Irmgard Netter - Germanisches Frauentum

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te XX) e 11 6 er Germanen ^etßusgcgebcn =.=.—

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on (Duelle & Weyer in Üeip3tg

deines Jflannes iEtjiebunj} fann befielen, fic fei benn gemeiflctt mit jrauenfitte. 3®i>ami van Saas um Heo

2Utc Tlefyte t>orbci>altc» ©ebrueft bei ©stoalb ©4>mibt ©. m. b. >5. in Ceipjig

"Oorroovt

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nfere Beit ifl bureb «in »ertieftes XX>iffen um bas germa* nifebe Altertum bereichert worben. 3mmer wieber befdjäftigt man fiertbegrtff geworben. Er foll Dotbilb für uns fein unb ber Erneuerung unferes eigenen bltenfcbentums 2ticb* tung geben. Hin ber Seite bes fcttannes ift bie germanifebe grau aus bem ©unfel ber t)ergangenl;eit l;erausgetreten. Ein ebles, berbcs unb ftoljes grauengefcbledjt hat fich ber großen Schar all ber Samens gehalten, bie lieben unb ©iebtung bie Beiten binburd; gefd;affcn haben, eingereibt. tüie biefe grauen in bem Heben ihrer Beit ges ftanben haben unb burd; weld;e wefenbafte Büge ihre Eigenart geprägt unb für uns wertvoll geworben ift, foll uns befebäftigen. Unfere Aufgabe ift es, bas altgermanifcbe grauentunt Eennen unb »erflehen 3U lernen, ©abei foll bie Überlieferung felbft in einem weitgebenben iTtaßc Stügc fein, ©ie »erfdnebenartigftcn (üuellcn werben uns oon ben iCugcnben unb ben geblern, »on ber (Bröße unb ben 0alt ©ü&germamfdjes

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2Dic Stauen bet Srü^>3C*t..

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Sie Sr«««n bet tJolferrDanberungsjeit ... j j Sie Srauen ber fctterowingerjeit. 20

Hotögctmamfcfyee Frauentum ..

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Sie Sr«uen bet (Sötterbicfctung .. 25 •Sie Stauen bet «^elbenbidjtung--- 35 Sie Stauen bet altnorbifdjen Saga.49

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Giüfcgermamfd^ee Frauentum 25ic grauen ber ^rA^>5Ctt ^^Nie Anfänge ber (Scfctjidjte unferer Vorfahren liegen »er« borgen. Utühfam muß aus archäologifehen Stmben unb aus fprachwiffenfdjaftlichen Dergleichen Stammlanb unb SilberÖ5ers manen erfchloffen werben. 0ic felbft befaßen bie liunft bes 0d;reis bens nidjt, unb fo waren fte wett bauon entfernt, il>rc Urerlebniffe ber Hadtwelt 3« überliefern. Unb in ber Itulturwelt bes Ulittels meeres mit ben 3ent«n 2tom unb "2ttl>en lümmerte man (ich nicht um fte: lebten fie bod; weitab hinter un3ugänglichen UDälbern in unwirtlid;cn (Segenben mit rauhem Mma unb mit einem felts famen DDechfel uon heller unb buntler 3a^res3cit. ?lber bas war gut für biefes Dolt, bas fich fo in feinen Anfängen ungeßört bttreh frembe ißinflüffe feiner Tlrt gemäß entwitfeln tonnte. Die fd;wes ren Hebensbebingungen ftäl;lten bie EDillenstraft. Der ftänbige Kampf mit bem Uteer, mit Urwalb unb Utoor machte bie Utens fdjen hart, 3äh unb ausbauernb, unb fo wuchs hier ein ftartes, unb äußerft fampftüdttiges Dolt heran. Itts es bann in bas helle Sicht ber (Sefchühte trat, war es 3ur unangenehmen Überrafdnmg ber bamals l;errfd;enben Utäd;te Angreifer unb. Eroberer. Die 0tämme ber Kimbern unb lEeutonen 3ogen heran gegen bas große römtfd;e XDeltreich, ein traftoolles unb unpolitifches Dolt gegen einen bereits fompli3ierten, militärifch gefieberten 0taat. EDas wollten fie? 0aatforn unb Sanb! 0ie forberten naw genug ihren Anteil an bem piatj in ber 0onne. Das tgrjlaunen unb bie Kats lofigteit ber Körner wuchs, als es ben heranftürmenben (Scrma* nen gelang, bie (Sren3heere bes römtfehen Reiches über ben ^>aus fen su rennen. 3talien war ernfUich bebroht. tErotjbem tonnte ber 5

