die Stellung des Offiziers in Preufsen von der Zeit des grofsen Kurfürsten bis zum Jahre 1807, wobei ihm allerdings das Unglück zustöfst , Zieten das Jahr 1740 zum gemeinen Husaren, Tempelhoff zum Ingenieur zu machen. Im übrigen ist aber diese Schilderung, gestützt auf tüchtige französische Werke, ziemlich zutreffend. Er giebt dann ein Bild von den grofsen Veränderungen, die seitdem mit der preufsischen Armee und namentlich der Stellung des Offizier-Corps vor sich gingen und kommt, nachdem er sich eingehend über die Ergänzung des Offizier-Corps ausgelassen, kurz auf das in Preuſsen Ausführlich und mit vielem übliche Beförderungssystem zu sprechen. Takt, sowie richtigem Blick tritt er dann der Einrichtung des Offizier Kasinos und dem Offizier-Verein näher ; die Vorrechte des Offiziers in der , Gesellschaft schildert er im Allgemeinen zutreffend und unter verständiger Berücksichtigung der vielen Schriften, welche die letzten Jahre über diesen Gegenstand zu Tage gefördert haben. In dem zweiten Teil seines Buches. weifs der Verfasser die wichtige einflussreiche Stellung in ihrem ganzen Umfange klar zu legen , welche der deutsche Offizier den Soldaten gegenüber einnimmt ; den Wert und die Bedeutung des Unteroffizier- Corps versteht er hierbei in wirklich überraschender Weise richtig zu würdigen. Auch was er dann über den Einfluss der Offiziere auf die Krieger-Vereine und auf die Reserve- und Landwehr -Offiziere sagt, kann man fast durch

217

Umschau in der Militär-Litteratur.

weg unterschreiben ; nur seine Ansichten und Kenntnisse über die Stellung der Feldwebel- Lieutenants sind nicht ganz sachentsprechend. Entschieden zu scharf sind hier und da seine Anschauungen über das Verhalten des Offiziers dem Volke gegenüber, doch bietet auch dieser Abschnitt gerade für den deutschen Offizier manches Lehrreiche. Seit 1870 , meint der Ver fasser haben die deutschen Offiziere ihr Wesen vollständig geändert ; die bisher Bescheidenen sind arrogant geworden und spielen sich auf, als ob sie die ersten Soldaten der Welt wären, was sie auch überall laut aus sprechen ; sie vertragen nicht den geringsten Widerspruch, nicht die leiseste Kritik ; fast wegwerfend behandeln sie die Arbeiten Anderer, die eigenen Thaten hingegen bewundern sie. Als Beweis hierfür führt der belesene Verfasser mehrere Stellen aus den ganz vortrefflichen Schriften des Prinzen Hohenlohe an, in denen wahrlich nach allen Richtungen hin mit einer selten anzutreffenden Sachlichkeit und gröfster Vorsicht im Urteil verfahren , und denen höchstens der Vorwurf zu machen ist, dafs sie selbst den fran zösischen Heeresverhältnissen 1870/71 ein zu grofses Wohlwollen entgegen bringen. Allerdings scheinen einige der angeführten Stellen Widersprüche zu enthalten ; aber aus dem Zusammenhang gerissen, geben sie doch nicht ein richtiges Bild von den Anschauungen, welche die Hohenlohen'schen Schriften auszeichnen. - Alle Welt ist kriechendfreundlich gegen den deutschen Offizier, schreibt der Verfasser dann weiter. Aber er möge sich nicht einbilden, dafs er beliebt ist ; alle Gesellschaftsklassen behandelt er abstofsend , wie kann er sich da Sympathien erwerben (!? )? Die Fremden staunen über den brüsken Ton und das herrische Wesen der Offiziere, das sie, als wenn sie immer im Dienst wären, auch öffentlich zeigen. Wird die Stellung, welche die Offiziere seit mehr als hundert Jahren einnehmen, immer so bleiben, ist nicht zu fürchten, dafs sie eines Tages stark gefährdet sein wird ? Und nun zieht der Verfasser Heine an, der einst gesagt : Der Deutsche gleicht dem Sklaven u. s. w. - Aber Deutschland wird sich von der moralischen Sklaverei befreien ! Dafs dies mit dem Hinscheiden Kaiser Wilhelms versucht werde, sei ein Irrtum , dem man sich in Frankreich gerne hingebe. Mag dieser Zeitpunkt vom Schicksal früh oder spät bestimmt sein, so schliefst das Buch, Preufsen ist und bleibt eine Militärmacht, bei welcher das Offizier-Corps natürlicher weise die erste Stelle einnimmt und auch die festeste Stütze bietet. Aus diesen letzten Sätzen spricht so recht der Franzose, der hier einmal den Splitter im Auge des Nachbars, den Balken im eigenen aber nicht sieht. Denn giebt es traurigere unsichere politische Verhältnisse als die seit dem Jahre 1870 in Frankreich Bestehenden, unter denen gerade die Armee am schwersten zu leiden hat ? Aus dem Wiedergegebenen werden die Leser ersehen , dafs wir es mit einem sehr schätzenswerten französischen Buche zu thun haben, aus dem der deutsche Offizier sehr viel lernen kann und das aus diesem Grunde die weiteste Verbreitung im deutschen Heere verdient . Druck von A. Haack in Berlin, NW., Dorotheenstrasse 55.

XV.

Nochmals

Reiter-Brigade

die

bayerische

Seydewitz

Eggmühl

bei

(22. April 1809).

Von v. Fabrice, königlich bayer. Oberstlieutenant.

Unter dem Jahrbücher Quellen

ein

vorstehenden Titel tritt uns im Juni - Hefte nach

nicht

näher

bezeichneten

der

»archivalischen

bearbeiteter Aufsatz entgegen , welcher im Interesse einer

ungeschminkten Darstellung der demselben kriegerischen

Ereignisse

unter

Beziehung

zu Grunde liegenden auf

gestellte Thatsachen einer Besprechung und zogen werden soll.

aktenmäfsig

Berichtigung

fest unter

Abzug der Division Deroy von Landshut nach Pfeffen hausen. Generallieutenant v. Deroy hatte am 16. April, heifst es im ersten Absatz der gedachten Abhandlung , gegen Nachmittag 4 Uhr seine 3. Division, *) nachdem er die Isarübergänge bei Landshut *) Die 3. Armee-Division Deroy bestand aus der : 1. Infanterie-Brigade Vincenti, 9. Linien-Infanterie-Regiment Ysenburg, 2 Bataillone, 10. 99 "2 99 Juncker, 2 Bataillone, 5. leichtes Bataillon Butter, 1 Bataillon. 2. Infanterie-Brigade Sibein. 5. Linien-Infanterie-Regiment Preysing, 2 Bataillone, 2 14. 99 99 99 99 7. leichtes Bataillon Gunther, 1 Bataillon. Kavallerie-Brigade Seydewitz. 2. Dragoner-Regiment Taxis, 4 Schwadronen, 4. Chevaulegers-Regiment Bubenhofen, 4 Schwadronen. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LXV, 3. 15

219 den

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl. Österreichern

hatte

überlassen

müssen ,

auf

den

die Isar

niederung begrenzenden Höhen zwischen Altdorf und Ergolding vereinigt, um den Rückzug nach Pfeffenhausen anzutreten . Derselbe sollte brigadeweise und schachbrettförmig unter dem Schutze einer Nachhut stattfinden , welche er aufser der Kavallerie-Brigade Seyde witz aus den Schützen des 14. Linien-Infanterie- Regiments * ) und der leichten Batterie Tausch bildete. **) Der Verlauf des Rückzuges

gestaltete

Weise, als wir im zweiten Absatze

sich auch in anderer

geschildert finden .

Das Gros

der Division zog sich ungehindert durch die Zwischenräume der auf den Feldern von Altdorf schachbrettförmig divisionsweise auf gestellten Brigade Seydewitz, um das wegsamere Gelände zu beiden Seiten der Strafse nach Pfeffenhausen zu gewinnen . der

2. Brigade

waren aber noch

nicht

hinter

Die Kolonnen

der

schützenden

Reiterei verschwunden, als gegen die linke Flanke des rückwärtigen Treffens der Brigade Seydewitz unter Oberstlieutenant Graf Hardegg 1½ Schwadronen Erzherzog Karl-Ulanen losbrachen , welchen zwei Schwadronen Kienmayer-Husaren zur Unterstützung folgten . ***) Es kam zu einem lebhaften Gefechte , in welchem die Nachhut hinter die ersten Häuser von Altdorf zurückgeworfen wurde.

Hier nahmen

die geworfene Reiterei die zwei Bataillone des 14. Linien -Infanterie Regiments auf, welche, in geschlossenen Halbdivisions - Kolonnen formiert, die Schützen vor sich im Kirchhofe und in den Gärten den Angriff der Ulanen am Eingange von Altdorf abwiesen . †) Reitergefecht bei Altdorf. Nun wendeten sich auch die vier Schwadronen des Vordertreffens der Brigade Seydewitz , fielen den Ulanen in die rechte Flanke und zwangen dieselben zum ungeordneten Rückzuge ††) ; die

beiden

Schwadronen

Kienmayer

Artillerie. 1. Linien-Batterie Peters, 6 Geschütze, 2. 19 99 Roys, 6 Geschütze, 1. leichte Batterie Tausch, 6 Geschütze, Im Ganzen 10 Bataillone , 8 Schwadronen , 18 Geschütze. (Kriegs-Minist. Registratur Feldzug 1809). *) Gerneth, Geschichte des königl. bayer. 5. Infanterie-Regiments . II. Teil. Erste Hälfte 196. **) Der Feldzug von 1809 in Bayern. Bearbeitet und auf dem Terrain ver glichen von der Generalstabssektion des königl. bayer. General-Quartiermeister stabes 1865 Seite 16. ***) Österreichische militärische Zeitschrift, 1862, II, 206. †) Der Feldzug in Bayern 1809 u. s . w., 18. ††) Österr. militärische Zeitschrift 1862 , II, 206 .

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl .

220

Husaren eilten aber jetzt rasch vor, und es entspann sich auf den Höhen nördlich von Altdorf ein hin- und herwogender Reiterkampf, in welchem Seydewitz

die Österreicher zwar

zweimal wirft , aber

durch deren eintreffende Verstärkungen das ganze Husaren- Regiment Erzherzog Ferdinand mit acht Schwadronen, *) gezwungen wird, den Schützen des 14. Linien-Infanterie-Regiments nach Pfettrach zu folgen. Während diese den Rückmarsch des Gros der Division nach Arth sicherten,

übernahm die Verteidigung von Pfettrach

Ober

lieutenant Fabris mit Schützen des 5. Linien - Infanterie-Regiments, **) welche auf dem rechten Ufer des Pfettrach- Baches von Altdorf

angerückt kamen.

Als Unterstützung für die Dorf- Verteidigung

diente die auf den Höhen nördlich dieses Dorfes aufgefahrene Batterie Tausch und die westlich und etwas vorwärts aufmarschierte Brigade Seydewitz . 10 Nach einem vergeblichen Angriffe der öster reichischen Avantgarde schofs deren Kavallerie-Batterie den Ort in Brand und erzwang dadurch den Abzug der bayerischen Nachhut . Die Brigade Seydewitz konnte den brennenden Ort nicht mehr passieren und war genötigt sich nördlich desselben durch sehr ungünstiges Terrain den Rückzug zu suchen , bei welcher Gelegenheit Teile des 2. Dragoner - Regiments einen , aus einem Walde plötzlich erfolgenden Angriff von 1/2 Schwadron Ulanen und Husaren ab wiesen . ***) Die Schützen des 5. Linien- Infanterie-Regiments gingen bis Arth zurück, dessen Häuser sie längs der Strafse hin nebst dem Kirch hofe besetzten. In dieser Stellung hielten sie die Österreicher so . lange auf, bis das Gros der Division , welche auf den Höhen nördlich Arth Halt gemacht hatte , einen Vorsprung gegen Weihmichel gewann. Die Brigade Seydewitz zog durch Arth und nahm auf den nördlichen Höhen Stellung ,

bis auch die Schützen

den Ort

geräumt hatten . †) Das Gros der Division rückte gegen 7 Uhr Abends durch Weih michel und marschierte jenseits des Ortes auf den Höhen zu beiden Seiten der Strafse nach Pfeffenhausen in zwei Treffen auf. Die verstärkte österreichische Avantgarde mit einer Kavallerie- Batterie näherte sich der Front der Aufstellung bei Weihmichel und schien trotz der beginnenden Dunkelheit einen neuen Angriff vorbereiten zu wollen . *) **) ***) †)

Österr. milit. Zeitschrift, 1862 , II , 206. Gerneth, Geschichte des 5. Infanterie-Regiments, II, 198. Österr. milit. Zeitschrift, 1862, II, 206 u . Feldzug von 1809 in Bayern 19. Kriegs-Min.-Registratur, Feldzug 1809. 15*

221

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl. Um diesen fortgesetzten Beunruhigungen ein Ende zu machen ,

liefs Generallieutenant v. Deroy rasch sämtliche Schützen der Division, unterstützt durch heftiges Kartätschfeuer, gegen die Österreicher vor brechen, welche nun von allen weiteren Angriffen abstanden . *) Aufnahme der 3. Division durch die 1. bei Pfeffen hausen.

Nach Einbruch der Dunkelheit marschierte die Division

ab , die Kavallerie an der Spitze , die Infanterie- Regimenter nach ihren Nummern . Vor und hinter Pfeffenhausen stand die Kavallerie Brigade Preysing und die 1. Infanterie- Brigade der Division Wrede zur Aufnahme bereit und konnte die Division am 17. April Morgens 5 Uhr Biwaks hinter Siegenburg am linken Ufer der Abens be ziehen . **) Marsch der Division Deroy an die Donau.

Zu Seite 241

Absatz 1 ist zu bemerken, dafs Deroy am 18. keineswegs die Offen sive gegen Neustadt , wo bekanntlich kein Österreicher an diesem Tage stand, ergriff.

Er folgte vielmehr den Anordnungen Berthiers,

welcher die bayerischen Divisionen eine Rückwärtsbewegung antreten liefs, deren Zweck die Vereinigung mit Massena am Lech war. ***) Deroy rückte demgemäfs

am 17. April Abends über Vohburg auf

das linke Donauufer in ein Biwak bei Grofsmehring , welches die Division am 18. früh 3 Uhr erreichte . Während dieses Marsches änderten sich jedoch die Verfügungen über die bayerischen Divisionen . Kämpfe an der Abens. Napoleon, am 17. April in Donau wörth angelangt , übernahm die Leitung der Operationen. Die Bewegungen der Corps Davoust und Massena mufsten die Bayern an der Abens decken .

Die Division Deroy rückte noch am 18.

nach Neustadt a. d . D. , um sich hier mit der Division Kronprinz zu vereinigen , während die Division Wrede gegen Siegenburg vor geschoben wurde und , nach Zurückwerfen der feindlichen Vortruppen über die Abens, bei Forstdürrenbuch Stellung nahm. †)

Am 19. liefs

Lefebvre, dessen Corps die bayerischen Divisionen einverleibt waren , die Division Kronprinz nach Abensberg , Deroy nach Mühlhausen rücken . Von hier marschierte letztere nach Abensberg und bildete das zweite Treffen der Division Kronprinz , ohne aber an diesem Tage zur Verwendung zu gelangen. Die Division lagerte in der Nacht zum 21. April bei Bachel. ††) *) **) ***) †) ††)

Das Ergebnis der verschiedenen

Kriegs-Min.- Registratur, Feldzug 1809 . Feldzug von 1809 in Bayern , 20 . Gerneth, Geschichte des 5. Infanterie-Regiments, II, Seite 201 . Kriegs-Archiv München, Krieg gegen Österreich und Tyrol, III - VIII. Kriegs-Archiv München, Krieg gegen Österreich, Division Deroy, III mit VII.

222

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

Gefechte am 20. April , welche unter dem Sammelnamen >> Schlacht bei Abensberg

bekannt sind , war das Abdrängen des linken öster

reichischen Flügels

vom Centrum ,

dessen Rückzug in der Nacht

nach Landshut, wohin Napoleon am 21. April folgte und nach hart näckigem Kampfe Hiller in Vils warf.

heller

Auflösung

hinter

die

grofse

Gefecht bei Schierling am 21. April. Die Division Deroy blieb an der Laber zurück. Während die Division Kronprinz eine Reservestellung

bei

Rottenburg bezog ,

hatte

Lefebvre

mit

den

Divisionen Deroy und Demont am linken Ufer die Laber abwärts zu rücken, um Davoust zu verstärken , welcher, den Erzherzog zwischen Laber und Donau festzuhalten , eine Angriffsbewegung gegen dessen linken Flügel beschlossen hatte. *) sich den ganzen Tag gelang

ohne irgend

hin ,

doch

es der Division Deroy sich des Dorfes Schierling zu be

mächtigen und dasselbe zu halten. **) bleiben .

Das Gefecht zog

eine Entscheidung

Dabei hatte es sein Ver

Als die Nacht einbrach , stand die Infanterie der Division

Deroy in und westlich Schierling .

An dieselbe schlossen sich links

die Kavallerie-Brigade Seydewitz und an diese die zwei Kürassier Regimenter der Brigade Guiton, Division St. Sulpice.

Die Kavallerie

füllte dadurch den Raum zwischen Schierling und dem Schierlinger Holze aus. Einige bayerische Schwadronen wurden auf das rechte Laber - Ufer entsendet zur Herstellung der Verbindung mit der bayerischen Division Kronprinz in Rottenburg. Die französische Division Demont des Corps Lefebvre stand links rückwärts hinter der Kavallerie als Reserve.

Davoust, welcher mit seinem Corps den

linken Flügel bildete, hatte die Division St. Hilaire in den Waldungen , Laichling gegenüber , stehen , die Division Friant schlofs sich links an. Die leichte Reiter- Division Montbrun hielt die Engstrafse bei Abbach besetzt. *** ) Stellung der Österreicher vom 21. auf 22. April. Verbündeten gegenüber

Den

stand in der Nacht vom 21. auf 22. das

IV. österreichische Corps in und bei Laichling , die Höhen hinter dem Oberlaichlinger Holze waren von Stipsics - Husaren besetzt. General Stutterheim mit Vincent-Chevaulegers stand unweit Schier ling ,

seine Vedetten gegenüber jenen der französischen Reiterei.

Vom III. österreichischen Corps hielt das Gros die Höhen von Alt

*) Kriegs-Min.- Registratur, Feldzug 1809. ** ) Feldzug von 1809 in Bayern, 106. ***) Der Feldzug von 1809 in Bayern, 108, 113,

223

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

eglofsheim

besetzt ; dessen Avantgarde unter Vucassovich befand sich bei Lindach und hatte die Aufgabe, die Laber und Strafse nach Landshut zu beobachten . Durch seine Patrouillen sollte er zu erfahren suchen, ob die Corps des linken Flügels unter Hiller nicht heranrückten , in welchem Falle er sich mit ihnen in Verbindung zu setzen hatte .

Die Brigade Biber hielt zur Sicherung des linken Flügels des IV. Corps die Enge von Eggmühl besetzt . *) Als der Tag anbrach, lag dichter Nebel auf der Gegend , der sich erst gegen 8 Uhr zerstreute. Hierdurch von den Österreichern unbemerkt ,

hatte

Davoust

Davoust's linkem Flügel

sich

mehr

Lefebvre ,

genähert.

