Handbuch Minnereden 9783110280838, 9783110183320

Late medieval German literature is crucial in the development of modern discourse about love, eroticism, and sexuality.

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German Pages 1485 [1488] Year 2012

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Handbuch Minnereden
 9783110280838, 9783110183320

Table of contents :
Band I. Repertorium
Band II
Einleitung
Verzeichnis der Handschriften und Drucke
Literaturverzeichnis
Bildregister (Metaphern, Allegorien, Redensarten, Sprichwörter)
Sachregister (Sachen, Begriffe, Namen, Orte, Überlieferung)
Verfasser - und Titelregister

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Jacob Klingner und Ludger Lieb Handbuch Minnereden Band 1

Jacob Klingner und Ludger Lieb

Handbuch Minnereden Band 1

Mit Beiträgen von Iulia-Emilia Dorobantœu, Stefan Matter, Martin Muschick, Melitta Rheinheimer und Clara Strijbosch

De Gruyter

ISBN 978-3-11-018332-0 e-ISBN 978-3-11-028083-8 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. 쑔 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 344, fol. 16r Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Band I Repertorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Band II Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Verzeichnis der Handschriften und Drucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Bildregister (Metaphern, Allegorien, Redensarten, Sprichwörter) . . . . . . . . . . 225 Sachregister (Sachen, Begriffe, Namen, Orte, Überlieferung) . . . . . . . . . . . . . . 263 Verfasser- und Titelregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353

B1 Der rote Mund Hyperbolisches Lob der Geliebten mit umfangreichen poetologischen Reflexionen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1430–35 (Ka7) Überlieferung: Ka7 126r–128v; 360 V. Mü10 57r–63r; 247 V.

Edition: Keller, A. 1874, 8–20 (kritisch); Schmid, U. 1974, 503–512 (nach Ka7) Literatur: Keller, A. 1874, 6f.; Schröder, E. 1931a; Glier 1971, 118–121; Wallmann 1985, 292; Glier 2VL 8 (1992), 264f.; Westphal 1993, 168, 264f.; Lieb/Strohschneider 1998, 302 und Anm. 50; Lieb 2001, 519, 526 und Anm. 36; Janota 2004, 331; Köbele 2006a, 32–40; Waltenberger 2006; Brügel 2008a; Achnitz 2010b, 292–294; Uhl 2010, 11, 41 Anm. 24, 52f., 67 Anm. 78, 109

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den beiden Reimpaarkleinepik-Sammelhss. Mü10 (Mitte 15. Jh.) und Ka7 (1. Hälfte 15. Jh.) jeweils zwischen Mären. Mü10 bietet eine deutlich kürzere Fassung, die die Verse Ka7 85–88 und 185 sowie die Passagen Ka7 202–300 und 352–361 auslässt. Damit fehlen hier die breite Ausführung des Wunders vom brennenden Psalter und ein Großteil der Liebesklage; der Text endet mit der Aufforderung zur Anschlusskommunikation. Darüber hinaus gibt es häufige Wortvarianz (u.a. in der Schreibung der Eigennamen), teilweise auch auf der Ebene ganzer Sätze (vgl. die Verse Ka7 28 und 72). Signifikante inhaltliche Unterschiede der beiden Überlieferungszeugen entstehen dabei nur an einigen Stellen: Statt Ka7 105 antzlicz hat Mü10 100 mündlein als Gegenpart zur Reliquie, durchaus im Sinne des Gesamtthemas. Dafür ist die erste wundersame ›Farbübertragung‹ in Mü10 154 in der küchen statt Ka7 159 in der kirchen verortet; folgerichtig steht Mü10 156 varb statt Ka7 161 gepetz. Die Beteuerung des Sprechers in Mü10 214f., dass er, um eine Verletzung eines Fingers der Geliebten abzuwenden, den eigenen Arm gäbe, erscheint in Ka7 318f. deutlich milder: Wann e das ir ein finger swer | ich wolt selber eins enbern. Die in Ka7 abschließenden Verse (Ka7 352–361), speziell die letzten drei Verse, die in ähnlichem Wortlaut unter sieben weiteren Texten der Hs. stehen, wurden von der Forschung als »Schreiberzusatz« (Schröder, E. 1931a) eingeordnet. Wichtig ist aber der Hinweis auf die (in den anderen Fällen fehlende) enge inhaltliche Bindung und Anpassung der Verse an den vorhergehenden Text (vgl. dazu Waltenberger 2006, 272–274).

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B1 Der rote Mund

Überschrift: Von der schonsten frawen genant der rot münt (Ka7) Vom Roten Mundlein (Mü10) Inha lt: (Nach Ka7, Verszählung nach Schmid, U. 1974; da V. 41 auf zwei Zeilen aufgeteilt ist, zählt Schmid, U. 1974 361 Verse.) . A Hyperbolischer Lobpreis und Dichtungsreflexion (1–153): Der Sprecher preist eine Frau, an deren Schönheit keine andere heranreichen könne. Alle Frauen, die er je sah, seien dagegen wie ein Schlag in einen Bach. Lebte Wolfram (6: der von Eschenbach) noch, dessen Frauenlob niemand übertroffen habe und übertreffen werde, müsste Wolfram ihm beipflichten. Obwohl Wolfram alles, was er loben wollte – sei es wahr oder unwahr (14: Von worheit oder von nichten) – aufs Beste und unerreichbar gut loben konnte, müsste er doch, wenn er bei Verstand sei (charakteristischer Reim in 37f. : toben : loben), die Dame des Sprechers seinen eigenen exemplarischen Frauenfiguren vorziehen (genannt werden Elspeten [Elsa aus dem Wolfram zugeschriebenen ›Lohengrin‹?], Beaflurs, Orgeluse, Kondwiramurs, Repanse de Schoye – 25: die deß grales pflack –, Sigune, Jeschute und Kunneware). Da Wolfram aber tot sei und ihm nicht mehr helfen könne, müsse er selbst zu einem Lob ansetzen. Dass die Dame innen und außen, an Tugenden und Schönheit unübertroffen sei, werde jeder eingestehen. Da sie ihn ›veredle‹, lobe er sie trotz eigener Unfähigkeit. Er verweist auf eine Bibelstelle, nach der die Sonne in der zukünftigen Welt siebenmal heller scheine als jetzt (Jes 30,26), und fragt sich, was dann aus der Geliebten werde, die ja schon hier auf Erden heller scheine als die Sonne. Bei ihrer Erschaffung habe Gott nichts vergessen. Dennoch wolle der Sprecher nicht jedes ihrer Glieder einzeln loben (Verweis auf topische Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema), weil dies die Rede verlängere, die sowieso nur konventionell sei (92: Diß ist ein red als hundert). Die Schönheit der Geliebten dagegen überstrahle alles. Viele Menschen pilgerten nach Rom, um dort eine Reliquie zu berühren, doch er mache sich nichts aus ›toten Knochen‹ (102). Seine Not werde allein durch Berührung mit dem ihm heiligen Gesicht der Dame gelindert, das –  anders als die tote Reliquie  – sprechen, hören, sehen und lachen könne. Ausführlich kritisiert der Sprecher konventionelle Lobtopik: Ein Vergleich der Dame mit Lilien und Rosen sei zu grob, überhaupt sei ein Bezug auf die Rose einfältig und einfallslos (119–121: Wann rosen ist der kind lop, | Oder der nit wegerß vinden kan, | Man seczt ein rosen dort hin dan). Stellte man sich vor, das Rot aller Rosen der Welt zur Zeit ihrer schönsten Blüte auf eine (imaginäre) ›Überrose‹ zu konzentrieren (deren Blüte, Stempel und Blätter dann vollkommen rot wären), und vergliche diese sodann mit dem Mund der Geliebten, so würde der Mund dennoch hervorstechen, die Rose dagegen fahl aussehen. Der Sprecher bekräftigt, nie etwas Röteres als ihren Mund gesehen zu haben. B Wundererzählungen (154–244): Der Sprecher kündigt den Bericht von einem großen Wunder an: Wer mit der Dame in der Kirche stehe und wen sie in ihr Gebet einschließe, auf dessen Mund übertrage sich die Röte ihres Mundes. Er bekräftigt, das selbst gesehen zu haben, überhaupt gehe er ständig in die Kirche, nur um sie sehen zu

B1 Der rote Mund

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können. Dann erzählt er von einem weiteren, noch größeren Wunder: Er habe sie beobachtet, wie sie, vor dem Altar kniend und in der Hand den Psalter, ihr Stundengebet gesprochen habe. Dabei hätten sich erst die schwarze Tinte der Noten, dann das weiße Pergament, schließlich die Wand und Fenster des Kirchenraums rot verfärbt (letztere hätten die Farbe behalten), sodass er sich gewundert habe, wie sie – Rot auf Rot – lesen könne. Bei der Lesung des Verses Ps 50,17 (204: das lateinische Zitat: Domine labia mea aperies wird hier umgedeutet) sei das Buch noch röter erglüht, was ihn als zunächst ratlosen Beobachter zur Gewissheit geführt habe, dass der rote Glanz von ihrem Munde verursacht werde. Auch nach Beendigung des Gebetes habe der Psalter weiter rot ›gebrannt‹ und ein um ihn geschlagenes weißes Seidentuch verbrannt (237–239: Vergleich mit zindal aus Tripolis und Ninive). Alles, was sich der Dame zuwende, empfange Ehre und Würde – das könne ihr Mund, so könne sie lesen. Der Sprecher bekräftigt, dass er lange schon ihr Diener sei. C Liebesklage (246–325): Trotz unerfüllter Liebe will der Sprecher am Lob der Geliebten festhalten. Er beklagt aber die Missachtung durch die Dame (er wünscht sich, sie wäre ihm wenigstens so gewogen wie Dietrich dem Fasold): Sie grüße ihn nicht, selbst wenn er sich ihr in den Weg stelle; stehe er in der Menge, verwehre sie allen den Gruß. Trostlos bittet er in direkter Anrede (278–284) alle Männer und Frauen, seiner Werbung Glück zu wünschen. Wer den Schmerz unerfüllter Liebe aus eigener Erfahrung kenne, der wisse um die Berechtigung solcher Liebesklagen. Anders als normale Wunden seien Minnewunden nicht durch den Arzt, sondern nur durch ihre Ursache, d.h. die Frau zu heilen – so sei es auch in seinem Fall. Er bekräftigt die Unbedingtheit und Wahrhaftigkeit seiner Liebe (321: Es ist wor, summer got!) und verweist noch einmal darauf, dass nur der wisse, was die Liebe anrichte, der selbst liebe. D Schluss (326–350): Der Sprecher will schließen (326: Jch wil die red trummen abe), da er fürchtet, sein Publikum (direkte Anrede) zu langweilen. Einer Offenbarung gegenüber der Dame sieht er ambivalent entgegen, will aber kein offenes Rechten über den Minnekasus, sondern hofft, dass sich die Liebe zu ihrer Zeit ergebe. Nach einer weiteren Schlussformel (338: Hie mit wil ich gedagen) bekennt er, ein schlechter Redner zu sein, weshalb nun einer sprechen solle, der geeigneter und unterhaltsamer sei als er. Er schließt mit einer direkten Apostrophe an das Publikum, in der er zur Anschlusskommunikation auffordert: Wer nü wol der heb an (351). In einer dritten Schlussformel (352: Wann ich des myn erwinde) nennt er den Titel des Textes (354: Daß ist geheyßn der rot münd) und empfiehlt ihn zur Lektüre. E Zusatz (359–361): Der Schreiber bittet um Gottes Beistand. Ihm sei Liebeserfüllung versagt gewesen (361: Der ist an dem roten münd blyben). Para l lelen: Zur Beschreibungen der Übertragung der roten Farbe vom Mund auf die Umwelt vgl. u.a. B14 (C) und B485, 3406–3423 und 4472ff. – Die Nennung der weiblichen Protagonisten aus den (zugeschriebenen) Werken Wolframs von Eschenbach spricht für eine Kenntnis dieser Epen. Die Anspielung auf Dietrich und Fasold (255) verweist auf Kenntnisse der Heldensage, spezieller vielleicht des ›Eckenlieds‹.

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B2a Lob der Geliebten

B2a Lob der Geliebten Schönheits- und Tugendpreis, Exzerpt aus Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹ (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Konrad von Würzburg Datierung: Überlieferung um 1453–58 Überlieferung: Mü10 182v–186v; 168 V.

Edition: Keller, A. 1853b, 238f. (V. 19893– 20054; ohne Kenntnis von Mü10) Literatur: Glier 1971, 29 und Anm. 26; Schnell 1975a, 247; Dietl 1999, 140; Achnitz 2003b, 217 Anm. 67; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Der unikal überlieferte Text ist wie B2b ein leicht überarbeiteter Auszug aus Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹, V.  19893–20054. Die vier hinzugedichteten Eingangsverse passen inhaltlich und syntaktisch nicht gut zum Folgenden; da sie auf fol. 182v unten stehen und der Auszug aus dem ›Trojanerkrieg‹ auf 183r oben beginnt, ist evtl. auch von einer Überlieferungsstörung auszugehen. Gegenüber dem Text der Edition von Keller, A. 1853b kommen zwei Verspaare hinzu (nach 19954 = 67f.; nach 19978 = 93f.) und einmal fällt eines aus (20039f.). Der Name Paris bleibt im Text stehen (19900 = 12), der Name Helenas wird getilgt (19942f.: swaz wirde und êre frowen nimet, | das het Helêne cleine wird zu 54f.: Was wird vnd ër frawen nympt | Daz hat sie an yr clain). Konsequent wird die Beschreibung aus dem epischen Präteritum ins Präsens gesetzt. Überschrift: Ein hue bsch lob von einer frawen Inha lt: In vier Einleitungsversen beklagt der Sprecher seinen Liebeskummer. Dann folgt in den aus dem Roman herausgelösten Versen eine Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema. Im einzelnen werden erwähnt: Haare (wie ›arabisches‹ Gold), Ohren, Augen, Wimpern, Nase, Wangen, Mund, Zähne, Kinn, Kehle, Hände, Finger, Arme, Taille, Beine und Füße. Die restlichen rund vierzig Verse loben in hyperbolischer Weise die Tugend der Dame: Im heißesten Sommer sähe man neuen Schnee in ihrem Gesicht und im kältesten Winter frische Rosen. Das Verspaar Es wer noch hewt von yr ain sag | Wa man sie nennen höret (160f.) bezieht sich im ›Trojaroman‹ auf Helena, hier jedoch auf die namenlose Geliebte.

B2b Lob der Geliebten

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B2b Lob der Geliebten Schönheits- und Tugendpreis, Exzerpt aus Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹ (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Konrad von Würzburg Datierung: Überlieferung 1410–1420 Überlieferung: Kn2 166r–168v; 387 V.

Edition: Keller, A. 1853b, 235–239 (V. 19661– 20054, ohne Kenntnis von Kn2); Hilgers 1973, 146–164 Literatur: Hilgers 1973 (kennt den vergleichbaren Auszug B2a nicht)

Beschreibung der Überlieferung: Der unikal überlieferte Text ist wie B2a ein nur leicht überarbeiteter Auszug aus Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹. Er ist in einer Sammelhandschrift unterschiedlichsten Inhalts (vor allem mittellange, oft geistliche Erzähltexte) auf einer Lage enthalten, die offenbar erst nachträglich in die Hs. kam, jedenfalls zeigt sie als einzige ein von den anderen Lagen abweichendes Wasserzeichen (Hilgers 1973, 140f.). Der Ausschnitt umfasst die V. 19661–20054, wobei gegenüber dem Text der Edition von Keller, A. 1853b drei Verspaare (19757f., 19805f. und 19947f.) und ein Einzelvers (19832) ausfallen. Der Name Paris bleibt im Text stehen, der Name Helenas wird zweimal getilgt (19840, 19854), bleibt aber sonst ebenfalls stehen. Auffallend ist, dass B2a und B2b, obwohl sie voneinander unabhängig zu sein scheinen (die beiden Auszüge haben unterschiedliche Differenzverse), doch denselben Abschnitt exzerpieren. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach Keller, A. 1853b/Hilgers 1973) . Der Text setzt ohne Einleitungsverse und ohne Namensnennung mit der Freude Helenas bei der Ankunft des Paris in Sparta ein (19661: Der meren wart die reyne vro). Nach einer ausgedehnten Schilderung der außergewöhnlichen Tugendhaftigkeit Helenas schließt B2b mit demselben Ausschnitt wie B2a, der Schönheitsbeschreibung und einem weiteren Tugendlob. Helena und Paris werden bereits nach 20 Versen namentlich erwähnt (19678–19681: We sy genennet were | Dat kunde ich uch myt reyden gesa | It was die lüter elena | Die parys wart geloüyt), sodass kein Zweifel über die Identität der Figuren besteht. Es ist die Musterhaftigkeit des Frauenlobs, die diesen Textausschnitt als Minnerede qualifiziert. A Erstes Aufeinandertreffen (19661–19895): Helena hört von der Ankunft der Fremden und äußert den Wunsch, diese zu sehen. Es folgt die Beteuerung, die Tugendhaftigkeit Helenas nicht vollständig beschreiben zu können (Bescheidenheitstopos),

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B3 Lob der Geliebten

was aber doch ausführlich und mit vielen Lobblumen gemacht wird. Wie Wandmalereien neben lebenden Personen verblassen, so würden alle Farben verblassen, wenn sie den Raum betrete (19714–19719). Wo immer in büchen vnde an lieden (19723) von Frauen die Rede sei, würde Helena besonders hervorgehoben, ihr Name schwebe wie ein Adler hoch über allen anderen. Der paffen büch der joden rodel (die Rotuli der Juden) | Vnde alre sarrazine breyff (19746f.) kündeten von ihrer Ehre und Tugend. Niemand sei Menelaus gleichgestellt, dessen Frau sie sei. – Daraufhin wird der Gang Helenas und ihres Gefolges zum Tempel geschildert, in dem Paris sich aufhält. Mit fünfzig Damen trifft sie dort ein, aber Paris nimmt sie alleine zuerst war, sie brennt in seinen Augen, er nimmt van der mynnen alle Farben des Regenbogens an (19790f.) und sofort ist ihm klar, dass das Helena sein muss, die ihm von Venus versprochen wurde. In einem langen Monolog preist Paris die Schönheit und Tugend Helenas, sie sei ein Spiegel aller Frauen, ein Obdach aller Seligkeit (saelde), eine Klause der Freude usw. B Schönheitsbeschreibung Helenas (19896–20054) nach dem A capite ad calcemSchema und Lob der Tugenden Helenas (wie B2a).

B3 Lob der Geliebten Preis der Vollkommenheit der Geliebten mit Schönheitsbeschreibung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 107f. Nr. 19

Datierung: Überlieferung um 1450

Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 868f.

Überlieferung: He9 146r–147r; 80 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Minneredenteil der Sammelhs. He9, nach B246 und vor B500. Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–13): In ausgesuchtem Vokabular (Fremdwortgebrauch im Reim 1f.: mensur : figur; 11f.: praticieren : figurieren) bekennt der Sprecher, dass eine vollkommene Dame in sein Herz ›hineingebildet‹ sei (3: ist mir gebildet in min hertz). Er sei ihr völlig ergeben, müsse beständig an sie denken und wolle sie daher ausführlich vorstellen (12: sie gentzlich figurieren).

B4 Der erste Buchstabe der Geliebten

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B Rechtfertigung (14–31): Für seinen Eindruck, dass die geliebte Dame die Schönste sei, gibt der Sprecher neben mehrfachen Wahrheitsbeteuerungen (18; 31) eine Objektivierung: Auch bei einem Tanzvergnügen sei sie hervorgestochen: Wie ein Spiegel sei sie gewesen, in den viele Männer geschaut hätten. C Schönheits- und Tugendpreis (32–59): Es folgt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema (32–55; genannt werden Haare, Gesicht, Augen, Brauen, Wangen, Mund, Nase, Zähne, Kinn, Hals, Brust(korb), Arme, Hände, Stimme) sowie ein Lob ihrer vollkommenen Tugendhaftigkeit. D Dienstbitte (60–80): Da er ohne sie, die Nahrung seines Herzens, nicht leben könne, will er die Geliebte bitten, seinen treuen Dienst als ihr ›beständiger Knecht‹ anzunehmen. Er schließt mit der Schlussformel Also lauß ich die red bestön (80). Para l lelen: Das erhöhte sprachliche Register – am deutlichsten in der Einleitung – weist auf den Einfluss ›geblümter Rede‹.

B4 Der erste Buchstabe der Geliebten Hyperbolischer Lobpreis der Geliebten mit kurzer Erzählung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 62v–66r; 170 V. Lg4 190v–194r; 170 V. Pr2 49r–51v; 170 V.

Edition: Haltaus 1840, 147–149 Nr. II 11 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIV) Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 623; Kern 2006, 68; Lieb 2008, 208f.

Beschreibung der Überlieferung: Innerhalb eines Überlieferungskonvois nach B213 und vor B52 in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) überliefert. Die drei Textzeugen weichen kaum voneinander ab. (Haltaus weist nach Pr2 80 zwei zusätzliche Verse in Lg4 aus, die jedoch in allen Hss. stehen). Überschrift: Von dem ersten půchstaben seins Bůlen (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2, Verszählung nach der Ausgabe, in der nach V. 80 zwei Verse übersprungen sind) . Die Rede weist eine Hybridform auf, insofern hier viele Redemöglichkeiten

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B4 Der erste Buchstabe der Geliebten

der Gattung gleichzeitig verwirklicht werden: Frauenpreis, Erzählung, Personifikationsdichtung, Werbungsgespräch, geblümte Rede, Schönheitsbeschreibung, Klafferschelte, Minneleid, Segenswünsche, Hoffnung auf Minneerfüllung. Der Sprecher befindet sich zum Zeitpunkt der Rede zwischen der Verheißung und ihrer Erfüllung. A Hymnischer Lobpreis des E (1–10): Sprecher beginnt die Rede mit dem Buchstaben E (erster Buchstabe des Namens der Geliebten), den er preist. Alles im Himmel, auf Erden, in der Luft und im Wasser, auch alles, was sprechen, schreiben und lesen kann, solle das zarte E grüßen. B Erzählung von der Entstehung seiner Minnebeziehung (11–38): Nach dem Hinweis auf eine Vision (er habe gesehen, wie sich die Personifikationen Liebe, Minne und Süße der Dame gefangen gaben) folgt eine Erzählung des Sprechers: Er klopft an die Pforte der ›Frau Minne‹, um die Personifikationen ›Liebe‹ und ›Minne‹ um Rat zu fragen, an wen er sein Herz kehren solle. Ein Bote namens lieplich danck erscheint und antwortet ihm, dass Frau Minne nicht zu Hause sei, da sie einen vollkommenen Menschen gefangen hätte. An diesen solle er sich halten. Der Sprecher entfernt sich, versteht, dass dieser Mensch seine Geliebte ist, und fragt sie unvermittelt und direkt, ob sie ihm treu sein will. Sie bejaht sofort (der ganze Dialog mit der Geliebten umfasst nur vier Verse!). C Hyperbolischer Lobpreis (39–86): Sprecher drückt nun (an die Geliebte gerichtet, aber offenbar nicht mehr in der Situation von B) seine Freude aus (z.T. in Lobblumen): erneute Erwähnung des ›E‹ und Preis der Geliebten in anaphorischer Reihung (48–62: 14mal Du bist…), er brenne auf der Minne Rost, sie sei mit glühenden Zangen in seine Brust hineingeschmolzen; metaphorische Bezeichnungen der Geliebten u.a. als Morgenstern, Mandelkern, Rosenbaum, süßer Balsamgeruch, liebliche Fessel der Minne und als Himmelreich seiner Augen. In ihr seien die ›vier Komplexionen‹ vollendet: natürlich, früchtig, vein und schon (72). In einer Publikumsapostrophe fordert der Sprecher Frauen und Männer auf, sich ihr untertan zu machen, denn man könne von ihr rechtes Minneverhalten lernen, sie sei für alle der Spiegel. Schönheitsbeschreibung (80–86): Mund, Kinn, Wangen, Hals, Haar, Hände, Brust, Arm und Leib. Sie setze ihn Schach und Matt. D Liebesschmerz und Hoffnung (87–146): Sprecher beklagt die Schmerzen, die ihm die Trennung von der Geliebten verursacht. Wenn er sie aber morgens sieht, hat er den ganzen Tag Freude (105: Ich pflantz mein augen in ir schön). Wenn ihr Mund zum Lächeln aufgeht, spaltet sich sein Herz; er ist verwundet durch ihre Geschosse und hofft auf eine Erfüllung der Liebesverheißung. Zweimalige Anrufung Amors, er möge als Vogt der Minne ihr zureden, dass sie ›mit beständigem Begehren ihre Treue und auch ihre Ehre behalte‹ (127f.), und Verwünschung der Klaffer, die einer beständigen lieb on lieb (131) entraten: Man solle sie verbrennen. Er versichert, treu zu sein bis ins Grab. E Wünsche (147–168): Sprecher beendet seine Rede wieder in Wendung an die Geliebte, der er anaphorisch gereiht Gottes Segen wünscht und die er um körperliche Liebeserfüllung bittet.

B5 Schönheitspreis

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B5 Schönheitspreis Schönheitspreis der Geliebten als rhetorische Übung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Haltaus 1840, 219–221 Nr. II 53

Datierung: Überlieferung 1470/71

Literatur: Karnein 2VL 8 (1992), 826f.; Lieb 2001, 525f.; Lieb/Strohschneider 1998, 302 und Anm. 50

Überlieferung: Pr2 140r–141v; 100 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Pr2, nach einer Teufelserzählung und vor B205. Überschrift: Der guldin stain Inha lt: Im kurzen Prolog (1–4; vgl. auch den ebenso langen Epilog) verkündet der Sprecher die Absicht, ein höfisches Gedicht zu verfassen: Seit er dichte, habe er dies probieren wollen. – Die Rede selbst besteht aus einem ausführlichen, stereotypen Schönheitspreis der namenlosen Geliebten (5–96): Sie ist schöner als jede Frau, die er bisher gesehen und von der er bisher gehört hat. Wenn er nicht gelesen hätte, dass Engel keinen fleischlichen Körper besäßen, hätte er sie für einen gehalten. Sie überstrahlt die anderen Frauen so wie der Morgenstern (32: trymontan) die anderen Sterne, so wie die Perle (34: Margarit) die anderen Edelsteine (genannt werden Wasserperlen, Smaragd, Rubin, Topas, Sardin, Jaspis, Saphir, Chrysolith), so wie ›arabisches‹ Gold das Blei. – Genau in der Mitte der Rede (V. 51–96) folgt ein Schönheitspreis nach dem A capite ad calcem-Schema: Haar, Kopf (weicher als Seide), Leib (weißer als Kreide), Scheitel, Hals, Mund, Gesicht, Wimpern, Augen (wie Spiegel, wie Sterne), Mund (86f.: ist so schön, als sei er mit ›Brasilienholzrot‹ auf ›Pergament‹ gemalt), Zähne (wie Elfenbein). Ihr Sprechen und ihre Stimme schließlich seien wie ein Edelstein, süßer als Saitenschlag und verströmten einen Balsamgeruch. – Epilog (97–100): Unsagbarkeitstopos bzw. Erkenntnis der Unmöglichkeit, rhetorisch zu einem Ende zu kommen, ohne wahnsinnig zu werden (97f.: Solt ich sy völliclichen loben, | Man went villeicht ich wolt toben!), und Aufforderung zur Anschlusskommunikation (100: Red ain ander von schönen weiben!). Para l lelen: Strukturell (vier Einleitungs- und vier Schlussverse, Zäsur in der Mitte der Rede, ca. 100 Verse) lässt sich der Text mit B31 vergleichen.

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B6 Die Schönheit der Geliebten

B6 Die Schönheit der Geliebten Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: früheste Überlieferung Anfang 15. Jh. (Wo2)

Literatur: Karnein 2VL 8 (1992), 862; Eisermann 2VL 11 (2004), 1294–1296

Überlieferung: Go3 127r–128v; 80 V. Wo2 80v–81r; 75 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Sammelhss. Wo2 und Go3, die beide aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. Wo2 enthält hauptsächlich chronikalische, politische und geistliche Texte und bringt die vorliegende Minnerede nach einer Legende und vor der einzigen weiteren Minnerede der Hs. (B372). Die Verse sind fortlaufend geschrieben und nur durch Punkte voneinander abgesetzt. In Go3 steht der Text neben weit verbreiteten (›Freidank‹, ›Winsbecke‹ und ›Winsbeckin‹) und unikalen didaktischen Texten (›Reimpaargedichte der Gothaer Handschrift Chart B53‹, vgl. Eisermann 2VL). Vor allem in der ersten Hälfte des Textes unterscheiden sich die beiden Überlieferungszeugen stark. Teilweise gleichen sich nur mehr die Reimworte, in einigen Fällen sind auch diese ausgetauscht. Inhaltlich ändern sich dabei jedoch nur Details, so z.B. die Referenzen des Schönheitsvergleichs: In Go3 brennt der Mund wie der edel salmender (Go3 35), in Wo2 wie ein glügende zudel (Wo2 33). Darüber hinaus fügt Go3 in die Schönheitsbeschreibung die Ohren ein (zwei exklusive Verse, Go3 19f.), Wo2 bringt dagegen exklusiv die Wangenknochen (Wo2 28: wengelin huffe). Der Verweis auf das Nähen kommt in Go3 plausibler nach (Go3 59–62) statt vor (Wo2 53–56) dem Lob der kurz geschnittenen Fingernägel. Unterschiedlich ist auch die Schlusspartie gestaltet: Während in Go3 nach einem Lob der Größe und des Ganges der Titel genannt wird, endet der Sprecher in Wo2 mit der Bemerkung, er habe er habe nun den Nachweis erbracht, dass er sie loben könne. Überschrift: Von einer schonen frowen (Go3) Dis ist die schoe nheit der frovwen (Wo2) Inha lt: (Nach Go3) . Prolog: Obgleich ihm eine Frau mit ihrer bezwingenden Liebe Sinn und Verstand geraubt habe (Unfähigkeitsbeteuerung), habe der Sprecher doch wahr-

B7 Preis der Geliebten

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genommen, wie ir ir lip si getan (9). Es folgt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema; genannt werden: Haare (leuchtet wie Gold, fein wie Seide), Scheitel (weiß wie Kreide), breite Stirn, Ohren, Augenbrauen, Augen (leuchten wie Karfunkel), Näslein (29: rehte wol formieret), Wangen, Mund (brennt wie der Salamander), elfenbeinerne Zähne, leise sprechende Zunge, Grübchen (in den Wangen, wenn sie ihn anlacht), Kinn, weißer Hals, lange Arme und Finger mit kurzgeschnittenen Fingernägeln, Brüste, schlanke Seiten, (Scham), weiße Beine, runde Kniescheiben (71: knui schiben synnewel), Füße, Fersen, angemessene Größe, Gang. – Die Scham wird nur verhüllend benannt (66–68: So stat do nidenan hin zu tal | Ein dingelin geschaffen wol | Daz ich doch nut nennen sol). In das Körperlob eingefügt sind eine Wahrheitsbeteuerung (50–53: ›Jeder, der sie sähe, müsste ihre Schönheit zugeben‹) und die Nennung von Handlungen, die die Geliebte hervorragend ausführt: Singen und Nähen. Die Nennung der Kniescheiben ist unkonventionell, ebenso die der praktisch begründeten kurzen Fingernägel (57–59: Das fleisch ir fur die nagel gat | Das Edeln fröwen wol an stat | So kann su ouch wehe negen [nähen]). Am Ende betont der Sprecher, er habe ihre Schönheit nun vollständig beschrieben. Er betitelt die Rede und beschimpft diejenigen, die ihm nicht glauben wollen (79f.: Dis ist der minnen claff | Der daz nut glöbt der ist ein aff ). Para l lelen: Die Abfolge der Körperteile innerhalb der Schönheitsbeschreibung folgt einem Schema aus der Schulpoetik des Galfred von Vinsauf, vgl. auch die Schönheitsbeschreibung in B252.

B7 Preis der Geliebten Preis der Geliebten und ihres Kusses (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Anton 1777, 326–328

Datierung: Überlieferung nach 1471

Literatur: Rheinheimer 2VL 7 (1989), 819

Überlieferung: *Antons Hs., Verso-Seite; 52 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf der Verso-Seite einer heute verschollenen Pergamenturkunde von 1471. Überschrift: –

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B8 Lob der Geliebten

Inha lt: Der Sprecher möchte eine schöne Jungfrau preisen, deren beständiger Diener er ist und die sein Herz besitzt. Nach Art der Dichter will er nun ihre Ehre besingen, weshalb er Pallas anruft (14), das schiffelein (13) seines Gedichtes sicher im Hafen ankommen zu lassen. Er lobt im folgenden die Jungfrau als schon mild vnde gut (19) und geht dann besonders auf ihre Art zu reden (25f.) und ihren Mund ein, der wie ein Stern in sein Herz leuchte. Der Geschmack ihrer Lippen gleiche süßem Wein: Sei Jupiter auf Erden und wolle sich in Liebe verbinden, so fände er hier reichen Trank, den er gerne tränke. Auch der Sprecher würde gerne den Wein ihrer Küsse trinken, um schon von einem kleinen Schluck in seinem Mund erregt und froh zu werden. Er schließt mit Bitte und Dienstversicherung: Gib du schenes Juncfrawlein | mir eyn cleines Trenkelein | Wy du wilt doch ich bin dein | Sleuß mich in deins herzens schrein (49–52).

B8 Lob der Geliebten Kurzer, metaphernreicher Preis der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 13. Jh.

Edition: Greith 1838, 50f.; Piper 1898, 305 Literatur: –

Überlieferung: Ro2 107r; 15 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag auf einer leeren Seite der frühen Epikhandschrift Ro2, in der auch, an anderer Stelle, als Nachträge Z2, B177 und Z3 stehen. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher grüßt alle Damen, von denen ihm aber die seine die Liebste sei. Er preist sie im Folgenden mit metaphorischen Bezeichnungen (Königin, Morgenstern, Maienzeit, Rosenblüte, Ostertag, Krone aller Frauen, Veilchenduft, Muskatblüte), versichert ihr seinen Dienst und lobt, dass ihm seine Dame Kummer abnehme und Freude bereite.

B10 Preis der Geliebten

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B9 Preis einer Frau Konventioneller Preis der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Ha3 4vb–5ra; 36 V.

Edition: Kalla 1909, 100f.; Kossmann 1940, 18 Nr. 9 Literatur: Kalla 1909, 20; Rheinheimer 1975, 178

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 im Kontext moralischer Sprüche und Minnereden. – Sprache: Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher erklärt, dass er eine Frau liebe, die ihm wichtiger sei als das eigene Leben und als alles Andere. Sie habe ihm Herz und Sinne genommen. Sein Herz freue sich, wenn er ihren roten Mund sehe, der ihn so lieblich verwundet habe. Er könne beteuern, dass eine so vollkommene Frau nie gesehen wurde. Ihre Augen glänzten wie Rubin, ihr Mund lächle und ihr Körper sei schön gestaltet. Alles, was gut sei an Frauen, würde man bei ihr finden. Sie sei die Wurzel aller Tugend. Er könne nicht altern, solange er an diese Schöne denke.

B10 Preis der Geliebten Lob der Geliebten mit einer Frauenlob-Anspielung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt; vgl. Überschrift Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Ha3 29ra–29rb; 38 V.

Edition: Nijland 1896, 201f. Nr. 11; Kossmann 1940, 65 Nr. 50 Literatur: Kalla 1909, 31, 134; Rheinheimer 2VL 7 (1989), 819

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, zwischen einem Liebeslied und einem Spruch, mit der Unterschrift lays dich ontbermen. – Sprache: Niederländisch, deutsch gefärbt.

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B11 Der Allenfrauenhold

Überschrift: Vrient Tsernoyt (Titel oder Verfassername: ›Freund in der Not‹?) Inha lt: Der Sprecher erklärt, dass seine Geliebte sich in dem Gewand der Ehre und Beständigkeit kleiden könne. Sie habe so viele Tugenden (Aufzählung: Scham, Keuschheit, Hochgestimmtheit u.a.), dass er sie kaum genügend loben könne (Unsagbarkeitstopos): ›Frauenlob‹ (d.h. der Minnesänger Heinrich von Meissen) habe sie schon bildreich gelobt, wie könne er sie da noch besser preisen (10: Vroulof gebalsemet hayt yr eeren, | Was mach ich me gheprisen yr?). Von Kopf bis Bauch (14: van den hoefde bas aen yr lenchen) sei sie schön wie ein Engel: Augen, Wangen, Hals und Mund erregten ihn. Er sei als ihr Leibeigener geboren. Sie sei so treu, dass er auf ihre Gnade warten und ihr sein ganzes Leben dienen werde. Sollte er dann Gnade erfahren, würden sie beide überglücklich werden.

B11 Der Allenfrauenhold Liebesklage eines Mannes mit Bekenntnis, andere Frauen zu begehren (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1822, 165–168 Nr. 119

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Brandis in 2VL 1 (1978), 253f.

Überlieferung: Ka3 99va–100rb; 124 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einer Minneredengruppe der Hs. Ka3. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–12): Exordialsentenz (1: Jch han gehört al min tag): Öffentlich vom eigenen Laster zu berichten ist Zeichen für ›Unstaete‹, da man dann auch über andere redet. Der Sprecher beteuert seine Beständigkeit, obwohl er im Folgenden von seiner Promiskuität berichtet. B Aufzählung (13–90): Der Sprecher begehrt jede Frau, gleich wie sie aussieht. Dies expliziert er mit teils deutlicher Sexualmetaphorik an 16 eher unsystematisch und z.T. doppelt angeführten ›Frauentypen‹ (die in je vier Versen, dreimal auch in sechs Versen abgehandelt werden): – bei einer Langen hätte man nachts im Bett ›einen

B11 Der Allenfrauenhold

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Arm voll‹ (18); – eine Kurze wäre gefügig und machte alles nach seinem Willen; – eine, die gut singt und gesprächig ist, wäre gut zu küssen; – einer Schüchternen täte er wegen ihrer ›Einfalt‹ das, was seine Mutter oft erlitt; – mit einer, die gut tanzt, würde er am Bett einen ›Appenzeller‹ tanzen (35; nur hier belegter Tanzname?); – einer, die mit Sprüchen jeden Mann vertreiben will, würde er ein Matt ansagen; – eine Lese- und Schreibfähige bäte er, ihm ihre Wünsche zu schreiben, damit sie nie mehr mit ihm spräche; – ein kurtzes fröwelin (47) überließe er dem sauren Wein, der ihr einen ›grimmen Bauch‹ (49) und eine ›rauhe Zunge‹ (50) machen würde; – eine Lange könnte ihm bei der Rheinüberquerung helfen, weil sie mit dem Ruder ein Fuder Wasser heben würde; – einer, die (auf) ihn mit einem Blick ›schießt‹ (55) und so in den Strick wirft, tut er dasselbe; – bei einer jungen Dame von 12 Jahren ließe er sein Weinen und würde mit ihr Angenehmes tun; – wenn er die Huld einer Alten hätte, die ihr Alter mit schöner Kleidung ›vergoldet‹ (65), würde er keine andere Freude begehren und ein angenehmes Leiden (68: liepliches we) haben;  – hätte er einen ›Unter-gang‹ (70; Sexualmetaphorik?) mit einer, die langes goldenes Haar hat, würde er nachts nicht mehr wie früher gehen (weggehen, umhergehen?); – wenn eine ihn ablehnt, würde ihn das nicht stören, denn er kennt eine freizügige/unglückliche (?) Frau (75: faiges wib), der täte er das, was er seiner Schwester nicht antun würde, damit sie ihm es wiedergutmache (78: mir geb ein sün [Sühne]); – eine Gutaussehende freute ihn mehr als die wilde Fastnacht, wenn sie schwiege und ihn still anhörte; – einer mit einem klainen schaden (83), einer Braunen, Bleichen oder Schwarzen, würde das gestösz zuteil (86), wenn er in einem dunklen Zimmer mit ihr wäre. Der Sprecher fasst kurz zusammen: Jede Frau, die er sieht, lässt ihn nachts nicht ruhen. C Minneklage (91–124): Der Sprecher schließt konventionell mit Dienstversicherung, Behauptung der Liebe von Kindesbeinen an, Lob der Vorzüge seiner einzigartigen Geliebten, von denen er aber nichts hat, denn sie vermartert (108; Minnemartyrium) und röstet sein Herz in Minneglut. Dies sei der Grund für seine Untreue. Dass sich sein Herz zu anderen Frauen neigt, legitimiert er mit einem Vergleich: Der Bedürftige liebt nicht einen armen Onkel und ›Betschwestern‹ (116: salter frowen) – zu ergänzen ist: sondern solche Personen, die ihm etwas geben können. Schluss: Minnedienst bis zum Tod wird unter der Voraussetzung des Minnelohns (119: hier: beständiger Gruß) versprochen.

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B12 Beteuerung ewiger Treue

B12 Beteuerung ewiger Treue Preis der eigenen Treue durch einen Mann mit vielen gelehrten Vergleichen und Metaphern (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1822, 201–204 Nr. 123 (nach Ka3) Literatur: Brandis ²VL 1 (1978), 835

Überlieferung: He3 341v–343v; 122 V. Ka3 105ra–105vb; 122 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der alphabetisch nach Textanfängen sortierten Sammelhs. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) . Der Text besticht weniger durch argumentative Fülle als durch seine gelehrten Vergleiche und Metaphern (z.T. aus dem Physiologus). – Der Sprecher hörte öfter davon singen vnd sagen (2), dass ›Treue und Beständigkeit zu gesellschaftlicher Wertschätzung führen sollten‹. Diese Sentenz (?) will er an sich bewahrheitet sehen, denn er sei ein ›Erneuerer der alten Treue‹, dessen unerschütterliche Beständigkeit eingeschlossen sei in die Zelle seines Herzens. Er preist erst seine eigene Treue in metallurgischer Bildlichkeit (24–27: lötig luter vnd gantz | Vnd iemer vngeschertet | Gestercket vnd gehertet | An stäti sam der adamas), sodann das Lachen der geliebten Dame: Es vertreibe Klage und Schmerz wie die Sonne Dunkelheit und Tau, wie das Feuer dürres Stroh. Ihre Schönheit ziehe ihn in ihren Bann wie der Sirenengesang die Schiffe, wie der süße Atem des Panthers die anderen Tiere. Der Sprecher empfiehlt sich als Exempel für treue Minne schlechthin. Es folgt eine Zeitklage: Der Treulose werde dem Treuen vorgezogen, auch wenn seine Unbeständigkeit nur mit dem ›Firnis der Beständigkeit‹ (69) überzogen sei. Anders bei ihm: Leichter könne man den Glanz von Sternen und Sonne mit Ruß verdunkeln, als auch nur das Geringste von seiner ewig währenden Beständigkeit wegnehmen. Seine Treue leuchte wie der harte Marmor und färbe sich im Trachten auf Minnelohn wie das Chamäleon nach der Luft. Wie der Salamander lebe er glücklich im Feuer (der Minne?). Anders als der Leopard, der nach drei erfolglosen Versuchen seine Jagd aufgebe, wolle er auch ohne Erfolg am treuen und beständigen Dienst gegenüber seiner Dame festhalten. Ihretwillen tue er alles und lasse sich auch nicht durch strenge ›Huote‹ beirren. Er wolle nicht sein Liebesleid beklagen, wohl aber das Leid, das er ihr eventuell zugefügt haben könnte. Seine Haltung wolle er bis ins Grab bewahren, ohne Reue, auch wenn die Dame ihm gegenüber nur Untreue und Unbeständigkeit gezeigt habe.

B13 Segen der fernen Geliebten

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B13 Segen der fernen Geliebten Liebesbekenntnis mit Vorschlag zur Fernkommunikation (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1822, 379–381 Nr. 134 (nach Ka3) Literatur: Wolf 2VL 8 (1992), 1042f.

Überlieferung: He3 270v–272r; 96 V. Ka3 133ra–133va; 92 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der alphabetisch nach Textanfängen sortierten Sammelhs. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3. Glier 1971, 381f., nimmt einen gemeinsamen Ausgangspunkt der Überlieferung in der Vorlage zu Ka3 an. Entsprechend gering ist die Überlieferungsvarianz (He3 überliefert in den wenigen Abweichungen die besseren Lesarten). He3 hat vor dem abschließenden Verspaar vier an ein Du (Zuhörer? Dame?) gerichtete Verse, die in Ka3 fehlen: Doch kann ichs nit vermyden | Wen es bringt mir lyden | Darumb lieb on argen wan | Las dir myn leid zu herczen gan. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) . A Dienstversicherung (1–14): Der Sprecher nimmt im treuen Dienst der Geliebten Böses wie Gutes freudig auf (4: es ist ihm alles ein spil), da ihn der Gedanke an sie dauerhaft von Betrübtheit erlöse. B Tugendpreis (15–39): Der Sprecher preist die Tugend seiner Dame (sie sei wie geläutertes Gold gegenüber anderen Damen und werde ›Gral‹ genannt). Er nennt sie der cristenhait ain hort (23). Sie übertreffe alles, was je an Frauen gelobt wurde – was der Sprecher mit eigenen Erfahrungen beglaubigt (35: Was ich schöner frowen sich) und in einer direkten Publikumsapostrophe bekräftigt (39: Gut lüt geloben mirs). C Trennungssituation (40–80): Verwünschung des Nebenbuhlers, dessentwegen er die Geliebte nicht sehen darf. Da die Gedanken frei sind, sendet er der Geliebten Tag und Nacht me den tusent fuder (53) von ihnen; wie der Falke wieder zurückkommt zum Falkner und seinem Luder, kommt auch das reine Herz wieder mit ›Gedenken‹ zurück. Mit diesem ›Gedenken‹ Freude zu haben, ist seine höchste Freude (Gedankenminne). Er bittet die ferne Geliebte, als Zeichen ihrer Zuneigung jeden Morgen ein Kreuz in die Luft zu zeichnen und in seine Richtung zu sehen. So würde ihm nie mehr Leid widerfahren; erneute Bekräftigung durch Publikumsapostrophe. D Schluss (81–92): Der Sprecher bittet Gott, Leben, Gut und Ehre der Frau zu bewahren. Der Sprecher hat einem Zuhörer seine Rede vorgetragen (89 Nü sag ich hie

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B14 Urkunde der Minne

die red dir; ist die Dame angesprochen?), auch wenn die Rede dem Sprecher wenig nützt. Er bittet Gott, den Zuhörer von seinem Leid zu erlösen.

B14 Urkunde der Minne Liebes- und Treueversicherung in Urkundenform (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 459–463 Nr. 232

Datierung: Überlieferung um 1433; im Text genanntes Datum: 1371

Literatur: Blank 2VL 10 (1999), 124f.; Lieb 2008, 198 und Anm. 24

Überlieferung: Ka3 237vb–239ra; 180 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Liedersaal-Hs. Ka3 innerhalb des ›Teichner-Corpus‹. Überschrift: – Inha lt: Der Text gibt sich in Aufbau und Rechtsterminologie als Privaturkunde in subjektiver Fassung. Selbstbezeichnungen im Text sind: brieff (5, 28, 167); hantvest (156); vrchunt (159), charta (166). Daher werden im Folgenden die gängigen Fachtermini der Urkundenbeschreibung gebraucht. A Protokoll (1): Der Sprecher nennt sich in einer einfachen ›Intitulatio‹ diener miner vrowen. B Kontext (2–148): Der Sprecher bekräftigt in einer ausführlichen ›Dispositio‹ seine Rechtsfähigkeit (3: vnbetoeret; 16f.: Von aigens willens ler ermant | Vnbekrae nkt vnd vnbetwungen) und bestätigt, dass er sich vollständig (mit Körper, Herz, Sinnen, Tätigkeiten, Absichten) seiner Herrin und Geliebten zu eigen gibt. Von seinem eigenen Willen soll nun die Dame Gebrauch machen. Er unterstellt ihr auch alle seine Glieder – in besonderer Weise seine Zunge, die (48: als ain vlizzig smid) von ihrer Ehre, Vollkommenheit und Schönheit singen und sagen soll. Mit den Rechten an der eigenen Person gibt er auch seinen Eigennamen auf (56: er will fortan nur jr knecht heißen). Eine Rückgabe der Schenkung durch die Frau soll ausgeschlossen sein, bis zu seinem Tode will er dem ›Stab ihrer Gnade‹ (80) untergeben sein, lediglich ein ›kleines Lehen‹ (84) soll er von ihr empfangen dürfen. Ausgeschlossen sein soll auch, dass die Dame ihn weitergibt oder verleiht, wobei der Sprecher allerdings dem Willen der Dame letztlich Folge leisten würde. Es folgt die ›Corroboratio‹, in der der Sprecher auf sein Siegel und drei Zeuginnen hinweist: ›Frau Minne‹, ›Frau Treue‹ und ›Frau

B15 Glaubensbekenntnis eines Liebenden

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Staete‹. Die drei haben ihm zur Schenkung geraten und sollen nun auch an der Erfüllung mitwirken: Frau Minne soll sein Herz erfüllen und jede andere Beziehung (zu Frauen oder Männern) verhindern. Frau Treue und Frau Staete sollen die Einhaltung seiner Übereignung überwachen und ihn im Übertretungsfall als meineidig anprangern (›Sanctio‹). Die drei Zeuginnen sprechen dann selbst, vertreten durch Frau Minne (149–166): Sie verweist auf ihre Zeuginnenschaft und ihr Siegel und bekräftigt den Wortlaut der Urkunde. Die Rede von Frau Minne scheint den ganzen Text bis zum Ende zu umfassen. C Eschatokoll (167–180): Datierung auf 1371 (Inkarnationsjahr im Nativitätsstil angegeben), in diesem Jahr sei das Gras violett gewesen und der ›rote Mund‹ habe – wie ein verwundetes Tier – den Schnee rot gefärbt. Einer zweizeiligen Bitte für den Sprecher (›Appreciatio‹) folgt eine Schlussformel (›Completio‹). Para l lelen: Zur Rötung des Schnees durch die Röte des Mundes vgl. B1.

B15 Glaubensbekenntnis eines Liebenden Bekenntnis zur Geliebten in Form einer Parodie des Credo (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1450; im Text genanntes Datum: 1412 (?) Überlieferung: He9 135r–138r; 162 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 97–99 Nr. 17; Kiepe/Willms 1972, 339–344 (mit nhd. Übersetzung; die Verszählung weicht um einen Vers ab, weil die Überschrift der Edition mitgezählt wird) Literatur: Brauns 1937, 38–41; Blank 1970, 53; Glier 1971, 339f.; Glier 2VL 3 (1981), 53f.; Uhl 2010, 62–64

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Minneredenteil der nordalemannischen Sammelhs. He9, nach B407 und vor B246 (Hermann von Sachsenheim). Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–8): Exordialsentenz: Wer am Ende seines Lebens verzweifle, dem nütze auch der von Gott gesandte Bote nichts (1–4). Um dem Zweifel (der desperatio) zu entgehen, habe der Sprecher sich ein eigenes Glaubensbekenntnis (5: ainen ai-

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B15 Glaubensbekenntnis eines Liebenden

gen geloben) gemacht, in das er Worte gegen den Zweifel eingeflochten habe (fachspr. Terminus 7: sillaba). B Glaubensbekenntnis der Minne (9–83): Der Sprecher parodiert und erweitert das Apostolische Glaubensbekenntnis. In anaphorischen Verseinleitungen (die Formel ich glob leitet in der Regel jeden zweiten Vers ein) bekennt er seinen Glauben an eine junge Frau: Sie ist allmächtig über seinen Dienst; sie ist die Schöpferin seiner Freuden; ihr ist seine Dienstabsicht verkündet worden; er hat sie in seinem Inneren empfangen; sie ist ihm zur Freude und Güte geboren; sie kann sein Leben aufrichten; sie wurde einem Mann hingegeben, den sie aber nicht so liebt wie der Sprecher sie; sie wurde von Sorgen gemartert und gepeinigt und seufzte in der Nacht des Beischlafs; an einem Sonntag aber ist sie auferstanden und hat Verlangen nach ihm gespürt; er hat sie seit ihrer ersten Umarmung nie vergessen; sie ist durch drei Pforten hinabgestiegen, als sie ihn sah; sie hat ihn durch ihre Zuwendung von Trauer befreit; sie ist wieder hinaufgestiegen und sitzt rechts in einer Kammer (41f.: sitzet zuo der rechten hand | in ainem stúblin by der wand); Gott selbst hat ihre schöne Gestalt auf die Erde gebracht; der Sprecher wird sie noch oft sehen; sie besitzt die Macht, in seinem Willen zu richten. Er glaubt an den Ablass seiner Pein nach ihrer Wiederkunft, an die Gemeinschaft ihrer Liebe und die ›Auferstehung‹ (56: urstendi) seines Leibes, wenn er nicht bei ihr sitzen darf (wenn er nicht bei ihr ›sitzen‹ darf, will er wenigstens bei ihr ›stehen‹) und dass sie erbleichen wird, wenn er sich von ihr trennt. Lieber wäre er bei ihr als in der Kirche (63: betthuß). Er glaubt, dass es ihr und ihm vor den vielen Klaffern graust, die sie um sich hat, und dass es noch viele Pontius und Pylat | und Judas (66f.) auf der Erde gibt. Er glaubt, dass ihn ihre hin fart (70: Abreise, Himmelfahrt, Tod) sehr traurig gemacht hat, dass sie ihn aber ihrer Treue versichert hat. Er glaubt, dass sie sich am Ursprungsort seiner Freude und Glückseligkeit wiedersehen werden. Er wünscht sich, sie dort in ihrem Schmuck zu sehen und dass ihnen keine Klaffer lästig werden. Dazu helfe ihnen die Trinität von Amor, Venus cum Cupido (83; Parodie der liturgischen Schlussformel ›Quam nobis concedat pater et filius et spiritus sanctus‹). C Rechtfertigung des Glaubensbekenntnisses (84–123): Die drei Genannten vertreiben allen das Leid, ausgenommen den alten Weibern, den runzligen Rauchfässern, die an ihrem alten Glauben festhalten sollen, denn dieses Glaubensbekenntnis nützt ihnen nichts. Sie sind seiner überdrüssig geworden und ›schreien‹ wie Petrus (Anspielung auf die Verleugnung des Petrus), was ihnen aber nichts nütze (Sprichwort: ›Katzengebet wird im Himmel nicht erhört‹). Er wendet ich daraufhin an die reinen und schönen jungen Damen (Apostrophe): Sie mögen bedenken, dass dieser Glaube gerecht, gut und freudenreich ist und jede ihren Teil erwerben soll, so gut sie könne. Es sei am Sonntag noch kein Jahr her, dass er das Glaubensbekenntnis gefunden, es als Nachkomme des Hl. Thomas selbst mit der Hand ertastet habe. Drei Kardinäle haben ihn für alle Zweifelsfälle bestätigt, verbrieft und mit Blau, Braun und Rot versiegelt (Urkunde). Das hat die Dame gemacht, die eine Leuchte weiblicher Tugend ist; ihre Güte leuchtet darin wie eine Fackel. Das Hostiengefäß (112: cyborg, d.h. ciborium) und der Tabernakel seiner Freude ist dieses Glaubensbekenntnis, das er im zwölften Jahr gemacht hat, vierzehn Tage nach seiner Abreise von der Geliebten (ver-

B15 Glaubensbekenntnis eines Liebenden

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mutlich eine parodistische Jahresangabe: 1412). Bei ihrem letzten Treffen habe sich die Liebe der Geliebten in sein Herz verschlossen. Selbst wenn er caldeyscher kayser zuo jndion (121) wäre (Kaisertopos), wäre sie würdig, mit ihm die Krone zu tragen und auf dem Thron zu sitzen. D Preis der Geliebten und direkte Anrede (124–153): Der Sprecher kündigt das Ende seiner Rede an; das Glaubensbekenntnis aber soll zum Trost des Schatzes, der in seinem Herz Früchte der Freude hervorbringen kann, ewig währen. Weibliche Güte hat in ihm geluttert lieb uß rainem ertz (128) hervorgebracht und tiefe, sichere Fundamente (130: grunntfest) der Freude in ihm gelegt. Der Sprecher fordert die Geliebte in einer Apostrophe auf, zu zeigen, dass ihre Güte wie ein Diamant sei. Da unter der Herrschaft wahrer Liebe auch die Treue dauerhaft wohne, solle sie ihr Herz wie einen Diamanten polieren. Sie solle seine Treue mit ihrem Blick durchdringen, wie es der Strauß tut, und daran denken, wie Gardafies (138, der Hund ›Gardeviaz‹ aus dem ›Titurel‹) an das Brackenseil gelegt worden sei. Er wünscht ihr, dass sie ihm Besitz des Heils bleibe und sich nicht von ihm abwende, damit die Kogge seiner Freude jederzeit im Hafen des Glücks ankern könne. Dort sei sie Schiff und Kapitän zugleich, ihr Segel fahre durch alle Unwetter. Sie solle den Mut des Adlers und des Panthers haben, sie sei der süße Amethyst. Zuletzt erinnert er sie an Christus und rät ihr, nie zu verzagen. E Schluss (154–162): Wer dieses Glaubensbekenntnis bei sich hat und es früh morgens ansieht, verbrennt an keinem Wasser und ertrinkt nicht im Feuer (Textmagie und Adynaton). Und wer nicht mehr lange zu leben hat, soll sich darum bemühen, dass sein Buhle ihm erlaubt zu gehen (?). Der Text schließt mit Amen. Para l lelen: Brauns 1937, 38–41, zeigt Parallelen zum Werk Hermanns von Sachsenheim (Reim, Wortwahl, Wendungen, literar. Anspielungen) auf, die aber recht allgemein bleiben. Die »Gardevias«-Anspielung (138f.) stellt eine Verbindung zur ›Titurel‹Tradition her.

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B16 Der treue Liebhaber

B16 Der treue Liebhaber Liebesklage eines Mannes mit Anreden an die Geliebte und mit Erwähnung der Heiligen Barbara und Wilhelm (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leiderer 1972, 76–79 Nr. 6

Datierung: Überlieferung um 1464

Literatur: Blank 2VL 9 (1995), 1034

Überlieferung: Mü4 172r–174v; 134 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Ende einer Minneredengruppe vor einer heterogenen Ansammlung verschiedenster Texte. Überschrift: Ain spruch von der Junckfrawen Inha lt: Die Minnerede besteht aus stereotypen Wendungen, ist sprachlich-stilistisch schlicht und lässt nur ansatzweise eine Gliederung erkennen (bes. durch den Wechsel des Adressaten in B und D): A Liebesklage (1–30): Der Sprecher sehnt sich nach seiner Geliebten, die ihm die Klaffer abspenstig gemacht hätten. Evtl. Hinweis auf Gebrauch als Neujahrsgruß (3: in dissem newen werden jare). B Apostrophe der Geliebten (31–44): Er lobt sie (34: ›Krone aller Jungfrauen‹), versichert ihr seine Treue und bekundet sein Vertrauen in die Hl. Barbara (42: Sant Barbel), sie beide wieder zusammenzuführen. C Sehnsuchtsklage (45–93): Besseres als bei ihr zu sein könne ihm nicht geschehen; doch wolle er nur ehrenhafte Minne, denn sie sei eine Krone der Ehre. Konventionelles hyperbolisches Lob der Geliebten, ungewöhnlich allein die Aussage: Sie sei weder ›lahm‹ noch ›krumm‹ (60). Apostrophe Gottes (74: ›behüte sie‹). Der Sprecher beteuert erneut seine Treue etc. und hofft, mit ihr menige lieben tag (91) zu erleben. D Apostrophe der Geliebten (94–130): Er bittet um ein Zeichen, dass er in ihrem Herzen wohne, und beschwört seine Treue beim Hl. Wilhelm (100: ich gib dir Sant Wilhalm zuo borg – dies könnte ein Hinweis auf den Verfassernamen sein, vgl. den Besitzer oder Auftraggeber der Handschrift Wilhelm von Zell und die Wilhelmstexte zu Beginn von Mü4). Nur die Klaffer trügen die Schuld an seinem Unglück. Erneutes Treueversprechen. Der Sprecher nennt sein Liebesleid als Motivation zum Verfassen der Minnerede: wenn ich py dir wer allain, | so wölt ich von dem reimen lan (126f.). E Schlusswendung (131–134): Gott möge es fügen.

B17 Liebesbekenntnis

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Para l lelen: In B60 klagt der Sprecher ähnlich, aber resignierter, über die Klaffer, die seine Minnebeziehung zerstört haben. Zur Neujahrsgruß-Parallele vgl. Holtorf 1973, 18f., Nr. 1.

B17 Liebesbekenntnis Ausdruck der Hoffnung auf irgendeine Frau, die den Sprecher lieben will (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keinz 1894, 154

Datierung: Überlieferung Anfang 15. Jh.

Literatur: Schnell 2VL 5 (1985), 786

Überlieferung: Mü17 1v; 14 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert auf der freiliegenden Seite einer makulierten Pergamenturkunde, die in den Deckel einer Tegernseer Hs. eingeklebt war. Überschrift: – Inha lt: Exordialsentenz: Viele, die Liebe haben wollen, haben nie Liebe errungen. Ihm, so sagt der Sprecher, ergehe es ebenso. Doch gebe es viele gute Frauen; wenn eine von ihnen ihm gütig sein will, so verspreche er ihr seinen ewigen Dienst und wolle ihr Leibeigener sein. In Liebessehnsucht (11: Ich bin ein kint das liebe gert) preist er diejenige, die sich ihm zuwende, da er andernfalls aller Freude ledig sei.

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B18 Wohltun und Fröhlichsein

B18 Wohltun und Fröhlichsein An die Geliebte gerichtete Liebeslehre (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Verwijs 1871b, 66–68

Datierung: Überlieferung 1430–50

Literatur: Griese 2VL 10 (1999), 1300f.; Klingner 2010, 277 Anm. 291

Überlieferung: Ha2 S. 74–77; 68 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Lieder- und Spruchhs. Ha2 zwischen der Minnerede B280 und dem Lied ›Von den Kerlen‹. Niederländisch-deutsche Mischsprache. Der Text ist an mehreren Stellen verderbt oder schwer verständlich. Überschrift: – Inha lt: Den Versgruppen (vier Gruppen von je 12 Versen, lediglich die letzte Versgruppe hat nur acht Verse), scheint eine inhaltliche Gliederung zu Grunde zu liegen. Entsprechende Marker finden sich in den Versen 13 (Dat eerste punt), 25 (Oec saltu, salich wijf ghehuer), 37 (Dat ander punt), 49 (Och, wijflic wijf, ontsich der eere), 61 (Aldus so soltu, salich wijf ). A Gruss und Treueversicherung (1–12): Der Sprecher redet seine Geliebte direkt an und preist sie als Glück seines Herzens (1: mijns hartzen salicheit) und als hochgeborene edle Frau. Wegen ihrer Tugend habe er ihr sein Herz gewidmet. Zwei Verhaltensweisen empfehle er ihr. B Tugendlehre (13–60): 1.a. ›Wohltun‹ I (13–24): Zunächst empfiehlt der Sprecher das ›bene facere‹ (14: waildoen), denn es bringe Demut (21: oetmoedicheit) hervor und sei Ursprung aller guten Werke. 1.b. ›Wohltun‹ II (25–36): Es verschaffe auch alle Ehre, die man auf Erden bekommen könne. Die Geliebte solle das glauben und nicht das, was andere sagen, denn: Die Leichtgläubige wird bald betrogen (36: Die licht gheloeft die is balde bedroghen). 2.a. ›Fröhlichsein‹ I (37–48): Als zweites empfehle er eine innere Fröhlichkeit (38: vrolic sijn in harten), denn sie lindere allen Schmerz. Die Geliebte solle sich hüten vor der bösen List der Neider. 2.b. ›Fröhlichsein‹ II (49–60): Sie solle in der Fröhlichkeit auch auf ihre Ehre achten, dann werde sie immer gepriesen. Zusammenfassend nennt der Sprecher noch einmal ›Wohltun‹ und ›Fröhlichsein‹ als die zwei Punkte, mit denen sich Ansehen vor der Welt und vor Gott erreichen lasse.

B19 Zufriedene Liebe

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C Schlussbitte (61–68): Der Sprecher bekennt der Geliebten, dass er nichts Besseres raten könne und bittet um Erhörung. Er schließt nach dem letzten Vers (68: Recht vriendelic bid ic di dat), d.h. außerhalb des Reimschemas, mit einer direkten Anredeformel, die an Liebesbriefe und Liebesgrüsse erinnert: ›meine geliebte Freundin!‹ (nach 68: Mijn vriendelic lieff ). Para l lelen: In B21, 12f., werden ebenfalls ›Wohltun‹ und ›Fröhlichsein‹ als Minnetugenden genannt.

B19 Zufriedene Liebe Preis der Geliebten mit Bitte um Erhörung (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Edition: Kalla 1909, 132; Kossmann 1940, 136f. Nr. 113 Literatur: Rheinheimer 1975, 181

Überlieferung: Ha3 66vb–67ra; 36 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 im Kontext von kürzeren Minnereden und Liebesliedern. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: In direkter Anrede preist der Sprecher seine Geliebte. Wer ihre Huld erwerben könne, habe ein gutes Spiel gespielt. Ihre höfischen Sitten machten ihn hochgestimmt. Er warnt sie, sich nicht von Unrecht kränken zu lassen. Er sei ihr Leibeigener. Er bittet um Erhörung und um ein ›gnädiges Wort‹. Wenn ihm dieses Heil zuteil würde, wäre er so froh, dass man diese Freude nicht vollständig aufschreiben könne (Unschreibbarkeitstopos). Zwar hat er auch Sorge, dass es ihm nicht zuteil werde. Dennoch freut er sich, weil sie die Auserkorene seines Herzens sei. Sonstiges: Der von Zacher 1841 vergebene Titel ist missverständlich.

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B20 Bekenntnis

B20 Bekenntnis Kurzer Preis der guten Frauen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Edition: Nijland 1896, 202f. Nr. 12; Kossmann 1940, 66 Nr. 52 Literatur: Kalla 1909, 32, 134

Überlieferung: Ha3 29va–29vb; 16 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, zwischen Z69 und B218. Unterschrift: hophen. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bekennt, dass er immer nur Gutes über gute Frauen sagen werde. Denn Damen befreiten Männer von ihren Sorgen, und daher sei man den Damen gewogen. Der Vergleich mit Steinen, Pflanzen oder Gold werde ihnen nicht völlig gerecht. Der Sprecher widmet seinen Dienst guten Frauen, weil alle Tugenden aus ihnen entspringen. Sonstiges: Die Minnerede passt inhaltlich zu B262–282 (bei Brandis die Ordnungskategorie II.Ia Lob der tugendhaften Frauen).

B21 Liebeshoffnung

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B21 Liebeshoffnung Liebesklage und Bitte um Erhörung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 115f. Nr. 96

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 181; van Oostrom 1987, 98

Überlieferung: Ha3 55va–55vb; 46 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, im Kontext moralischer Sprüche und Minnereden. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: A Liebesklage und Hoffnung (1–41): Der Sprecher klagt, dass er schon lange nicht mehr einer Frau wegen vor Freude gesungen habe. Es liege in der Hand der Frau, ob er in Sorgen oder in Freude lebe. Wohltun (bene facere) und Fröhlichkeit seien große Werte (12f.: Waldoen unde vrolich leven | is boven alle deugt verheven). Obwohl sie ihm viele Sorgen gemacht habe, sei er ihr mit ganzem Herzen geneigt. Es sei die Natur des Herzens, dass es zurückkehre an den Ort, an dem es die Verletzungen empfangen hat. Der Sprecher habe fast den Mut verloren, aber Hoffnung und Trost (25f.: Hophe und Troest), die viele Betrübte fröhlich machten, hätten auch ihn wieder aufgeweckt. Sein ganzes Glück, ob es gut oder schlecht ausgehe, stehe bei (38: Het si verlies, ’t si gewin). B Anrede der Geliebten (42–46): Der Sprecher bittet in einer Apostrophe seine Geliebte (42: Werde, lieve vrouwe mijn), ihm gnädig zu sein, dann könne er hochgestimmt leben. Para l lelen: Die ersten drei Verse dieser Minnerede (Des is ghaer ontmaysyn lanch, | Das ych nie van hertsen zanch | Vrolich dorch eyn wijf ) erscheinen auch als Anfangsverse eines Minnelieds, das in Be8 (1. Viertel 15. Jh.) und Bs4 (Mitte 16. Jh.) überliefert ist, vgl. Lang 1941, S. 63. Die ersten beiden Verse wiederum stimmen wörtlich mit den Anfangsversen des Liedes XL von Ulrich von Winterstetten aus dem 13.  Jh. überein (vgl. von Kraus/Kuhn/Kornrumpf 1978, Bd. 1, 553; Bd. 2, 597), ohne dass das Lied noch weitere Übereinstimmungen mit B21 aufweist. Die Herkunft aus einem Lied erklärt auch den für Minnereden ungewöhnlichen Bezug auf das Singen (2: zanch). – Die Formel ›Wohltun‹ und ›Fröhlichsein (leben)‹ (V. 12) findet sich als Hauptthema in B18.

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B22 Ironischer Frauenpreis

B22 Ironischer Frauenpreis Reimpaare, die alternierend konventionelle und derb-ironische Aussagen kombinieren (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2)

Edition: Haltaus 1840, LXX–LXXVIII (nach Pr2); Matter 2010b, 305f. (nach Mü9 synoptisch mit Auswahl aus Pr2); Matter 2013

Überlieferung: Mü9 48r–50r; 92 V. Pr2 6r–65r, jeweils zwei Zeilen am unteren Rand jeder Seite; 238 V.

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 419f.; Matter 2010b, 283–304; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Der Text besteht aus Reimpaaren, die jeweils eine abgeschlossene Aussage treffen und deren Abfolge keinen zusammenhängenden, kohärenten Text bildet. Während sie in Mü9 als fortlaufender Text erscheinen, sind sie in Pr2 marginal jeweils am unteren Blattrand eingetragen (jedoch von derselben Schreiberhand der Clara Hätzlerin wie der Haupttext). Dabei sind konsequent je ein konventionell-affirmatives Reimpaar auf einer Recto–seite und je ein derb-ironisches auf einer Verso-Seite eingetragen (Ausnahme: die [vertauschten?] Verspaare 25 und 26). Mü9 überliefert mit 46 Reimpaaren nur knapp zwei Fünftel der 119 Reimpaare von Pr2. Sie weisen zahlreiche Wortvarianzen auf (die aber den Sinn der Verse nie bedeutend ändern) und stehen in anderer Reihenfolge; zudem bringt Mü9 einige in Pr2 nicht vorkommende Reimpaare. Im Einzelnen: Mü9 Nr. 1–14 entsprechen Pr2 Nr. 26–38; dabei steht in Mü9 der Text von Pr2 in geänderter Abfolge (Pr2 Nr. 27, 26, 29, 28, 31, 30 etc.), d.h. von dem in Pr2 auf einer aufgeschlagenen Doppelseite sichtbaren Text wird immer zuerst das rechts (recto) stehende Reimpaar, dann erst das links (verso) stehende gebracht. Es folgen (ohne solche Vertauschung) als Mü9 Nr. 15–38 die Paare Pr2 1–24. Den Schlussabschnitt Mü9 Nr. 39–46 bilden die Paare Pr2 42, 53, ein nicht in Pr2 vorhandenes Reimpaar (Mü9 Nr. 41: So die lieb nit anders kan | So zcaut sie mich gar liplich an), Pr2 55, 40 sowie weitere drei ›neue‹ Reimpaare (Mü9 Nr. 44–46: Mit yderman ist mir wol | Doch frewet mich das mich pillich erfrewen sol | Ob ich ichts liebs han | Welcher ritt geht dich an | Ich weyß intzunt nit mere | leiden meyden scheiden thut mir we). Überschrift: Zu preysen ein bulschafft (Mü9) Inha lt: (Nach Pr2  – bei Zitaten werden im Folgenden nicht die Verszahlen, sondern die Nummerierung der Reimpaare nach Haltaus angegeben.)

B22 Ironischer Frauenpreis

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Die alternierende Kombination von konventionell-affirmativen und derb-ironischen Reimpaaren gibt dem Text formal eine dialogische Struktur, wobei allerdings ein weitergehender inhaltlicher Bezug der Reimpaare aufeinander nicht feststellbar ist. Es handelt sich jedoch ausnahmslos um Aussagen über die Geliebte des Sprechers. Außerdem lässt sich in den ironischen Reimpaaren bisweilen die Bildung thematischer Cluster erkennen, wenn, stets unterbrochen von ›positven‹ Reimpaaren, zwei oder drei Reimpaare nacheinander ähnlich gelagerte Schmähungen enthalten. Die konventionell-affirmativen Reimpaare bedienen sich ausnahmslos bekannter Wendungen aus dem Spektrum eines Lobs der Geliebten und gehen von einer bestehenden und erfüllten Minnebeziehung aus: Die Dame sei tugendhaft, sei die Schönste, werde von allen gelobt, erfreue sein Herz, ihr ›Ja‹ habe sein Leid ermordet, sie sei sein ›Leidvertreib‹, die Minneerfüllung sei stets ehrenhaft, er sei ihr untertan und ihr Leibeigener, Ich bin ir vnd sy mein (49), ihr roter Mund erfreue ihn, sie könne scherzen, wohne in seinem Herzen, trage Blau und werde der Farbe gerecht, habe die Schule der Ehre durchgangen und trage den Kranz der Ehren, sitze noch bei den jungen Leuten usw. Während diese Aussagen sich kaum einer nennenswerten Bildlichkeit bedienen, beziehen die ›ironischen‹ Reimpaare ihre drastische Komik auch aus ausgefallenen Bildern und Verdrehungen des Frauenlobschemas. Will man thematisch gliedern, so findet man: – unpassende Vergleiche, die im Kontrast zur Sphäre der höfischen Liebe oft aus der bäuerlichen Lebenswelt stammen (2: Ihre Liebe habe sein Herz umgeben wie die Küken die Glucke; 4: Sein Herz schreie und tobe nach ihr wie ein Kalb nach der Mutter; 6: Ihr Gruß freue ihn wie eine Pfanne Mus bei Hunger; 8: Sie gebe ihm Freude und gute Stimmung, wie Semmel und Milch dem Bauern; weiterhin 18, 36, 42, 76 und 114); – Herabwürdigungen der Schönheit der Frau (14: Ihre Brüste glichen zwei ausgedrückten Blasen; 16: Ihr zerfließe der Mund wie ein Fladen; weiterhin 28, 30, 32, 38, 88, 104, 106, 108, 110); – Herabwürdigung ihrer moralisch-ethischen Qualität (84: Ihre Zucht und Ehre habe soviel Gewicht wie eine Meisenfeder; 90: Ihr Herz und ihre Worte liegen so nah beieinander wie Rom und Brügge in Flandern; weiterhin 86, 92, 98); – die Betonung ihrer Geldgier (34: Solange er Geld im Beutel habe, liebe sie ihn; weiterhin 25, 54); – imaginierte verbale und körperliche Aggressionen, die entweder die Frau gegenüber dem Sprecher ausübt (20: Sie möchte am liebsten, dass er krumm und blind wäre; weiterhin 22, 24, 44, 46, 48, 50, 52, 64, 68, 70, 72, 78, 82, 94, 102, 118) oder der Sprecher gegenüber der Frau ausübt (10: Er wäre ihr gern so nah, dass er sie ins Maul schlagen könne; weiterhin 72, 112); – Thematisierungen seiner Minnetorheit (56: Er sei ihr Narr, ihr Kuckuck, ihr Affe und starre sie an wie ein Esel; weiterhin 58, 60, 80); – skatologisch-obszöne Reimpaare (40: Ihr roter Mund erfreue ihn wie in großer Not ein Scheißhaus; 74: Sie gehe mit Huren [kotzen] um, er gäbe einen Dreck um ihre Fotze; weiterhin 12, 62, 66, 96, 100, 116).

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B23 Die Graserin

Para l lelen: Eine lange Reihe alterierender Verspaare, von denen das erste konventionell-affirmativ, das zweite derb-ironisch ist, findet sich – auf zwei Sprecherrollen verteilt – auch im Steitgespräch von Salomon und Markolfus (im lateinischen ›Dialogus‹, im mittelhochdeutschen ›Spruchgedicht‹ sowie im Schwankroman); vgl. Griese 1999.

B23 Die Graserin In Sommer- und Winterteil gegliederte obszöne Schilderung körperlicher Minnefreuden mit Kritik an der Hohen Minne (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: nicht vor 1415 (Dr2) Überlieferung: Kurzfassung: Dr2 1ra–1vb; 122 V. Langfassung: He1 208v–210v; 194 V.

Edition: Keller, A. 1846–80, 4–10 Nr. II (nach He1) Literatur: Herschel 1855, 13f.; Holtorf 1973, 19; Williams-Krapp 2VL 3 (1981), 227; Westphal 1993, 134f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Hs. He1, in einem ursprünglich eigenständigen Faszikel zusammen mit einem Märe (Dietrich von der Glesse: ›Der Gürtel‹), der als Teil einer kleinen Sammlung von Mären und Minnereden an eine Handschrift von Rudolf von Ems’ ›Willehalm von Orlens‹ angefügt ist. Der Eintrag ist über die Schlussschrift auf den 7. März 1479 datiert (a° 1479. dominica reminiscere). Ob der Eintrag auf dem ersten Blatt der Iwein-Hs. Dr2 älter ist, ist nicht zweifelsfrei festzustellen. Der Schreiber ist nicht identisch mit der Haupthand der Hs., sodass es sich hier ggf. um einen späteren Nachtrag handelt, vergleichbar dem inhaltlich ähnlich radikalen, von einem dritten Schreiber verantworteten Text Z59. In Dr2 endet der Text mit der Beschreibung der Sommerfreuden (d.h. mit He1 118), bietet aber auch Ergänzungen zu He1: So wird die Passage He1 14f. (Sie macht offt fro vnd gayl | Die jrn werde gesuochen gertt) hier erst verständlich, indem statt der Waise He1 15 die Verse Dr2 15–18 stehen: all die ir gefert suechen | darumb sol man ir nicht fluchen | wan solt die minn sy all gewern | die hilff suechen vnd gern. Auch die Waise He1 68 (Vor der hayssen sunnen glanntz) wird durch Dr2 72 ergänzt: Als denn ist vnß frewd gantz. Eine Reihe weiterer Varianten (u.a. häufiger Verzicht von Dr2 auf Füllwörter wie vil, auch, so; eine Änderung des Reims in He1 66f. / Dr2 69f.; Aufhebung der direkten Rede von He1 87 durch Dr2 91: Si Rukt mich pald neher pas) ergeben keinen veränderten Sinn.

B23 Die Graserin

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Überschrift: ain spruch van ainer grasserin (Dr2) Die rede von ainer graseryn (He1) Inha lt: (Nach He1) . A Willkür der Minne (1–28): Der Sprecher beschreibt die Willkür der Minne, die ohne Ansehen des Verdienstes dem einen Glück, dem anderen Unglück bringe (Beschreibung von Gegensätzen in anaphorischer Reihe 6–14, z.B. 9f.: Sye höhet vnd nidertt | Sie raubts vnd widertt). Der Sprecher hat dafür Verständnis, da die Minne sich herabwürdigen würde, wenn sie der Liebesbitte jedes Esels und Narren nachkäme (der Sinn der Verse He1 15–18 erschließt sich nur über die Plusverse in Dr2, siehe ›Beschreibung der Überlieferung‹). Auch er sei ein solcher Narr, jedoch klug genug, um zu wissen, das hohe mynn | Gibt hohen muott vnd swerttes nott (21f.), wohingegen die Nidere mynn (23) dieser höfischen Freude entgegengesetzt sei. Er wolle die Hohe Minne dennoch nicht betreiben, da er als Mann sein Streben auf eine Frau ausrichte, die im etwas nütze. B Einleitung zum Preis der ›Niederen Minne‹ (29–37): Der Sprecher will seinen Zuhörern (Publikumsapostrophe) nun von seiner Liebschaft berichten. Er preist das Freudenleben, das ihm Gott zuo holtz zuo wisen vnd jnn den auwen (33) zuteil werden lasse: im Sommer durch eine graserin (36) (siehe C), im Winter durch eine stubenhaytzerin (37) (siehe D). C Sommerfreuden (38–124): Im Sommer finde man sie beide weder in der Kemenate noch im Baumgarten, da er gerne der Aufforderung der Geliebten, mit ihr zum Grasschneiden zu kommen, Folge leiste. Ritterliche Damen jn frouden schauwen (49) oder Reigentänze im Mai an den Quellen lasse er gerne aus; vielmehr eile er, um Geheimhaltung bemüht, zum vereinbarten Treffpunkt. Dort empfange ihn die Graserin, rasch komme es zur Umarmung im Schatten der Büsche. Ihr Körper sei wettergegerbt, ihr Kleid zerrissen und unten vom Tau nass – dennoch ziehe er dieses einmütige Beilager zwölf Betten bzw. einem kaiserlichen Zelt vor (Kaisertopos). Im Folgenden beschreibt er – bildhaft verhüllt (ritterliche Kampfmetaphorik) – den Geschlechtsakt (Aufforderung der Frau dazu in direkter Rede 87: Sie spricht: Ruck her næher basz): Nachdem sie sich rücklings auf einen Grasballen gelegt habe, steige er mit gerecktem Speer in den Sattel und dirigiere sein Rösslein; werde ihm der Helm herunter gestochen, würden das zwei hinterher eilende Gesellen (die Hoden) mit Paukenschlägen rächen, bis die Nachtigall sich singend auf ihren Busch setze. Solcherlei Vergnügung sei denen, die der Hohen Minne nachgingen, verwehrt: Während diese in ihrer Rüstung schwitzten, liege er lieber den ganzen Sommer in den Armen seiner Graserin und höre den Vögeln zu. Nach Damen und Hoher Minne sehne er sich nicht: Als einzigen Lohn könne er dort erwarten, die Treppe hinabgeworfen zu werden. D Winterfreuden (125–178): Im Winter ergäben sich noch mehr Gelegenheiten zur Freude; wenn die Nächte lang werden, streiche er vor dem Fenster der Geliebten umher (Nachtgänge), bis ihn die Heizerin durch die Hintertür in den Kälber- oder Schafstall lasse und dann, sobald der Bauer schlafe, in die warme Stube hole. Es folgt

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B24 Das Büchlein

eine weitere Beschreibung eines Geschlechtsaktes: Sie spinne am Ofen den Flachs, er wickle Garn, bis sie hintenüber falle und er ihr eine Spindel so tief in den Hals stoße, dass man diese nicht mehr sehen könne. Dies ginge den ganzen Winter so. Den Wächterruf beachte er nicht, wie das die pfleger hoher mynne (161) täten, um noch in der Dunkelheit fliehen zu können: Ihn würde jeden Morgen ganz sicher das Grunzen der Schweine aufwecken. Auf ›Hohe Minne‹ wolle er sich nicht ausrichten, da hier der Ausgang zu ungewiss und die Mühe jährlich zunehmend sei. E Schluss (179–194): Der Sprecher gibt, unter Verwendung konventioneller Formeln (z.B. 181: meines hertzen wunn), ein Treuebekenntnis zu seiner Graserin ab. Er schließt mit einem Segenswunsch (Gott mehre ihre weibliche Ehre) und einem Neujahrsgruß. Die Rede schließt mit Amen. Para l lelen: Die Thematik der Liebe zu einer Graserin taucht auch in B246 auf, jedoch ohne die explizite Thematisierung von Hoher und Niederer Minne.

B24 Das Büchlein Monologische Klage über das Getrenntsein von der Geliebten mit abschließender Adressierung an die Geliebte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: nach 1220; Überlieferung um 1504–1516 Überlieferung: Wi23 26va–28rb; 826 V.

Edition: Haupt 1842, 86–110; Haupt 1881, 124–148 (krit.); Bech 1891, 119–146 (krit.); Zutt 1968b, 117–163 (nach Wi23 und krit.); Wolff 1972, 69–91 (krit.) Literatur: Schönbach 1894, 343–378, 393–395; von Kraus 1898; Saran 1899a, 39–60, 82f., 89–94; Saran 1899b; Leitzmann 1933, 415–417; Schröder, E. 1933; Zutt 1968b, XI–XX, 175–177; Glier 1971, 46–49; Wolff 1972, 7–14, 110–114; Zutt 2VL 1 (1978), 1107f.; Bayer 1981; Schnell 1985, 275f.; Wallmann 1985, 251; Kiening 2Killy 2 (2008), 266f.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist unikal überliefert in der späten, repräsentativen Sammlung höfischer Epik Wi23 (Ambraser Heldenbuch). Wegen seiner Überlieferungsposition zwischen Werken Hartmanns (nach ›Iwein‹ und B48 und vor dem durch ein Bruchstück aus

B24 Das Büchlein

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Heinrichs von dem Türlin ›Mantel‹ ergänzten ›Erec‹) hat ihn der erste Herausgeber Moriz Haupt Hartmann von Aue zugeschrieben. Diese Zuschreibung wird heute (vor allem seit von Kraus 1898) in der Forschung durchgängig abgelehnt (siehe unten S o n s t i g e s ). Überschrift: Ein klag einer frawen. so sy der lieb halb tuet. Inha lt: (Verszählung und Zitate nach der Ausgabe von Zutt 1968b) . A Einleitende Klage (1–52): Mit einem dreifachen Owe (1) eröffnet der Sprecher seine Klage, die er darüber führt, dass ihm aus herzeliebe (11) herzeleit (10) erwachsen sei. Er bezeichnet sein Verhalten zwar als wipliche klage (14), also als Klage, die typisch für eine Frau sei, setzt aber das Verständnis aller selbst vom Liebesleid Betroffenen voraus. Bitter bietet er sich dem Sorgenfreien als Lehrer an, der mit seinem eigenen Beispiel einen Weg zum Unglück aufzeigt (33f.: ich kan wol gnade leren | ze ungemache keren) und nicht zur Linderung von Leid – solchen Rat habe er in seiner verzweifelten Lage selbst dringend nötig (47–52: Beschreibung als todgeweiht, lebendig begraben). – Der Sprecher stellt im Folgenden seine Situation und mögliche Lösungsansätze ausführlich dar, indem er sie mit hergebrachten Meinungen (anonymen Autoritäten, Sprichwörtern) kontrastiert. Ein klarer Aufbau ist nicht erkennbar, die folgende Gliederung orientiert sich an der Abfolge der aufgegriffenen Argumente. B Paradox ›Leid aus Liebe‹ (53–136): Zunächst stellt der Sprecher die Position der wisen (53) und zahlreicher Liebender dar, die vollkommene Minne, d.h. die ritterliche, beständige Liebe für das höchste und erstrebenswerteste Ideal weltlichen Lebens hielten. Auch er habe sein Streben danach ausgerichtet – allerdings sei ihm das zum Gegenteil ausgeschlagen: Die Bemühungen und Wirkungen der höfischen Liebe habe die übele huote (97) zerstört. Nun bereite ihm die Erinnerung an die Größe seines vergangenen Glücks besonders großes Leid (103–119: mehrere Paradoxa, z.B. 107f.: ich han mit liebe liep verkorn, | mit gewinne gewin verlorn), weshalb er den selig preist, der nie Glück erfahren hat, und deshalb sein Schicksal klaglos und ohne Sehnsucht nach dem früheren Glück annehmen kann (121–136). C Kritik an Treue und Beständigkeit (137–170): Der Sprecher kritisiert die Meinung, dass Treue und Beständigkeit das höchste Glück und den besten Schutz vor Leid garantierten: In seinem Fall hat Treue zu großem Kummer geführt, da er die Dame, die seine treue Liebe erwidert und für ihn Leben und Ehre auf Spiel gesetzt habe, nicht mehr sehen und ihre Gnade nicht vergelten könne. D Narr und Kluger (171–270): Narr und Kluger erfahren unterschiedliche gesellschaftliche Wertschätzung, aber auch unterschiedliches Leid. Der Kluge versuche, den Ansprüchen der Welt und denen Gottes gerecht zu werden, habe aber als Diener zweier so unterschiedlicher Herren keine Ruhe. Zudem bereite ihm die Liebe Leid. Der Narr hingegen sei von solchen Problemen frei, sorglos und unbeschwert (210f.: Ein stücke brotes in der hant | ist alliu sine minne). Der Sprecher sieht sich zwischen den beiden stehen; er sei aber zumindest so klug zu erkennen, dass es besser für ihn

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wäre, ein Narr zu sein, um die Probleme seiner Liebessehnsucht hinter sich zu lassen. Den Verlust seines Verstandes – und damit seines Leides – verhinderten andererseits seine Hoffnung auf ein gutes Ende, sein Vorsatz, alle Wünsche der der Dame ehrenvoll zu erfüllen und die Erkenntnis, dass er durch eine Abkehr von der vollkommenen Dame nur sich selbst schädigen würde. E Unauflösbarkeit des Dienstes (271–342): Andere hätten mit ihrer Treue mehr Glück, oder könnten sich leichter über den Verlust einer Liebe (und sei es die einer Fürstin) hinwegtrösten, was der Sprecher neidlos anerkennt. Fände er nur einen Makel an der geliebten Dame, könnte er sich auch leicht von ihr trennen – da sie vollkommen sei, könne sein Verstand keinen Trennungsgrund finden. Der Sprecher erinnert die Dame an dieser Stelle an ihre Verpflichtung gegenüber ihm als treuem Eigenmann (Dienst-Lohn-Mechanismus), d.h. sie solle trotz langer Trennung durch die ›Huote‹ oder missgünstigen Ratschlägen seine Liebe erwidern und den Schmerz mittragen (wenn auch in geringerem Maße, als er ihn erleide – denn dieser brächte sie um). F Ehre und Schande (343–380): Für die Weisen, die ins Innere der Menschen schauen können (343f.: die wisen die […] der liute muot spehent), sei klar, dass ihm die Dame zugleich Ehre und Schande einbringe: Ehre, weil die Zuneigung einer solch vollkommenen Frau ehrenvoll sei; Schande, weil er, seit die ›Huote‹ das Verhältnis unterbunden habe, völlig kommunikations- und handlungsunfähig sei und absehe, dass man ihn für verrückt halten werde. G Tod als Leidvertreib (381–406): Was die Glücklichen fürchteten, das bereite ihm Freude. So sei für ihn die Aussicht auf den unausweichlichen Tod keine Drohung. Es sei vielmehr tröstlich, dass der Tod ihn spätestens in achtzig Jahren, wenn nicht früher, von seinem Leiden erlösen werde. H Das kleinere Übel (407–450): Da er keine Lösung kenne, müsse er von zwei Übeln das kleinere wählen: Also Treue und Leid statt Untreue und Unbeschwertheit, da in letzterem Fall die ewige Verdammnis folge. Zudem sei zeitweiliger Kummer als Kontrast notwendig, um überhaupt Freude empfinden zu können (436–446: Beispiel der Blumen, deren Blüte man nur nach dem Winter als besonders wahrnehmen und erwünschen könne). Mit sicherer Aussicht auf Trost – die er nicht habe – sei Kummer gut zu ertragen. I Unmöglichkeit des Verzichts (451–580): Der Sprecher gibt einen ›brüderlichen‹ Rat an alle, denen es ähnlich gehe wie ihm: Sie sollen nicht nach dem streben, was sie nicht haben können. Ihm selbst sei das bisher immer gelungen, nun aber sei er feige und machtlos: Wenn er nicht mehr nach der Liebe streben wolle, vergrößere sich nur der Kummer. Da die Weisen für möglich hielten, dass ein Mann auf alles verzichten könne, müsse er selbst wohl das Herz einer Frau besitzen und ein Feigling sein. Eine andere Wahrheit der Weisen, dass man Liebe durch eine neue Liebe vergessen könne, klagt er als snidende lüge (511) an: Er habe dies versucht, und um Damen, die der Geliebten in nichts nachstünden, geworben. Im Liebesspiel mit einer anderen sei ihm die Geliebte aber nie aus dem Sinn gegangen, er habe sogar ihren Namen ausgesprochen, sodass die andere seine Gebundenheit erkannt habe (Wiedergabe wörtlicher Rede 538: geselle, du minnest anderswar). ›Ungestabte‹ (nicht ernst gemeinte; un-

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gestabten aus vngestalten konjiziert) Eide habe er geschworen. Er habe versucht, sich selbst zur Freude zu zwingen (554: und huop ein liet an und wart fro), sei aber immer schnell in den alten Zustand zurückgefallen. Allegorie des inneren Kampfes: Nach kurzem Ritt beginnen Freude und Leid ihren Kampf; Freude flieht und überlässt den Sprecher der leidvollen Sehnsucht. Hebe Gott die ›Huote‹ (576: dise übele huote) nicht auf und ermögliche, dass er die Geliebte minnen könne, so müsse er gewiss sterben. J Allgemeine Weisheit und eigene Erfahrung (581–643): Der Sprecher berichtet von einem ihm bekannten Weisen, der in der Gewissheit, dass auf Leid Freude folgt, nie klage, sowie von der landläufigen Meinung (588: diu werlt giht), dass jeder Schaden zu irgend etwas gut ist. Er dagegen kenne seinen Schaden, warte aber noch auf den Nutzen, und fürchte, dass ihm Gott diesen zu lange vorenthalte: Was nütze ihm denn die Minnefreude im Alter, wenn er und sie füreinander ungeeigent geworden seien (602f.: daz ich ir entouc noch si mir – | nu waz sol si mir danne?)? Dem Weisen glaube er, dass nach Liebe Leid folge, nicht aber das Gegenteil, wenn er es selbst nicht erfahre. An die Weisheit des Weisen glaube er daher so sehr wie an weiße Kohlen und schwarzen Schnee (Adynata). Auch die Weisheit, dass der keinen Nachteil habe, der bei einer Aufteilung teile und auch als erster wähle, habe sich an ihm nicht bewahrheitet. Er habe die Frauen aufgeteilt in die Geliebte und alle anderen; dann habe er als das bessere Teil die Geliebte ausgewählt, was sich nun als Unglück erweise. Hieran könne man sehen, dass niemand die Wirkung einer Sache und die Rechtmäßigkeit des Handelns abschätzen könne: Alles sei eine Sache des Glücks. K Trost und ›Untrost‹ (644–810): Der Sprecher räumt ein, dass sich die oben kritisierten Weisheiten doch noch bewahrheiten könnten, vorausgesetzt, die Dame sei ihm ebenso treu, leide an der Trennung und sei ernsthaft an seiner Liebe interessiert. Die zweifelhafte Aussicht, nach langer Trennung doch noch zur erlösenden Gemeinschaft zu kommen, diskutiert der Sprecher mit einer Folge von Argumenten, die gegen (untrost) bzw. für (trost) die Treue der Geliebten sprechen könnten. 1.a. Zunächst könnte seine Abwesenheit ihre Beständigkeit schwächen (Sprichwort 673: daz uz ougen daz uz muote [aus den Augen, aus dem Sinn] = ›Untrost‹), 1.b. wogegen der Sprecher ein anderes Sprichwort anführt: daz rehtiu liebe niht zerge (681; = ›Trost‹). 2.a. Die Frauen wiederum seien wankelmütiger als die Männer, daher müsse er besonders Nebenbuhler fürchten, die ihr in seiner Abwesenheit nahe seien (›Untrost‹). 2.b. Die Treue der Geliebten werde jedoch dadurch gestärkt, dass solcher Wankelmut ihrer Ehre schade (›Trost‹) – wohingegen paradoxerweise die Ehre der Männer durch solche Abenteuer gestärkt werde (700: ir schande ist unser ere). Zudem treffe er auf seinen Reisen mehr Frauen, als sie Männer treffe, was ihn aber nicht dazu verleite, ihr untreu zu werden. 3.a. Problematisch sei aber die traditionelle Struktur der Werbung (740: wan daz ist nach den alten siten): Ihre Treue sei bei einem Treffen mit einem tapferen und redegewandten Mann gefährdet, weil sie seiner Werbung beständig widerstehen müsse (›Untrost‹). Er als werbender Mann werde nie direkt von den umworbenen Damen in Versuchung geführt. 3.b. Abschließend tröstet sich der Sprecher mit der Erkenntnis, dass die Dame gar nicht anders könne, als ihm treu zu sein und ihm ewig beizustehen: Sie sei klug genug, um zu wissen,

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dass die Unbeständige den Hass der Gesellschaft und Gottes auf sich ziehe, die Keusche und Beständige sich dagegen Ehre und Integrität vor Gott und den Menschen erhalte (›Trost‹). Zudem sollte sie es sich gut überlegen, die Minne eines Mannes zurückzuweisen, der beständig, wohlgestaltet und freundlich sei. Diese Mahnung verbindet er mit einer Versicherung, der Dame ganz ergeben und in seinem Streben voller Hoffnung zu sein, dass sie ebenfalls nach lebenslanger Gemeinschaft mit ihm strebe (810: so müez wir sament alten). L Botenauftrag und Adressierung (811–826): Der Sprecher spricht sein kleinez Büechel (811) direkt an und gibt ihm dem Auftrag, der Dame in seiner Abwesenheit seine beständige Minne und die Nähe seines Herzens kund zu tun. Er bekräftigt, dass eine Trennung nie von ihm ausgehen würde und schließt mit einem Segenswunsch für Gesundheit und Ehre der Geliebten, und einem Amen. Para l lelen: Saran 1899a, 109–111, Saran 1899b, 9, 11 und 63, und von Kraus 1898 geben Paralellstellen aus den Werken Hartmanns und anderer Autoren der höfischen Epik und Gnomik (Wirnt von Grafenberg, Freidank) an. Sonstiges: Bayer 1981, 25, nimmt an, der Text sei »höchstwahrscheinlich Gottfrieds Antwort auf das Erscheinen des ›Armen Heinrich‹«. Früher nannte man diesen Text auch das ›Zweite Büchlein‹, weil man es Hartmann von Aue zuschrieb (siehe auch B48).

B25 Minneklage Minneklage mit einem Baumgleichnis (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt (Johann von Konstanz?) Datierung: Überlieferung 1. Viertel 14. Jh. Überlieferung: St3 S. 304f.; 64 V.

Edition: Myller 1783, 19; Pfeiffer/Fellner 1843, 332–334; Löffler, K. 1927, 304f. (Faks.); Weingartner Liederhandschrift 1969 (Faks. und Transkr.); Huschenbett 2002, 111f. Literatur: Glier 1971, 94; Blank 2VL 6 (1987), 577f.; Huschenbett 2002, XIII–XV; Achnitz 2005, 102–104; Uhl 2010, 114–117, 127, 161, 207; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als letztes Stück in der ›Weingartner Liederhandschrift‹ (St3), in direktem Anschluss an B232. Der Text setzt mit einer neuen Initiale, aber ohne

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Überschrift an (ggf. sind die ersten beiden Verse, nach denen ein weiterer Initialabschnitt folgt, im Sinne einer Überschrift zu verstehen: Ich bit ivch, frowen vnde man, | daz ir minen kvmber sehent an). Achnitz 2005, 102–104, deutet den Text daher als kommentierenden Abschluss von B232. Aus der Überlieferungsgemeinschaft ergibt sich auch die mehrfach in Betracht gezogene Autorzuschreibung an Johann von Konstanz. Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach Huschenbett 2002) . A Publikumsapostrophe (1–6): In zweifacher Publikumsapostrophe (1: frowen vnde man; 3: ivnge vnde alt) bittet der Sprecher um Aufmerksamkeit für seinen kvmber (5). B Minneklage (7–23): Der Sprecher bekennt, sich völlig seiner Geliebten ergeben zu haben. Er traue sich aber nicht, irgendjemandem den Grund für seine Traurigkeit zu offenbaren. Der Sprecher beschreibt sich selbst als getailet (15): Die Dame habe sein Herz und seinen Verstand an sich gefesselt, ihm bliebe ein sinnelose(r) lip (19). C Baumgleichnis (24–58): Als lehrhaftes Exempel (24: Und nement hie bi lere), für das er einen ungenannten maister als Autorität angibt (26, 32), führt der Sprecher einen Baum an: Versehre man diesen oben (an den Ästen), so verdorre er und bringe keine Früchte mehr. Beschneide man ihn dagegen kräftiger und professionell, so treibe er wieder aus. Er legt dieses Bild auf sich aus: Seine Dame habe ihm Herz und Verstand versehrt. Nun brauche sie ihm nur noch den iamer (42) kappen, dann könne er fröhlich und kraftvoll aufblühen. Andernfalls aber müsse er verdorren. D Bitte um Fürsprache (59–64): Der Sprecher bittet die Zuhörer, für ihn bei der über ihn herrschenden Dame Fürsprecher zu sein. Der Text schließt mit: numquam amen (65; ›niemals soll es so sein‹ oder ›niemals Amen‹?). Para l lelen: Zum Bild des Mannes als Obstbaum vgl. B26 und B111. In Bildwahl und lehrhafter Auslegung des Baumgleichnisses ergeben sich auch Parallelen zur Baumallegorie aus B263, die dort allerdings inhaltlich völlig anders besetzt ist.

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B26 Minneklage eines Mannes

B26 Minneklage eines Mannes Eindringliche monologische Liebesklage (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 157r–159r; 110 V. Lg4 149r–151r; 109 V. Pr2 127v–129v; 110 V.

Edition: Haltaus 1840, 210f. Nr. II 46 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Geuther 1899, 130; Karnein 2VL 6 (1987), 579; Kern 2006, 67

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), jeweils nach B194 und vor B425. Signifikante Varianz ergibt sich lediglich durch den Ausfall des Verses Pr2 102 in Lg4 (Augensprung beim Seitenwechsel?), durch Sonderlesarten in Be3 21 sperlich (statt Lg4/Pr2 pärlich) und Be3 88 das sich doch (statt Lg4/Pr2 das sy doch) und durch zwei Stellen, an denen Be3 und Lg4 zusammen gegen Pr2 die augenscheinlich bessere Lesart haben: Statt Pr2 72 Vnd sich leben haben Be3/Lg4 72 Vnd sich sy leben; der Schlussvers lautet statt Pr2 110 Vnd senlichs laid an mir ergee in Be3 110 / Lg4 109: Vnd senlichs laid mir zergee. Überschrift: Ein lere Junger mann (Lg4; gleichlautend in Be3) Ain iämerliche clag ains, da sein puo le angesprochen hett (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) . A Klage (1–99): Der Sprecher beklagt sein ständig sich vermehrendes, ihn überallhin verfolgendes Unglück und seine Lebensunlust, die die Trennung von der Geliebten ausgelöst habe. Seine Situation beschreibt er auch in Vergleichen: Sein Herz sinke wie Blei oder Steine; es sei wie ein blühender Zweig eines unfruchtbaren Baumes, dessen Blüten verdorren müssten, ohne Frucht zu bringen; der Regen des Jammers bringe ihm den Tod; sein Herz ›krache laut‹ (50f.) wie dürres Reisig. In wiederholten Klagerufen (54, 60, 66, 78: Obe) wünscht er sich einen raschen Tod (Apostrophe 66: obe, tod, wärest du), der besser sei als sein gegenwärtiges Leiden. Alle Freude und Hochstimmung seien ausgelöscht wie eine mit Wasser begossene Kohle. Sein Herz sei versteinert. Besonders schmerzhaft sei es zu sehen, wie sich seine Umgebung amüsiere, aber niemand tröstende Worte für ihn habe. In einem Vogelkäfig (Pr2 pavr / Be3 boer / Lg4 poer = bûr?) wäre es ihm besser ergangen als in der Trennung. Abgemildert werde seine Klage dadurch, dass es der Geliebten gut gehe. Die Klage aber werde ewig bestehen, da er alle Hoffnung aufgegeben habe. Er sei ein Verworfener. Schuld sei die Natürlich lieb (96), deren Macht Liebe in Leid verwandelt habe.

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B Schluss (99–110): Der Sprecher schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Er versichert, die Damen immer zu loben, da sie die Freude der Männer zum blühen brächten – nur sei einzig seine Freude verdorrt. In einer Publikumsapostrophe bittet er die edlen jungen Frauen und Damen, für ihn zu beten, damit sein Leid ein Ende habe (Lesung nach Be3/Lg4 mir zergee statt Pr2 mir ergee). Para l lelen: Das Bild vom Mann als Obstbaum, der erst bei entsprechender gärtnerischer Behandlung (d.h. ›Minne‹) Früchte tragen könne, findet sich auch in B25.

B27 Daz brechen leit Liebesbekenntnis und hyperbolisches Preisgedicht mit fragmentarischem Eingang (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Bartsch 1860, 73–83 Nr. III

Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh.

Literatur: Bartsch 1860, XXf.; Ritter 1897, 100; Meyer, E. 1898, 50f.; Glier 1971, 83 Anm. 76; Mertens 2VL 1 (1978), 1011f.; Wand-Wittkowski 2000, 122 Anm. 263

Überlieferung: Po 35r–40v; 368 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ersten Teil der Sammelhs. Po, als Teil einer thematisch zusammenhängenden Gruppe von Mären und Minnereden (›minne constellation‹, vgl. zu dieser Hs. Westphal 1993, 115–119). Die Überschrift nimmt Bezug auf den ersten Eigennamen im Text (1: brechen lêt), ggf. eine Pflanze (vgl. Mertens 2VL, 1012), welche selbst aber keine tragende Rolle im Text spielt. Schon Bartsch 1860 hält den Anfang für fragmentarisch (vgl. den ins Leere gehenden Rückverweis in Vers 1: Daz brechen lêt dar nêst swinget), und vermutet als Vorlage des Schreibers einen abgeschnittenen Pergament-Rotulus, da er den Text als ›Liebesbrief‹ klassifiziert (dagegen Meyer, E. 1898, 51). Die Reime weisen auf eine Entstehung in Thüringen. Überschrift: Hie hebt sich ane daz brechen leyt Inha lt: (Zitate nach Bartsch 1860) . A Die Dame im Reigen / Prolog (1–34): Unvermittelt einsetzend entwirft der Sprecher das Bild eines Reigentanzes, als deren Teilnehmer er nicht immer sicher zu identifizierende Pflanzen, Vögel und Gegenstände benennt.

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Die Zusammenstellung der von ihm als juncfroun (18) bezeichneten Akteure (u.a. 2: brune nuz, 6: schindel, 7: rosenstengel, 9: daz gefulte hûnchin, 12: Di swarze Grite, 16: melsac) ist schwer zu deuten – zu vermuten wäre eine pragmatische oder symbolische Sinnebene, die aber im Text nicht aufgedeckt wird. In diesem Reigen schreitend, sei ihm des blûndin meigen zwîc (21) am liebsten: Er wolle sich ihr, der Geliebten, die alle Frauen übertreffe, zu eigen geben (23, vgl. 161). Ihr zu Ehren schreibe er auch die folgende Rede, in der er dem Publikum (direkte Anrede 30: Dise schrift uch daz seit) von seiner Liebe und ihrer Schönheit berichten wolle. B Preis der Geliebten (35–74): Nach einem Bescheidenheitstopos (40: so spreche ich als ein tummer man) setzt der Sprecher zu einem hyperbolischen Preis seiner Geliebten an. Dabei wechselt er mehrmals zwischen direkter Apostrophe der Dame (41–62, 213–219, 263–368) und der Rede über sie in der 3. Person. Eine anaphorische Preisreihe (41–46) und ein Lob ihrer Tugenden unter Verwendung mariologischer Attribuierungen (52: O blûnde rôse sundir dorn) mündet in einen Überbietungstopos (66–71): Aller Frauenpreis der Bibel und der weisen Meister müsste für sie mehr als tausendfach gesteigert werden. C Entstehung der Liebe (75–133): Der Sprecher beschreibt die Entstehung der Liebe zu seiner Dame: Die personifizierten mut, sin und herze (76) hätten ihn lautstark aufgefordert (wörtliche Rede dieser Persönlichkeitsaspekte 79–84), der Dame zu dienen. Forsch sei er in den Hinterhalt der Minne geraten und von ihr gefangen worden. Als Eigenknecht der Minne habe er einen ambivalenten Lohn für seinen Dienst bekommen, nämlich Freude und Trauer: Freude (99–120), weil die Erwählte von der ganzen Welt ein makelloses Zeugnis ausgestellt bekäme und in ihrer Beständigkeit den höchsten Preis unter den Frauen verdiene; Trauer (121–133), weil ihr selbst ein Kaiser nur unvollkommen dienen könne, und ihm zudem die Gelegenheit fehle, ihr persönlich seine Klage zu eröffnen. Mit dem Pfeil der Minne habe sie sein Herz durchbohrt. D Hoffnung auf Liebeserfüllung (134–212): Der Sprecher ruft in einer Apostrophe Venus an (134: O Venus frowe), ihn zu unterstützen. Würde ihm die Geliebte Aussicht auf Lohn machen (imaginierte Rede der Dame 137–140), so käme er sich wie ein Kaiser vor, bekäme keine grauen Haare und würde 1000 Jahre leben (ewige Jugend). Er betont die Möglichkeit der den Aufpassern entzogenen Gedankenminne und führt den Kaisertopos breiter aus: hoffen denken lieber wan (149) seien ihm lieber als das Kaisertum; für eine Umarmung von ihr verzichtete er auf Engelsgesang und den dreifaltigen Himmelsthron. Er wolle sich der Geliebten zu eigen geben (161 wiederholt wörtlich 23), fürchtet aber, sie könnte ihn ignorieren. Daher betont er noch einmal seine Dienstbereitschaft und ihre Macht über sein Leben. Ausführlich beschreibt er die durch eine mögliche Enttäuschung drohende Trauer, die ihn bis zum Todeswunsch führen würde (geblümte Rede mit vielen Genitivmetaphern: Flut des Jammers, Klammer der Angst, Kammer der Sorgen usw.). Doch traut er der Dame am Ende keine ungnâde (196) zu, da sie ein Muster vollkommener weiblicher Tugenden sei. Er schließt einen Segenswunsch an Gott für die Geliebte an. E Schönheitsbeschreibung (213–262): Die Apostrophe an die Dame mit der flehentlichen Bitte um erlösende Worte aus ihrem Mund (217–219: Di dâ loufent vil snel |

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Dorch dîner lûtern kele vel | Uf obir daz zungelîn dîn) mündet in einen ausführlichen Schönheitspreis, der nur bedingt nach dem A capite ad calcem-Schema durchgeführt ist: Hals, Zunge, Zähne, Mund, Kinn, Nase, Wangen, Augen, Wimpern, Stirn, bedeckte Locken, Kopf, Hände, Nägel, Finger, Körper, Füße. F Preis und Bitte (263–368): In einer abschließenden Passage mit erneuter Apostrophe bittet der Sprecher die Geliebte um ihre Huld. Er fordert sie auf, selbst den Treuesten ihrer Diener auszuwählen, alle anderen Nebenbuhler aber wegzuschicken  – weil er hofft, dann der Erwählte zu sein. Es folgt eine lange litaneiartige Preisreihe (283–343), in der er in anaphorischen Kurzversen benennt, was sie ihm bedeute (z.B. 287–290: Mîn meigen rîs, | Mîn paradîs, | Mîn zarter engel, | Mîn rôsen sprengel). Er verwendet dabei größtenteils konventionelle höfische und geistliche Formeln des Frauenpreises, gelegentlich aber auch ausgesuchte und am geblümten Stil orientierte Gleichungen: eine ›Übertugend aller Ehre‹ (286), eine ›fruchtige Frucht‹ des Olivenbaums (314), Mîn guldînez boimel | Du edelîcher soimel (321f.). Es folgt eine erneute Bekräftigung seiner brennenden Liebe und die Drohung, bei Nichterhörung vor Liebesleid zu sterben. Der Sprecher befiehlt der Geliebten seine Seele und schließt mit einem Segenswunsch an Gott für die Geliebte (mit Neujahrswunsch 363: Tûsint mal dir gûtir jâr) und der Hoffnung auf Erlösung von seinem Leid. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Minneklage‹. Die Deutung der Texteingangspassage ist der bisherigen Forschung nicht befriedigend gelungen; sie scheint ohne Kenntnis des verlorenen Textanfangs auch kaum möglich zu sein. Bartsch 1860, XX, nennt den imaginierten Reigen »quodlibetartig«. Glier 1971, 83 Anm. 76, denkt an »Techniken der französischen Fatrasie« (d.h. einer speziellen Form der Unsinnspoesie). Mertens 2VL 1 (1978), 1012, scheint den Reigen für eine Liste von Mitteln für ein Liebesorakel zu halten. Weiterhin denkbar wäre, dass hier eine mnemotechnische Reihe oder ein verschlüsseltes Spiel mit Wappensymbolen, Übernamen o.Ä. vorliegt. Da einige der Namen auch als Hundenamen belegt sind (vgl. 10: Spitzmul auch in B513, Str. 164 [Ausg. Schmeller]), könnte es auch sein, dass der Sprecher hier seine Jagdhundmeute benennt. Dazu passte auch die Bezeichnung der Akteure als ›Jungfrauen‹ (vgl. dazu Z63, 117f.).

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B28 Die Klage der Minne

B28 Die Klage der Minne Geblümte Liebesklage und Frauenlob, mit geistlicher Exposition (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Egen von Bamberg (?) Datierung: 1320–1340 (früheste Überlieferung 15. Jh.) Überlieferung: Mü10 161v–166v; 215 V. Exzerptüberlieferung des Prologs: Ka6 170r–170v; 22 V.

Edition: Lassberg 1842, 38f. (Ka6); Mordhorst 1911, 3–10 (krit. nach Mü10); Kiepe-Willms 1972, 286 (Ka6 und Mü10 1–21 als Synopse) Literatur: Mordhorst 1911, 16–24, 30–32; Glier 1971, 121–127; Kiepe-Willms 1972, 285f.; Glier 2VL 2 (1980), 363– 365; Janota 2004, 331; Birkhan 2005, 114–121; Haustein 2006, 48–54; Klingner 2006, 108 Anm. 57; Klingner 2010, 80

Beschreibung der Überlieferung: Den elaborierten Text überliefert die Kleinepik-Sammelhs. Mü10 nach Konrads von Würzburg ›Herzmaere‹ und zu Beginn eines Blocks mit fünf Minnereden (B28, B49, B29, B464, B2a), von denen die ersten vier unikal überliefert und jeweils im letzten Vers mit Autornamen versehen sind (Egen [zweimal], Johannes Duro, Konrad Harder); die fünfte stammt aus Konrads ›Trojanerkrieg‹ (die anschließende Version von B298, siehe dort, lässt sich aufgrund von veränderter Rahmung kaum mehr als Minnerede bezeichnen). B28 ist in Mü10 nahezu vollständig überliefert (es fehlen wahrscheinlich nur drei einzelne Verse: 14, 29, 50 nach der Edition Mordhorsts), nicht selten aber scheint der Text verderbt. – Die Sammelhandschrift geistlichen Inhalts Ka6 überliefert nach Z58 und vor einer Totenklage lediglich die ersten 22 Verse, d.h. die geistliche Exposition (inkl. des in Mü10 fehlenden V.  14: Ein gút hat wol gecziert). Ka6 hat einige bessere Lesarten, z.B.: On wandel (Mü10 3) statt On mandel (Ka6 3); Eynwesig (Mü10 4) statt Ain wesen (Ka6 4); Eynig (Mü10 5) statt Ewig (Ka6 5); Vntirmig (Ka6 9: ›unerschaffen‹) statt An zierung (Mü10 9); Vsß seiner yedea jnbligk (Ka6 10) statt Auß seiner yedes in plik (Mü10 10). Überschrift: Dy¨ clag der my¨nn (Mü10) Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Mordhorst 1911) · A Geistliche Exposition (1–22): Der Sprecher beginnt mit einer Beschreibung paradoxer göttlicher Geheimnisse: Dass Gott verdreifacht (2: getriplizieret) sei, ein Wesen und drei Personen (Trinität), dass er unwandelbar sei und doch aus ihm, aus der ›Anschauung seiner Ideen‹ (Ka6

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10: Vsß seiner yedea jnbligk), alle Veränderung komme (›unbewegter Beweger‹). Er habe dem Menschen ein Gut, nämlich den Orden der Minne, gestiftet und begehre daher, dass wir ihn beständig und aufrichtig liebten und uns einander ebenso. B Klage an Frau Minne (23–103): Deshalb habe der Sprecher sich entschlossen, eine Frau zu lieben. Er beschreibt zunächst die Wirkungen dieser Liebe: Sein Inneres sei ganz ›durchblümt‹ (26: durchflorieret), das Feld seines Herzens stehe in voller Blüte, der Mai habe dort die Bäume geschwängert, sodass ihm die Freude aus dem Herzen dringe; das mache ihn zum Toren; er stehe mit offenem Mund da, werde wie ein Kind und mit sehendem Auge blind. Sein Leid werde sich verstärken, wenn die ›Huote‹ (42: prüever) von der Liebe erfahre. In einer Apostrophe an die Minne (direkte Anrede in 43 und 69) beschreibt der Sprecher nun sein Leid in stark geblümter Rede: Er sei von ihr mit Asche bestrichen, werde sich selbst fremd; sie mache sein Herz faltig und runzlig; ein Wiesel laufe durch die Höhlen seiner Gedanken und suche den Bisam und Krisam der Minne; der Abdruck ihres Siegels macht in wild; die ›Scheibe‹ (74: schibe) seiner Sinne zapple und krabble; über Hochebenen, Felsen und Dämme müsse er nach dem Edelstein der Dame klettern. Wie die Sterne mit Hilfe des Taus die Früchte der Erde hervorlocken, so locke die Dame sein Herz zu ihr; daher habe er kein Herz mehr und bedürfe ihrer Hilfe wie der Löwe das Brüllen seines Vaters; wie die Turteltaube sitze er auf dem Ast des Leides; der Strick der Minne lege ihn in die Glut des Salamanders; dort mache ihn das Blut des Pelikans rot und er brenne wie der Phönix. Mit der Symphonie der Sirenen fange seine Geliebte den Kiel seines Herzens. Wie ein Falkenterze gehe sie den Vogel seines Herzens an, sodass die Harfe seiner Freude dissonant klinge (103: dissonieret). C Schönheitsbeschreibung (104–147): Nicht in der Reihenfolge des A capite ad calcem-Schemas beschreibt der Sprecher ihren roten Mund; ihre weißen Zähne; ihre schwarzen Augen, die unterstützt von einem Lächeln alle Männerherzen besiegen, sodass sein Herz zugleich von Hitze gesotten werde und von Kälte roh bleibe; ihre Brüste wie Jagdvögel, die fortfliegen wollten, zwischen denen einen Straße abwärts führe, deren Anblick jeden Mann verjünge; erwähnt werden noch Nase, Haar, Kinn und Gliedmaßen. Der Hammer seiner Zunge schlage in der Kammer seines Herzens die Münze ihres Lobes. Eine Unze ihrer Schönheit wiege ein ganzes Pfund auf. D Verfluchung untreuer Frauen (148–190): Der Sprecher argumentiert nun, dass man sich sehr aufregen müsste (150: zamer sin würde wilde) und es ein großes Übel wäre, wenn man an einer solch schönen Gestalt Untreue fände. Die Natur müsste man verfluchen. Könnte ein solcher Schandfleck, so wie faules Garn in Seide, überhaupt in einem schönen Körper bestehen? Unbeständigkeit nehme Frauen ihre Ehre. Der Sprecher habe kein Mitleid, wenn untreue Frauen, die kaltes und warmes Viperngift (?) versprühten und ein Herz wie ein Skorpion hätten, unglücklich würden. Im Folgenden verflucht er diese Frauen: Sie hätten falsche Wachtelbeine und (wie die Viper) einen Krokodilsschwanz (179: kokodrillen wadel); er beschimpft sie als Hagel aller Freude, Rauhreif der grünen Heide, Mörderin liebender Gedanken usw. E Schluss (191–218): Der Sprecher wendet sich nun direkt an seine Geliebte und ermahnt sie aufgrund des Gesagten zu Beständigkeit und Treue. Sie, deren Körper voll Honig und Mandeln sei (195: durchhoneget und gemandelt), möge ihm gegenüber

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ohne Wandel sein und ihm helfen, das Minneband, das sie um sein Herz gestrickt habe, zu lösen. In einer anaphorischen Reihe nennt er sie Tempel der Freuden, Spiegel der Sinne, Exempel, brennender Stein, blühender Ast, Topas, Perle, Diamant, Chrysolith, Hyazinth u.a. Er schließt mit einem Segenswunsch und einer Treueversicherung. Am Ende Autorsignatur: Daz sag ich iu allen vür ware: | also redt meister Egen de amore (217f.). Para l lelen: Egen von Bamberg wird mehrfach in der ›Minneburg‹ (B485) erwähnt; vgl. die Bemerkungen zu den ›Parallelen‹ von B485. Ähnlichkeiten hat der Text mit der in Mü10 auf die beiden Meister Egen zugeschriebenen Minnereden folgenden Minnerede B29. Sonstiges: Ob »wir« – wie mehrfach in der Forschung wiederholt – bei B28 und B49 »erstmals für diesen Redentyp [der Minnerede] voll ausgeprägt auf den geblümten Stil […] stoßen« (Janota 2004, 331), ist nicht leicht zu verifizieren, weil die Entstehungszeit der Texte ungewiss ist und der sonst unbekannte Autor außer in diesen beiden Texten nur in der ›Minneburg‹ erwähnt wird. Wenn es sich um ein Spiel mit Autoridentitäten handelte (siehe ›Parallelen‹ zu B485), wäre immerhin auch denkbar, dass B28 und B49 nach B485 entstanden sind.

B29 Die fünf Namen Liebesbekenntnis und Liebesklage, mit naturkundlicher Einleitung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Johannes Duro

Edition: von Wickede 1909, 17–20

Datierung: früheste Überlieferung 1453–58

Literatur: von Wickede 1909, 20–29; Glier 1971, 386; Brandis 2VL 2 (1980), 248f.; Westphal 1993, 171

Überlieferung: Mü10 170r–173v; 130 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext einer Minneredengruppe (nach B49 und vor B464), die auf verschiedene Spruchgedichte und Mären folgt. Vgl. die Bemerkungen zu B28. Überschrift: Dy¨ funff Namen

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Inha lt: A Einleitung (1–40): Der Sprecher referiert naturkundliches Wissen zum Wasserkreislauf und bezieht es auf die Liebe. Alles Wasser komme aus dem Meer und gehe dorthin zurück. Unterirdisch sammeln sich Wasseradern. Der Druck steige, bis es zum Ausdringen als saure, heiße oder kalte Quelle komme. Ebenso, so klagt er seinen Freunden, sei aus dem see der mynn (19) ein großer Fluss in seine eigenen Sinne geflossen. Der hiervon erzeugte peinigende Druck führe zum Ausdringen als claines ederlein (27), d.i. die vorliegende Rede, von der der Sprecher hofft, dass sie süeze (29), schliht (31) und maßvoll sei. Er will damit Ain würtzlein rehter stetigkayt (39) begießen, d.i. eine lobenswerte Frau. B Fünf Namen (41–56): Der Sprecher benennt die Frau mit fünf Namen, die sich auf ihre Tugenden beziehen (41–56; die 41f. angekündigte Bindung an seine fünf Sinne bleibt unklar): Milte, Edel, Trew, Zucht, Erenreich (möglicherweise ein Akrostichon: Metze). C Liebesbekenntnis (57–129): Bekundung ewiger Dienstbereitschaft, Hoffnung auf Minnelohn (Gruß). Anrufung der ›Minne‹ (76: werde mynn): nachdem sie ihn verwundet habe, solle sie nun auch einen Pfeil ins Herz der Frau schießen. Der Sprecher zählt dann die Wirkungen der Frau auf ihn auf (Freude, Verjüngung, Altern, Traurigkeit, Schnelligkeit, Entschlossenheit, Veränderung der Gesichtsfarbe) und schildert seine Liebesverstrickung und Sinnesberaubung in komplizierter Bildlichkeit – z.B. wird der Blick auf ihre adlergleichen und züchtigen Augen, der ihm durch fraw seld (89) ermöglicht wurde, zum Strick, mit dem ihn ihr roter Mund fesselt und aus dem er erst durch ihre Huld befreit werden kann; Tod aus Liebesleid, da sie sein Herz auf der mynne rost (100) dörrt. In einer direkten Apostrophe (104: Eye mandelkerne susz) fordert er sie auf, ihm ihr Herz zu öffnen und ihn mit einer Gunstbezeigung zu erlösen. Schon aus der Hoffnung darauf schöpft er neue Kraft und preist das Glück, ihr begegnet zu sein. Segenswunsch (an die Frau) und Heilsbitte (an das Publikum gerichtet). Er schließt mit einer Autornennung (130: Also hat Johannes Duro geticht). Para l lelen: Das Bild des Herzens auf dem Rost der Minne (100f.) hat eine Parallele in einem Detail des Holzschnittes ›Mein Herz leidet schmercz‹ des Meister Casper, um 1485, vgl. Schuttwolf 1998, 119f., Kat. 59.

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B30a Des Minners Klage

B30a Des Minners Klage Liebesklage und Minnelehre im Stil Hadamars mit dem Pseudo-Akrostichon ›Katherina‹ (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : Hadamar von Laber (?) Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 14. Jh. (Mü2) Überlieferung: He5 1r–8v; 76 Str. (532 V.) Mü2 1r–3r; 14 Str. (98 V.) + 2 V.

Edition: Schmeller 1850, 147–162, Str. 614–689 (nach He5) Literatur: Glier 1971, 246–248; Wallmann 1985, 306f.; Glier 2VL 6 (1987), 593f.; Janota 2004, 340; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: B30a ist zu Beginn beider Hss. jeweils vor B513 (die ›Jagd‹ Hadamars) überliefert, und zwar ohne dass der Übergang eigens markiert wäre. Mindestens für die Schreiber also gehörten beide Texte zusammen. Die ersten neun Blätter von Mü2 fehlen (Petzet 1920, 331). Es ist wahrscheinlich, dass hier die ersten zwei Drittel von B30a standen. Das heutige Blatt 1r beginnt mit den letzten Worten der Str. 676 (Strophenzählung nach der Ausgabe von Schmeller 1850). Es folgen noch 14 vollständige Strophen, nämlich 677–689, wobei nach 678 eine Strophe steht, die in He5 fehlt. Diese Strophe – sie entspricht der Str. 49 in B30b (siehe dort) – passt inhaltlich sehr gut zur vorangehenden und nachfolgenden Strophe. Sie wirkt inhaltlich und sprachlich (z.B. identischer Reim in den V. 5 und 7) wie eine einfache Variation der Str. 678. In den Passagen, die beide Hss. gemeinsam überliefern, liegen kaum signifikante Varianten vor: 687, 7 bezieht Mü2 statt auf die Dame (He5 diu hêre) sicher fälschlich auf einen Herrn: vnd meiner trewen lone der herre. – In He5 finden sich marginale Zeigehände, die auf den Beginn der Str. 656, 663, 665, 668 und 672 (hier steht die Frage »Was ist Minne?«) weisen. Siehe auch die Bemerkungen zu B30b. Überschrift: Das laber geiaid (He5; bezieht sich als Überschrift schon auf Hadamars ›Jagd‹, die ohne Markierung nach dem Ende von B30a beginnt) Inha lt: (Nach He5) · A Liebe und Leid des Sprechers (614–618 [1–5], Strophenzählung nach der Ausgabe von Schmeller 1850, neue Strophenzählung in eckigen Klammern): Der Sprecher klagt sein großes Liebesleid. Str. 614: Er verweist darauf, dass er sterben müsste, wenn man am Herzensleid sterben könnte. Er glaube jedoch nicht, dass Liebe und Leid auf Erden jemanden töten können – sie bringen vielen aber große Not (vgl. hierzu Str. 633). – Str. 615: Wirkungen der Liebe: Sie könne die weite Welt

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zu eng erscheinen lassen und das Herz bedrängen, dass es oft ›erkrache‹; der kurze Tag werde lang durch den Kummer, doch erscheine die lange Nacht für die erfüllte Liebe zu kurz. – Str. 616 [= B30b, 38]: Liebe und Leid habe er beide von einer Frau. Die Liebe verschaffe ihm süße Augenweide und Freude; wie ein Dieb stehle dagegen das Leid die Freude. – Str. 617 [nur V. 1 = B30b, 48, V. 1]: Oft müsse er daher seufzen. Ihre Blicke und ihr rubinroter Mund töteten ihn. Wenn allen Männern so geschähe, hätte die Minne nichts mehr zu tun (?); damit wolle er aber die Keusche nicht verhöhnen. – Str. 618: Wenn sie sich so nach ihm sehnen würde wie er sich nach ihr, würde er sie schnell von diesem Leid erlösen. Keine Stunde würde er sie leiden lassen. B Ehrverletzung als Gefahr für die Frauen (619–629 [6–16]): Der Sprecher setzt mit einer Minnelehre fort. Str. 619: Eine Frau müsse aufpassen, dass man nicht schlecht von ihr rede. Viele würden (freundlich) zu den Frauen reden und hassten sie doch und wollten nur ihre Ehre verletzen. – Str. 620: Als Gegenmittel rate er zur Treue. Das helfe zur Ehre. Die Frauen sollten das Hassen, das Lachen, das Scherzen und das ›Raunen‹ (ir rûnen) der Bösen nicht beachten. – Str. 621: In einer Apostrophe wendet sich der Sprecher an die Frauen und rät ihnen, stets anständig und besonnen der ›Huote‹ (merker) aus dem Weg zu gehen, damit diese nichts von einer heimlichen Liebe im Herzen erführen. So würden die merker überlistet und mit sehenden Augen geblendet. – Str. 622 [B30b, 6]: Er wünscht sich, dass die Damen die Liebe versagten oder gewährten, aber nicht, dass sie die falschen Werber zum Reden kommen ließen. Eine Frau habe schon halb zugesagt, wenn sie die Rede dessen, den sie betrügen will, nur anhöre: Sie äffe ihn und mache sich selbst zum Toren. – Str. 623: In einer erneuten Apostrophe fordert der Sprecher die Damen auf, die Unterschiede zwischen den Männern wahrzunehmen: Mancher sei schlimmer als ein Heide. Sie mögen genau überlegen, wem sie ihre Treue und Zuneigung schenkten, denn schlimm sei die zu späte Reue (afterriuwe). – Str. 624: Daher sollten sie dort ein Kreuz vor den Ohren schlagen (Redensart?), wo die Bösen sind, sich nicht den Toren zuwenden und den Bösen gegenüber Herz und Augen verschließen. – Str. 625 [B30b, 7]: So, wie dem Blinden Tag und Licht und dem Toren, der nichts von Gold versteht, das Gold nichts nütze, so nütze auch dem Schwächling (zagen) eine schöne Frau nichts. – Str. 626 [B30b, 8]: Wenn ein Mann eine Frau begehre, um ihr die Ehre zu nehmen (daz er wirt zu êren diebe), nenne man das falsche Liebe. – Str. 627: Das Beste an einer Frau sei ihre Ehre. Woran sollte sich ein Mann erfreuen, wenn die geschwächt wäre? – Str. 628: Handle es sich aber um Liebe (Apostrophe: ir friunde), lohne eine Frau rechtmäßig, denn Liebe würde nie Sünde. Sie solle ihm das Saure süß machen, und was sie in diesem Zusammenhang sündige, dafür wolle er büßen. – Str. 629: Neben der Sorge um die Ehre der Geliebten ist die zweite Sorge des Sprechers, dass sie ihn verderben ließe. C Bitte um Erhörung (630–640 [17–27]): Der Sprecher wendet sich nun direkt an die Geliebte. Str. 630: Er hoffe, dass sie ihn bald tröste, denn sein Herz und Wille hätten ihm zur Werbung geraten, sogar wenn sie zürne.  – Str. 631: Erneute Bitte um Gnade. – Str. 632: Was hülfe ihr sein Sterben? Er bittet um Erhörung. Wenn ein Verleumder (ein snoeder) falsche Geschichten über den Sprecher erzähle, so habe der Verleumder diese Dinge wohl selbst getan. – Str. 633: Der Sprecher schwört, dass

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er am Liebesleid bald sterben werde. – Str. 634: Die Dame möge mit ihrem ›Krieg‹ gegen ihn aufhören, denn ›Kriegen‹ zieme sich nicht für gute Frauen und es gehöre Maße dazu. – Str. 635: Wolle sie nicht aufhören, würde auch er mit einem ›Krieg‹ beginnen. – Str. 636: Was hätte ihm sonst das Lesen in den Büchern genutzt? Einem jungen Mann zieme es, durch Aventiure vieles erreichen zu wollen. Was er also, seit er ein Kind war, gelernt habe, werde er an ihr erproben, falls er keine Gnade bei ihr finde. – Str. 637: Revocatio: Der Sprecher beklagt, dass er sich versprochen habe. Er sei töricht, unwîser als ein Kind und habe seinen Anstand verloren; das sei eine Wirkung der Minne zu ihr. – Str. 638: Er bittet um Verständnis, denn er meine es gut und wolle nichts anderes als ihr dienen und durch beständigen Dienst etwas erreichen. – Str. 639: Er wolle dafür kämpfen, dass sie nach seinem Tod klage und sage, sie sei verrückt gewesen, ihn, der sie und andere Damen so gelobt habe, nicht zu erhören. – Str. 640: Wenn seine Beständigkeit und ihre Güte ihm nichts nütze und er ohne Trost bleibe, dann lasse sie doch bitte zu, dass er um ihretwillen allen Damen diene und von allen Lohn bekomme (So lât mich doch geniezzen aller frouwen). D Kalokagathia und minnebedingtes Schweigen (641–650 [28–37]): Ab hier spricht der Sprecher wieder in der dritten Person über die Geliebte. Str. 641: Er diene allen Damen gerne, doch ihr am liebsten. Sein Herz möge von der Festigkeit des Herzens der Dame lernen. – Str. 642: Das Ende seiner Klage wäre es, wenn sie das süße Wort der Erhörung spräche. – Str. 643 [B30b, 39]: Wenn er stürbe, so hätte ihn wenigstens eine schöne Frau getötet und er müsste sein Sterben nicht bereuen. Er könne aber nicht glauben, dass bei so großer Schönheit keine Güte zu finden sei. – Str. 644: Das Schöne und Gute gehörten immer zusammen (Kalokagathia). Das könne er daran erkennen, dass die Dame ihn innerlich erfreue. An ihrer lieblichen Rede und ihren vollkommenen Gebärden könne man außerdem erkennen, dass sie ein gutes Herz habe. – Str. 645: Sein Herz breche ihm, weil er nicht mit ihr reden dürfe. Er wolle nichts anderes, als gelegentlich mit ihr reden. – Str. 646: Nie habe er den Minnetrank Tristrams getrunken. Er verderbe, weil er sein Leid verschweige und sie nichts von seinen Gedanken wisse. Allgemeine Weisheit: Mit Rede macht ein Mann seinem Herzen Luft. – Str. 647 [B30b, 46]: Der Sprecher klagt über sein minnebedingtes Verstummen und ›Verdummen‹, als er mehrfach bei ihr gesessen sei.  – Str. 648 [B30b, 47]: Aber das sei nichts Besonderes, es geschehe noch heute. Wie ein Zunder werde sein Herz von ihr entzündet. Wenn er ihren Namen höre, werde er rot. Das sollten sich die merken, die wissen wollen, wer die Schöne sei. – Str. 649: Wenn die Geliebte ihm gönnte, heimlich mit ihr zu reden, müsste sie einen Schleier vor Mund und Augen hängen und ihre Hände bedecken, weil er sonst alle Sinne verlöre. – Str. 650: Trotz seines Leids wolle er immer das Beste von ihr ›sprechen und singen‹. Er fragt sich nur, warum sie so hart sei, obwohl er alles tue, was sie wolle. E Minneklage und Lob der Geliebten (651–662 [38–49]): Str. 651: Es sei ein Wunder, dass er innen so leide und nach außen so fröhlich erscheine. Wenn er sein ganzes Leid klagte, würden die Leute dessen überdrüssig. – Str. 652: Er wisse, dass nichts besser schützte für Liebesschmerz als ›hoher muot‹; den aber gebe nur die Güte einer Dame. – Str. 653: Ob man den ›hohen muot‹ bei allen Frauen finden könne? Nein, nur bei den Guten. – Str. 654 [B30b, 55]: Er hofft, dorthin zu kommen, wo ihm die

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Röte ihres Mundes und die Nacktheit ihres Armes in einer ›süßen Handlung‹ mit Liebe zuteil werde. – Str. 655: Leider konnte er ihre Schönheit bislang nur schauen. Die Schönheit sei für die Augen, die Liebe für das Herz da. – Str. 656 [B30b, 18]: Lange habe er überlegt, ob er sich eine Geliebte wünschen solle und wie schön sie sein solle. Nun habe er eine gefunden, die seinen Wünschen vollkommen entspreche. – Str. 657 [B30b, 15]: Alle sprechen öffentlich von dem Wunder ihrer Schönheit. Ob es eine schönere gebe, wisse er nicht; er wisse aber, dass sie die Beste sei. Str. 658 [B30b, 19]: Wem ein Lachen oder ein Anblick von ihr zuteil werde, der sei gesegnet. – Str. 659: Treueversicherung und wiederholtes Lob der Geliebten. – Str. 660: Die Weisen sagen, dass alles in der Welt sich wandle. Anders aber sei seine Geliebte. Sie habe nur einen einzigen Makel: dass sie ihrem besten Freund so wehtue. – Str. 661: Ihre guten Eigenschaften hätten ihn betört. Wann erhöre sie ihn? – Str. 662 [B30b, 20]: Wenn sie ihn zum Toren mache, gehe sein Leid ihr irgendwann zu Herzen. Mit Gesang (!) bringe er das Leid in ihre Ohren. Sie soll ihn erhören und sonst ihren Toren sein lassen. F Lob und Wesen der Frauen und der Minne (663–680 [50–67]): Str. 663 [B30b, 45]: Die Liebe verschaffe einen angenehmen Kummer; sie sei eine Seligkeit. Ohne Minne einer Frau könne kein Herz froh werden. – Str. 664 [B30b, 25]: Wen die Frauen nicht fröhlich machten, den könne nichts erfreuen, auch nicht die Rosen des Mais. – Str. 665 [B30b, 26]: Der ohne ›Huote‹ bei der Geliebten liege und dem alles nach seinem Willen ergehe (Tageliedsituation), dem gehe es sehr gut. Doch am Morgen tue das Scheiden ihm weh. – Str. 666: Nicht Silber, Gold noch Edelsteine, sondern eine Frau in rechter Liebe zu haben: Das sei der beste Schatz der Welt. – Str. 667 [B30b, 41]: Eine Frau sei das Beste auf Erden. Der Sprecher sagt, er sei von einer lieblichen Frau mit einem Ding gefangen, das man Minne nenne. – Str. 668 [B30b, 42]: Wirkungen der Frauen auf die Männer: Veredelung, Ritterschaft, Freude. – Str. 669 [B30b, 43]: Die Frau sei das summum bonum auf Erden. Hätte er die eine, wäre er so froh, dass er in Freuden sterben wollte. – Str. 670 [B30b, 1]: Eine schöne Frau sei einem Engel zu vergleichen, wenn sie keusch, züchtig und gütig sei (keusch, zucht, güete bei glanzer farwe). – Str. 671 [B30b, 44]: Gott habe die Frau vor aller Kreatur ausgezeichnet und geadelt, denn er machte sie aus der Rippe des Mannes; den Mann dagegen aus Lehm. – Str. 672: Der Sprecher fragt anlässlich seiner Bedrängnis sein Herz (Apostrophe): waz ist minne? Er fürchte, dass er verbrenne von ihrer Gewalt. Man ›sage und singe‹, dass sie Feinde erfreuen und Freunden weh tun könne. – Str. 673: Minne heiße die beständige innere Vereinigung zweier Menschen. Daher könne es sich bei dem, was ihn so bedrängt, nicht um die Minne handeln. – Str. 674: Zwar richte sich sein ganzes Inneres auf die eine Frau, doch das verursache nur Schmerzen. Es komme nichts von ihr zurück. – Str. 675: Wenn es aber die Minne selbst gewesen sei, die ihn in diesen Zustand gebracht habe, was solle er dann tun? Sie verteile ihre Last ungleich, nämlich allein auf ihn. Daher könne er froh sein, wenn sie ihn nicht töte. – Str. 676: Die Minne habe alle seine Sinne an die Dame gesandt und wohne jetzt an der Stelle der Sinne in ihm. – Str. 677: Solle man wegen des Leids vor der Minne fliehen? Nein, denn wenn die Minne einen beständig finde, könne sie das Leid mit Freude lohnen (Lohngewissheit). – Str. 678 [B30b, 27]: Wenn schon das Lachen aus

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dem Mund der Dame einen so froh mache, wie könne man dann bei Sinnen bleiben, wenn sich der Mund einem zum Kusse anbietet? – Str. 679 [B30b, 28]: Und wenn einem schon beim Gedanken an eine Umarmung so wohl sei, welche Freude müsse man erst bei einer realen Umarmung haben. Es wundere ihn, dass man daran nicht vor Freude sterbe.  – Str. 680 [B30b, 53]: Niemand könne vollständig aussprechen oder vollständig schreiben, wieviel Freude an den Frauen liege (Unschreibbarkeitstopos). Erst wenn die Liebenden beieinander lägen, würden sie erkennen, wie fremd sie einander zuvor noch gewesen seien. G Treueversprechen und Akrostichon (681–689 [68–76]): Der Sprecher kommt auf seine eigene Liebesbeziehung zurück. Str. 681 [B30b, 29]: Ob seine Dame ihn erhöre, sei ungewiss. Er habe sein ›freies Leben‹ ihr zu eigen gegeben, wofür sie ihm Trauern und Sorgen gegeben habe. – Str. 682 [B30b, 50]: Er wolle sich von der Geliebten trennen und wolle nicht länger ertragen, dass sie ihn auf den Stuhl des Jammers setze. Doch was helfe es, wenn er seine Augen abwende und das Herz immer noch heimlich zu ihr blicke? – Str. 683 [B30b, 51]: So leicht könne er sich doch nicht von einer so schönen Frau abwenden. Dazu müsste sie ihm noch mehr Gewalt antun. Er lobt die Sinne, die ihm rieten, niemals von ihr zu scheiden. – Str. 684 [B30b, 40]: Die Schöne habe Macht über all seine Stimmungen; aber sie habe nicht die Gewalt, dass er von ihr scheide. – Str. 685: Sollte er seinen Dienst aufgeben und eine andere Frau auswählen? Nein, denn wer seinen Dienst bereue, werde bis an sein Ende Kummer haben. Was immer sie ihm antue, er diene ihr ohne zu wanken. – Str. 686 [B30b, 52]: Der Sprecher wünscht der Dame, dass die ganze Natur (die Lust des Mais, das Tönen der Vögel, der Tau aus dem Himmel usw.) ihr die Seligkeit ›hoher‹ Freuden gebe. – Str. 687 [B30b, 31]: Jeden Morgen seien ihr roter Mund und ihre Güte sein Segen. Er wünsche ihr, dass Gott ihre Ehre behüte und dass die Dame seine Treue belohne. – Str. 688: Sein Sprechen und Singen, seine Liebe und Beständigkeit mögen ihm einbringen, dass die Dame ihm seine Bitte gewähre. – Str. 689: Die letzte Strophe besteht nur aus Epitheta der Dame. Ein unechtes Akrostichon ergibt von hinten gelesen das Wort KATHERINA. Die Buchstaben sind jeweils vor einen Vers oder Teilvers (5, 7) geschrieben, ohne dass der Buchstabe mit dem Vers eine Verbindung zu einem Wort oder Satz eingehe, z.B.: A Liebe, schoene, gehiure, | N zarte, süeze, lôse usw. Para l lelen: Vgl. den Eintrag zu B30b.

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B30b Minneklage Liebesklage und Minnelehre, die mehr als die Hälfte der Strophen mit B30a gemeinsam hat (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 3. Viertel 15. Jh. Überlieferung: We3 109v–116v; 55 Str. (220 V.)

Edition: von der Hagen 1838 MS 3, 432b–437a; Morgenstern-Werner 1990, 216–230 Literatur: Glier 1971, 247f.; Wallmann 1985, 306f.; Glier 2VL 6 (1987), 594; Kornrumpf 1988, S. 38–40; Janota 2004, 340

Beschreibung der Überlieferung: Von den 55 Strophen stimmen nachweislich 30 Strophen textuell mit B30a überein (Str. 49 nur mit der dritten Strophe von B30a in Mü2, die nicht in He5 überliefert ist, daher auch in Schmellers Ausgabe fehlt); jedoch sind sie in anderer Reihenfolge zusammengestellt und mit neuen (jedenfalls bisher nicht anderweitig nachgewiesenen) Strophen vermischt. Durch diese Vergleichsmöglichkeit zeigt sich, dass We3 eine sehr unzuverlässige Handschrift ist und fast immer die schlechteren Lesarten als He5 hat, vgl. z.B. Das er werd zu eren dicke (We3 8, 3) statt daz er wirt zu êren diebe (He5 626, 3) Auffallend ist, dass »das letzte Drittel […] (Str. 38–53,55) fast gänzlich aus ›Des Minners Klage‹ [B30a] übernommen ist« (Glier 1971, 248). Die Konkordanz, die Glier 1971, 247 Anm. 141, erstellt hat, ist im Folgenden in die Inhaltsbeschreibung integriert (siehe die entsprechenden Verweise in Klammern; übersehen hatte Glier die Entsprechung von Str. 29 mit B30a, 681). Überschrift: Hie hebet sich an ein annder ticht Inha lt: A Minnelehre (Str. 1–9): Der Sprecher stellt viele allgemeine Betrachtungen über die Minne an und flicht dann seine eigene Minnewerbung ein. Str. 1 [B30a, 670]: Eine schöne Frau sei einem Engel zu vergleichen, wenn sie keusch, züchtig und gutaussehend sei (keusch, zucht, bey glantzer varbe). – Str. 2: Die Minne könne einem wohltun und einen verwunden. Daher gebe ein Mann sich ganz in die Gewalt der Minne; sie könne ihm das Leid mit Liebe ›stillen‹. – Str. 3: In Herz und Geist (muot) von liebenswerten Damen, die mit Tugenden geblümt seien, verberge sich die Minne – das offenbare sich an den spielenden lachenden Augen: Hier könne man Minne schauen. – Str. 4: Sie, die Schönste unter allen Damen, anzusehen erfreute den Sprecher stets; außer dass diese kurze Freude ihm immer langes Trauern brachte. – Str. 5: Man sehe die Damen gerne an und solle ihnen dabei Gutes gönnen. Tausend Augen

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beobachten sie, deshalb müssen sie sich umso mehr (vor allem Makel) bewahren. – Str. 6 [B30a, 622]: Der Sprecher wünscht sich, dass die Damen die Liebe versagten oder gewährten, aber nicht, dass sie die falschen Werber zum Reden kommen ließen. Eine Frau habe schon halb zugesagt, wenn sie die Rede des Betrügers nur anhöre: Sie äffe ihn (zwar), mache sich (dabei aber) selbst zum Toren. – Str. 7 [B30a, 625]: So wie dem Blinden Tag und Licht und dem Toren, der nichts von Gold versteht, das Gold nichts nütze, so nütze auch dem Schwächling (zagen) eine schöne Frau nichts. – Str. 8 [B30a, 626]: Wenn ein Mann eine Frau begehre, um ihr die Ehre zu ›schwächen‹, nenne man das falsche Liebe. – Str. 9: Der Sprecher gibt die beste Lehre für den Dienst an Frauen: Gut über Frauen reden und ihre Ehre behüten. Die Frauen wiederum sollen den Männern nicht zu viel Dienst abverlangen und nur den guten Freunden, nicht den schlechten lohnen. B Minneklage (Str. 10–24): Str. 10: Der Sprecher klagt, dass er nicht das Glück habe, Liebe und Lohn zu bekommen. Früher habe er es gehabt, doch jetzt liebe er nur die Eine, die ihn nicht wolle und sich nicht um ihn kümmere.  – Str. 11: Weil nichts unter dem Himmel allein bleiben solle, sondern durch Lust, Gefallen und Minne zusammenkomme, hofft der Sprecher, dass die Minne ihm helfe, dass die Geliebte ihn auch liebe. – Str. 12: Schaden oder Freude könne ihm das Herz bringen. Zwar leide er, doch sehne er sich nach (auch körperlicher) Liebesvereinigung. – Str. 13: Bis zu seinem Ende sehne sich alles in ihm nach ihrer Schönheit; genannt werden: Wangen, Hals, Hände, Haare und Kinn. – Str. 14: Niemand lege ihm das schlecht aus. Oft habe ein Sehnsuchtskranker mehr Begierde als ein Gesunder. – Str. 15 [B30a, 657]: Alle sprechen öffentlich von dem Wunder ihrer Schönheit. Ob es eine schönere gebe, wisse er nicht; er wisse aber, dass sie die Beste sei. – Str. 16: Der Sprecher wünscht ihr immer das Beste (?). Wenn er Lust dazu habe, nenne er sie (ihren Namen?), damit sie ihm das Nennen ehre. – Str. 17: Es könnte ihm das Herz brechen, dass er sie nicht grüßen, nicht ansprechen, nicht anlachen und nicht ansehen dürfe. So denke er an sie und wünsche sich, wozu er Lust habe, denn Wünschen mache ihn sorgenfrei. – Str. 18 [B30a, 656]: Lange habe er überlegt, ob er sich eine Geliebte wünschen und wie schön sie sein solle. Nun habe er eine gefunden, die seinen Wünschen vollkommen entspreche. – Str. 19 [B30a, 658]: Wem ein Lachen oder ein Anblick von ihr zuteil werde, der sei gesegnet. – Str. 20 [B30a, 662]: Wenn sie ihn zum Toren mache, gehe sein Leid ihr irgendwann zu Herzen. Mit Gesang (!) bringe er das Leid in ihre Ohren. Sie solle ihn erhören und ihn sonst ihren Toren sein lassen. – Str. 21: Wenn ihm mehr nicht zuteil werde, wolle er ihr trotzdem weiter dienen. Einen kleinen Lohn (Ein armes lon) könnte er wohl erwerben, aber er nützte ihm nichts. – Str. 22: Dagegen erfreue ihn große Hoffnung (Ein reicher wan). Denn ein kleiner Lohn könne ihm leicht von jemandem ins Gegenteil verkehrt werden. – Str. 23: Seine Hoffnung verjünge ihn. Die anderen sprächen, seine Dame habe so viel Güte, dass er sich freuen solle. – Str. 24: Manchmal rege sich ein Zweifel, dass er niemals ans Ziel komme. Davon breche sein Herz, und deshalb winde er seine Hände. Dann aber komme ihm ein Trost und spreche, was geschaffen sei, müsse geschehen (?). C Freuden der Liebe (Str. 25–33): Str. 25 [B30a, 664]: Wen die Frauen nicht fröhlich machten, den könne nichts erfreuen, auch nicht die Rosen des Mais. – Str. 26 [B30a,

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665]: Der ohne Huote bei der Geliebten liege und dem alles nach seinem Willen ergehe (Tageliedsituation), dem gehe es sehr gut. Doch am Morgen tue das Scheiden ihm weh. – Str. 27 [B30a, 678]: Wenn schon das Lachen aus dem Mund der Dame einen so froh mache, wie könne man dann bei Sinnen bleiben, wenn sich der Mund einem zum Kusse anbietet? – Str. 28 [B30a, 679]: Und wenn einem schon beim Gedanken an eine Umarmung so wohl sei, welche Freude müsse man erst bei einer realen Umarmung haben. Es wundere ihn, dass man daran nicht vor Freude sterbe. – Str. 29 [B30a, 681] Ob seine Dame ihn erhöre, sei ungewiss. Er habe sein ›freies Leben‹ ihr zu eigen gegeben, wofür sie ihm Trauern und Sorgen gegeben habe. – Str. 30: Was helfe besser gegen Kummer als die Güte reiner Frauen, die Gott zur Freude der Männer erschaffen habe? Es gebe keine schönere Augenweide als eine ehrenvolle Frau. – Str. 31 [B30a, 687]: Jeden Morgen seien ihr roter Mund und ihre Güte sein Segen. Er wünsche ihr, dass Gott ihre Ehre behüte und dass die Dame seine Treue belohne. – Str. 32: Ein Mann solle um den Lohn der hohen Minne werben, denn er könne daran nicht zugrunde gehen: Wenn die eine seinen Dienst nicht belohne, brauche er nicht zu zögern, … – Str. 33: … dass eine andere ihn zu allen guten Dingen veredle (tewret). So brauche niemand im Dienst an den Damen zu scheitern. Wenn jemand bereit sei, treu zu dienen, würde dieser sich schämen, Böses zu tun. D Die Liebe des Sprechers (Str. 34–40): Str. 34: Der Sprecher wünscht sich, dass die Geliebte ihm ins Herz schaue, denn dann könnte sie sehen, dass er sie am liebsten habe von allen und keine andere begehre, … – Str. 35: … deren Treue einem Heiden nutzen möge. Der Sprecher beklagt erneut sein Leiden an der unabwendbaren Liebe: Seinem Herzen grause es, wenn jemand vom Scheiden spreche. – Str. 36: Mehr als hundert Frauen kenne er, die schöner seien als seine Geliebte. Nach denen verlange es ihn aber nicht. Welch ein Wunder, dass er (trotzdem) die für ihn Schönste habe (ich han die schonsten mir zu allen weyben). – Str. 37: Gäbe es etwas Besseres als die Beständigkeit gegenüber Frauen, würde er es beständig tun. Man sage, was man wolle: Mit Beständigkeit erwirbt man beständige Frauen. – Str. 38 [B30a, 616]: Liebe und Leid habe er beide von einer Frau. Die Liebe verschaffe ihm süße Augenweide und Freude; wie ein Dieb stehle dagegen das Leid die Freude. – Str. 39 [B30a, 643]: Wenn er stürbe, so hätte ihn wenigstens eine schöne Frau getötet und er müsste sein Sterben nicht bereuen. Er könne aber nicht glauben, dass bei so großer Schönheit keine Güte zu finden sei. – Str. 40 [B30a, 684]: Die Schöne hat Macht über all seine Stimmungen; aber sie hat nicht die Gewalt, dass er von ihr scheide. E Frau als summum bonum, Wirkungen der Liebe (Str. 41–49): Str. 41 [B30a, 667]: Eine Frau sei das Beste auf Erden. Der Sprecher sagt, er sei von einer lieblichen Frau mit einem Ding gefangen, das man Minne nenne. – Str. 42 [B30a, 668]: Wirkungen der Frauen auf die Männer: Veredelung, Ritterschaft, Freude. – Str. 43 [B30a, 669]: Die Frau sei das summum bonum auf Erden. Hätte er die eine, wäre er so froh, dass er in Freuden sterben wollte. – Str. 44 [B30a, 671]: Gott habe die Frau vor aller Kreatur ausgezeichnet und geadelt, denn er machte sie aus der Rippe des Mannes; den Mann dagegen aus Lehm. – Str. 45 [B30a, 663]: Die Liebe verschaffe einen angenehmen Kummer; sie sei eine Seligkeit. Ohne Minne einer Frau könne kein Herz froh werden.  – Str. 46 [B30a, 647]: Der Sprecher klagt über sein minnebedingtes

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B30b Minneklage

Verstummen und ›Verdummen‹, als er mehrfach bei ihr gesessen sei. – Str. 47 [B30a, 648]: Aber das sei nichts Besonderes, es geschehe noch heute. Wie ein Zunder werde sein Herz von ihr entzündet. Wenn er ihren Namen höre, werde er rot. Das sollten sich die merken, die wissen wollen, wer die Schöne sei. – Str. 48 [nur V. 1 = B30a, 617, V. 1]: Oft müsse er seufzen wegen der Stricke des Jammers. Im Schlaf (Traum) trete sie in ihrer ganzen Schönheit unverborgen vor ihn. Wenn er erwache, habe er von neuem Sorgen. – Str. 49 [B30a, nur Mü2 Str. 3]: Wenn schon ein liebliches Blicken das Herz bestricken und die Seele verwunden könne, dann wundere es ihn, wie Herz und Seele bei dem bleibe, der sich am bloßen Anblick der Geliebten erfreuen solle. F Treueversprechen und Wünsche (Str. 50–55): Str. 50 [B30a, 682]: Er wolle sich von der Geliebten trennen und wolle nicht länger ertragen, dass sie ihn auf den Stuhl des Jammers setze. Doch was helfe es, wenn er seine Augen abwende und das Herz immer noch heimlich zu ihr blicke? – Str. 51 [B30a, 683]: So leicht könne er sich doch nicht von einer so schönen Frau abwenden. Dazu müsste sie ihm noch mehr Gewalt antun. Er lobt die Sinne, die ihm rieten, niemals von ihr zu scheiden. – Str. 52 [B30a, 686]: Der Sprecher wünscht der Dame, dass die ganze Natur (die Lust des Mais, das Tönen der Vögel, der Tau aus dem Himmel usw.) ihr die Seligkeit ›hoher‹ Freuden gebe. – Str. 53 [B30a, 680]: Niemand könne vollständig aussprechen oder vollständig schreiben, wieviel Freude an den Frauen liege (Unschreibbarkeitstopos). Erst wenn die Liebenden beieinander lägen, erkennten sie, wie fremd sie einander zuvor noch gewesen seien. – Str. 54: Minnegefangenschaft; wenn er gelegentlich seine Augen von ihr löse und andere schöne Frauen ansehe und die Lust ihn mit Phantasie dorthin weise (Vnd ob mich lust dar wey¨set mit gedancken), so befehle ihm doch sein Inneres wieder, ohne Wanken an seinem Dienst festzuhalten. – Str. 55 [B30a, 654]: Er hofft, dorthin zu kommen, wo ihm die Röte ihres Mundes und die Nacktheit ihres Armes in einer ›süßen Handlung‹ mit Liebe zuteil werde. Para l lelen: Roethe 1887, 210 Anm. 265, identifiziert Str. 6 als Umdichtung von Reinmar von Zweter Nr. 54; Str. 7 als Umdichtung von Tugendhafter Schreiber KLD 53, IV 3; Str. 40 als Umdichtung von Hiltbolt von Schwangau KLD 24 VII 3.

B31 Klage über Trennung von der Geliebten G

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B31 Klage über Trennung von der Geliebten G Fragmentarisch überlieferte, monologische Liebesklage (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leyser 1840, 395–397

Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh.

Literatur: Pensel 1998, 229; Wand-Wittkowski 2000, 127f.

Überlieferung: *Leysers Fragment 3v–5v; 91 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Einzelblättern aus einer (ost)mitteldeutschen Handschrift von der Mitte des 14. Jahrhunderts, die heute verloren sind. Gemeinsam überliefert war die ebenfalls an eine Dame G gerichtete Liebesklage B68 sowie ein Märe (›Das Frauenturnier‹). Der Text war dort nur fragmentarisch erhalten: Den Versen 10–26 fehlten jeweils etwa die ersten zwei Worte; nach 34 (unterer Blattrand) fehlte ebenso Text wie nach dem nur im Reimwort erhaltenen V. 60. Überschrift: Diz heist di scheidvnge der clage. Inha lt: Exordialsentenz (1–4): Wer rote Münder anlachen möchte, es aber nicht kann, sei wahrlich erfolglos – das wisse der Sprecher aus eigener Erfahrung. Er wendet sich an seine Geliebte (angesprochen als 28: herczelibiz ge): Ein sorgenloses Leben mit ihr zöge er allen anderen Gütern vor (Der Sinn der folgenden, nur gestört überlieferten Passage 10–26 ist nicht mehr sicher zu erschließen: Treueversicherung?). Er bittet um eyn gutlich ende (24), fürchtet, sie nie mehr zu sehen und ruft sie um Hilfe an. Er beklagt die Trennung von ihr. Er sagt aller Freude ab, u.a. dem Reyen tanczin (43), es sei denn der Tanz (?) heiße ›Der Ehren Vogt‹ (44: der eren voyt): Sein ›Hoher Mut‹ solle weichen wie der Dieb, der vor dem Licht flieht. – In der Mitte des Textes (?) wendet der Sprecher sich gebetsartig an Gott und Maria, sie mögen seine Geliebte segnen, die er ›Rose ohne Dornen‹ (49; Mariensymbol) nennt. Der Gedanke, nie mehr vom roten Mündlein der Geliebten angelacht zu werden, bringe ihn in jammervollste Not, auch weil Gott wisse, dass kein Engel schöner sei als sie. (In der Textlücke nach 60 folgt wohl eine weitere Anrufung der Geliebten) Drohung mit Tod aus Liebesleid. Er befiehlt die Geliebte Gott und Maria. Ebenso bittet er die Engel, für sie in ihrem Kreis einen Platz zu schaffen. Der Sprecher schließt mit einem Gruß an die Geliebte zur guten Nacht: Erst wenn das Meer vertrocknet sei und kein Vogel mehr fliege, würde er sie vergessen (Adynaton); das gleiche erbittet er von ihr. – Ein kurzer Epilog (88–91) beschließt die Rede: poetische Schlussformel (88: Hy mit si dizir rede geleyn), Segensbitte an die Ge-

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B32 Klage über die Geliebte E

liebte und geistliche Schlussformel (90: amen). Der letzte Vers erinnert in der Diktion an einen Schreiberspruch: Wer vns hazze den ha man amen (91: ›Wer uns hasst, den hänge [?] man. Amen.‹; evtl. Anspielung auf die biblische Exempelfigur des Haman). Para l lelen: Die Überlieferung könnte einen Zusammenhang der hier genannten Dame zur in B68 genannten Dame G nahelegen. Vgl. auch B5.

B32 Klage über die Geliebte E Liebesklage eines männlichen Sprechers (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 637 Nr. 261

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Glier 2VL 6 (1987), 573

Überlieferung: Ka3 258vb; 28 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal am Ende der Hs. Ka3 überliefert, das Ende des Textes ist durch Blattverlust nicht überliefert. Überschrift: – Inha lt: Diese Minnerede besteht aus gedanklich nur lose verbundenen Reimpaarversen, die  – mit wenigen Ausnahmen  – anaphorisch je mit ›Ich‹ beginnen: Jch bin, Jch han, Jch lid, Jch acht usw. Eine Gliederung ist kaum möglich. Vorherrschendes Thema ist das Liebesleid, das von der Untreue der Dame verursacht wird (3), die der Sprecher einmal auch anspricht (Apostrophe in V. 23f.). Weitere Auffälligkeiten: – der Selbstbehauptungswille des Sprechers: Er sei frei wie der Vogel auf dem Zweig und sei ›frisch und unverzagt‹ (27); – die mehrfach und uneinheitlich gebrauchte Jagdmetaphorik: Er will jagen, aber die Spur niemandem verraten, er selbst ist ein wilder Hirsch, der von fremdartigen Bildern gejagt wird, und kennt niemanden, der ihn jagt; – die Erwähnung des (Anfangs)Buchstaben E (der Geliebten), den er in seinem Herzen begraben will; – die Genitivmetapher Flöhe des Jammers; – die Sentenz (?): Man soll erkennen, wie immer einer den anderen ›bescheißt‹. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Der Minnegerende‹

B33 Der schlaflose Minner

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B33 Der schlaflose Minner Traum von einer Begegnung mit der Geliebten, mehrfach durch Sehnsuchtsklagen unterbrochen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1825, 99–104 Nr. 183 (nach Ka3) Literatur: Karnein 2VL 8 (1992), 703

Überlieferung: He3 247r–250v; 192 V. Ka3 193vb–194vb; 192 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der alphabetisch nach den Textanfängen sortierten Liedersaal-Hs. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3 (hier nach der Traumerzählung B248, was auf eine inhaltliche Gruppierung schließen lässt). Glier 1971, 381f., nimmt einen gemeinsamen Ausgangspunkt der Überlieferung in der Vorlage der Vorlage zu Ka3 an. Entsprechend gibt es fast keine Überlieferungsvarianz, wobei Ka3 an zwei der drei Differenzstellen den plausibleren Text bietet: 44: tagalt statt He3 aldag alt und 68: minen schmerzen statt He3 minem herzen. Vgl. dagegen 162: He3 enlat statt Ka3 enclait. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · A Einleitung (1–38): Der Sprecher beklagt, dass er nachts von der Vorstellung, es wecke ihn die Geliebte, aus dem Schlaf gerissen wird (Vergleich seiner vergeblichen Herzensgrüße mit dem Hämmern auf einem Amboss). Wegen seines Liebeskummers wälzt er sich unruhig und traurig im Bett umher. Er beklagt das Ende seines Traumes.  – Der Übergang in den folgenden Traumbericht ist fließend; der ganze Traum wird dann auch nur fragmentiert, durch Klagen unterbrochen, wiedergegeben; es entsteht nicht der Eindruck eines halbwegs in sich konsistenten Traums. B Traum und Klage (39–176): Der Sprecher beschreibt seinen Traum: Er sitzt bei seiner Geliebten im Klee an einem von Wasser umschlossenen Locus amoenus (Vogelgesang, Blumen, Quelle). Die Geliebte erfreut ihn durch höfisches Verhalten und Scherze (61f.: Mit hofenlichen sachen | Kont si vil schimpfez machen). Einschub einer Klage (70–73), erwacht zu sein: Vergleich des gequält sich windenden Sprechers mit einer sich um Bäume wickelnden Hopfenpflanze. – Ab V. 74 benutzt der Sprecher auffallend oft die Formel »ich (ge)denck« oder »(ge)denck ich« (74, 76, 84, 97, 101, 115, 123, 125, 135, 138, 157), im Sinne von Vorstellung, Imagination. Er preist seine Geliebte als wunderschön und tugendreich, sie sei allem Silber und Gold, Edelsteinen und Kräutern (oder Wurzeln) vorzuziehen. Er wolle ihr eigen sein. Es folgt

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B34 Klage eines Liebenden

eine ausführliche Schönheitsbeschreibung im Wesentlichen nach dem A capite ad calcem-Schema (97–137), genannt werden: Kopf, Kleider, Augenbrauen, Kinn, Haare, Wange, Mund (mit Verweis auf die im Traum gehörten süßen Worte), Zähne, Grübchen, Hals, Arme, Brüste, Hände, Finger, Hüfte (133: da der gürtel ligen sol), Beine und Füße. Der Sprecher denkt daran, wie unvergleichlich die Geliebte aus dem Kreis der Damen hervorsticht. Bei ihrem Anblick spürt er Freude und Leid gleichzeitig. Sein Herz klopft und drischt, als sei es völlig entfesselt. Er fürchtet, nie mehr einzuschlafen, und so auch nicht mehr in den Genuss der Erfüllung im Traum zu kommen (Reflexion auf das Träumen: Es schade ihrer Ehre nicht: ehrenhafte Minneerfüllung). Er wünscht sich eine freundliche Umarmung und eine Trostzusage, die seinen Kummer vertreiben könnten. C Schluss (177–192): Da er nicht mehr einschlafen kann, wünscht sich der Sprecher den Tag herbei. Er hofft, die Geliebte nun in Wirklichkeit zu treffen und dann im immerwährenden Wunschleben mit ihr das Ende allen Trauerns und der Anfeindungen valscher klaffer (186) zu erreichen. Para l lelen: Die hier eher angedeutete als ausgeführte Erfüllung im Traum (ähnlich B255), der in ein ernüchterndes Aufwachen mündet, ist Thema einer ganzen Reihe von Minnereden (vgl. B247ff.), die auch ähnliche rhetorische Muster (Schönheitsbeschreibung, Reflektion auf das Träumen etc.) anwenden. Gegebenenfalls ist die Zusammenordnung mit der Traumerzählung B248 in He3 Ausdruck einer Rezeption, die diese inhaltlichen Verbindungen anerkennt.

B34 Klage eines Liebenden Reihung monologischer und dialogischer Redeteile mit Liebesgrüßen und -klagen des Sprechers sowie Absagen der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 298r–303v; 318 V. Ka3 103ra–105ra; 332 V.

Edition: Lassberg 1822, 189–198 Nr. 122 (nach Ka3) Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1166; Klingner 2010, 19 Anm. 40

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der alphabetisch nach Textanfängen sortierten Sammelhs. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3. Glier 1971, 381f., nimmt einen gemeinsamen Ausgangspunkt der Überlieferung in der Vorlage der Vorlage zu Ka3

B34 Klage eines Liebenden

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an. Die Varianz ist bis auf die in He3 fehlende Textpassage Ka3 55–68 (Rat der zaghait) gering. Der Verweis auf die Exempelfigur Iwein (Ka3 78) wird in He3 64 verunklärt, weil der Name durch Hercz zwar ersetzt ist (jedoch ist der Name He3 83 gleichlautend mit Ka3 97 als Iwan angegeben). Die nicht identifizierbaren Exempelfiguren aus Ka3 258 werden He3 244 Odolanns und Sabet genannt. An einigen Stellen scheint He3 die verständlicheren Varianten zu bieten (statt Ka3 241 in himelrich closen steht in He3 227 heimlich closen; statt Ka3 244 Wann ich mich dez encled steht He3 230 Der ich mich sicher entled; statt Ka3 331 Dez musz ich von ir haben tag steht He3 317 Des mus ich von ir haben clag; dagegen aber Ka3 306 sie liesz mich in He3 292 Si lieb mich sowie statt Ka3 323f. Sid mir noch bringen mag ain tag | Daz ain jar nit bringen mag in He3 309f. Syd mir noch bringen mag | Myn ding villicht ein dag). Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · Die Minnerede fügt eher heterogene Redeteile teils additiv aneinander (monologischer Frauenpreis, Rat personifizierter Tugenden, direkt an die Frau adressierte Liebesklagen und Liebesgrüße eines Ich-Sprechers und einen Dialog zwischen Frau und Liebendem mit Inquit-Formeln im Präteritum). Dass es sich ursprünglich um einzelne Texte handelte, die hier zusammengefügt wurden (vgl. Epitomisierung), lässt sich vielleicht auch an einer nicht getilgten (?) Schlussformel mitten im Text erkennen (133: Hie mit die red ende sich), vgl. auch die Übergänge 142/143 oder 232/233. A Frauenpreis (1–48): Der Sprecher bekräftigt die Exordialsentenz, dass es nichts Schöneres anzusehen gebe als eine schöne Frau. Er preist die unvergleichliche Schönheit seiner Geliebten in einem Körperlob (15–33), bei dem die Reihenfolge des traditionellen A capite ad calcem-Schema verkehrt ist: Hals (rund und schön), Kehle, Kinn, Wange (weiß und rot gemischt), Stimme, Mund (scharlachrot), Zähne (hermelinweiß), Augen (wie leuchtende Sterne). Dann hebt er ihre Tugendhaftigkeit durch einen Unsagbarkeitstopos bzw. Vergleiche hervor: Er zöge sie allen Vögeln, Blumen und aller weltlichen Zierde vor. B Erwägung des Liebesgeständnisses (49–107): Sein Herz sei ständig und ohne ihr Wissen bei der Geliebten (Herz bei der Dame). Oft habe er seine Liebe offenbaren wollen, doch habe ihm seine Mutlosigkeit (55: zaghait; Ansätze zu einer Personifikation) geraten, seine Gedanken von der Dame abzuwenden. Trotz mehrfacher Versuch sei ihm dies aber nicht gelungen, vielmehr habe sich seine Liebe stetig intensiviert. Sagen habe er es aber immer noch nicht können, sodass er wieder ganz verzagt gewesen sei. Die (personifizierte) Hoffnung habe ihm daraufhin geraten (wörtliche Rede 72–99), er solle nicht verzagen. Auch Iwain (78) und Tristrant (88) hätten die Liebe einer Frau errungen, obwohl sie ihr vorher durch die Ermordung des Mannes bzw. Onkels großes Leid zugefügt hätten (das Verhältnis Isoldes zu Tristrant wird als ideale höfische Liebe bis zum Tod dargestellt). – Da er sich keines Mordes schuldig weiß, fühlt sich der Sprecher umso mehr ermutigt, sich seiner Dame zu offenbaren.

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B34 Klage eines Liebenden

C Liebesgeständnis (108–180): Der Sprecher bekennt nun in direkter Anrede der Geliebten (Apostrophe), dass sie in seinem Herzen wohne: Wenn man in ein Herz hineinsehen könnte, würde man sie in seinem Herzen erblicken. Er bittet sie, ihn durch einen Gruß von seinem Liebesschmerz zu befreien (die Passage ist insgesamt schwer verständlich). Weil sie aber nichts sage, wolle er ihr die ›Klage seines Herzens kundtun‹ (142). Mit Vers 143 setzt der Text neu ein mit einer direkten Anrede der Geliebten, in der der Sprecher wieder dasselbe Thema verhandelt: Liebesgruß (sie, das Paradies seines Herzens, sei tausendmal gegrüßt), nun erfolgende Offenbarung seiner bisher verschwiegenen Liebe, Liebesklage und Bitte um Erhörung und Antwort. D Werbungsgespräch (181–304): Nach einer kurzen narrativen Andeutung der Situation durch den Sprecher im Präsens (die Angesprochene antworte nicht, der Sprecher wolle daher sein Liebesgeständnis wiederholen; 186f.: Jch wil mich zu jr lencken | Vnd wil aber heben an), folgt 189–232 erneut eine direkte Anrede der Geliebte mit identischer Thematik: Er grüßt sie überschwänglich, preist ihre Vorzüge und bekennt, dass ihn das ›Band der Minne‹ (204) zum Dienst an ihr verpflichte. Er klagt sein Minneleid und bittet die Geliebte inständig um eine Antwort. i Endlich antwortet die Geliebte: In direkter Rede, eingeleitet durch die Inquit-Formel: Sy sprach (233), gibt sie ihm eine deutliche Absage (234f.: Ich will dir jr nicht gunnen  | Weder lützel noch vil) und bezeichnet sein Liebesgeständnis als narren spil (236), als öden claff (239) und als unverständliche Rede eines toren (246). i  Der Sprecher entgegnet (in direkter Rede, ebenfalls eingeleitet durch die Inquit-Formel 250: Sprach er [!]), man höre doch an den buchen lesen (249), dass Damen Gefallen an einem red gesellen (251) gefunden hätten. Er stellt fest, dass die Minne ein ›falscher Streit‹ (255) sei, wenn die Geliebte seine Rede verschmähe, obwohl er sie doch so ›hoch‹ ehre. (Der Verweis auf die Exempelfigur(en) Odelans fro Sabeck (258) ist unverständlich.) Es wäre ›Unminne‹ (264), wenn er die Auserwählte mit falscher Rede verlöre. Daher wolle er sie weiter vor allen Damen preisen, so wie man die Rose vor den Zeitlosen preise. Im Falle ihrer beständigen Lohnverweigerung tröste er sich  – erneut legitimiert durch sein Buchwissen  –, dass der menschliche Geist (sin) schon größere Dinge vollbracht habe, als die Geliebte zu freundlicher Rede zu bewegen. Es folgt (283–300) ein als Schulwissen gekennzeichneter (283f.) kosmologischer Vergleich, in dem der Sprecher die neun Himmelsphären und die Ordnung der sieben Planeten benennt und die Geliebte mit den alle anderen überstrahlenden Sternen des nünden himel (298) vergleicht. E Schluss (305–332): Der Sprecher klagt, dass die Geliebte sich ohne Antwort von ihm abgewandt habe. Zwar verknüpft er damit eine negative Bewertung der Frau (308f.: Von ir ist aller tugent hort | Nu ze mal entwichen), beklagt aber die Tatsache, nun bei der Frau ›abgeschrieben‹ zu sein (312: Dez bin ich laider schab ab), als ›strengen Orden‹ (314). Da die Frau seine Herzenssehnsucht nach einem freundlichen Gruß noch nicht gestillt habe, hofft der Sprecher dennoch auf den Tag der Erfüllung und den Sieg der Beständigkeit über die Differenzen (326: grosser vnderschait) zwischen ihm und der Geliebten.

B35 Klage eines Liebenden

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B35 Klage eines Liebenden Bericht von einer existenziellen Leiderfahrung an einem Morgen und Anklage des ›Scheidens‹ Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 9f. Nr. 4

Datierung: Überlieferung um 1470–90

Literatur: Ziegeler 1985, 62–66, 69; Schulz-Grobert 2VL 11 (2004), 846; Achnitz 2003b, 229

Überlieferung: He3 362v–364r; 102 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredensammlung He3, nach B276 und vor B36. Überschrift: – Inha lt: A Sehnsucht und Klage am Morgen (1–43): Der Sprecher liegt allein im Morgengrauen vor Kummer wach. Sein Herz schlägt so heftig, dass er sein Ende befürchtet. Die Zeit scheint ihm stehen geblieben (eine Stunde wirkt wie ein Jahr). Um dem Tod aus Liebesleid zu entgehen, versucht er, an etwas Aufheiterndes zu denken, kommt aber zu dem Ergebnis, dass er durch nichts getröstet werden könne, bis er das zurück gewonnen habe, von dem er getrennt sei. In Leid und Trostlosigkeit sieht sich der Sprecher bis an sein Lebensende gefangen. Apostrophe an herczlichs belanngen (34: ›sehnendes Verlangen‹), das ihn überwunden habe. Er sei vom Glück verlassen. Das eigene Leid erfülle ihn mit Selbstmitleid. B Anklage des Scheidens (44–85): Er verflucht (44: du sist geschendt) das ›Scheiden‹ (Apostrophen in 44, 53, 77) als Urheber seines Schmerzes (50–52: direkte Anrede des eigenen Herzens mit der Versicherung, dass es schuldlos leide). Dem permanenten Zustand der Sehnsucht ziehe er den Tod vor. Einer Anrufung Gottes um Erlösung von seinem Schicksal folgt eine resignative Fügung in sein Schicksal und eine erneute Klage über die Trennung von der Geliebten. C Schluss (86–102): Der Sprecher betont, dass seine Geliebte trotz der räumlichen Trennung in seinen Gedanken bei ihm sei. Er wolle immer ihr treuer Knecht bleiben und will sich an die Hoffnung halten, die ihm Trost sein solle. Von Gott erbittet er nichts als den Segen für die Geliebte. Schlussformel: es ist gnug, ich far dar vonn (102). Die Rede endet mit Amen.

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B36 Klage eines Liebenden

B36 Klage eines Liebenden Rede, in der Klage, Frauenpreis, Lohnforderung, Rechtfertigung und Liebeshoffnung verbunden sind (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 10–13 Nr. 5

Datierung: Überlieferung um 1470–90

Literatur: Wallmann 1985, 242f.; Ziegeler 1985, 60–62, 66; Schulz-Grobert 2VL 11 (2004), 846f.

Überlieferung: He3 364r–366r; 120 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredensammlung He3, nach B35 und vor B230. Überschrift: – Inha lt: A Preis der Geliebten (1–23): Der Sprecher seufzt beim Gedanken an den Beginn seiner Liebe. Er schließt ein Lob der Geliebten (6: mynes herczen keyserynn) an, das allerdings ganz auf ihn selbst bezogen bleibt: Ihr stünde eine goldene Kaiserkrone; sie habe ihn oft von seiner Trauer erlöst; ihr Lachen erfreue ihn; sie könne sein Herz, das sie zuvor verwundet habe, heilen. B Dienst-Lohn-Verhältnis (24–43): Der Sprecher hofft, dass Gott die Geliebte in seinem Namen grüße. Er versichert seinen ewigen Dienst und betont, dass ihm ein großes Unrecht geschähe, sollte er keinen Lohn erhalten (Dienst-Lohn-Mechanismus). Er setzt seine Hoffnung darauf, dass die Geliebte seine Beständigkeit erkenne. C Erklärung seines Schweigens (44–95): Der Sprecher gibt zwei Gründe dafür an, weshalb er in Gegenwart der Geliebten nicht sprechen könne (Verstummen vor der Geliebten). Zum einen fürchtet er sich vor boshaften Klaffern, die seine Worte weiter tragen und Liebe in Leid verkehren könnten. Zum anderen fürchtet er, dass seine Worte der Geliebten missfallen könnten. So käme es, dass er der Geliebten seinen Liebeskummer noch nicht eröffnet habe. In einer Anrufung Gottes bezichtigt er sich selbst, aus Naivität zu lange gewartet und günstige Gelegenheiten zur Aussprache nicht ergriffen zu haben. Dabei vergleicht er sich mit blöden kinden (88), auch er habe Schläge mit einer Gerte nötig (86–95). D Schluss (96–120): Der Sprecher hofft, die Geliebte noch einmal seiner Liebe versichern zu können und dass sie ihn dann erhöre. Obwohl das Ende noch offen sei, wolle er ihr doch bis an sein Lebensende treu ergeben sein. Para l lelen: Vgl. den leicht variierten Beginn von B237, 1–5; eine inhaltliche Ähnlichkeit besteht auch darin, dass in B237 erzählt wird, dass der Geliebten die Worte des Sprechers missfallen und wie sie ihn daher ablehnt: Genau davor fürchtet sich der Sprecher in B36C.

B37 Klage um den Tod von Frauen

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B37 Klage um den Tod von Frauen Ambitionierte, teils geistliche Klage über den Tod von Frauen und über den fehlenden Ruhm für verstorbene Damen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1450 (He9) Überlieferung: Ne 455–463; 251 V. Kurzfassung: He9 156r–161r; 222 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 109–113 Nr. 21 (nach He9 unter Ergänzung von 32 Versen aus Ne und mit Lesarten aus Ne; Verszählung fehlerhaft: 100 lies 99; daher zählen Brauns/Thiele 255 V. statt recte 254 V.) Literatur: Kiening 1998, 236 Anm. 178; Brunner 2VL 11 (2004), 847f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Minnereden in der Sammlung Ne (1464–1467) und am Ende der Minneredenhs. He9 (von derselben Hand nach B141 eingetragen; auf 161r unten folgt noch eine später von anderer Hand eingetragene Spruchstrophe). Zwei Verse (Brauns/Thiele 1938, V. 10 und 145) fehlen in Ne, die Verse 187f. sind zu einem Vers zusammengezogen (daher bezeugt Ne nur 251 der 254 edierten Verse). Ansonsten bringt He9 einen deutlich kürzeren Text als Ne. Weil die Versblöcke 22–43 und 61–66 fehlen, kommt in He9 das Argument, dass die Frauen der Grund für den Ruhm und die Ruhmestaten der Männer sind, nicht zur Geltung; außerdem fehlt das Argument, dass die Loblieder auf die eigenen Heldentaten den öffentlichen Ruhm des Mannes erst für ihn selbst begründen, bevor er dann auf die Nachfahren übergeht. Dies spricht dafür, dass die Kürzungen sekundär sind. Die in He9 ebenfalls fehlenden Verse 214f. und 228f. führen dagegen kaum zu inhaltlichen Veränderungen. Die Varianz zwischen beiden Textzeugen ist insgesamt relativ hoch (viele abweichende Formulierungen), was oft darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die Schreiber Schwierigkeiten hatten, ihre Vorlage zu verstehen; vgl. z.B. He9 6f.: der tröst mir soe lich schweben tuot | recht als ich sye gefider, gegen Ne 6f.: Der tröst in sölichem schweben tuot | Als ob er sy¨ gefider. Oder He9 220–222 (=Ausgabe V. 253–255): die fröwen ich mit gedicht clag, | der biß genedig aller meist, | gott vatter, suon und heiliger geist! gegen Ne 249–251: Die ich mit minem tichten klag | Der bisz genäudig aller maist | Got Vate Haliger gaist. Überschrift: Veni sancti spiritus (Ne) Inha lt: (Nach Ne; Verszählung nach Brauns/Thiele 1938) · A Freude und Leid (1–12): Der Gedanke an die Freude, die mit reinen Frauen verbunden sei, lässt das Herz des Sprechers in Freuden ›wild‹ werden (4: erwilden); dieser Trost schwebe wie ein Vo-

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B37 Klage um den Tod von Frauen

gel. Der Gedanke an den Tod (9: das end) dieser Frauen stürze ihn dagegen in unstillbares Leid. B Fehlender Nachruhm für tote Frauen (13–97): Wer könne das vollständig loben, was in den Herzen jener wunderbarer Frauen verborgen liege, die viele Herzen erfreut haben und nun sterben? In ihnen habe sowohl Liebesbegierde (19: gerender lust) und zugleich absolute Tugendhaftigkeit ihren Ort gehabt; in ihrem Herzen hätten sie einem tugendhaften Minnediener ihre Liebe geschenkt. Doch während vom Minnewerben und von dem, was dieser Mann tut, ständig viel gedichtet werde (34f.: dez wirt von im von tag zuo tag | gar loblich wol gedichtet; Reflexion der Produktion von Minnereden?), werde die Ursache, nämlich die Frau, nicht bedacht. Die Frau, der er gedient habe, die hort man clagen selten (39; Reflexion auf den seltenen Fall von Minnereden aus weiblicher Perspektive?), sie wird einfach vergessen. Dagegen lobe man verstorbene Ritter wie Knechte, denn diese hätten ihre Taten schon zu Lebzeiten bedichtet, sodass sich ihr Lob verbreitet, ihrer Seele Heil gewünscht wird und noch die Nachfahren für den Minnedienst des Verstorbenen gerühmt werden. Lobgedichte auf die Frauen seien aber naheliegend, da Gott die Frauen der Welt zum Trost erschaffen habe und kein Dichter ihre Ehre erschöpfend besingen könne. Anrufung Gottes: Der Sprecher wünscht, er möge zu solchem Lob in der Lage sein. C Drastik des Todes der Frauen (98–122): Der Sprecher beklagt, dass das liebliche Gesicht der Frauen, das trauernde Männer erlöst hat (105–118: Beschreibung der Vereinigung liebender Herzen in wohltuendem Schmerz), nun erbleicht und von Würmern zerfressen wird. D Ermahnung Christi (123–188): Der Sprecher klagt Christus an, wie er es dem Tod erlauben konnte, den Frauen ihr Leben zu rauben – statt ihnen Aufschub zu geben oder sie gar unter Vermeidung von Leid und Sterben ins Paradies zu führen (Verweis auf die biblischen Exempelfiguren Enoch und Elias). Allerdings solle niemand, die göttliche Ordnung mit wünschen [He9: gedicht] wider triben (142). Die Bitte, reine Frauen direkt in den höchsten Himmelsthron zu geleiten, unterstreicht der Sprecher mit einer ›Erinnerung‹ an die Himmelfahrt und Erhöhung Mariens, an die Schöpfung der Frau zum Trost des Mannes und an seine eigene göttliche Geburt durch eine Jungfrau. Christus solle die Frauen seiner Mutter nachführen und dieser, als Krone der Frauen, dadurch Ehre erweisen; denn Maria sei ja auch wieder nach dem Bild der Frau, nämlich ihrer Mutter Anna, erschaffen (?). Anrufung Mariens: Der Sprecher bittet die Gottesmutter um Segen und Heil für alle reinen Frauen auf Erden (181–188). E Klage über Tod und Vergessen (189–238): Der Sprecher beklagt erneut, dass Frauen nach ihrem Tod vergessen würden. Er wünscht sich stattdessen für bestattete Frauen, dass sich alle an dem aus ihrem Grab stömenden Balsamduft erfreuen, dass in ihren Spuren die besten Pflanzen gedeihen und dass auf ihrem Grab täglich ›Ritterschaft‹ getrieben wird. Er bringt zum Ausdruck, wie schwer es dem Mann als treuem Minnediener fällt, die Frau, auf deren Trost er künftig verzichten muss, zu beklagen. F Schluss (239–255): Der Sprecher bittet den dreieinigen Gott ein letztes Mal, beim Tod von Frauen die Teufel zu vertreiben und sie gnädig in seine göttliche Ewigkeit zu führen – besonders eine bestimmte Frau, deren Tod er mit seinem Dichten beklage (vielleicht sind aber auch hier allgemein alle Frauen gemeint). Die Rede schließt mit Amen.

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Para l lelen: Kiening 1998, verweist auf Anklänge zum ›Ackermann‹ Johannes’ von Tepl. Das Lob der Frauen nimmt besonders in Teil D mariologische Argumentationsfiguren auf, die ähnlich in geistlichen Traktaten, Predigten und Gebeten zu finden sind. Ähnliche geistliche Argumente für das Lob der Frauen finden sich auch in B262.

B38 Das Scheiden Klage über den Abschied von der Geliebten und Hoffnung auf ein Wiedersehen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Gruppe I: Be3 129v–130v; 36 V. Lg4 259v–260v; 36 V. Pr2 106v–107r; 36 V.

Edition: Büttner 1813, 223f. (nach St5); Haltaus 1840, 193 Nr. II 31 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII) Literatur: Geuther 1899, 118f.; Ziegeler 2VL 8 (1992), 628f.

Gruppe II: Be20 38r–38v; 40 V. St5 244r–244v; 39 V. Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in Sammelhss. des 15. und 16. Jahrhunderts im Kontext anderer Minnereden überliefert. Er bildet einen Überlieferungskonvoi mit B259 und B160: in der Reihenfolge B259, B38, B160 in Pr2, Be3 und Lg4; in der Reihenfolge B38, B160, B259 in Be20 und St5 (vgl. auch Geuther 1899, 118f.). Während Pr2, Be3 und Lg4 keine signifikante Varianz zueinander aufweisen, weichen Be20 und St5 gemeinsam an einigen Stellen von diesen ab (stellvertretend wird aus St5 zitiert): So steht statt Pr2 4: dick ainig St5 4: dick traurig; statt Pr2 30: Vnd lieb ain weil vermeiden steht St5 31: Vnd mein liep meiden; statt Pr2 35: Das morgen käm steht St5 38: Das sich schier fugt. Der Vers Pr2 26 fehlt in Be20 und St5, in Be20 versucht ein Marginaleintrag wohl von einer Hand des 16. Jh. die durch den fehlenden Reim offensichtliche Lücke zu schließen (Be20 28: Ich mag es layder nit geniessen). Die Plusverse in Be20 und St5 (je ein Verspaar nach Pr2 16 und Pr2 34) bringen insofern eine inhaltliche Neuakzentuierung, als hier der Trost durch den ›roten Mund‹ als ein wort vnuerkert (St5 17) spezifiziert wird und die erhoffte Vereinigung eine dauerhafte ist (vgl. St5 36f.: Den allerhöchsten trost mein | Der versprach vnuerkert zu sein).

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B39 Klage eines verlassenen Liebhabers

Überschrift: Von schaiden (Pr2; gleichlautend in Be3, Lg4 und St5) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher beklagt, durch den Abschied von seiner Geliebten (mehrmalige Wiederholung des Wortes ›Scheiden‹) niedergeschlagen und freudlos zu sein: Es schmerze ihn sogar, andere Liebespaare zu sehen. In diesem Kummer (das Herz ›erkracht‹, Jammer senke sich auf den Grund seines Herzens) tröste ihn ein friundlich rotter mundt (14). Der Sprecher drückt die Hoffnung aus, die Geliebte bald zu treffen und die Herzen vereinigen zu können, und erinnert sich (lustvollschmerzvoll) an vergangene Umarmungen. Er wünsche sich, der Gefangene der Geliebten zu sein, müsse aber nun eine Zeit der Trennung erdulden. Abschließend hofft er nochmals auf ein baldiges Treffen, vielleicht schon am darauf folgenden Tag. Para l lelen: Thematisch eng verwandt ist der gemeinsam überlieferte Abschiedsgruß B160, ebenso die Minnerede B259, die aber in Dimension und Struktur kaum zu vergleichen ist.

B39 Klage eines verlassenen Liebhabers Klage über den Verlust einer alten und Hoffnung auf eine neue Liebesbeziehung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 149r–149v; 31 V. Hb1 S. 147–149; 32 V. Lg4 278r–278v; 31 V. Pr2 121v–122r; 32 V.

Edition: Wackernagel 1835, Sp. 747f. (nach einer Abschrift von Pr2); Haltaus 1840, 205f. Nr. II 44 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Geuther 1899, 128; Glier ²VL 4 (1983), 1169

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) und – als einzige Minnerede! – in der Spruch- und Fastnachtsspielhs. Hb1. Letztere lässt sich als Sammelband zusammengebundener, ursprünglich wohl für den eigenständigen Vertrieb gedachter Einzelfaszikel erweisen (vgl. Kiepe, H. 1984, 174–181). B39 steht hier in einem Faszikel von drei Doppelblättern nach einer Teichner-Reimrede (›Der Welt Lauf‹, Nr. 640) und vor zwei Rosenplüt-Priameln. – In Be3 und Lg4 fehlt jeweils Vers 6 von Pr2, sonst gibt es unter diesen Hss. keine signifikante Varianz. Hb1 unterschei-

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det sich von dieser Gruppe durch einige Umstellungen und hinzugefügte Füllwörter, signifikant ist nur die Ersetzung der imaginierten Anrede friund (Pr2 26) durch frew dich (Hb1 26). Überschrift: Ein sprüch wie einer clagt sein ellendt (Hb1) Ainer clagt sein ellends wesen (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher beklagt sein Leid, von der Geliebten verlassen zu sein, und niemanden zu haben, dem er das klagen kann. Er vergleicht sich mit der Turteltaube, die nach Liebesverlust keine neue Liebe mehr sucht und nicht mehr auf einem grünen Zweig sitzt. Sein einziger Trost und seine Hoffnung bestehe darin, eine andere Geliebte zu finden: Ebenso wie der zahme Falke, der in die Irre geflogen ist, von seinem Herrn vermisst wird und nach der Hand eines neuen Falkners sucht, warte er darauf, welcher rote Mund ihn freundlich grüße. Dieser Dame wolle er bis an sein Lebensende dienen.

B40 Liebesklage Liebesklage mit umfangreicher Exempelreihe literarischer Gestalten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1525 Überlieferung: Nü3 115r–116r; 564 V.

Edition: Dietl 1999, 385–399 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 797–799; Meyer, D. 1989, 199; Dietl 1999, 340– 347; Klingner 2010, 82, 84 Anm. 177

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Nü3, einer Handschrift des Augsburger Berufsschreibers Valentin Holl, unter verschiedenen Reimsprüchen und Liedern, unmittelbar vor einer weiteren Minnerede B253. Überschrift: Ain hüpscher spruch von ainer bulschafft Inha lt: A Ausgangssituation / Liebesklage (1–83): Der Sprecher liegt nachts wach im Bett, in schmerzvollem Verlangen nach körperlicher Minneerfüllung. Er beklagt in einer

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Reihe von insistierenden Fragen die Gleichgültigkeit seiner geliebten Dame gegenüber seiner beständigen Liebe und fürchtet, dass sie seinen Dienst nie mit Zuneigung lohnen werde und ihn getilgt habe aus dem Buch der Liebe ihres Herzens. Bildreich schildert er seine Liebesqual (er würge an der Angel des Jammers; sein Herz liege auf der Minne Rost und ist verschmolzen und verbrannt). Er fragt sich, welche Schuld diese Nichtachtung rechtfertige. B Erste Exempelreihe (84–315): Der Sprecher parallelisiert seine Liebessehnsucht mit der literarischer Figuren, wobei er – unterbrochen von kürzeren Passagen, in denen er seine Verzweiflung entlang der oben exponierten Gefühle und Argumente ausführt – jeweils kurz aus den entsprechenden Werken referiert: Sigune, die sich nach Gardevias Brackenseil sehnt (Wolfram von Eschenbach / Albrecht, ›Titurel‹); Tristan, der sich nach Isolde sehnt, als er ihr den Hund Iapura (95; Petitcreiu?) schickt (Gottfried von Straßburg, ›Tristan‹) oder tödlich verwundet darniederliegt (Eilhart von Oberg, ›Tristrant‹ oder die ›Tristan‹-Fortsetzung); Anfortas, den bis zu Parzivals Ankunft niemand heilen kann; Parzival, den bei Anblick der Blutstropfen im Schnee das Verlangen nach Kondwiramurs besinnungslos macht (Wolfram von Eschenbach, ›Parzival‹); Wilhelm von Österreich, der sich bei seinem Ritt auf dem Walfisch und beim Sieg über König Walwan und andere nach Aglie sehnt (Johann von Würzburg, ›Wilhelm von Österreich‹); Raimund, der die verschwundene Melusine beklagt (Thüring von Ringoltingen, ›Melusine‹); Flore, der vor Leid fast stirbt, als er glaubt, Blanscheflur sei tot (Konrad Fleck, ›Flore und Blanscheflur‹); Lohengrin, der sich nach Elisa und seinen Kindern sehnt (›Lohengrin‹). Der Sprecher glaubt, vor unerfüllter Liebe zu sterben, so wie auch Kaedin die Liebe zu Kassie den Tod durch die Hand des sterbenden Nampotenis brachte (Ulrich von Türheim, ›Tristan‹-Fortsetzung); seine Sehnsucht sei größer als die Gaweins, als dieser erkannte, dass er ohne den Gürtel nie wieder den Weg zu Florie finden werde (Wirnt von Grafenberg, ›Wigalois‹) – umso schlimmer wiege, dass der Sprecher die vergötterte Dame (290: Auch waz si mein irerdischer gott), die ihn einst freundlich behandelte, zwar sehen könne, nun aber nichts als Ablehnung erfahre; er leide mehr als Wigalois bei seinen Abenteuern wegen Larie (Wirnt von Grafenberg, ›Wigalois‹). C Lob der Geliebten (316–347): Die Schönheit Lariens ist der Ausgangspunkt zu einer ausführlichen Schönheitsbeschreibung der alle anderen Frauen übertreffenden Geliebten (nach dem A capite ad calcem-Schema): Haare, Stirn, Augenbrauen, Augen, Nase, Mund, Wangen, Kinn, Grübchen, Hals, Zähne, Brüste, Arme, Hände, Finger, Beine, Füße. D Liebesklage und zweite Exempelreihe (348–515): Als Makel der Geliebten benennt der Sprecher daz si kain lieb nit kan erkennen (351), was ihn zu einem lebendigen todten (353) mache. Er führt ein von ihr gegebenes Treueversprechen an, das sie nun grundlos widerrufen habe (384f.: daz si mir hatt abgesaitt | selbs personlich mit irem mund). Seitdem leide er, innerlich noch in höchster Begierde brennend, und halte alle Anstrengungen für vergeblich. Es folgen drei literarische Beispiele betrogener Liebender: 1. Marke, der die in der Minnegrotte schlafende Isolde für unschuldig hält (Gottfried von Straßburg, ›Tristan‹), anschließend das Sprichwort: Mir gschicht als der vorm bern vischt (426; ›vor dem Netz fischen‹, d.h. etwas Unsinniges tun); 2. Crispin, die ihre Hoff-

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nung in die Liebe Wilhelms von Österreich enttäuscht sieht (Johann von Würzburg, ›Wilhelm von Österreich‹), mit einer Apostrophe (435f.: Ach edle künigin Crispin, | ich muß nun aber gedenckenn din); 3. Diocletian, dessen Frau Schätze veruntreut und ihn in den Tod führen will (Jonathas-Episode aus den ›Gesta Romanorum‹). E Schluss (515–564): Der Sprecher sieht sich durch ihr Gebot, sie zu meiden, seiner Liebesfreude wie des Liebesleids beraubt (Schachterminologie 516: Si spricht mir schauch vnd darzu matt). Er hofft aber auf einen neuen Mai und auf eine andere reizende Dame, deren Zuneigung ihn irgendwann einmal entschädigen werde. Sollte er noch einmal enttäuscht werden, wolle er auf ewig allein bleiben. Einerseits beklagt er, sein Herz in die treulosen Hände der Dame gegeben zu haben, andererseits will er die Frauen nicht allgemein schelten, da er noch auf die Eine hoffe, die seinen Dienst annimmt und würdigt. Para l lelen: In der Schilderung der Liebesungewissheit und Verzweiflung ergeben sich eine Reihe von Satz- und Reimwortparallelen zu B247. Die literarischen Quellen für die Exempel sind unter ›Inhalt‹ angegeben, wobei im letzten Exempel die Ersetzung des Namens Jonathas durch Diocletian ungeklärt bleibt, vgl. Blank 2VL, 798, und die irreführende Quellenangabe bei Dietl 1999, 397, als »›Diocletians Leben‹ von Hans von Bühel«.

B41 Liebesklage Ausführliche Klage über das eigene Unvermögen, sich der Geliebten zu eröffnen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1530

Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 799f.

Überlieferung: Be3 372v–380v; 375 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im letzten (von der Überlieferungsgruppe Pr2 und Lg4 unabhängigen) Minneredenblock der Sammelhs. Be3, in einer Reihe unikaler und inhaltlich wie stilistisch ähnlicher Texte (B56, B60, B207). Der Dreireim 219–221 könnte auf einen Textausfall hindeuten. Überschrift: Ein Ander lied

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Inha lt: A Winterklage (1–32): Der Sprecher verabschiedet den Sommer (1: Far hin dw werde summerzeitt) und damit Sorgenfreiheit und Glück, das er in schöner Landschaft (Heide und Wald, Sonnenschein, Blumen und Vogelgesang) und in Einheit mit der fröhlichen Kreatur (20f.: Die nachtigall der lieben clage  | Thett dichtenn Inn gesanges weis) genossen habe. Der Winter habe die Freude nun in ihr Gegenteil verkehrt. B Klage über eigenes Unvermögen (33–134): Der Sprecher berichtet von seinem Kummer wegen seiner Geliebten – für den er aber explizit nicht diese (36, 46) verantwortlich macht, sondern seine eigene Unfähigkeit, ihr seine Liebe zu bekennen. Es folgt eine ausführliche Beschreibung der situativen Manifestation seiner Gehemmtheit und seines minnebedingten Schweigens (48–134): Bei ihrem Anblick überfielen ihn Zittern und Sprachlosigkeit. Von ihr angesprochen, fühle er sein Herz brechen; den Pfeil trage er noch im Herzen. Er fürchte, dass ihr seine Worte missfallen könnten, und traue sich daher nicht zu reden – wo er sonst vor keiner ritterlichen Herausforderung zurückschrecke. Wie Pfeile seien ihre Worte. Zugleich wisse er, dass er nur Erfolg haben könne, wenn er sich ihr eröffne. Von ihr getrennt, sei er ruhelos, in ihrer Nähe breche ihm der Angstschweiß aus (96: Von engsten ich erschschwietz). Nur ihr Anstand verhindere, dass sie sein Verhalten nicht zum Anlass für Spott (94: affen spill) nehme. Auch zur Plauderei mit ihr (97f.: So fragt sie mich als Neuer mer | Was geschehenn sey hin vnd here) sei er nicht in der Lage, aus Furcht vor einem falschen Wort. Ihre besorgten Nachfragen, ob er krank sei, und Aufmunterungen könne er auch deshalb nie beantworten, weil er sich als nicht gleichwertig sehe und fürchte, sie könne ihm übel nehmen, ihr seine Liebe anzutragen. C Liebesbekenntnis (135–209): Im Folgenden reflektiert der Sprecher auf seine Liebe und mögliche Lösungsansätze der beschriebenen Probleme: Er wünscht, sie möge ihn ohne Worte verstehen und seine Liebe erkennen, die ehrenvoll (146f.: Er wolle lieber außer Landes als sie in Schande zu bringen) und unerschütterlich sei: Er gäbe sie nicht für Alles des frantzoßen golt | Vnd der von nediger (Venediger?) reich (152f.); niemand könne sie trennen; er könne ihr nicht zürnen; ihr Name sei ewig in sein Herz eingeschrieben; er wolle sie lieben, auch wenn sie ihn verschmähe. Könnte sie in sein Herz sehen, so würde sie ihn aufgrund seiner Gesinnung und trotz seines geringen Standes lieben. Seine Liebesverstrickung (182: der lieben angel) beschreibt er unter Bezug auf antike Mythologie und Literatur: Frau Venus habe ihn gefesselt, Capia (189, vermutl. für Cupido) seine Macht an ihm erwiesen. Selig sei der Redebegabte zu preisen (wohl in den Namensformen verderbter Verweis auf Odysseus, Kalypso und Kirke 199–201: Als allipso etwan wust | Zw dem hett Calyoso lust | Vnnd Ciro die gottin reich), ihm dagegen fehle es an der Ausdrucksfähigkeit (205f.: Ich habs offt Im hertzenn wers In mundt | Villeicht hett ich vor Jammer gesundt). Eine Versicherung, sie fände an ihm die größte Treue, mündet in einen Preis der Geliebten. D Preis nach dem Hohelied (210–269): Der Preis der Geliebten besteht zum großen Teil aus Paraphrasen des Hohelieds (mehrfache Quellenangabe: 222: Sie ist vonn der geschrieben stat; 240: Als salamon etwan sprach; vgl. auch 256). Identifizieren lassen sich verschiedene Apostrophen und Attribuierungen der Geliebten, die vor allem

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ihre körperliche Schönheit hervorheben (teilweise mehrfach, Cant 4,3; 1,2; 4,11; 1,3, 4,10;) und in ihrer Anordnung in Ansätzen der Systematik des konventionellen Schönheitslobs entsprechen (vgl. 257–263, wo Wangen, Hals und Gesicht unter Bezug auf Cant 3,11; 1,15; 4,1 bzw. 5,12 beschrieben werden). E Bitte und Hoffnung (270–375): In einer weiteren Apostrophe der Geliebten (270– 301) preist der Sprecher bildreich ihre Schönheit (kurze Schönheitsbeschreibung: Mund, Augen, Haar, Zähne, Hals, Wangen) und beklagt die Verwundung seines Herzens durch ihre Augen. Er nennt sie den Garten der Liebe und den Quell (284: brun) der Freigebigkeit (miltigkeit) und bittet – unter Verweis auf sein Brennen in der Liebe – um Kuss, Rede und Umarmung. Er sei seiner Liebeskrankheit ausgeliefert: So seien nicht nur seine Gedanken, sondern auch sein Herz nicht mehr bei ihm, und er fürchte, bei dieser Spaltung des Selbst zu sterben (312: Da ich ytza bin da bin ich nit; und 316: Das ich mich teyll bey gantzem leybe). Er bekräftigt die Entschlossenheit, sich ihr zu offenbaren, ahnt aber sein erneutes Verstummen und die daraus resultierende Ablehnung durch die Geliebte, denn: Frauen wollen unterhalten werden (334: wollenn habenn schimpff ) und verabscheuen zu großen Ernst (337: Zw vil ernst misfelt denn weyben). Er wolle es dennoch wagen, vielleicht habe er ja Glück (Sprichwort 344: Man spricht die liebe ist beschertt [wird geschenkt]). Er imaginiert ein Streitgespräch (348–362), in dem er ihrer möglichen Ablehnung mit verschiedenen Argumenten (ihre Verweigerung bedeute den Verlust gesellschaftlicher Freude; seine Absichten seien ehrenvoll; sie solle es sich noch einmal überlegen) begegnen würde. Er schließt mit der erneuten Bekräftigung seiner Entschlossenheit und in der Hoffnung auf den Glück und Freude bringenden Frühling.

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B42 Des Labers Rat

B42 Des Labers Rat Klage über unerfüllte Liebe und Treueversicherung bis zum Tod (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (Fr) Überlieferung: Gruppe I: Mü4 71r–73r; 115 V. Mü5 34v–36v; 116 V. Sa 41r–43v; 116 V. Gruppe II: Be2 23r–23v; 116 V. Fr 6va–7rb; 116 V. Nü3 80v–81r; 114 V.

Edition: Leiderer 1972, 101–107 (krit. nach Mü4 mit Laa. von Fr, Mü5, Nü3) Literatur: Brandis 1983, 21; Glier 2VL 5 (1985), 485f.; Janota 2004, 339

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einem Konvoi mit anderen Minnereden in den aus dem Augsburger Raum stammenden Hss. Mü4, Mü5 und Sa. In der ostschwäbischen Sammelhs. Fr steht der Text am Ende des einleitenden Minneredenblocks, in der 1524/25 in Augsburg geschriebenen Hs. Nü3 unter verschiedensten Sprüchen, in der Hs. Be2 (um 1590) im Kontext einer reinen Minneredensammlung. Mü4 und Mü5 gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, Sa ist vermutlich eine direkte Abschrift aus Mü5. Entsprechend gering ist die festzustellende Varianz dieser Handschriftengruppe untereinander. In Mü4 ist nach Vers 2 ein Vers ausgefallen, der die Exordialsentenz erweitert und den alle anderen Hss. bringen (Der Mund spricht aus, was der Sprecher selbst sich nicht zu klagen traut [?], etwas verständlicher lediglich Fr 3: Das er nit gedagen tar). Etwas stärker, wenn auch kaum semantisch signifikant, sind die Differenzen dieser Gruppe zu Be2 und Fr, die in den meisten Lesarten zusammengehen (Ausnahmen: In Be2 sind das Verspaar Mü 34f. / Ausgabe 35f. ersetzt durch Be2 35f.: Mein kuomer vnd den schmerzen | der gelegen ist in meinem herzen sowie die Verse Mü4 50f. / Ausgabe 51f. vertauscht). Ebenfalls diesem Überlieferungszweig zuzuordnen ist Nü3, deren Text sich jedoch durch häufigere, deutliche Wortvarianzen auszeichnet. So ist die Anspielung auf Hadamar von Laber in Nü3 verballhornt (der von Labach), die zwei zitierten Verse aus der ›Jagd‹ (7f.) durch andere ersetzt (Nü3 7f.: Vnd auch dz ains fein lieb thuot laden | Ain schlechtte luog mag niematz schaden), ferner fehlen die Verse Mü4 50f. (Ausgabe 51f.).

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Überschrift: Ain ander gůter spruch (Mü4) Sequitur alter sermo (Mü5) Ain spruch von ainer Bulschafft (Nü3) Inha lt: (Nach Mü4, Zitate und Verszählung nach Leiderer 1972) · A Liebe und Leid (1–36): Nach einer Exordialsentenz (1–3: Oft spricht der Mund das aus, was das Herz bewegt) zitiert der Sprecher zunächst Hadamar von Laber mit dem Diktum, dass Liebe nicht von Leid zu trennen sei (7f.: das lieben von laiden | die leng mag niemant schaiden; vgl. unten: Parallelen). Liebe endet oft unglücklich, umso mehr freut sich der, für den sie ein gutes Ende nimmt. Der Sprecher sieht sich ob seines Liebeskummers der Fähigkeit zu Dichten beraubt (16f.: ich waiß laider nun nit was | ich sing, sprich oder dicht), ja in seiner Existenz angegriffen (20f.: das ich von stund zuo stund | abnemen muo ß an leibeskraft). Er thematisiert die Schwierigkeit, seine Klage richtig zu adressieren: Viele hielten sie für fiktiv und würden gerne dafür bezahlen (26: er geb villeicht ain pettenprot [Botenbrot]), noch mehr zu hören. Daher will er die notwendige Herzenserleichterung nur bei treuen Freunden suchen (Exklusivität des Publikums). B Liebesklage (37–106): Weil er in einem Jahr geboren sei, als der Hagel alles Korn vernichtete, vernichte der Hagel seither alles, was er anfange. Ohne sein Zutun sei er vom Glück gemieden. Er berichtet davon, eine Dame auserwählt zu haben, die seiner Liebe jedoch den Lohn durch einen freundlichen Anblick vorenthalte. Traurig erinnert er sich an eine Zeit, als das anders gewesen sei, als sie tröstliche Antwort gegeben habe. Er beteuert seine unverbrüchliche Treue, auch wenn sie ihn abgeschrieben habe (70f.: wie das si mich gäntzlich herab | gestrichen haut von irm trost). Sollte sie ihn nicht doch noch durch ihren Gruß von seinem Leiden erlösen, so wolle er der Schar der Verirrten zugeschrieben werden (77f.: pin geschriben gar | an der weißlossen schar). Ewig wolle er allein bleiben wie die Turteltaube, die nach Liebesverlust nur auf dürren Ästen lebe. Er schickt sich in das ›Meiden‹, betont aber, dass die Geliebte bis zum Tod weiterhin seine Liebste bleibe und sie sein Herz bei ihr habe. C Segenswunsch (107–116): In einer Apostrophe wendet sich der Sprecher abschließend an Gott, der die Geliebte (108: ir leib, ir guot, ir er) behüten möge und ihnen ein freudenreiches Leben und darauf folgend die Aufnahme in den Himmel schenke. Para l lelen: Das Gedicht zitiert in den Versen 7f. (mit Quellenangabe 5f.) B513, und zwar den Anfang von Str. 15 (nach Schmeller 1850): Sit daz kein underscheide | si an disen beiden | nim e zuo Lieben Leide | si kann die lenge nieman wol gescheiden. Zum Bild der Turteltaube vgl. B39.

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B43 Liebesklage

B43 Liebesklage Liebesklage mit einer Verfluchung der Neider (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1410 Überlieferung: Bs1 170rb–170va; 72 V.

Edition: Serrure 1855, 381–383; Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 2, 890–892 Nr. 168 Literatur: –

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1 zwischen zwei längeren Texten: der Minnerede B346 und dem weltlichen Schauspiel ›Esmoreit‹ (einem der sog. ›abele spelen‹). Durch Initialen sind jeweils vier Verse in ›Strophen‹ abgeteilt. Überschrift: Van minnen Inha lt: Der Sprecher erklärt seiner geliebten Dame (9: lieflijc lief ), dass er sich völlig in ihre Gnade gebe. Seit er sie auserkoren habe, kranke sein Herz, aber er lebe in Hoffnung auf ihre Gnade – nicht weil er es verdient habe, aber weil sie so gut sei. Seit er das erste Mal um ihre Liebe gebeten habe, lebe er ohne Freude, aber er zweifle nicht daran, dass sie sich um ihn kümmern werde. Nur der falsche Rat der Neider verhindere, dass sie ihm ihre Liebe schenke, und er bitte Gott, dass er die Zungen der Lauscher verstümmele. Sie werde ihn retten und verhindern, dass er im Netz der Liebe zugrunde gehe. Sonstiges: Je zwei Strophen sind durch den Reim (abab, baba) gebunden.

B44 Liebesklage einer Frau

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B44 Liebesklage einer Frau Liebesklage einer Frau über die Trennung von ihrem Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 2–5 Nr. 2

Datierung: Überlieferung um 1470–90

Literatur: Hofmann 2VL 5 (1985), 802; Uhl 2010, 275 Anm. 18, 276, 277

Überlieferung: He3 314v–316r; 88 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredenhs. He3, nach B476 und vor B419. Überschrift: – Inha lt: Die Minnerede ist stark emotional geprägt (viele Interjektionen) und lässt keinen stringenten Aufbau erkennen. Hauptthema ist das Leid der Sprecherin, das aus einer Trennung von ihrem treuen Geliebten hervorgeht. Den Grund der Trennung verschweigt die Sprecherin, weil es ihrer Ansicht nach keinen Nutzen hätte, dass viele es wüssten. Stattdessen betont sie die Schwere ihres physischen und psychischen Leidens: sie beklagt, jemals geboren worden zu sein; das Blut weiche ihr aus dem Herzen; Gedanken und Gehör hätten sie verlassen; sie glaubt, eine kalte Waffe gehe ihr durchs Herz, dessen Schmerz nie verheilen könne, selbst wenn dieser Schmerz so alt wie Methusalem würde; jeden Tag werde sie ein Jahr älter; seinetwegen müsse sie sterben (Tod-aus-Liebesleid-Topos) usw. – Auch das Leiden des Geliebten an der Minne geht ihr sehr nahe: Er habe das nicht verdient, da er ihr Minnedienst geleistet habe, wann immer sie es begehrte; stete Treue bis zum Tod sei immer zwischen ihnen gewesen; sie wünsche sich nichts anderes, als dass er von Gott wohl behütet werde; ihr Herz müsse bis zu ihrem Ende bei ihm wohnen. Nach einer Bestätigung der Treue folgt eine Fürbitte an Gott für den Geliebten. Die Minnerede schließt mit Amen. Para l lelen: In der Thematik zeigen sich Parallelen zu B47, die aber nicht überschätzt werden sollten.

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B45 Sehnsuchtsklage einer Frau

B45 Sehnsuchtsklage einer Frau Klage einer Frau über die Abwesenheit ihres Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/1471 (Pr2) Überlieferung: Be3 165r–167v; 123 V. Lg4 294r–296v; 124 V. Pr2 134v–136r; 124 V.

Edition: Haltaus 1840, 215–217 Nr. II 49 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Wolf 2VL 8 (1992), 1048f.; Uhl 2010, 276–278; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Nur in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ enthalten (ohne signifikante Varianten). Der Vers Pr2 120 fehlt in Be3. In Be3 und Lg4 schließt an diesen Text unmittelbar und ohne Zwischenraum oder Titel B404 an. In Pr2 folgt B404 erst sieben Nummern später. Überschrift: Von grossem senen ainer frawen (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: Das weibliche Sprecher-Ich beklagt in einer Fülle von topischen Bildern und Wendungen die Abwesenheit ihres Geliebten: Würde man durch Trauer reich werden, so wäre sie es; würde heimliches Leid schmücken, so wäre sie die Hübscheste von allen. Ihr Herz sei umgeben von zwei Nattern. Auch wenn sie ab und zu lache, so weine ihr Herz doch beständig, weil es gerne hätte, was es nicht besitze. Gott würde sie glücklicher machen, als es je eine Frau seit Adams Zeiten gewesen sei, wenn sie nur ihren Geliebten ansehen und er sie grüßen könnte, als er vil wol kan (27). Vor Kummer müsse sie stattdessen greysen (31). Selbst der Magnet ziehe weder Stahl noch Eisen so stark an sich, wie er ihr Herz. Er müsse wegen seiner Jugend allen Frauen gefallen. Würde Liebeskummer alt machen, so wäre sie wie eine Siebzigjährige, vnd ist mein leib | Doch nit vil vber zwaintzig Jar (46f.). Die Liebe brenne in ihr wie die Funken an einem glühenden Eisen. Von ihrem Liebesverlangen sei sie so ermüdet, als wäre sie tausend Meilen gegangen. Sie leide, als ob ein Pfeil in ihr Herz geschossen worden wäre. Das alles werde von anderen Leiden aber noch in den Schatten gestellt. Oft fühle es sich an, als ob sie sterben müsste, aber Hoffnung und Zuversicht stünden ihr in solchen Momenten bei. Sobald sie sich jedoch schlafen lege, plage sie erneut Liebesschmerz. Das personifizierte ›Sehnen‹ sei ihr beim Schlafengehen zu Diensten (siehe auch V. 89). Sei sie schließlich eingeschlafen, träume sie von dem Geliebten (74: Als man die valcken tuot laichen), um dann vor Freude wieder aufzuwachen, welche

B46 Sehnsucht nach dem Geliebten

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sich alsbald wieder in Trauer wandle, wenn sie merke, dass er doch nicht bei ihr sei. Auch Übersingen vnd quinttieren | Auch mit saittenspil hofieren (85f.) erfreuten sie nicht. Das personifizierte ›Sehnen‹ bitte sie oft zu Tisch und setze ihr dann statt Wildbret und Fisch nur ›Verlangen‹ vor. Gerne würde sie ihr Herz zu ihm schicken (97: Vsz dem leib müst es zu Im faren) und es in sein Kleid einnähen, das er auf ihr Geheiß hin trage. Bis zu ihrem Ende wolle sie hoffen und darum bitten, dass es ihm gut gehe (Segenswunsch). – Evtl. liegt nach V. 110 ein Bruch vor, denn es folgt nun die kurze Erzählung von einem Gespräch mit einem knaben (111). Auf ihre Frage, was gegen die Sehnsucht helfe, antwortet dieser: Nichts wäre besser, als den Geliebten zu treffen. Daraufhin klagt die Sprecherin: Frühmorgens und spätabends habe sie ihn (den Geliebten?) vergeblich gesucht (Anspielung auf Hohelied 3,1f.); dem Schiffer, der ihn ihr zurückbringe, würde sie jeden Preis zahlen.

B46 Sehnsucht nach dem Geliebten Liebesbekenntnis einer Frau (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1853a, 1404–1407

Datierung: Überlieferung nach 1473

Literatur: Wolf ²VL 8 (1992), 1047f.; Uhl 2010, 276, 278

Überlieferung: Mü6 51v–54v; 126 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal unter anderen Minnereden im ersten Faszikel von Mü6 überliefert. Direkt voraus geht mit B220 eine Minnerede mit weiblichem Sprecher-Ich, nur durch zwei weitere Texte (B396 und ein Märe) getrennt folgt B197, ebenfalls mit weiblichem Sprecher-Ich. Wohl als »Überschrift« (Wolf, 1048) sind vier kurze Verse aufzufassen, die in Mü6 vor dieser Minnerede stehen und rot geschrieben sind: In einer Exordialsentenz wird die Qualität der Liebe vom rechten Verhalten der Liebenden abhängig gemacht, und die Ich-Sprecherin (oder ein anderes Ich?) führt ihr eigenes Verhalten als zu imitierendes Exempel und als Garant der Beständigkeit an. Überschrift: – Inha lt: Die Sprecherin stellt ihre auf Gegenseitigkeit beruhende, gleichwohl unerfüllte Liebe zu einem Mann in einem Monolog dar, der »einen sukzessiv logischen Aufbau« bietet (Wolf, 1047), jedoch ohne deutliche Zäsuren bleibt. Ab Vers 43 (B bis F) ist eine

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B46 Sehnsucht nach dem Geliebten

Gliederung anhand dominanter Leitwörter und Redegesten des Minnediskurses (Liebesklage: Meiden, Sehnen, Hoffen; Segenswünsche; Beständigkeit) zu erkennen. Am Ende (F) verallgemeinert die Sprecherin ihre Erfahrung zu einer Minnelehre. A Liebesbekenntnis (1–42): Die Sprecherin stellt verschiedene Aspekte des Liebesverhältnisses heraus, u.a. ihre Treue und vollkommene Ergebenheit (V.  15: Er ist mein todt er ist mein leben), den Kummer, der aus der Trennung resultiert, die Gegenseitigkeit der Liebe, die Absicht des Mannes zu ehrenhafter Minneerfüllung. B Meiden (43–60): Der nicht weiter begründeten Feststellung, dass eine dauerhafte Anwesenheit bei dem Geliebten unmöglich sei, folgt eine Klage zunächst über das qualvolle Meiden (mit achtmaliger Erwähnung des Verbs meiden), darin u.a. eine Sentenz: ›Meiden und Verlangen sind schlimmer als erhangen‹ (47f.), eine Metapher: Meiden ist ein bitteres Kraut (53), eine Apostrophe (58: Ach meiden wie machst du mich so kranck). C Sehnen (61–74): Angesichts des unabänderlichen ›Meidens‹ bleibt der Sprecherin nur die Sehnsucht, deren Wirkung sie hyperbolisch beschreibt (mit wiederum achtmaliger Erwähnung des Verbs senen): Das Sehnen habe sie ganz besessen; ob sie schlafe, wache oder sonst etwas tue, das Sehnen bedränge sie; Sehnen mache sie krank usw. D Hoffen (75–94): Als Heilmittel gegen das Sehnen und Leiden führt die Sprecherin ihre Hoffnung an (fünfmalige Erwähnung des Worts hoffnung). Das Hoffen erzeuge einen frölichen wan (82), eine Imagination, dass sie bei ihm wäre und seine Stimme hörte. E Segenswünsche (95–107): In teils anaphorischer Reihung (Got …  | Got … usw.) wünscht die Sprecherin, dass Gott ihrem Geliebten die richtige innere Einstellung, Glück, Gesundheit, Freude und Heil gebe, ihn vor allen bösen Dingen und vor den Klaffern behüte. F Beständigkeit (108–126): Mit der (auch noch zu E gehörenden) Bitte, dass Gott ihm immer Beständigkeit gebe, wird das letzte Thema der Minnerede eingeführt (mit elfmaliger Erwähnung des Wortes stetikeit). Mit verallgemeinerndem und didaktischem Gestus wird Beständigkeit als große Tugend gepriesen: Wer sich ihrer in der Jugend immer befleißige, dem widerfähre große Freude, sie gebe dem Herzen Kraft; jeder solle beständig sein und darauf achten, dass ihm Beständigkeit widerfahre und dass er eine beständige Frau bekomme. Denn was er mit einem beständigen Herzen begehre, müsse ihm dann alles gewährt werden (Dienst-Lohn-Mechanismus). Para l lelen: Vgl. B197 und B220.

B47 Liebesklage einer Frau

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B47 Liebesklage einer Frau In vier Abschnitte geteilte Liebesklage einer Dame über die Trennung von ihrem Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 48ra–48rb; 62 V.

Edition: Kalla 1909, 128–130; Kossmann 1940, 102f. Nr. 85 Literatur: Rheinheimer 1975, 34f.; Hofmann 2VL 5 (1985), 802; Uhl 2010, 276

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ha3, zwischen Liedern und Kleinepik, nach dem Werbungsgespräch (Z39). Der Reimpaarverstext wird in vier Abschnitten von unterschiedlichem Umfang präsentiert (18 V., 18 V., 12 V., 14 V.), die nicht abgesetzt, aber durch Alineazeichen links neben der Zeile markiert sind. Der erste Vers des ersten, zweiten und vierten Abschnitts besteht je aus denselben Wörtern: Owe, owe, elende (A) und Owe, elende, owe (B und D). Evtl. könnte der jeweils zweite Vers von B und D (20 und 50: ›ich klage, wie ich es zuvor tat‹) auch darauf hinweisen, dass es sich hier um vier voneinander zu unterscheidende kurze Liebesklagen handelt. – Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: A (1–18): Die Sprecherin klagt, dass sie fürchtet, ihren auserkorenen Geliebten verloren zu haben. Schuld seien die Zungen der Neider. In einer Apostrophe bittet sie Gott, er möge ihr um seines (Kreuzes)Todes willen helfen. Sie könne sich nicht damit abfinden, dass sie den Geliebten nicht bekomme, und deswegen trauere sie. B (19–36): Sie klagt über die Pein, die die Neider verursachten. Sie könne den Geliebten nicht vergessen. Er sei der einzige, der ihr Freude geben könne. Sie klagt in einer Apostrophe an den Geliebten, dass sie so weit von ihm weg sei; das schmerze sie, je länger, desto mehr. C (37–48): Weiter in direkter Anrede des Geliebten dankt die Sprecherin Gott, dass der Geliebte ihr seinen Körper gegeben habe. Eingeschoben ist hier offenbar das Zitat eines Ausrufs des Geliebten: O werde wijf, vernem mijn clage, | Das ich mijn hertze tse dyr vereynt hayn (42f.). Darauf ›antwortet‹ die Sprecherin mit zweimaliger Anrede (44: O werde man, und 46: O liever man), dass er im Grund ihres Herzens liege und dass sie ihm immer treu sein werde. D (49–62): Die Sprecherin klagt erneut und wieder in direkter Anrede des Geliebten, dass er so weit weg sei. Sie wolle ihm Herz und Sinne schenken und bittet ihn, ihr Freude zu geben. Sie habe ihm Körper, Herz, Fühlen und Verstehen zu eigen gegeben.

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B48 Die Klage

Para l lelen: In der Thematik zeigen sich Parallelen zu B44, die aber nicht überschätzt werden sollten.

B48 Die Klage Streitgespräch zwischen Herz und Körper mit angehängter strophischer Erhörungsbitte an die Geliebte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Hartmann von Aue Datierung: Entstehung um 1180–1200; Überlieferung um 1504–1516 Überlieferung: Wi23 22rc–26va; 1908 V. Edition: Haupt 1842, 27–85; Haupt 1881, 65–123; Bech 1891, 48–113; Zutt 1968b, 2–115; Wolff 1972, 19–67; Unterkircher 1973, (Faks.); Tax 1979, 31–89

Literatur: Leitzmann 1933, 416–417; Wisniewski 1963; Zutt 1968a; Eroms 1969, 34–52; Glier 1971, 20–24; Gewehr 1972a; Gewehr 1972b; Wolff 1972, 7–14; Kasten 1973, 135–141; Wenzel 1974, 155–186; Gewehr 1975; Wapnewski 1976, 41–44; Hrubý 1979, 259f.; Tax 1979, 16–30; Bayer 1981; Cormeau 2VL 3 (1981), 503f.; Grosse 1981, 29–33; Schmidt, R.M. 1982, 17–30; Schnell 1985, 208f., 249; Wallmann 1985, 247f.; Mertens, V. 1988; Seiffert 1988; Clark 1989, 8–45; Cormeau/Störmer 1993, 98–109; Jackson 1994, 167–193; Salvan–Renucci 1994; Hasty 1996, 23–27; Kischkel 1997; Johnson 1999, 439–441; Janota 2004, 324; Köbele 2006b; Gärtner 2009; Masse 2012; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der späten, im Auftrag Kaiser Maximilians I. geschriebenen Sammelhs. Wi23 (›Ambraser Heldenbuch‹), im Anschluss an Hartmanns ›Iwein‹ und vor dem von der Forschung früher ebenfalls Hartmann zugeschriebenen sog. ›Zweiten Büchlein‹ B24. Umstritten ist, ob der letzte, strophische und kreuzgereimte Teil des Textes (siehe unten Teil J) zur ursprünglichen Fassung gehörte, oder ob er–  z.B. infolge einer Überlieferungsstörung – dem Text Hartmanns nachträglich angehängt wurde (vgl. zuletzt Kischkel 1997 mit der Zusammenfassung der formalen und inhaltlichen Argumente für eine getrennte Behandlung).

B48 Die Klage

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Überschrift: Ein schoe ne disputatz von der liebe so einer gegen einer schoe nen frawen gehabt vnd getan hat Inha lt: (Zitate und Verszählung nach der Ausgabe von Zutt 1968b, bei der zu erschließende Textausfälle im letzten Abschnitt [s.u. J] mitgezählt werden.) A Prolog (1–31): Die Exordialsentenz, die den Sieg der Liebe über alle Menschen postuliert (›Amor vincit omnia‹), wird an einem jungelinc (7) exemplifiziert, der zum Diener der Minne geworden sei. Die von ihm geliebte Frau habe seine Werbung jedoch abgelehnt, worauf er, um Verschwiegenheit bemüht, seinen Kummer bei sich behalten habe (24f.: er klagete sine swære | niwan in simem muote). Dieser junge Mann sei Hartmann von Aue, der auch dirre klage (30, hieraus bezieht die Forschung den Titel des Textes) gemacht habe.– Eingeleitet durch eine Inquit-Formel folgt die Wiedergabe eines Gesprächs zwischen Herz und Körper. B Erste Rede des Körpers (32–484): Der Körper erhebt schwere Vorwürfe gegen das Herz und will es ermorden. Er sei völlig in der Gewalt des Herzens und doch unterstütze es ihn nicht (Rechts- und Bündnisterminologie: 56: untriuwe; Herz angesprochen als friunt in 59, 121 und öfter). Vielmehr raube es ihm alle Freude. Der Körper droht mit einem Selbstmord: 69–71: daz ich […] ein mezzer in dich stiche | und belibe mit dir tot. Präziser beschuldigt er das Herz, ihn betrügerisch zur Liebe einer Frau gebracht zu haben (81f.: Mich hiezen dine sinne | ir dienen umbe minne), indem es ihre Vorzüge gepriesen und ihm Aussichten auf Erhörung gemacht habe. Nun, da sie seine Liebe erkannt habe, wolle die Frau nichts mehr von ihm wissen, was dem Dienst-Lohn-Schema widerspreche (113: mit übel giltet si mir guot) und juristisch zu beklagen sei (114: da ist daz reht niht wol behuot). Unter dem Vorbehalt, er dürfe die überall Gelobte nicht schelten, nennt der Körper die Frau dennoch die Schlechteste von allen und fordert mit Verweis auf (höfische) Verhaltensregeln (130: als guotem wibe gezæme) die Aufnahme in ihren Dienst. Er betont seine Freiheit, die von ihr unerwünschte Minne in Gedanken auszuleben (Gedankenminne; 137f.: wan swaz mit werken mac ergan, | daz han ich mit gedanke getan, aber nur Ehrenhaftes). In Gesellschaft, da rede von guoten wiben ist (152), schweige er zu ihrem Lob; auch wenn er wünsche, dass man schlecht über sie rede, geschehe das nicht. Stattdessen werde sein Leid durch ihren Preis gemehrt. Er könne selbst nichts Schlechtes an ihr finden außer ihrer Haltung ihm gegenüber. Er sei ratlos, wie er den Rat des Herzens, ihr zu dienen, umsetzen solle, da sie seine Liebe nicht erwidere. Er fordert das Herz auf, Abhilfe zu schaffen. Zwar ist er davon überzeugt, dass die Frau es ihm gewiss dankte, wüsste sie nur, wie treu er ihr ergeben sei. Er gesteht jedoch zu, dass die Frauen aus guten Gründen und schlechten Erfahrungen an männlichen Treueversicherungen zweifelten; 241–264: Verdammung betrügerischer Männer, die durch boshafte Ruhmsucht statt durch wahre Minne motiviert seien; sie sähen am jüngsten Gericht ihrer gerechten Strafe entgegen. Besonders verdammt sollten die sein, die mit der site (267) angefangen hätten, die Frauen mit Lügen zu betrügen, und anderen ein schlechtes Vorbild gäben. Der durch Betrug gesäte Zweifel schade nämlich treu dienenden Männern

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wie ihm. Er wünscht sich erneut den Tod (Apostrophe 292: nu kom, tot, ez ist nit ze fruo): All seine Freude sei erloschen, er bleibe wie vom Donner gerührt und sprachlos zurück, und könne (und wolle) auch seinen Nächsten keinen Grund für sein schmerzendes Herz nennen (Verschwiegenheit) – was ihn aber um gute Ratschläge bringe. Die ertastete regelmäßige Herzensbewegung deutet der Körper als freudiges Hüpfen (323–325: wan so verest du dar inne | […] | vor freuden als ein vogellin) und damit wiederum als Verrat, was ihn zu einer lauten Klage veranlasst. Er sei freudlos, unfähig zu Scherzen und Ablenkung. Vergleich mit Meeresströmung (351–376): So wie trotz Windstille das Meer vom Grund her bewegt werde (360f.: und hebet sich uf von grunde ein wint; | daz heizent si selpwege) und gefährlich hohe Wellen verursache, so müsse auch er wegen der verborgenen Sorgen seufzen; wenn es nicht ›unmännlich‹ wäre, würde er sogar weinen. Er fliehe daher auch die menschliche Gesellschaft. Der Körper beklagt sein Liebesleid als eine unverdiente Strafe, die selbst für einen Mörder zu hoch wäre und der der Tod vorzuziehen sei. Er fragt das Herz, warum er so leide, verweist darauf, dass sein Tod auch dem Herzen Schaden zufüge und betont seine Bündnisbereitschaft im Interesse einer für beide Seiten günstigen Lösung. Er vermutet, dass auch das Herz von seinem Schmerz affiziert werde, da sie beide ja zusammengehörten (450: ich mag uns wol zesamen zalen); er plausibilisiert das mit zwei Vergleichen: 1. Schale und Kern: Widriges auf die Nussschale einwirkendes Wetter schadet auch dem Kern, und das gute nützt ihm; 2. Wasserkessel: Auf den Kessel einwirkende Wärme erhitzt auch das in ihm befindliche Wasser. C Erste Rede des Herzens (485–972): Das Herz beklagt, dass zu seinem (vom Körper verursachten) Minneleid nun auch noch das Leid der ungerechtfertigten Anschuldigung trete; 497f.: Sprichwort ›den Spott zum Schaden haben‹. Es bestreitet, Macht über den Körper zu haben (wörtliche Aufnahme der Anklagepunkte 523f. und 535), es sehe und wisse doch nur etwas durch Vermittlung des Körpers – besonders der zum Körper gehörenden Augen. Zudem habe es ihm stets nur zum Guten geraten. Zwar habe es den Körper, wie vorgeworfen, zu der einen Dame gedrängt. Dass sie aber die beste sei, habe es durch die Augen des Körpers wahrgenommen. Das Herz betont, dass den Körper bei erfolgreichem Minnedienst das höchste Glück erwarte  – jedoch sei das nicht leicht: jane ist ez niht ein kindespil (604) – und formuliert anschließend eine allgemeine Belehrung (607–640) über die Anforderungen der Minne an den Adepten (609: swer ir lere rehte wil phlegen; 621: swer ir ingesinde wesen wil); genannt werden: ständige Anstrengung, Ruhelosigkeit, Dienstbereitschaft, Treue, Freigebigkeit, Mannesmut, körperliche Gepflegtheit, Kühnheit, Einsatz von Seele und Leben.  – Das Herz verbittet sich die Vorwürfe und betont, dass es ihm schlechter gehe als dem Körper, denn der Körper erquicke sich nachts im Schlaf (678: daz heize ich daz halbe jar) und lenke sich durch höfische Vergnügungen ab (Aufzählung von Zwillingsformeln 681–685: singen unde sagen, beizen unde jagen, spilen unde schiezen, tanzen unde springen). Das Herz aber denke Tag und Nacht darüber nach, wie sich die Frau, von der es nicht loskomme, gewinnen ließe; Traumtheorie (704–709): Dass die Frau dem Körper im Traum erscheine, sei Produkt dieser Herzensbewegung. Im Interesse der Ehre, die Körper und Herz gemeinsam hätten, klage es nicht (725;

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ähnlicher Verweis auf die gemeinsame Ehre 667). Einer an Gott gerichteten Bitte um Heil und Rat folgt eine Handlungsanweisung: Der Körper solle entschlossen handeln; Jagdallegorie (745–754): Der zaghafte Jäger ist erfolglos. Zwar gehe es in der Welt scheinbar ungerecht zu: Der Ehrlose habe Glück, der Tugendhafte bleibe unentlohnt; in Wahrheit aber könne der, der nur durch Freundeshilfe oder Besitz zum Ziel komme, sich sein Glück nicht als eigenes Verdienst zuschreiben. Daher rate das Herz dem Körper zu entschlossenem Handeln und frohem Gottvertrauen (808: jane verliez got den sinen nie), er solle sich das Moos (811: mies) von den Augen wischen (redensartlich?). Das Herz nennt ihn seiner Verstocktheit wegen einen rechten ›Schleicher‹ (814). Vergleich mit Blume unterm Schnee: Anders als diese könne das Herz nicht auf sichere Hilfe und Erlösung durch die Mittagssonne und durch den Mai / Sommer hoffen. Es beschimpft den Körper als unklug und faul. Der Möglichkeit, ebenfalls faul zu sein, stellt es seine unbedingte Beständigkeit entgegen. Da es bessere ›Sinne‹ habe, rät das Herz dem Körper, ihm Gehorsam zu leisten; sonst würde es ein ewiger strit (900). Das Herz problematisiert die Uneinigkeit, deren Konsequenz eigentlich die Trennung wäre. Es folgen Klagen über die eigene Machtlosigkeit (916f.: ichne han gewaltes wan den muot | und den frien gedanc), über die Missachtung der Ratschläge des Herzens durch den Körper und die dennoch erfolgende Mithaftung (934f: daz er [der die Untaten des Körpers betrachtet] sa zehant giht | daz ez ein valschez herze tuo) sowie über seine sich daraus ergebende schwache Rechtsposition: Niemand glaube ihm, man halte ihn stets für den Wolf in der Fabel (951: der wolf an dem spelle), ein Räuber sei rechtlich besser gestellt. Der Körper solle den Willen des Herzens vollstrecken, damit sie beide zum Ziel kämen (968: wir enden swaz wir wellen). D Zweite Rede des Körpers (973–1125): Die Einlassungen des Herzens seien für eine Kommunikation unter Freunden unangemessen. Selbst ein Meister würde seine Lehre höflich (983: mit zühten) vortragen, das Herz aber strafe ihn wie einen ›Knecht‹ (985). Statt mit Drohen und Schelten sollten Freunde mit Bitten und freundlichem Rat den anderen kritisieren. Der Körper macht nun ein Friedensangebot, indem er bemerkt, dass jemand, der dieses Streitgespräch vernähme, es für einen Spaß (1019: spot) halten würde. Außerdem stellten sie doch eine Einheit dar (1022: wir beide sin ein man), der entsprechende Einigkeit anstehe, auch im Hinblick auf die ihnen beiden von Gott anvertraute Seele (1034f.: got der hat uns beiden | eine sele gegeben). Bei guter Pflege der Seele erwarte sie himmlischer Lohn. Widersetzten sie sich aus freiem Willen dem göttlichen Auftrag, erwarte sie dagegen die Hölle. Er ermahnt daher das Herz, ihm einen guten Rat zu geben, versichert seine Dienstfertigkeit und betont, auch bei ausbleibendem Erfolg weiter der Dame zu dienen. Denn der Minnedienst veredle ihn (1085: dass [ich] valsches durch si ane bin). Er wolle mit ›Werken‹ die ›Worte‹ beweisen (1095); so habe er nämlich trotz ausbleibendem Lohn durch die Dame den Nutzen, dass die Welt seine Werke honoriere und ihn deste gerner hat (1102; klassische Minneideologie). Dieses Ansehen sei ihm allerdings weniger wichtig als die mögliche Freude, die er für sich aus der Minne zu erlangen hoffe. Er wolle den Rat des Herzens daher vollständig befolgen, es sei denn, er beinhalte Zauberei oder Mord oder verletze die Treue.

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E Zweite Rede des Herzens (1126–1167): Es zeigt sich erfreut über die Worte des Körpers, die es als Wandlung hin zum Guten deutet. Befolge er seinen Rat, so könne ausgeglichen werden, was die Trägheit des Körpers vorher an Schaden angerichtet habe. F Stichomythie (1168–1268): In einem raschen Wechsel von Rede und Gegenrede (meist innerhalb von einem Reimpaarvers) stellen Körper und Herz noch einmal fest, dass sie der selben Sache wegen leiden (das Herz stellt sich zunächst unwissend und tut so, als missverstünde es die Aussagen des Körpers, was einen komischen Effekt hat). Das Herz fordert den Körper erneut dazu auf, durch beständigen Minnedienst und tugendhaftes Verhalten, unterstützt durch Verstand und Glück, zum Ziel zu gelangen. Es tadelt mangelnden Einsatz, Selbstgefälligkeit und Unwissenheit sowie die Beschränkung auf Wünsche ohne eigene Taten (1259: wünschen was unmanlich ie). Der Körper begibt sich in die Rolle des willigen Schülers (1252: nu lere mich, ich bin din kint). G Dritte Rede des Herzens / Kräuterzauber (1269–1375): Das Herz fordert den Körper auf, dass er das Gelübde, jeden Zauber im Minnedienst abzulehnen (siehe oben, Ende des Abschnitts D), breche, denn es lehre ihn nun eine ausführliche zouberlist (1275), die es aus Frankreich (1280: von Karlingen) mitgebracht habe. Man benötige zu diesem Zauber drei Kräuter, die man in keinem Garten und auch nicht zu kaufen finde; nur bei Gott (1296: dem würzære) finde man sie: milte, zuht, diemuot (1303), dazu weiterhin die Beimischung der Kräuter triwe unde stæte (1311), kiuscheit unde schame (1315) sowie gewislichiu manheit (1317). Alles solle in einem Herzen als Gefäß angemischt werden. Das Herz will sich selbst als Gefäß zur Verfügung stellen und fordert den Körper auf, sich nun auf die Suche nach den anderen Zutaten zu machen. Wende man ihn in reiner Haltung an, könne man sich mit dem Zauber göttliches und weltliches Heil sichern. Das Herz warnt zugleich vor anderen Formen der Magie, durch die man sein Seelenheil verliere. H Dritte Rede des Körpers (1376–1535): Der Körper verspricht, die Lehre umzusetzen, und bekräftigt, dass die Erhörung durch die Dame dabei sein einziges Ziel sei. Ihre Gleichgültigkeit gegenüber seinem Minneleid versucht er damit zu erklären, dass die Dame seine wahre Gesinnung nicht kennen könne und aufgrund allgemeiner Erfahrung (1406: wan den wiben ist so vil gelogen) gegenüber seinen Beteuerungen zurückhaltend sein müsse. Er beklagt aber, dass selbst das Herz daran zweifle, dass es ihm ernst sei. Er beschwört daher in einem förmlichen ›Eid‹ (1422) seine Aufrichtigkeit. Anschließend folgen ohne stringente Argumentationslogik verschiedene Aspekte: Ausdruck seiner Hoffnung, Erschrecken über die eigenen Worte, Vergleich der Geliebten mit einem Engel (mit Anspielungen auf den Engelssturz, z.B. 1469: si zæm wol an eins engels stat), die Beteuerung der eigenen Unerfahrenheit, das Lob seines Verstandes, ihm zu dieser Frau geraten zu haben, der Preis der Tugenden der Dame (Vergleich mit Karfunkel) und die Klage, er werde ob seines Lobes schon für verrückt gehalten – es sei ihm aber recht, wenn die Geliebte von niemand anderem beachtet würde; letzteres aber habe er nur im Scherz gesagt (denn was solle ihm das, was niemand wolle). Er schließt mit einer Bekräftigung seiner absoluten Hingabe.

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I Abschließender Dialog (1536–1592): Das Herz lobt die nun erreichte gemeinsame Verständigungsbasis und fordert den Körper noch einmal zu beherzter Tat auf, mahnt aber zu Besonnenheit und Geduld (1551: Unrehtez gahen sumet dich), da sich die Frauen tadelnswerter Weise meist sehr lange zurückhielten. i Der Körper (1593– 1612) erhebt Einspruch und verteidigt die Frauen vor diesem seiner Meinung nach zu harten Urteil (1607f.: Ja bist du ze richtære | in vil unmaere). Er bittet das Herz, ihm stattdessen weitere Lehren zu geben. i Das Herz (1613–1643) legt ihm daraufhin das Exempel, dass steter Tropfen den Stein höhle (Sprichwort), als Bestätigung für den Wert der Beständigkeit aus. Sein Dienst werde Lohn erhalten (1631: ist si denne ein guot wip | sich, so lonet si dir, lip). i Dem Vorschlag des Herzens, dass der Körper als Sprecher (1643: fürspreche) ihrer gemeinsamen Sache der Dame entgegentreten solle, stimmt dieser freudig zu. J Kreuzgereimte, strophische Werbung (1645–1914): Der formal hochkomplexe Schlussteil hebt sich deutlich vom vorhergehenden Text ab. Er besteht aus 15 strophenhaften Abschnitten, in denen jeweils nur ein einziger Kreuzreim wiederholt wird (abababab…; cdcdcdcd…), z.T. auch zusätzlich als grammatischer Reim (z.B. in der 6. Strophe, 1785–1806: […] armuot  | […] armüete  | […] unbehuot  | […] behüete etc.). Im Umfang verringern sich die Strophen jeweils um ein Verspaar (d.h. von 32 auf vier Verse). – Auch inhaltlich scheint ein Bruch vorzuliegen: Die Werbung – die ja logisch als Rede des Körpers im Auftrag des Herzens anzuschließen wäre – lässt sich weder dem Körper noch dem Herzen zuschreiben, da das hier redende ›Ich‹ auf min lip (1679, 1903) sowie min[em] herze[n] (1656, 1667, 1740, 1829, 1907) bzw. mines herzen zorn (1893) rekurriert (allenfalls lässt sich beobachten, dass ›mein Leib‹ und ›mein Herz‹ nie in derselben Strophe benutzt werden und in den Strophen 1 und 2 sowie 12, 13, 14 und 15 Ansätze zu einem Sprecherwechsel zwischen Körper und Herz vorliegen). Inhaltlich ergibt sich nur eine lose Verbindung zwischen den einzelnen Strophen, in denen der Sprecher meist ohne größere diskursive Kohärenz sein Liebesleid klagt und die Dame in direkter Apostrophe um Erhörung bittet. 1. (1645–1676): Klage, Erhörungsbitte und Bekräftigung seiner Dienstbereitschaft; 2. (1677–1706): Hilferuf an die Dame, Verweis auf ihre Tugend und die Heilkraft ihrer Gnade, die sich schon in der Berührung ihrer Kleidung oder ihrer Hand auf den Sprecher übertrage; 3. (1707–1734): Klage über mangelnde Freude, was sich auch auf die Kunstausübung des Sprechers auswirke (1713: des habe ich selten gelfen sanc). Einzig die Hoffnung auf eine Umarmung durch ihre nackten Hände rette ihn vor dem Ertrinken im Meer des Hasses. Versicherung seiner Beständigkeit; 4. (1735– 1760): Betonung der Exklusivität seiner Liebe und hoffnungsvolle Bitte um Vergeltung seines Dienstes; 5. (1761–1784): Klage über das Paradox, dass ihm das schade, was ihm nützen sollte. Verdammung ihrer Hartherzigkeit, ihn unerlöst zu lassen; 6. (1785–1806): Nicht die Sommerblüte, erst ihre Begnadung rette den Sprecher von seinem Unglück (Jahreszeitentopos), unter dem er sehr leidet; 7. (1807–1826): Kein noch so teurer Arzt könne seine Verwundung heilen, wohl aber der rote Mund der Dame; 8. (1827–1844): Schwanken zwischen Hoffnung, die ihn kühn macht, und vernichtendem Zweifel. Dienstbekräftigung und Vergöttlichung der Dame (1844: wan du bist min gotinne); 9. (1845–1860): Erinnerung der Dame an seine Treue und

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B48 Die Klage

Klage über schlechte Minnende; 10. (1861–1874): Hoffnung auf Gnade, analog der göttlichen Gnade, die auf den Gottesdienst folge. Betonung der ewigen Trauer bei ausbleibender Begnadung; 11. (1875–1886): Anklage der Dame wegen unterlassner Begnadung; 12. (1887–1896): Bekräftigung seiner Dienstbereitschaft (Worte in Werke umsetzen), an der er im Auftrag seines Herzens festhalte; 13. (1897–1904): Bitte, die Güte der Dame solle in seiner Begnadung ihrem Namen Ehre machen; Versicherung, dass sein Körper ihr eigen sei, so wie es auch sein Herz wolle (1904: nach getriwes herzen lere); 14. (1905–1910): Mögliche Ergebnisse des ›geteilten Spiels‹ (1905) der Frau seien Freude oder Tod aus Liebesleid (1910: Frage, ob die Dame letzteres wirklich wolle); 15. (1911–1914): Bekräftigung der völligen und exklusiven Hingabe von Seele und Körper an die Dame. Para l lelen: Ein Streitgespräch zwischen Körper und Herz bietet auch B50, B425 und B485. VD(3.). In der umfangreichen Forschung wurden Parallelen zur romanischen Liebesdichtung (›salut‹/›complainte‹), zur lateinischen Tradition des Streitgedichts (hier speziell auch zu Leib-Seele-Disputen), zur theologischen Diskussion der Zeit und zu frühhöfischen Minnekonzeptionen (Heinrich von Veldeke) gezogen, ohne dass eindeutige Vorlagen und Quellen benannt werden konnten (vgl. zu den einzelnen Themen die zusammenfassenden Erörterungen bei Glier 1971, Gewehr 1972a, Kasten 1973, Mertens, V. 1988 und Cormeau/Störmer 1993). Sonstiges: Dieser Text wurde in der älteren Forschung auch das ›Erste Büchlein‹ genannt zur Unterscheidung von B24 (das ›Zweite Büchlein‹), das früher ebenfalls Hartmann von Aue zugeschrieben wurde.

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B49 Das Herz Geblümter Dialog des Sprechers mit seinem Herz (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Egen von Bamberg (?) Datierung: 1320–1340 ? (Überlieferung um 1453–58) Überlieferung: Mü10 167r–170r; 138 V.

Edition: Mordhorst 1911, 11–15 (krit. nach Mü10); Literatur: Mordhorst 1911, 24–29, 32; Glier 1971, 121–127; Glier 2VL 2 (1980), 363–365; Wallmann 1985, 292f.; Janota 2004, 331f.; Birkhan 2005, 119f.; Haustein 2006, 48

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Mü10 im Kontext einer Minneredengruppe, unmittelbar nach dem zweiten Text (B28), den man von Egen von Bamberg kennt; vgl. die Bemerkungen zu B28. Überschrift: Das hercz Inha lt: Die Rede beginnt mit einer kurzen Darstellung des Leids, das das Herz des Sprechers ertragen müsse: Der Vogel des Leids werde in ihm gebrütet (und erst nach dem Ausbrüten würde das Herz froh und munter); es sei durchhitzt, durchglüht, durchflammt, ein Unwetter. Grund des Liebesleids: das Meiden. – Ab V. 10 beginnt der Dialog: i Der Sprecher (10–27) spricht das Herz direkt an und beklagt dessen häufiges Zittern, das vom großen Leid komme. Die Fackel der Begierde habe seinen (des Herzen) Tabernakel durchflammt, sodass dort das Feuer prassle (17: brastelt) und die Brust des Sprechers knistere (18: erkrastelt) und geschüttelt werde. Er wünsche sich, dass das Herz ablasse von seiner Sehnsucht, und fragt das Herz konkret, auf welche Weise ihm ein solcher Lanzenstich wie Anfortas zugefügt wurde. i Das Herz antwortet (28–108) zunächst mit einer Kampfallegorie: Kürzlich sei in vollem Galopp eine Tjost gegen sie geritten worden, habe auf die Brust des Sprechers gezielt und das Herz gespalten. Der Rock seiner Freuden sei durchtrennt worden. Zwar habe es den Schild seiner inneren Kräfte (40: mines muotes schilt) dagegen gehalten, doch die Lanze des Blickes habe es mit einem vergifteten Eisen verwundet. Die Wunde könne nur geheilt werden, wenn die Dame, sein Saphirglanz, ihm ›Theriaks Trost‹ (49: triakers trost) sende und seine Wunde mit Piment (51: pigment) heile. – Es folgen weitere Umschreibungen des Liebesleids: Auf seiner Heide seien alle Blätter welk und die Feuchtigkeit auf seinem Feld verschwunden. Das Herz müsse sterben (60: min sele wil mir entslüpfen), wenn es nicht den Tau des Trostes erhalte. Seine Dame wiege tausend andere Frauen auf. Das Herz brenne auf dem Minnerost. Ihr Bild bringe

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seine Lust zum Sieden und schieße mit der Eile des Donners Pfeile der Begierde ab, sodass das Herz nur sie sehen wolle. Das Herz sei unnormal geworden: In der Kälte sei ihm warm, in der Einfalt sei es klug, in Armut reich, im Frieden streitbar, in der Gemeinschaft isoliert, in der Eile träge, in Gesundheit zitternd usw.: So sei das Bild der Dame in das Herz gehämmert. Das Herz sei durch den Strick der Fantasie innerlich völlig gebunden und abgelenkt (102–104: da spinnet fantasie den stranc | […] | der bindet) und könne daher das geliebte Mündlein gar nicht mehr wahrnehmen. So könne es weder sterben noch überleben. i Der Sprecher fragt sein Herz (109–113), wer diese Dame sei (!), die ihm grundlos Leid zufüge, die es dem irdischen Paradies vorziehe. i Das Herz antwortet (114–136), es würde ihm das gerne sagen, wenn es nur so geschickt wäre, dass kein Aufpasser (116: prüever) es aus dem Gesagten herauslesen könnte: Sie sei eine Krone aller Frauen, von Gott aus allen guten Eigenschaften erschaffen; das Gesicht sei rot wie Rubin und wie Feuerglanz von Agremontin und weiß wie Perlen, mitten drin ein silberweiß glänzender Ast in Triangelform (Nase) mit drei Blüten (Augen und Mund?), die Liebesleid verursachen. Gott möge sich seiner erbarmen, wenn die Dame ihm nicht helfen würde. i Der vorletzte Vers (137: Davon min herze selten laht) ist noch einmal dem Sprecher zuzuordnen. Dieser abrupte Schluss wird nur noch von der Autorsignatur gefolgt: Die rede hat meister Egen gemaht (138). Para l lelen: Vgl. die Anmerkungen zu B28 und B485.

B50 Der unentschlossene Minner Liebesklage mit einem Streitgespräch zwischen Herz und Körper (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1822, 177–185 Nr. 121

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Blank 2VL 10 (1999), 73f.

Überlieferung: Ka3 101rb–103ra; 294 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Liedersaal-Hs. Ka3 nach einer Fabel und zu Beginn eines Minneredenblocks. Der Text ist an einigen Stellen wahrscheinlich verderbt. Überschrift: –

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Inha lt: Insgesamt lässt sich gut erkennen, dass es in dieser Minnerede um ein Streitgespräch zwischen Herz und Körper (lîp) geht. Im Einzelnen ist aber vielfach unklar, wer gerade spricht und wo die Rede wechselt. Es gibt keine Inquit-Formeln. Manche Stellen sind zudem unverständlich. Die folgende Gliederung und Inhaltsangabe kann daher nur ein Versuch sein; Alternativen sind denkbar (z.B. ließe sich der Dialog von V. 16–124 mit Blank auch als Monolog des Körpers lesen). A Einleitung (1–15): Der Sprecher berichtet vom exzeptionellen Leid seines Herzens und seines Körpers (über beide wird hier noch in der 3. Person gesprochen). Der Übergang zu B ist nicht markiert. B Dialog zwischen Körper und Herz (16–252): Der Körper (16–43) fordert das Herz auf, von seiner Beständigkeit abzulassen. Ein Esel sei der, der eine sehr schwere Last für einen geringen Lohn trage, der Weise nehme davon Abstand. Er, der Körper, sei ein Esel, weil er erkenne, dass ihm sein Tun zum Schaden gereiche, und weil er doch nicht damit aufhöre. Sein Verstand (26: mut) habe sich von der Hoffnung (26: wan) narren lassen, nun aber erkenne er, dass er auch in 100.000 Jahren keinen Trost erwerben werde. Es reut ihn, dass er seine Augen nicht früher habe ›laufen lassen‹, um anderswo Abhilfe für seinen Kummer zu suchen. Schuld sei das Herz gewesen. In einer Apostrophe bittet der Körper das Herz, von dieser Liebe abzulassen. Ansonsten würden sie beide sterben. i Das Herz (44–70) stimmt dem Körper zu, dass aus der Beendigung des Dienstes Ruhe und Friede resultieren würden. Doch sei ihm das unmöglich. Die Dame habe ihm ein Joch aufgebunden, aus dem das Herz sich nicht mehr befreien könne. Auch es selbst leide sehr und sei zu schwach, um das Seil (der Minneverstrickung) zu kappen. Das hätte es noch gekonnt zu der Zeit, als es kräftig war. i Der Körper (71–74) stellt klar, dass das Herz in Wahrheit noch nie mit dieser Liebe aufhören wollte. i Das Herz (75–83) verteidigt sich und wirft dem Körper vor, dass seine Augen die Geliebte angeschaut und damit es, das Herz, verwundet hätten. Die Gegenwart der Geliebten habe es hier (deiktisch: hier im Herzen?) mit ihrer Schönheit besessen (81f.: Jr gegen wirt wa daz was | Hie mit jr schoni mich si besasz), sodass es nicht auf die Geliebte verzichten könne. i Der Körper (84–124) bittet das Herz, nicht zu verzagen und Widerstand zu leisten. Es solle doch einfach an die Qualen denken, die er, der Körper, ertrage, weil ihm das Minneband alle Freuden nehme. Die Geliebte stelle außerdem immer wieder klar, dass sie in keinster Weise ein Zugeständnis machen wolle. Nach einem kurzen geblümten Lob der Geliebten (sie sei Blüte aller Freude, Paradies aller Lust, Krone der geblümten Wonne usw.) wundert sich der Körper, dass ihn die Mühsal so weit bringe, seinem Herzen Beständigkeit vorzuwerfen und Untreue zu empfehlen. Doch bevor er verdurste, trinke er eben lieber trübes Wasser. Von Kindesbeinen an habe er ihr zu Willen gelebt ohne Lohn und Dank und ohne je an den Durst zu denken, den er stillen müsse. Wenn das Herz sterben wolle, dann wäre es am einfachsten, gemeinsam in dieser Notlage zu verharren. Er jedenfalls könne das Ganze nicht länger ertragen. i Das Herz (125–213) kontert mit einer Überbietung, es leide viel mehr als der Körper: Wenn er schlafe, wache es oft, von Kummer erhitzt; während er sich freue, hetze die Liebe es mit ungeliebten Hunden. Das Herz sehne sich nach der Zeit zurück, als der Mangel ihrer Liebe ein

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B50 Der unentschlossene Minner

unsüßer Angelhaken für das Herz gewesen sei, den sie in den süßen Honig geworfen habe. Es vergleicht die Wirkung des Anblicks der Geliebten mit dem Seefeuer (152: marinen für; sog. ›griechisches Feuer‹), das – wie man wisse – nicht zu löschen sei. Das Herz zitiert (162–171) die Meister der Heiden, die die Unwiderstehlichkeit der Liebe bereits beschrieben hätten. Lieber würde das Herz auf das Seelenheil verzichten und 1000 Tode sterben, als von ihr zu lassen. Es wirft dem Körper seine Feigheit vor; wenn er der Geliebten die Not klagen solle, werde er nur rot vor Scham. Dabei wolle sie ihn doch nicht ermorden. Sentenz: Wer sich selbst nicht helfen will, verdirbt nicht schuldlos (192f.). Das Herz sagt, ob der Körper nun sterbe oder überlebe (199: Stirb genisz tu waz du wilt), es selbst bleibe der Geliebten treu. Das Herz hänge wie der Körper an gestückten sailen (212; geteilte oder aus Stücken zusammengesetzte Seile?) an ihr. i Der Körper (214–252) verteidigt sich gegen den Vorwurf der Feigheit: Immer wenn er zur Geliebten sprechen wolle, zittre das Herz wie Laub in ihm, es hämmere (224: Du pungelst) und wolle aus ihm herausspringen. Aber selbst wenn er so mutig wäre, zu ihr zu sprechen, wolle sie ihm doch nicht zuhören. Wegen der Schmach, die er von ihr erleide, wolle er verzagen und jammervoll verderben. Weil er das Herz nicht zur Aufgabe der Liebe zwingen könne, gebe er sich nun dem Schicksal und der Tugendhaftigkeit anheim. Er sei bereit für Klage und Treue. C Schluss (253–294): Ohne Markierung folgt abschließend eine Ich-Rede, die sich am ehesten dem minnenden Sprecher zuordnen lässt. Jedenfalls lässt sich dieser Schluss als Ergebnis des inneren Dialogs zwischen seinem Herzen und seinem Körper auffassen: Der Sprecher beklagt sein exzeptionelles Leid, preist die Dame als Krone weiblicher ›Zucht‹ usw., versichert sie seiner Treue und findet Zuflucht bei der Gedankenminne (272: gedenck sint fry). Am Ende ruft er Frau Venus an, dass die Geliebte sich seiner erbarmen möge. Para l lelen: Einzelne Argumente und der durchaus elaborierte Stil sprechen für einen Einfluss von Hartmanns ›Klage‹ (B48).

B51 Gespräch zwischen Herz und Mund

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B51 Gespräch zwischen Herz und Mund Fragmentarisch überliefertes, belauschtes Streitgespräch zwischen Herz und Mund Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480

Edition: unediert; Abdruck der Verse 1–6 und 262–272 bei Weigand 1853, 171 Literatur: Glier 2VL 3 (1981), 18f.

Überlieferung: Gi 8r–11v; 272 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert am Schluss des Minneredenblocks, der die Hs. Gi einleitet. Blatt 8 ist nur noch zur Hälfte erhalten, sodass von den ersten 68 Versen des Textes größtenteils nur die Versanfänge (1–26) bzw. Versenden (46, 51, 55–68) erhalten sind, die Verse 35–45, 47–50 und 52–54 fehlen vollständig und sind nur durch die angenommene gleichmäßige Zeilenzahl zu erschließen. Auch der Textschluss könnte unvollständig sein (Blattverlust nach Bl. 11). Überschrift: – Inha lt: Der überlieferte Text ist auch in den vollständig erhaltenen Teilen nicht immer verständlich; teils ist die Argumentation unklar, teils der Ausdruck ungeschickt. A Fragmentarisch erhaltener Beginn (1–68): Aus den vier erhaltenen Worten der ersten drei Verse kann man auf eine knappe Einleitung (1–3) schließen, in der ein IchSprecher das Folgende als Wiedergabe eines belauschten Gesprächs zwischen Mund und Herz kennzeichnet (dazu passt auch der Schluss C). Das Streitgespräch beginnt bereits in Vers 4. Mit Hilfe der (z.T. ergänzbaren) formelhaften Sprecherangaben Der munt sprach (4, 20, 64) bzw. Das hertz das sprach (8, 30) lässt sich der Inhalt der ersten Wortwechsel in Ansätzen rekonstruieren: Das Herz bezichtigt den Mund im Zusammenhang mit der Liebe zu einer Dame, die es empfinde, der zaghait (18). Dieser weigert sich, weitere Hilfe zu leisten (28: Vor meinem werben bistu frey) und empfiehlt dem Herz ein seinem Stand gemäßeres Liebesobjekt (27: die dir genossen sey). Das Herz bekräftigt die Unbedingtheit seiner Liebe. B Streitgespräch (69–255): Die ungestörte Überlieferung setzt ein in einer Rede des Mundes: Das Herz solle von seinen unrealistischen Hoffnungen (71: Das nit mag gesein vnd nymer geschehen) ablassen. i Das Herz widerspricht, da seine Wünsche von der Dame leicht zu erfüllen seien. Es will bis an sein Ende nach ihrer Gunst streben und im Fall, dass es die Dame überlebt, schwarz tragen. i Darauf tadelt der Mund erneut mangelhaftes Benehmen und Torheit des Herzens (89: Wan du machst dich zu ainem affen). i Das Herz klagt den Mund wiederum als Feigling an (98: Sag wie bistu so ain man), da er sich nicht traue, der Dame die Liebe des Herzens zu offenba-

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B51 Gespräch zwischen Herz und Mund

ren. Das Herz streicht dann die Tugendhaftigkeit der Dame heraus, die ihm Freude bringe, die es aber auch binde. Lohnverlangen; Wunsch, die Lieblingskleidung der Geliebten herauszufinden. Das Herz beschreibt sich als der Geliebten unwürdig, was sich auch durch eine Verbesserung seines sozialen Status’ oder Vermögens (Variation des Kaisertopos) nicht ändern würde. Dennoch wolle es von seiner Werbung nicht ablassen. i Der Mund verspricht, sich bei anderen Leuten danach zu erkundigen, wie der Dame dieser Dienst gefalle (?). Das Herz solle damit fortfahren, denn es könne ja gegebenenfalls auch Erfolg haben. i Das Herz bekräftigt seine Treue und antwortet auf die Frage des Mundes, wie es zur Wahl dieser Geliebten kam, mit einem Frauenpreis: Die Tugend der Dame stünde unerreicht und sei allgemein anerkannt. Obwohl es dem Vergleich mit ihr nicht standhalte, wünsche es der Dame, ewig nur das Beste: Sie besäße auf ewig sein Herz (196: das hertze mein – eine für die Rede des personifizierten Herzens bemerkenswerte Aussage!). i Der Mund pflichtet dem Herzen bei und verspricht, die Liebe des Herzens der Dame zu offenbaren, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergeben sollte. Er hofft aber auch, dass sich das Herz im Folgenden entsprechend benehme, damit dieser Dienst nicht negativ auf ihn zurückfalle. i Das Herz versichert dem Mund in mehrfachen Eidesformeln, in Zukunft der Dame beständig und exklusiv ergeben zu sein. Der Mund möge ihm Glück wünschen. Ganz allgemein solle man Ehre, Treue und Beständigkeit der Frauen, an denen alles Glück hänge, preisen, wodurch man selbst geehrt würde. Nach einem ersten Segenswunsch (236f.) nimmt das Herz Abschied vom Mund und bittet ihn abschließend noch einmal um seine Unterstützung (252: Wirb meinen nutz vnd doch dein er), da all seine Freude von der Begnadung durch die Dame abhänge. C Schluss (256–272): Der Sprecher ist verwundert darüber, dass Herz und Mund nicht als Einheit auftreten. Er beurteilt das Streitgespräch als eher freundlich (258: an grossen has), wisse aber nicht, ob der Mund die Bitte des Herzens hernach erfüllt habe und ob er deswegen zurechtgewiesen worden sei (offener Schluss). Er wünscht beiden in einer abschließenden Segensformel, dass ihnen Trost durch die Dame zuteil werden möge, so wie er das für sich selbst ebenfalls wünsche.

B52 Wer kann allen recht tun

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B52 Wer kann allen recht tun Klage eines abgewiesenen Mannes, der beweisen will, dass über jede Eigenschaft und Handlung eines Menschen gespottet wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 14. Jh. (Ke1 und Sr3) Überlieferung: Fassung I: Ke1 263r–263v; 150 V. Sr3 19v–20; 148 V. Fassung II: Ka3 233ra–234ra; 156 V. Ka7 44v–45v; 145 V. Lo1 194r–195v; 124 V. Lo3 292r–296r; 134 V. Fassung III: Be3 67v–70v; 146 V. Lg4 195v–198v; 146 V. Pr2 52v–55r; 150 V. De2 183v–188r; 142 V. Eigenständige Fassungen: Be4 126v–128v; 140 V. He14 58r–60v; 115 V.

Edition: Myller 1784, XXVII–XXVIII (nach Sr3); Lassberg 1825, 421–425 Nr. 227 (nach Ka3); Mone 1834b, Sp. 22–24 Nr. 2 (nach He14); Laa. Matthaei 1913, 167; Haltaus 1840, 150–152 Nr. II 13 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIVf.); Stengel/Vogt 1956, 185–189 Nr. K 538 (nach Ke1, krit.); Schmid, U. 1974, 214–217 (nach Ka7, krit.); Stengel/Schäfer 1976, 1921–1930 Nr. 1806 (nach Ke1); Sprague 2007, 72–75 (nach Sr3); Matter 2013 (synoptisch nach He14, Ka3 und Pr2) Literatur: Glier 1971, 105f.; Holtorf 2VL 10 (1999), 877f.; Janota 2004, 327f.; Lieb 2005, 146–148, 156f.; Sprague 2010, 119–121; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Mit zwölf Handschriften eine der am häufigsten überlieferten Minnereden. Sie ist zweimal schon Mitte des 14. Jh. bezeugt (Ke1 und Sr3) und wird später in Lo1, He14 und der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) in Minneredensammlungen sowie auch in Sammelhss. mit unterschiedlichem Spruchgut (Lo3), Teichnerreden (Be4) und Mären (De2, Ka3 und Ka7) überliefert. In Bezug auf die Textanordnung lassen sich mehrere Fassungen unterscheiden, wobei die Varianz insbesondere auf der Wortebene bei allen Textzeugen außerordentlich groß ist. Die häufigen Kürzungen, Erweiterungen und Umstellungen einzelner Verspartien finden sich fast ausschließlich in der zweiten Hälfte des Textes. Fassung I. Nah verwandt sind die beiden frühesten Handschriften Ke1 und Sr3. Fassung II. Zu einer zweiten Gruppe gehören Ka3, Ka7, Lo1 und Lo3. Lo1 stellt die Verse Ka3 93–96 um (nämlich vor Ka3 89); diese vier Verse mit einer kleinen Farbentypologie sind in allen Hss. enthalten und bilden damit eine der verschiedenen festen Gelenkstellen des Textgerüstes, denn vor und nach diesen Versen entstehen bei fast allen Hss. Brüche, es fallen Verse aus (z.B. Lo3, Ka7), es kommen neue hinzu (z.B. Ka3, He14) oder die Stelle wird eben umgestellt (z.B. Lo1, Be4). Dasselbe lässt sich beispielsweise bei Ka3 ab V. 123 beobachten. Die beiden frühen Hss. Ke1 und Sr3

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B52 Wer kann allen recht tun

lassen den Text mit Ka3 154 zu Ende gehen, die späteren Hss. bieten unterschiedliche Schlüsse: Ka7 nennt einen Titel: Hye endet sich das mere | Got berat den schreiber | Vnd heist der werlt verkerunge  | Beydew von alten vnd von jüngen; Lo3 wendet es geistlich zu einem Mariengedicht: Maria der Kunigein | Der stetter diener will ich sein | Maria gottes muotter so fron | hilff du vns in der hymel kron. Fassung III. Zu einer Gruppe lassen sich schließlich auch die Texte der ›HätzlerinGruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie De2 zusammenfassen. Ihnen sind das Fehlen von Ka3 89–92 und die nur in ihnen enthaltenen Verse Pr2 93–96 gemeinsam. Zwei eigenständige Fassungen bieten die Hss. Be4 und He14. Be4 (die Teichner-Hs. O) hat bis Ka3 96 lediglich zwei Zusatzverse (nach Ka3 8), danach stellt sie den Text um und bringt Ka3 123–134 (mit zwei Zusatzversen), 107–122 und 97–102. Das letzte Drittel des Textes wird hier also in drei Versblöcke aufgeteilt und von hinten nach vorne neu zusammengestellt. Es folgt ein eigenständiger Schluss in vier Versen, der den Teichner als Verfasser nennt (140: Also sprach der Teychner; zum TeichnerSchluss vgl. Lämmert 1970, 18–20). He14 bietet mit 115 Versen den kürzesten Text, es fehlen Ka3 29–34 (diese Partie fehlt ebenso in Ka7, Lo1 und Lo3), 39f., 97–106 (wobei 103–106 nur in Ka3 überliefert ist), 115f., 127–141, 144f., der Text schließt mit einer Neuformulierung der Verse 146–148. Auch hier sind einzelne kurze Textblöcke umgestellt, und auch hier wird deren Reihenfolge umgekehrt (Ka3 123–126, 101f., 97f.). Überschrift: Fassung I: Carmen quod nullus est sine defectu concludens ad dominam (Ke1) Hie stat wie ein man tuot so dunket es nieman guot (Sr3) Fassung II: Der werlt ergerüng (Ka7) Ain guott Spruch der weltt lauff gar aubenturlicher (Lo3) Fassung III: Wie die welt eins itzlichen spot (De2) Wie die welt ains yeglichen spottet (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Eigenständige Fassungen: Niemannt lebt Inn der wellt Es werd auff in gesagt ain geprest oder mer (Be4) Inha lt: (Nach Ka3) · A Einleitung (1–10): Der Sprecher klagt, dass er von seiner Dame wegen seines ›Wandels‹ (Veränderlichkeit, Wechselhaftigkeit, Unstetigkeit) abgewiesen werde. Gerne wäre er vollkommen, aber Vollkommenheit gebe es leider selten auf der Welt. B Hauptteil (11–135): In einer langen Folge werden nun verschiedenste Eigenschaften von Männern aufgelistet, und zwar je als Paar von zwei Gegensätzen, die beide gleichermaßen von der Gesellschaft negativ bewertet würden. Die Weisheit werde einem ebenso zum Vorwurf gemacht wie die Dummheit, die Gottesgläubigkeit ebenso wie die Nachlässigkeit im Glauben, die ritterliche Betätigung ebenso wie die Sorge um das eigene Heim. Wer viel esse, werde ebenso gescholten wie der Mäßige, wer sich vom Krieg fern halte ebenso wie der, der diesen suche, der Sparsame wie der Freigiebige, wer singen könne ebenso wie der, der es nicht könne, der feurige ebenso wie

B53 Verlorene Mühe

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der zurückhaltende Liebhaber. In einer anaphorischen Reihe gibt der Sprecher das abfällige Reden über die Reichen und die Armen, die Zurückhaltenden und die Vorwitzigen (58f.: Ist er ain zag so ist er blöd | Ist er frech so haist er tob), die Dünnen und die Dicken, die Kahlköpfigen und die Langhaarigen wieder. Große Augen würden einem ebenso wie kleine vorgehalten, kurze Nasen ebenso wie lange. Kurzgewachsene würden ebenso verspottet wie Großgewachsene, ein gerader Rücken werde kritisiert wie auch ein krummer. Haar- und Hautfarbe werden einem schlecht ausgelegt. Die einen seien zu heißblütig, die anderen zu kaltblütig usw. (erneute anaphorische Reihe 97–101). Desgleichen verhalte es sich mit einem großen und einem kleinen Mund, mit schöner und mit einfacher Kleidung, mit engen und weiten Schuhen, mit guter und mangelnder Pferdeausrüstung. Und ob einer heirate oder ehelos bleibe, stets werde schlecht über ihn geredet: Haimlich wirt vff in geclafft (135). C Schluss (136–156): Der Sprecher wendet sich an Frau Minne und bittet, dass sie ihm helfe, dass seine Geliebte seine Liebe erwidere und ihn wegen seiner vielen Schwächen (141: gebresten) nicht verschmähe. Denn es lebe keiner, ob jung oder alt, der gänzlich ohne Fehler sei; seine Dame alleine sei tadellos, bis auf den einen Umstand, dass sie ihm gegenüber zu hart sei. Ansonsten sei ihr Leib wie auch ihre Gesinnung vorbildlich, weswegen er ihr stets dienen wolle. Bitte um Gottes Segen. Para l lelen: Auch in B262 stellt eine der Handschriften den Text blockweise von hinten nach vorne neu zusammen. Dass dies bei B52 in einer Teichner-Hs. (Be4) geschieht, mag kein Zufall sein, Teichnerreden werden häufig in ähnlicher Weise umgestaltet (vgl. Lämmert 1970).

B53 Verlorene Mühe Klage über die Nutzlosigkeit aller Mühen und Lehren, auch der Mühen des Minnewerbens (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 517–523 Nr. 243

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Wolf ²VL 10 (1999), 287f.

Überlieferung: Ka3 243va–244vb; 184 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ka3, nach einem Märe und vor B276. Überschrift: –

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B53 Verlorene Mühe

Inha lt: A Einleitung (1–12): Unsagbarkeitstopos: Der Sprecher thematisiert die unaussprechliche Einsicht in die verloren arbait (6), d.h. in die Vergeblichkeit jeder Anstrengung angesichts der die Welt regierenden, unausrottbaren Dummheit. B Beispielreihe (12–140): Das Thema illustriert der Sprecher mit einer Beispielreihe sinn- und fruchtloser Bemühungen. Dabei werden vor allem Tiere als Exempla für Unbelehrbarkeit und die Macht angeborener Triebe herangezogen: Wer andere lehren wolle, erfahre oft Widerstand – so wie es den Kranken gerade nach dem gelüste, was ihm verboten werde. Ein Hase, der in der Jugend gezähmt wurde, laufe auch im Alter noch davon, sobald er könne – so sei auch die Lehre bei vielen Bösen unnütz. Die Beizjagd mit einer Weihe sei erfolglos – so lasse sich auch echter Adel nicht vortäuschen. Ein Rappe könne sich nicht waschen, um zu einem Schimmel zu werden – ebenso sei die Taufe eines alten Juden vergeblich. Ein Falke verliere auch unter der Haube seinen Freiheitsdrang nicht  – ebenso ließen sich junge Mädchen nicht behüten. Ein Wolf bleibe ein unzähmbarer Schädling – so müsse auch der Mann, der eine böse Frau heirate, immer unter ihr leiden, soviel er sie auch schlagen (73: geknue llen) möge. Die Katze liebe Fische, traue sich aber nicht ins Wasser – so sei auch der Wunsch, dem keine Tat nachfolge, fruchtlos. Dem Jagdhund, der mehrmals die falsche Spur verfolge, traue der Jäger nicht, auch wenn er einmal die richtige verfolge – so glaube man dem Lügner nicht, selbst wenn er einmal die Wahrheit sage. Wer den Bau des Marders im Hühnerhaus nicht zerstöre, verliere seine Tiere – so verarme derjenige, der sich mit Übeltätern einlasse. Ein Hund, der die Leine nicht gewöhnt sei, werde sich im Alter gegen sie sträuben – so solle man Tugenden in der Jugend einüben. Das Fell einer Katze werde auch durch Putzen nicht schöner gefärbt – so könne auch Kosmetik (Färben und Baden) die Falten einer alten Frau nicht verdecken. Wenn ein Vögelchen für den Kuckuck dessen Junge großziehe, werde es am Ende doch gefressen – so verliere derjenige viel, der einem untreuen Herrn diene. C Minneklage (141–184): Statt weitere Beispiele aufzuzählen, will der Sprecher seine eigene verlorene Mühe thematisieren: Sein treuer, beständiger Dienst der Dame gegenüber bringe ihm nichts ein. Er könne ihr nicht böse sein und sie nicht vergessen, obwohl sie ihn abweise. Er erwarte ihren Gruß als Lohn, auch wenn der Gruß nur ihre Verachtung ausdrücke (173: Si sprach zu mir ›bist aber hie‹). So sei auch sein Minnedienst durch ihre Ablehnung verlorene Mühe: Schlusssentenz: Wer dort dient, wo man ihn nicht will, erwirbt sich große Schmach. Para l lelen: In 153f. wird ein Verspaar aus ›Freidank‹ als Sprichwort zitiert: Man spricht er wird vil dick betrogen | Wer zimbert vff ain regen bogen. – Strukturell – in der nachträglichen Einordnung der Minnebeziehung in eine allgemeine Weltklage, die in einer langen Auflistung von Unmöglichkeiten besteht) – ist B52 vergleichbar.

B54 Vom Zweifel

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B54 Vom Zweifel Reflexion über den Zweifel und Klage darüber, dass das Glück, das der Sprecher als seine Geliebte einführt, ihn abweise (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch Datierung: um 1400; früheste Überlieferung Mitte 15. Jh. (Ha4) bzw. 1469 (Bs3)

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 92–94 Nr. 46 (nach Ha4, mit Varianten nach Bs3) Literatur: Meder 1991a, 153, 235 und passim; Hogenelst 1997, Bd. 2, 135f. Nr. 185

Überlieferung: Bs3 23rb–24vb; 232 V. Ha4 49vb–51rb; 232 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei großen Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4. In beiden Hss. (gleiche Textreihenfolge) erscheint der Text als Nr. 46 der 120 Hildegaersberch zugeschriebenen ›Sproken‹. Die beiden Hss. weisen keine signifikante Varianz auf, nur in Orthographie oder auf Wortebene gibt es kleine Unterschiede (vgl. auch Meder 1991a, 16f.). – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van twiuel (Bs3; gleichlautend in Ha4) Inha lt: Diese Rede ist eine kaleidoskopische Betrachtung über den Zweifel, die sich kaum sinnvoll gliedern lässt. Die folgende Einteilung beruht vor allem auf der Beobachtung, dass – im Gegensatz zu Anfang und Ende – der Mittelteil (B) von der persönlichen Involviertheit des Ich-Sprechers absieht und ganz allgemein über den Zweifel in der Welt referiert. A Einleitung (1–76): Der Sprecher fühlt sich vom Zweifel hart bedrängt. Er hoffe, dass er einmal an den Ort kommen werde, wo die Geliebte sich befinde, aber er zweifle, ob sie ihm helfen werde. Der Zweifel sei so fest in ihm verwurzelt, dass er kaum Ruhe kenne. Er jage oft, aber fange kaum etwas. Derjenige sei guten Mutes, der ohne Zweifel Gott liebe; seine Hoffnung werde aber oft von Zweifel wieder zerstört. Wenn der Wille regiere, könne der Zweifel nicht schaden; sein Wille sei aber nicht stark genug. Der Weise rate, dass man seinen Willen maßvoll ausrichten solle, dann lasse der Zweifel einen in Ruhe. Wenn ihm dass gelänge, würde er auch die Geliebte erobern. Viele sprechen über die Minne, obwohl ihnen die rechte Liebe fehlt (Vorwurf mangelnder Authentizität). Sein Wille rate ihm, dass er lieben solle; weil er aber so selten bekomme, was er liebe, rede Zweifel ihm ein, dass die Minne ihn nicht liebe. B Der Zweifel in der Welt (77–193): Es gibt niemanden in der Welt, der nicht irgendetwas liebt: Burgen, Frauen, Kleider, Wein, Speisen. Derjenige aber, der Gott über

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alles liebe, werde ohne Zweifel Lohn bekommen. Nichts innerhalb der Welt halte ihm die Waage. Aber manche erwählten von Natur aus, was Verlust bringe. Zweifel mache, dass ein Mensch still stehe: sich umdrehe, vorwärts gehe und wieder zurückkehre. Zweifel verursache großen Schaden, schenke aber auch Vorteile. Zweifel sei mannigfaltig (111: Dus is twifel menich sens): Er mache den Sehenden blind, den Hörenden taub. Es sei schwer im Voraus zu wissen, was passieren werde. Deswegen müsse man vieles aufs Spiel setzen – zwischen Anfang und Ende, in Hoffnung und in Furcht gebe es aber immer Zweifel. Wenn Zweifel der Rede beigemischt seien, werde Gott die Sünde nicht vergeben. An schönen Wörtern ohne gute Absicht solle man zweifeln (Außen-Innen). Derjenige sei weise, der einen Anderen, der vorausgegangen sei, als Vorbild nehmen könne. Wenn von Willen, Vermögen und Können eines fehle, komme der Zweifel dazu. Zweifel werde bleiben bis ans Ende der Welt, und es gebe keinen Menschen, der lebe, ohne zu zweifeln. C ›Liebesklage‹ (194–232): Weil das Schicksal (196: davontuer) ihn hart treffe, leide er sehr unter dem Zweifel. Was immer er tue, die schöne Geliebte achte nicht auf ihn, weshalb er untröstlich sei. ›Glück‹ (214: Gheluc) sei der Name dieser Jungfrau, die er suche, ohne sie zu finden. Sie habe geschworen, dass derjenige, der für die Pfennige geboren wurde, nie zum Pfund kommen wird (222f.: Wye tot penninghen is gheboren, Hy en comt nymmermeer te ponde). Weisheit ohne Glück bringe nichts. Jeder Mensch solle sich hüten vor Missetaten und Gott danken. Er liebe sie, obwohl sie ihn nicht liebe, aber Hoffnung lasse ihn sie lieben, was immer sie auch tue. Sonstiges: Meder 1991a, 235, charakterisiert diese Rede als eine ›uneigentliche‹ Minnerede: Die gesuchte Dame ist nicht eine Frau oder eine personifizierte Tugend, sondern das Glück. Hogenelst nennt den Text eine ›profan-ethische Rede‹. In der ganzen Rede wird, wie öfters bei Hildegaersberch, ein moralischer Begriff von vielen Seiten beleuchtet (vgl. auch Hogenelst 1997, Bd. 1, 116, Bd. 2, 135).

B55 Scheidsamen

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B55 Scheidsamen Allegorisch verrätselte Erzählung von Liebe und Trennung, Liebesklage mit ausführlicher Thematisierung des Herzenstauschs Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1348 (Mü11) Überlieferung: Fassung I: Ka3 98va–99va; 186 V. Fassung II: Mü11 116r–117v; 158 V. Mü19 198v–202r; 160 V.

Edition: Lassberg 1822, 157–162 Nr. 118 (nach Ka3) Literatur: Glier 1971, 185f.; Ziegeler 2VL 8 (1992), 629; Uhl 2010, 81–84

Beschreibung der Überlieferung: Die Überlieferung ist zeitlich ungewöhnlich breit gestreut: 1348 (Mü11), 1433 (Ka3) und 1510 (Mü19). In Mü11 und Ka3 eröffnet B55 jeweils Minneredengruppen, die aber keine Übereinstimmung aufweisen; in Mü19 steht B55 inmitten von (wieder anderen) Minnereden. Keine der drei Hss. überliefert einen befriedigenden Text; die erhebliche Varianz zwischen ihnen ist wohl auf die Komplexität und Unkonventionalität dieser Minnerede zurückzuführen. Eine ursprüngliche Gestalt ist nur noch zu erahnen, aber nicht mehr mit Gewissheit zu rekonstruieren. Mü11 und Mü19 stehen trotz einzelner, teils erheblicher Wortvarianz nah beieinander; sie haben – abgesehen von einem zusätzlichen Verspaar in Mü19 (V. 157f.) – eine identische Versfolge. Ka3 scheint demgegenüber eine eigene Fassung zu repräsentieren, wie die vielen Zusatzverse (siehe unten) und vor allem der differierende Schlussabschnitt D zeigen: In Mü11 und Mü19 ist am Ende nur davon die Rede, dass die Dame den Herzenstausch zurückgenommen habe (Mü19, 153: Den wechsel hat sy wider tann), ihr Herz also wieder bei ihr sei, das seine aber weiterhin bei ihr, und der Sprecher hofft, dass das Glück (Mü11, 157) oder Gott (Mü19, 159) fügen möge, dass er bald das Herz der Dame wieder bekomme. In Ka3 wird der Herzenstausch dagegen reziprok rückgängig gemacht und der Sprecher unterstreicht die Endgültigkeit des Geschieden-Seins. In diesem Teil D hat Ka3 gegenüber Mü11 und Mü19 16 zusätzliche Verse (157f., 167–174, 179–182, 185f.) und sechs bzw. acht fehlende Verse (Mü11 141f. nach Ka3 160; Mü11 145–148 nach Ka3 162; nur in Mü19 157f. nach Ka3 178); die Verse Ka3 175–178 und 183f. sind zudem in Mü11 und Mü19 inhaltlich stark verändert. In den Abschnitten A bis C hat Ka3 weitere 22 zusätzliche Verse: 7f., 15f., 20f., 79f., 127–140, die aber eher den Charakter von Füllversen haben; zwei Verspaare fehlen gegenüber Mü11 (Mü11 29f. nach Ka3 34; Mü11 131f. nach Ka3 150). Überschrift: Ain ander sprüch (Mü19)

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B55 Scheidsamen

Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Ka3; wo Ka3 keine sinnvolle Lesart liefert, was relativ oft der Fall ist, wird im Folgenden ausnahmsweise auch auf die anderen Hss. zurückgegriffen, ohne dies eigens zu kennzeichnen. Auf diese Weise kann wenigstens in Grundzügen erkannt werden, wie der Text zu verstehen ist.) A Allegorisches Rätsel (1–37): Der Sprecher beginnt in paradoxen und verrätselten Ausdrücken seine Geschichte zu erzählen: ›Ich und ein Ich‹ waren eins (1), waren eine Zwei und zwei Eins, und zwischen die Zwei ging nichts dazwischen. Auch wenn sie zwei Namen hatten und verschieden aussahen (?), gab es doch keinen Unterschied: Ihnen einen und ihnen beiden dienten ein ›Nein‹, ein ›Ja‹, ein ›So‹, ein ›So nicht‹, ein ›Hier‹, ein ›Dort‹, eine ›Liebe‹, ein ›Leid‹, ein ›Zweifel‹, eine ›Zuversicht‹, ein ›Glück‹, ein ›Unglück‹ usw.  – ›Frau Wandelmut‹ bemerkte dies und sandte ihren ›Scheidsamen‹ (22: schaid samen) aus zum Leidwesen des Sprechers (24: Sie wollte Mich selben von mir schaiden). Es dauerte nicht lange, bis der Samen Wucher brachte und aus der Einheit Min sunder ain min ander ich (33) eine Zweiheit wurde: Daz zway wurdent von ainem (35). B Auflösung (38–101): Falls sich jemand wundere, warum er so rede, und den Sinn verstehen wolle, so höre er ihn an: Das Ain ich sei er selbst gewesen und das ander ich eine Frau. Sie hätten sich einander befreundet (44: gesellet) und einen Willen, ein Herz, ein Denken gehabt. Denn sein Herz sei bei ihr und ihres beim ihm gewesen (Herzenstausch). – Als die leidige Unbeständigkeit (58: Die lait vnstäti) dieses Band der Treue bemerkt habe, sei sie mit ihren Räten hinzugetreten und habe versucht, mit ihrer bösen Kunst die Freundschaft zu zerstören. Sie habe so lange mit ihrem Hass ›gewuchert‹, bis die Geliebte alles von ihm genommen hätte, was das Band der Treue garantiert habe: Gnade, Herz, Treue und Leben. Aus seinem ›Ein‹ sei so ein ›Zwei‹ geworden: sein ›Ja‹ ihr ›Nein‹, sein ›Übel‹ ihr ›Gut‹, seine Trauer ihre Freude usw. Alles sei ins Gegenteil verkehrt worden. Er sei ein Dorn in ihren Augen geworden, sein kalter Name habe ihr durch die Ohren gebrannt; wenn sie eine Begegnung mit ihm nicht habe vermeiden können, sei sie bleich geworden. Niemand werde so sehr gehasst wie er von ihr. C Klage über Liebesleid (102–150): Daher könne er diese Geschichte nicht verschweigen, er müsse sie herausschreien 100.000 Mal am Tag: ihre Untreue, ihren schlechten Lohn. Der Sprecher bittet nun in direkter Anrede Frauen und Männer (vielleicht – verderbte – Anspielung auf den Beginn von Walthers ›Preislied‹ in 111/ Mü11 105: Ich rainu wib er werder man), die schon einmal Leid von Liebe erfahren hätten, um Rat, ob er sein Herz auch von ihr nehmen oder beständig bei ihr bleiben solle. Beides wäre fatal: Von ihr zu scheiden bedeutete den Tod, und endlos ihren Hass zu ertragen, wäre eine große Not. (Die folgenden Verse 120–126 sind in allen Hss. nicht recht verständlich.) Wenn die anderen ihm raten würden, von ihr abzulassen, könnte er das kaum leisten, denn er sei völlig von ihr abhängig: Nu bin ich ze ir verwigelt | Verbort vnd verrickelt (133f.; fehlt in Mü11/Mü19). Außerdem könne man in weltlichen Angelegenheiten keine Beständigkeit erwarten (Kontingenz); kaum jemand könne seine Liebe den ganzen Tag hindurch vor Leid bewahren. Man brauche in diesen weltlichen Dingen Glück (Mü11/Mü19 130: Beständigkeit!). Relativieren-

B56 Klage über die Untreue der Geliebten

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des Sprichwort: ›Hilfe des Glücks und Gruß der Fortuna haben oft unsteten Fuß‹ (Mü19 131f.: Gelückes hilf fortünen grüs | Dick habentt vnstetten fües; fehlt Ka3). D Herzenstausch und -rücktausch (151–186): Der Sprecher referiert die Meinung, dass ein Tausch der Herzen eigentlich unmöglich sei: Man könne ohne das eigene Herz nicht weiterleben. Doch habe er einen solchen Wechsel selbst erlebt: Er habe sein Herz einer Frau gegeben, und sie ihres ihm. Das sei so lange gegangen, bis es sie verdrossen habe: Sein Herz habe sie für zu groß gehalten. Darüber, dass auf diese Weise Treue mit Untreue gelohnt worden sei, wolle er schweigen. Nun sei der Wechsel rückgängig gemacht worden (nur in Ka3): Ihr Herz sei zu ihr zurückgekehrt und er habe das seine wieder an sich genommen (179f.: Sust sol jr hertz jr sin | Da by so sy min hertze min). So lange er lebe, solle sie sein Herz nicht mehr bekommen.

B56 Klage über die Untreue der Geliebten Klage eines verschmähten Liebhabers mit eingeschalteter Erzählung und Aufkündigung des Dienstes Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1530

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1168f.

Überlieferung: Be3 364r–372v; 420 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im letzten (von der Überlieferungsgruppe Pr2 und Lg4 unabhängigen) Minneredenblock der Sammelhs. Be3, im Anschluss an B241 und vor einer Reihe unikaler Texte (B41, B60, B207). Überschrift: M | Ach got wie we dem ist | Der lieb sucht do keine ist | H. (evtl. handelt es sich bei diesen Worten auch nur um eine ›Zwischenschrift‹, die nicht als Überschrift gedacht war) Inha lt: A Klage (1–129): Der Sprecher möchte über Groß lieb vnnd falsche trew (1) berichten (zweifache Publikumsapostrophe 3: Als ich euch bescheydenn will; 13: Als ir hernach wertt horen): Seine große Liebe zu einem Mädchen sei unerwidert geblieben, da sie ihn nicht beachtet habe (18f.: Het ich kunt zwitzern als die staren | Sie hett mein clein geacht). Zwar habe sie ihn mit freundlichen Scherzen erfreut, doch statt des erwarteten Goldes habe er schließlich Blei gefunden. Schuld habe ein Nebenbuhler

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B56 Klage über die Untreue der Geliebten

(35: ein anderer Hahn im Korb), der sich mit reichen Geschenken ihre Zuneigung erkauft habe. Nach einem Jahr beständigen Dienstes in ihrer Nähe sei dem Sprecher hinterbracht worden, dass sie ihm einen anderen Mann vorziehe (Falsifizierung der Spruchweisheit 43: Teglich bey wonnen thue vil), was ihn zutiefst kränke und traurig mache. Der Sprecher schließt einen Racheschwur gegen den Heuchler an, der sich als Freund gegeben habe, ihn in Wirklichkeit aber verdrängt habe. Schuld treffe vor allem aber die Unbeständigkeit der Dame, dazu den Neid und übertriebene ›Huote‹. So grübelt der Sprecher traurig über die Schlechtigkeit der Welt (89: Es stett wilt Inn der welt) und über den Mechanismus des Begehrens (90f.: Was Im einer außerwelt | Geuelt bald einem andern auch) nach. Die Geliebte, die er nicht namentlich nennen will, da sie sonst leicht erkannt würde, habe ihn nur zum Narren gehalten und ans Narrenseil gebracht (96f.: er sei ›feil‹ wie die Kämpfer zu Mosbach). Dies sei wohl schon drei oder vier anderen so ergangen, allein er habe aber den Schaden davon getragen – ob wegen seiner Armut oder Hässlichkeit, wisse er nicht. Traurig sei er besonders darüber, dass die Dame so getan habe, als sei er ihr der Liebste, während sie im Herzen einen anderen genauso wertschätzte. Jedem habe sie schmeicheln (›den Fuchsschwanz streichen‹) können. In ihrer Unbeständigkeit gleiche sie dem April. B Erzählung (130–351): Der Sprecher will zur Beglaubigung (130: Aber domit Ir hortt die warheitt) von einem Erlebnis berichten: Ein Freund, der die Verstimmtheit der Dame gegenüber dem Sprecher bemerkt, fragt ihn, weshalb er so traurig sei und verspottet ihn wegen seiner ausweichenden Antworten. Da kommt die Dame auf den Sprecher zu, beschimpft ihn (156: Hett dirs nit angetraut) und geht fort. Der Sprecher eilt ihr nach, fragt nach der Ursache ihrer Wut und beteuert, nur ihr Bestes zu wollen – die Dame aber weist ihn ungnädig ab. Traurig grübelt er in schlaflosen Nächten erfolglos darüber nach, worin er gefehlt haben könnte. Schließlich verliert er jede Hoffnung, würde sich lebendig begraben lassen. Wenige Tage später kommen sechs bis acht Freunde zu einer lustigen Gesellschaft mit Frauen zusammen, es wird getrunken und gespaßt. Der Sprecher schließt sich ihnen nur an, weil er sich fürchtet, sie könnten sonst nach dem Grund für seine Trauer fragen und ihn verspotten. So trinkt er einige Gläser Wein (Brauch des Zutrinkens 224f.: Sie brachtenn mir woll drey¨ oder vir | Ich thett Inn beschey¨tt) und beruhigt sich dabei etwas: Er tröstet sich mit der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch einmal ein neues Glück finden könne, unterstützt durch das Sprichwort: ›Wer übersehen [ignorieren] kann, dem geschieht Gutes‹. Da nähert sich die Geliebte auf ›subtile‹ Weise (248: Kam sie fein suptilich here) und fragt ihn freundlich (249: mit geschmuckten wortten), warum er so traurig sei. i Darauf antwortet der Sprecher mit einer harschen Zurechtweisung: Er weine nicht ohne Grund, sie wisse selbst, dass sie ihn schlecht behandelt habe. Er wolle seinen Nachfolger vor ihr warnen. i Die Dame erklärt (ab hier gibt der Sprecher das Gespräch nur noch in indirekter Rede wieder), sie habe gehört, dass er eine andere Geliebte habe, und sei deshalb so zornig gewesen. Sie überredet und bittet ihn, ihr wieder zu dienen. i Der Sprecher lässt sich auf ihre Beschwichtigungen ein, freut sich über die neue Chance und kehrt zu seinem hoffnungsvollen Dienst zurück (Kartenspiel-Bildlichkeit, 288f.: Dan ich hett des ersten stichs | Ein gutt spil verlorn). Ruhelos ist er Tag und Nacht bestrebt, ihr alles Recht zu machen (339f.: Vergleich

B56 Klage über die Untreue der Geliebten

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mit Helena und Kaisertopos). Sein einziger Lohn sind Schmeicheleien  – er ahnt nicht, dass sie ihn schon wieder zum Narren hält (›ihm die Narrenkappe anhängt‹) und einen anderen mehr liebt als ihn, er also von der Erfüllung sehr weit entfernt ist (342–344: Aber gar weytt mirs feltt | Woll vmb zwenn bawern schw | Nent ich schonn noch vier darzw). C Resignation (352–420): Seine erneute Enttäuschung beschreibt der Sprecher in sprichwörtlichen Wendungen: Der Esel habe nicht einmal, sondern mehrmals nach ihm ausgeschlagen, das wolle er sich eine Lehre sein lassen und die Stelle, wo ihm dies geschehen sei, künftig meiden. Er wolle sein gottgewolltes Schicksal tragen. Frauen, die Ähnliches täten, finde man viele. Sein Nachfolger sei zu bedauern. Er bittet das Publikum um Nachsicht: Seine Klage habe ihren Grund in der Untreue der Dame und in hinterhältiger Verleumdung. Der Sprecher verflucht den Verleumder. Hätte die Dame sich nicht freundlich gezeigt und ihre Verachtung für ihn offen gelegt, so hätte er sie in Ruhe gelassen. Nun aber fühle er sich um seinen Lohn betrogen. Er endet resignativ: Aber was ich nit soll | Mit guttem willenn gehaben | Do laß ich bald vonn abe (418–420). Para l lelen: Deutliche Parallelen ergeben sich zur unmittelbar vorhergehenden Minnerede B241 vor allem zu deren dritten Abschnitt (›Minneklage‹), in der sich mehrere längere Passagen wortgleich, aber in anderer Abfolge, finden. Auch thematisch (Liebesverrat, Frauen- und Nebenbuhlerschelte) scheint im vorliegenden Text eine Variation von B241 vorzuliegen. Ohne Kenntnis dieser Parallelen nimmt Glier 2VL, 1168, aufgrund von Überlieferung und einigen wörtlichen Parallelen an, dass der vorliegende Text und B60 von einem Autor stammten.

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B57 Liebesklage eines Mannes

B57 Liebesklage eines Mannes Kurzer Dialog des Sprechers mit seinem Herzen und seiner Zunge und Klage über die Treulosigkeit der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2)

Edition: Haltaus 1840, 214f. Nr. II 48 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Hofmann 2VL 5 (1985), 802f.

Überlieferung: Be3 164r–165r; 64 V. Lg4 293r–294r; 64 V. Pr2 133v–134r; 64 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (siehe auch P a r a l l e l e n ). Die einzige signifikante Varianz ergibt sich im Verspaar 30f., wo Pr2: So rewt sy doch der dienst mein | Als mich ir weiplich güt gegen Be3/Lg4: So rewet sich doch der diennst mein | Als sich Ir weyplich gutt (Be3) steht. Überschrift: Ain ellende clag (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · In Abschnitt A sind die Redeanteile unklar, zweimal wird das Herz (4 und 14), einmal der Herzensgrund (1) in einer Apostrophe angeredet; zwei (verderbte?) Inquit-Formeln scheinen eine Rede der Zunge bzw. des Herzens einzuleiten (oder abzuschließen?): Also redt die zung hinwider (15) und Das hertz dacht (18). A Dialog mit Zunge und Herz (1–31): Der Sprecher klagt dem Herzen seinen Kummer. Eine helle Rose habe ihm geleuchtet, nun strahle sie anderswo, was ihm die Tränen in die Augen treibe (Augen und Nase werden feucht). Auf seine Frage Ach hertz wavrumb tuost du das? (14) antwortet die Zunge, es hätte besser eine nicht so hochstehende, nicht so unerreichbare Frau begehrt (16f.: Das du nit gerst so nider, | Das du geweret wurdst ain tail). Die Gedanken des Herzens werden in Ich-Rede zitiert (18–25): Der Frauendienst, zu dem es die mein person (21) angestachelt habe, sei nur zum Spott angenommen worden und schmerzhafterweise ohne Lohn geblieben. Die Treulosigkeit der Dame sei für ihre Ehre aber schädlicher als für seinen Körper. B Treueklage (32–64): In drei anaphorischen Verspaaren (32/34/36: Obe…) beklagt er ihre Unbeständigkeit, ihre Ehrvergessenheit und ihre Selbsterniedrigung. Es folgen weitere Klagen und Reflexionen: Er fühle sich, als seien ihm Sonne und Tageslicht genommen; sein Herz senke sich schwerer als Blei in seinen Körper, da es immerzu an ihre einstige Treueversicherung denken müsse, die sie nun gebrochen habe; sie beherrsche ihn, könne sich aber anscheinend nicht beherrschen; seinen Dienst habe er hoch eingeschätzt; hätte er erfolgreich ihren Mund erobert, der das Treue-

B58 Liebespein

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versprechen gegeben habe, so wäre er bis zum Tod sorgenfrei gewesen. Diese Klagen münden in Resignation (60: Nun muosz mein leib verderben) und in Rachegedanken (61f.: Vnd sol ir sel leiden pein | Der schad ist ir der spot mein). Der Sprecher schließt mit der offenen Benennung des der Klage zu Grunde liegenden Faktums: Der Lohn, für den er lange gearbeitet habe, komme nun einem anderen Mann zu. Para l lelen: Geuther 1899, 130, nimmt eine enge Verwandtschaft (d.h. einen gemeinsamen Autor) der in den drei Hss. in einem Überlieferungskonvoi zusammenstehenden Minnereden B26, B425, B57 und B45 an. Die von ihm zusätzlich zur Überlieferungslage angeführten Parallelstellen besitzen aber wenig argumentative Kraft.

B58 Liebespein Kurze verzweifelte Liebesklage und Erwägung der Dienstaufkündigung (ohne narrativen Rahmen); mit Passage in Schweifreim Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Edition: Kalla 1909, 130f.; Kossmann 1940, 110 Nr. 91 Literatur: Rheinheimer 1975, 183

Überlieferung: Ha3 52va–52vb; 28 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ha3 im Kontext von Minnereden. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. – Unterschrift: O wee, o wee elende! (vgl. B47). Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher (oder Sprecherin; das Geschlecht ist nicht eindeutig) erklärt, dass er im Grunde des Herzens tödlich verwundet sei und dass er vergebens jage: Das Wild sei schneller als ein Reh. Er werde seinen Hunden auftragen, aufzugeben. Weil ihn die Liebe meide, sei alles, was er versuche, vergebens. Es sei besser, dass er Muschel und Stab nehme und als Pilger ausziehe. Direkte Anrede an ›Amor, das süße Kind‹ (20: Amor […] suese wicht): Er soll verflucht sein, wenn er ihn zugrunde richte. Amor raube ihm Essen, Trinken und Schlaf. Er sterbe an seinem Zweifel, wenn sie ihn nicht erhöre. Sonstiges: Nach fünf Reimpaaren folgt zweimal das Reimschema aabacaadd.

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B59 Schelte gegen die Klaffer

B59 Schelte gegen die Klaffer Liebesklage mit ausführlicher Verwünschung der Klaffer (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1459

Literatur: Ziegeler 2VL 8 (1992), 634f.

Überlieferung: Be17 127v–129r; 70 V. Beschreibung der Überlieferung: Im abschließenden Minneredenteil der Sammelhs. Be17 (aus Ulm?) unikal überliefert, gefolgt von einer weiteren unikal überlieferten Minnerede (B250). Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher hofft, dass ihn niemand verrät, denn er will die Klaffer schelten. Er vergleicht ihre Zungen mit einem schneidenden Schwert und ihre Zusammenrottung mit einem Hund, der ohne Warnung beißt. Er ergeht sich in Rache- und Bestrafungsphantasien (er will die Klaffer blenden, lähmen, ihnen den Mund stopfen) und nennt den Klaffer (in direkter Anrede) einen Dieb, der den Liebenden ihre Freude stiehlt und so auch ihn in Trauer versetzt habe. Der Sprecher äußert seine Hoffnung, durch seine Geliebte – die er wegen der Klaffer meiden muss – erlöst zu werden. Lob der Geliebten mit anaphorischen Reihungen (40f.: myn sonne myn tag myn licht myn scheyn | myn hort myn heyl myn trost, und 57: myn wonne myn heyle myn ademas); sie wohne in seinem Herzen. Die Kraft ihres Blickwechsels vergleicht er mit dem Blick des Vogel Strauß, der seine Jungen (ergänze: aus den Eiern) ›heraussehe‹ (52, = mit den Augen ausbrüte; ›Physiologus‹). Er beklagt, dass er bei ihr durch die Klaffer in Ungnade gefallen sei, und warnt vor ihnen. Abschließend hofft er, dass Gott sie strafe und der Teufel sie alle miteinander wegführe. Die Rede endet mit einem amen (nach 70).

B60 Klage über die Arglist der Klaffer

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B60 Klage über die Arglist der Klaffer Klage eines verleumdeten Liebenden (ohne narrativem Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: früheste Überlieferung um 1530

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1162.

Überlieferung: Be3 385r–387r; 85 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Minneredenteil von Be3 (keine Parallelüberlieferung mit Lg6 und Pr2). Unmittelbar schließt 387r–388r eine Sammlung von (humoristischen?) Lehrsprüchen an (Inc. Der spruch sey euch geschenckt vnd ein bar hasen | Zw nurlingen vff dem wasen | Thut man vmb ein baugett lawffen). Sie sind inhaltlich und strukturell (Beginn der Lehre jeweils im zweiten Reimpaar) klar von der Minnerede zu trennen. Dennoch rechnet sie Brandis zu B60 hinzu, ebenso Glier 2VL, die das Gesamtgebilde als »Mischform aus Minnerede und allgemeiner Lehrrede« bezeichnet. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher sieht sich bei seiner Dame, die ihn böse anblickt, schuldlos in Missgunst gefallen. Er vermutet klaffers argerlist (13) und verwünscht den Verleumder, von dem er vermutet, dass er nun seinen Platz als Liebster eingenommen habe. Nach einer Gottesanrufung drückt er seine Verzweiflung und Hilflosigkeit, aber auch den Wunsch nach Rechtfertigung und Rache aus. Der Sprecher kann seine fortbestehende Liebe nicht verbergen, obwohl die Dame seine mündlichen und schriftlichen Erklärungen und Warnungen vor dem falschen man (36) nicht anhören will: Das helt sie alles für ein gockelmere (59). Konnte sie früher seine Abwesenheit nicht ertragen, so wünsche sie ihn nun fort. Apostrophe des Glücks mit Klage über dessen Wechselhaftigkeit. Der Sprecher beschließt, seine Klage zu unterdrücken, um nicht verspottet zu werden. Schlusswendung: Vielleicht sei sein Leid eine Strafe Gottes. Para l lelen: Glier 2VL, 1162, nimmt aufgrund von Überlieferung und wörtlichen Parallelen den gleichen Autor auch für B56 an. Der unmittelbare Anschluss von Lehrsprüchen stellt Verbindungen zu allgemeinen Tugend- und Weltklagen mit Minnethematik her (z.B. B52, B53).

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B61 Anrufung der Minne

B61 Anrufung der Minne Liebesklage mit Akzentuierung des fehlenden Anblicks der Geliebten und Anrufung der Minne (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480

Edition: Roth, J. F. 1814, 24f. (sehr fehlerhafte Lesungen) Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 373

Überlieferung: Mü10 74r–75v; 58 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus dem Nürnberger Raum stammenden Sammelhs. Mü10 im Kontext von Mären, Reimpaarsprüchen und Minnereden, nach einem Märe und vor einem Quodlibet. – Ein Überlieferungsdefekt könnte im überlangen V. 27 vorliegen. Überschrift: Dy¨ My¨nne Inha lt: A Liebesklage (1–48): Der Text beginnt mit allgemeinen Beobachtungen zu den Effekten bezwingender Liebe (Sehnsucht; Ungeduld; Zwang, die Liebe zu verstecken, indem man als Grund für eigenes Leiden eine falsche Krankheit vortäusche). Der Sprecher stellt sich dann selbst als involviert vor (10: Ich furcht das ich yr einer sey). In direkter Anrede seiner Geliebten klagt er über seine Liebespein, preist die Geliebte (15: Mein hort ob allen frawen) und erinnert sich der seligen zeyt der selden stund (19) eines Kusses und Treueversprechens. Sein Wunsch, in ihrem Anblick Freude zu finden, sei durch dessen Unverfügbarkeit (26: Der schein ist worden wilde) Quelle seines Kummers. Verfügbar habe er diesen Anblick zwar im Spiegel seines Herzens, doch sehne er sich nach einem Spiegel, den man auch tatsächlich mag grey¨ffen vnd sehen (33). Er hoffe auf einen Augenblick des Trostes, den er herbeiführen wolle, indem er gley¨ch einem dieb (40) der Dame ein wider plicken (41) stehle. Seine Liebe könne und wolle er nicht mehr verbergen, sie sei in Gesichtsfarbe und Benehmen deutlich. B Anrufung der Minne (49–58): Der Sprecher bittet die süsse mynn (57) um Unterstützung. Da sie ihn gelehrt habe, nur immer an die Geliebte zu denken, solle sie jetzt auch dafür sorgen, dass die Geliebte ihn nicht vergesse, sie sich beide kein Leid zufügten und Treue mit Treue vergelten, und dass ihn lieb mit lieb (58) froh mache.

B62 Klage über die Trennung von der Geliebten G

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B62 Klage über die Trennung von der Geliebten G Trennungsklage mit Apostrophen an mehrere Instanzen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1820, 351–353 Nr. 46 (nach Ka3) Literatur: Schulz-Grobert 2VL 11 (2002), 848f.

Überlieferung: Ka3 49ra–49vb; 96 V. Tr 11r–11v; 71 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Liedersaal-Hs. Ka3 unter Mären sowie in Tr im Kontext anderer Minnereden. Gegenüber dem Text von Ka3 weist Tr einige Lücken auf: Es fehlen ein Verspaar der Aufforderungsreihe (Ka3 23f.), die Nennung der Initiale G (Ka3 35f.) sowie der größte Teil der Anklage an ›Frau Minne‹ (Ka3 65–80) und die Schlussverse (Ka3 91–96). Plausibler als in Ka3 erscheint in Tr die Versumstellung 17f. (weiterhin umgestellt sind Ka3 55f. und 89f.), durch die die anaphorische Aufforderungsreihe an ›Frau Traurigkeit‹ (Tr 18: mayt truren) gerichtet erscheint. Die übrigen, recht zahlreichen Wortvarianzen und Umformulierungen (u.a. Plusvers nach Ka3 7 und Änderung der Reimworte in Ka3 7f., 21f. und 33f.), ergeben keine signifikanten Sinnvarianten. Überschrift: Die clagede rede (Tr) Inha lt: (Nach Ka3) · Die Klage richtet sich in raschem Wechsel an verschiedene, jeweils apostrophierte Personifikationen, Körperteile und Tugenden. Der Sprecher klagt dem ›süßen Anfang‹ (1), dass sein Fortgang (2: grimer ab gang) sein Herz verwundet habe, und der ›beständigen Treue‹, dass ihre Kraft den Schmerz noch verstärke. Seit seine Dame von ihm gegangen sei, sei er in endloses Leid gestürzt. Es folgen Anreden an sein ›beständiges Herz‹ (es solle brechen), ›Hoffnung‹ (sie solle von ihm fahren und ihm Zweifel schicken) und ›Freude‹ (sie solle weichen und ihn seinem Liebesleid überlassen, bis er erfahre, wann sich seine Wünsche erfüllen werden; Reihe anaphorischer Aufforderungen 17–24: La lait mit lait vermuren | […] | La sue fzen nacht vnd tag | La gan vnd stan in sender clag etc.). Der Sprecher schildert kurz die Abschiedsszene (ihre Blicke durch heiße Tränen hindurch; seine letzte Bitte, sein Segenswunsch) und offenbart den ersten Buchstaben der Geliebten: Disz klag tun ich vmb ain G | Nach dem ich trag liebliches we (35f.). Er klagt das ›Scheiden‹ an, das aber erfolglos bleiben müsse, da immerhin seine Gedanken die körperliche

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B63 Liebesklage

Distanz zur Geliebten überwinden könnten: Diese Gedanken klagen ihr sein Leid, allerdings ohne dass sie eine Antwort an ihn übermitteln könnten. Nach einer weiteren Schilderung seines Liebesleids (zerspringendes Herz, Seele hat einen Ruck getan) und der Frage, wo ›Trost‹ und ›Hoffnung‹ seien, klagt der Sprecher die ›Welt‹ an: Den Lohn, den sie ihm als treuem dienst man (57) nun gegeben habe, bliebe manch anderem bis zum Tod erspart. Da ein Streitschlichter ausgeblieben sei, gehe seine Freude nun sieglos davon. Dies klagt er auch ›Frau Minne‹, als deren Gefangener er sich bekennt: Sein Herz sei verwaist und verbellet (72; beschädigt ?) von Leid, das bis zum jüngsten Tag währen müsse, da Frau Minne ihn nicht besser behüte. Der Sprecher befiehlt die Geliebte Gott und versichert, ihr treu zu sein, solange er lebe, auch für den Fall, dass sie sich untreu erweisen werde. Er schließt mit einer geistlichen Bittformel: Got wise mich ze ewikait | In sinem himel tron | den er besitzet schon (93–95).

B63 Liebesklage Kurze Liebesklage eines Mannes mit Bitte an Frau Venus (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung ca. 1400

Edition: Kalla 1909, 77f.; Kossmann 1940, 40f. Nr. 33 Literatur: –

Überlieferung: Ha3 15vb–16ra; 28 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ha3, zwischen einem Gedicht von Augustijnken und einer Minnerede, die auch in deutschen Handschriften überliefert ist (B444). Die 7 vierzeiligen und nicht voneinander abgesetzten Strophen mit Kreuzreim sind mittels Gliederungszeichen aufgeteilt in drei Gruppen zu 3 und 2 und 2 Strophen. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher klagt, dass seine Geliebte, an der seine ganze Hoffnung liege, sein Leiden nicht sehe. Er bittet die Herrscherin der Liebe, Venus, dass sie die Aufmerksamkeit der Geliebten auf ihn lenke. Er wolle ihr bis zum Tode dienen. Sein ganzes Glück hänge davon ab, ob die Geliebte ihm Trost geben werde.

B64 Klage einer Liebenden

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B64 Klage einer Liebenden Anklage der Minne durch eine weibliche Sprecherin mit einer vermittelnden Antwort der personifizierten Hoffnung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh. Überlieferung: Be8I 26ra–26vb; 141 V. Be8II 123ra–123vb; 141 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 150–154 Nr. 28 (nach Be8I mit Laa. von Be8II) Literatur: Brunner 2VL 11 (2004), 845; Uhl 2010, 275 Anm. 18, 276

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der ripuarischen Sammelhandschrift Be8. Zusammen mit den beiden auf den ersten Eintrag des Textes in der Hs. folgenden Minnereden B239 und B497 ist die Minnerede in der gleichen Hs. noch einmal abgeschrieben. Die beiden Eintragungen weisen keine signifikante Varianz auf. Nach Vers 59 fehlt in beiden Eintragungen zumindest ein Reimvers (Brauns/Thiele 1938 zählen deshalb in ihrer Ausgabe einen – textlosen – Vers 60 mit). – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: (Nach Be8I, Verszählung nach der Ausgabe) · A Anklage der Minne (1–48): Die Sprecherin klagt in direkter Anrede die Mynne (2) an [für ihre unerwiderte Liebe zu einem Mann verantwortlich zu sein]. – Weitere Anreden als morderinne (10), suo esse Mynne (20) und anaphorisch Mynne… in den Versen 22, 25, 36, 38, 72 – Als ihre treue Dienerin sei sie sich keiner Schuld bewusst. Verführt durch syne manlicheit, syne zuo esse woirt (17) habe sie dem Mann ihre hertzen veste (13) aufgeschlossen. Von der Minne fordert sie, dass sie die einseitige Verteilung des Leides und damit die ihr täglich vorgeführte Unbeschwertheit des geliebten Mannes beende. Sie klage den reinen Frauen, dass die Minne ihr Liebeskummer bereite und dass sich der Geliebte antagonistisch verhalte (33: Chiasmus: myn leyt eme lieft myn liefde eme leydt). Sie bittet die Minne, ihr den Mann gewogen zu machen. Sie wolle immer bei ihm sein, allerdings ohne ihre Ehre und Beständigkeit zu gefährden (ehrenhafte Minneerfüllung). B Anrufung des Mannes (49–64): Die Sprecherin wendet sich an den Mann (49: Ich manens dich reynes mynnes vrucht) und bittet ihn – mit Verweis auf ihre beständige, treue Liebe, ihre bitteren Tränen und ihr vorzeitiges Altern aus Liebesleid – um Gewährung, die auch ihm zur Ehre gereichen würde. C Fortsetzung von A (65–88): Die Sprecherin beklagt ihr Schicksal mit Phraseologismen (sie schwimme gegen den Strom; es sei nicht alles Gold, was glänze) und mit

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B65 Klage vor Frau Minne

einem Vergleich (sie verdorre wie der dürre Ast, auf dem die trauernde Turteltaube sitze). In direkter Anklage macht sie die Minne dafür verantwortlich und bittet alle in der Liebe erfahrenen und speziell alle reinen Frauen, ihr ein Mittel zu nennen, ihren Tod aus Liebesleid abzuwenden. Vor Liebe zu ihm verzehre sie ihr Herzblut. D Vorbereitung einer Gerichtsklage (89–110): Die Sprecherin teilt ihren Entschluss mit, die Macht der Minne anzufechten, da sie den Tod der Liebesqual vorzöge, selbst schon levende doot (93) sei und ihr ein solches Leben nichts mehr bedeute. Im Stil einer förmlichen Anklage vor Gericht ruft sie die Minne auf, sich dem Urteil zu stellen (97–99: nu tredt her aen, Mynne, aen mich, | mit kreften wil ich sagen dich, | of mir got der selden gan). Dann ruft sie Beistände gegen die moirderynne (106) in die Gerichtsschranken (108: grents boem): Stede (101), deren Untergebene sie Zeit ihres Lebens gewesen sei, Troest (105) und Truwe (106). Auch mit Unterstützung der Hoffnung vor Gericht rechnet sie. E Rede der ›Hoffnung‹ (111–142): Die personifizierte Hoffnung bekennt (122: Inquit-Formel im Präteritum: und sprach), dass sie der Minne untergeben sei (112: ich byn der Mynnen man). Sie will daher nicht als Beistand, sondern eher als Mittlerin (113: middelbode [Konjektur!]) auftreten. Sie gibt der Frau den Rat, sich in Geduld zu üben (Sprichwort 124: men sprichet: goet dienst wert nie verloren). Ferner bittet sie die Minne (128: Anrede als Venuos), der Frau den Schmerz zu erleichtern und ihr Gnade zu gewähren. Wieder an die Frau gewandt, rät sie zur Befolgung ihrer Lehre und zur Aufgabe des Unmuts und stellt einen Lohn für ihre Mühen in Aussicht. Para l lelen: Inhaltliche Ähnlichkeiten finden sich in B212 (Dienst-Lohn-Mechanismus, Venus) und in den anderen gemeinsam überlieferten rheinischen Minnereden B239 und B497 (Frau Venus als höchste Minne-Autorität). – Zum Bild der Turteltaube vgl. B39.

B65 Klage vor Frau Minne Belauschte Liebesklage und Treueversicherung einer Dame Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung 1348

Literatur: Glier 1971, 186f.; Glier 2VL 4 (1983), 1164; Matter 2013

Überlieferung: Mü11 117v–119r; 270 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einer kleinen Minneredengruppe der frühen und inhaltlich breit gefächerten Sammelhs. Mü11, die 1348 in Augsburg geschrieben worden ist.

B65 Klage vor Frau Minne

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Überschrift: – Inha lt: A Hyperbolischer Frauenpreis (1–32): Der Sprecher richtet sich in direkter Apostrophe an die Frau bzw. an die ›Weiblichkeit‹ (1: Wib wib wes sälikait an dir lit): Er preist sie, versichert seine Ergebenheit (2: durch dich trag ich ain selbin ait) und bekennt zugleich, nur mangelhaft zu ihrem Lob geeignet zu sein (Unfähigkeitsbeteuerung), da ihre Vollkommenheit unermesslich sei (6f.: Dir gezem wib ains helfands mue g | Zer tragen diner wird last). Er schließt ein allgemeines Lob der Frauen an, zu dem er wiederum in direkter Apostrophe alle liebenden Männer aufruft (25f.: Die wibes dankes wartent | ich beger das ir in czartent). B Spaziergangseinleitung (33–105): Der Sprecher berichtet, wie er im Mai auf einer Auentuer (34) zu einer blühenden Wiese kommt. Hier sieht er eine wundervoll geschmückte (Blumenkränze, kostbare Kleidung) Schar junger Damen tanzen, bei ihnen sind auch Ritter und Knappen. Der Sprecher bemerkt, dass er der einzige ohne Blumenkranz ist (76f: Ich gedaht sid niemen sunder kranz | hie wont avn dich ellende) und will sich selbst ein schappellin (81) binden, da seine Herzensdame nicht in der Nähe ist (82f.: si ist anderswa din frundin | div dich da solt kroe nen). Auf der Suche nach den schönsten Blumen (90f.: daz ich gedaucht die wil ich han | An minem krenzlin allain) entfernt er sich (präzise Angabe: ›etwa eine Schusslänge‹) von der Gesellschaft. Er stößt auf eine Dame, die sich von den anderen abgesondert hat, und belauscht sie. C Klage einer Dame (106–242): Die Dame richtet sich an ›Frau Minne‹ (106f.: Ei sinen maisterinne | Frawe minn min fraw min), deren Macht sie hervorhebt (110: wie wol geschriben stat din rodel). Sie klagt ihren Kummer und bittet um Hilfe: Wegen der Trennung von Ihrem Geliebten, den sie hyperbolisch preist, leide sie unbeschreibliche Schmerzen – sie wünscht sich sogar den Tod (176f.). Sie fleht die Minne an, ihr dazu zu verhelfen, dass der Geliebte mich schier geseh (182). Bildreich beteuert sie ihre Treue und ihre Sehnsucht, sie versichert, dass ihr Glück nur an ihrem Geliebten läge (Kaisertopos 195: Sie zieht ihn allem Gold vor) und dass ihr nichts anderes – genannt werden u.a. Edelsteine (199: aller kritosoliten kraft) und der Mai – zur Freude verhelfen könne. Leider lasse der Geliebte sie warten (214: Er lat mich lang baiten), sie wisse aber nicht, ob er das gezwungenermaßen oder ohne Not tue. Wenn es ihr erlaubt wäre, würde sie ausreiten und sich auf Heereszügen (236: war man die marschen nae m) und Turnieren (237: div guoten tauelronden) so lange um Ruhm bemühen, bis dieser zu ihrem Geliebten dringen würde. D Schluss (243–270): Der Sprecher lobt die reine Treue der Dame und vergleicht diese mit Sigune: Ich bruo ft si soe lch trwen phlegen | Das ich si wol gelichen mag | Der div des grozen iamers pflag | Durch gross lieb stark | ob ires frundes fart | Si guomen [=Sigunen] der vil rainen (254–259). Er fordert sein Publikum auf, bereitwillig dem Lob vorbildlicher Frauen zuzuhören und schließt mit dem Rat, reine Frauen zu verehren, da dies der Weg zur Seligkeit sei: Ert werdin wib in aller wise | das nahent iv dem paradis (269f.).

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B66 Die Nacht in der Feldscheune

B66 Die Nacht in der Feldscheune Belauschte nächtliche Liebesklage eines Mannes mit Anrufung von Frau Minne und einem exemplifizierenden Dialog zwischen ihm und seiner Geliebten Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1450 (He9) Überlieferung: He3 228r–233r; 286 V. He9 121r–127r; 286 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 79–87 Nr. 15 (nach He9 mit Laa. von He3) Literatur: Ziegeler 1985, 66–71; Kasten 2VL 6 (1987), 842; Klingner/Lieb 2006, 155 und Anm. 46

Beschreibung der Überlieferung: Ohne signifikante Varianz überliefert in den beiden im nordalemannisch-schwäbischen Raum anzusiedelnden Minnereden-Sammlungen He3 und He9. In beiden Handschriften bildet sie den Abschluss eines Minneredenkonvois, der aus den Werken Meister Altswerts (B429–431, B223) und der Minnerede B294 besteht. In He3 ist der Beginn des Textes (228r, Zeile 14) ohne Absatz an das Ende der vorhergehenden Minnerede B294 angehängt (Textallianz). Überschrift: – Inha lt: (Nach He9) · A Spaziergangseinleitung (1–64): Der Sprecher berichtet, wie er nach dem Michaelstag (Schilderung des herbstlichen Gegenbildes zum amoenen Mai) durch spatzieren (9) ausreitet. Er verirrt sich, findet eine Straße (Entscheidung, den Weg nach links einzuschlagen), auf der er aber bis zum Einbruch der Dunkelheit niemandem begegnet. Traurig und sorgenvoll nimmt er sein Nachtlager in einer alten, ausgeräumten Scheune am Waldesrand. Ein lauter Regenschauer weckt ihn, und er bemerkt einen anderen Mann, der durchnässt und ohne den Sprecher zu bemerken in die Scheune tritt. Der Sprecher beschließt, sich nicht zu erkennen zu geben, um herauszufinden, was den Gesellen in die nächtliche Einöde getrieben habe. Dieser singt erst, um in Stimmung zu kommen, und beginnt dann händeringend eine umfängliche Liebesklage. B Belauschte Liebesklage (65–258): Der Mann ruft zunächst Gott (65–73) und Christus (74–77) an und beklagt, dass ihn die Dame, der er treu ergeben sei (er sei ihr dienstman [67]; sie habe Gewalt über sein Herz), ohne Berechtigung der Untreue bezichtige. Dann bittet er Venus kungin (78), die Dame von seiner Treue zu überzeugen, auf dass sie beide zu 100.000fältiger Freude finden könnten. Er versichert bei seinem Leben, dass er der Dame nie untreu sein könnte, da diese sich nur ihm ergeben habe (wechselseitige Treue). Es folgt eine Anrufung der Geliebten (92–135; Apostrophen in 92, 100, 117, 125, 130), in der er diese bittet, nicht den Klaffern, die als Hunde

B66 Die Nacht in der Feldscheune

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bezeichnet werden, zu glauben. Ihr Herz sei sein. Er bekenne sich zur ehrenhaften Minneerfüllung (97–99) und wisse um ihren Standesunterschied. Nicht er, sondern sein Herz sei schuld an ihrer beiderseitigen Vertrautheit. Er bittet sie, ihm gnädig zu sein und seine Treue anzunehmen, auch wenn er arm sei (119–122: laß min trúw in armuot | fröwen dich als ob ich guot | hett als fil als tusent wagen | dir ze huß moe chtent tragen). Er habe sie auserwählt und sei nur ihr allein ergeben. Sei er ihr einmal fern, so täte er das nicht freiwillig, sondern aus Furcht vor den Klaffern. Die erneute Anrufung der Königin Venus (136–252) wiederholt mehrfach die schon vorgebrachte Bitte um Botendienst (137f., 203, 217, 249), durch den die Geliebte seiner Treue versichert und von ihrem Zweifel befreit werden soll. C Eingeschobener exemplarischer Dialog (140–197): Dieser größtenteils in direkter Rede erzählte Dialog zwischen Mann und Geliebter soll die Unerbittlichkeit der Dame exemplifizieren (Inquit-Formeln im Präsens: 148: so sprich ich […], 152: so spricht si […]). Nach dem Grund ihres zorniges Schweigens befragt, klagt sie, dass sie seinetwillen frund mag lib und er (156) riskiere, dass er ihre Ehrenhaftigkeit aber offensichtlich nicht schätze. Sie erinnert ihn an sein Treueversprechen (Schilderung als rechtsförmig mit erhobener Hand geleisteter Eid 166–171) und klagt, dass man zu ihrer und zu seiner Schande laut darüber rede, dass er noch andere Liebschaften habe. Sein Dementi lehnt sie als sinnlos ab (185: du macht sin nit zuo unschuld komen) und lässt sich auch durch einen Kniefall und weitere Unschuldsbeteuerungen nicht erweichen. D Fortsetzung der Liebesklage (B) (198–258): Um sie zur Fürsprache bei seiner Geliebten zu bewegen, verspricht der Mann der Königin Venus ewigen Dienst (212f.: in dinem gewalt muo ß ich stön | Venus, die wil ich hän das leben). Das Vertrauen seiner Geliebten, das er offenbar nicht mehr herzustellen in der Lage sei, würde ihn in höchste Freude versetzen. Er beteuert, ewig an der Treue zu seiner Geliebten festzuhalten (Verweis auf Minnegefangenschaft und schmerzhaftes Meiden): Wenn er der Geliebten auch keine materiellen Geschenke machen könne, so wolle er ihr doch treu sein, wie sie ihm treu sei. – Das Ende der Liebesklage (253–258) scheint einen anderen Sprecher zu haben, denn in ihr wird der klagende Mann angesprochen und in seiner Anrufung der Venus bestärkt (mit Ziegeler 1985, 71, lässt sich diese Passage als ›Nahtstelle‹ zweier zusammengefügter, aber nicht völlig dem neuen Rahmen angepasster Redetypen interpretieren). E Schluss (259–286): Nach Beendigung der Klage bricht der Tag an, und der Mann reitet davon. Der Sprecher, der wissen will, wer der Besucher ist und ihm sein Lauschen eingestehen will, reitet ihm in den Wald hinterher. Er verliert die Fährte, muss aber an den Mann und seine Angebetete denken. Dann gerät er auf einen Weg, der ihn heimträgt. Er schließt mit einem Segenswunsch für den Liebenden und seine Dame. Die Rede endet mit Amen.

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B67 Minneklage

B67 Minneklage Liebesklage, die sich eindringlich an die namentlich genannte Geliebte wendet (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Viertel 14. Jh. Überlieferung: Ke1 263v–264r; 109 V.

Edition: Stengel/Vogt 1956, 193–196 Nr. III; Stengel/Schäfer 1921–1930, 991– 994 Nr. 1809 und Tafel 5 (Teilfaks.) Literatur: Glier 1971, 83f.; Schmidt, R. M. 1982, 59f.; Holtorf ²VL 5 (1985), 916; Blank 2VL 6 (1987), 580f.; Schulz-Grobert 1993, 205; Wand-Wittkowski 2000, 127; Janota 2004, 327f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen der ›Losse-Sammlung‹, d.h. einer in einen Kollektaneenband des Mainzer Ministerialen und Domherrn Rudolf Losse (um 1310–1364) eingeschalteten Lage mit Minnesang, Spruchdichtung, Minnereden (B52, B145, B469) und einer politischen Reimpaarrede. Stengel 1956, 192f., vermutet aufgrund von sprachlichen Kriterien eine Herkunft des Textes aus (Losses Heimat) Thüringen. Er geht von einem Textausfall von mindestens anderthalb Versen (30 und 31a) aus, daher zählen die Ausgaben 110 Verse. Blank 2VL, 581, weist auf die abweichende Metrik der Verse 55–72 hin, und erwägt, dass dieser Abschnitt aus einer mangelhaft angepassten Vorlage stammen könnte. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Stengel/Vogt 1956) · Der Sprecher beklagt seine Verzweiflung, da ihn seine Geliebte nicht beachte, während er sie Tag und Nacht in seinem Herzen trage. Der Sprecher spricht ab V. 17 die Dame wiederholt direkt an und benutzt hierzu mehrfach mariologische Metaphern (›Paradiesengel‹, ›Lilienstengel‹, ›Morgenstern‹, ›Herzensparadies‹, ›Mandelbaumblüte‹). Sein Preis ihrer Vollkommenheit geht in eine Klage über, in der er seine Sehnsucht zum Ausdruck bringt und mehrfach Begnadung einfordert (38: Troste mich, rotes muondelin; 62 gleichlautend; 46: Troste mich, reyne iuncfrowe guot), auch mit explizitem Verweis auf den Dienst-Lohn-Mechanismus (47–50). Er bekräftigt seine Beständigkeit, seine Verschwiegenheit (nur vor ihr traut er sich zu klagen) und die Exklusivität seiner Liebe. Die lebenslange Gemeinschaft mit ihr (68: daz ich in eren muste mit dir alde) sei ihm höchstes Glück, das er allem griechischen Gold (65: vor aller Crichen golt) vor-

B68 Liebesklage an die Geliebte G

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ziehe. Im Rahmen der folgenden Passage (69–82), in der er eindringlich um Rettung vor dem Tod aus Liebesleid und Erhörung im Mai bittet, nennt er ihren Namen: ich meine dich, libis Alkelin (72). Es folgen mehrere Ansätze typischer Schlussformeln (reflektiert in 93: Dennoch sprech ich abir mer): Zunächst ein Gruß, in dem sich der Sprecher der Dame empfiehlt (83–87); eine Mahnung, ihn zur Erlangung gemeinsamen Freudenlebens zu erhören (88–92); eine Versicherung, dass er von ihr nur Gutes zu erwarten habe (93–100); eine dringliche Aufforderung an die Dame, ihren Willen zur Erhörung zu bekunden (101–107). Der Sprecher schließt mit einem Segen für sie beide und mit Amen. Para l lelen: Auf die inhaltliche und strukturelle Nähe des Textes zu Liebesbriefen, die sich auch in der Überlieferung (direkt vor B145) bestätigt, weist Blank 2VL, 580, hin.

B68 Liebesklage an die Geliebte G Fragmentarisch überlieferte Liebesklage mit originellen Wendungen und zwei Schönheitsbeschreibungen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leyser 1840, 392–395

Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh.

Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 869; Pensel 1998, 229; Wand-Wittkowski 2000, 127f.

Überlieferung: Lg3 17r–17v und 19r–19v (d.i. 1r–2v des Fragments); 86 V. (Verse 1–86) *Leysers Fragment 3r–3v; 40 V. (Verse 87–126)

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist fragmentarisch überliefert in zusammengehörigen Einzelblättern aus einer (ost)mitteldeutschen Handschrift von der Mitte des 14. Jahrhunderts. Dabei sind heute nur noch zwei Blätter erhalten (Lg3), ein drittes (Leysers Fragment, zum Zeitpunkt der Edition in Privatbesitz) ist verschollen. Gemeinsam überliefert ist die ebenfalls an eine Dame ›G‹ gerichtete Trennungsklage B31 sowie ein Märe (›Das Frauenturnier‹). Auf Blatt 2 des Fragments (Lg3 19) fehlen jeweils am unteren Blattrand 5 Verse, sodass der Text nach den Versen 67 und 86 Lücken hat. Unvollständig überliefert sind auch die Verse 16 und 55 (vgl. die Edition). Überschrift: –

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B68 Liebesklage an die Geliebte G

Inha lt: A Liebesklage (1–10): Der Sprecher fragt die Geliebte, die er als vil libiz g. (7), balsmen smak (9) und myn lichter ostertag (10) anspricht, ob ihm wohl jemals wieder ihre Blicke, die heller sind als die Sonne, Freude ins Herz schicken werden. B Erste Schönheitsbeschreibung (11–50): Der Sprecher beschreibt die Geliebte nach dem A capite ad calcem-Schema (Wangen, Grübchen, Hals, Arme, Hände, Finger, Hüften, Kleider, Füße), verfährt dabei im Einzelnen durchaus originell: Trinke sie Wein, so sehe man das helle Licht durch ihre Kehle rinnen; ihre Ärmlein seien weicher als palmyt syde (24, ›Palmat‹ ist eine weiche Seidenart), daher würde eine Umarmung alle Trauer vertreiben, er aber bleibe leider ungetröstet; ihre Finger seien ohne Knochen (31: ane bein) und so weiß, das er sie gerne zum Tanze führen würde; ihre Kleiderfarben seien Grün, Rot, Braun und Weiß; ihre Fußspuren im Klee sähen aus wie frisch gefallener Schnee. C Liebesklage (51–126): Der Sprecher beklagt die Vergeblichkeit seiner Rede sowie das Leid bringende ›Meiden‹ und wünscht sich den Tod, wofür er der Geliebten (Apostrophe) die Schuld gibt. Symptome seines Liebesleids: Rizin kraczin (60), Seufzen, brechendes Herz, Tränen, erloschene Freude u.a. Sollte sich die Geliebte nicht seiner erbarmen, müsse er sich in der betrubten hercze schar (71) einreihen. Der Sprecher bittet sie um Wiedergutmachung – er sei mit dem Pfeil der Minne verwundet; eine Frau wie sie habe es auch in der Gralsgesellschaft nicht gegeben (81f.) –, sie versündige sich sonst an ihrem besten Freund. Seine Liebe über ein Jahr zu verheimlichen habe ihn krank gemacht. Nun erhoffe er Trost, oder er müsse sterben (Tod aus Liebesleid). D Zweite Schönheitsbeschreibung (99–112): Er redet seine Dame als Engel an und preist Wangen, Augen, Locken, Mund, Zähne, Lachen, Kinn und Hals (die durch den gelben Schleier blinken) und ihre gesamten Erscheinung. E Schluss (113–126): Für den Fall, dass er vor Liebe sterbe, solle auf seinem Grabstein die Inschrift stehen, Daz minne vnde ein salich wip | mir genomen habin den lip (115f.). Er ermahnt sie, an ihre Jugend und Tugend zu denken und zur Ehre aller Frauen für sein Leben und seine geistige Gesundheit zu sorgen. Er versichert sie seines exklusiven Dienstes und bittet sie um Lohn (Freude und Heil). Para l lelen: Die Überlieferung könnte einen Zusammenhang der hier genannten Dame zur in B31 genannten Dame ›G‹ nahe legen. Blank, 869, nennt B3 als mögliche Vorlage des Schönheitspreises.

B69 Liebesfreuden und -leiden

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B69 Liebesfreuden und -leiden Umfangreiche, wenig strukturierte Minneklage und Klage um die tote Geliebte mit geistlicher Wendung (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1483 Überlieferung: Wi4 74r–89r; 164 Str. (1147 V.)

Edition: Mareiner 1985, 178–287 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 257f.; Glier 2VL 6 (1987), 578f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden-Sammelhs. Wi4 im Kontext ähnlicher Minnereden (siehe P a r a l l e l e n). Vers 146,5 fehlt. Überschrift: – Inha lt: A Liebesbekenntnis und Minnewerbung (Str. 1–74): Der Monolog setzt in Form eines Liebesbriefes ein: Der Sprecher apostrophiert seine Geliebte in einem Überbietungstopos als irdisches summum bonum (1,1f.: O zart ob allen wiben, | uff erd min höhster hordt) und bittet sie, sein Schreiben zu vernehmen und zu beherzigen. Er erklärt ihr seine Liebe, die sein Herz verwundet und ihn mit ihrer Minne entflammt habe. Darauf folgt ein Ineinandergreifen von Liebesbeteuerung, Frauen- und Minnepreis, Minnereflexion und Liebesklage (in erster Linie über die räumliche Trennung von der Dame und die Unmöglichkeit der Erfüllung ohne Verlust der ere). Abwechselnd spricht das Ich seine Angebetete und die Minne an. Meistens erscheint die Liebe als dienst- und wan-minne im Sinne des klassischen Minnesangs, was sich auch an der Motivik bzw. Topik erkennen lässt (Verstummen in der Gegenwart der Geliebten, tödliche Minnekrankheit, Verzicht auf das Liebesglück zugunsten der ere der Dame, Traum von der Geliebten/von der Minneerfüllung, Kaisertopos, Minnegefangenschaft). Thematisiert werden vor allem die Entstehung der Minne (wie sie durch die Augen in das Herz des Liebenden eindringt), ihre Macht, ihre positive, veredelnde und wertsteigernde Wirkung auf den Liebenden sowie Minnetugenden. Neben der Dienst- und Kriegsmetaphorik kommen vereinzelt geistliche Motive vor (Str. 4: Orden der Minne, 12: Dame als Heil, 17: gottgewollte Macht der Minnedame über den Sprecher, 25: tägliche Verdreifachung der Minne). Unter den besprochenen Tugenden der Minne geht der Sprecher ausführlich auf die Ausschließlichkeit, aufrichtige Treue und die Beständigkeit im Minnedienst ein. Dies erfolgt beispielsweise über die Höfisierung von Exempelfiguren aus dem Alten Testament (29–31): Wie der von der Liebe bezwungene Jakob dem Laban um die Geliebte Rahel jahrelang gedient und schließlich seinen Lohn bekommen habe, so wolle er an der Minne

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B69 Liebesfreuden und -leiden

auch nicht verzagen. Da sich die Vollkommenheit der Geliebten nicht mit Worten schildern lasse (Unsagbarkeitstopos 73,3f.), wolle der Sprecher nun die Werke tun, von denen er in seinem Gedicht immer wieder gesprochen habe. B Minneklage (Str. 75–114): Ohne dass hier eine klare Zäsur erkennbar wäre, lässt sich im Folgenden beobachten, dass der Dualismus von Freude und Leid in der Minne thematisch dominiert. Der Sprecher apostrophiert die Minne als süßes Wort und klagt ihr den Verlust seiner Freude: Einst sei die Liebe der Schatz seiner Freuden gewesen, nun habe sie sich in Leid verwandelt und mit Leid gemischt (86: auch der zuckersüße Geschmack der Liebe sei zu Galle geworden). Dies sei jedoch lediglich die verdiente Buße für seine Maßlosigkeit seiner Liebe. Sein Herz sei leer an Freude und mit Leid überladen, es bade sich oft in Tränen, doch seien Freude und Leid in der Liebe nicht voneinander zu trennen (81,1–4: Doch will ichs schaiden nicht: | lieb, laid ain annder erbt. | liebß peste züversiht | ist laides sucht, die mich so ser verderbt; vgl. 90,1f.: »Lieb, layd« gesilbet glich | sind an kurtz unnd an lang). Der Sprecher wünscht, er hätte die Liebe niemals empfunden, weil sie ihm unverdientes Leid zugefügt habe. Jedoch wolle er das Leid gerne ertragen, solange sie ihn nicht von der Liebesfreude trenne. Er fleht Gott an, ihm die Liebe nicht zu rauben und seinen Zorn an ihm nicht durch die Liebe zu rächen (85f.) und wünscht sich, Gott möge die Liebe als Quelle aller guten Dinge zur Freude aller Menschen belohnen (91). Wer sich auf die Liebe einlasse, solle wissen, dass ihm die Freude mit Leid bestraft werde, was nur Gott abwenden könne. Leid beginne mit der Liebe, komme wie ein Dieb und stehle die Freude mit seinem schmerzlichen Gruß. Allein der (Liebes-)Tod könne Freude und Leid ein Ende setzen. Man solle zugleich auch wissen, dass seine Liebe niemals aufgehört habe, zuzunehmen. Seine Herrin könne ihn zwar von seinem Leid befreien, doch müsse er trotz des Liebesschmerzes ihre Ehre berücksichtigen (101,6f.: wye ser mich laid zwingt | so liept mir doch die er minr werden tocken [Puppe]; dieselbe Bezeichnung auch 138,1: die werden togken). Für das ertragene Leid entschädige die Liebesfreude, so dass er erst dann der Gefangene des Leids sein könnte, wenn er sein Vorbild, die Dame, verlöre. Dennoch überwiege meistens der Schmerz. Daher richtet sich seine Bitte an den Engel Gottes, dass er ihn vor dem Hammer (104,4: tengel) des Leidens in der Schmiede seines Herzens beschütze. C Totenklage (Str. 115–164): Im letzten Teil dominiert das Thema des Todes. Der Sprecher sehnt sich nach der unvergleichlichen Freude, denkt aber vor allem an den Schmerz, den der Tod der Geliebten erzeugen würde und der mit der Sehnsucht gesippet (115,5) wäre. Er empfinde nun Leid ohne Hoffnung. Der Tod, der niemals scherze, habe ihn seiner Freude und seiner Liebe beraubt. In direkter Anrede des Todes klagt der Sprecher über dessen Macht: Bereits in seiner Jugend habe der Tod ihn sehr beraubt und im Alter habe er ihm seine untugent (118,3) gezeigt. Zwar habe seine Kraft den Verlust in der Jugend ertragen können, doch habe ihm der Tod erst mit dem Raub seines Vorbildes (=Geliebte?) den Verstand und allen Trost genommen (119,6f.: ich hab verlorn den pildner | das ich mit offenn ougen stee geplenndet; vgl. 127,5, wo die Geliebte ebenfalls pildner genannt wird). Nichts als Jammer und Leid erbe er vom Tod, der wertvolle Jugend und Vortrefflichkeit zugrunde gerichtet habe. Zwar lache der Sprecher oft vor den Leuten, doch ›erkrachten‹ (121,3) vor Schmerzen all

B69 Liebesfreuden und -leiden

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seine Glieder. Er lobt die Tugendhaftigkeit, die Frömmigkeit und die guten Taten der Geliebten und bittet Gott um die Vergebung der Sünden, die sie mit lieb (123,2) begangen haben könnte. Ihn habe die Dame von der ihm angeborenen Sünde (127,2f.: misßthaut, die mir an porn  | was; Erbsünde?) gereinigt, die Heldentaten zur Stärkung des Glaubens habe sie angespornt, wenn sie von ritterschafft unnd eren (128,2) gelesen und gehört habe. Wegen ihres Drangs nach dem Guten und Ablehnung des Bösen habe der Sprecher sie oft einen von Gott gesandten Engel genannt (129). Mit ihren Worten habe sie die Minne versüßt, sie sei ein zuchtmaister aller schanden fry (133,4) gewesen, habe mit Weisheit andere Damen und Männer oft belehrt und Gott über alles geliebt. Ihr Tod habe den Sprecher in maßloses Leid gestürzt und er müsse nun Schmerz empfinden, wenn er tugendhaften Damen begegnet. Doch betreffe der Verlust nicht nur ihn, sondern sei ein Schaden für das ganze Land (140). In direkter Anrede an die Liebenden bittet er diese, ihm beim Trauern um ihren Tod zu helfen (144,2: ir minner, helfft mir clagen!). Daraufhin folgt eine durch Klageelemente und Segenswünsche für die Seele der toten Geliebten unterbrochene Minnelehre. Der Sprecher warnt vor der Unminne, d.h. vor der ungezähmten Minne (150: Gleichnis vom Fohlen, das gezähmt werden muss), und bietet sich als Exempel makelloser Liebe (152) an. Zugleich preist er die Minne als edel und dankt ihr dafür, dass sie ihn begnadet habe. Obwohl ›Herz und Sinn‹ zur Unminne neigten, würde die Minne letztlich doch siegen, denn Gott selbst habe die rechte Minne in einer Klause eingeschlossen (157,5: das minn so gar ist becluset) und dort bei ihr gewohnt (157,7: gott selb haut da behuset); dafür danke er Gott. Zuletzt wendet sich der Sprecher an Maria: Der Urheber der Unminne habe, wie die Bibel sagt, seinen Willen gehabt und die Liebenden hätten dadurch große Sünde begangen. Diese bleibe aber auf gedanklicher Ebene, denn zur Tat sei es um Gottes und der Ehre willen nicht gekommen (Sinn unklar). Er bittet die Jungfrau und ihr Kind um Abwendung der Strafe. – Zum Schluss versichert der Sprecher, dass sein Schmerz größer würde, falls er schlecht gedichtet hätte. Seine Zunge habe sich nach dem Herzen gerichtet, und er habe sein als Dienst verstandenes Gedicht in wahrer Minne vollendet, auch wenn ihn das Leid am Ende überwältigt habe. Er dankt der Jungfrau, dass seine Minne niemals durch Unminne entehrt worden sei. Nach dem Verlust seiner Geliebten wolle er sich Maria ergeben, der er sich selbst und seine Geliebte anvertraue. Aufgrund der Keuschheit ihrer beider Liebe erbitte er (wiederum für beide) die Gnade der Gottesmutter und einen Segenswunsch von den Menschen/dem Publikum: sprecht unns zü hylffe: »amen!« (164,6), damit ihre Minne in der Minne Mariens verschlungen werden möge. Para l lelen: Vgl. die Hadamar-Tradition, bes. B517 (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, lexikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus darstellen (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, vgl. dazu B266, Str. 146–157.

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B70 Liebesklage

Sonstiges: Alternativer Titel: ›Minneklage‹ (II). Der Text ist, so Glier 2VL, 578, »nach Hartmanns von Aue ›Klage-Büchlein‹ (B48) die längste Minneklage im deutschen Mittelalter«.

B70 Liebesklage Sammlung von Klage-, Werbe- und Preisstrophen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Nyerup 1787, 93–102 Nr. III

Datierung: nicht mehr zu ermitteln

Literatur: Nyerup 1787, XVIII; Blank 2VL 5 (1985), 800f.

Überlieferung: *Temlers Pergamenths.; 38 Str. (ca. 266 V.) Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist nur noch in der Edition zu greifen, die auf eine Abschrift C. F. Temlers in Kopenhagen zurückgeht, die dieser am 14.2.1777 aus einer nicht identifizierten Pergamenthandschrift (e vetustis membranis, vgl. Nyerup 1787, XVIII) genommen hat. Angaben zum Aufbewahrungsort, zu Alter und zur Herkunft der Hs. sowie zum ursprünglichen Umfang und zum Überlieferungskontext der Strophen fehlen bereits dem Herausgeber Nyerup. Vorlage Temlers könnten zwei Pergament-Doppelblätter gewesen sein (brieflicher Hinweis von G. Kornrumpf, München), das innerste einer Lage (Str. 11–28) und ein zweites, getrennt durch mindestens ein verlorenes Doppelblatt (Str. 1–10 und Str. 29–38). In die Lücken könnten auch Text-Neuanfänge gefallen sein, so dass die vorliegenden Strophen ggf. zwei bis drei Texteinheiten entstammen könnten. Erkennbar ist das metrische Muster der Titurelstrophe, das aber vielfach erweitert und variiert erscheint (bes. Str. 13–26). Gegebenenfalls könnte in diesen formalen Unterschieden ein Ansatz für eine weitere Aufteilung des Strophencorpus zu finden sein. Nicht zu entscheiden ist, ob die Sprachmischung (nach Blank vor allem mitteldeutsche, teilweise aber auch oberdeutsche und niederdeutsche Formen), die Lücken und die zahlreichen schwer verständlichen Stellen auf die Hs. zurückgehen oder einer fehlerhaften Transkription geschuldet sind. Überschrift: – Inha lt: Der Text ist sprachlich oft dunkel. Eine Kohärenz der Strophenanordnung ist bis auf wenige Ausnahmen thematisch und durch Schlüsselbegriffe verbundener Stro-

B70 Liebesklage

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phengruppen (vgl. Str. 8–9, 24–26 und daran anschließend 27–28, 32–35) nicht zu erkennen. Einzig der mehrfache Verweis auf die Strophen als desse mere (Str. 1, 5, 30) scheint auf das Bewusstsein von einer (wie auch immer gearteten) Texteinheit hinzudeuten. Die Sprecherhaltung wechselt beständig (teilweise auch mitten in der Strophe) zwischen monologischer Klage (Str. 3, 10, 16, 29, 32–38) und monologischem Preis (Str. 18, 21–22, 24–28), Rede an ein Publikum (Str. 1), Apostrophe der Geliebten (Str. 2, 7, 9, 11–14, 16–17, 19–20, 23, 31) und der Anrufung von Personifikationen (Str. 4, 6, 15, 21). Einige Strophen (Str. 5, 8) sind ggf. als Frauenstrophen zu verstehen. Str. 1: Der Sprecher warnt, seine Worte in Zweifel zu ziehen. Gott würde diese Beleidigung rächen.  – Str. 2: Der Sprecher versichert der Geliebten seine Liebe. Das angeführte Exempel (die Zerstückelung seines rechten Arms käme ihm angenehm vor) bleibt aufgrund von Textausfall dunkel. – Str. 3: Der Sprecher kritisiert die olden wiben, die Zauberei und Traumdeutung betrieben, deren Voraussagen aber hinsichtlich seiner Liebeserfüllung nicht eingetroffen seien. – Str. 4: Der Sprecher wendet sich an Uenus vrowe godynne, wegen der er schreibe und die jeden zur Minne antreibe. Sie solle ihm helfen, den Abschied zu beweinen (?), wer aber darüber lache solle ihr Feind werden. – Str. 5: Die Geliebte (oder Venus?) antwortet dem Vrunt, dass ihr seine Klage arg sei. Es folgt eine Lehre: discordia könne auch zwischen zwei Menschen, die sich von Herzen liebten, treten und dafür sorgen, dass sie rasch getrennt würden. – Str. 6: Der Sprecher verflucht die Fee, die seinen Kummer erzeugt habe. Mit Interjektionen (Ach vvaphen io vnde heye) und in direkter Apostrophe macht er die rechte morderynne verantwortlich dafür, dass er von der Geliebten getrennt sei. – Str. 7: Der Sprecher richtet eine Dienstversicherung an die Geliebte, bittet um ein Gebot und bekräftigt, es um ihretwillen auszuführen. – Str. 8: Unklar ist, ob hier der Mann spricht, oder eine weibliche Sprecherin anzunehmen wäre: Sentenzenhaft wird dem, der zu wenig wage, aber auch dem, der nicht Lohn gewähre, das Verderben vorausgesagt. Er (oder sie?) wolle daher bis an sein Ende Lohn gewähren. – Str. 9: Als Antwort auf die vorhergehende Strophe wird verneint, dass aus der Gewährung Schaden erwachsen könne, dieser sei aber schon durch anderes falsches Verhalten des Gegenübers entstanden. – Str. 10: Auch sein Feind könne ihm nicht schaden (danach Textverlust). – Str. 11: (Textverlust) Der Sprecher klagt sich vor der Geliebten selbst an: Er wisse nicht, wie er ihr seine Bitte vortragen solle. Er bekräftigt, zum loyalen hofgesynne zählen zu wollen. – Str. 12: Der Sprecher versichert der Geliebten, dass er ihr – so wie die treue Dienerin der reinen Blankeflos ein Sorgen vertreibendes Blümlein gebracht habe – helfen wolle, ihren Zweifel an seiner Treue auszuräumen. – Str. 13: Der Sprecher bittet die Geliebte, ihm ihre Treue, Beständigkeit, ihren Gruß und ihr Lachen nicht zu entziehen, da es ihn – wenn es ehrlich gemeint sei – für sein Leid entschädigen könne. – Str. 14: Der Sprecher versichert der Geliebten, dass er bei Ausbleiben ihres Trostes in Leid und Freudlosigkeit gestürzt werde. Er halte es nicht aus, auf sie zu verzichten und von ihr getrennt zu werden. – Str. 15: Der Sprecher preist die mynne (ggf. ist hier auch die Geliebte gemeint?) in direkter Apostrophe, die Quelle allen Glücks zu sein. Er strebe nach ihr, Leid halte er nicht aus. Jedoch könne ein Gruß seine Freude erneuern. – Str. 16: Der Sprecher bekennt, wissen zu

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B70 Liebesklage

wollen, wie er der Geliebten zuliebe leben solle. Er versichert der Geliebten (reyne werte), aber alles dafür tun zu wollen, da er nichts Lieberes besitze. – Str. 17: Der Sprecher klagt sein Leid. Er bittet die Geliebte, ihn bald zu erlösen und ihm zu helfen, da er ihr in vollständigem, ewigem und exklusivem Dienst ergeben sei. – Str. 18: Der Sprecher preist das Ansehen und die Vollkommenheit der Geliebten, an deren Dienst er festhalte. Er bitte Gott, ihre Sittsamkeit und ihr Ansehen makellos zu erhalten. – Str. 19: Der Sprecher versichert der Geliebten, sie immer tugendhaft und mildtätig erlebt zu haben. Er bekennt, dass er zu großer Klage verdammt wäre, sollte sich die Frau von ihm abwenden. – Str. 20: Der Sprecher fragt sich, wie er zur Freude finden könne, wenn es ihm nicht gelänge, die Gunst der Geliebten zu erlangen. In einer Apostrophe der Geliebten bittet er sie, zu verhindern, dass ihm aus seiner Liebe Schmerz erwächst. – Str. 21: Der Sprecher preist den erlösenden Trost, der ihm durch die Geliebte zukommen könnte. Er fürchtet aber, zu niedrigen Standes zu sein (ich vruchte ich musz vntgelden | daz ich ir bin zu zvvach). In einer Apostrophe (du utzerwelter somer tach) bittet er den Sommer, dafür zu sorgen, dass sie beide glücklich alt würden. – Str. 22: Der Sprecher versichert, beständig seiner vollkommenen Geliebten dienen zu wollen. Seine Herrin solle ihm helfen, nicht in Zweifel zu geraten und zu verzagen. – Str. 23: Der Sprecher bittet die Geliebte um Erhörung und versichert, sein Leben lang nach nichts anderem zu streben. Signifikant ist die fünfmalige Nennung des Schlüsselworts gnate. – Str. 24: Der Sprecher preist den Mai, seine Blüten und Knospen, seinen sutzen himmels tovv. Die gesamte Natur würde davon erfreut. – Str. 25: Der Sprecher berichtet, dass sein Kummer angesichts der blühenden Natur vergangen sei. – Str. 26: Der Sprecher bekennt, dass es etwas gäbe, dass ihn noch mehr erfreuen würde als der nüvve mey und die in ihm enthaltene Freude, nämlich der Quell, aus dem lustvolle Freude dringe. – Str. 27: Der Sprecher bekennt, einen roten Mund gesehen zu haben, nach dem er nun verlange. Dieser Mund glänze heller als Mai und Sommer. Er schließt mit einer Bitte an die Geliebte (helph lieber trost) und einer Dienstversicherung.  – Str. 28: Der Sprecher preist den Mund (Textverlust). – Str. 29: (Textverlust) Adel, Reichtum oder Stärke würden nicht helfen. – Str. 30: Der Sprecher will diejenigen, die ihm nicht glaubten, in seinem Herzen den Schmerz konkret ertasten lassen. Seine Klage sei auch nicht für die bestimmt, die nie gelitten hätten. – Str. 31: Der Sprecher bekennt der Geliebten, nur ihr allein seinen Kummer zu klagen: Rosen, Blumen, Sommer und Maienblüte könnten ihn nicht erfreuen, all sein Glück sei ihm genommen. Wer darüber lachen könne, solle es tun. – Str. 32: Der Sprecher stellt sich die Frage, wie es einem Mann ohne Sorgen gehen mag. Er selbst sei noch nie froh gewesen. – Str. 33: Der Sprecher habe nie glauben wollen, dass ein Mann über sein Unglück weinen könne, bis er nun selbst in Trauer und Unglück gestürzt worden sei. – Str. 34: Zeitlich begrenztes Leid könne man ertragen und sollte auch nicht darüber klagen. Leid, das von Tag zu Tag wächst, könne selbst einen beleibten Mönch aufzehren.  – Str. 35: Der Sprecher äußert als seine einzige Sorge, dass er, wenn er so viel Freude erführe, wie er jetzt Sorgen habe, diese nicht mehr angemessen tragen könnte. Er spreche dies aus seinem Unglück, niemand könne wissen, wie sein Leben dann beschaffen sei. – Str. 36: Der Sprecher bringt eine Sentenz: Wer törichte Fragen stelle, bleibe ohne Antwort. Er hätte gerne

B71 Liebesklage

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berichtet, was ihm alles Gutes widerfahren sei, jedoch könne er – egal ob öffentlich oder heimlich – nur in Hochstimmung (in hoen muthe) leben. – Str. 37: Der Sprecher bekennt, dass all sein Glück vom Verhalten der Geliebten abhänge (ob sie daz ende honnighet etter gellet). – Str. 38: Der Sprecher beklagt, aufgrund des Kummers, den ihm die Geliebte bereite, dahinzuschwinden wie die Tage nach der Sonnwende. In einer Apostrophe der Geliebten bekennt er, beständig an sie zu denken (du kummest mir stunden guthe | number stunde eyns vingers lang ute meinem muthe). Para l lelen: Thematisch und in den Motiven scheinen – wie in anderen Texten der HadamarNachfolge, etwa B30a und B30b, B69, B229, B266 usw. – enge Verbindungen zum Minnesang zu bestehen, etwa zu Liedern Heinrichs von Morungen (vgl. die Klage über die Zweifler in Str. 1 mit MF 133,13f.; Str. 6 mit MF 126,8 und MF 147,4; die Relativierung des Mai in Str. 26 mit MF 141,8, den konkret fassbaren Beweis in Str. 30 mit MF 127,1ff.), Wolframs von Eschenbach (vgl. die ›Maienstrophen‹ 24–26 mit KLD 1,69 VI.1–2) sowie zum ›Minneleich‹ Konrads von Würzburg (vgl. den Verweis auf Venus Str. 4, auf ›Discordia‹ Str. 5, ggf. auch die Blankeflos/BlancheflurAnspielung in Str. 12).

