Handelsgesetzbuch und Wechselordnung: Nebst Einführungs- und Nebengesetzen (Ausgabe ohne Seerecht). Erläutert durch die Rechtsprechung des Reichsgericht und des vormaligen Reichs-Oberhandelsgerichts [7., verb. Aufl. Reprint 2020] 9783112374740, 9783112374733

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Handelsgesetzbuch und Wechselordnung: Nebst Einführungs- und Nebengesetzen (Ausgabe ohne Seerecht). Erläutert durch die Rechtsprechung des Reichsgericht und des vormaligen Reichs-Oberhandelsgerichts [7., verb. Aufl. Reprint 2020]
 9783112374740, 9783112374733

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Handelsgesetzbuch und

Wechselordnung nebst

EtvführungS- und Rebeugesetze«. (AuLgabe ohne Seerecht.)

LrtlLutert durch die Rechtsprechung des Reichsgerichts

und des vormaligen Reichs-Gberhandelsgerichts von

Julins Kasch, Justizrat, RechiSanwalt und Notar in Berlin.

Siebente, verbesserte Auflage.

Seritv 1911. Verlag von H. W. Müller. W. 86, Pottdamerstr. 181k.

Vormort. Bei der Bearbeitung der vorliegenden Auflage habe ich mich bemüht, auS der reichen Fülle deS Materials daS Wichtige auS-

zusuchen, um Vollständigkeit zu erreichen, ohne den Umfang deS als Handbuch gedachten Werkes zu sehr anschwellen zu lassen.

DaS Wechselstempelgesetz nebst den Ausführung-bestimmungen und daS Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb flnd in der neuen Fassung gegeben; neu ausgenommen sind daS Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894,

da- Scheckgesetz vom

11. März 1908 und die Postscheckordnung vom 6. November 1908.

Mit Rücksicht daraus,

daß daS Bürgerliche Gesetzbuch

im

Handelsgesetzbuch mehrfach angeführt wird und daß manche, früher

in diesem behandeltm RechtSinstitute (z. B. Kauf auf Probe) gar

nicht mehr erwähnt und nur im Bürgerlichen Gesetzbuche behandelt werden, sind in einem Anhänge eine große Zahl von Paragraphen desselben abgedruckt. Diesen Paragraphen habe ich zur besseren Übersicht kurze Inhaltsangaben beigesügt, auch die wichtigeren Ent­

scheidungen deS Reichsgerichts beigegeben ; die Auffindung deS in

diesen Paragraphen enthaltenen Stoffes wird durch die im Register enthaltenen Stichworte erleichtert. Bei dem Gebrauche deS Buche- wird e- sich empfehlen, nicht nur die Bemerkungen

zu

dem gerade in Betracht kommenden

Paragraphen zu lesen, sondern den ganzen Abschnitt, bei der Lehre vom Kauf und von den Berttägen auch die abgedruckten Para­

graphen deS Bürgerlichen Gesetzbuches zu berückfichttgen.

IV

BmrWert Ei»e das Seerecht mitumfaffenbe Ausgabe soll im Laufe

des Jahres erscheiuen. Möge da- vorliegende Buch sich auch fernerhin als ei» zum

Studium de- Handelsrecht- und zmn praktischen Gebrauch bei An­

wendung de-felben sicht ungeeignete- Hilfsmittel bewähren. Berlin, im Januar 1911.

Wer Herausgeber.

Inhalt. 1.

Him-elr-tsetzhlich vom 10. Mal 1807. b Buch,

yandelsstand.M6titf

AhfchuW. Kaufleute.......................................... 1—7 1 2. AvschuW. Handelsregister......................... 8—16 5 S. IdschuW. Handelsfirma................................. 17-37 9 4. AdschE HandelSbücher.............................. 38—47 23 S. Adschnttt. Prokura und Handlungsvoll­ macht ...................... 48—58 26 s AdschE. Handlungsgehilfen und Hand­ lungslehrlinge ...59—83 31 7. AdschniU. HandluugSagenten . . . 84—92 41 8. AdschnW. HandelSmäkler........................ 93—104 45

1.

Buch. Handelsgesellschaften und stille Gesellschaft.

2. 1.

AdschuW. OffeneHandelSgesellschaft.

Errichtung der Gesellschaft. . . 105-108 48 Rechtsverhältnis der Gesellschafter untereinander. 109—122 50 3. Titel. Rechtsverhältnis der Gesellschafter zu Dritten ....... 123—13054 4. Titel. Auflösung der Gesellschaft und Aus­ scheiden von Gesellschaftern .. 131—14463 5. Titel. Liquidation -er Gesellschaft . . 145—158 69 6. Litel. Verjährung........... 159, 160 74 2.AdschE Kommanditgesellschaft . . 161-177 75 S AdschuUI. Aktiengesellschaft. 1. Litel. Allgemeine Vorschriften. . . . 178—209 81 2. Litel. Rechtsverhältnisse der Gesellschaft und der Gesellschafter .... 210—230 95 3. Litel. Verfassung und Geschäftsführung . 231-273 104 4. Litel. AbänderungendeSGesellschaftsver­ trages ........................ 274—291 125 5. Litel. Auflösung und Richtigkeit der Ge­ sellschaft .................. 292—311 132 6. Litel. Strafvorschriften........................ 312—319 139

1. 2.

Litel. Titel.

VI 4. Abschnitt.

z. MchM.

Inhalt.

Seite 88 Kommanditgesellschaft auf 320—334 142 attien............................................... StUIe««seIlschaft . . . . 335—342 149

3. Buch.

1. Abschnitt. i. AMfeaitt. 3.AM4attt. 1.L»sch»W. 5. Mellit.

«. LdschnW. 7. Abfchnttt.

Handelsgeschäfte.

Allgemeine Vorschriften. . »anleietanf.............................. «°mmtssi°a«geschLft . . . Spedition«,«lchLft. . . . LagergeschLst.............................. FrachlgrschLft.............................. Beförderung von Gütern und Personen auf Eisenbahnen .

343—372 373—382 383—406 407—415 416—424 425- 452

152 176 198 209 212 215

453—473*) 227

r. Einsthrnngr-esetz zu« Hanbels-rsetzbnche v. 10. Mai 1897.

236

3. Preuß. Anrsthrun-s-ts.). Haubels-esetzbuche v. 24. Sept. 1899.

241

4. Gesetz, bett. Lanfmanuszerlchte v. 6. Juli 1904.

5. Wechselsrbuuu- i. d. Fassung v. 3. Juni 1908. 1. Abschnitt. Bon der Wechselfühigkeit . -.Abschnitt. Bon gezogenen Wechseln: I. Erfordernisse eines gezogenen Wechsels . . II. Verpflichtungen deS Ausstellers .... DI. Indossament..................................................... IV. Präsentation zur Annahme........................ V. Annahme (Akzeptation).............................. VI. Regreß auf Sicherstellung: 1. Wegen nicht erhaltener Annahme. . 2. Wegen Unsicherheit deS Akzeptanten . VII. Erfüllung der Wechselverbindlichkeit: 1. ZahlungStag........................................... 2. Zahlung........................................................... VIII. Regreß mangels Zahlung................................... IX. Intervention: 1. Ehren-Annahme............... 2. Threnzahlung............................. X. Vervielfältigung eines Wechsels: 1. Wechsel-Duplikate .... 2. Wechselkopien....................... XI. Abhanden gekommene Wechsel. . XII. Falsche Wechsel.............................

244 Art. 1—3

Leite 250

4—7 8 9-17 18—20 21—24

251 257 257 262 263

25--28 29

269 270

30—35 36—40 41—55

271 273 277

56—61 62—65

285 287

66—69 70—72 73—74 75—76

288 290 290 291

*) Die §§ 474—905 (4. Buch: Seehandel) nebst vielen auf das See­ recht bezüglichen Gesetzen bringt die demnächst erscheinende AnS-abe mit Sverrcht (gebunden ca. 4 M.).

Inhalt.

VH

«rt.

Sette

WechselverjLhrung......................... 77 - 80 293 »lagerest des Wechselgläubigers .... 81—83 294 SuALndische Gesetzgebung........ 84—86 300 Protest......................................... 87—90 301 Ort unb Zeit für die Präsentation und andere im Wechselverlehre vorkommend«Handlungen91—93 307 XVIII. Maagelhaste Unterschriften........ 94—95 310 r. Mchal» voneigenenWechseln . . 96—100 310

XIII. XIV. XV. XVI. XVII.

6.

Lchetgtsetz v. 11. März 1908

7.

313

................................................

6a. Poßschrcksrdnaag v. 6. Nov. 1908 mit Novellen Wrchsrlßrmtztlßtsth v. 15. Juli 1909

....

320

....................................

328

8.

Gesetz, betreffend die «rsrischiste» ett deschränktrr Hnstnng > v. 20. April 1892 .................................................................... 340

9.

Gesetz, detr. die -eschlaßnahme de» Ledeite- «der Pienffiehne» V. 21. Juni 1869 .................................................................... 361

10.

Gesetz, detr. die Xd)«hl>»g»gtschÄste v. 16. Mai 1894 ...

362

11.

Gesetz gegen In nnlanlerra Wettdemerd v. 7. Juni 1909

364

ir. »arrtyelchrngesttz v. 12. Mai 1894

13.

.

.......................................

Gesetz, detr. In Wicher v. 24. Mai 1880

.........................

14.

Gesetz, detr. Mt Pßtchlra der tanflrntr del Ansdenntzenng fremder Wertpapiere v. 5. Juli 1896 .................................. 379

15.

7iu»sug cm de« lOSrgrrtichen Gesetzdnch v. 18. August 1896

370 377

383

Lachreglßer...................................................................................... 416

Verzeichnis der Abkürzungen. UG — NusführungS-esetz.

LLN = (preußische») Allgemeine» Landrecht. Art. = «rittet «G« = Bürgerliche» Gesetzbuch.

VGBl =- «unde»gesetzblatt. Vschl = Beschluß de» Neich»gericht» (bzw.. ReichSoberhaudettgericht»).

EG = Einfü-rung»gesetz. Ert = Ertenatni». G-Sesetz

GG ■ (Preuß.) Gesetzsammlung. GYG — Gericht»versassung»gesetz. HGV «= Haudel»gesetzduch.

t = Kaufmann, handelsrechtliche Rechtsprechung. Kl = Klüger. KO — Kontur-ordnung. OHG — Entscheidungen de» Reich-oderhandel-gerichts.

VL — (preußische») Obertribuual. RG — Entscheidungen de» Reich-gericht» in Zivilsachen. «GBl = Reich»gesetzblatt. Str. «rch. — Strtethorst, Archiv für Recht-fülle. Bf = Verfügung. S = Wechsel ISO «= Wechselordnung.

ZBl f. d. R. — Zeutralblatt s. d. Deutsche «eich. ZPO — Zivilprozeßordnung.

1. Hau-elrgesttzbuch. Som 10. Mai 1897?) («esi s. 219.)

1. Luch,

chau-el-stavd.

Abschnitt.

Kaufleute.»)

§ 1. Kaufman» im Sinne dieses Gesetzbuchs ist,') wer') ein Handelsgewerbe betreibt.'-^)

1) Nach Ärt t EGzHGB (unten Nr. 2) In Kraft getreten am 1. T. 00. Vgl. auch Art. 2 desselben Ges. über Anwendung der Vorschriften deS VGV in Handelssachen, Art. 3 über Verweisungen von Reichs- und LandeSgesetzen ans daS ftühere HGB und Art. 15 Über privatrechtliche Vorschriften der LandeSgesetze. 2) Personen, auf welche § 1 zutrifft, sind Kaufleute, mögen sie im Handelsregister eingetragen sein oder nicht; Personen, auf welche § 2 zu­ trifft, werden erst mit der Eintragung Kaufleute, find aber verpflichtet, sich eintragen zu lassen; auf wen § 3 zutrifft, der kann sich eintragen lassen und wird alSdann Kaufmann. 3) Mag er tot Firmenregister eingetragen sein oder nicht, vgl. da­ gegen § 2. 4) Auch Ehefrauen mit oder ohne Genehmigung deS Ehemannes; die Untersagung deS Betriebes durch den Ehemann wirkt nur auf den Umfang dgr Haftung deS vermögens ein. vgl. §§ 1405 ff. BGB. 5) Jemand ist nur so lange Kaufmann, als er ein HandelSgewerbe betreibt; sobald er aufhört, HandelSgeschüfie tatsächlich zu betreiben, hört er auf, Kaufmann zu sein. RG 18 151. öe) Notwendige Voraussetzung deS gewerbemäßigen Handelsbetriebes ist, daß der die Handelsgeschäfte Betreibende dem Publikum gegenüber als Geschäftsmann auftritt (wer also bei einem Bankier mit Wertpapiere» spekuliert, ist deshalb noch keto Kaufmann), OHG 22 303, und daß der Be­ trieb als eine dauernde Einnahmequelle, als ein regelmäßiger im Gegen­ satze zu einem bloß gelegentlichen Betriebe statthat. OHG 14 113. 5b ) Als Kaufmann im Sinne deS 8 1, d. h. als ein Kaufmann, der tot eigenen Namen ein HandelSgewerbe betreibt, ist der HimdtongSgehilfe nicht anzusehen. RG, K 8 1. Va

s», HEB 7. Aufl.

1

2

1. Handelsgesetzbuch.

1. Buch.

HandelSstand.

§ 1.

AlS HandelSgewerbe gilt jeder Gewerbebetrieb, der eine der

nachstehend bezeichneten Anen von Geschäften zum Gegenstände hat: l.die Anschaffung und Weiterveräußerung

von beweglichen

Sachen (Waren) oder Wertpapieren, ohne Unterschied, ob die Waren unverändeN oder nach einer Bearbeitung oder

Verarbeitung weiter veräutzeN werden; L.die Übernahme der Bearbeitung oder Verarbeitung von

Waren für andere, sofern der Betrieb über den Umfang deHandwerkS hinauSgeht; •) 3. die Übernahme von Versicherungen gegen Prämie;^

4. 5.

die Bankier- und GeldwechSlergeschäfte ; °) die Übernahme der Beförderung von Gütern oder Reisen­ den zur See, die Geschäfte der Frachtführer oder der zur

Beförderung von Personen

zu Lande

oder auf Binnen-

gewäffern bestimmten Anstalren^) sowie die Geschäfte der Schleppschiffahrtsunlernehmer;

6.

die Geschäfte der Kommissionäre, der Spediteure oder der Lagerhalter;

7.

8.

die Geschäfte der HandlungSagenlen oder der Handel-mäkler;

die Verlag-geschäfte sowie die sonstigen Geschäfte de- Buch­ oder KunsthandelS;w)

9.

die Geschäfte der Druckereien, sofern ihr Betrieb über den Umfang de- Handwerk- hinauSgeht.

6)

Über Handwerker siehe unten Note 17 zu § 4.

7) vgl. hierzu da- G v. 12. V. 01 über die privaten VersicherungsUnternehmungen (RGBl 139). ES enthält außer einleitenden Vorschriften und Übergangsbestimmungen Bestimmungen über Zulaffung zum Geschäfts­

betriebe von VersicherungSunternehmungen, über VersicherungSvereine auf Gegenseitigkeit (auf welche nach § 16 die betreffs der Kaufleute im ersten und dritten Buche deS HGB gegebenen Vorschriften mit Ausnahme der §§ 1—7 entsprechende Anwendung finden, soweit daS Gesetz selbst nicht ein andere- bestimmt), über die Geschäftsführung und über die Beaufsichttgung der Versicherungsunternehmungen und über ausländische VersicherungsUnternehmungen. vgl. ferner das G v. 30. V. 08 über den Versicherungs­ vertrag (RGBl 263). 8) Betrieb einer Privatleihanstalt ist kein Bankiergeschäft. OHG 24 34. 9) Der StaatSfiSkuS ist in bezug auf den Betrieb einer StaatSeisenbahn Kaufman». OHG 8 405, aber betreff Beförderung von Gütern durch die Postverwaltungen siehe § 452. 10) Apch der Selbstverlag, wenn er gewerbsmäßig betrieben wird, ist

Handelsgeschäft.

RG

S

67.

8 2.

Ein gewerbliches Unternehmen, das nach Art und Um­

fang einen in kaufmännischer Weise ",eingerichteten Geschäfts­

betrieb erfordert, gilt, auch wenn die Voraussetzungen deS § 1

Abs. 2 nicht vorliegen, als Handelsgewerbe im Sinne diese- Ge­ setzbuchs, sofern

die Firma deS Unternehmers in das Handels­

register eingetragen

worden

ist.lt)

Der Unternehmer ist

ver­

pflichtet, die Eintragung nach den für die Eintragung kaufmännischer Firmen geltenden Vorschriften herbeizusuhren. § 3.11)12 13 Auf 14 den Betrieb der Land- und Forstwirtschaft finden die Vorschriften der §§ 1, 2 keine Anwendung. Ist mit dem Betriebe

der Land- oder Forstwirtschaft

ein

Unternehmen verbunden, das nur ein Nebengewerbe deS land- oder

forstwirtschaftlichen Betriebs darstellt, so findet aus dieses der g 2

mit der Maßgabe Antvendung, daß der Unternehmer berechtigt,

aber nicht verpflichtet ist, die Eintragung in daS Handelsregister herbeizusühren; werden in dem Nebengewerbe Geschäfte der im § 1

bezeichneten Art geschlossen, so gilt der Betrieb dessenungeachtet nur dann als HandelSgewerbe, wenn der Unternehmer von der Be­ fugnis, feine Firma gemäß § 2 in das Handelsregister eintragen

zu lasten, Gebrauch gemacht hat.

Ist die Eintragung erfolgt, so

findet eine Löschung der Firma nur nach den allgemeinen Vor­

schriften statt, welche für die Löschung kaufmännischer Firmen gelten. § 4.")

Die Vorschriften über die Firmen,^) die HandelS-

11) Z. B. Größere Leihbibliotheken, Annoncenexpeditionen, PatentbureauS, deren Betrieb eine kaufmännische Buchführung, Gebrauch einer Firma, Anstellung von kaufmännisch ausgebildeten Gehilfen erfordert. 11») Bei der Frage, ob ein Gewerbebetrieb nach Art und Umfang seiner konkreten Einrichtung zur Wahrung der Übersicht und Ordnung eine

in kaufmännischer Weise eingerichtete Geschäftsführung erfordert, ist die Anschauung deS Handelsverkehrs hierüber bei Betrachtung aller Umstände deS Falles in ihrer Gesamtheit entscheidend. Vornehmlich ist im einzelnen zu prüfen: die Höhe deS Betriebskapitals, deS Umsatzes und Reingewinnes, Art und Umfang deS Warenbezuges, deS jeweiligen Warenbestandes, deS Wechselverkehrs, der Geschäftsräume, der Beschäftigung gewerblichen HllfSpersonalS, Größe und Ausdehnung deS Kundenkreises und deS in Anspruch genommenen Kredits usw. RG, K 8 3. 12) Erst durch die Eintragung der Firma gilt daS Unternehmen als HandelSgewerbe, vgl. oben Note 2. 13) Siehe oben Note 2.

14) # 4 »Bl. S 351 H«v: Die Vorschriften der SS 348—350 finden ans die i* 8 4 dezrimnetrn Gewerbetreibenden keine Anwendnng.

4

1. Handel-gesetzbuch. 1. Buch. HandelSpand. § 4.

bücher und die Prokura") finden auf Handwerker17/18) sowie auf Personen, deren Gewerbebetrieb nicht über den Umfang deS Sieln» gerocrMlt—ei) hinauSgeht, keine Anwendung.

Durch eine Bereinigung zum Betrieb eine- Gewerbe-, auf

15) Der Name, unter dem der Minderkaufmann seine Geschüfte betreibt, ist keine Firma, auch nicht wenn er sein Geschäft unter einem fremden Ihm nicht zustehenden Namen betreibt. Wenn ein Minderkaufmann die Täuschung verursacht, daß er Bollkaufmann sei, so kann sich ein Tatbestand ergeben, der unter die §§ 123, 826 BGB fällt, er wird aber dadurch nicht Lollkaufmann. RG 55 83. Über die Anwendbarkeit des § 25 auf Minderkaufleute siehe unten Note 71 zu 8 25. 16) Nur diese Bestimmungen (über die Firmen, die Handel-bücher und die Prokura) und (nach § 351) die §§ 348—350 HGB finden keine An­ wendung, sonst aber alle Bestimmungen des HGB. 17) Handwerker. A. Handwerker, welche von ihnen angeschaffte Sachen unverändert (z. B. Optiker) veräußern oder be- oder verarbeiten und weiter veräußern (z. B. Bäcker, Fleischer, Klempner), sind Kaufleute (§ 1 Ziffer 2) und zwar Minderkaufleute (§ 4); fall- ihr Gewerbebetrieb jedoch so ins Große geht, daß ihre Handwerkerqualität gar nicht mehr in Betracht kommt (z. B. Großschlächter), Bollkaufleute. B. Handwerker, welche Waren nur für andere be- oder verarbeiten (z. B. Buchbinder, Maurer, Stubenmaler), sind nicht Kaufleute; geht aber der Betrieb über den Umfang des Handwerkes hinaus, jedoch ohne den Um­ fang deS Kleingewerbes zu überschreiten, so sind sie Minderkaufleute (§ 1 Ziffer 2 und § 4); wird auch dieser Umfang überschritten, so sind sie Boll­ kaufleute. C. Handwerker, die neben dem Betriebe des Handwerks außerdem auch angeschaffte Sachen unverändert oder bearbeitet veräußern, z. B. Korbmacher, Uhrmacher, sind Kaufleute und zwar je nach dem Umfange des Betriebes Mnder- oder Bollkaufleute. 18) Hinter „Handwerker" steht kein Komma; der Relativsatz hinter „Personen" bezieht sich nicht auch auf Handwerker. 19) Ob ein Kleingewerbe vorliegt, entscheidet sich nicht bloß nach dem Geschäftsumsatz, sondern auch nach der ganzen Art des Geschäftsbetriebes, z. B. der äußeren Einrichtung des Geschäftsbetriebes. RG, K 3 9. 20) Nicht die Art deS Geschäftes ist maßgebend, sondern ob die Art deS Betriebes deS Gewerbeunternehmens eine kaufmännische Einrichtung er­ forderlich macht. RG, K 4 5. Es ist nicht nur der Geschäftsumsatz, sondern auch die ganze Art des Gewerbebetriebes, also die Art der Herstellung der Arbeitserzeugnisse, die Arbeitsteilung und überhaupt die ganze Einrichtung deS Geschäftsbetriebes in Betracht zu ziehen. RG, K v 4. 21) Ein Kleingewerbe ist vorhanden, wenn es nach Art und Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb nicht erfordert, RGSt, K 4 5; alsdann bleiben auch die Vorschriften über Führung von HandelSbüchern außer Anwendung. RGSt, Ä 3 7.