Montbrun

aber

Die Front der

sich

beiden

Marschälle lief nun vom Gruebholz bis an die Laber bei Schierling, die Waldränder waren stark mit Infanterie

besetzt. **)

Es

kann

daher keine Rede davon sein , dafs wie Seite 242 Zeile 7 von oben >>den gerüsteten Scharen der überraschende Anblick des kampf bereiten Gegners < geworden ist, beide Teile wufsten ja , dafs sie sich gegenüberstanden. Rosenberg erkannte seine äufserst bedenkliche Lage , er hatte bei dem Erzherzog , jedoch vergeblich um Verstärkung durch Kavallerie nachgesucht. ***) In den Morgenstunden liefs er das Infanterie-Regiment Czartorisky und zwei Batterien auf eine sanfte nächst Unter-Laichling südwestlich davon gelegene Höhe vorgehen . Diese vorgeschobene Stellung , von welcher das vorliegende Terrain bis Schierling eingesehen werden konnte, bot entschiedene Vorteile , im Falle die feindlichen Truppen von dort vorzudringen beab - In diesen Stellungen verblieben die beiden Gegner sichtigten. sich gegenseitig beobachtend . ***) Napoleons

Rückmarsch

nach dem Gefechte bei

an die

Landshut

den

Laber. gegen

Napoleon liefs

den Inn

zurück

weichenden österreichischen linken Flügel durch Marschall Bessières verfolgen ,

dem er auch die bayerische Division Wrede zu

Zwecke überwies .

diesem

Er selbst traf noch am 21. April alle Maſsregeln ,

um am 22. April in den frühesten Morgenstunden mit den Corps von

Lannes, Massena, der Brigade Clement der Kürassier- Division

St. Sulpice ,

dem württembergischen

Corps

und

der

bayerischen

Kavallerie-Brigade vormals Zandt †) an die Laber nach Eggmühl

*) **) ***) 1862, IV, †)

Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 332. Der Feldzug von 1809 in Bayern, 120 . Der Feldzug von 1809 in Bayern , 121 und österr. milit. Zeitschrift, 334, 335 . General Freiherr v. Zandt fiel am 21. April bei Landshut.

224

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

zurückzukehren , um der von Davoust und Lefebvre in der Front anzugreifenden fallen. *)

Stellung

des

Erzherzogs

Karl in die Flanke

zu

Auch der Erzherzog hatte beschlossen, am 22. April zum Angriff vorzugehen und in drei Kolonnen über Abbach, Weillohe , Lucken point den linken Flügel Davoust's anzufallen. Einleitende Gefechte am 22. April. Um 12 Uhr hatte der Vormarsch des rechten österreichischen Flügels begonnen , und bald befanden sich die Avantgarden der österreichischen Kolonnen in lebhaftem Plänklergefechte mit den Vorposten der Reiter-Division Montbrun bei Grafslfing, Weillohe und Luckenpoint. Davoust erwartete mit Ungeduld das Eintreffen der Kolonnen von Landshut , deren Avantgarde unter Vandamme um 1 Uhr vor Buchhausen eintraf. Nach kurzem Kampfe bemächtigte sich die württembergische Brigade Hügel des nur schwach besetzten Dorfes. Vucassovich mufste trachten seine paar Bataillone und Schwadronen Mit den zwei möglichst schnell hinter die Laber zu bringen . Bataillonen Peterwardeinern besetzte er Eggmühl, **) seine Kavallerie (vier Schwadronen Ferdinand- Husaren) und Artillerie (acht Geschütze) sollte die Verteidigung des Ortes unterstützen , sie standen nördlich des Ortes am Kraxenhof. Als Rosenberg von der südlich von Unter-Laichling gelegenen Höhe aus, die feindlichen Kolonnen auf der Landshuter Strafse und das Vordringen der Vorhut über Buchhausen gewahrte, liefs er aus Sorge für seine nunmehr auf das Ernstlichste bedrohte linke Flanke und in richtiger Erkenntnis,

dafs die vor Unter-Laichling besetzte

Höhe nicht mehr zu halten , das Regiment Czartorisky mit den dort aufgestellten beiden Batterien und zwar Ersteres gegen die Lands huter Strafse, die Letzteren auf den Vorberg ***) abrücken .

Gegen

Davoust und Lefebvre wurden die jenseits des Laichlinger Baches gelegenen Kuppen durch Infanterie besetzt. Eine besonders zahl reiche Artillerie stand Rosenberg auch keineswegs zu Gebote, wie Seite 242 Absatz 3 erwähnt wird, nach der Stärkeübersicht seines Corps waren bei demselben 74 Geschütze eingeteilt . †)

*) Pelet, Mémoire sur la guerre de 1809. Paris 1824, II, Seite 50 u . f. **) Eggmühl war zur Zeit der Schlacht von einer morschen Mauer umgeben, es zählte 16 Häuser nebst einem Schlosse, welches einen Wall umgiebt. Vom Schlosse aus läfst sich die quer durch das Laberthal schlängelnde dammartige Strafse gut bestreichen . (Feldzug 1809 in Bayern, 125.) ***) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 335 . †) Der Feldzug 1809 in Bayern, 144.

1

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

225

Napoleons Angriffsplan. Während diese defensiven Vor kehrungen auf österreichischer Seite getroffen wurden, hatte Napoleon von der Höhe von Lindach aus sich über die österreichische Stellung Aufklärung verschafft und seine letzten Befehle gegeben . Van damme sollte den Übergang bei Eggmühl erzwingen, Davoust und Lefebvre das Centrum Rosenberg's, die Stellung bei Laichling, an greifen ;

Lannes, der schon in Pfaffenberg mit der ' Division Gudin

rechts abgegangen war, hatte über Zaitzkofen

und Rocking die

Strafse nach Regensburg zu gewinnen, dadurch den Erzherzog von der Isar vollständig abzuschneiden und in weiterer Folge gänzlich hinter die Donau zu werfen, womit ihm auf dem rechten Donau ufer die Verbindung mit Wien entrissen werden sollte. Bewegungen der Brigade Seydewitz. Davoust hatte auf die ersten Kanonenschüsse, welche von Buchhausen herübertönten, die bayerische Kavallerie- Brigade Seydewitz vorgehen lassen. **) Sie schlofs sich mit ihrem linken Flügel an die schon früher vorge schobene Division des Majors Rafsler vom 2. Dragoner - Regiment an und befand sich nunmehr auf einer Höhe gegenüber der von Rosenberg auf dem Vorberge aufgestellten Batterie von 16 Ge schützen. ***) Zugleich erging an die hinter Schierling in Bereit schaftsstellung stehende Division Deroy der Befehl zum Vorrücken . Dem rechten Flügel der Division wurde der südliche Saum des zwischen Ober- und Unter- Laichling gelegenen Gehölzes, dem linken Flügel Unter - Laichling als Angriffsziel bezeichnet. †) Mit dem Vorrücken

der

Division

Deroy

begannen

auch

die

Divisionen

St. Hilaire und Friant ihren Vormarsch, erstere gegen den nördlichen Teil des Laichlinger Holzes, letztere gegen Ober- Laichling. Erstürmung von Eggmühl.

Auch bei Eggmühl hatte der

Kampf begonnen. Kurz nach 2 Uhr griffen die Württemberger das Dorf an ; doch erst als ihre Batterien auf der Unterdeckenbacher Höhe aufgefahren waren und das Feuer eröffnet hatten, gelang es ihnen beim dritten Sturme dasselbe zu nehmen und zu behaupten. Vucassovich zog sich auf der Strafse zurück,

wo ihn

die in den

Waldungen östlich derselben stehende Brigade Biber aufnahm . ††)

*) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 338. **) Kriegs-Min.- Registratur Feldzug 1809. Bericht Deroy's vom 23. April 1809. ***) Der Feldzug in Bayern 1809, 126 und Kriegs-Min.-Registratur Feld zug 1809. †) Kriegs-Archiv München, Krieg gegen Österreich 1809, Division Deroy, III- VII. ††) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 339.

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

226

Aufmarsch der Reiterei Napoleons . Inzwischen hatte sich die Kavallerie der verbündeten Armee mehr und mehr ent wickelt und war vor Eggmühl zum allgemeinen Angriffe aufmarschiert. Die bayerische Kavallerie-Brigade vormals Zandt stand links in Verbindung mit den bei Schierling stehenden Truppen. *) Im Centrum befand sich die württembergische Reiterei, am rechten Flügel die zwei Regimenter

der Brigade Clement, der Division St. Sulpice und neben derselben weiter rückwärts die sechs schweren

Reiter-Regimenter der Division Nansouty. Zur Rechten war die Division Gudin bis an die Laber vorgerückt und hatte dieselbe bereits mit ihren Kolonnenspitzen , vom Bataillonschef Pelet geführt, bei der Stangelmühle und bei Rocking überschritten. Bei ihrem Aufmarsche, der Entwicklung und Vorwärtsbewegung hatten die Verbündeten durch feindliches Geschützfeuer namentliche Verluste erlitten, besonders war es die Batterie von 16 Geschützen auf dem Vorberge, welche das Vorrücken auf der einzigen hier bestehenden Laberbrücke und die Entwicklung der Kavallerie auf dem teilweise sumpfigen Terrain des rechten Ufers der Laber in hohem Grade erschwerte. **)

Diese Batterie war im Halbmonde aufgestellt, das

rechte Horn etwas gegen die waldige Laichlinger Höhe zurück gebogen, das linke gegen Eggmühl und die Strafse gerichtet. Erster Angriff auf die Batterie auf dem Vorberge. Zur

Bekämpfung

derselben

hatte

Napoleon

zahlreiche

Artillerie

zwischen Schierling und Unter-Laichling auffahren lassen , doch war die Entfernung von der österreichischen Stellung, 3000 beziehungs weise 2000 Schritt, zu grofs, um Erfolge zu erzielen . ***)

Er be

*) Kriegs-Archiv München, Krieg gegen Österreich 1809, Division Wrede,

II-V. **) Der Feldzug in Bayern 1809, 126 und Kriegs-Min.-Registratur Feld zug 1809 ***) Nach der österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 339 liefs Davoust seine ganze Reitermasse von 10 Regimentern über Schierling auf das rechte Laberufer übergehen, welche namentlich die österreichische Artillerie bedrohte, aber durch das Kartätschfeuer derselben in ihren Bewegungen gehemmt wurde, sodafs ein Angriff von 7 Schwadronen Stipsics-Husaren und 4 Schwadronen Vincent-Chevau legers dieselben zurücktrieb, teilweise in Verwirrung brachte. Die bayerischen Quellen, die Feldzugsakten von 1809, enthalten über diesen mifslungenen Kavallerie Angriff Davoust's nichts, während das Vorschieben der Brigade Seydewitz, wie oben erwähnt, klar nachgewiesen ist. Österreichischerseits wird die franz.-bayr. Kavallerie als aus den Divisionen Nansouty, St. Sulpice, 3 bayerischen, 4 württem bergischen Regimentern bestehend, angeführt. Dagegen weist der bayerische Generalstab S. 126 nach, dafs bei Schierling nur die bayerische Brigade Seydewitz und die Kürassier-Brigade Guiton stand, während die Kavallerie- Division Nansouty

227

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

auftragte daher

die

deren Wegnahme. *)

bayerische

Kavallerie- Brigade Seydewitz

mit

Vor der Front der Brigade war der Starzen

graben, welcher beim Angriff überschritten werden musste.

Seyde

witz liefs die Brigade mit Zügen rechts schwenken, führte sie den Hang hinunter , überschritt den in den Starzengraben

mündenden

Laichlingerbach an einer hierzu geeigneten Stelle und verfolgte den Fufs der von der feindlichen Batterie besetzten Höhe, wo ihm in der Tiefe das Geschützfeuer nicht erreichen konnte.

Die Brigade

schwenkte der Batterie gegenüber angekommen links ein, sodaſs die den rechten Flügel bildenden Bubenhofen Chevaulegers der Batterie näher, Taxis- Dragoner entfernter waren . Allerdings war der rechte Flügel dem Feuer mehr ausgesetzt , als der linke, aber jener Flügel hatte sich damit auch den Kürassieren der Brigade Clement, die ihm Unterstützung bringen sollten, bedeutend genähert.

Überdies

bot diese schräge Angriffsfront den Vorteil, die feindliche Batterie von der Seite fassen zu können , ohne sich deren vollen Lagen aus zusetzen . Zugleich mit dem Befehl an General Seydewitz zur Wegnahme der Batterie war auch an General St. Sulpice Auftrag ergangen mit den württembergischen Reiter-Regimentern und seinen Küras sieren **) sich die Engstrafse von Eggmühl zu öffnen und den Angriff

und Brigade Clement mit der bayerischen Brigade vormals Zandt und den Württem bergern sich bei Vandamme auf dem Marsche nach Buchhausen befanden. Die Württemberger hatten überhaupt nur 3 Reiter-Regimenter (Chevaulegers-Regiment Herzog Heinrich , 2 Jäger-Regimenter Herzog Louis und König) bei der Armee . *) Die „spartanische" Antwort des Grafen Seydewitz, „ Melden Sie Ihrem Kaiser, die Batterie sei genommen " , wie das laut nachgerufene „ Bravo “ des fran zösischen Kaisers, welche Seite 243 und 244 angeführt werden , aber ohne Angabe von Quellen, ist weder aus den Feldzugsakten 1809 noch aus der Geschichte des bayerischen Militärs Max-Josefs-Ordens von Schrettinger urkundlich zu belegen. Das Archiv für Offiziere aller Waffen, München 1844-50, welchem M. J. seine Bearbeitung wohl entnommen hat, führt allerdings diesen Ausspruch an, ebenso ein volkstümliches Werkchen : „ Thatenbuch der bayerischen Chevaulegers, Amberg 1840", aber ohne jede Quellenbezeichnung. Es wird eben mit Recht geschlossen werden dürfen , dafs es sich damit verhält , wie mit so manchem Anderen zu Ehren gekommenen Spruch ; wie „ la garde meurt et ne se rend pas“ u. s. w. Fast immer sind solche Worte unrichtig, welche irgend ein General in der Schlacht gesprochen haben soll. Denn erstens ist das Kampfgewühl überhaupt nicht der geeignete Ort , wo einem treffende Schlagworte einfallen, und zweitens ist es unwahrscheinlich , dafs im Schlachtenlärm sie Jemand hört, oder selbst , wenn sie einige hören, dafs sie darauf achten und sie sich einprägen. **) Die bei Lefebvres Corps eingeteilte Brigade Guiton scheint sich mit der anderen Brigade Clement hinter der vorgehenden Brigade Seydewitz vereinigt zu

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl. auf die Batterie zu unterstützen .

228

Die Württemberger warfen die

die Engstrafse verteidigenden Husaren vom Regiment Ferdinand zurück und nahmen, in der Nähe des Kraxenhofes von der Strafse links abbiegend, in der sogenannten kleinen Aue, die Kürassiere von St. Sulpice aber auf beiden Seiten der Chaussee Stellung. *) Bis dieser Aufmarsch vollzogen war, hatte die Brigade Seydewitz trotz verheerenden Feuers in raschem Anlaufe die Höhen und die

feindlichen Geschütze erreicht, welche ohne genügende Bedeckung waren, indem zu dieser Zeit die gesamte Infanterie des linken Flügels in das heftigste Schützengefecht verwickelt war. Die Ge schützbedienung wurde teils zusammengehauen , teils vertrieben, und schon waren fünf Kanonen genommen , als Oberst Baron Frölich mit vier Schwadronen Stipsics-Husaren und vier Schwadronen Vincent Chevaulegers heranjagte,

über die etwas in Unordnung geratenen Angreifer, zunächst den rechten Flügel Bubenhofen Chevaulegers, herfiel, einen Teil niederhieb und den Rest über den Hang gegen

die kleine Aue zurückwarf. **) Zweiter Angriff auf die Batterie auf dem Vorberge. Unter dem Schutze der inzwischen weiter gegen Unter-Laichling Aorgerückten Infanterie der Division Deroy ***) und der gleich beim Beginn der Kavalleriebewegung auf die Anhöhe südlich von Unter Laichling herbeigeführten bayerischen Linien -Batterie Gotthardt sammelte Seydewitz seine Reiter wieder . Dieser Widerstand und das Eintreffen der württembergischen Reiter, sowie der Kürassiere von St. Sulpice nötigte die österreichische Kavallerie, welche viele Leute und Pferde verloren hatte, zu eiligem Rückzuge bis in ihre frühere Stellung. †) Die Brigade Seydewitz ging nun von Neuem zum Angriff vor. Ihr folgten mit Abstand von 300 Schritten links die württem bergischen

Reiter-Regimenter

Herzog

Heinrich- Chevaulegers

und

König-Jäger, rechts ein Kürassier- Regiment von St. Sulpice. Die österreichische Kavallerie bestehend aus drei Schwadronen Stipsics-Husaren und vier Schwadronen Vincent- Chevaulegers, welche von den vier anderen Schwadronen von Vincenti unter General

haben , auch Pelet , Mèmoire sur la guerre de 1809, giebt darüber keinen er schöpfenden Aufschlufs. *) Der Feldzug in Bayern 1809, Seite 128, auch Pelet Mèm. s. 1. guerre de 1809, II, 70. **) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 340. *** ) Kriegs-Min.- Registratur, Feldzug von 1809, Bericht Deroy's vom 23. April . †) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 340.

229

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

v. Stutterheim *)

und

der

Infanterie - Brigade

Neustädter

unter

stützt wurden , weist aufänglich auch diesen Angriff zurück. Dritter Angriff und Wegnahme der Batterie. österreichischen Geschützen

drohte

eine

neue

Gefahr

durch

Den die

Regimenter St. Hilaires, welche aus dem Gehölze bei Unter-Laichling vorbrechend den Batterien auf dem Vorberge sich nähern . General v. Stutterheim wurde zum zweiten Male der Retter. Er führte seine kaum noch 300 Pferde ausmachenden vier Chevaulegers- Schwadronen den Franzosen rasch entgegen , die Plänkler derselben werden über ritten oder niedergehauen und ihre Unterstützungen eilen in den Wald oder über den Bach zurück. **) Aber während hier Stutterheim kämpfte, war Seydewitz in Verbindung mit dem württembergischen Reiter- Regiment Herzog Heinrich und französischen Kürassieren noch mals gegen die Batterie vorgegangen, und dieses Mal gelang es, dieselbe zu nehmen und damit die österreichische Stellung zu durch brechen . ***)

Die zu Hilfe eilende letzte Reserve Rosenberg's, vier

Schwadronen Stipsics-Husaren unter Oberstlieutenant Jobagyi stieſs auf eines der hinter dem rechten Flügel Seydewitz's nachrückenden Kürassier-Regimenter, welchem ein zweites folgte, und die Husaren wurden, ehe man sichs versah, durchbrochen und zerstreut. Trotz der Bemühungen der österreichischen Führer, ihre Reiter zu längerem Widerstande zu ermutigen , eilten dieselben in voller Auflösung und wilder Flucht der Strafse zu und die sämtlichen Geschütze fielen in die Hände des Siegers.

Ihre Bedienung lag tot oder verwundet

zwischen den Kanonen. †) Fortschritte des französischen Angriffes .

Während im

Centrum sich die Gefechtsverhältnisse in der dargestellten Weise gestalteten, waren auch die Detachements Biber und Vucassovich nördlich Eggmühl von Vandamme und Lannes über die Rockinger Höhe zurückgetrieben worden, hatte Friant sich der Ober- Laichlinger Höhen bemächtigt und bedrohte die Rückzugslinie Rosenberg's, sodafs diesem keine andere Wahl blieb, als den Rückzug anzutreten. ††) Rückzug Rosenberg's nach Alteglofsheim . Es war

*) Der Feldzug in Bayern 1809, Seite 129. Die österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 340 läfst diesen Angriff nur durch die Husaren-Brigade Neustädter (Regimenter Bellegarde, Czartorisky, Reufs- Greiz) und vier Schwadronen Vincenti Chevaulegers abweisen. **) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 341 . ***) Kriegs-Min. - Registratur, Feldzug 1809, Bericht Deroys vom 23. April. †) Der Feldzug in Bayern 1809 , 129. ††) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 343.