B71 Liebesklage Konventionelles Liebesbekenntnis und Bitte um Erhörung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 242f.

Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 220

Überlieferung: St5 202r–203r; 48 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. St5 als erster Text des Minneredenteils. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher richtet sich an die Geliebte: Der Anblick ihres Gesichts habe sich ihm eingeprägt, was ihn von allem Schmerz befreit habe. Die Liebe, die er ihr beständig sende, sei nicht in Worten zu fassen (Unsagbarkeitstopos). Er müsse, was er auch tue, liebevoll an sie denken. Er beklagt, das meiden ye geborn wart (20), da es ihm beson-

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B72 Liebesklage

deren Herzschmerz zufüge. Er hofft, dass sie seine Treue und sein Verlangen wahrnehme und seine Not beende – auch, weil er ihr bis an sein Ende treu ergeben sei. Könnte er sein eigenes Herz sehen, wie es in ihr verborgen liegt (Herz bei der Dame), wäre er von allen Sorgen befreit. Er bittet die Geliebte nochmals, sein Verlangen und seine treue Ergebenheit als knecht […] verdinget ane zill (44f.) (Leibeigenschaft) anzuerkennen. Er schließt mit einer Segensbitte: Gott solle sie stärken und sie vor allem Schaden behüten.

B72 Liebesklage Liebesklage mit Bitte um eine kurze Antwort (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1410 Überlieferung: Bs1 24vb–25ra; 74 V.

Edition: Willems 1844, 222–224; Serrure 1855, 387–389; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 221–223 Literatur: –

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im der Sammelhandschrift Bs1 in einer Reihe von religiösen ›Sproken‹ und Gebeten. Der Text ist von derselben Hand unterschrieben mit dese sproke Ay mi in wist noyt van minnen. hout lxxiiij. verse. Der Text wird also vom Schreiber explizit als Sproke (Rede) bezeichnet. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van minnen Inha lt: Der liebende Sprecher spricht seine Geliebte direkt an und erklärt, dass er Tag und Nacht wegen seiner Liebe leide. Eine Begegnung mit ihr würde ihm Ruhe geben, aber das sei unmöglich, weil die Neider mit ihren bösen falschen Zungen (26: Metten quaden valschen tonghen) ein Treffen verhinderten. Der Sprecher wünscht sich, dass die Neider vom Teufel geholt würden (31: Ic woudse de duuel moeste halen). Ein Gespräch mit ihr würde sein leidendes Herz entlasten. Sie besitze sein Herz, seine Sinne und Gedanken. Wenn sie auch für seine Augen weit entfernt sei, sei sie ihm doch immer im Herzen. Er sei ihr Leibeigener. Die Neider könnten zwar ihre Begegnung verhindern, aber ihre Herzen könnten sie nicht trennen. Er verspricht, dass er sie nie im Stich lassen werde. Wenn sie ihn gleichfalls liebte, stünden sein Körper und Herz ganz zu Verfügung. Im Stil eines Liebesbriefs bittet er seine auserkorene Geliebte abschließend um eine kurze Antwort.

B73 Minnesprüche an die Geliebte

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B73 Minnesprüche an die Geliebte Reihe von Spruchweisheiten mit Anrufung der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 107 Nr. 184

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Ziegeler 1985, 57f.; Ziegeler 2VL 6 (1987), 595f.

Überlieferung: Ka3 194vb–195ra; 20 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen von Minnereden und Sprüchen in der Hs. Ka3. Überschrift: – Inha lt: A Spruchweisheiten (1–10): Die erste Hälfte des Textes bilden fünf unverbunden aufeinander folgende Verspaare mit Spruchweisheiten, die auf die Liebe bezogen sind (Anapher: dreimal [3, 5, 9] beginnt ein Verspaar mit Lieb han): Frauenfeindlichkeit ist immer lasterhaft (1f.); Liebe zu haben und gleichzeitig getrennt zu sein (›Meiden‹), ist bitter (3f. und 5f.); Verzicht auf Liebesbeziehung bietet Schutz vor Spott (7f.); Liebe ohne Erhörung ist ein ›Rost‹ für das Herz (9f.). B Anrufung der Geliebten (11–20): Es folgen wiederum fünf Verspaare mit den anaphorischen Anfängen Lieb (11, 17, 19) bzw. laz (13, 15), in denen der Sprecher der Geliebten seine Treue versichert (11f. Herz bei der Dame trotz Abwesenheit), sie vor falschen Ratgebern warnt (13f.), die von außen herangetragenen (15f.) und inneren Zweifel der Dame (19f.) ausräumt, und seinen Trennungsschmerz zum Ausdruck bringt (17f.). Para l lelen: Vgl. die Bemerkungen zu B304 (P a r a l l e l e n ).

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B74 Minnesprüche an die Geliebte

B74 Minnesprüche an die Geliebte Zwei Abschnitte z.T. spruchartiger Verse, wohl in der Form eines Wechsels (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 111 Nr. 185

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: –

Überlieferung: Ka3 195ra; 22 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen von Minnereden und Sprüchen in der Liedersaal-Hs. Ka3. Überschrift: – Inha lt: Lassberg 1825, 110, weist auf die inhomogene Struktur des Textes hin und deutet ihn als fragmentarisch bzw. als Exzerpt aus einem größeren Zusammenhang. Folgende doppelte Struktur scheint immerhin erkennbar: A Rede einer Frau (1–10): (a) Derjenige, dessen Geliebte sie werde und geworden sei, habe Glück und Ehre (1–4); es folgt ein (b) Liebesbekenntnis an ein ›Du‹ gerichtet: Gott sei Zeuge ihrer Liebe (5f.); dann eine (c) Spruchweisheit zum Thema Treue: Es sei nicht mit Treue vereinbar, mehrere Geliebte zu haben (7f.); und abschließend (d) eine erneute Anrede eines ›Du‹: Er habe schlecht auf sie aufgepasst, deswegen (?) wolle sie ihm folgen (9f.) (mit Blick auf die parallele Stelle in V. 21f. ist vielleicht zu lesen: ›dennoch wolle sie ihm folgen‹). B Rede eines Mannes (11–22): (a) Diejenige, die er liebe, bekomme er nicht; diejenige, die er nicht möge, bekäme er jederzeit (11–14); es folgt ein (b) Liebesbekenntnis an ein ›Du‹ gerichtet mit Neujahrswunsch (15f.); dann eine (c) Spruchweisheit zum Thema Treue: Der ist traurig, der eine untreue Geliebte hat (dies ist ein Spruch von Freidank: Bezzenberger 1872, V. 101,27f.), der Verweigerer von Minne solle draußen bleiben (17–20); und abschließend (d) eine erneute Anrede des weiblichen ›Du‹: Sie leide absichtlich (21: Du lidest willeclich), dennoch wolle er sie trösten (21f.). Para l lelen: Vgl. die Bemerkungen zu B304 (P a r a l l e l e n ).

B75 Liebesklage

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B75 Liebesklage Klage über falsche Liebe und falsches Werben der anderen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 375 Nr. 221

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Ziegeler 1985, 57–59; Ziegeler 2VL 5 (1985), 801

Überlieferung: Ka3 227rb; 16 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen von Minnereden und Sprüchen in der Liedersaal-Hs. Ka3 Überschrift: – Inha lt: Sich absetzend von den vielen, die den Mai preisen oder nur nach Stand und Besitz fragen, preist der Sprecher seine lobenswerte Geliebte. In direkter Anrede (7: Min lib) versichert er der Geliebten seine Ergebenheit und beklagt seinen Kummer. Anders als derjenige, der nur mit Worten, aber ohne Treue im Herzen diene (14: Verfluchung der valschen hercen; Innen vs. Außen), wolle er ihr sein Herz übergeben. Der Sprecher beklagt, dass seine Geliebte ihm lait vnd unmuot (16) bereite. Para l lelen: Ziegeler 1985, 58, weist auf die Ähnlichkeit der Rede mit B73 hin.

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B76 Amsterdamer Liebesgruß

B76 Amsterdamer Liebesgruß Einzelblatt-Liebesbrief (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1450 Überlieferung: Am1 Recto-Seite; 30 V.

Edition: Borchling 1898–1913, 245; Schulz-Grobert 1993, 28 Nr. 5 (nur Abb.); Wand-Wittkowski 2000, 108f. Literatur: Borchling 1898–1913, 244; Rheinheimer 1975, 185; Schulz-Grobert 1993, 24, 174; Wand-Wittkowski 2000, 108f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf einem an der Querseite einmal gefalzten Einzelblatt. Die Verse sind fortlaufend geschrieben und durch Doppelvirgel abgetrennt. Auf der Rückseite des Blattes ist nur die Seite links vom Falz mit Tuchrechnungen beschrieben (hier Blattverlust durch Beschnitt). Borchling 1898–1913, 244, nimmt daher die Herkunft aus einem Rechnungsbuch an, Schulz-Grobert 1993, 24, vermutet dagegen, dass zunächst der Brief geschrieben und gefaltet wurde und erst danach der Eintrag der Rechnungsnotizen auf der noch freien Außenseite erfolgte. Überschrift: – Inha lt: A Liebesgruß (1–8): Der Sprecher grüßt seine Geliebte, preist ihre Tugendhaftigkeit und Schönheit und bekennt seine heimliche Liebe, auf deren Erfüllung er Tag und Nacht hofft. B Bitte um ein Treffen (9–24): In fortgesetzter direkter Anrede der Dame wünscht der Sprecher, nur eine Stunde mit ihr alleine zu sein, um dadurch und durch einen Kuss ihres roten Mundes geheilt zu werden. Er verspricht lebenslange Verschwiegenheit und bittet die Geliebte um die heimliche Mitteilung eines Termins und Ortes für ein Treffen zu zweit. C Segenswunsch (25–30): Der Sprecher schließt mit einem Segenswunsch mit doppelten Adynaton (›Gott erhalte euch gesund, bis eine Meise den (Meeres-)Grund auftrinkt‹ / ›Bis ein Floh in den Himmel springt‹), der Versicherung, er habe den Brief eilig und eigenhändig geschrieben (29: Geschrieben ylewyse mit myner hende) sowie einem weiteren Segenswunsch (30: Got uwer sachen zum besten wende).

B77 Liebesbrief

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B77 Liebesbrief Liebesbrief als Ersatz für eine direkte Kontaktaufnahme (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1410 Überlieferung: Bs1 39ra–39rb; 80 V.

Edition: Serrure 1855, 389–391; Erné 1963; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 276–278 Literatur: Erné 1963; Rheinheimer 1975, 184

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Sammelhs. Bs1, zwischen zwei Schwankmären. Der kreuzgereimte Text ist mittels Initialen eingeteilt in unregelmässige Strophen von 4 oder 8 Versen. Gemäss Erné 1963 gibt es eine inhaltliche Zweiteilung (V.  1–40 und V.  41–80); das ursprüngliche Gedicht wird regelmäßige Achtzeiler gehabt haben. Wie auch im Fall von B72 (ebenfalls in dieser Hs. überliefert) wird der Text in der Unterschrift vom Kopisten als ›Sproke‹ (Rede) gedeutet. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van minnen Inha lt: A Liebesbriefeingang (1–40): Der Sprecher schreibt in direkter Anrede einen Gruß an das ›schöne Wesen‹ (1: ane v reyne creatuere), die Liebste aller Frauen, Spiegel seines Herzens, und erklärt, dass er immer ihr Diener sein wolle. Sie sei ihm ins Herz gedrückt wie ein Siegel. Es töte ihn, dass er nicht mit ihr sprechen könne. Wenn er bei ihr sein könnte, ohne Angriffe der Neider zu fürchten, wäre er von Kummer befreit. Er müsse die Geliebte meiden wegen böser Zungen, und deswegen leide er. Er könne nur ausharren, weil er gute Hoffnung habe auf eine Wende zum Guten. Wenn sie, seine schöne Jungfrau (35: ouercuusche smale), sich an seine Qual erinnern würde, könnte er sein Leid leichter tragen. B Sicherheitsvorkehrungen (41–64): Weil er nicht mit ihr sprechen könne, schreibe er ihr diesen Brief, sodass sie an ihn denken werde. Er möchte aber weder ihren noch seinen Namen nennen, weil die Gefahr bestehe, dass der Brief an einen dritten gerate. Weil er vor allem ihre Ehre bewahren wolle, bitte er sie, sich vor Schande zu hüten. Er fürchte vor allem die falschen Zungen der Klaffer (61f.: niders tonghen sijn soe fel | Ende quaet te clappen alsoe ghereet). C Bitte um Antwort (65–80): Der Sprecher bittet die Geliebte, ihm in einen Brief oder mündlich mitzuteilen, ob er vergebens liebe. Er bittet sie, ihm die Wahrheit zu sagen, versichert aber auch, dass er sterben würde, wenn sie ihn im Stich lasse. Er schließt mit einem Segenswunsch mit doppeltem Adynaton (›So viele gute Jahre, wie

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B78 Liebesbrief

Wassertropfen im Meer sind oder Haare auf ihrem Haupt‹). Er spricht die Hoffnung aus, dass Gott bei ihr sein werde und bekräftigt, dass sie im Grund seines Herzens verwurzelt sei. Para l lelen: Die in Bs1 überlieferten Liebesbriefe B77 bis B80 ähneln sich in einigen sprachlichen Wendungen und Argumenten.

B78 Liebesbrief Liebesbrief, der eine zugleich übersandte Rose erwähnt, die die Empfängerin ihrem Geliebten schenken soll (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1410

Edition: Serrure 1855, 366–369; Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 1, 408f. Literatur: Schulz-Grobert 1993, 187

Überlieferung: Bs1 67rb–67va; 33 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem kleinen Minneredenblock der Sammelhandschrift Bs1. Vor oder nach V. 27 (Waise) ist wahrscheinlich ein Vers ausgefallen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van minnen Inha lt: Der Sprecher, der im ganzen Brief nur in der dritten Person von sich redet, grüßt die Geliebte. Er erklärt, dass ihr jemand, der mit Liebe zu ihr erfüllt sei, diesen Brief schicke. Er beschwöre sie im Namen von Venus, der Göttin der Liebe, und im Namen der Macht, die sie über ihn habe: Sie möge die Rose, die dieser Brief enthalte (17: Dese rose die staet in desen brieue), an denjenigen weitergeben oder demjenigen schicken, den sie am liebsten habe. Der Absender schicke einen Brief, weil er keinen Namen nennen wolle. Der Brief endet mit einem Segenswunsch und einer Aufforderung zur Treue. Para l lelen: Die in Bs1 überlieferten Liebesbriefe B77 bis B80 ähneln sich in einigen sprachlichen Wendungen und Argumenten.

B79 Liebesbrief

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B79 Liebesbrief Liebesbrief mit Bitte um Rückantwort (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1410 Überlieferung: Bs1 69ra–69rb; 38 V.

Edition: Serrure 1855, 366f.; Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 1, 415f. Literatur: Wallmann 1985, 265f.; Schulz-Grobert 1993, 187

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem kleinen Minneredenblock der Sammelhs. Bs1. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van minnen ene vriendelike groete van enen lieue ten anderen Inha lt: A Gruß (1–20) Der Sprecher wünscht seiner Geliebten (6: suete lief ) so viele gute Tage, wie Gott sie geben wolle. Er schicke der schönen jungen Dame einen Brief, weil er sie wegen Furcht vor Verleumdern nicht sprechen könne. Um ihre Ehre zu bewahren und sie zu schützen gegen Verleumder, grüße er sie geheim. Er sinne Tag und Nacht darüber, wie er mit ihr reden oder ihr begegnen könne, weil seine ganze Hoffnung auf sie gestellt sei. B Bitte (21–38): Deswegen bittet er sie, dass sie ihm zum Trost einen Brief oder eine Nachricht auf einer (Wachs)Tafel schicke (24f.: brief | Ochte ene tafele). Dies wäre so, als ob sie es ihm selber sagen würde. Er sehne sich nach dem Tag, an dem sie ihn vorlade, und versichert, dass er ihr immer als ihr freiwilliger Leibeigener (30: v eyghen vri) dienen werde, weil sie ihn heimlich mit ihre Liebe gefangen habe. Er bittet sie, so an ihn zu denken wie er an sie, so wie Geliebte aneinander denken (38: Als lief om lief ). Para l lelen: Die in Bs1 überlieferten Liebesbriefe B77 bis B80 ähneln sich in einigen sprachlichen Wendungen und Argumenten.

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B80 Liebesbrief

B80 Liebesbrief Liebesbrief mit Lob der Geliebten und Treueversprechen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Früheste Überlieferung um 1410 (Bs1); Überlieferung: Bs1 69rb–69va; 32 V. Bs4 63v–64r; 34 V.

Edition: Serrure 1855, 367f. (nach Bs1); Priebsch 1906b, 448 (nach Bs4); Brinkman/Schenkel 1999, 416f. (Bs1) Literatur: Schulz-Grobert 1993, 187

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einem kleinen Minneredenblock der Sammelhs. Bs1 sowie vereinzelt unter anderen Gattungen im über hundert Jahre jüngeren ›Venloer-Geldrischen Hausbuch‹ (Bs4). Die Hss. bieten, abgesehen von Dialektunterschieden, den gleichen Text, Bs4 hat jedoch vier andere Schlusszeilen: Der Sprecher bittet die Frau, treu zu sein, wie er es sei; werde sein Verlangen erfüllt, würde er glücklich sein. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Noch een vriendelike salwt van minnen (Bs1) I n h a l t (nach Bs1): Der Sprecher spricht eine schöne junge Dame direkt an; ihre Tugendhaftigkeit könne er nicht vollständig preisen. Gott habe sie mit so vielen guten Eigenschaften versehen: Schönheit, Demut, höfisches Benehmen und Sprechen, Weisheit usw. Er grüßt sie demütig, erklärt, dass er immer zu ihrem Dienst bereit sein werde, und bittet Gott, ihr Glück und Ehre zu schenken. Er verbringe die Zeit in schweren Gedanken, weil sein Herz dort sei, wo auch sie sei (Herz bei der Dame). Er werde seinen Sinn nie auf etwas anderes richten, sei es zum Schaden oder zum Vorteil. Sie sei die Königin seines Herzens, und er wolle ihr Leibeigener bleiben (27: v eighen vri). Er befiehlt sie Gott und bittet sie, an ihn zu denken, weil er in Not sei (32: Peinst om mi ic ben in node). Para l lelen: Die in Bs1 überlieferten Liebesbriefe B77 bis B80 ähneln sich in einigen sprachlichen Wendungen und Argumenten.

B81 Liebesgruß

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B81 Liebesgruß Kurzer Liebesgruß und Klage über das Meiden (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Priebsch 1906b, 448 (nach Bs4)

Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 16. Jh.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 192 (sieht den Text mit B080 zusammen)

Überlieferung: Bs4 64r; 6 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ›Venloer-Geldrischen Hausbuch‹ Bs4. Der Text folgt auf den Liebesgruss B80 und ein Reimpaar zum ›Scheiden‹; aufgrund der neu ansetzenden Grußformel kann er als selbständiger Liebesgruß von diesen Texten abgetrennt werden. Nach dem Liebesgruß folgen Lieder und Sprüche. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Der Schreiber grüßt seine Geliebte und erklärt, dass er gerne dort wäre, wo sie sich befindet. Wegen der Neider, die sie belauschten, sei das aber nicht möglich. Diese verborgene Liebe bereite ihm Schmerzen.

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B82 Liebesgrüße

B82 Liebesgrüße Sammlung von kurzen Liebesgrüßen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 16. Jh. Überlieferung: Kurzfassung: Bs4I 10r–10v; 45 V. Langfassung: Bs4II 43r–47r; 185 V.

Edition: Priebsch 1906a, 309–313 (Grüße 9, 24, 26, 28* nach Bs4 I; 2–3, 5–8, 10–14, 19, 21–23, 25–26, 28, 29 nach Bs4 II); Schulz-Grobert 1993, 187–192 (Grüße 9, 24, 28*, 29, 18, 26 vollständig nach Bs4 I; Grüße 1–8, 10, 12–13, 16–17, 19, 22, 25, 28 vollständig nach Bs4 II) Literatur: Holtorf 1973, 15 (Nr. 63), 50; Rheinheimer 1975, 48f., 185f.; Stöllinger-Löser 2VL 5 (1985), 791f.; Rheinheimer 2VL 5 (1985), 796f.; Schulz-Grobert 1993, 187–192; Wand-Wittkowski 2000, 139f., 149–153, 171f.; Tervooren 2003a, 225f., 231; Tervooren 2006b, 187f.

Beschreibung der Überlieferung: Die aus Venlo oder Geldern stammende niederländische Hs. Bs4 43r–47r (= Bs4II) überliefert eine vielleicht als Liebesbriefsteller, sicher aber als Texteinheit konzipierte Sammlung von 29 Liebesgrüßen. Überschrift (s.u.) und Einleitungssentenz (43r: Wye eyn soete lieff will kyesen | dye kyese maria die reyne mag(et) | want si is van herten alsoe clare | si maeckt meninge bedroefde herten vro) beziehen die weltlichen Brief- und Grußformeln (in parodistischer Absicht?) auf Maria. Innerhalb der Sammlung ist der Beginn der einzelnen Grüße jeweils durch ein Alineazeichen klar markiert. Über die Hälfte der Sprüche haben den stereotypen Eingang Got groot u / dich lieff. Auf Bs4 10r–10v (= Bs4I) findet sich eine Kurzfassung derselben Sammlung. Hier sind acht Grüße ohne Überschrift, aber mit derselben Einleitungssentenz und mit gleicher Abtrennung der Einheiten durch Alineazeichen überliefert: Gruß 9, 11, 12 (nur V. 1f.), 24, 29 (nur V. 1–4), 18, 26 (nur die letzten vier Verse aus der Langfassung, erweitert um ein zusätzliches Adynaton am Schluss: wyns der haeß vyngt eynen hont | ende bringten en eynen seyl | toe Coelen vp dem merkt feil). Die Varianz ist gering. Zwischen Gruß 24 und 29 steht ein nicht in der ›Langfassung‹ enthaltener Gruß von 6 Versen (hier bezeichnet als 28*): O dulcis o du werde soete | nemt vor goit dat ick dy groete | ende mynen kleynen dyenst ontfanck | wye wael daer en is kleyn belanck | Soe meynick dy up gantze truwe | Want ick gantz up dyn liefden buwe. Anzunehmen ist eine gemeinsame Vorlage für Lang- und Kurzfassung. Rechnet man den zusätzlichen Liebesgruß der Kurzfassung (28*) der Vorlage zu (so implizit Rheinheimer 1975, 185), so kann man für diese Vorlage eine Mindestzahl von 30

B82 Liebesgrüße

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Liebesgrüßen annehmen. Aus ihr hätte der Schreiber einmal mehr (Bs4II), einmal weniger (Bs4I) Einheiten exzerpiert – einen vergleichbaren Fall in Bs4 gibt die minnekatechetische Sammlung B316 ab, auch hier sind nebeneinander Kurz- und Langfassung überliefert. Wand-Wittkowski 2000, 150–153, weist auf eine mögliche Entstehung der Kurzfassung als rezipientenabhängige Auswahl hin. Sie deutet sie als drei ›Briefe‹, die aus mehreren Versatzstücken der Sammlung zusammengesetzt sind: Brief I (Gruß 9, 11, 12), Brief II (24, 28*, 29) und Brief III (18,16). Dies könnte die Kürzungen bzw. die Erweiterung im jeweils letzten Spruch erklären: Diese werden vorgenommen, damit die ›Briefe‹ mit typischen Briefschlüssen (Gute-NachtWunsch; Adynaton) enden. Die Langfassung wäre dann wirklich als Briefsteller zu verstehen, aus dem einzelne Grüße gelöst und neu kombiniert werden sollten. Überschrift: De beata virgine (Bs4 43r) Inha lt: (Nach Bs4II) · Die kurzen Grüße in Reimpaaren (4–14 V.) sind thematisch vielfältig. Aufgerufen werden die klassischen Themen höfischer Minne (Dienst: 2, 23; Liebesversicherung: 16, 18, 28; Tugendpreis: 26, 27; Ablehnung von Käuflichkeit: 7; Heimlichkeit und Gespräch: 4, 11, 12, 24) sowie gängige rhetorische Topoi und Bilder (Kaisertopos: 3, 10, 13; Minnegefangenschaft: 2; Wohnen im Herzen: 3, 10, 11, 14, 28; Minnepfeil: 14; Frau als blühende Pflanze: 5, 10, 21, 23, 27). Beides scheint in Gruß 6 parodiert. Neben der stereotypen Grußeinleitung, die in Verbindung mit bestimmten Apostrophierungen deutlich auf marianische Grüße anspielt (5, 7, 22, 23, 25) sind weitere religiöse Bezüge (Jesusminne: 8, 9; Paradiesvergleich: 10, 21; Bibelzitat: 22) offensichtlich, der Verweis auf Gott bildet die Klammer der Sammlung (1, 29). Allerdings werden religiöse Haltungen auch parodiert (Ablass: 21; ›reine Jungfrau‹ als Dienstmagd: 25). Als Elemente der Gruß- und Brieftradition begegnen die Brieffiktion (9, 11, 24, 29), der Gute-Nacht-Wunsch (12, 26, 29), Adynaton (26) und die Kennzeichnung des Grußes als Neujahrsgabe (8, 23). Die meist hoffnungsvolle Grundstimmung durchbrechen einige an die Geliebte gerichtete Warnungen (17,19, 22) sowie zwei sentenzhaft endende Bekenntnisse von enttäuschter Liebe (15, 20). Das Geschlecht des redenden ›ich‹ bzw. Adressaten ist in vielen Fällen nicht eindeutig zu bestimmen (so in 1, 8, 12, 15, 17–19), wird aber in den folgenden Inhaltsangaben als ›der Sprecher‹ aufgelöst. 1. (6 V.; Initium: Got groet dich lieff suuerlick | Ick beuele dy got van hymmelryck): Der Sprecher grüßt die Geliebte und befiehlt sie Gott, Maria und Johannes. Er hofft für sich und der Frau (wy), nicht ohne göttliche Gnade zu sterben. 2. (6 V.; Initium: Got groet dich lieff alder werelt eyn belde  | Ic wolde dat ic weere in uwer gewalt): Der Sprecher grüßt die Geliebte als Vorbild für die Welt. Er wünscht, ihr unterworfen zu sein und ihr durch seine Tugendhaftigkeit immer an sie zu denken. Wenn Sie dann auch immer an ihn denke, so wolle er gerne ihrem Willen folgen.

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3. (4 V.; Initium: Golt enden edelsteyn en coer ick nyet vor u alleyn | hy syt my in myn herte gewracht als eyn damantsteyn): Der Sprecher zieht die Geliebte Gold und Edelsteinen vor. Sie sei wie ein Diamant in sein Herz eingearbeitet (gewracht) und habe den Schlüssel für die Herzenstür, an die noch nie so etwas Liebes gekommen sei. 4. (8 V.; Initium: Got groet dich lieff dats waer | heymelick ende nyet openbaer): Der Sprecher grüßt die Geliebte und wünscht sich, heimlich mit ihr plaudern (kallen) zu können. Er apostrophiert sie als ›meine kleine Tapfere‹ (Myn kleyne stout) und hofft, bei dem Gespräch ihre Zuneigung gewinnen zu können, damit ihm all sein Leid vergehe. 5. (4 V.; Initium: Got groot u lieff wtuercoren | du bloydes als eyn hagedorne): Der Sprecher grüßt die Geliebte und vergleicht sie mit dem blühenden Weißdorn und einem ›Zweig der Minne‹. Gott wisse um die Absichten von ihnen beiden. 6. (4 V.; Initium: Got groot u lieff doer den tuyn | du bis swart ende ick byn bruyn): Der Sprecher grüßt die Geliebte im Garten. Sie sei schwarz, er braun. Sie bleibe sicher in seiner Treue wie ein Säugling in der Wiege (oder wie eine Sau im Trog?). 7. (4 V.; Initium: Got groot u lieff eyn morgents sterre | schone vrouwen syen ich gerne): Der Sprecher grüßt die Geliebte und apostrophiert sie als Morgenstern. Schöne Damen sehr er gerne an. Man könne sie auch anlächeln, dürfe sie aber niemals käuflich zu erwerben versuchen. 8. (4 V.; Initium: Ihesus dat liewe kyndelyn  | moet stede in onsen herten syn): Der Sprecher wünscht, dass wir alle das liebe, sündenfreie Jesuskind im Herzen bewahren – und will diesen Wunsch seiner Geliebten als Neujahrsgruß schicken. 9. (6 V.; Initium: Got groet dich lieff myn alre liefste lieff | Myn hert sent dich desen brieff ): Der Sprecher grüßt die Geliebte und kennzeichnet das folgende als Brief seines Herzens. Dieses habe die Geliebte unter allen Lebenden – ausgenommen Jesus und Maria – auserwählt. Er versichert die Aufrichtigkeit seiner Liebe. 10. (10 V.; Initium: Got groet dich lieff myns herten paradyß | du bis myns herten eyn mandelryß): Der Sprecher grüßt die Geliebte: Sie sei seinem Herz ein Paradies, ein Mandelzweig und ein Sonnenstrahl. Sein Herz sei ihretwegen vollständig verschluckt. So wie das Glas die Sonne durchlasse, so hielten sich seine Gedanken in ihrem Herzen auf. Daher könne er nicht anders als es ihrem Herz zu klagen. Allen Besitz der Welt würde er hingeben, ehe er sie verlassen würde. 11. (10 V.; Initium: Och lieff sluit up dat milde herte dyn | Suich aen den smert ende iaemer des herten myn): Der Sprecher bittet die Geliebte, ihm ihr Herz aufzuschließen und die Not seines Herzens zu beachten, die er ihrer Liebe willen trage und niemandem klagen dürfe. Er könne sie bei keiner Tätigkeit vergessen. Er schließt mit einem Botenauftrag an den Brief: Dieser solle seine Geliebte so grüßen, als sei er es selbst. 12. (6 V.; Initium: Och lieff doer gront myns herten heb ic dit bedacht | dar mit hebbe hondert dusent goyder nacht): Der Sprecher wünscht der Geliebten vom Grunde seines Herzens 100.000 Mal ›gute Nacht‹. Er verwünscht alle Lügner und Gerüchteköche, und schließt mit einem Segenswunsch für die, die ihre Liebe schützen.

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13. (6 V.; Initium: Got groet dich lieff frisch ende stolt  | dat alle dye bergen weren go[l]t): Der Sprecher grüßt die Geliebte. Wenn alle Berge aus Gold und alles Wasser aus Wein wären und er Herr darüber, wolle er lieber auf alles verzichten als eine andere Geliebte zu wählen. 14. (4 V.; Initium: Ick wold da tick weer eyn gulden strael | ende vloet in myns liefkens schaell): Der Sprecher wünscht, ein goldener Pfeil zu sein, der in die Trinkschale der Geliebten fliege – tränke sie daraus, würde er in ihr Herz sinken. 15. (3 V.; Initium: Ick was lieff nu byn ick leit | wael hyn ich moet mich lyden): Dass er ihr früher angenehm gewesen sei und nun verhasst, müsse er ertragen. Sentenz: Auf wechselhafte Freuden kann man sich schlecht verlassen. 16. (4 V.; Initium: Got groet dich lieff ich wiste gern | off ick oech dye liefste weer): Der Sprecher grüßt die Geliebte und will von ihr wissen, ob er ihr der Liebste sei – wenn ja, wolle er ein treuer Freund bleiben. 17. (8 V.; Initium: Lyeff io lieff sich vor dich | du wers soe balde bedrogen als ich): Der Sprecher warnt die Geliebte, sich nicht so zu täuschen wie er. Sollten die Menschen umkehren, wolle er es noch zum Guten wenden und ihr treu sein. Sie solle sein Herz gewinnen und nicht zögern, denn die Liebe stehe am Ende (eynde) – das Reimwort des vorletzten Verses (besynne) würde allerdings eher auf ursprüngliches »am Beginn« (begynne) hindeuten, ggf. hat der Schreiber hier zum Spaß einen Vexierreim gesetzt. 18. (4 V.; Initium: Suet lieff ich groet dich | wanne ich dich sein des frouwe ich mich): Der Sprecher grüßt die Geliebte. Er freue sich, wenn er sie sehe. Er hofft, nicht dafür büßen zu müssen, dass er sie nur selten sehe. 19. (4 V.; Initium: Soet lieff doe ich koes | doe was dye wynt soet oest): Der Sprecher erinnert die Geliebte, dass der Wind bei seiner Entscheidung für sie auf »SüdOst« gestanden habe. Nun stehe er auf »Süd-West«, sie solle die richtige Entscheidung treffen. 20. (4 V.; Initium: Ick was lieff dat meynde ick wael | dats eyn ander lieuer dat weit ich wael): Einst habe er geglaubt, der Liebste zu sein, nun wisse er, dass ein anderer lieber sei. So müsse er leiden und meiden. Sentenz: Auf unbefestigten Brücken kann man schlecht reiten. 21. (11 V.; Initium: Got groet dich lieff myn palmryß | du bis myns herten eyn waer paradyß): Der Sprecher grüßt die Geliebte und apostrophiert sie als Palmzweig. Sie sei seinem Herz ein Paradies. Seit gestern morgen habe er einen großen Ablass erworben, da der Papst für jeden Kuss mit der Geliebten 40 Tage Ablass ausgegeben habe. Nun solle ihm die Geliebte weiterhin helfen, den Ablass zu erwerben – das könne sein Leid trösten. 22. (10 V.; Initium: Got groet dich lieff eyn roesken suuerlich | du geckest mit mich dat duncket mich): Der Sprecher grüßt die Geliebte und apostrophiert sie als reines Röslein. Er merke gut an ihren Handlungen, dass sie ihn täuschen wolle. Es sei schlimmer als Gift, sich als Freund auszugeben und keiner zu sein. Dies beweise auch die Bibel: Man könne nicht zwei Herren dienen (Mt 6,24). 23. (14 V.; Initium: Got groet dich lieff wtuerkoren | du bloydes als eyn hagedorne): Der Sprecher grüßt die Geliebte. Sie blühe wie ein Weißdorn, sei schöner als eine Rose

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B82 Liebesgrüße

und anmutiger als die Narzisse – daher habe er sie vor allen adligen Damen auserwählt. Er wolle sich auf ewig in ihren Dienst begeben, nah oder fern. Er bittet sie, sich beständig vor den Klaffern zu hüten. Dies solle sie zum Neujahr erhalten. Er schließt mit einem Segenswunsch. 24. (6 V.; Initium: Ich byn eyn baede enn heb eynen brieff | der mich sent dir heft wch lieff ): Der Sprecher stellt sich als Bote mit Brief vor. Der Absender liebe sie (die Empfängerin) und bringe eine gute Nachricht. Nichts sei für ein Herz schwerer, als zu Lieben und nicht sprechen zu dürfen. 25. (6 V.; Initium: Got groet dich du vrome maget | och dat nu soe vroege daget): Der Sprecher grüßt die Geliebte als vrome maget und beklagt den frühen Tagesanbruch. Bevor ihre Herrin sie wecken würde, müsse sie nun schon einen Kothaufen anblicken. Würde sie dann den Kopf einziehen so würde es ihn wundern, wenn sie durch den Gestank sterben würde. 26. (14 V.; Initium: Got groet dich lieff in rechter stedich[ei]t | du dreges der duegden eyn schoyn kleyt): Der Sprecher grüßt die Geliebte und lobt ihre Beständigkeit. Sie trage das prächtige Kleid der Tugend, sei keusch, rein, klug, hochgestimmt und vergnügt – und das alles auf höfische Weise. Er beteuert, dass es ihn sehr schmerze, nicht bei ihr sein zu können. Er erbittet eine Antwort. Er wünscht ihr 1000 Mal ›gute Nacht‹ und schließt mit einem Segenswunsch mit Adynaton (Gott solle sie erhalten bis ein Veilchen ein Pfund wiegt). 27. (6 V.; Initium: Ich was aen eynem boem geraeckt | daer mich dye vrucht soe wael aeff smaeckt): Der Sprecher hatte einen Baum gefunden, dessen Frucht ihm sehr gut schmeckte. Wenn ihm dieser Baum beständig blühen würde, könnte er all sein Leid vertrieben – er würde diesen Baum dann ohne Verdruss gießen und pflegen. 28. (4 V.; Initium: Got groet dich lieff van hoger art | ich heb myn synne up dich gekeert): Der Sprecher grüßt die Geliebte. Er bekennt, sich auf sie ausgerichtet zu haben. Sie sei in seinem Herzen festgewachsen, so wie der Wein in der Traube verborgen sei. Er bittet sie, ihn freundlich anzuschauen, sofern er ihr Liebster sei. 29. (5 V.; Initium: Got aller engelen eyn heer | Dye weit alre herten swer): Sentenz: Gott, der Herr der Engel, wisse um allen Schmerz in den Herzen. Der Sprecher fragt die Geliebte, was er noch schreiben solle. Er beteuert, ihr treuer Freund zu bleiben und wünscht ihr 1000mal ›gute Nacht‹. Para l lelen: B316 (siehe Beschreibung der Überlieferung). Im niederdeutschen ›Rimboe kelin‹ (lüb), das um 1548 in Lübeck (ggf. nach einer älteren Vorlage) gedruckt wurde, sind – jeweils in engerer Nachbarschaft, aber nicht direkt aufeinander folgend – in den Formulierungen geringfügig abweichende Fassungen der Grüße 8, 9, 20 (nur V. 1f.) und 19 überliefert. Sie stehen zusammen mit sieben weiteren, ähnlichen Liebesgrüßen (vgl. Z32) im Rahmen einer bunten Mischung weltlicher Grüße und Sprüche (teilweise in Latein), die durch die Überschrift auf Neujahrsbrauchtum bezogen werden (Thom nien jare hue bsche rime). e Einzelne Verspaare aus B82 begegnen darüber hinaus im ›Rimbokelin‹ in Sprüchen, denen der explizite Bezug zum Minnethema fehlt: Zu Gruß 22, V.  5f., vgl. Seel-

B83–95n

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mann 1885, V. 2510f.; zu Gruß 27 vgl. Seelmann 1885, 2597–2600; zu Gruß 20, letztes Verspaar vgl. Seelmann 1885, V. 2664f. In B336 zitiert die Dame in ihrem Abschiedsgruß gegenüber dem Sprecher (V. 520– 524) wörtlich und nur mit geringer Varianz Gruß 1. Die am Ende von Bs4 eingetragene Fassung von B348 verkündet einen päpstlichen Ablass (20 Tage Ablass für einen Kuss), der dem in Gruß 21 sehr ähnlich ist. Sonstiges: Bei den zusätzlichen Versen des Schlusses in Bs4 fällt die Ortsnennung auf (toe Coelen vp dem merkt), daraus aber auf eine Herkunft des Schreibers oder gar der Sammlung aus Köln zu schließen, wie es die Forschung getan hat (vgl. den Forschungstitel ›Liebesbriefsteller aus Köln‹), ist kaum haltbar. Tervooren 2006b, 187, schlägt den neuen Titel ›Gelderner bzw. Venloer Briefsteller‹ vor.

B83–95n Alle von Brandis unter diesen Nummern aufgeführten Liebesgrüße sind jetzt unter B82 beschrieben.

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B96–118 Karlsruher Liebesbriefe

B96–118 Karlsruher Liebesbriefe Sammlung von literarischen Liebesbriefen als (rhetorische) Musterbriefsammlung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1433 Überlieferung: Ka3 1ra–5vb und 6ra–11rb; 1709 V.

Edition: Lassberg 1820, 1–114 Nr. 1–23; Zeitler 1907, 10 Nr. 1 (B103), 10–12 Nr. 2 (B113), 12f. Nr. 3 (B117); Purkart 1970, 132 (B117); Kiepe/Willms 1972, 223f. (B117) Literatur: Ritter 1897; Meyer, E. 1898, 8–41; Meyer, E. 1899; Zwierzina 1901; Henrich 1912; Rheinheimer 1975, 186; Blank 2VL 5 (1985), 308–310; Wallmann 1985, 260–263; Schulz-Grobert 1993, 39–48, 193–196; Wand-Wittkowski 2000, 153–158; Janota 2004, 328; Uhl 2010, 137f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Eröffnung der Sammelhs. Ka3. Da die Blätter 1–4 und 10–13 der Hs. offensichtlich fehlen, kann man darauf schließen, dass ursprünglich noch weitere Briefe zu dieser Mustersammlung zählten (Meyer, E. 1899, 371, kommt spekulativ auf die Zahl von 650 fehlenden Versen pro Lücke). Dass die Briefe B119–126 in diese Lücke einzufügen wären (Meyer, E. 1898), wird in der Forschung heute nicht mehr angenommen. Auf eine inhaltliche Bruchstelle der Sammlung weist der Übergang vom kosequenten ›Ihrzen‹ zum ›Duzen‹ zwischen B101 und B102 hin (vgl. schon Ritter 1897, 39). Aufgrund sprachlicher Kriterien wird eine Herkunft aus Konstanz oder Umkreis angenommen, was durch die Überlieferung gestützt wird. Als Spekulation zurückgewiesen wird die auf Karl Bartsch zurückgehende Identifizierung des Autors mit dem nur namentlich bekannten Liederdichter ›Mütinger‹ (Ritter 1897, 64f.) Sonstiges: Alternative Titel in der Forschung: ›Konstanzer Liebesbriefe‹, ›Donaueschinger Liebesbriefe‹.

B97 Liebesbrief (Karlsruher Liebesbrief II)

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B96 Ein Bruchstück (Karlsruher Liebesbrief I) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 5ra; 20 V.

Edition: Lassberg 1820, 1–3 Nr. 1 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: Der Text setzt (nach Blattverlust) ein mit der offenbar abschließenden, an die Dame gerichteten Bitte des Sprechers um eine durch Boten oder persönlich überbrachte Antwort. Er versichert seine Ergebenheit, bekräftigt die Bitte um Antwort und seine Gewissheit, dass sie ihn begnaden müsse, wenn sie nur wüsste, welchen Kummer er litte. Einer Exklusivitätsversicherung folgt ein Segenswunsch: Gott möge der Dame Freude geben, damit in der Folge auch sein Kummer abgewendet würde.

B97 Liebesbrief (Karlsruher Liebesbrief II) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 5ra–5rb; 48 V.

Edition: Lassberg 1820, 5–8 Nr. 2 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: In direkter Anrede der Dame bedauert der Sprecher, für die Gabe, die er von ihr erhalten habe, nicht adäquat danken zu können (Bescheidenheitstopos). Er hofft auf eine Vergeltung durch Gott. Aus der Spruchweisheit (8: So ist gemain daz wort) ›An Freundes Gabe soll man Liebe erkennen‹ schließt er, dass ihre Freundschaftsgabe als Beleg ihrer Liebe zu nehmen sei. Wie einem Kranken aber, der im Herzen traurig ist und dem daher keine Salbe helfen kann, habe auch ihm ihre Gabe nichts genützt, und er bittet sie daher um ihren Gruß, den er über alle materiellen Schätze stellt. Ungetröstet vergleicht sich der Sprecher mit Hiob (34: lateinisches Zitat von Hi 10,1 mit deutscher Paraphrase) und beklagt, dass seine Bitte um Antwort bisher unerfüllt geblieben sei. Er bittet die Dame, ihm ›mit einer Botschaft‹ (43) unmissverständlich Wohlwollen oder Ablehnung mitzuteilen, und schließt mit dem Wunsch, Gott möge ihr seinen Kummer verständlich machen.

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B98 Klage an eine harte Frau (Karlsruher Liebesbrief III)

B98 Klage an eine harte Frau (Karlsruher Liebesbrief III) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 5rb–6rb; 158 V.

Edition: Lassberg 1820, 9–15 Nr. 3 Literatur: Meyer, E. 1898, 9f., 12f.; Wallmann 1985, 262

Überschrift: – Inha lt: A Klage über Zurückweisung (1–58): In direkter Anrede der Dame beklagt der Sprecher den Verlust von Glück und Hoffnung, nachdem sie seinen Dienst abgelehnt habe. Dadurch würde auch die Meinung der maister (10) widerlegt, dass die Minne barmherzig sei. Vom ›Dorn des Leids‹ (15) gepeinigt wüsste er gerne, womit er dies verschuldet habe, da er dann bereit sei, vor der Minne Buße zu tun. Er beklagt seine Wunden. Ihre ablehnenden Worte schnitten wie eine Schwertspitze (19–31 teilweise Verlust der ersten Wörter im Vers durch Blattausriss). Sollte seine Treue, die er nochmal bestätigt, der Grund für den Zorn der Dame gewesen sein, so hätte ihn die Minne betrogen, die ihm beim ersten Anblick Glück versprochen und ihn dazu gebracht habe, der Dame hoffnungsfroh einen Brief zu schreiben. Dem Rat der Dame, seine Hoffnung aufzugeben – was ihn tödlich treffe – wolle er Folge leisten und auf ›Werke‹ der Liebe verzichten, ihr jedoch im Herzen weiter treu ergeben sein. B Apostrophe an das ›Aldê‹ (58–65): In direkter Apostrophe an lides rich alde (58: ›bitteres Adieu‹) fragt sich der Sprecher, was mit der grundlosen Absage seines Dienstangebots gerächt werden solle. C Erhörungsbitte (66–158): Wieder an die Dame gewandt versichert er, unverzagt an der Liebe ihrer zucht und an guten Wünschen für sie festhalten zu wollen. Er wirft der Dame und – in eingeschobener Apostrophe (76–79) – der Minne vor, ihn töten zu wollen. Dann nimmt der Sprecher die Erhörungsbitte wieder auf, in der er zwischen Vorwurf, Niedergeschlagenheit und Hoffnung schwankt. Er verneige sich bis auf die Füße vor ihr. Er habe zwar statt der erhofften weiblichen Freigebigkeit (82: milti) bisher nur unmilti (85) erfahren. Dennoch hoffe er, dass ihm seine Beständigkeit einen Gruß einbringen werde, der den Minnerost, auf dem sein Herz ›brate‹ (91), löschen könne. Im Warten auf ihre Gnade falte er seine Hände und schicke sich in das Leid. Wenn man an Kummer sterben könnte, hätte er von der Dame das Todesurteil erhalten. Das lässt ihn in den Worten des Psalters (116: Ich hab an dem salter gelesen) klagen (lateinisches Zitat und deutsche Übersetzung von Ps 118,141). Dennoch wolle er an der Hoffnung auf Erhörung bis an sein Ende festhalten und im Stillen seinen Dienst fortsetzen. Wenn sie ihn nicht tröste, stürbe er den Liebestod. Er bittet nochmals um Gnade, sonst würde er nie mehr

B99 Aufkündigung der Minne (Karlsruher Liebesbrief IV)

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froh, denn die Liebe tue so weh (130: Quia amore langweo [langueo]; ›denn ich bin krank vor Liebe‹. Lateinisches Zitat aus Cant 2,5 oder 5,8 ohne Quellennennung und ohne Übersetzung). Er mahnt die Dame an ihre Verantwortung gegenüber ihrem Leibeigenen: Sie solle ihn vor den Minnestricken bewahren, mit denen ihn die Minne einfangen wolle. Er schließt mit Segenswunsch und der Bitte, dass Gott ihnen helfen möge. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 9f., deutet die Passage 48–89 als aufschwellende Entlehnung aus B232, 1212–1221; ebenso sieht er (S. 12f.), Parallelen zwischen dem 44f. referierten Gebot der Minne, einen Brief zu schreiben, und B323, 970–974 sowie zwischen 17–21 und B232, 938–945; weiterhin weist er (S. 21) auf Parallelen der Verse 107f. zu B191, 4f. hin.

B99 Aufkündigung der Minne (Karlsruher Liebesbrief IV) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 6rb–6va; 52 V.

Edition: Lassberg 1820, 17–20 Nr. 4 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: Exordialsentenz (›Jeder tut, was er am besten kann‹) als altes Sprichwort (1f.: Frow es ist vor mangem iar | Gesprochen ain wort vnd ist och war). Da die Geliebte gut spotten könne, habe der Sprecher grundlos ihren Spott erdulden müssen. Er erinnert sie an einen Brief, den er vor einiger Zeit geschrieben habe. Nun habe sie seine Wünsche mit Schweigen beantwortet, wofür er ihr (ironisch) dankt. Sie habe damit ihr mündlich gegebenes Versprechen (19 und 24: ›Gelübde‹), sein Verlangen nach Liebe und Nähe zu erfüllen, gebrochen, was ihr Gott entsprechend vergelten solle. Den Spott habe er nicht nötig gehabt, außer dass Gott ihn vielleicht dadurch von seinen Sünden habe abbringen wollen. Hätte sie ihr Versprechen gehalten, wäre sie dafür ja nicht gleich in die Hölle gekommen. Angesichts der Aussichtslosigkeit bittet er die Dame, ihn bald aus den gegebenen Gelübden zu befreien, die er schriftlich, mündlich und mit der Hand gegeben habe. Wenn sie das tun wolle, solle sie es ihm bald kundtun. Sie könne sich aber auch anders entscheiden, vorausgesetzt, er würde nicht weiter zum Narren (48: gouch) gehalten. Der Sprecher schließt mit einem knappen Segenswunsch für ihr beider Wohlergehen.

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B100 Flehen um Gegenliebe (Karlsruher Liebesbrief V)

B100 Flehen um Gegenliebe (Karlsruher Liebesbrief V) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 6va–7rb; 114 V.

Edition: Lassberg 1820, 21–26 Nr. 5 Literatur: Meyer, E. 1898, 16

Überschrift: – Inha lt: A Anklage der Minne (1–18): Der Sprecher klagt die Minne an: Ihre Falschheit habe ihn in Leid gestürzt, da sie ihm versprochen habe, Liebe und Leid gerecht zu teilen. Nun aber habe seine Dame die Liebe und er nur Leid. Er bittet die Minne in Anbetracht der Kränkungen, denen er ausgesetzt sei, der Dame sein Leid (brennendes Herz, Sehnsucht) und seine Treue zu offenbaren. B Anrede der Dame (19–114): Treueversicherung. Auf ihren (in indirekter Rede wiedergegeben) Einwand, er handle überstürzt, da die Liebe schnell wieder vorbei sei, beteuert er, dass es ihm scheine, als diene er ihr schon 1000 Jahre heimlich (28: still) und öffentlich. Er diskutiert anschließend das lateinische Sprichwort Quum amanti nichil est difficile (32; mit deutscher Übersetzung ›nichts ist dem Liebenden zu schwer‹; vgl. Cicero, Orator X 33: nihil difficile amanti): Das Sprichwort treffe nur auf Liebende zu, die Gegenliebe erführen, was bei ihm jedoch nicht der Fall sei, da er voller Leid und Beschwernis sei. Andererseits würden die maister (51) seine Bitternis doch auch süß machen, wenn sie sprächen: Omnia finem abent (52; mit deutscher Übersetzung in 54: ›Alles hat ein Ende‹): Und so habe er Hoffnung auf ein Ende zumindest im Tod, wenn ihre Gnade weiterhin ausbleibe. Auch die Weisheit (59: daz ist gemain) ›Steter Tropfen höhlt den Stein‹ (vom Sprecher nicht gnomisch vorgebracht, sondern in 60–63 umschrieben) gebe ihm Hoffnung, eines Tages doch noch ihre Gnade zu erfahren. Geschwächt werde er jedoch durch den Gedanken an die Möglichkeit, dass sie an ihm zweifeln könnte. Er bekennt ihr mit liturgischer Verbindlichkeit (76: Frow waz ich sprech daz sy ain bicht), dass er – wenn er Gott wäre – sie vor allen Menschen zur Gottesmutter erwählen würde. Und wenn sie annehme, er führe zwar viele Reden im Mund, im Herzen aber sei er untreu (Innen vs. Außen), so versichere er ihr, dass er alles, was er sage, in seinem Herzen lese, wo er nach dem Rat seines Herzens Liebe und Leid aufgeschrieben habe. Wäre es nicht Blasphemie, würde er sie sogar als Gottheit anbeten. Alles sei aus seinem Herzen vertrieben, und nur sie wohne noch darin, von der Minne verriegelt und versiegelt. Da er bisher leer ausgegangen sei, scheine es ihm an der Zeit, dass die Minne nun auch ihn bedenke und für ein Gleichgewicht von Liebe und Leid sorge. Der Sprecher bittet um einen Gruß und will eine tröstende Botschaft der Dame lesen. Er schließt mit einem kurzen Segenswunsch, Gott möge ihnen beiden den Schmerz lindern. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 16, identifiziert die Verse 96–98 als Entlehnung aus B232, 1019–1023.

B102 Dank und Gruß an die Geliebte(Karlsruher Liebesbrief VII)

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B101 Antwort an die Geliebte (Karlsruher Liebesbrief VI) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 7rb–7va; 42 V.

Edition: Lassberg 1820, 27–30 Nr. 6 Literatur: Meyer, E. 1898, 9

Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher eröffnet mit einem Segenswunsch: Gott solle der Dame erfüllen, was er ihr Gutes wünsche. Er sei ihr treu ergeben, auch wenn sie ihn bisher nur in Kummer und Leid gestürzt habe. Sie habe nur auf ihr und nicht auf sein Begehren geachtet, als sie ihm gesagt habe (er zitiert sie in indirekte Rede), dass sie ihr gesamtes Leben auf (männliche) Freundschaft verzichten wolle, weil ihr einmal Treue mit Untreue vergolten worden sei. Er nennt Beispiele dafür, dass nicht alle Männer gleich und daher auch nicht alle schlecht seien (Kain vs. Abel; Judas vs. die anderen elf Jünger). Er verwahrt sich dagegen, nun für die vorangegangene Untreue eines anderen Mannes büßen zu müssen, und bittet um gerechten Lohn für seine Treue. Er schließt mit einem Segenswunsch. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 9, identifiziert die Verse 1f. als Entlehnung aus B232, 1061f.

B102 Dank und Gruß an die Geliebte (Karlsruher Liebesbrief VII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 7va–8rb; 120 V.

Edition: Lassberg 1820, 31–36 Nr. 7 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Danksagung an Amor (1–5): Der Sprecher dankt Amor (1) bzw. der Vil werdi myn (5) dafür, dass seine Dame ihm einen Gruß gesandt und ihn frue nd (4) genannt habe. B Anrede der Dame (6–36): Der Sprecher bittet die Dame um Erlaubnis und Nachsicht, sie über alle Frauen zu erheben und zu loben, denn sein Herz habe erkannt, dass

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B102 Dank und Gruß an die Geliebte(Karlsruher Liebesbrief VII)

man einen ›Freund‹ nicht zu zweit (12: selbander) nehmen könne. Er möchte ihren Gruß gerne mit einem Gegengruß beantworten. Die Minne selbst möge sie von ihm grüßen. Am liebsten wäre es ihm, er könne sie so grüßen wie Gabriel die Himmelskönigin. Er beteuert, dass es ihm dazu nicht an treuer Liebe, sondern an Fähigkeiten mangle, und wünscht ihr frue ntschaft lieb vnd allez gut (36). C Bericht von einem Liebesglück (37–82): Weiterhin an die Dame gerichtet, beschreibt der Sprecher allegorisch ein erfahrenes Liebesglück, wobei er von Cant 5,6 (lateinisches Zitat mit deutscher Übersetzung, ohne Quellenangabe) ausgeht: Seine Seele sei zerflossen zum süßen Pfeil, mit dem die Minne in sein Herz geschossen habe (siehe P a r a l l e l e n ). Dennoch sei sein Herz frisch und wie mit einem Pinsel golden angestrichen, da ihn die überwältigende Liebeserfahrung (49: der mine slag) hell erleuchte, so wie die Sonne am Nachmittag (51: Vmb non zit) den Tag erleuchte. Aus der Hitze des Minnebrands wolle er in den Schatten des Trostes flüchten (lateinisches Zitat von Cant 2,3 mit deutscher Übersetzung, ohne Quellenangabe) und sich vor dem heißen Sonnenstrahl, den die Dame heimlich aus ihren Augen schösse, schützen (lateinisches Zitat von Cant 2,17/4,6 mit deutscher Übersetzung, ohne Quellenangabe). Ein Lächeln ihres Mundes (der sich wie eine Rose öffne, die den Tau begehre) erlöse ihn. Leid bereite ihm dagegen, sie und die in sie gelegte göttliche Perfektion nicht sehen zu können. D Bitte um Erhörung (83–120): Nach einer erneuten Unfähigkeitsbeteuerung, sie nicht angemessen loben und ihr danken zu können, bittet er sie, die ›Dissonanz‹ aufzulösen (87f.: an vns baiden | Mishellung woe llist schaiden), damit sie Frund in gelicher mine bant (90) würden. Sie solle ihm sagen, wie er ihr am besten dienen könne. Er wolle die ›süßen Buchstaben ihrer zarten Lehre‹ (102f.) befolgen und benennt die Dame mit ihrem Anfangsbuchstaben: Ach zartes k. (108). Er erbittet eine klare Bestätigung von Freundschaft und Dienstverhältnis. Sein Herz sei bereit, Liebe und Leid mit ihr zu teilen. Der Sprecher schließt, indem er die Dame Gott empfiehlt und seinen ewigen Dienst bekräftigt. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 14, deutet die schwer verständliche Bildlichkeit des Minnepfeils (42–45) als missverstandene Entlehnung aus B232, 931–935.

B103 Liebeserklärung (Karlsruher Liebesbrief VIII)

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B103 Liebeserklärung (Karlsruher Liebesbrief VIII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 8rb–9ra; 120 V.

Edition: Lassberg 1820, 37–42 Nr. 8; Zeitler 1907, 10 Nr. 1 Literatur: Meyer, E. 1898, 8f.; Purkart 1970, 158f.; Purkart 1972, 161f.; Wallmann 1985, 262

Überschrift: – Inha lt: A Botenrede des Briefes (1–8): Der Brief stellt sich als Bote des Sprechers vor, der verliebt ist (7: amore verfidus [fervidus] = ›vor Liebe brennend‹) und dessen Dienstversicherung der Bote überbringen solle. Das Folgende ist als mündlich überbrachte Botschaft zu verstehen. B Geistlicher Gruß (9–20): In direkter Anrede (u.a. als ›Frucht in blühender Blüte‹ und ›Meißel meines wunden Herzens‹) grüßt der Sprecher die Dame, wünscht ihr gabrielis ave (16) und dazu Glück, Freude und nach wunsch ain leben (19). C Liebesbekenntnis (21–120): Der Sprecher zitiert Cant 8,6 (lateinisches Zitat mit deutscher Übersetzung; Quellenangabe 21: ez stat in kanticis, und 25: salamon gesprochen hat): Die Liebe ist stark wie der Tod. So sei auch seine Liebe zu ihr. Seit sie durch seine Augen (Blick) in sein Herz gedrungen sei, könne er nur klagen. Er habe sie ausgewählt als Rose (36: als den rosen von dem dorn), er sei mit ihr ›schwanger‹ geworden (38): Wie eine Rose, die vom Dorn berührt ihren Duft entfalte, so bringe sie Liebe und Leid hervor, wenn sein Herz sie berühre (Metaphorik nicht ganz verständlich). Er wünscht sich, sie allzeit in Liebe ansehen zu können, wie in dem Moment, da ihm ihr lieblicher Blick ins Herz geschossen sei und ihr Mund ihn entzündet habe. Sein in Liebe brennendes Herz solle der Regen ihrer Gnade kühlen. Er beklagt die Maßlosigkeit seiner Minnequal und versichert sie seiner exklusiven Liebe. Wenn es ohne zu sterben ginge, ließe er sie gerne lesen, wie sie in sein Herz eingeschrieben sei (Schau ins Herz, Lesen im Herzen), nämlich mit Buchstaben, die so tief ›eingegraben‹ seien, dass man sie nur durch seinen Tod tilgen könne. Seit die Minne sie ihm ins Grab seines Herzens geworfen habe, könne er ihr nur ständig ein sehnsuchtsvolles ›Ave‹ (86) senden. Nun bittet er sie als Liebes-Märtyrer (96: sender marterer), ihm in gleicher Weise Treue zu erzeigen. Er versichert sie seiner Leibeigenschaft und Dienstbereitschaft, wünscht, dass ihn die Minne ›in Treue wund sein lasse‹ (111f.), und bittet die Dame, dass sie zur Wahrung der Intimität ihre Liebe verschweigen halte. Er schließt mit einem Segenswunsch (an Gott) für sie beide.

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B104 An die gefangene Geliebte (Karlsruher Liebesbrief IX)

Para l lelen: Meyer, E. 1898, 8f., identifiziert die Verse 17–20 und 100 als Entlehnung aus B232, 1403–1406 und 1086.

B104 An die gefangene Geliebte (Karlsruher Liebesbrief IX) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 9ra–9va; 72 V.

Edition: Lassberg 1820, 43–46 Nr. 9 Literatur: Wand-Wittkowski 2000, 161f.

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–6): Der Sprecher wünscht der Geliebten den Gruß, den Paulus an die Jünger richtete (?); und noch Besseres: Freude ohne Leid. B Bitte (7–72): Er beginnt mit einem lateinischen Zitat (9: Multa excedit caritas virtutes; ggf. Zuasammenfassung von 1. Kor 13,4–8 mit deutscher Übersetzung und doppelter Quellenberufung 7: Ain wort las ich in artibus und 12: Als ez der lerrer paulus wil) und bittet die Geliebte, ihm reziprok Liebe zu erweisen. Ein Ovid-Zitat (deutsch-lateinischer Satz mit Quellenberufung 17f.: Doch spricht ovidius ez tut we | amare sine spe) könne er aus leidvoller Erfahrung bestätigen: Er sehne sich nach ihren Blicken und nach ihren lieblichen Worten, die nun hinter Wänden versteckt und durch ein festes Tor – in einem Kloster (39) – verschlossen seien. Er beklagt, trotz treuer Minne nichts als Gefangenschaft zu erleben, beschwört das Heil, das er durch ihren Anblick erfahre, und beklagt das Leid, das durch ihre Trennung entstehe. Sein größter Wunsch wäre, dass sie frei käme; dafür würde er sich sogar selbst in Gefangenschaft begeben (oder: Selbst wenn er gefangen bliebe?). Von der Liebe verwundet (deutsch-lateinischer Satz 57f.: Sust mag ich kom werden frum | Quia volneratus caritate sum), hofft er auf die alle Gefängnisse sprengende Kraft der Liebe. Er verspricht, dass ihr Befreier bald Kontakt zu ihr aufnehmen werde (?) und hofft auf Trost durch ihren Mund. Er empfiehlt sie Gott und schließt mit einem Segenswunsch für die Aufhebung ihrer Trennung (69f.: Vnd bitt in daz er brech duo bant | Duo dich vnd mich geschaiden hant).

B105 Der getäuschte Minner (Karlsruher Liebesbrief X)

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B105 Der getäuschte Minner (Karlsruher Liebesbrief X) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 9va–9vb; 85 V.

Edition: Lassberg 1820, 47–51 Nr. 10 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bekennt der Geliebten, dass er sich nicht über ihren Betrug wundere, da er Beispiele von Frauen getäuschter Männer kenne: Adam, Samson, König David, Salomon. Er sei entsprechend wachsam und auch in der Lage, ihre Täuschungsversuche zu durchschauen und abzuwehren (12: Doch bekenn ich wisz von swarzem wol). Es sei ihm hinterbracht worden, dass sie ihn ae ffen (21) wolle, da er ihr – anders, als sie gesagt habe – gar nicht gefalle. Der Sprecher vergleicht sich mit einem Diener, den man nur um seines Herren willen liebe. Er habe gehört, dass sie ihn anscheinend nur instrumentell als Liebhaber angenommen habe (33: Daz du durch ander mainest mich). Er beklagt diese Heuchelei und den daraus resultierenden Kummer seines Herzens. Um jegliche Hoffnung gebracht, die ihn in seinem Leid vor dem Tod bewahrt hatte, fürchte er sein nahes Ende. Es bekümmere ihn, dass die Minne ihr gestatte, ihn in den ›Waben des Jammers zu begraben‹ (59f.). Er glaube, dass er für die Frau besser sei als der Nebenbuhler, der ihre Ehre gefährde. Er wolle abwarten, ob sie sich ihm nach diesem Leid nicht doch noch gnädig erzeige – geholfen werden könnte ihm nur, wenn die Geliebte den Nebenbuhler aufgäbe. Er ermahnt die Frau, sich die Zurückweisung gut zu überlegen, und bittet sie, angesichts seines Leids davon Abstand zu nehmen. Sonstiges: Der Text bricht mit dem Blattausfall nach Bl. 9 ab, trägt daher bei Lassberg den Zusatz Bruchstue k.

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B106 Liebesklage (Karlsruher Liebesbrief XI)

B106 Liebesklage (Karlsruher Liebesbrief XI) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 14ra–14rb; 61 V.

Edition: Lassberg 1820, 53–56 Nr. 11 Literatur: Meyer, E. 1898, 14

Überschrift: – Inha lt: Der Text setzt ein mit der Klage des Sprechers: Die Minne habe ihr Können an ihm erwiesen, als sie mit ihrem Speer (5: ger) in sein Herz getroffen habe. Seine Not beschreibt er in einem Paradoxon (8f.: Daz ich hab vnd doch nit sich | Vnd nieman sag vnd doch vergich). Nichts sei schlimmer als ›lieb haben und nie sehen‹ (11). In direkter Apostrophe der Geliebten wünscht er sich, aus dem ›Ziegel des Jammers‹ (20) beständig in den ihm nun vorenthaltenen ›Spiegel ihres Gesichts‹ (21f.) sehen zu können, um sich damit zu trösten. Er beklagt, zugleich Freude und Leid von ihren Minnestricken und den ›süßen Bienenstichen ihres Mundes‹ (33f: von dem sue ssen binen bick  | Den mir din munt kan bicken) zu empfangen. Er bittet sie, sein Herz zu heilen, das die Minne mit dem Pfeil (37: zain) ihres Feuers verwundet habe. Er schließt (50: Nit me schrib ich an diser stat) mit einem Segenswunsch für die Geliebte und einer Bitte, die Minne möge seine Heilung durch den Trost der Geliebten ermöglichen. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 14, identifiziert das Bild vom Minnespeer 3f. als Entlehnung aus B232, 344; weiterhin deutet er S. 22 die längere Schlusspassage V. 53–59 als bearbeitende Entlehnung von B188. Sonstiges: Der Text setzt nach dem Blattausfall Bl. 14 ein, trägt daher bei Lassberg den Zusatz Bruchstue k.

B107 An die Entfernte (Karlsruher Liebesbrief XII)

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B107 An die Entfernte (Karlsruher Liebesbrief XII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 14rb–14vb; 92 V.

Edition: Lassberg 1820, 57–61 Nr. 12 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–14): Der Sprecher spricht die Geliebte direkt an und bedauert, sie nicht so grüßen zu können wie Johannes im Leib Elisabeths Christus begrüßte (Anspielung auf Heimsuchung Mariä, Lk 1,41) und wünscht stattdessen, dass Christus ihr das schenke, was Gott diesem bei der Auferstehung geschenkt habe (d.i. das ewige Leben). B Liebesklage (15–39): Der Sprecher geht auf das Sprichwort (15: ain gemaines wort) ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹ ein (19: Sicht vz ougen der ist vz mut), das ihm Kummer bereite. Die Augen der Geliebten seien frei. Sein Herz dagegen sei auch dann nicht frei von ihr, wenn er nicht bei ihr sei. Die Minne habe sie dort eingeschrieben und alles andere daraus vertrieben. Nun könne ihn auch bei größtmöglicher räumlicher Distanz nur der Tod von ihr trennen. C Bitte (40–92): Er bittet die Geliebte, ihm dieselbe Treue zu erzeigen, wie er es gegenüber ihr tue. Er bekräftigt seine Hoffnung, dereinst durch ihren Anblick und Worte aus ihrem Mund für sein Leid entschädigt zu werden. Die Minne habe ihm gesagt, dass niemand Trost spenden könne wie seine Geliebte – weshalb er fürchte, umso schlimmer zu leiden, wenn ihn ein Nebenbuhler aus der Gunst der Geliebten verdrängen würde (61f: Wann ainer der by dir mag gesin | Der tut dich frow vergessen myn). Er bittet sie nochmals dringlich, ihm die ersehnte Gnade zu erweisen. Die Sehnsucht lasse ihn heimlich seufzen, ihn dürste nach dem ›Trank ihres Trostes‹. Kaum könne er die Stunde erwarten, von ihrem Mund getröstet zu werden. Er wünscht, dass ihm ihre Nähe und ihr sein Dienst gewährt werde. Die Rede schließt mit geistlichen Anspielungen: Er ergebe sich in ihre Hände (vgl. eines der sieben Worte Jesu am Kreuz, Lk 23,46), und diejenige, die mit Josef verheiratet war, möge sie beide beschützen (Segenswunsch). Para l lelen: Mit dem Hinweis auf die Unmöglichkeit, einen heilsgeschichtlich bedeutenden Gruß als Liebesgruß zu wiederholen, beginnen auch B108, B109, B111 und B112; vgl. auch B116.

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B108 Gruß und Entschuldigung (Karlsruher Liebesbrief XIII)

B108 Gruß und Entschuldigung (Karlsruher Liebesbrief XIII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 14vb–15ra; 30 V.

Edition: Lassberg 1820, 63–65 Nr. 13 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–18): Der Sprecher teilt der Geliebten mit, dass er gerne einen Gruß (2: wilkomen) formulieren würde, der sie beide behüten könnte. Dazu wäre er mit Treue und Beständigkeit bereit, doch er vermöge es nicht. Daher bittet er Gott, sie so zu grüßen, wie er damals Maria gegrüßt, umarmt und geküsst habe. B Hoffnung, sie direkt grüßen zu können (19–30): Er versichert ihr, sich zu verneigen, sobald er sie sehe. Sie solle dies als Gruß empfangen bis zu dem Zeitpunkt, da er sie selbst mündlich grüßen könne. Para l lelen: Zur Eingangsformel vgl. die Bemerkung zu B107.

B109 Liebesgruß (Karlsruher Liebesbrief XIV) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 15ra–15rb; 34 V.

Edition: Lassberg 1820, 67–69 Nr. 14 Literatur: Holtorf 1973, 22 Nr. 10

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–19): Der Sprecher spricht die Geliebte direkt an und bekennt, dass er sie gerne so grüßen würde, wie Maria zur Geburtsstunde von den Engeln gegrüßt worden sei und wie sie ihr Kind beim ersten Anblick (nach schmerzloser Geburt!) gegrüßt habe. Da dies unmöglich sei, bittet er Jesus, sie zu grüßen und ihr die Gaben der Heiligen Drei Könige zu überreichen. B Liebesversicherung (20–34): Geschähe dies, so wäre er froh, da er ja Freude und Kummer mit ihr teile. Er wünscht ihr freundschaftlich, dass es ihr nie an Liebe mangle, und schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Para l lelen: Zur Eingangsformel vgl. die Bemerkung zu B107.

B111 Bitte um Zusammenkommen(Karlsruher Liebesbrief XVI)

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B110 An die kranke Geliebte (Karlsruher Liebesbrief XV) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 15rb–15va; 32 V.

Edition: Lassberg 1820, 71–73 Nr. 15 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–5): Der Sprecher spricht die kranke Geliebte direkt an; er bittet, dass Gott sie so grüße und tröste wie die Seelen, die er am dritten Tag seines Todes erlöste. B Ausdruck des Mitleidens (6–24): Der Sprecher beteuert, dass er mit ihr leide und sich wünsche, ihr die Krankheit abnehmen zu können. Er beklagt, seinen Schmerz nicht angemessen ausdrücken zu können, und bittet die Geliebte, Mut und Hoffnung zu bewahren. Er selbst habe Leid und sehnsuchtsvolle Trauer nie stärker gespürt als nun durch seine Liebe. C Segenswunsch (25–32): Der ›Brief‹ schließt mit einem Segenswunsch: Gott möge die Geliebte trösten und sie von Leid und Krankheit erlösen. Dazu helfe ihnen die Trinität (32: triualtikait).

B111 Bitte um Zusammenkommen (Karlsruher Liebesbrief XVI) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 15va–16rb; 144 V.

Edition: Lassberg 1820, 75–80 Nr. 16 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–18): Der Sprecher spricht die Geliebte direkt an und beteuert, dass er ihr gerne Gottes Ewigkeit garantieren und zum Gruße senden würde. Da er dies nicht vermöge, wünsche er, dass Maria sie mit den Worten, der Umarmung und dem Kuss grüße, die sie dem neugeborenen Christus entgegengebracht habe. B Der gepfropfte Zweig der Liebe (19–52): Der Sprecher beklagt, dass die Geliebte (19: Anrede als minicklichue sat) das Reis der Liebe, das sie auf sein Herz gepfropft habe, nicht am Wachsen hindere. Nun wäre es Zeit, dass man den aufgeschossenen Zweig, wenn er Frucht tragen solle, durch ihren Trost abstütze (28: […] Mit troe sten

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B111 Bitte um Zusammenkommen(Karlsruher Liebesbrief XVI)

vnder sazte). Er beschreibt die Unvergleichbarkeit seines im Verborgenen getragenen Liebesleids und fürchtet, ohne Trost bald zu sterben. Das an dem Zweig gewachsene Lob der Geliebten lässt ihn seufzend nach der Frucht der Liebe verlangen. C Apostrophe der Minne (53–65): Unsicher, ob er die werndue myn (55) genauso gefangen habe wie sie ihn, bittet er sie, ihm ein Heilmittel (58: remedium) für seine Liebesnot zu geben oder in ihm zu sterben. Anderenfalls müsse er in ihr sterben, da er die Trennung von der Geliebten nicht mehr aushalte. D Die Minnekrankheit (66–144): Der Sprecher beschreibt seine Liebessehnsucht in dem Bild vom Verdurstenden, der das Wasser vor sich sieht, aber nicht trinken darf (›Tantalus-Motiv‹). Die Aussicht, ungetröstet zu bleiben, ließe ihn den Tod herbeisehnen. Er fleht die Geliebte an, seine Krankheit, die von der Sehnsucht nach ihr ausgelöst sei, zu heilen. Da er aber darauf nicht hoffen könne, werde er so von Unmut und Klage gespeist wie andere Leute vom Essen. Sein Herz strebe danach, von der Geliebten in Dienst genommen zu werden, die Minne widersetze sich jedoch (107f.: ze aller zit ist sust | Jn mir ain conflictus). Da es sich um keine gewöhnliche Krankheit handle, sei er auf die Gnade der Geliebten angewiesen – allerdings erweise sie sich als schlechte Krankenpflegerin, die dem Kranken heiße statt kalte Speisen vorsetze. Der Sprecher bittet die Geliebte abschließend, ihn zu lehren, wie er ein Minnedieb werden könne. Sie solle ein heimliches Treffen ermöglichen, bei dem er ihr seinen Kummer klagen könne, da er ihn unmöglich vollständig aufschreiben könne (er müsse sonst bis zum Jüngsten Tag schreiben). Der nochmaligen Bitte um schnelle Nachricht und der Versicherung, er gäbe sein Leben für die Geliebte und die Minne, folgt ein Segenswunsch: ›Frau Venus‹ (142) möge ihr und ihm geben, was sie sich wünschen. Para l lelen: Zur Eingangsformel vgl. die Bemerkung zu B107. Zum Bild des Mannes als veredelter Obstbaum vgl. B25 und B26.

B112 An die zweifelnde Geliebte (Karlsruher Liebesbrief XVII)

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B112 An die zweifelnde Geliebte (Karlsruher Liebesbrief XVII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 16va–17ra; 88 V.

Edition: Lassberg 1820, 81–85 Nr. 17 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–10): Der Sprecher wendet sich direkt an die Geliebte. Er würde ihr als Gruß gerne einen ähnlichen Schatz senden, wie es Gott tat, als er Maria seinen Sohn empfangen ließ durch einen Gruß (Verkündigungsszene). Da er dies nicht vermöge, wolle er ihr seine Sehnsuchtsklage aufschreiben. B Liebesbeteuerung (11–76): Der Sprecher gibt ein längeres Zitat des Virgilius (16) wieder (lateinisch mit deutscher Übersetzung; nicht nachweisbar), in dem vom Leid der unerwiderten oder zurückgewiesenen Treue die Rede ist. Der Sprecher beklagt, eben auf diese Weise verwundet worden zu sein und beteuert die Aufrichtigkeit seiner Liebe. Aus den ablehnenden Worten der Geliebten (36f.: Du sprichest liebi frowe myn | Jch sy dir geuaer [stelle dir nach, sei dir feindlich gesonnen]) schließt er, dass seine Treueschwüre ihre Freude vertrieben. Folglich füge die Liebe ihnen beiden Leid zu. Er beteuert, dass ihm ihre Ehre wichtiger sei als sein eigenes Seelenheil und als alles Gute, das bis zum Jüngsten Tag auf der Welt vollbracht werden könne. Er wolle nur ehrenhafte Minneerfüllung (47f.: Wann ich mit min an dir nit [Lassberg liest: noch] main | Wann dine gernde zucht allain). Er bittet sie, ihre Zweifel an seinen Absichten aufzugeben. Es schmerze ihn, dass sie ihm Böses zutraue, wo er doch sein Leben (und sogar die zwei Königreiche im Himmel und auf Erden) für diese Liebe hingeben würde. Die negativen Folgen seiner Klage wolle er ertragen, seinen Schmerz still dulden. C Schluss (77–88): Er empfiehlt die Geliebte dem Jesuskind, ›von dem das Rind sein Futter aß‹ (78). Wenn dieses Kind älter werde, möge es der Geliebten alles gewähren, was er, der Sprecher, sich für sie wünsche. Er bittet sie ihm mitzuteilen, ob sich ihre Einstellung ihm gegenüber geändert habe. Unabhängig davon aber stehe er fest in ewiger Treue. Er schließt mit einem Segenswunsch: Gott möge ihnen beiden seine Huld schenken. Para l lelen: Zur Eingangsformel vgl. die Bemerkung zu B107.

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B113 Abschiedsbrief (Karlsruher Liebesbrief XVIII)

B113 Abschiedsbrief (Karlsruher Liebesbrief XVIII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 17ra–17va; 82 V.

Edition: Lassberg 1820, 87–91 Nr. 18; Zeitler 1907, 10–12 Nr. 2 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Trennungsklage (1–23): Der Sprecher erinnert sich an ein Zitat aus der mine buch (2; Zitat lateinisch mit deutscher Übersetzung), in dem vom Schmerz des Liebenden über die Trennung von der Geliebten gesprochen wird. Dieses Zitat treffe ihn schmerzlich, da er am eigenen Leib eine Trennung erfahren müsse, die schlimmer sei als der Tod. B Anrufung der Minne (24–44): Der Sprecher bittet die Minne, ihn auf ihrem ›Minnerost‹ zu Pulver zu verbrennen, um sein durch die Trennung ausgelöstes unermessliches Leid zu beenden. Er vergleicht sich mit einer Biene, die sich von einer Blüte trennt – im Gegensatz zu dieser (38: e converso) bliebe ihm aber nicht süßer Honig, sondern bitteres Leid. Da ihm seine Klage nichts nütze, wolle er sie künftig verheimlichen. C Apostrophe der Dame (45–82): Der Sprecher bittet die Dame, ihm angesichts der unausweichlichen Trennung eine tröstende Botschaft zukommen zu lassen und ihm dieselbe beständige Treue zu erweisen, die sein Herz gegenüber ihr trage. Er nimmt Abschied und versichert, ihr innerlich immer nahe zu sein. Ihm blieben nur noch Seufzer und Klagen (gerichtet an ihre Augen, ihren Mund und seine [Minne-]Wunde). Er schließt mit einer erneuten Treueversicherung und der Bitte, sie möge sich seines Herzens annehmen. Er empfiehlt die Geliebte Gott (›So wie Christus in der Todesstunde seine Seele dem Vater empfahl‹, Lk 23,46) und spricht ein letztes alde (82). Para l lelen: Ritter 1897, 48f., vermutet hinter dem lateinischen Eingangszitat Ovids ›Ars Amatoria‹, ohne jedoch eine konkrete Vergleichspassage benennen zu können.

B114 Der Minner und die Minne(Karlsruher Liebesbrief XIX)

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B114 Der Minner und die Minne (Karlsruher Liebesbrief XIX) Dialog zwischen Sprecher und Minne, ohne Briefmerkmale (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 17va–17vb; 60 V.

Edition: Lassberg 1820, 93–96 Nr. 19 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 41

Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher spricht die Minne direkt an: Weil sie ihn ihre Kraft schmerzhaft habe spüren lassen, solle sie nun die Geliebte grüßen und dafür sorgen, dass diese sein Leid beende. i Die Minne antwortet in direkter Rede, er solle besser von dieser Liebe ablassen, bevor man ihn in Leid vergrabe. i Der Sprecher würde dem Rat gerne folgen und damit sein als Pfand gegebenes Herz auslösen, wüsste aber gern, wie er das tun könne. i  Die Minne weist auf die Augen der Geliebten hin, die ihn zur Pfandleistung bewegt hätten. i Der Sprecher will nun die Augen auf Diebstahl verklagen und bittet die Minne, als sein Rechtsbeistand zu agieren. Als Zeugen für seine Verwundung durch Augen und Mund der Geliebten ruft er sieben Zeugen auf: die Minne selbst, dazu den Pfeil, die unverheilte Wunde, seinen Schmerz, das gestohlene Herz sowie Venus und ihren Sohn Amor. i Die Minne antwortet, dass ihm einer der Zeugen (sie selbst?) nicht helfen wolle und erinnert ihn daran, dass er sich selbst zu treuer Liebe bekannt habe. Er solle daher die gerichtliche Klage fallenlassen. i Der Sprecher bittet die Minne, der Geliebten als sein Bote Gruß, Treue- und Freundschaftsversicherung zukommen zu lassen (mit Adynaton 57f.: wunsch ir dar zu liebes me  | Denn trophen hab der bodem se). Er schließt mit der Angabe, hier einen Teil seines Kummers aufgeschrieben zu haben. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 26, sieht in den Versen 52–54 eine Anlehnung an Ulrichs von Liechtenstein ›Frauendienst‹ (zweites Büchlein, Zwiegespräch) Sonstiges: Der vorliegende Text fällt als Dialog mit der personifizierten Minne formal aus der Reihe der umgebenden Liebesbriefe heraus.

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B115 Werben um Liebe (Karlsruher Liebesbrief XX)

B115 Werben um Liebe (Karlsruher Liebesbrief XX) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 17vb–18rb; 82 V.

Edition: Lassberg 1820, 97–101 Nr. 20 Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: A Liebesklage (1–34): Der Sprecher redet die Dame direkt an. Er zitiert zunächst Cant 3,1 (lateinisch mit deutscher Übersetzung; Quellenangabe 1: Her salamon): Die darin ausgedrückte nächtliche Sehnsucht nach der Geliebten habe auch er erfahren, ja sie treibe ihn darüber hinaus auch am Tage um. Das Leid entreiße seinem Herzen jede noch so verstohlene Freude sofort. Seine beständige Treue nütze ihm nichts, ihm blieben nur Kummer, Seufzen (28f.: nu hoert man me owe | Von mir vnd sue ftziges ach) und schmerzvolle Sehnsucht, ausgelöst von der falschen Minne (31: trogen myn) der Geliebten. B Apostrophe des Todes und der Minne (35–50): Der Sprecher wirft dem Tod vor, ihn zu meiden, obwohl er ihn in seiner Ungetröstetheit herbeisehne. Die Minne bittet er, ihm zu einem raschen Tod zu verhelfen, da dieser besser sei als sein gegenwärtiges Leid. C Bitte um Erhörung (51–82): Er drückt der Geliebten gegenüber seine Hoffnung aus, den Tag seines Glücks zu erleben (52–54: Daz mir ain tag noch bring | me denn hundert tusent iar | trostes). Er bittet sie nachzugeben und ihn von seinem Leid zu befreien. Er sei sich bewusst, dass er – gedrängt von seinem Herzen – vielleicht zu viel fordere und bittet daher um Nachsicht. Er bekräftigt, dass er ohne ihr Erbarmen sicher bald sterbe, und bittet – auf dem ›Minnerost‹ (70) gequält – um den Trank des trostes brunn (72), der ihn jung machen würde (Jungbrunnen). Er schließt mit einer Dienstversicherung, einer erneuten Bitte um Erbarmen und einem Segenswunsch für sie beide.

B116 Der beglückte Minner (Karlsruher Liebesbrief XXI)

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B116 Der beglückte Minner (Karlsruher Liebesbrief XXI) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 18rb–18vb; 77 V.

Edition: Lassberg 1820, 103–106 Nr. 21 Literatur: Dreher 1979, 143

Überschrift: – Inha lt: A Geistlicher Gruß (1–21): Der Sprecher redet die Geliebte direkt an und bekennt, dass er ihr gerne mit rosenlechten | Sprue chen (1f.) und geblue mpten worten (3) den Blumenkranz (14: schaeppelin) eines freudebringenden Grußes flechten würde. Der Garten seiner Kunstfertigkeit habe ihm aber die ersehnten Blumen vorenthalten. Daher bittet er Christus (16f.: Der mit aines grusses wort | Sich barg in vnser menschait), ihr als Gruß seinen Willen zu übersenden. B Liebesglück (22–77): Der Sprecher preist die Geliebte, die sein Herz geziert habe. Seine Freude sei nun größer als jede Freude, die irgendjemand bisher hatte oder bis zum Jüngsten Tag haben wird. Es folgt eine ausgefallene Pflanzenallegorie: Sein Herz sei von einer Rebe umfangen, deren Trauben mit ihrem Saft sein Leid stillten und Blumen des Trostes entspringen ließen. Der Tau ihres Trostes benetze die Blumen und erfrische sein Herz, das hüpfe, wenn er an den Moment der gegenseitigen Hingabe und damit Erlösung durch sie denke (56f.: Daz soe lcher wechsel ist beschechen | Daz du bist myn vnd ich also). Alle seine Liebeswünsche seien nun erfüllt. Der Sprecher beklagt, ihr nicht adäquat, sondern nur in Form einer umfassenden Dienstversicherung danken zu können. Er schließt mit einem kurzen Segenswunsch (an Gott) für sie beide. Para l lelen: Vgl. zur einleitenden Unfähigkeitsbeteuerung die Parallelen zu B232 und zum ›Frauendienst‹ Ulrichs von Lichtenstein (vgl. Dreher 1979, 143).

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B117 Gruß beglückter Liebe (Karlsruher Liebesbrief XXII)

B117 Gruß beglückter Liebe (Karlsruher Liebesbrief XXII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 18vb–19ra; 26 V.

Edition: Lassberg 1820, 107–109 Nr. 22; Zeitler 1907, 12f. Nr. 3; Purkart 1970, 132; Kiepe/Willms 1972, 223f. (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Purkart 1970, 131–133

Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach Lassberg 1820) · A Botenauftrag an den Brief (1–8): Der Sprecher trägt dem Brief auf, die Geliebte hunderttausendmal zu grüßen und zudem ihren Augen einen Gruß zu übermitteln (visueller Eindruck), der dann über den Mund (akustische Realisierung) ins Herz dringen könne. B Danksagung an die Minne (9–13): Der Sprecher dankt der Minne für die glückliche Liebe, dass sie aus zwei Herzen eines gemacht habe. C Gruß an die Geliebte (14–26): Der Sprecher berichtet, dass ihm sein Herz dazu rate, ihr seine Liebesbegierde zu offenbaren, ohne Reime zu machen (d.h. schnörkellos). Dies wolle er befolgen, da er keine Reime finden könne für das, was er wünsche. So müsse es bei diesem schlichten (22: mit stätter red) Gruß bleiben. Er schließt mit einem Segenswunsch (mit Adynaton in 25f.: ›Gott erhalte uns, bis eine Rose ein Pfund kostet‹) für sie beide. Para l lelen: Das Adynaton der Segensformel 25f. findet sich auch in B126 als V. 53f.

B118 Der arme Dichter (Karlsruher Liebesbrief XXIII)

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B118 Der arme Dichter (Karlsruher Liebesbrief XXIII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B96–118) Überlieferung: Ka3 19ra–19rb; 70 V.

Edition: Lassberg 1820, 111–114 Nr. 23 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 41–43; Wand-Wittkowski 2000, 155f.

Überschrift: – Inha lt: A Epilog (1–50): Der Text beschließt und kommentiert die Sammlung der ›Karlsruher Liebesbriefe‹. Der Sprecher referiert das (in der Hs. verlorene) Proömium (1: prohemio) und die darin exponierte Beschreibung der Briefsammlung als ›Florilegium‹: Er habe im Dienst an der Minne einen Kranz von Rosen flechten wollen, aus dem sich jeder Minner das für ihn Nützliche (9: ze siner matheri wie due waer) brechen solle. Die Umsetzung des Vorhabens, d.h. die Suche nach schönen Versen, habe sich schwierig gestaltet: Die maister (16) hätten die Blumen von der Reimwiese bereits gepflückt und dafür Disteln gesät. Er habe nur die Blumen auflesen können, die die Meister fallen gelassen hätten, doch seien ihm diese Blumen und damit der Glanz seines Gedichtes verwelkt und verblichen. Er bittet diejenigen, denen an seinem Werk etwas fehle (29: ›es sei Frau oder Mann‹), um Nachsicht und alle die diß sehent hoerent ald lesent (33) um gute Wünsche für sich und seine Geliebte. Gemäß Mt 12,34 (40–42: lateinisches Zitat mit deutscher Übersetzung; ohne Quellenangabe; ›Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund‹) stammen seine Worte aus der Liebe seines Herzens. Das eingemischte Latein habe er als Exklusivitätsmerkmal eingesetzt, um Dummköpfe (46: tropheln) abzuwimmeln: Er spreche nicht für alle Laien, sondern nur für solche mit höfischer Gesinnung. In ihrem Dienst habe er gedichtet. B Segenswünsche (50–70): Der Sprecher wünscht, zusammen mit seiner Geliebten von ›falscher Minne‹ verschont zu bleiben, die nach Freude Leid und nach Süße Bitterkeit bringe. Er schilt weltliche Minne, sofern sie zu einer Abkehr von Gott führe, und bittet abschließend Christus als ›wahre Minne‹, diese falsche Minne zu vertreiben und selbst auf ewig ohne Leid und Wehklagen in den Herzen der Menschen zu bleiben. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 32f., sieht deutliche Parallelen der poetologisch benutzten Blumenund Gartenbildlichkeit mit dem Prolog der ›Goldenen Schmiede‹ Konrads von Würzburg.

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B119–126 Dresdner Liebesbriefe

B119–126 Dresdner Liebesbriefe Sammlung von literarischen Liebesbriefen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1447 Überlieferung: Dr4 51vb–52rb, 54ra–55va; 69 + 308 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 99–108 Nr. 1–8; Hefti 1980, 310–312 Nr. 20, 323–332 Nr. 21 Literatur: Meyer, E. 1898, 5–30, 99; Meyer, E. 1899; Henrich 1912; Hefti 1980, 27f., 497; Wallmann 1985, 260f.; Schulz-Grobert 1993, 48–56, 198f.; Wand-Wittkowski 2000, 103–108; Blank 2VL 11 (2004), 385–387; Lieb 2008, 197; Uhl 2010, 138, 196 Anm. 55; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen weltlicher und geistlicher Reimpaarkleindichtung in der ostschwäbischen Mären- und Spruchhs. Dr4. Zwischen den ›Einleitungsbrief‹ (B119) und die sieben weiteren Briefe (B120–126) ist ein längerer Marienpreis (›Salve regina‹) eingeschoben, dennoch steht die Zusammengehörigkeit der acht Briefe für die Forschung außer Frage. Eine Verbindung zu den ›Karlsruher Liebesbriefen‹, die Meyer, E. 1898 postuliert hatte, wird heute nicht mehr angenommen. Schulz-Grobert 1993 weist auf die Beeinflussung des Zyklus’ durch die in der selben Hs. überlieferte Minnerede B232 hin, die auf eine Entstehung der Briefe zum Zeitpunkt der Handschriftenherstellung und somit auf eine Autorschaft des Schreibers, Peter Grieninger (aus Augsburg?), deuten könnten.

B119 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief I)

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B119 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief I) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 51vb–52rb; 69 V.

Edition: von der Hagen/Büsching 1812, 333 Nr. 20 (Auszüge); Meyer, E. 1898, 99–101 Nr. 1; Purkart 1970, 160–162 (in drei Teilen); Hefti 1980, 310–312 Nr. 20 Literatur: Meyer, E. 1898, 16; Purkart 1970, 160– 163; Purkart 1972, 162; Kiepe-Willms 1976, 66 Anm. 45; Schulz-Grobert 1993, 198; Blank 2VL 11 (2004), 386

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Hefti 1980) · A Gruß und Erhörungsbitte (1–53): Der Sprecher grüßt die Geliebte (1–6: anaphorische Reihung Got grue ß dich) und redet sie mit mehreren Attributen an (z.%. 6: ›Blühende Rose im Maientau‹). Er habe sie ins Herz eingeschlossen (Herz als Minnegefängnis), wodurch er nun Schmerzen leide. Er erbittet von ihr zur Heilung Gruß und Blick. Ihre Augen haben ihn in Stricke gelegt (Minnestricke), wovon er nur durch ihren Mund erlöst werden könne. Da Gott ihm gewährt habe, Worte an sie richten zu dürfen, solle sie sich nun auch seiner Bitte annehmen. Als heimlichen Boten sende er den Brief (32: Jch send ew ain clains prieflein), um seine Ergebenheit und Dienstbereitschaft zu bekräftigen. Einem Tugendpreis folgt ein Unsagbarkeitstopos und eine Exklusivitätsversicherung: Ihre Ausnahmestellung will er durch seine Liebe und seinen Dienst bestätigen. B Botenrede des Briefes (54–58): Der Brief, der kurzfristig die Ich-Rolle übernimmt (54: Jch bin ain prief, du solt mich lesen), berichtet der Dame davon, dass sich sein Verfasser nach ihrer Liebe verzehre. C Liebesversicherung (59–69): Der Sprecher bittet die Dame um ihre Gunst. Er versichert, vollständig ihr eigen zu sein, und beteuert, dass ihn der Gedanke an sie unablässig und ewig (69: Uncz an den jungsten tag) erfülle. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 16, identifiziert die Verse 19f. als Entlehnung aus B232, 1415f.; nach Kiepe-Willms 1976, 66 Anm. 45 sind die Verse 1–3 in B179, 9–11 aufgenommen – festzustellen ist jedoch nur eine vage Ähnlichkeit in Reimworten und anaphorischer Konstruktion. Sonstiges: Nach Purkart 1970, 160, besteht der Text eigentlich aus drei Briefen (I: 1–32; II: 33–53, III: 54–69).

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B120 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief II)

B120 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief II) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 54ra–54rb; 48 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 101f. Nr. 2; Hefti 1980, 323f.; Wand-Wittkowski 2000, 103f. Literatur: Schulz-Grobert 1993, 198; Wand-Wittkowski 2000, 104f.

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Verszählung und Zitate nach der Ausgabe von Hefti, V. 1–48) · Der Sprecher bittet in direkter Anrede die Geliebte um ain lieplich wort (2). Er preist die Stunde, da er ihre Schönheit wahrgenommen habe. Er habe sie in sein Herz eingeschlossen, dessen Tür niemand öffnen könne (Herz als Minnegefängnis). Trost finde er in der Hoffnung auf Gegenliebe, sorge sich aber, die Liebe nicht einseitig durchhalten zu können (14, 20). Eingeschoben sind Apostrophen an die Minne (11, 15–17) mit der Bitte, ihn zu unterstützen. Der Sprecher klagt der Geliebten seinen Schmerz und bittet sie, ihrer Tugendhaftigkeit Ehre zu machen und ihn zu erhören. An seiner Liebe sei nicht er selbst, sondern sein holder sin (26) schuld. Einer Treueversicherung folgt die Entschuldigung seines kommunikativen Unvermögens. Sein Herz dränge ihn aber zum Liebesgeständnis – ähnlich erginge es vielen Männern und Frauen. Die Geliebte solle auf den Brief als Zeichen seiner großen Liebe blicken. Sein Herz wohne bei ihr. Seine schon länger währende treue Ergebenheit hätte er gerne weiter für sich behalten. Sein Herz habe ihm aber damit gedroht zu sterben, wenn es den Kummer weiter alleine hätte tragen müssen. Der Brief schließt mit der Bitte um Nachsicht (48: Hand gen mit genae digen zorn).

B121 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief III)

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B121 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief III) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 54rb–54va; 46 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 102f. Nr. 3; Hefti 1980, 324f. Literatur: Meyer, E. 1898, 9; Schulz-Grobert 1993, 198

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Verszählung und Zitate nach der Ausgabe von Hefti, V. 49–94, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · A Liebesklage (1–14): Der Sprecher bittet Gott (invocatio), ihm zur ersehnten Erfüllung zu verhelfen. Seine Geliebte habe sich in sein Herz gesenkt, ein Blick von ihr wäre sein einziger Trost, was er aber nur heimlich auszusprechen wage. Er wünscht nur, mit ihr reden zu können; Bekennntis zu ehrenhafter Minne. B Apostrophe der Dame (15–28): Unter Verweis auf die Exklusivität seiner Liebe bittet er die Geliebte, die Vereinigung ihrer beider Herzen zu ermöglichen. Einer Schlussformel (21f.: Damit hab die red ain end | Got mich schier zuo euch send) folgt die Ankündigung, ihr bei einem Treffen den durch sie verursachten Schmerz klagen zu wollen, und ein Hinweis darauf, dass angeblich (25: Wann ich ie gehoert han) rechtzeitige Minnegewährung 1000fachen Lohn verspreche. C Botenauftrag an den Brief (29–32): Der Sprecher gibt nun dem Brief in direkter Apostrophe den Botenauftrag (29: Prief nun var dahin), dorthin zu gehen, wo sein Herz und seine Gedanken immer seien. D Ankündigung eines Liebesgrußes (33–46): Der Sprecher drückt seine Liebeshoffnung aus. Da die Angebetete alle Vorzüge vereine, könne er nicht anders als seinem Herzen zu folgen und sie ohne Unterlass heimlich und zuchtvoll zu grüßen. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 9, identifiziert die Verse 23f. als Entlehnung aus B232, 1225f.

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B122 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief IV)

B122 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief IV) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 54va; 28 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 103f. Nr. 4; Hefti 1980, 325f. Literatur: Schulz-Grobert 1993, 198

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Zitate nach nach der Ausgabe von Hefti, V. 95–122, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · A Liebesklage (1–13): Der Sprecher hofft, dass die Geliebte ihn anspreche und sein Liebesgeständnis annehme, das er nur brieflich, nicht mündlich zu übermitteln wage. Er gesteht, sie im Alltag (wo sie sitzt, steht oder zur Kirche geht) zu beobachten, wobei ihr roter Mund sein Herz immer neu entzünde. B Liebesgruß (14–28): Nach anaphorischer Apostrophe (Got grue ß euch | ewer 14–21) an die Dame bzw. an einzelne Körperteile (genannt werden nach dem A capite ad calcem-Schema Augen, Wangen, Mund, Hände, Hals, Arme, ›Stamm‹, d.h. Rumpf oder Abstammung) und einem Unsagbarkeitstopos bittet der Sprecher die Dame, den Absender des Briefes zu erhören (Hinweis auf Situation der Botenrede?), da er sonst keinen Trost habe und die Zeit dränge.

B123 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief V) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 54va–54vb; 49 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 104f. Nr. 5; Hefti 1980, 326–328 Literatur: Purkart 1970, 123f.; Schulz-Grobert 1993, 198

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Zitate nach der Ausgabe von Hefti, V. 123–171, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · A Gruß und Erhörungsbitte (1–29): Nach einer Bitte um Heil und Freu-

B124 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VI)

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de, die Gott ihnen geben möge, richtet der Sprecher in direkter Apostrophe an die Geliebten die Bitte um schnelle (und positive) briefliche Antwort. Sein Brief sei ein Liebesbeweis. Es folgt eine Grußsequenz, die Anklänge an geistliche Mariengrüße aufweist (11–15, u.a. Seligpreisung ihres ›reinen‹ Namens und ihrer frucht [15]). Ihre Schönheit und ihre zucht seien der Grund für Gruß und Bitte. Letztere wird noch einmal konkretisiert: Die Geliebte solle ihm einen heimlichen Treffpunkt nennen, damit er ihr dort seinen Kummer, den er ihretwegen habe, klagen könne und Heilung durch ihre Huld finde. Ein an dieser Stelle eingesetztes, ggf. einschränkendes Adynaton ist durch Reimverlust gestört (›So wie eine Nachtigall und … [ein anderes Tier?] den Rhein austrinken‹). B Botenauftrag (30–35): Der Sprecher trägt dem Brief auf, die Geliebte zu grüßen und sie seiner exklusiven Liebe zu versichern. C Liebesversicherung (36–49): In direkter Apostrophe an die Geliebte beschwört der Sprecher die Größe seiner Liebe, bittet um Erhörung und preist den Tag, an dem er sie gesehen habe. Nun sei sie mit 100.000 Buchstaben in sein Herz eingeschrieben (44: in das hercz begraben). Er schließt mit einer Dienstversicherung, die die Geliebte zugleich an ihre Verantwortung gegenüber ihm als Leibeigenen erinnert. Para l lelen: Purkart 1970, 124, weist auf wörtliche Parallelität der Verse 30–35 mit B155, 1–6 hin; dieselben Verse bietet auch B154 als Texteingang; V. 30–32 findet sich auch sehr ähnlich in B121, 29–31. Sonstiges: Nach Purkart 1970, 123f., besteht der Text aus zwei Briefen (I: 1–29; II: 30–49).

B124 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VI) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 54vb–55ra; 35 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 105f. Nr. 6; Hefti 1980, 328f.; Wand-Wittkowski 2000, 105 Literatur: Meyer, E. 1898, 12; Schulz-Grobert 1993, 198; Wand-Wittkowski 2000, 106

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Zitate nach der Ausgabe von Hefti, V. 172–206, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · Der Sprecher grüßt die Geliebte als karfunckel stain (1) und schließt eine

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B125 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VII)

anaphorische Grußsequenz an, die sich an ihre Augen, Wangen und ihren Hals richtet (3–6: Got grue ß dein | dich). Da, wie er gehört habe, der beste Gürtel eines Mannes in einer Umarmung bestehe, wünsche er sich eine solche Umarmung von ihr, die ihn aller Sorgen ledig machen könnte. Er versichert, ihr immer zu Willen zu sein und o sie im Herzen zu tragen, bedauert aber, noch keinen lieplich gruß (25) erhalten zu haben. Einer Schlussformel (26f.: Damit hab die red ain end | Got vns schier zuo samen send) folgt ein als Adynaton formulierter Segenswunsch (28f.: ›Bleib gesund, bis eine Nachtigall das Meer austrinkt‹) und eine doppelte Bitte um einen Antwortbrief, der ihn gesund machen würde. Para l lelen: Deutlicher als in den anderen Briefen dieses Zyklus werden Bestandteile vorhergehender Briefe teilweise wörtlich aufgenommen (die Schlussformel in 26f. entspricht B121, 21f.; die anaphorische Grußsequenz in 3–6 B122, 14–21; das Adynaton von der Nachtigall in 28f. B123, 25f.). – Meyer, E. 1898, 12 identifiziert die Anrede 1f. als umgestaltende Entlehnung aus B232, 195f.

B125 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VII) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 55ra–55rb; 46 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 106f. Nr. 7; Hefti 1980, 329f. Literatur: Henrich 1912, 552f.; Schulz-Grobert 1993, 198

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Zitate nach der Ausgabe von Hefti 1980, V. 207–252, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · Der Sprecher eröffnet mit einer direkten Anrede an den Geliebten, in der sich Gruß und Preis der Dame (sie sei ein Spiegelglas, ein Diamant usw.) mischen. Er versichert ihr seinen Dienst und seine Leibeigenschaft und schließt ein weiteres Lob der Dame an: Als höchste Schöpfung sei sie mit Schönheit und Tugend bekrönt. Besonders hebt er das Leuchten ihrer Augen (wie ein blühender Zweig im Mai) und ihren freundlichen Gruß hervor, der seinen Kummer vertreiben würde. Er bittet die Geliebte, ihm Hinweise zu geben, wie er sie heimlich treffen könne, um ihr – was bisher unterblieben sei – den Kummer der Gefangenschaft seines Herzens zu klagen. Er schließt mit einem Segenswunsch und der erneuten Bitte um Erhörung in seiner Not.

B126 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VIII)

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Para l lelen: Henrich 1912, 552f. stellt die wörtliche Übereinstimmung der Verse 1–9 mit dem Eingang des zweiten Liebesbriefs im ›Willehalm von Orlens‹ des Rudolf von Ems fest (6847–6855).

B126 Liebesbrief (Dresdner Liebesbrief VIII) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B119–126) Überlieferung: Dr4 55rb–55va; 56 V.

Edition: Meyer, E. 1898, 107f. Nr. 8; Hefti 1980, 330–332 Literatur: Meyer, E. 1898, 12; Schulz-Grobert 1993, 198

Überschrift: Vna litera amoris Inha lt: (Zitate nach der Ausgabe von Hefti, V. 253–308, jedoch mit neu angesetzter Verszählung) · A Begründung für Brief (1–23): Der Sprecher bittet die Geliebte, den Brief aufgrund ihrer höfischen Gesinnung freundlich aufzunehmen. Er habe ihn auch auf die Gefahr der Verbannung hin (6: soe lt ich darvmb raumen daz lant) senden müssen, da ihn ihre Liebe zur Mitteilung seiner Klage gedrängt habe. Scham und Zweifel vor diesem Schritt überwinde er nun, gestützt auf Buchwissen aus einem nicht näher bezeichneten Buch (14: Doch hoer ich an dem puo ch lesen). Danach solle man seine Liebe der Frau unbedingt eröffnen: Entweder erhöre sie einen, oder sie verschwiege die Angelegenheit höfisch. B Erhörungsbitte (24–56): Mit einer Versicherung der völligen Selbsthingabe verbindet der Sprecher die Bitte an die Geliebte, ein baldiges heimliches Treffen (konkrete Angabe der Dauer 33: Ain weil oder ain halben tag) zu ermöglichen. Dort wolle er ihr den Kummer klagen, den er wegen ihr leide. Er sei heimlich von ihr verwundet worden, durch ein einziges Wort von ihr könne er aber wieder gesund werden (vgl. Mt 8,8: sed tantum dic verbo et sanabitur puer meus, bzw. römische Messe vor der Kommunion: sed tantum dic verbo, et sanabitur anima mea). Auf eine Schluss- und Entsendungsformel (41–43: Nun hab die red ain end. | Auff gnad ich ew send | Disen prief, fraw wol geporn) folgt die Bitte um gnädige Aufnahme des Briefinhalts und um Erhörung sowie eine Dienstversicherung. Der Sprecher verabschiedet den Brief (52: Lieber prief, nun geraut wol) und schließt mit einem Segenswunsch, der ein Adynaton enthält (53–55: ›Gott erhalte euch gesund, bis eine Rose ein Pfund kostet und alles Wasser zu Wein wird‹).

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B127–138 Göttinger Liebesbriefe

Para l lelen: Die Schlussformel in V. 41 auch in B121, 21, und B124, 26. Das Adynaton der Segensformel (53f.) findet sich wieder in B117, 26f. Meyer, E. 1898, 12, sieht in der Berufung auf die Liebeslehre in Vers 14–17 einen Hinweis auf B232, 970–973.

B127–138 Göttinger Liebesbriefe Für einen Betrug benutzte, fingierte Liebesbriefe (ohne narrativen Rahmen); Prosa mit Verseinleitungen Ve r f a s s e r : Edition: Hermann Konemund (unter dem Schmidt, G. 1865, 386–394 Namen der Bürgerin Edelend Schreiber) Literatur: Datierung: Schmidt, G. 1865, 385f.; Dezember 1458 Michels 1892; Meyer, E. 1893, 82–84; Oltimann 1979; Kasten 2VL 2 Überlieferung: (1980), 355f.; Weber, U. 2001, 914–916; Gö2; insgesamt ca. 42 V., sonst Prosa Bockmann 2007 Beschreibung der Überlieferung: Konvolut von zwölf niederdeutschen, in betrügerischer Absicht geschriebenen Liebesbriefen, die der Verfasser unter dem Namen der Göttinger Bürgerin Edelend Schreiber 1458 an seinen Vorgesetzten, den Göttinger Schulrektor Curt Hallis, schickte. Konemund ist es mit diesen Briefen offenbar gelungen, Geschenke und Geldzahlungen von Hallis zu erschleichen. Die Briefe sind erhalten als Anlage zum Notariatsprotokoll des Geständnisses (gedr. bei Schmidt, G. 1865, 393f.). Der erste (B127) und der dritte (B129) Brief sind mit einem pfeildurchbohrten Herz illustriert. Überschrift: – Inha lt: Die Briefe lassen sich nur unter Einschränkung als Minnereden auffassen, sind aber Dokumente der ›praktischen‹ Verwendung von Elementen des Minnediskurses.

B127 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief I) Inha lt: A Gereimte Briefeinleitung (13 Verse): Dienstversicherung, Bedauern über ausgebliebenes Treffen

B129 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief III)

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B Die Frau verspricht, den durch den Vermittler Hermann Konemund übermittelten Treue- und Freundschaftsversprechen ebensolche entgegenzusetzen. Ein heimliches Treffen am dritten Tag nach Allerheiligen habe nicht stattfinden können, da nicht alle Bediensteten Schweigegeld erhalten hätten. Sie versichert dem Adressaten, ständig an ihn zu denken, und bittet um weitere Botschaften durch Konemund. Als Schreiber des Briefes nennt sie Ecken Remensnyder sone, und bittet um eine Geldzahlung an Konemund zum Martinstag, die sie bei einem Treffen am darauf folgenden Montag dreifach zurückzuzahlen verspricht. Schlussformel (Da me heffet hundert dusen gul[den] iar), Namenssignatur.

B128 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief II) Inha lt: A Gereimte Briefeinleitung (4 Verse): Dienstversicherung B Die Frau dankt dem Adressaten für die durch den Boten Hermann Konemund überbrachte Gaben (Honigkuchen, zwei Schillinge) sowie seine Großzügigkeit gegenüber dem Boten. Sie verspricht, es ihm bald zu vergelten. Sie sorgt sich, er könne sich für eine andere Frau interessieren und droht damit, ihn aus ihrem Herzen zu verbannen. Sie erbittet einen Brief für den nächsten Tag und verspricht, darauf gleich mit Neuigkeiten zu antworten. Schlussformel (Nicht wen dusent gude iar), Namenssignatur

B129 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief III) Inha lt: Dienstversicherung. Die Frau dankt für einen Brief und bedauert, dass es nicht zu dem ersehnten Treffen unter vier Augen am Montag nach dem Martinstag gekommen ist. Sie versichert dem Adressaten, dass er der erste und einzige Empfänger von Briefen von ihr sei, obwohl sie von vielen begehrt würde und ihr kürzlich sechs Gulden für ein Stelldichein geboten worden seien. Sie benennt, wieviel Geld ihr der Adressat bisher geliehen hat, und bittet ihn, diese Summe am selben Abend noch auf zwei Goldgulden aufzustocken, deren Gesamtrückzahlung sie verspricht. Sie gibt an, das Geld für einen Stoffkauf und diesen für einen bevorstehenden Tanz zu benötigen. Schlussformel (Nicht wen dusent gude iar), Wiederholung der Geldbitte, Namensignatur.

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B130 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief IV)

B130 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief IV) Inha lt: Dienstversicherung. Die Frau dankt dem Adressaten für die Zusendung von Geld. Sie bedauert, dass es am Mittwoch nicht zu einem Treffen kam und kündigt für Sonntag eine neue Möglichkeit an, da ihr Mann in Kassel sei. Dann bittet sie um ein weiteres Darlehen, da sie dem Goldschmied etwas schulde, und verspricht mit Verweis auf ihre Ehrbarkeit die Rückzahlung. Namensignatur.

B131 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief V) Inha lt: Dienstversicherung. Die Frau dankt dem Adressaten (angesprochen als leue gulden gulden gulden frunt) für die Zusendung von Geld. Sie berichtet, von der Frau Wedekint Swanenflogels 16 Ellen wunderschönen Stoff gekauft zu haben, wobei allerdings noch ein Teil der Kaufsumme ausstehe. Für diese Summe bittet sie ihn – auf Vorschlag von Hermann Konemund – beim Kaufmann zu bürgen und bittet ihn um Nachricht in einem Brief. Sie klagt, dass er sie bei einer Begegnung auf dem Kirchhof vor Hochmut nicht angeschaut habe. Sie verspricht, bald bei ihm zu sein. Schlussformel (Heffet dusent gude nacht). Namensignatur. Erneute Dienstversicherung.

B132 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief VI) Inha lt: A Gereimte Briefeinleitung (18 Verse): Dienstversicherung, Gruß des Geliebten, Klage über möglichen Liebesverlust, Liebesbekräftigung, Treueversicherung, Klage über das scheyden das bytter crudelyn, Hoffnung auf Vereinigung. B Die Frau dankt dem Adressaten für die Übersendung von fünf Goldgulden. Sie habe versprochen, Hermann Konemund morgen zwei Ellen Stoff zu geben, und bittet den Adressaten, morgen vor dem zweiten Messläuten im Kramladen für den Stoff zu bürgen. Sie verspricht Rückzahlung und stellt ein Treffen bis Mittwochabend in Aussicht. Schlussformel (Damede heffet dusent gude iar), Namenssignatur.

B133 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief VII) Inha lt: Die Frau verspricht, dass die zwei Ellen Stoff, die der Adressat brieflich angemahnt hat, Hermann Konemund übergeben werden. Sollte ihm der Stoff nicht gefallen,

B135 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief IX)

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bietet sie ihm die Rücknahme an. Auf seine schriftliche Bitte, ihm eine Schnur an sein Badelaken zu nähen, lässt sie ihn wissen, sie habe von dem durch Hermann Konemund überbrachten Geld mehrere Wäschestücke erworben, die sie ihm bald zuschicken wolle. Sie habe sich nicht getraut, ihn um so viel Geld für Tuch zu bitten, und sorge sich nun Tag und Nacht, dass sie die Hälfte des (für die Wäsche vorgesehenen?) Geldes behalten habe. Sie versichert, alles geborgte Geld zurückzuzahlen und ihn bald aus der geleisteten Bürgschaft auszulösen sowie ständig an ihn zu denken. Schlussformel (Darmede heffet dusent gude iar). Namensignatur.

B134 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief VIII) Inha lt: A Dienstversicherung. Sentenz: Wer den anderen belügt und betrügt, ist schlimmer als ein Dieb. B Die Frau dankt dem Adressaten für die Geldzahlung, die eine Bezahlung des Krämers möglich machte. Sie will ihn nun bald von seiner Bürgschaft auslösen. Sie erklärt, dass sie nur um seinetwillen um Geld gebeten habe (nämlich damit er auch Stoff bekomme), und vermutet, dass es ihm jetzt leid sei, dass er ihr gefalle. Sie bittet den Adressaten, sofern er sie liebhabe, Hermann Konemund Geld zu geben, damit sie die Swanenflogelsche ausbezahlen könne, und verspricht die Rückzahlung für den Dreikönigstag. Schlussformel (Heffet dusent gude iar), Namensignatur.

B135 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief IX) Inha lt: A Gereimte Briefeinleitung (8 Verse): Wert des Schweigens; öffentlich bekannte Liebe als Problem; Treue als ›seltener Gast‹, den es festzuhalten gilt. B Die Frau bittet den Adressaten, ihr nicht böse zu sein, und versichert ihm, ihn nicht verhöhnen zu wollen, und ihm das ausgeliehene Geld zurückzuzahlen. Noch sei die Verkäuferin mit dem Stoff nicht gekommen. Die Frau bekräftigt erneut, ihn nicht narren zu wollen – wenn ihr Mann Hans weg wäre, könnte sie das noch untermauern. Sie klagt, dass Hermann (Konemund) Tag und Nacht an ihr hinge, und versichert, nur an den Adressaten zu denken. Sie fordert ihn auf, zur Hochzeit der Lyndeschen zu kommen. Bitte um einen Brief, Schlussformel: Hunde(r)t dvsent gyde iar; Namenssignatur.

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B136 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief X)

B136 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief X) Inha lt: A Gereimte Briefeinleitung (4 Verse): Sie tut ihm Gutes, er behandelt sie schlecht. B Die Frau bestätigt, zwei schriftlich geäußerten Bitten des Adressaten nachzukommen: Sie habe ein Bändchen an den von Hermann überbrachten Badebeutel genäht und kenne niemanden in Göttingen, dem sie lieber schreiben oder für den sie so etwas tun wollte. Auch das erbetene schwarze Tuch wolle sie ihm senden. Dienstversicherung. Sie klagt über Corde Hyllen, dem sie Geld schulde und der die Rückzahlung nicht stunden wolle. Sie bittet den Adressaten daher, ihr um der Freundschaft und der Liebe willen und auch, weil sie ihm für das Bändchen etwas ausgelegt habe, um zwei Gulden. Sie verspricht Rückzahlung innerhalb von 8 Tagen oder die Übersendung eines ungleich wertvolleren Schmuckstücks. Sie will ihm in beschriebener Weise ihre Liebe beweisen. Sie bittet um einen Antwortbrief und versichert, ihn danach nie mehr um Geld zu bitten. Schlussformel (Nycht mer wen dusent ude iar). Namenssignatur.

B137 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief XI) Inha lt: Dienstversicherung. Die Frau bittet um die Zusendung des Geldes und stellt dafür in Aussicht, er könne am Tag darauf seinen Willen mit ihr haben. Sie dankt für zugesandte Latwerge. Namenssignatur.

B138 Liebesbrief (Göttinger Liebesbrief XII) Inha lt: A Die Frau bekräftigt, dass Gott ihre Taten vergelten wird und dass sie den Adressaten nicht um sein Geld betrügen wird. Dienstversicherung. B Da der Adressat unwillig zur Geldübergabe an den Boten Hermann Konemund ist, gibt sie zu, bisherige Rückzahlungsversprechen nicht eingehalten zu haben. Sie will aber am Sonnabend ›alle Wahrheit‹ schreiben. Schlussformel (Damede dusent gude iar). Namenssignatur.

B140

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B139 Liebesbrief Liebesbrief-Konzept (?) einer Frau (?) (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Veronica Datierung: Überlieferung 15. Jh. Überlieferung: Hb3 55v; 8 V.

Edition: Schröder, E. 1926, 224; Schulz-Grobert 1993, 201. Literatur: Rheinheimer 1975, 48; Schulz-Grobert 1993, 143, 201; Wand-Wittkowski 2000, 109f. Anm. 233)

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag des 15.  Jh. auf dem letzten Blatt einer Sammelhs. geistlicher deutscher Texte, die um 1400 geschrieben wurde. Rheinheimer 1975, 48, vermutet, dass es sich um einen Briefentwurf handelt. Schröder, E. 1926, 224, vermutet als Verfasserin eine Nonne. Überschrift: – Inha lt: Gruß der Geliebten, Minne als Briefmotivation. – Wechsel der Sprechhaltung: Ermahnung, es niemandem zuliebe oder zuleid zu unterlassen, dem Geliebten den Brief zu schicken. Die Sprecherin (?) will an dieser Stelle nicht mehr sagen, oder die Angesprochene (?) werde ihres Buhlen ledig. Verfassernennung: Veronica (?). Para l lelen: Das Incipit findet sich ähnlich in Z17, 13; vgl. auch B82.

B140 Bei diesem von Brandis angeführten Text (›Liebesgruß zum Annatag‹, datiert auf 1642) handelt es sich um ein barockes Gelegenheitsgedicht, einen ›Anbindbrief‹, dessen Autor ggf. mit Johann Rist zu identifizieren ist.

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B141 Alphabetischer Liebesgruß

B141 Alphabetischer Liebesgruß Liebesbekenntnis, dessen Versanfangsbuchstaben akrostisch ein Alphabet bilden (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 108f. Nr. 20

Datierung: Überlieferung um 1450

Literatur: Lieb 2008, 209

Überlieferung: He9 155v–156r; 24 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Minnereden der nordalemannisch-schwäbischen Sammlung He9. Überschrift: Das ist das abcdef etc. Inha lt: Anrede und Preis der Geliebten als edliu, hohe, raine frucht (1). Ihre Tugend und Zucht bewirkten, dass der Sprecher ihr (vor allen anderen Lebewesen) diene. Sein Herz habe sie auserwählt. Er halte sie für unvergleichlich rein und habe noch nie jemanden Lieblicheren gesehen. Sie stehe an Wohlgefallen, Ehre und Wertschätzung weit über allen Frauen, sie erlöse ihn von Schmerz und Leid. Gleichzeitig leide er der Sehnsucht wegen Herzensqualen und werde bei ihrem Anblick rot. Er versichert sie seiner Treue und Liebe und gibt sich erschreckt von seiner Freude. Auch im Tausch gegen den Reichtum des Xius (21; Brauns/Thiele 1938, 109, vermuten ein verderbtes Xerxesses) würde er die Geliebte nicht meiden und von ihrer Gnade Abstand nehmen. Para l lelen: Entfernt ähnelt die alphabetische Anordnung (nicht der Inhalt) den Lob- und Scheltalphabeten, die sich im ›Liederbuch der Clara Hätzlerin‹ (Pr2) finden, vgl. Haltaus 1840, LXVIIf.

B142 Liebesbrief

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B142 Liebesbrief Fragment eines Einzelblatt-Liebesbriefs (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Eis 1961, 334

Datierung: um 1528 (?)

Literatur: Eis 1961, 333f.

Überlieferung: *Hinterbergers Hs., 2 Blattreste, fragmentarische 19 V. Beschreibung der Überlieferung: Aus zwei Stücken bestehendes Bruchstück eines Liebesbriefes, der in einen Einbanddeckel eingeklebt war (Eis 1961, 333 Anm. 3, vermutet, dass der Deckel mit dem Signaturenschild Ms 668 aus der ehemaligen Bibliothek Eduard Langer in Braunau stammt). Unklar ist, wie Eis zu der Angabe kommt, dass der Brief »um 1528 wahrscheinlich in der Gegend von Neiße« geschrieben worden sei. Überschrift: – Inha lt: Eine Inhaltsbeschreibung ist kaum möglich, da der von Eis gegebene Text stark auf spekulativen »Rekonstruktionsvorschlägen« des überaus lückenhaften Textes basiert. Festzuhalten sind immerhin einige charakteristische Textfragmente wie z.B. kleines Brifflein (8), liebsten Bulen (9), von der schaittel Bis … fus (11), mir nichß verübel (13), edle zarte Kaiserin (16). Para l lelen: Die zitierten Textstücke lassen eine Ähnlichkeit zu den in Be12 überlieferten Briefen erkennen, insbesondere zu B150, 21 (von der schayttel piß auff denn fuß), und B151, 25f. (Nw far hin dw kleines prieffelein | Vnnd gruß mir den allerliebsteb pulenn mein).

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B143 Liebesbrief

B143 Liebesbrief Einzelblatt-Liebesbrief (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rosenfeld 1930, 42f.

Datierung: 15. Jh.

Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 786f.; Schulz-Grobert 1993, 202

Überlieferung: In2 1r–1v; 60 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert auf einer Hälfte eines längsseitig geknickten Folio-Einzelblatts, das offenbar verschickt werden sollte (vgl. Blank, 786). Am Ende des zweiten Verses ist nach Art von Formularen Raum für eine Adressierung freigelassen, der sich auf schein (1) reimen muss (z.B. ein Name wie ›Katharein‹ oder auch ein anderer Name, dem das Pronomen ›mein‹ folgt). Die drei inhaltlich festzustellenden Blöcke sind auch kodikologisch voneinander abgesetzt: V. 35 ist durch einen etwas größeren Abstand vom vorhergehenden Vers abgerückt, V. 47 marginal durch ein Alineazeichen markiert. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bietet seiner Dame seinen Dienst an; am Ende des zweiten Verses ist Raum für eine Adressierung freigelassen (siehe Beschreibung der Überlieferung). Herz, Gedanken und Sinne hätten sich in Liebe zu ihr vereint. Er bezeichnet die Dame als Meiner sinne maisterinne (8). Ihre Minne sei von ihren heimlichen Blicken ausgehend durch seine Augen in sein Herz gedrungen, wo sie sein ganzes Inneres (14: muot) bezwungen habe. Diesen Vorgang will er ›naturkundlich‹ (In natürlichen sachen: 16) erklären. Er bringt das Exempel eines Gewitters: Obwohl Blitze – an den ›vier Enden‹ (17) der Welt in den ›vier Elementen‹ (18) – durch das Aufeinanderstoßen (Donnern) von Wolken entstünden, sei doch der Blitz vor dem Donner wahrzunehmen, weil visuelle Eindrücke schneller übertragen werden. Der Austausch von heimlichen Blicken würde auf ähnliche Weise Herzklopfen (Donnern) auslösen, an dem sich der Affekt (31: muot) entflamme wie der Blitz aus dem Donnerschlag. Der Sprecher bekennt, dass es ihm ebenso gehe. Er beschreibt ein vergangenes Treffen mit ihr in feuchten tawn (36, d.h. am frühen Morgen), bei dem er, von der Liebe getroffen, stumm, kopflos, herzenswund dagestanden habe, bei dem aber der erlösende Kuss ihres roten Mundes ausgeblieben sei. Der Sprecher, der die Geliebte mit visuellen Metaphern aus der Minnesang-Tradition belegt (48: Widerglast der liechten sunne, 51: brehender morgenstern), würde ihre Schönheit und Tugend gerne noch erhöhen. Er weiß aber nicht, ob er überhaupt jemanden Tugendreicheres finden könne und

B144 Liebesbrief

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schließt daher mit dem Bedauern, dies nicht leisten zu können – es sei denn, Frau Venus lebe irgendwo und helfe seinen wirren Sinnen nach. Para l lelen: Eine ›naturkundliche‹ Erklärung der Minne findet sich vor allem im niederländischen Traditionsbereich; vgl. dazu auch B280. – Dieselbe Schreiberhand hat auch B144 geschrieben. Sonstiges: Im 2VL wird der Text als ›Liebesbrief I‹ geführt.

B144 Liebesbrief Einzelblatt-Liebesbrief, in dem die Terminvereinbarung Liebender in Form einer Tierfabel erzählt wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rosenfeld 1930, 43–44

Datierung: 15. Jh.

Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 787; Schulz-Grobert 1993, 202

Überlieferung: In2 2r; 35 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als längsseitig geknicktes und beschnittenes Schmalfolio-Einzelblatt, das offenbar verschickt werden sollte (vgl. Blank, 787), aber ggf. als Konzept unfertig verworfen wurde (Rosenfeld, 43). Überschrift: – Inha lt: A Vorgeschichte (1–10): Einem Stieglitz schrieb ein Zeisig einen Brief. Die Fledermaus überbrachte den Brief. Aus ihm ging hervor, dass der Stieglitz am Dienstag zum Zeisig an eine Quelle kommen sollte. B Antwortbrief (11–35, ab Vers 12 in direkter Rede des Brieftextes): Der Stieglitz sei froh über den Brief, traue sich aber nicht, sich brieflich zu offenbaren, da die Fledermaus den Brief fälschlicherweise an den Sperling aushändigen könnte, womit ihr Geheimnis verraten wäre. Er werde fast verrückt, da er nicht wisse, wann der Brief geschrieben wurde, und so nicht einschätzen könne, ob der vereinbarte Termin bereits verstrichen sei oder nicht.

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B145 Liebesbrief

Para l lelen: Der Brief ist von derselben Hand wie B143 geschrieben. Sonstiges: Der Text ist bei Dicke/Grubmüller 1987, 623 Nr. 543 (›Stieglitz und Zeisig‹) als Reimpaarfabel verzeichnet. Im 2VL wird der Text als ›Liebesbrief II‹ geführt.

B145 Liebesbrief Liebesbrief in Form einer eindringlichen Botenrede (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Viertel 14. Jh. Überlieferung: Ke1 264r; 46 V.

Edition: Stengel/Schäfer 1921–1930, 994f. Nr. 1809; Stengel/Vogt 1956, 196f. Nr. IV (krit.); Wand-Wittkowski 2000, 109f. Literatur: Glier 1971, 83f.; Schmidt, R. M. 1982, 59f.; Holtorf 2VL 5 (1985), 916; Wallmann 1985, 260; Schulz-Grobert 1993, 205; Wand-Wittkowski 2000, 108–111; Janota 2004, 327f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen der ›Losse-Sammlung‹, d.h. einer in einen Kollektaneenband des Mainzer Ministerialen und Domherrs Rudolf Losse (um 1310–1364) eingeschalteten Lage mit Minnesang, Spruchdichtung, Minnereden (B52, B67, B469) und einer polit. Reimpaarrede. Der Text ist durch seine Überschrift als Liebesbrief mit spezieller Sprechhaltung gekennzeichnet. Überschrift: Littera amantis loquitur Inha lt: (Zitate nach Stengel/Vogt 1956) · Der Brief spricht die Adressatin direkt an (1: Nim mich, frowe, in dine hant), um ihr die Liebesklage seines Absenders an siner stat (6) vorzutragen. Die Beteuerung von dessen Liebesverfallenheit an die Dame verbindet der Brief mit einer Schilderung der Qualen, die ihm die Sehnsucht nach der Geliebten bringt: Sein Tod aus Minneleid sei nahe, wenn ihm der Mund der Dame nicht bald Rettung bringe; seine Liebe sei so stark, dass sein Körper verdorre, ja zu

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Pulver zerschmelze; seine Sehnsucht habe ambivalente Effekte, denn teils brenne sie wie Glut, teils lasse sie ihn frieren, als stehe er nackt bis zum Kopf im Eis; die Geliebte zu sehen und sich dann wieder trennen zu müssen, steche den Absender wie ein Messer ins Herz. Der Brief schließt mit der Bitte, dass die Dame all dieses Unglück abwenden und den Brief (zur Geheimhaltung?) verbrennen möge, sowie mit der erneuten Mahnung, dass der Ungetröstete ansonsten todgeweiht sei.

B146 Liebesbrief Originalliebesbrief (?), der aus Briefmustern und Bruchstücken von Strophenliedern zusammengesetzt ist (ohne narrativen Rahmen); z.T. Kreuzreime und Prosa Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 15. Jh. Überlieferung: *Kö 1r; Reimpaarverse, Strophen, Prosa (entspricht insgesamt ca. 66 V.)

Edition: Voigt 1822, 182–184; Zeitler 1907, 15f. Literatur: Ritter 1897, 101; Meyer, E. 1898, 84–87; Rheinheimer 1975, 48, 186; Blank 2VL 5 (1985), 788f.; Schulz-Grobert 1993, 24

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Originalbrief mit Siegelverschluss, einst im Königsberger Archiv aufbewahrt und heute verschollen. Aus der im Brief gemachten Angabe, er sei in Köln geschrieben, sowie dem Aufbewahrungsort in Ostpreußen schließt Meyer, E. 1898, 84 (ihm folgt Rheinheimer 1975), der Brief sei »in Köln von einem Ritter vor Antritt einer Preußenfahrt« verfasst (wobei allerdings unklar bleibt, ob die Empfängerin in Köln oder in Preußen zu suchen wäre). Überschrift: – Inha lt: Der Brief macht inhaltlich und formal einen äußerst heterogenen Eindruck. Es finden sich Paarreime, Kreuzreime, Prosapassagen und ein dreimal wiederkehrender ›Refrain‹ (elende byn ich) am Ende von B, D und E. Meyer, E. 1898 rekonstruiert aus dem Brieftext eine kompliziert anmutende Komposition aus einem Rahmenteil, der konventionelle Briefmuster im Reimpaarvers benutzt, und einem Mittelteil, der aus mehreren, verschiedenen Reimprinzipien folgenden Liedstrophen zusammengefügt ist. A Botenauftrag an den Brief (4 V.): Der Sprecher beauftragt den Brief, die Geliebte nicht nur aus seinem Mund, sondern vom Grunde seines Herzens zu grüßen.

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B146 Liebesbrief

B Liebesbekenntnis (2 V. – Prosapassage – 8 V. in zwei Kreuzreimstrophen – Prosapassage): Der Sprecher wendet sich direkt an die Geliebte und beklagt, dass er sich ihr nie offenbart habe. Nun aber wolle er der Geliebten kundtun, dass sein Herz verwundet sei. Einer Reihe von Lobpreisungen (›mein Granat[apfel], mein Paradies, meine Wonne, meine Lust, mein Leidvertreib‹) folgt eine Exklusivitätsversicherung. Der Sprecher stellt ihr in Aussicht, sie nach Kräften zu belohnen, sollte sie seinen Dienst annehmen und bittet sie, ihn nicht zu strafen, da er sonst alle Freude verlöre. – Refrain. C Bitten an die Geliebte (Prosapassage mit einzelnen Reimen): Der Sprecher beteuert, trotz räumlicher Entfernung die Geliebte stets in seinen Gedanken zu tragen, da sie seine einzige Hoffnung sei, von deren Gnade er sich die höchste Freude verspreche. Er bittet sie darum ihm mitzuteilen, wie seine Aussichten seien, und fordert die Geliebte auf, das ›Kleid der Ehre‹ zu tragen und sich darin von niemandem abbringen zu lassen, sowie gote unde seynir lere zu folgen. D Bitte an Gott (Prosapassage mit einzelnen Reimen): Der Sprecher bittet Gott, die Rose – und damit meine er seine Geliebte – zu bewahren und ihr Leid und das Leid aller, die liebevoll von ihr sprechen, zu vertreiben. Aus Liebe folge Leid, und so sei auch ihm aus seiner aufrichtigen Liebe Leid erwachsen und alle Freude verschwunden. – Refrain. E Schluss (Prosapassage mit vereinzelten Reimen): Der Sprecher bekräftigt noch einmal seine Liebe und hofft, diese nicht bereuen zu müssen. Er formuliert einen (humoristischen?) Segenswunsch (Got gebe dir czwey hundirt unde czwey phunt gudir nacht), bittet die Geliebte, an ihn zu denken, wie er an sie denke und firmiert den Brief als czu collen an dem reyne | in eyme cleynen kemyrleyne geschrieben. Er unterschreibt mit einem Ananym: Nyella nyed (rückwärts gelesen: ›deyn alleyn‹). – Nach dem Refrain elende byn ich folgen noch ein Vers (Elende loyt Ir mich) sowie eine Beteuerung seiner Aufrichtigkeit (an alle argelist | Ich is meyne). Para l lelen: Vgl. den ähnlichen Texteingang in Z6. – Zum Verspaar 3f. finden sich beinahe wortgleiche Parallelen in B175, 5f., B181, 4–6 und B193. Sonstiges: Im 2VL wird der Text als ›Liebesbrief III‹ geführt.

B147 Liebesbrief

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B147 Liebesbrief Warnung vor Klaffern mit Vorwürfen der Untreue und Bitten um Erhörung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Rheinheimer 1975, 186; Schmidtke 1981a, 17; Schulz-Grobert 1993, 85–88, 178

Überlieferung: Be12 19r–21r; 113 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be12, zusammen mit Liedern und Sprüchen in einer ursprünglich wohl selbständigen Lage (Bl. 19–22), in der Schmidtke 1981a, 17, einen gefalteten »Streifenbrief« erkennt (Schulz-Grobert 1993, 85–88, lehnt diese Einschätzung ab). In V. 42 (19v) ersetzt ein gezeichnetes Herz das entsprechende Wort. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bittet die Geliebte, nicht auf das Gerede (2: schwastz) der Klaffer zu hören. Sie solle zum Schutz vor Gerede so tun, als ignoriere sie ihn. Er wisse um ihre Absicht, seinen Kummer abzuwenden, und leide umso bereitwilliger bis zur Erlösung durch ihren roten Mund. Er hoffe auf Heilung durch sie, da er sich sonst anderweitig orientiere (22: Anterst ich pauent sunst auch auff antre strosse). Für diesen Fall habe er sich den ›Orden‹ (25) der Ungebundenheit (26f.: ain anigck wessenn […] ain freyenn mutt) ausgesucht. Doch hoffe er weiter auf die Zuwendung der Geliebten und dass sie ihn nicht hinters Licht führe (32 Redensart: ›an den Affenort setzen‹). Er habe zwar keinen Anlass, an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln, müsse ihr diesen Vorbehalt aber schreiben (Hinweis auf Liebesbriefsituation). Er insistiert auf Gegenseitigkeit, dann werde er ihr treu sein, denn dann habe sie sein Herz in ihrem ›Schrein‹ (40) und er habe seinerseits ihr Herz (graphisch dargestellt!) an einer Angel und könnte es zurückholen, sollte sie sich von ihm abwenden (Herzenstausch). Nach erneuter Treueversicherung und Gruß gibt er ihr ein Rätsel (51f.: Es stet ainn taill an denn weibenn | Vnnd ainn tayll an denn jungenn weydenn), dass er ihr gerne bei einem Treffen auflösen wolle. Es folgt eine Erörterung der ›huote‹-Problematik. Wenn er nur wisse, wann der Bewacher (55 abfällig tituliert als: der pinsal) das Haus verlasse, könne es unbemerkt zu einem Treffen kommen, bei dem sie miteinander reden könnten – das Wichtigste sei ihm aber, dass es kein Gerede bei den Leuten gebe. Nach einer topischen Klage (›Keine Liebe ohne Leid‹) hält der Sprecher der Geliebten vor, mehrere Verehrer zu haben (82 Redensart: ›mehrere Eier in der Kiste

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B148–151 Berliner Liebesbriefe

haben‹). Er fürchte, abtreten zu müssen. Da er der geringste unter ihnen sei und sie einen von ihnen schon an ihr krausses har (88) gelassen habe (91: Auch warst dw dein kurtzweil mit ym treibnn | So muß ich armer schwaiss [?] da hindenn peleibenn). Er wolle das unverzagt aufnehmen und sich, nachdem er selbst ihr immer treu gewesen sei, nach einer anderen Frau umschauen. Der Briefschluss (99–113) bringt eine Bitte um Nachsicht, eine Segensbitte (›Gott möge dich vor Anfechtungen bewahren‹), den Wunsch, dass Engel das Bett der Geliebten umschweben sollten, und eine Erhörungsbitte. Para l lelen: Die letzten beiden Verse (112f.: Dw waist woll versagenn ist der frauenn sidt | Vnnd yn ist doch leib das mann sy pitt) identifiziert Schulz-Grobert 1993, 178, als ›Freidank‹-Zitat.

B148–151 Berliner Liebesbriefe Sammlung von vier Liebesbriefen, teilweise mit scherzhaft-öbszönen Anhängen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : siehe unten (bei den einzelnen Briefen)

Edition: siehe unten (bei den einzelnen Briefen)

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Rheinheimer 1975, 186–188, 244; Schulz-Grobert 1993, 83–91, 179

Überlieferung: Be12 51v–54v; 142 V. + 6 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf den letzten vier Blättern der Sammelhs. Be12. Verse sind nicht abgesetzt, Überschriften und Zwischentexte sind im Stil eines Briefstellers gehalten. In den einzelnen Briefen scheinen weitgehend konventionelle Formeln (teilweise ohne größere inhaltliche oder formale Kohärenz) zusammengestellt zu sein. Die Beischriften (›Unterschriften‹) zu den letzten beiden Briefen geben Hinweise auf eine scherzhaft-parodistische Wirkungsabsicht. Sie sind abgesetzt und bestehen aus jeweils einem Verspaar obszönen Inhalts und einem sprechenden ›Autornamen‹: Bei B150 nennt sich ein Jörg Reckenzerß (53v); bei B151 ein Nichel stech jn dy fudth, dazu wird im angehängten Verspaar ein gezeichneter Penis für das Wort eingesetzt (54v). Hierin ergeben sich Parallelen zur ›Grobianischen Werbungslehre‹ Z78, die in derselben Hs. auf 46r–46v überliefert ist; dort heißt es, sie sei von Jorgen N mit dem zerß (46v) geschrieben, und in V. 18 wird ein gezeichneter Penis als Wortersatz benutzt.

B148 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief I)

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B148 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief I) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B148–151) Ve r f a s s e r : unbekannt Überlieferung: Be12 51v–52r; 36 V.

Edition: Mone 1838, Sp. 552 Nr. 1; Maschek 1939, 124f. Nr. 2 Literatur: Rheinheimer 1975, 187; Schulz-Grobert 1993, 83–91, 179

Überschrift: Die Puelbrieff Inha lt: Anscheinend sind hier Versatzstücke der Versbriefliteratur ohne größere inhaltliche Kohärenz aneinandergereiht, was sich auch an den äußerst unregelmäßigen Verslängen zeigt. Die Abschnitte C und E beginnen je mit dem Ausruf Nit mer! (14 und 35). A (Prosa und V. 1–8): Der erste ›Baustein‹ beginnt und endet mit Prosapassagen (bei Maschek 1939, 124, je zwei Zeilen). Der Sprecher grüßt die Geliebte und kündigt die Liebe auf (Bild des rückwärts in ein anderes Loch kriechenden Krebses). Er habe eine andere gefunden, die ihm hinten lieber sei als seine bisherige Geliebte vorne. Nun könne er lachen, während sie weine, deren falsche Liebe nur durch das Geld (pfenig) motiviert gewesen sei. B (10–13): Der Sprecher klagt, dass ihm Treue und Beständigkeit davongeweht, Falschheit und Verlogenheit hergeweht seien. C (14–22): Gute-Nacht-Gruß: Der Sprecher wünscht der Geliebten ein Dach aus Lilien, Wohlgeruch aus Balsam, ein Zimmer aus Zypressen, ein Bett aus Nelken und Lilien, eine Decke aus Wohlgemut – alles mit Rosen umsteckt. D (23–34): In einer anaphorischen Grußreihe (23, 27, 29, 31: [Vnd] gruß dich got[t]) bittet der Sprecher darum, dass Gott die Geliebte unzählig oft (wie Sterne leuchten und Blumen zwischen Ostern und dem Jacobstag blühen) und mit verschiednen Liebesgaben (eine Hand voll Seide; eine Hand voll Gerste; ein seidener Faden) grüßen möge, woran er Treueversicherung, Bitte um Antwort und den Wunsch knüpft, mit der Geliebten in ein finster gaden (32) zu gelangen. E (35f.): Der Sprecher schließt mit einem Segenswunsch mit Adynaton (36: pis ein has gilt hundert pfundt). Para l lelen: Zum Gute-Nacht-Wunsch mit Blumen- und Gewürzbildlichkeit (C) vgl. die Parallelen in derselben Sammlung in B151 sowie in B153, Z23, B186. Der Gruß mit Bezug auf Sterne und Blumen (V. 23–26) kehrt wieder im direkt anschließenden Brief B149, 13–16.

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B149 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief II)

B149 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief II) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B148–151) Ve r f a s s e r : unbekannt Überlieferung: Be12 52r; 26 V. + 2 V.

Edition: Mone 1838, Sp. 552f. Nr. 2; Hoffmann von Fallersleben 1855b, 238f.; Maschek 1939, 125f. Nr. 3 Literatur: Rheinheimer 1975, 187; Schulz-Grobert 1993, 179

Überschrift: Alius Epistula pro Eodem Inha lt: A (1–8): Der Sprecher gibt dem Brief den Botenauftrag, die Geliebte von Herzen zu grüßen und ihr 1000 gute Jahre zu wünschen. B (9–24) Mit den ersten zwei Verspaaren, deren Zusammenhang unklar ist (vom roten Mund, der kundtut, und vom Gesicht der Geliebten, das ihn immer anschaue, ist hier die Rede), wechselt der Brief zu einer direkten Anrede an die Geliebte (Apostrophe). Es folgt eine Grußformel: Gott solle die Geliebte unzählig oft (wie Sterne leuchten und Blumen zwischen Ostern und dem Jacobstag blühen) grüßen. Es folgt eine Segensformel mit Adynaton: Gott solle sie so lange leben lassen, bis ein Mühlstein Reben trägt; sie müsse so lange seine Geliebte bleiben, bis diese Reben dann Wein trügen. Einer weiteren Grußformel (Gott solle sie mit einem Seidenfaden grüßen und sie beide in ein finster gaden [22] bringen) folgt die Klage, nicht allen Herzenskummer aufschreiben zu können (Unsagbarkeitstopos). C (25f.): Der Brief schließt, eingeleitet durch Nit mer (25), mit einem weiteren Segenswunsch mit Adynaton (›Gott erhalte euch gesund, bis ein Hase einen Hund einholt‹). Die Unterschrift des Textes lautet: Datum gegeben an dem tag nach seinem abent | von mit vngenant | ich hoff ich sei euch wol erkant. Para l lelen: Die Grüße mit Bezug auf Sterne und Blumen V. 13–16 sowie auf den Seidenfaden 21f. stehen fast wortwörtlich auch im direkt vorhergehenden Brief B148, 23–26 und 31f., auch eine Variation des Briefschlusses ist dort zu finden (Nit mer!; Adynaton vom Hasen). Das Adynaton mit Bezug auf die Weinreben findet sich unverändert, jenes mit Bezug auf den Hasen leicht variiert auch in B150 und B186. Dort hat der Brief auch eine ähnlich lautende Unterschrift.

B150 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief III)

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B150 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief III) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B148–151) Ve r f a s s e r : unbekannt (vgl. aber den sprechenden Namen unter dem Text: ›Jörg Reck den Zers‹) Überlieferung: Be12 52v–53v; 42 V. + 2 V.

Edition: (in Vorbereitung) Literatur: Rheinheimer 1975, 187f.; Schulz-Grobert 1993, 179f.

Überschrift: Das Capitel lernett wie dw vmb ein igliche nach dem stant durch schrifft buo lenn solt Wie ich dir hirnach auff weyß. Sequitur epistula. Inha lt: Den Auftakt bilden drei Verspaare mit unterschiedlicher Sprecherhaltung: Auf einen innigen Gruß in direkter Anrede an die Geliebte (1: gruß inn gruß in ewr herz gegossenn) folgen das Bekenntnis der Herzensverwundung durch den Anblick der Geliebten (benannt in der dritten Person) und ein Botenauftrag an den Brief (5: far hin dw liebes prieffelein). Wiederum an die Geliebte gewandt adressiert der Sprecher sodann seinen Gruß an verschiedene Körperteile der Geliebten, was zugleich eine umfangreiche Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema abgibt (7–21); genannt werden Mund, Wangen, Haare, Hals, Brüste, Arme, Bauch, Lende, Beine, Füße (vgl. auch 21: Ich gruß euch von der schayttel piß auff denn fuß). Der Sprecher bittet die Geliebte um umgehende Antwort auf seine Erhörungsbitte, preist sie als die Schönste und seine Königin, die ihm jedoch sein Herz durchstochen habe, weshalb er ohne Erfüllung zu sterben drohe (Tod aus Liebesleid). Er unterstreicht seine Bitte mit einer Treue- und Dienstversicherung. Der Brief schließt mit einem Segenswunsch mit Adynaton (›Gott erhalte euch gesund, bis ein Hase einen Hund einholt‹), einem Gute-Nacht-Wunsch (100 gute Nächte) und einem Segenswunsch für ihre Ehre sowie die aller Frauen. – Die Unterschrift des Textes lautet: Senenn vnnd leychnam groß verlangenn | hatt myr ewr fudt mein zerß vmbfangenn | Jorg Recken Zerß. Para l lelen: Das gleiche Adynaton haben auch B149 und B186. Schulz-Grobert 1993, 91 weist darauf hin, dass in dem obszönen Verspaar der Unterschrift möglicherweise B160, Vers 17f. (nach Pr2: Senen vnd verlangen | Die havnd mein hertz gefangen) parodistisch aufgenommen wird. Vgl. auch B142.

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B151 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief IV)

B151 Liebesbrief (Berliner Liebesbrief IV) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B148–151) Ve r f a s s e r : unbekannt (vgl. aber den sprechenden Namen unter dem Text: ›Nickel Stech in die Fud‹) Überlieferung: Be12 53v–54v; 38 V. + 2 V.

Edition: (in Vorbereitung) Literatur: Rheinheimer 1975, 188; Schulz-Grobert 1993, 180

Überschrift: Einer purgerin sol man Schreybenn wie Obenn angezeygt ist vnd nach ler antwurtt magstu dich aber haltenn vnd streben. Einer Pawrnmaid (53v). Inha lt: Nach einer Grußformel (statt 4: Vonn dem hertzenn piß auff den fuß, sollte es wohl heißen: ›Von dem Scheitel bis …‹, so die Formulierung in B142 und B150) wünscht der Sprecher der Geliebten ein Bett aus Lilien, eine Decke aus Rosen, eine Tür aus Muskat und ein Türschloss aus Nelken. Eine Bitte um Gegenliebe unterstreicht er mit dem Hinweis, ihr Mund verbrenne sein Herz. Sie habe ihn so verwundet, dass er ohne sie nicht leben könne. Er bittet um eine Zusage ihrer exklusiven Liebe (20: das kein anderer kum in das hertze dein), und beteuert, freudlos und um sein Herz beraubt zu sein (das bei ihr sei). – Einem Botenauftrag an den Brief (25–28) folgt ein abschließender Gruß an die Geliebte, ein Segenswunsch mit zwei Adynata (›Gott erhalte euch gesund, bis ein Frosch einen Hund einholt und ein Zeisig und ein Fink gemeinsam das Meer austrinken‹). Die Datum-Formel ist verrätselt (35f.: Gebenn ann einer statt | Do dem nye gedacht wordt). Den Schluss bildet eine Bitte um Gegenliebe. – Unterschrift: Mein schmerzenn solnn von mir wissenn | Inn grosser lieb hastu mir mein (gezeichneter Penis) zerrissen | Nichckel stech in dy fudth. Para l lelen: Zur Bildlichkeit des aus Gewürzen gebildeten Hauses 3–8 vgl. die Briefe B148, B153 und Z24 sowie B186. – Vgl. auch B142.

B152 Liebesbrief

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B152 Liebesbrief Fragment eines Liebesbriefs mit ausführlicher Klafferschelte Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 Überlieferung: Le1 1r; 67 V.

Edition: Verwijs 1871a, 104f.; SchulzGrobert 1993, 26, Abb. 3 (Faks.) Literatur: Meyer, E. 1898, 88–91; van Oostrom LexMa 2 (1983), 666; Schulz-Grobert 1993, 22f., 207f.

Beschreibung der Überlieferung: Der Brief ist in mittelniederländischer Sprache abgefasst und unikal überliefert auf den Resten eines zweispaltig, aber nur auf der Recto-Seite beschriebenen Großfolioblattes. Das Blatt wurde in zwei Streifen aufgetrennt und als Makulatur in einem Buchumschlag verwendet. Zwischen den beiden Textspalten befindet sich die farbig ausgeführte Zeichnung eines von zwei Pfeilen durchbohrten, bekrönten Herzens. Das Blatt wurde aufgrund dieser Gestaltung für einen ›Originalbrief‹ gehalten. Mehrere offensichtliche Abschreibefehler zeigen, dass sich der Schreiber größtenteils einer Vorlage bedient hat (vgl. dazu ausführlich Meyer, E. 1898). Der erhaltene Text zerfällt in zwei Blöcke (1–33 und 34–67); durch die Zerschneidung des ursprünglichen Überlieferungsträgers ergibt sich ein nicht genau zu beziffernder Textverlust nach beiden Blöcken (geht man von einer ursprünglich mittigen Positionierung der Zeichnung aus, dürften es pro Spalte ca. 14 Verse sein). Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag an den Brief (1–8): Der Sprecher schickt den Brief zu seiner Geliebten, um sie zu grüßen und ihr seine Liebe zu eröffnen. B Liebesbekenntnis und Liebesklage (9–33): In direkter Anrede der Geliebten bittet der Sprecher, sie möge ihn mit einem Blick dafür belohnen, dass er ihr Herz und Blut übereignet habe. Einer Liebesversicherung (er kenne kein höheres Gut, sie habe sein Herz getroffen, er wolle ihr Eigen bleiben) folgt eine Klage, in welcher der Sprecher seinen unvergleichlichen Schmerz, den er verborgen halten muss, und seine Tag und Nacht anhaltende Unruhe beschreibt (Tag und Nacht werden dreimal erwähnt: 19, 23, 31). – Abbruch des Textes. C Klafferschelte (34–53): Der Sprecher klagt (gerichtet an ein allgemeines Publikum? vgl. 44: Soe sere bin ic, joncheere, bedwongen) über die Klaffer, die niemanden mit ihrer Wachsamkeit und Verleumdung verschonen und die jede Nähe zwischen ihm und der Geliebten verhindern. Er droht jenen, die ihre Zweisamkeit verhindern, Rache an und verwünscht sie (49f.: Groot ongheval moet quaden tonghen ghescien | Ende die viant moetse halen).

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B153 Liebesbrief

D Erhörungsbitte (54–67): Da er von einem Pfeil getroffen sei, der sich tief in seinem Herzen verhakt habe, sei er auf eine Heilung seiner Qual durch den Trost der Geliebten angewiesen. Er bittet sie, ihn bald zu erhören – sobald dies heimlich möglich sei, damit er durch ihre Liebe nicht in Schande käme. – Abbruch des Textes. Sonstiges: Der zweite Textblock (C und D) lässt sich auch als Antwort der Frau lesen: Die Anrede (44: joncheere) könnte darauf hindeuten, dass sie die (im verlorenen Teil des ersten Textblocks zu vermutende) Bitte um ein Treffen mit dem Hinweis auf die Klaffer beantwortet. Dazu passen würde der Schluss des Textblocks mit dem Verweis auf die zur Verhinderung der Schande nötige Heimlichkeit. Die Anrede Soete lief (58, 61, 67) ist nicht geschlechtsspezifisch. Ungewöhnlich aus dem Munde einer Frau wäre im Rahmen der Minnereden aber die Darstellung des Minneleids und die Erhörungsbitte. Auch das Seitenlayout könnte für die Konzeption als Dialog sprechen: In der linken Spalte redete der Mann, in der rechten die Frau. Dazwischen fände sich ein Herz mit zwei (!) Pfeilen.

B153 Liebesbrief Abendgruß und Segensformel, überliefert als Liebesbrief einer Frau (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Katherina

Edition: Büsching 1816, 385; Leyser 1833, 74

Datierung: Überlieferung nach 1405

Literatur: Meyer, E. 1898, 77f.; Rheinheimer 1975, 188; Schulz-Grobert 1993, 143, 208; Wand-Wittkowski 2000, 92, 112 Anm. 234

Überlieferung: Lg1 335v; 15 V.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als Nachtrag auf dem letzten Blatt der lateinischen Hs. Lg1. – Unterschrift: Katherina. Überschrift: – Inha lt: A Gruß (1–8): Die Sprecherin (?) wünscht (dem Geliebten?), dass Gott ihm eine gute Nacht schenke, ebenso ein Dach aus Rosen, ein Bett aus Lilien, eine Decke aus Veilchen, eine Tür aus Muskat, einen Türriegel aus Nelken und einen Korb mit Rosen. Sie selbst schenke (oder wünsche sich?) eine halbe Nacht zärtlicher Umarmung mit ihm.

B154 Liebesbrief

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B Segenswunsch (9–15): Der abschließende Segenswunsch ist ungereimt (›Vers‹Abgrenzung nach den Herausgebern). Die Sprecherin droht, einen anderen zu nehmen, wenn der Adressat nicht schnell käme, betont aber dann, dass er ihr der Liebste von allen sei. Der Text endet mit den Worten: ich mag itzvnd nith mer (15). Para l lelen: Die Verse 1–6 sind wortgleich als Z24 überliefert, sowie in B151, 3–8, in geringfügiger, in B148, 16–23, und in B186, 13–19, in stärkerer Variation. Die Schlussworte ›Nicht mehr‹ (15) wiederholen sich in den Briefen B148, B149.

B154 Liebesbrief Sammlung monologischer Textbausteine (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 239f.

Datierung: Überlieferung 1492

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 208

Überlieferung: Lg6 16r–16v; 50 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einer oberfränkischen Sammelhs. zusammen mit deutschen und lateinischen (teilweise parodistischen) Texten, nach einer Priamelsammlung und vor vier Reimpaarfabeln. Das letzte Reimwort ist von jüngerer Hand nachgetragen. Überschrift: – Inha lt: Der Text stellt eine Sammlung inhaltlich eher disparater Textbausteine dar. A Botenauftrag an den Brief (1–12): Der Sprecher spricht sein Liebes prifflin (1) an und schickt es zur Geliebten, es solle ihr seine exklusive und aufrichtige Liebe bekennen. B Grüße (13–30): Der Sprecher will die Geliebte nun nach seinem Vermögen grüßen und gibt eine Reihe anaphorisch mit ›Gott grüße euch‹ beginnender Salutationen (15, 17–20 und 27–29). Einige davon sind offenbar marianische Grüße (18: rose ane dorn, 19: mit der engel schar, 29: suser balsam smack). C Das Meiden (31–36): Der Sprecher beklagt sentenzenhaft das leidbringende ›Kräutlein Meiden‹ (31f.); Trennung schaffe Leiden. D Liebesbekenntnis und klage (37–50): Der Sprecher will nun diese rede (37) aufgeben und mit dem ›Brieflein‹ beginnen. Er bekennt sich zu seiner Geliebten und

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B155–158 Mattseer Liebesbriefe

bekundet, dass ihn derjenige, der sie ihm verleide, ins Unglück stürzen würde. An die Geliebte gerichtet beklagt der Sprecher die unvermeidliche Trennung und bekennt die Sehnsucht seines ›jungen Herzen‹ (46) nach ihrer Liebe. Para l lelen: Die Eingangsverse 1–8 finden sich wortgleich auch als Beginn von B155. Purkart 1970, 124, weist auf wörtliche Parallelität der Verse 1–6 mit den Versen 30–35 von B123 hin.

B155–158 Mattseer Liebesbriefe (Muster-)Sammlung von vier unterschiedlichen Liebesbriefen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Pomezny/Tille 1892, 358–364

Datierung: Überlieferung spätes 15. / frühes 16. Jh.

Literatur: Pomezny/Tille 1892, 356f.; Meyer, E. 1898, 74–77; Wallmann 1985, 265; Blank 2VL 6 (1987), 198–200; Schulz-Grobert 1993, 129–132; 209f.

Überlieferung: Me 75v–76v; 201 V.

Beschreibung der Überlieferung: Die vier Liebesbriefe sind in der Sammelhs. Me überliefert, die sonst nur (sekundär zusammengebundene) Faszikel mit lateinischen Texten enthält. Sie stehen im Anschluss an einen lateinischen Traktat zur Rhetorik, könnten also als kleine Sammlung poetischer Muster (im Sinne eines Briefstellers) verstanden worden sein (vgl. Blank).

B155 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief I)

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B155 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief I) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B155–158) Überlieferung: Me 75v; 45 V.

Edition: Pomezny/Tille 1892, 358–360 Literatur: Pomezny/Tille 1892, 356f.; Meyer, E. 1898, 75f.; Purkart 1970, 124; Blank 2VL 6 (1987), 198f.; Schulz-Grobert 1993, 129, 209

Überschrift: – Inha lt: A (1–8): Anrede des Briefes als Boten: Er solle die Geliebte heimlich grüßen und sie seiner exklusiven Liebe versichern. B (9–16): An die Geliebte gerichtete Liebes- und Dienstversicherung des Sprechers, sie solle nicht glauben, wenn jemand etwas anderes behaupte; Ausdruck seiner andauerndern Sehnsucht. C (17–21): Neuerliche Anrede des Briefes: nun bis mein mund (18): Er solle der Geliebten mitteilen, dass der Sprecher noch nie um der Liebe zu einer Frau willen so gelitten habe. D (22–32): An die Geliebte gerichtete Bitte um Liebe, Dienstversicherung, Bitte um freundliche Aufnahme des Grußes und Erlösung. E (33–39): Der Sprecher drückt seine Gewissheit aus, dass ihn All fogl, die in den lue fften sein | Saittenspill vnd all ae ugellein (32f.) bei seinem Gruß unterstützten. F (40–45): Bitte darum, dass Gott anstelle des Sprechers die Geliebte grüßen möge; Bitte an das rote Mündlein der Geliebten um baldige Antwort Para l lelen: Die Eingangsverse (1–8) finden sich wortgleich auch als Beginn von B154. Purkart 1970, 124, weist auf wörtliche Parallelität der Verse 1–6 mit den Versen 30–35 von B123 hin.

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B156 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief II)

B156 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief II) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B155–158) Überlieferung: Me 75v–76r; 27 V.

Edition: Pomezny/Tille 1892, 360f.; Purkart 1970, 133f. Literatur: Pomezny/Tille 1892, 356f.; Meyer, E. 1898, 76; Purkart 1970, 133f.; Purkart 1972, 165; Blank 2VL 6 (1987), 199; Schulz-Grobert 1993, 209

Überschrift: – Inha lt: A (1–12): Der Sprecher grüßt – grue zz in grue zz verloe ssen (1) – das rote Mündlein der Geliebten. Er will den Brief als Beweis (5: vrchund) seiner Liebe und beständigen Ergebenheit verstanden wissen, auf dass ihn die Geliebte bedenke und nie vergesse. B (13–20): Botenauftrag an den Brief (zweimal wiederholte Apostrophe: 13f. 18f.). Er solle die Botschaft der Geliebten überbringen, damit diese sein Herz ansehe und er daraufhin glücklich werde. C (21–24): Die folgende Bitte um Schutz vor Klaffern, von denen es leider überall viele gebe, richtet sich entweder an den Brief oder ist als Rede der Dame zu verstehen (21: Nw behue t sey herr ewichleich). D (25–27): Der Text schließt mit einem doppelten Segenswunsch: a) Gott möge ihre (des Paares?) Trauer verkehren. b) Adynaton: Er möge sie (die Dame / den Sprecher? das Publikum?) so lange gesund erhalten, bis ein Rosenblatt tausend Pfund koste. Para l lelen: Meyer 1898 weist darauf hin, dass einige Verse als Paraphrasen des Textes von B155 gelten können (8–10 = B155, 2–4; 7 und 13 = B155, 1). Die beiden Eingangsverse finden sich ähnlich auch in B149, die Schlussverse in B117, 26f. und B126, 53f. – Meyer 1898 schlägt von der Verszeile 18 (Liebs briefflein nun piz nicht poe ser poe t da hin) eine Verbindung zu B187 und zum ersten Büchlein aus Ulrichs von Liechtenstein ›Frauendienst‹. Sonstiges: Der reimlose Vers 14 steht genau in der Mitte des Textes, inhaltlich gibt es allerdings keine Hinweise auf eine Symmetrieachse. Pomezny/Tille 1892, 357 (und nach ihnen Meyer, E. 1898), halten diesen Brief v.a. aufgrund eines Mangels an Schreibfehlern (!) für ein improvisiertes Werk des Schreibers.

B157 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief III)

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B157 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief III) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B155–158) Überlieferung: Me 76r; 65 V.

Edition: Pomezny/Tille 1892, 361f. Literatur: Pomezny/Tille 1892, 356f.; Meyer, E. 1898, 76f.; Purkart 1970, 163f.; Blank 2VL 6 (1987), 199; Schulz-Grobert 1993, 129–132, 209f.; Wand-Wittkowski 2000, 153 Anm. 352

Beschreibung der Überlieferung: Unter dem Text stehen die Buchstaben S und J, zwischen ihnen ist ein Herz gezeichnet. Durch alles geht eine Säge (vgl. Schulz-Grobert 1993, 131 Abb. 7). Überschrift: – Inha lt: A (1–10): Der Brief tritt als Sprecher auf (personifizierter Brief): Er sei der Bote, den ein hue bscher chnab (3) zu der von ihm unaussprechlich (Unsagbarkeitstopos) geliebten Jungfrau gesandt habe, damit er für ihn werbe. B (11–55): Der Brief spricht die Dame direkt an (Apostrophe in 11 und 47). Er bittet für den Liebenden um trew vnd frewntschafft (12), es folgen Treueversicherung und Wunsch (17: ›1000 gute Jahre‹). Ihr Anblick (verknapptes Körperlob 19–26: Mund, Wangen, Augen) stünde dem Liebenden stets freudig im Herzen, er sehne sich nach ihr und begehre nichts anderes als ihre Freundschaft. Auf die Liebe zu ihm könne sie sich unbeschadet ihrer zuht und er (37) und ohne Argwohn einlassen. Der Liebende bitte auch darum, ihn zu unterrichten, wenn ihr etwas an ihm mißfalle, damit er sich gegebenenfalls anders verhalte. Abschließend und zusammenfassend fordert der Brief die Dame auf, dem Liebenden Freundschaft zu erweisen, ihr Herz aufzuschließen und ihm durch ihren rosenfarbenen Mund eine gnädige Antwort zu geben. C (56–65): Den Schluss des Textes bildet die direkte Anrede der Dame durch den Liebenden selbst. Er bittet sie, seine Treue nicht unbeantwortet zu lassen. Einen Segenswunsch verbindet er mit einer verrätselten Nennung ihres Namens: Ihr Taufname sei Anna (59, Name allerdings vom Schreiber selbst durchgestrichen). Anfangs- und Endbuchstabe ihres (Ruf-)Namens werden angekündigt, aber nicht genannt (63; die Editoren interpolieren S und J wohl aus der Illustration, vgl. Beschreibung der Überlieferung). Es schließt mit der Bitte an Gott, ihn vor Klaffern zu bewahren. Para l lelen: Der Eingangsvers findet sich fast wortgleich auch in B187 und Z28.

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B158 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief IV)

Sonstiges: Das Namensrätsel könnte – nimmt man den Rufnamen ›Johanna‹ an – als ›Ja‹ aufgelöst werden (vgl. den Taufnamen ›Anna‹ in V. 59).

B158 Liebesbrief (Mattseer Liebesbrief IV) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B155–158) Überlieferung: Me 76v; 64 V. (Fragment)

Edition: Pomezny/Tille 1892, 362–364 Literatur: Pomezny/Tille 1892, 358; Meyer, E. 1898, 75; Blank 2VL 6 (1987), 199; Schulz-Grobert 1993, 209f., 241f.

Überschrift: – Inha lt: A (1–51): Die weibliche (vgl. 28 und 36) Sprecherin versichert dem Geliebten in direkter Anrede und in einer Abfolge verschiedener topischer Textbausteine ihre Liebe: Sie könne ihn in allem, was sie denke und tue, nicht vergessen; all ihr Trost komme von ihm; seine Liebe habe sie bezwungen und mache sie ruhelos; ihr Herz sei beständig in seiner Liebe; all ihr Denken strebe zu ihm; sie wolle ihm ihre Treue schenken und im Gegenzug sein Herz in das ihre versenken; er sei Anfang und Ende ihrer Freude; sie sei durch seine Liebe und Schönheit bezwungen; sie ziehe ihn allen anderen jungen Männern vor; in seinem Dienst reibe sie sich auf; sie würde ihm gerne ihre Liebesqual eröffnen; ihr größter Schmerz sei es, ihn nicht sehen zu können; Freude könne sie einzig durch seinen Anblick erringen, bei dem sie zugleich vor Liebe erschrecke; seine Liebe erklinge lieblich in ihrem Innern und habe Auswirkungen auf ihre (Gesichts)Farbe; wenn sie ihn sehe, könne sie vor Freude nicht mehr sprechen (minnebedingtes Schweigen). B (52–64): Die Sprecherin gibt eine inwendig (52) Rede des Herzens in direkter Rede wieder. In dieser Rede wird der Geliebte herbeigerufen (54ff. sechsmal alternierender anaphorischer Verseingang: Chum her) und mit einer Reihe metaphorischer Bezeichnungen belegt: auserwählter Hort, irdisches Himmelreich, dem Paradies gleich, Quelle der Freude, edles Veilchen, Obdach der Liebe, Rosenrot, Lilienweiß. Der Text bricht in V. 64 noch vor dem Reimwort ab. Para l lelen: Edward Schröder verweist in der Redaktionsnotiz zu Pomezny/Tille 1892, 358, auf den sehr ähnlichen Beginn eines Liedes aus dem ›Lochamer-Liederbuch‹ (All mein gedencken dy ich hab dy sind pey dir).

B159 Liebesbrief

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B159 Liebesbrief Einzelblatt-Liebesbrief, auch als ›ältester deutscher Original-Liebesbrief‹ bezeichnet Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 14. Jh. Überlieferung: Mü3 1r–1v; 76 V.

Edition: Docen 1815, 665f. Nr. 167; assmann 1833, Sp. 39f.; Roth, F. W. E. 1896, 33–35 Nr. 1; Zeitler 1907, 13f. Nr. 5; Petzet/Glaunig 1924, 18f., Tafel LIV (Faks.); Maschek 1939, 122–124 Nr. 1; Purkart 1970, 124–126 Literatur: Ritter 1897, 95f., 98f.; Meyer, E. 1898, 66–68; Purkart 1970, 126–131; Blank 2VL 7 (1989), 1095f.; Schulz-Grobert 1993, 16–22, 210f.; Wand-Wittkowski 2000, 144f.; Janota 2004, 328

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist auf der Vorderseite eines ca. 40 cm langen und 7–9 cm breiten Pergamentstreifens eingetragen, die letzten vier Verse auch auf dessen ansonsten leerer Rückseite. Die ältere Forschung hat daher in dem Brief den ältesten erhaltenen ›Originalliebesbrief‹ gesehen. Gegen diese Deutung des Überlieferungsträgers als aus dem pragmatischen Kontext einer Minnekommunikation stammendes ›Original‹ wenden sich Blank und Schulz-Grobert 1993, bes. 18f. Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag an den Brief (1–36): Der Sprecher beauftragt den Brief und preist ihn glücklich, da ihn die Geliebte mit ihren Händen berühren und ihn mit ihrem Munde lesen werde. Würde ihm dies selbst widerfahren, wäre das sein höchstes Glück. In einer erneuten Botenbeauftragung folgt eine anaphorische Reihe von Grußanweisungen (16–28; Grue zz mir…), in denen der Sprecher den Brief bittet, einzelne Körperteile (genannt werden Mund, Wangen, Augen, Hals) und ihr Inneres (Herz, Sinne, Gedanken, Wollen) zu grüßen. Der Brief solle sie wissen lassen, dass der Sprecher lange nach einer Dame gesucht habe, die es wert sei, dass er sich ihr vollständig hingebe. B Preis, Liebesbekenntnis und Bitte (37–70): In direkter Anrede der Geliebten stellt der Sprecher fest, dass sie die gesuchte Dame sei, was er schon beim ersten Anblick erkannt habe (Liebe auf den ersten Blick). Sie sei diejenige, die sein Leid wenden könne. Sie habe eine Gesinnung wie ein Engel, eine Güte wie eine Turteltaube, sei ein ›blühender Stamm‹ der Tugend und von Gott gemacht. Er bittet die Geliebte (als

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B159a Liebesgruß mit einem Geschenk

seinen einzigen Trost) um Erhörung und bekräftigt, dass er sie auf immer in seinem Herzen bewahre (62f.: Darinne mue st ir gehuset sein | Immer vncz an das ende mein) (Dame im Herzen, Liebe bis zum Tod). Sie solle ihm einen Ort nennen, an dem er sie heimlich sprechen könne. C Botenverabschiedung und Schluss (71–76): Der Sprecher verabschiedet den Brief und bittet Gott und das himmlische Heer um den Segen für die Geliebte. Er schließt mit einer predigthaften, an ein größeres Publikum gerichteten Schlussformel (75f.: Amen sprechet alle geleich | So ewch got setz in sein himelreich). Para l lelen: Zum Gruß, der sich an einzelne Körperteile richtet (Schönheitspreis), vgl. B124, B171 und B184a. Meyer, E. 1898, 49f., listet wörtliche Übereinstimmungen der ersten Passage des Botenauftrags (Preis des Briefes) mit dem ›Frauendienst‹ Ulrichs von Lichtenstein auf. In den Versen 61–64 ist das aus dem ›Tegernseer Liebesgruß‹ (Du bist mîn…) bekannte Motiv vom Geliebten / von der Geliebten aufgenommen, der / die im Herz der/s Liebenden eingeschlossen ist. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Regensburger Liebesbrief‹.

B159a Liebesgruß mit einem Geschenk Liebesgruß und Minneklage, überliefert in mehreren Inschriften auf einem ›Minnekästchen‹, dessen Echtheit umstritten ist Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: von der Hagen 1856, 48f.; Kohlhaussen 1928, 69f. (Text) 70f. Datierung: (nhd. Übers.); Höver/Kiepe 1978, 2. Hälfte 13. Jh.? – Mitte 14. Jh.? 319–321 (Text und nhd. Übers.); Kettler 1990, 172 (Text und nhd. Überlieferung: Übers.); Göbel 1995, 311; WandMünchner Minnekästchen, äußere Wittkowski 1998, 41f. (Text), 43 Vorderwand, Innendeckel, Innenboden, (nhd. Übers.); Wegera 2005, 87–89 Innenwände; insgesamt 46 V. Literatur: Himmelheber 1984; Blank 2VL 5 (1985), 795f.; Kettler 1990, 171–175; Diemer/Diemer 1992; Göbel 1995; Wand-Wittkowski 1998; WandWittkowski 2000, 129; Wurst 2003; Wegera 2005; Matter 2006, 166–178; Matter 2013

B159a Liebesgruß mit einem Geschenk

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Beschreibung der Überlieferung: Der Überlieferungsträger, ein mit geschnitzten Minnedarstellungen und diversen Inschriften ausgestattetes Lindenholzkästchen (ca. 22,3 × 8,5 × 9,8 cm), ist seit dem frühen 19. Jh. in München nachgewiesen (München, Bayerisches Nationalmuseum, Nr. R 8071). Bis heute ist umstritten, ob es sich hierbei um ein aus dem Mittelalter stammendes Original oder um eine neuzeitliche Fälschung handelt. Für letztes plädieren in der jüngeren Literatur Himmelheber 1984 (aus kunstgeschichtlicher Perspektive) und Diemer/Diemer 1992 (u.a. auch gestützt auf ein ablehnendes Sprachgutachten von Hans Fromm). Für ein Original halten es Göbel 1995 (gestützt auf Holzdatierung bzw. ein Sprachgutachten von P. G. Völker), Wand-Wittkowski 1998 (gestützt auf literaturwiss. Einordnung des Textes) und Wurst 2003 (gestützt auf kunstgeschichtliches Vergleichsmaterial). Wegera 2005 versucht, für den im Forschungskonsens als südrheinfränkisch-alemannisch eingeordneten Text präziser eine Herkunft aus dem Gebiet des mittleren bis nördlichen Niederalemannischen wahrscheinlich zu machen. Zudem stellt er eine Entstehungshypothese zur Diskussion, die den beobachteten sprachlichen und formalen Inkonsistenzen Rechnung trägt: Entstehung des Kästchens und der Inschrift der Außenwand in der 2. Hälfte des 13. Jh. und nachträgliche Einschreibung der Inschriften der Innenseiten im 14. Jh. Der Text wird von den Herausgebern verschieden rekonstruiert, je nachdem, in welcher Reihenfolge man die Textbausteine der Inschriftenplatten zusammenfügt. Die einzelnen Elemente sind formal und inhaltlich heterogen und ergeben keine zwingende Abfolge. Überschrift: Ihc wil vhc sagin wisci Crist | swo liep bei liebi ist | diu frumint dicki | frovde mit anbliche Inha lt: (Zitate und Abfolge der Textteile nach der Ausgabe von Wand-Wittkowski 1998) · A (äußere Vorderwand, 1–5): Neben einer Leseanweisung (1: Lis dvrt obin[a]) beginnt der Sprecher mit einer Exordialsentenz: Liebende bereiten sich Freude durch gegenseitiges Anblicken. B (Innendeckel, 6–15): Der Sprecher erbittet für die Geliebte (in der dritten Person) seldi eri vndi langis lebin (8), preist ihre Vorzüge und gesteht, dass er verstummt, wenn er sie sieht und ihr seine Liebessehnsucht mitteilen will. – In einer Apostrophe an die Dame (14f.) bittet er um Trost. C (innere Rückwand, 16–21): Er preist die Geliebte in direkter Anrede als Schönste aller Frauen und denjenigen als selig, der von ihr geliebt wird. D (Innenboden, 22–31): Er preist sie als eine ›Rose blühender Jugend‹ (24), beklagt die lange Trennung von ihr und versichert ihr die Exklusivität seiner Liebe. E (innere Vorderwand, 32–39): Er wünscht sich, eine Nacht in den Armen der Geliebten zu liegen, und übergibt sich ganz in ihre Leibeigenschaft. Sein übersandtes Geschenk (wohl das Kästchen selbst) sei Ausdruck seiner Liebeshoffnung.

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B160 Abschiedsgruß

F (linke Innenwand, 40–43): Er bittet die Geliebte um Verschwiegenheit und versichert erneut die Exklusivität seiner Liebe. G (linke Innenwand, 44–46): Der Sprecher verflucht jene (46: das den der tievil schendi), die ihrer Beziehung (45: frivntscaft) schaden oder sie zerstören wollen. Para l lelen: Wand-Wittkowski 1998, 48f., macht »strukturelle Parallen« (Mischung von lehrhaften Sentenzen und Versliebesbriefelementen) zu B31 aus. Kettler 1990, 174f., sieht in den figürlichen Darstellungen wie in den Inschriften »Berührungen« zu B232, ohne dies argumentativ zu stützen.

B160 Abschiedsgruß Monologischer Abschiedsgruß an die Geliebte in der Hoffnung auf ein Wiedersehen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 130v–131r; 36 V. Be20 38v–39r; 36 V. Lg4 260v–261r; 36 V. Pr2 107v–108r; 36 V. St5 245r–245v; 36 V.

Edition: Büttner 1813, 225f. (nach St5); Haltaus 1840, 193f. Nr. II 32 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII) Literatur: Geuther 1899, 119–121; Brandis 2VL 1 (1978), 19; Schulz-Grobert 1993, 175, 213, 220

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in Sammelhss. des 15. und 16. Jahrhunderts im Kontext anderer Minnereden überliefert. Er bildet einen Überlieferungskonvoi mit B259 und B38 (in der Reihenfolge B259, B38, B160 in Pr2, Be3 und Lg4; in der Reihenfolge B38, B160, B259 in Be20 und St5; vgl. auch Geuther 1899, 118f.). Geuther 1899, 119, vermutet zudem hinter den Stücken, die in Pr2, Be3 und Lg4 dem Text von B160 folgen, eine anonyme Autorsammlung, die »zweifelsohne den Grundstock der ganzen Liedersammlung gebildet hat« (siehe unten, P a r a l l e l e n ). – Einzig Be20 bietet zwei signifikante Varianten: Statt Pr2 3: Dein segen mich bewar hat Be20 3: Din schön mich bewar; statt Pr2 6: Dein Lieb hatt mich besessen hat Be20 6: Ich hab mich zu gemessen. Überschrift: Ain vrlaub (Pr2; gleichlautend in Be3, Be20, Lg4 und St5)

B161–168 Acht Neujahrsgrüße auf 1441–1448

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Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher nimmt traurig Abschied von seiner hertzen kaiserin (1). Er bittet um ihren Segen, versichert ihr, an sie zu denken, ihr Leibeigener und dienstbar zu sein, und verweist auf sein Herz als Pfand seiner Treue (Herz bei der Dame). Er bittet um Erlaubnis fortzugehen und beteuert, dass ihn Sehnen und Verlangen gefangen halten und auf sie ausrichten. Er bittet sie, sich seine Treue zu Herzen gehen zu lassen. Im schmerzvollen Abschied (›Scheiden‹) blieben ihm die Erinnerung und die Hoffnung auf ein Wiedersehen (Empfang durch ihren roten Mund und ihre Umarmung). Abschließend bittet er sie, die ›Krone aller Frauen‹, treu zu ihm zu stehen und sein ihr anvertrautes Herz (Herz bei der Dame) fest und sicher zu bewahren (35: halt vest). Para l lelen: Thematisch eng verwandt ist der gemeinsam überlieferte Text B38, ebenso die Minnerede B259, die aber in Dimension und Struktur kaum zu vergleichen ist. Geuther weist darauf hin, dass mit B160 in Pr2, Be3 und Lg4 eine Gruppe von zehn »zusammengehörigen« Minnereden beginnt (B160, B260 sowie B161–168), die durch zahlreiche wörtliche Übereinstimmungen ausgezeichnet sind (vgl. Geuther 1899, 119–121, besonders 120f. eine Liste von »typischen Ausdrücken«).

B161–168 Acht Neujahrsgrüße auf 1441–1448 Monologische Neujahrsgrüße an die Geliebte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 134v–142r (ohne B168) Lg4 264v–271v (ohne B168) Pr2 110v–116v

Edition: Haltaus 1840, 196–201 Nr. II 34–41 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIIf.); Schade 1855, 76–88 (nach Pr2) Literatur: Meyer, E. 1898, 87f.; Geuther 1899, 119–121; Holtorf 1973, 3, 10f., 83 (als Nr. 39–46); Mück 1980, 102–108; Schulz-Grobert 1993, 214f.; Blank 2VL 6 (1987), 914f.; Lieb 2008, 196f.

Beschreibung der Überlieferung: Die Sammlung von Neujahrsgrüßen ist in den Sammelhss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) im Kontext anderer Minnereden und nahezu ohne signifikante Textvarianz überliefert. Ausnahmen: Lg4 hat in B162 einen Ausfall der Verse Pr2 12f.; in B163, 2 steht in Pr2: so hab ich gwalt, in Be3 und Lg4 dagegen: so hab gewalt (was im Kontext mehr Sinn ergibt). In Be3 und Lg4 fehlt der Neujahrsgruß B168 am

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B161 Neujahrsgruß auf 1441

Ende der Reihe. Mit Ausnahme des letztgenannten Ausfalls bildet die Sammlung einen stabilen Überlieferungskonvoi: Sie folgt in allen drei Hss. nach B259, B38, B160 und B260. Geuther sieht in B160, B260 und B161–168 eine Gruppe von zehn »zusammengehörigen« Minnereden, die durch zahlreiche wörtliche Übereinstimmungen ausgezeichnet sind. Er hält diese Gruppe für eine anonyme Autorsammlung, die »zweifelsohne den Grundstock der ganzen Liedersammlung gebildet hat« (vgl. Geuther 1899, 119–121, besonders 120f. eine Liste von »typischen Ausdrücken«).

B161 Neujahrsgruß auf 1441 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 134v–135v; 44 V. Lg4 264v–265v; 44 V. Pr2 110v–111r; 44 V.

Edition: Haltaus 1840, 196f. Nr. II 34 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 76–78 (nach Pr2)

Überschrift: Eines Neues Jar (Be3) Ein newes iar Im xlj (Lg4) Ain newes Jar ymm ains vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher berichtet seiner Geliebten (angesprochen als 1: Meins herzen trost), dass er in der Neujahrsnacht wachgelegen und an ihre Beständigkeit gedacht habe. Er hoffe, dass sie sich nicht von ihm abwende, und bietet seinen gesteigerten Dienst an. Er wünscht ihr Glück im Neuen Jahr und sich in ihr Herz. Wie er berichtet, habe er bis in die dritte Stunde in freudigen Gedanken an sie und ihren roten Mund wachgelegen und habe seinen eigenen Arm stellvertretend für sie an sich gedrückt. Nach dieser angenehmen Hoffnung habe er schmerzlich an die Möglichkeit gedacht, dass sie unerreichbar in einem anderen Land wäre. Er wünsche ihr alles Gute und die Erfüllung aller Wünsche durch den New geporen (37). Er hoffe, dass seine Treue nicht umsonst sei, sie möge ihm ehrenhafte Minneerfüllung gewähren. Er gebe sich ihr selbst mit hertz vnd muot (43) als Neujahrsgabe. Sonstiges: In Be3 ist dieser Neujahrsgruß undatiert.

B163 Neujahrsgruß auf 1443

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B162 Neujahrsgruß auf 1442 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 135v–136v; 38 V. Lg4 265v–266r; 38 V. Pr2 111r–111v; 38 V.

Edition: Haltaus 1840, 196f. Nr. II 35 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 78f. (nach Pr2)

Überschrift: Ein New Jar im xlij (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain newes Jar ymm zwai vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher wünscht der Geliebten (angesprochen als 1: Meins hertzen trost) Glück und ein Leben im Schein der Freudensonne. Er will ihr Leibeigener sein. Klaffer sollen ihr nichts antun (10: Das dich chain valsche zung nit mordt). Alles solle ihr zur Freude gereichen, was got, ietz Newgeporen (13) erfüllen möge. Erneut versichert er ihr seinen Dienst (er wolle ein beständger Diener ihrer Ehren sein; Anrede: ›Krone aller Frauen‹), wofür ihr rosenfarbener Mund ihn belohnen könne. Abschließend bittet er sie um einen freundlichen Gruß zum neuen Jahr zur Überwindung seiner Trübsal, wünscht ihr alles Gute und versichert, in Liebesglut zu brennen – sie solle (an ihm) festhalten.

B163 Neujahrsgruß auf 1443 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 136v–137v; 50 V. Lg4 266r–267r; 50 V. Pr2 111v–112v; 50 V.

Edition: Haltaus 1840, 197f. Nr. II 36 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 79–81 (nach Pr2)

Überschrift: Ein Newes Jar im xliij (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain newes Jar ymm drey vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Als Neujahrsgabe trägt der Sprecher der Geliebten (angesprochen als 1: O höchste Cron, mein vffenthalt) die Macht über sein Herz und die vollständige Ergebenheit seines Denkens und Wollens an. Er versichert, dass die ›Bahn seines Herzens‹ ganz auf sie gerichtet sei (7: ain tribner pfatt), dass er – von der Liebe entzündet und gebunden – ständig an sie denke und dass all seine Freude und sein Hoffen in ihr liege. Er wolle sich ihr ganz zu eigen geben, ihre Ehre beschützen und ihren Geboten

206

B164 Neujahrsgruß auf 1444

folgen. Dann legt er seine (fiktive) Ausrüstung allegorisch aus: ›Treue‹ in rotem Feld ziere seinen Schild und verweise darauf, dass er mit ›inbrünstiger Begierde‹ (21) ihre Zucht und Ehre bewahre; ›Beständigkeit‹ auf seinem blauen Banner verweise auf seine Dienstbereitschaft; sein weißes Hündchen ›Harre‹ auf seine ewige Liebe ohne Argwohn. Da sein Herz ohne sie verderbe wie ein Fisch ohne Wasser, bittet er die Geliebte, ihm die ›Klause‹ ihres Herzens (35) zu öffnen, auf dass er darin wohnen könne (Wohnen im Herzen der Dame) und mit Recht von wolgemuot ain krentzelein (39) tragen könne. Ferner bittet er um Gebot und Gruß. Er empfiehlt ihr Wohlergehen dem New ¨geporn got (45). Dieser solle sie frölich alten (48) lassen zur Lust und Freude von ihm, seinem Knecht. Er schließt mit der Aufforderung, an dem gegebenen Versprechen festzuhalten.

B164 Neujahrsgruß auf 1444 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 137v–138v; 50 V. Lg4 267r–268r; 50 V. Pr2 112v–113r; 50 V.

Edition: Haltaus 1840, 198f. Nr. II 37 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 81f. (nach Pr2)

Überschrift: Ein newes Jar im xliiij (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain newes Jar im vier vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher unterstellt sich völlig der Gewalt und dem Willen der geliebten Dame (angesprochen als 1: meines wesens vffenthalt). Seine größte Herzensfreude wäre es, Missstimmung von ihr abzuwenden. Er juble in Gedanken, wenn er in Liebe bei ihr sei und sie in ehrenhafter Weise sein Begehren erfülle. Er versichert, beständig an sie zu denken und von ihr seine Zuversicht zu beziehen. Das Lob der Geliebten und ihrer Vollkommenheit (tugendsam, freigebig, schön an Gestalt, gekrönt von beständigem Verhalten, geziert von wort vnd weis [23]) könne er nur unvollkommen wiedergeben; auch seine guten Wünsche (Glück und alles Heil) seien prinzipiell endlos (Unsagbarkeitstopos). Er gebe ihr zum Neujahr sein Herz und damit sich selbst mit leib, synn vnd muot (33). Aus dem Dienst ziehe er Freude und Trost. Er empfehle ihr Wohlergehen dem New ¨geporen got (39), bitte sie, seinen Dienst in den Marmor ihres Herzens einzuschreiben, und um ihre Gegenliebe. Er rechnet fest damit, dass seine beständige Treue entlohnt werde (Dienst-Lohn-Mechanismus), und schließt mit der Aufforderung, (an dem gegebenen Versprechen) festzuhalten. Para l lelen: Stärker als die anderen Neujahrsgrüße der Gruppe sind B164 und B165 inhaltlich und strukturell ähnlich.

B165 Neujahrsgruß auf 1445

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B165 Neujahrsgruß auf 1445 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 138v–139v; 40 V. Lg4 268v–269r; 40 V. Pr2 113v–114r; 40 V.

Edition: Haltaus 1840, 199 Nr. II 38 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 82f. (nach Pr2)

Überschrift: Ein newes Jar im xlv (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain newes Jar ymm fünff vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher bekennt der Geliebten (angesprochen als 1: Trostlicher hord), im Herzen zu jubeln und von aller Trauer befreit zu sein, wenn er ihre Liebe betrachte. Bei ihr finde er ehrenhafte Minneerfüllung. Er preist sie als lobenswert und beständig (selbst als Königsgleicher wäre er ihrer nicht würdig; variierter Kaisertopos) und hebt ihre Schönheit, ihr Verhalten und ihr Handeln hervor. Ihre Liebe habe wie ein Schwert sein Herz verwundet. Er versichert sie (Anrede als ›Krone aller Frauen‹) aus Anlass des Neujahrs seiner fortgesetzten Treue und Beständigkeit, bittet sie um Gebote, die er gehorsam erfüllen wolle. Dafür solle sie ihn, wie im vorigen Jahr, ihr hertzen hüslein (26) besetzen lassen zu folgender Miete: Übereignung von hertz, muot vnd synn (29) und seines treuen Dienstes. Er wünscht, dass das Newgeporn chind (33) sie vor Leid bewahren und ihr ein glückliches Jahr bereiten möge. Dann erinnert er sie an das von ihrem roten Mund gegebene Versprechen am Anfang ihrer Liebe und bittet sie, an ihm festzuhalten. Para l lelen: Stärker noch als die anderen Neujahrsgrüße der Gruppe ähneln sich B164 und B165 inhaltlich und strukturell.

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B166 Neujahrsgruß auf 1446

B166 Neujahrsgruß auf 1446 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 139v–140v; 52 V. Lg4 269r–270r; 52 V. Pr2 114r–114v; 52 V.

Edition: Haltaus 1840, 199f. Nr. II 39 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 83–85 (nach Pr2); Kiepe/Willms 1972, 240–242 (nach Pr2, mit nhd. Übersetzung)

Überschrift: Ein Newes Jar im xlvj (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain newes Jar ymm sechs vnd viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher wünscht der Geliebten (angesprochen als 1: Meins hertzen Cron) des gerümppels in der Mül ain tail (3), dazu Frohsinn, Glück und Heil sowie sich selbst vollständig zu eigen. Dann führt er das Bild der Mühle allegorisch aus: Sein Herz sei der Mühlstein, ihre Ehre das Mühlenrad, welches vom Bach ›Treue‹ angetrieben werde. Ferner stellt er sich als blaugewandeter Mühlknecht vor, der rastlos arbeite: Aus der Wanne ›freundliches Gedenken‹ schütte er ihre Liebe (also wohl das Korn) auf den Mühlstein, der, von ihrer Ehre angetrieben, unablässig mahle. Ergebnis sei das zuckermel (23) – hiermit ist wohl die Freude gemeint. Eine Vermischung mit der Spreu ›Leid‹ stürze den Sprecher ins Unglück, bis er mit Hilfe seiner Gesellen ›Harre‹ und ›Fleiß‹ mühevoll beides voneinander scheiden könne. Auf der Mühle wehe eine weiße Fahne mit der eingestickten Aufforderung Hütt wol vnd halt vest! (37), die Fremden anzeige, dass diese Mühle dem Gutsherrn vorbehalten / reserviert sei. Der Sprecher bittet die Geliebte, nicht aus Neugierde anderswo mahlen zu lassen, da er ihr mit treuer Entschlossenheit diene, nicht stehle (wie das gewöhnlich in seinem handtwerck [46] der Fall sei) und sie nicht betrüge. Vom gerümppel (48) Tag und Nacht bezwungen, wünsche er ihr dasselbe und freue sich, dass ihr Herz ihm wohlgesonnen sei. Er schließt mit der Aufforderung an seine hertzen kaiserin (52), an ihm festzuhalten.

B167 Neujahrsgruß auf 1447

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B167 Neujahrsgruß auf 1447 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Be3 141r–142r; 56 V. Lg4 270v–271v; 56 V. Pr2 115r–115v; 56 V.

Edition: Haltaus 1840, 200f. Nr. II 40 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Schade 1855, 85–87 (nach Pr2)

Überschrift: Ein Newes Jar Im xlvj (Be3) Ein newes Jar Im xlvij (Lg4) Ain newes Jar ymm sieben und viertzigisten (Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher versichert der Geliebten (angesprochen als 1: Meins hertzens Schlos, meiner fräden schrein) seine Liebe, wünscht ihr ein glückliches neues Jahr und die Vermehrung von Fräd, lust vnd wunn in eren (7) durch den Newgeporen (9). Er bestätigt ihr die exklusive Macht über sein Herz und bittet sie, ihr weiter als Knecht ihrer Ehre dienen zu dürfen. Er wünscht ihr unaussprechlich viel Gutes und bekennt, dass seine Liebe und Treue täglich zunähmen. Er sei in Begierde nach ihr gefangen, während sie hertz, muot vnd syn (25) als Abgabe von ihm empfangen habe, womit sie seine Leibeigenschaft vor der Welt bestätige. Er verspreche ihr, jeden Wunsch zu erfüllen, und bitte sie, ihm entsprechend zu trauen, ihn in ihre Gnade aufzunehmen und ihn aufs Neue in ihr Herz zu schließen. Dazu bitte er um Bestätigung in Worten, durch Umarmung und Zärtlichkeit, was ihm höchste Freude und Lust bereiten würde. In Gedanken an ihre Treue, Ehre und ihr Ansehen vergesse er alles Trauern, weshalb er die Geliebte als meins hertzen spiegel (49) und meiner fräden sigel (50) bezeichnet. Von dem Speer ihrer Treue getroffen, wünsche er keinen anderen Arzt als sie selbst. Er schließt mit der Bitte, sie möge an ihm festhalten, so wie er auf sie setze. Sonstiges: Der Neujahrsgruß ist in Be3 auf (14)46 datiert (vgl. Ü b e r s c h r i f t ).

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B168 Neujahrsgruß auf 1448

B168 Neujahrsgruß auf 1448 (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B161–168) Überlieferung: Pr2 115v–116v; 50 V.

Edition: Haltaus 1840, 201 Nr. II 41 (nach Pr2); Schade 1855, 87f. (nach Pr2)

Überschrift: Zum Newen Jar ymm acht vnd viertzigisten Inha lt: (Nach Pr2) · Der Sprecher trägt sich der Geliebten als Neujahrsgabe an und fordert sie auf, ihn eingedenk seines treuen Dienstes als ihr Eigentum ›aus dem Verkehr zu ziehen‹ (5: So ruck mich vsz der gemain) und in ihrem Herzen einzuschließen. Er verspreche ihr, auf ewig der ihre zu bleiben, da er nie einen edleren Schatz als ihre Liebe erworben habe. Er begründet das mit einem Bibelwort (Lk 12,34: Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein). Er beteuert, dass er Leib, synn, muot vnd guot (21) auf sie ausgerichtet habe, weshalb sie auf ihn bauen könne, ohne ein Nachgeben des Bodens fürchten zu müssen. Nie habe er eine vergleichbare Frau gesehen. Er bezeichnet sie als Spiegel seines Herzens, in den er zu seiner Freude unablässig blicke, wobei ihm im Gedanken an ihre Güte alle Missstimmung schwinde. Er befehle sie dem New geporen (34) zum Schutz vor Klaffern und Ungemach. Nehme ihn ihr roter Mund mit Küssen, ihr Körper mit Umarmung auf, so juble sein Herz. Er bittet die Geliebte, ihn wie im vorigen Jahr in seinem Dienst zu belassen, was ihn aller Sorgen entheben und von aller Trauer befreien würde. Er schließt mit der Aufforderung, sie möge an ihm festhalten und froh das höchste Heil bewahren.

B169–176 Römische Liebesbriefe Briefsammlung von Vers- und Prosaliebesbriefen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: 15. Jh.

Literatur: Kasten 2VL 5 (1985), 792f.; Worstbrock 2VL 8 (1992), 569f.; Schulz-Grobert 1993, 216f.

Überlieferung: Ro1 80v–83r; 431 V. und Prosa

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus dem »Umkreis der Heidelberger Universität« (Worstbrock 2VL) stammenden Hs. Ro1, offenbar als (später eingetragener?) Anhang zu

B169 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief I)

211

einer lateinischen Rhetorik (Nikolaus Salzmesser: ›Granum rhetoricae‹). In der gleichen Hs., jedoch von anderer Hand eingetragen, finden sich auf 94v vier weitere Liebesbriefe (siehe Z18–21). Textgrenzen sind durch Leerzeilen (bzw. zwischen B169 und B170 durch eine Absatzmarkierung) angezeigt. Zwei der Texte (B169, B171) haben Überschriften, die nachträglich (vom Rubrikator?) eingerahmt wurden. Dabei wurden die mittig geschriebenen Schlussverse von B171 (Von mir vngenannte | der dier ettewan wol wz bekante etc.) fälschlicherweise als Überschrift des folgenden Textes gekennzeichnet. Die Verse sind nicht abgesetzt, aber in einigen wenigen Fällen durch einen Punkt gekennzeichnet. Mehrfach ist eine Verseinteilung durch fehlende Reime und ungleichmäßige Metrik nur schwer vorzunehmen, der Übergang zur Prosa ist teilweise fließend: In B174 könnten einige Verse auch als Prosaeinschaltung interpretiert werden. Für B175 ist der Reimpaarvers nur unter der Annahme äußerst ungleichmäßiger (extralanger bzw. kurzer) Verszeilen und wiederholter Prosaeinschaltungen noch zu retten. B173 ist gänzlich in Prosa verfasst. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Liebesbriefsteller aus Schwaben‹.

B169 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief I) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 80v; 26 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: Got gesegen dich ich var dahin Inha lt: Der Sprecher klagt der Dame, dass ihm die Trennung von ihr alle Sinne verkehrt habe: Er gehe wie ein Betrunkener, könne weder den Tag von der Nacht, links von rechts, noch das Äußere vom Inneren, das Gerade vom Krummen unterscheiden. Er betont, durch die Trennung alle Freude verloren zu haben, und bittet die Geliebte um ein heimliches Treffen, da eine dauerhafte Trennung seinen Tod bedeuten würde (Tod aus Liebesleid). Es folgt die Aufforderung an denjenigen, der die Trennung verursacht habe (21: der schaiden macht, d.i. Gott?), in Zukunft allen Trennungszwang zu unterlassen und dem Sprecher stattdessen zu helfen. Der Sprecher siegelt den Brief mit dem besten aller Siegel, nämlich seinem Herzen. Sonstiges: Die Verse 1-4 und 9-20 sind kreuzgereimt.

212

B170 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief II)

B170 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief II) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 80v; 15 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: Nach Gruß und Liebesbeteuerung bittet der Sprecher die Geliebte, ihm treu zu bleiben und ihn nicht dafür zu bestrafen, dass er sie so selten sehe. Sie stehe in seinem Innern wie eine Rose in frischer Blüte. Das Feld aber sei weit. Sollte ihr daher jemand anders lieber sein, wäre das sein Kummer. Er wollte sie gerne in sein Herz hineinsehen lassen (›Schau ins Herz‹), wenn dies ohne Sterben geschehen könnte. Wenn seltenes Sehen (der Geliebten) Freude spenden könnte, dann wäre er immerzu froh. Para l lelen: Die Verse 1–7 finden sich in beinahe identischer Formulierung auch in Z21, 1–6. Zum Bild der ›Herzensschau‹ vgl. B175 und B103.

B171 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief III) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 81r–81v; 91 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: Der erwirdigen erbern beschaiden tugenklichen wolkunddenden hupschen frowen barbelen Inha lt: Der Brief richtet sich in der Überschrift und in V. 44 an eine namentlich genannte Adressatin (Barbel). A Dienstversicherung und Trennungsklage (1–14): Der Sprecher eröffnet mit einer Dienstversicherung. Es gehe ihm gut, und er hoffe, dass es auch ihr gut gehe. In einer Apostrophe an Gott beklagt er die Trennung. Es folgt eine erneute Dienstversicherung; sein Dienst setze aber die Beständigkeit der Dame voraus. B Einschub (15–18): In zwei eher unvermittelt eingeschobenen Reimpaaren folgt eine Botenrede des Briefes (15f.) bzw. eine Sentenz über die Beschwerlichkeit beständiger Minne (17f.). C Bitten an die Geliebte (19–81): Nach Gruß und Liebesbekenntnis äußert der Sprecher den dringlichen Wunsch, mit der Geliebten vereint und vom Kummer befreit

B172 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief IV)

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zu sein. Sie erfreue ihn mehr als alles saitenspil (28). Der Bitte des Sprechers, die Geliebte möge an ihn denken, so wie er an sie denke, folgt ein Schönheitspreis (31-39), in dem der Sprecher einzelne Körperteile der Frau grüßt (nach dem A capite ad calcemSchema: Augen, Wangen, Haare, Hals, Hände, Finger). Der Sprecher beteuert seine Liebe und die Ergebenheit seines ›jungen Herzens‹ (38). Er bittet die namentlich genannte Geliebte (44: O barbel du süsser nam) höflich um eine Gabe, nämlich um die Erwiderung des Dienstes sowie um eine Antwort: Vnd sagent mir fruntliche ab oder zuo (56). Er hofft auf Erhörung und will nur im Fall einer Absage – die Gott verhüten möge – von seinem Dienst abrücken. Er will ausharren, auch gegen das Sprichwort (64: So wil ich denn hoffen vnd haren | Wie wol es macht mannigen zuo ainem narren), und schlägt vor, sie möge ihm, wenn sie ihn nicht erhöre, wenigstens etwas von ihr schenken, was seinen Schmerz lindern könne. Das Sprichwort vß denn ogen vß den hertze (70) könne in seinem Fall nicht gelten, leider aber bei ihr. Er bittet die Geliebte nochmals, ihm zu antworten. D Schluss (82–91): Der Sprecher sagt, er wolle nichts weiteres schreiben, und schließt mit einem mehrfachen Segenswunsch: Sie solle sein Schicksal teilen; Gott behüte sie; doppeltes Adynaton: Gott erhalte sie, bis ein Esel weben lerne und ein Röslein ein Pfund koste, sowie mit einer anonymisierenden Absendernennung: Von mir vngenannte | der dier ettewan wol wz bekante etc. (90f.). Para l lelen: Zum Gruß, der sich an einzelne Körperteile richtet (Schönheitspreis) vgl. B124, B159 und B184a. Das Adynaton ›bis eine Rose [ein] Pfund kostet‹ findet sich auch in B112, B126 und B156 und, mit der Variante ›Heideblümlein‹, in B175. Zum Adynaton ›bis ein Esel weben lernt‹ bieten B175 und B180 die Variante ›bis ein [wilder] Hirsch [Schleier] weben lernt‹. Die Absendernennung des Schlusses hat Parallelen in B149 und B186.

B172 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief IV) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 81v; 36 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag an den Brief (1–6): Der Brief solle – von zwo schne wisse hend (2) empfangen – seine Werbung erfüllen, der Geliebten zu Füßen fallen und sie grüßen. B Botschaft (7–30): Der Sprecher gibt dem Brief im Folgenden den Wortlaut der zu überbringenden Botschaft vor (8: So solt du sprechen: frowe ich bin […]): Er sei der Bote eines brennenden Herzens und solle vom immerwährenden Kummer des Spre-

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B173 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief V)

chers berichten. Er falle ihr zu Füßen und grüße sie. Er solle zudem beteuern, dass der Sprecher Erlösung und Ruhe nur durch ihren Anblick erlangen könne. C Zusatzaufträge (31–36): Der Sprecher beauftragt den Brief, die Geliebte zu fragen, wie ihr der Brief gefalle, und sie um einen Antwortbrief zu bitten, in dem sie ihre Haltung zu ihm offenbare.

B173 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief V) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 81v; Prosa

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher apostrophiert die Geliebte als gnaden riches bilde, bekundet ihr sein Liebesverlangen und bittet um eine Nachricht, sollte die Geliebte ihm ihrerseits keine Treue leisten wollen. Er versichert ihr seinen exklusiven Dienst und bittet mehrfach um die Gnade der Erhörung. Abschließend betont er seinen Wunsch, über ihre Haltung ihm gegenüber Auskunft zu erhalten.

B174 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VI) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 81v–82v; 109 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bittet die Geliebte um eine wohlwollende Aufnahme seines Briefes. Höchste Freude würde er erfahren, wenn sie sich seinen Liebesschmerz zu Herzen gehen ließe. Es folgt eine Passage mit Segenswünschen (11–17), in denen der Sprecher die Geliebte Gott, den himmlischen Heerscharen, dem Heiligen Geist und Maria empfiehlt. Es folgen Gruß und Bitte um Erhörung. Sein Herz sei bei ihrem ersten Anblick gebrochen (Liebe auf den ersten Blick); er sei verstummt und habe stets die Hoffnung auf Erwiderung seiner Liebe gehabt. Im Anschluss an einen Preis ihrer Tugendhaftigkeit sowie einer Exklusivitäts- und Treueversicherung bittet der Sprecher um eine Erwiderung des Dienstes und um eine Antwort auf den Brief, die er vertraulich behandeln wolle (er sei so verschwiegen als spreche sie zu ›einem harten Stein‹

B175 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VII)

215

[50]). Ein freundliches Wort von ihr zöge er allen irdischen Gütern vor. Die Unaussprechlichkeit seiner Liebe (Unsagbarkeitstopos) fasst er in ein ausgefallenes Bild (62–68, Adynaton): Selbst wenn der Bodensee aus nichts als Tinte bestünde, alles Laub und Gras Papier wäre und er 100.000 Jahre lebte, so könne er seine Liebe dennoch nit volle schriben noch vol sagen (67). Sein langes Schweigen erklärt er mit seiner ›Furcht‹ vor ihrer Tugendhaftigkeit und Schönheit. Der vorliegende Brief nun sei unmittelbar seiner aufrichtigen Liebe entsprungen (Authentizitätsbehauptung), er habe keine anderen Quellen oder Vorlagen benutzt (77–79: Och wissend zarte iunckfrowe fin | Dz diß klain briefelin | Vß keinem andern brieff ist genomen). Der Sprecher schließt einen Schwur an, in dem er die Ehrlichkeit seiner Empfindungen erneut beteuert. Er schließt mit einem (eher unkonventionellen) Segenswunsch: Gott solle die Geliebte so lange leben lassen, wie sie selbst es wünsche (98f.: Bis uf dz zil vnd stund | Dz du selber begerst zuo sterben), ihr jedoch vorher die Gelegenheit geben, das Ewige Leben zu erwerben. Er betont nochmals seine Beständigkeit und Dienstbereitschaft und bittet ein weiters Mal um eine freundliche Antwort auf den Brief. Para l lelen: Vgl. zum Unsagbarkeitstopos ›Bodensee aus Tinte etc.‹ (62ff.) das ähnlich konstruierte Bild in B175. Sonstiges: Aufgrund fehlender Reimworte und ungleichmäßiger Metrik ist eine Verseinteilung mehrfach nur schwer vorzunehmen; der Übergang zur Prosa ist teilweise fließend: Vor allem die Passage 15–21 könnte als Prosaeinschaltung interpretiert werden.

B175 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 82v; 51 V., mit Prosaeinschaltungen

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: Die ersten Verse sind als Botenrede des Briefes gestaltet, die jedoch ab V. 3 als Rede des Liebenden weitergeführt wird: Der Sprecher grüßt die Geliebte, wie er betont, nicht nur aus seinem Mund, sondern vom Grunde seines Herzens. Dieses sehne sich Tag und Nacht nach der Geliebten, sei ihr verfallen und einzig auf die Betrachtung ihrer Schönheit und ihres tugendhaften Verhaltens ausgerichtet. Es sei unruhig und wisse weder aus noch ein (22: Dz es nit waist wo es sol beliben). Vom Anblick ihres rosenfarbenen Mundes mit höchster Freude erfüllt und außer sich, vertraue er darauf, dass sie, nachdem sie von seinem Herzen Besitz ergriffen habe, ihn erhören werde. Es

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B175 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VII)

folgen zwei Beteuerungen der Unaussprechlichkeit seiner Liebe: a) Sein Herz müsste in tausend Stücke zerspringen, wenn er seine Liebe ausdrücken wolle. b) Selbst wenn das Meer Tinte und der Himmel Papier sei und alle Sterne Schreiber wären, so könnten diese doch nicht niederschreiben, wie groß seine Liebe sei. Der Sprecher versichert, dass er die Geliebte gerne in sein Herz schauen ließe (Schau ins Herz), wenn es ohne Sterben möglich wäre, damit sie sehe, wie sehr sie es verletzt habe. Sentenzhaft beklagt er die Trennung von der Geliebten (42f.: ›Lieb haben und Meiden ist ein bitter Leiden‹). Es folgen als Briefschluss Segenswünsche (er empfiehlt die Geliebte allen Heiligen, Gott, Maria und allen Engeln), eine erneute Aufforderung an die Geliebte, sich seines Leidens zu erbarmen und ihm eine Antwort zukommen zu lassen, und ein doppeltes Adynaton: Gott solle die Geliebte so lange gesund erhalten, bis ein Heideblümlein tausend Pfund koste, und solange leben lassen, bis ein Hirsch weben lerne. Der Sprecher schließt mit der Übergabe seines Herzens (50: Nim hin liep dz hertze min), das nicht länger bei ihm bleiben wolle. Para l lelen: Zum Verspaar 5f. finden sich beinahe wortgleiche Parallelen in B146, 3f., B181, 4–6 und B193. Der Unsagbarkeitstopos ›Meer aus Tinte etc.‹ findet sich ganz ähnlich bei Freidank: Bezzenberger 1872, V. 104,11g–m, nur im cgm 444. Vgl. dazu auch die fast gleichlautende Passage in B186 sowie das ähnlich konstruierte Bild in B174. Zum Bild der ›Schau ins Herz‹ vgl. B170 und B103. Das Adynaton ›bis eine Heideblümlein 1000 Pfund kostet‹ findet sich in der Variante ›Rose‹ auch in B112, B126, B156 und B171. Zum Adynaton ›bis ein Hirsch weben lernt‹ bietet B180 eine fast gleichlautende Parallele, B175 hat die Variante ›bis ein Esel weben lernt‹. Sonstiges: Der Text macht metrisch einen äußerst uneinheitlichen Eindruck, auch der Reimpaarvers ist nur noch mit Mühe als Gliederungsprinzip festzustellen, die Reimbildung der Verspaare 7f., 21f. und 34f. lässt sich nur bei der Annahme überlanger Verszeilen vollziehen. Die Verse 11f., 15f. und 33 sind reimlos, nach 43 scheint eine längere Prosapassage eingeschaltet.

B176 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VIII)

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B176 Liebesbrief (Römischer Liebesbrief VIII) (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu B169–176) Überlieferung: Ro1 83ra–83rb; 103 V.

Edition: (in Vorbereitung)

Überschrift: – Inha lt: A Gruß (1–26): Der Sprecher setzt mit einer anaphorischen Reihe von Grüßen an die Geliebte ein (1–3, 5, 10: Got grue ß dich …). Er ermahnt sie zur Treue und ewähnt einen Boten, der den Brief überbringt (6: Bi diesem botten ich dir in brifelin send). Eingeschoben ist danach ein Verspaar (8f.) mit dem konventionellen Botenauftrag an den Brief. Nach einem weiteren Gruß wünscht der Sprecher in einem umfangreichen Gesundheits- und Segenswunsch (18–26) der Geliebten alle Schönheit und Freude, ein gesundes Leben und ein gutes Sterben mit Aufnahme in den Himmel. Er endet mit der Zuversicht des Sprechers, dass dies alles die Geliebte auch ihm wünsche. B Auslegung der Schriftfarbe (27–43): Der Sprecher gibt an, den Brief in den Farben Rot und Blau geschrieben zu haben, und legt dies auf die Minnetugenden aus: Blau habe er geschrieben, um der Geliebten seine Beständigkeit vor Augen zu führen, die ihm aber Kummer bereite. Die rote Farbe solle deutlich machen, dass sein Herz ständig vor Liebe brenne, bis es durch ihren Trost von seinem Leid geheilt werde. C Treueklage und Liebesbitte (44–97): Der Sprecher bezichtigt die Geliebte der Untreue. Hätte er früher davon gewusst, so hätte er seine Treue und Beständigkeit nicht auf die Geliebte verwandt. Nun, da er sie vor allen Frauen (als Rose unter Disteln) auserwählt habe, wolle er ihr trotz ihrer Abweisung treu und gehorsam bleiben. Er neige sich ihr zu Füßen und gebe die Hoffnung auf eine späte Erhörung nicht auf. Er bittet die Geliebte um gnädige Aufnahme, da er sehr unter der Trennung leide, und versichert seine grenzenlose Dienstbereitschaft. Es schließt sich eine Bitte um eine Antwort und ein Treffen an, bei dem er ihr seinen Kummer klagen könne. D Schluss (98–103): Der Sprecher schließt – unter Hinweis, dies ihrer Ablehnung zum Trotz zu tun (102)  – mit einem Segenswunsch (an Gott). Der letzte Vers ist durch Beschnitt des Blattes nicht mehr lesbar. Para l lelen: Der Botenauftrag kehrt fast wortgleich wieder in Z20, 4–8.

218

B177 Liebesbrief

B177 Liebesbrief Liebesbrief, der zum Teil einen Brieftext aus dem ›Wigalois‹ zitiert Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 13. Jh. Überlieferung: Ro2 107vb; 28 V.

Edition: Greith 1838, 51f.; Piper 1898, 305; Heinze 1974, 29 (Faks.) Literatur: Schulz-Grobert 1993, 215

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag auf einer leeren Seite der frühen Epikhs. Ro2 zusammen mit B8 und Z2. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher spricht seine Geliebte als Trost und Augenweide und Freude seines Glücks an. Nach Gruß und Versicherung, sie vor allen anderen auserwählt zu haben, bittet er die Frau (8: meiner selden cron) um ihre Gunst, die ihn allzeit froh machen würde. Erklärend fügt er an, dass dann ihre Liebe in seinem Herzen gleich einer Rose aufblühen würde. Ihr Anblick mache ihn schon froh, einen Blick von ihr zöge er großem Besitz vor. Er bitte sie erneut um Begnadung. Der Brief (27: prif ) schließt mit einer Dienstversicherung. Para l lelen: Die Verse 1–9 entsprechen dem Beginn des Briefes von Wigalois an Larie aus dem ›Wigalois‹ Wirnts von Grafenberg, V.  8759–8767 (Verszählung nach Kapteyn 1926).

B178–180 Stuttgarter Liebesbriefe

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B178–180 Stuttgarter Liebesbriefe Kompilation / Sammlung konventioneller Liebesbriefbausteine (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 15. Jh. Überlieferung: St2 342v–343r; 78 V.

Edition: Löffler, K. 1912, 550–552; Wand-Wittkowski 2000, 114–116 Literatur: Kiepe-Willms 1976, 65f.; Blank 2VL 5 (1985), 790f.; Schulz-Grobert 1993, 127–129, 220; Wand-Wittkowski 2000, 112–118

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag der lateinischen Sammelhs. St2, in fortlaufenden Zeilen und nur von einigen Virgeln bzw. Doppelvirgeln untergliedert. Umstritten ist, ob dieser Nachtrag als Kompilation zu bewerten ist, die Textmaterial verschiedenster Art und Herkunft – Lieder, Reimpaare, Prosa – zu einer neuen Einheit zusammenfügt (Kiepe-Willms 1976, 66; Schulz-Grobert 1993, 128), oder ob hier eine Sammlung mehrerer einzeln zu betrachtender Briefe vorliegt: Löffler, K. 1912 trennt (den durch Virgeln abgetrennten Abschnitten der Hs. folgend) sechs Texteinheiten ab; Brandis 1968 und Blank 2VL zählen drei Briefe, die eine interpolierte Liedstrophe Muskatbluts umschließen. Wand-Wittkowski 2000, 118, geht davon aus, dass B179 und B180 zusammen mit dem als Captatio Benevolentiae zu integrierenden Preis der Geliebten in der Muskatblut-Strophe eine Briefeinheit bilden, insgesamt also nur zwei Briefe vorliegen. Unklare sprachliche Gestaltung und undurchsichtige Struktur erschweren an einigen Stellen das Verständnis. Blank 2VL, 791, geht daher von massiver Textverderbnis und einem »Übergang zur Prosa« aus. Dagegen vermutet Wand-Wittkowski 2000, 117f., als Grund für die Textgestalt, dass hier unfertige Entwürfe vorlägen bzw. im zweiten Fall ein »Experiment«, in dem die klassische rhetorische Briefdisposition (Salutatio, Captatio Benevolentiae, Narratio, Petitio, Conclusio) mit den »Möglichkeiten des konventionellen Alltagsbriefes« verbunden wird. Da sich ein Forschungskonsens in der Bewertung und Einteilung der Briefe nicht ausmachen lässt, wird im Folgenden die Einteilung durch Brandis 1968 beibehalten. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Liebesbriefe (aus Konstanz?)‹

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B178 Liebesbrief (Stuttgarter Liebesbrief I)

B178 Liebesbrief (Stuttgarter Liebesbrief I) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B178–180) Überlieferung: St2 342v; 20 V.

Edition: Löffler, K. 1912, 550; Wand-Wittkowski 2000, 114 Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 790f.; Schulz-Grobert 1993, 220; Wand-Wittkowski 2000, 116

Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag an den Brief (1–4): Der Sprecher gibt dem Brief den Botenauftrag: Er solle der Geliebten darlegen, dass dem Sprecher niemand außer Gott lieber sei als sie. B Apostrophe der Geliebten (5–20): In direkter Rede folgt (syntaktisch nicht deutlich von A getrennt) die Botschaft des Sprechers an die Geliebte: Der Tag ihres Treffens würde seinem Trauern ein Ende bereiten. Er liebe sie von Tag zu Tag mehr, zugleich litte sein Herz großes Liebesleid. Er bitte um ain brieflin (16) mit einer Mitteilung, wie sie zu ihm stünde. Bliebe seine Suche nach Treue und Beständigkeit erfolglos, wäre er sehr traurig. Para l lelen: Zum Botenauftrag vgl. die ähnliche Formulierung des Eingangsverses in B117 und B159.

B179 Liebesbrief (Stuttgarter Liebesbrief II) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B178–180) Überlieferung: St2 342v; 13 V.

Edition: Löffler, K. 1912, 550f.; Wand-Wittkowski 2000, 114f. Literatur: Kiepe-Willms 1976, 66; Blank ²VL 5 (1985), 790f.; Schulz-Grobert 1993, 220; Wand-Wittkowski 2000, 117

Überschrift: –

B180 Liebesbrief (Stuttgarter Liebesbrief III)

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Inha lt: A Dienst- und Treueversicherung (1–5; metrisch gestört): Der Sprecher bekräftigt seinen getruiwen under denigen dienst ze halten (3), solange es ihm Gott und die Dame erlaubten (in Spiegelsymmetrie entsprechen sich die Verse 1 und 5 [teilweise] bzw. 2 und 4 [komplett, wenn man die Verse je mit als lang beginnen lässt]). B Gruß (6–13): Der Sprecher bittet die Dame, seinen Gruß anzunehmen. Diesen e führt er mit einem dreifachen anaphorischen Verseingang (9–11: Got gruß úch) aus (Apostrophe als ›edle Tugend‹, ›blühende Jugend‹, ›fröhliches Bild‹). Er schließt mit einer Versicherung seiner völligen Ergebenheit. Para l lelen: Kiepe-Willms 1976, 66, Anm. 45, sieht in den Versen 9–11 eine Übernahme von B119, 1–3. Sonstiges: Wand-Wittkowski 2000, 118, geht davon aus, dass B179 und B180 eine Briefeinheit bilden.

B180 Liebesbrief (Stuttgarter Liebesbrief III) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B178–180) Überlieferung: St2 342v; 27 V.

Edition: Löffler, K. 1912, 551f.; Wand-Wittkowski 2000, 115f. Literatur: Blank 2VL 5 (1985), 790f.; Schulz-Grobert 1993, 220; Wand-Wittkowski 2000, 117f.

Überschrift: – Inha lt: (Nach St2, mit neuer Verszählung, siehe unten: S o n s t i g e s ) · A Liebes- und Dienstversicherung (1–6): Der Sprecher versichert der Dame in direkter Anrede seine aufrichtige Liebe und völlige Ergebenheit. Er wolle, wenn er schon sterben müsse, dies in ihrem Dienst tun. B Liebesklage (7–18): Der Sprecher klagt seinen Kummer, den er bisher habe verborgen halten müssen (10: dz ich úch nit dorft verjehen; nicht, wie bei Löffler, K. 1912, versechen), den er nun aber äußere, weil er fürchte, sonst zu sterben (Tod aus Liebesleid): Er müsse sie wissen lassen, dass er wegen ihr Tag und Nacht leide und ständig an sie denke.

222

B181–184b Wiener Liebesbriefe

C Bitte (19–27): Er bittet die Geliebte, ihm mit ihrem roten Mund einen Bescheid zu geben, da die Zeit dränge (unter Verwendung einer sprichwörtlichen Redensart 23: wan der tag ist kurtz die wil ist lang). Er schließt mit einem Segenswunsch (Adynaton: ›Gott erhalte euch bis ein Hirsch lernt, Schleier zu weben‹) und einer anonymisierenden Signatur (26f.: Von mir vngenant in vwerm hertzen wol erkant) Para l lelen: Dieselbe Schlusssignatur findet sich auch in Z28 und ähnlich (nur als Fragment) auch Z8. Sonstiges: Der Abdruck von Löffler, K. 1912 ist in den Versabtrennungen zu korrigieren: V. 14 reicht bis und not, V. 15 von den ich bis tag. V. 19 endet mit zucht, V. 20 reicht von dz mir bis mund. Dazu kommen zwei Schlussverse, die Löffler, K. 1912 übergeht, die aber als eingerückte Signatur noch zum Brief gehören. Wand-Wittkowski 2000, 118, geht davon aus, dass B179 und B180 eine Briefeinheit bilden.

B181–184b Wiener Liebesbriefe Sammlung von teilweise fragmentarischen Liebesbriefen, die ohne sichtbare übergreifende Konzeption zusammengestellt wurden Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: um 1470–1480

Literatur: Menhardt 1960, 638; Schulz-Grobert 1993, 222f.

Überlieferung: Wi12 104r, 105r und 106r; 113 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Anhang der Fabelsammlung (Ulrich Boner: ›Der Edelstein‹) Wi12 im Anschluss an eine Namensmantik. Die Blätter sind teilweise beschnitten, wodurch es zu geringfügigem Textverlust kommt. Offensichtlich wurden die Briefe in drei Arbeitsgängen eingetragen. Dabei stammt der Eintrag von B182 von einem anderen Schreiber als der Rest der Briefe. Je auf einer Seite allein überliefert sind B181 und B182, dazwischen finden sich Notizen, fragmentarische Federzeichnungen (104v: Frau und Ritter; Anbetung der Könige) und eine Liste von Namen (105v). Die Briefe B183–184b stehen gemeinsam auf einer Seite und sind durch Striche voneinander abgetrennt. 184a und 184b sind fragmentarisch, ggf. als Konzepte oder Formulierungsproben bzw. Ergänzungen zu den vorhergehenden Texten niedergeschrieben.

B181 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief I)

223

Die Verse sind nicht abgesetzt, das Versende nur in B181 durch Virgeln gekennzeichnet. Mehrfach ist eine Verseinteilung durch fehlende Reime, ungleichmäßige Metrik, Streichungen und Einfügungen (besonders bei B182) nur schwer vorzunehmen.

B181 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief I) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B181–184b) Überlieferung: Wi12 104r; 21 V.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 222

Beschreibung der Überlieferung: Unter dem Brieftext stehen die Namen Johannes und Catharina, die mit den übergeschriebenen Zahlen 1 und 2 gekennzeichnet und unterpunktet sind. Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag an den Brief (1–6): Der Sprecher beauftragt den Brief, sich zur Geliebten (die das Zentrum seiner Aufmerksamkeit sei) zu begeben und ihr einen Gruß (nicht nur aus seinem Mund, sondern vom Grunde seines Herzens) zu übermitteln. B Apostrophe der Geliebten (7–15): Der Sprecher bestätigt der Geliebten in direkter Anrede ihre Macht, die sein Herz in große Sorgen stürze. Er bittet sie ihm mitzuteilen, ob sie seine Geliebte sein wolle. In einem zweifachen Gruß bezeichnet er sie als paradyß (13), wol riechender rieß (14) und soberliche reyne (15). C Botenrede des Briefes (16–21): Der Brief tritt aus der Botenrede heraus und berichtet der Dame, er sei von einem Jüngling geschickt, der ganz in Liebe gefangen sei und dessen Namen er nicht nennen wolle, da sie ihn selbst kenne. Para l lelen: Zu den Versen 4–6 finden sich beinahe wortgleiche Parallelen in B146, 3f., B175, 5f., und B193.

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B182 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief II)

B182 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief II) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B181–184b) Überlieferung: Wi12 105r; 55 V.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 222

Beschreibung der Überlieferung: Der Text stammt von einem anderen Schreiber als die übrigen Briefe der Sammlung. Er ist offenbar an vielen Stellen unvollständig bzw. verderbt (Reimausfälle, unklare Versgrenzen, Sinnstörungen) überliefert, was schon in der Hs. zu mehreren Korrekturen und Ergänzungen (mit teilweise mehrdeutiger Zuordnungsmöglichkeit) geführt hat. Überschrift: – Inha lt: A Zweifel an der Liebe (1–21): In direkter Anrede der Geliebten äußert der Sprecher die Hoffnung, sie möge seine Klage anhören, sich seines Leides annehmen (durch ihre mitfühlende Frage 4: wey mag daz gesyn) und es damit aufheben. Er wünscht sich, dass sie sich einmal zu ihm umkehre um ihm einen freundlichen Blick zuzuwerfen. Er fürchtet aber, dass ihre Liebe verloschen sei: Zwar sei er, wenn er sie am Fenster sehe, bereit, bis zum Tode für sie einzustehen, fürchte aber, dass ein oder zwei andere Männer, die immer bei ihr seien, während er in der Ferne sei, ihr lieber werden könnten, als er es ist. B Liebesbekenntnis (22–32): Eingeschoben wirkt ein metrisch gestörtes (ursprüngl. strophisches?) Bekenntnis seiner Liebesgefangenschaft: Ihre Augen seien seine Fußfessel, ihr roter Mund habe sein Herz verwundet. Nur ihre Liebe könne ihn erlösen. C Bitte um Gegenliebe mit Exempel (33–55): Der Sprecher wiederholt seine Bedenken aus A, ihre Liebe zu ihm habe sich abgekühlt. Exempel vom Müller: Ein Müller verschläft, sodass sein Feuer ausgeht; er geht mit dem Beil zur Mühle und entzündet mit Schlägen ein Strohbündel. Der Sprecher fordert die Geliebte auf, die Liebe zu ihm wiederzubeleben: Das Bild seines Herzens und seiner Gedanken könne als Beil auf ihr Herz schlagen und vielleicht einen Liebesfunken erzeugen. Er versichert seine unverbrüchliche Dienstbereitschaft und Treue im Gegenzug für eyn ffryntlich wort (52), das alle Fesseln lösen könne.

B183 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief III)

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B183 Liebesbrief (Wiener Liebesbrief III) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B181–184b) Überlieferung: Wi12 106r; 26 V.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 222

Beschreibung der Überlieferung: Nach V. 21, d.h. vor der Schlussformel, steht ein Kreuz als Verweiszeichen, das nach der Initiale des folgenden Textes (B184a) wiederholt wird. Ggf. wird dadurch B184a als Einfügung / Erweiterung des Brieftextes von B183 gekennzeichnet. Überschrift: O lichter morgen Inha lt: Der Sprecher spricht die Geliebte als lichter morgent stern (1) an: Er höre ihre Worte gerne; sie sei ihm aber zu fern. Er wünscht, dass sie den Zustand seines Herzens erkennen und ihm eine freundliche Botschaft senden möge. Er beteuert mehrfach die Beständigkeit seiner Liebe (z.B. 6f.: Keine noch so bittere Galle könne seine Liebe vertreiben) und wiederholt den Wunsch nach einer Mitteilung, dass sie ihn nicht vergessen habe (zumindest einmal im Jahr). Diese Mitteilung malt er sich konkret aus: Als Bote solle kein Mensch, sondern allein ihre Zunge fungieren. Einer Schlussformel (22) folgt ein Segenswunsch (an Gott) für Geliebte und Sprecher sowie ein Gute-Nacht-Wunsch (100.000 gute Nächte) für die Geliebte.

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B184a Liebesbrief (Wiener Liebesbrief IV)

B184a Liebesbrief (Wiener Liebesbrief IV) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B181–184b) Überlieferung: Wi12 106r; 16 V.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 222

Beschreibung der Überlieferung: Der Initiale folgt ein Kreuz als Verweiszeichen auf eine Stelle nach V. 21 des vorhergehenden Textes (B183). Ggf. wird dadurch B184a als Einfügung / Erweiterung des Brieftextes von B183 gekennzeichnet. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher spricht die Geliebte als eddel rose an dorn (1) an, bittet um Lohn seiner Liebe und um Nachsicht. Es folgt eine anaphorische Grußreihe (4, 6, 8, 11, 13: goth gruß dich…), in der der Sprecher zunächst Augen, Mund und Hände der Geliebten anspricht (4–10), seine Liebe beteuert und um Erlösung von seinem Kummer bittet, und sich dann nochmals an ihre Augen (11) und ihren Mund (13) wendet mit der zweimaligen Frage, ob ihre Worte auch aufrichtig seien. Mit dem Ausdruck seiner Sorge bricht der Sprecher mitten im Vers ab (15f.: eß ist yn grosser sorge | daz sage ich rose ich byr). Para l lelen: Zum Gruß, der sich an einzelne Körperteile richtet (Schönheitspreis), vgl. B124, B159 und B171, besonders auch Z28.

B184b Liebesbrief (Wiener Liebesbrief V) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B181–184b) Überlieferung: Wi12 106r; 5 V.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 223

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist vom vorhergehenden nur durch einen neuen Absatz und einen Querstrich getrennt. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher spricht die Geliebte als morgentroit rosenblut lilge wiß (1) an, bittet um Nachsicht und um ein offenes Ohr für das, was er zu sagen habe.

B185 Liebesbrief

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B185 Liebesbrief Liebesbrief mit dreifachem Neuansatz (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Bech 1875

Datierung: 2.6.1434

Literatur: Meyer, E. 1898, 78–80; Purkart 1970, 122; Blank 2VL 5 (1985), 789f. (als ›Liebesbrief IV‹); Wallmann 1985, 263f.; Schulz-Grobert 1993, 224; Wand-Wittkowski 2000, 112f. Anm. 235

Überlieferung: Ze Innenseite des Hinterdeckels; 82 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag (zusammen mit einem Liebeslied mit Notation und Priamelversen) auf dem hinteren Spiegel einer lateinischen Sammelhs. Die Verse sind nicht abgesetzt, die Versenden sind jedoch durch Punkte markiert. Am Ende steht eine lateinische Datierung (Anno domini M.CCCC.XXXIIII in profesto octaue corporis christi). Überschrift: – Inha lt: A Liebesbekenntnis und Frauenlob (1–48): Botenauftrag an den Brief (1–10): Er solle der Geliebten Dienst und Treue versichern und ihr, die in seinem Herzen eingeschlossen sei (Wohnen im Herzen), seine Liebe eröffnen. Es folgt in direkter Apostrophe der Dame eine anaphorische Grußreihe (11–13: Got gruße dich …) sowie eine Dienst- und Liebesversicherung. Der Sprecher wünscht, ihr ständig nahe sein zu können, was Ende seines Kummers und Ziel seiner Suche wäre. Er preist ihre innere und äußere Vollkommenheit, zunächst mit einer weiteren anaphorischen Reihe (25–31: Du bist…), dann in einem Körperlob nach dem A capite ad calcem-Schema; genannt werden: Stirn, Haare, Augen, Mund, Hals, Nacken, Körper, Hände, weiterhin ihr Gang und ihre höfische Kleidung. Ihre Tugendhaftigkeit (41f.: Czuht schemde ere wonet dyr bey, | Du bist alles wandels frey) bereite ihm Freude und bekräftige seinen Wunsch, ihr beständig zu dienen. Er schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte (Adynata: 45–48: Got gebe dyr alzo manch tusent gute iar, | Alzo vil du hast der har | Vff deme houpte deyn, | Alzo manch tusent engel mue ße deyn phlegende seyn). B Aufforderung zum Farbentragen (49–68): Der Sprecher setzt mit Gruß (als 49: du lichter morgenstern und 51: meyn sußer czuckersmag) und Segenswunsch ein (mit Adynaton 55f.: ›Gott gebe dir so viele gute Stunden wie Tropfen im Meer‹). Dann gibt er der Geliebten eine Lehre allegorischer Kleiderfarben (57–66): Sie solle sich schwarz, braun und rot kleiden. Dabei bedeute Braun Schweigsamkeit  – sie solle das befolgen und ihre Liebe geheim halten. Er schließt mit einer anonymisierenden

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B186 Liebesbrief

Signatur (67f.: Du macht wol wissen wer ichs byn, | Meyn allirliebester gulde schöne suberliche bule meyn). C Schluss (69–82): Der Sprecher setzt, in direkter Anrede der Geliebten, mit einem Gruß ein, den er ergänzen möchte durch die Gabe seines Herzens. Einem Lob der Schweigsamkeit (73f. mit direkter Aufforderung: 73: Swig, swig) folgt eine Schlussformel: Er wolle der Geliebten nicht weiter schreiben, sondern sie sehen. Sei das unmöglich, so solle ihr Herz sein Grab sein. Para l lelen: Meyer, E. 1898, 79f. konstatiert – ohne konkrete Textstellen zu benennen – Parallelen des Teils A mit B159 hin. Sonstiges: Wand-Wittkowski 2000, 112f. Anm. 235, vermutet in dem Brief einen Entwurf, in dem heterogene Bausteine (mehrfache Schlussformeln 45–48, 52f., 55f., 67f., 75f.; unvollständige Blumenauslegung 57–66) eher unverbunden zusammengestellt sind.

B186 Liebesbrief Einzelblatt-Liebesbrief mit ausgefallener Bildlichkeit (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Zingerle 1858, 215f.

Datierung: 1548

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 228; WandWittkowski 2000, 149f. Anm. 348

Überlieferung: *Zingerles Hs.; 37 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf einem heute verschollenen Einzelblatt aus Südtirol (vgl. Zingerle 1858, 215: »ein handschriftliches fliegendes Blatt«), das sich 1858 angeblich im Besitz des Herausgebers Zingerle befand, dessen Existenz ebenso wie der Wortlaut des Textes aber nicht anderweitig bezeugt sind. Der Brieftext ist unterzeichnet mit: 1548 | verhartt | R. G V li. | Von mir vngenandt | ich hoff ich sey euch wol | bekhandt. Diese ›Aktualisierung‹ durch Angabe eines Datums legt nahe, dass der Text auf Basis einer Mustersammlung entstand, die auch der Sammlung B148–151 zu Grunde lag (siehe P a r a l l e l e n , u.a. auch die Unterschrift in B149). Überschrift: –

B186 Liebesbrief

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Inha lt: A Gruß (1–6): Der Sprecher adressiert den Brief (1: Von lieb zu lieb) und grüßt die Geliebte ›vom Scheitel bis auf den Fuß‹ (4) als mein morgen steren (5). B Bild von einem Wunschhaus der Liebe (7–23): Er wünscht der Geliebten ein klaines stubelein (7) und beschreibt dessen Ausstattung (Gesang von Waldvögeln und Nachtigall, Saitenspiel, kühler Wein). Dazu wünscht er ihr ein kamerlein wol geziert (13) mit einem Bett aus Balsam, einer Seidendecke, einer Stange aus Wohlgemut und einem Vorhang aus Vergissmeinnicht. Zwischen beide Zimmer wünsche er eine Tür aus Muskat, einen Türriegel aus Nelken, darüber ein Dach aus Zimt. In den Duft und die Wärme dieses Wunschhauses wünsche er ihr sich selbst an ihren Arm. C Schluss (24–37): Der Sprecher beschließt seinen Brief mit der Hoffnung auf günstige Aufnahme und ein baldiges Treffen sowie mit einem Unsagbarkeitstopos mit hyperbolischer Bildlichkeit: Auch wenn der Himmel aus Papier und jeder Stern ein Schreiber wären, könnte er ihr die Inbrunst (30: jnprinstigkait) seiner Liebe nicht vollständig aufschreiben. Das Ende bildet eine scherzhafte Segensformel: Gott solle sie so lange leben lassen, bis ein Mühlstein Reben trage und ein Krebs einen Jagdhund einhole. Para l lelen: Vgl. B148–151. Zur Bildlichkeit des aus Gewürzen gebildeten Hauses vgl. B153, 1–6 (= Z24). Dort ist die Reihe der allegorischen Ausstattung allerdings plausibler, da der Pflanzenbezug konsequent durchgehalten ist: V. 4 bringt von feyal ein deck statt wie im vorliegenden Text V. 16: von seiden ein deckh. Der Unsagbarkeitstopos aus C findet sich fast gleichlautend in B175 (vgl. auch B174).

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B187–192 Züricher Liebesbriefe

B187–192 Züricher Liebesbriefe Älteste Sammlung deutscher Versliebesbriefe bzw. Minneklagen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1300 Überlieferung: Zü 1r–6r; 284 V.

Edition: Ettmüller 1843, 516; Wackernagel 1861, Sp. 685–690 (B188); Purkart 1970, 151–153 (B187); Schiendorfer 1986, 219f. (B189 und B190 mit nhd. Übers.); Schiendorfer 1988, 28–36 (diplomat. Transkription), 38–59 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.), 11–22 (Faks.) Literatur: Ettmüller 1843, 105–114; Meyer, E. 1898, 21–24, 59–66; Wallmann 1985, 258–260; Schiendorfer 1986, 218–222; Schiendorfer 1988, 77–87; Schulz-Grobert 1989b; Schulz-Grobert 1993, 33–36, 225f.; Blank 2VL 10 (1999), 1604f.; Schiendorfer 1999; Wand-Wittkowski 2000, 158–162

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in dem aus acht winzigen Pergamentblättern zusammengefügten Faszikel Zü, der 1843 in Zürich (angeblich zwischen den Balken eines Hauses) gefunden wurde, und der außer der Briefsammlung als letztes Stück noch einen Minneleich überliefert. Sprachliche Indizien weisen ihn in den nordalemannischsüdrheinfränkischen Bereich (vgl. Schiendorfer 1988, 81). Die Überlieferungsform könnte nahe legen, dass die Sammlung (zumindest in diesem Überlieferungsträger) als Liebesgruß Verwendung fand. Schiendorfer 1986, 222, vermutet dagegen eine »Musterkollektion aus dem Besitz eines Berufsschreibers«. Neben einer ursprünglichen Konzeption als Einzelfaszikel wäre auch eine heute nicht mehr zu rekonstruierende Einbindung in den Konzext einer Sammelhs. denkbar (vgl. Schulz-Grobert 1993, 35f.). Außer bei B187 und B190 gibt es wenig Hinweise darauf, dass es sich hier um ›Briefe‹ handelt. Die Aufzeichnung der Texte folgte nach Ausweis von Tinte und Layout in drei Schritten (B187–189; B190; B191–192) und wohl nach verschiedenen Vorlagen (dagegen geht Meyer, E. 1898, 60, von einheitlicher Autorschaft aus). Nur bei den letzten beiden Texten sind die Verse abgesetzt, der jeweils letzte Buchstabe ist im Stil zeitgenössischer Epikhss. rechtsbündig an den Rand des Schriftspiegels gestellt. Die Lesbarkeit der Texte wird heute teilweise durch starke Beschädigung einzelner Stellen infolge von Chemikalienbehandlung (wohl noch im 19. Jh.) beeinträchtigt.

B187 Liebesbrief (Züricher Liebesbrief I)

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Para l lelen: Zumindest der Autor der ersten drei Briefe dürfte nach Ausweis inhaltlicher und formaler Parallelen den ›Frauendienst‹ Ulrichs von Liechtenstein gekannt haben (vgl. Schiendorfer 1988, 86. Meyer, E. 1898, 60–66, nimmt noch weitergehende Einflüsse Ulrichs auf die komplette Sammlung an, seine Nachweise sind aber größtenteils wenig überzeugend). – Meyer, E. 1898, 21–24, geht davon aus, dass der Autor der ›Karlsruher Liebesbriefe‹ B96–118 die Züricher Sammlung »benutzt« und teilweise Verse und Verspaare entlehnt hat.

B187 Liebesbrief (Züricher Liebesbrief I) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 1r–2r; 80 V.

Edition: Ettmüller 1843, 5–8; Purkart 1970, 151–153; Schiendorfer 1988, 28f. (diplomat. Transkription), 38–42 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: Purkart 1970, 153–158; Purkart 1972, 162f.; Schubert 1999, 45f.

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · A Botenrede des Briefes (1–21): Der Brief stellt sich als ein brief unde ein bode (1) vor und bittet die Dame, ihn zu lesen: Er führe den Auftrag seines Herren aus, ihr von seiner exklusiven und treuen Liebe, aber auch seinem Kummer zu berichten. Allerdings sei er nicht in er Lage, ihr seine Herzenswünsche adäquat mitzuteilen (Bescheidenheitstopos). Es folgt eine Sentenz (19–21) mit unklarer Sprecherzuordnung (sie könnte auch schon der Rede des Sprechers zugeordnet werden): Wer einen schlechten Boten beauftragt, der zerstört seine Chancen. B Rede des Sprechers (22–80): Der Sprecher ergreift anstelle seines Boten / Briefes das Wort (22: Nu wil ich selbe sprechen mîn wort): Er verweist auf seinen lange dauernden Dienst und bekräftigt seine Dienstbereitschaft (Kaisertopos). Er könne seine Liebe nicht länger verschweigen (Vergleich 33–37: Verschweige er sie, würde er so ineffektiv sein wie eine stillstehende Mühle und käme nie an sein Ziel). Er bekennt der Dame, dass sie völlig über ihn verfüge (39–44 teilweise anaphorische Verseingänge, z.B. wilt dû, so bin ich gail, | wilt dû, so bin ich vrô), er brenne wie Stroh. Nun hoffe er auf Erlösung vom Kummer, obwohl er wisse, dass die Gunst einer Dame nicht leicht zu gewinnen sei. Er sei sich sicher, dass sie ihn aus christlicher Barmherzigkeit lieben müsse,

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B188 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief II)

wenn er ihr nur sein Leid richtig zeigen könne. Nach einer Interjektion (67: owê mir vil armen) bittet er die Dame um Gnade und Nachsicht, bekräftigt die Aufrichtigkeit seiner Liebe, bittet um Abwendung des Leids, das er wegen ihr hat, und um eine Annahme seines Dienstes (Intensivierung der Bitte durch gehäuften Reim 76–80). Para l lelen: Der Eingangsvers findet sich fast wortgleich in einer ganzen Reihe anderer Briefe (B157 und Z28), vgl. Schubert 1999, 45, Anm. 50. Meyer, E. 1898, 22, sieht in B103 bzw. B119 die Rede des Briefes aufgenommen.

B188 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief II) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 2r–4r; 92 V.

Edition: Ettmüller 1843, 8–11; Schiendorfer 1988, 29–32 (diplomat. Transkription), 42–46 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · A Preis und Erlösungsbitte (1–28): Der Sprecher preist die Dame in direkter Anrede und bittet um Erhörung (anaphorische Häufung des Verseingangs gnâde). Er preist sie als liebenswert, glückbringend und rein und bekräftigt, dass sein Trost ganz in ihrer Hand liege. Daher bittet er sie um Erlösung von seiner Minnequal (Minnefesseln; Herz auf dem Minnerost; Todessehnsucht) und darum, ihm als treuem Diener einen Termin einzuräumen, an dem er ihr seine Not klagen könne, die er ihretwegen leide. B Minnereflexion (29–92): Derjenige, der ohne Verstand liebt, wird keine Minneerfüllung erlangen. Diese Sentenz wird mit einem Zitat von ›Herrn Freidank‹ (32) verbunden, das die traurige Weltabkehr des minnewunden Liebenden beschreibt (33–39). Dies bezieht der Sprecher auf sich: diz main ich in mich (41). Er schildert der Dame im Folgenden (teilweise in zweihebigen Reimpaarversen: 47–60, 80–85) diese exemplarische Minnequal und benennt mehrfach das Paradox, dass sie ihm diesen Kummer bereite und allein sie ihn froh machen könne – dass seine Minnegefangenschaft also gleichzeitig zu beklagen und zu bejubeln sei. Einer Liebesversicherung (anaphorischer Versbau in 80–83 dû bist aine, di…) und einer Bekräftigung, dass er sie, ginge es ihr wie ihm, vorbehaltlos unterstützen würde, folgen eine letzte Bitte um Erlösung und die Beteuerung: Sie bis in den Tod zu lieben.

B189 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief III)

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Para l lelen: Vgl. die ähnliche Betonung des Schlüsselwortes gnade in B190. Schiendorfer 1988, 86, verweist auf Parallelen (Kurzverse, Schlüsselwort gnade) zum ersten ›Büchlein‹ im ›Frauendienst‹ Ulrichs von Liechtenstein hin. Meyer, E. 1898, 22, sieht eine bearbeitende Entlehnung der Verse 35–39 in B106 53–59. Sonstiges: Der Text weist keine Briefmerkmale auf.

B189 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief III) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 4r–4v; 28 V.

Edition: Ettmüller 1843, 11f.; Schiendorfer 1986, 219f. (mit nhd. Übers.); Schiendorfer 1988, 32 (diplomat. Transkription), 46–48 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · Der Sprecher preist die Dame, grüßt und bittet um Begnadung. Sie habe sich sein Herz als Wohnung genommen, hineingedrängt von der Minne. Nun sei sie nicht mehr daraus zu vertreiben (16: daz slôz ist furgeruget). Der Sprecher beklagt, nicht immer bei ihr sein und sie sehen zu können (›Meiden‹). Er preist ihre Tugenden und bekräftigt, dass sein Herz auch in seiner Abwesenheit ganz in ihr liege (26: mîn herce in dîme lîbe lît). Er schließt mit der Bitte, sie möge ihn nicht vergessen, so wie er sie nie vergesse. Sonstiges: Der Text weist keine Briefmerkmale auf.

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B190 Liebesbrief (Züricher Liebesbrief IV)

B190 Liebesbrief (Züricher Liebesbrief IV) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 5r–5v; 28 V.

Edition: Ettmüller 1843, 12f.; Schiendorfer 1986, 220 (mit nhd. Übers.); Schiendorfer 1988, 32f. (diplomat. Transkription), 48–50 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: Schiendorfer 1988, 86f.

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · Der Sprecher bittet die Dame um Begnadung, versichert ihr seinen Dienst und bekräftigt seine Hoffnung (intensivierende Häufung des Wortes gnâde, das in jedem der ersten elf Verse auftritt). Er wolle ihr seit jeher und weiterhin dienen, wenn er wüsste, ob sie ihn dafür einmal entlohnen würde – diese Einschränkung nimmt er sofort wieder zurück: Ie doch mag ich nit gelân | ich mue ze dir holdez herce dragen (18f.). Er beklagt und verflucht, sie nicht sehen zu dürfen (Meiden). Abschließend grüßt er sie, anstelle des Namens (Endung in aus dem Reim zu erschließen?) ist ein verrätselndes Zeichen gesetzt (27f.: du waist ouch vil wol wer daz ich bin | dîn aigin diener [Zeichen]). Para l lelen: Vgl. die ähnliche Betonung des Schlüsselwortes gnade in B188. Sonstiges: Schiendorfer 1988, 33 und 50, löst das Zeichen am Briefende als 231 auf. Ggf. wird damit auf die Anzahl der Buchstaben des Alphabets verwiesen, aus denen sich jeder beliebige Name bilden ließe.

B191 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief V)

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B191 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief V) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 5v–6r; 30 V.

Edition: Ettmüller 1843, 14f.; Schiendorfer 1988, 33f. (diplomat. Transkription), 50–52 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · A Klage über unerwiderte Liebe (1–21): Der Text ist als einziger der Sammlung nicht direkt an die Dame gerichtet, sondern spricht zunächst über sie. Der Sprecher beklagt (unter anaphorischer Wiederholung des Verseingangs ich clage 1, 4, 6, 10) die Unerfülltheit seiner Liebe. Weiterhin beklagt er, dass er dennoch an seinem Leid nicht sterben könne, dass Freude und Leid zwischen ihm und der Geliebten so ungleich verteilt seien und dass sie ihm bisher keine Bitte gewährt habe. Er verwünscht, sie überhaupt gesehen zu haben, und den Moment, in dem sie ihn dazu gebracht habe, sie zu lieben. Sie bringe ihn um seinen Verstand. B Bitte um Rat (22–30): Der Sprecher wendet sich an das Publikum, bittet um Lehre und Rat, wie er zu heimlicher Minne gelangen und sich von Herzeleid und Kummer befreien könne, da er dies dringend nötig habe (30: wil ieman râden daz ist cît). Sonstiges: Aufgrund der Sprechsituation handelt es sich bei B191 definitiv nicht um einen Brief.

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B192 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief VI)

B192 Liebesbrief (?) (Züricher Liebesbrief VI) (vgl. auch oben die zusammenfassenden Bemerkungen zu B187–192) Überlieferung: Zü 6r–6v, 26 V.

Edition: Ettmüller 1843, 15f.; Schiendorfer 1988, 34f. (diplomat. Transkription), 52 (normalisierte Edition mit nhd. Übers.) Literatur: –

Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach der normalisierten Edition von Schiendorfer 1988) · Der Sprecher klagt der Dame nach einem geistlichen Gruß (4: got und sîne engel mue zen dich minnen) seine Not: Sein Herz verzehre sich nach ihrer Liebe. Nur sie, die ihm, wenn er sie heimlich sehe, strahlend wie die Sonne erscheine, könne ihn retten. Er fürchtet, dass ihn die Liebe zu ihr umbringen könnte (Tod aus Liebesleid), und sehnt den Tag herbei, an dem sie ihn liebevoll umarmt. Er bricht die Ausmalung des Glücks dann aber ab, da er fürchtet, sich nicht richtig verhalten zu können, solange sie getrennt sind. Er schließt mit einer Dienstversicherung und einer eindringlichen Bitte um Begnadung, da er anderenfalls todgeweiht sei.

B193 Liebesbrief Nur in neuhochdeutscher Übersetzung erhaltener Liebesbrief unklarer Provenienz Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Morgenblatt 1819 (in nhd. Übers.)

Datierung: 1463 (?)

Literatur: Morgenblatt 1819

Überlieferung: *Unbekannte Liebesbriefhs.; Prosa und 62 V. Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist nur in einer neuhochdeutschen Übertragung des anonymen Herausgebers erhalten. Bis auf das angegebene Datum 1463 fehlt jeglicher Hinweis zum Überlieferungsträger (Umfang, Mitüberlieferung, Provenienz, Erhaltungszustand).

B193 Liebesbrief

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Möglicherweise markieren die Auslassungspunkte in der Edition nach V.  33 eine Textlücke im Original, es kann aber auch sein, dass hier eine Kürzung durch den Editor vorgenommen wurde und der Brief im Original umfangreicher ist. Die Authentizität des Briefes muss offen bleiben. Formal ist er aus konventionellen Formeln und Bausteinen der Versliebesbrief-Tradition zusammengesetzt, könnte also auch die Fälschung eines Kenners sein. Überschrift: – Inha lt: A Prosaeinleitung (z.T. wohl auch Verse): Der Sprecher grüßt die Geliebte, versichert seinen Dienst, teilt mit, dass es ihm gut gehe und dass er dasselbe für sie hoffe. Er wendet sich dann mit einem Botenauftrag an den Brief (›Nun liebes Briefelein, du sollst mein Bote seyn‹). B Gruß (1–16): Der Sprecher grüßt die Geliebte, und zwar nicht nur aus seinem Mund, sondern vom Grunde seines Herzens. Er grüßt sie häufiger, als ein Schreiber schreiben und ein Mund sprechen könne, und so zahlreich, wie es Tropfen im Meer gebe. Der Sprecher grüßt weiterhin ihren Mund und versichert seinen beständigen Dienst. Die Geliebte solle alles für sich behalten. C Liebesbekenntnis und Schönheitspreis (17–40): Der Sprecher will mit dem Brief nicht nur seinen Dienst versichern, sondern bittet auch um ein heimliches Treffen, bei dem er sein Leid klagen könne. Er gesteht der Geliebten, Tag und Nacht an sie zu denken, und bittet sie, ihn nicht zu vergessen. Es folgen ein Schönheitspreis (genannt werden im Einzelnen Brauen, Haare, Kinn, Mund, Wangen) und der Wunsch nach einem kurzen Beisammensein, das ihn von seinem Kummer erlösen würde. D Schluss (41–62): Abschließend bittet der Sprecher die Geliebte, seine aufrichtigen Worte nicht misszuverstehen, und den Inhalt des Briefes geheim zu halten (48: Mit dem Diener, der ihn euch liest). Er befiehlt sie Gott, Maria und den Heiligen und schließt mit einem hyperbolischen Gute-Nacht-Wunsch (›So viel, wie rote Münder übers Jahr lachen‹ / ›so viel, wie Sand im Meer liegt‹). Seinen Namen nennt er nicht, da sie ihn sicher wisse. Para l lelen: Zum ersten Gruß finden sich beinahe wortgleiche Parallelen in B146, 3f., B175, 5f., und B181, 4–6. Mehrere strukturelle und motivliche Übereinstimmungen finden sich in B171.

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B194 Die versuchte Treue

B194 Die versuchte Treue Narrativ gerahmter Dialog über den Wert der Beständigkeit und Treueprobe für eine von Liebesglück erfüllte Dame Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1464 (Mü4) bzw. 15. Jh. (He10) Überlieferung: He10 85v–94v; 392 V. Mü4 30v–37r; 390 V. Kurzfassung: Be3 149v–156v; 354 V. Lg4 141v–148v; 355 V. Pr2 122r–127v; 356 V. Fragmentarische Fassung: St5 288r–294v; 310 V.

Edition: Haltaus 1840, 206–210 Nr. II 45 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII); Geuther 1899, 128–130 (Abdruck der Verse Mü4 1–16, 87–99 mit den Laa. von He10); Matthaei 1913, 156–158 (Laa. von He10 zu Pr2) Literatur: Geuther 1899, 35, 128–130; Rheinheimer 1975, 200; Fürbeth 2VL 10 (1999), 307

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist im Kontext von reinen Minnereden-Sammlungen (He10) bzw. Minnereden-Blöcken in Sammelhss. (Be3, Lg4, Pr2, St5) überliefert. Einzig in Mü4 steht er im Kontext einer thematisch breiteren Spruchhs., jedoch auch hier umgeben von Minnereden. Sieht man von den beiden späten Abschriften Be3 und Lg4 ab, so beschränkt sich die Überlieferung auf die zweite Hälfte des 15. Jh. Mü4 und He10 unterscheiden sich nur in einzelnen Wortvarianten, die aber keine signifikante Änderung des Sinns bewirken. Zudem ist das Verspaar He10/Mü4 117f. umgestellt. In Mü4 fehlt die Schlusssentenz He10 391f. Eine kürzere Fassung mit teilweise deutlicher Varianz bieten die Hss. der ›HätzlerinGruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2): Hier fehlen die Verse He10/Mü4 87–96, 117–126, 145f., 163f., 173f., 193f., 265f., 291f., 377–380 (in Be3 fehlt zusätzlich der Vers He10 245; in Be3 und Lg4 fehlt der Vers He10 341). Die drei Hss. dieser Gruppe (und St5) bringen nach He10 348 aber auch ein zusätzliches Verspaar (Pr2 315f.). Durch die Textausfälle ist die Struktur des Gespräches stellenweise gestört, einige Argumente fehlen (He10 87ff.: Vergleich der Männer mit dem Adler; He10 117ff.: Vorwurf, sie vertraue dem Mann zu sehr, selbst wenn es ihr Ehemann wäre). Die recht deutliche Varianz der Hss.-Gruppe zu He10/Mü4 auf Wort- und Satzebene (vgl. dazu vor allem die Angaben bei Matthaei 1913, 156–158) bringt jedoch nur in seltenen Fällen signifikante Änderungen des Sinns hervor: So sind bei der Passage He10 341–343, in der die Dame sich rühmt, der Geliebte würde ihren Wünschen folgen, die Agenten vertauscht: Will er nain, ich will auch so | Will er Ja so bin ich fro | Sein will sol mein will sein (Pr2 307–309). An den Schluss setzt die Hss.-Gruppe die in He10/Mü4 nicht vorhandene

B194 Die versuchte Treue

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Aufforderung an alle Damen, unbeständige Männer zu hassen und zu vertreiben, um weiteren Schaden abzuwenden. Der Text von St5 wird von Brandis unter der Nummer B195 als eigenständige Minnerede geführt (›Zuversichtliche Liebe einer Frau‹), da der Texteingang signifikant abweicht: Die ersten 46 Verse der Restüberlieferung werden durch 40 neuformulierte Verse ersetzt. Darin kommt es zu kleineren inhaltlichen Umakzentuierungen: Das Unglück des Sprechers als Motiv für den Spaziergang wird etwas stärker hervorgehoben, das Lachen der Dame nicht beschrieben: Hier fragt der Sprecher die Dame nur, weshalb sie hier sitze. Ihre Antwort gibt die Dame explizit als Trost für den offensichtlich traurigen Sprecher, nicht als Erklärung für ihre Freude. Mit Vers St5 41 folgt die Aufzeichnung der Restüberlieferung und steht dabei von der Textvarianz her zwischen den beiden genannten Fassungen. Gemeinsam mit den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ sind die Textlücken (wie in Pr2; zusätzlich fehlen in St5 die Verse He10 144 und 147 sowie He10 328 und 331) sowie u.a. auch die beschriebene Umkehrung der Agenten in der Passage He10 341–343. Andererseits geht St5 in zahlreichen Wortund Satzvarianten mit He10/Mü4. Die Aufzeichnung in St5 (als letzter Text der Hs.) wurde nicht vollendet: Der Text bricht auf fol. 294v nach zwei Versen und mitten im Satz (He10 351) ab, der Rest der Seite ist leer. Überschrift: Das ist der sproch da die frawe dem frumen Ritter also wol getruwet (He10) Wie ain fraw stät was (Mü4) Von einer gar frölichen frawen (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Vollendet ist die rede Ein ander ist nachvolgende (St5) Inha lt: (nach He10) · A Spaziergangseinleitung (1–29): Der traurige Sprecher folgt einem windungsreichen Bach bis zu einer Quelle. Im Wasser spiegeln sich nicht nur die grauen Wolken, sondern auch das leuchtende Bild einer Frau. Der Sprecher verfolgt den Ursprung der Spiegelung und sieht neben der Quelle eine schöne Dame sitzen, die nichts tut als lachen (28f.: Sie lachet vnd lachet | Vnd lachet aber dar). B Treueprobe (30–211): Der Sprecher fragt die Dame nach dem Grund ihrer Freude. Es entspinnt sich ein langes Gespräch, in dem der Sprecher die von der Dame gegebenen Begründungen kritisch hinterfragt. i Die Dame gibt an, sie habe so viel Freude, dass sie sie mit anderen teilen müsse. Alles Leid sei in der Glut ihrer Herzensschmiede verbrannt worden. Der Sprecher solle ihr helfen, die schwere ›Bürde‹ der Freude zu tragen. i Der Sprecher wundert sich, da sie doch ganz allein und daher ohne Grund zur Freude sei. i Sie widerspricht: Der beste aller Ritter (63: Er ist ein plume in ritterschafft) liebe sie, beständig und ohne ihre Ehre zu verletzen (ehrenhafte Minneerfüllung). i Der Sprecher gibt zu bedenken, dass Männer oft lügen und die Frauen wie Magnete (80: Alz mangnes vnd augsteine) anziehen, ohne sie wirklich zu lieben. i Sie verteidigt ihren Geliebten als rechtschaffen und aufrichtig. i Der Sprecher glaubt, dass sie die Männer und deren Treue schlecht kenne: Wie ein Adler griffen diese immer das Nächstliegende an. i Sie ist sich sicher, dass ihr Ritter sie

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B194 Die versuchte Treue

exklusiv liebe (so wie sie ihn). Er habe ihr geschworen, dass sie sein einziger Trost sei. Er sei daher das Spiegelglas ihres Herzens. i Der Sprecher wendet ein, dass auch gute Freunde oft getrennt würden. i Sie weist den Sprecher zurecht: Ob er ihr ihren Geliebten denn schlecht machen wolle? Das hätten schon andere versucht. Sie wolle den Geliebten niemals aufgeben. i Der Sprecher räumt ein, noch nie eine so standhafte Frau gesehen zu haben, warnt aber, dass sie dem Mann zu sehr vertraue (118f.: Het ir in zu rechter ee | ir gelaubtet im ze sere genuog). i Sie bekräftigt, dass der Geliebte immer an sie denke und seine Rittertaten in ihrem Namen vollbringe. iDer Sprecher geht davon aus, dass der Mann sie anlügt und die gutgläubige Dame wachgerüttelt werden müsse (132–135: Waffen liebe frawe hey | Wie sit ir so einfaltig | Die wort sint dicke spaltig | die vor ewch gantz erschinent). i Sie weist diese Zweifel zurück und bezeichnet den Sprecher als tiuel (140), auf dessen Provokationen sie nichts gebe. i Der Sprecher führt die Hartnäckigkeit der Dame (146: ›er hätte in derselben Zeit schon zehn Männer bekehrt‹) auf ihre Verzauberung durch den Mann zurück. i Sie bestätigt dies: Der Geliebte verzaubere sie täglich durch seine ritterlichen Taten. i Der Sprecher wendet ein, dass es keinen Grund für den Ritter gebe, andere junge und schöne Damen zu verschmähen. i Die Dame sähe es als großes Unrecht an, wenn ihre Treue nicht erwidert würde: Sie habe den Geliebten in ihrem Herzen eingeschlossen und die rechte Treue zu einem Vormund, die Beständigkeit zu einem Grundstein in ihrem Herzen gemacht. Sie wolle dem Geliebten nie untreu werden, auch wenn man sie deshalb für dumm halte – schließlich kenne sie keinen, der dessen so wert wäre wie er. Er verlange Treue, so werde er ihr auch Treue erzeigen. Durch ihn, den vollkommenen Ritter (176: Der trüwe vnd ritterschafft kan lesen | Mit voller hant in seinem sin), werde sie täglich aufs Neue erfreut. i Der Sprecher will ihre Euphorie bremsen (182f.: Ich sprach frawe den segel sencke | die winde wewent her vnd dar) und verweist darauf, dass der Geliebte in Ausübung der Ritterschaft in der Fremde sicher andere Damen treffen und sie darauf vergessen werde. i Die Dame ist sich der Treue des Geliebten sicher und will ihn nicht dafür verdammen, wenn er Gefallen und Anerkennung bei Männern und Frauen finde – im Gegenteil, sie werde umso mehr erfreut daz er sus kan muot geben | mir vnd allen lüten (202f.). Seine Schönheit und Vorbildlichkeit seien so herausragend, dass sie ihn auch lieben müsste, wenn er einen anderen Glauben hätte, ein Jude, Tatar oder Sarrazene wäre. C Gespräch über die Treue (212–371): Der Sprecher lenkt ein: Die Dame sei offensichtlich die beständigste aller Frauen und durch keinen Zweifel zu verunsichern. Die Tatsache, dass es noch beständige Damen in der Welt gebe, wolle er gerne allen Männern verkünden. Er wolle diese damit selbst zur Beständigkeit ermahnen, gleichzeitig aber auch quälende Zweifel an der Damenwelt ausräumen (?) (Diese Passage ist nicht recht verständlich). i Die Dame antwortet mit einem Preis ihres Geliebten (er übertreffe sie noch an Liebesglut) und einer erneuten Bekräftigung ihrer Treue (auch wenn sie in Ketten läge, gälten ihre Gedanken nur seinem Wohlergehen) sowie der Feier ihrer gegenseitigen Liebe: Sie würden untadelig zueinander stehen; hätten sie zu wählen, so würden sie sich gegenseitig aller Welt vorziehen. Sie richte sich vollständig auf den Geliebten aus, von dem sie Treue und höchste Freude zu erwarten habe. Die Dame tadelt den Versuch des Sprechers, sie von dieser Liebe abzubringen. i Der Sprecher enthüllt

B194 Die versuchte Treue

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nun, dass seine Einwände als Treueprobe gedacht waren (Begründung mit einer allgemeinen Weisheit, 273–275: Wan frawen die sin kurtz gemuot | Sie rückent gern hin den huot | Nach dem winde her vnd dar). Er lobt erneut ihre einzigartige Beständigkeit und preist den Geliebten als glücklich und dieser Ehre wert – sofern er ihre Treue erwidere und nicht nachlasse, in Ausübung seiner Rittertugenden sie zu ehren und in ihr das ganze weibliche Geschlecht. Er wünscht der Dame, dass ihr nie Leid aus dieser Liebe erwachsen möge. i Die Dame bestätigt, dass sie den Geliebten loben müsse. i Der Sprecher stilisiert die Begegnung nun zum Exempel: Er dankt Gott, hierher gekommen zu sein und gefunden zu haben, woran er nicht mehr glaubte: Dass ein liebp dem o andern gelaubet (317). Diese gute Botschaft wolle er verkünden, wohin er auch komme. Er sei selbst, seit er liebe, voller unstillbarer Zweifel an der Existenz wahrer Treue gewesen. i Die Dame schilt ihn, man solle dem Liebespartner und nicht den Feinden der Liebe trauen. i Der Sprecher erwidert, dass sie gut reden könne. Würde sie jahrelang enttäuscht, könnte sie auch nicht mehr an das Gute glauben. Selbst ein Mönch würde sich freuen, über solche Treue und Beständigkeit zu verfügen. Leute wie ihn habe man durch Betrug zum Blinden gemacht. i Die Dame betont, dass man wohl merke, wie man sich gebunden habe: Sie und ihr Freund seien in einmütiger und ehrenvoller Liebe vereint (341–344: Sprich ich ia er wil also | Sprich ich neyn so ist er fro | Min wille sal sin wille sin | Er schont iedoch der ern myn). i Der Sprecher preist erneut ihr Glück und ihre Beständigkeit. i Sie bekräftigt lachend den Exempelcharakter ihrer glücklichen Liebe: Der Sprecher solle als Lehre daraus seiner Geliebten vertrauen (355: gelaube auch dinem liebe) und damit zum Dieb an aller Unbeständigkeit werden. i Der Sprecher nimmt den Rat an, entschuldigt seine Einwände erneut als Treueprobe und versichert die Dame seiner Verehrung ob ihrer Beständigkeit. i Die Dame verabschiedet sich mit dem Botenauftrag: Vnd künde ez ioch wem euch gelüst (371). D Lehre (372–392): Der Sprecher reitet heim. Durch den Wechsel vom Präteritum zum Präsens geht er zu Bekenntnis und Lehre über: Wer ez wil her so bin ichs wer (374). Er wolle der Dame in ihrer Beständigkeit nachfolgen, da man zudem viele Freunde verliere, wenn man sich einer anderen Geliebten zuwende. Er rät allen guten lüden (381), die Unbeständigkeit im Herzen auszujäten und an ihrer Stelle Beständigkeit zu säen. Den Liebenden rät er, treu zu sein, um Widertreue zu erfahren. Der Sprecher schließt mit einer Sentenz (391f.): Derjenige lebt gut, der allen Zweifel hinter sich lassen kann. Para l lelen: Geuther 1899, 70–73, verweist auf ähnliche Formulierungen in den in He10 parallel überlieferten Minnereden B213 und B219 (mit Belegstellenliste) und vermutet einen mitteldeutschen Dichter ›Gozold‹ (nach der Überschrift von B213 in He10) als gemeinsamen Autor aller drei Texte. In B236 wird ebenfalls eine (erst im letzten Drittel des Textes enthüllte) Probe geschildert, dort aber prüft die Frau den Mann. Die Überlieferungsbesonderheit von St5, den Text mit einem alternativen Texteingang zu versehen, danach aber mit einer relativ getreue Überlieferung einer mehrfach überlieferten Fassung fortzusetzen, hat eine Parallele in der Überlieferung von B247 (vgl. dort den alternativen Texteingang Mü19 191v–192r).

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B195

B195 Der unter dieser Nummer von Brandis aufgeführte Text (›Zuversichtliche Liebe einer Frau‹) ist eine fragmentarische Fassung der Minnerede B194, siehe dort (St5).

B196 Zuversichtliche Liebe einer Frau Belauschtes Gespräch zweier Damen über den Liebhaber der einen Dame Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480 Überlieferung: Gi 2r–5r; 206 V.

Edition: Weigand 1853, 169f. (Abdruck der Verse 1–14, 195–206) Literatur: Weigand 1853, 169f.; Fürbeth 2VL 10 (1999), 1613f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext des Minneredenblocks, der die Hs. Gi einleitet. Nach den Versen 63 und 132 ist jeweils eine Zeile freigelassen, vermutlich weil der Schreiber die Unvollständigkeit seiner Vorlage (fehlende Reimpaare) erkannte und Raum für Ergänzungen lassen wollte. Fürbeth 2VL vermutet, dass auch nach V. 99 ein »größerer Textteil« ausgefallen ist, weil hier die sonst übliche Inquit-Formel zur Anzeige des Sprecherwechsels fehle (allerdings könnte hier auch die formelhafte Anrede gespil mein als Indikator für den Sprecherwechsel stehen). Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–3): Der Sprecher bemerkt, dass er das im Folgenden wiedergegebene Gespräch zweier Damen über einen jungen Mann belauscht habe. B Belauschtes Gespräch (4–206): Die eine Dame preist den von ihr über alles in der Welt geliebten Mann als Quell ihrer Freude. i Die andere pflichtet ihr bei und möchte gerne zum Glück beitragen, rät aber zur Verheimlichung der Liebe. i Die erste Dame berichtet von Männern, die die Newe hofweis (37) pflegen: Diese würden versuchen, mehrere Damen zu verführen (wörtliches Zitat eines falschen Liebesschwurs 56f.), und glaubten, dies würde nicht auffallen. Ganz anders sei ihr Liebhaber, dessen exklusiver Liebe sie sich sicher sei (Motiv des Herzenstausches 78f.: Wie ferne er auch sei, ihr Herz sei bei ihm). Er verlange von ihr nur eine ehrenhafte Minneerfüllung und sorge damit für ihre Hochgestimmtheit (83: hohen muot). i Die zweite Dame bestätigt, dass diese Exklusivität aufgrund unverbrüchlicher gegenseitiger Treue berechtigt sei. i Die erste Dame bekräftigt, dass sie ihren Geliebten vor alles in der

B197 Drei Hunde als Beschützer

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Welt und auch gegen Widerstände erwählen würde (Bitte um Gottes Segen für die Liebe), und durch die Avancen keines anderen Mannes davon abgebracht werden könnte. i Die zweite Dame warnt vor Neidern und fügt einen Segenswunsch an. i Die erste Dame hebt noch einmal die beispiellose Treue des Mannes hervor, bekennt dann aber vor der loyalen Freundin, dass es sie schmerze, wenn er sich unbeschwert gebe (wörtl. Zitat des Mannes 152: Er spricht mein hertz sey frey). Sie sei sich dennoch seiner Treue und Liebe sicher (Herzenstausch 171: ich hab sein hertz da für), was sie wiederum vor Missstimmung schütze. Allerdings könne sie, auch wenn sie nach außen Freude zeige, ohne ihn nicht wirklich froh werden (Leid durch Meiden). Sie bittet ihre Gesprächspartnerin um einen erneuten Segenswunsch und bekräftigt die Dauerhaftigkeit ihrer Liebe mit der Formel: vnd schaidt auch nyemantz dan der tot (188). i  Die zweite Dame nimmt Abschied, versichert, alles zur Mehrung der Freude des Liebespaars tun zu wollen, und schließt mit einem ausführlichen, die göttliche Allmacht betonenden Segenswunsch.

B197 Drei Hunde als Beschützer Umfangreicher Dialog mit knapper narrativer Einleitung, in dem eine Sprecherin einem alten Mann von ihrer Standhaftigkeit gegenüber einer Minnewerbung berichtet Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1853a, 1416–1430

Datierung: Überlieferung nach 1473

Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 225f.; Wallmann 1985, 335f.;

Überlieferung: Mü6 65r–79v; 604 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ersten, um 1475–1479 entstandenen Teil der Hs. Mü6 (aus der Bibliothek des Nürnberger Arztes und Chronisten Hartmann Schedel) nach einem Märe und vor einer Prosaauslegung von Pflanzen auf Minnetugenden. In der gleichen Hs. findet sich unter weiteren Minnereden die Minnerede B506, die ebenfalls Motive der Jagdallegorie aufnimmt. Überschrift: Ein ander spruch Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–33): Die Sprecherin (weiblicher Ich-Erzähler) berichtet von zweifacher Belastung: Einmal durch die Junihitze der Sonne, dann durch die

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Minnefesseln, die ihr der Stern Venus im Mai angelegt habe. Um beidem zu entgehen, zieht es sie in einen Wald (17f.: Ein weil spaciren vnd schatten suchen | Vnter masalter eychen vnd hagen puchen). Sie nimmt drei Hunde mit, die sie gut kennt, und denkt im Schatten darüber nach, wie es ihr im Mai ergangen ist. B Gespräch (34–122): Sie sieht einen ihr bekannten alten Mann nahen: Er sei im Herzen jung geblieben und vor Zeiten auch dem Minnestern Venus unterworfen gewesen. Nach beiderseitigem Gruß fragt die Sprecherin, wohin er reite. i Der Mann gibt an, er habe sie zu Hause gesucht, und fragt seinerseits nach dem Grund ihres Aufenthalts im Wald. i Die Sprecherin gibt an, sie sei vor der Sonne geflohen. i Der Mann fragt sie nun, wie es ihr im Mai ergangen sei (73: Wie hat euch der may geplüt). i Ohne Antwort darauf fragt ihn die Sprecherin, welche Geschichten er von den Klaffern höre, die sie verflucht. i Der Mann bekräftigt, ganz ihrer Meinung zu sein: Wer Liebe suche, solle auch verschwiegen sein. Daher könne er sich nicht am Tratsch beteiligen, sondern nur von einem weißhaarigen Siebzigjährigen erzählen (d.i. von ihm selbst?). Er konkretisiert seine Frage, ob der Mai ihr einen Geliebten gebracht habe. i Die Sprecherin will ihm antworten, da sie ihn seit Kindesbeinen kenne und ihm vertraue. Am 5. Mai sei sie in eine fröhlich zu Paaren tanzende Gesellschaft gekommen. i Der Mann wirft ein, dass er das wisse und eben daher frage, wie es ihr dort gefallen habe. C Bericht von einer Folge von Werbungsgesprächen (123–284): Die Sprecherin berichtet – größtenteils in direkter Widergabe der Dialoge – von mehreren Gesprächen mit einem jungen Mann: Beim ersten Treffen (1. Binnengespräch 127–140) sorgt sich der Mann um die Ungleichheit ihrer Gefühle füreinander und befürchtet, ihr nicht so zu gefallen, wie sie ihm. Die Sprecherin antwortet ihm scherzhaft, es ›sei doch gleich‹, denn er habe auch ohne sie viel Freuden. Der junge Mann meint, wenn ihre Empfindungen gleich seien, läge hier ja die größte Liebe vor. Aus Scherz pflichtet sie dieser Einschätzung bei. Kurz darauf (2. Binnengespräch 141–184) trägt er ihr hartnäckig seinen Dienst an, den sie mit verschiedenen Argumenten deutlich ablehnt: Sie verstehe sich nicht auf solchen Dienst; er diene sicher schon einer anderen Dame; sie habe keinen Trost für ihn. Darauf bittet er um ein Umdenken und wirft ihr ihre Hartherzigkeit ihm gegenüber vor. Bei einer erneuten Begegnung (3. Binnengespräch 185–250) grüßt sie ihn der umstehenden Leute wegen freundlich. Seine Nachfrage, ob sie ihren Stolz aufgeben wolle und ihm Hoffnungen machen könne, bescheidet sie wiederum abschlägig (unter Verweis auf Buchwissen 201–203: Wann lieb on leid nit mag gewesen | Dasselb Ich gar offt hab gelesen | Wiewol Ich es nit han erfarn). Seine Beteuerung, die Liebe werde ihnen beiden Hochgestimmtheit verleihen, sie solle ihn nur einmal auf die Probe stellen, beantwortet sie mit der gleichen Ablehnung: Sie wolle sich vor dem Leid und den Mühen der Liebe schützen. Sie rät ihm, sich auf eine andere Frau zu richten, und bittet ihn, zu ihr und zu anderen nicht mehr über die Angelegenheit zu sprechen. Sie wolle das Ganze als Scherz ansehen. Er kann ihr das nicht versprechen. Die Hartnäckigkeit des Mannes bereitet der Sprecherin Sorgen, sie fürchtet Gerede und Gottes Unmut. Der Mann sucht sie aber ein weiteres Mal auf (4. Binnengespräch 262–280). Seine Bitte, ihm nicht nur Gesellschaft zu leisten, sondern ihn hertz lieber (273) zu nennen, will sie nicht nachkommen, da es gelogen sei

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(274: es wer doch ein mer). Sie rät dem Betrübten, sein Glück anderswo zu versuchen, und hofft, dass er die Werbung leid wird. D Gespräch (Fortsetzung von B) (285–604): Der alte Mann fragt die Sprecherin nun nach den Qualitäten, nach Stand, Gesinnung, Aussehen und Tugenden bzw. Untugenden (Verschwiegenheit; Rittermut; Dienstbereitschaft; Geschwätzigkeit) des Werbers. i Die Sprecherin stellt dem Werber ein gutes Zeugnis aus: Er sei adlig, als einer der Besten berühmt, ohne Tadel, frohgemut, wisse zu gefallen, sei nicht feige, zum Frauendienst bereit, stets beim Turnier und Geselligkeit zugegen, beschlagen in Reiterei und Jagd. Über seine Verschwiegenheit könne sie nichts sagen. Eines aber störe sie an ihm: Er sei zu vertrauensselig (337: Mich dünckt er getraw vil zu wol), er lasse sich auf Dinge ein, die er nicht kenne; er tauche an Orten auf, wo es sich nicht schicke, und achte nicht auf Lauscher. Dennoch sei er körperlich wohlgeraten und ›im besten Alter‹ (jung) für den Frauendienst. i Der alte Mann ist erfreut von diesem Lob und fragt, ob die Sprecherin ihn nicht doch begnaden wolle. i Die Sprecherin verneint mit dem Verweis darauf, dass sie glaube, dass seine Werbung nicht ehrlich sei, sondern nur aus Eitelkeit erfolge (362: Sein pulschafft sej aus hoffart): Er glaube, alles bekommen zu können und so auch bei ihr einen schnellen Sieg zu erringen. Zudem vermute sie noch andere Gründe hinter der Werbung: So fürchte sie, sie solle zu ihrer Schande nur dazu benutzt werden, eine andere Frau eifersüchtig zu machen. Weiterhin erzähle er seinem Knecht alles und bringe sie – selbst wenn der Knecht treu sei – dadurch in Gefahr. i Der alte Mann pflichtet ihr bei, dass man sich auf Knechte nicht verlassen könne. Er fragt nun nach den Namen und den Eigenschaften der drei Jagdhunde, die die Sprecherin begleiten. i Sie will ihm die Namen nennen, die den Jägern unbekannt seien: Mit dem Hund versagen (422) jage sie die Bitten; der Hund es darff sein nit (435) sei ihre allgemeine Antwort; der Hund las ab pej zeit (437) kämpfe mit dem Hund ›Harre‹. i Der alte Mann fragt, ob diese Hunde dem jagenden Mann nicht missfallen würden. i  Sie antwortet, das wisse sie nicht, ihr gefielen sie jedenfalls. Nehme der Mann die Hunde wahr, blase er zum Angriff: Mit dem Hund begerung (452) gehe er gegen den Hund ›Versagen‹ vor und wolle seine Jagd nicht aufgeben. i Der alte Mann legt noch einmal sein Wort für den Werber ein, da er sich wundert, dass die Sprecherin ihn im Bewusstsein seiner Vorzüge so hart abweise. i Die Sprecherin bezweifelt die Vorzüge nicht, glaubt sich aber zur Ablehnung berechtigt, da sie ihn für unbeständig hält (481: das er hat wanckeln mut). i Er vermutet, dass der Werber sich über ihre Standhaftigkeit freuen und ihr nun erst recht gerne und beständig dienen werde. i Sie bezweifelt dies: Der Mann sei zu stolz, um hartnäckig zu sein (507f.: Wiß was Jm nit von hand pald her gat | Das er das vnterwegen lat) und würde sein Glück lieber anderswo versuchen. Zudem missfalle ihr die unaufrichtige Art seiner Werbung: Anderswo sage er – jedoch im Scherz, weil er Angst habe, dass sie ihn höre –, lieber einer anderen dienen zu wollen; vor ihr aber sage er, sein Herz begehre nur sie. Sie habe die trügerische Natur der Worte reflektiert und wolle sich vor dem Wort in Acht nehmen. Ihre Ablehnung sei durchdacht, da sie sich dem Mann bei einer Zusage ausliefern würde (559: Er hett das spil in seiner hant). Sie wolle sich vorerst an der Gesellschaft freuen sowie an jenem Mann, der ihr im Herzen gefalle und der sie ebenso von Herzen ehrenvoll und beständig liebe. Mit dem wolle sie eine

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lebenslange Beziehung führen (569f.: Von dem ich mich nit wend | Biß an vnser beider end). Die Sprecherin beschließt mit dem Hinweis auf den herannahenden Abend (578: die Sonne beginne gein occident gahen) die Erzählung vom Mai, verpflichtet den alten Mann auf Verschwiegenheit und bittet ihn, sich die Geschichte nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. i Der alte Mann lobt sie für ihre Haltung, preist sie, und wünscht ihr Glück und Schutz vor Falschheit und Klaffern. i Die Sprecherin dankt dem alten Mann und schließt mit einem Segenswunsch für ihn. Para l lelen: Die genaue Benennung der Bäume in V. 18 (Vnter masalter eychen vnd hagen puchen) erinnert an die Liebessymbolik der ›Auslegung der Blätter und Blumen‹ vgl. Z75, B362 u.a.

B198 Vom Mai Fragmentarischer Dialog von Sprecher und Dame, in dem letztere eine Binnenerzählung vom Liebesglück einer ›Brunnenfahrt‹ gibt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1855, 615–623 (nach Be17)

Datierung: früheste Überlieferung 1459 (Be17)

Literatur: Karnein 2VL 5 (1985), 1162; Uhl 2010, 49

Überlieferung: Be17 111v–118v; 311 V. Tr 12r–15r; 315 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Ulmer (?) Hs. Be17 (datiert auf 1459) und der aus dem Gebiet der Mosel stammenden Hs. Tr (um 1490), jeweils im Kontext von Minneredesammlungen. In Be17 folgt der Text auf B500 und B410, während in Tr diese beiden Texte in umgekehrter Reihenfolge auf B198 folgen (ggf. gehört auch die in beiden Hss. überlieferte Minnerede B340 in diesen Zusammenhang eines wohl ›invers rezipierten‹ Überlieferungskonvois). Der in beiden Hss. überlieferte Text ist offensichtlich unvollständig, da die Binnenerzählung zu keinem Schluss kommt und die in der Rahmensituation angelegte explizite Erklärung der Verbindung von Dame und Baum / Quelle fehlt. Darüber hinaus scheint Tr die Vorlage vollständiger abzubilden: Zum einen fehlen in Be17 vier Versen die Reimentsprechungen, die alle in Tr geboten werden (nach Be17 55 hat Tr 56: wolt es uch duncken nit zw langk; nach Be17 68 hat Tr 70: Dar fur ein freuderichen geschrej; nach Be17 245 hat Tr 248: Als der sommer wonne ane gat; nach Be17 303 hat Tr 307: Jnn diser auwen ane mancher stat; beiden Hss. gemeinsam

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ist der Dreireim Be17 254–256 bzw. Tr 257–259). Zum anderen hat Be17 eine ganze Reihe von unverständlichen Wortvarianzen, für die Tr in allen Fällen plausible Lesungen bietet: (Be17 7: nitigen wanne vs. Tr 7: meyen wonne; Be17 52: myn hercz herget wart vs. Tr 52: myns leydes ergetzet wart; Be17 68: Von fremden frauwen vs. Tr 69: Von fremden farben; Be17 128: Do antwurt Im vs. Tr 130: Do antwurt mir; Be17 170: Wer hundelin vs. Tr 172: uwer hundelin; Be17 185: korn vs. Tr 187: cron; Be17 204: splegen vs. Tr 206: pflegen; Be17 278: folgen dir vs. Tr 281: volnsagen dir; Be17 291: brunen vs. Tr 294: baum; dagegen stellt Tr 216 das Begriffspaar ›Tag und Nacht‹ reimstörend um). Darüber hinaus weisen die beiden Hss. keine sinifikante Varianz auf. In Be17 steht unter dem Text die Nachschrift: Amen | Den daz erbarm der drost dich. Überschrift: Von dem meygen (Be17; gleichlautend in Tr) Inha lt: (nach Be17) · A Lob des Mais (1–49): Der Sprecher lobt den Mai, dem keine andere Zeit des Jahres gleichkomme und der in Vegetation und Fauna den Kummer des Winters durch Freude und unbeschreibliche Pracht und Wonne ersetzte. Auch bringe er traurigen Herzen Freude durch gesellschaftliche Vergnügungen, namentlich durch eine brunnenfart (35), die den zu Paaren geordneten, von Liebe zueinander erfüllten Teilnehmern ein Irdesch paradyse (42) bereite. In einer Apostrophe an den Mai dankt der Sprecher ihm, dass er diese Freude in der ganzen Welt erzeuge. B Spaziergangseinleitung und Begegnung (50–120): Der Sprecher beginnt, von einem Ausritt zu erzählen, den er durch kurczewile (53) und aus freiem Willen unternommen habe. Er unterbricht sich und trägt (56–61) einen Prolog nach (Captatio Benevolentiae und Ankündigung der abenture [60]). – Durch einen schönen Wald (Blüten, Vogelgesang) kommt er auf eine Wiese und folgt dann einem Wasserlauf bis zu dessen Ursprung. Dort sieht er ein einsames Hündlein, dem er verwundert nachreitet, bis er an einer Quelle unter einem Baum eine blaugekleidete Dame sitzen sieht. Er sitzt ab und will sich ihr vorsichtig nähern, um sie nicht zu erschrecken. Der Hund schlägt jedoch an, die Dame erblickt ihn und grüßt. Der Sprecher verneigt sich und dankt ihr. C Gespräch (121–243): Der Sprecher fragt die Dame, weshalb sie fern aller Gesellschaft in der Wildnis sitze. i Die Dame will erst antworten, wenn er ihr gesagt habe, wie er zu Baum und Quelle gekommen sei. Sie bittet ihn, sich zu ihr zu setzen, was dem Sprecher höchste Freude bereitet (kurzer hyperbolischer Schönheitspreis 148– 155). i  Auf ihre Frage erzählt der Sprecher von den Stationen seines Spazierritts, wobei er angibt, in sehnsuchtsvoll-melancholischer Stimmung versunken (162: Mit senen gedencken mangfalt) achtlos ›fehlgeritten‹ zu sein (165: bicz das Ich myßreit). i Die Dame korrigiert ihn: Sein Weg sei vielmehr gottgewollt (Providenz). Sie beteuert, ihm die Wahrheit über ihren Aufenthalt im Wald eröffnen zu wollen. i Der Sprecher nennt sie ›edle Frucht der Krone der Seligkeit‹ (185) und bietet sich an, den Verantwortlichen für ihr Unglück zur Rechenschaft zu ziehen. i Die Dame lehnt dankend ab, da sie gar nicht durch Unglück in die Wildnis getrieben werde  – im

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Gegenteil bereite ihr der Baum, der hier an der Quelle stehe, das höchste Glück; in ihrem Herzen blühe er nämlich beständig: Sie wolle ihn ewig pflegen, alle andere Freude verachte sie. i Der Sprecher ist verwundert, dass ihre Freude alleine an dem Baum liege und sie alle anderen Freuden verachte. i Lachend gibt die Dame zu, dass sie ihm wohl unverständig vorkommen müsse, sich mit einem Baum zufrieden zu geben. i Der Sprecher vermutet, dass ihm die Dame ein entscheidendes Detail verschwiegen oder dass er dieses nicht recht verstanden habe. i Die Dame will ihm dies nun erklären. D Binnenerzählung von der Brunnenfahrt (244–311): Die Dame erzählt von einer lange zurückliegenden Brunnenfahrt im Mai, die von Rittern kechten vnd schonen frawen (248) unternommen wurde, und zu der sie auch hinzugebeten wird. Ausführlich beschreibt sie die höfischen Freuden und Vergnügungen: Es waz do aller kurczwil spyl | Mit singen vnd mit sagen | Manig schon zelt wart vff geslagen | Danczen Ringen springen sagen (253–256); Unsagbarkeitstopos: Es würde bis in die Nacht hinein dauern, die Vergnügungen alle aufzuzählen. Viele Damen und Ritter finden hier in der Umarmung ihrer Geliebten die Entschädigung für lange Qualen der Trennung. Sie geht alleine zur besagten Quelle, wo unter dem noch jungen, aber schon belaubten Baum ein junger Mann sitzt. Sie begrüßen sich höfisch. Dann fordert ihn die Dame auf, sich an den Vergnügungen der höfischen Paare zu beteiligen und so seine Stimmung aufzuhallen. Er antwortet, dass ihn nicht Unglück, sondern Nachdenklichkeit zur Quelle geführt haben. Die Rede schließt mit Amen. Para l lelen: Von einer ganz ähnlich ausgestalteten Brunnenfahrt (Karnein 2VL: »verweist auf rheinisches Maibrauchtum«) wird auch in der Rahmenerzählung von B479 berichtet.

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B199 Die rechte Art der Minne Gespräch mit einer jungen Dame über ein vergangenes Liebesgespräch, in dem die Geliebte des Sprechers diesen über anständiges Verhalten belehrt hatte Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 15. Jh. (Be8) Überlieferung: Längste Version: Lo4 103r–107v; 328 V. Mü10 232r–238v; 328 V. Ne S. 529f.; 92 V. Leicht gekürzte Version: He14 14r–20r; 298 V. Be8 9ra–11ra; 291 V. Unvollständige Version: Be2 11r–12v; 254 V. Be3 38r–42v; 249 V. Lg4 166r–170v; 249 V. Pr2 28v–32v; 258 V. Weitere Hss.: Fr 25v–26r; 111 V.

Edition: Haltaus 1840, 131–134 Nr. II 6 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIII); Matthaei 1913, 165f. (Laa. von He14); Geuther 1899, 82f. (Teiled. von 47 Versen aus Lo4); Matter 2013 Literatur: Geuther 1899, 33, 80–83; Brandis 1983, 20; Karnein 2VL 7 (1989), 1056f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Die Minnerede ist stets im Kontext einer Minneredengruppe überliefert, außer in Fr (siehe unten) und Mü10 (im Kontext verschiedener weltlicher Gattungen) sowie in Ne (Schlusstext einer Hs., die neben Minnereden auch Groß- und Kleinepik überliefert). Die Hss. Lo4 und Mü10 überliefern als einzige Hss. einen weitgehend kohärenten Text. Sie stehen häufig gemeinsam gegen die andere Überlieferung, weichen aber auch in einzelnen Formulierungen z.T. stärker voneinander ab. Auch im Versbestand gibt es Differenzen: Besonders auffallend ist in Mü10 die Umstellung der Verse Lo4 87–90 und 95–99 an eine frühere Stelle (Mü10 63–70); die Verse Lo4 91–94 fehlen in Mü10; anstelle des Verspaars Lo4 163f. hat Mü10 vier Verse, die sich nicht reimen (Mü10 159–162); ebenso für Lo4 281f. vier Verse (279–282). Aus diesen Veränderungen ergibt sich die identische Gesamtverszahl. – Nur in Lo4 und Mü10 wird der komplizierte Wechsel der Sprechebenen weitgehend korrekt durchgeführt; Fehler gibt es nur in Lo4 am Ende von C: Do sprach ich (Lo4 254) statt So sprich ich (Mü10 252), und in Mü10 zu Beginn von C, wo das Personalpronomen in der dritten statt in der ersten Person gebraucht wird (Mü10 161: sprach zu ym statt zu mir), sowie in der zweiten Er-

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zählebene, auf welcher der Sprecher seine Geliebte erst duzt (Mü10 159: Das ich dich) und dann ihrzt (Mü10 252: fraw yr habt). Ne lehnt sich an den Text von Mü10 an – so auch in der Umstellung der Verse Lo4 87–90 und 95–99 – weist aber auch an vielen Stellen Wortumstellungen und Umformulierungen auf, z.B. lautet die Liste der Farben Mü10 10f. hier Ne 10f.: Gren schwartz vnd blau | rot bron vnd wiß; Mü10 42f. werden zu einem Vers zusammengefasst; das Verspaar Mü10 73f. ist vertauscht; neue Reimworte: Ne 41 fin statt Mü10 41 clar, Ne 58 trag statt Mü10 59 hab; Wortersetzungen: Ne 68 stat statt Mü10 69 ligt, Ne 70 schertz statt Mü10 71 schimpff. Wegen Blattverlust am Ende der Hs. überliefert Ne jedoch nur die Verse Mü10 1–90. Die Hss. He14 und Be8 stehen vielfach zusammen gegen den Rest der Überlieferung. Sie überliefern eine gekürzte Version, die aber immer noch die Gesamtstruktur erkennen lässt, obwohl die Erzählebenen nicht korrekt unterschieden sind (völlig durcheinander gehen die Inquit-Formeln in He14). Die deutlichsten Änderungen gegenüber Lo4 finden sich im Schlussteil (D), in dem die Verse Lo4 261, 266, 275, 296– 301, 304–313, 321–326 fehlen (zuvor fehlt nur Lo4 41–44 und 246) und der Vers Lo4 265 um zwei Verse nach vorne (in den Reim zu Lo4 262) verschoben wird. Außerdem überliefern nur He14 und Be8 zwei zusätzliche Schlussverse: Vnd wer ewenchglich on end | Getrost ich ir mein hertz send (He14 297f.); durch den Sprecherwechsel nimmt hier der letzte Vers die erste Erzählebene (aus A) wieder auf und schließt das ganze Geschehen im Wald positiv ab (der Sprecher ist nun getröstet). Nur in He14 fehlen die Verse Lo4 86, 96, 187, 192, nach Lo4 163 und 164 hat He14 je einen Zusatzvers. Nur in Be8 fehlen die Verse 37–40, 87f., 118, 162 (dafür nach 163 vier Zusatzverse!), 201–203, 221, 276. Außerdem sind in Be8 (trotz einer durchgängigen Absetzung der Verse) viele Reime zerstört (meist durch Wortersetzungen, Umstellungen oder Zusätze): Be8 9f., 41f., 49–54, 69f., 97f., 107 (Waise), 116f., 148–152, 165f., 193 (Waise), 210 (Waise), 219 (Waise), 233–235, 244–247, 254f., 274f., 286f. Die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie die späte (um 1590 zu datierende) Minneredensammlung Be2 überliefern einen fragmentarischen Text, in dem der gesamte Teil D fehlt. Nachdem in Pr2 252 die Inquit-Formel Ich sprach steht (statt Mü10 252: So sprich ich; auch zuvor ist in Pr2 159 schon eine Inquit-Formel in gleicher Weise variant), scheinen am Ursprung dieses Überlieferungszweigs die folgenden Verse als an die junge Dame am Brunnen gerichtete Rede des Sprechers missverstanden worden zu sein. Mit einer gewissen Konsequenz bricht der Text daher nach wenigen Versen ab, als nämlich dieser Sprecher sich von der Frau verabschiedet. Die Parallelüberlieferung macht allerdings klar, dass es sich hier nicht um eine Verabschiedung von der jungen Dame am Brunnen, sondern um eine zitierte Verabschiedung des Sprechers von der Geliebten handelt. Darüber hinaus fehlen in diesem Überlieferungszweig die Verse Lo4 41–44 und 221f. Zusatzverse finden sich nach Lo4 2 (in Pr2 zwei, in Be3, Be19 und Lg4 ein Vers mit gleichem Reim), nach Lo4 163 und 164 (nur Pr2 162 und 164), und nach Lo4 259 (Schlussvers, u.a. Pr2 258). Innerhalb des Überlieferungszweigs steht Be2 mehrfach der Überlieferung der Langfassungen näher (u.a. Be2 76, 78, 119, 180, 210f., 228, 252), repräsentiert also eine frühere Form der ›unvollständigen Version‹ als die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹. Einige

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Ausfälle und Lesarten von Be2 sind exklusiv (Fehlen der Verse Pr2 24 und 229), ergeben allerdings signifikante Sinnstörungen (z.B. Be2 101: So war mein freudt verschwunden statt Pr2 104: So wär mein senen verschwunden; Be2 252 Gott gesegen dich vatter muetter wol statt Mü10 256: Got gesegen euch fraw vnd fart wol). Innerhalb der ›HätzlerinGruppe‹ stehen wiederum Be3 und Lg4 mit kleineren Varianzen gegen Pr2 (und dadurch teilweise näher an Be2): In Be3 und Lg4 fehlt z.B. der Zusatzvers Pr2 4 (fehlt auch in Be2) sowie die Verse Pr2 159–166 (= Lo4 161–166; in Be2 fehlt nur Pr2 166). Be3 149 hat darüber hinaus die falsche Inquit-Formel Sie sprach (statt Pr2 150: Sy spricht). Fr überliefert  – zwischen einem Fürstenspiegel und Strickers ›Karl‹  – nur die Minnelehre der Geliebten (C) einschließlich des unmittelbar vorangehenden Redewechsels der jungen Dame und des Sprechers (entsprechend Lo4 131–258 mit Auslassung von insgesamt 17 Versen); der Text endet somit zwei Verse vor dem Textende in den unvollständigen Versionen. Exklusive Übereinstimmungen gibt es fast mit allen Hss., sodass eine genaue stemmatologische Zuordnung unsicher bleiben muss. Die Verse sind nicht abgesetzt. Mehrmals sind die Versgrenzen wegen Wortersetzungen, Umstellungen oder Zusätzen nicht mehr nachvollziehbar, weshalb man von einem Übergang in Prosa sprechen kann, z.B. die ›Verse‹ 24–29 (entsprechend Lo4 161–170): Jch sprach frow | beduncken lauss ich ich mich es sy wol hundert twsent Jar | das ich dich zuom nechsten gesechen han | Sy spricht ich sey der sorgen frey | daz sy nyemant lieber hab | vnd wölle die liebe bringen Jnn Jr grab (die ›Versgrenzen‹ sind aus der Parallelüberlieferung erschlossen). Fr überliefert als einzige Hs. das Sprichwort (Lo4 240f.) in einer inhaltlich korrekten Form: ye lieber daz kind der muoter sy | ye praiter sol der besen sein. Überschrift: Wie wol haise der may (Be2) Wie eine jrenn buelenn lebenn hieß (Be3) Wie lieblich ain junger man zichticklicher Sitten von seinem Buo llen vnderweist ward (Lo4) Den die junkfraw fragt der lieb (Mü10) Wie ain frow iren ainen buo len vnderwißt (Ne) Wie aine iren puo len hieß leben (Pr2; gleichlautend in Lg4) Inha lt: (Nach Lo4) · A Spaziergangseinleitung (1–55): Der Sprecher kommt auf einem Spaziergang zu Fuß in die freie Natur. Er beschreibt mithilfe des Topos vom Krieg der Jahreszeiten, wie sich der Mai gegen den Winter durchgesetzt habe: Der Mai habe seine Zelte aufgeschlagen und seine ›Sturmfahne‹ (18) vorgerückt usw. Der Sprecher entdeckt eine Quelle und will dort von Leid und Liebessehnsucht loskommen. Im klaren Quellbach sieht er das Spiegelbild zweier Menschen. Verwundert blickt er um sich und entdeckt eine junge Dame. Sie grüßt ihn; wohlerzogen dankt er ihr. Sie nimmt ihn an der Hand und führt in durch das ›Heer des Maien‹ (53). B–D Gespräch (56–328): Das Gespräch besteht aus kurzen Bemerkungen oder Fragen der jungen Dame und deutlich längeren Redepassagen des Sprechers. In C gibt

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der Sprecher ein exemplarisches Gespräch zwischen ihm und seiner Geliebten wieder. Die erste Erzählebene (A) wird – abgesehen von den Inquit-Formeln – an keiner Stelle wieder aufgenommen. B Das Leiden des Sprechers (56–163): Die junge Dame eröffnet das Gespräch mit der Bemerkung, dass niemand jetzt im Mai verzagt sein müsse (Jahreszeitentopos). i Der Sprecher widerspricht: Würde sie sein Leid kennen, würde sie ihm sein Klagen nicht vorwerfen, denn wegen seiner großen Liebessehnsucht könne ihn keine Wonne erfreuen. Seine Freude ›begehre der Stange‹ (Rechtssprichwort im Sinne von ›erklärt sich für überwunden‹) im Kampf gegen die Trauer. Weil die Minne ihm zu leiden aufgebe, müsse er leiden. Er habe keine Hoffnung auf eine Veränderung. i  Die junge Dame fordert ihn auf, Genaueres zu berichten; sie wolle ihm helfen. i Der Sprecher klagt, dass ihm keinerlei Hilfe nütze. Ob er bei Leuten oder allein sei: Er sehne sich stets nach der einen Dame, die sein Herz in Besitz genommen und entzündet habe. Es gehe hier um Leben und Tod. Scherzen und Freude seien ihm wegen der Sehnsucht vergangen. Unsagbar sei sein Leiden (Unsagbarkeitstopos); es verschwände aber, wenn er es ausdrücken könnte. Tausendmal am Tage stelle er sich vor, bei ihr zu sein, und darüber werde er sehr traurig. In einer Apostrophe an Gott (114: O gott) bittet er um einen Gesprächspartner, mit dem er unbesorgt und aufrichtig, heimlich und sooft er wolle, über die Geliebte reden könne. Dem würde er genau (122: von wort zu worte) von seiner langwährenden heimlichen treue Liebe berichten. Damit könnte seine Liebesglut teilweise gelöscht werden. i Die junge Dame meint, dass seine Buhlschaft dem Sprecher mehr Leid als Freude bringe. Er solle daher genauer erklären, wie seine Geliebte reagiere, wenn er mit ihr spreche; ob sie seine Liebe womöglich für Spott halte. i Der Sprecher verneint. Die Geliebte sehe seinen Ernst schon daran, dass er, wenn er vor ihr stehe, vor lauter Scham und Begierde verstumme. Wenn er sich dann ermannt habe, umarme sie ihn mit ihren weißen Armen. Ein Kuss sei ihm genug. Sie würden sich niedersetzen. Dann frage sie, was er mache, wenn sie nicht da sei; sie habe viele Listen anwenden müssen, um das heimliche Treffen zu arrangieren. Er antworte darauf, er klage unentwegt, weil es ihm wie tausend Jahre vorkomme, seit er sie zum letzten Mal gesehen habe. C Die Minnelehre der Geliebten (164–259): Die junge Dame fragt nun, was die Geliebte tue, wenn sie ungestört zu zweit seien. i Der Sprecher gibt bereitwillig Auskunft, zunächst in indirekter Rede (169: ›sie habe niemanden lieber als ihn‹; Liebe bis zum Tod), ab V. 174 dann in direkter Rede (174–253). Die Geliebte führt einen Katalog von Geboten auf, die der Sprecher einhalten müsse, wenn er ihre Huld nicht verlieren wolle: nicht schlecht über die Frauen reden; Gemeinschaft mit den Anständigen und Tapferen suchen; das Wirtshaus (191: tafern) meiden; frühmorgens in die Messe gehen; die Armen nicht verachten; sich schön ausstatten mit Pferden und Kleidern; niemandes Ehre verletzen; sich auf dem Schlachtfeld im Angesicht der Feinde wie ein Held verhalten; spielen, kämpfen und fechten im Weinhaus unterlassen; gehen, bevor die Leute betrunken sind; keine ›bösen Schwüre‹ (223) schwören; nicht mit Betrunkenen und Toren scherzen, weil diese kein Scherz verstünden; den Mund nicht selbst gehen lassen (Redensart?) beim Reden über Frauen. Abschließend bitte sie ihn, er möge es nicht falsch verstehen, wenn sie sich ungnädig verhalte; auch

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ein Vater nutze für seine liebsten Kinder die breitesten Besen (240f. Sprichwort); er möge um ihre Ehre besorgt sein, ihr den Heiligen Georg zum Bürgen setzen und nun aufbrechen, damit er sich nicht verspäte. – Auf diese lange Rede der Geliebten antwortet der Sprecher, es liege nur an ihm, und er wolle ihren Rat befolgen. Gott möge sie segnen. Damit verlasse er sie. D Abschied von der Geliebten (260–328): Die junge Dame fragt nun weiter, wie es dem Sprecher ergehe, wenn er sich von der Geliebten geschieden habe. Sie nimmt an, dass er schmerzvoll an die Begegnung zurückdenke, da die Geliebte ihm doch so zugeneigt sei und sie, die junge Dame, eine so gute Lehre noch von keiner Dame gehört habe. i Der Sprecher sagt, dass sein Leid nach dem Scheiden unsagbar sei, dass er an irgendeinen Ort gehe, ausschließlich an sie denke und tausendmal am Tag seufze und klage. Niemandem könne er sich mitteilen, weil er um die Ehre der Geliebten besorgt sei. All sein Leiden spare er auf, bis er wieder bei ihr sei und es dann ausgiebig bespreche. Sie ergötze ihn dann wieder mit angenehmen Tagen. Er wisse, dass es keinen Konkurrenten gebe. Er wolle daher das immer wiederkehrende Verlangen bis an sein Ende ertragen. Das habe sie verdient. i Die junge Dame urteilt abschließend, dass in der Beziehung des Sprechers und seiner Geliebten die Liebe ihre Kraft entfaltet habe. Sie verabschiedet sich mit den Wünschen, dass sein Leid sich verringere, seine Freude sich vermehre und ihre gemeinsame Liebe mit Ehren fortbestehe. Para l lelen: Von den Aspekten der Minnelehre (C) und vom Gesamtaufbau her lassen sich enge Zusammenhänge mit dem ›Rat der Frau Treue‹ (B209) feststellen; vgl. auch zu B201.

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B200 Die blaue Rede

B200 Die blaue Rede Gespräch eines unglücklich Liebenden mit einer Dame im Zeltlager einer höfischen Jagdgesellschaft Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 19–26 Nr. 7 (nach He3 mit einzelnen Laa. aus Mü6); Datierung: Keller, A. 1853a, 1382–1392 früheste Überlieferung nach 1473 (Mü6) (nach Mü6) bzw. 1478 (He3) Literatur: Überlieferung: Brauns 1937, 34–38; Huschenbett He3 384r–391v; 462 V. 1962, 93–98; Huschenbett 2VL 1 Mü6 20r–30v; 451 V. (1978), 894f.; Lieb 2001, 526f.; Egidi Tr 6r–11r; 455 V. 2006, 240; Bulitta 2010, 94f. Klingner 2010, 250; Uhl 2010, 87, 253 Anm. 39 Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext von Minnereden in den reinen Minnereden-Sammlungen He3 und Tr sowie als erster Text des Minnereden-Blocks in Mü6. He3 und Tr bieten dabei einen weitgehend identischen Text, in Tr sind jedoch einige Verse ausgefallen (es fehlen He3 57, 100, 245, 292, 351, 374 und 392). Dabei ist Tr nicht direkte Abschrift aus He3 (wie Brauns 1937, 34, annimmt), sondern geht wohl auf eine gemeinsame Vorlage zurück, wie sich aus einigen signifikanten Varianten ergibt, in denen Tr und Mü6 gegen He3 stehen (u.a. He3 112: mild gegen Tr 110: wilde; Mü6 108: willd; He3 284: von iren hulden gegen Tr 281 / Mü6 276: von jren schulden). Mü6 bietet darüber hinaus häufige signifikante Varianten zu He3 und Tr, sowohl auf der Ebene von syntaktischen Umstellungen und Wortvarianz (u.a. Mü6 10: der Elementen crafft gegen He3 12: der czit krafft; Mü6 309: tugent gegen He3 316 jugent; Mü6 353: hunt gegen He3 361: lew) als auch in der Neufassung der Reime und ganzer Sätze (u.a. Mü6 201: nit volbringen klein gut gegen He3 208: numer bring kein ungut; Mü6 256: Ach mir thummer wej gegen He3 264: das leyt ich in herczen schry; vgl. auch Mü6 342f. gegen He3 351f.) sowie durch Ausfälle (es fehlen die Verse He3 1f., 57f., 133, 136, 188f., 206, 252, 336, 399, 405f.) und Plusverse (zwei Verse Mü6 179f. nach He3 184; ein Vers Mü6 382 nach He3 390). Es ist jedoch weder eine redaktionelle Tendenz noch eine signifikante Änderung des Sinns festzustellen. Überschrift: Die blae Rede (Tr) Inha lt: (Nach He3) · A Spaziergangseinleitung (1–61): Der Sprecher will, ungefragt, von einem Erlebnis berichten: Von Liebesverlangen gepeinigt verirrt er sich in einen

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schönen Wald – Vogelgesang, Maienpracht in Bäumen und Blumen, hervorgebracht von der planeten art (15). Auf einem schmalen Pfad kommt er in ein tiefes Tal, dann auf eine große Wiese mit Bach, schließlich auf ein Feld, auf dem ein Herr ein Zelt aufgeschlagen und eine höfische Jagdgesellschaft mit 30 schönen Damen und vielen guten Männern versammelt hat. Alle gehen höfischen Vergnügungen nach. Ein junger Mann bemerkt den Sprecher und führt ihn zu den Damen, von denen er in aller Form empfangen wird. Er selbst verneigt sich bis auf die Füße. B Gespräch (62–383): Eine in blauen Samt gekleidete adlige Dame erkennt, dass der Sprecher Herzeleid trägt. Sie spricht ihm aufmunternd zu und legt ihre Hände in seine. Sie fragt ihn nach seinem Kummer und führt ihn zu einer Quelle, wo sich beide zum Gespräch niedersetzen. Der Sprecher macht seine umfassende Antwort (89f.: mynen komer wolt ich lichten [vertreiben] | unnd wolt uch gancz bichten [beichten]) von der Zusicherung der Verschwiegenheit der Dame abhängig, welche sie ihm gibt (Klafferschelte). i Der Sprecher klagt nun über eine Frau, die er auserwählt habe, die ihm aber nun als ein ungeczemtes thier (113) begegne. i  Die Dame versichert, dass sie ihm glaube. Er solle daher die Wahrheit sagen. i Er versichert, dies zu tun, denn ›niemand soll seinen Beichtvater oder Arzt betrügen‹ (118f. Spruchweisheit). Bildreich breitet er seine Freudlosigkeit und seinen Kummer aus, u.a.: Sein Herz will in Stücke brechen; die Winde des Unglücks haben ihn durchweht; sein Glück ist im Meer des Unglücks ertränkt; sein Freudengefieder ist von der Klage abgeschnitten etc. (120–151). i  Die Dame fragt, ob die Geliebte auch ehrenwert sei. i  Der Sprecher bejaht: Ihr Lob sei allgegenwärtig; Kaisertopos. i Sie fragt nach Abstammung und Stand der Geliebten. i Er antwortet mit einem Preis ihrer ritterlichen Herkunft, ihrer Erziehung und Tugendhaftigkeit. i Die Dame fragt, ob er ihr seine Liebe je eröffnet habe. i Der Sprecher berichtet, sich der Geliebten mehrmals mit briefen unnd auch mit mund (192) mitgeteilt zu haben, beklagt aber, damit zu lange gewartet zu haben. So sei seine Hoffnung zerbrochen, er selbst ersehne den Tod. i Die Dame beschwichtigt mit einem Autoritätenverweis: Kein Weiser gehe davon aus, dass Hoffnungen nicht auch enttäuscht werden könnten. Sie fragt, ob die Geliebte seine Liebe jemals erwidert habe. i Nun bekennt der Sprecher, dass die Fragen seiner Gesprächspartnerin sein Sehnen, das eingeschlafen sei, wiedererweckt hätten. i Sie empfiehlt ihn Gott und hält ihre Hände in den seinigen. i Bildreich beklagt er erneut seinen Liebesschmerz: Herz springt aus der Brust; Glut der Trauer. i Mitfühlend fragt sie nach dem Namen der Geliebten. i Der Sprecher zögert, diesen zu nennen. Nach einer Zusicherung der Dame, ihn unter allen Umständen bei seiner Werbung zu unterstützen, gibt er preis, dass es sich um die Freundin der Dame handle (262f.: secht sie ist uwer gespil | unnd wont uch deglich by). Nach diesem Geständnis sinkt er ohnmächtig in den Schoß der Dame nieder, erwacht jedoch, noch bevor sie ihn mit Wasser erfrischen kann. i Die Dame sagt, sie habe geglaubt, er sei gestorben. i Er beklagt, nicht gestorben zu sein: Er sei vom Garn des Unglücks umgeben; alle Freude sei ihm gestorben; er lebe in ungeluckes orden (287). Das Unglück, der Dame den Namen genannt zu haben, lässt ihn freudlos seufzen und zum Himmel schauen. i Die Dame bietet sich nun als Liebesbotin an. i Der Sprecher ist hoch erfreut: Sie heile seine Wunden, sein Herz sei schon lange auf dem ›Rost des Leides gebraten‹

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(312f.). i Die Dame fragt, ob er der Geliebten schon einmal gedient habe. i Der Sprecher verneint und verfällt in erneute Klage, bis er wegen seines Elends kaum mehr reden kann; sein Herz rast (333: dobt als ob es wüt). i Die Dame beklagt nun das Minneschicksal vieler Helden: Genannt werden herr Wilhelm (338; gemeint ist Willehalm von Orlens aus dem Roman Rudolfs von Ems, wie der Kontext klarstellt: Willehalm wird im Kampf um Amelie von einem Speer verwundet, dessen Spitze stecken bleibt; vgl. dort die auf 9287 folgenden Verse), Filistander (342; aus ›Schionatulander‹ entstellt?) und Parcival (343) (vielleicht ist driestund [340] aus ›Tristan‹ entstellt). Wie diese Exempelfiguren werde auch der Sprecher bedrängt. i Der Sprecher bietet der Dame seinen Dienst an (?) und fleht um ihre Hilfe: Er schreie um ihre Gnade, wie der Löwe seine Welpen anschreie (360f.; Physiologus-Anspielung), denn er glaube, ohne ihre Hilfe nicht mehr froh werden zu können. i Die Dame wird ein wenig (scham)rot und kündigt an, sehr bald mit der Geliebten zu sprechen. Sie fragt, ob er einen Brief schreiben wolle oder es genug sein lasse. i Der Sprecher bejaht, weil sie es schon richten werde (von einem Brief wird im Folgenden nicht mehr gesprochen). i Sie hofft, mit einer guten Antwort zurückzukehren. C Essen und Aufbruch zur Jagd (384–455): Der Sprecher berichtet vom weiteren Verlauf des Tages: Bei der höfischen, unter Bäumen eingenommenen Mahlzeit in Gesellschaft (399: ye czwey unnd czwey zu samen) wird das Essen nach der Fürsten Weise verdeckt (402) aufgetragen. Der Sprecher wird ehrenvoll platziert, kann aber vor Sehnsucht kaum essen und trinken. Plötzlich beginnt eine Jagd, für die sich viele rüsten. Im Aufbruch kommt die Gesprächpartnerin zu ihm und verspricht noch einmal, den Botendienst bestmöglich auszuführen. Er solle unterdessen entschlossen und beständig bleiben. Sie besteigt ein Pferd, verabschiedet sich und begibt sich in die Jagdgesellschaft. D Schluss (456–462): Der Sprecher, der sich selbst als dummer giel (456, etwa: ›Labermaul‹) abwertet, läuft traurig nach Hause, während die Gesellschaft feiert (457: sie lebten indem sus). Sein Herz sei in leydes bloch (461) gefangen. Auf eine Antwort der Geliebten warte er bis heute. Schlusswort: Amen. Para l lelen: Brauns 1937, 35–37, listet (allerdings wenig aussagekräftige) »Parallelen« zu Werken Hermanns von Sachsenheim auf, um das Werk einem »Nachahmer« zuzuschreiben. Huschenbett 1962, 95–98, benennt weitere Indizien, mit denen er die Minnerede als »Frühwerk« Hermanns von Sachsenheim zu erweisen sucht, nimmt diese Zuschreibung aber später (vgl. Huschenbett 2VL) wieder zurück.

B201 Zurechtweisung des unmutigen Minners

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B201 Zurechtweisung des unmutigen Minners Streitgespräch über den Aufschub von Minnelohn als Tugendprobe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480 Überlieferung: Gi 5r–7v; 178 V.

Edition: Weigand 1853, 170 (Teilausgabe; V. 1–12, 43–51, 174–178) Literatur: Fürbeth 2VL 10 (1999), 1611f. (ungenaue Inhaltsangabe); Klingner/Lieb 2006, 152f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikale Überlieferung im Kontext einer Minneredengruppe der Spruchhs. Gi. Die Überlieferung ist fragmentarisch, da in der Hs. nach Bl. 5 mindestens ein Blatt fehlt (d.h. wohl mind. 68 Verse). Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–45): Der Sprecher steht nach sorgenvollem Traum (Lohnungewissheit) am Morgen mit neuer Hoffnung auf und geht in einen amoenen Garten, in dem er eine traurige junge Dame trifft. Auf seine Nachfrage, warum sie allein im Garten sei, erzählt sie von ihrer Liebschaft mit einem aufrichtigen Mann und einem heimlichen Treffen (Textverlust nach V. 45). B Streitgespräch (46–147): Der Text setzt wieder ein mit dem Ende einer Liebeslehre, die der Mann der Dame gibt: Ein aufrichtiger und anständiger Mann verdiene ihren Lohn. i Die Dame antwortet mit einer Männerschelte: Es gebe keinen, der pider vnd verswigen (55) sei. Sie beschreibt, wie sich zahlreiche Männer über ihre Liebesaussichten bei den Damen austauschen (70: an welche sie ›die Geige gehängt haben‹) oder sich gegenseitig die Namen der Geliebten preisgeben und damit wie Diebe handeln. Sie beklagt, dass viele Männer vier Geliebte für normal hielten und selbst die Kaiserin nur zur Geliebten wollten, wenn sie darüber reden dürften. Manche Männer seien seit ihrer Kindheit unersättlich (105: nymer sat) und sprächen oft drei Frauen an einem Tag an, was schlimmer sei als wandern | Von ainer zu der andern (109f.). So bringe man die Frauen ins Gerede. Einen schweigsamen Mann ohne Tadel soll eine Frau dagegen vor jedem Kaiser erwählen (Kaisertopos). Die Dame hofft, in ihrem Geliebten solch einen Mann gefunden zu haben und bedauert, ihn so lange auf die Probe gestellt zu haben. Sie ›begehrt nun seine Stange‹ (134; Rechtssprichwort im Sinne von ›seine Niederlage eingestehen‹). C Abschied (148–178): Der Sprecher wünscht der Dame Glück und kündigt an, ihren Rat, das Wesen des werbenden Mannes erst auf die Probe zu stellen, an alle anderen Frauen weiterzugeben. Er bittet um Verzeihung, sie zurechtgewiesen zu

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haben, und dankt für die Unterweisung. Sie verabschiedet ihn mit der Formel vergib mir so vergeb ich dir (165) und einem Handschlag. Der Sprecher rekapituliert kurz noch einmal die Lehre und verwünscht alle, die schlecht von den Frauen reden. Para l lelen: Ähnlichkeiten in Struktur und Wortwahl (z.B. ›die Stange begehren‹) finden sich in B199.

B202 Rat einer Jungfrau Gespräch, in dem eine Dame dem Sprecher Rat in Liebesnot gibt; mit langer Spaziergangseinleitung Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung Mitte 15. Jh.

Literatur: Karnein 2VL 7 (1989), 1006

Überlieferung: Wi16 35r–45r; 504 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden- und ›Laurin‹-Hs. Wi16, nach den ebenfalls unikalen Texten B426 und B514 und vor dem ›Überlieferungsschlager‹ B340. Überschrift: – Inha lt: A Erwachen (1–43) (eine weitere Szene des Erwachens findet man in D): Der Sprecher erzählt, wie er früh am Morgen in tiefem Schlaf liegt, der ihn vorübergehend von seiner Traurigkeit befreit hat. Er wacht in einem verdunkelten Zimmer auf (18– 21: Jn ain weitte kemynatt | dy was ver machet vberall | das ich des liechten tages wal | nicht gesehen mocht) und beschließt, sich anzukleiden und fortzugehen. Im Dunkeln tastet er sich an der Wand vor, öffnet ein Fenster und erkennt, dass es bereits heller Morgen ist. Im Gefühl, verschlafen zu haben, beschließt er sich nach draußen in die Maiennatur zu begeben (37–39: ich scholt gen schawen | zu wald vnd in awen | des mayen künst vnd sein geuertt). B Spaziergang (44–241): Der Sprecher kommt zunächst zu einem Wald, danach über eine Heide und schließlich auf ein Feld, wo er Wild beobachtet, dessen vergnügtes Treiben ihn erfreut. (58f.: davon ain tail mein herz vnd sin | zu frewden ward geankerrt). Anschließend erreicht er einen Tannenwald, der einen Anger umgibt, auf dem

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zahlreiche Vögel singen (68f.: Ein yeglich vogel mit geschray | den anderen vbergäwden [übertreffen] wolt). Der Sprecher bemerkt, dass ihr Wettstreit im Wesentlichen ein gemeinsames, sorgenfreies Musizieren ist, in dem einer auf den anderen antwortet und seine ›Quinten‹ gegeneinander setzt (75: Ir quint da wider einander zoch). Den Vögeln wäre auch zu dichten freie wal geben (79). Im Weitergehen bemerkt der Sprecher, wie er fröhlicher wird, und hofft, auch die Liebesqualen, die ihn schon zu lange bedrängen, zu lindern. Als er an das Ende des Waldes kommt, kann er über ein Tal hin ein Gebirge und eine Burg sehen, die an einem Felsen erbaut ist. Um dorthin zu gelangen, muss er einen Fluss überqueren. Das gelingt ihm mit einem Fischerboot, das er zufällig findet. Am anderen Ufer erlebt er wiederum, wie seine Traurigkeit verschwindet. Ihn drängt es nun, die Burg kennen zu lernen, da ihm nie kain klaws [Klause, Wohnstätte] pehaget pas (131). Vor dem Tor der Burg erblickt er einen blühenden Garten, in dem der Mai sein zelt het […] geslagen auff (137). Er vergleicht den Mai mit einem höfischen Ritterheer, das sich auf dem Feld (gegenüber dem Winter) behauptet hat (137–149: Krieg der Jahreszeiten). Zwischen blaues Veilchen und grünes Gras hat sich auch noch Gelb, Violett (158: prawn), Rot, Schwarz, Grau und Weiß gemischt, sodass es insgesamt acht Farben sind, die der Mai gemacht hat. Der Sprecher setzt sich unter einen Baum, um sich aller Sorgen Last zu entledigen. Während er dort rastet, hört er ein ›Rumpeln‹ (171): Das Tor der Burg wird geöffnet, und frawenn töchter vnd knaben (182) treten in den Garten. Die höfische Schar, die dem Sprecher unvergleichlich schön erscheint, teilt sich sogleich in Paare auf. Sie pflücken Blumen, um aus ihnen Kränze und Blumensträuße zu binden. Sie sehen den Sprecher nicht, weil er sich hinter einem Strauch versteckt. Schließlich verspürt er das Verlangen, aus seinem Versteck zu treten, um sich unter die Gesellschaft zu mischen. Er nähert sich einer Dame, die ihn freundlich begrüßt. Er selbst bedankt sich und geht vor ihr auff ain knie (241). C Gespräch (242–353): Die Dame fragt, warum der Sprecher allein unterwegs sei. i  Er antwortet, er sei seiner Sehnsuchtsschmerzen und der Kurzweil wegen hierher gekommen. i Sie fordert ihn auf, wahrheitsgemäß zu berichten, was ihn so sehr bedrücke. i Er legt ihr dar, dass dies schwer wäre, selbst wenn er über die Dichtkunst eines von eschelwach heren wolfram (257; Wolfram von Eschenbach) verfügte. i Sie wiederholt ihre Bitte. i Der Sprecher will sein Bestes versuchen und bittet die Dame, nichts Schlechtes von ihm zu denken. i Sie sichert ihm ihre Gunst zu. i Er erzählt ihr, dass er mit herz sin gedankch vnd leben (289) einer Dame zugetan sei. Da diese ihm seine größte Freude und das paradeis auff erden (293) sei, möchte er ihr dienen. Es folgt ein (nicht schemagemäßer) Preis ihrer Schönheit und Vollkommenheit (296–335): Ihr Körper sei ein Engel und ein Tempel der Frau; sie sei würdig, das romisch reich zepter vnd kran (300; Kaisertopos) zu tragen. Sie wohne beständig in seinem Herzen; ohne sie müsste er sterben. Er vergleicht seine Geliebte mit einer Wünschelrute. Selbst wenn er so dichten könnte wie König Salomon und versuchte, ihre Art in einem Gedicht vollständig darzustellen, müsste dies doch scheitern: es muest verswenden | aller natturlicher maister sin (334f.; Unsagbarkeitstopos). i Die Dame fragt, wie er sich seiner Geliebten gegenüber verhält. i Der Sprecher schildert, wie sehr er von der Geliebten pesessen (348) ist und wie die Augen seines Herzens sie

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begehren. i Die Dame bittet ihn zu erzählen, wie er sie zu nachst (352) gesehen habe (zu nachst könnte heißen ›zuletzt‹, jedoch scheint der Sprecher hier ›in der Nacht‹ zu verstehen, denn er berichtet im Folgenden von einer Traumvision). D Binnenerzählung von einem Traum (354–403): Der Sprecher und drei seiner Gefährten werden eines frühen Morgens von drei fremden Damen geweckt. Die erste von ihnen versucht, den Männern die Bettdecke wegzuziehen; die zweite möchte sie durch Schläge aufwecken (368f.); die dritte schließlich bemüht sich, die Männer dort zu bedecken, wo wir enplost waren (371) (Modell von Noah und seinen drei Söhnen, Gen. 9,22f.). Im Verhalten der dritten Frau sieht er alle seine Ansprüche an weibliche zucht (373) und iunkfrawlicher wirden scham (375) vereint, was ihn glücklich macht, ihn von Schmerzen befreit und alle seine Wunden heilt. Doch plötzlich hört der Sprecher einen Weckruf: Sie mögen aufstehen, Mönche und Pfaffen hätten schon bald die Messe beendet. Der Sprecher springt auf, bemerkt, dass es bereits helllichter Tag ist, und weiß nun, dass er geträumt hat. Außer ihm und den drei Gefährten befindet sich niemand im Zimmer. E Gespräch (Fortsetzung von C) (404–504): Die Dame gibt dem Sprecher nun einige überwiegend konventionelle Ratschläge: Seine Freude (?) bringe ihm Liebe und Leid; er solle der geliebten Dame beständig dienen, damit die zunehmende Liebe nicht erkaltet und abstirbt; er solle stets ihrem Willen nachkommen und sich keinen Zweifeln hingeben. i Der Sprecher bekennt, dass es bei seinen seltenen Begegnungen mit der Geliebten zu einem doppelten Schrecken komme (431: zwyfeltiklichen schrikch) Zum einen verschlage es ihm bei ihrem Anblick die Sprache (432–435). Zum anderen (436: der ander slag) sei er pessimistisch eingestellt und denke immer, dass es für ihn schlecht ausgehe (437: we mir). So sei für ihn im Honig (der Anwesenheit) die Galle (des Scheiterns) verborgen, und er wisse nicht, wie er sich vor dem Gift des Salamanders (welches das [Liebes]Feuer auslöscht?) schützen solle. Obwohl der Sprecher unsicher ist, wie es weiter gehen soll, signalisiert er seine Leidensbereitschaft. i Die Dame meint, dass sein Vorhaben nicht misslingen könne, solange er Beständigkeit beweise. Sie gibt ihm noch einen wichtigen Rat: Er solle jederzeit die Ehre der Frau vor übler Nachrede bewahren, damit es nicht die Klaffer erfahren, die mit ihren falschen Zungen viele Herzen entzwei schneiden. i Der Sprecher wiederum bittet Gott, seine Geliebte zu beschützen und vor allem Schlechten (473: vor allem maledichkt) zu bewahren. Er selbst möchte seinen Dienst ganz der Geliebten zuwenden. i Die Dame will sich für die beiden lasurblau kleiden. Sie wünscht dem Sprecher, dass er und seine Geliebte niemals voneinander getrennt würden und sich der Kummer in Glück wandle. Sie übermittelt ihre Grüße an die Geliebte des Sprechers. Sie sei von seiner Tugendhaftigkeit überzeugt. i Der Sprecher verabschiedet sich höfisch. – Sie segnet ihn. Er macht sich auf den Weg, pis mein vart da nam ein endt | ich wais selb nit wellentt (503f.). Para l lelen: Die Traumerzählung (D) weist Parallelen zu B247 auf.

B204 Des von Laber Lehren

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B203 Der von Brandis unter dieser Nummer aufgeführte Text (›Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame‹) ist ein Textzeuge der Minnerede B255 (siehe dort)

B204 Des von Laber Lehren Lehrgespräch des Sprechers mit Hadamar von Laber, das von einer Klafferschelte und der Erzählung höfischen Wunschlebens gerahmt wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1454 (Mü5) Überlieferung: Mü4 96r–102r; 361 V. Mü5 56v–63r; 359 V. Sa 65v–70r; 231 V.

Edition: Leiderer 1972, 52–65 (krit. nach Mü4 mit Laa. von Mü5) Literatur: Glier 2VL 5 (1985), 485; Lieb 2001, 527; Janota 2004, 339

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einem Konvoi mit anderen Minnereden in drei Hss., die aus dem Augsburger Raum stammen und in der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden sind. Mü4 und Mü5 gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, Sa ist vermutlich eine direkte Abschrift aus Mü5, entsprechend gering ist die Varianz. In Mü4 ist nach dem V. 146 offensichtlich ein Vers ausgefallen (der in Mü5 steht), zudem wird das Verspaar Mü4 330f. (Ausgabe 331f.) nach Mü4 333 (Ausgabe 334) noch einmal wiederholt. In Mü5 (und ebenso in Sa) fehlt dagegen der Vers Mü4 298 (Ausgabe 290), ansonsten gibt es keine signifikante Varianz zu Mü4. Sa hebt sich nur durch den Ausfall größerer Textpartien von seiner Vorlage ab: So fehlen die Versblöcke Mü4 42–70 (die Einleitung der Erzählung), Mü4 97–170 (Ausgabe 97–169), sowie Mü4 311–337 (Ausgabe 312–336); der Vers Mü4 339 (Ausgabe 338) ist in zwei Verse aufgespalten. Überschrift: Ain ander guot spruch (Mü4) Sequitur de paupertate (Mü5; bezieht sich auf den Beginn [V. 2]) Inha lt: (Nach Mü4, Verszählung nach der Textausgabe) · A Prolog mit Klafferschelte (1–38): Anrede der Zuhörer als lieben chind (1). Der Sprecher beklagt seinen Kummer durch (wohl materielle) Armut und ausbleibende Liebeserfüllung. Es folgt eine Reflexion über Liebe und Verschwiegenheit: Er selbst habe sich immer bemüht, die Freude in

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der Geselligkeit zu vermehren, so wie es sich für einen guoten gessellen (10) gehöre. Dagegen gebe es heute viele Klaffer, die sich bei den Freunden und den Damen gleichermaßen hervortun wollten und Dinge erzählten, für die sie sich schämen sollten, weil sie die Ehre der Damen mit Verleumdung und Prahlerei beschädigten. Um dem mit red und mit gesang (20) entgegenzuwirken, sei sein Leben zu kurz (22: ich ubersäß o ein grosses gut), weshalb der Sprecher resigniert die Lehre erteilt, sich so vorsichtig wie möglich zu verhalten und nur verschwiegenen Menschen zu vertrauen. Ferner solle man auf das Glück hoffen, nicht aber darauf bauen (33: daran sol sich doch niemant lan), denn manchmal gebe es haltlose Beschuldigungen; in anderen Fällen bleibe offensichtliches Fehlverhalten ungeahndet. B Erzählung von höfischem Wunschleben (39–116): Der Sprecher bricht die Lehre ab (Reflex auf die homiletische Publikumsapostrophe des Anfangs 40f.: es möht ain weisser prediger | zuo vil der hailigen warhait sagen) und will von einem Erlebnis berichten: Zur Zerstreuung begibt er sich eines Tages auf einen Ausritt mit anderen jungen Männern. Sie treffen auf eine Gesellschaft von Damen verschiedenen Alters sowie deren Hofgesinde (Nennung von Erziehern 55f.: man vand auch junges hoffgesind | die wessen woltten lern chind). Die Gesellschaft gibt sich höfischen Vergnügungen (Tanzen, Singen, Springen) in Vollkommenheit hin, darunter auch das man sät von der werden minn (62), worin sich besonders eine Dame auszeichnet (Authentizität der Rede 64–67: die rett davon sollichu wort | damit si es pracht auff ein ort | ich main, si hett es wol durchlept). Eingeschobene Reflexion des Sprechers (74–78): Wenn es nicht gegen Gottes Gebote verstieße, so würde er dieses Leben allem anderen, auch Silber und Gold, vorziehen. Der Sprecher vergleicht diese höfische Freudensituation, genauer gesagt, den andauernden Schall (?), mit dem Utental (80; unklare geographische Anspielung, vielleicht die schon im 14. Jh. bezeugte Flur Utental, heute Üetetal zwischen Liestal und Füllinsdorf bei Basel). Als sich die Gesellschaft auflöst, nehmen alle freundlich Abschied. Einige tun dies aber wunden Herzens (93: den gab di minn iren alten lon). Ein Begleiter, der den Kummer des Sprechers bemerkt und der ebenso der werlt chind (105) zu sein scheint, lädt ihn ein, gemeinsam nach Hause zu gehen. Der Sprecher glaubt, in ihm den von Laber (110, d.i. Hadamar von Laber) zu erkennen, von dem er weiß, dass er gerne Lehre erteilt. C Kasuistisches Lehrgespräch (117–349): Der Sprecher fragt Hadamar, ob man besser nach Liebe, nach Gemeinschaftsleben oder nach Einsamkeit streben sollte. i Hadamar zögert, da er an der universellen Richtigkeit seiner Wahl zweifelt, will aber dann doch vor dem Hintergrund seiner Erfahrung antworten (138–140: ich antwurt dir auß meinem sinn | so vil ich des pin worden inn | mit dencken und von hör-ichsagen): Obwohl man ohne Bindung ein ruhigeres Leben habe, solle ein junger Mann nach Liebe streben, sich darin bewähren und das damit verbundene Leid geduldig ertragen. Schiffsbildlichkeit: Alles sei gut, solange das Schiff nicht auf Grund laufe. i Der Sprecher nimmt die Bildlichkeit auf und fragt, was denn passiere, wenn das Schiff untergehe. i  Hadamar antwortet, dass derjenige, der dabei nicht ertrinke, sicher für den nächsten Versuch an Erfahrung gewinne. i Der Sprecher wendet ein, dass man dazu aber die Fähigkeit haben müsse zu schwimmen und zu tauchen. Er stellt, sich umständlich für die Belästigung entschuldigend, eine zweite Frage, ob es

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dem besser ginge, der sich in der Liebe verpflichte und ausharre, oder dem, der unbeständig sei (Verweis auf zurückliegende minnekasuistische Diskussionen 197–200: wann ich pin dick gesessen | da mans hat paidu gemessen | und hofflich disputiert | das ich darinn pin gar verirt). i Hadamar schränkt ein, er könne dazu nichts sagen, da es ihm hier an Erfahrung mangele (206: wie ich nie also han gejaget) und ein Blinder keinen Blinden führen sollte, gibt dann aber doch eine Lehre: Obwohl der Unbeständige bei den Damen scheinbar mehr Erfolg habe, müsse er doch große Energien aufwenden, nicht verraten zu werden. Er begebe sich der Etica (225: ich wen, er sei vor Etica behüt), verwunde viele Herzen und müsse alle belügen, weshalb Hadamar ihn verflucht. Er empfiehlt, sich – ›heimlich wie ein Dieb‹ (248) – in Treue, Verschwiegenheit und in stetigem ehrenvollen Bemühen einer Frau zu verbinden, rät zur Zurückhaltung mit Liebesgeständnissen und dazu, sich mit züchtlich schimpf (268) angenehm zu machen. Zeige sich die Dame dann freundlich, sei dem Mann große Freude gewiss. i Der Sprecher dankt für die Antwort und stellt eine dritte Frage bzw. bittet um eine Bewertung seiner Beobachtung, dass in höfischen Kreisen der Unbeständige als toller Kerl gelobt, der Beständige aber als Langweiler verspottet wird (297: er wär guot zuo ainem essich chruog; 300: Der stept sin altten golter [Decke] noch). i Hadamar bestätigt diesen Eindruck, verurteilt diese Reden als unbedachtes Geschwätz und gibt erneut eine Apologie der Beständigkeit: Während der Unbeständige das ihm zufallende Gut der Gunst einer Frau nicht schätzen könne, weil er es nie herbeigesehnt habe, sei der Beständige für jeden kleinen Gunsterweis umso dankbarer (Vergleich mit jungen Hunden, die man mit Gaben zu nie ermüdendem Dienst bindet). i Der Sprecher bedankt sich abermals, versichert seinen Dienst und bedauert, Abschied nehmen zu müssen. Bevor er geht, bittet er Hadamar, ihn zu unterrichten, wenn er von einer Hofgesellschaft erfahre. D Schlussfolgerung (350–360): Der Sprecher formuliert (nun nicht mehr an Hadamar gerichtet) die Lehre, die er aus dem Gespräch gezogen hat: Wenn er sich mit einer Dame verbinde, wolle er beständig sein und nicht die Untreue wählen. Ein anderer solle ebenfalls frei entscheiden und vielleicht eine andere Wahl für besser halten. Er hoffe allerdings, dass alle Minnenden sich so wie er der Ehre zuwendeten. Para l lelen: Der Text ist Ausdruck einer »Hadamar-Renaissance« (Glier 2VL), in der der Dichter aber weniger inhaltlich rezipiert als vielmehr als Autoritätsfigur eingesetzt wird. Die beiden Anspielungen auf die Jagd (206 und 241) verweisen zwar auf die in Hadamars ›Jagd‹ exponierte Bildlichkeit von der Liebe als Jagdhandlung, setzen aber nicht notwendig genaue Textkenntnis voraus. Vgl. auch die in allen Hss. in unmittelbarer Nähe überlieferte Minnerede B42 (›Des Labers Rat‹).

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B205 Gespräch mit einem alten Liebhaber

B205 Gespräch mit einem alten Liebhaber Von einer Jagdhandlung gerahmter Dialog über die Beständigkeit, an dessen Ende ein Liebesbrief formuliert wird Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Haltaus 1840, 221–226 Nr. II 54

Datierung: Überlieferung 1470/71

Literatur: Geuther 1899, 139–141; Matthaei 1907, 25; Blank 1970, 88f., 120f.; Glier 2VL 3 (1981), 18; Lieb 2001, 521 und Anm. 26; Kern 2006, 67

Überlieferung: Pr2 141v–148r; 398 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Pr2 im Kontext anderer Minnereden. Überschrift: Ain aubentw ¨ rliche red von ainem der da peysset Inha lt: A Jagdeinleitung (1–66): Der Sprecher entschließt sich zur Beize und Hatz, um sich von seinem Liebesverlangen abzulenken. Sein Sperber kehrt aber nach erfolgreicher Jagd (11: Das huon empflog vnd viel darnider) nicht mehr zurück. Betrübt schickt der Sprecher seine Knechte auf die Suche aus und sucht selbst allein im Wald nach dem Sperber. Vor Zorn will er den ungehorsamen Vogel erschießen. Doch statt der Sperberglocke hört er seltsame Stimmen. Er erkennt die Aussichtslosigkeit seiner Suche (48: Ich tuo gleich aim affen) und bekommt Angst. Das furchterregende Geschrei von wilden Tieren kommt näher und entpuppt sich als die Stimme eines grauhaarigen Mannes. B Erstes Gespräch (67–267): Der Alte fragt den Sprecher, was ihn in den Wald führe, in dem er selbst schon seit elf Jahren ohne Kontakt zu anderen Menschen lebe. Er sei vor 30 Jahren von seiner Dame ausgesandt worden, nach stättikait (85) zu suchen. Ob der Sprecher etwas von ihr wisse? i Der Sprecher fragt nach dem Namen der Dame. i Der Alte führt aus, dass es ›Frau Minne‹ gewesen sei, die ihn losgeschickt habe, um ihr zu ihren Dienerinnen ›Liebe‹ und ›Treue‹ auch die ›Beständigkeit‹ hinzuzuholen. Seine (bisher erfolglose) Suche wolle er mit Gottes Hilfe bis an sein Lebensende weiterführen. Den Sprecher wolle er lobend bei seiner Herrin erwähnen, wenn er sachdienliche Hinweise gebe. i Der Sprecher fragt, was den Alten zu solch mühevollem Dienst bringe, und glaubt, dass dieser Dienst kaum hoch genug zu entlohnen sei. In anaphorischen Reihungen (141–172) fragt er nun ausführlich nach Wert, Aussehen, Verhalten, Eigenschaften, Stand der Gesuchten. Dieser Fragenkatalog wirkt komisch, weil der Sprecher die ›Beständigkeit‹ für eine reale Dame hält und daher vor allem nach äußeren Merkmalen fragt, z.B.: Wie bewegt sie sich, wenn sie zum Tanz geht? Kann sie singen? Wie sieht ihr Hündchen aus?

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i Der Alte ist entsprechend irritiert (178: Dein fragen möcht ich kaum geschreiben). Statt einer Antwort zählt er ausführlich die Wirkungen der Beständigkeit sowie die Wirkungen ihrer Absenz in der Beziehung zwischen Mann und Frau auf (173–234): gegenseitige Treue, Hingabe; speziell im Frauendienst muss Beständigkeit ›hineingemischt‹ werden, sonst ›zertrennt‹ sich die Liebe (203–207); Beständigkeit hilft bei Abwesenheit und ermöglicht ein tugendhaftes Empfangen beim Wiedersehen; sie schafft Hochgestimmtheit und mannhafte Ritterlichkeit in allen Ständen, Küng, hertzog, Grauff, Ritter, knecht (224) würden ohne Beständigkeit zu früh in Turnier und Kampf nachlassen. Es folgt eine ›Schönheitsbeschreibung‹ der Beständigkeit als Personifikation, wobei ihr Körper nur kurz, ausführlicher dagegen ihre allegorischen Attribute beschrieben werden: das blaue Kleid, geschnitten nach alter und neuer Mode (Auslegung: Sie unterwirft sich niemandem), und die Saphirbrosche (deren Anblick alles Leid vergessen lässt). Der Alte bekräftigt seine Entschlossenheit zur Suche nach Frau Staete und bricht aus Zeitnot ab (Unsagbarkeitstopos 263: Es nem nit end in siben tagen). C Aufbruch und zweites Gespräch (268–326): Der Alte bricht auf; der Sprecher ist traurig, besonders weil er vergessen hat, sich einen Rat zu holen. Daher eilt er dem Alten nach und fragt ihn, wie er selbst mit dem Ausbleiben von ›Trost‹ (286) im Frauendienst umgehen solle. Auf die Frage des Alten, ob er der Dame seine Liebe schon offenbart habe, bleibt er stumm (minnebedingtes Schweigen). Halb spottend, halb verärgert (295: nun luog, wie der stett; 311f.: Ach, wie bist ain man! | Zorniclich sach er mich an) schlägt ihm der Alte vor, einen Liebesbrief zu schreiben, den er selbst aufsetzen werde. Zur Korrektur (318: ob ichtz wär vszbeliben) will er ihn dem Sprecher vorlegen; dieser aber bittet darum, dass der Alte ihn vorlese. D Brief (327–378): Der gereimte Brief wird wiedergegeben. Er besteht weitgehend aus konventionellen Bestandteilen: wiederholte Dienstversicherungen, Beteuerungen, die Adressatin über alles zu setzen, und Bitten um Erhörung. E Abschied (379–398): Der Sprecher bittet den Alten, als sein Bote zu fungieren, da sie so gemeinsam zu ihrem Ziel kämen: Mit einer günstigen Antwort zurückkehrend würde er bei ihm die Beständigkeit finden, die er so lange schon suche (Versprechen 392: Ich setz ze pfannd eüch mein leben). Der Alte übernimmt den Botendienst. Der Sprecher hofft, dass er Erfolg haben werde. (Damit bricht der Text recht unvermittelt ab.) Para l lelen: Die einleitende Erzählung von der misslungenen Beizjagd mit einem Sperber hat eine Parallele im Jagdeingang von B363.

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B206 Ein alter Mann berät einen Liebenden

B206 Ein alter Mann berät einen Liebenden Schlussstück eines dialogischen Lehrgesprächs Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480

Edition: Weigand 1853, 170 (Teilausgabe; V. 1–12, 73–81) Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 270

Überlieferung: Gi 1r–2r; 81 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikale Überlieferung an der Spitze einer Minneredengruppe der Spruchhs. Gi. Die Überlieferung ist fragmentarisch, da der Beginn der Hs. fehlt; nach V.  13 ist eine Zeile leer gelassen für einen fehlenden Vers. Überschrift: – Inha lt: Das Textfragment setzt unvermittelt mitten im Dialog zwischen einem Ich-Sprecher, der sich anscheinend im Gebirge (56) bzw. Wald (76) verirrt hat, und einem alten Mann ein. Thema ist die Frage des Vorrangs göttlicher oder weltlicher Liebe. A Dialog (1–76): Der Sprecher beendet seinen Redeteil: Eher würde er mit ihr (der Dame?) betteln gehen. i Der alte Mann antwortet: Wäre er selbst jung und dem Frauendienst nicht entfremdet, würde er einer so vortrefflichen Dame ewig dienen und das Himmelreich Gott überlassen, denn er glaube, dass er in der Verehrung dieser göttlichen Schöpfung keine Sünde begehe. Er wolle dem Sprecher nun den Weg weisen. i Der Sprecher folgt ihm, dankt für den Rat und fragt, ob es gegen Gott sei, dass er seine Dame allzeit im Herzen trage. i Der Alte ermahnt ihn zur Gottesfurcht und daran, niemanden mehr zu lieben als Gott. Ausschließlicher Frauendienst führe ins Verderben. Wer sich aber gegenüber der Dame tugendhaft und treu verhalte und nur nach ehrenhafter Minneerfüllung strebe, könne die Verehrung Gottes und die Frauen verbinden. i  Der Sprecher dankt. i  Der Alte zeigt ihm in der Ferne die gesuchte Herberge und gibt ihm zum Abschied eine Ermahnung für seine Dame auf den Weg: Sie solle ihren guten Ruf stets bewahren. i Der Sprecher dankt abermals, wird gesegnet und eilt aus dem Wald. B Publikumsapostrophe (77–81): Wer von den Zuhörern wissen wolle, wer die Dame sei, der solle prüfen, welche Frau all die genannten Eigenschaften auf sich vereine. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Ein alter Mann verweist dem Minner seine Untreue‹.

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B207 Rat eines alten Mütterchens Differenzierte Belehrung eines unglücklich Liebenden durch eine alte Frau, gestaltet als strophische Wechselrede; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1530

Literatur: Karnein 2VL 7 (1989), 1004; Klingner 2010, 276 Anm. 290

Überlieferung: Be3 389r–394v; 208 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als letzter Text des zweiten, von der Überlieferungsgruppe Pr2 und Lg4 unabhängigen Teils der Sammelhs. Be3. Die einzelnen Kreuzreimpaare (d.h. jeweils vier Verse) sind durch Leerzeilen voneinander abgesetzt, sodass sich der Eindruck einer strophischen Wechselrede ergibt. Nach dem Text folgt eine Nachschrift, die als Fazit des Sprechers gelten kann. Sie ist allerdings in größerer Schrift verfasst, die sonst in der Hs. für Überschriften verwendet wird, und hebt sich insofern als eigener Text ab: Wem leytt Am hersten stat | Dem trost bald hernach gat | Jch hab vnglucks vil gehapt | Beyd fru vnnd spat | Vnd will nuo auff gluck harren | Vnd Sunst Jmmer sey vnuerwaren | Mit vngeluck wuo ich bin | Vngeluck fertt gar dohin. | Amen | M. E. Neben dem dritten Vers dieser Nachschrift steht die Maginalie et ego – wohl ein Hinweis auf partizipatorische bzw. identifikatorische Lektüre. Überschrift: Vonn einem Altten mutterlen Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–32): Der Sprecher berichtet von einem diesjährigen Ereignis: Als sich der Mai mit seiner Sommerwonne zeigt, gibt man sich in konventioneller Weise (5: Nach altter gewonnheit; 6: In altter artt) der Freude hin (Jahreszeitentopos). Auch der Sprecher geht daher spazieren und findet eine (Hof-)Gesellschaft von gesellenn vnnd frawen in einem Garten. Er versucht, in den Garten zu gelangen, kommt aber – da wie immer vom Unglück verfolgt – zu spät: Alle Anwesenden haben sich schon zu Paaren zusammengefunden. Für ihn bleibt allein ein alttes mutterlein (22) übrig, zu dem er sich setzt. Gerne wäre er wieder fortgegangen. Traurige Gedanken kommen ihm, die ihn seufzen lassen. B Gespräch (33–208): Als er seufzt, spricht ihn die alte Frau an. Es entspinnt sich ein Gespräch (mit Sprecherwechsel jeweils zu Strophenbeginn, d.h. nach einem Kreuzreimpaar): Die Frau vermutet wissend, dass er unter einer (temporären) Trennung (35: meyden) litte. i Der Sprecher verneint: In diesem Fall wäre er ja hochgestimmt. i Die Frau daher nimmt an, dass es sich um eine endgültige Trennung (44: schey-

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denn) handle. i Er erklärt, dass bei einer temporären Trennung noch die Hoffnung auf ein glückliches Ende bestünde – was in seinem Fall fehle. i Die Frau fragt, welcher der Partner untreu gewesen sei. i Der Sprecher betont seine Treue, auch wenn ihm nur Treulosigkeit entgegengebracht würde. Hätte er jemals im Bach der Geliebten fischen dürfen, hätte er noch Hoffnung. i Die Frau ermahnt ihn, nicht aufzugeben und auf Glück in der Liebe zu hoffen. i Nun klagt ihr der Sprecher, dass viele Männer sich von ›Frau Schande‹ Bezahlung und Ehre erbäten, und er müsse dann hinter diese zurücktreten. i Die Frau bemerkt dazu, dass es schlimm um die Damen stünde, wenn die Männer ihre Wünsche alle durchsetzten könnten, denn dann furtt mancher trey an einem strick (68). i Der Sprecher beklagt, so am Ende nur als Narr dazustehen. i Die Frau gibt ihm die Lehre, sich vor Untreue zu hüten. i Er stimmt zu, schämt sich aber, grau wie ein Esel zu sein (80: So bleyb ich armer esell graw), während alle anderen Farben trügen. i Die Frau rät ihm, seine Lust an Wandmalereien (81: gemaltte wandt) in der Kirche auszuleben. Nicht alle, die Farben zeigten, wären Frau Venus bekannt. i Er habe an der rein äußerlichen Farbe wenig Freude, doch an seiner Einsamkeit verzweifle er fast. i Sie bestärkt ihn darin, seine Freiheit nicht zu verkaufen, denn wer eine solche Kaufmannschaft treibe, verliere einen Großteil seines freien Willens. i Der Sprecher sähe seinen freien Willen bei ›rechter Liebe‹ auch nicht gefährdet. i Sie wünscht ihm viel Glück auf seinem weiteren Weg und warnt ihn vor Untreue: Er solle das Spiel der Untreue nicht verschlafen (?). i Er beklagt, dass ein erfolgreicher weiterer Weg nicht an ihm, wohl aber am fehlenden Glück scheitere. i Die Frau erkennt die Wirkungsmacht des Glücks in der Liebe an – das höchste Gut sei aber die Treue. i Der Sprecher bekennt sich zur Treue, bedauert zugleich, dass ihm niemand Treue erweise. Die wilden Tiere mieden ihn. i Die Frau betont den Wert von Besonnenheit, Freiheit, Hochgestimmtheit und Hoffnung als Wege zum Glück (Sprichwort 116: ›Hoffnung ist das Tor zum Glück‹). i Der Sprecher befürchtet, dass seine Hoffnung ohne Erfüllung bleiben könnte (120: Ich hett mich lang getantzet zw todt). i Die Frau nennt als Erfolgsvoraussetzung, wey¨ ß vnd wort (122) zu kennen, und rät ihm zu einem Versuch: Vielleicht habe er Glück, wenn er seine höfischen Fähigkeiten unter Beweis stelle. i Der Sprecher bekennt, die Worte nicht zu kennen und die Melodien vergessen zu haben. Man sehe aber doch viele ungeschickte Leute (127: Viel vngeschickter kerlen man sicht), die dennoch mit Glück Erfolg hätten. i Die Frau wendet ein, dass auch viele für das bezahlen müssten, von dem sie kaum etwas gehabt hätten. Wer nicht mit Verstand spiele, dem biete man mit einem Bauern Schach (Schachmetaphorik 131f.: Wer es nit mit synnen spilt | Dem beutt man mit einem fentten schach). i Der Sprecher gibt sich resigniert: Das Glück des Verständigen (133: das beschaidenn gluck) stehe ihm nicht zur Verfügung, und das Glück des Unverständigen (135: Das vnbeschaydenn) komme niemals zu ihm. i Die Frau fragt nun, ob er je im Frauendienst gestanden habe. i Der Sprecher berichtet von länger als ein Jahr dauerndem Dienst, der unbelohnt geblieben sei. i Die Frau will wissen, ob die Geliebte ebenso verliebt gewesen sei. i Der Sprecher verneint: Auf ihre Liebe habe er ganz verzichten müssen, denn sie habe gesagt, dass sie grundsätzlich keine ›Buhlschaft‹ haben wolle. i Die Frau erklärt das als Tugendprobe: Frauen gäben sich unnahbar, machten sich erst teuer, wer zu zahlen bereit sei, bekom-

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me eine kleine Rückzahlung (156: ein cleine stewer). i Der Sprecher gibt an, damals nicht weiter nachgehakt zu haben. i  Die Frau aber empfiehlt genau dies. Bei der Werbung um eine ehrbare Dame sei es nötig, fleißig zu bitten (164 Sprichwort: Es velt kein baum von cleinem windt). i Der Sprecher glaubt nicht, dass man die Liebe mit Worten kaufen könne: Sie müsse von Herzen kommen, sonst gehe sie schnell vorbei. i Die Frau antwortet mit dem allgemeinen Lehrsatz, dass treuer Dienst zweifellos Lohn erwarten könne (Lohngewissheit). i Der Sprecher bittet nun inständig um Belehrung, wie er der Dame richtig dienen könne. i Die Frau wiederholt die Mahnung zu treuem Dienst und will ihm nun, da sie ihn für würdig hält, ein oder zwei Lehren zur beständigen Werbung geben (ausdrückliche Auslassung anderer Lehren). i Der Sprecher drückt seine Dankbarkeit aus und will immer ein Diener seiner Gesprächspartnerin sein. i Die Frau nennt als ihre erste Lehre Verschwiegenheit, Verehrung aller Damen und Treue zum gegebenen Wort. i Der Sprecher erkennt diese Lehre als richtig an und verlangt weitere Ausführungen. i Als weitere Lehre nennt die Frau, dass er den Damen gehorsam sein solle und sie nur zu geeigneter Zeit um etwas bitte. i Der Sprecher dankt ihr und wiederholt seine Dienstverpflichtung ihr gegenüber. i Die Frau verabschiedet sich, da die anderen Damen fortgehen wollten.