Sieg tiictrt pon Bauer fein; benn bie Oorausfetjungen, ihn 31» be» baupten, fehlten. So tarn es notwenbig 3U ben beiben großen Dernid)tungsfd)[ad)ten pon 2lquae Septiae unb Dercellae. Bic bas eigene ©olE von feiner propbetifd;en Sübrerin ab. i£s fei „ehrenvoller, bie errfcbaft von römifdjen Äaifern als von germanifd;en St«uen 3U ertragen,“ fo rebete bas X)olE. JDie 23ataver unterwarfen ficb, unb bie St«u, bie bie Seele bes töiberßanbes gegen bie Körner gewefen war, iß wabrfd)einlid) in römifdje (Sefangenfd;aft geraten, ©as Sdjidfal besbefiegten,vom eigenen X)olE im Stieb gelaffenen Syrers traf fie. 3m ausgebenben erflen 3abrbunbert batte Cacitus fein berühmt tes 23ucb über, bie (Sermanen gefebrieben. ©a wir fonfi nur fpär» liebe liunbe über bas Heben unferer ©orfabren in jenen Seiten haben, ifi bas Heine tbeoretifebe ÖOerE für uns von unfcbätjbarem EDert. SelbfE bie Catfacbe, baß wir beute mand>es beffer wiffen als Cacitus, änbert baran nidtfs. (Eacitus’ BemerEungen über bie Stauen betätigen bie febon von uns als cbaraEteriflifd? heraus* gesellten Söge. 0ie ergän3en aber barüber hinaus bas bis jet$t noch recht einfeitige ©ilb. XDir haben bie Stauen nur in Kampf unb Krieg Eennengelernt; wir faben bie äußerße Tlnfpannung ihrer Heibenfcbaften unb bas geheimnisvolle ÖOaltcn ihres Prießerinncns unb Seberinnentumes. Cacitus berichtet nun auch von ben allgc* meinen Hebensformen unb ber alltäglichen Sitte. Ober feine ©ar« ßellung bes altgermanifcben ^belebens Eönnte man als Heitwort biefes fetjen: „©amit ficb bie St«« nicht bem Sinnen auf männ* lid;e Cat ober ben tüecbfelfällen bes Krieges entrüdt wähnt, wirb fie bureb eben biefe Symbole ber beginnenben £be baran gemahnt, baß fie als (Sefäbrtin von Htübfal unb (öefabren Eommt, bie (mit bem (Satten) gleiches Scbidfal im Stieben wie im Kriege crleibe, (Sleicbes wagen foll ... So muß fie leben, fo flerben, in bem 33e« wußtfein, baß fie empfängt, was fie ihren Kinbern unentweibt unb würbig überliefern foll, was bermaleinß ihre Sd;wicgcrtöd;= ter empfangen unb wieber auf bie tSnEel vererben.“ ©ie St«« iß