1. Abschnitt. 88 4—7. 2. Abschnitt. Handelsregister. § 8.

5

welche- die bezeichneten Vorschriften keine Anwendung finden, kann

eine offene Handelsgesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft nicht

begründet werden. Die Landesregierungen find befugt, Bestimmungen zu erlassen,

durch welche die Grenze des Kleingewerbes auf der Grundlage der nach dem Geschüftsumfange bemessenen Sleuet Pflicht oder in Er­

mangelung einer solchen

Besteuerung nach

anderen Merkmalen

näher festgesetzt wird. § 5. 1*)

Ist eine Firma im Handelsregister eingetragen, so

kann gegenüber demjenigen, welcher sich aus die Eintragung beruft,

nicht geltend gemacht werden, daß das unter der Firma betriebene Gewerbe kein Handelsgewerbe sei, oder daß es zu den im § 4 Abs. 1

bezeichneten Betrieben gehöre.") § 6.

Die in

betreff der Kaufleute gegebenen Vorschriften

finden auch aus die Handelsgesellschaften Anwendung.

Die Rechte und Pflichten eines Vereins, dem das Gesetz ohne Rücksicht auf den Gegenstand des Unternehmens die Eigenschaft eines Kaufmanns beilegt,

werden durch die Vorschrift deS § 4

Abs. 1 nicht berührt. § 7.

Durch die Vorschriften deS öffentlichen Rechte-, nach

welchen die Befugnis zum Gewerbebetrieb ausgeschlossen oder von

gewissen Voraussetzungen abhängig

gemacht ist,

wird die An­

wendung der die Kaufleute betreffenden Vorschriften diese- Gesetz­

buch- nicht berührt.

2. Abschnitt. §

8.

Handelsregister.*^

DaS Handelsregister wird von den Gerichten geführt.

«gl. Gesetz »tzee die Angelegenheite« der frdwiDIg« Gerichtstarkeit t. 17. V. 98 (RGvl 771):

22) In den §§ 5 und 15 ist der Grundsatz zum Ausdruck gebracht, daß ein Kaufmann, der eine Erklärung öffentlich abgibt, diese im Berkehr gegen sich gelten lassen muß. RG, K 3 8. 23) Diese Bestimmung gilt auch für Eintragungen, die auS der Zeit Vor Inkrafttreten deS neuen Rechtes (welches diesen § enthält) stammen. Die Bestimmung kann nicht nur von Dritten, die mit einer eingetragenen Firma in ein BerttagsverhältniS getreten sind, angerufen werden, sondern im Falle der Eintragung einer Gesellschaft auch von den eingettagenen Ge­ sellschaftern selbst in ihrem Verhältnisse zueinander. RG 50 154. 24) DaS Handelsregister ist nicht dazu bestimmt, die bloße Möglichkeit

1. Abschnitt. 88 4—7. 2. Abschnitt. Handelsregister. § 8.

5

welche- die bezeichneten Vorschriften keine Anwendung finden, kann

eine offene Handelsgesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft nicht

begründet werden. Die Landesregierungen find befugt, Bestimmungen zu erlassen,

durch welche die Grenze des Kleingewerbes auf der Grundlage der nach dem Geschüftsumfange bemessenen Sleuet Pflicht oder in Er­

mangelung einer solchen

Besteuerung nach

anderen Merkmalen

näher festgesetzt wird. § 5. 1*)

Ist eine Firma im Handelsregister eingetragen, so

kann gegenüber demjenigen, welcher sich aus die Eintragung beruft,

nicht geltend gemacht werden, daß das unter der Firma betriebene Gewerbe kein Handelsgewerbe sei, oder daß es zu den im § 4 Abs. 1

bezeichneten Betrieben gehöre.") § 6.

Die in

betreff der Kaufleute gegebenen Vorschriften

finden auch aus die Handelsgesellschaften Anwendung.

Die Rechte und Pflichten eines Vereins, dem das Gesetz ohne Rücksicht auf den Gegenstand des Unternehmens die Eigenschaft eines Kaufmanns beilegt,

werden durch die Vorschrift deS § 4

Abs. 1 nicht berührt. § 7.

Durch die Vorschriften deS öffentlichen Rechte-, nach

welchen die Befugnis zum Gewerbebetrieb ausgeschlossen oder von

gewissen Voraussetzungen abhängig

gemacht ist,

wird die An­

wendung der die Kaufleute betreffenden Vorschriften diese- Gesetz­

buch- nicht berührt.

2. Abschnitt. §

8.

Handelsregister.*^

DaS Handelsregister wird von den Gerichten geführt.

«gl. Gesetz »tzee die Angelegenheite« der frdwiDIg« Gerichtstarkeit t. 17. V. 98 (RGvl 771):

22) In den §§ 5 und 15 ist der Grundsatz zum Ausdruck gebracht, daß ein Kaufmann, der eine Erklärung öffentlich abgibt, diese im Berkehr gegen sich gelten lassen muß. RG, K 3 8. 23) Diese Bestimmung gilt auch für Eintragungen, die auS der Zeit Vor Inkrafttreten deS neuen Rechtes (welches diesen § enthält) stammen. Die Bestimmung kann nicht nur von Dritten, die mit einer eingetragenen Firma in ein BerttagsverhältniS getreten sind, angerufen werden, sondern im Falle der Eintragung einer Gesellschaft auch von den eingettagenen Ge­ sellschaftern selbst in ihrem Verhältnisse zueinander. RG 50 154. 24) DaS Handelsregister ist nicht dazu bestimmt, die bloße Möglichkeit

6

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch. HandelSstand. §§ 9, 10.

S 125. 8*r Me gitnieg de» HLUdelsregißer» stud dle e*tlgeeichte zutztudiG -) Durch L«,rd»»»G der L«ude»i»MLder»alt»«ß ka«, die FkhruuG de» Register» für mehrere «»t-gericht-deztrke eiue« «»t-gericht üdertrege» »erde«.*') 8 128. Die «»»elduuge» i«r (tietregeeg i* da» Ha«del»register fswie die »er Lufdewahruug dei de» Gerichte desti»«te« Letch»u»ge» do» U»terfchrifte» rS»»e» »»« Protokolle de» GerichtSschreider» de» Registergericht» erfolge«.

§ 9. *) Die Einsicht deS Handelsregisters sowie der zum Handelsregister eingereichten Schriftstücke ist jedem gestattet. Von den Eintragungen kann eine Abschrift gefordert werden; daS gleiche gilt in Ansehung der zum Handelsregister eingereichten Schriftstücke, sofern ein berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht wird. Die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. Das Gericht hat auf Verlangen eine Bescheinigung darüber zu erteilen, daß bezüglich des Gegenstände- einer Eintragung weitere Eintragungen nicht vorhanden sind oder daß eine bestimmte Eintragung nicht erfolgt ist. § 10. Das Gericht hat die Eintragungen in daS Handels­ register durch den Deutschen Reichsanzeiger und durch mindestens ein anderes Blatt bekannt zu machen. Soweit nicht das Gesetz ein

dereinst entstehender Verhältnisse anzukündigen oder gar, was eine Firma betrifft, jemandem für solche das Recht der Ausschließung anderer, wie es § 30 gewährt, bloß aus den Fall künftiger Entschließung zu ihrem Ge­ brauche zu sichern. Verhältnisse, welche bereits begründet sind oder min­ destens mit der Anmeldung begründet werden, sollen als solche durch die Eintragung und deren Bekanntmachung kurdgegeben werden. RG 22 58. 25) Die Handelsregister älteren Rechtes werden nur für die vor dem 1.1. 00 eingetragenen Firmen bis aus weiteres sortgeführt. DaS Handelsregister neueren Rechtes ist nicht bestimmt und ge­ eignet, Vermerke über ehegüterrechtliche Verhältnisse von Kaufleuten auf­ zunehmen. Erkenntnisquelle in Ansehung güterrechtlicher Verhältnisse eines Ehegatten ist jetzt ausschließlich das Güterrechtsregister, gleichviel ob der Ehegatte Kaufmann ist ober nicht. RG 63 245 (248). 26) Zur Entscheidung über Beschwerden in Handelssachen ist die Kammer für Handelssachen, nicht die Zivilkammer zuständig. RG, K 4 9. 27) Eine Zusammenstellung der preußischen Firmenbezirke ist im JMBl 08 359 abgedruckt. Bf v. 28. IX. 08. •) Betreff der Gerichtskosten (in Preußen) siehe §75 Gerichtskostenges. ti.25.Vll. 10,GS 184. (Für begl. Abschriften und AuSzüge: 2—16,50 M., für einfache Abschriften nur Schreibgebühren.)

andere- vorschreibt, werden die Eintragungen ihrem ganzen In­ halte nach veröffentlicht.

Mit dem Ablause des Tages, an welchem da- letzte der die

Bekanntmachung enthaltenden Blätter erschienen ist, gilt die Be­ kanntmachung als erfolgt. ”)

§ 11.

DaS Gericht hat jährlich im Dezember

die Blätter zu

bezeichnen, in denen während des nächsten Jahre- die im § 10 vorgesehenen Veröffentlichungen erfolgen sollen.

§ 12.

Die Anmeldungen zur Eintragung in da- Handels­

register sowie die zur Aufbewahr-ung bei dem Gerichte bestimmten

Zeichnungen von Unterschriften sind persönlich bei dem Gerichte zu bewirken oder in öffentlich beglaubigter") Form einzureichen.

Die gleiche Form ist für eine Vollmacht zur Anmeldung er­

forderlich.

Rechtsnachfolger eine- Beteiligten

haben die Rechts­

nachfolge soweit tunlich durch öffentliche Urkunden nachzuweisen. § 13.

Soweit nicht in diesem Gesetzbuch ein andere- vor­

geschrieben ist, sind die Eintragungen in das Handelsregister und die hierzu erforderlichen Anmeldungen und Zeichnungen von Unter­ schriften sowie die sonst vorgeschriebenen Einreichungen zum Handels­

register bei jedem Registergericht, in dessen Bezirke der Inhaber

der Firma eine Zweigniederlassung besitzt, in gleicher Weise wie bei dem Gerichte der Hauptniederlassung zu bewirken. Eine Eintragung bei dem Gerichte der Zweigniederlassung

findet nicht statt, bevor nachgewiesen ist, daß die Eintragung bei dem Gerichte der Hauptniederlassung geschehen ist.

Diese Vorschriften kommen auch zur Anwendung, wmn sich

die Hauptniederlassung im Auslande befindet.

Soweit nicht da-

auSländische Recht eine Abweichung erforderlich macht, haben die

Anmeldungen, Zeichnungen und Eintragungen bei dem Gerichte der Zweigniederlassung in gleicher Weise zu geschehen, wie wenn sich die Hauptniederlassung im Inlands befände.

§ 14.

Wer verpflichtet ist, eine Anmeldung, eine Zeichnung

28) Die Lande-justizverwaltungen sind berechttgt, den Registerrichtern Anweisungen über die Art der „Bezeichnung" der für die Veröffentlichung der Eintragung in daS Handelsregister bestimmten öffentlichen Blätter -u erteilen. RG 58 430. 29) Die eigenhändige Vornahme der Zeichnung muß bekundet werden, die Beglaubigung der Anerkennung genügt nicht. RG 54 169.

8

1. HaudelLgesetzbuch. 1. Buch. Handettstand. § 15.

der Unterschrift oder eine Einreichung

von Schriftstücken zum

Handelsregister vorzunehmen, ist hierzu von dem Registergerichte

durch Ordnungsstrafe» anzuhalten.

Die einzelne Strafe darf den

Betrag von dreihundert Mart nicht übersteigen. ”)

8 15.S1)

Solange eine in das Handelsregister einzutragende

Tatsache nicht eingetragen und bekannt gemacht ist, kann fie von dem­ jenigen, in dessen Angelegenheiten fie einzutragen war, einem Dritten nicht entgegengesetzt werden, eS sei denn, daß fie diesem bekannt war.

Ist die Tatsache eingetragen und bekannt gemacht worden, so

muß ein Dritter sie gegen sich gelten lasten, eS sei denn, daß er

fie weder kannte noch kennen mußte.«-«) Für den GeschüstSverkehr mit einer in da- Handelsregister eingetragenen Zweigniederlaffung ist im Sinne dieser Vorschriften

die Eintragung und Bekanntmachung durch daS Gericht der Zweig-

niederlastung *•) entscheidend. 30) Lgl. § 132 deS G über die Angel, der freiw. Gerichtsbarkeit v. 17. V. 98. 31) vgl. oben § 5, Note 22 und 23. 32) Derjenige, in dessen Angelegenheiten die Eintragung und deren Bekanntmachung zu erfolgen hatte und erfolgt ist, muß die Tatsachen, auf die er sich gegenüber dem Dritten berufen darf, auch gegen sich gelten lasten, wenn dem Dritten nicht bekannt war, oder bekannt sein mußte, daß die Ein­ tragung dem wahren Sachverhalt nicht entspreche. RG 50 428. 33) Eine Eintragung im Handelsregister ist nur für denjenigen bindend, der die Eintragung ielbst anerkennen muß; der Minderjährige, dessen Anttag der Genehmigung deS zugrunde liegenden Geschäftes bedurft hätte, braucht die- nicht; hiervon wird der volljährige nicht berührt, und er kann sich nicht darauf berufen, daß die Einttaguug für einen anderen unverbindlich sei. RG 51 33 (37). 34) Die Erben eine- offenen Handelsgesellschafter- hasten nicht auS SkechtSgeschäften, die der andere Gesellschaster nach der durch den Tod er­ folgten Auflösung der Gesellschast unter der alten Firma (Joseph B.) ab­ geschlossen hat, auch wenn die Auflösung nicht eingettagen war, wenn dem Gegenkonttahenten bekannt war, daß ihm unter der Firma nicht eine offene Handelsgesellschaft, sondern ein Einzelkaufmann gegenüberstand. RG 70 273. 35) Die Aufgabe eines unter einer im Handelsregister eingetragenen Firma bettiebenen Gewerbes und die Einstellung jeder gewerblichen Tätig­ keit ist eine inS Handelsregister einzuttagende Tatsache (§ 31 Abs. 2 HGB). Ist diese Tatsache nicht eingetragen worden, so kann sie einem Dritten nicht entgegengesetzt werden, eS sei denn, daß sie diesem bekannt war (§ 15 Abs. 1). Diesem gegenüber gilt der Eingettagene nach wie vor al- Kaufmann und -war al- vollkaufmann. RG 65 412,

2.

Abschnitt. Handelsregister. § 16. 3. Abschnitt. Handelsfirma. § 17.

§ 16.

9

Ist durch eine rechtskräftige oder vollstreckbare Ent­

scheidung deS Prozeßgerichts die Verpflichtung zur Mitwirkung bei

einer Anmeldung zum Handelsregister oder ein Rechtsverhältnis, bezüglich besten eine Eintragung zu erfolgen hat, gegen einen von

mehreren bei der Vornahme stellt,

der Anmeldung Beteiligten festge­

so genügt zur Eintragung die Anmeldung der übrigen Be­

teiligten.

Wird die Entscheidung, auf Grund deren die Eintragung

erfolgt ist, ausgehoben, so ist dieS aus Antrag eines der Beteiligten

in daS Handelsregister einzutragen. Ist durch eine rechtskräftige oder vollstreckbare Entscheidung

des Prozeßgerichts die Vornahme einer Eintragung für unzulässig

erklärt, so darf die Eintragung nicht gegen den Widerspruch des­ jenigen erfolgen, welcher die Entscheidung erwirkt hat.

3. Abschnitt.

Handelsfirma.

Betreffs der Verpflichtung, die Firma und den Namen an Läden und Gast- und Schankwirtschaften anzudringen, siehe Art. 9 EGzHGB. g 17.

Die Firma

eines Kaufmann- ist der Name, unter

dem er im Handel seine Geschäfte

betreibt und die Unterschrift

abgibt. ”-*•) 36) Eine Zweigniederlassung erfordert eine Geschäftsstelle, die dem Hauptetadliffement gegenüber Selbständigkeit besitzt und nicht bloß in AuSnahmefällen und in Sachen von untergeordneter Bedeutung selbständig handeln kann. RG, K 3 13. 37) DaS HGB kennt als EntftehungSgründe für das Firmenrecht außer einer Jndividualbetätigung, bei welcher von dem eigenen, der Person zuge­ hörigen Namen Gebrauch gemacht wird, nur den Erwerb eines Geschäfts mit Firma durch Lerttag — natürlich mit dem zur Firma Berechtigten — und durch Erbgang; damit ist der Erwerb der Firma durch Ersitzung auSgeschloffen. RG 2S 1 (6). 38) So wenig wie in seiner Entstehung ist daS Firmenrecht in seinem Erlöschen durch die Einttagung bedingt. RG 29 66 (69). Ausgenommen sind die Fälle deS § 2 und § 3, vgl. oben Note 1. 39) Ein Einzelkaufmann kann mehrere selbständige Geschäfte unter be­ sonderen Firmen betreiben, sich auch neben seinem EinzelkaufmannSgeschäst noch an einer offenen Handelsgesellschaft beteiligen. Die GeschästLverbindlichkeiten der mehreren Firmen fallen nicht deshalb zusammen, weil der Inhaber für alle haftet. RG, K 9 11. 40) Ohne einen besonderen RechtSfatz würde ein Kaufmann auch in seinem Handelsbetriebe sich wirksam nur seine- bürgerlichen Namen- be-

2.

Abschnitt. Handelsregister. § 16. 3. Abschnitt. Handelsfirma. § 17.

§ 16.

9

Ist durch eine rechtskräftige oder vollstreckbare Ent­

scheidung deS Prozeßgerichts die Verpflichtung zur Mitwirkung bei

einer Anmeldung zum Handelsregister oder ein Rechtsverhältnis, bezüglich besten eine Eintragung zu erfolgen hat, gegen einen von

mehreren bei der Vornahme stellt,

der Anmeldung Beteiligten festge­

so genügt zur Eintragung die Anmeldung der übrigen Be­

teiligten.

Wird die Entscheidung, auf Grund deren die Eintragung

erfolgt ist, ausgehoben, so ist dieS aus Antrag eines der Beteiligten

in daS Handelsregister einzutragen. Ist durch eine rechtskräftige oder vollstreckbare Entscheidung

des Prozeßgerichts die Vornahme einer Eintragung für unzulässig

erklärt, so darf die Eintragung nicht gegen den Widerspruch des­ jenigen erfolgen, welcher die Entscheidung erwirkt hat.

3. Abschnitt.

Handelsfirma.

Betreffs der Verpflichtung, die Firma und den Namen an Läden und Gast- und Schankwirtschaften anzudringen, siehe Art. 9 EGzHGB. g 17.

Die Firma

eines Kaufmann- ist der Name, unter

dem er im Handel seine Geschäfte

betreibt und die Unterschrift

abgibt. ”-*•) 36) Eine Zweigniederlassung erfordert eine Geschäftsstelle, die dem Hauptetadliffement gegenüber Selbständigkeit besitzt und nicht bloß in AuSnahmefällen und in Sachen von untergeordneter Bedeutung selbständig handeln kann. RG, K 3 13. 37) DaS HGB kennt als EntftehungSgründe für das Firmenrecht außer einer Jndividualbetätigung, bei welcher von dem eigenen, der Person zuge­ hörigen Namen Gebrauch gemacht wird, nur den Erwerb eines Geschäfts mit Firma durch Lerttag — natürlich mit dem zur Firma Berechtigten — und durch Erbgang; damit ist der Erwerb der Firma durch Ersitzung auSgeschloffen. RG 2S 1 (6). 38) So wenig wie in seiner Entstehung ist daS Firmenrecht in seinem Erlöschen durch die Einttagung bedingt. RG 29 66 (69). Ausgenommen sind die Fälle deS § 2 und § 3, vgl. oben Note 1. 39) Ein Einzelkaufmann kann mehrere selbständige Geschäfte unter be­ sonderen Firmen betreiben, sich auch neben seinem EinzelkaufmannSgeschäst noch an einer offenen Handelsgesellschaft beteiligen. Die GeschästLverbindlichkeiten der mehreren Firmen fallen nicht deshalb zusammen, weil der Inhaber für alle haftet. RG, K 9 11. 40) Ohne einen besonderen RechtSfatz würde ein Kaufmann auch in seinem Handelsbetriebe sich wirksam nur seine- bürgerlichen Namen- be-

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch. HandelSftand. § 17.