B208 Standhaftigkeit in der Liebesqual Belauschter Klagemonolog und Begegnung des aus Liebe leidenden Sprechers mit der vermummten Frau Treue, die seine Beständigkeit auf die Probe stellt; in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1464–1467 Überlieferung: Ne S. 409–453; 183 Str. (1279 V.)

Edition: Mareiner 1998, 180–301 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 260–262; Glier 2VL 9 (1995), 233f.; Mareiner 2001

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in gemischtem Kontext im zweiten Teil der Sammelhs. Ne, nach dem ›Iwein‹ Hartmanns von Aue, Hs. z. Die Verse 108,7 und 171,6 fehlen. Überschrift: Der loe berer Inha lt: A Prolog (Str. 1–9): Der Sprecher preist die allmächtige Minne als gewaltiges Wunder: Ihr sei alles unterworfen, was im Wasser, in der Luft, im Feuer und auf Erden

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lebe (1,5: es klym, es kleb, es fließ ald flieg in lúften). Niemand könne ihre Kraft messen, ohne seine Vernunft dabei vergessen zu müssen. Dem Liebenden gebe sie ungetrennt Freude und Leid, denn man müsse mit beiden Winden aus ihrem Hafen segeln. Ihren liebsten Freund beschenke sie mit Sehnsucht und mache sein Herz schwach, so dass sich der Sprecher wundert, wie sein eigenes Herz noch so viel Kraft besitze, dass es vor Sehnsucht nicht in Stücke zerspringe (dieses Bild aus Str. 4 wird in Str. 7, 24, 51, 90 etc. wiederaufgenommen). Zwar sei die Sehnsucht eine schlimme Krankheit, doch lerne sie von der Minne die freudenbringende Hoffnung. Als von der Liebe Betroffener beschreibt der Sprecher dann sein Verlangen beim Anblick seiner Minnedame und den Liebesschmerz, der seine Gedanken so sehr entflamme, als läge er im Feuer Agremontin (intertextueller Verweis auf den ›Jüngeren Titurel‹, das Motiv kommt mehrfach vor, vgl. Str. 18 und 31). Ständig müsse er die Straße des Verlangens ohne die Stege und Brücken des Trostes gehen. In einer Audite-Formel (8,1f.: Nun hoerent fremde maere, | was mir die mynne fue get!) klagt der Sprecher über seine Liebesqual und das Unvermögen, sich den hilfreichen Rat zu geben. B Spaziergangseinleitung und belauschte Minneklage (Str. 10–60): In der Hoffnung, dass der Vogelgesang sein Leid lindern kann, geht der Sprecher an einem strahlenden Maitag allein in einen Wald. Er gelangt an einen Locus amoenus, der seine Traurigkeit jedoch nicht vertreibt (11,6f.: hie lag der may. Sin wunsch | min elends truren mir gar lútzel stortt). Schreiend klagt er der Minne, dass er seine Herrin nicht sehen dürfe. Umgeben von der Freude der Natur bleibt er unglücklich, obwohl ein einziger Blick seines edlen Schatzes die Stricke beständiger Freuden in seinem Herzen verbinden könnte (14f.). In zahlreichen, meistens hyperbolischen Bildern setzt er dann seinen Klagemonolog fort: 100.000 Löwen könnten sein Leid nicht überbrüllen (16); er brenne wie der Salamander im Feuer Agremontin (18) in Liebe zur herrlichen Frau, der alle Kaiser und Könige mit Recht dienen sollten (19); er wolle tausendmal lieber als der wilde Salamander im ewigen Feuer schmelzen, als sich von einem anderen Geschöpf trösten lassen (31); das Zunehmen der Liebe sei ihm so schmerzlich, als stieße ihm jemand ein glühendes Eisen mitten ins Herz (33); seine Sehnsucht übertreffe das Verlangen des gefangenen Adlers nach der Freiheit tausendmal (44); sein Liebesleid sei tausendmal größer als der Schmerz eines auf dem Meer verirrten Pilgers (45); er gleiche dem Löwen, der seine Kinder tot gebäre und vor Verlangen nach ihrem Leben brülle (46); sein Verlangen sei wie das des Straußes beim Anblick der Eier (47) etc. Er preist die äußere und innere Vollkommenheit der Geliebten (20–23; das Ideal der Kalokagathia kommt in 20,3–5 sehr prägnant vor: ir lib ist sunder wencken | mit wirdikait bedecket als der mandel | mit der schal; suß ist die zart beschlossen.). In ihrem Herzen hätten sich die Tugenden (zucht, scham unde mauß werden explizit erwähnt, 21,4) niedergelassen. Deshalb ergebe er sich als Gefangener in ihre Gnade. Sie allein könne ihm mehr Trost spenden als der Besitz des Schatzes aller Könige, alle Kronen (Überbietungs- und Kaisertopos), das ganze ›arabische‹ Gold (?) und das Land Tabrunit (26–30; die Erwähnung des Landes Tabrunit weist auf die Kenntnis des ›Jüngeren Titurel‹ hin, siehe unten). Wenn er seine Herrin lange und ohne Furcht ansehen dürfte, käme ihm die Vollkommenheit des Grals gegenüber der Würde der Dame gering vor (50). Für sie sei er bereit, sein Unglück gerne zu tragen. Ein Blick ih-

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rer strahlenden Augen und der Gruß ihres süßen Mundes können 100.000 Wunden heilen, ihr Glanz durchleuchte sein Herz. Sie allein könne ihn für alles Leid entschädigen, denn sie habe er sich In sterben und genesen (56,1) ausgewählt. Beim Klagen in der Einsamkeit überwältige ihn der Schmerz. Er wolle in beständiger Treue ununterbrochen klagen, bis er seine Herrin sehen dürfe. So kommt der Sprecher zum völligen Identitätsverlust: Er erkennt sich selbst und seine menschliche Natur nicht mehr (60,3–6: und dick in gedencken maß | welher hende creatur ich waere, | tier oder mensch. Suß kam ich dick von synnen, | das ich min selbs nit erkant). C Streitgespräch mit der vermummten Frau Treue (Str. 61–109): Der Sprecher bemerkt, dass jemand seine Klage belauscht hatte. Beschreibung der Gestalt: Sie trägt kostbare, seltsame Kleider. Die Streifen ihres langen Mantels sind in sieben Farben gehalten (62,6f.: was farb man erdencken kund, | der selben aine an disem klaid fand er.). An der Verhüllung des Kopfes, dem Gang und der Stimme erkennt sie der Sprecher als edle Dame, doch ihr Gesicht kann er nicht sehen und er fragt sich, ob sie zam wer oder wilde (64,4) sei. i Die Gestalt begrüßt ihn, fragt ihn nach dem Grund seiner Klage und verspricht ihm Hilfe bei der Abwendung seines Kummers. i Der Sprecher bereut, dass sie ihm beim Klagen zugehört habe, und versucht, mehr über sie zu erfahren. Auf ihre Nachfragen versichert er ihr, seine Dame sei makellos und habe niemals Untreue begangen. Er leide, weil er sich nach der letzten Begegnung töricht von ihr getrennt habe. i Die vermummte Gestalt erfordert einen Eid, dass der Sprecher ihrem Rat folgen wolle, damit sie ihm dann eine Lehre gebe, die ihm vom Liebesleid befreien könne. i Der Sprecher schwört nicht, bittet aber um den Rat, der seiner Minnedame gefällt, denn nur einem solchen wolle er folgen. i Die Fremde argumentiert für den Verzicht auf die Treue: Er solle sich nicht zum Leibeigenen machen, die Liebe nicht nur bei seiner Herrin, sondern auch anderswo suchen und Lügen einsetzen, um den Liebeslohn zu erlangen. i Der Sprecher weigert sich und klagt über den falschen Rat. i Darauf beschimpft sie ihn als Tor (78,4f.: din sin, der stet nit ungelich den narren, | die man mit hae lmen zuo den wenden bindet) und greift einzelne Elemente seiner Klage auf (79: das ›arabische‹ Gold, Tabrunit und Friende aus dem ›Jüngeren Titurel‹), um zu anderen Freuden zu raten. i Der Sprecher besteht aber darauf, dass ihm seine Herrin wertvoller sei als die ganze Welt und beweist am Beispiel des Secureiz (aus dem ›Jüngeren Titurel‹), dass die Minne gewaltiger als Ruhm und Besitz sei: Zwar habe dieser alle heidnische Ritter an Tapferkeit übertreffen und Herrschaft und Reichtum anhäufen können, da ihm 30 Könige dienten und der Kaukasus, Arabien, Tasme und Friende (aus dem ›Jüngeren Titurel‹) untertan waren; nur Alexander habe ihm an Reichtum gleichen können (83), er sei aber von der Minne entflammt und wegen Secundille durch Schionatulander getötet worden. Der Sprecher bleibt der Treue verpflichtet und bekräftigt seinen Standpunkt. i Seine Gesprächspartnerin versucht ihn erneut: Ohne die Freude durch die Minnedame müsse er ein lebendiger Toter sein (86,7). i Deshalb, so der Sprecher, wolle er seine Treue niemals brechen. i Die verhüllte Gestalt empfiehlt ihm noch einmal die Verteilung der Liebe (88: Bild des verteilten Schatzes, die Diebe nicht rauben können; 88). Sollte er ihren Rat nicht befolgen, so müsste er vor Schmerzen schreien. i Der Sprecher zeigt sich bereit, seiner Dame zuliebe, das Leid auf sich zu nehmen. Er wol-

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le, dass ihm der treulose Rat erspart sei, denn derjenige, der die Liebe teile, kränke die Ehre und Würde der Minne (92f.) und verliere beides, Wohl und Weh. Er verzichtet dann explizit auf die ihm angebotene Lehre und beschuldigt die Gestalt der Unminne, deren Orden er ablehne (96,6f.: du kummest von unminnen. | mit dinem raut hin wider zuo ir kere!). i Die Gestalt erwidert, ihre Lehre werde von der Mehrzahl der Menschen befolgt (99). i  Der Sprecher beklagt die Verbreitung der Untreue und grenzt sich von dem Gang der Welt und der Erwartungen der Menschen ab: Man sag, man sing, man mache | und tail es, wie man woe lle! | Ich sitz, ich ste, ich wache, | ich ge, ich schlauf. dis sennlich ungefelle | will ich durch die zarten ymmer lyden (103,1–5). i Verachtungsvoll verabschiedet sich endlich die verhüllte Gestalt und kehrt dem Sprecher den Rücken zu. Jedoch wendet sie sich wieder um und fragt ihn, ob ihn niemand von seiner Entscheidung abkehren könne. i Der Sprecher bestätigt erneut seine unerschütterliche Treue. Seine Seele bitte den Himmelskaiser um Trost, ebenso wie die Herrin die Königin seines Herzens bleibe. i Angesichts seines Verharrens gesteht ihm die Gestalt, sie habe ihn auf die Probe gestellt und ist nun bereit, ihm ihre Identität zu offenbaren. D Enthüllung und Lehrgespräch (Str. 110–175): Als sie den Mantel und die Kopfbedeckung fallen lässt, erschrickt der Sprecher vor ihrer Schönheit, die den himmlichen Chören hätte entstammen können. Es folgt eine relativ ausführliche Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema (111–116): Beschrieben werden ihr Antlitz in der Farbe der betauten Lilie, ihre Augen wie die eines Falken, ihre glänzende, wie Gold gesponnene Haut, ihr Hals und ihr Kinn (schneeweiß), ihre Arme und Hände, ihre harmonische Gestalt (113,5f.: als ain ryse, | synwel unde schwang, in rechter lenge), ihre schmalen und langen Füße. Außerdem werden ihre prachtvollen Kleider und ihr Kopfschmuck gepriesen. Im Vergleich zu ihrem Glanz sei alles nichtig, was er von Schönheit und Pracht gehört habe. i Der Sprecher wundert sich über die Diskrepanz zwischen ihrem Aussehen und ihrer Rede (117,5: so schoe ner lib mit ainem hertzen gellig) und fordert sie mit klugen Worten auf, ihre Identität zu offenbaren. i Die Dame erwidert, sie sei die durch die Welt reisende ›Frau Treue‹, die viele Menschen vergessen haben. Als sie die Sehnsuchtsklage des Sprechers gehört habe, habe sie seine Standhaftigkeit prüfen wollen und ihm deshalb zu Untreue geraten. Wäre er ihrem Rat gefolgt, so hätte er seine Würde verloren. Nun freue sie sich über seine Beständigkeit. i Der Sprecher beteuert seine Bereitschaft, in Treue und Beständigkeit zu verharren und bittet Frau Treue um Beistand, damit seine Liebe erwidert werden möge (bes. in 125 und 127), indem sie als Botin bei der Minnedame fungiere und ihr von seiner Sehnsucht erzähle, sich in ihrem Herzen niederlasse (129) und sie belehre. Er preist die Tugendhaftigkeit der Frau Treue und seiner Geliebten. i Darauf verspricht ihm Frau Treue Rat und Hilfe. i Im Gespräch mit ihr erkennt der Sprecher das wahre Wesen der Liebe: trúw, lieb und minn, die dry sind aine wise (140,5); An úch, frow trúw und stae te, | ist der minn vermugent (153,1f.). Der Sprecher fragt außerdem nach Frau Ehre, deren Aufgabe es sei, die Fürsten zu belehren, und schildert ausführlich die Notwendigkeit der richtigen Belehrung des Adels (bes. in 141–144). Darauf folgt eine Tugendklage und -reflexion, die sich im selben traditionellen Rahmen bewegt. Mehrfach betont der Sprecher die Exklusivi-

B208 Standhaftigkeit in der Liebesqual

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tät seiner Liebe und preist ihre Vortrefflichkeit. i Frau Treue verspricht ihm erneut ihren Beistand (172). Als sie sich bei Sonnenuntergang verabschiedet, ermahnt sie ihn, sich an ihren Orden zu halten und die edlen Menschen zu belehren. Erneut wird die Identität von Minne und Treue bestätigt: wann mynn ist trúwe, so ist trúwe mynne (174,5). Frau Treue reißt dann eine Wurzel aus der Erde und verschwindet vor den Augen des Sprechers. E Schluss (Str. 176–183): Der Sprecher macht sich auf den Heimweg. Er müsse aber weiterhin über seinen Schmerz klagen und bittet die treuen Herzen (Frauen und Männer) um Rat und Hilfe (177). Er wolle nämlich die Treulosen um der tugendhaften Frauen willen von der giftigen Galle befreien. Er bittet sein Publikum um den Segenswunsch, dass er seine Dame bald sehen dürfe. In einem Brevitas- und Unsagbarkeitstopos beteuert der Sprecher, dass seine Not selbst die Kunst des Aristoteles an Umfang übertreffe. So wolle er seiner Rede bewusst ein Ende setzen. Schließlich bekennt er sich erneut zu seiner ewigen Liebe. Der Text endet mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Para l lelen: Der Text gehört zur Hadamar-Tradition, vgl. dazu besonders die Minnereden der Hs. Wi4 (B392, B502, B266, B487, B69, B229). In erster Linie weist der Text Gemeinsamkeiten mit B487 auf, welche Strukturelemente (Die Treue des Sprechers wird im Gespräch mit einer Personifikation geprüft, auf die Probe folgt ein Lehrgespräch mit Klageelementen, Fürsten-/Adelslehre; zu diesem letzten Punkt siehe auch B392, B502, B266) und einzelne Anspielungen (z.B. Schionatulander als Exempelfigur) betreffen. – Intertextuelle Anspielungen sprechen für die Kenntnis des ›Jüngeren Titurel‹, des ›Parzival‹ (27) und des ›Iwein‹ (60). Sonstiges: Glier 1971, 262, hebt die »Übernahme von Aufbauschemata der Reimpaarrede« als Extremfall innerhalb der Hadamar-Tradition hervor.

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B209 Rat der Frau Treue

B209 Rat der Frau Treue Lehrrede, in der Frau Treue dem Sprecher vor allem rät, die Liebe seiner Dame mutig zu bekennen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Schneider 2VL 7 (1989), 1005; Dietl 1997, 11 (Anm. 23)

Überlieferung: Mü19 174r–183r; 407 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Mü19, dem ›Hausbuch des Ulrich Mostl‹, nach zwei ebenfalls nur hier überlieferten ähnlich umfangreichen Minnereden (B257, B214). Der Text scheint einigermaßen sorgfältig abgeschrieben zu sein: Nur vor (oder nach) 263 fehlt ein Vers. In 101 und 116 je eine falsche Inquit-Formel: Er sprach statt ›Ich sprach‹. Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: A Spaziergang (1–70): Belastet von Sorgen geht der Sprecher an einem Maienmorgen hinaus in die Natur, um mit der Armbrust zu schießen. In einem Hag, Da manig plüed aüf dornen lag (8), hört er die Vögel (Nachtigall und Lerche) singen und wird dadurch zu vielfältigen Gedanken angeregt. Er richtet sich mit einem Stoßseufzer an Gott und fragt, was ihn angesichts dieses schönen (harmonischen) Ortes so sehr gedanklich beschwere und sein Herz verletze. Der Sprecher verlässt den Hag und kommt auf einen Anger, den er in seiner Blumenvielfalt mit ihren Farben und dem Morgentau detailliert beschreibt (37–39: Weis rot grün gelb farb | schbarz plab praun mit towe gar | Pegossen vnd gesprenget). Die aufgehende Sonne entreißt den Blumen den Tau. Der Sprecher folgt einem Weg über den Anger und trifft zwischen Blumen und Sträuchern sitzend eine Dame. Im Herzen ergriffen vermeint er, niemals eine so liebenswerte Frau gesehen zu haben (60–65 kurze Schönheitsbeschreibung: Gewand, Schleier, Haar, graue Augen, Gesicht, roter Mund). Als die Frau den Sprecher erblickt, spricht sie ihn zuchticleich (70) an. B Gespräch (71–378): Nach dem Gruß der Dame verneigt sich der Sprecher. i Sie sagt, er solle das Verneigen sein lassen. i Er sagt, ihr Anstand und ihre Ehre zeigten sich in dieser Bitte; die Verneigung aber sei aus Liebe (81: mingleich) geschehen. i Sie bittet den Sprecher zu erzählen, was er hier wünsche. i Er legt ihr umfangreich dar, dass er auf der Suche nach Kurzweil sei, vor allem aber durch ein unbestimmtes Verlangen und Sehnen in die Maiennatur getrieben wurde. Er fragt, wer sie sei. i Die Dame stellt sich als ›Frau Treue‹ vor (99f.: Jch haiß fraw ¨ trew ¨ vnd wils auch sein | Dy

B209 Rat der Frau Treue

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weil ich han das leben mein). i Der Sprecher versichert ihr seine Dienste und bittet sie sogleich um Rat, wie sein Herz wieder froh werden könne. i Sie verlangt jedoch zunächst, den Grund seiner Freudlosigkeit zu erfahren. Ob er sich denn nicht an der Maienzeit freue, die allen Freude gebe? i Er verneint dies. i Ob er denn noch nie eine Frau getroffen habe, die ihn Mitt jrem minnicleichem grüssen (123) froh gemacht und von seinen Sorgen befreit hätte? i Der Sprecher erwidert, sie, Frau Treue, würde sein Herz trösten. Sollte er jemals erlöst werden, dann werde das nur durch ihren Rat geschehen. In der Tat habe ihm eine Dame die Freude genommen. Nun treibe ihn sehnendes Verlangen an diesen Ort. Er gesteht, schon an Selbstmord gedacht zu haben. i Frau Treue weist das als einen Irrweg zurück (144f.: Wo sindt dein sin hin komen | Wildu so gar verzagen). Sie verlangt, dass er sich mit einem Handschlag verpflichten solle, ihrem Rat zu folgen (148: Mir zu gesellen vnd ze pfand). i Er legt einen Eid ab und versichert ihr seine vollkommene Treue. i Sie fragt, ob der Sprecher sich seiner geliebten Dame überhaupt schon mitgeteilt habe. i Er muss verneinen. Er habe es noch nicht gewagt, da seine Dame aus einer guten Familie stamme (165: wol geporn), zudem schön, anständig, klug und beständig sei. Er sei dagegen zu wenig wert. So befürchtet er, sie würde ihm im Fall der Eröffnung seiner Liebesqualen nur zürnen, weshalb er sich lieber zurückhalte, in Minnesorgen alt werde und alles Gott überlasse (173–175: Ee wolt ich also pestan | Vnd jn den sargen alten | Vnd wil fein got lassen walten). i Frau Treue fragt den Sprecher, ob er denn als junger Mann wirklich so schnell aufgeben wolle, und gibt ihm zur Lehre und Verpflichtung folgende Anweisung, die sich als allgemeiner Tugendkatalog (187–229) herausstellt: Ihm werde nichts misslingen, solange er Gott liebe und seinen Namen ehre; er solle, wo immer er es könne, die Messe singen und lesen hören; bei Männern und Frauen solle er sich gern, aber in Anstand sehen lassen; er solle seine Wortwahl gut bedenken, damit sie nicht sein Benehmen und seine Ehre beschädige; zudem solle er über reine Damen nichts Schlechtes reden; Schwätzern (Klaffern) solle er das Wort verbieten oder sie totschweigen, denn Klaffer würden von Gott bestraft; er solle nicht lügen, nicht hoffärtig, aber auch nicht übertrieben demütig sein. Ebenso solle er sich vor dem Spiel und dem Wein hüten. Auf keinen Fall dürfe er falsch schwören (Meineid leisten). Er solle sich davor schützen, was dem Leib und der Seele schaden könnte. Da Frau Treue dem Sprecher jedoch nicht alles vollständig vorgeben könne, solle er jeweils selbst entscheiden, was gut oder schädlich sei, und dann das Gute weiterverfolgen. Ob er das tun werde? i Der Sprecher bekennt sich zu seiner Dienerschaft und zum Befolgen der Ratschläge. i Frau Treue gibt weiteren Rat und Trost: Da ihm die von der geliebten Dame vermachte Freudlosigkeit auf Dauer nicht gut tue, solle er die Trauer ablegen und sich froh zeigen: Dann habe er gesellschaftliches Wohlwollen zu erwarten. Wer in Anstand und mit Ehren frohen Mutes sei, werde zunehmend Liebe finden. i Der Sprecher verspricht erneut, dem Rat der Frau Treue zu folgen. i Sie verlangt von ihm, seiner Dame beim nächsten Treffen seine Zuneigung und Minnegefangenschaft zu offenbaren (266f.: Dein pegir von herczen gründt | Ir aigentlich machest kündt) und ihr seine Dienste anzubieten. Wenn sie allerdings so tugendhaft sei, wie der Sprecher es der Frau Treue berichtet habe, werde sie sich nicht sofort ihm hingeben. Darüber solle er glücklich sein, denn: Was sofort gewährt werde, habe keinen

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B209 Rat der Frau Treue

Bestand. i Der Sprecher äußert die Befürchtung, von der Dame zurückgewiesen zu werden. i Frau Treue erinnert ihn an sein Versprechen, ihrem Rat stets nachkommen zu wollen. i Er bittet sie, nur das nicht von ihm zu verlangen. i Frau Treue fragt den Sprecher, auf welche Weise er denn Erfolg haben wolle. i Er antwortet ihr, dass er, so gut er könne, ihrem vorgegebenen Rat folgen werde. Er wolle der geliebten Dame ewig gewogen bleiben, hoffe aber einmal einen Gruß aus ihrem roten Mund zu erhalten. Das würde ihm schon genügen. i Frau Treue erwidert, das solle er sein lassen. Er würde sonst nur noch mehr Leid und Traurigkeit erfahren werde. Vielmehr solle er sein Werben offensiver betreiben, denn wer zaghaft minne (328: Wer zegleich püellen tüett), könne keinen Erfolg haben. Der Sprecher solle im Frauendienst nach ritterlicher Bewährung suchen, da ritterliche Gesinnung Freude bringe. Wer anderes behaupten würde, könne ja im alten und neuen Testament nachlesen, ob Zaghafte oder Stubenhocker (?) (342: offen wüechher unklar, vielleicht eine Bildung wie ›Ofenhocker‹ oder ›Ofenwischer‹) je große Liebhaber gewesen seien. Wer zudem von den Rittern der Tafelrunde gelesen habe, dem seien jene großen Taten bekannt, die ehrenhafte Männer für Frauen geleistet hätten. Mit dem Segen einer Dame sei auch der göttliche Beistand sicher. i  Der Sprecher erklärt seinen Kummer durch die Worte der Frau Treue für überwunden und versichert beim Heiligen Johannes (357) und seinem ganzen Besitz, dass er niemals wieder verzagt sein werde. Vielmehr wolle er versuchen, sein Geschick gegenüber der geliebten Dame zu wenden. Er hoffe, dass ihm die Dame bald einen freundlichen Gruß schenke und kein Schwätzer davon erfahre. i Frau Treue erwidert, wenn das geschehen sollte, werde sich sein Kummer zweifellos in Freude wandeln. C Abschiedsszene (379–407): Der Sprecher bittet Frau Treue, sich verabschieden zu dürfen. Er bedankt sich für die Ratschläge, bekennt sich zu seiner anhaltenden Treue (wiederholte Dienstversicherung) und preist den Morgen, an dem er Frau Treue getroffen habe. i Frau Treue richtet sich zum letzten Mal an den Sprecher und erklärt, ihn treu beraten zu haben. Sie bittet Gott, dass der Sprecher erhalte, wonach sein Herz verlange. i Der Sprecher verabschiedet sich mit einer Segensformel und geht davon. Abschließende kurze Verallgemeinerung: Wer der (Frau Treue) eren vnd gutes gan | Den las got ymer freiden han (406f.). Para l lelen: Inhaltlich und im Gesamtaufbau ergeben sich Parallelen zu B199.

B210 Der Traum von der Liebe

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B210 Der Traum von der Liebe Minneklage, Traum von Anwesenheit am Bett der schlafenden Geliebten, Streitgespräch mit Frau Minne und bitteres Erwachen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh. Überlieferung: Sr3 1ra–4va; 462 V.

Edition: Myller 1784, XLII–XLVI; Hausen 1784, 673–678; Sprague 2007, 1–12 Literatur: Glier 1971, 99–102; Bauer 2VL 9 (1995), 1012f.; Janota 2004, 329; Sprague 2010, 46–53

Beschreibung der Überlieferung: Diese Minnerede war in der (verbrannten) Kleinepik-Hs. Sr3 unikal überliefert. Sie war dort der erste Text und stand vor dem ›Herzmaere‹ Konrads von Würzburg. Überschrift: – Inha lt: (Nach Myller 1784) · A Minneklage (1–80): Der Sprecher erzählt von seinem schon lange währenden Liebeskummer. Er wolle sein Herz einmauern. Er beklagt sein Unvermögen, sich vor der liebes lust (11) und ihrer Übermacht zu schützen (14f.: Do von ich sinne muos ein gast | Sin unde herzen ane). In einer umfangreichen Minnereflexion (16–80) schildert der Sprecher, wie er von der Liebe zu einer Dame beherrscht wird: An den Sinnen betäubt und mit der Minnelanze verletzt, sollte er eigentlich mort (22) schreien, doch würde er über dem Anblick der wunderschönen Geliebten die schlimmsten Verwundungen vergessen. Er denke andauernd an sie. Würde ihre Tugendhaftigkeit nicht ständig sein Herz erfreuen, wäre er schon längst zugrunde gerichtet. Er vergleicht den Zwang seiner Gedanken mit der Besessenheit, mit der ein Jagdvogel auf den Lockvogel (39: netze vogels zil) ausgerichtet sei, und beschreibt seine Machtlosigkeit und sein drohendes Verderben mit Schachmetaphorik: O we mat unde schach | ist mir gesprochen samenthaft (40f.). Seine Liebe und Treue wolle er verbergen, ebenso ihren Einfluss auf ihn, die er in einer Vielzahl von Gegensatzpaaren (Minneparadoxa) schildert (53–66): Sie verbrenne ihn und lasse ihn erfrieren; sie schärfe die Sinne und mache dumm; sie verdunkle und erleuchte; sie verwunde und heile; Sú suezet u. machet sur | Daz nie sur noch sueze wart (58f.); sie löst und bindet usw. In diese Verbindung von Liebe und Leid sei er tief verstrickt (72–75: Mit susgetanen sachen | Bin ich versenket ankerhaft | Wan ir minnenklicher geschaft | Mich hat alsus gebunden). Der Sprecher will nun berichten, wie er in dieses senende minnen spil (79) geraten sei: B Traum / Begegnung mit der geliebten Dame (81–193): Im Traum (knappe Reflexion: Schon viele Männer seien im Schlaf betrogen worden) habe ihn die Minne zu seiner schlafend auf einem Bett liegenden Geliebten geführt. Mit diesem Moment

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B210 Der Traum von der Liebe

sei es um ihn geschehen gewesen (88f.: Von froeiden het ich do min leben | Verlorn do ich ir sihtig wart). Es folgt eine lange Schönheitsbeschreibung (90–177; Einsatz mit einem Unsagbarkeitstopos), die nicht dem A capite ad calcem-Schema folgt: Ihr Körper, so glatt und weiß, rund und weich wie ein Hermelin; klare leuchtende Augen; Augenbrauen wie ein meisterhafter Pinselstrich; Stirn; Haare (109: goltvar sidin gel); kleine gewölbte Ohren; Mund, rosenfarben wie glühender Zunder; Nase und Wangen. Anschließend bietet der Sprecher eine ausführliche Darstellung ihres leicht geöffneten Mundes (121f.: Dar obe stunt nach lustes funt | Der rote minnencliche munt), der nicht nur zu lächeln scheint (wovon sein Herz ›erkracht‹), sondern aus dem auch ein ruhiger Atem ›fließt‹. Ein besserer Geruch sei nie aus dem Paradies gekommen; in ihrem Körper müssen Balsam und Ambra verborgen liegen. In die Beschreibung der schlafenden und halbnackten Dame mischen sich immer wieder Äußerungen des Sprechers, in denen er die emotionalen Folgen ihres Anblicks reflektiert. Er bedient sich u.a. stereotyper Unsagbarkeitstopoi, einer Feuermetaphorik (142–145) sowie verschiedener Minneparadoxa (144–149). In der fortgesetzten Schönheitsbeschreibung nennt der Sprecher noch ihren weißen Hals, ihre Brüste (wie Rosenknospen), den maßvoll gestalteten Leib, ihre langen weißen Hände (die eine unter ihrer Wange, die andere auf ihrem Körper) und ihre Arme, die für eine Umarmung bestens geeignet seien. Der Sprecher beendet die Beschreibung, da der restliche Körper der Dame (eine Handbreit unter der Brust) von einer Decke verhüllt wird. Er vergleicht sie mit einem Engel (175) und einem Lilienstengel (176). Voller Sehnsucht und Kummer steht der Sprecher eine lange Weile in der Betrachtung seiner Dame. Als er wieder zur Besinnung kommt, nimmt er die Geliebte (unter Zittern) in seine Arme und küsst sie. Hierbei wird er durch die Waffen der Minne schwer verwundet. Der Sprecher richtet sich mit tadelnden Worten an Frau Minne, da sie ihn an diesen Ort gebracht habe. C Gespräch mit Frau Minne (194–439): Der Sprecher klagt Frau Minne an, warum sie ihn denn die Dame betrachten lasse, wenn es nicht zur Erfüllung seiner Herzenswünsche komme. i Sie ermahnt ihn, sich eine edle Gesinnung anzueignen: Wenn er sich zur Treue (Aufrichtigkeit) und Beständigkeit verpflichte, werde er von seiner Dame, die sehr tugendhaft sei, sicher belohnt werden. i Der Sprecher fürchtet anhaltende Sorgen, Klagen und sehnsuchtsvolle Unruhe, da er sich nicht traue, ihr seine Liebe zu gestehen (Redewendung 214: Das wer ein schlag in einen bach). i Frau Minne erwidert, dass die geliebte Dame durch Beständigkeit auf dem Pfad der Frau Sælde zum Sprecher geführt werde. i  Der Sprecher würde sich den Geboten der Frau Minne unterwerfen, wenn sich das Glücksrad zu seinen Gunsten bewegte. Er befürchtet jedoch den Spott seiner Dame, da er ihr nicht genügen könne (Sprichwort 228–231: ›Wer über sich haut, dem fliegen die Späne ins Gesicht‹). i Frau Minne reagiert ungehalten auf seine Zögerlichkeit; es seien schon viele an den Haaren ins Himmelreich gezogen worden. Wenn er nur wolle, werde er bei der Dame Erfolg haben. i Der Sprecher beklagt, dass sie seinen Tod in Kauf nehmen würde: Gebärden, Blick und Gruß der geliebten Dame könne er nicht verkraften. i Frau Minne stachelt ihn weiter an: Wenn er sich ihren Geboten füge, werde sie ihn unermessliche Freuden erfahren lassen. i Im Gefühl, gedrängt zu werden, vergleicht der Sprecher Frau Minne mit einem unehrenhaften Jäger. Der würde die Hunde, die ihm nicht

B210 Der Traum von der Liebe

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mehr nützen, nicht selbst töten, sondern von Bären und Wildschweinen zerfleischen lassen. i  Frau Minne gesteht, dass sie dem Sprecher eine große Pflicht auferlegt habe, doch tue sie es vollkommen uneigennützig, sie würde nichts erben (258–260: Mir wúrde doch silber noch das golt | Obe du und alles din kúnne | Ertrunke oder verbrúnne). i Der Sprecher kritisiert ihre Rede weiter als hoferticlich (262), so gipfelt das Gespräch schließlich in einem Streit: i Frau Minne droht ihm Prügel an (266f. und 270f.). i Er erwidert, dass sie durch eine solche Behandlung nur erreichen würde, dass er sich endgültig von der Minne abwende und verzage. Sollte seine geliebte Dame ebenso mit der Gewalt der Frau Minne konfrontiert worden sein, so befürchtet der Sprecher, würde sie ihm niemals mehr etwas Liebes gewähren können. i Frau Minne ermahnt den Sprecher, dass nur ein wohlgearteter und züchtiger Mann (und kein Jammerlappen) einer adligen Frau angemessen sei. Sie vergleicht ihr egalitäres Handeln mit dem Wirken der Sonne, die auf alles gleich scheint (298: Dem armen sam er were rich): Sie verhelfe ohne Ansehen von Stand und Besitz, jedem Mann zum Glück, der sich tugendhaft, verschwiegen und vertraulich verhalte, der den richtigen Taten mit ehrbarer Gesinnung zugeneigt sei und der ihre Gebote achte. Diesen teile sie vom Balsamtor ihrer Gnade das Zuckerrohr ihrer süßen Freude reichlich aus. i Der Sprecher erkennt nun die guten Absichten der Frau Minne und gelobt, das zu tun, was sie verlangt. Er verneigt sich vor ihr und bittet um Gnade. i Hierauf stellt Frau Minne ihm die Erfüllung seiner Wünsche in Aussicht, wenn er sich bußfertig und demütig ihren Geboten füge. i Der Sprecher redet nun Frau Minne mit hoch gelobete kúnigin (337) an und gibt ihr eine umfangreiche Dienstversicherung. Wenn sie ihm sein Leid zertrümmere (344: zerdromen), wäre er nicht nur ihr ergebener Diener, sondern auch in den ›Schoß‹ der Frau Sælde zurückgekehrt. i Unter der Bedingung, sich nicht wankelmütig ihren Geboten zu entziehen, sichert Frau Minne ihm zu, wonach er verlangt. i Der Sprecher bekräftigt seine Dienst- und Treueversicherungen ›bis zum Tode‹. i Frau Minne fragt, welches Ziel er verfolge (364f.: Wise mich wa wiltu enden | Dime herzen umbe ein sunder frut). i In seiner Antwort äußert der Sprecher den sehnlichen Wunsch, seine über alle Maßen vollkommene Herzensdame endlich zu erobern und preist vorwegnehmend das Glück seiner Liebeserfüllung: Die Blüten des Wunsches würden in seinem Herzen entsprungen sein, er würde den freien Geist (383: Fri muot) eines Falkenterzen haben usw. Alle Schätze der Welt wären nichts dagegen, was er mit einem Edelsteinkatalog unterstreicht (389–401): Smaragd, Rubin, Balas, Karfunkel, Saphir, Karneol, ›prasem‹ (393: brasine), Kameen (393: gamahú), Diamant, Granat, Topas, tútzel (?), Sarder, Amethyst, Chrysolith, Onyx, Jaspis, Hyazinth (399: iochanten), Kalzedon, Hyazinth (400: Iaccinten), Perlen, Borat (?), lincissen (Luchsstein, Bernstein?), allecker (?) (401) und was sonst noch in dem griesenden mer (402; Lebermeer?) oder bei den Greifen an Edelsteinen vorkomme. Alle weltliche Macht wäre ihm so wichtig wie der Schnee, der letztes Jahr fiel und geschmolzen ist. Allen Königen (mit Ausnahme Gottes) fühlte er sich ebenbürtig (Kaisertopos). Könnte er im Dienst an der geliebten Dame alt werden, würde ihm die höchste Fülle der Welt zuteil. i Frau Minne richtet sich ein letztes Mal an den Sprecher und gibt ihm, da er sich ganz an die Geliebte ergeben habe, einen Reim (428: rim) mit auf den Weg, den er an seiner Kleidung tragen solle

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B211 Warnung vor Klaffern

(Textpraxis), um damit seine Beständigkeit und ihr Ansehen zu demonstrieren: Min liep mir liebet iemer | Dem brich ich trúwe niemer (433f.). Mit dieser Devise werde er stets den Weg der Frau Sælde beschreiten. Schließlich fordert Frau Minne den Sprecher auf, seine schlafende Dame zu küssen, danach jedoch fortzugehen, da er im Moment nicht mehr zu erwarten habe. D Erwachen (440–463): Als der Sprecher den Mund seiner geliebten Dame voller Lust küssen will, erwacht er vor Erregung. Unglücklich starrt er gegen die Wand und beklagt den Verlust der Geliebten durch das Aufwachen sowie das daraus erwachsende Leid (brechendes Herz, Gefangenschaft des Herzens; Sehnsucht). Er bekräftigt, nicht aufgeben zu wollen, bis ihm der Traum einmal die in Aussicht gestellte Erfüllung bringen werde. Para l lelen: Glier 1971, 104, weist auf Ähnlichkeiten mit B333 hin (ggf. identischer Verfasser).

B211 Warnung vor Klaffern Belehrung eines Liebenden durch Frau Minne, sich zum Schutz vor Klaffern der Liebe zu enthalten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh.

Literatur: Brüggen 2VL 10 (1999), 737f.

Überlieferung: Lo4 128r–130r; 135 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden und Mären in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Lo4. Durch Reimausfall und inhaltlichen Bruch kann man einen Textausfall unbestimmten Umfangs nach V. 121 erschließen. Auch das Textende könnte verstümmelt sein, da die Lehre recht unvermittelt endet. Überschrift: Wie sich ain minsiecher man vor merckern | Vnd vor klafern huetten soll etc. Inha lt: A Einleitung (1–6): Der Sprecher gibt an, er sei von seinen Sinnen gebeten worden, ›Frau Minne‹ zu fragen, wie es vmb iren suessen orden (3) stehe. Er wolle ihre Antwort nun dem Publikum referieren (6: Sie sagt mir recht als ich euch sag). B Lehrgespräch (7–135): Frau Minne setzt als Bedingung einer Antwort die Zusi-

B212 Rat der Frau Venus

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cherung vollständigen Dienstes. i Der Sprecher sichert ihr einen solchen Dienst zu. i Nun kündigt die Minne an, ihn fortan als ständige Begleiterin und Ratgeberin in allen Dingen zu unterweisen. i Der Sprecher will statt umfassender Lehre (24: Das wär zv vil) lieber eine Antwort auf eine konkrete Frage: Wie sollte sich ein Liebender verhalten, der gerne ein ›Minnedieb‹ wäre, d.h. die Liebe vor den Merkern geheim halten möchte? i  Die Minne befiehlt dem Sprecher barsch, zu schweigen und beginnt mit einer längeren Schelte der Merker: Sie handelten aus vnrainem muet (46); sie verleideten den Damen die Liebe, die doch als Weg zur moralischen Vervollkommnung unbestritten sei usw. Aus Zeitmangel bricht sie die Schelte ab und geht auf die Frage des Sprechers ein: Man solle den Merkern keine Gelegenheit zu schändlichem Tun geben, indem man sich von all dem fernhalte, das dem hertzen sanfte tuot (77); so solle man den Eindruck erwecken, man lebe ohne Liebe. i Der Sprecher wendet ein, als treu ergebener Diener der Minne könne er sich unmöglich von dem lösen, was ihm die höchste Freude bereite: Anblick und Lächeln (Gruß) der Geliebten. i Die Minne bekräftigt, dass er bewusst diese schwere Bürde auf sich nehmen und sich die Freude versagen solle, in der Nähe der Dame zu sein. Um zu vermeiden, dass den Merkern die Gelegenheit zum Triumph geboten werde, solle er seinen Schmerz verborgen im Herzen tragen. – Auf die letzten Worte folgt: etc. (135).

B212 Rat der Frau Venus Dialog, in dem Venus zur Beständigkeit gegenüber einer abweisenden Dame rät (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Serrure 1855, 377–380

Datierung: Überlieferung um 1410

Literatur: Wallmann 1985, 299; Westphal 1993, 212

Überlieferung: Bs1 94rb–94vb; 96 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert nach einer Spruchsammlung und vor der ebenfalls unikal überlieferten Minnerede B397. Überschrift: Ene claghe tot ver Venus der goedinnen Inha lt: Der Sprecher fragt ›Frau Venus‹, wie er sich bei ausbleibendem Lohn im Minnedienst verhalten solle. Venus rät zur Beständigkeit, denn zuletzt würde guter Dienst

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B213 Der Liebesbrief

immer belohnt (Dienst-Lohn-Mechanismus). Der Sprecher dankt und äußert, dass seine Dame von zu hoher Art und uneinnehmbar wie eine Burg sei. Venus nimmt die Bildlichkeit auf: Es gebe keine Burg, die nicht durch Beständigkeit erobert werden könne, Sprichwort: ›Man soll die Burg nicht preisen, die man am ersten Tag erobern kann‹. Trotz der außergewöhnlich guten Befestigung ›seiner‹ Burg wolle er weiter die Burg belagern und hoffe, die Dame aushungern zu können. Anrufung Gottes: Wie froh wäre er, wenn er ein Einwohner der Burg sein könnte; die Härte der Damen lasse sich mit jener einer Mauer vergleichen.

B213 Der Liebesbrief Detailreiche Erzählung eines fehlgeschlagenen Briefdiktats Ve r f a s s e r : Gozold (nur in He10 genannt) Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) bzw. 15. Jh. (He10) Überlieferung: Be3 60r–62v; 134 V. He10 82v–85v; 134 V. Lg4 188r–190v; 133 V. Pr2 47r–49r; 138 V.

Edition: Haltaus 1840, 145–147 Nr. II 10 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIV); Geuther 1899, 95f. (V. 1–56, 102–107 nach He10); Matthaei 1913, 156 (Laa. von He10) Literatur: Geuther 1899, 95–97; Glier 2VL 3 (1981), 204; Lieb 2008, 205–207

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der reinen Minneredensammlung He10 sowie in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), jeweils im Kontext anderer Minnereden. Der Text von Pr2 findet sich weitgehend ohne signifikante Varianz in Be3 und Lg4 (in beiden Hss. fehlen die Verse Pr2 18–20 und 108, das Verspaar Pr2 50f. ist geringfügig umformuliert; in Lg4 fehlt darüber hinaus Pr2 17). He10 hat einen Sprachstand, der auf eine niederdeutsche Vorlage hindeutet (vgl. dazu Geuther 1899, 97). Ferner finden sich hier im Vergleich mit dem Rest der Überlieferung Textlücken (es fehlen die Verse Pr2 104–106 und 108), Umstellungen (Pr2 45f., 81f., 99f. und 117f.), anders formulierte Passagen (u.a. Pr2 27–29 und die auf 103 folgenden Verse, vgl. den Abdruck bei Geuther 1899; mit neuen Reimworten umformuliert sind auch die Verspaare Pr2 54f. und 69f.) und häufige Wortvarianzen (u.a. ist Pr2 14: die schön ersetzt durch He10 14: die süzze, analog auch in Pr2 92 und 128; statt Pr2 19: Den gäb ich im sammer got steht He10 19: Von mynem munde alz helff mir got; statt Pr2 38: Mein crafft ist mir entsigen steht He10 38: Mir will myn herze nydersigen). Allerdings ergeben sich daraus nur teilweise signifikante Änderungen des Inhalts: Statt Pr2 77: ich mynn ain knaben hat He10 77: ritter, passend dazu ist die Standesposition des Sprechers abgeschwächt:

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Statt Pr2 121: Ich solt tuon anders was steht in He10 117: Ich solt schaffen mynem herren etwaz. Überschrift: Wie lieb ein Fraw einen Knaben hett (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Dis ist gozoldis Sproch (He10) Inha lt: (Nach Pr2) · A Eingangsszene (1–15): Nach einem Segenswunsch an die Geliebte v (1: O wol dir, lieb, wolgetan) beginnt unvermittelt die Erzählung: An einem Morgen nähert sich dem Sprecher eine wunderschöne Frau (beste Kleidung; goldene Locken unter der Haube) und grüßt ihn. Er kann sich kaum beherrschen, mit seiner Hand ihren schneeweißen Hals zu berühren, der lang, nackt, weich und rund sei. B Gespräch (16–104): Nach wechselseitiger Begrüßung sagt die Frau, dass sie sehr gerne einen anderen Mann küssen würde. i Der Sprecher meint, sie spotte. i Sie aber bekräftigt, dass sogar die Anwesenheit des Sprechers sie nicht stören würde. i Er wendet ein, dass es sich besser füge: Er sei hier und jener dort. i Sie aber beklagt die Trennung von ihrem Geliebten ausführlich. Nur nach außen sei sie fröhlich, doch leide sie große Qual (Krankheitssymptome: Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Schwäche). Sie bittet den Sprecher um ein Rezept gegen die sie überkommende Ohnmacht und fordert ihn auf, das Brennen ihres Herzens (46: recht als ein kertz) mit seiner Hand zu fühlen (45: leg dein hannd vff mein hertz). i Der Sprecher diagnostiziert, das komme alles von der Minne. i Die Frau klagt über Rastlosigkeit und bittet den Sprecher, ihr den Puls zu fühlen, ob er schnell oder langsam schlage, und fragt, ob Schwitzen helfen könne (60f.: ob ich läg | In ainem schwaisz). i Schweiß vertreibe nur körperliche Leiden, stellt der Sprecher fest und fragt, ob sie noch andere Schmerzen habe. i Ja, im Herzen, das bewege sich in ihr Recht als ein Schmid in der schmitten (68). i Der Sprecher diagnostiziert: frawe mein | Es ist der mynn ethica (72f.). i Die Frau gesteht ihm nun (unvermittelter Übergang) ihre heimliche Liebe zu einem jungen Mann, dem Schönsten, sieht sich aber beim Gedanken an ihn schon von Symptomen der Liebeskrankheit überfallen (Kalt- und Warmgefühl; kalt und blau werde ihr der Mund; Blässe und Röte der Wangen). Sie fürchtet den Tod aus Liebesleid. Um Abhilfe zu schaffen, bittet sie den Sprecher, für sie einen offenbarenden Brief an den Geliebten zu schreiben. i Der Sprecher ziert sich. i (unklarer Sprecherwechsel in 98–101) Die Frau (?) bittet ihn und verweist darauf (?), dass sie ihm früher viel Gutes getan habe. i Der Sprecher ist zum Diktat bereit. C Briefdiktat und Ohnmacht (105–138): Nachdem er die ersten Zeilen mit Wortwiederholungen (107–109: Lieb vnd lieb, ee lieb vnd noch lieb! | Also bin ich dir hie, | Meines hertzen lieb on end) geschrieben hat, fordert der Schreiber weiteren Text, sofern sie noch bei Sinnen sei. i Da die Frau nicht weiß, wie sie den Text fortführen könnte, (114f.: Wav ist witz vnd wort? | Wav sind synn, wav ist gedanck?), klagt sie, fast verstummend, über die lange Trennung. i  Er fragt sie nochmals, ob sie noch bei Sinnen sei. Er wird langsam ungeduldig, da er anderes zu tun habe. i Sie bittet ihn, sie erst einmal ausruhen zu lassen. i Er wirft nun vor Verärgerung (124: Vor zoren) die Fe-

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der hin, sieht, wie sie in Ohnmacht fällt und eine Flamme aus ihrem Mund kommt, sodass ihr Mund ganz trocken wird. Er bedauert, das Feuer nicht ausgeschlagen zu haben, da sie von der Liebe so große Not leiden müsse. Wegen dieser Umstände lässt er den Brief ungeschrieben. Para l lelen: Geuther 1899, 70–73, weist auf ähnliche Formulierungen in B194 und B219 hin (mit Belegstellenliste), und vermutet hinter dem in der Überschrift in He10 genannten ›Gozold‹ den (mitteldeutschen oder niederdeutschen) Autor aller drei Texte. Schwierigkeiten mit der Abfassung eines Briefes werden auch in B355 und Z60 thematisiert.

B214 Der falschen Klaffer List Narrativ gerahmter Dialog über rechte Liebe und ihre Bedrohung durch die Klaffer, in dem Liebesklage und Lehrrede verbunden sind Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 707f.; Dietl 1997, 11 Anm. 22

Überlieferung: Mü19 164v–174r; 484 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Minnereden in der Sammelhs. Mü19 nach der thematisch verwandten Minnerede B257 (vgl. Pa ra l lelen). Die Verse 300–316 sind eine nur geringfügig variierende Reprise der Verse 167–184, sodass man gegebenenfalls ein Versehen (Verblättern?) im Abschreibeprozess annehmen könnte. Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–85): Um der welt laüf (3) zu erkunden, geht der Sprecher an einem Herbstmorgen auf einen Spaziergang in die Natur. Grüne Blätter, Blumen, Farbenspiel und Vogelgesang (19: manche stampaney), die er im Mai noch vorfand, sind nun gründlich vergangen: Die Blumen sind blass und verblüht (genannt werden 26–31 die sprechenden Blumennamen wolgemüt, vergißmeinnit, hat mich lieb, gedenck an mich), alles strebt auf den argen winter (36) zu. So ist auch die Hochgestimmtheit des Sprechers entwichen, der aber seine Machtlosigkeit einsieht (42f.:

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Nicht alle ding geschlichten | Mach tü der welt iren lauff ). Weiterspazierend rastet er zunächst in Abenteuerlust und nachdenklich an einer kalten Quelle und geht dann den Wasserlauf abwärts, wobei er überall nur verdorrte Blumen sieht. Er entdeckt eine einsame Kapelle und dann eine blaugekleidete Dame (Farbauslegung: Beständigkeit) in Begleitung einer Jungfrau, die durch das Gebüsch eilen. Er versteckt sich, um zu lauschen. B Belauschtes Gespräch (86–124): Die Dame bekennt ihre Angst und wird von der Jungfrau beruhigt: Der erwartete Mann, der ihr die Sorgen vertreibe, werde bald eintreffen. Der Sprecher schleicht näher heran in der Hoffnung, etwas Nützliches zu erfahren. Die Dame klagt, dass der Mann noch nicht gekommen sei, und wird wiederum von der Begleiterin beruhigt: Man könne nicht wissen, was ihn, der sich immer als treu erwiesen habe, abhalte. Der Sprecher freut sich und lauscht weiter. Die Dame schlägt der Jungfrau vor, zur Kapelle zu gehen, um einen Kirchgang vorzutäuschen, und wird von dieser für ihre Vorsicht gegenüber den Klaffern gelobt. C Dialogisches Lehrgespräch (125–437): Der Sprecher tritt aus seinem Versteck, grüßt und fragt die Dame nach dem Grund ihres Kummers. i Erschrocken bittet die Dame um die Zusicherung, das bisher Gehörte zu verschweigen. i Der Sprecher versichert, dass er es für sich behalten werde. i Sie erzählt, dass sie auf ihren Geliebten warte, dessen Kommen anscheinend von den Klaffern (145: von snoden schlaffern vnd klaffern) verhindert werde, die Tag und Nacht ihre Freude mit falschen Zungen zerstörten. Sie bittet den Sprecher, ihr zu raten, wie sie mit deren Verleumdungen und Betrügereien umgehen solle. i Der Sprecher antwortet mit einer ausführlichen Rede (161–333), in der er den Wert der rechten Liebe preist. Die Liebe sei ein Stein aller Ehren, die allerdings an den Fürstenhöfen (172: In forstenhofen armen vnd reichen) in arger Bedrängnis durch die Klaffer sei. Die Liebe – und nicht etwa das Streben nach materiellen Gütern – sei Grund von hohem mütt (177), von Tugend und ritterlichen Anstrengungen (letztere u.a. gegen die Heiden, unternommen von ganzen Heeren von Rittern, die der Minne dienen). Er wolle den Gelehrten sehen (202: Den maister wolt Jch gern schauen), der beständige und authentische Liebe und freundliches Scherzen ernsthaft als etwas Böses erweisen könne. Seine These, dass aus der Liebe nichts Schlechtes folge, belegt er mit einem Literaturexkurs, in welchem er zunächst ausführlich das Liebespaar Arabel und Willehalm anführt (Quellenberufung 226f.: Als ichs vil in den puchen vernym | Das vor Jr paider lib geschriben ist; d.i. Ulrichs von dem Türlin ›Arabel‹ und Wolframs von Eschenbach ›Willehalm‹; genannt werden auch Tybalt [217: dypolt] und Terramer). Der Sprecher hebt vor allem darauf ab, dass Arabel aus Liebe alles aufgegeben habe, um Willehalm zu folgen, dass sie ihn gerettet habe usw. (Brevitas-Topos), während Willehalm um der Liebe zu Arabel willen zum Trost der Christenheit große Rittertaten vollbracht habe. Dann verweist der Sprecher auf König Artus und auf die Verbindung von Minne und ›Aventiure‹ am Artushof. Er verwünscht die Klaffer, die diese rechte Liebe zu zerstören suchen, und gesteht seine eigene Machtlosigkeit gegen die Klaffer ein; nur Gott könne helfen, und alle Minner sollten das ›Schänden‹ meiden. Mit Verweis auf Parzival und Gabris (279: ›Gawan‹?) und erneutem Brevitas-Topos wiederholt der Sprecher das Argument, dass große Rittertaten durch die Gunst und Liebe der Damen motiviert seien,

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ja nur durch sie möglich seien. Auch seien die Rittertaten von den Damen öffentlich und nicht verhohlen belohnt worden (die Verse 300–316 sind eine nur geringfügig variierende Reprise der Verse 167–184, die ohne größere Sinnstörung eingefügt werden). Während die recht Liebenden im Frauendienst stünden und Gaben der Herren (327: herrn gab) geringschätzten, hätten es die Klaffer – bei denen Absenz von Minne auch Absenz aller Tugend bedeute – nur auf den Besitz der Herren (329: slos vnd land) abgesehen. Der Sprecher beklagt vor allem, dass er sich an den Klaffern nicht rächen könne. i Die Dame pflichtet ihm bei, betont aber, dass sie die rechte Liebe für unzerstörbar halte: Liebendes Gedenken könne man nicht verwehren, und Buhlschaft werde trotz der Klaffer bis zum Jüngsten Tag bestehen. Sie dankt dem Sprecher für seinen Trost und verspricht, das Lob seiner höfischen Gesinnung und Beständigkeit zu mehren. i Er bekräftigt seine Gesinnung und lobt seinerseits die Dame, deren Beständigkeit ihre lasurblaue Kleidung schon zum Ausdruck bringe. Er drängt zum Aufbruch. i Die Frau beklagt das Ausbleiben ihres Geliebten. i Er fordert sie auf, weiter zu warten, und tröstet sie mit einem Sprichwort: ›Man kann nicht jeden Tag etwas fangen, obwohl immer Jagdtag ist‹ (370: Wan man nitt alltag mag gefachen | Wie wol albeg ist jagens tag). i Sie antwortet mit einem anderen Sprichwort: ›Ein kampfbegieriger Jäger macht das Wild erreichbar‹ (373: Streittiger Jager macht wild fail). i Er kontert: ›Wer Glück hat, dem läuft (?) es selbst ins Seil‹ (374: ber gelück hat dem leschtz selb ans sail), warnt sie vor zu großer Eile – gerade bei Bedrängnis durch die Klaffer – und formuliert einen Abschiedssegen. i Sie gibt den Segen zurück und bittet den Sprecher, im Glück mit seiner Geliebten an sie zu denken, aber auch etwaige Helferinnen der heimlichen Liebe zu bedenken. i Der Sprecher erkennt den Wert einer schweigsamen Helferin an. i Die Dame bittet ihn nun um ein Wiedersehen, da sie noch viel zu sagen hätte. i Er verspricht es. i Sie setzt eine Frist von 14 Tagen, nach der sie sich jn disem hag (417) erneut treffen sollen, denn sie brauche seinen Rat. i Er versichert sie seines Dienstes und verabschiedet sich mit dem Verweis auf drohende Entdeckung durch die Klaffer. D Termin und Enttäuschung (438–459): Der Sprecher bereut, nur so kurz mit der Dame gesprochen zu haben, denn sie sei nicht zum vereinbarten Wiedersehen an der Kapelle erschienen. Es schmerze ihn, nicht zu wissen, wie es ihr ergehe. Er wünsche ihr mit ihrem Geliebten, auf den sie damals gewartet habe, alles Gute. Traurig kehrt er heim. E Klage (460–486): Einer ausführlichen Klage über und Verfluchung der Klaffer folgt der Rat an alle Damen, sich vor den Klaffern zu hüten und sich ihre Liebe nicht anmerken zu lassen. Er schließt mit einer Segensbitte und der Titelnennung: Vnd peuilch dem der ob vns ist | Dy red hayß ich der valschen claffer list (485f.). Para l lelen: Laut Brandis vom gleichen Verfasser wie B257, die in der Hs. direkt vorausgehende, thematisch (Klaffer) und strukturell (Gespräch mit anschließender Wiedersehensvereinbarung, die sich nicht erfüllt; titelangebende Schlusszeile) sehr ähnliche Minnerede (vgl. auch das in beiden Texten auftretende Exempelpaar Arabel und Willehalm). Gegebenenfalls ist im vorliegenden Text auch die Aufforderung B257, 533f., eine weitere Minnerede zum Thema ›Klaffer‹ zu verfassen, eingelöst. – Ebenso

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lassen sich Parallelen zu B422 ziehen (Gang des Sprechers entlang eines Wasserlaufes), die ihrerseits Parallelen zu B257 aufweist. Alle drei Texte könnten also in einen gemeinsamen Zusammenhang gestellt werden, sind gegebenfalls einem Autor zuzuweisen.

B215 Die getrennten Minnenden Der Sprecher und eine Frau erzählen sich ihre Geschichten von erfüllter Minne, die in Leid umschlägt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leiderer 1972 Nr. 7

Datierung: Überlieferung um 1464

Literatur: Wegstein 2VL 3 (1981), 37; Lieb/Strohschneider 1998, 287–293; Lieb 2008, 201f. und Anm. 29

Überlieferung: Mü4 137v–144r; 424 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus Augsburg stammenden Sammelhs. Mü4 in einem vor allem von Minnereden geprägten Kontext, unmittelbar nach einem thematisch verwandten Märe und vor B335. Leiderer 1972 schließt aus dem reimlosen Verspaar 23f. auf das Fehlen von mindestens zwei Versen (sie zählt daher 426 Verse). Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: (Zitate und Verszählung nach der Ausgabe von Leiderer 1972) . A Einleitung (1–30): Exordialsentenz: Der Welt Lauf ist vielfältig. Jahreszeitentopos (Mai) mit Spaziergangseinleitung, u.a. findet der Sprecher den Mai an Burgen und ›Steinwänden‹ (10) und sieht einen Falkenterzen (kleiner männlicher Falke) mit einem Reiher aufsteigen. B Rahmenhandlung (31–63): Der Text setzt mit einer Publikumsapostrophe neu an. Der Sprecher berichtet, wie er letztes Jahr auf der Suche nach dem Mai eine schwarz gekleidete Frau getroffen habe, die klagt, sie sei seit zehn Jahren ›tot an Freuden‹ (50f.). Auf seine Frage nach dem Grund ihrer Trauer nimmt sie ihm ein Verschwiegenheitsversprechen ab und erzählt von ihrer Liebesbeziehung. C Binnenerzählung der Frau (64–285): Die Frau berichtet von einer Geselligkeit in einem (Liebes)Garten, bei der sich ihr ein Ritter ehrenvoll genähert habe (79: mit gelimpff er mich anrüren tet). Er bittet sie, ihn als Diener aufzunehmen; nach anfänglicher Weigerung willigt sie wegen seiner Beharrlichkeit ein, und sie beginnen eine dauerhafte, heimliche und erfüllte Liebesbeziehung. Trotz größter Vorsicht (110f.:

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B215 Die getrennten Minnenden

›Huote vor den Klaffern‹) fällt schließlich ein Liebesbrief mit der Bitte um ein Stelldichein in die Hände ihres Ehemannes. Dieser stellt sich unwissend und täuscht einen Ausritt vor, kehrt aber heimlich zurück. Sie empfängt nun ihren Geliebten; sie küssen sich; er überredet sie schließlich, sich mit ihr hinzulegen, und sie haben groß lieb und auch lust (170). Ihr Ehemann beobachtet dies aus einem Versteck und kommt zornentbrannt mit drei anderen Männern hervor. Die Frau verteidigt sich: Die Minneerfüllung sei ehrenhaft gewesen (188f.: wir haben unßer lieb on alles laid | mit chainen uneren getriben). Der Geliebte wiederholt dies, bringt aber weitere Argumente (anders als in der Edition durch Interpunktion suggeriert, liegt in V. 200 k e i n Sprecherwechsel vor: so sprich ich ist keine Inquit-Formel der Dame, sondern eine Beteuerungsformel in der zitierten Rede des Geliebten, dass ihre Liebe ohne Schande ist): Solches geschehe von alters her, und der Ehemann versehe doch auch Minnedienste an einer rainen frawen guot (214) und solle ihm daher die Strafe für seine schuld und tat (221: Schuldeingeständnis) erlassen. Der Ehemann begnadigt ihn daraufhin um seiner eigenen Geliebten willen, die mir offt haut erweckt den muot (233), nimmt ihnen beiden aber den Schwur ab, sich nie mehr zu treffen oder mit wortten, werken oder schriben (247) miteinander zu kommunizieren. Die getrennten Minnenden wechseln nur noch Liebesblicke, ihre Herzen brechen. D Fortsetzung von B (286–368): Der Sprecher bietet der Frau seine Dienste an. Sie antwortet, dass wegen des Schwurs an ihrem Minneleid nichts mehr zu ändern sei. Nur einen Wunsch könne er ihr erfüllen: Er solle den bestrafen, der als einziger in ihre Liebesbeziehung eingeweiht gewesen sei und sie mit claffen (329) verraten habe; er heiße von Lugenstain,  | zuo Claffenvels (343f.) und sei zu verfluchen (Redensart ›Gott wolle, dass der Hl. Georg seine Sporen hätte‹, d.h., dass dem Klaffer das Werkzeug fehlte für seine Missetaten). Der Sprecher gibt an, ihn zu kennen, und verspricht, ihn beim nächsten Turnier zu verprügeln, allen falschen claffern zuo schanden (352), sodass man den Verräter erkennen könne (Markierung des Verräters). Daraufhin fragt die Frau den Sprecher nach seinem Leid. E Binnenerzählung des Sprechers (369–426): Er habe auch eine erfüllte Liebesbeziehung gehabt zu einer Dame, von der viel gesungen und geschriben wurde (372). Öffentlich und heimlich habe sie ihn und er sie erfreut. Er lobt sie und berichtet, dass sie beide vertriben menge nacht (389), doch nun habe er sie verloren. Auf die Nachfrage der Frau berichtet der Sprecher, dass seine Geliebte tot sei; sie habe ihm im Sterben noch einen Brief geschickt, in dem sie ihn aufgefordert habe, zu ihr zu kommen. Er habe aber nicht kommen können, weil er selbst (in anderer Sache) ein Bote war. Dann sei er in Jammer aus jenem Land geschieden. Hiermit endet der Text abrupt. Para l lelen: Die Anfänge von B238 und B215 weisen Parallelen auf: eine Spaziergangseinleitung, die mit dem Hinweis abgebrochen wird, der Sprecher könne nicht alles vollständig berichten; ein expliziter Neuanfang des Erzählens mit Anrede an das Publikum (B215, V.  31f.: Ich muo ß euch abentür verjehen,  | wie mir selbs verd ist beschechen  – B238, V. 21: ich sag euch, wie mir da beschach) und darnach eine Begegnung mit einer einzelnen Dame.

B216 Des Mädchens Klage um den toten Freund

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B216 Des Mädchens Klage um den toten Freund Dialog des Sprechers mit einer klagenden Frau und ihrer Freundin Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leiderer 1972, 93–100 Nr. 8.

Datierung: früheste Überlieferung 1464

Literatur: Williams 2VL 5 (1985), 1116.

Überlieferung: Mü4 167v–172r; 264 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus Augsburg stammenden Sammelhs. Mü4 in einem vor allem von Minnereden geprägten Kontext, unmittelbar nach B372 und vor B16. Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: A Einleitung (1–52): Spazierritt, Jahreszeitentopos: Mai. Sprecher findet in einem schönen Haus zwei klagende Frauen. Er will sie trösten und fragt sie nach der Ursache ihres Leids. Die eine Dame sagt, das nütze nichts, denn trösten könne sie nur noch der Tod. Auf sein erneutes Fragen hin erklärt sie aber doch die Umstände. B Gespräch mit der ersten Dame (53–194): Sie erzählt, dass sie sich einen schönen, edlen und tugendhaften Knaben auserwählt habe, um ihn nach ihren Vorstellungen zu erziehen. Er habe ihr einen vorbildlichen Minnedienst geleistet. Nun habe Gott sie dafür bestraft, dass sie diesen Dienst nicht belohnt habe (Hartherzigkeit der Frau). Viele Frauen beneideten sie um ihn, doch sie sei sich seiner Treue sicher gewesen. Nun aber werde sie für immer schwarz tragen, vor den Leuten aber so tun müssen, als wäre sie glücklich. i Der Sprecher warnt sie davor, dem göttlichen Schicksal zu zürnen – vielleicht wäre sie andernfalls wegen ihres Geliebten ins Gerede gekommen (135: in groß wort mit im chomen). i Die Frau beklagt erneut ihr Unglück: Ihr Seelenheil sei ihr genommen; sie stelle sich nur fröhlich, um nicht von den Leuten beargwöhnt zu werden (Tod aus Liebesleid). Gott habe Körper und Jugend ihres Geliebten mit Tugend clarificiert (154). Er allein sei in ihrem Herzen gewesen und habe völlig ihre Gefühle bestimmt. Nun sei ihre Freude mit ihm ›begraben‹ (167). Daher freue sie sich auf den Jüngsten Tag, an dem sie wieder mit ihm vereint sein werde. i Der Sprecher tadelt, sie tue übel an ihm und sich; ihr Verhalten verursache ihm im Jenseits Qualen; sie solle besser für die arme Seele beten. i Die Frau antwortet, wenn sie wüsste, dass Gott ihr Gebet gefalle, wolle sie es tun, doch sei sie der Ansicht, dass Gott dem Geliebten wegen seines frühen Todes die Sünden vergeben habe und ihr mit Gnade helfe, ihm zu folgen.

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C Gespräch mit der zweiten Frau (206–264): Der Sprecher fragt die andere Frau nach ihrem Leid. i Sie sagt, sie habe nichts Lieberes auf Erden als die erste Frau und leide daher für immer mit ihr und ihrem toten Geliebten. Sie würde ihr Leben für ihn geben, um ihre Not zu lindern. i Der Sprecher unterstützt sie darin, ihrer Freundin helfen zu wollen. Auch er wolle Gott bitten, dass er ihren Kummer in Freude verwandle. i Die Frau rät ihm davon ab, da irdische Freuden schnell vergingen und Gott nicht wolle, dass sie in Freuden lebe. Darein wolle sie sich fügen, bis sie sterbe. i  Der Sprecher wiederholt noch zweimal seine Absicht, Gott um Freude für sie zu bitten (insgesamt dreimal sehr ähnliche Verse: 232–235, 248–251, 262–264). Abschied und Segenswünsche. Der narrative Rahmen wird nicht geschlossen.

B217 Der Rat der Einsiedlerin Dialog an einer Quelle, in dem eine Einsiedlerin der Sprecherin rät, ihren untreuen Geliebten aufzugeben und sich künftig dem ihr treu dienenden Mann zuzuwenden Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Mareiner 1999, 306–329

Datierung: Überlieferung um 1464–1467

Literatur: Karnein 2VL 7 (1989), 1005

Überlieferung: Ne S. 487–493; 304 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Minneredenteil der Hs. Ne, der um 1464–1467 in Schwaben entstanden ist; nach B355 und vor B449. Die Überlieferung scheint teilweise verderbt. Einzelne Verse haben keine Reimentsprechung, weshalb wohl von fehlenden Versen ausgegangen werden muss. Ob es allerdings die von Mareiner als fehlend deklarierten Verse (48, 75, 246, 248, 251 und 254) tatsächlich in einem ›Original‹ gegeben hat und ob seine Konjekturen haltbar sind, müsste durch eine genaue Analyse erst noch erwiesen werden; die Freizügigkeit Mareiners in der textkritischen Rekonstruktion mahnen jedenfalls zur Vorsicht (vgl. Lieb 2002b). Überschrift: Gelück zuo Inha lt: (Verszählung nach Mareiner 1999, der aufgrund von sechs erschlossenen Versen insgesamt 310 Verse zählt.)

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A Einleitung (1–50): Nach einem Spaziergang durch den Wald kommt die Sprecherin zu einer Quelle, um zu rasten (dass das Ich weiblich ist, wird erst in den auf Vers 28 folgenden Versen deutlich). Was sie in der amoenen Maiennatur sieht und hört, beschreibt sie in stereotyper Manier plätscherndes Wasser, singende Vögel, blühende Blumen (12: wen es waß in des mayen plyet). Angesichts der Natur gerät die Sprecherin ins Nachdenken über die wahre Liebe (20–22: wie man in so mencher schar | in wunnen und in freden lept | und in rehter liebe strebt) und äußert schließlich ihren Kummer. Sie habe die Zuneigung eines jungen Mannes, den sie beständig liebte, nur unrechtmäßig (29: mit unrechter lieb) erhalten, denn er sei untreu gewesen und habe sie fast ein Jahr lang hingehalten (39: uff gezogen) und betrogen. Nachdem sie von seiner Unbeständigkeit durch eine dritte Person (offenbar eine Wächterfigur, vgl. 42: die unß dett bewarn) erfahren habe, sei ihr alle Freude abhanden gekommen. So habe sie sich entschieden, nie wieder nach Freude zu suchen (46f.: syd daz ich bin von dem lebenden buo ch | vertriben ön all schuld). B Gespräch (51–293): Während die Sprecherin über ihre unglückliche Liebe nachdenkt, sieht sie eine Einsiedlerin zur Quelle kommen. Diese ist grauhaarig (oder: ganz in Grau gekleidet?) und grüßt freundlich. Da sich die Frauen bereits aus früheren fröhlicheren Zeiten kennen, fragt die Einsiedlerin die Sprecherin: ›schwester, waz suo chstu hie?‹ (63) i Diese erzählt ihr nun im Vertrauen, sie habe sich wegen einer nachträglichen Betrübnis (68: ›Afterreue‹) aus der betrügerischen Welt zurückgezogen. i Da die Einsiedlerin verwundert reagiert, wie man trotz dieser Maienzeit nicht froh sein könne, i berichtet die Sprecherin, dass ihr hertzen luder (76: Lockspeise des Herzens) zerrissen worden sei, woraus ihr Leid und Ungemach entstünden. Daher sei ihr die Welt – wie der Einsiedlerin – lästig. Sie habe einen gut aussehenden und gepriesenen Gesellen hingebungsvoll geliebt. Obwohl dieser von ihrer Zuneigung wusste, habe er sie hintergangen (101 Redensart: ›an den Affenort setzen‹) und mutwillig ihre Freude zerstört. i Die Frage der Einsiedlerin, ob die Sprecherin denn Schuld an der Entfremdung trage, verneint diese vehement. Lachend richtet sich die Einsiedlerin an die Sprecherin und rät ihr, die Trauer über den Gesellen aufzugeben, denn dies würde nur zu vorzeitigem Altern führen. Sie solle sich nicht die bereits gealterte Einsiedlerin zum Vorbild nehmen, da letztere bereits nicht mehr nach Freuden und Vergnügungen verlange. Hätte die Einsiedlerin das junge Herz der Sprecherin, würde sie nicht aufgeben. i Die Sprecherin bittet nachdrücklich, ihr zu raten, wie sie denn in Zukunft leben solle. i Die Einsiedlerin reagiert mit einem Katalog an Ratschlägen, die einige Redewendungen und ausgefallene Formulierungen enthalten (128–144): Da es vergeblich sei, weiterhin an den Gesellen zu denken, solle sie sich Gott ergeben, ihren Zorn aufgeben und ihn seinen falschen Weg gehen lassen (131: und laß in also umb hin lecken); sie solle den Himmel darüber ausbreiten, zukünftig vorsichtig sein und nicht hinter die Tür blicken (132–135: du solt den himel dar über decken,  | und sich dich hin für eben für,  | und sich nymmer hinder die tür, | wen da fint man sölch lüt [konjiziert aus: ljt] siczen). Wenn ihr in Zukunft ein Mann gefalle, solle sie sich ihn zunächst genau anschauen und seine Beständigkeit prüfen; sie solle den Mann meiden, wenn er mit vielen Damen anbandele, sonst würde sie wieder einen schlechten Handel machen (144: felst aber am kof ). i Die

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B217 Der Rat der Einsiedlerin

Sprecherin äußert, sie habe bereits einen solchen liebenswürdigen und freundlichen Gesellen kennen gelernt. i Die Einsiedlerin fragt nach dessen Beständigkeit. i Die Sprecherin erwidert, sie habe diesen Mann in den vier Jahren ihrer Bekanntschaft noch nie unbeständig erlebt. i Da er sich damit grundsätzlich von dem ersten Gesellen unterscheide, bestätigt die Einsiedlerin der Sprecherin, er sei jemand, mit dem sie in Freuden alt werden könnte. i Der Sprecherin wendet ein, sie fürchte sich vor dem durchaus berechtigten Begehren des Mannes. i  Die Einsiedlerin fragt nach dem Namen des geliebten Gesellen, denn sie könne mit Hilfe von Künsten (Magie, Namenssemantik) das Gelingen oder Misslingen der Liebe prophezeien (171: so wil ich bewisen kunst da mit, | ob er dir werd oder nit). i Die Sprecherin nennt die Buchstaben (Initialen?) l, v und d (Mareiner konjiziert: l, u, d, n). i Die Einsiedlerin sagt, sie wisse nicht, wen die Sprecherin meine, und sichert ihre Verschwiegenheit zu, woraufhin die Sprecherin antwortet, sie habe es nun erraten (in V. 174–181 scheint der Text verderbt). – Daraufhin reichen sie einander zum Gutenachtgruß die Hände. – Die Einsiedlerin warnt die Sprecherin vor denen, die ihr nur viel erzählten, um sie auszuhorchen. Sie fordert sie nun auf heimzugehen; ihr Begehren werde erfüllt. i Bevor sie endgültig Abschied nehmen, bittet die Sprecherin noch um Belehrung, da sie dem geliebten Gesellen bereits im Geheimen ganz und gar und in rechter stetigkait (201) verfallen sei. Wie könne sie ihm mit Anstand ihre Liebe zeigen? i Die Antwort der Einsiedlerin stellt sich als eine umfangreichere Unterweisung in der Minne heraus: Die Sprecherin könne doch nun, da sie ihren Geliebten vier Jahre kenne, zuversichtlich ob der baldigen Vereinigung sein. Wenn sie sich nur deutlich zu erkennen gäbe, würde er sie bald auch lieben. Dass er sich noch nicht offenbart habe, liege wahrscheinlich an seiner Zurückhaltung. Da sich dadurch ihr Leid nur vermehren würde, fordert die Einsiedlerin die Sprecherin auf, jegliche Vorbehalte fallen zu lassen. Die Einsiedlerin lacht über die Torheit der Sprecherin und verspottet sie: Ihr Verhalten gleiche dem einer Person, die sich töten will, wenn ihr eine gebratene Taube in den Mund fliegt. Sie solle einem Dritten ihr Verlangen und ihre Gefühle mitteilen, wenn dieser sich ihr treu und beständig zeige. Es gebe Männer, die sich vor den Schwätzern hüteten. Doch geschehe es oft, dass zurückhaltende Männer mit Gerede in Versuchung geführt würden. Die Sprecherin solle daher jene unbeständigen und untreuen Frauen, die gerne ihre Spielchen mit den Männern treiben und von aim zuom andern (240) wandern, verfluchen und meiden. Vielmehr solle sie sich um eine reine Liebe bemühen, ehrbar zeigen, aufrichtig sein und ihn über ›1000 Jahre‹ (250) lieben. i Die Sprecherin bekräftigt nochmals ihre Zuneigung. Der geliebte Geselle könne ihr zu Glück und Heil verhelfen sowie ihrem Herzen Freude bereiten. Sie fragt die Einsiedlerin, wie sie ihr Vorhaben mit Anstand umsetzen solle. i Diese antwortet: Sie solle sich beharrlich und auf verschiedene Weise um den Geliebten bemühen. Zur Bekräftigung ihrer Forderung zitiert die Einsiedlerin Freidank (268: waistu nit, wie der Frydanck sprach?): wer nit durch unhail wel verzagen, | den sol nimer lieb betragen (269f.). i Die Sprecherin nimmt den im Vertrauen erteilten Rat an (273: und hoff mit guotem glimpf so werder min) und verspricht bei ihrem Leben und Besitz, dem Geliebten die Treue zu halten. i Die Einsiedlerin ermuntert die Sprecherin, sie solle dem Geliebten das Herzenstor aufschließen (da es ihr mit ihm besser gehen werde als

B218 Guter Rat an eine Frau

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mit dem ersten Gesellen). i Diese bemerkt, sie würde ihn stets hochachten, selbst wenn sie ihn nicht mehr wiedersehen sollte. C Abschied (294–310): Die Einsiedlerin bekundet ihren Wunsch, Abschied zu nehmen, und bestärkt die Sprecherin nochmals in ihrem Tun. Mit dem zweiten Gesellen hätte sie die richtige Wahl getroffen (297f.: du nymst ain wegerß dar an uff | und welst auch frölich mit aim kaf ). i Die Sprecherin wünscht, ihren Geliebten bald allein zu sehen und von ihren Sorgen befreit zu werden. Da er ihr beim letzten Mal in Freuden zugeneigt war, erwartet sie seine Sympathie auch für das nächste Treffen. i Die Einsiedlerin beendet das Gespräch mit einer Segensformel (307: far hin, und dich gesegen got) und der Verheißung von Gotteslohn.

B218 Guter Rat an eine Frau Dialog über das Verhältnis von Begierde und Beherrschtheit in einer heimlichen Liebesbeziehung; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 67f. Nr. 53

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 217f. Nr. 305

Überlieferung: Ha3 29vb–30va; 126 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, im Kontext von Minnereden, Liedern und Sprüchen. Nach Vers 80 scheint mindestens ein Vers zu fehlen. – Die Bestimmung der Sprache (niederländisch?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergang (1–20): Der Sprecher geht zum Vergnügen in die Natur. Voller Freude nimmt er den Gesang der wilden Vögel, die Kräuter und schönen Bäume wahr. Auf einem Anger findet er eine schöne und fröhliche Frau. B Dialog (21–86): Er begrüßt sie. Auf ihre Bitte hin setzt er sich und fragt, weswegen sie so fröhlich sei. i  Die Frau erwidert, dass sie das erklären werde, wenn er verschwiegen sei. i Er verspricht und schwört es. i Sie sagt, sie habe ein treues und erfüllendes Liebesverhältnis zu einem zuverlässigen Geliebten, der ihre Ehre behüte (ehrenhafte Minneerfüllung). Ihr Problem sei aber das Verhältnis zwischen Natur (Begehren) und Wille (Selbstbeherrschung) (71: Nature ende Wil): Ihre Natur dränge sie nach der Gesellschaft mit ihrem Geliebten, der Wille mahne sie aber, das nicht

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B219 Der schwere Traum

zu tun und auf die bösen Klaffer zu achten. So leide sie darunter, dass sie nicht mit ihm zusammen sein könne. i Der Sprecher rät ihr, in der Öffentlichkeit die Liebe zu verbergen, aber ansonsten ihrer Natur zu folgen und ihrem Liebhaber zu geben, was er wünsche. i Sie erwidert, dass sie ihrem Liebhaber immer treu sein werde und nur Freude schenken wolle. i Sprecher und Frau verabschieden sich mit Segenswünschen. C Epilog (122–126). Der Sprecher erzählt, wie er von dort fortgegangen sei und dass er immer tun werde, was nützlich und gut sei.

B219 Der schwere Traum Erzählung von einem belauschten Gespräch einer Dienerin mit ihrer Herrin, die träumt, dass ihr Geliebter sie betrogen habe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 15. Jh. (He10) bzw. 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹: Be3 29r–31v; 158 V. Lg4 157r–159v; 158 V. Pr2 21r–23v; 158 V. Sonstige Hss.: Be20 57r–59r; 153 V. He10 140v–144r; 158 V. St5 257v–260v; 152 V.

Edition: Büttner 1813, 226–232 (nach St5); Haltaus 1840, 125–127 Nr. II 4 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIII); Geuther 1899, 69 (Laa. der V. 1–20 von He10 und St5 zu Pr2); Matthaei 1913, 158f. (Laa. von He10 zu Pr2). Literatur: Geuther 1899, 69–73; Karnein 2VL 8 (1992), 945f.; Klingner/Lieb 2006, 148 und Anm. 23

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Minnereden in den Sammelhss. Be3, Lg4, Pr2 und Be20 sowie am Ende der Minneredensammlung He10. In Be3, Lg4, Pr2 bildet der Text mit der folgenden Minnerede B247 ein inhaltlich korrespondierendes Paar. Die Überlieferung ist relativ konstant. Die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) weisen keine signifikante Varianz auf (Ausnahme: In Be3 folgt auf den Vers Pr2 96 das vorgezogene Verspaar Pr2 101f.); ebenso gering ist die Varianz zu He10 (Umstellung der Verse 17f.; einzelne Wortvarianzen), die nach Geuther 1899, 70, den »besten Text« bietet. Etwas stärker weichen Be20 und St5 ab: So ist hier das Wort minne konsequent durch liebe ersetzt (vgl. die Verse Pr2 3, 8, 77, 94 mit Änderung des Reimworts in St5 lieb hinne / Be20: lieb hin, 112, 133). Gemeinsam fehlt beiden Hss. das Verspaar Pr2 130f.

B219 Der schwere Traum

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(daneben fehlen exklusiv in Be20 die Verse Pr2 85f. und 114; exklusiv in St5 fehlen die Verse Pr2 4, 104 und 141f.), zudem gehen sie bei inhaltlich signifikanten Wortvarianzen meist zusammen: In der Begründung der langen Heimlichkeit des Betrugs steht statt Pr2 100: geschonet St5 99: geschämpt (so auch Be20 98); statt Pr2 136: er ferret sich dem leib mein hat St5 132: er schemet sich der liebe mein (so auch Be20 131); statt Pr2 147: Der wirt ze letst der weib schimpff hat St5 141: der welt schimpf (so auch Be20 142); statt Pr2 152: schiuhen hat St5 148: versweren (so auch Be20 147). Alleine steht Be20 mit Be20 144: ersucht statt Pr2 149: verschmächt; nur St5 hat St5 10: ansprach, statt Pr2 11: vff prach und St5 70: Mir zu heil vnd die nyt statt Pr2 71: Mir ze hail vnd die not. Überschrift: Vonn einem schwerenn traum einer frawenn (Be3; gleichlautend in Be20, Lg4, Pr2 und St5) Diz ist der Spruch von dem Traume (He10) Inha lt: (Nach Pr2) · A Exposition (1–19): Der Sprecher berichtet von nächtlicher Schlaflosigkeit aus Liebeskummer (von der Minne entzündet; Sorgen), in der ihm das beste Bett nichts nütze. Spaziergangseinleitung: Er bricht auf, geht im Dunkeln einen ihm unbekannten Weg und kommt vor eine schwach erleuchtete Kemenate. B Traum und Erwachen der Dame (20–78): In der Kemenate steht ein verhängtes Bett, vor dem eine betende junge Frau kniet. Sie erblickt den Sprecher und bedeutet ihm, er möge leise und heimlich eintreten. Nun hört er, wie im Bett eine Dame in schlauffes grymme (32) laut die Untreue ihres Geliebten beklagt (Wortwiederholungen: 33: Obe, obe; 34: Ach vnd Ach) und sich herumwälzt: Stossen vnd pliuen (schlagen) | Tetten ir arm vnd pein (38f.). Der Sprecher tritt ein und bittet die junge Frau, ihre Herrin aus ihrem Traum zu wecken, was jene aus Angst, die Herrin könnte sich noch mehr aufregen, unterlassen hat (ab hier bis E wird der Sprecher nicht mehr erwähnt, sodass man nun von einer Situation des Belauschens ausgehen kann). – In diesem Moment richtet sich die Dame im Schlaf schreiend auf. Die Dienerin nimmt sie in die Arme und drückt sie wieder nieder. Alle Glieder der Dame beben, dass das Bett wackelt. Auf Nachfrage der Dienerin kann sie zunächst nicht antworten (Herzstoßen, kalter Schweiß), berichtet aber schließlich, dass sie träumte, ihren Geliebten verloren zu haben. Dies wäre ihr unerträglich. Schon vier Nächte habe sie denselben Traum gehabt, dessen Inhalt sie wiedergeben will. C Traumbericht der Dame (79–115): In einer Minneszene kommt der Geliebte zu ihr. Sie umarmt und küsst ihn, nennt ihn ihren ›Leidvertreib‹ und beteuert, ihm seit vielen Jahren ergeben zu sein. Der Mann berichtet jedoch, eine andere Frau zu lieben, die ihm das Herz gestohlen habe, was er aus Rücksicht bisher verschwiegen hätte (100: das ich dein geschonet hovn). Er sei ihr schon seit drei Jahren nicht mehr treu, sondern habe sich der anderen zugewandt, die ihn erfreue und überdies besser aussehe (112f.: Wann ich sy mynn für dich | Vnd geuelt meinen augen bas). Sie solle das akzeptieren, da es sich nicht ändern ließe. D Gespräch zwischen Dame und Dienerin (116–155): Die Dame ist von den geträumten Worten ihres Geliebten zu Tode betrübt. Ihre Dienerin dagegen versucht lachend,

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B220 Klage einer älteren Frau

ihr den Traum positiv auszulegen bzw. Träume als trügerisch zu diskreditieren. Die Dame berichtet, dass sie schon seit einem Jahr einen Untreueverdacht hege: Er habe ihr keine Bitten mehr erfüllt, sich von ihr zurückgezogen und sie aus angeblichem Zeitmangel (140: hatt ze schaffen anders was) vertröstet. Die Dame beklagt ihren Schmerz, will die Situation aber akzeptieren. Sie setzt darauf, dass solche Verachtung treuer Liebe auf den Mann zurückfalle, und rät allen Frauen, solche Männer zu meiden. E Schluss (156–158): Der Sprecher geht und legt sich wieder schlafen. Para l lelen: Geuther 1899, 70–73, weist auf ähnliche Formulierungen in B194 und B213 hin (mit Belegstellenliste), und vermutet einen mitteldeutschen Dichter ›Gozold‹ (nach der Überschrift von B213 in He10) als Autor aller drei Texte.

B220 Klage einer älteren Frau Dialog zwischen einer älteren Frau (Ich-Sprecherin) und einem jungen Mann über den Verfall treuer Liebe Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1853a, 1399–1403

Datierung: Überlieferung nach 1473

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1161f.; Uhl 2010, 276, 279

Überlieferung: Mü6 47r–51v; 188 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ersten Teil von Mü6, der nach 1473 in Nürnberg für den Patrizier Anton Haller entstanden ist und Sprüche, Minnereden und Mären enthält. Direkt im Anschluss folgt B46, in der ebenfalls ein weibliches Ich spricht. Zwischen beiden Texten steht eine rubrizierte Sentenz (›Die Liebe ist gut. Wer ihr recht tun will, soll es so mit ihr halten, wie die Sprecherin, dann währt sie ewig‹). Sie lässt sich auf beide Gedichte (als Schlussmoral / als Exordialsentenz) beziehen, ist aber vermutlich eher zu B46 zu rechnen, da B220 durch die Titelnennung in V. 188 abgeschlossen wirkt. Überschrift: Ein ander spruch Inha lt: Traumeingang: Die weibliche Sprecherin schläft vor Kummer auf einer Wiese ein. Dann hört sie eine liebenswerte Stimme. Ein Mann weckt sie und fragt sie nach der

B220 Klage einer älteren Frau

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Ursache ihres Kummers. i Sie wundert sich über die Frage, meint aber in dem Mann der wellt knecht (19) zu erkennen, weshalb sie ihm antwortet: Zwar habe sie ausreichend Freude und Besitz, doch wegen ihres Alters und ihrer Hässlichkeit müsse sie sich von Jung leüt mit freüden (31) trennen und eine Fremde (36: also ellenden) bleiben. i Der junge Mann widerspricht: Sie sei nicht zu alt, solle sich einen jüngeren Mann suchen und sich mit der Welt freuen. i Die Sprecherin wiederum hält nichts von diesem Rat, da sie genau dies vor Jahren schon getan habe. Nach intensiver, treuer und ehrenhaft erfüllter Minnebeziehung hätten sie und ihr damaliger Geliebter sich aber trennen müssen (kontingentes Geschehen: 65f.: Biß auf ein zeit das geschach | Das man vns beide scheiden sach). Sie sei davon ausgegangen, dass sie beide jeder für sich ewig den Trennungsschmerz erdulden würden. Doch habe sie schon nach wenigen Jahren erfahren, dass er anderswo sein Glück suche. Sie selbst habe sich neuen Liebesbitten lange verschlossen, bis auf das eine Mal, als ein mynnigklicher hellt (78) ihr seine Liebe kund getan habe; diese Liebe habe eine solche Macht in ihr gewonnen, dass kein Mann sie stören könne bis zum Tode; sie hoffe, dass Gott ihn ihr gönnen werde (der Sinn dieser Passage kann wegen der Uneindeutigkeit und aufgrund des Kontextes dreierlei sein: 1. Der ›minnigliche Held‹ ist mit dem ersten Mann identisch; 2. Es handelt sich um einen neuen Liebhaber; 3. Der neue Liebhaber ist Christus). i Der junge Mann fragt, ob sie alle Männer für so wankelmütig halte wie ihren ersten Geliebten. i Sie antwortet mit einer Männerschelte und Zeitklage (inkonsequente Inquit-Formel: statt ›Ich sprach‹ steht hier: Die fraw sprach [90]): Die jungen Männer seien unbeständig, buhlten auf ungehörige Weise um die Frauen, suchten Annerkennung durch Trinken zu erwerben und plauderten heimliche Liebesgeständnisse aus. Statt gottesfürchtig und verschwiegen zu sein und sich in ehrenvollem Kampf zu beweisen, verlustierten sie sich beim Tanz: Mit Jucktzen vnd schreien vmbher schwantz (118). i Der junge Mann gibt die Anschuldigungen zurück: Die Frauen seien es, die reiche, aber faule und feige Männer jenen vorzögen, die in Kämpfen ausgewiesen, aber arm seien. i Die Sprecherin pflichtet ihm bei und klagt, dass die weiblichen Tugenden verfallen seien, seit es Mode wurde, gut fur ere (134) zu nehmen, d.h. Ehre käuflich zu machen. Zu ihren Zeiten sei noch der tapfere piderman (144) bevorzugt worden, auch wenn er arm gewesen sei (Laudatio temporis acti). Heute aber gälten andere Qualitäten als erfolgverheißend: Vor der Sonne geschützter Teint; Bevorzugung des Badehemds vor dem besten Panzer aus Mailand; lockige Haare. i Der junge Mann warnt die Sprecherin vor Männern, in deren Herzen Firbitz würtz (›Neugierwurzel‹) vnd wanckel kraut (160) wachse, und bietet ihr unvermittelt seinen Dienst an. i Die Sprecherin erinnert ihn an ihr einmal gegebenes Treueversprechen, sie wolle ihre Zeit mit dem vertreiben, den mir got hat beschert | Vnd mir leib vnd sel ernert (175f.). Außerdem wolle sie allein bleiben, da man die Liebe nit treibt als vor Jarn (178). i Der junge Mann bittet Gott, die Treue der Sprecherin zu unterstützen, und verabschiedet sich. Er will die unvergleichliche Reinheit der Sprecherin überall preisen. – Titelangabe: Die Rede heist du hast mein hertz allein (188). Para l lelen: Auch in der gemeinsam unikal überlieferten Liebesklage B46 spricht ein weibliches Ich.

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B221 Die einsame Beleidigte

B221 Die einsame Beleidigte Dialog mit einer Dame, die einsam im Wald lebt, weil ein Mann sie verraten hat Ve r f a s s e r : Augustijnken van Dordt (?), unterschrieben mit ›Her wanckelmoet‹

Edition: van Vloten 1866, 394–399; Kossmann 1940, 125f. Nr. 100

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: van Oostrom 1996, 110–112; Hogenelst 1997 Bd. 1, 168f. und Bd. 2, 224f. Nr. 319

Überlieferung: Ha3 61ra–62rb; 190 V.

Beschreibung der Überlieferung: Im Kontext von Minnereden, Liedern und Sprüchen nach zwei Minnereden von Augustijnken (B369, B393) überliefert und gefolgt von einer Rede von Noydekin. Ob diese Minnerede Augustijnken zugeschrieben werden darf, wie Brandis meint, ist zweifelhaft (über ›Her Wanckelmoet‹ siehe Hogenelst 1997 Bd. 1, 168f., über Augustijnken ebd. passim). – Die Bestimmung der Sprache (niederländisch?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–23). Der Sprecher erzählt, wie er im Mai an einem Locus amoenus (Wiese, Blumen, Kräuter, Vogelgesang, Fische im klaren Bach) eine wunderschöne Dame triff, die einen blühenden Zweig in der Hand hält. B Gespräch (24–186): Die Dame redet den Sprecher fast immer mit Cnape (›Knappe‹, junger Ritter) an, er sagt Joncvrou zu ihr; meist schneller Sprecherwechsel (überwiegend zwei bis sechs Verse pro Redebeitrag). Der Sprecher grüßt die Dame und fragt, warum sie sich alleine an ihrem Ort befinde. i Sie erzählt, dass Untreue unter Männern und Frauen entstanden sei. Sie könne niemandem mehr vertrauen und lebe deswegen allein. i Er erwidert, dass alleine zu sein ›Armut‹ bedeute, und fragt sie, ob sie schon lange hier sei. i Sie antwortet, dass es schwer sei, leidvolle Erfahrungen zu ertragen. Sie wisse aber, dass sie nicht die Einzige sei, die sich wegen übler Nachrede außerhalb der Freude befinde. i Er antwortet, dass es gut sei, mit guten Leuten zusammen zu sein. i Sie erwidert, dass sie sehr gelitten habe wegen Leuten, die prahlten, eifersüchtig seien (64: die roemen ende niden) und ihre Versprechungen nicht hielten. i Er wendet ein, dass man gute Leute lieben solle. i Sie wolle jedoch gerne alleine sein, weil sie nicht wissen könne, wie die Menschen seien. i Er wiederum ist der Ansicht, dass es nicht richtig sei, das ganze Leben lang gute Gesellschaft zu meiden; nur Bösen solle man aus dem Weg gehen. Niemand habe Sicherheit im Leben, außer der Gewissheit, das man sterben werde, man solle aber immer auf das

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Beste hoffen. i Darauf legt die Dame dem Sprecher einige Fragen vor: Was sei besser zu ertragen, von einem Freund oder einer neutralen Person belauscht zu werden? i Er antwortet, dass man Freunden vertrauen, aber mit anderen Leuten vorsichtig sein solle i Sie wendet ein, dass sie niemand besser verspotten könnte als derjenige, dem sie vertraue. i Er bejaht. i Sie berichtet, dass sie demjenigen, der sie verraten habe, ohne weiteres vertraut habe. i Er antwortet mit einem Sprichwort: ›Man soll besser auf halbem Wege umkehren, als ganz in die Irre gehen.‹ i Sie ist der Meinung, dass ihr niemand schaden könne, solange sie nur allein bleibe. i Er glaubt, dass es unverständlich und ein Fehler sei, diesen Schluss aus einem so seltenen Fall zu ziehen. i  Als sie fragt, was sie machen solle. i  Er antwortet, sie möge sich in gute Gesellschaft begeben: Dort werde sie am Ende Gutes erfahren. Ihren Entschluss werde sie nicht bereuen. i Sie erwidert, dass sie es nicht mehr ertragen könne, denjenigen zu sehen, der sie verraten habe. i Er ist der Meinung, dass man besser vorher überlegen solle, als später bereuen (Sprichwort: ›Ein törichtes Beginnen ist kaum ein Beginnen‹). i Sie aber bleibt bei ihrer Entscheidung, weil sie denjenigen hasse, der sie verraten habe. i Der Sprecher ist dennoch der Meinung, dass sie ihn meiden könne und andere Freude auffinden werde. i Sie verabschiedet sich ohne Wandel ihrer Meinung und beginnt zu weinen. i Der Sprecher versichert, dass er nie eine so schöne Dame gesehen habe. Er verabschiedet sich und sieht sie nie wieder. C Schluss (187–190): Der Sprecher mahnt sein Publikum – Apostrophe an Herren, junge Männer, Jungfrauen und Damen –, in beständiger Treue zu leben. Derjenige, der eine unschuldige Frau zugrunde richte, wisse nicht, was er tue. Unterschrift: Her wanckelmoet.

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B222 Von den guten Frauen

B222 Von den guten Frauen Monologische Mahnung, dass ein Mann die Liebe einer tugendhaften Dame erwidern soll; mit exemplarischer Klage einer Frau, deren Liebeswerben (Jagdbildlichkeit) bisher nicht erfolgreich war (ohne narrativen Rahmen). Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch Datierung: früheste Überlieferung 1430–50 (Ha2), entstanden wohl um 1400 (vgl. Meder 1991a, 26) Überlieferung: Bs3 8ra–8vb; 148 V. Ha4 40ra–41ra; 148 V. Exzerptüberlieferung: Ha2 S. 89f.; 36 V.

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 73f. Nr. 34 (nach Ha4 mit Laa. von Bs3 und Laa. von Ha2 auf 326) Literatur: Zacher 1841, 265; Hoffman von Fallersleben 1857, 33 Nr. 144; Verwijs 1871b, XXIII; Glier 1971, 285; Hogenelst 1997, Bd. 1, 113 und Bd. 2, 128f. Nr. 175; Meder 1991a, passim; Meder 1991b, 152.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4, inmitten von anderen Reden Hildegaersberchs. Nur die ersten 38 Verse (23f. fehlen) sind auch in der kleinen Sammelhs. Ha2 zwischen einer Bauernschelte und einem Märe überliefert. Bs3 und Ha4 weisen keine signifikante Varianz auf, manchmal hat Bs3 allerdings bessere Lesarten (z.B. 64: Bs3 onbequam, Ha4 ombetaem; 85: Bs3 in hem hi reden inne heeft, Ha4 op dat hi reden inne heeft). Die Version Ha2, endet nach V. 38 mit Amen, sie hat einige andere, meistens verständlichere Varianten. Überschrift: Vanden goeden vrouwen (Bs3, Ha4) Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Bisschop/Verwijs 1870) · A Kasus und Minnelehre (1–85): Exordialsentenz: Wenn einem Mann die Wonne widerfährt, dass eine gute Frau ihm ihre Gunst schenkt, soll er dieser Frau auch Gutes tun. Der Sprecher berichtet, wie er eine gute Frau klagen hörte, dass der Mann, dem sie ihre Gunst schenken wollte und auf den sie wartete, kaum darauf achtete. Der Sprecher kommentiert diesen Kasus: Wer in Treue warten kann, soll belohnt werden. Derjenige, der seinen Freunden nicht hilft, obwohl er dazu imstande ist, bringt selbst Schande über sich. Allerdings könne es auch passieren, dass eine Frau bezaubert wird von einem plumpen unvernünftigen Kerl (25: plompe doeren), nur weil er einen schönen Körper hat oder schmeichelhaft redet. Einen Toren soll man mit Bohnen nähren, wenn er mit dem Wildbret nicht umzugehen weiß (sprichwörtlich?). Wie sollte ein solcher dann

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mit Frauen Umgang haben (32: Ha2 und Ha4: vrouwen dan vis(i)eren, Bs3: mit vrouwen vertieren)? Ein schlichter, aber tugendhafter und weiser, ehrenvoller Mann soll Frauen ehren (38; hier endet die Fassung in Ha2 mit Amen). Ein dummer Kerl weiß nicht, wie lobenswert Frauen sind: Man soll sie preisen vor Gold und Edelsteinen. Sie befreien das Herz eines Mannes von Kummer und Sorgen frei und wecken es auf, wie der Morgen die Vögel froh macht, sodass der Mann nach Ehre strebt. Rechte Minne verlangt gute Taten – nach denen strebt der Böse nicht. Deswegen erhält daher auch der Böse wenig Lob an Orten, wo gute Leuten zusammen sind – anders als einer, der um einer Frau willen Leben und Gut aufs Spiel setzt (73: In storme, in stride, in tafelronde). Wer aber Übles über Frauen sagt, soll verlacht und verachtet werden. Da Evas Sündenfall von Maria wieder gesühnt wurde soll ein treuer Mann guten Frauen dienen. B Klage der abgewiesenen Dame (86–121): Der Sprecher nimmt nun den zu Beginn erwähnten Kasus vom unrecht handelnden Mann wieder auf. Die Frau habe sich beim Sprecher über diesen abweisenden Mann beklagt, aber angekündigt (nun in wörtlicher Rede), dass sie ihn weiter ›jage‹ wie ein Jäger das fliehende Wild. Würde ein Jäger nicht weiter verfolgen, was er anfangs nicht gefangen habe, würde manches Wild entkommen. Sie müsse Süßes und Saures aufs Spiel setzen, ob sie gewinne oder verliere. Nach diesem ›Gespräch‹ trennen sich der Sprecher und die Jungfrau. C Kommentar (122–145): Der Sprecher will ihr nicht von ihrem Entschluss abraten, da der Liebende seine Sache ohne Zögern verfolgen solle. Er kommentiert dies mit Metaphern und Sprichwörtern (?): Wo Wille mit Hoffnung und Freude (126: ghenoechte) zusammengeht, entsteht ein fester Strang; die Liebe möchte immer zurückkehren zum Stamm, aus dem sie gesprossen ist; wer krank ist, wäre gerne gesund; wer schon halb über den Graben ist, will nicht zurückkehren und wer halb durch die Furt ist, geht weiter, auch wenn er nass wird; klug ist derjenige, der, bevor er den Anker auswirft, prüft, ob der Boden den Anker festhalten wird; wo der Boden den Anker halten wird, darf der Schiffer kühn sein. Sonstiges: Diese Rede ist in den Arbeiten von Willem van Hildegaersberch, der kaum Minnereden gedichtet hat, eine Ausnahme. Nur dieser eine ›Sproke‹ hat den höfischen Minnedienst zum Thema. Anders als in Minnereden üblich, wirbt die Frau hier um den Mann, und ihr Jagen (nicht: sein Jagen) soll belohnt werden (vgl. Meder 1991a, 234).

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B223 Der Spiegel

B223 Der Spiegel Lob der Geliebten und Traum von einem Spiegel, der die Wahrheit offenbart Ve r f a s s e r : Meister Altswert Datierung: früheste Überlieferung vor 1410 (He10) Überlieferung: He3 216v–222v; 366 V. He9 106v–114r; 366 V. He10 67r–73r; 364 V.

Edition: Holland/Keller 1850, 117–128 (krit.); Meyer, K. 1889, 35 (Korrekturen zu Holland/Keller) Literatur: Meyer, K. 1889; Glier 1971, 216–225; Wittmann-Klemm 1977, 115; Glier 2VL 1 (1978), 319f.; Wallmann 1985, 306; Janota 2004, 344; Lichtblau 2007, 129–132

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Konvoi mit drei anderen Texten Meister Altswerts in der Reihenfolge B429, B430, B431, B223. Nur in B429 nennt sich der Autor ›Meister Altswert‹, die anderen Texte werden ihm aufgrund von Stil und Überlieferungsgemeinschaft zugewiesen. Die Altswert-Autorsammlung ist in He10 als ursprünglich selbständiger Faszikel überliefert. In He9 eröffnet sie die Minnereden-Sammlung, in He3 folgt sie auf die die Hs. eröffnenden Großformen B232 und B439 sowie zwei Texte Hermanns von Sachsenheim (B465 und B226). Die Hss. stimmen bis auf wenige, signifikante Varianten überein: In V. 22 ersetzten die jüngeren Hss. das unverständliche crosest (He10) durch drostest (He3, in Bezug auf das Reimwort losest) und durch troschest (He9); in V. 122 heißt es Sonder folter (He10) gegenüber An als fel (He9) bzw. Yn als fel (He3); in V. 176 gnick (He9) bzw. gnyck (He10) gegenüber kyn (He3); in V. 246 Mich tucht wie sie in wolte han (He10) gegenüber Ich gedacht ob sie in wölt gern han (He3, He9) und in V. 288 hünt (He10) gegenüber huot (He3, He9). Die Verse 88 und 158 fehlen in He10. Überschrift: dieß ist der spiegel (He10) Inha lt: (Zitate nach der Edition von Holland/Keller 1850, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden) · A Preis der Minne (1–24): Der Sprecher richtet sich in anaphorischen Apostrophen direkt an die ›Minne‹ (Minn, du bzw. Minne, din …) direkt an und preist ihre reichen Gaben, die gleich einer wunderbaren Frucht unzählige Freuden, Trost und Kraft spenden können. Da die Macht der Minne ungemein groß sei und alles von ihr abhänge, wünscht sich der Sprecher, ihr Gefährte zu sein. Die Minne entzünde und lösche, schwinge und schlage in ihm. B Liebe und Freude (25–48): Der Sprecher bekennt, dass der Zunder der Liebe sein Herz ganz und gar entflammt und ihm damit Freude gegeben habe, an der es ihm

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lange Zeit mangelte. Sollten seine Hochgestimmtheit und sein Glück anhalten (36f.: Wil mins heils wünschelruote | Mich lan in irm dienst sin), könne er immer ohne Leid leben. Seine Freude wachse beständig (in 43–52 kommt das Wort ›Freude‹ in jedem Vers vor; Wortwiederholung). C Preis der Dame (49–88): Der Sprecher preist Zucht, Scham und ›rechtes Maß‹ seiner Dame. Unvergleichlich groß seien ihre Würde und ihr Lob. Sie sei ein mit Freude gefülltes Gefäß: Uz irem mund tugent fliuzet, Fröude sie in mich giuzet (63f.). Kurze Baumallegorie: Ihre Liebe sei wie ein Baum, der in dem Sprecher wurzele, dessen Glückszweige sich in ihm entfalteten und dessen Äste ihn umfingen. Jedes Gebot der Dame wolle der Sprecher vollständig befolgen. Sie trage den ›Ring der Maße‹ (86). D Traum: Geschenk des Kaufmanns (89–158): Der Sprecher träumt, auf einem großen Jahrmarkt von einem Kaufmann angesprochen zu werden, der ihm  – von der Tugendhaftigkeit des Sprechers überzeugt – einen stehelin spiegel (113) anpreist: Dieser kostbare Spiegel verfüge über die wundersame Fähigkeit, stets die Wahrheit zu offenbaren. Kein Betrug (wie ein mit Gold überzogener Stein) könne ihn täuschen; keine Bosheit könne sich vor ihm verbergen. Anständige Frauen und Männer würden im Spiegel ganz und gar mit Blumen geschmückt erscheinen (126: durchflorieret); böse Menschen hingegen erblasst und mit ruom wol bestrichen (128; mit Kehricht oder Mist bestrichen). Anhand eines Gleichnisses erläutert der Kaufmann die Wirkung des Spiegels: Gegenüber rotem Glas – so rein es auch sein möge – erkenne man die Echtheit eines Rubins daran, dass er des Tages wie des Nachts leuchte. Genauso bleibe dem Spiegel die Wahrheit über Frauen und Männer nicht verborgen. Der Aufwand, den man bei der Begutachtung eines Schweins betreibe (145–147: Den rachen man im uf zert, | Daz mul wirt im uf gespert; | Man luogt, ob ez rein si), sei beim Spiegel vollkommen unnötig, da sich in ihm alle Dinge ohne weiteres Zutun offenbarten. Der Kaufmann schenkt den Spiegel dem Sprecher; dieser bedankt sich. E Traum: Begegnung mit der Dame (159–257): Das Gespräch zwischen dem Kaufmann und dem Sprecher belauscht eine Dame, deren einzigartige Schönheit (rote Wangen wie eine blühenden Aue im Mai; klare Augen wie ein Falke) und Zucht selbst den sittenlosesten Mann beeindruckt hätten. Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema (169–185): Kopftuch, Stirn, Haare, Augenbrauen, Nase, Mund, Nacken (176: gnick), Brüste, Kinn, Zähne, Schultern, Arme, Finger, Hände, schlanke und hohe Körpergestalt, daz mittel teil (die Hüften?) waz groz (183), Oberschenkel, Beine und Füße. Die Dame, die ein Engelskleid trägt, bittet den Sprecher darum, in den Spiegel sehen zu dürfen. Sie möchte wissen, Wie wir bed sin gemuot, | Und ob der spiegel wil sin guot (193f.). Als der Sprecher der Dame den Wunsch gewährt, schaut sie lange in den Spiegel um den Sprecher zu betrachten. Auch wenn ihm verborgen bleibt, was sie darin erblickt, ist er zuversichtlich, dass sie nichts Schlimmes von ihm zu sehen bekommt. Als nun auch der Sprecher mittels des Spiegels die Dame betrachtet, erkennt er ihre vollkommene Tugendhaftigkeit, die er im Folgenden unter anderem anhand einer Baummetaphorik preist (214–240): Sie sei ein Baum des Maßhaltens; ihre Wurzeln gründen in der Beständigkeit; ihre Treue wachse Tag und Nacht; ihre Zucht grüne überall; ein böser Gedanke müsse an ihr verwelken. Wie ein Adler hoch oben am Himmel übertreffe sie alle Frauen der

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Erde. Am Blick der Dame erkennt der Sprecher sodann ihren Wunsch, den Spiegel zu besitzen. So unterbreitet er ihr das Angebot, ihr den Spiegel und sein ganzes Vermögen zu schenken, sollte sie ihm im Gegenzug ihre Gunst erweisen. Das Feuer der Liebe habe ihn entzündet, wie es ihm zuvor noch nicht geschehen sei. Als der Sprecher der Dame gesteht, dass ein tröstliches Wort von ihr für ihn das größte Glück bedeute, läutet es zur Messe, und er erwacht. F Anrufung der Dame (258–344): Der Sprecher kann die Dame seines glückverheißenden Traumes nicht mehr vergessen. Es folgt eine gebetsartige Anrufung der Dame mit einer differenzierten Licht- und Feuermetaphorik sowie Canifizierungen. So bittet er die Geliebte unter anderem darum, ihn mit ihrem durchscheinenden Licht zu erleuchten und das Feuer, das noch in ihm glimmt, anzufachen (279: Min holz, daz ist zunder). Er versichert ihr zudem, dass sein Feuer keinen Schaden verursachen könne, da es von seinen acht Hunden bewacht werde: Wolbedacht (289), Liebe (299), Minn (301), Stete (303), Triuw (304), Zuoversicht (306), Will (308) und Harre (311), auf diese könne sich der Sprecher verlassen. Doch auf einen neunten Hund mit Namen Trost richte er sein ganzes Verlangen. Da nur sein Erwerb den Sprecher von Sorgen und Traurigkeit befreien könne, bittet er Gott um Hilfe, damit der erfrorene Zweig seines Glücks (330: Miner selden zwig was erfrorn) wieder Früchte trage. Für den Besitz des Hundes sei der Sprecher bereit, sein gesamtes Vermögen aufzubringen. G Abschließender Preis der Dame (345–366): Der Sprecher nimmt die anaphorische Reihung von A wieder auf (345: Frow, hochgeborn; 347: Frou fri; 349: Frou, adels riche; 351: Frou wirdig usw.) und spricht nun der Dame sämtliche Attribute vollkommener Tugendhaftigkeit zu: Sie sei von hoher Abkunft, ungebunden, edelmütig, würdevoll, selig, aufrichtig, züchtig, liebevoll, schön und ehrenhaft. Er wünscht sich von ihr Frieden und Versöhnung und versichert ihr seine treue Ergebenheit. Nicht weniger als sein Leben habe er in ihre Hände gegeben.  – Die Rede endet mit der Nennung des Titels: Dis rede heizet der spiegel (366) und einem Amen.

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B224 Der Maienkranz Mit gelehrtem Wissen und Fachbegriffen durchzogene Erzählung von der Begegnung mit einer Dame, die nicht weiß, was Minne ist, die der Sprecher belehrt und die ihn bekränzt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 174v–182r; 353 V. Lg4 304v–312r; 353 V. Pr2 158r–163v; 358 V.

Edition: Haltaus 1840, 234–238 Nr. II 57 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Geuther 1899, 117f.; Karnein 2VL 5 (1985), 1166f.; Egidi 2008, 152–156

Beschreibung der Überlieferung: Ohne signifikante Varianten überliefert in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), in einem Minneredenkonvoi zwischen den Minnereden B404 und B303. Wohl versehentlich fehlen in Be3 und Lg4 die Verse Pr2 159, 302, 306, 330 und 342. Überschrift: Von dem mayen krantz (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · A Naturbeschreibung (1–105): Der Sprecher reitet aus, weil er zu einer Zusammenkunft (2: sambnung) seiner Freunde will. Er beschreibt detailliert und originell die sommerlichen Naturereignisse: Der Mai habe mit der süßen Salbe des Duftes Blumen und Blätter entschlossen usw. Als der Sprecher durch Veilchen, Rosen und Klee reitet, entdeckt er auf dem Anger einen Kräutergarten (25: wurtzgarten), der von gelben, roten und braunen Lilien begrenzt wird, die den auf Beeten (33: geschav chzabelt vnd gefiert) gepflanzten Kräutern und Gewürzen Schatten spenden. Eine Vielfalt besonderer Pflanzen begutachtet der Sprecher (36–55): Bonaria (Dürrwurz), verbavn (Eisenkraut, Verbena), saluay (Salbei), rawtten (Raute), polay (Polei-Minze), Deyment (Thymian, Be3: ymen, Lg4: yment), Yspen (Echter Ysop) und Fenchel (die Verse 46 und 48 kehren unten, 278f., ähnlich wieder). Ebenso prüft er den Saft der Tunlin (Mandragora officinarum, Alraun, Zauberwurz?; Be3 und Lg4: Twalm) mit seinem Balsam und intensiven Wohlgeruch (55: palsam vnd … pisem). Das grüne Gras ist von roten und weißen Rosenblättern bestreut und von Tau und Duft durchfeücht (60), was den Anger fruchtbar macht. – Dann berichtet der Sprecher von der Tierwelt, wobei er zunächst den Gesang der Waldvögel mit zahlreichen musikalischen Fachtermini beschreibt (62–85): Jegliche Dissonanzen seien verboten (66: dysonyern); vielmehr sängen sie in Quinten (67: quinttieren) und beherrschten

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den Wechsel (Mutation) zwischen den Hexachorden (68: die mutantzen diuidieren); nach einem Eingangslied (69: Canduckt, lat. conductus) musizierten sie sogar mehrstimmig in gegeneinander laufenden Melodielinien (Tenor, Diskant). Die Vögel gerieten untereinander lautstark in Streit (78: Peyssen rupffen vnd auch rauffen): Sobald ein Vogel ein Rosenblatt in den Schnabel nehme, zerrissen und zerstörten es ihm die anderen. Die Rosenblätter stieben umher wie Staub (87: Als die molten) in der Hitze. Ebenso erblickt der Sprecher Hirsche, Rehe, Hirschkühe, die von den Linden essen, sowie Bären, Wildscheine und schließlich zwischen Rosensträuchern Hasen und Füchse. B Jagdszene (106–135): Beim Weiterritt durch eine Gebirgsschlucht, in welcher der Anger liegt, sieht der Sprecher, wie ein rotes Eichhörnchen ihm aus der Ferne entgegenspringt. Er will es als Liebesgabe für seine Geliebte erjagen, doch das Tier springt hin und her und schlägt Haken. Da muss der Sprecher über die Beständigkeit seiner Geliebten nachdenken. Nur diese könne ihn glücklich machen und ihm ›hohen Mut‹ geben. Doch bekümmern ihn die Sehnsucht und die Ungewissheit, ob am Ende Liebe oder Leid stehe. Er hoffe aber, die Liebe werde die Oberhand gewinnen. C Beobachtung der jungen Frau (136–219): Der Sprecher beendet die Jagd auf das Eichhörnchen und folgt der Spur kleiner menschlicher Fußabdrücke, die ihn in den Kräutergarten zurückführen. Dort erblickt er eine wunderschöne junge Frau, die er heimlich beobachtet und detailliert beschreibt: Tanzend spaziert sie durch den Garten und flicht sich einen Rosenkranz, den sie sich schließlich auf den Kopf setzt. Sie trägt ein grünes Kleid, das in allem maßvoll gestaltet und mit einer Inschrift aus goldenen Buchstaben versehen ist, die besagt: Wer nicht alleine bleiben kann, hüte sich vor falscher Gesellschaft (163f.: Wer nit müg beleiben ain | Der hüt sich vor valscher gemain). Sie sieht aus wie ein Jäger. Um ihren Hals trägt sie eine goldene Kette, an deren Gliedern kleine Jagdhörner hängen (?), auf denen Buchstaben eine Inschrift bilden: ›Wenn du von Herzen klug sein willst, dann blase still und leise‹. In der einen Hand hält die junge Frau einen Zweig, als wolle sie zu einem Tanz aufspringen. Der Sprecher preist ihre unübertroffene Schönheit (178f.: Ir varb ob allen varben gantz | Von glantzem schein vnd widerprehen): goldfarbenes Haar, weiße Haut. Sie könnte die Krone der Schönheit tragen, wen sie nur anschaue, müsse froh werden. Betört von ihrem rubinroten Mund phantasiert der Sprecher: Ein Kuss von der Frau würde jede Verletzung sofort heilen; das größte Glück wäre es, an ihre Brust gedrückt zu werden (198f.: Wurd ich vmbfangen an ir prust | Ich nems für aller welt hordt); alle Schmerzen wären verschwunden, sagte sie nur den einen Satz: ›Schweig, geliebter Geselle, du bist mein‹. Derjenige könne sich glücklich schätzen, der ihren engelsgleichen Leib (207) in beständiger Liebe berühren dürfe. Auch wenn ihn Gott persönlich ins Himmelreich führen wollte, bliebe der Sprecher doch lieber bei dieser schönen Frau auf Erden. Unsagbarkeitstopos, bezogen auf ihre Tugenden. D Gespräch über die Jagd (220–263): Der Sprecher geht der jungen Frau entgegen. Sie begrüßt ihn, er verneigt sich vor ihr. Sie erkundigt sich, wer ihn in diesen Garten gebracht habe. Wenn der Sprecher jemanden erwarte, solle er ihm einen anderen Treffpunkt mitteilen, da sie niemanden in ihrem Garten ertragen wolle (231–233:

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Dis pluomen sind allein mein | Vnd das tach von sunnen schein | Das mir der May hat hie gepawen). i  Der Sprecher bittet die Frau, kein Misstrauen zu haben und ihm Schutz zu gewähren. Er habe sich auf einer Beizjagd in den Garten verirrt und wäre wegen des süßen Geruchs geblieben. i Sie erlaubt ihm zu bleiben, bittet ihn aber von der Jagd zu erzählen: Gehe er auf bestimmte Weise vor, oder verfolge er keine bestimmte Richtung? Ziehe er es vor, die Wiege der Tiere auszukundschaften, um näher an sie heranzukommen, oder liege er lieber auf der Lauer? i Der Sprecher antwortet ihr, dass er das Wild aus dem Verborgenen schieße. Wenn die Tiere auf das Feld hinausträten, dürften sie durch ihn nicht verschreckt werden. i Die junge Frau o bezeichnet solches Jagen als schmerzlich (254: hertt). Weil es Yetz ze fru vnd dann ze spat (255) komme, vergleicht sie es mit der Zeitlosen (256: Als die zeitlos), die im Frühling und im Herbst erblüht. Er jage in yrren litzen (259; in den falschen Gehegen?). E Das Binden des Kranzes (264–287): Unvermittelt bittet die Frau den Sprecher, sich zu ihr zu setzen, um mit ihr einen Kranz zu winden. Dazu reicht ihr der Sprecher einen Reif (264: ain schin), auf den sie folgende Kräuter und Blumen bindet: pasilien (Basilikum oder Petersilie), gilien (Lilien), Baldriones (Baldrian), weiße Blumen, pidmel (Bibernelle), Patônij mit plumen gel (gelbe Pfingstrosen), die runden Blätter des walwurtz (Beinwell), schwartzwurtz (Christophskraut, Blutwurz, Grindampfer?), praunell (Braunelle), blaue Veilchen, sodann (ähnlich wie oben, V. 46 und 48): Salbei, Raute, Polei-Minze, Ysop und Thymian. Während er die Kräuter zusammenfügt (?), pflückt sie unbeschreiblich gut duftende Rosen (283: gieng sy rosen platen), und zwar ein gêren (285) voll (ein Schoß voll). F Gespräch über die Liebe (288–353): Die junge Frau sagt: Dieser Kranz sei ihre größte Freude und Wonne. Mit seiner Zierde preise sie denjenigen über alle Maßen, der die Wonnen des Sommers erschaffen habe. Es gebe nichts auf der Welt, das ihr ähnliche Freude bereiten könne. i Der Sprecher entgegnet, dass die junge Frau offenbar nicht wisse, was rechte Liebe an den Geliebten vollbringe, nämlich eine Freude, die beständig sei, während die Freude an den Pflanzen vergehe. i Die junge Frau würde gern diese Freude kaufen (!), wisse aber nicht, wo man sie angeboten bekomme. i Der Sprecher fragt, ob sie denn nicht die pulerey (304) kenne. i Sie antwortet, dass sie ihr persönlich unbekannt sei und dass sie nur Negatives gehört habe: Die Liebe betöre und wäre betrügerisch; täglich erneuere sie den Kummer. Freude könne sie darin nicht entdecken. i Der Sprecher besteht jedoch auf einer anderen Sichtweise: Was ohne Betrug entstehe, mache riesige Freude. i Die junge Frau muss lachen und fragt, wer sie denn vom Misstrauen befreien könne. Wenn sie sich auf einen hübschen jungen Mann einlasse, der aber innerlich nichts tauge, bringe es am Ende nur Schmach, auch wenn sie nichts Schlimmes dabei denke. i Der Sprecher widerspricht: Sie solle sich weder beeindrucken lassen von dem, was ein Mann sage oder singe, noch davon, ob er gewandt, stolz, ungebunden oder schön sei (323: gerad stoltz frey vnd schôn). Ihre Sinne solle sie nur darauf richten, dass ihr Herz die Liebe kröne. i Die Frau gibt zu, zu schüchtern zu sein, ihre Liebe zu zeigen. i Der Sprecher erwidert, dass die Liebe sich nicht verbergen lasse (328f.: Da ligt nit an lieb selbs nymbt war | Wa sich lieb zu lieb fügt). i Die junge Frau bekundet nun ihre Bereitschaft, sich auf die Liebe einzulassen und bittet Gott um Schutz. Wo sie die Liebe im Herzen wahrnehme,

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wolle sie nach ihr suchen. i Der Sprecher richtet gute Wünsche an die junge Frau und warnt sie davor, das trockene Stroh zu dicht an das offene Feuer zu legen (343f.: Das lieb mit hitz icht pring die stew ¨ r | Das es ze letst nit gar verprynnen). Sie solle sich stets besinnen, damit es sie am Ende nicht reue. ›Frau Saelde‹ solle sie richtig einweisen. i Die junge Frau begehrt vor der Abreise des Sprechers noch einmal seine Lehre: Wie solle sie sich denn nun in der Liebe verhalten? i Er rät ihr kurz, stets die Ehre zu bewahren (352: versorgt ew ¨ r Er). So würde die Liebe im Herzen vollkommen werden. G Schlussszene (354–358): Die junge Frau setzt dem Sprecher den Blumenkranz auf und bittet ihn, diesen seiner Herzenskönigin zu bringen. Mit einer Titelnennung (357: Die red haiszt der Mayen krantz) und einem Segenswunsch (für die Geliebte und / oder die Gesprächspartnerin?) endet die Rede.

B225 Das Strohkränzlein Erzählung eines unerfüllt Liebenden, wie seine Geliebte ihn durch scheinbare Absagen (Strohkränzlein), Vorbehalte und Verzögerungen hinhält Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 120v–126r; 249 V. Lg4 251r–256r; 249 V. Pr2 100r–104r; 252 V.

Edition: Haltaus 1840, 187–191 Nr. II 29 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIII) Literatur: Geuther 1899, 117f.; Karnein 2VL 9 (1995), 454f.; März 1999, 445f.

Beschreibung der Überlieferung: Nur in der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) im Kontext anderer Minnereden überliefert. In Be3 und Lg4 fehlen die Verse Pr2 182 und 191f. Überschrift: Vonn einem stroyn krenntzleyn (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · A Liebesklage (1–19): Der Sprecher beklagt, dass im Abschied vom Winter, während sich die Menschen fröhlich in Paaren zusammenfinden (Jahreszeitentopos), allein seine Einsamkeit und sein Leid wie letztes Jahr weiterbestünden (13: Mir ist der May recht als der Mertz): Er könne sich weder an der Natur (Vogelgesang, Blumen) noch an gesellschaftlichen Vergnügungen (11: saittenspil) erfreuen, sei mit einer verlöschenden Kerze bzw. einem Schatten an der Wand zu vergleichen und nach jahrelangem Kummer wahrscheinlich schon grauhaarig.

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B Preis der Dame (20–64): Er liebe eine edle Dame, deren Tugenden (23–27 und 49–60) und äußere Schönheit ausführlich gepriesen werden (28–46 Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema, genannt werden: Gesicht, Haar, Stirn, Augenbrauen, Augen, Wangen, Nase, Ohren [38: suptil geschmogen], Mund, Zähne, Kinn, Zunge, Brüste, Arme, Hände [46: suptil], Finger); Unsagbarkeitstopos (47f.). Einziger Makel der ansonsten vollkommenen Dame ist, dass sie denen, die in ihrer Nähe sind, Schmerzen zufügt – was er am eigenen Leib erfahren habe. Er berichtet im Folgenden von diesen Erfahrungen. C Geschichte der Werbung (65–252): Der Sprecher verliebt sich beim ersten Anblick, hält dies aber lange geheim. Schließlich fasst er sich ein Herz und gesteht ihr wortreich seine Liebe, bekennt, dass sie ihn in ihrer Gewalt hat und dass er wegen ihr Schmerzen leidet, und bittet um ihre Gunst. Die Dame reagiert ausweichend (81: Das kuond sy mir verplömen) und hält den unbefriedigten, aber ausdauernd Werbenden mit Andeutungen hin (85: Sy sagt mir manig verdecktes wort). Der Sprecher weiß am Ende soviel wie zuvor und sieht sich zum Narren gehalten. Daher bittet er die Dame, ihm ein klares Zeichen zu geben: Sie solle ihm entweder durch einen grünen Kranz zeigen, dass sie ihm gnädig sei, oder durch einen Strohkranz, dass er seine Hoffnungen aufgeben könne. Kurz darauf kommt sie ihm mit einem Strohkranz auf ihrem Kopf entgegen. Den erschreckten Sprecher fordert sie auf, den Kranz zu nehmen, wenn er das wolle. i Er aber bittet die Dame, den Kranz zu verbrennen, was sie zu seiner Freude auch sofort tut. Nun erbittet er einen grünen Kranz. i Die Dame lehnt ab: Er könne doch froh sein, dass er den Strohkranz loshabe. Sie befürchtet, dass seine Entscheidung für sie vielleicht nicht dauerhaft sei. i Der Sprecher beteuert nun wortreich seine Entschlossenheit und Treue und bittet die Dame um Begnadung (125–170): Er liebe sie seit Jahren; er gäbe sie für keinen Schatz der Welt auf; seine Liebe sei ausschließlich und vollkommen; bei Nichterhörung habe er unendlich und mit tödlichem Ausgang zu leiden; er denke immer an sie, beim Schlafen, Wachen, Trinken und Essen (150: Auch so ich stand by der mesz); ihr Bild sei ihm eingeprägt; bei ihrem Anblick breche sein Herz, erfassten ihn Frost und Hitze; er wolle ihr ewig dienen und alle Aufgaben erfüllen; sie solle ihn erhören, da ihr sein Leiden nichts nützen würde. i Die Dame vermutet, misstrauisch und vorsichtig (171: die welt ist scharpff ), dass er auch einer anderen solches erzähle, da es die Art der Männer sei, drei oder vier Frauen zu gleicher Zeit Treue zu schwören, und man kaum herausfinden könne, wer aufrichtig sei. i  Der Sprecher weist den Vorwurf der Untreue weit von sich: Lieber wollte er alles verlieren und sterben, als untreu werden. i So bekommt er schließlich eine Antwort, die ihn auf – wenn auch aufgeschobene – Erhörung hoffen lässt: Die Dame stellt ihm die Erfüllung seiner Wünsche in Aussicht, wenn er ausharre bis das wetter ¨v bergavt (205: ›bis das Wetter vorübergeht‹?), dann würde ihr Wollen mit dem seinen identisch. i Der Sprecher freut sich und hofft, dass sie bei ihrem Wort bleibe und dass das Wetter schnell umschlage. Nur ein Detail der Abmachung will er klären: Sollte die Liebe (seine oder ihre?) vorher erkalten, so will er sich das Recht herausnehmen, sein Versprechen zurückzunehmen; sie solle hingegen unter allen Umständen zu ihrem Wort stehen, es sei denn, er habe ihr abgesagt (?). i Die Dame bekräftigt, sie stehe zu ihrem Wort, doch müsse sie ihm keinen

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B226 Das Schleiertüchlein

besigelten brief (233) schreiben. i Der Sprecher beeilt sich zu versichern, dass er ihr voll und ganz vertraue, ihr ergeben sei und sich ihr vollständig unterwerfe: Sie solle ihn als ihren Diener betrachten. Er wolle nun schweigen, bestehe aber auf seinem Anspruch, für seine Treue eines Tages belohnt zu werden (249: Doch ger ich meiner triu widergelt): Auch wenn ihm nur die Hälfte vergolten würde, sei ihm das mehr als genug. Para l lelen: Die Eingangssituation (Trauer des Sprechers inmitten der Maienfreude) findet sich auch in dem in den Hss. unmittelbar folgenden Text B259.  – Die Schönheitsbeschreibung entnimmt zwischen V. 33–41 einige Wendungen offenbar einem Lied des Mönchs von Salzburg (›Chace‹, W1, März 1999, 445f.).

B226 Das Schleiertüchlein Mehrfach geschachtelte Erzählung von einem reliquienartigen Liebespfand und einer im Minnedienst unternommenen Pilgerfahrt ins Heilige Land Ve r f a s s e r : Hermann von Sachsenheim Datierung: 1453–1458 (Huschenbett 2VL 3 [1981], 1092); früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: He3 121r–155r; 1984 V. Lo1 109r–143r; 1980 V. Exzerptüberlieferung: Pr2 180v–181v; 84 V.

Edition: Holland/Keller 1850, 203–255 (nach He3); Haltaus 1840, 252 Nr. II 62 (nach Pr2); Rosenberg 1980, 56–122 (nach He3 mit Laa. von Lo1) Literatur: Huschenbett 1962; Wis 1965; Rosenberg 1980; Huschenbett 2VL 3 (1981), 1091–1106; Rischer 1982; Schlechtweg-Jahn 1992, 292–297; Schlechtweg-Jahn 1994; Matter 2006, 192–195, 198; Huschenbett 2007; Klingner 2010, 173; Bockmann 2012; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Ohne signifikante Varianz überliefert in der Sachsenheim-Hs. Lo1 nach B466 (›Mörin‹) und in der Heidelberger Minneredenhs. He3, die möglicherweise am Hof von Hermanns Gönnerin Mechthild von der Pfalz entstanden ist. In He3 geht Hermanns ›Spiegel‹ (B465) voraus, die Hs. enthält außerdem B246 (›Grasmetze‹), B200 (›Die blaue Rede‹) und B295 (›Unminne‹). Pr2 bringt ohne Hinweis auf die Herkunft aus dem ›Schleiertüchlein‹ ein Exzerpt von 71 V. (entspricht der Lerrede über ritterliches Verhalten V. 348–418) zusammen mit 13 einleitenden Versen aus B465 (entspricht dort V. 2462–2472: Lehre von fraw

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Zucht und auch fraw Er [2461]) als eigenständigen Text. Der Ausschnitt weist kaum Varianten auf, lediglich wird durch Verschiebung der Personalpronomina in die dritte Person (V. 5 und 77) die Rede aus dem Kontext eines Gesprächs gelöst und zu einer allgemeinen Lehrrede umgestaltet. Überschrift: Das sleigertuchlin (He3) Vnderweisung aines der Ritter wolt werden (Pr2) Inha lt: (Nach Rosenberg 1980) · A Prolog (1–49): Der Sprecher klagt in einer Apostrophe die allmächtige Minne an: Sie habe Adam durch Eva zur Sünde getrieben. In einem Minnetorenkatalog werden anschließend David, Samson, Salomo und Absalom als Exempelfiguren für die alles bezwingende Kraft der Liebe aufgezählt. Auch Aarons Beredsamkeit und Asahels Schnelligkeit könnten nicht vor der Minne schützen. Nach dem topischen Hinweis auf die Macht der Minne (Schiffahrtsmetaphorik und Glücksrad) wendet sich der Sprecher direkt an das Publikum (konkret: an Frauen und Männer) und kündigt eine kürzlich erlebte Geschichte an. B Spaziergangseinleitung und Gespräch mit dem Jüngling (50–263): Ein Spaziergang in den Wald führt den Sprecher über einen verborgenen Steig zu einem Locus amoenus, wo er zu einem schrecklich wehklagenden Jüngling gelangt. Der mit gelben Sporen als minnender Ritter ausgezeichnete Jüngling ist vor Schmerz ganz abwesend, weshalb der Sprecher ihm zu trinken gibt und ihn mit Parzival in der Blutstropfenszene vergleicht (100–103), wobei er sich jedoch nicht wie Parzival gegenüber Keie verhalte, d.h. er kämpfe nicht. Vielmehr spricht ihn der Jüngling mit Namen an (114: mit namen er mich nant) und begrüßt ihn überschwenglich mit naturkundlichen Vergleichen: Der Sprecher sei der Löwe, er selbst das Löwenjunge; jener der Strauß, er das Ei (118f.: Du bist der leo, ich welff | Der strus unnd ich das ey). i Im Folgenden versucht der Sprecher die Sorgen des jungen Ritters in Erfahrung zu bringen, was dieser ihm mit einer Fülle literarischer Exempla mehr andeutet als erklärt: Sein Leid sei größer als das durch das Brackenseil ausgelöste (134f.: Wie wol die selb gestifft | Verfurt Sinastulander), wie der Salamander im Feuer würde auch sein Unheil sich stets erneuern, gegenüber seinem Schmerz sei der Anfortas’ klein, ebenso der Herzeloydes angesichts Gahmurets Tod. i Der Sprecher unterbricht ihn mit der Mahnung, nicht den Mut zu verlieren. i Der Jüngling verweist auf die Ratschläge Titurels an Frimutel. i Der Sprecher bittet ihn unter Verweis auf Secureiz erneut um genauere Auskunft (158: Mit worten unverclügt) und konstatiert, dass er von Venus in Mitleidenschaft gezogen worden sei. i Der Jüngling kann mit diesen Verweisen auf das Personal des ›Jüngeren Titurel‹ nichts anfangen (182–185: Du sagst mir vil vonn strit, | Der ich gar wenig weiß. | Zu Swaben, jn dem kreis, | Bin ich myn dag erczogen) und betont erneut, dass er den Sprecher kenne, und ihm seine Geschichte anvertraue, sofern er sie vor Klaffern hüte und dem heiltum Ehre erweise, das er bei sich trage. i Der Sprecher beteuert seine Verschwiegenheit. i Der Jüngling bringt daraufhin ein kleines, auf der Brust getragenes Elfenbeinkästchen zum Vorschein

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und sinkt in Ohnmacht. In dem Kästchen findet der Sprecher ein blutbesprengtes Seidentuch (Verweis auf den Schleier Thisbes, den Pyramus gefunden hatte). Er wirft dem Jüngling mangelnde Ritterlichkeit vor, da er sich selbst umbringen wolle. Artus hätte nichts um ihn gegeben und Keie ihn verlacht. Er könne nicht glauben, dass das Tuch ein Heiltum sei. C Geschichte des Jünglings I: Übergabe des Tuches (264–807): Hier setzt die Schilderung der Minnegeschichte des Jünglings ein, die weitgehend monologisch vier Fünftel des Textes ausmacht (264–1845); durch Einwürfe des Sprechers bleibt die erste Gesprächssituation jedoch präsent. Er habe das Tuch von seiner Dame erhalten, die ihn auf eine Pilgerfahrt ins Heilige Land verpflichtet habe, damit die Klaffer verstummten. Ein Brief in Liedform (298: das was ein lied) führt zu einem letzten Treffen, wo er ihr mit erneuten Verweisen auf exemplarische Figuren und Orte aus der Literatur (Titurel, Florischanz, Karidol, 330–343) Treue zusichert, und sie ihm angesichts der Reise eine Lehrrede über ritterliche Verhaltensweisen hält (344–409 und 424–461). Er sichert ihr zu, sich tugendhaft zu verhalten, worauf sie sich kurz entfernt und das bereitgelegte weiße Seidentuch mit Blut tränkt, indem sie sich mit einer scharfen Nadel mehrere tiefe Löcher in die linke Brust sticht. Dies wird wiederum mit Verweis auf die höfische Literatur (Rudolfs von Ems ›Willehalm von Orlens‹) kommentiert (536–539: Ich wen, Wilhalmes sper | Von Orlens, das er furt | Und jm das leben rürt, | Gab nit so grose qual). Nun erst zeigt sich auch der Sprecher beeindruckt und fordert den Jüngling auf, seine Erzählung weiterzuführen (558–569). Es folgt zunächst detailreich die Schilderung der Übergabe des Tüchleins (570–657) durch die Dame und die daran schließende Unterhaltung des Jünglings mit der Magd, die er beschuldigt, ihren Pflichten nicht nachgekommen zu sein (658–723). Unter beiderseitigen Treue- und Liebesbekundungen verabschieden sich die beiden Minnenden (724–793). Für den Jüngling ist das Tüchlein wie der lebenserhaltende Gral. Jetzt scheint die Neugierde des Sprechers geweckt und er fordert vom Jüngling die Geschichte von dessen Pilgerfahrt ein (794–807). D Geschichte des Jünglings II: Pilgerfahrt (808–1619): Diese ist so detailliert, dass mehrfach erwogen wurde, dass Hermann entweder selbst eine entsprechende Reise unternahm oder aus einem Bericht aus erster Hand schöpft. Über Venedig sei er mit vier Rittern über Zypern und Rhodos zu See unterwegs gewesen, als sie in einen Sturm gerieten und das Schiff nur deshalb nicht sank, weil er die haillikait (914) des Tüchleins angerufen habe, was der Sprecher entrüstet als abgöttery (921) zurückweist. Fünf Tagereisen von Jerusalem entfernt seien sie schließlich an Land gekommen und hätten sich in die Obhut eines amasur […] Eins fursten eculier (973–975) begeben, eines griechisch-orthodoxen Edelmanns. In einer Gruppe hauptsächlich orthodoxer Christen und einiger Muslime sei er unter dessen Führung nach Bethlehem gereist, wobei der Führer – im Gegensatz zum Wirt des Hühnerwunders auf dem Pilgerweg nach Santiago da Compostela – sehr zuvorkommend gewesen sei (1026–1039). Mit großer Freude hätten sie Jerusalem betreten, den Ölberg und Nazareth gesehen (dessen Glanz sich nicht mit dem der Gralsburg messen könne, 1058–1061). Dort seien sie unter der Führung eines Kastellans in der Taverne zum Stern abgestiegen (1064–1067), von wo sie unverzüglich zum Heiligen Grab aufgebrochen seien, wo er

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in einer ausführlich geschilderten Zeremonie den Ritterschlag erhalten habe (1072– 1219); am Heiligen Grab sind seine Gedanken allerdings nicht vom Opfertod Christi erfüllt, sondern vom Blut, das seine Dame für ihn vergossen hat (1144–1155). Von dort seien sie wieder in die Taverne zurückgekehrt. Der heidnische Wirt habe ihnen sodann die heiligen Stätten gezeigt. Nur die anstelle des Salomonischen Tempels gebaute Moschee (1248: Der heyden tempel nuwen) sei nicht zu besichtigen gewesen, ebensowenig das Katharinenkloster auf dem Sinai, letzteres wegen politischer Wirren. Daher hätten sie schließlich den Winter in Jerusalem mit erneuten Besichtigungen zugebracht, von denen sie auch Aufzeichnungen gemacht hätten (1262–1565). Seine Sorge, dadurch dem Gebot seiner Minnedame nicht gerecht zu werden, wird von seinen Mitreisenden unter Verweis auf einen nahem Kriegszug keyser Friderichs (1525: entweder die sagenhafte Rückkehr Friedrich Barbarossas oder den historisch bezeugten Zug Friedrichs III.) besänftigt. Mit einem Meraner Kaufmann fährt er schließlich über Meran nach Innsbruck, wo ihm Herzog Sigismund eine Armbrust und ein Schwert schenkt und Geleit über Zirl, Fragenstein und Seefeld bis nach Schwaben gibt (1572–1619). E Geschichte des Jünglings III: Rückkehr (1620–1845): Zuhause angekommen erfährt er vom Tod seiner Geliebten; in seinem Leiden ist ihm seine Mutter eine große Hilfe, mit der er sich ebenfalls unter Verweisen auf die Erzählwelt höfischer Romane über seinen Schmerz unterhalten kann (u.a. 1656–1661: Elisabeth von NassauSaarbrücken, ›Herpin‹; 1756–1759: Rudolf von Ems, ›Wilhelm von Orlens‹; 1764– 1767: ›Herzog Ernst‹; 1800–1809: Wolfram von Eschenbach, ›Parzival‹), allerdings ohne ihr die Identität seiner Geliebten zu offenbaren. Er schließt die Erzählung mit einem Dank an den Sprecher, der ihn vor dem sicheren Tod gerettet habe. F Ende (1846–1984): Der Sprecher spricht dem Jüngling lachend Mut zu und lädt ihn zu sich nach Hause ein, was dieser aber mit Verweis auf einen dag (1853) ablehnt, auf dem er unabkömmlich sei. Vier Knechte würden hier im Wald auf ihn warten, darunter ein getaufter Heide, den er von seiner Reise mitgebracht habe. Er lädt den Sprecher seinerseits zu dieser Festlichkeit ein, was jener aber ablehnt. Erst die geräuschvolle Ankunft der Knechte scheint auch den Jüngling endgültig aus seiner Erzählung zurückzubringen, worauf sich die beiden unter gegenseitigen Ehrbekundungen trennen. Geistliche Schlussformel.

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B227 Die Heimkehr des gefangenen Geliebten

B227 Die Heimkehr des gefangenen Geliebten Begegnung im Wald mit einer Dame, die auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet; anschließend ein belauschtes Gespräch dieser Dame mit dem heimkehrenden Geliebten Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1464 (Mü4) Überlieferung: Langfassung: Mü4 37r–40v; 202 V. Mü19I 148v–153r; 201 V. Kurzfassung: Be3 83v–86v; 152 V. De2 188r–192v; 152 V. Lg4 212v–215v; 152 V. Pr2 65r–67v; 152 V. Mü19II 243r–245v; 109 V.

Edition: Keller, A. 1855, 161–167 (krit., nach Mü19I mit Laa. von Mü19II); Haltaus 1840, 160–162 Nr. II 16 (nach Pr2 mit Laa. von Be3); Matter 2013 (Synoptisch nach Mü4, Mü19I und Pr2 mit Laa. von Be3, Lg4 und Mü19II) Literatur: Geuther 1899, 106–108; Glier 2VL 3 (1981), 644f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Die sieben Überlieferungszeugen lassen sich in zwei Gruppen einteilen (vgl. Geuther 1899, 107). Eine Kurzfassung bieten die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie De2 und Mü19II. Diese fünf Hss. überliefern einen sehr stabilen Text, es gibt kaum Varianz. Lediglich Mü19II beginnt erst mit Pr2 44 (Haltaus II 16,44 = Mü19I, 40), wobei dieser Vers – offenbar fehlerhaft – unmittelbar und ohne Markierung einer Textgrenze an den letzten Vers der vorhergehenden Minnerede B372 anschließt. Auffallend für diese Gruppe ist der Überlieferungskonvoi: In der ›Hätzlerin-Gruppe‹ und in Mü19II folgen nach B227 je die Minnereden B363 und B414. De2 scheint dagegen aus den Stücken der ›Hätzlerin-Gruppe‹ eine Auswahl zu treffenn (Reihenfolge: B401, Teichner: ›Von der Welt Lauf‹, B52, B227, B414). Die Langfassung, die ebenfalls im Kontext anderer Minnereden überliefert ist, wird von zwei Textzeugen (Mü4, Mü19I) repräsentiert. Der Text der Langfassung ist weniger fest als der Text der Kurzfassung. An einigen Stellen hat Mü19I eigene Zusatzverse bzw. eigene Lücken und Wortvarianten, während Mü4 an diesen Stellen meist mit der Kurzfassung übereinstimmt. Bis V. 56 ist die Langfassung überraschender Weise kürzer: Die Verse Pr2 39f. und 51–56 fehlen in der Langfassung, außerdem fehlen in Mü19I auch noch Pr2 9f. (d.i. das Verspaar mit der Namensnennung der Blume ›Delectar‹, in Mü4: talikur) und 15f.; in Mü4 fehlen noch die Verse Pr2 75f. (daher kann Mü19I nicht direkt von Mü4 abhängen). Zusätzlich hat die Langfassung folgende Verse: zwei Verse nach Pr2 42, vier nach Pr2 64, 33 Verse (Mü19I) bzw. 36 Verse (Mü4) nach Pr2 72 (in zwei Apo-

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strophen wendet sich die Dame an Gott: Er solle helfen, so laut zu schreien, dass ihr Geliebter sie in der Ferne höre. Dann ruft sie ihren Geliebten direkt an und möchte für ihn in Gefangenschaft gehen.), vier Verse nach Pr2 80, zwei nach Pr2 104 (nur Mü19I), zwei Verse nach Pr2 106, zwei nach Pr2 114 (nur Mü19I), zwei nach Pr2 126 (allerdings in Mü4 und Mü19I unterschiedlich), sechs Verse (Mü19I) bzw. vier andere Verse (Mü4) nach Pr2 128, zwei Verse nach Pr2 132, vier Verse nach Pr2 140 (nur Mü4), zwei Verse nach Pr2 143 (nur Mü19I). Gegenüber Pr2 hat Mü19I also insgesamt 61 Zusatzverse und 12 fehlende Verse, Mü4 hat 60 Zusatzverse und 10 fehlende Verse, wobei allerdings nur 47 der Zusatzverse in diesen beiden Hss. gleich lauten. Die Abweichung der Langfassung (insbesondere Mü19I) von der Kurzfassung ist – abgesehen von den Plus- und Minusversen  – auch in fast allen anderen Versen greifbar: Entweder fehlen einzelne Wörter, oder sie sind durch andere ersetzt, oder Wörter wurden ergänzt. Folgende Verse sind sogar komplett umformuliert und mit neuen Reimworten versehen: Pr2 5f., 33, 35f., 85, 106, 127f., 137–140; nur in Mü19I sind umformuliert: Pr2 11, 13f., 44–48, 93, 115, 124, 131f., 135f., 143f.; nur in Mü4: Pr2 15f. (fehlt in Mü19I). Außerdem sind in der Langfassung Verse bzw. Reimwörter vertauscht: Pr2 25f. und 117f. Meist hat die Langfassung die schlüssigeren Formulierungen, wobei textkritisch gelegentlich Mü19I, meistens aber Mü4 der Vorzug zu geben wäre. Mü19I tilgt im Übrigen fast alle Erwähnungen von Gott und Engeln. Überschrift: Vonn einem blümlein Delectar (Be3; gleichlautend in Lg4) Ain ander uast gütter spruch (Mü4) Ain ander spruch (Mü19I) Von plömlen delectar (Pr2; gleichlautend in De2) Inha lt: (Nach Pr2 [zuzüglich der 36 Zusatzverse in Mü4 nach Pr2 72]) · A Die Dame am Locus amoenus (1–33): In der Osterzeit reitet der Sprecher frühmorgens aus und kommt an einen Locus amoenus, an dem ein Blümchen blüht, das Delectar (10) heißt. Der Ort gleicht dem Paradies. Der Sprecher entdeckt eine klagende Frau in schwarzem Kleid, deren Augen vor Weinen rot sind. Sie steht im grünen Gras, neigt sich ihm zu und bietet ihm ihre weißen Hände dar. Ihr rotes Mündlein ist verblichen. B Gespräch mit der Dame (34–72 [+36]): Der Sprecher fragt nach dem Grund ihrer Klage. i Die Dame berichtet von ihrem Geliebten, der sich in der Fremde in Gefangenschaft befinde (Gründe werden nicht genannt); er trage alle Attribute des rechten Minners, während sonst überall die Falschheit der Minne, das Klaffen, herrsche. Sie hoffe auf seine Befreiung. C Klagemonolog der Dame (73–96): Der Sprecher bittet, sich entfernen zu dürfen und versteckt sich hinter einem Baum. Die Dame fleht Gott um Beistand an: Alle Engel sollten für ihn bitten, denn er sei es wert; sie sage allen Frauen, dass ein solcher Geliebter nichts zu wünschen übrig lasse. D Belauschtes Liebesgespräch (97–152): Der Sprecher beobachtet, dass in dem Moment, als die Dame wieder in die Burg (!) gehen will, der Geliebte zurückkehrt. Sie

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erkennt ihn an einer silbernen Halskette. Sie umarmen sich, setzen sich und loben Gott. i Die Dame fragt ihn, wie er freigekommen sei. i Der Geliebte berichtet von seiner Freilassung: Wegen seines täglichen Weinens und seiner Liebesklage habe die Hausherrin gemeinsame Sache mit ihm gemacht (120: sich mit mir veraint) und ihn heimlich aus dem Gefängnisturm entlassen. i  Die Dame segnet die Helferin ihres Geliebten und preist seine Beständigkeit. i Der Geliebte betont, dass alle Ehre, Würde und Tugend nur von ihr, seiner Dame, komme. i Die Dame verallgemeinert ihre Liebeserfahrung: Einen ehrbaren Ritter solle eine Frau mit Freuden aufnehmen, einen falschen Klaffer aber nicht, auch wenn er den Besitz eines Kaisers hätte (Kaisertopos). Sie schließt mit einem Segenswunsch für alle beständig Minnenden, alle Anhänger ›unseres Ordens‹.

B228 Der von Brandis unter dieser Nummer angeführte Text (›Liebeswerben‹) ist ein Textzeuge des ›Liebesgesprächs‹ von Fröschel von Leidnitz (siehe B235).

B229 Minnegespräch Umfangreiche, locker aneinandergereihte Gespräche eines Liebenden mit seiner Dame, seinem Herz und verschiedenen Personifikationen (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Mareiner 1984a, 412–667 (Synopse)

Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Glier 1971, 257–259; Glier 2VL 6 (1987), 574f.; Schnell 1985, 163; Wallmann 1985, 312f.; Sommer 1999, 123; Achnitz 2003b, 221f.

Überlieferung: He8 1r–39r; 382 Str. (2652 V.) Wi4 89v–125r; 382 Str. (2674 V.)

Beschreibung der Überlieferung: B229 ist der einzige Text der Minnereden-Sammelhs. Wi4, zu dem es eine Parallelüberlieferung gibt. In Wi4 steht er als letzter, in He8 als einziger überlieferter Text. Dabei bietet Wi4 den sorgfältiger aufgezeichneten Text, während He8 mehrfach Schreibfehler und metrische Abweichungen aufweist. Insgesamt fehlen in He8 22 Verse, weil einzelne Verse übersehen wurden (Strophen mit sechs oder fünf Versen). In He8 endet der Text mit etc. Amen. In Wi4 folgt ein Kolophon mit Nennung des Schreibers und Datierung: Anno Im drüundachtzigistem Iare hab ich Gabryel Satto lerr das buo ch Vß geschriben am Dornstag vor Sannt Vrichs tag etc.

B229 Minnegespräch

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Überschrift: – Inha lt: (Nach Wi4) · Eine Gliederung dieses Textes ist fast unmöglich, da assoziativ verschiedene Themen und Sprechsituationen aneinandergereiht und miteinander vermischt werden. A Dialogische Minnewerbung (Str. 1–51): Der Liebende spricht seine Dame direkt an, preist sie, klagt ihr sein Liebesleid und bietet ihr seinen treuen Dienst an. i Die Frau will ihm ihren Trost aber lediglich nach langem, beständigem Verharren im Dienst gewähren und bezweifelt seine Aufrichtigkeit. i Nach wiederholten Treueversicherungen beichtet er ihr seine Unbeständigkeit und beteuert, Buße tun zu wollen. i Doch bleibt die Dame abweisend und beschuldigt ihn der Unehrlichkeit (23,7f.: du trayst ain valsches hertze als ain Tenne [Däne]  | und schmegkest von der galle). i Der Mann bittet sie, seine erste Liebe, weiterhin um Gnade, will sich von ihr belehren lassen und sich in ihre Gewalt ergeben (28,6f.: ffrow, hannd hab, wye du wellest; | schrib, dar an leg min hertz zü ainem sigel!), denn keine Kaiserin könne sie in seinem Herzen ersetzen (Kaisertopos). i Die Dame will ihn nur dann erhören, wenn er sich im Dienst beweist und solange dies ihre Ehre nicht beeinträchtigt. i In der Rede des Werbenden fallen die häufigen, teilweise bildhaften Apostrophen der Dame auf (4,7: min plündes palsam plümell; 12,1f.: Mins hertzen paradyse, | min plüende wunschel ruotte; 31,1: Frow mines hertzen zimmel [Zimbel]; 37,1f: O ursprung aller süsse, | o sällden vlüssig phlavme [Fluss]; 43,1: O raine frucht usw.) B Streitgespräch (Str. 52–62): Der Sprecher bittet sein Herz, ihm zu helfen, beständig zu bleiben. Das Herz warnt ihn vor den Augen und Blicken, die einen von der Beständigkeit abbrächten und diese beflecken könnten. Daher sollten sie die Gefangenen der Beständigkeit sein. Die Blicke (personifiziert; vgl. 57,1: Wir plicke wöllen pitten) verteidigen ihre Freiheit und erhoffen sich dabei den Beistand der personifizierten Treue, der ihnen aber versagt bleibt, da Treue der Minne einen Eid geschworen habe und nun beständig bleiben wolle. Die personifizierte Wahrheit wundert sich über den Unabhängigkeitswunsch der Blicke, da sie ohne Herz nicht überleben könnten. Schließlich bekehren sich die Blicke zur Regel (Ordensregel) des Herzens und verzichten auf den Freiheitsanspruch (61,6f.: wir plicke sin verfallen,  | das wir unns nymmer fryen sullen schribenn). C Monologische Minnereflexion (Str. 63–110): Nach dem Streitgespräch folgt eine komplexe Reflexion des Liebenden über zahlreiche Aspekte der Minne: Entstehung der Minne durch das Hören, Vereinigung zweier Herzen in der Liebe, ihre Macht, Wirkung und Lehre, Minne und Unminne, Wesen der Minne, minnebedingtes Schweigen, Minnepreis, Minneorden usw. Der Sprecher rät von der Suche der Minne in der Ferne ab; er kenne sie nicht (78,1–3: Ob mynne sy ain Tenn [Däne] | oder herr von Sweden, | des fraug ich), obwohl sein Herz ihn zwinge, von ihr das Beste zu sprechen. – In einer Reihe von Vergleichen und Bildern drückt er dann seine Sehnsucht nach Minne aus: Er sehne sich nach ihr wie ein Gefangener nach der Freiheit, wie eine Turteltaube nach ihrem Geliebten, wie eine beständige, keusche Braut nach ihrem verlorenen Bräutigam usw.

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D Schönheitsbeschreibung (111–129): Der Sprecher preist die vollkommeine Schönheit seiner Dame und vergleicht sie mehrfach einem Engel. Die Beschreibung erfolgt im Wesentlichen nach dem A capite ad calcem-Schema. Gelobt werden: Mund, Augen, Wangen, Nase, Brauen, Haare, Grübchen (117,6f.: ir wenglin grübel machet, | wann sich ir süsser mund zü lachen stellt), Zunge, Zähne, Hände, Kinn, Arme, Brüste, Lende, Hüfte, Füße. Das Einzige, was er an der Minnedame hasse, seien ihre Ohren, die ihn niemals hören wollten. E Gespräche mit ›Minne‹, ›Staete‹, ›Triuwe‹ und der Minnedame (130–363): Der Sprecher klagt über die Einseitigkeit seiner Liebe und rät der ›Minne‹, sie solle Liebe mit Liebe vergelten, um ihren Ruhm zu vermehren. Damit beginnt eine wechselseitige Belehrung über die wahre Liebe, an der sich später auch die Personifikationen ›Staete‹ und ›Treue‹ beteiligen. Zentrales Thema bleibt das Wesen der Minne, die die Treue als wyßhayt unnde synn (155,4) definiert. Häufig sind aber Lehre, Reflexion und Minnepreis nicht voneinander zu trennen. Vereinzelt sind mystische Anklänge erkennbar (z.B. in den auf Str. 163 folgenden Versen). In diesen Kontext werden von Liebesbekenntnis und Werbung und Preis dominierte Dialoge zwischen dem Liebenden und seiner Dame eingebaut. Der Zusammenhang einzelner Abschnitte dieses Teils ist relativ locker. So wirft der Liebende der Minne vor, sie lasse sich zu ihrer Schande von allen lieben. Die Minne erklärt ihm aber, diese Liebe beflecke sie nicht, sondern reinige sie. An anderer Stelle stellt sich die Minne als Räuberin des Unglücks vor, oder sie erklärt, wie sie zwei Herzen tragen könne. Als der Sprecher seine Seele und sein Herz von der Minne zurückfordert, erläutert sie ihm, dass er ihr ewig gehöre: Als Gott die Welt geteilt habe, wie es in der Heiligen Schrift stehe, sei er ihrem Weltteil zugeordnet worden (289). Viele z.T. topische Aspekte der Minne folgen: Die absolute Ergebenheit des Liebenden, Minnegefangenschaft und Minnewunden, Identifikation zwischen Minne und Dame, Minnetugenden, Lichtmetaphorik und Bilder aus dem religiösen Bereich. Thematisiert werden zudem die Sprachen, das Schreiben oder das verligen (auf 331 folgende Verse). Das letzte Werbungsgespräch stellt facettenreiche Verbindungen zwischen der sich durch Keuschheit und Reinheit auszeichnenden Minnedame und Maria her. Gott selbst liebe eine ›freie Jungfrau‹ (342,5), die der Sprecher neben der Besten auf Erden auch liebe. Nach langer Ablehnung der Werbung zeigt sich die Dame dann plötzlich liebesbereit und wolle jeden Minnesuchenden erhören. Als der Sprecher nun glaubt, sie habe den Verstand verloren, erklärt sie ihm, dass sie gerne liebe, wie die Heilige Jungfrau und daher ihre keusche Minne niemandem versagen wolle. Darauf berichtet der Mann von der Sünde der Maria, die sich girlich mynnen (344,2) lasse, und bekennt, seine Liebe zur Dame sei manchmal stärker als die Liebe zur Jungfrau. Er geht auf die Liebe Gottes zu Maria näher ein, was später in weitere Bitten um rechtzeitige Erhörung mündet. Die Dame erkennt die Intensität seiner Liebe (357,5: du mynnest mere danne dryunddryssig [Frauen, Jahre?]). Beide äußern sich dann zum rechten Minnedienst und Frauenpreis. F Kaiserszene und Minnelehre (Str. 364–382): Der von seinem Verdienst überzeugte Liebende appelliert an den ›gerechten Kaiser‹ (364,1f.), damit dieser über seine Minnesituation entscheide. Er schlägt Zeugen vor, die der Kaiser befragen solle: fragt

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truw und stät, die warhayt mit den witzen, | ffraugt sin, belangen, mynneklich begyrde, | ffraugt alle guot gedangken; | darnah erthayllt durch kayserliche wirde (367,4–7). Der Kaiser spricht das Urteil aus: Die Dame solle dem Sprecher ihre Liebe gewähren (368,1f.). So muss sie als Gefangene in seinem Herzen leben. Der dankbare Sprecher wünscht dem Kaiser neben der irdischen auch die ewige Krone im Jenseits (Segenswunsch). Aus der Dichterrolle heraus bittet er dann die Dame, die als lesende Rezipientin angesprochen wird, über die gelesenen Sprüche nachzudenken (372,6f.: v gedengk dier nauch den sprüchenn, | du rayne frucht, was du hast hye gelesen). Nach neuer Minnewerbung zeigt die Dame endlich ihre Zuneigung. Der Text endet mit einer teils didaktischen Reflexion über die wahre, sich zuletzt offenbarende Minne. Para l lelen: Vgl. die Hadamar-Tradition, bes. B517 (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, lexikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus bilden (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, vgl. dazu B266, Str. 146–157. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Frau Minne und die Liebenden‹

B230 Werbung des Freundes Gespräch des Sprechers und seines Freundes beim Ausritt, gefolgt von einer Hirschjagd und einer vom Freund unterstützten Minnewerbung um die Dame einer Hofgesellschaft (mit Liebesbrief) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470–75 (St5)

Edition: Keller, A. 1856, 13–31 (nach St5 mit Laa. von He3) Literatur: Kasten 2VL 10 (1999), 879

Überlieferung: He3 366r–375v; 562 V. St5 203r–213r, 213v–214v; 559 V. Beschreibung der Überlieferung: Jeweils im Kontext von Minnereden in zwei oberdeutschen Sammelhss. überliefert. Der überlieferte Text weist in beiden Hss., die sich durch zahlreiche, meist aber nicht signifikante Varianten unterscheiden, etliche Fehler auf (siehe auch unten: S ons -

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tiges). He3 liefert insgesamt eher die besseren Lesarten. In St5 fehlt He3 175f.; He3 288–290 ist dort fälschlich zu zwei Versen zusammengezogen (St5 286f.). Die Hs. St5 enthält – wohl ein Abschreibeversehen – auf 213r (Zeile 11) bis 213v (Zeile 22) eine Einschaltung des Schlusses von B359 (38 V., mit Verfassernennung des Autors Elblin von Eselsberg; da diese Verse eindeutig nicht zu dieser Minnerede gehören, werden sie hier – ander als bei Keller, A. 1856 – nicht mitgezählt). Die Forschung lehnt eine Verfasserschaft Elblins für B230 ab. Überschrift: – Inha lt: (Nach He3) · A Eingangsszene (1–11): Der Sprecher wird von einem Freund gefragt, ob er Lust habe, auf die Jagd zu gehen. Während des Ritts in den Wald wendet sich der Freund mit der Bitte an den Sprecher, es ihm nicht zu verübeln, wenn er ihm einige Fragen stelle. B Gespräch (12–160): Der Freund meint, das hohe Ansehen des Sprechers sei ihrer Bekanntschaft vorausgeeilt: Man achte ihn in Gesellschaft; mancher schwärme, er sei frum zuchtig vnnd gerecht (21); zudem führe er ein geordnetes Leben (23: So kundest du dich wol began); er wähle seine Worte mit Bedacht und könne mit Verstand reden, singen und sagen. Da der Freund den Sprecher unglücklich wähnt, begehrt er zu erfahren, was den frewdenbruch (37) verursacht hätte: Wahrscheinlich habe er etwas Verstörendes gehört oder gesehen; oder eine Dame habe ihn zurückgewiesen. Sollte sich der Sprecher im Vertrauen dem Freund mitteilen, würde er ihn gern beraten, denn zwei Menschen hätten mehr Verstand als einer allein. i Der Sprecher artikuliert sein Misstrauen gegenüber Schwätzern (Klaffern). i Der Freund bekundet seine absolute Vertrauenswürdigkeit. Wenn der Sprecher den Eindruck gewänne, er bräche das Vertrauen, könne er ihn gerechtfertigter Weise für unbeständig halten. i Der Sprecher ist schließlich von der Treue und Aufmerksamkeit des Freundes überzeugt und möchte sich ihm wie seinem ›Beichtvater‹ (69) mitteilen: Er würde schon seit längerer Zeit einer Dame dienen, könne sich ihr aus Liebe jedoch nicht offenbaren. Sobald er sie nur erblicke, verstumme er (minnebedingtes Schweigen). Obwohl ihr sein Liebeswunsch längst aufgefallen sein müsste, lasse sie sich ihm gegenüber nichts anmerken. Statt mit ihr zu reden, grüble er nur (95: Vnnd hab da mit mir selb rat). Immer wieder wolle er ihr sein Herz eröffnen (102: Das sie von wort zu wort mich spüre), stehe ihr dann jedoch freudlos gegenüber und sei stumm wie nie zuvor. Dass die Liebe einen so zugrunde richten könne, liege nur am Schweigen. Eine Jungfrau habe ihm einmal gesagt: Viele Liebesbeziehungen scheiterten schon daran, dass man nicht um die Liebe würbe. i Der Freund bekundet, dass die Dame des Sprechers sicher die Strafe Gottes träfe, vergelte sie ihm nicht, dass sie ihn mit dem ›Strang ihrer Minne‹ (127) bedränge. Er versichert noch einmal seine Treue und seinen Dienst. i Der Sprecher erwidert, er erblühe (148: ›ergrüne in sich selbst‹), wenn er seiner Dame gedenke. Er preist ihre Gestalt, die Gott für ihn geschaffen habe (152f.: Sie hatt gott selber gossen | Vff erden mir zu eynem drost). Doch tauche ihn dieser Trost nur in glühendes Blei. Da er seine

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Herzensnot der Dame nicht anders vermitteln könne (157: verschriben), schreibt er ihr einen Brief. C Brief an die Geliebte (161–198): Nach einleitender Begrüßung bittet der Sprecher voller Demut die Dame, seine schon lange währende Dienerschaft zu vernehmen. Aus Liebe habe er es bisher nicht zustande gebracht, sich ihr mitzuteilen. Sein größter Wunsch sei es, dass sie von seiner Liebe und Hingabe erfahre. Die Gedanken an sie erfreuten sein Herz. Er hofft und bittet wiederholt darum, dass sie ihm so schnell wie möglich Antwort gebe. Wenn sie ihm mitteile, wie er ihr auf angemessene Weise dienen könne, würde er den Minnedienst mit Freuden leisten. (Der Brief endet ohne eine Abschiedsformel.) – Nachdem der Brief wörtlich wiedergegeben wurde und der Sprecher ihn dem Freund offenbar gegeben hat (siehe unten), bittet der Freund den Sprecher, sich nicht länger zu sorgen. Vielmehr solle er ihm den aktuellen Stand der Dinge (197: gelegenheit) mitteilen. i Der Sprecher verspricht, alles zu erzählen. D Hirschjagd (199–265): Der Sprecher und sein Freund kommen in einen Wald, wo sie einen Jäger mit seinen Hunden bei der Jagd auf einen Hirsch beobachten. Die Hunde nehmen die Fährte auf und suchen, als ginge es um ihr Leben. Einer der Hunde, der jagt, wie der Sprecher zuvor noch keinen jagen sah, verfolgt den Hirsch bis zu einem Bach. Als der Hund die Fährte zu verlieren droht, greift der Sprecher mit seinem Freund in das Geschehen ein. Sie reiten oberhalb des Baches heran, und obwohl sie dabei dem Jäger in die Spur kommen, legt der Sprecher an und erschießt den Hirsch. Sogleich beklagt der Jäger das an ihm begangene Unrecht (232f.: Ach vnnd ach du dumerley | Was hastu an mir gerochen): Wie könne sich der Sprecher anmaßen, sein Wild zu erlegen? i Der Sprecher antwortet dem Jäger, dass er und sein Geselle kein Anspruch auf das Tier erheben. i Doch der Jäger klagt, er würde wohl nie wieder froh werden. Das erfolgreiche Ende der Jagd hätten ihm der Sprecher und sein Gefährte verwehrt. Das müsse er nun für immer bereuen. i Der Sprecher zeigt sich bußfertig (246–248: Ich sprach by mynen drüwen | Vnnd uff die leczthin fart myn | Ich wolt darumb zu rom syn). i Da der Jäger wegen seines vermeintlichen Versagens den strengen Zorn und die Strafe seiner Dame befürchtet, bittet er die Gefährten, zur Beschwichtigung mit ihm zu reiten. Sie würden am Hofe viele rote Münder zu sehen bekommen und Kurzweil genießen. Nach der Zusage macht sich die Gesellschaft auf den Weg. E Hof (266–417): Am Hofe der Damen werden der Sprecher und sein Freund sehr freundlich aufgenommen. Die Damen sind offensichtlich von der ›Rute der Minne‹ (270) und in der Schule der Tugend erzogen worden. Eine Dame bittet die Gefährten, zu ihr zu treten und sich vorzustellen. Sie begrüßt die Männer im Namen aller werden frewlin fromen (280). i  Der Sprecher und sein Freund verneigen sich und grüßen die Damen nach allen Regeln der Ehrerbietung: Gott habe die tugendhaften und hochgeborenen Damen wohl nur zu seiner Freude erschaffen. i Die Dame bittet nochmals, näher zu treten und den Grund des Kommens zu erläutern. i Der Freund des Sprechers bekennt, dass ihnen eine Unannehmlichkeit dadurch geschehen wäre, dass der Sprecher das Wild des Jägers erlegt hätte. Da der Jäger sie beschuldigte, sie hätten einem ehrbaren und tüchtigen Mann das Wild geraubt (was Männer adliger Abkunft eben nicht tun), wären sie nun hier, um die angemessene Strafe zu

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empfangen. Sie seien nur zwei dumme Männer, die nicht darauf geachtet hätten, ob sie jemand anderem in die Quere kämen. Das würde sie sehr betrüben. i Die tugendhafte Dame (316: Durch ir angeboren meisterschafft) mildert den Vorwurf an die beiden Männer: Zwar solle man eine Sache ernst nehmen, wo es notwendig sei. Da sie jedoch nichts verschuldet hätten (322f.: Ir habent weder straff noch den dot | Genn vnns nit verschuld), bräuchten sie sich nicht länger sorgen. Die ehrenhaften Damen würden die Männer nun gern wegen des erfahrenen Leids entschädigen. Sie sollten nur nicht länger glauben, sie hätten etwas Schlechtes getan. Die Dame bittet die Männer, sich zu setzen und gemeinsam mit den anderen Damen zu singen. – Während der Freund die Damen beobachtet, singt der Sprecher, so gut er kann (344f.: Der höfflich wun vnd schal | kunt nyemant ubel gefallen), und verliert dabei sein Leid und seine Traurigkeit. – Der Freund setzt sich schließlich zu einer der Damen und eröffnet das Gespräch: from fraw vnnd bidwerb | sytt ir icht also genant (350f.)? i Sie fragt, woher er sie denn kenne und warum er sie anspreche. i Er sagt, es seien ihre tugendhaften Gebärden, an denen er sie erkannt habe. Er verweist die Dame auf denjenigen, der da gerade so schön singe, und offenbart ihr, wie sehr dieser sie lieben würde (359: Der ist der uwer nye vergas) und dass er an der fortwährenden Entsagung bald sterben müsste. Das habe er ihm In stiller bicht by eyd gesworn (364). Der Freund übergibt der Dame den Brief des Sprechers und garantiert für dessen ewige Treue und sein ehrenhaftes Handeln (383: Es komt nit uß hollen grund). Nochmals bittet er die Dame, das Begehren des Liebenden zu erhören. – Die Gesellschaft der Damen berauscht sich am Wein (392: Der win in hohen köpffen dranck). Der Sprecher lobt ihr würdiges Verhalten, während sie den Kelch wandern lassen (›Reihum-Trinken‹). Der Freund fordert den Sprecher auf, mit ihm zu seiner geliebten Dame zu gehen. Vor lauter Freude, seine Dame in der Nähe zu wissen, muss der Sprecher lachen und ist völlig überrascht (406f.: Weder still noch halbes wort | Gab ich mynem gesellen). Als sie gemeinsam mit der Dame zusammentreffen  – der Sprecher kommentiert, dass sein Freund das zustandebringe, was er selbst immer versäumt habe – bietet die Dame dem Sprecher ihre Hand und beginnt das Gespräch. F Werbungsgespräch mit der Dame, unterstützt vom Freund (418–552): Auf den erhaltenen Brief Bezug nehmend, fragt sie den Sprecher, wie er es nur wagen könne, sich einem solchen Leid auszusetzen? Sie äußert die Sorge, dass der Brief nur rhetorische Kunstfertigkeit beweise. i Der Freund des Sprechers greift ein und bittet um Gnade gegenüber dem guten Stummen. Sein Herz und sein Begehren entsprächen ganz der hohen Würde der Dame. Wenn sie dem Sprecher nur Freude bereite und als Gast aufnehme, würde dieser vielleicht endlich zu reden beginnen. i Die Dame gibt zu, dass ihr der Wille des Sprechers seit langem bekannt sei. Hätte sie ihn bestärkt, wäre er schon längst ihr Diener geworden. Nur wisse sie eben nicht, ob der Sprecher frei von Falschheit sei (439: on all gallen geborn). Mancher zeige nach außen gute Eigenschaften (441: Begirlicher huld erzeigt), obwohl sich sein Herz den schlimmsten Verbrechen zuneige. Einen solchen würde sie hassen, selbst wenn er zum Rat des Kaisers gehörte (Kaisertopos). Die Dame verlangt, dass der Sprecher zwei von ihr gestellte Bürgen akzeptiere: 1. Der Heilige Georg (454f.: Sant jorg der vest heilant | Der uch ritters namen gewan) solle für die Treue des Sprechers stehen. 2. Der Heilige

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Martin (462: Der milt here sant martin) solle ihn bestrafen, wenn er schlecht von der Dame rede (464: arges claffen). Wenn er sich aber tugendhaft verhalte, würde sie ihn nicht nur zu ihrem Diener machen, sondern ihn vielmehr nach dem Wunsch ihres Herzens zur höchsten Freude erwählen. Vor aller Welt würde sie ihm geben, was ihn erfreue. Sollte er aber die Treue brechen, würde es Gott rächen. Der Sprecher könne ihr nichts verheimlichen: Glaub mir freund ich werd gewar | Wie er sin wesen gen mir helt (480f.). Sie verspricht ihm dafür ihre ewige Liebe und ihren Trost und schwört ihm Treue und Beständigkeit. Wenn der Sprecher sich zutraue, die Bedingungen zu erfüllen, könne er zu ihr kommen. – (Ab hier wird der Freund im überlieferten Text – wohl aus Versehen – teilweise zum Ich-Sprecher, u.a. falsche Inquit-Formeln; um Verwirrung zu vermeiden, verbleibt die folgende Inhaltsangabe bei den vorigen Bezeichnungen; vgl. S onstiges) Der Sprecher zögert nun nicht länger und tritt in Gesellschaft seines Freundes im Garten vor die Dame. Sie reicht den Männern ihre weiße Hand, artikuliert aber sodann ihrerseits ein Befremden und eine Scham, die Rede an den geliebten Mann zu richten (500–502: Vnd sprach zuchtlich mir ist ellend | Das ich ein solchs sol vahen an| Vor scham ich nit gereden kan). Sie fühle sich so, als ob man ihr einen Ehemann geben würde. Daher bittet sie den Freund, stellvertretend für sie den Sprecher zu fragen, ob er nicht ihrer werden wolle. i Als der Sprecher die durch den Freund vermittelte Gesinnung der Dame vernimmt, löst sich sein Schweigen. Er wendet sich direkt an die Geliebte (515: zart fraw myn hohste kron) und hofft, durch die Akzeptanz der Bürgen ihr ausreichend zu genügen. i Die Dame artikuliert nun zahlreiche Forderungen an das Verhalten des Sprechers (Tugendkatalog) als Bedingungnen für ihre Gegenliebe: Er solle ihr gegenüber die Sittlichkeit wahren, die Bürgen achten, tapfer und kühn sein usw. i Der Sprecher spricht seine geliebte Dame nun mit myn hochste keyseryn (537) an und beteuert die Einzigartigkeit ihrer Beziehung: Kein Herr wäre so reich, um mit Geld ihre Liebe zu bezahlen; wenn sie sich ihm anvertraue, würde sie es niemals bereuen usw. G Minneerfüllung und Schluss (553–563): Der Sprecher und die Dame beschließen ihre Liebe und nehmen einander in die Arme. Der Freund bemerkt, dass er nun nicht länger gebraucht wird, besteigt sein Pferd und macht sich auf den Heimweg. Sonstiges: Nach V. 551 wechselt die Erzählinstanz (Ich-Sprecher) vom Liebenden zum Freund (gesell). Daher wird die Vereinigung von ›Ich‹ und ›Dame‹ am Ende aus der distanzierten Perspektive des Freundes berichtet: Do ward ir lieb mit drw verschlossen (553). Die Figur des Liebenden wird in den Versen 559f. genauso benannt wie zuvor regelmäßig der helfende Freund, nämlich als gesell: Myn gesell myn nit lenger begert | Des sas ich wider uff myn pfert. In derselben Weise wechselt die Erzählinstanz bereits vorübergehend in V. 495–498.

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B231 Glückliche Werbung

B231 Glückliche Werbung Erzählung von einer stellvertretenden Werbung durch das personifizierte Glück Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh.

Literatur: Glier 2VL 3 (1981), 65f.; Lieb 2008, 195f.

Überlieferung: Lo4 145r–148r; 216 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen anderen Minnereden (nach B235 und vor B403) in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Lo4. Die unvermittelte Erwähnung der beiden Blumen ›Augentrost‹ und ›Vergissmeinnicht‹ in der ersten Zeile auf 148r legt gegebenenfalls nahe, dass die letzten fünf Verse ursprünglich Teil eines anderen Textes waren (Blattausfall zwischen Bl. 147 und 148?). Der überlieferte Text wirkt allerdings auch an anderen Stellen (vor allem V. 42 und 54) brüchig. Überschrift: Von vber grossem senen Inha lt: A Anklage der Sehnsucht (1–24): Der Sprecher apostrophiert das senen (1) und klagt, dass ihm dieses alle frühere Freude geraubt habe, sodass er es am liebsten im Meer versenken oder aus dem Land jagen würde. B Botenauftrag an das personifizierte Glück (25–53): Der Sprecher apostrophiert nun das geluck (25) und beklagt die Verhinderung seines Liebesglücks durch das senen, weshalb ihm der Tod aus Liebesleid drohe. Er bittet das Glück, als sein Bote zur Dame zu gehen und sie zu grüßen. Nach einem kurzen Erzähleinschub (42: Geluck das sprach mit worten sues) bestätigt das Glück, den Botenauftrag ausführen und der Dame vom Kummer des Sprechers berichten zu wollen. C Werbung des Glücks (54–155): Das Glück – hier wie auch in V. 156–160 als IchErzähler – berichtet von der Werbung vor der Dame (möglicherweise liegt hier ein Textverlust vor, weil der Übergang zwischen der Annahme des Botenauftrags und dem Bericht von der erfolgten Werbung völlig fehlt). Wiedergegeben werden zunächst die ausführliche Anrede der Dame mit Beteuerung der Sehnsucht und der beständigen Liebe des Mannes (100–102: Die Liebe ist ihm von den Augen der Dame ins Herz geschrieben) sowie einer Erhörungsbitte und der Bitte um Aufgaben, die er im Minnedienst erfüllen könne. i Die Dame reagiert zurückhaltend und will erst den Wahrheitsgehalt der Worte überprüfen. i Das Glück bekräftigt die Dienstbereitschaft des Mannes und bittet um eine Antwort. i  Die Dame willigt ein, den

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Mann exklusiv in ihr Herz zu schließen und stellt ihm trost (133) und Entschädigung für sein Leid in Aussicht, sofern das ehrenhaft geschehen wird (ehrenhafte Minneerfüllung). i Das Glück verbürgt sich dafür, dass der Mann nie etwas Ehrverletzendes tun würde. i Die Dame entlässt das Glück, verbunden mit Grüßen und einer Liebesversicherung für den Mann. D Botschaft (156–216): Das Glück kommt wieder zum Mann (den es in der dritten Person anspricht und in V. 157 als helld bezeichnet). Ungeduldig fragt der Mann nach der Botschaft i Das Glück verkündet ihm das bevorstehende Ende seines Leidens, verpflichtet ihn aber auf einen Dienst, der die Ehre der Dame nicht verletzt. Es verabschiedet sich, da die Nacht hereinbricht. i  Der Mann dankt dem Glück überschwänglich und verspricht, sowohl der Dame als auch dem Glück auf ewig zu dienen. Er schließt mit einer Segensbitte, in der er das Glück auf seinem Rückweg Gott empfiehlt. Etwas unvermittelt folgt die Bitte, Gott möge auch die beiden schönen Blumen ›Augentrost‹ und ›Vergissmeinnicht‹ bewahren. Para l lelen: Die Nennung der allegorischen Blumen in den Schlussversen (Zwar awgen trost vergiß mein nit | Das sind zway hubsche bluemlein zwar | Gott der reiche sie bewar | Vnd dich froleich hinwider send | Also hat dise red ain end) lassen an eine Verbindung mit dem in der gleichen Hs. unikal überlieferten Text von B366 denken.

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B232 Minnelehre

B232 Minnelehre Großform der ovidianisch geprägten Minnelehre, die verschiedene Redetypen (Traumerzählung, Werbungsgespräch, Briefe) verbindet Ve r f a s s e r : Johann von Konstanz Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 14. Jh. (St3) Überlieferung: I: St3 S. 253–304; 2432 V. (in den Ausg. Sigle A) Tü 73 V. (Sigle F) II (mit erweitertem Schlussteil): Dr4 33ra–50ra; 2399 V. (Sigle D) He3 1r–43r; 2530 V. (Sigle C) Ka1 S. 256–294; 2541 V. (Sigle B) Ne S. 257–298; 2535 V. (Sigle E)

Edition: Myller 1783, 1–19 (nach St3); Pfeiffer/Fellner 1843, 263–332 (nach St3) und 335–338 (Schluss krit. nach Dr4, He3, Ka1); Pfeiffer 1852, 3–98 (nach St3 mit Laa. von He3, Ka1 und Dr4); Löffler, K. 1927, 253–304 (Faks. von St3); Sweet 1934, 1–125 (nach Ne); Fischer, H. 1968, 217f. (nach Tü); Irtenkauf 1969 (Faks. und Transkr. von St3); Hefti 1980, 223–298 (nach Dr4); Lichtblau 2007, 125; Huschenbett 2002, 1–113 (krit.) Literatur: Meyer, E. 1898, 8–21, 51–54; Mertens, K. 1935; Wallner 1935; Leckie 1966, 128–191; Glier 1971, 84–94; Schmidt, R. M. 1982, 77–152; Glier 2VL 4 (1983), 660–662; Schnell 1985, 31, 47, 59, 125, 178f., 222, 233, 379; Wallmann 1985, 268–270; Schlechtweg-Jahn 1992, 243; Bockmann/Klinger 1998; Huschenbett 2002, IX–XXIX; Achnitz 2003a; Janota 2004, 334f.; Achnitz 2005; Achnitz 2006b, 146, 148; Brügel 2006, 203–223; Kern 2006, 62–65; Köbele 2006a, 23f.; Lieb/Neudeck 2006b, 17; Brügel 2008a; Uhl 2010; Matter 2011; Philipowski 2012; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Die früheste Überlieferung aus dem ersten Viertel des 14. Jh. bringt den Text anonym am Ende von St3, der ›Weingartner Liederhs.‹, nach einer umfangreichen Sammlung strophischer Autorencorpora (Minnesang und Spruchdichtung). Der Text und die unmittelbar anschließende, kodikologisch nicht abgesetzte ›Minneklage‹ B25 (zur Frage der möglichen Zugehörigkeit dieses Textes zur ›Minnelehre‹ vgl. zuletzt

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Huschenbett 2002, XIII–XV und Achnitz 2005, 103) sind die einzigen Reimpaartexte der Hs. Ebenfalls noch aus dem 14. Jh. stammen die Fragmente Tü, die als Leimabklatsch einer Pergamenths. im vorderen Innenspiegel einer lateinischen enzyklopädischen Hs. bzw. auf einem Pergamentstreifen derselben Hs. erhalten sind. Die übrigen Überlieferungszeugen stammen aus dem 15. Jh. und deuten auf eine Rezeption als ›Spitzentext‹ der Gattung Minnerede: In Dr4 (1477) ist der Text unter Mären, Fabeln und Bîspeln überliefert, während er in Ne (1464–67) den zweiten Teil der Hs. (nach zwei Druckabschriften) mit Minnereden und höfischer Epik eröffnet. Auch in Ka1 (15. Jh.) steht der Text am Beginn des zweiten Teils der Hs., einer reinen Minneredensammlung. In He3 (1470–90) bildet der Text die Eröffnung der umfangreichsten überlieferten reinen Minnereden-Sammelhs. Der hier überlieferte Titel Der mynne kint findet eine Ergänzung in einer auf 1r marginal angebrachten, farbigen Zeichnung Cupidos (mit all seinen Attributen) auf der Säule. Einzig in He3 findet sich eine Binnengliederung des Textes durch Überschriften für die eingeschalteten Briefe (Sin briefflin | Ir briefflin). Trotz mehrfacher Versuche ist es nicht gelungen, die Überlieferung auf vollständig überzeugende Weise zu gliedern. Ein Stemma bietet zuletzt Huschenbett 2002, XXII–XXVI, jedoch kann es nach Achnitz 2005, 101, nur »partiell die überlieferungsbedingte Zusammengehörigkeit einzelner Manuskripte« belegen, ohne dass sich »überzeugende Feststellungen über Priorität oder Posteriorität der feststellbaren Varianten« treffen lassen. Signifikant ist vor allem die Varianz im Textbestand. St3 bietet hier (abgesehen von Tü, wo nur einige wenige Verse aus der Beschreibung der Venus und ihres Thrones erhalten sind) den kürzesten Text. In Dr4, He3, Ka1 und Ne schließen sich ca. 100 Verse an, in denen die Geschichte weitererzählt wird: Der Sprecher freut sich darüber, dass die Geliebte ihm verzeihen will, versichert seinen Dienst und bittet ebenfalls um Verschwiegenheit. Nach Umarmung und Kuss bittet ihn die Geliebte zu gehen, aus Sorge um Entdeckung durch die Eltern. Der Sprecher stimmt traurig zu, sie trennen sich unter Versicherung ihrer Liebe und des Wiedersehens. Der Sprecher bedankt sich danach bei Frau Minne für den erwiesenen und erfolgreichen Rat. Er berichtet, seitdem noch viele schöne Stunden der Liebe erlebt zu haben, was ihn vollständig geheilt habe. Er schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Es folgt ein Epilog, der in den Hss. unterschiedlich ausgeführt ist: In He3 hat er die Form eines abschließenden Gebets zu Gott und Maria von 16 Versen (Abdruck bei Huschenbett 2002, 113). In Dr4, Ka1 und Ne wird das Buch in konventioneller Form beschlossen (in der Ausgabe von Huschenbett 2002: V. 2528, Zitat stellvertretend nach Ne: Hie sol deß buo ch ain ende han) und mit einem Titel versehen (2542–2546, nach Ne: wer nun guoter fraget mich | wie diß buo ch sy genant | dem wil ich machen wol bekant | den namen sin in kurtzer frist | Der werden minn ler es ist). In Ka1 finden sich in dieser Passage vier Verse einer Autornennung (2529–2532): Das ich Iohannes von Kostentz | so ich kan also bestentz | Die vil libe wolgetan | Dinstliechen getichtet han. Die entsprechenden Verse in Ne (Das ich ye sy uon ko | so ich beste kui nd also | der vil lieben wolgetan | dienstlich gedichtet han) lassen Wallner 1935, 257, kritisch auf ein ursprüngliches *›Daz ich von Kostenze Iohan | Sô ich allerbeste kan | Der vil

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lieben wolgetân | Dienstlîchen getichtet hân‹ schließen. In Dr4 fehlen diese vier Verse. Trotz des isolierten Beleges gilt die aus Ka1 abgeleitete Autorschaft eines Johann von Konstanz in der Forschung seit der Studie von Mertens, K. 1935 (vgl. dort vor allem 5–16) als erwiesen. Nach einer Lesart von Ne (in der Ausgabe von Huschenbett 2002: Vers 147): pfaffen vnd vns schuolære ergäbe sich für ihn eine Zuordnung zum gelehrten Laienstand (vgl. dazu Wallner 1935, 258). Zu weiteren Details der Überlieferungsvarianz vgl. die Apparate in den Ausgaben von Sweet 1934 (vgl. die Ergänzungen hierzu bei Wallner 1935) und Huschenbett 2002 (vgl. zu dieser Ausgabe allgemein sehr kritisch Achnitz 2005). Überschrift: Cupido deus amoris (Dr4) Der mynne kint (He3) Der werden mynne lere von maister Johannes von Konstentz (Ka1) Ain buo ch von der hohen mynne | genemet der waginne (Ne) Inha lt: (Nach St3) · A Prolog (1–45): Nach einer Tacete-Formel (adressiert an die ›Jungen‹) bezeichnet der Sprecher sein Werk als Schoe ne rede von minnen (3). Er habe ein normatives Interesse: dass er dihtende berihte | Wie man nach liebe werben sol (10). Er reiht einige konventionelle Topoi des Dichtungsbeginns aneinander (Versuch, das Maß zu treffen; Inspirationsbitte; Wunsch, niemanden zu beleidigen; Erkenntnis, es niemals allen Recht machen zu können; Captatio Benevolentiae, Bitte ggf. um Korrektur; Verfluchung der Böswilligen) und leitet dann über zur Erzählung eines eigenen Erlebnisses. B Minnekasus und Minnekrankheit (46–155): Der Sprecher berichtet, dass er sich von der Minne völlig habe abwenden wollen. Diese (Auftritt als Personifikation 50: do dez die minne wart gewar) stellt ihm jedoch nach, um ihn erneut zu ihrem Untertan zu machen. Beim Anblick (causa amoris) eines wunderschönen Mädchens entzündet ihn die Minne. Das Mädchen sticht aus den anderen Frauen durch ihre Schönheit (69: Ir schoe ni sprach in allen mat) und Tugenden heraus. Ihr Anblick bedeutet für den Sprecher großes Leid, denn er ist ihr nun bedingungslos verfallen und steht vor der Alternative ›Erwerb ihrer Gunst‹ oder ›Tod aus Liebesleid‹. Auf einen Schönheitspreis (Paris habe ihr den goldenen Apfel gereicht: 95–102; Unsagbarkeitstopos) folgt die Beteuerung der Liebesergriffenheit des Sprechers: Ihr Anblick vertreibt alle anderen Frauen aus seinem Herzen (die Geliebte im Herzen), sie besetzt seine Gedanken, schlägt ihn in Minnestricke, bereitet ihm Schmerz. Die äußeren Zeichen seiner Minnekrankheit (126f.: daz ich von den smerzen | wart baidu blaich vnd missevar) nimmt ein Freund wahr, der ihn zu sich nach Hause führt und in sein Bett bringt. Dort denkt der Sprecher über die Allgewalt der Minne nach (›amor vincit omnia‹ 142–147: Den Pfeilen ihres Bogens entgehen weder Kaiser, König, Königin, Mönche, Nonnen, Herzöge, Bischöfe, Päpste, Pfaffen noch Schüler) und reagiert aggressiv auf die Unterwerfung: Wäre die Minne zu fassen, müsse sie ihm helfen oder andernfalls damit rechnen, von ihm totgeschlagen zu werden.

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C Traum: Allegorie und Begegnung mit Cupido (156–596): Der Sprecher schläft ein und betritt einen Locus amoenus (Blumen, Blüten, Früchte, Tiere in Paaren), dem dennoch ein Makel eigen ist: In seiner Mitte liegt ein roter Blutsee mit brennenden Ufern, daneben steht eine goldene, edelsteingeschmückte Säule, auf deren Spitze ein schönes, blondes Kind sitzt. Es trägt eine Krone, ist blind, nackt und trägt zwei rotgoldene Flügel. In der einen Hand hält es einen Speer, in der anderen eine brennende Fackel. Der Sprecher ist zunächst eingeschüchtert, fasst sich aber dann ein Herz (234f. Sprichwort: ›Man stirbt nur einmal‹) und grüßt das Kind. Das Kind weist den Sprecher zurecht mit der Begründung, es habe ihm abgeschworen. Aufgrund einer lateinische Inschrift in der Krone erkennt der Sprecher, dass es sich um Cupido handelt, den Sohn der allgewaltigen Minne (Selbstnennung 277: Cupido suz hais ich, mit anschließender Etymologie 281: ein gelust der minne). Der Sprecher bittet Cupido um eine Erklärung von Gestalt und Attributen. Dieser verspricht lächelnd, auf Fragen Auskunft zu geben. Im Frage-und-Antwort-Schema des klassischen Lehrgesprächs legt Cupido seine Attribute aus: Sein Gefieder (294–314) deutet auf die Schnelligkeit, mit der er in die Herzen der Liebenden erobert (311–314: Könnte er nicht fliegen, würde nicht einmal ein Drittel seines Pensums schaffen können). Sein Speer (315–348) weist darauf hin, dass er viele widerspenstige Menschen verwundet und damit bezwingt, sodass sie der Minne untertan werden. Die Fackel (349–378) dient ihm dazu, die Widerspenstigen zu entzünden (356–372: Einlassung zur leidbringenden Kraft des Feuers der Minne bzw. Frau Venus, die es geraten sein lässt, sich besser ihm – Cupido – zu ergeben). Die Blindheit (379–414), die angeboren ist, verweist darauf, dass die Minner oft blind lieben, d.h. nicht nach äußerer Schönheit urteilen, sondern hässlichen Liebespartnern verfallen. Die Nacktheit (415–466) verweist auf das höchste Glück der Liebenden im nackten Beieinanderliegen ohne Scham (424–465: Exempel vom paradiesähnlichen Garten, in welchem ein Paar alleine allen höfischen Vergnügungen nachgehen könnte, und der doch nichts wert ist verglichen mit dem nackten Beilager). Die goldene Säule (467–498) verweist auf die Notwendigkeit für Minner, über Geld als Lockmittel (476: lvo der) zu verfügen. Ihre Zierde wird im Speziellen mit dem Aufwand an modischer Kleidung und Schmuck verglichen, den die Minner treiben. Das brennende Ufer (499–519) verweist auf die das Herz des Minners umschließende, verzehrende Kraft des Feuers der Minne. Die erhöhte Position auf der Säule (520–546) ist nicht mit Hochmut (523: hohfart) gleichzusetzen, sondern mit der Hochgestimmtheit, die der Liebende empfindet und die ihn emporträgt. Die Krone (547–567) verweist auf das Versprechen, dass getreue Diener von Minne und Cupido dereinst gekrönt werden. Die abschließende Frage nach dem Blutsee (568–596) beantwortet Cupido seufzend, indem er an das Blut erinnert, das als Folge ehebrecherischer Minne vergossen wird, und indem er den Sprecher ermahnt, seine Minne nur auf unverheiratete Mädchen zu richten. D Traum: Zug der Frau Minne und Minnelehre (597–1042): Frau Minne erscheint auf einem Wagen, der von Tauben gezogen wird. Sie scheint dem Sprecher etwa zwanzigjährig und trägt eine goldene, edelsteinbesetzte Krone, auf der goldene, durch den Wind zwitschernde Vögel angebracht sind (Katalog der Singvögel 624–626). Es folgt ein Schönheitslob nach dem A capite ad calcem-Schema (628–666: Genannt werden

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Haare, Augen, Nase, Wangen, Mund, Zähne, Hals, Nacken, Brust, Arme, Finger, Hände, Hüfte) gefolgt von einer Beschreibung der aufwändigen und erstaunlichen Kleidung der Frau Minne (667–710): ein Ring, dessen Anblick glücklich macht; ein Seidengewand, auf dem die Aprilblüte und die Maienfreude eingestickt ist; ein Pelz mit Borte, auf der Liebespaare zu sehen sind; eine Spange, in die die Geschichten literarischer Liebespaare (Flore und Blanscheflur, Wilhelm und seine Geliebte) eingearbeitet ist; ein edelsteingeschmückter Gürtel). Der Sprecher liest dann auf dem goldenen, von wunderschönen Frauen besetzen Wagen der Frau Minne mehrere lateinische Inschriften und übersetzt sie, teilweise frei (711–740). Es sind Aussagen über die Macht der Minne (718: Die Minne will alle Menschen bezwingen; 726: Der Liebe ist nichts unmöglich; 733–736: Die Minne heilt denjenigen, der sich ihr zu treuem Dienst ergibt). An den Seiten des Wagens erblickt der Sprecher Darstellungen des trojanischen Krieges (749–754: erneutes Referat des Parisurteils), von Helden der höfischen Literatur, denen Minnelohn zuteil wurde, und von solchen, deren Liebe unerfüllt blieb. In letzterer Gruppe erblickt der Sprecher sein eigenes Bild: Er ist dort in melancholischer Pose und mit der Namensbezeichnung der trostes ane (774) abgebildet. Der Sprecher ist verwundert und gleichzeitig betrübt. Er schöpft jedoch neue Hoffnung aus der Überlegung, dass es manig armes minnerli (794) noch härter treffe als ihn. Er schreitet fort zur Beschreibung des Thrones der Minne (799–874), der aus Gold und von Zyklopen gemacht ist und den Schmuck Flammen speiender Tierhäupter (Greif, Löwe, Drache, Panther) trägt. Letztere sind jeweils mit lateinischen Inschriften versehen, welche auf die vier Stufen des Minnefeuers (vom schnell gelöschten bis zum ewigen Brand) verweisen. Im Baldachin (875–886) spiegeln sich Aller herzen gedank | aller tier vnd vische ganck (879f.) – er ist offenbar ein Kontrollinstrument der Minne. Über den Wagen spannt sich ein Bogen aus Horn auf dem, wiederum in Latein, eine Inschrift von der weltumspannenden Macht der Minne kündet. Schließlich beschreibt der Sprecher den mit goldenen Pfeilen gefüllten Köcher der Frau Minne, auf dem in Gold Abbilder exemplarischer Frauengestalten (›Dame von der blühenden Aue‹; Iblis; Isolde), dazu alle roten Münder eingeschmolzen sind. – In Betrachtung des Köchers versunken muss der Sprecher erleben, wie ihn Cupido bei seiner Mutter als Deserteur denunziert. Diese weist den Sprecher zurecht und schießt als Rache einen Pfeil in sein Herz. Erfüllt von Schmerz und noch größerer Liebe zu seiner Dame fällt der Sprecher ihr reumütig zu Füßen und bittet um Erlösung vom Minneleid. Die Minne nimmt seine Dienstversicherung an und verspricht ihre Hilfe. Auf die Frage nach einem konkreten Handlungsvorschlag rät sie dem Sprecher, der Geliebten einen Brief zu schreiben. Sollte dies nicht unmittelbaren Erfolg zeitigen, solle er dennoch seine Werbung beständig weiterverfolgen: Es sei ganz natürlich, dass Damen einen Werber zunächst abwiesen, da sie ihn auf die Probe stellen wollten. Beständige (d.h. unermüdliche) Werbung werde am Ende immer belohnt. Der Sprecher freut sich über diese Lehre und vergisst sein Leid. Als die Minne gehen will und er ängstlich fürchtet, nun ohne Unterstützung zu sein, belehrt sie ihn, dass sie in seinem Herzen versiegelt sei und er sich daher immer an sie wenden könne, sofern ihn die Geliebte nicht erhören wolle: Sie wolle ihm dann zuraten und seine Entschlossenheit stärken. Frau Minne geht ab, der Traum endet.

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E Erster Briefwechsel (1043–1620): Der Sprecher erwacht und nimmt sich vor, die Lehre der Frau Minne umzusetzen. Er schreibt einen (als Zitat wiedergegebenen) Brief, den die Geliebte (so wird im Vorgriff auf die Ereignisse erzählt) auch rasch liest und dabei errötet. 1.  Brief des Sprechers (1057–1082): Nach einer Erinnerung an den Bitten gewährenden Gott, Segenswunsch und Gruß bittet der Sprecher die Adressatin um ihre Gunst. Sein Dienstangebot und die Bitte um Befehle verbindet er mit der Beteuerung der Ausschließlichkeit und Dauer seiner Liebe. i  Die Geliebte weiß nicht recht, was sie mit dem vorgebrachten Geständnis anfangen soll. Sie bittet Gott um Hilfe, das Richtige zu tun, und will dem Sprecher zunächst schreiben, dass sie sich nicht auf die Materie verstehe. 1. Antwortbrief der Geliebten (1099–1126): In ihrem Brief gibt sich die Geliebte erstaunt über die Botschaft des Sprechers. Sie verweist darauf, ein Kind und mittellos zu sein, also den Dienst nicht lohnen zu können. Zudem brauche sie ihn nicht, da Vater und Mutter für sie sorgten. Sie rät dem Sprecher, sich dorthin zu wenden, wo man seiner bedürfe. i Der Sprecher ist zunächst von der Absage betroffen und denkt daran, die Werbung aufzugeben. Er erinnert sich aber an die Ermahnungen der Frau Minne und hofft auf deren Hilfe. Da er sie in seinem Herzen weiß, ruft er sie an (1159f: Ich sprach wa bist du minne | nv lere mine sinne). Die Minne spricht aus seinem Herzen heraus und rät ihm, einen weiteren Brief zu schreiben, um der Geliebte seine Beständigkeit zu beweisen. 2. Brief des Sprechers (1183–1220): Nach Gruß und Dienstversicherung bekräftigt der Sprecher, dass die Geliebte den einzigen Weg zu seinem Heil darstellt, beteuert, sie in sein Herz geschlossen zu haben und nur sie zu lieben, und bittet sie, ihre Absage zu überdenken. Die Bitte um Gruß und Trost untermauert er mit einer abschließenden Klage seines Leids. i Die Dame liest den Brief besonders genau, wozu sie sich alleine in ihre Kammer zurückzieht. In einem inneren Monolog kommt sie zu dem Ergebnis, dass es ihr negativ ausgelegt würde, wenn der Sprecher als ihr Diener leiden oder sogar sterben würde. Sie glaubt, an seinem Leid schuld zu sein, fürchtet sich aber vor den Konsequenzen einer Erhörung. Sie wünscht sich, dass der boe se trv´genere (1263) schon tot sei, und kommt erneut zu einer ablehnenden Haltung. 2. Antwortbrief der Geliebten (1269–1294): Die Geliebte weist den Sprecher zurecht, seine Spottreden und seinen Trug zu unterlassen. Auch wenn er wirklich leiden würde, verbiete ihr doch Frau Scham, die in ihrem Herzen sitze, ihn zu erhören: Frau Scham lehre sie, dass die von ihm geforderte Liebe nicht ehrenvoll sein könne. Er solle sich anderswohin wenden. i Nachdem ihm der Bote den Antwortbrief überbracht hat (1295–1311: novellistischer Einschub, der vom Botendienstes berichtet), beklagt der Sprecher die erneute Absage vor Frau Minne. Diese beruhigt ihn, dass ihm die Geliebte am Ende doch noch ihre Huld erweisen würde und nur aus Tugendhaftigkeit absage. Sie fordert den Sprecher auf, sich beharrlich einzusetzen, bis die Geliebte seine Qualität erkenne. Der Sprecher erhebt den Einwand, dass er arm sei und somit eine der Voraussetzungen für den Erfolg, auf die ihn Cupido hingewiesen habe, gar nicht erfülle. Frau Minne nimmt daraufhin die Lehre des Cupido zurück: Wo ein Mann tugendhaft werbe, werde er erlöst – egal ob er Geld habe oder nicht, da die

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Frauen am Tugendreichen festhielten und eher sterben würden, als sich kaufen zu lassen. Seine Beständigkeit solle der Sprecher mit einem weiteren Brief erweisen. 3. Brief des Sprechers (1395–1442): Nach Gruß und Segenswünschen geht der Sprecher in wörtlichem Zitat auf den Vorwurf der Geliebten ein, er treibe nur Scherze mit ihr. Er weist das zurück und verweist auf die ihn bindenden Minnestricke, die Verwundung durch ihren Mund, die seinen Dienst begründe. Er bittet um eine Probe, um seine Aufrichtigkeit beweisen zu können und um ein Treffen, um ihr sein Herz ausschütten zu können. Er schließt mit einem Segenswunsch, der ihre Ablehnung thematisiert. i Die Geliebte nimmt den Brief widerwillig an (1445–1457: erneuter Einschub, in dem vom Botenweg erzählt wird). Beim Lesen sieht sie in das Herz des Sprechers und erkennt, dass er die Wahrheit sagt. Verzweifelt wendet sie sich an Gott und formuliert ihr Dilemma: Entweder weist sie ihn ab und der Sprecher stirbt, oder sie erhört ihn, tut dabei aber etwas Verwerfliches. In ihrem Zweifel greift Frau Minne ein: Sie besetzt Verstand und Herz der Geliebten. Von der Macht der Minne bezwungen schreibt die Geliebte den Antwortbrief. 3. Antwortbrief der Geliebten (1505–1522): Die Geliebte nimmt den Dienst des Sprechers an, verspricht Trost und Gruß und stellt ihm in Aussicht, ihn bei Zusicherung ihrer Unversehrtheit zu einer heimlichen Unterredung zu treffen. i Freudig erregt schreibt der Sprecher zurück. 4. Brief des Sprechers (1533–1556): Nach Gruß und wortreicher Bekräftigung seiner ausschließlichen und aufrichtigen Hingabe gibt der Sprecher der Geliebten die Versicherung, ihr nie Leid antun zu wollen. i Die Geliebte erkennt seinen Schwur an und antwortet. 4. Antwortbrief der Geliebten (1569–1596): In einem rhetorisch aufwendig gestalteten Brief (Figura etymologica des anaphorischen Beginns eines jeden Verses mit liep) gibt auch die Geliebte einen Treueschwur ab, versichert die Ausschließlichkeit auch ihrer Liebe und bittet den Sprecher, am nächsten Sonntag nach Mittag zu einem heimlichen Treffen in den wurzegarten (1581) zu kommen, wo sie ihm das höchste Glück in Aussicht stellt. i Der Sprecher freut sich außerordentlich über den Brief: Er sieht sich am Ziel seiner Werbung und als Geliebter der Frau, hält seine Hochstimmung aber geheim. F Erstes Treffen im Garten (1621–1948): Zum vereinbarten Termin (Präzisierung des Monats: Wonne- und Liebesmonat Mai) kommt der Sprecher, von Herzen erleichtert, in einen amoenen Garten, wo er innerhalb einer Umzäunung unter einer Linde, an einer Quelle seine Geliebte erblickt. Ihren Gruß kann er nicht erwidern, da ihm der Anblick die Kontrolle über seine Sinne raubt und seine Vorsätze, ihr sein Leid zu klagen, vergessen lässt. Auf ihre Gesprächseröffnung, in der sie ihn an seinen Gesprächwunsch erinnert, offenbart er ihr seine Verwirrung, beteuert die Aufrichtigkeit seiner Liebe und gibt der Tugend, Jugend und der Liebe der Frau die Schuld an seinem Zustand. Ihre Rückfrage, wie sie ihn so affizieren könne, da sie ihm doch kaum nahe gewesen sei, beantwortet er, indem er sie mit einem Magneten vergleicht. Die Geliebte verspricht daraufhin, ihm mit zui hten (1751) gewogen sein zu wollen. Ihre ablehnende Haltung sei nur zur Probe seiner Beständigkeit gedacht gewesen. Nun wolle sie ihm Gewährung zuteil werden lassen, so weit es nur ehrenvoll gesche-

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hen könne. Als sie ihn fragt, was sie konkret für ihn tun könne, gibt der Sprecher als seinen Wunsch an, ihr Geliebter zu werden. Sie fragt daraufhin Geselle waz ist minnen (1785), worauf der Sprecher eine längere Definition gibt (Die Minne sei androgyn, vertreibe alle Sorgen; es gehörten zwei einmütige Liebende dazu; Früchte der Minne seien Hochgestimmtheit und gesellschaftlicher Wert; Minne sei beständig, leidzerstörend, durchdringend, allgegenwärtig). Als er sich zu Paradoxien bzw. unsinnigen Definitionen versteigt (1821–1823: Minne ist klug und dumm, gerade und krumm; Minne ist so, wie es einem gut erscheint etc.), unterbricht sie ihn und weist sein Lob der Minne zurück. Aus den Lehren ihrer Erzieher kenne sie ausschließlich die negativen Aspekte der Minne, die der Tod der Seele, Verderben und Unbeständigkeit sei. Der Sprecher disqualifiziert diese Lehren als gegenstandsfern und bittet die Frau nochmals, ihn als Geliebten anzunehmen. Die Frau versteht das offensichtlich als Heiratsantrag (1859: So muoz ich werden din wip), ermahnt ihn aber, ihrer Ehre nicht zu schaden. Dennoch sichert der Sprecher genau dies wortreich zu und bittet dann – zur Erleichterung seines Leids – um einen Kuss. Sie lehnt ab, obwohl er beteuert, dass sein Herz durch den Kuss Hochgestimmtheit und Freude empfinden würde: Sie will ihm den Wunsch später erfüllen. Der Sprecher geht auf den Aufschub ein. Als die Geliebte unter Verweis auf die Merker und mit einer Verfluchung derselben (1925) gehen will, fürchtet der Sprecher, sie nicht mehr zu sehen. Sie stellt ihm ein weiteres heimliches Treffen in Aussicht, worauf sich die beiden trennen. G Zweiter Briefwechsel (1949–2208): Als der Sprecher seinem Herzen seinen Erfolg bekannt macht, erfährt er eine scharfe Zurechtweisung durch Frau Minne: Sie nennt ihn einen Feigling, weil er von dem Treffen zurückgekommen ist, ohne Erlösung erfahren zu haben: Da ihm die Dame Gewährung zugesagt hatte, hätte er auf Einlösung der Zusage drängen müssen. Frau Minne untermauert ihre Ansicht mit verschiedenen lateinischen und deutschen Autoritätenzitaten (namentlich genannt werden Avian und Freidank). Sie gebietet dem Sprecher bei Strafe des Minnetodes, alles zu tun, damit die Angebetete seine Geliebte und er ihr Geliebter wird. Der Sprecher nimmt sich die Schelte zu Herzen und beschließt, nicht noch einmal unverrichteter Dinge abzuziehen. Auf seine Frage, wie er ein weiteres Treffen herbeiführen könne, rät ihm die Minne wiederum, einen Brief zu schreiben, in welchem er darauf dringen solle, dass sie ihm die Wunden, die sie ihm zugefügt habe, wieder heile. 5.  Brief des Sprechers (2073–2160): Nach einer Grußformel gesteht der Sprecher, dass ihm das Treffen im Garten, von dem er sich Heilung erhofft habe, nur noch größeres Leid gebracht habe (Beschreibung der Minnequalen, seiner Ohnmacht und Not). Er untermauert die Bitte um ein zweites Treffen mit der Drohung, sie müsse sein Verderben büßen, da die Schuld auf ihrer Seite zu suchen sei. Sein gesteigertes Leid erklärt er mit dem Exempel, dass die Armut den Armen weniger schmerze als den, der kurzzeitig reich gewesen sei. i Die Geliebte (erneute Beschreibung der Botensituation 2161–2169: Schon der Bote berichtet der Frau vom Leid seines Herrn) erkennt in dem Brief die Not des Sprechers. 5. Antwortbrief der Geliebten (2179–2208): Sie leitet mit einem topischen Verweis auf die Unvollkommenheit ihrer Zeilen (›wüsste ich einen dichterischen Gruß zu verfassen, ich täte es‹) ein, bedauert sein Leid und verspricht, es ihm zu nehmen, so-

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fern das im Rahmen der Ehre geschehen könne. Sie bittet ihn an diesem Abend kurz vor Mitternacht heimlich zu ihrer Wohnung. H Zweites Treffen in der Kammer mit körperlicher Minneerfüllung (2209–2432): Der Sprecher verbringt den Tag in Vorfreude auf die Nacht. Er schleicht zum Haus der Geliebten und sieht sie schon am Fenster stehen. Sie lässt ihn schnell in ihre Kammer und verspricht ihm Lohngewährung im Rahmen der Ehre. Er erhofft sich, Erfüllung und Freude durch ihren Mund zu erfahren. Sie bittet ihn nochmals, tadelnswertes Verhalten, wie es andere Männer an den Tag legen, zu unterlassen und sie in Zucht und Anstand zu lieben (2248: ane geverde trute mich). Der Sprecher stimmt zu, es folgen Küsse und Umarmungen. Dann spürt der Sprecher, wie sich Frau Minne in sein Herz schleicht und ihn anstachelt (2271f.: Vnd raitzet alle min sinne  | vf minneclich gewinne). Er erinnert sich an die Lehre der Frau Minne und erneuert seine Bitte an die Frau, ihn vom Minnerost zu erlösen. Sein Verlangen beschreibt er mit herzeliebe trost (2293), Swas man haiset minne (2301) und Das nah vollm werde mir | gelonet werde hie von dir (2305f.; Vertauschung der Reimwörter nach der Parallelüberlieferung). Die Geliebte ist entsetzt, erinnert den Sprecher an sein Versprechen der ehrenhaften Minne und beteuert, eher sterben zu wollen, als seinem Verlangen nachzugeben (2314f.: wan wisist e ichz tet | Ich woe lt e kiesen den dot). Zudem droht sie damit, zu schreien und damit die Eltern aufzuwecken. Der Sprecher kontert, dass eine Entdeckung des Stelldicheins wohl zu ihrem Nachteil wäre, da man ihr Lüsternheit unterstellen würde, und rät zur Verschwiegenheit. Auch bekräftigt er seine Entschlossenheit, eher sterben zu wollen als unbelohnt wieder abzuziehen. Die Geliebte weint und betrauert, dass sie nun beide von Trui e und warhait (2345) abgeschnitten seien. Sie verflucht den Sprecher (›Du seist dem Weg verhasst, wo auch immer du hingehst‹), was dieser mit Achselzucken quittiert und zur Erfüllung seines Wunsches übergeht: vnd vnderwant mich ir | lieplich nah mins hertzen gir (2353f.). Der Sprecher verschweigt süffisant weitere Details der Szene (2355f.: Waz da beschehe daz wil ich | nieman sagen sicherlich), macht aber hinreichend deutlich, dass es zum körperlichen Vollzug kommt. Nach dem Koitus (2364–2432) beklagt die Frau, nun Leib und Besitz, Freude und Mut verloren zu haben. Sie weint und beklagt, dass sie dem Sprecher solche Untreue niemals zugetraut hätte. Der Sprecher bietet ihr an, ihr Leid durch seinen Dienst zu vertreiben. Als sie klarstellt, dass sie nie über das ihr zugefügte Leid hinwegsehen will, bittet er sie, ihm nicht böse zu sein. Frau Minne habe die Schuld an allem, da sie ihm zugeraten habe. Er verspricht, ihr von nun an treu zu dienen und rät ihr, die Klage über das Vergangene als nutzlos zu unterlassen. Sie wünscht sich, lieber tot gewesen zu sein anstatt ihn eingelassen zu haben. Sie beklagt, ihm geglaubt zu haben und nun in Freudlosigkeit gestürzt worden zu sein. Dann bietet sie dem Sprecher aber an, die Sache auf sich beruhen zu lassen, sofern er sich in Zukunft durch Treue zu ihr auszeichne und auch niemandem etwas erzähle. Para l lelen: Meyer, E. führt Parallelstellen der eingefügten Briefe zum Briefcorpus von B96– 118 an (Meyer, E. 1898, 8–21). Außerdem verweist er (ebd., 52f.) auf eine wörtliche Entlehnung des ersten Briefes des Sprechers aus dem Brief des Wigalois an Larie

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in Wirnts von Grafenberg ›Wigalois‹, V. 8759–8767 (Verszählung nach Kapteyn 1926); vgl. dazu B177, wo dieselbe Textstelle entlehnt, aber dann anders weitergeführt ist. Zu weiteren Parallelen in der deutschen höfischen Epik wie in der französischen und lateinischen Dichtung vgl. ausführlich Mertens, K. 1935, 32–64 und 105–108. Achnitz 2003a, 365, vermutet, dass die Bildlichkeit der Cupido-Allegorie vom Minneleich des ›Wilden Alexander‹ angeregt ist. Sonstiges: Achnitz 2005, 103, deutet den in St3 direkt folgenden Text B25 als kommentierenden Abschluss und somit als Teil der ›Minnelehre‹ (gegen Glier 1971, 94, und Huschenbett 2002, XIII–XV).

B233 Der Minnenden Zwist und Versöhnung Zwiegespräch zweier Liebenden über Probleme der Liebe; in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 14. Jh. (Mü2) Überlieferung: He5 61r–64r; 31 Str. (217 V.) Mü2 81v–84v; 24 Str. (162 V.)

Edition: Schmeller 1850, 163–169, Str. 691–720 (nach He5, normalisiert und mit Umstellungen, Str. 700 doppelt gezählt) Literatur: Glier 1971, 245f.; Wallmann 1985, 307f.; Glier 2VL 6 (1987), 582f.; Steckelberg 1998, 194; Janota 2004, 340; Miller/Zimmermann 2007, 87f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Der Text folgt in beiden Hss. ohne Überschrift direkt auf Hadamars von Laber ›Jagd‹ (B513). In Mü2 bricht der Text im zweiten Vers der Strophe 24 (Schmeller 1850, Str. 713) mit dem Blattende ab, der Rest der Hs. ist verloren. In He5 stehen nach dem Text (64v–65r) weitere zehn Strophen: Die ersten fünf davon lassen sich B513 zuordnen (Schmeller 1850, Str. 520–524), die restlichen Strophen bilden wohl keine Fortsetzung zu B233 (gegen eine solche Vermutung von Steckelberg 1998, 194, vgl. jetzt Miller/Zimmermann 2007, 88), obwohl sie in ähnlicher Weise dialogisch zu interpretieren wären. Sie sind vielmehr als (ggf. hier nur fragmentarisch erhaltener) eigenständiger Text (B517) zu betrachten. Die Hss. weisen (auch orthographisch) nahezu keine Varianz auf. Die punktuellen Unterschiede betreffen einzelne signifikante Worte (Strophenzählung nach Schmeller in eckigen Klammern): He5 6,4 (Schmeller 1850, 696,4): von dir icht werd geletzet gegen Mü2 von dir ich werd geletzet; He5 7,4 (697,4): zu sere nach dir

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prinne gegen Mü2 sere nach ir prynn; He5 7,5 (697,5): wann du mich dann meidest für dew masse gegen Mü2 wann du mich dann neydest fur dew masse; He5 18,3 (707,3): geuachen gegen Mü2 begachen; He5 19,3 (708,5): so wirt die masse enteret gegen Mü2 so wirt die masse entoret; He5 19,7 (708,7): geleret gegen Mü2 gelernet. Überschrift: – Inha lt: (Nach He5; Strophenzählung nach Schmeller 1850 in eckigen Klammern) · A Rede des Mannes (Str. 1–5 [692–696]): Der Sprecher spricht seine Dame direkt an und preist sie. Dann bittet er um Lohn für seinen langen Dienst (mit imaginierten, in direkter Rede gegebenen Worten der Lohngewährung durch die Dame 1,4–7 [692, 4–7]). Sie solle nicht an ihm zweifeln, da er sie mehr liebe als jede Königin (Kaisertopos) – weshalb er der Minne zu danken habe. Nichts außer dem Tod könne ihn von ihr trennen, weder Aufpasser (pruvfer) noch andere Frauen – auch wenn diese puppenhaft aufgeputzt wären (3,7 [694,7]: und wären si doch alle schön wuvnschel tokchen). Er versichert die Beständigkeit und Ausschließlichkeit seiner Liebe. Angesichts ihrer Tugend und Beständigkeit sei es töricht, wenn er die gemeinsame Liebe durch seine Unbeständigkeit gefährden würde. Sie solle daher ihre Zweifel aufgeben, die ihm tiefen Kummer bereiteten. B Antwort der Frau (Str. 6–10 [697–700b]): Die Sprecherin bekennt ihr inniges Liebesverlangen nach dem Gesprächspartner. Dass er sie über Gebühr meide, gehe ihr aber zu Herzen und nähre ihren Zweifel (6,7 [697,7]: weise sie auf die ›Straße des Zweifels‹)  – zumal sie wisse, dass er es einrichten könnte, sie ohne Aufpasser zu treffen. Sie preist ihn als einzige Freude ihres Herzens: Da sie ihn zum Geliebten erwählt habe, erwarte sie auch, dass er sich um sie kümmere. Müsste sie aber dafür büßen, dass sie ihn so sehr liebe, wolle sie sich bei Frau Minne beklagen. Die Sprecherin bekräftigt, dass sie in seiner Gegenwart nie dagewesene Freude und keine Sorgen mehr empfinde. C Rechtfertigung des Mannes (Str. 11–14 [691 und 701–703]): Der Sprecher preist zunächst wiederum die Dame (11,1f. [691,1]: Meines hertzen paradisel | o meiner augen sunne usw.) und kündigt der Geliebten an, dass er sie mit seinen Worten vom Zweifel abbringen könne. Zunächst gibt er zu bedenken, dass es auch für ihn von Nachteil wäre, wenn er sie verschmähen würde: Er verlöre nämlich seinen Lohn für den geleisteten Minnedienst. Dann nimmt er ihre Vorwürfe auf: Er bekräftigt, selbst ebenso wie sie unter der Trennung zu leiden, und versichert, beständig an sie zu denken. Dass es ihm möglich wäre, ein heimliches Treffen zu arrangieren, bestreitet er, da die Gefahr bestünde, dass die Aufpasser die Geliebte dafür straften. D Zweifel der Dame (Str. 15–18 [704–707]): Die Sprecherin bekräftigt, sie finde, dass er den Kontakt zu sehr vermeide, vielleicht, weil ihm die Sache Leid sei und er nicht wirklich nach Lösungen suche (Sprichwort 15,5 [704,5]: Warzüe man willen hat das lat sich füegen). Sie kritisiert seinen Dienst, da er ihr seine Nähe vorenthalte, obwohl er wisse, dass sie leide. Auch stünden keine unüberwindlichen Hindernisse (Klausurierung, Meer, Gebirge) zwischen ihnen. Wenn er weder zu zögerlich noch

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zu übereilt handle, könne niemand den Austausch von Zärtlichkeiten unterbinden. Auch würde sie das Gerede der Aufpasser nicht stören, wenn er nur in angemessenen Abständen zu ihr käme (18,6 [707,6]: ob du mir chämst zu masse). E Vorbehalte des Mannes (Str. 19–21 [708–710]): Der Sprecher greift ihren Aufruf zur Angemessenheit auf, gibt aber zu bedenken, dass er in ihrer Gegenwart aller Klugheit beraubt werde. Daher wolle er ihr die Gefährdung durch sein – dann zu erwartendes – unbedachtes törichtes Handeln ersparen. Er bekräftigt seine Aussage mit einem Schwur: Sollte er lügen, so solle ihn die Minne von aller Gewährung des Minnelohns ausschließen und verfluchen. F Insistieren der Frau (Str. 22–24 [711–713]): Die Sprecherin gibt zu, dass sie ihren Trennungsschmerz gerne ertrüge, wenn seinem Fernbleiben die genannten Gründe und nicht Unbeständigkeit zu Grunde lägen. Sie fordert den Geliebten auf, Dinge anzupacken, die ihren Zweifel ausräumen könnten – dass er sich hierbei versündige, wolle sie gerne in Kauf nehmen. Erst mit Beweisen seiner Beständigkeit wolle sie ihm und nicht dem Getratsche glauben. G Eidangebot und Eidleistung (Str. 25–29 [714–718]): Der Sprecher bittet die Geliebte besänftigend um weniger harte Worte und nimmt dann ihre Forderung auf: Er wolle seine Beständigkeit mit dem haissen eysen (25,7 [714,7]; Gottesurteil) und durch starke Eide beweisen, wozu er mit erhobener Hand bereit stehe (26,7 Deixis: wann ich stê hie mit ûf gehabter hende). i Die Sprecherin nimmt dieses Angebot an. Sie spricht ihm eine Eidesformel vor (Str. 28,1–7 [717], in direkter Rede): ›Wenn ich die Treue breche, so solle mein Herz vom Minnebrand erfasst werden und keine löschende Liebe durch andere Frauen mehr erfahren, sondern nur Ablehnung‹. i Der Sprecher quittiert die Formel mit Amen des pin ich gerende (29,1 [718,1]) und bekräftigt, dass ihm nur durch die Geliebte (und keine andere Frau) je Hochstimmung zuteil werden solle. H Schluss (30f. [719f.]): Die Sprecherin bestätigt, den Geliebten damit zu absolvieren. Sie wolle künftig an ihn gebunden sein, bis er ihr seine Huld gewähre. Das würde sie für den Rest des Jahres in Freude versetzen. Der Sprecher bekräftigt in der abschließenden Strophe, ganz ihr zu gehören (er sei sich selbst nur als Lehen gegeben), in ihrer Hand und in ihrem Willen zu stehen. Sonstiges: Schmeller rückt in seiner Ausgabe – die den hsl. Text sprachlich normalisiert und an einigen Stellen ohne Kennzeichnung verändert – die 11. Strophe der Hs. als erste Strophe an den Beginn. Ebenso weist er die Strophen durch eingeschobene Sprecherangaben, die keine Entsprechung in der Hs. haben, den Dialogpartnern zu.

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B234 Der Minne Klaffer

B234 Der Minne Klaffer Langes, am Ende erfolgreiches Werbungsgespräch mit minimaler narrativer Rahmung Ve r f a s s e r : Perchtolt Tetzl (Wi8); Perchtold Velzs (In3); Ruschart (He3; Ka3) Datierung: früheste Überlieferung 1393 (Wi8) Überlieferung: Fassung I: In3 73rb–77ra; 750 V. Wi8 148ra–154rb; 750 V. Fassung II: He3 280v–292v; 738 V. Ka3 22ra–26vb; 740 V.

Edition: Lassberg 1820, 175–194 Nr. 28 (nach Ka3); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1985, 504–523 (nach Wi8) Literatur: Glier 1971, 211f.; Rheinheimer 1975, 50f.; Glier 2VL 8 (1992), 426f.; Janota 2004, 324, 341; Ziegeler 1985, 498

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der reinen Minneredenhs. He3, unter Mären und Minnereden in der Sammelhs. Ka3, und im Kontext von Mären in den ›Schwesterhss.‹ Wi8 und In3. Die Überlieferung trennt sich klar in zwei Fassungen, augenfällig wird das an der Selbstnennung des Autors, jeweils mit Veränderung des Reimes: In Wi8 und In3 nennt er sich Perchtolt (Wi8/In3 332 und 729), in Ka3 und He3 Ruschart (He3/Ka3 322 und He3 718/Ka3 720). Innerhalb der Fassungen gibt es kaum signifikante Varianz: Wi8 und In3 bieten einen annähernd identischen Text. Mit Einschränkungen gilt das auch für Ka3 und He3 (in He3 fehlen die Verse Ka3 717f.; die Verse Ka3 283f. sind umgestellt). Mit einigen wenigen Varianten steht Ka3 jedoch alleine, He3 schließt sich der Restüberlieferung an (u.a. Ka3 31: minen stral gegen He3, In3, Wi8: minne schos; Ka3 290: baiden gegen He3 290 bzw. In3, Wi8 300: laiden; Ka3 334: ist min red gegen He3 334 bzw. In3, Wi8 344: ist in min hertz; Ka3 552: Vnd dir am tage lit gegen He3 552 bzw. In3, Wi8 562: Vnd mich an div lug lait). Die Fassungen weisen größere Unterschiede sowohl im Hinblick auf den Versbestand (Plus-/Minusverse: Ka3, He3 fehlen die Verse Wi8, In3 90, 92, 171f., 174, 176, 233–238, 241f., 382, 274f., 552, 618, 681 und 733f.; Wi8, In3 fehlen die Verse Ka3, He3 75–78, 431–434, 612 und 672) als auch im Hinblick auf Satz- oder Wortvarianzen auf. Fassung B hat an einigen Stellen plausiblere Varianten (konsequentes ›Duzen‹ Ka3, He3 164–170 und 435 statt Wechsel zwischen ›Duzen‹ und ›Irzen‹ in Wi8, In3 162–168 und 443; Dreireime Wi8, In3 379–381 und 550–552 aufgelöst durch Ka3, He3 369–371 und 541f.; Umstellung der Verse Wi8, In3 373f. in Ka3, He3 363f.; Füllung der anzunehmenden Lücke nach Wi8, In3 441 durch Ka3, He3 431–434). Nur in Fassung I ist hingegen der Schluss als Epilog des Sprechers gestaltet (in Fassung II endet der Text mit der Rede der Dame) und der Text betitelt (durch Überschriften und in V. 749). Der in allen Hss. durch Initialen markierte Sprecherwechsel ist nur in Wi8 und In3 konsequent durchgehalten (der Wechsel Wi8, In3 548 ist in Ka3, He3 nicht hervorgehoben).

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Am Fuß der Seite des Textbeginns in In3 (73r) stellt eine marginale kolorierte Federzeichnung Sprecher und Dame dar (Gesten des Diskutierens; Sprecher mit gebeugtem Knie). Überschrift: Von dem klaffer (In3) Der klaffer (Wi8) Inha lt: (Nach Wi8) · A Prolog (1–12): Der Sprecher will zum Zeitvertreib von seinen Erfahrungen mit der Hohen Minne berichten (Publikumsapostrophe 5: Nu merkt wie ez mir ergie) – genauer davon, wie er seiner Geliebten seine Liebesnot geklagt habe. B Gespräch (13–746): Im Gespräch folgen Rede und Gegenrede ohne Überleitungen oder Inquit-Formeln direkt aufeinander. Der Sprecher bringt der Geliebten zunächst seine Liebesklage und Erhörungsbitte vor: Ohne dass sie ihn begnade und ihm helfe, könne er nicht mehr froh werden, ja müsse – von Minnepfeil (31: minne schoz) und Frau Venus in Not gestürzt – sterben. Er habe nicht die Kraft gehabt, ihr diese quälende Not, die er ihretwegen leide, früher zu offenbaren. Obwohl sie Quell seines Kummers sei, sei er ihr von Herzen gewogen. i Die Dame wehrt ab: Sie könne ihm nicht helfen; Aussicht auf Gnade habe er nur, wenn er nichts Unziemliches von ihr verlange; zudem kenne sie ihn kaum (66: Du pist mir ain frömder man). Einer sentenzartigen Schelte törichter und verblendeter Männer lässt sie die Aufforderung folgen, seine überflüssige Klage bei tumben weiben (77) anzubringen. Er solle verschwinden, da seine Worte bei ihr verloren und ihr zuwider seien. i Der Sprecher beklagt, nach so kurzer Zeit weggeschickt zu werden, und bittet die Dame, ihre Güte zu zeigen und ihm eine Fortsetzung des Gesprächs zu gestatten. i  Die Dame gewährt ihm dies unter der Bedingung, dass er ihr nichts Unangenehmes sage (resignierte Einsicht: Man muss die Männer in ihrer Eigenart ertragen). Sie wolle ihm aber nicht antworten, da ihr dafür die Zeit zu schade sei. i Der Sprecher erinnert sie daran, dass ihre höfische Erziehung von ihr verlange, eine Antwort zu geben. Er bittet um ein Wort von ihr, dass sein Herz erfreuen könnte und verweist auf die Jugend, die sich an ausgelassener Rede freue. Eine schöne Frau wie sie solle nicht stumm bleiben, da solche Verstocktheit ein Zeichen übler Gesinnung sei. i Die Dame lobt ironisch seine rhetorische List, mit der er sie gegen ihren Willen zu einer Antwort bewegen will. Sie sei in höfischen Dingen so gut unterrichtet, dass sie seine Rede gerne akzeptiere, wenn diese höfisch und ohne Arglist sei. Zuwider sei ihr aber seine Rede, wenn er nur nutzlose und unliebsame, langweilige Dinge ausspreche. i  Der Sprecher schwört bei Gott, nie etwas Schlechtes oder Erpresserisches vorbringen zu wollen. Er bittet sie um Nachsicht, sollten seine gut gemeinten Worte sie in Zorn gebracht haben. Er lobt sie als Sonne seiner Augen (172) und beteuert die Wahrhaftigkeit seiner Dienst- und Liebesversicherung: An dem Tag, an dem er sie sehe, sei er so froh, dass sein Herz in Lüften schwebe; sehe er sie aber an einem Tag nicht, so sei all seine Freude dahin. i Die Dame will dies nicht hören: Er wolle sie nur betören, sie glaube den Beteuerungen treuloser Männer nicht (Sprichwort 206: ›Die Männer reden süß und

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tragen dabei den Stachel mit sich‹). i Der Sprecher beteuert erneut die Aufrichtigkeit seiner Worte. Er ziehe ihre Gnade allem Gold der Welt vor. Er bittet sie, ihn von seinen Sorgen zu erlösen, und wiederholt seine eingangs gegebene Erklärung (221: Ich sprich als ich von erst sprach): Einzig sie könne ihn trösten, andernfalls müsse er sterben. Er hoffe auf den Moment, in dem sie sich ihm in Liebe zuwende: Dann würde sich seine tiefe Trauer in höchste Freude wandeln und sein Herz nach langem Leiden erfrischt (Sentenz 240: lieb nah laid sanft tut). i Die Dame wirft ihm vor, dass er wie ein Dummkopf spreche. Sie verweist darauf, dass man einem Mann sein Liebesleid ansehe, auch wenn er es nicht klage (254: Daz antlütz div not nicht verhilt). Er dagegen sehe noch recht gesund aus (258: Die paken dir gar faizt sint). i Der Sprecher geht darauf nicht ein, wiederholt nur erneut den Zusammenhang von Liebesleid und Erlösung durch die Dame (275: Rede vom ›Schaden der Minne‹). Nur ihre Gnade könne ihn, den armen sichen man (291), noch am Leben erhalten und ihn von Schwäche und Krankheit heilen. i Die Dame gesteht zu, dass sie ihn wohl heilen könnte – wenn sie ein Arzt wäre. Sie fordert ihn auf, ihr zu benennen, wie sie ihn wieder gesund machen könne. i  Der Sprecher ist vor Freude über diese Aufforderung den Tränen nahe. Er benennt nun die ›Remedia‹: Kuss; Umarmung; an ihrem Arm zu ruhen; ihre Liebe zu spüren. Er bittet um Nachsicht für diese Wünsche: Er könne nur zur Freude zurück finden, wenn sie ihm die Begnadung gewähre (mit Imagination der wörtlichen Rede der Dame 332–334: Du sprechest dann Perchtolt | Tetzl lieber pul mein | Du solt von mir getröst sein). i Die Dame wirft ihm vor, mit diesen Forderungen die Grenzen des Anstandes überschritten zu haben. Sie wolle diese nie gewähren, auch wenn er dadurch von aller Freude ausgeschlossen bliebe. i Der Sprecher beklagt, durch diese Absage aller Hoffnung und Kraft beraubt zu sein und bereut seine Existenz. Er bittet die Geliebte dennoch erneut, ihre Entscheidung zu überdenken (sprichwortähnliche Wendungen 360f.: Daz manig mensch hat gesehen | Nach trüber zeit ain liechter tag und 365: Nach laid ist lieb genem | lieb nach leid wol gezem). Er verspricht ihr dafür seinen Dienst: Er wolle ausschließlich, beständig und ausschließlich nach ihrem Willen leben (Formel 380: Swie du wilt also wil ich), wenn sie ihm Trost schenke, wie eine Ehefrau es ihrem Ehemann tut. i Die Dame gibt dem Sprecher eine allgemeine Lehre: Klug handle, wer von etwas ablasse, das nicht zu erreichen sei – so solle er es auch halten. Wer dagegen Missstimmung, Trauer und Zorn an sein Herz lasse, müsse mit doppeltem Schaden rechnen. i  Der Sprecher klagt über diesen bitteren Vorschlag (Sprichwort 408f.: ›Leicht gesagt, schwer getan‹). Er könne, anders als sie glaube, der Minne zu ihr nichts entgegensetzen (Sprichwort 418: ›Man glaubt oft etwas, das nicht ist‹): Frau Venus habe sein Herz und seinen Verstand in ihrer Macht, er müsse daher auf Erlösung hoffen, was er noch tue. In der Tat sei sie der Grund für seine Notlage. Sie habe auch sein weiteres Leben in der Hand, bei Nichtbegnadung habe sie seinen Tod zu verantworten. Er fleht sie an, ihm jetzt zu helfen, da er noch heilbar sei (Sprichwort 448–451: ›Medizin kann nur helfen, wenn sie rechtzeitig kommt‹). i Die Dame zeigt sich deutlich verändert. Sie nennt ihn ihren Buhlen (455) und hat Mitleid: Sie würde ihm gerne helfen, könne aber nichts tun. Sie versichert ihm gewogener zu sein als allen anderen Männern, wenn es ihr möglich wäre. i Der Sprecher sieht seinen Zustand durch diese Zusiche-

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rung gebessert, verweist aber auf die weiter bestehende Dringlichkeit seines Begehrens (478–481: Er strebe mehr nach ihr als der Habicht, der einen Beutevogel jagt). Er preist ihre Schönheit und Tugend, bekräftigt seine Minnegefangenschaft und Dienstbereitschaft und ermahnt sie, ihre eigene Vollkommenheit nicht dadurch zu schmälern, dass sie ihn verderben ließe: Nur sie könne ihn retten. i Die Dame fragt nochmals, was sie nun tun solle. Es sei darüber hinaus sündhaft, sie solchermaßen in Anspruch zu nehmen. Es folgt eine ausführliche Schelte der Männer, welche die Frauen unaufrichtig und mit schmeichlerischen Worten zu betrügen versuchen (540: Si lokent als ain vogler). i Der Sprecher verweist darauf, dass nicht alle Männer böse Absichten verfolgten. Er gibt zu, dass er den Hass der Damenwelt verdiente, würde er lügen – betont aber gleichzeitig, nicht für die Sünden anderer Männer büßen zu wollen. Im Bewusstsein, sich zu wiederholen (569: Ich sprich aber als ich ee sprach), preist er sie erneut und bekräftigt seine Liebe, Dienstbereitschaft und Beständigkeit. i Die Dame zweifelt daran, dass es einen so beständigen Mann geben könnte: Viele Männer trieben das Spiel nur so lange, bis sie am Ziel seien, um die erworbene Liebe dann wieder aufzugeben (614–616: Wenn daz geschiht daz er wil | So lat er sein lieb beleiben | Vnd get zu andern weiben). i Der Sprecher besteht darauf, dass in solchen Fällen keine hertzen liebe (620) vorliege: Diese sei gekennzeichnet durch Gegenseitigkeit, Beständigkeit und Unzerstörbarkeit. Er preist das gemeinsame Beilager (Wahrheitsbeteuerung: Jeder, der je diese ›Herzeliebe‹ erlebt habe, müsste ihm beipflichten) und beteuert erneut seine Aufrichtigkeit, Beständigkeit und Dienstbereitschaft. Er fordert die Geliebte auf, die Meinung zu ändern und ihn zu küssen. i Die Dame weist seine (offenbar auch handgreiflichen) Annäherungsversuche barsch zurück (651f.: Du solt dein hend pei dir han | Daz stet wol dein zühten an): Man dürfe sich in der Liebe nicht vergessen – besonders Frauen ließen sich vom rechten Weg abbringen und hätten davon nur Schaden. Sie wolle eher sterben als sündigen, da man durch die Minne an Beständigkeit verliere. i Der Sprecher wirft ihr vor, die Minne schlecht zu kennen: Sie bereite Freude und mache Kranke gesund; wer sie kenne, halte sie für das höchste Gut. Er droht der Geliebten: Leiste sie der Minne nicht Folge, solle sie alle Welt hassen. i Die Dame pflichtet ihm bei. Sie führt aber als Minnehindernis die sie belauernden Verwandten an: Käme die heimliche Liebschaft heraus, so sei es um ihre Ehre und damit ihr Leben geschehen. Daher solle er ihre Zurückhaltung verstehen. i Der Sprecher versichert, dass er ein heimliches und unentdecktes Treffen garantieren könne. i Die Dame zweifelt immer noch an der Aufrichtigkeit seiner Worte: Sei er so treu und beständig wie versprochen, wolle sie ihn gerne erhören; verließe er sie aber bald, so fürchtet sie, Schande und Reue zu ernten. i Der Sprecher beschwört, sie nicht verlassen zu wollen (723: Ain warhaft man nit missetut) und ganz ihr zu gehören. i Die Dame gibt ihre Ablehnung auf, da sie seine Treue nun für erwiesen hält (Anrede 729: Vil lieber pule Perchtolt, vgl. seine Forderung 332f.): Sie bekennt ihm ihre innige und beständige Minne und will sich ihm vollständig hingeben. Sie ermahnt ihn, nicht in Liebesblindheit zu verfallen, sondern stets wachsam auf die Wahrung der Heimlichkeit bedacht zu sein. Sie schließt mit einer ›Liebesformel‹: Dez solt du ze allen stunden | Hüten mein so hüt ich dein | So pin ich dein so pist du mein. (744–746).

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C Epilog (747–750): In einem knappen Epilog berichtet ein auktorialer Erzähler vom folgenden Liebesglück der beiden Dialogpartner, nennt den Titel seiner Rede (749: Der süzz klaffer hat ain end) und schließt mit dem Wunsch, Gott möge ›uns‹ vor Gerede (750: falschs klaffen) bewahren. Para l lelen: Glier 2VL 5 (1985), 807, verweist auf Ähnlichkeit mit B244, die sie aber im Typus begründet sieht (nicht durch direkten Einfluss). Insgesamt erinnern auffallend viele Wendungen und Argumente an den höfischen Minnesang. Sonstiges: Auffällig ist die häufige Verwendung von Sprichwörtern und Redensarten.

B235 Liebesgespräch Belauschtes Gespräch, in dem ein Liebender seine abweisende Dame zur Minneerfüllung überredet Ve r f a s s e r : Fröschel von Leidnitz (nach Be3) Datierung: früheste Überlieferung um 1470–1475 (St5) Überlieferung: Be2 7v–8v; 137 V. Be3 268v–271v; 178 V. He3 243v–246r; 158 V. Lo4 142v–145r; 172 V. Nü3 111v–112r; 146 V. St5 284v–288r; 186 V. We1 173v–181v; 201 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 5–9 Nr. 3 (nach He3); Brauns/Thiele 1938, 214–220 Anhang 3a (nach St5 mit Konjekturen und ausgew. Laa. aus Be3, Lo4, We1) Literatur: Holtorf 1973, 19; Blank 2VL 2 (1980), 977f.; Hofmann 2VL 5 (1985), 804f. (zum Textzeugen Nü3); Ziegeler 1985, 499; Westphal 1993, 188f.; Lieb 2008, 198 und Anm. 24; Uhl 2010, 202 Anm. 61

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in Sammelhss. des 15. und 16. Jh. im Kontext von Minnereden (Be3, Be2, He3, Lo4, St5) bzw. gemischt unter weltliche und geistliche Sprüche und Lieder (Nü3, We1) überliefert. Nur in Be3 findet sich der Autorname Frosel von Ledniz im drittletzten Vers; in zwei weiteren Hss. stehen offenere Formulierungen (He3: ein gut gesell; St5: Ein lerknab der lieb). In Textbestand und Wortvarianz (vgl. die – nicht immer vollständigen – Angaben im Apparat der Ausgabe bei Brauns/Thiele 1938; Verszählung im folgenden nach der kritischen Ausgabe ebd.) ergibt sich ein eher uneinheitliches Bild der Überliefe-

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rung, wobei die Differenzen vor allem im letzten Drittel des Textes (ab 132: Klage als Schönheitsbeschreibung, Schluss) auftreten. Im Ganzen gehen Be3 und St5 sowie Lo4 und We1 oft zusammen, ohne dass sich eindeutige Paarbildungen ergeben: Jede der Hss. hat Alleinstellungen sowie wechselnde Gemeinsamkeiten. St5 hat gegenüber der übrigen Überlieferung: gemeinsam mit Nü3 eine Umstellung (35/36); mit Be2 den Ausfall eines Verspaars (83f.) und mit Be3 den eines anderen (nach 96); allein St5 gehören eine Kontraktion (19f.) sowie der Wortlaut 97: mein herz hab dich versert statt ich hab dein hertz versert. Be3 hat eine signifikante Wortersetzung, unmessig (91) statt ze mechtig, ein fehlendes Verspaar (103f. mit Nü3) sowie eine ausführlichere Schilderung der Locken (vgl. die krit. Ausgabe), der dann erst die Anklagen der Ohren (149–152), der Augen (141f. und 145–148) und von Hals, Kehle, Brüsten (Verse nach 163) folgen. Lo4 wird von Brauns/Thiele 1938, 217, als »verhältnismäßig beste[] Überlieferung« bezeichnet. Gegenüber dem Rest der Überlieferung gibt es kleinere Abweichungen (allein hier fehlen 114 und 131f.; nach 10 ein Vers eingefügt, das Verspaar 127f. hat andere Reimworte). Auffällig ist die Aufzählung der Bürgen, die hier lautet: Ich beger das haubt von briester Johann | Vnd des kaisers vnd künigs Solldann (Lo4 75f.). We1 hat einen eigenen ›Prolog‹ von 14 Versen, in denen ironisch die Tugenden des idealen Frauendieners beschrieben werden (u.a. haiß im mund vund kalt im hertzen: We1 10). Die Fassung bietet gegen den Rest der Überlieferung Plusverse (nach 92, vier Verse nach 112, Verspaar nach 170), Versausfälle (47, 103) und umformulierte Passagen (64–66, 105–108, 111f., 129–140, d.h. zehn neue Verse, 145f., 159–162, d.h. sechs neue Verse, 183–187, d.h. vier neue Verse) sowie die signifikanten Wortersetzungen We1 42: Orient (statt 26 Arabi) und We1 90: Von kathay den kann (statt 76: Soldan). He3 bringt eine deutlich kürzere Version (es fehlen 23f., 53–56, 127f., 184–186,193– 196). Auffällig ist hier zudem die Umstellung von Textblöcken: Nach He3 44 (= 60) ist die Passage 95–120 (mit zwei Plusversen nach 96) eingeschoben. Dann wird mit dem Block 61–94 und, nach zwei neuen Überleitungsversen und dem vorgezogenen Verspaar 127f., mit den Versen ab 121 fortgesetzt. Der Schluss stimmt mit Lo4 überein. Nü3 (vgl. auch Sonstiges) geht oft mit Lo4 und We1, steht an einigen Stellen auch allein (z.B. 26 Golt von kriechenlannd statt Arabi) und bietet sonst einen häufig umformulierten (vgl. die verknappenden Passagen 82–89, 142–144, 157–160, 167–170, 184–198), deutlich kürzeren Text (es fehlen 9–14, 37–40, 53–60, 103f., 124, 133–140 und 145f., 149–152, 155f., 165f., 169, 173, 177–183, 193–196; vgl. aber das ergänzte Verspaar nach 127). Die ersten fünf Verse bilden ein anders formuliertes Promythion (die verborgene Macht der Liebe über die Männer). Auch der späteste Überlieferungsträger Be2 bietet eine kurze Fassung (es fehlen 18, 25, 30, 35f., 46, 59, 83–86, 105f., 127f, 133–162), die nach V. 182 endet. Ohne Kennzeichnung des Wechsels folgt dann ein Textabschnitt aus B340 (242–260 und 273–310 in der Fassung von Pr2). Der Schreiber von Be2 hat hier evtl. eine Störung der Blattreihenfolge in seiner Vorlage nicht erkannt und den Abschnitt als zu B235 zugehörig betrachtet (vgl. auch die weitere verrutschte Passage von B340 auf Bl. 25v– 26r in Be2; Brandis 1983, 20, bemerkt die Textlücke in B340, nicht aber die Umstellung).

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Überschrift: Wie ainest ainer bulet (Lo4) Nun so volgt hernach ain spruch von ainer buhlschafft (Nü3) Ein annders volgt hernach (St5) Wen aber ain spruch ver antwurtten (We1) Inha lt: (Nach St5; Zitate und Verszählung nach der um einige Verse ergänzten krit. Ausgabe im Anhang von Brauns/Thiele 1938) · A Ausgangssituation (1–6): Der Sprecher kommt an einen unbestimmten Ort, an dem er ein heimliches Gespräch eines Liebespaares belauscht. Er betont die Idealität dieser Kommunikation. B Belauschtes Gespräch (7–180): Ausführliche (Neujahrs)Grußformel des Mannes. i Freundliche Antwort der Frau. i Der Mann beteuert topisch seine absolute Liebe: Die Minneerfüllung schätze er mehr als Reichsherrschaft und Reichskrone (Kaisertopos), ihr Gesicht erfreue ihn mehr als alles ›arabische‹ Gold und ersetze ihm die Freuden des Paradieses. i Sie fragt, wie er sie im Herzen tragen wolle. i Er versichert, ihre Ehre zu wahren und ewig ihren Willen zu tun. i Die Frau weist ihn ab, denn sie zweifelt am Wahrheitsgehalt seiner schmeichelnden Worte (50f.: ›du zimmerst dein Gerüst zu hoch‹). Sie fordert eine versiegelte Urkunde (68: brieff ), auf die sie sich dann im Falle des Betrugs (70: ob du mich wollest troffiernn) berufen könne und die von vier Bürgen bezeugt werden solle: Papst, Priesterkönig Johannes, Kaiser und Sultan (76: künig Soldan). i Der Mann beklagt die Unausführbarkeit ihrer Forderung (nur ein Greif könne so weit reisen und die Bürgen herbeiholen) und seine Liebespein. i Sie missversteht seine bildliche Rede (Gefangenschaft, Fesseln, von ihr geschlagene Wunden) bewusst und verweist ironisch auf ihre Waffenlosigkeit. i Er ruft sie dazu auf, seine Liebesglut zu löschen. i Sie empfiehlt ihm, in kaltes Wasser zu springen bzw. ihre Löschkünste in Anspruch zu nehmen. i Er warnt sie, er könne sich wirklich selbst ertränken, und dringt auf die ihm zustehende Gewährung (121: gewer mich als du mir schuldig bist). i Die Frau bittet ihn, seine Ansprüche beim Jüngsten Gericht im Tal Josaphat (123) einzuklagen. i Er kündigt darauf eine Klage vor Gott an, die in der Struktur des Schönheitspreises die einzelnen Körperteile (veilchenfarbene Augen; Ohren; roter Mund und elfenbeinfarbene Zähne; Hals, Kinn, Brust) verklagt, weil deren Schönheit (bzw. im Fall der Ohren Verschlossensein) ihm Liebespein bereiten. i Nach seiner durchaus unkonventionellen Rede lenkt die Frau ein, nimmt sein Treueversprechen an und reicht ihm ihren Finger; schließlich umarmt sie ihn. C Epimythion (181–195): Der Sprecher berichtet, der Mann habe sich fortan im Dienst der Dame bewährt. Er mahnt das Publikum (192: direkte Anrede der frawen), sich nicht ohne Tugendprobe auf den Werbenden einzulassen. Autorsignatur: Ein lerknab der lieb rett also (196), Schlussformel. Para l lelen: Ein ähnlicher ironischer Verweis auf Waffenlosigkeit durch die Frau als Antwort auf den Vorwurf der Verwundung durch die Liebe findet sich in B245. – Von Fröschel

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von Leidnitz stammt auch die ›Liebesprobe‹ (die Brandis 1968 nicht zu den Minnereden zählt), in der ebenfalls abenteuerliche und schwer zu bewältigende Liebesproben thematisiert werden. Sonstiges: Die von Brandis 1968 und im 2VL  5 (1985) gesondert verzeichnete Minnerede B228 ›Liebeswerben‹ ist, wie Meyer, D. 1989, 196f. und 513, bemerkt, ein Textzeuge der vorliegenden Brandis-Nummer, nämlich Nü3.

B236 Der unentwegte Liebhaber Werbungsgespräch zwischen Sprecher und seiner Geliebten, die nach anfänglicher Zurückweisung (Treueprobe) seinen Dienst annimmt. Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Langfassung: He3I 272r–280v; 487 V. He3II 346r–354v; 491 V. Ka3 172vb–175vb; 490 V. Kurzfassung I: Mü4 79v–85r; 337 V. Mü5 39v–45r; 333 V. Sa 47v–51v; 187 V. Kurzfassung II: Be3 43r–48v; 310 V. De2 84v–94r; 309 V. Lg4 170v–176v; 309 V. Pr2 32v–37v; 314 V.

Edition: Haltaus 1840, 134–138 Nr. II 7 (nach Pr2); Lassberg 1822, 695–708 Nr. 173 (nach Ka3); Schierling 1980, 218–236 (nach Ka3, kritisch); 237–242 (Teiledition nach Mü4 und Mü5), 243–248 (Teiledition nach Pr2 und Be3); Matter 2013 (synoptisch nach Ka3, Mü4, Pr2 mit den Laa. der anderen Hss.) Literatur: Geuther 1899, 33, 83–87; Schierling 1980, 177–183; Ziegeler 1985, 499; Blank 2VL 10 (1999), 74f.; Kern 2006, 68; Klingner 2010, 92 Anm. 201, 316 Amn. 14; Matter 2010b, 299f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Überlieferung ab dem zweiten Viertel des 15. Jh. (Ka3) bis ins 16. Jh. (Be3 und De2 um 1530), vornehmlich im alemannischen Sprachraum und immer in Überlieferungskonvois. Trotz der unterschiedlichen Textgestalt der drei Überlieferungsgruppen bleibt der Handlungsverlauf in allen Fassungen weitgehend gleich. Die Langfassung unterscheidet sich von den Kurzfassungen durch eine etwas ausführlichere Liebesklage zu Beginn, durch längere Redepartien (bis Ka3 242), durch umfang-

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reiche Umstellungen (Ka3 243–372) sowie durch die abweichende Datierung der Bedenkzeit: Statt ›Johannistag‹ (472) steht in den Kurzfassungen sant jüten tag (Mü4 323). Die erste Kurzfassung besteht zu einem großen Teil aus einzelnen Passagen der Langfassung, bietet aber auch (ab Mü4 157 bzw. Ka3 243) knapp 80 gänzlich neue Verse. Auffallend sind die insgesamt acht umgestellten Partien in der Beschimpfung des Sprechers durch die Dame: Mü4 153–156 = Ka3 319–322; Mü4 172–178 = Ka3 312–317; Mü4 182–193 = Ka3 354–364; Mü4 194–196 = Ka3 337–339; Mü4 197 = Ka3 353; Mü4 200–207 = Ka3 327–334; Mü4 210–214 = Ka3 340–343; Mü4 238–243 = Ka3 261–266. – Mit 187 Versen bietet Sa nochmals einen deutlich gekürzten Text. Die fehlenden Partien entsprechen dabei weitgehend einzelnen Seiten der direkten Vorlage Mü5 (vgl. Schierling 1980, 178), wobei weniger an ein mechanisches ›Versehen‹ zu denken ist als an eine bewusste ›Epitomisierung‹ (vgl. zu dieser Bearbeitungstendenz auch Glier 1971, 384). Die zweite, noch etwas kürzere Kurzfassung besteht zu einem großen Teil aus einzelnen Passagen der ersten Kurzfassung (auch aus solchen, die nicht in der Langfassung stehen), bietet aber auch ca. zehn eigene Verse. Charakteristisch ist, dass die Verse Mü4 83f. und Mü4 99f. in der zweiten Kurzfassung miteinander vertauscht sind: Pr2 89f. und Pr2 73f. – Die zweite Kurzfassung hat zudem als Schluss ein weiteres kleines Zwiegespräch zwischen Dame und Sprecher (Pr2 286–313): Sie preist ihm das überall zu findende Kraut ›Hoffen‹ an, mit dem er sich so lange begnügen soll, bis ihm die Gnade gewährt wird, heimlich das gut bewachte Kraut ›Trost‹ (Minneerfüllung) zu finden. Er stimmt zu, beklagt aber den (ebenfalls als Kraut gedachten?) ›Zweifel‹, der ihm sehr zusetzt. Einige Indizien sprechen dafür, dass dieser Schluss aus einem anderen, eigenständigen Text übernommen wurde: plötzlich auftretender ›Kräuterzauber‹, ›Ihrzen‹ statt ›Duzen‹, eher Lehrgestus als Werbungsgespräch, Rede von einer anderen Dame (Pr2 300: Deiner triu vnd irer er). Überschrift: Das kein buler ablassenn soll ob jm haltt ein fraw mit vngnad sein werbenn abschlegt (Be3; gleichlautend in De2, Lg4 und Pr2) Ein spruch von der mynn (He3II) Ain anders sprüchlin (Mü4) Sequitur vlterius (Mü5) Inha lt: (Nach Ka3) · A Exposition (1–65): Der Sprecher beklagt sein aktuelles Unglück in der Liebe. Seit langer Zeit verschlechtere sich sein Zustand: Hätte er Gold, würde es sich zu Kupfer verwandeln (20f.). Ab V. 40 folgt eine Erzählung im Präteritum: Er habe einst gehofft, ihr bald seine Liebe offenbaren zu können, und habe überlegt, wie er es anfangen sollte. Da sei ihm etwas widerfahren, das alle seine Wünsche erfüllte. Davon wolle er nun berichten. B Erstes Werbungsgespräch (66–219): Zufällig begegnet er seiner Geliebten in einem Baumgarten. Er grüßt sie als höfisch Liebender; sie erwidert den Gruß, stellt sich aber unverständig und wünscht ihm und seiner Geliebten (101: dinem bulen)

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alles Gute. Es entwickelt sich ein längerer Dialog, in welchem sie jeweils seine Liebesbeteuerungen wörtlich und damit falsch zu verstehen vorgibt (bewusstes Missverstehen bildlicher Rede): Wenn er sie als seligen funt (110) bezeichnet, rät sie ihm, diesen sorgfältig in ein Tuch zu wickeln, damit er ihn nicht verliere; seine Bitte, ihr gut gemüt | Sol sich gütlich bedencken (158f.), weist sie mit den Bemerkungen ab, er meine wohl, sie sei ain pfaff | das [sie] gedenchen sol der lüt (168f.), und sie habe kein ›Zeitbuch‹ (172: Chronik oder Stundenbuch), in dem sie ihn verzeichnen könne; als er, um zum Thema zurückzulenken, sagt Frow ich basz versuch | Vwer tugent manigualt (182f.), antwortet sie ihm, er solle einen Löffel nehmen und schauen, ob sie sauer sei. Schließlich droht sie ihm mit dem Galgen und scheint zu einem Faustschlag auszuholen, worauf der Sprecher zunächst verzagt und sich abwendet: Ich stiez min pfiffen in mein pfosen (212; Redensart: ›Die Pfeife in den Sack stecken‹ = kleinlaut nachgeben). Er besinnt sich jedoch (Redensart 215: der gewagt der genasz), und wendet sich erneut der Dame zu. C Zweites Werbungsgespräch (220–389): Zunächst setzt sich die Reihe der Missverständnisse fort. Auf die Beteuerung, sein Herz brenne, entgegnet sie, er solle in kaltes Wasser springen. Die Dame lässt daraufhin eine lange Schimpftirade folgen, die mutmaßlich viel Sprichwörtliches enthält, z.B. ›Wenn er nicht ablasse, wolle sie an dem Ort sein, von dem die Schneegänse herfliegen‹ (242); ›Bist du mein Amtmann geworden?‹ (313); ›Lehr deine Katze Kohl / Kohlen essen‹ (317); ›Du bist so treu wie die Amme eines Juden‹ (328); ›Dein Treiben bringt dir nicht mehr, als eine Bohne im Bodensee (?)‹ (333f.). Schließlich bitte die Dame den Sprecher zu schweigen, wenn er ihre Huld behalten wolle, und unterstellt ihm unlautere Absichten. Er verwehrt sich dagegen und beteuert seine Aufrichtigkeit. D Dienstannahme (390–490): Erst jetzt offenbart die Dame ihre Unfreundlichkeit als Liebesprobe, welche die Beständigkeit des Sprechers erweisen sollte. Er solle stets um ihre Ehre besorgt sein und ihr ihre unfreundlichen Worte nicht nachtragen. Sie verspricht ihm Gewährung (ehrenhafte Minneerfüllung), erbittet sich aber Bedenkzeit bis zum Johannistag (472: Bisz sant johans sunwenden tag), um die nächsten Schritte zu planen. Am Ende der Rede steht die Hoffnung des Sprechers auf Erhörung und die Erkenntnis, dass man nicht an der Ablehnung der Dame verzagen soll: Wer durch versagen wil verzagen | Dem solt nimer güt betagen (477f.). Auch Rom sei nicht an einem Tag gebaut worden (479f.). Para l lelen: Eine ähnliche Treueprobe, jedoch mit veränderten Rollen, bietet B194: Dort versucht der Sprecher mit vorgetäuschten Einwänden eine Dame zu testen, die wegen ihrer erfüllten Liebe zu einem Ritter pausenlos lacht, was er ihr danach als Treueprobe entdeckt: Was ich red hab getavn, | Damit ich eüch versuochet han, | Wann frawen haben kurtzen muot | Vnd wenden dick den huot | Nach dem wind her vnd dar (Pr2 241–245). Vgl. auch dazu die Formulierung in der Kurzfassung II des vorliegenden Textes: Vil manigerlay ist frawen syn | Sy havnd langs havr vnd kurtzen muot (Pr2 114f.). In B225 vertröstet die Frau den Sprecher in ähnlicher Weise auf einen fernen Termin (205: Harr, bis das wetter übergatt).

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B237 Des Liebhabers Verabschiedung

B237 Des Liebhabers Verabschiedung Erzählung von der plötzlichen Beendigung einer Minnebeziehung durch die Dame Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Leiderer 1972, 73–75 Nr. 5

Datierung: Überlieferung um 1464

Literatur: Hofmann 2VL 5 (1985), 808

Überlieferung: Mü4 158r–159v; 92 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ersten Teil von Mü4 neben Minnereden und Mären. Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: A Einleitung (1–20): Die Erinnerung an den Anfang der Liebesbeziehung macht den Sprecher froh. Seine Dame könne in Liebesdingen reichen Sold geben. Er habe bei den Heiligen geschworen, dass ihm niemals jemand so lieb sein könnte wie sie. Doch habe er erfahren, dass bei großer Liebe das Scheiden auch großes Leid verursache. B Erzählung vom Sinneswandel der Dame (21–58): Einmal kommt der Sprecher zur Kurzweil zu seiner Geliebten und erwartet, dass sie in der gleichen Stimmung sei wie ehedem. Doch es ist alles wie verkehrt; der Sonnenschein weicht von ihm, d.h. sie entzieht sich ihm, als wäre die Zahme nun wild. Er geht der Schweigsamen beständig nach, doch ohne Erfolg. Sein Scherzen hat keine Wirkung, sie sieht ihn nur ›über die Achsel‹ an (45). Er fragt sich, womit er dies verschuldet habe, und ›verbeißt sich das Lachen‹ (50 = ihm ist nicht zum Lachen zumute). Obwohl er keine Hoffnung mehr haben kann, sucht er sie allein auf.  C Schluss (59–92) Die Minnerede endet nun mit zwei je 17 Verse umfassenden Redepassagen: Der Sprecher fragt, warum sie sich so verhalte. Er sei sich keiner Schuld bewusst und verstehe ihr Betragen als schlechten Scherz. Sie möge ihm sagen, wenn er etwas Falsches getan habe. i Die Dame antwortet, er solle sich von ihr abkehren; es erschiene ihr gut, sich zu ›scheiden‹ (79). Er solle sie sich verhasst machen (80: nun lauß mich dir erlaiden); die zeit hat err (82; Sprichwort?); er habe keine Schuld; sie schmerze der Abschied zweimal so sehr wie ihn. Aber es sei unabdingbar, und er solle sein Herz woandershin wenden. Para l lelen: Vgl. den leicht variierten Beginn von B36, 1–5 (sonst keine weiteren Übereinstimmungen).

B238 Den Jungen die Minne, den Alten der Wein!

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B238 Den Jungen die Minne, den Alten der Wein! Narrativ gerahmtes (parodistisches?) Lehrgespräch zwischen einem alten Sprecher und Frau Minne, in dem die Unfähigkeit der Alten für die Minne herausgestellt wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1454 Überlieferung: Mü4 67r–68v; 78 V. Mü5 30r–31v; 78 V. Sa 36r–37v; 78 V.

Edition: Leiderer 1972 Nr. 3 (krit. nach Mü4 mit den Laa. von Mü5) Literatur: Wegstein 2VL 4 (1983), 915; Uhl 2010, 151, 204, 227f., 233

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einem Konvoi mit anderen Minnereden in drei Hss., die aus dem Augsburger Raum stammen und in der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden sind. Mü5 und Sa überliefern denselben Text, gegenüber Mü4 finden sich einzelne Wortvarianten ohne Sinnveränderungen (vgl. Lesartenapparat bei Leiderer 1972). Kleinere Textverluste in Mü4 führen mindestens in einem Fall (V. 32) dazu, dass kein sinnvoller Text hergestellt werden kann. Überschrift: Ain ander guot spruch (Mü4) Das ist ein spruch von einem alten mon (Mü5) Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Leiderer 1972) · A Einleitung (1–19): Der Sprecher wird von Liebesleid verzehrt. Es folgen Spaziergangseinleitung, Jahreszeitentopos (der Mai hat den Winter besiegt) und Brevitas-Topos. B Lehre der Frau Minne (20–78): Der Sprecher trifft eine sehr schöne Dame (ihr roter Mund leuchtet wie eine blühende Rose), die ihn anspricht. i Die Dame stellt fest, dass die Frauen niemanden lieben würden, von dem ihnen nichts Gutes geschehe. Es gebe nichts Unwürdigeres für sie als ein alter betrunkener Held (39: ain alter voller tegen), der nicht mehr lieben könne. Die jungen Frauen machten sich für junge Männer schön, die sich wiederum für jene schmückten (44: florieren). Selbst wenn jemand so tapfer wie Parzival wäre, würde er ihnen im Alter doch Leid verursachen, wenn er zur Minne nicht mehr fähig sei. i Der Sprecher, so zeigt sich, gehört zu den Alten und beschwert sich nun, dass er für das bezahlen müsse, was er nie genossen habe, denn er habe als ihr Untertan viel Leid erfahren. i Die Dame entgegnet, sie sei den Jungen hold. Er solle besser auf angenehme Speisen achten als auf die Minne. Er solle schauen, wie der Wein beim Einschenken klinge und – wie ein Hirsch auf der

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B239 Liebesgespräch

Heide – ›aus den Näpfen springe‹ (64). Dies sei die Freude der alten Männer. Die Jungen sollten sich der Minne hingeben, er aber solle ›Sankt Johannes Segen‹ (68) und ›Sankt Gertruden Minne‹ (69) trinken (Minnetrinken). Abschließend gibt sie den Rat: junge wib und alte man, | das ist ain widerwärtikait (72f.). i Der Sprecher, der die Dame nun als fraw Minn (75) anspricht, gibt ihr Recht. C Schluss (76–78): Der Sprecher scheidet traurig von Frau Minne und wendet sich dem Wein zu. Para l lelen: Siehe den Kommentar zu B215. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Junge Frau und alter Mann‹ (Brandis).

B239 Liebesgespräch In direkter Rede wiedergegebene erfolglose Werbung, bei der die Dame typische Floskeln des Minnediskurses wörtlich versteht Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 15. Jh. (Be8) Überlieferung: Be8I 27ra–28ra; 184 V. Be8II 123vb–124vb; 184 V. Ha4 26vb–28ra; 184 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 154–159 Nr. 29 (nach Be8I mit Laa. von Be8II und Ha4); Kossmann 1940, 61–63 Nr. 44 (nach Ha4 mit Laa. von Be8I) Literatur: Blank 1970, 48; Glier 1971, 275; Rheinheimer 1975, 55–57; Wittmann-Klemm 1977, 116; Hofmann 2VL 5 (1985), 793f.; Achnitz 2003b, 243; Lieb 2005, 149, 159; Lieb 2008, 204f., Matter 2010a, 84; Matter 2011, 148; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Neben B444 eine der beiden Minnereden, die sowohl in der niederländisch-hochdeutschen Liederhs. Ha4 als auch in der ripuarischen Sammelhs. Be8 überliefert sind. Die drei Textzeugen, jeweils im Kontext von anderen Minnereden überliefert, weisen kaum Varianz auf. Zur Doppelaufzeichnung in Be8 vgl. die Bemerkungen zu B64 und B497. Überschrift: En mach (Ha4)

B239 Liebesgespräch

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Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Brauns/Thiele 1938) · A Prolog (1–35): Der Sprecher ist der Ansicht, er sei mehr herumgereist als manch anderer und habe viele wundersame Liebesdinge gesehen, von denen er erzählen könne. In teils dunkler Metaphorik lässt er erotische Abenteuer erahnen, die vom Blickkontakt (8) über mynnenclich gebruychen (16) bis zu stolzen ›Nachtgängen‹ (17) reichen. Als Gegenstand der Rede kündet er eine außergewöhnliche Geschichte an, die er erzähle, wenn das Publikum sich nicht davor fürchte (Publikumsapostrophe). Er sei durch göttliche Gnade dorthin gekommen, wo ihn sein Herz immer schon hingezogen habe, und habe diejenige gesehen, der er allzeit untertan gewesen sei. Er fordert sein Herz zum Lobgesang auf und will dem Publikum von der Unterhaltung mit ihr berichten. B Brief der Venus (36–60): Als er sie erblickt, gerät sein Blut in Wallung, so sehr ist er ihr ergeben. Sofort liest er ihr einen Werbebrief vor, den Venus für ihn geschrieben und ihm geschickt hat. Der Brief ist als Zitat in den Text eingefügt (45–57) und benutzt Briefrhetorik: Salutatio (45), Liebesbeteuerung als Captatio Benevolentiae (45–51) und Wunsch nach Antwort als Petitio (54–57). Die Dame fordert ihn unmittelbar nach Ende des Briefes zum Sprechen auf. C Streitgespräch (61–184): Hauptteil der Rede bildet das nun anschließende, meist stichische Streitgespräch zwischen dem Sprecher und seiner Dame. Es besteht aus immer neuen Beteuerungen des Sprechers, sie zu lieben und zugrunde zu gehen, wenn er nicht erhört werde. Sie glaubt zunächst seinen Beteuerungen nicht und zieht sie immer wieder in Zweifel (61–91). Seine Vermutung, dass er bald sterben müsse, quittiert sie lakonisch: Wenn er nicht weiterlebe, dann müsste er sterben (92–94; entspricht B243 152f.). Die wiederholten Versicherungen seiner Liebe weist sie alle ab und versteht ihn wiederholt wörtlich und damit falsch, offensichtlich mit Absicht. Sie betont mehrfach, dass sie mutwillig solche Antworten gebe (95f., 135f.). Er sagt, er leide Not, sie will ihm dafür Brot anbieten (115f.; entspricht B243 187f.). Seine Beteuerung, er wäre gerne ihr Mann, versteht sie als Angebot eines Lehnsdienstes und entgegnet, sie habe kein Lehen auszugeben (124–126). Auf seine Klage, dass er von ihr gebunden sei, rät sie ihm, er solle das Band lösen, er habe ja zwei Hände (143–146; entspricht B243 177–180). Seinen resignierenden Worten gegen Ende des Gesprächs, dass nur der Tod ihren Streit beenden könne, hält sie entgegen, dass sie seine Jahrzeit (jährliches Totengedenken) begehen würde (169f.). Schliesslich rät sie ihm, in ein Kloster zu gehen, wo er aber Seele und Leben zu verlieren glaubt. Der Aufforderung, Frauen zu meiden, will er gerne nachkommen, mit der Ausnahme ihrer Person. Auf seine erneute Beteuerung, dass er ohne sie nicht sein könne, entgegnet sie, dass ihm also nichts helfen könne. Para l lelen: Einzelne Stellen des Streitgesprächs D erscheinen in anderer Reihenfolge in B243 (vgl. auch die Ausführungen dort), teilweise so stark variiert, dass nur noch das Reimwort stehenbleibt: B239 2–8 = B243 108–113; B239 9f. = B243 117f.; B239 15f. = B243 114f.; B239 17f. = B243 118f.; B239 19–22 = B243 126–129; B239 31–34 = B243 122–125; B239 42–54 = B243 137–149; B239 93f. = B243 152f.; B239 115f. =

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B240 Liebesgespräch

B243 187f.; B239 139f. = B243 191f.; B239 143–146 = B243 177–180; B239 167f. = B243 169f.; B239 177–180 = B243 161,163,165f. Auch in B244 finden sich einzelne Verse aus B239 wieder: B239 123–128 = B244 165–170; B239 133f. = B244 157f.; B239 139f. = B244 177f.; B239 145 = B244 146; B239 163 = B244 6; B239 170 = B244 144. In der Forschung wurde auf Parallelen zum Gespräch zwischen Amelie und Wilhelm in Rudolfs von Ems ›Wilhelm von Orlens‹ hingewiesen (Verse ab 4172). Diese Parallelen sind nicht sehr signifikant, weil sie lediglich den Aspekt des Missverstehens betreffen, das bei Rudolf anders motiviert ist als hier und das zudem in den Minnereden-Streitgesprächen weit verbreitet ist.

B240 Liebesgespräch Erfolgloses Werbungsgespräch (ohne narrative Rahmung); in Pausenreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1450 (He9)

Edition: Brauns/Thiele 1938, 42–47 Nr. 11 (nach He3) Literatur: Huschenbett 2VL 5 (1985), 794

Überlieferung: He3 479r–481r; 177 V. He9 23v–25v; 180 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Rahmen der verwandten, im nordalemannischen Raum entstandenen Minneredensammlungen He3 und He9. In He9 steht der Text allerdings im ersten, geistlich geprägten Handschriftenteil. Die Überlieferungsträger weisen keine signifikante Varianz auf, die Plusverse in He9 sind Zusätze des Rubrikators (vgl. Brauns/Thiele 1938, XIX) die sich zudem nicht in das Schema des Pausenreims (Bindung des letzten Wortes eines Verses mit dem ersten Wort des nachfolgenden Verses) einfügen. Die Verse sind in He9 nicht zeilenweise abgesetzt (ebenso in He3 ab 479v), sondern durch einen senkrechten Strich getrennt. In beiden Hss. werden durch Leerzeilen und Initialen übereinstimmend acht Abschnitte (siehe I n ha lt) voneinander abgegrenzt. Berücksichtigt man zwei in He9 von Brauns/Thiele 1938 anscheinend übersehene Versteilungen durch Virgeln (30, 32) und nimmt auch bei einem weiteren Vers aufeinanderfolgender Reimwörter an, dass er eigentlich zu teilen wäre (10) ergibt sich eine einigermaßen regelmäßige Versaufteilung: Der Text gliedert sich danach in zwei Teile (mit je vier Abschnitten). Diese bestehen jeweils aus drei größeren Blöcken von zusammen 77 Versen (A: 24 + B: 26 + C: 27 bzw. E: 26 + F: 23 + G: 28), gefolgt von einem kürzeren Abschnitt von je 13 Versen (D und H). In der Metrik

B240 Liebesgespräch

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des Textes finden sich keine Hinweise auf eine strophische Begründung dieser Aufteilung, allenfalls ist noch rudimentär ein (einst regelmäßiger?) Wechsel zwischen einer Gruppe von vier- und fünfhebigen Versen und einer Gruppe von zwei- und dreihebigen Versen zu erkennen. Überschrift: – Inha lt: (Nach He3) · A Einleitungsdialog (1–23): Ein Mann bittet eine Dame um Rat, wie er die Symptome seiner Liebeskrankheit (Hitze, Seufzen, Selbstvergessenheit, Besessenheit durch ein bild usw.) lindern könne. Die Dame fragt nach, ob die Geliebte denn von seiner Liebe wüsste. Er verneint; ihr hohes Ansehen habe ihn bisher von einem Liebesgeständnis abgehalten. Die Dame hält ihn an, weiter um die Gnade seiner Geliebten zu werben. Der Mann bekräftigt, als Diener seiner Geliebten überall hinzugehen, wenn sie seinen Dienst nur annehme, und bittet nochmals um Rat. B Tugendlehre der Dame (24–47): Statt eines Rates erteilt die Dame eine Tugendlehre: keine Unzucht, kein Rühmen, höfisches Verhalten, Gehorsam und Treue gegenüber der Dame; stets unverdrossen dienstbar und verschwiegen sein; gut über andere sprechen; mit den Besten Gesellschaft pflegen; freigebig sein. Sie tröstet ihn: Obwohl in ›hartem Strick‹ gefangen, solle er doch nicht daran zweifeln, dass ihm Gnade widerfahren werde, da seine Geliebte sicher an den Lohn denke und sich am Ende doch freundlich erzeigen werde. C Liebesbekenntnis des Mannes (48–74): Der Mann offenbart nun, dass seine Gesprächspartnerin selbst jene Dame ist, die er liebt. Er versichert sie seines Dienstes und seiner Treue und bittet um Erlösung vom Liebesschmerz und Begnadung (drohender Tod aus Liebesleid). Er bekräftigt, dass sie (der ast seliger frucht [68]) alle Macht über ihn habe und ihn durch ihr Lachen glücklich machen könne. D Absage der Dame (75–87): Die Dame hofft, dass dies ein Scherz sei, und bittet ihn, seine Rede zu zügeln. Sie betont, dass er sie nicht umstimmen könne und dass sie den vorigen Rat in Unkenntnis der nun offenbarten Situation gegeben habe. E Lob und Klage des Mannes (88–113): Der Mann preist Jugend, Tugend und Beständigkeit der Dame und bittet sie nochmals, ihn zu erhören, da er sonst zu sterben drohe. Zudem beklagt er ihre strenge Haltung ihm gegenüber. F Erneute Absage der Dame (114–136): Die Dame macht ihm keine Hoffnung. Sie vermutet, dass er sie mit seiner späten Offenbarung nach ihrem einem Ratschlag überlisten wollte, und nimmt von diesem Abstand. Er solle sie in Ruhe lassen und anderswo nach Erlösung suchen und, so es Gott gefalle, auch finden. Seine Klage nehme sie nicht ernst, da diese nichts ändern könne an ihrem Entschluss, allein zu bleiben. Sie rät ihm, den Kummer in Zukunft schweigend zu tragen. G Bitte des Mannes um Erbarmen (137–164): Der Mann mahnt die Dame, dass zur Macht die Gnade treten müsse. Er wolle sie in Ruhe lassen, was aber seinen Tod bedeute. Zugleich versichert er sie seiner unverbrüchlichen Treue und stetig noch wachsenden Liebe. Erneut bittet er um Erfüllung seiner Hoffnung und Abwendung seines Kummers.

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B241 Minnewerbung

H Endgültige Absage der Dame (165–177): Die Dame wünscht ihm alles Gute, will aber das ›unnütze‹ Gespräch nicht weiterführen. Endgültig erklärt sie, dass sie sich auf keinen Mann einlassen wolle und er deshalb nicht länger auf Trost von ihr hoffen solle.

B241 Minnewerbung Dialogische, erfolglose Minnewerbung mit abschließender Minneklage Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1530 (Be3 und De) Überlieferung: Be3 345r–364r; 902 V. De2 107r–133v; 892 V. St1 S. 1136–1145; 808 V.

Edition: Barack 1869, Bd. 4, 311–331 (nach St1); Brauns 1937, 43–47 (Ergänzungen nach Be3) Literatur: Brauns 1937, 42–67; Glier 1971, 338f.; Huschenbett 2VL 6 (1987), 598f.; Lieb 2001, 524 und Anm. 34; Klingner 2010, 192; Ziegeler 1985, 500

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in zwei Sammelhss. um 1530 (Be3 und De2) jeweils im Kontext anderer Minnereden (in Be3 in jenem Teil, der von der Überlieferungsgruppe Pr2/Lg4 unabhängig ist). In St1 – der ›Zimmerischen Chronik‹ (beendet 1566) – wird der Text zusammen mit einem geistlich-moralischen Lehrgedicht als Jugendwerk Gottfried Werners von Zimmern (1484–1550) inseriert und auf dessen Aufenthalt am Stuttgarter Hof (also um 1503–1519) datiert. Im Textbestand bietet St1 eine kürzere Version als Be3 und De2. Dass es sich um eine sekundäre Bearbeitung handelt (vgl. auch Brauns 1937, 43), legen folgende Befunde nahe: Zahlreiche unvollständige Reimpaare (St1 13, 20f., 36, 63, 106, 109, 172, 217, 230, 295, 309f., 445, 452, 702, 719), die in Be3 und De2 vollständig überliefert sind; offensichtliche Sinnentstellungen, z.B. das in St1 161, 379 und 795 eingefügte nit, das in der Parallelüberlieferung fehlt, ebenso: St1 238: Hainz und Benz statt Be3 265/De2 256: Heinz vnd Cunz; St1 273: vogelgeschrai statt Be3 300: vogelscheu / De2 290: vogele schew; St1 553 karren statt Be3 602: kwmaull / De2 592: küemaul (Schmollmund); St1 572 mich anluegen statt Be3 619 / De2 611: mich rüegen; St1 668 kein mitelthail statt Be3 723 / De2 714: ein michel teyll. Be3 und De2 bieten gegenüber St1 weitgehend dieselben ›Plusverse‹: 28 Verse nach St1 741; 23 Verse nach St1 610; je zehn Verse nach St1 295 (De2 nur neun) und 577; je fünf Verse nach St1 217 (Be3 sieben) und 770; je zwei Verspaare nach St1 20 und 444; je ein Verspaar nach St1 31, 33, 184, 309, 384, 430, 623, 701, 718 und 776. Auch bei den ›Minusversen‹ kommen beide Hss. überein: Es fehlen die Einzelverse St1 498, 500 und 772; die in St1 als zwei Verse stehenden Zeilen 525f. und 761f. sind zu einem

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Vers kontrahiert; außerdem fehlt die Weiberlisten-Passage (St1 635–661). Allerdings findet sich in Be3 und De2 an anderer Stelle (in der langen Einschaltung nach St1 741, d.h. Be3 803–830/De2 794–821) nach zwei Überleitungsversen die AristotelesEpisode (St1 650–657), ebenso wie ein abweichend von St1 (nämlich positiv) formuliertes Salomon-Exempel. Be3 und De2 sind dennoch voneinander unabhängig, wie sich an Wortwahl, Satzstellung und einigen kleineren Details der Textpräsentation zeigt, wo sich die Hss. wechselnd miteinander bzw. gegeneinander stellen: Be3 allein bringt nach St1 199 und 743 eine Reimwortersetzung mit zwei Zusatzversen, kontrahiert die Zeilen St1 94f. zu einer Zeile und entbehrt die Verspaare St1 563f. und 803f. In De2 allein fehlen die Verse St1 251, 626, 773f., von den anderen Hss. unterscheidet sie sich auch durch ein anderes Verspaar 63f. Auch Be3 und De2 bieten teilweise gestörten Text, ohne dass zwischen ihnen hierarchisiert werden könnte: Be3 170 bringt vermutlich das richtige Du hast kein pfenig in der taschen statt St1 156/De2 169: Vil Pfenig; dagegen steht Be3 556 er mocht der Keysrin statt sinnvoller St1 506/De2 546: er wellt der kaiserin nit. Die Varianten und Plusverse bringen nur selten auch Sinnvarianten (vgl. oben die genannten Sinnentstellungen. Zum Wortlaut der Zusätze vgl. den Abdruck aller Verse aus Be3 bei Brauns 1937, 43–47). In Be3 88 und De2 86 bezeichnet der Sprecher seine anfängliche Liebesklage als ›Traum‹, während an dieser Stelle in St1 75 nur ›schwere Gedanken‹ genannt werden. Der lange Einschub nach St1 610 integriert Minnefarbentopik (Verse ab Be3 668 und ab De2 660): Der Sprecher will bis zu seinem Tod nur blau, schwarz und braun tragen, weil die Dame so falsch ist. An die umgestellte Weiberlisten-Passage (s.o.) fügen Be3 820–830 und De2 811–821 eine Klage der Unbehaustheit an. Die Motivation des Sprechers ist in Be3 und De2 nicht wie in St1 750 mit Gute wort und wankler mut angegeben, sondern mit Ir falscher wann… (Be3 841) bzw. Ir falsche trew und wanckeler muth (De2 831). Die Dame wird nicht wie in St1 768 als: der falschen herzen […] kaiserin bezeichnet, sondern in Be3 859 und De2 848 als kelnerin. Der in Be3 und De2 überlieferte Ortsname ackershausen (Be3 831) bzw. Ockershusen (De2 822) statt der Sachsenheim-Anspielung in St1 742: Weitershausen ermöglicht keine sichere Lokalisierung (vgl. die Vermutung »Eckartshausen bei Werneck« bei Brauns 1937, 55 Anm. 78), ebensowenig die Varianz zu St1 719: Wenn ich trueg ain großen berk in Be3 780: Ich glaub truog ich den vsselperck bzw. De2 771: trügk ich den Vselberg (›Nusslberg‹ bei Kufstein?). Überschrift: Neben disem gaistlichen moralisierten spruch hatt diser graff auch in seiner jugenndt ain welltlichen kurz willigen spruch gemacht derselbig ist deß nachfolgennden innhalts vnnd facht allso an (St1) Inha lt: (Nach St1) · A Ausgangssituation (1–51): Der Sprecher beginnt sofort mit der Erzählung (1: Eins mals; Märchenformel): An einem Sommermorgen, allein in seiner

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Kammer, beklagt stundenlang seinen vergeblichen Dienst für eine Dame. Da hört er plötzlich Geräusche, die Tür geht auf, und seine Angebetete tritt ein. Nach Gruß und Gegengruß kommt es zu einem mit sprichwörtlichen Wendungen angereicherten Dialog. B Dialog (52–594): Nach dem Grund ihres Erscheinens gefragt, gibt sie zu, auf ihrem Spaziergang unrechterweise der Klage gelauscht zu haben. Er bekräftigt seinen Schmerz. Sie gibt an, erkannt zu haben, dass sie die in der Klage genannte Frau ist, worauf er sich offen zu seinem Dienst bekennt. Sie gibt ihm eine deutliche, wenn auch etwas unernste Absage (109f.: Darum ich dein nit mag, | Weder gesotten oder gebraten). Er beklagt, ohne ihre Liebe lebensmüde und ohne Ziel und Maß zu sein, was sie spöttisch mit der Bemerkung abtut, er sei umsonst noch zu teuer. Seine Dienstversicherung lehnt sie ab, da sie schon einen Narren zu Hause habe. Er bittet, zumindest als Küchenjunge bei ihr dienen zu dürfen, da sie sein Herz mit fraw Venus pfeil (152) getroffen habe. Sie hält das für Lüge und Gerede und rät ihm zu standesgemäßer Minne. Er würde trotz schlechter Zehen nach Aachen wallfahren (in St1 161 gegen die Überlieferung unsinnigerweise verneint!), um ihr seine Liebe zu beweisen. Seinem ›Singen und Sagen‹ räumt sie keine Erfolgschancen ein, da er die Kunst nicht recht beherrscht (164: kannst doch des reimens nit). Einschub: Der Sprecher führt das Sprichwort an: ›Wer übersehen [ignorieren] kann, dem geschieht Gutes‹ (in der Frühen Neuzeit eher bekannt als Sentenz der Kaiser: ›Wer nicht übersehen kann, taugt nicht zum Regieren‹ = ›Imperare nescit, qui nescit dissimulare‹), gibt sich damit selbst den Rat, ihre Ablehnung zu ignorieren, und nimmt die Werbung wieder auf. Er beklagt, in ihrem Dienst härter gefordert zu sein als jeder Mönch von seinem Ordensgelübde. Sie verspottet ihn als Prediger und Gelehrten der Logik (206: Uß nain so machstu ja) und will ihm einen daheim in fastnächtlicher Gesellschaft genossenen Saumagen vorziehen. Einschub: Niedergeschlagen und ohne rechte Erfolgshoffnung (241f.: Bei den Frauen in der Spinnstube wäre es ihm besser ergangen) ermuntert sich der Sprecher dennoch selbst und bittet Gott, vom Unglück endlich verschont und im Dienst an der Dame erfolgreich zu werden. Seine erneute Erhörungsbitte wird mit Verweis auf seine Hässlichkeit scharf zurückgewiesen – was dem Sprecher die Tränen in die Augen treibt. Weinend bietet er sich als Fasnachtsbutz an, da man ja auch hässliche, zottelige Hunde lieben könne. Sie muss daraufhin lächeln, weist seine Werbung aber wieder als falsch und unstandesgemäß zurück. Seinen Wunsch, einmal an ihrer Brust ruhen zu dürfen, bescheidet sie als aussichtslos (316f.: Solltest so alt werden | Als Mathusalem was). Er sieht sich unschuldig zurückgesetzt und will sich ihr völlig ausliefern. Sie möchte wiederum ein dickes Schwein und einen Bauern vorziehen, seine Liebe prallt an ihr ab. Einschub: Der Sprecher, wenngleich traurig, lacht und sieht seine Torheit ein: Ein Baby habe mehr Verstand als er. An die Stelle des Krautes ›Schabab‹ möchte er die Blume vergißmeinnit (359) gesetzt sehen. Seine Liebe bekräftigt er mit Vergleichen aus dem ›Physiologus‹ (Pelikan, Phönix), aus dem Alltag (Dachziegel) und der Literatur (Tristan und der Liebestrank). Die Dame lenkt plötzlich ein und deutet ihre verborgene Zuneigung an. Sie schließt allerdings sofort eine Männerschelte an (Klaffen, Rühmen) und mahnt ihn zu Treue und Aufrichtigkeit, was er ihr zusi-

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chert. Sie verheißt ihm Lohn, da sie seine Tugend der Schönheit vorzieht (472f.: ob du schon | dem Absolom nit gleich bist). Ihre ablehnende Haltung erklärt sie zur Tugendprobe, die zur Wahrung ihrer Ehre notwendig gewesen sei. Er versichert, dass seine Worte ehrlich und nicht die eines Kaufmanns sind, der Gold für Blei ausgibt. Ihre Schelte männlicher Untreue möchte er auch auf einige Frauen ausgeweitet sehen, die mehrere Männer gegeneinander ausspielen. Sie verabschiedet sich mit Verweis auf die drohenden Klaffer, die ihr die Vesper in Latein pfeifen würden, und geht nach gegenseitiger Liebesversicherung ab. C Minneklage (595–808): Der Sprecher beschreibt sein Hochgefühl, das aber bald der Ernüchterung weicht, da er erkennt, dass er einen Nebenbuhler hat (603f.: Ich wusst aber nit, das | Ein ander lag im busch). Die Zärtlichkeit der Dame wird damit zum Judaskuss (607). Er ordnet seinen Liebeswahn und die Täuschung durch die Dame in den Kontext literarisch überlieferter ›Weiberlisten‹ ein (genannt werden Vergil, Aristoteles, Salomon). Er betont aber auch die Sinnlosigkeit der Klage (662: ›Das sei den wilden Gänsen geklagt!‹). Die folgende Klage vermischt Selbstbezichtigung (669: Dieweil sie mich gefiert am narrensail:; 691: Sie war mein buol und ich ir gouch), allgemeine misogyne Frauenschelte (664: ›Die Frauen tragen kurzen mut und lange Kleider‹) und Verfluchung der untreuen, betrügerischen Geliebten. Der Sprecher benutzt dazu wiederum häufig sprichwörtliche Wendungen und Metaphern (u.a. Bild des Kartenspiels 281f.: Ich hab des ersten stichs | ein gutes spill verlorn). Der Sprecher erkennt die Nutzlosigkeit weiterer Bemühungen (sein Nachtigallgesang würde zum Eselgeschrei) und tröstet sich damit, nicht der erste zu sein, der solchermaßen zum Narren gemacht wurde. Er warnt seinen ›Nachfolger‹ (725: den anderen ›Hahn‹ im Haus; 784f.: ›Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‹) zur Vorsicht gegenüber der falschen herzen […] kaiserin (768), missgönnt ihm aber auch seinen Erfolg. Er sieht sich als ›Gaukelmann‹, den die Dame so belohnt wie einen alten Esel, verflucht den erfolgreichen Nebenbuhler (798: ›ihm das Fleisch und mir die Brühe‹) und ermuntert ironisch die Zuhörer, es ihm im folgenlosen Dienst nachzutun. Para l lelen: Die geschilderte Situation (Besuch der Geliebten in der Kammer des klagenden Liebenden) hat Parallelen in den Traumerzählungen (B247, B252). Für eine Kenntnis des ›Traums‹ (B247) sprechen auch Motiv- und Wortparallelen, z.B. die Vergleiche mit Tristan (390), Soldan (596) oder der Wortlaut der Beteuerung (510f.), vgl. dazu Geuther 1899, 77–80 (Sigle P, zitiert nach Be3), und Brauns 1937, 57f. Geuther 1899, 45, weist zudem auf strukturelle Ähnlichkeit mit B236 hin (Ablehnung der Werbung als Tugendprobe). Brauns 1937, 51–55, listet Parallelen mit B246 (und anderen Werken Hermanns von Sachsenheim) auf, wobei die zahlreichen Wort- und Satzübernahmen aus der ›Grasmetze‹ diese als eine Vorlage für das vorliegende Werbungsgespräch wahrscheinlich machen (vgl. aber auch die Hervorhebung der Unterschiede beider Werke bei Glier 1971, 338). In Be3 und De2 tritt im Vergleich zu St1 in einigen ›Plusversen‹ der Bezug zu B246 noch stärker hervor, vgl. Brauns 1937, 55. In Abschnitt C finden sich deutliche Parallelen zu B56, die in Be3 direkt auf B241 folgt.

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B242 Werbungsszene

Sonstiges: Die in St1 behauptete Verfasserschaft Gottfrieds Werner von Zimmern hält Brauns 1937, 50f., aufgrund der Dialektbestimmung des Textes als »südfränkisch« für unwahrscheinlich.

B242 Werbungsszene Erfolglose, in direkter Rede wiedergegebene Werbung am späten Abend Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1520 (nür6) Überlieferung: nür5 2r–4r; 96 V. nür15 2r–4r; 96 V. Ro3 56v–58r; 96 V.

Edition: Klingner 2010, 404–406 (nach nür15 mit Laa. von nür5 und Ro3) Literatur: Meyer, D. 1989, 426 Nr. 58, 616f.; Schanze 2VL 10 (1999), 882f.; Klingner 2010, 45, 112–119, 278

Beschreibung der Überlieferung: Einzelüberlieferung zweier Nürnberger Drucke in kleinformatigen Faszikeln aus zwei Doppelblättern mit geringer, meist orthographischer Varianz. Signifikant sind lediglich nür5 5 mich gegen nür15 5 euch und nür15 43 stercken gegen nür5 43 sterben. Vermutlich sind beide Drucke nach derselben Vorlage entstanden (ggf. ein heute verlorener Druck aus dem Umkreis der Presse des Hans Folz, vgl. Klingner 2010, 115–117). Buchschmuck: Jeweils Titelholzschnitt auf 1r, in nür5 zweiter Holzschnitt auf 1v (Abb. bei Klingner 2010, 114f.) In nür5 sind die Sprecherwechsel jeweils durch Leerzeilen, ab V. 75 auch durch Alineazeichen angezeigt, in nür15 fehlen Leerzeilen, an deren Stelle Alienazeichen stehen. Druckabschrift dürfte auch der Eintrag in der Mischhs. Ro3 sein, der um 1522 durch den Augsburger Simprecht Kröll erfolgte. Kröll kombinierte (wohl eher additiv als programmatisch) handschriftlich eingetragene geistliche und juristische Fachprosa, Briefe, Rezepte, Notizen und Sprüche – zum Teil Druckabschriften – mit beigebundenen gedruckten Flugschriften. Da sich dieser Eintrag (nicht abgesetzte Verse, nur durch Virgeln getrennt) in den Varianten wechselnd zu nür5 (so z.B. 43 sterben) und nür7 (so z.B. 5: eüch) stellt, liegt auch hier nahe, eine von beiden unabhängige Vorlage anzunehmen. Überschrift: Ein schoner spruch wie einer puld vmb ein junckfraw vnd sie sein nit wil (nür6) Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Klingner 2010) · A Einleitung (1–3): Der Sprecher berichtet, wie er spätabends bei der Umworbenen anklopft.

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B Dialogszene (4–96): Der Sprecher grüßt, die Frau weist ihn ab. i Er erinnert sie an eine Umarmung beim Tanz. i  Die Frau streitet die Bedeutsamkeit dieser Berührung ab und verweist darauf, einen anderen Geliebten zu haben. i Der Sprecher bekräftigt seine Liebe und Ergebenheit, lobt ihre Schönheit und ihren über allem Gut stehenden Wert. i Die Frau weist ihn nochmals ab und betont, nur einen ritterlichen Mann lieben zu können. i Daraufhin droht der Sprecher, bei Nichterhörung vor Leid zu sterben. i Die Frau weist sein Werben als affen spil (52) zurück und rät ihm, seinem Stand gemäße Liebesobjekte zu suchen (51: Loß tochter steen vnd pul vmb mayd). i Diese Abweisung ignorierend beginnt der Sprecher ein Schönheitslob (Augen, Hals, Backen, Mund), bekräftigt dann sein Liebesverlangen und sein Unverständnis gegenüber ihrem Zurückweichen, was sie nicht anficht. i Auf das Eingeständnis seiner Armut rät sie ihm erneut zu standesgemäßer Minne. i Der Sprecher bittet ein letztes Mal um Erhörung. i Die Frau bleibt aber bei der Ablehnung seiner Werbung und schickt ihn endgültig weg. Para l lelen: Personenkonstellation, Handlungsverlauf und sprachliche Muster lehnen sich konventionell an Werbungsgespräche an (Todesdrohung, Schönheitslob). Die Anspielung auf ›Brühe und Fleisch‹ in 17f. (verstanden als ›Zärtlichkeiten und Geschlechtsakt‹) findet sich auch in B241 und B406. Die Hochschätzung des ritterlichen Geliebten hat eine Parallele in B405.

B243 Der Minne Klaffer Schönheitsbeschreibung und Bericht von einem erfolglosen, in direkter Rede wiedergegebenen Werbungsgespräch mit anschließender Vergewaltigung Ve r f a s s e r : Edition: Pseudonym: der mynnen klaffer (V. 307); Keller, A. 1855, 123–131; wird schon in der Hs. auch als Titel der Schmid, U. 1974, 67–74 Minnerede verwendet Literatur: Datierung: Rheinheimer 1975, 55; Überlieferung 1430–35 Wallmann 1985, 337; Ziegeler 1985, 498; Glier 2VL 6 Überlieferung: (1987), 555; Westphal 1993, 127f.; Ka7 7r–9r; 309 V. Achnitz 2003b, 243; Lieb 2005, 148–150, 158f.; Matter 2011, 148–150; Matter 2013 Beschreibung der Überlieferung: Im Kontext einer kleinen Minneredengruppe in der hauptsächlich Mären enthaltenden Sammelhs. Ka7 unikal überliefert.

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B243 Der Minne Klaffer

Überschrift: Der mynnen klefferer Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Schmid, U. 1974) · A Schönheitsbeschreibung (1–37): Der Sprecher bittet um Ruhe und verspricht die Schilderung einer schönen Dame: Er wolle ein schönes Bild von ihr ›gießen‹. Es folgt eine teils offenbar verderbte Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema mit den folgenden Elementen: Stirn, Hände (kurzgeschnittene Fingernägel: Das ›Fleisch‹ ist ihr über die Nägel gewachsen), Ellbogen, Hals (Kehle), Brüste, Hüfte (Seiten), Beine, Füße. Die Partie zwischen Bauch und Beinen bleibt ohne genaue Benennung (29: Waz ist daz, waz ist daz?). B Begegnung mit der Dame (38–119): Unvermittelt einsetzende Erzählhandlung: Der Sprecher wird in einer amoenen Sommerlandschaft durch die Rufe einer Dame aus dem Schlaf geholt. Ihre Schönheit übertrifft alles (Kaisertopos), auf ihrem Kopf trägt sie eine Krone. Er reitet (!) zu ihr, um sie aus der Nähe betrachten zu können. Die Beobachtung der mit Tau benetzten Rosen führt ihn zu einem kurzen Exempel der Nachtigall (54–58), die von den rosen uff die distel swanck (55), wo sie ihren Schnabel wetzt und ein Dorn sie am Auge verletzt. Diesem Exempel folgen zwei Lehren, die mit einer fast identischen Apostrophe an Frauen (oder: an diese eine Dame?) einsetzen (59, 64): Wenn man einen Mann nehme, der nicht recht zu lieben verstehe, dann sei man weder frauwe noch mayt und werde um alle Freude gebracht (59–63). Man solle sich mit Sittsamkeit schmücken, und wähle man einen Mann, der zwar nicht reich, aber wohlerzogen sei, habe man immer noch mehr als diejenigen erreicht, die gar keinen gewännen (64–73). Der Sprecher möchte die Dame küssen und setzt nun mit einer längeren Liebes- und Treueversicherung ein Gespräch in Gang. Sie weist ihn ab, worauf er auf seine ausgedehnten Reisen verweist, die er in ihrem Dienst unternommen habe. C Venus-Brief (120–152): Auf eine unvermittelte erneute Aufforderung zum Stillschweigen folgt die Ankündigung der Mitteilung des Gespräches, daz der jungling wieder die mait det (125; entspricht B239 V. 34). Im Folgenden ist aber der männliche Gesprächspartner weiter mit dem Ich-Sprecher zu identifizieren. Zunächst wird die soeben geschilderte Begegnung rekapituliert (128: Nu habt ihr alle wol vernomen, | Daz ich erste dar byn kummen; entspricht B239 V. 21f.: nu hain ich is vernomen | und byn da gekomen). Der Sprecher setzt sich zu der Dame und liest ihr einen Brief vor, der in direkter Rede wiedergegeben ist. Der Brief beginnt mit einer Apostrophe an Frau Venus (139), obwohl er im Folgenden offenbar als eine Liebesbeteuerung an die Geliebte des Sprechers zu verstehen ist und eine Bitte um Antwort enthält (der Brief entspricht bis auf die letzten drei Verse B239 V. 43–54). D Streitgespräch (153–292): Völlig unvermittelt schließt ein Streitgespräch an, das in zwei Abschnitte unterteilt werden kann. Ein erster (153–194; zahlreiche Parallelen zu B239 und B244) besteht aus einer schnellen, teils stichischen Wechselrede, die aus metaphorischen Liebesbeteuerungen von Seiten des Mannes besteht, welche die Dame wörtlich und damit falsch versteht: Er beklagt seine schlechte Verfas-

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sung, sie antwortet, sie sei kein Arzt und könne ihm deshalb nicht helfen. Ihren Vorschlag, er solle in ein Kloster gehen, mag er nicht annehmen, sondern betont, dass ihre Schönheit die von Blumen übersteige und ihr Atem wie Muskat rieche. Auf seine Klage, sie hätte ihn gefesselt, entgegnet sie ihm, er habe Hände, um sich zu befreien (177–180; entspricht B239 V. 143–146 und B244 V. 145f.). – Ein zweiter Abschnitt (ab 194) des Streitgespräches besteht formal aus deutlich längeren Redepartien. Die den ersten Abschnitt charakterisierenden Missverständnisse bleiben aus, stattdessen argumentiert nun auch die Dame mit Metaphern und sprichwörtlichen Redensarten, wobei die biblischen Anklänge auffallen. i Die Dame beginnt mit einigen Adynata: Bevor er Erfolg bei ihr habe, käme er eher aus Bern (Verona?), könne leichter den Rhein über den höchsten Berg und drew wiltpret oder vier (208) durch ein Nadelöhr bringen. Sie schilt ihn einen Toren, der seine ›spehen Sprüche‹ lassen solle. i Er antwortet mit dem Gleichnis eines Bauern, der seinen Acker mit grossem Aufwand bearbeite und dennoch nichts ernte (Sprichwort ›Disteln und Dornen schaden der Saat‹). Dies vergleicht er mit seinen fruchtlosen Bemühungen um die Dame. Hätte er ebenso aufwändig um das Himmelreich gebeten, so hätte Maria es ihm sicher nicht verwehrt. i Die Dame nimmt das Bild auf und entgegnet, dass oft jemand auf einem Feld ernten wolle, das ihm nicht zustehe (entspricht dem Redensart: ›auf fremdem Acker pflügen‹). So würde es auch ihm gehen, denn ihre Liebe wolle sie einem Mann geben, dem sie sie dreimal mehr gönne. Es folgen Sprichwörter (243: der alten lewt wort), deren Gemeinsamkeit darin liegt, dass sie sich auf misslungene Vorhaben beziehen: ›Ein Baum fällt nicht beim ersten Schlag‹ (244); ›Der Topf wird nicht zum Sieden gebracht, bevor er auf das Feuer kommt‹ (245f.); ›Schlafende Jagdhunde bekommen selten einen Fuchs zwischen die Zähne‹ (in die Backen) (248–250); ›Wer mehr erhandelt, als er zahlen kann, dessen Geschäft wird misslingen‹ (251–253). Schliesslich wiederholt sie ihre Torenschelte (257–259; ähnlich schon 210–212). i Er antwortet mit Variationen zum Sprichwort ›Man soll das Obst essen, wenn es reif ist‹: Blumen würden mit der Zeit ihre Farbe verlieren, und so verhalte es sich auch mit Äpfeln und Birnen. Vor der Reife seien sie sauer und danach verfaulten sie, zur rechten Zeit jedoch würden sie vom Baum fallen. Das bezieht er auf die Dame und fordert von ihr, dass sie ihn jetzt gewähren lasse. i Er handle wie ein Dieb, wenn er von seinem Wunsch nicht ablasse. Wenn einer sich etwas ausersehen habe, was er unbedingt haben wolle, tue er den Leuten oft unrecht, wenn er sein Ziel verfolge, bis er es erreiche. i Daraufhin beendet er die Unterhaltung mit der Feststellung, er nehme keine Rücksicht auf ihre Abneigung, er fürchte sich nicht vor ihr, und seine Geduld sei nun zu Ende (292: mir ist worden die weile lang). E Vergewaltigung (293–305): Erneuter Wechsel zu einem extradiegetischen Erzähler, der nun lakonisch feststellt, dass der Jüngling die Dame durch seine Redekünste überwunden habe (296: sie mit klugen worten zwang), allerdings ohne ihre Zustimmung (297: Daz sie ym wart an iren danck). Der Text umschreibt die im Garten stattfindende Vergewaltigung: Was die zwei da getan hätten könnte sogar ein Storch erraten, der noch im Nest liegt – es habe ein ›Hintern stoßender Kampf‹ (305: arsnöppender streit) begonnen.

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F Schluss (306–309): Die Minnerede schließt mit einer Autornennung: der mynnen klaffer (307) und dem für Ka7 typischen Schreiberzusatz: Vnd der daz mere hat geschriben | Der ist an schöne fraüen blieben (308f.). Para l lelen: Die Minnerede enthält verschiedene Verspartien, die auch in anderen Minnereden überliefert sind, namentlich sind in der Schönheitsbeschreibung A Verse enthalten, die auch in B264 auftauchen, und im Streitgespräch C Partien, die auch in B239 bzw. in B244 erscheinen. Durch den mehrfachen Wechsel von einer Ich- zu einer Er-Erzählung, die unvermittelten Übergänge, die verderbten Stellen und durch die additive Gesamtstruktur entsteht insgesamt der Eindruck einer schlecht gemachten Kompilation. Die Korrespondenzen mit B264 sind die folgenden: B264 1–4 = B243 3–6; B264 9,11f. = B243 8–10; B264 21f. = B243 15f.; B264 29f. = B243 21f.; B264 37f. = B243 23f.; B264 43f. = B243 28f.; B264 47–50 = B243 32–35. Die Korrespondenzen mit B239 sind die folgenden: B239 2–8 = B243 108–113; B239 9f. = B243 117f.; B239 15f. = B243 114f.; B239 17f. = B243 118f.; B239 19–22 = B243 126–129; B239 31–34 = B243 122–125; B239 42–54 = B243 137–149; B239 93f. = B243 152f.; B239 115f. = B243 187f.; B239 139f. = B243 191f.; B239 143–146 = B243 177–180; B239 167f. = B243 169f.; B239 177–180 = B243 161,163,165f. Die Korrespondenzen mit B244 sind die folgenden: B244 145f. = B243 179f.; B244 106f. = B243 193f.; B244 177f. = B243 191f.;

B243a Die Nummer (›Liebeswerben und Liebesspiele‹) entfällt, da es sich hier um 24 nur noch teilweise erhaltene Paarreime als Bildbeischriften zu Medaillons auf einem Bildteppich handelt, die – anders als etwa die Inschriften des ›Münchner Minnekästchens‹ (B159a) – keinen eigenständigen und konsistenten Text bilden können.

B244 Liebeswerbung

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B244 Liebeswerbung Bericht von einem erfolgreichen, in direkter Rede wiedergegebenen Werbungsgespräch und anschließender Liebeserfüllung, mit angehängter Lehre Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Meyer/Mooyer 1833, 44–51 Nr. IV

Datierung: Überlieferung 2. Viertel 15. Jh.

Literatur: Brauns 1937, 16–18; Glier 1971, 338; Glier 2VL 5 (1985), 806f.; Matter 2011, 148; Rheinheimer 1975, 55f.; Ziegeler 1985, 498

Überlieferung: Br 125r–137v; 546 V.

Beschreibung der Überlieferung: Im Kontext von Mären unikal überliefert in der Sammelhs. Br. Der Eintrag enhält auffallend viele Verbesserungen und Durchstreichungen. Überschrift: Von eyme gewerbe eins vnd einer Inha lt: A Einleitung (1–88): Der Sprecher berichtet vom Treffen mit einer schönen Dame. Einem Preis ihrer Vollkommenheit (speziell auch ihrer höfischen Kleidung) folgt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema (genannt werden: Stirn, Brauen, Ohren, Augen, Augenbrauen, Wangen, Zähne, Mund, Hals, Kinn, Stimme, Nacken, Arme, Finger, Körper, Brüste, Füße, Gürtel, Gewand, Gang, aufrechte Haltung). Die Beschreibung schließt auch Aspekte des Verhaltens ein und endet mit einem Unsagbarkeitstopos; eher ungewöhnlich sind die ›Falkenaugen‹ (22), die Hände ›so weiß wie Semmelmehl‹ (39), ihr ›kerzengerader‹ Gang (57) sowie der Hinweis, niemand könne ihre Ohren beschreiben, da sie ›hinter den Haaren‹ verborgen seien (19f.). Der Sprecher ist von ihrem Anblick vor Freude blind und will entweder Liebeserfüllung oder den Tod finden. Seinen seit etwa einem halben Jahr unterdrückten Kummer und seine Liebe will er am nächsten Morgen seiner Angebeteten gestehen. B Werbungsgespräch (89–431): Auf Liebesgeständnis, Dienstversicherung und Lohnbitte des Sprechers reagiert die Dame knapp und reserviert. i Es entwickelt sich ein ›Schlagabtausch‹, in dem Sprecher und Dame kurze, meist nur einen Vers umfassende Sätze wechseln (Stichiomythie 104–209). In ihm bittet der Sprecher – die konventionellen höfischen Muster variierend – um Erhörung (u.a. direkte Bitte um ein Beilager), bekräftigt seine Liebe und Aufrichtigkeit, klagt sein Minneleid und droht, ohne Erfüllung seiner Bitte zu sterben. i Die Dame lehnt seine Bitten jeweils lakonisch und spöttisch ab, wobei sie teilweise seine bildliche Rede scheinbar naiv wörtlich nimmt (z.B. 143–146: Jch stirbe die sele mir vff der zungen lit | su sprach so begon ich din iorzit | Jch sprach mich hebet vwer gebende [Minnestrick] | su sprach

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B244 Liebeswerbung

enbint dich du hast doch hende) und ihn als narre (140), klaffere (182) und dorechter affe (190) beschimpft. i  Ein weiteres, längeres Liebesbekenntnis (209–215) beantwortet sie mit der Androhung von Prügeln. i Er will diese Prügel gerne haben, um wenigstens etwas von ihr zu bekommen, worauf die Dame lachen muss. Seinen (wie er betont) ernsthaften und einzigen Wunsch nach ihrer Liebe beantwortet sie mit der Aufforderung nuo suo che vaste (235). i In einem kurzen Erzähleinschub (236–239) berichtet der Sprecher, wie er daraufhin der Dame, die sich erfolglos wehrt, an die Brust fasst und sie auf den Mund küsst. i Den Dialog fortsetzend, preist er sich als am Ziel seiner Wünsche (240: nuo bin ich by worden gesunt). i Die Dame schimpft und flucht. Sie muss erkennen, dass sie der Sprecher, indem er ihre Aufforderung konkret statt metaphorisch ausgelegt habe (249: jr hiessent mich doch suo chen), mit den eigenen Waffen geschlagen und ihr damit eine Lektion erteilt habe (260: wanne dz du mich zuo scuo len hast gefuoret hie). Beide loben den jeweils anderen für seine Fähigkeit, über ›besondere Sprüche‹ (255: seltzen sprüche) zu verfügen. In etwas ausführlicheren Dialogpartien wiederholen Sprecher und Dame die schon vorher exponierten Haltungen: Er reiht formelhafte Bitten, Klagen und Liebesbeteuerungen (u.a. Kaisertopos) aneinander. i Sie wehrt ihn jeweils ab, bezeichnet ein mögliches Eingehen auf seine Bitten als unmöglich, vor allem bei Hofe, und töricht (Umschreibung der Torheit 279f.: recht also der mit hosen tecket sich | glich also tete öch ich; sprichwörtlich: ›sich mit Hosen bedecken‹ = sich behelfen, so gut es geht). Sie verweist auf die Erfahrung, dass alle Männer unaufrichtig und unbeständig seien (mehrfache Beschreibung der Dichotomie von Worten und Handlungen bzw. Worten und Denken) und daher ihrem Werben nicht zu trauen sei (Vergleich der Werber mit dem Vogelfänger) und schickt ihn fort. i Er betont, dass er anders sei als die anderen Männer (299: alle manne sint nit glich gemuot), beschreibt ausführlich seine rehte liebe (326) und beteuert seine unverbrüchliche Treue. i Sie verweist zuletzt auf die Gefahr der Verleumdung. i Er bittet sie daraufhin um Heimlichkeit bei der Liebeserfüllung. i Sie gibt sich zögerlich, wenngleich sie die Möglichkeit andeutet, dass sie auf seine Bitten eingehen könnte. i Er versichert ihr nochmals, sie nicht zu enttäuschen und beschwört auf ihren Wunsch hin noch einmal Liebe und Beständigkeit (u.a. wiederholter Kaisertopos). i Die Dame stellt daraufhin ihre abwehrende Haltung als Probe seiner Aufrichtigkeit dar und kündigt die Gewährung seiner Wünsche an. C Liebeserfüllung (432–458): Freudig umarmt der Sprecher die Dame und preist sein Glück. Die Dame mahnt zu gehen (Anrede des Geliebten 443: liebes trutes bielin), worauf sie der Sprecher in einen Garten zu einem Bett führt. Dort, so der Sprecher, sei er von der Dame zu seiner Freude belohnt worden, indem sie ihm jeden Wunsch erfüllt habe. D Lehre zur Liebeswerbung (459–546): Der Sprecher rät seinem Publikum (Apostrophe 459: Da von ich v´ch roten wil; ähnlich 485), um die Liebe von Frauen zu werben. Einem Preis der Früchte der Frauenliebe (462–470, teilweise in anaphorischer Reihung) folgt ein Frauenpreis mit direkter Anrede der Geliebten (475–484). Die Liebeswerbung sei allem Streben nach materiellen Gütern vorzuziehen, sie erfordere höfisches Benehmen, Aufrichtigkeit und Duldsamkeit, müsse weiterhin mit Humor, heimlich und beharrlich vorgebracht werden. Ein nur zögerlich oder ungeschliffen

B245 Werbung im Stall

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Werbender, der sich ohne Erfolg vorschnell abwende und unhöfische, käufliche Minne suche (529–540: Einschub wörtlicher Rede eines solchen Mannes, der angibt, sich mit anspruchslosen dorff dirnen [535] trösten zu wollen) wisse nicht, was Liebe sei (sprichwörtlich 544: dem ist gumpost [Sauerkraut] also fleisch). Para l lelen: Vgl. die engen textuellen Beziehungen der vier Streitgespräche B239, B243, B244 und B264, die unter B239 und B243 ausführlicher dargelegt sind. Brauns 1937, 16–18, listet zudem Parallelen zu B246 auf. Seine Hinweise treffen signifikante Ähnlichkeiten (Situation, Art des Gesprächsverlaufs, zentrale Handgreiflichkeit), sind aber vielfach zu unspezifisch, um eine direkte Abhängigkeit (oder Hierarchie) nahelegen zu können. Glier 2VL, 807, verweist auf Ähnlichkeit mit B234.

B245 Werbung im Stall Groteske Werbungsszene mit Vergewaltigung Ve r f a s s e r : Hans Folz Datierung: früheste Überlieferung um 1479–83 (nür1) Überlieferung: nür1 2v–6r; 222 V. Nü3 78r–78v; 118 V.

Edition: Wackernagel 1851, 510–517 (nach nür1); Fischer, H. 1961a, 112– 118 Nr. 15 (nach nür1, mit den Varianten aus Nü3) Literatur: Glier 1971, 347f.; Janota 2VL 2 (1980), 786; Wallmann 1985, 332; Ziegeler 1985, 53, 55 Anm. 16, 72 Anm. 38, 73 Anm. 42, 501; Janota 1987, 183f.; Klingner 2010, 26, 75, 89–96, 104–106

Beschreibung der Überlieferung: Mit Autorsignatur im Schlussvers überliefert in einem unfirmierten Druck aus der Presse des Hans Folz. Der Druck ist mit einem Titelholzschnitt auf 1v geschmückt. Die Druckabschrift in der Mischhs. Nü3 (datiert auf 1525) kürzt eine größere Dialogpassage und das Epimythion (das sind die Verse nür1 37–114, 163– 166, 201–222). Überschrift: Item Nun würdt yetzund hernach volgenn ain spruch von ain spruch von ainem der bult vmb ain pauren maid vnnd dz geschch in ainem stall etc…(Nü3) e Item ein pulschafft von einer pawrn meyt vnd von einem iungen gesellen mit fil spotischen dedingen doch zu lest mit einer ler wie sich darinnen zu hallten sey (nür1)

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B245 Werbung im Stall

Inha lt: (Nach nür1) · A Prolog (1–7): Tacete-Formel und kurze Inhaltsangabe. B Werbungsszene (8–200): Dem Gruß und der Dienstversicherung des Sprechers an die im Stall beschäftigte Magd folgt ein Schlagabtausch in Rede und Gegenrede in insgesamt 20 Dialogeinheiten, in denen die Magd die höfischen Werbungsworte bewusst missversteht und (teilweise in obszöner Weise) spottend kommentiert. So bietet sie ihm an, eine Rüstung herbeizuschaffen, schlägt vor, dass er sich auf dem Misthaufen von seiner beschriebenen Pein erleichtern könne, und will sein brennendes Herz mit Spülwasser abkühlen. Als er die Verwundung seines Herzens durch sie beklagt, leugnet sie den Besitz eines Schwerts. Seinen Wunsch nach Vereinigung hält sie für die Ankündigung eines Wunders, sein gebrochenes Herz wird von ihr verlacht. Auf die Bitte um Erfüllung – das mir werde ru (67) – verspricht sie ihm, den Mund zu halten. Weiter rät sie ihm, gegen Berge zu schreien, um zumindest das Echo als Antwort zu haben. Als er sie zur Mäßigung ihres Spotts aufruft, verhöhnt sie ihn: Er sei offenbar gar kein Edelmann und sehe eher dem ›alten Affen zu Heidelberg‹ (91) ähnlich. Verstummend verflucht der Sprecher die Magd in Gedanken. Sein Verstummen kommentiert sie mit einer Anrufung von St. Leonhard, was ihn ein zweites Mal innerlich fluchen lässt. Der Sprecher greift ihr daraufhin an die Brust, was sie empört zurückweist. Auf seine erneute Liebesbeteuerung und sein Dienstangebot fordert sie ihn auf, ihr ein Kalb aus dem Stall zu stoßen, und wundert sich, als er dies ablehnt, über seinen inkonsequenten Dienstbegriff. Sein Angebot, sie selbst stattdessen zu ›stoßen‹ (137), beantwortet sie mit der Klage über ein Alpdrücken, das ihr fast den Atem nehme. Als er vorschlägt, sie solle sich zur Linderung einen ›Zapfen schieben‹ (142) lassen, spottet sie, eine ihrer Kühe hätte vergangene Nacht seinen Zapfen gut gebrauchen können. Der Erzähler verflucht die Magd zum dritten Mal in Gedanken. Dann erklärt er alle Worte, die sie ›abgespult‹ (153) habe, für ungesagt und bittet um eine Umarmung. Als sie sich mit Faustschlägen wehrt und aus dem Stall flüchten will, hält er sie an ihrem Hemd fest und reißt sie an sich. Sie zieht ihn an den Haaren, worauf er sie niederwirft und auf sie fällt, sodass sie beide ›rülpsen‹ (183: groczsten) wie die Frösche. Weil er sich niederkniet, sagt sie, er sei hier nicht auf der Kirchweih, ob er sie etwa für heilig halte? Nach dem Geschlechtsakt äußert sich die Magd abschätzig über die ›Leistung‹ des Sprechers (192: Ein Floh habe sie schon schlimmer ›gezwickt‹). Solchermaßen unehrenvoll weggeschickt, beschließt der Sprecher, nie wieder um eine Bauernmagd zu werben. C Epimythion (201–222): Der Sprecher legt die Erzählung allegorisch aus: Die Magd stehe für eine listige Frau, die sich erst naiv, unschuldig und harmlos gibt und sich dann, wenn ihr der Werbende nicht gefällt, als kompetente Spötterin entpuppt: Und kan doch so fil gspeys darpey, | Sprichwort, gespöts und plech anschlagen (218f.). Autorsignatur. Para l lelen: Der Text ist eine Kontrafaktur und Umakzentuierung von B246. Aus der Vorlage stammen Grundstruktur und einige Formulierungen (vgl die Aufstellung der Zitate

B246 Die Grasmetze

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bei Brauns 1937, 18f.). Nicht übernommen wird von Folz der Natureingang, die Zahl der Dialogeinheiten wird gesteigert, der Gesamtumfang des Textes jedoch um ein Drittel verringert. Weiterhin ist der Standesunterschied der Gesprächspartner aus B246 nivelliert, Derbheit und Drastik der Dialoge gesteigert, die Schlussszene schließlich entscheidend verändert. Sonstiges: Mit dem ›Affen von Heidelberg‹ ist der bereits im 15.  Jh. bezeugte Heidelberger Brückenaffe gemeint, vgl. Sebastian Brants ›Narrenschiff‹, 60, 23f.

B246 Die Grasmetze Parodistisches Werbungsgespräch zwischen einem Alten und einer Magd Ve r f a s s e r : Hermann von Sachsenheim (Nennung in Be19 und Pr2) Datierung: früheste Überlieferung um 1450 (He9) Überlieferung: Gruppe I: Be19 145r–151r; 346 V. He3 454r–460r; 341 V. He9 138v–145v; 340 V. We1 160v–173v; 333 V. Gruppe II: Be15 196r–200v; 317 V. Be20 64v–69r; 307 V. Pr2 215r–219v; 308 V. St5 215r–220r; 280 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 100–106 Nr. 18 (nach He9 mit Laa. von He3 und gelegentlich von Be15, Pr2, St5 und We1); Haltaus 1840, 279–283 Nr. II 72 (nach Pr2) Literatur: Brauns 1937; Glier 1971, 328–330; Huschenbett ²VL 3 (1981), 1101; Welz 1981; Rischer 1982, bes. 44–47; Wallmann 1985, 331; Ziegeler 1985, 53, 55 Anm. 16, 72 Anm. 38, 73 Anm. 42, 84, 500f.; Strohschneider 1986, 142–150; Schlechtweg-Jahn 1992, 281–285; Neudeck 1999; Achnitz 2003b, 236f.; Kern 2006, 67f.; Klingner 2010, 24, 75, 89–93

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Sammelhss. aus dem letzten Drittel des 15. Jh., größtenteils innerhalb geschlossener, reiner Minneredenüberlieferung (Be20, He3, He9, St5, Wei1). Be19 ist eine Autorsammlung (im Ansatz gilt das auch für Pr2, in der zwei Werke Hermanns von Sachsenheim in unmittelbarer Nähe überliefert werden). Die Hss. lassen sich in zwei Gruppen teilen: 1. He3, He9 und Be19 weisen untereinander nur wenige Wortvarianten auf. Mit geringfügig größerer Textvarianz und einigen Versausfällen ist auch We1 zu dieser Gruppe zu zählen. Nur in Be19 überliefert sind sechs Schlussverse, die den Text Hermann von Sachsenheim zuweisen.

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B246 Die Grasmetze

2. Be15, Be20, St5 und Pr2 gehen in den Lesarten überwiegend zusammen. Die Wortund Satzvarianten der zweiten Gruppe ergeben gegenüber der ersten Gruppe einen weniger verrätselten, verständlicheren Text. Das Potenzproblem des Sprechers wird unverhüllter benannt: So hat die Gruppe statt He9 163: das du noch legst im langen ort in Vers Pr2 147: Das du lebst nach mannes art und statt He9 294: ich must eht wider uff stan den Vers Pr2 262: der mir die zeit nit vff wolt stan. Zudem ist der Sprecherwechsel der Dialogpassage He9 168–170 in dieser Gruppe deutlicher markiert (= Pr2 152–154). Gemeinsam sind allen vier Textzeugen der geringere Versbestand (z.B. Ausfall von He9 253f.) und eine gegenüber He9 veränderte Textabfolge: In allen vier Hss. fehlt die Passage He9 215–238; in Be15, Be20 und Pr2 wird statt He9 265f. aber ein Großteil dieser Passage (entspr. He9 223–241) eingefügt, während in St5 der Text He9 263–272 komplett ausgefallen ist. Von Be15 zu trennen sind die drei Hss. Be20, Pr2 und St5 durch den Ausfall von He9 245–248 und die Änderung des Hussitenvorwurfs He9 244: du macht ain Hussin sin in Pr2 204: du magst ain recht hußunglück sein. Bei weitgehender Übereinstimmung mit Pr2 liegen Be20 und St5 dennoch in einigen Fällen näher am Text von Be15. Sie bieten einen nahezu identischen Text, von dem St5 aber mehrfach gegen den Rest der Überlieferung abweicht (s.o. der Fall der Textumstellung; vgl. auch die Dittographie der Verse He9 52–55 in St5; die in St5 fehlenden Verse He9 152, 184f., 188 finden sich in Be20). Überschrift: Von dem alten ritter vnd der graß meyd (Be15) Von der gras metzen (Be19) Eß wolt ain alter man gon bullen gon (Be20) Von der gras metzen Herman von Sachsenhayn (Pr2) ain spruch zu ver antwurtten (We1) Inha lt: (Nach He9) · A Prolog (1–13): Der Sprecher bekennt, trotz seines Alters ein Narr zu sein; verrätselte Beschreibungen seiner Vorlieben (Würfelspiel-Terminologie). Aufforderung zum Zuhören: Er will von seiner Narrheit berichten. B Werbungsszene (14–321): Nachdem er ein Jahr lang seine Geliebte nicht allein angetroffen hat, begegnet ihr der Sprecher an einem Maimorgen (Spaziergangseinleitung zu Fuß) in einem amoenen Garten. Sie ist eine Dienstmagd, die Kälber versorgt und Gras mäht. Auf höfischen Gruß und sein Angebot, ihr zu dienen, reagiert sie spöttisch. Sie gibt vor, ihn nicht zu kennen, weiß nicht, ob sie ihn ›ihrzen‹ oder ›duzen‹ soll, und wundert sich über sein Dienstangebot. Er nennt ihre Schönheit als Liebesgrund und verweist auf eine zurückliegende Begegnung beim Tanz. Sie erinnert sich nun an ihn, aber als hässlichen faßnacht butz (74; zuvor 73: Anrufung von Sant Lutz). Sie fragt erneut nach seiner Motivation. Der Sprecher antwortet mit der Drohung, bei Nichterhörung zu sterben. Ihr käme das gelegen, da sie jeden Bauern ihm vorziehe (87 Schachterminologie: ich nem ain fenden fúr ain roch). Innerlich fluchend verstummt der Sprecher zunächst und ist froh, dass er vor Angst nicht furzen muss. Dann appelliert er an ihre Tugend (Vergleich mit der Königin

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Secundille aus Wolframs ›Parzival‹) und bittet sie, seine Liebesklage anzuhören. Die Magd verspottet sein Zurschaustellen von Schulwissen und weist seine Liebesbeteuerungen als unwahrscheinlich und betrügerisch zurück, wobei sie seine bildliche Rede – scheinbar naiv – wörtlich nimmt bzw. Polysemien für konstruierte Missverständnisse ausnutzt: Seine Beteuerung z.B., sie besetze seine Sinne, widerlegt sie mit dem Hinweis darauf, dass sie doch vor im stehe; seiner Bitte um Gnade begegnet sie mit dem Hinweis, er solle sich vor die Kirchtür legen und auf Sankt Peter warten. Ihrer Vermutung, sein Schwert sei brüchig und verschlissen (doppeldeutige Fechtterminologie), widerspricht er vehement. Der Aufforderung, ihr als Reittier zu dienen, will er (mit Verweis auf die Minnetorheit des Aristoteles) allerdings nachkommen. Eine erneute Reihe von missgedeuteten Liebesschwüren mündet in eine Bekräftigung ihres Desinteresses an seiner Liebe: Sie zöge ihm beim Tanz (250: rintzy ranntz) einen gewissen potenten Kleriker vor (255: der kann den Text und och die gloß; mit doppeldeutiger Verwendung des Bildes vom Leben als Nonne in klösterlichem Gottesdienst). Es folgt ein Vergewaltigungsversuch: Der Sprecher greift ihr nach Brust und Scham (273: uffbast); die längere Rauferei mit der lautstark protestierenden Magd muss aber schließlich vom Sprecher abgebrochen werden (295: dann mir das tier zu wild was). Die Magd verspottet ihn darauf in rüden Worten als Maulheld und Schlappschwanz, während er schweigend davongeht. C Schluss (322–340): Resignierte Reflexion des Sprechers: Er kann sich auf ewig nichts mehr erhoffen. Sein Versagen lastet er dem Alkohol an. Der Sprecher bezeichnet sich als ›altes Kamel‹ und als ›alter Minner‹, dessen unablässiger Frauendienst im Konflikt zu seiner mangelnden Potenz steht. Schlusswort: Amen. Para l lelen: Glier 1971, 330, verweist auf einen französischen Pastourellentyp (›La bergère et le barbon‹), der in Figuren, Situation und Ablauf des Geschehens gleich aufgebaut ist. Sie bezeichnet die ›Grasmetze‹ deshalb als »Kreuzung zwischen Minnerede und Pastourelle«. Auf die ›Grasmetze‹ stützt sich die Umarbeitung durch Hans Folz in B245, vgl. die Aufstellung der Zitate bei Brauns 1937, 18f. Vor allem Wortparallelen zu B15 (38–41), B241 (51–55) und B244 (16–18) listet Brauns 1937 auf und beschreibt sie als »Nachklänge« der ›Grasmetze‹. Im Fall von B241 sind Übernahmen aus der ›Grasmetze‹ unübersehbar.

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B247 Der Traum

B247 Der Traum Werbungsgespräch, das sich kurz vor der Liebeserfüllung als Traum erweist Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (Fr) Überlieferung: Be2 23v–25v; 220 V. Be3 32r–38r; 322 V. De2 134r–143v; 307 V. Fr 4rb–6va; 338 V. He3 233r–238r; 322 V. Lg4 160r–166r; 322 V. Lo4 118r–122v; 338 V. Mü4 45r–50v; 338 V. Mü5 16r–22r; 336 V. Mü9I 137v–146r; 237 V. Mü9II 213v–223v; 315 V. Mü19I 191v–198v; 328 V. Mü19II 220r–224v; 232 V. Nü1 217r–225r; 330 V. Pr2 23v–28v; 322 V. Sa 19r–26v; 336 V. Tr 25r–27r; 298 V. We1I 72r–82v; 332 V. We1II 150v; 9 V. We4 9r–13r; 308 V. sim1 1r–8r; 8 + 338 V.

Edition: Grimm 1815, 136–144 (nach We1 mit Laa. von Tr); Haltaus 1840, 127–130 Nr. II 5 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIII); Fischer, H. 1961a, LIV (neun Verse aus We1, 150v); Klingner 2010, 394–403 (synoptisch nach Lo4 und We1), 434–443 (synoptisch nach Nü1 und sim1); Matter 2013 (synoptisch nach Mü19II, Mü9I und He3) Literatur: Glier 1971, 337f.; Seidel 1972, 33–36; Westphal 1993, 212; Blank 2VL 9 (1995), 1009–1011; Klingner 2006; Klingner/Lieb 2006, 148; Klingner 2010, 45, 73–89, 214, 225, 299–305; Matter 2010b, 297f.; Uhl 2010, 12, 41, 236, 246–248, 259, 288 Anm. 34; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Fünf Hss. stammen aus dem 16.  Jh., darunter die jüngste Hs. von ca. 1590 (Be2). Überlieferungsschwerpunkte liegen im Raum Augsburg sowie im nordbairischen und ostfränkischen Raum. Die Minnerede ist vorwiegend im Rahmen größerer Sammlungen überliefert. In der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) bildet sie mit der vor ihr stehenden Minnerede B219 ein korrespondierendes Paar. Der Textbestand variiert teilweise beträchtlich in Umfang, Wortstellung, Metrik, wenngleich sich daraus kaum Sinnveränderungen ergeben. Auffallend ist in Mü19, 191v–192r der Ersatz der ersten 40 durch 28 neue Verse. Als Sonderfall muss ferner We3 gelten, ein Autograph von Hans Folz. Auf der Grundlage eines Textbestandes ähnlich dem von Fr und Lo4 entsteht vor allem durch Vereinheitlichung in der Metrik, Raffung der

B247 Der Traum

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Dialogszenen und durch die Einfügung eines rhetorisch ambitionierten Körperlobs (im Anschluss und in Ausweitung der Beschreibung der aufgebundenen Haare der Geliebten 184f.) eine idiosynkratische Bearbeitung (siehe Pa ra l lelen). Anhand der Lesarten der Stelle ich waiß wol, daz nicht jeder ist| her Gabein noch her Parzival (We1) kann man die Masse der Überlieferung grob gliedern. Danach bringen wohl die Gruppe We1, Tr (mit Textverlusten) und De2 (ansonsten nahe an He3) an dieser Stelle den ursprünglichen Text. Durch die Lesart her graf noch her parzeval (Fr 115) bestimmt wird die Gruppe Fr, Lo4 sowie die Gruppe Mü4 und Mü5 (und davon abhängig Sa). Der Lesefehler Babst vnd her bartschenal (He3) bzw. Babst noch Cardinal (Pr2 113; danach auch Be3 und Lg4) konstituiert eine vierte Gruppe. Davon abzusetzen ist eine (nordbairische?) Gruppe mit der Lesart Graff, herr oder parzival (Mü9 und Nü1). Zu ihr stellt sich auch Mü19, die allerdings zwei offensichtlich auf unterschiedliche Vorlagen zurückgehende Einträge des Textes liefert. Der Druck sim1 geht nicht, wie Blank 2VL, 1009, angibt, auf Be2 zurück, sondern auf eine Textfassung, die Nü1 sehr nahe steht. Ihm vorangestellt ist eine achtzeilige Vorrede über die trügerische Natur von Träumen und weiblicher Schönheit. Überschrift: Von ainem lieplichen tramb ains gesellen (Be3; gleichlautend in Be2, Lg4 und Pr2) Der trawm (De2) Von ainem trawm (Lo4) Ain ander uast guoter spruch (Mü4) Der tram ein guotte red oder spruch (Mü5) Ein hupscher draue m (Mü9II) Ain ander spruch (Mü19I; gleichlautend in Mü19II) Vom liplichen trawm (Nü1) Ain gute red oder spruch (Sa) Der troüme (Tr) Ain spruch von zwain gesellen (We1I) Ain spruch von der bulschaft (We1II) Der liplich travm (We4) Inha lt: (Nach Pr2) · A Ausgangssituation (1–50): Der Sprecher klagt, morgens in seinem Bett, seine Liebessehnsucht und Liebesungewissheit. Er möchte sterben, wälzt sich hin und her, beschreibt die Minnestricke um sein Herz und führt Selbstgespräche. Schließlich schläft er, bekümmert und nackt, ein (Einschub: Klage, jemals wieder erwacht zu sein). B Traum (54–284): Die Geliebte öffnet die Tür und tritt ans Bett. Sie verspricht dem verwirrten und erregten Sprecher den lange ausgebliebenen Liebeslohn. i Auf Nachfrage des Sprechers bestätigt die Geliebte die Heimlichkeit des Treffens und ihr Lohnversprechen. i Der Sprecher glaubt sich unwürdig, da es ihm an ritterlicher Auszeichnung mangele (100f.: kain Prewssen vnd kain Jensser vart | Ist von mir nye geschechen). i Die Geliebte betont die Unwichtigkeit äußerer Qualifikationen und

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B247 Der Traum

betont die Herzenstreue. i Nach einer Umarmung bittet der Sprecher die Geliebte, den Mantel abzulegen. i Sie ermahnt zur ehrenhaften Minne. i Er sichert ihr Integrität zu und bekräftigt seinen Wunsch. i Die Geliebte gewährt die Bitte (Figurenbeschreibung: Geliebte ohne Mantel, im Seidenhemd), es kommt zur zweiten Umarmung. i Der Sprecher reflektiert kurz über Freude und Leid der Träume und beschreibt das aufgebundene goldene Haar der Geliebten. Dann bittet er um weitere Erfüllung und eine längerfristige Treuezusage. i Dies wiederum beantwortet sie mit der Ermahnung zur ehrenhaften Minne. i Er bittet sie, näher zu rücken. i Sie hält das noch für zu früh. i Seine anschließende Bitte um nacktes Beilager (Literaturzitat 220f.: So werden wir genoz | Soldan vnd Tristion; klarer in We1 225: Yselt und Tristram) lehnt sie ebenfalls ab. i Auch seine Sorge, sie könnte sich im Seidenhemd erkälten, wird von ihr entkräftet. i Der Sprecher droht, bei Nichterfüllung zu sterben. i Nun will die Bitte gewähren, ermahnt zur ehrenhaften Minne. i Innerlich jubelnd sichert er ihr die Ehre zu. i Die Geliebte bittet ihn sich umzudrehen, während sie sich auszieht. Er tut dies freudig. C Schluss (284–322): Der Sprecher erwacht durch den eintretenden Freund, der ihn wegen des verpassten Gottesdienstes ermahnt und zur Partizipation am Hofleben (Mittagsmahl, Nachholen der Messe, Tanz) auffordert. Er übergibt einen Blumenkranz als Geschenk der Geliebten. Der verstörte Sprecher erläutert dem nachfragenden Freund die Traumereignisse durch einen Vergleich mit einem Turnier; anschließend wird er vom Freund wieder zugedeckt. Schlussformel. Para l lelen: B250 weist in Wortmaterial, Reimen sowie in der Art und Struktur der Argumente Parallelen zu B247 auf, unterscheidet sich aber in zentralen Aspekten (Handlungsort Garten statt Kammer; Sprecher als Besucher der Dame); auch B258 ist sehr ähnlich strukturiert (ebenfalls ein Besuch des Sprechers bei der schlafenden Geliebten), wenngleich hier die Dame die Bitten des Sprechers fast ohne Überredung gewährt und auch die Pointe vom geplatzten Traumbild fehlt. Auch die Traumbegegnung in B251 ist nur entfernt vergleichbar, da hier die Verkündung von Minneregeln, nicht die Überredung zu körperlicher Berührung im Vordergrund steht. Eine ähnliche Weckszene am Schluss bietet die unikale Großform B427. Zu vergleichen ist auch der Traum einer Frau in B399. Parallelen in Wortwahl und Wendungen mit B241 listet Geuther 1899, 77–80, auf (Sigle P2), wobei in diesem Text die Dialogszene nicht explizit als Traumgeschehen gekennzeichnet wird und auch einen anderen Verlauf nimmt. Nachwirkungen: Die Genese von B252 als eigener Text aus der Auseinandersetzung mit der vorliegenden Minnerede ist durch die in We4 erhaltene erste Bearbeitungsstufe deutlich nachzuvollziehen. – Eine tschechische Bearbeitung der Minnerede, die aber auch Elemente verwandter Traumerzählungen (vor allem B251) verwendet, liegt im Gedicht ›Majovy sen‹ des Hynek von Podiebrad (1452–1492) vor (vgl. Trost 1972, 292f.). – Vgl. auch den Beginn (13–86) des Märe vom ›Ritter Sociabilis‹ (Fischer, H. 1966a Nr. 122), der eine verkürzte, doch mit deutlichen Textanklängen aufwartende Version der ›Traum‹-Erzählung bietet.

B248 Ein Traum von Liebesglück

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Sonstiges: Diskutiert wurde die Verfasserzuweisung an Hermann von Sachsenheim, vgl. Huschenbett 1962, 108–110.

B248 Ein Traum von Liebesglück Erzählung eines Traumes von körperlicher Liebeserfüllung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1822, 337–340 Nr. 130 (nach Ka3) Literatur: Bauer ²VL 9 (1995), 1013f.

Überlieferung: He3 245v–247r; 106 V. Ka3 126vb–127rb; 106 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im I-Teil der nach den Textanfängen sortierten Sammelhss. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3 (hier vor der Traum-Klage B33, was auf eine inhaltliche Gruppierung schließen lässt, vgl. auch B284). Glier 1971, 381f. nimmt einen gemeinsamen Ausgangspunkt der Überlieferung in der Vorlage der Vorlage zu Ka3 an. Entsprechend gibt es keine signifikante Überlieferungsvarianz. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · A Ausgangssituation (1–25): Der Sprecher liegt im Winter allein in seinem Bett. Er denkt (›aus den Stricken seines Herzens heraus‹) an seine Geliebte, wegen der er leidet, und hofft auf körperliche Liebeserfüllung (12f.: Solt ich jr wängel vnd jr munt | Nach minem willen trütten), mit der er seine Sorgen beseitigen (›roden‹) könnte. In diesen Gedanken schläft er ein und träumt (27: Tücht in dem slaffe mich). B Traum (26–88): Die Geliebte tritt mit einem Licht (Kerze) an sein Bett. Sie lädt ihn ein, sein Begehren an ihrem Anblick zu befriedigen und verspricht ihm die Erfüllung aller Herzenswünsche. Der Sprecher betont den Moment des glücklichen Ansehens (69: Die richen schow) durch eine Schönheitsbeschreibung (Mund, Zähne, Wangen, Kinn und Hals, Haare, Brauen), die er mit einem Unsagbarkeitstopos abschließt. Die Dame setzt sich zu ihm, lässt seine Zärtlichkeiten zu (72: Ich hiels vnd trut jr zarten lib), bekräftigt ihre Hingabe an seinen Willen und beantwortet seine Küsse mit Gegenküssen. Was der ›Zunder der Minne‹ bewirken kann, wird ihm zuteil. C Erwachen (89–106): Dem Sprecher rutschen die Decken vom Bett. Er erwacht, schaut sich um und findet sich allein. Seine Rede endet mit einer Anrufung Gottes

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und einer Anklage an den Traum, der ihm als böser dieb (102) seine Geliebte entrissen habe, weshalb ihm nur jammervolles Warten auf Erfüllung bleibe. Para l lelen: Die Minneerfüllung im Traum, der in ein ernüchterndes Aufwachen mündet, ist Thema mehrerer Minnereden (vgl. u.a. B247), die auch ähnliche rhetorische Muster (Schönheitsbeschreibung, Reflexion auf das Träumen, Anrufung Gottes etc.) anwenden. Am nächsten scheint hier B258, in der es ähnlich unproblematisch zur Erfüllung kommt. Gegebenenfalls ist die Zusammenordnung mit der Traumklage B33 in He3 Ausdruck einer Rezeption, die diese inhaltlichen Verbindungen anerkennt.

B249 Das Zelt der Minne Traumerzählung von Begegnung und Gespräch mit der Geliebten und ihrer Dienerin in einem Zelt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1820, 131–149 Nr. 25 (nach Ka3) Literatur: Blank 2VL 10 (1999), 1527f.

Überlieferung: Langfassung: Ka3 14ra–18ra; 674 V. Lo1 167r–179r; 761 V. Kurzfassung: Lo4 158r–163r; 372 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Sammelhss. Ka3 und Lo4 im Kontext von Minnereden und Kleinepik, in Lo1 im Anschluss an eine Hermann von Sachsenheim-Autorsammlung. Ursprünglich umfangreichster Textzeuge war Ka3. Hier fehlen heute allerdings durch Blattausfall rechnerisch 160 Verse (vgl. die Verszählung bei Lassberg 1820, 140, der von V. 320 auf 481 springt und daher insgesamt 834 Verse zählt). Der Textbestand der Lücke lässt sich durch Lo1 (und teilweise Lo4) relativ sicher rekonstruieren. Lo1 und Lo4 bieten zahlreiche Wortvarianten und einige Versumstellungen zu Ka3 ohne größere inhaltliche Varianz. Signifikant ist, dass sowohl Lo1 als auch Lo4 an vielen Stellen deutlichere Sprecherbezeichnungen haben (z.B. Lo1 203 Die Junckfrow sprach gegen Ka3 213: Sy sprach) bzw. in dialogischen Passagen verdeutlichende Inquit-Formeln setzen. Bis auf die Füllung der Lücke bringt Lo1 keine exklusiven Verse, hingegen fehlen eine Reihe von Verspaaren, die sich in Ka3 finden (Ka3 81–84; 101f.; 145–148; 221f.; 225f.,

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235f., 258f., 273f.; 297f; 301f.; (Lücke); 487f.; 515–520; 555f.; 565f.; 575f.; 597f.; 617f.; 645–648; 691–693; 719–722; 735f.; 749f.). In Lo4 liegt eine ›Kurzfassung‹ vor, die schon nach der ersten Reaktion der Dame auf den Auftritt des Sprechers (Lo1 392) mit folgenden Versen endet: Mitt der red ich do er erwacht | Vor laid wand ich mein hend | Alß hat die red ain end. Auch Lo4 ist vor allem durch Versausfall gekennzeichnet (es fehlen Ka3 17f.; 27–57; 63f.; 71–74; 87f.; 95–102; 123f.; 181f.; Ka3 20f. ist als ein Vers realisiert), der nur an drei Stellen (Ka3 101f.; 145–148 und 221f.) mit den Lücken in Lo1 übereinstimmt. Überschrift: hie vahet an der trom (Ka3) Von ainem trawm (Lo4) Inha lt: (Nach Ka3, die dort vorhandene Textlücke ergänzt nach Lo1; Zitate und Verszählung nach Lassberg 1820) · A Prolog (1–7): Der Sprecher sieht sich kaum in der Lage (Bescheidenheitstopos), von dem Glück zu berichten, das ihm im Traum zu Teil wurde. B Traum / Spaziergangseinleitung (8–144): Im Traum läuft der Sprecher durch einen schönen Wald (Vogelgesang, Bäume, Blumen und Duft, Tau, hereinbrechende Sonnenstrahlen). Die Schönheit der Natur lässt ihn an seine Geliebte denken, deren Anblick er herbeisehnt. Mutlos und gedankenverloren kommt er zu einem Zelt, das auf einer blühenden Wiese (Blumen, Klee, Vogelsang) mitten im Wald steht. Um herauszufinden, wer es aufgeschlagen hat, sucht der Sprecher vergeblich nach Menschen (besonders nach Dienstboten bzw. einer durch Rauch zu identifizierenden Küche, vgl. 89f.). Das Zelt ist äußerst gleichmäßig mit bunten seidenen Seilen aufgespannt und meisterhaft mit würfelartig gemustertem Stoff (130: toppelstain) überzogen. Der Sprecher umrundet das Zelt, um zu lauschen, ob jemand im Zelt sitzt und um eine Tür zu suchen. C Gespräch vor dem Zelt (145–222): Aus der Zeltöffnung tritt ihm eine Jungfrau entgegen. Die beiden kennen sich bereits (152: Ich bekannt sie wol vnd sy mich) – es ist die Dienerin seiner Geliebten. Auf seine Fragen antwortet sie scherzhaft-ausweichend: Zunächst gibt sie an, das Zelt sei ihr Zelt; dann sagt sie, sie sei auf Geheiß ihrer Herrin mit einer anderen Dame hier. Seinen Einwand, das Zelt sei keiner anderen Dame als der Seinen würdig, weist sie zurück. Durch eine freundliche Umarmung erreicht der Sprecher, dass die Jungfrau zumindest durch ihre Gestik bestätigt, dass sich doch seine Geliebte im Zelt befindet. Seinen dringenden Wunsch, ins Zelt gelassen zu werden, erfüllt sie erst, nachdem sie ihm das Versprechen abgenommen hat, sich jederzeit ehrenvoll zu verhalten. D Zeltinneres (223–320): Der Sprecher betritt mit der Jungfrau das auch innen prächtige, in blau gehaltene Zelt (kurze Beschreibung der Stoffe und Machart 224– 233). In dessen Mitte liegt, hinter einem Seidenvorhang, die Geliebte zum Mittagschlaf auf einem Bett. Auch der Hinweis der Jungfrau, die Dame würde sich barfuß und im Unterrock vor ihm schämen, hält den ungeduldigen Sprecher nicht davon ab, den Vorhang beiseite zu ziehen. Beide treten zum Bett (kurze Beschreibung der

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Stoffe und Machart 267–278 und angedeutete Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema 279–294). Der Sprecher, der sich ganz in dem Anblick verliert und immer näher an die Dame rückt, wird von der Jungfrau zurückgerufen. Er soll sich hinter ihr verstecken, damit sie die Dame vorsichtig wecken kann. E Belauschtes Gespräch und Begegnung mit der Dame (Lo1 297–455): Die Dame wacht auf (Beschreibung der schlaftrunkenen Anmut Lo1 303–308). Während sich der Sprecher hinter dem Mantel der Jungfrau duckt, fragt diese die Dame, ob sie einen Mann liebe. Die Dame sagt der Liebe ab, da diese nur Sorgen bringe. Gäbe es aber eine treue und kummerfreie Liebe, so kenne sie einen Mann, den sie gerne zu ehrenvollen Vergnügungen bei sich hätte. In scherzhaftem Ratespiel zwischen Jungfrau und Dame nennt sie den Namen des Sprechers (der Name wird im Text nicht erwähnt). Dieser tritt aus dem Versteck, was die Dame schamrot werden lässt. Sie beteuert, dass sie lieber geschwiegen hätte, fühlt sich überrumpelt und gibt der Jungfrau die Schuld, den Sprecher zu ihr geführt zu haben. Der Sprecher nimmt die Jungfrau in Schutz und preist sein Glück. Die Dame verweist ihn darauf, dass er von ihr nichts Freudiges zu erwarten habe, lässt sich aber von der Jungfrau dazu bewegen, dem Sprecher die Hand zu reichen und ihn auf ihr Bett sitzen zu lassen. Schweigend schauen sie sich an. Erst das Lachen der beiden Frauen, das dem Spott der Jungfrau über die Situation folgt, weckt den Sprecher aus seiner Versenkung. F Würfelspiel (498–674): Die Jungfrau schlägt vor, dass Sprecher und Dame um das Recht einer Frage würfeln sollen (498: spilt vm ain fragan). Die Dame nimmt die Kapuze des Sprechers als Würfelunterlage. In drei aufeinanderfolgenden Würfen (höchste Zahl; Zahl auf Ansage mit einem und mit zwei Würfeln) erweist sie sich als Siegerin: Sie gewinnt 10:9 und wirft zweimal auf Ansage eine Sieben (Verdacht des Sprechers auf gezinkte Würfel? 530f.: Nu stot an dem würfel vnden | Doch och siben ogen). Der Sprecher protestiert dagegen, dass sich die Dame mit der Jungfrau darüber berät, was sie den Sprecher fragen könnte, und fordert ein weiteres ›Entscheidungsspiel‹. Die Dame weist ihn zurück und hält ihn mit dem Arm auf Distanz, damit er die heimliche Beratung nicht belauscht. Dabei betrachtet der Sprecher verzückt ihre weißen Arme, die er sogar streichelt (565), ihren Körper und ihre Schulterblicke. Schließlich verpflichtet die Dame den Sprecher darauf, ihr auch wahrheitsgemäß zu antworten und fragt ihn, ob er im vorhergehenden oder in diesem Jahr Liebe erfahren habe (608f.: Ez sy üch fernd oder hür | Von hertze lieb beschae chen). Er antwortet, dass sie das selbst wissen müsste, da sie das Liebste sei, was er besitze. Die Dame reagiert unverständig: Von ihr sei ihm keine Liebe gewährt worden, und sie wolle das auch in Zukunft nicht tun. Der Sprecher ist zunächst sprachlos vor Schreck, beklagt dann sein Unglück und bekräftigt, dass für ihn das Treffen in der Tat eine Erfahrung großer Liebe sei. Als die Dame das als männliche Schmeichelei abtut, weist die Jungfrau sie zurecht: Sie sei ungnädig mit dem Sprecher. Dieser räumt aber ein, dass er sich bisher in Ermangelung einer Dienstannahme durch die Dame habe weder als untreu noch als treu erweisen können. Er verlangt noch ein Spiel, die Jungfrau hat jedoch die Würfel beiseite genommen. G Halmorakel (675–818): Der Sprecher schlägt ein Halmorakel vor, die Jungfrau bietet sich an, die Halme zu halten. Die Dame will nach demselben Halm greifen

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wie der Sprecher. Als die Jungfrau ihm ein Zeichen gibt, lässt er der Dame den Vortritt und gewinnt so das Spiel. Die Dame lamentiert und hält dem Sprecher, der ihr einen Wahrheitseid abnehmen will, den Mund zu: Er soll ihrer Antwort auch ohne Schwur vertrauen. Der Sprecher fragt nun nach der Bedeutung des würfelartig gemusterten Stoffes, aus dem das Zelt besteht. Die Dame gibt an, dass der Stoff für ihr Verhalten steht, das darauf gerichtet ist, die Öffentlichkeit über ihre wahre Haltung zu täuschen: Um sich gegen der brue fer valschhait (735) zu schützen, müsse sie Männer, die sie nicht möge, freundlich behandeln und dagegen solche, die ihr eigentlich gut erschienen, mit Verachtung strafen (753f.: Als wandel ich ez hin vnd her | Anders denn myn hertz beger). Im Kontrast dazu sei die blaue Farbe des Zeltinnenraums, nach der der Sprecher nun fragt, Ausdruck der Beständigkeit ihres Herzens. Wem sie die Treue halte, will sie jedoch nicht verraten. Der Sprecher bittet inständig, ihn nicht länger im Unklaren zu lassen. Nach kurzer Bedenkzeit bekennt die Dame ihm ihre Liebe (789f.: Das ich bin uewer vnd nit myn  | Da von soe nd on zwifel sin). Der Sprecher empfindet daraufhin größte Freude, nimmt aber gleichzeitig wahr, dass die Dame verzagt und voller Scham über ihr Geständnis ist. In einer Wendung an das Publikum (811–818) versichert er, dass die Dame nicht verwerflich gehandelt habe, sondern aus rechter min (814). H Erwachen (819–834): Der Sprecher wird von seinem Knappen geweckt. Er beschimpft diesen zunächst zornig dafür, ihn aus der höchsten Freude gerissen zu haben. Dann wird ihm bewusst, dass sein Erlebnis nur ein Traum war. Para l lelen: Der würfelförmig gemusterte toppelstain wird auch in B451 als Kleidungs- und Zeltstoff beschrieben, steht dort aber für uneingeschränkt negative Eigenschaften der Dame (Betrug, Wankelmut), nicht (wie hier) für die Verstellung zum Schutz vor Gerede.