230

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl. 4 Uhr, als er den Befehl hierzu gab.

Seine Infanterie liefs er über

Ober- und Unter-Sanding gehen, während er mit der Artillerie und den Truppen Vucassovich's in der Stellung von Höhberg sich noch einige Zeit zu behaupten gedachte. Die

Verfolgung

der

österreichischen

Infanterie

übernahm

Davoust ; er drang zwischen Luckenpoint und Mooshof nach, Lefebvre mit den Bayern und der Division Chaussee und dem Corps von Davoust. Chaussee

zurückgehenden

Kolonnen

Demont folgte zwischen der Die Verfolgung der auf der leitete

Napoleon

persönlich.

Seine Kavallerie ging in grofsen Massen auf und zur Seite dieser Strafse durch die Lichtung von Geilsbach vor. Nur die Kavallerie Brigade Seydewitz blieb auf seinen Befehl bei der eroberten Batterie zurück und folgte erst der Strafse bewegte Langenehrling. fand

dort

zu

später nach Alteglofsheim. *)

Zur rechten

sich das Corps Lannes über Geilsbach nach

Rosenberg erreichte Alteglofsheim gegen Abend und seiner

Aufnahme

nebst einigen Batterien .

die Kürassier-Brigade

Schneller

Die Verfolgung war aber eine so heftige,

dafs die Nachhut unter Stutterheim mit den Resten der Stipsics und Ferdinand- Husaren nebst Vincent-Chevaulegers nur gerade noch Zeit fand, auf dem linken Flügel der in Linie entwickelten Brigade Schneller aufzumarschieren . **) Reitergefecht bei Alteglofsheim.

Napoleon

ordnete

in

dem Maſse, als seine Kolonnen vorzudringen begannen , seine Schlacht ordnung wieder und formierte gegen 7 Uhr Abends seine Kavallerie zum Angriff gegen die österreichische Stellung unter dem Schutze seiner zahlreichen Artillerie.

Die Division Nansouty ***) entwickelte

sich gegenüber derselben brigadeweise in zwei Linien als Vorder treffen .

Die Division St. Sulpice bildete mit ihren vier Kürassier

Regimentern das zweite Treffen . Die bayerischen Kavallerie-Brigaden Die Seydewitz und Vieregg (früher Zandt) standen in Reserve. †) württembergischen

Regimenter König

und Herzog Louis

bildeten

gegen die Straubinger Strafse Staffeln vor dem rechten Flügel der Aufstellung. †† Die Abenddämmerung war inzwischen stark hereingebrochen . Napoleon trachtete die österreichische Kavallerie,

welche vor ihm

*) Der Feldzug in Bayern 1809, 137. **) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV, 345. ***) Die Division Nansouty bestand aus zwei Brigaden Kürassiere, eine Brigade Carabiniers - 24 Schwadronen. †) Hutter, das königl. bayer. 1. Chevaulegers- Regiment, Seite 195. ††) Der Feldzug in Bayern 1809, 139.

Nochmals die bayer. Reiter-Brigede Seydewitz bei Eggmühl.

231 stand,

rechts

zu umfassen,

an die

Pfatter zu drücken und sie

Davoust entgegenzutreiben, dessen Reiterei, das württembergische schon Versuche machte, auf der Regiment Herzog Heinrich Regensburger Strafse vorzudringen. *)

Nach einigen Vorstöfsen der

leichten Reiterei geht Schneller zum Angriffe vor, aber nicht in Massen, sondern nach alter Gewohnheit mit Regimentern und Schwadronen. Das Kürassier- Regiment Gottesheim richtet sich gegen die Mitte von Nansouty, welcher dem Angriff entgegengeht . Mit Übermacht in Front und Flanke angegriffen, werden die Öster reicher gänzlich geworfen. Regiment

Nicht besser ergeht es dem Kürassier

Kaiser, welches zur Unterstützung

Stipsics-Husaren . Chevaulegers

herbeieilt,

und den

Eine Flankenbewegung der Regimenter Vincent

und Ferdinand - Husaren

mifslang,

indem

sich

die

württembergischen Regimenter dagegen wandten . Bald ging die ganze Masse der französischen Reiterei trotz der eingetretenen

Dunkelheit zum Angriff über ; es rifs eine heillose

Verwirrung ein , in der Mann gegen Mann kämpfte . Flucht zurückjagenden Köfering das

dort

österreichischen Regimenter

Die in wilder überritten

stehende Grenadier- Bataillon Hager,

bei

das dann

von der nachfolgenden französischen Kavallerie noch völlig zersprengt und gefangen genommen wurde.

Die Verfolgung erreichte erst ein

Ende, als die schwere Kavallerie- Division Prinz von Hessen-Homburg des österreichischen I. Reserve-Corps bei Nieder- Traubling sich den Franzosen entgegenwarf und sie hinter den Pfatterbach zurück trieb. **) Mit diesem Reiterangriff endete die Schlacht, es mochte zwischen 8 und 9 Uhr Abend sein . Stellung der verbündeten Truppen in der Nacht zum 23. April.

Die französische Armee lagerte die Nacht hindurch in

zwei grofsen Massen,

die eine

(Lannes, Vandamme

und Deroy)

zwischen Alteglofsheim und Köfering am rechten Ufer des Pfatter baches, die andere, Davoust, zwischen Wolkering und Thalmassing. Die Division Kronprinz

war bis Alteglofsheim aus Höheberg

gekommen. Die Kürassiere standen südlich von Köfering, die bayerischen Kavallerie-Brigaden besetzten die Strafse von Straubing bis Pfatter. ***) Das Hauptquartier Napoleons befand sich in Alteglofsheim . †) *) Österr. milit. Zeitschrift, 1862, IV. 346 . **) Österr. milit. Zeitschrift, 1862 , IV, 347. ***) Kriegs-Min. - Registratur, Feldzug 1809, Bericht Deroys vom 23. April 1809. †) Die Parole „Tapferkeit und Bayern " wie sie Seite 246 Zeile 13 von oben, als von Napoleon für diesen Tag gegeben anführt, wurde schon am 20. April

Nochmals die bayer. Reiter-Brigade Seydewitz bei Eggmühl.

232

Belohnung der Brigade Seydewitz. Was nun die S. 247 erwähnten Belohnungen der Angehörigen der Brigade Seydewitz betrifft, so entsprechen die Angaben hierüber nicht den Thatsachen. Napoleon übergab dem Grafen Seydewitz keineswegs das eigene Ehrenlegionskreuz empfing

die

auf

dem

Dekoration

Schlachtfelde ,

der Ehrenlegion

denn schon

dieser als

General

Oberst

des

Dragoner-Regimentes Taxis für sein Verhalten im schlesischen Feld zuge 1806/7. *) Allerdings erhielt er das Offizierskreuz für die Schlacht von Eggmühl, aber erst durch Verfügung Napoleons vom 13. Mai 1809 , mit ihm noch Oberstlieutenant Gedoni vom 1. leichten Bataillon . **)

Eine

aufsergewöhnliche Erteilung würde

durch Armeebefehl bekannt gegeben

worden

sein

Feldzugsakten sich finden, was nicht der Fall ist.

sicherlich

oder

in

den

Auch die der

Brigade Seydewitz noch weiter verliehenen Dekorationen der Ehren legion sind nicht in der Weise, wie geschildert wird , durch Napoleon Durch Verfügung vom 31. Mai 1809 ausgehändigt worden . erhielten das Ritterkreuz 54 bayerische Offiziere,

darunter Oberst

Freiherr v. Muffel, Rittmeister Kraus, Rittmann , Lieutenant Spengel (nicht ferner

Freiherr v. Stengel), v. Weinbach , v. Seefried, v. Zech ; 24 Unteroffiziere und Soldaten, unter Anderen drei des

4. Chevaulegers- Regiments.

Die Verfügung vom 15. Juni 1809 ***)

brachte die Beförderung des Obersten Freiherrn v. Bourscheidt vom Legionär zum Offizier der Ehrenlegion und von 41 Offizieren die Ernennung zu Legionären, hier des Niedermaier, Oberlieutenant Rickerl ,

Major Freiherrn v. Rossler , v. Magerl und Lieutenant

Bertenhammer (nicht Bortenhammer), endlich von 25 Unteroffizieren und Soldaten , darunter vier vom Dragoner-Regiment Taxis.

Abends nach der Schlacht bei Abersberg für den 21. von ihm gegeben, aber nicht in deutscher Sprache, sondern in französischer : „Bravour et Bavière “, wie der ganze Verkehr mit den Rheinbündlern überhaupt nur in französischer Sprache erfolgte. (Manuskript der Geschichte des 8. bayer. Infanterie-Regiments. ) *) Armeebefehl vom 31. März 1807. **) Armeebefehl München 8. Juni 1809 und Schrettinger, der königl. bayer. Militär-Max-Josephs-Orden und seine Mitglieder, Seite 788. ***) Armeebefehl vom 25. Juni 1809.

XVI .

Zur

Geschichte des

Kriegsjahres

Spanien und

In den

1808 in

Portugal.

Memoires de Madame de Rémusat< befindet sich T. III

Seite 385 folgendes Urteil über das Unternehmen Napoleons I. gegen Spanien :

» Il apporta dans cette odieuse entreprise les deux mêmes

erreurs de

son caractère et

de son esprit , qui l'ont quelquefois

entraîné à de si grandes fautes :

Premierèment,

cette

volonté de

l'emporter de haute lutte, cette impatience d'être obéï, qui le jetait dans la précipitation et qui lui faisait souvent négliger les inter médiaires,

qu'on ne dédaigne pas toujours impunément .

Ensuite

cette opinion trop arrêtée chez lui , que les hommes subissent très peu de modification importantes par l'action de leur gouvernement, et que les differences nationales sont d'une si mince considération, que la politique peut agir de la même manière sur des hommes du Midi ou du Nord ,

sur

des Allemands ,

des

Français

ou

de

Espagnols . > Feldherrn

Napoleon
Note sur la position actuelle de l'armée en Espagne « niederschreiben. Das Schriftstück wurde bei Vittoria aufgefunden .

In dieser bestätigte Napoleon zunächst, dafs

die Schlacht die Lage der Armee zu einer ganz vorzüglichen um gestaltet , auf Seite Bessières Besorgnis keiner Art vorhanden und der Schwerpunkt nur beim General Dupont, d. b. auf dem südlichen Schauplatze, zu suchen sei . Die französische Armee stehe im Centrum , der Gegner auf vielen Punkten des Kreisbogens. Maſsnahmen

Savary's,

namentlich

näher bezeichneten Divisionen

Dann wurden die

die Zurückberufung

der

oben

scharf getadelt und die bestimmte

Erwartung ausgesprochen, dafs die rückgängigen Bewegungen wieder gut gemacht seien . Der einzige wichtige Punkt , sagt Napoleon weiter, sei Dupont, den man bis zu 25,000 Mann verstärken müsse, denn wenn sich der Gegner

einmal in Besitz der Ausgänge der

Sierra Morena gesetzt habe, sei es sehr schwer, ihn von dort wieder zu vertreiben. Dupont wird auf die Offensive verwiesen und dem Oberkommando

empfohlen ,

zwischen

Andujar

und

Madrid

ein

befestigtes Zwischendepot anzulegen . Dupont's Operation ist wieder eine strategische Offensive ohne die taktische Offensiv- Spitze, sie ist ein Bild von Kräftezersplitterung und Kopflosigkeit , sie ist einer der deutlichsten Beweise für unsere Behauptung, dafs die Unterführung Napoleons häufig versagt und dafs der Kaiser richtig urteilte, wenn er aussprach :

»Il me fallait

être partout si je voulais vaincre, c'est la la defaut de ma cuirasse. «< Napoleon kann man andererseits den Vorwurf nicht ersparen, daſs er in der Wahl der selbstständigen Unterführer nicht vorsichtig genug war. Dupont, der sich bei Ulm als Taktiker 1805 bewährt hatte, brauchte deshalb doch noch nicht die Befähigung zu besitzen , strategisch klar zu urteilen . Die andauernde Geringschätzung der

243

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal .

Gegner, die sich in der oben angezogenen Note, bestärkt durch den Erfolg Bessières gegen überlegene Kräfte, deutlich genug ausspricht, kam hinzu . Dupont's Lage war um die Mitte des Monats Juli zwar keine so günstige, als sie Napoleon ansah, aber doch auch keine so ver zweiflungsvolle , wie Dupont selbst sie in seinem Tagebuch schilderte. 13. Juli hatten bedeutende Verschiebungen nicht statt

Bis zum

gefunden. Castannos Armee war allerdings dauernd gewachsen, Dupont hatte etwa 600 Mann in den Lazaretten . Am 14. Juli · traf Gobert , der nach Napoleons Weisungen eigentlich bei Rio Secco sein sollte, mit dem gröfsten Teile seiner Division bei Carolina ein und vereinigte sich am 15. mit Wedel bei Baylen. verfügte nun im Ganzen über rund 22,000 Mann.

Dupont

Auf Seiten des Gegners war durch Dupont's Rückzug von Cor dova der Plan, denselben dort einzuschliefsen, vereitelt worden. Castannos, zunächst entschlossen auf den früheren Gedanken einer unbedingten Defensive zurückzukommen , erhielt von der Junta, die von dem Anmarsche Wedel's unterrichtet war, jedoch die Weisung, Dupont vor dem Eintreffen Wedel's bei Andujar anzugreifen . standen ihm

rund 25,000 Mann

einigermafsen

Dazu

tüchtiger Truppen

und etwa 30,000 bewaffnete Landleute zur Verfügung. Nach der Correspondenz Whittinghams, der wir auch den Befehl der Junta entnehmen, war Castannos für den Gedanken einer Offensive eigent lich wenig eingenommen.

Aus diesem Gefühl entsprang auch die

wiederholte Bitte an den englischen General Spencer,

mit seiner

Division, zur Aufnahme für den Fall eines Mifserfolges , nach Xeres vorzugehen . Castannos Aussichten waren vor Ankunft Wedel's zweifellos günstiger, er verstand sie nicht zu benutzen.

Am

1. Juli standen die spanischen Streitkräfte auf diesem Schauplatze von El Carpio bis Porcunna auseinandergerückt. Am 11. fand ein Kriegsrat statt, in dem beschlossen wurde, dafs General Reding mit seiner Division (9000 Mann ,

mit den bewaffneten Bauern jedoch

17,000) den Guadalquivir durch die Furt von Mengibar überschreiten und Baylen besetzen , Coupigny bei Villa Nueva zur Unterstützung Reding's übergehen solle. Castannos sollte mit der 3. und 4. Di vision Andujar in der Front angreifen, Reding und Coupigny über Baylen gegen die feindliche linke Flanke und die Verbindung mit Madrid vorgehen . Cruz

Eine Abteilung leichter Truppen unter Oberst

war bestimmt, den Guadalquivir bei Mormolexo

zu

über

schreiten

und die Pässe der Sierra Morena nach Estramadura

zu

besetzen .

Reding und Coupigny traten den Vormarsch am 13. auf

244

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal .

Castannos, dessen Absicht augen

Mengibar und Villa Nueva an.

scheinlich die Umgehung des Gegners in dessen linker Flanke war, Die Bewegungen auf besetzte am 15. die Höhe von Argovilla . feindlicher Seite veranlafsten Doupont (nach seinem Tagebuch) von Wedel eine Brigade zu beanspruchen . Bei Mengibar blieben unter Bellair nur zwei Bataillone, bei Baylen General Gobert mit 1500 Köpfen ; mit dem Rest der Division marschierte Wedel, obwohl Dupont nur eine Brigade verlangt hatte, in der Nacht zum 16. nach Wedel lebte wohl der Überzeugung, dafs nach dem Gefecht vom 15. , wo Reding's Versuch , sich Mengibars zu bemächtigen , mifslungen war, von dieser Seite für Baylen nichts mehr zu fürchten

Andujar ab.

Dupont liefs am 15. die Brücke von Mormolexo zerstören und entwickelte seine Kräfte zur unmittelbaren Verteidigung des

sei.

Guadalquivirs auf dem rechten

Ufer,

obwohl bei der trockenen

Jahreszeit der Flufs ein Stromhindernis im eigentlichen Sinne des Wortes nicht bildete. Castannos führt am 15. nur ein Artillerie Gefecht. Am 16. überschritt Cruz (eine Mafsnahme, die von Castannos unbegreiflich scheint, zumal er sich ja doch nicht so sehr überlegen und seinen Erfolg nicht als so

sicher glaubte ;

wäre

diese Über

zeugung bei ihm vorhanden gewesen , so könnte man den Versuch einer doppelten Umfassung wenigstens erklären, obwohl derselbe, da ein Flufshindernis vorlag, immer noch gefährlich) mit 4000 Mann bei Mormolexo wieder den Flufs und sucht Dupont im Rücken zu fassen, wird aber zersprengt, während ein Feuergefecht in der Front Castannos festhält. An demselben Tage gelang es Reding Bellair und Gobert

vollständig

zu

schlagen .

Mengibar unbeweglich stehen,

Er

blieb dann

aber bei

während Dufour, der Gobert nach

dessen Tode folgte, dem Gerücht Glauben schenkte, dafs Reding auf Carolina marschiert und eiligst dorthin abzog .

Dupont, der seine

linke Flanke durch Wedel's Übereifer völlig offen sah und den Gobert's Tot erschreckte, erkannte nun, dafs er den günstigen Zeit punkt

verpafst,

die

von Mormolexo

bis

Mengibar

auseinander

gezogene spanische Armee anzugreifen und beging eine neue grofse Thorheit. Er befahl Wedel in der Nacht vom 16. zum 17. nach Baylen abzumarschieren und diesen Ort wieder zu besetzen . wäre

einfacher gewesen,

als,

eine

kleine Abteilung bei

Was

Andujar

zurücklassend , mit dem ganzen Reste des Heerteiles auf Baylen zu marschieren und Reding sofort anzugreifen , dann in 2. Linie Castannos abzuthun (Castiglione hätte hier Dupont vorschweben können). Grade der Umstand, dafs Castannos unvorsichtig genug gewesen

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal.

245

war, seine ganzen Kräfte auf den Höhen von Argovilla zu zeigen, während es von seinem Standpunkte aus viel klüger gewesen wäre, dort zur Täuschung von Dupont nur schwache Abteilungen zurück zulassen und mit dem Hauptteile seiner Armee die Richtung Reding's einzuschlagen, mufste Dupont sagen, dafs er bei Baylen nur einen Wedel Bruchteil des Gegners finden und leicht werfen würde . machte die Lage noch schlimmer ;

da

er Baylen

unbesetzt fand,

nahm er, wie auch Dupont gethan , an,

daſs Reding auf Carolina marschiert sei, und zog gleichfalls dorthin ab. -- Die Zersplitterung der so wie so schon numerisch unterlegenen französischen Streit kräfte wurde dadurch noch vergrössert . Die Initiative , das Gesetz des Handelns , kam in die Hand des schwerfälligen Gegners. Carolina war freilich ein Punkt von Bedeutung . nördlich Baylen

in

einer tiefen Einbuchtung der

15

Meilen

Sierra Morena

gelegen, war die Stadt der Knotenpunkt für die Verbindung der Franzosen mit der Mancha, über dieselbe lief die rückwärtige Ver bindung, die Rückzugslinie im Falle eines Mifserfolgs . nicht

mehr Andujar

bildete den

festen

Punkt

Baylen und

der Operationen .