10

Ein Kaufmann kann unter seiner Firma flagen47-51) und verklagt werden.

dienen können. DdS HGB gestattet, daß er sich eines mit seinem bürger­ lichen Namen nicht übereinstimmenden NamenS bediene. RG 9 104. 41) Zur Zeichnung der Firma genügt die Unterzeichnung derselben, ohne daß es der Beifügung deS NamenS deS Zeichnenden bedarf. OHG 10 410. 42) Die namens einer Firma eingegangenen Geschäfte gelten alS für den tatsächlichen Inhaber der Firma geschloffen, auch wenn dieser alS In­ haber der Firma zurzeit nicht bekannt war. OHG 17 239. 43) Rechtsakte, welche ein unter einer unzulässigen Firma eingetragener Kaufmann unter dieser Firma vorgenommen hat, sind nicht ungültig. OHG 22 71. 44) Ein Vertrag des Inhalts, daß jemand zwar sein eigene-Handelsge­ schäft haben und betreiben, in diesem Geschäft aber gewiffe Artikel unter einer chm nicht zustehenden Firma vertreiben soll, ist nichtig. RG, K 4 18. 45) Es darf nicht vereinbart werden, daß jemand seinen Namen für daS Geschäft eines anderen als Firma eintragen lasse. Ist es geschehen, so kann die Löschung erfolgen und der das Geschäft Betreibende zur Dntragung seines Namens angehalten werden. RG, K 4 18. 46) Für den rechtsgeschäftlichen Verkehr müssen die Zusätze, die auf ein Gesellschaftsverhältnis, eine Aktiengesellschaft usw. Hinweisen, in den Ab­ kürzungen in der Regel beibehalten werden; für den Zweck des Anbringens der Finna als Warenbezeichnung haben dagegen jene Zusätze in der Regel keine entscheidende Bedeutung. RG 56 417. 47) Ein Einzelkaufmann darf unter seiner Firma klagen, auch wenn dieselbe nicht eingetragen ist (OHG 2 46); es genügt Angabe der Klage, daß Geschäft sei von der Firma abgeschloffen worden, und kann abgewartet werden, ob der Gegner Identität des Inhabers der Finna zur Zeit des Abschlusses des Geschäftes mit dem jetzigen Kläger bestreitet; dann erst be­ darf eS näherer Darlegung durch den Firmeninhaber über Berechtigung des jetzigen Inhabers aus dem vom früheren geschlossenen Geschäfte. OHG 23 101.

48) Wird der Prozeßweg vom oder gegen den Kaufmann beschritten, so ist eS zunächst eine Frage der Bezeichnung der Partei im Sinne deS § 253 Abs. 2 Ziff. 1 ZPO, ob der Kaufmann mit seinem bürgerlichen Namen oder seinem Handelsnamen, der Firma, genannt wird. Tritt der Kaufmann unter seinem bürgerlichen Namen auf, so kann bestritten werden, daß er der Träger dieses Namens sei, tritt er unter seinem Handelsnamen, der Firma, auf, daß er der Träger dieses Handelsnamens, der Inhaber der Firma fei. Nennt er die Firma und den bürgerlichen Namen, so kann das eine ober das andere oder beides bestritten werden. In jedem Falle handelt es sich um eine Jdentitätsfrage. Im Urkunden- und Wechselprozeß gehört die Bezeichnung der Partei nicht zu den klagebegründenden Tatsachen. Keine Prozeßordnung hat einen Paßzwang für das Betreten der GerichtSschwelle begründet. Auch im Prozeßverkehr wird Betrug oder absichtliche Täuschung nicht vermutet. Jeder gilt zunächst als der, als den er sich vorstellt. Daß

3. Abschnitt.

§ 18.

oder

nur

Handelsfirma.

11

§ 18.

Ein Kaufmann, der sein Geschäft ohne Gesellschafter

mit

einem

stillen Gesellschafter betreibt,

hat

seinen

Familiennamen mit mindestens einem ausgeschriebenen Bornamen als Firma zu führen. der mit seinem bürgerlichen Namen oder seiner Firma auftretende Kläger schon mit der Klage für den Fall einer etwaigen Bestreitung seines HandelsnamenS einen Urtundennachweis desselben vorlege, kann ebensowenig ge­ fordert werden, alS daß er vorfichtshalber seinen bürgerlichen Namen mit dem Taufschein oder Geburtsregister-Auszuge schon in der Klageschrift belege. Die Prüfung und Bestreitung der Identität des Wechselgläubigers muß allerdings auch dem Wechselschuldner zugestanden werden. RG 41 407 (410). 49) Nach § 17 Abs. 2 kann ein Kaufmann unter seiner Firma klagen und verklagt werden. Ebenso kann nach § 124 eine offene Handelsgesellschaft und nach § 161 Abs. 2 eine Kommanditgesellschaft unter ihrer Firma klagen und verklagt werden. Mt Rücksicht auf die Zulässigkeit der Übertragung der Firma mit dem Geschäfte (§ 23) und der Fortführung der Firma auch bei Änderung ihrer Inhaber (§ 24) ergibt sich sonach, daß, wenn eine Klage einfach gegen eine Finna gerichtet wird — was daS Gesetz gerade durch die Vorschrift des § 17 Abs. 2 zulassen wollte —, zunächst verborgen bleibt, wer eigentlich der Beklagte ist, ob ein Einzelkaufmann, eine offene Handels­ gesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft. Selbstverständlich aber ist die Klage gegen die Person oder die Personen gerichtet, die unter dieser Firma ihre Geschäfte betreiben und die Unterschrift abgeben (8 17 Abs. 1). DaS Gericht weiß daS nicht und auch der Kläger ist nicht genötigt sich darum zu bekümmern. RG 54 15. Dagegen: Wenn ein Einzelkaufmann unter seiner Firma klagt, ist gleichwohl nicht die Firma, sondern der Inhaber alS Klagepartei zu bezeichnen. RG, S 6 11. Sehr treffend bemerkt Kauftnann 8 18: Eine Auffassung, daß die Klage angeben müsse, ob ein Einzelkauf­ mann klage usw., würde die Wohltat, welche § 17 Abs. 2 hat statuieren wollen, einfach beseitigen und zu großen Prozeßverzögerungen führen. 50) Bei einer unter dem Namen einer Firma erhobenen Klage ist die Person Kläger, die unter dieser Firma ihre Geschäfte betreibt und die Unter­ schrift abgibt. RG W 415. 51) Auf Grund eineS gegen eine Einzelfirma ergangenen Urteils kann der Firmeninhaber zur Leistung deS OffenbarungSeideS geladen werden. K 9 13. 52) DaS Urteil gegen eine Firma gilt gegen den Inhaber zur Zeit der Klageerhebung. Der Nachweis der Jnhaberschaft kann, wenn nicht im Urteil enthalten, dem Bollftreckungsorgan gegenüber geführt werden. Beschl. deS KG, KGBl 03 16. Eine Vollstreckungsklausel kann entsprechend be­ richtigt werden. 08 64. 53) Ist gegen einen Kaufmann N.N. geklagt, der vor Erhebung der Klage gestorben war, so ist anzunehmen, daß die Klage gegen die Firma N.N. gerichtet ist; Berichtigung der Bezeichnung der beklagten Person ist zulässig (OLG Königsberg), ebenso wenn die Geschäftsform irrig angegeben war: offene Handelsgesellschaft statt Kommanditgesellschaft. OLG Dresden, K 4 IS,

12

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch. HandelSftand.

§§ 19, 20.

Der Firma darf kein Zusatz beigefügt werden, **) der ein VesellschastSverhültniS andeutet oder sonst geeignet ist, eine Täuschung über die Art oder den Umfang deS Geschäft- oder die Berhältniffe deS Geschäftsinhaber- herdeizuführen. Zusätze, die zur Unter­ scheidung der Person oder deS Geschäfts dienen, sind gestattet.M) Art. 22 hl EGzHVV: Die Zeit hl 3i(rtfttttttal hl HGV i« Ha>»el»re,iAer tii|Ctri|nmi Rinat« ti««m Mitergefilrt »eeve«, (•wett |t >«ch de» dttztzerigt» verfchriftt» gtftlrt werfeea barste». . . .

§ 19. Die Finna einer offenen Handelsgesellschaft hat den Namen wenigstens eines der Gesellschafter mit einem da- Vor­ handensein einer Gesellschaft andeutenden Zusatz oder die Namen aller Gesellschafter zu enthalten. Die Firma einer Kommanditgesellschaft hat den Namen wenigstens eines persönlich haftenden Gesellschafters mit einem daS Vorhandensein einer Gesellschaft andeutenden Zusatze zu enthalten. Die Beifügung von Vornamen ist nicht erforderlich. Die Namen anderer Personett alS der persönlich hastenden Gesellschafter dürfen In die Firma einer offenen Handelsgesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft nicht ausgenommen werden. § 20. Die Firma einer Aktiengesellschaft sowie die Firma einer Kommanditgesellschaft auf Aktien ist in der Regel von dem Gegenstände deS Unternehmens zu entlehnen; die erstere Firma hat außerdem die Bezeichnung ^Aktiengeiellschast", die letztere Firma die Bezeichnung ^Kommanditgesellschaft auf Aktien" zu enthalten.

54) Nicht verboten sind tatsächlich wahre Angaben, welche in der Form von Zusätzen zu der NamenSfirma über die Art und den Umfang deS Ge­ schäfts oder die Berhältnisie deS Geschäftsinhabers gemacht werden oder sonst zur Unterscheidung der Person oder des Geschäfts dienen; auch wenn ein anderer Geschäftsinhaber sich an demselben Ort befindet, auf dessen Ge­ schäft die freigestellten Angaben gleichfalls zutreffen, mag er von der Ihm zu Gebote stehenden Freiheit in diesen Beziehungen einen Zusatz zur Firma zu machen Gebrauch gemacht haben oder nicht. RG 54 1*3. 55) Es ist ein statthafter Zusatz, wenn ein Einzelkaufmann seine Firma in der Weise bezeichnet, daß er mit seinem Familiennamen denjenigen seiner Eheftau verbindet. RG 16 60. Ausnahmen von der Regel deS § 18 (Firmenwahrheit) enthalten § 21 und § 22. ES kann also nach wie vor auS der Firma nicht erschen werden, ob eine offene Handelsgesellschaft oder ein Einzelkaufmann die Firma führt.

Bftl. hierzu Art 22 «hs. 2 M «Ez-GB r Lie B*rf*riftc* M ft 20 Kl H«»-el-Oesetzh»chO After ftie le ft le Firme fter BltieearfelfBeftee Ml fter K»m«MUftitUeseUfcheftee eef Attlee eefgeeefteeeftee Bezelcheeegee ßeftee (jeftoch) eef ftie ftet ftem ^etrefttretee fte- Heeftel-ßesetz» ftechs ftr etee seiche Gesellschaft le fte» Haeftel-reßlller eleaesrageee Firma Aemeedeeß. »eee ftie Firma ae- Bersaeeeeamee zesammeeaeietzt ist eeft eicht erteeeee llitzt. ftatz elee LttieegeseUschast Öfter eine KammaeftitAeiellschaft eef White ftie Aeftafterie ist. § 21. Wird ohne eine Änderung der Person der Name des Geschäftsinhabers oder der in der Firma enthaltene Name eine-

Gesellschafter-

geändert,^)

so

kann

die

bisherige Firma forl-

gesührt werden. § 22.

Wer ein bestehendes Handelsgeschäft unter Lebenden

oder von Todes wegen erwirbt, darf für daS Geschäft die bisherige

Firma mit oder ohne Beifügung eines daS Nachfolgeverhältnis andeutenden Zusatzes sortsühren,

wenn der bisherige Geschäfts­

inhaber oder dessen Erben in die Fortführung der Firma aus­

drücklich willigen.

Die Verpflichtung einer Äkttengesellschast oder

einer Kommanditgesellschaft aus Aktien, die im § 20 vorgeschriebene Bezeichnung in ihre Firma aufzunehmen, wird hierdurch nicht be» rührt."-«") 56) Z B. durch Verheiratung der Inhaberin. 57) § 22 schließt nicht auS, daß ein Einzelkaufmann die Firma einer Äkttengesellschast zur eigenen Führung erwerben kann; wenn diese Firma ihren Inhaber ausdrücklich alS Attienge ellschaft bezeichnet, so würde der Er­ werber wohl einen sein NachfolgerverhältniS andeutenden Zusatz hinzu­ zufügen haben, um die Bedenken gegm die Fortführung zu heben. RG 17 102 (110). 58) Zur Veräußerung eines Handelsgeschäftes im Sinne deS § 22 HGB gehört keineswegs die Übertragung der sämtl. vorhandenen Attiven und Passiven deS Geschäftes. RG v 81. 5K) Wird bloß ein einzelner Geschäftszweig erworben, so kann der Er­ werber — ob mit ob ohne Zustimmung deS Veräußerers — die Firma seinerseits nicht annehmen und fortführen. RG 56 187. 60) Wenn daS Geschäft, zu dessen Fortführung die Firma erworben ist, erlischt, darf die Firma nicht für ein neues Geschäft fortgeführt werden.

RG 1 260. 61) SS ist unzulässig, daß jemand, welcher kein Handelsgeschäft betreibt, seinen Ramen als Firma lediglich zu dem Zwecke eintragen läßt, damit für daS Handelsgeschäft eines anderen davon Gebrauch gemacht werden könne. RG 3121. 62) Betreibt der Erwerber daS Handelsgeschäft, mit welchem er die Firma übernommen hatte, überhaupt nicht, sondern beginnt er statt dessen

14

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch, tzandelsftand. §§ 23, 24.

Wird ein Handelsgeschäft auf Grund eine- Nießbrauch-, einePachtvertrag- oder eine- ähnlichen Verhältnisse- übernommen, so

finden diese Vorschriften entsprechende Anwendung. § 23.

Die Firma kann nicht ohne da- Handelsgeschäft, für

welche- fie geführt wird, veräußert werden. § 24

Wird jemand in ein bestehende- Handelsgeschäft al-

Gesellschafter ausgenommen oder tritt ein neuer Gesellschafter in eine Handelsgesellschast ein

oder scheidet au- einer solchen ein

Gesellschafter auS, so kann ungeachtet dieser Verällderung die bis­ herige Firma fortgesührt werden. Bei dem Ausscheiden eines Gesellschafters, dessen Name in der ein anderes, so kommt sein Recht auf die Führung der Firma in Wegfall. Wenn er dagegen den Umfang erweitert oder es auf andere Gegenstände erstreckt, ja sogar, wenn er es allmählich wesentlich umgestaltet, so müssen unter der Voraussetzung, daß die Kontinuität deS Betriebes gewahrt bleibt, die Bedingungen für die Zulässigkeit der ferneren Führung der Firma als fortbestehend anerkannt werden. RG 46 150. 63) Es kann niemand das Recht, eine Firma zu führen, aus den Er­ werb von einem Dritten stützen, wenn dieser selbst kein Recht auf diese Firma hatte; dabei kommt es nicht auf den guten Glauben des Erwerbers an. RG 25 1 (6). 64) Es ist keine Firmenübertragung zulässig, wenn der Firmeninhaber das von ihm betriebene Geschäft in Wahrheit aufgibt, m g er auch ein Quantum Waren aus dem Geschäfte an den Erwerber übertragen und diese sein Geschäft nennen. Ebenso ist eine Firmenübertragung unzulässig, wenn der Übertragende ein zu übertragendes Geschäft gar nicht betrieben hat, vielmehr sich erst zur Erfüllung eines die Übertragung seines NamenS als Firma bezweckenden Vertrages den Komplex von Gegenständen, welche ein Geschäft darzustellen vermögen, anschafft, um, statt eigenen Betriebes eineS solchen, sofort mit erlangtem Einträge des Namens alS Firma auf Grund gedachter Veranstaltungen den Namen und jenen Komplex in Erfüllung der übernommenen Verpflichtung auf den Gegenkontrahenten zu übertragen. RG V 1. 65) Wer ein Geschäft mit der Firma erworben hat, kann mangels besonderer Abrede dieses Geschäft mit der Firma wieder auf Dritte über­ tragen. RG, K 3 24. 66) Das Recht zur Führung der Firma kann nicht vom Konkursver­ walter veräußert werden. RG 9 104. 67) Für die Anwendbarkeit deS § 22 ist eS nicht Voraussetzung, daß die Firma eingetragen sei, wenn es nur eine kaufmännische Firma ist. Weder die Wirksamkeit der Einwilligung noch daS Recht zur Fortführung der Firma ist von der Einttagung oder einer wider Willen deS Berechtigten erfolgten Löschung abhängig. RG 65 15.

3. Abschnitt.

Handelsfirma.

§ 25.

16

Firma enthalten ist, bedarf eS zur Fortführung der Firma der

ausdrücklichen Einwilligung des Gesellschafters oder seiner Erben. § 25.

Wer") ein unter Lebenden erworbenes^) Handels­

geschäft^) unter der bisherigen ginnet71 6872 697473 70 ) mit oder ohne Bei­ fügung eine- das Nachfolgeverhältnis andeutenden Zusatzes sort-

sührt, haftet für alle im Betriebe des Geschäft- begründeten Ber-

bindlichkeiten des früheren Inhabers. 75-*°)

Die in dem Betriebe

begründeten Forderungen gelten den Schuldnern gegenüber als auf

den Erwerber übergegangen, falls der bisherige Inhaber oder seine Erben in die Fortführung der Firma gewilligt haben.

68) Die Anwendung deS § 25 ist auf Bollkaufleute zu beschränken. RG 55 83. (Bgl. oben Note 15 zu § 4 wegen der Minderkaufleute.) 69) Gegen denjenigen, der ein zur Konkursmasse gehöriges Handels­ geschäft von dem Konkursverwalter erworben hat und unter der bisherigen Firma fortführt, kann ein Konkursgläubiger die Haftung auS § 25 nicht geltend machen. RG 58 166. 70) Die Tatsache, daß ein Geschäftszweig durch den die Veräußerung bewirkenden Vertragsabschluß zu einem (selvständigen) Handelsgeschäft ge­ worden ist, kann niemals das erste Erfordernis deS § 25 erfüllen. RG 64 129 (132). (Dahingestellt ist geblieben, ob und unter welchen Voraus­ setzungen eS zu einer anderen Entscheidung führen könnte, wenn ein ver­ äußerter Geschäftsteil alS Hauptzweig eines Handelsgeschäfts anzusehen ist.) 71) Die Voraussetzung ist eine rein formale, eS muß Identität der Firma vorliegen. RG 50116, 119. 72) Die Fortführung einer Finna mit dem Zusatz G. m. b. H. ist alS eine Fortführung derselben Firma im Sinne deS tz 25 anzusehen. K IO 15. 73) Wenn der Erwerber eineS bestehenden Handelsgeschäfts durch Ver­ trag mit dem bisherigen Inhaber oder dessen Erden unter Üveneahme der vorhandenen Aktiven und Passiven inallegeschäftlichenBeziehung e n desselben eintritt und nun daS Geschäft unterBeibehaltungder früherenFirma fortsetzt, so gilt dieS der öffentlichen, handelsüb­ lichen Bekanntmachung deS Erwerbers, daß er die Passiva mit übernommen hat, gleich und der Erwerber wird den Geschäftsgläubigern verhaftet. RG 2 49 (55). 74) Ein vereinzelter, gelegentlicher, durch besondere Umstände veran­ laßter Gebrauch der bisherigen Firma ist keine Fortführung des Geschäftunter der bisherigen Firma, eS gehört dazu die dem Publikum gegenüber zu erkennen gegebene WillenSmeinung, daß die alte Firma auch jetzt noch die Finna deS auf den neuen Inhaber Übergegangenen Handelsgeschäftsein solle. RG 73 71. 75) Dieser Begriff deckt sich mit der Bestimmung in 6 343 Abs. 1

HGV, wonach alle Geschäfte eineS Kaufmann-, die zum Betriebe seineHandelSgewerbeS gehören, Handelsgeschäfte sind. Danach beschränken sich dieselben nicht auf die einzelnen Abschlüsse im Betriebe, sondern sie erstrecken

16

1. Handel-gesetzbuch.

1. Vuch. tzaudel-ftaud. 5 25.

Eine abweichende Vereinbarung ist einem Dritten gegenüber nur wirksam, wenn sie in daS Handelsregister eingetragen und be­

kannt gemacht oder von dem Erwerber oder dem Veräußerer dem Dritten mitgeteitt worden ist81-85) sich aus alle geschäftlichen Beziehungen, die mit dem Betriebe in einem solchen Zusammenhang stehen, daß sie sich al- Folge deS betreffenden Ge­ werbebetriebe- erweisen. RG 72 435. 76) Unter den in § 25 Abs. 1 genannten „Im Betriebe deS Geschäftbegründeten Verbindlichkeiten" und unter dem gleichbedeutenden AuSdrucke „Geschäft-verbindlichkeiten" in Abs. 3 werden Verpflichtungen verstanden, die mit dem Geschäftsbetriebe in einer solchen engen inneren Verbindung stehen, daß sie al- eine Folge diese- Geschäftsbetriebe- erscheinen. RG 58 21. 77) Die Vorschrift erstreckt sich auch auf betagte und bedingte Verbind­ lichkeiten. Unerheblich ist weiter, ob der Erwerber von der Verbindlichkeit Kenntnis hatte, RG,K 10 14, und ob der bisherige Geschäftsinhaber sie dem Erwerber als nicht bestehend bezeichnet hatte, 10 15. 78) Zu den Geschäft-schulden gehören nicht bloß die auS Handelsge­ schäften oder auS konttaktlichen Verhältniffen entstandenen, sondern alle die­ jenigen Verpflichtungen, welche mit dem Geschäftsbetriebe in einer solchen engen, inneren Beroindung stehen, daß sie alS eine Form dieses Geschäfts­ betriebes erscheinen. (Schadensersatzansprüche der Arbeiter auS dem frü­ heren 8 120 derGewerbe-O)RG 15 51, (Ansprüche auS Patentverletzungen) RG 15 121 (133). 79) Die Gläubiger deS früheren Inhabers erwerben sofort ein ForderungSrecht gegen den neuen Inhaber, ohne Annahme und Beitrittserklärung; der Gläubiger gewinnt den neuen Schuldner neben dem alten. Die Über­ nahme erstreckt sich auf noch nicht fällige, bedingte und betagte Forderungen; gleichgültig ist, ob der neue Erwerber die Forderung gekannt hat, wenn sie nur zu den Geschäftspassiven tatsächlich gehörte. OHG 8 383. 80) Der Gläubiger auS einem zweiseitigen Handelsgeschäft büßt da­ durch allein, daß er an den, der ein Handelsgeschäft mit Aktiven und Passiven übernommen hat, die ihm obliegende Gegenleistung bewirkt, seine Ansprüche gegen den früheren Geschäftsinhaber nicht ein. RG, K 4 69. 81) Für den Fall deS § 25 ist § 15 Abs 1 nicht anwendbar. Der Erwerber kann sich mangels Eintragung und Bekanntmachung der ab­ weichenden Vereinbarung gemäß Abs 2 nicht darauf berufen, daß die Ver­ einbarung deS HaftungSauSschluffeS dem Dritten auf andere Weise bekannt geworden ist. RG, K 4 26. 82) Die Eintragung oder Mitteilung an den Gläubiger muß unver­ züglich im Anschluß an die Geschäftsübernahme erfolgen, sonst ist sie wirkungs­ los. RG, « 4 26. 83) Eine Eintragung und Bekanntmachung, die gegen die Folgen deS 8 25 Abs. 1 Schutz gewähren soll, muß so deutlich sein, daß der Dritte er­ kennen kann, die ihn betreffende Schuld oder Forderung sei nicht auf den Erwerber übergegangen. Eine Verweisung auf eine andere Stelle der

3.