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B250 Der glückliche Traum

B250 Der glückliche Traum Fragmentarische Erzählung von Liebeserfüllung im Traum Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1855, 646–648

Datierung: Überlieferung 1459

Literatur: Glier 2VL 3 (1981), 65; Klingner 2006, 94 Anm. 16

Überlieferung: Be17 129r–130v; 85 V. Beschreibung der Überlieferung: Aufgrund von Blattverlust ist der Text nur fragmentarisch überliefert als letztes Stück der Minneredengruppe von Be17. Überschrift: – Inha lt: A Ausgangssituation (1–26): Der Sprecher erzählt, er habe eines Morgens in Sehnsucht nach der Geliebten wachgelegen. Ganz von der Tugend und dem Äußeren der Geliebten eingenommen (Unsagbarkeitstopos) sei er eingeschlafen und habe Folgendes geträumt: B Traum (27–85): Der Sprecher trifft in einem Garten auf eine Gruppe von Damen, unter denen sich auch seine Geliebte befindet. Er erschrickt und fürchtet zunächst, man könnte ihm seine Liebe anmerken. Auf den Blick der Geliebten geht er zu der in Zweierpaaren gebundenen Gruppe in der die Geliebte als einzige alleine steht (49– 51: Je zwey vnd aber zwey | Sint gekupelt an der mynen seyl | Da bleyb die vsser welte alleyne ston). Die Geliebte empfängt ihn freudig und versichert ihn ihrer Zuneigung. Sie umarmen und küssen sich (67: Ir Rotter mund, der wart mir kund). Einschub: Reflexion des Sprechers auf die fehlende Erfüllung im Wachzustand. Auf ihre Frage, ob er heimlich hergekommen sei, gibt er an, dass ihn Gott geleitet sie zusammengebracht habe. Er bekräftigt, dass es ihm nie besser gegangen sei (Textabbruch). Para l lelen: In Wortmaterial, Reimen sowie in der Art und Struktur der Argumente (vgl. die Reflexion auf das Träumen) lassen sich Parallelen zu B247 ziehen. Die Konstruktion des Traumes als Besuch des Sprechers bei der Geliebten ist auch in B258 ausgeführt; in B251 ist ebenfalls der Garten der Ort der Traumbegegnung.

B251 Der Traum im Garten

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B251 Der Traum im Garten Traum von einer Belehrung durch die Geliebte Ve r f a s s e r : ›Der Elende Knabe‹

Edition: Matthaei 1913, 55–59 Nr. 4

Datierung: Überlieferung 1459

Literatur: Glier 1971, 302f.; Kasten ²VL 2 (1980), 468–470; Wallmann 1985, 326; Brügel 2006, 220–222; Brügel 2008a; Uhl 2010, 46, 100 Anm. 63, 103 Anm. 68, 107 Anm. 77, 236, 241–246, 253 Anm. 37, 259

Überlieferung: He7 59r–62v; 246 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als letzter Text der Autorsammlung des ›Elenden Knaben‹ in He3. Als einziger (und kürzester) der vier in dieser Sammlung enthaltenen Texte geht B251 nicht in die Druckkompilation ›Amor die Liebe‹ (str2, str3, *fra4, mag) ein.  – Illustration: In hügeliger Landschaft unterhalten sich der Sprecher und die Dame (He7, 58v). Überschrift: – Inha lt: A Ausgangssituation (1–16): Der Sprecher sitzt in einem Garten und denkt darüber nach, wie er sich im Minnedienst nach Wunsch seiner Dame verhalten soll. Froh und von Begehren erfüllt schläft er ein. B Traum (17–195): Die Dame erscheint und setzt sich zu ihm. Zu seiner Freude belehrt sie ihn darüber, was sie von ihm verlangt: erstens die Einhaltung der eher allgemeinen höfisch geprägten Tugendlehre mit Schwerpunkt auf Kommunikationsregeln (28–73): Gott dienen; nicht klaffen, neiden oder Geheimnisse weitergeben; sich nicht durch Behauptungen rächen; über Frauen nichts Übles reden; sich nicht rühmen; verschwiegen, wahrhaftig, treu sein, züchtig sein in Worten und Gebärden; niemanden betrügen; ehrenhaft minnen; freigebig, beständig, friedfertig sein, nicht schwatzhaft, zornig, betrunken; mit allem geduldig sein; den Leuten freundlich und respektvoll begegnen; nicht spotten; redlich sein; niemanden verachten; sich vor Schande hüten; sich mit guten Menschen umgeben; nichts Schlechtes erstreben; Ehre, Mut, das Gute preisen; die Weisen um Rat fragen; sich in der Ritterschaft schön, vornehm, weltlich, wohlgemut und mannhaft halten; nicht fluchen; die Schande mehr fürchten als den Tod. Diese Lehre soll er als ihren Willen verkünden (›Auftrag‹ 71–73). – Zweitens richtet sie eine Reihe konkreter Wünsche und Vorwürfe an den Sprecher (74–100): Er soll nicht behaupten, sie sei ihm nicht gewogen, denn er beleidige sie damit; er sei argwöhnisch und grundlos abweisend zu ihr; er soll zeigen, ob ihn ihre Liebe freut oder schmerzt; er soll ihr glauben, dass sie ihm nichts

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B251 Der Traum im Garten

Böses wolle; er soll an gegenseitiger Treue festhalten. i Der Sprecher versichert, immer mit Gottes Hilfe ihren Willen erfüllen zu wollen. Gegen ihren Vorwurf rechtfertigt er sich zunächst mit einer Sentenz (?): ›Liebe muss gezankt haben‹ (121), sein Argwohn sei Ausdruck und Zeichen seiner Liebe und Sorge, führe aber nicht zu Hass, und es sei naturgegeben, sich vor dem Schlechten zu fürchten. Er verspricht dennoch, ihr fortan ohne Vorbehalte zu dienen. i Die Dame dankt und verspricht, dass er sich durch solches Verhalten Gott und der Welt wertvoll mache und ihren Minnelohn (156: widergelt) erwerbe (allerdings nur, soweit dieser ehrenvoll bleibe), und kündigt den gegenseitigen Herzenstausch als Grundlage ewiger, leidloser Liebe an. Dann nimmt sie Abschied und will gehen. i Der Sprecher bittet sie, ihn zum Zeichen ihrer Liebe noch einmal zu umarmen. i Sie benennt das Problem der Minneerfüllung, die unehrenhaft sein könnte, wenn jemand sie beobachten würde. Sie vergewissert sich daher, dass sie allein sind, und umarmt ihn herzlich, was den Sprecher zu höchsten Freuden führt und sein Leid verdrängt. C Erwachen (196–220): Wegen dieses Hochgefühls wacht er auf. Erschrocken und traurig schaut er um sich, durchsucht erfolglos den Garten nach der Dame und setzt sich dann über den Traum reflektierend ins Gras. Er fragt sich, was wohl die ›Merker‹ tun würden, würde sein Traumglück je Realität, und beschließt, die von der Geliebten gegebenen Gebote zu achten und nach ihrem Willen zu verkünden. D Verkündung (221–237): Der Sprecher will die Lehren seiner Dame als verkündet verstanden wissen (221: die söllen hie mit verkündet sin). Den rainen frölin | und allen rainen gespilen guot (222f.), die sich danach treu, tugendhaft, beständig und ehrenvoll halten, wünscht er Gottes Heil. E Schluss (238–246): Der Sprecher geht heim, sucht seine Dame auf und berichtet von seinem Traum. Diese bestätigt ihm, dass das Gesagte genau ihrem Willen entspricht. Schlussformel mit Autornennung (244–246): do mit sich die red enden sol, | die ich, ain knab ellend, | allen guotten gesellen send. Para l lelen: Die Grundstruktur einer Traumbegegnung, aus welcher der Sprecher im (oder kurz vor dem) Moment der körperlichen Berührung erwacht, begegnet auch in B250 (ebenfalls im Garten), B247 und B252; ähnliche Regelkataloge der rechten Minne werden in B429 und B430 gegeben.

B252 Der Traum

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B252 Der Traum Erzählung eines Traums von Liebeserfüllung Ve r f a s s e r : Hans Folz Datierung: früheste Überlieferung um 1483–1488 Überlieferung: nür3 1r–8r; 308 V. nür4 1r–7v; 286 V. (Verlust von Bl. 8 im einzig erhaltenen Exemplar)

Edition: Keller, A. 1853a, 1293–1300 (nach nür4); Fischer, H. 1961a, 262–270 Nr. 31 (nach nür3 mit Laa. von nür4) Literatur: Glier 1971, 349f.; Janota 2VL 2 (1980), 773; Janota 1987, 187–190; Klingner 2006, 107–111; Klingner/ Lieb 2006, 148; Lieb 2008, 198; Klingner 2010, 80–86; Uhl 2010, 40f., 246

Beschreibung der Überlieferung: Mit Autorsignatur im Schlussvers überliefert in nür3, einem unfirmierten Druck aus der Presse des Hans Folz, die dieser zum Eigenverlag seiner Werke betrieb. Der Druck ist mit einem Titelholzschnitt auf 1r geschmückt (Innenraum; rechts ein Bett mit einem Schlafenden, links eine Dame, die durch die Tür tritt; Abb. bei Klingner 2010, 81). Der Zweitdruck nür4 ist ein seitengetreuer Nachdruck mit geringer Wortvarianz, der vermutlich unter direkter Beteiligung von Folz 1491–1499 in Nürnberg von Peter Wagner gedruckt wurde. Überschrift: Der Neü Güllden Traum (nür3) Inha lt: (Nach nür4) · A Ausgangssituation (1–82): Nacht. Der Sprecher schildert die Sehnsucht nach seiner Geliebten in hyperbolischen Tiervergleichen: Sie brenne stärker als das Feuer, in dem sich der Salamander und der Phoenix befänden; sie sei größer als die Sehnsucht des Hirschs nach Wasser, des Einhorns nach dem Schoß der Jungfrau, des Straußen, Pelikans und der Henne nach ihren Jungen; sie übertreffe die ›Schärfe‹, mit der ein Adler je in die Sonne gesehen habe, und die Sehnsucht des Fisches, der auf dem Trockenen liege, nach dem Wasser, sowie die Stimmgewalt des Löwen. Da der Sprecher der Geliebten nicht ebenbürtig sei, wäre eine Ehe unmöglich gewesen. Doch ist er sich der Treue der Geliebten gewiss und lobt ihre Schönheit durch wiederum hyperbolische Vergleiche mit Frauengestalten aus der Literatur, die sie alle übertreffe (Amelie, Isolde, Melusine, Helena, Lucretia). B Traum (83–297): In Gedanken an die Geliebte schläft er ein (und beklagt, jemals wieder erwacht zu sein). Inhalt des Traums bildet die Vision, dass seine Schlafkammer hell erleuchtet und mit goldenen Wänden ausgestattet ist; Liebesverlangen; Eintritt der Geliebten (Figurenbeschreibung: in blauem Atlasmantel gekleidet, leucht-

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ende Augen, Mund, rote Wangen); sie grüßt den Sprecher, es kommt zu Umarmung und Kuss. Die Geliebte fragt nach der Aktualität des Treueversprechens, worauf der Sprecher sie bittet, zur Linderung seiner Liebespein den Mantel abzulegen. Sie will es ihm gewähren, im Bewusstsein seiner Ehrenhaftigkeit, die er ihr zusichert (ehrenhafte Minneerfüllung). Die Geliebte verweist auf die ausstehende kirchliche Sanktionierung des Verhältnisses; Anrede: trauter gemahel mein (159). Sie zieht den Mantel aus, was bei ihm tiefstes Verlangen auslöst. Detaillierte Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema: Haare, Stirn, Augenbrauen, Augen, Wangen, Mund, Zähne, Grübchen, Halspartie, Brüste, Schultern, Hüfte, Lenden, Nabel, Knie, Beine, Hände, Füße, Finger, Zehen, Nägel; ausgespart bleibt die weibliche Scham: Noch ein cleinet an irem leib | Ich ir zucht halben nit beschreib (215f.). Der Sprecher versichert, trotz seiner Erregung nicht gegen Ehre und Treue zu verstoßen zu wollen und bittet die Geliebte, zu ihm unter die Decke zu kommen. Die Geliebte hat Angst vor seiner Begierde, verweist auf das alte Treueversprechen und möchte gehen. Der Sprecher verlangt Erfüllung statt einer Treuezusage und droht mit unheilbarer Erkrankung und Tod (Tod aus Liebesleid). Daraufhin will sie ihm die Bitte gewähren und zieht sich die Schuhe aus. In der Liebeshitze, die die Umarmung auslöst, durchfährt den Sprecher ein kalter Schauer (276: ein gancz küler wint). Er bittet sie, sich vollständig auszuziehen (286: mutersnack), worauf sie ihn anweist, sich kurz umzudrehen. In der schamhaften Umkehrung erwacht der Sprecher und beklagt seinen Schmerz. C Epimythion (298–308): Jede Sicherheit und jedes Glück kann von einem Moment auf den anderen erschüttert werden und schwinden; Autorsignatur. Para l lelen: Der Text basiert auf B247. Dabei werden zum Teil strukturelle und inhaltliche Aspekte dieser ersten Bearbeitung von B247 durch Folz in We4 aufgenommen (vgl. Klingner 2006 u. Klingner 2010). Beim vorliegenden Text handelt es sich aber um eine sprachlich völlig neu gestaltete, eigenständig auf Vorbildtext und Gattung Bezug nehmende Minnerede. Die Abfolge der Schönheitsbeschreibung folgt einem Schema aus der Schulpoetik des Galfred von Vinsauf. – Hans Folz bearbeitet die gleiche Minnerede noch ein zweites Mal für den Druck, allerdings in Form eines Strophenliedes im Hofton Brembergers (Mayer 1908, 363–366 Nr. 97).

B253 Der Traum

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B253 Der Traum Erzählung von Liebeserfüllung im Traum Ve r f a s s e r : Hans Schneider

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1524/25

Literatur: Meyer, D. 1989, 200; Schanze 2VL 8 (1992), 795

Überlieferung: Nü3 116v–117r; 80 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert unter verschiedenen Reimsprüchen und Liedern – im Anschluss an B40 – in der Hs. des Augsburger Berufsschreibers Valentin Holl. Da Holl viele (heute verlorene) Druckausgaben abschrieb, könnte man auch an einen Einblattdruck als ursprüngliche Verbreitungsform denken (vgl. dazu auch Meyer, D. 1989, 524). Überschrift: Ain spruch von ainem throm volgtt hirnach Inha lt: A Vorrede (1–7): Der Sprecher richtet alle seine Aufmerksamkeit (1: Synn vnd gedenck) auf die Frauen, die die Welt regieren und Kaiser, Könige und auch ihn selbst erfreuen. B Traum (8–60): In Gedanken an seine vollkommene Geliebte, deren ›reine Art‹ er vanttesiertt (9), schläft der Sprecher nachts ein. Im Traum geht die Tür auf, die Geliebte tritt herein und grüßt ihn, was ihn mit Freude erfüllt. Es folgt eine knappe Schönheitsbeschreibung der Dame (goldenes, geflochtenes langes Haar; rundes, wie ein Spiegel glänzendes Gesicht), die er über alles preist. Ein freundlicher Gruß erlöst ihn von seiner Trauer (Kaisertopos in 31f.: Vnd frett mich mer in diser zeitt | Wann alexanders land vnd leütt), eine Umarmung mündet in die vollständige Gewährung all seiner Wünsche, also halsenn kussen lieplich kosenn (37). Das zieht der Sprecher dem Mai (Jahreszeitentopos) und der Pirsch- und Beizjagd vor. Mitten im Liebesspiel erwacht er. C Reflexion (61–80): Er schaut sich erschrocken und bestürzt um, findet sich aber allein im Bett liegen. Er ruft Gott an, ihn vor dem Wahnsinn und ewiger Trauer zu bewahren, der ihm ohne Erfüllung durch die Geliebte droht. Der Sprecher tröstet sich mit der Erkenntnis, dass schon vor ihm die mächtigsten und weisesten Männer um der Frauen willen gelitten haben (genannt werden die Minnesklaven Salomon, Absalon, Samson, Adam und Virgil). Er hofft auf Erhörung durch die angebetete Dame (75: wider geltt für seinen Dienst) noch in diesem Sommer. Autorsignatur.

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B254 Traum von erhörter Liebe

Para l lelen: Struktur und einzelne Redebestandteile (Einschlafsituation, Schönheitsbeschreibung, erschrecktes Aufwachen) sind aus anderen Traumerzählungen, z.B. B247, bekannt. Eine ähnlich unproblematische, körperliche Liebeserfüllung schildert B250. Eine Liste berühmter Minnesklaven findet sich auch in B241. Die gemeinsam überlieferte Minnerede B40 endet nach einer weit ausführlicheren, aber ebenfalls literarisch angereicherten Liebesklage ebenso hoffnungsfroh.

B254 Traum von erhörter Liebe Erzählung vom Traum einer Frau / eines Mannes von Minneerfüllung; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 31va–32ra; 72 V.

Edition: Kalla 1909, 82–84 Nr. 56 (mit Konjekturen); Kossmann 1940, 70 Nr. 56 Literatur: Rheinheimer 1975, 54f., 204; Kasten 2VL 9 (1995), 1011

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext einer Minneredensammlung in der ›Haager Liederhandschrift‹ Ha3. Auf eine Überlieferungsstörung weisen die Durchbrechung des Kreuzreimes (umarmender Reim 29–32; fehlendes Reimwort 43) und die uneinheitliche Sprechhaltung (weibl. Ich – unpersönl. Erzähler – männl. Ich) hin (so Kossmann 1940, 70, und Kasten 2VL 9, 1011). Überschrift: – Inha lt: Eine weibliche Sprecherin berichtet, dass sie allein in ihrem Bett Folgendes geträumt habe: Ihr Geliebter tritt ein, grüßt sie und versichert sie seiner Liebe. Es folgt ein Traumdialog, in dem sie ihn fragt (jetzt in der dritten Person: Si sprach [9]), warum er so spät komme. Er sagt, in Gesellschaft seiner Freunde sei ihm die Zeit lang geworden. Sie fragt nach der Ausschließlichkeit seines Liebesbekenntnisses, die er ihr darauf mit einem Amen (23) zusichert. Sie versichert, dass sie ihn innig liebe, was ihn zu einer Seligpreisung veranlasst (ab V. 37 tritt der Mann als Ich-Sprecher auf). Als er glücklich daliegt und die Geliebte an sich drückt (49f.: Ich wene, eyn bluwe mentelijn | wert over mich gedecket), wacht er – von eben diesem Glück bewegt  – auf. Nun fühlt er sich vom sorgen-cleyt (55) umhüllt, ruft laut nach der Geliebten und befiehlt sie Gottes Schutz. In einer gebetsartigen

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Schlusspartie bittet er den Minnentlijch zuese crist (66), den Traum wahr werden zu lassen. Para l lelen: Trotz der wahrscheinlich gestörten Sprecherrolle ist das konventionelle Schema der Traumerzählung sichtbar (vgl. B247). Vgl. auch den Traum einer Frau in B399.

B255 Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame Lehr- und Minnegespräch, an dessen Ende die Dame in Ohnmacht fällt und vom Sprecher magisch geheilt wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Anfang 14. Jh. (Ha1) Überlieferung: Bs5 1r–1v (alte Blattzählung 74ra–74vb); 140 V. Ha1 1r–3v; 140 V. Ha3 53ra–54vb; 277 V.

Edition: Kossmann 1940, 111–114 Nr. 93 (nach Ha3); Rheinheimer 1975, 120–125 a) (nach Ha1) Literatur: Nijland 1896, 141f.; Kalla 1909, 41 Nr. 93; Glier 1971, 273–279, 368, 369 Anm. 221; Rheinheimer 1975, 21–23, 105–110, 204, 284 Anm. 33, 319 Anm. 2; Müller, H.-J. 1978, 204; Müller, H.-J. 1983, 33f.; Schulz-Grobert ²VL 10 (1999), 1630f.

Beschreibung der Überlieferung: Vollständig überliefert nur in Ha3, in liedhaftem Kontext, wobei das unmittelbar vorausgehende Lied (Nr. 92: Hoe ene vrouwe der andere vragede) einen Minnekasus behandelt. Zweimal fragmentarisch überliefert: Erstens im Hs.-Bruchstück Ha1 (= Kossmann 1940, V. 3–46 und 130–227) vor einem Fragment einer Stricker-Verserzählung und zweitens im Einzelblatt Bs5 (= Kossmann 1940, V. 27–150). Ha3 hat ein besonderes Interesse an Werbungssgesprächen, sei es an dialogischen Typen ohne narrativem Rahmen (Z39, Z40), an solchen mit narrativem Rahmen (B239) und an den ›versteckten‹ Typen in der ›Traum-Werbung‹ (B254, B255). Soweit erkennbar, gehören die frühen ripuarischen Fragmente Ha1 und Bs5 (Anf. und Mitte 14.  Jh.) enger zusammen. Sie bieten untereinander keine signifikanten inhaltlichen Varianten und bei Differenzstellen zu Ha3 einen übereinstimmenden Versbestand (so nach 45, 144), außerdem durchgehend einen plausibleren Text. Ha3, um 1400 in niederländisch-deutscher Mischsprache (?) überliefert, ist eine verderbte Fassung mit Lücken (z.B. nach 45, 96, 180), Reimstörungen (z.B. 86f.), verallgemeinernden Umformulierungen (z.B. 10, 51), Widersprüchen (z.B. 83–88: So quam ghelijch da gerant | […] Snel se van den perde sas) und Sinnentstellungen (besonders

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signifikant 186f.: Minne unde wederspil | Hayt eynre truwen vyl; vgl. dazu Lesart Ha1 103f.: Minnen ind veider spil | dey havent eventuren vil). – Die Vermutung, dass dem Text »ein in holländisch-deutscher Mischsprache verfasstes Original zugrunde« liegt (Rheinheimer 1975, 319 Anm. 2; wiederholt von Schulz-Grobert ²VL 10 (1999), 1630) ist nach der heute bekannten Überlieferungssituation unzutreffend. – Unterschrift: verlengen (Ha3). Überschrift: Des lonich wal (Ha3) Inha lt: (Nach Ha3) · A Exposition (1–52): Exordialsentenz: Derjenige, der für drien hellinge (1; Helbling = halber Pfennig) geboren ist, bringt es niemals zu tween penninge (3). Der Sprecher reflektiert davon ausgehend über seinen Stand. Er bezeichnet sich selber als armen dorren vrysschen knecht (11), der seiner unzugänglichen Dame mit ganser stedicheit (16) diene (Kossmann 1940, 111, versteht vrysschen im Sinne von ›friesisch‹; es könnte aber auch ›frisch, munter, keck‹ meinen; dieses Epitheton auch in V. 157 und 202). In mehreren Spruchweisheiten und in drei Apostrophen an die Minne (35, 36, 44f.) fragt der Sprecher nach Dienst und Lohn und bestätigt noch einmal seinen treuen Minnedienst. B Begegnung mit einer Dame (53–235): Der Sprecher liegt im Mai auf einer Wiese (Locus amoenus: Quelle, Blumen, Vogelgesang von Drossel, Nachtigal, Pirol [64: Weduwael] und Lerche [64: kalander]) und vor Liebessehnsucht und Kummer ›verdenkt‹ er sich (fünfmalige Erwähnung des Denkens: 69, 72, 75, 77, 78). Das Folgende ähnelt einer Traumbegegnung. Eine Dame kommt plötzlich herbei, steigt vom Pferd und setzt sich zum Sprecher ins Gras. i  Sie fragt, warum er weder rede noch ihr seinen Gruß entbiete. i Er deutet ihr seinen Kummer an, sei aber zu schüchtern, um mehr zu sagen – so wie jemand, der beichten müsse. i Sie fragt, ob er glaube, dass sie die Minne-Beichte weitererzählen würde. i Er erzählt ihr nun sein Liebesleid. i Sie (127: falsche Inquit-Formel: Ich sprach) beschwert sich (Redewendung 127: dou vyssches vor den crane [lies: vor den hamen : namen] = ›vor dem Netz fischen‹, d.h. etwas Unsinniges tun) und will den Namen der Geliebten erfahren. i Der Sprecher weist das strikt zurück mit der Begründung, die Geliebte sei seiner Gesprächspartnerin gut bekannt (132f.: Ghyr siet yr gaer heymelijch | in buessyn onde in binnen). i Sie fragt noch einmal. i Der Sprecher sagt, dass selbst wenn seine Geliebte ihn darum bäte, er lieber sterben wolle, als ihren Namen zu offenbaren (paradoxe Übersteigerung des Verschwiegenheitsgebotes). i Die Dame weist zwar darauf hin, dass es in diesem Fall schwer für sie sei, ihm mit Rat zur Seite zu stehen, unterweist ihn jedoch anschließend in den ritterlich-höfischen Tugenden und Verhaltensweisen (Tugendlehre). Sie empfiehlt besonders maßvolles Handeln, kühne, ritterliche Gesinnung (164–189: Falken-Symbolik: Er solle wie ein Falke sein, der gehrt) und Zurückhaltung (171: Verschwiegenheit mit ›kurzen Worten‹). i Danach findet ein Rollentausch statt: Jetzt ist es die Dame, die sich Rat erbittet (zweimalige Wiederholung: 190, 197). Sie verweist dabei ausdrücklich auf ihre vorherige Rolle als ›Ratgeberin‹ (191f.; wech-

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selseitiges Ratgeben). Sie erzählt jetzt, dass sie sich zum Freund einen vrisschen man (202) ausgewählt habe, der alle höfischen Normen erfülle. Besonders betont sie seine dichterischen Fähigkeiten (207: He dycht, he singhet, he spricht; Bs5 119 ergänzt noch: Hey sayt). Das eigentliche Problem bestehe nun darin, erklärt sie, dass sie alle beide sehr schüchtern seien, wenn sie sich träfen, verstummten sie beide (minnebedingtes Schweigen). Sie will wissen, was sich der Sprecher von ihr wünschen würde, wenn er ihr Geliebter wäre. i Unumwunden nennt dieser Umarmung und Kuss (224f.: eyn ombevangen, | onde eyn cussen ). i Die Dame reagiert mit emotionalem Überschwang. C Ohnmacht und Heilung der Dame (236–277): Die Dame fällt in Ohnmacht und bleibt über eine Stunde lang bewusstlos. Ein feines Blutrinnsal entweicht wie ein roter Faden aus ihrem Mund. Unaufhörlich ruft sie mit schwacher Stimme Och hertzelief (247). Der Sprecher selbst kann das Blut nicht stillen. Doch denkt er an das, was die Minne ihm geraten und was er oft gehört habe: dass man ohnmächtige Frauen auf den Mund küssen solle. Dann kühlt er ihr mit einer taufeuchten Rose das Gesicht. Erfolgreich ist aber erst eine ebenfalls von Frau Minne mitgeteilte Praktik: Er schreibt auf ein Rosenblatt das sprichwörtliche amor vincit omnia (263) und steckt es der Dame in den Mund. Sie wird sofort wieder gesund und hält eine kurze Abschlussrede (268–276), in der sie berichtet, einen süßen Traum geträumt zu haben, und dem Sprecher einen vollständigen Minnelohn verheißt: Du sals alles siin geweert, | was lief van lieve lieflijch geert (274f.). Abrupter Schluss: Ritter und Dame trennen sich (277: In deser reden sceyden weyr), die Rahmenhandlung wird nicht mehr aufgenommen. Para l lelen: Neben der Ähnlichkeit zu den Traumerzählungen (B247, vor allem auch B251: Zurücktreten der körperlichen Erfüllung zugunsten von Minne- und Tugendlehre) gibt es auch strukturelle Parallelen etwa zu B33 und B352 (nur Exposition). Ohnmächtige und deren Wiederbelebung finden sich in B213, B444, B454; die etwas seltsame ›Stellvertretung‹ der Geliebten durch eine andere Dame kommt auch in in Z43 vor. Sonstiges: Die Textfassung in Ha1 trägt bei Brandis noch die Nummer B203. Sie wird, da kürzer und fragmentarisch, der vorliegenden Nummer B255 zugeordnet, deren Titel ›Liebesgeständnis im Traum‹ jedoch durch den passenderen Titel von B203 ersetzt wird (vgl. Rheinheimer 1975, 204). Zwei verschiedene Interpretationen des traumähnlichen Geschehens sind möglich, je nach der Rolle der begegnenden Frau: Für Schulz-Grobert ²VL 10 (1999), 1630f., ist sie eine »äußerst liebenswürdige[n] Dame«, die »eigene[n] Probleme mit der Minne« hat; für Kossmann 1940, 111, ist sie die ›Vrouwe‹ des Sprechers, von der dieser »Ermunterung und ein Liebesgeständnis bis zur Verzückung« erfährt. Für letztere Interpretation könnten das anspielungsreiche Verschweigen des Namens, die identische Qualifizierung des liebenden und des geliebten Ritters als vryssch (11, 202) und das gattungstypische Modell der Traumbegegnung mit der Geliebten und der imaginierte Liebeserfüllung sprechen.

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B256 Minneerlebnis

B256 Minneerlebnis Erzählung von körperlicher Minneerfüllung mit anschließender Trennung nach beidseitigem Erschrecken über die erfolgte Normübertretung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1454 (Mü5)

Edition: Leiderer 1972, 69–72 Nr. IV (nach Mü4 mit Laa. von Mü5) Literatur: Karnein 2VL 6 (1987), 572f.

Überlieferung: Mü4 43v–45r; 106 V. Mü5 14r–16r; 103 V. Sa 16v–19r; 103 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den eng verwandten Sammelhss. Mü4, Mü5 und Sa (von Mü5 direkt abhängig), im Kontext von Sprüchen, Mären und Minnereden, jeweils vor der Minnerede B247. In Mü5 und Sa sind drei Verspaare unvollständig (es fehlen Mü4 24, 53 und 82), zudem sind die Verse Mü4 6f. reimstörend umgestellt. Die geringe Wortvarianz hat mit einer Ausnahme keine inhaltliche Singnifikanz: Während in Mü4 88: begund sich sencken der Kummer das Subjekt des Satzes bildet, ist es in Mü5/ Sa 85: begund sy sencken die Geliebte, die den Kummer in das Herz des Sprechers hinabsenkt. Überschrift: Das ist ain andre guote red (Mü4) Ein guote red (Mü5) Ain gute Red nachuolgenndt (Sa) Inha lt: (Nach Mü4) · A Anblick der schlafenden Geliebten (1–28): Der Sprecher berichtet, eines Tages in seinem Herzen durch einen Schatz bereichert worden zu sein, den er heimlich gefunden und der ihn unvergleichlich froh gemacht habe. Der Schatz sei der Anblick der schlafenden Geliebten (knappe schematische Schönheitsbeschreibung 15–21, genannt werden Augen, Mund, Wangen, Brüste, Körper, Hände). Er habe in ihm das Begehren geweckt, sie zu berühren (12: Ich hett si gern umbvangen; 25: Das ich die edlen mocht rüren an). Als er ihre Hand fasst, erwacht sie. B Gespräch (19–61): Auf ihre Frage, was er bei ihr mache, versichert der Sprecher seine guten Absichten und berichtet ausführlich von der großen Freude, die ihn bei ihrem Anblick erfasst habe. Er versichert die Ausschließlichkeit seiner Liebe zu ihr und möchte in Rede und Verhalten ihren Wünschen nachkommen. Ausdrücklich betont er, dass er ihre körperliche Integrität und ihre Ehre unangetastet lassen wolle (ehrenhafte Minneerfüllung).

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C Minneerfüllung und Abschied (62–96): Der Sprecher umarmt die Geliebte. Sie erlaubt ihm, ihren Hals zu küssen. Davon entzündet, sinkt die Frau nieder. Erschreckt versichert er, sich ihr zu eigen zu geben, bittet um Verzeihung und verspricht, dass solches Verhalten nicht wieder vorkommen wird. Die Frau betont, dass auch ihr so etwas noch nie passiert sei und bittet ihn, so etwas in Zukunft nicht mehr von ihr zu erwarten. Der Sprecher fällt in einen Zustand der Beklemmung, da er ohne sie nie wieder froh sein könne, und geht traurig ab. D Minneklage (97–106): Der Sprecher beklagt, noch immer vom Kummer erfüllt zu sein (97: da pin ich noch also inn) und Tag und Nacht darüber nachzudenken, wie er erneut zum Liebesglück durch körperlichen Kontakt zur Geliebten kommen könne (100f.: das ich wider fräud näm | von dem zarten leib). Er wolle auf diese Erfüllung hoffen, so lange er lebe. Para l lelen: Umarmung und körperliche Minneerfüllung mit anschließender Trennung finden sich auch in B258 und B259; in beiden Fällen scheint die Trennung jedoch nicht – wie im vorliegenden Fall – aus dem Erschrecken über die Normübertretung durch die Liebenden zu folgen.

B257 Der bösen Klaffer Trügen Dialog über rechte Liebe und ihre Bedrohung durch die Klaffer, in dem Liebesklage, Tugendklage und Lehrrede verbunden sind Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 967

Überlieferung: Mü19 153r–164r; 539 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Minnereden in der Sammelhs. Mü19, vor der thematisch verwandten Minnerede B214 (vgl. P a r a l l e l e n). Der Dreireim 499– 501 könnte auf den Ausfall von Versen (Überlieferungsstörung) hinweisen. Überschrift: Ain ander Sprüch

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B257 Der bösen Klaffer Trügen

Inha lt: A Liebesklage (1–7): Der Sprecher drückt (teilweise in direkter Anrede) sein Begehren aus und beklagt die Trennung von der Geliebten. B Spaziergangseinleitung (8–54): Nach einem Traum von einer Fastnachtsgesellschaft in einer nahegelegenen Stadt macht sich der Sprecher auf. Ihm wird der Weg gewiesen, erwartungsvoll trifft er auf eine höfisch gestimmte, tanzende Gesellschaft. Der Sprecher partizipiert am Fest – seine Freude wird allerdings gedämpft durch die Abwesenheit seiner Geliebten und seine Einsamkeit im Angesicht ubiquitärer Paarbildung (je zwei und zwei stehen beieinander). Er sieht eine junge Frau allein stehen und nähert sich ihr angemessen scherzend. C Dialogische Tugendklage / Lehrrede (55–473): Nach einer kurzen gegenseitigen Begrüßung (55 und 56: Formel seit freidenreich) kommt der Sprecher direkt auf diejenigen zu sprechen, die Frauen verleumden. i Die Dame stimmt ihm in seiner Klafferschelte zu: Es gebe zu viele Klaffer, man verschone sie aber und habe sie lange nicht mehr im Turnier besiegt und bloßgestellt, sie seien gern gesehen, und ihre Lügen blieben ungestraft. i Der Sprecher gibt den Damen eine Mitschuld daran: Anständige Damen würden isoliert, Klaffer wiederum dürften ihnen übertriebene Geschichten von ihren Heldentaten berichten und sich von den Damen wertgeschätzt fühlen. i Die Dame pflichtet ihm bei und beklagt vor allem, dass Turniere und Hofgesellschaften als Anlässe höfischer Freude durch die Klaffer eingeschränkt seien, ohne dass diese belangt würden. Nur durch die hergebrachte (116: Gesel pfleg man aber nach der sitten), konsequente Bestrafung ihrer Lügen (Bloßstellung, Niederlage im Turnier, Prügel, vgl. 130: Wurd Im aber dy haut zerschlagen) wären sie zum Schweigen zu bringen. i Der Sprecher leitet über auf einen weiteren Gegenstand der Tugendklage: Ehemänner, die ihre Frauen aus Eifersucht von Freuden fernhielten und einsperrten (159f.: Sy mussen verschlossen jn dem haüs | Pleiben als dy closnerin). Ließen sie ihre Frauen einmal in drei Jahren zum Tanz ausgehen, so besetzten sie alles mit Aufpassern, die in ihren Berichten aus falscher Dienstfertigkeit jede noch so kleine Vertraulichkeit aufbauschten. Der Sprecher fordert für solche Männer die gleiche Bestrafung wie für die Klaffer, und hofft zu diesem Zweck auf die Wiedereinführung von Turnieren. i Die Dame bestätigt die Durchtriebenheit der Klaffer (Erschleichen des Vertrauens, Manipulation der Information, fehlendes Schuldbewusstsein) und bekräftigt die Forderung nach Bestrafung. i Der Sprecher gibt zu, dass es kein Rezept gegen die Klaffer gebe, außer der eigenen Vorsicht. i Die Dame ergänzt, dass das Klaffen auch eine positive Funktion habe: Verborgene Liebe sei viel schöner (238f.: Wan man verholn als dy dieb | Mit lieb wol ymb get dz thut wol), einzig sie verleihe hohen mütt (241). Lachend verweist sie darauf, dass sie der Aufmerksamkeit der Klaffer, von der eine ernsthafte Gefahr für Liebespaare ausgehe, schon oft entkommen sei. i Der Sprecher setzt darauf zu einer weiteren, ausführlichen Klafferschelte an (260–367): Klaffer seien verblendet, rechtschaffene Menschen würden sich von ihnen abwenden. Er rät der Dame, Gott um den Schutz des Geliebten und um Rache an den Klaffern zu bitten, deretwegen frauen segen (287) unterbliebe (letzteres will der Sprecher 288 mit künig artus püch beweisen, führt das Exempel aber nicht aus). Er würde gerne zur Bestrafung der Klaffer beitragen, ärgert sich aber be-

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sonders darüber, dass einige von ihnen die Gunst von Damen erwürben, während anständige Ritter leer ausgingen und es höfisch gesinnten Menschen und vor allem reinen Damen durch Verleumdungen schlecht erginge. Seine Resignation über die ausbleibende Bestrafung (329f.: Ain claffer als ain pider man | Schon wirt gehalten an aller stat) mündet in dem Ratschlag, die Klaffer einfach zu ignorieren. Dann droht er dem Klaffer in direkter Rede (Apostrophe 336: Hor claffer) körperliche Strafen, Höllenpein und Verachtung vor Gott und der Welt an, schmäht ihn als Bösewicht, der schlimmer sei als Dieb, Räuber und Mörder (353f.: Ain dieb stilt leuten nür Ir güt | So stilstu paide ere vnd güt), und ermahnt alle getreuen (364) zur Vorsicht. i Die Dame rät dazu, die Sache Gott und der Gottesmutter zu überlassen, dankt dem Sprecher und segnet ihn im Namen aller reinen Damen. Sie wünscht ihm mit seiner Geliebten Glück. i Er erwiedert Dank und Segenswunsch und wünscht ihr Glück, sofern sie einen geheimen Geliebten habe (389: Ob Ir ain habt der Ich nit wais). i Die Dame offenbart, nachdem sie sich Verschwiegenheit hat zusichern lassen, ihre Liebe zu einem jungen Mann, die aber von den Klaffern zerstört worden sei. i Der Sprecher, der angibt, dass ihm ähnliches widerfahren sei, schlägt daraufhin vor, dass sie ihre Liebe auf ihn richten könne und versichert ihr überschwänglich seine Liebe, ausschließliche Hingabe und Dienstbarkeit. i Die Dame reagiert zurückhaltend (sie sei noch nicht zu einer neuen Liebe in der Lage, vgl. 424f.: Aber es ist noch zw new | Mein verlust als Ich hab gethan) und will ihm – nach seinem Drängen, Liebesdinge müssten schnell entschieden werden – später einen Bescheid geben. Sie bestellt ihn in Monatsfrist, als Kaufmann verkleidet, nach affen hail (449; andere Namensform 477: offenhail). Die Dame gewährt dem Sprecher noch eine Umarmung zum Abschied, dann trennen sich die beiden. D Termin, Enttäuschung, Klafferklage (474–524): In Vorfreude kommt der Sprecher nach Ablauf der Frist an den vereinbarten Treffpunkt. Sein langes Warten wird enttäuscht, die Dame kommt nicht – über die Gründe kann der betrübte Sprecher nichts in Erfahrung bringen. Die Klage seines Liebesleids verbindet der Sprecher mit einer Verwünschung desjenigen, der sein Glück verhindert habe: Gott solle ihn in größtes Unglück stürzen (Arabel und Willehalm bzw. ihre Trennung dienen dem Sprecher 507–515 als Exempel für solches Unglück). In erneuter direkter Anrede verflucht er den Klaffer (521f.: Nü pfew vnd ymer pfach dich | Du schnoder claffer ebiclich). E Schluss (525–539): Resigniert will der Sprecher, nachdem er durch die Klaffer frey vnd hohen müt (530) verloren habe, die Rede beenden. Er fordert alle Minnenden, die es besser können, dazu auf, es ihm nachzutun, und etwas über die Klaffer zu schreiben. Er selbst wolle diesen Text dann vortragen und verbreiten. Im letzten Vers wird der Titel genannt: Dy red haist der posen claffer triegen. Para l lelen: Laut Brandis vom gleichen Verfasser wie B214, der in der Hs. direkt folgenden, thematisch (Klaffer) und strukturell (Gespräch mir anschließender Widersehensvereinbarung, die sich nicht erfüllt; titelangebender Schlussvers) ähnlichen Minnerede (vgl. auch das in beiden Texten auftretende Exempelpaar Arabel und Willehalm). Gegebenenfalls ist in B214 auch die Aufforderung aus den Versen 533f., eine weitere

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B258 Besuch bei der Geliebten

Minnerede zum Thema ›Klaffer‹ zu verfassen, eingelöst. – Die Verabredung mit der Dame in affen hail (449) erinnert an eine ähnliche, ebenfalls ergebnislose Abmachung in B422, sich in einer Burg ›Hoffenheil‹ zu treffen. Alle drei Texte könnten also in einen gemeinsamen Zusammenhang gestellt werden (Autorschaft?).

B258 Besuch bei der Geliebten Werbungsgespräch im Traum Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 113v–118v; 271 V. Lg4 243r–248v; 271 V. Mü10 16v–22v; 259 V. Pr2 94v–98v; 272 V.

Edition: Haltaus 1840, 183–186 Nr. II 27 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIf.) Literatur: Geuther 1899, 35, 115f.; Brandis 2VL 1 (1978), 835

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Minneredensammlung der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie zwischen einer Predigtparodie und einem Märe in Mü10. In Be3 und Lg4 fehlt, bei zu vernachlässigender Wortvarianz, jeweils die letzte Zeile von Pr2. – Mü10 bietet einen kürzeren Textbestand (es fehlen die Verse Pr2 48, 95f., 181f., 209f., 251– 255; 256f. ist kontrahiert zu einem Vers), gelegentlich anders formulierte Verse (Pr2 30f., 77, 94, 129f., 250, 272) sowie Varianz in Wortwahl und Wortstellung, was aber insgesamt keine signifikanten Sinnveränderungen ergibt. Überschrift: Wie einer sein lieb fannd jnn geheim an einem bedt ligenn (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Der groß anhaber (Mü10) Inha lt: (Nach Pr2) · A Spaziergangseinleitung (1–36): Angeregt durch sommerliche Blumen und Vogelsang, geht der Sprecher in einem ihm bekannten Garten spazieren. Dort gibt es blühende Bäume, verschieden singende Vögel, die sich miteinander erfreuen, herrliche Düfte, rote und weiße Blumen, bei deren Anblick er Freude empfindet etc. (Jahreszeitentopos). Als er sich ausruht, fallen ihm die Augen zu. Obwohl eine deutliche Zäsur und auch ein entsprechendes Ende fehlen, muss man die weiteren Ereignisse wohl als Traum auffassen.

B258 Besuch bei der Geliebten

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B Traum (37–272): Sein Freund kommt, nimmt den Sprecher bei der Hand und will ihn dorthin führen, wo er seine Geliebte sehen könne, was der Sprecher als ›Ende seines Trauerns‹ (45) begrüßt. Der Freund führt ihn in ein wunderschönes Haus vor ein ebensolches Zimmer und lässt ihn allein eintreten. Der Sprecher geht leise, als flöge er (58: mich daucht ich flüg), durch den Raum, vorbei an vielen schlafenden Frauen, bis vor das schönste aller Betten, in welchem seine Geliebte liegt. In höchstem Glück und ›Selbstvergessenheit‹ (76) sieht er sie an, bis sie ihn erblickt und sich erschrickt. Auf ihre Fragen, wie er hergekommen sei und ob ihn jemand bemerkt habe, beruhigt er sie und trägt seine Bitte vor: Das ich eüch nur ansehen solt (95). Sie gewährt ihm dies und reicht ihm ihre Hände, worauf er, vor ihr kniend (mit Kaisertopos), seine Treue und seinen Dienst bekräftigt. Sie mahnt ihn mit Verweis auf ettlich[…] knaben (118), die mehreren Frauen zugleich schmeicheln, zur Aufrichtigkeit seiner Worte, zu Verschwiegenheit und zur Ausschließlichkeit ihrer Beziehung und stellt ihm als Lohn einen krantz | Von wolgemuot (126) in Aussicht. Er beschreibt wortreich, dass er ihrer Liebe nie wert werden könne, und bittet dann darum, ihre nackten Arme außerhalb der Decke sehen zu dürfen, was ihm die Geliebte trotz Unverständnis (154: Sy sprach: was mags gehelffen dich?) gewährt. Nach einer kurzen (nicht schematischen) Schönheitsbeschreibung (Arme, Hände, Finger, Hals; Mund, röter leuchtend als ein Rubin) bringt er eine Bitte nach Umarmung vor. Sie wehrt ab, er solle sich mit dem bereits Gewährten zufrieden geben, was der Sprecher auch tun will. Daraufhin will die Geliebte seine Bitte doch noch erfüllen. Er solle sich nur kurz abwenden, damit sie sich anziehen könne. Seinen Vorschlag, die Umarmung könne doch schneller so geschehen, lehnt sie ab. Sie zeigt sich kurz darauf in schönster ärmelloser Kleidung, sodass er sie für einen Engel hält (218). Sie umarmen sich, dann bittet sie den Sprecher, leise und möglichst unbemerkt zu gehen. Er bittet, länger bleiben zu dürfen. Sie aber verspricht, dass sie ihm – unter der Bedingung ehrenhafter Minneerfüllung – immer zu Willen sei. Er versichert wiederum wortreich, nie etwas Ehrenrühriges unternehmen zu wollen. Die Geliebte ermahnt ihn nochmals, treu und beständig zu sein, was er ihr zusichert. Der Text bricht ohne Abschied und ohne Erwachen aus dem Traum ab. Para l lelen: Deutlich ist die Ähnlichkeit zu B247, wobei besonders die Ehrversicherung der Passage 244–264 als parallel gebaut auffällt. Anders als in dieser oder auch anderen Traumerzählungen (vgl. aber B250) besucht hier der Sprecher die im Bett liegende Dame. Auffällig ist auch, dass die Geliebte sich jeweils ohne große Überredung zur Gewährung der Bitten bereitfindet.

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B259 Das Meiden

B259 Das Meiden Klage über die Trennung von der Geliebten, unterbrochen durch Erzählpassagen von Trennung, Wiedervereinigung und erneutem Abschied Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Gruppe I: Be3 126r–129v; 174 V. Lg4 256r–259v; 174 V. Pr2 104r–106v; 174 V. Gruppe II: Be20 39v–42v; 176 V. St5 246r–249r ; 175 V.

Edition: Haltaus 1840, 191–193 Nr. II 30 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII) Literatur: Geuther 1899, 118f.; Williams 2VL 6 (1987), 308; Kern 2006, 67

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in Sammelhss. des 15. und 16.  Jh. ausschließlich im Kontext anderer Minnereden überliefert. Er bildet einen Überlieferungskonvoi mit B38 und B160: In Pr2, Be3 und Lg4 steht der Text vor, in Be20 und St5 hinter den Minnereden B38 und B160 (vgl. auch Geuther 1899, 118f.). Die Überlieferung teilt sich in zwei Gruppen: Die Gruppe Be3, Lg4 und Pr2 zeigt kaum Textvarianz: Be3 und Lg4 haben statt Pr2 22: an ir erstarb übereinstimmend ann mir erstarb; sowie statt der einfachen Definition Pr2 47: Meiden ist ain pitter tranck die Doppelfügung Meyden ist ein bitter krautt vnd dranck. Stärkere Varianz zu dieser Gruppe zeigen Be20 und St5: In beiden Hss. ist das Verspaar Pr2 89f. (in der Ausgabe: 87f.) umgestellt; nach dem Vers Pr2 142 (= 140) stehen hier zwei Plusverse (St5 143f.: Des gleichenn gunde ich mich ir erzeigen | Do wart der tag fast auff vns neygenn); nur in St5 dagegen fehlt der Vers Pr2 172 (= 170). Inhaltlich signifikant in Be20 und St5 ist der Ersatz von St. Johannes in der Bürgenbitte Pr2 33 durch: dein trew (St5), wodurch der Kontext der Johannesminne verloren geht; weiterhin signifikant ist, dass die Gesprächseröffnung bei der Wiedervereinigung (in der Ausgabe: 75–96) hier dem Mann zugewiesen wird (statt Pr2 76 [Ausg. 74]: Gar friuntlichen sy zu mir sprach wird St5 76: Gar freuntlich ich zü ir sprach), und entsprechend die Bitte Pr2 86 (= 84): tuo es durch dein lieplich güt hier St5 86: thün es durch dein weyplich gütte lautet. Vereinzelt haben Be20 und St5 auch individuelle Lesarten gegen die Überlieferung (so Be20 32: behalt mich in dem schmerczen din statt Pr2 32: Behalt mich in dem hertzen dein; St5 18: So sahe ich das sy auch vererett statt Pr2 18 Da sach ich das ir augen rerten). Marginal ist in St5 unter dem Text notiert: Seltten on leiden daz kvmpt von meiden. Überschrift: Von meyden (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2)

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Ein red von miden (Be20) ein rede von meyden (St5) Inha lt: (Nach Pr2; Verszählung nach Haltaus 1840, der jedoch je ein Vers nach 50 und 56 übersehen hat.) · A Prolog (1–4): Beginn mit dreifacher Wortwiederholung: O meiden, meiden, meiden (1); Angabe des Themas: Der Sprecher über das Meiden sprechen und vor der Instanz ›Liebe‹ klagen. B Trennungsszene (5–41): Der Sprecher stellt fest, dass sein Leiden am Meiden im Mai begonnen habe. Zu dieser Zeit, da sich üblicherweise (8: von alter gewonheit) die den Winter über getrennten und leidenden Liebenden einander wieder im Gras zuwenden (Jahreszeitentopos), habe er sich von der Geliebten trennen müssen. Das habe ihm großes Leid gebracht. Er berichtet von der Trennungsszene: Ihre Tränen strömen auf seine Brust; als er sie umarmt, wird sie blass vor Leid. Seinen Segen beantwortet sie kraftlos mit der Bitte, sie im Herzen zu behalten und St. Johannes als Bürgen zu setzen, dass er gesund zurückkehre. Er verspricht es, geht in die Fremde und fühlt sich schwach wie eine Frau und freudlos. C Das Meiden (42–64): Die nun eingetretene Situation des Meidens wird wie eine Personifikation geschildert (42: Zuhannd kam meiden gerennt), und in einer anaphorischen Reihe (45–57: Meiden will … | Meiden pringt … | Meiden ist … etc.) in ihren negativen (z.B. 55: ist ain bös nachpawr), ambivalenten (z.B. 53: pringt kelt vnd hitz), teilweise auch positiven (z.B. 50: ist für fräden guot) Eigenschaften und Wirkungen beschrieben. D Wiedervereinigung und Erfüllung (65–125): In meidens pandt (65) gefangen wird der Sprecher durch einen Brief wieder zur Geliebten zurückgerufen. Bei ihr angekommen klagt sie ihm, wie sehr sie das Meiden geschmerzt habe (80: Darumb ich morda io schrey) und wie sehr sie nun seine Gegenwart als Erlösung herbeisehne (95f.: Chomm, komm vnd chomm behennd, | So nymmbt mein clagen als ain end). Sie umarmen sich, gehen dann in einem Garten hin und her, setzen sich und geben sich bis zum Einbruch der Nacht einer ehrenhaften Minneerfüllung (Umarmungen, Küsse) hin: Vnd lebt nach alles hertzen lust, | Doch vngeletzt irer eren, | Als mich rechte lieb tett leren (104–106). Der Sprecher führt die Geliebte dann in ihr Gemach, das sie mit andern Damen teilt. Er selbst wird in ein benachbartes Schlafzimmer geführt und verbringt dort die Nacht in einem Bett, in dem zuvor die Geliebte gelegen hatte – in Gedanken mit ihr vereint. E Erneute Trennung (126–167): Geweckt vom Vogelgesang muss der Sprecher wiederum Abschied nehmen (Tagelied-Situation). Dies schmerzt das Paar noch stärker als die vorige Trennung. Der Sprecher versichert der Dame, dass er zwar körperlich scheide, aber sein synn, hertz, muot (135) bei ihr bleibe (Herzenstausch). Sie umarmt ihn mit nackten Armen, klagt Gott die Trennung. Um sich anzuziehen, bittet sie ihn sich abzuwenden. Dann küsst sie ihn und befiehlt ihn Gott. Der Sprecher, vor Kummer verstummt, leidet zweifach: an seinem Schmerz und an dem Anblick der weinenden Geliebten. Er wünscht ihr alles, was sie glücklich macht. Sie antwortet,

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dass er ihr nur durch seine Rückkehr helfen könne. Der Sprecher geht, kehrt sich aber hundertmal nach der Stelle um, an der er die Geliebte allein zurückgelassen hat. F Schlussbitte (168–172): Der Sprecher bittet Gott, für immer von Trauer und Meiden erlöst bei der Geliebten sein zu können. Para l lelen: Thematisch verwandt, aber in Dimension und Struktur kaum zu vergleichen sind die gemeinsam überlieferten Minnereden B38 und B160. Die schmerzhafte Trennung von der Geliebten wird auch in B237 thematisiert. Die Formel, St. Johannes als Bürgen für ein Wiedersehen einzusetzen, findet sich auch in der Abschiedsszene in B261, 317–319 (vgl. Geuther 1899, 118). – Geuther 1899, 118, weist auf Parallelen der Beschreibung des Meidens in einem siebenstrophigen Lied hin, das in Ka3 überliefert ist (›Meiden und Leiden‹, vgl. den Abdruck bei Lassberg 1825, 379f.): Bemerkenswert sind hier die in gleicher Weise anaphorisch mit dem Wort Miden beginnenden Verse.

B260 Die goldene Fessel Erzählung von Begegnung und Gespräch mit der Geliebten, die dem Sprecher eine goldene Kette schenkt, die er ewig um seinen Arm tragen muss Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Lo4) bzw. 1470/71 (Pr2)

Edition: Haltaus 1840, 194–196 Nr. II 33 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII) Literatur: Geuther 1899, 35, 120f.; Glier 2VL 3 (1981), 87f.

Überlieferung: Be3 131v–134v; 160 V. Lg4 261v–264v; 160 V. Lo4 96v–98v; 158 V. Pr2 108r–110v; 160 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), wo der Text ohne signifikante Varianz jeweils im Überlieferungskonvoi mit B259, B38 und B160 sowie den Neujahrsgrüßen B161–168 steht. In der Nürnberger Sammelhs. Lo4 steht der Text zwischen B340 und B449. Die Fassung weist nur minimale Varianz zur Restüberlieferung auf: Neben Wortumstellungen und Wortersatz (Lo4 38 smiegen statt Pr2 38 piegen; Lo4 63 fraget statt Pr2 63 vergunt; Tausch des Reimworts in V. 73f.; Lo4 92 Es füegt sich statt Pr2 92 Erst fraget ich; Lo4 132 widergelt statt Pr2 134 wider-

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legt; Lo4 134 ir rotter mund statt Pr2 136 ewr rotter mund) ist vor allem signifikant, dass die Verse Pr2 95–98, in denen die Dame mit dem Gold der Kette die Forderung nach ausschließlicher Liebe verbindet, durch ein Verspaar ersetzt sind, in dem die Dame dem Sprecher ihre Gunst versichert. Überschrift: ein anders von ainem güllden nottstall (Lo4) Von ainem guldin notstall (Pr2; gleichlautend in Lg4 und Be3) Inha lt: (Nach Pr2) · A Exposition (1–4): Der Sprecher will stolz davon erzählen, dass er eines Tages durch das Schicksal von all seiner Not und Ungewissheit befreit worden sei. B Begegnung in der Kammer (5–35): Der Sprecher berichtet, wie er zu seiner Geliebten geht, in deren Haus sich aber viele andere Gäste, allesamt Minnefeinde (16f.: Frawenschender vnd lestrer | Grober, dann heerolt, bechannt), befinden. Er muss alleine in einer Kammer warten, bis die Geliebte kurz kommt, ihn umarmt und die Gäste verflucht (22: Hett vns der galg der gest erloszt). Um keinen Verdacht zu erregen, muss sie zu den Gästen zurück. Diese verlassen das Haus nur teilweise. Auf die Frage der Geliebten, ob er länger warten wolle, schlägt der Sprecher einen Spaziergang im Garten vor. C Begegnung im Garten und Anlegen der goldenen Fessel (36–141): Der Sprecher schleicht sich heimlich in einen schönen Garten, wo er auf die Geliebte wartet. Vor Sehnsucht liegt er wie tot am Boden. Die Geliebte kommt und heitert ihn wieder auf. Es folgen Umarmungen und Küsse, die den Sprecher für sein Unglück entschädigen. Der Sprecher betont aber, dass er die Ehre der Geliebten nicht habe gefährden wollen, mit der sie sein Herz zu ewiger Treue verpflichtet habe (ehrenhafte Minneerfüllung). Die Dame spricht mit ihm über die Liebe und schenkt ihm eine goldene Kette mit einem ebenso goldenen Verschluss (85: notstal). Diese Kette legt sie, obwohl er sich gegen diese ›Gabe‹ (89) wehrt, an seinen linken Arm an. Auf seine Frage hin erklärt sie ihm die Bedeutung der Kette (96–105): Das reine Gold stehe für ausschließliche Liebe zu ihr, der Verschluss sei Ausdruck ihrer Gewalt über sein Herz. Der Sprecher führt mehrere Einwände an (107–141): 1. Er wirft der Geliebten vor, ihn wie ein wildes Pferd zu behandeln, das man fesseln müsste, um mit ihm umgehen zu können. Vielmehr binde und zwinge ihn bereits ihre liebevolle Treue. 2. Sie handle wie ein Falkner, der dem Jagdvogel Schellen, Kappe und Fessel anlege, um ihn handzahm zu machen. Hingegen sei er immer schon schnellstens auf ihre Hand zurück gekommen. 3. Sie halte ihn für einen Jagdhund, dem man ein mit einem prügel (128) beschwertes Halsband anlege, um ihn auf der Spur zu halten. Er wolle auf gleiche Weise beständig an ihren Dienst gebunden sein. 4. Er erhalte von ihr den höchsten Lohn für seinen Dienst, ihr roter Mund sei seine höchste Freude, ebenso wie ihre ausschließliche und beständige Liebe. D Abschied (142–160): Der Sprecher will – obwohl die Geliebte es für zu früh hält – gehen, um keinen Verdacht zu erregen. Auf seine Frage, bis wann er die Kette zu tragen habe, verweist ihn die Geliebte darauf, sich hierbei von Liebe und Treue leiten

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B261 Der Knappe und die Frau

zu lassen. Folglich trage er, wie er berichtet, die Kette nun dauerhaft und in froher Stimmung. Er schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Para l lelen: Eine vergleichbare Umsetzung von Treuebindung und realer Gefangenschaft liegt in B410 vor, wo die Dame ebenfalls am Ende den überwundenen Mann fesselt und in ihrem Schiff fortführt. Zu den Übereinstimmungen mit einer Gruppe von Minnereden in den Hss. Be3, Lg4 und Pr2, vgl. die Bemerkungen zu B160.

B261 Der Knappe und die Frau Minnekasuistische Frage mit ausführlicher Exempelerzählung einer Tagelied-Situation Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Gruppe I: He3 322v–328r; 334 V. Ka3 217ra–219ra; 328 V. Gruppe II: Be20 52v–57r; 266 V. St5 260v–266v ; 283 V. Mü9 81v–87v; 250 V.

Edition: Lassberg 1825, 305–314 Nr. 213 (nach Ka3) Literatur: Brandis 1983, 21; Mertens 2VL 4 (1983), 1272; Wallmann 1985, 261; Klingner 2010, 265

Be2 19r–21r; 274 V. Mü4 130v–135r; 268 V. Lo4 154r–158r; 301 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Sammelhss. des 15. Jh. (Ausnahme: Be2 vom Ende des 16. Jh.) im Kontext anderer Minnereden (Be2, Be20, He3, St5) bzw. in von Mären und Reimpaarsprüchen durchsetzten Minnereden-Sammlungen (Ka3, Lo4, Mü4, Mü9). Die im Textbestand teilweise beträchtlich variierende Überlieferung lässt sich grob in zwei Gruppen ordnen: Gruppe I. Ka3 und He3 liefern einen beinahe identischen Text. Signifikant sind in He3 lediglich vier Plusverse nach Ka3 143 und zwei Plusverse nach Ka3 159 (mit den Hss. der Gruppe II!) sowie in He3 127: herz lut statt Ka3 127: hercenloud und statt Ka3 181: krisz das plausiblere He3 187: gkrieg. Die beiden Hss. stellen sich schon durch das erste Reimwort (clag gegen frag in Gruppe II), aber auch durch exklusiv überlieferte Verse (u.a. Ka3 215f., 223f., 239–242 [auch in Lo4!], 309–312) gegen den

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Rest der Überlieferung. Einzig in Gruppe I. ist die literarische Anspielung auf die Wolframschen Exempelpaare (Herzeloyde – Gahmuret, Sigune – Schionatulander) unentstellt vorhanden (in Gruppe II ist allenfalls das letztere Paar erhalten). Gruppe II. Alle Hss. der zweiten Gruppe weisen exklusive Lücken, Plusverse, Umstellungen und Wortvarianten auf. Es lassen sich jedoch einzelne Hss. enger zueinander stellen: Be20, St5 und Mü9 sind durch eine Reihe gleichlautender Wortvarianten (u.a. zu Ka3 7, 178, 191, 199, 204, 226, 228, 230, 250, 298) miteinander verbunden. Im Ausfall der Verse Ka3 63–124 steht Mü9 allerdings allein (erklärbar durch Blattverlust der Vorlage oder Augensprung nach dem Reim Ka3 61f. auf -uot zur Stelle nach dem Reim Ka3 123f. auf –uo?). Die textlich sehr ähnlichen Hss. Be20 und St5 haben exklusiv gegen den Rest der Überlieferung den Ausfall von Ka3 193–196 und 271–274 sowie 300–302 (an letzterer Stelle ist auch das Reimwort von Ka3 303 verändert, um es an die nun unmittelbar davor stehende Waise 299 anzupassen: tag : gesein magk. Nur in Be20 wird nach dem nun ohne Reim stehenden Vers Ka3 304 ein weiterer Vers eingeschoben, vgl. Be20 250: do sprach der knabe fin); außerdem erweitern sie die der Gruppe II gemeinsamen Lücken um die Verse Ka3 79–90, 162–165 und 308–316 (letztere Lücke ist durch zwei Zusatzverse gefüllt, vgl. St5 271f.: Der tag mit seinem schein | Das er ymmer selig muß sein); umgestellt ist das Verspaar Ka3 125f.; beim Wiedersehensversprechen Ka3 317 ist St. Johannes ersetzt durch mine trew (vgl. dazu auch die Überlieferung von B259!); Be20 stellt exklusiv das Verspaar Ka3 33f. um; es fehlen hier zusätzlich die Verse Ka3 37–48 und 129–134; der ursprünglich übersprungene Vers Ka3 160 wird (wohl vom Schreiber) am Rand ergänzt, ebenso streicht der Schreiber den Vers Ka3 192 und ersetzt ihn am Rand (Be20 158: vnd gedächt weder we noch ach). Ein weiteres marginales Verspaar nach Ka3 106 (Be20 83f.: Der knab ward Da ward ich hainlich eingelan | Jn grosser still must es zwo gan) stammt vom Vorbesitzer der Hs. aus dem 16. Jh., Wilhelm Werner von Zimmern. Weiterhin bringt Be20 gelegentlich neue Reimwörter (so in Ka3 177f.; Ka3 206 minne band wird zu Be20 168 minne pfand). Be2 und Mü4 bieten ebenfalls engere Gemeinsamkeiten gegen den Rest der Überlieferung (gemeinsamer Ausfall von Ka3 79–86, Einzelvarianten in Ka3 122: herz; Ka3 129: irs gsellen, und Ka3 162: gelopt; beim Wiedersehensversprechen Ka3 317 wird hier St. Georg angerufen!). Exklusiv fehlen Be2 die Verse Ka3 170–192, 296 und 325, umgestellt ist das Verspaar 143f. In Mü4 fehlen die Verse Ka3 63f., 71, 165–196, 247– 250; umgestellt ist das Verspaar Ka3 217f. Idiosynkratisch und nur bedingt der Gruppe II zuzurechnen ist der Text in Lo4: Er folgt gewöhnlich den Hss. der Gruppe II (u.a. in der Textvarianz Ka3 217f. und dem Fehlen von Ka3 223f.), hat aber auch einzelne Gemeinsamkeiten mit der Gruppe I (so Ka3 144f. zwei der sonst nur in He3 überlieferten Plusverse oder den Text Ka3 239–242 und 257f.). Neben exklusiven Lücken (Ka3 69–78 und 81–90, sowie Ka3 137–140 und 162–177, hier ggf. Augensprung am Reimwort munt ?) finden sich umfangreiche Umformulierungen: Die Passage der Exempelfiguren aus Wolfram (Ka3 126–134) wird ohne Exempelfiguren und sprachlich umgestellt geboten (aus Ka3 132: Sygun vnd Tschinatulander werden nachtigall noch galander) und um zwei

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Plusverse ergänzt; die Verse Ka3 145–158 sind umformuliert und teilweise mit neuen Reimworten versehen; der Vers Ka3 183 ist in zwei Verse aufgespalten, beide Male ohne inhaltliche Neuakzentuierung. Statt des letzten Verspaares Ka3 327f. bringt Lo4 282–301 zwanzig neue Verse: Wie er mit ritterlicher tatt | (158r) Den frawen frus uvnd spatt | Geleich als wol gedienen mag | Als der ritter nacht vnd tag | Der da tut so ritterlich | Wann ich hör gemancklich | Das noch den frawen gut geschicht | Wo man sie breis erwerben sicht | Es sey ritter oder knecht | Den lobt man billich vnd recht | Wo das pest von in geschicht | Das man in des lobes gicht | Vnd nach der frawen hullden ringen | Den mocht noch wol gelingen | Vnd lass sie got mit sallden leben | Die nach der frawen hullden streben | Vnd die da lebent in irem gebott | Die behuet der allmechtig gott | Vor der hellschen flamen | Damit sprecht alle amen. Überschrift: Ein red von ainem ritter und sinem knecht (Be20) Ain hubsche red von ritterlicher tatt (Lo4) Ain ander spruch (Mü4) Des gesellen frag (Mü9) Ein rede von einem ritter vnd einem knecht (St5) Inha lt: (Nach Ka3) · A Eingangssituation (1–36): Der Sprecher kommt an einem Tag zu einer jungen Frau (3: magt), um sie zu befragen. Er habe schon viel Literarisches gehört: Singen han ich gehoret vil | Vnd tue tsch an den buochen lesen (6f.); er sei auch oft dort gewesen, wo man auentuer (9) sagt, wie eine Dame einen Ritter belohne, und oft habe er in einem Tagelied (13: taglied) gehört, wie lieblich ein Ritter am Morgen von seiner Dame schied. Er fragt, warum dies nicht auch einem Knappen (17: knecht) geschehen könne, warum ein Knappe für ritterliche Taten keinen Dank erhalte. Die junge Frau stellt fest, dass eine Dame es einem ritterlich handelnden Knappen nicht negativ anrechnen dürfe, wenn er nicht ritters namen (24) habe. Äußerlichkeiten (30: ›gelbe [vergoldete] Sporen‹) reichten nicht aus, eine Frau zu gewinnen. Treuer Minnedienst könne auch einen Knappen ans Ziel führen. Sie exemplifiziert das mit der Erzählung eines eigenen Erlebnisses (umfasst B, C und D): B Planung einer Liebesbegegnung (37–118): Ein Knappe bittet die junge Frau, ihm zu helfen, die geliebte Dame zu treffen, um sich dieser zu offenbaren. Die junge Frau, die Kammerzofe der Dame, sagt ihm Hilfe zu und trägt sein Ansinnen ihrer Herrin vor (u.a. mit dem Hinweis, es habe außer ihr ja schon lange niemand mehr bei ihr in der Kemenate gelegen). Die Herrin will sich auf ein heimliches Treffen einlassen, fürchtet aber die Entdeckung durch die wachter (80). Das junge Frau beruhigt sie, informiert den Knappen und vereinbart ein heimliches Signal oder Losungswort (89: wortzaichen), auf das hin er nach Einbruch der Dunkelheit (91–106: Allegorie vom Kampf der Nacht mit dem Tag; mit militärischer Bildlichkeit: wal [96], sig [97], Banner der Nacht auf allen Burgen) zur Dame kommen soll. Auch der Knappe fürchtet sich vor Entdeckung (Bellen der Wachhunde, dienstgemäße Meldung der Wächter), findet aber Einlass.

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C Die Nacht bei der Dame (119–233): Die Erregung in gegenseitiger Liebe wird mit literarischen Exempelfiguren verglichen (Herzeloyde und Gahmuret, Sigune und Schionatulander). Dem minnebedingten Schweigen und der Minnetorheit folgen Umarmung, Tränen (die von der Freude hervorgetrieben werden wie das siedende Wasser vom Feuer) und der alles Leid vertreibende Kuss. Der Kuss und sein schmatzendes Geräusch (178: krach; 180: ez smazet minneclich) wird verglichen mit einer Tjost, bei dem beide Kämpfer gleichermaßen voll treffen und die Lanzen zerbrechen, sowie mit dem Kuss von Willehalm und Gyburg vff aim matrasz (192: Jch ez gasach) nach der Schlacht von Alischanz (185: alatschanz). Eingeschobener Rat: Ein Kuss solle, wie das Exempel des Knappen zeige, nicht für unbedeutend gehalten werden. – Sie setzen sich auf ein Bett, wo sie sich gegenseitig von ihrer Liebe zueinander erzählen (Vergleich mit einem amptman [202], der vor seinem Herrn Rechenschaft ablegt). Der Knappe berichtet von den Minnestricken und wie die Minne ihn durch ihre Augen (Blick als causa amoris) und ihren roten Mund besetzt hat. Die Dame wiederum gesteht, dass auch sie seit dem ersten Blick unter der erzwungenen Trennung (222: miden) gelitten habe. Sie wünscht, die Nacht möge ewig währen. Das folgende Liebesspiel (229: Daz kosen vnd ir suezen bracht) dauert die ganze Nacht. D Tagelied-Situation (234–323): Das Beisammensein wird vom Wächterruf und Hornstoß unterbrochen (wörtliche Rede des Wächters 238–246: Freude über den Tag, der von Orient kommt und ihn von dieser Mauer erlöst). Die Dame reagiert mit Unverständnis, dass der Wächter so früh von der Mauer eilen will, es sei doch kaum Mitternacht. Sie erklärt das durchs Fenster scheinende Licht für Mondschein, will nicht auf den Wächter hören und kritisiert alle Frauen, die sich einem Wächter anvertrauen. Auch der Knappe kritisiert Komplizenschaft mit dem Wächter, weist aber auf die Richtigkeit des Morgenrufes hin (Luftzug, Vogelsang, Freude der Kreatur ist sein Leid). Händeringend klagt die Dame zu Gott, dass dieser erstmals seit Adams Zeiten den Tag nach der Hälfte der Nacht beginnen lasse und dazu den Lauf der sieben Planeten verschoben habe. Der Tag hat ihr nun all ihre Freude geraubt. Bevor sie Abschied nehmen, versichert sie den Knappen ihrer ewigen Treue, empfiehlt ihn Gott und bittet ihn, ihr St. Johannes als Bürgen für ihr frohes Wiedersehen zu setzen. E Epimythion (323–328): Ein Knappe soll sich daher nicht entmutigen lassen und alles daran setzen, sich durch ritterliche Taten Liebe zu verdienen. Para l lelen: Eine Tageliedsituation findet sich auch in B30 (Str. 665). Die die Tradition der ›Johannesminne‹ aufnehmende formelhafte Einsetzung von St. Johannes als Bürgen für ein Wiedersehen (317–319), findet sich auch in einer Abschiedsszene in B259 (vgl. Geuther 1899, 118).– Bei der Heranziehung des ›Willehalm‹ als Exempel verrät der Autor detaillierte Textkenntnis: So gibt er an, die Liebesvereinigung von Willehalm und Gyburg in Oransche habe auf einer matratz (Ka3 192) stattgefunden (vgl. dazu ›Willehalm‹, 100,10); Die Verse Ka3 302f.: Er hat war von wem ichz hort | Das lieb an lait nit mue g sin spielen möglicherweise auf Dietmar von Aist und das Tagelied MF 39,18ff., an, mit direktem Zitat des Verses MF 39,24: liep ane leit mac niht sin.

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B262a Lob der Frauen

B262a Lob der Frauen Predigtartiger Monolog zum Thema des Wohlredens über Frauen mit mehreren biblischen Anspielungen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (Fr) Überlieferung: Gruppe I: Be3 10v–14v; 209 V. De2 78r–84r; 204 V. Lg4 138r–142r; 208 V. Pr2 6r–9r; 214 V. Gruppe II: Fr 8rb–8va; 58 V. He14 5r–9v; 242 V. Lo4 130r–133v; 266 V. Mü4 27r–30v; 234 V. Mü7 240ra–241va; 240 V. Mü19 251v–256r; 242 V. Nü3I 97v–98v; 266 V. Kurzfassungen: Nü3II 119r–119v; 144 V. Wi15 72r–73r; 100 V.

Edition: Haltaus 1840, 113–115 Nr. II 1 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIf.); von Seckendorf 1809, 628–630 (nach Wi15); Matthaei 1913, 165 (Laa. von He14); Matter 2010b, 307–312 (synoptisch nach Nü3I und We1); Matter 2013 (synoptisch nach Pr2, Nü3I, We1 und Wi15) Literatur: Glier 2VL 5 (1985), 865f.; Klingner 2006, 92, 118; Matter 2010b, 292–295, 299, 693; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Überlieferung von der ersten Hälfte des 15. Jh. bis ins 16. Jh., vornehmlich im ostschwäbisch-bayerischen Sprachraum. Der Text eröffnet in sechs Hss. (Be3, He14, Lg4, Mü4, Mü19, Pr2) eine Minneredensammlung, steht in De2 als zweite Minnerede in der Hs.; in Mü7 ist er als einzige Minnerede aufgenommen, in Wi15 alleine mit dem ›Widerteil‹ Peter Suchenwirts (B403). Es sind zwei Überlieferungsgruppen zu unterscheiden. 1. die Hss. der ›HätzlerinGruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie De2, die relativ geschlossen einen Text von knapp über 200 Versen überliefern, 2. eine etwas längere Fassung in den Hss. He14, Lo4, Mü4, Mü7, Mü19 und Nü3I, zu denen sich auch die Kurzfassungen Fr, Nü3II sowie Wi15 gesellen. Innerhalb dieser Gruppe differieren Versbestand und Formulierungen im Einzelnen beträchtlich. Auf einem Text der Gruppe II (ähnlich Nü3I) basiert auch die Umarbeitung in B262b (siehe unten). Gegenüber Gruppe II sind in Gruppe I die Verse Mü4 115–120 vorgezogen und um ein Verspaar erweitert (Pr2 49–56); sie bilden nun die Deutung der Exempelfigur Adam. Nach sechs Plusversen folgt ihnen unmittelbar das Gleichnis von Jesus und der Ehebrecherin. Die in Mü4 79–87 gegebene (ironische?) Argumentation für weib-

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liche Untreue folgt als Einschub an späterer Stelle, nach dem Gleichnis von Distel und Feige (Pr2 141–147). Die Verse Mü4 49–78 fehlen völlig. In vier Plusversen wird in Gruppe I die Höllenfahrt des Frauenverächters zusätzlich mit dem fehlenden Sündenbewusstsein erklärt (Pr2 106–109; diese Verse auch in Nü3I). Innerhalb der Gruppe II haben die verschiedenen Überlieferungsträger in Zusätzen und Auslassungen wechselnde Gemeinsamkeiten, ohne dass eine weitere Gruppendifferenzierung vorgenommen werden kann. Zwei der Kurzfassungen sind möglicherweise Fragmente (Fr endet nach den ersten 58 Versen und lässt die rechte Spalte frei, Wi15 setzt erst mit Pr2 116 ein). Nü3II ist eine eigenständige Kurzfassung, in der u.a. die Teile B, G und H fehlen, dazu noch die Passagen Mü4, 49–54, 65–70, 87–116, 119–123, 125–130 und 189–200. Überschrift: Das nyemants frauen vbel reth (De2; gleichlautend in Pr2) Das nyemant frawen übel reden sol (Lg4) Wie man von frawen wol redn sol (Lo4) Das ist adams spruch (Mü4) Ain lob der frawen (Mü7) Ain ander spruch (Mü19) Nun volgtt hienach ain hüpscher spruch | sagtt von frawen lob [Maginalie: Weiber lob] (Nü3I) Ain gutter spruch von frawen lob (Nü3II) Inha lt: (Nach Mü4) · A Exordialsentenz und Explikation (1–77): Alle Freuden, die Gott geschaffen hat, finden sich bei den Frauen. Referiert wird der biblische Schöpfungsbericht: Gott schaffe für Adam eine Frau zu frädenreichem leben (24). Bereits beim ersten Anblick lehre ihn (Adam) seine Natur, gut von den Frauen zu sprechen. Darin solle ihm jeder Mann nachfolgen, die Frau mit Freuden annehmen und ihr in beständigem Hoffen treu zu dienen. Er habe erkannt, dass es nichts Größeres als die Liebe einer Frau gebe. Durch das Lob der Frauen ehre man Maria und Christus. B Christus und die Ehebrecherin (78–120): Üble Nachrede sei zu unterlassen – auch wenn man von weiblicher Untreue weiß, sollte man schweigen (die augenzwinkernde Begründung lautet: Wie würde es um die Männer stehen, wenn alle Frauen beständig wären). Auch Christus habe im biblischen Exempel der Ehebrecherin (ausführliche Paraphrase von Joh 8,1–11) gezeigt, dass man Frauen nicht verleumden dürfe. C Folgen des Übelredens (120–144): Wer schlecht über Frauen spreche, werde von Gott mit Kummer, Krankheit und Armut, Schande, Spott und täglicher Klage bis an sein Lebensende bestraft. Auf seine Seele warte der Teufel, weder von den Engeln noch von Maria habe er Trost und Hilfe zu erwarten. Ohne Frauen wäre die Welt ohne Hoffnung und Trost. D Mutterschaft (145–171): Jedermann solle dessen eingedenk sein, dass er in einer Frau gewachsen ist, von ihr in Todesnöten geboren und von ihr gesäugt wurde. Das biblische Gleichnis ›Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dorn-

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strauch erntet man keine Trauben‹ (Lk 6,44; Mt 7,16) wird angeführt, um zu verdeutlichen, dass sich der Mann in der Schmähung der Frau selbst herabsetze. Der Sprecher fragt sich, was sich einer denke, der Frauen verleumde (169: Was der gedenck in seinem mút). E Schweigen (172–181): Es sei richtig, alles zu verschweigen, was Frauen verletzen könnte, und in der Hoffnung, erhört zu werden, zu schweigen. Wer diesem Rat folge, dem sei das Wohlwollen Gottes und Marias sicher. F Unbeständigkeit (182–209): Auch soll man Frauen nicht der Unbeständigkeit beschuldigen. Wenn ein Mann in der Weise um Liebe gebeten würde, wie dies den Frauen geschehe (191–194: Zitat einer formelhaften Werbung in direkter Rede), so würde fast jeder schwach werden. Daher soll man es verschweigen und unterdrücken, wenn eine Frau einem Mann, der es verdiene, Gewährung zukommen lasse. Stattdessen solle man sich vielmehr vor der Stelle verneigen, an der sich eine Frau aufgehalten habe, da jede Not durch eine weibliche Umarmung getröstet werde. G Beständigkeit (210–221): Kein Mann solle aufgeben, bis er eine Frau gewonnen habe, in deren Lob er alle Frauen preisen könne. Sie solle er ehren und nach Kräften loben, jedoch nicht prahlen. Er solle jedes Klaffen unterlassen und nicht dem Gerede glauben. H Schluss (222–234): Folge man diesen Lehren, so werde einem Trost und Freude zuteil. Glücklich und zu preisen sei derjenige, der seine Zunge so unter Kontrolle halten könne, dass er nie Übles von Frauen spreche. Schlusssentenz: Gott soll den Frauen alles Glück zukommen lassen. Para l lelen: Vgl. die Umarbeitung des Textes in B262b. – Die von Geuther 1899, 56–59, angeführten Parallelstellen aus Werken Hermanns von Sachsenheim sind zu formelhaft, als dass sich aus ihnen eine Autorzuweisung ergeben könnte. – Vgl. B349.

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B262b Lob der Frauen Umarbeitung von B262a unter Neuordnung der Beispielreihe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1480–90 (We1) Überlieferung: Nü3 82v–83v; 221 V. We1 132v–140v; 252 V.

Edition: Matter 2010b, 307–312 (synoptisch nach Nü3I und We1); Matter 2013 (synoptisch nach Pr2, Nü3I, We1 und Wi15) Literatur: siehe B262a

Beschreibung der Überlieferung: Die Hss. bieten eine Umarbeitung von B262a. Charakteristikum dieser Fassung ist die vollständige Neuordnung der den Text konstituierenden Beispielreihe. Ein Text ähnlich der in Nü3 97v–98v überlieferten Form (Nü3I, vgl. die nur in diesem Textzeugen enthaltenen Verse 257–262 = 262b, Nü3I 51–54 / We1 61–66) war hierzu Grundlage. Die Eingangspartie (A) ist ohne große Änderungen aus der Vorlage übernommen, lediglich vor dem leicht gekürzten mariologischen Schluss von A ist eine Passage aus der Textmitte der Vorlage gesetzt (We1 61–66 = B262a, Nü3I 257–262). Darauf folgt eine weitere Passage aus der Textmitte der Vorlage (We1 74–82 = B262a, Nü3I 181f. und 147–154), bevor der Text der Vorlage in fünf größeren Blöcken (We1 83–102 = B262a, Nü3I 223–242, We1 104–142 = B262a, Nü3I 183–222 [ohne 193, 203–206, 209f.], We1 147–166 = B262a, Nü3I 157–176, We1 169–186 = B262a, Nü3I 129–146, We1 190–224 = B262a, Nü3I 84–118 [ohne 82–90]) von hinten nach vorne ausgeschrieben wird. Nicht an der Vorlage orientiert ist die Schlusspartie. Nü3 und We1 unterscheiden sich vor allem dadurch, dass in Nü3 einige kleinere Passagen fehlen (We1 19–24, 56–62, 93f., 113, 116, 126–130, 145f., 195f., 239–252). Zudem bringt Nü3 einen abweichenden Schluss, in dem auch ein anderer Verfasser genannt wird: Sy haben erfrewtt gar offt mein hertz | Dz spricht Johannes frawenschertz | Von frawen ward offt mein leib gayl | Ich winsch in glick vnd ewig leben | Dz will vnß gott dörtt ewig geben. Die von späterer Hand eingetragene Autornennung in We1 (244: daz spricht mit namen ramiger) ist vermutlich aus dem unmittelbar vorhergehenden Text interpoliert. Überschrift: Nún volgt ain andrer spruch hernach (Nü3) nun ain spruch von den frawen (We1)

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Inha lt: (Nach We1) · A Exordialsentenz und Explikation (1–70): Alle Freuden, die Gott geschaffen habe, liegen in den Frauen beschlossen. Referiert wird der biblische Schöpfungsbericht (mit Benennung der Tiere): Gott habe die Frau für Adam zu fred reichem leben (30) geschaffen. Bereits beim ersten Anblick sei Adam durch seine Natur dazu gebracht worden, gut von den Frauen zu sprechen. Darin solle ihm jeder Mann nachfolgen und die Frau mit Freuden annehmen. Wer Frauen lobe, dessen Sache werde gut ausgehen. Durch das Lob der Frauen ehre man Maria und Christus. B Weitere Ermahnungen (71–103): Wer die Frauen in Unehre bringe, der missachte, dass er damit den größten Schatz, an dem alles Glück liege, schände. Ohne Frauen wäre die Welt ohne Hoffnung und Trost, da jede Not durch eine weibliche Umarmung getröstet werde. Kein Mann solle aufgeben, bis er eine Frau gewonnen habe, in deren Lob er alle Frauen preisen könne. Sie solle er ehren und nach Kräften loben, jedoch nicht prahlen. Er solle jedes Klaffen unterlassen und nicht dem Gerede glauben. C Schweigen (104–114): Wenn ihm Trost durch eine Frau zuteil werde, dann solle er ihretwegen alles verschweigen, was Frauen verletzen könnte. Wer diesem Rat folge, dem sei das Wohlwollen Gottes und Marias sicher. D Unbeständigkeit (115–142): Auch solle man Frauen nicht der Unbeständigkeit beschuldigen. Wenn ein Mann in der Weise um Liebe gebeten würde, wie dies den Frauen geschehe (125–131: Zitat einer formelhaften Werbung in direkter Rede), so würde fast jeder schwach werden. Daher solle man es verschweigen und unterdrücken, wenn eine Frau einem Mann, der es verdiene, Gewährung zukommen lasse. Stattdessen solle man sich vielmehr vor der Stelle verneigen, an der sich eine Frau aufgehalten habe. Das Lob der Frauen sei bekräftigt, da ihr Trost allen Unmut zerstören könne. E Mutterschaft (143–166): Jedermann solle eingedenk sein, dass er in einer Frau gewachsen ist, von ihr in Todesnöten geboren und von ihr gesäugt wurde. Das biblische Gleichnis ›Vom Dornstrauch erntet man keine Trauben‹ (Lk 6,44; Mt 7,16) wird angeführt, um zu verdeutlichen, dass sich der Mann in Schmähung der Frau selbst herabsetze. F Folgen des Übelredens (167–187): Wer schlecht über Frauen spreche, werde von Gott mit Kummer, Krankheit und Armut, Schande, Spott und täglicher Klage bis an sein Lebensende bestraft. Auf seine Seele warte der Teufel, von Maria habe er keinen Trost zu erwarten. Ohne Bewusstsein seiner Sünde sei er verloren. G Jesus und die Ehebrecherin (188–223): Auch Christus habe im biblischen Exempel der Ehebrecherin (ausführliche Paraphrase von Joh 8,1–11) gezeigt, dass man Frauen nicht verleumden dürfe. H Schluss (224–252): Wer Frauen schmähe, der übersehe, dass Gott dies schwer bestrafe. Wer es aber unterlasse, der könne Gottes Segen und Glück und Heil durch Maria erwarten. Maria wird gelobt und um Beistand und Befreiung von Sünden sowie um Schutz der geliebten Frau angerufen. Es folgen Autornennung (243f.: wen sie vertreipt meines hertzen schwer | daz spricht mit namen ramiger; der Name ist wohl von späterer Hand ergänzt und extra ausgezeichnet) und abschließende Segenswünsche sowie eine Aufforderung zum gemeinsamen Weintrinken.

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B263 Frauenehre Monologische Großform, in der die Notwendigkeit des Frauenpreis propagiert und in verschiedenen Formen vorgeführt wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Der Stricker Datierung: früheste Überlieferung 3. Viertel 13. Jh. (Wi1) Überlieferung: Co 292ra–302vb, 302vb–304va; 1972 V. (in zwei Teilen von 1694 V. + 288 V.) He6 283ra–293rb, 293rb–295ra; 1902 V. (in zwei Teilen von 1614 V. + 288 V.) Exzerptüberlieferung: Wi1 54vb–55rb; 102 V. Wi23 1ra–2rb; 622 V.

Edition: Pfeiffer 1849a (nach He6 und Co); Pfeiffer 1849b (nach Wi1); Kummer 1881 (nach W23); Lambel 1893 (Laa. von He6); Maurer 1927 (krit.); Moelleken 1973, 15–91 Nr. 3 (krit.); Unterkircher 1973, (Faks. von Wi23); Hofmann, K. 1976, 44–155 (nach He6 mit Laa. von Co sowie krit.) Literatur: Fischer, H. 1953, 42–62; Glier 1971, 35–41; Hofmann 1976; Räkel 1977; Rocher 1979; Ragotzky 1981, 10–38; Vogt 1985, 131–136; Schnell 1985, 70f., 466; Wallmann 1985, 249, 257; Schneider, G. 1994, 258–276, 332–336 (Anm.); Böhm 1995, 131–146; Ziegeler 2VL 9 (1995), 438–440; Ukena-Best 2005; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Der von der Forschung als ›Frauenehre‹ bezeichnete Text ist uneinheitlich und zum Teil nur bruchstückhaft überliefert. Die beiden umfangreichsten Textzeugen, die eng verwandten Kleinepik-Sammelhss. Co und He6, überliefern ihn in zwei aufeinander folgenden Abschnitten: bîspel (O) und Epilog (P) sind hier vom Hauptteil getrennt und gemeinsam durch eine eigene Überschrift als eigenständiger Text gekennzeichnet. Der größere Umfang in Co ist durch eine wohl versehentlich zweimal abgeschriebene Passage (Hofmann, K. 1976, V. 1249–1328) bedingt. In Wi1 ist nur ein Exzerpt überliefert: Hier sind zwei inhaltlich relativ eigenständige Abschnitte (D: ›Frauenpreis‹ und F: ›Kein Rittertum ohne Frauen‹) zusammengeschlossen und als eigenständiger Text überliefert. Fischer, H. 1953, 49, nimmt dies als Indiz für gesonderten Vortrag einzelner Passagen. Die Varianz zu Co und He6 ist gering. Wi23 überliefert den letzten Teil (d.i. nach der Ausgabe von Hofmann, K. 1976, V. 1321–1890) in einer eigenständigen Fassung, in der man eine zweite Autorredaktion sehen könnte (so Hofmann, K. 1976, 6f. und 10). Auffallend sind hier neben häufigen Wort- und Satzvarianzen zahlreiche eingeschaltete Verse, so nach 1410 (6 V.), 1446 und 1458 (jew. 2 V.), 1478 (20 V.), 1564 (4 V.), 1632 und 1642 (je 2 V.), 1646 (8 V.), 1652 und 1708 (je 2 V.), 1734 (16 V., davon die letzten 8 als Umstellung

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von 1757–1764), 1798 (4 V.), 1808, 1832 und 1866 (je 2 V.) (Verszählung nach der Ausgabe von Hofmann, K. 1976; zu den Details der Überlieferungsvarianz vgl. den Apparat ebd.). Überschrift: Ditz ist von der vrowen ere die die werlt zieret sere (Co; gleichlautend in He6) Der frawn lob (Wi23) Inha lt: (Nach der kritischen Ausgabe von Hofmann, K. 1976) · Die Gliederungsabschnitte sind im Text z.T. durch metatextuelle Passagen (Publikumsapostrophen, kurze Binnenprologe u.ä.) markiert. Die thematische Einheit der Abschnitte jedoch lässt sich wegen des häufig assoziativ vorangetriebenen Redeflusses nicht immer klar erkennen. A Prolog (1–180): In einem einleitenden Streitgespräch mit seinem Herzen begründet der Sprecher seine Weigerung, weiter zu dichten, mit einer Zeitklage: Die Freudigen seien tot, und er sehe sich nicht in der Lage, denen, die jetzt ohne Freude leben wollten, Freude zu geben. i Das Herz widerspricht: Er solle diejenigen loben und für sie dichten, die noch in hohem muote sten (13). Dadurch könnten auch andere ›bekehrt‹ werden: nu lobe si unz si guot sin (12). i Der Sprecher beklagt die Innovationssucht des Publikums: Dichten lohne sich nicht, da ein Gedicht bereits nach zwei- oder dreimaligem Vortrag als bekannt und alt abgelehnt werde. i Das Herz wendet ein, dass deutsche Dichter bisher immer Abwertung erfahren hätten. Dies sei aber notwendig, damit das Neue überhaupt einen Wert erhalten könne; sonst sei ja auch er als ein neuer Dichter nichts wert. Er solle folglich den Publikumsbitten nach neuen Werken nachkommen (73f.: so bistu niuwe unde wert | sit man niuwer mære gert). i Der Sprecher gibt seine Weigerung im Prinzip auf. Dennoch wolle er etwas dichten, was möglichst lange währe. i Das Herz rät ihm, das Lob der vrouwen [im Folgenden: ›Frauen‹] zum Thema zu machen (85), und gibt eine dichtungstheoretische Anweisung: ›Hohe Sinne‹ solle dies Frauenlob haben, zugleich müsse es aber kontrolliert sein, daz ichz niht vliegen laze | nach sinem wilden muote (88f.). Die Langlebigkeit eines Frauenlobs wird damit begründet, dass es Anerkennung finde sowohl bei den Treulosen (die das Frauenlob schätzten, um von ihrem Fehlverhalten abzulenken) als auch bei den wahren Liebenden (die darin ihre Liebe verherrlicht sähen). i Mit folgendem Widerspruch geht das Streitgespräch an dieser Stelle (110) ohne eindeutige Zäsur zu Ende: Der Sprecher will es zum einen seinen Sinnen nicht verübeln, nicht seinem Willen zu folgen; zum anderen insistiert er, dass ihre Ausformung (114f.: einvalt […] manicvaltic) auf ihn zurückgingen (117: swaz sie hant das han ouch ich). Er lehnt eine Dichtung ab, die sich an den möglichen Erwartungen eines Publikums orientiere. Selbst der ganz negativ eingestellte Zuhörer solle erst einmal anhören, was der Sprecher zu sagen habe; in fingierter wörtlicher Rede wird der Spott eines solchen Neiders wiedergegeben: Er (138: der Strickære = Autorname) sei zum Frauenlob nicht geeignet, da er die Damenwelt nicht kenne, wohl aber Pferde und alt gewant (144). Als Gegenargument führt der Sprecher eine geistliche Analogie an: Viele würden Gott loben, obwohl man ihn nicht sehen könne; und er habe schon

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oft edle Damen gesehen und über ihre Tugenden reden hören. Diese Reden wolle er noch überbieten (Aemulatio). Er klagt über die zahlreichen Frauenfeinde, welche die Ehre der Frauen in Verruf brächten, und verwünscht sie. Er will sein Frauenlob anheben, um die Ehre der Frauen zu befördern, die Gunst der Rechtschaffenen zu erwerben und den Frauenfeinden zu schaden. Endmarkierung: alsus hebet sich ditz buoch (180). B Die Gnade der Frauen (181–301): Der Sprecher verflucht das Auge, durch das ein falsches Herz die Frauen betrachtet. Könnte man den Wert der Frauen vollständig erfassen, sollte schulmäßig gelehrt werden, welche Freude Frauen geben können. Es sei ein altes lobelichez reht (200), dass jeder, der das Lob der Frauen zu sprechen vermöge, die Frauen loben solle. Gott habe den Frauen vröude, sælde und ere (205) eingegeben. Die daher von den Frauen ausgehende ›Gnade‹ (206, 209, 211, 219 usw.) sei durch keinen Dienst aufzuwiegen. Den Einwand, man könne ja selbst das Reich Gottes verdienen, könnten nur diejenigen erheben, denen diese Gnade nicht zukomme. Die eigenen (vielleicht missverständlichen, vgl. 214: ich spreche unmeisterlich) Worte präzisierend führt der Sprecher aus, dass den Frauen, nach Gott, die höchste Gnade zukomme. Gott habe sie ihnen verliehen, woraus die Pflicht zum Lob der Frauen resultiere. Kein Mann könne durch Dienst an diese unvergleichliche (231: ungenoz) Gnade heranreichen, doch wer nach ihr strebe, könne selbst Ehre und Ansehen erwerben (Veredelung durch Minnedienst). Im Folgenden geht die Rede in eine Personifikationsallegorie über: Durch ständiges Lob der Frauen solle derjenige, welcher der werlde süeze (270) liebe, zu einer Höhe aufsteigen, auf der ihm ›Frau Hulde‹ begegne und von ihm den spiegel siner werdikeit (279) empfange. Diesen reiche sie dann an die Königin ›Frau Gnade‹ weiter. Seine Absichten würden auf der Waage des Glücks gewogen. Wenn die Königin ihn für gut befände, würde sie ihm sælde (293) geben und ihn mit der Krone vröude (294) krönen. Wessen Leid solchermaßen vergolten werde, so der Sprecher, der müsse ihn im Lob der Frauen unterstützen. C Rechte Frauen, rechte Minne (302–428): Der Sprecher verdeutlicht, dass er mit seinem Lob nur auf diejenigen Damen ziele, die sich stæte in hohem muote (309) halten und die rechte Minne verfolgen. Diese Minne sei von keinen Feinden zu überwinden, gehe vom Herzen aus und könne Schlösser, Wände, Mauern und alle huote (332) durchbrechen. Oft sei allerdings Armut ein Trennungsgrund: Für Adlige und Wohlhabende sei die Minne leicht, ihr stünden keine materiellen Hinderungsgründe entgegen, keine leidvolle Trennung sei nötig – geschieden würden diese Liebenden nur durch den Tod. Einer Frau, die nach rechter Minne strebe, solle man das höchste Lob zukommen lassen. Da sie durch Begnadung dirre werlt krone (364) verleihe, sei auch ein die gesamte Welt (Meer, Erde, Luft) erfüllendes Lob keine Übertreibung. Leider würde viel Kritik geübt, viel Gutes verschwiegen. Man solle stattdessen von den Frauen sprechen, in denen das Leben der werlt kint (384) zur Blüte komme. Im Vergleich mit dem Lob der Natur arbeitet der Sprecher die Besonderheit der Frauen heraus: Anders als das Lob von Sommer, Feld, Wald und Blumenschein könne sich das Frauenlob auf ein beständiges, dauerhaftes Phänomen stützen (Jahreszeitentopos). Auch die Kraft des Anblicks der Frauen (der von ihrem Glanz erfüllte Mann glaubt sich im Paradies) sei nicht mit der des Mais zu vergleichen, kein Vogelgesang

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reiche an die lieblichen Worte der Frau heran. Metatextuelle Überleitung: Der Sprecher will, bevor er mit der Rede zu einem Ende kommt, den Zuhörern die Frauen noch vorteilhafter erscheinen lassen. D Frauenpreis (429–510): Er gibt eine Definitionsreihe zum Wesen der Frau (anaphorische Reihung ab 434: si sint…; die Frauen werden darin u.a. als ›Krone der Freude‹, ›Ursprung des höfischen Benehmens‹, ›Säule der Frömmigkeit‹, ›Vogt der scham‹, ›Meister der Tugend‹ etc. gepriesen). Er preist denjenigen selig, der die Tugenden der Frauen vollständig erfassen kann, glaubt aber, dass es unmöglich sei, die Frauen angemessen zu loben: Zunächst mangle es ihm an Fähigkeit dazu (482: ich bin so sinneriche niht), dann aber erfordere das rechte Lob, dass man unablässig damit fortfahre (Perpetuierung des Minneredens). Dies werde leider als Wahnsinn gedeutet (Reim in 491f.: lobete : tobete; vgl. auch 1819f.), weshalb oft Frauenlob unterbliebe, welches aufgrund der Vorzüge der Frauen eigentlich gefordert sei. Es folgt (in sieben anaphorisch mit sit einsetzenden Verspaaren) eine Reihe der Vorzüge, mit denen die Notwendigkeit des Frauenlobs begründet wird (495–508). E Vom Mann geforderte Tugenden (511–568): Wer die Gunst einer rechtschaffenen Frau erlangen wolle, der müsse zugleich Alter (Weisheit) und Jugend (Freude) in sich tragen (puer senex). Erfolg verspreche die Kombination von bestimmten Tugenden bzw. Verhaltensweisen (z.B. milte bei der maze, vröude bei der minne, vuoge bei der schame). Erwirbt ein solchermaßen tugendhafter Mann die Gunst einer Dame, so sei ihm das zu gönnen – selbst eine Königin könne ihm ihre Gunst dann nicht versagen, auch wenn sie wisse, dass sein Dienst nicht so groß sein könne, wie er es anstrebe. F Kein Rittertum ohne Frauen (569–588): In einer Reihe rhetorischer Fragen macht der Sprecher deutlich, dass es ohne Frauen kein ritterliches Handeln und keine höfische Lebensart geben könnte: Die Männer würden ihr Interesse an Kampf und Gesellschaft verlieren (ironische Einschränkung 584–586: ezn wære daz ez geschæhe | in einer taverne | diu würde ein leitsterne). G Wert der Frauen (589–640): Die Erschaffung der engelsgleichen Frau beweise Gottes Liebe zur Ritterschaft. Die Frauen seien der werlt bluomen (598), ihre Schönheit überstrahle jede Krone und jedes noch so kostbar geschmückte Gewand (605–618: Beschreibung eines u.a. mit Bildern der gesamten Schöpfung verzierten Kleides), sie seien mehr Wert als alle weltlichen Güter. Dieser Wert ergebe sich aus ihrer Ehre und dem Nutzen, den sie der Welt bringen. Der dienstbereite Mann solle daher dem Frauenlob aufmerksam zuhören. Der Sprecher kündigt an, die Aspekte der Ehre und des Nutzens zum besseren Verständnis weiter auszuführen. H Ehre der Frauen (641–785): Die Ehre, die zu ritterlichem Leben führe, sei von den Frauen verliehen. Die Rittertugenden (Katalog der Rittertugenden 645–655) seien die Waffen des Ritters, die dieser tragen solle, um die Frauen zu ehren – und damit auch sich selbst. Die Tugenden (genannt wird hier die Trias zuht, milte und manheit 671, vgl. auch 689) bedürften großer Anstrengungen, aber durch die Minne würden diese leichter gemacht. Wer die Tugenden ablehne, lehne auch die Minne ab – und sollte von den Frauen auch nicht erhört werden. Ebenso sollten sich die Frauen vor den zahlreichen Heuchlern (711: gelichsenære der ist vil) in Acht nehmen, die ihre Liebe nur vortäuschten. Da sie allein aus dem Betragen ihr gegenüber keine Sicher-

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heit über sein Wesen erhalten könne, solle die Frau erst prüfen, wie er sich anderswo, privat und öffentlich, verhalte (genannte Kriterien 720: beidiu zuht, werc unde wort). Erst wenn er sich solchermaßen geprüft als wert erweise, solle sie an Lohn denken. Der Sprecher warnt die Frauen vor ehrlosen, betrügerischen und prahlerischen Männern, die alles dafür tun, anderen durch üble Nachrede zu schaden und Liebesverhältnisse zu zerstören. Der rechte Minner hingegen leide lieber selbst, bevor er anderen Schaden zufüge. Er verehre die Frauen dafür, dass sie ihm Ehre verleihen, und ehre sich damit selbst. Metatextueller Abschluss und Ankündigung des folgenden Themas (783–786). I Nutzen, der von den Frauen kommt (786–842): Sie sind ›Leidvertreib‹ für die Männer. Die höfische Welt entstehe und könne nur durch die Freude leben, die Freude sei ihr Herz. Da alle Freude von den Frauen herrühre, sei eine Welt ohne Frauen eine Welt ohne Herz und damit tot. Alle Werte entstünden nur durch die Frauen, alle Zierde mit Tugenden und Kleidern geschehe um ihretwillen. Dieser existenzielle Nutzen der Frauen für die Welt (837: diu werlt ist von den vrouwen komen) könne durch keinen Dienst aufgewogen werden. Metatextuelle Überleitung (842). J wîp und vrouwe (843–928): Der Sprecher geht auf den Einwand ein, dass er den Begriff vrouwe hier inflationär einsetze auch für solche, die gar keine edlen Damen und Herrinnen seien (858f.: ob ich den vrouwen namen gebe | der vrouwen mache ich ze vil). Er hält dagegen, dass die Begriffe vrouwe und wîp zwei Aspekte einer Person bezeichneten (861: ein vrouwe und ein wip | wol beide habent einen lip). Es gebe vrouwen, die diese Bezeichnung aufgrund ihres Standes trügen, die sich aber nicht schämen sollten, gleichzeitig zu den wiben gezählt zu werden. Daneben gebe es Frauen, die zwar mittellos und nicht von adliger Geburt seien, die sich aber dennoch auf die Tugenden ausrichteten (eingeschobene Zeitklage 890–901: Heute gelte der Besitz leider mehr als die Ehre): Auch diese Frauen trügen die Bezeichnung vrouwe zurecht, als Form der Auszeichnung ihrer Tugendhaftigkeit. Adlige Damen sollten dagegen die Bezeichnung wîp mit Freude tragen, da sich mit ihr die weiblichen Tugenden güete | kiusche und diemüete (923f.) verbänden. K Leben in der Welt und Weltabkehr (929–1068): Metatextuelle Einleitung. Der Sprecher möchte das Diktum daz diu werlt von vrouwen lebe (930) mit Ausführungen zum Wesen des Lebens in der Welt explizieren. Kritik an Altklugheit (934–938). Zunächst zählt er verschiedene Arten von Menschen auf, die von der Welt und damit der Freude geschieden sind: 1. Menschen, die sich aus religiösen Gründen von der Welt abkehren; 2. vom Teufel zur Habgier Verführte; 3. Untreue; 4. Traurige; 5. aus Faulheit Untugendhafte; 6. Toren, denen jegliche menschliche Urteilskraft fehle (995: si lebent vil nahen als ein vihe). Erstere hätten trotz ihrer Weltabkehr dennoch Anteil an den wertverleihenden Tugenden (Tugendkatalog 1013–1018), während die vom Teufel Verführten auf ewig verflucht seien. Der Sprecher benennt nun die werlde kint (1041), die nicht von der Welt geschieden seien: zuerst die Frauen, die sich auf die Tugenden ausrichteten (Tugendkatalog 1053–1058) und deren Liebe das Leben versüße. ›Weltkinder‹ seien aber auch die Männer, die diese Liebe zu erringen trachteten. L Tugendbaumallegorie (1069–1467): Der Sprecher führt zunächst in mehrfacher Variation aus, dass die Bezeichnung vrouwen vom Verhalten und der Aufgabe der

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Frauen herrühre, nämlich von vröuwen (Etymologie vrouwe–vröuwen). Die Tugenden der Frauen seien so zahlreich, dass man sie genauso wenig überblicken könne wie einen Wald aus unzähligen Bäumen. Einen solchen Wald könne man nicht erschöpfend loben, nicht einmal einen einzigen Baum (Unsagbarkeits- und Bescheidenheitstopos 1110f.: ichn möhte in als ich solde | mit lobe niht volprisen). Als ein einer, der der tugende walt (1106) gesehen habe, will der Sprecher das Lob dieses Waldes, dessen Bäume unerschöpflich mit Tugendfrüchten beladen seien, zumindest nach bestem Vermögen versuchen. Eingeschobene Belehrung der Männer, die vorher Gesagtes wiederholt (1142–1166): Da der Mann Tugenden und Leben nur durch die Frauen habe, solle er das mit Lob danken. Wer der Gunst der Frauen dagegen absage, könne keine Ehre erlangen. – Die vollkommene, mit reinem Willen nach Tugend strebende Frau, deren Schönheit den Körper und deren güete ihr Herz krönt, bezeichnet der Sprecher als ›Meister der Jugend‹ und ›Baum der Tugend‹. Der Tugendbaum wird dann in seinen Eigenschaften als idealer Baum beschrieben: frostbeständig, allzeit voller Blüten und unerschöpflich mit Früchten beladen (die niemand ohne Erlaubnis des Besitzers ernten dürfe), starke Äste, ausladende Zweige (1199: die wahsent maniger mile wit), die immer voller Laub stehen. Metatextueller Hinweis auf den Beginn der Allegorese, in welcher der Tugendbaum auf die Frau ausgelegt werden soll (1204: uz ieslicher rehten vrouwen  | wil ich einen boum machen): Der Stamm sei ihr lieblicher Körper. Die davon abzweigenden Äste seien die Tugenden. Genannt werden zuht (mit besonders zahlreichen Zweigen) und scham (mit besonders schönen Zweigen), darüber triuwe. Die Baumkrone bilde die minne als alle anderen Tugenden dominierende küniginne (1260). Das Bild der Minne als herrschender Tugend wird weiter ausgeführt: Sie lenke die Tugenden, verleihe der Gemeinschaft der Tugenden erst ihre Kraft, stehe ihnen bei, ziehe sie aber auch immer zu Rate. Seine Schönheit erhalte der Baum durch diesen ›Hauptast‹, aber auch durch die diesen zierenden und an seiner Ehre teilnehmenden Nebenäste. Diese Schönheit dringe durch die Augen in das Herz des Mannes. Nach den Ästen, die die Haupttugenden darstellen sollten (1292: daz sint die houbethaften tugent), welche die Frauen erst zu vrouwen machen, beschreibt der Sprecher die Zweige (1312 auch als der este kint bezeichnet): Sie stünden für Kommunikation, für das Tugendlob, das sich wie weit ausgestreckte Zweige im ganzen Land verbreiten solle. Eingeschobene Zeitklage über die mangelhafte Art, die Frauen zu loben (1299–1311). Das immergrüne Laub stehe für die beständige Tugendübung, sorge also für die Beglaubigung des Lobes (mehrfache Paronomasie gelouben – loub 1328–1331, 1334f., 1338). Die Blüten seien gleichzusetzen mit der Schönheit der Frauen, die ihnen aus ihrer Tugend zuwachse. Die Früchte (›Obst‹) schließlich seien die liebende Hingabe der Frau. Diese Minneerfüllung könne man nicht erzwingen. Nur der Mann, der äußerliche Schönheit mit Lob verbinde (1380f.: der muoz ir ougen vil wol | und ir oren gevallen), könne die Frucht ernten. Weder der Besitz des Baumes noch der der Früchte allein, sondern erst die Verbindung von beidem verschaffe dem Mann höchstes Glück. Im Zustand der gegenseitigen Minne (impliziert ist nach der vorhergehenden Definition wohl ein Zustand ehelicher Liebe) bewirke die zuht der Frau, dass der Mann nicht in Sünden verfalle, ihre scham bewahre ihn davor, etwas zu tun, was der Frau nicht

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minneclichen zimt (1409; ehrenhafte Minneerfüllung). Ihre minne tröste ihn und sorge für seine Hochgestimmtheit, während ihre schœne ihn im Herzen erfreue. Die innere und äußere Anschauung bringe ihn zur beständigen bewundernden Betrachtung der von Gott verliehenen Frauentugenden (Tugendkatalog 1429–1434). Nur wenn der Mann sich den Forderungen der Tugenden unterwerfe und sich solchermaßen ethisch-moralisch bewähre (Allwissenheit der Dame bezüglich möglicher Verfehlungen 1438–1443), könne er die Frucht des Baumes bewahren. Die von der Frau an ihm geübte verantwortungsvolle Liebe sei allerdings noch größer und durch keinen Dienst zu vergelten. M Poetische Reflexion (1468–1505): Alle Dichtkunst habe es bisher nicht vermocht, all das mit den Frauen verbundene Gute vollständig zu benennen. Sein Lob, so der Sprecher, sei nur ein Anfang. Er wolle es, trotz der Kritik von Frauenfeinden, bis an sein Lebensende erweitern und fortsetzen. Der Sprecher treibt den Unsagbarkeitstopos im Folgenden auf die Spitze (Hyperbolik): Auch wenn alle Männer mit ihm am Lob der Frauen dichteten, könnten sie dennoch in ihrem ganzen Leben nicht alles Lobenswerte zur Sprache bringen. N Verfall der Rittertugenden (1506–1614): Alle Männer unterstünden der Macht der Frauen. Selbst das Sprichwort gedanke die sint vri (1513) werde widerlegt, wenn ein Mann nur noch an die geliebte Frau denken müsse. Der Sprecher hebt den festigenden, zivilisatorischen Einfluss der Frauen auf das Denken der Männer hervor (1524–1527: daz ist ein schœner vrouwen list, | daz si den wilden gedanken | ir vriheit und ir wanken | also benemen kunnen). Dann holt er zu einer längeren Apologie der ritterlichen Tugend aus: Früher hätten die Ritter der Frauen wegen große Anstrengungen unternommen. Dann aber hätten einige, unzufrieden über die hohen Anforderungen, die Bewährung im Frauendienst aufgegeben. Während die Frauen nie in ihrer Tugend nachgelassen hätten, trauten sich die Ritter ihrer unstæte (1557) wegen nicht mehr zu werben. Um die von Gott gekrönten Frauen dürfe nur ein untadeliger Ritter werben. Wer sich hingegen der erelosen minne (1585) hingebe, der verliere alle vröude. Auf den möglichen Einwand, er trete den Rittern damit zu nahe, rechtfertigt sich der Sprecher, dass er nur die Schuldigen meine, von denen es mehr gebe als allgemein angenommen. Ohne Namen zu nennen, wolle er eine Geschichte erzählen, die helfen solle, Schuldige und Unschuldige auseinander zu halten. O bîspel vom Ackermann (1615–1804): Ein Bauer ist neidisch auf die blühenden Felder der anderen Bauern. Weil er vorauszusehen meint, dass es bei der Ernte zu viel Korn geben und der Wert des Korns verfallen wird, mäht er sein Feld in der Blüte ab. Gegenüber seinen Freunden und Verwandten rechtfertigt er dies mit dem Missverhältnis von viel Aufwand und wenig Nutzen, schließlich gebe es ja Korn genug. Andere faule Menschen folgen seinem Beispiel, wieder andere aber tragen die Sache vor einen Richter. Dieser entscheidet, dass niemand den Arbeitsunwilligen Korn geben solle. Man solle sie verhungern lassen, um deutlich zu machen, dass man sich mit solchem Verhalten nur selbst schädige. Die Auslegung beginnt mit einer Aufforderung, diesem Urteil zuzustimmen (1691–1705). Dann wird das bîspel auf die Welt ausgelegt: Das Korn sei die vröude. Wer diese verderbe, der solle fortan gerechterweise auch freudlos bleiben (Katalog der Wirkungen der vröude 1725–1732). Wollte

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man auf die Frauen verzichten, die Welt ginge zugrunde wie eine Welt ohne Korn. Ritter und Frauen sollten dagegen Vorbilder in der vröude sein, die ungevüegen (1748) sich schämen, so unritterlich zu sein. Niemand solle diesen Rittern, die wie der faule Bauer handelten, entgegenkommen, und in dieser Versagung solle ihnen ihre hochmütige Ablehnung der vröude bitter werden. Der Sprecher betont abschließend die Heillosigkeit desjenigen, der den Frauen Schlechtes nachsagt oder tut, die vröude stört, die Frauen kränkt, verspottet und ihnen seinen Schutz vorenthält. P Epilog (1805–1902): vröude und Welt seien zwei Bezeichnungen für dieselbe Sache: Wer sich ihnen unterwerfe, der erkenne auch die Wunder, die aus den Tugenden der Frauen entsprängen. Der Sprecher bekennt, dass sich die Frauen durch ihre Taten weit besser gelobt hätten, als er das könne. Man dürfe sein unvollkommenes Lob auch nicht für die ganze Wahrheit halten (Captatio Benevolentiae, Bescheidenheitstopos). Er selbst berichte über die Frauen nur aus zweiter Hand (1846–1849: Mir ist rehte als einem man, | der über mer nie bequam | und sagete iedoch als er vernam, | swaz dort ienhalbe was geschehen): Ihre Liebe habe er nie erfahren (nicht-involvierter Ich-Sprecher!). Wenn er dennoch aus dieser Distanz schon mehr Lobenswertes finden könne als zwanzig dichtende Männer, könne man ermessen, wie groß ihr Lob wirklich sein sollte. Er selbst bezeichnet sich als ein volles Fass, das beständig Frauenlob hervorbringt, ohne leer zu werden, und betont, dass er seine Informationen nur durch Hören und Sehen gewinne. Ein Frauenverächter müsse immer freudelos bleiben, folgte ihm die ganze Welt nach, sie müsste verderben (Rückbezug auf die Auslegung des bîspel). In einer predigthaften Publikumsapostrophe (1893: vil sæligen kint) bezeichnet der Sprecher die Frauen als der ander got der werlde (1894). In abschließenden Heischeversen verspricht er weiteres Frauenlob, wenn seine Armut gelindert werde (1901f.: armuot kan wol zestœren | daz ze vröuden solde hœren). Para l lelen: Im einleitenden Gespräch zwischen Herz und Sprecher und den Tugendkatalogen lassen sich ggf. Reflexe von B48 (Streitgesprächssituation; Kräuterzauber aus Karlingen etc., vgl. die Auflistung der Parallelen bei Hofmann, K. 1976, 207–211) erkennen.  – Zu den vielfältigen Bezügen zu höfischem Versroman, Minnesang, Spruchdichtung und didaktischer Literatur vgl. ausführlich Hofmann, K. 1976, 172–222; speziell zu den Vorbildern der Tugendbaumallegorie vgl. Ukena-Best 2005, 548–550

B264 Frauenschönheit

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B264 Frauenschönheit Topische Frauenbeschreibung, die ihre eigene Gemachtheit betont (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Mihm 1965, 420f.

Datierung: Überlieferung 3. Viertel 13. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 55; Achnitz 2003b, 243; Janota 2004, 323f.; Lieb 2005, 149, 158; Matter 2011, 148; Matter 2013

Überlieferung: Wi1 155ra–155va; 54 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert innerhalb einer kleinen Minneredengruppe der Hs. Wi1. Überschrift: Lat ivch sin niht vsdriezzen (Wi1) Inha lt: Ein kurzer, nicht narrativer Rahmen (1–4; 51–54) umschließt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung einer Dame nach dem A capite ad calcem-Schema: Haare (7), Stirn (9), Kopf (10), Augenbrauen (14), Wangen (17), Nase (19), Mund (25), Zähne (27), Zunge (28), Hals (29), Arme (31), Hände (33), Finger (34), Brust (38), Taille (41), Beine (47), Füsse (49). Die Partie zwischen Bauch und den Knien bleibt ohne genaue Benennung. Der Sprecher betont mehrfach die Konventionalität und Gemachtheit des Beschriebenen (2f.: ich wil iv ergizen | ein schone ivncfrowen; 5: ich wolde, daz si haete; 54: Sus chan ich frowen giezen). Para l lelen: Einzelne Verse dieser Rede erscheinen in derselben Reihenfolge in B243, teilweise allerdings so stark variiert, dass nur das Reimwort unverändert bleibt: B264 1–4 = B243 3–6; B264 9,11f. = B243 8–10; B264 21f. = B243 15f.; B264 29f. = B243 21f.; B264 37f. = B243 23f.; B264 43f. = B243 28f.; B264 47–50 = B243 32–35. Vgl. zu den engen textuellen Beziehungen der vier Streitgespräche B239, B243, B244 und B264 die in den Beiträgen zu B239 und B243 gegebenen Hinweise.

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B265 Frauendienst und Minnedienst

B265 Frauendienst und Minnedienst Kurze Reflexion über die Schwachheit der Frauen und den Minnedienst Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1348

Literatur: Glier 1971, 186f.; Brandis 2VL 2 (1980), 862; Matter 2013

Überlieferung: Mü11 119r; 14 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einer kleinen Minneredengruppe in einer Sammelhs. mit geistlichen und weltlichen Kurztexten. Brandis gibt in 2VL fälschlicherweise Cgm 713 (Mü9) als Überlieferungsträger an. Brandis vermutete 1968 in seinem Verzeichnis, dass diese 14 Verse »als Schluss« zur Minnerede B65 gehören könnten, die ebenfalls unikal überliefert ist, nimmt diese Vermutung aber 1980 wieder zurück. Der Schreiber der Hs. markiert mit Lombarde am Textanfang klar einen neuen Text. Bemerkenswert ist, dass die 14 Verse genau den verbleibenden Platz des Blattes ausfüllen, sodass der nachfolgende Text (B474, der als Totenklage zudem ein anderes Themenfeld besetzt) auf einer neuen Seite beginnen kann. Es handelt sich also eher um einen Schreiberzusatz. Überschrift: – Inha lt: Wer sich über die Schwachheit der Frauen auslasse, tue unrecht, denn die weibliche Kraft habe so manchen mutigen und kampferprobten Mann in ihre und der Minne Gewalt gebracht. Man sei jedoch in der Liebe nicht den Damen untertan, vielmehr sei es so, dass man der Liebe diene, indem man den Frauen diene.

B266 Von einer Amme

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B266 Von einer Amme Umfangreiche, wenig strukturierte allegorische Minneklage und Minne- und Adelslehre mit mystischen Anklängen (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1483 Überlieferung: Wi4 44r–58r; 157 Str. (1099 V.)

Edition: Mareiner 1993, 192–297 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 252–256; Glier 2VL 1 (1978), 331f.; Strohschneider 1986, 48 Anm. 90, 69f., 257 Anm. 30

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden-Sammelhs. Wi4 im Kontext ähnlicher Minnereden. B266 ist offenbar Schlusstext einer möglicherweise von demselben Verfasser stammenden Trias (B392, B502, B266; vgl. Parellelen). Überschrift: – Inha lt: A Die Zeichen der Minne (Str. 1–13): In direkter Anrede an die Geliebte bittet der Sprecher um Lohn und Linderung seines Leidens (vorstellbar ist auch, dass nicht die Geliebte, sondern Maria an dieser Stelle apostrophiert wird: 1,1–3: Min ainigs, güttige, | du aller liebstes ain, | nurr ain min gwalltige; vgl. 3,4–6: du werde magt in werder jugent, | magt aller ern, bar aller missewennde, | magt, magt in minem hertzen; die Konjekturen Mareiners wurden hier übernommen, sie müssten allerdings von zukünftiger Forschung kritisch hinterfragt werden). In der damit verbundenen Minne- und Tugendreflexion dominiert eine komplex entfaltete zeichen-Metapher: Die neun Zeichen seien immer bei ihm und der Anfang der Worte sei gesetzt; die Zeichen seien mit Tugenden versehen; die lange Liebe erinnere ihn an die Vortrefflichkeit der Zeichen, auf die er niemals verzichten könne; es handle sich um Zeichen der Liebe (Wundmale Christi?), durch die er sein Herz Gott widmen wolle; oft müsse er weinen, wenn er die unaussprechlichen Tugenden der Zeichen rühmen höre; ohne das Zeichen sei er blind; auserwählte Zeichen kommen von Gott, mit den begnadeten Zeichen könne man sich vor den bösen schützen; er verlange nur, den Zeichen in Treue zu folgen usw. B Amme-Kind-Allegorie (Str. 14–78): Der Sprecher bereut seine Jugend ohne Lehre und Speise der Zeichen und dankt Gott, dass diese ihm doch erschienen seien. Die rechte Lehre bringe das Glück: So sauge das Kind die Tugend aus der Brust einer edlen Amme. Durch die liebevolle Erziehung werde seine angeborene, böse Art beseitigt, sodass es auf die Missetat angeborener Schuld (18,7: aller missthaut angeerbter schullde) verzichten könne (Befreiung von der Erbsünde?). Die Erziehung der edlen

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B266 Von einer Amme

Ammen erfolge durch die Minne, die beständig mache und ohne die weder Alte noch Junge erzogen werden könnten. Ihm selbst sei die Speise edler Ammen nicht gewährt worden, doch habe er ihre Lehre empfangen. Daher rate er zu Dankbarkeit und ausschließlicher, treuer Liebe zur Amme bis ans Lebensende. Die Amme ermögliche dem Kind die Erlangung der Gnade Gottes. Die Amme des Sprechers sei schön und jung und vertreibe alles Böse aus ihm, deshalb wolle er sich an ihre Lehre halten. Er preist sie als ›Schrein‹ (29,1: sarch) der Tüchtigkeit und Ehre, die eine Arche für den Guten baue, als Nährmutter und edles Vorbild und betet um die Verlängerung ihres Lebens und die Abwendung ihres Kummers. Er richtet seine Lehre an edle Kinder: Nur der Dienstmann der Minne dürfe die Minnewaffe mit Ehren tragen, die nicht durch Geburt, sondern durch Erziehung erreichbar seien (Tugendadel). Der Amme solle man mit Liebe vergelten, weil man sich die Liebe niemals ohne Zinsen borge. Wer liebevoll erzogen worden sei, sollte sich immer beherrschen, auch wenn er die Krone des Reiches bekäme (73; Kaisertopos). Böse Menschen können aber den Wert der edlen Amme nicht erkennen. C Adelslehre (Str. 79–115): Anrede an Fürsten, Grafen und Herren: Adlige sollen gute Ammen haben, wenn sie edler werden wollen, denn ihre Erziehung steht in den Händen der Ammen. Sie sollen sich um Tugendhaftigkeit bemühen (zentral ist dabei die Lehre um die Beständigkeit), damit die Amme ihre Erziehung an ihnen erkenne. Wer sich der Erziehung einer edlen Amme freiwillig unterwerfe, vermehre sein Ansehen und seinen Ruhm. Zwar sei die Kunst, die von der Lehre der Amme ausgehe, nicht vielen bekannt (92,5: man vindt niht vil doctor darinn genennet), doch könne sie durch Minneverlangen schnell erlernt werden. Der Sprecher postuliert die Überlegenheit der Amme über manche Meister und verwünscht die lehren Worte und die treulose Kunst. Genauso wie das Buch des Rechts ›Dekret‹ (96,1: decret) hieße, gebe es in der Minne das Buch ›Sekret‹ (96,3: secrett), dessen Lehren in Stille befolgt werden. So sei die Liebe der Ammen ein Lehen und solle das Herz erfüllen und den Mund verschließen (99), weil die heimliche Liebe die beste sei. Außerdem solle die Scham der nächste Nachbar der Liebe sein (107). Der Sprecher beteuert, er habe die edle Speise seiner Amme täglich im Mund und spüre ständig ihren Duft. Unter dem mangelnden Tadel ihrerseits leide er, weil er durch Tadel ihren Willen umso besser erfüllen könne. Ein Leben nach ihrem Willen schütze im Diesseits und im Jenseits vor Schande. D Liebesbekenntnis und Preis der Amme (Str. 116–145): Der Sprecher wolle die Werke der Barmherzigkeit an der Amme vollbringen (vgl. Mt 25,31ff.), fünf werden genannt (die Reihenfolge entspricht nicht der biblischen Vorlage): 1. (116) sie in der Liebesklause seines Herzens beherbergen (=den Fremden beherbergen); 2. (117) sie mit Lob bekleiden (=den Nackten bekleiden); 3. (118) sie speisen mit guter Rede (?) (=den Hungrigen speisen); 4. (119) ihr den Schweiß seines Dienstes zu trinken geben (=dem Durstigen zu trinken geben); 5. (120) sie tief in seinem Herzen begraben (=die Toten begraben), damit er in ihrer Liebe zu Asche werde und mit ihrer Liebe auferstehe.  – Zuerst in direkter Anrede, dann in dritter Person lobt der Sprecher die Vorbildlichkeit der Amme, ihre Würde und heilbringende Wirkung, ihre innere und äußere Schönheit und ihre edle Gesinnung: Sie verdiene die Reichsinsignien

B267 Neujahrsgruß an die Frauen

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(121,7: kaysers zepter unnde apffel), sei ein Tempel des Guten und habe ganzen Anteil am Gral. Bei ihr liege der Schatz der Ehren verborgen. Zugleich verflucht er die Prahlerei und falsche Rede schlechter Kinder, die ammen unnd werden togken (Puppen) (132,7) schade. Die Amme sei ohne Gefieder in sein Herz hineingeflogen, so dass er ihrem Engel dienen wolle, um ihre Liebe nicht zu verlieren. E Auslegung der Allegorie und Schluss (146–157): Reflexion über die empfangene Lehre und ihre Träger (Herstellung der Verbindung der ersten drei Minnereden aus Wi4): Zuerst habe der Schatz den Sprecher zur Tugend bekehrt, so dass er als Toter und Lebender bei ihm bleiben wolle (vgl. B392). Oft habe er die Zeit mit der Beizjagd auf Fasane verbracht, nur um den Fasan betrachten zu können (vgl. B502). Eine tugendhafte Frau gleiche dem Schatz, dem Fasan und der edlen Amme. Ihr rät der Sprecher, immer auf der Hut zu sein (155,4–7: vaßhuon, daz din gefider iht werd prochen, | schatz, dast mit valscher müntz niht werßt betrogen! | vernymm mich, werde amm, | daz din kind mit frümkayt werd getzogen). Der Text endet mit der Auffordeung an die Liebe begehrenden Kinder, für die Freude von Kindern und Ammen mitzubeten. Para l lelen: Der Text gehört zur so genannten ›Hadamar-Tradition‹ (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, lexikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus bilden (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, vgl. dazu oben Inhalt, Abschnitt E.

B267 Neujahrsgruß an die Frauen Frauenlob und Marienpreis verbindender Neujahrsgruß Ve r f a s s e r : Der Krug (Hans Krug?)

Edition: Frommann 1880, 107f. (nach Nü3)

Datierung: Literatur: früheste Überlieferung nach 1479 (We1) Holtorf 1973, 20; Kesting 2VL 5 (1985), 392–394; Überlieferung: Lieb 2008, 209 und Anm. 40 Nü3 81r–81v; 150 V. We1 222r–225v; 140 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in zwei Augsburger Hss. (nach 1479 bzw. 1524–26). In We1 steht der Text nach einem Streitgespräch und vor eine Sammlung von Briefsalutationen, in Nü3 in einem Abschnitt von Sprüchen geistlicher und weltlicher Belehrung.

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B267 Neujahrsgruß an die Frauen

Die beiden Überlieferungszeugen weisen Unterschiede im Versbestand und beträchtliche Wortvarianzen auf, u.a. folgende: Gelobt wird in We1 1–7 zunächst die Geliebte des Sprechers, danach gilt das Lob – wie in Nü3 schon von Anfang an – allgemein allen Frauen; die Passage Nü3 109–120 (allgemeine Betrachtungen zur Geburt Christi) wird ersetzt durch zehn neue Verse, We1 101–110, in denen von der Botschaft an die Hirten auf dem Felde berichtet wird; die Widmung Nü3 147: Das schenck ich alln fraun zwar, lautet in We1 137: Das sag ich manne vnd frawen zwar; die Autorsignatur ›Der Krug‹ (150: Auch dise red der Krug thutt) ist nur in Nü3 überliefert, in We1 140 steht stattdessen: Das helf vns dz uil hailig gut. In Nü3 findet sich zum übernächsten Texteintrag die (offenbar sekundäre) Autornennung ›Hans Krug‹ (vgl. Kesting 2VL [1985], 393f.). Überschrift: Item Ain spruch der trifft frawenn und junckfrawenn lob (Nü3) Ain spruch von den rainen frawen (We1) Inha lt: (Nach Nü3) · A Lob der Frauen (1–49): Der Sprecher hebt die positive Wirkung des Anblicks schöner Frauen auf die Männer hervor. Zum Trost der nicht ganz so schönen Frauen (direkte Anrede 16f.: erschreckend nit ir weib | Die nit also hüpsch sein) wird der Vorrang der vielgestaltigen Liebe vor der Schönheit betont. Frauen seien Grund und Thema literarischer Aktivität (28: Von in man lißt singtt vnd schreibt). Verurteilt werden die zahlreichen ›Frauenfeinde‹, die Frauen verleumden. Da jeder von einer Frau unter Schmerzen geboren und von ihrer Brust genährt worden sei, sind die Frauen zu ehren. Ohne deutliche Zäsur geht der Text in einen Marienpreis über. B Marienpreis (50–146): Zunächst wird Marias Einbindung in die Heilsgeschichte anhand einschlägiger Szenen aus der Bibel dargestellt (Evas Sündenfall, Verkündigung Mariae, Christgeburt mit Anbetung durch Hirten und Könige). Dann wird Maria direkt als Adressatin des als unvollkommen gekennzeichneten Lobs angesprochen (Unsagbarkeitstopos). Verleumdung der Frauen treffe auch Maria. Maria wird als ›Ezechiels Tor‹ gepriesen und dieses Bild auf ihre Jungfräulichkeit ausgelegt. C Schluss (147–150): Kennzeichnung als Neujahrsgruß für alle[] frawn. Autornennung: der Krug (150). Para l lelen: Die Einordnung des Minnedienstes in den Kontext religiöser Praktiken und seine biblisch-religiöse Legitimierung finden sich auch in B262.

B268 Lob der Frauen

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B268 Lob der Frauen Monologischer Frauenpreis nach einer Vorlage Frauenlobs (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schröder, C. 1876, 53f. Nr. XI

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 161–172; Glier 1971, 279–283, 368; Rheinheimer 1975, 23–25, 37–40, 205

Überlieferung: Wi13 12v; 30 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert nach Volmars ›Steinbuch‹ und sechs Sprüchen (darunter als Nr. 4 der Spruch Frauenlob, Stackmann/Bertau 1981 Nr. 23) in einer Sammlung von kurzen Minnereden. Wohl eher zufällig steht der Text zwischen dem sechstem Spruch und B371, denn nach Roethe 1900, 162f., handelt es sich um einen späteren Nachtrag des Schreibers 3 auf leere Blätter in Lage 1 und 2. Roethe verweist weiterhin darauf, dass in diesem wie auch in den anderen Texten minne und minner der Originale konsequent durch leffte und leffhebber ersetzt wurden. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher thematisiert die Farbe echter Schamhaftigkeit (›Weiß‹ mischt sich in ›Rot‹) und entwickelt anhand der Leitbegriffe frauwe (5, 11, 14, 15, 17, 21, 26) und schemede samt dazugehöriger Wortfamilie (4, 5, 7, 10, 11) einen knappen Frauenpreis in geblümter Manier. Dozierend legt er dar, dass man bei Frauen aus dem unterschiedlichen Rot-Weiß-Kontrast in der Gesichtsfarbe Rückschlüsse ziehen könne auf das Vorhandensein von rechte[r] schemelheit (7), auf deren engen Zusammenhang mit rechter lefften (10) und auf die höhere moralische Wertschätzung einer ›schamhaften‹ Frau (12: man wilt, dat se de besser sy). In diesem Zusammenhang appelliert er in vierfacher anaphorischer Reihung (14–17: unde) ausdrücklich an das Publikum (13: men beprove sych; 14f.: unde overge […] | unde dencke), den topischen etymologischen Zusammenhang zwischen ›Frau‹ und ›Freude‹ herzustellen (13–24). In einer letzten direkten Hinwendung an das Publikum (25: wultu ermeren eren tzol) rät der Sprecher, die der Liebe angemessene Sprache zu gebrauchen, nämlich gut über Frauen zu sprechen (26). Dadurch würden die Männer selber mit Ehren bedeckt. Aber da die Frauen haint vor all den prijs (30), sei Ehre auch für sie eine Zierde. Para l lelen: Der anonyme Verfasser schreibt seine Vorlage, einen Spruch Frauenlobs (Stackmann/Bertau 1981 Nr. VIII, 17), um in eine ›Rede‹ in ungemessenen Reimpaaren wechselnder Länge und gestaltet das Motiv der Schamhaftigkeit weiter aus.

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B269 Lob der Frauen

B269 Lob der Frauen Preisrede zum Neuen Jahr über das Glück, das die Frauen in die Welt bringen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 113–115 Nr. 22

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 360; Glier 1971, 279–283, 377f.; Holtorf 1973, 20; Rheinheimer 1975, 16–21, 37–39; Schnell 2VL 5 (1985), 866f.; Ziegeler 1985, 59 und Anm. 7; Matter 2010a, 83–85; Matter 2013

Überlieferung: Be8 11rb–11vb; 94 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be8. Der Schluss von B269 ist aufgrund eines Blattverlustes verloren (vgl. auch den fehlenden Beginn der anschließenden Minnerede B518). – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–39): Der Sprecher berichtet, dass eine Dame ihn gebeten habe (Auftragsdichtung), zum Neuen Jahr ein Gedicht zu verfassen (7: beyde zo dichten und zo scriben). Thema solle sein: was heylsams heylz kuom van wyben (8). Sein Geist sei aber dazu zu schwerfällig (9: dilde), da er noch nie die Gunst einer Frau erfahren habe (dreimalige Wiederholung: 10f., 16f., 34; Unfähigkeitsbeteuerung). Sein einziger Trost sei die Hoffnung, dass ihm eines Tages doch noch vyl guotz (20) geschehen werde, das man nicht sehen könne (Minnelohn). Er wisse jedoch und beteuert mit einem Eid, dass man trotz dieses Erfahrungsdefizits Kompetenz in Minnediskursen erwerben könne durch Schriften bestimmter Autoritätsfiguren (26f.: vanden wysen | meistren) und durch Präsenz bei Gesprächen in höfischer und städtischer Umgebung (36: beyde uph borgen und in steden). B Erster Frauenpreis (40–62): In direkter Apostrophe (40: O wyff) preist der Sprecher metaphorisch blümend die Frauen mit Genitivkonstruktionen: Sie seien ein Paradies der Wonne, ein Spiegel der Tugenden usw. und hätten veredelnde Wirkungen auf die dienenden Männer. In dreifacher anaphorischer Reihung (53f., 56: eyn wyf ) wird der Einfluss der Frau hyperbolisch gepriesen (Kaisertopos). C Liebesbekenntnis (63–75): Der Sprecher gesteht, dass er allem Gold der Welt eine Frau vorziehe, die ihm treu gewogen sei. Er kenne eine solche, die senfte, gestete und overzaert (69) sei und sein Leid in Freude verwandeln könne. D Zweiter Frauenpreis (76–94): Nur noch wenig Neues findet sich in diesem Schlussteil (Blattverlust). Der Sprecher variiert und erweitert in einer durchbrochenen Ana-

B270 Lob der Frauen

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phernkette (wyp: 76f., 84, 91f.) die bisher schon behandelten Bildbereiche und Motive: so die Frau als Leidvertreib, als Ursache und Heilerin der Minnewunden und schließlich als edle Erzieherin der nach höfischen Tugenden strebenden Männer. Para l lelen: Diese Minnerede gehört zu den vier unikal überlieferten monologischen ›Frauenpreisen‹ (B269, B270, B271, B273) in Be8. Eine thematisch-stilistische Verwandtschaft besteht zu B270, deren Anfang fehlt; evtl. gehören die beiden Minneredenfragmente zusammen.

B270 Lob der Frauen Hyperbolische Preisrede auf die Frauen mit Verweis auf Artus und mit Empfehlung des Wohlredens (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 124–128 Nr. 24

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 361; Glier 1971, 279– 283, 377f.; Rheinheimer 1975, 16–21, 37–39, 205; Schnell 2VL 5 (1985), 866f.; Ziegeler 1985, 59 und Anm. 7; Dietl 1997, 5, 11 Anm. 23f.; Matter 2010a, 84f.

Überlieferung: Be8 18ra–19ra; 152 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be8. Sie nimmt die mittlere Position in der thematisch einheitlichen Dreiergruppe B273, B270, B271 ein und ist zusätzlich mit B273 durch das gemeinsame Motiv der Klafferschelte verklammert (siehe auch Parallelen). – Unterschrift: Explicit. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: A Fragmentarischer Anfang (1–14): Nach zwei wenig aussagekräftigen Versen (1f.) erfolgt durch den Sprecher eine kürzere schematische Belehrung über den Wert der Frauen. In drei parallel gebauten anaphorischen Sätzen (3–13: eyn […] wyp […] daz ist) verbindet er den Leitbegriff wyp (wyp / wyplich über 50mal im Text) mit Metaphern wie Morgenröte der Sonne, Anger oder irdische Krone der Freuden. B Erster Frauenpreis (15–40): Der Sprecher erklärt, dass der vornehme Hof von Artus – und auch der von Alexander – ihren unvergänglichen Ruhm nicht durch stoltze ritterschaft (17) begründet hätten, sondern durch wyflich wyf (25). Diese seien Leid-

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B270 Lob der Frauen

vertreib für alle Männer, würden besänftigend auf ihren Zorn wirken, Minnefreude vermehren, Minneleid lindern und die Minnekranken heilen. C Klafferschelte (41–73): Der Sprecher rät allen Männern im Minnedienst gut über Frauen zu reden (46). In traditioneller Schelte tadelt er die Gegenposition, d.h. diejenigen, die Frauen entehren und verleumden. Warnend weist er auf die Folgen hin: Selbst wenn diese Minnefeinde hertzoge, ritter, grebe (57) wären, drohte ihnen Isolation innerhalb der höfischen Gesellschaft. Er selber wünscht ihnen von Gott verhängtes Leid, desgleichen auch den Rühmern. Noch einmal wiederholt er seinen Ratschlag, nur Gutes von den Frauen zu reden. D Zweiter Frauenpreis (74–118): Gemäß der gattungstypischen Idealisierung der Frauen preist der Sprecher deren Wesen und Wirken hyperbolisch in einer vierfachen Anaphernreihung (74–76, 78: wyp). Er präzisiert dann genauer, dass sie ganz im Geheimen wirken können (79f.: eyn sceymelich wyp van weynich woirden | de kann stillich hertzen morden), aber auch im öffentlichen Raum und dort Macht und Gewalt zu Fall bringen. Das Öffentliche ist hier gesellschaftlich und sozial differenziert durch den mehrfachen Einsatz von personalen Zwillingsformeln: leyen, paffen, jueden, heyden (89) und: rych, arm, ho of neder (93). Wenn sich dann eine Frau, treu ohne Falschheit (95: getru aen contrefeit), mit einem Mann in Liebe verbinde, den sie gemäß den höfischen Minnekonventionen tugendhaft finde und ohne ›jedes Anzeichen für alle Leute‹ (101; Verschwiegenheitsgebot), werde sie zu seinem ›Leidvertreib‹ und zu seiner ›Freudenbringerin‹ (100–112; Unsagbarkeitstopos). Erneut rät der Sprecher dann in einer direkten Apostrophe den Männern, gut über Frauen zu sprechen (113) – und verspricht dafür Minnelohn! E Allgemeingültigkeit des Frauenpreises (119–135): Der Sprecher besteht darauf, alle Frauen zu loben, selbst wenn es unter ihnen einige wenige Ausnahmen gebe. Güte und Nutzen der Frauen insgesamt könnten mit Worten nicht erschöpfend behandelt werden (Unsagbarkeitstopos). Er wolle eyn guot wyf werlich scriben  | vuor al guot mit guo de verguot (134f.; Figura etymologica). F Schluss (136–152): Aneinanderreihung von vier gattungstypischen geistlichen (!) Schlussformeln: Segenswunsch 1. für edle und makellose Frauen, denen Gott auf Erden hohe Ehren und im Jenseits himmlische Freuden schenken möge, 2. für die Geliebte (?), 3. für alle edlen Frauen und 4. an Gott gerichtete Bitte um Freuden, die nur Frauen dem Sprecher gewähren können: Die wolle der Sprecher so lange haben, bis die Jungfrau Maria ›uns‹ mit ihrem Freudenkleid bedecke. Para l lelen: Diese Minnerede gehört zu den vier unikal überlieferten monologischen ›Frauenpreisen‹ (B269, B270, B271, B273) in Be8. Eine thematisch-stilistische Verwandtschaft besteht zu B269, deren Ende fehlt; evtl. gehören diese Minneredenfragmente zusammen.

B271 Lob der Frauen

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B271 Lob der Frauen Schematische Preisrede auf die Ehre der reinen Frauen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 128–130 Nr. 25

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 361; Glier 1971, 279– 283, 377f.; Rheinheimer 1975, 16–21, 37–39; Schnell 2VL 5 (1985), 866f.; Ziegeler 1985, 59 und Anm. 7, 9; Matter 2010a, 84f.

Überlieferung: Be8 19ra –19va; 60 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der ripuarischen Sammelhs. Be8. Die Minnerede steht am Ende der thematisch einheitlichen Dreiergruppe B273, B270, B271 im Kontext eines Minneredenblocks. Unterschrift: explicit. Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–14): Der Sprecher wünscht sich, so weise wie Aristoteles zu sein, um die Ehre der Damen angemessen beschreiben zu können (Exordialtopos). Als Quellen für seine Kenntnis des Aristoteles nennt er ›Bücher und Briefe‹ (6). Er will die Frauen preisen und den Beweis dafür antreten, dass die Wunder der Schöpfung in der edlen Gesinnung der Frauen begründet seien. B Erster Beweis (15–22): Der Sprecher führt an, dass eyn duo ldich wyf (15) großer Ehren wert sei. Kein noch so hoher Herr sei sich zu stolz für den Minnedienst bei vollkommenen Frauen und auch für die damit verbundenen Nöte und Qualen (Kaisertopos). Ein jeder denke bei seiner Angebeteten nur daran, ihre Gunst zu gewinnen und zugleich allen anderen edlen Frauen zu gefallen. C Einschub (23–27): Der Sprecher bekennt, dass er zurecht fröhlich wäre, wenn Gott ihm die Ehre erwiese, dass er eine reine Frau zum Minnedienst fände. D Zweiter Beweis (28–56): Der Sprecher führt weiter an (parallele Satzführung in 15 und 28), dass eyn tzairte wyp (28) klug, ehrenvoll und beständig sei, sodass sie um nichts in der Welt eine Missetat begehe. In lockerer thematischer Fügung preist er dann in geblümtem Stil zuerst ihr Wesen und Wirken mit einer fünffachen metaphorischen Anaphernkette (34–39: wyp), u.a. als ›Leidvertreiberin‹ und ›Freudenbringerin‹. Mit einer weiteren sechsfachen Anaphernkette (50–56: durch reyne wyp) präsentiert er dann hyperbolisch die Frauen als Mittelpunkt der ritterlich-höfischen Welt und als Ursache für die Erschaffung der Welt durch Gott. Und damit schlägt der Sprecher den Bogen wieder zurück zur ›Beweisführung‹ der Einleitung: Frauen als summum bonum der Schöpfung, deren Wunder in ihnen beschlossen seien.

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B272 Lob der beständigen Frauen

E Schluss (57–60): In einer direkten Apostrophe (57: O wyp) nimmt der Sprecher schulmäßig noch einmal sein Thema, die vrouwen eer (4), auf. In einem Zirkelschluss bittet er die Frauen, nach dieser Lehre zu leben. Damit bewahrten sie ihre wyplich eer (58), dienten aber gleichzeitig auch der wyflich eer (60) als Zierde. Para l lelen: Diese Minnerede gehört zu den vier unikal überlieferten monologischen ›Frauenpreisen‹ (B269, B270, B271, B273) in Be8.

B272 Lob der beständigen Frauen Lobrede auf die Beständigkeit von Frauen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Fassung I: He3 354v–357r; 146 V. Ka3 175vb–176va; 146 V. Fassung II: Mü10 83r–86v; 140 V.

Edition: Lassberg 1822, 711–715 Nr. 173 (nach Ka3) Literatur: Schnell 2VL 5 (1985), 865; Westphal 1993, 169–171; Brügel 2008b, 215–218; Uhl 2010, 13 Anm. 11, 24, 229 Anm. 9; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: B272 steht in zwei Hss. (Ka3 und Mü10) im Kontext von Minnereden und Mären, in He3 in einer reinen Minneredenhs. Der Text ist in zwei Fassungen überliefert: Fassung 1: He3 und Ka3 überliefern einen weitgehend identischen Text. In He3 erscheinen nur die Verse 25f. in umgekehrter Reihenfolge, außerdem finden sich einzelne Wortvarianzen und umstellungen, die teilweise auch mit Mü10 übereinstimmen. Fassung 2: Mü10 verbindet die Minnerede mit B290 zu einem zusammenhängenden Text und stellt größere Verspartien um, sodass folgende Reihenfolge entsteht: Ka3 1–52; Ka3 109–134; Ka3 53–108 (55f. fehlt); Ka3 139–145. An den ›Bruchstellen‹ finden sich jeweils einige Differenzen (z.B. ist 53f. umgestellt), zweimal (51/53 und 109) findet sich hier auch das Reimwort stettikait. An Argumentation und Textaussage verändert die Umstellung allerdings wenig. Dadurch, dass am Textende der Ausblick auf die Unbeständigkeit steht, wird die Verbindung mit B290 plausibel, denn diese Minnerede behandelt kontrastiv die Unbeständigkeit der Frauen. Auch stilistisch und in der Wortwahl gibt es Ähnlichkeiten zwischen B272 und B290. Alle drei Hss. überliefern einen z.T. offenbar verderbten Text; es ist daher schwierig, eine der Fassungen als die ursprüngliche zu bestimmen. Überschrift: Frawen stetigkayt (Mü10)

B272 Lob der beständigen Frauen

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Inha lt: (Nach Ka3) · Die Zäsuren der folgenden Abschnitte treten im Text nicht sehr deutlich hervor, sie beruhen teilweise nur auf dem Wechsel der Angeredeten. A Prolog (1–37): Der Sprecher richtet sich an Frauen (1: rainü maid vnd wib), auf die Gefahr, dass eine von ihnen sich angesprochen fühlen und ihn verfluchen könnte. Ein minneclicher munt (11) habe ihn gebeten (Auftragsdichtung) zu zeigen, wie ›vernünftige‹ Männer (13) beständige Damen lobpreisen sollen. Auch wenn seine Fähigkeiten für das unbegriffen lob (29) nicht geeignet seien (Bescheidenheitstopos), wolle er die Frauen doch nach seinen Möglichkeiten so hoch wie möglich loben. – stettikait ist in der Folge der zentrale Begriff, der allein im Reim sechsmal genannt wird (41, 51, 53, 73, 109, 129). B Erstes Frauenlob (38–56): Die ganze Welt soll die Beständige rühmen und sich ihrer freuen; der Tag (Apostrophe) solle sich freuen, dass er sie bescheine; die Sonne (Apostrophe) möge nicht trüb werden, denn sie solle die Beständige ›beleuchten‹; Gold und Edelsteine sind im Vergleich mit ihr nichts wert; wenn weibliches Gebaren die Beständigkeit als Kleid anlege (die richtige Lesart Sich schlewffet in = ›schlüpft hinein in‹ nur in Mü10), sei das schöner als das Kleid der Seligkeit (Kleiderallegorie). C Erste Apostrophe einer Frau (57–78): Der Sprecher spricht eine Frau direkt an: Zurecht rühmten (59: rügent; Mü10 liest rümet) der Herr aller Throne und die Engel die Frau (als Eva?), denn sie als die ›Zange der Freude‹ (60) könne Adam in den Übermut (61: in die gail) ›klemmen‹, weil ein Teil seiner Rippe in der Frau liege. Gepriesen seien dennoch der Tag und die Stunde ihrer Geburt, auch die vier Elemente (76f.: Erde, Feuer, Wasser, Luft) und die Planeten könnten sich freuen, dass sie Anteil an ihrer Beständigkeit haben. D Zweites Frauenlob (79–108): Alle Sinne (Apostrophe) sollten sich freuen, denn wer von einer Beständigen höre, könne froh sein. Sie erfreue das Land, in dem sie lebe. Der Engel, der sie beschütze (93: der ir phligt), könne sich glücklich schätzen. Geehrt sei die Wurzel, aus der diese Balsamfrucht entsprossen sei. Wie sehr müsse jener sich glücklich schätzen, der von ihr geliebt werde. Wo beständige Liebe an Land gehe (105: lendet), da werde ein Mann zurecht als Lohn für beständigen Dienst von seine Last befreit. E Zweite Apostrophe einer Frau (109–138): Direkt angesprochen wird erneut eine beständige Frau (mit zwei inkonsequenten Erwähnungen in der dritten Person in V. 115 und 117: sy). Sie solle sich ihrer Beständigkeit erfreuen, denn ohne Trug (110: an konterfait) habe sie Würde und stehe über jeder creatür (112): Das grüne Gras und der Klee, über den sie gehe, freuten sich. Alle Zungen sollten sie preisen und ihr Vorbild den Schwachen und Treulosen vorhalten (Imitatio). Nur wenn sie nicht von ihrer Beständigkeit abweiche, werde ihr die ›Krone des Lobes von Frau Minne‹ (133) erhalten bleiben. F Untreue als ausgeschlossene Alternative (139–146): Nach diesem Lob der beständigen Frau wird in einigen abschließenden Versen jener Frauen gedacht, die von zwain dienst (140) nehmen. Die mangelnde Treue dieses ›Wechselspiels‹ (142) kritisiert der Sprecher, weil er selbst in der ain falt (144) sei (Wortspiel). Para l lelen: Ähnlichkeiten in Überlieferung. Stil, Gliederung, Bildlichkeit und Argumentationsweise finden sich in B276 sowie in B290 (vgl. oben Beschreibung der Überlieferrung).

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B273 Lob der Frauen und Schelte auf die Merker

B273 Lob der Frauen und Schelte auf die Merker Monologischer Frauenpreis und Verwünschung der Neider und Klaffer (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: de Vries 1867, 33–35

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 361; de Vries 1867, 32f.; Glier 1971, 279–283, 377f.; Rheinheimer 1975, 16–21, 37–39, 289f. Anm. 2

Überlieferung: Be8 17rb–17vb; 10 Str. (80 V.)

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der ripuarischen Sammelhs. Be8. Die Strophen sind ohne Zwischenraum aufgezeichnet, jedoch sind die Strophen 7–10 am Rand gekennzeichnet. Unterschrift: Nota. Überschrift: – Inha lt: A Eingang (1–8): Seine Kompetenz einschränkend (2: als ic mi can verstaen; Bescheidenheitstopos) stellt der Sprecher ganz konventionell fest, dass das höchste irdische Gut eine edle Frau sei. Diese gebe hogen moet (5), könne rouwe (6) heilen und sei frei von Makel (7: broken). Ihre Minne sei ein kostbarer Besitz. B Preis und Schelte (9–64): Welches Konfliktpotenzial in dieser Führungsrolle der Frauen in der höfischen Gesellschaft liegt, präsentiert der Sprecher summarisch und nicht sehr systematisch in einer dialektischen Gegenüberstellung von Frauenpreis und Klafferschelte. Dieses fügt sich in die Tradition des scholastischen Lob-TadelMusters, entsprechend leitmotivisch die thematischen Kontrastbegriffe doight / blyscap und nyder / wroeger, dazu die jeweiligen Wortfamilien und Synonyme. – Der Sprecher klagt, dass den reinen Frauen überall von ihren Widersachern Fallen für Ehre und Ruf gestellt würden und dass sie deshalb große Herzensangst litten. Einen besonders sensiblen Angriffspunkt böten sie in ihrer Funktion als ›Freudenbringerin‹. Parteinahme und affektive Betroffenheit durch dieses Dilemma verrät er durch drastische Verwünschungen der Minnefeinde. Er kann diese unpersönlich (23: Evel so moet hen geschien) oder in der Ich-Form (51: Ic woude die tonghe brake ontween) vorbringen oder sie Gott überantworten (15f., 39f., 53–56, 59f.) und noch durch Apostrophen verstärken: Ay God! Want ghijt wail vermoget, | betaelter mede den duvel (39f.). C Schluss (65–80): Der Sprecher beendet seine Rede durch Einbeziehung des Publikums und direkte Kontaktaufnahme (Apostrophen) mit den verschiedenen Parteien: Die edlen Frauen sollten für sich selbst Sorge tragen und sich vromoedich, gestade (66) und wandels vry (67) verhalten, um eine ›süße Frucht‹ (68) zu bleiben. Ihren

B274 Von dem roten Mund

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Widersachern wird ein tfy (69) hinterher geschickt, ihre Verteidiger werden mit einem Segenswunsch bedacht. – An die höfische Gesellschaft insgesamt (79: Ay, ridderen, knapen, vrouwen, haeren) ergeht ein letzter Appell: Wederstaet! (80). Para l lelen: Diese niederländische Minnerede gehört zu den vier unikal überlieferten monologischen ›Frauenpreisen‹ (B269, B270, B271, B273) in Be8. B273 bildet mit B270 und B271 eine thematisch einheitliche Dreiergruppe und ist mit B270 noch zusätzlich durch das gemeinsame Motiv der Klafferschelte verklammert. Inhaltliche und formale Übereinstimmungen gibt es weiterhin mit B293 (vgl. de Vries 1867, 33); eine ebenso ausgesprochen moralische Schlussapostrophe auch in B358 (vgl. Glier 1971, 266 Anm. 177).

B274 Von dem roten Mund Lehrdialog über die Frage, wie eine Frau sich gegenüber den Männern verhalten soll (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: zwischen ca. 1350 und 1377 Überlieferung: Be4 302v–304v; 102 V. Lo4 25r–26v; 98 V. Mü8 80r–80v; 101 V. Wi6 82ra–82va; 101 V. Wi7 41r–42r; 98 V. Wi10 95ra–95va; 100 V.

Edition: von Kraus 1926 Nr. 8 (nach Wi6 mit Laa. der anderen Hss.); Niewöhner 1953a Nr. 189 (nach Wi10 mit ausgewählten Laa. der anderen Hss) Literatur: Lämmert 1970, 81, 243; Achnitz 2010b, 293f.

Beschreibung der Überlieferung: Die Textzeugen weichen in vielen Details voneinander ab, jedoch finden sich insgesamt kaum signifikante Varianten. Der Versbestand divergiert leicht: In Wi10 und Wi6 fehlt gemeinsam Vers 62 (Zählung nach Niewöhner 1953a), nur in Wi10 fehlt V. 64. In Wi7 fehlen V. 25f. und V. 99f. In Lo4 fehlen V. 71f. und V. 85f. Be4 hat zwei Plusverse nach V. 28, dafür fehlen ebenfalls V. 71f. In Mü8 fehlt V. 72. Überschrift: Was ain hortt über all hortt sey (Be4) Was in der wellt der hochst hort sey (Lo4) Von der mynn (Wi6)

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B274 Von dem roten Mund

Wie ain fraw ir ern huten sol (Wi7) Von roten mue nden (Wi10) Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Niewöhner 1953a) · A Lob der erfüllten Minne (1– 31): Der Sprecher berichtet, er sei einmal nach dem höchsten Gut auf Erden gefragt worden und habe Folgendes geantwortet: Der rote Mund einer schönen Frau sei der größte Schatz, denn ihr Gruß, ihre Blicke, ihr Verhalten und Reden könnten alle Traurigkeit vertreiben, was der in Kisten verschlossene Schatz nicht könne. Kämen ›Liebeswerke‹ (13) hinzu, ginge es den Liebenden besser, als wenn sie alles Gold im Beutel hätten. Wenn die Geliebten gar beieinander lägen, verschwände alles Leid aus ihren Herzen. Das Singen der Vögel und der sonnige Mai seien wie ein Winter, wenn man sie mit der Wonne vergliche, die eine ehrenhafte Minneerfüllung (29: rechter chonschaft) hervorbringe (27f.: da mit eren druchet sust | mund an mund, brust an brust). Darüber hinausgehende Minne führe allerdings oft zu Herzensklage. B Lehrdialog (32–102): Eine weise Frau fragt den Sprecher nun mit Bezug auf A, wie eine Frau den Schatz eines reinen Lebens bewahren könne? i Der Sprecher antwortet, dass sie züchtig, schamvoll und stetig sein solle. i Die Frau fragt, wie sie den Mann erfreuen solle, ohne Schmerzen erleiden zu müssen, und beschreibt das Dilemma der Frau: Wenn sie auf tugendhafte Weise freundlich zu einem Mann sei, verstehe ein tummer man (48) es anders, als sie es gemeint habe. Wenn sie aber niemandem ihren Gruß erbiete, halte man sie für hochmütig. Daher wisse die Frau nicht, wie sie sich verhalten solle. i Der Sprecher antwortet, er wisse, wie eine Frau es machen müsse, wenn sie rein bleiben und gleichzeitig ein Männerherz erfreuen wolle: Sie solle alle Männer genau zu gleichen Teilen grüßen, damit man nicht feststellen könne, ob sie einen dem anderen vorziehe. Enthält sie einem von allen ihren Gruß vor, wird das nicht gut ausgehen. Eine Frau möge genau darauf achten, wie sie grüße, denn sie habe ihr Leben in ihrer Hand. Wenn eine Frau bei einem Mann einen solchen Anstand (74: zucht) erkenne, dass er sie auf ehrenhafte Weise sehen wolle, solle sie diesem immer treu sein und ihn mehr als alles Gold schätzen. Denjenigen aber, dem es um seinen Ruhm gehe und der die ›Blume ihrer Ehre‹ (80) zu Fall bringen wolle (Entjungferung), solle sie fliehen und nicht mehr grüßen. Niemand müsse sich so vorsehen wie eine gute Frau, denn es sei ihre Natur, sich gegenüber jedem freundlich zu verhalten, und sie erkenne dabei nicht leicht, wer etwa ›böse Gedanken‹ (90) habe. Und so spreche ein ›betörter‹ (91) Mann, dass es ihr eigentlich um etwas anderes ginge und sie leicht zu haben wäre. Das würde er dann überall herumerzählen, als ob er ihre Gedanken und Wünsche vollständig kennen würde. Ein solcher Mann habe eine zu lange Zunge und einen beschränkten Verstand; eine halb so lange Zunge wäre besser für ihn, wenn dafür sein Verstand etwas länger wäre. Schlussvers mit Autorsignatur.

B275 Lob der Frauen

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B275 Lob der Frauen Monologischer Frauenpreis, der die Rolle der Frauen als Mütter von Geistlichen hervorhebt (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : (Pseudo-)Heinrich der Teichner

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Niewöhner 1932, 208 Anm. 4; Niewöhner 1953a, XCV; Schnell 2VL 5 (1985), 867f.; Meyer, D. 1989, 97 Nr. 33

Überlieferung: Mü19 137r–137v und 139r; 51 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Hs. Mü19, im Anschluss an die Teichner-Gedichte Nr. 26 und 728. Die Autorsignatur, die die Minnerede ebenfalls dem Teichner zuweist, führt der Text laut Niewöhner »zu Unrecht«. Gegebenenfalls ist der Text unvollständig überliefert, da zwischen den Blättern 137 und 139 (Bl. 138 ist falsch eingebunden) zumindest ein Vers fehlen könnte (zu V. 43 fehlt das entsprechende Reimpaar). Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: Der Sprecher kündigt eine neue redt (1) von manigem rosen farben mundt (2), d.h. von den Frauen an. Einer Segensbitte an Gott folgt ein Frauenpreis (mehrfache Apostrophen, 11: Weib du pist ain edler stam; 14: Frey dich du werdes magdein). Selig auf Erden und im Himmel seien die Frauen zu preisen, weil durch sie Fursten ritter grafen frein (13) geboren würden. Den Namen laid vertraib (18) führe die Frau, weil von den Frauen viele Priester geboren würden, die den Sündern zur Umkehr und Buße verhelfen. Auch der Papst als geistlicher Vater sei von einer Frau geboren. Da die Christen ohne Priester der Sünde verfallen blieben, nichts von Gott wüssten und kein Sterbesakrament empfangen könnten, ermahnt der Sprecher die werden layen hoch gemüt (37) in einer Apostrophe, Priesterschaft und Frauen zu ehren. Auch er wolle daher die Frauen höher loben als alle Schätze der Welt. Achte eine Frau auf sich, so stehe ihr Gott immer bei. Schluss: Anrufung Mariens und Teichner-Autorsignatur.

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B276 Lob der Jungfrau Maria

B276 Lob der Jungfrau Maria Monologisches Lob einer vollkommenen Frau, die mit der Sonne verglichen wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1825, 525–535 Nr. 244 (nach Ka3) Literatur: Kesting 2VL 5 (1985), 870–872

Überlieferung: He3 357r–362v; 324 V. Ka3 244vb–246va; 324 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Minnereden in der Sammelhs. Ka3 und im Rahmen der Minneredensammlung He3 (nach dem Frauenlob B272). Anzunehmen ist (nach Glier 1971, 381f.) ein gemeinsamer Ausgangspunkt der Überlieferung in der Vorlage der Vorlage zu Ka3, die Varianz ist entsprechend gering und beschränkt sich auf einzelne Wortabweichungen (He3 4 stym statt Ka3 sinne; He3 226 drag statt Ka3 clag; He3 296 wißheit statt Ka3 warhait). Teilweise möchte man dabei Ka3 (Ka3 8 minne statt He3 wun; Ka3 124 viol smag statt He3 wol smagk; Ka3 151 krußlecht statt He3 krick schlecht), in anderen Fällen He3 den verständlicheren Text zusprechen (He3 54 meyen blüt statt Ka3 morgen pluet; He3 75 erspecht statt Ka3 ersprecht; He3 256 substanz statt Ka3 substant). Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · Die Identifikation der ›besungenen‹ Dame mit Maria, die schon Lassberg durch Titelgebung (›Unser Frauen Lob‹) und Regest vornimmt, kann sich auf die Verwendung typischer Bilder und Phrasen aus der Mariendichtung sowie auf die ins Göttliche gesteigerte Idealität der Dame berufen. Sie ist aber keineswegs zwingend, der Überlieferungskontext und einige Textpartien (z.B. 49–53) scheinen sogar dagegen zu sprechen. Wahrscheinlich verfolgt der Text die Strategie, zugleich als weltliche Minne- und geistliche Mariendichtung rezipierbar zu sein. A Prolog (1–72): Der Sprecher würde gerne eine schöne ›Erfindung‹ (2: ainen clugen fund) ›finden‹ (Inventio) und in Worte fassen (Elocutio), in denen er aufzeigte, Waz wunn an rainen wiben lit | Vnd richer froe d ir minne git (7f.). Er rechtfertigt mühevollen Frauendienst als wertvoll. Dieses Wissen der alten (18) will er aber nicht weiter vertiefen, da er als arm iunger man (20) nichts davon verstehe (Unfähigkeitsbeteuerung). Stattdessen will er zum Lob reiner Frauen ein Gedicht vz golt smeltzen (23), darin Karfunkelsteine hellen Verstandes einarbeiten und verworrene Bedeutungen begradigen (30: kroe mben sin slichten). Obwohl ihm auch hierzu die ›Kunst‹ (31) feh-

B276 Lob der Jungfrau Maria

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le, müsse er es doch tun, denn Willen, haißen vnd gebot (41) einer Dame, deren Diener er sei, zwängen ihn dazu. Allerdings habe er sich selbst in diese Notlage gebracht. Weil er diese seine Dame vor allen andern Frauen loben wolle, hoffe er auf Gnade. Diese Dame solle ihm auch helfen, die magt der himel (He3 51) um Unterstützung anzurufen (hier erscheinen die Dame und die Jungfrau Maria eindeutig voneinander unterschieden). Erneute Unfähigkeitsbeteuerung: Wenn er an seine Dame denke, verliere er alle seine Kunstferigkeit; sein Lob sei wie weiches Blei, das versuche, den Diamanten zu schneiden, und wie das Rufen des Kuckucks gegenüber dem Gesang der Nachtigall. B Frauenlob (73–126): Der Sprecher preist vielfältig Schönheit und Tugend der Maget schoe n her vnd clar (73), sie überrage alle anderen Frauen (u.a. Vergleich mit Palmzweig) und sei Spenderin aller Freude. Er empfiehlt sie besonders den Gelehrten (? 86: Wer singen kann oder lesen) als Trost spendende Quelle alles Guten für den, der sie beständig und heimlich liebe. Er kündigt einen Vergleich der Unwandelbaren mit der Sonne an und hebt ihre kaiserliche Abkunft und makellose Schöpfung durch Gott hervor (97f.: got in siner trinitat | Si wandels fry gemachot hat). Er preist den selig, der durch Dienst die Gnade ihrer Liebe gewinnen könne (124: Benennung der Dame als lilien roch vnd viol smag). C Vergleich der Dame mit der Sonne (127–296): In einer umfänglichen Auslegung wird die Dame mit der Sonne verglichen. Dazu referiert der Sprecher zunächst die Beschreibung der Sonne durch die maister (127) als Lebensspenderin für alle Geschöpfe und als schon haiß vnd clar (129). Diese drei Eigenschaften werden je gesondert auf die Dame übertragen: 1. Ihre Schönheit wird zunächst durch eine Schönheitsbeschreibung hervorgehoben. Gemäß dem A capite ad calcem-Schema (149: Von oben vntz nider vff den fuoz) werden genannt: Haare, Augen, Brauen, Kehle, Mund, Wänglein, Stimme, Körper (165: Proportioniert wol), Arme, Hände, Finger. Weiterhin lobt der Sprecher die Verschwiegenheit und Buchgelehrtheit der Dame, die in allue lant vnd tue tschi rich (179) keinen Vergleich habe. 2. Die Hitze der Sonne, die alles Leben erst ermögliche, habe eine Entsprechung in der Liebe der Dame, durch die in einem alchimistischen Prozess (215: purnen vnd versmelzen) die Untreue und Unbeständigkeit der Männer in Treue verwandelt werde. Die Hitze ihrer Minne gleiche Gold und Edelstein. Ohne diese Liebe falle man dem Unglück anheim, so wie jede Kreatur ohne Feuer dem Kältetod. So wie die Hitze der Sonne den Geschöpfen dauerhaft Kraft gebe, bewirke die Dame, dass dem Minnenden das Glücksrad immer eben gat (248) und er auf dem Pfad der Minne angenehm sein Leben verbringt. 3. Die Klarheit der Sonne wird nach der alten maister ler (257) mit Fachtermini beschrieben: Die Klarheit liege in ihrer ›Substanz‹ (256), und die Sonne sei dyaphan (259), sodass man ihre Lauterkeit nicht ergründen könne. Auch die complexion (289) der Dame sei so klar, sie leuchte so an Tugend und Reinheit und sei doch unergründlich, dass man sie mit der Sonne vergleichen müsse. D Schluss (297–324): Der Sprecher lobt den, der der Dame ewig und aufrichtig Minnedienst leiste. Er verflucht dagegen den, der ihn in seiner Entscheidung zu ewigem

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B277 Lob der Frauen

Dienst beirren wolle. Seinen Dienst bekräftigt er unter Verwendung mehrerer minneredentypischer Formeln (Dienst um des Grußes der Dame willen, Dienst bis zum Tod, absolute Hingabe, Leibeigenschaft usw.) und schließt mit dem Hinweis auf den Beginn der Liebesbeziehung: Seit er sie zum ersten Mal gesehen habe, liebe er sie und bereite sie ihm Leid. Para l lelen: Kesting 2VL (1986), 870f., verweist auf einen möglichen Einfluss Konrads von Würzburg und seiner ›Goldenen Schmiede‹. Eine predigtartige Gliederung wie in C (Sonnenvergleich) findet sich auch in der Minneburg (B485.IIIC.3.). Als Ganzes ähnlich ist B272.

B277 Lob der Frauen Plädoyer für den Frauenpreis mit Tugendlehre (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 15. Jh. (Wo4) Überlieferung: Hb2 30v–31v; 58 V. Wo4 41v–44v; 124 V.

Edition: Staphorst 1731, 229 (nach Hb2); Bruns 1798, 124–130 (nach Wo4); Schröder, C. 1869, 5–7 (nach Hb2) und 19–22 (nach Wo4); Oesterley 1871 (nur V. 55–109 nach Wo4); Krobisch 1997, 211–214 (nach Wo4); Langbroek/Roeleveld 2001, 15–117 (nach Hb2) Literatur: Bruns 1798, 123; Krobisch 1997, 75–78; Langbroek 2004

Beschreibung der Überlieferung: In den beiden Hss., die weltliche und geistliche Kleinepik überliefern, steht der niederdeutsche Text in einer engen Überlieferungsgemeinschaft mit B389. In Wo4 steht er nach B389, auf ihn folgt, nur durch eine Leerzeile getrennt, ein ›Rat der Vögel‹. In Hb2 folgt der Text ohne Markierung des Textbeginns auf den Eintrag von B389 und Z76 – die auf diese Weise kompilierte Texteinheit wurde in der Forschung auch als ›Langfassung‹ von B389 behandelt. Aufgrund der klaren kodikologischen Abgrenzung in Wo4 und inhaltlicher wie rhetorischer Unterschiede (vgl. dazu ausführlich Langbroek 2004) ist die vorliegende Minnerede jedoch als selbständiger Text anzusehen (anders zuletzt Rheinheimer 1975, 205). Parallel überliefern die Hss. nur den Anfang des Textes (vgl. unten Abschnitte A und B, Argumente 1–4): Die Verse Wo4 1–36 finden sich in Hb2 1–40 (Verszählung bei Langbroek/Roeleveld 2001: 67–106) ohne signifikante Varianz, aber mit Ein-

B277 Lob der Frauen

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schaltung von vier weiteren Versen Hb2 25–28 (91–94) nach Wo4 24. In Hb2 41–58 folgt dann ein anderer Schluss, in dem lediglich versprengt einzelne aus Wo4 bekannte Verse zu identifizieren sind: Hb2 46 (112) = Wo4 64; Hb2 49 (115) = Wo4 65. Inhaltlich werden darin zwei Argumente entfaltet: 1. Hb2 41–45 (107–111): Auch bei Verfehlungen einzelner Frauen sollten die Männer aus Anstand darüber schweigen und die Tugend der tadellosen Frauen loben. 2. Hb2 46–58 (112–124): Ein süßer Baum trägt süße Früchte, Bitterkeit kommt von der Galle – das bezeichnet den Mann, der sich nicht auf höfisches Frauenlob versteht. Er soll den nackten Körper seiner Mutter anschauen, dabei erkennen, dass sie eine Frau ist wie die anderen und in der Folge die anderen Männer zum Lob weiblicher Vollkommenheit aufrufen. Überschrift: Vruwen Loff (Wo4) Inha lt: (Nach Wo4) · A Exposition (1–4): Könnte er eine elementare Ordnung aufrichten, so würde der Sprecher der Frau das auf ewig höchste Lob zusprechen. B Notwendigkeit des Frauenlobs (5–116): Der Sprecher reiht mehrere inhaltlich kaum verbundene und teilweise redundante Argumente aneinander, weshalb man die Frauen loben und jede Schmähung unterlassen soll: 1. (5–12): Erster Wert der Frauen und zugleich Gabe Gottes an die Welt ist, dass aus ihnen Freude, Anstand und Ansehen hervorgeht, weshalb man ihnen zu Recht dient. 2. (13–20): Es gibt keine größere Freude als ein gemeinsames Beilager von Mann und Frau – den Anderen in dieser Weise lieber zu haben als sich selbst bewahre einen vor der Hölle. 3. (21–25): Unter weiteren 1000 Gründen ist auch der, dass die Frau für ihren Mann ein Spiegel ist. 4. (26–36): Wir alle sind mit Schmerzen von Frauen geboren worden. Schlechte Worte über Frauen treffen auch die eigene Mutter und damit den Mann selbst. 5. (37–50): Wif (37) ist ein auserwählter Name, da Gott seine eigene Mutter so genannt hat (Anspielung auf Joh 2,4). Daher soll man überall nur gut von Frauen als dem Besten, was es gibt (46: der vonden vunt) sprechen. 6. (51–63): Die Frau ist wie die Sonne: Alle Menschen, auch alle mächtigen Männer (Katalogartige Reihung der Stände 55–58, genannt werden Könige, Fürsten, Herren, Päpste, Bischöfe, Priester, Ritter, Knappen und Gelehrte) stammen von Frauen ab; 7. (64–66): Ein guter Baum, der süße Früchte trägt kann als Bild dienen für den Mann, der Frauen nichts Schlechtes wünscht. 8. (67–70): Man soll die Frauen davon profitieren lassen, dass Gottes Mutter auch eine Frau war; 9. (71–79): Frauen sind höher zu preisen als alle leuchtenden, goldgefassten und berühmten Edelsteine (genannt werden 73–77 Saphir, Smaragd, Rubin, Diamant, Beryll, Granat, Crisolith, Jaspis und Hyazinth);

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B278 Preis einer vollkommenen Frau

10. (80–88): Es gibt nichts Freudenreicheres als geschmückte Frauenkörper. Ihre süßen Worte übertreffen alle Musik (85: Harpen, rotten, vedelen, pypen | Vnde wat me mach up seiden gripen); 11. (89–100): Der Sprecher gibt einen Frauenpreis mit anaphorischen Versanfängen (Wif is…), in dem die positiven Wirkungen der Frau für den Mann (Trost, Hochstimmung, Versöhnung, Hoffnung, tugendhafte Gedanken, Freude) hervorgehoben werden und die Frauen in bildlichen Vergleichen (blühende Rose, Narzisse, Spiegel der Unschuld) erhöht werden; 12. (101–110): Einem hyperbolischen Lob (auf der Wiese, die die Frauen betreten, sollte Zucker wachsen) folgt ein ›Unschreibbarkeitstopos‹ (103: Nen man kann jo vullen scriuen); 13. (111–116): Wankelmütige Frauen soll Gott bekehren. Die Männer sollen dies aber nicht zum Anlass von Schelte nehmen, weil sie damit alle Frauen treffen. Man soll die Frauen davon profitieren lassen, dass Gottes Mutter auch eine Frau war. C Schluss (117–124): Der Sprecher benennt sein Gedicht zweifach: Dit is der vruwen mere (117) und Dit is der vruwen werdicheit (123). Dazwischen bittet er Gott um Segen für sich und das Publikum (118: vns); für Männer, die die Frauen ehren; schließlich für die Frauen selbst. Sonstiges: Die Wörter wif und vruwe hier offenbar synonym für ›Frau‹ gebraucht (vgl. auch Langbroek 2004, 75)

B278 Preis einer vollkommenen Frau Monologischer geblümter Frauenpreis (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Erentrijk (?)

Edition: Kossmann 1940, 15f. Nr. 4a (3va)

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Kalla 1909, 29; Zacher 1841, 230, 242; de Haan 1999, 123; Hogenelst 1997, Bd. 2, 209 Nr. 288; Matter 2013

Überlieferung: Ha3 3va; 26 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal in der ›Haager Liederhs.‹ überliefert. Der nachfolgende Text (Z68) beginnt in der nächsten Spalte mit leichter Einrückung, aber ohne die sonst in dieser Hs. übliche Überschrift, weshalb er in der Forschung zu B278 gezählt wird. Da aber inhaltlich fast keine Entsprechung vorliegt und Z68 in derselben Hs. noch einmal als eigenständiger Text erscheint, wird der Text in diesem Repertorium als eigene Min-

B279 Lob einer tugendhaften Frau

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nerede geführt (so auch bei de Haan 1995, 123, und Hogenelst 1997, Bd. 2, 209f. Nr. 289). – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Der Text beginnt mit vier anaphorisch gereihten rhetorischen Fragen: Was sei lieblicher, zarter, schöner als eine vorzügliche, ›unbefleckte‹ (2) Frau (3–6: Wat is …)? Es folgt eine Reihe hyperbolischer Aussagen und Vergleiche: Der Geruch des Atems einer lieben Frau vertreibe das Elend des Todes, sie sei mehr wert als jeder Schatz, ihr Lachen übertreffe den Zuckergeschmack usw. Ihr Trost leuchte gleich einer Kerze in einem ungetrösteten Herzen. Der Text schließt mit einer geblümten Apostrophe an die Minne (24: O du Minne, edel phazant …). Sonstiges: Die Verfasserangabe am Ende von Z68 wurde in der Forschung auch auf diesen Text bezogen. Vgl. auch B286.

B279 Lob einer tugendhaften Frau Lob der Ehre und Mahnung an Männer und Frauen, die Ehre in der Minne zu bewahren (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 5vb–6ra; 40 V.

Edition: Kalla 1909, 102f.; Kossmann 1940, 20f. Nr. 13 Literatur: Kalla 1909, 21; Rheinheimer 1975, 205; van Oostrom 1996, 106; Hogenelst 1997, Bd. 2, 211f. Nr. 294

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 zwischen zwei politisch-moralischen Reden. Unterschrift: Wer weyt? (›Wer weiss es?‹). Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: – Inha lt: Wirklich glückselig ist eine Frau, die ihren Körper, ihr Ansehen und ihre Tugendhaftigkeit so behütet, dass ihr Geliebter ihr ohne Zögern folgen kann. So bleibt ihr Ehrenkleid ganz. Sie sollen gegenseitig ihre Ehre bewahren und damit beide für ein-

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B280 Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente

ander das Beste tun (20: Dat d’een dor d’ander dbeste doet). Wo die Ehre der Frauen verschwindet, wird die Liebe geschändet. Nur wenn Männer und Frauen die Ehre der Frauen schützen, können Frauen Freude spenden.

B280 Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Verwijs 1871b, 61–65

Datierung: Überlieferung 1430–50

Literatur: Kasten 2VL 9 (1995), 1137f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 206 Nr. 283

Überlieferung: Ha2 S. 67–73; 139 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ha2 nach anderen moralischen Reden und vor B18. Es fehlen wahrscheinlich drei Verse (vgl. die als Versausfälle markierten, aber mitgezählten Zeilen in der Edition: 8, 32, 56). – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Verwijs 1871b) · A Einleitung (1–13): Gott hat aus Wasser, Luft, Erde und Feuer die Menschen geschaffen. Der Sprecher will beweisen, dass eine gute Frau diese vier Elemente noch übertrifft. B Wasser (14–40): Man sagt, Wasser sei so sauber, dass es alle Unsauberkeit abwasche. Das Wasser jedoch empfängt den Schmutz von dem, was es säubert. Anders die tugendhafte Frau: Sie empfindet Scham über Missetaten und bleibt doch sittlich in ihrem Verhalten und rein in ihren Worten. Wenn ein unhöfischer Mensch (27: dorper) eine solche Frau sieht, empfindet er Scham über seine Schamlosigkeit. Auf diese Weise ist eine tugendhafte Frau imstande, das törichte Herz eines Mannes zu säubern und selber makellos zu bleiben. C Luft (41–66): Das zweite Element, die Luft, reinigt sich selbst und vergrößert die Freude der Vögel durch das Tageslicht. Menschen und Lebewesen würden selten Freude empfinden, wenn die Luft sie nicht ›säubern‹ würde. Aber eine gute Frau widersteht jeder Verführung und ist imstande alle böse Gedanken zu reinigen. Eine solche Frau soll man über alles preisen, wie die Engel im Himmel sich über ihre Reinheit freuen. Die Gedanken einer reinen Frau sind so gut, dass sie über alle Luft zum höchsten Thron aufsteigen, wo man mit schönem Gesang lebt. Apostrophe: ›Hütet euch, gute Frauen, vor bösen Taten!‹

B281 Lob der Frauen

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D Erde (67–92): Das dritte Element, die Erde, bringt Früchte, Korn, Wein, Blätter und Pflanzen, alle mit ihren guten Eigenschaften, Veilchen, Blumen, Rosen und süße Zeitlose (72: titolozen). Wenn aber der kalte Winter kommt, vertreibt er alle, die ihm im Weg sind. Einer guten Frau kann der Winter jedoch nicht schaden. Ihre Blumen verlieren ihre Blätter nicht, ob es Winter oder Sommer ist. Welche Blüte ist süßer als der gute Ruf einer reinen Frau? Die Ehre einer Frau, die wirklich verdient, dass man sie preist, ist ein blühender Zweig im himmlischen Paradies, dem der Winter nicht schaden kann. Erneute Apostrophe: ›Gute Frauen, ihr sollt nach Ehre streben!‹ E Feuer (93–115): Das vierte Element ist das Feuer, das alles am Leben erhält. Das kann man an der Sonne sehen. Ebenso wirken gute Frauen: Mit Tugenden, Ehre und guten Taten sorgen sie dafür, dass Scham, Wahrheit und Treue nicht verloren gehen. Wiederum Apostrophe an die guten Frauen: Sie sollen darauf achten, dass sie viel Gutes tun. Gott hat den Namen der Weiblichkeit mit göttlichem Feuer gebrannt, sodass die Frauen Himmel, Erde und alle Gewalt in ihrer Hand halten. Die Liebe (113: caritaet) von guten Frauen vertreibt Leid und gibt Standhaftigkeit. F Zusammenfassender Frauenpreis (116–142): In direkter Rede richtet sich der Sprecher an die ideale Frau und spricht ihr Überlegenheit über die Elemente zu: Ihr klares Gesicht übertreffe die Kraft des Wassers, ihre Ehre gehe über alle Blüten, welche die Erde je erzeugt habe, ihre innere Reinheit übertreffe alles, worüber je der himmlische Thron Macht hatte, ihre liebende Tugend und ihre süße Jugend gehe über alles Feuer der Minne, das die Natur je hervorgebracht habe. Deswegen sollen die Menschen auf Erden sie loben und die Engel im Himmel ihrer gedenken. Gott werde ihre Güte belohnen. Sie solle zufrieden bleiben und nach dieser Lehre leben.

B281 Lob der Frauen Moralisch-religiöse Mahnung an Frauen, durch Tugenden und gute Werke Ehre zu erwerben (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 240–242 Nr. 114 (nach Ha4, mit Laa. von Bs3)

Datierung: um 1400; früheste Überlieferung 1469 (Bs3) L i t e r a t u r : Glier 1971, 285; van Buuren 1988, Überlieferung: 37; Meder 1991a, 236 und passim; Bs3 125ra–125vb; 144 V. Meder 1991b, 158–160; Ha4 121vb–122va; 144 V. Hogenelst 1997, Bd. 2, 184 Nr. 253 Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4 am Ende der Hildegaersberch zugeschriebenen Sproken, zwischen zwei religiösen Sproken. Die Hss. weisen keine signifikante Varianz auf. – Sprache: Niederländisch.

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B281 Lob der Frauen

Überschrift: Wat een reyn wijff waerdich is (Ha4; gleichlautend in Bs3) Inha lt: A Einführung (1–20): Der Sprecher teilt mit, was eine gute Frau tun solle, um Tugend und Ehre zu erwerben. Wer der Ehre nachstrebe, solle die Sünde vermeiden, auch wenn sie niemand sehe. Denn Gott kenne das Herz. B Konkrete Verhaltensweisen (21–110): Eine Frau, die Ehre haben wolle, solle Gott und ihrem Mann treu sein. Sie solle Unruhe und Zorn in ihrem Haus vermeiden, anständig reden, alle höflich grüßen und nicht zu geschwätzig sein. Sie solle mit dem richtigen Maß geben und nehmen, weder zu geizig noch zu großzügig sein. Ihre Freunde und Nachbarn, aber auch unbekannte Leute, die sie besuchen, solle sie freundlich empfangen und großzügig Speisen und Getränke anbieten. Wenn sie nichts davon nehmen, solle sie sie trotzdem loben, und wenn sie davon nehmen, solle sie das nicht allzu genau berechnen. Die Dankbarkeit und Ehre, die man dafür bekomme, bringe viel mehr Gewinn. Sie solle freundlich sein zu den Nachbarn, weil ein guter Nachbar in Not wichtig sei. Auch denjenigen, die nicht mit Ehre lebten, solle sie höflich begegnen; höfliche Wörter kosteten nichts. C Ethische und religiöse Schlussfolgerung (114–144): Wolle eine Frau vollkommen sein, seien gute Werke wichtiger als höfliche Worte. Es gebe Frauen, die ihre Ehre um einen kleinen Vorteil hingäben. Aber Ehre könne man nicht kaufen, und sie sei das höchste Gut. Gute Frauen glichen Maria, die im Himmel bei ihrem Sohn die Krone trage. Alle Frauen und Jungfrauen sollten Schande vermeiden, dann würden sie gepriesen. Sonstiges: Der Text lässt sich nur eingeschränkt als Minnerede klassifizieren. Zwar thematisiert er mit dem richtigen gesellschaftlichen Verhalten und der Ehre der Frauen typische Aspekte der Minnereden, auch ist die Sakralisierung der tugendhaften Frau typisch, doch fehlt der positive Bezug zur Minne.

B282 Lob der Frauen von drei Papageien

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B282 Lob der Frauen von drei Papageien Wiedergabe und Kommentar eines Frauenlobs, das drei Papageien verkünden Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 115vb–116ra; 44 V.

Edition: Willems 1844, 229f., Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 2, 638f. Nr. 136 Literatur: Schippers 1995, Nr. 300; Hogenelst 1997, Bd. 2, 83 Nr. 105

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1 neben anderen kürzeren Texte, vor allem Sproken und Mären; hier zwischen zwei religiös-ehtischen Sproken. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Dit sijn drie papegayen sprekende den prijs van vrouwen Inha lt: A Frauenlob der Papageien (1–14): Der Sprecher sieht einen Baum mit drei Papageien: Der erste Papagei sagt, gute Frauen seien der Leidvertreib seines Herzens. Der zweite Papagei preist makellose Frauen. Der dritte betont, dass tugendhafte schöne Frauen die Zierde der Höfe seien (die folgenden Aussagen könnten auch noch zur Rede des dritten Papageien gehören). B Kommentar (15–44): Der Sprecher stimmt der letzten Aussage zu, denn jeder, vom Ritter bis zum Schildknecht, würde sein Leben und seine Schätze für Frauen aufs Spiel setzen. Er lese in den Büchern (24: ic lese in der scifturen), dass noch die weisesten Männer den Frauen untertan gewesen seien. Omnius (28: Ovid?) sage, dass Frauen gnadenreich, hilfreich und gut seien. Der Sprecher will bezeugen (33f.: een orconde | Dragehn), dass Frauen oft Frieden gebracht hätten; er meine vor allem die sonnengleiche Frau (d.h. Maria): Der Feind (d.h. der Teufel) hätte uns überwunden, wenn sie uns nicht von aller Trauer erlöst hätte.

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B283 Der Minne Kraft

B283 Der Minne Kraft Kurze Lehrrede über die Macht der Minne mit vielen Paradoxa und Zwillingsformeln (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1430–35 (Ka7) Überlieferung: Ka7 129v–130r; 76 V. Mü10 106v–108v; 69 V.

Edition: Keller 1846–1880, Bd. 6, 2–4 (nach Ka7); Rosenfeld 1927, 227–230 (nach Mü10 mit Laa. von Ka7); Schmid, U. 1974, 517f. (nach Ka7) Literatur: Rosenfeld 1927, 164; Niewöhner 1928, 117f.; Blank 2VL 6 (1987), 555f.; Kully 2VL 8 (1992), 869; Westphal 1993, 112f., 166f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: In Mü10 bildet diese Minnerede den Epilog (Westphal 1993, 112f. Anm. 2, irrtümlicherweise: »Prolog«) zum Märe ›Der Schüler von Paris C‹. Die Überschrift Der mit der grossen mynne kraft steht dort vor dem ganzen Text. Von Rosenfeld und Niewöhner wurde daher eine Verfassereinheit vermutet; es handelt sich aber sicherlich nicht um eine Werkeinheit. Auf das Märe ›Der Schüler von Paris‹ folgt in den Hss. He1 und Po wohl mit ähnlicher Funktion wie hier eine Minnerede, nämlich B418. Außerdem fügt Mü10 auch an anderen Stellen gekürzte Texte zu neuen Einheiten zusammen. Sowohl in Ka7 als auch in Mü10 steht die Minnerede in von Mären und anderer Kleinepik dominierter Umgebung, nicht in Minneredengruppen. Beide Textzeugen liefern teils bessere, teils schlechtere Varianten. Mü10 hat gegenüber Ka7 drei Minusverse (Ka7 30; 37f.) und einen kürzeren Schluss (anstelle von Ka7 69–76 lediglich drei Verse desselben Inhalts). Überschrift: Von der mynne krafft (Ka7) Der mit der grossen mynne kraft (Mü10) Inha lt: (Nach Ka7; Verszählung nach Schmid, U. 1974) · Der kurze Text bringt – nach einer Publikumsapostrophe (1f.: SChawet alle, was gewalt | Der mynne krafft hot gestalt) und einem Unsagbarkeitstopos – über fast die gesamte Länge eine in Gegensatzpaaren formulierte Aufzählung verschiedener Dinge, die durch die Kraft der Minne bewirkt würden (8–62): Sie entzünde die Herzen ohne Flamme, verursache Freundschaft und Zorn, mache Kluge zu Toren, Weise zu Kindern und Sehende blind. Sie gebe Liebe und Leid, sei ein Dieb und eine Räuberin, sie stehle Klugheit und Verstand. Sie bewirke Sorgen und Freude, sei sowohl gut als auch böse. Sie könne binden und lösen, sanft und unsanft bedrängen, mache tanzen und singen, gehen und springen und

B284 Das Wesen der Minne

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nach Liebe ringen. Frau und Mann folgten ihr. Den Reichen könne sie arm machen und den Armen reich, den Gesunden krank und den Kranken gesund, sie könne heilen – auch ohne Salben – und verwunden. Sie mache den Einfältigen mutig, könne kämpfen und versöhnen. Die Minne können Leiden, Tod und ein fröhliches Leben geben, sie sei zugleich bitter und süß. Sie könne ohne Füße durch die Augen in die Herzen gehen und ohne Hände zwei Liebende aneinander binden. Obwohl sie weder Silber noch Gold besitze, seien ihr alle Leute wohlgesonnen. Die Minne könne soziale Ordnungen sprengen (55: bricht mangen Orden), ohne Waffen töten, ohne Strick zusammenbinden und ohne Netz fischen usw. So wie auf Erden alles nach seiner Art sich verhalte, tue das auch die Minne. Der Text schließt mit einer Explicit-Formel (68–70) und einer an Gott gerichteten Bitte um wahre Minne und ewige Freude im Himmel. Para l lelen: Eine Häufung von Minneparadoxa findet sich auch in B210.

B284 Das Wesen der Minne Anaphorisch gereihte Minnedefinitionen mit Prolog (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 1f. Nr. 1.

Datierung: Überlieferung um 1470–90

Literatur: Blank 1970, 51f., 202 Anm. 29; Schulz-Grobert 2VL 10 (1999), 960f.

Überlieferung: He3 250v–251v; 62 V. Beschreibung der Überlieferung: Einer der wenigen Texte, die in He3 unikal überliefert sind. Unmittelbar vor dieser Minnerede stehen in He3 einige Texte (B33 etc.), die über das Motiv des Traums mit B284 verbunden sind. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–20): Der Sprecher ruft ›Frau Venus‹ an (synonym gebraucht mit ›Minne‹); Bescheidenheitstopos; Motivation seines Dichtens scheint eine Liebesbeziehung zu sein (V. 5: durch geselschafft); er will vom Wesen der gewaltigen und Leid bringenden Minne schreiben. Er habe einmal geschlafen, sein wachendes Herz aber habe sich gefragt, was Minne sei; so habe er also ›aus einem Traum das folgende Märe gesprochen‹ (20).

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B285 Das Wesen der Minne

B Definitionsreihe (21–56): In anaphorischer Reihung (mynn ist | thut | heist | lert etc.) und ohne erkennbare Systematik werden Eigenschaften der Minne (Paradoxien des Phänomens, seine Flüchtigkeit, die zerstörerischen und positiven Wirkungen auf die Affizierten) genannt. C Dienstversicherung (57–62): In Anbetracht ihrer Macht verpflichtet sich der Sprecher zu ewigem treuen Dienst an der Minne. Para l lelen: Vgl. die anaphorische Definitionsreihe in der ebenfalls in He3 unikal überlieferten Minnerede B285.

B285 Das Wesen der Minne Apologie der Minne (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 26–29 Nr. 8

Datierung: Überlieferung 1470–1490

Literatur: Blank 1970, 51f. und Anm. 29; Schulz-Grobert 2VL 10 (1999), 961; Lieb 2008, 209 und Anm. 41

Überlieferung: He3 398r–400r; 108 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredenhs. He3, zwischen zwei häufig überlieferten Minnereden (B356a; B405). Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–22): Beginn mit einer Frage (Konjektur Do zu Wo von Bartsch): Wo hat ›der Dummkopf‹ (1: der müding; Referenz bleibt unklar) gelesen, dass Minne Sünde sei? Der Sprecher meint: Dies behaupten nur die alten Pfaffen, die veraltet (21) und erkaltet (22) seien; aus seinem Buchwissen (8f.: ich han manchen quatern | beid her unnd dar gewant) gehe hervor, dass man die Minne nicht meiden solle. B Hauptteil (23–82): Aufzählung der Wirkungen, z.T. auch der Eigenschaften der Minne; die meisten Verse beginnen anaphorisch mit mynn; überwiegend stereotyp mit Schwerpunkt auf materiellen Wirkungen, die in ihrer Kürze z.T. nicht einleuchten (›Minne gibt Edelsteine‹ u.ä.), einzelnes auch ungewöhnlich, z.B. Minne ›erzeugt reine Antwort‹ (37), ›ist Schatz und Gewinn des Kaufmanns‹ (39), ›sät ritterliche Minnesaat auf viele wilde Felder‹ (41f.), ›gibt Pferde, die kühn laufen‹ (59); am

B286 Vernünftige Liebe

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Ende (ironische?) Brechung: Minne verursacht Geldmangel (81f.: bringt manchen in sorgen | das er dar nach muß borgen). C Schluss (83–108): stereotype Tugendlehre für Männer; Schlusswendung: man soll all das so lange tun, bis die Geliebte einen belohnen muss (Dienst-Lohn-Mechanismus), ›falls sie der Minne folgen will‹ (108). Der Text schließt mit: Amen. Para l lelen: Zwei Passagen begegnen gleichlautend in B348 (Go1): Ha2 1–11 = B348, 27–39; und Ha2 19–24 = B348, 63–68. Die von Blank 1970, 107 Anm. 10, angeführten Parallelen einer religiösen Deutung der Entstehung der Minne bleiben für B285 kaum aussagekräftig, da der zitierte Vers 43 mynn all dugent beschlossen hatt zu stereotyp ist. Vgl. auch die anaphorische Definitionsreihe in B284.

B286 Vernünftige Liebe Monologische Betrachtung zum Verhältnis von Minne, Natur und Vernunft (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Erentrijk (?) Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 26va–26vb; 24 V.

Edition: van Vloten 1871, 156f.; Kossmann 1940, 60f. Nr. 43a Literatur: de Haan 1999, 123; Hogenelst 1997, Bd. 2, 209f. Nr. 289 und 216f. Nr. 303; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert nach der ›Totenklage um Graf Wilhelm  IV. von Holland‹ (B478) und vor einer thematisch verwandten Minnerede (Z68). – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Elende Inha lt: Exordialsentenz: Wo zwei Herzen sich vereinen, da wurzelt die Minne tief und da ist sie mit so süßem Bast umschlossen, dass niemand den Grund ermessen kann. – Ausgehend von dem Wohlgefallen, das er beim erstmaligen Hören dieser Worte (7: reden) empfunden habe, denkt der Sprecher über das Verhältnis von Natur und Vernunft (13: reden) nach. Zwar stehe die Vernunft über der Natur (und noch darüber die Minne), doch gewinne die Natur Gewalt über die Vernunft, sobald die Geliebte allein und unbehütet (21: sonder hoede) gefunden werde.

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B287 Von der Liebe

Para l lelen: Vgl. Z68. Sonstiges: Die Verfasserangabe am Ende von Z68 wurde in der Forschung auch auf diesen Text bezogen. Vgl. auch B278.

B287 Von der Liebe Unterscheidung dreier Arten der Liebe (Liebe aufgrund der Schönheit, der Tugend oder der Natur) und Plädoyer für die Liebe, die durch Tugend entsteht (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 14. Jh. (Wi10) bzw. 1380 (Wi6)

Edition: Niewöhner 1953a, 125–127 Nr. 112 (nach Wi10 mit Laa. von Wi6) Literatur: Lämmert 1970, 288 Anm. 307; Glier 1971, 191

Überlieferung: Wi6 45vb–46va; 110 V. Wi10 58va–59rb; 110 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Teichner-Hss. Wi6 und Wi10 ohne signifikante Varianz. Überschrift: Von lieb (Wi10) Inha lt: (Zitate und Verszählung nach der Ausgabe) · A Exposition (1–15): Die glühende Liebe zwischen zwei Menschen, die oft bereits durch einen ersten Blick entflammt wird, lässt sich weniger als Wunder, sondern vielmehr als das Wirken der Natur begreifen. Nach Ansicht des Sprechers sei es vielmehr ein Wunder, dass ihn die Dame, der er vor allen anderen den Vorrang gebe, so sehr hasse. Sie gefalle ihm aufgrund ihrer Schönheit und Tugendhaftigkeit, obschon sie sich nicht entsprechend verhalte. B Lob der Tugend (16–63): Einem tugendhaften Menschen gönnen alle nur Gutes; mit Tugend gewinne er ein solches Glück, dass auch diejenigen, die ihn nicht kennen, ihm wohlgesonnen seien. Selbst unter den Tieren ziehe man dasjenige vor, das mehr Tugend hat: Unter zehn Hunden finde man stets einen, der besser als alle anderen zusammen seinen Dienst ausführe. Weil er seine Aufgaben besser beherrsche, glaube er zurecht, dass er vor den anderen Hunden ausgezeichnet werde. Der Sprecher rät

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daher: Wer vollkommener als sein Vater sein will, solle sich mit Tugend auszeichnen (Tugendadel). Der weniger Tugendhafte sehne sich stets nach dem ehrbareren und tüchtigeren Menschen; der ›Tugendhafte‹ (42: der frum) aber interessiere sich nicht für den ›Schwachen‹ (43: der swach). Der ›Schwache‹ wiederum versuche dem Tugendhaften Fehler und Defizite und negatives Wirken nachzuweisen, um dann sagen zu können, er wolle mit jemandem, der so handle, nicht befreundet sein. C Drei Arten der Liebe (64–110): Es folgen unvermittelt Ausführungen über die ›Dreifaltigkeit‹ der Liebe (64: lieb dw sambt sich drivaltleich): 1. Liebe durch Schönheit: Wenn ein Mann ein hübsches junges Mädchen erblickt, wird er von ihrer schönen Gestalt überwältigt, sodass er fortan nach ihr verlangt. Zeigt er sich geschmückt vor ihrem Fenster, bietet sie ihm einen Gruß und ermutigt ihn somit, immer wieder zu kommen. Mit dem rosafarbenen Mund wird die Liebe, die durch die Augen in den Herzensgrund gelangt, vermehrt. 2. Liebe durch Tugend: Ein Mensch könne durch sein tugendhaftes Benehmen jene zur Liebe geneigten Herzen erobern, die anders geartet seien (82: dw da sind von anderm sam). Diese Liebe könne weder durch die Natur noch durch den Augenkontakt erzeugt werden. 3. Liebe durch Natur: Die natürliche Liebe bringe alle Lebewesen dazu, ihre Artgenossen und insbesondere ihre Kinder vor allen anderen zu lieben. Das habe der Sprecher durch die Raben verstanden: Wie schwarz auch die Rabenjungen seien, den Eltern erschienen sie einzigartig schön und fein, und sie würden sie niemals gegen Kinder anderer Vögel eintauschen wollen. Der Sprecher bewertet diese Macht der Natur als blind und töricht. So komme es vor, dass ein Mann sich eine Frau nimmt, die niemandem seiner Freunde gefällt. Mit der Liebe zu dieser Frau verliere der Mann seine Freunde und werde seines Ansehens beraubt. (Sprichwort: Was die ganze Welt für Kupfer hält, ist ihm ein Goldstück.) Der Sprecher proklamiert nun, die beste Form der Liebe sei diejenige, die durch die Tugend entstehe. Mit ihr erhalte man die Zuneigung aller Menschen. Mit der ›natürlichen‹ Liebe schränke man sich ein und mache sich seinen Mitmenschen unlieb. Die Rede endet mit der typischen Schlussformel: also sprach der Teychnaer (110).

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B288 Die Maße

B288 Die Maße Eine gesondert für Männer und Frauen erteilte monologische Minne- und Standeslehre, die besonders die Tugend des Maßhaltens lobt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 14. Jh. (Co und He6) Überlieferung: Co 241rb–242va; 218 V. He6 238rb–239va; 218 V.

Edition: Bartsch 1863 (nach He6); Rosenhagen 1909, 103–107 Nr. 129 (nach He6); Meyer-Benfey 1920, 24–30 (nach He6 mit Laa. von Co) Literatur: Bartsch 1863, 103–105; Schröder, E. 1910; Stammler 1938; Blank 1970, 52; Huschenbett 1986; Blank 2VL 6 (1987), 248f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den weitgehend identischen Schwesterhss. He6 und Co, im Kontext von Mären, Verserzählungen und Minnereden (zur Varianz vgl. ausführlich Schröder, E. 1910). Ein senkrechter Strich in der Mitte von V. 11 in He6 wurde von den Herausgebern Bartsch und Rosenhagen als Verstrennung, die dadurch entstehende Waise als Hinweis auf eine Überlieferungslücke interpretiert. Überschrift: Ditz ist von der maze (Co) Ditz bvchel heizet die maze | Got helf vns an die himel straze (He6) Inha lt: (Nach He6; Verszählung nach Meyer-Benfey 1920) · A Einleitung (1–10): Die Mazze (3) wird als MVter aller tvgende (1) gepriesen: Sie lehre den, der ihr Folge leiste, das richtige Verhalten. B Männerteil (11–118): Im Folgenden werden die Auswirkungen des Maßhaltens auf das Verhalten der Männer aufgeführt: Sie regle angemessenes Sprechen oder auch Schweigen, angemessenen Einsatz für Gerechtigkeit (12: Zv mazzen lait rechen) sowie angemessenen Kontakt zu den Damen; sie verschaffe dem Mann hohen mvt (18) und gesellschaftliches Ansehen. In einer eingeschalteten direkten Anrede der ›mâze‹ (27–38) tritt der Sprecher hervor: Wäre sie eine Frau, so würde er sie gerne heiraten und sich dadurch ewiges Glück sichern. Über das hohe Ansehen bei rittern vnd […] vrowen (41) verhelfe die ›mâze‹ zur heimlichen Minne. Sie verschaffe Ansehen auch außerhalb des Hofes, da sie denjenigen, der ihr folge, bei allen Menschen und Ständen beliebt mache. Der Sprecher gibt (ab V.  67: Ich ler in wie er tvn sol) konkrete Lehren, wie der Mann zu Lob und Ansehen kommen könne: Er solle die Menschen ›einfältig‹ ›minnen‹ (72f.), sich vor Eigenlob, Anmaßung, Lügen, Schelten, Rühmerei hüten, verschwiegen und aufrichtig sein, den Zorn mäßigen, nicht zu

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viel klagen, niemanden beleidigen (Ausnahme: zur Verteidigung bei Angriffen auf seine Ehre), freigebig, aber nicht verschwenderisch sein – da dies zu eigener Armut und völligem Ansehensverlust führen könne. Der Sprecher schließt mit einem Preis der ›mâze‹ als universaler Tugend und einer gebetsartigen Bitte an Gott, sie uns allen weiter zu ermöglichen. C Frauenteil (119–208): Für die Damen sei die ›mâze‹ wichtig, weil erst durch sie – und nicht durch körperliche Schönheit allein – die heimliche Minne (bei Erhaltung der Ehre!) möglich werde. Der Sprecher gibt (ab V. 133: Von deu wil ich evh sagen) den Damen – ohne sie aber direkt anzusprechen – Verhaltensregeln für die gesellschaftliche Öffentlichkeit (136: Swenne si vber hof gat): Sie sollten auf angenehmes Benehmen achten, nicht geschwätzig sein (140: niht gerne newe mere sagen), sich um ihre Männer kümmern und ihnen untertan sein, alles maßvoll angehen, im Konfliktfall Schlichtung statt Vergeltung suchen. So könnten die Damen Liebe, einen guten Mann, Belehrung und Seelenheil erringen, ebenso das Ansehen aller Stände. Sie sollten Zorn und Trägheit überwinden, tugendhaft und beständig sein – dann stünde es auch mit allen diskret betriebenen Dingen, namentlich heimlicher Minne, gut. Der Sprecher beschließt seine Lehre für die Damen mit dem breit ausgeführten Vergleich mit der Turteltaube: Die Dame solle ohne Hass sein wie die Taube; verliere sei einen Geliebten, sei es zwar zu begrüßen, wenn sie in beständiger Trauer bliebe, wie die Taube, die bis zu ihrem Tod auf keinen grünen Ast mehr sitze – betreibe die Dame eine neue Liebe aber mit ›mâze‹, so könne sie das frohgemut tun, da ihr diese Tugend die Wertschätzung aller Menschen einbringe. D Schluss (209–218): In einer Schlussformel wendet sich der Sprecher etwas unvermittelt (vgl. noch 208 die Anrede daz wizzet werlichen) direkt an ein einzelnes Gegenüber (209f.: Ichn wil dir niht mere sagen | Wan daz dv wunne mvst haben). Einer weiteren Schlussformel (211: Hie wil ich die rede enden) folgt eine gebetartige, mit ›Amen‹ beschlossene Segensbitte an Gott, den Heiligen Geist und (!) die Dreifaltigkeit. Para l lelen: Eine ähnlich in Frauen- und Männerteil gesonderte Tugendlehre bietet B300. Auch im ersten Buch von Thomasins von Zirklaere ›Wälscher Gast‹ wird die Lehre getrenntgeschlechtlich adressiert, im ›Winsbecke‹ liegt nur der Männerteil vor, vgl. Huschenbett 1986, 372–377. Eine Rezeption von Walthers ›Reichston‹ (L 8,4) in V. 117f. anzunehmen, ist nicht zwingend, da der Reim gotes hvlde | vber gulde auch in anderen Texten Verwendung findet (vgl. Huschenbett 1986, 375f.). Sonstiges: Umstritten ist, ob der Text als ein Werk des 12. Jh. (genauer der frühmittelhochdeutschen Literatur um 1175) gelten kann (Bartsch 1863, Schröder, E. 1910; vor allem mit Verweis auf Vers- und Reimtechnik), oder doch eher eine Entstehung am Ende des 13. / Anfang des 14. Jh. angenommen werden muss (Stammler 1938; Blank 2VL; vor allem mit Betonung inhaltlicher Indizien für die Spätdatierung); vgl. zusammenfassend für die Frühdatierung Huschenbett 1986.

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B289

B289 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Treue ist Königin‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B290 Fluch über die ungetreuen Frauen Klagerede über die Treulosigkeit von Frauen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Ka3 56vb–57vb; 176 V. Mü10 86v–91r; 168 V.

Edition: Lassberg 1820, 409–413 Nr. 54 (nach Ka3) Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 765; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Beide Hss. bieten an verschiedenen Stellen verderbte Textpassagen; Ka3 überliefert den eher besseren Text, obwohl auch hier Defekte vorliegen (u.a. fehlender Vers vor oder nach 29). In Mü10 schließt die Minnerede unmittelbar an die thematisch und stilistisch verwandte B272 an, sodass beide zu einem Text werden; recht hoch ist (daher?) die Wortvarianz zu Ka3 (bei gleichbleibendem Sinn) in den ersten ca. 29 V., in denen vielfach nur die Reimwörter unverändert bleiben. In Mü10 fehlen außerdem die Verse Ka3 3f., 139f., 149f., 175f.; die direkte Ansprache an Frau Minne ist in Mü10 129 mit einem Alineazeichen (¶) hervorgehoben. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · Die Rede ist relativ klar aufgebaut, der sprachliche Ausdruck teils eigenwillig (Enjambement, dunkle Passagen usw.). Der Gestus der Rede wird vom Ärger des Sprechers über untreue Frauen bestimmt, den er vor allem in B artikuliert. Die Verschwiegenheit und Heimlichkeit werden dabei nicht als Bedingung, sondern als Gefahr für die Minne insofern beschrieben, als sie von den untreuen Frauen instrumentell eingesetzt werden. A Beschreibung einer erfüllten treuen Liebe (1–28): Ohne ›Ich-Rede‹ beschreibt die Minnerede zu Beginn ganz allgemein, wie eine ideale Minnebeziehung entsteht: Aufgrund des Zwangs der Natur und der ›Zange‹ der Minne wendet sich jede ehrbare Frau irgendwann der Liebe zu. Der ›frei schwebende‹ Gedanke muss lenden (11: an Land gehen) und den Fuß seiner Minne dort aufsetzen, wo sie die Liebe eines wohlgefälligen Mannes erjagen kann. Dieser wiederum sucht nichts als die Freude,

B290 Fluch über die ungetreuen Frauen

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die auch sie sucht, verbessert sich selbst, um die Frau zu verehren, und ist frei von Untreue, d.h. er sucht körperliche Liebeserfüllung nur bei ihr. (Am Übergang von A zu B liegt ein Defekt vor, der den genauen Zusammenhang beider Teile verunklärt.) B Katalog von Verwünschungen (29–112): Den exemplarisch geschilderten beständigen Liebenden stellt der Sprecher (der jetzt zum ersten Mal ›Ich‹ sagt) jene Beziehungen gegenüber, die wegen der Untreue der Frau von Leid und Misstrauen geprägt sind. Solch untreue Frauen (42: ›Gauklerinnen‹) verwünscht er nun u.a. so: Alle ehrbaren Männer sollen sich von ihnen abwenden; wer Lobdichtungen auf sie verfasst, dem soll seine Kunst misslingen; Unbeständigkeit ist wie Gold in Blei geprägt; ihre Burgen (54: castel) sollen zugrunde gehen; niemand soll ihnen zum Tanz aufspielen; ihre Blumenkränze sollen verwelken, ihre Spiegel ihnen Hässlichkeit vortäuschen; Brunnen vor ihnen versiegen; Linden ihre Blätter verlieren; Vögel ihnen nicht singen; ihre perlenbehangenen Ohren zuwachsen (87: vergentzen und verwachsen); ihrem Wagen soll die Achse brechen und ökonomisches Unheil über sie kommen (93f.: ihre Pfunde sollen zu Helblingen, d.h. halben Pfennigen werden); ihr Kräutergarten soll verdorren; ihr Hündchen in ihrem Schoß wüten und ihre Edelsteine sollen ihre Heilkraft verlieren. C Gebet zu Frau Minne (113–148): Der Sprecher betont die negativen Folgen dieser Unbeständigkeit für die Männer und für Frau Minne, an die er sich ab V. 118 direkt (Apostrophe) und ab V. 131 auch gebetsartig wendet. Er bittet die ›gerechte Minne‹ um Hilfe, dass sie die Unbeständigen um den falschen Glanz ihrer Augen bringe, dass sie ihre rote Gesichtsfarbe bleich mache, damit die Männer sich nicht so ›vergaffen‹, und dass sie sie statt heimlich zu plaudern (145: kosen) laut zu klaffen lehre. Ab V. 146 fällt der Sprecher kurz wieder in den Duktus der Verwünschungen zurück. D Schluss (149–176): Ginge es nach dem Hass im Herzen des Sprechers, könnte er noch fortfahren, den Untreuen Böses zu wünschen, um der mâze willen wolle er nun aber abbrechen. Er hofft, dass er keine Dame ungerechtfertigterweise beleidigt habe, ansonsten wolle er dafür büßen. Mit einer Apostrophe wendet er sich abschließend an Beningna (168; in Mü10: Benigna), deren Tugendhaftigkeit ihn froh mache, von der er ›süße Buße‹ erhoffe und auf deren Hände er bis an sein Ende warten wolle. Para l lelen: Parallelen in Wortwahl und Stil weist die in Mü10 überlieferte, ›komplementäre‹ Minnerede B272 auf. Brandis 2VL 2 (1980) verweist auf ähnliche Urteilsreden in der ›Minneburg‹ (B485) und Konrad Harders ›Der Minne Lehen‹ (B464). Letztere ist in Mü10 direkt vor der Textallianz B272, B290, eingefügt in ein Quodlibet, überliefert.

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B291 Der Frauen Unstetigkeit

B291 Der Frauen Unstetigkeit Misogyne Rede über Frauen, die sich immer wieder neue Liebhaber nehmen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : (Pseudo-)Heinrich der Teichne Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Lo4) bzw. um 1464 (Mü4)

Edition: Niewöhner 1956, 306 Nr. 705 (nach Be4) Literatur: Lämmert 1970, 235 Anm. 148

Überlieferung: Fassung I: Be4 142v–143r; 38 V. Mü4 213v–214r; 34 V. Fassung II: Lo4 52v–53r; 32 V. Beschreibung der Überlieferung: Diese Rede ist nicht in den beiden großen Teichner-Hss. Wi6 und Wi10 überliefert. In Be4 steht sie zwischen anderen Teichnerreden, in Mü4 neben Mären und Sprüchen und in Lo4 am Ende einer Teichner-Sammlung und vor einer Minnerede (B366). Die frühere Autorzuschreibung an Heinrich den Teichner wird von Lämmert 1970, 235 Anm. 148 abgelehnt. Fassung I: Die Teichner-Hs. Be4 (Sigle O) und die Sammelhs. Mü4, die nur fünf Teichnerreden überliefert, repräsentieren eine Fassung. Mü4 hat gegenüber Be4 einen leicht varianten Textbestand: Be4 9f. und 35f. fehlen, und einzelne Verse sind umformuliert, teilweise mit Sinnveränderung, z.B. Mü4 8 ain andern für statt Be4 8 ander vier; Mü4 31 Der jn trwen jr wer hold statt Be4 dem sie waer mitt trewen holt. Der vorletzte Vers ist auch im Wortbestand völlig verändert: Mü4 33 E er jren eren schad wer statt Be4 37 mit gantzer lieb ovn alles gevär. Zwei Lesarten (Mü4 4 Da sprach ich; Mü4 25 die lieb wänen) stimmen allerdings auch gegen Be4 mit Lo4 überein. Fassung II: Lo4 repräsentiert wegen des eigenständigen Schlusses und zahlreicher Varianten eine eigene Fassung. Folgende sechs Verse fehlen in Lo4: Be4 7–10 und 19f. Bei den Verspaaren Be4 13f. und 21f. sind die Verse jeweils vertauscht. Die zehn Schlussverse sind in Lo4 ganz unabhängig formuliert: Neben der Exklusivität der Minnebeziehung (wie in Be4 und Mü4) propagieren sie auch die Heimlichkeit als Lösung des Problems: Wann die lieb nit wollt enpern | Sie wollt nach hubscher mynn kern  | So sollt sie ir ain furnemen  | Vnd nit yenen vnd disen zamen  | Vnd sollt das treiben taugenlich | Das wär alles minencklich | Vnd brächt sich selber nit in wort | Aber verleust sie irn grössten hortt | Des ir der tod besser wär | Alß red der Teichnär. Die letzten vier Verse dieses veränderten Schlusses entsprechen fast wörtlich den vier Schlussversen der Teichnerrede Nr. 159 (Niewöhner 1953a, 181f.), die in Lo4 der Minnerede B291 direkt vorausgeht.

B292 Klage einer Frau

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Überschrift: Das nicht pösers ist an schone frawen dann unstettigkaytt so mercke (Be4) Von der frawen vnstatikait (Lo4) Von der vnstät (Mü4) Inha lt: (Nach Be4) · Der Sprecher berichtet, gefragt worden zu sein, was das Negativste an schönen Frauen sei. Darauf habe er geantwortet, es sei die Unbeständigkeit. Eine solche Frau verliebe sich in jeden Mann, den sie sehe, und wechsle ständig ihre Liebhaber (Sprichwort 11: ›Aus den Augen, aus dem Herzen‹). Sie spiele mit den Männern und sei wankelmütig. Sie sei wie das Aprilwetter. Wenn ein Fremder aus Apulien (16: von Pue ll) komme, sei er gleich in ihr Herz geschrieben und der vorherige Geliebte vertrieben. Sie treibe es wie der Blinde mit seinem Stock: Wenn der damit herumfuchtele, würde er sich eher selbst treffen als den Nebenstehenden. So würde es auch der Frau gehen, die sich an diesen und jenen wende und sie zu Bewunderern machen wolle (27: will machen mundoffen). Damit treffe sie sich aber nur selbst und müsse großen Kummer leiden. Wenn eine Frau sich unbedingt auf die Liebe einlassen wolle, solle sie sich einen Mann aussuchen, dem sie treu wäre, und sie solle dann lieber sterben wollen, als einen anderen zu lieben. Teichner-Autorsignatur.

B292 Klage einer Frau Zitierte Klage einer Frau über Männer, die Handlungen der Frau irrtümlich für Liebeszeichen nehmen und die Frauen belästigen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Lo4) bzw. 1469 (Wi7) Überlieferung: Be3 118v–120v; 96 V. Be4 99v–101r; 92 V. Lg4 249r–251r; 96 V. Lo4 28r–29v; 96 V. Pr2 98v–100r; 96 V. Wi7 271v–272v; 95 V.

Edition: Haltaus 1840, 186f. Nr. II 28 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVII); Niewöhner 1956, 257f. Nr. 669 (krit. nach Wi7) Literatur: Geuther 1899, 116f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Teichner-Hss. Be4 (nach B329) und Wi7 (in einem kleinen ›Minnezyklus‹, siehe B313), in der die Hs. einleitenden Teichner-Sammlung von Lo4 so-

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B292 Klage einer Frau

wie in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (hier im Kontext von Minnereden, nach B258 und vor B225). In allen Hss. endet der Text gleichlautend mit der TeichnerAutorsignatur Also sprach der Teychnaer (Wi7). In Be4 fehlen exklusiv die Verse 47–50, in Wi7 fehlt exklusiv Lo4/Pr2 80. Ansonsten weisen die Hss. nur geringe Varianz auf, wobei Wi7 in vielen Fällen gegen den Rest der Überlieferung steht (so z.B. in der Umstellung der Verse 7f. und in der Umstellung der Worte billich – besser in den Versen 55f.). Die Wort- und Satzvarianten führen jedoch kaum zu Sinnveränderungen. Signifikant sind vor allem die exklusiven Varianten in Be4: Statt der Frage Wi7 62 Wer hat euchs haissen hat Be4 59 Wer hieß o euch als ferre payssen; statt Wi7 83 (Ausgabe: 84) inm ars hat Be4 80 in den schuch; statt e e e Wi7 87 (88) So geswur er er war sein trost hat Be4 84 So want er sie hab lieblich koßt. Überschrift: Von ainer byderben frawen die der mynn nicht begertt vnd doch angesuo cht wirtt von mannen so merck (Be4) Von den die den frawen arckwan machen (Lo4) Ainer frawen clag (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Von der mynn (Wi7) Inha lt: (Nach Wi7; Verszählung nach der Ausgabe von Niewöhner 1956) · A Klage einer Frau (1–32): Der Sprecher gibt in wörtlicher Rede die Klage einer Frau wieder (8: Also chlagt ein fraw zarth): Verlust und Gewinn seien in der Welt gemischt, Leid ende in Liebe und Liebe in Leid – anders aber sei es bei ihr, da sie Leid ernte, ohne vorher Glück genossen zu haben bzw. diesen Genuss in Erwägung gezogen zu haben (18: Also leid ich an allen solt). Grüße sie einen Mann oder sehe ihn freundlich an, so prahle dieser gleich damit oder entbrenne in Liebesglut, obwohl dies nie ihre Absicht gewesen sei. B Männerschelte (33–96): Es folgt eine Schelte unverständiger Männer (ob durch die Frau oder durch den Sprecher bleibt unklar). Diese glaubten irrtümlich, die vor ihnen gehende Frau habe ihnen einen Gruß entboten, wenn diese nur die Lippen im Gebet bewege. Sie zögen dann in ritterlichem Dienst aus, kämen erschöpft wieder und forderten Minnelohn von der Frau, die sich keines Dienstauftrags bewusst sei (Rückkehrszene gestaltet als Dialogpassage 51–67). So bringe er die Frau ins Gerede. Darüber hinaus verfolge er die Frau, stelle sich in der Kirche vor sie, sodass sie ihn ansehen müsse. Fluche sie dann über ihn (wörtliche Wiedergabe der Flüche 83: Das du mir inm ars nicht macht und 85f.: Das der narr wird derstochen | Das ich von im wird erlost), so verstehe er dies wiederum als freundlichen Gruß und setze seine Werbung ewig fort. Dabei verärgere er ihren Ehemann und handle ihr auch andere Beschwernis ein.

B293 Klage über die Untugenden der Männer

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B293 Klage über die Untugenden der Männer Klage einer Dame über die Männer, die die Freude der Frauen verderben; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Serrure 1855, 78–81

Datierung: früheste Überlieferung Anfang 15. Jh.

Literatur: –

Überlieferung: Bs1 67va–68rb; 14 Str. (112 V.) Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Bs1 im Kontext von Liebesbriefen. Die 14 Str. bestehen aus je 8 Versen mit dem Reimschema ababbaba. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Een edel wijf ende een hoghe gheboren Inha lt: Die in V.  1f. entworfene Sprechsituation ist unklar: Es handelt sich entweder um ein Gespräch zwischen zwei Frauen oder zwischen Frau und Mann, ggf. spricht nur eine Frau (Een edel wijf ende een hoghe gheboren | hordic claghen een claeghelijc leit). Nach der Inquit-Formel (Si sprac: 3) folgt jedenfalls nur ein Monolog: Die Männer verdürben die Freude der Frauen, denn sie ließen nicht zu, dass Frauen Geselligkeit (gheselscap: 5) suchten oder fröhlich sein wollten (vromoedech: 10); stets träten Neider und Klaffer auf den Plan, obwohl die Männer doch wissen müssten, dass eine ethisch gute und dabei fröhliche Frau das höchste Gut und die höchste Freude sei (hier auch hyperbolischer Frauenpreis: z.B. 81: Frauen sind mehr zu loben als ›Balsamrocken‹); nur einmal findet sich eine Mahnung an die Frauen, ihre ›hohe Art‹ zu behalten (93–96). Para l lelen: Die Minnerede steht in Zusammenhang mit B273, mit der sie größere Textpartien und die metrische Form gemeinsam hat, siehe Rheinheimer 1975, 37 und 289 Anm. 2, sowie de Vries 1867, 33. In Stil und Duktus des Monologs besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu den Aussagen der Frau in Ulrichs von Liechtenstein ›Frauenbuch‹ (B402a).

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B294 Von treulosen Männern

B294 Von treulosen Männern Belauschtes Gespräch einer Gruppe von Damen, die treulose Männer verfluchen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1822, 419–429 Nr. 138 (nach Ka3) Literatur: Bauer 2VL 9 (1995), 1036f.

Überlieferung: Fassung I: Ka3 138vb–141rb; 378 V. Lo4 179v–184v; 372 V. Mü4 114r–119v; 361 V. Mü5 79r–86r; 366 V. Mü19 183r–191v; 366 V. Sa 83v–89r; 243 V. Fassung II: He3 222v–228r; 327 V. He9 114r–121r; 330 V. Beschreibung der Überlieferung: Die Überlieferung weist hohe Varianz auf. In erster Linie unterscheiden sich die zwei Heidelberger Hss., die einen eigenen Schluss enthalten, von den übrigen Überlieferungsträgern: Hier verfluchen die Damen (nach Ka3 345) auch die Klaffer, dann trennt sich der Sprecher von ihnen und klagt über sein heimliches Liebesleid. Unklar bleibt dabei, ob er an dieser Stelle eine der Damen meint, die an der Unterhaltung beteiligt waren, oder eine andere Dame. Außerdem stammt die erste Klagerede nicht nur von einer, sondern von mehreren Damen (Ka3 30). An einigen Stellen fehlen in den Heidelberger Hss. Verse (etwa Ka3 5f., 39f., 75f., 129–138, 185f.), vereinzelt gibt es vertauschte und zusätzliche Verse. Signifikant sind die jeweiligen Überlieferungskontexte: So steht B294 in He3 und He9 in einem Konvoi in folgender Reihung: Altswert-Reden B429–B431, B223, dann B294 und B66. In He3 wird B66 an B294 ohne Absatz angehängt (Überlieferungsallianz). Einen zweiten Konvoi bildet der Text in Mü4, Mü5 und Sa, zusammen mit B353, B403, Z34 und B340. Mü19 überliefert B294 innerhalb einer Minneredengruppe, während Ka3 einen gemischten Überlieferungskontext (Mären und Minnereden) bietet. Überschrift: Wie die frawen vnstatten mannen fluechen vnd vnhail wue nschen (Lo4) Ain ander spruch (Mü4; gleichlautend in Mü19) Von der mynne vnd fluo chen den vnstätten mannen (Mü5) Inha lt: (Nach Ka3) · A Einleitung (1–18): Sentenz: Was geschehen soll, geschieht bald. Der Sprecher berichtet nun von einem Erlebnis, das diesen Satz beglaubigt: Er kommt

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heimlich an einen Ort, an dem er auf eine Gruppe von schönen Damen trifft, deren Sittsamkeit und höfische Haltung er preist. B Belauschtes Gespräch (19–347): Der Sprecher belauscht die Unterhaltung der Frauen. Sie können schön über die Minne sprechen und vil frömder mär (24) erzählen, unterhalten sich über Dichtung und wünschen sich nüwes singen (27). Eine Dame hält eine längere Klagerede: Sie wünscht, die Frauen könnten einen Verteidiger gegen das Unrecht finden, das sie durch die Männer erleiden müssen. Sie klagt über die Doppelmoral der Gesellschaft, die männliche Untreue toleriert (41–43: Niempt ain man drizzig oder mer | Dennocht sol des selben er | Sin gar unverhowen; der Gedankengang wird wiederaufgenommen und erweitert in 117–131) und Frauen, die einen Liebhaber haben, verurteilt. Man spreche nur von der Unbeständigkeit der Frauen und verschweige den unstätten orden (69) der Männer, was die Hochgestimmtheit der Frauen töte. Deshalb schlägt sie vor, gemeinsam die treulosen Männer zu verfluchen. Darauf steht die erste Frau auf und äußert den Wunsch, die Männer als erste, so gut sie nur könne, verwünschen zu dürfen. Die anderen bittet sie um Ergänzung, damit die Schande der Männer bekannt werde. Es gebe in der ganzen Schöpfung nichts Schlimmeres als treulose Männer, die man zu Recht hassen solle. Einen unbeständigen Mann solle man an einem Baum erhängen. Als der versteckte Sprecher dies hört, freut er sich und wünscht sich noch härtere Strafen für die männliche Treulosigkeit. Nach langer Klage über das Leid, das böse Männer treuen Frauen zufügen (132–161), geht die Dame ausführlich auf die Strafen ein, die solche Männer verdienen. So solle man einen derartigen valschen böswicht (158) in einen Sack stecken und ins Wasser eines Flusses werfen (162–169). Gott solle den Wolf bestrafen, der sich als Lamm verkleidet (173–177). Liteneiartig reiht die Dame dann ihre Verwünschungen aneinander. Signifikant ist dabei die anaphorische Wiederholung der Einleitungsformel (180, 184: Dem wünsch ich; 192, 202, 206, 208, 214, 218, 236, 240, 248, 266, 284, 294, 298, 300, 304, 308, 310, 314, 318, 330, 334, 336: Ich wünsch). Ein treuloser Mann solle niemals Gutes durch reine Frauen erfahren. Er solle auf seinen Fahrten für den Schlechtesten gehalten werden, sein Pferd solle er unterwegs verlieren, damit man an ihm das Zeichen der Unbeständigkeit erkenne. Sein Schwert solle weich wie Wachs werden, seine Rüstung solle zerfallen und der Gurt seines Pferdes solle in Not zerbrechen, damit er einen kläglichen Tod durch seine Feinde erleiden muss. Im Kampf solle er Niederlagen erleiden, seinen Herrn trotz des Treueeides verlassen und in Schande leben. Am Hof solle er keine Ehre erlangen, im Turnier soll er sich vor den Augen schöner edler Frauen lächerlich machen, damit ihn alle Leute verspotten müssen. Zarte rote Mündlein sollen darüber sprechen, wie er aus dem Sattel herausgestochen worden sei. Seine Kleider sollen platzen, damit man ihn als treulos erkennen und sich vor ihm in Acht nehmen kann. Seine Jagdhunde sollen tollwütig werden, auf der Jagd (und Beizjagd) soll er nur Misserfolge erleben. Endlich sollen ihm Besitz und Leben zugrunde gehen. Darauf richtet die Dame ein kurzes Gebet mit der Bitte um Beistand an Venus (apostrophiert als ›süße Minne‹; 322–329). Sie fügt dann den Wunsch hinzu, dass niemand dem Treulosen Glauben schenke, dass es den Damen vor ihm grause und dass die Leute, unter denen er lebe, ihn vertreiben mögen. Schließlich bittet sie die übrigen Frauen um Ergän-

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zungen, falls sie etwas vergessen habe, die anderen Damen äußern jedoch nur ihre Zustimmung. C Schluss (348–378): Die Frauen verabschieden sich höfisch und freundlich voneinander. Als der Sprecher die Abschiedsszene beobachtet, verliebt er sich in eine der Damen, die er als die Schönste preist. Er lobt ihr vornehmes Verhalten und ihre Tugendhaftigkeit (371–376: Sy ist valsches wandels an | Und vester trü ain bernder stam | Mitt stettikait gezieret | Alsuz ist sy gefisieret | Für alle frowen hochgeborn | Ir erenkrantz ist unverloren), wird traurig, als sie sich entfernt und hofft, sie in der Zukunft oft sehen zu dürfen. Para l lelen: Eine ähnliche, wenn auch weniger ausführliche Stelle, in der eine Verfluchung treuloser Männer durch mehrere Damen stattfindet, enthält die Minnergerichtsszene von B463.

B295 Die Unminne Sprachlich elaborierte religiös-politische Mahnrede mit Verklärung höfischer Minnedichtung und zeitgeschichtlichen Bezügen; in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : Hermann von Sachsenheim Datierung: nach 1444; Überlieferung 1478 Überlieferung: He3 490r–496r; 63 Str. (441 V.)

Edition: Mone 1826, 78–81 (Str. 11–15, 17, 25f., 28 und 40); Brauns/Thiele 1938, 62–74 Nr. 13 Literatur: Mone 1826, 75–81; Brauns 1937, 20–34; Huschenbett 1962; Glier 1971, 314–317; Huschenbett 2VL 3 (1981), 1091– 1106, bes. 1104f.; Rischer 1982, 29–32; Wallmann 1985, 329; Strohschneider 1986, 76 Anm. 19, 145; Schlechtweg-Jahn 1992, 285–292; Neudeck 2002; Wand-Wittkowski 2005, 3–8; Huschenbett 2007

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als letzter Text der Minneredensammlung He3, nach der ebenfalls strophischen Minnerede B394. Überschrift: –

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Inha lt: A Prolog (1–49, Str. 1–7): Auf eine Publikumsapostrophe (1f.; Audite-Formel) folgt eine Reflexion über die Jagd edler Tiere: Viele Jäger würden Scherze treiben, ohne sich auf das Lesen der Spuren des Hochwilds zu verstehen. Der Sprecher erweitert die Reflexion dann auf die Dichtung: Hier solle man Gleichnisse benutzen, das Krumme gerade richten, dürfe aber nicht – wie einige Jagdhunde – über das Ziel hinausschießen (Bescheidenheitstopos 22f.: Er zählt sich selbst zu diesen Hunden). Er flechte viele Gleichnisse in seine mehrdeutigen Stricke (25: zwifell strick), um die Ignoranten zu täuschen. Für sein Dichterideal – uneigentliches Sprechen (29f: Wer kluger syn historigen  | mit byspil uber dichtet), das Krumme gerade machen, Vermeidung von Schalk und ›groben Reimen‹ (33) – benennt er Wolfram von Eschenbach und Hadamar von Laber als Vorbilder und Meister auf dem Dichterthron (42: gedichtes stul). Erneuter Bescheidenheitstopos: In seiner bescheidenen Dichtung sei er wie in einem ritterlichen Turnierkampf der Kampfeswillige, aber erfolglose (Erklärung der Kapitulation 45: darin ich ger der stangen); er überantworte seine Dichtung Gott. B Zeitklage und Ermahnung (50–336, Str. 8–48): Von der Feststellung der Macht der Minne kommt der Sprecher zu seinem Thema: Der noch mächtigeren ›Unminne‹. Zunächst (57–119, Str.  9–17) beschreibt er, wie sich das unter diesem Begriff versammelte Verhalten zeigt: in politisch-militärischer Aggression (siehe unten: S o n s t i g e s); im Spiel, in dem man nicht an die Verlierer denkt; in der besonders im Klerus (71: unmynn ging zu schul) auftretenden gelehrten Wahrheitsverdreherei (85: ›wächserne Nase‹) und Lüge. In direkter Apostrophe ruft er Papst und Kaiser dazu auf, verschlagene Menschen (105 schalckhafft wolffen, hunden und auch fuchsen), falsche Ratgeber (115: syrenen; 117: arge[…] juden) zu bestrafen, aber auch Gnade walten zu lassen. Es folgt (121–156, Str. 18–22) eine als Lehre für den Adel gekennzeichnete Exempelreihe, in der biblische Beispiele für den Sieg der Unminne über alle Menschen und Stände (126: Mönche, Nonnen, Laien und Pfaffen) genannt werden: Eva und Adam, Luzifer, Kain, Josephs Brüder, Judas. Nach einer abschließenden Verdammung der Kaufmannschaft (Sprichwort: Harfe Spielen und Geigen ist bei Kranken nicht immer angemesen), bringt der Sprecher weitere Appelle, der Unminne entgegenzutreten – nun aber mit der Vorgabe, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, d.h. mit Schlechtem gegen das Schlechte vorzugehen (167f.: unmyn kann wol mit recht | unrecht mit kunst zu allem rechtenn wysenn): Der Papst (169–194) solle Prälaten, Kirchenjuristen und Mönche für Untreue, Überhebung und Unkeuschheit strafen und ein hartes Regiment einführen (Jagdbildlichkeit 185–189: Im Gebirge müsse man sich als Jäger auch mit Mühe zu Gemse und Steinbock emporarbeiten). Kaiser und Fürsten (195–210) sollten gegen Heiden, betrügerische Verwalter und anmaßende Nichtadlige vorgehen (Sprichwort: die mit trübem Wasser ohne Seife waschen). Für die apokalyptische Trennung der Guten von den Bösen (211–219) würden dann Gott und Maria sorgen. Seine eigene Rolle als Mahner legitimiert der Sprecher mit seinem Alter (221f: secht her unnd schauwent an den mynen bart, | wie der vonn alter ist so wis gewachsen). Er mahnt die Jugend zur beständigen Tugendübung (Naturkundliches Wissen 223–227: Der edle Salm kommt von einem groben Lachs; durch den Genuss einer Wurzel aus dem Murgental), den Klerus zu ehrhaf-

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tem Verhalten, den Adel zur Bewahrung der standesgemäßen Ehre (Jagdbildlichkeit 239–245: Sie bedienen sich unstandesgemäßer Jagdgenossen und Beizmethoden; Sprichwort [?]: Sie haben Falken und jagen doch mit Raben und Krähen). Auch wer über ein vermeintlich kleines Übel hinwegsieht und ›durch die Finger sieht‹ (dazu 246 wörtliches Zitat aus dem ›Nibelungenlied‹, V. 1954,1a; genannt werden Dankwart und Hagen), müsse die Konsequenzen tragen. Der Sprecher zeigt sich jedoch skeptisch hinsichtlich des Erfolgs seiner Warnung (253f.: Des predig wenig hilffet, | als auch thutt myn gedicht), sie gehe zum einen Ohr ein, zum anderen raus. Den Fürsten rät er, Maria in ihrer Verachtung für alles Böse nachzufolgen, sich vor Dieben, Räubern, Hofgesindel und Klaffern zu hüten (Weinbaubildlichkeit 276–280: Man soll den Fürstenberger richtig keltern und reifen lassen, damit er seine Süße und Farbe behält), und der Verherrlichung der Damen (d.h. der höfischen Literatur bzw. konkreter dem Minnesang) wieder zu ihrem alten Stellenwert zu verhelfen (271–273: lannd yn dem hag die edel vogel singen,  | ich meyn die frauwen ret,  | der stym hilt wol uff bergenn unnd in clingenn). Der Sprecher richtet seine Warnung insbesondere an einen adligen Löwen (281: Edler leo besunder; angespielt wird vermutlich auf das pfälzische Wappentier), den er mit seinem Dichten (290: mit eynem byspil) darin unterstützen will, den niederen Adel kleinzuhalten (Falknerbildlichkeit 286/291: Kupieren der Flügel). Er fordert die Todesstrafe für Verbrecher (Weinbaubildlichkeit 302–308: Dichtung als Klären und Verschneiden von Wein), will die Juden bekehren (316–320 Exempel von den zwei Blinden, die einen Pfennig finden und sich streiten) und warnt vor Untreue im Adel, in den Städten und in den Klöstern (Nennung der Gebetszeiten Vesper, Mette, Komplet, Prim). C Widmung und Frauenpreis (337–371, Str. 49–53): Der Sprecher gibt an, im Dienst einer edlen Dame gedichtet zu haben, die er zwar nicht mit eussern augen (339), aber in seinem Herzen sehe. Nach weiteren Bildern aus der Falknerei, die in eine Schelte der Klaffer münden (344–357: ein ihm vertrauter Falke vermeidet – anders als viele Blaufüße –, mit Uhus zu fliegen und sich ehrgefährdenden Elstern, Raben und Krähen gemein zu machen), preist der Sprecher ein reynes wib gehür (365). Es bleibt offen, ob er hier eine bestimmte Dame oder eher das (vor dem inneren Auge geschaute: 369) Idealbild der Dame meint. Sie sei sein Freuden-Saal, seine Maien-Insel und seine Herzens-Aue. D Schluss (372–441, Str. 54–63): Der Sprecher wendet sich an das Publikum (374: ir alten unnd ir jungen) und bezeichnet seinen Text, der jetzt ›ausgesungen sei‹ (372), als Scherz (376: tagalt), der seinen Wert aber bei näherer Betrachtung entberge. Er verdammt die Ungetauften sowie die Unvernunft, die leeres Stroh dresche, und warnt Frauen und Männern vor den Leimruten und Fallen untreuer Jäger, die unwaidgemäße Mittel anwenden (Redensart: ›sich den Kitzel nicht betrügen lassen‹). Nachdem er seine anklagende Rede (408: deding) mit einem ›Unschreibbarkeitstopos‹ (409–413) abgeschlossen hat, dediziert er sein Werk: Dies sy uch, fraw, geschencket | zu wilkum, hoe he frucht! (414f.). Als Lohn bittet er um eine Kerzenstiftung nach seinem Ableben. Seine Vision einer Aufnahme der edelnn falcken (426) in die Chöre der Engel, welche die rechte musica (432) sowie süßes Saitenspiel hervorbringen, mündet in eine das Publikum einbeziehende Fürbitte an Maria und eine letzte

B296 Von falscher Minne

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geistliche Allegorie (437–441: Kollektives ›wir‹ als Gruppe von Löwenjungen, die durch die Stimme des Löwen, d.h. der Passion Christi, aufgeweckt werden). Para l lelen: Die Zuweisung an Hermann von Sachsenheim geht auf den Aufweis von Formulierungsparallelen mit anderen Texten des Dichters durch Brauns 1937, 20–29, zurück. Sonstiges: Der Terminus post quem für die Entstehung wird aus V. 63 gewonnen, in dem auf die Besetzung des Elsass durch den französischen Dauphin Ludwig XI. und die Armagnaken 1444 angespielt wird: der schaw den Telphin unnd die Armen Geckenn. – Gegen den Konsens der Forschung, die in der Apostrophe edler leo (281) Pfalzgraf Friedrich I., hinter der Widmungsträgerin (337f.) Pfalzgräfin Mechthild vermutet, schlägt Wand-Wittkowski 2005, 7, eine Identifizierung mit Pfalzgraf Ludwig IV. und dessen Frau Margarethe von Savoyen vor.

B296 Von falscher Minne Klage über den Verlust höfischen Minnedienstes und über die falsche Minne aus ›Lottertal‹ und ›Bubendorf‹ (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: um 1350–1370

Edition: Niewöhner 1953a, 214f. Nr. 190 (nach Wi10) Literatur: –

Überlieferung: Wi6 82va–83ra; 86 V. Wi10 95va–96ra; 86 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den beiden großen Teichnerhss. Wi6 und Wi10, die bei dieser Minnerede nicht signifikant voneinander abweichen. Überschrift: Von pue lschafft (Wi6) Von der mynn (Wi10) Inha lt: (Zitate nach Niewöhner 1953a) · A Laudatio temporis acti (1–29): Exordialsentenz: Wenn sich etwas mit den Dummen gemein macht, verliert es seine Würde. Der Sprecher bezieht das auf die Minne: Diese sei früher nur von anständigen Leu-

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B297 Klage über die falsche Minne

ten gepflegt worden, nun aber sei die Ritterschaft dahin, und es gebe keinen Toren (8: schussel chnab) noch Bösewicht, der die Minne nicht für ein empfangenes Leid verantwortlich mache. Dass die Minne nun so gemein geworden sei, wäre ihre größte Schande. Die Kraft der Minne habe einst den höchsten Orden getragen: Sie sei schwer zu erringen gewesen; Minnesang, Ritterschaft und höfische Verhalten seien ihretwegen gepflegt worden. Heute würden die Kerle sich wegen der Minne einen Bart wachsen lassen oder einen Beutel tragen, womit die Minne verhöhnt würde. B Die rechte Minne (30–48): Der Sprecher fällt sich selbst ins Wort (Revocatio): Die rechte Minne sei immer noch genauso gut wie früher, sie gebe immer noch den alten Lohn: Freude zweier Herzen, ›hoher Mut‹ (47) usw. C Die falsche Minne (49–86): Die andere Minne werde dagegen ›falsche Minne‹ (53) genannt. Die Frauen, die diese Minne pflegten, würden ein Lotterleben und die entsprechenden Männer ein ›Bubenleben‹ (59) führen. Sie kämen aus Orten, für die der Sprecher mehrere sprechende Namen angibt: Lue tring (55), Pubendorff (61), Loter lant (65), Puebing (67), Loter tal (67) und Pueben tal (73). Unvermittelt folgt eine Kritik am Farbentragen: Man sage, die Beständigen trügen blau, die Untreuen hingegen rot. Doch die Farbe sei nicht das Entscheidende, sondern das Herz (Innen vs. Außen). Nur das Herz sei wandelbar. Teichner-Autorsignatur.

B297 Klage über die falsche Minne Monologische Weltklage und allgemeine moralische Warnung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1464

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1163f.

Überlieferung: Mü4 207v–208v; 48 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Augsburger Sammelhs. Mü4 nach einem moralisch-didaktischen Spruch Hans Ramingers und vor einer Weltklage des Teichners. Überschrift: Ain spruch uon der valschait der welt Inha lt: A Weltklage (1–31): Der Sprecher will dichten von der liebin | Die disse welt Zuo ain ander haut (2f.), wobei er damit offenbar eine alle Menschen verbindende Sympathie

B298 Viel anders

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meint. Er sitzt eines abends spät da und denkt über die Torheit der Welt nach. Die Welt habe ihr Zelt umgeworfen und gebe sich der ›falschen Liebe‹ (30) hin: Schlechtes werde nicht mit Gutem vergolten, und die Lüge gehe um; Unrecht herrsche; Gerechtigkeit werde nur geheuchelt; Weisheit sei über das Meer geflohen. B Warnung (32–48): Der Sprecher warnt Frau und Mann: Die Frau solle sich auf keinen Mann als den eigenen einlassen, der Mann solle niemandem aufgrund des äußeren Scheins vertrauen. Vor der Untreue der Welt solle man sich hüten, da weder Pfaffen noch Bauern heute noch zu trauen sei. Wer behalte, was er habe (gemeint ist wohl: die Frau ihren Mann; der Mann seinen Besitz), lebe ehrenvoll bis an sein Ende.

B298 Viel anders Monologische Definitionsreihe zum Thema Unbeständigkeit und Kontingenz anhand des Ausdrucks ›viel anders‹ (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1820, 389–392 Nr. 51 (nach Ka3) Literatur: Wachinger 2VL 19 (1999), 327

Überlieferung: Ka3 54va–55rb; 118 V. Mü10 186v–189r; 108 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert zwischen zwei Minnereden in Ka3 sowie in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Mü10 am Ende eines Minnereden-Blocks. Der Text ist in beiden Hss. wohl teilweise verderbt. Ka3 und Mü10 weisen durchgängig Wortvarianten auf, wobei Mü10 gegenüber Ka3 manchmal den verständlicheren Text bringt (z.B. Mü10 34: Vil anders got moysy gepot statt Ka3 36: Vil anders gat may sy gebot) und auch stilistisch stärker durchgeformt ist (z.B. konsequenterer Einsatz des anaphorischen Verseingangs Vil anders). Neben kleineren Unterschieden im Textbestand (die Verse Ka3 33f. fehlen in Mü10; die Verse Ka3 47f. sind in Mü10 umgestellt) ist besonders die abweichende Konstruktion des Erzählrahmens signifikant: In Mü10 wird die Rede als Antwort auf das Geheiß des Kaisers (nicht die Frage einer Dame wie in Ka3) eingeführt. Dadurch, und durch das Fehlen des Schlussteils C (Ka3 109– 118, ersetzt durch die Schlussverse: Herr kayser han ich euch pericht | So sprechtt dem ist anders nicht), besteht kaum mehr ein Bezug zur Minneredentradition: Der Text ist in Mü10 eher ein allgemeiner begriffsexplizierender Reimpaarspruch. Überschrift: Das vil anders (Mü10)

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B299 Klage über abnehmende Zucht

Inha lt: (Nach Ka3) · A Prolog (1–9): Eine Frau habe den Sprecher gebeten, zu dichten (Auftragsdichtung) und sie darüber zu unterrichten, was vil anders (3: ›ganz anders‹) sein könnte. Er habe gedacht, dass vil anders eine Aussage darüber sei, wie es in der Welt zugehe (nämlich stets kontingent, ambivalent, so und so). B Definitionsreihe (10–108): In einer anaphorischen Reihe von Versen bzw. Verspaaren (seltener: Sätzen von drei bis vier Versen) gibt der Sprecher Wirkungen von vil anders in der Welt an (z.B. 10: Vil anders tut baidi wol vnd we, oder 15f.: Vil anders in der welte tobt | Vil anders schiltet vnd lobt). Dabei geht es, ohne erkennbare Systematik, einerseits um paradoxe Zustände, Zustände der Verkehrung, Verwirrung, des Wankelmuts und der Unentschiedenheit, aber auch etwa um Farben (vil anders habe sechs Farben: Grün und Blau, Schwarz und Weiß, Gelb und Rot) oder um die Differenz zwischen Plan und Ausführung: vil anders, als wir sie halten, habe Gott Mose die zehn Gebote gegeben, und vil anders als er gedacht habe, sei Luzifer aus dem Himmel gestoßen worden. Alle Schöpfung sei der Kontingenz unterworfen: Vil anders also swencket | Vnd in der welt zircket | Vnd wunderlich wirket | An allem das got ye beschuff (50–53). Bei einer Sache aber könne ihm niemand das Wirken des vil anders aufzeigen (98: Ich waisz wol wo sin schach ist mat): bei der heiligen Trinität, zu der es kein vil anders gebe (außer dem Unglauben). C Tugendlehre für Frauen (109–118): Abschließend warnt der Sprecher die Dame vor Unbeständigkeit, Untreue und ›Unminne‹, die durch die Ausrichtung auf vil anders zustandekämen.

B299 Klage über abnehmende Zucht Bericht von der Begegnung mit einer Frau, die klagt, dass die einstige Freude der Frauen verlorengegangen sei; mit angehängtem Lied Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 51rb–51va; 52 V.

Edition: Nijland 1896, 209–211 Nr. 17; Kossmann 1940, 107f. Nr. 88 Literatur: Nijland 1896, 150; Kalla 1909, 40; Glier 2VL 4 (1983), 1160f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 222f. Nr. 316; Willaert 1989b, 72; Willaert 1994, 171

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen einer Minnerede (B510) und einem (Liebes)Lied. – Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten.

B299 Klage über abnehmende Zucht

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Überschrift: – Inha lt: A Klage der Frau (1–42): Der Sprecher trifft in einem Garten eine trauernde Frau, die den Kopf in die Hand gestützt hält (Melancholie). Der Sprecher wundert sich, dass sie ihn nicht grüßt, sondern schweigt. Auf seine freundliche Anrede antwortet sie, der Mund rede, worüber das Herz nachsinne (Sprichwort: Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund). Dann stellt sie klar, dass sie nicht wegen ihres eigenen Leids, sondern wegen des Leids aller Frauen klage. Vor wenigen Jahren hätten die Frauen noch voller Freude in guter Gesellschaft getanzt, und man hätte sie ›Leidvertreib‹ (32) genannt. Weil jetzt aber böse Leute mit ihren lästerlichen Worten (Klaffer) den Frauen diese Freude nähmen, gehe es dem Orden der Frauen jeden Tag weniger gut. Der Sprecher kommentiert mit einem resignierten (?) ›das kommt davon‹ (40–42: Bi aldus ghedanen zachen | […] | Comt dus ghedane dinghe vil). Der narrative Rahmen bleibt offen. B Lied (43–52): Der Sprecher (oder die Frau?) singt eine Liedstrophe mit dem Reimschema aaaab aaaab. Das Ich des Liedes bekennt, es wolle ein Liedchen singen, denn es wolle nicht mehr auf das Lästern der Neider (47: der nider claffen) achten, seit es für treu befunden wurde. Auch wenn es ihm Leid bringen würde, wolle es nicht länger erfolglos den Mund gegen einen Ofen aufsperren (Sprichwort; 52: ieghen eenen hoven gaffen). Sonstiges: Die Strophe soll offenbar ab dem dritten Vers wiederholt werden (Anfangsrefrain), weil nach V. 52 Sint ich etc. steht und sich dies eindeutig auf den dritten Vers (45: Sint ich in truwen vonden byn) bezieht. Es ist einer der drei bekannten Fälle einer sogenannten ›Zadjal-Strophe‹ (aaab) im Mittelniederländischen, was vielleicht darauf hindeutet, dass auf das Lied getanzt wurde (Willaert 1994, 171).

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B300 Der heimliche Bote

B300 Der heimliche Bote Teilweise in Briefform gekleidete Liebeslehre für Frauen und Tugendlehre für Männer (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1200 Überlieferung: Mü20 59r; 100 V. (56 und 44 V.)

Edition: Docen 1807, 306f.; Steinmeyer 1876, 238f.; Fischer, O. 1906, 423 (nur Teile A und B); Meyer-Benfey 1920, 30–32 Nr. 7; Purkart 1970, 144f. Literatur: Meyer, E. 1898, 42f.; Fischer, O. 1906; Ehrismann 1919, 214; Schröder, E. 1919, 216; Ehrismann 1927, 301–306; Purkart 1970, 143–150; Glier 1971, 18–20; Purkart 1972; Wenzel 1974, 126–133; Dronke 1976, 129; Huschenbett 2VL 3 (1981), 645–649; Wallmann 1985, 246; Huschenbett 1986, 373–375; Schneider, K. 1987, 109 und Tafelband Abb. 54; SchulzGrobert 1993, 25; Johnson 1999, 435f.; Achnitz 2003b, 213f.; Huber 2Killy 5 (2009), 164f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der lateinischen Pergamenths. Mü20 auf einem später hinzugefügten Blatt, dessen Schrift als Terminus ante quem der Entstehung auf den Anfang des 13. Jh. deutet (Glier 1971, 18 Anm. 1). Zwei verschiedene Schreiber: Die zweite Hand setzt mit dem auch inhaltlich abgegrenzten Abschnitt C (Tugendlehre) an. Besonders die Abschnitte A und B sind aufgrund der von Docen angewandten Gallapfel-Tinktur heute unleserlich (Steinmeyer 1876, 238). Überschrift: – Inha lt: (Nach Meyer-Benfey 1920, Zeilenzählung statt Verszählung!) · A Botenrede des Briefes (1–7): Der Brief stellt sich als heinlich bote (1, als vertrauter Überbringer von Botschaften) vor. Ein weit bekannter Herr (Sprecher) habe den Brief als Boten bevollmächtigt und ihm befohlen, die vil minnecliche (3) aufzusuchen. Er gebe der Dame die Weisung, darauf zu achten, sich nicht einem Mann hinzugeben, der sie nicht lieben könne und dessen Liebe nicht heimlich sei. Vielmehr solle sie sich dorthin wenden, wo man sie angemessen liebe. Darin möchte der Herr (Sprecher) die Dame beraten. Der Brief leitet auf die eigentliche Botschaft über (7: nv sih wie hie gesciben stat).

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B Minnelehre (7–17): Der Sprecher gibt der Dame zu verstehen, dass viele Männer glaubten, aufgrund bestimmter äußerer Eigenschaften geliebt zu werden: Wegen ihres starken Körpers, ihrer Größe, Schönheit, Kühnheit oder gar wegen ihres schönen Haars. Die Frauen würden betrogen: Die eine durch die Manneskraft, die andere durch die Ritterschaft. Zudem bereiteten die Männer ihnen nur Kummer, da sie – statt zu Hause zu bleiben – lieber fortreiten und sich im Turnierkampf hervortun würden. Der Sprecher rät daher den Damen, dem höfischen Verhalten keine Bedeutung beizumessen und sich von solchen Männern abzuwenden. Was einen guten Liebhaber auszeichne, ließe sich im Buch phase(t) (15) nachlesen. Dort heiße es von guter Minne (15: iz spich): Wer gütig lebe und alle Wege kenne, der solle den Damen gegenüber freundlich sein. Der Sprecher könne nun nichts anderes mitteilen, als was ihm bekannt sei: Zur guten Minne gehöre verständiges Verhalten. C Tugendlehre für den Mann (18–34): Es folgt eine höfische Unterweisung, wobei vom Mann zunächst Demut verlangt wird. Er solle seinen Verstand bewahren (18: vnd halde die sinne) und sich von jenen fernhalten, die üble Rede verbreiten. Einem Mann, der wegen seiner Armut nicht seiner Gesinnung so nachkommen könne, wie er es gerne täte, möchte der Sprecher raten, seine Armut mit Anständigkeit und Güte zu bedecken; wenn er sich klug verhalte, vermehre sich seine Tüchtigkeit; böses Verhalten solle er vermeiden und sich niemals damit abgeben (auch wenn seine bösen Nachbarn ihn deshalb ignorierten). Stets solle ein Mann tugendhaft sein – und wenn ihm dies nicht immer gelinge, solle er doch guten Willen zeigen. Zudem solle er immer auf geziemende Weise antworten und anständig grüßen. Wenn er sich die Fähigkeiten zu angenehmer und weiser Rede aneigne, würde man ihm Anerkennung entgegenbringen und sich gern mit ihm unterhalten. Es könne ihn auch davor bewahren, dass sich jemand an ihm räche oder etwas Übles wolle. Der Sprecher insistiert noch einmal, der Mann dürfe auf das Ausüben der Tugenden nicht verzichten. Wenn man sein gutes Benehmen bemerke und darüber gut rede, würden seine Widersacher verstummen. Man habe schon oft davon gehört, dass sich Tugend und Ehre stets auszahlen. Wer sich an diese Rantschläge halte, dem sei seine Ehre grün (frisch) und beständig. Para l lelen: Während Schröder, E. 1919, 216, beim Begriff phase(t) (15) von einer Verschreibung ausgeht, nehmen Ehrismann 1919, 305, Glier 1971, 19 Anm. 6, und andere einen Verweis auf den ›Facetus moribus et vita‹ an (Lehrgedicht, das eine Liebeslehre nach dem Vorbild Ovids enthält). Ehrismann 1919, 302–304, weist zudem Parallelen nach zwischen B300, dem ›Facetus‹ und ›De amore‹ des Andreas Capellanus, die allerdings nach Wenzel 1974, 130, und Glier 1971, 19 Anm. 6, wegen ihrer Allgemeinheit keine Abhängigkeit beweisen können. Wenzel 1974, 130, begreift phase(t) als Verweis auf eine nicht näher spezifizierbare »zeitgenössische Lehrdichtung«.

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B301 Der Minne Freigedank Ausführliche Verkündung der zehn Gebote (Minnetugenden), die für eine erfolgreiche Werbung notwendig sind, mit anschließendem Lob der Geliebten und Minneklage Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Docen 1807

Datierung: Überlieferung um 1348

Literatur: Docen 1807, 171f.; Matthaei 1907, 33; Ehrismann 1919, 214; Blank 1970, 53; Glier 1971, 49–51; Wallmann 1985, 251f.; Ziegeler 1985, 62; Glier 2VL 6 (1987), 551f.; Westphal 1993, 54; Achnitz 2000a, 142; Janota 2004, 326; Uhl 2010, 18 Anm. 22, 51 Anm. 47

Überlieferung: Mü11 123r–127r; 613 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Mischhs. Mü11 zwischen einem Marienlob und einer Kurzfassung vom ›Spiegel der Tugend‹ des David von Augsburg. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–64): Der Text stellt sich als nützliches Minnebüchlein vor, das der minne fürgedank (5; etwa: ›Vorsätze oder Plan der Minne‹) heiße. Es sei gedichtet worden, damit die Minne den Verfasser für seine Mühe belohne. Wem das, was das Büchlein (im Folgenden: ›der Sprecher‹) zu verkünden habe, nicht gefalle, solle seinen Zorn stillen und den Willen für die Tat nehmen. Bescheidenheitstopos: Welcher Mann nach der Minne in anständiger Weise (Aufzählung von Tugenden) verlange, dem werde ihre Schönheit zuteil. Entscheidend sei das Maßhalten; das gelte auch für die würdigen Frauen. Der Sprecher möchte nun jenen Mann, der den Lohn der Minne begehre, darin unterweisen, wie er ihn erhalten könne. Zeitklage: Früher sei die Minne eine mächtige Herrscherin mit unermesslicher Gelehrsamkeit gewesen. Auch heute übe sie ihre Macht aus; doch viele empfänden den ›Orden der Minne‹ (51) als zu streng. Diese rechte Minne könne Herz und Verstand des Mannes zur Tugend hinwenden. Manches werde aber ›Minne‹ genannt, was besser ›Unminne‹ heiße. B Zehn Gebote der Minne (65–468): All jene, die den Sprecher anhören wollten, könnten nun erfahren, wie man um die Gnade reiner Frauen bitte. Was der Mann zum Minnedienst bedürfe, wolle der Sprecher in ›Zehn Geboten‹ zusammenfassen. Mit diesen ehre man sowohl die Damen als auch die Welt und Gott. 1. Gebot der Treue (89–119): Die Treue solle dem Mann beständig in der Klause des Herzens wohnen. Sie sei die Blume des Heils (95: der sälden bluome). Wer das

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Gebot der Treue halte, werde mit dem ›Hort‹ der Minne (100) belohnt und habe die Schande besiegt. Die Treue sei eine Kunst. Wer die Minne in Treue verlange, dem werde sie leicht gewährt. 2. Gebot der ›Zucht‹ (120–155): Männern wie Frauen schenke die ›Zucht‹ (Wohlerzogenheit) eine reine und süße Frucht. Wer den Rat der Zucht befolge, erwerbe den Segen Gottes und sei den Menschen angenehm. Zucht ziere besser als Gold und Edelsteine. Einem Mann, der sich heimlich und öffentlich (152: Baidiv still vnd vberlut) in Zucht zeige, könne die geliebte Dame nicht abschlagen, wonach er verlange. 3. Gebot der Beständigkeit (156–191): Zum vollkommenen Orden der Minne gehöre Beständigkeit, die viele Tugenden hervorbringe und zum Seelenheil führe. Es gehöre zum Ruhm eines würdigen Mannes, dass man ihn beständig nenne. Von Wankelmut und Zweifeln (180: Hivte lieb, morgen lait) müsse eine stete Liebe frei sein. Nur wenn sich der Mann mit Treue und Beständigkeit der Trösterin seines Herzens hingebe, werde sie ihm die Tür zu ihrem Herzen aufschließen. 4. Gebot der Geduld (192–235): Wer mit Geduld werbe, erhalte Gottes Huld und den Gruß der Frauen zum Lohn. Die Geduld bringe den Mann dazu, Schmähungen und den Wechsel von Liebe und Leid etc. bis zu jenem Tag zu ertragen, an dem ihm große Freude bereitet werde. Daher müsse man es für schändlich halten, wenn eine Frau gleich die ersten Worte eines Mannes anhören würde. Vielmehr solle sie ihn zunächst prüfen und fordern (Liebesprobe) und ihm dann mit Recht gewähren, wonach er verlange. 5. Gebot der ›Höfischeit‹ (236–273): ›Höfischeit‹ bringe den Mann zu hohem Ansehen, mache mutig, lehre manchen schönen Spruch und ermögliche dem Mann, sich bei Frauen beliebt zu machen. Viele, die schwer wie Blei seien, würden sich erleichtert fühlen und ihm gerne zuhören, weil er ihnen überall mit seinen höfischen Worten das Leid vertreiben könne. Eine gute Frau gewähre einem ›höfischen‹ Mann mit Recht, was er mit Anstand begehre. 6. Gebot der ›Milte‹ (274–307): Die Tugend des Mannes sei im hohen Maße von seiner Freigebigkeit abhängig. ›Milte‹ sei stets besonnen und verursache kein Leid. Den reinen und edlen Menschen wolle Frau Milte sich angemessen schenken (293f.: sich ordenlichen | Teilen denn als in tüg) und dabei nicht über das Ziel hinausschießen (Maßhalten). Was das freigebige Herz verlange, werde ihm von den Frauen gewährt. 7. Gebot der Verschwiegenheit (308–351): Die Verschwiegenheit sei im Orden der Minne eine geachtete Kunst. Der Mann solle verschwiegen sein wie ein Spürhund, der ohne zu bellen die Fährte des fliehenden Wildes aufnehme. Er solle die Geliebte verborgen in seinem Herzen tragen und nicht irgendeinem Freund davon erzählen – man wisse nie, wie lange die Freundschaft halte. Er solle sich wie ein Dieb verhalten, der sein Verbrechen verberge. Einem so verschwiegenen Liebhaber werde gewährt, wonach er verlange. 8. Gebot der Kühnheit (352–387): Wer Kühnheit (352: balthait) habe, erlange den Minnelohn und große Ehren. Der Mann solle immer wieder mutig der Frau seinen Liebeskummer bekennen, solange die Merker keine Kenntnis davon erlangen. Wer mit Kühnheit die Huld der Frauen begehre, dem werde mit Recht gewährt, wonach sein mutiges Herz verlange.

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9. und 10. Gebot der Mäßigung und Weisheit (388–447): Die letzten zwei Gebote werden gemeinsam vorgestellt, da sie untrennbar miteinander verbunden seien und einander bedürften wie die längs- und quergehenden Fäden beim Weben (Redensart 397: Ains ist wefel, das ander warf). Wer weise sei, könne jederzeit die Guten von den Bösen trennen. Es gebe keine Tugend ohne Mäßigung und Weisheit. Welcher Mann diesen Geboten folge, erhalte den Lohn der Minne. Der Sprecher preist abschließend zusammenfassend (Brevitas-Topos) den Nutzen dieser zehn Gebote und endet mit einer allegorischen Warnung: Wer im Wagen des Wandels fahre, dessen Ruhm versinke im Moor. C Lob der Geliebten und Minneklage (469–613): Der Sprecher preist seine geliebte Dame (474: Mins herzen süsiv trösterin) und spricht ihr alle Tugenden zu. Er habe um sie in anhaltender Treue geworben und leide ihretwegen. Die Augen der Dame erleuchteten sein Herz wie die Sonne den trüben Tag. Nach dem A capite ad calcemSchema preist er ihre hervorragende Schönheit: Haar (glänzender als Seide, gelockt und blond), Augenbrauen, Stirn, Nase, Kinn, Mund (rot, zuckersüß, trägt die Waffen der Minne, hat den Sprecher tödlich verwundet), Zähne (weiß wie Elfenbein), Wangen, Hals, Schultern (weder zu hoch noch zu niedrig), Arme, Hände, Brüste (rund und apfelfarben). Der Sprecher vergleicht seine makellose Dame mit Gunderien (523; Cundrie?). Man nenne sie ›Frau Schönheit‹. Gott, der voller Freude war, als er sie schuf, habe ihr aufgrund ihrer Schönheit und ihrer Tugend des wunsches krone (529) gegeben. Der Sprecher müsse sie daher stets preisen und diene ihr, bis ihn ihr Trost von seinem Kummer befreie. Es gehe ihm schlechter als Pyramus und Thisbe, weil sein Leid nicht ende. Viele Frauen würden wegen ihrer Vollkommenheit Rosen ohne Dornen gleichen. – Es folgt eine kurze Selbstreflexion: Der Sprecher habe nun das Wesentliche berichtet und Nebensächliches vermieden. Er wolle nicht so sein wie der von Affenberg (564: von affenberk), dessen Worte zwar weise, dessen Taten jedoch töricht seien. Dann preist der Sprecher erneut seine Dame und die guten Frauen im Allgemeinen, fordert von den Frauen weitere Tugenden (Scham, Keuschheit, Beständigkeit) und bittet seine Dame inständig um Erhörung: Er strecke ihr seine Hände entgegen, sie solle sich seiner erbarmen. Am Ende Schreiberspruch: Des schribers pfleg der hailig Christ | Vnd der dem es geschriben ist. (612f.) Para l lelen: Ähnliche Formulierungen finden sich in B295.

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B302 Sekte der Minner Verkündung von Minneregeln für eine Gemeinschaft der Liebenden und Entwurf eines Minneklosters, mit stark parodistischen Elementen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh. Überlieferung: Sr3 47rb–49ra; 248 V.

Edition: Myller 1784, XXX–XXXII; Sprague 2007, 165–171 Literatur: Glier 1971, 113–115; Blank 2VL 8 (1992), 1055–1057; Brügel 2008b; Klingner 2010, 252, 257; Uhl 2010, 13 Anm. 11, 24, 56, 59–62, 151, 232f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal neben Minnereden und Mären überliefert in der (heute verbrannten) Hs. Sr3. Der edierte Text weist etliche Fehler auf; ob sie schon in der Hs. standen oder auf Verlesungen des Editors zurückgehen, lässt sich nicht mehr entscheiden. Überschrift: Dise mere ist von der minne Inha lt: A Exposition (1–13): Der Sprecher tritt als Prediger und Verkünder (1: Ich bredie unde lere) einer neuen Sekte auf, die vides recta (3; ›rechter Glaube‹) heißt. Wer sich daran halte, lebe frei von Sünde und erhalte als Lohn von Gott (13: bot steht wohl fälschlich für got, vgl. den Reim gebot [14] sowie 64: der minnen Got) die Krone der Minne.  – Die folgenden Teile (B, C und E) werden je im Stile eines Glaubensbekenntnisses bzw. einer Bestätigung durch die ›Gemeinde‹ abgeschlossen. Auch in der Mitte von Teil D findet sich ein solch performativer Aufruf (100). B Gebot der andauernder Minne (14–42): Das erste Gebot, das der Minnegott aufzuschreiben befiehlt (14f.: Das ist sin erste gebot | Daz er heisset schriben), richtet sich an die Frauen. Sie sollten beständig minnen und nur auf die käufliche Liebe verzichten, so würden sie die Taufe empfangen. Sie sollten stets auf der Lauer liegen, nach einem Liebenden Ausschau halten und sich diesem dann immer ganz hingeben. Wie ein großes Feuer das trockene Stroh (41: dúrrer schoube) entzünde, sollten sie sich von ihm entzünden lassen. Ende: Nu sprechent ich geloube (42). C Gebot der Verschwiegenheit (43–74): Das zweite Gebot richtet sich an die Männer. Es sei ihnen verboten, von ihren guten Erlebnissen zu erzählen und sich dieser zu rühmen. Ihr Rühmen schmelze dahin wie der Tau von der heißen Sonne (49: in versmilzet ir guft | Reht alse der huft [lies: tuft] | Von der heissen sunnen). Bei Missachtung droht der Sprecher ihnen mit Spott, Hass und drastischen Strafen wie Erhängen und Herausschneiden der Zunge. Bei Beachtung des Gebots könnten sie dagegen

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den Gott der Minne sehen (eine Art visio dei). In einer Apostrophe an die Männer befiehlt der Sprecher den Männern darüber hinaus, die Frauen glücklich zu machen. Denn wer eine Sache bei sich behalte, die er eigentlich weitergeben sollte, sterbe an dieser ›Räuberei‹ (73: Der stirbet an dem roube). Ende: Nu sprechent ich geloube (74). D Junger Geliebter statt alter Ehemann (75–123): Der Sprecher rät und erlaubt jenen Frauen, die einen boesen man (76) haben (gemeint ist ein sexuell träger Ehemann; vgl. die Beschreibung 92–99), sich von diesem loszumachen und sich mit einem fröhlicheren Mann (81: mit eime geilere) zu vergnügen. So habe sie, wenn sie sich zugleich vor Schande schütze, alles, was ihr Herz begehre. Heimliches Tun (88: Steln) werde nirgends so hoch geschätzt wie in der Minnelehre. Dem drastisch als ›krätziges Rind‹ (97) und ›alter Schurke‹ (? 98: der alte maeding) beschriebenen lendenschwachen Alten solle man abschwören: Nu sprechent ich versache (100). Kontrastierend beschreibt der Sprecher dagegen den idealen Liebhaber (101–123): Er sei jung und gut aussehend, beständig und wohlerzogen, könne der Dame die Nacht verkürzen und ihr ›Blumen auf die Heide‹ bereiten (115), Kummer in Liebe und Saures in Süßes verwandeln. Gegen Bezahlung könne der Sprecher einen solchen Liebhaber vermitteln (Angebot zur Kuppelei, 121f.: Sol ich in ir bieten | So muos sú mich mieten). E Klostergründung (124–232): Der Sprecher möchte ein Kloster gründen, in dem das Publikum sein Opfer darbringt, singen hört und Mann und Frau sich zusammenfinden (paarweise Bettgemeinschaft). Was sie in seinem Gotteshaus (131: min gotz hus) erhielten, könne ihnen keine Maus und kein Dieb wegnehmen (Anspielung auf die Bergpredigt, Mt 6,19). Das Kloster sei wie ein Marktplatz. Wer kein Geld besitze, könne immer noch – wie es der Sprecher selbst oft getan habe – seine Kleidung versetzen. In den Nächten würde er mit guten Werkzeugen (149: mit guoten gezowen) für Leid und Sorgen entschädigt werden. Wenn eine Dame einen Freund haben wolle, solle sie sich schmücken, sich strecken und den Nacken entblößen. Wein und gute Speisen seien den Damen erlaubt, ebenso Anfassen und Berührungen (Verschriftlichung der Regeln, 177: Erloube ich an dem buoche). Dies solle der Mann versuchen, und wenn die Dame es nicht wolle, solle der Mann so tun, als ob alles nur ein Spaß wäre. Einen Kussraub könne der Sprecher dem Mann nach der Beichte vergeben (193: Ich nime die schulde uber mich). Verboten sei lediglich, dass die Frau weine und der Mann lache. Es folgen verschiedene weitere Ankündigungen, z.B. dass der Sprecher den Zuhörern Ablass gewähre und dass alle genug zu essen und trinken bekämen (Sprichwort 221–223: Gut getrunken, gegessen und sanft gesessen erfreut Frau und Mann). Schließlich soll die Gemeinschaft niederknien, um den Segen zu empfangen, damit sie der wunderliche jungeling (229) beschütze. Ende: Nu sprechent alle amen (232). F Nachtrag (233–248): Dieser Abschnitt beginnt mit einem Rückbezug auf das zuvor Gesagte, wobei der bisherige Ich-Sprecher (233: Dis méres getruwe) nun als ErSprecher auftritt (234: Ouch sprichet er nuwe). Damit könnte die Sprechsituation des Abschnitts B wieder aufgenommen worden sein, in der das ›er‹ für den Minnegott steht. Die hier angeführten ›Neuigkeiten‹ sind einige parodistische Lehren für und Weisheiten über Frauen im Hinblick auf Minne, Treue und Keuschheit.

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Para l lelen: Vorstellungen einer klösterlichen Gemeinschaft von Liebenden finden sich unter anderem auch in B439 und B440.

B303 Der Minne Regel Rhetorisch und argumentativ elaborierte Lehre über die Voraussetzungen und Anforderungen rechter Minne (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 182r–190v; 402 V. Lg4 312r–320v; 402 V. Pr2 163v–170r; 402 V.

Edition: Haltaus 1840, 238–243 Nr. II 58 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVIIIf.) Literatur: Geuther 1899, 143f.; Karnein 2VL 6 (1987), 559f.

Beschreibung der Überlieferung: Ausschließlich überliefert in den drei Sammelhss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ und hier immer im Konvoi zwischen B244 und B500. Keine Varianz im Versbestand, nur geringe Wortvarianz. Überschrift: Der mynn regel (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: A Prolog (1–53): In einem rhetorisch aufwendig entfalteten Bescheidenheitstopos legt der Sprecher seine Unfähigkeit zum Verfassen des Textes dar, den er nur zu hertzen dienst der frawen mein (46) verlauten lässt: Er finde kein einziges sprinckeln (8; ›Fleck‹) der Fähigkeit, das rechte Maß zu halten, schieße ständig über das Ziel hinaus, seine Zunge sei ›unbeschnitten‹ (19), ›Unkunst‹ sitze in seinem Innern. Legitimation seiner Unfähigkeit findet er aber im Tierreich: Man müsse neben dem Adler auch die Trappe und neben der Lerche auch den Kuckuck akzeptieren. Statt volbedachtem synn (35), spehem fund (36) und süsser Melodey (40) ›rüge‹ (rege?) er – schleichender Weise wie der Kuckuck – sein Denken. Wer es besser könne, der möge es hören lassen (Verweis auf Anschlusskommunikation), andernfalls schweigen.  – Thema der Rede soll sein: Pflichten und Regeln der Minne und des Minnewerbens. B Minnelehre (54–379): Vor dem Entflammen des ›Minnefunkens‹ (54) sollte zunächst eine Selbsteinschätzung der eigenen Liebesfähigkeit stehen (59–61: Damit das eigene Herz beschaw | Von erst sich selb, ob es getraw, | In lieb sich recht enthal-

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ten). Erst wenn diese Selbstevaluation positiv verlaufen ist, solle die Disposition des Partners erforscht werden. Gut sei es, dass Frauen sich länger vorenthalten als Männer, denn es gebe jetzt mehr Verführer als jemals (Zeitklage). Es folgen Aufzählungen von Tugenden und Verhaltensweisen, die den Minneorden begründen (z.T. ex negativo): Treue, Beständigkeit, Verschwiegenheit, Zucht, ehrenhafte Minneerfüllung, Maß, Scham, Geduld. Notwendig seien auch die Harmonie der Partner und die unverzügliche gegenseitige Wunscherfüllung, nicht jedoch unnütze Liebesproben: Der Sprecher würde sich z.B. nicht bescheren lassen und ein Jahr unbedeckte Ohren zeigen oder barfuss wie der fuchs von Österreich (133) herumlaufen. Stattdessen wäre dem Mann ritterlicher Dienst und der Frau mariengleiche Reinheit und Beständigkeit (149f.: ›ohne Galle wie die Turteltaube‹) angemessen. Weltliche Minne darf auch nicht über dem Dienst an Gott stehen; man darf einen Menschen nicht lieber haben als Gott. Sind diese Voraussetzungen gegeben, können die Liebenden in den Minneorden ›eintreten‹. Nun folgen Lehren für bestehende Beziehungen: nicht an der Liebe zweifeln, ständige Dienstbereitschaft und – in Zeiten des Unglücks – ›geschwisterliches‹ Mittragen der Bürden des anderen (205f.). Erneute Zeitklage: Es fehle heute an Beständigkeit auch im Unglück; schnell sei die Minne ›Dirdendei‹ (216; grober Stoff, gemischt aus Leinen und Wolle). Die größte Sorge bereitet dem Sprecher der Hang zu wechselnden Liebschaften, wenn die alte Liebe schabab sei (231) und wie ein zerrissener Stoff (232: hader) an einem Stecken hänge: Was sol das gouggel treiben?  | Von dem zu dem, von der zu der? (246f.). Gegen mehrere Geliebte spreche u.a. die vervielfachte Liebespein. Zur rechten Liebe gehöre die Verschwiegenheit, die das Begehren verstärke und nur gegenüber vertrauenswürdigen Freunden gebrochen werden sollte. Es folgt ein Lob auf die Minnekommunikation: Sich gegenseitig mären | Von mynn vnd von iren rechten (286f.) zu erzählen, Darynn glosieren flechten, | Beyspil vnd manig aubentewr (288f.) und sich gegenseitig von ihrer eigenen Liebe erzählen, das verstärke die Minne. Doch gebe es jetzt zu viel Klaffer (320: böser zungen schnatter), daher solle der Liebende nur mit halbem mund (324) und doppeldeutig reden (328: die red glorsiern). Gegenwärtig gebe es zuviel Rühmerei und zu schnelle Lohngewährung, während früher (337: Hör ich mein elter iehen) die Regeln doppelt so streng waren und eine Werbung ein Jahr unbeantwortet bleiben konnte (Laudatio temporis acti). Die heutige Verleumdung der Minne (356: ir maist vnlewmden) rühre aus der schnellen Gewährung maßloser Bitten (358: Vnbättlich bätt). Die nicht berechnende, unschuldige Art der rechten Minne wird mit dem Exempel vom Kind illustriert, das einen Apfel dem angebotenen Geld vorzieht. Die Zuhörer (direkte Anrede der Damen und Helden) werden aufgefordert, sich gut zu bedenken, bevor sie sich auf die Minne einlassen, denn die damit verbundenen Verpflichtungen lassen sich nicht rückgängig machen oder auslösen: Wahre Minne endet erst mit dem Tod. C Schluss (380–402): Abbruch der Liebeslehre, da derjenige, der sie benötigt, sie auch selbst finden könne. Der Sprecher wünschte allen reinen Minnern Glück, besonders aber seiner (nicht namentlich genannten) Dame, die er abschließend als vollkommen und tugendreich preist.

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Para l lelen: Karnein 2VL  6 (1987), 560, weist auf inhaltliche Übereinstimmung »mit den Amor- und Amicitiaregeln romanischer Provenienz (vor allem Andreas Capellanus)« hin; vgl. auch B305, B307 und B346. Geuther 1899, 143f., führt eine Reihe von Wort- und Satzparallelen vor allem zu Werken Hermanns von Sachsenheim an.

B304 Wahre Freundschaft und Liebe Monologischer Preis in Spruchweisheiten auf Freundschaft und Liebe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 126–130, c)

Datierung: Literatur: Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh. von der Hagen 1844, 269f.; Glier 1971, 262–266; Rheinheimer 1975, Überlieferung: 12, dazu 280 Anm. 24; 14–16, dazu 280f. Be10 61ra–61vb; 116 V. Anm. 2–11; 83f., dazu 311 Anm. 226, 228; Beckers 1989, 43; Brüggen 2VL 10 (1999), 577f.; Janota 2004, 341; Tervooren 2006b, 181 Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be10 in einem zentral platzierten Minneredenblock mit typologisch vielfältigen Kleinformen lokaler Provenienz. Der ripuarische Text fügt sich eher zu B358 (Umfang; Vollständigkeit, didaktischer Anspruch) als zu den vorausgehenden fragmentarischen Minnereden B470 und B507. Die Hs. stammt aus der Minnereden-Hss.-affinen Blankenheimer Bibliothek (vgl. Tr (?) und den Discissus Ed1, Ed2, Bs5, Bs6). – Rote Initiale über 6 V., rot durchstrichelte Anfangsbuchstaben, rotes Endzeichen. Überschrift: – Inha lt: Der Text präsentiert eine Zusammenstellung gnomischer Minne- und Tugendsprüche. Ein im gesamten Text vorhandenes Sprecher-Ich tritt sehr zurück, nimmt eine eher objektive Haltung ein und ist nicht affektiv involviert. – Hintergrund dieser Spruchweisheiten ist die lateinische Amicitia-Tradition, auch sprachlich ausgewiesen an dem synonymen Gebrauch von ›Minne‹ und ›Freundschaft‹ bzw. deren Wortfamilien. A Exordialsentenz und Explikation (1–28): Unter Berufung auf eine mündliche Quelle (3: Dit eyn wise meyster sprach.) stellt der Sprecher fest, dass er keinen süßen

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B304 Wahre Freundschaft und Liebe

Baum kenne, der nicht saure Wurzeln haben könne (1f.). Übertragen auf die Minne bedeute es schmerzhaftes Leid, wenn ein ›Freund‹ fehle oder sich abwende. Durch nichts in der Welt lasse sich das existentielle menschliche Bedürfnis nach einem Freund unterdrücken (seufzen 17, 22: suo chten). B Erster Zwischentext (29–36): vier Spruchweisheiten zum Thema ›Beständigkeit‹, die miteinander verbunden sind durch Wiederholung (29, 32: besteyt; 32, 33: leist […] af; 33, 36: volherde). C Drei Minnesprüche (37–42; 43–48; 49–53): 1. Unter Berufung auf eine schriftliche Quelle (37: Hort, wey da geschreven steit) wendet sich der Sprecher an das Publikum, nimmt den Begriff volherden (39) wieder auf und koppelt ihn themenzentriert mit rechter minnen zart (40) und stedicheyt (41). 2. Im Sinne dieser ›rechten Minne‹ wird der Freund als eyn ander ich (44; alter ego) verstanden. 3. Devise: minne alle dinc verwinnit (52; d.i.: amor vincit omnia). D Causae amoris (54–89): Der Sprecher reflektiert als potentielle Liebesursachen materiellen Gewinn, Schönheit und Adel (77–84). Entsprechend der Amicitia-Tradition weist er diese jedoch jeweils zurück und gibt allein den veredelnden Minnetugenden (Tugendadel) den Vorrang. Bei der Abwertung der Schönheit (›visus‹ sonst an erster Stelle der ›quinque lineae amoris‹!) sichert er sich noch einmal ab durch die Berufung auf einen weisen Lehrmeister (63: als uns der wise hat geleirt). Er lehrt weiterhin, die Liebe nicht nur auf die Tugenden der Geliebten zu gründen. Er möchte, dass man seine Freunde auch ermahne, diese Tugenden selbst zu leben. E Zweiter Zwischentext (90–102): Der Sprecher erweitert seine auf den Tugenden konzipierte Minnelehre zur Zeitklage. In drei anaphorischen Ausrufen (90, 91, 97: Och) beklagt er, dass jetzt alle Werte in ihr Gegenteil verkehrt seien. In zwei weiteren anaphorischen Satzkonstruktionen (98, 101: Allit, dat) bejammert er, dass die gesamte Schöpfung schlecht und voller Unsicherheiten sei. F Preis der Treue (103–116): In direkter Apostrophe wendet sich der Sprecher dann an das antithetische Personifikationenpaar loisseyt (106: ›Untreue‹) und truwe (110). Ersterer wirft er vor, alle Gewalt an sich gerissen zu haben; letzterer bestätigt er, dass Liebende mit Treue lieben sollten und zwar unabdingbar (113: herden) bis zum Tod. Damit greifen die Schlussverse (112–116) noch einmal das Thema des ersten Zwischentextes auf. Para l lelen: Eine Minnelehre in der lateinischen Amicitia-Tradition als kompakten und systematischen Theorie-Block bietet B423, eher peripher B497 (169–225 und passim) und Z75b (im zweiten versifizierten Schluss). – Von niederländischer Seite wären einzubeziehen B307 und B346, evtl. auch B308. – Die Behauptung von Rheinheimer 1975, 84 mit Anm. 228, dass eine typologische Nähe von B304 zu B073, B074 und B305 bestehe, gilt nur bedingt. Zwar enthalten diese Texte ebenfalls eine monologische Reihe von Spruchweisheiten, es kommt aber zu keiner thematischen Verfestigung.

B305 Spruchgedicht von der Minne

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B305 Spruchgedicht von der Minne Spruchweisheiten aus Freidank mit Minne-Thematik (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 363–367 Nr. 219

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Wolf 2VL 9 (1995), 205f.

Überlieferung: Ka3 225vb–226vb; 178 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen zwei anderen Freidank-Exzerpten in der Sammelhs. Ka3. Dieser Text lässt sich als Minnerede beschreiben, weil er eine 170 V.  umfassende, leicht modifizierte Sequenz von Freidank-Sprüchen mit Minne-Thematik als zusammengehörend präsentiert. Für den Bezug zu Freidank vgl. den von Joachim Heinzle und seinem Team erarbeiteten Überblick im ›Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung‹ [http://www.mrfreidank.de/pdf/105.pdf, S.  5], auf den wir uns im Folgenden beziehen. Bei der zugrundeliegenden Sequenz handelt es sich um die Verse 2770–2939 einer verbrannten Straßburger Hs., die Myller 1785 unter dem Titel ›Frygedank‹ abgedruckt hat (= Hs. N bei Bezzenberger 1872, S. 49). Von dieser Sequenz wurde ein Verspaar ausgelassen (2778f.). Ein Verspaar (2806f.) wurde durch ein neues Verspaar (V. 11f.) ersetzt, das nur hier, in Ka3, überliefert ist und auch in die Freidank-Ausgabe von Bezzenberger 1872, V. 117,24f., aufgenommen wurde. Außerdem sind in die Sequenz vier Verspaare eingeschoben, die in anderen Hss. ebenfalls unter Freidanks Namen überliefert sind, aber in der Straßburger Hs. offenbar fehlten: V. 3f. = Bezzenberger 1872, V. 101,23f.; V. 47f. = Bezzenberger 1872, V. 104,16f.; V. 77f. = Bezzenberger 1872, V. 101,15f.; V. 153f. = Bezzenberger 1872, V. 103,13f. Schließlich wurde ein Abschnitt innerhalb der Sequenz umgestellt: Die acht Verse 2842–2849 (entsprechen V.  39–46) wurden vorgezogen und folgen nach dem Abschnitt 2770–2805 (entsprechen V. 1–38). Die Wortvarianz zwischen Ka3 und der Straßburger Hs. (Myller 1785) ist insgesamt relativ gering. Allerdings ist das erste Wort in Ka3 ([G]ewinne [Initiale nicht ausgeführt] schae tz vnd groz gewin.) falsch, es müsste eindeutig Minne heißen (Myller 1785, V. 2770: Minne schatz und gross gewin). Überschrift: – Inha lt: Der Text besteht – wie für Freidank typisch – aus überwiegend unverbunden aufeinander folgenden Spruchweisheiten, die hier auf die Minne bezogen sind. In eini-

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B305 Spruchgedicht von der Minne

gen Fällen lassen sich mehrere Verspaare zu größeren inhaltlichen Gruppen ordnen, kaum aber zu zusammenhängenden Argumentationen. Folgende Themen lassen sich ausmachen: – Eigenschaften und Wirkungen der Minne: Liebesleid: 5f.; 11f.; personifizierte Minne: 19f.; Liebe nie ohne Furcht vor Untreue: 27f., 35f.; Kontingenz: 43–46; Unterschied der Verführung von Männern und Frauen: 47–52; Ähnlichkeit der Minne mit dem Tanz: 63f.; Glück nur durch treue Frau: 91–94; eidliche Unlösbarkeit: 99f.; pädagogische Wirkung: 101f. – Falsches vs. richtiges Minneverhalten des Mannes: Materialismus: 1f.; Exklusivität der Liebe: 31–34; Heuchelei: 39f.; Adam, Samson, David und Salomon als Exempelfiguren verführter Männer: 81–84; gottgefällige Minne: 97f.; ›Hahn im Korb‹ 109–114; Untreue und falsche Minne sind so verbreitet, dass sich ihrer niemand schämt 175–178 – Wesen und Verhalten der Frauen: respektlose Ehefrau: 3f.; grundsätzliche Unbehütbarkeit der Frau: 7–10; grundsätzliche Fremdheit des Weiblichen: 21f.; Frauen wollen gebeten werden, um dann abzulehnen: 41f. 61f.; Unantastbarkeit der reinen Frau: 55f.; Lob der tugendhaften Frau: 77f.; Schönheit als Tugendmerkmal: 79f.; Frauen als Ursache von Schlechtem und von Gutem bzw. Hochgestimmtheit: 103–108; Schändlichkeit verlorener Jungfräulichkeit: 129f.; schändliches Verhalten: 131f.; tugendhafte und tugendlose Frauen tragen denselben Namen: 142–157; Etymologie Freude-Frau: 167–170. – Gefahren für die Minnebeziehung und Störungen der rechten Minneordnung, speziell durch Untreue und Materialismus: mangelnde ›huote‹: 13f., 135f.; Ehebruch des Mannes: 17f., 73f.; unfreiwillige Keuschheit der Frau: 15f.; Prostitution (vail minne): 23f., 59f., 65f., 163–167; räumliche Trennung: 29f.; zweierlei Maß für Männer und Frauen: 37f., 115–122, 139–142, 157–162; ›Unminne‹ 57f.; mangelnde Liebhaberqualitäten von Missgelaunten: 69–72; leidbringende Untreue: 75f.; Alter: 85–90; Frauen werden stellvertretend für die Männer gescholten: 123–128; Tugendschutz nur durch die dry vorchten: 133f. Para l lelen: Rheinheimer 1975, 84, weist (wie Brandis und Wolf ohne Kenntnis des Freidank-Zusammenhangs) auf typologische Ähnlichkeiten mit B73, B74 (beide ebenfalls in Ka3 überliefert), B304 und B423 hin.

B306 Von der Minne

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B306 Von der Minne Mahnung zu gegenseitiger Liebe, die Freude bringt, und zur Verheimlichung der Beziehung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–08 Überlieferung: Bs1 69va–69vb; 44 V.

Edition: Serrure 1855, 376f.; Brinkman/schenkel 1999, 417f. Nr. 79 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 60 Nr. 68

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Bs1, im Kontext anderer Minnereden. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Hier verstaet van houesscher nyaelder minnen Inha lt: A Regeln der Minne (1–29): Wenn zwei Liebende sich in Treue verbinden, leben sie in Freude, weil die beide einander ›hohen Mut‹ (5) geben. Körper, Herz und Besitz soll man für die Liebe einsetzen (7: niet vore lieue sparen), weil Liebe die Trauer vertreibt. So kann die ›Kaiserin seines Herzens‹ (11) jeden traurigen Mann aufmuntern. Liebe, die durch törichten Rat verloren geht, bringt Leid. Wer dagegen mit Bedacht und Vorsicht lieben kann, ohne dass darüber geredet wird, lebt in großer Freude und Ehre. B Rat (30-44) Der Sprecher rät Männern und Frauen, die von Liebe erfüllt sind, nicht darüber zu reden. Denn, wenn jemand etwas höre, werde er es weitererzählen, auch wenn es nicht wahr sei. Lügen würden vor der Wahrheit bevorzugt. Ein guter Liebhaber, sei er Herr oder Knecht, soll nicht nach dem streben, was die Ehre der Frauen zerstört.

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B307 Zehn Punkte von der Minne

B307 Zehn Punkte von der Minne Kurze Minnelehre im Stil lateinischer Amicitia-Lehren (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Serrure 1855, 372

Datierung: Überlieferung 1405–08

Literatur: Glier 1971, 278 Anm. 214 und 281; Rheinheimer 1975, 87

Überlieferung: Bs1 184rb; 28 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Bs1, im Kontext anderer didaktischer Reden. Überschrift: Van tien poenten van minnen Inha lt: Zehn durchgezählte Regeln für Liebende. Die Liebenden sollen: 1.  den anderen freundlich anschauen; 2. verschwiegen sein; 3. sich Boten und Briefe schicken; 4. die Liebesboten gut aufnehmen; 5. freigebig sein; 6. lange an der Liebe festhalten und sie unter Zwang preisgeben (?); 7. den anderen nicht grob, sondern eher spielerisch berühren; 8. körperliche Berührung zulassen; 9. den Schmerz des anderen mittragen; 10. in allerlei höfischen Dingen offen oder im Verborgenen dem Willen des anderen entsprechen. Para l lelen: Systematische Minelehre, abgehandelt in nummerierten Punkten bietet auch B423 (vgl. Rheinheimer 1975, 84). Die ebd., 87, behaupteten Parallelen zu einem lateinischen Prosatraktat (vgl. ›Haec sunt duodecim signa‹, in: Thomas 1958: 795–797) sind nur in Ansätzen nachvollziehbar.

B308 Die sieben Tugenden der Minne

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B308 Die sieben Tugenden der Minne Aufzählung von sieben Graden der Liebe als positive Gegensätze zu den sieben Todsünden (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Willem von Hildegaersberch Datierung: 1383–1408; früheste Überlieferung Mitte 15. Jh. (Ha4) Überlieferung: Bs3 17vb–19ra; 222 V. Ha4 40rb–41va; 222 V.

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 84–87 Nr. 41 (nach Ha4 mit Lesarten von Bs3) Literatur: Glier 1971, 285; Hogenelst 1997, Bd. 2, 133f. Nr. 182; Meder 1991a, 16f., 236f., 365 u.ö.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei großen Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4 im Kontext anderer Sproken Hildegaersberchs, jeweils in gleicher Reihenfolge. Keine signifikante Varianz. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van VIJ doechden der Minnen (Bs3; gleichlautend in Ha4) Inha lt: A Prolog (1–38): Der Sprecher beginnt mit einer Zeitklage: Früher, als man noch nach Ehren strebte, sei die Kunst der Dichter gepriesen worden. Heute sei es den Leuten unangenehm, wenn man ihnen die Wahrheit sage. Er wolle nun über die Liebe sprechen, zu der jeder Mensch geneigt sei. Das Wort ›Minne‹ komme von Gott, denn Gott selbst sei die höchste Minne. Falsche Liebe zu diesseitigen Dingen (17: Vreemde minne op aertsche dinghen) scheide uns von Gott. Wir würden dann wie Toren lieben, die Unkraut zwischen das Korn säen. Die rechte Minne erkenne man daran, dass sie Tugenden lehre (Minne als Veredelung). Der Liebende neige mehr zu guten Worten und Werken als der, der nicht liebe. Die Minne könne mit ihren sieben Graden sieben unhöfische Verhaltensweisen (32: seven dorperlijcke daden) unterbinden und den Liebenden auf den ›Pfad der Ehre‹ (40) führen. B Aufzählungen der sieben Grade der Minne (39–200): Welche Tugend jeweils gemeint ist, lässt sich nicht immer klar benennen. Deutlich erkennbar ist aber das Prinzip, dass jeder Grad einem traditionellen Laster (Todsünde) entgegengesetzt ist. 1. Scham (gegen luxuria) (39–52): Die Minne gründe auf Scham. Wer zur Minne strebe, solle alles Unehrenhafte unterlassen und Scham empfinden gegenüber Missetaten. 2. Freigebigkeit (gegen avaritia) (53–70): Auf der Grundlage von Freigebigkeit (55: Miltheit) ruhe und wachse die Minne. Wer in Liebe leben wolle, solle die Habgier

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B308 Die sieben Tugenden der Minne

aufgeben. Ohne Freigebigkeit wäre die Minne wie ein weiser Mann, der nie redet und dessen Weisheit nicht offenbar würde. 3. Höfische Rede (gegen ira?) (71–92): Der dritte Grad sei im Kloster und am Hof sehr zu preisen. Der Sprecher verweist auf einen ›guten Meister‹ (74), der gesagt habe, dass ein ›reiner höfischer Mund‹ (76: een reyne hoefsche mont) vielen Leuten Ehre bringe. Die Minne lehre daher höfische Wörter in allen Sprachen und verachte Lügen, Betrügen, Verleumden und Rühmen. 4. Reine Gedanken (gegen invidia?) (93–112): Der vierte Grad der Minne bringe Ehre und Heil. Minne vermeide Hass und Neid im Herzen. Das höre man auch am Klang des Namens: Minne is Minne altoes ghenoemt (107), weil aus ihr reine Gedanken kämen. Auch wenn jemand teilweise im Neid lebe, würde ihm die Minne soviel Freude machen, dass er den Neid überwinden könne. 5. Maßvolle Sinnlichkeit (gegen gula) (113–130): Der fünfte Grad der Minne sei die Gherechte Soberhede (114) in allen Sinnen: Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, und Fühlen nehme sie zurück, um die Völlerei zu überwinden. Diese sei schlecht für Leib und Seele, mache die Leuten nachlässig in guten Werken und von den Reichen abhängig. 6. Gute Werke (gegen acedia) (131–145): Der sechste Grad der Minne bestehe in guten Werken. Wo man liebe, denke man wenig über Mühe oder Kosten der Werke nach. Und wer es vernachlässige, Gutes zu tun, werde immer unbeliebt sein. Minne sei darauf ausgerichtet, die Tugend zu lieben. 7. Demut (gegen superbia) (146–200): Der siebte Grad der Minne wurzele in Demut. Demut sei ein sicheres Fundament für jeden. Hochmut finde kein Maß und sei mit niemandem zufrieden. Nur in dem Feind Luzifer finde sie ihresgleichen. Deswegen sei Demut die höchste Blume von allen Tugenden der Minne: Sie mache uns gut, schamhaft, höfisch und freigebig. – Hier schließt sich noch eine Neider- und Klafferschelte an. Die Neider würden immer neiden und ›nagen‹, sodass sie sich selbst bis auf die Knochen ›abnagen‹ würden, weil sie jeden Tag mehr beneiden müssten. Man solle sie in ihrem eigenen Leid liegen lassen und ihnen alles verbergen. Das sei ein weises Verhalten. C Schluss (201–222): Die sieben Tugenden, in denen die Minne lebe, seien auch Gott angenehm. Minne mit Betrug aber sei wie ein weißes, vom Schlamm verschmutztes Kleid. Diejenigen, die Böses in der Minne bewirken und sich unhöfisch verhalten würden, seien Bastarde der Liebe. Minne sei wie eine reine Quelle, die sich selbst säubere, auch wenn sie schmutzig berührt werde. Minne sei von Natur aus edel. Und auch diejenigen seien selig, die vor allem Gott minnen würden.

B309 Frauenminne und Gottesminne

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B309 Frauenminne und Gottesminne Warnung vor den gefährlichen Auswirkungen der Liebe und der Frauen sowie Bekenntnis zu Gott (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 3. Viertel 13. Jh. Überlieferung: Wi1 154va–154vb; 40 V.

Edition: von der Hagen 1848, 301f. (fehlerhafte Verszählung) Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 878f.; Janota 2004, 324

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Schlussteil der Stricker-Hs. Wi1, nach einer Reihe von Mären und Sprüchen und als erster Text einer kleinen Minnereden-Gruppe (B264, B324). Überschrift: – Inha lt: A Negative Wirkungen der Liebe zu Frauen (1–32): Exordialsentenz: Wer zu nah ans Feuer kommt, verbrennt sich (1–4). In einem Parallelismus vergleicht der Sprecher dies mit der Gefahr, die von Frauen ausgehe: Wer ihre Schönheit und ihre Kleider oft sehen wolle, werde lange Kummer haben (5–9). Ihre Berührungen und Blicke seien wie chlop, reizel vnt stric (9; Kloben, Lockspeise und Strick = Instrumente des Vogelfängers). Wer sich retten wolle, solle vor ihnen fliehen. Unter ihren Kleidern liege ein Haken versteckt, der nicht nur Herz und Verstand, sondern auch die Seele hinfortziehe. Die Frauen würden auf diese Weise zum Gott der Männer (18: der manne got), sie sprächen von ›Herzeliebe‹ (19) und missachteten die Liebe zu Gott (20: gotes minne). Folge sei ein doppelter Tod, nämlich irdisches Liebesleid und jenseitige Verdammnis (22: hie iamer vnt dort immer not). Wem das angenehm sei, der solle oft bei den Frauen sein. Diese ließen ihn erbleichen und lehrten ihn den ›Leich des Jammers‹ (24: des iamers [s]leich). Der Sprecher kenne die Netze und Fesseln (27: iriv bant) der Minne, sei aber frei davon und gehöre zur freien Schar Gottes (30: der frien gotes schar). B Gebet (33–40): Der Sprecher wendet sich direkt an Gott (Apostrophe), bekennt, dass seine Freude immer bei ihm sei, und lobt Gott dafür, dass er den Kummer der Welt nicht ertragen müsse.

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B310 Liebe und Reichtum

B310 Liebe und Reichtum Monologische Lehrrede über den Vorrang von Gesinnung vor dem Geld (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Mihm 1965, 418f. Nr. 2

Datierung: Überlieferung 3. Viertel 13. Jh.

Literatur: Mihm 1965, 410f.; Glier 1971, 55f.; Schnell 2VL 5 (1985), 783f.; Janota 2004, 323

Überlieferung: Wi1 160vb–161ra; 36 V.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert zwischen Mären und Minnereden in der frühen Kleinepik-Sammelhs. Wi1. Überschrift: – Inha lt: A Gleichnis und Auslegung (1–16): Aus großen Gewässern (dem Meer) wolle niemand trinken, sondern aus wohltuenden, kühlen Quellen. Erstere bedeuteten reiche, letztere höfische Menschen. Die Damen sollten ihre Gunst den höfischen Menschen erweisen, da diese eine gute Gesinnung aufwiesen. Verflucht sei dagegen die Frau, die Armreif oder goldenes Ringlein vorziehe, da sie damit rehter minne (16) zuwiderhandle. B Absage an die Damen (17–36) (ab hier ausschließliche Benutzung des Reimpaars mvt : gvt!): Der Sprecher stellt zunächst schematisch vier Frauentypen vor. Die ersten zögen die Gesinnung (mvt) dem Besitz (gvt) vor; die zweiten liebten nur den Besitz; die dritten liebten beides; die vierten keines von beiden. Der Sprecher bedauert in direkter Apostrophe der Damen, dass diese seinen Dienst nicht dem Besitz vorzögen, und dass er leider nicht so viel Besitz wie gute Gesinnung habe. Er steigert dies zur Schelte und kommt zu einer Absage an die Damen (33: Nv scheide wir vns, daz ist gvt), da er nichts als seine Gesinnung einzubringen habe. Er schließt mit einem (ironischen?) Segenswunsch: Gott möge die Damen an Besitz reicher und ihn mit seiner Gesinnung selig machen. Para l lelen: Mihm 1965, 410, verweist auf Parallelen des Eingangsgleichnisses bei Freidank (Grimm 114,17) und Ps.-Walther (L 27,33–36). Zum Thema vgl. auch Thomasin von Zerclaere, ›Der welsche Gast‹, die auf 1221 folgenden Verse.

B311 Von rechter Liebe

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B311 Von rechter Liebe Kurze Lehrrede über die Ehre, die als höchstes Gut der Frau vom Mann bewahrt werden müsse (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: um 1350–1370; Überlieferung nicht vor 1450

Edition: Niewöhner 1956, 242f. Nr. 656 (nach Wi7) Literatur: –

Überlieferung: Be4 158v–159r; 36 V. Be11 S. 234f.; 36 V. Wi7 262r; 36 V. Wi21 21v–22v; 36 V. Beschreibung der Überlieferung: In vier Teichner-Hss. aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. überliefert; wenig Varianz. In Wi7 fehlt das Verspaar 25f., nach der Autorsignatur folgt eine neues Verspaar (Schreiberspruch?): Vnd der heilig sant michel | Pit vmb all gelaubig sel. Überschrift: Was rechte lieb sey auff buo lschafft (Be4) Von rechter lieb (Wi7) Inha lt: Der Sprecher berichtet, von einer guten Frau gefragt worden zu sein, woran man Liebe erkennen könne. Er habe geantwortet, der größte Schatz der Frau sei die Ehre. Derjenige liebe richtig, der die Ehre der Frau behüte und lieber stürbe, als sie in Verruf zu bringen. Wenn er aber gegen ihre Ehre handle, sei seine Liebe nicht besser als die des Judas (13), der Gott verraten habe. Es gebe viele Diebe der Minne, die anders sprächen, als sie handelten (Worte vs. Werke), und die nur hofften, ihren Willen an der Frau durchzusetzen, um sie danach nicht mehr anzusehen und zu achten. Das sei keine Liebe, sondern eine Schmach und Feindschaft, und komme einem Mord gleich. Wer eine Frau wirklich liebe, könne nur ehrenhaft handeln, und es dürfe nichts anderes geschehen als freundliches Grüßen und gutes Gedenken. TeichnerAutorsignatur.

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B312 Von weltlicher und göttlicher Minne

B312 Von weltlicher und göttlicher Minne Unterscheidung der zwei Arten von Minne und scharfe Verurteilung der zölibatär Lebenden, die sich dennoch der weltlichen Minne zuwenden Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner

Edition: Niewöhner 1954, 12–14 Nr. 295

Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 14. Jh. (Wi10) bzw. um 1380 (Wi6)

Literatur: –

Überlieferung: Wi6 121rb–121vb; 110 V. Wi10 142va–143vb; 110 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den Teichner-Hss.Wi6 und Wi10 zwischen der Minnerede B296 und dem Märe ›Die Roßhaut‹ (Fischer Nr. 57). Keine signifikante Varianz. Überschrift: Von werltleich und gotleicher mynn Inha lt: A Kurzer narrativer Rahmen (1f.): Der Sprecher wird von einem jungen Mann gefragt, was Minne sei. B Gegenüberstellung von weltlicher und göttlicher Minne (3–46): Nach Meinung des Sprechers gebe es zwei Arten der Minne: weltliche und göttliche Minne (42: werltleich mynn und 40: gotleich mynn), die sich diametral unterscheiden würden. In der weltlichen Minne folge nach erstem Wohlbehagen Bitterkeit, nach erster Verbundenheit Feindschaft, nach erster Süße Schmerz. Das könne keine Minne sein. Dagegen sei die Gottesminne zwar anfangs bitter, werde dann aber ›je länger, je süßer‹ (15), so wie der Tag von der Sonne immer zunehmend schöner gemacht werde (21: als der tag gein der sunn). Wer in der Gottesminne gewinne, habe einen Gewinn; wer in der weltlichen Minne gewinne, habe einen Verlust. Wer glaube, mit der Liebe zu einer schönen Frau sein Leid zu vertreiben, werde jäh enttäuscht, denn leicht passiere es, dass die Dame untreu werde oder sich trotz seines jahrelangen Minnedienstes für einen anderen entscheide. In der Gottesminne müsse man zunächst leiden, werde jedoch später mit Süße entschädigt. Die weltliche Minne könne hingegen nur kurzzeitig Schwermut und Traurigkeit, sie sei eine betrügerische (45: trugenhaft) Minne, außen süß und innen sauer. C Die Eheleute (47–67): In der weltlichen Minne werde einem die Süße versauert durch nachfolgende Schwangerschaft und andere Schmerzen, durch ›Haussorgen‹ (55) und durch den Zwang, Klöster mit Kleidern und Lebensmitteln zu versorgen. Diese Plage (58: harmschar) sei die Buße für die Süße der Zweisamkeit. Der Ehestand

B313 Von der Minne

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sei aber weder eine weltliche Schande, noch führe er in die Hölle, wenn die Eheleute ordentlich und nach dem Gebot Gottes miteinander leben würden. D Die Geistlichen, die untreu werden (68–110): Schlimm stehe es um die vielen anderen Menschen, die sich der weltlichen Minne hingäben, obwohl sie bereits geistlich leben würden (69: chloster laue t und andere, denen Gott die weltliche Minne verboten habe). Diese würden die ›höchste Ehe‹ (74: dw obrist chonschaft) führen, und ihr Verhalten würde daher mehr gestraft als ›normaler‹ Ehebruch. Wer geistlich lebe, habe eine Ehe mit Gott eingegangen (79: so ist er gotz gemahel sider), und wenn er diese breche, habe er doppelte Vergeltung zu erwarten: weltliche Schande und Verlust des Seelenheils. Dieser ›Ehebruch‹ sei wider die Natur, weil der geistlich Lebende gar kein Mensch mehr sei, sondern im dreifachen Sinn Kind, Verwandter und Braut Gottes. Außerdem: Je höher gestellt und angesehener der Bräutigam sei, umso größer sei die Schuld der Braut, die sich ihm gegenüber versündige. Wer hingegen über die Regeln (seines Standes) nicht hinausstrebe, erhalte den wahren Teil der Minne und könne ewiges Heil erwarten.  – Der Sprecher ist der Ansicht, den Fragenden ausreichend darüber unterrichtet zu haben, was wahre und was falsche Minne sei. Teichner-Autorsignatur.

B313 Von der Minne Mahnung zu einem Minnedienst, der die Ehre der Frauen bewahrt, und Warnung vor Prahlern (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner

Edition: Niewöhner 1956, 255f. Nr. 668

Datierung: Überlieferung 1469

Literatur: Lämmert 1970, 88 Anm. 199; Glier 1971, 192 und Anm. 12

Überlieferung: Wi7 271r–271v; 116 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Teichner-Hs. Wi7, dort innerhalb eines »Minnezyklus« (Lämmert 1970, 82): Niewöhner 1956 Nr. 667, B313, B292 und Niewöhner 1954 Nr. 480. Überschrift: Von der mynn Inha lt: A Verteidigung der Minne (1–17): Gegenüber dem topischen Vorwurf (1: ich hor dy myn straffen vil), die Minne habe sich verändert und sei geschwächt, verteidigt der

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B314 Von der Liebe

Sprecher die Minne (Kritik an der topischen Zeitklage): Der Orden der Minne sei stets der gleiche geblieben. Seit Adams Zeiten gebe es böse und gute Menschen. Einer schlechten Frau stünden hundert tugendhafte Frauen gegenüber. B Die rechte Minnedienst (18–73): Ein Mann müsse im Minnedienst oft büßen, wofür er eigentlich Lohn erhalten sollte. Wie eine Biene sich Honig aus der Blüte nehme, ohne die Blüte zu ›verzehren‹ und zu ›beflecken‹, so solle ein Mann um eine Dame werben, ohne von ihr mehr zu begehren als gutes Gedenken und liebevollen Gruß. Selbst wenn die Dame dem Mann mehr geben wolle, solle er sich abwenden, um ihre Ehre zu schonen, wie ein edler Jäger, der aus Freude jage und das Wild, das sich ihm aus Müdigkeit ausliefere, nicht töte, sondern laufen lasse. Im Dienst an der Dame vereine sich alles, was Tugend heiße. C Der Erfolg der Prahler (74–101): Man beobachte oft, wie ein schlechter Mann Erfolge bei den Frauen habe, obwohl er sich nie um Ritterschaft bemüht habe und nur angebe. Wie ein Wolf, der tausend Schafe zu verletzen begehre, wolle der Prahler tausend Frauen in üblen Ruf bringen. Dafür sei die Minne zu schelten, dass ein solcher Mann besseren Lohn erhalte. Wenn ihn eine Dame grüße, erzähle der Prahler überall herum, was er angeblich alles mit der Dame gemacht habe. D Schluss (102–116): Daher sei es für die Damen sehr wichtig, das Böse vom Guten zu unterscheiden und sich vom Bösen abzuwenden. Das Beste an Damen sei ihre höfischer Anstand und ihre Beständigkeit. Je beständiger eine Dame sei, desto mehr leide ein ehrenhafter Mann in ihrem Dienst. Teichner-Autorsignatur.

B314 Von der Liebe Minnekasuistische Frage, ob Liebe Scherz oder Ernst sei (ohne narrativen Rahmen). Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schröder, C. 1876, 54 Nr. XII

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 162f., 164 Anm. 1; Glier 1971, 279–283; Rheinheimer 1975, 14; 23–25, 284f. Anm. 36–43; 205f.; Blank 2VL 5 (1985), 780; Dietl 1999, 132 Anm. 36

Überlieferung: Wi13 22v; 8 V.

Beschreibung der Überlieferung: Diese kurze ripuarische Minnerede ist unikal überliefert in der Sammelhs. Wi13, die Klein- und Kleinstformen sowie Allegorien bevorzugt. Sie steht wohl eher zufällig (vgl. Roethe 1900, 162f.) zwischen der Lehrrede vom ›Wucherer‹ und einem siebenstrophigen Minnelied. Dieses Lied hat Brandis als zu B314 zugehörig angesehen, obwohl es offensichtlich eigenständig ist, wie auch die handschriftenübliche

B315

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Initiale zu Beginn des Liedes anzeigt (vgl. Rheinheimer 1975, 205f., und Blank im VL). Die Gliederung der Minnerede in zwei Strophen, wie Schröder, C. 1876 sie nahelegt, ist nicht in der Hs. vorgegeben. In der Minnerede Z82, die bereits ca. 50 Jahre früher überliefert ist (Ka3), erscheint bereits das Verspaar B314, 3f., d.h. nur die Kernfrage, als Teil eines aus heterogenen Bruchstücken zusammengesetzten Spruchgedichtes (Z82, 39f.). Überschrift: – Inha lt: (Nach Wi13) · Die kasuistische Minnefrage stellt der liebende Sprecher, seine Geliebte antwortet (vgl. die Anreden Alderleveste fruntchen [1] und Gheselle [5]). A Frage (1–4): Der Sprecher fragt, ob Liebe Scherz oder Ernst sei. B Antwort (5–8): Er erhält von seiner Dame die zwischen den beiden dialektischen Positionen vermittelnde Antwort, dass Liebe zwar im Scherz erdacht, aber im Ernst zu Ende gebracht werde. Para l lelen: B315 und B316 bieten eine Sammlung ähnlicher Minnefragen in Disputationsform (die Fragen in Reimpaaren, die Antworten in einzeiligen Antworten). In B339, B410, B423, B480, B496, B497 finden sich einzelne kasuistische Minnefragen in einem narrativen Rahmen.

B315 Die von Brandis unter dieser Nummer zusammengefassten Texte sind jetzt unter B316 verzeichnet.

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B316 Minnekatechese

B316 Minnekatechese Überlieferungskomplex von 59 Minnefragen bzw. Minnerätseln und ihren Antworten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Anfang 14. Jh. (Le2) Überlieferung: I. Teil: Bs4 40r–41v; 89 V. Ha2 S. 48–52; 83 V. II. Teil: Bs4 7r–7v; 21 V. Bs4 41v–42v; 66 V. Wi13 29r–29v; 75 V. III. Teil: Ha2 S. 40–43; 54 V. Le2 1ra–1vb; ca. 129 V.

Edition: Verwijs 1871b, 37–39, 43–51 (I.–III.; nach Ha2 mit Laa. von Le2, und nach Le2); Roethe 1900, 166–169 (II.; nach Wi13); Priebsch 1906a, 331–333 (I. und II.; nach Bs4); Suchier 1913, 21–29 (I. und II.; nach Bs4 und Ha2/Wi13 synoptisch) Literatur: Suchier 1913, 12–21; Lieftinck 1957; Hegman 1966, 201–208; Rheinheimer 1975, 75, 206–208; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 576f.; van der Poel 1991, 431–447; van der Poel 1992; Biemans 1997, Bd. 2, 416–418 und Abb. 50f.; Matter 2010a, 79

Beschreibung der Überlieferung: Die von Brandis auf zwei Nummern (B315 und B316) verteilte ›Minnekatechese‹ wird hier unter einer Nummer zusammengefasst und erweitert. Damit soll nicht behauptet werden, es handle sich um einen einzigen Text. Vielmehr trägt diese Zusammenfassung der komplexen Überlieferungslage Rechnung, aufgrund derer man weder von einem noch von zwei Texten sprechen sollte, sondern von einem Überlieferungskomplex. Dieser Komplex umfasst insgesamt 59 Minnefragen bzw. rätsel (teilweise mit Antworten), die von den Hss. in unterschiedlichen Kombinationen überliefert werden. – Sprache: Niederländisch. Insgesamt lassen sich drei Teile unterscheiden (für I. und II. siehe die tabellarische Übersicht bei Suchier 1913, 14): I. 20 Minnefragen bzw. rätsel ohne oder mit nur kurzen nicht gereimten Antworten (= Suchier 1913, ›Text I‹), davon 16, die in teilweise abweichender Reihenfolge sowohl in Ha2 S. 48–52 als auch in Bs4 40r–41v überliefert sind. Drei Minnefragen (Nr. 2, 3, 17) sind nur in Ha2, eine (Nr. 14) ist nur in Bs4 überliefert. II. 25 Minnefragen bzw.  –rätsel mit kurzen, nicht gereimten Antworten (=  Suchier 1913, ›Text II‹), davon 21, die in teilweise abweichender Reihenfolge sowohl in Wi13 29r–29v als auch in Bs4 41v–42v überliefert sind. Drei Minnefragen (Nr. 21, 23, 25) sind nur in Wi13, eine (Nr. 16) ist nur in Bs4 überliefert. Die Frage Nr. 15 wird in Wi13 wohl versehentlich leicht variiert wiederholt und führt evtl. dazu, dass die in Bs4 direkt nachfolgende Frage (Nr. 16) übergangen wird. Einen Sonderfall stellt die zweite Überlieferung in Bs4 dar: Hier sind auf fol. 7r–7v fünf dieser Fragen (Nr. 8, 12, 17, 19, 24) gemeinsam mit zwei Fragen aus Teil I (Nr. 12, 13) überliefert. Zu beachten

B316 Minnekatechese

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ist außerdem, dass neun Fragen von II. und I. identisch sind (»Dubletten«; vgl. Suchier 1913, 15; Rheinheimer 2VL 6 [1987], 577) III. 14 Minnefragen bzw. –rätsel mit längeren gereimten Antworten, davon fünf, die in gleicher Reihenfolge sowohl in Ha2 S. 40–43 als auch im Fragment Le2 überliefert sind (= Verwijs 1871b Nr. 1–5); die Antwort zur fünften Frage ist in Le2 allerdings ganz anders formuliert. Le2 überliefert anschließend unikal weitere neun Fragen (= Verwijs 1871b Nr. 48–56); vor allem die letzten Fragen sind hier z.T. nicht mehr lesbar. Bs4 überliefert als einzige Hs. die Teile I und II nacheinander. Man muss jedoch aus verschiedenen Gründen davon ausgehen, dass diese Zusammenstellung sekundär ist (Suchier 1913, 14). Ha2 überliefert als einzige Hs. die Teile III und II gemeinsam, allerdings getrennt durch mehrere Sprüche (Verwijs 1871b Nr.  6–21, siehe auch Z46), die z.T. Antworten auf Minnefragen sein könnten. In Ha2 finden sich auch noch weitere Texte mit Minnefragen und –antworten, vgl. B346 und B347. Von den meisten Fragen gibt es Parallelen in entsprechenden französischen Sammlungen (siehe Hegman 1966, van der Poel 1991); vgl. den Abdruck im Apparat der Edition von Suchier 1913. Überschrift: Dit sijn elzelicke vraegen (Bs4, 7r) Der Minnen Guet (Ha2) Inha lt: I. (Suchier 1913, ›Text I‹ = die alte Brandis-Nummer 316): 20 Minnerätsel mit Antworten; es kommen drei Typen vor: 1. Minnefragen (meistens über höfische Verhaltensweisen), z.B.: Woran bemerkt man, dass die Minne ohne Betrug ist? Antwort: Durch Treue und Mangel an Bosheit. 2. Dilemmata, z.B.: Wäre es dir lieber, dass du ins Haus deiner Geliebten hereingingest und ein andrer Mann herauskäme oder dass du herausgingest und der andere herein? 3. allegorische Minnefragen, z.B. mehrere Rätsel zur Minneburg-Allegorie, etwa: Was ist das Fundament der Minneburg? Antwort: Treue. II. (Suchier 1913, ›Text II‹ = die alte Brandis-Nummer 315): Eine Reihe von 25 Minnerätsel vom katechetischen Typus: Fragen über die Kenntnis höfischer Verhaltensweisen, z.B.: Woher weiß man, ob die Minne feste Wurzeln hat? Durch Grübeln und Seufzen. III. Die Minnefragen sind alle vom Typus Dilemma, z.B.: Würdest du mehr leiden, wenn du deine Geliebte verlassen müsstest oder wenn sie dich verlassen würde? Antwort: Beide bringen Trauer, aber das erste ist schlimmer. Oder: Was würdest du bevorzugen, den Tod der Geliebten oder den Tod von Mutter, Schwester oder Bruder? Antwort: Es wäre mir lieber, dass die Welt zugrunde ginge, als dass meine Geliebte stirbt. Para l lelen: Eine vergleichbare Doppelaufzeichnung mehrerer Kurztexte weisen auch die Liebesgrüße (B82) in Bs4 auf.

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B317 Belehrung eines jungen Mannes

B317 Belehrung eines jungen Mannes Rede einer Frau, die ihrem Geliebten Tugendlehren und Minneregeln verkündet (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 106v–108r; 66 V. Lg4 236r–237v; 66 V. Pr2 89v–90v; 66 V.

Edition: Haltaus 1840, 179 Nr. II 24 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLVI) Literatur: Geuther 1899, 114; Matthaei 1907, 18; Brandis 2VL 1 (1978), 685

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ nach dem ›Herzmäre‹ Konrads von Würzburg und vor dem Exzerpt aus der ›Minneburg‹ (B485). Keine signifikante Varianz. Überschrift: Ein lere Junger man (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Inha lt: (Nach Pr2) · A Exposition (1–7): Ein junger Mann sei lobenswert, wenn er sich belehren lasse. Wenn er lerne, verschwiegen zu sein, möchte die Sprecherin (weibliches Ich) ihm treu sein, denn Verheimlichen ist der ›Schild der Minne‹ (7: Wann helen ist der mynn schilt). B Minne- und Tugendlehre (8–52): Die folgende Unterweisung richtet sich an einen junge Mann, der ab hier mit du angesprochen wird. Wenn er lieben wolle, müsse er sich durch Wohlerzogenheit, Scham, Maßhalten und Ehre auszeichnen und nach dem streben, was Würde und Ehre einbringe. Er solle Gott immer vor Augen haben, denn mit seiner Hilfe würden sich die Dinge zum Besten wenden. Wenn er die Zuneigung der Sprecherin erringen wolle, müsse er Folgendes einhalten: keine Spiele, kein Wein, angemessene Wortwahl, Aufrichtigkeit, Beherrschung, an die Geliebte denken, Zurückhaltung, Demut, schlechte Gesellschaft meiden und sich an den Guten orientieren, gut über Frauen reden (denn 44: Durch aine man sy all eren sol.). Die Lehre schließt mit einem Preis der Frauen (Unschreibbarkeitstopos) und dem Gedanken der Veredelung des Mannes durch die Frau. C Liebesbekenntnis (53–66): Die Sprecherin bekennt dem jungen Mann ihre Liebe. Nur er könne sie erfreuen. Die Lehre komme aus ihrem liebenden Herzen, und er möge sie in sein Herz verschließen. Wenn er in Ehren alt werden wolle, solle er sich durch die Lehre unterweisen lassen. Am Schluss steht die Bitte um die Gnade Gottes.

B319 Lehre für die Frauen

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B318 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Belehrung eines jungen Ritters‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B319 Lehre für die Frauen Mahnrede, dass Frauen ihre Ehre behüten sollen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner

Edition: Niewöhner 1956, 333f. Nr. 727

Datierung: Überlieferung 1450–1470

Literatur: Niewöhner 1953a, IXC.

Überlieferung: Dr3 173r–175r; 73 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal in der Hs. Dr3 vor dem anonymen Märe ›Das Auge‹ (Fischer, H. 1983, Nr. 7) überliefert. Offensichtlich ist der Text unvollständig. Er schließt unmittelbar an eine Eintragung der ersten 53 Verse des Teichnergedichts Niewöhner 1956, Nr. 541 an, allerdings scheinen die Anfangsverse von B319 zu fehlen. Am Ende ist Raum für ca. 10 Verse freigelassen, der Textschluss und damit auch eine Autorsignatur fehlen. Daneben scheint nach V. 13 und V. 31 je mindestens ein Vers ausgefallen (Niewöhner 1956 zählt die ausgefallenen Verse mit). Die Zuweisung an Heinrich den Teichner erfolgt auf der Grundlage der Überlieferungseinheit mit Niewöhner 1956, Nr. 541. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach der Edition von Niewöhner 1956) · A Exposition (1–5): Sentenz: Wer einen Menschen mit einer Lüge anklage, schwöre zum Schutz der Lüge manchen falschen Eid. B Lehre (6–75): Die Unterweisung des Sprechers richtet sich vorrangig an Damen höherer Abkunft (9: reich und edel und darczu schoe n), die er dazu anhalten möchte, ihre Ehre, ihr Lob, ihre Beständigkeit und ihre Treue zu bewahren. So liefert er in Anbetracht der Gefahren, denen eine adlige Dame in öffentlicher Gesellschaft ausgesetzt sein kann, einen umfassenden Regelkatalog: Welche Dame einmal ihre kostbare weibliche Ehre verloren habe, erhalte sie nie wieder zurück. So solle sie daran denken, dass sie beim Tanz und beim Reigen mit Ehrerbietung betrachtet werde. Beim Kirchgang solle sie sich vor den gemaynen (28; Personen, die im negativen Licht der Öffentlichkeit stehen) hüten, damit man nicht mit dem Finger auf sie zeige. Sie solle sich erst gar nicht auf das Spiel mit einem Toren einlassen. Wenn ein solcher

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B320 Lehre für die Frauen

Tor sie einmal anspreche, sie ausfrage und sich ihr dabei annähere – sodass er noch glaube, er habe Erfolg – solle sie sich von ihm abwenden und davongehen. Stets müsse eine Dame in der Öffentlichkeit damit rechnen, auch von ehrbaren Leuten beobachtet zu werden, die an ihrem Benehmen erkunden, wie sie eingestellt sei (42: welhe recht oder unreht tut). Sie solle die Oberhand über die Merker behalten und sich von ihnen abkehren. Einem falschen Boten und niedriger Gesellschaft solle sie feindlich gegenüberstehen und solle sich von keinem bösen Menschen einwickeln lassen (49: verhaim). Die Liebe zu einem Mann sei wichtiger als zu hundert Männern. Wenn sie das alles beachte, würde sie ihre unersetzliche Würde nicht verlieren. – Jedoch gesteht der Sprecher ein: Die Welt sei nunmal so, dass eine aufrichtige Dame, so ehrbar sie sich auch gebe, kaum ehrbar bleiben könne. Es sei durchaus zur Gewohnheit geworden, einer Dame durch üble Nachrede zu schaden (60f.: daz man sy machet mit red unslecht | und das man spricht: sy ist muts frey). Sie solle ihr von Freuden bewegtes Herz weniger dort zeigen, wo man sie öffentlich sehen könne. Manche reine Dame sei so stark, dass sie sich für keine tausend Mark von jemandem erniedrigen lasse bzw. sich in Sünde und Laster begebe sondern lieber auf der Stelle sterben würde. Die Keuschheit einer Dame bringe auch ihren Mann zu bedeutender Ehre. So sollen sie beide mit Freuden leben. Beständigkeit sei die Zierde der Damen (Textabbruch).

B320 Lehre für die Frauen An die Frauen gerichtete Mahnung, ihre Ehre zu bewahren, so wie es früher üblich war (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1405–08 Überlieferung: Bs1 78ra; 36 V.

Edition: Serrure 1855, 370f. Nr. 48; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 455f. Nr. 95 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 1, 169, Bd. 2, 66 Nr. 78

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1, im Kontext von politischen und weltlich-moralischen Reden. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Vanden minnere Inha lt: Der Sprecher beginnt mit einer laudatio temporis acti: Der Lohn, den man früher durch die Huld guter Frauen habe erwerben können, sei mannigfaltig gewesen.

B321 Rat an die Frauen

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Damals seien Scham und Ehre geachtet worden, und man habe Laster vermieden. Man habe Gott gedankt, wenn man einen ehrenvollen Liebhaber gefunden hätte. Apostrophe an die Frauen: Sie sollten vor denen fliehen, die gerne bei Venus in der Schuld stünden; diese würden kein Vertrauen verdienen. Was schnell geschehe, werde lange bereut (19: Hets saen ghesciet dat langhe rout; sprichwörtlich). Damals hätten Liebhaber oft sechs oder sieben Jahre ohne Hoffnung auf Lohn gelebt. Über denjenigen, der heute so lange warten würde, würde man sagen, dass er nicht richtig wisse, wie er Frauengunst erwerben solle. Der Sprecher bedauert, dass gute Liebe mit den guten Leuten zugrunde gehe, und mahnt, den Ruf einer guten, edlen Frau zu bewahren. Apostrophe an junge und gute Frauen: Sie sollten seiner Lehre folgen, weil er sie für alle geschrieben habe (36: Want ic v allen dit ane scriue).

B321 Rat an die Frauen Frauen sollen ihren Geliebten, die in die Fremde ziehen, treu sein (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 13va–13vb; 68 V.

Edition: Kalla 1909, 116–118; Kossmann 1940, 35f. Nr. 27 Literatur: Kalla 1909, 25; Hogenelst 1997, Bd. 2, 215 Nr. 300

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 zwischen zwei Minneliedern. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: Ane lat Inha lt: Der Sprecher stellt zunächst fest, dass dort großer Kummer herrsche, wo Liebe mit Leid vermischt werde. Um dies zu verhindern, sollten Frauen anständig sein und den Orden der Minne bewahren. Einen geliebten Mann, sei er Ritter oder Knappe, sollten sie nicht vergessen, sobald er aus dem Land ziehe. Er tue es ja notgedrungen, etwa um seine Güter zu schützen. Frauen sollten dafür dankbar sein. Wenn ihre weibliche Wohlerzogenheit (›Zucht‹) so schwach wäre, dass sie Zweifel an seiner Liebe hätte, falls er nach Preußen, übers Meer oder über Berge fahre, würde sie nicht handeln wie eine reine Dame.

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B322 Lehren für eine Jungfrau

B322 Lehren für eine Jungfrau Rede einer Mutter, die ihre Tochter konkret über richtige Verhaltensweisen in Gesellschaft und Ehe belehrt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1541 Überlieferung: Sm S. 69–76; 121 V.

Edition: Seelmann 1883b, 33–36; Thorsson Johansson 1997, 220–227 Literatur: Seelmann 1883b, 33; Meier 2VL 5 (1985), 674f.; Thorsson Johansson 1997

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Teil der Hs. Sm, der erst im 16. Jh., wohl von einem Dänen nach mittelniederdeutscher Vorlage, geschrieben wurde. Der Text folgt auf fünf kürzere moralische Sprüche und steht vor einem ›Rat der Vögel‹. Überschrift: Eyne gude lere van einer junchvrowen Inha lt: A Tugendlehre (1–32): Die Redesituation wird knapp narrativ umrissen (1f.: Datt was ein frawe vonn guder artt | De hade enne dochter zartte). Die Mutter gibt der Tochter zunächst konkrete Verhaltensregeln: Sie solle in der Öffentlichkeit ihre Augen nicht nutzlos schweifen lassen und gutes Benehmen an den Tag legen; sie solle ihre Arbeit stets zielorientiert verrichten; mit Männern solle sie sich nicht zu sehr abgeben, da es unter ihnen viele Schmeichler gebe; auf Einladungen zu Bier und Wein oder anderer Bewirtung solle sie sittsam-zurückhaltend reagieren; vor allem solle sie sich vor Unzuverlässigkeit hüten. B Ehelehre (33–60): Ebenso anschaulich sind die Lehren der Mutter in Bezug auf die Ehe: Da Gott es so gewollt habe, solle sie ihrem Mann ohne Ansehen seines Alters ergeben und unterwürfig sein; da er für die materielle Ausstattung sorge und außerhalb des Hauses viele Widrigkeiten erfahren müsse, solle sie den Mann bei seiner Heimkehr freundlich empfangen und bedienen (50: Sett em sinen stol to rechte), und dies nicht der Dienerschaft überlassen; das Gesinde solle sie weder denunzieren noch dessen Verfehlungen bemänteln. C Verhalten in der Öffentlichkeit (61–117): Beim Kirchgang solle sie sich gottgefällig verhalten, d.h. freundlich zu Kranken, Armen und Geistlichen sein; ein gutes Vorbild abgeben, nicht hoffärtig sein; Gott für Mann und Gesinde bitten und ihm für erwiesene Wohltaten danken. Als Gast auf Festen solle sie alles meiden, was einem schlecht anstehen könnte: Tanzen, Lachen, Singen; statt auf weltliche Freuden solle sie sich auf Tugenden ausrichten und nicht zuviel Geld ausgeben; habe sie selbst Gäste, so solle sie unangemessenes Reden vermeiden und sich nicht an Tratsch beteiligen. Nach der Ge-

B323 Ritter oder Knecht

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selligkeit solle sie wieder nach Hause gehen, dort aber nicht als ›Hausdrachen‹ auftreten (106: wes nicht alse en strus), sondern sich durch Liebenswündigkeit die Zuneigung und das Lob des Gesindes erwerben. Im Bett solle sie ihrem Mann absolut gehorsam sein (115: Watt he wiill vn anders nicht). D Schluss (118–121): Die Mutter ermahnt ihre Tochter, die Lehre zu beachten, und endet mit einem Segenswunsch (121: Inn godes namen, amen!).

B323 Ritter oder Knecht Ermahnung, dass im Minnedienst nur die ritterlichen Taten über den Lohn entscheiden und die Minneerfüllung ehrenhaft bleibt Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3)

Edition: Lassberg 1822, 11–15 Nr. 88 (nach Ka3); Niewöhner 1956, 115–117 Nr. 580 (nach Ka3 mit Laa. von He3)

Überlieferung: He3 338v–341r; 154 V. Ka3 86rb–87rb; 154 V.

Literatur: Glier 1971, 190 Anm. 7, 192; Glier 2VL 3 (1981), 884–892

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in einer Teichner-Sammlung von Ka3, die kaum Minnereden enthält, sowie im Kontext der reinen Minnereden-Sammelhs. He3; kaum signifikante Varianz. Überschrift: Dies ist vonn der frauwen lone (He3) Inha lt: A Frage (1–4): Der Sprecher wird von einem Ritter und einem Knecht gebeten, darüber zu entscheiden, welcher von ihnen den Damen mehr wert sei (3f.: wellern bessern lon solt tragen | gen den frowen). B Ritterliche Werke (5–61): Der Sprecher stellt klar, dass das entscheidende Kriterium die Werke seien, die der einzelne tue: Wer mehr Verdienste erworben habe, bekomme auch den bessern Lohn (7: der hat billich besser grue ssen), gleich ob Ritter oder Knecht. Ebenso müsse derjenige viel büßen, der viel sündige. Wer ritterliche Werke vollbringe, werde ein Ritter genannt, so wie man den Laien, auch wenn er keine Tonsur trage (22: nit ain platten hat), einen Gelehrten (23: ain pfaf ) nenne, wenn er schriftkundig sei. Oft werde ein ungeweihter Meister einem geweihten vorgezogen. Es sei gerecht, wenn ein Mann entsprechend seiner aufgewendeten Mühen entlohnt wird. Einer, der sich um keine Ritterschaft schert, dürfe kein größeres Glück bei den Frauen haben, als ein ehrbarer und tatkräftiger Minneritter. Ritter und Knechte,

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B323 Ritter oder Knecht

Kaiser und Grafen müssten, wenn sie gleich gut gekämpft hätten, auch im gleichen Maß von dem Gruß anmutiger Damen bedacht werden. C Edelsteinvergleich (62–97): Dieser in sich redundante Abschnitt passt thematisch nicht recht zum restlichen Text und handelt von ehrenhafter Minneerfüllung (vgl. aber F). – Ein ehrbarer Mann sollte eine Dame wie einen Edelstein (63: ain stain) betrachten: Wer einen Edelstein am Morgen anschaue, sei den ganzen Tag froh gestimmt. Die Kraft des Steines gehe jedoch verloren, wenn man mit ihm Sündhaftes tue. So sei es auch mit den Damen: Am Morgen an sie zu denken bereite einem ehrbaren Mann Glück für den ganzen Tag. Wenn er sich aber mit der Frau versündige, verschwinde dieses Glück. Daher solle ein Mann seinen Minnedienst nur für die Beständigkeit der Dame und einen lieblichen Gruß leisten. Wenn die Ehre der Frau einmal dahin ist, ist es vorbei mit dem Minnedienst. Naturvergleich: Wenn der Reif fällt, ist keine Jagdzeit (81f.: wenn der rif dervellet lit | so ist nit ze jagent zit; sprichwörtlich?). D Ritter-Retter-Etymologie (98–114): Ritter nenne man auch Retter, weil sie die Ehre der Damen retten. Schade aber jemand der weiblichen Ehre, habe er das Gegenteil getan und die Dame beraubt. Ein Knecht, der überall mit Werken und Worten unter Beweis stelle, dass er die Ehre der Frauen beschütze, auch wenn sein Schwert noch nicht geweiht sei (108: wie sin swert ist ungefirmet), sei ein besserer Retter als jener Ritter, der den Damen, die ihm vertrauen würden, keine Sicherheit geben könne. E Ritter und Knecht (115–141): Der Sprecher versucht eine abschließende Lösung der Frage, die keine weltliche Angelegenheit sei, sondern letztlich von Gott geregelt würde, nämlich im oben angedeuteten Sinn: Wer mehr gedient habe, dem gebühre auch der bessere Lohn. Dass ein Ritter besser sei als ein Knecht (124: besser ritter denn knecht), sei so zu verstehen, dass ersterer einem höheren Anspruch vor der Welt und vor Gott gerecht werde. Ritterschaft bedeute Mühsal. F Schluss (142–154): Der Sprecher greift die Fragesituation des Anfangs auf und glaubt, die Frage beantwortet zu haben. Er wiederholt noch einmal das Gebot zur ehrenhaften Minneerfüllung: Nicht der Beischlaf, sondern Beständigkeit und freundlicher Gruß sollten der Lohn für den Minnedienst sein. Wer von den Damen anderes erwarte, müsse ›Ritter Tugendleer‹ (153: ritter tugend ler) genannt werden. Teichner-Autorsignatur.

B324 Die beiden ungleichen Liebhaber

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B324 Die beiden ungleichen Liebhaber Monologische minnekasuistische Erörterung des Vorrangs von Geld oder Gesinnung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Mihm 1965, 416–418 Nr. 1

Datierung: Überlieferung 3. Viertel 13. Jh.

Literatur: Mihm 1965, 410; Glier 1971, 55f.; Peters 1972, 125f.; Kasten 1973, 32–38; Mihm 2VL 1 (1978), 683f.; Janota 2004, 323

Überlieferung: Wi1 155va–155vb; 80 V.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert zwischen Mären und Minnereden in der frühen Kleinepik-Sammelhs. Wi1. Überschrift: – Inha lt: A Exposition (1–12): Der Sprecher will der Dame, die er direkt anspricht, eine Entscheidungsfrage vorlegen (1f.: ich will | iv vf genade teilen ein spil) und rät ihr, die richtige Wahl zu treffen. Er preist sie als edel vnde rich (5) und dafür, keinem Mann untertan zu sein und so ganz nach ihrem Willen leben zu können. B Minnekasus (13–66): Die Dame soll sich zwischen zwei potentiellen Liebhabern entscheiden (14: ivch solden minnen zwen man), die der Sprecher nun jeweils in 22 Versen  – abgesehen von dieser formalen Gleichbehandlung aber inhaltlich stark wertend – vorstellt: 1. Der erste (15–36) sei adlig und reich, teuer gekleidet. Seine Liebe komme aber nicht von Herzen, wie bei ›allen Herren‹ (17) – dieser Pauschalverurteilung folgt sogleich eine Publikumsapostrophe: Wer störe, habe den Streit gleich selber zu entscheiden (18f.). Jener Liebhaber könne sich ferner auf verschiedene Frauen richten, was mit zwei Sprichwörtern (25: altez wort) verurteilt wird: ›Wer viele liebt, liebt nicht recht‹; ›wer einem Dieb zur Beute verhilft, wird der Beute nicht mehr satt‹. Seine vielen Boten und sein Besitz erlaubten ihm, alles zu bekommen. Er achte nicht auf Gesinnung, sondern nur auf Besitz. – 2. Ihm gegenübergestellt wird ein junger, mittelloser Mann (37–58), der sich dem Guten verpflichtet habe und von Herzen liebe. Das Tageslicht, in dem er die Dame sehen könne, sei sein größter Besitz. Er folge ihr in Gedanken überallhin und habe sich der Dame vollständig und ausschließlich zu eigen gegeben. Er wolle – nach Gott – zuerst ihr dienen. Zusammenfassend (59–66) mahnt der Sprecher die Dame, nun zwischen dem aufrichtig Liebenden und dem Reichen zu wählen, wer | ivch mit triwen meine (62f.). C Schluss (67–80): Resignativ beklagt der Sprecher, dass heute der höfisch und aufrichtig Liebende ohne entsprechenden Besitz keinen Erfolg haben könne.

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B325

Para l lelen: Mihm 1965, 410, vermutet, dass dieses Gedicht eine singuläre Rezeption der altfranzösischen Gattung der ›Jeux partis‹ darstellt (vgl. dazu die Verse 2: teilen ein spil und 67: Daz spil han ich geteilet, in denen der französische Terminus in deutscher Übersetzung aufgenommen scheint). Kasten 1973, 32–38, widerspricht, da hier weder die Dialogform noch die Dilemmasituation der französischen Vorbilder aufgenommen sei (so auch Peters 1972), sondern lediglich »ein äußeres Kriterium des Jeu-parti: Das Zurwahlstellen einer Alternative« (38).  – Thematisch verwandt ist B310.

B325 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Von der Ehre‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B326 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Fünf Punkte von der Ehre‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B327 Fünf Punkte von der Frauenehre Lehrrede über fünf Tugenden, die für Frauen notwendig sind, um ihre Ehre zu bewahren (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 68f. Nr. 54

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 218 Nr. 306

Überlieferung: Ha3 30vb–31va; 120 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, zwischen Minnereden (B218 und B254) und kurzen Sprüchen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: –

B327 Fünf Punkte von der Frauenehre

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Inha lt: A Prolog (1–14): Der Sprecher beklagt, dass seine Kunst nicht ausreiche (Bescheidenheitstopos), um allen guten Frauen mitteilen zu können, wie sie leben sollten, um ihre Ehre zu bewahren. Zu fünf Punkten (13: punten fife) rate er ihnen aber. – Jeder Punkt ist im Folgenden gleich aufgebaut: Zunächst gibt der Sprecher je eine allgemeine Lehre, um anschließend die Frauen direkt anzusprechen (Wechsel zwischen Ihrzen und Duzen) und zu ermahnen (die Apostrophe ist in 22, 34, 54, 80 eingeleitet mit Och wijflich wijf ). B Fünf Tugenden der Frau (15–87): 1. Sich hüten: Wenn eine Frau sich auf die Liebe einlasse (16f.: Wer in mannes moete | Leven sal), müsse sie ihre Ehre behüten. 2. Beständig sein: Sie sei das schönste Kleid, das Frauen tragen könnten. Auch wenn ein Mann wechselhaft sei, sollten Frauen beständig sein. 3. Freundlich blicken (43: GoetGelays): Eine Frau, die stets die Haltung (Contenance) bewahren könne, werde gelobt. Ohne es zu wollen, würden sonst viele Frauen ihre Ehre verlieren. 4. Schamhaftigkeit: Eine schamlose Frau sei wie ein lahmes Pferd. Welche aber ihren Körper in echter Keuschheit bewahre, werde überall gelobt. 5. Demut: Eine hochmütige Frau sei ein Schandfleck, Hoffart sei schlimmer als Boshaftigkeit. In Demut werde die Ehre der Frau gestärkt. C Schluss (88–120): Der Sprecher wendet sich an die Frauen und nennt sie ›Hüter aller Tugenden‹. Sie könnten alles Leid vertreiben. Maria (der Name wird nicht genannt, aber sie wird als ›makellose Erlöserin‹ bezeichnet) habe die fünf Punkte verwirklicht und damit den Sündenfall, Evas Biss in den Apfel (94: Das Yva in den appel beyt), überwunden. Damit sollen sich alle Frauen trösten und diese Punkte befolgen, die ein kostbareres Kleinod seien als alles andere auf Erden. Die fünf Punkte werden abschließend nochmal wiederholt. Sonstiges: Hogenelst 1997, Bd. 2, 218 Nr. 306, rechnet diesen Grenzfall einer Minnerede zu den ›profan-ethischen Sprüchen‹. Als Minnerede lässt sich der Text beschreiben, weil es um Frauentugenden im Bezug auch zu Männern und der Minne geht.

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B328 Frauenehre

B328 Frauenehre Kurze Rede über die Notwendigkeit für Frauen, ehrenhaft zu leben (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Edition: Nijland 1896, 216f. Nr. 20; Kossmann 1940, 138 Nr. 115 Literatur: Westphal 1993, 105

Überlieferung: Ha3 67va–67vb; 18 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Ende von Ha3, nach einer strophischen Minnerede über Frauenkleider (B388) und nur noch gefolgt von einem Spruch mit fünf Versen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Eine gute Frau, die ehrenvoll leben möchte, solle ihre Ehre bewahren. Tue sie dies nicht, würde sie sich selbst schachmatt setzen (10: Si speelt haer selven scaec ende mat,) und sich selbst am meisten betrügen. Ein Falke, der unzuverlässig fliege, sei weniger gut als ein zuverlässiger Vogel. Am Ende Apostrophe an die Frauen: Wenn sie standhaft seien, werde man sie wohltuend nennen.

B329 Frauenehre

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B329 Frauenehre An eine Frau gerichtete Mahnung, ihre Ehre und Jungfräulichkeit bis in die Ehe zu bewahren Ve r f a s s e r : Heinrich der Teichner Datierung: früheste Überlieferung um 1380 (Wi6)

Edition: Niewöhner 1953a, 182f. Nr. 161 (nach Wi10) Literatur: Lämmert 1970, 81 Anm. 174

Überlieferung: Be4 98r–99r; 60 V. Be11 S. 38f.; 60 V. He12 21v–22v; 60 V. Wi6 69va–70ra; 60 V. Wi7 148v–149r; 60 V. Wi10 82vb–83ra; 60 V. Wi21 4r–5v; 60 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in allen Hss. im Kontext der Teichner-Reden. Wenig Varianz, vgl. aber Be11 20 achtpär, He12 20 ahtper statt albaer, und Be11 55 holdinn statt vrewntin. Überschrift: Von den jungfrawenn wie sie uersagen süllen so merck eben (Be4) Von jungen lewten die mit der ee puelent (Wi7) Wie ein junchvraw irr ern sol hue ten (Wi10) Inha lt: (Nach Wi10) · A Eingang (1–6): Der Sprecher erzählt, dass ihn eine junge Frau um Rat gefragt habe, wie sie öffentliches Ansehen erlangen könne. Seine Antwort wird im nächsten Abschnitt wiedergegeben. B Lehre (7–56): Nur indem die junge Frau keusch bleibe, könne sie auch ihre Ehre bewahren. Solange sich eine Dame von vielen Männern umwerben lasse, ihren Wünschen jedoch nicht nachkomme und sich ziere, solange seien ihr alle gewogen. Sobald sie sich jedoch für einen entscheide, sei sie den anderen Männern verhasst. Wenn sie zu einem Werber sage, er solle ihr zunächst seine Treue und Ehebereitschaft zusichern, verspreche er ihr alles, wonach sie verlange (Beispiel: goldene Berge, die in ihrem Schoß dann zu Kieselsteinen würden). So würde sie ihr Herz töten (31: da mit slecht sew daz hertz ab) und bis zum Tod in Jammer leben. Die Frau, die sich von Versprechungen beeindrucken lasse, sei eine Närrin. Daher fordert der Sprecher die junge Frau auf, sich zu besinnen: Weil ein Mann sie lieber unbefleckt, jungfräulich zur Ehefrau nehme, solle sie jeden Werber zurückweisen und sich ihm nicht hingeben, solange er sie nicht zur Ehefrau genommen habe. Zu groß sei die Gefahr, ihre

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B330 Die Harre

Ehre zu verlieren, wenn der Werbende später eine andere ansehe. Für denjenigen, der ihr die Treue halte, solle sie ihre Keuschheit bewahren, eine voreheliche Beziehung brächte ihr fortwährende Schande. C Schluss (57–60): Der Sprecher betont, er könne ihr nichts Besseres wünschen. Teichner-Autorsignatur.

B330 Die Harre Monologisches Lob der Beharrlichkeit in der Minne, das der Sprecher für seine Geliebte gedichtet hat (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 82v–83v; 52 V. Lg4 211r–212r; 52 V. Pr2 64v–65r; 52 V.

Edition: Wackernagel 1835, Sp. 745–747 (nach einer Abschrift von Pr2); Haltaus 1840, 159f. Nr. II 15 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLV) Literatur: Glier 2VL 3 (1981), 479f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ im Kontext anderer Minnereden (nach B486 und vor B227). Keine signifikante Varianz. Überschrift: Von der Harre (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · A Allgemeine Lehre (1–28): In dem Orden (der Minne), dem der Sprecher angehöre (1: In meinem orden), sei eine Lehre über die harre (Beharrlichkeit) bekannt: Wer über beständige Beharrlichkeit verfüge, der erhalte, wonach er verlange. Im Folgenden wird die Aufforderung zur Beharrlichkeit für verschiedene Phasen und Aspekte der Minne wiederholt: Werbungsbeginn, Brennen in der Liebe, Beständigkeit, Hoffnung, Zorn, Erfüllung; ob die Dame Schlimmes oder Gutes beabsichtige, ob er arm oder reich sei. Jede Angelegenheit lasse sich durch Beharrlichkeit meistern. B Bekenntnis (29–38): Seit er die Geliebte zuerst gesehen habe, sei er beharrlich. In mehrfachen Wiederholungen und Tautologien bekräftigt er, gerne und jederzeit auszuharren (34: Vnd in der harr verharr ich doch). Auch wenn seine geliebte Dame es nicht wahrnehme, würde er aushalten und weiterhin guter Hoffnung sein. C Epilog (39–52): Eingeleitet von einer Apostrophe an die Dame (39f.: Fraw, nun hab ich eüch beweiszt | Vnd mit ticht gepreiszt) reflektiert der Sprecher über seinen

B332 Beständigkeit und Wankelmut

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eigenen Text: Worüber er gedichtet habe, sei das Nützlichste und Beste, was er in ›seinem Orden‹ (42) von der Minne wisse und verstehe. Er habe es gedichtet, damit seine Geliebte an ihn denken möge, wenn er nicht bei ihr sei. Sie solle nachsichtig sein, falls er etwas Falsches gesagt habe. Nach einer Segensformel beendet der Sprecher seine Rede mit dem Hinweis auf den Anfangs- und Endbuchstaben des Textes: J und N, worin vielleicht eine Namensanspielung (Initialen?), ggf. aber auch eine Anspielung auf ›Ja‹ und ›Nein‹ zu sehen ist (51f.: Mit ainem N hab ichs gelavn | Vnd mit ainem J huo b ichs an).

B331 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Lehre von der Scham‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B332 Beständigkeit und Wankelmut Rhetorisch versierter Monolog von Frau Minne, in dem sie die Beständigkeit preist und vor Unbeständigkeit warnt (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 328r–332r; 232 V. Ka3 141rb–142va; 232 V.

Edition: Lassberg 1822, 433–439 Nr. 139 (nach Ka3) Literatur: Blank 1970, 61f.; Brandis 2VL 1 (1978), 833

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der reinen Minneredenhs. He3 (nach B261 und vor B445) sowie in Ka3 (nach B294 und vor einer Sammlung von Teichner-Reden). Überschrift: Stae t und Unstae t Inha lt: (Nach Ka3) · A Selbstverteidigung von Frau Minne (1–111): Als Ich-Sprecherin tritt die Minne selbst auf: ›Ich, Minne‹ (1). Sie stellt sich selbstbewusst dar als eine gottähnliche Instanz umfassender Gelehrsamkeit: Sie kenne alle Tugenden, habe den Kosmos bereist (2f.: waz der blaneten kraisz | Hat vmb circket), finde alles, wonach sie suche, habe die Bücher aller Künste ›durchfahren‹ (9) und erzeuge die Liebe in den

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B332 Beständigkeit und Wankelmut

Herzen. Dann kommt sie zu ihrem Thema – sie befinde sich dort, wo Beständigkeit ›wohne‹ (12), Unbeständigkeit sei ihre Gegenspielerin. Dann verteidigt sie sich gegen weit verbreitete Vorwürfe: Sie habe viele junge Männer, die leicht unbeständig geworden wären, in der beständigen Minne unterrichtet. Sie sei an der Wankelmütigkeit von Männern und Frauen unschuldig und droht, dass sie jedem ihr Wohlwollen entziehe, der sie dennoch dessen bezichtige. Zusammen mit der Beständigkeit vollbringe sie nur Gutes und lehre eine ehrenvolle Minne. Man solle sie als eine ›Meisterin der rechten Taten‹ (45) beschreiben (44: Mich mynne sol man schriben). Eine ›Meisterin der unrechten Taten‹ (46f.) aber sei die ›Unminne‹ (46), vor der das Publikum (Apostrophe) sich hüten solle. Die Unminne schere die Wolle ihrer Schafe (der Schäflein der Minne), und vielen faulen Schuldnern (54: mangem fulle schollen) werde ohne Dienst Lohn zuteil. Das Herz solcher Toren (62: valschen snupffer) sei außen aus Gold und innen aus Kupfer. Wer die gute Wirkung der Minne schwächen wolle, diene ihr wie ein Falke, der von der Lockspeise des Falkners fortfliege. Sie habe zur falschen Minne kein Begehren so wie ein Mönch im Kloster auch nicht statt guter Speisen Erde essen wolle. Bei Männern und Frauen, die frei von Falschheit und gleichzeitig treu wären, wolle sie sich immer wieder aufs neue (104: Bi den wil ich mich nüwen) zeigen. B Die Eigenschaften von Unstete und Stete (112–202): Eingeleitet mit einer Apostrophe und einem Walther-Zitat (112: Jr rainen wyb jr werden mann; vgl. Walther von der Vogelweide, L. 66,21) folgt eine längere, oft anaphorische Aufzählung der Eigenschaften der Unbeständigkeit, vor der die Minne warnt: Sie habe schon Luzifer und seine Gesellen aus dem Himmel verjagt usw. Unbeständigkeit wird als Urgrund alles Bösen dargestellt: Sie führe zur Abkehr von Treue, Ehre und den Geboten Gottes, verderbe den Verstand und mache eine gute Abstammung zunichte. Frau Minne betont dann ab 141 in gleicher hyperbolischer Weise die positiven Eigenschaften und Wirkungen der Beständigkeit: Sie sei voller Tugend und erwerbe die Huld Gottes. Die Beständigkeit habe Gott zur Inkarnation und zur Passion gebracht, mit der er die Unbeständigkeit besiegt habe, die mit dem Sündenfall unter die Menschen gekommen sei; die Unbeständigkeit habe die Schlange dazu gebracht, Eva zu verführen, sodass sie unbeständig wurde und in den Apfel biss. Die Beständigkeit ziere Alter und Jugend, jubiliere in den Engelchören usw. Am Ende fasst die Minne nochmal zusammen, dass Beständigkeit der Ursprung aller Tugenden und die Unbeständigkeit die Grube und Höhle aller Bosheit sei. C Aufforderung zur Entscheidung (203–232): In der Ansprache verschiedener sozialer Gruppen stellt Frau Minne diese vor die Wahl, sich für oder gegen sie zu entscheiden: Fürsten und Grafen sollten sich fragen, ob sie im Garten der Frau Minne Blumen pflücken wollten; Dienstmänner, Ritter und Jünglinge sollten feststellen, ob die Absichten der Frau Minne gerecht seien; Mädchen, Frauen und Damen sollten einschätzen, ob Frau Minne richtig handle: Jch wil tailen jr sult weln (213). Sie insistiert noch einmal darauf, dass Unbeständigkeit die Fessel der Schande, die Beständigkeit hingegen das Kleid der Ehre sei. Die Rede endet mit einer misogynen Wendung: Frau Minne müsse die Männer darauf hinweisen, dass die Frauen offen und heimlich unbeständig seien. Der Grund sei, dass sie gegenüber den unschuldigen Liebhabern eine unbeständige Gesinnung hätten.