Wenn die Bedeutung La Carolinas Dupont so sehr drückte, wenn er seine Rückzugslinie gerade hinter seinem Rücken bringen wollte, so wäre ihm am 15. , ja auch am 16. noch, die

Möglichkeit , bei

Andujar und Mengibar mit kleinen Abteilungen zu beobachten, La Carolina Baylen

durch mit

eine

dem

schwache

Reste

seines

Abteilung

zu

Heerteiles

Stellung

besetzen zu

und

bei

nehmen.

Andujar ist von der Furt von Mengibar etwa 18 Meilen , Baylen von der Furt 6 ,

von Andujar

16 Meilen

entfernt.

Bei Baylen eine

Centralstellung nehmend, hätte Dupont die beiden spanischen Kolonnen, wenn dieselben von Andujar und Mengibar anmarschierten , einzeln schlagen können .

vor.

Nach Wedel's Abzug ging Reding endlich am 18. auf Baylen Die Stellung beider Armeen am Mittag dieses 18. war eine

sehr merkwürdige :

Dupont stand zwischen Castannos und Reding,

dieser wieder zwischen Wedel und Dupont.

Schnelle Entschlossenheit

auf Seiten Dupont's hätte noch jetzt die Verhältnisse sehr zu Gunsten der Franzosen wenden

können ,

zumal

Castannos,

augenscheinlich

über Reding's Lage, sowie über die Gesamtlage nicht unterrichtet, sich auch nicht einen Fufsbreit aus seinem Lager vorbewegt hatte. Einen unthätigeren und

nach

manchen

Richtungen

unfähigeren

Gegner als Castannos hätte Dupont sich kaum wünschen können. Am Nachmittag des 18. bricht der letztere von Andujar auf, marschiert

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal.

246

die ganze Nacht hindurch und kommt mit Tagesanbruch an dem in steilen Ufern fliefsenden Rio de la Tiedras an, 2 Meilen von der Stellung Reding's, die, in einem von tiefen Schluchten durchzogenen und mit Olivenpflanzungen bedeckten Gelände gewählt, sehr leicht zu verteidigen war, und etwa 13 Meilen von La Carolina , wo er Wedel wufste. Nachdem Dupont es durch sein Schwanken und übertriebene Besorgnis für seine rückwärtige Verbindung fertig gebracht, dafs 10,000 Mann seiner Truppen zunächst in den Kampf nicht eingreifen konnten , beging er jetzt den weiteren Fehler, mit Tagesanbruch Reding mit etwa 17,000 Mann anzugreifen und dabei ganz bestimmt darauf zu hoffen, dafs Wedel baldigst gegen den rechten Flügel und Rücken Reding's eingreifen würde. Nicht genug damit liefs Dupont,

obwohl ihn seine verhältnismäfsig zahlreiche ,

jedenfalls derjenigen Castannos an Zahl und Güte bedeutend über legene Reiterei darüber genau hätte unterrichten können, dafs das spanische Hauptcorps keine Bewegung gemacht und Castannos noch weit entfernt war , etwa fünf Bataillone unter Barbou am Tiedras Laufe zurück, um Castannos in Schach zu halten .

Die Gliederung,

die er für den Angriff auf Reding wählte, setzte der Zersplitterung die Krone auf, zwei weit von einander entfernte, gegenseitiger Unterstützung Kolonnen ,

entbehrende Treffen

und

zwölf schwache

während es sein Bestreben sein musste,

Stofse Reding's

sehr

Castannos anlangte.

verschiedenwertige

Truppen

Parallel

mit kräftigem abzuthun ,

ehe

Ermüdet durch die Nachtmärsche, entmatigt

durch den Mifserfolg gegen die starke Stellung des Feindes, nach Dupont's Tagebuch auch durch grofse Verluste geschwächt, schienen die beiden Divisionen Dupont nicht mehr zuverlässig genug, um den Kampf weiter zu führen , zumal Wedel ausblieb ; er suchte bei Reding eine Kapitulation mit freiem Abzug nach . Reding nahm die Waffenruhe an , wies den Unterhändler bezüglich der Kapitu lation aber an Castannos nach Andujar. Barbou von der Division

La

Um

dieselbe Zeit wurde

Penea angegriffen,

die

Castannos,

8 Stunden nach dem Abzug Dupont's von Andujar, zur Verfolgung nachgesendet, während er selbst mit einer vollen Division _ _ _ _ _ _ _ _ Wozu ist unklar — in seinem Lager verblieb . (Victoires et conquêtes. Foy.)

Wedel hätte zweifellos das Blatt wenden können .

Aber auch

er zeigt sich hier wieder unfähig . Nach Wittingham , Correspondence, hörte er 3 Uhr früh Kannonendonner , brach um 5 Uhr von La Carolina auf, blieb aber, obwohl über einen Kampf bei Baylen kein Zweifel sein konnte ,

2 Meilen

7 Stunden unthätig stehen.

von diesem

Orte, bei Guaroman ,

Erst um 3 Uhr, als das Feuer schwieg

247

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal.

(Dupont Tagebuch) ging er vorwärts, gelangte in Reding's Rücken , unterliefs aber den Angriff, da er benachrichtigt wurde, dafs Waffen stillstand sei .

Castannos,

anfangs

entschlossen ,

den französischen

Generalen freien Abzug zu gestatten , änderte seine Ansicht, als ein Befehl Savary's aufgefangen wurde, der Dupont zur Verteidigung Madrids

berief,

und verlangte Kriegsgefangenschaft.

Wedel,

der

in der Nacht zum 21. nach Carolina hätte abziehen können , soll von Dupont den Befehl zur Kapitulation erhalten haben, Dupont's Tagebuch berichtet darüber nichts. Aber selbst, wenn dies der Fall, so mufste Wedel die Initiative besitzen , zum mindesten den ihm freistehenden Rückzug auszunutzen, besser allerdings Reding anzu greifen.

Baylen

war

eine

Schmach

für die französische Armee,

18,000 Franzosen (nach Dupont's Tagebuch ) strecken ,

obwohl ein

grofser Teil (Napoleon spricht von 10,000, die nicht zum Gefecht gekommen seien) derselben noch nicht gefochten , die Waffen vor einem militärisch doch so gut wie gar nicht geschulten Corps von Aufständischen, das mangelhaft geführt wurde. Diese Umstände grade geben der Kapitulation

von

Baylen

(22. Juli) eine ganz besondere Bedeutung. Entmutigung und Kopf losigkeit auf Seiten der französischen Oberleitung (Joseph, Savary ) , Siegesgefühl und Wachsen des Aufstandes an Kraft und Umfang auf Seiten der Spanier waren ihre Folgen. Napoleons Wort : > A la guerre les trois quarts sont des affaires morales, la balance des forces réelles n'est que pour un autre quart « bewahrheitet sich hier. Napoleons Unterführer denken einmal wieder anders als er, seine Weisungen werden von ihnen nicht verstanden. In seiner Note vom 5. August, die durch die Briefe des Major Général vom 3. und 11. August an den König von Spanien ergänzt wurde , spricht Napoleon sich dahin aus, dafs man bei Aranda, am Duero, Stellung nehmen , die Sierra Guaderama durch Vortruppen beobachten müsse,

während Bessières über Valladolid Verbindung

mit Junot in Portugal hielt, wenn dies nicht thunlich, müsse man sich bei Burgos sammeln, an den Ebro zurückgehen , jedenfalls aber unter den mifslichsten Umständen die Linie Pampeluna-Vittoria im Sinne einer Pässesicherung für die heranzuziehende grofse Armee behaupten. Napoleon will also die Armee mit dem Rücken senkrecht zu der damaligen rückwärtigen Verbindung setzen ; in der letzteren Voraussetzung nimmt er schon sicht.

Dies und

der Wert,

auf mehrere Einmarschwege Rück

den

er in

verschiedenen

Noten

auf

Saragossa legt, sind nun Beweise für die Gröfse des Fehlers, der in der Unterlassung der rechtzeitigen Besetzung Saragossas lag.

Aus

248

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portugal.

anderen Briefen des Kaisers bezw. des Major- Général, sowie aus dem Memoire, das Joseph im September an Napoleon richtet und das einen Plan zur Billigung vorlegt,

scheint jedoch deutlich hervor

zugehen, daſs Napoleon zunächst eine Behauptung Madrids erwartet habe.

Joseph giebt, dabei sicherlich nicht zu hoch schätzend, die

noch verfügbaren Streitkräfte auf 45,000 Mann, Madrid, dafs

15,500 bei Bessières ,

einen

Monat nach dem Verlassen der Hauptstadt

50,000 Mann verfügbar habe. von

davon 17,000 bei

11,700 bei Saragossa an und sagt, er

über

Wenn man die Verhältnisse bei den

vielköpfigen Junten geleiteten,

des Zusammenhanges und der

einheitlichen Führung entbehrenden spanischen Heerteilen in Madrid gekannt hat -- woran freilich zu zweifeln , da Napoleon der Ober leitung in Spanien wiederholt Mangel an Mafsnahmen für Gewinnung ausreichender Angaben vorwirft,

so mufste man

sich sagen,

daſs

Madrid zu halten war, jedenfalls aber die Stellung hinter dem Duero behauptet, Saragossa weiter belagert werden konnte. Nach Baylen zerren sich die spanischen Kräfte nach der Laune ihrer Generale und ohne ein gemeinsames Ziel auseinander, die Armee von Valencia und Murcia trennte sich , Llamas marschiert mit 12,000 Mann auf Madrid, Saint-Marc mit der Armee von Valencia auf Saragossa, wo er am 15. anlangt, Palafox vergifst über Baylen die Herstellung der Werke von Saragossa.

Von der Armee von Andalusien, die 30,000

Mann zählte , hörte man zunächst nichts, die Junta von Sevilla hält sie als Werkzeug zur Sicherung ihrer Alleinherrschaft zurück ; erst einen Monat nach Baylen zieht Castannos mit nur 7000 Mann in Madrid ein, eine gleich starke Kraft blieb in Toledo, der Rest lag Die Armee von Estramadura weit auseinander in Quartieren. bestand aus neu Ausgehobenen, Galizien und Leon konnte Bessières im

Zaume halten .

Im

Kriegsrat, den

König

Joseph zu Madrid

abhielt, riet Savary, eine kleine Besatzung in den Retiro zu legen und mit dem Reste über die einzelnen spanischen Heerteile, wenn sie

sich

näherten , herzufallen,

fand

aber keine

Anhänger.

Am

1. August wurde der Rückzug begonnen , der erst hinter dem Ebro endigte. Wenn aber auch Joseph annahm, dafs die Armeen von Andalusien durch die Sierra Morena vorbrechen , die von Valencia und Murcia sich auf die Hauptstadt bezw. die rückwärtigen Ver bindungen richten würden , so blieb die Duero- Linie immer noch haltbar,

so lange Bessières

nicht unterlag.

Angenommen selbst ,

dafs Joseph bei Aconda am Duero nur 25,000 Mann versammeln konnte, so war mit Aranda als Centrum mit Truppen auf der Linie Somo- Sierra, Segovia, Valladolid , Palencia, Burgos und Soria

249

Zur Geschichte des Kriegsjahres 1808 in Spanien u. Portuga

der König im Stande in zwei schwachen Märschen jeden dieser Punkte zu verstärken . Blake hätte dann mit den Galizischen Truppen keinen Flankenmarsch nach Guaderama gemacht und Castannos wäre nicht bei Madrid geblieben . Saragossas Belagerung hätte fort gesetzt werden können , da von Aranda die Entfernung dorthin nicht gröfser ist, als von Madrid oder Valencia, Soria nur drei Märsche davon entfernt ist. Gingen die Truppen von Valencia vor , so konnte Joseph Verdier rechtzeitig unterstützen, Castannos war vor Ab lauf eines Monates vor Saragossa nicht zu erwarten . Napoleon sah die Lage damals als gar nicht so trübe an, in einer Mitteilung vom 30. August spricht er aus : »Toutes les forces espagnoles ne sont pas capables de culbuter 25,000 Français dans une position raisonnable. « Die französische Armee, noch in der Stärke von 53,000 Mann , nimmt Stellung hinter dem Ebro in der Linie Miranda-Logroño, und unter Aufhebung der Belagerung von Saragossa bis Milagro, Duchesme mit 12,000 Mann , der in Catalonien gestanden,

ist auf

Catalonien zurückgegangen. Napoleon tadelt die Anordnungen Josephs sehr scharf und das mit Recht, sie bedeuteten die Aufgabe jeder Offensivabsicht und die Wahl einer Defensive »bei der doch der Ebro nichts als eine

Linie

bedeutete> Um gehangen das Kommando » Revolver geladen « verbunden und dem letzteren unter Umständen noch das Kommando » Revolvertaschen auf> Y < , einen vom

südlichen

Ende der Zuydersee

westlich

in

das

Land

ein

dringenden Meeresteil, von dem aus der Nordkanal weiter westlich zur Nordsee zieht , hat 336,000 Einwohner.

Die Stadt wird von

zwei Armen der Amstel durchflossen, zerfällt in die alte (östliche) und neue (westliche) Stadt und wird durch mehr als 100 langsam fliefsende, 1-1,2 m tiefe Kanäle und Grachten in etwa 90 Inseln geteilt, die durch mehr als 300 Brücken mit einander verbunden sind .

Sie hat einen Umfang von 15 km wird von ,

Teil in Bastione ,

Boulevards

verwandelten ,

Überresten

zum groſsen

alter Mauern

sowie von einem breiten Kanal umschlossen ,

und

und hat

acht Thore, von welchen aus Zugbrücken über den Graben führen. Die Nordseite der Stadt bildet der grofse Hafen von 12 m Tiefe und mit verschiedenen Docks und Bassins, die durch starke, 390-520 m lange,

erst in neuerer Zeit

vollendete Dämme

Meerbusen >>Y < geschieden sind , an demselben ist die grofsartige Reichswerfte , das Admiralitätsgebäude , Arsenal , Schiffahrts- und Artillerie-Schule. Durch den Meerbusen Y und den 23 Fufs tiefen Nord- See- Kanal wird die ganze Befestigungsgruppe von Amsterdam in zwei Teile geschieden :

a) Im Norden : 1. An der Mündung des Nordkanals liegt das Fort Ymuiden, das den Kanaleingang , das Gebäude nördlich und südlich des Kanals, die Schleusen und mittelbar auch den Hafen zu verteidigen hat ; dasselbe war schon 1874 geplant , wurde aber erst 1879 be gonnen und 1886 vollendet. Die Gesamtkosten sind auf 2,940,000 fl. veranschlagt ;

davon

wurden

315,000 fl . genehmigt. Das Fort , welches

der

für

1881

350,000

und

zweite Hauptstützpunkt

für

1882

der ganzen

Stellung ist, wird gepanzert (Gruson) und erhält zwei Kuppeln für

261

Die Befestigungen der Niederlande.

je zwei 24 cm

Stahlgeschütze.

Der Kanal selbst wird aufserdem

durch einen Panzerturm für zwei 15 cm Kanonen verteidigt.

Zum

Schutze der beiden Werke gegen einen Angriff von der Landseite ist eine Infanteriestellung mit einigen Mitrailleusen errichtet und soll zum selben Zwecke der Linie von Berver wyk , nördlich des Kanals, in Stand gesetzt werden. Der Kriegsminister hat sich gegen eine Sperrnng des Hafens durch Torpedos ausgesprochen. Die nachstehend angeführten Werke sind fast durchweg vor läufig nur Vorschläge (aus dem Jahre 1881 ) , beziehungsweise 1873 schon beschlossen aber gröfstenteils nicht zur Ausführung gelangt, und teilweise auch 1881 nicht mehr erwähnt : 2. Fort Velsen ( 1873), am Eingang des Nordkanals in das Wyker Meer ,

das nordwestliche

Ende des

Meerbusens Y,

8 km

nördlich Harlem (33,500 Einwohner, am Spaarme, 6 km östlich der Nordsee und 16 km westlich Amsterdam) und 4 km östlich Ymuiden, hat gemeinschaftlich mit letzterem den Kanal zu verteidigen , ist daher besonders wichtig und nordöstlich davon :

wird

sehr

stark hergestellt.

3 km

3. ein Fort bei Wyker Meer ( 1881 nicht mehr angeführt). 6 km nördlich davon : 4. ein Fort bei Uitgeest , am Südwestende das > Lange Meer < , erst 1881 geplant ; 6 km östlich von diesem: 5. ein Fort am Stierop ( 1881 ) ; auf 2-3 km hinter den drei letztgenannten Werken : 6. ein Posten auf dem Neudamm am Wykerbröck ( 1881) ; 7. ein Posten hinter dem Agathendeich ; 8. ein Fort an der Eisenbahn Uitgeest - Krommenie ; 9. ein Fort vor dem Krommenied eich (die letzteren 1881 nicht mehr erwähnt) ;

drei

10. 32 km östlich Stierop ein Fort bei Knollendamm ; 11. ein Fort bei Spykerboor Amsterdam; 4 km südöstlich davon :

( 1881) ,

16 km

nordwestlich

12. ein Fort am südlichen , beziehungsweise westlichen Damme das Bemster Polder und am etwa 15 km nördlich der Stadt ;

grofsen

nordholländischen Kanal,

13. ein Fort am östlichen Damme des Bemster Polder , 5½ km östlich des vorigen ; 2 km östlich davon : 14. ein Zwischenposten an der Eisenbahn Hoorn - Zaardam ; 6 km östlich davon : 15. ein Fort nordöstlich von Edam , nahe der Zuydersee, 18 km nordöstlich der Stadt, 5300 Einwohnar ; 7 km südlich davon :

262

Die Befestigungen der Niederlande. 16. je ein Posten

nördlich und südlich

von Monnikendam

(1881 nicht mehr erwähnt) , an einer Einbuchtung der Zuydersee, 12 km nordöstlich Amsterdam , 2700 Einwohner ; 5 km südlich davon : 17. Werke am Seedamm südlich Uitdam ( 1881 ebenfalls nicht angeführt) ; 18. Küstenbatterien an den Y - Deichen und am Nieuwen damm ,

bei

Schellingwoude und Durgerdam

nordöstlich gegenüber liegenden Ufer. hier vorhanden :

(An

an dem der Stadt älteren Werken sind

a) Posten 11 , eine grofse Batterie ohne besonderen Wert ; b) Posten 12 , ein blofser Erddamm ;

c) die

Batterie bei Kinselmeer,

am Eingang des Y-Busens ,

schon 1825 weggeschwemmt und jetzt dem Papiere bestehend ;

eigentlich

nur

noch

auf

d) ein Erddepot bei Durgerdam . 19. 1870 waren Forts geplant am Ydoorn , auf der Landspitze 6 km östlich der Stadt, und am Kinsel polder , etwa 1200 m nördlich davon, zur Verteidigung der Innerseite des Seedammes von Monnikendam ; 20. Etwa 4 km nördlich Amsterdam liegen die alten Posten 3, 2 (im Jahre 1868 teilweise neu erbaut) und 1 (kaum mehr als ein Erdhaufen ) ; 21. 1870 wurde ferner geplant : ein Fort am Achtersluis Polder, 42 km nordwestlich der Stadt, und eines 2 km westlich von diesem an der Eisenbahnbrücke über zum Schutze derselben .

den Nordseekanal,

b) Im Süden : Eine Anzahl älterer Forts und Batterien sind hier zwar schon vorhanden ;

dieselben

genügen aber den heutigen Anforderungen

nicht im Mindesten und sind daher durchweg zu verbessern und umzuwandeln , was wohl zum Teil schon geschehen sein wird ; eine weitere beträchtliche Anzahl neuer, starker Forts ist geplant. Wenn auch die Lage der einzelnen Werke in

erster

Linie

durch örtliche Verhältnisse , besonders durch die Rücksicht auf die Überschwemmung bedingt ist, so lassen sich die gesammten Werke doch in zwei Gürtel gruppieren , mit durchschnittlich ziehungsweise 12 km Entfernung von der Stadt.