bie (Sefährtin bes Ittannes! So wad;fcn aud; fchon öle (Sefchwi« fter nebeneinaitber auf. „Spät ifl her Hicbcsgenuß ber 3ünglinge, balter tt>rc ittannesfraft mwerfiegt. Kuch mit ben jungen fcRäbdten l;at man feine £ile; bicfelbe 3ugcnb, ber gleiche hohe XDudjs: in ber gleichen Blüte ber 3ugenb ucrmählen fic fich, unb in ben Bin* bem 3eigen fid; aufs neue bic traftuollen Haturen ber Eltern.“ 3n ber £tte preift iCacitus bic Keinheit unb Keufd;heit ber Sitte. fel;ebruct) ber grauen fei feiten; er werbe als fchänblich angefehen unb fdtonungslos bcjlraft. ©ic sSt>e ifl Siel unb Erfüllung, fie ift eine t>erbinbung, bie »erpflidjtenb unb bauernb ifl. „3« biefem Sinne empfangen fie nur einen (Satten,.wie fie nur einen Heib, nur ein Heben Ijaben, bamit fein (Sebanfe barüber hinausfdtweift, feine Begierbe weiterhin befielet, bamit fie gewiffermaßen nicl?t ben (Satten, fonbern bie £l;e lieben.“ gweifellos hat üaeitus gerabe mit ber Schilberung beo s£f>c» unb gamilicnlebens eine befonbere 1lbfid;t »erbunben. £r wollte rühmenb bas Bilb einer teuften, naturnahen (Sefittung ber £ntartung unb bem Sittenuerfall ber Kötner entgegcnhalten. Ilber trog ber 3bealifierung entfprid;t feine ©arflellung in ihren (Srunbjügen ber XX>irflichfeit. Die (Duellen aus ber grüh3eit ber (Bermanen finb biirftig genug. Kußerbem finb es burdjweg Berichte frember Beobachter. cErog« bem geben fie eine ausreidtenbe (Srunblage für bas Xlcrflänbnis bes germanifdten grauentums. ©as, was ben Körnern an ben ger« manifdten grauen auffiel, bleibt in £ntfaltung unb Kbwanblung 3abrl;unberte hinburch wefenscigentümlich. 3ntmer wieber werben wir bem (Blauben an „bas ^eilige unb Khnungsuolle“ in ben grauen begegnen; immer wieber werben wir beobad?ten, baß bic grau als (Sefährtin bes fcttannes aud; in bem Bereidt ber Kriegs« ereigniffe fleht unb baß fie bie hdbifdK (Sefinnung mit bem Wanne teilt. 2?te

öcr ■OöIJcrwönbmmgsjeit

©ie germanifche Dölferbewegung ließ fich auch burch ben fcflen (Srcn3wall, ben bie Körner »om JKhein bis 3ur ©onau errichteten, tiid;t aufhalten. 3mmer wieber brangen Scharen unb Stämme

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in bas römifche Heid) ein. Utan begann, Verträge mit ihnen ju fchließen, il;nen Sieblungslanb unb Dunbesgenoffenfchaft an3u« bieten. So tarn es allmählich 3» germanifchen Staatenbilbungen auf rötnifchem Doben, ein hiflorifcher Dorgang, 6er fich als eine fulturelle unb polittfchc Unmöglichfeit erwies. i£s war ein »er* hängnisnolles, fchwercs (0efd?icE, bas bie (Sermanen nad; Süben trieb in ein frembes £anb mit einer fremben Hultur, bie fchon alle# Seichen ber Entartung fid)tbar werben ließ. Hber immer wieber »erfuchten (Sermanenfürftcn bas Unmögliche: ein Stamm nad; bem anbern ging unter ber (üblichen Sonne 3ugrunbe. Unb bo«h ifl biefe Seit, fo unglücüid) fie für bie (Sermanen auslief, eine große Seit für fie gewefen. ^elbenfage unb £elbenbid>tung finb ber eigene, fchöpferifchc tlusbrud für bie (Sröße biefes (Sefchehens geworben. Achtlos finb bie (Sermanen mit biefer toftbaren CTatio« nalbichtung umgegangen; vielleicht, weil bie hohe Kultur bes Sü« bens fie blenbetc; vielleicht, weil cs ihrer Eigenart entfprach, fich felbjt unb ihre beften £eiftungen nicht 3U 3äl)len, fonbern 3U »er« fd;wcnbcn. So ift nidjts aufge3eid>net worben. Später 3war ließ Karl ber (Sroße althcimifche Dichtungen, bie noch im Dolfe lebenbig waren, auf3eidmen. 2lber biefe Sammlung ift verloren gegangen: ben führenben jtaatlichen unb firchlid)cn Greifen lag nid;ts an ber Erhaltung biefer Dichtungen. PDieber finb wir auf bie Berichte frember « richten, bie aus ber §ebcr volfsfrember (Seiftlicher flammen, an* gewiefen. Hber aud) bie Hüchternheit biefer Derichte burdrtcuchtet bisweilen bie Ahnung von ber (Sröße germanifchen Schidfals unb germanifcher Perfönlichfeiten ber Pölfcrwanbcrungs3cit. Die Berührung ber (Sermanen mit ben Hörnern war immer enger geworben. Der germantfehe Sölbncr unb ber germanifche (Befangene würben eine betannte sgrfcheinung in Hom. So war es gan3 natürlid), baß fich bie Hörner immer mehr mit ben (Serma« nen befchäftigten. Sahl«id>t Sfulpturen unb viele Darftellungen an ben (Eriumphfäulen unb auf fcttüti3cn 3eugen bavon, baß — wie es in einem lateinifd;en Hobgebid)t heißt — „überall in ben Säulen« hallen ber Stäbte Sd;aren gefangener Darbaren fauern, bie tttänncr, beren POilbheit eingefdmehtert ift, in Hngft finb, bie Utütter fidf }2