B333 Frau Minne warnt vor Lügen

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Para l lelen: Brandis 2VL 1 (1978)  auf Ähnlichkeiten der Selbstdarstellung von Frau Minne in B453 und B455 hin.

B333 Frau Minne warnt vor Lügen Begegnung mit Frau Minne, Beschreibung ihrer Schönheit und Mahnung an den Sprecher, keine Lobreden auf tugendlose Männer zu verfassen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh. Überlieferung: Sr3 12ra–13rb; 169 V.

Edition: Myller 1785, XXVIf.; Sprague 2007, 39–43 Literatur: Glier 1971, 101–104; Glier 2VL 2 (1980), 850f.; Janota 2004, 329f.: Sprague 2010, 53–64

Beschreibung der Überlieferung: Unikal neben Minnereden und Mären überliefert in der (heute verbrannten) Hs. Sr3. Nach oder vor V. 69 ist ein Reimvers ausgefallen. Überschrift: Von Der Minne  Inha lt: A Beschreibung der Frau Minne (1–71): Der alte Sprecher erblickt Frau Minne, deren Schönheit er ausführlich nach dem A capite ad calcem-Schema beschreibt: Genannt werden die blonden und schulterlang gelockten Haare (Locken wie Trauben), auf denen sie einen mit Gold und Edelsteinen besetzten Kranz trägt; kleine und runde Ohren; Augen, Brauen, Stirn, Mund (wie zwei Rosenblätter), Wangen; Zähne (28: ze stumpf noch ze spiz) weißer als Elfenbein; Nase; Hals. Frau Minne lasse sich nicht mit der schwarzen Belakane (37: Gamuretes liep; 39: Die hochgeborne moerin) vergleichen, die eine Diebin der Liebe gewesen sei. Unter dem seidenen Kleid von Frau Minne würden sich oberhalb des Gürtels ihre Brüste abzeichnen. Der Sprecher würde sie gern berühren (48f.: Mich hete nút verdrossen | Solt ich dar an gegriffen han), fürchtet aber, dafür gehängt zu werden. Ihr Körper sei aufrecht, ihre Hüfte wie der Schenkel eines Hasen, der sich zum Lauf bereit mache. An den kleinen Füßen trage sie zwei ›reine Schühchen‹ (62). Zu seiner Freude erblickt der Sprecher durch einen fingerbreiten Spalt ihre entblößten Beine, die ihm weißer als Hermelin erscheinen. B Gespräch (72–169): Frau Minne sieht den Sprecher zornig an und verweigert ihm den Gruß. i Er fragt sie, womit er ihr ablehnendes Verhalten verschuldet habe. i Sie antwortet ihm mit einem Katalog an Vorwürfen, die sich offenbar auf eine dichteri-

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B333 Frau Minne warnt vor Lügen

sche Tätigkeit des Sprechers beziehen: Er habe sie mit seiner tenterie (82; von ›Tand‹, etwa Geschwätz, Possen) erzürnt. Seine Lügen hätten sie verrückt gemacht wie das Summen der Biene im Ohr (83f.: Din lúgene als ein pye | Min oren hat getoeret). Auch wenn er glaube, aus Zunder ›arabisches‹ Gold (88: golt von Araby) herstellen zu können, würde ihm das nicht gelingen, auch wenn er dreimal mehr Kunstfertigkeit besäße. Sein ständiges Lügengeschwätz habe ihr den Diener verwildern lassen (92: Minen diener hat verwildet). Der Sprecher vergleiche einen angeblich tugendhaften Mann, der aber ohne Tugend sei, mit Parzival, der den Gral haben sollte (98f.: parzifol : grol). Oder er behaupte, dass jemand, von dem sie so manche Tücke kenne, tapferer sei als Wigalois. Mit seinen Lügen versetze der Sprecher die Männer in den irrtümlichen Glauben, sie hätten für ihr Verhalten Lob verdient. Wäre ein Mann auch noch so höfisch (111: karteis), müsste er schon etwas beständiger und erfolgreicher im Kampf gegen die Feinde sein, wenn er die Huld der Frau Minne erwerben wolle. Frau Minne wisse sehr wohl, was vor hundert Jahren geschehen sei: Ihr kleinster Finger würde ihr von Verhalten und Gesinnung der Männer erzählen. i Der Sprecher fragt, wen Frau Minne denn meine. i Sie antwortet ausweichend: Sie meine denselben wie er (126f.: Den ich meine den meine ouch du | Nút me wil ich dir sagen nu). Frau Minne fordert nun, dass der Sprecher seine Lügen unterlassen möge, schließlich sei er schon ein alter Mann (132: Daz dir das har ist grise). Er solle niemanden preisen, es sei denn, sein Lob finde Zustimmung (134: Wan do din lop die volge hat). Dann werde man ihm gern zuhören. Werde er aber mit lobe toben (136), also auf unsinnige Weise loben, entwerte er seine Lobrede, und niemand wolle sie mehr hören. i Der Sprecher bittet Frau Minne, ihm nicht länger zu zürnen und verspricht Besserung. Er schwört ihr bei den Heiligen (154: Zuon heiligen) den Eid, den sie ihm vorgibt, dass er nämlich fortan über tugendlose Feiglinge schweige und nur noch tapfere Helden lobe. i Frau Minne freut sich über den Schwur des Sprechers und beendet ihren Zorn. Sie mahnt ihn, nicht rückfällig (163: Geschiht aber iht me heya hei) und damit meineidig zu werden. i Der Sprecher beteuert sein Versprechen und nimmt Abschied von Frau Minne. Er sei nun fröhlicher als zu Beginn. Para l lelen: Glier 1971, 104, weist auf Ähnlichkeiten mit B210 hin (ggf. identischer Verfasser).

B334 Frau Minne warnt vor Hochmut

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B334 Frau Minne warnt vor Hochmut Belauschtes Lehrgespräch über die ambivalente Wirkung der Einbildungskraft Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 850

Überlieferung: Mü19 202r–205r; 132 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammlung Mü19, im Kontext anderer Minnereden (nach B55 und vor B351). Der Text wirkt vielfach unbeholfen; evtl. ist er auch an mehreren Stellen verderbt. Überschrift: Ain ander red von gedüncken Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–65): Der Sprecher beschreibt zunächst des maien krafft (1), die Ritter und höfische Damen gleichermaßen dazu animiere, Gesellschaft und Freude zu suchen, denn auf diese Weise entstehe die Macht der Liebe und die Hochstimmung, die einem durch Frau Venus zuteil werde. Er selbst habe diese Freude und auch Liebesleid selten erlebt. Dann erzählt er von einem Ausritt, der ihn zunächst zu einer solchen fröhlichen Gesellschaft führt. Als ihn dort keiner beachtet, reitet er weiter zu einem Locus amoenus (Vogelsang, kühle Quelle, Wald). Hier sieht er einen Thron (38: gestüelle), sitzt ab und schleicht sich heran. Auf dem Thron sitzt eine Dame, die so schön ist wie eine Königin; Schönheitsbeschreibung: Mund, Wange, Gesicht, Augen, blondes, lockiges, den gesamten Körper bedeckendes Haar. Vor ihr kniet ein junger Mann. B Belauschtes Gespräch (66–123): Die Dame fragt, warum er gekommen sei. i Er klagt, dass ihm eine der weiblichen Untertanen der Dame seine Freude genommen habe. Er liebe sie. Doch er meine (74: Mich pedünck), sie habe ihn vergessen. i Die Dame antwortet mit einer Schelte auf das Pedünken (77): Sich etwas vorzustellen oder einzubilden habe viele betrogen und wirke der Wahrheit entgegen. Es sei nicht verwunderlich, wenn eine Dame einen ihr angenehmen Mann aus Angst vor Beobachtung (87: falscher prüfer spehen) nicht ansehe. Meine er aber deswegen, sie habe ihn vergessen, so sei er aller Freude beraubt. Dann nütze ihm auch großer Reichtum nichts (94: Vnd het er aller kriechenn gold). Gleichzeitig gebe es auch positive Wirkungen der Einbildung. i Der junge Mann zieht seine Klage zurück, er wolle sich pedenchen pas (106). i Die Dame verabschiedet ihn mit der Lehre, seiner Geliebten weiter hoffnungsfroh zu dienen und sich nicht durch Eingebildetes beirren zu lassen,

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B335 Verschwiegene Liebe

da dieses positiv (119: Dan bedüncken dich woll so ist dy¨r woll), aber auch negativ wirken könne. Alles liege am peduncken (121). C Schluss (124–132): Dem Sprecher erscheint es richtig, ebenfalls zu gehen. Er geht zu seinem Pferd zurück und reitet davon. Wie es dem ratsuchenden Mann ergangen sei, will er nicht weiter verfolgen. Sonstiges: Der Brandis-Titel scheint eine Übersetzung von pedünken als ›Einbildung, Hochmut‹ zu favorisieren. Thema der Minnerede ist aber eher ›Einbildung, Vorstellungskraft, Phantasie‹.

B335 Verschwiegene Liebe Gespräch mit einer Dame über ihren Geliebten und den Sinn zurückhaltender Minnezusagen angesichts der Unbeständigkeit der Männer Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1460–1466 (Mü9) bzw. um 1464 (Mü4) Überlieferung: Fassung I: Be3 25r–28v; 196 V. Lg4 153r–156v; 196 V. Pr2 18r–21r; 200 V. *Wg 245r–249r; ca. 211 V. Fassung II: Mü4 144v–147v; 200 V. Mü9 94v–99v; 199 V. Nü1 289r–293v; 198 V.

Edition: Haltaus 1840, 122–125 Nr. II 3 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLIIf.); Geuther 1899, 65f. (Teiledition der Verse 1–14 nach Pr2 mit Laa. von Mü4, Mü9 und *Wg) und 66 (Teiledition der 11 Schlussverse von *Wg) Literatur: Geuther 1899, 32, 65–68; Wallmann 1985, 335; Schulz-Grobert 2VL 10 (1999), 299f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in fünf Hss. des letzten Drittels des 15. Jh. aus dem Raum Augsburg und Nürnberg, sowie in zwei Hss. des 16. Jh., die auf eine Sammlung mit ähnlicher zeitlicher und räumlicher Herkunft zurückgehen (Be3, Lg4). In den Hss. der ›HätzlerinGruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2)sowie in Mü4 ist der Text im Kontext von MinneredenSammlungen überliefert, in Mü9 und Nü1 steht er zwischen Reimpaarsprüchen verschiedener Art. In der seit 1945 verschollenen Hs. *Wg bildet der Text zusammen mit einer Blumenallegorese in Prosa (Z75) eine kleine ›Minnereden-Gruppe‹. Der Textbestand ist relativ homogen: In Be3 und Lg4 fehlen die Verse Pr2 42 und 159f.; in Mü9 und Nü1 fehlen Pr2 85f.; die Verse Pr2 9f. sind in Mü4 und Nü1 nicht abgesetzt, aber vorhanden! Mü9 hat den Vers Pr2 80 in einer Dittographie doppelt.

B335 Verschwiegene Liebe

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Die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ weisen keine signifikante Varianz zueinander auf, stehen aber häufig in einzelnen Wort- und Wortstellungsvarianten gegen den Rest der Hss. Signifikantester Unterschied sind zwei Passagen, in denen die narrative Gliederung klarer zutage tritt: Die Verse Pr2 15–17 sind in Mü4, Mü9 und Nü1 nicht als direkte Rede des Sprechers gehalten, sondern als Erzählerkommentar im Präteritum (so in Nü1 15–17: Ich sas nicht lang das ich ermant | Die frau die was mir wol bekannt | Ich sprach ir ernstlich zu). Analog sind die Schlussverse Pr2 194–200 als Rahmenerzählung im Präteritum und nicht als Abschiedsworte in direkter Rede des Sprechers gestaltet (so in Nü1 192: Ich weisse hant pot sie mir). In einzelnen Varianten stehen teilweise Mü9 und Nü1, teilweise auch Mü4 und Nü1 zusammen, ohne dass sich bedeutende Sinnveränderungen ergeben. Im Text von Mü9 fallen einige Verballhornungen auf (Nü1 87f.: Das er vil pei ir sei | Ist denn einer nahent dapei wird zu Mü9 87f.: Das er uil pey mir sey | Ist dann eyner nackend do pey; Nü1 102 Sie sprach zu mir sag an wird zu Mü9 102: Sie sprach zu ym sag an). Daneben werden in Mü4 häufig exklusiv Synonyme und Ergänzungen (v.a. Zwillingsformeln) zum Wortlaut der Restüberlieferung geboten (z.B. Mü4 55 raine frawe statt Pr2 55 Biderfraw; Mü4 67 verswigen statt Pr2 67 haimlich; Mü4 87: Wenn ainer ainr frawen In eren zuospricht statt Pr2 87: so ainer ainer frawen zuspricht; Mü4 139 Der über laut redt vnd spricht statt Pr2 139 Das er überlautt spricht). Nach dem Abdruck von Geuther 1899 zu schließen geht *Wg mit den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ zusammen. Die hier exklusiv überlieferten Schlussverse hält Geuther für eine sekundäre Zugabe. In der Tat bringen sie einen etwas unvermittelten Wechsel zu einem Liebespreis: Der Sprecher schildert seine hochfliegende Liebe zu einer Frau, die ihn vor allem beim Kirchgang alles andere vergessen ließe. Überschrift: Ain ander spruch (Mü4) Die spehen pullerey (Mü9; gleichlautend in Nü2) Von der welt lauff (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Bulschaft (*Wg) Inha lt: (Nach Pr2) · A Treffen mit einer Dame (1–7): Der Sprecher kommt, auf der Suche nach Zerstreuung, zu einer adligen Dame. Sie empfängt ihn freundlich, bittet ihn, sich zu setzen, und fragt ihn, wie es in der Welt stünde (7: Vnd fraget vmb der welt lauff ). B Gespräch (8–200): Der Sprecher antwortet in allgemeinen Floskeln (8: Fraw, es nymbt ab vnd vff; wird von der Dame 151 als Ausdruck der Unbeständigkeit der Männer wieder aufgenommen), bevor er die Dame als Bekannte erkennt, und fragt, ob sie sein Anliegen kenne. i Die Dame verneint, bittet ihn aber um Schonung ihrer Ehre. i Der Sprecher wirft ihr nun vor, er wisse, dass sie vor kurzem einen tapferen Mann, der ihr seine Liebe angetragen hätte, zu lange im Unklaren gelassen habe, bevor sie seinen Dienst akzeptiert hätte. Er könne keinen Grund für solches Verhalten finden. i Die Dame wundert sich, wer so etwas erzähle. Sie will aber nun ihre Ver-

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B335 Verschwiegene Liebe

sion ausbreiten, da er offensichtlich über einige Gründen nichts wisse. Hauptgrund sei die unterschiedliche Gesinnung der Männer: So würden heimliche Liebschaften von ihnen bald ausgeplaudert – aus Freude, Prahlerei oder Eitelkeit. Auch wenn an der Liebe nichts Schlechtes sei, würden böswillige Menschen daraus Lügen konstruieren. Daher sei es nicht verwunderlich, wenn eine Frau sich zurückhaltend verhalte, um ›Falschgeld‹ zu erkennen (76f.: Wann sy schlahen darunder | Valsche Müntz vnd puckeler). i Der Sprecher insistiert, dass es eine schlechte Eigenschaft der Damen sei, sich am Dienst zu erfreuen, ohne eine Minnezusage zu machen. Dies falle negativ auf sie zurück, da eine Werbung Aufsehen errege und falsch interpretiert werden könnte – die Frauen sollten diese möglichst schnell ›legitimieren‹, besonders, wenn es sich um die eines Biderman (104) handle. i Die Dame würde dies gerne tun, wenn sie sich über die moralischen Qualitäten eines Mannes sicher sein könne. In Wahrheit würden die Männer das ganze Jahr über von den Frauen ›sagen und singen‹ (111) und sich wechselseitig den Namen der Geliebten preisgeben (Wiedergabe der Szene in direkter Rede: ›nennst Du mir Deine Geliebte, nenne ich Dir meine‹; 116–122). Diejenigen, die so fragten und antworteten, seien schlimmer als Diebe. Zum anderen seien viele Männer nicht mit einer Frau zufrieden, sondern unersättlich und würden drei Liebschaften nebeneinander führen (149f.: Vnd begert nichtz dann wandern | Von ainer zu der andern). Ironisch lobt die Dame den, der solchermaßen nach Ehre strebe. Eine Frau solle dagegen den Mann einem Kaiser vorziehen, der verschwiegen und ohne Tadel sei (Kaisertopos). Sie selbst habe einen solchen, beständigen Mann bereits gefunden. Hätte sie seine Qualitäten früher gekannt, sei sie zugänglicher gewesen – nun aber sei sie von seiner Tugendhaftigkeit überzeugt und begehre der Stangen (redensartlich: gebe sich geschlagen). Sie rät jeder Frau, sich gut umzusehen, zehn ›Minderwertige‹ sein zu lassen und den Mann zu wählen, der sich auf ›halten und lassen‹ verstünde (180: Der hengen künd vnd haben). Sie schließt mit einem Segenswunsch: Die Liebe zu ihrem Geliebten solle fester als eine Ehe sein, und Gott möge sie mit sälden ihre Liebe treiben lassen (186). i Der Sprecher pflichtet ihr bei und bittet um Verzeihung, sie zuerst gescholten zu haben. i Die Dame vergibt ihm, da er in guter Absicht gehandelt habe. i Der Sprecher bittet um einen Handschlag und dankt ihr, ihn gelehrt zu haben, womit sich eine Dame Ehre erwerbe. Er empfiehlt sie Gott und geht. Para l lelen: Geuther 1899, 67f., diskutiert eine mögliche Verfasserschaft Heinrichs des Teichners und benennt B292 als inhaltliches »Gegenstück« (vgl. hierzu auch die Eingangspassagen beider Texte mit ihren Reflexionen auf Gewinn und Verlust; eine Kirchgangszene spielt in B292 wie in den Zusatzversen in *Wg eine Rolle).

B336 Der Minne Leben

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B336 Der Minne Leben Lehre eines Geistlichen über das Wesen der Minne (Minnekloster und sieben Fesseln der Minne); die belehrte Dame verliebt sich in ihn, doch er hat bereits eine Geliebte Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 3. Viertel 14. Jh. (Ge2) Überlieferung: Mittelniederländische Fassung: Ge2 3v–4v; 124 V. Hg 1r–1v; 36 V. Mittelniederdeutsche Fassung: Be8 21vb–25vb; 543 V. Da 25v–32v; ca. 402 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 135–160 Nr. 27 (nach Be8 mit Laa. von Ge2 und Da); de Vreese 1901, 271–274 (nach Ge2) Literatur: Martin 1867, 362f.; Richter 1895, 24–26; Matthaei 1907, 51f.; Overmaat 1960, 217–219; van der Feesten 1972, 12f.; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 556f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 18f. Nr. 6; Kienhorst 2005, 117–119; Klingner 2010, 252; Matter 2010a, 83

Beschreibung der Überlieferung: Ge2 und Hg (beide nur fragmentarisch überliefert) repräsentieren die mittelniederländische Vorlage, Be8 und Da die mittelniederdeutsche Übertragung. Von Hg ist nur ein Einzelblatt erhalten; der erste Vers von Hg entspricht Ge2 63. Ge2 besteht aus zwei Doppelblättern und überliefert auf den ersten Seiten die inhaltlich verwandte Minnerede ›Das Fest‹ (B346); der Text von B336 bricht mit V. 127 ab. In Be8 steht B336 im Kontext von Minnereden; in Da als letzter Text in einer ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Hs. Insgesamt gibt es wenig signifikante Varianz. Auffallend ist, dass der Sprecher in Ge2 als Kleriker (clerc) angesprochen wird. Be8 und Da tilgen diese Anrede. Überschrift: Dit sijn de seven Bande [D]ie Venus den minnere sande (Ge2) Inha lt: (Nach Brauns/Thiele 1938) · A Begegnung mit einer Dame (1–62): Der Sprecher (offenbar ein Geistlicher, vgl. 348–350) sitzt an einem heimlichen Ort und denkt an seine Geliebte, als eine schöne junge Dame zu ihm kommt und ihn grüßt. Sie legt ihren Mantel ab und setzt sich seufzend zu ihm. i Sie sagt, dass sie gerne wüsste, wie man in guter Minne aufrichtig leben solle. Sie sei zu ihm gekommen, weil sie gehört habe, dass er sie über die Minne beraten könne. Sie empfinde heftige Versuchungen, möchte aber nichts anfangen, bevor sie nicht wisse, was die Minne sei. i Der Sprecher wehrt ab: Er müsse über anderes nachdenken als über Liebesgeschichten. i Sie versichert, dass sie auf keinerlei Weise etwas beabsichtige, was für ihn zur Sünde füh-

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ren würde oder zu seinem Schaden wäre. i Er rät ihr, dass sie sich von der Minne abwenden solle. i Sie möchte jedoch zuerst wissen, was Minne sei, damit sie wirklich wählen könnte. B Das Kloster der Minne und die Ordensregeln (63–118): Der Sprecher erklärt, dass der Orden der Minne schwerer sei als alles andere in der Welt. Frau Venus sei die Priorin des Klosters der Minne, und jeder, der in diesen Orden eintreten wolle, müsse sich ihr unterwerfen. In diesem Kloster würden Junge alt, es gebe kein Probejahr, man müsse ewig dort bleiben. Wer betrügerische Liebe suche, dürfe nicht eintreten. i Die Dame senkt ihren Kopf und sagt, dass sie gerne die Ordensregel vernähme. Obwohl der Sprecher anders gekleidet sei, glaubt sie, dass er ein ›Bruder‹ (Ordensbruder) der Venus sei (96). i Der Sprecher erwidert, er habe die Regel nicht gelesen, könne sie aber trotzdem auswendig, weil seine Geliebte (101: eine ›Meisterin‹) ihn die Regel gelehrt habe. Man brauche die Regel auch nicht erlernen und aufschreiben, denn wenn eine Frau in den Orden eintrete und ihren Geliebten erwähle, sei sie selbst ein ›Meister der Minne‹ (110). i Das wisse sie, sagt die Dame. Sie möchte dennoch gerne Bescheid wissen, ob sie sich auf die Minne einlassen solle. C Die sieben Fesseln der Minne (119–312): Der Sprecher antwortet, dass er Tag und Nacht gebunden sei mit sieben starken Fesseln (122: bande), wegen derer er niemals Freude empfinde und lieber tot wäre. 1. Sehnsucht (133–154): Die erste Fessel sei die große Sehnsucht nach seiner Geliebten. Tag und Nacht grüble er, wie er bei ihr sein könnte. Sein Herz zerbreche, wenn er nicht mit ihr sprechen könne. Weil er ihr sein Herz nicht ausschütten könne, bleibe er traurig. 2. Verstummen (155–180): Die zweite Fessel halte ihn gefangen, wenn er bei der Geliebten sei. Er werde dann so vom Liebesfeuer besessen, dass ihm der Schweiß ausbreche, er seinen Verstand verliere und nichts mehr zu sagen wisse. Wenn er bei ihr und ihren Freundinnen (171: by ir spele genosen) sitze, leide er furchtbar und sitze da wie ein armer Mann, der weder schweigen noch sprechen könne. 3. Scheiden (181–204): Scheiden von seiner Geliebten sei das Schwerste, das es auf der Welt gebe. Immer, wenn er von seiner Geliebten weggehe, denke er mit großen Schmerzen darüber nach, wie er wieder zu ihr kommen könnte. Dann bilde er sich ein, sie ständig vor sich zu sehen. 4. Anblick (205–236): Die vierte Fessel bezwinge ihn, wenn er die Geliebte auf der Straße oder in der Kirche sehe und aus Furcht vor den Klaffern nicht wage sie anzusehen. Dann stehe er wie gebunden (212: gebreytelt) vor Trauer. Die Augen aber folgen dem Herzen (221–228: Variationen des Sprichworts), und so müsse er sich dorthin wenden, wo sein Herz sei, nämlich im Angesicht der Dame. Ihm gelinge es nur, sie kurz anzuschauen und dann sofort die Augen abzuwenden. Wenn er das genießen dürfe, sei er zufrieden. 5. Verleumdung (237–256) Die fünfte Fessel sei die Verleumdung (242: after claffen) durch die Klaffer. Diese würden nicht nur ihn, sondern auch seine Geliebte verletzten. Er wäre lieber tot, als diese Verleumdungen zu ertragen. Der Sprecher verflucht die Klaffer und wünscht diesen Minnefeinden den Tod.

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6. Verheimlichung (257–272): Immer müsse er in Angst vor den Klaffern zu seiner Geliebten gehen. Aus Angst, gesehen zu werden, seufze er, schwitze und friere. Einmal müsse er stehen bleiben, dann wieder davonrennen und immer viele Umwege gehen. Würden die Verleumder ihn entdecken, wäre er lieber am Meeresboden als bei der Geliebten. 7. Verlustangst (273–302): Die siebte Fessel sei die härteste von allen: die Angst, dass seine Geliebte ihre Gunst zurücknehmen und jemand anders wählen könnte. Das bringe ihm viel Leid und Verdruss. Es gebe keine standhafte Liebe gibt ohne Angst. Selbst alle gelehrten Meister von Montpellier und Paris könnten nicht die Angst der aufrichtigen Liebhaber umfassend beschreiben (Unschreibbarkeitstopos). Je mehr Liebe und Treue, desto mehr Angst und Verdruss. – Dies sei das Leben der Minne. Die Dame solle nun wählen, ob sie in der Minne leben wolle. Er rate ihr, ohne Minne zu leben, weil das Minneleben so schwer sei. D Treue und Hoffnung (313–350): Die Dame wüsste gerne, wie die Liebenden das durchhalten würden, wenn es doch so schwierig sei. i Der Sprecher erwidert, dass es zwei Gründe gebe: 1. aufrichtige Treue: Sie bedeute, dass er anstelle seiner Geliebten weder die Kaiserin noch die Königin von England wählen würde (Kaisertopos). Wenn man treu sei, trenne man sich nicht, wie schwer das Leben auch sei. 2. Hoffnung: Sie bewirke, dass er immer die Hoffnung habe, eines Tages von den bloßen Armen seiner Geliebten umarmt zu werden. – Weil er Hoffnung und Treue habe, verlasse er seine Geliebte nicht. Der Sprecher will sich nun verabschieden, weil er nicht bei der Dame sitzen, sondern sein Stundengebet lesen sollte (348–350: daz ich hie sitze, daz ist mistaen, | ich solde myn getzyde lesen | und in gebete wesen). E Die drei Merkmale der treuen Minne (351–455): Die Dame aber bittet ihn, ihr noch zu erklären, woran man treue Liebhaber erkenne. i Der Sprecher antwortet, es gebe drei Merkmale: 1. Beständigkeit und Treue (363–416): Man solle die Geliebte immer ohne Unterlass lieben und sie nie im Stich lassen, auch nicht, wenn man jemandem begegne, der schöner oder adliger sei. Es sei eine betrügerische Liebe, wenn man heute die eine und morgen eine andere liebe. Der Sprecher würde nie eine andere erwählen als seine Geliebte (erneuter Kaisertopos). i  Die Dame fragt, was sie tun sollte, wenn sie jemanden lieben würde, der ihre Liebe nicht erwiderte. i Der Sprecher antwortet mit einem Gleichnis der Gabe: Wenn man einer Frau etwas schenken würde, das sie nicht empfangen wolle, sollte der Schenker das Kleinod bei sich behalten. Es wäre jedoch eine Schande, wenn er es ihr erst geben und dann wieder zurücknehmen würde. Wenn also ein Mann sein Leben, sein Herz und seine Treue einer Frau verschenkt habe und es ihm dann klar würde, dass sie in betrüge und ihm ihr Herz entziehe, sollte er sein Herz zurücknehmen, und sie sollte seine Liebe nicht mehr genießen. 2. Klaffer meiden (417–440): Man erkenne den treuen Liebhaber auch daran, dass er die Klaffer meide, sodass die Geliebte ihre Ehre nicht verliere. Wenn er sie jedoch heimlich besuchen wolle, so solle er an einen Ort kommen, den sie gewählt habe, sodass er dort das Spiel der treuen Liebe ohne Furcht empfangen dürfe.

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B336 Der Minne Leben

3. Keine ›Gabenliebe‹ (441–448): Aufrichtige Liebhaber sollten ihre Geliebte nicht wegen des Besitzes lieben. Wenn man darum liebe, liebe man Geld und Besitz und nicht die Geliebte. An diese drei Merkmale sollten diejenigen, die mit aufrichtiger Treue lieben wollen, sich halten. Der Sprecher will sich wieder verabschieden, er habe anderes zu tun. F Liebesbekenntnis (456–525): Das Fräulein bittet ihn jedoch erneut, noch eine Weile zu warten, sodass sie ihm ihr Herz offenbaren könne. Um seinetwillen leide sie Schmerzen, die ihren Tod bedeuteten, wenn er sie nicht beraten würde. Er, der Sprecher, sei es, der sie gefangen habe (464: ir synt de der mich gefangen haet). Er habe sie mit dem Pfeil der Minne verwundet. Ohne seinen Trost würde sie nicht überleben. i Der Sprecher ist erschrocken und sagt, dass ihre Liebe vergebens sei, weil er eine andere Dame auserwählt habe, die er nie mehr im Stich lassen würde, solange er ihren Trost empfinge. Was seine Gesprächspartenerin ihm auch geben wolle, es sei verloren, weil er den Rest seines Lebens an seine Geliebte gebunden sei. i Als die Dame das hört, benimmt sie sich, als ob sie wahnsinnig wäre. Sie ringt ihre Hände und bekennt, dass sie seinetwegen außer sich sei, weil er sie nicht tröste. i Er erklärt, dass sie nichts von ihm bekommen könne, solange seine Geliebte ihm nicht auf irgendeine Weise untreu würde. Ihr Kummer tue ihm jedoch leid, und er würde ihr immer dienen, wenn er sein Herz nicht schon an eine andere verschenkt hätte. i Die Dame bittet ihn, sie als seine Freundin zu wählen, wenn seine Geliebte das erlaube. i Er verspricht ihr, dass sie den ersten Platz in seinem Herzen einnehmen würde, wenn seine Geliebte ihn verließe. i Damit begnügt die Dame sich. Sie verabschiedet sich und empfiehlt ihn der Obhut Gottes, Marias und Sankt Johannes‘. Weinend geht sie davon. G Epilog (526–546): Der Sprecher erklärt, er habe das Gedicht als Lehre für diejenigen verfasst, die sich der Minne zuwenden wollten. Diese sollten wissen, wie schwer das Leben in der Minne sei, und es sich gut überlegen, bevor sie damit anfingen. Der Sprecher wundert sich darüber, dass manche die Minne priesen und kaum wüssten, wieviel Leid man wegen der Minne ertragen müsse. Damit man wisse, wofür man sich entscheide, habe er das Gedicht der mynnen leben (541; Titelnennung) geschrieben. Para l lelen: Verwandtschaft mit B346. Für Übereinstimmungen mit mittelniederländischen Fassungen des Rosenromans und / oder des Minnerätsels siehe Heeroma 1968 und van der Poel 1989, 213–222. Die ersten drei und letzten zwei Fragen der Dame kommen auch in der Minnerätselsammlung in Een niev Clucht Boecxken (um 1600) als Rätsel Nr. 317–321 vor (van der Poel 1991, 441–446).

B337 Was ist Minne

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B337 Was ist Minne Bruchstück einer Minnerede, in der unter anderem die Geschlechtszugehörigkeit der Minne erörtert wird Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Thoma 1936, 106–108

Datierung: Überlieferung 14. Jh.

Literatur: Thoma 1936, 105; Blank 2VL 10 (1999), 772

Überlieferung: Mü15 1r–2v; 76 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert auf einem Pergament-Doppelblatt, dessen erste Seite nur noch als schmaler Streifen vorhanden ist und dessen Text auch durch weitere Schnitte und Brüche nur noch lückenhaft vorliegt. Von den 76 Versen sind 25 nicht oder kaum zu lesen bzw. bis auf wenige Worte verloren. Möglicherweise bildete Mü15 ursprünglich das Mittelblatt einer Lage. Der Text wäre dann Auszug einer (nicht zu rekonstruierenden) unbekannten Minnerede. Die von Thoma 1936 weitergegebene Vermutung Edward Schröders, es handle sich um Reste einer Minnereden-Einzelüberlieferung, kann nicht verifiziert werden. – Signifikant sind zwei rot geschriebene Überschriften im Text, die auch als Bildbeischriften (einer illustrierten Vorlage?) gelesen werden können (18: Hie […] si nicht versten und 49: Hie sagt er it von der Goe ttin). Überschrift: – Inha lt: A Über die Minne (1–17): In unklarer Sprecherhaltung wird über die topischen Eigenschaften und Wirkungen der Minne gesprochen (sie sei ›süße Anstrengung‹; sie bringe Leid und zugleich Hoffnung; sie unterwerfe den, der sich ihrer nicht erwehre). B Frage einer Dame (18–48): In dieser stark fragmentarischen Passage grüßt eine Dame einen Mann und fragt ihn dann: waz ist minn (31), wobei sie offenbar speziell etwas über die Geschlechtszugehörigkeit der Minne erfahren möchte (33: […] oder weibes bilde). Sie warnt ihn abschließend, auch diejenigen zu lieben, deren Herz ihm zugeneigt sei (sie selbst?). C Antwort des Mannes (49–76): Der Mann antwortet auf ihre Frage, dass ursprünglich und bis heute die Göttin Venus ›Minne‹ genannt werde. Ihr Sohn Amor als minn got (60) sei nachgeboren und daher nachrangig, weshalb die Minne mit Recht von Venus den Namen einer Frau habe. Sollte die Minne dagegen nach einem Mann benannt sein, so hätte der Sprecher Anlass zu zorniger Klage: Darüber, dass die Minne der fragenden Dame nicht Gnade beibrächte. In den letzten Versen klagt er der Dame, dass sein Herz von ihr verwundet sei, er aber bei aller Ungleichheit des Liebesverhältnisses seine Haltung wahren müsse.

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B338 Rechte Liebe

B338 Rechte Liebe Gespräch im Winter, in dem der Sprecher einige Damen allgemein über die Liebe belehrt Ve r f a s s e r : Kaltenbach (vgl. 184)

Edition: Haltaus 1840, 283–285 Nr. II 73

Datierung: Überlieferung 1470/71

Literatur: Geuther 1899, 41, 160; Glier 2VL 4 (1983), 980f.

Überlieferung: Pr2 220r–222v; 184 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im letzten Teil der Sammelhs. Pr2, nach B246 und vor Sprüchen verschiedenen Inhalts. Überschrift: Was die liebe sey Kaltenbach Inha lt: A Prolog (1–8): Der Sprecher führt ein poetologisches Modell an: Sein Herz werde bewegt, dieses stoße wiederum seine Sinne an, welche ihn dann dazu zwängen, seltsame Gedichte zu machen (4: Das ich mach manig främd geticht). Sorgenvolle Gedanken brächten ihn morgens oft zum Aufstehen, zum Nachdenken und zu seltsamen Handlungen. B Spaziergangseinleitung (9–24): Der Sprecher bricht zu einem morgendlichen Spaziergang auf. Es ist Winter, entsprechend ist die traditionelle Motivik verkehrt (keine Blumen, entlaubter Wald, stumme Vögel). Da ihn hier nichts erfreuen kann, kehrt er nach Hause zurück, wo er eine Damengesellschaft kennt. C Minnelehre des Sprechers (25–175): Von den Damen wird der Sprecher freudig aufgenommen und nach abentewr maniger hannd (29) befragt. Schließlich fragt ihn eine der Damen was die lieb ist (33). Seine ausführliche Antwort (37–164) nimmt den Großteil des Textes ein. Der Sprecher preist die Liebe (38: Die lieb fürt der sälden wagen usw.) und die Frauen, die stätt in der liebe klaidt (41) sind. Er propagiert beständige, treue und gegenseitige Liebe (Wunscherfüllung, liebevolle Blicke) und definiert dann in anaphorischer Reihung (wiederkehrender Verseingang: Gerechte lieb …, bes. 76–84) die ›richtige Liebe‹ (59–90): Sie bringe Freude und Lust (körperliche Minneerfüllung), sei beständig und tugendhaft, halte einen jung, sei unermüdlich und allmächtig, ertrage alles. In Kontrast dazu stellt der Sprecher im folgenden Abschnitt (91–112), ebenfalls mit anaphorischen Definitionsreihen (Verseingang [Die] Valsch lieb …), die ›falsche Liebe‹ und verflucht sie: Sie zerstöre, sei heuchlerisch und ohne Treue, Ehre und Würde, trage das Kleid der Schande, sei freudlos und voll hohler Erfüllung. Er warnt, dass nicht jeder lieben könne, und rät zu klugem Verhalten

B339 Was ist Liebe

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in der Liebe, vor allem bei der Wahl des Partners. Er bedauert denjenigen, der ohne Gegenliebe liebe (124: Der selb vff kummers wavg schifft), und charakterisiert abschließend die idealen Liebenden (126f.: Sie würden wie Diebe die Blicke stehlen). Jeder von beiden würde Verleumdungen überhören und ›verblümen‹ (137: plümt es mit hübschen worten) und so ihre Liebe schützen (138f.: Damit helt es der lieb pforten | Verschlossen vnd sperrhaft), würde vom Partner die Wahrheit über dessen Stimmung erfahren, bevor er Konsequenzen ergriffe. Der Sprecher fragt die Damen, ob sie noch mehr hören wollten. Die fragende Dame lehnt ab, da sie glaubt, dass er schon eine äußerst umfassende Definition gegeben habe. Sie dankt dem Sprecher, auch im Namen der versammelten Gesellschaft, worauf dieser zufrieden abgeht. D Epilog (176–184): Der Sprecher wendet den Liebesbegriff geistlich: Er habe der Liebe eine hohe Krone gemacht und wolle die Liebe ewig preisen, da ihretwegen Gott Mensch geworden sei und den Tod gelitten habe. Er erbittet die Hilfe der göttlichen Liebe gegen die Anfechtungen falscher Liebe und schließt mit einer Autorsignatur (184: Das wünschet vns der Kaltenpach). Para l lelen: Vgl. die vom selben Verfasser stammende Minnerede B387.

B339 Was ist Liebe Fragen zweier Damen zum Wesen der Minne, die der Sprecher ausführlich beantwortet Ve r f a s s e r : Jungfrauenlob

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 932

Überlieferung: Wi13 30r–33r; 185 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden (nach B315 und vor B381) in der Minnereden- und Spruchhs. Wi13. Der Text scheint teilweise verderbt; vor oder nach den Versen 5, 12, 52, 128 und 137 scheint je mindestens ein Vers ausgefallen zu sein. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: –

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B339 Was ist Liebe

Inha lt: A Prolog (1–7): Viele junge Männer suchen in der Fremde, in Städten und auf Schlössern, nach Orten, an denen man auenture ›verhandelt‹ (4) – so auch der Sprecher. Nun habe er endlich das gefunden, worauf er hoffte. B Minnefragen und Suche nach Belehrung (8–42): Der Sprecher berichtet über einen Besuch einer jungen Dame mit einer Begleiterin zur letzten Fastnacht. Ihre Frage an ihn, was die Liebe sei, spezifizieren sie in fünf Unterfragen: 1. Fängt man die Liebe mit Schlingen oder mit Hunden? 2. Misst man die Liebe in Ellen oder Pfunden? 3. Muss man hochsteigen, um die Liebe zu erreichen? 4. Misst man die Liebe mit dem Lot? 5. Welchem der vier Elemente entspricht die Liebe? Der Sprecher sieht sich trotz seiner Lebenserfahrung außer Stande, direkt Antworten zu geben, und bittet um zwei Tage Bedenkzeit. In diesen liest er alle Bücher der lefften tzucht (32) und lässt sich belehren. Auf die erneute Frage der Dame reagiert er dennoch ängstlich. C Antworten (43–109): Nach zweifacher Unfähigkeitsbeteuerung äußert der Sprecher einige allgemeine Aussagen (Liebe sei Einheit, zugleich unfreie Leibeigenschaft), dann geht er auf die einzelnen Unterfragen ein: 1. (56–72): Man brauche die Liebe nicht zu jagen, sie komme von selbst zu den Betroffenen, bedränge sie und mache, dass die Liebenden selbst in Kirchen und Klöstern ständig nach dem Trost ihres Herzens suchten. Der Sprecher bekennt, selbst davon betroffen zu sein. 2. (73–84) Liebe lasse sich mit keinem Maß oder Gewicht der Welt aufwiegen. Wen die Liebe erfasse, der lasse sich mit einem Halm fesseln, als sei es eine Stahlkette. 3. (85–93): Man brauche der Liebe wegen nicht auf Bäume steigen, da auch derjenige, der 20 Klafter unter der Erde sei, noch seinen Teil von ihr abbekomme – vorausgesetzt, er sei nicht alt. Auch bei tausend Aufpassern finde die Liebe einen Weg zu Armen und Reichen. 4. (94–99): Auch mit dem Lot könne man die Liebe nicht messen. Alle Schriftgelehrten (Pfaffen, Schreiber, Laien und Mönche) könnten nicht soviel Gewicht tragen, dass es auch nur ein ›Quäntchen Liebe‹ (99: eyn quentin lefften) aufwöge. 5. (100–109): Der Sprecher bekennt, dass ihm die Frage nach den vier Elementen zu hoch sei. Er sei kein ›kluger Meister aus Paris‹ (104). Er vertröstet die Damen, er würde ihnen gegebenenfalls später etwas dazu sagen können. D Vorläufige Schlussformel (110–119): Der Sprecher bittet, ihm etwaige Fehlerhaftigkeit nicht übel zu nehmen, da er aufrichtig geantwortet habe. Er gibt an, dass die Schönheit einer Ungenannten ihn dazu gebracht habe, ein ›Fastnachtspiel zu dichten‹ (117f.: Dat ich vch dichte eynn vastnacht spyll | Vch tzo leue vnde mych tzo vromen). E Nachgetragene Antwort (120–151): Der Sprecher geht noch einmal auf die 5. Unterfrage ein: Alles sei aus den Elementen gemacht. Wer im Feuer der Minne brenne, werde alt und abstoßend. Wenn sie vom Wasser der Minne begossen seien, wären alle Menschen (exemplarisch dafür werden verschiedene Handwerke genannt: Bauer, Schmied, Schuhmacher und Drescher) betroffen, würden teils paradoxe Wirkungen der Minne auf das Verhalten erleben und sich am Ende zum Narren machen (133: ›die Narrenkappe aufs linke Ohr setzen‹). Die Verbindung von Erde und Wasser zeige sich in der Tendenz, alle Verwandtschaft und allen Besitz für die Liebe auf-

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zugeben. In der Verbindung von Luft und Feuer liege besonderer, großer Schmerz. Der Sprecher beglaubigt seine Aussage nochmals durch die Angaben persönlicher Minnebetroffenheit. F Schwierigkeiten der Minne und der Minnedichtung (152–179): Der Sprecher beklagt die Hindernisse ehrlicher Minne: Kein Bleiklotz könne den Schmerz aufwiegen, den Klaffer (diese verflucht er) und unehrliche Liebe (von der er nichts wisse) brächten. Ohne eigene Liebesbetroffenheit sei eine Dichtung über Liebe nicht möglich. Zudem attestiert er denjenigen, die bis zum 30. Lebensjahr nie von der Liebe betroffen gewesen seien, dass sie wider die menschliche Natur lebten (179: vnnaturlich alß eyn swin). G Schlussbitte und Autornennung (180–185): Der Sprecher bittet für einen guten Ausgang für alle wahrhaft Liebenden. Sein Schlaf sei ihm durch die Liebe geraubt. Im Schlussvers nennt sich der Autor ›Jungfrauenlob‹ (185: Juckfrouwen loff hait dyt dicht ghespraken). Sonstiges: Stilistisch ist eine deutliche Vorliebe für reihende Aufzählungen ähnlicher Begriffe und Gegenstände sichtbar, z.B.: Went ich was groeff dumme slecht ungelert (22, ähnlich 45); Ghen kearken klusen unde dur to kloesteren (64); Alle gewicht blye staill iseren ader steyn (75); Dat alle paffen scriuer leyen vnde klercken (97); Hie ouergyft mage moder unde vader | Broder suster de frunde alle gader | Gelt gut schatz suluer unde golt (138–140).

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B340 Die Beichte einer Frau

B340 Die Beichte einer Frau Belauschtes Beichtgespräch, in dem eine Frau den Priester vom Wert weltlicher Minne (Ehebruch) überzeugt, mit anschließender Reflexion und Zustimmung durch den Sprecher Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1430–35 (Ka7) Überlieferung: Langfassung: Be3 14v–25r; 543 V. Lg4 142r–153r; 543 V. Pr2 9r–17v; 558 V. Ka7 60va–64vb; 505 V. Lo4 90r–96v; 561 V. Wi16 46r–57r; 579 V. Kurzfassung I: He3 466r–472r; 353 V. Tr 3r–6r; 236 V. Be17 119r–121v; 132 V. Kurzfassung II: Mü9 64r–72r; 390 V. Nü1 306r–315v; 390 V. We4 1r–4v; 294 V. Be2 9r–11v, 25v–26r; 332 und 122 V. (zus. 454 V.) Kurzfassung III: Mü4 121v–124v; 209 V. Mü5 87v–91v; 211 V. Sa 91r–94v; 159 V. Kurzfassung IV: We1 48r–53v; 174 V. Fassung mit Umstellung: Be20 59v–64v; 348 V. St5 266v–278r; 576 V. Fassung mit neuem Schluss: De1 239r–243v; 337 V.

Edition: Haltaus 1840, 115–122 Nr. II 2 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 und für die ersten 50 V. auch von Mü9 auf XLII); Brauns/Thiele 1938, 33–42 Nr. 10 (nach He3); Schmid, U. 1974, 268–280 (nach Ka7); Rasmussen/Westphal 2010, 16–45 (nach Pr2, mit englischer Übersetzung) Literatur: Kasten 1973, 175–177, 180f.; Kasten 2VL 1 (1978), 680f.; Westphal 1993, 211; Lieb/Strohschneider 1998, 278–286; Lieb 2001, 519; Rasmussen 2002a, 1184; Rasmussen 2002b, 101–103; Klingner 2006, 92, 104; Rasmussen/Westphal 2010, 9–15; Klingner 2010, 73; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Mit zwanzig Hss. eine der am häufigsten überlieferten Minnereden. Bis auf den frühesten Textzeugen Ka7 und drei spätere Sammelhss. stammen alle Texte aus der zweiten Hälfte des 15.  Jh., hauptsächlich aus dem schwäbisch-bayerischen Sprachraum (darunter je viermal Nürnberg und Augsburg als sichere oder mutmaßliche Schreiborte). Überwiegend in Minnereden-Sammlungen überliefert (zweimal als eröffnender Text), z.T. aber auch im Kontext geistlicher Texte (De1 als einzige Minne-

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rede unter vor allem geistlicher Kurzdichtung; St5 hat vor dem Minneredenfaszikel einen deutschen Psalter), in Ka7 im Kontext von Mären und Fabeln und direkt vor der ›Tierbeichte (Romfahrt)‹ (Dicke/Grubmüller 1987 Nr. K558). Es lassen sich eine recht homogen überlieferte Langfassung (›Hätzlerin-Gruppe‹ [Be3, Lg4 und Pr2] sowie Ka7, Lo4, Wi16) und mindestens vier Kurzfassungen unterscheiden, die an unterschiedlichen Stellen und in unterschiedlichem Umfang Differenzverse aufweisen. Dazu kommen eine Fassung mit Umstellungen (Be20, St5) und eine mit einem gänzlich abweichenden Schluss (De1). Mit einer Ausnahme (Be17) scheint es sich um planvolle Umarbeitungen zu handeln, die daher als Fassungen angesprochen werden müssen. Der dreimal überlieferten Kurzfassung I fehlt Pr2 41–60. Der längste Text dieser Fassung überliefert He3, gegenüber Pr2 fehlen dort hauptsächlich noch die größeren Verspartien 169–191, 253–300 und 323–454, nach Pr2 504 stehen zusätzliche 11 Verse (diese ähnlich auch in Be20), anstatt Pr2 539 andere 9 Verse. Von den zwanzig Hss. ist He3 die einzige, die Teil C durch eine Zwischenüberschrift (nach He3 231: Die nach Red) eigens hervorhebt. Be17 bricht nach Pr2 155 ab, Grund dafür könnte eine ab Pr2 130 erkennbar schlechte Vorlage gewesen sein, aber auch die auf Gott zurückgeführte Ehe und Ritterschaft mag einen guten Schlusspunkt darstellen. Tr bietet ebenfalls einen mit He3 weitgehend identischen Text, der nur bis He3 218 reicht, wodurch das Beichtgespräch mit der Einsicht des Priesters, aber noch vor der Absolution, endet. Eine Kurzfassung II wird von den drei Hss. Mü9, Nü1 und We4 überliefert. Die ersten beiden haben genau denselben Versbestand, es fehlen vor allem Pr2 25–28, 205f., 215f., 223–236, 243f., 250–254, 265f., 297–300, 333–346, 365–386, 397–416, 431–440, 445–452, 457–462, 483–494, 497–506, mit eigenen 6 V. formuliert werden 509–525. Anders als in der Kurzfassung I wird hier also zwar in ähnlichem Umfang gekürzt, allerdings durch eine über den ganzen Text reichenden Raffung anstatt in größeren Versblöcken. We4 – Schreiber war der auch als Minneredenautor hervorgetretene Hans Folz – hat weitgehend denselben Text, ist aber vor allem gegen Ende noch kürzer (Pr2 465–552, also fast die ganze Nachrede, fallen geschlossen weg). Hierher gehört wohl auch der Text in Be2, der an ähnlichen Stellen gegenüber Pr2 Minusverse hat (25–28, 93f., 97f., 106, 123–125, 167–170, 205f., 239–310, 365f., 391– 402, 411f., 429–452, 493f., 497–506) und dessen ursprüngliche Aufzeichnung auf fol. 9r–11v mit Pr2 460 schliesst, also wie We4 nach den ersten Versen der Nachrede. Auf fol. 25v–26r sind 122 V. der Nachrede nachgetragen. Die Kurzfassung III findet sich in einem Überlieferungskonvoi der eng verwandten ostschwäbischen Hss. Mü4, Mü5 und Sa. Hier fehlt die Nachrede in allen drei Textzeugen. Die Fassung schliesst mit Pr2 254, also mitten im Streitgespräch und noch vor der Einsicht des Priesters. Es fehlen allen Hss. dieser Gruppe Pr2 59f., 97f., 169–176, 189–195, 205f., 211f., 218–225, bei Sa noch zusätzlich mit Pr2 153–232 der Einwand der Schuld bei Kampfestod und die entsprechende Antwort der Dame. Die Kurzfassung IV in We1 bietet nochmals andere Kürzungen, es fehlen Pr2 39, 41, 63–72, 99f., 139–226, 251–304, 321–328, 335–344, der Text endet mit Pr2 346 nach der ersten Formulierung einer Buße durch den Priester.

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Die beiden Hss. Be20 und St5 bieten eine Textversion mit Umstellungen: bis Pr2 102 wie die Langfassung, dann zuerst Gesprächende und Nachrede (Pr2 439–537, teils näher an He3, daher bei Be20 111 V. und bei St5 118 V. lang), schließlich weiterer Teil des Beichtgespräches (Be20 hat Pr2 103–244, nur Pr2 185f. fehlen; St5 hat Pr2 103–438). Be20 endet mit zwei neuen Schlussversen, St5 bringt nach 8 Differenzversen schließlich Pr2 539–554. Die durch die verschiedenen, voneinander abweichenden Kürzungsstrategien und Umstellungen unterstrichene Offenheit der Textstruktur findet ihren deutlichsten Niederschlag in der Textfassung von De1, deren Einleitung A und Beichtgespräch B bis Pr2 108 der Langfassung folgt (nur 6 Verse fehlen), dann jedoch einen weitgehend eigenständigen Gesprächsverlauf bringt. Zunächst argumentiert die Dame in 82 sonst nicht überlieferten Versen (De1 103–184), dass auch Gott ähnliche, nämlich heimliche und auf einem Dienstprinzip beruhende, Beziehungen gehabt habe (De1 118–126). Auf die erstaunte Nachfrage des Priesters führt sie Maria und Martha (De1 131–147) sowie Veronika (De1 155–175) als Beispiele an. Dann folgen mit Pr2 109–150 zunächst wieder Teile aus dem Gespräch der Langfassung, bevor der Text mit 115 sonst nicht überlieferten Versen schließt: Sie bittet den Priester um applas (225), welchen dieser ihr mit Dank um Belehrung auch gerne gewährt (De1 240–244), des weiteren spendet er allen Liebenden seinen Segen (De1 249–259) und verlangt als Bußleistung von der Dame ihrem Geliebten gegenüber Treue (De1 261–269). Nun möchte der Priester aber noch gerne das Pater noster und das Credo hören. Ersteres kenne sie nicht gut, das Credo formuliert sie so: Ich geloub an den Gott | Der hymmil vnd erde geschaffin hat | Vnd was eyn cristen mensche geloubin sal | Des gelaube ich och obiral (De1 283–286). Bevor der Priester sie korrigieren kann, schiebt sie gleich noch ein anderes Glaubensbekenntnis nach, das sie gehört habe, mit dem der leider an dieser Stelle stark beschädigte Text schließt, ein Venus-Glaubensbekenntnis (De1 296–337). Die nicht abgesetzten Verse lassen die Paarreime teilweise stark in den Hintergrund treten, einzelne Stellen kommen ganz ohne Reime aus (vor allem ab De1 143). Nach De1 260 zeigt eine halbseitige Miniatur eine kniende Frau mit gefalteten Händen vor ihrem Beichtvater mit Segensgestus. Überschrift: Dy nöst haist den peycht (Be2) Das Buuo lschafft nit Suonde sey | Ein huo bsche beicht (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Die Bychte (Be17; gleichlautend in Mü9 und Tr) Von ainer Bicht | ainer frawenn (Be20; gleichlautend in St5) Ein beicht von Buleray eyin guot spruo ch (Ka7) Ein hubsche peicht wie das Buelschaft nicht sund sey etc. (Lo4) Sequitur vltei9 (Mü5) Ein abentheürliche | vnd wunderliche peicht (Nü1) ain spruch von der peicht (We1) Der frawen peicht (We4) Inha lt: (Nach der Langfassung in Pr2) · A Einleitung (1–19): Als der Sprecher nach einem Kirchgang beim Pfarrhaus vorbeikommt, sieht er durch ein Fenster, wie eine Frau

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gerade vor dem Pfarrer kniet, der ihr die Beichte abnimmt. Er versteckt sich unter dem Fenster und belauscht das Gespräch, das den größten Teil des Textes ausmacht. B Beichtgespräch (20–454): Der Priester fragt, ob sie eine heimliche Liebesbeziehung puo lschafft (22) habe. i  Die Dame bejaht die Frage und fügt hinzu, dass sie damit aber keine Sünde begangen habe. i  Der Priester widerspricht: Liebschaften ohne Sünde gebe es nicht. i Es folgt die erste Rechtfertigung der Dame, die mit pastoralem Vokabular angereichert ist (28–74): Was sei schlecht, wenn sie sich zum Trost einen jungen Mann (31: ainen knaben guot) ausgewählt habe und sie beide sich zu tugendhaftem Verhalten anspornten? Er lebe nach ihrem Gebot, beide verdienten sie das Paradies, denn all sein Handeln ziele darauf, ihre Zucht und Ehre zu vermehren (ehrenhafte Minneerfüllung). Weil Gott ihre Absichten kenne, fürchte sie ihn nicht. Fürchten würde sie sich lediglich vor der valschen welt (63), die Liebschaften, wie ehrenhaft und rechtschaffen sie auch seien, immer negativ bewerte. i Der Priester wendet ein, Gott selbst hätte geboten, ihn alleine im Herzen und in Gedanken zu lieben. Sie solle daher weltlicher lieb (89) entsagen (75–90). i Die Dame gibt ihrem Beichtvater zunächst recht, argumentiert aber im Folgenden unter Verweis auf das Gotteswort, man solle seinen Nächsten lieben wie sich selbst (Lev 19,18). Dabei unterläuft sie geschickt die amor / caritas-Unterscheidung (91–195): Sie liebe sich selbst nicht wie ihren Geliebten, der ihr durch seine Beständigkeit Freude bringe, was auch Gott gefalle, weil sie so nie der Sünde des Zorn verfalle. Liebe bringe aber auch eine ganze Reihe weiterer Tugenden hervor: Gottesfurcht, zuht, Mäßigung und Klugheit. In der Heiligen Schrift selbst könne der Priester lesen, dass Gott die Ehe und die Ritterschaft geweiht habe, und insbesondere in der Ritterschaft würden die Männer sich im Dienst ihrer Damen bewähren. i Der Priester wirft nun ein, dass die Damen die Schuld tragen müssten, wenn ein Ritter im Minnedienst ihretwegen den Tod finden würde. Daher solle sie sich von der Minne abwenden (196–201). i Dieses Argument entkräftet die Dame mit dem Einwand, dass niemand vor dem Zeitpunkt sterben würde, den Gott festgesetzt habe. Viele Minneritter seien alt geworden und eines gerechten Todes gestorben, während viele, die keinen Preis bei den Damen erworben hätten, früh eines ›unrechten Todes‹ (221) gestorben seien. Wer dem Tod geweiht sei, würde auch zuhause sterben (224f.: Wann es sterben nur die faigen, | Die auch dahaym solten sterben). Kampfesmut sei im Minnedienst besonders ehrenvoll. Zudem habe eine Dame mit einem Buhlen gen got besonders viel andacht (247), da sie unablässig für dessen Gesundheit und Tugendhaftigkeit bete. Das ehre Gott und vermehre die Tugend. Die Dame fordert den Priester auf, zum Wohl der Ritterschaft ihrer ler zu folgen (261), denn sonst bekämpfe niemand die Heiden oder unternehme eine Preußenfahrt oder eine Fahrt übers Meer. Auch würden die Ritter ihre Damen disziplinieren, weshalb die Minne eine ›rechte Meisterin‹ sei (298). i Diesem rhetorischen Aufwand zeigt sich der Priester nicht gewachsen. Er bedankt sich für die Belehrung (307: weiszhait), gibt nun in Umkehrung der Gesprächskonstellation zu, dass es sein Fehler war, die Minne zu verdammen, und er bietet für diese ›Sünde‹ (321) seinerseits Buße an: Er wolle ab sofort stets allen tugendhaften Männern und Frauen zum Minnedienst raten. Ihr trage er dagegen als Buße auf, ihrem Liebsten stets die Treue zu halten (329–345). i Das verspricht sie gerne. Nur wenn sein Ruf

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beschädigt würde, was sie nicht hoffe, dann würde sie ihn verachten. Wenn ihm eine andere besser gefalle, sei dies kein Problem, er müsse es nur sagen. Inakzeptabel wäre es nur, wenn er es heimlich täte und Verporgne valschait mit ihr treiben wollte (386). i Mit der nächsten Frage des Priesters ist das Gespräch ganz im weltlichen amorDiskurs angekommen: Wie könne ihr Geliebter denn von ihr abrücken, wo sie doch solche Treue an den Tag lege (390–395). i Die Dame antwortet, sie habe zwar noch nie dergleichen bemerkt, dennoch zweifle sie oft an seiner Beständigkeit (396–407). i  Nun warnt der Priester vor dem Verdächtigen Unschuldiger (408–417). i  Sie beichtet nun genau diesen Argwohn, den sie oft ihrem Geliebten gegenüber habe, als Sünde und bittet den Priester um Absolution und um Fürbitte für sie und ihren Geliebten (418–440). i Das sichert er ihr zu und trägt ihr als Buße nochmals Treue auf (441–450). i Damit erhält sie den Segen und verlässt das Pfarrhaus. C Nachrede (455–552): Der Sprecher entfernt sich ebenfalls und reflektiert das soeben belauschte Gespräch. Er lobt die Dame und freut sich über die Lehre, die er erfahren durfte. Er nimmt den 66f. angesprochenen Konflikt mit der Welt wieder auf, die die Minne verurteile, und beklagt sich über die Klaffer. Dann lässt er sich selbst als einen erkennen, der sich vollständig in die Gewalt der Minne begeben habe und der auch gerne im Dienst einer Dame stünde. Er lobt die Dame und schätzt ihren Geliebten überaus glücklich; er hofft nur, dass dieser auch ihren Wert erkenne. Er bittet Gott für sie und für alle Liebenden. Er wolle jenen die Treue halten und ein Helfer sein, die ohne List und Betrug minnen. Denn einem solchen Helfer, der sich vor der welt hüten kan, | Vnd kan auch reden vnd schweigen; | Dem solt ain kaiser neygen (550–552; Kaisertopos). D Schluss (553–558): Der Text schließt mit einer Bitte an Gott, dass er all jene bestrafen möge, welche die Absicht haben, gute Damen um ihre Freude und ihre ehrenhafte Liebesbeziehung zu bringen.

B341 Die Beichte der Venus

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B341 Die Beichte der Venus Traktatartige Lehre von den Wirkungen der Minne, eingebettet in die Erzählung einer Beichte der kranken Frau Venus Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 33va–35ra; 214 V.

Edition: van Vloten 1866, 384–390; Kossmann 1940, 73–76 Nr. 60 Literatur: Zacher 1841, 247f.; Kossmann 1940, 73; Glier 1971, 278; Hogenelst 1997, Bd. 2, 220 Nr. 311

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 nach der ebenfalls unikal überlieferten erzählenden Minnerede B384 (vgl. auch die nicht unähnliche Sprecherrolle dort). Der Text scheint an mehreren Stellen verderbt. – Unterschrift: ghenade god. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Och wanneer Inha lt: A Die kranke Frau Venus (1–38): (Der Sprecher tritt erst in C hervor) Frau Venus ist krank und schickt einen Knappen aus, um einen Priester zu holen, weil sie beichten möchte. Der Priester kommt, bekreuzigt sich und spricht beim Eintreten ins Haus den Segen Benedicite, Dominus (25). Dann untersucht er sie, fühlt ihren Puls und stellt fest, dass sie nicht todkrank ist. B Beichtgespräch (39–188): Der Priester will ihr trotzdem die Beichte hören, damit sie dem Höllenfeuer entgehe. i Frau Venus gesteht, dass sie geraubt, gestohlen, gebrandschatzt, gemordet und verraten habe. i Auf die jeweils kurzen Fragen des Priesters, wen sie beraubt habe, was sie gestohlen habe usw., antwortet Frau Venus ausführlich: 1. Beraubt habe sie viele Damen. Sie habe ihnen das Leben genommen, weil sie eine ›ungleiche Liebe‹ empfunden hätten. Vergleich mit den vier Elementen: Genauso wie die reine Luft, die die Krone der Minne trage, sich nicht mit Erde, Wasser und Feuer gemein machen wolle, könne ein Mensch nicht jemanden lieben, der von anderer Natur sei. 2. Gestohlen habe sie die Herzen von Liebenden und habe sie den Geliebten gegeben. Dafür habe sie den Liebenden dann Süßes und Saures, Hoffnung und Verzweiflung gegeben. Das raube ihnen Schlaf, Trinken und Essen, weil sie nur noch an ihre Geliebten denken. 3. Brand gestiftet (107: gemoertbranct) habe sie bei denen, die ihr abgeschworen hätten, und bei denen, die nicht akzeptieren wollten, dass Liebe Schmerz bringe. Diese Leute habe sie so entzündet, dass sie vor Liebe gebrannt und mehr Schmerz

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empfunden hätten, als wenn sie rechtzeitig an die Liebe geglaubt hätten. Erbarmungslos lege sie diesen Leuten ihre Buße (126: penitenci) auf. Auf diese Weise verbreite sie, die Minne, ihren Namen auf der ganzen Erde. 4. Gemordet habe sie, weil sie die Menschen so mit Liebe verführe, dass diese ihre fünf Sinnen verlören und lieber ihr Leben Tag und Nacht in Turnieren und an der Tafelrunde aufs Spiel setzten, als ohne Liebe weiter zu leben. 5. Verraten habe sie diejenigen, die statt Minne lieber etwas Materielles besäßen; auch diejenigen, die glaubten, dass es möglich sei, ungleiche Liebhaber zu vereinen. Ungleiche müssten einander hassen. Sie habe verursacht, dass Frauen ihnen Ungleiche heiraten und dass treue Liebhaber jemand anderen mehr liebten als denjenigen, dem sie Treue versprochen hätten. i Der Priester erklärt, dass sie eine Verbrecherin sei. Aber durch Gottes Gnade werde ihr, wenn sie sich bessere, vergeben werden. C Epilog (189– 214): Diese Beichte – so der Sprecher – sei entstanden, damit man wisse, was Liebe sei und warum die Liebe krank sei. Es gebe so viel treulose Liebe. Diese schände durch ihren Betrug die rechte Liebe. Treulose Liebende könne man daran erkennen, dass ihnen Worte lieber seien als Taten und dass sie mit ihren Liebesgeschichten prahlten. Ein Weiser verberge die Liebe, nur ein Tor rede darüber.

B342 Minne und Pfennig Traumbegegnung mit der Geliebten; der Sprecher gibt der Geliebten und der Minne Vorrang vor Treulosigkeit und Geld; in Schweifreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: von der Hagen 1846, 327f.

Datierung: Literatur: Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh. Glier 1971, 262–266; Kasten 1973, 152–155; Rheinheimer 1975, 9; 14–16, Überlieferung: dazu 280f. Anm. 2–11; Rheinheimer Be10 56va–57ra; 9 Str. (54 V.) 2VL 6 (1987), 558; Beckers 1989, 43; Dietl 1999, 206f. und Anm. 207; Tervooren 2006b, 181 Beschreibung der Überlieferung: Der unikal überlieferte moselfränkische Text eröffnet einen zentral platzierten Minneredenblock (typologisch vielfältige Kleinformen lokaler Provenienz) der ripuarischen Sammelhs. Be10. Die in der Edition abgesetzten Schweifreimgruppen (Strophen mit dem Reimschema aabccb) sind in der Hs. nicht hervorgehoben. Der Text scheint teilweise verderbt zu sein. Überschrift: Van minnen. in van gelde (Be10)

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Inha lt: A Traumbegegnung (1–24): Der Sprecher kündigt an, er wolle sein Herz erleichtern. Er berichtet von einem Traum, in welchem er seine Geliebte zu sehen glaubt. Er beklagt sich, dass sie ihm einen anderen vorgezogen habe. Dem wolle er sich bis an sein Lebensende widersetzen. Käme je ein Mann in eine solche Herzensnot, müsste er daran sterben (Tod aus Liebesleid) oder alle seine Freuden verlieren. Die Geliebte versichert, sie sei bei ihm, und bittet ihn aufzuwachen und ihr Glauben zu schenken. Entschieden weist sie den Verdacht der Treulosigkeit von sich. (Ob anschließend ein Sprecher- und / oder Szenenwechsel stattfindet und ob die Geliebte tatsächlich oder nur im Traum beim Sprecher ist, bleibt unklar.) B Tugend- und Zeitklage (25–54): Unvermittelt klagt der Sprecher (?) über die Abnahme von Treue und Wahrheit und die Zunahme von Untreue und Schalkheit (30: Dit hait mich horen. in sein geleirt). Der Sprecher berichtet, dass das u.a. erkennbar sei an dem Verhalten anderer Menschen, wenn jemand verarme. Welche Tugenden er auch immer aufweise, man halte ihn doch für einen Toren. Man liebe den ›Pfennig‹ einfach mehr als Gott. Weiterhin betrüge das Geld höchste geistliche und weltliche Autoritäten (40 Drillingsformel: Kaiser, Könige, Herzöge). Auch die Minne (Pfeil der Minne) sei durch ihn verwaist und habe ihre Macht verloren. In einer wiederholten direkten Apostrophe (46: Ir penninc, ir penninc) wirft der Sprecher dem Pfennig vor, dass er immer mehr an Terrain gewinne und viele Herzen froh mache. Vielleicht parallel zum Aufbau des ersten Teils (Klage des Sprechers und Treuebekenntnis der Geliebten) folgt hier auf die Zeitklage das Treuebekenntnis des Sprechers, verbunden mit dem Vorrangstreit zwischen Minne und Pfennig: Er wolle nur seiner Geliebten, seiner ›Freudenbringerin‹, dienen und auch der Minne vor dem Pfennig den Vorzug geben (52 dreifache Bekräftigung: Id si. id si. oych wey id si). Para l lelen: Mit anderen Minnereden aus derselben Hs. teilt diese Minnerede die harte Zusammenpassung zweier sehr verknappter Szenen zu einer Kleinstform (vgl. B507) sowie die metrische Grenzform zwischen Rede und Lied bzw. Spruch (vgl. mit B358).

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B343 Gespräch über Frauentugenden

B343 Gespräch über Frauentugenden Dialog im Winter mit einer schönen Dame über die Unbeständigkeit von Männern Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 77f. Nr. 63

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 221 Nr. 313

Überlieferung: Ha3 35vb–36rb; 103 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 zwischen strophischen (Liebes)Liedern und kurzen Sprüchen. – Unterschrift: Nota. Och wold zi zo, So weer ich vro. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: A Schönheitsbeschreibung (1–40): Nach einem winterlichen Natureingang (Bäume haben Blätter verloren und die Vögel sind verstummt) erzählt der Sprecher, dass er in dieser kalten Jahreszeit mit einer schönen Frau geredet habe. Es folgt eine Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema, genannt werden: goldgelber Kranz auf dem Kopf, Stirn, ›himmelgraue‹ Augen, Nase wie Elfenbein, Backen weiß und rot wie eine Maienblüte, ihr Mund rosenfarbig. Sie singe wie eine Nachtigall und sei so zart, dass sie aussehe wie die Geliebte von Frau Venus. Gott sei sehr freigebig mit seiner Kunst gewesen, als er sie geschaffen habe. Unsagbarkeitstopos. B Dialog (41–98): Sie fragt ihn, was ihn beschäftige. i Er könne sie nur eines fragen: Warum Frauen es zuließen, dass Männer, die Tag und Nacht den Frauen dienen wollten, sich in Unsicherheit abquälten? i Darauf antwortet die Frau, dass Männer unbeständig seien. Nichts kränke Frauen mehr, als dass sie einem Mann ihre Gunst schenken und dann wieder im Stich gelassen würden. i Der Sprecher meint, dass die guten Männer nicht wegen der schwachen und unbeständigen leiden sollten. i Sie erwidert, dass aufrichtige Liebende sich über Liebesleid freuen sollten. Wer um Liebe willen kein Leid ertragen wolle, würde nie begehrte Freude empfinden (TristanAnspielung?). C Schluss (99–104): Anschließend wird das Gespräch beendet, weil jemand die beiden stört. Der Sprecher schreibt – worauf ist unklar – ein rotgoldenes R (Initiale der Geliebten?).

B344 Von den Alten und Jungen

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B344 Von den Alten und Jungen Lehrrede einer jungen Dame über die Vorteile des Alters gegenüber der Jugend, die der Verfasser des Textes an einem Morgen im Wald selbst gehört hat Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch Datierung: um 1400; früheste Überlieferung 1469 (Bs3) Überlieferung: Bs3 1ra–3ra; 324 V. Ha4 37rb–39rb; 324 V.

Edition: Blommaert 1858, 79–83 (nach Bs3); Bisschop/Verwijs 1870, 67–71 Nr. 32 (nach Ha4) Literatur: Meder 1991a, 23, 48, 235f., 372 und passim; Hogenelst 1997, Bd. 2, 127f. Nr. 173

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4, gemeinsam mit anderen ›Sproken‹ von Hildegaersberch. In Bs3 eröffnet diese Rede die Sammlung. Die Texte beider Hss. weichen kaum voneinander ab. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van den Ouden ende Vanden Jonghen (Ha4) Inha lt: (Nach Bisschop/Verwijs 1870) · A Spaziergangseinleitung (1–58): Im Hochsommer geht der Sprecher früh am Morgen spazieren. Lerchen, Nachtigallen und andere Vögel singen, als die Sonne aufgeht. In einem Tal findet er eine Gesellschaft von Alten und Jungen, die sich zu höfischem Vergnügen versammeln, darunter hervorragende Sänger und Spielleute. Die jungen Leute setzen sich in einen Kreis auf den Rasen, nur eine schöne junge Frau setzt sich außerhalb des Kreises hin. Sie achtet nicht darauf, was die jungen Leute machen, sondern kümmert sich um die Alten. B Dialog (59–99): Der Sprecher wundert sich darüber, warum sie sich nur mit alten Leuten beschäftigt. Er geht zu ihr und begrüßt sie. i Sie erwidert seinen Gruß und nennt seinen Namen (72: Willem). Weil sie wisse, dass er ein Dichter sei, wolle sie gerne mit ihm über neue Themen reden, über die er später dichten könne. i Er fragt, warum sie sich zu alten Leuten geselle. i Sie bittet ihn, dass er über das, was sie ihm nun sagen werde, ein gutes und treffliches Gedicht schreiben solle (93f.: Dat ghi van die materi maect | Een goet ghedicht wel gheraect). C Monologische Lehrrede (100–308): Die Frau erklärt, dass Jung und Alt ungleich seien, obwohl sie doch ursprünglich gleich seien. Es sei ein Reichtum, alt und weise zu sein. Jung sein sei angenehm, aber wie könne man jemanden preisen, bevor er seine Tugend bewiesen habe? Der Alte habe ein sittliches, gutes Leben geführt. Durch Hochmut, Gier und Bosheit werde mancher zugrunde gerichtet, bevor er alt werde, wie auch durch zu viel Essen und Trinken, Wollust, Übereilung und Unsittlichkeit.

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Wer alt werden möchte, solle sich beherrschen und nicht zuviel essen, trinken, zürnen; und damit solle er schon in der Jugend anfangen. Die Jugend beginne zwar stark, könne aber nicht durchhalten und keine Sorgen ertragen. Deswegen habe Gott einen alten Mann, Noah, beauftragt, die Arche zu bauen. Die beste Friedensordnung werde geschaffen, wo Recht auf Rede gegründet sei (166: Dair moet recht op reden staen). Und die Alten hätten gehört, gesehen und erfahren, was die Jungen nie erlebt hätten. Im Kampf seien die Jungen stark, aber alte Weise wüssten, dass auch die Nachhut stark sein könne. Seligkeit und Ehre finde sich bei alten Leuten. Deswegen solle man überall, in Klöstern und an Höfen, alte Leute loben. Niemand solle das Alter ablehnen. Wen Gott verschone, der werde alt. Wie schön man auch singe und sich kleide, wer auf seine Jugend stolz sei, vertraue auf einen wackelnden Grund. Bis zwanzig sei man ein Kind, die Jugend sei mit Anfang dreißig auf ihrem Höhepunkt. Wenn man nicht krank werde, halte sie an bis zum vierzigsten Lebensjahr. Danach fange das Alter an. Die Zeit vergehe wie der Wind (218: Die tijt gaet over als die wint). Die Jugend sei meist unbesonnen, und man sehe oft, dass Alte viel länger gut und gesund lebten. In der Bibel könne man lesen, wie Gott den alten Vätern ein sehr langes Leben gebe, weil sie gut lebten. Es habe auch viele Heilige, Männer und Frauen gegeben, die in der Jugend ihr Leben um des Glaubens willen gegeben hätten. Weil sie nicht alles erklären könne, wie es vormals geschehen sei, werde sie nun schweigen. Sie schließt damit, dass es angenehm sei, jung zu sein, aber Alte seien zufriedener: Alte hätten die Jugend schon erlebt. Die Jugend denke nicht über das nach, was kommen werde, und kämpfe leicht mit Waffen um Dinge, die die Alten nicht kümmern. Man finde mehr Weisheit und Gelehrsamkeit in alten als in jungen Leuten. D Schluss (309–324): Der Sprecher wünscht der Dame alles Gute. Jetzt, da er selber alt sei, halte er sich gerne bei dieser Frau und alle guten Frauen, die das Alter ehren, auf. Wer alten Leuten Ehre erweise, werde selber geehrt. Sonstiges: Der Text ist nicht eindeutig als Minnerede zu klassifizieren, weil das eigentliche Minnethema fehlt. Allerdings sind sonst sehr viele typische Merkmale einer Minnerede vorhanden (vgl. dazu Glier 1971, 285; Meder 1991a, 236). Vgl. auch die thematisch ähnliche Minnerede B345.

B345 Der alte und der junge Ritter

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B345 Der alte und der junge Ritter Erzählung von einer jungen Dame, die einen alten verdienten Ritter einem jungen Schönling vorzieht Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Bs1 35ra–36rb; 206 V. Ha3 37rb–38va; 201 V.

Edition: Willems 1844, 96–102 (nach Bs1); van Vloten 1869, 78–83 (nach Ha3); Kossmann 1940 Nr. 66 (nach Ha3); Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 258–264 Nr. 25 (nach Bs1) Literatur: van Oostrom 1996, 105f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 45 Nr. 45; de Haan 1999, 132f.

Beschreibung der Überlieferung: In der Sammelhs. Bs1 ist diese Minnerede zwischen zwei religiösen Sprüchen überliefert, in Ha3 zwischen einem Liebeslied (de Bruin 2001 Nr.  T 3830) und zwei kurzen Sprüchen, die von B495 gefolgt werden. Der niederländische Text ist in Ha3 deutsch gefärbt, in Bs1 nur an einer Stelle: hertse weydich (13); eine Erklärung für diese ›Mischfärbung‹ gibt es nicht. Die Überlieferung weist viele Varianten auf, vor allem Versumstellungen und Wortvarianten, die den Sinn aber kaum verändern. In Ha3 fehlen Bs1 43, 177f., 197f.; in Bs1 fehlen Ha3 94, 127. Nach Bs1 72 hat Ha3 vier Zusatzverse (Ha3 72–75), in denen erzählt wird, dass der Junge das Zimmer verlässt; dies wird in Bs1 in anderen Worten erst in V. 97–102 erzählt, diese sechs Verse fehlen wiederum in Ha3. – Unterschrift: Item desen sproke Een hoghe gheborne etc houdt ii c. ende. vi. verse (Bs1). – Sprache: Niederländisch (Bs1). Überschrift: Vanden ouden ridder ende den jonghen (Bs1) Inha lt: (Nach Bs1) · A Szene mit Dame und einem Jungen und einem Alten (1–112): Der Sprecher beobachtet in einem Zimmer eine adlige und schöne junge Frau. Sie hat kostbare Kleider an und trägt eine schöne Krone. Noch schöner ist ihre vollkommene Gestalt. Neben ihr sitzt ein hochmütiger junger Mann mit schön frisierten Haaren, schön und mit weißen Händen und kostbar geschmückten Kleidern. Nun tritt ein alter Mann mit grauem Haar ins Zimmer ein. Seine Kleider sind abgetragen und im Gesicht hat er mehrere Wunden. Wegen seiner Verletzungen kann er nur mit einer Krücke gehen. Der junge Mann fragt die Frau spottend, was der Alte mache, woraufhin sie in Zorn zu dem alten Mann geht, ihn freundlich am Arm nimmt und willkommen heißt. Sie lässt ihm Wein bringen und setzt ihn an einen erhöhten Platz. Der Alte aber zieht sie hoch, sodass sie auf gleicher Höhe sitzen. Der junge Mann

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B345 Der alte und der junge Ritter

ist darüber sehr verärgert. Die Frau redet freundlich mit dem alten Mann, nimmt seine Hände in ihren Schoß und lässt ein Kästchen holen, woraus sie ihm Kleinodien schenkt. Der junge Mann ist der Meinung, dass die Frau nicht bei sich selbst sei und geht zornig aus dem Zimmer. Die Frau bleibt mit dem Alten in ihren Armen sitzen, der müde wird. Sie lässt ihn von ihrem Knappen zu einem angenehmen Platz begleiten und deckt ihn eigenhändig zu. B Dialog zwischen dem Jungen und der Dame (112–189): Als der Alte ruht, geht die Frau, die einem Kaiser gefallen würde (Kaisertopos), wieder ins Zimmer. i Der junge Mann kommt zurück und verspottet die grauen Haare und die abgewetzten Kleider des alten Mannes. i  Die Frau antwortet, es sei richtig, dass gute Damen freundlich zu diesem Mann seien. Er habe große Verdienste erworben im Kampf, in dem er sich oft mannhaft gewehrt habe. i  Der junge Mann bemerkt ironisch, es passe wirklich, dass schöne Frauen bei dem Alten säßen, weil er so wohlgeformt sei und auf einem so schönen Pferd reite. i Die Frau erwidert, dass der junge reiche Mann sich den Alten zum Vorbild nehmen solle. Der Alte habe um der Ehre Willen seinen Besitz und seine Schönheit verloren, und obwohl er nicht gut tanzen oder sogar gehen könne, sollte er von den Damen verehrt werden. Diejenigen, die tanzten, meinten, sie wären vorzüglich. Aber die Kühnheit sollte man preisen und nicht das vorzügliche Tanzen. i Der junge Mann ist der Meinung, dass vergangene Taten kein Lob mehr verdienten. i Die Frau widerspricht: Wenn man Taten aus der Vergangenheit vergessen würde, habe der Alte umsonst seine Gesundheit und seinen Besitz verloren. Deshalb solle man ihn bevorzugen. i Mit diesen Wörtern verabschieden sich die Frau und der junge Mann. Der junge Mann will nicht länger dort bleiben, weil er zornig ist, dass die Frau den alten Mann gepriesen hat. C Schlusskommentar (190–206): Der Sprecher kommentiert das Geschehene: Es würde die ›Waffen‹ sehr fördern, wenn alle Frauen dieser Gesinnung wären. Es gebe in der Welt viele Männer, die verdorben und ohne Würde seien, aber trotzdem von Frauen geliebt würden, weil sie tanzen könnten (200: dansen ende reyen) oder reich seien. Auf diese Weise würden viele heute die Minne erlangen, aber darüber schweige er nun. Wer dieser Rede nicht gerne zuhöre, solle verachtet werden.

B346 Das Fest

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B346 Das Fest Ausführliche und systematische Minnelehre, gestaltet als Frage-Antwort-Dialog zwischen einer Frau und einem Mann, die einander bei einem Fest begegnen; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 3. Viertel 14. Jh. (Ge2) Überlieferung: Bs1 165va–170rb; 856 V. Ge1 131v–133r; 132 V. Ge2 1r–3v; 278 V. Ha2 S. 1–36; 775 V. Sr5 1ra–1rb; ?

Edition: Oberlin 1803, 19 (14 V. aus Sr5); Blommaert 1836, 6993 (nach Bs1); Mone 1836a, Sp. 436 (Laa. von Ge1); Verwijs 1871b, 1–33 (nach Bs1 mit Laa. von Ha2); van der Feesten 1972, 76–155 (kritisch); Vekeman 1981, 5–36 (kritisch nach Bs1); Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 2, 867–890 Nr. 167 (diplomatischer Abdruck von Bs1) Literatur: Mone 1838, Sp. 279f. Nr. 397; Zacher 1841, 262f.; Verwijs 1871b, X–XVI; van Eyck 1939, 1–33; Knuttel 1948; Heeroma 1969; Glier 1971, 278; van der Feesten 1972, 1–73, 156–176; Vekeman 1981, 37–108; van der Poel 1989, 214–222; van der Poel 1991, 441–446; Hogenelst 1997, Bd. 1, 20f., 46f.

Beschreibung der Überlieferung: Bs1 ist die einzige Hs., die den Text vollständig überliefert. Er steht hier im Kontext von Schwänken, Spielen, Liedern und religiösen Sprüchen. Ge1 überliefert die Minnerede als letzten Text nach verschiedenen historisch-moralisierenden Texten, jedoch nur die Verse Bs1 169–212 und 561–640. Ge2 ist ein Fragment (Doppelblatt) und überliefert nur Bs1 378–589 und 793–856 sowie den Anfang von B336. In Ge2 folgt am Ende eine Titelnennung: ›hier endet das Fest‹. Ha2 überliefert den schlechtesten Text von B346, am Anfang fehlen Bs1 1–58; am Ende folgen noch 6 Zusatzverse; Ha2 nennt den Sprecher durchgehend ›junger Mann‹ ( Joncheer statt clerc in den anderen Hss.). In Ha2 finden sich noch weitere Texte, die Minnefragen und – antworten nennen, vgl. B316 und B347. Wieviel Verse die verbrannte Hs. Sr5 hatte, kann heute nicht mehr festgestellt werden (vor dem Verlust wurden aus Sr5 lediglich 14 Verse publiziert: Bs1 157–170).  – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van der feesten een proper dinc (Bs1)

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B346 Das Fest

Dits vter rolien vander feesten genomen (Ge1) Inha lt: (Nach Bs1) · A Begegnung auf einem Fest (1–68): Der Sprecher, der später als Kleriker angeredet wird, kommt auf ein Fest, auf dem er viele schöne Frauen findet. Er wäre glücklich, wenn seine Geliebte auch da wäre, was jedoch nicht der Fall ist. Er kommt ins Gespräch mit einer höfischen Dame, die aussieht wie seine Geliebte. Er isst, was sie ihm vorschneidet, und trinkt mit ihr. B Dialog (69–212): Nach der Mahlzeit setzen sie sich ins Gras und sprechen über die Minne. Der Sprecher sieht, dass die Dame Liebesschmerz empfindet. i Sie fragt ihn, was die Minne sei. i Er meint, sie wisse darüber mehr als er. i Sie regt ihn an, wegen derjenigen, die er heimlich liebe, davon zu sprechen. i Er ist erschrocken, weil sie über seine Liebe Bescheid weiß, doch dann lacht er und verspricht zu erklären, was die Minne sei, wenn sie ihre Frage ernst meine. Er sagt, dass nichts wichtiger sei als die Minne. Minne entzünde Menschen plötzlich. Sie sei die Vereinigung zweier Herzen (152f.: die eninghe van twee moeden | Als twee herten). Man habe dann nur noch einen gemeinsamen Willen. i Die Dame fragt, warum die Minnenden soviel klagten, wenn Minne doch so schön sei. i Er antwortet, das liege an der Untreue. Minne sei edel und gut, aber niemand beherrsche und kenne sie, wenn er nicht von ihr verwundet worden wäre. Als Exempelfiguren zählt er folgende Protagonisten aus (auch) mittelniederländischen Erzählungen auf: Partonopeus, Amadas, Pyramus, Floris, Athis, Porphirias, Eneas, Tristan, Paris, der Ritter metter mouwen (197: mit dem Ärmel). Es gebe darüber hinaus diejenigen, die zwar von der Minne ergriffen wären, aber nicht wüssten, wie sie sie erwerben könnten. C Neun Fragen über die Minne (213–833): Die Dame stellt nun verschiedene Fragen, die der Sprecher überwiegend systematisch beantwortet. 1. Wie kann man die Minne erwerben? (213–256) Vier Dinge nennt der Sprecher: a. höfisches Reden, b. sich auf zivilisierte Weise und maßvoll amüsieren, c. die Liebe verheimlichen und d. die Geliebte demütig und höfisch um ihre Liebe bitten. 2. Wie kann man die Minne erkennen? (257–300): a. schnelles Öffnen und Schließen der Augen, b. Bleichwerden aus Furcht, wenn die Geliebte in der Nähe ist, c. die Abwesenheit von Geiz (milte) und d. das Annehmen von Liebesbezeugungen. 3. Wie verliert man die Minne? (301–360): a. Unbeständigkeit, b. Geiz, c. hartnäckiger Zorn und d. Prahlen der Männer. 4. Wie kann man zerstörte Minne wiederherstellen? (361–444): a. Demut, b. höfische Worte der Verzeihung, c. keine treuelose oder unhöfische Rede und d. Beständigkeit. Frauen seien im Übrigen beständiger als Männer. 5. Warum wählt man nur einen aus? (445–528) Das werde vom Temperament (465: complexie) verursacht; von denen es vier gebe: das sanguinische, das cholerische, das phlegmatische und das melancholische. Die Menschen liebten denjenigen, der ihrem Temperament am nächsten sei (487: Die van naturen hem meest gheliken). Die Natur erkenne ihr Gleiches. Wenn man sehe, dass eine Frau für einen armen Mann niedriger Geburt ihre Ehre aufs Spiel setze und anständige, wohlhabende

B346 Das Fest

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Männer abweise, so geschehe das nur, weil sie ein ähnliches Temperament habe wie der ›arme‹ Mann. 6. Empfinden alle die Minne gleich? (529–640) Nein, Sanguiniker liebten am meisten, dann Choleriker. Phlegmatiker und Melancholiker aber empfänden Minne weniger stark. Es gebe vier ›Stufen der Minne‹ (569: vier grade vander minnen): Auf der ersten Stufe werde der Liebende tödlich verwundet, sodass er der Minne nicht mehr widerstehen könne. Auf der zweiten Stufe müsse der Liebende Tag und Nacht darüber grübeln, was ihn verwundet habe. Auf der dritten Stufe wünsche der Liebende nur noch die Geliebte. Auf der vierten Stufe verliere der Liebende seinen Verstand. Im ersten Grad sei die Minne unüberwindlich, im zweiten untrennbar, im dritten ausschließlich (›einfältig‹), im vierten unersättlich. 7. Wer liebt mehr, Männer oder Frauen? (641–708) Männer liebten stärker, weil sie aufloderten wie trockenes Holz. Aber was sich leicht entzünde, verbrenne schnell, so auch Männer. Frauen dagegen würden ihre Liebe lange Zeit verbergen. Sie seien von Natur aus frisch und kalt wie grünes Holz, das sich nur schlecht entzünde. Aber wenn Frauen einmal in Liebe entflammt seien, würden sie lang und beständig brennen. 8. Welche Ursachen hat die Minne? (709–756): a. Schönheit, b. Treue, c. Adel des Herzens und d. Freigebigkeit: Man werde denjenigen lieben, der Geschenke (755: prosente ende ghijften) gebe. 9. Wieso liebt man der Geschenke wegen? (757–833): Nicht alle Liebesgaben seien gleich. Es gebe vier Arten: a. dieselbe Minne geben, die man empfange, b. Dienst ohne Kalkül (795: dienst sonder beraet), c. kleine materielle Geschenke und d. tröstende Worte, die man dem anderen schenke. D Abschied (833–856): Die Frau dankt dem Mann für seine freundlichen und richtigen Antworten auf ihre Fragen. Sie würde gerne weiterfragen, aber es sei schon spät und die Gesellschaft schon weggegangen (840: ons gheselscap es ons ontgaen). i Der Mann erwidert, dass man die Gesellschaft bald wieder zusammen bringen solle. Dann werde er auf ihre Fragen antworten, so gut er könne. – Der Sprecher erzählt abschließend, dass sie einander traurig verlassen und mit höfischen Worten verabschiedet hätten. Segenswunsch und Amen. Para l lelen: Parallelen in Struktur (Gespräch mit einer Dame; Systematisierung) und Thematik (Signa; Untreue; Liebesgaben) ergeben sich zu B336. – Für Übereinstimmungen mit mittelniederländischen Fassungen des Rosenromans und / oder des Minnerätsels siehe Heeroma 1968 und van der Poel 1989, 213–222. Die ersten drei und letzten zwei Fragen der Dame kommen auch in der Minnerätselsammlung in Een niev Clucht Boecxken (um 1600) als Rätsel Nr. 317–321 vor (van der Poel 1991, 441–446).

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B347 Fragespiel aus dem ›Roman van Limborch‹

B347 Fragespiel aus dem ›Roman van Limborch‹ Erzählung von einer Geselligkeit, in dem junge Männer jungen Frauen schwierige Fragen über die Minne vorlegen; Roman-Exzerpt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1430–1450 Überlieferung: Ha2 S. 54–66; 237 V.

Edition: Hoffmann von Fallersleben 1836, 66–71; Verwijs 1871b, 52–60 Literatur: Hegman 1966, 183–201; van der Poel 1991, 436–441; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Fragmentarisch überliefert in Ha2 nach zwei anderen Minnereden mit Minnefragen (B346, B316) und vor einer belehrenden Minnerede über Frauentugenden (B280). Die Vorlage dieser Minnerede ist wahrscheinlich der ›Roman van Limborch‹ (vollendet 1318), in dessen Buch 11, 67–1564 (Edition Meesters 1951, 125–135) teilweise dieselben Rätsel vorkommen. In Ha2 ist offenbar ein Romanexzerpt an einen Minneredenkontext angepasst worden: Die Mitspieler des ›Königsspiels‹ sind nicht mehr namentlich genannte Fürsten und Fürstinnen, sondern anonyme Damen und junge Männer. In der Edition von Verwijs 1871b sind teilweise Lesarten des Romans für die kritische Textherstellung verwendet worden, weil Ha2 kleine Fehler aufweist; außerdem fehlt nach Ha2 5 ein Vers. Nach dem Textabbruch in Ha2 ergänzt Verwijs noch acht Verse aus dem Roman, um die Rede der fünften Dame zu vervollständigen (daher umfasst die Minnerede in der Edition 246 V.). – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ha2) · A Einführung des Königsspiels (1–59): Er-Erzählung: Im Sommer, als die Bäume grünen, die Blumen blühen und die Vögel (Nachtigall und Galander) singen, treffen sich junge Leute in einer Gartenlaube (13: prieel), um festlich zusammen zu sein ohne Angst vor Neidern. Die Jungfrauen setzen sich und bitten die jungen Männer, jeder möge sich je neben eine Jungfrau setzen, die ihn Reue und Leid vergessen lasse. Einer von ihnen sieht, dass eine Dame schon lange gelitten hat, und versucht herauszufinden, ob es seinetwegen ist. Er schlägt vor, blaue und grüne Blumen zu sammeln, und jeder solle eine Handvoll herausnehmen. Die Partie, welche die meisten blauen Blumen habe, solle berechtigt sein, als erste zu fragen. Die jungen Männer bekommen das Fragerecht, und so fragt der junge Mann die Frau, die er liebt. B Fünf Fragen über Liebe (60–237): 1. (60–105) Er fragt eine junge Frau, ob sie einen Baum hier im Garten sehe, der sommers wie winters grün sei, und der ihr besonders gefalle. i  Sie antwortet,

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dass sie die Pinie wähle. Sie heiße nicht umsonst Pinie (80: pijnboem, d.h. Baum des Schmerzes): Sie sei so hoch, dass es ihr, der Dame, nicht gelinge, Blätter und Zweige zu gewinnen. Sie habe schon hohe Leitern errichtet. i Der junge Mann stellt fest, dass sie wohl zu kurz waren. i Die Dame sagt, sie habe Seile aus ihrem Herzen und aus Seufzer und Reden hergestellt, aber es sei alles vergebens, und sie habe die Hoffnung verloren. i Der junge Mann erwidert, dass Hoffnung vieles überwinde. Hätte er ihr Leiden gekannt, hätte er ihr gesagt, wie sie Blätter und Zweige pflücken könnte. Geselligkeit nütze hier viel, um das Leid zu überwinden. (106–133) Ein anderer junger Mann bittet eine Dame, ihm zu sagen, was er tun könnte, damit seine Geliebte sich nach ihm sehne. i Sie antwortet, dass er immer höfisch und dienstbereit sein solle. Außerdem solle er sie wissen lassen, wenn er weggehe, und ihr bei seiner Rückkehr schöne Geschichten erzählen. Dann würde sie sich Tag und Nacht nach ihm sehnen, denn Frauen hätten Freude und Fröhlichkeit gerne. (134–165) Ein dritter junger Mann fragt eine schöne Dame, ob Liebende, die getrennt seien, ihre Liebe aufrechterhalten könnten. i Sie antwortet, dass die Liebe bleibe, auch wenn man nicht zusammen sein könne. So habe die Liebe zwischen Odysseus und Penelope ihre jahrelange Trennung überstanden, genauso wie die Liebe vieler anderer Helden im Trojanischen Krieg: Paris erwarb die schöne Helena in Sparta (160: te Lacedoen) und nahm sie zur Frau. Wie weit eine Geliebte auch entfernt sei, die Liebe würde darum nicht vergehen. (166–225) Ein vierter junger Mann erzählt einer schönen jungen Frau eine Geschichte: Drei Ritter lieben eine junge Dame. Als alle drei zu einem Turnier gehen wollen und sie um eine Kostbarkeit bitten, gibt sie jedem einen seidenen Ärmel. Nachdem sie begriffen haben, was geschehen war, gehen sie zu ihr und bitten sie, ihnen zu sagen, welchen von den dreien sie denn nun liebte. Die kluge Frau gibt einem ein Zeichen mit ihrem Fuß, dem anderen mit der Hand, dem dritten mit den Augen und sagt, sie habe jetzt demjenigen, den sie erwählt habe, ein Zeichen gegeben. – Nun fragt der Erzähler der Geschichte die Dame, welcher der drei der Auserwählte war. i Die Frau antwortet, dass sie es so erklären würde, wie sie es verstanden habe. Die Augen, sagt sie, ständen zwar am höchsten, seien aber leichtsinnig und trügerisch. Die Füße seien wiederum das unterste Teil, womit man trete, was man nicht achte. Die Hände aber seien die Körperteile, die man auf das lege, was man gut achte. Die Hand würde sie also als Zeichen der Liebe verstehen. (226–237) Ein fünfter junger Mann fragt eine junge Dame, wie man die Zeichen der treuen Liebe erkennen könne. i Sie antwortet, dass zwei Liebende bei einer Begegnung zuerst bleich würden und die Augen niederschlagen würden. – Der Text bricht mitten im Satz ab.

Para l lelen: Für die neuzeitliche Rezeption dieser Minnerätsel siehe van der Poel 1991, 436– 439; ferner Resoort/Pleij 1975, 653.

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B348 Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen

B348 Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen Parodistische Verkündung von Minnegebot und Ablass des Papstes Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1342–1345 (Go1) Überlieferung: Bs4 111v–113v; 104 V. Go1 106ra–106va; 90 V.

Edition: Grimm 1816, 164–167 (nach Go1); Vetter 1889, 129–132 (nach Go1); Priebsch 1907, 169–172 (nach Bs4, mit ausgewählten Laa. von Go1 im Apparat); Rotermund 1964, 56–58 (nach Go1) Literatur: Morvay/Grube 1974, 214f. (T 225b); Gilman 1974, 21; Lienert 2VL 7 (1989), 811f.; Tervooren 2006b, 188

Beschreibung der Überlieferung: In Go1 ist der Text Teil der oberdeutschen ›Würzburger Kleinepiksammlung‹ und steht zwischen Mären und anderen Reimpaargedichten. In Bs4, dem gut hundert Jahre später entstandenen ›Venloer–Geldrischen Hausbuch‹, ist es in niederdeutscher Sprache am Ende einer Sammlung von bunt gemischten Kleinformen (Lieder, Liebesgrüße, Sprüche, Rätsel) überliefert. Nur in Bs4 stehen acht einleitende Verse, in denen der Sprecher um göttlichen Beistand te dichten ende te scryven (Bs4 3) bittet sowie um Trost für die Seelen, Erlösung der Gefangenen, Heilung der Kranken und um etwas zum Essen (Bs4 8: wat in den mont). Die weitere signifikante Varianz zu Go1 betrifft vor allem den Anfang und das Ende: In Bs4 fehlt die Publikumsapostrophe (Go1 1f.) und das Sprichwort von der Apfelernte (Go1 9–12), stattdessen ist hier bereits eine Warnung vor Faltenbildung eingesetzt. Go1 13–68 und Bs4 17–68 bieten dann einen weitgehend parallelen Text – abgesehen von kleinen, auch sprachlich bedingten Formulierungsunterschieden in einzelnen Verse (Go1 30–35 = Bs4 34–39; Go1 41f. = Bs4 45f.; Go1 52 = Bs4 54) und Textausfällen (in Bs4 fehlen Entsprechungen zu Go1 47f. und 58–60, d.h. Salomon als Exempelfigur). Nach Go1/Bs4 68 bringt Bs4 einen eigenständigen Schluss: Aus Sorge um das Seelenheil der Menschen habe ein Papst – gemäß den gradus amoris – bestimmte Ablasstarife festgesetzt: die Liebste ansehen: 10 Tage Ablass; Kuss auf ihren Mund: 20 Tage; freundliche Begrüßung: kompletter Sündenablass; heimliches Treffen: Krönung beider im Himmelreich; Minnevollzug: Erbarmen Gottes. Der Sprecher bekräftigt, dass Minne keine Sünde sei und nennt den Papst als Exempel, da er ja dennoch Ehre erfahren habe, sowie alle die Minne treibenden Herrscher – gegen diese Meinung würden nur alte Pfaffen anreden. Er ermahnt die Zuhörerinnen, das Minnegebot zu beachten, verwünscht die Klaffer und schließt mit dem ›Amen‹. Überschrift: De sancto amore (Bs4)

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Von des babst gebot zu den meiden und wiben (Go1) Inha lt: (Nach Go1) · A Gebot des Papstes (1–26): Der Sprecher richtet sich an Mädchen und junge Frauen. Als Bote des Papstes übermittelt er ihnen dessen Minnegebot: die wile, daz ir sit gesunt, | pflegt der minne (5f.). Er fordert sie auf, nicht zu warten (Sprichwort 10f.: Man soll den Apfel vom Baum pflücken, wenn er am besten ist) und droht Minneverweigerinnen den päpstlichen Bann an  – es sei denn, sie würden schnell noch mit der Minne beginnen. Genüge einer Frau ein Liebhaber nicht, so solle sie stillschweigend mehrere nehmen. Mit der Bereitschaft zu Minne würden sie alle das Himmelreich erlangen. B Widerlegung der Minnegegner (27–68): Der Sprecher weist diejenigen zurück, die ihre Ablehnung der Minne mit Buchwissen begründen – nach intensivem Studium (36f.: ich han vil manic quaterne | beide hin und her gewant) habe er keine Grundlage dafür finden können. Er verflucht die Geistlichen, die anderen die Minne verbieten. Die Frauen fordert er nochmals auf, vor Eintreten des körperlichen Verfalls (Verlust von Augenglanz und Rot des Mundes; Runzeln am Bauch) zu minnen, sonst bliebe nur die Hausarbeit (52: so must ir wollen spinnen). Als Exempelfiguren dafür, dass Minne keine Sünde sei, nennt er David, der 72 Frauen, und Salomon, der 80 Frauen und zusätzliches Gesinde, geliebt hätte. Eine Verdammung der Minne käme nur von alten, erkalteten Pfaffen. Ohne Minne sei die Menschheit schon 1000 Jahre ausgestorben. C Ablass (69–90): Der Sprecher verkündet, dass die Zuhörer bei andächtiger Aufnahme und Befolgung der Lehre des Papstes und der Kardinäle 12.000 Jahre Ablass erhielten. Er rät, ditz buch (87) täglich zu lesen, um mit der Seele in den Engelschor einzugehen. Er schließt mit der Bittformel dar helf uns der geile geist! amen (90). Para l lelen: Zwei Passagen begegnen gleichlautend in B285: Go1 27–39 = B285, 1–11; und Go1 63–68 = B285, 19–24. B82, Gruß 21, verkündet einen der Schlusspassage in Bs4 sehr ähnlichen päpstlichen Ablass (hier: 40 Tage Ablass für einen Kuss).

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B349 Adam und Eva

B349 Adam und Eva Parodie einer Predigt über den Wert körperlicher Liebe mit angehängte exemplarischer Minne-Beichte einer Frau (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1393 (Wi8) Überlieferung: Fassung I: In3 24va–25rb; 184 V. Wi8 36rb–37vb; 187 V. Fassung II: Ka3 196rb–197va; 232 V. Ka7 1vb–3ra; 198 V.

Edition: Lassberg 1825, 127–133 Nr. 188 (nach Ka3); Keller, A. 1855, 26–31 (nach Ka7); Kully/Rupp 1972, 13–19 (nach Ka7); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1974, 46–51 (nach Ka7); Schmid, U. 1985, 150–154 (nach Wi8) Literatur: Morvay/Grube 1974, 214 (T 225a); Gilman 1974, 20f.; Murdoch 1976, 74–76; Murdoch 2VL 1 (1978), 44f.; Schnell 1985, 311f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert zwischen 1393 und 1453 ausschließlich in bairisch-österreichischen Kleinepik-Sammelhss. im Kontext von Mären, Fabeln und Sprüchen (In3, Ka3) bzw. eingebettet in eine Stricker-Sammlung (Wi8). In Ka7 eröffnet der Text einen Minnereden-Block, der am Beginn der Hs. steht. Wi8 und In3 weisen kaum signifikante Varianz auf – die geringere Verszahl von In3 ergibt sich aus einer anderen Verteilung der lateinischen Textworte auf die Verszeilen. Beide Hss. haben einige sinnstörende Versausfälle, die aus der Parallelüberlieferung zu rekonstruieren sind: Nach Wi8 46 / In3 45 fehlt der Inhalt der ersten Anrede Adams an Eva (in Ka3: Gen 2,23 lateinisch mit deutscher Übersetzung; Ka7 nur deutsche Übersetzung), nach Wi8 107 / In3 105 Er liget vnd tobt fehlt die Spezifikation (Ka3 125f. / Ka7 116f.: Der ez ze tot sue nde zelt | Ob ir mirs geloben welt); nach Wi8 125 / In3 121 fehlt der zugehörige Reim, in dem das folgende auch als ›Beichte‹ bezeichnet wird (Ka3 143 / Ka7 131: Vnd sprechent euwer beicht hie). Weiterhin haben Ka3 und Ka7 gemeinsame Plusverse und Lesarten, ohne dass es zu signifikanten Sinnveränderungen kommt. Einzig die Aufforderung in Wi8 97 / In3 95, die Damen sollten sich gelehrten Leuten anvertrauen, begegnet in Ka3 118 deutlich expliziter als Vnd sond vch zu den schulern legen, wobei im Folgenden dann auch Ka3 120 die schuoler (nicht wie in der Parallelüberlieferung die Laien) vom Vorwurf der Sünde durch Liebe freigesprochen werden. Die größte Varianz zwischen Ka3, Ka7 und Wi8, In3 ergibt sich bei der Beichte der Frau (B): In Ka3 wird die Liste der Sünden anders gereiht und erweitert (fehlende Zärtlichkeit; Verweigerung, sich an die Brust fassen zu lassen; Untreue; fehlende Beachtung; Gleichgültigkeit gegenüber Minneleid; Verweigerung, sich an den Oberschenkel fassen zu lassen; zu wenig Minne; Ungehorsam gegenüber männlichen Ge-

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boten), in Ka7 ist die Beichte dagegen auf das Eingeständnis von zwei Verfehlungen reduziert (Ka7 145–154: Abwehr, als der Mann ihre Hand fassen wollte; Weghören, als der Mann mit ihr tuscheln wollte). In Ka3 185–192 und Ka7 155–164 folgt darauf eine Bekräftigung der Frau, sie könne mit ihrem kräftigen Körper allen Verpflichtungen nachkommen und die Rechtfertigung, dass ihre Verfehlungen ihrer jugendlichen Unerfahrenheit geschuldet gewesen seien. Der am Ende in Aussicht gestellte Ablass wird in Ka3 225 und Ka7 196 mit 1000 Tagen (nicht wie in Wi8 179 / In3 176 mit 30 Jahren) angegeben. Ka7 endet damit. Ka3 bietet einen im Vergleich zu Wi8 und In3 unabhängigen Schluss mit Bescheidenheitstopos: Man sol by wil sagen vnd singen | Von wunderlichen dingen | Licht sait man ettwaz | Das due lue t lachent baz | Als gat due zit her vnd hin | Sust hat ain end disz predin (Ka3 227–232). Überschrift: Ain gute predig stat hie geschribin (In3) In principio creauit deus celum | et terram etc. (Ka7) Daz ist ain gut predig (Wi8) Inha lt: (Nach Wi8) · A Predigt (1–125): Nach dem lateinischen Zitat von Gen 1,1 und der carissimi-Apostrophe (3: Vil liben chint die mein) bittet der Sprecher die Zuhörer zunächst, für das Gelingen seiner Predigt ein Vaterunser und ein Ave Maria zu beten. Nach der deutschen Übersetzung des Bibelzitats gibt er einen Abriss der Schöpfungsgeschichte: Erschaffung der vier Elemente; Erschaffung der Engel; Luzifers Überhebung und Höllensturz; Erschaffung Adams; Erschaffung Evas aus der Rippe; Gebot, zusammen zu bleiben; Gebot der Vermehrung. Der Sprecher berichtet, dass sich Adam sofort nach seiner Schöpfung minnegerecht verhalten habe, als habe er dreißig Jahre Erfahrung darin: So habe er Eva liebevoll angesprochen und auf ihre Scham gezeigt (50f.: Da man daz raid prawn har | Prüfet an den frawen). Er habe dieses Körperteil (60: daz kunter) mit einem lateinischen Zitat von Gen 2,24 gelobt, wobei das Zitat vom Sprecher so übersetzt wird, als habe Adam gesagt, der Mann verlasse wegen der weiblichen Scham seine Eltern. Es folgt eine Apologie der körperlichen Minne: Einzige Sünde Adams sei das Essen des Apfels gewesen, nicht aber die Minne. Dies sei auch durch das Pauluswort in I Kor 7,9 belegt, das der Sprecher wiederum erst lateinisch zitiert und dann folgerndermaßen übersetzt: Pezzer ist du minnest,  | Wan daz du von minne prinnest (76f.). Dann fügt er einen (fingierten) Kommentar der ›Glossa Ordninaria‹ an (78: Dar v¨ ber spricht div glose): Verliere eine Frau vor Liebe den Verstand, solle sie dem Mann gewähren, was er begehre; so werde sie neue seelische Stabilität und Andacht erlangen. Deshalb würden sich junge Frauen herausputzen. In einer Adhortatio fordert der Sprecher die Frauen auf, nicht dem Verbot der Liebe durch die Mönche oder Prediger zu folgen, das diese nämlich nur aus Neid aufrichteten. Sie sollten sich dagegen in Sorge um ihr Seelenheil gelerten lawten (97) anvertrauen. Seiner erneute Bekräftigung, dass körperliche Liebe unter Laien keine Sünde sei (108–110: Jch sprich ez vnd ist war: | Er sündet nicht vmb ain har,  | Wer minikleich pey frawn leit), folgt Jes 4,1 (lateinisch mit deutscher Über-

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setzung). Daraufhin warnt der Sprecher partnerlose Frauen davor, dass sie womöglich dauerhaft ohne Mann bleiben würden, und schließt mit der Aufforderung zum Kniefall. B Exemplarische Minne-Beichte (126–163): In direkter Rede wird vorgegeben, was die Frau zu beichten habe (Beicht-Formular): Sie bekennt sich schuldig, die Männer bisher unduldsam abgelehnt zu haben (als einzelne Sünden nennt sie: Ablehnung von Kussbitten; Gleichgültigkeit gegenüber Minneleid; Vermeidung liebevoller Blicke; Verweigerung, sich an den Oberschenkel und an die Brust fassen zu lassen; Undank und Wankelmut). Sie bekräftigt mehrfach ihre Reue und Bußfertigkeit und gelobt, dass sie in Zukunft, da sie nun klüger sei, den Männern all ihre Bitten gewähren werde. C Absolution (164–187): Der Sprecher erteilt die Absolution (erneute Aufforderung niederzuknien) und bittet um göttliches Erbarmen sowie die Rückführung ins Paradies und auf den Himmelsthron, was mit einer Aufforderung zur gemeinschaftlichen Affirmation (175: Nu sprecht all amen) beschlossen wird. Zuhörern, die ihre Sünden büßen wollen, stellt er 30 Jahre Ablass in Aussicht. Nach einem Segenswunsch folgt eine Bitte im eigenen Interesse: Gott möge eine ungenannte Frau ihm gewogen machen, damit sie ihm all seine mit Anstand vorgebrachten Wünsche erfülle. Der Sprecher schließt mit einer Bitte um göttlichen Erlass aller Sünden und dem ›Amen‹. Para l lelen: Eine ähnliche Instrumentalisierung der Schöpfungsgeschichte findet sich in B262A. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Predigt über die Minne‹.

B350 Ironische Minnelehre An Männer gerichtete, detaillierte Anweisungen zu betrügerischer und an materiellem Vorteil orientierter Minne (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1464 (Mü4) Überlieferung: Mü4 147v–152v; 292 V. We1 151r–160v; 276 V.

Edition: Leiderer 1972, 108–119 (nach Mü4 mit Laa. von We1) Literatur: Wegstein 2VL 4 (1983), 420; Lieb 2008, 202f.; Uhl 2010, 65f., 151; Matter 2011, 147

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den beiden aus dem Augsburger Raum stammenden Kleinepik-Sammelhss. Mü4 und We1, jeweils im Kontext von Minnereden. In We1 folgen der Über-

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schrift auf 150v zunächst 9 Verse aus B247, die durchgestrichen sind. Der Text setzt dann auf 151r oben mit der Wiederholung der Überschrift neu an. Neben einzelnen Versumstellungen und Wortvarianzen (vgl. dazu den Apparat in der Ausgabe von Leiderer 1972) fällt vor allem auf, dass in We1 die Präsentation der Minnelehre als zu verdammende Lehre eines Schreibers wegfällt: Der Sprecher führt die Verhaltensregeln ohne jede negative Wertung als Instrumente ein, mit deren Hilfe ein Mann die Oberhand behalten könne (We1 74: der nit wider effen kann | dem will ich geben ain guotten rat). Entsprechend fehlt in We1 auch der moralisierende Schlussteil (C). Diese unterschiedliche Akzentuierung passt auch zur jeweiligen Einbettung: In Mü4 steht der Text zwischen zwei Minnereden, die die herkömmliche Minneideologie eher bestätigen; in We1 dagegen folgt mit B246 ebenfalls ein Beispiel ›negativer Minnelehre‹. Überschrift: Ain ander spruch (Mü4) Ain spruo ch von der puo lschaft (We1) Inha lt: (Nach Mü4) · A Einleitung (1–62): Der Sprecher bekennt den Schmerz, den die Liebe seinem Herzen bereite. Es folgt eine bittere Klage über untreue Damen. Ein Mann hoffe vergebens auf Lohn für seinen Frauendienst, wenn die Dame seine Treue nicht schätzen könne, sie sogar für Feigheit hielte. Dann müsse er mit ansehen, wie andere die Früchte seiner Arbeit ernten: Er würde ersetzt durch einen Dahergelaufenen (46: er sey von Püllen [Apulien] oder Flandern), der statt treuen Dienstes nur Verführung kenne (Jagdmetaphorik 50f.: und wol der zeit chan faren, | wa si im lauffet in die rem) und die Dame allen anderen abspenstig mache (55f.: geminnter fraind liept sunderbar | vor allen frainden, ggf. Sprichwort, etwa: ›Der, den sie liebt, gefällt ihr besser als alle anderen Freunde‹). Man solle eine solche Dame nicht bemitleiden, wenn es ihr mit diesem Mann übel erginge. Man solle vielmehr Spott und Schande über ihr ausgießen. B Ironische Minnelehre (63–277): Der Sprecher referiert im Folgenden die zu dieser Problematik passenden Lehren eines Schreibers, den er allerdings einleitend mehrfach diskreditiert (64: ain schreiber gar untugenthaft; 66: man solt in zwar verpannen; 69: nun hörend zuo dem faigen wicht). Es handelt sich um konkrete Handlungsanweisungen, oft auch Formulare, d.h. vorgegebene Formulierungen in direkter Rede für mögliche Kommunikationssituationen, weiterhin charakteristisch ist der häufige Einsatz von Sprichwörtern oder sprichwortartigen Sentenzen. In diesen Lehren für die Männer sind die Verhaltensnormen der ›höfischen Minne‹ in ihr Gegenteil verkehrt: Der Mann solle sein Herz vor allen ausschütten; er solle sich auf keine Treuebindung einlassen; er solle, im eigenen Interesse, die Liebe möglichst vieler Frauen erringen, lügen und den Frauen ehrenvolle Minne schwören; er solle nehmen, was er bekomme, statt nur auf Lohn zu hoffen; er solle keine Frau zum maister (103) über sich erheben; er solle mindestens neun Liebschaften gleichzeitig pflegen; jeder der Frauen solle er glaubhaft ausschließliche Liebe und Dienstbereitschaft schwören; er

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solle sich aber davor hüten, dass ihm eine untreu sei und ihn betrüge; er solle viel versprechen und wenig geben; finde er die Frau alleine, solle er mit ihr spielen wie mit einer Puppe und ihre Begierde wie bei einem Sperber anstacheln; er solle behaupten, eine andere Frau gebe ihm materielle Geschenke, so werde die Frau diese auszustechen versuchen; er solle ihr Kleinodien und Ringe stehlen und, wenn er ertappt würde, behaupten, er habe die Schmuckstücke in ihrem Dienst tragen und sie selbst mit Schmuck überschütten wollen; auf Rückforderungen solle er nicht eingehen, da die Frau den Mut nicht finden würde, ihn rechtswirksam zu verklagen; er solle sich besonders um Frauen bemühen, bei denen etwas zu holen sei; er solle sich gegen die ihm ergebenen Frauen schroff geben, um unangenehmer Nähe auszuweichen; hinterbringe jemand der Frau seine Untreue, solle der Mann alles ableugnen (189: schweren als ain Elssaser), auf Nennung des Informanten drängen und zugleich Treue schwören; unverzüglich solle er zum Gegenangriff übergehen und die Frau unter Racheandrohung damit konfrontieren, von ihrer Untreue gehört zu haben. Die Frau werde dann unter Tränen versuchen, sich von diesen falschen Anschuldigungen freizukaufen, worauf der Mann großmütig eingehen solle, um von ihr deshalb umso mehr geliebt zu werden; würde die Frau lästig, solle der Mann gehen, ohne auf ihre Klagen zu hören, die im Hinblick auf den materiellen Gewinn zu ertragen seien; der Mann solle sich danach ausrichten, wo er am meisten Lohn bekommen könne, und bei mangelndem Profit die Beziehung gleich abbrechen. Die Lehre des Schreibers endet mit der Bemerkung, Fehlendes könne der Rezipient sicher leicht selbst ergänzen. C Schluss (278–292): Der Sprecher warnt alle aufrichtigen Männer vor dieser Lehre und den hinter ihr stehenden hinterhältigen Kerlen (283: falschen wichten), die er aus allen beständigen Herzen vertreiben möchte. Er schließt mit einer Verwünschung: Um des Heiles der edlen Damen willen wäre er froh, wenn Gott den Unbeständigen ewiges Leid bereiten würde. Para l lelen: Die Minnelehre des Schreibers scheint das männliche Gegenstück zu materiell orientierten Minne-Betrugsanweisungen von Frauenseite in B351.

B351 Stiefmutter und Tochter

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B351 Stiefmutter und Tochter Belauschtes Lehrgespräch, in dem die Mutter der Tochter zur Prostitution rät Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Drittel 15. Jh. (Sg) Überlieferung: Gruppe I: Dr1 102v–106r; 195 V. Lg2 43r–47v; 195 V. We3 140r–141v; 86 V. *Meißners Handschrift (?) Gruppe II: Pr2 245r–248v; 228 V. We1 53v–60r; 230 V. Mü19 205r–210r; 224 V. weitere Hss.: Ba 12r–15; 172 V. Lo4 133v–135v; 173 V. Mü4 59v–60r; 18 + 5 V. Mü5 148r–151v; 177 V. Sg 39v–41v; 206 V.

Edition: Haltaus 1840, 305–308 Nr. II 85 (nach Pr2); Zimmermann, M. 1980, 143–149 Nr. 25 (nach Sg); Morgenstern-Werner 1990, 149–151 (nach We3); Rasmussen/ Westphal 2010, 116–129 (nach Pr2, mit englischer Übersetzung), 130–141 (nach Dr1, mit englischer Übersetzung) Literatur: Geuther 1899, 37f., 165f.; Michels 1896, 131, 178–181; Kully 1978; Zimmermann, M. 1980, 310–315; Glier 2VL 9 (1995), 334f.; Rasmussen 1997a; Rasmussen 1997b, 189–221; Rasmussen 2002a; Achnitz 2003a, 240f.; Rasmussen/Westphal 2010, 111–115; Klingner 2010, 97; Uhl 2010, 105, 106 Anm. 75, 261

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist vornehmlich in Augsburger und Nürnberger Hss. der zweiten Hälfte des 15. Jh. (Ausnahmen: Sg und Mü19), und hier vor allem im Kontext von Mären, Fastnachtsspielen und Weingrüßen überliefert. Im Kontext von anderen Minnereden erscheint der Text nur in Lo4, Mü19, We1 (und im weitesten Sinne auch in Mü4). Auch in Pr2 steht er außerhalb des Minnereden-Blocks und hat daher keinen Eingang in die auf eine gemeinsame Quelle zurückgehenden Hss. Be3 und Lg4 gefunden. Auffällig ist eine Nähe zur Überlieferung der Werke Hans Rosenplüts (Dr1, Lg2; *Meißners Handschrift) sowie zur Liedüberlieferung (Mü5, Sg). Größere Unterschiede im Textbestand kommen durch mechanische Überlieferungsstörungen zustande: In We3 fehlt durch Blattverlust mit der Passage Dr1 37–145 rund die Hälfte des Textes. In Mü4 ist der Text offensichtlich einem Zensurvorgang zum Opfer gefallen: Die untere Hälfte von Bl. 59r mit dem Textbeginn ist ausgeschnitten, auf 59v stehen noch 18 Verse (= Pr2 12–29), die mehrfach durchgestrichen sind. Die anschließenden Blätter der Hs. fehlen ebenfalls. Erhalten sind auf dem jetzigen Bl. 60r oben noch fünf Verse des Textschlusses. Die Gruppe I mit Dr1, Lg2 und We3 (ggf. steht auch *Meißners Handschrift dieser Gruppe nahe, vgl. Müller, H.-J. 1983, 137) lässt sich aufgrund der Bezeichnung der Lehre erteilenden Frau als ›Stiefmutter‹ klar vom Rest der Hss. abgrenzen. Auch in

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der übrigen Varianz stellt sich diese Gruppe geschlossen gegen den Rest der anderen Hss.: So folgt nach der Beschreibung des Kredit fordernden Freiers (Pr2 28–34) eine Passage, die von der Behandlung des Freiers bei richtiger Bezahlung handelt (Dr1 33–40) und eine deutlich obszöne Bildlichkeit einführt (Dr1 37–39: Ich sagt im von der frewden schul | Das er vor mir warde zu einem stul | Das im ward wachsen das dritte peyn). Die Klage um den zweiten verletzten Duellanten (Pr2 133–138) kommt hier ohne Bezug auf das mögliche Erbe aus, auch Teile der Anleitung zur Verführung (Pr2 173–184) sind anders gestaltet: Statt Zungenkuss und entbrannter Liebe wird hier der sexuelle Übergriff als Ziel angegeben (Dr1 172: Das er dir wirt greiffen zu der fudeln). Die Schlusspassage (nach Pr2 194) ist völlig anders gefasst: Statt auf eine mögliche Heirat im Alter (dies nur in Pr2, Mü5 und We1) weist die Lehrende deutlich darauf hin, dass sich die Tochter in den Stand der Prostitution begibt (Dr1 187f.: Das du dann solt kumen in den orden | Darynnen ich fawl vnd vaist bin worden). Der Text der Hss.-Gruppe endet, ohne dass eine Antwort der Tochter oder ein Erzählerkommentar erfolgt. Letzteres ist auch bei Ba und Mü5 der Fall, die auch sonst einige Gemeinsamkeiten mit der Gruppe I aufweisen (u.a. keine detaillierte Beschreibung des Beischlafs im Kuhstall Pr2 67–76; Ausfall der Verse Pr2 15f. und 99f.), ansonsten aber mit dem Rest der Überlieferung zusammengehen. Gegenüber den umfangreichen Fassungen der Gruppe II mit Pr2, Mü19 und We1 sind die übrigen Hss. jeweils durch einzelne Lücken gekennzeichnet. Besonders im Fall von Lo4 kommen zahlreiche Umstellungen von Versen und Verspaaren gegen die Restüberlieferung vor, die Hs. endet (wie Ba) schon vor dem Rat, sich später zu verheiraten. Die durchweg vorhandene Wortvarianz in allen Hss. ändert aber kaum etwas an der inhaltlichen Argumentation der Mutter. Signifikant sind lediglich kleinere Details: So ist der Bericht von der Klageszene beim ersten Duellanten in zwei Hss. um ein Verspaar erweitert, in dem es um eine bestimmte Klage (mit Bezug auf historische Personen?) geht: Vnd sagt Jm vor ain pentzer | von dem alten fogler (We1 126f.) bzw. Ich sagt im ain lanngs geplan her | Von dem allten vdlinger (Lo4 103f.); Sg endet exklusiv mit einer Verwünschung der allten hwddeltaschen (Sg 205), Mü4 und Mü19 mit einer Trunkheische. Überschrift: Ein red (Ba) Die stiefmuter und di tochter (Dr1) Von der stiefmuter vnd dochter (Lg2) Ain hubsche ler die ain mueter ir tochter tett (Lo4) Ain ander sprüch (Mü19) Wie ain muoter ir dochter lernet puo len (Pr2) ain spruch von ainer muotter vnd von jrer tochter (We1) Die Stieffmuter (We3) Inha lt: (Nach Pr2) · A Einleitung (1–6): Der Sprecher berichtet, dass er eines Nachts eine Mutter und ihre Tochter in deren Kammer belauscht habe.

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B Anfang des belauschten Gesprächs (7–19): Die Tochter äußert den Wunsch, einen Mann zu finden, der ihr körperliches Begehren befriedigen könne. Die Mutter bestärkt sie und antwortet mit einer Lehre, wie sie guot und Er (18) gewinnen und bewahren könne. Diese besteht zum einen (C) aus einer Erzählung ihres eigenen Umgangs mit den Männern, zum anderen (D) aus einer konkreten Anleitung. C Erzählung der Mutter (20–138): Sie habe sich als junges Mädchen nur auf wohlhabende Männer eingelassen. Männer, die ihre Liebesdienste auf Kredit in Anspruch nehmen wollten, habe sie mit Verweis auf das ihr verbleibende Risiko (Schwangerschaft) zurückgewiesen. Oft habe sie drei Männer parallel als Liebhaber gehabt und durch ihr Schlafzimmer geschleust, vor allem wegen des finanziellen Vorteils (36f.: o v Vf ain nacht must ich erlangen | Was ich den tag hett versambt). Dazu habe sie heimlich die Taschen der Männer bis auf den letzten Pfennig ausgeraubt. Zum Heumachen habe sie zwei Liebhaber vorgeschickt, um zumindest einen immer zur Verfügung zu haben. Dem Bauern habe sie sich im Stall hingegeben. Ihre sommerlichen ›Ausflüge‹ ins Kornfeld hätten viel Getreide niedergewalzt. Ironisch nennt sie sich eine ›sehr erfahrene Magd‹ (84: ain wol versuo chte Maid). Sieben Kinder habe sie unehelich zur Welt gebracht, sie aber nie dem leiblichen Vater, sondern dem reichsten Liebhaber vor die Tür gelegt, um damit ein hohes Schweigegeld zu erpressen. Ausführlich berichtet sie von einem Kampf, bei dem zwei Männer um sie gefochten hätten, während ein ganz anderer ihr bevorzugter Liebhaber gewesen sei (101–138). Beide Verletzten habe sie heftig am Krankenbett beklagt, unterstützt von einem heimlich unter den Hut geschobenen nassen Schwamm, mit dem sie reichen Tränenfluss simuliert habe. Im Herzen habe ihre Klage aber nur dem Umstand gegolten, dass sie keinen der Männer beerben konnte. D Anleitung (139–206): Die Mutter weist nun ihre Tochter konkret zum Betrug an (140: Lewg vnd betriug yederman). Sie solle am Haus vorbeigehende Männer auf sich aufmerksam machen, hineinlocken und dort durch Schmeicheleien, Berührungen, freizügige Kleidung, schließlich durch leidenschaftliche Küsse (180: So schlag Ims zünglin in den mund) verführen. Von unerfahrenen Werbern (185: milichfridel) solle sie zunächst viel Geld verlangen, sich dann aber gegebenenfalls wie beim Fischhandel auf Preisabschläge einlassen. Die Liebe sei schnell verderblich, zudem stünde sie der Tochter fast unbegrenzt zur Verfügung, daher solle sie ihre Jugend nutzen. Habe sie später ihre Attraktivität verloren, könne sie sich einen Ehemann suchen. E Ende des belauschten Gesprächs (207–212): Die Tochter verspricht, sich an diese Lehren der Mutter halten zu wollen und den nächsten Mann kräftig auszunehmen. F Schluss (213–228): Der Sprecher kommentiert das Gehörte mit einem Sprichwort (214f.: Der Apfel will nach dem stamm | Geratten!). Er macht sich davon, berichtet aber, dass die Tochter seither eine große Zahl Dummköpfe vorgeführt habe. Er wolle sich vor allem vor der Alten in Acht nehmen. Würde sie vom Teufel geholt, hätten viele junge Männer Ruhe und wären viele ehrbare Töchter davor bewahrt, durch solche Lehren ihre Ehre zu verlieren.

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B352 Der Spalt in der Wand

Para l lelen: Der Text (in einer Form, die den Fassungen der Hss. Pr2 bzw. We1 nahe steht) dient dem gedruckten Kalendergedicht Z77 des Straßburger Dichters Johannes Tüsch als Vorlage. Allerdings bleibt dort die Tochter standhaft und lehnt die Lehren der Mutter als unmoralisch ab.

B352 Der Spalt in der Wand Belauschte Lehrrede einer alten Kupplerin (verkehrte Minnelehre) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Langfassung: He3 292v–298r; 323 V. Ka3 246va–248va; 324 V. Kurzfassung: Mü4 102r–106v; 288 V. Mü5 63r–68v; 289 V. Sa 70v–74r; 179 V.

Edition: Lassberg 1825, Bd. 3, 539–554 Nr. 245 (nach Ka3) Literatur: Blank 2VL 9 (1995), 28f.; Bauer 2011; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Die Minnerede ist in den großen Minnereden-Sammlungen des 15. Jahrhunderts überliefert. Die Hss. der Langfassung (He3 und Ka3) stimmen (außer in vereinzelten unbedeutenden Varianten) genau überein, lediglich V. 18 fehlt in He3. Gegenüber der Langfassung fehlen in Mü4 und Mü5 (und davon abhängig Sa) eine Reihe von Versen, u.a. die größeren Partien 113–124, 251–260 und 295–302 sowie die letzten vier Verse. An der Textstruktur ändert sich damit jedoch nichts. In Mü5 folgt nach B352 ohne Markierung eines Textbeginns B353. Sa ist eine genaue Abschrift der ersten 178 V. von Mü5, danach folgt ebenfalls ohne Markierung einer Textgrenze B353. Der Sprung zu B353 erfolgt nach einigen Versen der Lehrrede der Alten, sodass es sich bei dem Textabbruch möglicherweise um eine Art Zensur, jedenfalls aber um eine Entschärfung handelt. Überschrift: Ain ander spruch (Mü4) Der spruch lu[] | von einem al[] | man (Mü5; Textverlust durch Beschnitt) Inha lt: (Nach Ka3) · A Exposition (1–93): Der Sprecher beklagt sein Unglück in der Liebe und bei allem, was er unternehme; dabei bezieht er sich mehrfach (8: Jch hoer sagen,

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47: man do spricht) auf allgemeine Spruchweisheiten, die sowohl die schicksalhafte Determiniertheit (9f.: ›Wer zu einem Helbling geboren ist, kann nicht um zwei werben‹) als auch die Hoffnung auf Veränderung (12: Arm man muosz doch och genesen) ausdrücken. In seiner Dame habe er Zucht und Scham gefunden. Wenn auch alles unvollkommen sei, so sei doch sie es nicht. Ihre Schönheit könne von keinem Maler wiedergegeben werden (Malerei-Topos). Wer sie am frühen Morgen sehe, dem könne tagsüber nichts misslingen. Nach Bemerkungen über die Priorität der Keuschheit vor der Schönheit, kommt er aber nun auf sein Leid zu sprechen; poetologische Begründung: Das Herz ›erkühlt‹ sich, wenn es leidvolle Erfahrung in Worte fassen kann (88f.). Daher will er berichten, was ihm letzthin geschehen sei. B Belauschtes Gespräch (94–286): Eines Tages, als er vor dem Fenster seiner Dame steht (96: als man nu sol stan), sieht er bei ihr eine Alte mit Bettelstab (104: Ain stab ain bette bue ttel) und belauscht durch einen Spalt in der Wand deren Gespräch, das aus einer langen Lehrrede der Alten besteht (negative Minnelehre). Diese führt darin aus, dass mit dem Alter die Schönheit vergehe und dass sie einen wohlhabenden und schönen Jüngling kenne, für den sie sich nicht zu schämen brauche. Der, mit dem sie stattdessen Umgang pflege sei ja arm und könne bloß singen und sagen (149), wovon man aber weder satt noch reich würde. i Der Sprecher merkt an, dass die Alte ihn selbst meine und wohl ein Teufelsbote sei. i Die Alte fährt fort: Die Frau solle daran denken, ihre ›Güter‹ (Jugend, Schönheit) zu verkaufen, solange sie jemand begehre. Es folgt 176–280 eine lange Liste von konkreten Verhaltensregeln, die eine Art Anti-Minnerede darstellen, indem sie genau das Verhalten anpreisen, das gemeinhin als unstatthaft verurteilt wird: nicht in der Burg zu bleiben, sondern viel ›herumzufliegen‹ wie die Martinsvögel; alle Männer anzulachen; ihnen zu schmeicheln; eine schlaue Helferin oder einen Knecht als Bote und Informant anzustellen; viele Liebhaber zu haben (Redensart 216f.: Der pfaff mag vil basz genesen | Der vil der vndertannen hat); von den Liebhabern Geschenke einzufordern, sie gegeneinander auszuspielen und bei Bedarf zu verleumden (256f.: Vorwurf eines Bordellbesuchs) oder in Tränen auszubrechen. Die Alte schließt endlich mit der Bitte, ihr zu danken und sie in ihr Gebet zum Hl. Michael aufzunehmen. C Sprecherkommentar (287–308): Der Sprecher bemerkt erfreut, dass seiner Dame die Rede der Alten nicht gefallen hat. Doch weil er sich davonschleichen muss, bekommt er zu seinem Leidwesen die Alte nicht zu fassen und verpasst auch den Ausgang des Gesprächs. Er gesteht, dass ihn diese Geschichte etwas traurig gemacht, erschrocken und in Zweifel gebracht habe, doch hoffe er, dass seine Dame noch ›eine bessere Schule‹ bekomme (303) und gemäß dem Sprichwort handle: ›Die Jungen sehen den Alten in den Mund‹. D Epimythion (309–324): Als Lehre wird formuliert: Man mag ez aim prediger  | So tailen das er tanzet (310f.), also wohl: Man kann sogar einen, der er besser wissen müsste, zur Sünde verleiten. Aber die wahrhaft Beständigen machen Durch lieb durch lait kainen wank (317), was der Sprecher auch seiner Dame zutraut. Geistlicher Segen.

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B353 Klage einer jungen Frau

Para l lelen: Von der Struktur her verwandt sind B351, aber auch B406 gleicht in einzelnen Zügen (Lauschersituation in der Stadt; Problem von Minne und Reichtum, Epimythion): Da dort die ›Freche‹ sagt, im Alter würde sie als Kupplerin arbeiten, könnte man B352 geradezu als ›Fortsetzung‹ von B406 auffassen.

B353 Klage einer jungen Frau Belauschtes Gespräch, in dem eine junge Frau sich sehr freizügig über die Impotenz ihres 60jährigen Ehemanns beklagt und ältere Frauen ihr zum Ehebruch raten Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: früheste Überlieferung um 1464 (Mü4)

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1165; Bauer 2011; Matter 2013

Überlieferung: Mü4 106v–107r; 34 V. Mü5 68v–72v; 214 V. Sa 74r–79r; 216 V. We1 186v–194r; 213 V.

Beschreibung der Überlieferung: Alle Hss. stammen aus der 2. Hälfte des 15. Jh. und sind in Ostschwaben / Augsburg entstanden. Die Minnerede ist Teil eines Überlieferungskonvois, der in die Sammelhandschriften Mü4, Mü5 und Sa eingegangen ist, und weist nur wenig Varianten auf. In Mü4 ist der Text wie verschiedene Mären ähnlicher Thematik (vgl. auch Z34) wohl wegen der Anrüchigkeit des Inhalts von einem Benutzer des 16. Jh. getilgt worden: erhalten, aber durchgestrichen, sind lediglich der Textanfang auf 106v und der Schluss auf 107r; dazwischen wurden drei Blätter herausgerissen. Mü5 und, von ihr abhängig, Sa verschmelzen den Text mit der unmittelbar vorausgehenden Minnerede B352 zu einem Text. Überschrift: Ain ander guoter spruch (Mü4) Ain spruch von ainem jungen weib vnd von ainem alten man (We1) Inha lt: (Nach We1) · Der Sprecher belauscht ein Gespräch zwischen einer jungen Frau und einigen alten Frauen: Die Junge beklagt sich, dass sie mit einem Sechzigjährigen verheiratet wurde, der schon beinahe an Krücken gehe. Wenn eine junge Frau wie sie

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des Nachts bei ihm liege, dann stöhne und ächze er nur und rieche aus dem Mund nach Wein; dann werde sie von seinem grauen Bart gestochen sein Penis sei dagegen schlaff (28f.: sein ebenalt der ist jm hert | recht als ain seiden tuchlin). Ihr wäre lieber, ihre Mutter hätte sie ertränkt, denn sie hätte doch sicher gewusst, welcher Situation sie sie aussetze. i Die Alten raten zur Geduld und trösten sie mit der Vorstellung, bald durch den Tod des Ehemanns erlöst zu werden. Dann könne sie sich wieder um einen jungen Partner bemühen. Bis dahin sei aber Stillschweigen angezeigt, wenn sie ihre Ehre und ihr angenehmes Leben (schöne Kleider, kostbaren Schmuck, gutes Essen) nicht verlieren wolle. i Die Junge gibt zu, dass sie hinsichtlich der Kleider und des Essens im Überfluss lebe, ihre sexuellen Bedürfnisse aber unbefriedigt blieben(75–77: was hilffet daz die zwischen pain  | die da geren jr speiß hett  | so sie dez nachtz kumpt an daz pet). Lieber würde sie eine ›Joppe‹ (81) tragen und ›Mus essen‹ wie andere Leute (82) und hätte dafür einen eifrigen Schützen, der ihr zuo dem zill schuß | vnd daz gar eben dref enmitten (93f.). Sie verflucht die Stunde ihrer Heirat. i Die Alten raten erneut vom öffentlichen Klagen ab, da dies der Ehre abträglich sei. Stattdessen folgen Ratschläge, wie sie den alten man solt effen (110). Sie solle ihn und sich zu frommem Leben anhalten. Dann könne sie, wenn ihre ›Nabelsucht‹ (128) fortbestehe, sich entweder einem ›Heiligen‹ anempfehlen oder sonst einem (Geistlichen), der ihr helfe. Ein solcher könne sie in kurzer Zeit wieder frisch und munter machen, sodass sie springe wie ein Kitz. Sie alle hätten ihre Männer ebenso betrogen. Gott habe die Ehe, die im Paradies ihren Ursprung genommen habe, für gleichaltrige Partner geschaffen. Wenn sie von ihren Verwandten betrogen worden sei, indem sie einen zu alten Mann bekommen habe, so könne es keine Sünde sein, wenn sie sich mit einem Gleichaltrigen einlasse. Nur merken dürfe es niemand. i Die Junge bedankt sich für die Ratschläge und verflucht abermals ihre Eltern. Sie wünscht sich, dass man jene Väter ertränke, die ihre Töchter wegen materieller Vorteile (182: durch guotz willen) verkauften, und dass man nur gleichaltrige Leute verheirate. Es sei Teufelswerk, je auf die Idee gekommen zu sein, dass ein Sechzigjähriger eine junge Frau ›begeifern‹ (190) und Gewalt über ihren Körper haben dürfe. Sie wolle sich einen Jungen suchen, der ihr jene ›Törin‹ (203) zwischen ihren Beinen, die immer so hungrig sei, wetze (203) und an seinem Wetzstein schleife. Para l lelen: Neben dieser Minnerede wurden in Mü4 noch B351 und Z34 durch Streichung und Herausreißen von Bll. zensiert, alle anderen getilgten Texte dieser Hs. sind Mären.

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B354 Der Minne Lehre

B354 Der Minne Lehre Lehre einer Dame über das von Frauen gewünschte richtige sexuelle Verhalten der Männer im Bett Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: früheste Überlieferung 1342–1345

Literatur: Karnein 2VL 6 (1987), 557f.; Achnitz 2003a, 220

Überlieferung: Go1 111va–111vb; 50 V. Nü3 153r; 34 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Go1 als letzter Text des um 1342–1345 entstandenen dritten Faszikels (der sog. ›Würzburger Kleinepiksammlung‹) nach Mären und anderer Reimpaarkleinepik und in der rund 200 Jahre jüngeren Sammelhs. Nü3 im Rahmen von inhaltlich disparater Gelegenheitsaufzeichnung. Die Anlage von Go1 ist zweispaltig und berücksichtigt eine bereits vorhandene dreieckige Fehlstelle im Papier, sodass der Eindruck entsteht, der Text gliedere sich in drei Textblöcke: I: 1–15; II: 16–36 (111va); III: 37–50 (111vb). Nü3, in fortlaufenden Zeilen mit Versabsetzung durch einen Punkt, bietet eine Parallelüberlieferung lediglich für die ersten 36 Verse (d.h. jene beiden Textblöcke, die in Go1 in der ersten Spalte stehen). Der Text endet hier mit dem erfolgreichen Vollzug, es fehlt eine Kontrastierung mit bäurischer Ignoranz. Neben sprachgeschichtlich erklärbaren Varianten (so z.B. konsequent liebe für minne) ergeben sich in Nü3 durch einige Wortvarianten inhaltliche Akzentverschiebungen: Die Lehre wird durch eine Magd gegeben (Nü3 1: zuo ainer diernen) und richtet sich an bartlose (jugendliche?) Männer (ungeschickte Kontraktion der Verse Go1 11–14 zu den Versen Nü3 11f.: Wann sich ain man on ain bartt | zuo ainer frawen schlaffen gatt). Durch Nü3 14 Als ob er sie welle kauffen statt Go1 16 Als er sie wolle rauffen wendet sich die Kritik hier vielleicht gegen die Prostitution. Überschrift: – Inha lt: (Nach Go1) · Der Text kommt vollständig ohne Ich-Sprecher aus und beginnt sofort als Er-Erzählung: Ein knappe (1) fragt eine Dame, wie ein Mann sich in der Liebe verhalten solle, damit beide Partner gleichermaßen Freude daran hätten (5f.: Wie sol ein man der minne phlegen | Das sie in beiden gelich muge wegen). Die Dame antwortet unter dem Vorbehalt, hier ihr eigenes Empfinden zu verallgemeinern: Der Mann solle, wenn er sich mit einer Frau hinlege, diese nicht gleich stürmisch bedrängen, sondern die Lust erst langsam kommen lassen: erst durch Umarmungen und Küsse; dann solle er die Brüste fassen und mit den Hände an den Seiten hinunterfahren bis

B355 Der schwierige Liebesbrief

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zur Scham (28f.: vntz vf den sal | Do der minne buschel stet) und schließlich den gesamten Körper umklammern. Wenn die Minne auf diese Weise entzündet sei, solle er die Vereinigung anstreben (35: verhüllt benannt als ›freudebringende Freude‹), worauf sich ein großer ›Minnekampf‹ erheben könne (36f.: ein michel strit  | Von der minneclichen natur). Die Frau beklagt, dass solches Verhalten vielen bäurischen Männern unbekannt sei, die zudem nach dem Vollzug das Interesse verlören. Unvermittelt folgt nun die Affirmation des Gesagten durch Damen, deren Anwesenheit bei diesem Gespräch durch eine Inquit-Formel suggeriert wird (44: Die frawen sprachen alle daz ist war). Wer den Rest des Textes spricht, ist unklar: Man solle die Minne solchermaßen höfisch betreiben (45: Mit gar hubslichen dingen), damit beide Partner etwas davon hätten. Es fogt eine Titelangabe (49: Diz ist der minne lere) und ein Segenswunsch, dass Gott ›uns‹ die Freuden vermehre. Sonstiges: Die in der Forschung vorgenommene Deutung des Textes als parodistische, negative Minnelehre stützt sich ggf. auch auf die Überlieferungsgemeinschaft mit der Predigtparodie B348 in Go1. Wenn überhaupt ein parodistischer Impetus des Textes anzunehmen ist, scheint er weniger darauf gerichtet, die offene Propagierung körperlicher Liebe durch die Frau im Sinne negativer Minnelehre und mit Bezug auf die quinque lineae amoris darzustellen und soziologisch im Bauernstand zu verorten, wie Karnein meint. Vielmehr könnte ein komischer Effekt daraus resultieren, dass an die Stelle des Gegensatzes ›körperlose / hohe Minne‹ vs. ›körperliche / niedere Minne‹ der Gegensatz ›gelungene = auf Befriedigung des Partners bedachte Sexualität‹ vs. ›misslungene = bäurisch-grob-ignorante Sexualität‹ gestellt wird und die sexuelle Freude mit den Attributen ›höfisch‹ (45) und ›tugendhaftes Verhalten‹ (47) belegt wird.

B355 Der schwierige Liebesbrief Dialog über den Umgang mit einem untreu gewordenen Liebhaber Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1464–1467

Edition: Mareiner 1999, 116–131 (mit vielen Konjekturen und nhd. Übersetzung) Literatur: Wachinger 2VL 11 (2004), 1396f.

Überlieferung: Ne S. 483–487; ca. 199 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ne im Kontext von Minnereden; mehrere verderbte Passagen. Die Textherstellung im Stile freizügiger Konjekturalkritik, wie sie Mareiner 1999 betreibt, ist unbefriedigend.

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B355 Der schwierige Liebesbrief

Überschrift: Wie ain fröw ain prief schrib Inha lt: (Nach Mareiner 1999) · A Eingangsszene (1–35): Nach der Rückkehr von der Messe findet der Sprecher bei sich zu Hause in einer abgelegenen Kammer eine Dame sitzen. Der Sprecher versteckt sich neben der Tür und beobachtet, wie sie zunächst zwei Briefe zu schreiben beginnt, diese jedoch noch unvollendet in Stücke reißt (30f.: zuo stucken und zuo hadern | ryß sy aber den brieff ). Als der Sprecher darauf aus seinem Versteck tritt, um der Dame ungebeten (34) einen Rat zu geben, wie es die Narren tun, springt sie erschrocken auf. B Gespräch (36–201): Der Sprecher begrüßt die Dame und fragt, warum sie die Briefe zerrissen habe (39: von zornes wegen oder wie?) i Sie nimmt den Sprecher bei der Hand, bittet ihn, sich zu ihr zu setzen, und berichtet, es sei ihr nicht gelungen, etwas nach ihrem Wunsche zu schreiben. i Der Sprecher fragt, ob es um ein ›Lied‹ (46) gehe oder um ains knaben geschäfft (47). i Die Dame antwortet, sie werde von einem schönen jungen Mann ›geäfft‹ (48), denn sie habe diesem absolut vertraut und er habe ihr vielmals mit den schönsten Worten die Treue geschworen, nun habe sie aber von seiner Untreue gehört. Sie bittet den Sprecher um Rat, wie sie sich mit Anstand von diesem Mann trennen könne. i Der Sprecher erklärt sich bereit, die Dame zu beraten. Er habe den Eindruck, jemand hetze die Dame gegen den jungen Mann auf, indem er schlimme Geschichten über ihn erzähle. Sie solle daher nicht zu schnelle Schlüsse ziehen. Der Sprecher sei immer vorsichtig gegenüber Lästerern. i Die Dame lacht und sagt, dass der Sprecher gerade richtig gekommen sei, denn sie habe sich im Schreiben beinahe vergessen. Nun möchte sie seinem Rat folgen. Hätte sie gleich erkannt, dass ihr Geliebter untreu sei, hätte sie sich seiner nie angenommen. Sie wisse schon länger als ein halbes Jahr über alles Bescheid, habe aber bisher niemandem davon erzählt. i Es folgt eine umfangreiche Unterweisung (119–167) durch den Sprecher: Die Dame solle weiterhin gutes Benehmen zeigen, den Schein wahren, aber den Mann aus ihrem Herzen entlassen. Man müsse in der Trauer scherzen und im Glück Schmerz zeigen. Man solle seinen Mantel stets nach dem Wind hängen (Sprichwort). Wenn sie ihre Treue bewahre, würde sie keine Schmach erfahren, vielmehr würden ihr er und selde (139) folgen. Schimpfwörter (140: scheltwort) solle sie vermeiden, um nicht den Eindruck zu erwecken, er würde mit ihr streiten. Wenn sie es aber nicht lassen könne, einen Brief zu schreiben, solle sie ihn wie folgt verfassen: Zunächst solle sie dem jungen Mann ihren Dienst und ihre Ergebenheit versichern und ihm dann mitteilen, dass sie von seiner Untreue wisse. Sie habe daher den Entschluss gefasst, sich von ihm zu trennen. Sollte der junge Mann weiterhin um sie werben, solle sie weder darauf reagieren, noch einen weiteren Brief schreiben. (Der Rest dieser Rede des Sprechers ist unverständlich; ebenso ein Teil der nachfolgenden Passagen) i Die Dame drückt aus, dass ihr die Worte des Sprechers gefallen haben. Daraufhin nennt sie ihm ein ›altes Sprichwort‹ (171), das in dieser Welt gelte: Wer seine Ehre schützen wolle, müsse sich ebenso vor der Wölfin (178: wulpin; oder ist ein Welpe gemeint?) wie vor dem Wolf hüten. Sie wiederholt ihren Ärger über ihren Geliebten und benutzt einen

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sprichwörtlichen Vergleich, deren Bezug und Sinn unklar bleibt: ›… so wie ein Angeber (185: bocher) nicht Bischof wird‹. Der Geliebte solle sich wie ein Wolf vor der Dame ducken, da sie über ihn Bescheid wisse. i Der Sprecher bittet erneut, dass sie seinen Rat befolge. i Die Dame ist von der Aufrichtigkeit des Sprechers überzeugt. Dem jungen Mann möchte sie nun nichts anderes schreiben, als dass sie sich geirrt habe. Sie trägt dem Sprecher auf, sich ums Essen zu kümmern. C Schluss (202–204): Der Sprecher gehorcht der Bitte der Dame und verlässt das Zimmer. Als sie den Brief beendet hat, folgt sie ihm. Para l lelen: In offensichtlich engem Zusammenhang (Vorlage? Umbearbeitung?) steht Z60, wo in fast wortgleichen Passagen ein Mann einen Trennungsbrief an eine Dame schicken will. – Schwierigkeiten mit der Abfassung eines Briefes werden auch in B213 thematisiert.

B356a Der Frau Venus neue Ordnung A Erzählung von der Erleichterung der Minneregeln, die Frau Venus in einem Brief mitteilen lässt. Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (Fr)

Literatur: siehe B356b

Überlieferung: Vulgatfassung: Fr 1ra–2ra; 212 V. Lo1 190v–193v; 212 V. Lo4 125r–128r; 212 V. Eigenständige Fassungen: Be3 271v–276r; 233 V. Nü3 112r–112v; 192 V. Teilüberlieferung: He3 396v–398r; 89 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert von der 1. Hälfte des 15. Jh. bis 1530 (Nü3 und Be3 aus dem 16. Jh.); B356a ist ausschließlich in Minneredengruppen überliefert: In Fr als erster Text einer Gruppe von Überlieferungsschlagern, in Lo1 am Ende einer Sachsenheim-Hs. (nach

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B356a Der Frau Venus neue Ordnung A

einem deutschen Cato), in Lo4 mitten in einem umfangreichen Minneredenteil, in Nü3 in einer kleineren Minneredengruppe, in Be3 in der zweiten Minneredengruppe sowie in der großen reinen Minneredenhs. He3. Fr, Lo1 und Lo4 überliefern die ›Vulgatfassung‹ (hiernach die folgenden Versangaben). Be3, Nü3 und He3 weisen dagegen zahlreiche Varianten, Zusatzverse und Auslassungen gegenüber der Vulgatfassung auf. Verlorene Zwischenstufen sind wahrscheinlich. Separat verzeichnet ist die B-Fassung (B356b) der Minnerede. Im einzelnen: Be3 hat gegenüber der Vulgatfassung 31 Zusatzverse und 10 ausgelassene Verse, zudem sind mehrere Verse völlig umgestaltet; statt der vier Anfangsverse der Vulgatfassung bietet Be3 eine gattungsgemäße Spaziergangseinleitung, wodurch Teil A seinen Charakter als Prolog verliert. Nü3 hat gegenüber der Vulgatfassung 20 Zusatzverse und 40 ausgelassene Verse; der gesamte Prolog fehlt (Textbeginn mit 23); der Sprecher wird einmal gsell hans genannt (86); zweimal wird in umgestalteten Versen das Dichten thematisiert: Mit singen sagen oder dichten (154) und Mit Rimensprechen oder kunst (201). He3 überliefert nur Teil C und D, die gegenüber der Vulgatfassung 25 ausgelassene Verse und acht Zusatzverse aufweisen, wobei alle Zusatzverse und vor allem eine größere Auslassung in Teil D (185–198) auf Verwandtschaft mit der B-Fassung in Mü6 (siehe B356b) weist. Überschrift: Von ainem kallten prunn (Lo4) Ain spruch von fraw Venus (Nü3) Inha lt: (Nach der Vulgatfassung) · A Prolog (1–18): Bescheidenheitstopos: Statt hohe Kunst zu verfolgen und nach der Vernunft zu reden, ›imaginiert‹ (4) der Sprecher, was Gott und die Natur wirken; besonders der Mai bringe so viel Schönheit hervor und zwinge Mensch, Vogel und Tier, dasselbe zu tun. B Erzählung (19–105): Spaziergangseinleitung nimmt die Prologthematik auf: Der Mai zwingt den sorgenvollen Sprecher, in einen Wald zu einer Quelle zu wandern. Am Waldrand begegnen ihm zwei Damen auf Pferden, die ebenfalls dorthin wollen. Der Sprecher setzt sich hinter eine Dame aufs Pferd. An der Quelle hilft er ihnen beim Absitzen. Die Damen singen ein ›Hoflied von der neuen Minne‹ (79), wobei sie ›tenorieren, diskantieren mit Quinten und Quarten‹ (81–83). Auch er soll singen oder erzählen, aber er weiß nichts Passendes. Die Damen fragen, ob er sich an die alte oder an die neue Minne halte. Da der Sprecher den Unterschied nicht kennt, geben die Damen ihm einen Brief von Frau Venus zu lesen. C Brief von Frau Venus (106–174): Frauen und Männern ist es ab sofort erlaubt, drei Geliebte zu haben, um den Orden der Minne etwas leichter zu machen. Jeder Geliebten soll man vormachen, sie sei die einzige; man darf sich aber nicht beklagen, wenn die Geliebte dasselbe tut. Die Liebenden sollen nicht ständig einander hinterherlaufen und sich nicht kontrollieren. Dieses Statut gilt nicht für junge Knaben, Klaffer und Frauen, die mit Narren Umgang pflegen oder sich nicht höfisch verhalten kön-

B356b Der Frau Venus neue Ordnung B

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nen. Briefschluss mit juristischen Fachausdrücken: Falls jemand ›widerrufen‹ und dagegen ›appellieren‹ wolle, solle er vor Frau Venus ›disputieren‹ (166–168); parodierte Datumsangabe: ›als man zählte tausend Frauen und zehn Hundert hübscher Knaben‹ (171–174). D Fortsetzung von B (175–212): Die Damen fragen, wie ihm ihr neuer Orden gefalle; der Sprecher sagt, dass er allein nach dem Willen einer einzigen Dame lebe und das sei schon schwer genug; wenn er drei solcher Damen haben müsste, wollte er lieber begraben sein. Die Damen verabschieden sich mit der Mahnung, von der beständigen Liebe zu einer Frau abzulassen, denn das bringe immer nur tägliche Qual.

B356b Der Frau Venus neue Ordnung B Erweiterung von B356a: Widerruf des Venusbriefes durch einen Brief von Frau Staete Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1853a, 1407–1416

Datierung: früheste Überlieferung nach 1473

Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 857f.; Lieb 2005, 153f.; Klingner/Lieb 2006, 152; Lieb 2008, 203; Matter 2013

Überlieferung: Mü6 54v–63r; 338 V.

Beschreibung der Überlieferung: Gegenüber den Fassungen in B356a hat Mü6 zusätzlich die Teile E bis G, die die Handlung fortführen und die Gesamtaussage erheblich verändern. In Teil A bis C hat Mü6 20 Verse mehr als die Vulgatfassung (verteilt auf fünf Stellen), dagegen fehlen nur drei Verse (12 und 53f.); in Teil D fehlen (versehentlich?) 14 Verse (185–198) sowie die sechs Schlussverse (207–212); insgesamt bietet Mü6 keinen guten Text (vielfach überlange Verse, teilweise Entstellungen). Die B-Fassung von ›Der Frau Venus neue Ordnung‹ steht in einer MinneredenGruppe: Von den sieben Minnereden sind vier nur hier überliefert, drei davon haben ein weibliches Ich (zwei davor unmittelbar vor B356b). Überschrift: Ein ander spruch Inha lt: A Prolog wie B356a, mit Ergänzung der Verse 16af. (auch in Be3): der Mensch betrachte mit seiner fantasey (16b) das Wesen der Dinge und handle nach Art und Können: Singen sagen vnd auch lesen (16d). B und C wie B356a.

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B357 Der Baum der Minne

D Nach der Frage, wie ihm die neue Ordnung der Minne gefalle, bittet der Sprecher um Bedenkzeit und genauere Unterweisung, worauf die Damen ihn verspotten und seine Entscheidung zum Liebesleid durch Festhalten an der ›alten Minne‹ bedauern (dies ist in der Vulgatfassung durch das Bekenntnis des Sprechers zu seiner einen Geliebten besser motiviert). Der Abschied ist sehr kurz (Fortreiten der Damen wird nicht erwähnt). E Fortsetzungsgeschichte (213*–248*): Eine junge Dame, die Botin von Frau Staete, reitet zum Sprecher und berichtet, dass Frau Staete den Brief von Frau Venus zu lesen bekommen und sich beschwert habe. Daraufhin habe Venus einen zweiten Brief ausgeschickt, in dem sie den ersten widerruft. Auch Frau Staete habe einen Brief geschrieben, den die Botin nun vorliest. F Brief von Frau Staete (249*–335*): Gruß, Beschreibung des Anlasses und Zusammenfassung des Venusbriefes (mit wörtlichen Zitaten), die Widerlegung besteht darin zu bekräftigen, dass die einzige rechte Liebesform treue Liebe zwischen zweien ist; gegen Ende Ächtung der Frau Venus und aller, die Bosheit für Ehre halten; vor denen möge Gott die Frauen behüten. G Ende (336*–339*): Es folgen vier Schlussverse des Sprechers mit Dank und Abschied. Para l lelen: Von einer ähnlichen Gegenüberstellung der alten und neuen Minne erzählt auch B451.

B357 Der Baum der Minne Minneklage mit eingebetteter Minnelehre, in der der Sprecher die Minnetugenden mit Zweigen eines Baumes vergleicht (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1405–1408

Edition: Serrure 1855, 397–401 Nr. 60; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 292–295 Nr. 34 Literatur: –

Überlieferung: Bs1 42rb–42vb; 120 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Bs1 zwischen gereimten Devotionstexten und einem kurzen geistlichen Prosatext (angedeutet als De Ewangielie in Dietsche).  – Unterschrift: Item desen sproke hout C ende XXV [recte: 120] verse. – Sprache: Niederländisch.

B357 Der Baum der Minne

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Überschrift: Den boem van Minnen Inha lt: A Minneklage (1–44): Der Sprecher klagt, dass sein Herz von einer treuen Liebe zu einer höfischen Dame verzehrt werde. Er sei von einem Pfeil so getroffen, dass er keine Ruhe empfinden könne, bevor sie sich um ihn kümmere. In direkter Hinwendung zu seiner Minnedame (Apostrophe) bittet er um Gnade. Sofort als sie ihn angesehen habe, sei er gefangen worden. Aufrichtige Liebe zwinge ihn dazu, seine Liebesnot zu klagen. Er lege sein Haupt in ihren Schoß und sei für immer ihr Diener. Er bittet sie, ihn von seiner Qual zu befreien. B Tugendallegorie (45–79): Der Sprecher beschreibt für seine Dame die Minnetugenden mit Bezug auf die sieben Zweige (47: VII telgen) eines Baumes, wobei pro Tugendzweig je vier Verse verwendet werden. Gemäß dieser Tugenden sollen Frauen sich verhalten: Treue, Weisheit, Demut, Freigebigkeit, Tugend, Furcht und Vorsicht (Besonnenheit). C Weitere Lehren und Klagen (80–120): Der Sprecher rät seiner Dame, dass sie sich nicht betrügen lassen solle. Denjenigen, die viele Worte redeten, solle sie misstrauen. Sie solle Männer nicht verspotten und Liebende in Frieden lassen. Darüber hinaus solle sie es nicht herumerzählen, wenn jemand sie liebe, sich vor Lastern hüten und niemanden verleumden. Sie solle die Zweige des Baumes im Auge behalten. Abschließend (ab 108) nimmt der Sprecher die Klage vom Anfang wieder auf: Er bittet sie, ihn aus seinen Schmerzen zu erlösen, und versichert, dass er ihr treuer Diener bleibe. Er empfiehlt sie Gott und Maria. Die Rede endet mit Amen.

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B358 Bergfried der Minne

B358 Bergfried der Minne Minneklage und -lehre mit allegorischer Auslegung der vier Säulen eines Hauses der Minne; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh. (Be10) Überlieferung: Be10 61vb–63va; 276 V. Wi13 37r–41r; 276 V.

Edition: von der Hagen 1846, 328–336 (nach Be10); Pfeiffer 1866, 165–168 (nach Wi13) Literatur: von der Hagen 1846, 336f.; Roethe 1900, 163f. und Anm. 1; Matthaei 1907, 18; Blank 1970, 96, 160 und Anm. 103; Glier 1971, 262–266, 279–283; Rheinheimer 1975, 10, 14–16, 23–25, 45, 64–66; Glier 2VL 1 (1978), 721f.; Wallmann 1985, 297; Beckers 1989, 43; Janota 2004, 341; Klingner/Lieb 2006, 158f.; Tervooren 2006b, 181, 186

Beschreibung der Überlieferung: Der ripuarische Text dringt nicht über seinen Entstehungsraum hinaus. Die ripuarische Sammelhs. Be10 (Mitte bis 3. Viertel 14. Jh.) überliefert ihn als letzten Text in einem zentral platzierten Minneredenblock (typologisch vielfältige Kleinformen lokaler Provenienz). B358 und B477 sind die beiden einzigen Minnereden von Be10, die umfangreicher ausfallen und in lokaler Überlieferung vollständig und mehrfach aufgezeichnet werden. Be10 stammt aus der Blankenheimer Bibliothek, die ein Interesse für Minnereden-Hss. hat. Bei der Einführung der vier Säulen (105, 129, 165, 197) findet sich jeweils ein rotes D. In der über ein Jh. später (Köln [?], um 1481) aufgezeichneten Minneredensammlung Wi13 erhält der Text eine zentrale Position in einer Minnereden-Gruppe, die zu Aufzählungen und reihenden Systematisierungen neigt. Die Überschrift steht in einem Spruchband, das D der Versanfänge bei Einführung der vier Säulen ist jeweils als Initiale gestaltet. Keine signifikante Varianz, nur bisweilen Wortumstellungen und -varianz, wobei Be10 die besseren Lesarten anbietet. Ursprüngliches minne wurde in Wi13 konsequent in leffte umgeschrieben, auch wenn es den Reim zerstört (29/31, 109/111, 161/163, 266/268, das Reimwort ist jeweils synne). Eine strophische Absetzung von Kreuzreimgruppen, wie sie die Editionen vornehmen, findet sich in den Hss. nicht. Überschrift: Der minnen bergfrit (Be10) Dijt is de berchfrede d’ lefften (Wi13)

B358 Bergfried der Minne

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Inha lt: (Nach Be10) · A Exposition (1–18): Der Sprecher liegt zur Maienzeit auf einem Abhang und erfreut sich an der schönen Natur (Vogelgesang / Nachtigall, Wald, Sonnenschein, Blumenvielfalt, Berg, Fluss). Später setzt er sich an den Fluss (16). B Minneklage und Preis der Geliebten (19–90): Ein banges Gefühl ergreift ihn, und er denkt an seine Geliebte, deren innere und äußere Vorzüge sein Herz gewonnen haben. Auf Rat der Minne bzw. Frau Venus (31, 38) versichert er, immer in ihrem Dienst sowie ihr Erbe und Leibeigener sein zu wollen. Aus ihr würden viele Tugenden ›fließen‹ (55), und sie sei eine Bastion gegen Untugend, Untaten und Schande. Frau Ehre habe sie bekleidet. Zu wem sie ›Ich bin dir gut‹ (74) sage, der freue sich sehr. Das Joch ihrer Minne drücke den Sprecher, ein lieblicher Blick bringe ihm Freude und Leid. C Architekturallegorie (91–232): Wenn seine Geliebte ihm ihre Gunst schenken würde, wolle er ein Haus bauen, das vor Untreue, Neid und den Winden des Zweifels schütze. Er würde es auf vier tragenden Säulen errichten, die er im Folgenden nacheinander im Hinblick auf die Lehre der ›rechten Minne‹ (270) auslegt und jedesmal erneut in ihrer Relevanz für sich selbst bestätigt: 1. Säule: ›Heimlichkeit‹ (105–128): Ohne Heimlichkeit (105: huo de) sei keine beständige Minne möglich. Zwar bringe verborgene Minne Herzenskummer, aber sie gewinne größeren Lohn als claffen uil (126). Redensart: ›Von Denken und Schweigen kommt oft große Freude‹ (127f.). 2. Säule ›Ehrlichkeit‹ (129–164): Ehrlichkeit (Wahrheit) sei besonders bei Männern gefährdet. Ihre Lügen würden sie aber letztlich immer wieder einholen und auch das Verhalten der Frauen ihnen gegenüber negativ beeinflussen. Oft werde der Lügner auch bei seinen eigenen verlogenen Worten voller Schande rot. Der Sprecher bekräftigt, dass ihm persönlich Gegenliebe wertvoller sei als ein Geschenk des Kaisers (Kaisertopos) und dass er der Wahrheit immer ergeben sei. 3. Säule ›Treue‹ (165–196): Treue sei die Kardinaltugend. Ihr hoher Wert wird auch sprachlich betont durch anaphorische, parallele Satzkonstruktionen (181–187) und variierende Verwendung des Schlüsselbegriffes truwe. Den Männern aber, die nuwer trvwen (170) pflegen, widerstehe die Gunst der Frauen. Der Sprecher äußert den Wunsch, dass Gott diese Minnefeinde mit Leid überhäufen möge. 4. Säule ›Beständigkeit‹ (197–232): Unermüdliche Beständigkeit, d.h. auch Hoffnung bis zum Tod, sei eine hohe Kunst und könne Frauen sogar in einen solchen Zugzwang setzen, dass sie selbst zu ›Leibeigenen‹ (230) werden. Sie stehe in absolutem Gegensatz zu Unbeständigkeit, Wankelmut und unlauterem Werben. D Schluss (233–276): Der Schluss ist dreigliedrig: 1. Moralische Schlussapostrophe: Die vier Tugenden der Minne werden wiederholt und Frauen und Männern zugleich ans Herz gelegt, damit ihr Haus gut gebaut sei (233–246). 2. Eher an die Männer wendet sich eine weitere Schlussapostrophe, in der vor Wankelmut gewarnt wird und als höchste Belohnung Geselschaf. minne. inde wifliche guonst (261) versprochen werden (247–264). 3. Noch ein weiteres Mal nimmt der Sprecher Kontakt mit dem Publikum auf (265: Nu wist alle). Er nennt den Titel des ›Spruchs‹: bergfrit der minen (266) und verschweigt beredt seinen Namen: Dieser sei dem Publikum unbekannt, es könne ihn aber daran erkennen, dass er gerne reine Frauen lobe (265–276).

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B359 Das nackte Bild

Para l lelen: Ähnliche Architekturmodelle in B423, B496, B486; Verschiebung von ›Huote‹ von einem äußeren zu einem inneren Kontrollorgan auch in B497 und B508 (vgl. Rheinheimer 1975, 293 Anm.  33f.); ähnlich dreigliedriger Schluss (moralische Schlussapostrophe verbunden mit Titelangabe und anspielungsreicher Verfassernennung) auch in B497; Tendenzen zu Aufzählung und Systematisierung auch in B307, B339, B364, B381, B395, B423, B444, B496, B516.

B359 Das nackte Bild Von der Deutung einer nackten Minne-Darstellung ausgehende Belehrung einer Dame durch den Sprecher über die Rolle der Natur und der Elemente in der Liebe, mit Verweisen auf Exempelfiguren des Alten Testaments Ve r f a s s e r : Elbelin von Eselsberg Datierung: früheste Überlieferung um 1467 (Ne) Überlieferung: He3 439v–448v; 551 V. Mü19 415r–424v; 509 V. Ne S. 463–482; 559 V. Pr2 196r–204v; 548 V. St5I 213r–213v; 38 V. St5II 228r–238v; 548 V. We4 64r–68v; 255 V.

Edition: Haltaus 1840, 364–370 Nr. II 68 (nach Pr2); Keller, A. 1856, 28f. V. 510–547 (nach St5/) und 32–48 (nach St5/); Graff 1927, 91–107 (nach St5) Literatur: Geuther 1899, 37, 152–154; Matthaei 1907, 22; Glier 1971, 341f., 347, 371; Schmidberger 1978, 168–174; Kasten 2VL 2 (1980), 466f.; Karnein 1985, 245f.; Schnell 1985, 307f., 496; Uhl 2010, 140

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Gattungen in den Sammelhss. Mü19, Pr2 und We4. In St5 begegnet der Text an zwei Stellen: Einmal als Einschub in B230, der wohl durch ein Abschreibeversehen entstanden ist (das Fragment St5I entspricht St5II 511–548), und dann am Anfang einer Minneredengruppe (allerdings fehlen hier die Blätter 239f. zwischen B359 und dem folgenden Text B401). Innerhalb von Minneredengruppen steht B359 in den Hss. He3 und Ne. Die Zuschreibung des Textes an Elblin von Eselsberg in den Schlussversen (St5, Pr2, Ne) fehlt in He3. Mü19 508f. erwähnt an derselben Stelle den Namen Albel von Elsasperck: Ich treib nur weise werck | also sprach lipel albel von elsasberck. In Ne begegnet ein Kolophon, dem die Datierung der Abschrift und somit der ältesten Überlieferung zu entnehmen ist: et sich est finis alleluia anno domini moccccolxvij jar ja jwar amen 1467. Trotz des unterschiedlichen Umfangs von B359 in den einzelnen Überlieferungsträgern führen die Zusatzverse, die an verschiedenen Stellen vorkommen, zu keinen größeren Veränderungen des

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Sinns. Durch zahlreiche Varianten unterscheidet sich das We4-Fragment von den übrigen Hss. Dabei sind einige Gemeinsamkeiten mit dem Text in Mü19 festzustellen. Überschrift: Das nackat pild ain spruch (Mü19) Das nackent pilde vnd ain Maisterliche tieffe rede (Pr2) Die Schule der Liebe (We4; wohl neuzeitlicher Nachtrag) Inha lt: (Nach St5II; Zitate und Verszählung nach Keller, A. 1856) · A Spaziergangseinleitung (1–64): Eines Morgens hört der Sprecher, noch ganz in Gedanken, den Vogelgesang: Galander, Lerche und Nachtigall ›bekämpfen sich‹ mit Gesängen, bis die Nachtigall mit ›Quintieren oben und unten‹ (18f.) die anderen übertrifft und gewinnt. Der Sprecher versteht, dass der Mai dadurch verkündet worden sei, und bricht unverzüglich auf. Sein Spaziergang führt ihn über eine breite Straße zu einer Aue, wo er auf eine Gruppe von prachtvoll gekleideten Damen trifft. Der Sprecher beteuert, ihre unvergleichliche Schönheit nicht beschreiben zu können (Überbietungs- und Unsagbarkeitstopos). Zwar sind alle Kleider reichlich mit Gold und Perlen geschmückt, doch der Sprecher ist von einem Bild auf dem Mantel einer der Damen am meisten beeindruckt. Es ist eine gekrönte Gestalt, die plos als adamm | Vnd nackend aller ding (52f.) von hinten dargestellt. Zunächst traut sich der Sprecher nicht, die Dame nach der Bedeutung dieser Darstellung zu fragen, doch bewegt ihn die Neugier später doch dazu. B Gesprächsbeginn (65–145): Der Sprecher bittet die Dame um die Deutung des Bildes. i Die Dame willigt ein, fordert aber als Gegenleistung das Versprechen, er möge ihr eine Bitte erfüllen. i  Der Sprecher verspricht es ihr. i  Daraufhin erklärt sie, dass die Gestalt, die sie Nach der obentewr sitt (77) auf dem Mantel trage, die Liebe darstelle. Diese sei ihr jedoch zu wenig bekannt (86–88: Von welcherley geschlecht | Die werd liebe mocht gesein, | Weib, mann oder tieres schein), als dass sie sie von vorne sehen könne. i Der Sprecher fragt sie, warum die Gestalt der Liebe nackt sei. i Die Frau antwortet, dass sie die Liebe zwar beim Namen nennen könne, jedoch sei sie ihr so unbekannt, dass das Bild ohne Kleider bleiben müsste. Darauf erinnert sie ihn an sein Versprechen. i Der Sprecher zeigt sich bereit, dem von Köln bis Wien (113: Von kolen pis gein wienn) geltenden Recht zu folgen und Dienst mit Dienst zu vergelten. i Die Dame fordert eine Minnelehre: Er solle ihr das Bild umdrehen und mit wortenn (125) reichlich bekleiden. So wolle sie wissen, wie und was die Liebe sei, woher sie komme und ob sie tugendhaften Frauen nutze oder schade. i In seiner Antwort beruft sich der Sprecher auf sein Buchwissen (142: Ich sag euch, ich hann gelesen). C Erste Lehre: Die drei Arten der Liebe (146–217): Der Sprecher weiht die Dame in die drei Arten der Liebe (Gradus amoris) ein: 1. Anhebend lieb (150), das ist die spontane Zuneigung; 2. Zunemend lieb (151), das ist die in beständigem Dienst wachsende Liebe (178f.: Verweis auf einen weisen Lehrer, der die Erkennbarkeit der Liebe an Taten behauptet); 3. Gantze lieb (152), das ist die vollkommene Liebe, die Leid und Schande ausschließe und die Ehre der Frau berücksichtige (200–202: Definition der

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B359 Das nackte Bild

Liebe: Das die liebe an jrem wesen | Nit anders ist nach meiner künst, | Dann habenn gen lieb freuntlich günst). Lehrgestus und Selbstinszenierung des Sprechers als Dichter (205–218): In einem Wort-Gleichnis erklärt der Sprecher erneut das Wesen der Liebe, die er ihr verschribenn (215) habe. Dabei wird ein ticht (213), wohl als Quelle, erwähnt. Somit habe er ihr Bild umgedreht und wolle es nun bekleiden. D Zweite Lehre: Wesen und Herkunft der Liebe (218–353): Der Sprecher erläutert die von der Natur gelenkte Entstehung der Liebe. Die Natur habe nämlich für jede Art von Verlangen eine Befriedigung geschaffen: Wasser für den Durst, Fleisch und Brot für den Hunger. Genauso sei es im Falle der leiplichs lusts not (230). Man müsse das lieben, was die Lust, die man empfinde, stille. i Die Dame fragt nach, wie die Liebe aus der Lust entstehen und man dennoch die auserwählte, richtige Person dabei von den anderen unterscheiden könne. i Der Sprecher findet diese Frage berechtigt und erwidert, dass die Naturlich schrifft (277; Buch der Natur?) zeige / bezeuge (277: zuget), wie die vier Elemente zur Entstehung der Liebe entscheidend beitragen würden. Erde, Wasser, Feuer und Luft wirkten aber unterschiedlich auf einzelne Menschen. Jeder empfinde auf natürliche Art und Weise Zuneigung zu dem Menschen, der einem am nächsten stehe. i Die Dame fragt weiter, wieso auch Menschen, die sich sehr verschieden sind, einander lieben können (309f.: Do ains was heiß, das ander kalt | Der an natur ungeleich gestalt). i Der Sprecher beantwortet die Frage anhand einer Isidor von Sevilla (316: Ein maister heist Isiderus) zugeschriebenen Lehre von den vier ›Sachen‹, die einen von seiner angeborenen Art abbringen können: Erziehung (gutes Benehmen), Schönheit, adlige Abstammung und Reichtum. Jedem Menschen sei eine zweifache Wahl eigen. Die erste sei von der Natur bestimmt (Mischung der Elemente) und die zweite von der Vernunft: Diese rate dem Menschen aus den genannten vier ›Sachen‹ eine auszuwählen, die er besonders schätze. So könne sich der Mensch der Natur und den Elementen entziehen. E Dritte Lehre: Sollen Frauen lieben oder nicht? (354–538): Zur letzten der drei ursprünglichen Fragen der Dame meint der Sprecher, dass beides richtig sei. Er könne weder ohne Vorbehalt dazu raten noch davon abraten. Er unterscheidet zudem zwischen Liebe und Minne als Gegenpolen (386f.: So dann die mynn vns ruret, | So fleuhet auß frawen liebe). Vor der Gefahr der Minne, hier als sexuelles Begehren aufgefasst, warnt er mit Exempelfiguren aus dem Alten Testament, die unter der Minne leiden mussten. Als erstes Beispiel erzählt er die Geschichte von der Vergewaltigung der Thamar durch ihren Bruder Amnon, durch die sich seine Liebe in Hass verkehrte (die Namen der Figuren werden nicht genannt, es heißt V. 394 nur: In dem buch der kunig, d.h. II Sam 13). Anhand dieser biblischen Episode kritisiert er die Minne als unkeusch, maßlos und furchtlos; sie gleiche einem kleinen Jungen, der Seele, Leben und Besitz aufs Spiel setze. Dafür bringt er weitere Beispiele: David, der durch sie zum Mörder und Ehebrecher geworden sei; Salomon, der auf Geheiß schöner Damen Abgötter auf ein Brett malen ließ und diese anbetete; und Samson, der seine Kraft und sein Leben durch Delila (461: dalida) verloren habe. Seine Mahnung zur Bewahrung der weiblichen Ehre (ehrhafte Minneerfüllung) unterstreicht der Sprecher mit einem Salamander-Gleichnis (483–516): Wie der Salamander, die giftigste Schlange der Welt, einen Baum vergiften und unrein machen könne, so wirke auch die unkeu-

B360 Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei

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sche Minne zerstörerisch auf den Namen und Ruhm einer Frau. Er warnt vor dem Verlust der Würde und Tugendhaftigkeit: Halt rein dein er, als das gold, | So ist got vnd die welt dir hold (537f.). F Schluss (539–548): Der Sprecher erbittet die Verzeihung der Frau und der anderen Damen für den Fall, dass er unklar gesprochen hätte. Zugleich entschuldigt er sich in einem Bescheidenheitstopos für seine Vnweiße wort vnd thüme werck (547) und nennt sich zum Schluss als Verfasser Elbelin von Eselsberg. Der Text schließt mit ›Amen‹.

B360 Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei Allegorische Selbstauslegung der personifizierten ›rechten Liebe‹ mit anschließender Minneklage eines Mannes (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1450–1470 Überlieferung: Dr3 2v–3r; 75 V.

Edition: Ehrismann 1891; Achnitz 2006, 144 (Abb.), 164 Literatur: Schulz-Grobert 2VL 10 (1999), 878; Achnitz 2006b, 145–161, 164; Uhl 2010, 123

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Dr3 als Eintrag auf einem ursprünglich freien, der Hs. vorgebunden Blatt. Der Text ist quer zur ursprünglichen Leserichtung eingetragen. Er gruppiert sich in vier Blöcken um eine offensichtlich von gleicher Hand stammende Federzeichnung einer geflügelten, nackten Frauengestalt. Überschrift: – Inha lt: A Vorspruch (1f.): Der Text empfiehlt sich als Lehre für den, der nicht waysz waz rechte lieb sey (1). B Allegorische Lehrrede der ›Rechten Liebe‹ (3–60): Die ›rechte Liebe‹ tritt als Sprecherin auf. Sie redet einen Gesell (4) an, den das Wissen über die Liebe vor erneutem Schaden bewahren soll. Dazu nennt sie vier ihrer körperlichen Merkmale und Eigenschaften: Sie sei nackt und blind, besitze Flügel, aber keine Arme. Sie bekräftigt, in dieser Gestalt alle Menschen zum Narren zu halten. Dann legt sie die genannten Merkmale auf ihre Funktionen aus: 1. Die Blindheit verweise darauf, dass die Liebe vom Herzen ausgehe und nicht auf äußerliche Schönheit des Gegenübers achte (15–23). 2.  Mit der Nacktheit verbinde sich keine Scham, da Liebende ohne Scham beieinander lägen. Die Sprecherin weist den Adressaten zurecht, er sei in sei-

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B361 Was ist Liebe

ner Liebesangelegenheit zu zaghaft gewesen und hätte mit beherzterem Auftreten bei seiner Geliebten sicher Erfolg gehabt (24–39). 3. Die Flügel verweisen darauf, dass die Herzen der Liebenden einander zufliegen, auch wenn sie nicht beieinander seien. Erneut weist die Sprecherin den Adressaten wegen falscher Werbung zurecht (unklare Bildlichkeit: Er habe einen beständigen Sperber gelockt, sogar ein Habicht wäre gekommen?) (40–51). 4. Die Armlosigkeit erklärt die ›rechte Liebe‹ damit, dass sich Frauen gegen körperliche Annäherungen, die aus Liebe geschehen, nicht wehren sollten. Dagegen gewährten Frauen aber oft dem Nebenbuhler, was sie ihrem Freund versagten. (52–60). C Liebesklage eines Mannes (61–75): Nach nicht markiertem Sprecherwechsel (der erst in V.  65 deutlich wird) klagt ein männlicher Sprecher über Zaghaftigkeit in der Liebe, das eigene Unvermögen (66: Ich bin gewest ein kint an der lere) und die daraus resultierende Erfolglosigkeit: Seine Geliebte habe ihn ›geäfft‹ und ihm den Lohn der Welt (Undank) gegeben. Er hofft aber dennoch auf Erlösung von seinem Minneleid. Para l lelen: Achnitz 2006b, 146 und 149, verweist auf die Nähe von Motiven und Formulierungen zur ›Minnelehre‹ Johanns von Konstanz (B232). Vgl. auch das zur Traditionsformel erstarrte Allegorese-Modell Amors in B361.

B361 Was ist Liebe Sehr kurze Minnelehre, welche die Insignien der Liebesgöttin und 18 Minnetugenden aufzählt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 148 g)

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 162–164; Rheinheimer 1975, 12, 23–25, 63f.; Blank 2VL 10 (1999), 771f.; Dietl 1999, 132, 150f.

Überlieferung: Wi13 24v; 18 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der wohl aus Köln stammenden Sammelhs. Wi13, zwischen zwei Minneliedern in einer Minnereden-Sammlung, wohl eher eine zufällige Überlieferungsposition (Schreibernachtrag; vgl. Roethe 1900, 162f.). Der Text beginnt wie noch drei weitere vorausgehende (B508, ›Des Wucherers Paternoster‹, ›Knecht Heinrich‹ II) mit abgewandelter Audite-Formel (1f.: Wilt ir eyn weynich van lefften | horen, ich wil begynnen.). minne der Vorlage konsequent durch leffte ersetzt, dadurch Reimstörungen (1f., 7f.).

B362 Bedeutung der Blätter und Blumen

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Überschrift: – Inha lt: A Audite-Formel (1f.): Der Sprecher wendet sich mit einer direkten Apostrophe an das Publikum. Er teilt ihm mit, dass er mit seiner ›Rede‹ beginnen wolle, wenn es daran interessiert sei, etwas über Minne zu erfahren. B Minnelehre (3–14): Als Person tritt der Sprecher im Folgenden ganz hinter seiner kleinen Minnelehre zurück, die durch zwei anaphorische, adversative Satzkonstruktionen (4, 7: noch tant) und Zahlenmagie bestimmt wird. Zuerst präsentiert er das aus der lateinischen Schultradition bekannte allegorische Bild der weiblichen Liebesgottheit mit ihren Insignien Flügel, Blindheit, Krone, Pfeile und Fackel; die Minne überwinde alles (4: se alle dinck vorwint). Dann folgt die eigentliche Minnelehre, die der Sprecher im Literalsinn mit Hilfe von 18 konventionellen Minnetugenden präsentiert, wobei besonders auf die Einbeziehung von Tugenden aus dem Ratio-Bereich (bescheidenheit [9], wysheit [13]) zu verweisen ist. Die Tugenden werden in sechs Versen mit je drei Begriffen zu einer fast magischen Formel zusammengefügt: vorrait, ere, bescheidenheit, | schemede, truwe, eyndrechticheit,| gude, tzucht, saghtmodicheit,| reyne gelait, doget, stedicheit,| vordrach, gelove, wysheit,| warheit, leffte, oitmodicheit (9–14). Zusammen mit der moralischen Schlussformel in C ergibt dieser Katalog eine zehnfache Reimtirade auf -eit (9–18) und verstärkt die beschwörende Wirkung. Die insgesamt 18 V. und 18 Tugenden sprechen ebenfalls für (magische?) Zahlensymbolik. C Moralische Schlussformel (15–18): Der Sprecher verweist zusammenfassend (15: desse pue nte) noch einmal wörtlich auf die Bedeutsamkeit dieser Formel für denjenigen, der der wahren Minne gerecht werden wolle. Dann schließt er mit dem Gemeinplatz, dass wohl niemand etwas dagegen einwenden könne.

B362 Bedeutung der Blätter und Blumen Sehr kurze Auslegung von 27 Pflanzen; versifizierte Fassung von Z75 (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Priebsch 1906a, 329f.

Datierung: Überlieferung Mitte 16. Jh.

Literatur: Priebsch 1906a, 329f.; Rheinheimer 1975, 12, 31f., 58–61, 69–73, 249; Tervooren ²VL 11 (2004), 1613–1616; Tervooren 2006b, 149f., 188

Überlieferung: Bs4 36v–37v; 33 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in lokaler (ripuarischer) Überlieferung verloren, er ist nur in der Mischüberlieferung der späten Hs. Bs4 aus dem Gelderland (?) erhalten, die mit Ausnahme

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B362 Bedeutung der Blätter und Blumen

von B348 fast nur kleinteilige Minnereden (Liebesbriefe, grüße, Minnekasusistik) aufnimmt. B362 ist eine späte Versredaktion einer oberdeutschen Pflanzenallegorese in Prosa (siehe Z75), zugleich auch ein Zeugnis für deren weite Verbreitung. Wegen Textverderbnissen (vgl. hierzu Priebsch 1906a, 29f.) sind einige Pflanzennamen kaum zu identifizieren (19: boesboet [Buchsbaum?], 24: lilach [Holder], 25: laetboem [Lorbeerbaum?], 33: brow9blomen [›Mentha viridis‹ oder ›Alchemilla vulgaris‹?]). Insgesamt sind jedoch bei den Deutungen Sinn- und Wortanklänge der oberdeutschen Prosa erhalten. Nach 19 ist ein Vers ausgefallen. Unter den insgesamt 27 Pflanzen finden sich elf in der Kurzfassung Z75a (Birken, Espen, Hagedorn [d.i. Maßholder], Stechpalmen, Weiden, Eichen Buchen, Weinlaub, Linde, Hagedorn, Schlehdorn; umgekehrte Sequenzen bei den ersten zwei und bei den letzten vier Pflanzen); fünf in der Langfassung I Z75b (zweite Quelle: Farn, Nesseln, Rose, Holder, Vergissmeinnicht) und eine Pflanze (Veilchen) in dem gemeinsamen Zusatzbestand der Langfassungen II und III (Z75c/d). Kirschbaum, Mispelbaum, Pappeln, Akeleien, Wilde Möhren, Brombeerlaub und Heidelbeeren werden exklusiv nur in dieser niederrheinischen Versifizierung überliefert. Drei Pflanzennamen können nicht eindeutig identifiziert werden. Wahrscheinlich gibt es weitere Quellen für diesen Textbestand mit Schwerpunkt auf Früchten und Blumen. Der Text bricht nach 33 ab, was nicht untypisch ist für diese Texte (vielleicht ein ungekennzeichnetes, offenes Ende wie in B380 und einigen Prosafassungen, z.B. Z75). Überschrift: Eyn ander Inha lt: 27 Pflanzen der einheimischen Flora werden in dieser kleinen Versredaktion auf die Gebrauchssphäre in der Minnepraxis ausgelegt. Sie beruht auf einer nicht näher zu klassifizierenden Langfassung der Pflanzenallegorese in Prosa (vgl. dazu Z75). Deren Systematik ist sie vor allem im ersten Teil durch eine Gruppe von Bäumen und großen Sträuchern (Nr. 1–10, 13) verpflichtet. Dabei ist aber der für alle Prosafassungen verbindliche Beginn (›Eiche‹ an erster Stelle, Deutung: Beständigkeit) aufgegeben zugunsten der ›Birke‹ (Nr. 1: bircken harde dwynget). Diese Akzentuierung der leidvollen Seiten der Minne scheint die Auswahl der Pflanzen durchgehend zu bestimmen. Im zweiten Teil scheint eine Gruppe von ›Marien-Blumen‹ (Nr. 16–18, 21, 27) bewusst zusammengestellt worden zu sein. Außerdem herrscht ein gewisses Interesse an essbaren Früchten (Nr. 4, 5, 22–26). Die 27 Pflanzen – entweder direkt oder auch in der variierenden Relativ-Formel Wer […] draget genannt – leiten die Reimpaarverse ein. Nacheinander werden sie schematisch abgehandelt und auf knappstem Raum in direkte, oft kaum mehr nachvollziehbare Beziehung gesetzt zu ihrer allegorischen Bedeutung. Angegeben werden im Folgenden ausschließlich die in dieser Versifizierung exklusiv vorkommenden Pflanzen; bei der Deutung der übrigen wird auf Z75 verwiesen, auffallende Abweichungen jedoch aufgenommen. Die Pflanzen werden in ihrer Reihenfolge benannt (in runden Klammern in Kleinbuchstaben die Referenzen zu den Einträgen der Kurzfassung Z75a, in arabischen Ziffern die zu jenen

B362 Bedeutung der Blätter und Blumen

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der ›Langfassung I‹ Z75b; in eckigen Klammern die zu jenen der ›Langfassung II‹ Z75c). A Einleitung (1f.): Der Sprecher ist in dem gesamten Text nur in der Eingangsformel präsent, in der er nach der Bewandtnis des Laubes gefragt wird (Quaeritur-Formel). Seine Antwort erfolgt direkt und ohne jede narrative Einbindung. B Pflanzenallegorese (3–33): 1. (c.) Birken […]; 2. (b.) Espen […]; 3. (q.) Hagedorn [d.i. Maßholder] […]; 4. Kirschbaum – Wissen, dass der geliebte Mensch in großer Bedrängnis ist; 5. Mispelbaum – ohne Trost; 6. (n.) Stechpalme […]; 7. (g.) Weiden […]; 8. Pappeln – großer Kummer; 9. (a.) Eichen […]; 10. (i.) Buchen […]; 11. (5.) Farn – lebt ohne Drangsal; 12. (k.) Weinlaub […]; 13. (j.) Linde – Klagen / Begehren (?); 14. (8.) Nesseln […]; 15. boesboet (?) – Hoffnung, ein Unglück zu überwinden; 16. (7.) Rose […]; 17. Akeleien – Bemühen, den Willen des / der Geliebten zu erfüllen (?); [18.] Veilchen […]; 19. (4.) Holder […]; 20. laetboem (?) – unklar: der hat [was?] vollbracht / ist gestorben (?); 21. (10.) Vergissmeinnicht […]; 22. Wilde Möhren – Verlust des / der Geliebten; 23. Brombeerlaub – Unglück, weil die Geliebte gemieden werden muss; 24. Heidelbeeren – Wer sie trägt, ist betrogen; 25. (q.) Hagedorn – der Liebe abgezogen (?); 26. (p.) Schlehdorn – Der hält seine Minne rein (?); 27. brow9(?)blomen – Dem ist der Trost klein (?). Para l lelen: Die Verbindung eines Ich-Sprechers mit dem amorphen Pflanzen-Material und Versifizierungstendenzen begegnen in Spuren auch in einigen Langfassungen von Z75 und in B380 (ebenfalls Komplettversifizierung einer Langfassung von Z75). In B364 und B381 ebenfalls Kenntnisse geistlicher Traditionen im Hinblick auf ›Marienblumen‹.

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B363 Was Blütenfarben bedeuten

B363 Was Blütenfarben bedeuten Durch eine Jagdhandlung gerahmtes Lehrgespräch mit botanischer Benennung dreier Blumen und Auslegung auf die Liebe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2)

Edition: Haltaus 1840, 162f. Nr. II 17 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLV); Lieb 2002b, 161–163 (nach Pr2 mit krit. Eingriffen und nhd. Übersetzung)

Überlieferung: Be3 86v–89r; 136 V. Lg4 215v–218v; 136 V. Mü19 245v–248r; 136 V. Pr2 67v–69v; 136 V.

Literatur: Meyer, D. 1989, 108 Nr. 58, 475f.; Blank 2VL 10 (1999), 769f.; Lieb 2001, 510; Lieb 2002b; Brügel 2008a; Uhl 2010, 27

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Sammelhs. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie in Mü19, jeweils im Konvoi mit den Minnereden B227 und B414 sowie jeweils in unmittelbarer Nähe zu den Farbauslegungen B377 und B382 (vgl. dazu Meyer, D. 1989, 475f.). Die Überlieferungszeugen weisen kaum signifikante Varianz auf. Gegen Pr2 haben alle anderen Handschriften statt der Reimworte Pr2 27f. erschrack: naigt den Reim erschrickt: nickt; ebenfalls gemeinsam gegen Pr2 stehen sie in V. 48 mit wol gelart statt wol gelait. Mü19 bringt darüber hinaus einige kleine Wortvarianzen (4: grosser statt Pr2 gantzer; 14: zwen fügel hund statt Pr2 zwen hund; 15: grüb statt Pr2 gerör; 22: schwer statt Pr2 on geuär; 31: nider statt Pr2 zu ir; 33: von frawen statt Pr2 Von fräden; 70: las ich statt Pr2 laßt das), die aber den Sinn kaum verändern. Überschrift: Ain ander sprüch von aller lay pluem (Mü19) Von manigerlay plümlen (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · A Spaziergangseinleitung (1–33): Der Sprecher, von Liebe erfüllt, geht eines Tages spazieren. Nach zwei erfolglosen Jagdversuchen (der mitgenommene Sperber erweist sich als nicht beutegierig; die Enten, die der Sprecher mit seinen zwei Hunden in einem Röhricht aufscheucht, können fliehen) kommt der Sprecher auf eine umfriedete (20: hag), gartenähnliche grüne Wiese, auf der eine wunderschöne Dame sitzt. Von Glücksgefühlen überwältigt kniet der Sprecher vor ihr nieder und setzt sich dann zu ihr. B Gespräch über Blumen (34–130): Die Dame tadelt ihn lachend für seine übereilte Handlung (Verwendung sprichwörtlicher Redensarten, u.a. 40: Guot ding muosz haben weile), worauf er ihr seine Ergebenheit versichert. Es entwickelt sich ein Gespräch mit der gelehrten und höfischen Dame. i Sie fragt ihn, ob er nicht ein krentzlin von wolgemuot (53) haben wolle. i  Er bejaht freudig und bietet ihr seinen Dienst an.

B364 Von sieben Blumen

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i Sie dankt ihm dafür. Die Dame pflückt eine gelbe Blume und fragt ihn nach deren Namen. i Der Sprecher kennt diesen nicht, bietet aber die minnetopische Auslegung der gelben Farbe an: gel sey gewert (67). i Die Dame belehrt ihn, es handle sich um die Tormentill (74: Tormentillo; = Blutwurz), eine Heilpflanze. i Auch als die Dame eine rote Blume pflückt, weiß der Sprecher keinen Pflanzennamen, sondern nur die Auslegung der roten Farbe: prynn in der lieb (83). i Sie benennt die Pflanze als Betonie (86: petön; = Heilziest) und bekräftigt formelhaft die unauflösliche Gemeinschaft von Liebe und Leid. i Zuletzt pflückt die Dame eine blaue, langstielige Blume von der amoenen Wiese – und hat ihren Namen vergessen (wohl ›Vergissmeinnicht‹, vgl. Blank und Lieb). i Der Sprecher legt ihr darauf den ganzen Blumenstrauß aus: Das Wohlgemut (= Oregano?) sei, so er es bekomme, gut für sein Herz; die gelbe Blume deute auf Erfolg, der gemäß der roten Blume in dauerhafter Liebe bestehe. Die blaue Blume sei nun ein Zeichen für Treue. Als Dank für den Strauß verspricht er, ihr ewig zu Willen zu sein. Er wolle dieses Versprechen zu ewigem Andenken in sein Herz schreiben. Zuletzt bittet er um eine freundschaftliche Umarmung. C Abschied (131–136): Der Sprecher bricht auf, die Dame wünscht seine baldige Rückkehr. Sie umarmt ihn, bevor er – freudig an die Dame denkend – fortgeht. Im Schlusssatz bekräftigt er, dass diejenige, an die er denke, Macht über ihn habe. Para l lelen: Die Farbenauslegungen stimmen überein mit den Auslegungen in B373. Die Auslegung von Pflanzen wird – allerdings mit anderen Bedeutungen – auch in B362, B364, B365, B380 und B381 vorgeführt. Auch in B386 werden Blumen benannt und gemäß der Minnefarbentopik ausgelegt.

B364 Von sieben Blumen Allegorische Auslegung von sieben Blumen eines Blumenkranzes (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 153–156 i)

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Rheinheimer 1975, 61f.; Rheinheimer 2VL 8 (1992), 1155

Überlieferung: Wi13 41v–43r; 98 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der vermutlich in Köln entstandenen Minnereden-Sammlung Wi13 im Kontext von Texten, die ähnliche allegorische Verfahren nutzen (vgl. dazu

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B364 Von sieben Blumen

Rheinheimer 1975, 23–25). Die Überschrift besteht aus zwei Versen, die in einem Spruchband stehen. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: Dit is van den souen blomen fyn | de tzarten juncfrouwen wol glich syn Inha lt: Die Überschrift gibt Gegenstand und Auslegungsabsicht an: Die sieben Blumen gleichen schönen ›Jungfrauen‹. A Prolog (1–13): Der Sprecher kennzeichnet seine Auslegung der sieben Blumen eines Kranzes auf die Tugenden der jungen Damen als Belehrung, als Dienst (9f.: damit es nicht verborgen bliebe, musste er dieses breveken schreiben) sowie als Wiedergabe einer Vorlage (vgl. P a r a l l e l e n ). B Blumenallegorese (14–93): Die Deutungen gibt der Sprecher in numerisch markierten Abschnitte: 1. das kleine und wohlriechende Veilchen – Auslegung auf Tugend und Manieren der jungen Damen; 2. die Ringelblume – Tugendhaftigkeit, vor allem in der Kommunikation; 3. die Goldblume – fröhliches und gutes Benehmen; 4. die Kornblume, die schlicht blau ist – Absage an alle Falschheit; 5. die Akelei, die sich zu Boden neigt – Demut; 6. die Lilie – sich hüten vor Befleckung; 7. die Rose, die bei Armen und Reichen steht – gutes Wirken in Worten und Werken. C Schluss (94–98): Bekräftigung der Tugendlehre für Jungfrauen und Versprechen hohen Lobes. Para l lelen: Auf B365 als niederländische Vorlage könnte sich die Vorlagennennung in V. 11–13 beziehen. Erkennbar sind eine deutliche strukturelle Orientierung an diesem Text (allerdings unter Wegfall der Entstehungsgeschichte und der Schlussdidaxe sowie Austausch des 2. und des 4. Blumennamens) und direkte Übernahmen einzelner Verse: 15 vgl. B365, 21; 29f. vgl. B365, 27f.; 47 vgl. B365, 41; 61 vgl. B365, 53; 65 vgl. B365, 51; 74 vgl. B365, 60; ferner die Formulierungen 31–34 vgl. B365, 30–32; 54–56 vgl. B365, 45f.; 71–73 vgl. B365, 58f. – Auf dieselbe Vorlage bezieht sich, weit weniger offensichtlich, auch in Teilen B381, die ebenfalls unikal in der Hs. Wi13 überliefert ist.

B365 Der Blumenhut

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B365 Der Blumenhut Von einer Dame in Auftrag gegebene Lehrrede des Sprechers mit allegorischer Auslegung von sieben Blumen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1405–1408 (Bs1) Überlieferung: Bs1 25va–26ra; 102 V.

Edition: Serrure 1855, 384–386 Nr. 55; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 224–227 Nr. 13 Literatur: Rheinheimer 1975, 61–63; van Anrooij/van Buuren 1991, 190; Hogenelst 1997, Bd. 2, 41f. Nr. 40

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1 zwischen einer Reihe von gereimten Gebeten und religiösen Sprüchen. – Unterschrift: Item desen sproke. het woende te bruesel in destat houdt C verse ende II. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Den hoet van minnen Inha lt: A Prolog (1–14) In der Stadt Brüssel lebt eine junge Dame, die den Sprecher gebeten hat, ein Gedicht in der (niederländischen) Volkssprache (3: in dietsche) zu machen (Auftragsdichtung). Der Sprecher erklärt, es wäre zu seinem Schaden, wenn er es nicht machte, weil es wenige Damen gebe, die so schön und höfisch seien wie diese. Ein weiser Mann habe ihm geraten, immer jungen höfischen Damen zu dienen, da guter Dienst nicht ungelohnt bliebe. B Die sieben Blumen aus dem Kranz der Liebe (19–78): Der Sprecher habe oft gehört, dass junge Damen den Kranz (17: hoet) aus Blumen der Liebe tragen sollten. Die Blumen dieses Kranzes beschreibt er nun: 1. Junge Damen sollen so makellos sein wie das wohlriechende Veilchen. 2. Das Gänseblümchen (25: corsouwe) bedeute, dass junge Damen ohne Hinterlist (29: simpel) und höfisch sein sollen. Wenn sie etwas Schlechtes hörten, sollten sie so tun, als ob sie es nicht wahrgenommen hätten. 3. Die Ringelblume (33: goutbloeme) sei so, wie junge Damen in jeder Hinsicht sein sollten. 4. Die Kornblume (39: bloeme staet int coren) sei blau wie lasur. Wie diese Blume sollten junge Damen schön sein und gute Sitten haben. 5. Die Akelei, eine Blume der Minne, könne sich biegen und bedeute Demut. 6. Die weiße Lilie verliere bei jeder Beschmutzung ihre Blätter. So sollten auch Frauen immer anständig und Keusch (61: scamel) sein.

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B366 Das Vergissmeinnicht

7. Die Rose riechte gut und gebe nur Gutes. Sie bedeute Hoffnung und Freigebigkeit. Junge Damen, die gelobt werden wollen, sollten sich diesen Eigenschaften widmen. C Abschließende Ermahnungen (79–102) Diejenigen, die ohne Betrug oder Rohheit (82: dorperliker daet) liebten, dürfen diesen Kranz tragen. Diejenigen dagegen, die unbeständig liebten, würden vom Duft der Blumen sterben, wenn sie nur ein Auge auf diesen Kranz werfen würden. Der Sprecher ist dem Hersteller des Kranzes dankbar. Er erklärt, dass diejenigen, die Leid wegen der Minne empfänden, gelobt werden sollten. Es sei noch nie ein Liebhaber verachtet worden, der seine Geliebte aufrichtig liebe. Para l lelen: Nach Rheinheimer 1975, 61f., ist B381 von diesem Text abhängig; sehr ähnliche Blumenbedeutungen finden sich auch in B364.

B366 Das Vergissmeinnicht Erzählung von einer blauen Blume, die der Sprecher pflückt und deren Namen und Bedeutung ihm eine Dame nennt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh.

Literatur: Blank 2VL 10 (1999), Sp. 284f.; Lieb 2001, 513–515

Überlieferung: Lo4 53r–55r; 166 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Anschluss an eine Teichner-Sammlung und vor weiteren kleinepischen Texten in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Lo4. Überschrift: vom dem blümlein vergismeinnit Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–69): Der Sprecher kommt im Mai auf eine Wiese in einem tiefen Tal, auf dem viele Blumen blühen. Zwei Blumen ziehen ihn besonders an: eine wie zum Schlaf hingeduckte, auf der ein Tautropfen wie eine Perle liegt, und eine blaue Blume (Vergleich mit dem Rubin und dem polierten Saphir) mit gelber Dolde. Die blaue Blume pflückt der Sprecher und beschließt, nach jemandem zu suchen, der ihm den Namen der Blume verraten kann. Auf einem schmalen, von

B366 Das Vergissmeinnicht

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Veilchen und Gras gesäumten Weg kommt er zu einer Hecke, hinter der ein schöner Garten liegt. Auf dessen blühenden Bäumen sitzen herrlich singende Vögel. Durch eine Tür in der Gartenmauer tritt der Sprecher ein. B Gespräch im Garten (70–144): Der Sprecher erblickt eine schöne Dame, vor der er sich zunächst hinter einem Baum versteckt. Sie bemerkt ihn, grüßt und fragt nach dem Grund seines Kommens. Der Sprecher kniet nieder und nimmt seinen Hut ab. Nachdem die Dame ihre Frage wiederholt und ihre Freude über seinen Besuch ausdrückt, fragt er sie nach Namen und Wirkung (89: des bluemleins kraft) der Blume. i Die Dame will es ihm sagen und zieht ihn an seiner Hand zu sich hinunter. i Der Sprecher steht kurz wieder auf (102: Ich will sten vor ewr als billich ist), setzt sich dann aber wieder hin, wie es die Dame verlangt. i Die Dame erteilt ihm nun Auskunft (109–128): das Blümchen heiße Vergismeinnit (109) und habe, wie sie mehrfach wiederholt, eine ambivalente Wirkung (112: Vergismeinnit bringt oft lieb und leid, gleichlautend 120, ähnlich 127). Liebende, die es in ihrem Herzen bewahrten, erführen zum einen den Schmerz der Sehnsucht, zum anderen Freude und gute Hoffnung. So sei auch alle Liebesdichtung von dem Blümchen abhängig (125f.: Was man auch singt oder ticht | Dabey mües sein vergismeinnicht). i Der Sprecher dankt und will gehen. i Die Dame möchte ihn zum Bleiben bewegen. i Der Sprecher möchte sich nicht verspäten (137: nain fraw zeit hat er). i Die Dame hält ihn am Arm fest und gibt ihm eine komprimierte Liebeslehre: Er soll seine Freude rasch zu befriedigen suchen, an die positive Kraft der Rückkehr denken, beständig sein, gut von den Damen sprechen, verschwiegen und nicht zu vertrauensselig sein. i Der Sprecher verspricht, sich daran zu halten. C Abschied (145–166): Die Dame geleitet den Sprecher zur Tür des Gartens. Dort zögert der Sprecher kurz, weil er sie nicht zurück lassen möchte (?). Die Dame bekräftigt, in ihrem Garten allein zurechtzukommen, empfiehlt den Sprecher Gott und bittet ihn (160: Apostrophe des Mannes als mein hort), das Blümchen im Garten seines Herzens und auch in dessen Umzäunung einzupflanzen, was der Sprecher ihr verspricht. Para l lelen: Die mit dem Gartenmotiv verbundene Blumenallegorese verbindet den Text mit B499 und B500. Als ausgelegte Pflanze begegnet das Vergissmeinnicht in Z75b. Aufgenommen wird es auch in den Schlussversen von B231.

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B367 Von der schwankenden Brücke

B367 Von der schwankenden Brücke Erzählung von einer einstürzenden Brücke, die der Sprecher als Allegorie der Unzuverlässigkeit von Worten auslegt Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 51–53 Nr. 23 (nach Ha4 mit Laa. von Bs3)

Datierung: 1383–1408; früheste Überlieferung 1469 L i t e r a t u r : (Bs3) Glier 1971, 285f.; Meder 1991a, 150, 232–235, 241; Überlieferung: Hogenelst 1997, Bd. 2, 123f. Nr. 167 Bs3 47rb–48rb; 144 V. Ha4 28vb–29va; 144 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den zwei Hildegaersberch-Hss. Bs3 und Ha4, im Kontext anderer Sproken von Hildegaersberch; keine signifikanten Varianz. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Vander Wankelre Brugghen Inha lt: (Zitate nach der Ausgabe von Bisschop/Verwijs 1870) · A Spaziergangseinleitung (1–31): Der Sprecher kommt eines Morgens im Mai an einen Fluss. Die Fische schwimmen, Vögel singen fröhlich, besonders eine Nachtigall, und er vergisst seinen Kummer. B Der Sturz von der Brücke (32–87): Auf der anderen Seite einer Stelle mit starker Strömung ruft eine Frau, ob er zu ihr kommen wolle. Er erwidert, dass es weder ein Schiff noch eine Brücke gebe. Sofort errichtet sie eine Brücke. Sie versichert, dass das Fundament der Brücke gut sei. Der Sprecher geht in großem Zweifel und Furcht über diese Brücke und bis zum Ende überprüft er, ob sie fest steht. Die Frau liebe ihn mehr als alle anderen, betont er. Der Sprecher warnt nun davor, wie er am Ende belohnt worden sei: Die Frau habe ihn letztendlich ins Wasser stürzen lassen. Wer oft klagt, der hat den Schaden (Sprichwort? 78: Wye dicke claecht, die heeft die schade). Er habe die Frau sehr verehrt, jetzt aber höre er auf, sie zu loben. Alles, was sie für ihn getan habe, war letztendlich nur ein Wind. Sie habe ihn von der Brücke gestoßen, sodass er ins Wasser gestürzt sei. C Auslegung (88–119): Der Sprecher erklärt, dass die Brücke aus jenen Worten bestehe, die sie zu ihm gesprochen habe. Später habe er gemerkt, dass sie alle gelogen waren. Aber die Leute seien eben verschieden. Den Guten, die immer tun, was sie versprechen, solle man ihre Worte glauben. Deren Brücken würden nicht zerbrechen, weil sie auf festem Boden ruhten. Wenn das Herz aber nicht mit dem Mund übereinstimme, stürze man herab. Wer anders spreche, als er es im Herzen meine,

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baue eine wenig lobenswerte Brücke, weil die schönen Worte hoch oben seien und das Herz tief darunter. D Schluss (119–144): Darum sei es nicht verwunderlich, dass er sich so habe irreführen lassen. Es wäre jedoch besonders schlimm gewesen, weil er sie ohne Betrug liebte (127: icse minde sonder veynsen). Deswegen mögen alle sich darum kümmern, dass sie feste Brücken bauten, sodass niemand abstürze. Derjenige sei weise, der rechtzeitig vorsichtig sei. Autornennung: Dat seit Willem van Hilgaersberghe (141). Sonstiges: Hogenelst 1997 sieht keinen expliziten Minnebezug im Text und ordnet ihn der allgemeinen (allegorischen) Tugendlehre zu.

B368 Von den Buchstaben Gespräch, in dem mehrere Damen angeben, für welche negativen Eigenschaften der Männer die 23 Buchstaben des Alphabets als Abkürzung stehen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Ka1 328–330; 140 V. Ka3 77vb–78va; 144 V.

Edition: Lassberg 1820, 577–581 Nr. 77 (nach Ka3); Literatur: Glier 1971, 79; Brandis 2VL 1 (1978), 1111

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert am Ende des Minneredenblocks der Sammelhs. Ka1 und zwischen Mären in der ›Liedersaal-Hs.‹ Ka3. – Die beiden Textzeugen weichen teilweise beträchtlich voneinander ab. Dies geschieht auf der Ebene einfacher Wortersetzungen (z.B. Ka1 6: vernam statt Ka3 6: befand; Ka1 12: wunne statt Ka3 14: froe de; Ka1 97 und 127: leut(e) statt Ka3 95 und 125: welt) bzw. auf der Satzebene (so z.B. in Ka1 der Schlussvers: Vnd bin noch geschuet als ich was statt Ka3 140: Vnd kom do ich vor was), was teilweise auch zu unterschiedlichen Reimworten führt (Ka1 61f.: euch / auch statt Ka3 59f.: her / wer; Ka1 125f.: gedeyhett / gezeyhet statt Ka3 123f.: gedicht / gezicht). Dabei scheint manchmal Ka1 die verständlichere Variante zu bieten (z.B. Ka1 87: Ein claffer kan liegen statt Ka3 85: Ain klaffer der kan kriegen; Ka1 112f.: Wer falsche mynne quanten | kan statt Ka3 110f.: Wer rechti min verquanten | kan, – wobei das Verbergen der rechten Liebe weniger gut in den Kontext der Lasterschelte passt als ein heuchlerisches Verbergen der falschen Liebe), in anderen Fällen ist der Text von Ka3 plausibler (z.B. Ka3 104f.: der nit oe den tae dingen sich | Vnwirdet statt Ka1 106f.: Eyner der mit oder sich  | vnwirder; Ka3 119: verstricket statt Ka1 121: verstreichet).

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Schließlich unterscheiden sich die Textzeugen signifikant auf der Ebene des Textbestands. In Ka1 sind jeweils die Verse Ka3 6–9 und 21–23 zu einem Vers kontrahiert, ferner fehlen in Ka1 die Passagen Ka3 131f. und 141–144. Exklusiv sind die Verse Ka1 39f. (Dye menge treyt durch mynne | Vnd wie gar fremde synne, eingefügt nach Ka3 42) und Ka1 43–46 (Nach revter maße sein cleit | Dam anderen wer von hertzen leyt | Solt mans nu yme nit zur hawen | Da bey lat mancher schawen, eingefügt nach Ka3 44), die in die Modekritik eine ständische Komponente einbringen. Letzteren Versen folgen die Verse Ka1 47–50 (Sein gewant noch fremden snit | Etlichen noch newem syt | wont ein langer mantel bey | Alsam er sey ein kaurtzey [?]) als signifikante Textvariante der Verse Ka3 45–48. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) · A Einleitung (1–24): Nach einer Exordialsentenz (Viele Männer fragen nach, wenn sie etwas nicht selbst herausfinden können) und Spaziergangseinleitung (Mai, Knospen, Vogelgesang) belauscht der Sprecher eine Gruppe tugendhaft und fröhlich erscheinender Damen. B Belauschtes Gespräch (25–49): Die Damen unterhalten sich über eine Reihe von Themen: das Dichten über Liebe und Jahreszeit; die Hochstimmung, die Wein und Liebe bereiteten; die Freude am (materiellen) Zugewinn; die Verhasstheit der Freudlosigkeit; das Missverhältnis von geringem Dienst und großem Lohn; die Abkehr der Liebe von der Tugend und ihre Hinwendung zum Besitz; der Erwerb von Gunst der Damen trotz geringem Einsatz; die Unausweichlichkeit von arbait (41). Ausführlicher gibt der Sprecher eine Diskussion über die Mode wieder: Einige würden sich neumodisch tailliert kleiden, andere altmodische lange Mäntel tragen. C Selbstentdeckung und Gespräch (50–80): Der Sprecher fasst sich ein Herz und kommt aus dem Versteck. Auf Nachfrage gibt er an, der Maienlust wegen an diesen Ort gekommen zu sein. i Die Damen fragen ihn, ob er – nachdem er ihr Gespräch sicher gehört habe – ihnen darin zustimme, dass die Welt sonderbar sei. i Der Sprecher pflichtet ihnen bei und fragt die Damen, ob sie ihm die Bedeutung der Buchstaben erklären könnten, die viele auf ihren Kleidern trügen. i Die Damen wundern sich, da sie die Buchstaben für getent (76) und ain betrue gnußt offenlich (77) halten, wollen ihm aber eine Auslegung geben. D Erklärung des ABC (81–136): Erklärt wird jeweils, was das Tragen des Buchstabens auf der Kleidung über den Mann aussagt, d.h. welche Eigenschaften dem Träger zukommen. Den 23 Buchstaben des Alphabets werden dabei teilweise einfache Schimpfwörter und Spottnamen (A = Affe, B = Bube, E = Esel, N = Narr) zugeordnet, größtenteils jedoch Bezeichnungen, die auf Unernst und Disziplinlosigkeit (T = Spieler [116: tant man], G = Gaukler, L = Schlemmer [100: luderer]), Betrug (D = Betrüger [drieger], K = Täuscher [98: klucery], I = Verwirrer [96: verirret], F = Heuchler [90: ainen falschen) und schädliche und böswillige Nachrede (C = Klaffer, H = Verleumder [93: hinder reder], M = Merker, P = ›Prüfer‹, R = Rühmer, S = Schelter, Z = Beschuldiger [124: ziher]) verweisen. Die Damen bekräftigen die Wahrheit ihrer

B369 Die Frauenburg

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Auslegung. Zugleich fordern sie Toleranz (133f.: Las yederman nach sinem sytt | leben wie er woe l damit) und bemerken, dass es nicht immer wohlgelitten ist, wenn man den Menschen die Wahrheit sage. E Schluss (137–144): Der Sprecher nimmt Abschied und kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück, im Bewusstsein, durch die Lehre der Frauen nun vor Schaden bewahrt zu sein. Der Text schließt mit einem Trinkspruch: Das vns got sinen segen send | Dez trinckent wir behend (143f.). Para l lelen: Glier 1971, 79 Anm. 65, verweist auf weitere Beispiele der ABC-Auslegung in Minnereden (B141, B396) und auf den Prosatext ›Von der Bedeutung der Buchstaben‹.

B369 Die Frauenburg Beschreibung einer Burg und ihrer Bewohner, die der Sprecher allegorisch als Kopf und fünf Sinne einer Frau deutet Ve r f a s s e r : Augustijnken van Dordt

Edition: Blommaert 1851, 144–146 (nach Bs1); Kossmann 1940, 122–124 Nr. 99 Datierung: (nach Ha3); 2. Hälfte 14. Jh.; Überlieferung um 1400 Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, (Bs1 und Ha3) 335–340 Nr. 49 (nach Bs1) Überlieferung: Bs1 51vb–52vb; 178 V. Ha3 59vb–61ra; 186 V.

Literatur: Willems 1844, 353f.; Heeroma 1968; Hogenelst 1997, Bd. 1, 113f., 121, 212 Anm. 5; Bd. 2, 49 Nr. 50; de Haan 1999, 133f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1, zwischen einem Liebeslied mit Akrostichon (de Bruin/Oosterman 2001 Nr.  T 4150; auch überliefert in Ha3 fol.  8r) und einer Minnerede mit Jagdallegorie B509. In Ha3 zwischen zwei Minnereden (B393 und B221), die wohl auch von Augustijnken stammen. Welche der beiden Fassungen näher an der Quelle bleibt, ist ungeklärt. Die Varianz ist relativ hoch, z.T. auch signifikant: Statt eines vorstehenden Stockwerks aus Alabaster ist die Stirn der Frau in Ha3 20f. ein scorsteyne (Schornstein) aus Merber (Marmor); statt der rosenroten Mauern sind die Türen mit Rosen behangen (Ha3 34f.); die Harfe klingt nicht nach Engeln, sondern na den selver (Ha3 45: wie Silber); der Burgherr wohnt nicht in einem Hof, sondern in einer Gartenlaube (Ha3 72: prayel). Dem Verspaar Bs1 83f. entsprechen in Ha3 vier Verse: Ha3 83–86. Weiterhin hat Ha3 drei Verspaare zusätzlich: nach Bs1 152: Ha3 155f.; nach Bs1 158: Ha3 163f.; nach Bs1 174: Ha3 181f., wobei diese Verspaa-

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re von Ha3 für das Verständnis des Textes wichtig sind, da sie die Auslegungen der Fenster als Augen, der Goldfäden als blonde Haare und der Harfe als Zunge enthalten. – Sprache: Ha3 ist leicht deutsch gefärbt, während der niederländische Text in Bs1 keine Anzeichen von deutscher Färbung aufweist. Überschrift: De borch van Vro[u]denrijc die augustijkijn maecte (Bs1) Dits van der vrouwen borch (Ha3) Inha lt: (Nach Bs1) · A Prolog (1–8): Wohlgefühl ist gut, aber wenn es aus bösen Gedanken hervorgeht, bringt es Sünde und Schaden und wird vom Sprecher nicht gepriesen. B Beschreibung der Burg (9–67): Eines Tages, so erzählt der Sprecher, habe er ein Vergnügen gehabt, das nur ehrenvoll war: Er sieht eine Burg reich an Freude. Die ist so schön, dass nur ein unvergleichlicher Meister sie hätte machen können (Unsagbarkeitstopos). Diese Burg hat ein ›vorstehendes Stockwerk‹ (20: voersteen) von weißem Alabaster, worin er schon von Weitem zwei hohe Fenster sieht, die klar wie Sterne sind. Dazwischen steht eine gerade Säule, und darunter befindet sich ein Saal mit rosenfarbigen Mauern. Darin stehen Sessel weiß wie Elfenbein, immer makellos. Dort hängt eine Harfe, nicht aus Kupfer oder Metall, die wie Engel klingt. Am Fuß der Burg gibt es ein süßes Tal. Die Burg ist schön bedeckt mit Goldfäden. Sie steht auf einem Baum wie ein Olivenbaum, und dazwischen einem Rand aus weißem Alabaster, so weiß wie ein himmlisches Kunstwerk. Sie hat zwei Äste mit fünf Zweigen, womit jeden Tag die Burg und alle ihre Säle und Sessel gereinigt werden. C Bewohner der Burg (68–134): Der Burggraf heißt ›Herr Reinout‹, der kräftig, tapfer und ohne jede betrügerische Absicht ist. Er ruht in einen grünen Hof mit Weinreben und Pflanzen und kümmert sich um die Ehre. Die Burg wird behütet von fünf vorzüglichen Rittern: 1. Herr ›Nah-Hörer‹ (81: hoer naer) bewacht zwei Türme. 2. Herr ›Klar-Seher‹ (91: cleer besach) passt auf, dass kein Makel durch die Fenster hereinkommt. 3. Herr ›Gut-Riecher‹ (97: ronckaert goede vrucht) überwacht die Säule, sodass keine schlechte Luft hereinkommt, die seinen Herren krank machen könnte. 4. Herr Schmecker (106: smakelijn) ist weiser als jeder andere und überprüft als Vorkoster, ob alle Speisen gut sind. 5. Herr ›Fein-Gefühl‹ (119: lichtghevoel) ist der Kämmerer von Herrn Reinout und ist dafür verantwortlich, dass es nicht zu warm oder zu kühl sei. Wenn Herr Reinout sich unwohl fühlt, berührt Herr ›FeinGefühl‹ im Saal die Harfe, um die Meister zu rufen, die alles wieder in Ordnung bringen. D Allegorese der Burg und ihrer Einwohner (140–168): Der Sprecher beteuert, dass dies alles wahr sei, weil er eines Tages dies alles gesehen habe. Er fragt das Publikum, ob man wisse, wer die fünf Ritter seien. Die Antwort wäre wichtig für alle, die reinen, schönen Damen begegnen. Auf eine gute Frage bekomme man oft eine gute Antwort. Nun folgt in anphorischer Reihung (152, 154–157, 159: Haer …) die Auslegung der Teile der Burg auf die Körperteile der Dame: Die Burg sei das Haupt einer Jungfrau, das ›vorstehende Stockwerk‹ ihre Stirn, die Säule ihre Nase, der Saal ihr

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Mund, ihre Zähne die Sessel, ihre Backen die Rosen, ihr Kinn das Tal, der Olivenbaum ihr Körper, ihr Hals die weiße Borte, fünf Finger an jeder Hand. Der Burggraf ist ihr Herz, die fünf Ritter ihre Sinne, nämlich Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken und Sehen. E Epilog (169–178): Reine Frauen sollen sich vor bösen Männern hüten, die die Macht des Burggrafen zerstören. Augustijnken (Selbstnennung 175) führe allen reinen Frauen vor Augen, dass sie ihre Burg mit den fünf Rittern behüten sollen. Para l lelen: Die Burgallegorie in diesem Gedicht war vielleicht Quelle für die Burgallegorie im 1. und 6. Gedicht in der Gruuthuse-Handschrift (Heeroma 1968).

B370 Drei Edelsteine Systematische Lehrrede über Frauentugenden anhand einer Allegorese von Diamant, Smaragd und Rubin (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 54rb–55ra; 113 V.

Edition: Serrure 1855, 394–397 Nr. 59; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 346–348 Nr. 52 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 51 Nr. 52

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Sammelhandschrift Bs1, in einem kleinen Textblock von Minnerätseln und profan-ethischen Sprüchen. Vor oder nach V. 11 fehlt ein Vers. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Den prijs van vrouwen op drie stene Inha lt: A Die Eigenschaften der drei Edelsteine (1–37): Der Sprecher beginnt ohne Einleitung: Es gebe auf Erden drei sehr wertvolle Edelsteine von so großer Wirkung und Kraft, dass man sie immer loben solle. 1. Der erste sei der leuchtende (8: brun) viereckige Diamant, der solches Glück bringe, wie es aus Freundschaft verschenkt werde. Er sei so hart, dass man ihn weder mit Eisen oder Metall noch mit einem anderen Stein oder etwas anderem brechen könne. Er sei nur zu brechen mit Bocksblut. 2. Der zweite sei der klare Smaragd (20: myraude), der Leute sanftmütig mache und Freude bringe. Wenn man damit etwas Unehrenhaftes mache, spalte er sich und seine Kraft

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versiege. 3. Der dritte sei der Rubin, der in der Sonne leuchte wie ein Feuer und der die Leute stärke und tröste. B Auslegung auf die Frauentugenden (38–87): In einer Apostrophe wendet sich der Sprecher an eine Frau oder seine Geliebte (38: O reine werdech salich wijf ): Er wisse, dass ihr Körper mehr Kraft habe als jeder Stein. 1. Lobenswert sei eine ehrenvolle Frau, die nach Art des Diamanten sich selber so beschütze, dass sie sich nur demjenigen widme, der treu und ehrenvoll sei und sich von keiner Schmeichelei, Prahlerei oder Habgier erweichen lasse. 2. Wie der Smaragd, der im Kummer Freude gebe, solle eine Frau ihren Körper in Freude behüten und Schande meiden. Wenn man erkenne, dass sie durch fröhliche Begierde ihre Ehre verliere, verliere sie wie der Smaragd ihre Kraft. Aber solange sie sich von Schande fern halte und in guter Gesellschaft verkehre, bringe sie mehr Freude als der Smaragd. Sie sei die Mutter der Freude. 3. So wie der Rubin in der Sonne wie Feuer leuchte, solle das Feuer der Schamhaftigkeit (78: scamelheit) in ihrem Inneren mit der Sonne der Herzlichkeit (oder Härte?) leuchten, sodass sie Verführungen widerstehe und ihre Ehre bewahre. Dann werde sie ein Spiegel großer Würde, ein Exempel guter Lehre und ein Licht großer Ehre sein. C Zusammenfassende Lehre (88–113): Der Sprecher, der in 88 die Frau kurzzeitig ihrzt (oder meint er hier alle Damen?), fordert die Frau auf, sich zu benehmen wie der schlichte, harte Diamant; sie solle wie dieser ›viereckig‹ sein, gemäß den vier Elementen (92: vierlement), die Gott in sie gelegt habe. Sie solle sich von keinem Mann erweichen lassen außer von dem einen, der sie treu und ehrenhaft liebe. Wie Bocksblut den Diamanten weich mache, solle derjenige, der gemäß dem heiligen Gesetz der Kirche jemanden zum Genossen gegeben werde, sich erweichen lassen (?). Sie solle in Freude wie der Smaragd leben und sich nicht betrügen lassen, dann werde sie sein wie der Smaragd, der Freude gebe. Wenn sie sein wolle wie ein Rubin, solle sie ihren Körper behüten.

B371 Bedeutung der Farben

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B371 Bedeutung der Farben Fragment einer Farbauslegung (Weiß und Grau); mit Refrain Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1481

Edition: Stejskal 1880a, 198f. (Teiledition von V. 1–27, fehlerhaft) Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 666

Überlieferung: Wi13 13r–13v; 63 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der vermutlich aus Köln stammenden Minnereden- und Spruchhs. Wi13. Der Text setzt auf 13r nach einem Verlust mehrerer Blätter ein. Der Text endet auf 13v mit der Zwischenüberschrift brüen. Das zugehörige Kapitel und somit das Ende des Textes ist nicht ausgeführt, die untere Hälfte von 13v sowie die zwei folgenden Seiten sind leer. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: Das Fragment ist teilweise schwer verständlich und kaum kohärent zu deuten. A Weiß (1–27): Der Text setzt mit einer Lehre ein: Weiß bedeute Liebeshoffnung (2: en leue wan). Lohn der Liebe sei ein Umfangen durch weiße Arme und ein weiß durchzogenes (6: dorch wit ghestrichet; Anspielung auf weiße Zahnreihe?) Küssen. Auch der weiße Körper sei geeignet, Liebeshoffnung hervorzurufen. Weiß sei das höchste aller Kleider: Die Engel trügen weiß, Gott selbst gebe sich in einem weißen Brot, das am Altar auf ein weißes Altartuch (18: corperale) gelegt werde. Es folgt eine Aufforderung an eine Frau: Wolle sie zurecht Weiß tragen, so solle sie treue Knechte und ihren Dienstmann lieben. Der Abschnitt endet mit einem Refrain (26f.; vgl. 62f.): (Vnd leuest wol) in aller enghel wise | Dyn schaffer sy de voghet van dem paradise. B Grau (28–63): Ein Ich-Sprecher berichtet, bei vielen Meistern Rat gesucht zu haben, was zur Farbe Grau zu sagen sei. Ein Meister bekennt seine Unwissenheit (33: Graw varwe is nycht unser orden) und verweist ihn an eine ›Frau Venus‹ (35). Der Sprecher sucht sie auf, sie gehen zum Plaudern in einen Rosengarten, was den Sprecher sehr erfreut. Er fragt die Dame nach der grawen verwe art (45). Die Dame nennt Grau das ›Kleid der Sorge‹. Tue man Unrecht in der Liebe, so räche sich das im Alter. Sie exemplifiziert das an der (in direkter Rede wiedergegebenen) Klage eines alten Mannes, der sich in der Liebe nie festgelegt habe und nun durch Jüngere ersetzt werde. Der Sprecher dankt für die Lehre. Die Dame gibt ihm ein goldenes Waschholz (59: wascheholt), damit er ihr beim Wringen helfe. Sie verspricht, ihm dabei etwas vorzusingen, und mündet in den Refrain (62f., vgl. 26f.).

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B372 Die sechs Farben

B372 Die sechs Farben Gespräch über die Bedeutung der Minnefarben, in dem der Sprecher eine Dame belehrt, die wiederum das Farbentragen kritisch kommentiert (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 14. Jh. (Sr3; Mü21) Überlieferung: Gruppe I: Sr3 20vb–22va; 224 V. Ka7 10r–11v; 220 V. Mü19 239r–243r; 200 V. Wo2 81r–83r; 190 V. Be3 5v–9v; 209 V. Lg4 132v–137r; 209 V. Pr2 75v–79r; 212 V. Be16 4r–4v; 136 V. Gruppe II: Be1 148 V. He14 65r–68v; 177 V. Lo4 107v–110r; 182 V. Mü4 165r–167v; 178 V. Mü21 167rb–168vb; 192 V. Ka1 S. 325–328; 190 V. Ka3 18rb–19rb; 182 V.

Edition: Myller 1784, XXIV–XXVI (nach Sr3); von der Hagen/Büsching 1812, 318f. (Anfang und Schluss nach Be16); Lassberg 1820, 153–158 Nr. 26 (nach Ka3); Haltaus 1840, 168–170 Nr. II 21 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 und teilweise Mü21); Matthaei 1913, 167f. (Laa. von He14]; Schmid, U. 1974, 79–84 (nach Ka7); Schmeisky 1978, 16–19 (nach Be16); Beckers 1980, 142–146 (nach Be1); Sprague 2007, 76–81 (nach Sr3) Literatur: Geuther 1899, 108–110; Gloth 1902; Lenk 1966, 44–46; Glier 1971, 106–109; Schmeisky 1978, 120–122; Bumke 1979, 266f.; Beckers 1980, 138f.; Wachinger 1982, 393; Schiendorfer 1991, 115f.; Beckers 2VL 8 (1992), 975–977; Westphal 1993, 128; Schiendorfer 2VL 10 (1999), 939; Köbele 2006a, 43 und Anm. 58; Brügel 2008a

Beschreibung der Überlieferung: Mit fünfzehn Hss. vom 14. bis zum 16. Jahrhundert eine der am häufigsten überlieferten Minnereden. Oberdeutschland ist klar Überlieferungsschwerpunkt, zwei fragmentarische Textzeugen vom Beginn des 15. Jahrhunderts stammen dazu aus niederdeutschem Gebiet (Be16, Be1). Es handelt sich wohl um die früheste der zahlreichen Minnereden mit Farballegoresen (vgl. Glier 1971, 106, vgl. auch die Datierung »wohl noch im 13. Jh.« bei Beckers 2VL 8 [1992], 975). Der Text steht immer im Umfeld von anderen Minnereden, meist im Kontext von Minneredenslg., vereinzelt aber auch neben didaktischen Texten gelehrten Anspruchs (Mü21, Wo2). Besonders auffallend ist in vier Hss. (›Hätzlerin-Gruppe‹ und Mü19) die Überlieferungsgemeinschaft (Überlieferungskonvoi) mit den Farbgedichten B377 und B382 (in Lg4 ist diese Textgruppe am Ende der ›Mörin‹-Aufzeichnung nachgetragen, dann folgen Federproben und erst danach, mit einer neuen Lage und Paginierung,

B372 Die sechs Farben

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die Minnereden; in Be3 bilden sie daher den Anfang der Minneredenslg.; vgl. dazu Wachinger 1982, 393). Insgesamt erstaunlich für die breite Überlieferung ist die geringe Varianz. Die Zahl und Auswahl der erläuterten Farben und die von der Dame vorgebrachten Einwände bleiben stets unverändert. Die Hss. können folgendermaßen gruppiert werden: Eine Gruppe lässt sich um die frühe Straßburger Handschrift Sr3 bilden, deren Text fast identisch in Mü19, Ka7, Wo2 überliefert ist. In diesen vier Hss. wird als Gewährsmann ein Graf Wernher von Hohenberg angegeben. Ob damit der gleichnamige Schweizer Minnesänger gemeint ist, kann nicht gesagt werden, von diesem sind jedenfalls keine farballegorischen Texte überliefert. Weitgehend denselben Text bietet die ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie die fragmentarische niederdeutsche Fassung in Be16, dort jedoch wird auf einen Werner von Werdenberg verwiesen (sprechender Name?). Ebenfalls eine Gruppe bilden die Hs. Be1, He14, Lo4, Mü4 (durch die Umformulierung von Ka7 20–25 fällt die namentliche Nennung eines Gewährsmannes weg). Sie unterscheidet sich von der ersten hauptsächlich in folgenden Differenzversen, die fast alle auf die Grenzen der Redepartien fallen: Es fehlen Ka7 41–44, 47–50, 111–126, 135–142, 189f.; vier zusätzliche Verse stehen nach Ka7 178. Ebenfalls schon früh bezeugt ist eine Fassung in Mü21, Ka1, die Merkmale der beiden ersten Gruppen vereint (ebenfalls ohne namentliche Nennung eines Gewährsmannes). Nochmal andere Varianten hat die Liedersaalhs. Ka3, in welcher Ka7 11–33 gänzlich fehlen und verschiedene Stellen bei gleichbleibendem Inhalt umformuliert werden. Auffallend häufig sind Strukturierungsbestrebungen und Lesehilfen, die auf die einzelnen Farben verweisen: Zwischentitel (Be16, Mü21), marginale Rubriken (Mü4, Mü19), Absätze (Be16) oder Lombarden (Ka3, Mü21). In Mü19 folgt unmittelbar an diese Minnerede anschließend (Textallianz?) ein Fragment der Kurzfassung von B227 (siehe dort Mü19II). Überschrift: Auslegung der sechs farbe (Be3; gleichlautend in Lg4) Von den siben farben (He14) Die sechs varb (Ka7) Von den varben vnd was yede varb bedeuttett (Lo4) von den sechs warben (Mü4) Ain ander sprüch der siben farb (Mü19) Hie hebt sich die rede an von den sehs varwen (Mü21) Von vßlegung der sechs varb (Pr2) Dis ist von den sehs farwen (Sr3) Dis sint die vii varwen (Wo2) Inha lt: (Nach Ka7) · A Einleitung (1–31): Der Sprecher gibt ein Gespräch mit einer Dame wieder, die ihn einst gefragt habe, was er von der neuen Mode halte, mit Hilfe von

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B372 Die sechs Farben

Kleiderfarben die Gesinnung gegenüber einer Minnedame anzuzeigen (1–17). Er bietet ihr an, ihr das, was er vom vortrefflichen Grafen Wernher von Hohenberg in dieser Sache erfahren habe, zu erzählen (18–31). B Lehrgespräch (32–210): Der Reihe nach werden nun die sechs Farben behandelt. Der Sprecher liefert meist in knappen Worten die Bedeutung der Farbe, nach der ihn die Dame fragt: Grün bedeute den Anfang, das heißt die Unerfahrenheit in der und Bereitschaft zur Liebe (37–44); Rot das Entflammtsein durch die Liebe (48–53), Blau die Beständigkeit (71f.), Weiß die Hoffnung auf Erhörung (95–97), Schwarz dagegen die Traurigkeit bei ausbleibendem Lohn, was der Erzähler als Untreue bezeichnet (145–159), Gelb schließlich stehe für die gewährte Hingabe (185–190). Weit ausführlicher fallen die Bemerkungen der Dame aus, die sie zu jeder Farbe anbringt, und die vom Sprecher jeweils nicht kommentiert werden. Grün als Kleiderfarbe lobt sie noch als klugen Einfall (45–47), bereits bei der roten Farbe aber ist sie überzeugt, dass viele sie trügen, die gar nicht wirklich liebten und nur prahlen wollten (55–68). Auch Blau würde oft von Männern getragen, die nicht treu seien, würde die Farbe ihrer Gesinnung entsprechen, müssten diese vielmehr Grau tragen (73–90). Besonders aufgebracht ist die Dame über die Männer, die mit weißen Kleidern kundtun, dass sie ein Zeichen der Hoffnung auf Erhörung von ihrer Dame erhalten hätten (98–140). Zum einen würde es meist nicht stimmen, zum anderen solle man Minnedinge für sich behalten (ins Herz schreiben V. 102), es seien klaffere (108), die solche Dinge weitererzählten, man solle lediglich mit einem verschwiegenen geselle (114 und 119) darüber reden. Der Kommentar zur schwarzen Farbe durchbricht die bisherige Argumentationslogik, indem die Dame die unbeständigen Frauen verdammt und nun ihrerseits wünscht, dass diese zur Strafe Schwarz tragen müssten (160–178). Damit anerkennt sie implizit die ansonsten von ihr bezweifelte Aussagekraft der farbigen Kleider. Scharf verurteilt sie auch das Tragen von Gelb, um damit den erhaltenen Minnelohn anzuzeigen, denn dies müsse jeder Mann und jede Frau ganz alleine für sich behalten (191–210). Wenn ihn das Glücksrad (192: gelückes scheib) auf die Bahn der Seligkeit führe, solle er das verhehlen wie ein Dieb, der stehlen wolle. C Schluss (211–220): Am Ende dankt die Dame dem Sprecher für die Belehrung über das Farbentragen und bemerkt, dass ihr straffen, also ihre Kritik am Farbentragen nicht dem Sprecher galt (V. 205). Er bittet um ihren Segen und erhält ihn aus ihrem roten Mund (211–220). Para l lelen: In Mü10, fol. 478r–484r (ed. Keller, A. 1853 Nr. 103), ist eine Fastnachtspiel-Bearbeitung des Textes überliefert, die größere Partien weitgehend ohne Änderungen übernimmt, jedoch die Reihenfolge von Schwarz und Weiß umkehrt sowie am Ende eine zusätzliche Farbe (Braun) anfügt. Nach einem schlichten Eingang (ähnlich wie in B377) stellen sich die Farben in diesem Reihenspiel selbst vor, die Einwände der Dame werden von einer Frau Sinnreich vorgebracht. Vgl. die Auflistung von Textparallelen bei Lenk 1966, 44–46.

B373 Die sechs Farben

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B373 Die sechs Farben Narrativ gerahmte Lehrrede zweier Damen über die Bedeutung der Minnefarben Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1450–1475

Literatur: Glier 2VL 8 (1992), 977

Überlieferung: Be11 S. 239–241; 88 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einer niederbayerischen Hs. Be11, die hauptsächlich Teichnerreden enthält, und zwar nach der Teichnerrede Nr.  677 (Von herren lon) und vor einem humoristischen Streitgespräch alkoholischer Getränke. Gegebenenfalls ist der Text unvollständig: Die dritte genannte Dame hat keinen Redebeitrag, der narrative Rahmen bleibt offen. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1f.): Der Sprecher gibt an, er wolle vom ›roten Mund‹ erzählen. B Spaziergangseinleitung (3–36): Der Sprecher, von guter Stimmung auf eine grüne Wiese geführt, trifft dort einen Zwerg mit kleinen ›Bundschuhen‹ (11) und einer brieff püchsen (9; er ist also offenbar ein Briefbote). Der Zwerg führt ihn in eine Höhle und kündigt die Enthüllung von Neuigkeiten an. Nachdem er zum Missfallen des Sprechers kurz verschwunden war, taucht er wieder auf und führt den Sprecher zu drei Damen, die ihm Dez rechten grunt der minne chernn (34) enthüllen sollen. C Rede der Damen (36–88): Die erste Dame beschwert sich – an den Sprecher gerichtet – heftig über Bauern, die glaubten, sie seien gute ritterliche Minnende. Die zweite Dame lehrt (46: Anrede an Ir aller herren), in welche Farben sich der Liebende kleiden soll: Grün als der minne anevanck (55) solle der tragen, der die Minne ›kühn‹ (53) angehe; der hoffnungsfroh Dienende trage Weiß; wessen Wünsche in der Minne bereits erfüllt seien, trage Gelb; der in Herzeleid Brennende trage Rot; wer auch auf der minne rost (70) nicht wankelmütig sei, trage Blau; finde einer trotz Beständigkeit keine Erhörung, so bringe er sein Leid durch schwarze Kleidung zum Ausdruck. Sie ermahnt den ›Minner‹, auf ›der Minne Bahn‹ (82) seinen Dienst fortzusetzen, um am Ende mit Freude belohnt zu werden (Dienst-Lohn-Mechanismus). Sie schließt mit einem geistlichen Segen.

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B374

B374 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Die sechs Farben und zwölf Lebensalter‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B375 Die sieben Farben des Liebenden Kurzer schematischer Dialog zweier Sprecher, in dem die Bedeutung einzelner Kleiderfarben kritisch hinterfragt wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Glier 2VL 8 (1992), 1156

Überlieferung: Wi19 76r; 28 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als einzige Minnerede im Rahmen einer Sammelhs. mit lateinischen und deutschen Texten ausschließlich geistlich-aszetischer Prägung. Die Verse sind nicht abgesetzt. Überschrift: – Inha lt: Der Text ist schematisch in sieben mal vier Verse gegliedert. Die vier Verse sind wiederum auf zwei Sprecher verteilt: Jeweils das erste Verspaar spricht eine Frau (es könnte sich auch um einen Mann handeln, jedoch scheint in V. 17 der Geliebte ein Mann zu sein). Sie sagt, sie trage eine bestimmte Farbe oder wolle sie tragen, weil sie bestimmte Gefühle habe oder in bestimmten Phasen der Minne sei. Das jeweils zweite Verspaar ist die Antwort eines anderen Sprechers (mit unklarem Geschlecht), der die Frau duzt und vor ihren Aussagen warnt oder eine gegenläufige Aussage macht. 1. Grün, sagt die Sprecherin, wolle sie tragen, weil ihre Liebe begonnen habe. i Der Sprecher warnt vor dem traurigen mittel vnd end (4) der Liebe. 2. Weiß trage sie wegen ihrer Hochgestimmtheit. i Er rät zu Demut. 3. Blau trage sie aufgrund des Vorsatzes zu beständiger Treue. i  Er warnt vor schändlicher Liebe der Welt. 4. Rote Kleidung drücke ihr Liebesfeuer aus. i Er warnt davor, an der Liebe zu verbrennen (Exempelfigur hierfür 15: fraw venus); Abstinenz von der Liebe bewahre vor Sorgen. 5. Gelb trage sie, da sie ihren Geliebten erhört habe. i Er warnt vor später folgender Reue.

B376 Die sieben Farben

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6. Schwarz trage sie, da sie von Zorn umgeben sei. i Er sagt, Zorn sei die schlimmste aller Untugenden. 7. Grau trage sie, da der Geliebte ihr untreu geworden sei. i Er rät dazu, es einfach zu verdrängen, wenn sie länger leben wolle. Para l lelen: Vgl. zur Topik der Minnefarben, besonders in Bezug auf Kleidung, B372, hier allerdings ohne ›Grau‹, das auch in B376 zur Reihe der sechs Farben tritt, ohne dass hierbei allerdings inhaltliche Parallelen aufträten.

B376 Die sieben Farben Monologische Lehrrede, die kurz und schematisch die Bedeutung von Kleiderfarben angibt (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1530

Literatur: Glier 2VL 8 (1992), 1155f.

Überlieferung: Be3 176v–277v; 44 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Teil der Sammelhs. Be3, nach B356 und vor B383 – in letzterem Text spielt die Farbe Grau eine wichtige Rolle. Die einzelnen Abschnitte zu den Farben sind jeweils mittig mit der Farbbezeichnung überschrieben und durch Leerräume voneinander abgesetzt. Überschrift: Vonn denn siebenn farben Inha lt: Während bei der Auslegung der ersten drei Farben kein ›Ich‹ vorkommt, relativiert der Sprecher seine Bemerkungen bei den letzten vier Farben jeweils durch Rückbezug auf seine eigene Erfahrung oder auf das Hörensagen (z.B. 19: Als ich vernummen han). 1. Grün ist der Anfang, daher solle derjenige grüne Kleidung tragen, der noch nie eine Dame geliebt habe. 2. Rot solle derjenige tragen, der in Liebe entbrannt sei, der durch einen Blick der Dame von seinem Leiden erlöst sei und dessen Herz wie eine Glut brenne. 3. Blaue Kleidung kennzeichne den treu (ausschließlich) und beständig (dauerhaft) Liebenden.

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B377 Die acht Farben

4. Weiße Kleidung bedeute Hoffnung. Derjenige solle Weiß tragen, dessen Herz durch einen Blick geöffnet worden sei und der seitdem auf mehr hoffe. Der Vers Halt dich Jnn weyß sie wirt es vor stan (24) deutet an, dass die Kleiderfarben als handlungsauffordernde Signale an den Liebespartner benutzt werden sollten. 5. Grau bedeute, verlassen zu sein. Daher solle derjenige, der sich nach Dienst sehne, ohne erhört zu werden, Grau tragen. 6. Derjenige, der trotz treuer, beständiger Liebe verstoßen wird, solle schwarze Kleidung tragen, um damit das an ihm begangene Verbrechen öffentlich zu machen. 7. Wer Gelb trägt, wolle damit zeigen, dass er sein lieb vberwunden (43) habe. Para l lelen: Zu den V. 1–4 vgl. die in Wortwahl und Reim sehr ähnliche Passage in B372 (Ka3 17–20; Pr2 37–40). Auch die Reihenfolge der Minnefarben stimmt mit B372 überein, mit Ausnahme der Einfügung einer siebten Farbe (grau). Eine Erweiterung um die Farbe Grau begegnet auch in B375, allerdings in anderer Reihenfolge und ohne dass hierbei inhaltliche Parallelen aufträten.

B377 Die acht Farben Lehrrede des Sprechers über die Bedeutung von acht Farben und ihren Kombinationen Ve r f a s s e r : unbekannt

Mü19 234v–236r; 83 V.

Datierung: früheste Überlieferung 1470/1471 (Pr2)

Edition: Haltaus 1840, 165f. Nr. II 19 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLV)

Überlieferung: Be3 2r–3r; 82 V. Lg4 129r–130r; 82 V. Pr2 72r–73v; 84 V.

Literatur: Niewöhner VL 1, 602 Nr. 2; Seelmann 1902, 120f.; Brügel 2008a; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: In allen Hss. ohne signifikante Varianz überliefert und jeweils als erster Text in einem Überlieferungskonvoi von drei Minnereden mit Farballegorese (B377, B382, B372), der in Be3 die Minneredensammlung eröffnet. Das Verspaar Pr2 56f. fehlt in Be3 und Lg4; Pr2 62 fehlt in Mü19. Nur Pr2 und Mü19 setzen (fast) alle Verszeilen ab, die anderen Hss. sparen oft Platz, indem sie die meist in Verspaaren ewähnten Farben und deren Bedeutung in eine Zeile zusammenziehen. Mü19 lässt die Minnerede ohne markierte Textgrenze in B382 übergehen.

B377 Die acht Farben

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Überschrift: Ain ander spruch (Mü19) Von allerlay varben (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) · In einer sehr knapp gehaltene Rahmenhandlung von lediglich drei einleitenden (1–3) und einem schließenden Vers (84) fragt eine Dame den Sprecher nach der Bedeutung verschiedener Farben. Zunächst legt dieser acht einzelne Farben auf die Minne hin aus (4–25): Grün sei der Anfang; Gelb sei Nachdenken (10: mynn angedanck; oder ist minne âne gedanc gemeint?); Blau bedeute Beständigkeit; Weiß heiße freundliches Gedenken; Braun bedeute beständiges Verheimlichen; Schwarz sei eine grausame Kleidung; Rot bedeute brennende Liebe und Grau gute Minne, Adel und hochen muot (22). Gestreifte Kleider seien allerdings nur der Affen würdig. Im Folgenden führt der Sprecher verschiedene Farbkombinationen an (26–68): Grün / Blau sei der Anfang in der Beständigkeit; Weiß / Blau sei beständiges, gutes Gedenken; Weiß / Grün liebe rein und schön; Weiß / Grau bringe dem viel Freude, der neue Liebe gewinne; Weiß / Schwarz sei gutes Gedenken im Leiden; Weiß / Rot sei Freude (38: ›hoher Mut‹) ohne Bedrängnis; Grau / Grün sei Minne, Adel und Schönheit; Schwarz / Grau bedeute, dass auf Liebe Leid folge; Grün / Schwarz bedeute, das Leiden sei zu hart; Blau / Schwarz sei täglich neue Reue; Schwarz / Rot bedeute Zorn (48: grymmikait) und sei der Liebe Tod; bei Rot / Grün brenne die Schönheit der Liebe; Blau / Rot bedeute: Wer der rechten Minne folge, solle immer fröhlich sein; Braun / Blau sei beständige Verheimlichung; Grau / Blau beständige Freude (57: ›hoher Mut‹); Gelb / Blau sei beständiger Ruhm, was kein edler Mensch tun solle (?); Grau / Rot zeige an, dass der oder die Geliebte einen zu hohen Stand habe. Gemischte Farben seien zwar üblich, aber eben doch keine rechte Farbe. Röter und Rot solle unvermischt sein, das ziere den Mann; Blau und dann lasaur (67) bedeute die Bitterkeit langen Wartens. Wer diese Farben tragen wolle, der dürfe nicht prahlen und solle alle Frauen ehren, so werde er selbst geehrt, wohin er auch komme. Doch er solle genau bedenken, Wavrzuo yeglicvhe varb wär guot (77), sodass er sich dem Zustand seines Herzens gemäß kleiden könne. Es gebe viele, die Farben trügen und trotzdem von der Liebe nichts zu sagen wüssten. Abschließend bedankt sich die Dame für die Auskunft und verabschiedet sich mit Handschlag (84: und pott mir ir hannd).

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B378 Bedeutung der acht Farben

B378 Bedeutung der acht Farben Kurze Auslegung von acht Kleiderfarben (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Wagner, J. M. 1861, Sp. 233

Datierung: Überlieferung um 1465–1470

Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 664

Überlieferung: Kl 24v; 16 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Kl, im Kontext von medizinisch-astrologischen Texten (Gesundheitsregimina, Rezepte, Humoralpathologie etc.). Die Eintragung dürfte, den Jahreszahlen in den vorhergehenden und nachfolgenden Texten zu schließen, um 1465–70 erfolgt sein, ggf. durch Conrad Beck aus Mengen (Oberschwaben), der auch andere Teile der Hs. geschrieben hat. Überschrift: – Inha lt: Acht Farben werden je in einem Reimpaar behandelt, und zumeist einer Tugend zugeordnet sowie einem speziellen Trägerkreis bzw. einer Haltung oder Situation, in der man die Farbe tragen solle (Ausnahmen bilden die beiden letzten Farben, Gelb und Bunt). Dabei ist die Minnethematik (wenn überhaupt) nur beiläufig präsent, denkbar wäre auch eine christlich-moralische Deutung: 1. Weiß = Reinheit = Jungfrauen; 2. Rot = Liebe = Verheiratete; 3. Schwarz = Demut = Witwen; 4. Grün = Glaube = wir alle; 5. Blau = Beständigkeit = soll uns begleiten; 6. Grau = Weltabkehr = diejenigen, die Gott erhobenen Geistes dienen; 7. Gelb: gelbe Seide umwinde den Kranz und tauche jede Farbe in Goldglanz; 8. Bunt (17: gemengte farb): sticht heraus und geht quer zur allgemeinen Laufrichtung (16: Die gaut enczwerch vff gmainen spor).

B379 Deutung der neun Farben

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B379 Deutung der neun Farben Einfache Farbauslegung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 15. Jh. Überlieferung: Gr 1r; 18 V.

Edition: Stark 1864; Mengis HdA 2 (1930), 1197f.; Schindler 2011, 470 Literatur: Brandis 2VL 2 (1980), 76

Beschreibung der Überlieferung: Eingetragen auf dem ansonsten leeren Vorsatzblatt der Hs. Gr, die zwei deutschsprachige theologische Texte überliefert. Überschrift: – Inha lt: Die Bedeutung jeder der neun Farben wird je in einem Reimpaar erläutert: Grüner Anfang ist gut; weiß sind treue Gedanken; blau bedeutet Beständigkeit; Brennen in der Liebe (die Farbe Rot wird hier nicht benannt) braucht guten Verstand; braune Kleidung verweist auf verschwiegene Demut; im gement (12, gemeint ist die Farbmischung, das ›Gemenge‹) ist die Beständigkeit eingeschmolzen (oder zerschmolzen?).; gelb kommt dem Glücklichen zu; schwarz ist der Zorn, der aber manchen auf den richtigen Weg bringt; grau ist sich selbst überschreitend und undurchschaubar.

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B380 Bedeutung der Farben und des Laubes

B380 Bedeutung der Farben und des Laubes Auslegung von 25 Pflanzen, versifizierte Fassung von Z75 (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 149–153 h)

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 165f.; Seelmann 1902, 120; Glier 1971, 279–283; Rheinheimer 1975, 12, 58–61, 69–73, 221; Brandis 2VL 1 (1978), 666; Wallmann 1985, 295f. Anm. 147; Tervooren 2006b, 186

Überlieferung: Wi13 25r–26v; 114 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der vermutlich aus Köln stammenden Minnereden- und Spruchhs. Wi13., nach der Einzelstrophe eines Minneliedes (12 V.). Auf fol. 25r zwei Marginalien: huls und wachholteren sind rechts am Rand vermerkt und unterstrichen. Auf fol.  26v ist über kletten (94) als niederdeutsche Glosse kliven eingetragen. Die Überlieferung ist an vielen Stellen verderbt: Es fehlen Pflanzennamen (38 Immergrün?; 82 Gamander?; 84 Feigenbaum?); Namen sind vertauscht (Holder, Wachholder, Borretsch, Immergrün, Gamander); andere kommen doppelt vor (Wachholder, Veilchen); nach 19 fehlt ein Vers, Textlücken finden sich in 91 und 103. Häufig ist die Allegorese entstellt: So wird z.B das Tragen von Weidenblättern abgelehnt, want id wyerpt mych van sych | unde will mir des vorsagen (35f.); das ›zitternde Espenlaub‹ wird antisemitisch in Bezug gesetzt zu loszen juden, | de morgen anders dan huden (24f.). Nach 114 bricht der Text ab: Ob er damit als Fragment zu bezeichnen ist (Brandis in 2VL  1) oder einfach ein (nicht untypisches) offenes Ende der Pflanzenallegorese wie in B362 und einigen Prosafassungen (vgl. Z75) vorliegt, ist unklar. Überschrift: – Inha lt: Die Versredaktion einer nicht klassifizierbaren Langfassung von Z75 umfasst einen Katalog von 25 Pflanzen. Dabei wird ein besonderes Schwergewicht auf Bäume (Nr. 1–7,11–14, 23–25) gelegt, die auch Eingang und Schluss der Reimpaarrede bilden. Dazwischen finden sich Blumen und kleine Gewächse, die so zusammengestellt sind, dass an zwei Stellen die ›Beständigkeit‹ in der Minne als übergreifendes Thema erkennbar wird (Nr. 8–10 und 14–18). Dabei ist anzumerken, dass die Eiche, die für ›Beständigkeit‹ und ›Festigkeit‹ steht und in allen Prosafassungen den Pflanzenkatalog einleitet, hier durch die bedeutungsähnliche Stechpalme (12: alle tzyt steit sie grone) ersetzt wird.

B380 Bedeutung der Farben und des Laubes

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Der Sprecher bekommt in dieser Versredaktion mehr Raum als in allen anderen Fassungen (vgl. hier Nr.  1–8 und 15–19), was bis zu einer Dienstversicherung im Zusammenhang mit einer unbekannten Laubpflanze (Immergrün?) reicht. Er ist jedoch nicht direkt affektiv involviert, sondern hat eine eher objektiv referierende Funktion. Daneben bleibt aber auch die aus den Prosafassungen bekannte Präsentation der ›Pflanzenträger‹ in der 3. Person (z.B. Nr. 10–12: Wer […], der) erhalten, wodurch eine Art Doppelperspektive (›Er‹ und ›Ich‹) in der Erzählhaltung entsteht. Insgesamt reduziert sich hier die komplexe Zeichen-Lehre der Prosa-Fassungen auf einfachste Sach-Sinn-Bezüge, sodass es zu nichtssagenden Verallgemeinerungen und Sinnentstellungen kommen kann. Im Folgenden werden ausschließlich die Auslegungen der in dieser Versifizierung neu aufgenommenen Pflanzen angegeben; zu den übrigen (je mit […] angedeutet) vgl. die in Z75 näher aufgeführten Referenzen. Die Pflanzen werden nach ihrer Reihenfolge benannt: in runden Klammern in Kleinbuchstaben die Referenzen zu den Einträgen der ›Kurzfassung‹ (Z75a); in arabischen Ziffern die zu denen der ›Langfassung I‹ (Z75b); in eckigen Klammern die zu dem Zusatzbestand der ›Langfassung II‹ und der ›Langfassung III‹ (Z75c und Z75d). A Einleitung (1–4): Der Sprecher nennt seine Absicht, von Farben und von Laub zu berichten, die ihm gut gefallen. Er verweist darauf, dass häufig ein Liebender den anderen bitte, seinetwegen Farben zu tragen. B Pflanzenallegorese (5–114): 1. (n.) Stechpalme […]; 2. (o.) Wachholder – Vergleich mit der Stechpalme in Bezug auf die Beeren; 3. (a.) Eichenlaub […]; 4. (b.) Espen – Vergleich mit wankelmütigen Juden; 5. Hainbuche – Fröhlichkeit; 6. (c.) Birken […], Sprichtwort: ›Liebe bricht Stahl und Eisen‹ (33: Leffte brickt stael unde iseren); 7. (g.) Weiden – Weigerung, dieses Laub zu tragen, das Minneleid bedeute; 8. [Lücke; ggf. immergrün?] Laub – Stetigkeit; 9. (7.) Rosen – Sinnverschiebung: Leben in Beständigkeit und Reinheit; 10. (33.) Veilchen […]; 11. (d.) Maßholder […]; 12. (l.) Hasel […]; 13. (q.) Hagedorn […]; 14. (j.) Linden […]; 15. (9.) Heide […]; 16. (33.) Veilchen […]; 17. [Lücke; ggf. Gamander?] – mit dem Mund Treuebezeugung, im Herzen Wankelmut; 18. [Lücke; ggf. Feigenbaum] Laub – keine Stetigkeit / Liebe um der Gaben willen; 19. (f.) Tannen […]; 20. (27.) Kletten […]; 21. (8) Nesseln […];

598 22. 23. 24. 25.

B381 Der Farbenkranz der Frauentugenden

[20.] Maiblumen; (4.) Wachholder (d.i. Holder) […]; (h.) Maulbeerlaub […]; Eschen – keine lange Dauer.

Para l lelen: Zwölf der 25 genannten Pflanzen sind nachweisbar in der Kurzfassung Z75a (Stechpalme / Wachholder und Eichenlaub / Espen in den gleichen Sequenzen; weiterhin Birken, Weiden, Maßholder, Hasel, Hagedorn, Linden, Tannen, Maulbeerlaub); vier Pflanzen finden sich in der ›Langfassung I‹, Z75b (2. Quelle: Rosen, Heide, Nesseln, Wachholder [d.i. Holder]); drei Pflanzen (Veilchen doppelt geführt [einmal Diminutivform], Kletten, Maiblumen) gehören zu dem gemeinsamen Zusatzbestand von ›Langfassung II‹ und ›Langfassung III‹, Z75c und Z75d; eine Pflanze (Esche) wird nur bezeugt in der ›Langfassung III‹, Z75d. Eine exklusive Überlieferung liegt nur bei der Hagebuche vor. Die Verbindung eines Sprechers mit dem amorphen Pflanzen-Katalog und Versifizierungstendenzen begegnen in Spuren auch in einigen Langfassungen von Z75 und B362 (ebenfalls Versredaktion einer Langfassung von Z75). Kenntnisse geistlicher Traditionen (›Marienblumen‹) auch in B364 und B381.

B381 Der Farbenkranz der Frauentugenden Bedeutungen von vier Blumen und ihrer Farben, die eine schwarz gekleidete Dame dem Sprecher am Locus amoenus mitteilt; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brandes 1885

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 162; Seelmann 1902, 120; Rheinheimer 1975, 62f.; Brandis 2VL 2 (1980), 709f.

Überlieferung: Wi13 33v–36r; 172 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden in der aus Köln stammenden Sammelhs. Wi13. Der Text scheint an einigen Stellen verderbt. In derselben Hs. finden sich auch andere Farb- und Pflanzenallegoresen (B371, B380), die aber keinen inhaltlichen Bezug zum vorliegenden Text aufweisen, sowie eine weitere Minnerede in Kreuzreimen (B358). Vers 124 wird als V. 126 noch einmal wiederholt, Brandes 1885 streicht daher in der Ausgabe V. 124. – Sprache: Ripuarisch, wohl nach einer hochdeutschen Vorlage.

B381 Der Farbenkranz der Frauentugenden

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Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach Brandes 1885) · A Spaziergangseinleitung (1–36): Der Sprecher stellt fest, dass sich die gesamte Schöpfung (Erde, Wälder, Berge, Täler und Luft sowie Fische und Vögel) an blühenden Blumen und reifen Früchten freue. Er berichtet von einem Spaziergang, den er eines Tages traurig und nur wenig von der umgebenden Natur aufgeheitert unternommen habe: Über blühende Wiesen und hohe Berge kommt er zu einem Locus amoenus: ein Tal, eine Quelle und darin ein Baumgarten (21: boemgarde; 23: wingart). Dort sieht er eine wunderschöne, schwarz gekleidete Dame, die einen Blumenkranz flicht. Nachdem sie ihn anspricht (Erschrecken des Sprechers 31–35) und er sich zu ihr setzt, erklärt sie ihm die Bedeutung des Kranzes. B Auslegung des Blumenkranzes (37–171): Der Kranz, den alle guten Frauen tragen sollten, sei aus vier Blumen gemacht: 1. Lilie (45–72): Ihre weiße Farbe bedeute Freigebigkeit, was auf das freundliche, aufrichtige und offene Verhalten ausgelegt wird, das eine Frau zeigen soll. Zudem stehe die Lilie für Keuschheit und Reinheit, da sie leicht vergehe – ebenso solle eine Frau streng darauf achten, dass sie unbefleckt bleibe. 2. Rose (73–104): Ihre Röte stehe für die Schamhaftigkeit als Voraussetzung für die Frauenehre und für die Furcht vor Ansehensverlust. Die Dornen werden ausgelegt auf die Huote, die jede Frau in Werken, Worten und Gedanken bewahren solle, weil sie andernfalls mit dem Verlust ihres Ansehens rechnen müsse. 3. Akelei (105–135): Sie sei blau und stehe für die Beständigkeit, die jede Frau in Herz und Sinn, privat und öffentlich an den Tag legen solle und die dem Wankelmut (Unbeständigkeit) entgegensteht. Als Vergleiche für den Wankelmut werden genannt: ein verdorbenes Kleid; eine scharfe Rute, mit der man sich selbst schlage; ein unruhiges Meer. Die Blume habe einerseits dicht geschlossene, andererseits weit geöffnete Blüten, was eine Frau als Hinweis auf die Notwendigkeit eines maßvollen Lebens nehmen solle. 4. Gelbe Narzisse (136–167): Sie (138: eyn tzittelose) strebe besonders stark in die Höhe, ebenso solle auch die Frau zum Heil streben. Die Frau solle besonnen, schamhaft und zurückhaltend sein (150f.: anderenfalls zeige man auf der Straße mit Fingern auf sie), ein anständiges Verhalten und Demut zeigen und das ›Kleid der Treue‹ tragen. Verhalte sie sich so, sei ihr Lob gewiss. Wenn sie aber untreu, unzuverlässig und unaufrichtig sei, verliere sie ihr Ansehen und müsse in Schande davonziehen. Die Dame schließt ihre Auslegung: Dies sei der guden farwen krans (168), mit dem die Trägerinnen überall glänzen könnten. – Der narrative Rahmen wird nicht geschlossen. Para l lelen: Brandes 1885, 54, verweist auf inhaltliche Nähe der Farbdeutungen zu B433. Roethe 1900, 162, sieht Wortanklänge zu B365. Seelmann 1902, 120, weist darauf hin, dass in B388 dieselben vier Tugenden (allerdings in einer Kleiderallegorese) genannt werden.

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B382 Lob der grünen Farbe

B382 Lob der grünen Farbe Eigenschaften und Bedeutungen der Farbe Grün, die der Sprecher einer Dame am Locus amoenus aufzählt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 3r–5v; 134 V. Lg4 130r–132v; 134 V. Mü19 236r–239r; 139 V. Pr2 73v–75v; 133 V.

Edition: Haltaus 1840, 166–168 Nr. II 20 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4 auf XLV) Literatur: Seelmann 1902, 121; Brandis 2VL 5 (1985), 869; Brügel 2008a; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Nur in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) sowie in der späten Hs. Mü19 überliefert, ohne signifikante Varianz. Vor Pr2 119 fehlt ein Vers, den alle anderen Hss. überliefern. Mü19 hat die Verse Pr2 47–53 (allerdings ohne 51) wohl wegen Augensprung doppelt. In allen Handschriften ist dieser Text in einem Überlieferungskonvoi von drei Minnereden mit Farballegorese überliefert: B377, B382, B372; in Mü19 folgen B377 und B382 ohne markierte Textgrenze aufeinander (vgl. den ähnlichen Fall B227). Überschrift: Von der grönen varbe (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–37): Der Sprecher geht aus Freude (2: Durch lust) in einen schönen Wald: Vögel singen, und ein kühler klarer Bach, der durch tiefe Schluchten fließt, führt ihn schließich auf eine Aue. Dort hat der Mai sein Zelt aufgeschlagen, dessen Geruch unbeschreiblich süß und dessen Farben vielfältig sind: rote, weiße, violette, gelbe und blaue Blumen kommen durch das Grün. B Dialog über die grüne Farbe (38–133): Hier findet der Sprecher eine schöne Dame ohne Begleitung, die ihn sogleich grüßt und ihn nach ihrer Lieblingsfarbe fragt. i Er fragt, welche Farbe sie meine. i Sie sagt: Grün (52: Grasgrön). Sie beklagt, dass ihr gelegentlich vorgehalten werde, Gras werde zu Heu. Trotzdem werde sie von der Farbe erfreut und wolle nun, dass er ihr der varb tugent (59) erklärt. i Es folgt ein längerer Monolog des Sprechers (61–119), in welchem er nach der Betonung seiner Unwissenheit (Bescheidenheitstopos) auf verschiedenste Aspekte der grünen Farbe eingeht: Er lobt deren Schönheit und Zierde; sie sei die Farbe und das ›Kleid‹ (69) des Frühlings und eine Augenweide, wenn sie auch der Klaffer beneide und unglücklich werde, wenn er sie sehe, weswegen er über sie lästere. Affen nennt der Sprecher solche

B383 Von der grauen Farbe

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Leute, die das Beste zum Schlechtesten machten, und wünscht diesen Klaffern alles Unglück. Grün bedeute des Weiteren ain frölich anfangk (97), was man auch daran erkennen könne, dass sich alle vernünftigen Lebewesen am Frühlingsmonat Mai und seiner grünen Farbe erfreuen würden. Grün bereite Freude und vertreibe die Schmerzen. Wer Grün als seine Farbe gewählt habe, der geselle sich zum Frühling. Grün sei die Farbe des Smaragds, einer der zwölf Edelsteine, von dessen großer Kraft die Mayster rain (112) schreiben; der Smaragd sei auch gut für die Augen. Grün sei der Ursprung aller Dinge. i Die Dame bedankt sich für die Unterweisung, die ihr die Farbe noch lieber als zuvor gemacht habe. Der Sprecher bricht wieder auf, verneigt und verabschiedet sich und erhält ihren Segen. Para l lelen: Durch die Ausführungen zum Smaragd ergibt sich eine Verbindung zu den Minnereden mit Edelsteinallegoresen, z.B. zum ›Kittel‹ Meister Altswerts (B430), wo der grüne Stein – und nicht etwa der rote Rubin – ebenfalls der Liebe zugewiesen wird.

B383 Von der grauen Farbe Dialog eines Mannes und einer Frau über die Bedeutung der Kleiderfarbe Grau, das im gegenseitigen Liebesgeständnis endet (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: früheste Überlieferung um 1530

Literatur: Glier 2VL 3 (1981), 228

Überlieferung: Be3 227v–280r; 116 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Teil der Sammelhs. Be3, am Ende einer MinneredenGruppe, von der vorangehenden Farbauslegung (B376) nur durch einen isoliert stehenden skatologischen Zweizeiler und die Überschrift getrennt. Überschrift: Vonn groer farb Inha lt: Die Minnerede beginnt unmittelbar mit der Rede des Mannes. Die folgenden acht Sprecherwechsel sind nur dreimal mit einer Inquit-Formel (15, 81, 93) markiert, in denen die beiden Sprecher in der dritten Person erscheinen. Es gibt also kein Sprecher-Ich.

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B383 Von der grauen Farbe

Der Mann zögert mit seinem Gruß, da er bei der Dame Verstimmtheit zu erkennen glaubt. Er spricht sie auf ihre graue Kleidung an: So weit er wisse, zeige das Grau vbermutt (9) an, was er mit einem Verweis auf den Engelssturz Luzifers klar als sündhaft kennzeichnet. i Die Dame verweist hingegen darauf, dass ihre Kleidung ein hohes gemuet (17) anzeige. Außerdem wisse ihr Geliebter noch nichts von ihrer Liebe, da sie sich aus Furcht vor ungünstigen Reaktionen der Umwelt noch nicht offenbart habe (Grau als Farbe der noch nicht offenbarten Liebe). i Der Mann bekennt, dass es ihm ähnlich gehe, da er ebenfalls seinen Vorsatz, seiner Verehrten seine Liebe zu gestehen, noch nicht habe umsetzen können. i Die Dame erklärt, dass es für die Geliebte unmöglich sei, ihm Gnade zu erweisen, wenn sie nichts von seiner Liebe wisse. i Der Mann gibt als weiteren Hinderungsgrund an, dass sie einem höheren Stand angehöre als er. In einer Reihe von (teils schwer verständlichen) Beispielen markiert er offenbar sowohl die Schwierigkeit als auch die Möglichkeit, in einem solchen Fall zum Erfolg zu kommen: Auch der höchste Baum berühre die Erde, ›überhand fechten‹ (56) sei schwierig; ein starker Ast sei nur zu biegen, wenn man ihn am äußersten Ende fasse; auch den härtesten Stein könne man ›mit Kunst‹ (66) erweichen. Zur Furcht, mit einer ungeschickten Werbung alles zu verderben, komme die Mutlosigkeit, mit der man auch nichts erringe. Folglich wolle er seine Hoffnungen aufgeben. i Die Dame ermuntert ihn, nicht abzulassen, und deutet mit der Wendung Dorst ir mich grussen | Jch dorst euch kummers buessen (79f.) auf ihr Entgegenkommen. i Der Mann weiß nicht, ob er diese Antwort ernst nehmen kann, da schon manche Männer durch heuchlerische Worte von Frauen getäuscht worden seien. i Die Dame gesteht ihm nun offen, dass er der heimliche Geliebte sei. Hätte er nur gewollt – Frauen stünde es nicht an, den ersten Schritt zu tun –, dann hätte er schon längst am Ziel sein können. i Der Mann freut sich, dass sie sich selbst offenbart hat, und bietet ihr überglücklich seinen uneingeschränkten Dienst an. Er wolle sich auch in Grau kleiden, denn Grau sei die beste Kleiderfarbe, weil sie noch nie ein Mann getragen habe (Der Sinn dieses letzten Arguments ist nicht ganz klar: Neben der symbolischen Übereinstimmung in der Kleiderfarbe wird wohl auch darauf angespielt, dass Grau eine besondere und nicht leicht decodierbare Kleiderfarbe ist).

B384 Gespräch über die graue Farbe

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B384 Gespräch über die graue Farbe Belauschtes Liebesgespräch, in dem eine Dame ihrem Geliebten die Farben Grau (aus Blau und Weiß gemischt) und Schwarz erklärt; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 72f. Nr. 59

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Zacher 1841, 247; Hogenelst 1997 Bd. 2, 219f. Nr. 310; Brügel 2008a

Überlieferung: Ha3 32vb–33va; 132 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 nach einem Minnerätsel und vor der Minnerede B341, die eine nicht unähnliche Sprecherrolle aufweist.  – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher beginnt zunächst entgegen der Gattungskonvention im Stil einer ErErzählung von einem Jäger zu erzählen, am Ende jedoch scheint er als Ich-Erzäher dieser Jäger selbst zu sein. A Einführung (1–38): Der Sprecher erzählt, dass er die Geschichte von einen Jäger hörte: Dieser reitet nachts durch einen Wald und wartet auf einer Lichtung auf den Morgen. Links von ihm steht ein schöner Baum. Auf (?) einem goldenen Kleid sieht er eine Dame stehen, die einen schwarzen Pelzmantel mit einem kostbaren Gürtel trägt und darunter ein graues Kleid. Auf ihrem Kopf trägt sie einen Schleier und eine Krone. Unter dem Mantel sieht er einen Ritter liegen, den die Frau an ihre Brust drückt. B Belauschter Dialog zwischen Dame und Ritter (39–119): Der Jäger hört, wie die Dame Jesus Christus dankt, weil sie diesen Ritter mehr liebt als jemand anderen. Sie klagt, dass sie ihn so selten sehe. Frau Minne sei die Ursache, dass sie sich ihm ganz hingeben habe. i Der Ritter lobt die Dame (Bezeichnung als ›blühender Zweig‹, ›Dach der Freude‹, ›Balsamfass‹). Er habe sich ihrer Weiblichkeit zu eigen gegeben. Ihr Ruhm vermehre sich überall, sie habe ihm alle Sorgen genommen. i Die Dame erwidert, dass er alle ihre Wünsche erfülle. Er sei ihr höchstes Begehren. i Darauf fragt er, warum sie sich in Grau gekleidet habe: Blau wäre besser. i Sie erklärt, dass Grau keine eigene Farbe sei, sondern Blau mit Weiß vermengt. Blau bedeute Beständigkeit in Herz und Sinn, Weiß hingegen Reinheit und Makellosigkeit. Grau vereine diese beiden Farben und sei der Stamm aller Tugenden, aus dem die Ehre aller guten Frauen entspringe. Schwarz sei die dunkle Farbe, sie bedeute, dass man die Minne verheimlichen solle, wenn man im ›Strick der Minne‹ sei. i Der Ritter bittet sie darum, ihm die Farben zu übergeben. i Sie sagt, dass sie das gerne machen würde.

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B385 Von dem Fundamente

Sie umarmen sich und drängen sich zueinander (117–119: Se ercosen sich wal mennichfalt | In witsen armen, da ze hem dranch | Wal vrientelichen mit ghewalt). C Schluss (120–132): Der Ich-Sprecher, der nun in die Rolle des Jägers schlüpft, verlässt diesen Ort, denn er meint, es wäre eine Sünde, wenn er sie stören würde. Er bittet Gott darum, dass er sie vor dem Gerede der Minnefeinde (128: der velre wroeger mare) behüte. Der Sprecher reitet auf seinem Pferd durch den schönen Wald davon und lässt die Freude dort zurück.

B385 Von dem Fundamente Allegorische Minnefrage einer Dame über den Sinn des Wiederaufbaus einer eingestürzten Burg, die der Sprecher während einer Geselligkeit beantwortet; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Bs1 54ra–54rb; 64 V. Ha3 66rb–66va; 64 V.

Edition: Serrure 1855, 357–359 Nr. 40 (nach Bs1); Kossmann 1940, 135f. Nr. 111 (nach Ha3); Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 1, 344–346 Nr. 51 (nach Bs1) Literatur: van Oostrom 1996, 131; Hogenelst 1997, Bd. 2, 50 Nr. 52; de Haan 1999, 132

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1 in einer kleinen Minneredengruppe; in der Liederund Minneredenhs. Ha3 nach B420 und vor einem Liebeslied (de Bruin/Ooterman 2001 Nr. T 4864, Bd. 1, 417). – Sprache: Niederländisch, in Ha3 leicht deutsch gefärbt. Überschrift: Vanden Fondamente (Bs1) Inha lt: (Nach Bs1) · A Frage (1–32): Der Sprecher hört in einer Stadt die Frage einer jungen Frau, die sie öffentlich während einer Gesellschaft stellt: Ein guter Mann, der für eine Burg Leben und Besitz einsetzen wolle, sollte ein sicheres Fundament suchen. Wenn er einen unbebauten Platz fände, Kalk, Stein und Holz dahin brächte und dort seine Burg baute und wenn diese einstürzte, was würde man ihm dann raten? Sollte er ein neues Fundament legen, um die Burg am alten Platz wiederaufzubauen?

B386 Das Herz als Garten der Liebe

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B Antwort (33–64): Auf ihre Frage antwortet jeder, wie er will. i Der Sprecher aber fragt die Frau, ob er die Frage beantworten dürfe. i Sie antwortet, dass er dies gern tun könne. i Der Sprecher erklärt, dass es keine Burg gebe, die nicht vernichtet werden könne. Schon viele Burgen, Häuser und Städte seien absichtlich zerstört worden. Aber wenn eine gute Burg von selber einstürze, sei das Fundament schlecht. Man sollte sie an diesem Platz nicht wieder aufbauen. Man könne auch einen Baum fällen, dessen Wurzel gut sei. Man solle dann die Wurzel versorgen, weil nachher noch ein Baum sogar mit süßeren Früchten wachsen könne als vorher. Alle guten Frauen sollten sich dies zum Vorbild nehmen.

B386 Das Herz als Garten der Liebe Auslegung eines Herzgartens, seiner Pflanzen, Vögel und Farben auf die Liebe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Roth, J. F. 1805, Sp. 324–339

Datierung: Überlieferung um 1453–1458

Literatur: Schade 1855, 89; Blank 1970, 96, 156; Holtorf 1973, 20f.; Glier 2VL 3 (1981), 1151f.; Westphal 1993, 147f.; Egidi 2008, 148–152

Überlieferung: Mü10 1r–12v; 528 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als erster Text der aus dem Nürnberger Raum stammenden Sammelhs. Mü10. Überschrift: Das plümleingertlein Inha lt: A Einleitung (1–10): Der Sprecher teilt mit, dass er seiner Geliebten ein Gärtlein eingerichtet habe. Dort könne sie Trost und Freude finden. B Beschreibung des Gartens (11–94): Der Sprecher beschreibt den Garten als topischen Locus amoenus (Blumen, Vogelgesang) mit umfangreicher Befestigung zum Schutz vor Beschädigung (dreifacher Graben, Zwinger, Mauer mit verschlossenem Tor, Türmen, Wehrgang und Zinnen) und benennt sechs Pflanzen des Gartens und die jeweils zugehörigen Vögel (45–92): 1. grüner Klee und Nachtigall; 2. rote Rose und Phönix; 3. weiße Lilie und Schwan; 4. blaues Vergissmeinnicht und Turteltaube; 5. violettes (brûn) Veilchen und Pfau; 6. gelbe Ringelblume und Adler. C Auslegung der Gartenanlage (95–196): Nach einer Verortung der Gesamtallegorie (95f.: Zu dienst dem liebsten pulen mein | Sol mein Hercz das gertlein sein) geht der

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B386 Das Herz als Garten der Liebe

Sprecher zunächst auf die Deutung der Wehranlage ein (100–196). Der erste Graben (103–136) sei die Liebe: Unerlässlich sei es, sich vom Materiellen zu lösen und in das Tauschsystem der Liebe (113: lieb vmb lieb geben) zu begeben. Der Sprecher preist die Liebe als mäßigende und zugleich lebensnotwendige Kraft (Autoritätennennung 117: der weis mayster bzw. 132: mayster Seneca), mahnt die Männer, auf weyplich Zucht (122), die Frauen, auf mannes gut (123) zu achten, und gibt eine Dienstversicherung gegenüber seiner Dame. Den zweiten Graben (137–158) legt er als die Treue aus. Ohne Treue könne Liebe nicht bestehen (als Exempel für die herrschende Untreue nennt er den Kaufmann, der für Gewinn auch sein Lieblingspferd verkauft), daher will der Sprecher sie auch getreulich einhalten. Der dritte Graben (159–174), dessen Wasser die anderen speise, sei die Beständigkeit, die den Garten erst richtig beschütze. Der Zwinger (175–180) sei die Würde (175: werde gut) der Geliebten, die den Sprecher dazu bewegt, den Garten zu behüten und auf den Dienst an der Dame auszurichten. Die Pforte (181–196) sei das Herz der Geliebten, das sich ihm öffne, Pförtner sei ihr Willen, die Tür seien zwei Buchstaben: E und M. D Auslegung der Vögel und Blumen (197–520): Die Auslegung der genannten Vögel und Blumen bzw. deren Farben besteht teilweise aus anaphorisch gereihten Definitionen und hat einen lehrhafter Gestus. Immer wieder werden Ratschläge für die junge Jugent (357) gegeben, die bei Entscheidung für die Tugenden jeweils aufgefordert wird, sich nach der entsprechenden Farbe zu kleiden (vgl. 244; 271; 370; 435; 448f.): 1. Die grüne Farbe des Klees bedeute den Beginn der Liebe, die ewig und in stetigem Dienst sein solle wie die Liebe der Nachtigall zu ihrem Partner (201–244). 2. Das Rot der Rose sei Zeichen der flammenden Begierde, die auf den Beginn der Liebe folge, und die sich ständig erneuere wie der Phönix. Wie dieser solle man aus seinem Herzen ein Feuer schlagen und seine Liebe darin erneuern. Ohne Rot und die dahinter stehende Hitze gäbe es keine Liebe, das sehe man auch daran, dass Liebespaare erröten. Zuletzt verweist der Sprecher auf den Freude verheißenden roten Mund (245–296). 3. Das Weiß der Lilie bedeute einerseits die Hoffnung, die das Leid der Liebe erst erträglich mache und für die Imagination zuständig sei; andererseits bedeute es die Keuschheit argloser Liebe. Die Lilie wiederum sei nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihres Duftes zu loben, den der Sprecher mit dem guten Ruf des Liebenden vergleicht. Ein Wohlverhalten nur heuchelnder Liebender gleiche an die Wand gemalten, unechten Blumen. Der Sprecher warnt abschließend vor öffentlich allzu großer zur Schau gestellter Fröhlichkeit, die andere verärgern könnte (297–372). 4. Blau sei die Beständigkeit, ohne die die anderen Farben (= Tugenden) nichts nützten. Der Sprecher ermahnt hier besonders zur Beständigkeit, dem Geliebten auch in schweren Zeiten (Schulden, Krankheit, Alter, Unglück) die Treue zu halten – mit Verweis darauf, dass man selbst in solchen Situationen Beistand wünsche, und sich sonst doppelt gestraft fühle. Aus diesem Grund solle man auch Verleumdungen der Klaffer keine Glauben schenken und sich erst selbst von der Wahrheit eines Sachverhalts überzeugen. Für die bedingungslose Treue (421f.: Bistu ain lieb zu frewde | So pis auch ain lieb in leyde) dient die Turteltaube und ihr Trauerverhalten als Exempel (373–436).

B386 Das Herz als Garten der Liebe

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5. Violett (›braun‹) bedeute die Geheimhaltung, durch die die anderen Tugenden vor Angriffen der Klaffer geschützt werden könnten. Exemplifiziert wird dies am Pfauenweibchen, das seine Eier vor dem Männchen verstecke (437–450). 6. Schwarz bedeute Trauern und Klagen. Die Ringelblume, die sich erst beim Sonnenstrahl öffne, sei Exempel für den, der sich in der Sonne des Glücks der Umwelt öffnen, und adlergleiche Freigebigkeit an den Tag legen solle (451–476). Wohl noch zu dieser Farbe gehörig, aber strukturell eher selbständig folgt eine scharfe, mit lebendigen Beispielen und Vergleichen, z.B. aus der Fabeltradition (Dicke/ Grubmüller K301): Der Eifersüchtige gleiche einem bellenden Hund, der dem Pferd das Heu missgönnt (485–488). Die Verdammung von Eifersucht und Misstrauen in der Liebe (477–520) ist verbunden mit der erneuten Warnung vor falschen Klaffern. Der Sprecher beschließt sie mit einem Gebet (509–520), in welchem er Gott um die Vernunft bittet, die es ermögliche, auf Erden solchermaßen zu lieben, dass man die göttliche Liebe darin erkenne. E Schluss (521–528): Der Sprecher beschließt das Gedicht, indem er seinen Titel nennt (521f.: das plumelgertlein | Von den edeln Schönen vögelein), es als Neujahrsgeschenk für die Geliebte kennzeichnet und mit einem Segenswunsch für das Neue Jahr verbindet. Para l lelen: Zu den zwei Auslegungsteilen (Gartenbefestigung / Blumen) kann man je verschiedene Kontexte benennen. Auslegung von (Wehr)Architektur tritt auch in B358 auf. Die Auslegung der Blumen und Minnefarben bedient sich – so auch Glier 2VL, 1152 – der traditionellen Schematik. Kongruenz scheint zu den ersten vier Auslegungen (Grün, Rot, Blau, Weiß) in B372 zu bestehen, wo auch die Übertragung auf Kleiderfarben zu finden ist. Die violette (›braune‹) Farbe findet sich sonst erst in der Erweiterung des Schemas auf acht (B377) oder neun Farben (B379). Die Verbindung zur Auslegung von Pflanzen wird, allerdings mit anderen Belegungen, auch in B362–365 sowie in B380 und B381 gezogen.

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B387 Die Hundsfliegen

B387 Die Hundsfliegen Auslegung einer Insektenplage auf die Eifersucht der Ehemänner Ve r f a s s e r : Kaltenbach

Edition: Brauns/Thiele 1938, 29–32 Nr. 9

Datierung: Überlieferung um 1470–1490

Literatur: Geuther 1899, 41; Blank 1970, 97; Glier 2VL 4 (1983) 980f.

Überlieferung: He3 406v–409r; 142 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredensammlung He3. Der Autorname ist nach Geuther 1899 aus V. 139 erschlossen. Überschrift: – Inha lt: A Bericht (1–61): Der Sprecher berichtet, dass ihm zur Fastnacht von der hereingebrochenen Plage summender hunds mue cken (5) berichtet wird. Als er darüber lacht und es für Lügengeschichten hält (7: het die red fuer mern), erzählt ihm ein edelmann (9), dass ihn die Hundsfliegen, die ihm aus einem fernen Land geschickt worden seien, fast ruiniert hätten, und er sie deshalb weitergeben habe. Der Mann (Sprecherzuweisung unklar, ggf. spricht hier doch der Ich-Sprecher) berichtet Details von der Plage: Die Hundsfliegen stürzten den Befallenen ins Unglück, ihr Stechen sei mit keinem Schmerz zu vergleichen (Quellenberufung 36: etlich sagen ingeschrifft) und im Gegensatz zu allem anderen Leid und dem Verlust materieller Güter nicht zu verwinden; das Stechen und ständige Summen löse oft Wahnsinn aus (Schmerzensschreie, ungebührliches Benehmen); die Hundsfliegen seien resistent gegen Kälte, Regen und Wind; wen die Hundsfliegen überfielen, der sei mit dem Tod besser bedient; das Leid drücke sich aus in Hitze- und Kälteempfinden, Rast- und Ratlosigkeit (zusammenfassend 60f.: ja wem das sie gesendt werden | der isset sin selbs hercz vor leid). B Auslegung (62–115): Im Stil eines Bispels wird eine Auslegung angekündigt (62f.: Nun horent hie den underscheid | unnd merckent der materg sach): Das Brummen und Stechen der Hundsfliegen gleiche dem Ehestreit aus Eifersucht, der im Folgenden ausgemalt wird: Viele Männer verdächtigten ihre tugendhaften Frauen unberechtigterweise, einen Liebhaber zu haben. Die Sorge um die Treue der Frau lasse den Mann rasant altern (91: als wäre er 80 Jahre alt) und treibe ihn in den Wahnsinn. Auch die Frau leide, weil sie von ihrem Mann, der in seine Eifersucht verbissen sei, Schikanen und unangemessenes Verhalten (Wildschweingrunzen, wilde Blicke, verbale Ablehnung und Drohungen) zu erdulden habe, ohne dass sie sich einer Schuld bewusst sei. Der Sprecher gibt daher die Lehre, dass man sich möglichst der Eifersucht enthalten solle. Diese helfe auch gar nichts, wenn die Frau nicht selbst auf ihre Ehre achte.

B388 Von den Kleidern der Frauen

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C Epilog (116–142): Der Sprecher fragt sich, ob der Auftraggeber dieses Gedichtes wohl auch von den Hundsfliegen gestochen worden sei und schlägt vor, dessen Dame zu befragen. In einer direkten Anrede an die Damenwelt (126: Ir frawen liessend wol verstan) widmet er ihnen das Gedicht: Es sei eine Lehre für die sie plagenden Männer und aufzuführen als Martinsspiel (131: wan man hatt Martins spil). Der Sprecher ruft zur Fröhlichkeit in der beginnenden Fastnacht auf. Nur der dürfe traurig sein, dem es zu Herzen gehe, wenn eine Kuh zu Pfingsten auf dem Eis eine Vesper singen wolle (Adynaton). Der Sprecher nennt sich abschließend in einer Trunkheische kalten bach (139). Er stellt ein weiteres Gedicht in Aussicht (140f.: Gott well das er zu jar wird schencken | uch aber ein froe lich nuew gedicht), nennt den Titel (142: die hunczmuecken die sind uß gericht) und schließt mit ›Amen‹. Para l lelen: Vgl. die vom selben Verfasser stammende Minnerede B338.

B388 Von den Kleidern der Frauen Lehrrede über vier symbolische Kleidungsstücke, die Frauen übereinander tragen sollen (ohne narrativen Rahmen); in Strophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 (Bs1, Ha3) Überlieferung: Bs1 102vb–103ra; 12 Str. (72 V.) Ha3 67ra–67va; 13 Str. (78 V.)

Edition: Serrure 1855, 350–352 Nr. 38 (nach Bs1); Kossmann 1940, 137f. Nr. 114 (nach Ha3); Raue 1996, 361–364 (nach Bs1); Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 571–573 Nr. 117 Literatur: Raue 1993, 49;Raue 1996, 9, 76, 137–139, 161; Hogenelst 1997, Bd. 2, 73f. Nr. 90; de Haan 1999, 132

Beschreibung der Überlieferung: Diese niederländische Minnerede ist in Sammelhs. Bs1 in einer kurzen Reihe von Minnerätseln, Minnereden und profan-ethischen Sprüchen überliefert, hier zwischen den Minnesprüchen Z67 und Z38. In der Lieder- und Minneredenhs. Ha3 steht sie zwischen zwei Minnereden mit Frauenpreis-Thematik (B19, B328). Statt des üblichen Reimpaarverses wird hier eine eher liedhafte Strophenform verwendet: sechs Verse in Schweifreim (aabaab). In Bs1 sind die Strophen nicht abgesetzt. Die achte Strophe von Ha3 (V. 43–48) fehlt in Bs1. Ansonsten ist die Varianz gering; in Ha3 61 fehlt die Angabe, dass der Mantel schwarz ist (Bs1 55: Enen swert mantel). Unterschrift in Ha3: Explicit | Niet voer een reyne wijf (dieselbe Unterschrift findet sich auch unter Ha3 Nr. 95). – Sprache: Die Fassung in Ha3 ist leicht deutsch

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B388 Von den Kleidern der Frauen

gefärbt. Ob diese oder die mittelniederländische Fassung in Bs1 die ursprüngliche ist, kann nicht entschieden werden (de Haan 1999, 132). Überschrift: Van suueren cledren te dragen allen vrouwen (Bs1) Inha lt: (Nach Ha3) · Der Sprecher erklärt, dass Minne das Edelste sei, was es gebe. Aus Minne habe Christus neun Monate in Maria gewohnt. Weil er sein Reich mit dieser Mutter der Frauen geziert habe, wolle der Sprecher nun zeigen, wie die Natur ein Ebenbild (Mariens) errichten könne. Er wendet sich an die edlen Frauen (19: Ghi werde wivelijche fyguren) und will für sie symbolische Kleider entwerfen, die sie tragen sollten und die sie ohne Geld haben könnten: 1. (25–36): Das erste Kleid sei die Reinheit (26: Suverheyt), ein weißes (Unter)Hemd (26: himde), das man zu jeder Gelegenheit tragen könne und das nie schmutzig werde. Immer wenn eine Frau ein (Unter)Hemd anziehe – das solle sie in ihr Herz schreiben –, solle sie dieses tragen und rein bleiben. 2. (37–48): Darüber solle sie das rote Kleid (37: roc) der Sittlichkeit (41: Scemelheyt, d.i. ›Schamhaftigkeit‹, Ehrgefühl) tragen. Unter dem Himmel gebe es nichts Vergleichbares. 3. (49–60): Hierzu gehöre auch ein blaues Oberkleid (49: sorcoet), das Beständigkeit (54: Ghestedicheyt) genannt werde, womit jede Frau, die vernünftig und weise sei, sich kleiden solle. 4. (61–72): Das alles solle sie bedecken mit einem Mantel, genannt Demut (66: Oetmoet). Damit habe alle Weisheit, die von Gott komme, angefangen. Jeder, der Tugend oder Weisheit wünsche, solle verstehen, was er sage. Der Sprecher bekennt, dass er die Kleider der Frauenehre so beschrieben habe, wie er konnte. Könnte er sie besser lehren, hätte er das gesagt. Sonstiges: Kossmann 1940, 135, vermutet, dass der Text in Ha3 (Nr. 114) von demselben Autor stammen könnte wie B385 (das ist Ha3 Nr. 111).

B389 Des Kranichhalses neun Grade

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B389 Des Kranichhalses neun Grade Traum von der Begegnung mit einer Dame, die der Sprecher systematisch über die Tugenden der Männern belehrt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1439 (Go2) Überlieferung: Da 23r–24v; 118 V. Go2 8ra–9va; 194 V. Hb2 27v–29v; 195 V. Sm S. 1–7; 191 V. Wi13 50r–50v; 58 V. Wo4 37v–41v; 177 V.

Edition: Staphorst 1731, 225–228 (nach Hb2); Bruns 1798, 110–120 (nach Wo4); Ettmüller 1852, 56–63 (krit. nach Hb2, Wo4 und Go2); Oesterley 1871, 67f. (nur V. 76–156 nach Wo4); Krobisch 1997, 207–211 (nach Wo4); Thorsson Johansson 1997, 126–134 (nach Sm); Langbroek/Roeleveld 2001, 107–114 (nach Hb2) Literatur: Bruns 1798, 107–109, 121–123; Ettmüller 1852, 23f., 92–95; Glier 1971, 417f.; Kasten 2VL 5 (1985), 340–342; Krobisch 1997, 67–74; Langbroek 2004; Langbroek/Roeleveld 2005; Janota 2004, 340; Langbroek 2006

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist – so das Ergebnis der Reimuntersuchung von Langbroek/Roeleveld 2005, 184–187 – mittelniederdeutschen Ursprungs. Er ist in mittel- und niederdeutschen Kleinepikhss. der zweiten Hälfte des 15. Jh. überliefert, jeweils zusammen mit anderen Minnereden. Eine enge Überlieferungsgemeinschaft besteht mit B277: in Hb2 schließen ohne eigene Überschrift und ohne Kennzeichnung des Textbeginns Z76 und B277 direkt an, in Wo4 folgt B277, durch eigene Überschrift als distinkter Text gekennzeichnet. In Hb2 sind auf Bl. 29r die Verse 136–147 vom Schreiber bzw. Korrektor der Hs. marginal ergänzt worden. Die Abschnitte der Lehre vom Kranichhals sind in Da durch zweizeilige Initialen, in Wi13 durch marginale Alineazeichen markiert. Da und Wi13 überliefern den Text nur fragmentarisch: In Wi13 ist nur noch ein Blatt erhalten, auf dem der Text mit dem Vers Hb2 30 einsetzt (Textbeginn wohl auf der verlorenen vorhergehenden Seite) und bis Vers Hb2 88. Da überliefert noch ein Doppelblatt (Mittelblatt einer Lage?), der Text setzt mit Wo4 28 ein und reicht bis Wo4 124. Der Zustand des Blattes ist sehr schlecht, der Text ist an vielen Stellen zerstört, abgerieben und kaum lesbar. Die Hss. haben (abgesehen von Textlücken der Fragmente) weitgehend denselben Textbestand, zeigen jedoch häufigere Varianz auf Wortebene und auch in Zusatzversen und Ausfällen. Eine stemmatologische Einordnung ist kaum eindeutig mög-

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lich (anders Langbroek/Roeleveld 2005), weil die Gemeinsamkeiten wechseln: Deutlich nahe stehen einander Wo4 und Sm (exklusiver Ausfall von Hb2 57f. und 100f.), in der Sortierung der Vögel Hb2 7f. gehen Go2 und Sm einen eigenen Weg (Haubenlerchen, Nachtigallen, Drosseln und Goldamseln; in Wo4 fehlt die Aufzählung vermutlich durch Augensprung), wiederum Go2 und Wo4 bieten bei der Textilbeschreibung Hb2 33 gemeinsame Abweichungen zum Rest der Überlieferung (Go2 42: Sammyt baldicke vnd blyand; Wo4 41: Sammit ziden vnde blyant). Wi13 ist meist nahe an Hb2 und scheint zwischen Go2/Wo4 und Da zu stehen. In Hb2 sind nach V. 20 offenbar 10 Verse mit einer Beschreibung der Burg (Talumgebung, Baumgarten) ausgefallen, die in Go2, Sm und Wo4 überliefert sind. Auch in weiteren Passagen (Umstellung von Hb2 15f. in Go2, Wo4 und Sm; Umstellung von Hb2 21f. in Da, Wo4 und Sm; zusätzliches Verspaar nach Hb2 44 in Da, Go2, Sm, Wi13; je andere Umformung der Passage Hb2 61–67 in allen anderen Hss.; Umstellung und Erweiterung der Passage Hb2 125–127 in Go2, Sm und Wo4), vor allem aber dadurch, dass die ›Nachgeschichte‹ (s. unten D) sich nur hier findet, zeigt Hb2 gewisse Eigenständigkeiten. In Go2 schließen die Beschreibungen der ›Grade‹ 2–6 jeweils exklusiv mit einem zusätzlichen (an den Wortlaut von Hb2 80f. angelehnten?) Verspaar (z.B. Go2 95f.: Juncffrauwe daz ist die ander grad | die wol dem cranichhalse stad). Die Text der Hs. zeichnet sich auch durch häufigere Umformulierungen aus (u.a. Hb2 11f., 100f., 109f., 121f.). Er endet (nach Hb2 181) mit dem zusätzlichen Verspaar 193f: ffraw ere merket das | Min lip ist der saldin vas. In Sm sind die Beschreibungen des achten und des neunten ›Grades‹ (bei nur geringer Textvarianz) miteinander vertauscht, außerdem finden sich hier (nach Hb2 181) exklusive Abschlussverse: Wol rechte leue weten scall | de bedarff desser lere woll. Amen | Hir heft de kranshals en ende | Got vns syne gnade sende (Sm 188–191). Überschrift: Dith is de kranshals (Hb2) Inha lt: (Nach Hb2; Verszählung nach Langbroek/Roeleveld 2001) · A Traum / Spaziergangseinleitung (1–65): Die folgende Erzählung wird in einem einleitenden Verspaar als Traumgeschehen gekennzeichnet (1f.: Ick lach an eneme slape hure | My dromede van eneme euenture). Der Sprecher reitet mit den Hunden zur Jagd und stößt in einem schönen Wald (Gesang von Drosseln, Nachtigallen, Haubenlerchen und Goldamseln) auf eine Burg, deren Türme mit Edelsteinen und Gold gedeckt sind (Interjektion 18–20: die Behausung wäre Gott und Maria würdig). Im Baumgarten vor der Burg sieht er eine Jungfrau alleine unter einem Rosenstrauch sitzen. Sie trägt eine edelsteinbesetzte Goldkrone, ist kostbar gekleidet (Namen kostbarer Stoffe 32: Fluel boldeken vnde bliant) und spielt mit einem roten Apfel. Der Sprecher hört, wie sie darüber klagt, keinen beständigen und treuen Mann finden zu können (Wiedergabe der Klage in direkter Rede 37–41). Er geht in den Garten, grüßt und wird von der erschrockenen Dame willkommen geheißen. Der Sprecher gesteht, die Klage ge-

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hört zu haben und bietet an, sie zu unterrichten, wie sie einen guten Mann erkennen könne. Die Dame ist begierig, die Lehre zu hören. B Lehre vom Kranichhals (66–181): Der Sprecher lehrt, dass man einen treuen und beständigen Mann an seinem Kranichhals mit neun Wirbeln erkenne. Es folgen Auslegungen dieser Wirbel auf neun Stufen tugendhaften Verhaltens zu je zehn Versen (durch Störungen der Überlieferung sind die Abschnitte 4.-6. in Hb2 kürzer): 1. Der Mann soll tugendhaft sein, sich bei den Damen sanft geben, beständig sein, über etwaige Gunstbezeigungen einer Dame schweigen. 2. Was ihm eine Dame anvertraue, solle der Mann für sich behalten und nicht herumerzählen – die falschen Minner, die so etwas tun, sollen von der Gesellschaft ausgeschlossen sein. 3. Erweise ihm eine Dame eine Gunst, öffne ihr Herz und wähle ihn als Liebhaber aus, so soll der Mann ihr beständig und exklusiv dienen. 4. Der Mann soll an leidvollen Erfahrungen nicht verzagen und nicht darüber klagen (Sentenz 110: Leff sunder leyt kann wesen nicht). 5. Wolle er auf Lob hoffen, soll der Mann immer froh sein und der Dame aufrichtig und beständig dienen. 6. Der Mann soll danach streben, im Frauendienst zu tjostieren (121: riden mit deme spere), um sich die Gunst der Dame und eigenen Wert zu erwerben. 7. Wenn der Mann nur scheinbar treu diene, sich in Wirklichkeit aber auch anderen Damen zuwende, schwäche das die Liebe: Damen sollten solche Männer meiden. 8. In der Öffentlichkeit soll der Mann klug alles vermeiden, was darauf hinweisen könnte, dass zwischen ihm und seiner Dame ein Vertrauensverhältnis besteht – nur so kann die Liebe lange bewahrt werden. 9. Treffe ein Mann seine Geliebte in einer Gruppe von Damen, so soll er keine übertriebene Vertraulichkeit suchen, sondern ihr an der schar (156) dienen. Der Sprecher beendet seine Lehre: Wer sich in diesen Regeln nicht bewähre, werde nicht als treu gepriesen werden. Wenn die Dame sich die Eigenschaften des cranshals (160) gut gemerkt habe, werde sie einen rechten Mann erkennen. Dann bittet der Sprecher, gehen zu dürfen. C Abschied (164–181): Die Dame zieht einen strahlenden Diamantring vom Finger und überreicht ihm dem Sprecher als Dank für seine Lehre, verbunden mit Segenswünschen. Der Sprecher verlässt den Garten und reitet heim. Dabei strauchelt sein Pferd und er erwacht. Der Sprecher fasst das Geschehen und seine didaktische Absicht zusammen: Aldus hebbe ick in deme slape lart | Des kranshals negen grat | De truwe de dar wol to merkende stat (179–181). D Nachgeschichte (182–195): Beim Erwachen bemerkt der Sprecher, dass er den im Traum verliehenen Ring noch trägt. Er eilt in den Wald und sucht die Dame, bleibt aber erfolglos. Er erfährt dort – durch wen bleibt offen (190: In deme wolde my to wetende wart) –, dass er zuerst den kranshals buwen (191) solle. Er schließt sentenzenhaft: Wer sich um den Kranichhals bemühe und in beständiger Minne daran festhalte, sei der Jungfrau würdig und könne tugendhaft alt werden.

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B390 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Von dem Kraut Selve‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede.

B391 Weiberzauber Allegorisches Rezept für einen von Frauen auszuführenden Liebeszauber (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Walther von Griven Datierung: früheste Überlieferung 3. Viertel 13. Jh. (Wi1) Überlieferung: Fassung I: Wi1 114va–115ra; 52 V. Lo4 73r–74r; 52 V. Pr2 136v–137r; 48 V. Fassung II: Co 222ra–222rb; 44 V. He6 219ra–219rb; 44 V. Fassung III: He12 121r–122r; 68 V.

Edition: Haltaus 1840, S. XXXIV–XXXVII (Synopse nach He6, Co, He12 und Pr2) und 217 Nr. II 50 (nach Pr2); Haupt 1872 (nach He6) Literatur: Bech 1871, 333–335; Geuther 1899, 131f.; Glier 1971, 56f.; Bein 1998; Holznagel 2VL 10 (1999), 642f.; Janota 2004, 324, 326

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist Mitte des 13.  Jh. bzw. zu Beginn des 14.  Jh. im Rahmen von Autorsammlungen des Strickers (Wi1, Co, He6) überliefert, etwas später im 14. Jh. auch im Rahmen einer Teichner-Sammlung (He12). Dazu treten zwei Hss. vom Ende des 15.  Jh.: Lo4, in welcher der Text im Kontext derselben Stricker-Sammlung wie in Wi1 erscheint, und Pr2, wo der Text ebenfalls von Minnereden, Mären und Bispeln umgeben ist. In Textumfang, Anzahl und Auswahl der genannten Tugendkräuter sowie in der funktionalen Bestimmung des Textes differieren die Hss. teilweise stark. Die komplette Liste wie in Wi1 überliefert einzig Lo4 (gegen die logische Ordnung sind hier 15f. die zweite und dritte Zutat in umgekehrter Reihenfolge genannt). Pr2 hat als siebtes Kraut tugent (Pr2 33), die Auslegung des Mischgefäßes kommt ohne einen Verweis auf das Herz aus, im Schlussteil fehlen vier Verse, die in Wi1 den sich sträubenden Mann beschreiben (die Angabe bei Bein 1998, 49, Pr2 böte eine »teilweise nur fragmentarisch erhaltene Fassung«, beruht auf einem Missverständnis des selektiven Abdrucks dieser Fassung in der Synopse von Haltaus 1840). Stärker von Wi1 weichen He6 und Co ab. Hier fehlt die Anweisung zur Mischung in einem Gefäß, insgesamt werden nur neun Kräuter genannt (es fehlt die Loyalität, in Wi1 die achte Tugend), die Keuschheit gegenüber anderen Männern (in Wi1 die

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sechste Tugend) wird allgemeiner nur als chevsch mvt (He6 25) bezeichnet, als letzte Tugend wird bosheit (He6) bzw. keuschheit (Co) angeführt. Beide Hss. überliefern eine Autorsignatur: Walther von griven ret in daz | der wiser si der rat in baz (nach He6, gleichlautend in Co 43f.). He12 präsentiert einen offenbar stark umgearbeiteten und erweiterten Text: Das Rezept soll die Frauen hier von den Männern befreien (He12 18: So mogen sie von iren mannen genesen) bzw. die Männer in die stärkere Position bringen (He12 26: ez machte die man sigehaft); auch hier schließt die Tugendreihe mit der bosheit, danach folgt ein Schluss von 14 + 8 Versen, in denen als weiteres Zaubermittel die beschwichtigend-zärtliche Anrede des Mannes (He12 49f.: Sie sprech lieber pule mein | So muoz ers alles gut lazzen sein) und als Immunitätsgrund bäurische Natur angegeben werden (53–56: Ist aber das er es nich entut | Vnd sein hertz ist also gemut | so ist er von natur | ein rehter viltz gepawr). Als Motivationen für den Zauber werden, in vielleicht beabsichtigter komischer Steigerung, nutz und ere (He12 60), ere vnd gut (He12 64), ir manne hulde (He12 65) und daz ewig leben (He12 67) genannt. Überschrift: Ditz mere ist wie die wip ir man / Mit zouber gewinnen dan (Co) Ditz ist wie die wip ir man / Mit zovber gewunnen han (He6) Ain hubsche zauberlist den frawen (Lo4) Von krewtern damit frawen ir mann bezaubern (Pr2) Inha lt: (Nach Wi1) · A Einleitung (1–12): Der Sprecher berichtet, dass er die Damen oft darüber klagen höre, welches Leid ihnen ihr (Ehe)Mann antue. Er kündigt ein gutes Rezept (4: schon list) an, das er aus Paris mitgebracht habe, wo die Frauen ihre Männer bezaubern würden: Es lehre die Herstellung eines Pulvers aus Kräutern, mit dem Frauen ihre Männer gewogen stimmen könnten. B Rezept (13–44): Genannt werden zehn allegorische Kräuter: Zunächst 1. Demut, 2.  weibliche Güte, 3.  Sanftmut, die die Frau in einem sauberen Gefäß, d.h. einem Herzen frei von Feindseligkeit, vermischen soll. Dazu treten 4. angenehme Worte, 5. gutes Benehmen, 6. Keuschheit gegenüber anderen Männern, 7. Heimlichkeiten, 8. alles gutzuheißen, was der Mann tut, 9. Verzicht, den Mann der Untreue zu beschuldigen, 10. Ausgelassenheit (43: losheit). C Schluss (45–52): Die Frau, die sich an dieses Rezept halte, könne den Mann steuern – wehren könne er sich dagegen nicht. Der Sprecher schließt mit einer erneuten Mahnung, seiner Lehre zu folgen und verspricht salde vnd ere (52). Para l lelen: Deutliche Parallelen in Struktur, Wort- und Reimmaterial der einzelnen Fassungen bestehen zum ›Kräuterzauber aus Karlingen‹ in B48 (vgl. dazu Glier 1971, 56f., sowie Bein 1998).

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B392 Von einem Schatz

B392 Von einem Schatz Großform einer allegorischen Minnereflexion mit Adelslehre in dunklem Stil (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1483 Überlieferung: Wi4 1r–18r; 207 Str. (1448 V.)

Edition: Mareiner 1988, 202–339 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 252–255; Ziegeler 2VL 8 (1992), 606f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Beginn der Minnereden-Sammelhs. Wi4. V. 96,4 fehlt. Zusammen mit B502 und B266 bildet der Text eine möglicherweise von demselben Verfasser stammende Trias (vgl. Parallelen). Überschrift: – Inha lt: A Reflexionen über den Schatz und allegorische Beschreibung (Str. 1–75): Nach langer Zeit, in der er hoffnungslos und ohne Beistand gelebt habe, entschließt sich der Sprecher, gleich Wieland (2,3: Wyeland) in Freude zu leben. Er findet Trost, als er auf einem herrlichen Felsen einen wertvollen Schatz (im Text am häufigsten drisel [3,4] genannt) erblickt. Dieser makellose, unverwundbare und von Gott begnadete Schatz sei das Einzige, worauf sein Herz blicke. Er sei ins ›Tal der Freude‹ (5,2) eingeschlossen, diene dem Schatz und sei von Zuversicht erfüllt, da Barmherzigkeit und Freigebigkeit dem Schatz eigen seien. In einer Aneinanderreihung von (zum Teil mit mystischen Anklängen besetzten) Sprüchen und Bildern werden die Vorzüge und die wohltuende, veredelnde Wirkung des Schatzes thematisiert, wobei die allegorische Entschlüsselung teilweise unklar bleibt. Eine große Menge nähre sich täglich von diesem Schatz; lange Zeit habe er den Sprecher allein erfreut und sei der Gemeinschaft entzogen gewesen. Zum Schatz müsse man so hoch emporklimmen, dass ihm der Gedanke daran Sorgen bereite. Bei einem vollkommen beständigen Schatzmeister wolle der Sprecher klagen, falls ihm der Lohn versagt bliebe. Der Schatz sei dem Gral gleich und lediglich durch Tugend zu erwerben (Str. 14): Wer ihm ohne Falschheit beständig dienen wolle, könne zu einem Saal gelangen, in dem eine von Sünden befreiende Schrift (Inschrift?) zu lesen sei. Der Sprecher lauere ständig mit seiner Heeresmacht vor den von einem Engel bewachten Toren des Schatzes, doch sei ein zu geringes Vermögen (20,7: ain guot zu kranck) sein Hindernis. Er nehme und ›stehle‹ (22,7) wegen seiner Habgier, seiner einzigen Sünde, täglich etwas von dem Schatz, ohne dass dies vermisst würde. Der Schatz schweige oft (28,4f.: Vergleich mit dem Schweigen Parzivals und der Gralssuche). Neben Silber und Gold bestehe der Schatz

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auch aus Edelsteinen, die gegen die Unminne schützten und Glück schenkten. Genannt werden 16 Edelsteine: Rubin, Smaragd, Balas (36,4: walas), Türkis, Diamant und Amethyst (Str. 36); Saphir, Topas, Almandin, Hyazinth (49,1: Jochant), Kristall, Achat, Karfunkel, Chrysolith, Onyx, Jaspis (Str. 46–55). Der Schatz befinde sich auf einem edlen Berg, besitze Magnete, die den Sprecher zu ihm zögen, und dulde keine unechten Zusätze (60,4: muo ß haben rechtz korn unnde wag). Der Weg zum Schatz sei verborgen (61,1: verhaget), man brauche einen Wegweiser. Die Last des Schatzes habe der Sprecher schon vor Jahren auf seinen Rücken geladen; er wolle sie nicht abladen und schwitze gerne unter ihr. Niemals habe er sich vom rechten Weg der Liebe abbringen lassen. Viele hielten ihn für einen Lastesel (68,2: ain esel vol geladen). Apostrophe: Gott beschütze den Schatz! Der Sprecher warnt vor dem weit verbreiteten Falschgeld: Auch viele falsche Münzen könnten den Schatz nicht aufwiegen. B Gespräche mit dem Engel Gottes (Str. 76–90): Da der Sprecher durch einen bösen Geist in Versuchung geführt worden sei, sei ihm Gottes Engel erschienen, der ihn getröstet und belehrt habe. Der Engel verspricht ihm Entschädigung für das treue Warten, der Sprecher besitze doch den Anker der Minne, und warnt vor Zweifel und Zwiespalt. So dürfe der Sprecher Hoffnung haben, weil er einer ganzen Hand und nicht dem kleinsten Finger gedient habe (78,6f.). i Der Sprecher preist die Kraft des Schatzes und die erlösende Macht der vorcht (79,6). i Der Engel ist der Ansicht, man solle jegliche Missetat unterlassen, auch wenn es Himmel und Hölle nicht gäbe, um Schätze zu erben. Er dürfe sich des ihm gewährten Trostes nicht rühmen, sondern solle sich auf den Engel, der truwe ursach (82,6), verlassen. i Der Sprecher dankt dem Engel und bittet ihn, als sein Bote zu fungieren und dem Schatz einen Brief (84,2–7: Dienstversicherung und Dank für den Lohn) und eine mündliche Botschaft (85: über seine Verschwiegenheit und die in Treue geopferte Zeit) von ihm zu überbringen. Der Sprecher kündigt seine Verweigerung an, den Schatz vor der Welt zu rühmen, und imaginiert eine negative Reaktion des Publikums auf seine Lobrede: Man würde ihm keinen Glauben schenken und ihn für einen Narren halten. In einem zweiten kurzen Gespräch (Str. 88–90) fragt ihn der Engel, ob er der wahren Minne gehöre, und der Sprecher bestätigt seine Ergebenheit dem Engel und dem Schatz gegenüber. C Minnereflexion, Preis und Liebesklage (Str. 91–170): Überlegungen zu den minnefreundlichen Instanzen, von denen man Hilfe erbeten soll (Gott, Venus, Amor und Cupido): Zwar entscheidet sich der Sprecher für Gott (vor dem – wie auch vor dem Schatz – sich der Sprecher wegen seiner Sünden schämt, Str. 107f.) und seinen Engel, da Venus mit Maßlosigkeit handle, jedoch erhofft er sich auch ihre Unterstützung (Str. 103f.). Gebet zu Gott (Str. 109f.). Nach einer Apostrophe der Minne (117,1: Minn, du scharpffer angel) entfaltet der Sprecher ausführlich die Bilder vom Angelhaken und vom süßen Köder der Minne (Str. 117–130): Er hänge am gesegneten Angelhaken, der ihm Glieder und Eingeweide schmerzhaft durchbohrt habe und den nur ein Arzt (seine Geliebte) entfernen könne. Der Haken schenke ihm Freude, weshalb die Wunde nicht blute und eitere. Den Köder habe er tief verschluckt, damit niemand ihn wahrnehme. Es folgen eine Bitte um Erhörung (Gnade) für seine Dienste (er sei u.a. in ferne Länder gefahren) und ein weiteres Lob des Schatzes (Str.  138–143). Anschließend benennt der Sprecher die artes liberales und weitere

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Künste und bezieht sie auf den Schatz (Str. 144–168): Nigromantie, damit der Schatz alles wisse; Musik, damit er fröhliche Lieder singe. Diese zwei Künste wünscht der Sprecher seinem Schatz, die anderen seien ihm bereits eigen: Astronomie, Alchemie, Logik, Geometrie (155,4: ›Zirkel der Liebe‹), Arithmetik (162: Der schnell wachsende Kürbis steht für die Untreue; die langsam wachsende Dattel für Beständigkeit), Rhetorik und Grammatik (163: poetologische Reflexion), ›Ars notaria‹ (164,1: Notaria die kunst; gemeint ist eine antike, im Mittelalter bekannte, meist aber als sündhaft verworfene Praxis der magischen Aneignung von Wissen; der Sprecher beschreibt sie als Lehre der ›sieben Geister‹ der sieben Künste, die ihm in einem Donnerschlag / Blitz zuteil geworden sei) und Theologie. Durch die Beherrschung all dieser Künste sei der drisel ein freier und unverletzbarer Schatz (170). Der Sprecher widmet dem Schatz (Apostrophe) sein ticht als Form des Dienstes (169,7). D Tugendklage und Adelslehre (Str. 171–207): Der Sprecher drückt sein Verlangen nach der keuschen Lehre aus und nach der Rettung durch die fünf und die übrigen ›Zeichen‹ (die Metaphorik ist z.T. unverständlich), die er am Anfang erfahren habe. Erst am Ende habe er aber verstanden, dass diese ›Zeichen‹ von Gott begnadet seien. Durch sie empfange man die Minnekrankheit (173f.). Ein (bereits mehrmals erwähnter) Meister bemühe sich, die Krankheit des Sprechers zu heilen. Doch sei er auch wegen des Unrechts krank, das der Adel dem Schatz antue. In direkter Anrede beginnt der Sprecher seine Adelsbelehrung darüber, wie man echte Schätze erkenne, wie diese zu erlangen seien und wie man sein Verhalten nach den Tugenden richten solle. Adlige sollen nämlich beständig bei den Schätzen bleiben, Rücksicht auf sie nehmen und für Frieden, Gerechtigkeit und Ordnung sorgen. Der Sprecher bietet sich selbst als Exempel an. In einem Exkurs zur Verbesserung der Natur durch Erziehung schreibt der Sprecher seinem Schatz die Komplexion (190,2: complex) des Sanguinikers (190,4: sangwincus) als das beste Temperament zu. Den von Neid, Zorn und Hass gesteuerten Choleriker (196), den von Habgier erfüllten Melancholiker (197) und die kalte, kranke Natur des Phlegmatikers (198) vermöge der Schatz in Sanguiniker zu verwandeln (199). Das Gedicht mündet in eine Lehre für junge Männer um christliche Tugenden sowie wahre und falsche Minne. Zum Schluss erbittet der Sprecher den Segenswunsch des Publikums, damit der Geist ihn zum Vermittler besserer Lehren machen möge. Para l lelen: Der Text gehört zur sogenannten Hadamar-Tradition (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, lexikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus darstellen (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, die in B266, Str. 146–157, auch explizit thematisiert wird.

B393 Von dem Schiff

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B393 Von dem Schiff Erzählung von einem Schiff, das eine Dame allegorisch auslegt, und von der Gegnerschaft der Personifikationen (sieben Minnetugenden und sechs Laster) Ve r f a s s e r : Augustijnken van Dordt Datierung: Überlieferung um 1400 (Bs1 und Ha3) Überlieferung: Bs1 108va–111vb; 579 V. Bs2 87v–93r; 596 V. Ha3 56ra–59vb; 593 V.

Edition: Blommaert 1851, 105–112 (nach Bs2 mit Varianten Bs1); Kossmann 1940, 116–122 Nr. 98 (nach Ha3); Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 2, 603–617 Nr. 129 (nach Bs1) Literatur: Willems 1837, 354–356; Blommaert 1851, IX–XII; Glier 1971, 277; van Oostrom 1996, 283f.; Meder 1991a, 107f; van Anrooij/van Buuren 1991, 187, 191; Hogenelst 1997, Bd. 1, 113f., Bd. 2, 78f. Nr. 99; de Haan 1999, 133–136

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Bs1 in einer Reihe von profan-ethischen und religiösen Sprüchen und Schwankdichtungen; in Bs2 als einzige Minnerede unter religiös-didaktischen Texten; in Ha3 im Kontext von Sprüchen und Minnereden als erste von drei Minnereden von Augustijnken (B393, B369, B221). Die Varianz unter den Hss. ist relativ groß, z.B. wird die Ortsangabe ›in Dordrecht‹ (Ha3 14/Bs1 15) in Bs2 14 durch eine Zeitangabe ersetzt: Eens morghens; in Bs2 spricht dagegen die Dame den Sprecher zweimal mit Austijnkijn an (Bs2 65 und 521), wo die anderen beiden Hss. nur die Anrede ›Freund‹ überliefern. Alle Hss. überliefern den Fehler zwischen Ha3 165 und 238, wo die lange Rede der Dame unmarkiert in die Sprecherrede zurückfällt. Jede Hs. weist eigene Kürzungen und Erweiterungen auf: In Bs1 fehlen folgende Verse: Ha3 153–162, Ha3 263f., Ha3 455f., Ha3 582–585; in Bs2 fehlt das Verspaar Ha3 111f.; Bs1 und Bs2 haben ein zusätzliches Verspaar nach Ha3 206 (Bs1 198f./Bs2 205f.); außerdem hat Bs1 einen Zusatzvers nach Ha3 1 (wodurch gleich zu Beginn der Minnerede ein Dreireim entsteht: Bs1 1–3), und Bs2 hat noch ein weiteres Verspaar nach Ha2 254 (Bs2 255f.); in Ha3 fehlt nach 495 ein Vers. – Sprache: Niederländisch, in Ha3 allerdings leicht deutsch gefärbt; eine solche Färbung ist in Bs1 und Bs2 fast nicht erkennbar. Überschrift: Een rikelijc scip dat Augustijnkijn maecte (Bs1) Dits van Augustijnkijns sceepkene (Bs2) Van den scepe (Ha3)

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Inha lt: (Nach Ha3) · A Exposition (1–12): Exordialsentenz: Derjenige sei gut belehrt, der sich an den Tugenden erfreue. Denn Gott werde jene mit Freude belohnen, die hier tugendhaft lebten. B Spaziereingangseinleitung (13–59): Einmal geht der Sprecher, von Freude (Gheneucht) überwältigt, im Monat Juli in Dordrecht spazieren. Er sieht auf dem Fluss, Merwede ein kleines Schiff, geht an Bord und lässt das Schiffchen flussabwärts bis an eine wunderschöne Mauer treiben. Er legt an und findet eine kleine Tür in der Mauer. Nachdem er hindurchgeht, sieht er einen Turm aus Jaspis aus dem Wasser emporragen, mit hohen Zinnen, an denen sieben Königinnen stehen mit goldenen, perlenbestickten Kleidern. Er sieht, dass bei dem Turm ein Wasserlauf entspringt (50: Ene springende ader van der zee) und dass dort zweimal fünfzig schöne Damen ein sehr schönes Schiff (Unsagbarkeitstopos) bauen. C Schiffsallegorese (60–291): Eine der Damen lädt den Sprecher ein, das Schiff genauer anzusehen. i Er fragt, wie es heiße. i Sie sagt, es heiße ›Sicherheit‹ (81: Sekerheyt), und weder Sturm noch Hitze könnten ihm schaden. Sie wünsche, dass alle Herren der Welt mit diese Kogge fahren würden. Dann legt sie ihm die einzelnen Teile (die proprietates) des Schiffes allegorisch aus: Der Mast sei die Beständigkeit (90: Volherden): Er beuge sich zwar im Sturm, halte aber trotzdem immer; so sei es auch ehrenvoll, wenn jemand in seinem Leid standhaft bliebe. – Die Seile, die den Mast hielten, seien Kinder von Frau Treue; derjenige, der treue Freunde habe, würde wegen ihrer Unterstützung sicher stehen. – Das an der Rahe (119: ree; waagrechte Stange am Mast) befestigte Segel (120: seyl) heiße ›Herr freundlicher Blick‹ (125: Her Goetgelaet). Wenn jemand Freude zeige, wenn er leide (also nach außen lache, auch wenn er innerlich leide), würde sein ganzes Wesen davon erleichtert. – Die Rahe stehe für die Demut (143: Oetmoet): Sie ertrage alles, was man ihr antue. Wenn man eine Sache nicht ändern könne, sei es wichtig Demut zu haben. Man erhalte mehr Ehre mit Demut und freundlichen Blicken als mit Übermut. i (Nach 165 geht die Auslegung der Dame in allen Hss. wohl versehentlich in die Rede des Sprechers über, der das Schiff beschreibt und nun selbst auslegt, was nicht in den Kontext passt; in 238 wird die Rede der Dame wieder neu aufgenommen.) – Der oben auf dem Mast angebrachte Mastkorb (166: topcasteel) stehe für die Aufmerksamkeit (168: Wel-merken). Ein guter Mensch sollte sich immer umschauen und sehen, ob er etwas falsch gemacht habe, sodass er es verbessern könne. – Pinne und Ruder (179: helmstoc und roeder), Mutter und Kind, bedeuteten Beherrschung (183: Vri-bedwanc). Das Schiff würde nicht gut segeln ohne sie. Jemand, der ohne Beherrschung nach dem Wunsch des Fleisches leben wollte, würde bald zugrunde gehen wie ein Schiff ohne Ruder auf dem Meer. – Das Ankertau (197: cabel), das unter Wasser liege, stehe für die Verschwiegenheit (199: Helen). Es halte das Schiff fern von Gefahren. Genau so könne der Weise schweigen, weil Reden viel Leid bewirke. – Der Anker würde Festhalten genannt (209: Vasthouden): Er halte mit der einen Hand fest und gebe mit der anderen großzügig ab. Wer nichts hergebe, sei ein Tor; aber man solle auch festhalten, sonst stürze man das Schiff in Abenteuer. i Der Sprecher sieht einen Steuermann und fragt die Dame nach ihm. i Sie antwortet, dass er sich an Land und auf dem

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Meer auskenne, und ›Kunde‹ (238: Conde) heiße. Ein Mann ohne Kenntnisse (Erfahrung, Wissen) würde die Bösen ebenso ehren wie die Guten. Ein Steuermann ohne Kenntnisse würde bald stranden. Allerdings sei derjenige, der Kenntnis habe und trotzdem nach dem Bösen strebe, schlimmer als ein Mensch ohne Kenntnis. i Der Sprecher bekennt, dass er gerne der Diener der Dame sein möchte, und fragt nach dem Wind, der das Segel aufbläht. i  Sie sagt, der Wind bedeute Kühnheit (274: Genendicheyt). Wer mit diesem Wind segle, verschlafe seine Zeit nicht. Sowohl Damen als auch Ritter sollten mit Kühnheit das verfolgen, was sie erstrebten. D Abfahrt der sieben Personifikationen (292–424): Der Sprecher fragt, womit man die Kogge beladen sollte. i Die Dame antwortet, dass die sieben Königinnen, die er morgens gesehen habe, mit dem Schiff auf Aventiurefahrt gehen würden. Weil sie aus vielen Ländern verbannt worden seien, bleibe manche Liebe unerfüllt und manche Dame würde betrogen. Die Herren, die in den Ländern herrschten, hätten diese Damen zum Schaden der Welt vertrieben. i Er fragt, wie die Damen hießen. i Sie sagt, es handle sich um 1.  Bescheidenheit, die den Frieden stärke, 2.  Beständigkeit, die weder in Liebe noch in Leid zweifle oder wanke, 3. Scham, die den Leuten zeige, wie sie leben sollten, 4. Treue, der nie ein untreuer Gedanke in den Sinn komme, 5. Gerechtigkeit, die nie jemandem Unrecht getan habe, 6. Maß, die zeige, wie jeder angemessen von Arbeit und Worten leben solle und 7. Freigebigkeit (393: Miltheyt). – Die sieben Damen, die verjagt worden sind und in fremden Ländern leben, kommen nun vom Turm herunter und gehen auf das Schiff. Obwohl alle anderen 100 Frauen weinen und klagen, wollen die sieben nicht bleiben. Der Steuermann ›Kunde‹ hebt das Segel am Mast, und mit dem Wind ›Kühnheit‹ segelt das Schiff schnell fort. Der Sprecher schaut dem Schiff lange nach, die 100 weinenden Frauen gehen in die Burg, er bleibt mit der leidenden Dame zurück. E Die sechs bösen Herrscher (425–515): Der Sprecher fragt, wer die Burg verwalte. i Die Dame antwortet, dass Frau Ehre dort lebe. Die sieben Damen im Schiff seien ihre Verwandten, die von einigen Herren vertrieben worden seien. Die Herren seien öfter in der Burg bei höfischen Versammlungen in den Zeiten der Treue gewesen, und Frau Ehre habe viele mit Kleidern und Dienern beschenkt. Damals hätten viele Männer in gutem Ruf gestanden, aber jetzt seien so viele Orte vom Bösen erfüllt, dass kaum noch jemand Frau Ehre kenne. Sie habe letztlich ihre Tochter Wahrheit ausgesandt, die berichtete, dass es noch Leute gebe, die gerne Frau Ehre dienen würden, wenn sie es wagten, den jetzt in vielen Ländern Herrschenden zu widerstreben. Diese neuen Herrscher seien 1. Neid, der Frau Bescheidenheit vertrieben und ihr Erbe genommen habe, 2. Lügner von Arglist (471: Logene van Loesheyt), der die Wahrheit zurück in den Turm getrieben habe, 3. Schamlosigkeit (479: Onscemelheyt), 4. Untreuer von Maßlosigkeit (Ontrouwe van Onmaet), der Treue und Maß-Halten vertrieben habe, 5. Herr Böse Absicht (488: Heer Ongerechtich Vont), dem die Hälfte der Erdbewohner gehorche, der Frau Gerechtigkeit vertrieben und ihr Land verheert habe, 6. Herr Gier, der die Freigebigkeit verfolgt und vertrieben habe. F Abschied (516–566): Die Dame erschrickt plötzlich und sagt dem Sprecher, dass sie hoch in die Burg gehen müsse zum Ort, wo sie hergekommen sei. Sie könne ihn nicht mitnehmen, weil es dort sehr unruhig sei. i Der Sprecher sagt, dass ihm das

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leid tue, und fragt nach ihrem Namen. i  Sie sagt, sie heiße Mitleid (531: Ontfermicheyt) und die anderen klagenden Frauen seien ihre Schwestern, die alle genauso hießen. Sie befiehlt ihn in die Obhut Gottes, dem auch Frau Ehre gedient habe. Sie wendet sich zur Burg. i Er bedankt sich für ihre Ausführungen und geht zurück auf das Schiff, das er vorfindet, wie er es verlassen hat. Er rudert zurück und kommt gegen Abend wieder in Dordrecht an, wo er sofort in gutem Kreis erzählt, was ihm geschehen war, vor allem über das Schiff, die Damen und den Turm von Frau Ehre. G Epilog (567–593): Apostrophe an die edlen Herren (567: Och, ghi heeren van hogher aert): Sie sollten sich schämen, dass sie Frau Ehre nicht sehen wollten und die sieben hohe Damen vertrieben hätten. Es gereiche ihnen zur Schande, wenn sie lange Zeit außerhalb ihres Landes sei. Sie sollten sich darum kümmern, dass sie zurückkehre, und sich so benehmen, dass Frau Ehre nicht mehr klagen müsse. Autorsignatur: Augustijnkijn (586) habe dies gesagt und es vielen Leuten im Allgemeinen und niemandem im Besonderen erzählt. Derjenige, der auf Erde seinen Samen sät, sei froh, wenn er wachse.

B394 Der Thron der Ehre Lehrhafter Neujahrsgruß mit Zimmermannsallegorie (ohne narrativen Rahmen); in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 47–61 Nr. 12

Datierung: Überlieferung 1478

Literatur: Mone 1826, 81–84; Matthaei 1907, 18f.; Brauns 1937, 20; Blank 1970, 212; Glier 1971, 250–252; Holtorf 1973, 21; Blank 2VL 9 (1995), 902–904; Klingner/Lieb 2006, 159

Überlieferung: He3 481v–490r; 65 Str. (455 V.)

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden-Sammelhs. He3. Auf jedem Blatt stehen 3–4 abgesetzte Strophen. Der Text endet mit Amen. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (Str. 1–3): Der Sprecher stellt sich als Meister der Künste vor und kündigt eine didaktische Rede an seine Geliebte an (1,7: wan du bist doch myn inniglicher bule): Er wolle mit Verstand und Können zur Erziehung der Frau beitragen, indem er ihr die Künste seiner Schule beibringe. Der ›Beschaffenheit‹ der Geliebten, die der Sprecher beobachtet habe, entspreche das Zimmerhandwerk. Das Musizieren,

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die Astrologie und die Kampfkunst seien für sie nicht geeignet (2). Er preist ihre äußere und innere Vollkommenheit: Gott habe sie mit Schönheit geschmückt und ihr Herz erblühe liebevoll in der Tugendhaftigkeit des Ehrenthrones (3,4: begriffen stet in zucht und eren throne). Nun wolle er Frau Minne mit der Errichtung des Thrones (3,6: hin zuder selden graelen) beauftragen. B Verhältnis zwischen Sprecher, Geliebter und Thron (Str. 4–10): Beschreibung des Thrones (Str. 4f.): Der Thron besteht aus Sittsamkeit und Ehre, seine Zinnen sind Lust, Mäßigung, Schamgefühl und gutes Benehmen, er sei zart wie Lasur und kunstvoll gebaut, so dass man ihn nicht wieder errichten könnte, falls er zerbrechen sollte (Überbietungstopos). So wolle der Sprecher seine Geliebte belehren, damit sie ein Fundament erwerbe, welches den Thron frei von Schande zu bewahren vermöge (6). Als er sie zuletzt erblickt habe, habe er die Leute sagen hören, dass die Heimat der Geliebten von groben, ungeschliffenen Baumstämmen getragen sei, was der in der Welt verbreiteten Unordnung entspreche (7). Der Ehrenthron sollte aber nicht auf solchen unwürdigen, unbehauenen Pfeilern, sondern auf guten stehen, genauso wie Gold zu einem Rubin und eine ehrenvolle Dienerschaft zu einem edlen Hausherrn passe (Str. 8). Wenn die Geliebte zur Meisterin des Zimmerhandwerkes werde, könne sie dann schadhafte Stämme erkennen. Sie solle nämlich das richtige Holz für ein beständiges, treues und festes Fundament unterscheiden können. C Allegorische Lehre vom Zimmerhandwerk (Str. 11–56): Der Sprecher entwickelt das Programm seiner Lehre (Str. 11–13): Erstens gehe es ihm darum, wie die Frau das Holz wählen solle, zweitens, wie sie es gut und mit den richtigen Werkzeugen bearbeiten könne und drittens, wie sie den Pfeiler zu pflegen habe. Diese drei Teile werden in den darauf folgenden Strophen auf die Minnebeziehung übertragen, ausführlich erklärt und erweitert. 1. Das für den Pfeiler des Throns der Ehre geeignete Holz soll die Frau genau auf Würde und Beständigkeit prüfen: Er sol sin vollen wirdig | uff dem der tron sol resten, | recht, bequem, schlecht, volherdig | man spricht, der best kauff sy an dem besten (16,1–4). Wenn es sich beim ersten Schlag beugen lasse, sei seine Beständigkeit zu schwach und es tauge nicht für den Thron (17). Auch wenn die Blüte schön anmute, solle sich die Frau bei der Wahl nicht überstürzen, denn aus schönen Blüten entstünden manchmal schlechte Früchte. Bedenken solle sie, wie Medea und Eva betrogen worden seien (18). Um sich vor Schaden zu bewahren, solle sie sich auf Frau Merke verlassen (20). Nachdem die richtige Entscheidung getroffen worden sei, dürfe die Bearbeitung anfangen. 2. Diese zweite Phase wird ausführlicher geschildert (Str. 22–39) und bezieht im Wesentlichen auf die Erziehung des Mannes durch die Geliebte. So solle sich die Frau Zeit nehmen und anstrengen, bis sie die Zuneigung des Mannes erlange (23,7: erbeyd bis er sich selber zu dir boge), und das Verlangen des Mannes erwecken, ohne ihm den Eindruck zu vermitteln, dass sie leicht zu erwerben sei (24). Beim Gestalten des Holzes sei ihre Aufgabe, mit ihrer Liebenswürdigkeit die bösen Sünden zu entfernen, damit der Mann ihr untertan sei und nichts begehre, was gegen die Sittsamkeit stoßen könnte (25f.; ehrenhafte Minneerfüllung). Sie solle das Verhalten des Mannes mit Lust und Hochgestimmtheit verfeinern und dabei Grobheit

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und Maßlosigkeit abwenden (27). Mit bar, hamer unnd kymysen (28,4) lassen sich Rechtmäßigkeit, Demut, Keuschheit und Freigebigkeit am Pfeiler abbilden. Die Balken sollen Tapferkeit, Weisheit und Vorsicht darstellen (29), Geheimhaltung, Beständigkeit, Geduld und vornehmes Verhalten sollen den Thron vor Unrecht beschirmen (30). Die Ehre solle man vor armseligen, bösen Worten beschützen, an Helena solle sich die Frau dabei ein Beispiel nehmen (31f.). Als zentrale Bedingung der Ehre wird die Beständigkeit angeführt, ohne die man in Schande und Sünde gestürzt werde (33). Die Frau solle sich in Geduld üben und dies auch dem Pfeiler/Mann vermitteln (34). Der Sprecher preist das vornehme Verhalten seiner Dame, die mit ir wort und wise (35,6) die Krone eines Königs verdienen würde, auch wenn sie ihre Schönheit nicht hätte (35f.). Verfeinern solle sie den Thron mit Trost, Liebe, Gunst, Güte und keuschen Blicken (37). Die Bearbeitung des Pfeilers solle ihr nicht lästig werden, da es sich um eine dankbare Arbeit handele, die den Ehrenthron und implizit die Minnebeziehung vor Schaden beschütze: Woltestu auch nit mit synne | denn pfiler sust bereyden, | dir wurd uß dem begynne | leyde, ungemach, darzu ein drurig scheiden, | brech icht an denn crumbelen, wermen, swellen (39, 1–5). 3. Darauf folgt die dritte Lehre darüber, wie man die Liebe erhalten könne beziehungsweise wie die Zimmermeisterin den Pfeiler pflegen solle, damit er weder verdorre, verfaule noch verroste. So empfiehlt ihr der Sprecher, den Minnelohn nicht zu schnell zu gewähren, damit das Begehren des Mannes zunehme (40). Ihre Gunst solle jedoch nicht versagt bleiben (44). Sie solle die gegenseitige, erfüllte Liebe ermöglichen, dem Mann untertan sein und zugleich niemals erlauben, dass ihre Ehre gekränkt werde: bis magt, fraw, geselle, | er soll din herr und auch din knecht wesen widder (41,3f.). Die Vorzüge des Thrones werden dann anhand von Exempelfiguren illustriert (43): So steht Artus für die Freigebigkeit, Alexander für den Adel, Absalon für die Schönheit und Oetes (= König Aietes, der Vater der Medea) für den Reichtum. Die Geliebte solle sich nicht von dem schadenbringenden Herrn Zweifel (44), sondern von Frau Minne (46) leiten lassen. Plädoyer für die Maße in der Liebe (47–56): Maßlosigkeit zerstöre die Freude und verkehre alles Gute ins Schlechte. Manchmal sei die Trennung für die Liebenden gut, weil sie das freudenreiche Wiedersehen nach sich bringt, wie es sich an Wilhelm und Amelie zeige (Positive Darstellung der räumlichen Trennung mit Erwähnung der Exempelfiguren in Str. 49). Doch solle die Frau das DienstLohn-Verhältnis bedenken und den Mann nicht zu lange unbelohnt lassen, bis er das Warten nicht mehr ertragen könne (52, 5: Erwähnung Hiobs als Inbegriff der Geduld), sondern ihm wie einem Falken zuweilen Lockspeise zuwerfen. Ihren Geliebten solle die Frau zwar zu Rittertaten motivieren, ohne dabei Unmögliches (Drachenkämpfe oder Pilgerfahrten zum Heiligen Grab, Str. 53) von ihm zu verlangen. Treuen Dienst solle sie belohnen und kleine Fehler des Mannes vergeben. Sie solle ihn so erziehen (56,1: poliren), dass er nichts begehre, was ihre Tugendhaftigkeit und Ehre in Gefahr bringe. Alles Andere solle sie ihm gewähren. D Warnung vor den Klaffern (Str. 57–62): Der Sprecher gibt seiner Geliebten eine Lehre über die minnefeindliche Gesellschaft. Sie solle sich vor den bösen Klaffern in

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Acht nehmen und sich von ihnen nicht verletzen lassen (57). Man könne es nie allen recht tun, denn die Leute können alles, was man tut, in Verruf bringen (58). Dies illustriert er an einer Exempelgeschichte vom Vater, Sohn und Esel (59–62), die von Nasreddin erzählt wird und auch in Boners ›Edelstein‹ vorkommt: Ein alter Mann und sein Sohn Titus ziehen zusammen in den Wald. Sie haben nur einen Esel. Zuerst reitet der Alte und der Sohn geht neben dem Tier, doch bald fängt das Gerede der Leute an, dass der Junge sich zu Tode anstrenge und auch reiten sollte. Als der Sohn nun reitet und der Vater gehen muss, sagt man, dass dieser in seinem Alter nicht zu Fuß reisen sollte. Dann reiten beide und die Leute machen sich Sorgen um den Esel. So lassen sie den Esel frei und laufen beide, was wiederum zur Empörung der Leute führt. Endlich entscheidet sich der Alte, den Esel auf dem Nacken zu tragen, und wird nun verspottet und ausgelacht. Man solle also an das Ziel denken und die Leute reden lassen. E Epilog (Str. 63–65): Der Sprecher thematisiert sein Dichten und seine Rolle als Dichter. Er behauptet, es den Leuten nicht recht machen zu können. Wegen seiner ungeregelten Lebensweise könne er niemanden finden, der ihm seine Tochter zur Frau geben wolle (63). Die Liebe habe ihn zum lehrhaften Dichten bewegt und seinen Wert in der Gesellschaft gesteigert (64). Der Geliebten widmet er seine Anstrengungen und deren Produkt, sein offenes, einfaches und in guter Absicht verfasstes Werk, mit dem er der Dame eine Schuld zum neuen Jahr bezahlen wolle (Text als Neujahrsgabe). Para l lelen: Der Text steht in der späteren Hadamar-Tradition (vgl. dazu bes. die Minnereden der Hs. Wi4: B392, B502, B266, B487, B69, B229). Die Schlussverse ordnen ihn aber zugleich der Gruppe der Neujahrsgrüße zu (siehe dazu B161–168). Sonstiges: In V. 48f. (Man mag in allen landen | groe gens unnd auch zerbrochen krusen schawen) sieht Mone 1826 eine mögliche historische Anspielung auf die Hussitenkriege und damit einen Ansatz für die Datierung des Textes (ablehnend dazu Glier 1971, 250f. mit Anm. 145). Brauns 1937 erkennt an den Reimen und am Wortgebrauch eine ›westmitteldeutsche‹ oder ›niederdeutsche‹ Herkunft der Minnerede.

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B395 Wappen der Liebe

B395 Wappen der Liebe Belehrung über falsche und rechte Minne, letztere erläutert anhand der Allegorese eines Minnewappens mit Buchstaben und Farben (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 156–162 j)

Datierung: Überlieferung um 1481

Literatur: Roethe 1900, 164 und Anm. 1; Glier 1971, 60f., 279–283; Rheinheimer 1975, 12, 23–25, 66–68; Beckers 1989, 43; Brüggen 2VL 10 (1999) 723f.; Tervooren 2006b, 186; Wandhoff 2009, 73–87

Überlieferung: Wi13 43v–45v; 166 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist unikal und fragmentarisch überliefert in der vermutlich aus Köln stammenden Minneredensammlung Wi13, die Klein- und Kleinstformen sowie systematisierende Abhandlungen bevorzugt. Nach V. 164 geringfügiger Textverlust danach; Textabbruch mit der unvollständigen Lage. Gegenüber einer nicht mehr zufassenden Vorlage ist minne konsequent durch leffte ersetzt, dadurch Reimstörungen (8f., 33f., 45f., 63f., 73f., 103f., 127f., 131f.). – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–32): Die häufigen Publikumsapostrophen (vgl. 12, 27–30, 54, 73, 82, 87, 113–121, 134, 136, 151) zeigen, wie wichtig dem Sprecher die Kommunikation mit dem Publikum ist. Der Sprecher beklagt in einer ersten Prologpassage (1–10), dass Treue gegenwärtig mit Untreue vergolten werde. Keiner übe mehr rechte leffte (3) aus, und diese trage eynn ungelich kleit (dreimal variierend wiederholt: 7, 21, 86–88). Aus diesem Grund wolle er den Unterschied zwischen falscher und wahrer Liebe aufzeigen. Die zweite Prologpassage (11–32) wirkt wie eine rhetorische Stilübung (amplificatio) zum gleichen Thema. Sie wiederholt die erste und erweitert sie durch eine Unfähigkeitsbeteuerung (23–30) und eine Redensart: Die beiden Arten der Liebe seien einander so ähnlich alsze guit win unde de ryn werlich (20). B Klage über die ›falsche‹ Minne (33–88): Im ›Literalsinn‹ werden die drei Arten der falschen Minne vorgestellt: 1.  Liebe mit loisheit (46), die nur darauf ziele, der Jungfrau ihre Ehre zu nehmen und sie nach der Erhörung zu meiden; 2. Liebe, die wol unbehoit (52) und mit melden (64) verbunden sei anstatt mit Geheimhaltung; 3. Liebe van altzo lichten synne (74), die ein Kleid trage: wer wit, noch swartz, noch roit, noch blaw (88). Damit werden die Farben genannt, die dann im weiteren Verlauf eine zentrale Rolle spielen bei der Konzeption des Minneschildes.

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C Wappenallegorie (89–164): Für den Preis auf die ›rechte‹ Minne greift der Sprecher auf Elemente der Wappendichtung zurück und entwickelt am Modell eines Ritterschildes seine lehrhafte Systematik – aber erst, nachdem er seine Minnekompetenz legitimiert (99: Apostrophe an Frau Venus) und einen bestimmten Konsens hergestellt hat. So schickt er voraus, dass der exklusive Personenkreis, der einen Minneschild tragen dürfe, diesem auch in seinem Minneverhalten gerecht werden müsse (99–112). Außerdem nennt er, eingekleidet in eine Bescheidenheitsformel (113f.), seine eigene Zugehörigkeit zu dem Träger-Kreis. – Nach diesen Vorgaben beschreibt der Sprecher einzeln die vier unterschiedlichen Felder des kunstvollen Schildes, wobei er Farben, Buchstaben und Embleme einbezieht. Auf jede Beschreibung folgt unmittelbar danach die minnethematische Allegorese. Er blasoniert auf diese Weise vier mit einer goldenen Krone gekrönte Buchstaben – H schwarz, T weiß, S blau sowie H rot –, die sich jeweils auf rotem, blauem, weißem und schwarzem Feld befänden. Die Buchstaben und die entsprechenden Farbfelder stünden in Verbindung mit den Minnetugenden helen (130), truwe (143), stede (155), herden (164). Die Kronen über den Buchstaben verwiesen auf den höchsten Lohn für die entsprechenden Tugenden, was am Ende jedes Punktes in parallel gebauten Reimpaaren (137f., 148f., 157f.) sehr schematisch expliziert wird. – Textverlust bei der Deutung von herden (nach 164). D Auslegung (165–166): Bevor der Sprecher den Gegensatz von dem ersten (165) und dem lesten (166), d.h. wohl von falscher und wahren Minne, auslegen kann (166: Wat bedudet dat?), bricht der Text ab. Para l lelen: Von einem Tugendschild berichtet auch B508. Zur Verbindung von Heraldik und Minnefarbenkanon in der niederländisch-französischen Tradition vgl. B374 (dazu Rheinheimer 1975, 67f.).

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B396 Die sieben Buchstaben des Wappens der Tugend

B396 Die sieben Buchstaben des Wappens der Tugend Lehrrede einer Personifikation mit Allegorese der Buchstaben von ›Wapene‹ (Waffen), mit denen Tugenden des Ritters bezeichnet werden; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 47vb–48vb; 168 V.

Edition: Serrure 1855, 352–357 Nr. 39; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 318–322 Nr. 44 Literatur: Hogenelst 1994, 266f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 48 Nr. 49

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1 am Ende einer Reihe von gereimten Gebeten; auf ihn folgt eine Prosapredigt. – Unterschrift: Item desen sproke hout C ende LXVIII verse. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: VII Letteren daer men mede wapene spelt Inha lt: A Begegnung mit der Dame (1–44): Der Sprecher kommt in eine Gartenlaube (1: prieel), wo er bei einer hübschen jungen Dame Ritter und Knappen findet. Auf seine Frage hin erklären die Männer, dass die Dame Minne van wapen (8; ›Liebe von Waffen‹; oder doch ›dem Wappen nach Liebe‹) heiße. In ihrem Schoß liegt ein Schild mit sieben Buchstaben, aus denen je eine Blume sprießt. Sie trägt ihren Rittern auf, den Schild in ihre Obhut zu nehmen. i  Nachdem der Sprecher alle begrüßt hat, fragt er nach der Kraft des Schildes und der Bedeutung der Buchstaben. i Die Dame antwortet freundlich, dass der Name des Schildes Tugend (doghet) sei und dass mit den sieben Buchstaben das Wort Wapene (29: Waffen) geschrieben werde. Dieses Wort und die Blumen, die aus den Buchstaben sprießen, solle jeder Wappenknecht im Herzen tragen. Denjenigen, der sie nicht im Herzen trage, werde sie aus ihrem Hof vertreiben. i Er fällt auf die Knie und bittet sie, die Bedeutung der Blumen zu erklären. B Erklärung der Buchstaben in direkter Rede der Dame (45–151): Da W als zwei V aufgefasst wird, umfasst die Allegorese sieben Buchstaben (VVAPENE). 1. Der erste Buchstabe ist ein V, dem die Blume Waerhede (50: Wahrheit) entsprießt: Wer mit Waffen Frieden bewahren wolle, müsse einträchtig und sein Wort getreu und zuverlässig sein. Wer das nicht mache, dürfe den Habit (Ordenskleid) des Schildes (63: dat edel abijt | vanden scilde) nicht empfangen. 2. Dem zweiten V entsprießt die grüne Blume Vromicheit (67: Tapferkeit): Ein Mann solle immer mutig wie ein Löwe gegen die Feinde Gottes kämpfen und immer bereit sein, für seinen Landesherrn zu kämpfen. Nur wenn dieser Übles begehen

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wolle, werde es vergeben, wenn er sich nicht beteilige; er solle jedoch seinen Herrn nicht verraten. 3. Die dritte Blume sprießt aus dem A und kommt vom Wort antieren (84: hantieren, sich benehmen): Derjenige, der Waffendienst ausübe, solle sich so benehmen, dass er im Kampf gelobt werde. Er müsse bereit sein, Freunde und Verwandte immer gegen Unrecht zu verteidigen. 4. Die vierte Blume kommt aus dem P und heißt Pinen (100: sich abmühen, sich eifrig bemühen): Auf dem Land und auf dem Meer solle der Träger der Waffen sich einsetzen und überall Turniere, ›Tafelrunden‹ (107), Krieg und Streit suchen. 5. Die fünfte Blume E ist der Edelmut (114: edelheit): Wer dieser Blume nicht gerecht werde, dem werde der Schild verwehrt. Aber wer vorzüglich in Waffendienst lebe, dem gehöre er. Wer diese Blume wünsche, solle einen besiegten Mann, der um Gnade bitte, leben lassen. Gegen Leute, die Frauen in ihrer Ehre verletzen, solle er vorgehen. 6. Die sechste Blume sprießt aus dem N und heißt Kraft (131: Virtwt; Zusammenhang mit N unklar). Wenn man die Waffen abgelegt habe, solle man durch Frauen geheilt werden. Nach einer Mahlzeit am Hof solle man tanzen (140: reyen ende dansen), wobei Frauen und Helden sich freuten. 7. Die siebte Blume sprießt aus dem E und heißt Ehre (148: Ere): Diese Blume sei so gut und schön, dass sich jeder zu diesem Schild bekehre. C Appell des Sprechers (152–168): Der Sprecher gibt nun die Lehre der Dame an seine Zuhörer weiter (152: Nv merct wel deser vrouwen lere). Wer diese Ehre und die vorgenannten Blumen empfangen möchte, solle des Schildes Untertan sein. Er solle schweigen (helen), nicht lügen oder prahlen. Wer es anders mache, werde verflucht. Ritter und Knappen (Apostrophe) sollten die Blumen in Ehren halten. Dann würden sie alle Bosheit los und trügen zurecht die Waffen. Möge Gott sie den Habit des Schildes verdienen lassen. Sonstiges: Dieser Text ist nur bedingt als Minnerede zu bezeichnen, da es eher um die Tugenden des Ritters im Kampf als um Minnetugenden geht.

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B397 Der wilde Mann

B397 Der wilde Mann Reflexionen über den Traum von einer Frau, die einen wilden Mann durch ihre Liebe zähmen will; mit inserierter Liedstrophe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 95ra–95vb; 172 V.