7 km

be

Die Befestigungen der Niederlande.

263

1. Innerer Gürtel ,

am

südlichen Ufer

des Eingangs des

Y - Busens beginnend , bis an die Leydener Bahn , halbwegs Haarlem und Amsterdam : 1. Die Stellung von Diemerdam , zwischen dem Meere und der Naardener Bahn , besteht aus den vollständig verfallenen Posten Nr. 3 und 5, 42 km südöstlich am Meer, Nr . 4 nahe südlich 3 und Nr. 6, einer offenen Batterie, 7 km südöstlich, nur etwa 4 km westlich Muiden ; seit 1886 vollendet.

2. Die Stellung am Sneep ,

zwischen

der Naardener- und

Wördener-Bahn (beide auch nach Utrecht führend) , besteht aus der offenen Batterie Posten 18 und 19, beide nahe der ersteren Bahn, 5 km südöstlich , aus den einfachen Erdwällen Posten 20 und 21 und dem nicht mehr unterhaltenen Posten 22,

nur 3 km

südöstlich. 3. Die Stellung an der Utrechter Strafse , 6 km südöstlich , besteht aus dem

Fort am Laander Polder ,

einem bastionierten

Viereck mit nassem Graben , aber ohne bombensichere Räume, und aus der Erdbatterie Posten 9, etwa 1000 m weiter südöstlich. 4. Die Stellung von

Ouderkerk ,

4 km westlich der Wördener Bahn ,

8 km südlich ,

und etwa

besteht aus Posten 12 , einer

Redute mit zwei kleinen, kurzen Flanken , und aus den zwei offenen Batterien Posten 10 und 11 , die sämtlich 1868 verbessert wurden. 5. Die Stellung von Amstelveen , 3 km westlich der vorigen , besteht aus den einfachen offenen Erdbatterien Posten 13 und 14 , welche 1868 teilweise ausgebessert wurden. 6. Die

Stellung zwischen Schiphol und Halfweg ,

7 km

südwestlich, besteht aus : dem Fort Schiphol , 3 km nordwestlich Posten 14, dem Fort am Nieuwe Meer , 2 km weiter nördlich (beides vierseitige Erdschanzen

mit gemauertem Reduit , die teil

weise ausgebessert wurden) , einem Werk bei Sloten ,

12 km

weiter nordwestlich , und endlich dem verfallenen Posten 11 , noch weiter nordwestlich. 7. Die Stellung am Halfweg ,

9 km westlich an der Haar

lemer Bahn, besteht aus dem bedeutungslosen Posten Nr. 6 , zwei Erdwerken neben der Bahn, und der kleinen, offenen , 1868 teilweise ausgebesserten Batterie Posten 7. 1873 wurde ferner beschlossen : ein Fort am Ostdamm des Bovenkerker Polder ,

nahe

südwestlich der Stellung Ouderkerk ; ein Fort am Westdamm des Bovenkerker Polder ; nahe nördlich von diesem :

Die Befestigungen der Niederlande.

264

ein Fort bei Amstelveen , 6 km südlich der Stadt, als Ersatz der Posten 13 und 14; ein Fort am Oosteinder Deich, 1200 m östlich Fort Schiphol ; ein Werk bei Sloten , 1600 m nordwestlich Fort Nieuwe Meer ; ein Fort bei Nieuwerkerkerhoek , 4 km südlich Halfweg ; ein Werk bei Polanen , südöstlich neben Halfweg, ostufer des Hout Rak;

am Süd

ein Fort bei Halfweg mit einer Lünette (Posten 6 der alten Stellung) ; endlich die Verbesserung und Umwandlung der alten

Forts

Schiphol und Nieuwe Meer , sowie des Werkes bei Sloten. Über die Ausführung ist nichts Näheres bekannt. 2. Äufserer

Gürtel ,

bei Abcoude ,

11 km südöstlich an der

Wördener Bahn beginnend , hier einesteils an die Befestigung von Weesp , anderenteils an die von Nieuwersluis der Utrechter Linie anschliefsend und über Uithoorn und nahe östlich an Haarlem vorbei zum Nordseekanal hinziehend : 1. Den Anschlufs an Weesp (6 km nordöstlich Abcoude) ver mitteln die alten Posten Nr. 8 und 7 am Gein , die zu verbessern und zu vervollständigen sind. 2. Den Anschlufs an Nieuwersluis ( 8 km südöstlich) bewerk stelligen die vorgeschobenen Posten : ein Werk

am

Ende

der

Grönlandsche

Kade ( 1873

schlossen und ausgeführt) , 13 km südöstlich Amsterdam , westlich der Wördener Bahn ; 1200 m südwestlich davon : ein Werk bei Bambrugsche Zuwe

be nahe

( 1873 beschlossen und

ausgeführt) , 5 km westlich Fort Kijkuit ; 3 km südlich davon : ein Werk bei den Demerik - Wassermühlen (1873). Geplant ( 1881 ) waren ferner: 3. ein Fort bei Alcoude , davon:

seit 1886 fertig ;

4 km westlich

4. ein Fort bei Stokkelarsburg. 5. 2 km südöstlich von letzterem liegt ein Werk bei Botshol (1873 beschlossen und ausgeführt, wie auch das folgende ) : 6. 1 km südwestlich ein Werk an der alten Wawer

bei

Vredelust. 7. Ein Fort hinter Nestersluis ,

72 km westlich Abcoude

und 11 km südlich der Stadt ( 3 km südlich das Fort am Ostdamm des Bovenkerker Polder) und eine Batterie , südwestlich davon , am Südwestende vom Ronde hoepspolder ; 4 km südwestlich davon : 8. ein Fort bei Uithoorn ; 5 km westlich davon :

265

Die Befestigungen der Niederlande.

9. ein Fort zwischen Kudelstaart und Kalslagen (Oost einderdeich ?), 17 km südwestlich der Stadt ; 42 km nördlich davon : 10. ein Fort bei Alsmer; 6 km nordwestlich davon : 11. ein Fort bei Hoofdorp (8 km westlich Schiphol) ; 52 km nördlich davon : 12. ein Fort bei Vijfhuizen (4 km südöstlich Haarlem 6 km südwestlich Halfweg) ; etwa 3 km nördlich davon :

13. Der Umbau der bereits

und

bestehenden Stellung an

der

Liede , 13 km westlich der Stadt und 3 km östlich Haarlem , stehend aus :

be

a) dem Fort an der Liede ,

einem gemauerten ,

von einem

Niederwall umgebenen Turm von 25 Fufs Höhe, der aber abgetragen werden soll ; dasselbe steht auf einer Insel in dem Kanal südlich der Haarlemer Bahn, welcher den Haarlemer Polder umgiebt ; b) Posten

Nr. 1 ,

zwei

kleinen ,

1868

errichteten

offenen

Batterien zur Bestreichung des Kanals, der Strafse und Eisenbahn ( Posten am Penningsveer ) ; c) Posten Nr. 2, einer 1868 teilweise ausgebesserten Schanze mit Flanken und offener Kehle , nördlich der Bahn , hinter der Liedebrücke , zur Deckung der alten Haarlemer Strafse ; d) der Lünette am Zwet , 2 km östlich des Forts (am Hout Rak, einer Einbiegung des Y- Busens) . Die Überschwemmung zwischen dieser Stellung und dem Fort Schiphol soll verbessert werden (Haarlemer Meer) . 14. Die Stellung von Sparndam , etwa 4 km nordöstlich Haarlem , bestehend aus den drei Posten Nr. 3, 4, 5, einfachen Erdwällen ohne besondere Bedeutung ; ein Fortanlage ist hier beabsichtigt, südlich neben Posten Nr. 5 ; 212 km nördlich davon : 15. ein Fort am Buitenhuizer Polder , nahe am Nordsee kanal, 13 km nordwestlich der Stadt. Die Form der Forts und Posten der Stellung von Amster Meist sollen dieselben im Wesent dam ist endgiltig festgestellt . lichen aus einer Geschützstellung von einfachem Grundrifs , in der Kehle geschlossen, mit bombenfreien Munitionsräumen und Geschütz ständen, sowie Unterkunftsräumen für eine hinreichende Besatzung an Infanterie und Artillerie , und mit einem breiten nassen Graben bestehen ; nur die mehr gefährdeten Forts Velsen und Uitgeest werden ihrer besonderen Wichtigkeit halber stärker hergestellt und sollen insbesondere in jedem dieser Werke einzelne Geschütze durch Panzerungen gedeckt werden .

Nach dem Antrag des Kriegsministers

266

Die Befestigungen der Niederlande.

sollte im Jahre 1885 mit dem Bau einer Anzahl dieser Forts sowohl für die nördliche als für die südliche Front der Stellung der Anfang gemacht und zugleich der Bau der schon begonnenen Werke für die westliche Front fortgesetzt werden. Es sind dies : das Fort bei Spykerboor , Werke bei Mittelweg und bei Jisperweg (?), die Werke am südlichen , östlichen und westlichen Bemster Ringdeich , ein Werk an der Eisenbahn Purmerend-Hoorn, das Fort am Meeresdeich bei Edam ,

das Fort an der Vereinigung der Waver und Amstel,

sowie das im Polder Bosthol , endlich das Fort bei Uithoorn und das bei Kudelstart.

VIII.

Die

südliche Wasserlinie

von

der

Maas

oberhalb

St. Andries zum Amer unterhalb Gertruidenburg. (Prov. Nordbrabant.) (VIII. Verteidigungsbezirk. ) Diese Linie ist als

eine

südliche Vorstellung zu betrachten ,

welche einesteils die Aufgabe hat, einem Anmarsch auf der Opera tionslinie Antwerpen - Amsterdam den ersten Widerstand entgegen zustellen, andernteils die Verbindung zwischen den rechten Flügeln der vorgeschobenen Stellungen der Flufsübergänge und der Geldern' schen vallée mit der Stellung am Hollandsch Diep und Haringvliet zu vermitteln. Ursprünglich waren für diese Linie 2,632,000 fl. angesetzt ; bis jetzt wurden aber noch keine bezüglichen Bewilligungen beantragt (nicht einmal die entsprechende Geschützausrüstung) ; im Gegenteile schlägt der vom Kriegsminister 1882 vorgelegte , auf bessere Ver einigung und auf Einschränkungen hinzielende Entwurf die Auf lassung der ganzen Linie bis

auf einzelne Werke (besonders die

Stellung von Heusden zur Sicherung des Boemeler Ward und als Rückhalt für eine gegen Süden abgedrängte Truppenabteilung) vor. Nach dem Gesetze von 1874 sollten alle bestehenden Plätze und Werke umgewandelt werden und war eine Anzahl neuer Werke geplant. 1. Fort Nieuwe St. Andries , Waal,

Maas

und

den

an der Ostspitze der durch

St. Andries- Kanal gebildeten ,

3½ Meilen

langen, zur Provinz Geldern gehörigen Insel Boemel Ward , deren Westspitze durch das Fort Löwenstein verteidigt wird. Das Fort ist eine fünfseitige Schanze mit gemauertem Reduit , von einem Wassergraben umgeben , jenseits Westseite fünf Aufsenwerke befinden . Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. XLV., 3.

dessen

sich auf der

18

Die Befestigungen der Niederlande.

267

2. Hertogenbusch , Hauptstadt der Provinz Nordbrabant, in einer morastigen Niederung, 4 km südlich der Maas, am Zusammen flufs der Dommel und Aa und am Süd- Willems- Kanal, sowie an der Eisenbahn Endhoven, Boxtel-Utrecht, 24,900 Einwohner, war früher eine der stärksten Festungen des Landes, ist aber seit 1874 auf gelassen . Es ist mit Hauptwall und Mauern mit vier Thoren, Türmen und Gräben umgeben und hat ein ausgedehntes Überschwemmungs gebiet ; aufserdem wird es verteidigt durch die Citadelle Papenbril, nördlich der Stadt und die Forts Orthenschans (Ochten ?) , 1 km nördlich, Isabelle 12 km südwestlich, nahe der Bahnkreuzung nach St. Anthony, 1 km südlich, die Werke bei

Venlo und Tilburg,

Herven, links , und die Verschanzungen

bei Hintham,

Bahn nach Nymwegen , 2½ km nordöstlich. Ochten, Herven und Hintham werden

gar

rechts der

nicht in Stand

gehalten ; Isabelle ist ein fünfseitiges bastioniertes, altes und schad haftes Fort; schadhaft.

Anton ist ein Kronwerk mit offener Kehle , ebenfalls

Die sämtlichen Werke sollen neuerdings vollständig aufgelassen werden. 312 km

südwestlich ist

die

aus acht

Lünetten bestehende,

1600 m Front einnehmende Stellung von Vucht, aufgelassen wird.

welche ebenfalls

3. 62 km nordnordöstlich von Hertogenbusch, am linken Ufer der Maas, das Fort an der blauen Schleuse , ein bastioniertes Werk mit Wassergraben und gemauertem Reduit, sowie kreneliertem Kehlwall. Ein Teil des Maasdeiches soll umgelegt, dagegen nunmehr das Fort , sowie werden.

die

Stellung

im

Süden

von

Lithoyen

aufgelassen

4. Das alte Fort Crevecoeur , 5½ km nordwestlich Hertogen busch, zu beiden Seiten am Einfluss der Diest in die Maas, wurde 1879 , mit zwei Batterien nahe südlich, als Eisenbahnsperrpunkt eingerichtet und soll den vorgeschobenen Truppen im Vereine mit den Werken bei der vorgenannten Festung den Rückzug über die Eisenbahnbrücke und auf dem Wasserwege sichern .

Das Fort ist

ein grofses, unregelmäfsiges , bastioniertes Werk mit Wassergraben , ohne bombensichere Räume . Die Eisenbahnbatterien sollen neuerdings aufgelassen werden. - Ein Werk östlich des Forts war geplant. 8 km nördlich, an der Waal , liegt die kleine, früher starke, jetzt aber aufgelassene Festung Bömel mit 4000 Einwohnern.

268

Die Befestigungen der Niederlande.

5. Die Festung Heusden , 12 km westnordwestlich Hertogen busch, an einem Nebenarme der Maas (alte Maas) , 2150 Einwohner soll ein Hauptstützpunkt der südlichen Wasserlinie sein .

Sie ist

im Umkreis von 3-4 km von nachstehenden Werken umgeben : a) Das Werk an der Hedikhuizen - Schleuse , 4 km nord östlich an der Maas, schlossener Kehle.

eine Erdlünette mit Wassergraben

und ge

Bei Well, 1 km nordöstlich davon, auf dem rechten Maasufer, war die Herstellung einer Stauung beabsichtigt. b) Das Werk hinter dem

Hoogen Maasdeich 900 m süd

westlich vom vorgenannten Werke,

ein ziemlich grofses, unregel

mässiges Erdwerk mit nassem Graben und bombensichern Unter künften und Magazinen ; c) ein Erdwerk an dem Bern'schen Hoeven , 2 km

östlich ,

und 1 km südwestlich vom vorigen, ein vierseitiges Sternfort

mit

nassem Graben und bombensichern Räumen ; d) ein Fort an der Chaussee nach Elshout , ein vierseitiges Erdwerk mit Wassergraben und bombensichern Räumen, 2 km süd lich Heusden ; e) ein Fort hinter dem Elshout'schen Deich , 3 km süd westlich der Festung , eine kleine, halbkreisförmige Schanze mit Wassergraben und einigen bombensichern Unterkünften ; f) ein Fort hinter der Schleuse zu Doeveren , 3 km west lich, ein sechsseitiges Erdwerk mit nassem Graben und bomben sichern Magazinen ; nahe nördlich dabei Batterien auf dem Pruimen deich ; dieselben werden aber nicht in Stand gehalten. 6. Zur Herstellung der Verbindung zwischen der Stellung von Heusden und der Festung Gertruidenburg waren geplant : In der Linie von Langstraat ein Fort bei Labbegat , 8 km südwestlich Heusden ; ein Fort an der Dyksken, bei Waspik , an der Hertogenbuscher Strafse, 5 km truidenburg ;

weiter

südwestlich und

ein Posten bei Capelle , Forts an der Strafse. 7. Gertruidenburg ,

6½ km

südöstlich

Ger

zwischen den beiden vorgenannten

nahe der

Einmündung

der

Donge in

den Biesbosch, 30 km westlich Hertogenbusch und 18 km südwestlich Dordrecht,

1900 Einwohner,

ist besonders

wichtig als

Flanken

stellung für die Operationslinie Antwerpen-Rotterdam. Es hat acht unregelmäfsige , bastionierte Fronten .

18*

269

Die Befestigungen der Niederlande. 1 km nordwestlich davon ist eine Lünette mit offener Kehle

auf dem rechten Ufer der Donge. 3 km südwestlich ist die Stellung bei Steelhoven mit einer gänzlich verfallenen Front,

ähnlich

wie die Festung selbst .

Die

sämtlichen Werke sollen neuestens aufgelassen werden . Weitere 22 km bezw. 5 km südwestlich , auf höherem , nicht überschwemmbarem Terrain, stehen die Linien van den Hout und van den Munnik hof , jede etwa 1 km lang und sägeförmig ge brochen, und das Erdwerk Terheiden , ein vierseitiges bastioniertes Werk mit nassem Graben. Geplant waren zur Verstärkung dieser Stellung : eine Batterie am Dongeveer ; ein Werk auf dem Hoogen Rug , hinter der Made 4 km süd westlich ; ein Werk bei Drimmelen , am Biesbosch, 4 km westlich ; eine Dammschleuse in der alten Maas bei Hagvost und Ueber schwemmungsvorrichtungen in den Ouitenpolders.

IX .

Die Werke an der Wester-Schelde. (Provinz Zeeland.)

(Mit der Stellung des Hollandsch Diep u. s. w. zum V. Verteidigungs bezirk gehörig . ) Diese Stellung ist eine Vorstellung der Seefront, die aber ihrer bedrohten Lage

wegen wohl mehr Nachteile

wie Vorteile bietet,

da sie zur Ermöglichung eines energischen Widerstandes der Kriegs schiffe nicht entbehren, anderseits aber höchstens kleineren Schiffen , keineswegs aber gröfseren feindlichen Kriegsschiffen die Durchfahrt verwehren kann. Der Hauptgrund ihrer Beibehaltung mag wohl ein politischer, nämlich der Hinblick auf Belgien, gewesen sein . Nachdem schon das Gesetz vom Jahre 1874 für diese Stellung nichts in Ansatz brachte, da gröfsere Arbeiten überhaupt nicht in Aussicht genommen waren, beabsichtigt der jüngste Entwurf des Ministers die voll ständige Auflassung. Gerade diese Stellung enthält aber eine nicht unbedeutende Anzahl älterer Werke und Plätze : a)

Auf dem linken Scheldeufer :

1. Die Festung Ter Neuzen , an der Mündung des gleich namigen Kanals, 30 km nördlich von Gent, hat bastionierten Umrifs,

270

Die Befestigungen der Niederlande.