17

Abschnitt. Handelsfirma. 8 26.

Mrd die Firma nicht fortgeführt, so Haftel der Erwerber eine-

Handelsgeschäfts für die

früheren VeschäftSverbindlichkeileu nur,

wenn ein besonderer Berpflichtung-grund borlicgt,M) insbesondere wenn die Übernahme der Berbindlichteiten in handelsüblicher Weise von dem Erwerber bekannt gemacht worden ist.

8

26.

Ist der Erwerber de- Handelsgeschäfts auf Grund der

Fortführung der Firma oder auf Grund der im 8 2b Abs. 3 be­ zeichneten Bekanntmachung sür die ftüheren GeschästSverbindlichkeiten haftbar, so verjähren die Ansprüche der Gläubiger gegen den früheren Inhaber mit dem Ablaufe von fünf Jahren, fall- nicht

nach den allgemeinen Vorschriften die Verjährung schon früher

eintritt.

Die Verjährung beginnt im Falle M 8 25 Abs. 1 mit dem Ende deS Tage-, an welchem der neue Inhaber der Firma in da-

Handelsregister deS Gerichts der Hauptniederlaffung eingetragen

Firmenakten muß unzweideutig sein und ihre Venutzun- muß vollen Auf­ schluß gewähren. RG, £ 2 24. 84) Ist ein Handelsgeschäft ohne Fortführung der Firma übernommen, so ist eS zulässig, durch Bezugnahme auf ein bestimmtes Schriftstück die Grenze zu besttmmen, biS zu der der neue Erwerber den alten Gläubigern haften will. RG, St 3 30. 85) Eine der Wahrheit nicht entsprechende Mitteilung über Nichtüber­ nahme der Geschäft-schulden ist ohne Wirkung. RG, Ä 10 15. 86) Die Vorschrift deS 8 25 läßt für den Fall der Übertragung eines Handelsgeschäfts durch vertrag unter Lebenden dann eine gegenüber § 419 BGB erweiterte Hafttmg für die Schulden de- Handelsgeschäfte- mit dem ganzen vermögen deS Erwerbers eintreten, wenn die bisherige Firma fort­ geführt wird; fall- die- nicht geschieht, soll (§ 25 Abs. 3) der Erwerber für die früheren Geschäft-verbindlichkeiten nur haften, wenn ein besonderer Verpflichtung-grund vorliegt. Allein 8 25 HGB und 8 419 BGB decken sich nicht und schließen sich nicht auS. Letztere Bestimmung hat die Über­

tragung deS vermögen-, deS vermögen-ganzen einer Person zur Voraus­ setzung, während da-Handelsgeschäft deS § 25 zwar auch einen VermögeuSinbegriff, aber nicht immer da- ganze vermögen deS veräußere- darstÄlt. Insbesondere braucht und pflegt da- Handelsgeschäft, da- Geschäftsvermögen deS EinzettaufmannS, sein ganze- vermögen nicht zu erschöpft»; dagegen liegt regelmäßig der Fall der 88 311, 419 BGB vor, wenn eine juristische Persou ihr vermögen, da- eben ein geschäftliche- Zweckvermögen ist, ver­ äußert (8 303 HGB). Wenn die- zutrifft, verliert der Ausschluß der Haftung nach 8 25 Abs. 3 HGB seine Voraussetzung; e- liegt bann einer der be­ sonderen Verpflichtung-gründe nach Abs. 3 de- 8 25 HGB vor, der dieftn Ausschluß der Haftung deS Erwerber- außer Kraft setzt. RG 69 284,290.

Vasch. HGV 7. Aufl.

2

18

1. Handelsgesetzbuch.

1. Buch. HandelSstand. §§ 27—29.

worden ist, im Falle M g 26 Abs. 3 mit dem Ende de- Tage-, an welchem die Kundmachung der Übernahme stattgefunden hat. Konnte der Gläubiger die Leistung erst in einem späteren Zeit-

puntte verlangen, so beginnt die Verjährung mit diesem Zeitpunkte.

§ 27.

Wird

ein

zu einem Nachlasse gehörendes Handels­

geschäft von dem Erben fortgesührt, so finden auf die Haftung deS

Erben für die früheren GeschästSverbindlichkeiten die Borschriftm

deS ß 25 entsprechende Anwendung. Die unbeschränkte Haftung nach § 25 Abs. 1 tritt nicht ein,

wenn die Fortführung deS Geschäfts vor dem Ablaufe von drei Monaten nach dem Zeitpuntt, in welchem der Erde von dem An­ fälle der Erbschaft Kenntnis erlangt hat, eingestellt toirb.87)

Auf

den Laus der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vor­

schriften des tz 206 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende An­ wendung.

Ist bei dem Ablaufe der drei Monate daS Recht zur

Ausschlagung der Erbschaft noch nicht verloren, so endigt die Frist

nicht vor dem Ablaufe der Ausfchlagungsfrist. § 28.

Tritt jemand als persönlich

hastender Gesellschafter

oder alS Kommanditist in daS Geschäft eines EinzelkaufmannS ein,

so haftet die Gesellschaft, auch wenn sie die frühere Firma nicht fonführt, für alle im Betriebe des Geschäfts entstandenen Ver­

bindlichkeiten deS früheren Geschäftsinhabers.

Die in dem Betriebe

begründeten Forderungen gelten den Schuldnern gegenüber alS aus

die Gesellschaft übergegangen.

Eine abweichende Vereinbarung ist einem Dritten gegenüber nur wirksam, wenn sie in daS Handelsregister eingetragen und be­

kannt gemacht oder von einem Gesellschafter dem Dritten mitgeteilt

worden ist. § 29.

Jeder Kaufmann ist verpflichtet, seine Firma und den

Ort seiner Handelsniederlassung bei dem Gericht, in dessen Bezirke

sich die Niederlasiung befindet, zur Eintragung in das Handels­ register anzumelden; er hat seine Firma zur Aufbewahrung bei

dem Gerichte zu zeichnen.88) 87) DieS geschieht nur durch völlige Aufgabe deS Geschäfts oder der Firma; Übertragung deS Geschäfts mit Firma auf einen Dritten ist Fort­

führung deS Geschäfts. RG 56 196. 88) vgl. 8 128 deS G über die Angelegenh. der freiwill. Gerichts­ barkeit (oben zu § 8).

§ 30. Jede neue Firma muß sich von allen an demselben Orte oder in derselben Gemeinde bereils bestehenden und in daS Handelsregister eingetragenen Firmen deutlich unterteilen.6®—89 91) 90

Hat ein Kaufmann mit einem bereits

eingetragenen Kaus-

manne die gleichen Bornamen und den gleichen Familiennamen und will auch er sich dieser Namen als seiner Firma bedienen, so

muß er der Firma einen Zusatz beifügen, durch den sie sich von der bereits eingetragenen Firma deutlich unterscheidet.

Besteht an dem Orte oder in der Gemeinde,

wo eine Zweig-

Niederlassung errichtet wird, bereits eine gleiche eingetragene Firma, so mu6 der Finna für die Zweigniederlassung ein der Vorschrift

des Abs. 2 entsprechender Zusatz beigefügt werden.

Durch die Landesregierungen lann bestimmt werden, datz be­

nachbarte Orte oder Gemeinden als ein Ori oder alS eine Ge­ meinde im Sinne dieser Vorschriften anzusehen sind. § 31. Eine Änderung der Firma oder ihrer Inhaber sowie die Verlegung der Niederlassung an einen anderen Ort ist nach den Vorschriften des § 29 zur Eintragung in das Handelsregister

anzumelden. Das gleiche gilt, wenn die Firma erlischt.

Kann die An­

meldung des Erlöschens einer eingetragenen Firma durch die hier­

zu Verpflichteten nicht auf dem im § 14 bezeichneten Wege herbei-

gesührt werden, so hat das Gericht das Erlöschen von AmtS wegen einzutragen.

§ 32. Wird über das Vermögen eines Kaufmanns der Kon­ kurs eröffnet, so ist dies von Amts wegen in das Handelsregister einzutragen.

DaS gleiche gilt von der Aushebung des EröffnungS-

beschluffes sowie von der Einstellung und Aushebung deS Kon89) Eine Firma, welche tatsächlich erloschen ist, bildet, wenn sie auch noch im Handelsregister eingetragen ist, kein Hindernis für die Eintragung einer neuen gleichlautenden Firma. RG 29 69. 90) Der Zusatz „in Liquidation" ist kein hinreichendes Unterscheidungs­ merkmal. RG 29 66. 91) Relativ kleine Verschiedenheit, z. B. in einer anderen Stellung der in der Firma enthaltenen Initialen bzw. einer Initiale mehr oder weniger genügt; C. F. Meyer und F. C. Meyer, C. Meher und Carl Meyer unter­ scheiden sich genügend von einander. RG 20 71. AnderS verhält eS sich mit Warenbezeichnungen, vgl. § 20 des G zum Schutz der Warenbezeich­ nungen v. 12. V. 94 (RGBl 441).

80

1. Handelsgesetzbuch. 1. Vuch. Handel-stand. §§ 33—35.

surfe#. Eine öffentliche Bekanntmachung der Eintragungen findet nicht statt. Die Vorschriften M § 15 bleiben außer Anwendung. § 33. Eine juristische Person, deren Eintragung in daHandelsregister mit Rücksicht auf den Gegenstand oder auf die Art und den Umfang ihres Gewerbebetriebs zu erfolgen hat, ist von sämtlichen Mitgliedern des Vorstände- zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung sind die Satzung der juristischen Person und die Urkunden über die Bestellung de- Vorstände- in Urschrift oder in öffentlich beglaubigter Abschrift beizusügen. Bei der Anmeldung zum Handelsregister einer Zweigniederlaffung bedarf es der Bei­ fügung der Urkunden über die Bestellung des Vorstände- nicht. Bei der Eintragung sind die Firma und der Sitz der juristischen Person, der Gegenstand des Unternehmens und die Mitglieder des Vorstände- anzugeben. Besondere Bestimmungen der Satzung über die Befugnis des Vorstandes zur Vertretung der juristischen Person oder über die Zeitdauer des Unternehmens sind gleichfalls einzutrageil. § 34. Jede Änderung der nach § 33 Abs. 3 einzutragen­ den Tatsachen oder der Satzung, die Auslösung der juristischen Person, falls sie nicht die Folge der Eröffnung des Konkurses ist, sowie die Personen der Liquidatoren und die besonderen Be­ stimmungen über ihre Vertretungsbefugnis sind zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Bei der Eintragung einer Änderung der Satzung genügt, soweit nicht die Änderung die im § 33 Abs. 3 bezeichneten An­ gaben betrifft, die Bezugnahme aus die bei dem Gericht eingereichten Urkunden über die Änderung. Die Anmeldung hat durch den Vorstand ober, sofern die Ein­ tragung erst nach der Anmeldung der ersten Liquidatoren geschehen soll, durch die Liquidatoren zu erfolgen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Vorstandsmitglieder ober Liquidatoren geschieht von Amt- wegen. Im Falle de- Konkurses finden die Vorschriften deS § 32 Anwendung. § 35. Die Mitglieder deS Vorstandes und die Liquidatoren einer juristischen Person haben ihre Unterschrift zur Aufbewahrung bei dem Gerichte zu zeichnen. **) 92) Vgl. Note 29 oben zu § 12.

§ 36.

Ein Unternehmen

deS Reich-,

eine- Bunde-staat-

oder eine- inländischen KommunalverbandeS braucht nicht in daHandelsregister eingetragen zu werden.

Erfolgt die Anmeldung,

so ist die Eintragung auf die Angabe der Firma sowie deS Sitzes

und des Gegenstandes des Unternehmens zu beschränken. z 37.

Wer eine nach den Vorschriften dieses Abschnitts ihm

nicht zustehende Firma 9S 93, 96 94 •*)97gebraucht, 98 99 100 ) ist von dem Registergerichte zur Unterlaffung des Gebrauchs 10°) der Firma durch Ord­

nungsstrafen

anzuhallen.

Die Höhe

der Strafen

bestimmt sich

nach § 14 Satz 2. Wer in seinen Rechten dadurch verletzt wird, daß ein anderer

eine Firma unbefugt gebraucht, kann von diesem die Unterlassung deS Gebrauchs der Firma fccrlanflcn.u) Ein nach sonstigen Vorschriften begründeter Anspruch auf Schadensersatz bleibt un­ berührt. 93) Kleine Abweichungen in Nebenpunkten, wie z. B. in den Vornamen, kommen nicht in Betracht, auch ist die im Gesetze nicht ausdrücklich gewährte direkt auf Löschung gerichtete Klage zuzulafien. RG 37 59. 94) Die Eintragung hat keine konstitutive Wirkung für die Firma; auch der Erwerber einer abgeleiteten Firma kann sich nicht auf seinen guten Glauben berufen. RG, K 4 28. 95) Anmeldung einer Firma zur Eintragung mit dem Erfolge der Eintragung stellt Gebrauch der Firma dar. RG 22 58. 96) Vordruck der früheren Firma mit einem das Nachfolgeverhältnis auSdrüctenden Zusatze (O. H. & Co [Dorrn. H. & W.]) auf Memoranden ist, wenn auch nur mit der derzeitigen Firma (O. II. & Co.) unterzeichnet wird, Gebrauch der früheren Firma (H. & W.) und ist (gegen den Willen deS W.) nicht gestattet. RG 19 21. 97) Das Betreiben eines HandelSgewerbeS in einemLokal, über welchem eine andere Firmenausschrift steht, kann den Mißbrauch dieser Firma im Sinne des § 37 enthalten. OHG 14 184. RG 36 13. 98) § 37 hat nicht jeden Gebrauch einer Firma im Auge, sondern nur denjenigen, welcher beim Handelsbetriebe im Sinne des § 17 statt­ findet. RG 3 110. 99) Bezeichnung eigener Ware mit fremder Firma ist kein Mißbrauch der Firma im Sinne dieses Artikels, auch wenn dadurch die Täuschung deS Publikums bezweckt wird. OHG 6 246. Über diese Handlungsweise ent­

hält das G v. 30. XI. 74 über den Markenschutz Bestimmungen in § 14. 100) Und Herbeiführung der Löschung im Handelsregister. RG 44 17. 1) Daß jemand mit dem berechtigten Gebrauche einer Firma die Absicht ihre- Mißbrauche- zur Betreibung unlauterer Konkurrenz verbindet und einen anderen schädigt, begründet noch keinen Anspruch deS letzteren auf Untersagung deS Gebrauches der Firma. RG 20 71.

22

1.

Handelsgesetzbuch.

1. Buch.

HandelSstand. § 37.

2) Bezüglich Mißbrauchs einer Firma, die man zu führen befugt ist, kommt nicht § 37, sondern § 16 deS G gegen den unlauteren Wettbewerb in Frage. RG, K 1 8. 3) Ein unbefugter Gebrauch der Firma liegt nicht vor, wenn nicht die ganze Firma, sondern nur ein Teil derselben gebraucht wird. RG, K 1 8. 4) Für Firmenzusätze besteht ein besonderer firmenrechtlicher Schutz nicht; vom Standpunkt des Firmenrechts ist niemand behindert, den Zusatz zu wählen, den bereits eine in einer anderen Gemeinde bestehende Firma gebraucht. Gegen etwaigen Mißbrauch gewährt nicht das HGB, sondern § 8 des WettbewerbSges. und § 14 deS Warenzeichenges. Schutz. RG, Ä 3 33. 5) Die Verletzung braucht nicht daS Vermögen zu treffen; eS ist nicht notwendig, daß die Nichtbefugnis des Gebrauchs der Firma darin ihren Grund hat, daß dieselbe Firma von dem Verletzten geführt wird, eS kann, ohne daß Schadensersatz verlangt wird, die fernere Führung der Firma in­ hibiert werden, wenn der Kläger dadurch verletzt ist, daß der Verklagte dem Berbietungsrecht des Klägers entgegen seine Firma braucht; der Kläger muß also ein Recht auf die Firma haben. Das Firmenrecht ist nicht abhängig von der Eintragung, wenn aber eine solche stattgehabt hat, so ist hierdurch der Wortlaut der Firma festgestellt und nur diese Firma hat den Schutz des §37. OHG 4 254. 6) Es wird nicht erfordert, daß sich ein Firmaberechtigter und Unbe­ rechtigter entgegenstehen. Auch ein Nichtkaufmann, also ein zur Führung der Firma nicht Berechtigter, kann zur Anstellung der Klage nach § 37 befugt fein, unbedingte Voraussetzung ist nur die Verletzung eines, wenn­ gleich für sich nicht verfolgbaren Verbiettlngsrechts. Ties hat der Firmen­ berechtigte jedenfalls gegen den, der unbefugt von der Firma Gebrauch macht, und es bedarf nicht deS Nachweises einer Schadenszufügung, wenn nicht auf Schadensersatz, sondern nur auf Untersagung des weiteren Firmengebrauchs geklagt wird. LHG 6 246 (249). 7) Auf Unterlassung der Weitei-führung kann nur klagen, wer in seinen Rechten, nicht auch wer bloß in seinen Interessen verletzt ist. Die Rechtsverletzung kann in Verletzung des Firmenrechts, des Namenrechts und eines jeden sonstigen Rechtes bestehen. RG, K 3 33. Eine Firma, auch eine fremde, kann als Warenzeichen eingetragen werden. Beide können nebeneinander bestehen, ihre Funktionen sind verschieden. Der Ge­ brauch ist kein unbefugter im Sinne des § 37 Abs. 2, wenn die Firma

später als das Warenzeichen eingetragen ist. RG, K 4 30. 8) Der Klage des durch den Gebrauch einer Firma Verletzten steht es nicht entgegen, daß der Beklagte sich der Firma bereits bediente, ehe der Kläger den Handelsbetrieb eröffnete und für denselben die seinem Steinen entsprechende Firma an nahm. RG 25 1. 9) Es ist nicht zulässig, die teilweise weitergehenden Bestimmungen des §12 BGB über das Stemensrecht allgemein auf das Firmenrecht zu über­ tragen. Insbesondere kann der Inhaber einer Firma den Schutz des § 12 für einen Namen, den er nicht selbst trägt, der vielmehr nur in der von ihm geführten Firma vorkommt, nicht beanspruchen. RG 59 285. (Die vom Fabrikanten W., Inhaber der Firma Friedrich Herder, Abraham Sohn gegen

4.

Abschnitt. Handelsbücher.

Abschnitt, §

38.

§§ 38, 39.

28

kjandelsbücher.")

Jeder Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen

und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seine- Ver­ mögen- nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung er­ sichtlich zu machen. Er ist verpflichtet, eine Abschrift (Kopie oder Abdruck) der ab-

gesendeten Handel-briese zurückzubehalten und diese Abschnsten so­

wie die empfangenen Handelsbrtefe geordnet auszubewahren. §

39.

Jeder Kaufmann hat bet dem Beginne seine- HandelS-

gewerbeS seine Grundstücke, seine Forderungen und Schulden, den Bettag seines baren Gelde- und seine sonstigen BermögenSgegen-

stände genau zu verzeichnen, dabei den Wert der einzelnen BermögenSgegenständel6) anzugeben und einen

daS Verhältnis deS

Vermögen- und der Schulden darstellenden Abschluß zu machen. Er hat demnächst für den Schluß eine- jeden Geschäftsjahrden Fabrikanten M., der die Firma H. Herder führt, erhobene Klage auf Unterlaflung dieser Firmenführung und Löschung im Register ist zurück­ gewiesen.) 10) Der zur ausschließlichen Führung einer Firma Berechttgte ist be­ rechtigt, gegen einen Dritten, der sich fälschlich alS bestellter Vertreter gettert, in dieser Eigenschaft Handelsgeschäfte schließt und Agenten bestellt, ein richter­ liche- Verbot zu bewirken. OHG 21 221. 11) Die Teilhaber einer Handelsgesellschaft können unter der girmaderselben gegen einen Dritten, welcher unbefugt chren Familien­ namen alS Firma führt, Klage erheben. RG 18 139. 12) Auch die Verletzung deS auS § 12 BGB sich ergebenden NamenSrechtes kann zu diesem Verlangen berechtigen. RG 66 187. 13) Für die Begründung der Klage auS § 37 bedarf eS nicht eines besonderen Interesses, die Klage steht dem Berechtigten zu, auch wenn ihm durch den unbefugten Gebrauch einer Firma ein Schade nicht erwachsen ist. RG 19 21. 14) Der Kläger muß seinen Schaden durch Angabe der in Bettacht kommenden tatsächlichen Verhältnisse und Umstände wenigsten- insoweit substanttieren, um den Richtern für ihre freie Beweiswürdigung die not­ wendigen Anhaltspunkte zu geben. RG S 165 (168). 15) Die Strafbestimmungen für die Unterlassung der In diesem Abschnitt den Kaufleuten auferlegten Pflichten sind in den 88 239, 240 KonkO ent­ halten. 16) Wertpapiere müssen bei Abschluß deS Geschäftsjahres in der Bilanz mit dem Wette angesetzt werden, welcher ihnen zu dieser Zeit nach dem IkurSftande beizulegen ist. RGSt, K 4 30.