Edition: Serrure 1858, 196–200 Nr. 67; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 534–538 Nr. 110 Literatur: Willaert 1989a, 160; Hogenelst 1997, Bd. 2, 71 Nr. 86; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Sammelhs. Bs1 zwischen einer Liebesklage und einem allegorischen geistlichen Gedicht. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Vanden wilden man Inha lt: A Exposition (1–11): Der Sprecher berichtet, dass er in einer Traumvision (1: In enen visioene; vgl. V. 78) etwas Wunderliches (2: Een groet wonder) gesehen habe: Er sei mit seinen Gesellen zum Vergnügen in einen Wald gegangen und habe eine schöne junge Frau (7: ene maghet wel gedaen) kommen sehen, die eine ›wilde Kreatur‹ (9: ene wilde creature) gefesselt habe und mit sich führte. B Dialog zwischen Sprecher und Frau (12–53): Weil der Sprecher die Frau kennt, fragt er sie, warum sie das tue. Er ist der Meinung, dass dieser Mann nicht gezähmt werden könne. i Die Frau erwidert freundlich, sie liebe diesen Mann, was auch immer passiere. Sie habe ihn lange verfolgt. Sie hoffe, dass sie ihn nun so erziehen könne, dass er, obwohl er jetzt wild sei, sanfter sein werde als ein Lamm. i Der Sprecher antwortet, es tue ihm Leid, dass sie diese vergebliche Mühe auf sich genommen habe. Er sei der Meinung, dass Natur kaum zu ändern wäre (37: want nature es swaer te verdriuen; sprichwörtlich?). i Darauf sagt die Frau, dass sie den Mann nicht beschimpfen, sondern mit Sanftmut zur Liebe erziehen werde. Sie müsse ihm deutlich machen, dass er aus Liebe zur ihr leide. i Der Sprecher stimmt ihr zu, dass er seiner wilden Natur nach handeln würde, wenn sie schimpfen würde, aber besteht darauf, dass Zähmen unmöglich ist. i Die Frau ärgert sich, da sie die Äußerungen des Sprechers als Dummheiten bewertet. Sie zweifle nicht daran, dass sie ihn zähmen könne. C Das Lied des wilden Mannes (54–70): Die junge Frau geht mit dem wilden Mann weg. Kurz darauf hört der Sprecher, wie der wilde Mann ein Lied singt. In den Versen 63–70 wird dieses Lied wörtlich im Text zitiert (61f.: Nu hoert hier dliedekijn, dat hi sanc | met luder stemmen, eer iet lanc). Es ist in Form eines Rondeaus abgefasst

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(Schema ABaAabAB), und der Refrain lautet: ›Ich war wild, ich bin gefangen in Liebesbanden‹ (63f.: Ic was wilt, ic ben ghevaen | ende bracht in mintliken bande). D Reflexion des Sprechers (71–121): Das Lied bringt den Sprecher zum Nachdenken darüber, was er in seinem ›Traum‹ (78: in drome) gehört habe, und versucht eine allegorische Auslegung. Er bedenkt, dass die Frau zurecht der Meinung gewesen sei, dass man einen wilden Mann mit Sanftheit und List (91: met listen) zähmen könne. Harte Worte würden ihn nur zum Toben bringen. Wenn ein (junger) Mann von der Minne eingefangen werde, würde er seine Wildheit aufgeben. Eine vernünftige Frau bezwinge das Gemüt eines wilden Mannes besser als eine Armee. Wie man lese oder singe, würden Frauen dem Mann ›hohen Mut‹ (107: hoghe moede) geben und alle Treulosigkeit vertreiben. Dann erinnert sich der Sprecher daran, wie der Mann gesungen habe, als ob er froh gewesen wäre, dass die junge Frau ihn gefangen hätte. Ihre Tugend und süße Sprache habe jenem so wohl getan, dass er mit ganzem Herzen gebunden gewesen sei wie mit einem festen Band. E Gespräch über den Traum (122–163): Es wird Tag und der Sprecher steht aus Unruhe sehr früh auf und geht, bis er eine Gesellschaft findet. Er bittet die Leute, seinen Traum zu erklären. Eine sehr schöne Frau sagt, dass der Traum bedeute, dass es nie einen Mann geben würde, der so wild wäre, dass eine Frau ihn mit ihren Bitten nicht zähmen könnte (wo die Rede der Frau endet, ist unklar; sie scheint unmarkiert in die Sprecherrede überzugehen). Nur wenn er böse wäre, wäre ihre Mühe vergebens. Männer, die nichts Gutes verstünden, seien nicht zu ändern, nicht mit freundlichen Bitten und nicht mit Schimpfen. Ein sanftmütiger Mann dagegen werde alles befolgen, was ihm seine Geliebte rate. Man überwinde wegen einer Frau aus freiem Wille viele Schwierigkeiten. F Epilog (164–172): Der Sprecher erklärt, dass er aus seinem Gedicht ›zurückkehren‹ möchte (164: Nu willic uten dichte keren). Der Traum habe ihn gelehrt, dass Weiblichkeit das Innere der Männer erleuchte. Wer Liebe suche, werde sie finden, und wer rechte Liebe finde, solle sein Glück loben.

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B398 Streit für und gegen die Minne

B398 Streit für und gegen die Minne Belauschtes Streitgespräch über die Vor- und Nachteile der Minne mit Weitergabe der Frage an das Publikum Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1454 (Mü5) Überlieferung: Mü4 92r–96r; 236 V. Mü5 52v–56v; 232 V. Sa 60v–65r; 224 V.

Edition: Leiderer 1972, 43–51 Nr. 1 (nach Mü4 mit Laa. von Mü5) Literatur: Karnein 2VL 9 (1995), 393f.; Lieb/Strohschneider 1998, 302 und Anm. 50

Beschreibung der Überlieferung: – Überliefert in drei aus dem Augsburger Raum stammenden Hss., jeweils nach einem Märe (›Frau Metze‹) und vor B204. Die Varianz ist gering, signifikant sind nur Versausfälle: In Mü5 fehlen die Verse Mü4 2, 26, 58 und 188; in Sa, ansonsten eine getreue Kopie von Mü5, fehlt darüber hinaus die Passage Mü4 172–179. Überschrift: Ain ander guotter spruch (Mü4) Sequitur vlterius (Mü5) Inha lt: (Nach Mü4; Zitate nach Leiderer 1972) · A Spaziergangseinleitung (1–66): Der Sprecher wendet sich mit einer Tacete-Formel (1f.) an das Publikum und kennzeichnet die folgende Erzählung als aubentür (1). Es folgt ein konventioneller Natureingang: Der Sprecher kommt an einem Maimorgen in einen schönen Wald (Blumen, Tau, Sonnenglanz, Früchte, Duft, ausführliche Schilderung des Vogelgesangs 20– 26: maisterlichen sungen […] hert tenur […] musick) und rastet an einer kalten Quelle (Locus amoenus). Er sehnt sich nach seiner Geliebten und beschließt weiter auf Gnade von ihr zu hoffen (49: ir genaud der wil ich wartent sin). Als er nahende Stimmen hört, versteckt er sich im Gebüsch und beobachtet freudig zwei wunderschöne Damen, die an die Quelle treten. B Belauschtes Streitgespräch (67–197): Die erste Dame stellt die Streitfrage, ob es einer Frau mit oder ohne Minnebindung besser gehe. i Die zweite Dame antwortet mit einem Preis der Minne und dem Sprichwort (76: es ist ain alt gesprochen wort): Die Macht der Minne bezwinge alles. In ewigem Dienst und gegenseitiger treuer Verpflichtung sowie im Anblick des Anderen liege höchstes Glück, in beiderseitiger Liebeshoffnung vereint könne man alles ertragen. i Die erste Dame verwirft dieses Lob: Minne bringe nur Qualen, so etwa beim Abschied des Mannes (112f. ironische Frage: wa mag dann die minne sein?  | si fert villeicht der pillgrin fert), weshalb sie

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auf sie verzichten wolle. i Die zweite Dame verweist auf die mögliche Erfüllung in Umarmung und Kuss (136f.: wenn wir so fraintlich mund zuo mund | verainen), durch die man für alles entschädigt würde. Für Ritter oder ›Knecht‹ gelte: Ohne Minne keine Freude, denn minn ist das irdisch paradiß (146). i Die erste Dame antwortet mit einem Gleichnis: Ein reicher Mann strenge sich gern an, so lange er seinen Besitz vermehren könne – er könne aber auch alles verlieren. Ebenso sei es möglich, dass der liebende Mann alles verliere, was dem Mann ohne Liebe (159: dem armen) nicht passieren könne. Sie wirft ihrer Freundin vor, ihre Hoffnung auf unsicherem Fundao ment zu gründen (160: du haust ain chrancku zuversiht). i Die zweite Dame führt an, dass ihr Geliebter mit ritterlichen Taten in ihrem Dienst Ruhm erwerbe und die Damen ehre – beides falle positiv auf sie zurück. Die Haltung ihrer Freundin habe dagegen keine moralisch-gesellschaftlichen Konsequenzen (180: man lat noch tuot durch dein gepot). i  Die erste Dame billigt ihr diese Haltung zu, aber mahnt zu Treue und Verschwiegenheit. Obwohl sie das Glück der anderen nachvollziehen könne, wolle sie dennoch bei ihrer Haltung bleiben. Jedem gefalle eben das, was er gerne tue. i Die zweite Dame bestätigt das. C Entdeckung (198–230): Als die Damen die Quelle verlassen wollen, nimmt sich der Sprecher ein Herz und tritt aus dem Versteck. Zunächst erschrocken, bitten die Damen den Sprecher dann um ein Urteil in der Streitfrage. Der Sprecher antwortet höflich, dies nicht zu können. Er bekommt daher von den Damen die Erlaubnis, die Frage weiterzutragen und ihnen Bericht zu erstatten, sobald er eine kluge Antwort erhalten habe. D Schluss (231–236): Der Sprecher wendet sich an das Publikum (233: ich pitt euch frawen, ritter und kneht) und bittet um ein Urteil, um es den Damen mitteilen zu können.

B399 Traum von erfüllter Liebe Traumerzählung einer Frau von einem Minnegespräch mit ihrer Freundin und von geglückten Liebesbegegnungen mit einem ausgezeichneten Ritter Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Lo4)

Literatur: Felder 2VL 10 (1999), 1614f.; Uhl 2010, 276, 279

Überlieferung: Be19 151v–161r; 552 V. Lo4 141r–142v; 88 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als letzter Text der reinen Minneredenhs. Be19 von 1496, die vor allem Werke Hermanns von Sachsenheim enthält. Die aus Nürnberg stammende Sam-

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B399 Traum von erfüllter Liebe

melhs. Lo4 überliefert im Kontext von Mären und Minnereden ein Exzerpt, das einzelne Verse auslässt (Be19 1f., 54, 72, 74, 87–94, 99f.), zahlreiche Varianten und einige Missverständnisse aufweist und mitten im Reimpaar nach Be19 103 abbricht. Überschrift: Von zway¨en gespilen (Lo4) Inha lt: (Nach Be19) · A Einleitung (1–19): Die Sprecherin (erst ab V. 31 wird deutlich, dass eine Frau spricht) will In gesellschaft (1) über ein nächtliches Erlebnis berichten: Im Bett liegend habe sie  – vor dem Hintergrund vorhandener Vorstellungen (11: Alß man lieder singt vnd sagt von ir) – über Wesen und Macht der Liebe nachgedacht. Dabei sei sie skeptisch geblieben, ob die Liebe wirklich große Hochstimmung verschaffen könne: Sie lebe in Freude, ohne dass sie einen Liebhaber habe. Zudem halte sie Hingabe im Minnedienst für unvernünftig (16: ein kindeß sin) und wolle ohne sie auskommen. Über diesen Gedanken sei sie eingeschlafen. B Traumeingang (20–35): Sie träumt, zu einer höfischen Gesellschaft auf einer Wiese zu kommen, an deren Tanz und höfischen Vergnügungen sie teilnimmt. Eine alte Freundin bittet sie zur Seite. C Gespräch mit der Freundin (36–237): Die Freundin zeigt sich verwundert von ihrer Liebesabstinenz. i Die Sprecherin verweist auf die Freude, die sie in der Gemeinschaft empfinde. i Die Freundin versichert, dass sie erst in der Liebe zu einem Mann wirkliche Freude und Hochstimmung kennen lernen würde und bekennt, sie gerne mit einem vorbildlichen Mann zusammenzuführen. i  Die Sprecherin lehnt entschieden ab. Sie wolle vnbezwungen leben (59) und frei von den leidvollen Wirkungen der Liebe (Warten, Trennung, rastloses Verlangen, Sehnsucht) sein und bleiben. i Die Freundin versucht die genannten Effekte als positive Wirkungen darzustellen (die Freude bei einer Liebesbotschaft könne das Leid der Trennung aufwiegen) und mahnt, dass sie mit ihrer Ablehnung sowohl ihr eigenes Glück, als auch das der Männer, die um sie werben könnten, verhindere. i Die Sprecherin enthüllt als wahren Grund ihrer Zurückhaltung die Angst vor den Klaffern (Beschreibung von deren Arglist 104–113). i Die Freundin wendet ein, dass man sich von den Klaffern nicht vom Liebesgebot abbringen lassen sollte. Zudem erfüllten diese einen guten Zweck, da die offen betriebene Liebe nicht solche Hochstimmung bereiten könne wie die geheim gehaltene. i Die Sprecherin gesteht ein, dass maßvolle ›huote‹ richtig sei. Zu viel davon zerstöre jedoch alle Freude. i Die Freundin bestärkt sie, nicht aufzugeben, da zumindest die Gedanken vor den Klaffern sicher seien (135: dy¨e gedancken sein frey¨). Sie offenbart dann, als Liebesbotin von einem vorbildlichen Mann hergeschickt worden zu sein.  – In Erzählerrede wird mitgeteilt, dass sie der Sprecherin den Namen nennt. i  Die Sprecherin reagiert skeptisch, da er, sofern er so vorbildlich sei, sicher schon im Dienst einer anderen Dame stünde. i Die Freundin versichert ihr seine Aufrichtigkeit und bittet die Sprecherin, ihm einen Treuebeweis abzufordern. Sie betont, dass sie keinen geeigneteren und tugendsameren Ritter kenne. i Die Sprecherin unterbricht den Preis des Ritters spottend: Kaufleute würden

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ihre Ware immer loben. i Die Freundin verbittet sich den Spott. Für den Fall, dass die Sprecherin sie mit einer Absage zu dem Ritter schicke (196: ein boser bote sein), droht sie mit dem Ende ihrer Freundschaft. i Die Sprecherin lenkt ein, da sie die Freundschaft nicht auf Spiel setzen wolle. i Die Freundin beruhigt sie, dass ihr aus dem hingebungsvollen Dienst des Ritters kein Schaden erwachsen könne, und bittet, sie mit einer tröstenden Botschaft zu ihm zurückkehren zu lassen. i Die Sprecherin bittet die Freundin, ihr noch Zeit zu lassen. i  Die Freundin mahnt die Sprecherin nochmals, dem Ritter nicht abzusagen, bevor sie ihn nicht auf die Probe gestellt habe. i Die Sprecherin zollt der Freundin Anerkennung für die Hartnäckigkeit ihres Botendienstes. Sie fordert sie auf, zum Tanz zu gehen: So wil ich rate meineß hertzen han | Daß ich dir sage ab oder an (231f.) i Die Freundin bekräftigt, dass sie eine rasche Erfüllung ihrer Bitte wohl verdient habe. D Begegnung mit dem Ritter (238–315): Sie gehen zur Gesellschaft zurück, wo der Ritter erst mit der Freundin, dann mit der Sprecherin redet. Sein höfisches und ernsthaftes Auftreten erweckt die Liebe der Sprecherin. Letzte Zweifel beseitigt Frau Liebe, welche die Sprecherin in ihren Dienst zwingt. Auf das erneute Drängen der Freundin gesteht die Sprecherin schamvoll ihre Liebe. Die Freundin (Dialogpassage 264–281) bittet nun erneut darum, ihr als Botin anzugeben, wie der Ritter ihre Gnade erwerben könne. Die Sprecherin antwortet eher allgemein: Er könne sich Hoffnungen machen, wenn er die Einheit von Herz und Gedanken wahre. Nachdem die Freundin diese Botschaft überbracht hat, nutzt der Ritter die Auflösung der Gesellschaft zu einem erneuten Gespräch mit der Sprecherin, in dem er sie danach fragt (Dialogpassage 293–303), wie er ihr seinen Dienst zeigen könne. Sie zeigt sich glücklich damit, dass seine Taten den Worten nicht widersprechen. In Gedanken bekennt sie ihre wachsende Liebe. Dann müssen sie sich, von Aufpassern gestört, trennen. Die Sprecherin weiß aber um die Möglichkeit, ihm Weiteres über die Freundin ausrichten zu lassen. E Turnier (315–469): Die Sprecherin denkt beständig an den Ritter. Aufkommende Zweifel werden immer rasch von seiner Dienstfertigkeit ausgeräumt. Als ein Turnier in der Nähe angekündigt wird, fahren die Sprecherin und ihre Freundin dorthin. Auf dem Turnerplatz erblicken sie den Ritter, der unter allen heraussticht (345: Kein Ritter wart ny¨e gemalet baß) und ihnen zuwinkt. Mit der Freundin, die offenbar auch einen Ritter im Herzen trägt (Andeutung 353f.: Wann sie auch wol etwaß hett  | Dar Inn sy iren willen leben thet), geht die Sprecherin zu abendlichen Mahl und Tanz, wobei sie – da ihr der direkte Kontakt unmöglich ist – der Anblick des Ritters in Hochstimmung versetzt (367: Kaiserin-Topos). Bis in den Morgen wird getanzt. Auch nach dem Zubettgehen kann sie kaum Ruhe finden und sehnt den Turniermorgen herbei. Unter den ersten, die sich nach der Messe zum Turnier rüsten, befindet sich auch ihr Ritter, der von allen gelobt wird, woraufhin der Sprecherin ihr ›Herz ein Span (eine Spanne) höher rückt‹ (385; sprichwörtlich). Beim Schwertkampf schlägt er sich wacker und teilt kräftig aus. Nach einer kurzen Pause macht er auch beim Stechen eine gute Figur: Hätte sie ihn vorher nicht gesehen, so die Sprecherin, so hätte sie spätestens jetzt seinen Dienst begeht. Als nach einer Tjost das Pferd des Ritters lahmt, kommt er zu einer unfreiwilligen Pause, die er dazu nutzt,

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sich in voller Rüstung, zu den beiden Damen zu gesellen; er lehnt sich zur Sprecherin ›in ein Fenster‹ (425) (Dialogpassage 433–468). Seine Wortkargheit (433f.: Spott der Freundin, es habe ihm wohl die Sprache verschlagen) bekümmert die Sprecherin nicht, erkennt sie doch seine Treue an seinem Verhalten. Er bekräftigt seine Hingabe (442f.: Ley¨ b hertz gedanck synn muvt vnd lebenn  | Ich alhie indein gefengkniß stelle), worauf die Sprecherin ihm seine Ernsthaftigkeit und Treue bestätigt und ihm ihrerseits ihre ausschließliche und beständige Liebe bekennt. Einer Aufforderung, ihr diese Exklusivität und Beständigkeit seinerseits zu versichern, kommt der Ritter mit einer erneuten Liebesbeteuerung nach. Seine Treue besiegelt er mit einem Handschlag (467–469: Des ny¨m alhie von mir zu pfande | Mein eygen trew Jn dein hand | Sein hant Ich In mein hant entpfing). F Erwachen (470–552): Die Sprecherin ist von diesem Treueschwur so bewegt, dass sie aufwacht und erkennt, dass sie nur geträumt hat. In ihre Klage über die bittere Enttäuschung mischt sich Erstaunen: Wenn ihr ein Traum schon so große Freude bereitet habe, wie müsse es dann Menschen gehen, die im Wachzustand liebten? Sie schließt eine Klafferschelte an, die auch eine Aufforderung an alle Damen enthält, den Kontakt zu solchen Menschen abzubrechen (484–493). Die Sprecherin geht dann der Frage nach, wie es sein könne, dass eine Dame, die selbst liebe oder liebte, etwas Schlechtes über die Liebe sage, da sie sich damit selbst kritisiere. Zugleich fürchtet sie, nun aufgrund ihrer Erzählung (in der sie die Minne teilweise abgelehnt, teilweise angenommen habe) von listigen ›Merkern‹ solchermaßen vnrechter mynne (512) bezichtigt zu werden. Sie verweist auf ein Sprichwort (515f.: ›Was der Bock sich selbst vorzuwerfen hat, das sieht er auch der Geiß nach‹), das sich an ihr bewahrheite: Seit ihrem Traum sage sie nichts Schlechtes mehr über die Liebe, gestehe sie anständigen Damen zu und freue sich mit Liebenden, die sie sehe. Sie beschwört, dass ihr keine größere Freude bekannt sei als die, die sich in der Liebe einer anständigen Dame zu einem Mann zeige. Allerdings denke sie sich das nur, da sie die Liebe nur aus dem Traum kenne (539–541: Doch rede ich dy¨ rede newr noch wan | Alß ich mich nach dem trawm verstan | Suvnst weyß ich nicht dauon zusagen). Sie schließt mit einer Warnung, eine solche mit Anstand vorgetragene Lehre zum Schlechten auszulegen und bekräftigt die alte Weisheit (551: Daß hab ich gehort vor alten tagen), dass es nichts Beständigeres gäbe als die (Liebes)Hoffnung von Damen und Jungfrauen. Para l lelen: Vgl. die Traumerzählungen B247 bis B254. Sonstiges: Die vollständige Version dieser Minnerede in Be19 war bisher unbekannt, da sie von Brandis 1968 übersehen wurde. Die bisher vergebenen Titel ›Für und wider die Minne‹ (Brandis) sowie ›Von zwayen gespilen‹ (Felder 2VL) passen nicht gut zum Inhalt und wurden hier durch einen neuen Titel ersetzt.

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B400 Streitgespräch über die Liebe Belauschtes Gespräch zwischen einem minneskeptischen alten Mann und einem liebenden Ritter, dessen Geliebte am Ende von einem Greif getötet wird Ve r f a s s e r : Hans Sachs Datierung: 1. Mai 1515 Überlieferung: *Sachs-Spruchbuch 1, Bl. 195–206(?); 380 V. *Sachs-Spruchbuch 2, Bl. 21–28(?); 386 V. Einzel-Druckausgaben: nür4 1r–8r; 4 + 386 V. nür13 1r–8r; 386 V. nür17 1r–3v; 4 + 318 V. Werkausgaben: kem1, kem2 S. 627–633; 4 + 386 V. nür8–nür10 311vb–314vb; 4 + 386 V. nür11, nür12 230vb–233ra; 4 + 386 V. Druckabschrift: Ka9 137r–142v; 250 V.

Edition: Keller, A. 1870b, 406–417 (nach nür8 mit Laa. von nür9 und nür10) Literatur: Keller/Goetze 1892, 384; Keller/Goetze 1902, 3f. Nr. 33; Glier 1971, 351–356, bes. 352f.; Kasten 1973, 155; Merzbacher 1994, 119; Dietl 1999, 338f.; Klingner 2010, 112f. Anm. 266, 266–268

Beschreibung der Überlieferung: nür4 und nür17 verwenden denselben großformatigen Holzschnitt (Abb. bei Merzbacher 1994, 119), auf dem links von einer Quelle der lauschende Sprecher, rechts die diskutierenden Männer zu sehen sind. Über ihnen fliegt der Greif mit dem Rumpf der Dame, deren Kopf zu Füßen der Diskutanten liegt. Unter dem Holzschnitt steht der Vorspruch von zwei Verspaaren. nür17 bringt allerdings eine ›Kurzversion‹ des Textes, der zweispaltig und ohne Rollenbezeichnungen (stattdessen markieren Alineazeichen am Anfang der Zeilen den Sprecherwechsel) gedruckt ist und in dem wohl absichtlich eine größere Textpartie (121–184; 409,34–411,29) sowie einzelne Verspaare (191f., 195f.; 411,34f., 412,4f) ausgelassen sind. Vor dem Druckerkolophon steht in Auszeichnungsschrift: Vmb hurerey willen zuo vermeyden / hab ein yeder Man sein eyg | en Weyb / vnd eyedes weyb jren eygen man. 1. Corinth.7. nür13 bietet den Holzschnitt in einem spiegelverkehrten Bildaufbau und weicht auch in der Überschrift und durch das Fehlen des Vorspruchs (an seiner Stelle steht unter dem Holzschnitt der Name Hans Sachs) von den beiden Drucken ab. Die Druckabschrift Ka9 stammt von der Hand des Bibliophilen Wilhelm Werner von Zimmern und nimmt wohl nür4 zur Vorlage. Er setzt den Titelholzschnitt in eine lavierte Federzeichnung um, tilgt Titel und Vorspruch, statt Rollenbezeich-

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nungen sind die Sprecherwechsel durch Alineazeichen markiert. Wilhelm Werner greift im Bemühen um reine Reime punktuell in den Text ein, formuliert Verse um oder fügt zusätzliche Verse ein (vgl. Klingner 2010, 267). Der Eintrag ist nur noch fragmentarisch erhalten, da der Hs. zwischen Bl. 140 und 141 (Textlücke nür8 194–246 / Keller, A. 1870b, 412,3–413,23) ein Blatt und nach Bl. 141 (nach nür8 299 / Keller, A. 1870b, 415,10) zwei Blätter fehlen. Überschrift: Kampfgesprech Der liebe süese und pitrikeit (*Sachs-Spruchbuch 1) Boetisch spruech von der lieb (*Sachs-Spruchbuch 2) Von der Lieb (nür4, nür17) Kampff-gesprech von der lieb (nür8; gleichlautend in nür9–nür12 und kem1, kem2) Eyn Schön gesprech von der Lieb / darin jr art vnd eygenschafft fürgebildet wirdt (nür13) Inha lt: (Nach nür8; Verszählung zusätzlich auch nach Keller, A. 1870b mit Seiten- und Zeilenzählung) . A Vorspruch (1*–4*; 406,2–5): Dem Text sind zwei Reimpaare vorangestellt, in denen sich der Text vorstellt: Ich bin genandt der liebe streyt, | Sag von der liebe wunn und freud, | Darzu von schmerz und trawrigkeyt, | So inn der lieb verborgen leyd. B Spaziergangseinleitung (1–46; 406,6–407,22): Der Sprecher kommt über eine Blumenwiese (Lilien, Veilchen), durch einen Wald (Vogelgesang, Wild) und an einem Bach entlang zu einer Quelle: Locus amoenus. Dort ruht er sich im Schatten einer Linde aus. Ohne ihn zu bemerken, kommt ein alter, schwarz gekleideter Mann an die Quelle und bleibt melancholisch unter einer Eiche sitzen, bis ein junger, violett (›braun‹) gekleideter Ritter an die Quelle tritt. C Belauschtes Gespräch (47–361; 407,23–417,8): Auf Nachfrage des Ritters beklagt der alte Mann den Tod seines zwanzigjährigen Sohnes. Dieser sei an Liebeskummer gestorben (nicht, wie der Ritter vermutet, an Aussatz), nachdem man die von ihm geliebte Jungfrau mit einem anderen verheiratet hatte. Der Alte verflucht die Liebe und beschreibt ihre durchweg negativen Auswirkungen. i Der Ritter nimmt die Liebe dagegen in Schutz und differenziert zwischen falscher und wahrer Liebe – letztere sei Quelle aller Freude. i  Wechselweise unterstreichen die Gesprächspartner ihre Position mit Verweis auf literarische Exempelgestalten aus Bibel, griechischer Mythologie und mittelalterlicher Literatur: Der Alte führt Ovid als Gewährsmann an (Verbindung von Liebe und Leid) und nennt als Opfer der Liebe Achill und Polixene (Tod als ›Lohn‹ blinder Liebe), Jason und Medea (Zerbrechlichkeit der Liebe, die in tödlichen Hass umschlagen kann), David und Batseba sowie Vergil (üble Nachrede und Schande), Leander und Hero (tödliche Risikobereitschaft aus Liebe), Lucretia und Euryalus (Tod aus Trennungsschmerz), Paris und Helena (katastrophale Konsequenzen der Verbindung). Er warnt zudem vor Eifersucht und Sehnsucht. i Der Ritter hält dagegen, dass die Liebe Grund aller (höfischen) Freude sei. Er gibt als Negativexempel für die falsche Liebe Samson und Delila, setzt aber eine positive Konzeption gegenseitiger Leidenschaft und treuer Bindung dagegen, die er in Pyramus

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und Thisbe (Liebe gegen Widerstände bis in den Tod), Guiscard und Sigismunda sowie Tristrant (Liebe als Quell von Listen und Erfindungsreichtum) und Florio und Biancefora (Liebe als Erleichterung aller Mühe) exemplifiziert sieht. In Unglück und Trennung hilft seiner Meinung nach die Hoffnung auf ein gutes Ende und die unverbrüchliche Herzenseinheit. i Der Alte zieht schließlich ein Fazit (290: Also in summa summarum), in dem er (teilweise in anaphorischer Reihung) die verwerflichen Eigenschaften und Wirkungen der Liebe aufzählt. i Der Ritter antwortet darauf lachend mit dem Verweis auf seine glückliche Liebe: Mit seiner Geliebten, einer Herzogin aus Frankreich, habe er sich nach langer Trennung gerade in diesem Wald verabredet. Nachdem er kurz einem Einhorn nachgejagt sei, wolle er nun zum vereinbarten Treffpunkt eilen. i Der Alte prophezeit ihm, dass er diese Verabredung noch bereuen wird, was der Ritter zurückweist. In diesem Moment erscheint ein Greif am Himmel, der eine schreiende Frau in den Klauen hält und dann in der Luft zerfetzt. Der Ritter erkennt am herabgestürzten Kopf, den ihm der Alte vorhält, die Geliebte und fällt in Ohnmacht. Der Alte verweist darauf, dass nun seine Prophezeiung eingetroffen ist und zieht mit dem Ritter, der den Frauenkopf mitnimmt, davon. D Schluss (362–386; 417,9–33): Der Sprecher glaubt zunächst, geträumt zu haben. Er findet dann aber unter dem Baum ein blutiges Haar als Beglaubigung. Er gibt an, dass sein Text aus dem Wunsch entstanden sei, das Gesehene zu verstehen – wobei er einräumt, die Sache nicht ergründen zu können. Dafür kann er eine Schlussmoral geben: Liebende sollten rechtzeitig von der Liebe lassen, sich diese bis in die Ehe aufsparen und dann treu an einer Liebe festhalten. Der Text schließt mit einer Autorsignatur. Para l lelen: Der gleiche Stoff wird von Hans Sachs noch im Fastnachtsspiel Von der eygenschafft der lieb (vollendet am 8. Januar 1518, vgl. Keller/Goetze 1882, 12–25) behandelt. Hier wird die Geliebte, eine Herzogin aus England, von einem Löwen zerfleischt (zu weiteren Details der Umformung vgl. Stiefel 1891, 2f.). Nur vage Anklänge an die im Streitgespräch ausgetauschten Argumente bietet ein Meisterlied im Langen Ton Frauenlobs (RSM 2S/39). Die Aufforderung, die Liebe in die Ehe zu ›retten‹, steht auch am Ende von B445.

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B401 Streitgespräch zweier Frauen über die Minne

B401 Streitgespräch zweier Frauen über die Minne Belauschtes Streitgespräch am Locus amoenus über die Frage, ob die Frau, die liebt, ein besseres Leben habe oder diejenige, die nicht liebt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1431 (Be21) Überlieferung: ›Rahmenfassung‹: Be21 15r–20v; 210 V. Be3 56v–60r; 189 V. Lg4 184r–188r; 189 V. Pr2 44r–46v; 190 V. De2 175r–180v; 191 V. St5 240v–243v; 188 V. Be20 42v–46r; 185 V. Go2 1ra–1vb; 107 V. ›Gesprächsfassung‹: He3 381r–384r; 188 V. Tr 1r–3r; 185 V.

Edition: Eschenburg 1799, 257–264 (nach Be21); Kratochwil 1889, 436f. (nach einer Abschrift von Go2); Haltaus 1840, 143–145 Nr. II 9 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4); Brauns/Thiele 1938, 14–19 Nr. 6 (nach He3 mit ausgewählten Laa. der übrigen Hss.) Literatur: Geuther 1899, 33, 91–95; Westphal 1993, 124; Karnein 2VL 9 (1995), 408–410; Klingner 2006, 92; Rasmussen 2006, 124–126 und 135; Lieb/Strohschneider 1998, 302 und Anm. 50

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist ausschließlich im Rahmen von reinen Minnereden-Hss. bzw. Minnereden-Blöcken in Sammelhss. des 15. und 16. Jh. überliefert. Zu der oberdeutschen Überlieferung tritt mit Go2 eine deutlich mitteldeutsch eingefärbte Hs. und mit Be21 ein niederdeutscher Textzeuge, der sich vor allem im Lautstand, jedoch weniger in der Lexik vom Rest der Überlieferung unterscheidet und am frühesten überliefert ist. Die Überlieferung teilt sich in eine längere ›Rahmenfassung‹ (8 Hss.) und eine kürzere ›Gesprächsfassung‹ (2 Hss.): He3 und Tr bieten, mit nur geringer Varianz zueinander (in Tr fehlen He3 19, 54 und 158; He3 151f. ist umgestellt), die ›Gesprächsfassung‹: Hier ist die Beschreibung des Locus amoenus gegenüber den anderen Hss. um 31 Verse ausgeweitet; nur hier findet sich ein Hinweis darauf, dass der Sprecher sich verlaufen hat und nach dem Rückweg sucht (He3 37–39: Ob ich yemant da fund | Der mich gewisen künd | Wie ich wider quem zu land). Im Streitgespräch sind die Einlassungen der Dame, die auf Liebe verzichtet, deutlich kürzer gehalten (es fehlen die Blöcke Be21 71–93, 117–119, 129–131 und 147–155). Ihrer Argumentation fehlen daher: der Verweis auf die Eigenschaft der Minne, bisweilen Liebeshoffnung zu enttäuschen, die Warnung vor einem Leben in Sorge beider Liebender, sowie die zweifache Feststellung, dass ihrer

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beider Leben unterschiedlich sei. Zusätzlich zu allen Hss. der ›Rahmenfassung‹ ist am Ende des Streitgesprächs eine weitere Dialogpassage dieser Dame eingefügt, in der sie berichtet, wie sie Werbern die kalte Schulter zeige, um auf diese Weise jegliches ehrverletzende Gerücht zu verhindern (He3 159–178). Die Fassung endet mit dem Eingeständnis der liebenden Dame, dass die andere das bessere Leben habe (He3 183f.: Darumb so mus ich geben dir | Das dir vil bas sy den mir), ihr ein solches aber nicht gefallen würde und sie daher ihre Position behalten wolle. Der Erzählrahmen des Anfangs wird nicht geschlossen. In der ›Rahmenfassung‹ gibt die Liebende kein Eingeständnis gegenüber der Nichtliebenden und beendet das Streitgespräch mit der Feststellung, nicht recht zu wissen, welches Leben besser sei. Anschließend wird der Erzählrahmen mit dem Auftreten des aus dem Versteck tretenden Sprechers wieder aufgenommen. Die acht Hss. der ›Rahmenfassung‹ weisen in Wortbestand und Syntax Varianzen auf, aus denen sich aber kaum signifikante Bedeutungsunterschiede ergeben. Ihre wechselnden Gemeinsamkeiten erlauben nur eine grobe Binnengliederung der Hss. dieser Fassung. Be21 bietet den längsten Text. Die Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) bieten zusammen mit De2 einen fast wortgleichen Text (exklusiv hier die Verse Pr2 38 und 141f. bzw. das Fehlen der Verse Be21 36, 38–55 und 63f.; in Be3 und Lg4 fehlt Pr2 149; De2 hat exklusiv den Dreireim De2 162). Ebenso fast wortgleich und mit gleichen Varianten zur Gesamtüberlieferung stehen St5 und Be20 zusammen (in Be20 fehlen die Verse St5 8, 70 und 79) – signifikant ist hier, dass der Text mit dem Gruß des Sprechers (Be21 194) endet, während Gespräch und Ratschlag sowie die abschließende Klage fehlen. Go2 überliefert (vielleicht bedingt durch eine unvollständige Vorlage) nur ein Exzerpt: Der Text setzt mitten im Streitgespräch ein (mit Be21 96) und bietet nur den zweiten Teil (mit exklusivem Ausfall von Be21 107f., 131, 148–151 und 191–193). In Go2 schließen direkt die Minnereden B449 und B433 an. Überschrift: Von aner lieb an lieb (Be20) Eyn krieg von zwain frawen ob pesser sey lieb ze haben oder an lieb zu beleiben (Pr2; gleichlautend in Be3, De2 und Lg4) Ain spruche von zwai frawenn (Tr) Inha lt: (Nach Be21) . A Spaziergangseinleitung (1–26): Der Sprecher will sein Liebesleid für einige Zeit hinter sich lassen. Auf der Suche nach Zerstreuung in der Natur kommt er auf eine Wiese, wo er unter einer großen Linde eine Dame an einer Quelle sitzen sieht (Locus amoenus). Eine zweite Dame kommt dazu; sie begrüßen sich und beginnen ein Gespräch. B Belauschtes Streitgespräch (27–183): Die erste Dame berichtet, dass ihr der Anblick ihres Liebhabers die größte Freude bereite. i Die zweite Dame bekennt, sich von der Liebe fernzuhalten. Sie will in dem Streitgespräch nun klären, welche von ihnen das bessere Leben führe (35f.: Ysst ane leyff myr | Beth sy ydder myt leue dyr). i Die Liebende führt Argumente für den Vorzug der ritterlichen ›Hohen Minne‹

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an: Ihr Geliebter schätze sie über alles, um ihretwillen und in ihrem Namen bewähre er sich ritterlich und erwerbe ihr Schmuck (44: klenade). Sein Dienst bereite ihr die höchste Freude – auf welche die andere Dame verzichten müsse, wenn sie die Liebe ablehne. i Die Nichtliebende betont, ebenfalls nach Freude zu streben und diese auch zu besitzen. Ihre Freude sei permanent, da nicht an einen bestimmten Mann, seine Anwesenheit oder Gegenliebe gebunden. Einmal liebend, entkomme man der Liebe nur schlecht. Dabei erfülle die Liebe nicht alle Hoffnungen, und enttäusche oft den, der ihretwegen viel Leid und Mühe auf sich genommen habe. Ihr beider Leben sei ungleich: Hier kontinuierliche Freude, dort der Wechsel von Freude und Leid. i Die Liebende widerspricht: Die Liebe sei Anfang aller Freude, lasse alles ertragen, versetze das Herz in Hochstimmung. Höchste Freude erfahre sie im Anblick des Geliebten, im vertraulichen Gespräch, in süßen Blicken. Die Nichtliebende könne daher mit ihren Argumenten nichts bei ihr ausrichten. i Die Nichtliebende geht erneut auf die Zerbrechlichkeit des Liebesglücks ein: Bei einer Trennung vom Geliebten stürze das Herz, an Liebe gewöhnt, in unendlichen Kummer. Sie dagegen strebe nur nach Freuden, die dauerhaft und zuträglich seien. In der Trennung müssten beide Partner in beständiger Sorge leben, sie aber sei davon unberührt und durch das ganze Jahr glücklich. i Die Liebende drängt erneut auf einen Abbruch des Streitgesprächs. Sie betont, dass sie an einem Tag größere Freude erfahren könne als die andere in einem ganzen Jahr. In einem erneuten Preis der Wirkungen, die der Anblick des Geliebten auf sie habe, stellt sie fest, dass sie die Unbilden gerne in Kauf nehme (177f.: Yk spreke und rade in mynem mud | Men sal teyne ouelle lyden vmme eyn gud). Da sie selbst aber nicht feststellen könne, welche Lebensform wirklich die bessere sei, solle das Gespräch nicht fortgesetzt werden. Dennoch halte sie auf ewig an ihrem Geliebten fest. C Kontaktaufnahme und Klage (184–210): Der versteckt lauschende Sprecher befragt sein Herz, was er tun solle. Dieses gibt ihm den Rat, auf die Damen zuzugehen, um so vielleicht von seinem Kummer erlöst zu werden. Der Sprecher gibt sich zu erkennen und grüßt, worauf ihn die eine Dame nach dem Grund seiner Anwesenheit fragt (197: Anrede als vil dummer knape). Als er angibt, auf der Suche nach der Liebe seiner Dame zu sein, rät sie ihm, einer Straße in der Nähe zu folgen, die ihn immer auf dem rechten Weg führen werde. Sie verabschieden sich. Der Sprecher schließt mit der Klage über die Trennung (von der Dame an der Quelle? von der Geliebten?), da er noch immer irre gehe.

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B402 Der Minne Freud und Leid Belauschtes Streitgespräch zweier tugendhafter Damen, die sich in ähnlichen Minnesituationen befinden, über Liebesfreude und -leid, mit abschließender Schlichtung des Streits durch den Sprecher Ve r f a s s e r : Der Elende Knabe Datierung: früheste Überlieferung 1459 (He7) Überlieferung: Langfassung: He7 48r–58v; 522 V. Kurzfassung: Pr2 336v–340v; 246 V. Druckbearbeitungen: str2 46v–53v; 418 V. str3 47v–52v; 313 V. *fra4 *mag

Edition: Matthaei 1913, 46–55 Nr. 3 (nach He7); Haltaus 1840, 88–91 Nr. I 119 (nach Pr2) Literatur: Kasten 1973, 156–160; Schnell 1985, 496f.; Rassmusen 2002a, 1175–1184; Brügel 2006, 217–220; Matter 2006, 195–199; Brügel 2008a; Klingner 2010, 250; Uhl 2010, 105f., 237, 248–254, 259, 266f., 282; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext des Autorcorpus des Elenden Knaben in He7, zwischen B450 und B251. Darin ist der Text durch kolorierte Federzeichnungen illustriert. Dargestellt werden alle Hauptszenen der Minnerede: Spaziergang des Sprechers, Begegnung der zwei Damen, belauschtes Streitgespräch sowie Unterhaltung des Sprechers mit den Frauen. Im hinteren, sogenannten lyrischen Teil des ›Liederbuchs der Clara Hätzlerin‹ (Pr2) steht eine mit einem Prosarahmen versehene Kurzfassung, die den Versen He7 105–368 entspricht. Hier wird die Figur des Sprechers von der gesamten Handlung ausgeschlossen; in einer kurzen (Prosa) Einleitung wird die Begegnung der zwei Damen zusammenfassend geschidert: Zwuo junckfrawen kamen ze samen aine truog rott an vnd was frölich mit singen von lieb vnd triü die ander graw an vnd wand trauriclich ir hennd von lieb etc vnd fraget ye aine die andern was sy vbet die rot sprach. Der Text in Reimpaarversen enthält lediglich das Streitgespräch der beiden, die Entscheidung über den Gegenstand des Gesprächs wird in einer auffordernden Rubrik (auf 340v: nun rat welhe recht hab) dem Rezipienten überlassen. (Zu dieser Kürzung der Minnerede um den narrativen Rahmen in Pr2 vgl. bes. Matter 2013.) Die Drucküberlieferung umfasst die zwei aus der Werkstatt des Straßburger Matthias Hupfuff stammenden Drucke str2 (1499) und str3 (1510), die eine aus B459, B450 und B402 bestehende Kompilation mit dem Titel ›Amor die liebe‹ überliefern. Der gedruckte Text unterscheidet sich an entscheidenden Stellen stark von

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der handschriftlichen Überlieferung. So fehlt in str2 der Anfang mit der gesamten Spaziergangseinleitung. Außerdem argumentiert der Sprecher, der sich am Ende des belauschten Gesprächs den Damen zeigt, nicht für die Untrennbarkeit von Freude und Leid in der Liebe, sondern dafür, dass die Minne in jeder Situation den Sieg davontrage. Seine Rede, in welcher die Lehre um die rechte und die törichte Liebe dominant ist, mündet dann in den Preis der heilbringenden Liebe Gottes, für die der Mensch immer dankbar sein solle. In str3 fehlen nach 52v zwei oder drei Blätter, sodass der überlieferte Text den Versen He7 1–389 entspricht. Von den späteren Nachdrucken *fra4 (aus dem späten 16. Jh.) und *mag (aus dem frühen 17. Jh.) sind keine Exemplare erhalten geblieben. Überschrift: – Inha lt: (Nach He7. Zitate und Verszählung nach Matthaei 1913) . A Exposition (1–19): Es gebe die Sitte, dass jemand, dessen Herz bekümmert sei, nach Hilfe suche. Dieser Sitte folgt auch der aus Liebe leidende Sprecher, der über die Hartherzigkeit seiner Minnedame trotz treuen Dienstes klagen muss. Er wünscht sich, das Leid von der Liebe zu trennen, um in Freude leben zu können, jedoch bekümmert ihn das Denken an seine unglückliche Minnesituation, das ihn beinahe verrückt macht: Min gedencken gieng mir uß; | ye mer ich gedacht, ie irrer ich ward (18f.). B Spaziergangseinleitung (20–48): In der Hoffnung, seinem Kummer ein Ende zu setzen, begibt er sich in den Wald, wo ihn die Schönheit des Sommers, die Blumen und die Freude der Waldtiere und Vögel zunächst von seinem Leid ablenken (34–37: des frowten sich die wilden tier, | der ain tail luffen und sprungen, | ain tail gailten und öch sungen, als es ir natur het gemessen). Bald muss er jedoch wieder an seinen Liebesschmerz denken. C Belauschtes Streitgespräch (49–390): Als der Sprecher nachdenklich sitzt, hört er den fröhlichen Gesang einer weiblichen Stimme und sieht eine schöne, rot gekleidete junge Dame, die einen Kranz auf dem Kopf trägt und die das ihm bekannte Lied ›ein stet, ain truew mich erfroewt..‹ (63) singt. Der Sprecher erschrickt und versteckt sich am Rande des Weges. Die Schönheit der jungen Frau verwirrt den Sprecher, der sie lange anstarren muss (69: ich staint vergafft sie an ze blicken). Gleichzeitig erscheint eine ebenfalls wunderschöne, jedoch traurige, grau gekleidete, seufzende junge Frau, deren Kopf bedeckt ist und die der anderen entgegengeht. Der Sprecher freut sich über die Begegnung der zwei Damen in seiner Nähe, bleibt versteckt und belauscht ihr Gespräch. i Die jungen Damen begrüßen einander auf höfische Weise, und die Graue fragt die Rote nach dem Grund ihrer Fröhlichkeit. Sie wolle sich mit ihrer Freude das Leid lindern. Die Rote möchte die Ursache des Leidens der Grauen ebenfalls erfahren und willigt ein, über die eigene Freude zu sprechen: Sie liebe einen jungen Mann, dessen Gegenliebe sie tröste und ihr Glück spende. Sie brauche keine andere Freude auf Erden, als ihn für immer erblicken zu können, denn keine Freude übertreffe das Beisammensein der Liebenden als summum bonum. Die Minne bringe mehr Freude als Macht, Besitz und Schönheit (Kaisertopos in 123f.), Freude ohne Liebe könne

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es nicht geben. So erfreue sie ihr Geliebter. Schließlich bittet sie die Graue, ihr auch ihre Geschichte zu offenbaren. i Die Graue stellt fest, dass dieselbe Situation, die ihr selbst Leid zufüge, die Rote glücklich mache, und wundert sich über die Torheit der anderen. Sie selbst liebe mit Treue und Beständigkeit einen jungen Mann, der ihr diene. Ehrenhaft, wie es sich gehöre, habe sie sich auf das Spiel der Liebe eingelassen (ehrenhafte Minneerfüllung), dadurch jedoch heftiges Leid erfahren: Aus Angst vor den falschen Zungen der Klaffer (177: melder) sei sie gezwungen, ihre Freude beim Anblick des geliebten Mannes zu verbergen, sodass diese Freude zu großem Schmerz werde. Wenn sie ihn nicht sehe, müsse sie ebenfalls seufzen und klagen. Wenn sie zusammen sein dürften, müssten beide verstummen (minnebedingtes Schweigen). Zur rechten Liebe gehörten das Meiden und das dadurch entstandene, dauerhafte Leid. So müsse sie immer Angst vor dem Argwohn haben, den beide gegeneinander hegen könnten. Lieber wolle sie auf die Liebe verzichten, als in dieser Qual zu leben. Außerdem stelle die Liebe eine Gefahr für die weibliche Ehre dar und bewirke, dass die Frau den Mann zu Rittertaten ansporne, indem sie ihm befehle, zu Höfen und Turnieren, in Kämpfe oder in die Fremde zu ziehen: ue ber mer und gen Brue ssen, | gen Yspanien und gen Rue ssen | und andre land nach ritter schafft (254–256). Dabei müsse sie sich Sorgen um sein Leben und seine Ehre machen. So bringe die Liebesfreude ständig Leid mit sich. Daher könne sie nicht verstehen, wie sich die Rote in ihrer Torheit freuen könne. Sie sei aus Leid in den Wald geflohen und fordert die Rote nun auf, bei ihr zu bleiben und ihr beim Klagen zu helfen. i Die Rote lehnt die Einstellung der Grauen zur Minne vehement ab. Sie argumentiert für die unendliche Macht der Liebe mit dem Topos von den Minnesklaven: Viele Hunderte von weiseren, edleren, reicheren, stärkeren, gelehrteren und mächtigeren Menschen als sie beide seien von der Minne geblendet worden, ohne sie dabei zu verachten. Viele seien um der Minne willen gestorben und hätten viel gelitten. Jedoch könne man ohne die Liebe keinerlei Freude erlangen. Alles Höfische auf der Erde strebe nach Liebe, der alle, sowohl Reiche wie Arme, Schöne wie Hässliche, Junge wie Alte seit Anfang der Welt dienen müssten. Dies illustriert die fröhliche Dame anhand einer Reihe von Exempelfiguren (323–352): Adam, David, Absalon, Salomon, Samson, Aristoteles, Vergil, Achilles, Tristan, Hector, Paris, Troilus und Pyramus. Vorwurf der Superbia (Hochmut): Auch sie wolle dieser Tradition folgen, statt sich, wie die Graue es tue, für weiser zu halten. Diese solle ihre Torheit aufgeben und mit ihr zusammen heimkehren. Wer einen treuen Geliebten habe, solle sich freuen, denn die Treue sei nur noch selten im Minneorden zu finden. Nur das Herz, in dem die Liebe scheine, könne fröhlich sein. D Schlichtung des Streites durch den Sprecher (391–502): Der Sprecher tritt aus dem Busch, in dem er sich versteckt hatte, grüßt die Damen und schlägt beiden vor, ihren Streit zu schlichten. Die Damen erschrecken zunächst, doch erwidern sie sofort den höfischen Gruß. Sie lassen sich überreden, dem Sprecher die Entscheidung über den Streit zuzugestehen. In einem Bescheidenheitstopos versichert der Sprecher, den Damen mit seinem Verstand dienen zu wollen. Daraufhin erzählen ihm die Damen ihre Geschichten, und jede stellt ihren Standpunkt vor. Der Sprecher gibt beiden Recht, da Freude und Leid in der Minne untrennbar seien. Jedoch solle man nicht ständig

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in Sorgen leben, sondern hoffen und auf zukünftiges Glück vertrauen. Sein Urteil sei, dass die Damen heimkehren und sich ihrer Minnebeziehungen erfreuen sollen. Das Leid solle man um der Freude willen ertragen. E Abschied (503–522): Die Damen bedanken sich für die Lehre: Beide seien nun getröstet und mit Freude erfüllt. Sie sprechen einen Segenswunsch für den Sprecher aus und fragen nach seinem Namen. Der Sprecher nennt sich der ellend knab (519), und die Damen scheiden von ihm.

B402a Das Frauenbuch Großform, Streitgespräch zwischen einer Dame und einem Ritter, ob Frauen oder Männer am Niedergang der zwischengeschlechtlichen Umgangsformen schuld seien; mit einer Entscheidung des Streits durch den Sprecher zugunsten der Dame Ve r f a s s e r : Ulrich von Liechtenstein Datierung: Mitte 13. Jh.; Überlieferung 1504–1516 Überlieferung: Wi23 220v–225r; 2132 V.

Edition: Lachmann 1841, 594–660; Spechtler 1993; Young 2003 Literatur: Glier 1971, 41–46; Schnell 1985, 456, 466; Wallmann 1985 249–251; Behr 1988; Hofmeister 1988; Brüggen 1989; Spechtler 1989, III–XIV; Müller 2VL 9 (1995), 1280f.; Young 2003, 7–47; Lieb 2006; Schmid, E. 2009; Philipowski 2010

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Gattungen, im dritten Teil des zwischen 1504 und 1516 entstandenen ›Ambraser Heldenbuchs‹. Die Überlieferung des Textes ist relativ gut. Vor oder nach V. 1076 fehlt vielleicht ein Vers, oder es liegt in 1073f. und 1076 wie in 1423–1425 ein Dreireim vor (in der Edition werden 1075 oder 1426 als fehlende Verse gezählt). Links neben dem Textbeginn (220v) befindet sich eine Miniatur (Blume mit daraufsitzendem Engel, der ein Blasinstrument bläst); auf der selben Seite unter dem Text ist ein Hund abgebildet. – Trotz ihrer vielen Fehler (vgl. dazu Lieb 2006) wird im Folgenden wegen ihrer guten Verfügbarkeit die Edition Young 2003 zugrundegelegt. Die frühneuhochdeutsche Sprache der Hs. ist hier ins Normalmittelhochdeutsche rückübertragen. Überschrift: Ditz puech haysset der Ytwitz

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Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Young 2003) . A Prolog (1–44): In einem emphatischen Segenswunsch für die Frauen beteuert der Sprecher, sein Morgengebet sei stets, dass Gott die Frauen behüte. Er selbst dichte das ›Büchlein‹ (6) im Auftrag seiner Geliebten, der er jeden Wunsch gerne erfüllen wolle. Sie allein liebe er beständig, mehr als alle anderen Frauen und mehr als sein eigenes Leben. Mit Recht sei er ihr treuer Dienstmann, denn ihre Schönheit, Jugend, Güte und Tugend erfüllten ihn mit Freude. In direkter Anrede an das Publikum (Audite-Formel, 37f.: wîp und man, nû hœret mich | ditz büechel sagen, daz kan ich) kündigt der Sprecher den mündlichen Vortrag seines Büchleins an und entwirft den narrativen Rahmen des Streitgesprächs: Eine schöne und gute Dame sitzt neben einem ›hochgestimmten‹ Ritter (40) und beide reden viel miteinander (die Erzählerrede wird erst wieder in V. 1821 aufgenommen). B Streitgespräch mit integrierter Minnelehre (45–1820): Die Dame fragt den Ritter, warum die Männer so unfroh geworden seien und wer ihnen den Schatz des Trauerns (58: trûrens hort) gegeben habe. Obwohl es ihnen weder an Gesundheit noch an Besitz oder Jugend mangele, würden die Männer ohne Tugend leben und somit ihre Jahre und ihr Leben verschwenden. i Der Ritter gibt ihr Recht, dass die Männer freudlos leben. i  Die Dame fordert ihn auf, ihr die ganze Wahrheit zu gestehen. Ihrerseits wolle sie ihm kundtun, was die Damen über die Männer klagten, da sie ihn als Gesprächspartner für diese Probleme ausgewählt habe. i Der Ritter antwortet, die Männer hätten die Freude verloren, weil ihnen der Gruß der Damen, der früher würdigen Männern geschenkt wurde, nicht mehr zuteil werde (Laudatio temporis acti). Stattdessen verstummten die Frauen und Mädchen in der Gegenwart der Männer, säßen, als seien sie mit einem Pinsel gemalt, und würden nicht antworten, wenn die Männer sie ansprächen. Wollten sie keine andere Antwort geben, so sollten die Damen zumindest kawau her man (140) sagen, um eine weitere angenehme Unterhaltung zuzulassen. So könnten alle hochgestimmt sein. i Die Dame erwidert, die Männer seien des Grußes der Frauen nicht mehr würdig. Sie habe gehört, dass die Damen die Ritter einst so schön begrüßt und angelächelt hätten, dass diese bereit gewesen seien, Leben und Besitz gerne aufs Spiel zu setzen und tapfer zu kämpfen, um den Gruß zu verdienen (Laudatio temporis acti). Damals hätten die Damen sie auch von Herzen gegrüßt und ihre Schmerzen gelindert. In jener Zeit seien die Damen der Maienschein im Herzensgrund der Männer gewesen, nun seien diese so unfreundlich geworden, dass sich die Damen vor ihnen fürchten müssten. Jede freundliche Geste der Frauen würden die Männer als leichtfertige Liebesbereitschaft missdeuten und sich dann öffentlich rühmen (Prahlerei). i Der Ritter wendet ein, dass sie unangemessen verallgemeinere: Seien alle Männer tatsächlich so schlecht, sollte die Erde sie nicht tragen. Zugleich wirft er der Dame vor, die Frauen würden sich mit Kleidern und Schleiern verhüllen, die Mund, Wangen und Augenbrauen verdeckten, so dass sie wie Nonnen aussähen (231: sam si ein swester sî) und unattraktiv wirkten. Darüber hinaus seien die Damen Tag und Nacht in der Kirche, statt tanzen zu gehen. Niemand könne mit ihnen Freude haben. i Die Dame erwidert, dass es falsch wäre, das Gebet wegen den Männern aufzugeben. Der Ritter setze sich

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zwischen zwei Stühle (Redensart), wenn er weder weltliche Freude habe noch Gott dienen wolle. Die Damen trügen auch lediglich die Kleider, die sie von ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern geschenkt bekämen, um diesen Männern zu gefallen. Wenn eine Dame sich dagegen selbständig schmücke, werde sie sofort von den Männern missverstanden und verspottet. i  In seiner Gegenargumentation beruft sich der Ritter auf ein Sprichwort: verholen guot | daz machet die liute ungemuot (367f.; wohl eine spielerische Variation des Sprichworts ›guot machet muot‹, evtl. mit Bezug auf Sir 20,32, in der die Nutzlosigkeit des thesaurus invisus beklagt wird). So mache sich auch eine Frau, die viele Kleider habe, dadurch hässlich, dass sie diese Kleider nicht tragen wolle, auch wenn sie schön sei. Schön gekleidet zu sein sei für keine Frau eine Sünde, solange sie ihrem Mann treu bleibe. i Daraufhin wirft die Dame den Männern vor, sie gönnten ihren Ehefrauen keine Freude. Sie seien ständig abweisend, ihnen sei die Zärtlichkeit der Frauen lästig, sie gingen den ganzen Tag jagen, liebkosten ihren Hund und wollten abends nur trinken, spielen, schlafen, abernichts von der Frau wissen. Eine Frau, die einen solchen Mann habe, könne nicht glücklich werden und habe keinen Grund, schön auszusehen. Gäste dürfe sie in der Abwesenheit ihres Mannes auch nicht empfangen, da es unangemessen sei. So bleibe ihr nur der Dienst an Gott übrig. Männer würden Wein mehr als Blumen, Vogelgesang und Frauen lieben. Wenn sie tränken, würden sie froh und glaubten, schöner als Absalon und stärker als Samson zu sein. Dann prahlten sie und erzählten über ihre Geliebten, was sie geheim halten sollten (fingierte Prahlreden solcher Männer in 514–522, 524–528, 531–534). i Seinerseits beschuldigt der Ritter die Damen, käuflich geworden zu sein. Geld oder kostbarer Schmuck (Kleinodien müssten als Zeichen der Liebe vielmehr klein sein) seien der Weg zur Liebe der Frauen geworden, wodurch die weibliche Ehre verloren gehe. Diejenigen Frauen aber, die nicht käuflich seien, würden sich heimlich einen unehrenhaften Liebhaber suchen und an jenen ihre Minne verlieren. Alle diese Frauen verflucht der Ritter. i Die Dame wehrt sich durch den Vorwurf der Homosexualität: Es gebe unreine und verfluchte Männer, die mit anderen Männern das täten, wofür Gott die Frauen geschaffen habe. Außerdem solle der Ritter nicht verallgemeinern. i  Der Ritter versichert seinerseits, es gebe auch gute Männer, die der Dame helfen würden, die Unreinen zu steinigen und auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Er selbst verflucht die Homosexuellen, wendet sich dann aber wieder dem Hauptthema zu: Die höfischen Männer würden den Minnedienst gerne auf sich nehmen, wenn die Damen so wie früher froh und schön gekleidet wären. i Die Dame bittet den Ritter um Rat, wie die Frauen (769–773 in fünf Gruppen geteilt: Verheiratete, Witwen, Mädchen, Ledige, Geliebte [773: vriundinne]) in Freuden leben sollten, ohne den Spott der Männer auf sich zu ziehen (fingierte Spottreden von Männern über ein Minnepaar, in dem sich der Mann der Frau unterwirft, über eine klagende Witwe und über eine fröhliche Geliebte in 790–794 und 809–812, 838–844). i Auf einen Bescheidenheitstopos folgt die Lehre des Ritters bezüglich der fünf Gruppen von Frauen: 1. Eine Frau, die mit einem guten Mann verheiratet sei, solle ihm untertan und treu sein. Auf das Gerede der Bösen, in deren Herzen die Galle des Neids sei und die alles schlecht machten, solle sie nichts geben. Diejenige, die einen schlechten Mann habe, solle sich jedoch einen Liebhaber aus-

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wählen (925f.: diu sol ir kiesen einen man, | der vrouwen minne erkennen kan) und sich mit ihm trösten. Auch derjenigen, die einen homosexuellen Ehemann hat (944f.: den man den gar unreinen | von sîner bôsheit heizen sol), rät der Ritter zum Ehebruch: Sie solle sich einen wählen, der sich ihr und dem sie sich mit Herz und Leib hingebe (figura etymologica in 974f.: ir güete [...] güetlîch güetet). 2. Ein Mädchen solle tugendhaft leben, damit man gut von ihm rede; es solle bei der Auswahl des Ehemanns auf die Eltern oder nächsten Verwandten hören, damit sie die Wahl nachher nicht bereue (Afterreue); außerdem sollten Mädchen immer fröhlich sein. 3./4. Witwen und Ledige, die noch jung und schön seien, könnten sich selbst verheiraten, sollten dabei aber nicht voreilig handeln und sich gute Ehemänner suchen; andernfalls trügen sie selbst die Schuld (Sprichwort 1064: selbe tæte, selbe habe). Geliebte (1109: vriundinne; offenbar sind hier unverheiratete Frauen gemeint, die zeitlich befristete Liebesbeziehungen zu Männern eingehen) sollten immer charmant sein und darauf achten, dass ihnen etwas Materielles bleibe (1116: sô sol si in triuten umb sîn guot), wenn der Mann sich eine andere nehme; sie sollten danach trachten, dass der Mann sie heirate oder dass andere Männer sie liebten (1147–1156: fingierte Gedankenrede eines Mannes, der eine solche Frau begehrt und sich auf manege süeze naht [1149] mit ihr freut). Lôsen (›freundlich sein, schmeicheln‹) ist das Leitwort in diesem 5. Abschnitt, der entsprechend mit einem Lob der lôsheit endet: lôsheit ist ein nützer pfluoc (1169) usw. i Die Dame fragt ihn dann, wie eine edle Dame, die einen bösen Ehemann habe, einen guten Mann finden und woran sie diesen erkennen könne. Denn man könne den Männern nicht ins Herz sehen (dort würde man sonst oft einen Minnedieb entdecken). Die Männer würden viel schmeicheln (1222: mit lôsen worten triege[n]), wären aber nachher untreu wie Judas und würden die Ehre der Frauen verletzen. i Der Ritter skizziert für sie das Porträt des guten Mannes, der immer Rücksicht auf edle Damen und ihre Ehre nehme, von dem man Gutes sage, der nicht lüge und schmeichle, keinen Wein trinke und nicht immer alleine auf die Jagd gehen wolle, der völlig den Damen ergeben sei und dessen Freude von ihnen abhänge. Er könne seiner Gesprächspartnerin all so gesinnten Männer beim Namen nennen. i Die Dame zeigt sich sehr dankbar und gesteht, niemals einen solchen Mann gesehen zu haben. Sie und alle Damen würden sich einem solchen Mann zu Füßen werfen, ihm Gruß und Lächeln und ihre Ehre schenken. Dem Ritter verspricht sie ihre Ergebenheit, falls er ihr diese tugendhaften Männer zeige. i Der Ritter nennt keine Namen, sondern gibt ihr eine ausführliche Lehre über gute und schlechte Männer, in der viele bereits bekannte Argumente wiederholt werden (Minnerittertum, absolute Hingabe, gut über Frauen reden, Ehre der Frau schützen usw.). Eine beständige Frau solle einen beständigen Mann mit beständiger Treue lieben, dann werde die Liebe im Schrein des Herzens bewahrt. C Entscheidung des Streites durch den Ich-Sprecher (1821–2002): Der Ritter beendet seine Minnelehre, bemerkt den sich nähernden Sprecher (1823: mich) und begrüßt ihn freundlich. i Auch die Dame grüßt ihn und spricht ihn mit dem Namen Ulrich von Liechtenstein (1828: von Liechtenstein herr Ulrich) an. Zunächt berichet die Dame vom aktuellen Stand des Streitgesprächs: Der Ritter und sie hätten erkannt, dass sowohl die Frauen wie die Männer Schuld an der Misere seien. Sie fragt den

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B402a Das Frauenbuch

Sprecher, wer von beiden mehr Schuld habe? i Der Sprecher konstatiert zunächst ebenfalls die beiderseitige Schuld. Anschließend bittet er die Dame und den Ritter, ihm alle Vorwürfe und Argumente mitzuteilen. i Beide erzählen nun all das, was sie in ihrem Streitgespräch vorgebracht haben (das erklärt im Nachhinein, woher der Ich-Sprecher vom Inhalt des nicht belauchten Gesprächs weiß). – Der Sprecher, der den Streit schlichten soll, überlegt lange und gibt ihnen schließlich seine Antwort: i Da die Frauen den Männern untertan sein müssten, ist auch ihre Freude von der Freude der Männer abhängig. Wenn sie also traurig sind, seien die Männer daran schuld. i Der Ritter beschwert sich darüber und wirft dem Sprecher vor, dass dessen Einstellung, sich den Frauen zu unterwerfen, dazu führe, dass die Frauen übermütig würden. Außerdem gebe es auch böse Frauen. i Der Sprecher widerpricht und preist die Frauen als das summum bonum: Sie seien per se tugendhaft, und alles Glück und alle Freude der Welt hänge von ihnen ab. Er ermahnt den Ritter, den Streit aufzugeben und nie wieder damit anzufangen. i Der Ritter lenkt ein. D Epilog (2002–2134): Der Sprecher legt die Versöhnung des Streites aus: Der Ritter habe der Dame recht gegeben. Dies sei richtig, da ein Mann sich niemals viel mit Damen streiten, sondern ihren Willen tun solle. So habe er zu seiner Zeit auch gehandelt, obwohl er an der Sehnsucht (201: senen) sehr gelitten habe. Doch diesen Schmerz wolle er ewig ertragen. Gott möge die Damen bewahren vor Schmerzen, außer vor dem schönen Schmerz der Sehnsucht. Solange er lebe, wolle er den Damen dienen. Dann wendet sich der Sprecher seiner Geliebten zu, die so tugendreich, schön und gut sei, dass ihm der Minnedienst guttue. Sie allein könne ihn trösten oder ihm Leid zufügen. Er wisse nicht, wie er seine Gefühle ausdrücken könne (Unsagbarkeitstopos; minnebedingtes Schweigen). In einem Gebet (2092–2111) empfiehlt er seine Geliebte Gott und hofft, sie werde bald erkennen, dass er sie aufrichtig liebe. Sein Büchlein habe er, Ulrich von Liechtenstein (2122), im Dienst dieser seiner Herrin gedichtet. Es solle der vrouwen buoch (2125) heißen. Er habe es verfasst, als er bereits 35 Jahre als Ritter tätig gewesen sei. Damen sollten es lesen, um zu erfahren, welche Männer ihnen untertan seien und sich diesen zuwenden. Die Frau, die dies tue, sei gut.

B403 Der Widerteil

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B403 Der Widerteil Belauschtes Streitgespräch zwischen einer Beständigen und der verkleideten Frau Venus, die sich am Ende zu erkennen gibt Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: früheste Überlieferung um 1400 (Wi22) Überlieferung: Be3 262r–268r; 337 V. Wi22 S. 182–193; 364 V. Lo4 148r–151v; 317 V. Wi15 73v–77v; 307 V. Ka3 187ra–189rb; 364 V. St5 278r–284r; 327 V. We4 4v–9r; 317 V. Fr 2ra–4rb; 352 V. Mü4 107v–114r; 354 V. Mü5 72v–79r; 349 V. Sa 79r–83v; 216 V.

Edition: Lassberg 1825, 57–67 Nr. 180 (nach Ka3); Primisser 1827, 88–92, Nr. 28 (nach Wi22) Literatur: Kratochwil 1889, 451–464; Weber, O. 1937, 55–59; Blosen 1968; Glier 1971, 203–205; Kasten 1973, 115–117; Blosen 2003, 10–14; Janota 2004, 342f.; Klingner 2006, 104, 118; Klingner 2010, 79f. Anm. 161

*Neidensteiner Hs. Nr. 12 Beschreibung der Überlieferung: Der Text gehört zu den am häufigsten überlieferten Minnereden. Er findet sich in den Suchenwirt-Autorhss. (*Neidensteiner Hs., Wi22) sowie in Kleinepik-Sammelhss. des 15. Jh. – dort teilweise zusammen mit Minnereden und anderer Kleinepik (Ka3, Lo4), in den überwiegenden Fällen jedoch innerhalb reiner Minnereden-Sammlungen. Auffällig ist die Nähe zu anderen häufiger überlieferten Minnereden (der Text steht in zwei Hss. nach B340; vor B235 und vor B247 in jeweils zwei Hss; nach B262 und B359 in jeweils einer Hs.). In Mü4, Mü5 und Sa bildet der Text mit der vorhergehenden Minnerede B353 und der nachfolgenden Minnerede B294 einen ÜberlieferungsKonvoi. In allen drei Hss. ist an den vorliegenden Text ohne Kennzeichnung ein Minnespruch von vier Versen angehängt: Ich wolt das ich solt | lieb han wen ich wolt | vnd wem ich gelten solt | das er sein nicht enwolt (nach Mü4; gleichlautend in Mü5 und Sa). Die Varianz der Textzeugen ist teilweise erheblich, vor allem was Wort- und Versauslassungen, Exklusivverse und Umstellungen angeht. Ausführliche Angaben dazu und zum Verhältnis der Hss. zueinander machen Kratochwil 1889 (mit umfangreichen Variantenverzeichnissen) und Weber, O. 1937 (mit Stemma), weiterhin finden sich detaillierte Ausführungen bei Blosen 1968 und 2003. Danach gehören die Handschriftenpaare Be3 und Wi22 sowie Lo4 und Wi15 jeweils näher zusammen und

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B403 Der Widerteil

repräsentieren je einen Rezeptionszeugen des anzunehmenden Originals, auf das auch Ka3 zurückgreift. Dies tut auch die Gruppe der restlichen Hss., die einen Zweig des Stemmas einnehmen, der von Weber, O. 1937 in die stemmatische Ordnung St5, We4, Fr, Mü4, Mü5 gebracht wird (jeweils ohne direkte Abhängigkeit der Hss. voneinander). Sa gilt der Forschung als getreue Abschrift von Mü5, im vorliegenden Fall sind jedoch größere Textpartien (in der Regel komplette Wortwechsel, nämlich Mü5 102–147, 161–201, 244–291) ausgelassen. In Wi15 sind die Verse nicht abgesetzt, sondern nur durch Rubrizierung markiert. We4 ist insofern ein Sonderfall der Überlieferung, dass hier der Schreiber und Bearbeiter namentlich bekannt ist: der Nürnberger Autor Hans Folz (vgl. hierzu auch B340 und B247). Folz glättet den Text metrisch (konsequente Vierhebigkeit) und formuliert großzügig um – teilweise steht dahinter wohl der Versuch der Vereindeutigung des Inhalts (vgl. dazu Blosen 1968, 127, sowie Blosen 2003, 12f.). Überschrift: Erstlichenn Antfahennde | Vonn zweyenn bulernn (Be3) Wie aine irn bueln schallt | Vnd die ander den jrn lobett (Lo4) Ain ander spruch (Mü4) Der Spruch von den zuoy farben | von plawer vnd von gemengter [d]ie wider ein ander woren (Mü5) Ein Sewberliche Rede (St5) Den widerteil (We4) Inha lt: (Nach Wi22) . A Spaziergangseinleitung (1–35): Von der Frühlingsstimmung um ihn beschwingt, geht der Sprecher in einen versteckten schönen Garten, um Rosen zu stehlen. Dort sieht er zwei Damen im Gespräch. Die eine trägt ein blaues Kleid, das mit blauen Saphiren besetzt ist (27: gesmelze sam lasur), der Sprecher hebt ihre Beständigkeit und Schönheit hervor. Die andere trägt sechs Farben (Grün, Rot, Weiß, Gelb, Schwarz, Blau), was der Sprecher als Zeichen der Unbeständigkeit wertet. B Belauschtes Streitgespräch (36–359): Die ›Bunte‹ fordert (mit Verweis auf die Heimlichkeit der Gesprächssituation) die ›Beständige‹ auf, ihren Liebhaber zu nennen. Als diese empört ablehnt (46f: Wär mein staet durichschozzen | Mit wancheln muetes pheille), leitet die ›Bunte‹ einen Wortwechsel ein, in dem beide Frauen das Verhalten ihrer Liebhaber unter verschiedenen Aspekten wechselseitig beschreiben: gesellschaftliches Verhalten (der Liebhaber der ›Bunten‹ erfreut sich an Bösartigkeiten, ist prahlerisch und offenherzig, betrinkt sich und verschläft im Rausch die Messe; jener der ›Beständigen‹ ist maßvoll, ehrenhaft, verschwiegen und beflissen im Gottesdienst); Liebe (der Liebhaber der ›Bunten‹ versichert hundert Frauen zugleich seiner exklusiven Liebe, was die ›Beständige‹ mit der Warnung vor Gottesstrafe kommentiert und wiederum ihren Liebhaber als leuchtendes Gegenbild darstellt); Turnier (der eine ist feige und hütet sich vor ritterlichen Proben, bleibt dadurch aber unverletzt, was die ›Bunte‹ begrüßt; der andere bewährt sich unerschrocken und zur Ehre der ›Beständigen‹ im Turnier und schenkt ihr seine Siegesprämien); Kampf (der Liebha-

B404 Wahre und falsche Liebe

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ber der ›Beständigen‹ ermutigt seine Mitkämpfer, zeichnet sich heldenhaft gegen die Feinde aus, ohne seine Gesundheit zu schonen; der Liebhaber der ›Bunten‹ scheut die Frontlinie und täuscht nach der Schlacht großen Einsatz vor). Gegen die Aufforderung der ›Beständigen‹, sich einem tapferen, treuen und beständigem Liebhaber zuzuwenden, setzt die ›Bunte‹ den Vorwurf, dass ritterliches Verhalten zweifach Leid bringe: zum einen der zurückgelassenen Geliebten, zum anderen den Geliebten der Opfer (364: Daz ducht mich unstaetichait). Da die ›Bunte‹ lacht, während sie spricht, ahnt die ›Beständige‹, dass ihre Worte nicht ernst gemeint sind. Sie zieht den Saum der bunten Kleider zurück und erkennt darunter die rotgekleidete ›Frau Venus‹, die sie freudig begrüßt. ›Frau Venus‹ bekennt, dass sie nur ihre Beständigkeit auf die Probe stellen wollte. Die ›Beständige‹ gibt zu, dass die Täuschung gelungen ist. Abschließend gibt ›Frau Venus‹ eine Tugendlehre, in der sie Trew, milt, manhait und tugende (350) preist. Die Frauen verabschieden sich und gehen ab. C Schluss (360–364): Der Sprecher, der sich Suchenwirt (360) nennt, verlässt den Garten, erfreut, aber ohne Rosen. Es folgt eine abschließende Titelnennung: Die red haist der widertayl (364). Para l lelen: Das belauschte Streitgespräch zweier Frauen, von denen eine die treue und beständige, die andere die opportunistische Liebe vertritt, findet sich, mit teilweise identischer Redestruktur, auch in B404, B405 und B406. In allen Fällen fehlt allerdings die Schlusswendung mit der Demaskierung der ›Unbeständigen‹, die das Streitgespräch als Tugendprobe kennzeichnet.

B404 Wahre und falsche Liebe Streitgespräch zwischen einer tugendhaften und einer auf materiellen Gewinn bedachten Frau Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Haltaus 1840, 230–234 Nr. II 56 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4)

Datierung: früheste Überlieferung 1470/1471 (Pr2). L i t e r a t u r : Glier 1971, 348f.; Kasten 1973, 111f.; Überlieferung: Janota 2VL 2 (1979), 786; Brüggen Be3 167v–174r; 314 V. 2VL 10 (1999), 576f.; Kern 2006, 66f.; Lg4 297r–304v; 314 V. Lieb 2009, 195f.; Klingner 2010, 75, Pr2 153r–158r; 314 V. 98f.; Matter 2013 Beschreibung der Überlieferung: Nur in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ und ohne signifikante Varianz überliefert. Der Text ist an manchen Stellen offenbar verderbt. In Be3 und Lg4 schließt

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B404 Wahre und falsche Liebe

dieser Text unmittelbar und ohne Zwischenraum oder Titel an die Minnerede B45 an, die in Pr2 sieben Nummern weiter vorne steht. In Lg4 ist der Text auf 302v–303r durch zwei leere Seiten unterbrochen (diesen Seiten fehlt auch die alte Blattzählung). Sie wurden später, aber noch im 16. Jahrhundert, für Federproben benutzt. Unter anderem stehen auf 302v Sprüche wie Kain boser ding in der welt | dan vast lieb vnd kai gelt; auf 303r steht ein Monogramm MIMAHPVX und die Federzeichnung eines Käuzchens. Überschrift: Von der frawen alenfantz ain rede (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) . A Exemplarische Minneszene (1–35): Exordialsentenz: Wer täglich der Minne nachgeht, braucht Salomons Klugheit, um sich zu schützen. Den alenfantz (›Betrug‹; leitmotivisch: 6, 12, 35, 132, 189, 222, 234; vgl. auch die nur in Pr2 überlieferte Überschrift) nutzen nämlich viele Frauen, um den Männern ihr Geld abzunehmen. – So bezichtigt die Frau mit List den Mann der Untreue. Er bringt alsdann Pfenning, clainat oder gewandt (21), um den Frieden wieder herzustellen. Sie sagt ihm daraufhin, dass sie wohl gewusst habe, dass er ihr Diener sei, man habe sich aber über ihn bei ihr beklagt. Der Mann beteuert seine Treue und Beständigkeit und verspricht, noch mehr Geschenke zu bringen. Der Sprecher schließt mit der Feststellung, dass ein raines weib (31) sich nicht so verhalte. B Spaziergangseinleitung (36–55): Der Sprecher erzählt passend zum eingangs skizzierten Thema eine Begebenheit: Spät nachts geht er aus ›Übermut‹ (39) spazieren und wird in Neidhartmanier von törpel[n] (42) mit Stöcken und Steinen angegriffen. Seine Flucht führt ihn unter ein Vordach an eine Stubenwand, wo er Zeuge eines Streitgesprächs zweier Damen wird. C Streitgespräch (56–279): Die eine Dame, die Listige, fragt die andere, ob sie einen Geliebten habe. i Die andere, die Beständige, erzählt zunächst von ihrem Liebhaber: Er sei treu, sehe gut aus, sei klug und erfreue die Leute. i Die Listige schätzt sie jedoch unglücklich, da sie sich einem Mann ergeben habe, der nur mit red bezahlen könne (74); sie sei betört wie einer, der in einen hohlen Berg rufe und nur dasselbe wieder [als Echo] höre (Redensart). Dagegen seien Geschenke und andere kostbare Güter alleine wichtig (Umcodiertes Bibelzitat Jak 2,26: ›Der Glaube ist tot ohne Werke‹). Sie solle also ihrer Lehre folgen: Ain narr gibt dir hochen muot, | Du gibst Im red, er gibt dir guot (87f.). Solange er ihr zu geben wisse, solle sie ihm hold sein, andernfalls solle sie ihn jedoch der Unbeständigkeit anklagen. Alsdann sei seine größte Sorge, wie er sie durch Geschenke wieder gnädig stimmen könnte. Und sie könnte ihm besser die Wolle scheren. Narren würden so handeln, Weise nicht. i Die Beständige klagt über diese Rede: Früher wäre es noch so gewesen, dass man triu mit triuen galt (116f.; laudatio temporis acti), heute bekomme man Schande für Ehre. Solche Leute wolle sie immer meiden. i Die Listige versucht ihr abermals ausführlich die Vorzüge ihres Verhaltens zu erläutern: Es sei eine Tatsache, dass Minne ohne Gaben nicht Bestand haben könne, und überhaupt wolle sie eine solche Treue, die zu

B404 Wahre und falsche Liebe

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Herzen gehen würde, nicht zulassen. Denn wenn sie von ihrem Liebhaber verlassen würde, so blieben ihr wenigstens noch die Geschenke, während die Treue gar nichts in den Händen halte. Ihr Liebhaber brauche auch nur zu kommen, wenn er etwas zu geben habe. Wenn er dann käme, würde sie grundlos zu weinen beginnen und sagen (der folgende Wortwechsel ist in wörtlicher Rede wiedergegeben): Er ermorde sie, wenn er so selten zu ihr komme. Er würde daraufhin sofort geloben, es nicht mehr zu tun. Wenn er dann schließlich kein Geld mehr habe, bemühe sie sich, ihn loszuwerden, und schicke ihn unter dem Vorwand, man rede über sie, weg. Fazit: Nymmer pfenning, nymmer gesell! (192) i Die Beständige verflucht die Listige mehrfach (z.B. 206: Du faige lung!). Sie sei schuld, dass die beständige Frau einen schweren Stand habe. Wegen ihres Verhaltens müsse jeder Mann zu Recht seiner Geliebten misstrauen; aus Rache würde er die beständige Dame mit dem Bauern (210: venden) Schach setzen (Schachmetaphorik). Sie wünsche ihr deshalb, dass sie für ihre Taten bezahlen müsse. Kein Mann solle sie mehr begehren, denn nichts sei wertvoller, als wenn ein tugendhafter Mann das Herz einer beständigen Dame erringe. Eine Frau aber, die solche ehrlose Minne begehre wie die Listige, sei nicht drei Wicken wert (Redensart). i Die Listige verteidigt sich nicht, sondern weist darauf hin, dass gerade ihr tummer gesell (264) komme. Sie hofft, dass dessen Taschen nicht leer seien, und schließt: mynn on gav b acht ich clain! (267). i Die Beständige resigniert: Erst der Tod werde der Listigen ihre Bosheit nehmen, und derjenige verliere viel, der alten Hunden predigen wolle (Sprichwort). Dann verlässt sie die Stube der Listigen, die allein zurückbleibt und ihr noch Böses nachruft (? 275: Vnd schluog der stätten nach den giel). D Erzählschluss (280–303): Der Sprecher will der Listigen am liebsten ihre langen Haare ausreißen, doch er muss fort, denn ihn begraiff des tages schein (286). Auf seinem heimlichen Rückweg trifft er vil guot gesellen (293), denen er die mär (294) erzählt. Sie bestätigen die Meinung des Sprechers, dass derjenige unklug handle, der den Frauen gäb ze vil beuor (298), und dass einen das, was man reinen Damen tue, nie reuen müsse (Anschlusskommunikation; vgl. auch kontrastiv die Gruppe der ›Törpel‹ in B). E Redeschluss (304–314): Der Sprecher gibt sich abschließend erstmals als Minnender zu erkennen. Er wolle seiner Dame, die schön und beständig sei, untertan sein. Der beste Trost sei die ewige Beständigkeit. Segenswunsch an die Geliebte. Para l lelen: B406 ist thematisch, motivisch und kompositorisch mit dieser Minnerede und mit B405 verwandt (vgl. dazu Klingner 2010). Thematisch nahe steht auch B419.

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B405 Die Beständige und die Wankelmütige

B405 Die Beständige und die Wankelmütige Belauschtes Streitgespräch zweier Damen über die Treue in der Minne, an dessen Ende der Sprecher per Würfelentscheid zum Minnediener der beständigen Damen wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 15. Jh. (Wi16) Überlieferung: Be3 48v–56r; 402 V. Be20 46r–52v; 399 V. De2 94r–106v; 405 V. He3 400r–406v; 400 V. Lg4 39v–47r; 404 V. Mü6 38r–47r; 381 V. Mü9I 72r–81v; 390 V. Mü9II 200v–213r; 353 V. Pr2 37v–44r; 408 V. St5 249v–257r; 405 V. Wi16 94r–102v; 395 V.

Edition: Haltaus 1840, 138–143 Nr. II 8 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4); Fischer, H. 1966a, 415 (Ergänzung von Haltaus 1840 ausgelassener Verse von Pr2) Literatur: Jantzen 1896, 55; Geuther 1899, 33, 87–90; Kasten 1973, 112–115; Glier 2VL 1 (1978), 832f.; Schnell 1985, 145; Janota 2004, 339; Klingner 2010, 98f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Minnereden in Hss. des 15. und 16. Jh. In Wi16 folgt B405 nach dem ›Laurin‹ (Hs. L9) am Ende der Hs. Der Text bildet einen Konvoi mit B236 und B401 in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), in der Reihenfolge B236, B405, B401. An relativ wenigen Stellen weist die Überlieferung signifikante Varianz auf. In Mü6 nimmt der Sprecher an der Unterhaltung der auf dem Fest Anwesenden nicht teil, weil sie ihn nicht dazu einladen – nicht wie im Rest der Überlieferung, weil er es nicht wagt. Die erste namentliche Erwähnung Hadamars von Laber (Pr2 162) fehlt in De2. Im letzten Teil weicht der Text in Wi16 stark von allen anderen Textzeugen ab. In Mü6 sind auf 45r die im Text genannten Augenzahlen der Würfel in den auf Pr2 318 folgenden Versen nicht in Worten ausgeschrieben, sondern als kleine Bilder in den Text eingefügt. In De2, He3 und Wi16 endet der Text mit Amen. Überschrift: Von einer stettenn und vonn einer virwitzenn (Be3; gleichlautend in De2, Lg4 und Pr2) Ein krieg von ainer steten und unstetenn frowen (Be20; gleichlautend in St5) Die vierbicz und stet (Mü9I) Von der firbiczen und steden frawen (Mü9II)

B405 Die Beständige und die Wankelmütige

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Inha lt: (Nach Pr2) . A Ausritt und Ankunft bei einer höfischen Gesellschaft (1–67): Der Sprecher reitet eines Tages im Mai aus, um die Welt zu erkunden und findet eine höfische Tanzgesellschaft vor. Er fühlt sich fremd und einsam; dafür hasst er sich selbst (8–10: da was ellend | Mein zer gesell gar lange zeitt! | Darumb truog ich mir selber neidt) – leider sei daran seine jugendliche Torheit schuld, die er leider auch jetzt noch besitze. Unter den Anwesenden sieht der Sprecher einige seiner Bekannten. Er beobachtet, wie die anderen sich freuen und vornehm unterhalten, traut sich aber nicht, mit ihnen zu sprechen, will niemandem lästig sein. Als einziger irrt der Sprecher auf dem Fest als ein schlechter mitreytter (34) herum, während man auf tadellos höfische Art und Weise singt, erzählt, über Liebesleid klagt oder sich umarmt. Schließlich findet er einen geschlossenen Raum, ain waidenlich gemach (49), in dem sich eine Frau befindet. Wegen ihrer äußeren und inneren Schönheit (Kalokagathie) und ihres vornehmen Auftretens will das Herz des Sprechers ihm vor Freude und Begehren aus der Brust springen. Später bemerkt er aber, dass diese Frau in der Gesellschaft einer anderen, kostbar gekleideten Dame ist, die ihm wilt (66) und wankelmütig erscheint. B Belauschtes Streitgespräch mit Bezug auf Hadamar von Laber (68–260): Der Sprecher schmiegt sich an die Tür und belauscht den Streit der beiden Damen. i Die tugendhafte Frau wirft der anderen vor, dass diese ihren Ritter vergessen und betrogen habe, der für sie auf aventiure-Fahrt sei und Heldentaten vollbringe. Obwohl sie ihm versprochen habe, dass die Pforten ihres Herzens jedem anderen verschlossen seien, habe sie sich auf eine andere Minnebeziehung eingelassen, wofür sie sich schämen solle. i Die Wankelmütige beruft sich in ihrer Verteidigung auf die lange Trennung von ihrem Ritter. Ihr Verhalten sei legitim, da er sie verlassen habe und fern von ihr bleiben wolle. Statt das Leben einer Nonne zu führen, wolle sie lieber ihre Zeit mit einem anderen Mann vertreiben und mit Freude leben. i Empört klagt die Beständige über das Unrecht, das dem betrogenen Ritter durch die Wankelmütige getan werde (138–142: pfey dich | Nun will ichs got von himel clagen | das du solt weibs namen tragen | Und ich von dir muoss hören | Das du den frumen wilt betören). Sie wünscht, die Wankelmütige und der Mann wären sich niemals begegnet, und versucht, die andere zur Beständigkeit zu bekehren. Durch ihre Bosheit schade die untreue Frau nicht nur sich selbst, sondern allen tugendhaften Damen, die glücklich werden wollten, denn sie trage dazu bei, dass die Männer misstrauisch würden. Sie zitiert dann Hadamar von Laber als Autorität (162: Waist nit wie der laubrer spricht?): Man solle sein Herz nicht teilen und die Liebe nicht spalten, sondern treu in der Minne sein (vgl. B513, Str. 550). i Die Wankelmütige antwortet spöttisch, sie sei nicht so freigebig, dass sie ihr Herz teilen wolle. Die Beständige sei töricht und dumm, sie aber wolle sich nicht versitzen (182) und vergeblich warten (Redensart 184: das mir ain katz ain pachen prächt). Dem Hadamar-Zitat der Beständigen setzt sie einen anderen Spruch des laubrers (187) entgegen: Lange Trennung zerstöre auch die Liebe (vgl. B513, Str. 223). Vielleicht habe ihr Ritter eine andere Herrin gefunden. Wenn einer sie verlasse, finde sie sich einen neuen Liebhaber. i Darauf wird die Beständige zornig und bedauert, die Treue und die Liebe des Ritters als verschwendet. Sie selbst hingegen hält sich dazu in der Lage, hundert Jahre auf einem ausbleibenden Geliebten zu warten. i Die

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B405 Die Beständige und die Wankelmütige

untreue Dame beschimpft sie aufs Neue und argumentiert für ein freizügiges Liebesverhalten: Die Beständige solle sich lieber zwei oder drei Liebhaber aussuchen, um glücklich zu sein. Wenn einer gehen sollte, könne ihn ein anderer ersetzen. Hätte sie die Schönheit der Beständigen, so wüsste sie diesen Vorteil besser zu nutzen, indem sie sechs oder acht Liebhaber hätte. i Die Beständige verflucht die Wankelmütige und will anschließend das Gespräch beenden. C Entdeckung des Sprechers (265–334): Die Beständige entfernt sich und will den Raum verlassen. Dabei entdeckt sie den Sprecher, der erschrickt und fliehen will, sie grüßt ihn und fragt, warum er da sei. Der Sprecher kniet vor der Dame und antwortet, er habe nur den schönen Raum sehen wollen. Darauf wird er eingeladen einzutreten und findet da die Wankelmütige, mit der er sich kurz unterhält. Die Beständige fordert ihn auf, zwischen ihnen beiden als Herrin zu wählen. Der verängstigte Sprecher (297f.: Mein hertz ward mit strick besessen | Des munds ich offen het vergessen) wünscht sich einen Ausweg aus der schwierigen Situation, erwidert aber schließlich, dass er bereit sei, jeder der beiden zu dienen. Da die Wankelmütige aus einer Entscheidung besteht, schlägt die Beständige ein Würfelspiel als Lösung vor. Wie sich der Sprecher erhofft hatte, gewinnt dabei die tugendhafte Dame, sodass er sich freiwillig zum Minnedienst bekennt. D Lehre der Beständigen (335–397): Der Sprecher empfängt die Ratschläge seiner neuen Herrin: Er solle Gott über alles lieben und die zehn Gebote halten. i  Die Wankelmütige unterbricht die Beständige und sagt ihr spöttisch, sie wolle den Sprecher zum Priester machen; sie solle ihm nur noch die Heilige Schrift beibringen und ihn dann in ein Stift schicken, damit er ein Heiliger auf Erden werde. i Die Beständige verbittet sich die Einmischung, da die Lehre nur sie selbst und den Ritter betreffe und setzt ihre Unterweisung fort: Er solle alle Frauen ehren und habe dazu ihre Erlaubnis, sich für eine andere Herrin zu entscheiden. i Der Sprecher versichert ihr die Ausschließlichkeit seines Dienstes. i Sie verspricht, ihm trotz der Trennung treu zu bleiben. Der Sprecher empfängt den Segen seiner Dame und verlässt den Raum, während die Wankelmütige schweigt. E Schluss (398–408): Der Sprecher eilt zum Tanzen. Später denkt er über die Ratschläge der Beständigen nach und erinnert sich dabei an die Erlaubnis, einer anderen Frau zu dienen. Niemals wolle er davon Gebrauch machen, denn ihm habe nie eine Frau so gut gefallen wie sie. Para l lelen: Mehrere strukturelle und inhaltliche Übereinstimmungen mit B204, wo Hadamar nicht nur zitiert wird, sondern auch als Gesprächspartner vorkommt. Zu den Hadamar-Zitaten vgl. Glier 2VL 1, 832.

B406 Zweierlei Minne

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B406 Zweierlei Minne Belauschtes Streitgespräch zweier Frauen über Liebe und materiellen Gewinn Ve r f a s s e r : Hans Folz Datierung: früheste Überlieferung 1483–1488 Überlieferung: nür2 2r–8r; 286 V. nür6 2r–8r; 286 V. nür14 2r–8r; 286 V.

Edition: Kurz 1853, 688–690 (nach nür6); Spriewald 1960, 59–66 Nr. XI (nach nür2 mit Laa. von nür14) und 238 (Kommentar); Fischer, H. 1961a, 271–279 Nr. 32 (nach nür2, mit Laa. der anderen Drucke) Literatur: Glier 1971, 348f.; Janota 2VL 2 (1979), 773; Janota 1987, 185–187; Klingner 2010, 65f., 75, 96–106

Beschreibung der Überlieferung: Mit Autorsignatur im Schlussvers überliefert in nür2, einem unfirmierten Druck aus der Presse des Hans Folz, die dieser zum Eigenverlag seiner Werke betrieb. Der Druck ist mit einem typographischen Titel auf 1r und einem Titelholzschnitt auf 1v (links die ›Stille‹, rechts die ›Freche‹, rechts neben ihnen, durch eine Wand getrennt, ein lauschender Mann; vgl. die Abb. bei Klingner 2010, 101) versehen. nür6 und nür14 sind Nachdrucke dieser Ausgabe, die lediglich orthographische Varianz aufweisen. Überschrift: (1r) Dye frech : vnd : die still (1v) Item hie nach volgt ein gar ser kuercz | weiliger krieg von einer frechen vnd | eyner stillen frauen den dan einer an | der want aussen zu loset pis zu endt | des krieges (nür2) Von zweyer frawen krig (nür6; gleichlautend nür14) Inha lt: A Rahmenerzählung (1–12): Beim Spaziergang durch die Gassen der Stadt hört der Sprecher zwei Frauen und bleibt stehen, um heimlich ihrem Gespräch zu lauschen. B Belauschtes Gespräch (13–266): Eine der beiden Frauen (die ›Freche‹) regt die andere (die ›Stille‹) zu einem Austausch über ihre Einstellungen zur Liebe an. i Die Stille nennt als wichtigste Voraussetzungen der Liebe Verschwiegenheit sowie Treue gegenüber kirchlichen Normen. i Die Freche verlacht das als Idealismus für Wohlhabende und gibt eine ihrer Besitzlosigkeit angemessenere Liebeslehre: Sie solle nur reichen Männern Gunst erweisen und sie mit Verführungstechniken umgarnen. Für sie könne es ohne finanzielle Gegenleistung keine Liebe geben; ›Brühe und Fleisch‹ (d.h. Zärtlichkeiten und Beischlaf) gebe es nur bei ihr gegen Geld (Sprichwort 106f.: ›Beischlaf, Arztrechnung und Wein muss man bar bezahlen‹). i Die Stille verabscheut das als Prostitution; sie erinnert an die Grenzen dieses Verhaltens durch Alter

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und körperlichen Verfall. i Die Freche dagegen verweist auf die Gefahr, bei fester Bindung einen geizigen Mann zu erwischen. i Die Gesprächspartnerin verfluchend, besteht die Stille auf Ehre und Treue. i Als sie gehen will, hält die Freche sie zurück und verteidigt ihre Lehre als einzig realistisches Prinzip; sie verweist auf die Geistlichkeit, die Gottesdienst auch nur wegen der Einkünfte leistet. i Im Gegenzug warnt die Stille sie nochmals vor dem unausweichlichen Verfall der körperlichen Schönheit. i Darauf gibt die Freche an, im Alter als Kupplerin arbeiten zu wollen, ein ihr vertrautes Metier, seit sie in ihrer Jugend verkuppelt wurde. i Zornig droht die Stille mit der Höllenpein. i Die Freche verweist dagegen auf reiche Frauen, die sich junge Liebhaber halten, da eine Frau mit nur einem Mann leicht unbefriedigt sei. Sie bekräftigt ihre Lehre, dass die Männer auszunutzen seien. Die Stille geht schweigend ab. C Epimythion (267–285): Sentenz: Aus verdorbener Haut kann kein guter Pelz mehr werden. An junge gseln (270) ergeht die Warnung, auf solche betrügerischen ›Gänse‹ zu achten, die man an ihrem Gang, der Kleidung, den Schuhen, der Schminke erkennen könne. Sentenz: Auch der Meister ist nicht gegen das Ausschlagen des Pferdes gefeit. Auch Mädchen sollten sich von diesen Frauen fernhalten. Folz-Autorsignatur. Para l lelen: Ein belauschtes Streitgespräch zweier Frauen, von denen eine die treue und beständige, die andere die opportunistische Liebe vertritt, findet sich, mit teilweise identischer Redestruktur, in B403, B404 und B405. Dabei ist in B404 die Position der Unbeständigen auf das Streben nach materiellem Gewinn aus der Liebesbeziehung zugespitzt. Auch B352 zeigt Ähnlichkeiten.

B407 Das Zauberkraut

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B407 Das Zauberkraut Narrativ gerahmte Imagination einer Sprecherin, in der sie mit einem Mann über die Frage streitet, ob treuer und exklusiver Frauendienst besser sei als mehrere Geliebte zu haben Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1433 (Ka3) Überlieferung: Be19 112r–117v; 310 V. + 10 V. He16 193r–198r; 309 V. + 10 V. He3 449r–454r; 311 V. He9 127v–134v; 312 V.

Edition: Lassberg 1820, 211–218 Nr. 30 (nach Ka3); Brauns/Thiele 1938, 87–97 Nr. 16 (nach He9 mit ausgewählten Laa. von He3, He16 und Ka3) Literatur: Kasten 1973, 117–123; Westphal 1993, 128–130; Blank 2VL 10 (1999), 1479–1481; Uhl 2010, 98, 163f., 276, 279, 288–293

Ka3 38ra–39vb; 302 V. Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in oberdeutschen Sammelhss. fast ausschließlich im Kontext von Minnereden überliefert – lediglich in Ka3 steht er vor dem Märe vom ›Sperber‹ (und nach B455). In allen anderen Hss. erscheint der Text zudem in enger Nachbarschaft zu Werken Hermanns von Sachsenheim: In He3 folgt B246 als nächster, in He9 als übernächster Text. In He16 (um 1475) ist der Text Teil eines Einzelfaszikels mit B465, in Be19 (1496) steht er – eingebunden in eine Hermann von SachsenheimAutorsammlung – ebenfalls vor B465 und nach B466. Die Hss. weisen kaum signifikante Wortvarianten auf. Ka3 trennt sich vom Rest der Überlieferung dadurch, dass die Dame ihren Gesprächspartner hier ›ihrzt‹, ferner durch einige zusätzliche Verspaare (vgl. den Nachweis der Stellen im Apparat der Ausgabe von Brauns/Thiele 1938), durch vereinzelte Sinnentstellungen (das Gleichnis vom Einäugigen ist durch das Fehlen des Verspaars He4 123f. unverständlich; als Konkurrent des Ritters wird Ka3 158 und 173 nicht der Mann mit einem Pelzkapuze, sondern der mit einem ysenhut genannt), vor allem aber durch das Fehlen der Schlusspassage ab He4 285. He16 und Be19 stehen auffällig eng bis in Details der Wortvarianz zusammen gegen den Rest der Überlieferung (siehe u.a. der Vergleich mit dem Bienenstock in He9 60, der durch den mit einem Taubenschlag ersetzt ist; die Frage in He9 80, ob ain ainig lieb me muotz geb, begegnet als me nutz gebe; der gemeinsame Ausfall von He4 131f., 133 und 185f.) – es kann wohl eine gemeinsame Vorlage angenommen werden (gestützt auch durch den Überlieferungsverbund mit B465). Die in He16 250 vorliegende Verderbnis des Reims, die einen Dreireim erzeugt und 251 zum Waisen werden lässt, versucht Be19 durch die Einfügung eines zusätzlichen Verses nach 251 zu heilen.

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Nur Be19 und He16 überliefern nach dem abschließenden Amen einen Anhang von zehn Versen, in dem die Verfasserschaft einer Frau zugeschrieben wird (ggf. auf Grundlage der weiblichen Ich-Rede): (117r) Disen spruch vnd geschicht | hat vnß ein gute stete fraw gedicht | Alß ich vernomen han | Got geb ir den ewigen lan | Wann diser spruch hy¨ hat ein ende | (118r) Got vnß allen kummer wende | Daß wir hy¨ mogen wider strebenn | Vnd dort kummen in daß ewige lebennn | Daß helff vnß maria dy¨ muter sein | Vnd behute vnß dort vor der hellen pein | Amen. (nach Be19; gleichlautend in He16) Überschrift: Schöne Beÿspil vnd figur (He16, marginal von einer Hand des 16. Jh.) Colloquium poëticum de fidelitate amantij (He16, marginal von einer Hand des 19. Jh.) Inha lt: (Nach He9; Verszählung nach der Ausgabe von Brauns/Thiele 1938) . A Spaziergangseinleitung (1–62): Die Ich-Sprecherin geht an einem Sommertag mit einer Freundin auf eine schöne Wiese (leuchtende Blumen, Vogelgesang), um Blumen für ein Kränzlein zu pflücken. Unter den unbekannten Blumen bricht sie auch eine, die eine seltsame Wirkung auf sie hat: Sie hat eine Vision aller Männer, die je geliebt haben, hört ihre Worte und kennt all ihre Gedanken. Nach einem Moment der Verwunderung fällt ihr eine Streitfrage ein, die sie bisher nie lösen konnte: Ob derjenige froher sei, der sich treu und ausschließlich auf eine einzige Geliebte ausrichte, oder derjenige, der die Objekte seiner Verehrung täglich wechsle. Sie sucht sich den jungen Mann aus, der ihr am besten gefällt. Als sie ihm in sein Herz sieht, erkennt sie, dass er sehr viele Damen darin trägt (59f.: ain fuor in, du ander uß, | als binn tuond uß irm huß). B Streitgespräch (63–255): Die Dame spricht den Mann an: Sie habe gehört, er sei unbeständig. i Der Mann weist das als Verleumdung zurück. i Die Sprecherin bekennt, dass sie selbst aufgrund des Zauberkrauts in ihrer Hand zu dieser Einsicht gekommen ist, und stellt ihm nun die ungelöste Streitfrage: Ob ain man der stettin pfleg | Ain ainig lieb me muotz geb | Oder ainer der vil licht hat dry (79–81). i Der Mann hält die Frage für kindisch: Eine Frau allein könne niemanden glücklich machen. Er habe niemals weniger als drei Geliebte zugleich gehabt. Mit ausschließlich einer Frau dienenden Liebenden, die nichts als die Hoffnung hätten, wolle er nichts zu tun haben. Er finde dagegen überall, wo er hinkomme, eine Frau, die ihn hochgestimmt mache. i Die Sprecherin gibt sich entsetzt: Sollte Hoffnung nicht für Hochstimmung sorgen, dann wäre alle Liebe nutzlos – rechte Liebe sei nichts anderes als die Hoffnung auf einen guten Ausgang. Höchste Freude sei an die Minnetugenden der Treue, Beständigkeit und Exklusivität gebunden. i Der Mann stimmt zu – das gelte aber nur, wenn die Dame beständig sei. Wie ein Einäugiger sei auch der exklusiv Liebende vom Totalverlust bedroht und müsse ständig in Sorge leben. Jahrelange Treue, Ausharren und ritterliche Bewährung nütze auch nicht, wenn die Frau schließlich einen Jüngeren vorziehe, der sich nur auf an dem tantz hoch springen (140) verstünde und unter einer Pelzkapuze statt einem Helm diene. i Die Sprecherin verurteilt Untreue und Missachtung ritterlichen Dienstes, glaubt aber nicht, dass eine wahrhaft

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edle Dame dies tun würde. Sie könne auch unmöglich sieben Männer gleichzeitig lieben, so laute auch das Sprichwort (172: ain alt gesprochen wort): Ein Einzelkind liebt man mehr als eines von sieben Kindern. Sie rät allen Damen, sich einen tugendhaften biderman (178) zu suchen. Jugend allein sei kein Hinderungsgrund, sofern bei diesem Mann Herkunft, Aussehen, Ritterlichkeit und vor allem beständige Treue vorlägen. Ein solches Leben habe Vorteile gegenüber der vorgeschlagenen Untreue, weil es nicht auf kurzfristige Freude (195: hast du hut lieb, so hast du morn laid), sondern auf dauerhafte Hochgestimmtheit ausgerichtet sei. i Der Mann gibt ihr Recht: Für sie als Frau sei es vorteilhaft, einen treuen Diener zu haben – für den Mann, das lehre die Erfahrung, sei aber die Situation sehr ungünstig, sich an die Launen einer Dame zu binden und dann wegen einer Nichtigkeit gestraft zu werden. Er beklagt solches Verhalten als zuo vil stettikait (221) und hofft, diesem Schicksal entgehen zu können. Auch habe ihm eine Dame einmal gesagt, dass auch viele Frauen keinen Gefallen an ubriger stettikait (227) hätten. Er hält daher seine freiere Lebensweise (224: so muo ß ich han ain lihten sin) für gerechtfertigt: Er habe besser drei Frauen, statt nur einer zu dienen, bei der er in Ungnade fallen könnte. i Die Dame erwägt die Tragweite seiner Aussagen: Stimmten sie, dann könnten Männer gut leben, die Damen aber selbst bei treuem Verhalten nur Leid erwarten. Sie will daher nach einem Unterstützer schauen, der ihr in der Argumentation gegen den Mann hilft. i Der Mann weist sie zurecht: Keine Frau solle versuchen, einen Mann argumentativ zu überwinden. i Die Dame antwortet kurz, dass sie sich ja gerade deshalb männliche Hilfe suchen wolle. C Erwachen (256–295): Die Freundin tritt hinzu, erkennt die Trance der Sprecherin und schlägt ihr das Zauberkraut aus der Hand, das in einen Bach fällt und fortgespült wird. Die Sprecherin klagt und verwünscht die Freundin. Sie berichtet ihr dann von dem Streitgespräch (277: und sagt ir unsern crieg von wort zuo wort). Die Freundin bestärkt sie darin, an ihrer Einstellung festzuhalten. Die Sprecherin aber bekennt, dass die Argumente des Mannes in ihr große Zweifel geweckt hätten, ob wirklich so viele auf ihrer Seite für Exklusivität und Treue kämpfen würden. D Publikumsanrede (296–314): Die Sprecherin wünscht dem, der ihr eine gültige Antwort auf die offene Frage geben kann, das Beste. Sie hofft darauf, dass sich eine Mehrheit auf ihrer Seite finden wird. Sie für ihren Teil will auf ewig treu und beständig sein und rät auch allen Männern und Frauen, sich daran zu halten. Sie schließt mit einem Segenswunsch und einem ›Amen‹. Para l lelen: Das Streigespräch besitzt trukturelle und argumentative Ähnlichkeiten mit B415.

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B408 Frauenklage

B408 Frauenklage Zusammenstellung einer Klagerede, einer Personifikationsdichtung (belauschtes Streitgespräch) und einer Jadgallegorie, jeweils mit weiblichem Ich Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Lg5 99va–102ra; 400 V.

Edition: Rheinheimer 1975, 130–143 d); Schmeisky 1978, 194–205 (Abbildung und Transkription) Literatur: Rheinheimer 1975, 46f., 225; Schmeisky 1978, 330f.; Kasten 2VL 2 (1980), 863f.; Wallmann 1985, 310; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Diese rheinische Minnerede ist unikal überliefert in einer niederrheinischen Liederhs. des späten 14.  Jh., in der Chroniken und Sangsprüche dominieren (vgl. Schmeisky 1978, 157–351; Beckers 1983) und insgesamt nur zwei Minnereden überliefert sind (siehe B467). Neben einer prachtvollen Initiale zu V. 1 finden sich in der Hs. marginale Caput-Zeichen bei den Aufzählungen der sieben Wege zur Untreue in C (185, 189, 192, 193, 195, 197, 199) und der vier ›falschen Hunde‹ in D (359, 365, 371, 379), außerdem zu Beginn der längeren Rede der Untreue in C (171) und zu Beginn von D (241). Überschrift: – Inha lt: In unüblicher Weise stellt diese Minnerede nach einem kurzen Prolog drei Texttypen zusammen, die sonst eher als eigenständige Texte überliefert sind, wenn sie auch thematisch einander nahe stehen (Rheinheimer 1975 geht von vier Teilen aus, weil sie B nochmal teilt): zunächst eine eher allgemein gehaltene monologische Klagerede (B: Zeitklage, Tugendklage und Klage über die Herrschaft des Geldes), anschließend eine Personifikationsdichtung (C: belauschtes Streitgespräch zwischen Treue und Untreue) und schließlich eine Jagdallegorie (D). Dass hier bewusst drei Textteile konzipiert wurden, lässt sich wohl auch am ähnlichen Umfang der Teile erkennen (vgl. auch die runde Verszahl des Gesamtumfangs): B: 118 V.; C: 115 V.; D: 116 V. (plus 31 V. Auslegung). Formal werden diese Textteile lediglich duch eine einheitliche Sprecherrolle verbunden, die hier einer Frau zufällt. Allerdings tritt zu Beginn in A und in einigen Versen von B (34, 42–44, 67, 73, 113, 125) eine narrative Instanz auf, welche die Rede als Rede einer Frau markiert. Dies ist auch deswegen interessant, weil sonst an keiner Stelle allein aus der Rede erkennbar wäre, dass eine Frau spricht. Später kommen diese erweiterten Inquit-Formeln nur noch an der Nahtstelle zwischen C und D (239) sowie im Schlussteil E (395) vor. Der Übergang

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zum jeweils nächsten Textteil wird entweder gar nicht (126) markiert oder lediglich durch die Feststellung: Noch sal ich vorbaz clagin vort (241; ähnlich 75). A Prolog (1–7): Es wird von einem Er-Erzähler eine Klage angekündigt, die da clagde eyn wiflich wif (3), welche sehr betrübt sei wegen der Dinge, die sie nu vort clagin sulde (7). B Monologische Klage (8–125): Die Klage thematisiert zunächst die ›falschen Neider‹ (16: de veltze nider, wiederholt in 33, 45, 55) und das Unheil, das durch diese Klaffer ausgelöst werde. Mit ihren loise zungin (21) hätten sie die ganze Welt unter Kontrolle. Auch die Unbeständigkeit richte viel Schaden an, indem mit thuschin unde mit dregin (47) manchem sein Gemüt beschwert werde. Dem Neider schließlich gehe es bloß dann gut, wenn es einem selbst schlecht gehe, weshalb die einzige Art ihm zu begegnen das na vrodin ringin (59) sei. Dazu bittet die Sprecherin um Kraft. – In einem zweiten Teil der Klage wird die Macht des Geldes in der Welt (77: gelt nu dreit de crone) benannt und eine Reihe von negativen Folgen des Geldes aufgezählt (Gelt als anaphorischer Beginn von Gruppen aus vier Versen in 85, 89, 93, 97, 101, 105, 109): Gelt swegt prys und ere (89), Gelt versenkit sele und lif (93), Gelt scheit mayg van mayge (97), ebenso Freunde, ja sogar Geschwister, Mutter und Kinder usw. Daraus folgt für die Sprecherin, dat dat gelt deit weder nature (114). Wer dagegen kein Geld besitze, der habe auch keine Möglichkeiten und kein Ansehen, ob er nun jung oder alt sei. C Personifikationsdichtung, belauschtes Streitgespräch (126–240): Unvermittelt folgt nun die Ankündigung eines von der Sprecherin belauschten Streitgesprächs zwischen Frau Treue und Frau Untreue. Sie sei von dem Gespräch so betroffen gewesen, dass sie lediglich habe zuhören können, ohne jedoch der Treue zu Hilfe zu eilen. Das Zwiegespräch besteht hauptsächlich aus Redeanteilen der Untreue. i Zunächst wirft ihr die Treue vor, ihr Gebot zu brechen (138–144). i Das wird von der Untreue nicht bestritten; stattdessen lacht sie sie aus und verweist auf ihre weitaus größere Macht (145–158). i Frau Treue verflucht sie mit den Worten, sie sei vergiftet und wolle alles Gute ins Schlechte verkehren. Doch scheint sie auch die Macht der Untreue anzuerkennen, denn sie gibt zu, vor dir inmach sich nieman huo din (167). i In einer längeren Redepartie benennt die Untreue sieben Wege, welche die Leute immer zur Untreue führen würden (171–222): Zorn, Neid, Unbeständigkeit, Trostlosigkeit, Zweifel, Unanständigkeit und Unglück. Dieser Katalog wird in umgekehrter Reihenfolge nochmals wiederholt und exemplifiziert. Die Untreue fordert die Treue auf, ihrer Lehre zu folgen. Die Leute würden ihr doch nur schöne Geschichten erzählen und ihr dabei den ›Beutel leer machen‹ (220). i Die Treue erwidert darauf, dass sie sich nicht bekehren lassen wolle, was von der Sprecherin mit den Worten Untrue hat true ingethayn (240) bewertet wird. D Jagdallegorie (241–387): Die Sprecherin führt das Thema der Treue nun über eine Jagdallegorie weiter, indem sie die Geschichte eines erfolglosen Jägers erzählt: wat he jagede, he niet invienc (245). Der Jäger schickt in drei Anläufen seine Hunde ›Treue‹, ›Beständigkeit‹, ›Verheimlichen‹ (289: helyn) und ›Trost‹ aus, die jedoch von den Hundepaaren ›Melde‹ und ›Neid‹ sowie ›Zweifel‹ und ›Klaffen‹ verjagt werden. Der Jäger beklagt dazwischen immer wieder seinen Misserfolg bei der Jagd auf Hirsch und Schwein (273), Hase und Reh (278), Wolf und Bär (311) sowie Fuchs und Kaninchen (313). Während an den Jagden verschiedene Canifizierungen be-

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teiligt sind, ist der Hund ›Treue‹ immer mit von der Partie, was die Jagdallegorie zusätzlich mit dem voraufgehenden Streitgespräch C verbindet. – Nach der Jagdallegorie folgt eine Auslegung in Form einer expliziten Warnung vor den vier ›falschen Hunden‹ Neid (359), Melden (365), Zweifel (371) und Klaffen (379). Das Ende dieses Abschnitts (oder des gesamten Textes?) wird mit einer Titelnennung (?) markiert: Seyt, dit is des jegers jait! (387) E Schluss (388–400): Mit der abschließenden Bemerkung: We nu myne clage verstandin hait (388), der hüte sich vor falschen Menschen, insbesondere vor Neidern und Untreuen, resümiert die Sprecherin nochmals die von ihr vorgetragenen Klagen und endet mit einem Gebet an Gott, der alle durch seinen bitteren Tod reich an Freuden machen möge. Der Text schließ mit einem ›Amen‹. Para l lelen: Die Systematisierungstendenzen (Aufzählungen) verweisen auf einen niederländischen Hintergrund (Rheinheimer 1975, 46f.; vgl. auch B508).

B409 Der Minnekampf Traum von einem Streit zwischen der ehrbaren Frau ›Bescheidenheit‹ und der teuflischen Frau ›Unbescheidenheit‹, der anschließend von der Geliebten des Sprechers allegorisch gedeutet wird; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 115–124 Nr. 23

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 360; Matthaei 1907, 25, 28, 30, 32, 43; Blank 1970, 97 Anm. 149, 140, 185; Glier 1971, 279– 283, 405, 415f., 420; Rheinheimer 1975, 9, 16–21, 88–91; Wallmann 1985, 343; Ziegeler 1985, 73 und Anm. 40; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 575f.; Beckers 1989, 43; Oosterman 2007, 11, 15

Überlieferung: Be8 12ra–14rb; 338 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der ripuarische Text ist unikal überliefert in der Sammelhs. Be8, im Kontext eines Minneredenblocks (zur Abfolge vgl. die kodikologische Untersuchung von Oosterman 2007). Die Initiale ist als Federzeichnung über vier Verse ausgeführt. Der Text scheint teilweise etwas verderbt zu sein, vor allem ist die Reimstruktur der Kreuzreime gestört, weshalb Brauns/Thiele zehn fehlende Verse annehmen (91– 94, 127f., 166f., 274, 299) und im Zeilenzähler mitzählen.

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Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach Brauns/Thiele 1938) . A Prolog (1–4): Der Sprecher berichtet, dass seine Geliebte ihn gebeten habe, ›vom neuen Leben‹ (2: vanden nuowen leven) zu dichten (Auftragsdichtung). Der Sprecher will die Bitte erfüllen und setzt sich an seine Aufgabe. B Traum (3–188): Ihn überkommt der gattungstypische Traum, der ihn in eine Anderwelt versetzt: Eines Morgens liegt er vor einem Wald unter einem Baum, und plötzlich stürzt eine schöne Frau ganz verwirrt aus dem Wald heraus zu einem nahen Bach. Er erschrickt und folgt ihr heimlich. Dabei fallen ihm die Kostbarkeit ihres weißen Samtmantels, ihrer blauen Kleider, die sie darunter trägt, und ihrer goldenen, mit Edelsteinen geschmückten Krone auf. Er kann sie nicht gebührend genug bewundern (Unfähigkeitsbeteuerung). Plötzlich bemerkt er auf der anderen Bachseite eine weitere Frau, die in schwarz-rot gestreifter Kleidung herbeieilt und garstig lacht. Der Sprecher beschreibt sie mit Begriffen aus dem Wortfeld der Hölle (38: hellich wyf; 40, 53, 72, 78: duevel; 72: zwartze vyant). Da sie Böses im Schilde zu führen scheint (sie trägt eine Schlinge an ihrer Brust), warnt der Sprecher die weiß-blau gekleidete Frau. Beide Frauen tragen vorerst keine Namen, erweisen sich aber durch die Gegensätzlichkeit von Aussehen, Farbgebung der Kleidung, Attributen (mehrfach wiederholt) und Verhalten schon rein äußerlich als Kontrahentinnen. Die weißblau Gekleidete freut sich über die Betroffenheit (Involvierung) des Sprechers und klärt ihn auf, dass sie der weitreichenden Schlinge der anderen sowieso nicht entgehen könne. Er solle an ihrer Seite Platz nehmen und selbst beobachten, was dieser ›Teufel‹ mache (Sprecher als Augenzeuge). Er bekommt nun mit, wie die grimmige Feindin seine Nachbarin ›besudelt‹ (das Weiß des Mantels ist nicht mehr erkennbar) und ihr die Krone abspricht. Sie behauptet, sie selbst habe das Land gewonnen und ihr Gefolge sei größer. Es trage die gleiche Kleidung wie sie auch. i Die angegriffene Frau greift diese Argumente auf und kontert, dass ganz im Gegenteil Frau Ehre und Frau Minne nur ihr die Krone zusprächen. Sie habe im Lande noch eine große, nach ihrem Vorbild gekleidete Anhängerzahl. Deren Größe verdeutlicht sie durch drei Zwillingsformeln: menich ritter und knechte, | joncfrouwen, vrouwen, layen, paffen (100f.). i  Die schwarzrot gekleidete Gegnerin geht von ihren Ansprüchen jedoch nicht ab und erklärt jetzt den offenen Kampf. Sie betont ebenfalls, wie groß ihre Anhängerschar sei. Sie wolle diese sogar noch erhöhen, indem sie die Freunde der Gegnerin mit Geld besteche. i Die weißblau gekleidete Frau vertraut auf die treue Gesinnung ihrer Freunde, diese seien nicht käuflich und ein einziger von ihnen wiege Hundert der Gegner auf. Sie nimmt den Fehdehandschuh im Streit um die Krone auf. Ein Zeitpunkt für den Entscheidungskampf wird festgelegt. i  Der Sprecher bittet Männer und Frauen um Fürbitte bei Gott, dass er der Richter sein möge und die schwarze Frau bei dem Kampf zu Tode komme (144–148). – Der Traum endet mit zwei symbolischen Vorgängen (150: zweyerhande wonder): Der ›besudelte‹ Mantel wird durch den Sonnenschein so weiß wie eh und je; die schwarzen Hände der teuflischen Frau werden aber trotz allen Waschens nicht mehr rein. Der Sprecher

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B409 Der Minnekampf

erhält von der weißblau gekleideten Frau den Auftrag, ihr Bote zu sein (168: datu wils syn die bode myn; 184: der mynnen bode) und überall im Land ihre Freunde zu dem Entscheidungskampf um die Krone aufzubieten. Auf seine Frage nach deren Erkennungszeichen verweist sie auf die (weißblaue) Kleidung. C Deutung des Traumes durch die Geliebte (189–344): Der Sprecher erwacht und bittet jetzt seine Dame, die ihm auch den Dichtungsauftrag gegeben hat, den seltsamen Traum zu erklären. Anfangs weist sie ihn unwirsch ab (196: snodel, ganc zuo wysen luden!). Als er ihr aber den Traum erzählt, lässt sie sich bereitwillig auf eine Deutung ein und legt ihn ›minnekompetent‹ und systematisch (208: nu gain wir weder ain dat beghin) aus. Zwei diesbezügliche Fragen des Sprechers (281–283; 293– 296) gliedern das jetzt folgende Lehrgespräch in drei Teile. 1. Im ersten Teil (209–280) nennt die Dame u.a. die Namen der beiden Kontrahentinnen: Bescheidenheit (213; Verständigkeit, gebührliches und kluges Handeln) und Umbescheydentheit (229; Unüberlegtheit). Sie legt die Farben ihrer Kleidung nach dem typischen Minnefarbenkatalog aus (Verweis auf Konventionalität in 212: hanich dicke horen sain): Der weiße Mantel sei das Kleid der Ehre; Blau stehe für Beständigkeit, Schwarz stehe für nichts als das Gegenteil von Weiß (also: Schande), die roten Streifen für ›falsche Minne‹ (222). Auch die anderen Attribute werden gedeutet, z.B. bedeute die Schlinge die falsche Rede (246: valsche tzonghe), mit der die Ehre der Liebenden ›besudelt‹ werde. (Redensart 241–244: gelyc den buo c verweys | alse doit die valsche diet: | wes vermoget he sich tzer geis, | die doch der seden nit enpliet? [?]). 2. Im zweiten Teil (284–292) erfährt der Sprecher bei der Frage nach der Bedeutung des ›vergeblichen Händewaschens‹ der Umbescheydentheit, dass Lügen immer auf den Lügner zurückfielen und dieser letztlich nur sich selbst betrüge. 3. Im dritten Teil (297–344) deutet die Dame die ›Botschaft‹: Die Anhänger der Frau Bescheidenheit sollten, um die Krone zu verteidigen, rechte leven (306) und onder eyn getruwe bliven (310). Dann erläutert sie die Bedeutung des ›Streits‹: Selbst wenn die Schar der Gegner noch so groß wäre, sollten die Redlichen mit wahrhafter Treue antworten und bei der Wahrheit bleiben. Ein solch kluges Verhalten würden die Minnefeinde scheuen, und man könne sie so verjagen. Zuletzt erklärt die Dame dem Sprecher noch die Erkennungszeichen der Anhänger von Frau Bescheidenheit (Farbsymbolik der Kleidung) und gibt Hinweise auf Männer, die sich im Frauendienst aus eigenem Antrieb, auch ohne Minne, klug und einsichtig verhielten. Diese trügen nur weiße Kleidung ohne Blau (Kleriker?). Auch sie solle der Sprecher einbeziehen, denn sie seien ebenfalls Erben der Krone. D Schluss (345–349): Der Sprecher bestätigt seiner Dame, dass er die Botschaft der Frau Bescheidenheit an deren Anhänger weitergeben werde. Para l lelen: Der traditionelle Konflikt zwischen treuer und wankelmütiger Minne (B408, B446, B447, B473 u.a.) wird hier durch den Konflikt zwischen Minne und Geld (B342, B404, B450 u.a.) und durch die rheinisch-niederländische Komponente des ›Ratio‹Bereiches (vgl. dazu B361, B444 und B496) erweitert. B450 und B496 zeigen ebenfalls eine der seltenen verbalen bzw. tätlichen Auseinandersetzungen von Personifikationen.

B410 Männertreue und Frauentreue

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B410 Männertreue und Frauentreue Belauschtes Streitgespräch in hoher argumentativer und sprachlicher Qualität zwischen einer Dame und einem Ritter über die Frage, ob Männer oder Frauen treuer seien; mit harter Bestrafung des Ritters, welcher der Männertreue den Vorrang gibt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung vor 1410 (He10) Überlieferung: Gruppe I: He10 107v–118v; 480 V. Ka1 S. 295–302; 480 V. Gruppe II: Be17 104v–111v; 315 V. Tr 15v–20r; 457 V.

Edition: Keller, A. 1855, 634–642 (nach Be17); Matthaei 1913, 74–81 Nr. 7 (nach He10 mit Laa. von Ka1 und Tr) Literatur: Blank 1970, 48f., 121, 124, 143; Glier 1971, 366f., 376; Kasten 1973, 123–128, 130f.; Rheinheimer 1975, 10, 29f., 33, 76–79; Kasten 2VL 5 (1985), 1218f.; Ziegeler 1985, 72 und Anm. 34; Dietl 1999, 351 und Anm. 111; Klingner/Lieb 2006, 155 und Anm. 45; Brügel 2008a; Uhl 2010, 125, 270–274

Beschreibung der Überlieferung: B410 ist eine der wenigen rheinischen Minnereden, die mehrfach bezeugt und auch in hochdeutsche Sammelhss. (He10, Be17, Ka1) aufgenommen wurde. Die späteste Überlieferung in Tr (Moselfranken, um 1490) beruht ebenfalls auf einer hochdeutschen Vorlage. Es lassen sich deutlich zwei Hss.-Gruppen unterscheiden, die von je zwei Hss. repräsentiert werden. Gruppe I: In der reinen Minneredensammlung He10 wird B410 als mittlerer Text in einer Dreiergruppe rheinischer Provenienz (B480, B410, B444) überliefert; diese drei Reden sind alle mehrfach überliefert. In der Sammelhs. Ka1 wird B410 im ersten Teil des Minneredenblocks platziert zwischen den ebenfalls mehrfach bezeugten B232 und B444, wobei B410 und B444 möglicherweise auf die gleiche Vorlage (so Glier 1967, 254) zurückgehen wie die Parallelüberlieferung in He10. He10 und Ka1 sind verlässliche Textzeugen, die einen plausiblen Text mit nur geringfügiger Wortvarianz bieten. Gruppe II: In der Sammelhs. Be17 befindet sich B410 im abschließenden Minneredenteil an zweiter Stelle einer Minneredengruppe (B500, B410, B198, B340), welche die reine Minneredenhs. Tr in genau umgekehrter Abfolge überliefert. Beide Überlieferungszeugen weichen signifikant ab von der ersten Gruppe durch eine schlechtere Textqualität und den (nach He10 454) veränderten Schluss mit 20 neuen Versen: Hier pflichtet der Sprecher zwar ebenfalls uneingeschränkt der Dame bei, es kommt aber zu Abweichungen. Zum einen werden für diejenigen Männer, die nicht die Position der beständigen Frauen unterstützen, die Konsequenzen deutlicher ausgemalt (Strafmechanismus), zum anderen wird der verkürzte Titel der II. Gruppe

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genannt, ›Frauentreue‹ gepriesen und den Männern zur Nachahmung empfohlen; außerdem fehlt der Verweis auf eine textexterne Anschlusskommunikation. Dieser Schluss korrespondiert in seiner pragmatischen Tendenz auch mit dem kürzeren Titel ›Frauentreue‹ dieser Gruppe (siehe unter Ü b e r s c h r i f t ). Die Überschrift in He10 trägt dagegen eher den beiden dialektischen Positionen der kasuistischen Minnefrage Rechnung. Be17 hat einen lückenhaften Textbestand (He10 53–195 fehlen), da drei Blätter herausgerissen wurden. Der erhaltene Text weist zahlreiche Varianten auf: einfacher Wortaustausch (He10 5: ue nden, 6: eigis var, 196: under rosse; Be17: wasser, wonderlich gefar, Aff grüner heid u.a.), Ersetzen ganzer Sätze, was auch zur Veränderung der Reimwörter führt (He10 33–35: sus fuor ich dar verlocken | biz daz ich by den kocken | mit mynem nachen da gestiez; dagegen Be17: Sust fur Ich vil snelle dar.| Da Ich der kerczen nam war| Vnd mynen nachen zü Ime gestieß; He10 323f.: wer sihet so mancherley | clarer wibe fey; dagegen Be17: Wann er sicht manig stolcz wip, | So wurt Ime müt synne vnd lyp); Kontraktion von Versen (He10 245f.: von aller der werlt ere vil. | tu hin, ez ist ein kindes spil; dagegen Be17: Gein der welt vnd eren spil); Vertauschung zweier aufeinander folgender Verse (He10 21f.: zu hant sach ich der suonen schin | alda der wint begond lin; dagegen Be17: Vnd ließ der wint sin wegen sin. | Zü hant sach Ich der sunen schin.); Vertauschung von Reimwörtern (He10 207f.: springen / singen; dagegen Be17: singen / springen); fehlende Verse (He10 226, 236f., 277f., 290, 298, 309–312, 404, 415–420, 441f.) und Plusverse (je 2 V. nach He10 308 und 390). Tr steht Be17 nahe durch den unsorgfältigen und fehlerhaften Text, zahlreiche Übereinstimmungen in Wort- und Satzvarianzen, durch Minusverse (He10 236f., 277f., 309–312, 414–420, 441f.) und Plusverse (je 2 V. nach He10 308 und 390). Tr hat jedoch exklusive Entstellungen, Be17 bietet dann zusammen mit der ersten Gruppe die plausibleren Lesarten an: u.a. He10 279: belczwerg; Be17: belecz werck; dagegen Tr: besser werck. He10 1: Min weg; Be17: Ein weck; dagegen Tr: Bezcwanngk. He10 210: dez byderben; Be17: des byderben; dagegen Tr: des schuldigen. – Unterschrift: Amen. Eynyg vnd arm bin Ich. Überschrift: Der frouwen truwe (Be17; gleichlautend in Tr) Diser sproch ist ob manne trèuwe beßer sy oder frawen truwen (He10) Inha lt: (Nach He10; Zitate nach Matthaei 1913) . A Spaziergangseinleitung (1–37): Der Sprecher kommt eines Morgens an ein Gewässer (See, Meer, Fluss?). Es stürmt heftig, haushohe Wellen entwickeln sich, der Sprecher bekommt Angst (7: mir beguonde grusen). Er beschließt, am Ufer zu verweilen, bis das Unwetter vorüber ist. Der Sprecher beobachtet, dass sich der Himmel durch den Nordwind aufhellt (16: ein wenig pla; 20: gemenget) und schließlich die Sonne durchbricht. Auf der Suche nach einem Fährmann gewahrt er in einem engen Hafen ein Schiff mit einem blauen Segel. Er steigt in einen kleinen Nachen und fährt zum Schiff hinüber. B Das blaue Schiff (38–95): In dem menschenleeren blauen Schiff entdeckt er die blaue Innendekoration und den wunderbar blauen Samtbehang der Schiffswand.

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Darauf befinden sich Inschriften von erhabenen goldenen Buchstaben, die erläutern, dass die Farbe Blau, welche die Leute tragen, Beständigkeit bedeute und dass man sich davor hüten solle, dass – als Zeichen der Untreue – das Blau mit Schwarz gemischt werde (53f.: dar umb beseh sich wer sie trage, | daz die varwe icht von im clage). Der Sprecher wird schläfrig und überlegt sich, dass das Schiff doch ein idealer heimlicher Ort für edle Frauen sei, um in guter Gesellschaft angemessen miteinander sprechen zu können; hier, wo es keine Klaffer (?) gebe (70f.: daz sie | sweres volkes wern entladen). Bevor er einschläft, gerät er in einen Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen. Das Gemurmel (78: muermeln) einer Männer- und einer Frauenstimme wecken ihn, und es lockt ihn hinaus auf eine nahe Insel (?). Er verbirgt sich dort und wird heimlich Zeuge des Streitgespräches zwischen einem Ritter und einer Dame. C Streitgespräch (96–436): Das Gespräch findet nicht nur auf einer abstrakten Ebene statt, sondern bezieht auch die beiden Gesprächspartner als konkrete Personen ein, die jeweils ein unterschiedliches Kommunikationsverhalten haben. So spricht die Dame sehr emotional, wovon ihre Inquit-Formeln zeugen (136: sie antwuert mit zorns braht; 217: sie antwuert mit zorns muot). Der Ritter dagegen spricht zwar mit hartem don (126), bekundet aber ausdrücklich, on zorn (127) zu sein, und spricht eher gemäßigt und aus Betroffenheit heraus (169: er sprach gar sidelich; 267: ihm waz die rede swer; 377: er sere wart erfert). – Die Dame spricht den Ritter auf seine jüngsten ritterlichen Ausfahrten und den dabei ausgeübten Frauendienst an, bei denen er sich verdient gemacht habe. Deswegen erwähle sie ihn zum (Rede)Gesellen und bitte um Belehrung (Eröffnungstechnik), ob er irgendwo Antwort (110: uff dez underscheides pfat) auf die Frage gefunden habe, ob Frauen- oder Männertreue vollkommener sei. i Der Ritter meint, die Dame habe ihn über die Maßen gelobt; es sei aber vielmehr so, dass ihn eher das ›Dach der Schande‹ als die ›Krone der Ehren‹ ›bedeckt‹ habe (118f.). i  Die Dame beharrt weiter auf ihrer Frage. i  Der Ritter bezieht sich auf seinen ritterlichen Eid und gibt ganz klar der Treue der Männer den Vorzug. Diese nähmen in einer Minne-Beziehung größere Belastungen auf sich; außerdem spielt er noch auf heimliche Untreue der Frauen an. i Die Dame weist diese Anschuldigung vehement zurück, u.a. mit dem Argument, dass die Frauen auf Grund ihrer schwächlichen Natur (158: ploe dikeid) gar nicht ihre Liebe eingestehen könnten. Daraus resultiere oft großes Herzeleid. Die Frauen verhielten sich anders als die Männer, die prahlten und aus einem ›Guten Abend‹ der Frauen gleich einen ›Guten Morgen‹ ableiteten. i Der Ritter gesteht der Dame eine ausgeprägte Redekompetenz zu, aber das sei ja auch ihre Natur: ein frawe klaffet me dann manne dry (174). Dann führt er das Argument an, dass die Männer Besitz und Leben im Frauendienst aufs Spiel setzten. Ein Mann würde dabei mehr wagen um einer einzigen Frau willen als 1000 Frauen zusammen um eines Mannes willen. Sie solle einmal daran denken, in welche Länder jenseits des Meeres die Frauen die Männer, teils ungerüstet, zum Minnedienst schickten, wo sie ihre Blut vergössen! Die Frau (Apostrophe 192, 164: ach wip) dränge den Mann in das ›Wappen des Todes‹ (193), um ihretwillen geschehe dieser ›Mord‹ (195; drastische Schilderung der Verletzungen). Und dann komme nachts ein snoe der schrancz (204) daher, der durch springen, | lauffen, tanczen, singen,| toben, trincken, eßen (207–209) die Frauen beeindrucke. Sie vergäßen dann ganz den

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trefflichen Ritter, der, tagsüber in ihrem Dienst verwundet, in seine Herberge zurückkehren müsse. i Die Dame wiederholt seine Argumentation, entkräftet sie aber, indem sie die angeblich ritterlich-kämpferische Bewährung als Ausdruck männlicher Selbstbezogenheit entlarvt (239: sie tetens umb sin selbz pris). Wie Eis würde die Ritterschaft dahinschmelzen, wenn es nur um die Frauendienst ginge. Kaum ein Ritter wäre tapfer, wenn er von der Welt nicht geehrt würde. Nichts, was seine Ehre schmälere, täte er für die Frauen. Als Exempel stellt sie dagegen sich selbst dar. Sie beschwört, ihr Leben für einen geliebten Freund opfern zu wollen, wenn dieser sie darum bäte. i Daraufhin fährt der Ritter den traditionsreichen Miles-ClericusKonflikt auf, der hier noch um den Stand der Handwerker erweitert wird: Frauen würden Handwerk und Gesang der Pfaffen höher achten als den Klang der Helme (299f.: so ahtet ir hantwerg, pfaffen sang | hoe her dann der helme clang). i Die Dame stellt daraufhin klar, dass sie nicht an unendelich diet (305; etwa ›nichtsnütziges Volk‹) gedacht habe, sondern an einen aufrichtig liebenden Mann. Danach greift sie zu einem psychologischen Argument, das sich aus der verschiedenen Lebensweise von Männern und Frauen ableitet: Treue und beständige Minne könnten bei Rittern gar nicht entstehen, da sie ein unbeständiges Leben führten und dabei vielen Frauen begegneten. Ihre Herzen seien versteinert; das Hin-und-Her-Reiten verwildere ihre Sinne. Die Frauen dagegen müssten immer zu Hause bleiben, das mache ihre Gedanken und Gefühle beständig, sodass vollkommene Treue mit steter fluot (342) ihr Herz umfließe. Zuletzt argumentiert die Dame, dass man deswegen so wenig von der Frauentreue höre, weil die Frauen ihre Liebe im ›Tal des Herzens‹ (350) verbergen und von ihrer Treue wegen der bösen Klaffer nicht reden würden. Die Klaffer nämlich würden mit ihrem gleffer (358), gebletze (359) und gesneptze (360) alles ins Negative ziehen. i Der Ritter erkennt sein Unrecht in der Einschätzung der weiblichen Treue an (Revocatio). Überwunden gibt er sich als Gefangener in ihre Hände und bittet selbst um eine Fessel (382: drue h). Damit wird die abstrakte Argumentationsebene endgültig verlassen. Die Parteinahme für eine dem anderen Diskussionspartner nicht genehme Position gilt hier also auf der realen Ebene als ›Verbrechen‹, das hart bestraft wird. i Die Dame entpuppt sich jetzt in Wort und Tat als recht gewalttätig. Sie sei jetzt sein Meister und wolle ihn quälen, dass ihm sein Hochmut vergehe. Das solle für alle seine Gefährten als Exempel dienen, dass Frauentreue der Inbegriff der Treue sei und über der Treue der Männer stehe. Sie lässt nun den Ritter kaum mehr zu Worte kommen. Sie fesselt ihn und treibt ihn im Triumph wie eine Gans auf das blaue Schiff, das für ihn zum Gefängnis wird. Sie will ihn 30 Meilen weit fortführen. Diese Rolle der strafenden Richterin und der Besitz des blauen Schiffes könnten die Dame als Personifikation (Frau ›Stete‹) ausweisen (vgl. auch die Inschrift auf dem Schiff). D Schluss (437–480): Der Sprecher bricht jetzt ebenfalls auf und reflektiert noch einmal das Geschehen. Er stimmt der Argumentation der Dame zu, dass man an der Treue der Männer betrogen sei und allein die Treue der Frauen zähle. Er empfiehlt jedem, der diesen Minnediskurs höre, ihn an alle anderen Männer weiterzugeben (textexterne Anschlusskommunikation). In einer Apostrophe bittet er den vortrefflichen Mann, sich an reine Frauen zu halten und auf deren Treue zu bauen. Auch der Schlussvers (480) ist noch einmal ein Appell an diese Zielgruppe.

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Para l lelen: Ähnliche misogyne Argumente begegnen auch in B407. Am Ende von B433 macht ebenfalls eine zornige und gewalttätige Personifikation den Sprecher in einem kleinen Gemach zu ihrem Gefangenen; eine reale Fesslung findet sich auch in B260. – Weitere kasuistische Minnefragen in einem narrativen Rahmen enthalten auch die rheinischen Minnereden B423, B496, B497; zusätzlich mit historischem Personal: B480, B483, B484. Sonstiges: Es finden sich auffallend viele ›Schwellen‹, bis der Sprecher an dem ›heimlichen‹ Ort des Streitgesprächs ankommt: Spaziergang – Ufer – Überfahrt auf dem Nachen – Aufenthalt auf dem blauen Schiff – Halbschlaf – Schleichweg auf die Insel. – Kasten in ²VL 5 (1985), 1219, vermutet hinter dem Text »eine parodistische Absicht des Autors«.

B411 Streit über Liebe und Schönheit Streitgespräch des Sprechers mit einer Frau Ve r f a s s e r : (Pseudo-)Heinrich der Teichner Datierung: Überlieferung 1472 Überlieferung: Be4 290v–292v; 119 V.

Edition: Niewöhner 1953b, 410–413; Sappler 1972, 263–269 Nr. 29 Literatur: Glier 1971, 205f.; Sappler 2VL 9 (1995), 391–393

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Teichner-Sammlung Be4 im Kontext von Mären Kaufringers. Nach V. 95 fehlt mindestens ein Vers. Vgl. auch die Überlieferungsbeschreibung zu B412. Die Teichner-Autorschaft ist trotz der Autorsignatur in der Forschung umstritten; erwogen wird auch eine Autorschaft Kaufringers. Überschrift: Ob lieb oder schoe n baß zuo loben sey Inha lt: (Zitate nach Sappler 1972) . Eine Frau richtet sich mit der Frage an den Sprecher, ob Liebe oder Schönheit mehr gelobt werden sollte. i Der Sprecher ergreift Partei für die Liebe: Ihr Stamm sei die Tugend. Aus der Tugend entstehe die Liebe. Eine solche verpflichtende Bindung besitze die Schönheit nicht, diese zeichne sich vielmehr durch äußeren Glanz und Stolz (17: ›Übermut‹) aus. Kein gelehrter Meister

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habe irgendwo aufgeschrieben gefunden oder selbst geschrieben, dass sehr schöne Menschen zugleich tugendsam seien. Weil diese wegen ihres großen Stolzes niemanden für gut hielten, würden sie entsprechend von klugen Menschen gehasst. Man solle nur jemanden in seiner Schönheit preisen, der sich mit Tugenden beliebt mache. i Die Frau erblasst, richtet sich zornig an den Sprecher und verteidigt die Schönheit, die sich weder der Liebe noch irgendeiner Kreatur vergleichen lasse: Die ganze Welt (Zwillingsformeln 50–52: die armen und die reichen, | kunig und fursten lobesan | pfaffen, frawen und auch man) begehre die Schönheit. Gott selbst habe sie geschaffen. Bei allen höfischen Vergnügungen (Fest, Kurzweil, Hofieren) sei Schönheit zugegen. Sie könne Minne in die Herzen gießen, Körper und Brust ›entschließen‹ und körperliche Lust (70: den begirlichen gelust) erzeugen. Schönheit sei die höchste Krone des Körpers, sie mache einen weißen Hals, darüber einen roter Mund zum Küssen und leuchtende Wangen. Daher sei die Schönheit die ›Krone der Freuden‹ (81). i Der Sprecher gibt der Frau für den Glücksfall (85: der sae lden schrein), in dem sich Schönheit und Tugend vereinten, Recht. Eine Schönheit ohne Tugend aber wäre der Liebe nicht gleichwertig, sondern ein Unheil. Ihre glänzende Farbe sei ein Trugbild (92: ›Konterfei‹). Sie gleiche einem gefärbten Salzfass mit einem schönen Deckel (95: obedach) aus dem nur Bitteres herauskomme (97: darauß volget pitterkait). Der Sprecher bietet im Folgenden anaphorisch und z.T. auch antithetisch einen Katalog der Vorzüge, mit denen sich die Liebe gegenüber der Schönheit auszeichne (98–108): Die Liebe sei mit Tugend bekleidet, gönne dem anderen Liebes und Gutes und sei ein Leidvertreib. Sie erwirke das Himmelreich, während die Schönheit sich den Hass Gottes zuziehe. Die Liebe sei wegen der Tugenden wohlgeartet; die Schönheit verdorre über Nacht. Die Liebe werde überall wertgeschätzt; die Schönheit begehre niemand. Die Liebe habe feine Manieren. Wer lieb sei, sei schön genug (an dieser Stelle deutliche Walther-Anspielungen). Schönheit könne keinen treuen Geliebten erwerben, nur die Liebe schaffe das. (112–114: wann die schön zwar nimmer mer | stäten frünt erwerben kan, | es muoss die lieb darbei bestan). Auch ohne Schönheit könne man ein feiner und tugendhafter Mensch sein. Autorsignatur (120: also sprach der Teichnär). Para l lelen: Der Text ist eine freieBearbeitung von B412 (oder umgekehrt), siehe dort (P a r a l l e l e n ).

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B412 Liebe und Schönheit Belauschtes Streitgespräch zwischen Frau Liebe und Frau Schönheit Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1330–1350 (Sr3) Überlieferung: Ka7 9rb–10rb; 126 V. Sr3 23vb–24vb und 16vb; 116 V. + 10 V.

Edition: Myller 1784, Bd. 3, XXXIV–XXXV (nach Sr3 23vbf.); Graff 1826, 322f. (nach Sr3 16vb); Keller, A. 1855, 624–627 (nach Ka7); Sappler 1972, 263–269 Nr. 29 (Sr3 und Ka7 synoptisch im Apparat; ohne Teil C); Schmid, U. 1974, 75–78 (nach Ka7; ab V. 29 falscher Zeilenzähler, Schmid, U. zählt daher einen Vers zuviel); Sprague 2007, 63f. und 86–88 Literatur: Schnell ²VL 5 (1985), 783f.; Glier 1971, 110–113; Kasten 1973, 142–146; Sappler 2VL 9 (1995), 391–393; Janota 2004, 329; Sprague 2010, 128–131; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Bereits in der frühen und 1870 verbrannten Straßburger Hs. A 94 (Sr3) enthalten, die wohl im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts entstanden ist und neben anderen weltlichen Reimpaarreden ausschließlich Kleinformen der Gattung Minnereden enthält, einzige Parallelüberlieferung in Ka7. Die dort als Texteinheit überlieferte Minnerede ist in Sr3 in eine eigenständige Rede (A und B) sowie einen einige Blätter weiter vorne überlieferten Spruch (C, ohne Überschrift) aufgeteilt. Letzterer hat in Sr3 10 V., wobei die ersten sechs mit Ka7 120–125 identisch sind, anstelle der geistlichen Wendung in Ka7 126f. schließt jedoch der Spruch in Sr3 mit der erneuten Mahnung, sich den Guten zuzuwenden. Das Streitgespräch selbst (A und B) hat in Sr3 weitgehend denselben Versbestand wie Ka7 1–119 (nicht in Sr3 enthalten sind Ka7 19f., 69, 71, 82f., 90f., 94f.; nicht in Ka7 enthalten sind Sr3 43–46 und 95–98; die Reime differieren lediglich in Ka7 8, 13, 17f., 25f., 43, 56, 112 und 119). Innerhalb der einzelnen Redepartien sind die Verse teilweise umgestellt, allerdings ohne den Sinnzusammenhang zu berühren; insbesondere die anaphorische Reihung der Liebeseigenschaften ließ einen solch freien Umgang mit dem Versmaterial zu: Ka7 81–93 entspricht Sr3 80, 83f., 81f., 87f., 85f., 89f., dazwischen hat Ka7 noch 6 Zusatzverse. Überschrift: Von dem lieb vnd schön (Ka7) Dis ist liebe vnde schoe ne (Sr3 23vb)

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Inha lt: (Nach Ka7) . A Exposition (1–9): Der Sprecher belauscht eines Tages das Gespräch zweier kluge bylde freüden reich (2), nämlich der offenbar als allegorische Frauengestalten gedachten Damen ›Liebe‹ und ›Schönheit‹. Beide streiten darum, wem der Vorzug gebühre. B Streitgespräch (10–118): Das Gespräch besteht lediglich aus je zwei Redepartien und wird von der Schönheit eröffnet (11–59). Sie unterstreicht ihr wohlgestaltetes Erscheinungsbild: Alle würden sich nach ihr verzehren (12: gir, kehrt als Argument wieder in 18, 43, 49), Arme und Reiche, Könige, Fürsten, Pfaffen, Frauen wie Männer (24–26; dieselben Zwillingsformeln wie in B411, 50–52). Beim Tanzen und Hofieren sei sie stets die Begehrteste; sie erfülle die Herzen mit Liebe und erwecke Begehren. Aus diesen Gründen sei sie der Liebe weit überlegen, und daher komme ihr der Weretlichen freüden krön zu (53); die Liebe solle ihr daher weichen. i Dem entgegnet die Liebe erzürnt in einer fast gleich langen Gegenrede (61–101), dass ihre Schönheit trügerisch sei (64: Dein gläncz varbe, die ist künterfait). So wie die Schönheit in ihrer Rede den Leitbegriff des Begehrens (gir) stets wiederholt, so verweist die Liebe mehrfach auf die Tugend (62, 65, 73, 79, 82, 87), ohne die alle Schönheit wertlos sei. Die Schönen allerdings seien oft überheblich und würden daher die Klugen hassen. Liebe vermöge aber noch mehr, sie verschaffe einem das Himmelreich, während Gott der Schönen überdrüssig werde. Eine anaphorische Reihung der Eigenschaften der Liebe (81–91: jeweils Die liebe o.ä.) gipfelt in der Aussage: Wer liebe, sei dadurch schön, Schönheit ohne Liebe entbehre der Ehre und Beständigkeit und sei daher weniger wert. i Die Schönheit (103–110) gibt sich nun gänzlich geschlagen und bittet um Vergebung für ihre schelt wort (106), sie wolle der Liebe auf immer ergeben sein. i Die Liebe vergibt ihr, da sie es ausdrücklich wünscht, schilt sie aber weiter als unweise. Sie finde genügend gute Leute, die schön und klug seien, und ihre Hoffärtigkeit verabscheuen würden. C Nachspruch (119–126): Der Nachspruch nimmt die beiden zentralen Begriffe des Streitgesprächs nochmals auf (119: Begierde; 121: Tugend), ohne eine Sprecherrolle zu fingieren: Wer nach Ehren strebe, solle sich um Tugend bemühen. Sentenz: Den Guten werde Gutes zuteil, den Schlechten Schlechtes (123f.). Liebe jedoch bringe den Menschen in den Himmel. Der Text schließt mit einer an Gott gerichteten Bitte um Gnade. Para l lelen: Der Streit zwischen Schönheit und Liebe ist bereits Thema in einer Walther-Strophe (L. 49,25) sowie in drei relativ eigenständigen Strophen in einem Spruchlied Reinmars von Brennenberg (KLD IV,10–12), vgl. Glier 1971, 111–113. Der in der Hs. dem Teichner zugeschriebene Spruch B411 ist eine freie Bearbeitung von B412 (oder umgekehrt), wobei das Gespräch dort als eines zwischen einer Dame und dem Sprecher erscheint (vgl. für die Entsprechungen Glier 1971, 206 bes. Anm. 55). B411 ist weitgehend mit demselben Versmaterial gearbeitet (wobei sowohl alleine in Sr3 als auch alleine in Ka7 vorhandene Verse Verwendung finden; keine der uns vorliegenden Fassungen kann also Vorlage für B411 sein): Auf die eröffnende Frage der Dame,

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ob die Liebe oder die Schönheit mehr zu loben sei, antwortet der Sprecher mit Versen der ersten Redepartie von Frau Liebe (65f.; 68–81), worauf die Dame mit Versen aus der Rede der Frau Schönheit deren Partei ergreift (11f.; 19–49; 54f.; die 1. Pers. Sg. erscheint folgerichtig immer als 3. Pers. Sg.) und der Sprecher mit den restlichen Versen der Rede der Frau Liebe (84–93; 94–102 in freier Abwandlung; 114f.; 119) die Rede beschließt. Dasselbe Thema wird in B413 behandelt.

B413 Liebe und Schönheit Belauschtes Streitgespräch zwischen Frau Liebe und Frau Schönheit, das von Frau Minne zugunsten der Liebe aufgelöst wird Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: früheste Überlieferung 1454 (Mü5) Überlieferung: He1 228r–230v; 160 V. Mü4 68v–71r; 162 V. Mü5 31v–34r; 162 V. Sa 37v–41r; 161 V.

Edition: Primisser 1827, 150–152 Nr. 46 (nach He1); Curschmann/Glier 1987, 195–200 (nach He1) Literatur: Primisser 1827, 308; Kratochwil 1889, 464–470; Weber, O. 1937, 59f.; Glier 1971, 205–208; Kasten 1973, 144–146: Curschmann/Glier 1987, 682f.; Brinker-von der Heyde ²VL 9 (1995), 481–488, hier 485; Sappler ²VL 9 (1995), 391–393, hier 393; Janota 2004, 342

Beschreibung der Überlieferung: Der Text wurde in He1 vom Schreiber Konrad Bollstatter zusammen mit B418 auf noch freie Blätter der letzten Lage eingetragen (datiert auf den 25.2.1479). Die Verse sind fortlaufend geschrieben und nur durch Alinea-Zeichen abgetrennt. Auf 229r scheint (nach V. 53, d.h. dem ersten Auftritt der beiden Personifikationen) Raum für eine – nicht ausgeführte – Illustration freigelassen. In der aus dem Augsburger Raum stammenden Handschriftengruppe Mü4, Mü5 und Sa ist der Text in einem Textkonvoi, jeweils nach B238 und vor B42, überliefert. Charakteristisch sind hier punktuell anders formulierte Passagen (vgl. das ausführliche Variantenverzeichnis bei Kratochwil 1889, 467–469): Das Verspaar He1 29f. ist jeweils durch vier andere Verse ersetzt, He1 39 fehlt, an Stelle von He1 136 stehen vier andere Verse, He1 138 fehlt, ohne dass es dadurch zu größeren Sinnveränderungen kommt (in Sa fehlt darüber hinaus der Vers He1 110). Die Gruppe steht auch bezüglich der Wortvarianzen eng zusammen, unterscheidet sich deutlich von He1 und bietet hier signifikante, in einigen Fällen auch sinnvollere Lesarten: So steht hier statt der Aufforderung He1 90 zum ersten trenke mich in Mü4 90 zum ersten trenck ich

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mich (jeweils gleichlautend in Mü5 und Sa), was kein gegenseitiges Bedienen voraussetzt; die unverständliche Titulierung der Liebe in He1 118 als auwerin lautet Mü4 rauberin; der Sprecher ist im Epilog nicht unsicher über das Urteil, sondern beginnt Ich waiß wie si es mainten (Mü4 149); schließlich bringen die Hss. dieser Gruppe den vollständigen Autornamen: Also rett petter suchenwirtt (Mü4 162). In der Benennung der urteilenden Personifikation als die fein (Mü4 135) bzw. die vein (Mü4 142) statt ›Frau Minne‹ weicht Mü4 signifikant vom Rest der Überlieferung ab. Überschrift: Gar ain Schöne rede uon der Liebin und der Schonin wie sie kriegten mitt ain ander (He1) Ain ander uast guoter spruch (Mü4) Sequitur alter (marginal: das ist ain spruch von der scheny vnd von der lyeby) (Mü5) Inha lt: (Nach He1) . A Prolog (1–15): Der Sprecher betont seine Unzulänglichkeit (Bescheidenheitstopos) für sein poetisches Vorhaben: Er will nämlich den Mai so loben, dass er zwar auf dichterische Konventionen weiser maister (6) zurückgreift, aber zugleich etwas schafft, was noch nirgends zu lesen sei. Als Metapher für das Dichten dient ihm das Beschreiten eines Weges (2: Der ferren rais ist mir tze lanngk; 8: Davon ist mir der steyg tzu schmal; 11: Das ich koem auff die rechten strass; Wegbildlichkeit). Seinen hohen dichterischen Anspruch unterstreicht er (auch im Folgenden) durch einen geblümten Stil. B Spaziergangseinleitung (16–85): Der Sprecher kommt am Morgen an einen Locus amoenus (mit allen topischen Requisiten): eine kühle Quelle auf einer schönen Wiese (Blumen, Maienduft, Tau). Die Pracht hat der Mai zu verantworten, den die farbig (weiß, gelb, violett [›braun‹], rot, blau) leuchtenden Blumen umwerben (42: hofiertent), dazu singen die Vögel (Nachtigall, Lerche, Galander, Drossel, Amsel; musikalische Fachterminologie 49: quint und quart). Der Sprecher sieht auf den zwei zur Quelle führenden Wegen zwei Damen kommen und verbirgt sich hinter einer Linde. Die Damen begrüßen sich höfisch vollendet. Dem Sprecher scheint es angesichts ihrer Pracht, als stünde der Wald in Flammen. Es folgt eine Schönheitsbeschreibung (68–73; genannt werden Wangen, Mund [rubinrot], ›Kehle‹, Hals, Brauen, Augen, Gebärden), die für beide Damen gleichermaßen gilt. Wie zwei Engel aus dem Himmel sehen sie aus. Die Damen stellen sich einander vor und nennen ihre Namen ›Schönheit‹ (81: So bin ich die Schoe n genannt) und ›Liebe‹ (83: So bin ich die Lieb). Dann gehen Sie zur Quelle und setzen sich. C Belauschtes Streitgespräch (86–133): Die Schönheit schlägt vor, dass die adligere von beiden zuerst aus dem Brunnen trinken solle. i Die Liebe beansprucht dies für sich und fordert die Schönheit auf, sie zu bedienen. Es entwickelt sich ein Streitgespräch, deren Reden und Gegenreden jeweils in der Formulierung des Anspruchs, zuerst trinken zu dürfen, enden (90, 102, 114, 122, 132). i Die Schönheit widerspricht: Sie verleihe ›hohen Mut‹ und sei Ursache für höfischen Zeitvertreib (97f.: Syngen, tantzen und hofieren | Pfeyffen, stechen und durnyeren), während die Liebe nur traurig mache. i Die Liebe wendet ein, dass die Schönheit trotz ihres Ruhms kaum Trost

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und Erlösung bringe und zudem vergänglich sei. Auch wisse die Schönheit nichts von der Liebe: Sie sei nämlich im Herz der Männer eingeschlossen, herrsche dort über die Gedanken und forme alles nach ihrem Willen (113: Alle krum di mach ich schlecht). i Zornig beschimpft die Schönheit ihre Kontrahentin: Sie provoziere zu sehr, nehme ihr den Verstand und sei Quell der Unruhe. i Die Liebe führt diesen Hass darauf zurück, dass die Liebe Herzen zähmen, zusammenführen und in Treue besiegeln könne, dass sie die Finsternis erleuchte und viele ihrer Herrschaft unterwerfe. Sie bekräftigt ihren Anspruch auf Vorrang damit, dass sie auf guter Hoffnung aufbaue. D Schiedsspruch (134–146): Frau Minne tritt als Schiedsrichterin hinzu und will den Streit schlichten, worauf ihr Liebe und Schönheit bereitwillig ihre Hände reichen. Frau Minne urteilt nun: Die Schönheit ziehe den Blick auf sich, damit komme aber die Liebe zum Sieg. Da die Schönheit die Minneverfallenheit schwäche, gebühre der Liebe der Vorrang. Die Liebe trinkt nun als Erste und gibt dann der Schönheit zu trinken. Alle drei Damen verschwinden im Wald und kehren nicht wieder zurück. E Epilog (147–160): Der Sprecher bekennt, dass ihm die Grundlage der Versöhnung unklar sei. Seine eigenen Reflexionen führen ihn zu einer Bestätigung der Macht der Liebe (Sprichwort 151: Liebe alle ding betzwingt): ›Herzeliebe‹ (154) könne die Wahrnehmung so beeinflussen, dass selbst ein Objekt, das schwarz wie Kohle wäre, weiß wie ein hübsches Hermelin erscheinen würde. Die Liebe sei das Ringlein, mit der alle Treue vermählt werde. Autorsignatur (160: Also spricht der Suo chenwirt). Para l lelen: Glier 1971, 111–113, stellt konzeptionelle Parallelen zu Spruchstrophen Reinmars von Brennenberg (KLD IV, 10–12) und dem Minnelied Herzeliebez frouwelîn Walthers von der Vogelweide (L. 49,25) fest; auf Letzteres weist vor allem auch die Begrifflichkeit der Schlussverse (154: hertzenlieb, 158: vingerlein). Dasselbe Thema wird auch in B411 und B412 behandelt.

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B414 Die beiden Schwestern

B414 Die beiden Schwestern Streitgespräch zweier adliger Schwestern, ob ein Bürger oder ein Ritter als Geliebter besser sei; Er-Erzählung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 89v–92v; 160 V. De2 193r–197v; 160 V. Lg4 218v–222r; 160 V. Mü19 248r–251v; 160 V. Pr2 69v–72r; 160 V.

Edition: Haltaus 1840, 163–165 Nr. II 18 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4) Literatur: Fischer, H. 1968, 126, Anm. 72; Kasten 1973, 91–94; Brandis 2VL 1 (1978), 683; Meyer, D. 1989, 475f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Sammelhs. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) und in Mü19 jeweils im Konvoi hinter den Minnereden B227 und B363 (vgl. Meyer, D. 1989, 475f.). Diese Überlieferungszeugen weisen keine signifikante Varianz auf, nur Be3 und Lg4 weichen an einigen Stellen gemeinsam minimal von Pr2 und Mü19 ab (25: begund statt gund; 27/59 Vnnd statt ina) und Mü19 hat vereinzelt Sonderlesarten (48: messer statt sper; 83 sicher statt sunder; 153 Vnd statt Nun; 158 pin dy statt bin dein). In De2 ist der Text als letzte Minnerede der Hs. nach B227 überliefert; auch hier finden sich nur vereinzelt Sonderlesarten (60: frewden statt triuen; 78: komplett ersetzt durch: Vnd was er sey für ein man; 91f. veränderter Reim: ze weren : gar ßeren; 149f. ist vertauscht; 139, 150 und 157: [ fraw] wueridin statt [ fraw] mynn). Überschrift: Ain spruch von zbayn schbestern | wy aine dy andere straft (Mü19) Von zwain swestern, wie aine die andern straffet (Pr2; gleichlautend in Be3, De2 und Lg4) Inha lt: (Nach Pr2) . Der Text verzichtet auf die sonst die Gattung dominierende Sprecherrolle eines ›Ich‹ und präferiert eine auktoriale Erzählung. A Einleitung (1–11): Ein Ritter zieht im Alter in eine Stadt, die von einem Wald umgeben ist. Dort vergnügen sich im Mai seine beiden schönen Töchter. B Gespräch (12–128): Die Jüngere fordert ihre Schwester auf zu bleiben, da es noch nicht Zeit fürs Abendessen sei. i Die Ältere fragt sie daraufhin, wer ihr Geliebter sei. i Die Jüngere gibt sich empört (28: Vnd waisz nit, was du damit mainst), fragt aber zurück, da die Schwester offensichtlich eine Liebschaft verheimliche – erst dann wolle auch sie etwas preisgeben. i Die Ältere gesteht, Ains burgers Sun (43) zu lie-

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ben und von diesem geliebt zu werden. i  Die Jüngere beklagt diese Wahl heftig, da sich der Mann nicht ritterlich ausgezeichnet habe (48f.: Hatt er mit swert oder sper | Ye ichtz zu ern beiagt?) und unberitten sei – ganz anders als ihr Geliebter, der sich weithin ritterlichen Ruhm erworben habe. i Die Ältere wendet ein, dass ihr Geliebter sie aufrichtig liebe, dass er um ihretwillen Abendgänge unternehme (64: tout des nachtes manigen gang), ihr Ständchen bringe (62: Vff der lautten vnd quintternen; 68: Er chomt für das venster mein) und so ihre Huld verdiene. i Ärgerlich verurteilt die Jüngere ihre Schwester, weil sie ihre Liebe am Aussehen, nicht aber an ritterlicher Tugend ausrichte: Merkmal sei die im Kampf erworbene Verletzung (78: Luog nach der schram). i Die Ältere wendet ein, dass ihr Geliebter eine Schramme an der Stirn habe. Sie wisse aber nicht, woher diese stamme. i Die Jüngere spottet, er habe sie sich beim Eierholen im Kampf mit dem Hahn zugezogen. i Als letzten Einwand führt die Ältere an, der Geliebte sei immer fröhlich. i Das führt die Jüngere auf seine Trunkenheit zurück. Ihr missfalle, dass der Mann beim Weintrinken sich seiner Geliebten ›rühme‹ (102). Sie bezweifle, dass der Geliebte, nur weil er ›glatt‹ sei, sich immer füge (redensartlich?). Ganz anders sei ihr Geliebter, von dessen ritterlicher Qualifikation (Preußenfahrt, Meerfahrt, Schwertkampf) viel geredet werde. Dieser Ruhm lasse ihr Herz vor Liebe wachsen. So wünsche sie es auch der Schwester. i Diese sieht sich vor einem Dilemma: Sie wolle ungern an dem Geliebten festhalten, setze sich aber, wenn sie ihn verlasse, dem Vorwurf der Unbeständigkeit aus. C Belehrung und Absolution durch Frau Minne (129–160): Eine schöne Dame nähert sich. Sie trägt in der Hand einen Blumenstrauß (?; 134: tosten, Lesarten: dosten, trosten, torsten; es könnte aber auch eine büschelartige Zuchtrute der Lehrerin gemeint sein). Da die Jüngere sie schon kenne, stellt sie sich speziell der Älteren als fraw mynn | Der lieb Schulmaistrin (139f.) vor: Sie zürne denen, die der Liebe unrecht getan hätten und daher von ihr eine Strafe empfangen sollten. Die Ältere bekennt sich schuldig (146: Die straich gavnd pillich ¨v ber mich) und bittet darum, das Verhältnis lösen zu dürfen. Frau Minne gewährt es ihr und ermahnt die Ältere, sich einen andern Geliebten zu suchen. Diese reicht ihre Hände zur Bestrafung und empfindet die Schläge als wohltuend. Frau Minne ermahnt sie nochmals und erteilt ihren Segen. Schluss: Segensbitte (160: Got wöll vnser aller pflegen).

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B415 Von dem Ritter und von dem Pfaffen

B415 Von dem Ritter und von dem Pfaffen Winterliches, belauschtes Streitgespräch zwischen zwei Frauen um den Vorzug von Ritter oder Pfaffe als Liebhaber; mit unentschiedenem Ausgang Ve r f a s s e r : Heinzelin von Konstanz

Edition: Pfeiffer 1852, 101–112

Datierung: Überlieferung 1345–1354

Literatur: Glier 1971, 94–97; Kasten 1973, 86–91; Glier 2VL 3 (1981), 936–938; Wallmann 1985, 293; Janota 2004, 330f.; Williams-Krapp 2Killy 5 (2009), 223

Überlieferung: Mü21 273vb–276vb; 388 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Mü21, dem ›Hausbuch des Michael de Leone‹ nach dem anderen Werk Heinzelins (›Von den zwein Sanct Johansen‹) und vor Reimpaarreden des Königs vom Odenwald. Auch im weiteren Kontext der Hs. finden sich nur ganz vereinzelt Minnereden. Überschrift: Clein Haintzelin von Costentz Von dem riter Vnd von dem Pfaffen Inha lt: A Natureingang (1–39): Der Sprecher beginnt gattungsuntypisch mit der ausführlichen Schilderung einer Winterlandschaft. Ihm missfalle, dass die Sonne so schnell untergehe. Der Sonnenschein könne den Reif nicht mehr abwehren, dieser verzehre die Früchte, mache den Anger und die Blumen fahl. Die Vögel fänden kein Obdach mehr; wo sie zuvor gesessen hätten, stiebe nun der kalte Schnee. Hätten sie zuvor gewusst, was sie noch erleiden müssten, hätten sie nicht gesungen. Wald, Anger und Feld sähen wegen des Winters erbärmlich aus. B Spaziergangseinleitung (40–84): In einem prologähnlichen Vierzeiler (Audite-Formel) wendet sich der Sprecher an sein Publikum und kündigt die Erzählung von einem vremden kampf (40) an. Dann wird die Winterschilderung wiederaufgenommen, jetzt jedoch mit Betonung der Wirkung des Winters für den Menschen: allgemeiner Verdruss, verlassene Straßen, Rückzug in die Stube, verschneite Wege, zugefrorene Felder. Es sieht aus, als würde morgen die Welt untergehen. Da gelangt der Sprecher (60: Selbstbezeichnung als sinneloser man) nachts zu einer Hauswand mit einem verborgenen Seitenfenster. Er sieht in der Stube zwei unvergleichlich schöne und junge Damen sitzen, die er kontrastierend zur Winterlandschaft beschreibt (76f.: des liehten meien blüendez rîs | sach ich in ganzer mugent). Es scheint ihm, als schaue er durch das Fenster ins Paradies. Der Sprecher bleibt im Verborgenen, schmiegt sich an die Hauswand und belauscht das Gespräch der beiden.

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C Gespräch der Damen (85–367): Das Gespräch beginnt mit Fragen der ersten Dame: Wo könne eine Frau ihre Minne am besten ausleben? Wo finde man den kostbaren Schatz der wahren Minne? Sie kenne keinen anderen orden (98), in dem man so viele traurige Mitglieder finde. i Die zweite Dame antwortet, sie habe bereits Vorsorge getroffen, um nicht dem Kummer zu verfallen. Sie habe einen Ritter als Geliebten gewählt und sei daher mit Recht glücklich. Wegen diesem einen rede sie über alle Ritter gut. i Die erste Dame hat eine andere Einstellung und möchte das blinde Vertrauen ihrer Freundin nicht akzeptieren. Würde sie nur Ritter bevorzugen, täte sie vielen anderen Männern, z.B. den Knechten Unrecht, die ein ebenso mannhaft seien. Sie fragt ihre Freundin, was sie denn einem ›klugen Pfaffen‹ (151) vorwerfen könnte? Dieser sei aufgrund seiner Art und Ehre ihrem Ritter ebenbürtig. Wichtig sei doch nur, dass der Liebhaber gut erzogen, tugendhaft und treu sei. i Die zweite Dame verteidigt die Würde der Ritterschaft mit dem Argument, dass die Ritter sich im Frauendienst abmühten und ihr Leben im Kampf und Turnier einsetzten. Sollte sie ihrem Ritter denn nicht gewogen sein, der sich aus Liebe zu ihr in den Kampf stürze und durch die Kraft der Minne viele Männer besiegt habe? Seine Arme und Glieder seien in der Tjost ›zerquetscht‹ (185: zerqueschet) worden. Er schone weder seinen Körper noch seinen Besitz. i Die erste Dame zeigt sich erschrocken über die Verblendung (192: dar an hâst dû betrogenen muot) der zweiten Dame und kritisiert deren Bild der Ritterschaft: Ein Ritter vollbringe seine Taten nicht wegen einer Dame, sondern, weil er eben als Ritter so handeln müsse. Die Art der Ritter sei es, dann zu behaupten, sie hätten diese Dinge nur wegen einer Frau getan. Wenn aber ein Ritter doch nur sein ›Handwerk‹ (213) ausübe, warum sollte er es dann bei den Frauen besser haben als ein anderer Mann? Pfaffen und Ritter seien gleichwertig. Wenn ein Pfaffe adliger Herkunft sei, verliere er seinen Adel nicht dadurch, dass er jetzt Pfaffe heiße (222–224: dem pfaffen hât […] | der nam sîn adel niht verlorn, | ob er von adel ist geborn). i Die zweite Dame möchte die Rede der anderen nicht widerlegen, merkt jedoch an, dass ihre Freundin übersehen habe, wie ungleich das Leben eines Pfaffen und eines Ritters verlaufe. Letzterer begebe sich weit in die Fremde, weshalb man ihn mehr liebe. Frau Minne habe dem Ritterorden die Exklusivität zuerkannt, zu ihrer Hofdienerschaft zu gehören. i Seit ihrer Kindheit, so die erste Dame, höre sie, dass in der Minne Muße verlangt sei. Wer hingegen viel umherziehe, dem werde die Minne aus zwei Gründen verwehrt: 1. Weil er wegen seiner Sorgen nicht mehr über die Minne nachdenke, 2. weil er so viele Frauen kennenlerne, die ihm gefallen, dass er letztlich keine behalte. Wahre Liebe eines Mannes sei aber nur zu einer einzigen Frau möglich: Es sei eine alte Weisheit (254: ez ist der meister lêre): Wer sich von der Minne losreißen wolle, solle viele Liebschaften und Werbungen anfangen. Die Liebe, die man einem einzigen Kind entgegenbringe, sei sieben Mal stärker als die Liebe, die man auf sieben Kinder zu verteilen habe. Aus der Unbeständigkeit entstehe nur Böses. So sei aber die Welt: Ein Nichtsnutz (278: dessen Lob nur eine ›Wicke‹ wert wäre) werde gelobt und ein anderer, der nie etwas verschuldet habe, werde gescholten. Warum sollte es ein Laie oder Ritter besser haben als ein Pfaffe, der wie jeder Mann aus Fleisch und Knochen sei? Solange man Kunde voneinander habe, sei die Minne gut. Eine Minne ohne Kontakt sei hingegen ungewiss (Sprichwort, 288: ûz den ougen

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ist ûz dem muot). i Die zweite Dame besteht darauf, dass es verschiedene Vorlieben bei den Menschen gebe. Solle denn die Stola statt des Schwertes die Gunst der Frauen erwerben (298f.: doch sol diu stôle für daz swert | erwerben reiner wîbe gunst)? Eigentlich habe die Dame immer gehört, dass man Priestern in solchen Sachen aus dem Wege gehen solle. i Die erste Frau lacht und bemüht sich um die Richtigstellung eines Missverständnisses: Sie meine nicht die Pfaffen, welche die Messe lesen, keine hohen Weihen haben und nur wegen des Geldes ihr Geschäft verrichten (316: niht wan umbe ir pfeflich gelt), sondern jene, welche ihres priesterlichen Wertes, ihres Verhaltens wegen zur Priesterschaft zählten. Es trügen manche auch den Namen eines Ritters, für den sich die Ritterschaft schämen müsste. Sie kenne wohl dreimal drei von ihnen, die sich in keiner Weise mit Parzival vergleichen und dem Ritterorden zuordnen ließen. So ließen sich schlechte Pfaffen mit schlechten Rittern vergleichen; wer von ihnen schlimmer sei, wisse sie nicht; genauso wenig wie man wisse, ob der tiuvel oder der endekrist (334) schlimmer sei. Ein guter Pfaffe sei aber einem tüchtigen Ritter zu vergleichen. Ihre Würde ziele zuverlässig auf ein und dieselbe Zielscheibe (340f.: ir beider wirde sicherlîch | zuo einem teste râmet). i Die zweite Frau beklagt, dass sie in diesem Streitgespräch einen ›unnützen Kaufhandel ohne Geld tätige‹ (342f.: wie hân ich verkrâmet | âne pfennige und âne pfant!). Ihre Freundin biege ihre Rede meisterlich hin und her. Sie verstehe sie stets anders als gemeint. Daher will sie den Streitfall Frau Minne vortragen, damit diese als Richterin darüber entscheide und den Streit beende. i Die erste Frau stimmt dem Vorschlag zu. Sie sei auch überzeugt, als Siegerin hervorzugehen (365: daz weiz ich sicher als ich lebe). Die Damen setzen einen Termin fest, an dem Frau Minne entscheiden soll. D Schluss (368–388): Der Sprecher erklärt seine Absicht, wiederum heimlich der Entscheidung der Frau Minne beizuwohnen. Vielleicht würde er dort etwas erfahren, worüber er lachen könne. Da die Damen ihr Gespräch beendet haben, in ihre Zimmer gehen und sich damit der Sichtbarkeit des Sprechers entziehen, schleicht auch er sich davon – von dem Schiedsspruch erfährt der Rezipient nichts. Der Sprecher beendet seine Rede mit einer Segensformel für alle untadeligen Frauen und dem kollektiven Amen (388: nû sprechent mit mir amen). Para l lelen: Das Streitgespräch besitzt strukturelle und argumentative Ähnlichkeiten mit B407.

B416 Von Frauen und Jungfrauen

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B416 Von Frauen und Jungfrauen Belauschtes Streitgespräch zweier Frauen über den Vorrang der (Ehe)Frau oder der Jungfrau Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1822, 343–346 Nr. 131

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Kasten 1973, 96–99; Kasten 2VL 2 (1980), 860f.

Überlieferung: Ka3 136rb–137ra; 124 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im I-Teil der ›Liedersaal‹-Hs. (Ka3). Überschrift: – Inha lt: A Eingangssituation (1–9): Der Sprecher (nicht als Minnender ausgewiesen) kommt auf einen großen Anger und belauscht heimlich ein Streitgespräch (9: Yglichy wolt die besser sin) zwischen einer Frau (5: wib mit den Konnotationen: Ehefrau und Mutter) und einer Jungfrau (7: junckfro mit den Konnotationen: unverheiratet, kinderlos und keusch). B Belauschtes Streitgespräch (10–114): Die Frau reklamiert ihren Vorrang, da sie dem Mann auch körperlich Freude bereite. i Die Jungfrau hält sich für die Würdigere, da ihre Beständigkeit Gott erfreue. Blumenmetaphorik: Sie sei ein Veilchenduft und Rosengarten, und ihre Blumen seien unbefleckt von der Minne. Sie habe nur Gemeinschaft mit Leuten reinen Herzens. i Die Frau empfiehlt sich als unvergleichliche, beständige und makellose frucht für vngemach (34) (Vergleich mit Rosenblüte) und warnt die Jungfrau vor Überheblichkeit: Sie werde daran verglühen wie ein Eisen in den Kohlen. i Die Jungfrau sagt, sie sei Gold und die Frau sei Zinn. Sie bezeichnet sich als Spiegel, in dem sich Gott ewig und schon vor aller Schöpfung selbst anschaue. Die Frau aber sei ein Schrein, der eine Frucht umschließe, die vom Manne komme. i Die Frau nennt sich ›Mutter aller Christenheit‹ (70) und betont – unter Weiterführung des Bildes vom Schrein –, dass aus ihr alle, auch alle Jungfrauen (auch die Gesprächpartnerin) und alle Stände (Kaiser, König, Fürsten, Grafen, Freie, Dienstmänner, Ritter, Knechte) hervorgingen, ja auch der Papst, der Sünden vergebe, und der Bauer, der Frucht aus der Erde hervorbringe. Die Frucht, die die Frau hervorbringe, nütze 1000 Seelen und erlöse sie aus dem Höllenfeuer. i Die Jungfrau verweist darauf, dass eine Jungfrau Gott gebar, wofür eine verheiratete Frau nicht würdig genug war. Sie sei ein Veilchengarten, darin Gott hat gesprungen (97). i Die Frau besteht auf ihrem höheren Wert und beruft sich auf ein Herrenwort (104: Got nant sin liebe mutter wib; vgl. Joh 2,4). i Die Jungfrau dagegen beruft sich auf ein Sprichwort: ›Jungfrau und Ehrenwort sind auf Erden der höchste Hort‹ (113f.).

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B417 Der törichte Liebhaber und der Sinn

C Schlussurteil (115–124): Der Sprecher, der nun offenbar aus dem Versteck hervortritt (außer einer Inquit-Formel Jch sprach [115] wird der Übergang nicht markiert), bietet an, den Streit zu entscheiden. Seine Schlusssentenz versöhnt beide Positionen: Frauen und Jungfrauen seien Gott und der Welt gleichermaßen angenehm. Para l lelen: Kasten 1973 verweist auf die zugrunde liegende Streitfrage als »europäisches Gemeingut des Mittelalters« (97) und nennt lateinische, mittelenglische und altfranzösische Beispiele sowie ein Gedicht Suchensinns als verwandten Text. Sonstiges: Inhaltlich ist eine Zuordnung zur Gattung der Minnereden nicht zwingend.

B417 Der törichte Liebhaber und der Sinn Ausführliche und erfolgreiche Beratung eines törichten Liebenden durch die Personifikationen Verstand (›Sinn‹) und Weisheit; mit Exempelerzählung von Pyramus und Thisbe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 15. Jh.

Edition: Bartsch 1861,  CCL–CCLI (Teiledition von V. 708–794) Literatur: Neugart 2VL 9 (1995), 979f.

Überlieferung: Ka1 S. 313–325; 808 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Minneredenblock der Hs. Ka1. Der Text scheint an einigen Stellen verderbt zu sein. Überschrift: – Inha lt: A Einleitung (1–32): Exordialsentenz: Wer liebt oder lieben will, muss klug sein. Das könne der Sprecher mit mancher selbst erlebter Geschichte beweisen. Wer sich nicht vorsehe und kein Maß halte, werde in der Minne scheitern. Man solle zudem nicht prahlen, Unrecht vermeiden und aufrichtig handeln. Wer all das Negative meide, den mache die Minne gesund, wie sich an vielen Rittern und Damen beobachten lasse, die von der Minne vielfach Leid und Freude erfahren hätten. Der Sprecher möchte seinen Zuhörern dazu von der Liebesklage eines törichten Mannes (29: ein tummer) berichten. Es folgt eine exemplarische Er-Erzählung.

B417 Der törichte Liebhaber und der Sinn

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B Gespräch des Törichten und des Sinns (33–558): Der Törichte klagt, seinen lang schon währenden Liebesschmerz nicht mehr ertragen zu wollen. Seine Not sei so groß, dass diese ihm kaum noch die beste Frau vergüten könne. Er sei nun bereit – notfalls im Kampf –, das Schicksal zu ergreifen. Ihm ergehe es ähnlich wie einem, der um Gewinn spiele. Er spricht den personifizierten Sinn an (44: Nu sprich mir zu lieber sin). i Der Sinn antwortet, dass er noch mehr von der Not des Törichten erfahren wolle und dass er ihm helfen könne. Gegen die Liebeskrankheit könne er ihm ein sinnvolles Mittel anvertrauen und ihn ›ohne Pflaster heilen‹ (57). Doch nur, wenn der Törichte seinem Rat folge, könne er ihn trösten. Beständiger Dienst werde belohnt. i Der Törichte sagt, es ergehe ihm in der Minne wie einem, der auf freiem Feld schutzlos dem stürmenden Wind ausgesetzt sei. Er wolle sich dem personifizierten Sinn unterwerfen und ihm dienen. i Es folgt ein schneller Wortwechsel (teilweise Stichomythie und Antilabe), der mit der Mitleidsfrage des Sinns beginnt: was wirret dir? (74); sein Leid werde verursacht von der schönsten Frau, die er je gesehen habe; da sie jedoch nichts von seinem Leid wisse, sei alle Mühsal nutzlos usw. Der Wortwechsel mündet in den Rat des Sinns zur Beständigkeit, welcher der Törichte sich schon seit vielen Jahren erfolglos unterwerfe. i Der Sinn fordert ihn auf, ›kein Haar breit‹ (86) davon abzuweichen. Wenn die Dame erfahre, dass er ihr schon lang ergeben sei, werde sie ihn belohnen (Dienst-Lohn-Mechanismus), vorausgesetzt, die Dame sei gut. i Der Törichte berichtet, was ihn verzagen lasse: Er gibt (in z.T. wörtlicher Rede) ein Gespräch wieder, das er mit seiner Dame geführt habe (103–120), in dem er ihr seine Liebe gestanden und sie ihn abgewiesen habe; sie habe ihn gefragt, ob er sich denn anmaße, einer der Besten zu sein, und selbst dem Besten würde sie sich nicht hingeben; außerdem sei er unbeständig. Vom Sinn möchte der Törichte nun erfahren, wie er ihr beweisen könnte, dass er schon immer ihr gegenüber zuverlässig gewesen sei. Er komme sich wie ein Mann vor, der jemanden liebt, der ihn hasst. i Der Sinn beurteilt das Geschehen als selbstverschuldet: Wer ohne jeden Verstand (138: on aller slachte list) sich einer Frau ihrer Schönheit wegen offenbare, mache sie nur hochmütig und verschwende nutzlos seine Zeit. Schon vielen Männern sei es so ergangen. Andererseits würden viele Frauen unverständig handeln, weil sie nicht begreifen könnten, welche Tugenden ein Mann für den Minnedienst brauche. Daher sei es ein ›ungeteiltes Spiel‹ (168; ein Spiel mit ungleichen Bedingungen oder ein Spiel ohne Alternativen; vgl. frz. jeu parti). i  Der Törichte preist neben der Schönheit auch die unübertroffene Tugendhaftigkeit der geliebten Dame (Lob der Geliebten). Gott solle veranlassen, dass er sie umarmen und nahe bei ihr liegen dürfe. Bis zu diesem Moment der Erfüllung wolle er gerne traurig sein. i Zornig reagiert der Sinn darauf: Daz ist verlust vnd nit gewin (198). Er fordert, dass man weder sein Leid auf zu schmerzvolle Weise klagen, noch seine Liebe zu ›lieblich‹ präsentieren, sondern Maß halten solle. Es sei sinnlos, etwas zu begehren, was unerreichbar sei (220–222: Wofür man erst tausend Jahre alt werden müsste, und dann doch stürbe, bevor man es erhielte). i Der Törichte erwidert, nur das Glück müsse ihm gewogen sein, dann würde er unverzüglich gesunden; doch das geschehe nicht; es biete sich ihm auch keine Gelegenheit, mit der Dame zu reden: heil (225) und stat (230) fehlten ihm also. i Der Sinn richtet sich gegen die Verzagtheit mit einem optimistischen

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B417 Der törichte Liebhaber und der Sinn

Vergleich: Nirgendwo sei der Rhein so breit, dass man nicht mit Kunst und Beratung (244: Mit müge vnd mit rete) eine Brücke hinüber bauen könnte. Keine Frau sei so unerreichbar, dass man nicht einen Weg zu ihr finden könnte. Der Törichte solle sich ihr gewogen machen. Es sei aber auch nicht zu bestreiten, dass zu allen Dingen Glück gehöre, welches der Törichte nur erhalte, wenn er sich bemühe. Die Leute sollten Tapferkeit assoziieren, wenn sie seinen Namen hörten. Das gäbe ihm Geleitschutz am ›Burgtor der Seligkeit‹. Sobald er davor stehe, käme dann das Glück, um ihn hineinzuführen. Wenn er Lohn erhalten wolle, solle er sich stets in der Nähe der Dame aufhalten. i Der Törichte wiederholt, dass ihm dazu die Gelegenheit fehle, er beständig sei usw. Außerdem habe seine Dame ein Herz aus Stein und könne niemanden lieben. i Auch die Argumente des Sinns wiederholen sich nun: oft in ihrer Nähe sein, sich ihr gefällig machen, die eigene Tugendhaftigkeit zeigen usw. Der Sinn verurteilt aufdringliches und anzügliches Verhalten der Werbenden. i Der Törichte meint, es sei nicht gut, allen Dingen gerecht werden zu wollen (352: wer allen dingen recht tuot), doch gelte Folgendes (Jagdallegorie): Wer ein scheues Wild erjagen wolle, brauche das Geschick, sich im richtigen Moment zu beeilen. Manchmal sei man voreilig, bevor das Wild erlegt würde. So verwahre sich auch die Minne für lange Zeit selbst vor einem vollkommenen Mann. Aber wie könne sich ein solcher Mann noch mäßigen? i  Der Sinn reagiert zurückweisend: Wie ein Herr seinen Knecht nicht zwingen solle, bestimmte Dienste zu verrichten, sondern ihn geschickt dazu motivieren solle, so solle auch er sich gegenüber einer Dame verhalten. Sobald sie merke, wie eine Sache sich entwickle, wende sie sich ab, weil die Welt von Falschheit und schlechten Räten beherrscht sei. Sie müsse erst sicher sein, ob der Mann durch seine Tugendhaftigkeit legitimiert sei. i Der Törichte stimmt dem Sinn zu: Es würde einer besonnenen Dame gut anstehen, auf die Worte des personifizierten Sinns zu hören. Doch leider achteten die Frauen nicht auf ihn. Seine Dame kümmere sich auch nicht um ihn, sodass er nichts anderes tun könne als zu warten: Wie ein Jäger müsse er losen vff der warte (421). Bei anderen Damen sei es so: Die Tür zum Inneren ihres Hauses bleibe den treuen Dienern stets verschlossen; sie würden jedoch den Tugendlosen schnell hereinlassen und ihm befehlen, wirt (436) zu sein, obwohl dieser weder an den Truchsess noch Mundschenk denke. i Der Sinn fragt nun, wer nach Ansicht des Törichten mehr Glück erwerbe: Derjenige, der dort bleiben dürfe, oder der, den man fortschicke? i Mit fester Überzeugung argumentiert der Törichte, dass derjenige tausendmal glücklicher sei, der von seinen Sorgen erlöst werde, als der, welcher lange anklopfen und schließlich unerhört weitergehen müsse. i  Der Sinn korrigiert ihn und unterstreicht, dass ein anständiger Mann sich nicht beunruhigen brauche, wenn der Böse verzage. Er führt zwei Vergleiche dazu an (das tertium comparationis scheint darin zu liegen, dass der Wert des Guten durch den Vergleich mit dem Schlechten gemindert wird): Das ›Zusammen-Gleichen‹ (467; ?) von Wasser und Wein schade dem Wein, nicht dem Wasser. Ein faules Fischgericht schade dem Gesunden, nicht dem gierigen Frevler (?). Sprichwort: ›Gleich und Gleich gesellt sich gern‹ (486: Gleich frewet sich seins gleichen): Der Gebildete freue sich des Gebildeten usw. Dagegen vertreibe die Sonne den Schnee usw. Tugendhafte Männer sollen daher ihr Liebesverlangen beenden, falls ihnen von bösen Frauen nichts Gutes

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widerfahre. Für die guten Frauen gelte dies nicht; ihnen rate er, keinen Bösen einzulassen, denn diese würden die Frauen nur verleumden. i Der Törichte hat noch ein weiteres ungelöstes Problem: Wenn er in eine Gesellschaft komme, sei er doch nur seiner Dame zugeneigt, auch wenn neben dieser andere (518: vier zwu oder drey) edlere und schönere Damen säßen. Er möchte wissen, wer ihn dazu zwinge, jene eine zu erwählen, und warum er sich nicht der Besten zuwende? Von den Frauen höre er dasselbe: Die Frauen hätten oft erlebt, dass sie sich ausgerechnet dem zuwendeten, der ihnen gar nicht gedient habe, und den Tugendhaften ›ungeminnet‹ (540) ließen. Der Törichte meint, daran sei das ›blinde Herz‹ (545) schuld. i Der Sinn kapituliert vor den Fragen des Törichten und schlägt vor, mit ihm die witze (554; die personifizierte Weisheit) aufzusuchen. Sie sei in der Lage, bessere Auskunft zu geben. C Belehrung durch Frau Weisheit (559–707): Der Sinn und der Törichte finden die Weisheit in ihrer Schule auf einem Thron sitzend und von zahlreichen Lehren, die sie jederzeit pflegt, umgeben. Das Gebäude ist kostbar geschmückt. Met und Wein fließen in Mengen. Die Weisheit ist die schönste aller Frauen. Sie trägt ein Gewand in unterschiedlichen Farben, eine Krone aus rotem Gold mit Edelsteinen und hat ihr goldfarbenes Haar zu fünf Zöpfen geflochten und mit Seide umhüllt. Sie empfängt die Gäste voller Zuneigung und fragt den Sinn nach dem Anliegen seines Begleiters. i Der Sinn bittet die Weisheit, seinen Begleiter wohlwollend zu empfangen. Dessen Krankheit komme von seiner tumpheit (607), es gehe ihm aber schon so wie dem, der durch Schweiß von seiner Krankheit geheilt werde. Der Sinn bringe ihn zur Weisheit, damit sie sich um ihn kümmere, denn der Törichte wolle ihr dienen. Der Sinn stellt außerdem noch einmal die Frage, warum sich das Herz des Mannes nicht unmittelbar für die Beste der Damen entscheide, sondern eine erwähle, die weniger Bescheidenheit und Tugend als die anderen besitze? i Die personifizierte Weisheit bittet den Törichten, sich zu ihr zu setzen, und beantwortet die Frage: Die Zuneigung folge nicht dem Verstand. In der Liebe würden Männer und Frauen vielmehr aufgrund ihrer Komplexion (655: ir beyder conplexione) zusammengeführt. Menschen, die von Natur aus gleich beschaffen seien, liebten einander. So würden leider auch Menschen geliebt, die keine Liebe verdient hätten. Die Weisheit veranschaulicht dies mit einem Exempel: Wenn man zwei Männer einen Wettkampf austragen sehe, wünsche man spontan einem von beiden den Sieg, auch wenn man keinen von beiden kenne: Das kummet von der gemeinekeit | Dye ir nature zu sammen treit (673f.; das komme von der natürlichen Sympathie, die man zu einem der Kämpfer empfinde). i Froh über die Unterweisung stellt der Törichte sein Leib und Leben in die Gewalt der personifizierten Weisheit. i Die Weisheit verspricht, ihm mit Rat und Hilfe beizustehen. Sie betont die Größe ihrer Macht. Bei der Ausbildung der Liebenden (692: Jung und Alt) unterstütze sie die maze (695). Das einzige, was sich ihrem Einfluss entziehe und viel Leid anrichte sei die vnbezwungen mynne (702; etwa: die ›unkontrollierte Minne‹), die mit großer Gewalt daherkomme und die Menschen so weit vom Weg abbringe, dass ihnen dann weder die Weisheit noch der Sinn helfen könnten. D Pyramus und Thisbe (708–797): Zur Veranschaulichung dieser Gefahr verweist die Weisheit exemplarisch auf antike Protagonisten. Die Aufzählung ist wohl teilweise verderbt und stimmt – abgesehen von Penolpe (712; Penelope?) – auffallend

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mit einen Katalog aus der ›Krone‹ Heinrichs von dem Türlin überein: Pyramus und Thisbe (711 = ›Die Krone‹, V. 11574f.), Cirte (712 = ›Die Krone‹, V. 11594: Dirce[], gemeint ist wohl Kirke), Phyllis (713 = ›Die Krone‹, V. 11590), aria (713 = ›Die Krone‹, V. 11581: Adriachne[], gemeint ist wohl Ariadne) sowie dyadama (714 = ›Die Krone‹, V. 11588, gemeint ist wohl Deianira und nicht Deidamia). Nur die Geschichte des ersten Paares wird erzählt: In Babylon leben Pyramus und Thisbe. Obschon den Liebenden ein Treffen verboten ist, werden sie durch die Minne dazu ermutigt, sich heimlich in einem Wald nahe der Burg zu verabreden. Thisbe erreicht als erste den Ort, erblickt dort allerdings einen mächtigen Löwen. Als sie schutzsuchend auf einen hohen Baum steigt, verliert sie ein Band ihres Kopfschmucks (735: des gebendes ein teil), das der Löwe in sein Maul nimmt. Als sich nun auch Pyramus liebesfreudig einfindet, glaubt er beim Anblick des Löwen, der das Band von Thisbe in seinem Maul hält, dass Thisbe tot sei. Nach einem wörtlich zitierten Monolog (753–760), in dem er Gott anklagt, ersticht er sich mit seinem eigenen Schwert. Thisbe hingegen vergisst aus Liebe die Furcht vor dem Löwen und steigt vom Baum. Als sie Pyramus tot in seinem Blut liegen, beklagt sie ebenfalls in einem wörtlich zitierten und an Pyramus adressierten Monolog (778–787), dass sie gerne ihr Leben für ihn hingeben würde, dass ihn das aber nicht wieder lebendig machte, weshalb sie ebenfalls sterben wolle. Sie nimmt sich wie Pyramus mit dem Schwert das Leben. – Nach Ansicht der personifizierten Weisheit sollten Männer und Frauen die Geschichte als Warnung verstehen. Wer wie Pyramus und Thisbe aufgebe, dem Rat der Weisheit zu folgen, werde zugrundegehen. Der Törichte solle sich nun auf Weisung der personifizierten Weisheit auf den Heimweg machen. Wenn er ihre Lehre beachte, werde es ihm wohl ergehen. E Erfolg des Törichten und Schluss (798–808): Glücklich über die Belehrung nimmt der Törichte Abschied und erreicht es schließlich mit seinen Worten, jene Dame zu erobern, nach der schon immer sein Herz verlangte. In gleicher Weise sollten nach Ansicht des Sprechers alle Menschen Erfolg haben, die nach Liebe strebten. Das wünsche er sich und bete dafür. Der Text endet mit Schlussformel und Bescheidenheitstopos: Hie hat dise rede ein ende mit | Doch lot euch enpholhen sein | Diß vnbederbe schreyberlein (806–808). Danach folgt ein ›Amen‹.

B418 Minner und Trinker

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B418 Minner und Trinker Belauschtes Streitgespräch über die Frage, ob Minne oder Völlerei den Vorzug verdienen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 14. Jh. (Po und Sr3) Überlieferung: Fassung I: Wi8 24ra–26rb; 250 V. In3 17ra–18rb; 250 V. Fassung II: He1 225v–228r; 216 V. Ka3 134va–135va; 170 V. Ka7 5v–7r; 214 V. Po 11r–13r; 147 V. Sr3 Bl. 22–23; 164 V. Fassung III (›Kombinationsfassung‹): Nü1 272r–280r; 320 V.

Edition: Myller 1784, XV–XVI (nach Sr3); Lassberg 1822, 329–333 Nr. 129 (nach Ka3); Bartsch 1860, V–VII (Laa. von Po zu Ka3); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1974, 61–66 (nach Ka7); Grunewald 1976, 174–209 (nach Sr3 mit Laa. der übrigen Hss.); Schmid, U. 1985, 111–117 (nach Wi8); Sprague 2007, 81–85 Literatur: Glier 1971, 109f.; Kasten 1973, 168–173; Grunewald 1976, 116–128, 165–173; Kasten 2VL 6 (1987), 594f.; Westphal 1993, 117; Janota 2004, 329; Sprague 2010, 122–125

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Kleinepik-Sammelhss. des späten 14. und 15. Jh. im Kontext von Minnereden (Ka3, Sr3), Mären und Minnereden (He1, Ka7), Mären (In3, Po, Wi8) bzw. anderer Kleinepik (Nü1). In He1 wurde der Text in fortlaufenden, durch Alinea-Zeichen abgetrennten Versen eingetragen. In Nü1 ist (aufgrund der Nähe zur Fastnachtspielaufzeichnung?) der Sprecherwechsel jeweils durch Leerzeilen gekennzeichnet. In3 ist marginal mit zwei Federzeichnungen illustriert: Rechts neben der Spalte 134va steht ein trinkender Mann in kurzem Wams (mit Glasbecher, Deckelkanne, großem Geldbeutel), rechts neben der Spalte 134vb ein Mann in längerem Gewand (mit umgebundenem Schwert). Die Überlieferung teilt sich in zwei Fassungen (zur Varianz vgl. auch ausführlich die Angaben bei Grunewald 1976, 165–173): Auf der einen Seite steht Wi8 mit seiner Abschrift In3 (und Nü1, s.u.), auf der anderen der Rest der Überlieferung. Ka3, Po und Sr3 bringen nach dem dritten Redebeitrag des Trinkers eine anders und knapper formulierte Passage (Ka3 115–164; Po 108–139; Sr3 121–158) mit einem Wortwechsel, der die vorigen (ohne die explizite Thematisierung des vom Gegenüber zu erwartenden ›Lohns‹) variiert: Der Minner verflucht den Trinker (Wunsch, ihn zu ertränken) und preist die weibliche Güte und die Kraft der Minne; der Trinker beschreibt das Risiko für den Liebenden, bei Entdeckung erstochen zu werden, und lobt den Wein als sichere und ruhige Alternative. Auch in He1 findet sich diese Passage (He1 159–204), allerdings zeichnet sich die Hs. hier wie insgesamt durch häufige

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alternative Formulierungen und durch die Einschaltung exklusiver Plusverse aus. Ka7 stellt den Text der Zusatzpassage mehrfach um und endet nicht (wie Ka3, Po, Sr3 und He1) mit einem Redebeitrag des Trinkers, sondern mit einem weiteren Preis der Minnefreuden durch den Minner (Ka7 119–186). Alle Hss. der Fassung II bringen dann eine identische (in He1 und Po durch einen Segenswunsch erweiterte) Schlussformel, in welcher der Sprecher nach der Feststellung des ungeschlichteten Streits das Publikum auffordert, gegebenenfalls einzuschreiten: Wer si nu welle scheiden | Der sume sich niht lange | Ehe das der schade ergange (Sr3 162–164). Lediglich in Ka7 ist eine weitere Apostrophe (Ka7 195–214) angefügt, in welcher der Sprecher zuerst den Trinker und dann den Minner auffordert, jeweils ihren ›Kämpfer‹ zu unterstützen, sodann dem Publikum nahelegt, sich auf die Seite des Siegreichen zu stellen – und zu wünschen, dass dieser der Minner sei. Der Anhang stellt damit eine Verbindung her zum Streitgedicht von ›Herbst und Mai‹, das in derselben Hs. (Ka7 49v–51v) überliefert ist (siehe P a r a l l e l e n ). Nü1 überliefert eine Fassung, welche die Eigenheiten beider Fassungen kombiniert: Zunächst wird der Text (mit einigen exklusiven Versausfällen) parallel zu Wi8/In3 bis zum Ende des vierten Redebeitrags des Trinkers geführt (Wi8 208). Dann folgt der alternative Wortwechsel der zweiten Fassung. An ihn ist wiederum ein weiterer Beitrag des Minners gehängt, in dem, in abweichender Reihung, Elemente des abschließenden Preises aus der ersten Fassung (Wi8 234–248 = Nü1 237–252; Wi8 211– 233 = Nü1 269–291) aufgenommen sind. Es folgt eine Revocatio des Trinkers (Nü1 307–316), in der dieser betrübt seine Verblendung eingesteht: Wann du hast war vnd ich gelogen | Mein thumer mut hat mich betrogen | Das ich ye so vil wider dich gestreit | Das ist mir heüt vnd ymmer leit (Nü1 313–316). Der Text endet mit einer Warnung des Sprechers an das Publikum: Niemand solle die Trinkerei statt der Frauen loben. Überschrift: Hie Vacht Sich an der kriege des puo lers vnd des Spilers gar ain aubentürliche rede (He1) Der mynner vnd der luderer (Ka7) Vom puler vnd spiler (Nü1) Von dem luderer vnd von dem mynere (Po) Dis ist der luoderer und der minner (Sr3) Von dem ludrer vnd von dem Minner ain gut mer (Wi8; gleichlautend in In3) Inha lt: (Nach Wi8) . A Spaziergangseinleitung (1–10): Der Sprecher berichtet, auf einem Feld ein Streitgespräch zwischen einem höfischen minnerlein (7) und einem ludrer (9) gehört zu haben, und fordert das Publikum auf, gut zuzuhören. B Streitgespräch (11–248): Der Trinker bedauert den Minner (11–20): Es sei dumm, wegen der Liebe zu einer Frau zu leiden. Er dagegen liebe statt der Frauen den Wein, der sein Herz erfreue. i Der Minner (21–38) weist ihn rüde zurück – hier wie im Folgenden mit beleidigenden und herabwürdigenden Anreden (21: du so poser wiht, 71: du pöser slunt, 170: vnrainer pier sak etc.) – und bekennt sich zu höfischer Minne (36: hubscher minne). Die Gunstbezeigungen seiner Geliebten (Blick, heimliches

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Treffen, Kuss) wögen die Freuden eines ganzen Weinfasses, ja aller anderen Güter (33: Kaisertopos) auf. i Der Trinker (37–70) hält diesen Vergleich für affig (40: ain affenhait) und bezweifelt spöttisch den höheren Wert des Lebens als Minnediener: Als solcher sei man oft allein, warte in Kälte und Regen vor dem Haus der Geliebten, müsse Entdeckung und körperliche Strafen fürchten. Er hingegen habe bei Wein und guter Speise seine Freude und seinen Frieden. i Der Minner (71–106) stellt der Trunkenheit des Trinkers (73: So du pist völler dann ain swein) und jedem Wein aus Griechenland (84f.) seinen ›hohen Mut‹ (101: hohs gemüt) entgegen, das ihm die Geliebte verschaffe: genrehaftes Ausmalen einer Szene am Fenster mit wörtlichem Zitat einer Zusage des Minnelohns, die Geliebte wolle ihn einlassen, sobald Vater und Mutter eingeschlafen seien (87–94). i  Der Trinker (107–128) bestätigt, nur an Nahrungsaufnahme, nicht aber an Frauen interessiert zu sein (Sprichwort 127: Vor magen frawd ist nicht). Der Minner solle ruhig weiter hungrig dem Minnedienst nachgehen. i Der Minner (129–174) verflucht den Trinker und prophezeit ihm als ›Lohn‹ seiner Trunksucht schlimme Konsequenzen: Armut, körperliche und seelische Krankheit, Gewalt, Verlust des Seelenheils. Er betont erneut den Wert seiner Minneerfahrungen (Umarmung, die er dem Bozener Wein und dem Neckarwein vorzöge; Liebesworte aus rotem Mund) und weist den Vergleich mit dem Völlerleben als anmaßend zurück. i Der Trinker (175–208) sagt seinerseits dem Minner einen zweifelhaften ›Lohn‹ voraus: Verlust des Verstandes, Appetitlosigkeit, Stummheit, ängstliches Warten, körperliche Verstümmelung oder Tod bei Entdeckung des heimlichen Stelldicheins. Er dagegen beziehe seine Hochstimmung von Wein und Braten, seine Aufmerksamkeit gelte nicht dem Mai und der höfischen Minne, sondern dem Nahrungsmittelnachschub (207f.: Zuber wein vnd ochsen pug | Daz dunkt mich ain minne klug). i  Der Minner (209–248) entgegnet mit einem letzten Preis der höfischen Minne: Für bereitwillig ertragenen Schmerz gäben die Frauen vielfältigen Trost (heimlicher Blick, Lächeln). Die Trunksucht bringe dagegen nur Ohnmacht, Armut und am Ende einen gewaltsamen Tod. C Schluss (249f.): Der Sprecher endet mit einer Segensformel, in dem er das Ende des Trinkers konstatiert (249: Der ludrer hat ain ende; ggf. liegt eine Titelnennung vor) und den Minner Gott befiehlt. Para l lelen: Im Streitgedicht von ›Herbst und Mai‹ (Ziegeler 1985, FGf Nr. 27), das in Ka7 und Sr3 zusammen mit B418 überliefert ist, fungieren die Antagonisten luoderer und minnerlin als Sekundanten der beiden gegeneinander kämpfenden Jahreszeiten. Auf ähnliche allegorische Streitszenen im Fastnachtspiel weist Glier 1965 hin. – Nach Grunewald 1976, 126–128, ist vor allem der in Wi8, In3 und Nü1 überlieferte Wortwechsel mit Verweis auf die moralisch zu bewertenden Konsequenzen (Wi22 129–248) an den topischen Argumenten der zeitgenössischen Trunkenheitsliteratur orientiert.

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B419 Der Minner und der Kriegsmann

B419 Der Minner und der Kriegsmann Streitgespräch über den Lohn im Minnedienst und den Lohn im Kriegsdienst Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 316r–318v; 168 V. Ka3 97ra–98ra; 168 V.

Edition: Lassberg 1822, 25–29 Nr. 90 (nach Ka3) Literatur: Kasten 1973, 173–175; Kasten 2VL 6 (1987), 594f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Ka3 im Anschluss an zwei Teichner-Reden (B323 und ›Frauen machen Ritter‹, Niewöhner Nr.  481), die ebenfalls Ritterstand und Frauendienst problematisieren, sowie in der reinen Minneredenhs. He3. Beide Hs. überliefern fast den identischen Text, lediglich im ersten Vers wird der Fragende in He3 diener (statt Ka3 1: tumber) genannt. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) . A Einleitung (1–9): Der Text beginnt als auktoriale Erzählung: Ein Dienst suchender Söldner (bezeichnet als tumber [1]) trifft auf einer Straße einen fremden Reiter, der prächtig ausgestattetet ist. B Streitgespräch (10–165): Auf die Frage des Söldners, wohin er unterwegs sei, antwortet der Reiter, ein hoff (eine Hofversammlung) sei ihm angekündet, dorthin wolle er. Der Söldner fragt, ob er sich an dem Hof auch zum Kriegsdienst verdingen könne. Der Reiter (ab V. 26 ›Minner‹ genannt) erklärt, dass er nicht des materiellen Lohns wegen zu diesem Hof reite, sondern sich in rechtem hochen mut (28) und im Frauendienst darum mühe, den Damen und besonders seiner Geliebten mit ritterlichem Turnieren zu gefallen. Nach der Art des Lohns befragt, bekennt der Minner, dass der Lohn von der minne gnad (45) abhänge und je nach dem gelücke (48) in Freude oder Leid bestehe. Die Ansprüche auf Lohn seien zudem recht gering, mancher z.B. würde als Lohn pro Jahr nur ein einziges gutes Wort seiner Geliebten begehren. Der Söldner verspottet sein Gegenüber (61: Jr sint der witz tumb), wenn er nur um Wohlwollen diene und darum, dass man ihn Mit guter red lobt (65). Er erinnere sich an Herren, die immer viel Lohn versprochen hätten und doch am Ende zahlungsunwillig gewesen seien (78f.: Wenn er mir helffen solt | So was vnser liebi da hin). Der Minner räumt ein, dass der Frauendienst nur zusätzlich zum Herrendienst (um Lohn) geschehe, betont aber die positiven Wirkungen, die der Frauendienst in ethischer Hinsicht auf Männer habe. Als er auf die Frage, wie häufig er am Hof sei, angibt, dass er eigentlich immer dorthin eile, wirft der Knecht die Frage auf, ob ir-

B420 Unterricht der Minne

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gendeine Dame ihm denn materiell helfe, wenn er seinen Besitz aufgebraucht habe. Der Minner verneint und gibt zu, dass sich die Dame dann von ihm abwenden und einen anderen Liebhaber nehmen würde (119f.: Nit lenger min die liebi gert | Denn nu die wil min gut wert). Der Knecht wundert sich, dass der Minner trotz dieser Erkenntnis im minner orden (126) verweile. Der Minner bekräftigt, dass ihm materielle Not nichts ausmache, solange er an die Geliebte denke. Der Söldner verliert die Lust am Thema und will sich an einen Kriegsschauplatz begeben, um sich ein finanzielles Polster für den Winter zu verdienen. Er kann die Position des Minners, nach der man sein Vermögen im Frauendienst aufbraucht, dann aber von der Dame fallengelassen wird, nicht ernst nehmen (148f.: Ich will bi dem ernst sin | Vnd will lassen bi dem schimpf dich). Dienst ist für ihn nur als Lohndienst mit verlässlicher materieller Entlohnung verständlich. C Schluss (166–168): Ein Ich-Sprecher (der Söldner, der Minner oder ein bisher nicht hervorgetretener Lauscher?) berichtet, wie er höflich Abschied genommen habe. Er wisse (168: Jch weis), welchem von beiden es besser ergangen sei. Da er dieses Wissen nicht mitteilt, ist der Schluss der Rede offen.

B420 Unterricht der Minne Additive Definitionen der Minne, vorgetragen von Frau Venus Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Ende 14. Jh.

Edition: Nijland 1896, 213–216 Nr. 19; Kossmann 1940, 134f. Nr. 110 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 228 Nr. 326

Überlieferung: Ha3 65vb–66ra; 76 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden im hinteren Teil der Liederhandschrift Ha3. Nach V. 72 fehlt ein Vers; auch die Verse 67f. scheinen defekt zu sein (entweder sind sie als überlanger Vers zu verstehen, oder es fehlt ein Vers vor oder nach V. 67). Die sieben Definitionen der Minne sind jeweils am Beginn durch marginale Caputzeichen markiert; eine strophische Gliederung, wie sie das Druckbild der Editionen suggerieren, ist damit allerdings nicht gegeben. Bei der vierten Definition wird das Caputzeichen im zweiten Vers (40), mit dem fol. 66va beginnt, wiederholt. Oberhalb dieser Spalte auf fol. 66va findet sich die Federzeichnung eines (monströsen?) Kopfes mit überlanger Zunge. Ein ähnlicher Kopf, aber ohne Zunge, befindet sich auch an der Eingangsinitiale, mit der die Spalte auf fol. 66rb beginnt. Überschrift: –

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B421 Ratschläge für einen Zaghaften

Inha lt: A Exposition (1–14): Der Sprecher berichtet von der schön gekleideten Frau Venus, der Göttin: Sie beantworte die Fragen über die Minne, die schöne junge Damen ihr vorlegen. Diese Fragen werden allerdings nicht wiedergegeben. Stattdessen zitiert der Sprecher im Folgenden, was Frau Venus ihm und den Damen über die recht Minne und ihre Kräfte verkündet. B Minnedefinitionen (15–68): Die sieben Definitionen beginnen anaphorisch jeweils mit Minne is; nur die erste wird noch als indirekte Rede eingeführt (15: Si seyde, dat minne ware …). Die auf diese Weise systematisch erscheinende Definitionsreihe ist inhaltlich eher eine unsystematische Anhäufung von Aussagen über die Minne. 1. Minne ist ein Zustand (15: leven; 16: wesen), der dem Menschen leicht zuteil wird. Er wünscht dann nichts mehr auf der Welt als die Minne. 2. Minne ist auch ein Begehren, ein Nachdenken ohne Reden, ein schnelles Vergeben ohne Rachegedanken (nachsichtig) usw. 3. Minne ist die Einheit zweier Herzen; in ihr fällt alle Unterscheidung zusammen. 4. Minne ist ein Ding, das nicht geteilt werden kann und immer standhaft ist; das sagte ein weiser Mann. 5. Minne ist Minne und sonst nichts. Man kann Minne nicht erzwingen, sie will sich nur freiwillig einmischen. 6. Minne ist ein Wunder, das Wunder vollbringt: Sie macht Traurige froh, Geizige freigebig, Feige tapfer usw. 7. Minne ist nie verblasst, sie ist immer grün, neu, freigebig; edel und reich wie die rote Rose und die weiße Lilie. C Schluss (69–76): Als Venus fertig ist, fragt sich der Sprecher, wann ihm diese Freude zuteil würde. Er geht traurig davon.

B421 Ratschläge für einen Zaghaften Belauschtes Lehrgespräch der Frau Minne mit anschließendem Neujahrsgruß Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh.

Literatur: Karnein 2VL 7 (1989), 1035; Brandis 1983, 21; Klingner/Lieb 2006, 158

Überlieferung: Lo4 122v–125r; 206 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Lo4 zwischen zwei häufig überlieferten Minnereden (B247 und B356a). Zu V. 21 und 66 fehlt offenbar

B421 Ratschläge für einen Zaghaften

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je ein Reimvers. – Der von Brandis 1983 in Be2 identifizierte Text (vgl. Z81) teilt mit der vorliegenden Minnerede nur den Eingangsvers. Überschrift: Newraitt Inha lt: A Spaziergangseinleitung und Hasenjagd (1–41): Der Sprecher steht nach durchwachter Nacht, in der ein Rauhreif (5: newrait) gefallen ist, am frühen Morgen auf und reitet mit Hunden auf Hasenjagd. Er nimmt eine Fährte auf, kann aber den Hasen bis zum Nachmittag (28: auf non zeitt) nicht stellen. Ärgerlich lässt er die Hunde los (31: Von zorn ich den windstrick zuckt) und reitet ihnen hinterher. B Wegweisung zur Burg (42–83): Der Sprecher kommt an einen großen Wald und sieht auf einem Berg eine wunderschöne Burg. Während er sie bestaunt, kommt ein Mann aus dem Wald, den der Sprecher für einen Förster hält und den er fragt, ob er seine Hunde gesehen habe. Der Mann verneint. Auf die nächste Frage, wem die Burg gehöre, berichtet er, dass es die newnburg (66) sei, auf der Frau Minne und ihr Hofgesinde leben. Gerade seien viele Gäste zu Geselligkeiten geladen. Auf Nachfrage des Sprechers bestätigt der Mann, dass die Burg jedem offen stehe. Der Sprecher beschließt, seine Hunde aufzugeben, um auf der Burg herauszufinden, wie das Feuer der Minne die Leute entzünden kann. C Ankunft auf der Burg (84–105): Nachdem er sein Pferd im Vorhof der Burg seinem Diener übergeben hat, betritt der Sprecher die Burg und kommt in ein prächtiges Zimmer. Er glaubt, im Paradies zu sein, und erblickt in einer Fensternische eine wunderschöne Frau mit Krone und einen jungen Mann. D Belauschtes Gespräch (106–186): Der Sprecher belauscht das Gespräch der beiden. Die Frau fragt den Mann, was er seiner Geliebten zum Neuen Jahr schenke. i Er gibt an, keine Geliebte zu haben, gesteht dann aber auf Nachfrage, dass er zwar eine Liebste auserwählt, ihr seine Liebe jedoch noch nicht offenbart habe. i Die Frau rügt ihn als feige. Es sei unangemessen, die Frau den ersten Schritt tun zu lassen. Er solle sein Glück versuchen, ob die Auserwählte nicht auf seine Bitten eingehen würde. i  Der Mann berichtet von seinem minnebedingten Verstummen vor der Angebeteten. i Die Frau (151: Bezeichnung als Fraw mynn) gibt lachend zu bedenken, dass unterdessen auch ein anderer Mann um die Angebetete werben und Erfolg haben könnte. Daher solle er ihr seine Liebe so bald wie möglich offenbaren und Gewissheit darüber erlangen, ob sie seine Liebe erwidern werde. Ansonsten solle er sich eine andere suchen. Nach einer erneuten Ermahnung, nicht zu zögern und dem Herzen zu folgen, segnet die Minne den jungen Mann. Da sie wieder zu den anderen Frauen muss, nimmt sie Abschied von Mann, der ihr dankt. E Schlussbetrachtung und Neujahrsgruß (187–206): Der Sprecher beobachtet, dass der Belehrte jetzt erst richtig von der Minne entzündet ist. Er sieht dies als Bestätigung der Lehre der Frau Minne, dass nämlich derjenige sich selbst betöre, der seine Liebe nicht gestehe. Er äußert die Hoffnung, dass alle, die mit Treue und Ehre um Liebe bitten, erhört werden – auch er selber, dessen Herz beständig sei – und schließt

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B422 Frau Minne weiß Rat

mit einem Neujahrsgruß für sich und die Zuhörer (206: Got geb vns ain news frolichs iar).

B422 Frau Minne weiß Rat Treffen des an unerfüllter Liebe leidenden Sprechers mit Frau Minne, die ihn belehrt, sowie zweites Treffen in der Burg ›Hoffenheil‹, an dem jedoch der Tod von Frau Minne verkündet wird Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Matthaei 1913, 143–152 Nr. 14

Datierung: Überlieferung 15. Jh.

Literatur: Blank 1970, 62 Anm. 53 und 144; Brandis 2VL 2 (1980), 851; Uhl 2010, 106 Anm. 75, 231–233

Überlieferung: He14 48v–58r; 479 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Minnereden in der Sammelhs. He14. Nach V. 219 vermutet Matthaei aufgrund der fehlenden Reimentsprechung eine Textlücke und lässt in seiner Edition eine Zeile frei. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–54): Der Sprecher kommt eines Morgens auf der Suche nach lust und aubentewr (3) an einen Locus amoenus (Tal, Wasserfall, Quelle, Vogelgesang, Blumen), in dessen Lust und Pracht er deß mayen zellt gantz uff geschlagen (23) sieht. Er erinnert sich aber an die noch größeren Freuden der Liebe und schaut sich also nach Menschen um. Er gelangt vor den Eingang einer Burg mit hohen Mauern, indem er furchtlos durch den umgebenden wundervollen Baumgarten und einen Rosenhag schreitet. B Begegnung mit Frau Minne und Lehrgespräch (55–420): Eine nach mynne recht (57) rot gekleidete Dame kommt ihm entgegen und fragt ihn nach seinem Begehr. i Er erkennt in ihr freudig Frau Minne, preist sie als meinß hertzen lab (80) und fragt sie dann, wie es zu ungleicher Liebe kommen könne, die dem Mann das Herz breche und die Frau verschone. i Frau Minne will ihn umfassend über der mynne louff (91) unterrichten und antwortet, dass dies an übermäßiger Liebe des Mannes, an der mangelnden Liebe der Frau oder an der Unstatthaftigkeit der Beziehung liegen könnte. Beharrliches Werben des Mannes (Vergleich mit einem eifrigen Jäger) müsse aber das Herz der Dame erweichen, Verweigerung sei Sünde (135: allu truw muo ß vergolten werden). i Der Sprecher fragt, wie man sich bei unbelohntem treuem

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Dienst an der Dame und bei gebrochenem Herzen verhalten solle. i Frau Minne antwortet (Anrede des Sprechers als eines Unwissenden 160f.: du bist ain guotter man | gesell verstest es aber nit), dass es ganz normal sei, wenn die Frau zurückhaltend mit Liebesbekundungen verfahre, sich die Liebe aber dem Geliebten früher oder später offenbare. i  Der Sprecher bekräftigt seinen Frauendienst, wüsste aber gerne, wie man herausfinden kann, ob die Dame den Dienst je belohnen wird. i Frau Minne gibt ihm konkrete Handlungsanweisungen: Er solle der Dame seine Liebe möglichst bald eröffnen und seinen Dienst antragen (in direkter Rede gegebene Formulierungsvorschläge 184f. und 188f.), dann werde er schon recht bald Zeichen der Zuneigung (Worte, Blicke usw.) von ihr erhalten – sofern sie ihm wohlgesinnt sei. Sie nennt weitere Zeichen der Liebe (erschreckendes Herz, Erröten, Verstummen) und rät zu zwei weiteren Liebesproben: Er solle die geliebte Frau um einen Kranz zu bitten, dessen Gabe ein gutes Zeichen sei; zweitens solle er sie ettwas mit getrang (221) umarmen und an sich drücken. Wenn sie sich das gefallen lasse, könne er auf ihre Liebe schließen, bei Ablehnung jedoch solle er sie aufgeben und sein Glück bei einer anderen o e versuchen (Jagdmetaphorik 230: versuch anderßwa diner froden waid). Auch solle er anfängliche Ablehnung und Zurückhaltung als durch weibliche Tugend gefordert verstehen, die eine Offenbarung eigener Herzensnöte verbietet. i Der Sprecher erkennt die Notwendigkeit dieser tugendhaften Zurückhaltung, die zur Prüfung der ethischen Qualitäten des Werbers diene, an. Er warnt jedoch vor zu langem Zaudern, das beiden Seiten schade (257: vnd werdend uff paiden sytten Zuo narren), da oft eine einzigartige Gelegenheit verpasst würde (258f.: So wirtt ouch offt versampt ein tag | der nymmer herwider komen mag). In der ungehinderten Liebe (Gärtnermetaphorik 260f.: man oder frawen | die lieb garten tuond pawen) erfülle sich doch auch das Werk der Frau Minne. i Frau Minne gibt dem Sprecher recht, verkündet das Ende ihrer Belehrung und bietet ihm ihre Hilfe bei seiner Werbung an. i Daraufhin erzählt ihr der Sprecher von seiner geheimen, schon seit einem Jahr unerfüllten Liebe zu einer Dame, die ihm Kummer und Unruhe bereitet. Auf Nachfragen gibt er zu, der Dame seine Liebe noch nicht eröffnet zu haben, wofür ihn Frau Minne tadelt (313: du gemelich man). Er rechtfertigt sich ausführlich: Zunächst habe er die Dame scherzhaft befragt, ob sie einen Liebsten habe. Als sie dies bestritt, habe er sich nicht mehr getraut, seine Gefühle zu offenbaren, und diese wie ein Dieb vor ihr verborgen. Zweitens erschüttere ihn ihr Anblick jedes Mal so sehr, dass er nicht wisse, was er tun solle. i Frau Minne fordert den Sprecher auf, sich ein Herz zu nehmen (356: gesell, fach mannes muot) und auf eine positive Antwort auf sein Liebesgeständnis zu hoffen. Sie verspricht, ihm dabei zu helfen und die Dame so zu beeinflussen, dass sein Dienst belohnt wird. i Der Sprecher ist voller Freude. i Frau Minne bremst jedoch seinen Überschwang (393: man mag es alß ergachen nit) und bittet ihn, in acht Tagen wieder zu ihrer Burg Hoffen hail (408) zu kommen. i Dankbar verabschiedet sich der Sprecher (Handschlag und Umarmung). C Termin und zweites Gespräch (421–468): Hochgestimmt kommt der Sprecher nach Ablauf der acht Tage nach Hoffenheil. Im Garten trifft er eine Jungfrau, die ihm eröffnet, dass Frau Minne gestorben sei, und ihm deren letzte Botschaft ausrichtet: das du Zuo kainen tagen | ir Zuo froe d mer muogst geniessen (441f.). Weinend

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verlässt sie den am Boden zerstörten Sprecher (auffällige Bitte um ihren höfischen Abschiedsgruß 459–463, eingeleitet mit: O meinß hertzen aumey). D Totenklage (469–479): Der Sprecher will bis an sein Ende den Tod der Frau Minne beklagen (Anklage Gottes 474–476: das du maniges unmensch laust leben | das niemand kain trost tuot geben | und toe ttest soe lliche raine wib). Titelangabe: die red haist schwig und niemand sag (479). Para l lelen: Vor allem strukturell lassen sich Parallelen zu B214 und B257 feststellen: allgemein im Gespräch mit anschließender Wiedersehensvereinbarung, die sich nicht erfüllt, und in der titelangebenden Schlusszeile. Spezieller ähnelt der Gang des Sprechers entlang eines Wasserlaufes der Szene in B214 (vgl. auch dort den Vers B214, 373, genannten Streittige[n] Jager mit B422, 121: alß ain stritiger jae ger tuot). Die Verabredung mit der Dame in Hoffen hail (408) erinnert an eine ähnliche, ebenfalls ergebnislose Abmachung in B257, sich in affen hail (B257, 449) wieder zu treffen. Alle drei Texte könnten also in einen gemeinsamen Zusammenhang gestellt werden (Autorschaft?).

B423 Die neun Zeichen der Minne Traumerzählung von einem Lehrgespräch der Frau Venus über die neun Zeichen der rechten Minne Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 159–171 Nr. 30

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Blank 1970, 61f., 112, 140; Glier 1971, 279–283 (Anm. 219), 377f.; Rheinheimer 1975, 9, 16–21, 66, 79–88; Karnein 1985, 248f.; Ziegeler 1985, 73; Blank 2VL 6 (1987), 923f.; Beckers 1989, 43; Matter 2010a, 83; Matter 2013

Überlieferung: Be8 34ra–36vb; 449 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der von einem ripuarischen Verfasser stammende Text wird unikal überliefert in der ripuarischen Sammelhs. Be8 im Kontext eines Minneredenblocks; verbunden mit der vorangehenden Minnerede ›Zehn Schwestern‹ (B444) durch zahlenhaft bestimmte Systematisierungstendenzen, mit der nachfolgenden ›Minne und Gesellschaft‹ (B480) durch typologische Ähnlichkeiten (Minnekasuistik; Minnefrage als strukturierendes Element; Zelt als Kommunikationsort). V. 191 ist ohne Reimentsprechung, davor oder danach fehlt ggf. ein Vers (Brauns/Thiele zählen den fehlenden V. 192 mit).

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Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Brauns/Thiele 1938) . A Exposition (1–22): Der Sprecher liegt morgens früh im Bett und grübelt sorgenvoll und melancholisch (7: in grozze melancolie) über ein vorhergehendes Minnegespräch von Männern und Frauen, von dem lediglich das Thema mitgeteilt wird (Minnekasus): Es sei darum gegangen, ob ›rechte Minne‹ alles gewähren dürfe, ja werit ouch laster, scande of zue nde (12), und ob sich die Liebenden gegenseitig jeden Wunsch erfüllen dürften. Am liebsten würde der Sprecher nach Paris reisen, um dort die Wahrheit zu erfahren. Er hält eine solche Position für ›tugendlos‹ (16: due echden bloiz; d.h. ohne virtus im Sinne der amicitia-Lehre). B Traum- und Spaziergangseinleitung (23–78): Der Sprecher schläft wieder ein und träumt, er finde mitten in einem wilden Wald einen kostbaren Rosenbaum. In dessen goldene Blätter ist kunstvoll (35f. Fachterminologie: lasiert, geglättet, poliert etc.) eine Inschrift aufgemalt und ›eingraviert‹: Venue s, vrouwe unde coninghinne (38). Diese bringt ihn auf den Gedanken, dass hier vielleicht die Wohnung der Frau Venus sein könnte. Erneute seelische Turbulenzen lassen ihn tiefer in den Wald hineingehen. Er gelangt zu einem Locus amoenus (Anger, Blumen, Mai, Vogelgesang), auf dem ein reich geschmücktes Zelt steht (66–78: ausführlicher Unsagbarkeitstopos). C Das Zelt der Venus (79–150): Dem Sprecher begegnet vor dem Zelteingang einer Jungfrau. Auf seine Fragen hin erfährt er von ihr, dass Frau Venus in dem Zelt wohne und dort die Lehre rechtser mynnen (98) verkünde. Der Sprecher erwähnt den ihn beunruhigenden Minnekasus in seiner realen Welt und hofft auf eine Klärung. Die Jungfrau verspricht ihm, ihn zu ihrer Herrin, Frau Venus, zu führen, die ihm gewiss einen günstigen Bescheid erteilen könne. Im Zelt trifft der Sprecher auf mehrere Männer (115 Drillingsformel: Herren, Knechte, Ritter), denen Minne oft Kummer gebracht hat, und auf treffliche, anmutige Damen der höfischen Gesellschaft. Diese diskutieren unter der Schirmherrschaft von Venus in hartem Wettstreit zentrale Minneprobleme (117–119: live | leide, czwivel | hoiffin, leitz durch wencken). Frau Venus, erkennbar an ihren topischen Insignien (129: scosse und brande), sitzt auf einem Thron und fragt nach dem Anliegen des Sprechers. Erneut kommt dieser auf den ihn beunruhigenden Minnekasus zurück. In dem geschützten, ›heimlichen‹ Raum des Zeltes benennt er jetzt auch die Kontrahenten: Ein Pfaffe habe gesagt, dass Minne nichts versagen solle; eine Frau, der die Ehre so lieb sei wie ihr Leben, habe widersprochen und gesagt, dass Minne nicht mit Schande befleckt werden solle. D Die Lehre der Venus (151–440): Venus schafft in Anlehnung an die lateinische amicitia-Tradition zunächst die konzeptionellen Grundlagen für eine solche Minnefrage. Sie hält dem Sprecher einen traktatmäßig aufgebauten Vortrag – erst im Zusammenhang mit Punkt sechs kann dann die minnekasuistische Frage gestellt werden. Venus präsentiert die ›rechte Minne‹ allegorisch als Architekturmodell (170: ›Burg aller Tugenden‹). Diese Feste sei erbaut mit neun Erkern, die wiederum geschmückt seien mit neun Bannern, auf denen man neun Minnezeichen sehen könne. Sie seien die Garanten für den Besitz der Feste. Zuordnen könne man je drei Zei-

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chen der folgenden Dreiersystematik: Drei kämen aus dem Herzen (1.–3.), drei aus dem Mund (4.–6.), und drei erkenne man an den Werken. Durch häufige mündliche und schriftliche Quellenberufungen, so auf namenlose Meister, Lehrer und Weise (167, 197f., 218–220, 273, 307, 351, 377, 399), Hieronymus (237f.) und König Salomon (419), sichert Venus ihre Ausführungen ab. Die Zeichen bedeuten im Einzelnen: 1. Eintracht zweier Willen, Vereinigung zweier Herzen (178–201); 2. Aufrichtigkeit von beiden Seiten (202–224); 3. Aufhebung der äußeren, ständischen Unterschiede: Minne mache gleich (225– 248); 4. gegenseitiges Kritisieren (255: vrue ntlich sceldin), aber nicht öffentlich, dazu liebevoll und taktvoll (254–278); 5. Lob der / des Geliebten in der Öffentlichkeit und Pflicht, übler Nachrede entgegenzutreten (279–314); 6. Unterlassung von unehrenhaften Bitten bei der / dem Geliebten, aber auch Zurückweisen solcher Bitten von ihr / ihm (d.i. eine vermittelnde ›zwar-aber‹Antwort auf den Minnekasus; 350: da mede brech ich dir dem krych) (315–356); 7. Beständigkeit der Liebe trotz aller Unbilden des Lebens (361–382); 8. Gütergemeinschaft (383–402); 9. spontane Erfüllung der tugendhaften Bitten der / des Geliebten, mit Hinweis für den Sprecher auf die Einschränkung durch das sechste Zeichen: was sich nicht zu bitten gezieme (403–430). Abschließend nimmt Venus noch einmal das Bild der minnen veste (432) auf und betont, dass niemand dort Einlass finde ohne die neun Minnezeichen. Wer aber alle neun Zeichen führe, dem würde sie der minnen crans (438) aufsetzen. E Schluss (441–450): Der Sprecher überstellt sich dem Dienst von Frau Venus. Sie verabschiedet ihn mit dem Auftrag, er solle ihre Lehre und ihr Leben allin reinen lue den (447) kundtun (Anschlusskommunikation). Der sehr knappe Schluss verweist auf den Abschied des Sprechers von Venus und sein Erwachen aus Schlaf und Traum. Para l lelen: Auch in B307, B308, B358, B433, B444, B481, B496, B516 finden sich zahlenhaft reihende Systematisierungen und Zahlensymbolik als niederländische und rheinische Besonderheit; in B358, B486, B496 Architekturmodelle, z.T. auch als Wehrarchitektur. Typologische Ähnlichkeiten lassen sich mit B480 feststellen, wo ebenfalls ein Minnekasus leitmotivisch den Text strukturiert und in einer ›Zelt-Situation‹ vorgestellt wird. Sonstiges: Direkte Zusammenhänge mit der lateinischen amicitia-Tradition und den französischen und niederländischen Minnereden sind ungeklärt. Karnein 1985, 248f., verweist z.B. darauf, dass eigentlich jedes der Neun Zeichen auch in ›De Amore‹ vorkomme, »nur nicht in dieser Zusammenstellung und Gewichtung«.

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B424 Der Minner im Garten Belauschte Minnelehre durch Frau Venus Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Anfang 15. Jh. Überlieferung: He10 74r–82v; 388 V.

Edition: Matthaei 1907, 82–86; Matthaei 1913, 59–65 Nr. 5 Literatur: Matthaei 1907, 21, 82; Blank 1970, 149; Karnein 2VL 6 (1987) 584f.; Lieb 2008, 199

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der reinen Minneredenhs. He10 nach Minnereden von Meister Altswert (B429, B430, B431, B223) und vor dem ›Liebesbrief‹ von Gozold (B213). Matthaei 1907, 82 Anm. 1, schließt aufgrund der Reime auf einen ostfränkischen Verfasser. Überschrift: Dis ist ein sproch von dem mynnen in dem garten Inha lt: A Prolog (1–42): Der Sprecher klagt die Minne und ihren ›Orden‹ an: Sich treuer Liebe zu einer Frau zu verschreiben (u.a. Bild des immerwährenden Minnefeuers) bringe endloses und unermeßliches Leid hervor, wenn man die Geliebte meiden müsse (Tod aus Liebesleid, Minne macht dem Mann zum Toren usw.). Der Sprecher bittet die Minne, die er jetzt als Königin Venus anspricht, dass sie den so leidenden Minnenden helfe. Sie sei dazu verpflichtet. Woher er dies wisse, wolle er jetzt sagen. B Spaziergangseinleitung (43–70): Der Sprecher reitet im Mai in ein unbekanntes Land. Durch ein Tor betritt er einen großen Garten. Ein großer Fluss, auf dem Schiffe fahren, fließt durch den Garten. Der Sprecher nähert sich unbemerkt einem jungen Mann (65: er mohte ein kuonig ein keyser sy), der unter einem Baum seinen Kummer klagt. C Belauschte Liebesklage (71–107): Der junge Mann klagt, dass sein Herz vor Liebesschmerz vergehe (74: alz vor dem fuere ein snee), da er die Geliebte meiden, ihren erlösenden Anblick (Vergleich mit erfrischendem Tau) entbehren müsse: Ein Tag komme ihm vor wie hundert Jahre, jeder Stahl würde bei solcher Belastung brechen. D Belauschtes Gespräch mit Frau Venus (108–382): Der junge Mann sinkt ohnmächtig nieder. Nun sieht der Sprecher über 500 Schiffe mit roten Segeln herankommen. Es ist Frau Venus mit ihrem Gefolge von über 5000 teilweise adligen Frauen und Männern, die dem gepeinigten Minner zu Hilfe kommen will. Hervorgehoben wird vor allem der musikalische Dimension des Aufzugs (zu hören sind: Pauke, Pfeife,

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B424 Der Minner im Garten

Tambourin, Posaune, Fidel, Rotte, Saitenspiel). Nach langer Anreise von gut tausend Meilen geht die Flotte vor Anker. Frau Venus setzt mit einem kleinen Schiff an Land. Der Minner schreckt auf und fragt verwirrt, ob es Tag sei und wer ihn geweckt habe. i Frau Venus grüßt ihn freundlich und gibt ihm zu verstehen, dass seine Liebe und Treue nicht umsonst gewesen seien, sondern ihn in ihren Augen und in denen der Geliebten wertvoller gemacht hätten. i Der Minner fragt, wer sie sei. i Sie präsentiert sich als ›Königin Venus‹ und Helferin der Minnenden i Auf ihre Namensnennung hin geht sie der Minner hart an: Sie sei ein ungetruwez wip (193); er hasse sie, denn sie habe ihn in seiner Not (Tod aus Liebesleid, Stricke der Sehnsucht, gebrochenes Herz) im Stich gelassen, während sie anderen, die die Liebe nicht ernst nähmen und Frauen verleumdeten, unverdient zum Glück verhelfe; sie sei dumm, weil sie nicht jeden so belohne, wie er es verdiene. i Klug und beschwichtigend antwortet Frau Venus, dass sie wohl kaum den entlohnen könne, dem die Liebe nichts gelte (228f.: wie mag ich selden den gewer | der selde nicht erkennet). Auch wenn ein solcher Frauenverächter von Frauen belohnt würde, sei er doch vom höchsten Glück ausgeschlossen (236: der hoe hsten selden er doch enbirt) und freue sich nicht, denn er werde von den recht Liebenden verschmäht. Wer aber das begehre, dem sei Pelzrock (244: kuersen) und Mäntelchen einerlei (sprichwörtlich im Sinne von ›Jacke wie Hose‹?). Ganz anders der Minner: Seine Treue zeichne ihn aus, mache ihn allen Frauen preisenswert und veredle ihn (Läuterungsminne). Die Frau aber, die einen Frauenverächter belohne, werde von ihr mit Verachtung bestraft (260: die wil ich abschribe | von aller hohen, werden art). Eine solche Frau werde immer der rechten Liebe unwert sein. Mehr brauche sie, Venus, nicht tun, wenn sich jene dem Pelzrock (269: der kuersen) vergleiche, der für sie, Venus, gleichviel wert sei wie Stroh. Solchen Menschen widerfahre nicht wirklich Gutes, sie besäßen weder Treue noch auch den Schmerz, der (von wahrer Liebe herrührend) viele zu ruhmreichen Taten ansporne. Sie habe allen Menschen den freien Willen gegeben, sich an das Gute oder an das Schlechte zu kehren; sie folge jeweils nur dieser Entscheidung. – Frau Venus bringt dann ein ausführliches Gleichnis: Der unedle Rabe, der ein krankes Rind (300: schelmigs rint) frisst und laut kräht, er habe ein edles Tier selbst erlegt, und der edle Falke, der unerschrocken in hohe Flughöhen aufsteigt, um den Reiher zu fangen, und dann schweigsam genießt, werden gleichgesetzt mit dem unehrenhaften bzw. ehrenhaften Minner. Letzterer schwinge sich in tugendhaftem und ehrenvollen ritterlichen Verhalten empor, wage sein Leben durch werder frawen gruoz (353) und steige dadurch in Wert und Ansehen bei den edlen Damen, die ihm zwangsläufig ihre Gunst erwiesen. Sofern der Mann die Geliebte in rechter Treue und Beständigkeit im Herzen bewahre, werde er von ihr Gruß und damit Erlösung erfahren. i Der Minner beteuert, dass er sich nach dieser Lehre richten werde. Nachdem er ihren Segen erhalten hat, bittet er Frau Venus zum Abschied, sie möge auch seine Geliebte diese ›rechte Liebe‹lehren, damit sie ihn entlohne. i Frau Venus schließt: Ich weiz daz sie ez tuot (382). E Epilog (383–388): Schlussverse des Sprechers mit einer sehr allgemeinen Zusammenfassung: Frau Minne habe erläutert, wie es sich mit Liebe und Leid und mit ›werten‹ und ›unwerten‹ Liebenden verhalte. Bekundung seiner Ohrenzeugenschaft.

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Para l lelen: Karnein 2VL 6 (1987) sieht Parallelen zwischen der Lehre der Frau Venus und Motiven der Spruchdichtung, ohne allerdings konkrete Vergleichstexte zu benennen.

B425 Herz und Leib Begegnung des Sprechers mit sechs Minnepersonifikationen, die er wegen seines Liebesleids anklagt und die ihn am Ende einen Rat geben; mit inseriertem Dialog zwischen Herz und Körper des Sprechers Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1464 (Mü4) Überlieferung: Langfassung: Mü4 152v–158r; 346 V. Kurzfassung: Be3 159r–163v; 237 V. Lg4 288r–292v; 237 V. Pr2 129v–133r; 238 V. De2 65r–72r; 239 V.

Edition: Panzer 1899, 536–538 (Teiledition nach Mü4); Haltaus 1840, 211–214 Nr. II 47 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4) Literatur: Geuther 1899, 35, 130f.; Panzer 1899, 536–541; Kesting 2VL 3 (1981), 1152f.; Kern 2006, 67; Klingner/Lieb 2006, 156; Uhl 2010, 12, 51, 288 Anm. 34

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) und in Mü4 jeweils im Kontext anderer Minnereden sowie in De2 nach einer Sammlung von Mären Rosenplüts. Mü4 bietet die längste und wohl auch einzig vollständige Version: Die gesamte Textpassage Mü4 122–225 fehlt in den anderen Hss. Die Verse enthalten ›Gerichtsszene‹ mit den Personifikationen sowie einen großen Teil des ›Streitgesprächs zwischen Herz und Leib‹. Abgesehen von dieser Lücke sind die Varianten zwischen den verschiedenen Hss. kaum signifikant: Die Verse Mü4 69f., 239f. und 313f. fehlen in den übrigen Hss., 261f. sind dort vertauscht, und nach 308 finden sich zwei Zusatzverse, die Frau Venus als Sprecherin ausweisen; darüber hinaus fehlt Mü4 86 in Be3 und Lg4; ein Zusatzvers findet sich nach 342 in De2. Auffallend ist, dass Mü4 auch bei den Wortvarianten meist allein gegen die anderen Hss. steht, z.B. enthält Mü4 47, 50 und 52 das Wort wiplich (ebenso in den Zusatzversen 69f.), das in den übrigen Hss. nicht verwendet wird. Einzig in 36 erscheint minneclich als Vertreter des Wortfeldes minne, sonst wird in Mü4 stets lieb u.ä. verwendet. Betroffen sind auch die Bezeichnungen der Personifikationen: So nennt Mü4 neben ›Frau Liebe‹ noch ›Frau Venus‹ (statt ›Frau Minne‹ in den anderen Hss.). Die Exempelfiguren in 232–235 sind in allen Hss. auf verschiedene Weise entstellt: Dass es sich bei dem ersten Paar um Blanscheflur und Flore handeln muss, geht aus der entstellten Lesart: Von Planck Eyfer vnd von

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Floresz (Pr2 126; ähnlich in Be3, Lg4 und De2) hervor, in Mü4 werden die Namen zu einer unwahrscheinlichen Paarung von parciual und flores. Überschrift: Eyn rede von der liebe (De2) Ein mynn red von hertzen vom lieb (Lg4; gleichlautend in Be3) Ain ander spruch (Mü4) Ain mynn red von hertzen vnd von leib (Pr2) Inha lt: (Nach Mü4) . A Spaziergangseinleitung (1–48): Der Sprecher kommt an einem Morgen im Mai zu einem Locus amoenus (1–23: Wald, Vogelgesang, Blumen, Quelle, Wiese, Hag), in dem ein von Rosen umranktes Zelt steht. Davor steht die schönste Dame, die er je gesehen hat, und bricht Rosen. Es ist Frau Zucht. Sie erblickt den Sprecher und empfängt ihn freundlich. Ihm schwinden die Sinne (44: mein sinn vnd mein witz sint mir benomen). B Gespräch mit den Personifikationen (49–156): Dem Sprecher werden unter dem Verschwiegenheitsgebot die sechs Frauen benannt, die das Zelt beherbergt: Frau Venus und Frau Liebe, Frau Staete, Frau Zucht, Frau Tugend und Frau Scham (66f.). Überschwängliche Freude überkommt den Sprecher, als sein Wunsch, die Damen zu sehen, erfüllt wird: Sie erscheinen ihm engelsgleich, ihr Gesang (80: Quint quart Discant vnd octafo) paradiesisch, ›Wort und Melodie‹ (89) seien schöner als die der Sirenen. Die Beschreibung wird mit einem Brevitastopos abgebrochen. – Es folgt eine Art Gerichtsszene, in der die Damen vom Sprecher angeklagt werden. Mängel und Mühen trieben ihn um, an denen aus seiner Sicht die Damen – insbesondere Frau Lieb mit ihrem Rat – Schuld sind. i Frau Venus verteidigt sich: Niemand könne gute Liebe schnell erreichen, deshalb solle man Beständigkeit üben, denn nach guter Bitte erfolge rechte Sitte (Lohn / entsprechendes Verhalten). i Der Sprecher hält dagegen, dass ihm sein beständiges Warten solches Leid eingebracht habe, dass es besser für ihn gewesen sei, seine Dame nie erblickt zu haben. Ihr Herz sei wie ›versteinert‹ (137f.). Obwohl er keine ›Herzensliebe‹ (142) gewinnen könne, wolle sein Herz sich nicht von ihr abkehren. i Frau Liebe (!) versichert, dass sie selbst in seinem Herzen gewesen sei und wisse, wie es – trotz all seiner Klage – um dessen Treue stehe. C Streitgespräch zwischen Herz und Körper (157–300): Das Herz des Sprechers antwortet auf die Aussage von Frau Liebe und eröffnet ein Streitgespräch mit dem Körper: Von Kindheit auf sei es der einen Dame treu ergeben, sogar über den Tod hinaus, den der Körper ihm zu wünschen scheine. i Der Körper entgegnet, dass beide in der Gewalt der Dame seien und nicht auf Gnade hoffen dürften: Weder Segen noch Heil würden ihnen zuteil werden, nur sehnsuchtsvolle Raserei und leidvoller Zwang. i Das Herz erwidert, der Körper solle von seiner Klage ablassen: Was ihm Not bereite, erquicke das Herz; wie ein Zweig, den Aaron ins Paradies bringe, so ergrüne und erblühe es (vgl. Num 17) beim Anblick der Dame. Ihr sußer rosen varber mund (192) entflamme das Herz, das sich Gar minenclich enzünd (197), während ihr freundliches Lachen seine Trauer entkräfte. i Der Körper beruft sich auf Salomos Weisheit und

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warnt davor, sich der hohen Minne zu verdingen, da diese Liebe und der frawen spil (205) ihm den Verstand raubten und ihm so nie etwas zuteil würde. i Das Herz wirft ein, dass erst durch Frauenlob, Minne und ihr Leid Lob und ritterliche Ehre und ein hoch gemüte (214) gewonnen werden könnten, immer in der Hoffnung auf einen freundlichen Gruß, der auch den Körper erfreue. i Der Körper hingegen beklagt, dass schon die Gedanken an die ›weibliche Blüte reiner Tugend‹ (222) ihn betrübten und ihm, während er gedankenversunken verharrte, alle Freude und Unbeschwertheit dahin welke und sterbe. i Das Herz lenkt ein und resümiert, dass sie beide die Liebe gefunden und deshalb beständig um die Huld der Dame zu werben hätten. Ihre Schicksale seien aneinander gekettet (240: Stirb ich dan was ist dü) – ganz nach dem Vorbild der großen Figuren und deren Liebesleid: Blanscheflur und Flore (232: parciual und flores), Tristan und Isolde (233: tristan und fraw ysal) sowie Pyramus und Thisbe (235: pryamus und tysetze) seien in Liebe, Beständigkeit, Tugend und Treue füreinander gestorben. i Der Körper aber verkündet seinen Unmut darüber, dass das Herz auf eigene Faust ain lieb zu stät erwelt (243), die ihm wiederum Pein, Qual, Sehnsucht und Seufzen bereite. Träume von der Dame störten seinen Schlaf, sodass er sich hin und her wälze, unter Angstschweiß und Hitzewallungen leide und beim Aufwachen unter Wehklagen und Händewinden feststellen müsse, dass der Traum ihm nur kurz Trost und Freude war. Nie könne er Frieden finden, wenn nicht die Dame sich seines Leids erbarme. i Das Herz gibt zu bedenken, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen geben werde: In seinem Misserfolg solle der Körper dem Herzen doch seine Ehre lassen. Der Lohn aber, den es begehre, werde dem Körper zuteil. Auf Leben oder Tod wolle es, mit Hilfe des Körpers, darum werben. i Der Körper zeigt sich einsichtig: Ihr Wohlergehen sei in der Tat aneinander gebunden. So wolle er auf die Gnade der Dame hoffen und sich dafür auch Spott und Schande aussetzen; bis an sein Ende sei er mit der liebe strick (284) gebunden, auf Gedeih und Verderb ihr ausgeliefert. Ihr Mund und ihr Aussehen seien dem Himmelreich vergleichbar. Der Körper schreibt dem Herzen den Sieg zu und vergleicht sein Hoffen auf Gnade mit der Flucht eines in Bedrängnis geratenen Einhorns zu einer Jungfrau, von der es sich Schutz vor dem Tode erhofft: Das es uon sterben werd erlost | Also fliuch ich zuo ir genad (294f.). Schließlich erbittet der Körper, sich an die Damen wendend, Rat im rechten Minnedienst (299: der lieb pflicht), dessen er sich unkundig gibt. D Rat der Frauen (301–332): Stellvertretend für alle Damen spricht Frau Liebe, mahnt zu Lob und Dienst und erinnert an die Aussicht auf Lohn. Sie referiert sieben Tugenden aus dem Buch der Liebe (Minnebuch), deren Einhaltung das Leid mindere: 1.  höfisches Verhalten und Beständigkeit, 2.  Treue und Verzicht auf Falschheit, 3. gute Sitte und freies Leben, 4. maßvolle Freigebigkeit, 5. Verschwiegenheit, 6. Mannhaftigkeit und Tatkraft sowie 7. Zierde und vornehme Kleidung. E Schluss (333–346): Der Sprecher verabschiedet sich von den Damen mit Bitte um Huld. Sie segnen ihn. Die unterschiedlichen Ratschläge der Damen verwirren ihn. Er kehrt nach Hause zurück und schreibt das Erlebte auf. Para l lelen: Streitgespräche zwischen Herz und Körper finden sich auch in B48, B50 und B485.

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B426 Der Versuchung Abenteuer

B426 Der Versuchung Abenteuer Begegnung des Sprechers mit mehreren Minnepersonifikationen, von denen er das Minnekind erhält Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung Mitte 15. Jh.

Literatur: Fürbeth 2VL 10 (1999), 300

Überlieferung: Wi16 24r–34r; 538 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minneredensammelhs. Wi16, nach B455 und vor der ebenfalls unikalen Minnerede B514. Der Text weist kleinere Unklarheiten (verballhornte Edelsteinnamen 55) und Unvollständigkeiten auf (Versausfälle vor oder nach 117 und 522). Auch die Handlung scheint nicht frei von ggf. überlieferungsbedingten Inkonsistenzen (unklare Personenkonstellation beim Vorgang 355–382). Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–20): Der Sprecher gelangt eines Abends in einen schönen Hag (Blumen, Vogelgesang; 10f.: das ich mir gedacht in meinem wan | es wär das irdisch paradeis) und ist begierig, dessen Grenzen zu erkunden. B Begegnung (21–116): Eine kostbar gekleidete Dame auf einem schwarzen Pferd reitet auf den Sprecher zu und lädt ihn ein, ihr Gesellschaft zu leisten. Sie verspricht ihm, ihn zu einer liebreizenden Gesellschaft zu bringen, wo er interessante Dinge (37: abenttewr) erfahren werde. Sie reiten zu einem prachtvollen Zelt (Gold, Zeltknauf aus Karfunkel, Rubin, iohand [?] und Balas), dessen Leuchten den Sprecher anzieht. Die Dame weist ihn an, sich hinter ihr in einer Ecke zu halten, dann werde ihm der recht orden künd getan | den lieb gegen herzen lieb schol han (77f.): Die Liebe habe hier ihr Lager aufgeschlagen, begleitet von den Damen Weisheit, Ehre, Treue, Mäßigkeit, Beständigkeit, Scham und Zucht. Sie treten in das Zelt, in dem die Dame von der genannten Schar der Tugendpersonifikationen als Freundin empfangen wird, während sich der Sprecher im Hintergrund hält. Auf einem goldenen Thron oberhalb der sitzenden Damen sieht er auch die strahlende Minne, ein kindel (106). C Lehrgespräch (117–382): Die Dame bringt als Botin einer ungenannten Frau eine Bitte vor: Sie möchte das Minnekind übergeben bekommen nebst einer schriftlichen Anleitung, wie man es behandeln soll, ohne dass Trauer entstehe, wie man ehrenvolle Liebe betreiben könne, schließlich wie die Regeln für den seien, der rechte Liebe pflegen wolle. Zunächst antwortet die von der Dame direkt angesprochene Frau Weisheit, danach die anderen Tugenden. i Frau Weisheit (140–172) rät, dass man sich

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nur der Liebe verpflichten solle, wenn man sich durch Proben, Aufträge und Schwüre Gewissheit über die Treue und Beständigkeit des Partners verschafft habe. Solche geprüfte gegenseitige Liebe sei ehrenvoll. Jede wankelmütige Veränderung solle man frühzeitig erkennen und klug verhindern. i Auf die Frage der Dame, welcher Liebeslohn ehrenvoll sei, möchte Frau Ehre (176–213) zunächst nicht antworten, gibt aber dann an, dass es dem tugendhaften Mann genügen sollte, wenn sich ihm die Frau in beständiger Treue zuwende, ihn erziehe (189: vnd vnder weis in was in nit zier) und ihre Liebe freundschaftlich und allein mit Worten zum Ausdruck bringe. Die Frau solle darauf achten, nur einem Mann die Liebe zu versprechen und nicht wankelmütig zu sein. So würde die Ehre beider Partner gewahrt, ein Ende der Liebe sowie späteres Leid verhindert. Eine Liebe mit falscher Gesinnung führe dazu, dass die Frau ins Gerede komme und der Mann sein Leben verliere, da Gott alles Übel strafe (Verweis auf Sprichwort 212f.: wan er lät vngerochen nit | vbel das dy menig gicht). i Es folgt die Antwort von Frau Mäßigkeit (214–245), die als oberste Tugend der Liebe und als Schutz vor Leid die Mäßigkeit nennt. Durch sparsame Worte und Gebärden sowie durch die Vermeidung übermäßiger Intimität (232: vbriger gehaim) könne verhindert werden, dass die Liebe öffentlich werde. Liebeskommunikation sei nur bei Wahrung des Anstands zulässig. Auch solle eine Frau jegliche Situation vermeiden, in welcher der Mann nach Belieben mit ihr verfahren könne (sprichwortartige Sentenz 242f.: scholt der diener herschen nach seinem willen | so macht in des nyemant gestillen). i Frau Beständigkeit (246–273) betont dagegen, dass die Aufnahme in den ›Minneorden‹ vor allem Beständigkeit verlange. Sie positioniert sich offen gegen Frau Ehre: Deren Forderungen würden oft Wankelmut erzeugen. Bei Unbeständigkeit verblassten aber alle anderen Vorzüge; sich vor ihr in Acht zu nehmen, zahle sich täglich aus. Den Wert der Beständigkeit würden sicher auch andere schöne Damen bestätigen. i Tatsächlich schließt sich Frau Scham (274–354) an, spezifiziert aber, dass erst beständige Schamhaftigkeit höchstes Glück ermögliche. Viele Frauen würden sich keine Freude versagen, weshalb Frau Ehre sie fliehe – Schamhaftigkeit sei als ›Kleid der Ehre‹ dagegen ihr Garant. Denn während schamlose Menschen nicht über die Konsequenzen ihrer Handlungen nachdächten, würde der Schamhafte ständig darüber reflektieren und lieber im Verborgenen leiden, als diese Tugend aufzugeben. Es folgt eine Mahnung an die Dame, sie solle stets so leben, dass sie sich keine Verfehlung gegen die genannten Tugenden vorzuwerfen habe (imaginierte Gedankenrede der Dame 316 und 323–327). Frau Scham wendet sich auch gegen die Unbeständigen, die das Minnekind forderten, es dann aber aufgrund ihrer Verfehlungen wieder unter Schmerzen zurückbringen müssten – diesen würde zu Recht ganz heiß, wenn sie sich vor der Ehre, die all ihre Verfehlungen kenne, verantworten müssten. i Nach ihr soll Frau Zucht (355–382) die Unterweisung über die Regeln der Liebe und über die Bedingungen, unter denen das Kind weitergegeben wird, abschließen. Statt einer Lehre folgt aber die Erzählung eines Vorgangs: Frau Zucht geht mit Frau Ehre und Frau Scham zu Frau Weisheit. Dort bitten sie Frau Ehre, sie möge gestatten, dass eine Dame, um ihrem Verehrer die Betrübnis zu nehmen und ihn zur Ritterschaft anzuspornen, ihn umarmen und küssen dürfe, sofern Frau Zucht dabei sei. Frau Ehre erlaubt es unter der Bedingung, dass alle Tugendhaftigkeit eingehalten

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wird. Die Erlaubnis gelte auch nicht für Rühmer, Trunkenbolde, Lügner und diejenigen, die Frauen in Schande bringen. D Übergabe des Minnekindes und Abschied von den Tugenden (383–466): Die Dame, die den Sprecher begleitet, versichert, dass sie bereits darauf geachtet habe, dass niemandem die Liebe zuteil werde, der sich nicht in Ritterschaft und Frauendienst bewährt habe. Sie fahre aus diesem Grund als versüecherin (391) durch die Lande und überprüfe unerbittlich Haltungen und Handlungen von Frauen und Männern. Frau Ehre übergibt ihr daraufhin das Kind. Sie solle seinen Besitz aber verbergen, anderenfalls drohe Leid (metaphorische Ausmalung: Statt der Pflanze Augentrost wachse dann Wermut, Blüten und grünes Gras vergingen, der Reif zerstöre Vergissmeinnicht und Wohlgemut). Frau Ehre gibt das Kind dem Sprecher auf den Arm, zudem eine Abschrift der vorher gehörten Lehre. Im Rahmen der freundlichen Abschiedsworte gibt Frau Ehre der Dame noch den Auftrag, allen Damen ans Herz zu legen, das Kind Liebe gut zu behüten und gut im Sinne der Tugenden zu erziehen – dann wollten sie, Frau Zucht und Frau Scham, ihnen beistehen. Die Liebe sei gut zu umsorgen, wenn man sie maßvoll betreibe und ihr nicht zu viel Macht gebe. E Heimritt (467–538): Auf dem Heimritt fragt der Sprecher die Dame, weshalb die Liebe einem Kind gleiche, wo sie doch ihre Macht über alle Welt ausübe (exemplarisch als Minnebetroffene genannt werden Salomon und David). Die Dame antwortet, dass die Liebe den ›Gürtel der Ehre‹ besitze, zugleich aber derjenige, der sie über sich herrschen lasse, Ansehen und Besitz verliere, da er einem Kind gleich alles für sie einzutauschen bereit sei (Beispiel vom Kind, das einen Apfel großen Reichtümern vorzieht). Rechte und gefährdungsfreie Liebe sei aber immer mit Ehre zu mischen sowie auf den Beistand von Frau Mäßigkeit, Frau Beständigkeit und Frau Zucht angewiesen. Der Sprecher dankt und nimmt nach Rückkehr zum Ausgangspunkt des Ritts schmerzvoll Abschied. Die Dame gibt ihm zum Lohn noch den Zettel dar an geschriben was | was züegehort der myne (518f.), mit der Auflage, ihn niemandem zu zeigen außer einem Gesellen (die weitere Spezifikation fehlt, wohl durch Textausfall nach V. 522). Sie trennen sich, der Sprecher reitet voller Freude über die empfangene Lehre durch die schöne Natur nach Hause. Dort bedenkt er, dass die Liebe der Anfang des Leides sei, das Leid aber auch der Anfang der Liebe. Der Text endet mit einer Titelnennung: das haisset der versüechung abenttewr (538).

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B427 Das Minneturnier Umfang- und anspielungsreiche Traumerzählung von einem Minneturnier, das von einem Zwerg veranstaltet wird,mit eingeschobenem Lehrgespräch zwischen Frau Venus und ihrem Ziehsohn Ve r f a s s e r : unbekannt (Hermann von Sachsenheim?) Datierung: früheste Überlieferung 15. Jh. Überlieferung: He11 88r–112r; 1310 V.

Edition: Matthaei 1913, 96–113 Nr. 10 Literatur: Huschenbett 1962, 98–108; Glier 1971, 336f.; WittmannKlemm 1977, 117; Schnell 1985, 312f.; Strohschneider 1986, 17 Anm. 22; Huschenbett 2VL 6 (1987), 596–598; Kern 2006, 67; Klingner/Lieb 2006, 159; Uhl 2010, 53 Anm. 49, 255f., 293

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert, gemeinsam mit der ›Jagd‹ Hadamars von Laber (B513), jedoch von anderer Schreiberhand und in anderem Layout eingetragen. Direkte Rede der Figuren ist in der Hs. durch ein marginales Alineazeichen gekennzeichnet. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (V. 1–44): Ausführlicher und sprachlich elaborierter Bescheidenheitstopos: Der Sprecher sieht sich seinem höfischen Ideal (1: der hoffwyß drytt; 2: ›Schimpf und Ernst‹) nur begrenzt gewachsen, rechtfertigt sein Dichten aber als Herrendienst. Er könne weder ›grobe Späne hauen‹ (8) noch ein einziges der Wunder Gottes auf Erden verstehen, auch nicht das ergründen, des vantasy mich reytzt (17). Er habe seltsame Träume (25), von denen er berichten müsse. Ebenfalls ein Traum sei es, der die Wiedergabe des folgenden Gesprächs (31) bewirke (Inspiration). Publikumsanrede: Bitte um Verzeihung für die nicht von ihm beeinflussbare Längen des Gedichts (34f.: wie ich den traum bestürtz, | so bricht er neben uß). Man möge ihn erst nach Abschluss des Gedichts aus dem Traum aufwecken. B Beginn der Traumerzählung (45–757): Der Sprecher vermeint, durch die Grüße der Frau Minne geweckt zu werden, und erblickt am Fuße eines Gebirges ein Feldlager der Frau Abenteuer. Er bricht noch vor Sonnenaufgang zum Spaziergang in eine schöne Maienlandschaft auf. Neugierig, was der Zustrom aus dem Gebirge zur Versammlung der Frau Abenteuer zu bedeuten hat – er glaubt an yttel zauber list (95) –, spricht er einen alten Mann an. Der verweist ihn an einen im Gebirge wohnenden Zwerg. Dieser Zwerg habe den Plan der Zusammenkunft eigenhändig an die Steinwand seiner Burg geschrieben. An beiden Seiten des Burgtors finde sich je ein Schild der Frau Venus und der Frau Abenteuer. An einem Baum davor hingen wei-

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tere Schilde, die jeder nehmen könne, den es nach ritter spiell (135) verlange. Der Sprecher begibt sich zu diesem Tor. Der Zwerg lässt ihn ein und fragt ihn sogleich in beredter Weise (156: spitz mit witzen) nach Stand und Herkunft, worauf der Sprecher nur ausweichend antwortet. Der Zwerg erklärt ihm die von ihm gemachte ordenung (184) des Maiturniers seiner Herrin, der Frau Abenteuer, und die beiden vor dem Tor hängenden Schilde (172–255): Letztere seien Zeichen der beiden Gefolgschaften der Frau Venus und der Frau Abenteuer. Auf dem Schild der Frau Abenteuer stehe ihr Name, darunter ihre Titulatur (199: brieffeleye) und eine Schutzformel für alle, die nach ritterlichen Ehren strebten (207: Anspielung auf her Key). Die Schilde im Baum repräsentierten die verschiedenen Formen ritterlichen Turnierkampfes. Durch Klopfen an den Schild der Wahl werde er herbeigerufen und vermittle den Klopfenden dann an einen entsprechenden Turniergegner. – Der Zwerg führt den Sprecher auf das Versammlungsfeld und zeigt ihm das Zelt (262: paflyon) der Frau Venus (ab hier auch alternativ ›Frau Minne‹ genannt). Er rät ihm sich umzuschauen und übergibt ihn, als der Sprecher sich um seine Sicherheit sorgt, einem Türhüter der Frau Venus, der solle ihn zu seltzammer presentt (301) seiner Königin führen. Nach einem Lob der Macht der Frau Minne (sie sei ›subtil‹ [307], könne Minnepfeile durch viele Mauern schießen, und über ihr schwebe Amor) verabschiedet sich der Zwerg, auch der Türhüter entfernt sich kurz. Der Sprecher schaut sich die Zelte an: Auf dem der Minne ist das Kind Amor in einem goldenen Tabernakel abgebildet, eine Fackel aus Karfunkelstein haltend; auf dem der Frau Abenteuer sieht man einen Affen abgebildet. Der Türhüter holt ihn ab, da er in das Hofgesinde der Frau Minne aufgenommen werden soll. Die Göttin begrüßt ihn höflich (in England und Schottland hat der Sprecher keine solche Ehre erfahren) und preist die gemeinsame Versammlung mit Frau Abenteuer als Fortsetzung des Artushofs (385: Verweis auf Florischantz). Der Sprecher nimmt den Dienst an. Dreihundert rotgekleidete Jungfrauen treten auf, dann richtet sich Frau Minne zur Messe (ausführliche Beschreibung von kostbarer Kleidung und Schmuck), die von tausend Gefolgsleuten gefeiert wird. Frau Minne agiert in priesterlichem ampt (477), dabei wird von fünfzig Kantoren, unterstützt von einem Organisten, der mußig don gesungen | usß franßsos welscher zungen (479f.). – Brevitas-Topos: Da kürzere Gedichte beliebter sind, wird die Geschichte hier abgekürzt. – Nach dem Essen rüstet sich die Gesellschaft zum Turnier – Brevitas-Topos (504–528): Furcht, es könnte wegen der vielen Personen und Ereignisse ein sehr umfangreicher Bericht werden (512f.: so kem dar usß gefloßen | ein michel grosses buch); Verweis auf sein Dienstverhältnis zu einem Herr und auf die Beschreibungskunst von Wolffram …| von Eschelbach (524f.) – Vor den beiden Gastgeberinnen Abenteuer und Venus ermahnt der Zwerg als Zeremonienmeister (558f.: mit einem ›Holz‹ wie eins marschalcks bengel) zu Schweigen und Zucht und eröffnet das Turnier. Das Turnier übertrifft die Idealität des Artushofs. – Brevitas-Topos: Aus Rücksicht auf das Publikum unterbleibt eine detailliertere Beschreibung; außerdem Entschuldigung wegen einer möglichen Übertreibung; Sprichwort: ›Ein Bader lobt seinen Kübel vor dem Gesinde‹. – Auf die Frage der Venus, welcher Ritter ihm am besten gefalle, nennt der Sprecher den Kämpfer in den rot-schwarz-weißen Farben. Frau Venus benennt ihn als ihren Sohn und lädt den Sprecher zu einem vertraulichen

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Gespräch über diesen Ritter in ihr Zelt. Er sei von der ›Komplexion‹ her ›Sanguiniker‹ (716f.), unter dem Stern der Venus geboren, was sich auch in seiner Physiognomie (721: vysamy) zeige, und von kaiserlichem Rang: sin angeburt die klympt | im romschen rych an myttel | wol glich dem hohsten tyttel, | so man ubt kunglich wal (728–731). Als schwaches Findelkind wurde er Frau Venus von ›Frau Saelde‹ übergeben und zum ritterlich ausgezeichneten Diener erzogen. C Erzählung von einem Lehrgespräch der Frau Venus (758–1263): Frau Venus erzählt, wie der Ritter (ihr Ziehsohn) eines Tages krank wird vor Sehnsucht (Symptome: Seufzen, 761: Hände winden durch vantasy). Sie erklärt ihm, dass er wohl vom Kind Amor verwundet worden sei. Der Ritter vergleicht Amor mit einem Dieb (789: der gibt und wider stilt) und fragt nach dem Wesen der Liebe. Sie rät ihm, an der rechten Liebe nicht zu zweifeln, denn die Liebe sei gut, solange sie recht gepflegt und betrachtet werde; nur durch den Missbrauch trete der lieb vernunfft […] in der narren zunft (805f.). Frau Venus nennt drei Arten der Liebe: die Liebe zu Gott, die Liebe im Sakrament der Ehe, die ›natürliche‹ (angeborene, kreatürliche, körperliche) Liebe, die Freude und Leid bringt und deren Göttin sie (Venus) sei. Amor bringe diese Liebe in die Herzen der Menschen und verursache stark wechselnde Zustände (jetzt blind, dann sehend; jetzt rot, dann bleich; jetzt verzagt, dann keck usw.). Der Ritter wundert sich, dass Venus die Macht Amors und seinen Mutwillen nicht stärker einschränkt, beschreibt und beklagt das leidbringende Wirken Amors für die Liebenden. Venus weist ihn darauf hin, dass die natürliche Liebe, anders als die göttliche Liebe, nicht vollkommen und ewig sein kann, daher auch immer mit Maß betrieben werden sollte. Sie rät dem Ritter als ›Arznei‹ gegen die Sehnsucht, sich unerreichbare Ziele aus dem Kopf zu schlagen. Der Ritter verweist auf das Problem, dass klares Vorgehen in der Liebe oft durch die Wankelmütigkeit der Liebesobjekte (972: der mynn genossen) vereitelt wird. Frau Venus bescheidet ihn lakonisch, dass man das Meiden ertragen oder von der Liebe ablassen muss, denn: nit altzyt mag man han | das senlichs hertz begert (980f.). Sie ersetzt nun dieses Gespräch (991: dispetatz) über die Liebe durch eine allgemeine Tugendlehre im Stil eines Fürstenspiegels (994–1054): Affektbeherrschung, Gottesfurcht, Rechtspflege, wirtschaftliche Besonnenheit etc. Frau Venus hofft, dass ihr Ziehsohn ihrem Rat folgt und zu artusgleichem Ruhm kommt. Auch in der Minne (Minneregeln halten und dem Rad des Glücks vertrauen) solle er den Rittern der Tafelrunde nachfolgen, die nicht wegen Gabe und Lohn, sondern um der Minne willen Ritter waren (positiv: Artus; negativ: Keie). Vorbildhafte Minneritter und ihre Damen aus der höfischen Klassik werden genannt: Parzival, der anfangs ubt mynn in schulsacks kleytt (1107); Lancelot, der für Ginover kämpfte; Schionatulander, der für Sigune gegen die Heiden zog; Willehalm, der sein Leben für Gyburg einsetzte. Venus gibt ihrem Ziehsohn eine kurze Werbungslehre, wie er eine rechte Geliebte finden und ihr Herz gewinnen kann (ideale Minnebeziehung). Sie exemplifiziert ihre Lehre an Sigune und Schionatulander, wobei die tragische Wendung des Liebesversprechens in der tödlichen Jagd nach Gardivias und die über den Tod des Geliebten reichende Treue Sigunes kurz nacherzählt wird. Venus gibt weitere Hinweise, wie auch durch gottesfürchtige Ritterschaft die Gewogenheit der Minnedame erhalten wird: U.a. solle das primum querite | Gottes rych (1199f.; Anti-

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phon nach Mt 6,33: ›Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes‹) in ihm ›erscheinen‹, und er solle täglich einmal an den Inhalt des passional (1201) denken. Venus verweist ihren Ziehsohn für weitere Auskünfte auf alte Bücher, die von ›Liebestaten‹ erzählen, und an die Dichter, die Kluges darüber geschrieben haben (1209–1213). Dieser dankt ihr für die Lehre, worauf sie ihm anbietet, dass er gelegentlich wiederkommen könne. Sie könne ihm dann weitere Lehren über Minneorden und Minnegesetze geben, ihm ihren ›Dreschflegel‹ zeigen (1236f.) und lehren, wie er sich vor Unminne hüte. Sie hofft, dass ihm die Lehre angenehm glich dem biesem (1254) gewesen sei. Der Ritter sagt, er sei über seine Verwundung durch den Minnepfeil jetzt froh, und bittet um den Abschiedssegen. D Fortsetzung der Traumerzählung (1264–1287): Frau Venus empfiehlt dem Sprecher die Lehren des Gespräches; sie habe keine Zeit mehr, sie müsse jetzt zum Tanz. Der Sprecher bedankt sich und will sich um Ablass der Sünden bemühen, die ihn noch von solchem idealen Minnerittertum abhalten. E Schluss (1288–1310): Der Sprecher erwacht durch seinen in die Kammer eindringenden Knecht, der sich um seine Gesundheit sorgt und ihn dann lachend an die verschlafene Messe erinnert. Zornig verflucht der Sprecher den Knecht, da ihm nun das Ende des Traumes fehlt. Para l lelen: Die Szene des unsanften Weckens durch den Knecht ähnelt auch in der Wortwahl dem Ende von B247. – Strukturelle Ähnlichkeiten: Prolog, Spaziergang, Zwerg, Gebirge, Burg, Zeichen (Schilde bzw. Kronen), Frau Minne / Venus, Minnelehre etc. bestehen auch zu B437 Parallelen zu den Werken von Hermann von Sachsenheim führt ausführlich Huschenbett 1962, 98–108, an; es wird daher auch die Autorschaft Hermanns erwogen, zumindest ist der Autor aber ein guter Kenner der Werke Hermanns. Die zahlreichen Anspielungen auf die höfische Literatur setzen mindestens die Kenntnis des ›Willehalm‹ Wolframs von Eschenbach und des ›Jüngeren Titurel‹ voraus. Sonstiges: Die Minnerede scheint ein Auftragswerk zu sein (siehe Prolog und V. 517). Es liegt nahe, den Auftraggeber in jenem vorbildlichen Ritter zu sehen, der in Teil C als Ziehsohn der Minne dargestellt wird. Huschenbett 1962, 107f., vermutet, dass der Text in eine konkrete historische Situation um 1451/52 einzubetten ist und mit jenem Ritter auf Erzherzog Albrecht VI. von Österreich angespielt wird. Glier 1971, 337, hält dagegen auch eine Identifizierung mit dessen Bruder, Kaiser Friedrich III., für möglich (vgl. auch Huschenbett 2VL 6 [1987], 597).

B428 Der Minne Regel

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B428 Der Minne Regel Großform der narrativ eingeleiteten systematischen Lehr- und Personifikationsdichtung, die ausgiebig den Traktat ›De amore‹ von Andreas Capellanus benutzt; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : Eberhard von Cersne Datierung: 1404 Überlieferung: Wi18 1r–3v, 6r–115r; 4843 V.

Edition: Wöber 1861, 3–184; Bobertag 1886, 189–216; Niewerth 1973, 147–200; Buschinger 1981, 3–146 (diplomatischer Hss.-Abdruck) Literatur: Bech 1863, 268–270; Bachmann 1891; Ranke 1932, 207; Leitzmann 1949; Glier 1971, 290–298; Niewerth 1973, 6–145; Glier 2VL 2 (1980), 270–274; Schmidt, R. M. 1982, 105–148; Karnein 1985, 249–251; Wallmann 1985, 320–324; Hages-Weissflog 1998, 17–26; Egidi 2006a, 239; Köbele 2006a, 24; Wunderle 2Killy 3 (2008), 150f.; Uhl 2010, 43f., 51, 66f., 152; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Autorhs. Wi18. Neben B428 enthält die Hs. ein Register deutscher und lateinischer Gedichte und 18 Lieder, die Eberhard von Cersne, einem Mindener Kanoniker (urkundlich erwähnt 1408), zugesprochen werden. Die Textabschnitte von B428 sind in der Hs. durch deutsche oder lateinische Überschriften markiert. Den Text leitet eine ausführliche, nicht vollständig erhaltene Capitulatio ein. Auf den Epilog folgt ein deutsches Kolophon, das eine Datierung (1404) sowie einen Segenswunsch enthält, und eine Abschrift der lateinischen Definition der Liebe aus ›De amore‹. – Die Sprache der wohl autornah entstandenen Hs. ist zwar hochdeutsch, der Text zeigt jedoch deutlich seine Herkunft aus dem Niederdeutschen. Überschrift: Hij begynnet der mynnen regelen Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Buschinger 1981) . A Spaziergangseinleitung und Lehre der Minnekönigin (1–810): Der Sprecher erreicht auf einem Spaziergang einen Minnegarten. Vor Liebesleid ist er so geschwächt, dass er sich kaum mehr auf den Beinen halten kann: Er kann weder sitzen noch gehen, fällt, wenn er aufstehen will, ist hilflos wie ein alter Mann, der sich ohne Stock nicht bewegen kann. Nach seiner

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Ankunft an einem Locus amoenus hört der Sprecher einen unmenschlichen Laut und entdeckt eine Gartenmauer. In ausführlichen, meistens von Latinismen, Fachterminologie und ausgefallener Bildlichkeit geprägten Katalogen werden die Schönheit der Natur, die Gartenarchitektur, die Farben, die vielen Pflanzen und der Vogelgesang geschildert. Auf den Gartentürmen stehen zehn weibliche Wächter, welche die Minnetugenden verkörpern. Sie tragen Schilder, auf denen ihre Namen geschrieben sind: (137f.: tzucht truwe milde stete duldig lust und frolich | helen bequemlich kusch). Außerdem bewachen den Garten neun als Schildwächterinnen fungierende Damen: Frau Ere, Hoffin, Horsam, Herden, Barmich, Wis, Sußikeyd, Trost und eine weitere Dame, die sich aber nicht blicken lässt. Frau Trost fordert den Sprecher auf, seinen Namen und seine Absichten zu nennen. Darauf antwortet er, sein Name sei Y und y (später nennt er auch seine Minnedame so). Er ergibt sich in die Gnade von Frau Trost, klagt ihr das Leid, das ihm Herr Trurenfeld zugefügt habe, und bittet um ihre Hilfe. Frau Trost verspricht ihm Verbesserung seiner Lage und befiehlt ihm, seinen Stock wegzuwerfen, weil sie ihn nun stützen wolle. Sie führt ihn dann durch den Garten zu einem prächtigen Saal, in dem sich Ritter und edle Damen aufhalten. Hier befindet sich auch der Thron der Minnekönigin, die den Sprecher von seinem Leid zu befreien vermag. Ihre Schönheit raubt ihm Herz und Verstand. Selbst wenn die Meister noch am Leben wären, könnten sie ihm nicht helfen, dieser Schönheit in einer Beschreibung gerecht zu werden (Unsagbarkeitstopos). Genant werden: Aristotiles | der obirste philosophus | Ypocras Ermogines | Plato und Porphirius | Atrides Pelopedes | Boetius Ovidius | Tantalides Empedocles | Alanus und Simplicius | her Wolfram van Eschenbach | Panphilius Virgilius | Horand Chamara da nach | Frouwenlob Amabius | her Nithard van dem Ruwental (552–564). Die Minnekönigin empfängt den Sprecher wohlwollend und grüßt ihn höfisch. Bei ihrem Anblick verstummt er zunächst, dann kniet er vor ihr und bedankt sich. Sie tröstet ihn und zeigt sich bereit, seine Qual durch ihre Lehre über die rechte Minne zu lindern. Zugleich fordert sie ihn auf, ihr Fragen zu stellen. Sie erklärt ihm, dass die zehn Damen, die Wächterinnen, denen er begegnet war, für die zehn Gebote der Minne stehen, und spricht diese aus. Darauf folgt die Lehre von weiteren dreizehn Geboten der Minne, die das richtige Minneverhalten regeln sollen (vgl. dazu die zwölf praecepta amoris bei Andreas Capellanus, ›De amore‹, Liber I, Cap. VI): So muss sich der Liebende vor Tadel hüten, nicht gegen die Natur lieben, Rittertaten vollbringen, höfisch leben, die Freiwilligkeit der Liebe respektieren etc. Die Besprechung all dieser Gebote erweitert die Minnekönigin durch eine zusätzliche Lehre: Das Ich solle auch die neun Schildwächterinnen beachten und das bei ihr neu Gelernte immer anwenden. B Lehrgespräch mit der Minnekönigin (811–3910): Der Sprecher stellt der Minnekönigin 38 Fragen, die sie ihm beantwortet. Meistens handelt es sich dabei um exemplarische Minnesituationen und Geschichten, welche die Minnekönigin beurteilen und auslegen soll. In oder nach der Antwort auf eine Frage kommt jeweils eine kurze Minnelehre der Königin für den Sprecher vor (in diesem Teil wird weitestgehend auf die lateinische Vorlage zurückgegriffen, vgl. ›De amore‹, Liber I, Cap. VI G; Liber II, Cap. I –VI). Gefragt wird somit nach Entstehung, Erhalt, Zunehmen, Abschwächung und Ende der Liebe, nach dem Funktionieren einer Liebesbeziehung, nach

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Treue und Untreue, Reichtum und Armut, Minne und Alter, Anfang einer neuen Liebe, mehrfacher Liebe, Frauenminne und Gottesminne, nach besonderen Bestimmungen für Frauen sowie Liebesgaben (die Antwort auf diese letzte Frage, die Frage nach den passenden Liebesgaben, mündet in einen ausführlichen Katalog möglicher Geschenke, die für Liebende geeignet sind). Die ersten zwei Fragen orientieren sich noch nicht am Werk des Andreas Capellanus. So betrifft die erste davon den Zugang des Liebenden zum Palast der Minne. Die Minnekönigin antwortet, dass die Minne nicht jeden in ihren Palast aufnehme, der ihr untertan sei und zu ihr rufe. Empfangen würden lediglich diejenigen, welche die bereits genannten Gebote der Minne halten. Wie Mörder und Diebe sollten die Unwürdigen draußen bleiben. Dann stellt der Sprecher die Frage nach der richtigen Werbung. Er möchte nämlich wissen, wie man zur Geliebten sprechen solle. Die Königin erwidert, dass man danach nicht fragen dürfe und sie eine derartige Frage nicht beantworte: Jeder Liebende spreche auf seine Weise, und die Minne mache taub, stumm, blind und töricht. Jupiter sitze auf seinem Thron im Himmel und lache immer über die Worte der Liebenden zueinander. Trotzdem liefert sie dem Sprecher eine geschriebene Musterwerbung, die er vor seiner Geliebten vortragen solle. Die Minnekönigin verspricht ihm danach eine noch bessere und schönere Lehre, und das Ich fragt weiter: Besonders ausführlich ausgelegt wird dabei u.a. das aus dem Traktat ›De amore‹ übernommene Problem der Liebe zur pars superior / daz obirste teyl und zur pars inferior / daz nydirste teyl (1019–1274). C Habicht-Aventiure und Erwerb der Minneregeln (3911–4811): Der Sprecher bittet die Minnekönigin um weitere Lehren über die Liebe und bietet ihr seinen Dienst an. Zwar sei er sein ganzes Leben Y und y untertan gewesen, doch habe diese Dame den Minneglauben gebrochen und er sei frei von ihr wie sie von ihm. Nun wolle er die Minnekönigin zu seiner Herrin wählen. Die Königin nimmt seinen Dienst an und macht den Sprecher zu ihrem Minneritter. Allerdings müsse er sich zunächst auf einer Aventiure-Fahrt beweisen, denn nur das könne lange bestehen, was man mühsam erwerbe. So müsse er zum Hof von König Sydrus reiten und dort ein Habicht-Abenteuer bewältigen (vgl. das Sperber-Abenteuer am Artushof bei Andreas Capellanus). Dafür bekommt er von der Minnekönigin Rüstung und Pferd, er verabschiedet sich und reitet los. Auf dem Weg begegnet er in einem Wald einer schönen Jungfrau, welcher der weitere Verlauf seiner Aventiure-Fahrt bekannt ist. Sie schenkt ihm ein gutes Pferd, das ihn schnell zum Habicht führen soll, und warnt ihn, dass er mehrere ritterliche Kämpfe bestehen müsse, um den Habicht erwerben zu können. Der Sprecher bereitet sich dann auf diese Kämpfe vor und zieht weiter durch den Wald. Sein erster Gegner ist ein tapferer Ritter, den der Sprecher nach einem schweren, blutigen Zweikampf besiegt und erschlägt. Später muss er auf einer Brücke einen anderen Ritter bekämpfen, der gesehen hatte, wie der erste getötet worden war. Nachdem der Sprecher den zweiten Ritter ins Wasser wirft und somit den Kampf gewinnt, behandelt er seine Wunden, trocknet seine nassen Kleider und reitet weiter. Er gelangt vor einen schönen Palast, der aber keine Pforten und Türen hat. Auf einem Ackerland davor findet er einen reichlich bedeckten Tisch und stärkt sich. Dabei wird er aber von einem Riesen entdeckt, der ihn zum Kampf herausfordert. Der Sprecher kann

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sich erneut durchsetzen, und der Riese muss ihn um Gnade bitten. Der Sprecher verschont ihn und nimmt seine Hilfe in Anspruch, um den Palast betreten zu können. Im Thronsaal von König Sydrus (der auch ›Minnekönig‹ genannt wird) erwirbt er schließlich – nach einem letzten Zweikampf gegen einen Ritter – den Habicht und die 31 Minneregeln. Auf dem Heimweg zur Minnekönigin begegnet er der Jungfrau wieder, die sich nun über seinen Erfolg freut, und versichert ihr seine Dienstbereitschaft. Zurück am Hof wird er mit Freude empfangen. Die Königin dankt ihm für seinen Minnedienst und verspricht ihm den Lohn. Der Sprecher erzählt seiner Herrin von den Minneregeln, die er ihr zusammen mit dem Habicht mitgebracht hat, und möchte sie ihr vorlesen. Darauf erwidert die Minnekönigin, sie habe bereits seit langer Zeit von den Minneregeln gehört und sei bereit, sie zu bekräftigen. Die Liebenden aus aller Welt sollen sie kennen und befolgen, damit ihr Minneverhalten sich von dem der Tiere unterscheidet. Der Sprecher liest also die 31 Regeln über das Wesen der Liebe, ihre natürlichen Erscheinungen und das korrekte Liebesverhalten in speziellen Minnesituationen (z.B. dass man nach dem Tod der / des Geliebten zwei Jahre trauern solle, bevor man sich einer neuen Liebe zuwende) vor. D Epilog (4812–4843): Der Sprecher kündigt das Ende des Werkes an, dessen Titel im Text explizit genannt wird (4812f.: Der mynnen regel und zaal | nemet hij zyn ende). In einem Buchstabenspiel wird der Autorname genannt: Wer E.V.E.R.H.A.R. | Und da nach dye sillaben dus | Sament fuogit vindet der | Wol der yn gemachit hat (4816–4819). Der Verfasser habe bedauerlicherweise nur Bauern und Tiere, keine gelehrten Kreise um sich beim Dichten gehabt, die zur Verbesserung des Traktats hätten beitragen können. Der Epilog endet mit einem Segenswunsch für das Publikum. Para l lelen: Ohne ihn namentlich zu nennen, nutzt Eberhard vor allem für die 38 Fragen von B sowie für C ausgiebig den Traktat ›De amore‹ von Andreas Capellanus. Damit ist B428 die erste umfangreiche Rezeption dieses Traktats in deutscher Sprache.

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B429 Das alte Schwert Dialog mit Frau Venus über eine Dame, die den Sprecher wegen seines Alters zurückweist, mit eingeschobenem Lob der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Meister Altswert Datierung: früheste Überlieferung vor 1410 (He10) Überlieferung: He3 155v–160r; 285 V. He9 28r–33v; 286 V. He10 1r–5v; 286 V.

Edition: Holland/Keller 1850, 1–10 (krit.); Meyer 1889, 32 (Korrekturen zu Holland/Keller) Literatur: Meyer, K. 1889; Blank 1970, 176–179; Glier 1971, 216–225; Glier 2VL 1 (1978), 319f.; Janota 2004, 343f.; Kiening 2Killy 1 (2008), 113

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Konvoi mit drei anderen Texten einer kleinen Autorsammlung, in der Reihenfolge B429, B430, B431, B223. Nur am Ende des vorliegenden Textes wird der Autorname genannt, die anderen Texte werden aufgrund von Stil und Überlieferungsgemeinschaft zugewiesen. Die Altswert-Autorsammlung ist in He10 als ursprünglich selbständiger Faszikel überliefert. In He9 eröffnet sie die Minnereden-Sammlung, in He3 folgt sie auf die Großformen B232 und B439, welche die Hs. eröffnen, sowie auf zwei Texte Hermanns von Sachsenheim (B465 und B226). Folgende signifikante Varianzen sind festzustellen (Zählung nach der Ausgabe, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden): He10 5 Gein der zarte statt He3 5 Gen der kuschen (gleichlautend in He9); He10 39 Du solt lop minne und ere statt He3 39 Du solt nyemant vneren (gleichlautend in He9); He10 91 Su treit von lop das recht riz statt He3 91 Sie treit von recht das loberis (gleichlautend in He9); He10 134 gralich statt He3 / He9 134 götlich; He10 248 Gepaleret wip (gleichlautend in He9) statt He3 248 Tepullirt wip. In He3 fehlt V. 3. Überschrift: dietz ist daz alte swert (He10) Inha lt: (Zitate nach Holland/Keller 1850, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden) . A Exposition (1–10): Der Sprecher beklagt sein Liebesleid und wendet sich in zwei Apostrophen an die personifizierten Tugenden Stätikeit und Truwe, damit sie ihm in seinem Minnedienst Rat und Hilfe leisten. Nur die geliebte Dame könne ihm Trost spenden. B Gespräch mit Venus (11–238): Der Sprecher wendet sich in einer weiteren Apostrophe an Frau Venus und bittet sie um Rat. Er wolle ihr ergeben dienen. i Venus wünscht eine Bestätigung seiner Bereitschaft, ihr zu folgen. i Der Sprecher versichert mit einem Eid, dass er ihr Gebot halten werde. i Venus zählt nun die klassi-

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schen Minneregeln auf, an die er sich halten solle (26–59 Tugendkatalog; mehrfach eingeleitet mit Du solt): Beständigkeit, Treue, Ehre, Scham, gut über andere reden, Demut, gesellig, dienstbereit und leidensfähig sein, Geduld, Freigebigkeit, heimliche Minne. Wenn der Sprecher sich daran halte – so verspricht es Frau Venus – werde ihm ehrenhafter Minnelohn zuteil. Frau Venus preist anschließend die Tugenden der auch ihr gut bekannten Dame (Keuschheit, Schamhaftigkeit, Gerechtigkeit) und fragt den Sprecher, was er (70: du tumber kneht) denn über diese Dame zu klagen habe. i Der Sprecher antwortet zunächst mit einem umfassenden Lob seiner Geliebten (72–108): Er habe sie zur Geliebten erwählt, denn sie sei Dornstrauch blühender Rosen und gleiche einem Falken; ihr Anblick mache ihn glücklich; alle sagten nur das Beste von ihr; ihre liebenswerten Worte übertönten alles, was von Seiteninstrumenten und aus Mündern erklingen könne, usw. i  Frau Venus unterbricht unwirsch die Rede des Sprechers (114: Du wenest mich licht tœren) und sagt, er solle seine Klage vorbringen. i Der Sprecher gibt nun an, weswegen die geliebte Dame seinen Dienst ablehne: Nach ihren Aussage sei er bereits in den ›mittleren Jahren‹ (122f.: daz ich mittel jare zil | Uff mir habe) und mit Sorgen beladen, mithin zu alt für den Minnedienst. Gegenüber Frau Venus rechtfertigt der Sprecher sein Alter mit seinen ritterlichen Aufgaben in fremden Ländern (Kämpfe, Krieg, Schutz von Witwen und Waisen). Wenn man deswegen abgelehnt werde, wäre es wohl besser, wenn man sich gleich dem Weintrinken zuwende und als Schwelger (137: schlund) lange Zeit jung und unversehrt bleibe. i Die Worte des Sprechers veranlassen Frau Venus zur Klage: Wenn die Dame das getan habe und ihre hohe Würde hinter einem ›Affenkleid‹ (150) verborgen hätte, würde sie das sehr bekümmern. Doch glaube sie das nicht so recht, sie kenne die Dame und ihre Tugendhaftigkeit gut. Venus wendet sich nun mit einem Rat sowohl an den Sprecher als auch an die Dame (161–186), der auf das Argument hinausläuft, dass ältere erfahrene Männer als Liebende geeigneter seien als junge. Dazu führt sie drei Exempel an: 1. Der junge Hund: Ein Welpe gehorche einem Jäger noch nicht in gleicher Weise wie ein erfahrener Hund. Nur gelehrte Hunde folgten der richtigen Fährte; junge Hunde hingegen schlichen sich von der Lauer fort und liefen zu jeder Tür, wo man ihnen Gutes getan habe. 2. Der gezähmte Falke: Kein Falkner könne einfach so einen Reiher oder ein Huhn fangen. Vielmehr bedürfe er zur Jagd eines abgerichteten Greifvogels. Venus selbst zürne dem Wilden und halte sich lieber an das Zahme. 3. Das alte Schwert (wohl eine Anspielung auf den Namen des Verfasser; vgl. 286: Altswert): Helden zögen ein altes und bewährtes Schwert (189: gestanden swert) einem neuen und nur geringwertigen vor. Während die alten Schwerter schön klängen, gingen die neuen zu Bruch. Ein bewährtes Schwert sei Gold wert. Frau Venus beschwichtigt den Sprecher: Sie glaube nicht, dass der Vorwurf des Sprechers auf die Dame zutreffe (198: Und ducht mich von ir fremde mer). Sollte die Dame den Sprecher nur wegen seines Alters abweisen, wie sollte es dann denen ergehen, die noch viel älter seien? Frau Venus verspricht, die Geliebte des Sprechers aufzusuchen, um ihr seine Worte und Klagen vorzubringen. Sollte sie sich nach den Geboten der Venus richten, würde sie dem Liebespaar den Segen ewiger Treue, Liebe und Freude

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spenden. i Der Sprecher dankt der Frau Venus und versichert die Ernsthaftigkeit seines Minnedienstes (Bekenntnis zu ehrenhafter Minneerfüllung und zur Veredelung durch die Dame; brennendes Herz durch den ›Zunder‹ ihrer Minne; sie sei wie ein Karfunkel, der sein Herz durchleuchte; Minne als Leibeigenschaft). Als der Sprecher einen Minneschwur ablegt und die Venus bittet, seine Bürgin zu sein, verweist er sie auf ihr Buch, in dem sie nachlesen könne, dass er frei von Wankelmut sei (236f.: In dinem buoch hast du gelesen, | Daz ich wenken nit enkan). C Lob der Geliebten mit Bitte um Erhörung (239–268): In zehn Dreireimen, in denen die Geliebte jeweils anders angesprochen wird, wendet sich der Sprecher nun unvermittelt an die Geliebte. Inhaltlich ist es eine Mischung aus Rat, Unterweisung, Klage, Lobpreis, Dienst- und Treueversicherung und Hoffnung auf körperliche Minneerfüllung (251f.: in din schoz, | Da laz mich werden din husgenoz). D Schluss (269–286): Frau Venus verabschiedet sich und verspricht bei ihrem Leben, die Botschaft des Sprechers der geliebten Dame zu überbringen. Da er sich in seinen Prüfungen bewährt habe, solle er nun seinen Lohn erhalten. Entweder gehorche seine Dame den Bitten der Venus, oder sie müsse auf den Minneorden ganz verzichten. Statt einer Antwort des Sprechers fogt ein abrupter Schluss mit Autorsignatur: Aber dise rede was ir wert | Sie machte meister Altswert (285f.).

B430 Der Kittel Umfangreiche Traumerzählung von einer Aventiurefahrt in das Reich von Frau Venus mit Liebesszene, Tugendkatalogen, Edelstein- und Farballegorese und einem derben Bericht von der falschen ›neuen Minne‹ Ve r f a s s e r : Meister Altswert Datierung: früheste Überlieferung vor 1410 (He10) Überlieferung: He3 160r–191v; 1890 V. He9 33v–74v; 1901 V. He10 6v–39v; 1893 V.

Edition: Mone 1834b, Sp. 22–24 (Teiledition nach He9); Holland/Keller 1850, 11–69 (krit.); Meyer, K. 1889, 32–34 (Korrekturen zu Holland/Keller) Literatur: Meyer, K. 1889; McCormick 1960; Blank 1970, 176–179; Glier 1971, 216– 225; Wittmann-Klemm 1977, 115; Glier 2VL 1 (1978), 319f.; Wallmann 1985, 304–306; Speckenbach 1991a, 48–51; Janota 2004, 344; Kiening 2Killy 1 (2008), 113

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Konvoi mit drei anderen Texten Meister Altswerts in der Reihenfolge B429, B430, B431, B223. Nur in B429 nennt sich der Autor ›Meister Altswert‹,

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die anderen Texte werden ihm aufgrund von Stil und Überlieferungsgemeinschaft zugewiesen. Die Altswert-Autorsammlung ist in He10 als ursprünglich selbständiger Faszikel überliefert. In He9 eröffnet sie die Minnereden-Sammlung, in He3 folgt sie auf die Großformen B232 und B439, welche die Hs. eröffnen, sowie auf zwei Texte Hermanns von Sachsenheim (B465 und B226). Obwohl der Text insgesamt sehr einheitlich überliefert ist, gibt es mehre signifikante Varianten, z.B.: Die geliebte Dame des Sprechers wird nur in He3 und He9 mit der Initiale g benannt (V. 701 und 1586). In He10 fehlt sie durchgehend. Auch wenn in der Edition ergänzt, taucht die Initiale noch nicht in V. 392 auf. He3 schreibt hier min we. In 809 und 846 haben He3/He9 sechzehen und drissig gegenüber sehzig und zwenzig in He10. He3 und He9 verwenden in mehreren Versen weniger obszöne Begriffe als He10: in 1342 beschalken gegenüber beschissen; in 1366 beschniten und beschmissen gegenüber beschiessen; in 1415 ein kropffstos gegenüber ein grozes schoz; in 1416 dunckt in der mynn genoz gegenüber dunkt mich der minnen proz; in 1425 verhite hur und verhitü hur gegenüber verforteniu hur; in 1434 jn der seitten und in den sitten gegenüber im schlitten. Überschrift: Daz h[aiße]t der kittel (He10) Inha lt: (Zitate nach der Edition von Holland/Keller 1850, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden) . A Prolog (1–45): In einer Anrufung Gottes bittet der Sprecher um Verstand und Meisterschaft, damit er in schlichten und angemessenen Worten die keusche Dame, die er als Vorbild erwählt habe und auf die sich sein ganzes Sinnen richte, preisen könne (Inspirationsbitte). Er hofft auf die Gnade seiner Dame, beklagt sein Liebesleid und versichert ihr seinen beständigen Dienst (verwundetes Herz, Minnerost, Leibeigenschaft). B Traumerscheinung (46–95): Der Sprecher denkt an einem frühen Morgen an seine Geliebte und sehnt sich nach einem Land der vollkommenen Freude. Im Zustand zwischen Schlafen und Wachen hört er die Stimme eines Boten, die ihn fragt, ob er in das Land der Venus reisen wolle, in dem alle seine Wünsche erfüllt würden. Als der Sprecher voller Glück aufsteht, ist der Bote weg. Doch angeregt durch dessen Verheißung entschließt sich der Sprecher, ihn überall auf der Welt zu suchen: in Apulien, in der Lombardei, in Frankreich, in Naverne (85), in Spanien, England, Preußen, Litauen, Reußen, Ungarn sowie in Ländern jenseits des Meeres. Er scheue weder die Mühen der Reise noch die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzung. C Reise nach Schottland (96–239): Auf der Suche nach dem Land der Venus bereisen der Sprecher und sein Knecht zunächst Schottland. Sie reiten durch die Maiennatur (Wald, Vogelgesang) und verirren sich schließlich in einem einsamen Gebirge. Der Sprecher klettert auf eine Linde, sieht jedoch keine Straße. Seinen besorgten Knecht fordert er auf, dennoch zuversichtlich zu sein, da sich schon oft das Glücksrad (131: der Selden schibe) zu seinen Gunsten gedreht habe. Jesus Christus werde ihnen den Weg weisen. Auf einer steilen Felswand werden sie von einem riesigen Bären angegriffen, er ist zwölf Fuß (167: schuohe) hoch, zwanzig lang und sehr hungrig. Er nimmt

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eines der Pferde unter seinen Arm und verfüttert es an seine Jungen. Der Sprecher und sein Knecht kommen an einen Locus amoenus (Quelle, Blumen, Vogelgesang, Bäume), von wo sie zu einer noch höher gelegenen Heide weitergehen. Sie verlieren auch das zweite Pferd (es stürzt in einen Felsspalt), der Knecht ist verzweifelt. In einem Tal voller Tiere beobachten sie einen wilden Mann, der mithilfe einer ausgerissenen Tanne ein Wildschwein im Kampf besiegt. Als sie nach fünf Tagen Irrfahrt in einen furchteinflößenden Wald gelangen, beklagt der Knecht seine Verzweiflung und seinen Hunger: Er gäbe alles für ein Brot. Erschöpft legen sie sich nieder und schlafen ein. D Traum / Der wunderbare Garten (240–368): Der nun folgende Traum geht bis V. 1808: Erneut wird der Sprecher im Traum von dem Boten gerufen. Diesmal folgt er dem Boten, der eine nebelkappe (249; Tarnmantel) trägt, überglücklich in das Land der Venus. Sie kommen in einen Garten in einem wunderschönen Tal, wo der Sprecher an einem Brunnen warten solle, weil der Bote den Sprecher bei Frau Venus anmelde. Der Sprecher sieht sich um: Der Springbrunnen aus Marmor, Elfenbein, Gold und Silber hat zwanzig Rohre aus denen Wasser emporspringt, das nach Balsam schmeckt. Der Brunnen ist mit wunderbaren Bildern bemalt, auf denen ziborien (299; Hostienkelche) dargestellt sind. Die Bäume des Gartens kommen aus dem Paradies, blühen und tragen Früchte gleichzeitig: Obst, das wie himelbrot (305; Manna) schmeckt. Die Vögel singen. Galander und Nachtigal nisten in einem Gartenhaus (318f.: sal, | Der was in den garten gebuwen), das sogar den Wohnsitz des Königs von Frankreich übertreffe: Ein Maler aus Griechenland hat die eine Wand mit lebendig scheinenden tugendhaften Frauen, die andere mit Darstellungen von Wappen, Schildern und Helmen ausgemalt, die dem Sprecher von zahlreichen Turnierplätzen bekannt sind. E Traum / Die Botin von Frau Venus (369–798): Der Sprecher geht weiter in den Garten hinein und kommt an einen wunderbaren Fischweiher. Hier begegnet er der Rosen pflückenden Botin der Venus, die er mit dem Sonnenschein und dem Morgenstern (386: tagsterne) vergleicht. Er hält die Botin für seine Geliebte (392: ez wer min G), vergleicht sie mit einem Engel und einer Rose im Mai; 1000 Jahre lang sei keine schönere Frau gesehen worden. Sie trägt nur einen kittel (419; d. h. einen leichten Überhang) aus glänzender Seide und eine Lilie in der Hand. Die Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema beginnt mit einer wiederholt ansetzenden Beschreibung ihres offen getragenen (432: entflochten) blonden, lockigen Haars (432, 441, 452), auf dem sie einen Kranz aus Rosen trägt. Unter ihrem Kleid zeichnet sich ihr Körper ab (dessen Glanz der Sprecher mit der ersten Apfelblüte vergleicht). Reihenfolge (452–486): Haar, Stirn, Augen (wie Falken), Brauen, Nase, Ohren, Wangen, Mund (wie Rubin), Zähne (wie Elfenbein), Kinn, Hals (weiß-rot wie ein Palast), Schultern, Brüste (472: Die stigen fast zuo berge hin), Arme, Hände, Finger, Oberkörper, Taille, Beine und Füße. – Die Botin grüßt und umarmt den Sprecher und verspricht ihm die Erfüllung all seines Begehrens. Ihre Augen blicken in sein Herz, und ihr beider Minnefeuer entflammt heftig (533f.: Ez begunde flammen dümpfen, | Sunder allez argez rumpfen). Mit fomelhaften Wendungen (z.B. 542: Wan ich bin du und du bist ich) versichern sie sich ihre Liebe und geben sich dem

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körperlichen Liebesspiel (Umarmungen, Küsse usw.) hin, wobei der Sprecher mehrmals betont, nur an die Bewahrung ihrer Ehre zu denken (Bekenntnis zu ehrenhafter Minneerfüllung). Erst durch den Ruf des Wächters werden sie gestört (Anspielung auf die Tagelied-Situation). Die Dame offenbart sich nun als Botin der Venus und nennt ihm die anderen fünf Königinnen – Ehre, Treue, Beständigkeit, Liebe und Maß – die ihn sehen möchten. i Er fragt, woran er die Königinnen erkennen könne. i Die Botin ordnet jeder Königin die Farbe ihrer Kleider zu (erneut katalogartig in je vier Versen): Venus = Gold, Treue = Schwarz, Beständigkeit = Saphirblau, Liebe = Grün, Maß = Weiß. i Der Sprecher fragt die Botin nach den im Gartenhaus gemalten Figuren. i Sie sagt, die dort gemalten Damen und Herren, von denen niemand mehr lebe, seien von den Königinnen ausgewählt worden. Würdig, in dem Saal verewigt zu werden, seien nur diejenigen, die über die zwölf Regeln der Tugend verfügten: Beständigkeit, Treue, Freigebigkeit, Verständigkeit (651: bescheidenheit), gute Taten, Ehre, Scham, Wohlerzogenheit, Mäßigung, Verschwiegenheit, Liebe und Geselligkeit. Nur wer sich an diese halte, erlange die Gnade der Venus, den Lohn der Welt und könne frei vor Gott treten. i Der Sprecher gelobt, ihren Rat zu befolgen. i Sie fragt ihn, ob ihm ihr Name bekannt sei. i Er bejaht, sei sie doch seine geliebte Dame (Dienstversicherung): Ich weiz wol, daz du bist min G. (701). Nur ihretwegen habe er die weite Reise auf sich genommen. i Die Botin lacht und erwidert, er habe sich selbst betrogen. Sie sei nicht seine Minnedame, obwohl sie dieser hinsichtlich ihrer Tugenden vollkommen gleiche; außerdem würden Venus und die Königinnen seine Geliebte zu ihrem Hofstaat zählen. Schließlich stellt sich die Botin selbst vor: Sie sei die höchste Jungfrau der Venus und solle ihn trösten. Es folgt ein umfangreicher hyperbolischer Lobpreis der geliebten Dame durch die Botin (743–768): Alle Geschöpfe sollten ihr Untertan sein; sie sei ein Engel der Tugend; brenne auf der Glut der Ehre wie ein Salamander, der sich vom Feuer ernähre; sie besitze den Hafen der Ehre (764: der eren port) usw. i Der Sprecher realisiert nun, dass er seine Geliebte gar nicht gefunden hat, und beklagt seine Verlassenheit. i Die Botin verspricht, Vermittlerin zu sein und seine Geliebte zu ermahnen, von ihrer Liebe nicht abzulassen. F Traum / Der Palast der Venus (799–1182): Die Botin führt den Sprecher zum Palast der Venus. Als sie an die Zugbrücke (hundert Klafter lang über einem sechzig Klafter tiefen Abgrund) gelangen, ruft der Wächter, dass ein lang erwarteter Gast komme. Der Sprecher preist die Vollkommenheit der Burg (errichtet auf diamanthartem Felsen; hohe Burgmauern aus Stahl; dreißig Türme, zwölf Klafter hoch; goldener Palast; Dächer aus Silber; Spitzen der Türme aus ›arabischem‹ Gold usw.). Das Tor wird von einem zehn Klafter großen Riesen bewacht, der den erschrockenen Sprecher beruhigt: Er sei ihm gewogen, weil der Sprecher tugendhaft sei; nur wer Böses beabsichtige, den töte er. Die Botin führt den Sprecher in einen Saal, der mit zahlreichen Heldenbildern ausgemalt ist (Artus, Gahmuret, Wigalois, Parzival, Wilhelm von Orlens und Lanzelet). An der Decke hängt ein Kronleuchter mit folgenden Tag und Nacht leuchtenden Edelsteinen (z.T. werden die Wirkungen angegeben): ein Karfunkel von Kurianz (904); ein Karneol aus Zypern (Freude, wenn man ihn anblickt); ein Amethyst aus dem Heidenland (Tugendhaftigkeit); ein rosa Sardin, der den Sprecher an den Mund seiner geliebten Dame erinnert; ein blaugrü-

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ner Türkis (Tapferkeit); ein gelbgrüner Chrysolith aus Griechenland (Befreiung von Sorgen); ein rotweißer Jaspis, gleich dem Nacken der geliebten Dame; ein Granat (ewige Jugend); zwanzig in verschiedenen Farben leuchtende Kameen (963: gamhü), bearbeitet zu Abbildern zahmer und wilder Tiere; ein weißer und roter winkel (972) aus dem Land von Cusart (974) (bewahrt vor Lastern); ein heller indischer Rubin aus der Krone König Salomons (bewahrt vor Leid). – Als der Sprecher den süßen Gesang der Königinnen vernimmt, meint er, er sei im Paradies. Er beschreibt zunächst die Kleider der Königinnen: Frau Venus mit Kleid aus ›arabischem‹ Gold, Topasen aus Karthago (die beim Anblick glücklich machen) und einer Krone aus Frankreich, die 100.000 Mark wert ist; Frau Ehre mit rosenrotem Kleid aus englischem Stoff und orientalischen Rubinen (machen sorgenfrei); Frau Treue mit schwarzem Seidenkleid (1071: baldekin), besetzt mit funkelnden Diamanten aus dem Land des Priesters Johannes (bewirken Treue); Frau Beständigkeit mit lasurblauem Kleid (der Stoff aus Flandern) leuchtend wie ein Pfauenhals, besetzt mit Saphiren des Königs von Troja (bewirken ewige Beständigkeit); Frau Liebe, deren Kopf im Schoß der Venus liegt, mit grünem Seidenkleid, besetzt mit Smaragden (die ein Zwerg einem König gestohlen hat; Smaragd bewirkt Liebe und zeigt durch Zerbrechen sündhaftes Verlangen an); Frau Maß mit einem perlenweißen Kleid, besetzt mit Kalzedon (1151: katzedenigen), Geschenk des Kaisers von Nickatet (1147; ?). Der gesamte Palast ist mit Edelsteinen verziert und mit allen Lebewesen der Welt ausgemalt. G Traum / Bericht von der Neuen Minne im Elsass (1183–1510): Frau Venus und die fünf Königinnen heißen den Sprecher willkommen. i Er bedankt sich und kniet nieder. i Frau Venus gebietet ihm aufzustehen und verspricht, dass er hier von seinem Liebesleid befreit werde. Wenn seine geliebte Dame hart bleibe, würde sie die Ungunst der Venus und der Königinnen erfahren. Auf Geheiß der Venus setzt er sich zu ihnen. i Alle Königinnen nennen seinen Namen und betonen, dass sie schon lange auf ihn warteten. i Frau Venus fordert ihn auf, vom Leben im Elsass zu berichten. i Der Sprecher antwortet mehrmals ausweichend und zieht dadurch den Zorn der Venus auf sich: Sie verlangt Auskunft über das Treiben der ›falschen neuen Minne‹ (1234); andernfalls werde sie ihn bestrafen. i Unter der massiven Drohgebärde der Venus beugt sich der Sprecher schließlich ihrem Befehl und erzählt von der schändlichen ›Neuen Minne‹: Die Frauen trügen fremde Locken am Saum (? 1303: An die zeune) ihrer Kleider; ihre Ausschnitt seien so tief, dass man ihre Schultern, Achselhöhlen und ihre Brüste (1308: buoben) drei Finger breit sehen könne; auf die Busen könne man Kerzenständer stellen. Die Frauen seien hoffärtig und verlangten nach immer neuen kostbaren Röcken, würden sich künstlich Locken flechten und damit viele Männer betören. Diese nenne man wechseler (1324; Frauen, die viele Buhlen haben). Manche Frau habe mit vier Liebhabern nicht genug und wolle dem fünften hold sein. Jedem verspreche sie ihre Treue und erzähle alles ihren Freundinnen weiter. Die jungen Männer handelten entsprechend: Sie hielten denjenigen für den besten Liebhaber, der es verstehe, andere zu betrügen (1342: wer den andern beschissen kann). Wer einen Gänsehals mache, punkte bei den Frauen, könne aber kaum kämpfen. Eine Tjost könne ein solcher nur ausgepolstert mit Baumwolle bestehen. Er sei träge wie eine Kuh und trage enganliegende Kleider und einen so kurzen Rock,

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dass man zur Belustigung der Damen seine beschissene und zerrissene Unterhose und seinen ›Schwanz‹ sehen könne (1364–1366: Da schouwet man den lieben swanz, | Der henget an dem rouch, | Und ist gelich einem gouch). Der Sprecher erwähnt weitere Kleidungsstücke: ›krumme‹ Schuhe (1371), Narrenkappe (1373: kugelhuot), hoher Hut mit Straußenfeder. Auch wenn er sich nie weit von seinem Haus entferne, präsentiere er sich vor den Frauen als großer Krieger usw. Damit will der Sprecher enden. i Venus aber ermahnt ihn fortzufahren und droht ihm erneut. i Der Sprecher fährt fort und berichtet von den Geselligkeiten dieser Leute: Den lauten Furz (1413: grozen scheiz) eines Mannes hielten sie für Minnesang (1414: für der minne leis) und einen großen Scheißhaufen für eine Knospe der Minne. Die Männer würden die Frauen auf unanständige Weise berühren (1421f.: Er schlecht sie hinden an den ars, | Des spilt er mit ir alter pars). Wenn die Frau sich wehre, beschimpfe der Mann sie als ängstliche Hure und drohe, Lügen über sie zu verbreiten. Wie ein ›Metzger‹ (1430) prüfe er, ob die Frau auch schön fett sei und greife ihr wie bei einem Kalb zwischen die Hinterbeine. Wenn ein ehrbarer Mann zu diesen Leuten komme, würde er als zu fromm (1443: Er sol rauchfas umb kirchen tragen) oder zu jung (1448: ein betzeler) verspottet. i Venus und die Königinnen drücken gemeinschaftlich ihren Ekel gegenüber der Neuen Minne aus und verfluchen ihre Anhänger: sie solle das Leid der ganzen Welt und der Hass Gottes und der Christenheit treffen. Ihnen sei der Zugang in das Reich der Venus verwehrt. i Der Sprecher wünscht, in den Regeln der wahren Minne unterwiesen zu werden (1498: Das mir üwer orden werd kunt). In das Land, das er wegen des schändlichen Benehmens seiner Bewohner verlassen musste, könne er aus Angst vor Vergeltung nicht mehr zurück. H Traum / Minneregeln (1511–1760): Frau Venus belehrt den Sprecher ausführlich über verschiedene Tugenden (Maßhalten; Bevorzugung von Männern mittleren Alters vor jungen Toren; Vorsicht vor Klaffern). i Der Sprecher fragt, mit welchem Alter sich Frauen zur Minne eignen. i Venus gibt das konkrete Alter von zwanzig Jahren an: Erst in jenem Alter würden Frauen über die Eigenschaften Güte, Klugheit, Wohlerzogenheit und Keuschheit verfügen. Jüngere Frauen kämen viel eher vom Weg ab, wollten stets ihren Willen haben und würden oft untreu. Solche ehrlose Frauen gehörten dem Teufel und der Hölle. i Der Sprecher preist seine Gesprächspartnerinnen und meint, dass er niemals diesen Ort verließe, wenn er nur endlich seine geliebte G bei sich hätte. i Venus formuliert einen umfangreichen Regelkatalog über das richtige Minneverhalten (vgl. die 12 Regeln der Botin unter E) (1599–1652): Gottesliebe, Beständigkeit, heimliche Liebe, Ehre, Treue, Maß halten, Wohlerzogenheit, Verständigkeit, Scham, keinen Meineid leisten, Dienstbereitschaft, keine üble Nachrede, freundliches Grüßen, Verschwiegenheit, nicht klaffen, Güte, Versöhnlichkeit, von Zeit zu Zeit leiden, Freigebigkeit, nicht träge, nicht wankelmütig sein, Hilfsbereitschaft, Demut, Wahrhaftigkeit, schlechte Gesellschaft fliehen, Geselligkeit, Rechtschaffenheit, Stärke, Tapferkeit, Standhaftigkeit, gute Gesinnung, Mut, Liebe. – Venus droht: Wer wie ein Narr beabsichtige, sich der Neuen Minne zuzuwenden, dem werde unverzüglich jede Ehre genommen. i Der Sprecher preist die Vollkommenheit des Regelkatalogs der Venus: Herren, Ritter und Knechte sowie alle würdevollen Damen sollten den Regeln folgen. Die Würde und Ehre einer

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tugendhaften Frau seien kostbarer als Mandeln und griechisches Gold. Der Sprecher fragt nun nach den Wirkungen der Minne. i Venus antwortet zunächst mit einer erneuten Ablehnung der Neuen Minne. Was die rechte Minne bewirke, zählt sie dann in einer anaphorisch Reihe von genau 30 Versen auf, die je mit Sie tuot, Sie macht oder ähnlich beginnen (1707–1736). Minne erscheint hier als Urgrund der Ritterschaft (Fahrten nach Preußen, Reußen, Spanien, Kämpfe, Turniere usw.), höfischer Vergnügungen (Tanzen, Springen Freude) und ritterlicher Tugenden (die oben schon mehrfach erwähnten wie Freigebigkeit, Scham usw.). Habe die Minne sich einmal in die Kammer des Herzens geschlichen, entfalte sie ihre Kraft und mache ihn zu einem Gefährten des Kaisers, sodass er das Kleid der Ehre anziehe. Die Minne könne eine solche zwüschenliebe (1747) bewirken, dass es zur Einheit, Vereinigung zweier Menschen komme. I Traum / Schatzkammer (1761–1808): Frau Venus nimmt den Sprecher an die Hand und führt ihn in ihre Schatzkammer mit Perlen, Gold und Edelsteinen. Da der Sprecher die Regeln und das Leben der Venus achte, solle er sich als Geschenk aussuchen, was ihm gefalle. i  Der Sprecher dankt, doch wünsche er sich weniger materielle Schätze als vielmehr, dass ihm seine geliebte G in dem kittel (1784) gewogen sei. Zudem schäme er sich, Gaben anzunehmen; er wisse nicht, wie er das vor der Geliebten verantworten solle und fürchte ihren Zorn. i Frau Venus meint, er solle dennoch zuversichtlich sein, und überreicht ihm für den Notfall einen Diamanten (Treue), einen Saphir (Beständigkeit), einen Rubin (Ehre) und einen grünen Smaragd, mit dem er die Huld seiner Geliebten erlangen werde. Der Sprecher nimmt überglücklich die Steine an sich und nimmt von der Kaiserin Venus und den Königinnen Abschied. J Erwachen und Schluss (1809–1894): Dieser Teil ist abgesehen von letzten zwei Versen durchgehend in Dreireimen gedichtet. Der Hahn kräht, und der Sprecher empfindet einen Schlag gegen sein Herz. Doch das will er nicht weiter kommentieren (1811: Das lan wir ligen, als es lag!). Stattdessen schließt er die Rede mit einem Lob seiner Geliebten, einem Liebesbekenntnis und einer Bitte um Erhöhung, zuerst in Form einer Baumallegorie (aus ihm sprössen junge Minnetriebe; sein Herz pflücke ihren Trost; ihr Stamm wurzele in ihm; ihr Zweig des Glücks gehe in ihm mit voller Blüte auf usw.), dann in einer Apostrophe seiner Dame mit verschiedenen Namen an (je zu Beginn eines Dreireims), die als Attribute zum einen ihre Tugenden, zum anderen aber auch seine Wünsche und Verpflichtungen ihr gegenüber bezeichnen (1827–1889): Frau frölich, Frau trut, Frau wirdig usw. Darin finden sich bekannte, aber auch neue Metaphern und Gedanken (Zweig des Heils; die Geliebte im Haus seines Herzens; Schlüssel zum Schrein seines Herzens; Leibeigenschaft usw.). Wegen der Dame möchte er in Blau gekleidet gehen. Es folgt noch ein Ausruf des Sprechers: Ach got, künt ich das mittel! (1893) und die Titelnennung: Diz buch daz heizet der kittel (1894). Der anfangs ausführlich entworfene narrative Rahmen wird nicht geschlossen. Para l lelen: Zahlreiche Ähnlichkeiten in Struktur, Wortschatz und Argumentation bestehen mit den anderen Minnereden von Altswert, vor allem B429 und B431, Einzelnes findet sich auch in B479 wieder. Ähnliche Regelkataloge findet man z.B. in B251.

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B431 Der Tugenden Schatz Umfangreiche Aventiurereise des Sprechers zum Venusberg, in dessen Innern zwölf Personifikationen herrschen, die dem Sprecher eine Krone schenken, die er seiner Geliebten überreicht; mit Aufzählungen von Edelsteinen und Spielen Ve r f a s s e r : Meister Altswert Datierung: früheste Überlieferung vor 1410 (He10) Überlieferung: He3 192r–216r; 1464 V. He9 75r–106r; 1466 V. He10 40r–66r; 1463 V.

Edition: Holland/Keller 1850, 70–116 (krit.); Meyer, K. 1889, 34f. (Korrekturen zu Holland/Keller) Literatur: Meyer, K. 1889; Ranke 1952; Blank 1970, 176–179; Glier 1971, 216–225; Glier 2VL 1 (1978), 319f.; Ammann 1964, 75f., 84, 121; Janota 2004, 344; Kiening 2Killy 1 (2008), 113; Bulitta 2010, 94–98, 100–103

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Konvoi mit drei anderen Texten Meister Altswerts in der Reihenfolge B429, B430, B431, B223. Nur in B429 nennt sich der Autor ›Meister Altswert‹, die anderen Texte werden ihm aufgrund von Stil und Überlieferungsgemeinschaft zugewiesen. In B431 nennt sich der Ich-Sprecher allerdings Nieman (281). Die Altswert-Autorsammlung ist in He10 als ursprünglich selbständiger Faszikel überliefert. In He9 eröffnet sie die Minnereden-Sammlung, in He3 folgt sie auf die Großformen B232 und B439, welche die Hs. eröffnen, sowie auf zwei Texte Hermanns von Sachsenheim (B465 und B226). Die Überlieferung ist insgesamt recht einheitlich und weist nur wenige signifikante Varianten auf (Zählung nach der Ausgabe, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden). Während in He3 die Geliebte des Sprechers durchgehend mit dem Buchstaben g benannt wird (78, 126, 343, 574, 994), schwankt in He9 die Kennzeichnung (78 nennt den Buchstaben k; kein Buchstabe in 126; erst ab 343 analog zu He3). He10 nennt keinen Buchstaben. Folgende Verse fehlen in He3: 843f., 1107, 1441; in He9: 206, 1441; He10: 106, 383, 671, 1132, 1333. Überschrift: dieß ist der tugenden schacz (He10) Inha lt: (Nach der Edition von Holland/Keller 1850, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden) . A Winter (1–40): Die Minnerede beginnt mit einer Beschreibung der winterlichen Natur, der dann eine ebenfalls 40 Verse lange Minneklage folgt (Jahreszeitentopos; auch der letzte Abschnitt L ist 40 Verse lang). Die topischen Elementen (Kälte, Nebel, Reif, Schnee, Verstummen der Vögel, verwelkte Blumen, entlaubte Bäume) werden ergänzt durch weitere Requisiten (der Wolf hungert; die Mühle steht

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still; die Armen kauern am Feuer; Störche und Schwalben ziehen in wame Länder; die Schnecke schlüpft in ihr Haus; die Würmer schlafen im Erdboden; die Wildschweine verlassen den Wald). B Minneklage (41–80): Der Sprecher beklagt sein Minneleid, das eine vornehme Frau (44: ein hoch wip) verursacht habe und das schmerzlicher sei als der Winter: Minnekrankheit; Schlaflosigkeit; Wohnen der Dame im Herzen; Kleid des Leids; Feuer der Liebessehnsucht; Rost des Leidens (77: Uf lidens rosch ich brat) usw. In einer Apostrophe bittet er die geliebte Dame um Hilfe und nennt sie min G (78). Der Sinn von V. 79 (Sit du bist daz mittel teil) wird erst in V. 954f. klar: G ist der mittlere Buchstabe des Namens der Geliebten, wie etwa in ›Margret‹. C Lob der Geliebten (81–147): In geblümtem Stil (Genitivmetaphern) lobt der Sprecher die geliebte Dame und versichert ihr seinen Dienst in einer langen anaphorischen Reihe (81–124), in der jedes Reimpaar mit Du bist beginnt: Sie sei der Wurzelsaft seines Trostes, der Stamm seines Glücks, der Ast seiner Lust (Baummetaphorik); die Blüte seines Trostes, der Bach des Heils, sein klarer Spiegel (99: min luter spiegelglas), Edelstein, Schatz, Stern, Sonnenglanz, Paradies, Engel usw. Sie (126: Edel G) solle ganz über ihn verfügen, ohne ihre Hilfe sei er tot. – Die Sprechsituation wechselt innerhalb weniger Verse (133–139) zu einer Ich-Erzählung vom Mai, der nun nach dem Winter gekommen sei. D Spaziergang (148–260): Der nun wieder fröhliche Sprecher geht eines Morgens im Mai in die Natur hinaus (Heide, Blumen, Wald, Vögel) und preist Gott für den plötzlichen Wandel seiner Stimmung. Begleitet vom Duft der Blumen (Rosen, Lilien und Veilchen) und von Vogelgesang (Lerche, Nachtigall und Drossel) kommt er in einen Wald mit kalten Quellen, folgt flussaufwärts einem kleinen Pfad und verirrt sich. Am Wegesrand findet er ein Zauberkraut, das nach Balsam riecht und wie Himmelsbrot (Manna) schmeckt. Acht Tage überlebt er damit. Dann kommt ein ›Martinsvogel‹ (Eisvogel?) und führt ihn in ein hohes Gebirge und zum Eingang einer Höhle, der durch einen Felsenbrocken geschützt und von einem Zwerg bewacht wird. E Gespräch mit dem Zwerg und Initiation in den Venusberg (261–581): Der Zwerg fragt, wer ihn in diese raue Gegend geführt habe. i Der Sprecher verweist auf das Vögelchen. i Der Zwerg heißt den Sprecher willkommen und gesteht, dass er den Vogel nach ihm ausgesandt habe. Er fragt, wie er heiße. i Der Sprecher nennt sich Nieman (281). i Der Zwerg verspricht ihm, dass er bald zwölf ehrbare Damen kennenlernen werde, die schon auf ihn warteten. i Der Sprecher ist irritiert, es gebe hier doch nichts als Berge, Auen und Tannenwälder. i  Der Zwerg lacht und kündigt an, ihn in den Berg zu führen, damit er alles selbst sehe. Es sei bereits die passende Kleidung (halb grün, halb rot) für ihn genäht und bereitgelegt worden. – Der Zwerg spricht nun ein wort mit grim (322), und der Berg schließt sich magisch auf. Die Höhle ist mit Gold und Edelsteinen prächtig geschmückt und wird von Rubin und Karfunkel erleuchtet. Der Sprecher denkt zunächst an seine Geliebte G (343), sein Blick wird dann jedoch durch den Zwerg auf die 200 Kammern für das Hofgesinde (Herren, Damen, Ritter, Knechte) gelenkt. Ihm werden ein Zimmer und neue Kleidung zugewiesen, wodurch er nun ebenfalls zum Hofgesinde der beiden Kaiserin-

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nen gehöre (Investitur). Der Zwerg erläutert dem Sprecher, wer die Herrscherinnen seien: Die zwei untrennbaren Kaiserinnen seien Frau Venus und Frau Ehre; denen solle er dienen. Damit werde ihm auch der Trost der zehn Königinnen zuteil. i Der Sprecher bittet den Zwerg, ihm mitzuteilen, woran er diese erkennen werde. i So nennt ihm der Zwerg ihre Erkennungsmerkmale (445–533): Die fünf Jungfrauen der Frau Venus tragen grüne Kleidung, und ihnen ist jeweils eine aus Edelsteinen und Gold gefertigte Initiale ihres Namens beigeordnet: L für Liebe, S für ›Staete‹, T für Treue, Z für Zuversicht und T für Trost. – Die fünf Jungfrauen der Frau Ehre tragen rote Kleidung. Sie lassen sich anhand eines kostbaren Buchstabens, den sie jeweils am Ärmel tragen, unterscheiden: W für Würde, M für Mäßigung, S für Scham, F für Furcht und Z für Zucht. – Der Zwerg führt den Sprecher durch einen prächtigen Saal, in dem eine Gesellschaft singt und tanzt zu den zwei himmlische Palästen, in denen jeweils eine Kaiserin mit ihren fünf Jungfrauen residiert. i  Als der Zwerg fragt, wie ihm der Berg gefalle, zeigt der Sprecher sich erfreut – er wäre aber noch froher, wenn auch seine geliebte G hier wäre. F Höfische Spiele (582–691): Aufgefordert durch den Zwerg tritt der Sprecher aus dem Berg in die blühende Maiennatur hinaus, die er als Locus amoenus und Paradies beschreibt. Viele Frauen und Männer in rot-grünen Kleidern tanzen hier einen Reigen und finden sich nun wie die Vögel im Frühling in Paaren zusammen (595: sich zweien). Es folgt eine lange anaphorisch gereihte Aufzählung von 54 Vergnügungen, denen sich die Paare hingeben (608–661: jeder Vers beginnt mit Zwei): Zwei begunden kosen, | Zwei die brachen rosen […]. Zahlreiche Spiele werden dabei erwähnt: über füezelin (619), Schach (622), greselis (624), bolen (629), zeck (631), Wurfzabel (633: wirtzebel spil), bein über bein (637), Dumme Liese (640: schelkliz), wer tet dir daz? (644), zürlin mürlin (646), Blinde Kuh (650: blinder muosen), fuln brucken (657) u.a. Der Sprecher ist begeistert, doch zugleich betrübt, weil ihn allein die Anwesenheit seiner geliebten G froh machen könne. So richtet sich sein ganzes Verlangen auf ihren Trost. i Der Zwerg fordert den Sprecher auf, mit ihm vor die Kaiserinnen und Königinnen zu treten. G Belauschte Klage im Zelt der Personifikationen (692–794): Der Sprecher beschreibt detailliert das überaus prächtige Zelt, das über einer Quelle aufgeschlagen wurde (694–717). Eng beieinander sitzen die Damen darin und diskutieren ernsthaft. Um ihr Gespräch zu belauschen, nähert sich der Sprecher unbemerkt. i Venus wünscht, dass sich Gott an allen unehrenhaften Betrügern räche. i Frau Ehre stimmt sogleich zu. Damit würde sich auch ihr Herzenswunsch erfüllen. i  Nacheinander äußern sich nun alle Damen und tragen ihre Klagen vor (in indirekter Rede wiedergegeben): Venus erklärt rechte Minne für tot, da sie durch das Geld korrumpiert werde. Geld und Liebe gehörten nicht zusammen, denn Liebe wolle frei sein. i Frau Liebe klagt, dass die ›liebliche Liebe‹ wegen der ›Affenworte‹ (748) verschwunden sei. Wer beim Tanz hoch springe, meine sogleich, ein guter Liebhaber zu sein. i Frau Beständigkeit bedauert, dass man sie gegen die Unbeständigkeit ausgetauscht habe. So müsse sie nun zeitig schlafen gehen. i Frau Treue beklagt den allgemeinen Verlust jeder beständigen Treue. Sie sei mit einem Dreschflegel uz gedroschen (759) worden. i Frau Zuversicht hat jegliche Hoffnung verloren. i Frau Trost klagt über den Verlust des

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Trostes. i Frau Ehre klagt, sie werde gewaltsam unterdrückt, wolle sich aber dagegen wehren. i Frau Würde leidet unter der allgemeinen verschlozzenheit (774). i Frau Maß beklagt, dass niemand mehr das rechte Maß halte: Der Zirkel sei in Vergessenheit geraten. i Frau Zucht äußert, dass die Rücksichtslosigkeit (782: unverwizzen; ?) das ganze Land beschizzen (783) habe. i  Die Furcht meint, die Kühnheit habe ein Affenkleid angezogen. Niemand fürchte sich mehr vor Schande. i Schließlich beklagt Frau Scham, dass sich die Schande wie ein riesiges ›Pflaster‹ (791) über die Welt gelegt habe (793: Des treit sie an ir lastercleit). H Gespräch mit den Personifikationen (795–977): Nun erst nehmen die Damen den Sprecher wahr und fragen den Zwerg nach ihm. i Der Zwerg sagt, sein Name sei Nieman (810). i Sie befehlen ihm, den Sprecher zu holen: Sie seien ihm schon lange gewogen. Er solle reichen Lohn erfahren. i So tritt der Sprecher vor den Kreis der Kaiserinnen und Königinnen und äußert seine Freude und Dienstbereitschaft. i Etwas später berichten die Damen, dass sie einen Menschen in den ›deutschen Landen‹ (859) gesucht hätten, der ohne Schande lebe. Der Sprecher solle ihnen sagen, ob es einen solchen im Elsass gebe. i Er antwortet mit einer Beschreibung und einem Lob seiner Geliebten (867–926), die einige Wendungen aus C wieder aufnimmt. Er vergleicht sie mit Löwe und Adler; sie sei getauft mit zwölf Namen, die (programmatisch) für ihre Tugenden stünden: Maß halten, Wohlerzogenheit, Keuschheit, Demut, Treue, Trost usw. i Frau Venus fragt stellvertretend für alle anderen Königinnen, wer diese Frau sei. Sie wollten sie auswählen und ihr zum Lohn die kostbarste Krone, die eine Frau je getragen habe, aufsetzen. i Der Sprecher wiederholt die Ehre jener vorgestellten Frau und nennt den mittleren Buchstaben ihres Namens: Ein G ist ir mittel teil | Von buochstaben, als ich iuch künd (954f.). Wenn er sie als Geliebte besäße, wäre er der König auf dem Glücksrad und würde den Platz eines Kaisers einnehmen (Kaisertopos). Er halte an ihr fest, selbst wenn sie seinen Vater erschlagen hätte. i Venus sagt, dies freue sie alle, denn sie selbst hätten die gepriesene Frau von Kindheit an aufgezogen. I Abschiedsgeschenk (978–1151): Venus beschreibt dem Sprecher die Krone, die seine Dame G erhalten soll. Die zwölf ›Zacken‹ (986: zinken) und Edelsteine seien von den einzelnen Kaiserinnen und Königinnen zur Verehrung von G zusammengetragen worden: Karfunkel, Diamant, Rubin, Smaragd, Balas (1011: palast), Saphir, Kalzedon, Beryll, Topas, Jaspis, Chrysolith und Sardin. Der Ehrenglanz der Krone gehe verloren, wenn sich diejenige, welche die Krone trage, nicht mehr nach den Geboten der zwölf Tugenden richte. Ein Verstoß gegen eine Tugend habe das Herausbrechen des jeweiligen Zackens zur Folge. i Der Sprecher ist bereit, diese Krone und Botschaft zu überbringen. i Venus holt aus einem Schrein, den ihr eine ihrer Jungfrauen gebracht hat, die Krone, die 100.000 Mark wert sei. Der Sprecher wird von großer Freude überwältigt. Venus formuliert ihre Segenswünsche für den Sprecher, den sie mit Nieman anredet. i Der Sprecher erklärt sich bereit, nicht zur Ruhe zu kommen, bis er seine Fahrt und seinen Auftrag vollendet habe. Es folgen Abschied und Dienstversicherung. – In der Begleitung des Zwerges gelangt der Sprecher schließlich aus dem Berg hinaus. Er bedankt sich und bittet darum, dass er ihm den Rückweg zeige. i Der Zwerg sagt, der Sprecher solle durch den Tannenwald gehen, bis er zu einem

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Kreuz komme, bei dem er sich rechts halten müsse. So gelange er auf eine Straße, die ihn nach Hause führe. Sankt Johannes solle ihn schützen. J Gespräch mit der geliebten G (1152–1309): In wenigen Versen ist der Sprecher zu Hause und bei seiner Geliebten, die ein Engelskleid trägt. Nach einer Rede des Sprechers zu sich selbst (erneutes Lob der Geliebten) wendet G sich dem Sprecher zu und fragt ihn, wo er gewesen sei. i Er erzählt ihr vom Land der zwölf Königinnen, von ihrer Macht und Herrlichkeit, ihrem Besitz, der mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sei (1192–1224: erneute Aufzählung aller Namen und der Eigenschaften der Krone). Vor der Übergabe der Krone verlangt der Sprecher, dass sie ihm die Hand reiche und verspreche, die Tugenden zu bewahren. i Die geliebte G beruhigt den Sprecher: Da er für sie vor den Königinnen Bürgschaft geleistet habe, möchte sie ihn vor jeglicher Schande bewahren. Sie werde ehrenvoll die Krone tragen. – Als G den Schrein öffnet, in dem die Krone liegt, erschrickt sie zunächst vor dem strahlenden Glanz, doch ist ihr Erschrecken zugleich Freude. Sie bedankt sich beim Sprecher (1309: Nieman, got dank dir!). – Hier endet die Erzählung, der Rest ist ein Monolog des Sprechers, der sich erst noch intradiegetisch als erzählte Anrede an die Dame auffassen lässt, aber aufgrund der Länge und der fehlenden Narration allmählich zu einem weiteren und letzten, extradiegetischen Lob der Geliebten wird. K Lob der Geliebten und Liebesbekenntnis (1310–1426): Der Sprecher versichert ihr ausführlich seinen treuen Dienst, bittet um Erhörung (Lichtmetaphorik) und lobt sie und ihre Wirkung durch einen erneuten Edelstein-Katalog: Sie sei wie der Karfunkel (Aufhebung aller Differenzen), Smaragd (kein Widerspruch), Saphir (Beständigkeit), Diamant (Treue), Kalzedon (Mäßigung), Topas (Überwältigung); es folgen Feuermetaphorik (Rost, Minnefeuer, heiße Glut), Unterwerfung und Selbsterniedrigung (Minnestricke) und erneute Lichtmetaphorik: So wie vor fünftausend Jahren Gott das Licht schuf und die Dunkelheit vertrieb, bedeute die Zuwendung der Geliebten zum Sprecher seine Befreiung aus der Finsternis. L Lyrischer Schluss (1427–1468): Ohne weitere Markierung ändert sich die metrische Gestaltung: Die 20 Reimpaare (d.h. 40 Verse wie in A und B) weisen in jedem Vers einen Binnenreim auf, das Reimschema ist also aaaa, bbbb, cccc usw., z.B. 1429f.: Frouwe du min, ich bin ganz din, | Daz muoz sin, dir tuon ich daz schin; nur das letzte Reimpaar ist wieder normal gereimt. Inhaltlich ist diese Passage weitgehend eine Wiederholung. Nach dem letzten Vers steht ein ›Amen‹. Para l lelen: Zahlreiche Ähnlichkeiten in Struktur, Wortschatz und Argumentation bestehen mit den anderen Minnereden von Altswert, vor allem B429 und B430. Ähnliche Regelkataloge findet man z.B. in B251.

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B432 Der Stern der Treue Nächtliches Gespräch zwischen Sprecher und personifizierter Treue über den ihr zugeordneten Stern Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1455 (He14) Überlieferung: Be2 1r–5r; 583 V. He14 37r–48r; 578 V.

Edition: Matthaei 1913, 134–143 Nr. 13 (nach He14) Literatur: Karnein 2VL 9 (1995), 304–306; Uhl 2010, 33 Anm. 9

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Mischhs. He14 im Kontext von Minnereden sowie als erster Text der Minneredenhs. Be2. In Be2 sind bis V. 35 einige alchemistische Zeichen und Begriffe wahrscheinlich als Schreiberzusätze ergänzt; z.B. zu V. 1f.: ʇ m vel O. de terra; zu 3: lnb terra; zu 13: color materiae in ingredine; zu 25: nigredo. Da die ältere Überlieferung (He14) viele sinnentstellende Lesarten und fehlende Verse enthält (Matthaei 1913 zählt die Verse, die er aufgrund der Reimlosigkeit der Verse 13, 15, 36, 96, 143, 156, 271, 303, 322, 401, 479 und 489 als fehlend erschließt in seiner Ausgabe mit), befördert Be2 ein textkritisches Verständnis der Minnerede, obwohl auch Be2 viele Fehler aufweist. Mehrere signifikante Varianten sind zu verzeichnen (Verszählung nach der Ausgabe), z.B. fehlen in He14 elf Verse: 14 (Be2: Der maß inden umb wait), 35 (Be2: Under ainem stain), 93 (Be2: Wann sein würdt gar zuvill; dieser Vers folgt jedoch, anders als in der Ausgabe verzeichnet, nach V. 94), 144 (Be2: So muest ich auch verliesen), 155 (in Be2 fehlt dieser Vers, wie auch 154), 271 (Be2: Sy ist yedem man berait), 304 (Be2: Daß es desto ringikhlich [?]), 321 (Be2: Die doch woll dem schaden zimbt; der nachfolgende Vers lautet: Der sich zu rechter maß nimbt), 402 (Be2: Unnd das geschach mit meiner handt), 480 (Be2: Waß meinung mir der stern schein), 490 (Be2: Unnd khumbt an geluo khes rath). In Be2 fehlen die Verse 232, 248, 335f., 363 und 504; ein Zusatzvers findet sich nach 330: Daß es dir bey bekhent sy. Überschrift: – Inha lt: (Nach He14 mit den Lesarten aus Be2; Verszählung nach Matthaei 1913) . A Spaziergangseinleitung (1–42): Während eines abendlichen Spaziergangs erblickt der Sprecher aus der Ferne eine schöne Dame unter einem Baum. Sie trägt ein prächtiges, aus violettem (13: pruon) Samt geschneidertes Kleid, das über und über mit goldenen Sternen besetzt ist und einer Kaiserin würdig wäre. Als er wahrnimmt, dass bei dem Baum auch eine Quelle entspringt, nähert er sich der Dame unter dem Vorwand, durstig zu sein. B Gesprächseröffnung (43–98): Die Dame komt auf den Sprecher zu, grüßt und er-

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kundigt sich, wohin er so spät noch wolle. i Dankbar für ihren Gruß sagt er, er sei zum Trinken hergekommen. Nun wolle er aber wissen, wer sie sei. i Die Dame reagiert zunächst abweisend: Zu leicht könnte sie von ihm verleumdet werden. i Der Sprecher zerstreut ihre Bedenken und wiederholt seine Frage. i  Sie stellt sich als Frau Treue vor. Sie lebe schon seit langer Zeit in einem von einem Zwerg bewachten Berg, in dem sich eine Minneschule befindet. Dort vermittle sie vielen Damen die Lehre der Treue, Beständigkeit und Ehre, die zur rechten Minne gehörten. Davon wolle sie aber nicht sprechen, sondern sagen, warum sie jeden Abend hier stehe. C Sternallegorie (99–296): Frau Treue wartet auf das Erscheinen eines Sterns, dessen Ausbleiben sie sehr besorgt. Sie könne nur unter all den Sternen an einen einzigen Stern denken, der sie über alle Maßen glücklich mache, wenn er eine Woche zu sehen sei. Die Laufbahn des Sterns richte sich gegen untreue Menschen. Sie sei zuversichtlich, dass sich ihr Stern schon bald an diesen rächen werde. Auch wenn die Wolken ihn verdecken würden, wisse sie, dass er alles zu ihrem Trost veranlasse. i Der Sprecher bietet an, ihr bei der Suche zu helfen. Als er am Himmel einen großen Stern erblickt, rät er ihr, sich an diesem zu orientieren und den ihren aufzugeben. i Abweisend erwidert Frau Treue: Sollte sie sich dem Stern des Sprechers zuwenden, stürze sie ihren Namen sogleich ins Verderben. Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse (151: schur, hagel, regen und sne) werde die Klarheit ihres Sterns oft verhüllt. Auch würde ihr der negative Einfluss des Planeten Saturn Leid zufügen, wenn er ihrem Stern gegenüberstehe. Sie halte dennoch an ihrem Stern fest, ob sie ihn sehe oder nicht. Sie beschimpft den Sprecher, ihr zum Wechsel geraten zu haben, und versichert, sich nur an der Laufbahn des ihr von Gott zugewiesenen Sterns zu orientieren. i Der Sprecher erblickt einen weiteren Stern und erkundigt sich, ob es sich um diesen handle. i Frau Treue bezeichnet ihn als einfältig, wenn er glaube, ihren Stern früher als sie selbst zu entdecken. Sie lenkt sodann seinen Blick auf jenen Stern, der ihr gehört: Ihm seien viele Tugenden eigen. Wer sich der Treue untertänig mache – ob nun Damen, Ritter oder Knechte –, den mache der Stern glücklich, zuversichtlich und erfolgreich. i Der Sprecher fragt, wie es sein könne, dass der Stern bei so geringer Leuchtkraft so große Gewalt besitze. i Die Treue antwortet, dass das Ausdruck seiner edelkait (213) sei. Auch bei einem Menschen könne man dessen große Tugend äußerlich nicht sehen. Jene Menschen, die sich um Treue bemühten, seien demütig, geduldig, gütig und nachsichtig. Trotz des Liebeskummers solle der Liebende mit den kleinen Freuden, die er von Frau Treue erhalte, zufrieden sein: Ein Augenblick der heimlichen Umarmung der geliebten Dame solle ihm vollkommenes Glück bedeuten. i Der Sprecher stimmt zu. i Frau Treue erklärt, dass sich ein Stern in beständiger Bewegung befände, weil er rund sei (263: was sinwel ist, das ist weghaff ). Dies sei mit der Kraft der Minne und mit ihrem Orden zu vergleichen: Die Minne bewege jede Kreatur. Dem einen lasse sie Liebe, dem anderen Leid zuteil werden. Gäbe es nicht Treue und Beständigkeit, dann wäre die Minne ohne Gerechtigkeit. Zudem bedürfe man der Ehrfurcht, Scham, Zucht und Ehre. Denn nur, wenn die Minne der Lehre der Tugenden folge, könne sie vorangehen, das Tor zum Herzen öffnen, gewalticlich (291) eintreten und Freude bereiten. Nur dann verdiene sie den Namen ›die ehrwürdige Minne‹ (294: werd Mynn), welche die Krone aller Würden trage.

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D Kräuterzauber der Tugenden (297–381): Wenn die Minne mit ihrem Pfeil einen treffe, kämen gleich die sieben (297: wir sue ben) Tugenden zur Hilfe: Treue, Beständigkeit (die das Herz mit blauer Farbe bestreiche), Maß, Ehrfurcht, Scham, Zucht (hinzuzuzählen ist wohl nocht Ehre, vgl. 287). Sie haben heilende Kräuter (Kräuterzauber): ›ein Eid‹ (kleines Kraut, das unter dem Stern der Treue gewachsen sein müsse), ›hoher Mut‹, Vergissmeinnicht und Wegwarte. Hüten müsse man sich jedoch vor falschen Kräutern wie klain torn (325; kleiner Dorn?) und zagel heil (328; ›Schwanzheil‹?; in Be2 steht: Gothait). Die heilenden Kräuter und Tugenden könnten nur Hilfe leisten, wenn sie rasch dem Herzen zugefügt würden. Der Verband müsse von den Tugenden dreifach ums Herz gewickelt werden. Es folgt eine weitere Tugendlehre: Unter der Laufbahn des Sterns der Treue sollen die Liebenden sich nur das Beste erzählen und ihre Herzen erkunden sowie stets Sorge tragen, sich gegenseitig ihre Würde und Güte zu bewahren. E Fortsetzung der Sternallegorie (382–529): Frau Treue bekräftigt widerholt, dass ohne die Tugenden der Minne Gefahr von den Sternen drohe, jedoch nicht vom Stern der Treue. i Dem Sprecher scheint es, als ob ihr Stern keine Pause einlege. i Frau Treue weist ihn darauf hin, dass es die natürliche Art des Sterns sei, sich stets gleichbleibend schnell zu bewegen. So werde ihr offenbart, wo zwei Herzen einander liebten. Liebe entstehe, wenn sich die Minne mit dem Rat der Tugenden verbinde. Der Sprecher solle begreifen, dass das Herz ihrem Stern gleiche. Frau Treue beklagt sich schließlich über die Klaffer. i Der Sprecher stimmt Frau Treue zu (432: ich acht sie nit umb ain har). i Frau Treue lobt die Liebenden, die ihr bedingungslos folgten: Sie seien auch bei strahlendem Sonnenlicht bereit, sich nach der Laufbahn des Sterns der Treue zu richten. i Der Sprecher fragt Frau Treue nach der Bedeutung ihres Kleides. i Frau Treue antwortet, dass es für das Witwenleben stehe, für das sie sich entschieden habe, um demütig Liebe und Leid zu ertragen. Die abschließenden Ausführungen der Frau Treue betreffen die sechszackigen Sterneauf ihrer Kleidung (492–529): Neben dem Ausdruck ihrer Schönheit bedeuten die sechs Zacken (499: ecken) auch sechs Minnetugenden: Beständigkeit; Gerechtigkeit; Reinheit (507: lue terkait); Kühnheit (511: vest mutikait); Ehre; Treue (sie selbst). Mit den Zacken vermag die Treue sich gegen Betrug und Verbrechen zu wehren. F Schluss (530–590): Frau Treue weist darauf hin, dass es bereits spät sei und der Sprecher alles über ihren Stern erfahren habe. i Er preist sie: Noch nie habe er eine Dame getroffen, die ihre Tugendhaftigkeit so prächtig präsentiert habe – und das zu so später Stunde. Er bedankt sich. i Sie verabschiedet sich, da sie besorgt ist, der Zwerg könne den Berg, in dem sich die Schule der Minne befindet, verschließen. Die ihr anvertrauten Schützlinge (560: ettwa clainúw kind) blieben dann unbelehrt und unbeaufsichtigt und könnten die Treue schnell vergessen. i Er bittet um ihre Gnade und gelobt, sich daran zu halten, was sie ihm gepredigt habe. i Frau Treue gewährt ihm ihre Gnade und geht ab. – Als sie in der Dunkelheit verschwindet, wird der Sprecher von Trauer überwältigt. Da es schon nach Mitternacht ist (585: es ist ouch schier uff dritthalb nacht), macht er sich auf seinen Weg. Er beschließt den Text mit einer (resignativen?) Frage: es muo ß also sein | es ist ee geschehen. | was wyltu dar zuo jenhen? (588–590; evtl. Verweise auf Anschlusskommunkation).

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B433 Schule der Minne

B433 Schule der Minne Belehrung eines Unerfahrenen über die Liebe und ihre Farben, die er durch verschiedene Personifikationen erfährt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Ende 14. Jh. (Be7) Überlieferung: Gruppe I: Be21 1r–14v, 102r; 580 V. Ka3 261ra–263vb; 502 V. Gruppe II: Be8 4ra–7rb; 585 V. Mü9 99v–110v; 436 V. Weitere Hss.: Be3 332v–344v; 556 V. Be7 1r–1v; 197 V. Go2 3vb–4ra und 4va–6vb; 362 V. He3 251v–261r; 579 V. *Ff1 [Gedicht Nr. 63]; 556 V.

Edition: Fichard 1815, 297–316 (nach *Ff1); Lassberg 1825, 579–592 Nr. 251 (nach Ka3); Seelmann 1883a (nach Be21) Literatur: Seelmann 1902, 120; Richter 1895, 27f.; Matthaei 1907, 26–30; Wittmann-Klemm 1977, 117; Rheinheimer 2VL 8 (1992), 865f.; Westphal 1993, 123f., 141; Janota 2004, 340; Rasmussen 2006, 121–124, 129

Beschreibung der Überlieferung: Die Überlieferung reicht vom Ende des 14. Jh. (Be7) bis in die Zeit um 1530 (Be3). Sie erfolgt überwiegend in Sammelhss., sowohl in reinen Minnereden-Blöcken (Be3, Be8, Go2, He3) als auch in Blöcken, die Minnereden mit Mären (Be21, Mü9) bzw. mit Sprüchen und Liedern (*Ff1) mischen. Regional und sprachlich ist die Überlieferung breit gestreut, niederdeutsche Textzeugen (Be8, Be21) stehen neben Hss. aus dem mitteldeutschen (Be7, Go2), ostfränkischen (Be3, Mü9), nord- (*Ff1, He3) und südalemannischen (Ka3) Bereich. Textbestände und Wortvarianten in den Hss. ergeben ein disparates Bild. Mit einiger Vorsicht lassen sich zwei Überlieferungsstränge ausmachen: Hauptvertreter des einen, mit Differenzen untereinander, sind Be21 und Ka3. Hauptvertreter des anderen Strangs sind Be8 und Mü9, die eine recht enge Verwandtschaft aufweisen. Zwischen beiden Gruppen, mal mit der einen, mal mit der anderen Seite zusammengehend, stehen *Ff1, Go2 und Be7. He3 ist eher der ersten Gruppe zuzurechnen, geht aber ebenfalls oft eigene Wege. Auch Be3 steht am ehesten Be21 nahe, weist jedoch an vielen Stellen unikale Lesarten und resümierende Zwischenüberschriften (s.u.) auf. Die Varianz der Überlieferung lässt sich besonders an der Passage des stichomythischen Streitgesprächs zwischen dem Sprecher und der schwarzen Dame (entspricht Seelmann V. 530–556) zeigen, die in sechs Hss. überliefert ist: Mit 36 Versen hat He3 hier den umfangreichsten Textbestand, jedoch ohne Exklusivverse. *Ff1 und Be8

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bieten eine umgestellte, um sechs Verse kürzere Version, die identisch, jedoch mit Ausfall eines weiteren Verspaares auch in Mü9 zu finden ist. In Be3 umfasst der Abschnitt 30, in Be21 26 Verse; beide Hss. bieten in Textbestand und Anordnung der Verspaare je eigene Versionen. Trotz z.T. starker Varianz und wechselnden Zuschreibungen von Rede und Handlungen ist in keiner der Hss. eine signifikante Änderung der Gesamtaussage des Textes erkennbar. Die 40 Anfangsverse der niederdeutschen Textfassung von Be21 sind durch starke Zerstörung des ersten Blattes der Hs. nur teilweise lesbar. V. 419–422 sind Plusverse, neben den Kürzungen in der stichomytischen Passage (Seelmann V. 530–556) fehlen sechs weitere Verspaare, die in mehr als einer anderen Hs. überliefert sind (je ein Verspaar nach Seelmann 302, 386, 416, 520; zwei Verspaare nach Seelmann 410). Dagegen fehlen in Ka3 die Verse Seelmann 119–122, 125f., 327–330, zwei Plusverse sind nach Seelmann 48 eingefügt. Der Text ist ggf. aufgrund von Blattverlust fragmentarisch (Abbruch mit Seelmann 505). Im Vergleich zu Be21 bringt er oft leichter verständliche Lesarten. Be8 setzt einen Block von elf Versen (in den anderen Hss. nach 32) nach den Vers Seelmann 49 (korrigierter Augensprung?). Acht Verspaare anderer Hss. fehlen (Fichard 25f., Seelmann 205f., 219f., 249f., 275f., 305f., 319f., 441f.). Ergänzt ist nach Seelmann 580 eine sechs Verse umfassende Schlusssentenz. Mü9 setzt erst mit Seelmann 41 ein. Die Verse Seelmann 73–104 und 377–450 sind nicht vorhanden, weiterhin gibt es Plus- und Minusverse ohne nennenswerte inhaltliche Verschiebung. Signifikant sind sechs Zusatzverse nach Seelmann 482, in denen die Forderung der schwarzen Dame nach Bürgen aufgegriffen und um die Möglichkeit eines Pfands erweitert wird. Nach Seelmann 564 folgt eine achtversige Schlusssentenz mit der Wahrheitsbeteuerung, der Sprecher habe dies alles erlebt. In *Ff1 fehlen (laut Fichard 1815 durch Ausfall eines Blattes) die Verse Seelmann 51–64, dazu 107–110 und acht weitere Verspaare. In He3 fehlen die Verse Fichard 15 sowie Seelmann 119–122, 229–232, 237f., 323–326, 493–496. In Go2 steht zwischen den Versen 29 und 30 ein Teil aus B449. Es fehlen Seelmann 116–202 und 246–329, die Verse Seelmann 370–406 sind hinter 445 gestellt. Mit Seelmann 523 bricht der Text ab. Der Textbestand des Fragments Be7 entspricht Seelmann 303–498. Der Text verläuft 1rb, 1va–1vb, 1ra, da das Doppelblatt (ursprünglich Mittelblatt einer Lage) fälschlicherweise als zweispaltiges Einzelblatt gezählt wird. Die Hs. bietet gegenüber der restlichen Überlieferung zwei zusätzliche Verspaare (jeweils nach Seelmann 398 und 406) und zwei einzelne Zusatzverse (nach Seelmann 304 und 434). Häufig tritt Wortvarianz auf, die gegen die gesamte übrige Überlieferung steht, jedoch meist keine signifikante Sinnänderung bewirkt. Auffällig sind zwei Verse, in denen die Erzählperspektive von der ersten in die dritte Person wechselt: Her sprach des selbin wil ich och begern (Be7 76) gegen Des begunde yk ok begern (Be21 378) und Her sprach mir geschach zo libe ny (Be7 147) gegen Yk sprack nv wart ny leuer my (Be21 448). Am stärksten weicht mit Be3 der späteste Überlieferungsträger ab: Hier wird minne durchgängig durch liebe ersetzt. Der Text ist lückenhaft, die Begrüßung durch die rote Dame fehlt nahezu vollständig (Ausfall von Seelmann 271–304 und 307–314).