Wassergräben, mit Ausnahme auf der Nordseite, drei Ravelins und einige bombensichere Unterkünfte . Fort Philippine , an einer südlichen Einbuchtung der Schelde (Avelsche Gat) ,

nahe der belgischen Grenze,

72 km südwestlich

vom vorigen, ist aufgelassen. Das alte Biervliet , Umfang ,

ein bastioniertes Fünfeck von geringem

an der Westküste

des Avelsche

Gat,

10 km

westlich

Neuzen , ist ebenfalls aufgelassen . Breskens , Vlissingen gegenüber, an der Mündung der Wester Schelde in das Meer, mit dem nordwestlich davon befindlichen Fort Frederic Hendric verfallen . Zwischen

wurde

diesen

Landesgrenze liegen gelassene Plätze .

1874

aufgelassen

und

Uferbefestigungen noch

mehrere

ist

und

alte ,

schon ganz

der

längst

nahen auf

Hulst , an einem Arme der Wester-Schelde und der Bahn nach St.

Nicolas,

25 km westlich Antwerpen,

2250 Einwohner ,

hatte

eine Umwallung mit neun Bastionen und mehreren Aufsen werken , besonders im Norden. Axel , 10 km südöstlich Neuzen,

ebenfalls an der Bahn nach

St. Nicolas, ist ein längliches Viereck mit acht Bastionen . Sas van Gent am Kanal und der Bahn nach Gent,

13 km

südlich Neuzen, ganz nahe der Grenze, hatte eine Umwallung mit sechs Bastionen und einigen Aufsenwerken . Ijzendyke , an der Strafse Breskens-Gent, 5 km südwestlich Biervliet, ist ein regelmässiges bastioniertes Sechseck ; etwa 400 m südlich davon ist die Jonkvrouw Redute, ein bastioniertes Viereck. Sluis , am Zwin, einer schmalen Bucht der Nordsee, im Westen und Norden vom Kanal von Brügge, der in den Zwin mündet, umzogen, 15 km nordöstlich der letztgenannten Stadt, 1500 Ein wohner, hat einen guten Hafen, der für 100 Schiffe Raum bietet ; es war früher Festung und hatte eine bastionierte Umwallung und einen bastionierten Brückenkopf auf dem linken Ufer des Kanals. 112 km südöstlich lag die Krabbe- Schanze, und 2 km südlich an einer Strafsen- und Damm-Kreuzung das Fort Kruis Dyk.

Etwa

5 km nördlich davon war noch eine Verschanzung am Ufer, nahe der offenen See. b) Auf dem rechten Ufer : Fort Bath , an der Südostspitze der Insel Süd- Beveland und an der Gabelung der Schelde in die Oster- und Wester-Schelde , ist

aufgelassen und schon ganz verfallen.

271

Die Befestigungen der Niederlande.

2. Fort Elle woutsdyk , Neuzen auf 5 km nördlich gegen über, ist ein sechseckiges Werk mit Wassergraben und bomben sicheren Räumen an der Seefront. Vlissingen , an der Südküste der Insel Walcheren , Breskens gegenüber, Endstation der Bahn über Bergen op Zoom, 10,000 Ein wohner, war früher stark befestigter Kriegshafen, hatte Werfte und Arsenal und mehrere auf etwa 200 m 1868 ist es aufgelassen .

vorgeschobene Forts .

Seit

Seit 1865 wurden grofsartige Bauten ausgeführt, um den Platz zu einem Handelshafen zu machen.

Die neu angelegten Hafenwerke

sind für die gröfsten Schiffe zugänglich ; der Aufsenhafen ist 660 m lang und hat eine Tiefe von mehr als 10 m bei hohem und von 6-7 m bei niedrigem Wasserstande ; die Hafenmündung ist 180 m breit ; die zwei inneren Häfen sind je 450 und 400 m lang, und 200 m breit und etwa 8 m tief.

100

Im Bereich dieses Teils der Stellung liegen noch die älteren , schon seit langem aufgelassenen Plätze : Middelburg ,

im Innern

der Insel Walcheren ,

durch breite

Kanäle mit Vlissingen und Veere und mit der Nordsee verbunden , und an der Bahn nach Bergen, 16,000 Einwohner ; Veere ,

an der Nordostküste der Insel Walcheren,

an dem

Verbindungsarme der Oster- und Wester- Schelde (Veere Gat), Nord Beveland gegenüber, 1868 geschleift ; Stavenisse , Oster- Schelde ;

an

der

Westküste

Tholen , an der Ostküste

der

Insel

Tholen,

der gleichnamigen Insel,

an

der

an dem

schmalen Verbindungsarme zwischen Oster-Schelde und Volkerak (Eendragt) . — Aufser den schon bisher genannten älteren, aufgelassenen

Plätzen, besitzt Holland im Norden , Nordosten und Südosten , noch vor den vorgeschobenen Stellungen eine Anzahl von festen Punkten, die ebenfalls zwar längst schon aufgelassen, deren Werke aber teilweise noch ziemlich erhalten und die der Vollständigkeit halber demgemäfs hier noch zu erwähneu sind : a) An der Zuydersee : Blokzyl , 25 km nördlich Zwolle ; Kuynder , 11 km nordwestlich vom vorigen ; Stavoren , an der Landspitze an der schmalsten Stelle

der

Zuydersee, Enkhuizen auf 20 km nordöstlich gegenüber, die älteste Stadt Frieslands , in Folge der Versandung des Hafens jetzt aber ganz unbedeutend , 650 Einwohner ;

Die Befestigungen der Niederlande. Harlingen ,

24 km westlich Leuwarden ,

272 10,800 Einwohner,

mit einem durch Schleusen gegen die Hochflut geschützten Hafen . Es hatte eine unregelmässige Umwallung mit acht Bastionen. b) Im Nordosten und Osten : Leeuwarden , am grofsen Kanal zwischen Harlingen und Gro ningen,

25,700 Einwohner,

hatte die Form eines Rechteckes mit

Bastionen und einigen Aufsen werken . Dokkum , 19 km nordöstlich vom vorigen, am Dokkumer Diep, 4650 Einwohner, war ein bastioniertes Sechseck. Groningen , am Zusammenflufs der kleinen , schiffbar ge machten Flüsse Hunse und Aa, 47,200 Einwohner, Die von Cöhorn erbauten Festungswerke bestehen aus einer bastionierten Umwallung und einer 200 m südlich zwischen Schuiten und Horense Diep vor geschobenen , 2400 m langen Schanzenlinie. Delfzyl ,

26 km nordöstlich des letzteren , an der Mündung

der Fivel (an deren linkem Ufer) und des 104 km langen Kanals von Harlingen- Leeuwarden in den Dollart, 5500 Einwohner. liegen die Überschwemmungsschleusen Delfzyl-Groningen.

für

Hier

die ehemalige Stellung

Verschiedene Werke bei Winschoten , Einwohner;

an

der Rensel, 5600

die Oude oder Bellingwolder Schanze , 7 km östlich , und die Nieuwe oder Langeakker Schanze , 13 km nordöstlich Winschoten, beides bastionierte Fünfecke, am rechten Ufer der Westwolder Aa ; Das Fort Bourtange , 17 km südöstlich Winschoten, nahe der Grenze, im nördlichen Teile des gleichnamigen Moores, ein bastioniertes Fünfeck mit einem Aufsenwerk im Südosten und der Redute Bakoven, 800 m nördlich ; 19 km südlich davon und 12 km westlich von Ruitenbrock die Valter Schanze , nahe der Valter Mussel ; 6 km südöstlich davon die Emmer Schanze , am gleichnamigen Deiche und 20 km nordöstlich Cövorden ; 14 km

südwestlich

davon

die

Schanze Ter Hollen ,

7 km

nordöstlich Cövorden , an der Südwestseite des Bourtanger Moores, nahe dem Drosten Diep ; 10 km östlich davon und ebenso weit südlich von der Emmer Schanze die Berger Schanze im Witte Veen Moor ; die kleine Festung Cövorden , Provinz Drenthe, an der kleinen Vecht,

nahe der deutschen Grenze, ein bastioniertes Sechseck mit

Aufsen werken, von Cöhorn befestigt, 2700 Einwohner ;

273

Die Befestigungen der Niederlande. 12 km südwestlich davon Hardenbergh an der Vecht ;

14 km westlich von diesem die Ommer Schanze , 7 km nörd lich Ommen ; 14 km westlich der letzteren die Lichtmis Schanze , 10 km nordöstlich Zwolle ; Bredevoort , an der Aa, 25 km östlich Nymwegen und 15 km nördlich Wesel ; Grönlo ,

an

der Berkel,

2500 Einwohner,

13 km südöstlich

Zütphen : 22 km südlich davon eine alte Schanzenlinie mit einigen Reduten. c) Im Südosten ( Provinz Limburg ) an der Maas : Venloo ,

am rechten

Eisenbahnknotenpunkt.

Ufer,

7750

Einwohner,

ist wichtiger

Die Umwallung auf dem rechten Ufer hat

sieben Bastione mit einigen Aufsenwerken, nördlich der Stadt liegt das Hornwerk Fort Ginkel ; in der Maas ist die befestigte Insel der Wärt ;

auf dem

linken

Ufer das

Kronwerk

(Brückenkopf) Fort

Die Festung wurde 1868 aufgelassen .

St. Michel.

Roermonde ,

an der Mündung der Roer,

9250 Einwohner ;

die ehemaligen Festungswerke sind bereits in Wandelgänge umge wandelt ; Stewensweert , 12 km südwestlich vom vorigen, ein bastioniertes Sechseck mit einigen Aufsen werken, nahe der belgischen Grenze ; Mastricht , am linken Ufer und am Einfluss der Jaar,

28,500 Einwohner ;

über die Maas führt eine 1863 erbaute Brücke

nach der jenseitigen Vorstadt Wijk.

Die ehemalige bastionierte

Umwallung mit Aufsenwerken umschlofs auch die Vorstadt ;

einige

Hundert Meter südlich der Stadt am Nordabhange des Pieters Berges liegt die Citadelle Fort St. Pieter, und nahe vor der Nord westfront das Fort König Wilhelm I.

Die Festung,

ehemals eine

der stärksten des Landes, war mit ausgedehnten Überschwemmungs vorrichtungen (Schleusenwerken ) versehen und ist seit 1868 auf gelassen. Luxemburg , die Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, im engen Felsenthale der Alzette, 16,000 Einwohner ; war ehemals deutsche Bundesfestung mit einer Besatzung von 4000 Mann Preufsen ,

wurde durch den Londoner Vertrag vom 11. Mai 1867

zur Schleifung bestimmt, die aber erst seit 1872 wegen der grofsen Kosten etwas lebhafter in Ausführung kam. Die Festung konnte als eine wahre Musterkarte fortifikatorischer Anlagen gelten, da nahezu alle Befestigungsmanieren, vom römischen Kastell bis zu den Vauban'schen Manieren und den neupreussischen

Die Befestigungen der Niederlande.

274

Forts in ihr vertreten waren ; über 500 Jahre war an diesen Werken gebaut worden. Die Stadt besteht 60 m

aus der auf einer steilabfallenden etwa

über das Alzettethal

sich erhebenden Hochebene erbauten

gröfseren Oberstadt und der kleineren Unterstadt im Thale selbst, die wieder in die drei Teile : Pfaffenthal , nördlich , Klausenthal, östlich , und Grund , südlich , zerfällt . Über das Thal führen vier grofsartige Viadukte. - Die Hauptfestigkeit des Platzes beruhte in den zum gröfsten Teil in den Felsen gehauenen Werken der Ober stadt. Die Hauptum wallung bestand aus neun durch Kurtinen verbundenen , zu Anfang des 16. Jahrhunderts erbauten Bastionen (Bastion Jost, Camus, dessen Bau 1556 unter spanischer Herrschaft begonnen und 1697 unter Ludwig XIV. vollendet wurde), und drei über einander liegenden Felsengallerien . Die allein zugängliche Westseite war durch einen in den Felsen gearbeiteten breiten Graben gesichert . Ein weit in das Alzettethal vorspringendes, schmales Felsenriff, der Bock, ist von oben bis unten kasemattiert ; am östlichen Abhang desselben steht der sogenannte , aus dem 14. Jahrhundert stammende , Melusinenturm. ―――― Ringsum war die, übrigens fast von allen Seiten durch

überhöhende Stellungen auf

2500-3000 m Entfernung eingesehene Festung mit starken Forts mit bombenfesten Reduits und teilweise unterirdischen Verbindungen umgeben. Die Demolierung konnte im Jahre 1878 als vollendet betrachtet werden ; bei der Abtragung der Werke wurde besonders auf Strafsendurchbrüche Rücksicht genommen ; die Teile der Festungs werke , die in Felsen gehauen sind , stehen jedoch fast noch voll ständig unversehrt , so namentlich der Bock ; die Schleifung dieser Werke hat man aufgegeben , da die Sprengung dieser Felsen in unmittelbarer Nähe der Stadt zu gefährlich erschien .

XIX .

Die

Heere

der

französischen

Revolution .

Ein Vortrag.

Niemals hat eine andere Armee in so kurzer Zeit eine so voll ständige Umwandelung durchgemacht , als die französische während der Revolution.

1

Die Armee des » ancien régime« beruhte auf dem Werbesystem , dessen Schattenseiten hier in der gröfsten Schroffheit zu Tage traten. Wiewohl Frankreich bei dem Ausbruch der Revolution 26 Millionen Einwohner zählte, und wiewohl das Heer im Frieden nur 183,000 Mann stark sein sollte, wovon etwa ein Fünftel aus Fremden-Truppen bestand, war es bei der namentlich im Süden des Reiches allgemeinen Abneigung gegen den Kriegsdienst nicht möglich , die Etats voll Ein zahlreiches, aus alten Troupiers bestehendes,

zählig zu halten .

aber wegen seiner unglaublich schlechten materiellen Lage erbittertes Unteroffizier - Corps bot für die Bearbeitung der revolutionairen Propaganda ein weites Feld. Das ebenfalls sehr zahlreiche Offizier —11,000 Offiziere, unter denen sich 1171 Generale befanden, Corps Da fast sämtliche ergänzte sich durchweg aus dem Adel. Offiziersstellen käuflich waren , so befanden sich die höheren , gut

besoldeten

Stellen

in den Händen eines

reichen ,

gewissenlosen

Hofadels, der dieselben als Erwerbsquellen betrachtete, aber keinen Dienst that, während die niederen, sehr schlecht besoldeten Stellen von einem armen Landadel eingenommen wurden , der allen Dienst fast ausschliesslich verrichten musste. Die Verwaltung bot Zustände dar ,

welche

alles übertreffen ,

was wir in dieser Beziehung als

Zusammengehalten wurde die >russische appels de la révolution 1863 : 427 Schiffe >> 1864 : 621 Schiffe

294

mit 2409 Geschützen und 118,460 Tons, mit 4557 Geschützen und 20,000 Mann , mit 6268 Geschützen und 280,039 Tons, (davon 74 Panzerschiffe, 180 Hochbord

dampfer ,

130 Kanonenboote ,

122 andere

Dampfer , 115 Segelschiffe) , 1865 : 671 Schiffe. Ende

1865 : 762 Schiffe.

Man mufs gestehen, das sind bewundernswerte Leistungen, wie sie bisher noch von keiner Macht der Welt auch nur annähernd erreicht wurden.

Es scheint ,

dafs man sich in den Vereinigten

Staaten auf Grund dieser Leistungen dem süfsen Wahn

hingiebt ,

man werde auch in Zukunft ähnliche Erfolge erzielen können und deshalb bedürfe man im Frieden keiner anständigen Seemacht. Wenn dem so ist , werden aber die Nordamerikaner eine

furchtbare Täuschung erleben .

Sie übersehen

nämlich

bei

ihrer

Rechnung folgende Thatsachen : Im Bürgerkriege war der Kriegsschiffbau lange nicht so ent wickelt wie heutigentags. Die Panzerschiffe staken in den Kinder schuhen, die Torpedos waren erst in Gestalt ganz unvollkommener Seeminen vertreten . Gezogene Geschütze waren in Amerika fast gar nicht vorhanden , in Europa erst im Entstehen. Die innere Beschaffenheit der Kriegsschiffe war von jener der Handelsschiffe nicht so ungeheuer verschieden wie heutzutage , es konnten sonach Handelsschiffe leicht in Kriegsschiffe verwandelt werden. Die Schnelligkeit der Dampfer war eine recht bescheidene, und zählten daher auch noch die Segelschiffe mit. Die Nordstaaten befanden sich von vorneherein den Südstaaten , die nur über wenige Schiffe verfügten , überlegen und konnten demnach ungestört ihre See rüstungen fortsetzen. Ausserdem ermöglichte es dieser Umstand den Nordstaaten

eine Menge gewöhnlicher Handelsdampfer anzu

kaufen und in Kriegsschiffe zu verwandeln , welche nicht schlechter waren als die südstaatlichen. Alle diese Ausnahmszustände würden jedoch im nächsten See krieg der Vereinigten Staaten fortfallen . Es wird ihnen nie wieder möglich sein , improvisieren. Vereinigten

eine Seemacht erst nach Beginn des Krieges zu Wie aber das schwimmende Flottenmaterial der

Staaten heute

dasteht ,

sind diese

nicht

einmal so

unbedeutenden Seestaaten wie Holland, Dänemark oder Griechenland gewachsen , und Chinesen wie Japaner besitzen ,

was das Material

anbelangt, eine zehnmal bedeutendere Seemacht als die Vereinigten

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande.

295

Staaten, letztere sind aber auch in Amerika selbst nicht im Stande ihr

Übergewicht geltend zu machen , denn Brasilien , Chile und Argentina besitzen weit bessere Schiffe als die Vereinigten Staaten und könnten mit diesen wohl einen Seekrieg aufnehmen , wenigstens

für den Anfang.

Demzufolge darf man sich auch nicht wundern , wenn Chile in seinem Kriege mit Peru und Bolivia die Nord amerikaner höhnend vor den Kopf stofsen konnte. Der Staats sekretär (Minister) der Marine mufste dem Kongrefs die betrübende Mitteilung machen , dafs man Chile nicht drohen noch sonst einen Druck ausüben könne,

weil dieses über drei seegehende schnelle Panzerschiffe, drei Kreuzer von 13-15.3 Knoten und vier Torpedo

boote verfüge , während die Vereinigten Staaten nicht ein see gehendes Panzerschiff , einen einzigen Kreuzer von 13 Knoten und nur zwei gänzlich verunglückte und daher unbrauchbare Torpedo boote besitze. Diese

Zustände

bewogen

endlich

den

Kongrefs

von

seiner

bisherigen Knauserei abzuweichen und die Herstellung einer neuen aus ganz modernen Streitmitteln bestehenden Flotte zu beschliefsen - freilich vorläufig nur im Prinzip ! Man hätte glauben sollen, dafs die Vereinigten Staaten nach echt amerikanischer Art blitzschnell an die Ausführung des gefafsten Beschlusses gehen und binnen vier oder fünf Jahren eine der Union würdige Flotte schaffen würden. Unmöglich war dies nicht . Man brauchte

nur

unter

den

damals

vorhandenen

Schiffstypen

der

europäischen Seemächte die besten auszuwählen und bei den ersten Schiffs- und Maschinenbauern Europas in Bestellung zu geben , sie mit Krupp'schen Geschützen

zu bewaffnen,

mit Platten aus

den

besten europäischen Werken zu panzern , und man hatte in einigen Jahren eine Achtung gebietende Flotte. Wären die Nordamerikaner im Jahre 1881 so verfahren ,

so

besäfsen sie heute eine Flotte von beispielsweise 20 Panzerschiffen etwa von den Typen AMIRAL BAUDIN

( jedoch auf die Hälfte

verkleinert) und DUGUESCLIN (aber mit gröfserer Schnelligkeit), 60 Kreuzern von den Typen TSCHAO -JUNG , ESMERALDA, IRIS , SFAX, MARCANTONIO COLONNA, MILAN u. s. w. und 100 oder 200 Torpedobooten von den Typen Yarrow, Thornycroft, Normand, Schichau, White u. s . w. Sieht man dagegen wie stümperhaft die Nordamerikaner

die

Neuschaffung ihrer Seemacht in Angriff nehmen, so kann man sich vor Staunen nicht fassen und mufs sich fragen , ob denn das die selben Amerikaner sind, welche sonst an der Spitze des Fortschrittes

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande.