nach Öen oer3agtcn Söhnen, öie grauen nach Öen entmutigten (Bat* ten umbliden, Bnaben unö Htäbd>en, öie in heimatlichen bauten fd;meicheln, burd; Betten aneinanöer gcbunöen finb“. Bon öer gefangenen unö trauernöen (Sermanin wirb immer wieöer be* rid;tet, unö oft wirb öer £inörud, Öen ihre natürliche unö flrah* lenöe Schönheit auf öie Hörner mad;te, beruorgeboben. 3n öiefem Sufammenhang fei auch öie junge Blemannin Biffula ermähnt, in öie fid? öer gelehrte Bufonius oerliebte. i6r mad)te bas „Bar* barenfinö“ 3U feiner ^ausgenoffin unö fdjrieb über Öaö 3öyll am Boöenfee an feine greunbe in Horn: „Biffula, örüben 3U ir wollen öao (Befd;id öer grauen, öie freitoillig oöer ge* 3toungen im Bömertum aufgingen, nicht weiter ocrfolgen, fon* öern uns öenen 3uwcnben, öie in ihrem Bolfstum beharrten unö mit öem 0d;icffal ihres Stammes eng oerbunöcn blieben. Die Berid;te eines 3oröanes, (Bregor oon iEours oöer Pau* lus Diatonus führen öie ei^eltten (Sejlalten anfd;aulicher oor Bugen, als es öie bisher herange3ogenen (Duellen taten. Biele ihrer 0unbert8 bie (Sefdnchte ber Hangobarben fchrieb, erwähnt bies Tlma3onenrei glaubt er ben Berich» ten etlicher Heute, „baß bis auf ben heutiflen Sag im hinterßen Beutfdßanb bas PolE biefer XPeiber beßebe“. 3» bem Beifebericbt eines Tlrabers aus bem 3ehnten 3abrlmnbert unb in Tlbam »on Bremens Befcbreibung bes Horbens aus bem elften 3ßbrbunbert werben ebenfalls germanifdje Bma3onenßaaten erwähnt. Bod; bas finb alles nur fagenhafte Beriete. Baß grauen bas Bricgsbanbs werE wirElich berufsmäßig ausgeübt hotten, wirb nirgenbs fonß überliefert. i£s iß audj nicht wabrfcbeinlich. Hur in ber äußerßen notberPerteibigung griffen fie unbebenElich unb tapfer 3ur XPaffe. i£ine hübfehe (55cfd;id;te wirb »on einer wehrhaften 3ungfrau er3ählt: Babiger, ber Sohn eines XParnenfürßen, war mit ber Schweßer eines englifchen Bönigs »erlobt. Bis Babigers Pater fein i£nbe bfrannaben fühlte, bat er feinen Sohn, bie Perlobung auf3ugeben unb bafür feine junge fränEifd?c grau 3U heiraten, bamit bie Perbinbung mit ben gefährlichen granEen atifrechterhah ten würbe. Babiger »erfprad?, bies 3U tun, unb er heiratete, als fein Pater geßorben war, feine Stiefmutter. „Bis bas bie Braut Babigers erfuhr, fanb fie bie ihr angetane Schmach unerträglid? unb rüßete fid;, an bem Sreulofen Bache 31t nehmen, Benn nach Bnfcbauung jener Barbaren hat ein XPetb ihre »erloren, wenn ihr bie »erfprod;en, fie nachher aber nicht »otogen wirb.