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Je ein Plusvers steht nach Seelmann 86 und 199, ein zusätzliches Verspaar nach Seelmann 506, jeweils ohne wesentliche inhaltliche Ergänzung. Zahlreiche Verse sind gegenüber der übrigen Überlieferung neu formuliert, jedoch meist unter Gebrauch formelhafter Wendungen und ohne signifikante Änderung in der Textaussage, was eher auf die Verbesserung unverständlicher oder unleserlicher Stellen in der Vorlage, als auf eine gezielte Redaktion schließen lässt. Eine solche Redaktion ist allenfalls für den Schlussteil anzunehmen, der umgearbeitet und ausgebaut ist: Die schwarze Dame führt den Sprecher nach der bestandenen Prüfung in einen in gelb und gold gehaltenen Garten. Dort trifft er auf eine fröhliche Gesellschaft, und eine weitere Dame lobt ihn und verheißt ihm Erfüllung. Zusätzlich bringt Be3 resümierende Zwischenüberschriften in Prosa ein, die auch im Handschriftenlayout deutlich vom Verstext abgesetzt werden: Nun ich vntterweyset bin von fraw schweig | so furtt sie mich jnn einen kostlichen sall | Zw Einer frawenn jnn eyttel grun bekleydett | die heyst frawenn abeging hor gar eben zw (vor Seelmann 57); Darnach furt mich mein fraw jn | grun zw einer frawen jnn eittell | weys die hies fraw hoffnunge zu | dem bestenn (vor Seelmann 137); Rott | Die Fraw jnn weisz furtt mich zw einem | großen here darmitter hiltt ein fraw vff | einem pfertt die pranndt ann allenn ende | die hies die liebe entzuntt (vor Seelmann 255); Bloe | Alhie ward ich gefurt zu einer gar schon | nen burg die was ganntz ploe vnnd die | fraue darjnn vnnd jr hoffgesint alle bekleydet warn in eittell bloe die frawe | hiß wennck nymmer nicht (vor Seelmann 347); Do kam ein fraw jnn eittell schwartz | die was zernens voll die fing vnnd schlwg | mich mit henndten vnnd fuessenn jn | einenn stock darnach auß dem stock hertiglich | jnn die eyssen (vor Seelmann 471); Gelb | Sie furtt mich jnn ein einen weitten ge- | gennde jnn einem wunder schonenn | gartten darjnn vil hubscher frawen dintten | einer vntter jnn die was bekleytt jn eyttel | gelb (im Schlussteil, nach Be3 493). Überschrift: Zu dem erstenn gibt sich vntter | weysung ein fraw jn eittell braun | die heist fraw verschwigen | Merck ebenn jr ler (Be3) Inha lt: (Nach Be21, V. 1–40 nach *Ff1; Zitate und Verszählung nach der Ausgabe von Seelmann 1883a) . A Exposition (1–17): Der Sprecher wendet sich an die Minne und preist ihre Macht. Er wisse davon seit einer ›Entrückung‹ (8: Eines dages wart ich gezücket hin), als ihm Frawe mynne (9), persönlich Boten geschickt habe, deren Hinweisen er gefolgt sei. Der Beginn der Liebe sei angenehm, das Ende jedoch beschwerlich gewesen: Sie habe ihr Mieder geöffnet, ihm ihre Verlockungen gezeigt und ihn dadurch unterworfen. B Belehrung (18–470): In der Folge gibt der Sprecher die Belehrung wieder, die er erhalten hat. Diese Boten sind fünf als Damen personifizierte ›Stadien der Liebe‹, denen jeweils eine Farbe zugeordnet ist, die ihre Kleidung und ihre Räume dominiert. Der Sprecher wird jeweils von seiner vorherigen Lehrerin in den Bereich der nächsten geführt. Nach einer freundlichen Begrüßung bittet die vorherige Lehrerin um Belehrung für den Gast und nimmt, wenn dies zugesagt ist, Abschied. Der Sprecher erhält nun von seiner neuen Lehrerin eine Unterweisung, die aus Ratschlägen

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und / oder einem Lob der aktuellen Farbe (bzw. des durch sie Symbolisierten) besteht und in teils anaphorischen Reihungen von Argumenten dargeboten wird. Der Sprecher stimmt dieser Lehre zu. Daraufhin nennt die Lehrerin ihren Namen, welcher dem Stadium der Liebe bzw. der Verhaltensweise entspricht, mit der der Sprecher eben bekannt gemacht wurde, und führt ihn weiter. 1. Violett (›Braun‹) (18–56): Die erste Dame wird von der Minne persönlich zum Sprecher geschickt. Sie steht für Verschwiegenheit (Name 52: Swich jummermer) und rät dem Sprecher zu Schweigen, Frauenverehrung, Wohlverhalten, Abstand zu Rühmern und Klaffern. 2. Grün (57–141): Die grüne Dame ist in Samt gekleidet und residiert in einem reich mit Smaragden verzierten Saal. Sie symbolisiert den Beginn der Liebe (Name V. 136: der Vrauden anegeyn). Bevor sie dem Sprecher ihre Lehre erteilt, warnt sie davor, dass dem leichten Beginn ein schwieriges Ende folgen kann. Dem dennoch unverzagten Sprecher rät sie dazu, Freude und hohen Mut zu haben, Zweifel zurückzuweisen, Geduld zu üben, die Erwählte auf ihre Eignung zu prüfen (111f.: Dencke vppe gebere vnde zin | Wor du dy wilt kern hin). Es schließt sich ein Lob der grünen Farbe an (Grün sei der Anfang, alle Früchte seien zunächst grün, alles Gute und alle Blüten wüchsen in Grün; es sei gut für die Augen). 3. Weiß (142–254): Der Sprecher wird in ein prächtiges Zelt (Tuch und Schnüre aus Seide, Knöpfe aus Perlen, Pflöcke aus Diamant, Vogel- und Tierverzierungen) geführt. Hier beschäftigt sich eine weiße, in ein Gewand aus Hermelin und Lilien gekleidete Dame damit, ihr eigenes Bild zu zeichnen. Sie steht für Einbildungskraft und Hoffnung (Name V. 253: Hopen vor Truren). Sie liest dem Sprecher, der ihr von der vorigen Dame als wiltvang (185) übergeben wird, einen Brief vor, in dem das ›Hoffen‹ gepriesen wird (194–220, darin u.a. die Argumente: Hoffen könne Leid vertreiben, einen Menschen verjüngen und den Armen trösten). Ferner lehrt sie den Sprecher, dass Hoffen und Vorstellungskraft aus dem Nichts Bilder schaffen können (223f.: Wor du myd hopen denckest hin | Dat bildestu euen in dinen sin). Zur Demonstration entwirft sie für ihn in einem Buch Figuren, die dem Sprecher sehr gefallen, ihn jedoch nicht berühren. Schließlich ist ein Bild darunter, welches ihm in seiner unvergleichlichen Vollkommenheit das Herz bricht. Die Dame fordert ihn auf, es zu verinnerlichen, worauf der Sprecher bekräftigt, sie (d.h. die im Bild dargestellte Geliebte) auch in der tiefsten Nacht vergegenwärtigen zu können. 4. Rot (255–347): Inmitten eines roten Heeres reitet, Brände entzündend, die vierte Dame (Name V. 343: de Leue entzunde). Ihr Pferd ist kostbar ausgestattet (teurer Sattel; samtener Zaum; Zügel, Sattel und Sattelbögen mit Gold und Rubin verziert). Auf einem rosenbestreuten Feld empfängt sie den Sprecher und lobt das Rot und seine Macht (rot sind Sonnenaufgang, minneentbranntes Herz, erhitzte Liebende). Anschließend entzündet sie den Sprecher durch die Kraft seiner Augen und verheißt ihm Freude durch die Röte des Mundes der Geliebten. 5. Blau (347–467): Die Wohnstatt der blauen Dame ist ein uneinnehmbar scheinendes Gebäude, in das man nur durch Treue gelangen kann. Einem Wächter nennt die rote Dame ihren Namen und versichert die Zuverlässigkeit ihres Begleiters, um eingelassen zu werden. Der Sprecher glaubt, nun zum gral (365) zu kommen.

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Er wird von blau gekleideten Männern und Frauen mit dem Ruf stete bliff (368) begrüßt. Die Herrin der Gesellschaft (Name V. 453: Twiuele nummer nicht), hat sich in Liebe verstrickt und kann daher nicht aufstehen. Kniend empfängt der Sprecher ihre Lehre, in der sie die Beständigkeit preist (Sie bringe Freude und Trost, mache die Liebe erst sinnvoll, schaffe Vertrauen, gebe dem Herzen Kraft und ermögliche Freundschaft, binde die Liebenden, spende Freude und sei unendlich). Abschließend fragt die blaue Dame, ob der Sprecher in ihren Orden eintreten wolle. Der Sprecher beteuert feierlich, lebenslang in diesem besten aller Orden bleiben zu wollen. Die Dame segnet ihn, fordert ihn zum Aufstehen auf und kündigt seine Erhebung zum Kaiser an. Auch will sie zur Freude des Sprechers dessen Geliebte von seiner Treue unterrichten. Der Sprecher schickt Boten aus, um seine Freunde zu benachrichtigen. In ein blaues Gewand gekleidet und auf einen Thron gesetzt glaubt er sich von allen Sorgen befreit. C Prüfung (468–580): Als der Sprecher nach dem Zepter greift, erscheint eine hässliche, schwarze Dame. Sie stürzt den Sprecher vom Thron, misshandelt ihn (481: Se sloch my vnde wolde my worgen) und verlangt Bürgen – die er nicht liefern kann – als Sicherheit dafür, dass er nach ihrer Lehre handeln werde. Gefesselt führt die Dame ihn in ein enges Gemach, legt ihn in einen Stock, schmiedet ihn an und droht ihm mit dauerhafter Gefangenschaft. Der Sprecher schreit und fragt die Dame, wo er ›Gelb‹ finden könne (die Farbe der Erfüllung), was die Frau jedoch nur mit Hohn beantwortet. Der Sprecher erinnert sich an das Bild seiner Geliebten, das er in sich trägt, und beschließt, standhaft zu bleiben (526: Do wart geringer al myn leyt). Die schwarze Dame bietet ihm die Freilassung an, wenn er auf seine Geliebte verzichten würde, was dieser ablehnt. Es entspinnt sich ein stichomythischer Dialog (531–556): Die schwarze Dame versucht darin erfolglos, dem Sprecher die Geliebte auszureden (als Argumente führt sie u.a. an: Die Geliebte sei nicht treu, sie sei aufbrausend, frech, könne nicht gut tanzen, werde dem Sprecher nie Lohn gewähren). Schließlich beendet die schwarze Dame die Prüfung, verheißt dem Sprecher Belohnung für seine Treue und befreit ihn von seinen Fesseln. Sie preist seine Geliebte und mahnt ihn, diese nicht leichfertig aufzugeben. Der Sprecher beteuert erneut seine Treue. Er schließt mit Segenswunsch und Liebesversicherung: Se hefft dat herte myn dar hin (580). Para l lelen: Eine analoge Struktur weist B436 auf: Auch dort wird ein unwissender Sprecher durch eine Reihe von Personifikationen über die Farben der Liebe belehrt; der Farbkatalog umfasst dort noch zusätzlich Gelb und Grau. Die Auseinandersetzung mit der schwarzen Frau läuft sehr ähnlich ab, der Sprecher wird ebenfalls an einen Block geschmiedet und führt ein Streitgespräch mit seiner Prüferin. Zusätzlich führt B436 – wie Be3 für B433 – die Farbe Gelb ein. Seelmann 1902, 122–124, geht von einer gemeinsamen Quelle aus. In der Forschung (vgl. Niewöhner 1VL 3 [1943], 861f.) wurde auch eine Identifizierung des Textes mit der nur mit Titel und Autor bekannten Minnerede B523 (Jakob Peterswald: ›Die sieben Farben‹) aus der verschollenen *Neidensteiner Hs. erwogen, die allerdings mangels Textgrundlage reine Spekulation bleiben muss.

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B434 Frau Ehrenkranz Erzählung eines Zwerges von der Ausbildung der Frau Ehrenkranz durch fünf Erzieherinnen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: He3I 238v–245r; 406 V. He3II 472r–479r; 405 V. Ka3 61ra–63va; 408 V.

Edition: Lassberg 1820, 375–386 Nr. 50 (nach Ka3) Literatur: Lassberg 1820, 274; Grimm 1854, 847f.; Blank 1970, 60f.; Brandis 2VL 2 (1980), 849

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Rahmen von Mären und Minnereden in Ka3 (nach einem Märe und vor B298) sowie zweifach in der reinen Minneredensammlung He3 – einmal zwischen B247 und B248 offenbar eingeordnet als Traumerzählung, zum anderen am Schluss der Hs. zwischen B340 und B240. Die Varianz im Textbestand der Hss. ist gering. In He3I fehlen die Verse Ka3 30 und 38, die Verspaare Ka3 3f. und 369f. sind vertauscht. In He3II fehlen die Verse Ka3 71f. und 386. Häufiger sind Wortvarianzen und -umstellungen, die aber selten signifikante Änderungen des Sinns mit sich bringen. Dabei stehen die beiden Einträge in He3 oft gemeinsam gegen Ka3, so u.a. statt Ka3 97 brem steht in He3 95 baum; statt Ka3 131 weglin steht He3 129 zwerglin; statt Ka3 226 si leret si steht He3I 224 si lerent si / He3II 224 Vnnd lern si. Der zweite Eintrag in He3 geht darüber hinaus an vielen Stellen eigene Wege – offensichtlich auch, um unklare Satzstrukturen zu verdeutlichen (vgl. He3II 95: sach ich statt Ka3 97 / He3I 95: Stunt ain; He3II 142: Vnd sprach sag an statt Ka3 144 / He3I 142 Sagt an sprach es; He3II 172: Es sprach mocht ir mich bescheiden was statt Ka3 174f. / He3I 172f. E moe cht ir mich beschaiden wes | Sprach es). Hervorstechend in He3II ist der konsequente Ersatz des Wortes maydzoge (Ka3 224, 239, 274, 351) durch hoffmeist(e)rin (He3II 222, 237, 272, 349). Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) . A Spaziergangseinleitung (1–141): Der Sprecher erwacht vor Tagesanbruch, zieht sich an und spaziert durch den Maimorgen, bis er an einen Berg kommt. Oben sieht er eine schöne Wiese, die er näher erkunden will. Über einen engen Stieg kletternd gelangt er in ein Hochtal, dessen Schönheit er ausführlich (36–95) beschreibt (Locus amoenus: Sonnenglanz; balsamduftende Blumen; Grashalme, an denen die Tautropfen wie Perlen aufgefädelt sind; mehr Wohlgeruch als aus 1000 Apotheken; vom Tau trunkene Blüten; lächelnde Dolden; blühende Bäume; lebhafte

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Vögel, die nuewe liedel (87) singen; wilde Tiere, die fröhlich umhertollen. Auf der Ebene sieht er einen großen Dornenstrauch (97 brem), der von einer dichten Rosenhecke umschlossen ist. Im Innern des Hags befinden sich eine Wiese, auf der man sich niederlassen kann, sowie eine rauschende Quelle. Der Sprecher kriecht auf allen Vieren durch das Bachbett in den Hag hinein. Dort sieht er neben der Quelle eine Burg, in der eine gekrönte Dame samt ihrem Hofstaat zu erkennen ist. Um sie sicherer beobachten zu können, versteckt sich der Sprecher im Gestrüpp (Ehrenrettung für e Sträucher 126f.: Es ist wol beser als man gicht | Von studen dingen vnd von stocken). Als ein kleiner Zwerg, den der Sprecher für ungefährlich hält, zur Quelle tritt, kommt er aus dem Versteck, um ihn auszufragen. B Gespräch mit dem Zwerg (142–395): Der Zwerg schnaubt den Sprecher wütend an: Er habe ohne Erlaubnis Rosen und Klee zertreten, was die Herrin unter Strafe gestellt habe. Nun müsse er ein Pfand abtreten. i Der Sprecher verneint eine Schädigung des Gartens. i Der Zwerg ist bei Einsatz seines Lebens entschlossen, die Forderung aufrecht zu erhalten. i Der Sprecher lehnt ab, für etwas zu büßen, was er nicht getan habe. i Der Zwerg wiederholt seine Forderung. i Der Sprecher droht dem Zwerg, dass es schlecht für ihn ausgehen könnte, wenn er weiter feindselig bleibe. i Der Zwerg lenkt ein und will seine Forderung fallen lassen, wenn ihm der Sprecher gesteht, weshalb er im Gebüsch gelauert hat. i Der Sprecher tut dies und besänftigt damit den Zwerg (Erzählereinschub 188–191: Der Erzähler ist über die Freundschaft des Zwerges froh – dies aber, weil er nun erwartet, Neuigkeiten in Erfahrung bringen zu können, nicht etwa, weil er ein Feigling sei und vor dem Zwerg Angst gehabt hätte). Nachdem ihm der Zwerg eine Frage zugestanden hat, erkundigt sich der Sprecher nach der Burg, der Dame und ihren Dienerinnen. i Der Zwerg gibt ihm umfassend Auskunft (204–347): Die Burg sei die beste der Welt, Tag und Nacht gesichert. Die Herrin aber sei ›Frau Ehrenkranz‹. Die sie umgebenden Hofdamen seien ihre fünf Erzieherinnen (224: Sust hat fue nf maydzogen due rain), die sie auf Geheiß von ›Frau Saelde‹ von klein auf in ehrenvollem Verhalten (226: fro eren sitt) unterweisen: 1. ›Adeltrut‹ hat die Aufgabe, Person und Verhalten von ›Frau Ehrenkranz‹ in adliger Weise zu formen. Schon drei Tage vor der Geburt habe sie damit begonnen und so eine Gestalt von äußerster Vollkommenheit geschaffen (Beteuerung 254f.: klue ger bild nie wart gemalt | Noch von maisters hant gesnitzt). Der Zwerg bekennt, schon beim Gedanken daran innerlich zu ergrünen. 2./3. Die beiden Erzieherinnen ›Schamigunt‹ und ›Zuchtliebe‹ – zwei Schwestern – achten darauf, dass ›Frau Ehrenkranz‹ in allem höfischen Zeitvertreib weibliche Scham und Wohlerzogenheit bewahrt, angemessen und freundlich mit ihren Mitmenschen umgeht und in der Lage ist, alle Dinge mit wohldosiertem Scherz erträglicher zu machen und zum Guten zu wenden. 4. ›Tugendhild‹ hat den Zögling von klein auf in der Schule der Tugend erzogen, was dazu geführt hat, dass ›Frau Ehrenkranz‹ eine überaus kluge, ausgeglichene und zur Ablehnung alles Schlechten bestimmte Gesprächspartnerin ist. 5. Von der Erzieherin ›Maßeburg‹ hat ›Frau Ehrenkranz‹ gelernt, ihre Verhaltensrichtlinien mit dem Winkelmaß zu bestimmen und zum Schutz vor bösen Überraschungen jede Entscheidung doppelt abzuwägen (Sentenz 334f.: Ez ist bes-

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ser zwir gemessen | Den versrotten ain stunten). Nach einem hyperbolischen Lob der Herrin schließt der Zwerg mit dem Hinweis, es sei jetzt Zeit, nach Hause zu gehen. i Der Sprecher stellt noch eine letzte Frage: Er will wissen, ob die Herrin einen Diener braucht – und bietet an, ihr bedingungslos und ohne Lohn zu dienen. i Der Zwerg nennt als zwingende Bedingung, dass der Sprecher frei von anderen Dienstverpflichtungen sein müsse und dass er zudem noch nie woanders im Dienst gestanden haben dürfe. i Der Sprecher sichert das zu (Verweis auf Gottesurteil 372f.: Ich toerst das haisz ysen | Wol getragen fuer die zicht). i Der Zwerg versichert, bei der Herrin ein gutes Wort einzulegen und fragt, wo er den Sprecher finden könne. i Der Sprecher nennt seine Burgen belibentrew (382) und harrenberg | In dem lant ze hoffenhail (384f.). i Der Zwerg stellt eine gute Nachricht in Aussicht und verspricht, nach Segenswünschen und Abschiedsworten, wiederzukehren. C Schluss (396–408): Der Sprecher berichtet, dass er dem Zwerg zum Dank einen goldenen Ring gegeben und ihm bei einer günstigen Antwort auch weitere Reichtümer versprochen habe. Nun warte er seitdem vergeblich auf eine Nachricht und traue sich in der Zwischenzeit nicht, eine andere Dienstverpflichtung einzugehen. Para l lelen: Das in V. 385 genannte ›Hoffenheil‹ begegnet als Name von Burgen in B257 und B422. Sonstiges: Lassberg 1820, 272, schreibt in seiner Inhaltsangabe, ›Frau Ehrenkranz‹ habe die fünf Damen aufgezogen. Er stützt sich hier offenbar auf Ka3 224 (Sust hat fue nf maydzogen due rain), wobei er aber in der Ausgabe eine signifikante Worttrennung vornimmt: Sust hat fue nf mayd zogen due rain. Dazu passt für ihn Ka3 226 si leret si fro eren sitt. Ihm folgen Blank 1970 und Brandis im 2VL. Die ursprüngliche Zusammenschreibung des Terminus für die ›Erzieherin‹ in Ka3, die Lesarten in He3 (He3I 224 si lerent si fraw eren sit bzw. He3II 224 Vnnd lern si fraw ern sitt) sowie die Konsistenz der Erzählung verlangen aber, die fünf Hofdamen als von ›Frau Saelde‹ eingesetzte Erzieherinnen der ›Frau Ehrenkranz‹ zu betrachten.

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B435 Der Liebende vor Frau Ehre

B435 Der Liebende vor Frau Ehre Gespräch eines verzagten Liebenden mit Frau Ehre, die ihm rät, sich der Geliebten zu offenbaren Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1855, 596–603 (nach Be17)

Datierung: früheste Überlieferung 1459 (Be17)

Literatur: Schnell 2VL 5 (1985), 784f.; Klingner/Lieb 2006, 153f.

Überlieferung: Be17 122r–127v; 281 V. He3 392r–396v; 272 V. Beschreibung der Überlieferung: In beiden Hss. im Kontext von Minnereden überliefert. In He3 fehlen die Verse Be17 77–84, 200–203, 237 und 260f., und folgende Verse sind ergänzt: nach Be17 119 (Wie bin ich so an frewden swach), nach 124 (Mit engsten unnd mit sorgen), nach 139 (Unnd ich erfind an uch den rat) sowie nach 199 (Die konigin mich an sach | Gar dugentlich sie zu mir sprach). In Be17 ist V. 175 ist offensichtlich defekt (überlang und ohne Reimentsprechung), He3 liefert hier ein korrektes, wenn auch sehr konventionelles Reimpaar: Die konigin mich an sach | Gar gutlich sie da zu mir sprach). Die Verse Be17 272–277 werden in He3 umgestellt und zwischen 260 und 261 integriert. Überschrift: – Inha lt: (Nach Be17; Verszählung nach der Edition von Keller, A. 1855, deren Zeilen neu durchnummeriert wurden) . A Spazierritt (1–50): Obwohl sich jedes Wesen an der blühenden Maiennatur erfreut, ist der Sprecher betrübt (Jahreszeitentopos). Zur Aufmunterung unternimmt er einen Spazierritt und erreicht mit seinen Ängsten und Sorgen einen Locus amoenus: Wald, Blumen, Vogelgesang, verschiedene, teils exotische Tiere (Falkenterzen, Affen, Steinbock, Einhorn sowie weitere dem Sprecher unbekannte Tiere). Zudem beobachtet der Sprecher verschiedene Hirschjagden (31: Jagen vnd birczen) und andere höfische Vergnügungen. Unwissend, wo genau er sich befindet, reitet er mit Freude weiter und erreicht schließlich eine große schöne Wiese, die von einem Hag aus Bäumen und einem Graben umgeben ist. Eine schöne junge Dame kommt ihm entgegen. B Gespräch mit der jungen Dame am Tor (51–84): Die Dame erkundigt sich nach der Herkunft des Sprechers. Noch nie habe sie einen Mann hier gesehen. i Nachdem der Sprecher still bedenkt, wie er eigentlich an diesen Ort gekommen ist, sagt er, er habe sich verirrt. Er bittet sie, ihm den Weg nach Hause zu zeigen. i Die junge Dame fordert den Sprecher auf zu warten. Sie geht kurz fort, kehrt zurück, befiehlt dem Sprecher abzusitzen und zur Königin zu gehen. Er steigt vom Pferd und legt sein Schwert

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ab, wobei ihm geholfen wird. Dann wird ihm das Tor zur Wiese geöffnet (82–84: Da wart mit grossen freyden | Gegen mir vff geton | Die porten an den witten plan). C Gespräch mit der Königin (85–271): Detailliert beschreibt der Sprecher zunächst das Geschehen auf der Wiese: Die mit viel Gold geschmückte Königin sitzt unter einer Linde, während vor ihr ebenso kostbar bekleidete Damen spazieren und verschiedene Tiere (Pfaue, Strauße, Greife, Löwen und Leoparden) den Garten zieren. Die Königin habe alles so eingerichtet (98: ordenniret). Die Frauen singen und zwinkern dem Sprecher zu. Ihre Blicke treffen ihn ins Herz, erfreuen ihn und nehmen ihm einen Teil seiner Schmerzen. Als die Königin den Sprecher erblickt, begrüßt sie ihn freundlich. i Er verneigt sich und gibt auf ihre Frage, woher er komme, Auskunft. i Auf die Bemerkung der Königin, dass sie von seinen Schmerzen gehört habe, bekennt der Sprecher, dass er wegen seiner Dame leide, ihr seine Liebe aber nicht gestehen könne. Grund dafür sei die Furcht, den Unwillen der Dame zu erregen. Wolle er nicht noch zusätzlich Leid und Ungemach ertragen, müsse er sein Anliegen verbergen. i Die Königin fragt, ob die Dame wisse, wie schwer sie das Herz des Sprechers verwundet habe. i Er erwidert, dass die Geliebte bemerkt haben müsste, dass er sie liebe. Sie wisse aber nichts von seinem eigentlichen Leid – sonst würde sie ihm vielleicht öfter einen Blick zuwenden und ihn damit heilen. i Die Königin fragt, ob die Dame den Sprecher denn nie mit den Augen, dem Mund oder sonstigen Gebärden grüße. i Er verneint: Sie entziehe sich ihm stets. Da sie auch nicht mit ihm spreche, müsse er seinen Schmerz in seinem Herzen verborgen halten. i Die Königin fragt den Sprecher, was ihn eigentlich zu der Dame dränge. i Er führt seine Liebe auf den Einfluss der Planeten zurück (192f.: Die mich darzu reygiren | Das ich mich nit mag erweren), besonders auf den Lauf der Venus, der ihn dazu zwinge, die schöne Gestalt der Frau (198: Ir schone figure) mehr als alle anderen Geschöpfe zu lieben. i Sie fragt, ob die geliebte Dame der Ehre wert sei. i Er bejaht vehement (206: Hilff ja, vff mine hynnefart) und lässt zur Bestätigung einen umfangreichen Preis der Dame folgen: Sie sei eine Krone aller Frauen, voller Tugend und Würde; sie könne mit ihren Worten und ihrem Handeln Freude bereiten, sei das lebendige paradyse (215). Einen Fehler aber habe sie, der niemandem so sehr wie dem Sprecher schade: Mit ihrer Freundlichkeit schwäche sie sein Herz und raube ihm den Verstand. Wegen des Schreckens und der Schmerzen, die er Tag und Nacht zu ertragen habe, würde er nur erröten, wenn er ihr etwas sagen wolle. i Die Königin ermuntert ihn: Er solle nicht verzagen, sondern der Dame seine Not offenbaren, sich ihren Geboten unterordnen und ihr mitteilen, dass er nur für sie allein lebe. Wenn sie von guter Abkunft sei, werde sie mehr erfahren wollen und werde sich ihm schließlich zuwenden. i Der Sprecher ist über die Worte der Königin sehr glücklich und bedankt sich für ihren Rat. i Als die Königin den Namen der Geliebten erfahren will, antwortet er umschreibend: Ihr Name sei weit und breit bekannt. Man müsse ihr überall in tüsche lant (267) den Zehnten entrichten. D Schlussszene (272–281): Der Sprecher nimmt Abschied von der Königin. Sie reicht ihm ihre Hand, befiehlt ihn Gott (Segensformel) und stellt sich schließlich als ›Frau Ehre‹ vor. Mit dem Wunsch, dass dem Sprecher widerfahren solle, wonach sein Herz verlange, verabschiedet auch sie sich. Der Sprecher findet sein Pferd angebunden, sitzt auf und reitet nach Hause (281: Da Ich Jeczunt byn zu disser zytt).

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B436 Farbentracht Unterweisung des Sprechers durch Tugendpersonifikationen hinsichtlich der Bedeutung von Kleiderfarben Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1480 Überlieferung: Sm S. 8–48; 1178 V.

Edition: Seelmann 1902, 129–156; Thorsson Johansson 1997, 135–194 Literatur: Seelmann 1902, 118–128; Brandis 2VL 2 (1981), 710

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im ersten Teil von Sm, nach B389 und vor Z42. Der Faszikel sammelt damit auf systematisierte, stufenhafte Lehre ausgerichtete Texte. Die Lehren zu den einzelnen Farben werden jeweils durch Zwischenüberschriften gekennzeichnet. In zwei Fällen sind sie mit Drolerien verziert (S. 33, Überschrift zu H und S. 37, Überschrift zu I: jeweils ein Menschenkopf mit Mütze). Der Text ist stellenweise verderbt: Es fehlen einzelne Reimentsprechungen, inhaltlich ist der Zusammenhang an einigen Stellen unklar und nur über den Ausfall einzelner Verse oder größerer Passagen zu erklären (jeweils nach den Versen 424, 439, 486, 654, 879, 1025, 1061 und 1072). – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung und Gespräch mit der Hofdame (1–77): Auf einem Ausritt gelangt der von Sorgen erfüllte Sprecher in einen schönen Wald (Vogelgesang, Blumen). Dort sieht er eine schöne, in violette (›braune‹) Seide gekleidete Dame. Er steigt ab und kniet nieder. Nach Gruß und Gegengruß nennt der Sprecher der Dame auf deren Nachfrage als Grund seines Ausritts den Wunsch, von seinem Kummer befreit zu werden. Dies könne geschehen, wenn er mehr über die Regeln und die differenzierte Zeichenhaftigkeit farbiger Kleidung (39: der farwen dracht) erfahre. Die Dame zeigt sich erfreut über seine Wissbegierde und verspricht, ihn zu ihrer Herrin, der ›Königin Ehre‹ zu bringen, wo er Freude finden könne. B Vorstellung am Hof der ›Ehre‹ (78–173): Zusammen mit der engelsgleichen Dame reitet der Sprecher durch den Wald, kann aber in seiner jugendlichen Unwissenheit nicht adäquat auf ihr höfisches Verhalten und die Konversation reagieren. Sie gelangen zu einer Blumenwiese, auf der ein violettes (›braunes‹) Zelt mit violettem Banner steht. Die Begleiterin erklärt, dass es sich um das Heerlager der ›Ehre‹ handelt (109: Hir licht myne vrowe, de Eere, to velde). Der Sprecher, der sich als dumme kynt (115) bezeichnet, bittet die Begleiterin um Fürsprache, worauf sie ihn beruhigt. Sie sitzen ab und betreten das Zelt. Im Innern geht eine höfische Gesellschaft Ver-

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gnügungen nach. Sie tragen alle violette, mit Edelsteinen (Balas, Amethyst) besetzte Kleidung. Auf einem Thron mit neun Stufen sitzt ›Frau Ehre‹, deren Schönheit (edelsteinbesetztes violettes Kleid, Goldkrone) der Sprecher preist. Die Begleiterin tritt vor und bittet die Königin, den Sprecher zu unterweisen. C Lehre der ›Frau Ehre‹ (174–253): Auf Nachfrage von ›Frau Ehre‹ nennt der Sprecher nochmals seine Wünsche: Er strebe nach Ehre, suche die Wahrheit und eine Erklärung der ›Farbentracht‹. ›Frau Ehre‹ will ihn daraufhin zunächst über die Ehre belehren, bevor es um die anderen ›Farben‹ gehen soll. Sie nennt neun Stufen (grat) zum Thron der Ehre, auf die sie den Ehresuchenden verpflichtet (190–251): 1. Erinnerung (190: unvorgeten) an die Ehrverpflichtung, 2. Treue, 3. Beständigkeit, 4. Verschwiegenheit, 5.  Aufrichtigkeit (206: valsches an), 6.  Freigebigkeit, 7.  Tapferkeit, 8. Keuschheit, 9. höfisches Benehmen. Dann übergibt sie dem Sprecher das Kleid der Ehre (251: der eeren waet), wobei sie dessen violette Farbe auslegt: Violett (›Braun‹) stehe über allen anderen Farben, da Gott den ersten Menschen als bruner man (232) geschaffen und ihm braune Kleidung gegeben habe. Mit der Bekräftigung, dass die Verpflichtung auf die Minnestufen und Minnefarben (244f.: der mynnen graet | Unde ock der werden varwen glancz) zu einem ehrenvollen Leben führe, schickt ›Frau Ehre‹ den Sprecher weiter zu ›Frau Anfang‹. D Lehre der ›Frau Anfang‹ (254–335): Nach einer Zwischenüberschrift (Dyt is van der gronen varwen) berichtet der Sprecher, wie er mit seiner Begleiterin entlang des Baches, der aus dem Zelt der ›Frau Ehre‹ entspringt, durch einen Locus amoenus (Wald, Blumen, Vögel) weiterreitet. Sie kommen zu einem grünen Seidenzelt. Die Begleiterin meldet den Sprecher als jungen Mann, der in eren scole (270) gehen wolle und seinen Weg am Thron der ›Frau Ehre‹ begonnen habe. Die Herrin des Zeltes, ›Frau Anfang‹, tritt mit ihrem Gefolge aus dem Zelt. Ihr grünes Gewand und ihr Kranz sind mit Edelsteinen (Chrysolith, Smaragd) besetzt. Nachdem sie ihn zu einer Quelle geleitet und sich die Gesellschaft auf Kissen ins Gras gesetzt hat, beginnt sie mit ihrer Lehre (302–321): Hellgrün bezeichne den Anfang, weil der Mai mit seinem Grünen die Liebenden zusammenführe. Zugleich sei das Grünen des Heiligen Kreuzes ein Zeichen dafür, dass der Winter durch die roten Rosen (Anspielung auf die Wundmale) vertrieben sei (Textstelle ggf. verderbt?). Auf Rückfrage bestätigt der Sprecher, dass ihm die Lehre zusagt. Daraufhin gibt ihm ›Frau Anfang‹ den Botenauftrag, diese Lehre zu verbreiten. Seine Begleiterin kündigt an, ihn zur weiteren Belehrung zu ›Frau Hoffen‹ zu bringen, worauf sie Abschied nehmen. E Lehre der ›Frau Hoffen‹ (336–471): Nach einer Zwischenüberschrift (Dit is van der wytten varwe) berichtet der Sprecher, wie er mit seiner Begleiterin am Bach entlang zu einem weißblühenden, in hellem Sonnenlicht glänzenden Garten kommt. Zehn Wächter begrüßen sie und lassen die Zugbrücke herab. Im amoenen Garten (Duft, Vogelsang) blühen weiße Lilien, über einen Hügel ist ein weißes Seidentuch gespannt, unter dem eine höfische Gesellschaft – gekleidet in weiße, perlenbesetzte Gewänder – lagert. Die Herrin ›Frau Hoffen‹ ist schon informiert und nimmt den Sprecher zu sich auf eine hermelinbezogene Bank. Dort stellt er seine Frage nach der Bedeutung der weißen Farbe. ›Frau Hoffen‹ vergleicht die Farbe mit der unbefleckten, aufrichtigen Liebeshoffnung, deren Reinheit die Wächter Hute und Dwanck

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(422) zu bewahren suchten (ggf. hier größerer Textausfall). Sie zeigt dem Sprecher eine Elfenbeintafel: Hierauf male sie Portraits, die man heimlich, aber ohne Schande küssen könne (430f.: De men sus kust vor scanden wilde | To myddernacht, to myddem dage). Sie vermutet, dass auch der Sprecher Liebeshoffnung trage, was dieser bestätigt (ggf. hier größerer Textausfall). Auf seine Nachfrage bestätigt sie ihre enge Verbindung zu ›Frau Ehre‹, indem sie auf analoge Paarungen (Ehre / Hoffen, braun / weiß, Jesus / Maria) und auf ihr zu Teilen braunes Wappen verweist. Zuletzt tritt sie der Autorität Seneca (452: De hoge meister Seneca) entgegen, indem sie anders als dieser die Unzucht als Schande ansieht (ggf. hier größerer Textausfall). Nachdem er Botenauftrag und weißen Lilienkranz von der Dame empfangen hat, macht sich der Sprecher auf den Weg. F Lehre der ›Frau Minnebrand‹ (472–658): Nach einer Zwischenüberschrift (Van der roden varwen nota) berichtet der Sprecher vom kurzen Ritt durch Blumen und Vogelsang zu einer Wiese mit Rosen. Hier steht ein rotes, weitläufiges Zelt (ggf. hier größerer Textausfall). Die Begleiterin belehrt den Sprecher, dass das Minnefeuer positive und negative Aspekte hat. Der Sprecher berichtet dann von der kostbaren roten Kleidung der Hofgesellschaft (Zindâl, besetzt mit den Edelsteinen Granat, Almandin, Rubin) sowie der Herrin, deren Kleidung und Diadem aussehen, als würden sie glühen. Nach der Begrüßung bringt der Sprecher seinen Wunsch vor, etwas über die Dame und auch über die farbige Kleidung zu erfahren. In ihrer Lehre vergleicht die Dame die Minne mit dem Feuer: Im Feuer könne Gold gereinigt werden, man dürfe es aber auch nicht mutwillig verschmutzen. Daher solle man an der alle materiellen Güter übersteigenden Ehre festhalten. Die Frage des Sprechers, ob man nicht unehrenhafte Menschen von der Minne ausschließen sollte, beantwortet die Dame mit einem Verweis auf den vom Schöpfer verliehenen ›freien Willen‹: Man könne niemanden ausschließen, denn jeder könne sich frei zwischen Gut oder Böse entscheiden. Die Liebe werde aber für die Falschen nur Qualen bereithalten. Der Sprecher berichtet kurz davon, wie ein Funke ein Minnefeuer in seiner Brust entzündet (ggf. hier größerer Textausfall). Nach Botenauftrag und Vermahnung zur Ehrenhaftigkeit (als deren Meister 595–597 Jesus Christus genannt wird) führt ihn ›Frau Minnebrand‹ (Namensnennung 601f: En vrowe en Vurich mynne brant | werlick so het de name myn) auf einen Turnierplatz neben dem Zelt. Dort ist auch ein goldener Wagen zu sehen, von dem aus die Schwester der Dame (hier keine Namensnennung) die Minneritter belohnt. Den Eifer des Sprechers, in das Turniergeschehen einzugreifen, bremst die Dame mit einem Verweis auf die nötige Vorsicht und Rüstung (620: Dorenspyl dot neen eere). Seine Begleiterin bindet ihm einen von der Minne gereichten Kranz auf den Helm. Von Minnefeuer und Hochstimmung angetrieben und gestärkt stürzt sich der Sprecher in Tjosten und Schwertkämpfe (ggf. hier größerer Textausfall). G Lehre der ›Frau Minnegold‹ (659–754): Nach einer Zwischenüberschrift (Dit is van der gelen varwe) geht der Sprecher näher auf den bereits beschriebenen goldenen Wagen ein, auf dem eine Dame mit goldenem, edelsteinbesetztem (Citrin, Topas) Kleid und goldenem Haarband sitzt. Diese Dame übergibt einem Ritter eine goldene Lanze mit dem Auftrag, ihr diejenigen zu bringen, denen sie ihre Gunst erweisen

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will. Der Ritter stößt den Speer in das Herz des Sprechers und zieht ihn vor den Wagen. Dort gibt ihm die Dame ihre Lehre zur gelben Kleidung: Gelb stehe für erfolgte Gewährung (698f.: We gele drecht, den is gelungen | Unde alle syn will eis vulgaon). Auf den Einwand des Sprechers, Gewährung solle lieber verborgen bleiben, räumt sie ein, dass Gelb auch für ›Prahlerei‹ stehen könne, aber nicht müsse. Es sei eine seltene Kleiderfarbe, die aber einigen Menschen ehrenhalber zukomme: Frauen, da Christus sein Blut von einer Frau genommen hat; Priestern, da sie gelehrt sind und eine besondere Beziehung zu Gott haben; Rittern, weil sie ihr Leben einsetzen. Die Dame rät, im Fall der Gewährung vorsichtig zu sein und Gold nicht an der Kleidung, sondern im Herzen zu tragen. Sie betont, dass sie (Selbstnennung 741: ik vrowe Mynnen-golt) sich als Statthalterin der Ehre sehe, wie dies auch die anderen Tugenden täten, da Gott Ehre und Minne über alles gesetzt habe. Sie sorge daher zusammen mit ›Frau Minnefeuer‹ dafür, dass Minnebetroffene an der Ehre festhalten. Nachdem ihn seine Begleiterin zur Weiterreise aufgefordert hat, verabschiedet sich der Sprecher und reitet weiter. H Lehre der ›Frau Beständigkeit‹ (755–860): Nach einer Zwischenüberschrift (Dyt is van der blawen varwe, merk even) berichtet der Sprecher vom Lager der Frau Stedemynnee (760). Er findet sie auf einer Wiese mit blauen Blumen in einem blauen Zelt, in blauer, edelsteinbesetzter (Saphir) Kleidung und auf einem Thron. Nach der Vorstellung durch die Begleiterin gibt die Dame ihre Lehre, die vor allem in der Warnung vor Unbeständigkeit besteht, deren schädliche Wirkungen sie zum einen im heilsgeschichtlichen Zusammenhang (Luzifers Überhebung und Höllensturz; Eva und Adams Ungehorsam), zum anderen in konkreter Minnepraxis (Sentenzen: Wer durch Pfützen watet, badet am Ende im Schmutz; wer fremde Rosen bricht, wird von Dornen gestochen) beschreibt. Sie beklagt vor allem Heuchlerei (829f.: Se loven my stede to allen stunden | Unde wesselen lyk den vogelen, hunden). Weil echte Beständigkeit selten sei, sei ihr Hofstaat auch klein. Die Begleiterin mahnt den Sprecher zur Beständigkeit. Dann kündigt sie an, dass sie zu ihrer Herrin ›Ehre‹ zurückkehren muss und lässt den Sprecher, dem sie den Rat gibt, immer dem ›Weg der Beständigkeit‹ zu folgen, alleine weiterreiten. I Lehre der ›Frau Dienen‹ (861–958): Nach einer Zwischenüberschrift (Van der grawen varwen merk even, so sent dy gut) berichtet der Sprecher von seinem trotz des inneren Minnefeuers gedrückten, sorgenvollen und unsicheren Weiterritt (kein Vogelsang, graue Bäume). Er kommt zu einer grauen Klause, aus der eine graugekleidete Dame tritt (ggf. hier größerer Textausfall). Auf die Bitte nach Unterweisung gibt sie die Lehre, dass Grau für das Dienen stehe (Gleichungen mit der Erde und einem Ast; Anspielung auf das Exempel Christi in der Fußwaschung Joh 13,1–11). Grau stehe auch für ein Leben in der Fremde und für Entbehrung. Die Klause deutet die Dame als Herz. Der Sprecher fordert, dass die Minnenden sich demütig der grauen Farbe zuwenden sollten. Die Dame stimmt zu, lehnt aber weitere Lehre ab, da jeder eigene Erfahrungen damit machen könne. J Lehre der ›Frau Zorn‹ (959–1130): Nach einer Zwischenüberschrift (Van der swarten varwen Nota) berichtet der Sprecher, in ein Moor geraten zu sein. Eine schwarze Schar umringt ihn, zerrt ihn vom Pferd und schlägt ihn an einen Stock. Höhnisch

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fragen sie den Sprecher, warum seine Geliebte oder die Minne ihm nun nicht helfen. In einer Stichomythie (983–1054) versuchen die Peiniger (bzw. eine einzelne Peinigerin, deren Auftritt jedoch nicht extra eingeführt wird – ggf. liegt hier Textverlust vor) zuerst, beim Sprecher Zweifel an der Unterstützung durch die Tugenden (Ehre, Anfang, Hoffen, Dienst, Minnefeuer, Minnegold) zu wecken – dieser bekräftigt jedoch, an den Tugenden bis in den Tod festzuhalten (Minnemartyrium 1009–1011: So wil ik unsculdigh doth liden | Also de hilgen konden stryten | Kegen alder duvele macht). Auch Drohungen (Verlust von Hand und Fuß; Blendung; Tod durch den Strick), konkrete Folterungen (Fesselung; Stich in die Augen; Würgen) und das Versprechen reicher Belohnung bringen ihn nicht dazu, der Liebe und der Beständigkeit abzuschwören, wie von den Peinigern verlangt. Zweifach lehnt er auch ab, den Namen seiner Geliebten zu nennen. Daraufhin wird er losgebunden und in eine Kammer geführt (ggf. hier größerer Textausfall). Eine Dame bittet ihn um Verzeihung für die Qualen, die aber notwendige Probe gewesen seien. Der Sprecher stimmt ihr zu (1071: Ach, vrowe ik wet dat it wesen mot) und bittet sie um eine Erklärung der schwarzen Kleiderfarbe. Die Dame legt sie als Zorn und Unmut, Trauer, Bedrängung und Zwang durch die Liebe aus, sowie als Festhalten an der Liebe bis in den Tod um des Seelenheiles willen. Der Sprecher bestätigt diese Lehre und verdammt opportunistische Abkehr von der Liebe, sobald sie Leid bringt. Er verweist auf das Leiden Christi um der Liebe willen und parallelisiert den zu erwartenden Lohn mit dem Heil des ewigen Lebens (1122–1125: Got geve, dat wy lyden hyre, | Dat wij de hogeste wunne scowen | unde denen also werden vrowen, | Dat de ende blyvet gut). Die Dame sendet ihn daraufhin an den Hof der Ehre zurück. K Rückkehr an den Hof der ›Ehre‹ (1131–1178): Der Sprecher kehrt zurück. ›Frau Ehre‹ empfängt ihn mit der Verheißung des Lohnes, den seine Tugend ihm erworben hat (Ritterehre, ewiges Glück mit der Geliebten). Ihren Botenauftrag verknüpft sie mit einer predigthaften Lehre, welche die Minnefarben und das Wirken der Tugenden noch einmal eng mit der christlichen Heilsperspektive verbindet: Danach (1145: Hir by uns mach wol syn bokant) sind wir von Gott ausgesandt und hoffen auf die Rückkehr zu ihm, um dort das ›Kleid der Ehre‹ zu empfangen. Durch die Menschwerdung und Marias Beitrag dazu werden wir auf den richtigen Pfad zum Hof der Ehre geleitet, wo wir die Farben zur weltlichen Zierde tragen und uns in Beständigkeit, Demut sowie guten Taten üben. Sie schließt mit der gebetsartigen Bitte an Gott, uns um der Ehre seiner Mutter willen zur Aufnahme in die Schar der Seligen zu verhelfen. Para l lelen: Eine analoge Struktur weist B433 auf: Auch dort geht der Sprecher durch eine ›Schule‹, in der er von Personifikationen über die Farben der Liebe belehrt wird und am Ende gefesselt ein Streitgespräch mit einer Prüferin führen muss. Allerdings fehlen hier die Farben Grau und (in einem Teil der Überlieferung) Gelb. Seelmann 1902, 122–124, geht von einer gemeinsamen Quelle für beide Texte aus.

B437 Die sechs Kronen

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B437 Die sechs Kronen Allegorische Tugendlehre der personifizierten ›alten‹ Ehre mit aventiurehafter Rahmenerzählung Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1855, 604–714 (nach Wü)

Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (Wü)

Literatur: Wallmann 1985, 341f.; Blank 2VL 8 (1992), 981f.; Klingner/Lieb 2006, 158f.

Überlieferung: Be20 74r–80r; 390V. *Roths Hs.; ? Wn 72vb–74vb; 388 V. Wü 133v–141r; 388 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in in den Mandeville- und Spruchhss. Wn und Wü, welche die gleichen Texte in identischer Reihenfolge überliefern, und in der Sammelhs. Be20. In allen drei Hss. bildet der Text einen Überlieferungskonvoi mit der Fabel ›Der schlafende Hund‹. Der vierte Überlieferungszeuge, Roths Hs., bleibt verschollen (hier steht der Text zusammen mit zwei ebenfalls in Wn und Wü überlieferten Texten, der Wundererzählung ›Die undankbare Wiedererweckte‹ und einem Mariengedicht). Die Überlieferungszeugen Wn und Wü weisen nur wenig signifikante Varianz auf: 89 hat Wn suberlich gegen Wü suße; Wn bringt das 133 in Wü offensichtlich fehlende Reimwort hin; 140 hat Wn Daz man togint gegen Wü Daz me dügent; das Verspaar 189f. ist umgestellt; 196 hat Wn vndat gegen Wü vnwarheit; 214 hat Wn Sie muß gegen Wü Zue nücze; 225 hat Wn ere gegen Wü ere vntruwe; 326 hat Wn wil leben gegen Wü leben; 358 hat Wn mit schalkeit var gegen Wü mit falschem var; 359 hat Wn gluterye gegen Wü luderie. Be20 steht in allen bis auf den letzten der hier genannten Fälle mit Wn (weitere kleinere Übereinstimmungen in der Wortstellung und Details der Wortvarianz vgl. 65, 169, 216, 243, 250). Der Text dieser Hs. weicht jedoch an vielen Stellen stärker vom Rest der Überlieferung ab: teilweise in modernisierter Wortwahl (z.B. 40: hauß gegen Wü gemüritze; 45: stapffeln gegen Wü greden; 54 und 87: junckfraw gegen Wü maget; 264: liebe gegen Wü mynne), in größeren Eingriffen in die Syntax (z.B. 96f., 127–131, 154–158), der Versumstellung 105f. und in der Wortvarianz (z.B. 72: luget gegen Wü lüte; 161: verwere sich gegen Wü erbereclich; 216: raten gegen Wü waten; 285 sal er inn tugenden gegen Wü sal dügent nach duginden; ) bis hin zur kompletten Neuformulierung ganzer Verse (z.B. 13: Auch was sy begert das hette; 81 Als ich sy also mit vleys besach; 212 Vnd waß ir person nit ane got; 252 Dem ich sy also thun ineyne; 256 vnd nach vntugenden strebe; 312 Vnd alles ding zum pesten keret; 359 Vnd ist dem aber wie jm sey; 372 das gebirg ließ ich hinder mir stan; 376f.: Das mir die abentheur

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B437 Die sechs Kronen

was beschert | ich thet daran lang denken wol). Nach Wn/Wü 366 ist hier ein zusätzliches Verspaar eingefügt (Als ich die recht vernomen hett | Nit lenger sampt ich mich an der stett). Wü markiert die Zäsuren zwischen den Auslegungen der einzelnen Kronen (Teil C) teilweise durch Querstriche, Wn durch marginale Alineazeichen. Überschrift: (73v) Hienach volget Ein spruch von der alten fraw eere vnd jren kronen (Be20) Diz ist von den vj kronen (Wn; gleichlautend in *Roths Hs.) Inha lt: (Nach Wü) . A Prolog (1–18): Die Rede beginnt mit dem Hinweis auf das Wissen der Alten (1: Dje alden frommen hant vns geseyt). Diese hätten die Tugend als Kleid folgendermaßen allegorisiert: Zucht = Mantel, Schamhaftigkeit = Gürtel, Verständigkeit = Kranz (Kopfschmuck), Maßhalten = Spange (Brosche), Verschwiegenheit = Edelsteinring. Der Sprecher wünscht jede Frau solchermaßen gekleidet. Er will ein ›Gleichnis‹ (16) erzählen, damit sich jede Frau, welche die Rede höre, ein Vorbild (18: bilde) daran nehmen könne. B Rahmenerzählung (19–112): Spaziergangseinleitung, wobei der unbekannte Weg den Sprecher ins Gebirge führt. Auf einem Felsen sieht er einen Zwerg mit goldener Krone sitzen, der bei seinem Anblick auf seiner gesattelten Gemse davonreitet. Der Sprecher jagt ihm nach und folgt ihm (durch eine eisenbeschlagene Tür unter einem Felsen) in eine marmorne, prächtig ausgestattete Burg. Ein Mädchen empfängt ihn und führt ihn in einen Saal vor die Königin, vor der er niederkniet. Sie fragt ihn, woher er komme, er sagt: von dutzschen landen (69). Rechts und links vom Thron sieht der Sprecher je sechs goldene, edelsteinverzierte Kronen an der Wand hängen. Zunächst lobt er Hof und Hofstaat, deren Vortrefflichkeit die Königin stolz bestätigt, wiewohl Ritter und Damen zwergenhaft sind. Dann fragt der Sprecher nach der Bedeutung der zwölf Kronen. C Auslegung der Kronen (113–343): In schematischer Weise und in Blöcken von je ca. 18 Versen zählt die Königin die Bedeutung der zweimal sechs Kronen auf und erläutert mit vielen stereotypen Wendungen und Wortwiederholungen das moralische und vorbildliche (Minne)Verhalten, für das sie die Kronen als Lohn vergibt. Die sechs Kronen zur Rechten bezeichnen und belohnen Tugenden der Frau: 1. Treue und Beständigkeit (123f.: damit sie den Mann, der zue ir hort, erfreut); 2. tugendsames Handeln (138: ihrem ›Gesinde‹ und ihrem [Ehe]Mann gegenüber); 3. Zucht (164: eine solche Frau ist von guter Art als ein mandel); 4. Schamhaftigkeit (wozu auch kluges Verhalten gehört und die Teilnahme an Kurzweil, wenn diese mit ihrer Ehre vereinbar ist); 5. Mäßigung (im Essen wie im öffentlichen Auftreten); 6. Wahrhaftigkeit (nicht klaffen; redlich sein). – Die sechs Kronen zur Linken bezeichnen und belohnen dieselben Tugenden des Mannes: 1. Treue (sich nicht von Zweifel und Argwohn bestimmen lassen); 2. Zucht (auch als Mittel der Werbung: mit ›züchtigem‹ Verhalten die Huld einer ›Züchtigen‹ erwerben); 3.  tugendsames Handeln (vor allem, um die Ehre der Damen zu erhalten); 4. Schamhaftigkeit und Ehrbarkeit

B438 Der Minne Porten

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(u.a.: die Damen nicht betrügen, kein vngestünde by yn haben [297], keine falschen Gaben annehmen); 5.  Mäßigung (vor allem in der Rede, 315: nit clapperen usw.); 6. Wahrhaftigkeit (ebenfalls vor allem in der Rede). D Fortsetzung der Rahmenerzählung (344–377): Die Königin klagt über die Geringschätzung der Tugenden, worin ihr der Erzähler beipflichtet. Mit sprechendem Namen nennt sie sich die alte ere (363). Sie verweist auf den Hof der Königin ›Neue Ehre‹ im ›finsteren Tal‹, an dem ander lere (365), d.h. Untugend vorherrsche. Der Erzähler nimmt Abschied von Königin und Hofstaat und reitet davon. Er dankt der Gottesmutter und erbittet ihren Schutz. E Epimythion (378–388): Die genannten Tugenden werden noch einmal aufgezählt. Direkte mahnende Anrede der ›Jungfrauen‹ und ›Frauen‹ (385). Schlussformel: Hie mide min rede sal ende sin. Para l lelen: Strukturelle Ähnlichkeit zu B427 (Prolog, Spaziergang, Zwerg, Gebirge, Burg, zeichenhafte Schilde bzw. Kronen, Frau Minne / Venus, Minnelehre etc.)

B438 Der Minne Porten Rhetorisch anspruchsvoll gerahmte Allegorie der Pforte, durch welche die Liebenden (die edelen herzen) in den Garten der Minne gelangen können; mit intertextuellen Verweisen auf Hartmann und Gottfried Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1393 Überlieferung: In3 33v–35v; 472 V. Wi8 52rb–56va; 472 V.

Edition: Schwab 1966, 96–109 (nach Wi8 mit Laa. von In3); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1985, 203–215 (nach Wi8) Literatur: Schwab 1966, 86–95; Glier 1971, 212–214; Blank 2VL 6 (1987), 558f.; Janota 2004, 340f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Kleinepik-Sammelhs. Wi8, zwischen Mären und anderer Kleinepik, und in der von dieser Hs. direkt abhängigen Hs. In3. Die beiden Hss. weisen keine signifikanten Varianz auf. Die Hs. In3 zeigt zwischen den zwei Spalten von Bl. 33v etwa auf der Höhe von B438, 3–11, eine Miniatur: zwei sich festhaltende Hände, die von einem geflochtenen Kranz umrahmt sind. Überschrift: Daz ist der minne porten (Wi8; gleichlautend in In3)

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Inha lt: (Verszählung und Zitate nach Schmid, U. 1985) . A Sentenzen über Eigenschaften und Wirkungen der Minne (1–42): Frau Minne soll man ehren, weil sie den Menschen zum Guten verpflichtet (1f.). Auf dieses Reimpaar folgt eine anaphorische Reihe weiterer Sentenzen. Jeder Vers beginnt mit dem Wort minne (außer V. 10): Minne gibt guten Verstand, süßen Blick, gute Kleider und schöne Ringe; den Liebenden macht sie kühn, edel und freigebig, sie bringt ihm schöne Worte bei; Damen macht sie liebenswert. Vielfach werden auch gegenläufige Wirkungen genannt: Strahlenden Augen bringt sie Tränen, traurigen gibt sie das Lachen zurück; das gesunde Herz macht sie ›ungesund‹ (28), das kranke Herz heilt sie; das harte Herz macht sie weich, und das liebende befreit sie; sie ist ein großer Schmerz, bringt alles Höfische hervor, vertreibt das Leid und vertilgt den Hass, besitzt Gastfreundschaft und kriegerische Macht (42: prichet purg und fest). B Prolog mit Gottfried- und Hartmann-Imitation (43–82): Exordialsentenzen (im Stil von Hartmanns ›Iwein‹-Prolog): Wer beständige Minne zu pflegen und alle Damen zu ehren versteht, erlangt Ruhm bei allen edlen Frauen (43f.: Swer an stete minne | Wendet seine sinne). Hält er sich daran, so wird er glücklich. Wenn man so liebt, dass das Herz der Geliebten den Herzensschmerz zu vertreiben vermag, dann belohnt ein Herz das andere. Wer mehr wissen wolle, dem möchte der Sprecher dies erläutern. Er habe nämlich in einem Buch gelesen (Quellenberufung), wie es um zwei (liebende) Herzen stehen soll: Eine Frau und ein Mann sollen zwei Seelen und einen Körper haben (62: ain man, ein weib, ain weib, ein man; vgl. Gottfrieds ›Tristan‹, V. 129). Der Sprecher kündigt sodann die abentewre (69) an, die er erzählen wolle – die jedoch nur für jenes Publikum geeignet sei, das eine gegenseitige Liebe genieße und mit züchten hören wil (79). Wer nicht recht zuhören wolle, wird als unwürdiger ›Dörper‹ beschimpft und ausgeschlossen (70–72: Er ist vngehewre, | Gepawr, vngewizzen gar, | Wer nicht sein or naigt dar). C Erzählung von der Minnepforte (83–313): Der Sprecher bereitet sich vor, durch die Minnepforte den Ort zu betreten, an dem er und seine Dame Vergnügen erfahren können. Auf einer grünen Aue wolle er mit der Geliebten Blumen brechen (89: Feyoln vnde rosen) und einen Kranz flechten. Dieser solle ihn für die Teilnahme an einem höfischen Tanz ebenso qualifizieren wie bunte Kleider und ein prächtiger Mantel aus Maiblüten und aus Blüten weiblicher Güte. Die ›Höfischeit‹ aller Damen, der Vogelgesang sowie der Minnetrank Tristrams sollen dabei in Goldfarbe auf sein Herz geschrieben sein (107f.: Sol vor an dem hertzen mein | Mit golde geschriben sein). Ebenso der Memoria scheint ein Bild seiner Geliebten zu dienen, das der Sprecher anfertigen (110: mezzen) und im süßen Tau der Minne betrachten will. Die Handlung wird durch eine Liebesbeteuerung und einer Minneklage (u.a. über Tod aus Liebesleid) unterbrochen. Die Klage mündet in einen Preis der wundertätigen Schönheit der Geliebten: Wen ihr rosenfarbener Mund anlächele, der sei danach ein Jahr gesund. Das Bild eines höfischen Festes nimmt die Handlung wieder auf: Zahlreiche vornehme Damen und Männer kommen an den Hof. Der Sprecher möchte nun seinem Publikum von der Minnepforte berichten. Sie sei an vier orten (150) mit Edelsteinen geschmückt, die besondere symbolische Bedeutung und Macht besäßen. Sie stünden

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für den Wert des Liebenden, der um die rechte Minne bemüht ist (153: Er sei wol vier künigreich wert). Deshalb leuchte einer der Steine Tag und Nacht. Der besonders prächtige Stein in der Mitte wache über die Eintretenden, und leuchte so hell, dass viele dafür ihr bäurisches Leben aufgeben würden. Nicht Reichtum und Schönheit, sondern ein edles Herz, das wie eine Kerze in der Minne brenne, sei Voraussetzung dafür, durch die Pforte gehen zu können. Dazu solle der Minnende ›klug lieben‹ (185: wizzenleichen minnen), Zucht tugent vnd verwizzenhait (187) pflegen. Die Unwürdigen, die an den Hof kommen wollen, seien wie junge Esel, die mit Schande beladen vor der Pforte bleiben müssten, da sie der Stein nicht hereinlasse. Wer aber den Brief der Minne in seinem Herzen trage, der könne die Pforte durschschreiten – das Folgende ist als Minneparadies dargestellt: Er dürfe auf der grünen Aue schöne Damen sehen und auch viele Männer, die von der Minne ›sagen und singen‹ (Zwillingsformel) und den Minnetrank Auz hertzen liebs munde (223) trinken. Hier gebe es kein Zeiterleben (224f.: Da ist vil kurtz div stund, | Tawsnt jar vnd dannoch mer) und kein Leid, alles Begehren werde erfüllt. Die Weisheit Salomons und die sieben freien Künste reichten nicht aus, um angemessen über die edlen Herzen (247: edeln hertzen) sprechen zu können (Unsagbarkeits- und Bescheidenheitstopos). – Der Sprecher setzt dann die Reflexion über das Wesen der Minne fort: Sie raube den Verstand, sei ständig mit Leid verbunden und mache das Herz traurig, bis ein rotes Mündchen den Liebenden liebevoll anlächele und die Körperteile sich vereinigten (273: Munt an liebs munde; 278: Arm valten, pain schrenken). Zu diesem Minnehof möchte der Sprecher auch seine Dame führen. Er imaginiert den problemlosen Eintritt durch die Pforte und die Anerkennung, die sei beide aufgrund der unvergleichlichen Schönheit der Geliebten von der Minnegesellschaft erfahren würden. D Hyperbolische Schönheitsbeschreibung (314–391): Die Schönheit der Geliebten könne niemand vollständig loben (Unsagbarkeitstopos). Man müsse sich fragen, ob sie ein Engel oder eine Frau sei. Gott habe an ihr nichts vergessen, sodass sie am Hofe die Krone der Ehre, die Krone des höfischen Verhaltens trage. Im Einzelnen werden nach dem A capite ad calcem-Schema folgende Körperteile genannt, meist mit Vergleichen: Gesicht, Augen, Brauen, Wangen, Mund, Hals, Arme, Hände, Finger, Brüste, endlich die weibliche Scham, die der Sprecher ausführlich umschreibt (373f.: ein frawdenreichs tal und der minne sal) und als Inbegriff der Freude und des Vergnügens bezeichnet, wodurch sogar ein halbtoter Mann wieder froh und munter werde. E Liebesklage (392–464): Der Sprecher beklagt seine tödliche Verwundung durch die Minne (Tod aus Liebesleid) und erhofft sich Trost von der Geliebten. Sie sei ihm beim ersten Anblick ins Herz eingedrungen (404: Div mir durch mein hertz prach). Er wolle sich völlig in ihre Gewalt ergeben und ihr Leibeigener sein. Sie habe sein Herz bei ihr, jedoch sei seine Liebe einseitig, die Geliebte ungebunden. Er diene ihr auf Gnade und wünsche, dass Gott ihr ein langes, glückliches Leben und ihm den Tod schenken möge, falls er nicht erhört werden sollte. Würde sein Dienst belohnt, so möchte der Sprecher den Tag der Erhörung für immer ehren. F Schluss (465–470): Wem Freude nach Wunsch gewährt wird, der solle mit rechten sinnen | Vil tugentleichen (467f.) lieben, Trauer vermeiden und die Minne sanftmütig erleiden. Schlussformel: Ditz mer hat ain end. | Got vns vnrecht minne wend (471f.).

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Para l lelen: Schwab 1967, 92, benennt zu Abschnitt A wörtliche Parallelen in B285 und weist zudem auf strukturelle Verwandtschaft mit B283 und B284 hin.

B439 Das Kloster der Minne Großform, in welcher der Sprecher das Kloster der Minnne und eine Dame kennenlernt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: Dr4 65rb–76va; 1866 V. He3 43v–74v; 1884 V. Ka3 114vb–125vb; 1890 V.

Edition: Lassberg 1822, 209–264 Nr. 124 (nach Ka3); Hefti 1980, 396–458 (nach Dr4); Schierling 1980, 5–71 (krit. auf der Basis von Ka3) Literatur: Matthaei 1907, 59–61; Schaus 1894; Richter 1895; Blank 1970, 165–172; Glier 1971, 178–184; Hefti 1980, 505f.; Schierling 1980, 1–3, 73–169; Glier 2VL 4 (1983), 1235–1238; Wallmann 1985, 287–291; Lerchner 1993, 490–492; Sommer 1999, 68f., 83–85; Lieb 2001, 517f.; Achnitz 2003a, 220f.; Janota 2004, 335f.; Wenninger 2005; Achnitz 2006a; Brügel 2006, 203 Anm. 10, 240; Egidi 2006, 240; Klingner/Lieb 2006, 156–158; Glier/Lieb 2Killy 6 (2009), 502f.; Bulitta 2010, 94–96; Klingner 2010, 253–257, 321; Uhl 2010, 49f., 54–57, 118–120, 224f., 232f., 267–271, 286f. u.ö.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in drei Sammelhss. des 15. Jh. im Kontext von Minnereden (He3 – hier als zweiter Text nach B232 – und Ka3) bzw. von Reimpaarkleinepik verschiedener Art (Dr4). Der Textbestand ist relativ konstant, signifikant ist in Ka3 das Fehlen von vier in Dr4 und He3 überlieferten und für das Textverständnis wichtigen Versen nach 1118 (vgl. die Annahme von zwei Überlieferungszweigen – Ka3 und Dr4/He3 – bei Schierling 1980, 6). In Wort- und Satzvarianten steht Dr4 häufig den anderen beiden Hss. gegenüber, indem hier andere, den Sinn ändernde Formulierungen, Zusatzverse, Reimumstellungen und -auslassungen geboten werden, ohne dass sich eine

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klare redaktionelle Umformungstendenz erkennen ließe. Ebenfalls nur in Dr4 hat der Text die auf die Tannhäusersage anspielende lateinische Überschrift De monte feneris agitur hic. Zu Details der Überlieferungsvarianz vgl. Schierling 1980, 6f., und die zugehörigen Angaben im Apparat der Ausgabe von Schierling 1980. Inha lt: (Nach Ka3; Verszählung nach der Ausgabe von Schierling 1980) . A Spaziergangseinleitung (1–41): Der Sprecher begibt sich im Mai in einen schönen Wald, der ihm wie das Paradies vorkommt: Blumen aller Farben, überaus lauter Vogelgesang (26f.: mich wündert, daz in [den Vögeln] nit enzway | ir hobt von dem gedöne brast). B Begegnung und Gespräch mit einer Minnebotin (42–157): Der Sprecher bemerkt eine allein reitende Dame (ausführliche Descriptio ihrer prächtigen höfischen Kleidung und höfischen Ausstattung). Er will verhindern, dass sie ihm davonreitet und versteckt sich hinter einem Baum. Dann tritt er überraschend hervor, um ihr Zaumzeug zu ergreifen, und nötigt sie, Rechenschaft abzulegen, warum sie hier allein reitet. Die Frau gibt sich als Botin der Frau Minne zu erkennen. i Der Sprecher widersteht ihren Drohungen, ihre Herrin würde ihn strafen, sollte er sie nicht weiterreiten lassen, und zwingt sie, ihren Botenauftrag offenzulegen: Sie sei unterwegs, um frouwen, ritter und knechte zu finden, die in ein riesiges, prächtiges Kloster kommen sollten, wo Frau Minne ihre Residenz habe. i Der Sprecher ist irritiert und bezweifelt die Existenz einer solchen Einrichtung, worauf ihm die Minnebotin (in Frage und Antwort) eingehend von Kloster und Minneorden berichtet. C Erste Beschreibung des Minneklosters (158–411): Das Kloster beherbergt Insassen aus allen Ständen und Vermögensverhältnissen (mikrokosmisches Abbild der Gesellschaft). Messen werden von früh bis mittag gelesen. Das Leben im Kloster bedeutet die höchste irdische Freude für denjenigen, der gesellig sein kann und die Klosterregel einhält. Hier werden rund um die Uhr alle nur denkbaren Formen der höfischen Unterhaltung geboten: Singen, Lachen, Lesung deutscher Texte vor dem Schlafengehen (197: tüsch lesen zebett), Brettspiele um ausgesetzte Preise (Schmuck), Halmziehen, Musik, Tanz, Schach. Der Klosterbewohner kann tun, was ihm gefällt, unter der Voraussetzung einer fröhlichen Grundhaltung (222f.: und daz man alles im gelimpf | und mit frod lat wesen güt) – davon abweichendes Verhalten wird hart bestraft. Weiterhin kann der Klosterbewohner sich zu Damen gesellen und mit ihnen sprechen, oder mit den Männern körperlicher Ertüchtigung nachgehen (genannt werden Steinwurf, Lanzenstechen, Kegeln, Tauziehen, schirmen, Springen, Fechten, Ringen, an der stange snellen). In den Zellen erklingt saitenspil (249), daneben kann man beizen, jagen und reiten, kurz: allen ritterlichen Tätigkeiten in höchster Vollkommenheit nachgehen. Was die Minne befiehlt, wird sogleich ausgeführt. Es folgen Angaben zur architektonischen Anlage des Klosters: Es ist rund und so groß, dass das schnellste Pferd es in einem Jahr nicht umrunden könnte. i Nach einem ungläubigen Einwurf des Sprechers droht die Minnebotin weiterzureiten, berichtet dann jedoch weiter von der Unzahl der Klosterbewohner, die alle von einem Meister standesgemäß umsorgt werden (282–285: der hat sy wol in siner acht | und git in och allen kost | und büsset in hunger und frost | jedem man nach siner stat). i Der Sprecher

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fragt, ob die höfischen Vergnügungen in Mönchskutte und Schleier nicht lächerlich aussähen (300: daz ist wol der vasnacht gelich). i Die Minnebotin verweist lachend auf ihre modische Kleidung und berichtet von Kleidervielfalt als Ordenstracht. Das Kloster hat zwölf Tore, die jeweils einem Monat zugeordnet sind. Tritt man aus einem Tor, so erlebt man draußen eine diesem Monat entsprechende Welt und ihre gesellschaftlichen Freuden – die Zeitordnung ist im Kloster also außer Kraft gesetzt und folgt dem individuellen Wünschen (339f.: welher zit din hertz begehrt, | wol bistü der da gewert). Auf den Wunsch des Sprechers, dorthin zu gelangen, beschreibt ihm die Botin den Weg: Er soll ihren Hufspuren bis zu einer Weggabelung folgen und sich dann rechts halten, bis er vor die Maienpforte kommt. Dort würde ihm der Eintritt durch die Hilfe ihm von früher bekannter Menschen gelingen. Sie warnt davor, die am Tor hängende Glocke zu läuten, da dies die Aufforderung zu einem Turnierkampf bedeute, den die Klosterinsassen sogleich mit Entschlossenheit und Stärke angingen. D Gang zum Kloster und Ankunft (412–534): Die Botin nimmt Abschied und reitet weiter, der Sprecher folgt ihrer Hufspur. Er kommt aus dem Wald, nimmt den Abzweig nach rechts und gerät in blühende Gärten, in denen ihm Vogelgesang, fruchtbare Vegetation, Duft und Herzensfreude eine Ahnung von der Nähe des Klosters geben. Vor der offenen Maienpforte angekommen beobachtet er einen Maientanz fröhlicher, offensichtlich verliebter Frauen und Männer. Er sieht die Worte der Botin bestätigt, fragt sich aber, ob er nun auch Frau Minne zu sehen bekomme. Angesichts der zärtlichen Zweisamkeit der Tanzenden (Händchenhalten, Ringtausch, Konversation), unter denen er auch Bekannte entdeckt, die ihn aber nicht erkennen, bedauert der Sprecher traurig seine eigene Einsamkeit und Fremdheit. E Aventiureforderung (535–655): Plötzlich wird die Glocke geschlagen; alles löst sich in ein Durcheinander auf. Während ein Junker zum Pförtner läuft, um Näheres zu erfahren, entspinnt sich unter allgemeiner Anteilnahme der Umstehenden ein Streitgespräch zwischen einem Ritter und einer Dame: Er bedauert die Unterbrechung der Zweisamkeit, sie begrüßt die Aventiureforderung nach zu langer Ruhe, da nun die ritterliche Tugend wieder bekräftigt werden könne, auf deren Basis erst ein solches höfisches Zusammensein möglich sei. Der Kundschafter kehrt zurück und berichtet in einer Binnenerzählung (570–616), was ihm der Pförtner erzählt hat: Die Glocke wurde vom Diener eines fremden Herrn geläutet, um die Klosterinsassen zu einer Speertjost herauszufordern. Die Herausforderer kämen nun mit einem gerüsteten Aufgebot von 500 Mann. Die Klosterinsassen freuen sich (auch darüber, nicht für die Ausstattung der Gäste sorgen zu müssen; 620–628). Der Junker berichtet weiterhin von den ausgesetzten Preisen: Der beste Ritter der aventiure soll einen Löwen an goldener Kette erhalten, der beste Knecht einen Leoparden an silberner Kette. Die Männer beginnen daraufhin, sich zu rüsten, während die Frauen teils traurig, teils hoffnungsfroh zurückbleiben. F Gespräch mit einer Minnedame (656–734): Hatte ihn die Vielzahl der Männer noch abgeschreckt, so sieht der Sprecher nun freie Bahn und tritt auf die Damen zu. Er spricht eine liebliche Dame an, die er von früher zu kennen glaubt. i Erst nach einiger Zeit erkennt sie den Sprecher als lant man (675), bietet ihm Hilfe an, Kontakt

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zu einer ihm genehmen Dame herzustellen, und fragt, wie er dorthin gelangt sei. i Er bekräftigt, nur mit ihr sprechen zu wollen und berichtet von der Begegnung mit der Minnebotin. i Die Dame berichtet ihrerseits, schon zehn Jahre im Kloster zu sein und es nie bereut zu haben. i Auf ihre Frage, ob er nun in den Minneorden eintreten wolle, antwortet er, dass er erst einmal hier sei, sich das Kloster anzusehen, das ihm aber bisher gefalle. G Klosterrundgang (735–1075): Die Dame nimmt den Sprecher mit zu den anderen Damen, wo er freundlich aufgenommen wird. Gemeinsam treten sie ins Kloster. Sie zeigt ihm den prächtigen Palast (Balkone, Reliefs, Spiegelwände aus Marmor, marmorbelegte Terrasse, behauene Pfeiler, Farbenpracht), den er als der Minne würdig bewundert – der nach Aussage der Dame aber nur einer von mehreren ist. Nachdem sie die anderen Damen auf den Balkonen zurückgelassen haben und zu zweit die Führung fortsetzen (Balkone mit Ausblick auf den als Turnierplatz genutzten Hof; umganggesäumte Zellen, aus denen man in die schönste Natur hinaus schaut), berichtet die Dame von der Ordensstruktur: Über allen thront die Minne. Pfründner kann werden, wer von ihrem Minnepfeil getroffen wird und die Einhaltung der Regel verspricht. Unter der Minne agieren ›Doppelspitzen‹ von Abt und Äbtissin, Prior und Priorin sowie weitere Inhaber von Klosterämtern, die die Einhaltung der Regeln überwachen. Als Beispiel für den Umgang mit deviantem Verhalten zeigt die Dame dem Sprecher einen in einem Halseisen gefangenen Klaffer (891–967). Während sich die Dame dem Gefangenen nicht zeigen will, tritt der Sprecher vor das Gitter und hört den verlotterten Klaffer seine Untat beklagen. Er bittet den Sprecher um einen Heller für Brot, den ihm dieser hinwirft, nachdem er ihm seine Tat (einer Dame übel nachgeredet zu haben) gestanden und seinen ritterlichen Stand enthüllt hat. Der Klaffer bittet den Sprecher, für ihn bei Abt und Äbtissin um Gnade zu ersuchen, was dieser abwehrt: Als Gast könne er nicht selbst bitten, höchstens eine Bitte unterstützen. Die Dame schilt ihn, er dürfe sich mit dem Klaffer nicht im Geringsten einlassen, da das seine eigene Ehre mindere. Der Sprecher versucht daraufhin ihre Zweifel an seiner Einstellung zu zerstreuen, indem er die Todesstrafe für alle Klaffer fordert. Die Dame zeigt ihm einen weiteren Gefangenen, einen ›Rühmer‹ (968–1015), der im Kerker in einem Stock liegt (thematisiert als Strafe für bösartige Diebe). Hier berichtet die Dame von seiner Untat: Es sei ein edel knecht (1003), dessen Schuld darin lag, dass er sich mit jeder Frau brüstete, die ihn aus freien Stücken oder aus Wohlerzogenheit freundlich behandelte. An dieser Stelle thematisiert die Dame das Verhältnis zwischen ihr und dem Sprecher: Er solle sich nicht wie der Rühmer verhalten und sich über ihren vertrauten Gang zu zweit verbreiten. Sie seien Freund und Freundin (1021: dü bist min gesell, ich din gespil). Der Sprecher sichert es ihr zu, verweist aber auch etwas umständlich darauf, dass er kein Klosterinsasse, also der Minneregel nicht unterworfen sei, während sie nun schon zehn Jahre hier lebe und folglich in der Minne stehe. Die Dame sieht hier offensichtlich einen schwachen Punkt, gibt vor, nur gescherzt zu haben und stellt den Blick auf weitere Gefangene in Aussicht (Spötter, Neider, Wankelmütiger). Obwohl der Sprecher diese Gefangenen gerne sehen würde, ersparen sie sich die Besichtigung und stoßen zur Damengesellschaft zurück, um den Beginn des Turniers mitzuerleben.

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H Aufzug und Turnier (1076–1366): Die Damen auf dem Balkon, die männlichen Klosterinsassen prächtig gerüstet auf dem Turnierplatz – so erwartet die Klostergesellschaft die Herausforderer. Auf die Frage der Dame, wie ihm der Aufzug gefalle, lobt der Sprecher die Ritterlichkeit der Mönche (1109: Ich sach münch rittern nie sa gelich). Sie setzen sich und halten Ausschau. Auf die Frage des Sprechers, wo denn das Ross im Dienst der Dame laufe (Frage nur in Dr4 und He3 überliefert), reagiert die Dame pikiert, sieht sie darin doch die Frage nach einem Liebhaber impliziert (1126– 1128: ich wil dich bitten | das dü mich nit in sölichem won | habest oder ich wil von dir gan). Er gibt vor, nur gescherzt zu haben, die aufkeimende Problematik geht im Aufzug der Gäste unter, der die volle Konzentration erfordert. Die fünfhundert Herausforderer sind aufs Vollkommenste gerüstet, auf der Seite der Klosterleute stechen besonders Abt, Prior, Küster und Lesemeister hervor. Im Folgenden kommentieren Sprecher und Dame das Kampfgeschehen, wobei der Sprecher mehrfach eingestehen muss, den Stand des Kampfes nicht beurteilen zu können, weil er die Kämpfenden beider Seiten nicht auseinander halten kann (1281f.: fro, ich bin irre | ich waiß nit wär ist jener oder dirre). Dazu kommt seine eher neutrale Haltung (1251–1253: ich gan uwern brüdern wol | die gest ich och nit niden sol | ich bin ain gemain man). Am Ende wird der Prior zum Gewinner ausgerufen und bekommt den Löwen an der goldenen Kette (1302: aventür hier in der Bedeutung ›Turnierpreis‹, vgl. auch 1345 und 1350). Er lehnt die Bezeichnung bescheiden und demütig ab, was ihm aber als Ablehnung ritterlicher Ehre ausgelegt und abgeschlagen wird. Eine spontane Reiterattacke zweier Gäste pariert er souverän. Unter den knechten wird der Klosterpförtner mit dem Leopard an silberner Kette ausgezeichnet. Auch er ziert sich, bevor er sich zur Annahme drängen lässt (1354–1357: Der Sprecher präzisiert hier für das Publikum, er meine mit dem Turnierpreis etwas, das man auf Bannern und Schilden führe; also eher eine Art Wappenzeichnung oder ein besticktes Tuch als ein lebendiges Tier). In einem weiteren Nachgeplänkel sticht der Klosterpförtner einen angreifenden Gast vom Pferd. I Streitgespräch über den Wert von Turnieren (1367–1452): Die Dame beklagt den verletzten Gast. i Der Sprecher gibt sich abgeklärter und bezeichnet es als normal, dass das Schicksal auf dem Weg zur Ehre und Frauendienst eben auch Verletzungen und Tod bescheren könne (1378–80: da müssen bain zerbrechen. | mit sölichen sachen | müß ruck und arm krachen). i Die Dame widerspricht: Zweck des Turnieres sei, reiten zu lernen, damit der Ritter für den Ernstfall gerüstet sei und nicht durch mangelnde Übung seinem Wappen Unehre mache. Turniere hätten auch den Nutzen, den Rittern Ruhm zu bringen. Dass aber Dienst an den Frauen dahinter stünde, sei nur eine Erfindung (1424–1247: wenst daz ettliche brechen | in frowen dienst irü bain | dez sint ettlich wol in ain | komen, daz sy uns dienen da mit). Auch ließen sich die Damen von dieser Mode betören und hielten für Dienst, was ihnen gar nichts nützte. i Der Sprecher gibt ihr teilweise recht, verweist aber darauf, dass manche Ritter schon von Kindheit an im Frauendienst erzogen wurden, und dass Turnieren hierbei eben den Zweck habe, den Damen zu gefallen. i Die Dame hält es immer noch für widersinnig, dass die Männer dadurch umkämen: Deshalb seien die Damen nicht in den Minneorden eingetreten.

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J Auflösung der Versammlung und Minneschau (1453–1593): Nachdem die Turnierbeteiligten abziehen, beschließen Sprecher und Dame – unter Verständigung auf grundlegende Regeln (gute Freundschaft basiere auf Kontrolle der Zunge und aufrichtiges Handeln) – weiter beieinander zu bleiben. Die Dame kündigt das Treffen mit weiteren Klosterinsassen an und preist Minnekloster und Minneorden als eine alles weltliche Leben übertreffende Form, Minnefreude und Gottesdienst zu verbinden: Verdammt würden hier der Verräter, Räuber, Wucherer, freudig aufgenommen derjenige, der hochgestimmt nach Ehren strebe. i Der Sprecher meint, dass er gern die Minne sähe. i Die Dame verspricht, ihn im Anblick des ganzen Konvents die Minne schauen zu lassen. i Der Sprecher sieht daraufhin in den Augen der verliebten Menschen der Klostergesellschaft die minn spilen mit gewalt (1557). i Als ihn die Dame wegen allzu voyeuristischer Blicke zurechtweist (1565: dü salt nit also sechen), rechtfertigt er sich mit dem Argument, dass er darauf warte, die Minne, von deren Wesen und Wirken ihm die Minn wisser (1583) schon so oft erzählt hätten, leibhaftig zu sehen. K Minnelehre der Dame (1594–1702) Die Dame erklärt ihm in einer Minnelehre, dass die Minne sich verborgen halte, dass ihr niemand widerstehen könne und dass sie durch die Augen ins Herz gelange, wo sie dann die verschiedensten Effekte auslöse (genannt werden äußere signa amoris wie rascher Wechsel der Gesichtsfarbe und Körpertemperatur). i Der Sprecher bedankt sich für die Lehre, bemerkt aber auch, dass sie so eine gute Lehre wohl nur durch Erfahrung und eigenes Involviertsein geben könne. i Sie fühlt sich abermals verspottet und in ihrem Zutrauen ausgenutzt. i Er schwört, sein Lob ernst zu meinen. Sie habe ihn wie von Gott gesandt in der Fremde begleitet, auch wenn sie sich vielleicht gelangweilt habe oder die Gesellschaft eines anderen Mannes vorgezogen hätte. i  Sie bekräftigt, ebenfalls Freude an ihrem Beisammensein gehabt zu haben. Über ihre eigene Liebesgeschichte will sie aber noch nicht sprechen, dazu sei es noch zu früh – er sei aber der erste, dem sie sich anvertrauen wolle. L Abschied und Johannisminne (1703–1838): Auf seine Frage nach einem Wiedersehen erklärt sie dem Sprecher den Mechanismus der Aufnahme ins Kloster: Interessenten sollen nach zwölf Tagen Bedenkzeit zurückkehren, wenn sie sich in den Orden begeben wollen. Der Sprecher bekräftigt, in den Orden eintreten zu wollen, und will wieder heimgehen. Als ihn die Dame noch zur Pforte begeleiten will, führt sie ihn an ihrer Zelle vorbei. Begleitet von einer Freundin zeigt sie ihm die kostbar geschmückte Zelle (Garderobe, Wandmalereien, Glasfenster). Dabei öffnet sie auch die Vorhänge ihres vollständig grün gefärbten Bettes. Zwar ist er von diesem Anblick überwältigt, doch widersteht der Sprecher seiner Lust, sich auf das Bett zu werfen. Als sie über ihn lacht, schämt er sich und ermannt sich zu gehen. Sie trinken die Johannisminne – wobei die Freundin einbezogen und als Minnehelferin des Paares verpflichtet wird. M Schluss (1839–1894): Der Sprecher verlässt das Kloster fluchtartig und in Angst, von jemandem erkannt zu werden. Er beklagt, dass ihm die Maienfreude des Waldes, durch die er komme, nun gar nichts mehr bedeute. Er denkt an die Dame, ihr Gespräch, das Bett und die Johannisminne zurück. Allerdings will er seine Rückkehr

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nicht aktiv befördern, sondern warten, bis das Schicksal es fügt, dass er noch einmal zu dem Kloster kommt. Dann will er gerne eintreten und die Ordensregel befolgen. Para l lelen: Die Verfasserzuschreibung an den Autor von B232 durch Lassberg 1822, XIXf., die dieser aus der Überlieferungsgemeinschaft in He3 und dem vergleichbaren »innern Karakter« (ebd., XX) zieht, wurde in der Forschung nicht weiter verfolgt. Schaus 1894, 365–367, und Richter 1895, 18f. (mit Abdruck von Parallelstellen), verweisen auf Übereinstimmungen der Turnierdarstellungen zwischen dem ›Kloster der Minne‹ und der in Ka3 und He3 im Anschluss überlieferten Totenklage B476 und schließen daher auf einen gemeinsamen Autor beider Texte. Etwas vorsichtiger vermutet Glier 1971, 178–180 (mit Anm. 303), dass das ›Kloster der Minne‹ die knappere Turnierschilderung von B476 aufgenommen hat. – Versuche, den geschilderten Minneorden und die beschriebene Klosteranlage realgeschichtlich zu situieren, führten zu einer Gleichsetzung mit der 1379 gegründeten oberrheinischen ›Löwengesellschaft‹ (nach den zum Turnierpreis ausgesetzten Emblemen, vgl. Richter 1895, 20–22) bzw. mit dem 1330 gegründeten Kloster und Ritterstift Ettal (Schaus 1894; die Diskussion zusammenfassend Schierling 1980, 73–115 und 151–155). Weitere Versuche, die Ausformung der Klosterallegorie zu erklären, verweisen auf Einflüsse aus der Bibel (Ez 40–48, Apk 21), der Gralsschilderung im ›Jüngeren Titurel‹ und der Minnepalastbeschreibung in ›De amore‹ des Andreas Capellanus (vgl. zusammenfassend Blank 1970, 166–169). – Rezipiert wurde die Vorstellung vom Minnekloster offenbar in B440 (vgl. Matthaei 1907, 52–54, 60f.). Die Vorstellung einer klösterlichen Gemeinschaft von Liebenden findet sich auch in B302.

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B440 Das weltliche Klösterlein Humoristische Darstellung des Minnelebens als Klosterleben Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1472 (?); früheste Überlieferung um 1535–1539 (sim2) Überlieferung: St1 S. 1147–1152; 428 V. sim2 1v–12r; 432 V.

Edition: Schreiber, A. 1810, 128–140 (nach sim2); Barack 1869, Bd. IV, 336–346 (nach St1); Matthaei 1907, 75–81 (krit. Text nach sim2 und St1) Literatur: Matthaei 1907; Glier 1971, 338–340 u.ö.; Schierling 1980, 138–140; Rissel 2VL 10 (1999), 835–837; Lieb 2001, 519; Klingner 2010, 184, 202, 209, 214, 225, 246–273, 309; Uhl 2010, 56f., 92f., 99, 151, 233

Beschreibung der Überlieferung: Anonym überliefert in einem selbständigen, holzschnittillustrierten Druck, der um 1535–39 in Simmern im Hunsrück entstand, sowie unter dem Autornamen Wilhelm Werners von Zimmern in St1 (Hs. b der ›Zimmerischen Chronik‹; um 1566). Beide Fassungen gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, die ins 15. Jh. datiert werden kann (vgl. Matthaei 1907, 67). Gegebenenfalls ist die Datierung der Klostergründung auf 1472 in sim2, 64f., zugleich die Datierung der Textentstehung. Die Varianz ist gering, lediglich die Verse 1–42 (sim2) bzw. 1–38 (St1) unterscheiden sich vollständig (vgl. die Edition; zur Varianz ausführlich Matthaei 1907, 65–68). Inha lt: (Nach der Ausgabe von Matthaei) . A Spaziergangseinleitung (1–55): Beginn mit Audite-Formel: Erzählt werden soll ein abentiur (1). Der Sprecher träumt, in einem Wald wilde Tiere aufzufinden, hält diesen Traum für prophetisch und bricht auf. Auf engem Pfad kommt er durch einen schönen Wald zu einer Lichtung, auf der ein prächtiges Kloster steht. B Klosterbeschreibung (56–413): Der Sprecher liest auf dem Torbogen eine Inschrift, die die Gründung des weltlich clôster (61) auf den 9. Mai 1472 datiert. Er klopft an und wird vom Pförtner eingelassen, mit dem er eine lateinische Konversation über die Eigenarten des Klosters führt. Aus dem Münster sieht er einen weltlich und modisch gekleideten (schwarze Damastkleidung, Schnabelschuhe, goldener Degen, Kette, Perlenquaste) jungen Konventualen treten, der drei Diener, einen Habicht, Wind- und Vogelhunde mit sich führt. Der Pförtner berichtet von den hier lebenden 18 Konventualen, ihren geringen (Mess)Verpflichtungen und ihren üppigen Mahlzeiten. Als der Erzähler weiter nachfragen will, begehrt eine schwarz gekleidete junge Konventualin mit drei Dienerinnen Einlass und eilt ins Münster. Nach Auskunft des Pförtners ist das Kloster ein Doppelkloster, dessen Mitglieder paarweise zusammen-

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B440 Das weltliche Klösterlein

wohnen. Auch die Dienerinnen und Diener logieren paarweise, sofern sie verheiratet sind. Vom Pförtner ins Münster geführt sieht der Sprecher die Konventualen bei der Messe und folgt ihnen nach deren Abschluss in den Speisesaal zu einem reichhaltigen Mittagsmahl. Unter der Dienerschaft sitzend hört der Sprecher, dass die Tischlesung aus einem Buch erfolgt, das von Verführungskunst und Minneleid handelt. Nach dem Essen trifft die Gesellschaft in einem schönen Garten zu höfischer Kurzweil zusammen (Tanz, Gesang), um sich dann wiederum paarweise zum Abendessen zu begeben. Den klösterlichen Tagesablauf kommentiert ein Diener Hie ist all morgen Ostertag | Vnd alle abent Faßennacht (281f.). Weitere Beschäftigungen sind Fischen oder ausgedehnte Jagden. Einsamkeitsbedürfnis wird mit Kerker bestraft, während die Abwesenheit verliebter Paare vom Klosterdienst nicht geahndet wird. Wer nicht mehr zur Liebe taugt, kommt in ein Spital. Der Diener führt den Sprecher durch die Gebäude. Der dicke Klosterkoch trinkt ihm zu, furzt und stellt ein französisches Worträtsel. Der Sprecher wird zum Abendtanz geführt, bekommt einen Kranz von einer Dame und lobt die Einmaligkeit von Kloster und Orden. Nach dem Schlaftrunk und Dessert ziehen sich die Konventualen paarweise zurück. Auch der Sprecher tritt mit einer Dame vor den Klosterwirt, behauptet auf Rückfrage, mit ihr verheiratet zu sein, und bekommt ein Zimmer zugewiesen. Am nächsten Morgen bittet er nach dem Frühstück um die Erlaubnis zu gehen, weil er durch seine Geschäfte bedingt nicht länger bleiben kann, was vom Abt gewünscht wird, und kehrt auf demselben Weg zurück. C Epilog (414–434): Der Sprecher denkt darüber nach, für den Rest des Lebens in ein solches weltliches Kloster einzutreten. Er bietet seinem Publikum an, Interessierte am nächsten Pfingstfest zum Kloster zu führen. Der Text schließt mit einer Aufforderung zum Trinken. Para l lelen: In Erzählrahmen und Schilderung eines geschlossenen Minneklosters lehnt sich der Text an B439 ›Das Kloster der Minne‹ an. In der Travestie geistlicher Lebensformen und Rituale ergeben sich Parallelen zu B302 (z.B. Klostergründung, Problematik impotenter Männer, paarweise Bettgemeinschaft).

B441 Der neuen Liebe Buch

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B441 Der neuen Liebe Buch In aventiurehafte Rahmenhandlung eingebettete Minnereflexionen mit Wiedergabe einer Novelle und eines Briefs, der von der ›Stadt der neuen Liebe‹ berichtet. Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Hofmann, H. 1893, 9–29

Datierung: früheste Überlieferung um 1486

Literatur: Blank 1970, 54 u.ö.; Glier 1971, 308– 313 u.ö.; Karnein 1985; Wallmann 1985, 328; Blank 2VL 6 (1989), 909–912; Lieb 2008, 211f.; Klingner 2010, 120–201

Überlieferung: ulm1 2r–37v; 1791 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem anonymen Ulmer Druck aus der Offizin Konrad Dinckmuts. Inha lt: A Prolog (Invocatio) (1–67): Der Sprecher ruft Merkur, Phoebus und die Musen um Unterstützung bei der kunstgemäßen Abfassung des Gedichtes an. B Rahmenerzählung (68–143): Bei der herbstlichen Jagd trifft der Sprecher einen Freund, der ihn auffordert, mit ihm nachts heimlich (und nicht den Weidmannsregeln entsprechend) den Hirschen nachzustellen. Der Plan wird ausgeführt. Bei Einbruch der Nacht lässt sich ein Schwarm Vögel in den Bäumen nieder, in denen die beiden Jäger sitzen. C Reflexionen über die Liebe (146–294): Nach einer kurzen Behandlung der Schöpfung, der Ordnung aller Kräfte und Eigenschaften nimmt der Sprecher (inspiriert vom Brunftgeschrei der Hirsche) die Brunst der Hirsche als Gelychnuß vnd figur (174) für die Unvernunft der Buhler (Verweis auf Hadamar von Laber und die ›Jagd‹, dessen Inhaltsreferat wegen der Esoterik des Textes verworfen wird). Um den Ursprung der bulschafft zu ergründen, wendet sich der Sprecher der Etymologie des lateinischen Wortes ›amor‹ zu. Es wird als A ain m mer o on | R ru (239f.) gedeutet. Rückwärts gelesen bedeute es ›Roma‹ und damit Rycher och milter applas (258) bzw. Richtum och macht allzyt (260). Das deutsche Äquivalent lieby (274) bleibt etymologisch unbehandelt. Dafür wird die Liebe historisch als Grund von Ursprung und Ende der Stadt Troja bzw. als über Roms Imperium stehende Macht gedeutet (mit Hinweis auf viele lateinische und deutsche chronikalische Berichte). D Novelleneinschub ›Mundus und Paulina‹ (295–469): Der Römer Mundus lässt, von Liebesverlangen getrieben, die verheiratete Paulina in den Tempel kommen, gibt sich dort als Gott Anubis aus und erreicht, dass sie ihm zu Willen ist. Der Betrug wird entdeckt, die geschändete Paulina bittet ihren Mann Saturnius, sie zu töten. Der erkennt, dass sie unschuldig ist und nur aus Gottesfurcht gehandelt hat, und er-

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B441 Der neuen Liebe Buch

reicht bei Kaiser Tiberius die Verbannung von Mundus und die Hinrichtung seiner Helfer sowie die Schleifung des Tempels. E Fortsetzung der Reflexionen über die Liebe (470–686): Der Sprecher will nicht noch weitere Literatur über Form, Gestalt und Waffen der Liebe referieren, da dies Gemeingut sei. Stattdessen berichtet er von der Geburt des Kindes ›Liebe‹ (siehe P a r a l l e l e n ). Dann nennt er ›De amore‹ des Andreas Cappellanus (539: der Autor wird irrtümlich nach dem Widmungsempfänger seines Buches gwaltherus genannt) als Quelle von dreißig Liebesregeln, ohne diese auszuführen. Er wendet sich nun dem Wort ›Buhler‹ zu und beginnt mit dem Referat einer Definition aus ›De amore‹ des Capellanus (die er allerdings Ovid zuschreibt). Es folgt ein Ovid-Referat der Stufen der Verführung (Verweis auf die ›Ars amatoria‹), das er abbricht, um nicht wie Ovid verbannt zu werden. F Fortsetzung der Rahmenerzählung (687–1200): Lärmend nähert sich ein fliegendes Geschöpf dem Baum. Voller Angst (Stoßgebete zu Gott, Maria und dem Kreuz) beschwört es der Sprecher, still zu stehen. Das Geschöpf – ein in der Luft schwebender schwarzer Reiter – bleibt wirklich stehen, worauf den Sprecher erst recht die Angst packt: Er vermutet, den Tod oder den Teufel vor sich zu haben (weitere Beschwörungsformeln). Er zieht sein Schwert, um sich ritterlich zu verteidigen, als der Reiter sich auf den Baum schwingt. Im Wortwechsel gibt sich dieser aber als alter Bekannter zu erkennen. Er ist im Auftrag seines Herrn unterwegs in eine ›Stadt der neuen Liebe‹. Auf Drängen des Sprechers berichtet er kurz über die Lage dieser Stadt, die man nur über die Luft erreichen kann. Er hinterlässt dem Sprecher ein mit Blut geschriebenes, illustriertes Zauberbuch, aus dem man lernen kann, wie man in die Stadt gelangt, und eilt auf seinem fliegenden Pferd weiter. Der Sprecher sucht seinen Jagdgesellen, um ihm zu berichten. Einschub (984–1025): Dem Sprecher fällt ein, dass der Vogelschwarm ein Schwarm von Musen gewesen sein mag, die ihn zu solchen fantastischen Geschichten inspiriert haben (mit Referat der Namen und Eigenschaften der neun Musen; Verweis auf Vergil). Da der Sprecher keine Zeit hat zu reisen, beschließt sein Freund, in die wunderbare Stadt zu reisen. Er bekommt vom Sprecher das Geheimwissen überantwortet, verspricht, Bericht zu erstatten, und macht sich auf den Weg. Als der Sprecher nichts von ihm hört, widersteht er der Versuchung, hinterher zu reisen. Nach sieben Jahren trifft, als der Sprecher einen Maispaziergang macht, mit einem geheimnisvollen, Latein sprechenden Boten endlich ein Brief des Freundes ein, zusammen mit einem kostbar verzierten Buch mit dem Titel Der nüwen liebe buch (1178; der ursprünglich lateinische Buchtitel wird nur in deutscher Übersetzung gegeben). G Brieftext (1201–1736): Der Freund entschuldigt sein langes Schweigen. Er hat Einlass in die Stadt der neuen Liebe gefunden, obwohl dieser sonst nur jungen Menschen erlaubt ist. Nun ist er durch die Liebe dort gebunden, hat aber, um vereinbarungsgemäß Bericht zu erstatten, sein erworbenes Wissen aufgeschrieben. Er gibt kurz den Buchinhalt wieder: Die Stadt heißt ›alte Stadt‹ und liegt im ›Jammertal‹, in einer ›Wasserland‹ genannten Gegend. Über der Stadt thront die ›Freudenburg‹ als Sitz des Stadtherren. Dieser ist allgegenwärtig, allwissend und allmächtig und wird von einem geistlichen und einem weltlichen Vogt vertreten. Die Stadt besitzt

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Eingangstor (1362: bürthor), Ausgangstor (1367: tötthor) und Befestigungsanlagen. Sie ist unermesslich groß und beherbergt Einwohner aller Sprachen und Gewerbe. In ihr ist alle Schönheit der Schöpfung beschlossen (benannt wird diese nach den Elementarbereichen, in der Ordnung Luft, Wasser, Feuer, Erde). Die Einwohner sind geistlich und weltlich, es gibt Orden aller Glaubensrichtungen und Ausprägungen, alle Künste, alle Handwerke, jeder Zeitvertreib ist hier beheimatet. Die ›neue Liebe‹ wird aber nur von den Einwohnern gepflegt, die in vnnserem glauben sind (1504). Sie wird charakterisiert in Absetzung gegen die Probleme, die mit der Liebe in der Heimat verbunden sind (Sorgen, Zweifel, Betrug, Schande, Begehren, körperliche Schwachheit, Untreue, Trauer, Laster; in der Aufzählung findet sich ein gekennzeichnetes Terenz-Zitat: 1542–1550) und die hier gelöst sind: Die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit und Freiheit und schließt auch körperliche Freizügigkeit mit ein; Liebespaare haben offenen Zugang zueinander; die Erfüllung sexueller Begierden ist ohne Sorgen möglich; die Frauen dieser Stadt sind treu, dennoch gibt es harte Strafen für Ehebruch. Schließlich berichtet der Geselle noch kurz von seiner eigenen Liebesgeschichte, bevor er ein Lob der Liebe anhebt. Er verweist auf die gründliche – auch auf Informationen seiner Geliebten basierende – Behandlung der Materie im mitgeschickten Buch (1715: nach text vnd gloß). Er bittet, den Inhalt nicht an Unverständige weiterzugeben, und lädt den Sprecher ein, auch in die Stadt zu kommen. H Fortsetzung der Rahmenerzählung (1737–1769): Der Sprecher liest den auf Pergament geschriebenen und gereimten Buchbericht sofort, will aber mit einer Weitergabe seines Inhalts warten, bis ihm weise Freunde zur Veröffentlichung raten. I Epilog (1770–1791): Der Sprecher bittet das Publikum um Korrektur, sollte sein Gedicht Mängel haben. Er dankt den Göttinnen für ihre Hilfe und schließt mit dem Datum der Vollendung des Werkes (1486). Para l lelen: Metrisches Schema (dreihebige, jambische Reimpaare) und Dreireim in den Schlussversen teilt das Gedicht mit Werken Hermanns von Sachsenheim (B226, B465 sowie der ›Goldene Tempel‹, ausführlich zur sprachlichen und stilistischen Nähe zu Hermann von Sachsenheim vgl. Hofmann, H. 1893, 52–69) sowie mit B241. In der Reflexion über die Liebe werden Ovids ›Ars amatoria‹, Vergils ›Aeneis‹ und Andreas’ Capellanus ›De amore‹ zitiert. Der Novelleneinschub hat vermutlich eine Bearbeitung von Jacobus de Cessolis ›Schachzabelbuch‹ zur Vorlage (vgl. Hofmann, H. 1893, 42–44). Das Terenz-Zitat im Brieftext des Freundes bezieht sich auf den ›Eunuchus‹ 225f. (vgl. Hofmann, H. 1893, 45). Erwähnt wird Hadamars von Laber ›Jagd‹ (B513) im Sinne einer Autorität. Nicht gekennzeichnet ist dagegen das Inhaltsreferat der ersten vier Kapitel der ›Minneburg‹ B485, als es um die Geburt des Kindes ›Liebe‹ geht (480–577; vgl. dazu Glier 1971, 310). Nachzuweisen sind weiterhin nicht gekennzeichnete Zitate und Motivübernahmen aus der ›Mörin‹ Hermanns von Sachsenheim B466, so der Luftritt ins Reich der neuen Liebe in den auf 896 folgenden Versen (vgl. B466, 168f.), das Zauberbuch (Verse ab 922, vgl B466, 165f.) oder die Passagen 860f. (vgl. B466, 1992f.) und 1585–1587 (vgl. B466, 5667– 5669).

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B442 Klage der Tugenden

Sonstiges: Im Zwickauer Exemplar von ulm1 findet sich der handschriftlich eingetragene Titel Von der nauen libe.

B442 Klage der Tugenden Traumerzählung, in der der Sprecher mit sechs Tugendpersonifikationen über den Verfall der Tugenden diskutiert Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung Mitte 15. Jh.

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1167f.; Lieb 2005, 150

Überlieferung: Wi16 4r–9r; 267 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minneredensammlung Wi16, zwischen den beiden fragmentarischen Einträgen von B499. Überschrift: – Inha lt: A Eingangsszene (1–26): Der Sprecher denkt eines Morgen über die Zustände der Welt nach. Dabei bekümmert ihn besonders, dass die edel lieb (8) so unbeständig geworden sei. Er beklagt den Verfall der Tugenden. Im Nachdenken schläft der Sprecher ein und träumt. B Traum (27–252): Im Traum folgt der Sprecher jemandem, der verspricht, ihm Kunde darüber zu geben, darünb du yezünd hast dy swër (30). Der Sprecher wird zunächst über einen steilen Weg hinauf zu einem Ort geführt, wo er Geschrei hört. Er kommt in ein Zelt, in dem sechs edle Damen sitzen. Sie personifizieren – in drei Fällen erkennbar an der Farbe ihrer Kleider – sechs Tugenden: in Rot Frau Lieb (54f.), in Weiß Frau Trew (56), in Blau Frau Stätt (58) und danach – ohne farbliche Zuordnung – Frau Er (62) Frau Zucht und Frau Scham (64). Nacheinander tragen die Frauen ihre Klagen vor. i Frau Liebe (66–82) beklagt, dass wir frawen (67) viel Verachtung von Rittern und Knechten ausgesetzt seien. Wohin sie sich auch wende, überall werde sie durch Unbeständigkeit vertrieben. Sie rät den Damen, sich niemandem hinzugeben, sofern sie (die Liebe) nicht dabei sei. i Der Sprecher (84–116) tritt vor die personifizierten Tugenden und verteidigt die Damen: Sie würden im guten Glauben, der Geliebte sei ein piderman (93), oft selbst bitter enttäuscht. Frau Ehre solle daher gegen die tugendlosen Männer vorgehen und diese vor allem dauerhaft

B442 Klage der Tugenden

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vom Wein abbringen, der ihre Vertrauens- und Glaubwürdigkeit schwäche. i Frau Ehre (117–152) weist jegliche Verantwortung von sich. Die Damen würden leider jene Männer lieben, die noch keine ritterlichen Taten vollbracht hätten (125: durch err nie zugen swertt) und träge seien. Sie rät daher den Damen, solchen Männern Gunsterweise (Umarmungen, Blicke, Gruß) zu versagen und sie damit zur Verhaltenskorrektur zu bewegen. Die Bevorzugung von Blendern und die Missachtung anständiger Männer (142: vnd lassen dy frümen da hintten stan) exemplifiziert Frau Ehre am negativen Beispiel eines dorthing (146): Er werde geehrt, als habe er wie Parzival den Gral erstritten. Frau Ehre fühlt sich dadurch in Misskredit gebracht. i Der Sprecher (153–173) betont, dass es durchaus die erzieherische Leistung einer Dame sei, durch ihre Liebe den Mann zum Streben nach Ehre und guten Taten zu veranlassen und ihn zu einem piderhelt (161) zu machen. Die Damen dürften die erziehungsbedürftigen Männer aber nicht im Stich lassen (rhetorische Frage 169f.: scholten dy frawen nür dy weissen lieb haben | wer zug dan dy toracten knaben) da sie in der Erziehung eines jungen Mannes oft mehr ausrichten könnten als die Eltern. Dafür sei Frau Ehre zu preisen. i Frau Ehre bestätigt die Meinung des Sprechers. i Der Sprecher (179–210) führt die verbreitete Meinung an, es könne keine beständige Liebe geben, da 1. man oft zwei Liebende finde, die zwar glaubten, einander immer treu zu sein, in höfischer Gesellschaft jedoch schnell ihre Beständigkeit verlören (197f.: so vergist ains was im guz ist geschehen | vnd tüet vmb ain anders auff sehen), und 2. viele Menschen den Partner so auswählten, als seien sie beim Geldwechseln (202: dy weil er sizt auff der wechselbank da) oder in einem Gasthaus (206: Redensart ›heute rein, morgen raus‹). Der Sprecher klagt dies Frau Beständigkeit: Bliebe sie bei der Liebe, gäbe es nicht solche Trennungen. i Frau Beständigkeit (211–226) bestreitet, zuständig zu sein: Dass die Liebe verschwinde, sei doch vielmehr die Schuld jener Menschen (218: Rümer), die sich ungerechtfertigt rühmten und damit die Ehre der Dame angriffen. Sie (Frau Beständigkeit) habe darauf keinen Einfluss, Verantwortung trügen dagegen die Tugenden Zucht und Scham. i Frau Zucht und Frau Scham (227–246) stellen die Frage, was sie denn bei jemandem ausrichten sollen, der sie ablehne und sich vielmehr der unzucht und unscham (230) hingebe. Wenn sich jemand vorbildlich zeige, habe er nur Spott zu erwarten (wörtliche Wiedergabe der Spöttereien 234–242: Der König sei unklug, dass er ihn nicht zum Ratgeber gewählt habe und werde nun wohl nicht Kaiser usw.). i Der Sprecher vermag nun nicht mehr zu widersprechen und bestätigt, dass alles wahr sei, was er von den Tugenden gehört habe. C Schlussszene (251–267): Als der Sprecher von seinen Dienern geweckt wird, überdenkt er noch einmal das Geträumte. Dass die von den Tugenden genannten Argumente richtig seien, könne jeder kluge Mensch überall nachprüfen.

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B443 Klage der Tugenden

B443 Klage der Tugenden Allegorische Minnerede, in der der Sprecher einen Baum beschreibt, auf dem Venus und sieben Königinnen (Tugenden) sitzen und klagen; z.T. in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : Jan Dille Datierung: Überlieferung 1405–08 Überlieferung: Bs1 80ra–81rb; 230 V.

Edition: Serrure 1855, 308–314 Nr. 22; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 465–471 Nr. 99 Literatur: Matthaei 1907, 22; Peters 1976, 241; van Anrooij 1990, 48f.; Hogenelst 1997, Bd. 1, 39, 92, 161, 171; Bd. 2, 68 Nr. 82

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem gemischten Kontext der südniederländisch-brabantischen Sammelhs. Bs1. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Venus boem met vii coninghinnen Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–47): Im Monat Mai unternimmt der Sprecher zu Tagesanbruch einen Spaziergang durch eine liebliche Landschaft, Blumen, Früchte, Vögel. In einem Tal sieht er einen schönen Baum mit weißen, süß duftenden Blüten. Auf diesem Baum sitzt die Göttin Venus mit sieben schönen Königinnen. Venus hat eine Fackel in der einen Hand, einen Pfeil in der anderen und ist so schön, dass die Dichter ihre Vollkommenheit nicht vollständig preisen könnten (Unsagbarkeitstopos). Daraufhin sieht der Sprecher zwei umherfliegende Vögel, die von Venus nicht bemerkt werden. Er zieht einen Vergleich: Manche Menschen werden durch Verräter betrogen, die ihre Lügen fliegen lassen. Jede gute Gesellschaft solle sich davor hüten. B Rede der Venus (48–75): Venus postuliert ihre Macht über alle Menschen, die in ihre Schule kommen, unabhängig von deren Stand. Könige, Herzöge und das einfache Volk nehme sie gefangen und verbrenne ihnen mit ihrer Fackel das Herz oder durchschieße es mit ihrem Pfeil. Sie habe ihre Macht von demjenigen, der Herr über alle sei. Dann ruft sie ihre ›Königinnen‹ Frau Scham, Frau Treue, Frau Ehre, Frau Beständigkeit, Frau Hoffnung, Frau Freigebigkeit und Frau ›Moet‹ herbei, damit sie erzählten, wie sie in der Welt empfangen worden seien. Wer aufrichtige Liebe empfinde und den Lohn der Venus empfangen wolle, solle diese sieben kennenlernen, wenn er möchte. C Reden der sieben Königinnen (76–165): 1. Frau Scham spricht als erste. Sie nennt sich eine Dienerin der Venus. Das Volk jedoch achte sie keineswegs. Von zwanzig

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Leuten finde man vielleicht fünf, die sie gerne sähen, aber einhundertundfünf, die ihr gerne entfliehen wollten. Venus solle die vielen Betrüger, die Unschuldige ins Unglück stürzen, bestrafen. 2. Frau Treue sagt, dass sie nirgendwo treue Liebe gefunden habe. Sie sei oft vergessen worden. Vormals sei sie sehr bekannt in der Welt gewesen, aber jetzt sei sie ungeachtet. 3. Frau Ehre berichtet, dass man heutzutage lieber bequem leben wolle, als Ehre einzuhalten. Nur weil Venus verwundet sei, gebe es Leute, die sich um sie bemühten. 4. Frau Beständigkeit klagt, dass man sie ganz vergessen habe. Die jungen Leute seien wie Wetterhähne. Sie habe viele Freunde verloren und kenne von den hundert später geborenen nicht einmal zehn. 5. Frau Hoffnung klagt, dass Zweifel sie vertreibe, wohin sie auch komme. Sie fragt sich, wie Venus es gestatten könne, dass ihr ihr Platz genommen werde. Sie wisse nicht mehr, wohin sie sich wenden könne. 6. Frau Freigebigkeit klagt, dass sie vergessen sei. Nirgendwo komme sie noch, wie vormals, an erster Stelle, und niemand beachte sie noch. 7. Frau ›Moet‹ (hier wohl: Tapferkeit), sagt, dass man sie verstoßen habe. Unverdient sei sie von allen im Stich gelassen worden. Frau Venus beschließt die Reden mit dem Versprechen, dass derjenige, der Himmel und Paradies geschaffen habe, jede nach Verdienst belohnen werde. D Zweifel verjagt Venus (166–191): Dann sieht der Sprecher an einem Zweig ›Zweifel‹ hängen. Frau Venus fragt ihn, wie er es wagen könne, zu ihrem Fest zu kommen. Der Zweifel antwortet, dass er dort sein müsse, wo Venus sich aufhalte. Venus sagt, dass sie ihn gerne loswerden würde, da er überall, wo er hinkomme, die Sinne verwirre. Daraufhin muss Venus den Ort verlassen. E Schluss (192–230): Der Sprecher tritt als Autor auf und kündigt seine Absicht an, über die Klagen der Königinnen zu schreiben, weil er ihnen Glauben schenke. Er fordert sein Publikum auf, sein Gleichnis zu beachten. Die sieben Königinnen seien aus der Welt vertrieben worden, jeder Mensch suche nur Vergnügen. Zweifel bringe Schande und Verlust, indem er die Menschen zu Schlechtem verleite. Der Sprecher, der sich nun ›Jan Dille‹ nennt, bittet Gott als Schöpfer der Welt, ihm am Jüngsten Tag beizustehen und seine ewige Freude allen zuteil werden zu lassen. Sonstiges: Die Monologe der sieben Königinnen (77–161) sind nicht in Paarreimen, sondern in Kreuzreimen verfasst.

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B444 Die zehn Schwestern

B444 Die zehn Schwestern Klage der Mannheit über Tod und schwere Krankheit ihrer neun SchwesterTugenden, durch deren ›Schule‹ ehemals jeder junge Ritter gehen musste Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Gruppe I: Be8 30ra–34ra; 678 V. Ha3 16ra–20rb; 672 V. Gruppe II: He10 118v–134r; 680 V. Ka1 S. 302–312; 674 V. Gruppe III: He3 261v–270v; 547 V.

Edition: Matthaei 1913, 81–91 Nr. 8 (nach He10; mit Laa. von Be8, He3 und Ka1); Kossmann 1940, 41–49 Nr. 34 (nach Ha3 mit Laa. von Be8, He3 und He10) Literatur: Martin 1867, 364; Matthaei 1907, 14–26, 32; Blank 1970, 88, 106f.; Glier 1971, 275, 277, 279, 404, 415; Kasten 1973, 91–94; Rheinheimer 1975, 9, 16–23; Ziegeler 1985, 73; Griese 2VL 10 (1999), 1511f.; Janota 2004, 340; Brügel 2006, 223; Tervooren 2006b, 182f., 185; Uhl 2010, 125, 228–233, 276 Anm. 21

Beschreibung der Überlieferung: B444 gehört zu den wenigen mehrfach überlieferten rheinischen Minnereden (Verszählung im Folgenden nach He10). Der Text ist in vier Hss. vollständig überliefert, von denen Be8 und Ha3 (Gruppe I) sowie He10 und Ka1 (Gruppe II) näher zusammengehören. He3 enthält eine kürzere (fragmentarisch abbrechende?) Fassung (Gruppe III). Gruppe I: In der frühesten Überlieferung der niederländischen Liederhs. Ha3 steht B444 zwischen einer mitteldeutschen Liebesklage (B63) und liedhaftem Gut. In der ripuarischen Sammelhs. Be8 (1. Viertel 15. Jh.) bilden B444 und B423 nicht wesentlich später den 4. Faszikel, beide Texte sind typologisch ähnlich durch zahlenhaft reihende Systematisierungstendenzen. – Gruppe I hat Varianzen bei einzelnen Wörtern und Reimwörtern, vereinzelt auch auf der Ebene ganzer Reimpaare, z.B. Be8: hertzen / smertzen (gleichlautend in Ha3) gegenüber He10 9f.: sproßen / verstoßen; Be8: yd geit allit ais id maich | das deit mir weirlich vngemach und Ha3: Is geyt allet als it mach; | Vele anders dan id plach gegenüber He10 247f.: ez get allez an stuere. | noch wirser dann ein luere. Ansonsten weist Be8 einen geringfügigen individuellen Textverlust von zwei Versen auf durch Kontraktionen (He10 275f. und 495f.) und geht an Differenzstellen öfter nicht mit Ha3 gemeinsam, sondern mit den (ober)deutschen Hss. Ha3 bietet wie auch bei der Überlieferung anderer deutscher Minnereden (vgl. B255) einen unsorgfältigen Text mit Minusversen (He10 77–80, 113, 337f. 496) und Entstellungen (u.a. 11, 142f., 273–276). So wird z.B. He10 142f. (min hercz lit in einer zange | von fremdem quelendem leide) in Ha3 unverständlich verballhornt (Mine hertze dat in eynre tzangen | Van urmen quellingen liden). Unterschrift in Ha3: Explicit.

B444 Die zehn Schwestern

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Gruppe II: He10 (Oberrheingebiet, vor 1410) überliefert den Text als letzten in einer Dreiergruppe von rheinischen Minnereden (B480, B410, B444) und bietet den vollständigsten und verlässlichsten Text, dazu eine Überschrift. Ka1 (15. Jh.) überliefert im zweiten Teil der reinen Minneredenhs. den Text ebenfalls zusammen mit B410 (und auch in der gleichen Reihenfolge – identische Vorlage?). Beide Hss. weisen nur geringe Textvarianz auf. Ka1 hat in der zweiten Texthälfte sechs Minusverse (350f., 383f., 489, 492). Gruppe III: Die relativ späte (1478) und oberdeutsche reine Minneredenhs. He3 überliefert B444 nach der typologisch sehr ähnlichen ›Schule der Minne‹ (B433). Am Ende der Belehrung der Minne (He10 558) bricht der Text ab (aufgrund der Vorlage oder durch redaktionellen Eingriff?). Der Text endet allerdings trotzdem sinnvoll mit der Apostrophe: Darvmb jung mann vlis dich | Das du mynnest ernstlich | Amen (557f.). – Im Übrigen findet sich eine stärkere Textvarianz von He3 gegenüber He10: u.a. fehlen die Verse He10 73f., 99f., 408, 479f., 494f., 505f.; 245f. und 247f. sind vertauscht; die Reime in 273f., 459f. sind verderbt. Überschrift: Eyne scone ritterliche spruo ch van Eren vnd van waphen (Ha3) Diser spruch ist von den zehen swestern (He10) Inha lt: (Nach He10) . A Klage der Manheit (1–271): Der Text hat keine eigentliche Rahmenhandlung, der Sprecher befindet sich von Anfang an in der ›Anderwelt‹. Dort begegnet ihm unter nicht näher geschilderten Umständen eine vorerst noch namenlose Dame. Diese wehklagt und fällt nach zahlreichen Ach-Rufen (4, 6, 16) zweimal in Ohnmacht. Beim ersten Mal belebt er sie mit einer taunassen Blume, beim zweiten Mal richtet er sie aus dem nassen Klee auf. Da er sie trösten möchte, stimmt er erst einmal mit Lobblumen (41–52; vorwiegend Genitivkonstruktionen und ungewöhnliche Bildmischungen) einen Preis auf sie an. Als er sie jedoch nach der Ursache ihres großen Leides fragt, gelingt es ihm erst im dritten Anlauf (55, 90f., 104f.), von ihr eine klare Antwort zu erhalten. Sie erzählt ihm dann, dass sie eine von zehn Schwestern aus einem Königsgeschlechte sei. Alle ihre Schwestern hätten auch die Krone getragen, acht von ihnen seien aber innerhalb von kurzer Zeit ohne Erben gestorben. Auf die Frage nach deren Namen nennt sie Gerechtikeit (149), Maz (155), Stete (160), Warheit (164), Truewe (164), Scham (172), Bescheidenheit (179), Miltikeit (198). Die Frage nach der neunten Schwester ergibt, dass diese Mynne (240) sei, die schwerkrank zwischen Leben und Tod schwebe. Durch die Krankheit sei sie in ihrem Wesen auch ganz verändert. Mynne spiele als älteste und vornehmste (heiligste) Schwester die wichtigste Rolle, was die Dame auch theologisch begründet: Auf ihr beruhe die gesamte Schöpfung und die Menschwerdung Gottes (228–242). – Als der Sprecher die Dame nach ihrem eigenen Namen fragt, stellt sie sich als Manheit (259; Tapferkeit, männliches Wesen) vor. Sie rühmt sich ihrer Gewalt in der ganzen Welt und offenbart, dass sie so elementar sei wie ein Wolkenbruch und über alles hinwegbrause – ohne Rücksicht auf Verluste.

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B Das Regiment der Manheit (272–341): Der Sprecher fällt aus seiner fragenden Rolle und macht Manheit Vorhaltungen wegen ihres unritterlichen und unhöfischen Wirkens. Er weist sie unter der Berufung auf Autoritäten (279: daz hoer ich von den wisen) auf Konsequenzen hin: Ihr alleiniges Regiment ohne die anderen Tugenden (ein zweites Mal aufgelistet in der gleichen Reihenfolge) sei Sünde. Es führe zu der Entartung des Rittertums, was auch sprachlich adäquat ausdrückt wird: rita, rit,| e vihta, sticha, strita, strit! | var von heyme in fremde lant, | renna, tod den lip zu hant, | ich enbit dich anders nymme (299–303). Weiterhin betont der Sprecher noch den engen Zusammenhang zwischem wahrem Rittertum und Minne. C Die Schule der Tugenden (342–589): Die nächste Frage des Sprechers, warum die Ritter heute nicht mehr wie früher angehalten würden, nach den oben genannten Tugenden zu leben, veranlasst Manheit, diese Vergangenheit noch einmal aufleben zu lassen: Sie erzählt, dass sie zu Lebzeiten ihrer Schwestern die Aufgabe gehabt habe, ein großes Parlament im Palast einzuberufen, wenn ein junger Mann den Ritterstand begehrt habe. Sie und ihre Schwestern hätten ihm bei dieser Gelegenheit vermittelt, dass er ihre Lehren prüfen und auf ewig in sein ›Herzensbuch‹ einschreiben solle. Zum dritten Mal lässt Frau Manheit dann die neun Schwester-Tugenden auftreten, deren ›Schule‹ der zukünftige Ritter durchlaufen müsse. In der schon bekannten Reihenfolge tragen sie einzeln ihre Lehre vor. Dabei wird wiederum die Minne in ihrer Sonderrolle bestätigt (537f.: zu ritterschafft nye bessers wart | dann mynne eins reinen wibes zart) und dem zukünftigen Ritter in einer Apostrophe (557–560) besonders ans Herz gelegt. Das Schlusswort an ihn kommt von Manheit, die noch einmal ausdrücklich auf den Zusammenhang von Ritterschaft und Tugenden verweist (566–569: min swester hant geleret nu | dich vil genczlich ir leben. | der tugend keine du salt begeben,| ich, Manheit, han sie alle wert). D Zeitklage (591–671): Auf die letzte Frage des Sprechers, wie denn jetzt nach dem Tod der Schwestern ein Mann Ritterschaft erwerben könne, gibt Manheit eine resignierte Antwort. Sie habe keine Helfer mehr. Zweifelhafte Unterstützung fände sie nur bei Nit (600), wohl im Sinne von ›Missgunst‹ zu verstehen, der sie zu Lebzeiten ihrer Schwestern überhaupt keine Bedeutung beigemessen habe. Nit habe die Rolle der Lehrmeisterin bei den jungen Männern übernommen. Sie richte deren Gesinnung allein auf ein missgünstiges Wetteifern mit den Taten des Nachbarn aus. Aber auch die lebensbedrohliche Krankheit der Minne habe Folgen. Zum einen habe Wankelmut die Männer erfasst, zum anderen richteten sie sich bei ihrer ritterlichen Bewährung ausschließlich nach den Wünschen der Frauen. Sie selbst erfahre daher von den Frauen bei der eigentlich ritterlich-höfischen Erziehung der Ritter überhaupt keine Unterstützung. Beide, sowohl Männer als auch Frauen, hätten vergessen, dass ein Ritter im Hinblick auf die Mannheit doch viele Tugenden (668: tusent tugend) aufweisen müsse. E Auftrag (672–680): Der Text endet so abrupt, wie er auch begonnen hat. Bevor die Manheit verschwindet, gibt sie dem Sprecher noch einen Auftrag: Er solle in der Welt falschen Urteilen über sie entgegentreten und sie verteidigen. Er wisse doch, warum sie der Freuden beraubt sei (textexterne Anschlusskommunikation).

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Para l lelen: Ähnliche Systematisierungstendenzen und Zahlensymbolik in B307, B339, B358, B423, B433, B481, B496, B516; Tugenden als Schwestern in B454, B465 und B477; Ohnmächtige und deren Wiederbelebung in B213, B255 und B454.

B445 Klage der Keuschheit Gespräch mit der personifizierten Keuschheit über die Vertreibung der zwölf Minnetugenden durch Frau Venus und ihre 16 Jägerinnen; mit allegorischer Auslegung durch den Sprecher Ve r f a s s e r : Hans Sachs Datierung: 4. Mai 1518 Überlieferung: *Sachs-Spruchbuch 1, Bl. 165–173(?); 384 V. *Sachs-Spruchbuch 2, Bl. 29–36(?); 396 V.

Edition: Keller, A. 1870b, 282–292 (nach nür8 mit Laa. von nür10 und kem1) Literatur: Keller/Goetze 1902, 7 Nr. 61; Glier 1971, 351–356, bes. 353f.; Wallmann 1985, 332f.; Klingner 2010, 112f. Anm. 266

Einzel-Druckausgabe: nür7 1r–8r; 5 + 396 V. Werkausgaben: kem1, kem2 S. 569–574; 5+ 396 V. nür8–nür10 282vb–285rb; 5 + 396 V. nür11, nür12 209ra–211ra; 5 + 396 V. Beschreibung der Überlieferung: In den heute verschollenen ersten beiden autographen ›Spruchbüchern‹, in die Hans Sachs Reinschriften seiner Texte aufnahm, scheint der Text zweimal überliefert worden zu sein: Einmal im *Sachs-Spruchbuch 1 nach einer Fabel und vor der ›Lucretia‹; zum anderen in *Sachs-Spruchbuch 2 nach B400 und vor einem Spruchgedicht über die ›Nachred‹ (vgl. die Rekonstruktion der Inhalte nach einem Register im erhaltenen Spruchbuch 5 durch Drescher 1894, 4f.). Aufgrund der in nür8 gegebenen Datierung ist der Text im Gesamtwerkverzeichnis als Nr. 61 eingeordnet (vgl. Keller/Goetze 1902, 7). Die Minnerede wäre daher einer frühen Phase des Schaffens von Hans Sachs zuzuordnen. Auf den Eintrag im *Sachs-Spruchbuch 2 dürfte der Text in der Folio-Druckausgabe nür8 zurückgehen (so Drescher 1894, 5 Anm. 4). In dieser systematisierenden Werkausgabe ist die Minnerede zusammen mit B400 in die dritte Abteilung Von tu-

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gent und laster aufgenommen, die moralisch-exemplarische Funktionen haben sollte (vgl. Keller, A. 1870b, 1: In diesem dritten tayl des buchs werden fürgebildet comedien, kampff-gesprechh, klagrede unnd sprüch, darinnen eingeleibet sind die wirdigkeyt der löblichen tugendt, dargegen die schnödigkeyt der schendtlichen laster betreffent, zu anraitzung den menschen zu eynem erbarn, tugentsamen leben). Noch vor der Folio-Ausgabe ist der Einzeldruck nür7 (um 1524) anzusetzen. Hier findet sich der Vorspruch von fünf Versen über einem großformatigen Titelholzschnitt. Er zeigt Frau Keuschheit vor einem Brunnen sitzen, vor ihr liegen die zerbrochenen Insignien ihrer Herrschaft (Krone, Zepter, Helm, Schild). Statt einer Firmierung durch den Drucker folgt auf den Text ein Verspaar, in dem Textentstehung und Druck datiert werden (Im Achtzehenden jar gemacht/ | Im vierundzwentigsten in truck bracht) sowie die Initialen des Autors (H.S.S.). Überschrift: Die verjagt fraw Kewscheit (*Sachs-Spruchbuch 1) Fraw keuscheit verjaget (*Sachs-Spruchbuch 2) Klag Fraw Keuscheyt (Register nür8) Klag der vertriben Fraw Keuscheyt (nür8; gleichlautend in kem1, kem2, nür9–nür12) Inha lt: (Nach nür8; Verszählung zusätzlich auch nach der Ausgabe mit Seiten- / Zeilenzählung) . A Vorspruch (1*–5*; 282,2–6): Dem Text sind fünf Verse vorangestellt, in denen sich die Tugendpersonifikation vorstellt: Fraw Keuscheyt ich genennnet bin, | Ein vertribene königin. | Des sitz ich hier inn der wüstin | Mit trawring hertz, gemüt und sin, | Trostloß, ellend für hin unnd hin. B Spaziergangseinleitung (1–96; 282,7–284,25): Der Sprecher bricht im Mai zu einem ihm bekannten schönen Ort in eine bewaldete Berglandschaft auf. Er gerät weit in die weglose Wildnis und ruht sich unter einer Buche aus. Dann hört er eine Frau schreien sowie wildes Hundegebell. Im Tal sieht er eine große Zahl Jungfrauen, die vor 16 Jägerinnen mit ihren Meuten fliehen. Mit den Jägerinnen reitet eine zornesrote Königin, die ein goldenes Jagdhorn und einen Bogen mit doppeltem Pfeil trägt. Während sich der Sprecher über den Grund der Verfolgung wundert, findet er hinter sich einen schwarzen Frauenschuh aus Samt auf dem Boden. Von ihm führt eine Spur weiter, welcher der Sprecher folgt, weil er hier eine der Verfolgten vermutet. So kommt er in einen dunklen, felsumstandenen Taleinschnitt vor eine Höhle, aus der ein Quell entspringt. Der Sprecher sieht eine zerbrochene Krone, Zepter, Helm und Schild auf dem Boden, daneben eine königinnen- bzw. engelsgleiche weißgekleidete Dame (descriptio 78–89; 284, 17–28: Atlasstoff, Kranz aus weißen und roten Rosen) in melancholischer Pose (Tränen, geschlossene Augen, aufgestützter Kopf). Auf seine sanfte Ansprache reagiert sie nicht, weshalb sie der Sprecher für einen Geist hält. C Gespräch und Klage der Keuschheit (97–249; 284,36–288,32): Die Dame schreckt auf und bittet den Sprecher, sie in ihrer Trauer alleine zu lassen. i Der Sprecher fragt sie jedoch nach dem Grund der von ihm beobachteten Jagd. i Die Dame will dies nur unter der Bedingung tun, eine Gegenbitte stellen zu dürfen. In einer ausführli-

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chen Klage (125–240; 285,25–288,23) unterrichtet sie ihn: Sie sei Frau Keuschheit. In ihrem Königreich ›Virginitas‹, das ihr ihre Mutter, Frau Ehre, verliehen habe, habe sie mit zahlreichen Jungfrauen gelebt. Zwölf Fürstinnen und ihre Hofdamen hätten hier in ihrem Auftrag die Straße blockiert, die zur ›Königin Venus‹ führte. Obwohl sie den Hass und die wütenden Angriffe der Venus zunächst habe abwehren können, seien die zwölf Fürstinnen schließlich vertrieben worden. Frau Venus und ihren 16 Jägerinnen sei es gelungen, fast alle Jungfrauen des Königreichs zu fangen und in den ›Venusberg‹ (190; 287,12) zu führen. Dort würden sie umerzogen und dann der Königin ›Frau Schande‹ zugeführt. Nur mit einigen wenigen Jungfrauen habe sie fliehen können und nach vergeblicher Suche nach Unterkunft (bei Damen, bei Geistlichen, bei allen Ständen) in der Einöde Zuflucht gesucht. Während die Jungfrauen von der Jagdmeute zerstreut worden seien, habe sie Schutz in der Höhle gefunden, wo sie traurig auf göttliche Hilfe hoffe. Den Sprecher bittet sie, als ihr Bote alle Jungfrauen vor Frau Venus zu warnen und ihnen den Schutz durch die zwölf Fürstinnen oder eine Hinwendung zu Frau Ehre nahezulegen. i Der Sprecher geht nach Hause und arbeitet dort das Gehörte zu einer Lehre aus (27f./288,27f.: Und declinieret zu stund auß | Die materi …), die den jungen, schön, zarten junckfrawen (248/288,30) helfen soll, ihre Ehre ohne Beschädigung durch körperliche Liebe bis in die Ehe zu bewahren. D Lehre (250–396; 288,33–292,23): Nach direkter Apostrophe an das Publikum gibt der Sprecher eine allegorische Auslegung: Mit den zwölf Fürstinnen der Frau Keuschheit seien die Tugenden gemeint, mit denen Ehre und Keuschheit bewahrt werden: 1. Scham, 2. Gehorsam, 3. Demut, 4. Zucht, 5. Mäßigkeit, 6. Wahrhaftigkeit, 7.  Schweigsamkeit, 8.  Einmütigkeit, 9.  Vorsicht, 10.  Arbeitsamkeit, 11.  Güte, 12. Willensstärke. Frau Venus stehe für die maßlose körperliche Liebe, die versuche, die Keuschheit mit Hilfe von 16 Anfechtungen zu überwinden: 1. Anreiz, 2. Hoffahrt, 3. Neugier, 4.  Unmäßigkeit, 5.  Schmeichelei, 6.  angenehmes Verhalten, 7.  freundschaftlicher Umgang, 8.  List, 9.  Zwang, 10.  Habgier, 11.  Müßiggang, 12.  Wollust, 13.  Liebesdienst, 14. Verpflichtung, 15. Nähe, 16. Disposition (geblüet). Den Jungfrauen (direkte Apostrophe 287;289,31) rät er, diesen Anfechtungen, die er teilweise in ihren Konkretionen beschreibt, jeweils eine der Tugenden entgegenzusetzen (teilweise werden auch zwei Tugenden zugeordnet, teilweise steht, bedingt durch die Zahleninkongruenz, nur die unspezifische Aufforderung zur Abkehr von der Untugend): 1. aufreizende Worte vs. schamhafte Zurückhaltung; 2. Versuchung, Männer mit Kleidung oder Schmuck zu beeindrucken, vs. Demut und Gehorsam; 3. Neugier vs. Zucht; 4. unmäßiger Trunk vs. Mäßigkeit; 5. schmeichelnde Worte vs. Wahrhaftigkeit; 6. angenehmes Verhalten vs. Schweigsamkeit; 7. gefährliche Freundschaft vs. Einmütigkeit und Zurückhaltung; 8. Listigkeit vs. Vorsicht; 9. Vermeidung von Situationen mit Gefahr der Überwältigung; 10. Abkehr von Habgier und Liebesgaben; 11.  Müßiggang vs. arbeitsame Ablenkung; 12.  Abkehr von Wollust förderndem Schlaf; 13. Abkehr von höfischem Liebeswerben und dienst; 14. Verpflichtung durch Gefälligkeiten vs. Güte; 15.  gefährliche Gesellschaft von Männern vs. Ernsthaftigkeit und Willensstärke (Sprichwort: ›Stroh in der Nähe von Feuer entzündet sich schnell‹); 16. unkontrollierbarer Geblütsregung (367f.; 291,33: Welches

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auß der natur her kümmet, | On ander sach vor her bestimmet) soll keinerlei Nahrung durch das Verhalten gegeben werden. Der Sprecher warnt zusammenfassend vor den Gefahren der Liebe (382; 292,9: lieb ist ein gifftig tranck) und mahnt die Jungfrauen, bis in die Ehe hinein beständig zu sein und an einer Liebe festzuhalten. Dabei könne nur Gott vor dem Feuer der Liebe bewahren, das den Menschen von Natur gegeben sei. Er schließt mit einem Lobpreis Gottes und einem Amen. Para l lelen: Die in der Auslegung genannten tugendgefährdenden Personifikationen treten in ähnlicher Zusammenstellung auch in der Lasterrevue von B446 auf. Die Aufforderung, die Liebe in die Ehe zu ›retten‹, steht auch am Ende von B400.

B446 Frau Untreue Frühneuzeitliche Tugendlehre, Lasterschelte, Ständerevue, Zeit- und Kirchenklage, die Frau Treue in ihrem Exil vorbringt, in das sie mit anderen Tugenden von Frau Untreue vertrieben wurde und in dem der Sprecher sie mit einem Edelmann aufsucht Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1533

Literatur: Klingner 2010, 268–272, 278; Klingner ²Killy 11 (2011), 702f.

Überlieferung: fra1 1r–37v; 1756 V. Ka9 96r–136r, 142r–v; 1652 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in dem unfirmierten und undatierten Quartdruck fra1, der aufgrund von Typenvergleichen heute der Frankfurter Offizin des Christian Egenolff d. Ä. (um 1533) zugewiesen wird. Der zweite Vers jedes Verspaars ist eingerückt. Die Monologe der Figuren in den Teilen C und D haben Überschriften in einer Auszeichnungstype, ähnlich wie bei zeitgenössischen Drucken von Spielen oder Dialoggedichten. Die zahlreichen, ebenfalls vor allem den Figurenreden zugeordneten Holzschnitte (ohne Illustration blieben lediglich der Koch und der Krämer) wurden zum größten Teil offensichtlich für andere Kontexte geschnitten und hier nur wiederverwendet. Stilistisch und durch die Größe der abgebildeten Figuren sind mehrere Gruppen zu unterscheiden: 1. Einzelfiguren mit einer Höhe von ca. 14 Zeilen ohne Rahmen und mit angedeutetem Untergrund (11r: Herold; 20v: Schaffner, wobei hier der gleiche Holzschnitt wie auf 1r und 29v für den Kaufmann verwendet wird; 22v: Schultheiß;

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23v: Hacker; 25v: Wucherer; 29v: Kaufmann; 30r: Soldat), die teilweise auch zu Doppelabbildungen zusammengefügt werden (1r: Herold und Kaufmann; 5r: Dame und Edelmann). – 2. Figuren mit einer Höhe von ca. 11 Zeilen ohne Rahmen und mit angedeutetem Untergrund in wohl ursprünglich zusammengehörigen Doppelbildern (2r: zwei Edelmänner; 3r: diskutierende Männer; 24v: Bauer und Schuldner; 26v: diskutierende Juden), aus denen teilweise auch Einzelfiguren gelöst sind (22v: Amtmann; 24r: Meier; 25r: Bürger, wobei hier die rechte Figur des Holzschnitts 3r verwendet wird; 27v: Handwerksgeselle, wobei hier die linke Figur des Holzschnittes 2r verwendet wird). Einmal ist eine Einzelfigur dieser Gruppe (12v: Edelmann) mit einem Holzschnitt der vierten Gruppe (siehe unten) kombiniert. – 3. Gerahmte Holzschnitte mit einer Höhe von ca. 15 Zeilen, in denen jeweils vor einem Hintergrund (Landschaft, Stadtansichten) eine von rechts nach links reitende Dame zu sehen ist. Reittiere, Wappenkleid, Schild und Kopfputz sind jeweils auf die Eigenschaften der illustrierten Untugenden zu beziehen (13v: Hoffart, in der Hand ein Schwert, mit Auerhahn (?) als Helmzier, einem Adler auf dem Wappenkleid und einem Löwen auf dem Schild; 14v: Unkeuschheit, einen Stock in der Hand, auf einem Pferd mit Hirschgeweihen, einer Nixe mit gespaltenem Fischschwanz auf dem Schild und einer Schnecke auf dem Wappenkleid; 15v: Völlerei auf einem Wolf (?) mit auf der Lanze hängenden Würsten, einer Flasche auf dem Wappenkleid und einem Raben auf dem Schild; 16v: Habgier auf einem Drachen, mit einem Bogen in der Hand, einem Basilisken als Helmzier, einem Krebs auf dem Wappenkleid und einer Kröte auf dem Schild; 17r: Neid und Hass auf einem Bären, ein Uhu als Helmzier, auf dem Schild zwei Schlangen; 18r: Zorn auf einem Löwen (?), mit einem Judenhut (?) als Helmzier, Kröten (?) auf dem Wappenkleid und einem Fuchs auf dem Schild; 19r: Trägheit und Faulheit auf einem Esel, mit einem Affen als Helmzier, einem Krebs auf dem Wappenkleid und einem Truthahn (?) auf dem Schild. Aufgegriffen ist in der Bilderserie eine ikonographische Tradition, wie sie u.a. bereits in dem Druck ›Von den sieben Todsünden‹ (Augsburg: Johann Bämler 5.10.1474) vorgebildet ist. – 4.  Gerahmte Abbildungen mit einer Höhe von ca. 11 Zeilen, die aus einem Schachbuch stammen. Hier ist jeweils rechts und links neben den Figuren auch die Spielfigur abgebildet (12v: Dame; 20r: Ritter = Springer; 21r: Kellermeister = Läufer; 22v: Bauerntagelöhner = Bauer; 27r: Handwerker = Läufer). – Keiner der Gruppen zuweisen lassen sich vier Holzschnitte (1r; gerahmtes Gespräch von sechs Damen in der Natur; 29v: gerahmte Einzelbilder von Mönch und Nonne; 30v: zwei Paare in einem angedeuteten Liebesgarten; 31v: vier Männer, die um einen gedeckten Tisch sitzen). In der Mären- und Spruchhs. Ka9, die ausschließlich Druckabschriften enthält, ist der Text in einem ursprünglich selbständigen Faszikel vor B400 eingetragen. Durch die alte Paginierung lassen sich Blattausfälle nach Bl. 111, 129 und 135 feststellen. Das letzte Blatt der Hs. ist falsch eingebunden und gehört ebenfalls zu dem vorliegenden Text (vor Bl.  136). Schreiber der Handschrift ist der Bibliophile Wilhelm Werner von Zimmern, der nachweislich auch die Minneredenhs. Be20 in seinem Besitz hatte. Die Druckabschrift folgt der Vorlage in weiten Teilen recht genau, ersetzt jedoch mit großer systematischer Konsequenz unreine Reime der Druckvorlage durch neue Reimwörter, was teilweise zur Umstellung bzw. zur Reformulierung ganzer Verse

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führt. Jedoch sind die neuen Verse Wilhelm Werners oft unpräziser oder auch manieriert in ihren Formulierungen (zu Details vgl. Klingner 2010, 270–272). Die Zwischenüberschriften sind bis auf eine (136r: Antwürt der dichter; auf 108v ist eine weitere Zwischenüberschrift als marginaler Zusatz eingetragen: Das ist der kunigin nechster rätt) nicht übernommen, an ihrer Stelle stehen marginale Alineazeichen. Illustriert wird die Druckabschrift durch qualitätvolle und stilistisch einheitliche kolorierte Federzeichnungen. Neu hinzugefügt werden im Druck fehlende Abbildungen zu Koch und Krämer sowie ein Schlussbild vom Abschied der drei Männer von Frau Treue (131r). Beibehalten werden die Positionen, an denen die Illustrationen in den Text eingefügt sind, ikonographisch gehen die Illustrationen aber oft eigene Wege. Sie nehmen stärker auf den Text und die hier geschilderten Details Bezug. An den Illustrationen der personifizierten Untugenden, die hier jeweils ein Banner mit Emblem tragen, kann man aber erkennen, wie die Zeichnungen Details der DruckHolzschnitte von Helmzier, Wappenkleid, Schild übernehmen, aber wohl auch auf andere Bildquellen (Todsündenzyklen?) zurückgreifen. Überschrift: Vntrew / Vinantz vnd Argelist | Der Welt zusammen bschriben ist/ | Ir Lehen zu empfahen hie. | Lise fürt / so wirdst erfaren wie. (fra1; gleichlautend in Ka9) Inha lt: (Nach fra1) . A Spaziergangseinleitung (1–138): Der Sprecher verirrt sich in unbekannter Umgebung. Einem Bachlauf folgend gelangt er zu einem Locus amoenus, an dem er einschläft. Als er in der Nacht aufwacht, geht er zunächst weiter am Bach entlang, folgt dann einem Licht im Wald und trifft einen Edelmann mit seinem Diener. Der Edelmann schlägt dem Sprecher vor, ihn an einen nahegelegenen Königshof zu bringen, wo man in Dienst kommen könne. Auf den Einwand des Sprechers, nichts vom Hofdienst zu verstehen, klärt ihn der Fremde auf: An diesem Hof müsse er sich nur so schmeichlerisch und boshaft wie die anderen Höflinge verhalten und Frau Treue abschwören (105f.: Dan diser küng leydt keinen man | So mit frauw Treüw will zschaffen han). Auf den Einspruch des Sprechers, dass solcher Dienst Sünde sei, gesteht der Edelmann, dass ihm selbst ehrenhaftes Verhalten bei Hof nur Feindschaft eingebracht habe, weshalb er nun, zum Opportunismus entschlossen, an den besagten Hof reise (Sprichwort 137f.: Wil hencken meynem mantel schlecht | Vff welche seyt der windt nur wecht). B Begegnung und Gespräch mit Frau Treue (139–560): Die drei (Sprecher, Edelmann und Diener) gelangen zu einer einfachen Hütte, aus der eine höfisch gekleidete Dame tritt. Sie gibt an, hier mit ihren sechs Schwestern zu wohnen. Sie seien alle verwitwet und würden Männer nur bei sich dulden, sofern sie ihnen gehorsam seien und bereit, mit ihnen die Verachtung der Welt zu erdulden. Der Edelmann hält die Hütte wegen der Abwesenheit eines Hausherrn für ein gutes Nachtquartier, der Sprecher bleibt misstrauisch und vermutet boshafte Weiberlist und einen Hinterhalt. Die drei treten ein und treffen auf sieben strahlend schöne Damen in einer ansonsten kahlen und ärmlichen Behausung. Der Edelmann schlägt ihnen vor, ihm an den Hof

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des Königs zu folgen. i Die erste Dame lehnt ab, da sie im Reichtum des Hofes die göttliche Gnade verlieren würden, die ihnen in der Demut ihres ärmlichen, Christus verpflichteten Lebens sicher sei. i Der Edelmann tadelt die Dame wegen ihrer weltabgewandten Haltung: Man dürfe Geld und Gut besitzen, ohne das Seelenheil einzubüßen, da Gott alle Menschen erlöse (297–300: Er sicht nit also auff person | Vnß allen gibt er gleichen lohn. | Wann wir nur auffrecht glauben jm/ | So dörffen wir nit andrer ding.). i Die Dame entgegnet, dass Treue und Reichtum nicht zusammenpassten. Mit dem Besitz sei immer auch der Wille nach dessen Mehrung und Erhaltung verbunden, der sich auch unrechte Wege suche (335: new finantz vnd triegerei). Diese ›Untreue‹ vertreibe schließlich alle Tugenden (sie nennt Treue, Gerechtigkeit, Wahrheit, Glaube, Redlichkeit, Geduld, freiwillige Armut) und lasse Unwilligkeit, Neid und Missgunst regieren (detaillierte Beschreibung einer Intrige aus Missgunst 372–388). Sie wünscht den Reisenden, dass sie sich mit Gottes Hilfe vor den Listen der Frau Untreue hüten können. Diese Frau Untreue sei ihre Erzfeindin und Schuld an ihrem Exil und trachte ihnen nach dem Leben. An ihrem Hof habe sie ihrem Ehemann die Regierung aus der Hand genommen, dulde dort keinerlei treuen Diener mehr – dies sei der Hof, an den der Edelmann reisen wolle. i Der Edelmann fragt, wer sie und ihre Gefährtinnen seien. i Die Dame berichtet, dass sie alle Schwestern niedriger Geburt seien, und nennt ihre Namen: Treue, Gerechtigkeit, Wahrheit, Glaub, Tüchtigkeit (438: Frumkeyt), Geduld und freiwillige Armut. Ihr Vater habe sie in die Welt geschickt, damit sie nach seinem Willen lebten. Als sie sich überall nach einer Anstellung bemüht hätten, wäre eine stattliche Dame zu ihnen gekommen, um sie in Dienst zu nehmen – eben besagte Frau Untreue. Nachdem sie ihre Namen und Herkunft erfahren habe, sei sie jedoch feindselig geworden. Seitdem verfolge sie sie mit ihrem Hass und leite ihr Hofgesinde an, die Schwestern überall in Verruf und Schande zu bringen. Frau Untreue habe sie gebannt und jede Unterstützung unter Strafe des Bannes gestellt, zudem habe sie ihren gesamten Hofstaat und alle Lehensleute noch einmal verpflichtet, den Tugenden abzuschwören – was diese auch bereitwillig getan hätten. C Lasterrevue (561–1414): Frau Treue berichtet im Detail von diesem Vorgang, indem sie die Bekenntnisse der einzelnen Figuren zu ihrem Dienst an der Untreue wiedergibt. In ihren kleinen, meist direkt an Frau Untreue gerichteten Monologen von jeweils 12–34 Versen nehmen die Figuren auch jeweils auf die (von ihnen geschmähten und abgelehnten) Eigenschaften der Treue Bezug und versuchen, sich in der Schilderung ihrer zerstörerischen Kräfte zu überbieten. Den Anfang machen zwei Repräsentanten des Hofes: 1.  Herold (561–582; Ermahnung an die Anwesenden, sich nicht von der Treue verführen zu lassen und sich zu konkreten Handlungen im Dienst von Frau Untreue zu bekennen); 2. Hofrat (587–620; mit Bekenntnis dazu, das Recht mit Hilfe listiger Gelehrsamkeit zu verbiegen und in Unrecht verkehren zu wollen). Es folgt 3. die Hofmeisterin Frau Hoffart (634–694; mit Bekenntnis zu Prunksucht, Gier und Überhebung, die sie auch allen Ständen eingepflanzt habe) mit ihren sechs Freundinnen: 4. Unkeuschheit (695–720; mit Bekenntnis zu venus orden [703], in dem sie bei der Verführung von Jungfrauen und auch Männern zu unkeüscher lieb [718] mitwirke), 5. Völlerei (Fraß, 721–746; mit Bekenntnis dazu, alles

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aufzuzehren, was Frau Treue angespart hat), 6. Habgier (Geitzigkeyt, 747–778; mit Bekenntnis zur ruhelosen Unersättlichkeit, die bis zur Verleugnung Gottes führt), 7. Neid und Hass (779–822; mit Bekenntnis zur Zerstörung alles Glücks, alles Ansehens und allen Friedens und Selbstrühmung als beste der Dienerinnen), 8. Zorn (823–856; mit Betonung des Nutzens, den sie der Untreue verschafft, indem sie mit ihrer vorgenannten Schwester Menschen in den Tod und Schande treibt), 9. Trägheit und Faulheit (857–896; mit Bekenntnis, alle Pflichten zu vernachlässigen und schlafend das ererbte Gut durchzubringen). Nach diesen Personifikationen kommen Vertreter der Stände zu Wort, wobei in ihren Dienstbekundungen vor allem das gegenseitige Betrügen um Geld im Vordergrund steht: 10. Ritter (897–914; mit ironischer Definition der ritterlichen thugent [905] als Luxusleben auf Kosten der Armen), 11. Verwalter (schaffner, 915–938; mit Bekenntnis zur betrügerischen Buchführung, um sich am Besitz seines Herrn zu bereichern), 12. Kellermeister (939–958; mit Bekenntnis zu privaten Gelagen aus den Vorräten des Herrn und zur Fälschung von Rechnungen), 13. Koch (959–978; mit Bekenntnis zur Verschwendung und Unterschlagung von Lebensmitteln), 14.  Amtmann (979–994; mit Bekenntnis dazu, in die eigene Tasche zu wirtschaften), 15.  Schultheiß (995–1006; mit Bekenntnis dazu, ungerecht anzuklagen und zu richten), 16.  Bauerntagelöhner (1007–1040; mit Bekenntnis, die Vorschüsse seiner wechselnden Herren zu verzechen und die zugesagte Arbeit nicht auszuführen), 17. Hacker (1041–1058; mit Beschreibung der Tricks, mit denen er Arbeit vorspiegelt, vgl. V.  1042: Darumb thuo ich im schalcksberg hacken), 18. Meier (1059–1076; mit Bekenntnis, verdorbene und minderwertige Waren zu überhöhten Preisen an die Bürger zu verkaufen), 19. Schuldbauer (1077– 1110; mit Bekenntnis, Geld für Renten auf Korn und Wein zu verzechen, ohne je den Forderungen nachzukommen), 20. Bürger (1111–1136; mit Bekenntnis, Geld auf Korn und Wein zu leihen und doppelte Rückzahlung zu fordern), 21. Wucherer (1137–1168; mit Klage über die Konkurrenz der Juden, mit denen er gleichwohl aus Geldgier gemeinsame Sache macht), 22. Jude (1169–1194; mit Klage über hohe Steuerforderungen, denen er nur durch konsequenten Betrug und Unnachgiebigkeit den Gläubigern gegenüber nachkommen kann), 23. Handwerker (1195–1226; mit Bekenntnis, versprochene Arbeit nicht zu leisten und zudem unsolidarisch gegenüber den Handwerksgenossen zu sein), 24. Handwerksgeselle (1227–1252; mit Bekenntnis, nur vordergründig betriebsam zu sein, eigentlich aber faul zu sein und den Meister um den Vorschuss prellen zu wollen), 25. Krämer (1253–1280; mit Bekenntnis, dumme Kunden zu übervorteilen und zudem die Konkurrenz schädigen zu wollen), 26. Großkaufmann (1281–1312; mit Bekenntnis, keine Rückzahlungstermine einzuhalten und durch mutwilligen Bankrott die Gläubiger zu schädigen). Auf diese ökonomisch dominierte Ständereihe folgen noch 27. Mönch und Nonne (1313–1338; mit Bekenntnis zu Gier, Ungehorsam bis hin zur Ordensflucht sowie Zwietracht in den Klöstern), 28.  Kriegsmann (1339–1364; mit Bekenntnis zum Söldnertum, Plünderei, Betrug an der Herrschaft und an Frauen), 29. Huren und Spitzbuben (1365–1388; mit Bekenntnis, allen Betrug und alle Falschheit beibehalten zu wollen), 30. Trinker und Schlemmer (1389–1414; mit Betonung der freundschaftlichen Völlerei, die sie in die Hölle bringt).

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D Gespräch zwischen Frau Treue und dem Edelmann (1415–1744): Frau Treue beklagt abschließend (1415–1468) die Fixierung auf materielle Güter und Indifferenz gegenüber der zu erwartenden Höllenstrafe. Gegen die Herrschaft der Untreue stellt sie die Gefolgschaft Gottes, den sie predigthaft für seine Verlässlichkeit lobt und dem sie ihre Gefolgschaft zusichert. i Der Edelmann (1469–1502) bereut seinen Plan, an den Hof der Untreue zu ziehen. Er bittet Frau Treue zunächst um Aufnahme, da die ganze Welt offenbar verblendet sei. i Frau Treue (1503–1528) weist ihn darauf hin, dass sie keine Männer bei sich dulde. Er solle versuchen, für sich ein Leben in Gottesfurcht führen. i Der Edelmann (1529–1547) fragt daraufhin, ob Frau Treue jemals wieder auf die Erde zurückkehren wolle. i  Frau Treue (1547–1694) holt zu einer umfangreichen Rede aus, in der sie ihre Rückehrbereitschaft andeutet, die Christenheit aber vor Gottes Zorn warnt und zur Umkehr anhält (1571–1578: Verweis auf die Stadt Ninive und Jon 3,5; 1586–1593: Paraphrase von Jer 49,37). Sie fordert die Besucher auf, dies der Welt bekannt zu machen. Nach der Klage über die drohende Spaltung der Kirche, die ein kommendes Konzil verlange (angespielt wird hier evtl. auf das geplante Konzil von Mantua 1536), und über die politische Uneinigkeit im Reich kommt Frau Treue detailreich auf die drohende Bestrafung der Welt durch ein Gottesgericht zu sprechen (u.a. 1645f. Ankündigung der Strafe durch die bedrohlichen Völkern Gog, Magog und Assur): Sie wird zuerst Angst und Bedrückung bringen (u.a. Zitat von Apk 16,6), dann Bürgerkrieg, Selbstmorde, gegenseitige Schändung. Der Zorn Gottes wird sich vor allem gegen Obrigkeit und Klerus richten, die ihren Standespflichten nicht nachkommen, damit aber das ihnen unterstellte Volk mit in die Hölle reißen. i  Der Edelmann (1695–1701) befürchtet, dass es für die Rechtschaffenen und Unschuldigen kaum Rettung vor diesen Gottesstrafen gäbe. i Frau Treue (1703–1730) versichert ihm mit einem Kompilat verschiedener Bibelstellen (u.a. Ps 17,8; I Petr 4,17; Mt 25,34–41; Mt 13,43), dass Gott die Unschuldigen verschonen werde. i Der Edelmann (1731–1742) nimmt Abschied, befiehlt die Damen Gott und bittet um Fürbitte für sich und seine Begleiter. Zusammen mit ihnen will er das Erlebte aufschreiben und verbreiten. i Der Sprecher will dies ebenfalls tun. E Schluss (1745–1756): Der Sprecher berichtet, die Geschichte gleich auf der Wiese (1745: vff dem plon) niedergeschrieben zu haben. Er schließt mit einer Fürbitte an die Trinität, die Warnung zum Erfolg zu führen, zur Besserung der Welt beizutragen und die Zerstörung der Kirche zu verhindern.

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B447 Die Klage der Treue

B447 Die Klage der Treue Gemeinsame Klage der Personifikationen Treue und Minne über den Tugendverfall und gemeinsame Tugendlehre (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung 1472

Literatur: Glier 2VL 4 (1983), 1167

Überlieferung: Sr2 107vb–110rb; 200 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als einzige Minnerede in Sr2 und als letzter der drei dort überlieferten Texte (nach ›Des Teufels Netz‹ und dem Märe ›Der dankbare Wiedergänger‹). Unterschrift: Explicit trw. Überschrift: Hie nauch merk ain schönen spruch von der trw Inha lt: A Klage der Treue (1–34): Die personifizierte Treue klagt, sie sei den Menschen abhanden gekommen und werde vernachlässigt. Sie wirft den Männern vor, nur ihren Besitz vermehren zu wollen, statt an vornehme Damen zu denken. Wenn ein Mann eine Dame zur Ehefrau nehme, sei die rechte Minne ohne Belang für ihn. Vielmehr liebe er das Geld. Nur wenn eine Dame ein Vermögen besitze, sei sie dem Mann ›teuer‹. Solche Männer verflucht die Treue und wendet sich an die Minne. Sei diese in der Lage, Ritter, Knechte und alle anderen unter ihre Herrschaft zu zwingen, so könne sie doch auch der Treue zu ihrem Recht verhelfen (34: Minne nun law dirs sin geklait). B Klage der Minne (35–68): Die Minne signalisiert der Treue, ihr nicht helfen zu können. Auch sie werde verachtet. Die Männer nützten ihren materiellen Besitz kaum für den Dienst an den Damen. Die Gaben, die sie von Damen erhalten könnten, würden sie in ihren Herzen verachten. Anders seien die stolzen (aufrechten) Helden, welche die rechte Treue und Minne pflegten. Diese warnt die Minne, sich nicht durch erbärmlichen materiellen Besitz korrumpieren zu lassen (57f.: Dz ir nit durch ain snödes guot | Gewinnent ainen kranken muot). Sie sollen vor allem ihre Liebste nicht wegen ihrer Armut verschmähen. Es folgt ein kurzer Tugendkatalog. C Klage der Treue (69–126): Die Treue bestätigt das Gesagte und ergänzt den Tugendkatalog: Ein Liebender solle im Falle, dass er sich von der Geliebten trennen müsse, diese vor seinem inneren Auge bzw. in seiner Vorstellung nachbilden (77–79: Inn herczen er sy pilden sol | Als sy vor im gewünschet wol | Vor sinen ougen wär). Auch habe sie schon erlebt, dass zwei Menschen ihre geschworene Treue wegen Geldes verraten hätten. Es folgen allgemeine Weisheiten (z.B.: So schnell man Geld gewonnen habe,

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so schnell verliere man es auch wieder). Guten Menschen rät die Treue zu unbeschwerter Freude und dazu, die bösen Menschen ihrer Traurigkeit und ihren Sorgen zu überlassen. Sie sollten die Treue halten und damit beständige Liebe üben. Die Minne solle nun mit ihrem Rat behilflich sein, wie man sich ein beständiges Leben bewahre. D Klage der Minne (127–200): Frau Minne beklagt, dass man sich kaum an ihr Gebot halte. Viele untreue Menschen, die nie Liebe erfahren hätten, würden über minneschmerz und Betrübnis klagen – dies sei aber durchsichtig. Wer unbeständig oder untreu sei, solle sich nicht für die Liebe entscheiden. Den wahren Liebenden rate sie hingegen, nicht wankelmütig zu sein, nicht zu prahlen und sich seiner Liebsten nicht zu rühmen (Verschwiegenheitsgebot). Ebenso werde sie gegen diejenigen vorgehen, die die Liebe für materiellen Besitz preisgeben. Denn sie (die Minne) besitze rechtmäßig die Macht, den Jungen wie den Alten ihren Willen aufzuzwingen. Man solle denjenigen nicht vertrauen, die sich immer wieder mit einer neuen Frau einließen (192f.: Die sich oft vernüwen | Mit mainger herzen frouwen), sondern sie vielmehr in Schande setzen: Niemand könne etwas Gutes schaffen, der zwei Herzen liebe.

B448 Klage der Treue und der Gerechtigkeit Allegorische Erzählung eines Traumes von dem Untergang der Tugenden durch das Auftreten von Betrügern Ve r f a s s e r : Willem van Hildegaersberch Datierung: spätes 14. Jh.; früheste Überlieferung 1469 (Bs3) Überlieferung: Bs3 102ra–104ra; 304 V. Ha4 108vb–110ra; 304 V. Rs 61r–61v; 90 V.

Edition: Bisschop/Verwijs 1870, 204–207 Nr. 96 (nach Ha4 mit Laa. von Bs3 und Rs) Literatur: Glier 1971, 285; van Oostrom 1996, 68f.; Meder 1991a, 25, 236f., 306 u.ö.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 170f. Nr. 234

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in den drei Hildegaersberch-Hss. Das in Fragment Rs (Blatt aus einer makulierten Pergamenthandschrift mit Werken des Autors) entspricht Ha4 25–114. Überschrift: Vanden droem (Bs3; gleichlautend in Ha4) Inha lt: (Nach der Ausgabe von Bisschop/Verwijs 1870) . A Traum- und Spaziergangseinleitung (1–19): Exordialsentenz: In einem Traum erlebe man viel Freude und Leid,

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und auch Wahrheit könne sich im Traum offenbaren. So sei der Sprecher im Traum an einen Locus amoenus gekommen, den er nie hätte verlassen wollen, wenn es dort auch Speis und Trank gegeben hätte. B Dialog mit Treue und Gerechtigkeit (20–92): Der Sprecher bemerkt unter einem Baum zwei weinende, verweifelte Damen. Der Sprecher möchte in Erfahrung bringen, was sie schmerzt, da er erwägt, darüber eine Lehrrede (43: exempel) zu schreiben. Er tritt auf sie zu und wünscht ihnen, dass Gott ihnen Ruhe gebe möge. i Sie antworten, dass die Ruhe weit von ihnen geflohen sei. i Er fragt nach ihrem Befinden. i Sie antworten, dass sie Schmerz und Reue empfänden, weil sie aus ihrem Land vertrieben worden seien. i Er fragt, woher sie kämen. i Von edlem Geschlecht seien sie, und ihre Eltern würden von Königen und Kaisern hochgeschätzt. Einst sei der Hof tugendhaft gewesen, Untreue und Betrüger (86: schalken) hätten keine Chance gehabt. Die Frevler seien aber zurückgekehrt und hätten die Ehre des Hofes zerstört. C Bericht über die Vertreibung (93–246): Als der Sprecher sie dazu auffordert, nennen die zwei ihre Namen: Treue und Gerechtigkeit (104: Trouwe ende Gherechtichede). Alle, die mit ihnen am Hof gewesen seien, befänden sich in einer traurigen Lage. Wahrheit, Maß, Ehre, Scham, Freigebigkeit, Demut und Beständigkeit (109–112: Waerachticheit, Maet, Eer, Schaemte, Miltheit, Oetmoet, Ghestadicheit) seien mit Gewalt vertrieben worden. Vernunft (117: Reden), die dort Pförtnerin gewesen sei, habe jeden gekannt und Leute mit bösen Absichten nicht eingelassen. Treue sei Burgvogt (125: casteleyn) des Hauses gewesen. Ehre, Wahrheit, Maß, Demut und Beständigkeit seien Ratgeber der Herren gewesen. Freigebigkeit und Scham hätten den Besitz der Herren überwacht. Herr Habgier habe kaum Einfluss gehabt, und Gerechtigkeit sei Richterin gewesen. Auf Ungerechtigkeit habe Buße folgen müssen. Der Hof sei so friedlich gewesen, dass es alle Leute gefreut habe. Deshalb sei Frau Neid so wütend geworden, dass sie ihren Gesellen ihre Not geklagt habe. Eines Abends hätten diese die Pforte der Vernunft gestürmt, sodass Vernunft gezwungen gewesen sei, vom Turm zu springen, wobei sie sich schwer verletzt habe. Die Betrüger seien hereingekommen, und Treue und ihre Vasallen hätten den Hof verlassen, weil sie sonst nach dem Willen der Betrüger hätten leben müssen. Dies sei der Grund für ihre Verzweiflung. – Sie verabschieden sich vom Sprecher, um weiter zu fliehen. Der Sprecher befiehlt sie Gott und erklärt sich bereit, eine Nachricht an ihre Freunde zu überbringen. D Schluss (247–304): Kurz darauf erwacht der Sprecher aus seinem Traum. Er bedauert es, dass die Geschichte der beiden Damen so traurig ausgegangen sei. Er wolle seinen Traum den Leuten erzählen. Er rät seinem Publikum (278: ons arme dommen), dass sie ihre Pforte vor bösen Gästen schließen sollten. Wenn Vernunft ihr Pförtner sei, würden Betrüger nicht hereinkommen. Verfassernennung: Willem von Hildegaersberch habe diese Rede (300: dit dicht) verfasst, damit die Menschen sich vor Bosheit und Neid in Acht nähmen. Sonstiges: Der Text ist nicht ohne Vorbehalt als Minnerede zu betrachten. Er stellt durch das Fehlen des expliziten Bezuges auf die Minne einen Grenzfall dar. Die Übertragung des lehrhaften Inhaltes auf eine Minnesituation erscheint jedoch naheliegend.

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B449 Die schöne Abenteuer Begegnung mit den Personifikationen Ehre und Treue und Bericht von Frau Abenteuer, die sich unsichtbar machen kann, über den Tugendverfall in der Welt Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: früheste Überlieferung um 1400 (Wi22, *Neidensteiner Hs.) Überlieferung: Lo4 98v–103r; 351 V. Mü4 124v–130v; 350 V. Mü13 S. 137–146; 370 V. Ne S. 493–900; 358 V. Wi22 S. 143–156; 372 V. *Mü12 nach 125v *Neidensteiner Hs. Nr. 2

Edition: Primisser 1827, 80–85 Nr. 2 (nach Wi22); Bobertag 1886, 151–162 (nach Wi22) Literatur: Primisser 1827, 285; Weber, O. 1937, 52–55; Niewöhner 1931a; Glier 1971, 202f.; Schmidberger 1978, 160f., 240 Anm. 132; Mück/Ganser 1984, 130; Janota 2004, 342; Busch 2009, 300–303

Kurzfassung: Go2 1vb–3va und 3vb–4rb; 289 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Suchenwirt-Autorsammlungen (in Wi22 sowie in den beiden verlorenen Überlieferungszeugen *Mü12 und *Neidensteiner Hs.) bzw. im Kontext von Minnereden-Blöcken von Kleinepik-Sammelhss. Einzig in Mü13 steht der Text allein (nach dem ›Lohengrin‹ und einem Lied Oswalds von Wolkenstein) – offensichtlich Teil einer literarischen Familientradition, da er hier dem Großvater des Auftraggebers der Hs., Hans von Trenbach († 1468) zugeschrieben wird. Entsprechend ist der Autorname in den Apostrophen des Sprechers angepasst: vil lieber hanns von Trenbach (Mü13 131) sowie sag an vil lieber Trenbechk (Mü13 531). Auch die Überschrift, deren obere Hälfte durch Beschnitt fehlt, mag Hans von Trenbach als Autor genannt haben. Die Varianz (vgl. die ausführliche, detaillierte Beschreibung mit Angabe eines möglichen Stemmas bei Weber, O. 1937, 52–55) trennt analog zum Handschriftentyp Wi22 und den Rest der Überlieferung, wobei Mü13 (abgesehen von der erwähnten Namensänderung) den vollständigsten und verständlichsten Text bietet. Durch gemeinsame Textausfälle und Wortvarianzen lassen sich für Lo4 und Mü4 sowie für Ne und Go2 jeweils gemeinsame Vorlagen annehmen. Go2 bietet einen stark kürzenden Text (exklusive, nicht bei Weber, O. 1937 nachgewiesene Ausfälle sind Mü13 17–20, 61f., 89f., 101f., 206–209, 217f., 235–240, 271f., 282, 289–312, 315f., 319f., 335f., 345– 350, 352, 357–366, 368; Mü13 337f. steht nach 342; signifikant auch die Ersetzung der

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ersten Suchenwirt-Nennung durch Go2 117: ach geselle sprach sie czu hant). Zudem ist in Go2, wahrscheinlich durch Blattvertauschung in der Vorlage (vgl. Niewöhner 1931a, 274) eine Passage von 43 Versen (entsprechend dem Abschnitt Mü13 263–342) als nicht gekennzeichneter Teil der folgenden Minnerede (B433) auf 3vb–4rb eingetragen. Überschrift: Die schon abentewre (Lo4) Die schön aubenteur (Mü4) Das sechst puech plüemster chunst czu stewr genannt Die schon Auentewr (*Mü12, Eintrag im Inhaltsverzeichnis) […] hat diese Red gemacht (Mü13) ain spruch von frow abentür (Ne) Die schön abentewr (*Neidensteiner Hs.; Eintrag im Inhaltsverzeichnis) Di schoe n abentewr (Wi22) Inha lt: (Nach Mü13) . A Spaziergangseinleitung (1–68): Der Sprecher geht durch einen Wald, überquert einen Wasserlauf und findet sich auf einer blühenden Maienwiese (26–28 Vergleich der Blütenpracht mit einem lachenden roten Mund) wieder. Hier sieht er Zelte, wovon besonders eines durch seine Pracht hervorsticht (ausführliche Descriptio des Zeltes 36–68: geschnitzte Elfenbeinpfähle, grüne und goldene Seile aus Seide, Zeltdecke aus blauem Samt, Umfassungen aus perlenbesticken Riemen, auf denen in Gold spruch von der rainen mynn [61] in Deutsch, Französisch und Latein stehen; Rubinknauf). Bei der Beschreibung von Wiese und Zelt fällt der geblümte Stil auf (vgl. dazu auch unten die Schlussverse). B Begegnung mit den personifizierten Tugenden (69–167): Auf die Nachfrage des Sprechers, der einen Feldherrn vermutet, nennt ein aus dem Zelt tretender Knappe ›Frau Ehre‹ und ›Frau Minne‹ als Herrinnen des Zeltes. Er weist den Sprecher zum Wasser. Der Sprecher beobachtet dort die beiden Damen bei der Falkenjagd, auf der ein Reiher und ein Kranich geschlagen werden (Hervorhebung der waidmännischen Kompetenzen der Damen bei der Atzung der Vögel, 89–95). Der Sprecher grüßt und erklärt auf Nachfrage der Damen, er sei durch schawen (101) und durch meins herczen wunn vrhab (104) auf die Wiese gekommen. Frau Ehre lädt ihn ein, mit ihnen zu essen. Er folgt den Damen zum Zelt und an den gedeckten Tisch. Dort fragt ihn Frau Zucht, die Truchsessin, wer ihn geschickt habe (131: direkte Apostrophe des Sprechers als hanns von Trenbach; im Rest der Überlieferung: Suchenwirt), worauf er auf seinen freyn muet (135) bzw seine lust (136) verweist. Während des Essens grüßen die Damen eine Hereinkommende – der Sprecher kann aber niemanden erkennen. Frau Ehre erklärt, dass die Besucherin ›Frau Abenteuer‹ genannt werde. Diese zieht einen goldenen, edelsteinbesetzten Zauberring ab, der sie unsichtbar gemacht hat. C Schönheitsbeschreibung (168–218): Der Sprecher lässt eine Schönheitsbeschreibung – gegen das gängige Schema, also a calce ad capitem – folgen, die Dame er-

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scheint so schrittweise vor den Augen des Rezipienten. Genannt werden Füße und Rist (170f.: Ein Zeisig hätte sich gut in der Höhlung des Fußes verstecken können), Hüfte, Seidenrock, Körpergröße, Rundungen und Schlankheit, Hände und Finger, Hals, Nacken, Kehle, Kinn, Grübchen, Mund, Zähne, Wangen, Gesicht, Nase, Augen (201: braun wie bei Falken), Augenbrauen, Ohren, goldenes Haar, Haarband. D Bericht der Frau Abenteuer (219–342): Frau Ehre fragt Frau Abenteuer nach dem Ergebnis ihrer Gesandtschaftsreise zu den Herrschenden, bei der sie deren Ehrenhaftigkeit und Tugend untersuchen sollte. Frau Abenteuer beklagt, dass statt Treue und Schönheit vor allem an den Höfen Verrat und Misstrauen sowie die Auflösung alter Schwüre und Vereinbarungen herrschten. Sie führt diese newen fünd (243) auf das Wirken des Teufels (233: luciper) zurück. Frau Minne fragt, wie es um die Liebe stehe. Frau Abenteuer klagt auch hier über die verkehrte, vergnügungssüchtige anderew welt (255): Tüchtige Ritter, die im Frauendienst Blut vergössen, seien nicht mehr gefragt. Die Damen würden stattdessen Männer vorziehen, die sich in Tanz und Galanterie hervortäten (Tanzkritik 258: vnd springen als dy pöchk). Auf Nachfrage von Frau Minne präzisiert sie: Diese jungen Männer seien bei Frauen keck, im Kampf aber Feiglinge – ohne dass ihnen das bei den Frauen Nachteile gegenüber den Tapferen verschaffe. Frau Minne fordert empört Frau Ehre zum Eingreifen auf: Es sei schlecht für die Moral der Tapferen, wenn Feiglinge belohnt würden. Frau Ehre (Sprecheridentifizierung nicht vollständig klar) antwortet mit einer Sentenz (303: vnartig stam pirtt schnöde fruchtt) und der Versicherung, dass Feigheit im Kampf immer negative Konsequenzen habe (Verletzung, Gefangenschaft, Ehrverlust). Frau Abenteuer (Sprecheridentifizierung nicht vollständig klar) gibt für die beklagenswerte Situation auch den Damen Schuld. Diese sollten die Feiglinge klar ablehnen, die Tüchtigen belohnen – dabei werden Frauendienst und Herrendienst parallelisiert, bei denen jeweils Fürst und Frau als Instanzen der Wertzusprache Verantwortung tragen: ein fürst mitt gab ein fraw mitt gunst | dy zway dy tewrennt ritterskunst (337f.). E Abschied (343–370): Frau Abenteuer verabschiedet sich und macht sich wieder unsichtbar. Frau Ehre fragt den Sprecher (351 direkte namentliche Apostrophe), wie ihm die Dame gefallen habe, worauf er Frau Abenteuer preist. Nach Aufhebung der Tafel nimmt auch er Abschied und geht auf dem Weg zurück, den er gekommen ist. Der Text endet mit einer Stil- und Titelangabe: die Red gepluemtter kunsst zw stewer | genannt dy schön abentewer (369f.). Para l lelen: Die Passage Mü13 81–85 (Beschreibung der Falkenjagd) findet sich wörtlich auch in B459, V. 665–668 wieder (vgl. Schmidberger 1978, 160f.). Die Schönheitsbeschreibung hat als Exzerpt Eingang in eine Hs. des ›Wigamur‹ gefunden (Wolfenbüttel, HAB 51.2 Aug. 4), wo sie als V.°4905–4944 in den Text des Romans eingefügt ist. Dabei ist eine Abhängigkeit des ›Wigamur‹ von Suchenwirt anzunehmen (vgl. Busch 2009, 300–303, mit synoptischem Abdruck der Passage nach Mü4 und der Wolfenbüttler Hs.).

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B450 Minne und Pfennig Belauschtes Streitgespräch über den Vorrang von Geld oder Minne; Rettung der Frau Liebe aus dem Bach, in den sie von Herrn Pfennig geworfen wurde; Klage der personifizierten Tugenden über die Macht des Geldes Ve r f a s s e r : Der Elende Knabe Datierung: früheste Überlieferung 1459 (He7) Überlieferung: He7 34r–47v; 684 V. str2 35r–46v; 654 V. str3 35r–46v; 654 V. *fra4 *mag

Edition: Matthaei 1913, 34–46 Nr. 2 (nach He7 mit Laa. nach str2) Literatur: Fisher Lee 1970; Glier 1971, 298–304; Kasten 1973, 152–155; Schmidberger 1978; Kasten 2VL 2 (1980), 469; Kartschoke 2005, 190; Duntze 2007, 186f.; Peters 2008, 227–233; Klingner/Lieb 2006, 155 Anm. 47; Brügel 2008a; Uhl 2010, 12, 107 Anm. 70, 228f., 233, 253 Anm. 37

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in He7 im Rahmen einer ›Autorsammlung‹ der vier erhaltenen Texte des ›Elenden Knaben‹. Der Text steht nach B459 und vor B402 sowie B251. Matthaei 1913, 34, hält den Textbeginn für fragmentarisch, da eine rahmende Erzählung fehlt bzw. weil im ersten Vers scheinbar Bezug auf ein vorheriges, nicht beschriebenes Geschehen (1: In dem fuogt es sich also) genommen wird. Denkbar ist aber auch, dass der Text als direkt an die Erzählung von B459 anschließend konzipiert ist. Illustriert ist der Text mit zwölf kolorierten Federzeichnungen (vgl. dazu auch Peters 2008, 227–233, bes. 229 Anm.°445). Die abgebildeten Szenen sind: Der Sprecher beobachtet, wie der Pfennig Frau Minne ins Wasser stößt (37r), Rettung der Minne aus dem Wasser durch den Sprecher (38r), der Sprecher im Zelt der kranken Minne (38v), der Sprecher im Zelt mit Frau Minne und den anderen Personifikationen (39r, 40r, 40v, 41v, 42v, 43v, 45r), Botenauftrag der Personifikationen an den Sprecher (45v), Verabschiedung des Sprechers von der kranken Frau Minne (46v). 1499 veröffentlicht der Straßburger Drucker Matthias Hupfuff eine Kompilation der drei Minnereden B459, B450 und B402 unter dem Titel ›Amor die lieb‹. In einer Prosavorrede wird es als büchlyn der geordneten lieb (2v) und als lehrreiche und unterhaltsame Lektüre für junge Menschen präsentiert. Die drei Minnereden des ›Elenden Knaben‹ sind hier durch verbindende Reimpaarverspassagen zu einer kontinuierlichen Erzählung, der »umfassenden Lehr-Geschichte eines Jünglings« (Peters 2008, 231) umgeformt. Zwischen B459 und B450 steht eine auf das Jahr 1492 (34r) datierte Klage über den französischen König Karl VIII., verbunden mit der Zusicherung an Maximilian, dass Straßburg ihn gegen Karl unterstützen werde (vgl. zum politischen Hintergrund Peters 2008, 231f. Anm.°452). Die Minnerede wird dann mit neuen Versen eingeleitet: (str2, 35r; gleichlautend in str3) Nün loß ich

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dis gan seinen weg | Ich syhe dort eynen hohen steg | Dor vff worlich beduncket mich | Eyn alter krieg ernüwer sich | [35v] Die beyd vermoe gen grosse ding | Von frow liebin vnd dem pfenning | Sye vermoe gen wol wan sie woe llen | Den vordrigen krieg hien stellen | So mechtig sindt sie in der welt | Daz geistlich vnd weltlich nach in stelt | Gegen eynander sie schleychen | Je eins heyst das ander weychen. Der folgende Text (einsetzend mit dem Beginn des Streitgesprächs, He7 7) weist kaum signifikante Varianz zu He7 auf, bietet aber mehrfach die vollständigeren und verständlicheren Lesarten (vgl. die zahlreichen Konjekturen nach str2 in der Edition von Matthaei 1913). Die Schlusspassage (nach V.°541 der Ausgabe) ist dann wiederum umgeformt: Statt des direkten Apells steht hier nur der Ausdruck zeitkritischer Besserungshoffnung: (str2, 46v; gleichlautend in str3) So setzt ich doch mein geding | Solt besser werden hye vff erd | Wen die genanten frawen wird | Wider in ordnung wurden gesetzt | Von falsch vnd e vntrew vngeletzt | Vnd der pfenning sie ließ bleyben | Mochten sie als vor ir regement o tryben | Vnd stunden bas alle sach | Dan sie thun vff dissen tag | Do mit wil ich beschliessen | Warheyt sagen thuot verdriessen. B402 schließt direkt an. Auffällig sind die eingerückten Zwischenüberschriften im Druck, welche die Klagen der Personifikationen markieren (41r Fraw gerechtigkeit; 41v Frow wyßheit; 42r Frow frumkeyt; 42v Frow Adell; 44r Geystlicheyt). Beigegeben sind insgesamt vier Holzschnitte mit Bildbeischriften: Minne und Pfennig auf der Brücke (36r; Hie vff dyssem steg hebt sich eyn grosser krieg \ von frow liebin vnd dem pfenning), die Rettung der Minne durch den Sprecher (38v; Hie stoßt der pfenning fraw lieb in vom steg vnd hilfft ir der iungling heruß), der Sprecher zwischen drei Damen (40r; Hie stot fraw lieb by dem iungling vnd kommen die frawen vnd clagen sie \ dz sye so cleglich von dem pfening geschandelt ist) sowie eine Einzeldarstellung von Frau Adel (43r; Wie der pfenning frow adel vber windt mit sampt allen ir gespiellen). Die Holzschnitte (mit Ausnahme des letzten) lehnen sich deutlich an das in He7 vorgegebene Muster an, eine direkte Abhängigkeit des Druckes von He7 ist jedoch aufgrund der größeren textlichen Vollständigkeit von str2 auszuschließen. Möglicherweise geht str2 auf eine um 1492 (vgl. die Datierung auf 34r) in Straßburg entstandene handschriftliche oder gedruckte Kompilation zurück (vgl. auch Schmidberger 1978, 36–38). Das Kolophon von str2, dessen Adressangabe (53v: Mathis hüpfuff \ vnder der pfaltzstegen) nur für lokale Käufer relevant ist, sowie der zeitgeschichtliche Bezug auf Straßburger Politik im Zwischentext lassen vermuten, dass der Druck nicht auf ein überregionales Publikum zielt (vgl. Duntze 2007, 186f.). Hupfuff druckt das Büchlein 1510 noch einmal mit leicht veränderten Typen, aber ohne signifikante Textvarianz nach (str3). Zwei weitere Nachdrucke des späten 16. (*fra4) und des frühen 17. Jh. (*mag) sind nur bibliographisch zu erschließen, nicht aber durch erhaltene Exemplare nachweisbar. Überschrift: – Inha lt: (Nach He7; Zitate und Verszählung nach der Ausgabe von Matthaei 1913) . A Belauschtes Streitgespräch (1–189): Der Sprecher beschreibt, wie er ›Liebe‹ und

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›Pfennig‹ auf einer Brücke bei einem Streit um den Vortritt beobachtet. Auf die Aufforderung der Liebe, aus dem Weg zu gehen, antwortet der Pfennig höhnisch (9: wer bistu, das ich dir wichen sol?): Die ganze Welt diene ihm, Vorrang vor ihm zu verlangen, sei daher eine Selbstüberhebung der Liebe. i Die Liebe entgegnet mit einem Verweis auf die Seniorität ihrer Herrschaft (24: min gewalt hät geweret ye). Ihre zahlreichen Diener hätten teilweise das Geld verschmäht und für die Liebe sogar den Tod gelitten. Katalogartig zählt sie ihre Wirkungen auf (genannt werden Aspekte der Heilung und Belehrung, aber auch der Umwertung und Transformierung der Menschen, schließlich Freude und erotische Erfüllung durch Umarmung, Blicke und Küsse) und würdigt den Pfennig herab: Er sei nur Tauschobjekt für Minderwertiges. Manche trauten sich nicht, dem Pfennig zu dienen (Geistliche), anderen sei das Geld versagt – alle aber seien der Macht der Liebe unterworfen (Sprichwort 74f.: wan es ist ain alt gespröchen wort: | lieb ue berwint alle ding.) i Der Pfennig greift die Argumente der Liebe auf und versucht sie zu widerlegen: Sie halte sich für mächtig, er habe aber dreimal so viel Macht (katalogartige Nennung der ihm untergebenen weltlichen und geistlichen Funktionsträger 84–87). Auch er habe wunderbare Wirkungen auf die Menschen: Er verleihe alle Freude; die nicht zu stillende Begierde, ihn zu erwerben, belebe und treibe an; seine Macht in religiöser und gesellschaftlicher Hinsicht (113–115: ich bin abgot und ruo ff lut, | ich mach hirat und brut, | ich kann alle zungen keren) sei nachhaltiger als die der Liebe, da diese bei den Alten erkaltet sei. Auch betrügerisch erworbenes Geld könne seine Besitzer zu Ansehen bringen, Fähigkeiten und Tugenden seien (zumal bei Hof) zweitrangig. Geld sei heute das höchste Gut (145f. als es nun stet inder welt, | so ist nit liebers dan gelt), würde mehr verehrt als Gott. Die Liebe sei dagegen selbst käuflich geworden, ihr ›Orden‹ missachtet, Treue kaum mehr vorhanden. Der Pfennig beschließt seine negative Zeitdiagnose mit der Drohung, er würde sich den Vorrang mit Gewalt verschaffen. i Die Liebe will widersprechen, wird aber mitten im ersten Satz vom Pfennig von der Brücke gestoßen. B Rettung von Frau Liebe (190–282): Der erschrockene Sprecher (Selbstnennung 190: ich ellender knab) zieht die um Hilfe rufende Frau Liebe aus dem Bach. Zuerst denkt er, sie sei tot. Dann erwacht die Frau und bittet ihn, sie zu ihrem Zelt in der Wildnis zu bringen. Der Sprecher schwört dem Pfennig Rache und sichert Frau Liebe seinen Dienst zu – neben der Klage über ihr Unglück ist er erfüllt von der Freude, ihr helfen zu dürfen. Auf dem Weg ins Zelt klagt Frau Liebe über den Pfennig, der sie und andere Tugenden in die Wildnis vertrieben habe. Als er sie ins Zelt gebracht hat, will der Sprecher gehen. Die anderen personifizierten Tugenden kommen jedoch klagend ins Zelt, lassen sich von Frau Liebe ihr Erlebnis mit dem Pfennig berichten und bedanken sich beim Sprecher für die Rettung von Frau Liebe. C Klage der Tugenden (283–565): Die Tugenden treten nun nacheinander vor, klagen, ebenso wie Frau Liebe durch den Pfennig vertrieben und bei der Welt in Ungnade gefallen zu sein (z.B. 420: ich waß vor herr und bin nun kneht), und bitten Gott um Abhilfe. i Frau Ehre (289–324) beklagt, dass nur wenige an der Umwertung Anstoß nähmen. Sie zögen das Geld der Ehre vor, statt wie die alten (320) ihr Leben für die Liebe zu geben (Laudatio temporis acti). i Frau Gerechtigkeit (228–353) klagt, dass der Pfennig statt ihrer nun Recht spreche und jeden Prozess gewinne – auch, weil alle

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Rechtspersonen (katalogartige Nennung 344f.) zu ihm und nicht zur Gerechtigkeit und den Bedürftigen hielten. i Frau Weisheit (358–384) beklagt, dass Weisheit bei Armen missachtet würde, ein Reicher aber automatisch als klug gelte. Zudem mache das Geld die Weisen willfährig, sodass sie ihre Klugheit missbrauchten. i Frau Tüchtigkeit (Fruomkait) beklagt, dass bei Hof rechtschaffene Tüchtigkeit und Sachverstand nichts mehr zählen, wohl aber das Talent und die Entschlossenheit zum Betrug (katalogartige Nennung von Betrügereien 405–407). i Frau Adel (424–479) klagt, dass ihre eigentliche Aufgabe, nämlich der Tugend zu dienen, von kaum jemandem mehr wahrgenommen würde. Da alle Menschen gleichermaßen von Adam abstammten, liege der Adel aber allein in der tugendhaften Haltung. In einer Zeitklage kontrastiert sie das neue, tugendlose Verhalten des Adels (katalogartige Nennung negativer Handlungen 452–454) mit den vorherigen Streben nach ritterlicher Auszeichnung (katalogartige Nennung 464f.). Größte Schande und Gefahr für das Seelenheil sei, dass der Adel sich jetzt auch an Geldgeschäften beteilige (476–478: ich muo ß fuer ain schand halten | daß nun der juden spil | der adel laider triben wil.). i Frau Geistlichkeit (487–560), grau gekleidet, beklagt, sie könne ihren göttlichen Auftrag, die Welt zu einem geistlichen Leben zu bekehren, nicht ausführen, da selbst die Geistlichen Untertanen des Pfennigs geworden seien: Sowohl geistliche Würden als auch Sakramente würden verkauft. Die Besitzsucht der Geistlichen führe aber nicht zum Heil, sondern zu einer Abkehr von den Regeln geistlichen Lebens und eine Hinwendung zu weltlichen Vergnügungen, die oft sogar mit den gespendeten Almosen finanziert würden. Frau Liebe dankt den Tugenden knapp. D Botenauftrag (566–636): Die Tugenden fragen den Sprecher, ob er ihnen keine Hoffnung auf eine Rückkehr in die Welt machen könne. Der Sprecher gibt ihnen eine pessimistische Auskunft: Er glaubt, dass alles immer noch schlechter würde, da sich Fürsten, Städte und Länder nicht für Wucher und Raub schämten. Für eine Restitution der Tugenden würde er aber sogar sein eigenes Sprachvermögen eintauschen. Die Tugenden geben ihm hierauf den Botenauftrag, aller Welt ihr Leid zu klagen. Der Sprecher sagt zu, bleibt aber skeptisch. Die Tugenden gehen – mit dem Hinweis, dass es selbst Gott mit dem Pfennig nicht besser ergehe als ihnen. Als der Sprecher sich auch von der kranken Frau Liebe verabschiedet, bittet diese ihn, die erlebte Geschichte weiterzuerzählen und entlässt ihn mit einem Segenswunsch. E Schluss (637–688): Der Sprecher hofft, den Auftrag erfolgreich erfüllen zu können. Er will sich mit seinen Mahnungen vor allem an die Herrschenden richten, denen er auch mehr Schuld für den Verfall zuweist (659: die hoepter haben des me schuld). Er erinnert sie an ihre Rechenschaftspflicht beim Jüngsten Gericht, gibt ihnen die einfache Regel das mich ert, das will ich eren (667) und fordert sie auf, die alte Ordnung wieder herzustellen. Er schließt mit einem Segen für diejenigen, die nach Ehre streben.

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B451 Die alte und neue Minne

B451 Die alte und neue Minne Begegnung der Sprecherin mit der tugendhaften ›Alten Minne‹ und anschließend mit der tugendlosen ›Neuen Minne‹, von der sich die Sprecherin abwendet Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 83–95 Nr. 182

Datierung: Überlieferung 1433

Literatur: Matthaei 1907, 24; Brandis 2VL 1 (1978), 270f.; Uhl 2010, 276, 279, 288f.

Überlieferung: Ka3 191ra–193vb; 441 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der ›Liedersaal-Handschrift‹ nach einem Marienmirakel (Ehrenfreunds ›Der Ritter und Maria‹) und vor der Minnerede B33. Vor oder nach V. 67 fehlt ein Vers. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung / Wallfahrt (1–59): Die Sprecherin (dass es sich um eine Frau handelt, ist anfangs noch unklar) begibt sich auf eine dreitägige bette vart (2: Wallfahrt), begleitet von ihrem Gesinde. Sie kommen in einen großen Wald (Blumen, Gräser, Vogelgesang), finden eine Stelle mit vielen Nussbäumen. Während das Gesinde Nüsse sammelt, legt sich die Sprecherin zum Schutz vor der Mittagshitze unter die Bäume und schläft ein. Als sie aufwacht, ist sie allein. Sie ruft vergeblich, bricht auf und findet auf ihrem Irrweg (Tal, hoher Berg, Wildnis) schließlich ein einsames blaues Häuschen. B Gespräch mit der Alten Minne (60–177): In dem Häuschen, das auch innen blau ist, trifft die Sprecherin eine alte, blau gekleidete Dame mit grauen Locken, die sie freundlich begrüßt und nach dem Grund ihres Kommens fragt. Sie habe schon lange keinen Menschen mehr gesehen. i Die Sprecherin antwortet, sie habe sich verirrt und habe große Angst. Sie fragt die Alte, wer sie sei. i Die Dame sagt, sie habe sich in die Wildnis zurückgezogen, da nach ihr nicht mehr verlangt werde. Ihr Name sei die ›Alte Minne‹ (97). Ihre blauen Kleider stünden für Treue und rechte Liebe. Die ›Neue Minne‹, die nun ihren eingenommen habe, fordere von ihren Untertanen keine Beständigkeit. i Die Sprecherin wundert sich, dass es mehr als eine Minne gebe. Sie kenne nur diejenige, die wol vnd we (113) bringe (Minne bringt Freude und Leid). i Die Reaktion der Alten Minne gerät zu einer längeren Selbstbeschreibung: entscheidend seien Treue, Beständigkeit, Verschwiegenheit, Dauerhaftigkeit (127: Hett er gelept tusent iar), Minnerittertum, Ehre und Ruhm und Anstand (139: Vnd anders kainen gogel traib). Die Neue Minne dagegen sei unbeständig (sprichwörtlich

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144: Hue t hie morn da), verwirre die Damen usw. (Unsagbarkeitstopos). Da die Neue Minne einen hervorragend darin unterrichte, Wie man affen phlegen sol (159), schickt die Alte Minne die Sprecherin dorthin. Sie solle aber danach wieder zur ihr zurückkehren. i Die Sprecherin verspricht es. i Die Alte Minne übergibt ihr einen magischen ›Brief‹ (168: brifelin): Wenn man diesen in die Hand schließe, kenne man alle Wege und könne sich unsichtbar machen. i Die Sprecherin nimmt den Brief, verabschiedet sich und macht sich auf den rechten weg (177). C Reise zur Neuen Minne (178–194): Bald vernimmt sie vor einem Tannenwald lautes Geschrei. Sie erkennt manche der dort Anwesenden, möchte aber nicht ihre Namen nennen. Ohne gesehen zu werden, kommt sie zu einem Zelt, das aus einem würfelartig gewebten Stoff (188: toppelstain) besteht. Im Innern sitzen zwei Damen, deren Kleider aus demselben Stoff sind (192: doppelstain gewant): Die eine, die Neue Minne, schreibt fleißig etwas in ein Buch; die andere ist Frau Wankelmut (213: wandelmuot). D Gespräch mit der Neuen Minne (195–363): Als die Neue Minne die Sprecherin erblickt, legt sie die Schreibfeder aus der Hand. Sie begrüßen einander. i Die Neue Minne fragt, woher sie komme. i Die Sprecherin antwortet, dass sie auf der Suche nach der Neuen Minne sei, um sich nach ihrem Rat zu richten. i Die Neue Minne sagt, sie sei es selbst. Sie berücksichtige in ihrem Schreiben an Frauen und Männer die nützlichen Ratschläge ihrer Gespielin, Frau Wankelmut. i Die Sprecherin will nach dem Rat der Neuen Minne leben und bekennt, noch nie einen Liebhaber gehabt zu haben. i Die Neue Minne lacht und meint, sie könne auch zwei oder drei Liebhaber haben. i Die Sprecherin will sich damit begnügen, einen einzigen zu erfreuen. i Die Neue Minne weist diese Einstellung als veraltet zurück (226: daz ist alt frensch [›fränkisch‹, d.h. einfältig?] worden). Wenn sie ihrem Orden beitreten wolle, solle sie lernen, die Jünglinge zu betrügen, etwa, den ersten beiden etwas zu verprechen und sich dann für den dritten als Geliebten entscheiden. Sie erlaube die Unbeständigkeit. i Die Sprecherin bekennt, bisher angenommen zu haben, dass die Beziehung zu einem tugendhaften Mann letztlich besser sei. i Die Neue Minne preist die Vorzüge der Promiskuität: Immer könnte einer für den anderen einspringen. Von witvarenden knaben (252) rät sie ab. Besser sei ein Liebhaber, der schön sei, gern tanze und bei ihr daheim bleibe. (Rhetorische Frage: Was habe sie denn davon, wenn einer einen Sultan erschlage?). i Die Sprecherin fragt, ob sie sich denn nicht damit schmücken solle, dass man erzähle, sie habe den besten Ritter in ihrem Dienst. i Die Neue Minne verneint. Sie müsse die Alte Minne aufgeben, dann bleibe sie jung und könne noch springen mangen hochen sprung (267). Sie solle niemanden verachten, der ihr Kleinodien schenke. An den Liebesgaben lasse sich die Einstellung des Liebhabers überprüfen. Man solle von allen Geschenke annehmen und alle in guter Hoffnung (282: in guotem wan) lassen. i Die Sprecherin wendet ein, man solle Ritter und Knechte nur wegen ihrer Gesinnung (287: durch muot) lieben. Wenn einer ihr ein Kleinod bringe, denke sie nicht gut von ihm. i Spottend reagiert darauf die Neue Minne: Ein Buhle ohne Gabe und ein Mann ohne Schwert seien nichts wert. Besser, als wenn er hundert Speere für sie zertrümmere, sei es, wenn er sie mit Kleinodien schmücke. So würde sie jederzeit als erste zum Tanz aufgefordert, und man würde ihr immer Platz

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machen. i Die Sprecherin wiederholt ihre Meinung: Taten würden sie mehr als Geschenke erfreuen. Sie wolle nicht nach dem Rat der Neuen Minne leben. i Diese reagiert zornig und ausfallend: Sie könne auf die Sprecherin verzichten, denn sie habe genug andere Diener. Es folgt nun das letzte Argument der Neuen Minne: Sogar das Seelenheil gewinne man nur durch sie, weil die Dame, die viele Buhlen habe, im Falle ihres Todes auch viele Fürsprecher habe: Da mit wirt si sue nde plosz | Got setzet si in sine schosz (338f.). Im Jenseits könne niemand ohne Liebhaber gerettet werden (341: an buolen genesen). Beständigkeit dagegen schaffe Leid und Verlust des Seelenheils. i  Die Sprecherin wiederholt ihre Entscheidung für die Alte Minne. i  Die Neue Minne segnet die Sprecherin zum Abschied. Diese kehrt zur Alten Minne zurück. E Fortsetzung des Gesprächs mit der Alten Minne (364–431): Froh über die Rückkehr der Sprecherin fragt die Alte Minne, wie sich die Sprecherin von der Neuen Minne habe lösen können. i Die Sprecherin antwortet, der Rat der Alten Minne, wie man in früheren Zeiten die Liebe pflegte (Treue bis in den Tod), gefalle ihr besser. Kontrastierend wiederholt die Sprecherin im Folgenden die Ansichten der Neuen Minne und verspottet sie als gockel spil (404), indem sie zitiert, was die nuewen minnerlin (399) sich gegenseitig sagen (z.B. 401: Hestu din alt juppen noch oder 403: Min zucker rosz mich machet fro). Ein so dörperliches Verhalten hätte Herr Neidhart, würde er noch leben, nicht gutgeheißen (406–408: Swie toerpelich man ietzo tuot | Her nithart hett sin nit vuer guot | Von im vnd das er lebent waer). i Die Alte Minne meint, solches Verhalten hätte man früher für Unzucht gehalten. Doch vertraue sie darauf, dass sich die Zustände ändern werden. Sie macht die Sprecherin zur ihrer Botin: Sie solle überall berichten, dass die Alte Minne zusammen mit der Treue einen ›Gerichtstag‹ (422: tag) gegen die Neue Minne einberufen wolle: Welche Seite weniger Gefolgschaft habe, solle abgesetzt werden und sich unterordnen. Die Sprecherin solle die Treuen auffordern, an einem festgesetzten Tag und Ort zur Alten Minne zu kommen. F Schluss (432–441): Nach der Verabschiedung durch die Alte Minne kehrt die Sprecherin heim. Sie stellt aber fest, dass nicht gerade viele Liebende der Alten Minne folgen (Redensart 436: Da wirt nit ysen ab gerant; ›die Eisen abrennen‹ heißt hier wohl: ›ausdauernd und unter großem Einsatz eine Sache verfolgen‹). Para l lelen: Von einer ähnlichen Gegenüberstellung der alten und neuen Minne erzählt auch B356.

B452 Rede von der Minne

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B452 Rede von der Minne Belauschte Klage der Personifikationen Minne, Gerechtigkeit und Beständigkeit mit anschließendem Botenauftrag an den Sprecher Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: um 1400 Überlieferung: Wi22 S. 12–17; 124 V. *Neidensteiner Hs. Nr. 3a

Edition: Primisser 1827, 74f. Nr. 23 (nach Wi22); Bobertag 1886, 147–151 (nach Wi22) Literatur: Primisser 1827, 284; Glier 1971, 199f.; Wallmann 1985, 303f.; Brinker-von der Heyde 2VL 9 (1995), 484; Janota 2004, 341f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Suchenwirt-Autorsammlung Wi22 nach einer Totenklage (Primisser Nr. 2) und vor einer Preisrede (Primisser Nr. 9). In der seit dem 17. Jh. verschollenen Neidensteiner Hs. stand der Text ebenfalls im Rahmen einer Suchenwirt-Autorsammlung, hier aber deutlicher im Minneredenkontext, nach B449 und vor B453 und B454. Überschrift: Ein red von der Minne (Wi22) Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–11): Der Sprecher geht am Tag zum Vergnügen durch einen schönen Hag (mit Vogelgesang) spazieren und kommt zu einem Locus amoenus (Wiese, Linde, Quelle), wo die drei Damen ›Minne‹, ›Staete‹ und ›Gerechtigkeit‹ sitzen. B Belauschte Klagen der Personifikationen (12–96): Der Sprecher belauscht zunächst die Klage von Frau Minne (16–28), die sich auf der Welt ignoriert und herabgewürdigt sieht und die anderen um Rat fragt. Frau Gerechtigkeit und Frau Staete sagen ihre Hilfe zu, fragen aber genauer nach den Personen, gegen die sich die Klage richtet. Frau Minne benennt die hinterhältigen Rühmer und Klaffer als Verantwortliche für ihren Kummer und wünscht sie zur Hölle. In ihrem Urteil dekretiert Frau Gerechtigkeit, dass diese keinen freundlichen Anblick und auch keinen Kuss mehr bekommen sollen. Frau Staete stimmt in einer umfangreicheren Klage (61–96) den Vorwürfen zu: Auch sie habe Diener, die nur vorgeblich beständig seien. Sie wünscht, dass diesen Männern Hauer wie Schweinen wüchsen, damit die Frauen besser erkennen könnten, von welcher Zunge ihnen Ehrverletzungen drohten. Sie beklagt zudem, dass viele glaubten, dass sie allein schon durch das Tragen der Farbe Blau beständig seien – dabei sei die Beständigkeit eine Frage der inneren Einstellung.

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B453 Die Minne vor Gericht

C Begegnung und Botenauftrag (97–124): Der Sprecher tritt mutig auf die Damen zu. Frau Minne begrüßt ihn mit Namen (102: Sag an vil lieber Suo chenwirt). Er erklärt – nach einem Kniefall (104: Ich viel snell auf ein chnie) – seine Anwesenheit mit dem Mai, den Blumen und Vögeln und berichtet, die Klage mit angehört zu haben. Frau Minne bekennt erneut ihre Verzweiflung und gibt dem Sprecher den Auftrag, sie den edeln (120) bekannt zu machen und diese vor Schande zu warnen. Der Sprecher willigt ein und nimmt frohgestimmt Abschied. Para l lelen: Ähnlich, wenn auch länger und ausführlicher ist B453.

B453 Die Minne vor Gericht Minnegericht mit langer Spaziergangseinleitung, in dem Frau Minne als Klägerin auftritt und – vom Sprecher und den Tugenden unterstützt – über die Unbeständigkeit der Liebenden klagt Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: früheste Überlieferung um 1400 Überlieferung: Wi22 S. 29–42; 341 V. *Neidensteiner Hs. Nr. 3b

Edition: Primisser 1827, 76–80 Nr. 24 (nach Wi22) Literatur: Primisser 1827, 284f.; Glier 1971, 200f.; Brinker-von der Heyde 2VL 9 (1995), 485; Janota 2004, 342

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Suchenwirt-Autorsammlung Wi22 nach einer Lügenrede (Primisser Nr. 45) und vor einer Totenklage (Primisser Nr. 11). In der seit dem 17. Jh. verschollenen Neidensteiner-Hs. stand der Text, ebenfalls im Rahmen einer Suchenwirt-Autorsammlung, zwischen B452 und B454. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung und Begegnung mit einem Zwerg (1–106): Der Sprecher kommt auf ein weites gevilde (1) mit unzähligen Blumen aller Farben (blau, weiß, rot, gelb, ›braun‹, grün) und beschreibt die Wende der Jahreszeiten: Der Mai habe die Stricke des Winters gelöst und die Felder befreit (Jahreszeitentopos). Der Anblick motiviert ihn zu dichten (14: von den vroe den moe cht ich sagen), er sei aber nicht sehr beredt (13: geredik; Bescheidenheitstopos). Einem kleinen phat (16) folgend, gelangt er in ein wildes bewaldetes Gebirge. Nach einer Anrufung Gottes begegnet ihm vor

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einem holen perk (34) ein Zwerg, der verwundert scheint, in dieser Wildnis einen Menschen anzutreffen. Dennoch gibt er dem Sprecher, der sich verirrt hat, bereitwillig Auskunft über das Minnegericht der Frauen ›Staete‹ und ›Gerechtigkeit‹, von dem er gerade komme. Diese fällten zahlreiche Urteile, stets gerecht und ohne Ansehen der Person (65f.: die vrawen richten sunder haz | dem armen als dem reichen). Während der Zwerg in die stainwant (81) verschwindet, folgt der Sprecher seiner Wegweisung. Er muss eine Grenze zur Anderwelt überwinden: In dornigen Hecken bleiben Haut und Haare des Sprechers zurück, Kleider und ›Fleisch‹ (91) werden ihm zerrissen; er beklagt sich über die ›Sorgen-Straße‹ (95) – doch dann kommt er auf einen vom Mai gezierten Anger (Blumen, Farben, Tau). B Beschreibung des Zelts und Auftritt der klagenden Frau Minne (107–196): Der Sprecher erblickt voll Freude ein Zelt, dessen heller Schein ihm wie der Paradiesengel vorkommt. Aus seinem Versteck im Gebüsch beobachtet er, dass das Dach des Zeltes aus saphirblauem Samt gefertigt, mit goldenen Mustern (Bäumen, Vögeln) versehen und mit Edelsteinen (Smaragde, Amethysten, Rubine) besetzt ist. Auf der Zeltspitze ist eine Puppe (120: token) aus Perlen angebracht, und die Schnüre sind aus Seide und purem Gold geflochten. In dem Zelt steht ein Thron (131: gestue l) aus Elfenbein mit geschnitzten Bildern von wilden Tieren (134: recht als seu scholden leben) und mit Lilien und Rosen. Die Schönheit der darauf sitzenden Damen Staete und Gerechtigkeit wird nach dem konventionellen A capite ad calcem-Schema beschrieben (139–160). Genannt werden: Haare (gelockt, Seidentücher, je eine Krone), Gesicht, Mund, Hals, Brüste, Gestalt. Ihre engelsgleichen Kleider seien von weißer Seide, hell glänzend, mit Stickmustern (Rosen, Vögel) aus reinem Gold. – Der Sprecher hört nun die Klage einer Frau, die um den Tod als Ende ihres Leides bittet: Sie wolle von einem Stein erschlagen werden. Die Klagende ist Frau Minne, die in ihrem Schmerz ihr Haar zerrauft, sich das Gebende herunterreißt und sich auf die Brust schlägt. Ihr folgen die Personifikationen Maße, Zucht, Scham und Verständigkeit (›Bescheidenheit‹) nach (190). In die Klage einstimmend, eilen sie zum Zelt, in dem das Minnegericht abgehalten wird. C Minnegericht mit dem Sprecher als Verteidiger (197–337): Nach Empfang durch Frau Staete und Frau Gerechtigkeit eröffnet Frau Minne ihre Klage (202–224): Zucht und Freude, von der sie sonst umgeben gewesen sei, seien vergangen, da ihre Treue mit Untreue erwidert werde. Nirgends finde sie Obdach, selbst dem Tod grause zu sehr vor ihr, als dass er sie aufnähme. Unbeständigkeit sei schuld daran, dass auf keinen Mann mehr Verlass sei. i Frau Gerechtigkeit erwidert diese Klage mit Vorwürfen gegen Frau Minne (225–241): Sie sei selbst schuld, weil sei langjährigen treuen Dienern Schwäche und Hochmut unterstelle und sich stattdessen jenen zuwende, die sie durch falsche Worte betrögen (Sprichwort 238: ›außen Honig, innen Galle‹). i  Frau Minne ruft den Sprecher (251: namentlich benannt als ›Suchenwirt‹) zu ihrer Verteidigung herbei. Bei dem Versuch, unbemerkt sein Versteck zu verlassen, wird er von Frau Maße entdeckt. i Zwar beteuert der Sprecher, wenig Weisheit zu besitzen (erneute Unfähigkeitsbeteuerung), dennoch stimmt er ein Lob auf die Minne an (261–288). Zu ihrer Entlastung fügt er hinzu, dass das Leid nicht durch die Minne selbst, sondern durch die Ungetreuen verschuldet sei. Diese machten nach außen hin zwar den Eindruck, gut zu sein und ›in der Minne zu brennen‹; es verhal-

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B454 Von der Minne Schlaf

te sich mit ihnen jedoch wie mit einem Apfel, der von innen durch den Wurmfraß Schaden nehme. Die Minne hingegen habe sich stets züchtig gezeigt, die Beständigen ausgewählt und die ›Schwachen‹ (278) verworfen. i Es folgen je auf Nachfrage von Frau Gerechtigkeit die Plädoyers von Frau Staete, Maße, Zucht, Scham und ›Bescheidenheit‹, in denen die Ungetreuen verurteilt werden: Sie sollten verdammt und den Frauen verhasst sein und die Fessel der Schande (297: der schanden sloz und auch ir punt) kennenlernen (Staete); i Leib, Gut und Leben sollten ihnen schwinden (Maße). i Der Segen der Frauen solle für sie zum größten Fluch werden und so teuer, als leihe man Geld zu ›Judenzinsen‹ (311: wuv cher als der iuden gesuv ch) (Zucht). i Ihr Leben solle kurz und mit viel Leid gefüllt sein, nie sollten sie Trost oder Hoffnung von einem roten Mund erfahren (Scham). i Viele wollten minnen, die keine Ahnung hätten (Redensart 326f.: ›nicht wüssten, wo die Henne und der Hahn krähe‹). – Anschließend wird kurz festgestellt, dass Frau Minne sich über dieses Urteil (das nicht explizit ausgesprochen wird) freut. Damit nimmt nicht nur das Minnegericht, sondern auch die Verzagtheit der Minne ein Ende. D Segenswunsch (338–341): Der Sprecher beschließt die Rede mit einem Segenswunsch für alle, die ›züchtig‹ und mit unwandelbarer Treue die Minne begehren. Ihnen wünscht er das Heil Gottes. Para l lelen: Eine sehr ähnliche, wenn auch kürzere Minnerede ist B452.

B454 Von der Minne Schlaf Personifikationsallegorie vom zehnjährigen Schlaf der Minne, die nach ihrem Erwachen ein Turnier ausruft und den Sprecher (Suchenwirt) zum Herold und Boten macht Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh./Anfang 15. Jh. Überlieferung: Wi22 S. 213–223; 266 V. *Neidensteiner Hs. Nr. 3c

Edition: Primisser 1827, 96–100 Nr. 30 (nach Wi22); Arentzen/Ruberg 1987, 204–206 (nach Wi22, nur V. 143–168 und 211–244) Literatur: Primisser 1827, 289f.; Kratochwil 1889, 230f., 485; Glier 1971, 208–210; Achnitz 2002b; Achnitz 2003b, 214; Janota 2004, 342

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Suchenwirt-Autorsammlung Wi22 nach einer Zeitklage (Primisser Nr. 29) und vor einer Preisrede (Primisser Nr. 17). Eine Abschrift des 18. Jh.

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auf Schmalfolioblättern, die ursprünglich lose beigelegt war, ist heute auf freie Seiten am Ende der Hs. (S. 484–488) geklebt. Nach der Überlieferungsposition in der Autorsammlung wird der Text von Kratochwil 1889, 485, auf »um 1370« datiert. In der seit dem 17. Jh. verschollenen Neidensteiner-Hs. stand der Text ebenfalls im Rahmen einer Suchenwirt-Autorsammlung, hier aber am Ende eines MinneredenBlocks (nach B449, B452 und B453). Überschrift: Von der mynn slaff (Wi22) Inha lt: A Schlaf der Frau Minne (1–55): Nach einem Hilferuf über den zehnjährigen Schlaf von Frau Minne wird berichtet, wie es zu dazu kam: Frau Minne nimmt eines Tages eine wohlriechende Wurzel in den Mund und schläft sofort ein – wie tot, aber mit rosigen Wangen. Ihre Schwester, Frau Ehre, und ihre Hofmeisterin, Frau Zucht, können sie nicht aufwecken, stellen aber mit einer vor den Mund gehaltenen Papageienfeder fest, dass sie nur schläft. Sie setzen Frau Minne auf einen Thron (54: gestue le). B Aufwachen und Gespräch (56–142): Frau Scham sammelt mit einem Seidentuch Tautropfen und schüttelt sie in den Mund der Minne aus. Dabei bemerkt sie die Wurzel und nimmt sie heraus. Die Minne erwacht und glaubt ihrem Hofstaat zunächst nicht, dass sie so lange geschlafen habe. Als sie sich nach dem Ergehen der Hofleute erkundigt, wird ihr ein Ritter vorgeführt. Frau Minne ärgert sich über seine modisch kurzgeschnittene Kleidung (98: spöttische Anrede als her Hindenploz), beklagt den Mangel an Scham und die Tatsache, dass ihre Diener zu Affen geworden seien und jagt den Ritter fort. Beim Gehen stolpert er über einen Stein und verheddert sich in Schnüren. Die Damen eilen ihm zu Hilfe und bitten bei Frau Minne um Gnade. Die Minne gewährt sie und erfährt vom dankbaren Ritter dessen Namen: her Schandengram (139). C Turnieraufruf (143–180): Nach einem Preis des Mai gibt die Minne bekannt, in der ›Freudenau‹ (173: Vrae udenaw) ein großes Turnier mit 100 Rittern, 100 Knappen und 200 Damen ausrichten zu wollen. Präsidiert von Frau Venus und Frau Cupido solle die schönste Dame den besten Ritter mit einem roten, den besten Knappen mit einem grünen Kranz auszeichnen. Nun brauche sie noch einen Herold, um mit der Ausrufung des Turniers beginnen zu können. Frau Ehre schlägt den Suechenwirt (177) vor, der in Österreich in der Nähe der Fürsten zu finden sei. D Botenauftrag (181–264): Der Genannte tritt jetzt als Ich-Sprecher auf und berichtet von seiner Integration in die Handlung: Mir ward ein brief vil snell gesant (181). Er eilt zu den Damen; dort berichtet Frau Minne, sie habe in einem Buch von vier jährlich stattfindenden Turnieren in Österreich gelesen (Wien, Wiener Neustadt, Eggenburg, Steyr). Frau Ehre beklagt, dass das Turnierwesen wegen verbreiteter Untugenden (genannt werden u.a. Eigennutz, Hass, Lüge, Auflösung familiärer Bindungen, Gewinnstreben) zugrunde gegangen sei. Darauf belehrt Frau Minne ausführlich über Ursprung und Zweck von Turnieren (212–244): Sie seien in schimpf durich notdurft (213) entstanden, um ritterliche Fertigkeiten herauszubilden und

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um die Gesellschaft im Kampf gegen moralisch fragwürdiges Verhalten (Klafferei, Lügen, Eitelkeit) zu stärken. In einem Botenauftrag – mit Namensnennung Suechenwirt (245) in der Apostrophe – bittet sie den Sprecher, mit dem ihn in einem brief (250) anvertrauten Turnieraufruf umherzureiten und diejenigen Fürsten, die nicht gerade in einem Krieg verstrickt sind, einzuladen (245–264). E Schluss (265f.): Der Sprecher berichtet, die Damen daraufhin verlassen zu haben und noch immer im Botenauftrag unterwegs zu sein. Para l lelen: Nach Glier 1971, 208f., entnimmt der Text das Motiv der schlafenden Minne dem weltlichen Leich Konrads von Würzburg. Nach Achnitz 2002b bezieht er sich ferner auf Konrads ›Klage der Kunst‹.

B455 Die Minne vor Gericht Minnegerichtsdichtung, in der die Tugenden die Minne zunächst anklagen, dann aber aufgrund der Verteidigung durch den Sprecher freisprechen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 332r–338v; 380 V. He4 72ra–74va; 348 V. Ka3 26vb–29ra; 375 V. Wi16 17r–23v; 371 V.

Edition: Lassberg 1820, 199–208 Nr. 29 (nach Ka3) Literatur: Blank 1970, 83f.; Glier 1971, 201, 382 Anm. 42; Schmidberger 1978, 152f.; Karnein 2VL 6 (1987), 553f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Gattungen in He4 und unter anderen Minnereden in den übrigen drei Hss. Nach V. 346 fehlt in Ka3 ein Vers, den die anderen Hss. alle enthalten. In He4 fehlt der Anfang (Ka3 1–35), zudem hat der Schreiber die zweite frei gelassen, die dann von einem zweiten Schreiber (von dessen Hand auch die Überschrift zum Text stammt) ausgefüllt wird. Trotz einiger Varianz, besonders in der Wortstellung, ist die nahe Verwandtschaft von He4 zu He3 deutlich. Beide Hss. enthalten nach Ka3 305 vier Zusatzverse (Inhalt: Frau Gerechtigkeit geht zu Frau Minne, fällt ihr zu Füßen und bittet sie um Vergebung) und stehen im Übrigen Ka3 bis auf wenige, inhaltlich nicht entscheidenden Varianten, relativ nahe. Dagegen unterscheidet sich Wi16 durch hohe Varianz deutlich von den anderen Überlieferungsträgern. Hier wird zum einen die Einstellung des Sprechers zur Situa-

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tion, in der sich Frau Minne befindet, mehrfach verdeutlicht: man fürt sey recht dem geleich | als sy wer ein vbeltätterin | vnd doch kain vbels het in irnn sin (Wi16 98–100); dy arm myn (Wi16 178); zu meiner lieben frawen die myn (Wi16 332) etc. Zudem wird dem Sprecher als vorbildlichem Liebenden eine Anerkennung durch die Personifikationen zuteil, die deutlich hervorgehoben erscheint: Dy richterin sprach zu mir an der stund | Das sy sein nyemant pas gund (Wi16 40f.); in Wi16 224 spricht ihn die Minne als ›lieben Freund‹ an. Daneben wird der Sprecher nach der Freisprechung der Minne nicht von der Türsteherin, sondern von der Minne selbst zurück zu seinem Pferd begleitet. Außerdem wird der abschließende Wunsch des Sprechers, dass die Damen sich der gerechten, tugendhaften Minne widmen und die Unminne fahren lassen sollten, auch auf die Männer übertragen: Dan das heldt und frawen guett (Wi16 368). Vereinzelt gibt es gegenüber Ka3 Zusatz- oder fehlende Verse. An einigen Stellen enthält der Text Wiederholungen, die sich wohl durch Abschreibefehler erklären lassen. Überschrift: hie folgt nav ch der ern gericht |zwischen der gerechtikeyt vnd der | minn vnd gewint die minn daz recht (He4) Inha lt: (Nach Ka3) . A Spaziergangseinleitung (1–37): Der leidende Sprecher reitet durch einen ihm unbekannten Wald und verirrt sich (5: Den rechten weg ich verlosz). Ein Pfad führt ihn durch Feld und durch Dorngesträuch, dann aber auf eine schöne Heide (Vogelgesang, Blumen, Maienwonne). Als er zu einer dichten Hecke kommt, möchte er erfahren, was für eine aventure (25) sie verbirgt und sucht nach einem Eingang. Nach langer vergeblicher Suche (30f.: Es waer wol tusent klafter wit | Daz do den hag hett vmbfangen) entdeckt er eine enge, leicht zu übersehende Tür. B Begegnung und Gespräch mit der Türsteherin (38–80): Als er vom Pferd steigt und anklopft erscheint eine Dame, welcher der Sprecher erklären muss, wer er sei, woher er komme und was er hier suche.iNachdem er alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hat, fragt der Sprecher, was die Dornhecke umzäune. i Die Dame erwidert, sie selbst wisse nichts Genaues, außer dass es sich um eine Gerichtsstätte handle, an der ein Prozess der Gerechtigkeit gegen Frau Minne stattfinden solle. Dabei werde die Minne der Unbeständigkeit bezichtigt. Als Richterin fungiere Frau Ehre, die Schöffen seien würdevolle Königinnen wie Frau Zucht, Frau Tugend, Frau Bescheidenheit, Frau Maße und Frau Scham, die den Prozess gerne schon früher in Gang gesetzt hätten.iDie Dame, die sich als Türsteherin erweist, kommt der Bitte des Sprechers, dem Gerichtsverfahren beiwohnen zu dürfen, um zu erfahren, was sich am Ende entscheide, nach, nimmt ihn bei der Hand und führt ihn zur Gerichtsstätte. C Eröffnung des Prozesses und Anklage (81–173): Als der Sprecher zu den Damen kommt, sind diese mit den Vorbereitungen des Prozesses so beschäftigt, dass sie seine Anwesenheit nicht bemerken. Der Sprecher sucht sich einen versteckten Sitzplatz und belauscht die Unterhaltungen der Anwesenden. Bald fällt ihm auf, dass keine von ihnen auf der Seite der angeklagten Frau Minne steht. Als diese auf den Befehl

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der Frau Ehre in Fesseln vorgeführt wird, empfindet der Sprecher Mitleid mit der Angeklagten. i Die Richterin fragt Frau Gerechtigkeit nach dem Inhalt der Anklage. i Die Gerechtigkeit bittet um das Recht, sich einen Vertreter vor Gericht auszuwählen, was ihr sofort gewährt wird.iDiese Aufgabe übernimmt das Glück, das die Anklage gegen die Minne vorträgt: Vorgeworfen wird ihr, dass unwürdige, böse, zaghafte und wankelmütige Männer, die die Damen anlügen und sie verleumden Erfolg bei edlen Frauen haben, während beständige, tugendhafte Männer und gute Ritter nicht erhört werden. Vorbildliche junge Männer müssten angesichts dieses Unrechts der Minne verzagt sein. Die Damen hingegen treffe keine Schuld, da ihr Unterscheidungsvermögen zwischen guten und schlechten nur schwach sei.iDie Richterin fordert daraufhin die Anwesenden auf, sich zu diesen Anklagepunkten zu äußern. Die Anklage des Glücks findet allgemeine Zustimmung. D Verteidigung der Minne durch den Sprecher (174–292): Als die Minne auf die Anklage antworten soll, kann sie keinen Fürsprecher finden. Der Sprecher hält die Anklage zwar mit Blick auf seine eigenen Erfahrungen – sein Dienst wurde von seiner Herrin nie erhört, ebenso sei es vielen anderen tugendhaften Männern gegangen – für berechtigt. Er kann sich aber vorstellen, die Verteidigung zu übernehmen, wenn die Minne ihm im Gegenzug bei seiner Dame hilft. Als er sich mit diesem Angebot an Frau Minne wendet, erkennt sie ihn sofort. i Der Sprecher fragt die Gerichtsversammlung, ob er diese Funktion übernehmen dürfe.iEr erhält er die Genehmigung von Frau Ehre. i Dann fordert er die Anklagepartei auf, ihm den Fall zu präsentieren, was die Gerechtigkeit diesmal selbst übernimmt. Anschließend zieht sich der Sprecher mit Frau Minne zur Beratung zurück.iEr macht die Minne auf die heikle Situation aufmerksam, in der sie sich befinde.iDie Minne schlägt eine Verteidigungsstrategie vor: Danach sei nicht sie selbst, sondern die Unminne zusammen mit dem Wandel mut (231) am falschen Minneverhalten mancher Menschen schuld. Nachdem die Verteidigungsrede ausgearbeitet ist, verspricht die Minne dem Sprecher eine reiche Belohnung (Gold).iDer Sprecher tritt vor Frau Ehre und weist darauf hin, dass nicht Frau Minne, sondern das Glück und die Unminne an der Belohnung der treulosen Männer Schuld hätten. Die Minne solle man nur für die positiven Fälle verantwortlich machen, in denen gute Frauen sich beständigen Männern zuwenden. Die rechte Minne sei gottgeschaffen (hier bezieht sich der Sprecher auf die Autorität aller Prediger bezieht, vgl. 272–274: Woe lt ir daz geloben mir | So fragt sin alli prediger | Mit den ich das wol bewaer). Alles, was rein sei und nichts Böses begehre, werde von Gott geehrt. Lediglich wegen gegenseitiger Beständigkeit unter Liebenden und für die Vereinigung ihrer Herzen dürfe man die Minne anklagen, niemals aber habe sie böse Taten begangen. Der Sprecher erbittet daher ihre Freilassung auf ihren Eid hin.iDarauf erfordert Frau Ehre das Urteil der Schöffen. E Freisprechung der Minne (293–325): Die Damen beraten sich verwerfen die Anklage der Gerechtigkeit. Frau Zucht urteilt, dass die Minne unschuldig sei und der Schwur sich erübrige. Schließlich wird die Minne von allen am Prozess teilnehmenden Damen freigesprochen.iDie Gerechtigkeit klagt sich lautstark selbst für ihr Verhalten der Minne gegenüber an: Sie gibt öffentlich zu, sich geirrt zu haben, falschen Vorwürfen gefolgt zu sein. Sie habe Spott verdient. Zuletzt bittet sie die Minne

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um Verzeihung.iAls Nächste bekennt Frau Ehre ihre Schuld, worauf die Minne ihr die Hand reicht und einen Treuebund mit ihr schließt, damit sie beide für ihr weiteres Leben wie Schwestern leben. Der Prozess wird auf diese Weise beendet. F Abschied (326–369): Der Sprecher bemerkt, dass es spät geworden ist, und will sofort aufbrechen, um rechtzeitig seinen Weg aus dem Wald finden zu können. Als er sich von Frau Minne verabschiedet, bietet ihm diese Silber und Gold als Lohn an, was er ablehnt: Ihr Besitz interessiere ihn nicht, denn das Einzige, was er von ihr erwarte, sei die Erhörung seiner von Frau Minne als beständig erkannten Liebe.iDie Minne antwortet ihm, dass seine Dame wohl die Minne nicht beachte (355–357: So bin ich er ir nit in dem sin | Vnd phligt ouch zwar der vnminn | Vnd dar zu der wandel mut).iDer Sprecher nimmt Abschied und wird von allen Damen höfisch begrüßt. Die Türsteherin begleitet ihn zurück zu dem Ort, wo sein Pferd steht, und weist ihm den Weg. Der Sprecher bedankt sich und zieht fort. G Schluss (370–376): Der Sprecher bekräftigt seinen einzigen Wunsch, dass edle Damen die rechte Minne beständig betreiben und dabei Unminne und Wankelmut fahren lassen sollten. Nur auf diese Weise könnten sie rein bleiben. Para l lelen: Zur Abhängigkeit des Textes von B453 siehe Glier 1971, 201. Im Hinblick auf die Anklagepunkte vergleichbar sind besonders B424 und B456.

B456 Die Minne und die Ehre Belauschtes Streitgespräch zwischen Frau Minne und Frau Ehre, die in einem goldenen Wagen zum Gericht kommt; mit äquivoken Reimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 318v–322v; 229 V. Ka3 208vb–210rb; 234 V.

Edition: Lassberg 1825, 241–247 Nr. 205 (nach Ka3) Literatur: Matthaei 1907, 41; Karnein 2VL 6 (1987), 549; Lichtblau 2007, 129–132

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in He3 im Kontext anderer Minnereden sowie in Ka3 im Kontext anderer Gattungen. In He3 fehlen die Verse Ka3 94, 114, 144–146. Einige wenige Verse sind in He3 signifikant verändert, z.B. 17: Als wer ich dar gesendt; 32: Vom erdrich das allen ich allen blue t (?). Überschrift: –

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Inha lt: (Nach Ka3) . A Exposition (1–7): Der Sprecher klagt, dass ihn sein Minnebegehren zum Narren mache. Wegen seiner Geliebten habe er schon viele Torheiten begangen. Was er ihretwegen erlebt habe, wolle er nun erzählen (Audite-Formel). B Spaziergang (8–53): An einem frühen Morgen im Mai treibt es den sehnenden Sprecher hinaus in die schöne Natur (Blumen röter als Drachenblut, gelb, blau, grün und weiß; Vogelgesang; Bäume in der ›Kleidung des Mais‹; kühler Morgenwind). C Der goldene Wagen (54–99): Der Sprecher hört nun eine Kutsche vorbeirauschen (54: snurren ainen wagen), läuft ihr hinterher und bittet den Fuhrmann um Auskunft, die ihm dieser aber verweigert. Der Sprecher entschließt sich, neben dem Wagen herzulaufen, von dessen Kostbarkeit er schwärmt (viele Zentner Gold sind in ihm verarbeitet). In der Kutsche sitzen Frauen, die wie weiße Rosen blühen. Da der Sprecher sie anstarrt, stolpert er und fällt immer wieder hin. Die Reise endet beim Minnegericht. D Belauschtes Streitgespräch (100–208): In einem Zelt sitzt Frau Venus – umgeben von ihren Gespielinnen – zu Gericht. Aus dem goldenen Wagen steigt Frau Ehre mit zwei anderen Damen, tritt zornig vor Frau Minne und klagt diese an: Ihretwegen verliere sie die Gewalt über die Menschen, die sie von Kindheit an erzogen habe. In ihrem Hochmut erhebe Frau Minne sich auch über die eigentlich gleichwertige Ehre und über Scham und Beständigkeit. Sie gehe unrechte Wege, sei gewalttätig; bringe mit ihrem Bogen, Pfeil und Feuer der Ehre viel Kummer. Frau Ehre möchte allen Menschen verkünden, was ihr von der Minne angetan werde. i Die Minne reagiert auf die Anschuldigungen der Frau Ehre beschwichtigend und verteidigt sich. Sie bedaure, wenn durch die wunderbaren Taten, die sie vollbringe, der Ehre Leid angetan werde. Stets habe sie mit ihrem Feuer Männer und Frauen sowie böse und gute Menschen entzündet. Sie sei aber nicht verantwortlich, wenn durch bösen Willen Unrechtes geschehe. Die Minne erwähnt nun eine Frau, die wie keine andere ihre Keuschheit bewahrt habe und auch beständig sei. Wer sich ihr zuwende, müsse aus Liebe entflammen, sodass kein Brunnen die Glut zu löschen vermöge. Die Minne offenbart schließlich den Namen der Frau (201: Jr nam suz wart ze liechte bracht; der Name wird im Text jedoch nicht genannt).iFrau Ehre stimmt ihr zu. – Der Sprecher freut sich darüber, dass es sich um den Namen seiner Geliebten handelt. E Schlussszene (209–234): Als der Tag endgültig anbricht, wird die Unterredung beendet und das Gericht aufgelöst. Die Damen gehen (215: varn) davon, wobei viel Farn (216: varn) zertreten wird, und lassen den Sprecher allein und voller Kummer zurück. Nichts vermag ihn zu erfreuen. Bis heute ist er in Gedanken vertieft, will aber niemals von seinem Minnedienst lassen und beschließt, ihr seinen Dienst und seine Treue mitzuteilen. Der Sprecher endet mit einer an seine Dame gerichteten Segensformel. Sonstiges: Die hier durchgängig verwendete Reimform der Äquivokation zeugt von einem besonderen formalen Gestaltungswillen des Verfassers: Oft unter Ausnützung von Homonymien haben je zwei Verse am Ende jeweils ein auch graphisch identisches

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Reimwort, z.B. 27f.: Alsuz min kumber von mir sanck | Disz fuegt der clainen vogel sanck. In manchen Fällen erschwert dieser Reimzwang das Verständnis des Textes erheblich.

B457 Des Minners Anklagen Erfolgreiche Werbung um die anfangs abweisende Minnedame, eingeleitet von einem Streitgespräch zwischen der Liebe und der Schönheit, das der Sprecher schlichtet, und abgeschlossen von einer Mahnung der Frau Beständigkeit Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Seelmann 1883b, 43–63

Datierung: Überlieferung 1431

Literatur: Jantzen 1896, 49f.; Karnein 2VL 6 (1987), 583f.; Westphal 1993, 124; Rasmussen 2006, 129f.

Überlieferung: Be21 43r–66v; 831 V.

Beschreibung der Überlieferung: Die unikale Überlieferung in der ›Livländischen Sammlung‹ ist fragmentarisch. Sowohl am Anfang als auch am Ende fehlt mindestens ein Blatt. Nach V.  548 ist ebenfalls mit Textverlust zu rechnen. Der Text ist durch zahlreiche Überschriften (ggf. ursprünglich als Bildbeischriften angelegt?) in überschaubare Abschnitte gegliedert. Am Ende ist unter dem Text eine kolorierte Federzeichnung zu sehen, die einen Mann und eine Frau darstellt. Der Überlieferungskontext ist gemischt (Mären, Minnereden und anderes). – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: A Streitgespräch (1–328): Der Sprecher klagt über sein Liebesleid, dem er sich nicht entziehen könne (1f.: Yo vaster yk se ys scheve | Van my, yo vaster se an my klevet). Die Schuld an diesem Zustand treffe nicht nur die Minne selbst, die ihm Schmerz zugefügt habe, sondern auch die Schönheit der Geliebten, ohne die er sich nicht in sie verliebt hätte. i Darauf ergreift Frau Schönheit das Wort: Sie versichert den als Geselle gud (8) angeredeten Sprecher ihrer Gunst und weist dessen Vorwurf von sich. Nicht sie, sondern die Minne allein verfüge über die Gewalt, Menschen zu bezwingen, wie die Geschichte des edlen Gahmuret zeige, der viel Mühe aus Liebe zu einer hässlichen Frau, einer morinne (16), auf sich genommen habe (das Exempel Gahmurets und Belakanes aus dem ›Parzival‹ führt auch Frau Liebe in 326–328 an). Dies habe der Sprecher wohl lesen können. Zwar habe sie die Geliebte des Sprechers geschmückt, dies jedoch in guter Absicht getan, damit der Sprecher

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ihre Treue erkennen solle.iDer Sprecher widerspricht Frau Schönheit mit dem Argument, dass die Liebe wie ein Dieb kommen und den Unerfahrenen ergreifen könne. In einem Überbietungstopos beschreibt er die Entstehung der liebe durch die Schönheit der Geliebten: Do ik sach dat tzartze liff | Yk meyne dat alder schonste wiff, | Des eyn muter ju gebar (50–52).iFrau Schönheit erwidert, dass die Not des von der Liebe Gefangenen eine süße Qual sei, die das Herz um der tausendfach größeren Liebesfreude willen gerne ertragen sollte. Sie preist die Vortrefflichkeit der Dame des Sprechers (72f.: Überbietungstopos).iDer Sprecher setzt seine Klage fort (Sprichwort 78–80: ›Die Stunde ist dem Kranken zu lang und dem Gesunden zu kurz‹). Frau Liebe quäle ihn mit der Unterstützung der Schönheit. Wenn ihm Trost gewährt würde, müsste er nicht klagen.iDie Liebe antwortet nun ihrerseits auf die Anklage des Sprechers und erinnert ihn an die Freude, die sie ihm durch die Dame geschenkt habe. Schließlich lobt auch sie die Tugendhaftigkeit und die Schönheit seiner Geliebten.iDer Sprecher glaubt nicht an die Aufrichtigkeit der Liebe und wirft ihr vor, ihn listig wie ein Vogelsteller seiner Freiheit zu berauben. iFrau Liebe wehrt sich und tadelt den Sprecher: Er habe sie grundlos verbannt, obwohl sie ihm doch Freude bereitet habe (Lächeln der Geliebten, strahlende Augen).iDer Sprecher beharrt darauf, dass sein ganzes Leid von der Liebe stamme. Sie allein sei diejenige, die ihm das Herz breche und mit ihrem Pfeil zerschneide. Zornig wirft er der Liebe Unbeständigkeit vor und will sich von ihr lossagen, wenn er könnte (195–199: Yk entrunne dy gerne, wiste yk war. | De warheyt yk wal spreken dar. | Yk bin dy gram, yk was dy holt, | To coppere wart my ju din golt | Unde din sulver in tyn swinde). Wer frei von der Liebe sei, könne sich glücklich schätzen. iErneut weist Frau Liebe die Vorwürfe zurück: Der Sprecher wolle ihr trotz ihrer Unschuld ›einen Dorn in den Fuß stecken‹. Sie habe ihm geduldig zugehört, doch die Wahrheit sei, dass ihn die Schönheit in diese Not gebracht habe. Dadurch, dass der Mund der Dame so rot sei, ihre Wangen so hell, ihr Haar golden, ihr Hals weiß und ihre Augen strahlend – sie also Venus und anderen Göttinnen an Glanz übertreffe – müsse er nun leiden. i Der Sprecher erwidert, dass die Minne auf dem Thron seines Herzens immer Zepter und Krone tragen sollte, wenn sie nicht mit Leid gemischt wäre. Er schildert dann die Entstehung seiner Liebe durch den funkelnden Blick der Dame, der sein Herz durchdrungen habe. Schließlich fordert er die Liebe auf, ihm ihr Wesen zu offenbaren (251–254: Bistu tam ydder wilde? | Wo ys diner fformen bilde? | Bistu dir ydder vogel, sage my dat, | Mynsche, engel, duvel ydder wat).iDie Minne definiert sich daraufhin selbst als edles Geschöpf Gottes und nennt ihre Eigenschaften (Ruhm; Allmacht, Ursprung alles Angenehmen und des Begehrens, des Schönen, Herrin über viele Diener)iDie Schönheit verspottet die Liebe, weil diese sich selbst rühmt: We bose nabur hat, | De love syk sulven, dat ys my[n] rat (281f.). Sie dagegen werde von anderen gepriesen, weil sie, im Gegensatz zur heimlich agierenden Minne sichtbar sei.iFrau Liebe entkräftet die Argumentation der Schönheit, indem sie die nächtlichen Liebesbegegnungen schildert, bei denen die Liebenden den Glanz der Schönheit nicht sehen könnten, während sie, von der Gewalt der Liebe überwältigt, das größte Liebsglück (Beieinanderliegen, Küssen) erleben würden. Die Liebe greift auf das bereits von der Schönheit aufge-

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brachte Exempel der Liebe Gahmurets zu einer schwarzen Frau zurück, um ihre Überlegenheit zu illustrieren. B Schlichtung des Streites und Hilfeangebote (329–424): Der Sprecher greift in den Streit der beiden Personifikationen ein und versucht, diese miteinander zu versöhnen. Er bittet sie um Beistand gegenüber der Minnedame: Sollten die beiden ihm nicht helfen, so müsse er sterben. i Als erste verspricht ihm Frau Schönheit ihre Unterstützung: Sie wolle ihre gesamte Kunstfertigkeit einsetzen, um die Dame noch mehr zu schmücken (›wie eine Puppe‹).iDer Sprecher dankt ihr für die gute Absicht, erklärt ihr aber zugleich, dass ihm größere Schönheit der Dame nur größeren Schaden brächte. Sein Leid schneide ihm das Herz entzwei und werde immer größer, je mehr er die unvergleichliche Schönheit der Geliebten preisen müsse.iNun bietet ihm die Liebe ihre Unterstützung an, indem sie sich bereit erklärt, der Geliebten Liebesschmerz zu bereiten, damit sie ihn erhören müsse.iDer Sprecher lehnt eine derartige Hilfe sofort ab: Er wolle lieber sterben, bevor die Geliebte Schmerzen erleiden müsse. Wie das Kind in der Taufe würde seine Seele durch den Liebestod vor Gott gereinigt werden. C Werbungsgespräch (425–663): Die abweisende Geliebte des Sprechers, die seine Rede gehört hat, erscheint. Sie bezeichnet seine Worte als leer, unehrlich und prahlerisch: Wenn seine Rede eine Brücke wäre, bräuchte derjenige viel Glück, der sie überqueren wolle. Sie selbst wolle es lieber nicht versuchen. Es sein höfisch und tugendhaft, dass ein Mann nicht nur reden, sondern auch schweigen könne. i Der Sprecher versucht, die Dame von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, entschuldigt sich für seine Worte (Schönheit und Minne hätten ihm den Verstand geraubt) und bekräftigt, für sie sterben zu wollen, wenn notwendig.iDie Dame bewegen seine Erhörungsbitten nicht: Er solle niemanden auf der Erde lieber als das eigene Leben haben. Sarkastisch schildert sie dann ihre Reue über seinen hypothetischen Tod: Sie wäre großzügiger als manche andere Damen und gäbe dem Pfaffen drei Pfennig für sein Seelenheil und dazu würde sie noch Dat pater noster lang, | De wile men sunge den offersang (515f.) beten und um ihn klagen. i Der Sprecher fleht sie um Gnade, Güte und Barmherzigkeit an, was auch ihrem engelhaften Aussehen besser entspräche. Er verharrt in der Hoffnung, dass sie seine Liebe zukünftig erwidern wird. i Die Dame weist ihn zornig zurück und fordert ihn auf, die Werbung zu unterlassen.iDer Sprecher gibt seinen Werbungsversuch nicht auf: Selbst der Spott durch ihren roten Mund sei ihm angenehm (553: suter den yenich rotten). Er bittet sie, ihn in ihren Dienst aufzunehmen, für den er nur einen kleinen Lohn erwarte. iNun lässt sich die Dame auf ihn ein und stellt Erhörung in Aussicht. Sie verflucht Männer, die sich ihrer Liebschaften rühmen, und Treulose, die Unglück über gute Frauen bringen (580f.: Dat ene maket uns schandenrot, | Dat ander maniger bringet den dot). Diesen Männern wünsche sie, dass sie wie Diebe zugrunde gehen.iDer Sprecher klagt seinerseits über das schlechte Liebesverhalten mancher Männer und erneuert seine Bitte um Gnade.iDarauf gibt die Dame zu, dass seine Worte sie in Verlegenheit und Zwiespalt gebracht hätten: Ihr Wille wolle ihn erhören, aber das Herz zweifle immer noch. Da der Zweifel zur Unbeständigkeit führe, wolle sie dem Willen den Sieg überlassen und auf die Werbung eingehen.iHymnischer Freuden-

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preis des Liebenden: In litaneiartigen Formeln (anaphorische Reihungen in 640–651 und 652–658) schildert der Sprecher das ihn überwältigende Glück, preist die Dame und ihren freudenreichen Augenblick und erhofft sich die Belohnung seines Minnedienstes. D Gespräch der Geliebten mit der Beständigkeit (664–831): Die Beständigkeit tadelt die ironisch als Tochter apostrophierte Dame, weil diese zu schnell nachgegeben habe. Dies habe ihre Unerfahrenheit bewirkt (Sprichwort 679f.: ›Frauen haben lange Haare und kurzen Verstand‹).iDer Sprecher verteidigt seine Geliebte vor der Beständigkeit: Sie habe ihm ihre Gnade aus weiblicher Güte und Tugendhaftigkeit geschenkt. i Die Beständigkeit bekräftigt, dass Frauen erziehungsbedürftig sind (Bild des des krummen Holzes, das sich durch lange Bearbeitung verfeinern lässt). Frauen sollten treu und beständig bleiben und auf die Ausschließlichkeit ihrer Liebe achten.iDer Sprecher freut sich über die gute Lehre der Beständigkeit. Er preist die weibliche Tugendhaftigkeit und die Vollkommenheit seiner Herrin. i Die Dame entschuldigt sich bei der Beständigkeit und erklärt, dass sie den Eid, den sie ihr geschworen habe, auch gehalten habe. Nun habe die Liebe sie besiegt und gefangen genommen, ohne dass sie sich hätte wehren können.iDie Beständigkeit erkennt, zu streng gewesen zu sein und die Dame ohne Grund getadelt zu haben. Niemals habe sie das Tor irgendeines Herzens so fest abschließen können, als dass man die heimlich anklopfende Liebe nicht endlich hineingelassen hätte. Sie rät der Dame, die eigene Ehre in der Liebe immer zu bewahren.iDer Sprecher preist die Beständigkeit als ›Kleid edler Damen‹ (819: Vergleich mit ›arabischem‹ Gold), und bittet um ihre Unterstützung seiner Liebe. Er brauche kein anderes Paradies mehr, wenn ihm die Berührung des roten Mundes der Geliebten gewährt werde, denn dessen Süße spende ewiges Leben. Sonstiges: Die Personifikation der Liebe wird im Text uneinheitlich einmal leve, dann aber auch mynne genannt.

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B458 Frau Venus und die Minnenden Große Versammlung am Zelt der Venus mit Minneklagen in vielen Sprachen; Minneklage einer Dame und des Sprechers, den Frau Venus aufgeklärt, dass das Minneleid eines Mannes niemals so groß ist wie das einer Frau Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1820, 235–244 Nr. 32

Datierung: Überlieferung 1433

Literatur: Schmidberger 1978, 144; Brandis 2VL 2 (1980), 857

Überlieferung: Ka3 42rb–44rb; 334 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ka3 zwischen zwei Mären. Überschrift: – Inha lt: A Exposition (1–15): Der Sprecher beginnt mit einer Apostrophe der Venus und Minne (1: Ach Venus; 2: Ey sue ssi min) und einer Sentenz: Wer besitze, was er begehre, könne sich von Herzen freuen. Er bekennt, selbst nicht glücklich zu sein. Im Folgenden will er von einer sonderbaren Begebenheit berichten. B Spaziergangseinleitung (16–102): Der Sprecher verläuft sich – in Liebesnot um den Verstand gebracht (22: an sinne) – in einem wilden Wald. Plötzlich vernimmt er schöne Musik (Zimbeln, Harfen, Saiteninstrumente und Flöten). Er folgt den Klängen und erreicht ein freies Feld, auf dem ein mächtiges Heer um ein Zelt lagert. Als der Sprecher durch die Menge läuft, bemerkt er, dass sich die Menschen nicht kennen (52: Der ain der kant den andren nit) und dass sie unterschiedlicher Abstammung sind: Heiden, Christen, Juden; Walwen tatteln (57; gemeint sind wohl ›Wälsche‹ [d.h. Fremde, Romanen] und Tataren), Griechen; Liebeskranke aus Preußen, Aleppo und Reußen (59f.: von brue ssen | Von halaba vnd von rue ssen). Der Sprecher drängt sich ins Zelt hinein und sieht dort Venus sitzen. Männer und Frauen klagen ihr in verschiedenen Sprachen (genannt werden 83–86: meusch [?], Ungarisch, Wendisch, Böhmisch, Deutsch, Welsch) ihr Liebesleid, was der Sprecher nicht an ihrer Rede – er versteht keine der Sprachen –, sondern an ihren Gebärden erkennt. Er selbst traut sich nicht zu sprechen, weil er meint, Frau Minne verstehe kein Deutsch. C Klage der Dame (103–181): Eine schöne Dame tritt mit zerrauftem Haar vor Venus, um auf Deutsch eine Liebesklage vorzutragen. Die Dame windet ihre weißen Hände und klagt (teils redundant) das Unglück, dass sie Untreue und Unbeständigkeit erleben musste. Sie müsse den Verlust ihrer Schönheit beklagen (verblichener Mund etc.), der untreue genieße dagegen großes Ansehen. Der Anfang der Liebe sei gut gewesen, das Ende aber bitter (Bild: Unwetter und Hagel nach Morgensonnen-

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schein). Nach dieser Enttäuschung sinne sie nun auf Rache. Frau Venus solle die Unbeständigkeit an allen unbeständigen Männern vergelten. Sie endet mit dem Ausruf owe mort (181). D Klage des Sprechers (182–235): Als der Sprecher die Rede der Dame vernommen hat, sieht er sich zu einer eigenen Klage ermutigt (183: Do schrai ich waffenlichen zu): Venus solle rächen, dass auch er wie die vorangegangene Sprecherin in der Liebe getäuscht worden sei. Eine Dame habe seinen Minnedienst angenommen. Er sei treu gewesen, aber sie sei widerspenstig geworden und überlasse ihn seiner Not. Alle Damen schämten sich für diese Sünde, und er schäme sich für die Frau und ihren Namen (mehrfache Apostrophe der Geliebten: 202, 205, 212f.). Sie habe dem Sprecher eine (Salben)Büchse gegen die Stirn geschlagen (216f.: Und mir do an den truewen min | Die bue chse an die stirnen slug), verhalte sich betrügerisch wie ein Vogelfänger, wandle ihre Gesinnung wie das Märzwetter. Der Sprecher will sich rächen, besinnt sich aber darauf, dass dies ein anderer Mann tun sollte (Sprichwort 234f.: Wen der wolff richet | Der ist och errochen). E Rede der Venus (236–313): Venus unterbricht ihn und stellt die Vergleichbarkeit der vorgebrachten Minnekasus fest. i Der Sprecher ergänzt: Die Dame und er müssten den gleichen Schmerz der Minne im Herzen ertragen.iDas sieht Venus anders: Männer und Frauen würden das Leid auf unterschiedliche Weise ertragen. Ein Mann könne Leid und Sorgen verdrängen (254: Sin manlich mut verdringet). Zudem könne er ohne Scham und Schmach um eine andere Dame werben. Die Frauen seien dazu nicht in der Lage und müssten allein mit ihrem verheimlichten Schmerz zurechtkommen (Sprichwort 269f.: ›Die im trockenen Stroh verborgene Glut verursacht großen Schaden‹). Alle Klugheit könne einer liebeskranken Frau keinen Nutzen bringen. Von ihrem Leiden bekomme der schuldige Mann nichts mit, da sie wegen ihrer angeborenen Scham nicht in der Lage sei, ihren weiblichen Anstand zu brechen und sich durch eine neue Liebschaft zu ›rächen‹. Sie schließt mit einer allgemeinen Mahnung: Wer in der Minne untreu und wankelmütig sei, verhalte sich unanständig. F Schluss (314–334): Der Sprecher möchte der Venus danken, doch das Geschrei aller anderen wird zu groß und er wird weggedrängt. Von allen Seiten hört er unverständliche Sprachen und vergleicht dies mit dem Rauschen einer Mühle (315–318: Doch hort ich wol jr aller wort | Der aine hie der ander dort | Gab sam in ainer mue li an | Jch kont sin nie ain wort verstan). Er könne daher nicht berichten, was Frau Venus den ganzen Tag über vorgetragen worden sei. Als der Abend anbricht, macht sich die gesamte Gesellschaft auf den Heimweg. Statt seines Hinwegs über Stauden und Steine findet der Sprecher nun eine gut ausgebaute Straße (329: ain getribne ban), auf der er erneut dorthin finden könne. Der Sprecher spricht das Publikum an und fragt, welche gute Gesellen dorthin mitkommen wollten. Resignativ konstatiert er, dass sie wohl alle an sant zilorpen tag (334; also an einem Datum, das es nicht gibt) dorthin zögen.

B458b Der Schiedsspruch der Venus

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B458a Der von Brandis unter dieser Nummer verzeichnete Text (›Die thronende Minne‹) entfällt, da aus den Teppichinschriften kein eigenständiger und konsistenter Text gebildet werden kann.

B458b Der Schiedsspruch der Venus Aus der Zusammensetzung von Sprüchen auf einem Minnekästchen entstandener Werbedialog mit Minnegerichtsszene Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh. Überlieferung: Berliner Minnekästchen; 35 V.

Edition: von der Hagen 1856, 86–88; Kohlhaussen 1928, 77 Literatur: von der Hagen 1856, 81–83; Kohlhaussen 1928, 76–78; Diemer/ Diemer 1992; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert auf den Seitenwänden und auf dem Deckel eines achteckigen, flach gedeckten Minnekästchens aus Holz (Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv.  K 3065). Jede Seitenwand enthält die Darstellung einer männlichen oder einer weiblichen Gestalt (Sprüche 1–8). Auf dem Deckel befindet sich die Gerichtsszene: Rechts steht das Bild des klagenden Mannes (9), in der Mitte die Darstellung der Frau Venus (10) und links die der Frau (11). Die Texte selbst enthalten Spruchbänder, welche die jeweiligen Darstellungen begleiten. Überschrift: – Inha lt: (Nach von der Hagen 1856) 1. Ein Ich-Sprecher bittet seine Dame um Aufnahme in ihren Dienst. 2. Die Dame reagiert zornig auf die Werbung des Mannes und rät von weiteren Versuchen ab. 3. Liebesbekenntnis des Mannes und erneuter Werbungsversuch. 4. Die Dame verspottet den Mann: Sein Leid sei eine ›Affenheit‹. 5. Bitte um Erhörung und Minneklage des Mannes. 6. Ablehnung der Werbung durch die Dame. Erhören wolle sie ihn nur wenne die sunne gat hinder sich (rückwärts geht; Adynaton). 7. Der Mann beteuert seine Ergebenheit und droht an, seine Dame vor Frau Venus zu verklagen. 8. Die Dame erwidert, eine Anklage vor Frau Venus sei ihr gleichgültig.

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9. Der Mann klagt der Frau Venus, seine Herrin hasse ihn ohne Grund. 10. Urteil der Venus: Eine edle Dame solle ihren treuen Diener von Leid befreien. Sie fordert die Dame auf, sich dem Mann zuzuwenden und sein Leid zu vertreiben. 11. Die Dame entscheidet sich dafür, das Gebot der Venus treu zu befolgen. Para l lelen: Eine ähnliche Konstellation begegnet in der Kaiserszene aus B229E, in der die zunächst abweisende Dame durch kaiserliches Urteil zur Liebe gezwungen wird. Sonstiges: Matter 2013 schlägt 1, 2, 7, 8, 5, 6, 3, 4, 9, 10, 11 als weitere mögliche Reihenfolge der Spruchbandtexte vor. Zweifel an der mittelalterlichen Provenienz von Minnekästchen äußern Diemer/Diemer 1992.

B459 Der Minne Gericht Großform der Minnegerichtsdichtung, in der die Personifikationen den Sprecher zum Verkünder der 13 Gebote und 33 Regeln der Minne machen; Andreas Capellanus-Tradition Ve r f a s s e r : Der Elende Knabe Datierung: früheste Überlieferung 1459 (He7) Überlieferung: Be3 290r–313r; 1191 V., d.i. V. 609–1840; He3 409r–439v; 1827 V. He7 1r–33v; 1840 V. str2 3r–34r; 10 + 1940 V. str3 3v–34r; 10 + 1940 V. *fra4 *mag

Edition: Matthaei 1913, 1–34 Nr. 1 (nach He7 mit Laa. von He3); Schmidberger 1978, 283–363 (nach He7 mit Laa. von Be3, He3 und str2/str3) Literatur: Blank 1970, 79–81; Glier 1971, 298– 304; Schmidberger 1978; Kasten 2VL 2 (1979), 469; Karnein 1985, 247f., 251f.; Schnell 1985, 307; Wallmann 1985, 325f.; Lieb/Strohschneider 2005, bes. 116–118; Egidi 2006, 229–240; Klingner/Lieb 2006, 156; Lichtblau 2007, 124; Brügel 2008a; Lieb 2008, 200f.; Klingner 2010, 184, 294f.; Uhl 2010, 12, 43f., 50f., 235, 286; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Der älteste Textzeuge ist He7, das Autorcorpus des Elenden Knaben, in dem B459 als erste der vier Minnereden des Elenden Knaben erscheint (B459, B450, B402

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und B251). Diese Hs. ist mit zahlreichen kolorierten Federzeichnungen illustriert, von denen 21 zu B459 gehören (die Zuordnung der einzelnen Bilder zu den jeweiligen Textstellen leistet bereits die Edition Matthaei 1913 als Zusatz zum Textapparat). Durch die von einer späteren Hand nachgetragene Überschrift erfolgt die Zuschreibung des Textes an den Verfasser. In den mit Holzschnitten illustrierten Druckausgaben von 1499 und 1510/11 eröffnet B459 ebenfalls ein Autorcorpus des Elenden Knaben, genannt ›Amor die Liebe‹ (bestehend aus B459, B450 und B402). Die Überschriften in den Drucken sowie die darauf folgenden Inhaltsangaben beziehen sich offenbar nicht auf B459, sondern auf die gesamte Kompilation, die als Einheit präsentiert wird: Das dis büchlin wird bekant | Amor die lieb ist es genant | des pfennings art vnd untrw spyl | wirt hie vngespart tractieret vyl | Man spricht gekaufft lieb hab nit wert | Wirt doch menicher da mit versert | Diße lieb kauff daz ist mein rat | Vmb eyn krücer gibt man ein lot | Dor ynne ließ vnnmerck vff eben | Vmm ein pfunt würdestuß nit geben (str2, 1r; gleichlautend in str3) bzw. Amor die lieb (str2; 1v, gleichlautend in str3). In Text und Illustration weichen str2 und str3 stark voneinander ab. In beiden erhaltenen Drucken wird B459 mit einem politischen Nachwort in Versen versehen. Bekannt sind außerdem zwei verschollene Nachdrucke aus dem frühen 17. Jh., *fra4 und *mag. In der reinen Minneredenhs. He3 von 1478 ist B459 als einziger Text des Elenden Knaben überliefert. Die über 50 Jahre später entstandene Sammelhandschrift Be3 überliefert B459 ebenfalls als einzigen Text des Elenden Knaben im zweiten Teil der Hs. im Kontext von Fabeln, Liedern und Minnereden. Der Textumfang variiert sowohl innerhalb der handschriftlichen als auch zwischen handschriftlicher und Drucküberlieferung erheblich. In Be3 fehlt der Anfang der Minnerede, sodass der Text bei He7 609 (ohne Markierung des Textbeginns) mit der Jagdszene vor der Begegnung des Sprechers mit der reitenden Frau Liebe (D) einsetzt. Den freigelassenen Platz auf 297r und 298r führt Schmidberger 1978, 27, auf die Existenz einer nicht erhaltenen, illustrierten Vorlage zurück. Eine umfassende Darstellung der Verhältnisse zwischen den einzelnen Textzeugen bietet Schmidberger 1978, 36–46. Überschrift: Von dem ellenden buoben (He7) Inha lt: (Nach Matthaei 1913) . A Exposition (1–16): Freude und Lust, die der Sprecher einst von der Liebe erfahren durfte, verwandeln sich gegenwärtig in tiefes Liebesleid: Der Sprecher klagt über den ausbleibenden Trost und die abweisende, der weiblichen Güte widersprechende Haltung seiner Minnedame, welche die Treue in Gefahr bringe und ihm Schmerz zufüge. B Spaziergangseinleitung (17–100): Eines Morgens überwältigen den Sprecher qualvolle Gedanken, die ihn dazu bringen, nach Hilfe und Trost zu suchen. Angesichts des unerträglichen Leids (hyperbolisch mit einer räumlichen Dimension versehen in 28: ich gedacht, min laid bedackt alle erden) fleht er Gott an, ihn aus der Not zu

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befreien. Der Sprecher, der sich selbst der ellend knab (29) nennt, entscheidet sich, der Treulosigkeit der Welt zu entkommen, indem er sich in die freie, menschenleere Natur zurückzieht. So begibt er sich in einen Wald, in dem er die Schönheit der Bäume, Blumen und des Vogelgesangs bewundert. Auf einen Bescheidenheitstopos folgt die Beschreibung des Gesangs der verschiedenen Vögel (mit Fachtermini der Musik in 63f.: musica, tenor, discantieren), der den Sprecher kurzfristig sein Leid vergessen lässt. An diesem Locus amoenus genießt der Sprecher die Freude der Waldtiere und -vögel (74–77: blawfue ß, falcken mit iren terzen, | habich, sperwer und edel aren; | vil ander vogel da waren, | hirs, hinden und beren) und die frischen Quellen. Später kommt er vom rechten Weg ab und gelangt auf einen engen Pfad. Als er sich im Wald verirrt, ergreift ihn große Angst, sodass er sich erneut im Gebet an Gott wendet. C Begegnung mit der verurteilten Dame (101–602): Der Sprecher hört eine klagende weibliche Stimme, schleicht sich an (113: kröch fuerbaß; 130f.: ich was geschlichen | haimlich) und erblickt eine schöne, trauernde Dame, deren ärmliches schwarzes Kleid an vielen Stellen zerrissen ist. Da die Frau vom Leid erschöpft zu sein scheint und ihr Mund verblichen ist, empfindet er großes Mitleid mit ihr, und sein Schmerz verdoppelt sich. Er nähert sich und begrüßt die Dame höfisch. iDiese bedankt sich und entschuldigt sich dafür, wegen der durch Leid bedingten körperlichen Schwäche nicht aufstehen und somit die Grüße des Sprechers nicht angemessen erwidern zu können. iEr fragt nach dem Grund ihrer Klage, denn das Reden mit guten Freunden könne jegliches Leid lindern. iNun erzählt ihm die Dame ihre Geschichte: An ihrem Schmerz sei ihre eigene Hartherzigkeit schuld, die sie einem jungen, ihr in aufrichtiger Liebe und beständigem Dienst ergebenen jungen Mann entgegengebracht habe. Diese vollkommene Ergebenheit des Liebenden, der ihr seinen Besitz und sein Leben (Minnedienst als Leibeigenschaft) anvertraut, bleibt der Dame gleichgültig und hält sie nicht davon ab, den jungen Mann zu verspotten und ständig zu quälen, was er jedoch mit Geduld und Tugendhaftigkeit zu ertragen weiß: Er klagt seiner Herrin sowie im Verborgenen sein Leid und beweist ständig erneut die Aufrichtigkeit seiner Minne. Sie habe irgendwann ihrem Verehrer die Gewährung der Minne versprochen, dies dann bereut und zurückgenommen, sodass der junge Mann habe erkennen müssen, dass ihm die verdiente Belohnung trotz seines vorbildlichen Minneverhaltens versagt bleiben müsse. So wendet er sich an Frau Venus, die Minnekönigin, welche die abweisende Minnedame vor Gericht laden lässt. An den Sprecher gewandt bittet die Dame um Nachsicht, dass die Erzählung so lang dauere.iDer Sprecher sagt, er habe nie etwas Angenehmeres gehört, und bittet sie fortzufahren. i Die Dame erscheint zum von Frau Venus festgesetzten Zeitpunkt und gewinnt Frau Ehre für ihre Verteidigung im Prozess. Der junge Mann wählt sich als Anwältin (297: fuersprechen) Frau Liebe, welche mit ihrer Rede auch Frau Ehre überzeugt. Diese führt die Dame beiseite und fragt, ob die Anklagepunkte der Wahrheit entsprächen. Als die Angeklagte schweigt und somit die eigene Schuld bestätigt, ist Frau Ehre nicht länger bereit, sie in Schutz zu nehmen. Vor Frau Venus appelliert Frau Liebe an Frau Treue, Frau Staete, Frau Güte, Frau Ehre, Frau Zucht und Frau Scham und fordert die exemplarische Hinrichtung der treulosen Dame. Sie beteuert ihre Überzeugung, dass Frau Aventiure eine derartige Missetat nicht unbestraft bleiben

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ließe, wenn sie anwesend wäre. Die Fürbitten von Frau Ehre können dabei zwar nicht verhindern, dass die Angeklagte in Ungnade fällt, jedoch wird diese nicht zum Tode verurteilt. Als das Urteil fällt, muss die Dame ihre Kleider vor Gericht ausziehen, und ihr werden die Haare abgeschnitten. Frau Ehre, die Mitleid mit der Dame empfindet, die nun in Schande zu leben hat, setzt durch, dass diese ein schwarzes, zerrissenes Kleidungsstück bekommt, mit dem sie ihren nackten Körper bedecken kann. Mit Geschrei wird sie dann in jene wilde Gegend verbannt, in der sie der Sprecher klagend vorgefunden hat. Nachdem sie die eigene Geschichte zu Ende erzählt hat, möchte die Dame nun erfahren, warum der Sprecher leiden müsse. iDer Sprecher schildert die eigene Minnesituation, die dem Liebesleid des in die klagende Dame verliebten jungen Mannes ähnlich ist: Er liebe eine Frau, die ihn trotz vorbildlich erbrachten Minnedienstes nicht erhören wolle. Er bittet die elende Dame, ihm den Weg zum Minnegericht zu weisen, damit er vor der Minnekönigin seinen Liebesschmerz klagen könne und damit ihm der verdiente Minnelohn zuteil werden möge. i Daraufhin erklärt sich die Dame bereit, ihm zu helfen, und bittet ihn zugleich darum, sich vor den Personifikationen für die Tilgung ihrer Schuld einzusetzen. Außerdem solle er ihr Schicksal allen werden wiben (577) verkünden und sie vor solch hartherzigem Verhalten warnen. D Weg zum Gericht und Begegnung mit Frau Liebe (603–733): Der Sprecher, den Gedanken über die Jagd auf Freude beschäftigen, bricht auf die Suche nach dem Minnegericht auf (erneut nennt er sich innerhalb seiner Minnereflexion der ellend knab in 620). Zwischen zwei Linden hindurch betritt er (Sprichwort 638: Wer nicht wagt, gewinnt nicht) einen Hag, der sich als Locus amoenus erweist (irdisches Paradies). Hier erblickt er eine schöne, ein weißes Pferd reitende Dame, deren Gestalt engelhaft anmutet. Der Sprecher erkennt, dass sich die Dame auf Falkenjagd befindet, und sieht bald am Himmel ihre zwei Falken im Flug. Der Sprecher eilt der Dame entgegen und empfängt sie den höfischen Sitten gemäß. Nach der Begrüßung klagt der Sprecher der fremden Dame sein Liebesleid; diese stellt sich als Frau Liebe vor. Sie verspricht ihm ihre Hilfe und Befreiung aus seinen Sorgen, nimmt ihn als Gast freundlich auf, und beide reiten zur Gerichtsstätte. E Ankunft und Begegnung mit den übrigen Personifikationen (734–985): Auf einem schönen Feld zeigt Frau Liebe dem Sprecher die von der Hofgesellschaft von Frau Venus bewohnten neun Zelte und erklärt ihm ihre Bedeutung und die Ordnung der Gral-Zeltstadt: nun sind ir in der zal, | da man von seit, und haißt der gral (738f.; vgl. auch 790). Rechts vom Zelt der Frau Venus, der allerschönsten Dame, befinde sich das Zelt von Frau Liebe, daneben die Zelte von Frau Staete, Frau Treue, Frau Güte, Frau Ehre, Frau Zucht, Frau Scham und Frau Aventiure. Anschließend erfolgt die Beschreibung der Edelsteine, welche die Zeltknäufe schmücken (mit knapper Farbenauslegung): Karfunkel, Rubin, Saphir, Amethyst, Topas, Smaragd, Diamant, Kristall, Kalzedon. Nach einem Essen bei Frau Liebe stellt sie den Sprecher den übrigen Personifikationen vor, die ihn freundlich empfangen. Anschließend spaziert der Sprecher an den Zelten vorbei, bewundert ihre Pracht und entdeckt gereimte Inschriften, die über den Zelteingängen stehen und das Wesen der Minnekönigin und der anderen Personifikationen erklären (888–953). Frau Liebe zeigt dem Spre-

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cher ein entferntes kleines Haus, in dem eine weitere, mit den anderen verfeindete Dame, Frau Fürbaß, wohnt. Klagend erklärt sie ihm, dass diese Dame mit ihrem Wankelmut die Tugenden zu vertreiben vermöge. F Minnegericht und Minnelehren (986–1691): Als das Gericht am folgenden Morgen tagt, führt Frau Liebe den Sprecher fröhlich zu ihrer Königin und bittet diese, dessen Klage zu erhören, die sie dann in seinem Namen vorträgt. Frau Ehre setzt sich für die abwesende Minnedame des Sprechers ein, deren Gegenwart für eine gerechte Verteidigung und den gesamten weiteren Verlauf des Prozesses unentbehrlich sei. Frau Aventiure wendet sich daraufhin an den Sprecher, dessen Erwartungen an das Minnegericht sie nicht verstehen könne, da sein Fall der normale sei: Die rechte, aufrichtige Liebe sei in der Welt kaum mehr zu finden. Es gebe viele betrügerische Menschen, die dauernd von Beständigkeit und Treue redeten, diese aber nicht im Herzen trügen. Die anderen Damen schließen sich der Klage von Frau Aventiure an: Den Minneorden kenne man kaum mehr, und die allgemeine Ignoranz führe zur Verbreitung der Verstöße gegen die rechte Minne. Deshalb entschließen sie sich, die Gebote der Liebe zu verkünden, um diese Verstöße zu bestrafen, ohne dass jemand einwenden könnte, er habe die Regeln nicht gekannt. So wird der Sprecher gebeten, seinen eigenen Kummer kurzfristig zu vergessen und zugunsten aller Liebenden zum Diener der Personifikationen zu werden. Er solle sich in den Geboten und Regeln der Minne unterrichten lassen, um dann vor allen Menschen als Bote und Lehrmeister des Minneordens zu fungieren. Der Sprecher erschrickt vor der gewaltigen Aufgabe und bittet die Damen in einem Bescheidenheitstopos erfolgslos um Entlassung. Er muss versprechen, der Minne und ihren Tugenden zu dienen und wird dabei von Venus ermutigt, nicht verzagt zu sein (Sprichwort 1092: glue ck den kue nen selten nie verließ). So wird er in einen besonderen, geschlossenen Raum geführt, in dem sich das ›Buch der Liebe‹ (1096f.) und des Minnerechtes befindet, in welchem auch die Namen aller Minnenden geschrieben stehen. Frau Venus verkündet dem Sprecher die dreizehn Gebote der Minne (1105–1192, vgl. ›De amore‹, Liber I, Cap. VI D, 8, ed. Trojel, 106f.): So sollen Liebende 1. nicht geizig, sondern freigebig sein, 2. Lügen und 3. Meineid vermeiden, 4. nicht zu Klaffern werden, die andere Liebende verraten, 5. die Heimlichkeit der eigenen Minnebeziehung bewahren (1139f.: ain tröpff on melden git froe den me | dan offenbär lieb ain ganzer se), 6. die Keuschheit der Geliebten wahren (ehrenhafte Minneerfüllung), 7. treu bleiben und die Geliebte eines anderen nicht ›verunehren‹, 8. sich nach dem natürlichen Schamgefühl und der Ehre richten, 9. den höfischen Tugenden gemäß leben und der Dame gehorsam sein, 10. sich ritterlich bewähren, 11. ihre höfische Erziehung durch das gesamte gesellschaftliche Verhalten zeigen, 12. nichts über die Minnebeziehung preisgeben und 13. im Liebesspiel keine falsche Scham zeigen. – Nachdem sie dem Sprecher befiehlt, die durch sie erworbene Erkenntnis in allen Ländern zu verkünden, verlässt Frau Venus den Raum. Die Minnetugenden bleiben beim Sprecher und setzen den Unterricht fort, der nun um die 32 Regeln der Liebe erweitert wird (1194–1557, vgl. ›De amore‹, Liber II, Cap. VIII, ed. Trojel, 310–312). Auf die 32 angekündigten Regeln folgt eine weitere, die als die letzte bezeichnet wird (1550–1557: Liebende könnten sich niemals vergessen, weil jeder das Abbild des anderen im Herzen trage).

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So werden dem Sprecher konventionelle Inhalte zur Macht der Minne vermittelt: Bedeutung des Schweigens über Liebesbeziehungen und ihr Schutz vor Klaffern, Ausschließlichkeit der wahren Minne, ihre Eigendynamik, Minnefreuden, die auf die Schöpfung des ersten Menschenpaares zurückgeführten Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Liebe (1263–1266: das macht die natur und sip: | sie sind gemacht uß mannes rip. | dar umb selten frowen hön | so größ lieb als die man), Liebe über den Tod hinaus, Treulosigkeit und Unbeständigkeit als Gefahren für die rechte Liebe, die der Minne zu erweisende Ehre, Freigebigkeit innerhalb des Beziehung, der mühsame Erwerb der rechten Liebe, der beständige Minnedienst, die sichtbaren Zeichen der rechten Minne (in der Gegenwart des geliebten Menschen erschrecke man und werde bleich oder rot; Motiv der unheilbaren Minnekrankheit in 1433–1438), Bedeutung der Blicke unter Liebenden, die Unfähigkeit der Liebe, sich zu verbergen, sowie die Macht einer neuen Liebe, die alte zu ersetzen, das Streben nach Tugenden, die Sorgen, der Argwohn und das Leid in der Minne. – Der Sprecher wird erneut aufgefordert, den Minneorden zu verkünden und alle Menschen vor dem falschen Minneverhalten zu warnen, das es zu bestrafen gelte. Der Sprecher bittet die Damen um eine weitere Lehre, nämlich um die Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Minne, und erfährt nun, dass die Liebe als natürliche Zuneigung entstehe, durch beständigen Minnedienst zu stärken und zu beweisen sei, um später zu gedeihen und vollkommen werden zu können (formuliert werden somit drei Gradus amoris in 1622–1646). Mit der ausführlichen Beantwortung der vom Sprecher gestellten Frage geht die Belehrung zu Ende. G Urteil für die elende Dame und für die Geliebte (1692–1768): Der Sprecher bedankt sich für die erhaltene Lehre und versichert, diese der ganzen Welt zu vermitteln. Er bittet um Erbarmen und Vergebung für die im Wald klagende Dame, und seine Bitte wird zu seiner großen Freude sofort gewährt. Schließlich fragt er nach der Entscheidung des Minnegerichts über den eigenen Fall und wird unterrichtet, er solle die Geliebte vor Hartherzigkeit warnen und ihr von allem Erlebten berichten. Wolle sie ihm Trost und Gnade weiterhin versagen, müsse sie mit einem Minneprozess und daraus resultierender Schande rechnen. Der Sprecher erwidert, sein Liebesleid vergessen und vergeben zu wollen, falls ihn seine Minneherrin erhören möchte. Frau Staete preist sein vorbildliches Liebesverhalten, und die übrigen Personifikationen bestätigen dieses Lob. Der Sprecher verabschiedet sich von den Damen und empfängt ihre Segenswünsche. H Epilog (1769–1840): Der Sprecher kündigt seine Absicht an, die der Schule der rechten Minne entstammenden Gebote und Regeln zu verbreiten, damit sich Frauen und Männer, Arme und Reiche vor Untugend und Fehlverhalten in der Minne bewahren mögen. So werde Untugend am Ende bestraft und das Streben nach Ehre belohnt. Er wendet sich an das Publikum und fordert die Beherzigung der Minnelehre, damit die Liebesfreude erlangt werden könne. Er hofft auf Trost durch seine Geliebte, damit ihr Schaden durch das Minnegericht erspart bleiben möge, und signalisiert dann das Ende seiner red (1836), die zur Warnung an alle Liebenden dienen solle. Der Text endet mit einer Datumsangabe: ›1459‹ (1840).

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Para l lelen: Der Text gehört zur deutschsprachigen Rezeption des hochmittelalterlichen Traktates ›De amore‹ von Andreas Capellanus. Zu den einzelnen Geboten und Regeln der Minne sowie zum Umgang mit der lateinischen Vorlage vgl. bes. B428. Drei ähnlich formulierte Gradus amoris enthält B359. Sonstiges: Die genauen Entsprechungen zwischen den einzelnen Stellen aus ›De amore‹ und B459 gibt die Edition Schmidberger 1978 wieder.

B460 Der Minne Gericht Begegnung mit einer klagenden Dame im Wald, die von einem untreuen Ritter betrogen wurde; ein Minnegericht, auf dem der Sprecher die Dame vertritt, verurteilt den Ritter zu harten Strafen (Liebesbrief als Beweis) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Matthaei 1913, 120–134 Nr. 12

Datierung: Überlieferung um 1455

Literatur: Blank 1970, 78–86; Schmidberger 1978, 125–135; Karnein 2VL 6 (1987), 552f.; Uhl 2010, 51, 288 Anm. 34

Überlieferung: He14 20v–37r; 854 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden zwischen B199 und B432 in der Hss. He14, die noch weitere Minnegerichtsdichtungen überliefert. Die Überlieferung scheint an einigen Stellen gestört, insbesondere spricht der Ich-Sprecher teilweise von sich in der dritten Person (vgl. solche falschen Inquit-Formeln in V. 282, 344, 403, 512, 516). Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–25): Aus Kummer (3: durch verdriezen) spaziert der Sprecher an einem Maimorgen zu einer Aue, die er als wundersamen Locus amoenus beschreibt (Quellfluss, violettes Wohlgemut, blaues Vergissmeinnicht und gelbes Gedenkanmich, Vögel und Tiere unter dem ›Obdach des Mai‹). An der Quelle begegnet er einer Dame. B Gespräch mit der Dame (26–137): Der Sprecher grüßt die Dame.iDiese eröffnet ihm, dass sie aus ähnlichen Beweggründen wie er an diesen Ort gekommen ist, nämlich um ihre Sorgen und ihr Liebesleid zu vertreiben. Durch Waffen der Un-

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treue sei sie so sehr im Herzen verwundet worden, dass sie sich nur noch – sollte ihr kein rettender Rat zuteil werden – den Tod wünsche: Gott solle einen Stein zu Tal fallen lassen, der sie erschlage. i Obschon von der Klage der Dame gerührt, ruft der Sprecher sie zur Mäßigung auf, äußert aber auch den Wunsch, die ganze Geschichte zu erfahren. Er sichert ihr seine Treue zu sowie seine Bereitschaft, Rat zu geben.iDie Dame erzählt, dass sie einem Ritter in Liebe und Treue zugewandt war. Doch müsse sie nun ›Afterreue‹ (98; späte Reue) ertragen, da er sie mit einer Frau aus Flandern (104) betrogen habe. Dabei habe sie doch alles richtig gemacht und ihn ritterliche Taten gelehrt. Seine Untreue könne man nicht zur Hälfte aufschreiben (›Unschreibbarkeitstopos‹).iDer Sprecher fragt, ob sie denn niemand aufmuntern könne.iSie sagt, sie hege zumindest eine kleine Hoffnung, da Frau Minne sie gleich beraten wolle. C Frau Minne im Gespräch mit Dame und Sprecher (138–332): Die Dame wendet sich an die in Rot auftretende Minne mit der Bitte, dass der Sprecher für sie stellvertretend ihre Liebesklage vortragen dürfe (Sprecher als Anwalt).iAls Frau Minne dem Wunsch nachkommt, erzählt ihr der Sprecher in aller Ausführlichkeit von den Ursachen und Auswirkungen des Kummers der Dame (150–181). i In ihrer Antwort rät Frau Minne der Dame, sich von jenem Ritter abzukehren. Er sei varnde hab (185; d.h. ersetzbar wie bewegliches Gut). Sie solle ihm schreiben, dass er ihr gleichgültig (186: schabab) sei (Sprichwort 189f.: ›Was man nicht haben soll, darauf kann man gerne verzichten‹). Frau Minne rät ihr außerdem, sich dem Sprecher zuzuwenden, der gewiss einiges über Liebessachen zu erzählen wisse.iGlücklich über die gewährte aubentuer (197) erklärt sich der Sprecher bereit, die Dame zu beraten und ihr zu dienen.iDie Dame bittet ausdrücklich darum, denn der Sprecher sei ein ›Weltmann‹ (206: der welt man).iDer Sprecher gelobt zunächst, ihr – wenn nötig, mit Gewalt – zu helfen, das Unrecht zu rächen. Zudem rät er ihr, den Ritter zu vergessen. Sie solle sich mit den ›Freudereichen‹ (225) freuen. Sie solle niemandem von ihrem Kummer erzählen (sonst nähme ihr Schmerz womöglich zu), und sich neue Minnediener suchen.iDie Dame widerspricht: Sie möchte sich niemals wieder der Liebe hingeben, damit sie nicht noch einmal betrogen werden kann. Was der Ritter ihr auch angetan habe, sie wolle an ihrer Treue festhalten.iWenn ihr der Rat nicht passe, so erwidert der Sprecher, solle sich die Dame doch an Frau Minne wenden. i So bittet die Dame Frau Minne um Rat (mehrfache Wiederholungen des Wortes ›raten‹) und beschwert sich bei ihr, dass der Sprecher sie zur Unbeständigkeit verführen wolle, obwohl Frau Minne doch alle Unbeständigen ins Jammertal (275: indas lannt gen Rewental; Anspielung auf Neidhart?) setzen und ihnen keine Liebesfreude schenken würde.iDer Sprecher weist (hier die erste falsche Inquit-Formel 282: der gesell sprach) den Vorwurf der Dame als Missverständnis zurück: Er würde lieber zugrunde gehen, als ihr mit seinem Rat zu schaden und sie zu verführen. Weil er ihr in keiner Weise Unglück bereiten will, bittet er die Dame, sich bei Frau Minne darüber zu erkundigen, ob er sie falsch beraten habe. Wenn ja, sei er bereit, Buße zu tragen.iDie Dame zerstreut jegliche Bedenken des Sprechers: Obschon sie wisse, dass er seinen Rat in Treue und gutem Willen gegeben habe, ginge ihr dieser nicht zu Herzen.iFrau Minne pflichtet dem Rat des Sprechers bei: Wenn sich die Dame

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wieder der Freude zuwende, werde ihr Leid vergehen. Sie täte nichts Unrechtes, wenn sie sich einem anderen, treuen Mann zuwenden würde (Sprichwort 320f.: ir mue gt wol an ain andriu stat | ewern schragen zuo besserm markt setzen). D Frau Staete (333–427): Unvermittelt tritt Frau Staete auf, die auf Bitten der Minne, des Sprechers und der Dame urteilen soll. Sie rät der Dame ebenfalls, sich gerade wegen ihres jungen Alters einem Mann zuzuwenden, der sie begehrt, sie liebt, die Treue hält und ihr mit ritterlichem Verhalten Freude bereitet. Sie solle ihre Erdenzeit e nicht mit Herzensschmerz und Gedanken an den schnoden (379) vergeuden.iDie Dame zweifelt erneut an der Möglichkeit, den richtigen Mann zu finden. i Der Sprecher, Frau Minne und Frau Staete raten der Dame, wieder Zutrauen und Zuversicht zu gewinnen. Vielen anderen Menschen ergehe es genauso wie ihr, der Untreue widerfahren sei.iFrau Minne und Frau Staete verkünden gemeinsam, dass nun der Dame wie so vielen anderen klagenden Frauen und Männern bei einem Minnegericht durch ein Urteil der Frau Minne Recht geschehen solle. E Minneprozess gegen den untreuen Mann (428–623): Frau Minne begrüßt Frau Liebe, Frau Treue, Frau Zucht, Frau Ehre, Frau Maß und Frau Scham. Sie erklärt, dass sie einen Gerichtstag einberufen habe, um einer betrogenen Dame zu ihrem Recht zu verhelfen. Als sie den Angeklagten nennt – Ritter ›von Wankelstein zu unstetem Fels in Falscheneck‹ (449–451) – reagieren die Frauen mit Abscheu und geloben, der betroffenen Dame beizustehen. Sie fordern aber auch, dass der angeklagte Ritter beim Prozess anwesend ist und die Klage der Dame vernimmt.iDas wünscht sich auch die Dame.iSo befiehlt Frau Minne den anderen Personifikationen, sich zu ihr zu setzen und Gericht abzuhalten. Als erste soll die Dame vortreten und ihre Anklage sprechen.iAls diese sich wünscht, ihren Fall durch den Sprecher vortragen zu lassen, autorisiert ihn Frau Minne als Anwalt.iDer Sprecher erzählt den versammelten Frauen von der Liebe der Dame zu dem Ritter, durch die allein er erst ehrenhaft geworden sei (Veredelung), und von dessen Betrug an der Dame.iIm Folgenden beruft Frau Minne den angeklagten Ritter ein, damit er zu den Vorwürfen Stellung beziehen kann.iEine junge Dame mit dem Namen von Trúwenstain (567) tritt heran und stellt den angereisten Ritter dem Gericht vor. Er trägt nach dem Orden der Beständigkeit blaue Kleidung.iDer Ritter will sich gegenüber der Dame verantworten und wählt Frau Zucht als Verteidigerin.iZunächst aber untermauert der Sprecher die Untreuevorwürfe durch einen ihm vorliegenden Liebesbrief des Ritters (621: dar inn vint man siner untrúw vil). F Liebesbrief des Ritters (624–672): Der Sprecher zitiert wörtlich den ›Anfang‹ (623) des Briefes. – Inhalt: Dienst- und Treueversicherung; eher wolle er neunmal sterben, als ihr gegenüber wankelmütig zu sein; jeden Tag mehre sich seine Liebe; die Zange ihrer Liebe habe ihn fest im Griff; auf ihr Geheiß wolle er an einem Turnier teilnehmen, zu dem er ihre Farbe tragen möchte; die errungene Ehre werde er ihr zum Geschenk machen; Gott möge es einrichten, dass ihn seine Dame bald an ihre Brust drücke; er solle sie beide behüten und darauf achten, dass sie seine Gebote einhalten usw. G Fortsetzung von E (673–835): Der Sprecher erhebt den Vorwurf, dass der Ritter mit seinem Schreiben seine Treue gebrochen habe und konstatiert, dass Richterin

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Frau Minne nun clag und widerred (683; Anklage und Widerrede bzw. Rechtfertigung) vernommen habe. i Nun erst (fehlerhafte Reihenfolge!) trägt Frau Zucht stellvertretend die Position des Ritters vor: Er bestätige, sowohl den Brief geschrieben als auch beabsichtigt zu haben, der Dame ewig zu dienen. Nur habe ihn auch eine andere Frau in Liebesverlangen versetzt. Die verdiente Strafe möchte er erdulden und schließlich Vergebung erfahren. i Angesichts des Schuldeingeständnisses wendet sich der Sprecher als der clagerin fuer leger (697; Anwalt) an Frau Minne, die nun mit den personifizierten Tugenden zu einem Urteil finden soll.iAuf Anordnung der Minne tragen sämtliche Frauen nacheinander ihre Plädoyers vor (712–820): Alle befinden den Ritter für schuldig und fordern harte Strafen: Ihm solle nie wieder Liebe, Freude oder sonst etwas Gutes widerfahren; er solle verflucht und allen Frauen der Welt verrufen sein; man solle ihn in ein Buch unter den Unbeständigen eintragen; er solle Herzensleid und Schmerzen ertragen; sein Unglück solle sich vermehren (760: wuo cher im als der juden fluo ch). Frau Scham und Frau Maß fordern, dass Frau Minne den Ritter mit einem Brandmal unterhalb der Augen zeichnen solle, damit man ihn erkenne und keine Dame mehr von dem schalk (789) betrogen werde. Zudem solle er vollständig aus dem Ritterstand verstoßen werden (Verlust des ritterlichen Namens und der Sporen des Heiligen Georg; Deklassierung zum Knecht). Er solle mit einem ›Schneckenkorb‹ (801) um den Hals durch die Dörfer ziehen und mit einem ›Lotterholz‹ (805; Holz, das die Gaukler bei ihren Sprüchen in der Hand halten) heimkehren; jene drei Finger der rechten Hand sollen ihm abgehackt werden, mit denen er seine falschen Eide geschworen habe; damit wären Damen und Mädchen vor ihm geschützt. i Als nun Frau Minne sich erkundigt, ob noch etwas anderes verlangt wird, fordert die betrogene Dame, dass der Ritter seine blaue Kleidung ablege. Zufrieden mit der Rechtsentscheidung möchte sie sich von Frau Minne verabschieden. Sie dankt ihr, vom Kummer befreit worden zu sein und die Freude zurückerlangt zu haben.iFrau Minne wiederum verabschiedet die Dame mit der Zusicherung, dass sie für alles Leid entschädigt werde. H Schluss (836–854): Zum Abschied segnet die Dame den Sprecher und bedankt sich für seinen treuen Beistand: hertzelieb (844) solle sein Lohn sein. Der Sprecher bekennt rückschauend, dass er zwar nicht sagen könne, ob die Dame in der Folge nach neuer Liebe gestrebt habe, er ihr aber auf ewig Liebe und Freude wünsche. Para l lelen: Obschon keine textliche Abhängigkeit besteht, verbinden das Thema des Minnegerichts sowie zahlreiche stukturelle Analogien diesen Text mit zwei weiteren, deutlich kürzeren Minnereden (B461 und B462), die ebenfalls in He14 (jedoch dort etwas weiter entfernt) überliefert sind.

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B461 Der Minne Gericht

B461 Der Minne Gericht Kontroverse Minnegerichtsszene, in der die Personifikationen den unglücklich liebenden Sprecher auffordern, der abweisenden Geliebten bis zu einem bestimmten Termin noch eine Chance zu geben Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1455 Überlieferung: He14 60v–65r; 222 V.

Edition: Matthaei 1913, 152–155 Nr. 15; Kiepe/Willms 1972, 345–352 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Blank 1970, 78–86; Schmidberger 1978, 125–135; Karnein 2VL 6 (1987), 552f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Minnereden in He14, die noch weitere Minnegerichtsdichtungen überliefert. Überschrift: Der mynne gericht Inha lt: (Nach Matthaei 1913) . A Spaziergangseinleitung (1–29): An einem Wintermorgen (Beschreibung der Winterlandschaft; verstummende Vögel) reitet der Sprecher, begleitet von seinen Hunden (15: mit winden vnd mit vogelhunden), zur Jagd. Als einer der Hunde einen Hasen wittert, löst der Sprecher die Leinen und hetzt die Hunde auf ihn. Die erfolglose Jagd führt an einen Waldrand, wo dem Sprecher eine schöne Dame entgegenkommt. Er steigt vom Pferd und hofft, mit ihr ins Gespräch zu kommen. B Gespräch mit der Dame (30–63): Die Dame grüßt ihn.iEr fragt, was sie hier mache.iSie erzählt ihm, dass ihr Geliebter sie mit einer anderen Frau betrogen habe. Sie sei nun auf dem Weg, Frau Minne zu treffen und ihr ihre Klage vorzutragen. iDer Sprecher bittet, sich anschließen zu dürfen, er wolle der Minne ebenso klagen, dass ihm eine schöne Frau Trost und Hilfe verweigere.iDie Dame ist einverstanden und führt ihn durch den Wald zu einer Wiese. C Minnegericht (64–215): Auf der Wiese hält Frau Minne Gericht, umgeben von vielen geladenen Rittern, Damen und Knechten. Frau Ehre, Frau Treue, Frau Staete, Frau Saelde und Frau Liebe fällen die Urteile. Der Sprecher bahnt sich einen Weg durch das Gedränge, tritt vor Frau Minne, spricht sie mit kunigin Fenuß (79) an und bittet sie, ihm einen Anwalt (84: fuersprechen) zu geben.iFrau Minne lässt ihm freie Wahl unter den anwesenden Frauen.iDer Sprecher wählt Frau Saelde, der er unter vier Augen anvertraut, wegen einer Frau große Mühsal ertragen zu müssen. iSodann trägt Frau Saelde der Richterin Frau Minne die Klage vor. Sie selbst hält es

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jedoch für besser, wenn Frau Minne statt ein Gerichtsurteil zu fällen, der Geliebten zureden würde., sich dem Sprecher in aufrechter Liebe zuzuwenden.iFrau Minne wendet sich daraufhin an die ›Liebe‹ (die Geliebte?), doch vermag alles Bitten nicht, die Liebe der Frau zum Sprecher herzustellen.iSogleich meldet sich Frau Saelde in ihrer Funktion als Anwältin wieder zu Wort und gelobt, dem Sprecher zu seinem Recht zu verhelfen. Sie bittet die Minne, einen weiteren Gerichtstermin zu bestimmen, bis zu dem der Sprecher in Erfahrung bringen solle, ob es gut oder schlecht für ihn stehe. Danach solle Recht gesprochen werden.iFrau Minne fragt die Tugenden nach ihrer Meinung.iFrau Ehre äußert sich ablehnend: Ein Mann solle auch ohne Minnelohn ›hohen Mut tragen‹ (138).iFrau Treue fordert, dass derjenige, der durch die Schuld eines anderen Ungemach erleide, Ausgleich für seinen Schmerz erfahren solle. i Frau Staete antwortet ausführlicher: Eine Dame solle einem beständig und treu dienenden Mann Gnade erweisen. Zu Recht klage der Sprecher darüber, dass die Frau mit dem ersten Blick sein Herz gebrochen habe, in dieses hineingefahren sei und sich seither widerrechtlich darin aufhalte. Zudem klage er, dass sie ihn mit ihrem roten Mund verbrannt und heimlich das Minnefeuer in ihm entfacht habe. Sie habe ihn viele Nächte mit ›Rauben und Brennen‹ (181) heimgesucht. Frau Minne solle die Lage des Sprechers erkennen und ihn deshalb von der Frau befreien. Es sei nicht rechtens, wenn er beständig sei und doch nie durch einen Blick ihrer Augen getröstet werde.iFrau Saelde bestätigt das: Ein Mann werde oft mit einem einzigen Blick von seiner Dame beglückt. i Als letzte äußert sich Frau Liebe, die den Sprecher bittet, von einer gerichtlichen Verfolgung Abstand zu nehmen und sich der Klage zu enthalten. Denn es wäre besser, einer Frau in der Hoffnung auf Lohn zu dienen.iDie personifizierten Tugenden nennen dem Sprecher sodann einen Termin, bis zu dem er seinen Lohn von der Geliebten bekommen soll (212f.: uff den solt ich meinß lons betrag | lugen von der zartten).iEr fürchtet jedoch, dass er auf diesen Zeitpunkt noch eine Weile warten müsse. D Schluss (216–222): Der Sprecher verabschiedet sich und lässt andere ihre Klagen vorbringen. Seiner geliebten Frau solle von ihm ausgerichtet werden: Wenn sie bis zum gesetzten Gerichtstermin keine Widergutmachung leiste, werde er weiter klagen. Para l lelen: Obschon keine textliche Abhängigkeit besteht, verbinden das Thema des Minnegerichts sowie zahlreiche stukturelle Analogien diesen Text mit zwei weiteren Minnereden derselben Hs. (He14): ›Der Minne Gericht‹ (B460) und ›Der Minne Gericht‹ (B462).

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B462 Der Minne Gericht

B462 Der Minne Gericht Begegnung des Sprechers mit einer Dame im Wald, die klagt, dass sie hartherzig gewesen und daraufhin vom Minnegericht hart bestraft worden sei Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1455 (He14) Überlieferung: He14 82r–87v; 316 V. Pr2 148r–153r; 318 V.

Edition: Haltaus 1840, 226–230 Nr. II 55 (nach Pr2); Matthaei 1913, 170f. (Laa. von He14); Schmidberger 1978, 284–310 (nach Pr2, in Synopse zu B459) Literatur: Geuther 1899, 36, 141–146; Blank 1970, 78–86; Schmidberger 1978, 125–135; Karnein 2VL 6 (1987), 552f.; Kern 2006, 58f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als letzter Text von He14, nach dem Märe ›Die Liebesprobe‹ des Fröschel von Leidnitz (Fischer, H. 1983 Nr. 42). He14 überliefert noch weitere Minnegerichtsdichtungen (siehe unten Parallelen). In Pr2 überliefert im Kontext von Minnereden. Pr2 weist zahlreiche Varianten, Umstellungen, Auslassungen und Ergänzungen gegenüber He14 auf: In Pr2 35 möchte der Sprecher aubentew ¨ r, in He14 kürtzwilen erfahren; zerkratzt sich die Dame in Pr2 62 an Dornen ihre Füße, sind es in He14 Brombeersträucher; möchte sich die Sprecherin in Pr2 115 bei ihren Freuden beklagen, sind es in He14 Vater und Bruder; ist der Frau beständigkeit in Pr2 146 die blaue Farbe zugeordnet, so sind es in He14 Blau und Grau; in Pr2 239 soll die Dame nur sechs Jahre leiden, in He14 sieben; während in Pr2 316 die Dame alle Frauen auffordert, ihre Angelegenheiten genau zu prüfen, warnt sie in He14 konkreter davor, sich anmaßend (vermessin) zu verhalten; während die Dame in Pr2 318 allgemein ihre belehrende Absicht unterstreicht, verweist sie in He14 auf ihre Todesnähe (Sag in mir waer vil weg der tod). He14 hat zudem unter dem Text ein Spruchband, dessen Buchstaben ausgekratzt sind und vermutlich Brich hertz ich brich nit ergaben (vgl. Schmidberger 1978, 310). He14 stellt gegenüber Pr2 folgende Verse um: 17f., 81f., 139f., 207f. sowie 267f. Es fehlen in He14 die Verse Pr2 100, 202, 225–230 (in He14 steht dort: Die kue nigin lieb so fraug ich dich | Die rechte warhait beschaid mich) und 307. Dafür hat He14 nach Pr2 208 zwei zusätzliche Verse (He14: Diser sag sú nit loe gnen wil | Vnd antwurt hie vor gericht), ebenso nach Pr2 288 (He14: Vnd huo b uff zuo der sele ben frist | Warlich on argen list). Überschrift: Der mynn gericht (Pr2)

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Inha lt: (Nach Pr2) . A Spaziergangseinleitung (1–45): Von Kummer getrieben bricht der Sprecher am frühen Morgen auf. Er erinnert sich an eine kalte Quelle in einem Wald, bei der er im vorigen Jahr drei Sperbernester entdeckt und auch sonst viel Wonne und Freude gefunden hatte. Er verirrt sich jedoch bald und gelangt statt zur Quelle in ein tiefes Tal, in dem Galander (Lerche), Nachtigall und andere Vögel laut singen. Er fängt einen Jagdhund (39: edel präcklein), der ein Glöckchenhalsband (38: Ain kelpannd mit schellen) trägt. Eine schöne Dame ruft nach ihm. B Gespräch (46–84): Die Dame bittet den Sprecher, ihr den Hund nicht zu rauben, da sie schon genug zu leiden habe.iDer von der Schönheit der Dame begeisterte Sprecher verspricht, ihr nichts anzutun. Vielmehr interessiere ihn, woran sie leide. iSie sagt, sie wolle lieber tot sein als noch länger zu leiden, und zeigt ihren nackten Fuß, der von Nesseln und Dornen zerkratzt ist. So sehe ihr ganzer Körper aus. Besonders an ihrem Herzen müsse sie große Schmerzen ertragen, und das schon sieben Jahre lang. Sie wäre nackt, wenn nicht Frau Staete ihr einen ›Rock‹ (71) gewährt hätte (72: Das ich icht gieng als ain pock). Ihre Zöpfe seien abgeschnitten.iDer Sprecher will erfahren, wie es zu dieser schweren Strafe und Mühsal gekommen ist. i Die Dame erzählt daraufhin von ihrer Liebsgeschichte. C Binnenerzählung / Liebe des Jünglings (85–131): Ein Jüngling ist der Dame so zugeneigt, dass er ohne sie nicht mehr leben kann. Während sie ihn ignoriert und sich benimmt, als ob sie für ihn nur Hass und Neid empfinde, verhält er sich immer gut ihr gegenüber und bittet sie in anhaltender Treue, seinen Dienst anzunehmen. Sie droht, ihn zu verleumden (Untreuevorwurf), wenn er nicht ablasse. Er aber bemüht sich weiterhin um sie. Als er schließlich seinen Lohn einfordert, begeben sich beide zur Schlichtung vor das Minnegericht. D Binnenerzählung / Minnegericht (132–299): Viele Damen, Ritter und Knechte sind hier versammelt. An der Gerichtsschranke (136: an der schrannen) sitzen unter dem Vorsitz der Königin Venus fünf Damen, die sich an den verschiedenen Farben ihrer Kleider erkennen: gelb = Frau Ehre, rot = Frau Treue, blau = Frau Staete, weiß = Frau Saelde, bunt = Frau Liebe. Der Jüngling tritt vor das Minnegericht und bittet Frau Liebe, als seine Anwältin für ihn auszusagen.iFrau Liebe erhebt nun Anklage gegen die anwesende Dame: Diese habe sich dem Jüngling gegenüber stets unfreundlich verhalten. Das Gericht solle über diese Untat (182: mort) befinden.iDie beschuldigte Erzählerin beruft Frau Staete als ihre Verteidigerin (191: fürsprech). Diese schlägt als Verteidigungslinie vor, auf ein älteres, fortbestehendes Treueversprechen zu einem anderen Mann zu verweisen (200f.: Zu aller zeit ain tribner pfat [viel begangener Weg]| Von ienem hertz zu disem gieng), das eine Hingabe an den Kläger unmöglich mache. i Nachdem die Dame der vorgeschlagenen Verteidigungsrede zugestimmt hat, tritt Frau Staete vor das Gericht: Die Dame leugne keine der Anschuldigungen und hoffe, dass sie nicht zu tief in Schuld und Sünde gefallen sei (die Aussage widerspricht deutlich der Absprache, ohne dass dies weiter thematisiert wird; womöglich ist der Text hier verderbt).iSogleich ruft Frau Liebe laut die anderen Damen des Minnegerichts an mit der Bitte, zu einer Rechtsentscheidung zu gelangen.iFrau Venus schlägt vor, eine Freundschaft zwischen dem Jüngling und der

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Dame zu stiften.iFrau Liebe verweist zornig darauf, dass ihr Mandant wegen der Angeklagten stark gealtert sei, weshalb er verdiene, dass ein Urteil ergehe.iDaraufhin fordert die Richterin Venus Frau Liebe als Anwältin des Jünglings auf, eine Strafe vorzuschlagen.iFrau Liebe schlägt vor, die Dame für sechs Jahre in einen Wald zu verbannen, in dem sie sich zwischen Nesseln und Dornen vollkommen nackt wie ein Tier ernähren müsse. Jegliche Freude solle ihr verwehrt bleiben.iSodann befragt Venus alle weiteren Personifikationen nach ihrem Urteil.iFrau Staete ist der Auffassung, dass die Dame keine Strafe verdient habe und daher auch keine Schmerzen zu erleiden brauche.iFrau Saelde urteilt genauso.iFrau Treue stimmt der Forderung von Frau Liebe zu.iFrau Ehre spricht erst auf ausdrückliches Drängen der Venus und fordert dann den Jüngling auf, einen gelerten aid (271: einen nach einer Formel vorgesagten Eid) zu schwören, dass er niemals untreu gewesen sei. Geschehe dies, könne sie nicht anders urteilen als Frau Liebe.iFrau Liebe will stellvertretend für den Jüngling den Eid schwören, doch dieser tut es selbst (289: Vnd schwuor den aid in dem sausz; der Wortlaut des Eids wird nicht genannt).iFrau Liebe bittet sodann Frau Venus, die Strafe zu vollziehen: Sie solle der Dame befehlen, sich auszuziehen und die Welt zu verlassen. E Schluss (300–318): Die Dame bittet um Verzeihung, wenn sie den Sprecher mit ihrer Geschichte aufgehalten und bekümmert haben sollte. Nachdem sie sich schon verabschiedet haben ruft die Dame dem Sprecher nach einem Segenswunsch noch einmal hinterher: Er solle ihre Geschichte allen guten Frauen erzählen, damit sie die Lehre in ihr Herz schreiben und nicht vergessen. Para l lelen: Der Text ist offenbar eine Umformung des ersten Teils von B459, vgl. die Synopse bei Schmidberger 1978, 284–310, und die Diskussion der Abhängigkeitsproblematik ebd., 126–128. Obschon keine textliche Abhängigkeit besteht, verbinden das Thema des Minnegerichts sowie einige stukturelle Analogien diesen Text auch mit zwei weiteren Minnereden derselben Hs. (He14): ›Der Minne Gericht‹ (B460) und ›Der Minne Gericht‹ (B461).

B463 Bestrafte Untreue

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B463 Bestrafte Untreue Liebesklage einer Frau über die Untreue ihres Geliebten im Wald, wo sie ein Minnegericht belauscht, in dem genau ihre Situation verhandelt wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung um 1455 (He14)

Edition: Matthaei 1913, 113–119 Nr. 11 (nach He14 mit Laa. und ergänzten Schlussversen aus We1); Wilks 1923, 26–35 (krit.)

Überlieferung: Be2 5r–7v; 348 V. He14 10r–14r; 220 V. Lo4 110r–114r; 337 V. We1 60v–72r; 378 V.

Literatur: Wilks 1923; Schmidberger 1978, 145f.; Brandis 2VL 1 (1978), 834f.; Lichtblau 2007, 125; Uhl 2010, 87, 275 Anm. 18, 276, 279–284, 290

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext von Minneredengruppen in drei Sammelhandschriften aus der zweiten Hälfe des 15. Jh. (He14, Lo4 und We1) und in der um 1590 entstandenen Minneredensammlung Be2. In He14 ist der Text fragmentarisch überliefert. Die Handlung bricht nach der Ankunft von Frau Minne abrupt ab (Frau Staete, Frau Treue und Frau Liebe heißen Frau Minne willkommen, und sie gibt ihnen ihren Segen). Be2 und We1 überliefern je einen umfangreichen Text, der jedoch an mehreren Stellen verderbt ist. In Lo4 fehlt der Rat der enttäuschten Dame an die anderen Frauen, der den Text in We1 abschließt. Hier folgt auf die Klage der Frau, die nach dem Minnegericht einsam und genauso unglücklich geblieben ist, nur noch ein Segenswunsch für die tugendhaften Damen. Überschrift: Schwartz plav und weis fraw venus die mynn in rot an ainem rechten sazzen (Lo4) Daz ist ein spruch vonn der frawen trew stud und liebe (We1) Inha lt: (Nach dem Text der Ausgabe von Matthaei 1913) . A Exposition (1–40): Liebesklage der Sprecherin: In direkter Anrede an die jungen Menschen weist die Sprecherin auf die Wonne hin, die der Monat Mai mit sich bringt. Anderen gebe der Mai zwar Freude, ihrem Herzen habe er aber nur sehnsuchtsvollen Schmerz zugefügt (Jahreszeitentopos). Trotz ihrer aufrichtigen Ergebenheit sei ihre Treue in der Liebe mit Untreue vergolten worden. Die Untreue des Geliebten habe sie ins Unglück gestürzt und ihr alles Gute und Angenehme geraubt. Ständig sei sie traurig und könne keine Ruhe finden: Nachts erwache sie seufzend und klagend, ihr Herz schreie um Befreiung von der Qual, doch sei ihr nicht zu helfen, da die Freude sie ganz verlassen habe. B Spaziergang (41–137): In einer schlaflosen Nacht wirft die Sprecherin ihrem Herzen vor, verzagt zu sein, und wünscht sich Erlösung aus ihrem Liebesleid durch den

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Tod. Als sie aufblickt, bemerkt sie, dass es Morgen geworden ist. Sie hört den Vogelgesang, steht auf und wandert los. Auf dem Weg zu einem grünen Wald findet sie einen schönen, an Laub und Vögeln reichen Baumgarten. Die Sprecherin betritt den Garten und sieht darin die sechs Farben der Blumen im grünen Gras: Blaue Veilchen, weiße, gelbe, violette (›braune‹) und rote Blumen gibt es darin, wie es der süße Mai befohlen hatte, der sein Zelt auf dem Feld aufgeschlagen hatte. Dazu gibt es im Gras das schöne Heer der Tautropfen. Die Sprecherin fragt sich, ob sie wach sei oder noch träume. Ihr Leid wird aber zugleich durch die Schönheit der Natur verstärkt, denn sie sehnt sich nach beständiger Treue. Erneut muss sie darüber klagen, dass die Treue von der Untreue im Herzen ihres Geliebten besiegt worden sei. Wenn der Mann sie entsprechend belohnt hätte, hätte sie sich wie ein mächtiger Kaiser gefühlt (Kaisertopos). Beim Klagen verzweifelt die Sprecherin, kraftlos setzt sie sich ins Gras nieder und wünscht sich den Tod. C Klage der personifizierten Tugenden (138–200): Als die traurige Sprecherin aufsieht, erschrickt sie vor dem Anblick dreier schöner Damen, die laut ihr Leid klagen: Die eine Dame, die schwarze Kleider trägt, ist Frau Treue, die mit dieser Kleiderfarbe ihre Trauer über den Mord ausdrückt, den untreue Männer an Frauen begehen. i Die zweite Dame, die blau gekleidete Frau Staete, schließt sich der Klage der Treue an und verwünscht das wankelmütige Verhalten vieler Männer in der Liebe. i Die dritte Dame ist Frau Liebe, die weiße Kleider trägt. Sie bereut, die Herzen meiden zu müssen, da niemand mehr der rechten Liebe nachgehe. D Minnegericht (201–347): Nach den Klagereden der drei Damen erscheint die mächtige Frau Minne, die noch schöner als die anderen ist und ein prachtvolles Kleid trägt, das röter als ein Rubin leuchtet. Frau Treue, Frau Staete und Frau Liebe, die auf ihren Befehl sich im Baumgarten versammelt haben, empfangen sie mit Freude und versichern sie ihres treuen Dienstes, wofür sich Frau Minne bedankt. i Sie legt ihren Vasallinnen dann einen Rechtsfall vor, den sie beurteilen sollen: Von zweien, die einst Diener und Dienerin der Minne waren, ist der Mann untreu geworden. Obwohl Frau Minne beide Herzen mit ihrem Feuer gleichermaßen entzündet habe, sei der Schein der rechten Liebe im Herzen des Mannes beklagenswerterweise erloschen. Nun bittet sie Frau Staete, sich als erste dazu zu äußern. i Frau Staete verflucht den untreuen Mann. Dies habe er sich mit seinem schlechten Liebesverhalten wohl verdient (271–273: daz wunsch ich ihm, daz ist sein recht, | wan er ist gewesen schlecht | gen ir als aines kreßners stab [?]). Zugleich bedauert Frau Staete das Schicksal der betrogenen Geliebten. i  Darauf steht Frau Treue auf, klagt über die Untat des Mannes und verwünscht ihn. Seine Freude solle zu Leid werden, von allen Menschen solle er von nun an nur noch Untreue erfahren. Schließlich äußert sie ihr Mitleid mit der Dame. i Frau Liebe, die sich noch betroffener zeigt als die ersten zwei Damen, wünscht dem untreuen Mann Schande und den Verlust aller Ehre. Wie der Schnee im Sommer solle auch sein Ansehen verschwinden, seine Freunde sollten sich seiner Geburt und seines Namens schämen. Niemals mehr solle er Gutes erleben dürfen, und jede seiner Hoffnungen solle ihm in großem Leid zugrunde gehen. All das solle die verlorene, rechte Liebe der guten Frau rächen, der er untreu war. i Abschließend zeigt sich Frau Minne

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mit dem gemeinsamen Standpunkt der drei anderen einverstanden, sie bedankt sich bei ihnen und bittet sie, dem schuldigen Mann keinen Dienst mehr zu leisten und allen guten Frauen zu raten, vor seiner Untreue zu fliehen. Frau Treue, Frau Staete und Frau Liebe versprechen, dies zu befolgen und verabschieden sich von ihrer Herrin. Frau Minne gibt ihnen ihren Segen, und alle vier Damen ziehen sich zurück. E Heimkehr der enttäuschten Sprecherin (348–378): Die traurige Sprecherin bleibt allein im Garten zurück und setzt ihre Klage fort. Sie findet niemanden mehr, der sie trösten kann, und will nicht länger da verweilen. Von ihrem Liebesleid gequält ermahnt sie alle Damen, ihre Geschichte zu bedenken und ihre Herzen bei sich zu halten, damit sie nicht zu weit entrinnen. Der Text endet mit einem Segenswunsch der Sprecherin für die Damen und mit der Bitte um Segen für sich.

B464 Der Minne Lehen Erzählung von einer Burg, in der Frau Minne Lehen verteilt und die untreue Dame des Sprechers verurteilt Ve r f a s s e r : Konrad Harder (Der Harder)

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: 2. Hälfte 14. Jh.

Literatur: Brandis 1964, 9, 68, 70; Schanze 2VL 3 (1981), 467–472, bes. 468f.; Händl 2Killy 5 (2009), 6

Überlieferung: Mü10 173v–175v: V. 1–80, 76v–79v: V. *1–*110, 175v–182v: V. 81–323; insgesamt 433 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Minnereden. Wohl als Folge einer Lagenverschiebung sind 110 Verse gänzlich aus dem Zusammenhang gerissen und ohne Hervorhebung in einen Quodlibet-Text eingefügt worden (›Der Tor‹, 75v–82v). Beim solcherart verkürzten Textstück auf fol. 173v–182v ist dem Schreiber offenbar der Sprung in der Handlung nicht aufgefallen, den jedoch auch Brandis 1964 irrtümlicherweise bei V.  102 ansetzen möchte. Die Blattzählung springt fälschlich von 176 auf 178 (Brandis 1964, 61), doch fehlt an dieser Stelle zwischen 176v und 178r kein Text, wie das die Angaben im Verfasserlexikon nahelegen könnten. Die Textübergänge fügen sich wahrscheinlich folgendermaßen zusammen (allerdings hat der Schreiber von Mü10 offenbar versucht, die Brüche ad hoc notdürftig zu heilen):

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[Beginn des Gesprächs mit dem Zwergen:] Es fragt mich der mer Wie dy werlt gestalt wer (V. 79f.) (= fol. 175v, Z. 11) Daz [recte: Waz] wer meins herczen ger (= fol. 76v, Z. 19) Was ich da suchen wer Ich sprach vil claines menschlein Mich zwingt grosser sach pein (V. *1–*4) […] [Sprecher kommt vor Frau Minne:] Do leh sie alz mir ist pekant Irs reichen lehens von der hant Den vesten vnd den steten Die gern stetlich teten (= fol. 79v, Z. 11) (V. *107–*110) Vnd der [lies: den?] getrewen sunder pein (= fol. 175v, Z. 12) Vnd die der frawen hüter sein Von [lies: Vnd?] den selben gesellen [?] Den stillen sunder mellen [lies: melden?] Den die da hoh wegen weibs lon (V. 81–85) Jeweils bei Erzähleinschnitten, insbesondere bei beginnender direkter Rede, sind Lombarden und vom Rubrikator zusätzlich Alineazeichen gesetzt (37; 79; *15; *89; 119; 219; 231; 237; 278; 286). Da diese textstrukturierenden Gliederungselemente auch im Teilstück *1–*110 enthalten sind, werden sie wohl auf die Vorlage zurückgehen. Wegen der Autorsignatur im letzten Vers ist dieser Text der einzige, den man sicher dem Harder zuweisen kann. Mü10 bringt im ersten Teil einige Exzerpte und zusammengeschriebene Texte, doch scheint B464 der einzige Text zu sein, der in der beschriebenen Weise auseinandergerissen worden ist. Überschrift: fraw Mynne lehen Inha lt: A Exposition (1–17): Der Sprecher erzählt, dass er eines Tages über sein Minneleid nachgedacht habe (1: JCh saß […] vnd gedaht): er sei traurig, denn seine Geliebte (6: die zornig fraw mein) erhöre nicht ihn, sondern einen anderen; der Dorn ihrer Ungnade steche ihn usw. B Spaziergangseinleitung (18–75): Der Sprecher bricht noch im Morgengrauen auf. Zwar hält ihn der ›Schnee seiner Sorgen‹ (25) zunächst von Freude ab, doch sein ›Sinn‹ (27: Jn meiner synnen vallten) fordert ihn in wörtlicher Rede (28–36) auf, sich von den Naturvorgängen erquicken zu lassen. Er stimmt zu (37: Jch sprach: das wil ich thun, her sin!). Er geht in den Wald mit dem Ziel, jemanden zu finden, dem er auff dem spatium (42; ›auf dem Spaziergang‹, ein Latinismus?) sein Leid klagen könne. Zahlreiche Raumangaben folgen: die vor einem Forst liegende Heide, darauf viele Rosenhage – hier geht die Sonne auf –, ein Berghang (56: an einer leyten), den der weis man (58; Gott? der Mai? der Zwerg?) kunstreich gestaltet habe, die Bergspitze,

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die er übersteigt, schließlich auf der anderen Seite des Berges das Tal, das er sieht und in dem tausend Nachtigallen singen. Der Sprecher – nun wieder voller Minnesorgen – will vom Berg in einen wilden Grund absteigen. C Der Weg zu Frau Minne (76–80, *1–*100): Er trifft auf einen Zwerg, der vor seiner Höhle sitzt und schnitzt. Dieser fragt ihn nach der Verfasstheit der Welt und (ab hier: *1–*110) was er hier suche. Der Sprecher sagt, er suche Frau Minne, bei der er Klage gegen eine Frau führen wolle, der er lange vergeblich Mit tihten vnd mit gesang (*10) gedient habe. Der clain weis man (*16) spricht seiner Geliebten das Lob ab, wenn sie ihn grundlos abgewiesen habe, und weist ihm den Weg zu Frau Minne, die etwas weiter unten am Bach residiere. Das wisse er von einem Ritter, der gestern dort mit einem Riesen gekämpft habe. Der Sprecher verabschiedet sich und trifft alsbald auf die prachtvolle Burg mit Mauern aus Rubinen und Türmen aus Karfunkeln. Alle Tore und Türen sind offen. Die Burg ist unvergleichlich – der Sprecher bekennt, dass für eine kunstvolle Beschreibung (*57: in Speher sprue ch winckel) seine ›kleine Kunst‹ (*59) nicht ausreiche (Bescheidenheitstopos), weshalb er nach der materi rat (*60) spreche. In der Burg versammeln sich gerade viele (Posaunen, Tamburine und Pfeifen (*65f.: pusawm | Tampurn und auch purdaun). Als er darüber nachsinnt, wie er nun zu Frau Minne gelangen könnte, kommen ein Alter, den der Sprecher für einen alten Erzieher (*78: Meydegezog greis) hält, und ein Kämmerer auf ihn zu. Zugleich sind plötzlich an allen Fenstern der Burg die allerschönsten Jungfrauen zu sehen (im Glänzen ihrer Münder hätte sogar der ›feurige Salamander‹ überlebt). Der Alte bietet ihm an, ihn zu seiner Herrin, Frau Minne, zu führen. Er nimmt ihn bei der Hand und führt ihn in einen hohen Saal, der überall mit guten tebichen (*98f.) behängt ist. D Frau Minne verleiht Lehen (*101–*110, 81–126): Dort sitzt Frau Minne auf einem reich geschmückten Thron und gibt ihre Lehen aus – als mir ist bekant (*107), wie der Sprecher versichert. Sie verleiht ihre Lehen den Beständigen und (ab hier: 81–126) denen, die die Ehre der Frauen würdigen; den Verschwiegenen; denjenigen, die sich im Frauendienst aufopfern; jenen, die im Dienst von Frauen von Turnier zu Turnier ziehen usw. Die verliehenen Güter tragen sprechende Namen: Zw helssenperk vnd plickenstain | Vnd küsseneck (113f.), frölich leben vnd grüssen aw (115), trostenuelß (117) usw. E Schmährede gegen die Ungetreuen (127–184): Es folgt der Auftritt eines Knappen von Frau Minne, der die Versammelten anspricht und vom Zorn der Königin berichten will. Angesprochen werden von ihm die vngetrewen wihten | Die liegen triegen tihten (135f.), die Unwahrheiten erzählen und jeder ihrer Geliebten versichern, sie sei die einzige. Er vergleicht diese Männer mit dem Adler auf der Jagd und mit einem nasweisen hund (152) und bekräftigt das Gebot zur exklusiven Liebe (165f.: An einem lieb genügen schol | Ain liep die lieb ist liebes vol). Es folgt ein längerer, im Konjunktiv gehaltener Katalog von den Dingen, die unter solchen Umständen erst zu ihrem Recht kommen würden, z.B.: So köm erst dy Ritterschaft | Durch lieb in yr volkumen kraft | Vnd wer auch mynne mynn (175–177) usw. F Urteil von Frau Minne (185–304): Der Sprecher tritt nun endlich vor Frau Minne und beklagt, dass seine Dame sich von ihm ab- und einem anderen zugewendet habe, obwohl er selbst sich nichts habe zuschulden kommen lassen. Frau Minne will von

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ihm wissen, ob er wisse, wieso seine Dame ihn verschmähe, was er aber verneinen muss. Frau Minne wird wütend und verbietet der Dame die Anwesenheit an ihrem Hof, untersagt ihr das Tragen von Schmuck (Gold, Edelstein, Perlen), scharlachroten Stoffen und Seidengewändern, versagt ihr jede Minnebeziehung und befiehlt, dass die Natur die Lippen der Dame nicht mehr rot und ihren Hals nicht mehr weiß färbe, dass die Dame keine Zöpfe mehr tragen und keine Goldbänder mehr hineinflechten dürfe. Angesichts der Werkzeuge für die beabsichtigte ›heimliche‹ Bestrafung (u.a. Pfeil und Bogen, Geißel und Ruten) bittet der Sprecher um Gnade für seine Dame, verbunden mit dem Wunsch, Aussicht auf Lohn zu bekommen (275f.: das mein gut geding | Mir icht so gar entrynn). Frau Minne besteht jedoch auf gerechter Bestrafung, was den Sprecher sehr erschreckt. In einem leidenschaftlichem Plädoyer bittet er erneut um Gnade, da die rayne feyne Natur (287) der Geliebten eine solche Bestrafung nicht überleben würde, denn ihre Art sei So czart, so zart so zart | so zart (290) . Zudem würde sich sein Leid dadurch nur vermehren. G Schluss (305–323): Er verabschiedet sich, ohne eine Antwort abzuwarten. Noch immer sei er ein traurig man (306). Er wünscht sich nur, dass sie zu ihm sage, sie wolle sein Leid wenden. Und selbst wenn dies realiter nicht geschehe, so würde doch allein eine solche Rede der Dame genügen, um ihn glücklich zu machen. Im letzten Vers Autorsignatur: Das sein des harders red (323). Para l lelen: Der Text ähnelt den Minnereden des Meister Altswert (B223, B429, B430, B431), insbesondere in den langen katalogartigen Aufzählungen und der aventiurehaften Ausgestaltung der Spaziergangseinleitung (verschiedene Stationen, Kampf mit Riesen wie in B430 u.ä.). Sonstiges: Auffallende semantische Ambivalenz des Begriffs tichten: einmal positiv gewertet in der Klage des Sprechers, dann aber in der Kombination liegen triegen tichten negativ gewertet in der Schmährede des Knappen.

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B465 Des Spiegels Abenteuer Großform, in welcher der verheiratete Sprecher vor einem Minnegericht der Untreue angeklagt wird, nachdem er sich in die schönste Frau in einem Zauberspiegel verliebt hat; mit zahlreichen Anspielungen auf die höfische Literatur Ve r f a s s e r : Hermann von Sachsenheim Datierung: 1451/1453 (Kerth 1986, 21) Überlieferung: Be15 2r–60r; 2752 V. He3 75r–120v; 2753 V. Kurzfassung: Be19 119r–144v; 1407 V. Fragment: He16 199r–204v; 360 V.

Edition: Haltaus 1840, 252 Nr. II 62 (nach Pr2); Holland/Keller 1850, 129–202 (nach He3); Kerth 1986a, 65–212 (nach He3 mit Laa. von allen anderen Hss.) Literatur: Huschenbett 1962; Rischer 1982; Wallmann 1985, 329–331; Kerth 1986a; Schlechtweg-Jahn 1992, 246–256; Achnitz 2003b, 234f.; Huschenbett 2007; Klingner 2010, 173, 184; Matter 2013

Exzerpt: Pr2 180r–180v; 12 V. Beschreibung der Überlieferung: Vollständig überliefert nur in der Heidelberger Minnereden-Sammelhs. He3, die wohl mit dem Hof von Hermanns Gönnerin Mechthild von der Pfalz in Beziehung steht, sowie als eröffnender und umfangreichster Text der Hs. Be15 (›Königsteiner Liederbuch‹. Lediglich Ausschnitte bringen die anderen drei Textträger: Be19 hat bis V. 1343 weitgehend denselben Text wie He3 (vier Minusverse, ein Plusvers), dann einen eigenständigen Schluss von 67 Versen (nach Kerth 1986a, 211f.), in dem die anfängliche Aufforderung der Frau Treue an den Zwerg, den Sprecher an Land zu setzen (1326f.), aufgenommen und die Erzählung damit zu einem raschen Ende gebracht wird; unter großem Wehklagen kehrt der Sprecher eilig wieder nach Hause zurück und formuliert aus seinen Erfahrungen die explizit an Frauen gerichtete Lehre, sich jederzeit vor Untreue zu hüten. He16, offensichtlich fragmentarisch, bricht nach V. 360 mitten im Satz ab. Pr2 bringt ohne Hinweis auf die Herkunft einen Ausschnitt von 12 Versen (entspricht den Versen 2462–2472 der Ausgabe von Kerth 1986a) zusammen mit 72 V. aus B226 (entspricht dort den Versen 347–418) als eigenständigen Text. Überschrift: Schöne beyspil vnd figur (He16) Vnderweisung aines der Ritter wolt werden (Pr2)

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Inha lt: (Nach Kerth 1986) . A Prolog (1–19): Audite-Formel, Publikumsscheidung in die wisen (8) und die dummen (10), Ankündigung einer kurzweiligen Geschichte von der Liebe. B Spaziergangseinleitung (20–97): Der Sprecher schildert einen Spaziergang an einem schönen Maientag. Ein Fußweg führt ihn zu einer beschatteten Quelle, an welcher er eine laut klagende Frau findet. C Gespräch mit Frau Treue (98–601): Zuerst lauscht er versteckt ihren Klagen: Ihre Herrin, die sie ausgesandt habe, werde sehr mit ihr zürnen; sie vergleicht ihren Schmerz mit dem des Anfortas. i Schließlich geht der Sprecher zu der Dame, die einen blauen Samtmantel und eine goldene Krone und Zepter trägt, um sie nach dem Grund ihres Leids zu befragen und ihr mit lautem Wehklagen zu helfen (222–245: so wie der Löwe seine Welpen durch Gebrüll zum Leben erwecke). i Bevor sie sich ihm anvertraut, versichert sie sich seines Rittertums. Dann dankt sie ihm für seine Frage (278: er habe besser gehandelt als Parzival) und erzählt ihm ihre Geschichte (322–383): Sie sei eine Königin, so wie auch ihre elf Schwestern, und stehe im Dienst einer Kaiserin, die sie in ein jeweils anderes Land ausgesandt habe, um dort ihre Steuern einzutreiben. Ihr sei Schwaben zugeteilt worden. i Der Sprecher zeigt sich verwundert über ihre Aufgabe, da die Schwaben arm seien und nichts zu geben hätten. i Jetzt erst enthüllt die Dame ihre Identität: Sie sei auf der Suche nach Treue, und so heiße sie auch. i Das macht den Sprecher froh und er verweist auf sich selbst: Nie sei jemand treuer gewesen als er seiner Dame gegenüber. i Frau Treue zeigt sich erstaunt, dass er nicht auf ihrem zedel (456) verzeichnet sei, erklärt dann dem Sprecher aber auf dessen Bitte hin den Hofstaat ihrer Herrin (468–525): Diese heiße Aventiure (472), ihre elf Schwestern hießen Minne, Liebe, Tugend, Ehre, Zucht, Scham, Wahrheit, Freigebigkeit, Maße, Gerechtigkeit und Saelde. Alle hätten sie von der Kaiserin einen Ehemann und ein Herrschaftsgebiet zugeteilt bekommen, aber das Land sei verwüstet und die Gatten erschlagen worden, nur mit Mühe hätten sie sich selbst retten können. Bedrängt würden sie von drei mächtigen Kaisern und Nachkommen Satans, nämlich Geiz, Neid-und-Hass sowie Hoffart und von einer Unzahl von Dienern namens allenfencz (545). Gerade als Frau Treue erklärt, sie wolle nun hier eine Klause gründen und sich in Armut von der Welt abwenden, der Sprecher sie jedoch zu sich nach Hause bitten will, werden sie in ihrem Gespräch gestört. D Reise zum Venusberg (602–1339): Der Sprecher erblickt in einem kleinen Ruderschiffchen auf dem Gebirgsbach einen Zwerg herannahen, ganz in Blau gekleidet und von Gold und Edelsteinen funkelnd (620–623: König Agrant hätte keinen fähigeren Schiffer gehabt). Frau Treue erkennt ihn sofort als Boten der Frau Aventiure. Sie gehen ihm entgegen (652–659: Laurin hätte Dietleib und Hildebrant nicht so edel begrüßt). i Der Zwerg berichtet, dass er von der Kaiserin und Frau Minne mit einem Fingerring und einem Brief nach ihr ausgeschickt worden sei. Auch die anderen Schwestern seien leider mit leeren Händen zurückgekehrt, viele seien gar von dem Hündchen Triegolff (735) der Frau Schande gebissen worden. Der Brief (750) wiederholt, was der Bote bereits mitgeteilt hat. i Der Sprecher bittet, umgehend mitfahren zu dürfen. Er befürchtet aber, dass dabei das Schifflein sinken könne, da er so voller

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Treue sei, was der Zwerg bloß belächelt. i Auf der rasanten Fahrt durch eine schöne Landschaft bemerkt der Sprecher einen Spiegel, den der Zwerg um den Hals trägt und den der Sprecher mit allerlei Kostbarkeiten aus der Artusdichtung vergleicht (838: rubinbekrönte Säule vor Schloss Glois im ›Wigalois‹; 840–845: Prunkrüstung des Feirefiz und Zaubersäule in Schastel marveile, beides aus dem ›Parzival‹). Seiner Bitte um einen Blick in den Spiegel wird aus Sorge um seine Beständigkeit zunächst nicht stattgegeben, denn der Spiegel bilde die schönsten und reinsten Jungfrauen zwischen zwölf und vierzig Jahren ab. Nach weiteren wortreichen Treueversicherungen (908–945) wendet der Zwerg unter gar spotlich lachen und smirn (946) den Spiegel dann doch, und der Sprecher ist augenblicklich von der Schönheit der dort erblickten Damen verzaubert. Zuerst ist er noch erfreut, unter den vielen Damen auch seine eigene zu erblicken, dann jedoch sieht er eine andere, noch sehr viel schönere, die ihm sofort das Herz und den Verstand raubt. i Er beklagt nun das Leid, das er ihretwegen leide (1002: Tristan und Isolde hätten weniger gelitten), und sieht sich untätig wie Parzival vor den Blutstropfen (1062–1065) gegenüber dem Spott des Zwerges (1088f.: Er hätte Frau Treue schlechter gedankt als Wilhelm von Österreich Parklise) und dem Zorn der Frau Treue (1104f.: Willehalms Mutter Irmenschart hätte angesichts des Todes ihrer Kindeskinder nicht mehr gelitten). i Nach weiteren Exempeln aus dem ›Parzival‹ und ›Willehalm‹ kann der Sprecher endlich antworten (1156f.: got gab mir in den syn,| das ich doch reden wart), weiß aber mit den Verweisen auf die Gralswelt etc. nichts anzufangen (1062f.: ich weis nit wol, was Key | by konig Artus hatt gedriben) und gibt auch zu, sich seiner Dame nicht mehr zu erinnern (1187). i Frau Treue will ihn fesseln und über Bord werfen. i Der Zwerg plädiert jedoch dafür, ihn als Narren an den Kaiserhof zu führen. i Der Sprecher bittet um Gnade und darum, dass ihm Frau Treue helfe, die im Spiegel erblickte Dame zu gewinnen. Während sie in ihr Gespräch vertieft sind, treffen sie im Land der Kaiserin ein. E Am Hof der Kaiserin (1340–1573): Der Sprecher erblickt ein blumenreiches Feld mit einer Vielzahl von kostbaren Zelten, von dem eine Gruppe schönster Frauen auf das Schiff zuströmt (1414–1417; aber nicht solche, die Neidhart beschrieben habe). i Als erste der Schwestern begrüßt sie Frau Minne, ganz in Rot gekleidet und mit einem Hagedorn-Kranz auf dem Haupt. i Als ihm Frau Treue sagt, dass sie diejenige sei, die sein Herz gebrochen habe, versteigt er sich sogleich wieder in Liebesbeteuerungen. i Frau Ehre rät daher, den um seine Sinne Gebrachten unverzüglich vor die Kaiserin zu führen: Artus habe in Karidol nie schönere Damen beherbergt, Isolde, Sigune und Aglye seien dort gut aufgehoben gewesen (1516–1521). i Von Frau Aventiure wird er gleich schwer der Untreue beschuldigt, sie kenne ihn schon lange. i Der Sprecher ist jedoch ganz auf das Spiegelbild fixiert und bittet auch die Kaiserin um Hilfe. i Auf deren Frage allerdings, ob er bereit sei, die Spiegeldame zu heiraten, er muss er enttäuscht zugeben, dass er schon verheiratet sei (1543). Er denkt aber gleich schon an eine päpstliche Annullierung seiner Ehe (1568f.: zu Rom der heylig stul | der kan es wol verkern). F Das Buch der Liebenden (1574–1881): Die Damen raten nun, der Sprecher solle in ein Buch schauen, in welchem ein wahrer ›Spiegel‹ der Welt enthalten sei, alle

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Weisheit, alles Gute und Böse. Die Lektüre in diesem Buch soll ihn von der Verblendung durch den Spiegel der Frau Minne (1652–1654: der anders beschaffen sei als Friedruns Spiegel bei Neidhart) erlösen. – Der Sprecher beginnt also mit der Lektüre: Auf dem ersten Blatt liest er kompromittierende Geschichten von vielen Frauen, gegen deren namentliche Nennung er sich aber ausdrücklich verwehrt; auf dem zweiten Blatt erkennt er alte Frauen, die von Neid und Hass aufgezehrt werden; auf dem dritten schließlich findet er eine kleine Schar reiner Damen ohne Tadel, darunter auch seine Ehefrau. Das ist der Moment, in dem er sich seiner selbst erinnert (1743: Er sei Ritter in Bregenz). Er liest von ihrer Trauer, die sie unter Verweis auf Sigune beklagt (1754–1773), und von ihren Mutmaßungen über sein Fernbleiben. Er erkennt nun seinen Fehler und bereut seine Untreue (1802–1871: Verweis auf Frau Wacholder aus dem ›Herpin‹ der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken [?]), er sei oben auf dem Rad der Fortuna gesessen und habe mit Recht nach edlem Minnewild gejagt. Hier beendet er die Lektüre und schließt das Buch wieder, und hier ist auch der Prozess der Selbsterkenntnis durch die einsetzende Reue abgeschlossen. G Prozess am Minnegericht (1882–2507): Nach der Einsicht in die eigenen Fehler wird der Sprecher mit einem Seil gefesselt und vor Kaiserin Aventiure geführt, die ihn sogleich zum Tod verurteilt. Als er noch ein Knappe war, sei sie ihm noch wohlgesonnen gewesen, aber als Ritter sei er zu übermütig geworden. i Der Sprecher zeigt zunächst Reue und versucht, seinen Werdegang nachzuzeichnen: Noch als Kind habe sie ihn in das Hofgesinde von Venus gegeben, später habe er in der Schule deren Regeln gelernt und sei Schreiber geworden (1968: publicus), danach in deren Senat berufen worden. i  Davon will Frau Aventiure allerdings nichts wissen und lässt ihn abführen; er versuche lediglich seine Schuld auf sie abzuwälzen. i Der Angeklagte sieht nun das Recht verletzt und droht mit der Veröffentlichung des Vorgangs (2014f.: man wirt das wonder schriben | in ein karonick noch). i Frau Treue nimmt sich seiner an und drängt auf ein geregeltes Verfahren, welches ihm schließlich nach längeren Diskussionen zugestanden wird. i  Frau Aventiure tritt zur Anklage mit einem Schreiber auf, der einen zedel (2354) in der Hand hält, auf welchem ihre Rede skizziert ist: Ein Spiegel habe den Angeklagten betört. i Nach kurzer Beratung kommen die Schwestern zum Schluss, dass der Sprecher angesichts der gegenwärtigen Zustände in der Welt nicht bestraft werden solle, denn es gebe heute nur noch wenige Leute, die gänzlich treu seien. i Die Kaiserin will zunächst noch den Rat ihres Knechtes Neid anhören, gibt ihn aber dann auf Betreiben der Schwestern frei, obwohl sie von seiner Schuld überzeugt ist. i Die Damen führen ihn in ihre Zelte, und eine jede will ihm einen Ratschlag mit auf den Rückweg geben. i Ausformuliert wird nur der Ratschlag von Frau Zucht und von Frau Ehre: Er solle nicht über die Stränge schlagen wie ehedem, dafür Gott vor Augen haben, Frauen und Geistliche ehren und Arme unterstützen; damit werde Frau Aventiure versöhnt (2462–2475: diese Partie als Ausschnitt in Pr2); sodann auch der Ratschlag von Frau Minne (in der Art der negativen Minnelehre): Er solle nicht zögern, Liebschaften einzugehen – in Köln sei sie meisterin (2493) dafür, und in Flandern würde man die Partner laufend wechseln, was sie auch ihm rate. i Der Sprecher lehnt das jedoch ab.

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H Rückreise und Schluss (2508–2753): Inmitten dieser Ratschläge naht unter Pfeifen- und Saitenklängen ein Zwerg auf einem Greifen, mit dem der Sprecher nach Hause zurückgeführt werden soll (2530f.: Dietrich von Bern wäre vor dem Tier erschrocken; 2540f.: Gawans Vater Lot sei wohl selten so sorgenreich auf Reisen gegangen). Der Zwerg erzählt, dass der Greif Tagesstrecken von zweitausend Meilen zurücklege, mit dem Pferd würde er in sieben Jahren nicht in das Land der Aventiure gelangen können. Der Ritter fragt den Zwerg auf der Reise über die Gebirge aus, über die sie fliegen: Den Ätna auf Sizilien kenne er aus einem kleinen Büchlein, das er gelesen habe, was allerdings der Zwerg nicht glaubt und auf sant Agt (2585) verweist. Hierauf bricht der Sprecher die Unterhaltung ab, schiebt aber noch nach, dass in den Berg schwarze Vögel hineinfliegen würden und als weiße wieder herauskämen, was der Zwerg ebenfalls nicht glaubt. Als nächstes erkennt der Sprecher den Etzel, einen Bergrücken bei Zürich, dann treffen sie auch schon bei der Quelle ein, bei welcher die Reise ihren Ausgang nahm. Der Zwerg erinnert ihn nochmal mahnend an seinen Fehltritt, worauf der Sprecher erneut bereut, den Zwerg sogar bittet, ihn zu töten. Dieser geht allerdings nicht auf die Bitte ein, und der Sprecher besteht auch nicht darauf, sondern sinniert über Greifen nach (2648–2662: Nennung der Greifenfahrt Alexanders). Als sich der Zwerg verabschieden will, bittet der Sprecher ihn zu bleiben: Er wolle ihn seiner Fürstin bringen (2672–2679; er benennt Mechthild von der Pfalz und Albrecht VI. von Österreich nicht namentlich, aber mit ihren Titeln). Der Zwerg lobt die Fürstin, Frau Aventiure sei ihr gut gesinnt, da sie die wahre Minne pflege und gottgefällig lebe. Der Sprecher versucht den Zwerg mit der Aussicht auf eine hübsche Zwergin am Pfalzgrafenhof zu locken, was der Zwerg jedoch dankend ablehnt. So verabschieden sie sich, und der Zwerg fliegt mit dem Greifen davon, ein heylig lied (2756) singend. Schlussformel. Para l lelen: Einen teilweise bis in Einzelheiten ähnlichen Aufbau – Reise (dort: Entführung) in ein entferntes Reich, wo der Sprecher seiner Minne-Verfehlungen angeklagt wird – hat B466. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Der Spiegel‹.

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B466 Die Mörin Großform der Minnegerichtsdichtung, in welcher der Sprecher seiner Untreue wegen von einer Schwarzen angeklagt und am Ende freigelassen wird; mit zahlreichen Anspielungen auf die höfische Literatur Ve r f a s s e r : Hermann von Sachsenheim Datierung: 1453 Überlieferung: Be19 1r–110v; 5866 V. Kp 220r–235v; 850 V. (Sigle E) Lg4 4r–128v; 5268 V. (Sigle F) Lo1 1r–108v; 6138 V. (Sigle B) Sr1 4r–134v; ? (Sigle C) Th S. 10–210; ca. 6098 V. Wi3 1r–98v; ca. 6080 V. (Sigle D) Wi14 27r–152v; 6081 V. (Sigle A) fra2 1r–150r; ca. 6098 V. fra3 ?; ca. 6098 V. str4 4r–53r; ca. 6098 V. wor1 1r–53r; ca. 6098 V. wor2 1r–53r; ca. 6098 V.

Edition: Martin 1878, 46–231(nach Wi14); Schlosser 1974 (nach Wi14) Literatur: Loersch 1871, 35–70; Martin 1871; Martin 1878, 1–45; Hofmann, H. 1893; 52–69; Strothmann 1930, 21–27; Schröder, E. 1931b; Brauns 1937, 1–15, 42–67; Huschenbett 1962, 30–34, 44–53, 60–64, 70–85, 134f.; Nicolai 1963; Glier 1971, 317– 328; Schlosser 1974, 7–33; Wailes 1975; Welz 1980; Huschenbett 2VL 3 (1981), 1096–1101; Rischer 1982; Tinsley 1985, 184–187; Wallmann 1985, 329–331; Kerth 1986a, 19–24; Strohschneider 1986; Glocker 1987; Tinsley 1988; Schlosser 1991; Schlechtweg-Jahn 1992, 256–281; Schlechtweg-Jahn 2001; Achnitz 2003b, 236–239; Huschenbett 2003; Westphal 2003; Finkele 2004; Huschenbett 2004; Mackert 2004; Westphal 2004; Wachinger 2005; Huschenbett 2007; Lichtblau 2007, 129f.; Klingner 2010, 154–157, 238f., 291–296, 298

Beschreibung der Überlieferung: ›Die Mörin‹ gehört mit zwölf Textzeugen zu den am häufigsten überlieferten Minnereden. Damit verbunden sind unterschiedliche Überlieferungskontexte: Auschließlich B466 enthalten die Hss. Sr1, Wi3 (in der ein Schreibereintrag auf den Text folgt), sowie die Drucke fra2, fra3, wor1 und wor2. Ein Bewusstsein für das Œuvre Hermanns von Sachsenheim lassen Wi14, Be19 und Lo1 erkennen. Dabei steht ›Die Mörin‹ in Wi14 zusammen mit dem ›Goldenen Tempel‹, sie eröffnet das Hermann von Sachsenheim-Corpus in Lo1 und leitet die Minnereden-Sammlung von Be19 ein, in der auch B465 und B246 enthalten sind. Lg4 überliefert die ›Mörin‹ am Anfang einer umfangreichen Minnereden-Gruppe, während Kp sie in einen gemischten

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Kontext einfügt und auf den ›Daniel von dem Blühenden Tal‹ des Strickers folgen lässt. Kp weist vier eigene Eingangsverse auf und entspricht im Übrigen den Versen Wi14 11–857, der Rest des Textes fehlt. In Lg4 und Wi3 gibt es unter den jeweiligen Schlussversen datierte Kolophone: Anno domini tausend funffhundert vnnd ynn dem zwolfftenn jar auff sonnabent nach cantate ist vollent worden vnnd geschriben diß buch Got behut vns vor dem ewigen fluch Das helff vns selbs dritt sant Anna Jhesus Maria die wollen vns behutten vor allen schaden amen 1512 B M (Lg4, 128v) bzw. Anno domini etc im czway vnnd achtzigosten jare ward diß buoch vß geschriben Die Mörin die kommpt nach innhalt der abred vnnd begeertt dem nauchze kommen (Wi3, 98v). Innerhalb der handschriftlichen Überlieferung bietet Wi14 den am wenigsten verbesserungsbedürftigen Text an und ist daher auch Grundlage der beiden vorliegenden Editionen. In den Drucken wird der Text mit einem Prolog in Reimpaarversen versehen (36 V.), der den Inhalt zusammenfasst und mit einer kurzen Lebenslehre für die Rezipienten ausklingt. Sie enthalten außerdem eine Vorrede in Prosa mit einer Widmung des Arztes Johannes Adelphus an den Ritter Jacobus Bock. Der Text selbst wird in kurze, durch Überschriften markierte Abschnitte gegliedert und reichlich illustriert. In der Regel sind die Bilder der einzelnen Drucke untereinander identisch. Die Varianz innerhalb der Mörin-Drucke weist zudem auf die dem Erstdruck folgende protestantische Rezeption des Werkes hin: Während der 1512 entstandene Erstdruck str4 auf 52v ein von einer entsprechenden Doppelillustration begleitetes Mariengebet enthält (vgl. in der Ausgabe V. 6040f.), fehlt dieses Mariengebet in den späteren Drucken (zu weiteren Unterschieden zwischen str4 und wor1 bzw. wor2 vgl. Klingner 2010, 239 Anm. 163). Auch weitere Hinweise auf die Marienverehrung wurden getilgt, so wird beispielsweise aus str4, 53r: Das bit ich dich maria clar | durch der hoechsten namen drei – diese Passage findet sich übrigens auch schon in der 1496 entstandenen Hs. Be19, 111v – in wor2, 46vb: Das bitt ich vmm die Gottheyt klar | Ia durch der hoechsten namen drei. In str4 begegnet zusätzlich ein Explicit auf Bl. 53r: Hie endet sich das hofflich büchlin die Morin genant. Getruckt von Johannes Grüninger in der loblichen freien stat Straßburg vnnd vollendet vff sant Kathereinenn abent inn dem Jar von geburt Christi Tausent fünddhundert xii. In str4 ist anschließend eine Ehelehre in Reimpaarversen, das Gedicht ›Von der Ee‹ / ›Satyra‹ des Hieronymus Emser, überliefert (54v–58r). Th ist eine Abschrift von str4 (mit allen Beigaben des Drucks) aus dem Jahr 1528. Überschrift: Ein kurczweilige geschicht so etwan herren Herman vonn Sachssenheim ritter in seiner jugent abenthewrlicher handlung halben begegnet welche er nachmals beschrieben vnd die Moerin genennt Allen so sich ritterschafft understehen zu warnung nuetzlich zu lesen in druck verfestiget (fra2) Die Moerin Eyn schon kuertczweilig lesen welches durch weiland herr Herman von Sachssenheim ritter (eins obertürlichen handels halb so im in seiner jugend begegnet) lieplich gedicht vnd hernach die Moerin genempt ist Allen denen so sich der ritterschaft

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gebruchen auch zarter frewlin diener gern sein wölten nit allein zuo lesen kurtzweilig sunder auch zuo getrewer warnung erschießlich (fra3, str4) Die Moerin Eyn schoene kurtzweilige vnd liebliche histori welch durch weilandt herr Herman von Sachsenheym ritter (eyns abentheurlichen handels halben so j minn seiner jugent begegnet) beschriben vnd hernach die Moerin genant ist Allen denen so sich der ritterschafft gebrauchen auch zarter fraewlin diener gern sein wollen nit alleyn zu lesen lustig vnd kurtzweilig sonder auch zu getrewer warnung nützlich vnd erschießlich an tag geben (wor1, wor2) Inha lt (Nach Schlosser 1974) . Da der Text sehr dicht mit literarischen Anspielungen, Redensarten und historischem und geographischem Wissen durchzogen ist, kann die Darstellung in diesem Handbuch nur sehr selektiv sein. Für genauere Informationen sind die Edition und die Sekundärliteratur, bes. der Kommentar von Huschenbett 2007, zu konsultieren. Überblick: 1. Tag (1–439) A Spaziergangseinleitung (1–40) B Entführung ins Reich der Königin Venus Mynn (41–291) C Erster Auftritt der Mörin Brünhilt (292–439) 2. Tag (440–3249) A Erste Gerichtsverhandlung (440–971) B Gerichtsreden und Beratungen der Parteien (972–2719) C Unterredungen der Verteidigung (2720–3249) 3. Tag (3250–4719) A Gerichtsverhandlungen und Appellation an Frau Abentür (3250–3871) B Gespräche im Zelt Eckharts (3872–4719) 4. Tag (4720–5629) A Turnier von Frau Schande (4720–5059) B Verhandlungen mit dem König (5060–5629) 5. Tag (5630–6081) A Eid und Freilassung (5630–5943) B Heimreise zur Familie (5944–6032) C Epilog (6033–6081) 1. Tag (1–439) A Spaziergangseinleitung (1–40): Der Sprecher bezeichnet seine Zuhörer als ›weise‹ und kündigt in einer kurzen Captatio benevolentiae eine Geschichte über torheit (3) an. – Vor nicht allzu langer Zeit, an einem hellen Sommertag, geht der Sprecher, ein alter Ritter, durch einen Wald spazieren. Bei fröhlichem Vogelgesang findet er einen Pfad, der ihn zu einer Quelle führt. Vor einem blauen Zelt begegnen ihm ein alter Mann mit langem Bart und ein Zwerg, der ein blaues Seil (32: Mit blavwer siden von palmand) in der Hand trägt. Beide tragen ausgezeichnete, prachtvoll geschmückte

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Gewänder. Das Aussehen des Alten erinnert den Sprecher an den sagenhaften Eckhart vom Venusberg. B Entführung ins Reich der Königin ›Venus Mynn‹ (41–291): Auf den höfischen Gruß des Sprechers nehmen ihn die beiden gefangen, ohne ihm die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben. Der zornige Sprecher wird gefesselt, seinem Ritterstand unangemessen behandelt und, als er zu erfahren versucht, wer die beiden seien, verspottet: Wie dunckt er sich so hoch beschorn (74); Und werst du noch als kaczen rain, | Du muost mit uns in fremde lant (76f.); wie nun, frow Meczen knecht? | Ja, kommen dir die schuo ch nit recht, | So leg ich dir zwen ander an (123–125; Anspielung auf Wittenwilers ›Ring‹, V. 7135f.). Der Sprecher beteuert, den Nibelungenschatz und den ganzen Reichtum Indiens hergeben zu wollen, um zu entkommen und im entfernten Rom zu sein. Er wird in eine Truhe (Fessel) gesteckt. Als er hört, dass eine edle Königin, Frau ›Venus Mynn‹ (so wird sie in diesem Text meist genannt), nach ihm geschickt habe, fasst er wieder Mut und fragt, wie der Venusberg zu erreichen sei. Darauf gibt ihm der Zwerg einen Zaubertrank, der ihn in tiefen Schlaf versetzt, nimmt ein Schriftstück (164: brieff ), auf das viele magische Zeichen (166: Vil karacteres) mit Blut geschrieben sind, und beschwört das ganze Zelt, das nun durch die Wolken gen Orient fliegt. Der Sprecher erwacht auf einer wunderschönen Insel und glaubt, sich im Paradies zu befinden. Erneut wird mit ihm nicht standesgemäß umgegangen: Der Zwerg bindet ihm mit seinem Seil einen Arm fest, und der Alte brummt ihn an, als ob er ein ›Filzbauer‹ oder ›Engelmar‹ sei (199–201; Anspielung auf Neidhart). So wird er zu einem Feld geführt, wo er viele prächtige Zelte sieht, die selbst die Zelte von Terramer (aus Wolframs ›Willehalm‹) und Artus überträfen (Kaisertopos). Als Anführer einer wilden Schar erscheint ein junger Ritter ohne Bart, der den Sprecher beleidigt und von ihm beleidigt wird. Auch der Zwerg beteiligt sich (erwähnt werden u.a. Frau Schande, Hiob und die Hussiten). Der Sprecher wird in einen Block geschmiedet. C Erster Auftritt der Mörin Brünhilt (292–439): Eine Dame (die schwärzeste Frau, die es im Land der ›Mohren‹ je gab) erscheint in einem prunkvollen weißen Kleid. In der kurzen Descriptio nennt der Sprecher den rubinroten Mund, die weißen Zähne, die klaren Augen nach valcken art (299), die schwarzen, wie bei einem Lamm gekräuselten und von einem weißen Seidenband umwickelten Haare, einen Kranz aus Perlen, Gold und Edelsteinen und zwei Ohrringe aus ›arabischem‹ Gold (311). Die Mörin, die sich als Dienerin der Venus Mynn bezeichnet, verspottet Sprache, Alter und Glauben des Sprechers, der sich dagegen ritterlich vorbildlich verhält (genannt werden als Exempelfiguren: Hl. Michael, Begarden, Lollarden, Hl. Elisabeth, Arabel). Sie lädt ihn vor Gericht und überlässt ihn schließlich mehr als 60 Wächtern. 2. Tag (440–3249) A Erste Gerichtsverhandlung (440–971): Am nächsten Morgen hört der Sprecher viel Geschrei in fremden Sprachen und später die Glocken, die zu Gericht rufen. Er fragt sich, was Frau Venus Mynn mit ihm vorhabe, und betrachtet die Prozession, in der die Fahne der Königin (mit einer kostbar verzierten Darstellung Cupidos) geführt und ein Kreuzlied gesungen wird (parodistisch, 574f.: Sie sungent allgemain ain liet | ›In Fenus nammen faren wir‹). Der Sprecher wird erneut verspottet und

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verkehrt herum auf einen hinkenden Maulesel gebunden. Venus Mynn tritt auf. Sie wird von einer großen Schar umgeben (darunter ein Wilder, der seine Stange wie Rennewart führt). Sie behandelt den Sprecher mit Zorn und Verachtung: Er habe ihren Hof beleidigt, seinen Eid gebrochen und stehe nun da wie ein Strauß, der seine Eier verloren habe. Unter fremdatigem Gesang bringen drei türkisch gekleidete Priester feierlich ein Buch, den ›Koran‹ (680: Alcron), herbei. Ein alter Mönch bietet dem Sprecher seine Hilfe an und verspricht ihm Rettung. Darauf erinnert ihn der bereits anwesende Henker daran, dass der Sprecher dem Tode geweiht sei. Die Mörin erscheint auf einem Einhorn, von Tataren begleitet, die den Sprecher fesseln. Dieser weigert sich, den heidnischen Gott Terviant (719) anzubeten. Eine Fürstin ermutigt ihn und verspricht, sich mit ihren Damen für ihn einzusetzen. Er wird zum Zelt der Königin geführt und begegnet dem alten Eckhart und vielen edlen Rittern. Eckhart, der auch Christ ist, übernimmt die Verteidigung des Sprechers vor Venus Mynn. Ritter und Damen, die um das Leben des Sprechers fürchten, raten ihm, Mohammed anzubeten. Darüber lacht der Sprecher und bekennt sich zu Jesus (erwähnt werden: Dreifaltigkeit, Fleischwerdung, Kreuzestod und Jungfrauengeburt). Sein eigener Tod sei unbedeutend und ändere nichts daran, dass Köln am Rhein und Trier an der Mosel liege. Die Anwesenden wundern sich und glauben, er sei an ihrem Gott verzweifelt. Der oberste Richter, der König, erscheint. Eckhart nennt dem Sprecher seinen Namen, Tanhuser (838; der Name ›Tannhäuser‹ wird nur hier genannt); er komme uß Franckenlant (837) und sei zum Ritteramt geeignet wie eine Geiß zum Predigen. Zwölf Ritter fungieren als Schöffen. Die Königin als Anklägerin wird von der Mörin vertreten. Eckhart setzt durch, dass er den Sprecher verteidigen darf. B Gerichtsreden und Beratungen der Parteien (972–2719): Die Anklagepartei zieht sich zur Beratung zurück, und Venus Mynn erzählt von der Vergangenheit des Sprechers: Er habe sich als junger Mann in ihre Gewalt ergeben, sei Mitglied ihrer Gefolgschaft gewesen und habe später die Treue Mitt falschen tüken (995) gebrochen. Die Mörin verliest die Geschichte, die auf einem zedel (1084) geschrieben steht, auf den später immer wieder verwiesen wird. Alle Damen empören sich und sind nun fest überzeugt, dass der Sprecher den Tod durch Erhängen verdiene; Sprichwort: Es sei den Gänsen geklagt, wenn ein Böser, der ›falsch wirbt‹, eines ›unrechten Todes stirbt‹ (1103–1105). – Eckart ermutigt den Sprecher, nicht zu verzagen und sich auf Gott und Maria zu verlassen. Vor dem König pocht er auf die ritterlichen Rechte des Sprechers und prangert die nicht rechtgemäße Entführung durch Zauberkunst an. Er gewinnt für ihn ›Rauner‹ und ›Warner‹ (juristische Personen, die eine Gerichtspartei unterstützen): einen gewissen Belis (ein Vogt) aus dem Gefolge Titurels sowie einen muslimischen Marschall und den ›Publicus‹ (der auch schriber genannt wird und notarielle Funktionen übernimmt. – Die Mörin verliest die Anklage: Der Sprecher habe den Eid, den er der Königin in seiner Jugend (im Alter von 20 Jahren) heimlich by der Minne kind (1546) geschworen hatte, nicht gehalten. Mit 30 Jahren habe er die edle, schöne Geliebte, die ihm Frau Minne gegönnt habe, belogen und betrogen. – Eckhart unterbricht die Mörin beim Lesen, sodass man erst später erfährt, dass der Sprecher angeblich seine Geliebte verlassen und sich auf andere Liebesbeziehungen eingelassen habe. Als sich die Verteidiger versammeln, schwört der Spre-

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cher, dass ihm Unrecht getan worden sei. Er habe niemals den Eid geschworen oder geprahlt; seine damalige Geliebte habe ihn allerdings als Narr (1619: goch) verachtet und an den ›Affenort‹ gesetzt (1618: ofen ort), so habe er sich dann auch ihr gegenüber verhalten. – Vor Gericht spricht Eckhart von der allgemeinen Verbreitung der Untreue auf der Welt. Dazu argumentiert er mit Bezug auf den ›Schwabenspiegel‹, dass der Sprecher Ansprüche auf besondere rechtliche Freiheiten habe, und kündigt die Bereitschaft des Sprechers an, seine Unschuld durch einen Eid zu bekräftigen. – Es folgt eine neue Beratung der Anklagepartei, um den Eid nicht zu erlauben und das ›Schwabenspiegel‹-Argument Eckharts zu bekämpfen. Schließlich bestreitet die Mörin in ihrer Rede vor dem König die Geltung des ›Schwabenspiegels‹ im Land von Venus Mynn und behauptet, dass das Recht Mohammeds vorrangig gelte. Anhand des zwölften Kapitels eines Mohammed-Dekrets sei man berechtigt, den Sprecher zum Tod durch den Strick zu verurteilen (2095: Er sei henckmessig). Dann trägt die Mörin die Geschichte der Untreue des Sprechers vor (2112–2227). – In der nachfolgenden Beratung drängen seine Unterstützer ihn, ›kein Blatt vor den Mund‹ zu nehmen (2283) und den Text ›ohne die Glosse‹ zu sagen (2285); auf eine Digression entgegnet der Schreiber, was diese Rede ›Graf Egen‹ angehe (2305; Umschreibung von ego = ›ich‹). Der Sprecher gibt zu, tatsächlich untreu gewesen zu sein und rechtfertigt sich durch den Hinweis auf die Untreue der Mächtigen (u.a. Exempelfigur David als Ehebrecher). Als alles für die Verteidigung verloren zu sein scheint, schlüpft der Sprecher in die Dichterrolle (2372: Ich hon ain bessers hie gedicht) und plant, sich an Frau Aventiure zu wenden, eine Kaiserin, der auch Frau Venus und alle anderen untertan seien (2374f.: Ich waiß ain höher kayserin, | Uff die so wil ich appelliern; 2403f.: sie ist genant | Frow Aubentür). – Die Fortsetzung der Gerichtsverhandlung und die Verurteilung werden auf den folgenden Tag verlegt, weil man nach Mittag keine Todesstrafe verhängen dürfe. Der Sprecher muss auf Befehl des Königs schwören, dass er nicht versuchen wird zu entkommen, und wird seinen Verteidigern anvertraut, bis das Gericht erneut tagt. Die Damen sind unzufrieden und ziehen sich zornig zurück. Die Mörin schlägt vor, dass der Sprecher sofort ausgebürgert wird, damit sie ihn in der Nacht erwürgen und der Angelegenheit ein Ende setzen kann. C Unterredungen der Verteidigung (2720–3249): Der Sprecher und seine Verteidiger ziehen sich in ein Zelt zurück (2727f.: Sie fragten mich vil fremder mer | Von disen landen hin und her). Eckhart beschreibt das Schloss von Frau Aventiure. Die drei Verteidiger gehen, um bei der Königin zu essen. Eckhart und der Sprecher bekommen reichlich Speisen gesandt. Mit den heidnischen Überbringern entspinnt sich ein Religionsgespräch, das später von den zurückkehrenden drei Verteidigern weitergeführt wird (mit Polemiken über Mohammed, das Sakrament der Taufe und die Rettung des Menschen durch Jesus Christus). Schließlich schlichtet der Marschall den religiösen Streit: Was sol uns hie das disputiern? | Ich wil uns ravten allen viern, | Daß wir fürnemen ainen got | Und uns bevelhen in sin gebot (3225–3228). 3. Tag (3250–4719) A Gerichtsverhandlungen und Appellation an Frau Aventiure (3250–3871): Noch vor Sonnenaufgang muss der Sprecher wegen großen Lärms erwachen: Die Vorbe-

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reitungen des weiteren Gerichtsverfahrens haben bereits begonnen. Rote Blutgerichtsfahnen werden in einer Prozession getragen. Nach Ankunft des königlichen Paares fordert die Mörin, das Urteil sofort zu fällen. Eckart wirft der Mörin vor, sie verhalte sich nicht wie Lunete, die Iwein geholfen habe. Die zwölf Schöffen sind aber gespalten (6:6): Die erste Gruppe spricht sich für die Freilassung des Sprechers aus; die zweite ist der Ansicht, er verdiene zwar den Tod, bittet aber um Gnade, da es sich um einen Ritter handle. Drei weitere Ritter werden zu den Schöffen hinzugezogen und ein drittes Urteil, das Todesurteil, wird ausgesprochen. Der Sprecher wehrt sich, vergleicht den König mit Neidhart und das Urteil mit dem des Pilatus über Christus und appelliert an Frau Aventiure. Sie sei bekanntlich mächtiger als die Königin Venus Mynn. Nun lässt die Königin sofort eine Reise zu ihr nach Indien vorbereiten. Der König lässt den Sprecher in sein Zelt rufen und fragt ihn, wer Frau Aventiure eigentlich sei und wieso sie über solche Gewalt verfüge. Der Sprecher erwidert, dass alles, was der König selbst besitze, von ihr, der allmächtigen Kaiserin, stamme (3858–3861: Zwavr üwer sack ist worden vol | Durch Aubentür und anders nicht. | All sach durch Aubentüre geschicht, | Es syen frovwen oder man.). Der König gibt lächelnd zu, er spreche die Wahrheit, denn die ganze Welt ›flechte sich‹ im langen Haar der Frau Aventiure (3864f.). Dann vertraut er den Sprecher Eckhart an. B Gespräche im Zelt Eckharts (3872–4719): Eckhart, der Schreiber und der Sprecher unterhalten sich beim Essen im Zelt. Der Schreiber erzählt vom Venusberg und wird von Eckhart unterbrochen: Nicht jeder dürfe etwas von diesen Wundern hören. Danach tritt der Hofmeister auf, es wird viel getrunken und erzählt, ein Tölpel namens ›Utz‹ (3960) tanzt und macht Faxen. Dann wird über das am folgenden Tag stattfindende Turnier gesprochen. Der Sprecher erzählt vom Kalbsritt bei Urach und Leiningen, lobt die Württemberger (Fürstenlob), erzählt von einem Herold namens Quatterloch (4191) und – nach einer Zeitklage Eckharts, dass nie soviel Unrecht war (4252: Sid Adams zitt) – von der Minneklause Freudenbring (4285), wo sich drei Freundinnen mit drei Rittern vergnügen wollten. Eckhart verbietet diese Reden und ermahnt zu religiöser Ehrfurcht. Daraus entsteht erneut ein Religionsgespräch mit den Heiden (Themen sind u.a.: Jungfrauengeburt, Johann von Dinkelsbühl, Zölibat, Papst Calixtus, Konkubinat, Turmbau zu Babel). Der Sprecher äußert den Wunsch, das Turnier betrachten zu dürfen, zu dem auch Frau Schande komme. Eckhart verspottet ihn und erklärt, Frau Schande diene der Venus Mynn, und man glaube sogar, sie sei die Tochter der Minne, weil beide sich so ähnlich seien. Sie habe einen Kranz, den Männer und Frauen gleichermaßen oft tragen. 4. Tag (4720–5629) A Turnier von Frau Schande (4720–5059): Eckhart und der Sprecher bestaunen und verachten am nächsten Morgen die Prozession und die Gebete der Heiden (Sprichwort 4764f.: ›Katzengebet reicht nicht bis zum Himmel‹). Der Sprecher will im Turnier mitkämpfen und soll dabei einen Maulesel reiten. Mit Eckhart macht er Späße, u.a. will er mit ihm ›Johannesminne trinken‹ (4831). Beim ersten Stich im Turnier fällt der König schon und gewinnt dadurch den Kranz von Frau Schande. Königin

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Venus Mynn ist entrüstet und lässt unverzüglich das Turnier von der Mörin, die auf dem Einhorn herbeireitet, abbrechen. Als sie den Sprecher sieht, schickt sie ihn wütend in sein Zelt zurück. B Verhandlungen mit dem König (5060–5629): Die im Zelt Eckharts versammelten Verteidiger essen gemeinsam (5324f.: Anspielung auf das ›Gefräß‹ Oswalds von Wolkenstein) und beschließen eine geheime Verhandlung über die Freilassung mit dem König, da der König zu bequem und zu geizig sei, um die für ihn teure und komplizierte Appellation zuzulassen. Der Marschall betreibt eine Pendeldiplomatie und bringt schließlich den König dazu, den Sprecher gegen einen Eid freizulassen; das Appellationsverfahren soll um ein Jahr aufgeschoben werden. Der König zeigt sich zudem bereit, seine Frau zum Vorteil des Sprechers zu beeinflussen. Zwischen dem Sprecher und dem Marschall entspinnt sich erneut ein Religionsgespräch (Themen u.a.: der eine Schöpfergott, Genesis, Mose, Hl. Georg, Hl. Katharina von Alexandrien). Der Sprecher nennt dem Marschall das Rezept für eine Salbe gegen seine Wunde aus dem Turnier (Verweis auf die Heilung Urjans durch Gawan). Anschließend bereitet man sich auf den bevorstehenden Tanzabend vor. 5. Tag (5630–6081) A Eid und Freilassung (5630–5943): Nach geheimer Vorbereitung tagt das Gericht am frühen Morgen, als die Mörin noch schläft, zum letzten Mal. Dem Sprecher wird eine bedingte Freilassung zugesagt. Dafür muss er einen Eid schwören, dass er sich auf Vorladung erneut vor Gericht stellen werde. Die Königin Venus Mynn nennt vier deutschen Städte, die ihr untertan sind: Köln, Straßburg, Basel und Konstanz. Der Sprecher soll wählen, in welcher er gerichtet werden möchte. Der Marschall spricht den lateinischen Eid vor. Weil aber Venus Mynn kein Latein kann, lässt er einiges aus (5757: Das im nit fuogt, daß ließ er stovn), sodass der Sprecher sagen kann: Ich schwuor ain ayd by Ziprion (Anspielung auf einen Hund in ›Neidhart Fuchs‹). Danach erscheint die vor Zorn zitternde Mörin, doch kann sie an der Entscheidung der Königin nichts mehr ändern. Als Venus Mynn dem Sprecher Köln vorschlägt (weil man seine Sünden gleich in Aachen büßen könnte), erinnert er sich an seine schlechten Liebeserfahrungen in Köln und entscheidet sich für die Stadt Straßburg. Die Königin lässt nun die göttin von Kriechen (5900) rufen und diese fordert den Sprecher noch einmal auf, den christlichen Glauben aufzugeben und Terviant anzubeten. Der Sprecher weigert sich und behauptet, lieber tausendmal sterben zu wollen. B Heimreise zur Familie (5944–6032): Mithilfe eines magischen Steins schickt die Göttin den Sprecher, dem die Augen verbunden worden waren, in sein Land zurück, ohne dass er sich von seinen Wohltätern verabschieden kann. Er fürchtet sich vor dem Zauber und betet das ›Salve regina‹. Da der Mantel, den der Sprecher trägt, dem Marschall gehört, wird er ihm, ebenfalls durch Zauber, entzogen. Wieder an dem Ort, wo er einst entführt worden war (Quelle), empfindet der Sprecher tiefe Erleichterung. Er macht sich auf den Heimweg und kommt zu Frau und Kindern, die er sehr betrübt über seine unerklärbare Abwesenheit vorfindet. Seine Gattin macht ihm Vorwürfe und glaubt, er habe wieder ain wil gejubiliert (6011). Beim Essen erzählt der Sprecher seiner Familie von seinen Erlebnissen.