24

1. Handelsgesetzbuch.

1. Buch. HandelSstand. 59 40—42.

ein solche- Inventar und eine solche Bilanz ausznstellen; die Dauer

de- Geschäftsjahr-

darf zwölf Monate nicht überschreiten.

Die

Aufstellung de- Inventar- und der Bilanz ist innerhalb der einem

ordnungsmäßigen Geschäft-gang entsprechenden Zeit zu bewirken. Hat der Kaufmann ein Warenlager, bei dem nach der Be­

schaffenheit de- Geschäft- die Aufnahme de- Inventar- nicht füglich in jedem Jahre geschehen kann, so genügt e-, wenn sie alle zwei

Jahre erfolgt.

Die Verpflichtung zur jährlichen Ausstellung der

Bllanz wird hierdurch nicht berührt.

5 40

.

Die Bilanzn)ie) ist in Reich-währung aufzustellen.

Bei der Aufstellung de- Inventar- und der Bilanz sind sämt­

liche Bermögen-gegenstände und Schulden nach dem Werte an­ zusetzen, der ihnen in dem Zettpunfte beizulegen ist, für welchen die Aufstellung stattfindet.

Zweifelhafte Forderungen

sind nach ihrem wahrscheinlichen

Werte anzusetzen, uneinbringliche Forderungen abzufchreiben. § 41.

Da- Inventar und die Bilanz sind von dem Kauf­

manne zu unterzeichnen.

Sind mehrere persönlich haftende Gesell­

schafter vorhanden, so haben sie alle zu unterzeichnen.

Da- Inventar und die Bilanz können in ein dazu bestimmteBuch eingeschrieben oder jedesmal besonders ausgestellt werden. Im letzteren Falle sind sie zu sammeln und in zusammenhängender

Reihenfolge geordnet aufzubewahren. § 42

Unberührt bleibt bei einem Unternehmen des Reich-,

eines Bundesstaats oder eine-

inländischen Kommunalverbande-

17) ES entspricht nicht einer richtigen Bilanz, die ausstehenden Forde­ rungen trotz der auS der allgemeinen Beschaffenheit der Schuldverhältniffe, insbesondere in bezug auf die Dauer bis zur Abwicklung oder die besondere Abhängigkeit bestimmter Gattungen vonSchuldnern in betreff ihrerZahlungSfähigkeit von besonderen Konjunkturen, sich ergebenden Gefahren de- Ein­ tritt- von Verlusten in unverkürztem Nominalbeträge anzusetzen. Solche Verluste sind nicht deshalb, weil sie nur auf Grund allgemeiner Erwägungen vorauSgesehen waren, al- außergewöhnliche, unvorhergesehene anzusehen, welche die richtige Schätzung de- Wertes deS vermögen- nicht beeinfluffen dürften; vielmehr muß der Kaufmann bei dem Wert-ansätze auf diese Even­ tualitäten Rücksicht nehmen. RG 22 158 (164). 18) Abgeschlossene, noch nicht auSgeführte Lieferung-verträge sind zu berücksichttgen; nach welchem Werte, ist nach den prattischen Verhältnissen deS Falle- zu beurteilen. OHG 24 71.

die VefugnIS der Verwaltung, die Rechnungsabschlüsse in einer von den Vorschriften der §§ 39 bis 41 abweichenden Weise vorzunehmen.

§ 43.

Bei der Führung der HandelSbücher und bet den sonst

erforderlichen Aufzeichnungen hat sich der Kaufmann einer lebenden Sprache und der Schriftzeichen einer solchen zu bedienen. Die Bücher sollen gebunden und Blatt für Blatt oder Seite

für Seite mit fonlaufenden Zahlen versehen sein. An Stellen, die der Regel nach zu beschreiben sind, dürfen

keine leeren Zwischenräume gelassen werden.

Der ursprüngliche

Inhalt einer Eintragung darf nicht mittels Durchstreichen- oder

auf andere Weise unleserlich gemacht, es darf nicht- radiert, auch dürfen solche Veränderungen nicht vorgenommen werden,

deren

Beschaffenheit es ungewiß läßt, ob sie bei der ursprünglichen Ein­ tragung oder erst später gemacht worden sind.

g 44.

Die Kaufleute sind verpflichtet, ihre HandelSbücher biS

zum Abläufe von zehn Jahren, von dem Tage der darin vorge­ nommenen letzten Eintragung an gerechnet, aufzubewahren. Dasselbe gilt in Ansehung

der empfangenen HandelSbriese

und der Abschriften der abgesendeten HandelSbriese sowie in An­ sehung der Inventare und Bilanzen. § 45.

Im Lause eine- Rechtsstreits kann daS Gericht auf

Antrag oder von AmtS wegen die Vorlegung der HandelSbücher^w-m)

einer Partei anordnen. 19) Nicht bloß Bücher, die nach gesetzlicher Vorschrift von einem Kauf­ mann geführt werden müssen, sondern auch andere, die im Geschäfts­ betriebe geführt worden sind; die Bücher werden nicht der Partei, vielmehr dem Richter vorgelegt; die Gegenpartei hat kein Recht auf Vorlegung. OHG 2 127. 20) § 45 bezieht sich nur auf die HandelSbücher eine- LollkaufmannS, nicht auf gewöhnliche Geschäftsbücher anderer Gewerbetreibenden. RG, K 4 32. 21) § 45 setzt voraus, daß Behauptungen aufgestellt sind, welche die Anordnung einer Beweisaufnahme rechtfertigen, gibt aber nicht dem Gericht die Befugnis, die Vorlegung der Bücher zu dem Zweck anzuordnen, daß der deweiSpflichtigen Partei Material zur Begründung ihrer Behauptungen beschafft werde. RG, K 3 38. 22) Eine Partei ist zur Vorlegung von Handlung-büchern nur dann verpflichtet, wenn sie sich in deren Besitz befinden. RG, K 4 31. 23) g 45 gilt nicht nur für Handelssachen (Ob die nachteiligen Folgen der Weigenmg der Vorlegung sich nach g 427 ZPO bestimmen oder nach g 286 ZPO, ist nicht erörtert.) RG 60 20.

26

1. HanLelSgesetzbuch.

1. Buch. HandelSstan-. §§ 46—48.

Die Vorschriften der Zivilprozeßordnungu) über die Ver­ pflichtung deS ProzeßgegnerS zur Vorlegung von Urfunden bleiben

unberührt. § 46.

Werden in

einem Rechtsstreite Handelsbücher vor-

gelegt, so ist von ihrem Inhalte, soweit er den Streitpunkt be­

trifft, unter Zuziehung der Parteien Einsicht zu nehmen und ge­

eignetenfalls ein Auszug zu

Der übrige Inhalt der

fertigen.

Bücher ist dem Gericht insoweit offen zu legen, als eS zur Prüfung ihrer ordnungsmäßigen Führung notwendig ist.

§ 47.

Erbschaft--,

Bei Bermögensauseinandersetzungen, insbesondere in

Gütergemeinschaft--

und

GesellschastSteilungSsachen,

kann daS Gericht die Vorlegung der HandelSbücher zur Kenntnis­ nahme von ihrem ganzen Inhalt anordnen.

5. Abschnitt.") § 48.

Prokura und Handlungsvollmacht.

Die Prokura

kann nur

von dem Inhaber

deS

Handelsgeschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter und nur mittels

ausdrücklicher Erklärung erteilt toerben. 87-s0)

24) Bgl. §§ 422 ff. ZPO. 25) Im fünften Abschnitt ist der Begriff deS Handelsgeschäfts und des Kaufmanns, wie chn das Handelsgesetzbuch aufftellt, zugrunde gelegt, im sechsten Abschnitt (für das Verhältnis nach innen zwischen Prinzipal und Bediensteten) nicht dieser moderne weitere Begriff des Kaufmanns, sondern der historische Begriff des kaufmännischen Geschäfts, der noch heutzutage im gewöhnlichen Leben anerkannt ist. OHG 24 270. 26) Die Prokura stellt sich Dritten gegenüber (allerdings) alS eine sehr weitgehende Ermächtigung zur Bornahme von Rechtshandlungen dar, die vom Prinzipale nicht beschränkt werden kann, sie besagt aber nichts über die Stellung, welche der Prokurist bezüglich der Geschäftsführung im Berhältniffe zum Prinzipale einnimmt. Die Befugnis, geschäftliche Dispositionen zu treffen, kann dem Prokuristen ganz entzogen wie auch mehr oder minder eingeschränkt sein, er kann hierbei in größerer oder geringerer Abhängigkeit vom Prinzipale stehen, der Umfang der ihm durch das Gesetz gewährten Bollmacht wird dadurch nicht berührt. RG 30 18. 27) Für eine in Liquidation befindliche Firma kann ein Prokurist nicht bestellt werden (ein solcher gilt dann als Handlungsbevollmächtigter mit allen Befugnissen eines Liquidators). OHG 13 224. 28) Für eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kann ein Prokurist be­ stellt werden (seitens der persönlich haftenden Mitglieder), und dieser kann die Gesellschaft auch gegenüber den Kommanditisten vertreten, z. B. OHG 9 68.

26

1. HanLelSgesetzbuch.

1. Buch. HandelSstan-. §§ 46—48.

Die Vorschriften der Zivilprozeßordnungu) über die Ver­ pflichtung deS ProzeßgegnerS zur Vorlegung von Urfunden bleiben

unberührt. § 46.

Werden in

einem Rechtsstreite Handelsbücher vor-

gelegt, so ist von ihrem Inhalte, soweit er den Streitpunkt be­

trifft, unter Zuziehung der Parteien Einsicht zu nehmen und ge­

eignetenfalls ein Auszug zu

Der übrige Inhalt der

fertigen.

Bücher ist dem Gericht insoweit offen zu legen, als eS zur Prüfung ihrer ordnungsmäßigen Führung notwendig ist.

§ 47.

Erbschaft--,

Bei Bermögensauseinandersetzungen, insbesondere in

Gütergemeinschaft--

und

GesellschastSteilungSsachen,

kann daS Gericht die Vorlegung der HandelSbücher zur Kenntnis­ nahme von ihrem ganzen Inhalt anordnen.

5. Abschnitt.") § 48.

Prokura und Handlungsvollmacht.

Die Prokura

kann nur

von dem Inhaber

deS

Handelsgeschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter und nur mittels

ausdrücklicher Erklärung erteilt toerben. 87-s0)

24) Bgl. §§ 422 ff. ZPO. 25) Im fünften Abschnitt ist der Begriff deS Handelsgeschäfts und des Kaufmanns, wie chn das Handelsgesetzbuch aufftellt, zugrunde gelegt, im sechsten Abschnitt (für das Verhältnis nach innen zwischen Prinzipal und Bediensteten) nicht dieser moderne weitere Begriff des Kaufmanns, sondern der historische Begriff des kaufmännischen Geschäfts, der noch heutzutage im gewöhnlichen Leben anerkannt ist. OHG 24 270. 26) Die Prokura stellt sich Dritten gegenüber (allerdings) alS eine sehr weitgehende Ermächtigung zur Bornahme von Rechtshandlungen dar, die vom Prinzipale nicht beschränkt werden kann, sie besagt aber nichts über die Stellung, welche der Prokurist bezüglich der Geschäftsführung im Berhältniffe zum Prinzipale einnimmt. Die Befugnis, geschäftliche Dispositionen zu treffen, kann dem Prokuristen ganz entzogen wie auch mehr oder minder eingeschränkt sein, er kann hierbei in größerer oder geringerer Abhängigkeit vom Prinzipale stehen, der Umfang der ihm durch das Gesetz gewährten Bollmacht wird dadurch nicht berührt. RG 30 18. 27) Für eine in Liquidation befindliche Firma kann ein Prokurist nicht bestellt werden (ein solcher gilt dann als Handlungsbevollmächtigter mit allen Befugnissen eines Liquidators). OHG 13 224. 28) Für eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kann ein Prokurist be­ stellt werden (seitens der persönlich haftenden Mitglieder), und dieser kann die Gesellschaft auch gegenüber den Kommanditisten vertreten, z. B. OHG 9 68.

5. Abschnitt.

Prokura und Handlungsvollmacht. §§ 49, 50.

27

Die Erteilung kann an mehrere Personen gemeinschaftlich er­

folgen (Gesamlprokura). S1),fl) § 49.

Die Prokura ermächtigt zu allen Arten von gericht­

lichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, die der Betrieb eineS Handelsgewerbes mit sich bringt.") Zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken ist der Prokurist nur ermächtigt, wenn ihm diese Befugnis besonders er­

teilt ist. § 50.

Eine Beschränkung

des Umfanges der Prokura ist

Dritten gegenüber unwirksam.") DieS gilt insbesondere von der Beschränkung, daß die Prokura nur für gewisse Geschäfte oder gewisse Arten von Geschäften oder

nur unter gewissen Umständen oder sür eine gewisse Zeit oder an

einzelnen Orten ausgeübt werden soll. Eine Beschränkung der Prokura aus den Betrieb einer von mehreren Niederlassungen des Geschäftsinhaber- ist Dritten gegen­ über nur wirksam, wenn die Niederlassungen unter verschiedenen

Firmen betrieben werden.

Eine Verschiedenheit der Firmen im

Sinne dieser Vorschrift wird auch dadurch begründet, daß für eine

Zweigniederlassung der Firma ein Zusatz beigefügt wird, der sie als Firma der Zweigniederlassung bezeichnet. 29)

Über Bestellung von Prokuristen bei Aktiengesellschaften siehe § 238,

bei offenen Handelsgesellschaften § 116, bei Liquidationsgesellschasten (nicht zulässig) die Noten bei § 149, bei Genoffenschaften findet die Bestellung von Prokuristen oder von Handlungsbevollmächtigten zum gesamten Geschäftsbettiebe nicht statt. § 42 GenoffenschaftS-G v. 1. V. 89. 30) Es sind zu vergleichen §§ 164 bis 166 BGB betreffs der Wirkung der von Bertretenr und § 179 BGB bezüglich der von nicht berechtigten Vertretern abgegebenen Willenserklärungen. 31) Die Bestellung einer Prokura für eine Attiengesellschaft in der Weise, daß der Prokurist nur in Verbindung mit einem Borstandsmitgliede die Gesellschaft vertreten solle, ist zulässig. OHG 8 337. 32) Der Prokurist einer offenen Handelsges. kann in der Weise bestellt werden, daß er nur in Gemeinschaft mit einem vertretungsberechtigten Ge­ sellschafter die Gesellschaft verpflichten kann. RG 4V 17. 33) Zum Verkauf des Handelsgeschäftes ist der Prokurist nicht befugt. OHG 23 28. 34) DaS Geschäft ist dem Prinzipal gegenüber nur dann nicht verbind­ lich, wenn die BertretungsbcfugniS gemißbraucht und der Dritte an dem dolus des Vertreter- teilgenommen, d. h. absichtlich zum Nachteil deS PrtnzipalS mit ihm kolludiert hat. RG 9 148.

28

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch. HandelSftand. §§ 51—54. § 51.

Der Prokurist hat irr der Weise zu zeichnen, daß er

der Firma seinen Namen mit einem die Prokura andeutenden Zu­ satze beifügt.“)“) § 52. Die Prokura ist ohne Rücksicht auf daS der Erteilung zugrunde liegende Rechtsverhältnis jederzeit widerruflich, unbeschadet

deS Anspruchs auf die vertragsmäßige Vergütung.

Die Prokura ist nicht übertragbar.

Die Prokura erlischt nicht durch den Tod deS Inhaber- des Handelsgeschäfts. § 53.

Die Erteilung der Prokura ist von dem Inhaber deS

Handelsgeschäfts zur Eintragung in daS Handelsregister anzu­ melden. ”)

Ist die Prokura als Gesamtprokura erteilt, so muß

auch dieS zur Eintragung angemeldet werden. Der Prokurist hat die Firma nebst seiner Ramensunterschrift

zur Aufbewahrung bei dem Gerichte zu zeichnen. DaS Erlöschen der Prokura ist in gleicher Weise wie die Er­

teilung zur Eintragung anzumelden. § 54.

Ist jemand ohne Erteilung der Prokura zum Betrieb

eineS Handelsgewerbes oder zur Vornahme einer bestimmten zu einem Handelsgewerbe gehörigen Art von Geschäften oder zur Vor­

nahme einzelner zu einem HandelSgewerbe gehöriger Geschäfte er­ mächtigt, 88 *°) so erstreckt sich die Vollmacht (Handlungsvollmacht)

35) 51 und 57 enthalten nur Ordnungsvorschriften; wenn der Name der Firma geschrieben wird, gilt der Vertrag (ebenso, wenn sonst ein Bevollmächtigter nur den Namen des Machtgebers schreibt), auch wenn die Firma mit Beifügung des das Prokuraverhältnis andeutenden Vermerks p. p., aber ohne Beifügung des NamenS des Prokuristen geschrieben wird. Diese Regel gilt auch bei Wechseln. OHG 18 99. 36) Die Form des 8 51 ist weder die einzig mögliche für schriftliche Erklärungen, noch ist ausgesprochen, daß eine Erklärung nur scbristlich er­ folgen könne, eine solche kann auch durch Handlungen geschehen. OHG 17 402. 37) Ist irrtümlich eine Person als Prokurist eingetragen worden, welche nicht als solche angemeldet worden, so haftet der Prinzipal nicht. OHG 23 285. 38) Dle Vorschrift deS 8 54 betrifft auch das innere Verhältnis zwischen Prinzipal und Handlungsbevollmächtigten, nicht bloß ihr Verhältnis zu Dritten. OHG 24 197. 391 Die Bestellung zum Bevollmächtigten braucht nicht ausdrücklich zu sein, sie kann stillschweigend (durch tatsächliche Übertragung der GeschüstS-

leitung) geschehen. OHG 12 277.—Läßt eS ein Kaufmann au, daß jemand sich als Handlungsbevollmächtigter geriert, so ist darin in Ermangelung

5. Abschnitt. Prokura und Handlungsvollmacht. § 54.

29

auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines

derartigen HandelSgewerbeS oder die Bornahme derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt.41 * *-* 42 40443 ) 44

Zur Veräußerung oder Belastung von Grundstücken, zur Ein­

gehung von Wechselverbindlichkeiten, zur Aufnahme von Darlehen und zur Prozeßführung

ist der Handlungsbevollmächtigte nur er­

mächtigt, wenn ihm eine solche Befugnis besonders erteilt ist. Sonstige Beschränkungen der Handlungsvollmacht braucht ein Dritter nur dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er sie kannte

oder kennen mufote.454647) besonderer Umstände eine stillschweigende Bestellung desselben zum Hand­ lungsbevollmächtigten zu finden. RG l 8. 40) Die Begriffe „Handlungsbevollmächtigter" und „Handlungs­ gehilfe" schrieben einander so wenig auS, daß vielmehr in der Regel dieselbe Person zugleich Handlungsbevollmächtigter und Handlungsgehilfe ist. Erstere- nach außen, letzteres gegenüber dem Prinzipal. OHG 7 298. 41) Wieweit sich die Vollmacht erstreckt, ist unter Würdigung der tat­ sächlichen Berhältniffe in Berücksichtigung der Natur deS betr. HandelS­ gewerbeS, der Bedürfniffe des BerkehrS, hauptsächlich aber der kauf­ männischen Übung und Gebräuche zu beurteilen, danach auch die Frage, ob der Reisende befugt ist, Nachlaßveriräge und Vergleiche zu schließen, nur sind die Rechtshandlungen deS Abs. 2 jedenfalls ausgeschloffen, die deS § 55 in der Vollmacht inbegriffen. OHG 6 400. 42) Welchen Umfang eine Handlungsvollmacht mit Rücksicht auf daS im Verkehr Gewöhnliche im Einzelfalle hat, ist eine — unter Umständen nach Einholung eines Sachverständigengutachtens zu entscheidende — Tat­ sache. RG, K 4 34. 43) Darin, daß jemand wissentlich hat geschehen lassen, daß ein Handlungsbevollmächtigier Jahre hindurch unter seiner Firma in dem von Be­ vollmächtigten geleiteten Betrieb Wechsel gezeichnet hat, liegt eine Ermächti­ gung zu solcher Wechselzeichnung. RG, K 2 32. 44) Wird nachgewiesen, daß daS abgeschlossene Geschäft in den be­ sonderen Geschäftsbetrieb deS vollmachtgebenden LkaufmannS falle, so ist ein weiterer Nachweis, daß auch andere Kaufleute ihr Geschäft in dieser Ari betreiben, nicht nötig. OHG 6 154. 45) Die Frage, ob ein Kaufmann einem seiner Angestellten Vollmacht zur Vornahme von Rechtsgeschäften erteilt hat und der Umfang der Voll­ macht muß nach dem in die äußere Erscheinung getretenen Verhalten deS Kaufmanns beurteilt werden. RG 65 292. 46) Der mit einem Handlungsbevollmächtigten Verhandelnde darf, wenn keine besonderen BerdachtSgründe vorliegen, demselben trauen hinsicht­ lich der wörtlich oder tatsächlich ausgesprochenen Angaben desselben über den Umfang seiner Vollmacht; einen Mißbrauch seitens deS Bevollmächttgten

muß im Zweifel der Prinzipal vertreten.

OHG

10

142.

90

1. Handelsgesetzbuch. 1. Buch. HandelSftand. § 55.

§§ 55, 56.

Die Vorschriften deS § 54 finden auch auf Handlungs­

bevollmächtigte Anwendung, die als Handlungsreisende *»-»n.