“ Sie fchidte Boten 3U Babiger, um ben (örunb feiner SreulofigEeit 3U erfahren. „Ba fie aber auf biefem XPege nichts aus3urichten »ermochte, fo rüßete fie mit männlichem ETtut 3um Bricge.“ Sie »erfebaffte fich eine anfehnliche glotte unb ein großes , baß in biefer Seit, in ber einjelne Sürßcngefchlechter ficb bereits beutlicb btroorbeben, auch bie erl;ängnist>ollen Tlnteil gehabt. lEbeoderi«^ ^atte öcr tEradition feines Polfes entfpreebend eine flraffc tgr3tcbung für die betanwaebfenbe männliche 3ugenb »er* langt. £c wugte, dag die (Boten die errfd;aft über Italien nur behaupten tonnten, wenn fie fid; ihr hartes Briegettum erhielten. Seine 0od;ter dagegen hatte er unbedenflid) und »orurteilsfrei im (ßeifte der feinen antiten Bildung ergeben laffen. Tlls fie dann wider alle Porausficbt die Bcgentfcbaft übernehmen mugte, wurde ihre i£t3iebung ihr 3um Perbängnis; denn ihre Heigung für die fremde Itultur entfernte fie ihrem eigenen Polfe. ©er geiftlicbe Cbtonifl fagt lobend: „Tlmalafwintba führte als Pormündcrin die Begentfd;aft geredet und weife — ein tflann hätte es nicht beffer machen fönnen.“ Tiber die (Boten hatten mehr als (Bered;* tigfeit und XPeisbeit nötig, und der Tlusgleicb 3wifchen (Boten Ttömern, den diefc römifd; er3ogene (Botin anfirebte, Eonntc die begebenden Äonflitte nid;t überbrüden. Tluch die Ulilbe nicht, die fie gegen die römifd;e ©ppofition walten lieg. Tlls fie ihren Sohn wie einen römifchen gürgen er3«ben laffen wollte und ihm drei alte, weife (Boten als lieber und Sd;ulmeifter gab, flieg fie auf heftigen XPiberganb bei den gotifdjen (Brogen. XPas follte il;nen ein römifd; gebildeter gürft? Sie hatten einen Heerführer nötig! Jßinmal grafte die gürflin ihren Sohn für eine Unart mit einem Sd;lag. ©a lief er weinend in den Utännerfaal. ©ie (Boten entrügeten fid; gewaltig. „XPer fich »or einem Stod fürchtet, der wird nie ein furchtlofer IUiegsfül;rcr werden!“ Tlmalafwintha mugte fchlieglich nad;gebcn und überlieg die j£r3iebung ihres Sol;* nes dem gotifchen Tldel. ©as wäre an fich eine richtige Utagnabme gewefen. Tiber leider hatte der gotifd;e Tldel nid;t mehr die alte fitt* lid;e Kraft; verderbliche füdliche sSinflüffe hatten ihn bereits 3er*