296

marschieren und durch ihren praktischen Sinn bei uns sprichwörtlich geworden sind ? *)

Bevor wir aber die unbegreifliche Ungeschicklichkeit beleuchten , mit welcher die Nordamerikaner an die Neuschaffung ihrer Flotte gingen , wollen wir einen Blick auf die alte Seemacht werfen, welche ihnen vorläufig noch allein zur Verfügung steht. Durch Zahl und

hochtrabende Bezeichnungen lockt die alte

Flotte der Vereinigten Staaten vielleicht heute noch einem Laien Achtung ab .

Sie wird nämlich amtlich

der Schiffe in

vier Klassen geteilt.

nach dem Deplacement

Schon jene über 3000 Tons

werden als >>Kriegsschiffe ersten Ranges« (!) betrachtet , jene von 2000 bis 3000 Tons als solche zweiten Ranges ; jene von 800 bis 2000 Tons als solche dritten Ranges. Der Rest wird grofsmütig mit dem vierten Range bezeichnet. Nach

dieser Einteilung

bestand

die Flotte

der Vereinigten

Staaten im Jahre 1881 als man die Wiedergeburt der Seemacht beschlofs - aus 13 Schiffen ersten Ranges, 30 zweiten, 44 dritten und

51

vierten

Ranges ,

1055 Geschützen ;

zusammen

darunter

also

138 Schiffen

aus

24 Panzerschiffe.

waren

mit

Und trotz

dieser schönen Zahlen war die Union nicht im Stande Chile zu drohen ――――― weil dieses 10 Fahrzeuge besafs, denen sie nichts Ähn liches entgegen stellen konnte. Jene Seemacht setzte sich nach amtlicher Angabe folgender mafsen zusammen .

3. Rang

4. Rang

Im Ganzen

3 | 1 1 1

Ka . n --

19 1 4

296

11

11

13

30 4 251 25 14 1 27 14 ― -

30 322

44

16 150 12 174 -352

25

28 10 21 9 1 16

2826

296

2 25

74 707 47 210 1 16

51

85

138

1055

42442

13

669

Summa

I

Panzerschiffe . Schraubendampfer Raddampfer • Segelschiffe Torpedofahrzenge Schlepper •

2. Rang

Zahl

1. Rang Art der Schiffe.

14 4

24 59

Vielleicht ebenso mit Unrecht wie die Engländer, welche, wie der Verfasser aus eigener Anschauung bekräftigen kann , thatsächlich fast in Allem geradezu verblüffend unpraktisch und mit ihren zopfigen Einrichtungen weit hinter uns zurück sind.

297

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande.

Seither ist dieses alte Material natürlich bedeutend zusammen

16

Kan . 13

28 242 10 46 1 3

64

330

14 29 4

T

28

180 18

122

1 13

13

13 1

-

-

4 1 -

Im Ganzen

Sch .

. Kan

.→ Sch

. Kan

Kan .

. Sch

4. Rang

8 4 -

1

|

---

16 112 6 46

17

‫ܕ‬

12 89

3. Rang

811

33

2. Rang

6711

Panzerschiffe Schraubendampfer Raddampfer Segelschiffe Torpedofahrzeuge Schlepper .

1811

11201 Sch .

. Kan

1. Rang

o . h Sc

geschmolzen, wie nachstehende Tabelle zeigt :

Zusammen

2

33

13 101

31

In dieser Nachweisung sind natürlich nur die flotten Schiffe der alten Marine nicht aber die im Bau befindlichen und neuen berücksichtigt.

Ebensowenig haben wir die Schiffe TENNESSEE

und POWHATTAN in die Liste aufgenommen ,

weil sie aus der

Flottenliste gestrichen werden sollten und es wahrscheinlich bereits sind. Die TENNESSEE war eine 1864 erbaute Schraubenfregatte von 4350 Tons, also das gröfste Schiff der alten Flotte. Bei ihrer Probefahrt hatte sie 14.5 Knoten erreicht , doch zuletzt befand sie sich in so jämmerlicher Verfassung, dafs dieser >> Kreuzer ersten Ranges nicht mehr als - 6 Knoten zurückzulegen vermochte! Noch kläglicher war der Zustand der 1849 erbauten Radfregatte POWHATTAN von 3980 Tons, eines einst vielbewunderten Schiffes. Sie konnte nur vier Knoten machen (zehn Knoten ursprünglich) und war so altersschwach, dafs ihr Befehlshaber um die Erlaubnis bat - ihre Geschütze über Bord werfen zu dürfen, da sie nicht mehr im Stande sei, dieselben zu tragen. Solcher lahmen »Kreuzer « besitzt die Union noch viele, unter einen

dar

ersten Ranges « , LANCASTER, aus dem Jahre 1858.

Er war seinerzeit ein gutes 13.3 Knoten laufendes Schiff, doch ist es heute nicht im Stande mehr als fünf Knoten zu machen. Der andere Kreuzer

ersten Ranges TRENTON ist noch das

beste Schiff der alten Marine, 1875 erbaut, mit 13 Knoten Schnellig keit. Er hat 3900 Tons, 3100 Pferdekraft und ist das einzige Schiff der alten amerikanischen Flotte, welches mit gezogenen Geschützen (11 Achtzöllern) ausgerüstet ist. Es gehörte nämlich zu den Eigentümlichkeiten der Amerikaner, dafs sie noch ein Vierteljahrhundert nach Einführung der

298

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande .

gezogenen Geschütze , und allen

Siegen der Hinterlader

über die Vorderlader zum Trotz , mit Eigensinn an den glatten Vorderladern festhielten und sich deren Über legenheit über gezogene Hinterlader ganz ernsthaft ein redeten. Es ist dies ebenso unfafsbar, wie ihre Verachtung gegen die Torpedoboote,

von denen die Vereinigten Staaten

noch heute

nicht ein einziges zweckentsprechendes besitzen. sind ebenso langsam wie jene Die Kreuzer zweiten Ranges Der HARTFORD ist seeuntüchtig und wird >> ersten > Aviso < PALOS 17 (?) Knoten

zurückgelegt

haben soll, jetzt aber Mühe hat, deren 5 zu machen . Er ist schon so schlecht, dafs er China, wo er jetzt stationiert ist, nicht verlassen Er sollte deshalb jetzt kann , weil er unterwegs sinken würde. verkauft werden, doch bat der Kommandant der chinesischen Station inständigst, man möge jenen nochmals ausbessern, denn er ermögliche es ihm, wenigstens einmal im Jahre die chinesischen Vertragshäfen zu besuchen , was ihm mit den anderen Schiffen nicht möglich sei (und ein so jämmerliches Geschwader soll die wichtigen Interessen der Union in China wahren !!!) . Der Marineminister war glück licherweise einsichtsvoll genug zu erwidern , daſs die Wiederherstellung des PALOS 150 Prozent mehr kosten würde, als der Bau eines weit zweckmäfsigeren Schiffes, da er erst vor vier Jahren 33 Prozent seines Herstellungspreises an Ausbesserungen verschlang Kriegs Dieses und gegenwärtig doch wieder seeuntüchtig ist . neuen,

ist übrigens nur schiff bewaffnet.

306 Tons grofs und mit 6 Haubitzen (!)

Schliefslich seien noch die beiden Torpedofahrzeuge ALARM und INTREPID erwähnt, welche 1874 vom Stapel liefen und von denen der amerikanische Humbug verkündete, sie würden im Stande sein, alle Flotten der Welt zu vernichten . Ihre Schnelligkeit beträgt

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande. aber heute nur 9 und 7 Knoten

während man

300

in Europa schon

Torpedoboote von mehr als 26 Knoten gebaut hat.

Sie sind 720,

beziehungsweise 1123 Tons grofs . Was nun die nordamerikanische Panzerflotte anbelangt , so besteht dieselbe aus vierzehn in den Jahren 1862-1864 erbauten Monitors ältesten Typs. Sechs davon - AJAX, CANONICUS , MAHOPAC, MANHATTAN, SAUGUS und WYANDOTTE - sind 2100 Tons grofs und mit 2 fünfzehnzölligen

(glatten) Rodman

Geschützen bewaffnet, deren Rundkugeln , trotz ihres beträchtlichen Durchmessers, an den Panzerplatten eines modernen Schiffes wirkungs los abprallen. Der Panzer besteht am Turme aus 10 , an der Wasserlinie aus 5 durch Holzlagen von einander getrennten je 25.4 mm starken Eisenplatten.

Durch diese Anordnung entspricht

die Panzerung trotz ihrer scheinbaren Stärke nur 2-4½ zölligen massiven Panzern , denn die Schiefsversuche haben bewiesen , dafs die Widerstandskraft der Panzerplatten mit ihrer Dicke im Qua drate anwächst. Rechnen wir noch dazu den Umstand , dafs die amerikanischen Monitors insgesamt unglaublich langsam sind man kann 3–4 Knoten als Durchschnittsgeschwindigkeit annehmen (gröfste Schnelligkeit des MAHOPAC waren 4.75, des MANHATTAN 5.5, des AJAX 5.75 Knoten) so finden wir, dafs sie nicht viel mehr wert sind als altes Eisen, denn sie können weder mit ihrer Artillerie noch durch Ramme und Torpedos (welche Waffen ihnen fehlen)

etwas

ausrichten ,

sind also hilflos der Beschiefsung eines

europäischen Panzerschiffes aufserhalb wirksamer Schufsweite ihrer glatten Geschütze

ausgesetzt .

Es giebt nichts

Lächerlicheres

als

das amerikanische »Panzergeschwader< - meistens sechs dieser ver alteten Monitors (gegenwärtig AJAX, JASON, LEHIGH, MAHOPAC , MANHATTAN und WYANDOTTE) _______ welches Jahr aus Jahr ein bewegungslos in irgend einem Hafen (meist City- Point in Virginia) verankert ist und unthätig weiter rostet.

Und für die Erhaltung

solcher unnützen alten Eisenfässer wenden die Vereinigten Staaten alljährlich grofse Summen auf, für welche allein zusammengenommen , sie eine tüchtige moderne Panzerflotte herstellen könnten! Was wir hier

von den sechs gröfseren Monitors gesagt,

auch von den acht kleineren : LEHIGH,

MONTAUK,

Diese sind nur

gilt

COMANCHE, CATSKILL , JASON,

NAHANT, NANTUCKET und PASSAIC .

1875 Tons

grofs

und

mit 2 glatten

Elfzöllern

(manche mit 1 Elfzöller und 1 Fünfzehnzöller) bewaffnet . Panzerung, Schnelligkeit und Bauart wie bei den anderen. Im Jahre 1874 beschlofs man die bereits nach 10 Jahren ver

20*

301

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande.

faulten hölzernen Monitors MIANTONOMOH , MONADHOCK,TERROR und AMPHITRITE gänzlich umzubauen und zwar in Eisen .

Zwei

Jahre später lief auch der erstgenannte Monitor vom Stapel, doch war er derart miſslungen , dafs ein abermaliger Umbau unvermeidlich erschien. Ebenso wurden natürlich auch die Pläne der übrigen Monitors abgeändert und mit bisherigem Ungeschick weiter gebaut. 1883 verkündete man endlich, dafs die 4 Monitors vom Stapel ge laufen seien ; entweder war dies aber nicht wahr oder die Schiffe waren abermals mifslungen ,

denn

nach den neuesten Nachrichten

befinden sich alle noch auf dem Stapel, doch soll MIANTONOMOH >baldigst >> » 406 mm ) 8 (7400 >> >> mm 350 (9377 ) 10 >> >> Σ 550 mm ) 12 >>> (11336

(7239

DEVASTATION

(9330

>>

500 mm

»

)

8

>>

355 mm

»

)

7

>>>

>>

Wenn schon die Amerikaner nicht im Stande waren , sich selbst entsprechende billige Panzerschiffe zu bauen , so stand es ihnen ja frei , solche fix und fertig in Europa zu bestellen .

So verfuhren

z. B. die klügeren Spanier, welche sich von den Forges et Chantiers in Toulon

eines der

stärksten vorhandenen

Schlachtschiffe ,

den

PELAYO von 10,000 Tons und 450 mm Panzer für 112 Millionen Mark

banen lassen

und

ebenso

schnellsten aller vorhandenen

bei Thomson

in Glasgow den

Panzerkreuzer (REINA REGENTE

von 5000-5600 Tons und 201½ Knoten) für 6 Millionen Mark. Der Ausschufs sagte ferner : 3. »Die amerikanischen Panzerschiffe sind zur Hafenverteidigung Kein Typ eines Panzerschiffes kann recht brauchbar ( ! ? ) . . . . festgestellt werden , ohne dafs man Gewicht und Kaliber seiner Artillerie

genau

kennt.

Die Beschaffung

einer

leistungs

fähigen Artillerie für Panzerschiffe müfste aber zur Zeit im Auslande geschehen und das wäre eine Bedingung , auf welche das Land niemals eingehen würde . « Man sieht also ein, daſs man leistungsfähige Artillerie braucht und dafs man solche im Lande selbst nicht herstellen kann , verzichtet aber trotzdem lieber ganz auf dieselbe , ehe man sich entschliefst, die Geschütze im Ausland zu kaufen ! Fürwahr eine sonderbare Vaterlandsliebe ,

welche lieber das Vaterland wehrlos

sehen ,

als

seine Verteidigungswaffen aus dem Auslande beziehen will ! Die grofse Fachkenntnis der Ausschufsmitglieder zeigt sich auch in nachstehenden Worten :

305

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande . >> Die ersten sechzehn- und siebzehn zölligen Geschütze ,

welche

für

die

englische

und

italienische

gefertigt wurden , waren schon Giefserei verlassen hatten. > Sach

enthalten sollte , aus lauter unwissenden Leuten

zusammengesetzt war ,

mufs er schwinden , sobald man hört , was der Ausschufs über die Torpedofahrzeuge zu sagen hatte : >>» Als Hochseetorpedoboote würden sich solche empfehlen , die

im Stande sind, aufser ihrer Torpedo bewaffnung auch noch ein schweres Buggeschütz zu führen . Sie müfsten 450 Tons grofs sein und 13 Knoten Schnelligkeit haben ; davon wären fünf zu erbauen . > Torpedoboot < mit einem schweren Geschütz aus, mutet ihm also zu , vor dem Angriff mittelst Torpedos schon aus der Ferne sein Herankommen durch eine (übrigens wahrscheinlich ganz wirkungs lose) Kanonade zu verraten, oder sich vielleicht gar mit dem Gegner

307 in

Die nordamerikanische Seemacht in ihrem heutigen Zustande. einen Artilleriekampf einzulassen!

Obendrein hält

man

fünf

Hochseetorpedoboote für vollständig ausreichend, während doch selbst 200 für die Vereinigten Staaten durchaus nicht zu viel wären ! Hören wir weiter : >> Für

die

Hafen-

und

Küstenverteidigung

werden

zehn Hereshoff'sche Torpedo boote von 17 Knoten Fahrt vorgeschlagen. > Einleitung

Den Einzelabhandlungen geht eine allgemeine

voraus, in welchen die Gedanken besprochen werden,

von denen sich der geistige Urheber all' jener Konstruktionen, Major Schumann , bei seinen Entwürfen leiten liefs, um die Ver wendungsweise derselben festzustellen. Es ist nicht beabsichtigt , hier und jetzt auf diese Entwürfe und ihre fortifikatorische Verwertung näher einzugehen ――――― nur darauf sollte aufmerksam

gemacht werden ,

dafs Deutschland nun

auch eine > Panzerlafetten - Ausstellung « besitzt, die es gewifs verdient, besucht zu werden . ―――

XXII .

Umschau

in

der

Militär- Litteratur.

Geschichte des 3. niederschlesischen Infanterie-Regiments Nr. 50 von seiner Errichtung 1860-1886. Auf Ansuchen des königlichen Regiments verfafst von v. Boguslawski , Oberst

und

Commandeur des

Hohenzollernschen

Füsilier

Regiments Nr. 40. Das Regiment Nr. 50 hat das seltene Glück, seine Geschichte von einem rühmlichst bekannten Schriftsteller, Oberst v. Boguslawski , verfafst zu sehen , welcher dem Regiment von dessen Errichtung bis zum Jahre 1872 angehörte und die Feldzüge 1864, 1866 und 1870/71 bei demselben. mitgemacht hatte. Die Hauptvorbedingungen für ein ganz besonders wertvolles Werk auf dem Gebiete der Regimentsgeschichten war somit gegeben ―――― und in der That darf sich das vorliegende Buch den besten seiner Art anreihen. Die Aufgabe des Verfassers war aber auch eine recht dankbare ; denn die Thätigkeit des Regiments in drei Feldzügen konnte er seiner Darstellung zu Grunde legen. Zur Teilnahme am Feldzuge 1864 wurde das Regiment allerdings nicht gleich beim Beginne berufen ; es war nicht an den Haupthandlungen des Krieges beteiligt , kam vielmehr erst behufs Besetzung von Jütland zur Verwendung, wobei aber eine kleine Abteilung des Regiments Gelegenheit fand, in dem früher viel genannten kleinen Gefechte bei Lundby die Vortrefflichkeit des Zündnadelgewehrs in das hellste Licht zu stellen. 1866 traf das Regiment das äusserst günstige Geschick in der Schlacht bei Königgrätz im Verbande der 11. Infanterie-Division auf dem äufsersten linken Flügel der II. Armee gegen die österreichische rechte Flanke und die Rückzugslinie des Feindes vorzugehen. Mit verhältnis mäfsig sehr geringen Verlusten (1 Offizier , 53 Mann tot , 2 Offiziere, 113 Mann verwundet) erkämpfte das Regiment sehr grofse Erfolge und erbeutete allein 23 Geschütze der braven österreichischen Artillerie, von denen 14 als im Feuer und mit stürmender Hand genommen amtlich bezeichnet wurden. Cholera zu leiden .

Schwer hatte das Regiment dann 1866 durch die Im Kriege 1870/71 befand sich das Regiment im

Verbande des V. Corps und entrifs am 6. Augnst in der Schlacht bei Wörth mit grofsen Verlusten und in langem Ringen den Franzosen in 21*

317

Umschau in der Militär-Litteratur.

ihrer Front die Höhen südlich von Wörth.