DaS Rechtsverhältnis der Gesellschafter unterein­ ander richtet sich zunächst nach dem GesellschastSvertrage; die Vor­ schriften der §§ 110 bis 122") finden nur insoweit Anwendung, als nicht durch den Gesellschaftsvertrag ein anderes bestimmt ist. § 110. Macht der Gesellschafter in den Gesellschaftsangelegen ­ heiten Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, oder erleidet er unmittelbar durch seine Geschäfts­ führung oder aus Gefahren, die mit ihr untrennbar verbunden sind, Verluste, so ist ihm die Gesellschaft zum Ersätze verpflichtet."-") AufgewendeteS Geld hat die Gesellschaft von der Zeit der Auf­ wendung an zu verzinsen. M) § 111. Ein Gesellschafter, der seine Geldeinlage nicht zur rechten Zeit einzahlt oder eingenommenes GesellschastSgeld nicht zur rechten Zeit an die Gesellschaftskasse abliefert oder unbefugt Geld aus der Gesellschaftskasse für sich entnimmt, hat Zinsen von dem Tage an zu entrichten, an welchem die Zahlung oder die Ab§ 109. *7)

27) § 109 ist nur für den zweiten Titel des Buches nicht auch für den vierten maßgebend. Bezüglich der im vierten Titel enthaltenen Vor­ schriften ist im einzelnen Falle je nach dem Charakter derselben und etwaigen Andeutungen, die das Gesetz selbst enthält, zu prüfen, ob sie der öffentlichen Ordnung angehören oder nicht. RG 38 119. 28) Beziehentlich der §§ 707, 708, 277 BGB. 29) Ein Gesellschafter kann wegen Forderungen an die Gesellschaft biS zur Auflösung der Gesellschaft nur aus deren Vermögen Beftiedigung verlangen. OHG 13 143. 30) Die in § 128 aufgestellten Grundsätze (vgl. auch Note 85 dort) finden auch auf Forderungen, die ein Gesellschafter gegen die Gesellschaft auS § 110 hat, Anwendung. RG 59 143. 31) Ein Gesellschafter kann für Bemühungen im Betriebe der Gesell­ schaft eine Vergütung regelmäßig nur beanspruchen, wenn sie bedungen ist (BGB §§ 713, 670). Diese Nusbedingung könnte auch stillschweigend er­ folgen. RG, K 2 49. 32) Hat ein Gesellschafter ohne Zustimmung seiner Mitgesellschafter mit Geldern der Gesellschaft Gegenstände für diese gekauft, so kann er gegen die .9läge auf Rückzahlung nicht einwenden, daß er nur Zug um Zug gegen Rückgabe des gekauften Gegenstandes verpflichtet sei. RG, K 4 63. 33) Solange ein Gegenstand, den ein Gesellschafter im eigenen Namen, aber für die Gesellschaft erworben hat, der Gesellschaft noch nicht herauSgegeben ist, unterliegt er den Zugriffen der persönlichen Gläubiger des Gesellschafters. RG, K 4 67. 34) Mit fünf Prozent nach § 352 HGB.

1.

Abschn. Offene HandelSges. 2. Tit. Rechtsverhültn. §§ 112—114.

51

Iteferung hatte geschehen sollen oder die Herausnahme deS Geldeerfolgt ist.

Die Geltendmachung eines weiteren Schaden- ist nicht aus­ geschlossen.

§ 112.

Ein Gesellschafter darf ohne Einwilligung der anderen

Gesellschafter weder in dem Handelszweige der Gesellschaft Geschäfte machen noch an einer anderen gleichartigen Handelsgesellschaft al-

persönlich hastender Gesellschafter teilnehmen.M) Die Einwilligung zur Teilnahme an einer anderen Gesell­ schaft gilt als erteilt, wenn den übrigen Gesellschaftern bei Ein­

gehung der Gesellschaft bekannt ist, dah der Gesellschafter an einer anderen Gesellschaft als persönlich haftender Gesellschafter teilnimmt,

und gleichwohl die Ausgabe dieser Beteiligung nicht ausdrücklich bedungen wird.

§ 113. Verletzt ein Gesellschafter die ihm nach § 112 ob­ liegende Verpflichtung, so kann die Gesellschaft Schadensersatz fordern;

sie kann statt dessen von dem Gesellschafter verlangen,

daß er die für eigene Rechnung gemachten Geschäfte als für Rech­

nung der Gesellschaft eingegangen gelten lasse und die aus Ge­ schäften für fremde Rechnung bezogene Vergütung herausgcbe oder seinen Anspruch aus die Vergütung abtrete. über die Geltendmachung dieser Ansprüche beschließen

die

übrigen Gesellschafter.

Die Ansprüche verjähren in drei Monaten von dem Zeitpunkt an, in welchem die übrigen Gesellschafter von dem Abschlusie deGeschäfts oder von der Teilnahme de- Gesellschafters an der anderen

Gesellschaft Kenntnis erlangen; sie verjähren ohne Rücksicht auf diese Kenntnis in fünf Jahren von ihrer Entstehung an. Da- Recht der Gesellschafter, die Auslösung der Gesellschaft zu verlangen, wird durch diese Vorschriften nicht berührt.

§ 114 Zur Führung der Geschäfte der Gesellschaft sind Gesellschafter berechtigt und verpflichtet.

alle

Ist im GesellschasiSvertrage die Geschäftsführung einem Gesell­ schafter oder mehreren Gesellschaftern übertragen, so sind die übrigen

Gesellschafter von der Geschäftsführung ausgeschlossen.

35) Die Vorschrift leidet auf die Teilhaber einer aufgelösten Gesell­ schaft (für die Dauer der Liquidation) keine Anwendung. OHG 21 140 (145).

62

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. §§ 115—118.

§ 115. Eteht die Geschäftsführung allen oder mehreren Ge­ sellschaftern zu, so ist jeder von ihnen allein zu handeln berechtigt; wideriprichr jedoch ein anderer geschästSsührender Gesellschafter der Vornahme einer Handlung, so mutz diese unterbleiben. Ist im GesellschastSverlrage bestimmt, datz die Gesellschafter, denen die Geschäftsführung zusteht, nur zusammen handeln können, so bedarf eS für jedes Geschäft der Zustimmung aller geschästSsührenden Gesellschafter, eS sei denn, dast Gefahr im Verzug ist. § 116. Die Befugnis zur Geschäftsführung erstreckt sich aus alle Handlungen, die der gewöhnliche Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft mit sich bringt. Zur Vornahme von Handlungen, die darüber hinausgehen, ist ein Beschluß sämtlicher Gesellschafter erforderlich. Zur Bestellung eines Prokuristen bedarf es der Zustimmung aller geschäitssührenden Gesellschafter, es sei denn, daß Gefahr im Verzug ist.S6) Der Widerruf der Prokura kann von jedem der zur Erteilung oder zur Mitwirkung bei der Erteilung befugten Gesellschafter erfolgen. § 117. Die Befugnis zur Geschäftssührung kann einem Ge­ sellschafter aus Antrag der übrigen Gesellschafter durch gerichtliche Entscheidung entzogen werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere grobe Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung. § 118. Ein Gesellschafter kann, auch wenn er von der Ge­ schäftssührung ausgeschlossen ist, sich von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unterrichten, die Handelsbücher und die Papiere der Gesellschaft einsehen und sich aus ihnen eine Bilanz anfertigen. Eine dieses Recht ausschließende oder beschränkende Verein­ barung steht der Geltendmachung des Rechtes nicht entgegen, wenn Grund zu der Annahme unredlicher Geschäftsführung besteht. 36) DaS Recht der Gesellschafter, unter sich über die Bestellung und Belastung eines Prokuristen wirksame Vereinbarungen zu treffen, wird durch diese Sätze nicht berührt. RG 2 30. 37) Das Recht auf Einsicht in die Bilanz einer offenen Handelsgesell­ schaft kann einem Dritten nicht abgetreten werden; der Anspruch auf Ge­ winnanteil ist abtretungsfähig, die Geltendmachung hängt aber von der vorherigen Feststellung der Höhe durch die Gesellschafter ah. RG, K 8 45,

I.Abschn. Offene HanbelSges. 2.Tit. RechtLverhaltn. §§119—122.

63

§ 119. Für die von den Gesellschaftern zu fassenden Be­ schlüsse bedarf eS der Zustimmung aller zur Mitwirkung bei der Beschlutzfassung berufenen Gesellschafter. Hat nach dem Gesellschastsvertrage die Mehrheit der Stimmen zu entscheiden, so ist die Mehrheit im Zweisel nach der Zahl der Gesellschafter zu berechnen. § 120. Am Schlüsse jedes Geschäftsjahres wird auf Grund der Bilanz der Gewinn oder der Verlust des Jahres ermittelt und für jeden Gesellschafter sein Anteil daran berechnet. Der einem Gesellschafter zutommende Gewinn wird dem Kapital­ anteile des Gesellschafters zugeschrieben; der aus einen Gesellschafter entfallende Verlust") sowie das während des Geschäftsjahres aus den Kapitalanteil entnommene Geld wird davon abgeschrieben. § 121. Von dem Jahresgcwinne gebührt tedem Gesellschafter zunächst ein Anteil in Höhe von vier vom Hundert seines Kapital­ anteils. Reicht der Jahresgewinn hierzu nicht aus, so bestimmen sich die Anteile nach einem entsprechend niedrigeren Satze. Bei der Berechnung des nach Abs. 1 einem Gesellschafter zukommenden Gewinnanteils werden Leistungen, die der Gesellschafter im Laufe de- Geschäftsjahres als Einlage gemacht hat, nach dem Verhältnisse der seit der Leistung abgelaufenen Zeit berücksichtigt. Hat der Gesellschafter im Laufe des Geschäftsjahres Geld auf seinen Kapitalanteil entnommen, so werden die entnommenen Beträge nach dem Verhältnisse der biS zur Entnahme abgelausenen Zeit berücksichtigt. Derjenige Teil deS Jahresgewinns, welcher die nach den Abs 1, 2 zu berechnenden Gewinnanteile übersteigt, sowie der Verlust eines Geschäftsjahrs wird unter die Gesellschafter nach Köpfen veneilt. § 122. Jeder Gesellschafter ist berechtigt, auS der Gesellschastskaffe Geld biS zum Betrage von vier vom Hundert seines

38) Nach Auflösung der Gesellschaft steht, wenn daS Kapital der Ge­ sellschaft verloren gegangen ist, dem Gesellschafter, der eine höhere Einlage geleistet hatte, in Ansehung deS Mehrbetrages Anspruch auf Ersatz nach dem Berhältniffe zu, in welchem der Lerlust getragen werden soll; die Zahlung darf auch, wenn noch ungedeckte Forderungen von Gesellschaftsgläubigern vorhanden sind, bereits vor Berichtigung dieser Forderungen verlangt werden. RG 40 29.

54

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. § 123.

für da- letzte Geschäftsjahr festgestellten Kapitalanteil- zu seinen

Lasten zu erheben und, soweit eS nicht zum offenbaren Schaden der Gesellschaft gereicht, auch die Auszahlung seine- den bezeichneten

Betrag übersteigenden Anteil- am Gewinne de- letzten Jahrezu verlangen.") Im übrigen ist ein Gesellschafter

nicht

befugt,

ohne Ein­

willigung der anderen Gesellschafter seinen Kapitalanteil zu ver­ mindern.

3. Eitel.

§ 123

LechtrverhLttuir der Gesellschafter zu Dritte»."—")

Die Wirksamkeit der offenen Handelsgesellschaft tritt

im Verhältnisse zu Dritten mit dem Zeitpunkt ein, in welchem die Gesellschaft in das Handelsregister eingetragen roirb.") 39) Wenn ein Gesellschafter unbefugtertveise Gelder für sich auS der GesellschastSkasie entnimmt, so entsteht hierdurch eine Forderung der Gesell­ schaft gegen ihn. Dies ist nicht immer der Fall, wenn die Entnahme be­ fugterweise erfolgt ist. Entnimmt er Gelder innerhalb der Schranken des § 122, so ist er zur Rückzahlung derselben nicht verpflichtet. Die ent­ nommenen Beträge werden ihm zwar zur Last geschrieben, aber eS geschieht dieS nur zum Zweck der Berechnung am Schluß des Geschäftsjahres, er er­ scheint zwar äußerlich als Gesellschaftsschuldner, ist es aber in Wahrheit nicht. RG 3 59. 40) Die offene HandelSges. ist keine juristische Person, aber nähert sich ihr; die vereinigten Gesellschafter sind zwar Träger des GesellschaftSvermögenS, dieses ist jedoch ein selbständiges, an ihm besteht eine Gemein­ schaft zur gesamten Hand, so daß der einzelne Gesellschafter der Gesellschaft, wenn er von ihr zum Gesellschaftsvermögen gehörige Gegenstände erwirbt, gleich einem Dritten gegenüberfteht. RG 56 430 u. 61 72. 41) Eine offene HandelSges. ist keine juristische Person. RG, K 1 17, doch bildet ihr Vermögen eine der Gesamtheit der Teilhaber gehörige Universitas, die einen selbständigen Charakter hat und von dem persön­ lichen Vermögen der Gesellschafter streng getrennt ist. RG, K 3 70. 42) Da die offene HandelSges. keine juristische Person ist, so sind die Gesellschafter Eigentümer der für die Gesellschaft erworbenen Gegenstände, indeS mit der Beschränkung, daß nur die Organe der Gesellschaft im ganzen oder über reale oder ideale Teile disponieren können. Daraus folgt, daß bei Verfügungen über daS Gesellschaftseigentum, welche von den Organen der Gesellschaft mit einem der Gesellschafter vorgenommen werden, dieser alS Dritter der Gesellschaft gegenüber steht. RG, K 2 50. 43) Wenn die offene Handelsgesellschaft auch den Charatter einer juristtschen Person nicht hat, so ist sie doch Inhaberin eines Vermögen-, des Gesellschaftsvermögens, welches sich auS den Einlagen und Beiträgen der Mitglieder und den von der Gesellschaft unter ihrer Firma erworbenen

1.

Löschn. Off. Handelsges.

3.Tit. RechtSverhLltn. z. Dritten. §123.

66

Beginnt die Gesellschaft ihre Geschäfte schon vor der Ein­ tragung, so tritt die Wirksamkeit mit dem Zeitpunkte deS Sachen und Rechten zusammensetzt. Träger der Rechte sind die Gesell­ schafter in ihrer Zusammenfassung im Gegensatz zu ihnen als einzelnen; eS findet eine Abgrenzung der beiden Vermögenssphären statt. Auch durch die Auftösung der Gesellschaft ändert sich die Rechtslage an sich nicht; die Gesellschaft wird dadurch nicht vollständig aufgehoben, sondern besteht mit dem verändertem Zwecke fort, anstatt weiteren Betriebes des HandelSgewerbeS nunmehr daS Vermögen in Geld umzusetzen und auf diesem Wege die Verteilung unter die Gesellschafter entgegen zu führen. BiS dieerreicht ist, bleibt daS Gesellschaftsvermögen erhalten. Gehört zu dem­ selben ein Grundstück, so betrifft mithin ein Rechtsgeschäft, durch welcheeine Verpflichtung zu einer Verfügung über dasselbe begründet werden soll, nicht ein einem etwaigen minderjährigen Rechtsnachfolger eine- Ge­ sellschafter- zu einem Teile gehörige- Grundstück, sondern lediglich ein solche- der Gesellschaft. Eine Vereinbarung über die Art der Liquidattou, sofern sie da- Grundstück berührt, bedarf nicht der vormundschaft-gericht­ lichen Genehmigung und ebensowenig ein Vertrag, durch welchen schieds­ gerichtliche Entscheidung von LiquidattonSstreMgkeiten vorgesehen wird. RG 54 278. 44) Über die Verneinung quotalen Miteigentum- hinan- braucht die Tragweite dieser Entscheidungen nicht zu gehen. Auch nach ihnen bleibt immer noch Raum für eine unmittelbare Berechttgung deS einzelnen Ge­ sellschafter- an bett einzelnen Teilen deS Gesellschaft-vermögen-. RG 65 227 (232). 45) Die Rechtsnormen betreffend daS Verhältnis der Gesellschaft zu Dritten finden jedenfalls mit dem Beginne deS Geschäftsbetriebes An­ wendung, spätestens mit der Eintragung, daher mit dem eingetragene» Zeitpuntte deS Beginnes der Gesellschaft, wenn derselbe vor der Eitttragung Ileflt RG 34 53. 46) Nur derjenige GeschästSbeginn, welcher dem Willen aller Gesell­ schafter entspricht, ist zur Konstatierung der Gesellschaft nach außen ver­ mögend. OHG 12 407 (410). 47) DaS einmalige Akzept der Firma kann den GeschästSbeginn Ionstatieren. Ebenda S. 413. 48) Eine Gesellschaft, welche nicht in dieser Weise sich nach außen geltend gemacht hat, kann Dritten gegenüber nicht al- offene Handelsgesell­ schaft gelten, ein Slagerecht Dritter gegenüber dem nicht kontrahierenden Gesellschafter findet nicht statt. Nach gemeinem Recht auch Nicht die Be­ reicherung-klage, wenn auch die gelieferten Sachen zu Gesellschast-zwecken verwendet worden sind. OHG 7 430. 49) In der bloßen Fortsetzung eine- Handelsgeschäft- durch die Erben de- verstorbenen Inhaber- der Firma unter der bisherigen Firma und unter Bestellung eines der Erben zum Vertreter der Firma liegt noch nicht der Abschluß einer Handelsgesellschaft; dazu gehört, daß die gemeinsame Betreibung de- ererbten Geschäfts entweder auf längere oder auf unbe-

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. § 124.

56

VeschästSbeginnS ein, soweit nicht auS dem § 2 sich ein andere-

ergibt. Eine Vereinbarung, daß die Gesellschaft erst mit einem späteren

Zeitpunkt ihren Anfang nehmen soll, ist Dritten gegenüber un­ wirksam.

5

124. Die offene Handelsgesellschaft kann unter ihrer Firma^)

Rechte erwerben *l) und Verbindlichkeiten eingehen, Eigentum und andere dingliche Rechte

an Grundstücken erwerben, vor Gericht

fidQcn »•-**) und verklagt werden, »ö-")

stimmte Zeit verabredet oder tatsächlich auf länger, alS zur Abwicklung und Auseinandersetzung betreffs der Erbschaft erforderlich ist, fortgesetzt wird. OHG 11 101. 60) Die Handelsgesellschaft kann unter chrer Firma gegen einen Dritten, welcher unbefugt den Familiennamen der Teilhaber der Gesell­ schaft alS Firma führt, Klage erheben. RG 18 139. 61) Auch das Nießbrauchsrecht. RG 16 1. 62) Betreffs der Klagen vgl. Noten 51 ff. oben zu § 17. 53) Wenn eine Gesellschaft im Prozesse als Partei auftritt, brauchen nicht die einzelnen Gesellschafter genannt zu werden, ein Wechsel derselben während deS Prozesses ist für diesen unerheblich; für vom Richter auf­ erlegte Eide ist bezüglich der Schwurpflichtigen der Zeitpuntt maßgebend, in welchem der Eid zu leisten ist. OHG tt 16. 64) Dagegen: Bei der offenen Handelsgesellschaft sind die Gesellschafter alS gesetzliche Vertreter anzugeben. RG, K10 69. Dieses anscheinend auf § 56 ZPO gestützte Verlangen erscheint mir als dem § 124 widersprechend; vgl.

auch daS in den KGBl 10 86 mitgeteilte Urteil deS Kammergerichts. 55) Die offene HandelSges. hat keine besondere Persönlichkeit, Sub­ jette deS Gesellschaftsvermögens sind die Gesellschafter. Die GesellschaftSFirma ist der Name, unter welchem die einzelnen Gesellschafter unter Be­ zugnahme auf daS gesellschaftliche Vermögen zusammengefaßt werden. Wird die offene Handelsgesellschaft unter ihrer Firma verklagt, so werden die einzelnen Gesellschafter verklagt. RG 31 81. 55 a) Die Klage gegen eine offene HandelSges. ist rechtlich verschieden von der Klage gegen das einzelne Gesellschaftsmitglied; Umwandlung der einen Klage in die andere ist unstatthafte Klageänderung. RG 36 139. 56) Prozeßparteien sind im Prozesse der Gesellschaft die Gesellschafter (in ihrer Zusammenfassung unter der Firma der Gesellschaft) und zwar sind, wenn gegen eine offene Handelsgesellschaft Klage erhoben wurde, die­ jenigen Personen alS die Beklagten anzusehen, die zur Zeit der Klage­ erhebung alS Gesellschafter unter dieser Firma ihr Geschäft betreiben. In der Regel braucht sich das Gericht auch nicht darum zu kümmern, wer diese Personen sind, wenn nicht die sachliche Beurteilung deS zur Entscheidung stehenden Falles wie gerade im gegenwärttgen Rechtsstreit (eS war im

1. Abschn. Off. HandelSges. 3.Tit. StechtSverhLltn. z. Dritten. § 125.

57

Zur Zwangsvollstreckung in daS GesellschastSvermögen ist ein gegen die Gesellschaft gerichteter vollstreckbarer Schutdtitel erforderlich. § 125.")

Zur Vertretung der Gesellschaft

ist jeder Gesell­

schafter ermächtigt, wenn er nicht durch den Gesellfchaftsvertrag von der Vertretung ausgeschlossen ist. Im Gesellschafisvenrage kann bestimmt werden, daß alle oder

mehrere Gesellschafter nur in Gemeinschaft zur Benretung der Ge­

sellschaft ermächtigt sein sollen (Gesamtvertretung).

Die zur Ge­

samtvertretung besechtigten Gesellschafter können einzelne von ihnen

zur Vornahme bestimmter Geschäfte oder bestimmter Arten von Geschäften ermächtigen.