fetjt. Tltalarich ent3og fid; balb gatt3 feem £influg ber eblen tftuU tcr unb geriet in fchled;te (Befellfchaft. Tlmalafwintha mugte 3u« fel;en, wie ec bei £cunk unb XBeibern ecfe^löffte. Bie (Boten fingen balb an, gegen bie ^ecrfc^nft einer Stau 311 murren, unb es entftanb eine gotifd;e üppofitionspartei. Tiber Tlmalafwintl;a lieg fich nicht einfchüd;tern. Sie lieg brei Sü^>rcr ber (Dppofitton eemoeben. Borl;er hatte fie fich für beit galt, bag bie Tlktion fet>If«d>lagen würbe, bereit gebalten, 311 bem Kaifer nad; B?3an3 3U fliel;en. Sie hatte mit ihrem (Segenfd;lag alles aufs Spiel gefetjt. Hach bem geglüdten Tlnfchlag war ihre i^err« fd;aft ficherer als 3ut>or. Ba ftarb ihr Sohn, unb bamit war ihre Berechtigung, bie Degentfchaft 311 führen, hinfällig geworben. Sie mugte einen tlachfolger wählen unb betraute üheobat, einen entfernten Berwanbten, bem fie bis babin feinblid; gegenüber« geftanben hatte, mit ber Königswürbe. Sie behielt fid; aber trotj« bem noch gewiffe Dechte vor. Bas war natürlich ein auf bie Bauer unhaltbarer Bualismus in ber ^errfchaftsführung. itheobat ent« lebigte fid; Tlmalafwinthas bann aüd) balb auf eine recht ftrupel« lofe XDeife. £r verbannte fie auf eine Selfeninfel unb lieg fie ba im Babe ermorben; „eine Hat, bie alle 3taltfer unb bie übrigen (Boten über alle Wagen betrübte; benn fie war eine nad; allen Dichtungen hin hod;bebeutenbe Stau.“ Bern Kaifer als ihrem Schutshtrrn war ihr «tob übrigens nur ein willkommener Tlnlag, in 3talien ein3U« greifen. Tlmalafwintl;a hatte Wut, Klugheit unb £ntfd;loffenheit viel« fad; bewiefen. Sie war ebel unb hochgemut. Tiber bas alles reichte nid;t aus, bie alte £inie kraftvollen Sül;rertums fort3uführen, was fo bitter not gewefen wäre. 3h« Heigung für römifd;e Kultur unb römifches XDefen entfrembete fie ihrem Bolke; ihre römifch eingeftellte Politik trieb bie noch vorhanbenen XTolkskräftc ber (Boten in bie Bppofition. 3h« Tlufgabe wäre es gewefen, bas (Botentum 3U flärken unb 3U flüßen, flatt befferi fchwächte fie es. Sie mugte ihrem Polke wie eine Tlbtrünnige erfcheinen. Bas ger* manifche Schidfal ber Pölkecwanberungs3eit, bem noch cr X>crfall83cit fees Dftgotenreicbes fei hier erwähnt, in feer tleinlicber Stauen3anE einen »erbängnisuollen Ausgang nimmt. £Tacb P?itid;is iEofe würbe ein gotifcber '2tfeligetr ^ilöebab 3um Bönig gewählt. t£in »ornebmer (Sote Urajas 30g fid) fees Bönigs 3e»rn folgenbermaßen 3U: „Die en ü5e« folge umgeben. Dort erbliche fie *oilbebabs (Semahlin mit feürf« tigen (öewänbern angetan, feenn noch war «Jjilfeebab arm, fea er teindöniglicbes £intommen batte. Statt nun if?r als feer (öattin fees Bönigs feie fcbulfeige i£brfurd?t.3u beseigen, unterließ fie feies unfe beleibtgte fie noch obenferein feurd? geringfd»ägige Blide. ^ilfeebafes (ßattin empfanfe feie ibr angetane Scbmad? febr tief, trat wetnenb 31» ibrem (ßemabl unfe »erlangte »on ibm, er folle fie an Urajas (Sattin rächen. Deswegen ftreute nie wieber ba»on löfen Eönnen. IDiefe Srau, bie in ihrer 3ugenb ,,»on feiner (Segalt, fdjön »on Kngcfidjt, 3üd;tig unb wohlgefällig in ihrem Benehmen, Elugen (Seiges unb anmutig im (Scfpräch“ gewefen war, würbe in ben XX>irrcn ber Seit hart unb wilb unb lernte cs, wie eine £öwin für fich, ihre Sumüie unb bas Keid? 3« Eämpfen. £s war Eein EDunber, bag fie fier SülgergebanEe bes alten germatiifchen Königtums leitete fie. 2)ie fränEifche Tlrigo« Eratie wollte bie burch bie SippenEämpfe gefchwädge Stellung bes Königtums ausnuQen unb magte fich ein Kedg nad; bem anbern an. 25a war es Brunhilöe, bie immer wieber »erfudge, ben unbotmägigen Kbel in feine SdganEen 3U weifen. 25ie §ürgin fah ihre Sd;weger, ihren (Satten ermorbet, ihr Sohn garb früh, unb gegen ben einen sSnEel wanbte fic fich felbg

in töblichem «^aß. 2lls auch ihr fieblingsenfel ftarb, fegte fie fich ungebrochen in ihrer 2traft noch für ihren Urentel ein. Schließ« lieh traf auch fie ihr Schidfal. Lothar »on Heuftrien, ber Sohn ihrer Hobfeinbin Srebegunbe, würbe »om ^ochabel ins £anb ge« rufen. ©runhilbe floh, «her fie würbe auf ber gludjt gefangen« genommen unb ihren Seinben übergeben. 2lls fie »or bem Äönig Lothar ftanb, „rechnete er ihr »or, wie 3ehn Srantentönige burch il;re Schulb gemorbet feien“, ©ann würbe fie brei Hage lang grau« fam gemartert unb 3ulegt an wilbe Pfcrbe gebunben unb 3er« riffen. EPer benft bei biefem Srauenfd)idfal nid>t an bie Briemhilb unferes nibelungenliebes, bie auch burd; bas, was man ihr an« getan, fo hart würbe in ihrer 2fo