In der Schlacht von Sedan

kam das Regiment nicht zu einem thätigen Eingreifen. Dahingegen sollte es am 19. Januar 1871 in der Schlacht vor dem Mont Valerien nochmals seine ganze Tüchtigkeit bewähren. Mit kaum nennenswerten Verlusten (3 Offiziere , 24 Mann tot ; 3 Offiziere , 66 Mann verwundet) gelang es ihm , in heldenmütiger Ausdauer vom frühen Morgen bis zum Abend die wiederholten, mit grofser Übermacht unternommenen Anstürme der Fran zosen westlich Buzanval erfolgreich zurückzuweisen . Wie vorauszusetzen war, hat Oberst v. Boguslawski in gewandter und anregender Weise die Geschichte des Regiments, namentlich dessen kriege rische Thätigkeit, zur Darstellung gebracht, jedoch durch Aufführung von nebensächlichen Einzelheiten, Personalangaben, Standesausweise u. dergl. im Texte oft recht störend den Zusammenhang der Darstellung unter brochen ; er hat dies deshalb gethan, weil solche Einzelheiten u. s. w. , falls sie in die Anlagen gebracht werden, dort nicht gelesen würden. Das mag im allgemeinen richtig sein ; aber anderseits wird jeder, der für solche Einzelangaben ein besonderes Interesse hat, sie auch in den Anlagen auf suchen. In der vorliegenden Regimentsgeschichte finden wir , besonders betreffs der Personalangaben, ganz unnötige Wiederholungen , indem Text und Anlagen oft dasselbe bringen. Sehr reichlich hat der Verfasser seine Darstellung mit Anführung von nennenswerten hervorragenden Handlungen einzelner Angehörigen des Regiments bedacht , was gewifs für eine Regi mentsgeschichte sehr empfehlenswert ist ; aber wenn z . B. wie auf S. 236 nur zu sagen war, dafs der Gefreite B. sich hierbei rühmlich durch sein Beispiel auszeichnete, oder wenn ein Sergeant deshalb zweimal (S. 345 und S. 355) mit Namen erwähnt wird , weil er die feindlichen Offiziere besonders zum Ziel nahm , so wird in dieser Beziehung viel zu weit ge gangen, und verliert die Auszeichnung , in der Regimentsgeschichte nament lich aufgeführt zu sein , sehr an Wert. Merkwürdigerweise führt das vorliegende Werk auch die Thätigkeit von einigen Offizieren des Regiments auf, welche zu anderen Truppenteilen abkommandiert waren ――――― eine Auf gabe, die doch sicherlich nicht in den Bereich einer Regimentsgeschichte gehört.

In sprachlicher Beziehung hätte dem Werke zuweilen eine gröſsere

Sorgfalt zugewendet werden können ; Ausdrücke wie gefolgt von . . .“ oder der ... gestandenen Infanterie- Regimenter" (Seite 154) sind gewils nicht nachahmungswert. Auch eine nicht geringe Zahl sinnentstellender Druckfehler oder sachlicher Ungenauigkeiten scheint das Werk zu enthalten ; denn schon eine flüchtige Durchsicht liefs mich u. A. bemerken : S. 89 Abgang: Premierlieutenant Schaeffer, S. 440 (Anlagen) Hauptmann und Compagniecheff Schäffer, auf S. 116 wird der 27. Juni zum 26. gemacht. ―― S.166 ist gesagt, dafs der Gefreite Carl Gündel (in den Berichtigungen wird der Name „Gaensel" als der richtige aufgeführt) am 25. Juli 1866 als das erste Opfer der Cholera gestorben sei , während auf den S. 401-406 11 Leute genannt sind, welche bereits früher dieser Krankheit erlagen. S. 205 führt den Haupt mann Stoll richtig als Adjutanten

der

7. Infanterie - Division ,

S. 424

Umschau in der Militär- Litteratur.

318

hingegen beim Stabe der 8. Division . ―― S. 207 wird gesagt , dafs 14 Tage nach dem 23. Juli 19 Offiziere des Regiments unter der Elsasser Erde lagen dopadicand es können aber höchstens 14 gewesen sein. S. 354 heifst es 18 , Züge hätten auf den angreifenden Feind gefeuert ; es werden dann einzeln aber nur 15 , Züge aufgeführt. S. 359 sagt , die 12. Compagnie, rund 180 Mann stark, habe in der Schlacht vor dem Mont Valerien etwa 3000 Stück Patronen als Nachschub erhalten , was also für jeden Mann etwa 11 Patronen ausmache. In der That sind dies aber fast 17 Patronen. Wird hierdurch schon die darauffolgende Berechnung, wie viel Patronen jeder Mann im Durchschnitt in der Stunde verfeuert, unrichtig, so wird diese Berechnung dadurch ganz hinfällig, dafs die Mannschaften nicht in einem neunstündigen Feuergefecht, wie ange geben, sondern höchstens in einem sechsstündigen gewesen sind. Durch seine genauen Einzelangaben über die Gefechtsthätigkeit der einzelnen Compagnien des Regiments ist das vorliegende Werk ganz be sonders geeignet zu taktischen Studien. Insbesondere lehrt uns das Auf treten der Compagnie des Herrn Verfassers ( 12. ) in der Schlacht bei Wörth, wie man es nicht machen soll. Der als Schriftsteller auf taktischem Gebiete rühmlichst bekannte Verfasser stellt in allen seinen Werken es sehr richtig als ersten Grundsatz für das Compagnie-Kolonnengefecht hin, dafs mit allen Mitteln dahin zu streben sei, die einzelnen Compagnien im festen Gefüge des Bataillons zu halten. Kaum tritt Hauptmann v. Bo guslawski bei Wörth in Gefechtsthätigkeit, als er sich auch schon, nicht etwa in einer dringenden Gefechtslage, sondern einer eigenen strategisch taktischen Idee folgend, mit einem Teile seiner Compagnie vollständig von seinem Bataillon ablöst und nun den ganzen Tag auf eigene Faust ,,batailliert.“ Durch seine eigenen Schriften hat Verfasser ein solches Verhalten streng verurteilt. Das für das Regiment Nr. 50 höchst wertvolle Buch verdient, wie dies in Vorstehendem bereits dargelegt , auch in weiteren Kreisen be v. M. sondere Beachtung . Braucht Deutschland

eine

Kolonial - Armee ?

Friese , Hauptmann a. D. Kreuz und Schwert im Bunde ――

Von Eugen

sie sind die wirksamsten Mittel,

wilde Völkerschaften der Kultur zu gewinnen , sind die besten Bürgen für Gedeihen und Erhaltung von Kolonien. Unser deutsches Kolonial - Wesen befindet sich noch in der zartesten Kindheit und vermessen wäre es , voraussagen zu wollen , ob und wie es sich weiter entwickeln wird. Hemmend ohne Zweifel wirkt zur Zeit der weitverbreitete Glaube an einen in naher Zukunft bevorstehenden Weltkrieg und gewifslich würde ein solcher folgenschwer sein auch für das überseeische Neudeutschland. Hemmend aber wirkt zunächst in weit höherem Grade das Fehlen deutscher Kolonialtruppen. Wie oft bereits haben des Reiches Kriegsschiffe Anlafs gehabt, unsere Kolonien zu schützen

319

Umschau in der Militär-Litteratur.

oder Angriffe auf dieselben nachträglich mit Feuer und Schwert an den Wilden zu rächen . Der Beweis ist thatsächlich erbracht, dafs denjenigen, welche sich „ drüben “ ansiedeln, der ausreichende Schutz fehlt. „ Man hat von Anbeginn eben den Fehler begangen, dafs man aus den Erfahrungen anderer Kolonialreiche keine Nutzanwendung auf die eigene Thätigkeit auf diesem Gebiete gezogen hat. Ein unanfechtbarer Grundsatz mufs bei der Schaffung von Kolonien festgehalten werden : durch den Missionar und den Forscher lernen wir das Land kennen ; dem Erwerb , der Annexion desselben folgt der Soldat , diesem der Händler, endlich der Ackerbauer. Jede von anderen Prinzipien geleitete Kolonisation war ein totgeborenes Kind , und so wird es auch Niemandem gelingen , der deutschen neues Leben einzuhauchen, falls nicht bald ―――――― vielleicht in zwölfter Stunde andere , das heifst Wege auf der Grundlage praktischer Erfahrung ein geschlagen werden. Wir fassen demnach unsere Ansichten in dem einen und zwar baldmöglichst - an die Satze zusammen : Deutschland mufs Bildung einer Kolonial -Armee gehen, wenn es nicht eines Tages um den Nutzen des grofsen Werkes, ja, um dieses selbst sich betrogen sehen soll."

" Man denke dann weiter an die Kriege der Kaffern und Anhänger des Mahdi gegen die Engländer , an den unglücklichen Gordon und den Sturz Chartums ; man betrachte die Kämpfe der Italiener um Massauah gegen die Abyssynier, der Holländer gegen die Atchinesen, der Engländer gegen die Birmanen , und man wird zu dem Ergebnis kommen , daſs jene früheren, schönen Tage der mühe- und kampflosen Eroberungen in fremden Weltteilen ein Ende erreicht haben. " So der Hauptmann Friese in seiner gediegenen , gründlichen und lehrreichen Schrift. Ob er „ das" Richtige behauptet und dargethan hat ? Ja, was ist „ das " Richtige in dieser schwierigen, hochbedeutenden Sache ? Jedenfalls enthält seine Arbeit sehr viel " Richtiges, und es kann Niemand ihrer Kenntnis entraten, der sich in der Kolonial-Frage Klarheit ver schaffen will. Abgesehen von den allgemeinen patriotischen - haben wir Soldaten obenein noch das besondere Interesse für die zukünftige Kolonial Armee , zu deren Bildung das Reichsheer vorzüglich geeignetes Material abgeben könnte. Vielleicht wird die Beweisführung des Hauptmann Friese " höheren Orts" als ganz zutreffend anerkannt ; vielleicht , wahrscheinlich sogar , ist man längst über das Meiste in voller Kenntnis und billigt es : welche höheren politischen , volkswirtschaftlichen u. dergl. Rücksichten sich der Schaffung einer Kolonial -Armee entgegenstellen , wer vermöchte das zu sagen? Vertrauen wir , dafs die Angelegenheit , wie die Leitung des Reiches ja selbst, in festen, bewährten Händen ist !

Umschau in der Militär-Litteratur.

Die

Königliche

Militär- Turn - Anstalt

320 zu

Berlin .

Von

v. Dresky , Oberstlieutenant und Direktor der Militär-Turn Anstalt.

Keine Schrift von militärischer Bedeutung gar kein Anspruch erhoben !

Sie

auf solche wird auch

schildert schlicht

und sachlich das - Werden und die Entwickelung der „ Central -Turn -Anstalt " , giebt eine schmucklose Familiengeschichte. Und doch habe ich alter „ Central- Boxer" mich erfreut der Darstellung, die mir fröhliche Zeiten meiner soldatischen Jugend in der Erinnerung wachrief- und so wie mir , wird es allen denen gegangen sein , die in der Scharnhorststrafse „ mitgefochten" haben . Für die jungen Kameraden aber , die jetzt oder späterhin das begehrte. Kommando erstreben , bietet das kleine Heft Gelegenheit , sich Auskunft zu verschaffen über die Ausbildungs-Ziele und den Dienstbetrieb auf der Schliefslich hat die Arbeit doch auch einen zwar be Turn -Anstalt. scheidenen , aber bleibenden sachlichen Wert : sie weist Ursprung und Pflege eines Dienstzweiges nach , dessen Bedeutung nicht nur als Mittels zur Truppen -Ausbildung, sondern auch als Selbstzweckes ―― (,,angewandtes Turnen “, „ Bajonettfechten ")

ja mehr und mehr gestiegen ist.

Das deutsche Offizier- Corps und seine Bedeutung für König tum und Gesellschaft. Von Old wig v. Uechtritz . Dieses Heft bildet das siebente des zweiten Bandes der einst von Mühlhäufser und Geffcken begründeten und zur Zeit durch die Herren v. Ungern- Sternberg und Schlosser fortgeführten Zeitfragen des christ lichen Volkslebens " , zu denen der Herr v. Uechtritz bereits früher bei gesteuert hat. Ich bekenne gern, dafs dieser Aufsatz über das deutsche Offiziercorps mich gefesselt hat, daſs ich ihn wiederholt gelesen und immer neue Vor züge entdeckt, immer neue Anregung und Belehrung durch ihn empfangen habe. In voller Beherrschung des Stoffes, in eindringlichem Ernste, in idealer, gläubig-christlicher, aber von Überschwänglichkeit und Frömmelei durchaus freier Auffassung und Beweisführung, in edler Sprache, klar und ungekünstelt legt der Verfasser dar, wie und aus welchen Wurzeln sich das heutige deutsche Offiziercorps entwickelt, welche hanptsächlichen Wandlungen es im Laufe der Zeiten an sich erfahren, welche Rolle es für Thron, Staat und Volk gespielt hat, welche Aufgahen ihm in diesen drei Beziehungen heutigen Tages obliegen. „ Nicht reale Vorteile, nicht die Aussicht auf den Marschallstab, der die kriegerischen Emporkömmlinge Galliens zur Fahne der Bellona " rief, haben das deutsche Offiziercorps zu dem gemacht, was es seinem Volke ist. Von der Gedankenwelt getragen, die zu allen Zeiten des germanischen Helden höchste Ideale geborgen, hat das Offiziercorps seine geschichtliche Aufgabe in einer Weise erfüllt, wie dies bis heute kaum einer zweiten Einrichtung unseres öffentlichen Lebens beschieden gewesen. So unbequem es in seiner Wesenheit, in den vielfältigen von derselben ausgehenden Wirkungsströmen manchem

321

Umschau in der Militär-Litteratur.

Politiker der Zersetzung und den zahlreichen heimlichen Republikaner sein mag, sich das zu gestehen - das deutsche Offiziercorps ist volks tümlich , durch und durch volkstümlich im besten Sinne des Wortes. Möchte es im Verlauf einer Entwicklung, die mit jedem Schritte vor wärts auch den edelsten Geistern immer neue Gefahren aufdeckt, des Ursprungs seiner bedeutungsreichen Vergangenheit nimmer vergessen und seiner weiteren Geschichte den Faden der Continuität bewahren. Den alten bewährten ritterlichen Geist der neuen Formen, die die wechselnden Zeitläufe aller menschlichen Gemeinschaft auferlegen, verschmelzend und verbindend, wird das deutsche Offiziercorps dann auch kommenden Ge schlechtern der Väter Erbe ungeschmälert überliefern und dem deutschen Königtum, der deutschen Gesellschaft bleiben, was es ihnen gewesen ist alle Wege : eine nimmer versagende Waffe, ein Hort der Ehre und Beständigkeit in drangsalsvollen Tagen - ein leuchtendes Vorbild edelster Mannestugend und Mannesherrlichkeit ! " Das walte Gott, setze ich hinzu ! Die Zeiten sind ernst - wer wollte sich das verhehlen, ernster als je

und sei es, daſs wir äuſsere Feinde

zu bekämpfen haben werden , sei es, dafs die soziale Bewegung unsere Thätigkeit im Innern" in Anspruch nimmt das Offiziercorps, als Führer der bewaffneten Macht und somit als Hort des Königtums, des Staates, der Gesellschaft wird in vorderster Linie fechten , von seinem Verhalten zum wesentlichsten Teil das Bestehen des Ganzen abhängen. Aber bevor es zum Kampfe kommt : welche Fülle hoher Kulturaufgaben ist dem Offiziercorps im Frieden und für den Frieden auferlegt ! Und wie diese der Verfasser in meisterhafter Weise auseinandersetzt, so übergeht er nicht die Schatten, die das helle Bild des Offiziercorps gegenwärtig trüben, die Gefahren, die der Genossenschaft drohen. Diese Stellen der Schrift, in ihrem sittlichen Ernste und in der Wärme des Tons und in den berührten Punkten , muten mich an, nach Form und Inhalt, wie die Einleitung zu der Verordnung über die Ehrengerichte und ein gröfseres Lob kann ich nicht aussprechen, und nicht dringlicher die Bitte begründen : es möchte dafür gesorgt werden, daſs jeder Offizier der deutschen Land- und Seemacht diese Schrift liest jeder Offizier, der älteste wie der jüngste ――― der Berufsoffizier, wie der Reserve- und der Landwehroffizier.

Und dafs über diesen Kreis hinaus die Schrift Ver

breitung finden möge und Segen stiften , das wage ich ferner zu hoffen.... Zum Schlusse meiner kurzen Besprechung der Uechtritz'schen Arbeit will ich einen Mangel derselben nicht verschweigen, nämlich den des übertriebenen Gebrauches der Fremdwörter. Dafs letztere bei einer der artigen , geschichts- philosophischen Auseinandersetzung nicht gänzlich zu vermeiden sind, soll anders nicht die Knappheit und Klarheit des Ausdruckes leiden, das bedarf keiner grofsen Begründung . Aber ich ver misse das Bestreben , unserer Muttersprache soweit wie irgend angängig, das Wort zu verstatten : ein Heer von Fremdwörtern konnte durch deckende deutsche Ausdrücke ersetzt werden .

Umschau in der Militär-Litteratur.

322

Kriegsgeschichtliche Beispiele der Feldbefestigung und des Festungskrieges . Im Anschlufs an den auf den König lichen Kriegsschulen eingeführten Leitfaden der Befestigungs lehre zusammengestellt

von Krebs , Hauptmann à la suite

der IV. Ingenieur-Inspektion , Lehrer an der Kriegsschule Glogau. Mit 19 Skizzen in Steindruck und 2 Textskizzen . Das alte Wort : „Weit und schwierig ist der Weg durch Lehren, kurz und wirksam der durch Beispiele" ― gilt auch heute noch , gilt auch für den Unterricht in der Kriegswissenschaft.

Freilich

ist die

Voraussetzung dabei stets gewesen , dafs die Beispiele „ gute" waren, passende , überzeugende. Während wir vordem ablehnen mussten die fleifsige und gutgemeinte Arbeit des Ingenieur- Hauptmann Schueler : „ Die Feldbefestigung in Beispielen für Offiziere aller Waffen“, weil die „ erdachten " Beispiele zu sehr von des Gedankens Blässe angekränkelt waren und in dem Bestreben des Verfassers , sie „ beweiskräftig“ zu ge stalten, durch Zurücksetzung des Taktischen hinter das Technische über das Ziel hinausschossen, können wir uns mit den Beispielen des Hauptmann Krebs wohl einverstanden erklären. Sie bringen als Beläge 99 Geschehnisse" bei , taktische für die aufgestellten Lehren und Regeln Vorgänge - und beleuchten das Hineinschielen der Befestigungskunst in dieselben. Es tritt in diesen Beispielen zuerst das Strategische und Taktische auf und die Befestigung zeigt sich in der ihr gebührenden Rolle zweiten Ranges --- als Helferin, Dienerin der Taktik. Dafs diese Helferin und Dienerin dabei hohe Verdienste beanspruchen darf, wird Niemand leugnen wollen. Während vor etlichen Jahrzehnten noch der Unterricht in der „ Fortifikation " den Fähnrichen erteilt wurde in gelehrter , syste matischer , langweiliger , mit Zahlen und technischen Angaben aller Art wohl gespickter Form , ist heutzutage - und schon seit längerer Zeit der hochwissenschaftliche Krimskrams bei Seite geschoben und es wird schlicht und ohne viel Beiwerk das Sachliche , Kriegsmäfsige , - das Wesentliche herausgeschält und den Fähnrichen dargeboten. Diese Art, die Befestigungslehre zu handhaben, findet eine glückliche Unterstützung in der Beispielsammlung des Hauptmann Krebs, welche ausschliesslich und mit vollem Rechte entlehnt ist den besten Darstellungen der Kriege 1864, 1866 , 1870/71 und des russisch-türkischen Krieges 1877/78. alle Beispiele schlagend sind, das mag dahin gestellt bleiben ; im Ganzen ist die Auswahl umsichtig getroffen . Das durch Wort und Karte dar gebotene Beispiel , ist nach Zusammenhang und Hergang hinreichend klar erläutert. Dafs nur die neueste Kriegsgeschichte berücksichtigt worden, mufs man billigen ; denn wenn uns auch auf dem Gebiete des Befestigungs wesens der nächste Krieg gewifs manche Überraschungen bereiten wird, zunächst können wir doch nur ausgehen von den Endergebnissen und Lehren der jüngsten Zeiten.

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