Ist der Gesellschaft gegenüber eine Willens­

erklärung abzugeben, so genügt die Abgabe gegenüber einem der

zur Mitwirkung bei der Vertretung befugten Gesellschafter. Im Gesellschaft-verträge kann bestimmt werden, daß die Ge­

sellschafter, wenn nicht mehrere zusammen handeln, nur in Ge-

Laufe des Prozesses angezeigt, daß ein Gesellschafter ausgeschieden sei) etwas andere- fordert. RG, K 6 26. 57) Die nachträgliche Erweiterung der gegen eine offene Handels­ gesellschaft allein gerichteten Klage auf ihre Inhaber wäre mit deren Zu­ stimmung zulässig. KGBl 05 96. 58) Wenn diebeklagte offene HandelSges. im Laufe des Prozesseohne Liquidation zu bestehen aufhört, kann der Prozeß gegen einen oder einen Teil der früheren Gesellschafter fortgesetzt werden. RG 46 39, ebenso 64 77. Die früheren Gesellschafter werden die Beklagten, jeder Gesell­ schafter muß noch in diesem Prozesse auch seine persönlichen Einreden Vor­ bringen (64 80). 59) Löst sich eine offene HandelSges. im Laufe eineS Prozesses auf, so werden die einzelnen Gesellschafter Prozeßparteien (RG, K 4 26) und

zwar alS notwendige Streitgenossen. RG, S 1 17, 5t 2 50 u. 29, 64 77. 60) Wenn die Auflösung einer offenen HandelSges. auch daS Aufhören der ProduMvseite der Gesellschaft zur Folge hat, so bleibt diese doch, hier­ von abgesehen, biS zur Berteilung deS Vermögens nach Tilgung der Schulden erhalten. RG, K 3 66. 61) Die Handelsgesellschaft in Liquidation ist im Prozesse alS durch die Liquidatoren vertretene prozeßunfähige Par-tei zu erachten. RG 45 340. 62) Wenn ein Gesellschafter bei dem Betriebe deS Handel-gewerbeeine Handlung, welche nach denLebenSverhält Nissen zudem Betriebe gehört und nach ihrem allgemeinen juristischen Begriffe an sich erlaubt ist, derartig im Namen der offenenHandelSges. auSführt, daß d a d u r ch der BermögensrechtSkreiS einer anderen Person verletzt wird, wird eine SchadenSersatzverbindlichkeit für die Gesellschaft erzeugt. RG 20 190 (196). 63) Wegen der Kommanditges, s. § 161 Abs. 2.

68

1. HanLelLgefttzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ves. § 126.

meinschaft mit einem Prokuristen zur Vertretung der Gesellschaft ermächtigt sein sollen.

Die Vorschriften de- Abs. 2 Satz 2, 3

finden in diesem Falle entsprechende Anwendung. Der Ausschluß eine- Gesellschafter- von der Vertretung, die Anordnung einer Gesamtvertretung oder eine gemäß Abs. 3 Satz 1 getroffene Bestimmung sowie jede Änderung in der VertretungS-

macht eine- Gesellschafter- ist von sämtlichen Gesellschaftern zur Eintragung in da- Handelsregister anzumelden.",64 65)66 67 68 69 70 71 § 126.

Die Vertretungsmacht der Gesellschafter erstreckt sich

aus alle gerichtlichen^) und außergerichtlichen Geschäftev-?*) und

64) Eine eingetragene Kollektivvertretung kann durch tatsächliche Über­ lassung eineS Geschäftszweiges zu alleiniger Ausübung an einen Gesellschafter außer Kraft gesetzt werden, und dieS darf der Dritte auS der wiederholten unbeanstandeten Übernahme der Ergebnisse seitens der Gesellschaft folgern. RG 5 16. 65) In der Anordnung einer kollektiven Zeichnung der Firma liegt auch die Anordnung der kollettiven Vertretung der Firma. RG 24 27. 66) Gesetzliche Vertreter im Sinne der §§ 473, 476, 477 ZPO sind nur die vertretungsberechtigten Teilnehmer einer offenen Handelsgesell­ schaft. RG, K 4 68. 67) Auch wenn daS betreffende Geschäft kein Handelsgeschäft ist oder außerhalb deS Betriebes des HandelSgewerbeS der Firma liegt. RG 26 15 (18). 68) Wenn der geschäftsführende Gesellschafter während deS Bestehens der Gesellschaft ein Blankoakzept ausstellt und auSgehändigt hat, so haftet die Gesellschaft beziehungsweise die ftüheren Gesellschafter solidarisch, wenn auch der Nehmer den Wechsel erst nach der Auflösung auSgefüllt hat, falls sie nicht nachweisen, daß die Ausfüllung vertragsmäßig bei Hingabe deS Akzepts auf die Dauer des Bestehens der Gesellschaft beschränkt worden ist. OHG 21 324. 69) ES besteht keine gesetzliche Vermutung dafür, daß ein Teilhaber einer offenen Gesellschaft bei Abschließung eineS Handelsgeschäftes alS Ver­ treter der Gesellschaft handele, OHG 18 226, aber auch keine für daS Gegen­ teil, sondern es entscheiden stets die Umstände des einzelnen FalleS. OHG 22 60.

70) Die Verpflichtung der Gesellschaft ist nicht von der Zeichnung ihrer Firma, sondern nur von dem Willen des zu ihrer Vertretung befugten Ge­ sellschafters für sie zu kontrahieren bedingt und dieser Wille kann auch bann alS auSgebrüdt gelten, wenn der Gesellschafter nur mit seinem Namen unterschreibt. RG 28 119. 71) 8 126 beschränkt sich auf solche Verhältnisse, bei denen eS unab­ hängig von gesetzl. Vorschriften nur darauf ankommt, den Willen der Kontrahenten zu ermitteln, er findet also nicht Anwendung für wechsel­ mäßige Verpflichtungen, bei denen den Formvorschriften genügt sein muß,

1.

«bschn. Off. HandelSges. 3. fcit RechtSverhLItn.

Dritten. §126.

69

Rechtshandlungeneinschließlich der Veräußerung und Be­ lastung von Grundstücken sowie der Erteilung und deS Widerruft einer Prokura. OHG 12 173; c8 kann also als genügende Zeichnung der Gesellschaftsfirma nicht erachtet werden, wenn ein Gesellschafter mit seinem Namen unter­ schreibt und diesem mit dem Zusatz: „in Firma" den Namen der Gesell­ schaft lediglich beifügt. OHG 14 201. 72) Die Genehmigung zu einem ohne BertretungSmacht im Namen eines anderen abgeschlossenen Vertrages (§177 Satz 1 BGB) bedarf nach § 182 Abs. 2 BGB nicht der für das Rechtsgeschäft selbst bestimmten Form und wirft nach § 184 Abs. 1 auf den Zeitpunkt der Vornahme deS Rechts­ geschäfts zurück. RG 63 96. 73) Wenn auch der Gesellschafter in einem Privatinteresse handelt, der Dritte dieS auch weiß, so wirb er doch durch § 126 gedeckt, so lange ihm (dem Dritten) nicht nachgewiesen ist, daß der Gesellschafter in der Absicht hartdelie, sein persönliche - Interesse zumNachteile der Gesellsch. zu verfolgen und er selbst von dieser Absicht Kenntnis gehabt habe. OHG 9 429, 7 4o3. Nur betrügerisches Zusammenwirken der beiden Kontra­ henten zum Schaden der Gesellsch. hebt die Verpflicktung der Gesellsch. auf, dem Dritten auS dem Geschäft zu haften. RG, K 4 68. 74) Inwiefern der geschäftsführende Gesellschafter gleichzeitig sich selbst und die Gesellschaft vertreten kann, bestimmt jetzt § 181 BGB, abgedruckt im Anhänge. 74 a) Wenn dem einen Kontrahenten unbekannt ist, daß der andere alS Vertreter einer offenen Handelsgesellschaft, deren Teilhaber er ist, den Ver­ trag abschließt, so folgt daraus noch nicht, daß kein Vertrag zustande ge­ kommen ist. RG 30 77. 75) Wenn eine Patentverletzung von einem zur Vertretung befugten Gesellschafter in der Geschäftsführung wissentlich begangen wird, trifft die EntschädigungSpflicht deS § 34 PatentG v. 25. V. 77 (jetzt § 35 PatentG v. 7. IV. 91) die offene Handelsgesellschaft. RG 15121; vgl. unten Note 88

zu 8 128. 76) Die offene HandelSges. (und neben ihr alS Gesamtschuldner die einzelnen Gesellschafter, RG,K1070) hastet für alle solche Delitte deS ver­ tretungsberechtigten Gesellschafters, die in innerem Zusammenhang mit dem Geschäftsbetriebe der Gesellsch. begangen werden (RG 46 18), auch im Bereiche von Nichchandelsgeschäften, welche die Gesellich. außer Handels­ geschäften betreibt. RG 32 32. 77) Die offene HandelSges. übernimmt dadurch, daß sie durch die Führung einer bestimmten Firma einen Namen annimmt, unter welcher sie

nach außen wirksam handeln will und den einzelnen Gesellschafter -um Ge­ brauche dieser Firma ermächtigt, auch für rechtswidrige Atte, welche von diesem bei seiner Geschäftsführung in der bezeichneten Form vorgenommen werden, die Garantie. Der Dritte darf sich, sofern er selbst in gutem Glauben ist, daraus verlassen, daß Erklärungen, welche von einem vertretungsberechtigen Mitgliede der Gesellschaft abgegeben werden,

60

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. §§127,128.

Eine Beschränkung deS Umfanges der BerlrelungSmacht ist Dritten gegenüber unwirksam; die- gilt insbesondere von der Be­ schränkung, daß sich die Vertretung nur auf gewisse Geschäfte oder Arten von Geschäften erstrecken

oder daß sie nur unter gewissen

Umständen oder für eine gewisse Zeit oder an einzelnen Orten stattfinden soll. In betreff der Beschränkung auf den Betrieb einer von mehreren

Niederlassungen der Gesellschaft finden die Vorschriften deS § 50

Abs. 3 entsprechende Anwendung. § 127.

Die BertretungSmacht kann einem Gesellschafter auf

Antrag der übrigen Gesellschafter durch gerichtliche Entscheidung78 * *) 79 80 81 82

entzogen werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere grobe Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur

ordnungsmäßigen Vertretung der Gesellschaft.

§ 128.

Die Gesellschafter hasten für die Verbindlichkeiten der

Gesellschaft den Gläubigern als Gesamtschuldner persönlich.70—9S).

an sich in den Geschäftskreis derselben fallen und die von ihr bestimmte Form tragen, auch in vollem Umfange von ihr vertreten werden. 9t® 1793. 78) Auch durch einstweilige Verfügung. KG, K 10 71 (Kammergericht). 79) Die offene Handelsges. hat keine besondere Persönlichkeit; Subjette deS Gesellschaftsvermögens sind die Gesellschafter. Die Gesellschastsfirma ist der Name, unter welchem die einzelnen Gesellschafter unter Bezugnahme auf das gesellschaftliche Vermögen zusammengefaßt werden. Wird die offene Handelsges. unter ihrer Firma verklagt, so werden die einzelnen Gesell­ schafter verklagt. RG 31 81. Die offene HandelSges. ist kein neben ihren Teilhabern selbständig bestehendes Rechtssubjett. Träger der im Gesell­ schaftsvermögen vereinigten Rechte sind die einzelnen persönlich hastenden Gesellschafter. RG «5 21 (23). 80) Die offene Handelsges. kann zwar unter ihrer Firma klagen und verklagt werden, und sie ist daher ein formell parteifähiges Rechtsgebilde. Sie ist aber nach deutschem Rechte keine juristische Person, keine von den Gesellschaftern verschiedene Person. Daraus folgt materiellrechtlich, daß eine Gesellschaftsschuld nichts anderes ist als eine Schuld der Gesellschafter, für welche diese sowohl mit dem Gesell'chaftsvermögen wie mit ihrem Privat­ vermögen haften und prozeßrechtlich, daß wenn eine Handelsgesellschaft klagt oder verklagt wird, Prozeßpartei auf der klagenden oder verklagten Seite nur die Gesellschafter sind. RG 49 341 (343). 81) Es kann also jeder Gläubiger nicht bloß die Gesellschaft verklagen, sondern auch jeden einzelnen Gesellschafter solidarisch in Anspruch nehmen, um auS dessen Privatvermögen befriedigt zu werden. OHG 5 384. 82) Das Urteil, welches in einem mit der offenen Handelsges. ge­ führten Prozeß über das Bestehen oder Nichtbestehen einer Gesellschaftsschuld

1. Abschn. Off. HandelSges. 3.Tit. Rechtsverhältn. z. Dritten.

§128.

61

ergeht, hat, insoweit eS sich um die Feststellung der GesellschastSschuld han­ delt, auch Rechtskraftwirtung gegen und für die einzelnen Gesellschafter. RG 49 341. 83) Wenn eine Gesellschaft im Prozesse als Partei auftritt, brauchen nicht die einzelnen Gesellschafter genannt zu werden, ein Wechsel derselben während des Prozesses ist für diesen unerheblich; für vom Richter auferlegte Eide ist bezüglich der Schwurpflichtigen der Zeitpuntt maßgebend, in welchem der Eid zu leistenist. OHG S 16. Dagegen: Bei der offenen Handels­ gesellschaft sind die Gesellschafter als gesehliche Vertreter anzugeben. RG, K 10 69. Dieses Verlangen widerspricht dem § 124. Siehe oben Note 54. 84) Ein im Laufe des Rechtsstreites auSge'chiedener Gesellschafter kann als Zeuge vernommen werden, wenn seines Ausscheidens ungeachtet die Gesellschaft als solche fortbesteht. RG 49 425. 85) Jeder Gesellschafter kann mit der Gesellschaft Rechtsgeschäfte schließen und auf Grund derselben ihr Gläubiger oder Schuldner werden; derartige Forderungen darf er mit der Klage auS dem betr. Rechtsgeschäfte (Kauf, Mietvertrag, Darlehn usw.) einklagen, er klagt alSdann nicht auf Grund deS Gesellschaftsverhältnisses (mit der actio pro socio), sondern macht den Gesellschafter in Gemäßheit der §§ 110, 128 für die Verbind­ lichkeiten der Gesellschaft haftbar; der Bekl. kann Einwendungen auS dem bestehenden GesellschastSverhältnisse ableiten, inSdes. die: der Kläger könne die an sich begründete solidarische Haftbarkeit für die Verbindlichkeit der Gesellschaft nicht geltend machen, weil er in der nämlichen Weise hierfür haftbar sei, sonach waS er von dem Bell, über dessen Schuldanteil hinaus erhalte, wieder herauSgeden müsse. RG 36 60 (63). Diese Grundsätze finden auch auf Forderungen, die ein Gesellschafter gegen die Gesellschaft aus § 110 hat, Anwendung. RG 59 143.

86) Eine offene HandelSges. kann wegen einer Gesellschaftöforderung mit der Privatforderung eines Gesellschafters an den GesellschastLgläubiger kompensieren, wenn der Gesellschafter seine Zustimmung erklärt. Wenn aber ein Gesellschafter wegen einer nur seine Person treffenden Privatschuld verklagt wird, steht ihm nicht das Recht zu, mit einer der Gesell­ schaft gegen den Gläubiger zustehenden Forderung zu kompensieren, wenn schon die Gesellschaft dem Gesellschafter diese Forderung behufS der Kom­

pensation zur Verfügung stellt. RG

31 81

(86).

87) Wenn ein Gesellschafter bei dem Betriebe deS HandelSgewerbeS eine Handlung, welche nach den Lebensverhältnissen zu dem Betriebe gehört und nach ihrem allgemeinen juristischen Begriffe an sich erlaubt ist, derartig im Namen der offenen HandelSges. auSf ü h r t, daß d a d u r ch der BermögenSrechtSkreiS einer andern Person ver­ letzt wird, wird eine SchadenSersatzverbindlichkeit fürdieGesellschaft erzeugt. RG 20 190 (196). 88) Für Schaden, verursacht durch detrügliche Verleitung eineS Kauf­ manns zum Kreditgeben an einen dritten Kaufmann, verursacht seitens eineS Gesellschafters durch eine alS Antwort auf eine an die Gesellschaft gerichtete briefliche Anftage in bezug auf die Kreditwürdigkeit

eineS Dritte«

62

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. §§ 129/130.

Eine entgegenstehende Vereinbarung ist Dritten

gegenüber un­

wirksam. §

129.

Wird ein Gesellschafter wegen einer Verbindlichkeit

der Gesellschaft in Anspruch genommen, so kann er Einwendungen,

die nicht in seiner Person begründet find, nur insoweit geltend machen, a!S sie von der Gesellschaft erhoben werden tönntn. Der Gesellschafter kann die Befriedigung deS Gläubiger- ver­

weigern, solange der Gesellschaft da- Recht zusteht, das ihrer Ver­ bindlichkeit zugrunde liegende Rechtsgeschäft anzusechten.

Die gleiche Befugnis hat der Gesellschafter, solange sich der Gläubiger durch Aufrechnung gegen eine fällige Forderung der Ge­ sellschaft beftiedigen kann.

Aus einem

gegen

die Gesellschaft gerichteten vollstreckbaren

Schuldtitel findet die Zwangsvollstreckung gegen die Gesellschafter nicht statt.

8

130.

Wer in eine bestehende Gesellschaft"^) eintritt, haftet

unter der GesellschastSfirma willentlich unwahr erteilte empfehlende Aus­ kunft haftet die Gesellschaft. RG 20 190. 89) Der Erfüllungsort der Verbindlichkeit der Gesellschaft ist alS solcher auch Erfüllungsort für die in 8 128 vorgesehenen Verbindlichkeiten der einzelnen Gesellschafter; die gegen die letzteren gerichtete Klage hat die Erfüllung eines Vertrages zum Gegenstände. RG 32 44. 90) Vgl. auch 88 421 ff. BGB über die Gesamtschuld. 91) Wer unter einer Firma Geschäfte abschließt, erklärt damit dem Dritten, daß die Inhaber wie Kaufleute hasten wollen, ganz abgesehen da­ von, ob die Firma im Handelsregister eingettagen ist oder nicht; die In­ haber der Firma haften daher als Gesamtschuldner. RG, K 4 69. 92) Der ausgeschiedene Gesellschafter haftet nur für die während seiner Zugehörigkeit zur Gesellschaft bereits entstandenen Schulden; die Vorschrift in §740 BGB, daß Abwicklungsgeschäfte noch für seine Rechnung gehen, gilt nur für daS Verhältnis der Gesellschafter untereinander. Ist für eine Schuld ein Wechsel gegeben, so haftet der Ausgeschiedene für den Wechsel, wenn die Schuld bereits zu jener Zeit bestanden hat. RG, K 3 71.

93) Hat eine offene HandelSges. sich verpflichtet, für ihr Geschäft den Bedarf an gewissen Waren von dem anderen Kontrahenten zu bezichen, so ist der auSscheidende Gesellschafter nicht verpflichtet, für ein von ihm allein betriebenes Geschäft jenem Ber-ttage gemäß zu handeln. Die Gesellschafter haften zwar solidarisch, aber nur für Verbindlichkeiten der Gesellschaft, da­ her auch nur für Vertragsverletzungen der Gesellschaft. RG, K 3 70. 94) AuS einem absolvierenden Erkenntnis steht den einzelnen Gesell­ schaftern die exceptio rei judicaiae zu. In dem Prozesse dürfen die Ge­ sellschafter alS Intervenienten austreten. RG 5 69.

63

1. Abschn. Off. Handelsges. 4. Tit. Auflösung. § 131.

gleich den anderen Gesellschaftern nach Maßgabe der §§ 128. 129 für die vor seinem Eintritte begründeten Verbindlichkeiten der GeseNsckast, ohne Unterschied, ob die Firma eine Änderung erleidet

oder nicht, d«) Eine

entgegenstehende

Vereinbarung

ist

Dritten

gegenüber

unwirksam. 4.

Litel.

Auflösung der Geseiischast und Ausscheiden von Grsellschafttrn. °7)

§ 131.

Die offene Handelsgesellschaft wird aufgelöst:ee. ")

1.

durch den Ablauf der Zeit, für welche sie eingegangen ist;

2.

durch Beschluß der Gesellschafter; *oo, i-s)

95)

Über die Haftung bei Eintritt in das Geschäft eines Einzelkauf-

marmS siehe § 24 ff. 96) Der Eintritt wird wirksam, ohne daß die Eintragung des Einge­ tretenen in daS Handelsregister erfolgt ist oder seine Geschäftstätigkeit be­ gonnen hat, wenn nur die rechtl. Wirksamkeit der Handelsgesellschaft nach § 123 begonnen hatte. OHG 17 354. 97) Bezüglich der im 4. Abschnitt (Titel) enthaltenen Vorschriften ist im einzelnen Falle je nach dem Charatter derselben und etwaigen An­ deutungen, die daS Gesetz selbst enthält, zu prüfen, ob sie der öffentlichen Ordnung angehören oder nicht. RG 38 119. 98) DaS Gesetz will der Auflösung der Gesellschaft nicht die Wirkung alsbaldiger Beendigung aller mit der Persönlichkeit der Gesellschaft zu­ sammenhängender Beziehungen zuschreiben, sondern nur daS Aufhören der produttiven Seite der Gesellschaft und Erlöschen der BertretungSbefugniS der bisherigen Gesellschafter feststellen. Dagegen sollte die Gesellschaft selbst noch biS zur Verteilung des gesellschaftlichen Vermögens unter die Gläu­ biger und Gesellschafter fotterhalten bleiben. (Ein NießbrauchSrecht be­ steht für die Dauer deS Konkursverfahrens fort.) RG 16 1. 99) Ist eine Handelsgesellschaft aufgelöst und die Firma gelöscht, so nimmt zwar die Post mit Recht an, daß Sendungen unter der Auflchrift der Firma alS unbestellbar zu behandeln sind. Gleichwohl kann ein Gesellschafter verpflichtet sein zu gestatten, daß solche Sendungen an den anderen auSgehändigt werden, z. B. wenn dieser das bisher der Gesellschaft gehörige Ge­ schäft weiter betreibt. RG, K4 71. 100) Die int GesellschastSvertrage getroffene Bestimmung, daß ein Ge­ sellschafter durch einstimmigen Beschluß der übrigen Gesellschafter auSgeschloffen werden darf, ist recht-unwirksam. RG 38 119. 1) Die Bestimmung eines Gesellschaft-vertrages, daß über die Aus­ schließung eine- Gesellschafter- die Mehrheit der übrigen unter Ausschluß de- Rechtswege- entscheiden solle, ist ungültig. OHG 21 84. 2) Im Gesellschaft-verträge darf bestimmt werden, daß durch einen

64

1. Handelsgesetzbuch. 2. Buch. HandelSges. u. stille Ges. §§ 132,133 3. durch die Eröffnung deS Konkurse- über da- Vermögen der

Gesellschaft;

4. durch den Tod eine- Gesellschafter-, sofern nicht au- dem

Gesellschaftsverlrage sich ein andere- ergibt;^) ö. durch die Eröffnung de- Konkurse- über da- Vermögen

eine- Gesellschafter-; 6. durch Kündigungb, 6 * )*73und 4 5 durch gerichtliche Entscheidung.

§ 132

Die Kündigung eines Gesellschafter- kann, wenn die

Gesellschaft für unbestimmte Zeit eingegangen ist, nur für den Schluß eines Geschäftsjahres erfolgen;

sie muß mindesten- sechs

Monate vor diesem Zeitpunkte stattfinden. § 133.

Aus Antrag eines Gesellschafters kann die Auflösung

der Gesellschaft vor dem Abläufe

der für ihre Tauer bestimmten

Zeit oder bei einer für unbestimmte Zeit eingegangenen Gesell­ schaft ohne Kündigung durch gcricdtliche ^Entscheidung ausgesprochen werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt.8, 9)

Ein solcher Grund ist insbesondere vorhanden, wenn ein anderer

Mehrheitsbeschluß der Gesellschafter die Auflösung und Liquidation schon in einem früheren Zeitpunkte als dem im Vertrage testgesetzten herbeigeführt werden kann, ebenso daß das Gesellschaftsvermögen auf eine neue Gesell­ schaft übertragen werden kann und daß die dieser nicht beitretenden Gesell­ schafter nur ihren Anteil am Gesellschaftsvermögen nach der letzten Bilanz erhalten. RG, K 1 19. 3) Eine offene Handelges, lann unter Wahrung ihrer Identität zu einer Kommanditges, und eine solche in eine Handelsges. umgewandelt werden. RG, K4 71. 4) Die Gesellschaft gilt einem Tritten gegenüber als aufgelöst an dem Tage, an welchem er den Tod des Gesellschafters erfahren hat, wenn nicht vertragsmäßig Fortbestand derselben vereinbart war. OHG 19 18 (21). 5) Die Kündigung muß an die Gesellschafter, nicht an die Firma ge­ schehen (es genügt aber, wenn dieselbe an die Firma geschehen ist, jedoch zur Kenntnis sämtlicher Gesellschafter gebracht wird). RG 21 93. 6) Es kann festgesetzt sein, daß die Kündigung vor Erreichung eines gewisien Zweckes ausgeschlossen oder nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig sein soll, eS darf aber nicht die Kündigungsbefugnis ganz aufgehoben werden. RG 21 93. 7) Auch durch ein Schiedsgericht. RG 71 255. 8) Durch Aufkündigung wird der Antrag auf Ausschließung nicht be­ seitigt. OHG 6 113. 9) Auch ein Grund, der in der Person des die Auflösung verlangenden Gesellschafters liegt, kann alL Auflösungsgrund im Sinne deS § 133 ange­ sehen werden. RG, K 1 19,

I.Ad

schn. Offene HandelSges. 4. Titel. Auflösung. §§ 134,135.

Gesellschafter

nach

eine ihm

dem

66

Gesellschaft-vertrag obliegende

wesentliche Verpflichtung vorsätzlich oder auS grober Fahrlässigkeit

verletzt oder wenn die

Erfüllung einer solchen Verpflichtung un­

möglich wird. *o— n) Eine Vereinbarung, durch welche daS Recht de- Gesellschafter-,

die Auflösung der Gesellschaft zu verlangen, ausgeschloflen oder diesen Vorschriften zuwider beschränkt wird, ist nichtig.")

§ 134.

Eine Gesellschaft, die für die Lebenszeit eine- Ge­

sellschafters eingegangen ist

Dauer bestimmten Zeit

oder nach dem Ablaufe der für ihre

stillschweigend

fortgesetzt wird,

steht im

Sinne der Vorschriften der §§ 132, 133 einer für unbestimmte

Zeit eingegangenen Gesellschaft gleich. § 135.

Hat ein Privatgläubiger eine- Gesellschafter-,

nach­

dem innerhalb der letzten sechs Monate eine Zwangsvollstreckung in da-

bewegliche Vermögen de- Gesellschafters ohne Erfolg ver­

sucht ist, auf Grund eine- nicht blotz vorläufig vollstreckbaren Schuldtitels die Pfändung und Überweisung des Anspruch- auf dasjenige erwirkt,

was dem Gesellschafter bei

der Auseinander­

setzung zukommt,lna 70 Dauer de- Verkauf-rechts 46 Freier Hand, Verkauf aus 62 Battungskauf 38, 53 HandelsgeichLft, Verkauf eines 31 Handelemakler 54, 5\ 57, 58,60,61 Inhalt des Vorkaufsrechts 45

Rr. Kursmakler 55 Laufender Preis 54, 60 Lokal-Usancen 76 Makler 64, 55, 57, 58, 60, 61 Mübie'en de- Verkäufers 78 öffentliche Versteigerung 56 Ort des Verkaufs 72—75 Privatperson 69 Seldsthilfeverkauf 40—44 Stabeisen 79 Teilweiser Verkauf 84 Übernahme-Verzug 49 Usancen 76 Verkaufs recht, nicht Pflicht 47,48.50 Versteigerung 56 Verzug des Verkäufer44 Zahlungsverzug 40 Zeitpunkt des Verkaufes 43

Über „Rücktritt vom Vertrage" bestimmt § 326 BGB tim Anhang).

31) Auf den Verkauf eines Handelsgeschäftes mit Kundschaft sind die allgemeinen Bestimmungen über den Kauf (§ 433 ff. BGB) und auf die Zusicherung eines naher bezeichneten Reinertrages sind die Bestimmungen über Gewährleistung für Zusicherung einer Eigenschaft beim Kauf körper­ licher Sachen analoi anzuwenden. RG 63 57. 32) Wenn nichts ausdrücklich über den Preis vereinbart ist, ist an­ zunehmen, daß der angemessene oder ortsübliche Preis stillschweigend ver­ einbart ist. Behauptet der Beklagte dem gegenüber Verabredung eines

2. Abschn. Handelskauf. § 373 (Verzögerung der Annahme).

177

Er ist ferner befugt, nach vorgängiger Androhung die Ware

öffentlich versteigern zu lassen; er kann, wenn die Ware einen Börsen- oder Marktpreis hat, nach vorgängiger Androhung den Berkaus auch aus freier Hand durch einen zu solchen Verkäufen

öffentlich ermächtigten Handelsmäkler oder durch eine zur öffent­ lichen Versteigerung befugte Person zum lausenden Preise be­ wirken. Ist die Ware dem Verderb ausgesetzt und Gefahr im Verzüge, so bedarf es der vorgängigen Androhung nicht; dasselbe gilt, wenn die Androhung aus anderen Gründen untunlich ist. Der Selbsthilfeverkauf erfolgt für Rechnung des säumigen Käufers. Der Verkäufer und der Käufer können bei der öffentlichen Versteigerung mitbieten. Im Falle der öffentlichen Versteigerung hat der Verkäufer den

Käufer von der Zeit und dem Crte der Versteigerung vorher zu benachrichtigen; von dem vollzogenen Verkaufe hat er bei jeder Art des Verkaufs dem Käufer unverzüglich Nachricht zu geben. Im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Die Benachrichtigungen dürfen unterbleiben, wenn sie untunlich sind."-")

bestimmten Preises, so bestreitet er den Klagegrund, und Kläger ist daher beweispfiichttg. RG, K 4 145. 33) Eine Zuucherung muß als Vertragsinhalt vom Käufer gefordert, vom Verkäufer erteilt sein, einseitige Erklärung des Verkäufers ist keine Zusicherung. RG, K 4 151. 34) Bei Warenbestellung durch die Ehefrau eines Kaufmanns mit ihm ober auch ohne ihn wird sie nur dann verpflichtet, wenn persönliche Verpflichtung von ihr und von dem Verkäufer gewollt war. RG, K 4 139. 35) Wenn auch Lieferung wertloser Ware der Nichterfüllung gleich­ steht, so tritt doch ohne Mahnung Verzug nicht ein. RG, K 4 158. 36) Verkauf einer dem Verkäufer nicht gehörigen bestimmten Sache ist zulässig, sofern objektiv die Möglichkeit besteht, zur Zeit der Lieferung daS Eigenblm dem Käufer zu verschaffen. RG, K 4 140. 37) Die an sich unter Umständen zulässige Klage auf Abnahme der Ware erfordert den Nachweis, daß der Verkäufer in der Lage und bereit ist, die Ware in vertragsmäßiger Beschaffenheit au übergeben. RG, K 3 155. 38) Bei Gattungskäufen ist anzunehmen, daß der Käufer die ihm nach § 433 BGB obliegende Abnahmepflicht in derRegel an dem Orte zu erfüllen hat, an welchem er zur Zeit des Vettragsabschlusies seinen Wohn­ sitz bezw. seine gewerbliche Niederlaffung hatte. RG 49 72. 39) § 373 HGB regelt keineswegs allgemein die Rechte und Pflichten Yasch, HGP 7. Aust. 13

178

1. Handelsgesetzbuch. 3. Buch. Handelsgeschäfte. § 373.

der Vertragsparteien für den Fall, daß der Säufer sich eine- Annahmever­ zuges schuldig machen, sondern bestimmt weiter nichts, alS daß der Ver­ käufer in diesem Falle sich der Ware durch Niederlegung oder Verkauf, und nur auf diese Weise entledigen darf. Im übrigen ordnet daS HGB für den Fall deS Annahmeverzuges deS Käufers — von den allgemeinen Vor­ schriften über Handelsgeschäfte, z. B. 8 347 abgesehen — an den Grund­ sätzen deS bürgerlichen Rechtes nichts. RG 40 53. 40) Der Selbsthilfeverkauf ist von keiner anderen Voraussetzung alS dem EmpfangSverzuge des Käufers abhängig, unerheblich ist, ob der Käufer sich zugleich mit der Zahlung des Kaufpreises im Verzüge befindet und ob der Verkäufer die Vorschrift des § 356 (vgl. jetzt BGB § 326) beachtet hat.

OHG 23 189. 41) Das HGB enthält keine Bestimmung darüber, unter welchen Be­ dingungen der Selbsthilfeverkauf abzuschließen sei. Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß die Ware in vertragsmäßiger Beschaffenheit unter Berück­ sichtigung des Jntereffes beider Teile zu höchst möglichem Preise zu ver­ werten ist, die Ausführung des Verkaufs selber in geschäftsüblicher Weise und den Umständen des Falles angemeffen zu ei-f olgen hat. Beschränkungen für das Abnehmen der Ware, sowie der Ausschluß jeder Garantie für die Güte und Beschaffenheit der Ware erscheinen der Natur der Sache nach als geeignet, Kaufliebhaber von Geboten abzuhalten und auf den Preis zu drücken. RG 19 198. 42) Der Selbsthilfeverkauf braucht nicht immer genau unter den Be­ dingungen des ursprünglichen Kaufes vorgenommen zu werden, der Ver­ käufer ist nur verpflichtet genügend Vorsorge zu treffen, daß der nach den Umständen höchstmögliche Preis erzielt und das Interesse des Käufers nicht offensichtlich verletzt wird. RG, K 6 201. 43) Im Fall des § 373 darf der Verkäufer den Zeitpunkt des Ver­ kaufs so wählen, wie er seinem Interesse entspricht. Eine Verzögerung des Selbsthilfeverkaufs macht diesen daher nicht ohne weiteres unwirksam. RG, Ä 6 209. 44) Wenn bei einer dem Verderben ausgesetzten Ware der Verkäufer die Vornahme deS Verkaufes verzöget hat, braucht der Käufer den Selbst­ hilfeverkauf nicht gelten zu lassen. RG 36 89. 45) Das Gesetz gibt dem Verkäufer die Befugnis, daö Kaufgeschäft seinerseits durch die Zahlung deS aus der Ware erzielten Kaufpreises (an­ statt durch die Lieferung der Ware selbst) zu erfüllen, so daß ersterer kraft Gesetzes an die Stelle der ursprünglich zu liefernden Ware tritt. OHG 23189. 46) Der Verkäufer kann den Verkauf so lange ausüben, alS der An­ nahmeverzug des Käufers dauert, auch selbst dann, wenn die Ware zwar rechtlich als übergeben gilt, in Wirklichkeit aber vom Käufer der Empfang (z. B. Abnahme von der Bahnverwaltung) verweigert wird. OHG 9 77. 47) Die Bestimmungen des § 373 Abs. 1 und 2 normieren nicht Pflichten, sondern Befugnisse des Verkäufers. RG 13 20. 48) Der Verkäufer ist an eine Versteigerungsandrohung nicht ge­ bunden, kann vielmehr trotzdem noch Vertragserfüllung verlangen (§ 374) RG, K 5 226,

2. Abschn. Handelskauf. § 373 (Verzögerung d. Annahme).

179

49) Wenn der Käufer auch nur durch ein die Sorgfalt eineordentlichen Kaufmanns außeracht lassendes Verhalten sich eine- Übernahme-Berzugeö schuldig macht, wird er verpflichtet, wenn die Sache vernichtet oder in eine Lage versetzt ist, durch welche ihre Über­

gabe unmöglich gemacht worden ist, dem Verkäufer den Kaufpreis zu zahlen, beziehentlich zu belassen, auch den sonstigen wirklichen Schaden zu er­ setzen, welcher durch den Übernahme-Verzug entstanden ist. RG 13 20. 50) Der Verkäufer ist zum Verkauf nicht verpflichtet; er hat nur die Befugnis, sich der ferneren Aufbewahrung der Ware und der Verantwort­ lichkeit zu entziehen; wenn er von dieser Befugnis (nicht Pflicht) keinen Gebrauch macht (er kann auch die Ware auf seinem Speicher aufheben, OHG 2 409, und hat Anspruch auf Lagergeld, RG 45 300), so wird er durch jede Unmöglichkeit der ihm obliegenden Vei-tragSerfüllung befreit, welche nicht aus dolna oder grobem Verschulden beruht. OHG 19 341.

51) Dem Verkäufer steht eS frei, die Ware in eigner Verwahrung zu behalten oder in anderer Weise für deren Verwahrung zu sorgen, und er darf nach § 304 BGB Ersatz der Mehraufwendungen verlangen, die er für die Aufbewahrung und Erhaltung der Ware machen mußte. RG 45 300. 52) Die Befugnisse des Verkäufers werden dadurch nicht beeinflußt, daß der Kaufpreis bereits a n g e z a h l t ist oder nicht. In dem einen so gut wie in dem anderen Falle hat der Verkäufer die freie Wahl, ob er die Ware niederlegen oder in der im Gesetze geregelten Meise verkaufen will. RG 8 22. 53) § 373 findet auch beim Kauf eineS genu® Anwendung. OHG 15 147; der Verkäufer darf dann auch eigenes Gut gleicher Art verkaufen. OHG 2 409. 54) HandelSmäkler. Der säumige Käufer ist verpflichtet, den vom Verkäufer durch einen Handelsmakler nicht öffentlich bewirkten Ver­ kauf der Dare, die einen Börsen- oder Marktpreis hat, als für seine Rech­ nung geschehen gelten zu lassen, wenn der Makler zwar mit dem Verkaufe zum laufenden Preise beauftragt war, diesen Preis aber nicht erzielt hat; es muß dann der anderweit zu ermittelnde laufende Preis dem Käufer ange­ rechnet werden. OHG. 10 367. (Plenarbeschluß.)

55) § 34 Börsenges. v. 22. V. 96/27. V. 08 lautet: Die KnrSmLNer H*> |«r Vor»«h«e Ute Verkäufe» «»tz SLufe» bef»gt, die d»rch ei»e» >«S» öffentlich ermächtigte» Ha»delö»akler z» bewirke» p»b. DaS Preuß. AGzBGB v. 20. IX. 99 bestimmt:

Art. 13. Die öffe»tltche Sr»Lchtig»ng, bere» -«»belömökler z» verliefe» ober Sö»fe» bebiirfe». wirb für Orte t««ertzalb beö Vezirke» ei»er HM»belSlM»»er Ober einer ka»f»l»»ische» Körperschaft b»rch diese borbehältlich ber veffötig»»g be» Regier»»,Sprösibeute». für a»bere Orte bnrch be» Regier»»gOPrlfibe»te» erteilt. Die vr»lchtig»»g wirb rrff wirksam, we»» ber Ha»belS«»tter be» Eib leistet, baß er bie ttz« »bltegenbe» Pflichte» getre» ersstfle» werbe. FMr bie Ub»Mh«e beö SibeS ist baö Amtsgericht z»stö»big, i» beste» Be­ liefe ber HeebelöweNer seine Geschöslörl»»e »ber i»En»a»gel»»g salcher sei», W»h»»»g hat. Bie veeibig»»g la»» a»ch ba» ber Ha»belöla«»er 12*

180

1. Handelsgesetzbuch. 3. Buch. Handelsgeschäfte. § 373.

•ter der Uafmännif^en K»rP»ralis» »orgeaomme« werbe«, welche die Sr«Lchtig«Ng erteilt hat. Auf die Rückv«hme der SrmLchtiguug findet die Vorschrift de» 8 120 Nr 3 de» 0 »der die Zuftandigkett der verwaltnng»- und verwaltnug»gerichiSdedSrdrn v. 1. VIII. 83 (08 237) Anwendnag

56) Bgl. § 333 Abs. 3 BGB. (öffentliche Versteigerung.) 57) § 373 stellt das besondere Erfordernis, daß der Handelsmakler vereidet sein müßte, nicht aus. RG 18 91. 58) Ter Makler braucht nicht unter denselben Ver-tragsklauseln zu verkaufen, unter denen der säumige Staufer gekauft hatte, sondern so, daß der höchste Preis erzielt werde. Ebenda. 59) Beamte, Verkauf durch eine Privatperson geht nicht zu Lasten des Säumigen. L^HG 14 330. 60) Es braucht nicht der Verkäufer nachzuweisen, daß der Makler oder Beamte zu laufendem Preise verkauft hat, dies wird vermutet; es ist nur dem anderen Teil gestattet, nachzuweisen, daß dies nicht geschehen sei. OHG

7 66. 61) Ter Verkauf an einen Matter steht dem durch einen Makler nicht gleich. OHG 8 260. 62> Ein Verkauf, bei dem die Vorschriften des § 373 nicht beachtet sind, gilt in keinem Falle als auf Rechnung des Stäufere geschehen, OHG 13 58; auch dann nicht, wenn nachgewiesen wird, daß bei dem Kauf aus freier Hand höhere Preise erzielt worden sind. OHG 7 405. 63) Beim Verkauf gegen Slonnoncmente iu der Selbsthilfeverkauf in der Weise 311 lässig, daß die Konnossemente verkauft werden. RG, M 1 42. 64) Abreden, welche nicht zur Stenntnis aller Auktiousinteressenten ge­ langen, vielmehr 511m Vorteil des einen, zum Rachleil des anderen Kon­ trahenten heimlich geschloffen werden, stehen mit dem Prinzip der Öffentlich­ keit im Widerspruch, und ein Zuschlag, welchem solche heimliche Abreden zugrunde liegen, kann nicht aufrecht erhalten werden. Wenn der Zuschlag auf Grund solcher heimlichen Abreden erteilt wird, so ist der Selbsthilfeverkauf nicht als für Rechnung des säumigen Käufers erfolgt zu behandeln. RR 8 24 (29). 65) Ter Selbsthilseverkauf darf nicht unter anderen als den vertrags­ mäßigen Bedingungen erfolgen. RG, 5t 1 42. 66) Mehrfache sich widersprechende Veröffentlichungen des Versteigerungstermins (vgl. § 383 BGB) können den Selbsthilseverkauf als nicht ordnungsmäßig erscheinen lassen. RG, 5t 1 43. 67) Außer der Androhung ist nicht etwa noch eine Benachrichtigung vom Auttionstermin nötig. OHG 7 49. Eine allgemein gehaltene Verkaufsandrohung hat jedenfalls die Wirkung, daß sie zu der Annahme bereditigt. der Mauser wolle den geseplich geordneten regelmäßigen Verkanfsweg wählen, also den des öffentlichen Verlaufs. OH65 10 23n. Tie An­ drohung braucht nicht die Mitteilung zu enthalten, ob öffentlich oder nicht öffentlich verkauft werden soll. RG 1 5.

68) Tie Berkaufsandrohung kann gleichzeitig mit der Offerte der Ware

2. ALschn. Handelskauf. 8 373 «Lerzögerung d. Annahme).

181

und der Aufforderung zur Abnahme cDcntmiliter verbunden werden. LHG 23 169. 69) Tie Annahmeverweigerung des Käufers macht die An­ drohung nicht entbehrlich. RG 1 3in. 70) Tie vorgängige Ankündigung des Lerkaufs muß dem Käufer eine den Umständen nach ausreichende ^riü dis zum Verkauf gewähren, damit derselbe die erforderlichen Maßregeln treten hum, um sich gegen Schaden zu schützen, also entweder die &'arc abzuncinnen oder für einen vorteilhaften Verkauf durch direktes oder indirektes Mildieten Sorge zu tragen; Recht­ zeitigkeit der Androhung muß der Kläger beweisen. LHG 19 293. 71) Wenn der Käufer vor dem Einlrenen der Ware erklärt hat, er werde sie nicht annehmen, so genügt eine vor dem Eintreffen geschehene Berkaufsandrohung des Verkäufers. C.