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C Epilog (6033–6081): Nach einem kurzen Gebet an Gott und Maria wird die red (6047) einem Pfalzgrafen bei Rhein und einer Herzogin von Österreich gewidmet (gemeint sind wohl Friedrich der Siegreiche und seine Schwester Mechthild von der Pfalz). Es folgt die Datierung des Werkes auf das dritte Jahr nach der Vergebung aller Sünden der Menschen durch Papst Nikolaus (gemeint ist wohl der Generalablass durch das von Nikolaus V. im Jahre 1450 ausgerufene Heilige Jahr). Nach einigen ironischen Bemerkungen folgt am Ende ein Segenswunsch für alle. Para l lelen: Die zahlreichen intertextuellen Anspielungen deuten auf eine profunde Kenntnis der ritterlich-höfischen Literatur und der Heldensage (um die Nibelungen und Dietrich von Bern) hin. Hermann dürfte in erster Linie mit den Werken Neidharts und Oswalds von Wolkenstein sowie mit mehreren Artusromanen, u.a. mit dem ›Parzival‹, dem ›Iwein‹ und dem ›Wigalois‹, vertraut gewesen sein. An vielen Stellen wird auf historische Gegebenheiten, Gestalten und Ereignisse Bezug genommen beziehungsweise politische und soziale Kritik geübt. Der Text ist außerdem durch das systematische Einsetzen von Exkursen und den Einbau von enzyklopädischem Wissen gekennzeichnet.

B467 Der Ritterpreis Verleihung von Schwertern, Kranz und Ring an hervorragende rheinische Ritter durch eine Dame an den ersten drei Tagen des Jahres Ve r f a s s e r : Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn) Datierung: früheste Überlieferung Anfang 14. Jh. (Dü) Überlieferung: Dü 2ra–2vb; 172 V. Hc 240r–249r; 450 V.

Edition: Bartsch 1886b, 179–193 (nach einer Abschrift aus Hc); Ribbeck 1892, 211– 216 (nach Dü); Bach 1930, 234–254 (krit. nach Dü und Hc) Literatur: Bach 1930, bes. 20–25; Glier 1971, 57–73, bes. 59–61; Schmidt, R. M. 1982, 66–77; Nolte 1983, 67f.; Glier 2VL 8 (1992), 685–690, bes. 687f.; Janota 2004, 345f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in zwei fragmentarischen Überlieferungsträgern, deren Textbestand sich um 36 Verse überschneidet, wobei der Textbeginn verloren ist. In dem zweispaltig beschriebenen Pergamentdoppelblatt Dü ist ein erster Teil (V.  1–172) überliefert. Das Blatt stammt aus einer makulierten moselfränkischen Hs. mit einer Autorsammlung (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹). Mitüberlie-

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fert sind die ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Minnereden B468 und B483. Durch Risse im Pergament, Abrieb und Leimspuren sind viele Verse heute kaum noch lesbar. Durch Beschnitt sind zudem in Spalte 2rb die Versschlüsse und in Spalte 2va die Versanfänge verloren gegangen. Die Editionen von Ribbeck 1892 und Bach 1930 bieten daher vielfach nur unsichere und hypothetische Lesungen an. In Hc liegt eine neuzeitliche Abschrift des 18. Jh. vor, die wohl einen heute verschollenen Teil der Hs. Lg5 zur Vorlage hatte, in der der vorliegende Text aber ebenfalls nur noch fragmentarisch erhalten war. Der hier gebotene Versbestand setzt mit Dü 137 ein und führt ihn bis zur Gesamtverszahl 586 weiter. Außer Unterschieden im Sprachstand liegt keinerlei signifikante Varianz zwischen beiden Fragmenten vor, die nach Urteil von Bach 1930, 190, auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen dürften. Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Bach 1930) . A Vergabe der Schwerter am Neujahrstag (1–282): Der Text setzt mit den Worten einer Dame ein, die zwölf vorbildliche Ritter überschwänglich für ihre Taten (in Turnier und Kampf) und Tugenden (betont wird jeweils, dass diese nie etwas Schlechtes von den Damen sagen) lobt und ihnen ein mit Namen bezeichnetes Schwert verleiht. Der Abschnitt zum ersten dieser Ritter ist verloren, danach folgen: 2. (1–10) Heinrich von Montabaur, der das Schwert ›Nagelring‹ (8: Nagelrinch) erhält; 3. (11–36) Hermann von Saulheim, dessen Mutter seliggepriesen und dessen auf einem Kreuzzug erworbener Ruhm hervorgehoben wird. Er erhält das Schwert ›Rose‹ (27: Rosin); 4. (37–53) Johann von Steinach (der zugehörige Text ist kaum mehr lesbar), der das Schwert ›Namenlos‹ (53: Nameloyse) erhält; 5. (54–96) Hermann von Hadamar, vor dem die Dame auf die Knie fallen will, was er ihr nicht gestattet. Sie lobt seinen Einsatz gegen Johann von Brabant (gemeint ist wohl die Schlacht bei Worringen 1288) mit kurzer Blasonierung seines Wappens (76: Vwern silbern aren) und übergibt ihm das Schwert (Name nicht mehr lesbar) auf Knien und zusammen mit einem Handkuss; 6. (97–120) Dietrich von Reckenrod, dem die Dame mit Verweis auf einen anderen Herrn Diderich | Der van berne nante sich (106f.; nach Bach 1930 ein historisch im Rheinland nachweisbarer Ritter und nicht der Sagenheld) das Schwert ›Tod‹ (115: Doit) verleiht; 7. (121–138) Ludwig von der Neuerburg, dem die Dame vor Freude weinend das Schwert ›Sachs‹ (133: Sas) überreicht; 8. (139–152) Markolf Rudele, der das Schwert Alcebile (152) erhält; 9. (153–178) Werner Gutende, der seinen ursprünglichen Namen Vbelende (170) rechtmäßig umgewandelt habe. Hervorgehoben wird seine Ritterfahrt von der Lorelei zum Elsass. Die Dame küsst seine Hand und überreicht ihm das Schwert ›Schrecken‹ 75: Vreise);

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10. (179–200) Rheingraf Siegfried, der das Schwert Widegiz (194) erhält; 11. (201–223) Friedrich Walbode, den man aufgrund seiner Aufenthalte in der Fremde als Arragonier, Franzosen, Spanier, Briten, Provenzalen sowie Einwohner der Champagne und des Vermandois bezeichnen könne. Er erhält das Schwert ›Spiegel‹ (217); 12. (224–257) Hermann von Helfenstein, der gesondert hervorgehoben wird: Aufgrund seiner Jugend habe er das Schwert Wilssunc (247), das vorher dem jungen Dithleib (248) gehörte, noch nicht verdient, bekomme es aber als Ansporn zum Ausbau seiner in der Schlacht bei Worringen bereits bewiesenen Ritterlichkeit (244f.: Unde schaffit, dat irs werdich wert, | Volvort, als irs begunnen hait). Abschließend charakterisiert der Sprecher die Dame als vollkommen: Sie sei mit Keuschheit und Scham bekleidet. Die mögliche Frage des Publikums, weshalb die Dame die Schwerter nicht an ›große Herren‹ vergeben habe, beantwortet der Sprecher mit einer Unterscheidung (270–279): Große Herren sind qua Geburt mit Ansehen, Besitz und Tugend ausgestattet, weniger mächtige Herren müssen sich dies mühsam erwerben (was der Sprecher offenbar für belohnenswert erachtet). Wenn jemand anderer Ansicht sei, solle er sich direkt an die Dame wenden, die noch bessere Begründungen habe. B Vergabe des Kranzes am 2. Januar (283–410): Am nächsten Morgen fragt die Dame den Sprecher (315 Anrede als gesellechin; ebenso 329, 347, 385) um Rat: Penthesilea habe einem Ritter vor Troja als Liebesgaben einen Ring und einen Kranz (293: ein schappel rich) geschickt. Den goldenen Kranz besitze sie nun. Ihn ziere ein Diamant, er könne nur von einem untadeligen Ritter getragen werden, der nie eine Frau verunglimpft habe – im Fall eines unwürdigen Trägers verlören das Gold und die Edelsteine ihre Farbe, der Diamant springe aus der Fassung. Die Dame ist angesichts der heutigen Ritterschaft (Zeitklage 337–346) ratlos, an wen der Kranz zu vergeben wäre (dreifache Bitte, vgl. 315: War kome ich mit me schappel hin?; gleichlautend wiederholt 330 und 348). i Der Sprecher ist erstaunt, da er davon ausgegangen war, dass kein Ritter je ehrenrührig über Frauen reden könnte. i Die Dame beteuert, dass das Gegenteil der Fall ist. i Der Sprecher beklagt dies, will aber dennoch an die Untadeligkeit einer großen Zahl von Rittern glauben und ihr einen potentiellen Träger des Kranzes nennen. Er beschreibt dann aber nur das Wappen (373–381): Drei schwarze Rauten auf weißem Feld.i Die Dame identifiziert den Kandidaten als Rüdiger von dem Werde (382f.: her Rudegir | von dem Werde). Nach Bestätigung durch den Sprecher sucht sie den Ritter, legt ihm einen Seidenschal um, kämmt seine Haare, setzt ihm den Kranz auf und küsst ihn auf Mund (für das Wohlreden über Frauen) und Hand (für den Einsatz in Turnier und Kampf). i Abschließend verweist der Sprecher diejenigen, die Einwände gegen die Kranzvergabe und Ehrung durch Kuss haben, direkt an die Dame, die noch bessere Begründungen habe. C Vergabe des Rings am 3. Januar (411–586): Offenbar am nächsten Morgen grüßt die Dame den Sprecher traurig mit einer Zeitklage: Sie wisse nicht mehr, von wem sie dichten solle, da die Besten des Landes tot seien (432f: Alrerst hait ein ende | Duzhes landes ere). i Der Sprecher reagiert sorgenvoll und bedrückt. i Unter blutigen Tränen (463: Si weinde wazzer unde blut) beklagt die Dame dann den Tod eines

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hervorragenden Ritters, dessen Taten sie preist. i  Der Sprecher errät den Namen – her Wilhelm Lanthere (456) – und schließt eine Fürbitte an (465). i Die Dame erklärt, dass der Verstorbene einen vor allen Gefahren schützenden Ring getragen habe, den sie nun neu zu vergeben habe. Da mit Arnold von Heemskerk (481: Van Heimeskirgin Arnalt) ein potentieller Nachfolger ebenfalls tot sei (knapper Preis und Totenklage 484–488), fragt sie nun den Sprecher um Rat, wer den Ring tragen könne (dreifache Bitte 474, 489f., 503–505) – denn bei einem unwürdigen Träger springe der Topas aus der Fassung, und das Gold verfärbe sich. i  Der Sprecher sieht das Problem, dass seine Wahl subjektiv verfälscht sein könnte und will deshalb ein Urteil auf der Basis der Ratschäge verdienter Ritter (513f: als der ritterschefte rait | Mig gewisit unde gelerit hait) abgeben. Er nennt Gerlach von Isenburg (515), Graf Rupert von Virneburg (520), Hermann von Hadamar (522) und Hermann von Saulheim (523) als einstimmig für einen Kandidaten votierende Gewährsleute. Die Nennung des Namens zögert er aber heraus (236f: Ich nen in; wolt ir horin mich? | Sin name is sus: Wizzet ir we? etc.). Nach einem hyperbolischen Lob seiner Rittertaten (535–548) und dem Ratschlag an die Frauen, sich allmorgendlich mit der dreifachen Nennung seines Namens vor Ehrverlust zu schützen (549–558), gibt er eine Wappenbeschreibung (562–565): Zwei gekreuzte weiße Türbeschläge auf schwarzem Schild. i Die Dame identifiziert den Kandidaten als Heinrich von Montabaur (572). Sie kniet vor dem Ritter nieder, steckt ihm den Ring an, küsst seine Hand und preist das Land (578: Nu vrouwe dich, dutzh lant) selig für die Geburt seiner Mutter. i Abschließend verweist der Sprecher diejenigen, die die Rechtmäßigkeit der Ringvergabe anzweifeln, an die Dame, die noch bessere Begründungen habe. Para l lelen: Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: Demselben Autor (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹, der früher mit dem Sangspruchdichter Zilies von Sayn identifiziert wurde) werden auch noch die Minnereden B468, B483 und B484 zugewiesen.

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B468 Das Turnier

B468 Das Turnier Fragmentarische Turnierszene mit kurzer Blasonierung und Ritterpreis Ve r f a s s e r : Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn)

Edition: Ribbeck 1892, 206–208; Bach 1930, 227–229

Datierung: Überlieferung 14. Jh.

Literatur: Ribbeck 1892; Bach 1930, 19f.; Glier 1971, 57–73, bes. 59f.; Schmidt, R. M. 1982, 66–77; Glier 2VL 8 (1992), 685–690, bes. 687; Janota 2004, 345f.

Überlieferung: Dü 1ra–1rb; 57 V.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert ist nur das Ende des Textes auf der ersten Seite eines zweispaltig beschriebenen Pergamentdoppelblatts. Das Blatt stammt aus einer makulierten moselfränkischen Hs. mit einer Autorsammlung (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹). Es folgen die ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Minnereden B483 und B467. Überschrift: – Inha lt: […] Die Dame fordert den Sprecher auf, ihr die Identität eines bestimmten Ritters zu nennen. i Der Sprecher fragt, welchen sie genau meine, da viele Ritter auf dem Turnierplatz seien. i Die Dame gibt darauf eine Wappenbeschreibung (9–18): Er trage einen silbernen Schild mit einem roten Kreuz, in der Kreuzung befinde sich ein goldener Vogel. Er habe sich bei der Tjost vor allen anderen ausgezeichnet und verdiene daher ihre Gunst. i Der Sprecher (26–57) gibt daraufhin an, den Ritter zu kennen. Nach einem Preis seiner Tugendhaftigkeit, seines Einsatzes in Turnier, Kampf und Kreuzzug (31: Vnde ouer mer gereden), den er um der Ehre und der Frauen willen (33: Vmbe ere vnd vmbe reyne wif ) geleistet habe, sowie eines Zitats des allgemeine umlaufenden Lobs nennt er den Namen des Ritters: Es sei sein Herr Adolf von Windhövel (42: Alf von Winthouile). Er sei der Beste seines Landes und führe ein Leben ohne Tadel. Der Sprecher schließt mit einer Aufforderung an alle Damen, ihn für seine Taten zu entlohnen (57: Des lonit im, ir werden wif ). Para l lelen: Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: Demselben Autor (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹, der früher mit dem Sangspruchdichter Zilies von Sayn identifiziert wurde) werden auch noch die Minnereden B467, B483 und B484 zugewiesen.

B469 Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg

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B469 Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg Doppelt gerahmtes Preisgedicht mit gedoppelter Sprecherrolle, von dem nur die Einleitung erhalten ist Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Stengel/Vogt 1956, 208–216 Nr. XI

Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh.

Literatur: Stengel/Vogt 1956, 206–208; Bach 1957b, 507f.; Stengel 1957; Glier 1971, 81–84, 265 Anm. 173; Müller, U. 1974, 179f., 396f.; Rheinheimer 1975, 10, 27f., 261; Schmidt, R. M. 1982, 53–65; Nolte 1983, 68; Holtorf ²VL 5 (1985), 913–919; Nolte 2VL 8 (1992), 112f.; Dietl 1999, 248f.; Janota 2004, 327; Köbele 2006a, 31 und Anm. 36

Überlieferung: Ke1 265r–266r; 288 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefertes rheinfränkisch-hessisches (Stengel/Vogt 1956, 207) Textfragment im Schlussteil einer kleinen minnethematischen Sammlung (Titel: Carmina primo Theutunica) unbekannter Provenienz, die 12 Minnelieder und Reimreden enthält. Der vollständige Text scheint einen weitaus größeren Umfang besessen zu haben, da im erhaltenen Textteil noch alle wesentlichen Elemente der Preisrede und die ›Einlösung‹ der Vorausdeutungen fehlen. Nach B469 folgt unabgesetzt und ohne Überschrift (nur Randzeichen) ein Minnelied aus der ›Morungen-Schule‹ (Nr. XII). Aufschlussreich für diese Abfolge ist, dass B469 auch als »eine Morungen-affizierte Minnerede« gelten kann (Köbele 2006a, 31 und Anm. 36). Überschrift: Carmen de Cronenberg et nominantur virtutes Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–26): Der Sprecher begibt sich an einem schönen Maimorgen in einen Baumgarten. Ander als in anderen Minnereden befindet sich das Herz des Sprechers in wonne (8). Er denkt über die Zuneigung zu seiner Geliebten nach und über die kontroversen Aussagen bestimmter Minneautoritäten (15: der meister wort). Er glaubt, diese Gedanken könnten ihn erfreuen. Zuletzt beschäftigt ihn noch völlig unvermittelt die Frage, ob Himmel und Erde wohl ewig bestehen möchten. B Dichtungsauftrag (27–69): Während dieser Gedanken betritt ein Knappe den Baumgarten durch eine kleine Pforte. Der Sprecher hält ihn für einen ›Fahrenden‹, an dessen Namen er sich aber nicht erinnert. Nach der Begrüßung gibt der Knappe dem Sprecher den Auftrag, eine Aventiure niederzuschreiben, die ihm widerfahren sei (Dichtungsauftrag). Als der Sprecher Genaueres über deren Inhalt (47: materi-

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B469 Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg

en) erfahren will, präzisiert der Knappe: Sie ist von guo den wibin | und eime ritter hochgemot,| der allin dogedin recht [e] dot, | von wapen und von minne (50–53). Weiterhin stellt er Lohn in Aussicht (59: Du schribis umb ere und umb guot), den ihm manche edle Frau, die in der Aventiure vorkomme, zuwenden wolle. Auch werde o ihm höfisches Betragen (63: kurtosie) von mancher ritterlichen Gesellschaft zuteil, deren Schwert gesegnet sei. Danach strebe ja auch sein eigenes Herz. Auf diese verheißungsvollen Andeutungen hin erbittet der Sprecher Belehrung (67: Sage an, sage an) über Bedeutung, Ausgang (69: titel) und Beginn der Aventiure (im Folgenden und bis zum Textende übernimmt der Knappe die Rolle des Ich-Sprechers). C Erzählung des Knappen / Spaziergangseinleitung (70–124): Die Liebesgottheiten Amor und Venus führen ihn auf der minnen straze (73) und er gelangt in einen grünen Wald. Musikalischer Vogelgesang und das friedliche paarweise Miteinander der wilden Tiere veranlassen ihn zu glauben, er sei hier im Paradies (81: Quellenberufung). Er begibt sich zu einer Linde auf einem Anger und wird dort Zeuge der ›Freude‹ (95, 100) einer höfischen Gesellschaft. Schöne, festlich gekleidete Damen sieht er beim Tanz und hört engelsgleichen Gesang. Sein Preis gilt vor allem dem ›roten Mund‹ mancher Dame, den er mit hyperbolischen Vergleichen (entzündet von Flammen, brennt wie eine Rose im Mai) preist. D Erzählung des Knappen / Präsentation der Tugendpersonifikationen (125–227): Während dieses fröhlichen Treibens bemerkt ihn eine der Damen. Sie geht mit ihrer Gespielin zu ihm, und beide begrüßen ihn höflich (146: Deosal, d.i. ›Dieu vous salue‹). Sie fragen ihn nach der Ursache seiner Anwesenheit und erfahren von ihm wahrheitsgemäß, dass Frau Minne (Venus) ihn hierher gebracht habe. Auf seine Frage nach den anwesenden edlen Damen belehrt ihn eine der Gesprächspartnerinnen, dass die Höchste unter den Frauen die Königin aldugint sei (170; al aus adel, d.h. ›Adel-Tugend‹) und dass ein Teil der Damen ihren Hofstaat bilde. Bei diesen handelt es sich um 20 ritterlich-höfische Tugendpersonifikationen, die jetzt entsprechend ihrer gesellschaftlichen Rangfolge in Vierergruppen präsentiert werden (178– 218): vier Herzoginnen (Gerechtigkeit, Wahrheit, Freigebigkeit, Barmherzigkeit); vier Markgräfinnen (Minne, Ehre, Weisheit, Demut); vier hohe Gräfinnen (Keuschheit, Geduld, Zucht, Treue); vier Hochfreie (Kühnheit, ›Festigkeit‹, Großmut – hier wird neben dem deutschen richgemuo de auch der lateinische Begriff genannt: magnanimitas –, Stärke); vier Frauen aus ritterlichem Geschlecht (Güte, Scham, Hoffnung, Staete). Da die Namen fast ausschließlich im Endreim stehen, überwiegend auf -eit enden und dazu immer wieder die Zählung (1–4) neu ansetzt, wirkt dieser Tugendkatalog wie eine Litanei. – Die belehrende Dame vertröstet ihn, dass er den anderen (realen?) Teil der anwesenden Damen (219: fuerstin, grafin, frien kint) auch kennenlernen würde, wenn er sie nennen höre. Sie und ihre Gespielin wollten jetzt aber schnell wieder zurück zu ihrer Gruppe und zur Königin. Sie müssten nämlich anwesend sein, wenn zu dieser wegen einem stolzen Ritter ein edles Kleinod getragen werde. E Erzählung des Knappen / Begrüßung und Ehrung des Knappen (228–289): Der Knappe folgt den beiden Frauen und stellt sich neben eine junge Dame. Die Königin und die anderen Damen bemerken ihn und begrüßen ihn. Plötzlich erscheint die Hofmeisterin und macht der jungen Dame drastische Vorhaltungen (251f.: Ir

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suldit scheuchin drapin | und uff den velde hudin swin), weil sie den Knappen nicht zum Sitzen aufgefordert habe. Dem wird aber schnell abgeholfen, und auf Befehl der Hofmeisterin wird beiden der edelste Wein von einer Kammerfrau in einer rotgoldenen Schale serviert. Der Knappe will sie zuerst der jungen Dame reichen, doch diese wehrt ab: Sie habe sich vorher ja schon unhöfisch benommen. Para l lelen: B361 wirkt mit seiner zehnfachen Reimtirade auf -eit (9–18) ähnlich litaneiartig und beschwörend. – Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: Glier 1971, 82f. und Anm. 74, weist auf mögliche Einflüsse französischer Panegyrik hin. – Zur strittigen Frage der Datierung und der Zurechnung des Textes zu den Ehrenreden bzw. Totenklagen oder den Preisreden vgl. die Beweisführung für letztere Gruppe von Nolte 2VL 8 (1992), 112f. Demnach wäre das Entstehungsdatum vor 1298, Tod des Wilhelm von Kronenberg in der Schlacht bei Göllheim, anzusetzen. Nolte stellt als Beleg für die Preisrede auf einen Lebenden u.a. »die freudige Haltung der Frauen«, die »präsentische Formulierung« (52), »die wichtige Rolle des Kleinods« heraus. – Bei den nach Rangstufen zusammengestellten Vierergruppen der Personifikationen handelt es sich vielleicht um einen »femininen Reflex« der »Quaternionen der deutschen Reichsverfassung«, vgl. dazu Stengel, ZRG 74 (1957) 256–261.

B470 Wappen und Minne Gespräch mit vier Jungfrauen an einem Brunnen über Wappen und Minne Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 125f. b)

Datierung: Literatur: Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh. Glier 1971, 262–266, 369 und Anm. 221; Rheinheimer 1975, 12–16, Überlieferung: 110; Beckers 1989, 43; Nolte 2VL 10 Be10 60va; 38 V. (1999), 724f. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem zentral plazierten Minneredenblock der Sammelhs. Be10. Der Text bricht offensichtlich unvollständig mit dem Ende der Spalte ab. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: –

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Inha lt: A Einleitung (1–4): In einer knappen Einleitung berichtet der Sprecher, dass es nur Frau Saelde (1: Seilde; im Sinne von fortuna) selbst gewesen sein könne, die ihn dahin getragen habe, wo ihm so schnell ein solch freudevoller Fund beschert worden sei. Die näheren Umstände dieser ›Entrückung‹ werden nicht genannt. B Begegnung mit vier Jungfrauen (5–18): Er berichtet, dass er an einer kalten Quelle auf vier wunderschöne und vortreffliche Jungfrauen gestoßen sei. Ihr Empfang und ihre Gunstbezeugungen hätten ihn so überreich bedacht, als ob er alle Tugenden in sich vereinige (Hyperbolik). Auf ihre Bitten hin lässt er sich gerne bei ihnen an der Quelle nieder. C Wappen und Minne (19–38): Daraufhin scheint sich zwischen allen Anwesenden ein Gespräch zu entwickeln, in welchem ihre Vorstellungen und Wünsche zur Sprache kommen (19–22). Der Sprecher selbst tritt nicht mehr als ›Ich‹ in Erscheinung. Es werden nur ganz knapp sechs Themen (24, 26, 27, 28, 31: anaphorisches wey, we!) im Zusammenhang von wapen inde van minnen (25) referiert. Dazu gehören: 1. Hantieren mit Waffen auf mannigfaltige Art; 2.  sportlicher Wettkampf (Werfen) um einen hohen Preis; 3. kraftvoller Mut der Ritter; 4. Entstehen von live inde guo de (28) im Zusammenhang mit der Minne von edlen Frauen; 5. Klage über die Minneerfolge von Männern mit unritterlichem Verhalten; 6. Klage darüber, dass zwar manche vortreffliche Frauen und Jungfrauen mit Minnedienst und schönen Worten zur Liebe gebracht werden. Para l lelen: Die verknappte Einleitung und das Motiv der vier Frauen am Brunnen finden sich auch in B497 (1–64). Sonstiges: Zu der nicht haltbaren Hypothese (so noch bei Brandis 1968, 185), dass der Text die Fortsetzung von B469 (›Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg‹) sei, vgl. zuletzt Nolte 2VL 10 (1999), 724f. Nolte verweist darauf, dass es hier weniger um Heraldik als um »ritterliche Ertüchtigung« und um unritterliches und unhöfisches Verhalten im Minnedienst gehe.

B471 Gedicht auf Kaiser Ludwig IV. den Bayern

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B471 Gedicht auf Kaiser Ludwig IV. den Bayern Fragmentarisch erhaltene, panegyrisch-politische und zeitkritische Personifikationsdichtung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Viertel 14. Jh. Überlieferung: Mü14 1r–13v (›Pfeiffers Bruchstücke I–XI‹); noch 660 V. lesbar Mü14 14r–17v (›Englerts Bruchstücke I und II‹); noch 221 V. lesbar Mü14 18r–18v (›Thoma’s Bruchstück‹); noch 55 V. lesbar

Edition: Pfeiffer 1863, 338–358; Englert 1886, 73–75; Thoma 1921, 91f. Literatur: Pfeiffer 1863; Pfeiffer 1864, 161; Englert 1886, 71f.; Schaus 1898; Thoma 1921, 87–91; Blank 1970, 66 Anm. 62; Nolte 1983, 70f.; Glier 2VL 5 (1985), 991–993; Janota 1997, 190f.; Janota 2004, 346

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in Bruchstücken einer Pergamenths. mit schwäbisch-alemannischer Schreibsprache, die um 1622 im Jesuitenkolleg Dillingen zerschnitten und zum Einbinden von Büchern verwendet wurde. Durch Beschnitt, Leim, Abrieb und Zersetzung des Pergaments sind einige Verse nicht mehr oder nur noch teilweise lesbar. Publiziert wurden drei Teilfunde: ›Pfeiffers Bruchstücke‹ (sechs Doppelblätter und ein Einzelblatt), ›Englerts Bruchstücke‹ (zwei Doppelblätter) und ›Thoma’s Bruchstück‹ (Einzelblatt). Mit Ausnahme der Blattfolgen 2r–3v (Pfeiffer II) und 4r–5v (Pfeiffer III) sowie der Doppelblätter Englert I und II, die jeweils als Mittelblätter einer Lage zu erkennen sind, weisen fehlende Reimanschlüsse zwischen den Blättern auf sichere Lücken, d.h. Blattverluste hin. Der Umfang dieser Lücken, ebenso wie der Lücken zwischen den anzunehmenden Lagen (vermutlich Sexternionen) ist nicht zu rekonstruieren. Daher bleibt auch der ursprüngliche Umfang des Textes unbekannt, auszugehen ist jedoch von mindestens 2000 Versen. Anordnung und Abfolge in vier Lagen hat zuletzt Thoma 1921 zu rekonstruieren versucht. (vgl. die Übersicht dort, 91): Lage 1: Englert I (14r–15v); Lage 2: Pfeiffer I–IV (1r–6v); Lage 3: Pfeiffer V–VI (7r–8v), Englert II (16r–17v), Pfeiffer VII–VIII (9r–10v); Lage 4: Thoma (18r–18v), Pfeiffer IX–XI (11r–13v). Diese Rekonstruktion hat den Nachteil, den von Englert 1886, 72, schon bemerkten inhaltlichen Zusammenhang von Pfeiffer IV und Englert II zu zerreißen. Kodikologisch möglich ist hingegen auch eine alternative Reihung, die inhaltlich plausibler wäre und zudem im Einklang mit der Reihenfolge der auf einigen Blättern von späterer Hand aufgetragenen Nummern stünde (15r: 16.; 3r: 21.; 4v: 23.; 17r: 28. 1r: 29.; 18r: 34.; unklar bleibt allerdings der Zweck dieser Nummern): Lage 1: Englert I (14r–15v); Lage 2: Pfeiffer II–III (2r–5v); Lage 3: Pfeiffer V–VI (7r–8v), Pfeiffer IV (6r–6v), Englert II (16r–17v), Pfeiffer I (1r–1v), Pfeiffer VII–VIII

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(9r–10v); Lage 4: Thoma (18r–18v), Pfeiffer IX (11r–11v), Pfeiffer XI (13r–13v), Pfeiffer X (12r–12v). Überschrift: – Inha lt: (Abfolge nach der oben vorgeschlagenen neuen Reihung, Verszählung nach den Editionen) . A (Englert I): Beschrieben wird ein Turnier (Tjost) einer höfischen Gesellschaft unter den Augen der Königin ›Frau Ehre‹ und ihrer Damen (26: fro ere das mit luste sach). Die Kämpfer schonen sich nicht – dies aufgrund ihrer Mannhaftigkeit und kurtasie (51), aber auch aufgrund des von ›Frau Ehre‹ ausgesetzten Lohnes (39: habedang). Der Sprecher preist die glänzende, allen Kummer vertreibende Erscheinung der Königin (59–80). Diese führt ihre Gesellschaft zu einem Baum, wo auf einer schönen Wiese eine Tribüne (95: gestue le) aufgebaut ist. Der Sprecher leitet einen Einschub ein, in dem er etwas über die kostbare Kleidung und die Goldkrone der Königin berichten will. [Textlücke] B (Pfeiffer II): Der Sprecher bricht die Turnierbeschreibung mit einem hyperbolischen Lob der Hofgesellschaft ab. Er berichtet dann, wie sich Frau Ehre mit ihrem Gefolge aus der großen, teilweise von weither (28–30: Die herren alle von India | Vnd swaz dem paradise na | gesessen was) angereisten Gästeschar auf die Tribüne zurückzieht. Der Sprecher wird in diesem Moment von ›Herrn Velox‹ angesprochen, der ihn zu ›Frau Venus‹ führt, damit diese bei der Herrin (Frau Ehre) ein gutes Wort für ihn einlegt. Frau Venus spricht ihn als schriber (55) an und macht ihm Hoffnung, dass sie ihr auf Schloss solialt (57) gegebenes Versprechen einlösen wird und Frau Ehre bitten will, ihm seinen Kummer zu nehmen. Zusammen treten Frau Venus, der Sprecher und Herr Velox vor Frau Ehre, die im Kreise ihrer Damen Maß, Scham, Keuschheit, Treue, Freigebigkeit (milte), Recht und Klugheit (bescheidenheit) thront. In die Beschreibung der Begrüßung fügt der Sprecher zunächst einen Preis der engelsgleichen Erscheinung und Tugendhaftigkeit der Königin ein (82–102) und berichtet dann, wie Frau Venus die Königin über das vngeverte wilde |vnd das grosse vnbilde (111) des Sprechers aufklärt. [Textlücke von ca. 112 Versen] C (Pfeiffer III): Frau Ehre bittet den Sprecher, vom ritterlichen Ruf (7: krije; hier in der Bedeutung ›Ansehen, Ruhm‹) seines Fürsten zu berichten, den sie selbst als Geliebten bezeichnet (8: Er min trut, ich sin amije). Nach einem Bescheidenheitstopos (14–26) preist der Sprecher die Tugend und den alles übersteigenden Ruhm seines Herrn: Gott selbst habe ihn daraufhin zum Kaiser erwählt (67: ze einem Romschen vogt erkorn), was aber den Unmut der Kurfürsten heraufbeschworen habe. Der Sprecher glaubt, dass seinem Herrn, der bisher seine Ehre erhalten habe, in diesem Konflikt Treue und Recht zur Seite stehen. Nach seiner Wahl habe er seine Widersacher bekämpft – genannt wird sein Vetter (111 oe heim), Herzog Friedrich von Österreich; der nicht namentlich gepriesene Kaiser ist daher mit Kaiser Ludwig IV. dem Bayern zu identifizieren. [Textlücke] D (Pfeiffer V): Frau Ehre (oder eine andere Personifikation?) lobt den Kaiser und seine ritterlichen Taten in Ernstkampf und Turnier, die er ihretwillen vollbracht hat.

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Durch seine Mannhaftigkeit im Kampf gegen seine Widersacher habe er den Lohn der Welt und den Segen Gottes verdient. Zudem sei er maßvoll und freigebig. Er wolle Konflikte eher befrieden als neu entfachen und sei bemüht, niemanden in seiner Ehre zu verletzen. [Textlücke von ca. 56 Versen] E (Pfeiffer VI): Der Sprecher sitzt stumm da und wird von Frau Ehre als faul getadelt. Es verweist zu seiner Entschuldigung auf den Preis des Kaisers durch Frau Ehre, dem er nichts hinzuzusetzen habe. Es folgen Wortmeldungen der Personifikationen, die jeweils in sieben durchgereimten Versen den Kaiser hyperbolisch loben (Frau Venus 16–23; Frau Maß 25–31; Frau Milte 33–39; Frau Treue 41–47; Frau Scham 49–55). [Textlücke von ca. 56 Versen] F (Pfeiffer IV): Der Sprecher gibt wieder (7–12), was er Lobenswertes über die Frau des Kaisers berichten kann. Frau Ehre ergänzt dies durch einen ausführlichen Preis der Kaiserin (14–56): Sie habe sich immer loyal verhalten und die großen Sorgen, die sie in welschem lande (23; gemeint ist vermutlich der Romfeldzug Ludwigs 1327/28) habe erleiden müssen, ertragen. Daher habe ihr der Kaiser zu Recht die Krone verliehen. Sie könne dem Fürsten Sorgen nehmen und ihn erfreuen. Ihre Demut, ihr Auftreten und ihre Tugendhaftigkeit seien unvergleichlich. G (Englert II): [Textlücke] Frau Ehre lobt die Kaiserin als Quell der Freude für ihren Mann und als Vorbild aller Tugend. In direkter Anrede (23: Ach du zarte gelle min) bezeichnet sie die Kaiserin als Nebenbuhlerin und zugleich als liebe Freundin: Beide seien sie dem Kaiser in Liebe verbunden (35–37: Er lit bi ir vnd hat doch mich | Ze sunder trute sicherlich | sus ist er vnd gemeine). Der Sprecher freut sich über dieses Bekenntnis und erbittet, der Kaiserin dieses Lob bekannt machen zu dürfen, was ihm Frau Ehre erlaubt, um die Kaiserin dann erneut stark blümend und hyperbolisch zu loben (Bildlichkeit: Das Schiff ihrer Ehre trägt das Segel des Glücks; der Gürtel ihres Anstands ist durch keinen Schlag der Schande zerstört). Der Sprecher denkt dennoch an seinen bedrückenden alten schaden (69) und seinen Wunsch, ein Schwert von Frau Ehre zu erhalten. Als sich die Gesellschaft fröhlich zum Abendessen niedersetzt, verspricht ihm Frau Ehre, seine Bitte nicht zu vergessen, da sie sich seiner Treue und seines ständigen Bemühens um die Ehre des Kaisers und seiner Frau sicher ist. Nach dem höfischen Abendessen erhebt sich die Gesellschaft, um heimzufahren. H (Pfeiffer I): [Textlücke] Nach einer Nachtruhe bricht ein neuer Tag an. Nach dem Gottesdienst fordert Frau Ehre ihre Hofgesellschaft zum pfingstlichen Turnierkampf auf, woraufhin alle Folge leisten und fleißig tjostieren. [Textlücke] Es gibt ein Mittagessen, kostbare Kleider sind zu sehen, die Fahrenden werden mit Kleidern beschenkt. Die Tribüne unter dem Baum, die als Rückzugsort und Ort der Mahlzeiten spezifiziert wird, ist von Blüten bedeckt. [Textlücke von ca. 56 Versen] I (Pfeiffer VII): Während im Baum über der Tribüne die Vögel im Maienglück singen, wird Frau Ehre die (offenbar vorher im Scherz entwendete?) Krone wieder gebracht – gelobt wird ihr Verhalten, damit zur Unterhaltung in angemessener Weise beigetragen zu haben. Das Essen wird abgetragen. Auf die weiteren höfischen Vergnügungen will der Sprecher nicht detailliert eingehen, da er Verdruss des Publikums befürchtet (Brevitastopos). [Textlücke] Der Sprecher wird (vermutlich von

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Frau Venus) aufgefordert, ihr zu folgen, um bei Frau Ehre Erlösung von seiner Bürde zu erlangen, die ihm das ihm fehlende Schwert bereitet (41f.: Die du von dem swerte hast | Dez der von Niffen dir gebrast; zur Deutung der Anspielung vgl. Pfeiffer 1963, 337). Herr Velox begleitet die beiden zum Thron der Frau Ehre. [Textlücke von ca. 56 Versen] J (Pfeiffer VIII): Frau Ehre beschließt die Anfertigung eines Schwertes für den Kaiser, das so beschaffen sein soll, dass er damit Häretiker, Juden, Tataren und Muslime zu befrieden und zum rechten Glauben bringen kann. Sie beginnt mit ihren Hofdamen (genannt werden nur noch fünf: Milte, Treue, Scham, Maß und Klugheit) mit der Anfertigung des Schwertes. Hierfür werden kostbare Materialien zusammengefügt, vor allem Edelsteine (46f.: aus dem Paradiesfluss Phison) und Seide. [Textlücke von ca. 56 Versen] K (Thoma): Frau Ehre fordert dazu auf, die Scheide (? 4: sloerde; vgl. auch V. 24 und 42) des Schwertes besonders kostbar auszustatten. Die Helferinnen bringen Edelsteine und Perlen; Frau Ehre darüber hinaus Email- oder Metallarbeiten (17: Manig kosterich gesmeltze) mit eingelegtem Gold. Statt Seide nehmen sie noch kostbareren edelsteinbesetzten Goldstoff für den Schwertgurt. Auf der Scheide ist zudem das mit Saphiren bestückte kaiserliche Wappen aufgebracht: ein lebensecht wirkender (53: Recht alsam er lebte) Adler mit ausgebreiteten Schwingen. [Textlücke von ca. 56 Versen] L (Pfeiffer IX): Nach allgemein gehaltenen Reflexionen über die Probleme des Ratgebers (Risiko der Schuldzuweisung für Misslungenes; Missachtung des Rates durch den Herrn; Ratschläge, die dem Herrn zum Nachteil erwachsen) will der Sprecher nun noch im Auftrag der Frau Ehre (29f.: [Die] hohen lere ich kunde | [Als] fro ere mir gebot) eine Fürstenlehre geben: Ein Fürst solle Abwägungen im Geheimen, [Mit] sines hertzen ougen (33) treffen, auf Gerechtigkeit achten, die Schwachen vor Unrecht schützen und die Verfolgten aufnehmen sowie nur maßvoll Steuern erheben. Frau Ehre betrübe es auch, dass so viele Fürsten minderwertige Münzen in Umlauf brächten. [Textlücke von ca. 112 Versen] M (Pfeiffer XI): Mit Rückbezug auf den Gruß Jesu an seine Jünger in Joh 14,27 (Zitat 4: Ich gib voch frid, ich lasse voch frid) mahnt der Sprecher alle Fürsten, nach Frieden zu streben. Er erinnert daran, dass Gott diejenigen, die seinen Willen getan hätten, aus der vorhelle (30) erlöst und ins Himmelreich aufgenommen habe und dass Gotteskindschaft durch Friedensliebe bewiesen werde. Allerdings müsse der Frieden oft durch Gewalt und kriegerischen Zwang erst hergestellt werden. [Textlücke] Dies sei die Fürstenlehre, die ihm Frau Ehre gegeben habe. In einem angedeuteten Bescheidenheitstopos bittet er um Verzeihung, noch etwas weiter zu dichten: Ein klein ich schribe furebas | Dar vmb sol niemen sinen has | Legen an mich tumben knaben (54–56). [Textlücke von ca. 56 Versen] N (Pfeiffer X): Der Sprecher bekennt, dass er, sofern es ihm der Kaiser befiehlt, seine Könnerschaft dazu einsetzen will, über die beiden Schwerter zu dichten, besonders darüber, wie eines der Schwerter aus Habgier das andere vertreiben will. Dadurch litte die gesamte Christenheit, besonders die Reichsstädte. In direkter Apostrophe (17: her keiser) fordert der Sprecher den Kaiser auf, den wahren Gottesdienst

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wieder zu ermöglichen und den beklagenswerten Zustand des Reiches, der von dem einen Schwert verursacht sei, zu beenden. Nach einem Unfähigkeitstopos (31–41) gibt er einen abschließenden Titel: Das ist fron eren lêre | Von des keisers swerte (42f.). Er lobt noch einmal den Kaiser. Kritiker, die diesem Lob vorwerfen, zu hoch gegriffen zu haben, sollten sich an den Herrn selbst wenden. Sonstiges: Pfeiffer 1863, 335–337, schließt aus der mehrfachen Bezeichnung des Ich-Sprechers als schriber auf eine Autorschaft des Kaiserlichen Protonotars Ulrich (Hangenohr) von Augsburg. Schaus 1898, 103, schlägt dagegen vor, den Autor in einer der schwäbischen Reichsstädte des Bodenseegebiets (Lindau, Konstanz, Zürich) zu suchen. – Pfeiffer 1863, 329–333, gibt eine Inhaltsangabe, in welcher der Inhalt der Lücken aus den im Text gegebenen Rückverweisen sowie aus einem idealisierten Gattungsmodell (329: »An der Hand der zahlreichen Allegorien, die in der äussern Anlage Ähnlichkeit mit der vorliegenden haben«) rekonstruiert ist.

B472 Lob der ritterlichen Minne Preis- und Ehrenrede mit ausführlicher Tugendklage des Sprechers und namentlicher Nennung von neun vorbildlichen Rittern durch einen Einsiedler Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1348/49 Überlieferung: Mü21 201vb–206rb; 440 V.

Edition: von der Hagen 1839, 116–129; Müller, U. 1972, 164–174 Literatur: Glier 1971, 117f.; Bumke 1979, 266, 437; Nolte 1983, 71–73; Kornrumpf 2VL 5 (1985), 872–875; Janota 2004, 326f.; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Faszikel des deutschsprachigen ›Hausbuchs‹ des Würzburger Patriziers Michael de Leone, nach einer Reihe von Reimpaarreden des ›Königs vom Odenwald‹ und vor dem ›Marienleich‹ Frauenlobs. Aus der Position in der Hs. lässt sich der Aufzeichnungszeitpunkt auf 1348/49 eingrenzen. Überschrift: Hie hebt sich an ein ao bentuer | Die ist hue bsche vnd gehuer Inha lt: A Hirschjagd (1–36): Der Sprecher berichtet von einer Jagd, bei der seine Hunde einen Hirsch stellen. Weil er einen frommen Einsiedler – der sich früher auch als

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B472 Lob der ritterlichen Minne

Ritter ausgezeichnet hatte – in der Nähe weiß, dem er einen Teil der Jagdbeute zukommen lassen will, macht sich der Sprecher zusammen mit einem Diener und einer Hirschkeule auf den Weg. B Begegnung und Gespräch mit dem Einsiedler (37–97): Der Sprecher trifft den Einsiedler in seiner Klause beim Gebet. Der Einsiedler stellt fest, dass der Sprecher nur selten zu ihm komme, obwohl er oft auf der Jagd sei. Die Diener des Sprechers hätten ihm verraten, dass es der Sprecher auf die Minne abgesehen habe. In diesem Fall solle er lieber vom Jagen lassen und stattdessen ritterliche Taten vollbringen. Die Damen würden von seiner Mannhaftigkeit und Treue erfahren, und er könnte so ihre Liebe gewinnen. i Der Sprecher erwidert, dass Ritterruhm bei den Damen heute nur noch wenig gelte und man ihren Gruß mit törichtem Verhalten erwerben müsse. i Der Einsiedler bedauert zutiefst, dass weibliche Gunst nun auf anderem Wege erlangt werde – obwohl männlicher Beständigkeit immer das Beste für die Damen gewesen sei. Wo eine Frau der Rede aus falschem Herzen und Lügenmund vertraue, verlöre sie ihre Ehre. C Dreifache Tugendklage / Dreifacher Ritterpreis (98–397): Drei detaillierte Beschreibungen des Verfalls ritterlicher Tugend durch den Sprecher stehen jeweils drei Passagen hyperbolischen Lobpreises exemplarischer, aber – bis auf einen – bereits verstorbener Ritter durch den Einsiedler gegenüber. Der Sprecher beschreibt zunächst das neuerdings übliche Verhalten der Männer gegenüber den Damen und die Torheiten der neuen Mode (98–165): Lautes Reden; falsche Schwüre exklusiver Minne; Ehrgeiz, möglichst viele Frauen in Verruf zu bringen; Tanzbewegungen wie ein wildes Tier; das Tragen einer weiten Kappe mit langen Zipfeln und einem Schmuckband; unnatürliche, närrische Bewegungen; der Glaube, niemand könne dem eisernen Brüllen widerstehen (ggf. verderbt; 128–130: In dunket nieman sue lle genesen | Vor dem ysen luewer | Hoch ob sinem kuewer; vgl. das ironische Schmähwort ›Eisenkinn‹ in V.  321); gekappte Hosen; ein unter dem Rock hervorschauendes Untergewand; die Angewohnheit, überall die Kappe aufgebunden zu haben; enge, den Körper einschnürende Kleider; ein weiter, fast herabfallender Gürtel, mit der Schnalle am Rücken getragen; ein vorne zwischen den Beinen baumelndes Schwert, dass prahlerisch umfasst wird (158–160: Sam er Tuscan vn Brabant | Mit strite habe braht in vngemach | der doch nie Ohsenstein [Burg Ochsenstein im Elsass] gesach); langes Haar und lange Bärte, Scheitel wie bei Frauen; nicht eingängiger Gesang (162f.: So gar verworren ist ir gesang | Daz nieman wol gemerken kan). i Der Einsiedler beklagt (166–217) den Verfall von Minne und Mannhaftigkeit. Als Gegenbilder rühmt er namentlich drei Exponenten des rechten Rittertums: Diepold von Pfirt (170) und Friedrich Klette von Utenheim (171) hätten mehr Blut aus den Flanken starker Pferde geschlagen als alle anderen, die man jetzt im Elsass bei den Waffen sehe und hätten stets ehrenvoll – und erfolgreich – im Frauendienst gestanden. Dazu sei Graf Rudolf von Nidau (194) zu stellen, dessen Mannhaftigkeit, Ansehen, Reichtum und Edelmut eine Zierde der Ritterschaft gewesen sei. Auch er habe ehrenvoll den Damen gedient und habe damit deren Gunst erworben. Der Einsiedler will vom Sprecher nun noch mehr über die modernen Männer (214f.: Die nv singen die krumen liet | Vnd frauwen dienen mit geschrei) und ihr Turnierwesen erfahren. i Der Sprecher

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beschreibt daraufhin (218–239) geheime Absprachen zwischen den Turnierparteien beim ›Buhurt‹, das Herfallen über die Schwächsten sowie Übereinkünfte mit fremden Turnierteilnehmern, um den Kampf mit ihnen zu vermeiden. i Der Einsiedler (240–289) beklagt dieses ehrlose Verhalten und preist drei vorbildliche Ritter, die sich ihren Gegnern immer respektvoll gestellt hätten: Graf Werner von Hohenberg (261) habe das Turnierwesen hochgehalten, im Minnedienst hunderttausend Speere zerbrochen und Rüstungen zerhauen, wobei er sich nie an Schwächeren vergriffen habe. Auch Konrad Wernher von Hattstat (271) und Walther Spender (272) hätten unermüdlich im Turnier ihr Leben für die Minne eingesetzt. Er fordert den Sprecher auf, noch etwas von den Tjosten zu berichten, die nuewe minner (289) veranstalten. i Der Sprecher erklärt (290–311), dass weder Mann noch Pferd ein Wappenkleid trügen (295: Sie varen als ein beschunden ron). Die Kämpfenden würden sich nur äußerst langsam entgegenreiten, die Speere nur zögerlich senken (305f.: sam sie wellen | Die helm nagel zelen), man höre keine Speer krachen, sehe keine Splitter fliegen und keine Schandmähren (310: gurren) zu Boden gehen. i Der Einsiedler (312–397) meint, dass niemand an Herzog Johann von Brabant (312) heranreiche, der in der Tjost gestorben sei. Auch Graf Johann (II.) von Sponheim (Kreuznach) (317) habe in ritterlicher Weise tjostierend um Minne geworben und sich nicht wie die heutigen ›Eisenkinne‹ (321: ysen kuewen) weggeduckt. Alle tugendhaften Frauen sollten um die beiden Ritter klagen und Fürbitte für sie leisten (345: Nv bitent fuer sie mue ndel rot), alle Ritter den frühzeitigen Tod betrauern. Ihre herausragende Tugend solle auf ewig unvergessen bleiben. Der Einsiedler beklagt, dass die besten Herren und Ritter allesamt tot seien. Als einzige lebende Ausnahme nennt er Johann von Klingenberg (365), den Schwiegersohn Heinrichs von Lipa (374: der werde Ronauwer). Das hyperbolische Lob von dessen ritterlichen Taten in Böhmen beendet er mit einem Segenswunsch für den hervorragenden Minneritter. D Absolution und Botenauftrag (398–435): Nach einer resignierten Klage über den Niedergang der Welt wendet sich der Einsiedler wieder dem Sprecher zu (404 ggf. verderbt, da hier unvermittelt die Perspektive einer auktorialen Erzählung eingenommen wird: Vil gue teliche er zuo ime da sprach). Er nimmt seinen anfänglich geäußerten Tadel zurück: Bei solcher Art von Turnieren sei es klug, die Jagd vorzuziehen. Er bittet den Sprecher, den Damen seine Lehre zu überbringen: Gott habe die Frauen zur Freude der Ritterschaft und nicht für vermessene Affen (414f.) geschaffen. Letztere solle man vor die Tür setzen, ehrenhaften ritterlichen Wagemut aber mit Gunst belohnen. Maulhelden und Verleumder sollten gemieden werden, Modetorheiten dürften keine Anerkennung ernten. E Schluß (436–440): Der Sprecher erkennt am Sonnenstand, dass es Zeit ist zu gehen. Er bittet den Einsiedler um einen Segen, der ihm gewährt wird. Der Text schließt mit einem Amen und einem Nachsatz: Hie get vz die abentuer | Die sol vnd due nken gar gehuer. Sonstiges: Zur Identifizierung der genannten Ritter mit historisch belegten Adligen vgl. die Nachweise bei Kornrumpf 2VL 5 (1985), 873f.

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B473 Klage der Treue

B473 Klage der Treue Gespräch mit Frau Treue, deren Heer zuvor gegen das der Frau Untreue im Kampf verloren hat, mit Aufzählung treuer Herrscher Ve r f a s s e r : Ulrich Höpp

Edition: Weber, Sbr. 1865, 203–209

Datierung: Überlieferung 1480

Literatur: Glier 1971, 344–346; Glier 2VL 4 (1983), 138f.; Klingner 2Killy 5 (2009), 500f.

Überlieferung: Mm IVv–VIIIv; 255 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der aus Augsburg oder Memmingen stammenden Hs. Mm, zusammen mit einem anderen unikalen Werk desselben Autors (›Gedicht an Kaiser Friedrich III.‹). Der Schreiber nennt sich M. Schittenhelm und datiert seine Abschrift auf sant Marien tag jm 80 jar. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–19): Der Sprecher kommt eines Morgens im Mai über eine schöne Wiese (Blütenglanz, Rosenduft, Tau) zu einem dunklen, von Vogelgesang erfüllten Wald, den er aus Neugier (17: nach abentteir) betritt. B Schilderung eines Schlachtfelds (20–89): Der Sprecher hört Posaunen und Trompeten und folgt dem Geräusch. Er kommt auf eine große Lichtung in einem Tal mit zwei Seen. Am rechten See findet er zerhauene rote Zelte und zahlreiche Gefallene eines rot gekleideten Heeres, am linken See die Zelte eines großen, dort lagernden, komplett grau bekleideten Heeres. Er beobachtet einen Diener, wie er die mit unzähligen Wappen geschmückte Fahne in den See taucht. Dann siegt seine Angst über die Neugier, und er zieht sich in den Wald zurück. Dort trifft er eine schöne Frau (ihr Gesicht leuchtet wie ein Rubin), die eine aufgerollte rote Fahne trägt. C Gespräch (90–249): Nach Gruß und Kniefall fragt der Sprecher die Dame nach den beiden Heeren. i Die Dame bekennt traurig, die Herrin des geschlagenen Heeres zu sein: Sie sei ›Frau Treue‹, gegen die ›Frau Untreue‹ mit ihrem gewaltigen Heer gekämpft und gewonnen habe. Nur die Fahne sei ihr geblieben, zusammengerollt und machtlos gegen das Banner der Untreue. i Der Sprecher fragt nach der Bedeutung der Wappen auf diesem Banner und dem Sinn des beobachteten Eintauchens. i Frau Treue erklärt ihm das Banner als der untrew gewalt (136), die Wappen als Zeichen ihrer Verbündeter (vom Fürst bis zum Bauern), das Eintauchen als Impägnierung mit dem Wasser des der trewen has (147) genannten Sees. Ihre Klage, dass Untreue nun die ganze Welt beherrsche, kontrastiert Frau Treue mit einer ausführlichen Aufzählung historischer, ihr ergebener Herrscher, deren Wappen sie

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auf ihrem Banner zeigt (150–200); genannt werden: der jüdische König Herjamitas (Jonathan?), die Kaiser fastian (Faustinian?), Tiberius, Nerfa, Galba, Drejonias (Trajan?), faspian (Vespasian?), Severius, Altrius, Konstantin, Pippin, Karl, Ludwig, die Könige Arnold, Heinrich und Konrad. Frau Treue klagt, dass alle ihre Gefolgsleute gestorben seien, Frau Untreue daher überall die Überhand habe. Sie bittet den Sprecher, die Fahne wieder aufzuwickeln. i Auf seine Frage, ob sie nicht doch noch auf Hilfe hoffe, bekennt Frau Treue, dass sie auf einen über allen Fürsten erhabenen Herrscher setze: Kaiser Friedrich. Sie nimmt Abschied, da sie vor Frau Untreue aus dem Land fliehen will, um erst zurückzukehren, wenn got mit seinr trewen band | den kaisser Friedrich behaft (239f.), dieser die Untreue vertrieben und ihre Fahne wieder aufgerichtet habe. Sie befiehlt den Sprecher Gott, fragt dann noch nach seinem Namen. i Er nennt sich Ulrich höp (249). D Schluss (250–255): Die Dame geht ab, der Sprecher eilt aus dem Wald nach Hause.

B474 Totenklage um Herzog Johann I. von Limburg und Brabant Ehrenrede mit umfangreicher Personifikationsdichtung (Minne als Angeklagte) und kurzer Blasonierung Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Nolte 1983, 201–214

Datierung: um 1294 (Tod des Widmungsträgers); Überlieferung 1348

Literatur: Nolte 1983, 146–149; Goossens 1989, 179; Ceunen 1994, 46–48 Nr. 12; Nolte 2VL 9 (1995), 991; Avonds 1999, 85–89, 180–184; van Anrooij 2003; Sleiderink 2003, 104f.; Janota 2004, 346f.

Überlieferung: Mü11 119va–122rb; 405 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Ende der Minneredengruppe in der oberdeutsche Mischhs. Mü11. Überschrift: – Inha lt: A Exposition (1–27): Der Sprecher ist eines Tages glücklich und vom Schmerz befreit (Wortwechsel mit seinem Herz 6–10: Es verspricht, sich zu freuen, damit es auch

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der Seele gut geht). Im Maienglanz sieht er fünf schöne Damen, denen er forsch und unbefangen (18: mit torhait balt) entgegentritt. Nach ihrem Gruß und seinem demütigen Gegengruß erkennt er, dass sie trauern. B Klagereden der Damen (28–244): ›Frau Ehre‹ stellt die Damen namentlich vor: Mit ihr wollen ›Frau Treue‹, ›Frau Saelde‹ und ›Frau Milte‹ vor Gott und dem Sprecher gegen die ebenfalls anwesende ›Frau Minne‹ klagen, ihnen einen geliebten Ritter genommen zu haben. In ihren einzelnen Wortbeiträgen mischen sie die Klage über den sie alle existenziell betreffenden Verlust mit dem Preis der Rittertugenden des Verstorbenen. Zunächst hebt Frau Ehre (39–95) ihr enges, minnegleiches Verhältnis zum Verstorbenen hervor (45: der mir ze fraue den was erkorn; 61f.: Er was allzemav l min | ich was auch allenthalben sin). Er sei ihr Herr und zugleich ihr ergebener Diener gewesen, was sich besonders in Burgund an seinem furchtlosen und energischen Einsatz im Kampf gezeigt habe (72–83 Beschreibung der Verletzungen, die er seinen Gegnern zufügt). Durch die dort erworbene Ritterehre habe er sein Land und seine Familie erhöht. Zugleich habe er die Armen geschützt und die Kaufleute (92: marschan) aus dem Land vertrieben. Frau Treue (96–105) preist seine unverbrüchliche Treue (Kaisertopos 98f.: des soldans und der kriechen golt | Het er nit allesamt genomen). Frau Saelde (106–117) und berichtet, ihm sein erstes Schwert, den ersten Speer und Schild gesegnet zu haben. Kein Ritter sei ihr jemals so demütig zugetan, gleichzeitig so von Gottesfurcht durchdrungen gewesen (114: Die mess und aller engel schar | Waren in sin herz geschriben). Frau Milte (118–244) fasst ihren Kummer zunächst in eine anaphorische Aufzählung von Dingen, deren Wert sich für sie nun ins Gegenteil verkehrt habe (Maienblüten und Gras – Schnee, Vogelgesang und grüner Klee – Eis, schwarz – weiß, jung – alt, warm – kalt, Wohl – Weh). Den Verstorbenen habe seine Freigebigkeit nie mehr als ein Nadelstich geschmerzt, nie habe er länger als einen Augenblick gezögert. Nicht immer zur Freude seiner Verwalter habe er der Ritterschaft so viel geschenkt wie alle heutigen Herren zusammen (143–149 Publikumsapostrophe und Bericht einer Schenkung von hundert Pferden im Wert von je 30 Mark; 164–167 Bericht von der Auslösung eines Pfandes von 700 Pfund für einen seiner Bogenschützen; 168–172 Feststellung, er habe insgesamt mehr Pferde verschenkt, als heute in der Lombardei lebten). Er habe 500 Ritter freigehalten, womit er mehr gegeben habe als zwei oder drei der nun berühmten Herren. Frau Milte schließt eine Fürbitte für den Ritter an und bedauert, selbst nie wieder Ritter so reichhaltig ausstatten zu können, wie er es getan habe – nämlich nicht nur nach Landessitte, sondern mit Tuch aus Flandern, Pelzwerk aus Preußen sowie mit mehr Silber, als es in Apulien und Reußen gebe. In einem Ausruf an die Ritterschaft (209f.: Hey ritterschaft, ey ritterspil | Du waist nit, was dv hast verlorn) und einer nostalgisch zitierten, nun nicht mehr möglichen unbeschwerten Turniereinladung (214–222) hebt sie den Verlust hervor: In Venedig und Paris gebe es nicht so viel Kleinodien, wie sie den Tapferen gegeben habe; in keiner Frauenbrust habe es jemals einen so stolzen Ritter gegeben; Wald, Feld und Gras seien ergrünt, wo er vorübergeritten sei. Verantwortlich für dieses Leid sei die Minne. C Verteidigungsrede der Frau Minne (245–262): Frau Minne weist die Vorwürfe, sie habe den Ritter zugrunde gerichtet, von sich. Vielmehr habe sie ihm immer hilfreich

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zur Seite gestanden. Da er sich von Jugend an mit seinen Tugenden in ihren Dienst gestellt habe, beklage auch sie seinen Tod bis an ihr Ende. D Versöhnung und Fürbitte (263–278): Die Anklägerinnen erkennen die Verteidigung der Frau Minne an. Es folgt ein Gebet der Personifikationen an Maria (267– 277), den Verstorbenen für all das zu belohnen, was er ihnen hier auf Erden Gutes getan habe. E Klagerede des Sprechers (279–359): Da er Teil des Gefolges des Verstorbenen gewesen sei (282: Vnd truog auch siniv claider an), kann der Sprecher das Lob des Ritters aus eigener Erfahrung bestätigen: Frau Ehre sei an seinem Hof mächtig und stark, ihr Verhältnis ohne Differenzen gewesen (291: ir zway bedaht ain ainig dach); auch Frau Treue sei dort eng mit seinem Herrn verbunden gewesen. Frau Saelde habe mit der Ritterschaft St. Georgs (311: sant Goerien ritterschaft) in seinem Herzen geleuchtet, habe ihm Glück und den Heil zum Sieg gegeben; Frau Milte sei mit Leihen und Geben bei ihm gewesen und habe ihn angeleitet. Frau Minne schließlich habe den Verstorbenen gänzlich besessen und ihm, wo immer seine Liebe ihn hintrug, ihm diese ermöglicht. Für die Minne habe er bereitwillig sein Leben gegeben – auch heute stürze dies viele ins Unglück. Der Sprecher schließt weitere hyperbolische Klagen über den Tod des Ritters an (ein Viertel der Welt sei mit ihm gestorben; noch nie sei jemand vor ihm so ritterlich gewesen; auch in der maister buo ch [356], in denen Rittertaten verzeichnet seinen, finde man keinen Vergleichbaren). F Blasonierung (360–387): Es folgt eine umfangreiche Blasonierung mit eingearbeiteter Totenklage: Seine ursprünglichen Schlachtzeichen – der (zobel)braune Schild und der goldene aufgerichtete Löwe auf dem Lanzenwimpel (362: burdun ?) – seien nun leider in ihren Farben verblasst. Das Schildwappen, ein quartierter Schild mit je zwei Feldern von Limburg und Brabant, hänge nun an der Wand und könne von niemandem mehr getragen werden. Der goldene Drache (der Helmzier?) könne kein Feuer mehr speien, der Helm nicht mehr aufgesetzt werden. G Namensnennung (388–401): Der Verstorbene habe Limburg (388: Lippurg) erobert und habe sich überall gut geschlagen, bis ihn die Minne zu einem tödlichen Unternehmen gedrängt habe und er von vielen Rittern und Damen beklagt tot liegen blieb. Er heiße Herzog Johann von Limburg und Brabant. Der Sprecher schließt mit einem persönlichen Segenswunsch: Herzog Johan got pfleg din, | des gan dir wol das herze min (400f.). H Epilog (402–405): Der Sprecher betitelt die Rede in einer Schlussformel (402: Hie havt ain end div red von prabant), und wünscht sich die Verbreitung des ehrenden Inhalts – jedoch nur unter denjenigen, denen er wohlgesonnen sei. Sonstiges: Widmungsträger ist der auch als Minnesänger bekannte Herzog Johann I. von Brabant, der 1294 an einer Verletzung starb, die er sich bei einem Turnier zu Ehren der Hochzeit der Tochter König Edwards I. von England in Bar-le-Duc zugezogen hatte. Der Text gilt als früheste erhaltene Ehrenrede. Das im Text beschriebene quartierte Wappen von Brabant und Limburg ist erst nach 1298 unter Johanns Sohn Johann II. nachgewiesen – daher vermutet Avonds 1999 in Letzterem den Auftraggeber der

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B475 Totenklage um Graf Werner von Hohenberg

Ehrenrede und nimmt auch ein Entstehungsdatum nach 1298 an (ablehnend dazu Sleiderink 2003). Gegebenenfalls bildete die hier gegebene Wappenbeschreibung auch die Vorlage für die Wappendarstellung des Herzogs in der ›Großen Heidelberger Liederhandschrift‹, Bl. 18r (vgl. Avonds 1999, 180).

B475 Totenklage um Graf Werner von Hohenberg Ehrenrede mit Personifikationsdichtung und Blasonierung sowie einer Begräbnisschilderung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: um 1320 (Tod des Widmungsträgers); Überlieferung um 1433 Überlieferung: Ka3 124va–125va; 194 V.

Edition: Lassberg 1822, 317–326 Nr. 128; von der Hagen 1838, 93f.; Bartsch 1886c, CLXXVI–CLXXXI; Müller, U. 1972, 160–164 Literatur: Müller, U. 1974, 178; Schneider, J. 1977, 98–170; Nolte 1983, 150–153; Nolte 2VL 9 (1999), 987f.; Janota 2004, 347

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem Minneredenblock der Kleinepik-Mischhs. Ka3. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–11): Der Sprecher kommt auf eine Wiese, wo er die Personifikationen ›Frau Mannhaftigkeit‹ und ›Frau Minne‹ antrifft, die sich um die ohnmächtig vor ihnen liegende ›Frau Ehre‹ kümmern. B Klage der Frau Ehre (12–46): Wieder zur Besinnung kommend betrauert Frau Ehre einen Verstorbenen wie einen Geliebten (30f.: Sid ich den hern han verlorn | Der mich ze trut hat erkorn). Das hyperbolische Lob seiner Tugenden verbindet sie mit der existenziellen Klage: Sie könne nach seinem Tod nicht mehr Frau Ehre heißen wie bisher. C Klage der Frau Minne (47–78): Auch Frau Minne klagt, nach dem Tod des ihr ergebenen Dieners und Beschützers nunmehr verwaist und herabgewürdigt zu sein. Niemand finde sich jetzt mehr zum Frauendienst ein, niemand schäme sich für unterlassene Bewährung (63: [V]erlegner auentür). D Klage der Frau Mannhaftigkeit (79–110): Auch die dritte Dame klagt über Ansehensverlust und Marginalisierung. In der Todesstunde sei sie bis zuletzt bei dem

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Verstorbenen gewesen und könne bezeugen, dass seine Seele durch die Fürsprache Marias der Gnade Gottes teilhaftig geworden sei. E Blasonierung und Beschreibung des Trauerzuges (111–173): Frau Mannhaftigkeit verbindet die Klage über den Tod des Ritters mit einer Blasonierung seiner nun gestreckten Waffen: Sein goldener Schild liege nun am Boden, die auf ihm befindlichen zwei jeweils zum Schildrand blickenden, schwarz gefiederten Adler strebten nun traurig seinem Grab zu. Auf dem Trauerzug sei ein trauriger Knabe auf dem Ross des Verstorbenen mit goldener Wappendecke vor der Bahre geritten. Die mit Perlen geschmückten Hälse der Adler seien gesenkt, die Schnäbel und die aus Rubinen gebildeten Augen verblichen, die in den Schnäbeln gehaltenen goldenen Ringe kraftlos. An der Spitze des Trauerzuges habe man das Schwert des Verstorbenen ohne Scheide vorangetragen, das Bandelier hing matt zu Boden, die Wappenadler seien ihm mit lahmen Flügeln ins Grab gefolgt. F Namensnennung und Fürbitte (174–194): Frau Mannhaftigkeit nennt den Namen des Toten: Von honberg grafe wernher (178). Mit ihm sei auch ihr Name begraben; sie heiße nun ›Schüchternheit‹ (180: blückait) und könne vor Leid die Rittertaten des Verstorbenen nicht angemessen loben. Sie bittet ritter mägde wib (187), bei Gott und Maria Fürbitte für seine Seele einzulegen. Sie schließt mit einer Apostrophe an Maria (190–194), seine Seele zu befreien, da er sein Leben in ihre Gnade gestellt habe. Para l lelen: Der Text weist keine Parallelen zu der in derselben Hs wenige Blätter vorher überlieferten ›Totenklage um Herzogin Beatrix von Tirol‹ (B476) auf. Sonstiges: Widmungsträger ist der auch als Minnesänger hervorgetretene, in einigen Überlieferungsträgern der Farbenlehre B372 (Hss.-Gruppe I) als minnekundiger Gewährsmann genannte und in B472 als Minneritter gerühmte Wernher von Hohenberg († 1320) – nicht sein im Alter von acht Jahren gestorbener Sohn Werner III. († 1323). – Die Verse 146–159 der Blasonierung könnten sich nach Nolte 1983, 152f., auf die Helmzier derer von Raprechtswil beziehen, die zwei Schwanenprotomen mit roten Schnäbeln, in denen sie jeweils einen goldenen Ring tragen, aufweist.

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B476 Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol

B476 Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol Personifikationsdichtung mit belauschter hyperbolischer Totenklage von Frau Freude und Frau Ritterschaft Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1334 (Tod der Widmungsträgerin); früheste Überlieferung um 1433 (Ka3) Überlieferung: He3 303v–314r; 638 V. Ka3 116vb–120va; 638 V.

Edition: Lassberg 1822, 269–287 Nr. 125 (nach Ka3); Schierling 1980, 185–204 (krit. nach Ka3 mit den Laa. von He3) Literatur: Glier 1971, 178–180; Schierling 1980, 174f.; Glier 2VL 4 (1983), 1162f.; Nolte 1983, 160–166

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in zwei oberdeutschen Sammelhss. des 15. Jh., jeweils im Kontext von Minnereden: In He3 steht der Text zwischen zwei Liebesklagen (B34 und B44); in Ka3 steht der Text direkt nach B439 und vor B505. Die Überlieferungsposition in Ka3 sowie einige Anklänge in der Turnierbeschreibung und im Stil veranlassen Schaus 1894, einen gemeinsamen Verfasser mit B439 anzunehmen (siehe P a r a l l e l e n ). Jedoch könnte sich die enge Nachbarschaft auch dem speziellen Sortierprinzip in Ka3 (alphabetisch nach Initium) verdanken. Die Varianz ist gering und beschränkt sich auf Wortvarianten, kleinere Wortausfälle und eine Versumstellung (Ka3 337f.) ohne signifikante Bedeutungsänderung. An den Text ist in He3 ein Amen angefügt. Schierling 1980, 174f., nimmt eine gemeinsame Vorlage für beide Hss. an. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ka3) . A Spazierritt (1–24): Der Sprecher reitet eines Morgens in ain gebirg durch aventür (7). Auf einem steinigen Pfad steigt er durch karges und unwegsames Gelände (Locus terribilis) auf. B Auftritt der Personifikationen (25–151): Er hört zwei laute Stimmen über den Tod klagen, bindet sein Pferd an und ortet die Quelle des Geschreis hinter einem Felsen. Er vermutet zwei Geister (62: selen), entdeckt aber, als er trotz seiner Angst (66: Mir günd das har ze berg uff gan) um den Fels herumgeht, zwei Damen. In ihrer Verzweiflung über den Tod wünschen sie zu sterben. Der Sprecher nimmt ihre trotz Trauer und Tränen offensichtliche körperliche Schönheit wahr (Schönheitsbeschreibung 119–128; genannt werden Augen, Wangen, Mund, Zähne, Hals). Auf den schlichten Witwenkleidern aus schwarzem Samt trägt jede der Damen einen mit goldenen Buchstaben gestickten (oder eingewebten?) Reimpaarvers, in dem ihr Name angegeben und die Klage bestätigt wird: owe miner Ritterschaft | wie ist benomen mir min

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kraft (141f.) bzw. owe mir, iemer we, | ich haiß Fröd und wird ez nimer me (145f.). Der Sprecher freut sich, dank seiner Lesefähigkeiten (138f.) nun die Identität der Damen zu kennen. C Belauschte Klagen (152–466): Zunächst bekennt Frau Freude, nun um alle ritterliche Freude beraubt zu sein. i Frau Ritterschaft antwortet mit einer ausführlichen Klage (162–315) über die Trägheit ihrer Gefolgschaft und den Niedergang ritterlicher Tugenden: Viele Rüstungsteile (genannt werden Helm, Lederkappe, Halskrause, Schild, Speerscheibe) seien verrostet oder zu profanen Haushaltsgegenständen umfunktioniert; auch höfische Geselligkeit und Tanz seien verschwunden, niemand wisse mehr, wozu ritterliche Taten gut seien; Schilde, Sättel und Wappen seien zwar noch einsatzbereit, aber verblichen; nirgends gebe es einen, der sein Wappenkleid und seinen Helm mit Würde und im Namen der Ritterschaft trage; auch müsse man sich seine Ausrüstung heute selber bemalen, das Turnier liege darnieder. Es folgt eine ausführliche Schilderung der früher üblichen Einkleidung von Rittern (213–237) und des ritterlichen Turniers (238–315): Tausend Handwerksmeister hätten mit ihren Gesellen kunstgerecht Wappenkleider und Pferdedecken geschneidert, kostbar geschmückt und in den heraldischen Farben (234f: grün, gelb, rot, schwarz, blau, silberweiß) bemalt. Danach hätten sich die Ritter zum Klang von erhebender Musik (genannt werden 239f. Posaunen, Schalmeien, Pfeifen und Dudelsäcke) zum Kampf gerüstet vor der Hausherrin (252: dü aller fröd ain kröne was) und den anderen Damen eingefunden. Einem großen Buhurt seien dann viele unerschrocken und ehrgeizig geführte Tjosten gefolgt. Nach Einbruch der Dunkelheit habe die Herrin (301: dü eren trüt) mit ihren Damen Tanz und höfische Vergnügung angeführt. i Beide Damen klagen, dass der Tod mit der Herrin auch den Grund für alles ritterliche Streben, die Achtung für Turnier und höfische Freude vernichtet habe. i Es folgt die Klagerede der Frau Freude (335–446): Nach einer Beteuerung, nicht mehr leben zu wollen, beschreibt sie das verlorene höfische Freudenleben bei der Verstorbenen (349: by der eren gernder frucht): Musik (354: Dudelsäcke, Pfeifen, Schalmeien, Posaunen), ehrenwerte Männer in Gesellschaft der Damen, Tanz. Die Verkehrung der Freuden in Leid beschreibt sie, durchsetzt von Interjektionen der Klage (owe), im Moment des Begräbnisses der Herrin (386–439): Weinend, schreiend, mit unbändigen Klagegebärden seien Ritter wie Damen dem auf der Bahre liegenden Leichnam in die Kirche gefolgt. Als man die Herrin habe begraben wollen, hätten sich die Leute in den Weg geworfen. Obwohl man aus Furcht vor überbordender Trauer die Damen vom Grab abhalten wollte, hätten diese die Bahre zur Erde gezogen und im Wunsch, die Herrin noch einmal zu sehen die Seidentücher vom Leichnam gerissen, ihn geküsst und umarmt. Bei der Versieglung der Gruft seien viele in Ohnmacht gefallen, da mit der Herrin auch alle Freude begraben worden sei. Nun sei der Hofstaat alleingelassen und in die Einöde zerstreut. i Auch Frau Ritterschaft sieht sich nach dieser Klagerede dazu gebracht, sich den Tod zu wünschen. Sie wird blass und fällt in Ohnmacht, Frau Freude setzt sich niedergeschlagen daneben. D Begegnung und Gespräch mit den Frauen (467–638): Der erschrockene Sprecher tritt aus dem Versteck hervor und bietet der Dame seine Hilfe an. Sie schickt ihn nach Wasser. Von einem nahegelegenen Fluss bringt er feuchte Grasbüschel und be-

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streicht damit Münder und Hälse der Damen, die mittlerweile beide ohnmächtig sind. Er schiebt das nasse Gras auch durch die Krägen auf die Brust, worauf sie wieder zur Besinnung kommen. Während Frau Freude den Sprecher als gottgesandten Retter lobt, klagt Frau Ritterschaft, dass sie eigentlich lieber gestorben wäre. i Der Sprecher fragt die Damen, weshalb sie so heftig trauerten. i Frau Freude nennt als Grund den Tod einer edlen Dame, welche sie hyperbolisch lobt. i Frau Ritterschaft fragt den Sprecher, wer er sei, dass er von diesem Leid nichts gehört habe. i Der Sprecher antwortet, landesunkundig und auf Aventiurefahrt zu sein. i Auf seine Frage hin bezeichnet Frau Freude die Verstorbene näher: ain edelin hertzogin | Von kärndern ze tierol gesin | Von saffoy was sy geborn (563–565). Sie vermutet, Gott habe sie aufgrund ihrer herausragenden Tugend bei sich haben wollen. i  Der Sprecher ermahnt die Damen, das Unabänderliche Gott zu überlassen und in die bewohnte Welt zurückzukehren. i  Frau Ritterschaft entgegnet, dass sie in der Einöde bleiben und dort ein Einsiedlerleben führen wollten. Sie schließt eine Fürbitte für die Verstorbene bei Gott und Maria an. i Der Sprecher bietet den Frauen an, in ihrem Dienste bei ihnen zu bleiben. i Frau Freude gibt ihm jedoch einen Botenauftrag: Er solle überall von ihrem Zustand (632: wir sient lebent begraben) berichten. i Der Sprecher willigt ein und entfernt sich. Er schließt mit einem Segenswunsch für die beiden Frauen. Para l lelen: Die Turnierbeschreibung gleicht nach Schaus 1894, 365–367, derjenigen in B439, woraus er auf die Identität der Autoren schließt. Vorsichtiger geht Richter 1895, 18–20 (mit synoptischer Darstellung der parallelen Passagen), zumindest von einer Beeinflussung des vorliegenden Textes durch B439 aus. Glier 1971, 179, geht davon aus, dass der vorliegende Text vorgängig ist, weist in Anm. 299 aber auch auf die Möglichkeit hin, dass beide Texte für die Turnierschilderung eine gemeinsame Vorlage benutzen. Sonstiges: Widmungsträgerin ist nach Lassberg 1822, 266, entweder Isabella (recte: Elisabeth) von Savoyen (um 1297/1305–1330), Ehefrau Leopolds von Österreich, oder Gräfin Beatrice von Savoyen (um 1310–1331), Ehefrau Herzog Heinrichs von Kärnten und Tirol. Für Letztere votiert Schaus 1894, 366, ebenso wie nach ihm die weitere Forschung.

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B477 Totenklage um Graf Wilhelm III. von Holland Ehrenrede mit breit ausgeführter Personifikationsdichtung, Wappenallegorie und Blasonierung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: um 1337 (Tod des Widmungsträgers); früheste Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh. (Be10) Überlieferung: Be8 14rb–17rb; 477 V. Be10 57ra–60ra; 480 V. He2 123v; 6 V.

Edition: von der Hagen 1844, 251–264 (nach Be10) Literatur: von der Hagen 1844, 264–266; Helm 1938, 385–390; Rheinheimer 1975, 14–16, 323; Nolte 1983, 167–172; Nolte 2VL 9 (1995), 988f.; Janota 2004, 341, 348

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext anderer Minnereden in der aus dem Mittelrheingebiet stammenden Pergamenths. Be10 sowie in der niederrheinischen Sammelhs. Be8. Auf dem letzten Blatt der Hs. He2 sind als Federprobe (des 15. Jh.?) in fortlaufender Zeile die Verse 1–5 sowie noch einmal V. 3 eingetragen. Der Text von Be8 und Be10 unterscheidet sich bis auf wenige Wortvarianten (z.B. Be8 71: wonnenklich statt Be10 minnenclich), die allesamt keine signifikante Varianz ergeben, kaum. In Be8 fehlen die Verse Be10 424, 426 und 454. In beiden Hss. sind die meisten Sprecherwechsel der Dialogpassagen des Textes durch marginale Alineazeichen markiert. Überschrift: Van deme greuen van Hollant (Be10) Inha lt: (Nach Be10) . A Prolog (1–25): Der Sprecher richtet sich an Gott (mehrfache Apostrophe). In seiner Allmacht habe er ihm ein wuonder (12) offenbart. Hätte er Wolfraimis muont | den man heist van Eyschebach (14f.), so würde er diese wuonderlich geschicht (21) adäquat deuten können – so könne er nur sein Bestes versuchen. B Spaziergangseinleitung (26–97): Der Sprecher wird nachts im Freien von einem Unwetter überrascht. Er flieht in einen unwegsamen Wald, aus den Felsenhöhlen der umgebenden Berge hört er das Gebrüll wilder Tiere (Drachen, Löwen, Bären). Er entscheidet sich gegen das Durchwaten eines Sumpfes und steigt auf einem Pfad in das Gebirge, bis er zu einem Locus amoenus kommt (68–79: Quelle, Wasserfall, Vogelgesang). Als er aus der Quelle trinkt, entdeckt er eine verzweifelte Dame, die laut ihr Unglück beklagt. C Gespräch mit Frau Tugend (98–157): Die Dame begrüßt den Sprecher und setzt

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die Klage über ihr freud- und glückloses Leben fort. Auf Nachfrage des Sprechers nennt die Frau ihren Namen – hogelofde duogent (115) – und berichtet, früher hier regiert zu haben, nun aber nicht mehr den Hof ihrer Schwester, Frau Ehre zieren zu können, da ihr der Tod zu großes Leid zugefügt habe. Wüsste er, wen sie betrauere, würde er sicher in ihre Klage einstimmen. Frau Tugend fällt nach diesen Worten in Ohnmacht und erwacht erst wieder, als der Sprecher ihr Wasser aus der Quelle in den Mund träufelt. Als er sich nochmals nach dem Betrauerten erkundigt, schickt ihn die Dame zu Frau Ehre, die noch mehr leide, ihm aber auch mehr sagen könne. Kniend empfängt der Sprecher den Segen der Dame und die Anweisung, weiter im Gebirge aufzusteigen. D Gespräch mit Frau Ehre (158–230): Nach beschwerlichem Aufstieg über Felsklüfte o und umgestürzte Baumstämme (Vergleich 160f.: Ich muste stigens da gewonen | Als der steynbuc wilde) lässt der Sprecher sich erschöpft auf einer Wiese nieder. Sieben traurige, in schwarze Kleider gehüllte Damen erscheinen. Sie begrüßen ihn, verwundert, dass er den gefahrvollen Weg unbeschadet überstanden hat. Auf die Frage des Sprechers, was sie in dieser Wildnis täten, klagt eine der Damen über den Tod eines Mannes – der Sprecher erkennt, dass es sich um Frau Ehre handeln muss und berichtet, von ihrer Schwester hergeschickt worden zu sein. Frau Ehre nennt daraufhin die Namen ihrer Begleiterinnen, die alle mit ihr das gleiche Leid trügen (226f.): Treue, Freigebigkeit, Mannhaftigkeit, Demut, Wahrheit, Beständigkeit. E Hyperbolische Totenklagen der Tugenden (231–330): Nacheinander rühmen die Damen nun die höfischen Tugenden des Verstorbenen und beklagen seinen Verlust als Katastrophe: Frau Ehre sieht sich ihres Ansehens beraubt, verwaist und freudlos. Frau Treue (243–253) beklagt den Verlust ihrer unumschränkten Herrschaft: Dem Verstorbenen seien alle Menschen in Loyalität ergeben gewesen. Frau Freigebigkeit (254–263) rühmt, dass man ihn stets freigebig und dabei maßvoll gefunden habe. Frau Mannhaftigkeit (264–274) betrauert, nun darauf verzichten zu müssen, dass er ihre Ehre wie stets im Kampf mehre. Frau Demut (275–284) hebt die demütige Haltung des Toten jedem gegenüber hervor. Frau Wahrheit (285–294) sieht sich durch seinen Tod Herabsetzung, Sorgen und Dunkelheit ausgesetzt. Frau Staete (295–312) betrauert ihren Gefährten, ohne dessen diamantgleiche Beständigkeit sie ratlos und nackt zurückbleibe. Auf die Frage des Sprechers nach dem Namen des Betrauerten verweisen ihn die Damen an einen heidnischen Gelehrten aus Syrien, der noch höher im Gebirge zu finden sei. F Gespräch mit dem syrischen Sterndeuter (331–436): Der Sprecher nimmt Abschied von den Frauen und steigt einen beschwerlichen Weg ins Gebirge. Auf dem Gipfel entdeckt er einen Greis, der einen Turban trägt (344f.: bewuonden was mit duoche | Eme houet inde stirne) und in heidnischer Weise (?) über einem Buch sitzt, ein Astrolabium in der Hand. Er bezeichnet sich selbst als astronimus (355) und berichtet, am Firmament eine große Verirrung und Störung der normalen Himmelskörperbewegungen erkennen zu können (Fachterminologie: 363: planeten, 364: planster, 364: cemeten, 367: artsmuonten, 371: sperin, 375: hemels center). Er führt das auf den Tod eines mächtigen Mannes zurück, eines Aquitaners (78: Aquoes). Der Sprecher schließt daraus, dass es vs Hollant greue Wilhelm (389) gewesen sein müsse, beklagt den Toten und empfiehlt ihn Maria (394–396). Der Syrer weist den Sprecher auf ei-

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nen Stern hin, der ohne Zweifel anzeige, dass die Seele des verstorbenen ›Herrn über vier Länder‹ (424) der Hölle entronnen und zurecht mit Gabriel in den Himmel aufgestiegen sei, worüber die Engel sich freuten. Schließlich bittet der Heide den Sprecher, ihm eine Beschreibung des Wappens des Toten zu geben, damit er es in seinem Heimatland bekannt machen und im Tempel die Memoria des Ritters ewig wachhalten könne. G Wappenlegende und Blasonierung (437–480): Der Sprecher gibt zunächst eine Wappenlegende: Das Wappen des Toten komme aus Arabien (439). Die Hl. Drei Könige hätten eigenhändig aus ihrem Gold Schild und Wappenkleid hergestellt und mit vier steigenden Löwen (zwei rot, zwei schwarz) auf quartiertem Feld geziert. Ebenso sei Graf Wilhelm auch ein von den drei Königen gefertigter Helm mit einer rubinroten Krone (Auslegung des roten Goldes auf die Reinheit des Grafen) gesandt worden, über der ein Pfauenwedel schwebte (Auslegung auf die Freiheit von Schande). Der Sterndeuter dankt für die Auskunft und beschließt, das Wappen zum Lob des verstorbenen aus Gold und Edelsteinen anzufertigen und einen gekrönten Helm darauf zu setzen. Der Sprecher erklärt dies für angemessen, preist abschließend nochmals das Ansehen des Verstorbenen und befiehlt ihn der Dreifaltigkeit. Sonstiges: Widmungsträger ist höchstwahrscheinlich Graf Wilhelm III. von Holland und Hennegau (Regierungszeit ab 1304, †1337), der den traditionellen Herrschaftsbereich auf Seeland und Friesland ausdehnte (vgl. 424: Der herre van veir landen). Auf ihn ist auch eine mittelniederländische Preisrede des Herolds Gelre überliefert.

B478 Totenklage um Graf Wilhelm IV. von Holland Ehrenrede für Graf Wilhelm mit umfangreicher Erzählung seiner Taten und narrativer Rahmung (Burgallegorie) Ve r f a s s e r : Vruo dengher (vgl. V. 99 und 105) Datierung: Überlieferung 1440–1475 Überlieferung: Ha3 22rb–26rb; 657 V.

Edition: Buddingh 1859, 7–27; van Vloten, 1871, 6–23; Kossmann 1940, 53–60 Nr. 42 Literatur: Nolte 1983, 173–178; Wallmann 1985, 300; van Anrooij 1990, 121–123; Sleiderink 1998; Tigelaar 2003, 158–160; Tervooren 2006b, 183–185

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in einer mittelniederländisch-mittelhochdeutschen Mischsprache abgefasst. Er steht unikal im Kontext von Minnereden (vor B286), Reimpaarverstexten und Liedern in der ›Haager Liederhs.‹ (Ha3).

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Überschrift: – Inha lt: A Spazierritt (1–74): Der Sprecher erwacht in einer Maiennacht aus einem Traum, der ihm alle Liebessorgen genommen hatte. Er kommt zu dem Entschluss, seinem Unglück nun aktiv durch die Suche nach Freude zu begegnen. Am Morgen reitet er aus und kommt nach kurzer Zeit zu einem Locus amoenus (Nachtigall 33; Vogelgesang 44, 57; Unsagbarkeitstopos 48f.; Paradiestopos 50; Quellen 58; blühende Bäume 59). Der Sprecher fühlt sich hier aller Sorgen ledig, wundert sich aber, dass die höfische Gesellschaft – in der er sich gerne befände – diesen Ort anscheinend nicht aufsucht. B Gespräch mit Frau Höfischheit (75–225): Der Sprecher sieht dann doch eine Gruppe Menschen, die sich vergnügt (78f. Lachen, claffen, meeren seggen | Mallichanderen, und wesen fro). Eine Dame spricht ihn an und fragt ihn nach Neuigkeiten. Der Sprecher ziert sich: Er habe zwar einiges gehört, wolle aber nicht zuviel sagen. Auf die Frage nach seinem Namen nennt er sich selbst Vruo dengher | ein wol geboren wandeler (99f.; wiederholte Nennung: 105). Er suche das Gute und gute Gesellschaft. Auf seine Fragen berichtet die Dame von einer nahen, ausschließlich von Damen bewohnten Burg. Nur als ehrenwerter Mann würde man als Gast geduldet. Sie rät ihm, ihren Spuren folgend dorthin zu reiten und beschreibt den Empfang: An den beiden Torhüterinnen Frau Tugend (129) und Frau Huote (133) komme man zum Saal, wo Frau Klugheit (139: Bescheidenheit) wache und schließlich zur Kammer der Herrin, vor der Frau Scham (141) stünde, die ihn mit dem Hof bekanntmachen könne. Auf Nachfrage nennt sie die Herrin: Es sei die Kaiserin Frau Ehre (158), die mehr Lohn geben könnte als Frau Welt. Zur Seite stünde ihr die Königin Frau Minne (173), weitere Damen (181–189: Treue, Gerechtigkeit, Maß, Wahrheit, Staete, Gleichmut, Freigebigkeit, Reinheit, Zucht, Würde, Güte, Weiblichkeit, Freude und Mannhaftigkeit) befänden sich in ihrem Dienst auf dem Schloss. Schließlich nennt die Dame dem fragenden Sprecher ihren eigenen Namen – Frau ›Höfischheit‹ (203). Ihre Begleiter, die sich ihr nur zeitweilig anschlössen, will sie namentlich nicht aufzählen. Der Sprecher nimmt Abschied und folgt der Spur der vorausreitenden Dame zur Burg. C Begegnung auf der Burg (226–370): Auf der Burg wird der Sprecher von den wachhabenden Damen (Tugend, Huote, Klugheit, Scham) nacheinander jeweils äußerst freundlich und unter Ankündigung des bevorstehenden Endes seines Leids empfangen. In den Saal der Herrscherinnen geleitet, ist er von deren Anblick überwältigt. Nach Gruß und Gegengruß der Damen und des Hofstaates fragt ihn Frau Ehre nach Neuigkeiten. Der Sprecher deutet an, dass er nur schlechte Nachrichten habe, worauf sie ihn auffordert, sich in der Gesellschaft zu freuen – verboten seien auf der Erenborch (351) nur Aufpasserei, Hass und Nachrede (347: Proven, niden nochte claffen). Der Sprecher wähnt sich im Kreis der unbeschwerten Ritter und Damen, denen Frau Ehre und Frau Minne durch freundliche Blicke Hochstimmung schenken, wie im Himmel (359). D Todesnachricht und Totenklagen (371–549): Ein schwarz gekleideter Bote betritt den Saal und übergibt Frau Ehre einen Brief, ehe er weinend abtritt. Die Kaiserin

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liest den Brief und fällt ohnmächtig zu Boden. Wieder bei Bewusstsein antwortet sie auf die besorgte Nachfrage von Frau Treue nur mit einem dreifachen owe (401f.), liest dann unter Weinen und Klagen den Brief zu Ende und übergibt ihn Frau Minne, die ihn wiederum liest und weitergibt. Nacheinander beklagen die anwesenden Personifikationen den Tod eines ihrer Diener, dessen Vorbildlichkeit und Bedeutung für die einzelnen Tugenden sie hyperbolisch preisen: Frau Ehre (424–446) sieht sich durch seinen Tod existenziell und unheilbar getroffen und fordert die Anwesenden zur Fortsetzung der Klage auf; Frau Minne (447–466) rühmt die Leidensbereitschaft des Verstorbenen; Frau Freigebigkeit (467–489) hebt seine reichen Gaben an Ritter und Knappen (483: Pferde, Rüstungen, Gold) hervor; Frau Reinheit (490–499) rühmt seine untadelige Ritterlichkeit; Frau Würde (500–509) lobt sein hohes Ansehen bei jedermann; Frau Freude (510–525) geht auf seine Fähigkeiten als heiterer Gesellschafter ein. Die Klagereden weiterer Damen (Treue, Wahrheit, Maß, Gerechtigkeit) werden nur summarisch genannt, ebenso die Namen der anderen trauernden Damen (Beständigkeit, Demut, Zucht, Güte, Weisheit, Tugend, Klugheit, Huote, Scham). Schließlich klagt eine namenlose Dame – offenbar die Minnedame des Verstorbenen – über den Verlust des unermüdlichen Minnedieners. E Tatenerzählung, Blasonierung und Fürbitte (550–647): Frau Mannhaftigkeit schließt mit einer Preisrede auf den Verstorbenen, in der sie seine historischen Ruhmestaten explizit benennt: ein Preußenfeldzug (552); Turniere in der Heimat (560); ein Krieg gegen den König von Frankreich mit Nennung der Schlachten von Aubetin (567), Petit (571), Orchies (574), St. Amand (578), Seclin (584), Mortagne (585); eine Jerusalemwallfahrt (593); weitere Feldzüge gegen die Litauer (595) und Preußen (603); die Belagerung von Utrecht (613); der Feldzug gegen die Friesen (616). Auf die Erwähnung seines Todes in der Schlacht vor Staveren in Ost-Friesland (630) folgt eine knappe Blasonierung des Wappenkleids (637–640): ein viergeteiltes Wappenschild mit vier nach links blickenden Löwen, je zwei schwarz und zwei rot auf goldenem Grund. Frau Mannhaftigkeit schließt mit einer Fürbitte für den Widmungsträger und alle in der Schlacht mit ihm Gefallenen. F Schluss (648–657): Im allgemeinen Wehklagen bricht der Sprecher auf und verlässt die Burg in Richtung Heimat. Sonstiges: Widmungsträger ist unzweifelhaft – wenngleich eine explizite Namensnennung unterbleibt – Graf Wilhelm IV. von Holland (†1345). Da der Sprecher sich im Text mit dem (sprechenden) Namen Vruo dengher (V. 99 und 105) vorstellt, wurde in der neueren Forschung eine Identifizierung des Autors mit Pieter Vreugdegaer von Breda vorgeschlagen, der als Reimsprecher am Hof der Witwe Wilhelms, Herzogin Johanna von Brabant, in Breda bezeugt ist (vgl. Sleiderink 1998). Er könnte noch eine weitere Ehrenrede (auf Graf Jan den Blinden von Luxemburg) verfasst haben (vgl. Tigelaar 2003).

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B479 Warnung an hartherzige Frauen Großform der Capellanus-Rezeption Ve r f a s s e r : unbekannt (Selbstnennung V. 1780: ›armer Schoffthor‹)

Edition: Brentano 1805, 304–387; Karnein 1979, 22–107

Datierung: früheste Überlieferung um 1470; (Datierung der erzählten ›Brunnenfahrt‹, V. 66f.: 1460)

Literatur: Bach 1957a; Karnein 1970, 9–12; Glier 1971, 305–308; Karnein 1979, 7–20, 108–115; Karnein 1985, 252– 254; Wallmann 1985, 327f.; Fürbeth 2VL 10 (1999), 735–737; Lichtblau 2007, 124; Metzner 2007; Klingner 2Killy 12 (2011), 148; Matter 2013

Überlieferung: Be15 68r–101r; 1818 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text füllt den (ursprünglich selbständigen) dritten Faszikel der Sammelhs. Be15 (sog ›Königsteiner Liederbuch‹). Die Überlieferungsgemeinschaft mit der unikal in einem anderen Faszikel der Hs. überlieferten Minnerede B482 des Autors Gerhard Wameshaft ist also sekundär, weshalb auch die Versuche, die Autorschaft Wameshafts auch für den vorliegenden Text zu erweisen (vgl. Bach 1957a), keine Zustimmung gefunden haben. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–64): Exordialsentenz: Verpflichtung, die Verirrten auf den rechten Weg zu leiten. Mit Verweis auf die schryfft (15; angespielt wird auf Lev 19,17 bzw. Jak 5,19) will der Sprecher alles tun, um Andere vor falschen Taten zu bewahren und zum Guten zu bekehren und daher aufrichtig mahnen und urteilen. Er hofft, dafür einen ähnlichen Lohn wie Paris zu erhalten, der Venus den Apfel gab (und nicht Juno oder Pallas). Sein Ziel ist es nämlich, Frauen, die vom Dienst an Venus abgefallen sind, zurück zu gewinnen. Daher will er in seiner Rede von den Strafen berichten, denen Frauen entgegensehen, wenn sie gegenüber wahrhaft Liebenden hartherzig sind. B Rahmenerzählung (65–156): Datumsangabe 1460 (66f.); Jahreszeitentopos (Mai: 69–98); der Sprecher geht mit einer Hofgesellschaft auf eine ›Brunnenfahrt‹ und sieht die höfischen Vergnügungen im Wald (Jagen, Tanzen, Spazieren in Paaren etc.). Er sondert sich von der Gesellschaft ab und legt sich an einem von einer Hecke umschlossenen Ort (Hag) nieder. Als er wahrnimmt, dass vor der Hecke eine Dame mit einem tugendhaften Ritter spricht, tarnt er sich und belauscht heimlich das Werbungsgespräch. Er weist darauf hin, dass er viel von dem Gespräch vergessen habe. C Streitgespräch über die Minne (157–414): Der dem Lauscher bekannte Ritter (vgl. 135ff.) preist die Schönheit und Tugend seiner Gesprächspartnerin und betont die

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Wichtigkeit, den Frauen die Liebe zu bekennen. i Die Frau antwortet sehr bescheiden. i  Er bekundet seine Treue und Dienstbereitschaft und beklagt sein Leiden durch die Trennung. Trost erfahre er, den Ort ihres Aufenthalts zu sehen. Vor dem Leid, diesen Ort nicht vor Augen zu haben, kann ihn nicht einmal der lügenhafte Traum, in dem sie ihm erscheint, bewahren – wiewohl er sich über ihre Gegenwart im Traum freut. Er bittet die Dame um Erlösung. i Sie zeigt sich von seiner Eloquenz beeindruckt. Seinen Dienst will sie annehmen und ihm gewähren, sie direkt anzusehen, da sie sich nicht an seinem Tod aus Liebesleid schuldig machen will. i Er bekräftigt, dass er wie die Pflanzen, die ohne Regen verdorren, ohne Liebeserwiderung in kurzer Zeit an seiner Qual zugrunde gehen müsse; mit ihr aber würde er zu ritterlichen Taten befähigt, an deren Ehre auch die Frau teilhätte. i Sie entgegnet, dass er nicht mehr begehren solle, als sie anzusehen. Da die Liebe nur Leid und Sorge hervorrufe, wolle sie sich der Liebe enthalten und auch nicht zur Ursache von Leid werden. Wenn er tugendhaft sei, trete das auch ohne ihre Mitwirkung hervor. i Er widerspricht: Wenn die Liebe auch Leid erzeuge, müsse man sie trotzdem preisen, da alles aus der Minne hervorgehe. Er fordert sie auf, sich in die Gewalt der Minne zu begeben. i Die Dame führt ein Bild ein: Die Minne sei ein Saal, in den man zwar leicht hineingehen, aus dem man aber nicht wieder herauskommen könne. Drinnen sei der eigene Willen an den des anderen gebunden. Vor dieser Hölle solle sich jedermann hüten. Ihr gefalle der freie Wille besser, da er das edelste Gut sei. i Er erwidert, einen anderen Willen als den, dass seine Geliebte immer bei ihm sein möge, gebe es für ihn nicht. Auch sie würde, wenn sie einmal anfinge, von der Liebe nicht mehr ablassen können. i Sie bekräftigt, dass sie sich von niemandem zur Liebe überreden lassen würde. i Der Ritter warnt sie daraufhin vor der unaussprechlich großen Strafe, die sie beim Jüngsten Gericht für ihre Haltung empfangen müsse. i Sie fordert den Ritter auf, ihr von dieser Strafe zu erzählen, damit sie sich gegebenenfalls davor bewahren könne. D Allegorie vom Minnepalast (415–676): Der Ritter nimmt das Bild vom Minnesaal auf: Der Minnepalast, in dem die Damen nach der Regel der Frau Venus leben, besteht aus vier Räumen mit je einer geschmückten Pforte. Die erste, südliche Pforte ist von Gott geöffnet, aber gleich wieder verschlossen worden. Die zweite, östliche ist nur gelegentlich offen, aber gut bewacht und nur für recht Gesinnte passierbar. Die dritte, westliche ist immer offen, unbewacht und für jeden passierbar. Die vierte, nördliche Türe ist immer verschlossen. Der Ritter fragt die Dame, welchem Tor sie sich zuordnen wolle. Auf ihre Bitte (474–480) legt er die Allegorie aus (481–628; die erste Pforte bleibt dabei ohne Auslegung): Hinter der zweiten Pforte wohnen Frauen, welche die Werber zuerst prüfen und nur den Tugenhaften Venus zol (495) gewähren, während den Tugendlosen ein recesse (500; ›Rezeß‹, d.h. Rückweisung) vorgelesen wird. Da die Sonne nur beim Sonnenaufgang hineinscheint, sind diese Wohnung und ihre Bewohner wohltemperiert: heiß gegen das Liebenswerte, kalt gegen das Ablehnenswerte. – Hinter der dritten Pforte wohnen die Frauen, die jeden empfangen und eine möglichst große Schar der Liebhaber haben, von denen jeder sich für den Einzigen hält. Bei ihnen gibt es keine beständige Liebe. Ihre Herzen sind kalt vom Abendwind, da die Pforte nach Westen gerichtet ist. – Hinter der vierten Pforte wohnen Frauen, die trotz ihrer Schönheit keinen Mann hineinlassen,

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egal wie ritterlich er sich verhält. Sie sind wie schöne, aber leblose Bilder, die durch nichts zu erweichen sind. Der Verehrer entledigen sie sich wie schnaubende Hunde der Mücken. Das Verhalten dieser Frauen sei auch deshalb zu verurteilen, weil es die Aufgabe der Frauen sei, Freude und Liebe in die Welt zu bringen (›Frau‹ / ›Freude‹Etymologie 610f.: Eyn fraw darvmb den namen hatt, | daz sie den man erfrawen sol.). Diejenigen hinter der nördlichen Pforte, zur Linken Gottes, seien verflucht und ohne Aussicht auf göttliche Begnadigung. – Der Ritter schließt die Allegorese mit der Aufforderung, die Frau solle sich nun ihren Ort im Minnepalast wählen. i Die Frau bekennt sich zur vierten Pforte, verwehrt sich aber dagegen, verflucht zu sein. Die Rede vom Minnepalast (651: palast oder gral) sei eine Lüge (648: gawgkel spil), weil von diesem nichts in der Bibel stehe i Der Ritter bestreitet den Vorwurf der Lüge – mit Unaufrichtigkeit könne man auch keine beständige Liebe gewinnen (Redensart 660–662: Solche Liebe besteht so lange, wie es dauert, Eisschollen zu Kohlen zu brennen). Mit dem Bericht eines Erlebnisses aus seiner Jugend will er die drohende Bestrafung der hartherzigen Frauen beweisen und die Dame zur Umkehr bewegen. E Erzählung von den toten Liebenden (677–1652): Einst begleitet der Ritter einen reichen, tapferen und weisen Herrn auf einer Aventiurefahrt zum König von Frankreich. In der Mittagshitze rasten die Ritter auf einer amoenen Wiese (Blumen, Vogelgesang). Da er erst sein entlaufenes Pferd suchen muss, verliert der Ritter den Anschluss an die Gruppe und deren Spur. Venus und der dreifache Zug der Frauen (768–1251): Plötzlich bemerkt er hinter sich einen großen Menschenzug, angeführt von einer edlen Frau mit einer edelsteinbesetzten Krone (Karfunkel, Diamant, Saphir, Rubin, Smaragd, Topas, Almadin, in ›arabisches‹ Gold gefasst: 804–809) und einem goldenen, edelsteinbesetzten Kleid. Ihr Gefolge teilt sich in drei Züge. Im ersten Zug (820–859) befinden sich viele prächtig gekleidete, engelsgleiche Frauen, die je ein Ritter zu jeder Seite begleitet, ein weiterer geht je voran und führt das Pferd im Passgang (840: zelten). Hintennach folgt eine Schar gut gerüsteter Reiter. Im nachfolgenden zweiten Zug (860–887) reiten Frauen, die zu ihrem Leidwesen von einem chaotischen Gedränge umgeben sind: Viele Männer zu Fuß und zu Pferd streiten sich darum, den Frauen nahe sein und ihnen dienen zu können. Ein dritter, letzter Zug (888–936) ist äußerst langsam (891: eyn sneck hett sie ereylet:): schöne, aber unbegleitete, in Lumpen gehüllte Frauen auf mageren Pferden ziehen an dem Ritter vorbei. Dieser staunt und kann sich diesen Aufzug nicht erklären (selbst wenn sie von Egipten her | auß der Zygoner lant [926f.] gekommen wären, hätte ihr Aussehen ihn verwundert). Eine der Damen aus diesem Zug ruft den Ritter mit Namen zu sich. Aus Mitleid bietet er ihr sein Pferd als Ersatz für ihren jämmerlichen Gaul an. Sie lehnt ab. Auf seine Frage, wo er seinen Herrn finden könne, bescheidet sie ihm, er könne seinen Herrn erst wiederfinden, wenn er die Bedeutung der verschiedenen Züge erfahren habe. Sie erklärt ihm, dass es sich um eine Schar der Toten handle. Den entsetzten Ritter (996: Haare stehen ihm zu Berge; er erbleicht; Gliedmaßen werden wyndeln weych (998); 1017: Zähne klappern) beruhigt sie, mahnt ein mutigeres Betragen an und nennt Mandeville (1029: Montauilla) als Exempelfigur. Er dagegen verteidigt sich: Er sei weder Ritter Nyeerschrack (1034) noch Hector (1037), sondern auf seiner ersten Ausfahrt. Er bittet um eine Deutung des Gesehenen,

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die ihm die Dame nun liefert (1052–1227): Die Gekrönte am Anfang des ersten Zuges ist die Göttin Venus, Kaiserin der Minne und Herrscherin über alle Liebenden, die wöchentlich einmal mit ihren Untertanen ausreitet. Diese Untertanen erhalten ja nach Art ihres Dienstes ihren Lohn: Der erste Zug besteht aus den vorbildlich liebenden Frauen, die ihre Werber auf Tugendhaftigkeit geprüft haben. Der zweite Zug wird gebildet von den unbeständigen Frauen, die nie einen Werber abgewiesen haben, und nun zur Strafe auch nach dem Tod permanent bedrängt werden (1134f. Sprichwort: ›Untreue fällt in die Grube, die sie sich selbst gegraben hat‹). Im dritten Zug, zu dem auch die Dame selbst gehört, reiten die Frauen, denen zeitlebens kein Werber gut genug erschien. Ihre Verachtung des ritterlichen Minnedienstes, von der sie nichts abbringen konnte (1205: vergleich ihres Herzens mit einem steynenn bild), büßen sie nun mit unwürdiger Ausstattung, Einsamkeit und Trostlosigkeit. Die Dame beauftragt den Ritter, die noch lebenden Frauen vor diesem Leid zu warnen. Er will dies sofort tun, und allen werden weyben | disse sach gantz geschryben (1241f.), doch die Dame besteht darauf, ihm zuvor noch größeres Leid zu zeigen. Der Baum und die Kreise der Minne (1252–1477): Sie reiten auf einen anderen Anger, der in drei konzentrische Kreise geteilt ist und in deren Mitte ein riesiger Baum steht, der durch Zauberkraft unterschiedliche Früchte und Gewürze trägt (1275ff.: Äpfel, Kirschen, Birnen, Feigen, Datteln, Muskatellertrauben, Granatäpfel, Pomeranzen, Pfirsiche, Mispeln, Mandeln; 1288 ff.: Zimt, Balsam, Aloe, Muskat; 1292: Rosen von Jericho und andere Blumen). Unter dem Baum plätschert aus 20 Rohren die Quelle eines kalten, fischreichen Bachs (Variation auf die ›Brunnenfahrt‹ der Rahmenhandlung, Teil B; vgl. auch die folgenden höfischen Vergnügungen). Direkt unter dem Baum rastet Venus mit dem Zug der vorbildlich Liebenden, die dort tausendfachen Lohn für ihren treuen Dienst erhalten. Es ergibt sich das Bild einer Minneutopie. Die Liebenden gehen hier vereint (1326: Do waz lip mit liben fro) allen höfischen Vergnügungen nach: Scherzen; Saitenspiel; Gesang (1332–1335: Discant tenor gejagen kond. […] Der contra wart dar jn gesott | mit manchem hubschen bruch); Sprüche aus dem Mund der ›Dichter‹ zum Zweck der Minnelehre und zur ›Entzündung‹ und Stärkung des Minnebegehrens; Erzählen von Minne-›Historien‹; Tanzen auf lombardische (1347: lampertyß), französische und deutsche Weise; Wettrennen (1349: rennen hinder dem bund), Fechten, Laufen, Ringkampf; Hetz- und Beitzjagd; die Liebenden können ihre Zweisamkeit ohne Kontrolle und ohne Zwänge erfreuen (1376–1385 Unsagbarkeitstopos). Im zweiten Kreis, der vom Wasser des Baches überflutet ist, müssen diejenigen leiden, die sich der Untreue schuldig gemacht haben: Sie waten ›bis zu den Armen‹ (1399) im vergifteten, von Schlangen und Kröten erfüllten Wasser und leiden vor allem daran, dass sie die Freuden des ersten Kreises sehen müssen. Im dritten, äußersten Kreis, der feurig ist, müssen sich die Frauen des dritten Zugs aufhalten, die sich der Minne gänzlich verschlossen haben. Sie werden dort von je zwei Wachen gezwungen, auf Bündeln spitzer Dornen zu sitzen. Zusätzlich werden sie von der unerträglichen Sonnenhitze und der Glut des Bodens gemartert. Der Ritter beschließt seine Beschreibung mit einer Warnung aller Frauen vor dieser furchtbaren Strafe (1458–1477). Fürsprache des Ritters, Auftrag und Abschied (1478–1652): Der Ritter bittet die Dame, gehen zu dürfen. Diese aber verweist ihn an Frau Venus und bittet ihn, sich

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bei ihr für ihre Erlösung einzusetzen. Der Ritter tritt vor Frau Venus, bekundet demütig seine Unterwerfung, dankt ihr, dass sie ihm ihr Geheimnis offenbart hat und bittet um Gnade für die Dame. Frau Venus lobt den Ritter als treuen Minnediener. Sie beauftragt ihn, zur Warnung allen von den Strafen zu berichten, welche die Minneverweigerer erwarten – so wolle sie sicherstellen, dass treuer Dienst niemals ohne Lohn bleibe. Die Dame aus dem dritten Kreis kann sie aufgrund ihrer Sünden nicht in den ersten Kreis erheben, will ihre Qualen jedoch erträglicher machen. Dann entlässt sie den Ritter und reicht ihm einen Zweig des Zauberbaumes, von dem er ein Blatt in das nächste Gewässer werfen und ihm folgen solle, um wieder zu seinem Herrn zurück zu finden. Der Ritter verabschiedet sich von Frau Venus und seiner Dame, die bereits die Wohltaten erhalten hat, und findet schließlich wieder zurück. F Fortsetzung des Streitgesprächs über die Minne (1653–1749): Der Ritter appliziert die Lehre seiner Erzählung auf den Fall seiner Geliebten und mahnt sie zur rechten Minne. Die Frau ist überzeugt und bekennt sich zur ›östlichen Pforte‹. Der Ritter dankt Frau Venus und schließt mit der Hoffnung, Gegenliebe zu erhalten. Weil es Zeit zum Abendessen ist, brechen Ritter und Dame auf. G Fortsetzung der Rahmenerzählung (1750–1758): Der Sprecher, der immer noch Jn der hecken […] steckt (1750), versichert, dass er alles gehört und niemand ihn gesehen habe. Er verlässt sein Versteck. H Epilog (1759–1818): Der Sprecher bekennt, dass ihn diese Ereignisse dazu gebracht hätten, sie den schonen wyben | zu kurtzweyl (1761f.) aufzuschreiben. Mit Verweis auf Mt 12,34 begründet er, weshalb er nur von der Minne, nicht aber von anderen Themen (Geld, Weisheit, erfundene Geschichten, fremde Ländern) reden könne. In einem mehrfach variierten und von Redensarten durchsetzten Bescheidenheitstopos nennt er sich selbst armer Schoff thor (1780): Sein Können reiche nicht aus, etwas zu schaffen, was den Leuten nützt (Sprichwort 1786f.: ›Ein Esel kann nicht singen wie Lerche und Nachtigall‹). Er hofft, mit seiner Rede wenigstens ein tugendhaftes Mädchen zu erfreuen, das ihn um die Niederschrift gebeten habe, wenngleich sich die Fertigstellung lange verzögert habe. Er vergleicht sich mit einem Bogen aus brüchigem Erlenholz (1800), schlage den Hund vor dem Löwen (1802, d.h. straft den Schwächeren, um den Stärkeren einzuschüchtern); Mahnung helfe, träge Pferde solle man antreiben (1804). Am Ende will der Sprecher seine Worte in eine Sentenz fassen: Uff daz spruchlin will ich’s zyhen | Arger wintter, du must aber flyhen (1805f.). Er hofft, dass sein Erstlingswerk (1809: meyn erstes) der Schönen aufgrund seiner guten Absichten gefalle, obgleich er weder Muskatblut (1810) noch der Teichner (1811) sei. Er schließt mit einem Segenswunsch für die Frau und der Hoffnung auf Minneerfüllung. Para l lelen: In den Teilen C bis F hält sich der Verfasser in Struktur und Inhalt der Allegorien weitgehend an den 5. Dialog (›Loquitur nobilis nobili‹) aus Andreas Capellanus’ ›De amore‹ (vgl. die synoptische Präsentation der Texte in der Edition von Karnein 1979). Eigene Bearbeitungstendenzen werden sichtbar in Anpassung der Minnepalastallegorie an humoralpathologische Vorstellungen, der Auslassung der bei Capellanus gegebenen zwölf ›praecepta amoris‹ sowie im Ausbau narrativer und beschreibender Passagen.

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Sonstiges Metzner 2007 sieht eine Verbindung zwischen der Schilderung des Minnepalastes und der planmäßigen Anlage von Rüsselsheim am Main. Er vermutet eine Entstehung im Umkreis von Otilie von Nassau-Dillenburg, der Witwe des Grafen Philipp des Jüngeren von Katzenellenbogen und schlägt eine Identifizierung des Autors mit dem ›Wanderhumanisten‹ Samuel Karoch von Lichtenberg vor.

B480 Minne und Gesellschaft Offenes Streitgespräch zwischen einer verheirateten Frau und einer Jungfrau über den Vorrang von Minne oder Gesellschaft, der auch von einem historischen adligen Gremium nicht entschieden werden kann und ans Publikum weitergegeben wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Viertel 15. Jh. (Be8) bzw. vor 1410 (He10) Überlieferung: Be8 37ra–42rb; 572 V. He10 94v–107v; 571 V.

Edition: Matthaei 1913, 65–73 Nr. 6 (nach He10 mit den Laa. von Be8) Literatur: Bach 1957b; Blank 1970, 48 Anm. 19, 183; Glier 1971, 73–81, 103 Anm. 127, 110 Anm. 148, 118, 264 und Anm. 269, 405 und Anm. 28; 412; Peters 1972, 129–133; Kasten 1973, 162–168, 204, 208–210, 226, 233–237; Rheinheimer 1975, 10, 16–21; Nolte 1983, 73; Wallmann 1985, 293f., 344 Anm. 294; Ziegeler 1985, 72 und Anm. 37; Kasten 2VL 6 (1987), 554; Beckers 1989, 43f.; Dietl 1997, 9; Dietl 1999, 250; Lieb 2001, 518 und Anm. 19; Lieb/ Strohschneider 1998, 293–305; Janota 2004, 325f.; Klingner/Lieb 2006, 154f. und Anm. 43; Tervooren 2006b, 182; Lichtblau 2007, 126–129; Klingner 2010, 250, 321; Matter 2010a, 81f.; Uhl 2010, 12, 37, 67

Beschreibung der Überlieferung: Der nordrheinfränkische Text ist in der Überlieferung erst ca. 80 Jahre nach seiner von der Forschung vermuteten Entstehung nachweisbar. He10 überliefert ihn als ersten in einer Dreiergruppe von mehrfach bezeugten rheinischen Minnereden (B480, B410, B444). In der in etwa zeitgleichen ripuarischen Sammelhs. Be8 bildet B480

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zusammen mit B481 (z.T. identisches historisches Personal) den 5. Faszikel (größeres Interesse des Kompilators der Hs. an panegyrischer Dichtung wird auch durch die Aufnahme von B477 bezeugt). Der Schreiber lässt bei beiden Texten zu Beginn der ersten Verse einen Freiraum für eine Eingangs-Initiale, die aber nicht ausgeführt wird. Der Text ist in beiden Hss. verlässlich und ohne signifikante Varianzen; He10 weist einen Minusvers (44) und einige Wortauslassungen (so 25, 368, 375, 506) auf. Überschrift: Diz ist ein krig ob mynnen beßer sie oder geschelleschafft (He10) Inha lt: (Nach He10) . A Prolog (1–14): Der Sprecher ist melancholisch gestimmt und bezieht sein Publikum auch in diese Stimmung ein (2: alz noch dicke manigen tuot). Er habe alle Freude verloren. Quälende, verworrene Gedanken zögen ihm durch den Kopf; so u.a. auch, ob er sich nicht das Leben ›stehlen‹ solle (Selbstmord-Gedanken). B 1. Spazierritt (15–35): Unvermittelt kommt er auf den Gedanken, nicht mehr lange warten zu wollen. Er nimmt zur Kurzweil einen Sperber mit sich und reitet dann eilends hinab zu einem tiefen Grund. Er gelangt zu einem Bach voller Wonnen und erblickt auf einem Anger, ganz verborgen unter überwachsenden Bäumen, ein leuchtend rotes Zelt aus kostbarem Gewebe; der Knauf: eine goldene Krone. C 1. Streitgespräch (36–293): Der Sprecher steigt ab und hört leise Stimmen aus dem Inneren des Zeltes. Neugierig schlitzt er ein Loch in die Zeltwand und wandelt sich zu einem affektiv involvierten Beobachter (54–57): Er sieht dort zwei in der Öffentlichkeit bekannte, vornehme Damen (eine verheiratete Frau und eine Jungfrau). Ihre Namen bleiben anonym. Beide lesen in vertrautem Beisammensein das Epos von Tristant | und von Ysoten der reinen (62f.; gemeint ist hier wohl das Werk Eilharts von Oberg), wobei deren Treue bis zum Tod besonders akzentuiert wird. Nach der noch einvernehmlichen Lektüre stellt sich aber schlagartig heraus, dass die Damen ein ganz unterschiedliches Textverständnis und somit auch eine konträre Minnekonzeption vertreten. Auf die kasuistische Frage der Frau (82–84: min trut gespile, nuo sag mir an: | bist du der minne dienst wip | oder wez nietet sich din lip?) entbrennt nämlich zwischen ihr und der Jungfrau ein heftiges Streitgespräch über den Vorrang von minne oder geselleschafft. Die eheerfahrene Dame bekennt sich zur Minne (und somit letztlich auch zu der schicksalshaften Liebe von Tristan und Isolde), die Jungfrau zur geselleschafft (d.i. die gesellschaftlich höfische Kultur und Geselligkeit). Die konventionellen und gattungstypischen Argumente der verheirateten Dame lauten, dass ohne Minne die Ideale des Rittertums bedroht seien (124–139) und Unverbindlichkeit sowie Treulosigkeit an deren Stelle träten (200–207). Diese sei ›Freudenbringerin‹ und ›Leidvertreib‹ (214–219) und natürliches Lebenselement (220f.). Darüber hinaus hebt sie aber auch ontologisch argumentierend den Unterschied zwischen irdischer und himmlischer Liebe (229: mynne ist auch in hymelriche) auf und kann Gott in seiner Rolle als Weltenrichter ersetzen durch Minne als Rachegöttin (140–144). i Als die Jungfrau die kasuistische Frage hört, verkündet sie sofort ganz spontan ihr wichtigstes Argument gegen die Minne: pfy, soe lt ich mynnen leben | und sue lt wider die

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ere streben (87f.). Dann nennt sie pragmatisch, bisweilen überspitzt, als weitere Argumente: Entstehen von Scham und Schande bei Übertreibung der Liebe (100–105); das traditionelle Klafferproblem (106–111); die Probleme, die der Geliebte selbst verursachen könne durch unbegründete Eifersucht (170–177); Rühmen der erhaltenen Gunstbeweise (178–181) und Anlässe zu Misstrauen in Bezug auf seine Treue (182–187). Zuletzt berührt sie noch das Spannungsverhältnis zwischen Minne und Ehe und sieht als Folgen für die Frau Verlust der Huld des Ehemannes und Spott von Welt und Gott voraus (252–258). Zu dem Ausgang ihrer Argumentation kehrt sie zurück mit dem Hinweis, dass ein Übermaß an Minne zur Vernachlässigung Gottes und der Ehre führe (259–262). In diese negative Bewertung der Minne verschränkt sie das relativ bescheidene Lob der geselleschafft (96–99, 112–115, 164–169, 188–190, 249–251), die für sie vor allem kuerczwile (166) und freudige Empfindungen (188, 249) beinhaltet. Letztlich läuft der Austausch von Argumenten in dem Streitgespräch aber gar nicht auf ein dialektisches Abwägen der Vorzüge bzw. Nachteile von minne oder geselleschafft hinaus, sondern auf ein eher starres Pro und Contra minne. D Sprecherauftrag (294–352): Die heimliche Anwesenheit des Sprechers wird durch seinen Sperber verraten. Nach dem ersten Erschrecken der Damen wird er aber von der Jungfrau erkannt (die sogar seinen Namen kennt), in den Diskurs einbezogen und von jeder Dame um eine Entscheidung zu ihren Gunsten gebeten. Er erwidert, dafür zu tuomp (330) zu sein und erbittet ein halbes Jahr Aufschub, um bei kompetenten Männern eine Antwort zu erhalten. Dieser wird ihm auch zugestanden. Trotz dieses vorgeblichen Unfähigkeitstopos bleibt seine ›innere‹ Parteinahme aber unübersehbar. Bei der verheirateten Frau benennt er deren zornigen und bösen Gemütszustand (122, 192); bei der Jungfrau jedoch betont er ausdrücklich ihre erotische Ausstrahlung und bewertet Wesen, Kommunikationsverhalten und Argumente (145, 238f., 263–284, 304–306, 334) positiv. In einer moralischen Apostrophe an reine Damen spricht er in Bezug auf letztere sogar eine Empfehlung aus (285–288). E Zweite Einleitung (353–358): Der Sprecher bittet ›Glück‹ um Gewogenheit und begibt sich auf der Suche nach der rehten warheit (357) in die Welt. F Zweites Streitgespräch (359–565): Unterwegs begegnet er einem knappen von den wappen (359: Herold), der ihn auf einen großen Hoftag tugendreicher magd, man und wib (368) verweist. Dort wird er freudig begrüßt und hat teil an der allgemeinen topischen Fest-Freude (375–377). Am vierten Tag gerät er erneut in eine ›heimliche‹ Gesprächssituation in einem Zelt, die sich aber durch eine größere ›Realitätsnähe‹ deutlich von der ersten unterscheidet: Das Zelt liegt nicht abgeschieden und ›versteckt‹ und hat auch keinen besonderen Verweischarakter; der Sprecher hat einen legitimen, auf ein halbes Jahr befristeten Auftrag; und bei den Anwesenden handelt es sich um eine reine Männergesellschaft von historischen Persönlichkeiten. Diese besteht aus zwölf der besten Ritter umb den Ryn. | an allen dingen underscheit | wißent sie die warheit (388–390) und dem König von Böhmen. Der Sprecher nennt diese zweimal namentlich fast in der gleichen Reihenfolge nach ihrem Rang und unter Erwähnung ihrer Verdienste: König Johann von Böhmen (393); Graf Johann (II.) von Sponheim (Kreuznach) (394, 459)*; Konrad von Weinsberg (398, 464); Heinrich von Fleckenstein (400f., 466)*; Simon von Gundheim (407, 475), Eberhard von

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Stromberg (409, 475), Gerhard von Biegen (412, 487)*; Gerhard von Wachenheim ( 414, 482f.); Konrad von Lösenich (416, 507)*; Gerhard von Landskron (418, 523)*; Gerhard von Schaesberg (420, 537, 543); Otto von Breisig (421, 495)*; Lutz (Götz) von Hohenlohe (429f., 471) (nach Bach 1957b, 511–522). Dieser Gruppe legt der Sprecher nun ganz öffentlich die ihm zur Entscheidung aufgetragene minnekasuistische Frage vor. Sieben Ritter geben daraufhin der Minne den Vorzug, sechs, darunter auch der König von Böhmen, der geselleschafft. Aber auch jetzt fällt keine Entscheidung. Die konventionellen Argumente, oft nur Behauptungen ohne erläuternde Beispiele, fügen den Aussagen der beiden Damen inhaltlich nichts Neues hinzu. Weiterhin bleibt es auch wieder bloß bei den schon bekannten Argumenten für oder gegen die Minne (Ausnahme Gerhart von Biegen: Er lobt 493, dass geselleschafft sweren muot vertreiben könne). Eine affektive Involvierung und eine implizite Parteinahme des Sprechers bei der Wiedergabe des Gesprächsverlaufes sind nicht mehr zu erkennen, wohl aber eine Wehklage (558) darüber, dass er noch immer unbescheiden (559) sei. Er muss zu neuer Suche aufbrechen. G Schluss (566–572): So bleibt der Sprecher ein ›ewig‹ Fragender und bittet immer wieder aufs Neue sein Publikum um eine Antwort. Para l lelen: Durch * gekennzeichnete Personen treten auch in B481 auf. B480 zeigt eine von den übrigen Minnereden abweichende kritische Tristanrezeption. Weitere rheinische Minnereden, die kasuistische Minnefragen in einen narrativen Rahmen stellen: B410, B423, B496, B497. Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: Zur Beziehung von B480 zu dem ›Jugement dou Roy de Behaingne‹ des Guillaume de Machaut und zu anderen französischen dits d’amour vgl. Bach 1957b, 513, und Glier 1971, 80 und Anm. 66. Glier 1971, 75f., die »im Aufbau deutliche Parallelen zum ›Minnehof‹ des Pseudo-Zilies wie auch zu den französischen Streitgedichten zum Miles-clericus-Thema« (75) sieht, möchte in diesem ›offenen‹ Streitgespräch »einen der Übergänge zwischen literarisch verfestigter Form und gesellschaftlichem ›Spiel‹« (76f.) sehen; Peters 1972, 129–133, vermutet zwar auch »direkte Wirkung der minnekasuistischen Literatur aus Frankreich und den Niederlanden« (131), denkt aber eher, dass das historisch bezeugte rheinische Publikum »die literarischen Formen der Minnekasuistik den in Frankreich und den Niederlanden praktizierten geselligen Formen vorgezogen« (133) habe. – Zur unterschiedlichen Verfasserschaft von B480 und B481 aufgrund von Stil, Themendurchführung, Motivbeziehungen, Reim und Wortschatz vgl. Glier 1971, 80f. Anm. 67.

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B481 Die Schule der Ehre Panegyrischer Preis auf zwölf rheinische Adlige, die die Schule der Ehre durchlaufen haben, und Bestimmung von zwölf Nachfolgern; mit anschließendem ABC der Rittertugenden Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 171–184 Nr. 31

Datierung: um 1331–1340 (aus den im Text genannten Daten); Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Martin 1867, 366–373; Niewöhner 1943, 492–494; Bach 1957b; Blank 1970, 62, 128, 132, 149, 183; Glier 1971, 73–81, 118, 217; Rheinheimer 1975, 10, 16–21; Wittmann-Klemm 1977, 117; Nolte 1983, 73; Wallmann 1985, 293; Ziegeler 1985, 73 und Anm. 40; Beckers 1989 43f.; Wachinger ²VL 7 (1989), 1179; Nolte 2VL 8 (1992), 860–863; Dietl 1999, 250f., 254 Anm. 45, 47, 49; Janota 2004, 325f.; Tervooren 2006b, 182; Klingner 2010, 309; Matter 2010a, 82f.

Überlieferung: Be8 42va–49vb; 850 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist unikal in der ripuarischen Sammelhs. Be8 überliefert; er bildet zusammen mit B481 (z.T. identisches historisches Personal) den 5. Faszikel. Größeres Interesse des Kompilators der Hs. an panegyrischer Dichtung ist auch durch die Aufnahme von B477 ›Totenklage um Graf Wilhelm III. von Holland‹ bezeugt. Dieser ist der erste der in B481 genannten Adligen. – Ähnlich wie bei B480 lässt der Schreiber zu Beginn einen Freiraum in den ersten sieben Versen für eine Eingangs-Initiale, die aber nicht ausgeführt wird. – Die Fassung ist verlässlich, aus fehlenden Reimentsprechungen schließen Brauns/Thiele in ihrer Edition auf je einen ausgefallenen Vers nach V. 84 und 126. – Sprache: Nordrheinfränkisch. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach der Ausgabe von Brauns/Thiele 1938) . A Ausritt (1–4): Der sehr knapp gehaltene Eingang dieser Preisrede verrät nur, dass der Sprecher eines Tages wegen eines ihn betreffenden Geschäftes ausreiten muss und dass sein Weg ihn durch einen Wald nach vreuden wol gestalt (4) führe. B Lehrgespräch und Preis auf zwölf ältere Ritter (5–270): Im Wald trifft der Sprecher an einem Fluss eine schöne alte Frau. Es handelt sich bei ihr augenscheinlich um eine Personifikation, deren Bedeutung (Ehre?, Mannheit?) aber nicht benannt wird (das

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vorliegende Regest rreferiert auf die Figur im Folgenden als ›Frau Ehre‹). Der Sprecher steigt ab und grüßt sie. Sie sitzt wie erstarrt und antwortet erst, als er ihre Hände berührt. Da erzählt sie ihm, dass sie seit mehr als dreißig Jahren mit viel Erfolg eine ›Schule der Ehre‹ (59) führe. Diese führe aus dem ›Pfuhl der Schanden‹ (60) und lehre ritterlich-höfisches Verhalten. In Anforderungen und Erfolgen übertreffe ihre Schule ähnliche Einrichtungen in Paris, Bologna, Salerno, Montpellier, Magdeburg, Orleans, Halberstadt und Erfurt (250–254). Weil ihr die Arbeit jedoch zuviel geworden sei, habe sie die Anzahl ihrer Schüler auf zwölf beschränkt. Diese hätten ihre Ausbildung abgeschlossen und seien jetzt alle auf der den ›Thron der Ehre‹ (99) gestiegen. Ihr Loblied könne man nicht erschöpfend genug singen (103–105: Unsagbarkeitstopos). Auf Bitten des Sprechers nennt sie ihm dann die Namen der Schüler nach ihrer Rangfolge (fast alle historisch am mittleren Rhein nachweisbar): Graf Wilhelm III. von Holland (121); (Graf Johann I.?) von Saarbrücken (125); Graf Wilhelm (I.) von Montfort (136f.); Graf (Johann I.) von (Ziegenhain und) Nidda (143); Graf Johann (II.) von Sponheim (Kreuznach) (150f.)*; Heinrich (V.) von Fleckenstein (163)*; Konrad von Lösenich (166)*; Gerhard (IV.) von Landskron (179f.)*; Konrad von Esch (189); Gerhard von Aldenhoven (204, 207); Gerhard von Biegen (219)*; Otto von Breisig (227) (Identifizierungen nach Nolte ²VL 8 [1992], 861). – Auch die jeweiligen Verdienste werden gepriesen, an erster Stelle natürlich ritterliches Verhalten. Speziell Minne-Thematik wird einbezogen bei dem Grafen von Nidda und Konrad von Lösenich. – Nach dem Ausscheiden der Schüler will Frau Ehre ihre Schule schließen, da ihr auch das Alter zusetze. C Preis auf zwölf jüngere Ritter (271–583): Der Sprecher überredet sie jedoch, die Schule weiterzuführen. Er, der bisher nur Zuhörer war, erweist sich jetzt auch als kompetenter Berater bei der Auswahl der nachfolgenden jüngeren Ritter, die entsprechende Voraussetzungen mitbringen müssen. Frau Ehre akzeptiert die sieben von ihm vorgeschlagenen (und wieder am mittleren Rhein historisch bezeugten) Ritter und steuert selbst noch weitere fünf bei. Ihre Namen: Herzog Ruprecht (I.) von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein (348–350); Graf Adolf von der Mark (377); Graf Johann (I.?) von Katzenelnbogen (396); Reinhart von Westerburg (418); her Beizel (= ›Meißel‹; Wilhelm von Brachel?) (433f.); Johann von Wachenheim (463); Rüdiger von Bassenheim (482); Johann von dem Steine (von Stein-Kallenfels) (484); Orte von Weingarten (507); Gilbrecht Löw von Steinbruch (535); Heinrich von Cramberg (554); Herbort Ring von Saulheim (574) (Identifizierungen nach Nolte ²VL 8 [1992], 861). D ABC der Tugenden (584–810): Frau Ehre entwickelt jetzt ein ›Lehrprogamm‹ der ritterlichen Tugenden. Darin erhält auch der Sprecher bestimmte Rollen, zunächst als Schreiber und später als Mitautor. Er solle zuerst nach ihrem Diktat ein ABC schreiben. Und wenn die Schüler das gelernt hätten, würde sie später gemeinsam mit ihm große und kleine Bücher verfassen. In der nach ihrem Diktat niedergeschriebenen ABC-Schule werden die einzelnen Buchstaben allegorisch auf das ritterliche Lehrprogramm ausgelegt, wobei die jeweiligen Zuordnungen öfters recht künstlich und umständlich wirken. Die Minne-Thematik tritt wie bei dem obigen Ritterpreis hinter das Thema der Ehre zurück (Ausnahmen: l, m, r, t, u): a = alle doegint obin

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(604); b = barmhertzich sin (607); c = kuo esschen muot (613); d = demudekeit (621); e = erin gir (627); f = vrede macht eins ritters muot (634); g = gancz an allen dingen (646); h = herte (651); i = ja blive ir ja (661); k = keren zu alre frist | da mannes daet zu schaffen o ist (669f.); l = lutselkeit (678); m = mynne (686); n = der scanden nus | von irme namen schinden (692f.); o = oetmodicheit (704); p = das sie allem dinge sin par (706); q = sich quiten boeser geselschaft (714); r = virbudit roemen (720); s = stedikeit (731); t = truwe (739); u = […] in vreuden landen […] | daz er sich vlysse an woldaet […] | vrauwen sal er sprechen wol (752–759); x = zu keyme duetschen worte, | er corrigiert doch die orte (769f.); y = soll immer daran erinnern, wer sy geschaffen haet | und was er hat geleden,| eme alczyt om helffe bidden (788–790); z = ein man sal richten| sinen sin und sinen muot | das er aldinck zertlichen duot, | und sinen zorn bedecken (798–801). E Schluss (811–852): Die Dame hofft, dass ihre wilden Schüler ihr Dank wüssten für ihre Bemühungen. Sie bittet sie, nicht zu verzagen, wenn sie so elementar (828: cleinlich) beginne (829: das snoede a b c). Ähnlich wie vor der Niederschrift des ABCs für den Sprecher entwickelt sie jetzt für ihre Schüler verlockende Perspektiven: Sie verspricht ihnen nach diesen Anfangsgründen später das höchste Wissen überhaupt, die seben konste (826; septem artes liberales), zu erschließen. Sie nennt davon schon einmal Arithmetik, Logik und Astronomie (821f.). Der Text endet offen mit der Hoffnung der Dame, dass ihr Vorhaben glücken möge (die Verse 838–846 wären inhaltlich aber auch auf den Verfasser zu beziehen). Der narrative Rahmen wird nicht geschlossen. Para l lelen: Die mit * gekennzeichneten Ritter begegnen auch in B480. Auslegung des gesamten ABC auch in B368, von einzelnen Buchstaben in B395 und in B396. In B467 und B480 gibt es ebenfalls historisch bezeugte rheinische Adlige in Zwölferkonstellationen. Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. – Brauns/Thiele 1938, 184 verweisen bei den Versen 838, 840 und 841 jeweils auf vage Parallelen zu den Versen 151, 150 und 144/296 von B246. Sonstiges: Der anonyme Verfasser selbst nennt im Verlauf des Textes (347–349) den Pfalzgrafen Ruprecht, Herzog von Bayern, seinen Herrn. Ob es sich dabei tatsächlich um ein festes Dienstverhältnis handelt, muss offen bleiben. Zur unterschiedlichen Verfasserschaft von B480 und B481 aufgrund von Stil, Themendurchführung, Motivbeziehungen, Reim und Wortschatz vgl. Glier 1971, 80f. Anm. 67.

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B482 Liebe und Glück

B482 Liebe und Glück Den Königsteinern gewidmete Personifikationsdichtung, in der ein glückloser Jüngling sein Herz zeigt, das von Frau Liebe ausgelegt wird Ve r f a s s e r : Erhard Wameshaft

Edition: Bach 1957a, 450–456

Datierung: Überlieferung 1473/74

Literatur: Bach 1957b, 442–450; Bach 1964b, 510; Glier 1971, 342–344; Wallmann 1985, 332; Schmitz 2VL 10 (1999), 702; Klingner 2Killy 12 (2011), 134f.

Überlieferung: Be15 61r–65r; 320 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Faszikel des ›Königsteiner Liederbuchs‹ (Be15). Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–25): Audite-Formel. Der Sprecher gelangt durch ein Tal mit vielen Blumen zu einem Locus amoenus (Aue, Linde, kalte Quelle) und vermutet dort ein Abenteuer. B Begegnung mit fünf Personifikationen (26–137): Er erblickt fünf schöne, höfische Frauen, die ihn nach dem Grund seines Spaziergangs fragen. Weil der Sprecher vor Scham nicht antworten kann, fragt ihn eine Frau, die ihn kennt und mit Namen anspricht (44: wameszhafft). Auf die Frage des Sprechers, woher sie ihn kenne, antwortet sie, dass er ihr von seinen Gedichten her bekannt sei, in denen er ihr viel Ehre gemacht habe und wofür sie und ihre Gefährtinnen ihm nun danken und ihm erzählen wollten, womit sie ihr Leben verbrächten. Die Frau nimmt unter der Linde auf einem ›Blumensitz‹ (64: Farben: gelb, rot, violett, weiß und blau) Platz und bittet den Sprecher, sich zu ihr zu setzen. i Der Sprecher fragt nach ihrem Namen und denen ihrer Gefährtinnen. i Sie sagt, dass sie Frau Liebe sei, und stellt dann einzeln ihre Begleiterinnen vor: Staete, Hoffnung, Trost und Glück. Jede grüßt den Sprecher. C Der Kasus des Jünglings, dem das Glück fehlt (138–273): Frau Liebe bemerkt einen sich nähernden Jüngling, der ihnen schon gut bekannt sei und dem nur Frau Glück noch helfen müsse, dass ihm seine Sache gelinge. Er grüßt die Frauen höfisch. Alle erwidern den Gruß, nur Frau Glück verweigert ihn. Der Jüngling beklagt sein Leid, windet die Hände, wird bleich. Dann entblößt er seine Brust und zeigt den Frauen sein Herz: Es trägt eine goldene, brennende Krone und ist von goldenen Strahlen umgeben (171: glich wie man malt, der sou nnen stechell). Aus dem blutigen, mit Wunden übersäten Herz selbst (173: hertzen kestlin) wächst ein blühender Zweig. Auf das Erschrecken des Sprechers hin erklärt Frau Liebe das Bild: Die Krone habe sie ihm aufgesetzt, weil er die Minne mehr als Gold geschätzt habe. Die Flammen kämen von Frau Staete, damit er nicht wankelmütig werde, die Strahlen von Frau Hoffnung, da-

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mit sein Herzensanger immer in der Sonne läge, der blühende Zweig von Frau Trost. Er heiße ›Vergißmeinnicht‹ (204). Trotzdem sei sein Herz verwundet. Das komme daher, dass Frau Glück ihm bisher keine Gnade geschenkt habe. i Der Sprecher bittet Frau Liebe, dem Jüngling zu helfen, und geht mit ihr zu Frau Glück. i Auf die Fürsprache von Frau Liebe antwortet Frau Glück, dass sie den Jüngling nicht von seinem Kummer erlösen werde. Frau Liebe drücke mit ihren Gefährtinnen manch ungeübtem Mann ihr Siegel ein, ob es ihr, Frau Glück, gefalle oder nicht. Aber sie, Frau Glück, bringe alles erst zu seinem Ziel. Ihre Gnade schenke sie nur dem, der um das rechte Maß wisse. Wer verschwiegen, heimlich und geschickt sei und sich aufs Meiden verstehe, werde Glück haben. Mancher treibe ein wildes Leben, aber dieser werde kein Glück haben. Sie lasse sich auch nicht von denjenigen beeindrucken, die sich umbringen wollten, weil das Glück sie verlassen habe. i Frau Liebe ermahnt den Jüngling daraufhin, sich nach den Worten von Frau Glück zu richten. i Der verspricht, sich daran zu halten und verlässt den Ort. D Abschied (274–287): Der Sprecher nimmt Abschied von Frau Liebe und ihren Gefährtinnen samt Frau Glück, dankt ihnen für das gesehene Abenteuer und verspricht, den jungen Leuten, die ständig verliebt seien, davon zu berichten, damit sie nicht das gleiche erleiden mögen wie der Jüngling. E Epilog (288–320): Der Verfasser nennt sich selbst (289: dou mmer wameszhafft), Bescheidenheitstopos. Er habe die Rede in Königstein geschrieben, wo er vier Wochen krank gelegen habe, weshalb er sich nicht habe bewegen können und dieses ›neue Gedicht‹ (294) verfasst habe. Er habe es myner gnedigen junckfrauen (295) geschenkt (Text als Liebesgabe). Gott gedenke des verdienstvollen Herrn und behüte seinen edlen Sohn, denn sie hätten ihm alles Gute, spys wnd dranck (299) zukommen lassen. Dann preist er die junge Dame (sie sei aller Tugenden voll), schließlich die Herrin und das ganze Hofgesinde. Die Rede endet mit Segenswünschen für den Königsteiner Hof und dem Versprechen des Sprechers, bis zu seinem Tod im Dienst der Königsteiner bleiben zu wollen. Am Ende: ›Amen‹. Sonstiges: Bach 1957a, 444, identifiziert die in Abschnitt E genannte Widmungsempfängerin mit Anna, der zweiten Tochter des Grafen Eberhard III. von Eppstein-Königstein.

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B483 Ritterfahrt

B483 Ritterfahrt Allegorische Belagerung und Erstürmung einer Burg durch historisch identifizierbare Figuren mit anschließendem Minnegericht über eine Dame Ve r f a s s e r : Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn) Datierung: früheste Überlieferung Anfang 14. Jh. Überlieferung: Dü 1rb–1vb; 114 V. Kn3 1ra–1vb; 144 V.

Edition: Ribbeck 1892, 208–211 (nach Dü); Bach 1930, 230–233 (nach Dü); Bach 1932, 92–94 (Teiledition der V. 115–184 nach Kö) Literatur: Schmidt, E. 1908, bes. 18–20; Bach 1930, 20–23; Bach 1932 (Wiederabdruck 1964 mit ergänzender Notiz 550); Glier 1971, 57–73, bes. 68–70; Peters 1972, 130–133; Schmidt, R. M. 1982, 66–77; Glier 2VL 8 (1992), 685–690; Janota 2004, 324f.; Lichtblau 2007, 127

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in Fragmenten aus zwei makulierten Pergamenthandschriften überliefert: Im zweispaltig beschriebenen Doppelblatt Dü folgt es auf B468. Die moselfränkische Hs. enthält weiterhin B467, überliefert also eine Autorsammlung (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹). Das bei der Makulierung quer zerteilte und beschnittene Blatt Kn3 ist ebenfalls zweispaltig beschrieben und hat ripuarische Sprachformen. Dü überliefert mit den Versen 1–114 den Anfang des Textes, wobei viele Verse durch Abrieb und Leimspuren kaum mehr lesbar sind. Kn3 hat die Verse 41–184, auch hier mit einigen kaum mehr lesbaren Stellen. Der Schluss des Textes fehlt offenbar. Die Fragmente gehen nach Bach 1932, 91, auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Im gemeinsam überlieferten Versbestand zeigen sich kaum signifikante Varianzen (vgl. die Nachweise bei Bach 1932, 91), einzig in V. 52 steht signifikant Der minnen selde ist ir leit (Dü) gegen Der minnen schade ist ime leit (Kn3) – wobei hier aufgrund der unsicheren Lesung von selde in Dü und der dialektalen Form ir = er evtl. kein Sinnunterschied vorliegt. Statt Dü 97 Dort her sit man riten hat Kn3 Dither, bezeichnet also genauer, dass sich Graf Diether von Katzenellenbogen vom Belagerungsheer absondert und die Burg von oberhalb angreift (vgl. dazu auch V. 72–74). Überschrift: – Inha lt: (1–114 nach Dü, 115–184 nach Kn3; Verszählung nach den Ausgaben von Bach 1930 und 1932) . A Vorgeschichte (1–19): Auf Rat, Brief und Botschaft ihres Soh-

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nes (Amor?) hat Frau Minne eine Heerfahrt beschlossen und Gräfin Irmgard von Rheinfels (Irmgard von Isenburg-Büdingen) zur Anführerin bestimmt. Ziel ist die Burg einer Dame, die gegen der minne […] reht (13f.) verstößt, indem sie den Dienst eines Nichtritterlichen, vermutlich eines Geistlichen (18: He kan de passione lesen) angenommen hat. B Aufforderung zur Belagerung und Heerschau (20–115): Der Sprecher will zusammen mit dem Publikum (mehrfache Apostrophe vns / wir 21, 22, 25, 27) den Aufzug der Ritter und Damen vor der Burg begutachten und fordert dazu auf, Belagerungsmaschinen und Steinschleudern mitzubringen, um die Burg an allen Toren zu bestürmen. Er nennt dann katalogartig die adligen Teilnehmer der Belagerung (Identifizierung mit historischen Personen nach Bach 1930/1932 jeweils in Klammern): Es sind Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen, Konrad von Schöneck, Friedrich von Walboden, Friedrich von Helpenstiel, Dietrich von Braubach, die Gräfin (Jutta) von Sayn, Graf (Johann) von Sayn, Gerhard von Dietz und seine Frau (Elisabeth von Dietz). Letztere zielt gut auf Fenster und Zinnen, die belagerte Dame – hier benannt als Von Limbuorg das vil scone wib (59; ggf. identifizierbar mit Uda von Ravensberg) solle daher nicht dort ihr Leben riskieren. Weiterhin nehmen Rubin von Kobern und die edle Leyse (seine Frau Elisabeth von Eppstein) teil sowie (seine Tochter) Jutta von Püttlingen, die eine Steinschleuder mitbringt. Bei Graf Diether (IV. von Katzenellenbogen) ist unklar, ob er Freund oder Feind der Minne ist. Mit Armbrust und Belagerungswerkzeug erscheint zudem Herr (Giso) von Molsberg mit seiner Frau Sophie, Engelbert von Sayn kommt mit seiner Frau Jutta, Herr (Johann) von Braunsberg mit seiner Frau Agnes und (seinem Schwiegervater) Salentin von Isenburg, auch die Herren von Ehrenburg und Waldeck kommen mit ihren Damen, Graf (Wilhelm I.) von Neuenahr, Graf Robert (II.) von Virneburg mit seiner Frau Kunigunde und der Tochter (Ponzetta), deren Ehemann (Johann Vogt) von Hunoldstein auf Geheiß der Anführerin zuhause geblieben ist; schließlich Richard von Daun und die Herren (Gerlach) von Dollendorf und (Cilis) von Rodenbach und die Dame von Wolpelingen. C Sturm der Burg und Gericht (116–184): Nach Beschuss der Burg mit brennenden Pfeilen versammelt sich das Heer unterhalb der Burg. Die Anführerin befiehlt den Sturm im Morgengrauen, den ihre Schwester Gräfin Helewich von Sleyde (Heilwig von Isenburg-Büdingen?) mit dem Banner anführt. Schlachtruf der Verteidiger ist Pfaffínnanc (136), der der Angreifer minne (138). Nach Gefangennahme der belagerten Dame kommt es zum Minnegericht unter dem Vorsitz der Gräfin von Rheinfels. Als noitbode (148) der Minne, d.h. als ihre Abwesenheit entschuldigender Vertreter erscheint Herr Kraft von Greifenstein. Die Gefangene wird angeklagt, den Landfrieden der Minne gebrochen zu haben, worauf die Todesstrafe stehe. Die Dame bietet einen Reinigungseid an (154: Ir vnschult vor gerichte boit). Bevor ihn das Gericht annehmen kann, protestiert Kraft von Greifenstein: Er zweifelt den Eid an, da die Dame sich widergesetzlich dem von pfaffínnanc (168) zugewandt habe. Als die Schöffen auf Nachfrage der Richterin unentschieden bleiben, plädiert Wilhelm von Katzenelnbogen dafür, der Dame Acht und Bann der Minne anzusagen. Konrad von Schöneck pflichtet ihm bei.

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Para l lelen: Kraft von Greifenstein agiert auch in B484 als Vertreter (hier allerdings der Verteidigung) vor einem Minnegericht. Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480, B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: In einem Anhang zum Nachdruck des Aufsatzes Bach 1932 schlägt Bach vor, den beanstandeten Liebhaber der Dame mit Heinrich von Pfaffenang, Burggraf in Friedberg, zu identifizieren (Bach 1964, 550). – Demselben Autor, der früher mit dem Sangspruchdichter Zilies von Sayn identifiziert wurde, wird auch die im Fragment Fr überlieferte Minnerede B484 zugewiesen.

B484 Minnehof Erzählung von einem Minnegericht, auf dem der Sprecher eine Dame vertritt, die von ihrem Minnediener auf Lohn verklagt wird Ve r f a s s e r : Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn)

Edition: Massmann 1849, 676–679; Bach 1930, 220–226 (krit.)

Datierung: Überlieferung um 1300

Literatur: Schmidt, E. 1908, bes. 12–18; Bach 1930, 16–19; Glier 1971, 57–73, bes. 62– 68; Peters 1972, 130–133; Schmidt, R. M. 1982, 66–73; Glier 2VL 8 (1992), 685–690, bes. 688f.; Janota 2004, 324f.; Lichtblau 2007, 127f.

Überlieferung: Ff2 1r–1v; 176 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf einem zweispaltig beschriebenen Pergamentblatt, das aus einer makulierten ripuarischen Hs. mit einer Autorsammlung (Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹) stammt. Der Text der Blätter weist durch Beschnitt des Blattes jeweils am oberen und unteren Rand Lücken auf. Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach der Ausgabe von Bach 1930) . A Minnekasus und Botenauftrag (1–58): Der Sprecher setzt mit einem Preis der Minne (Minne als Grund von Schmerz und zugleich als Quelle von Trost und höchster Freude für den Ritter) ein. Eine Frau klagt ihm dann, dass ein höchst tugendhafter Ritter von ihr Lohn für

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seinen Dienst verlangt und dies vor der Richterin Frau Minne (32: vuor der Minnen throyn) einklagen möchte. Die Frau fürchtet, dass ein Eingehen auf diese Forderung Gefahr für ihr Ansehen und für sein Leben (38: Dat is min ere vnde sin lijf ) mit sich obringt. Sie bittet den Sprecher, ihr zu raten, wie sie sich verhalten soll (41: Mit tru wen rait vnde sage). [Textlücke] Der Sprecher will diejenigen um Rat fragen, die die Minne ausüben (46: Dye, de minne kuonnen drayn) bzw. sich beim Urteil vom Glanz vieler roter Münder helfen lassen (51f.: Dye herze kuonnent heylen, | Solen mir helpen deylen). Die Frau fordert ihn auf, sich rasch auf den Weg zu den Wissenden (57: Dey wissen vmbe minnen reicht) zu machen. B Minnegericht (59–159): Der Sprecher reitet daraufhin zum Gericht der Frau Minne. Auf seine Bitte wird ihm als Anwalt (62: vuorsprege) Herr Kraft von Gryfenstein (63) zugeteilt. Nachdem der Sprecher ihm das Anliegen der Dame geschildert hat, trägt der Anwalt, der seine Kompetenz betont (72: Ich verstayn mich up der minnen reght), es dem Gericht vor (Gerichtsrede 77–91, mit Textlücke). Die Geschworenen beraten über das Urteil und setzen sich dann wieder zum Gericht (99–108: Apostrophe des Sprechers an sein banges Herz beim Anblick der Minneschmerz verursachenden Münder der Damen). Eine Dame verkündet stellvertretend das Urteil (Urteilsrede 115–146): Da Dienst nach Lohn verlangt und der Ritter lange gedient hat, solle die Dame ihr Herz mit ihm teilen, nicht aber ihren Körper (122f: Also, dat dat edyl wijf | Eme ir herze deylit sunder lijf ), da sonst ihr Ansehen und sein Leben in Gefahr seien. Sie wolle keinen höheren Lohn aussetzen, es stehe an dem Ritter, das zu akzeptieren. [Textlücke] Nach einem Ovid-Zitat (133f.: Eyn alder heyden sprch hey vor: | Quid non sentit amor?) preist sie die Macht der Minne und betont, dass eine tugendhafte Frau Gefährdungen durch die Liebe nur mit Anstand, Verstand und Schnelligkeit vermeiden kann. Sie schließt mit Verweis auf ihren Eid und die Krone der Minne sowie mit der Bekräftigung Si sal vmmer deynstes lonen (146). Dem Urteil stimmen nacheinander der Anwalt des Sprechers, die beiden von der Minne befragten Herren Gerhard von Jülich (149: Van Guoylge greue Gerrärt) und Johann von Sponheim (151: Van Spaynheym greue Johan) sowie die Schar der Männer und die der Damen zu. Das Urteil wird dem Sprecher schriftlich ausgehändigt. C Rückkehr (160–176): Der Sprecher reitet zu seiner Herrin zurück, findet sie allein und übergibt ihr den Brief. Sie bricht das mit einem goldenen Pfeil und einem belhuont up lasuore (167, Bedeutung unklar) versehene Siegel, küsst es und äußert die Hoffnung, dem Mann seinen Dienst auch so lohnen zu können, wie sie es wünscht. In einer direkten Apostrophe des Geliebten (172: Ey suosser lijf, hey leyuer man) bricht der Text ab. Para l lelen: Das Ovid-Zitat (134) stammt aus der Erzählung von ›Pyramus und Thisbe‹ (›Metamorphosen‹ IV, 68). Bach 1930 weist in den Anmerkungen Zitate und stilistische Parallelen zum ›Parzival‹ Wolframs von Eschenbach nach. – Ein Graf Johann von Sponheim wird auch in B480 als Mitglied eines Entscheidungsgremiums für einen Minnekasus genannt, in B481 als Schüler der Frau Ehre, in B472 als vorbildlicher Minneritter. Ein Kraft von Greifenstein tritt auch in B483 auf. – Die zwischen 1290 und 1350 entstandenen mittelrheinischen Minnereden B467, B468, B469, B480,

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B481, B483, B484 tendieren zur Preisdichtung mit historisch verifizierbarem Publikum. Sonstiges: Demselben Autor, der früher mit dem Sangspruchdichter Zilies von Sayn identifiziert wurde, werden noch die Minnereden B467, B468 und B483 zugewiesen.

B485 Die Minneburg Allegorische Großform mit Minnelehre und Minnegericht Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Haltaus 1840, 180–182 Nr. II 25 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4, ); Pyritz Datierung: 1950, 1–166 (nach He15); Sommer 1999, früheste Überlieferung Ende 14. Jh. 227–236 (Teiledition von Prolog und (Ka5) Epilog nach Wi9), 237–247 (Teiledition von Prolog und Epilog nach Ka4), Überlieferung: 248–257 (Teiledition von Prolog und Längere Reimfassung: Epilog nach Kn1), 258–267 (TeileditiHe15 84r–202v; 5572 V. (Prolog 60 V. + on von Prolog und Epilog nach He13), 5488 V. + schwer lesbare 24 V.) (= Sigle P) 271–295 (nach Wi17) Ka5 1r–2v; 145 V. (= Sigle δ) Literatur: Exzerpt der längeren Reimfassung: Ehrismann 1897; Ehrismann 1899; Be3 108r–113r; 242 V. Geuther 1899, 114f.; Pyritz 1950; Lg4 237v–242v; 242 V. Gruenter 1957b; Kreisselmeier Pr2 90v–94r; 242 V. (= Sigle l) 1957; Blank 1970, 172–180, 216–223; Kürzere Reimfassung: Glier 1971, 127–156; Hebert He13 1v–86r; 3628 V. (= Sigle h) 1976; Schnell 1985, 167; Tinsley Ka4 1r–69v; 3578 V. (= Sigle d) 1985, 94–125, 184–187; Wallmann Kn1 1r–41v; 3493 V. (= Sigle c) 1985, 270–277; Blank 2VL 6 (1987), Wi9 1r–53r; 3628 V. (= Sigle w) 566–571; Glier 1989; Tinsley 1990a; *Lassbergs ›schweizerische Schlechtweg-Jahn 1992; Kurras Minneburg-Hs.‹ 1995; Sommer 1999; Achnitz 2003b, 231–234; Janota 2004, 332ff.; Klein, Prosafassung (Prosaauflösung D. 2004; Haustein 2006, 47–50, 52f.; der kürzeren Reimfassung): Klein, D. 2006, 129–137; Klingner Wi17 246r–273v (=Sigle wa) 2006, 108; Köbele 2006a, 30, 42 Anm. 56; Lichtblau 2007, 122f.; Lieb 2008, 197, 199f., 212, 218; Lieb/ Ziegler 2Killy 8 (2010), 249–252; Klingner 2010, 82, 121; Matter 2013

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Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in drei Fassungen überliefert. Die ›längere Reimfassung‹ ist nur in He15 annähernd komplett überliefert, einer Hs. aus der Zeit um 1400, zusammen mit der ›Jagd‹ Hadamars von Laber (B513). Nur hier finden sich, dem Text vorgeschaltet, eine Inhaltsangabe in Prosa und drei Prologstrophen, ebenfalls nur hier ist das fünfte Kapitel mit dem Minnegericht überliefert. Die Verse der letzten Seite sind kaum mehr leserlich, danach ist ein Blattverlust anzunehmen. Ob nur wenig Text verloren ist – so der Konsens der Forschung, vgl. u.a. Pyritz 1950, XV – oder noch weitere Kapitel folgen sollten, bzw. ob im Gegenteil der Schluss vom Schreiber bewusst offen gehalten wurde, ist nicht zu entscheiden. Dazu treten Fragmente einer als Buchmakulatur verwendeten Pergamenths. vom Ende des 14. Jh. (Ka5). Auf zwei beschnittenen und teilweise zerstörten Blättern, die ggf. das zweitinnerste Doppelblatt einer Lage bildeten, sind die Verse He15 2860– 2931 und 3075–3147 erhalten. Die ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) bietet eine Exzerptüberlieferung der Langfassung. Die Binnen-Minnerede des 2. underbint (He15 2399–2664, siehe unten III. E) ist hier (mit einigen Kürzungen und laut Pyritz 1950, LV: »in stark verwildertem Wortlaut«) als eigenständige Minnerede unter anderen Minnereden überliefert (Überschrift in Pr2: Wie ainer sein fräd wolt begraben). Die ›kürzere Reimfassung‹ ist in vier Hss. aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. überliefert (He13, Ka4, Kn1, Wi9). Eine weitere Hs. dieser Fassung (*Lassbergs ›schweizerische Minneburg-Hs.‹) ist nur noch in einer Abschrift erhalten (vgl. Kurras 1995). ›Conz’ Hs.‹, die für verschollen gehalten wird (vgl. Brandis 1968, 222f.), ist mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit Ka4 (vgl. Kurras 1995, 276). Die Handschriften sind ›Einzelausgaben‹ (Kn1, Wi9) bzw. sind nur mit einem gattungsfremden Nachtrag zusammen überliefert (Ka4). Einzig He13 bringt neben der ›Minneburg‹ einen längeren Text, eine Bibelübersetzung in Prosa. Die ›kürzere Reimfassung‹ unterscheidet sich signifikant von der längeren Reimfassung durch einen eigenständigen Prolog von 134 Versen (vgl. den synoptischen Abdruck bei Sommer 1999), durch die Auslassung der Geburtsallegorie (nicht aber von deren Allegorese!) und der Gerichtsallegorie sowie durch einen Epilog, der einen neuen theologischen Rahmen ergibt (vgl. den synoptischen Abdruck bei Sommer 1999). Ansonsten übernimmt die ›kürzere Reimfassung‹ im Wesentlichen die Verse He15 81–3118 aus der ›längere Reimfassung‹, wobei Streichungen und Umstellungen einzelner Verspaare und ganzer Passagen sowie Abweichungen in der Wortwahl meist kein spezielles redaktionelles Interesse verraten. Einzig im ersten underbint scheint in der Kurzfassung eine Umordnung einzelner Textpartien vorgenommen, die thematisch verwandte Passagen zusammenbringt und damit »der mit Wiederholungen arbeitenden, kreisenden Themenführung der Underbinde Stringenz und Linearität entgegenzusetzen versucht« (Sommer 1999, 200). In Details der Textvarianz innerhalb der Fassung stehen Kn1 und He13 eher allein, während Ka4 und Wi9 weitgehend zusammengehen. Die Prosafassung in Wi17 ist in einer thematisch schwer zu bestimmenden Sammelhs. (›Friedrich von Schwaben‹, ›Secreta Secretorum‹, Lat.-dt. ›Cato‹) des 15. Jh.

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überliefert. Sie orientiert sich am Text der kürzeren Reimfassung, bringt allerdings wiederum einen eigenständigen Prolog, in dem die Minne in der Trinitätstheologie verankert wird. Die argumentative Struktur des gesamten Textes wird gestrafft. Zudem überspringt der Text die underbint sowie personal gehaltene Erzählereinschübe (vgl. die Auflistung bei Sommer 1999, 215), womit eine Zentrierung auf die Minnekatechese und die Figur des lehrenden Meistern Neptanaus erreicht wird. Zur Hierarchisierung der Fassungen lassen sich nur Vermutungen anstellen, vgl. die Stemmaentwürfe bei Pyritz 1950, LIIIf. Schon Ehrismann 1897, 309f., erwägt, dass in den beiden Versfassungen zwei eigenständige Autorfassungen vorliegen könnten. Die von Sommer 1999, 200ff., genannten Beispiele machen eine Priorität der längeren gegenüber der kürzeren Reimfassung wahrscheinlich, allerdings wurde der einzig annähernd vollständige Überlieferungszeuge der längeren Fassung He15 anscheinend von einem Korrektor unter Zuhilfenahme einer Hs. der kürzeren Reimfassung korrigiert (vgl. Pyritz 1950, LIIIf.). Zu weiteren Details der Überlieferung, besonders zum Verhältnis der Fassungen und Hs. zueinander vgl. die Ausführungen von Ehrismann 1897, 257–281, Pyritz 1950, LI–LVI, und Sommer 1999, 195–219. Überschrift: Dits büchlin sagt vonn der mynne bürg alsus | vnnd hat gemachet maister Nectanerus (He13) Anfang dyß buchs. Der mynne buch (He15) Wie ainer sein fräd wolt begraben (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Von der minburg (Wi9) Inha lt: (Nach Pyritz 1950, 1–166) Überblick: Prolog (Inhaltsangabe in Prosa und drei Strophen à 20 Verse) I. Kapitel: Allegorie (354 V.) II. Kapitel: Allegorese (346 V.) III. Kapitel: Didaxe (2222 V.) 1. underbint (613 V.) 2. underbint (372 V.) IV. Kapitel: Allegorie (882 V.) 3. underbint (406 V.) V. Kapitel: Minnegericht (1884 V.) 1. Binnen-Minnerede (346 V.) 2. Binnen-Minnerede (346 V.) 3. Binnen-Minnerede (330 V.) 4. Binnen-Minnerede (118 V.) Die folgende Inhaltsangabe kann den komplexen Differenzierungen des textuellen Ichs (hier: ›der Sprecher‹) nicht in jeder Hinsicht gerecht werden.

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Prolog: Dem Haupttext vorangestellt sind eine kurze Inhaltsangabe in Prosa (Einteilung in fünf capitel [1], jedoch ohne Erwähnung des Minnegerichts des 5. Kap.) sowie drei kunstvolle Prologstrophen in Kanzonenstrophenform (vgl. das metrische Schema bei Pyritz 1950, LXX Anm. 1): 1. In der ersten Strophe wird die Minne als göttliche Liebe zu den Menschen heilsgeschichtlich legitimiert (Gottesebenbildlichkeit des Menschen, Mose erhält Himmelsspeise, Menschwerdung Gottes, Menschen als Ersatz für einen Engelschor, Kreuzestod zur Erlösung der Menschen, Eucharistie). 2. Die zweite Strophe vergleicht die Wirkung der Liebe des Menschen zu Gott, die Erlangung des Seelenheils, mit den ebenso positiven Wirkungen der irdischen Minne: Sie macht den recht Minnenden froh, gesund, tätig, würdig, nach Ehre strebend, beständig und erfolgreich. Ihre Lehre schneide wie eine Messerklinge. 3. In der dritten Strophe tritt das Ich, das zuvor nur einmal in 1,1 als Sprecher des Gedichts erschienen war, als involviertes minnendes Ich hervor, das sein Liebesleid in Freude verwandeln will. Würde und Ruhm seiner Dame, die er mit einem Falkenterzen vergleicht, kann nicht vollständig gelobt werden. I. Allegorie (1–354) A Spaziergangseinleitung (1–89): Vor der Hitze des Hochsommers flieht der Sprecher auf eine weite Ebene. Orientierungslos folgt er einem Fluss, der ihn in ein Gebirge führt. Im wild rauschenden Fluss entdeckt er ein Floß aus Holz, auf das er springt und das ihn in kurzer Zeit 200 Meilen weit durch eine sehr enge Gebirgsschlucht befördert. Er verlässt das Floß und gelangt auf einen Anger, auf dem schöne Blumen und Kräuter duften und Vögel singen (87: nach sußer armonyen; 88: manig gebrochen noten). B Minneburg mit Säule (90–221): Er entdeckt eine hoch gemauerte Burg, die der Fluss, ein sehr tiefer Graben und undurchdringliche Dornenhecken umschließen. Während eines Gewitters kann der Sprecher – von Riesen, Löwen und Hunden unbemerkt – die Burg über eine Brücke betreten. In der Burg steht eine hohe runde Säule, die der Sprecher ausführlich beschreibt: Sie sei von Gott gemacht und schöner als die Säule in Schastel marveil (Anspielung auf den ›Parzival‹ Wolframs von Eschenbach), sie habe Erker aus Edelsteinen und Perlen, zahlreiche Bilder von Tieren (Malereitopos: ›als ob sie lebten‹), Reliefarbeiten mit Edelsteinen (Diamant, Chrysolith, Hyazinth, Onyx, Topas, Saphir, Kalzedon, Sardin [183], Smaragd) sowie Holzplastiken, die es weder in Troja, auf der Gralsburg noch in Salomons Tempel gegeben hätte. Am oberen Ende hat die Säule fünf Fenster aus Spiegelglas. C Geburt des Minnekindes (222–354): Der Kämmerer der Burg tritt auf, nennt den Namen der Burg (230: Dise burk heisset der Mynnen burk) und zeigt dem Sprecher die Säule von innen: Dieser sieht nun, dass durch die Spiegelfenster Bilder der äußeren Dinge erscheinen und sich in einer gläsernen Figur eines Mannes tausendfach deutlicher widerspiegeln. Oberhalb ist die sehr stabile Figur einer Frau aus Stahl und Diamant angebracht, die nur etwas sehen kann, wenn sie sich – freiwillig – bückt und die Abbilder in der männlichen Figur anblickt. Eines Tages (283: Sust quam ez an einer tagzeit) war das Abbild eines Mannes in der männlichen Glasfigur erschienen,

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das die Frau lang und intensiv angeschaut hatte, bis ihr Stahl und Diamant erweicht wurden: Sie wurde schwanger und gebiert nun ein schönes Kind (zwei Vergleiche: 1. Sonne, die durch einen Spiegel ein Tuch zum Brennen bringt; 2. Strauß, der mit den Augen seine Eier ausbrütet). Geboren wird das Kind nach kurzer Schwangerschaft vor den Augen des Sprechers, dem das Kind auch anvertraut wird. Das Kind ist übermäßig stark, macht alle fröhlich, wird bei rechter Ernährung riesengroß, kann alle Sprachen und erblindet mit zunehmendem Alter, was die Freunde des Kindes nicht unpassend finden. Dem Sprecher gefällt das Kind sehr, und er stellt sich lebenslang in seinen Dienst. Das Kapitel endet mit einem plötzlichen Wechsel ins Präsens (ab 340) und einigen metatextuellen Selbstreflexion des Sprechers (344–354): Er habe an dieser Stelle aufhören und die Auslegung verschweigen wollen, doch habe er das vor seiner Dame zu tun nicht gewagt. II. Allegorese (355–700) A Reise nach Ägypten (355–523): Das Kind beginnt vielerlei zu fragen, doch der Sprecher weiß nicht zu antworten. Der Kämmerer, der auch nichts vom Wesen des Kindes versteht, rät zur Suche nach einem Buchgelehrten. Für die Reise habe er die notwendigen Dinge (Gold, Pferd, Arzneimittel). So fährt der Sprecher nach Paris, Salerno, Padua, Montpellier, Toledo, Britannien, Norwegen und England, doch erst in Griechenland bekommt er den Rat, in Alexandria in Ägypten Meister Neptanaus zu suchen. Er findet ihn dort und bleibt einige Tage bei ihm. Als der Sprecher von der Geburt des Kindes in der Minneburg berichtet, sagt Neptanaus, das geschehe täglich auf der Welt, ohne dass man es wahrnehme. Descriptio des Neptanaus (430: sin visonomyen): grauer Kopf mit Barett, das nach heidenischen siten (438) mit einem Tuch umbunden ist, tiefe Augen, hohe Stirn, langer grauer Bart. Auf die Bitte des Sprechers, mit ihm zum Minnekind zu fahren, präsentiert Neptanaus zunächst seine Kenntnisse der sieben freien Künste. Der Sprecher will dies nicht alles wiedergeben, das könne Meister Egen von Bamberg besser (Bescheidenheitstopos). Neptanaus kann Latein, Hebräisch, Griechisch und Chaldäisch mit ›geblümter Rede‹ (469) wie seine Muttersprache. Er verpricht, den Sprecher zu begleiten, und will den genauen Zeitpunkt der Geburt und den Ort wissen (Ortsangabe des Sprechers in 490: hin gein ost nort ost). Am nächsten Abend fahren die beiden mit Hilfe einer Zaubersalbe (506: nacta Platonis kunst), eines Astrolabs, Zylinders, Quadranten und kleinen Büchleins zur Minneburg. B Allegorese durch Neptanaus (524–700): Sehr kurze Schilderung des Empfangs durch das Minnekind und den Kämmerer, Beginn der monologischen Auslegung durch Neptanaus, die an das Kind gerichtet ist und nur einmal durch eine Publikumsapostrophe des Erzählers (540–543) unterbrochen ist: Das Kind ist die Minne, je älter es wird, desto stärker und blinder wird es; Burg und Säule = Wesen der Minne; Burg = reine und ehrenhafte Frau; Löwe = ihre eigene ›Huote‹; Riesen = die behütenden Freunde; Hunde = Klaffer; Gewitter = Heftigkeit der entzündeten Minne; Säule = reine und ehrenhafte Frau; fünf Fenster = fünf Sinne; männliche Glasfigur = Vernunft; weibliche Figur aus Stahl und Diamant = unbeugsamer Wille, der ohne Vernunft blind bleibt. Weil Wille und Vernunft Mutter und Vater des

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Minnekinds sind, wird definiert, dass die Minne eine ›vernünftige wirkliche Wirkung des Willens‹ (630f.) sei; weitere Voraussetzungen auf Seiten der Vernunft: die ›Gegenwärtigkeit‹ (638; sinnliche Wahrnehmung) des Geliebten, auf Seiten des Willens: das ›Wohlgefallen‹ (651). – Selbstreflexion des Sprechers: ausführliche Inspirationsbitte und Unfähigkeitsbeteuerung mit dominanter Speisemetaphorik (z.B. 671f.: Wenn ich ob kunsten tischlin | Sitze), erneuter Verweis auf Egen von Bamberg; Erklärung, beim Gang der Handlung (699: der matergen gank) zu bleiben. III. Didaxe (701–2722) A Minnerede des Sprechers (701–770): Der Sprecher fordert minneinteressierte Frauen und Knaben auf, das vorliegende Buch oft zu lesen, denn beim ersten Mal verstehe man es nicht so, dass man etwas davon sagen könne (Anschlusskommunikation), es biete Wahrheiten über die Minne. Es folgt eine eingeschobene Minnerede, in welcher der Sprecher sich als Minnender darstellt (Involviertheit), dessen Minne genau so entstanden ist, wie er selbst es in der Allegorie beobachtet hat. Es folgen ein Lob der Geliebten und ein Bekenntnis zum Minnedienst, zu dem auch das Dichten dieses Buches gehöre. B Minnekatechese, Teil I (771–1421): Neptanaus belehrt das Minnekind in einem Frage-Antwort-Dialog mit zunächst zwölf Fragen darüber, was es selbst sei (die Fragen sind im Text nicht nummeriert; im Folgenden sind nur die Antworten aufgeführt): i  1.  Minne ›wohnt‹ nicht im Körper oder im Herzen, sondern mit der Vernunft in der Seele und ist daher unsterblich. i  2.  Minne ist so stark, weil ohne Minne nichts geschehen kann und sie alles bezwingt (amor vincit omnia), mit Ausnahme höchstens der ›Widerminne‹ (833); sie ist blind, weil sie nachsichtig ist und die Fehler des Geliebten nicht sieht. i  3.  Minne ist nach Gott das Beste, denn sie bringt alle Tugenden hervor; anaphorische Reihung von Wirkungen und Wesenseigenschaften der Minne (891–923), z.B. ›ein Mandelkern der Süße‹, ›ein Gewürznelkenzweig‹ (905: karioffel ryse), ›ein Balsamgeruch‹, ›ein fliegender Falke der Würde‹ (909: Der wirde ein fluckes falkentertz), ›arabisches‹ Gold, ›eine große Breite der Enge‹ und ›eine große Länge der Kürze‹. i 4. Am schlechtesten ist es, die Minne für sich allein zu behalten; Gebot zur ›Widerminne‹; veredelnde Wirkung der Minne. i 5. Toren können nicht minnen, daher muss eine Frau denjenigen nicht ›widerminnen‹, der ihr seine Minne nicht füglich zeigen und der nicht verschwiegen sein kann. i 6. Man kann nicht zwei oder mehrere minnen. Baumallegorie: Minne ist ein Stamm mit nur einem Zweig; wenn auf diesem die Unbeständigkeit wächst, bringt der Zweig eine Frucht hervor, die demjenigen, der sie isst, ein Schandmal an der Nase (1047f.: ein schemlich masen | […] by der nasen) wachsen lässt. Auch wenn eine Frau, die schon ›vergeben‹ (1061) ist, einem anderen eigentlich zur Widerminne verpflichtet wäre, darf sie ihn nicht minnen. i 7. Die Frau kann beim durch visiren (1080) der Gebärden und Blicke des Mannes die Ernsthaftigkeit seiner Minne erkennen; Kriterien wahrer Minne: Wechsel der Gesichtsfarbe und Verstummen. i 8. Minne solle man erst bekennen, wenn ›Widerminne‹ durch heimliche Blicke etc. zweifelsfrei erkannt ist; Neptanaus formuliert eine exemplarische erste Anrede an die Dame (1150–1154), in dem sich der Liebende als sein eigener Bote ausgibt.

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i 9. Bei wechselseitiger Minne soll der Mann nichts Unehrenhaftes von der Dame verlangen (ehrenhafte Minneerfüllung) und ihr bis zum Tod treu sein; stirbt sie, soll er ein Jahr schwarz tragen und Vergnügungen vermeiden. Eine Frau darf die Minnebeziehung nur beenden, wenn der Mann nicht verschwiegen ist oder wenn er mehr als zwei Mal Unehrenhaftes von ihr verlangt; i 10. Eine Frau darf die Minne eines Mannes, auch wenn sie diese ablehnt, nicht anderen offenbaren; i 11. Auf die Bitte des Minnekindes hin formuliert Neptanaus eine exemplarische Verfluchung solch gehässiger und geschwätziger Frauen sowie der entsprechenden Männer (Klaffer und nur vorgeblich Minnende); i 12. Das Gesinde des Minnekindes besteht aus Begirde, stetikeit und truwe (1306) etc. (Tugendkatalog). – Anschließend (1314) liegt evtl. im Text ein Bruch vor, weil Neptanaus ohne erkennbaren Bezug zur Frage nun die natur (1316) der Minne erläutert, was in ein ausführliches Plädoyer, dass die Frau zur Widerminne verpflichtet sei, mündet: Wo die Minne wechselseitig gepflegt werde, da sei ein irdisches paradise (1328); Rat an die Frauen, die Minne des Mannes nicht abzulehnen, denn die Frau sei dem Mann zum Trost geschaffen worden (Verweis auf Genesis: Frau aus Rippe des Mannes geschaffen); Gott gebiete die Widerminne; Ablehnung sei schlimmer als Verrat des Judas; Mühlenallegorie: eine ablehnende Frau sei wie eine Mühle, die – vom quellenden / quälenden Wasser des männlichen Leids oder von den Winden der Seufzer angetrieben – das Herz des Mannes zwischen den Steinen von Willen und Vernunft zermalmt. C Erster underbint (1422–2034): Unterbrechung der Rede (Publikumsanrede) und Thematisierung der Entstehung der Minne des Sprechers. Es folgen drei Teile: 1. Werbungsrede (1449–1532): Apostrophe der Minnedame: Weil sein Herz schon bei ihr sei (Herz bei der Dame), bitte er nun auch um ihr Herz; er habe sein Inneres schon als Wohnung für ihr Herz vorbereitet (Tugenden als Personifikationen: Gerechtigkeit = Herrscher, Beständigkeit = Marschall, Begierde = Pförtner usw.); ausführliche, anaphorisch gereihte Bitte um Erhörung / Lob der Geliebten mit Metaphern-Cluster aus den Bildfeldern Mobiliar (z.B. 1488: ›Kissen des Trostes‹), Musik (z.B. 1490: Min suße rein quintern gedon), Arznei (1495: ›Theriaks Trost‹) u.a.; die Dame sei die Motivation der vorliegenden Dichtung (1512f.: Diser mynne abenture | Han ich durch dich getichtet). 2. Rede an die Minne (1533–1607): Der Sprecher, der die ›Widerminne‹ der Frau als Lohn für sein Dichten erlangen will, wendet sich an die Minne mit der Bitte um Hilfe; Feuer-Metaphorik (1568: ›Schwefelkerzen meines Leids‹, 1578: ›schwarze Kohlen meiner Freude‹); Nibelungenlied-Metaphorik: Der Sprecher vergleicht sich mit Siegfried, dessen Hort der Minne von miner frawen slak in den Wogen des Zweifels versenkt wurde und der sein fränkisches Gesinde der Freude verloren hat; Kriemhilds Zorn möge sich in Larîes (aus dem ›Wigalois‹ Wirnts von Grafenberg) Erbarmen wandeln. 3.  Minnepredigt (1608–2034): Diese Binnen-Minnerede ist nach dem Litterampunctare-Verfahren der ma. Predigt gestaltet: Vier ›heilige‹ Worte, formuliert in den Versen 1615f. (und wiederholt in 1699f.), werden ausgelegt und bestimmen die vier Predigtteile: Der Sprecher sei (a.) eigen (b.) der besten, (c.) der schönsten und (d.) der beständigsten (vesten) Frau. Eingeleitet wird diese ›Predigt‹ mit einem dop-

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pelten Prolog: zunächst metatextuell mit Bescheidenheitstopos und Adressierung (1614: Von ir heb ich die rede hie an) und dann mit einer Einleitung, die den auszulegenden Satz nennt (1615–1621), eine umfangreiche poetische Reflexion in Form einer Jagdallegorie betreibt (wie junge Hunde einen Hirsch jagten, so jage das Ich das Lob der Geliebten mit geblümten Worten) und das Publikum bittet, für das Gelingen seines Lobens zu beten (mit ausformulierter Beispiel-Fürbitte in den auf 1687 folgenden Versen: Sprecht: ›ey glantzer engels glander …‹). Nach erneut formulierter Hoffnung, dass seine Rede überzeugend sei (1711f.: Daz sie mit vyolischen spruchen | Den luten in ir orn rue chen), beginnt die Exegese: a. Ich bin eygen (1715–1891): Einleitend variiert der Sprecher das Thema seiner Minne-Leibeigenschaft: Er stehe auf den Rotuli (1720: rodeln), auf denen die Leibeigenen angeschrieben seien; er sei mit Haut und Haar Leibeigener usw. Ausgehend von der Annahme, dass jeder lieber leibeigen als tot wäre, erzählt er sodann seine Minnewerbung als Kampfallegorie: Er führt gegen seine Dame eine Minne-Tjost, unterliegt und kommt in ihren Kerker. Die Dame weigert sich, den Sprecher als Leibeigenen anzunehmen, er aber beharrt darauf, dass er faktisch ihr Leibeigener sei (1864f.: er sei ›eigener‹ als Cham / Ham, der Sohn Noahs, seinen Brüdern Sem und Japhet). b. der besten (1892–1936): Dass seine Dame die Beste ist, begründet der Sprecher mit ihrer Wunderfähigkeit: Die durstigen Heiden, die am Meer wohnen und kein gutes Wasser haben, würden alles darum geben, dass die Dame zu ihnen komme, weil nur ein Finger von ihr das Salzwasser süß mache. Andeutung der Möglichkeit weiterer Amplificatio: Der Sprecher könnte seine Dame auch als eine Salbe für Tiere preisen. c. der schonsten (1937–2002): Schönheitspreis durch Vergleiche mit Morgenstern, Sonne (untrennbar weiß wie Kreide und rot wie Brasilienholz), Venus (Abendstern), Waldbrand in der Nacht (Scharnitzer Wald), Parisapfel, Engel usw. Seit 1000 Jahren habe man keine schönere Frau gesehen. Brevitastopos; Ankündigung, die Fahne des Lobes weiter zu bearbeiten, damit sie mit den Falken des Lobes in der Luft der Ehre flattere. d. der vesten (2003–2034): Weil sie in ihrer Ablehnung des Sprechers so unerbittlich ist, vergleicht er sie mit Diamant, Glas und Marmor, den man leichter mit einem Seidenfaden durchlöchern könne, als ihre Gnade zu erwerben. Apostrophe der Dame (auf 2023 folgende Verse: Min zucker sußer mynnen lebs, Ey engelischer galander usw.) und Bitte um Erhörung. – Predigttypische Schlusswendung: Nu sprechet alle amen (2034). D Minnekatechese, Teil II (2035–2292), Fortsetzung von B: i  13.  Minne ist das stärkste unter allen Dingen; auch die Kraft der Worte kommt von der Minne, denn Gott hat im ›Sakrament‹ (2062, des Abendmahls) das Wort von der Liebe geheiligt. Kräuter können einen Menschen gegen seinen Willen töten, die Minne aber macht, dass einer williclichen stirbet (2070). Die Minne macht selbst den Weisen zum Toren. i 14. Minneleid (das Minnekind nimmt hier Bezug auf die Ikonographie der Minne mit Pfeil und Feuer in der Hand) kommt nicht von der Minne, sondern von der falschen Welt, die nur wegen des Nutzens minnt und die ›Widerminne‹ vorenthält (kurze Apostrophe des Sprechers an seine Dame, dass sie es nicht so halten solle). i 15. Furcht ist ambivalent: Bevor die Minne erwidert wird, schadet Furcht, danach,

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also innerhalb einer bestehenden Beziehung, ist sie nützlich. i 16. Minne bewirkt zuerst Erschrecken, dann Begierde zwischen den Liebenden, dann Hass auf die Minnefeinde. i 17. Minne ist ewig, sie räumt freiwillig keinen Ort. i 18. Auf die Frage nach dem Geschlecht der Minne antwortet Neptanaus, dass die Minne nicht nur weiblich, sondern auch männlich sei und dann ›Amor‹ genannt werde. Die unmittelbar anschließende Propagierung einer Minne ohne Nutzen (2207–2218) gehört thematisch bereits zur nächsten Frage. i 19. Der Nutzen, den man von der Minnebeziehung hat, hilft bei der Entstehung der Minne (weil die Minne zunächst schwach ist), doch danach ist der Nutzen unwichtig. Aus diesem Gedanken entspinnt Neptanaus abschließend eine Baumallegorie. Aus den Wurzeln des Nutzens entspringt der Baum der Minne; er hat vier Stämme mit je zwei Ästen: 1.  tätiger Drang mit a. Seufzen und b. Lachen, 2.  Unablässigkeit mit a. Dranbleiben und b. Stetigkeit, 3. Hitze mit a. Trauern und b. Unruhe, 4. Verstandesschärfe mit a. Vernunft und b. Verschmähen. E Zweiter underbint (2293–2664): ist als Fortsetzung des ersten underbint (C) markiert: So wil ich aber ane van | Min alte rede (2300f.), und gliedert sich wiederum in drei Teile: 1. Sprachartistische Binnen-Minnerede (2305–2393): Hier tritt die Semantik der Minneklage zurück hinter die Sprachschöpfung (wie sie ihn morkelt [2326] und zupfnuorschet [2328], sein Herz wird pfimpfen [2341], ich habe mich beknudelt [2351], sie hat ihn gemuselt [2370] und tut mich beknuseln [2372]) und der Lust am Sprachspiel, z.B. Daz mir daz hertze hupfet | Innewendig und krabelt | Nach ir ez girlich zabelt (2366–2368) oder: Die Minneerfüllung würde den Diphthong (2388: dyptonge) des Leids (2389: Oi my) zu einem wol mich wandeln. 2. Binnen-Minnerede (2394–2664): Nach einem kurzen Prolog mit Ankündigung der folgenden clug rede (2395) und Publikumsanrede (2398: Hort wie die wort jehen!) folgt ein Frauenpreis (dieser ist auch als eigenständiges Exzerpt in Be3, Lg4 und Pr2 überliefert). Die Frau sei ein Pfosten, auf dem das Freudengewölbe des Sprechers stehe. In Form und mit Fachbegriffen einer Wappenbeschreibung (2411f.: visiren, | Gar weppenlich gloyren) werden Farben und Edelsteine des Pfostens (= das Gesicht der Frau) beschrieben: Ihre Haut sei weiß wie Perlen und Beryll, gemischt (2430: Attravers = quer durch) mit rot wie Rubin und Feuer von Agrimontin, darüber halbkreisförmig (2437: Billungs) Wimpern wie Diamant, in den Ecken kaum sichtbares Geäder wie Saphir; ihr Haar sei gelb wie Topas und Flussgold, darauf ein Kopfschmuck aus Hyazinth und Smaragd und mit Bildnissen von Drachen. Der Sprecher bittet die Frau, dem Freudengewölbe ein festes Fundament zu sein. – Sie solle die sechs Werke der Barmherzigkeit an ihm tun (vgl. Mt 25,31ff.), die hier je einzeln allegorisch auf das Minneverhältnis bezogen werden (die Reihenfolge entspricht nicht genau der biblischen Vorlage): 1.  den Hungrigen speisen (allegorisches Rezept für ein Mus); 2. dem Durstigen zu trinken geben (2520: margram opfel wasser = Granatapfelsaft; sowie ihrer Güte Wein aus Zypern und ihrer Treue Malvasier); 3. den Nackten bekleiden (wie Sankt Martin); 4. den Fremden beherbergen (in der Klause ihres Herzens); 5. den Gefangenen besuchen (er sei von ihr gefangen, und nur sie könne die Fesseln zerreißen; Foltermetaphorik); 6. den Kranken besuchen (sie solle kommen, wenn sie

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wolle, dass er überlebe). Die Ausführungen gleiten über zur Bitte, die Dame möge ihn lieber töten, statt ihn weiter zu quälen: Loe se mich von smertzen den ich habe, | Und slach mir bald min haubt abe (2597f.). Sie solle barmherzig sein, denn Gott lege am jüngsten Tag die Werke der Barmherzigkeit auf die Waage. Er sei minnekrank und habe Schwindsucht (2629: die swinden etica). Er wolle seine Freude beerdigen, die von der Dame ermordet wurde, und die Dame solle das Epitaph schreiben (2639: Hie ligt tot durch mynne […]). Sie solle handeln wie Elias, der Tote erwecken konnte, damit der Sprecher wie Martha (vor der Erweckung des Lazarus, vgl. Joh 11,21) sprechen könne: ›Wärst Du hier gewesen, hätte meine Freude überlebt‹. – Der underbint endet mit einer Selbstreflexion (auf 2665 folgende Verse): Der Sprecher hofft, dass die Minne es ihm nicht übelnehme, wenn er so viele unterbint in die Rede einflechte. Er leitet mit einer kurzen Inhaltsangabe zum vierten Kapitel über, das er mit dem Rat von Meister Egen beginnen will. IV. Allegorie (2723–3604) A Eroberung von Freudenberg (2723–3198): Das Minnekind, das sich aufgrund der Lehren des Neptanaus für sehr stark hält, entdeckt mit Hilfe von Begierde (Cupido) die Burg Freudenberg. Begierde versammelt unter dem Banner, das einen springenden Leoparden zeigt, ein Heer von Untugenden (Unmaße, Unbesonnenheit usw.). Dieses Heer wird in einen kurzen Kampf von den Tugenden der Burg zurückgeschlagen. Auch ein feuriger Minnestrahl, denn das Minnekind auf die Burg schießt, nützt nichts, denn Weisheit gelingt es, das Feuer zu löschen. Erneutes Anstürmen der Untugenden mit lautem Geschrei führt zu weiterer Niederlage. Didaktische Auslegung: Man soll das ›Rauschen‹ (2871) und Unbesonnenheit beim Werben sein lassen, denn die Widerminne einer tugendhaften Frau erlange man nur durch etwas anderes. – Neptanaus kommt zu Hilfe und stellt für das Minnekind ein Heer der Tugenden auf. Er beschreibt ausführlich, welche Tugenden in den einzelnen Scharen sein sollen und wie das Banner aussehen soll (Wappenbeschreibung): Drei Scharen werden von Weisheit, Gerechtigkeit und Beständigkeit angeführt, die vierte Schar vom Minnekind; dessen Banner zeigt u.a. sechs verschiedenfarbige Querstriche (grün, rot, schwarz, weiß, blau und gelb). Das Minnekind soll einen diamantenen Helm wie Gahmuret tragen, der mit Magnetstein aus Norwegen durchsetzt ist und auf dem ein schwarzer Adler zu sehen ist, der einen Löwen in den Füßen hält. – Doch auch der Angriff der Tugenden führt zu keinem Erfolg, weil die gleichen Tugenden auch in der Burg kämpfen. Während eines zweitägigen Waffenstillstands sagt die Burgherrin, sie wolle ohne Begierde und Minne leben. Darauf bittet Weisheit das Minnekind (ab hier ›Minne‹ genannt), seinen Liebeskummer vorzutragen. Das Minnekind aber klärt die Burgherrin darüber auf, dass ihre Tugenden ohne Minne unvollkommen seien. Die Burgherrin äußert ihre Skepsis, weil man rechte Minne in einer Welt des Scheins nicht recht erkennen könne. Weisheit rät nun dazu, dass die Burgherrin das Minnekind in die Burg einladen solle, um es kennenzulernen. Dies geschieht, und sogleich wird in der Burg von der Minne (dem Minnekind) die Widerminne geboren. Die Burg wird ›Freudenberg‹ und ›Minnenberg‹ (3163f.)

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genannt, denn die Freude übertreffe jene Freude, die der Gral gewähre. Auch Helena und Paris, Lanzelet und Iblis oder Wigalois und Larie hätten nicht solche Freude gehabt. – Der Sprecher beschließt das vierte Kapitel, das gelehrt habe, wie man die Liebe einer Frau erringen solle, und kündigt den dritten underbint an, dem dann das fünfte Kapitel folge. B Dritter underbint (3199–3604) 1. Schönheitsbeschreibung der Dame (3199–3272): Der Sprecher wendet sich in einer Apostrophe an Frau Minne und bittet sie um Hilfe. Seine Dame sei nämlich durch ihre Gestalt für den Minnedienst prädestiniert. Was Gott und die Minne je an weiblicher Schönheit ausgedacht hätten, sei an ihr verwirklicht. Es folgt eine ausführliche, aber eigenwillige Schönheitsbeschreibung in der Reihenfolge: roter Mund, graue Augen, helle Brauen, schön verschränkte Glieder, Körperbau, Brüste als zwei Äpfel, die Adam zu Fall gebracht hätten, schlanke Taille, zarte Füße. Ein Wunder wäre es, wenn jemanden durch ihrer Umarmung nicht vor Freude sterben müsste. – Ankündigung, dass der Sprecher trotz seiner Unfähigkeit (Bescheidenheitstopos) nun für seine Dame eine Rede in ditz buch der gekronten mynne (Buchtitel?) ›hineindichten‹ wolle. 2. Binnen-Minnerede (3273–3592), die vom Stil her ähnlich sprachartistisch ist wie die erste Binnen-Minnerede im zweiten underbint (siehe oben III.E.1.): Minnedisposition (Minneleid) und Spaziergangseinleitung. Im Gebirge trifft der Sprecher auf Amor und Venus, die vor einer Felswand sitzen. Brevitastopos: Von der Ausstattung ihrer dortigen Wohnstatt wolle er nichts berichten, denn miner synnen hamer smyd | Ein ander rede hemmert, | Die mir das hertz durch temmert (3314–3316). [Ab hier bietet die ›kürzere Reimfassung‹ einen veränderten Schluss] Auf seine Bitte um Hilfe hin fordern Amor und Venus ihn auf, seine Frau zu beschreiben. Er weist dies als unmöglich zurück (Unsagbarkeitstopos), denn selbst wenn er weise wäre wie Salomon, Aristoteles, Alanus und Hippokrates, könnte er das kleinste Körperteil von ihr nicht volloben (3361). Ersatzweise bietet er an, ein ›Blatt‹ aus dem ›Psalter ihres Lobes‹ (3366) vorzulesen: 3.  Eingeschobene Binnen-Minnerede (3369–3521): Sprecher benennt seine Dame mit dem Namen ›Galander‹ (Lerche) bzw. Vin galanderischer engel (3380). Weitere hyperbolische Vergleiche und Metaphern schließen sich an: Nicht ein Dreißigstel ihres Lobes könnten vier der besten Meister durch Umschreibungen (3402: glosen) formulieren; ihr Mund leuchte wie ein Blitz in der Nacht und brenne röter als die Sonne; Gott selbst habe ihn gemalt; er sei so wohlriechend, dass der Sprecher einst mit anderen Frauen bei ihr saß und alle meinten, ein Muskatbaum sei plötzlich unter ihnen aufgesprossen oder jemand habe süße Aromastoffe über sie gegossen – der Geruch drang aber aus ihrem Mund. Es folgen naturkundliche Vergleiche, die auf das erhoffte Handeln der Dame abzielen: Der Blick des Galanders mache gesund, der Strauß brüte seine Eier durch die Blicke aus, der Löwe mache seine totgeborenen Jungen durch sein Gebrüll lebendig, der Salamander wohne im Feuer. Der Sprecher hofft, dass die Dame seinem Herzen Melissenwasser, süßes Konfekt, heilsames Pulver und Latwerge gebe. Ihre Huld ziehe er dem Gold der Griechen vor (Kaisertopos). Doch sie sei härter als Diamant.

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4. Fortsetzung von 2. (3522–3604): Nach dem Vortrag der Binnen-Minnerede antwortet Frau Venus, die Frau glaube ihm nicht, weil Männer gerne zu zehn Frauen gleichzeitig sagten, sie sei ihm die Allerliebste. (Pyritz übersieht, dass die folgenden Verse (3544–3551) zum Ich-Sprecher gehören:) Der Sprecher verflucht solche Männer, die offenbar schuld an seinem Unglück sind. Amor stellt daraufhin fest: Wie Jakob um Rahel sieben Jahre diente, so müsse auch er seiner Dame immer dienen. Der Sprecher nimmt den Rat und verweist darauf, dass er bereits Päonienwurzel (Medizin gegen Epilepsie, hier metaphorisiert als Heilmittel gegen Wankelmut) und Saphirfarbe bei sich habe. Er verabschiedet sich von den beiden, fährt zurück in sein Land und dient seiner Dame ewig treu. In einer kurzen Apostrophe an die Dame, die er als ›süße Mandel‹, ›süßen Chrisam‹ und ›süßen Moschus‹ (bysem) bezeichnet, bittet er um Gnade. – Markierung des Endes dieser Binnen-Minnenrede und kurze Inhaltsangabe des fünften Kapitels. V. Minnegericht (3605–5488) A Rettung vor den Klaffern (3605–3865): Das Minnekind und die Widerminne missachten den Rat der Huote und der Weisheit, nicht so öffentlich gemeinsam spazieren zu gehen. Eines Tages greift ein großes Heer der Klaffer mit ganz schwarzem Banner die Burg Freudenberg an und zerstört sie teilweise. Gleichzeitig gräbt sich das schweigende Heer der ›untreuen Aufpasser‹ (3672) unter den Mauern durch; sie führen Banner, die wie Drachenblut leuchten und viele Augen haben. Viele Gefolgsleute der Minne werden verwundet. In einer Ratsversammlung schlägt Weisheit eine List vor, mit der die Burg noch zu retten wäre: Das Minnekind solle sich mit dem Gesinde verstecken; sodann werde Weisheit den Feinden das Tor öffnen; wenn diese nichts fänden, zögen sie ab. Das Minnekind befürchtet, dass die Klaffer die Burg besetzen könnten. Doch Weisheit beruhigt es: Wie der Dachs vor dem Ort flieht, auf den der Fuchs uriniert hat, blieben auch die Klaffer nicht an dem Ort, an dem die Minne einmal ihren Geruch verbreitet habe. Das Minnekind fürchtet die Schande, wenn es sich vor den Bösen verbergen soll. Weisheit unterstreicht noch einmal die Bosheit der Klaffer: Sie seien die Nachbarn des Teufels und hassten die Minne so wie der Hund den Hasen, wie der Bär den Affen, wie der Elefant den Drachen, wie der Hirsch den Iltis, nämlich wegen der natürlichen Ungleichheit. Das Minnekind willigt schließlich in die List ein, die auch sofort gelingt. Das Minnekind saniert die Burg, verbirgt nun der Lehre des Meisters gemäß seine Freude und herrscht seitdem unbehelligt in der Burg. – Nach einer kurzen didaktischen Auslegung, die sich an die guten knaben (3807) richtet und eher auf die Erzählung des vierten Kapitels (IV.A) Bezug nimmt, folgt unvermittelt das Rezept einer Minne-Salbe (3826–3865), das die Minne als Ärztin (Apothekerin) mitteilt (mit genauen Mengenangaben wie quintin, phunt, virdung, lot usw.): Treue, Beständigkeit, Gehorsam, süße Worte, höfische Werke, liebevolles Blicken soll man im Mörser der Vernunft zerstoßen, Zucker der Huote dazugeben, an der Glut der Begierde erhitzen (bis es am Löffel kleben bleibt), im Herzen verwahren und bei Liebessehnsucht gebrauchen. B Minnegericht, erster Kasus (3866–4019): Unvermittelt schließt ein Minnegericht an, das vom Minnekind eingerichtet wird und in dem je einem Diener der

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Frau Treue, der Frau Weisheit und der Frau Gerechtigkeit geholfen werden soll bzw. in dem die Damen der Diener verurteilt werden sollen. – (Ab jetzt ist nurmehr von ›Frau Minne‹, nicht mehr vom ›Minnekind‹ die Rede!) Frau Weisheit führt als Vertreterin der Anklage einen Ritter vor, von dem sie berichtet, dass er lange und aufrichtig einer Dame gedient habe. Ohne dass er es wusste, habe diese schon oft voller Betrügerei das ›Minnespiel getrieben‹ (3917f.). Sie habe in die Minnebeziehung eingewilligt, doch weil sie misstrauisch sei, habe sie ihn u.a. gebeten, nach ihrem Willen bestimmte Farben zu tragen. Als er alles das tat, was sie verlangte, habe sie ihn erhört, doch nur mit Worten, denn in Wahrheit liebe sie einen anderen. i Frau Minne sagt, sie kenne diese Frau, sie habe schon vorher solche Betrügereien begangen. i Gerechtigkeit schlägt eine harte Strafe vor, denn durch dieses Verbrechen sei Misstrauen verursacht und die Minne geschwächt worden: Die Frau solle von allen treuen Männern geächtet sein; wen sie liebe, der müsse ihr Leid verursachen; allen Tieren wird erlaubt, dieser Frau alles zu rauben, woran sie Freude hat. i Frau Minne spricht nun ein hartes Urteil (3998: ein herten spruch) aus und verflucht die Frau (z.B. 4016: Du bist der schanden laster sak) in einer kurzen wütenden Rede. C Minnegericht, zweiter Kasus (4020–4137): Frau Gerechtigkeit führt nun einen edlen Knecht vor und berichtet von dessen Fall: Seine Dame, die die ›höfischste‹ von allen ist, liebt ihn, so wie er sie. Sie sagt zu ihm, er solle nichts von ihr verlangen, was gegen ihre Ehre gehe (ehrenhafte Minneerfüllung). Als sie einmal in der Öffentlichkeit vieler Frauen sind, begegnet sie dem Mann aber mit Hass, und spricht in der Folge ohne erkennbaren Grund drei Jahre nicht mehr mit ihm. Gerechtigkeit schwört, dass ihr Diener keine Missetat begangen habe. Die Dame sei einfach plötzlich unbeständig geworden. i Frau Minne bittet Frau Weisheit um ein Strafmaß. i Weisheit schlägt vor, dass diese Frau ihrer Unstaete und ihres schlechten Beispiels wegen nie mehr von beständigen Männern geliebt werden solle. Wenn sie in Gesellschaft beständiger Frauen sei, solle sie bleich werden und damit ihre Unstaete verraten. i Frau Minne verallgemeinert dies und stellt fest, dass Frauen, die so handeln, wie ein Gastgeber sind, der seinen Freund einlädt und ihn dann totschlägt. Solche Frauen seien Räuberinnen der Freude. D Minnegericht, dritter Kasus (4138–5488): Frau Treue führt abschließend einen edelkneht (4139) vor, der ihr immer treu gedient habe (im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass dieser Mandant der Sprecher selbst ist). Frau Treue berichtet, er liebe seine Dame mehr als Sigune das Brackenseil, und diese habe es schon mehr geliebt als jeden Besitz von Artus und vom Baruk von Baldak. Er besitze größte Furcht vor seiner Dame, obwohl diese doch nicht die furchterregende Kamille aus dem ›Eneasroman‹ sei. Seine Furcht vermehre sich ›dreifaltig‹ (4185), wenn er vor ihr stehe (Topos des Verstummens), und mache, dass er sich so nach ihr sehne, wie die Seele im Fegefeuer nach dem Himmelreich. Die Klage des Mannes bestehe nun darin, dass seine Dame nur deshalb zornig auf ihn sei, weil er ihr seine Liebe kundgetan habe. Er habe damit ihre Treue verloren. Allgemein gelte, dass die Untreue größer sei, wenn zuvor Treue da war, die dann verloren geht, als wenn gar keine Treue da gewesen sei. Frau Treue kündigt nun den Vortrag einer Rede an, die der Verfasser der ›Minneburg‹ (4246:

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Wer ditz buch getichtet hat) über den Fall des Dieners gedichtet habe. Der Verfasser kenne ihren Diener gut, ja er sei sogar sein Zwillingsbruder: 1. Binnen-Minnerede (4267–4612): Prolog mit poetologischer Reflexion (Bitte um Inspiration, Bescheidenheitstopos). Der Sprecher macht einen Spaziergang in einen Hag an einem Tag, an dem zum ersten Mal Schnee gefallen ist und der Reif Blätter, Blumen und Knospen (!) vereist hat. Er hört eine Stimme, die wie ein König klagt, der seinen Sohn verloren hat. Er folgt der Stimme und findet einen Einsiedler, der seinen unsagbaren Schmerz beklagt und Gott zürnt, weil dieser die Minne so ungleich vergeben habe, dass einer treu lieben könne und doch keine treue Gegenliebe erfahre. Wenn er darüber nachdenke, werde er wahnsinnig (4399: tobig in dem hirne). i Der Sprecher versucht ihn zu trösten, doch der Einsiedler wehrt ab, er rede ja wie einer, der gebacken habe (Redensart im Sinne von: ›als Satter dem Hungernden kluge Ratschläge geben‹). i Auf Nachfrage des Sprechers erzählt der Einsiedler seine Liebesgeschichte (4426–4540): Er habe eine Frau kennen- und lieben gelernt; sie sei die schönste von allen und gleiche (abgesehen von den Flügeln) einem Engel. Sie habe Haare wie gesponnenes ›arabisches‹ Gold. Gott selbst habe sie bei ihrer Geburt so schön gemacht. Der Sprecher wünsche sich, dass sie dem Maler Arnold von Würzburg bekannt wäre, denn dieser bräuchte dann kein Brasilienholzrot mehr, weil er nur den Pinsel an ihren Mund halten müsste und für ein Jahr genug rot (4477: Paris varb) hätte. Nachdem diese Frau in ihm die Minneglut entfacht habe, habe er oft geseufzt. Daran habe sie bemerkt, dass er sie liebe, und sei zornig geworden und habe sich dauerhaft von ihm abgewendet. Der Einsiedler verfällt wieder in eine Klage und vergleicht sich mit Willehalm, der um Vivianz, und mit Sigune, die um Schionatulander klagte. i Der Sprecher ermuntert den Einsiedler, seine Liebesbemühungen wieder aufzunehmen. i  Der Einsiedler wehrt erneut ab: Wie der Salamander im Feuer, so leide er im Feuer der Minne. Wie Anfortas verwundet worden sei, so habe ihn der Pfeil der Minne verwundet. Auch die Philosophen hätten die Minne mit einem Geschoss und einem Feuer verglichen. i Ob er noch Hoffnung habe? i Der Einsiedler weiß es nicht, geht aber wegen der Hartherzigkeit seiner Dame davon aus, dass keine Hoffnung bestehe. Lediglich ihren Mantel habe er noch, den sie auszog, als sie ihm davonlief. [Hier vermutlich Textausfall einer Rede des Sprechers.] Der Einsiedler bittet den Sprecher, er solle zu seiner Geliebten gehen (es sei diejenige, die die Schönste auf Erden sei) und ihr sagen, wie sehr er leide. i Der Sprecher willigt ein und geht davon. – Frau Treue bittet darum, dass Frau Minne entscheide, ob der Dame erlaubt sei, weiterhin so zu handeln. Doch solle sie zuerst noch warten und den Diener selbst eine Rede vorbringen lassen, nämlich eine, die der Dichter der ›Minneburg‹ für ihn gedichtet habe. Diese Rede sei für alle Frauen und Männer und daher schlicht (4641: nicht mit dem ›Geschmeide wilder Worte‹) gedichtet worden. Frau Minne fordert den Diener der Treue zum Vortrag der Rede auf (hier lautet die Inquit-Formel: Ich sprach, statt des zu erwartenden: ›Er sprach‹, d.h. Ich-Sprecher und Diener von Frau Treue fallen ineins): 2. Binnen-Minnerede (4653–4998): Prolog mit Bescheidenheitstopos: Obwohl sein Getichtes geist (4668) wegen seines Minneleids (4670f.: syt das ich bin geblumphet |

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In tieffen jamers meres grunt) erstarrt ist und er an sich kaum dichten könne, müsse er nun aus Not und seiner Betrübnis wegen diese Rede beginnen. Der Inhalt der Rede ist erneut die Situation, dass seine Dame ihm zürnt, weil er ihr dient. Schon seit langem sei seine Dame, der ›zarte Onyx‹ (4677; ein mineralischer, vielfarbiger Schmuckstein), so spitzig geworden, dass seine Freude lideschertig (4680: verstümmelt) geworden sei. Dennoch halte er an seiner Treue fest; ausführlicher Kaiser-Topos. Trost erhalte er nicht durch Reichtum, sondern nur von seiner ›Zuckertraube‹, die wie eine mit Milch begossene ›rote Rübe‹ glänze (4745–4748). Apostrophe an die Dame: Sie möge ihm kundtun, was er ihr zuleide getan habe. Sogleich gibt der Sprecher selbst die Antwort: Sie sei die Schönste und die Beste, und daher könne sie sich aus allen Minnenden den besten aussuchen. Sie denke sicher, er sei ein Tor, dass er glaube, sie würde gerade ihn erwählen. Er selbst hält sich für zu bloe de. Dennoch solle sie nicht so hart zu ihm sein. Wenn ein Hase einen Hund liebe (!) und der Hund das merken würde, würde er, obwohl er von Natur ein zorniges Tier ist, den Hasen doch behandeln wie seinen eigenen Welpen. Die Dame aber verhalte sich ihm gegenüber wie ein schnöder Jude. Alles, was er sage, nehme sie falsch auf, und so verstumme er stets. Alles, was er dichte oder womit er sie lobpreise, achte sie so sehr wie die Wolken am Himmel. Erneuter, ausführlicher Topos des Verstummens (mit kurzem Zwiegespräch von Mund / Ich und Herz). Anrufung Gottes. In einer Apostrophe an die Dame formuliert der Sprecher jene positiven Gedanken, welche die Dame denken soll: ›Weil dieser Mensch mir wirklich treu ist, will ich ihm gewogen sein, obwohl ich ihn nicht liebe‹. – Auf Vorschlag von Frau Treue bittet Frau Minne den Diener, noch eine weitere Rede von seinem Jammer und seinem Klagen vorzutragen, denn sie höre wegen seiner Treue und Beständigkeit diese Reden gerne (die Inquit-Formel, welche die nächste Rede einleitet, lautet 5012 wieder: Er sprach). 3. Binnen-Minnerede (5013–5342): Gespräch zwischen Körper und Herz: Der Körper bemitleidet das leidende Herz und signalisiert, dass auch er am Leid des Herzens leide. Das Herz fahre ihm in die Brust, als ob ein Messer im Herzen stecke. Solange das Herz leide, sei auch er ruhelos. Das Herz solle ihm sagen, woran es so leide. i Das Herz sagt, es leide an drei Dingen. Ein Leiden bestehe darin, dass das Herz dem Körper die ›beste Zeit auf Erden abschneide‹ (5064f.), denn er könne ohne es nicht froh werden. i Der Körper bestätigt, dass er wegen des Herzens so leide, dass er lieber tot wäre. i Das Herz berichtet, es sei in den Klauen eines ›Aars‹ (hier als Oberbegriff für Jagdvögel) gefangen und bekomme keine Luft mehr. Dies sei sein zweites Leid, und das dritte bestehe darin, dass niemand die Klauen des Aars aufklemme. i Der Körper fragt, wie es dazu gekommen sei und welcher Art der Raubvogel sei: eine Weihe, ein Stockaar (Mäusebussard), ein gasse (?) oder ein Geier? i  Als Antwort erzählt das Herz seine Lebensgeschichte (5106–5279): Es habe sich in jungen Jahren einem Vogel gleich machen wollen, konnte aber keinen passenden finden, denn der Sittich war ihm zu zart, der Falke flog ihm zu hoch, der Galander sang ihm zu schön, der Star redete ihm zu schön. Nur die Krähe passte zu ihm, denn das Herz konnte auch nur kra | Kra (5134f.) schreien. So flog das Herz als Krähe durch die Welt und besah sich die anderen Vögel. Einer unter ihnen gefiel der Krähe besonders: ein Adler (5198: adelar = ›Edelaar‹), ausführliche Descriptio, u.a.: sein Schnabel leuchtet rot

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wie der Sardonix und Elefantenblut. Diesem Adler, der auch alle Vögel mit Essen versorgte, beschloss die Krähe (das Herz) zu dienen. So lange flog sie ihm hinterher, bis der Adler es bemerkte und die Krähe dafür hasste. Er rupfte ihr die Federn aus und gab ihr nichts mehr zu essen. Sie musste hungern und flog ihm dennoch treu hinterher. Als die Krähe schließlich, völlig entkräftet, den Adler fragte, warum er so hart zu ihr sei, ergriff er sie unsanft mit seinen Krallen und sagte, er habe keine Lust, die Krähe mit ihm fliegen zu lassen, denn: Waz freuden mochstu mir geben? (5273). Das Herz wendet sich wieder an den Körper und sagt, nun wisse er, warum es gesagt habe, es sei in den Krallen eines Aars gefangen. i Der Körper fragt, warum das Herz nicht einer Dohle (5287: rue ch) hinterherfliege? i Das Herz entgegnet, es habe eben schon dem Adler ewigen Dienst geschworen. Es empfiehlt dem Körper, die Stelle zu meiden, wo der Adler fliege, damit seine Augen nicht sehen müssten, wie sein Herz in den Klauen des Adlers gefangen sei. i Der Körper wehrt sich vehement dagegen, dass Herz allein zu lassen und den schönen Adler zu meiden. Er fragt, ob es dem Herzen helfe, wenn er mit ihm sich dem Adler überantworte. i Das Herz verneint und weist zum Ende noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass der Adler unrecht tue und dass das Herz nicht habe wissen können, dass der Adler sich so verhalten würde. – Frau Treue spricht Frau Minne (hier 5343: O Venus, keyserynne) an, sie solle noch nach einer Rede des Dieners fragen, die ›gerade erst aus der Schmiede komme‹. Frau Minne antwortet, sie wolle gerne hundert solcher Reden hören, denn sie spüre, dass ihr Feuer in ihm brenne: 4. Binnen-Minnerede (5362–5479): Der Sprecher preist den allmächtigen Gott, dass er so viel nützliche Dinge, Lehren und Heilmittel (5386: remedig) geschaffen habe, um Krankheiten zu heilen und Schmerzen zu lindern. Doch, so beklagt er sich, habe Gott kein Heilmittel gegen die Minnekrankheit geschaffen. Meister Egen habe die Kunst aller Philosophen und gelehrten Ärzte (5415f.: Avicenna, Pythagoras, Galen und Hippokrates) durchgesehen und nirgends ein Mittel gefunden. Der Grund liege darin, dass Pillen gegen das Minneleid so bitter sein müssten, dass kein Mensch sie schlucken könnte; daher hätten die Gelehrten kein solches Heilmittel erfunden. Hätten sie jedoch so gelitten wie er, dann hätten sie das Heilmittel doch gemacht. Denn wie jeder Minnekranke trinke er, um gesund zu werden, bereitwillig einen Sirup (5466), auch wenn dieser alle Säure der Welt in sich vereine. Der Sprecher würde sogar ein kutdrolf (5474: ein langes, enges Glas) voll austrinken, denn sein Minneschmerz sei unvergleichbar. – Kurz vor dem Abbruch des Textes in Handschrift P (Fragment) folgt der Beginn einer weiteren, einer 5. Binnen-Minnerede (5480f.: Die rede die lig reht als sie lyt; | Ein andere wil ich sagen ein wille). Diese letzte Rede, die nach wenigen Versen abbricht (5482–5488), berichtet von einem außergewöhnlich klaren Bild, dass der Sprecher wegen seiner Unmue tikeit (5484) nicht richtig sehen kann. Para l lelen: Das Gespräch zwischen Körper und Herz in VD.3 gleicht z.T. dem Gespräch in Hartmanns Klage (B48). Außer der Nennung des Namens ›Egen von Bamberg‹ verbindet die ›Minneburg‹ auch stilistisch und inhaltlich einiges mit den zwei Minnereden B28 und B49, die

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mit der Autorsignatur eines ›Meister Egen‹ überliefert sind, z.B. die Herleitung der weltlichen Minne aus der göttlichen Liebe in einem Prolog (B28, 1–22), die Edelsteine Topas, Chrysolith und Hyzinth (B28, 208–210, vgl. B485.IB); auffallend ist die Verwendung ungewöhnlicher Reimwörter: B49, 17f.: brastelt : erkrastelt, vgl. B485, 3291: brasteln : krasteln; B49, 123f.: rubin : Agrimontin, vgl. B485, 2431f.: Agrimontin : rubin. B28 ähnelt hier deutlich der sprachartistischen Binnenminnerede B485 III. E1.: B28, 43f.: üseln : bemüseln, vgl. B485, 2370f.: gemuselt : ue seln; B28, 53f.: kützelt : verhützelt, vgl. B485, 2315f.: kitzelt : verhutzelt; B28, 75f.: zabelt : krabelt, vgl. B485, 2367f.: krabelt : zabelt u.a.). Angesichts dieser Ähnlichkeiten und des Spiels zwischen literarischer Figur, Erzähler und Autor in B485 V.D ist es denkbar, dass Egen von Bamberg (wer immer dies sei; womöglich einfach nur ›Ich [Ego] aus Bamberg‹) auch selbst der Verfasser der ›Minneburg‹ ist (vgl. Schlechtweg-Jahn 1992, 228).

B486 Das Schloss Immer Allegorische Erzählung von einem Schloss namens ›Immer‹, in dem eine abweisende Dame wohnt, weshalb der Sprecher sich mit Frau Elend das Haus ›Trauern‹ baut Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) bzw. 2. Hälfte 15. Jh. (Lo4) Überlieferung: Langfassung: Be3 70v–82r; 592 V. Lg4 198v–211r; 579 V. Pr2 55r–64v; 606 V. Kurzfassung: He3 375v–380v; 317 V. Lo4 114v–118r; 283 V. Tr 27v–30v; 332 V.

Edition: Haltaus 1840, 152–159 Nr. II 14 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4) Literatur: Geuther 1899, 34, 103–106; Blank 1970, 98f., 160f.; Glier 2VL 8 (1992), 748f.; Lieb 2008, 209–211; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als Fragment einer Langfassung (am Ende Textabbruch) in den drei Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2), im Konvoi mit anderen Minnereden (in der Reihenfolge: B52, B486, B330, B227, B363, B414). Im Kontext anderer Minnereden enthalten die übrigen Hss., He3, Lo4 und Tr, eine vollständig wirkende Kurzfassung, die mit der Klage des Sprechers über die Untreue seiner Minnedame endet (d.h. aus den unten bezeichneten Abschnitten A und B besteht). Lo4 markiert den Schluss durch Wiederholung der Überschrift im letzten Vers: die red haist der ellend

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garttn. In He3 endet der Text mit Amen. Die Überlieferungsvarianz ist innerhalb der zwei Fassungen gering. Die Fortsetzung in der Langfassung (ab C) könnte auch eine ursprünglich eigene Minnerede gewesen sein, die hier angehängt wurde (vgl. zu weiteren Erklärungsversuchen Lieb 2008). Alle Textzeugen weisen inkonsequente Inquit-Formeln auf. Der narrative Rahmen setzt (wohl fälschlicherweise) in der dritten Person ein; erst später wird dann die gattungstypische Form der Ich-Rede benutzt. Überschrift: Vonn dem schloes ymer (Be3; gleichlautend in Lg4 und Pr2) Von ainem ellenden gartten (Lo4) Von zcweien gesellenn (Tr) Inha lt: (Nach Pr2) . A Gespräch zweier Gesellen und Schlossallegorie (1–194): Eines Tages liegen zwei Gesellen beieinander und fragen sich gegenseitig nach ihrem Befinden. Der eine, der später zum Ich-Sprecher wird, erzählt, dass er eine tugendhafte Frau liebe, die er nicht genug loben könne (Unsagbarkeitstopos). Sie sei die Bahn seines Herzens, von der er sein ganzes Leben nie abweichen wolle. i Der andere Geselle fragt ihn, ob die Dame dasselbe für ihn empfinde. i Das Ich (im Folgenden: ›der Sprecher‹) schildert die Liebe zwischen ihm und seiner Herrin als gegenseitig und beständig. i Darauf warnt ihn sein Freund vor der Gefahr der Untreue (35–37: Bestell dein ding gar eben | Das nicht ainer hin eben | Kom und dich verdring): Falls die Dame unbeständig sei, könne er seinen Weg bereuen, da sie ihm Verstand und Freude zu rauben vermöge. Deshalb rate er ihm, seine fünf Sinne zu benutzen. i Der Sprecher verteidigt seine Geliebte, preist ihre Beständigkeit, Liebe und Treue und beschreibt sie allegorisch als Architektur eines von einem Dornbusch umgebenen Schlosses, das ymmer (75) heiße. Es habe ein goldenes Dach, edle Gemächer, zwei Fenster, zwei Erker, sei gut bewacht, prächtig geschmückt, liebevoll gebaut, mit weißen Armen verschlossen und mit Liebe begossen. Darin wolle er bis ans Ende seiner Tage wohnen. Das Ich schließt seine Rede mit einem Segenswunsch für sich und seine Geliebte. i Der Geselle besteht jedoch auf seiner Warnung (149–153: Will es also beleiben | So mag dir wol fräd kleiben | Will es sich aber anders machen | so ligst du under ainem tache | Das ist genant trauren). Der Sprecher solle seine Dame am besten auf die Probe stellen, zu ihr gehen und erfahren, ob sie unverändert sei. i Der Sprecher will dem Rat folgen und unverzüglich nach ›Immer‹, zu seiner Geliebten, reiten. B Weg zum Schloss und Enttäuschung des verliebten Sprechers (195–369): Auf dem Weg spricht der Sprecher mit seinem Herzen, das ihm rät, zum Schloss nicht zu reiten, sondern zu gehen. So nimmt er den ihm bekannten Pfad, der aber jetzt verwildert und zerstört ist. Blind, traurig und verzweifelt (Redewendung 216f.: Ich hett vmb ain ay | Mein leben nit gekaufft) legt sich der Sprecher unter einen Baum und schläft ein. – Im Traum sieht er das Schloss Immer zerstört. Eine Stimme sagt ihm, das Schloss, das er ymmer (255) nennt, solle eher nymmer (256) heißen. Davon überzeugen solle er sich selbst, indem er zu einer Buche gehe und da dem sich darunter

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befindenden Weg durch den Dornbusch zum Schloss folge. – Erschrocken erwacht der Sprecher und eilt zum Baum. Die grüne Farbe der Buche gibt ihm neuen Mut, sodass er erwartungsvoll das Schloss erreicht und an das Tor klopft. i Eine Magd erscheint und fragt, wer er sei. i Der Sprecher antwortet, er sei derjenige, der das Schloss bewachen solle. i Die Dienerin erwidert spöttisch, er habe schlecht bewacht und zu lange geschlafen. i Der Sprecher schwört, er habe immer nur nach dem Willen seiner Geliebten gelebt. i Die Magd vertreibt ihn. Der Sprecher bleibt jedoch da, in der Hoffnung, er könne seine Dame sehen und mit ihr sprechen. Als er sie endlich erblickt, versichert er ihr, sein Versprechen gehalten zu haben. i  Die Dame weist ihn ab. i  Der Sprecher erinnert sie an ihren gemeinsamen Treue- und Liebeseid. i Die Dame bleibt aber abweisend und verspottet den Sprecher als unerfahren und unerzogen (322–325: Sy sprach: den Jungen welffen | Sol man das gelb vonn schnebeln wüschen | Wav sy sitzen ob den tischen | Das nichtz daran behang). i Nachdem sich beide getrennt haben, klagt der Sprecher über seinen Schmerz: Mit ihrer Unbeständigkeit habe ihm die Dame das Herz gebrochen, sodass er nun sein Leid für immer tragen müsse. Er wünscht sich, er wäre vor zehn Jahren gestorben, schreit zur Dame, sei sei eine Mörderin und habe ihm Freude, Herz und Verstand ermordet und ihn unschuldig zu einem lebendigen Toten gemacht. C Begegnung mit Frau Elend und Eintritt in ihren Dienst (370–530): Der unglückliche Sprecher kommt in einen schwarzen Wald, in dem er der klagenden Frau Elend (421: Ich bin ellent genannt) begegnet. Sie erzählt ihm, sie habe sich entschlossen, für den Rest ihres Lebens im Wald zu leiden. Sie wünsche sich den Tod und wolle es Gott für immer klagen, falls sie lange Zeit als Märtyrerin da bleiben müsse. Früher habe sie einen Mann geliebt, der sie betrogen habe. Nach dem Verlust ihrer Freude durch die Untreue des Geliebten wolle sie sich vor der Welt verbergen. i Darauf klagt ihr der Sprecher sein eigenes Leid. i  Als Frau Elend noch mehr von seiner Not erfahren will, gibt ihr der Sprecher ein Schriftstück (478: brief ), auf dem seine unglückliche Geschichte steht. i Nachdem Frau Elend den Brief gelesen hat, will sie ihn in das puo ch der ellenden (489) schreiben, falls er bereit sei, sein Herz von der Welt abzuwenden und in ihrer Schar zu bleiben. i Der Sprecher verspricht ihr Treue, und beide bauen das Haus ›Trauern‹ (504), in dem sie zusammen mit ihrer allegorischen Dienerschaft wohnen (505–514: laid, ungemach, iamer, clag, sorg, vnmuot, angst), die einem Runzeln und graue Haare machen würden. D Ankunft der Hofmeisterin der Minne (531–606): Eines Tages gehen Frau Elend und der Sprecher spazieren und gelangen an einen Locus amoenus. Da erreicht sie eine schöne reitende Dame, die das Paar höfisch empfängt. Als der Sprecher sie fragt, woher sie komme, stellt sie sich als Hofmeisterin der Frau Minne vor. Da der Mai Blumen gebracht und sein Zelt aufgeschlagen habe, wolle ihre Herrin, die Minne, die Unbeständigen bestrafen. An dieser Stelle bricht der Text ab.

B487 Der Weg zur Burg der Tugenden

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B487 Der Weg zur Burg der Tugenden Umfangreiche Burgallegorie und erfolgreiches Werbungsgespräch mit der Geliebten, der Stimme aus der Burg; in Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1483 Überlieferung: Wi4 58r–73v; 169 Str. (1183 V.)

Edition: Mareiner 1986, 186–299 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 256f.; Glier 2VL 10 (1999), 784f.; Uhl 2010, 36–38, 43–51

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden-Sammelhs. Wi4, im Kontext ähnlicher Minnereden (siehe P a r a l l e l e n ). Überschrift: – Inha lt: A Weg zur Burg und Tugendklage (Str.  1–25): Motiviert durch den Wunsch, Erkenntnis über ungewohnte Dinge zu erlangen (curiositas), begibt sich der Sprecher in die Fremde. Nach langer, trostloser Reise in der Hoffnung, über die wahre Minne belehrt zu werden, sieht der Sprecher auf einem Berg eine prachtvolle, paradiesartige Burg. Durch den lieblichen Anblick gestärkt, macht er sich auf den gut ausgebauten Weg zur Burg. Dabei genießt er die wohlschmeckenden Früchte des Gebirges. Die durch Güte, Tugend und Würde leuchtende Gestalt der Burg lässt ihn an den Gral denken. Der Sprecher will sich mit der Burg vertraut machen, deren erhebende Wirkung er spürt, sie von ihren Feinden retten und zur Verbreitung ihres Ruhms beitragen. Erst in der Nähe der Burg nimmt der Sprecher ein feindliches Heer wahr, welches die Burg belagert: Trotz ihrer Schlauheit und Hinterlist sind die Angreifer der Burg, die der Sprecher als Treulose erkennt, noch erfolglos. Der Sprecher schildert ihr Tun als unehrenhaft, übermütig und untugendhaft und lässt dann ihre Schelte in Tugendklage und Adelskritik übergehen: Dies könne nur deswegen geschehen, weil Adlige ihre höfische Gesinnung verloren und das Streben nach der hohen Minne aufgegeben hätten. Er selbst distanziert sich von dieser treulosen Tapferkeit, Schamlosigkeit, Untreue und Unminne. Er preist die Burg als ›Lilie beständiger Liebe‹ (20,4), in deren Land die Liebe nur zu erwerben und nicht zu kaufen sei. Vergeblich versucht er zu erfahren, ob die betrügerische Kriegerschar einem Fürsten gehört. Die Treulosen haben inzwischen die Burg so umkreist, dass ihr niemand zu Hilfe kommen kann. B Allegorische Beschreibung der Burg (Str. 26–56): Die Burganlage weist eine gute Verteidigungsarchitektur auf, sodass sie für jede Gefahr ausgerüstet ist. Die Beschreibung erzeugt den Eindruck, als solle die Burg dem Körper einer Frau gleichen (inverses A capite ad calcem-Schema): die mit Edelsteinen geschmückte Stelle, auf der

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die Burg steht (26,3: das burgstall); mit Fußangeln und Fußeisen versehene Steige, Wege und Pfade (Beine, Arme?); das bei jeder Gefahr schön erklingende Burgtor aus edlem Holz (Herz, Scham?); zwei runde Erker (Brüste); ein Fallgatter (Hals?); ein ausgewölbtes, rosenblattfarbiges Tor aus Elfenbein (Mund); zwei rot und weiß leuchtende Plätze (33,2: zwen plätz; Wangen) mit einem Felsen in der Mitte (Nase), alle mit Rosen bedeckt; freudespendende Spiegel, aus denen Flammen hervorquellen und hinter denen sich Horcher und Wächter verbergen (Augen); über den Spiegeln ein Feld (Stirn), darunter zwei zobelfarbene Stellen (Brauen); ein goldenes Dach mit haarähnlichen Spiralen (?) an den Zinnen (Haare). Ein Zwinger, eine Mauer und ein tiefer Graben umgeben die Burg der Ehre, was dem Sprecher sowohl Mühe als auch große Freude bereitet. Deshalb wolle er sich der Burg zur Hilfe anbieten und ihren Ruhm verkünden, den nicht einmal ihre Feinde verschweigen können. Von der Vollkommenheit der Burg zu hören erfreut den Sprecher, der ihr mit ganzem Herzen und ohne Falschheit dienen will. Er entscheidet sich, durch das feindliche Heer zur Burg zu gehen, um zu erfahren, wer sie verteidige. Daher nimmt er sich Proviant mit und setzt seinen Weg fort. Den Raub von Ehre und Besitz lehne er ab: Selbst wenn er die Schlüssel zu allen Türen hätte, wolle er das ihm entgegengebrachte Vertrauen nicht missbrauchen (50,5–7: unnd hett ich aller portten schlüssel, | daz mier der wurden truwet | deß hab sy zü pfannd min selbß lybs drüssel [Schatz?]). Es grause ihm vor dem vergänglichen Gewinn, der sich in Leid verkehre. Von solchem Leid sei man aber auf der Ehrenburg verschont, denn sie könne ihn vor der Schande beschützen. C Gespräch mit der Stimme der Burg und Aufnahme (Str.  57–169): Der Sprecher kommt zur Burg und läutet die Torglocke, um seinen Dienst anzubieten. Nach langem Warten antwortet ihm eine Stimme, die seine Hilfe zwar annehmen möchte, aber seine Aufrichtigkeit in Frage stellt. Es folgt ein langes Lehrgespräch, in dem die Absichten des Sprechers geprüft werden. Der Sprecher verurteilt das böse, unhöfische Sprechen und das Handeln der Burgfeinde. Die Stimme gesteht, sie habe nur wenig Hilfe, da den Frauen und den Männern gleichermaßen Furcht und Scham in der Liebe fehlten. So versündigten sie sich aneinander, indem sie ihre Liebe nicht verbergen würden. Sie klagt über die Verbreitung der Unminne, plädiert für das Warten auf die wahre Liebe, die sich nicht sofort gewinnen lasse, und warnt vor ihrer Befleckung mit Schamlosigkeit. Die Scham sei die beste Grundlage der Minne: Wer sie verliere, könne den rechten Namen der Liebe nicht lange erhalten. Sie setzt ihre Minne-und Tugendlehre fort, die auf zucht scham unde mausen (Maß; 71,1) im Umgang mit tugendhaften Damen (71,7: ain werdeß wib hayßt wol der eren tempel) beruht, und erklärt den didaktischen Zweck der Burg: Sie habe die Burg für Männer und Frauen gebaut, um ihnen beizubringen, dass man allein durch Leid und Scham die dauerhafte Süße der Liebe erlangen könne. Jeder glaube, der Liebe würdig zu sein, die Burg helfe ihr aber, sich vor der falschen Rede der Bösen zu schützen. Daher wohnten bei ihr Künsch, Er und die edle Frau Mynne, während Frau Zucht, Frau Stät und Frau Scham die Burgfahne tragen. Später verlangt die Stimme, dass der Sprecher ihre Klage vernehme und sie berate, damit beide dann dem Heer gemeinsam Widerstand leisten könnten. Der über die Annahme seines Dienstes glückliche Sprecher versichert sie seiner Ergebenheit. Im weiteren Verlauf des Gesprächs greifen Klage und Minnelehre ineinander:

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Geklagt wird über die Schwäche der Liebe, die Treulosigkeit und unaufrichtige Rede der Werbenden, Vergänglichkeit und Unbeständigkeit der Liebe, falsche Liebe, Neid, Lügen (115,7: die frowen unde werden togken Schmach zufügen), Bosheit, Schmach, schlechte Bewachung von Burgen durch Törichte, Neid und Missgunst unter Damen, moralischen Verfall, Habgier, Trägheit sowie über falsches Liebesverhalten des Adels. Außerdem belehren sich der Sprecher und die Stimme gegenseitig über das Wesen der Liebe und das richtige Minneverhalten. So rät die Stimme dem Sprecher, den Ort, von dem die Liebe weicht, ebenso wie Schamlosigkeit und Finsternis zu meiden. Sie unterscheidet zwischen ›allgemeiner‹ Liebe (84,1: sölch lieb gemain), d.h. der Liebe der Gesellschaft, und der ›besonderen‹ Liebe des Minnepaares (80–85). Dabei sei die allgemeine Liebe die höchste. Diese erfreue auch sie: Sie müsse nicht beachten, was man sage und singe, denn diese Minne spende Trost und sei frei von Versprechen. Die besondere Liebe sei auch nicht zu tadeln, wenn sie frei von Schuld und Schande bleibe. Minne sei der höchste Lohn, Fundament und Wipfel aller Ehren und derjenige, der ohne Falschheit liebe, empfange die höchste Krone. Seinerseits plädiert der Sprecher für Bewahrung der Würde und Selbstbeherrschung, Ausschließlichkeit in der Liebe (87: da niemand seine Wunde gründlich heilen könne, wenn er sie mehreren Ärzten anvertraue), ein ehrenvolles Minneverhalten der Damen (Rat, die Liebe nicht unter die Gürtellinie sinken zu lassen: ir lieb über die gürttel niht lant sencken [88,7]), gegen Treulose, welche ›die Speise des Judas‹ essen und kein Gewissen haben (92), für das Betrachten der Burgen mit ganzem Herzen und eine Werbung, die diesen keine Schmerzen zufüge. Als Exempelfigur beständiger Liebe nennt der Sprecher den Ritter Schionatulander (100,5: tschmachdolander). Er erklärt den Ursprung des ritterlichen Lebens in der wahren Minne und verweist auf das Alte und das Neue Testament als Quellen dieser Erkenntnis: Wer ihm nicht glaube, solle sich die Heilige Schrift ansehen (103). Kurz thematisiert werden weitere Aspekte der Minne, wie etwa die Minnekrankheit oder die Liebesgaben (113f.: rechte Liebe komme ohne Gaben aus; und doch solle man Gegenleistung erbringen und nicht sparsam sein). Vereinzelt wird auf die Gefahr durch die Belagerungssituation eingegangen, da die Burg keinen Fürsten habe. Der Sprecher zeigt Verständnis und Mitgefühl für die Klage der Burgstimme. Er lobt die vorzügliche Beschaffenheit der Burg, ihre Weisheit, ihr in der Finsternis leuchtendes Schamgefühl (144,1f.), ihre Keuschheit und ihre wohltuende Wirkung, die ihn vom Bösen trennt (141,7: kain pessers buo ch ist mier niht wann din wesen; 144,7: mit krafft din er und würd thuot mich vernüwen). Es folgen weitere Liebes- und Treuebekundungen (146: Gruß an die Minne als Helferin Gottes; 147: Die Liebe der Burg habe ihn bestrickt und in ihn ihre Ehre ›geflickt‹), die in zwei Eide münden: Er wolle Burgen niemals schaden und wolle dort all seine Schätze unterbringen (148); er beteuert, aufrichtig gesprochen zu haben (152). Schließlich erfolgt die Aufnahme des Sprechers in die Burg. Der Text endet mit seinem Rat an die werden knaben (169,1), an der von Gott geschenkten Burg und der höfischen Erziehung (169,7: zucht) festzuhalten. Para l lelen: Vgl. die Hadamar-Tradition, bes. B517 (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, le-

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B488

xikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus darstellen (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, vgl. dazu B266, Str. 146–157. Sonstiges: Alternativer Titel (Mareiner 1986): ›Der Liebende und die Burg der Ehre‹.

B488 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Klosterallegorie‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede; es liegt eine geistliche Tugendallegorie ohne Bezug auf Minnetugenden vor

B489 Wenschenborg Zwei monologische Texte über die Bewahrung und den Verlust einer allegorischen Burg; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Literatur: Zacher 1841, 258; Kossmann 1940, 127 Nr. 101

Datierung: Überlieferung um 1400 Beschreibung der Überlieferung: B489a und B489b sind im Kontext von Minnereden und anderer Minnedichtung unikal überliefert in der Liederhs. Ha3 (um 1400), welche die beiden thematischen Schwerpunkte ›Werbungsgespräche‹ und ›Architekturallegorie‹ hat. Die beiden ›Wenschenborg‹-Texte stehen in letzterem Zusammenhang. Weiterhin gehören in diesen B369, B385, B490 und B491. Es handelt sich bei B489 um zwei unabhängige, inhaltlich voneinander zu unterscheidende Texte, die auch durch Absatz, Caputzeichen und Devise (halt vast) getrennt sind. Sie werden bei Brandis als eine Nummer geführt. Das ist der ersten Erschließung der Hs. durch Zacher geschuldet, der den Texten zwar zwei Nummern gibt, den zweiten aber irrtümlicherweise als »eine kürzere und vollständige Bearbeitung des vorhergehenden Gedichtes« bezeichnet (dagegen Kossmann 1940, 127). In 489a fehlt ein Vers vor oder nach V. 29. – Unterschriften: halt vast (B489a), explicit (B489b). – Sprache: Niederländisch.

B489a Der Schlüssel

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B489a Der Schlüssel Überlieferung: Ha3 62rb–62va; 39 V.

Edition: le Jeune 1828, 86f.; Kossmann 1940, 127 Nr. 101

Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Kossmann 1940) . In dem Text reflektiert ein Sprecher die Sicherheit seiner Wenschenborch (3; synonym auch slot [5, 32], huus [16, 22] und borg[en] [36] genannt). Zu deren eigentlicher Bedeutung findet sich nur in B489b ein Hinweis: Nye huse na wensce beter sach (55). Es handelt sich folglich um eine Architekturallegorie, die verschlüsselt für ein unbekanntes ›Ziel aller Wünsche‹ (Geliebte?, Minne?) steht. A Ausgangssituation (1–19): Der Sprecher muss wegreiten und seine Burg zurücklassen. Er überlegt, wo der Schlüssel während seiner Abwesenheit am besten aufgehoben sein könnte. Denn kein Schloss könne man gut genug behüten (5: hoeden) in diesen Zeiten, und er vermute, dass manch einer die Burg begehre. Würde sie jemand besetzen können, so würde ihm das alle Freude rauben. Deshalb möchte er Vorkehrungen trefen (12: Voerhoede is beter ende besceyt). Er präzisiert noch einmal, dass er in großer Gefahr lebe, dass manch einer ihm die Burg stehlen könne. B Entscheidung (20–39): Der Sprecher trifft eine Entscheidung, die ihm unter diesen Umständen als die beste erscheint. Er will die Burg demjenigen, von dem er sie als Lehen erhalten hat (22: te leen; 25: te hoeden), anvertrauen. Dieser habe nämlich die Macht, sie Tag und Nacht vor allen Herren zu schützen, die sie begehrten, auch wenn er, der Sprecher, sieben (?) Jahre abwesend sei. So könne man ihm dann auch keine Schuld geben, selbst wenn Gott es anders fügen sollte. Käme es in diesen Zeiten zu einem unglücklichen Vorfall, hätte er seine eigene Burg bewahrt. Doch hoffe er nicht, dass das eintrete.62

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B489b Klage

B489b Klage Überlieferung: Ha3 62va–62vb; 64 V.

Edition: Kossmann 1940, 127f. Nr. 102

Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Kossmann 1940) . A Rückkehr (1–16): Der zweite gleichermaßen verschlüsselte Text spielt zeitlich später, nämlich nach der im ersten Text gedanklich so fürsorglich vorbedachten Abwesenheit des Sprechers von seiner Wenschenborg. Er klagt jetzt, dass er nach seiner Rückkehr habe feststellen müssen, dass er von der Burg vertrieben worden sei durch seinen Lehnsherrn, seinen vermeintlich treuesten Freund. Das sei gegen alle Vernunft, da er sein Haus doch mit Treue verwaltet habe. Der Lehnsherr wisse auch, was ihn so belastet habe, nämlich die heimliche und öffentliche Begehrtheit der Burg. Er habe ihn doch in dieser Hinsicht rechtzeitig über alles informiert. Welche Hilfe der Lehnsherr ihm zukommen ließ, das sei diesem selbst am besten bekannt. B Vorgeschichte (17–32): Der Sprecher referiert noch einmal den aus B489a schon bekannten Sachverhalt von der Gefährdung der Wenschenborg, seiner notwendigen Abwesenheit und der Entscheidung, sie während dieser Zeit dem Lehnsherrn anzuvertrauen. Er betont, dass es keineswegs in seinem Sinne gelegen habe und abgemacht worden sei, das Lehen aufzugeben, sondern er wollte es nach seiner Rückkehr weiterführen. C Publikumsapostrophe (33–64): Der Sprecher beklagt, dass er jetzt von der Burg abgewiesen werde und der früher oft genossenen hogher vruden (38) entbehre. Dabei wendet er sich an alle gueten luden (40), die er differenziert in ridder ende knechten (41), vrouwen ende jonchvrouwen (42) und in solche, die ein Lehen haben nach dem geltenden Recht (43: tot sulken recht). Er bittet sie, diesen unverschuldeten Verlust seines Lehensverhältnisses (46: mit hande, mit monde verliehen, 48: in orconde gegeben) anzuschauen. Alle seine Freude sei dahin, am meisten schmerze ihn aber, dass der hohe Name der Wenschenborg (55: huse na wensce) verloren sein solle. Der Sprecher beendet seine Klage mit einer zweiten Apostrophe an Goede lude (64), dieses Geschehen vor Augen zu haben, wenn ihnen Ähnliches begegne. Para l lelen: Weitere rheinische und niederländische Architekturallegorien in: B358, B369, B385, B478, B490, B491, B492, B496. – Vier der in Ha3 aufgezeichneten Architektur-Allegorien (B385, B489, B490, B491) erhellen sich gegenseitig und weisen Parallelen auf: So wird in B491 ebenfalls ein Lehensträger von dem Lehnsherrn, der sein volles Vertrauen besitzt, um sein Lehen betrogen und von Vrudenbach nach Truwendal vertrieben. In B385 und B490 geht es dann um die richtigen Voraussetzungen (Fundament, Handwerker, Bewohner u.ä.), die für Stabilität und Funktion des Gebäudes ausschlaggebend sind. So wird z.B. in B490 Abwesenheit aufgrund von Wallfahrten

B491 Haus Freudenbach

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(55: bedevaert) und ritterlichem Dienst (67: heerendienst) als ›schuldhaft‹ verurteil; und nicht zuletzt enthalten die Schlussverse von B490 (77f.: Die vrolich leeft, hi houde vast, | So ne wert hi niet ellendich gast) die Devise zu B489a.

B490 Dem von Brandis unter dieser Nummer verzeichneten Text (›Der falsche Grund‹) fehlen notwendige Merkmale einer Minnerede; geschildert wird ein Gespräch mit einem ›Obdachlosen‹, welches der Sprecher als Warnung vor dem Verlust des Besitzes auslegt.

B491 Haus Freudenbach Burgallegorie mit Personifikationen und Klage über den Verlust des Hauses Freudenbach Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 23–25 Nr. 17

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 212 Nr. 295

Überlieferung: Ha3 7ra–8rb; 195 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen strophischen Gedichten und kurzen Sprüchen. Nach V. 94 fehlt mindestens ein Vers. Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. – Unterschrift: Sonder eynde (›ohne Ende‹). Überschrift: – Inha lt: In Einzelheiten bleibt die Allegorie recht dunkel. Mehrfach kommen Hinweise auf eine mögliche theatralische Aufführungssituation vor (z.B. 156: Comt Amor, ich meynen dich). A Klage (1–50): Der Sprecher klagt über sein durch den Verlust des ›Haus Freudenbach‹ entstandenes Liebesleid. Das Haus sei ihm von der Minne (oder von der Geliebten?) gegeben worden. Sie beide seien gegenseitig füreinander Wächter und Meister. Zwar habe der Sprecher sein Haus gut bewacht, aber es sei ihm genommen worden, sodass er nach ›Treuental‹ (26: Truwendal) geflüchtet sei, wo er von der Verzweiflung (27: Mistroest) heimgesucht worden sei. Treue und Beständigkeit hätten

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B492 Die Burg ›Vaste Hoede‹

versprochen, dass sie bei ihm bleiben würden. Sorge, Angst und Zweifel dagegen würden ihn verunsichern, ob er jemals gerettet werden könne, vor allem seitdem Hoffnung und Trost (36: Hoef und Troest) ihn verlassen hätten. Reue und Jammer hätten ihn so bedrängt, dass er kaum Hoffnung habe und wie ein lebendiger Toter sei. B Direkte Anreden an Liebe, Verstand und Heil (51–179): In direkter Anrede klagt der Sprecher seinem geliebten ›Meister und Wächter‹ (51), dass dieser sein Haus so schlecht bewacht habe. Der Sprecher stellt dessen Zuneigung in Frage, weil er durch ihn ins Unglück gestürzt werde. Er wünscht sich, das verlorene Haus wieder in Besitz nehmen zu können. Der Sprecher wendet sich an seinen Verstand, um vor Verzweiflung beschützt zu werden. i Der Verstand (?) antwortet, dass er (sie?) nicht helfen könne, weil er selbst der Verzweiflung anheimgefallen sei. i Der Sprecher bittet seinen geliebten Verstand, wieder zu ihm zurückzukehren. Der Sprecher klagt der Minne, ihr gegen seinen Willen folgen zu müssen. Wille, Begehren und süße Gedanken hätten ihn zur Minne gebracht, sodass er viele Irrwege gehen müsse. Aber mit Hilfe von Mut, Willen und Geduld sei es möglich, aus ›Trauertal‹ (130: Trorendal) zu entkommen. Er wisse nicht, an wen er sich mit Bitte um Hilfe wenden solle. Dann erkennt er, dass Amor der einzige sei, der ihm helfen könne: Amor solle ihn nicht seiner Qual überlassen. Frau Glück (171: Vrou Zalde), von deren großen Kräften er schon so viel gehört habe, solle Amor beraten. C Direkte Anrede des Sprechers an die Geliebte (180–195): Der Sprecher bittet seine Dame um Beistand, damit er seinen Besitz zurückgewinnen möge. Sie solle den neuen Bewohner des Hauses vertreiben, damit er Freudenbach wieder erlangen könne.

B492 Die Burg ›Vaste Hoede‹ Burgallegorie über Frau Scham und ihre Dienerinnen Hoffnung und Trost, die ihre Burg gegen Zweifel und Verzweiflung schützen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 69vb–70rb; 98 V.

Edition: Serrure 1855, 333–336 Nr. 32; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 419–421 Nr. 80 Literatur: Wallmann 1985, 298f.; Hogenelst 1997, Bd. 2, 60f. Nr. 69

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhandschrift Bs1 innerhalb einer Minneredengruppe. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Vander borch heet Vaste Hoede

B493 Der gläserne Saal

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Inha lt: A Allegorie (1–37): Eines Tages gelangt der Sprecher zu einer Burg, auf der er eine adlige Dame sieht. Der Sprecher kann sich keine andere Frau vorstellen, die ihr an Vorzügen gleichen könnte. Weil er in Erfahrung bringen möchte, warum sie nur ein kleines Gefolge bei sich hat, nähert er sich der Burg. Er sieht, wie zwei Gestalten anklopfen und von der Dame nach ihrer Absicht gefragt werden. Auf ihre Bitte um Aufnahme in die Burg und um ein Gespräch erwidert die Dame, dass jeder, der Streit vermeiden möchte, diese zwei nicht zulassen solle. B Auslegung der Allegorie und Gespräch mit der Dame (38–93): Der Sprecher, der sich als Dichter zu erkennen gibt, tritt auf die Dame zu und bittet sie um einem guten Stoff (47: materie) den er zur Grundlage einer Dichtung machen will. Sie verspricht, ihm zu helfen und erklärt ihm, wer sie selbst und die beiden Gestalten seien: Das Haus heiße vaste hoede (65), sie sei ›Frau Scham‹ und habe zwei Diener, ›Hoffnung‹ und ›Trost‹, die schon vielen Leuten geholfen hätten. Geklopft hätten ›Zweifel‹ und ›Verzweiflung‹, die in ihrer Boshaftigkeit alle Freude vertreiben möchten, was ihnen an vielen guten Liebenden bereits gelungen sei. C Warnung der Frau Scham an tugendhafte Damen (94–98): Frau Scham bittet alle guten Damen, die Burg vaste hoede gut zu bewachen, damit Zweifel und Verzweiflung nicht hereinkommen und Schande bringen können. Zum Schluss spricht sie einen Segenswunsch aus: Gott möge uns alle vor Unglück schützen.

B493 Der gläserne Saal Allegorisches Hoffest einer edlen Minnegesellschaft mit Personifikationen, welches durch Klaffer und Neider zerstört wird Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1405–1408 Überlieferung: Bs1 73ra–74ra; 204 V.

Edition: Serrure 1858, 157–162 Nr. 62; de Bree 1992, 61–66 (krit.); Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 433–438 Nr. 86 (diplomat.) Literatur: de Bree 1992; Hogenelst 1997, Bd. 2, 61f. Nr. 71

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Sammelhs. Bs1 zwischen zwei Reimgebeten. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: De ghelasen sale

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B493 Der gläserne Saal

Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–36): Bei einem Spaziergang im Mai gelangt der Sprecher in einen Wald, wo er neben einem Fluss einen Saal aus Glas entdeckt. Eine Nachtigall lockt ihn durch ihren Gesang in den Saal. Drinnen findet er zwar keine Menschen, aber gedeckte Tische vor. Er verlässt den Palast und sieht am Fluss zahlreiche schön gekleidete Ritter, Knappen und Frauen. Im Wald sieht der Sprecher spielende Hirsche und andere Tiere und hört Vogelgesang. Dort werden besonders Klaffer (33: luustervincken) und Lästerer (34: niders) gejagt, die das Beisammensein stören. Die Jagd gefällt den Damen. B Die sechs allegorischen Damen (37–112): Im Schatten eines Baumes sieht der Sprecher sechs sonderbar gekleidete Damen. Als der Sprecher sich wundert, was dies zu bedeuten habe, wird es ihm erklärt: Die erste Frau ist Frau Treue, die schwarze Kleider trägt und darüber trauert, dass ihre Freunde tot sind. Neben ihr steht Frau Ehre in Gold gekleidet, die traurige Herzen erfreuen kann und die darauf hinweist, dass Gott derjenige sei, der sowohl nehmen als auch geben kann. Die dritte Frau ist Frau Reinheit, die der Reinheit Marias zu Ehren weiß gekleidet ist. Die vierte Frau ist Frau Staete, die blaue Kleider trägt und die sagt, dass sie die Welt reichlich beschenkt hat. Die fünfte ist die rot gekleidete Frau Venus, die viele zu lebendigen Toten macht und erklärt, dass Gott sie dafür bestimmt habe, in das Leben der Welt einzugreifen. Obwohl sie große Freude bewirke, werde sie in der (heiligen) Schrift getadelt. Die sechste ist Frau ›Huote‹ (93: vaste hoede), gekleidet in Grün, die einen Richterstab in der Hand hält. Sie sagt, dass sie von Gott dazu bestimmt sei, die Zehn Gebote durchzusetzen. Die sechs Frauen klagen über die Neider und Lästerer, die ihnen immer Hindernisse in den Weg lägen, schlimmer als Verräter seien und vielen Leuten mit ihren bösen Zungen Schaden zufügten. C Gestörte Festgesellschaft der höfisch Liebenden (113–164): Die sechs Frauen gehen zusammen mit einer Gruppe von Rittern und Damen in den Palast, um beim Essen ihre Aufgaben zu erfüllen. Frau Huote steht vor der Tür und weist diejenigen zurück, die sie nicht kennt. Neben ihr steht Frau Treue, die den Palast so eingerichtet hat, dass man eintreten kann, ohne von Klaffern gesehen zu werden. Frau Ehre ist die Zeremonienmeisterin, Frau Reinheit verteilt das Brot (Eucharistie), Frau Staete ist die Hofmeisterin, die für Speis und Trank sorgt, und Frau Venus überwacht den Verlauf der Zeremonie. Nachdem alle Platz genommen haben, bricht ein Neider von draußen ein Loch in die gläserne Wand und schreit, dass die Gesellschaft sich nur einbilde, Neider und Klaffer ausschließen zu können, da diese sowohl draußen als auch drinnen seien. Alle sind entsetzt (153: vore thoeft gheslaghen), und niemand wagt es jemanden zu beschuldigen. Frau Ehre beendet angesichts der Bedrohung das Fest und weist darauf hin, dass Gott alle Herzen kenne. D Warnung der Nachtigall (165–195): Dies hört eine Nachtigall und warnt, dass es noch Neider und Klaffer ihm Saal gebe, die Frau Ehre noch nicht erkannt habe. Es sei bedauernswert, dass sie so schön wie edle Leute seien, da es gefährlich sei, mit Verrätern zu essen und zu trinken. Verräter würden zwar schöne Worte sagen, aber hinter ihrem Rücken Giftpfeile schießen. Aus diesem Grund rät die Nachtigall Männern und Frauen, sich vor den Klaffern in Acht zu nehmen. Jedoch tue es ihr Leid,

B494 Die Waffen des Königs Ehre

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ein geselliges Zusammensein stören zu müssen, bei dem sie sonst so gerne singe. Daraufhin verlassen die Frauen den Ort und zerstören den von ihnen erbauten Palast. E Schluss (196–204): Der Sprecher bittet, dass Gott alle behüten möge. Dies sei als Exempel zu verstehen: Viele höfische Feste seien durch den Mangel an Treue zerstört worden. Kein Hof könne bestehen, wo falsche Spiele gespielt und diese sechs Frauen verstoßen würden. Para l lelen: Auch in B431 wird der Sprecher von einem kleinen Vogel an einen Ort der Auseinandersetzung mit dem Minnethema geleitet.

B494 Die Waffen des Königs Ehre Tugendallegorie, in der Frau Minne und Herr Tugend ihren Vater, König Ehre, preisen und zum tugendhaften Leben aufrufen Ve r f a s s e r : Noydekijn (Noyden, V. 48) Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 8vb–9ra; 48 V.

Edition: van Vloten 1866, 374–375; te Winkel 1881, 9f.; Kossmann 1940, 26f. Nr. 19 Literatur: te Winkel 1881, 6–15; van Oostrom 1996, 113f.; Hogenelst 1997, Bd. 1, 169; Bd. 2, 212f. Nr. 296

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen einem Liebeslied und Z40. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Als König Ehre sein Wappen aufgeben will, rät seine Tochter, Frau Minne, ihm davon ab. Ihr Bruder Tugend sei noch zu jung, um es jetzt zu übernehmen, aber er werde sich später darum verdient machen. Herr Tugend lobt daraufhin ihren Rat, die Macht seines Vaters und seines Onkels Treue. Frau Freigebigkeit sagt, dass sie vertrieben worden sei. Sie kehre wieder, wenn die Minne in Ehre leben könne. Wer sich zu König Ehre, Frau Minne, Tugend und Treue wende, werde auf Erden und im Himmel Lob gewinnen – denn Jesus Christus wende alles zum Guten. Schlussformel: Noyden lehrt, dass derjenige, dem Gott Ehre gebe, Gott danken solle.

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B495 Kampf zwischen König Erentrijc und König Grans

B495 Kampf zwischen König Erentrijc und König Grans Kampfallegorie über den Sieg von König Erentrijc über König Grans und die an den Kampf anschließende Heilung der Wunden durch die edlen Frauen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3 38vb–41rb; 411 V.

Edition: van Vloten 1871, 142–153; Kossmann 1940, 83–87 Nr. 67 Literatur: Zacher 1841, 249f.; Kossmann 1940, 83; Sonnemans 1995, Teil 1, 192f., 230f., 238f.; Hogenelst 1997, Bd. 1, 129, 169, Bd. 2, 221f. Nr. 314

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert zwischen B345 und einem Walther von Mezze zugeschriebenen Text. In V. 110 ist in der Hs. eine Lücke für ein Wort gelassen. Vor oder nach V. 371 fehlt ein Vers. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: (Nach Kossmann 1940) . A Prolog (1–20): Exordialsentenz: Gott gebe jedem seiner Freunde, was ihm zustehe. Dies lasse sich an dem guten Herrn Erentrijc (3; ›Ehrenreich‹) beispielhaft zeigen, dessen Geschichte der Sprecher erzählen möchte. Der Name des Königs spreche für seine Tugendhaftigkeit und Gerechtigkeit. Er sei ständig bemüht, Witwen zu schützen und Böses zu bekämpfen. Dies sei heutzutage nicht mehr üblich, weil die Herren nur an den eigenen Vorteil denken und somit den Unschuldigen Schaden zufügen würden (Zeitklage). B Kriegsrat (21–103): Eine Witwe klagt über König Grans (25; ›Grimm‹?), der versuche, ihr Land und ihre Burgen zu erobern. König Erentrijc entscheidet sich auszuziehen, um für sie gegen König Grans und dessen Berater Vrec-van-lac, Roemer und Baraet (37f.) zu kämpfen. So sammelt er seine Vasallen, die sich alle für den Kampf aussprechen. Die Streitgenossen von König Erentrijc sind 1. Hoefscaert, 2. Mildriaen, 3. Blijscap, 4. Goet-compaen und 5. Openbaer (43–45), denen jeweils wieder zwei ›Knappen‹ (63) zugeordnet sind: 1. Willicheyt und Wael-bekant (64), 2. Sich-voer-di und Wel-te-weten (72), 3. Merke und Dutsche-vor (80), 4. Verdrach und Dienst (87f.) sowie 5. Brant und Waern (91f.). C Beginn des Kampfes (104–183): Als erster bricht Hoefscaert mit seinen zwei Knappen in den Kampf auf, und es gelingt ihm, die Krone von König Grans zu erlangen. Vrec-van-lac versucht, seinen König zu verteidigen. Mildriaen kommt mit seinen beiden Knappen zur Hilfe. Dann zieht Roemer mit hundert Rittern und Knappen aus, und eilends kommt Blijscap mit seinen zwei Knappen hinzu, ebenso

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Goet-compaen mit seinen beiden Knappen, die sich in die Mitte des Kampfes stürzen. Auch Openbaer befindet sich immer dort, wo man ihn am meisten braucht. Alle kämpfen aufs Beste mit der Hilfe von Minne und Abenteuer. Openbaer legt mit dem Knappen Brant ein Feuer im Saal des Königs Grans, und Waern führt sie wieder heraus. D Auszug von Herr Erentrijc und seinen Knappen (184–336): Herr Erentrijc bittet seine acht Knappen, seine ganze Familie und alle, die aus den Niederlanden kommen, den Kämpfenden zu helfen. Sie rüsten sich schnell und reiten los. Herr Erentrijc warnt Waern vor Openbaer, der bereits viel angestiftet habe. Sie stürzen sich in den Kampf wie Löwen und spornen ihre Pferde kräftig an. Waern wird bedroht, aber hält Stand. Herr Erentrijc und die Seinen ermutigen ihre Mitstreiter: Ein ehrhaftes Ziel bringe Ehre und Tugend. Mit neuen Kräften ziehen sie zu den bereits ermüdeten Kampfgenossen und besiegen viele Männer aus Gramivallen (259: Es ist wohl Gransivallen gemeint), sodass Vrec-van-lac, Roemer und Baraet getötet werden. Die Gegner ziehen sich zurück in ihre Burg, Gott, Maria und Sankt Georg verhelfen den Tugendhaften zum Sieg. Es folgt ein heftiger Kampf zwischen König Grans und Erentrijc, dessen Männer laut Nederlant! (303) rufen. Zwar sind sie siegreich, doch kehren verwundet und blutverschmiert in ihre Burg zurück E Versorgung der Verwundeten und Schluss (337–411): Der König Grans und seine Männer schießen mit vergifteten Pfeilen, die von den Frauen gesammelt und verbrannt werden. In einer Audite-Formel legt der Sprecher die Bedeutung des Feuers für sein Publikum aus: Dieses Feuer verbrenne die Trauer der Reinen, verwunde aber den Bösen und den Lästerer. Also kehre das Gift zurück zu denjenigen, die es verbreitet hätten. Die Frauen jedoch versorgen die Verwundeten und heilen sie mit ihren Worten und einem ›Wundbrief‹ (369: Met woerden uut eenen wondebrief; gemeint ist wohl ein magisch wirkendes beschriebenes Blatt). Herr Erentrijc und Waern besuchen die Verwundeten und bitten sie, sich ihrer Verletzungen wegen auszuruhen. Die Verletzten entgegnen, dass sie wieder gesund und kampfbereit seien. Sie wollen erneut mit ihnen in den Kampf ziehen. Ihnen wird aufgetragen, gute Kleider anzuziehen und zu den Frauen zu gehen, wo man viel Freude empfangen könne. Der Sprecher preist das Verhalten von König Erentrijc als wahrhaft ritterliches Benehmen. Den Tugendhaften erfreue die Tugend, während Neid Ungemach stifte. Para l lelen: Ein Herr Erentrijc spielt in weiteren Texten in Handschrift Ha3 eine Rolle. In B511 interpretiert er einen allegorischen Jagdvorgang, auch König Grans kommt hier vor. Erentrijch nennt sich der Sprecher in den kurzen Sprüchen auf 6va, 31va und 66vb. Der Name kommt außerdem in Z68 als Autorname vor. Sonstiges: Brandis nennt den gegnerischen König offenbar versehentlich »Graus«. Der Text ist nur unter Einschränkung als Minnerede zu bezeichnen, da insbesondere der IchSprecher als Figur kaum hervortritt

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B496 Fehde zwischen Amor und Reden

B496 Fehde zwischen Amor und Reden Predigtartige Reflexionen über Herkunft und Formen der Minne mit anschließender allegorischer Erzählung von einem Vorrangsstreit zwischen Amor und Vernunft Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brauns/Thiele 1938, 130–135 Nr. 26

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Blank 1970, 87, 106f., 173, 184f.; Glier 1971, 269, 279–283, 415f., 421; Rheinheimer 1975, 9, 16–21, 75, 79, 81–83, 88, 91–95; Brandis 2VL 2 (1980), 717; Wallmann 1985, 300, 321; Tervooren 2006b, 182; Matter 2010a, 83

Überlieferung: Be8 19va–21vb; 308 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der ripuarischen Sammelhs. Be8, in der ältere, kleine Textgruppen noch erkennbar sind. So stehen die in der Hs. aufeinander folgenden Texte B496 und B336 durch die Sprache bzw. die Vorlage in einem niederländischen Traditionszusammenhang. – Unterschrift: Nota; – Sprache: Mittelrheinisch (?). Überschrift: – Inha lt: Die Minnerede besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Programm (A, B) und Narratio (C, D). Der programmatische Teil muss inhaltlich vor einem theologischen Hintergrund gesehen werden: Seine Thematik handelt er nach lateinischer Schultradition traktatmäßig und systematisch ab und gleicht teilweise einer Predigt (47: Bittformel, 71–74: Publikumsanrede). Der narrative Teil filtert aus ihm die zentralen Aussagen heraus und setzt sie in einen allegorischen Vorgang um. A Minne als ontologisches Prinzip (1–50): Der Sprecher stellt die beständige Minne als ›Urgrund‹ Gottes, des Kosmos (Planeten, Firmament, vier Elemente) und allen Lebens vor (5–7: myn was god ye und ye | und sal bliben emmerme | eyn vuor daz brant aen lesschen). Auf ihrem Fundament baue die ganze Schöpfungs- und Heilsgeschichte auf. Unter diesem Aspekt entwickelt der Sprecher am Alten (Schöpfung, Sündenfall, Verdammnis) und am Neuen Testament (Kreuzestod, Erlösung) die beiden wichtigsten Gebote: Gottesliebe und Nächstenliebe. Er verspricht all denen, die auf Erden diese Gebote einhalten, dass ihnen das Himmelreich zuteil werde. Ein Gebet um göttlichen Beistand beschließt diesen Teil (47–50). B Minne von Engeln, Menschen und Tieren (51–122): Der Sprecher bezieht sich explizit auf seine eigene Rede von der Minne als ontologisches Prinzip (51: Ierst soe

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sprach ich int begyn), bevor er sich der Unterscheidung der Minne von engel, mensch und dier (61) zuwendet. Am meisten interessieren ihn dabei die Menschen, da er diese für alle drei Arten der Minne fähig hält: 1. Minne der Engel / Caritas (63: der engel myn heyst Caritaet), 2. natürliche Minne / Liebe der Tiere (67: dieren haint natuo erlich neygen), 3. Vernunftliebe. Die höchste Art (die der Engel) und die niederste Art (die der Tiere) bezieht der Sprecher nur insoweit ein, als sie auch für den Menschen Gültigkeit haben können: Als ›Eremiten‹ (80) hätten die Menschen an der Minne der Engel teil, und als ›vernunftlose‹ Wesen, d.h. bei Missachtung von Reden (83; d.i. Ratio), an dem reinen Fortpflanzungstrieb der Tiere, der allerdings auch für die Menschen nach Gen 1,22 heilsgeschichtlich notwendig sei: wasset und meret ur geslecht, | ertrych vuo lt, et duoncht mich recht; | want yr nicht ewelich muo eget leben, | dair umb ist uch daz gegeben (71–74). Die dritte Art der Minne gründet auf Verständigkeit, Ehre und Tugendlehre. Was diese dritte Art, zu der nur Menschen fähig sind, alles ›lehren‹ kann, demonstriert der Sprecher abschließend in einem umfangreichen Anaphernkatalog (89–122: sy leert). Er umfasst alles, dair enige duo eght in is (121), d.h. alle nur denkbaren ritterlich-höfischen Tugenden. C Streit zwischen Amor und Vernunft (123–294): Der Sprecher bezieht sich erneut explizit auf die vorher behandelte matery (123) und kündigt an, dass er dazu den Streit zwischen Amor und Vernunft (127: Reden) erzählen wolle. Dieser sei uralt und doch immer wieder neu. Die beiden teilen sich überall in der Welt die Herrschaft und besitzen Länder, Burgen und Lehen gemeinsam. Amor will jedoch die Vernunft und seine Anhänger dazu bringen, ihm zu huldigen, worauf die Vernunft an ihn den gleichen Anspruch erhebt. Der erzürnte Amor bietet als Gegenreaktion in seinem besten Kastell auf Erden (144: genant dez mensschen cor) sein Heer auf, das aus allen Himmelsrichtungen zusammenströmt. Es kommen viele, wenn nicht gar alle seiner vortrefflichen Anhänger, sodass der Sprecher nicht alle ihre Namen aufzählen kann (Unsagbarkeitstopos). Das Heer setzt sich einerseits zusammen aus Personifizierungen der konventionellen Tugenden und ritterlich-höfischen Verhaltensweisen (Anaphernkatalog), andererseits aus männlichen Personifizierungen von psychologisch differenzierten Dispositionen wie z.B. Lieplich denchen, Hopen und Tzwivel (153), her vielgepeyns (156). Mit diesem Heer überzieht Amor das Land der Vernunft mit einem alles verzehrenden Feuersturm, tötet beinahe die Vernunft selbst und erobert ihre Kastelle, deren sprechende Namen auf die fünf Sinne des Menschen weisen: Gevuo elensteyn (215), Schouowenborch (221), Ruychendale (229), Pruonenborch (237) und Horenveltz (249). Als letztes (sechstes) Kastell erobert Amor noch Wayndorp (266; etwa: ›Denken-Dorf‹), in das er seine Inschrift einschreibt: myn, | meyster alre syn (277f.). In dieser aussichtslosen Situation bekennt Reden, der bisher kaum in Erscheinung getreten ist, dem ›Willen‹ (279: wil), seinem einzigen namentlich aufgeführten Anhänger, dass man schon zu Beginn der Fehde Amor hätte Widerstand leisten müssen. Dabei stützt er sich auf zwei Sprichwörter (289f.: zu vyl gehengen | deyt dicke groisse schade bringhen; 291f.: het sy bescheydenheit | de dbeghynsel weder steit). Im Nachsatz verweist er noch einmal deutlich auf den im Theorie-Teil behandelten Unterschied der Liebe von Mensch und Tier und die Wichtigkeit des Willens: men mach gair mit wil der zielen | natuo erlich neyghen wol vernyelen (293f.).

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D Lösung des Konflikts (295–308): Der Sprecher berichtet, dass zwischen beiden Kontrahenten der Frieden wieder hergestellt werde durch einen einzelnen, ungenannten und in Minneleid erfahrenen Ritter, und zwar nach ritters recht (299). Seine dialektische Lösung läuft darauf hinaus, dass Amor in der Jugend seinen Staat mit dem Rat der Vernunft (302: Redens raet) regieren solle, dass er aber im Alter Reden untertan sein und diesem huldigen müsse. Daraufhin versöhnen sich beide, und die Fehde endet mit der Märchenformel: und leefden beyde bescheydelich voirt (307). – Der Text endet abrupt mit dem Brevitastopos, dass ›viel Sprechen‹ (308) ungern gehört werde. Para l lelen: In B496, 295–297, und B423, 115f., wird der an einer Urteilsfindung bzw. Diskussion von minnekasuistischen Fragen beteiligte ›Schiedsrichter‹ übereinstimmend als ritter bezeichnet, dem selbst die Minne früher bitter war. – Auf die ›Rosenroman‹Tradition verweisen die Personifizierungen von seelischen Stimmungen sowie der Konflikt zwischen Amour und Raison. – Weitere kasuistische Minnefragen in einem narrativen Rahmen enthalten auch die rheinischen Minnereden B339, B410, B423, B480, B497. Sonstiges: Einzigartig ist diese Minnerede unter anderem deswegen, weil sie »deutlich in der Nachfolge des Rosenromans steht« (Brandis 2VL 2). Der Sprecher tritt kaum hervor und ist nicht affektiv involviert. Zu dem komplizierten allegorischen Vorgang vgl. auch Glier 1971, 421.

B497 Der Minne Born

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B497 Der Minne Born Großform einer Personifikationsdichtung mit systematischer Minnelehre und einer allegorischen Erzählung von einer Quelle, ihrer Vergiftung und Reinigung Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung noch 2. Hälfte 14. Jh. (?) (Be14) Überlieferung: Be8I 28rb–29vb; 262 V. Be8II 125ra–130va; 1078 V. Be14 1ra–1vb; 100 V.

Edition: Brauns/Thiele 1938, 184–213 Nr. 32 (nach Be8II mit Laa. von Be8I und Be14) Literatur: Blank 1970, 99f., 114, 130f., 155, 172; Glier 1971, 279–283, 377f., 408 Anm. 36, 420; Rheinheimer 1975, 10, 16–21, 33, 65, 75f., 95–101, 115–117, 245; Wallmann 1985, 271 Anm. 92, 297f.; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 548f.; Beckers 1989, 43; Tervooren 2006b, 182; Muschick 2Killy 8 (2010), 248f.; Matter 2010a, 83

Beschreibung der Überlieferung: Der von einem ripuarischen Verfasser stammende Text ist zwar über seinen Entstehungsraum nicht hinausgedrungen, jedoch hier erstaunlich häufig bezeugt. Relativ früh überliefert ihn bereits fragmentarisch Be14 (wohl noch 2.  Hälfte 14.  Jh.): Erhalten sind (im Folgenden werden immer die Verszahlen der Edition von Brauns/ Thiele 1938 angegeben) die Verse 61–85, 101–129 (105–108 fehlen), 145–169 und 185–209. Bisweilen hat Be14 plausiblere Varianten als die späteren Fassungen in Be8. Jeweils von anderer Hand und auch aus einer anderen Vorlage stammend steht der Text zweimal als letzter in einer doppelt überlieferten Dreiergruppe (B64, B239, B497) in der ripuarischen Sammelhs. Be8 (1. Viertel 15. Jh.). In der ersten Gruppe wird der Text nur fragmentarisch (V. 1–263) überliefert. Die den Dreiergruppen jeweils vorangehenden Texte (B336 bzw. ›Seghelijn von Jerusalem‹) stehen in niederländischen Traditionen. Beide Textzeugen von B497 in Be8 gehören eng zusammen und sind ohne signifikante Varianz; beiden gemeinsam fehlt V. 21. In Be8II fehlen darüber hinaus die Verse 416, 486, 508, 673, 690, 735, 792, 851, 948; die nicht ausgeführte Eingangsinitiale (Federzeichung über 12  V.) stellt einen Fisch und zwei Halbprofile dar; auf den V. 289 (126va: geistliche lude, monich und paffen) weist eine Zeigehand, die mit gleicher Tinte am linken Rand gezeichnet ist. – Unterschrift mit Titelnennung und Verfasserhinweis: Explicit der mynnen born, den machede ein mynre brueder. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: –

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Inha lt: (Zitate und Verszählung nach Brauns/Thiele 1938) . A Begegnung mit vier Damen an einer Quelle (1–64): Mitten im wilden Wald trifft der Sprecher auf vier schöne Damen. Angesichts der Damen denkt er über die schöne Maienlandschaft (mit Vogelgesang) nach und überlegt sich, ob diese die Damen zu Spaziergang und Spiel verlockt habe. Als er sich umschaut, befällt ihn Angst und ein unheimliches Gefühl. Die Damen nehmen ihm jedoch seine Angst und lenken seine Aufmerksamkeit auf die wunderbare, klingende, goldbeschlagene Quelle, an der sie sitzen. Sie stellen ihm einen Trank aus der Quelle in Aussicht und fordern ihn auf, sich zu ihnen zu setzen und sich mit ihnen zu unterhalten. Der Sprecher freut sich sehr über diese Gunstbezeugungen. Er meint, er könnte nicht besser empfangen werden, selbst wenn er mit Dietrich von Bern den Kampf aufgenommen und ihn übers Meer vertrieben hätte. B Vorstellung der vier Personifikationen (65–120): Der Sprecher sieht die kostbare Ausstattung der Damen und bittet diejenige, die eine Krone trägt und augenscheinlich eine Führungsrolle spielt, um nähere Auskünfte. Die Dame gibt sich selbst als Venus (83: Venus, vrouwe, godynne) zu erkennen, die anderen stellt sie als Frau Hoffen (87), Frau Zweifel (97: Thivel) und Frau Staete (104: Stedicheit) vor. Letztere trage gleich ihr eine Krone und sei weitgehend identisch mit ihr. Weiterhin präsentiert sie die Quelle als der mynnen born (113). Wer aus dieser trinke, gebe sein Herz zum Pfand. C Lehren der vier Personifikationen (121–674): Der Sprecher erbittet von Frau Venus einen Trank aus der Quelle. i Diese weist ihn darauf hin, dass er dann hercz, sin, moet und leben (132) in ihre Gewalt geben müsse. i  Er ist einverstanden und bittet um ein Belehrung über ihren ›Orden‹ (137). i Frau Venus, die sich jetzt die rechte Mynne (143) nennt, beginnt und zählt auf, was sie alles kann (hier sind Rückgriffe auf die lateinische amicitia-Tradion und den miles-clericus-Konflikt zu beobachten): Sie verursache Liebe und Leid; Minne sei ausschließlich auf Tugenden gegründet; der geliebte Partner fungiere als Alter Ego, und es dürften nur tugendhafte Ansinnen aneinander gestellt werden; Kinder und Alte seien von der Minne ausgeschlossen, dagegen Arme, Kranke und Geistliche zugelassen, wenn sie nur die betreffenden Tugenden besäßen und Untugend mieden (140–314). i Dann wendet sich der Sprecher an Frau Hoffen (315–321) und an Frau Zweifel (393–416). i Beide Personifikationen entwickeln jeweils von ihrem Selbstverständnis aus ein psychologisch differenziertes Minnekonzept, das auf ihrer dialektischen Verbundenheit basiert. So kann Frau Hoffen (322–392) sagen: wem si [Thivel] wont und machet siegh, | den kan ich met troiste erneren (356f.). Sinngemäß übereinstimmend erklärt Frau Zweifel (417–535): so wellich man wilt vro Hoffen leven, | der moes sinen sin dair zu geben | das hi mer wolle dienen auch (419–421). Dazu bereichern beide ihre Ausführungen durch verschiedene Bilder: Frau Hoffen z.B. durch eine FeuerAllegorie und die Redensart: sus is si Gelf und ich Gebelin (351), Frau Zweifel durch die Polarisierung der Jahreszeiten Winter und Sommer. i Zuletzt wendet sich der Sprecher an Frau Staete (536–551). i Im Mittelpunkt der Ausführungen von Frau Staete steht die kasuistische Frage, ob ein Liebender, der nach einem zehnjährigen treuen Dienst nicht erhört worden sei, sich einer anderen Dame zuwenden dürfe.

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Diese Frage wird unter dem Gegensatz von Beständigkeit und Wankelmut breit behandelt und schließlich verneint. Unter Berufung auf eine Quelle (589: als man inden bochen schryft) begründet Frau Staete ihre Antwort damit, dass derjenige, der bis zum Ende met truwen stete (590) bleibe, auch Glück erwerben könne, das seinen Kummer vertreibe (Dienst-Lohn-Mechanismus) (552–652). i Der Sprecher stimmt nach dieser, auch für seinen weiteren Weg programmatischen Lehre einen anaphorischen, hyperbolischen Preis auf Frau Staete an und erneuert seinen Wunsch nach einem Trank aus der Quelle. D Minnetrank (675–782): Frau Staete erinnert den Sprecher an den schon eingangs von Frau Venus genannten hohen Einsatz, den er für die Erfüllung seines Wunsches entrichten müsse. i  Nur zu gerne (Kaisertopos) geht er auf diese Bedingung ein. i Noch einmal stellen ihm jetzt alle Personifikationen gemeinsam leicht variiert die Frage nach dem Pfand, auf die er mit einem dreifachen Ja antwortet (709f.: ich sprach met vreuden: ›ja, ja, ja! | mer ist na dem borne soe ga‹). So kommt er in den Genuss des Trankes. Letztmalig wird das Pfand erwähnt, aber diesmal aus dem Mund des Sprechers, der jetzt realiter sein ganzes Herz an die Minne verpfändet. Voller Freuden betrachtet er die kostbare und wundersame Quelle, bei der er noch eine weitere Wirkung verspürt, nämlich die eines Jungbrunnens (722, 750). E Frau Huote (783–836): Der freie Zugang zu der Quelle und ihr übermäßiger Genuss können unstillbaren Durst und seelische Verwirrung hervorrufen, wie der Sprecher anschließend erfährt. Deshalb stellen ihm Frau Staete und Frau Venus eine ihrer Kammerfrauen, jonffrou Hoede (807), als Hüterin zur Seite: Er solle bei dem Genuss der Quelle nicht seinen ganzen Durst stillen, sonst würde einem die Quelle verleidet (Redensart 818: gebruechens vil macht satsemicheit). Der Sprecher erkennt, dass durch diese Beschränkung jeder erlaubte Trank eine noch sehr viel süßere Wirkung hat. F Locus amoenus (837–884): Auf Anraten der Jungfrau Huote, zu spelen her und dair (842) und erst wiederzukommen, wenn ihn großes Verlangen nach ihrem Trank ergreife, verlässt der Sprecher die Quelle. Er gelangt an einen Locus amoenus (Veilchen, Bäche, bunte und graue Hermeline, Vogelgesang), an dem sich eine Schar von modisch gekleideten Damen aller Altersgruppen vergnügt (Tanz, Musik mit Pfeifen, Tamburin, Fiedeln, Harfen und sentolen [881]). Überwältigt von diesem Anblick schildert er vor allem seine visuellen Sinneseindrücke (854, 857, 859, 861, 867, 871, 873, 879, 885, 890: ich sach, da sach ich u.a.). G Vergiftung der Quelle (885–1052): Aus Sehnsucht nach seiner Quelle kehrt der Sprecher nach einiger Zeit zurück, muss aber eine böse Überraschung erleben. Jungfrau Huote klärt ihn darüber auf, dass in seiner Abwesenheit ein Tier (912f.: nidich, loes und fel, | […] vreislich und gar wilde) mit menschlicher Gestalt und männlicher Stimme die Quelle vergiftet habe. Trotz der wiederholten Warnung der Huote trinkt der Sprecher aus der Quelle und lernt das ganze Leid der Minne kennen. Jungfrau Huote tröstet ihn in seiner Verzweiflung mit ihren Erfahrungen in Bezug auf die Quelle. Zweimal gibt sie ihm leicht variierend den gleichen Rat (950–956, 980–986), die Klagen zu unterlassen und weiterhin stetig und beharrlich auszuharren. Dann werde die Quelle bald wieder das Gift auswerfen. Das geschieht auch nach einem heftigen Kampf (1008: sus ginck sue sse met suren kiven) in seinem Inneren. So kann

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B498 Der dürre Baum

der Sprecher wieder den süßen Geschmack der geläuterten Quelle genießen. Voller Dank gelobt er der Jungfrau Huote, dass er ihr ewig dienen wolle. H Schluss (1053–1088): Nach der Titelnennung (1053: Alshier ent der born der mynnen) folgen eine Empfehlung für diejenigen, die die Quelle gewinnen wollen, die verkündeten Regeln einzuhalten und sich vor dem ›giftigen‹ Tier zu hüten, anschließend die Auslegung des Tieres und seines verhängnisvollen Wirkens (1067: clefferie) und eine diesbezügliche Verwünschungsfomel. Am Ende wird die Intention des Textes genannt: syn suesse lere stoirt | alle wencken und losen mynne (1074f.). Es folgt eine knappe Inhaltsangabe, reduziert auf das Wirken der fünf Personifikationen, und eine moralische Schlussapostrophe an jedermann, stede und auch behoet (1084) zu sein und gerne allen reinen Frauen zu dienen. Para l lelen: Zu dem Personifikationspaar Hoffen / Thivel vgl. B508; zu weiteren Parallelen vgl. Rheinheimer 1975, 292f. Anm.  31 und 309 Anm.  193. Glier 1971, 420 und Anm. 57, verweist darauf, dass B409 und B485 ebensowie mit Einschränkungen der letzte Teil von B497 zu den seltenen Beispielen einer »allegorisch verschlüsselten Erzählung mit nachfolgender Allegorese« zählen. Sonstiges: B497 ist die rheinische Minnerede, bei der sich am deutlichsten französisch-niederländische Einflüsse nachweisen lassen.

B498 Der dürre Baum Gespräch mit einem alten Mann über einen guten und wohlriechenden Baum, der als einziger keine Blätter und Blüten trägt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 109f. Nr. 90

Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh.

Literatur: Kossmann 1940, 109; Hogenelst 1997, Bd. 2, 223 Nr. 317

Überlieferung: Ha3 51vb–52va; 92 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Haager Liederhs., zwischen einem strophischen Liebesgedicht und der Minneklage B58. – Unterschrift: Die ’t t’ende wiste. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: –

B499 Der Blumengarten

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Inha lt: Man könne jeden Tag sehen, wie viele Wunder geschähen. Glück werde zu Unglück, Not zu Wohlstand. Der Sprecher bricht eines Morgens auf und kommt zu einem Obstgarten mit vielen blühenden Bäumen. Nur der große Baum in der Mitte trägt keine einzige Blüte. Als der Sprecher sich darüber wundert, kommt ein grauer alter Mann vorbei. i Der Sprecher fragt ihn, warum dieser Baum als einziger unter so vielen blühenden Bäumen keine Blätter oder Blüten trage. i Der alte Mann erklärt, dass dieser so freigebig einen süßen Duft spende, dass man den Duft der umstehenden Bäume kaum mehr wahrnehmen könne. i Der Sprecher fragt, was er für diesen Baum tun könne. i Der Mann antwortet, dass man das Gewächs, das seine Wurzeln in den Baum schlage und allen Saft und Blüten daraus ziehe, entfernen solle, um an deren Stelle andere Bäume zu pflanzen, die ihre Wurzeln in den Boden schlagen. Dann werde der gute Baum reichlich Obst tragen. Sonstiges: Die Unterschrift könnte darauf hinweisen, dass die Allegorie als Rätsel gelesen werden sollte.

B499 Der Blumengarten Gespräch über einen allegorischen Garten einer Dame, dessen schöne Blumen durch Unkraut und Schlangen vernichtet wurden Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung Mitte 15. Jh.

Literatur: Brandis 2VL 1 (1978), 903f.; Lieb 2005, 150–152, 160f.; Neudeck 2005, 11–13

Überlieferung: Wi16I 1r–3v; 138 V. Wi16II 9v; 24 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist in der Minneredensammlung der Hs. Wi16 zweifach überliefert. Nach dem ersten, am Beginn der Hs. stehenden Eintrag (Wi16I) sind zwei Drittel des Blattes freigelassen. Der zweite Eintrag (Wi16II) füllt genau eine Seite aus. Zwischen den beiden Einträgen steht die unikale Minnerede B442, nach dem zweiten Eintrag folgt der ›Krautgarten‹ (B500, dazu vgl. unten P a r a l l e l e n ). Der zweite Eintrag scheint ein Exzerpt des ersten zu sein. Er besteht aus den Versen Wi16I 1–4, 7–16 und 19–22, wobei nur geringe Wortvarianz festzustellen ist: V. 1: Do der winder (Wi16I) vs. Zu der zeit, do der windter (Wi16II); 3: vertiben (Wi16I) vs. verdrungen (Wi16II); 19: ich sach vor mir sten ein hag (Wi16I) vs. Ich gie zu ainem hag (Wi16II). Danach folgt in

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B499 Der Blumengarten

Wi16II ein eigenständiger Schluss von sechs Versen: Do hab ich dy zartten an gesehen, | Vnd die myniklich veriehen, | Die ich so lang ie gesach, | Des freit sich mein gemüette gach, | Das ist der myniklichen auch geschehen, | Die gesegent mich nächten mit spehen. Überschrift: – Inha lt: (Nach Wi16I) . A Spaziergangseinleitung (1–62): Nach einem umfangreichen Natureingang (Beschreibung des Mais, der den Winter zurückdrängt und für Fruchtbarkeit und Wachstum sorgt) berichtet der Sprecher von einem Spaziergang auf einem vertrauten Weg zu einer Wiese. Er sieht einen wunderbar von Blumen gezierten Hag, lauter Vogelgesang zieht ihn an, näherzukommen. Er kommt zu drei Bäumen, die von einer weißen Mauer mit grün-schwarzen Verzierungen eingeschlossen sind. Weil er herausfinden will, wer der Besitzer des Gartens ist, geht er um die Mauer herum. Durch die halboffene Tür sieht er eine sichtlich traurige, ihm offenbar namentlich bekannte Dame (58: ein frawn, genant Helein). Er verbeugt sich und grüßt sie. B Gespräch (63–144): Auf die Frage des Sprechers nach dem Grund ihrer Trauer und seinem Angebot, Abhilfe zu schaffen, will sich ihm die Dame mitteilen (70f. Sprichwort: ›Niemand soll seinen Kummer alleine tragen‹) und berichtet Folgendes: Der Garten gehöre ihr, sie habe darin verschiedene Pflanzen (genannt werden Rosen, weiße Lilien, Vergissmeinnicht, Wohlgemut, Gedenk-an-Mich, Augentrost, Habmich-Lieb) angebaut, um sich und ihr Herz an ihren Früchten zu erfreuen. Nun sei aber zwischen den Pflanzen bitterer Wermut gewuchert, dazu haben Giftschlangen die Pflanzen geschädigt, sodass die Dame deren Vernichtung fürchtet. i Der Sprecher rät ihr, sich einen Mann zu suchen, der sich verantwortungsvoll um den Garten kümmert. i Die Dame lehnt resigniert ab, da der Garten keinem mehr Freude bringen könne: Farn habe sich ausgebreitet und verdränge Wohlgemut; Vergissmeinnicht sei von den Schlangen vernichtet, Augentrost durch Nesseln, Rosen, Lilien und Klee durch Disteln verdrängt, auch Gedenk-an-Mich und Veilchen seien vertrieben. Sie schmücke dennoch die Außenseite der Mauer, damit die inwendige Zerstörung vor der Schadenfreude der untreuen Menschen verborgen bleibe. i Der Sprecher fragt nach dem Urheber des Zerstörungsprozesses. i Die Dame hat Gerüchte gehört, ihr Unglück sei durch einen Mann verursacht, dem sie aber immer treu gewesen sei. i Der Sprecher verwünscht den Urheber ihres unverschuldeten Leids: Sein Glück solle verwelken, sein erntereifer Hafer wieder grün werden. Para l lelen: Der Text ist aus ähnlichen und weitgehend identischen Motiven konstruiert wie der in der selben Hs. überlieferte ›Krautgarten‹ (B500), im Vergleich zu diesem jedoch schlichter und ungeschickter in der Diktion (vgl. dazu Lieb 2005, 151f., mit der Synopse der entsprechenden Textstellen 160f.). Sonstiges: Ungewöhnlich ist der Umstand, dass der Name der Frau genant wird: ›Helene‹ (V. 58).

B500 Der Krautgarten

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B500 Der Krautgarten Narrativ gerahmtes Gespräch über einen allegorischen Garten Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung Mitte 15. Jh. (Wi16) bzw. um 1450 (He9) Überlieferung: Wi16 10r–16v; 362 V. Be3 190v–198r; 356 V. Lg4 320v–328r; 357 V. Pr2 170r–175v; 360 V. He3 460r–466r; 359 V. He9 147v–155r; 360 V. Tr 20v–24r; 362 V. Be17 97r–104v; 357 V.

Edition: Haltaus 1840, 243–248 Nr. II 59 (nach Pr2 mit Laa. von Lg4); Matthaei 1913, 168f. (Laa. von He14) Literatur: Geuther 1899, 36, 144–146; Blank 1970, 100, 156; Schmidtke 2VL 5 (1985), 348f.; Westphal 1993, 201f.; Lieb 2001, 511; Neudeck 2005, 5–13; Lieb 2005, 150–152,160f.; Egidi 2008, 150–152; Klingner 2Killy 7 (2010), 32; Matter 2013

He14 68v–76r; 349 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im Kontext von Minnereden, vor allem in den großen Sammelhss. der zweiten Hälfte des 15. Jh.; in Be17 Spitzentext, in den Hss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) Schlusstext eines Minnereden-Blocks. Auffällig ist die Nähe zu ›Überlieferungsschlagern‹ der Gattung (B247 in He3 und Tr; B340 in He3; B372 in He14). In He14 geht der Text ohne Markierung in den Text der ›Liebesprobe‹ Fröschels von Leidnitz (Fischer Nr. 42) über – vielleicht, weil dort, V. 1f., von einem Garten die Rede ist, den ›treue Liebe‹ gebaut hat. In Wi16 steht der Text nach einem Eintrag des ›Blumengartens‹ (B499), der Struktur und Motive des ›Krautgartens‹ aufnimmt. Der Textbestand ist relativ homogen, die Handschriften unterscheiden sich jeweils nur durch geringfügige Textausfälle und einzelne neuformulierte Verse. Die iterierende Varianz (Worte, Wortstellung, Füllwörter) ist hoch, ohne dass sich eine signifikante Änderung der Aussagen ergibt – mit Ausnahme der Nennung der im Garten einst lebenden Personifikationen (Wi16 52: Fraw trew fraw er fraw myn; Pr2/Be3/Lg4: Frau triu, stätt vnd fraw mynn; Be17: ffrauw truwe frauw stett vnd auch frauw mynne; Tr: ffrawe stette frauw truwen vnd auch frauwe mynne; He3/He9: Fraw stet f. drüwe vnd fraw mynn; He14: ffrow trw stett frow säld frow mynn). Wi16 stellt sich in einzelnen Formulierungen und auch im Ausfall eines Verspaars (nach Wi16 112 = Pr2 111f.) gegen den Rest der Überlieferung. Relativ nah am Text von Wi16 (allerdings mit Ausfall der Verse Wi16 103f. und 155f.; vgl. jedoch u.a. Wi16

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B500 Der Krautgarten

282/Pr2 280 stiffter gegen pfleger im Rest der Überlieferung) ist die ›Hätzlerin-Gruppe‹ (hier haben Be3/Lg4 180 die richtige Sprecherangabe tett sie statt Pr2 tett ich; gemeinsam ist Be3/Lg4 auch der Ausfall von Pr2 254f. und 313, in Be3 fehlt zusätzlich Pr2 228). Unter den übrigen Hss. sind jeweils paarweise textlich enger verbunden: H3 und He9 (gemeinsamer Ausfall von Wi16 117f.; ebenso wie die ›Hätzlerin-Gruppe‹ auch hier Ausfall von Wi16 155f.) sowie Tr und Be17 (gemeinsamer Ausfall von Wi16 274; in Tr fehlt exklusiv Wi16 184; in Be17 fehlen die Verse Wi16 75f., 194, 346–348, das Verspaar 55f. ist vertauscht). He14 geht in seinen Textausfällen eigene Wege (Ausfall von Wi16 19, dafür ist nach Wi16 20 ein neuer Vers mit Reimwort eingefügt; Ausfall von Wi16 111, 212, 214, 219, 255–258, 271–274, 339f.), ebenso in der häufigeren Umformulierung von Versen (Reimwortvertauschung Wi16 21f., 187f., 189f., 293f.), ist aber etwas näher am Text von Wi16/Pr2/Be3/Lg4 als He3/He9 bzw. Be17/Tr. Überschrift: Von der frauwen Jm Garten (Be17; gleichlautend in Tr) Von ainem wurtzgarten (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: (Nach Wi16) · A Jagdeinleitung (1–38): Der Sprecher stößt im Mai, alleine auf der Beizjagd nach Fasanen, auf einen Hag, der einen herzförmigen Garten umschließt. Er kann weder Tür noch Sichtöffnung finden, stößt aber auf eine weinende, schwarz angezogene Frau, die ihn grüßt. B Gespräch (39–352): Auf die Frage des Sprechers nach dem Grund ihrer Trauer und seinem Angebot, Abhilfe zu schaffen, berichtet ihm die Dame in einer längeren Klage (44–120) Folgendes: Der Garten gehöre ihr und sei Wohnung von ›Frau Ehre‹, ›Frau Treue‹ und ›Frau Minne‹ gewesen. Auf Anraten der drei habe sie einen Gärtner verpflichtet, der ihr versprochen habe, den paradiesgleichen Garten und seine Pflanzen (genannt werden Wohlgemut, Vergissmeinnicht, Augentrost, Gedenk-anMich) zu pflegen und zu behüten. Das ewig maienhafte Blühen und Grünen des Gartens sei ihre ganze Freude gewesen. Nun aber sei alle Pracht verdorben: der Wohlgemut sei von Wermut überwuchert, statt Vergissmeinnicht und Gedenk-an-Mich stächen sie Nesseln und Dornen. Sie klage daher zu Recht und wünsche sich den Tod. Ihre Sorge gelte aber auch dem Spott über ihren Verlust, weshalb sie versuche, das Äußere des Gartens intakt erscheinen zu lassen.iDer Sprecher fragt, ob nicht der Gärtner zu tadeln sei. i Die Dame stimmt nur teilweise zu (125–183): Zwar hätte der Gärtner besser aufpassen müssen, Grund für die Verwüstung seien aber Giftschlangen, die auf die Vernichtung von Wohlgemut aus seien. Vor ihnen könne sich selbst der Vorsichtigste nicht schützen. Sie klagt zu Gott, dass diese Schlangen frucht dy der welt vnd got behagt (158) nicht verschonen. Leider sei ihr Garten nun vergiftet, ›Frau Treue‹, ›Frau Staete‹ und ›Frau Minne‹ daraus vertrieben. Einzig ›Frau Ehre‹ halte aus. Sie selbst werde von den Schlangen nicht in Ruhe gelassen, obwohl doch schon alles, was ihr je Freude gebracht habe, zerstört sei.iDer Sprecher zeigt sich mitfühlend, rät ihr aber, einen Versuch mit einem neuen, wachsameren Gärtner zu wagen.iDie Dame lehnt resigniert ab, da sie nicht glaubt, dass es einen

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solchen Gärtner geben könne. Zudem liege ihr Unglück nicht nur an dem Gärtner, sondern sei schicksalhaft (219f.: Souil das ich mir han gedacht | das ich zu frewdn nit pin gemacht). Sie beklagt die Ungerechtigkeit, dass sie nun leide, obwohl sie viel bescheidenere Freuden anstrebe als viele andere Frauen, in deren Garten ein ständiges Kommen und Gehen herrsche, die aber vom Unglück verschont blieben.iDer Sprecher gibt zu bedenken, dass im Garten dieser unbeständigen Frauen zu deren Schaden das Kraut after rew (261) wachse. Da es zu beklagen sei, wenn in einem Garten einer ehrenhaften Dame nach einer Enttäuschung kein neues Wachstum folge, solle sie alles daran setzen, den Garten wieder herzurichten. Sie könne ja auch dem ursprünglichen Gärtner eine zweite Chance geben.iDie Dame bekräftigt, dass sie niemanden mehr einstellen wolle und dem Gärtner bereits endgültig abgesagt habe. iDer Sprecher bittet sie, sich zumindest in Gesellschaft zu begeben und sich dort aufheitern zu lassen.iObwohl sie gesteht, Vergnügungen zu hassen und nur in der Einsamkeit gut zurechtzukommen, lenkt die Dame ein: Sie wolle von ihrer Klage ablassen und neue Hoffnung zu schöpfen, da sie nichts mehr zu verlieren habe. Sie verabschiedet sich und dankt für die Anteilnahme.iDer Sprecher versichert, dass er ihr dienen wolle, und wünscht ihr Entschädigung für ihr Leid.iDie Dame will statt einer Entschädigung die Bestrafung der Schlangen, da sie deren über ihre Person hinausgehende Schadenswirkung sieht.iDer Sprecher stimmt ihr zu, berichtet aber hoffnungsvoll, dass schon viele dieser Schlangen getötet und Fraß der Insekten geworden seien.iDie Dame dankt ihm für diesen Trost und befiehlt ihn Gott. C Schluss (353–359): Der Sprecher reitet wieder nach Hause. Er schließt mit einem Segenswunsch: Die Dame möge von all denen erfreut werden, die ihr jemals Leid zugefügt haben. Para l lelen: Für B499 hat der vorliegende Text offenbar das Muster abgegeben. Ein herzförmiger Garten wird auch in B386 beschrieben. Tugendpersonifikationen als Gartenbewohnerinnen begegnen in B428. Garten- und Blumenallegorese findet sich auch in B366. Zu allegorischen Pflanzen vgl. auch B48 und Z75.

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B501 Die Jagd

B501 Die Jagd Kurze Jagdallegorie als Bekenntnis zu andauerndem Werben um eine edle Dame Ve r f a s s e r : Peter Suchenwirt Datierung: früheste Überlieferung Ende 14. Jh. / Anfang 15. Jh. Überlieferung: Wi22 S. 157–159; 66 V. *Neidensteiner Hs. Nr. 11

Edition: Primisser 1827, 85f. Nr. XXVI (nach Wi22); Bobertag 1886, 162–164; Kiepe/Willms 1972, 128–130 (nach Wi22, mit nhd. Übersetzung) Literatur: Primisser 1827, 285–287; Weber, O. 1937, 151–153; Glier 1971, 203; Wallmann 1985, 304; Janota 2004, 339

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Suchenwirt-Autorsammlung Wi22 nach B449 und vor einer politischen Rede (Primisser Nr. XXVII). In der seit dem 17. Jh. verschollenen Neidensteiner-Hs. stand der Text ebenfalls im Rahmen einer Suchenwirt-Autorsammlung, nach einer Zeitklage (Primisser Nr. XXI) und vor B403. Überschrift: Daz gejaid (Wi22) Inha lt: A Vorgedanken (1–7): Der Sprecher hält sich an die Warnung der Weisen, dass Übermut oft auf den ›Pfad der Sorge‹ führe, und sucht auf geradlinige Weise nach Trost für seinen Kummer (5: trostbejag). B Allegorie (8–66): Das Bild eines Jägers, der seinen Lieblingshund anleint, ihn aber auf der richtigen Fährte, in der Hoffnung auf Erfolg, auch frei laufen lässt, wird vom Sprecher auf sein eigenes Tun übertragen (wobei die Konstruktion der Allegorie am Anfang etwas uneinheitlich erscheint): Sein Trost sei der Jäger, der sein Herz angeleint habe. Daher sei er (der Sprecher) einer Fährte ins hohe Gebirge gefolgt, wo ihm das Herz leider weit vorauslaufe. Er setzt aber nach, zusammen mit seinem Hund ›Liebe‹, der bei Anblick des Wildes große Ausdauer und Entschlossenheit zeigt. Nur zwei Gewitter – ›Melde‹ und ›Merke‹ – bedrohen seine Freude. Er ruft seinen Hund zurück und warnt ihn vor den Folgen der Unwetter, die unter anderem darin bestehen, dass sie die leuchtenden und durchdringenden Augen, die zwei Herzen erst zur Jagd anstacheln, erblinden lassen. Der Sprecher merkt an, dass viele Jäger nur in der Ebene und im Tal bleiben und Kleinwild jagen, nie aber edlere Tiere. Er will dagegen nur im Gebirge jagen und dort auf Frau Saelde, auf Erlösung und Trost warten. Da man sagt, dass das Wild mit der Länge der Jagd müder wird und schließlich nicht

B502 Die Jagd auf einen edlen Fasan

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mehr laufen will (58–63), wolle er sich ewig Hoffnung auf Jagderfolg machen und wünscht, ein zartes und liebliches Wildtier zähmen zu können. Para l lelen: Herz und Liebe treten als Hundenamen auch in B513 auf. Dort begegnen auch weitere Details (›Merker‹ in der Rolle der Minnefeinde, Distanzierung vom Jagen nach Kleinwild, Ausharren). Weber, O. 1937, 151f., vermutet in der Referenz auf Jagdwissen in V. 58–63 eine Anspielung auf B513 (nach Schmeller 1850).

B502 Die Jagd auf einen edlen Fasan Großform einer Jagdallegorie, in der ein Jäger (Sprecher) über seinen Hund und den zu jagenden Fasan reflektiert und einen zweiten Jäger belehrt, der zunächst unehrenhaft jagt; Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1483 Überlieferung: Wi4 18v–44r; 279 Str. (1953 V.)

Edition: Mareiner 1990, 212–397 (mit nhd. Übersetzung) Literatur: Glier 1971, 253–256; Glier 2VL 4 (1983), 466f.; Janota 2004, 339

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Minnereden-Sammelhandschrift Wi4. Zusammen mit B392 und B266 bildet der Text eine möglicherweise von demselben Verfasser stammende Trias (vgl. P a r a l l e l e n ). Überschrift: – Inha lt: Die grundlegenden allegorischen Bedeutungen dieser Minnerede sind eindeutig: Der Jäger ist der Werbende, der Fasan die geliebte Dame. Dennoch bleiben der Sinn mancher Passagen und mehrmals auch die Sprech- und Erzählsituation unklar. A Jagdvorgang und Jagdreflexion (Str. 1–65): Der Sprecher ermahnt die hochgestimmten Jünglinge (Apostrophe 1,1: Ir knaben hoch gemuote), die Beizjagd edler Jäger zu bewahren, und belehrt sie über die Erziehung vortrefflicher Hunde. Mit seinem Hund an der Leine, der nach vielen Strafen und Anstrengungen den edlen Geruch zu erkennen vermag, beginnt er seine Jagd, auf der Suche nach dem, was ihm das ›Glücksrad‹ (10,4) gönne. Das Verlangen beherrscht Jäger und Hund, der an der Leine zieht, als wolle er ›ersticken‹ (15,7). Der Mangel an Lockvögeln verlangsamt die Suche des Sprechers. Als er den Gesang des Fasans in den Auen und auf den Feldern

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B502 Die Jagd auf einen edlen Fasan

hört, ist er mit Freude erfüllt, während er das Ausbleiben des Gesangs als härteste Strafe empfindet. Er fordert den Hund zur Selbstbeherrschung auf, der vor Begierde weint (17,1f.: Die zäher tetten vallen | dick uß des hundes ougen) und zittert. Der Hund lässt sich dann von der Hoffnung belehren. Seinerseits erhofft der Sprecher die Belohnung seiner treuen Jagd auf edlen, zurückgezogen lebenden Fasan. Er hebt die Seltenheit des Vogels hervor: Er habe bereits viele Fasane gesehen und doch nie einen gegessen (26,2). Schon der Anblick des Vogels, in dessen Gefangenschaft sich sein Herz befinde, bringe große Freude. Der Sprecher preist dann die Vorzüge seines Hundes: Keine Hilfsmittel (34,1: ertzny), z.B. schimmliger Käse (34,3: schimliger käs), seien nötig, um seinen Geruchsinn auszubilden; der Hund vollbringe große Wunder, als ob er den Minnetrank des Tristrant (43,6) getrunken hätte; er freue sich über die Strafe seines Meisters, die er als Zeichen der Liebe verstehe, und unterdrücke sein Verlangen durch vorcht und scham (46). Auf seiner Jagd will der Sprecher das Wild weder schießen noch in Netzen fangen, um es nicht zu verletzen, sondern sich an seinem Anblick ergötzen. Er konzentriert seine Gedanken auf den Erfolg und befiehlt dem Hund, dem Heil zu folgen, denn seine Suche habe ein hohes Ziel. Daneben distanziert er sich von den unbeständigen Jägern, die morden, statt minnegerechte Jagd zu betreiben (65,4f.: es sagt der minne orden: | man sol umb krieg niht jagn, sonnder umb suon). B Streitgespräch der zwei Jäger (Str. 66–191): Ein anderer Jäger, den die ›Krankheit‹ (66,4) des Sprechers, d.i. sein unerfülltes Verlangen, erbarmt, kommt heimlich zu ihm und bietet ihm seine Hilfe an. Er argumentiert für den Nutzen und den Genuss der Jagd: Ein gebratenes Wild sei besser als zwei im Feld. Man solle sich sättigen und seine Glieder erfreuen.iDer Sprecher empört sich über den Rat und tritt für eine Jagd in bedingungsloser Haltung und wahrer Liebe ein. i Der zweite Jäger wirft ihm vor, seine Art zu jagen sei töricht und schade dem Hund und den Beizvögeln. iDer Sprecher erwidert, er wolle kein Wildbret, sondern Freude durch seine Jagd erlangen.iDarauf rät ihm der zweite Jäger, das zu schützen, was in seinem Herzen sei, und alles andere zu genießen, um den Kummer abzuwenden. i Der Sprecher plädiert aber für Selbstbeherrschung und eine Jadg ohne Hinterlist.iDer zweite Jäger versucht, ihn in seine Art zu jagen (mit Netzen, Korb und Fallstrick) einzuweihen.iDer Sprecher lehnt seine Lehre ab und verurteilt seine Treulosigkeit. Er dagegen wolle sich um seinen Fang, die Minne eines edlen Wildes, mit beständiger Liebe bemühen.iSchließlich erkennt der zweite Jäger die Richtigkeit der Jagdlehre des Sprechers und bereut, ihn getadelt zu haben. Früher habe er geglaubt, das Morden und der Fang des Wildes wären keine Sünde, nun wolle er aber in Buße alt werden. Deshalb bittet er den Sprecher, ihn zu belehren und ihm zu sagen, womit man die Unbeständigkeit büßen könne. C Jagdlehre und Belehrung des Fasans (Str. 192–278): Der Sprecher willigt ein, seine Lehre zu vermitteln. Man solle die ›Afterreue‹ fürchten und vermeiden, indem man das Wild nie verletze, denn Reue könne das Wild nicht entschädigen (193,1f.: Was aines ist verschrotten  | das haysset nimmer gantz). Wer ohne Treue suche, verdiene ewigen Fluch. Der Sprecher klagt über die Bosheit schlechter Jäger, die nicht sofort als solche erkennbar seien und edlen Wesen Schaden zufügten, ohne die Folgen ihres

B503 Der entflogene Falke

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Tuns zu bedenken. Der zum Guten bekehrte Jäger verabschiedet sich am Ende beschämt: Er wolle sich der Buße widmen, da er früher die Untreue mit Worten versüßt habe. – Der Sprecher richtet nun seine Lehre an den Fasan, den er vor der Gefahr und Hinterlist, Habgier und Falschheit schlechter Jäger warnt. Er solle seine Gunst nicht voreilig gewähren und die Scham nicht vergessen. Der zahme Fasan verliere seine Würde: Lasse er seine Federn fallen, so werde sein Flug langsam, und er müsse sich mit einer unwürdigen Speise begnügen. Ebenso solle das Wild seinen Duft nicht verlieren. Sowohl die Jäger als auch das Wild sollten sich von dem Bösen abwenden. – Zum Schluss nennt der Sprecher die Absicht seines Gedichts, die Treulosigkeit abzuwenden, und versichert, in der Zukunft seinen ganzen Verstand für den Schutz des edlen Wilds und seiner Freiheit einzusetzen. Der Text endet mit der Aufforderung Waug es. Para l lelen: Der Text gehört zur sogenannten Hadamar-Tradition (siehe dazu Glier 1971, 243–262). Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten der in Wi4 überlieferten Texte (auf grammatischer, lexikalischer und inhaltlicher Ebene, vor allem aber in der Einsetzung von Bildlichkeit und Motivik) ist nicht auszuschließen, dass diese sechs Minnereden (B392, B502, B266, B487, B69, B229) ein Autorencorpus darstellen (dagegen: Glier 1971, 256). Eine Einheit bilden jedoch nur die ersten drei Texte der Sammlung, B392, B502 und B266, die in B266, Str. 146–157, auch explizit thematisiert wird.

B503 Der entflogene Falke Gespräch des Sprechers mit einer Dame, deren gut erzogener und geschmückter Falke entflogen ist und die es aufgibt, nach ihm zu suchen, was der Sprecher als vorbildliche Treue preist Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Matthaei 1913, 92–96 Nr. 9

Datierung: Überlieferung vor 1410

Literatur: Kasten 2VL 2 (1980), 569f.; Uhl 2010, 276 Anm. 21, 286

Überlieferung: He10 134r–140v; 284 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im zweiten Teil der reinen Minneredensammlung He10. Überschrift: Diser spruch ist von dem valken

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B503 Der entflogene Falke

Inha lt: A Exposition (1–14): Der Sprecher beklagt sein Minneleid. Die Traurigkeit fließe wie ein schneller Bach durch seine Gedanken und beraube ihn seiner Freude. B Spaziergang (15–61): Vom Kummer bewegt wendet sich der Sprecher einem Wald zu, läuft durch grünen Klee (21: rante durch den grue nen kle) und sieht plötzlich eine schöne Dame im Passgang (24: zelten) auf sich zukommen. Er befürchtet, dass sie vor ihm in den Wald fliehen will, doch sie bleibt. Er bemerkt, dass auch sie von Leid beherrscht wird. Sie grüßt ihn freundlich. Er wendet sich ans Pulikum und preist ihre Schönheit, weibliche Würde und Beständigkeit. C Gespräch (62–271): Die Dame klagt dem Sprecher ihr Unglück: Ihr Falke, den sie auch als freude spil (70) und mins herczen kuerzwile (71) bezeichnet, sei ihr entflogen (81f.: mir ist enpflogen | ein valk, den ich het erzogen), und sie sei ihm allein in den Wald nachgelaufen. Der Verlust des Falken, den sie liebevoll großgezogen habe, nehme ihr für alle Zeit ihre Freude. Seit ihren ersten Kinderspielen mit Puppe und Ball (100f.: sit ich die ersten kindes spil, | dy tocken und den bal verlie) habe sie keine so angenehme Unterhaltung wie durch den Falken erfahren. Der Vogel sei so schön und aus einer edlen Zucht gewesen. Die Dame bittet den Sprecher um Rat, was sie tun solle.iIn der Absicht, die Dame zu trösten, rät ihr der Sprecher, dieselbe Kunst, mit der sie den entflogenen Falken großgezogen habe, einem anderen Falken zuzuwenden. Kurz: Sie solle einfach einen neuen Vogel aufziehen.iDie Dame reagiert abweisend. Sie würde niemals einen weiteren Falken aufziehen. Man nenne es wohl geungebildet (153: ›unvorstellbar‹), dass sich jener Falke ihr entfremdet habe, den sie seit seiner Geburt (156: sit daz er uz der schaln kroch) so zärtlich erzogen habe. iDer Sprecher tröstet die Dame und erklärt sich bereit, in den Wald zu reiten, um den Falken zu suchen.iDoch sie lehnt das Angebot mit der Begründung ab, es schaffe nur zusätzliches Leid, wenn der Sprecher sich für sie abmühe. Am Ende würde er ihr wegen seiner treuen Dienste nur zornig werden, denn der Falke sei unwiederbringlich verloren. Die Dame berichtet nun von ihren Erfahrungen mit dem Falken: Sie habe ihn über viele Jahre erzogen, ohne dass ihr untat, untugend, alle unart (181) an ihm aufgefallen seien. Vielmehr habe sie ihn davor bewahrt und ihm der Regel gemäß gelehrt, die Lockspeise (185: daz luder) gern anzunehmen. Nur heute habe er gescheut und sei nicht ihrem Rufen gefolgt, vielmehr sei er mit schnellem Flügelschlag über den Wald hinweg davongeflogen. Sie wolle nun trauern wie eine Turteltaube, die sich nach einem Verlust auf einen dürren Zweig setze und klage. Wo auch immer der Falke gefangen werde, dort werde er niemals so umsorgt und gepflegt wie bei ihr. Das Gefieder des Falken sei überall glatt und an keiner Stelle struppig gewesen. Da sie ihn jagdgemäß mit einer Kopfbedeckung und Fußbekleidung versehen habe (230f.: gehue bet | und beschuhet), müsse der Vogel ihre Liebe wohl bemerkt haben. Nun führe er das rote Gold und die glänzenden Schellen hinweg, deren Klang ihre Freude im Herzensgrund entzündet hätte. Nun, da er weg sei, müsse sie in Leid vergehen. Die Dame windet ihre Hände und bittet den Sprecher, nach Hause zu reiten und die nutzlose Suche aufzugeben. Die ›Zahmheit‹ (260: die zame) sei dem Falken schon genommen, er reagiere nicht mehr auf Menschen.iDer Sprecher drückt erneut sein Mitgefühl und seine Hilfsbereitschaft aus.iSie lehnt wiederum ausdrücklich ab.

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Er solle es sein lassen und umkehren. Sie wünscht ihm den Schutz Gottes und trennt sich von ihm. D Lehre und Lob der Treue (272–284): Der Treue einer reinen und würdigen Frau gegenüber – so die Lehre des Sprechers – sei alle andere Treue schwach. Wahre Treue gebe es nur bei guten Frauen. Er wünscht und gönnt der Dame, dass ihr ein selig fuont (280) widerfahre. Para l lelen: Die Minnerede wirkt wie eine Episierung des Falkenlieds des Kürenbergers (MF 8,33), auf das sie aber kaum direkt zurückgehen wird. Das Motiv war vor allem im Lied weit verbreitet (vgl. Kasten 2VL 2 [1980], 569), jedoch kaum in den Minnereden: Vergleichbar ist lediglich noch B512, in der jedoch ein Mann den geliebten Falken verloren hat.

B504 Jagdallegorie Belauschtes Gespräch eines Jägers, der zehn Jahre erfolglos eine Hirschkuh gejagt hat, mit einem falschen Ratgeber; der Sprecher erjagt auf falsche Weise sehr schnell die Hirschkuh und lässt sie anschließend bei einem Minnegericht als untreu verurteilen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 14. Jh. Überlieferung: Wa 102ra–103vb; 316 V.

Edition: Stejskal 1880b, 259–268; Schulz, F. 1896, 234–237 Literatur: Blank 1970, 188–190; Blank 2VL 4 (1983), 468f.; Päsler 2000, 91–93; Janota 2004, 339; Schmolinsky 2Killy 6 (2009), 87–89

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert im dritten Teil der Pergamenths. Wa als einzige Minnerede der Hs. Überschrift: – Inha lt: (Zitate nach Schulz, F. 1896) · A Rahmen (1–3): Der Sprecher eröffnet den Text mit einem Bekenntnis: Wenn er fähig wäre, zu jagen, würde er in den Wald gehen. B Klage des erfolglosen Jägers (4–75): Es folgt eine Er-Erzählung von einer Jagd: Lange jagt ein junger Mann mit seinen Hunden nach einer Hirschkuh, die ihm aber stets entwischt. Er ist erschöpft (14: ein wegmüeder man) und klagt, dass ihm weder sein Ausharren noch seine Treue, die Gewissenhaftigkeit seiner Hunde, die Errichtung

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B504 Jagdallegorie

eines Hags mit ausgelegten Schlingen, schließlich auch keine Zauberei (32: nigromante; konjiziert aus nügerate) Erfolg bei der Verfolgung der Spur gebracht haben. Dabei besitze er die besten und tapfersten Hunde: Trost, Harre, Staete und Treue. Besonders hebt der Jäger die Eigenschaft seines Hundes Staete hervor, der auch dann noch das Wild verletze, wenn alle anderen schon aufgegeben hätten. Zur Jagd auf die Hirschkuh seien jedoch auch seine Hunde nutzlos. Müde und leiderfüllt legt er sich nieder. In diesem Moment tritt ihm ein weiser Mann entgegen, der seine Klage gehört hat. C Gespräch des Jägers mit einen weisen Mann (76–152): Der Weise fragt, warum er dort liege.iDer Jäger hält den Mann für einen von Gott gesandten Retter und bittet ihn um Hilfe: Seit zehn Jahren sei er auf der erfolglosen Jagd nach einer Hirschkuh. Da er sich ganz und gar verpflichtet habe, das Tier zu erlegen, solle der Mann ihm raten, was er noch tun könne. – Erst an dieser Stelle (93–96) berichtet der Sprecher, zufällig auf die beiden Gesprächspartner gestoßen zu sein und ihr Gespräch hinter einem Busch belauscht zu haben. – Der Jäger nennt dem Mann die Namen seiner Hunde, die von Tadel frei sind, aber ihn dennoch betrüben.iDer Weise erklärt die Hunde des Jägers für untauglich. Wolle er gute Beute machen, solle er lieber auf die Hunde Zweifel, Wankelmut und Falschheit vertrauen, denn diese gäben dem Wild keinen Aufschub und keine Ruhe. Sie seien strîtlöuf (125; ›Kampfläufer‹?), keine Jagd sei ihnen zu schwierig.iDer Jäger lacht über den Rat des Weisen und drückt seine Abneigung gegenüber solchen Jagdmethoden aus (131f.: solt ich mit trugenîe | umbe gân nu, phîe!). Er wolle an seinen treuen Hunden festhalten, sollte er auch stets leiden müssen. Der Jäger verjagt den weisen Mann und droht, ihn zu verprügeln oder gar aufzuhängen. D Jagd des Sprechers (153–203): Auch der Sprecher verlässt den Ort. Er versucht, dem Rat des weisen Mannes zu folgen. Die drei (falschen) Hunde findet er ohne Mühe, sie sind allgegenwärtig. Dann begibt sich der Sprecher auf die Fährte der Hirschkuh, die nun von seinen Hunden – wie vorausgesagt – schnell und ohne größere Umstände gefangen wird. E Minnegericht (204–249): Der Sprecher sieht die Minne mit ihrer Gefolgschaft heranreiten und bittet in einer Selbstanklage um Urteil und Fürsorge (210: urphlichtes): Er habe mit unredlichem Rüstzeug (nämlich den Hunden Falschheit, Wankelmut und Zweifel) eine Hirschkuh gefangen. Er habe damit eine Beute gemacht, die ein aufrechter Jäger in zehn Jahren, trotz kluger Jagdweise und guter Hunde nicht habe erlangen können.iDie Minne wendet sich sogleich an ihren Sohn: Da er alles ebenso wie sie vernommen habe, solle er nach der Rechtsordnung das Urteil sprechen. iSo fällt der Sohn der Minne das Urteil: Ihm erscheine rechtmäßig und auch der Abschreckung dienlich, der Hirschkuh ›die Augen auszubrechen‹ (239), da sie sich von Falschheit, Wankelmut und Zweifel habe stellen lassen. Da allen das Urteil allen richtig erscheint, wird das Gericht der Minne aufgelöst. F Schluss mit Auslegung und Lehre (250–316): Der Sprecher wünscht, dass es allen, die sich durch Falschheit statt durch Staete werben lassen, so ergehe wie der Hirschkuh. Er verflucht sie und überantwortet sie dem Teufel: ›Im Fegefeuer‹ sollten sie sich ›erwärmen‹ (278f.). Da das loterieren (286; leichtfertiges Handeln) in die Welt

B505 Die Jagd der Minne

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aufgekommen sei, richtet sich der Sprecher direkt an Luzifer (Apostrophe): Er solle ein Zelt errichten, darin Stroh und Mist ausbreiten und seine Mutter darum bitten, diesen Leuten Heu als Futter zu geben. Wer einen beständigen Mann, der so treu und rechtmäßig werbe, zugrunde richte, habe nichts Besseres verdient als diese Entehrung. Für die Seelen dieser Leute aber bittet der Sprecher um göttliche Gnade. Er schließt mit der Aufforderung, die Rede mit ›Amen‹ zu bestätigen. Para l lelen: Auffallende Ähnlichkeiten mit B505; siehe dort. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Königsberger Jagdalegorie‹.

B505 Die Jagd der Minne Allegorische Jagd auf eine Hirschkuh, deren Erfolg durch einen falschen Heckenjäger und dessen unhöfische Hunde verhindert wird Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1822, 293–307 Nr. 126

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: Blank 1970, 193; Glier 1971, 224f.; Glier 2VL 4 (1983), 467f.; Wallmann 1985, 309; Janota 2004, 339

Überlieferung: Ka3 120va–123va; 478 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ka3 nach einer Totenklage und vor einer ironischen Reimrede (›Meister Irregang‹). Überschrift: – Inha lt: A Aufbruch zur Jagd (1–60): Der Sprecher entscheidet sich, auf die Jagd zu gehen und freut sich darüber, beständige Hunde zu besitzen. Seinem Leithund wünscht er Glück und Jagderfolg. Später lässt er sich auch die anderen Jagdhunde bringen und eilt los. Der Leithund findet eine Fährte, und die Suche nach dem Wild beginnt (Bescheidenheitstopos in 22f.: Min kunst was da clain | Wan daz ich volgt dem hunde). Als sich der Sprecher dem Wald nähert, findet der Hund die Spur des Wildes, und der Sprecher bringt ihn dazu, in Stille zu suchen. Der Leithund folgt der rechten Fährte, bis der Sprecher seine schöne, zarte Hirschkuh erkennt. Der Sprecher genießt den Anblick des Wildes und ist auf seiner eifrigen Jagd hochgestimmt.

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B505 Die Jagd der Minne

B Gruppierung der Hunde und Unterredungen mit dem Jagdknecht (61–140): Der Sprecher lobt Gott dafür, dass er seine Hunde auf die Fährte loslassen darf: Zuerst setzt er Wille ein, dann Liebe und Trost, da die drei schnell laufen. Mit dem Klang seines Hornes ruft er seinen Jagdknecht, der den Ruf beantwortet und mit den übrigen Hunden zu ihm kommt. Der Sprecher fragt den Knecht, welche Hunde er auf das Wild hetzen solle: Er habe sich überlegt, Harre, Staete und Treue erst später loszulassen und Trauern, Zweifel und Vermögen von der Fährte fern zu halten. Die drei solle der Jagdknecht an ein Band zusammenlegen. Zum richtigen Zeitpunkt wolle er dann Freude, Nutz und Maß dem Wild nachjagen lassen.iDer Knecht rät ihm, sich schnell zurück zur Fährte zu begeben, doch dem Wild gelingt es, in den Wald zu fliehen. Trost folgt ihm als erster, während der Sprecher seine Jagd fröhlich fortsetzt und dem Gebell von Wille zuhört. C Begegnung mit dem Heckenjäger (141–230): Bald trifft der Sprecher auf einen zornigen Heckenjäger, der Netz und Seil mit sich trägt und der ihm den üblichen Jägergruß verweigert.iDer Sprecher begrüßt ihn jedoch und fragt, ob er seine Hunde verloren habe. i Der falsche Jäger rühmt sich, mehrere Hunde als er zu besitzen, wobei sich der Sprecher wundert, dass ein Jäger mit vielen Hunden Fallen verwenden wolle (154–156: Daz kain maister hecken slachen sol | Der so wol behundet wär | Mir sint sail vnd netz vnmär).iEr dagegen wolle das edle Wild weder töten noch verletzen, da er die Jagdweise tugendhafter Jäger befolge.iDer Heckenjäger hält die Jagdeinstellung des Sprechers für töricht und bekennt sich zur Jagd auf Gewinn. Er nennt nun die Namen der Hunde, auf die er sich verlasse: Unverschwiegen, Fälschen, Betrügen, Lügen.iDer Sprecher erschrickt, als er diese Namen hört, will jedoch auch die Namen der übrigen Hunde des Heckenjägers erfahren.iDer falsche Jäger erwähnt dann Unstaete, Treulosigkeit, Wankelmut, Neid, Schwatzen (›Kall‹), Rüge, Schande und Schalk.iDer Sprecher antwortet, er würde sich an seiner Stelle schämen, derartige schadenbringende Hunde zu benutzen.iAls ihm der Heckenjäger mehr von seiner Meute erzählen möchte, unterbricht ihn der Sprecher und verabschiedet sich eilig von ihm. Er will sich nun so schnell wie möglich vom falschen Jäger entfernen, denn er befürchtet, dieser wolle die eigenen Hunde auf seine Fährte loslassen und somit seine Jagd beeinträchtigen. D Erfolgloser Jagdvorgang (231–469): Als der Sprecher Wille und Freude hört, rennt er zu seinen Hunden. Er sieht das Wild vor den Hunden stehen (Augenblick des sogenannten bil) und hofft auf die erfolgreiche Beendung der Jagd. Plötzlich erscheinen Schalk und Rüge, und der Sprecher befürchtet, dass der falsche Jäger den bil stören wird. So bittet er seinen Jagdgesellen um Rat. Der Knecht ermutigt ihn, das Wild in den Wald fliehen zu lassen und auf seine vorzügliche Meute zu vertrauen. Der betrübte Sprecher macht sich Sorgen um sein Wild, dem sowohl seine Hunde, als auch die des Heckenjägers nachjagen. Er könne nie wieder froh werden, wenn das edle Wild von dem Treulosen gefangen werde. Der Jagdknecht rät ihm, quer durch den Wald zu eilen, um einen Vorsprung zu gewinnen. Nun muss der Sprecher all seine Hunde einsetzen, auf der Fährte hört er aber erneut auch das Gebell der unhöfischen Hunde. Bald greifen sich die zwei Hundemeuten gegenseitig an, und die beiden Jäger bringen sie auseinander. Später springt das Wild auf einen Felsen und

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lässt sich noch einmal stellen, aber die Hunde des Heckenjägers erscheinen wieder, und das edle Tier entkommt. Der falsche Jäger versucht, es nun mit seinen Fallen zu fangen, was ihm nicht gelingt, denn die Hirschkuh macht einen weiten Sprung und entflieht. Der Sprecher freut sich über den Misserfolg des Treulosen (418–420: Der iäger da begunt | Sich selber slachen vnd rossen do | Dez lachet ich vnd was fro). Hochgestimmt macht er sich zusammen mit den Hunden und dem Jagdknecht auf die Suche nach dem begehrten Wild. Bald erscheint ein anderes edles Tier, dem die Hunde des Heckenjägers sofort nachlaufen, während die des Sprechers ihrer Fährte treu bleiben (451f.: Loft miner hunt kains da mit | Das ist doch nit ir sitt). Der Sprecher eilt zu seinen Hunden und setzt seine tugendhafte Jagd auf freiem Feld fort. E Offenes Ende der Jagd (470–478): Obwohl ihm der Ausgang der Jagd unbekannt ist, verharrt der Sprecher in der Hoffnung auf ein gutes Gelingen. Das Glück solle darüber entscheiden, ob die Tugendhaftigkeit der Hunde ihm zum Erfolg verhelfen könne. Para l lelen: Der Text lässt sich durch das jagdallegorische Schema und die zahlreichen Canifizierungen ähnlich wie B504 und B509 der Hadamar-Tradition zuordnen. Er entfernt sich jedoch durch Form (Reimpaarverse statt Titurelstrophen), starke Zurücknahme von Minneklage und Reflexion sowie die Thematisierung der gesellschaftlichen Minnefeindlichkeit (indem die Rolle der Gesellschaft bzw. der Aufpasser und Klaffer von dem treulosen Rivalen, dem Heckenjäger, und dessen Meute übernommen wird) am meisten von dem Vorbild Hadamars (dagegen Blank 1970, 193) und von den übrigen, sich an B513 orientierenden Texten. Glier 1971, 224f., vermutet im vorliegenden Text (sowie in B504) eine mögliche Vorlage für die Jagdbildlichkeit in B223 (Abschnitt F).

B506 Die verfolgte Hindin Allegorie von einer wunderschönen Hirschkuh, die der Sprecher als Jäger nicht fangen kann, von der er sich aber ein Bild malen lässt, das er in seinem Herzen trägt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1853a, 1392–1399

Datierung: Überlieferung nach 1473

Literatur: Blank 1970, 100 Anm. 158, 194 Anm. 222; Rheinheimer 1975, 42f.; Blank 2VL 10 (1999), 245f.; Uhl 2010, 87–96, 286

Überlieferung: Mü6 30v–37v; 300 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der moselfränkische Text, in lokaler Überlieferung verloren, ist unikal überliefert im ersten Teil von Mü6 in einer Minnereden-Gruppe. Der Text ist an mehreren Stellen verderbt.

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B506 Die verfolgte Hindin

Überschrift: Ein ander spruch Inha lt: (Nach Keller 1853; Verse neu durchnummeriert) · A Jahreszeitentopos (1–9): Der Sprecher beschreibt eine Winterlandschaft, die sich durch Mangel an Blättern, an Vogelgesang, an Blumen auf der Heide und an ausreichender Nahrung für die Tiere auszeichnet. Die Ursache liege bei dem kalten Schnee, der viele vornehme Herzen betrübe. B Begegnung mit der Hirschkuh (10–102): Der Sprecher will auf Jagd gehen. Im Wald trifft er auf die schönste aller Hirschkühe, die er nach dem A capite ad calcemSchema beschreibt (40–50): Augen (klar und glänzend), Hals (zart), Brust (fest und zur Zierde gereichend), Beine (schmal und fein), Füße (zart und mit einer Höhlung versehen), Körper (herrlich). Auf dem Kopf trage sie die Krone der Ehre. Voller Freude betrachtet er die Sprünge der Hirschkuh, die in den Wald flieht, und heftet ein von ihr abgetretenes Zweiglein an seinen Hut. Bis zum Hereinbrechen der Nacht bleibt er auf ihren Spuren. – Der Sprecher stellt sich einen Garten der Freude vor, in dem er dieses Wild halten und ihm immer dienen könne, über dessen Rolle als ›Leidvertreib‹ bei dem dazugehörigen Hirsch usw. Bestürzt muss er aber dann feststellen, dass er in der Realität keinerlei entprechende Vorbereitungen getroffen hat. C Klage (103–140): Auf dem leidvollen Heimweg über die Heide verliert der Sprecher das Zweiglein und kann es trotz verzweifelten Suchens nicht mehr finden. Aller Freuden entblößt reitet er weiter. D Ratschläge der drei Personifikationen (141–182): Auf seinem weiteren Heimweg hat er zwei wichtige Begegnungen, die nach dem gleichen Schema (Klage – Ratschläge) ablaufen. Zunächst trifft er im Wald auf drei Jungfrauen, die Personifikationen von Staete, Treue und Ehre. Er klagt ihnen seinen Kummer, und sie belehren ihn daraufhin nacheinander. Die erste verspricht ihm, dass er letztendlich auch Lohn gewinne, wenn er weiter so in Beständigkeit verharre. Von der zweiten erfährt er, dass er von seinem Schmerz Heilung erfahre, wenn er ungeteilt der Treue anhänge. Und die dritte bittet ihn, nach eigener Ehre zu streben, aber auch die seiner Geliebten zu erhalten. Sie sichert ihm zu, dass derjenige, der Ehre erworben habe, auch Freuden gewinne. Der Sprecher dankt ihnen für ihre Lehren und setzt etwas getröstet seinen Heimweg fort. E Ratschläge des Treuen Rates (183–252): Bei der zweiten Begegnung trifft der Sprecher in der Nähe seines Hauses auf einen alten Mann, den Treuen Rat, dem er wiederum sein Leid klagt (im Gegensatz zu den drei Personifikationen, die Minnelehre im literalen Sinn vermittelt haben, bezieht sich der Alte auf die Bildebene der Jagdallegorie). Der Alte versieht den Sprecher mit waidmännischen Ratschlägen. Er rät ihm, die Hirschkuh zu vergessen, die Hochwildjagd aufzugeben und stattdessen mit Windhunden und Vögeln auf die Beizjagd zu gehen. Danach solle er wieder zu ihm kommen. Der Sprecher lässt sich auf den Vorschlag ein. Er muss aber bei einem neuerlichen Besuch bei dem Alten eingestehen, dass er auch bei dieser Jagdart nicht von dem Bild der Hirschkuh loskomme. Sie trete seine Hunde mit Füßen und verjage den Habicht von dem Anstand. Jetzt rät der Alte, dass er, um sein Leben zu erhalten,

B507 Die Brackenjagd

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bei einem guten Maler ein Bild der Hirschkuh anfertigen lasse. Wenn eine Begegnung mit ihr nicht möglich sei, solle er das Gemälde mit Mäßigung betrachten. Aber auch nach den Lehren der drei Jungfrauen möge er sich richten. F Befolgung der Ratschläge (253–290): Der Sprecher verbringt eine unruhige Nacht zu Hause. Am nächsten Tag lässt er sich ein Bild von der Hirschkuh anfertigen und in sein Herz setzen. Er bekräftigt, dass er sie nie vergessen und bis an sein Lebensende in seines hertzen schillde (290) gedrückt tragen wolle. G Schluss (291–300): Er apostrophiert die Personifikationen Glück und Abenteuer, sie möchten ihm helfen, dass er die edle Hirschkuh oft sehen könne und empfiehlt diese mit einem topischen Segenswunsch Maria, der Himmelskönigin. Para l lelen: Blank 2VL 10, 246, sieht keine Verbindung zur Hadamar-Tradition, vgl. dazu aber Rheinheimer 1975, 42f.

B507 Die Brackenjagd Rätselhafte Reflexionen eines Bracken auf seine erfolglose Minnejagd mit anschließendem Dialog zwischen Dame und Jäger (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Dalby 1965, 259f.

Datierung: Überlieferung Mitte bis 3. Viertel 14. Jh.

Literatur: Dalby 1965, 259, 261 Anm. 5f.; Blank 1970, 193 Anm. 220; Glier 1971, 262–266, 369; Rheinheimer 1975, 14–16, 40f.; Blank 2VL 1 (1978), 983f.; Glier ²VL 3 (1981), 368; Beckers 1989, 43; Achnitz 2003b, 220; Janota 2004, 339

Überlieferung: Be10 60ra–60va; 46 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem zentral platzierten Minneredenblock der ripuarischen Sammelhs. Be10 im Kontext von Minnereden. Ob eine fragmentarische Überlieferung vorliegt, ist unklar. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: Vor dem Hintergrund einer allegorischen Jagd (Werbungsvorgang) werden zwei Szenen präsentiert, ein Monolog und ein Dialog. Sie folgen unverbunden aufeinander und stehen in keinem narrativen Rahmen.

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B507 Die Brackenjagd

A Monolog (1–32): Auf der Hetzjagd (Schlüsselwort: [er]luffen: 6, 10, 14, 19, 22, 29, 32, 35, 37, 40, 46) nach einem allegorisch nicht näher bezeichneten Wild offenbart ein Bracke (= Sprecher) seine Gefühle und Wünsche. Vieles bleibt dabei in der Schwebe. So ist unklar, ob der Bracke für ›Liebe‹ oder ›Herz‹ (so Glier 1971, 265 Anm.  175) oder ›Phallus‹ (so Dalby 1965, 259) des Mannes steht. Und auch die Umsetzung der Allegorie ist nicht konsequent, sodass Realitäts- und Bildebene sich durchgehend vermischen. – Der Bracke apostrophiert seine angebetete Dame (3: vil selich wif ), ihm den Lohn für seine rechte[r] vart (1) zu geben, und preist ihre Schönheit. Er betont, dass er kein anderes Wild lieber jagen möchte, nie von diesem ablassen wolle und selbst auf den schlechtesten Wegen noch Blumen und Klee sehe. Auch von dem ›Hetzen‹ empfinde er keine Schmerzen. Zu beklagen sei aber, dass er bisher ohne Erfolg geblieben sei. Der minnen spor (15) liege sogar weiter von ihm entfernt als Rom. Für einen guten Jagdhund sei jedoch kein Weg zu lang. Leiste ihm die Dame aber zu starken Widerstand und bereite ihm zu große Anstrengungen, verkürze sie sein Leben. Bei der Aussicht auf einen eventuellen Kuss von ihrem roten Mund phantasiert er hyperbolisch: Dat dede mich luffen in den doit (32). B Werbungsgespräch (33–46): Der nun unvermittelt folgende kurze Dialog scheint den allegorischen Jagdvorgang des Monologes auf der ›literalen‹ Ebene zu begleiten. Gesprächspartner sind die angebetete Dame (nur bei dieser Inquit-Formeln: 33, 38, 44) und ein Jäger, der Besitzer des Bracken. Auf die Aufforderung der Dame, er solle seinen Hund einfangen, entfaltet sich ein kurzes rhetorisches Strohfeuer in Rede und Gegenrede (unter Einsatz von kunstvoll gesteigerter Stichomythie). Dabei schöpfen beide Gesprächspartner aus der allegorischen Bildebene des Monologs (vgl. Schmerzen des Hundes beim ›Hetzen‹, Beschaffenheit der Wege, Spurenverwischung [?]). Analog zu dem nicht ganz aussichtslosen Ende des Monologs (30–32) wird die Dame letztlich zugänglicher und schließt das Gespräch mit den verheißungsvollen Worten: [L]ant luffen, vil lichte geschuyt eme ere (46). Para l lelen: Glier stellt B507 in die Nachfolge Hadamars (²VL 3, 368); sie verweist weiterhin auf niederländische Parallelen zu dieser ›Kleinstform‹ (Glier 1971, 265). Sonstiges: Die knappe Jagdallegorie wirft typologische Probleme auf, die sich nicht nur durch eventuelle Überlieferungsstörungen erklären lassen: so z.B. die abrupte Zusammenfügung von Monolog und Dialog und ihr gegenseitiges Verhältnis; die nur partielle allegorische Umsetzung und die daraus resultierende Vermischung von Bild- und Bedeutungsebene; die mehrdeutigen Sprecherrollen. Niewöhner (1VL 2, 566) nennt den Text »trotz seiner Kürze […] im Aufbau völlig verunglückt«. Dalby 1965, 259, möchte in ihm eine Parodie auf zahlreiche andere Jagdallegorien dieser Epoche sehen, in denen es um idealistische und moralisierende Themen gehe. Er interpretiert den Bracken als phallisches Symbol; zustimmend: Blank 1970, 193 Anm. 220, und Blank 2VL 1, 984; eher ablehnend: Glier 1971, 265 Anm. 175; später räumt Glier jedoch einen »eventuell parodistisch-obszönen Einschlag« ein (Glier ²VL 3, 368).

B508 Die Jägerin

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B508 Die Jägerin Tugendlehre, die dem Sprecher von einer Jägerin, Frau Staete, gegeben wird, die ihm auch die Namen ihrer zehn Hunde nennt und den Namen des Wildes verschlüsselt angibt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Dalby 1965, 256–259

Datierung: Überlieferung 1481

Literatur: Dalby 1965, 255f., 261 Anm. 1–4; Blank 1970, 189 Anm. 212, 192f.; Rheinheimer 1975, 23–25, 44–46, 239; Glier 2VL 4 (1983), 469f.; Wallmann 1985, 309f., 321, 334; Beckers 1989, 43

Überlieferung: Wi13 15r–16r; 87 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Wi13, im Kontext von Minnereden; verderbter Text in den Versen 69–71 (Reimstörung). Ob eine fragmentarische Überlieferung vorliegt, ist umstritten. – Sprache: Ripuarisch. Als Name des Wildes stehen in V. 65 vier einzelne Buchstaben: l m r E. Dalby 1965, 258f., ediert aus metrischen und reimtechnischen Gründen das E nicht (Reimwort in 66: mer) und vermutet, dass die ersten drei Buchstaben eine Anspielung auf l’ameir sein könnten (vgl. Gottfried von Straßburg, ›Tristan‹, auf 11986 folgende Verse) und das E eine Initiale des Namens der Geliebten. Rheinheimer 1975, 291 Anm. 27, erwägt dagegen aufgrund der Reimstörung in 69–71 und der sonstigen unsorgfältigen Überlieferung der Hs. eher Textverderbnis. Auf fol. 14v, d.h. auf der Seite, die dem Textbeginn gegenüberliegt, ist eine zweigeteilte kunstvolle Federzeichnung zu sehen, die den Inhalt der Minnerede wiedergibt: 1. (oben) die Ankunft des Sprechers, 2. (unten) der Sprecher mit Frau Staete im Gespräch, umgeben von zehn Hunde in Paaren und einer Jägerfigur (mit Jagdspieß); diese hält an der rechten Seite des Bildes vier der Hunde an der Leine (Windhunde?); die restlichen sechs Hunde (Bracken?) sind ohne Leine am unteren Bildrand gezeichnet. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–10): Der Sprecher berichtet nach einer Audite-Formel (1), dass er letzthin an einem Tag ausgeritten sei und sein Weg ihn über Berge und Täler geführt habe. Über liebliches Hundegebell sei er in einen Wald gekommen. Dort habe er eine wunderschöne Dame getroffen, eine Jägerin, in deren Dienst die bellenden Hunde stünden. B Gespräch mit Frau Staete (11–73): Der Sprecher steigt von seinem Pferd ab und fragt die Dame, wer sie sei. Diese Frage wird von ihr zum Anlass genommen für

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B509 Die Jagd

ein gattungstypisches Lehrgespräch, in welchem der allegorische Jagd-Vorgang selbst, im Sinne von Werbung, nicht thematisiert wird. Die Rolle des Sprechers ist ausschließlich auf zwei Fragen (13f., 58–60) beschränkt. iAuf seine erste Frage erklärt sie, dass sie Frau Staete (19: vrouwe stede) heiße und beständig auf rechte Art das Wild jagen müsse, bis sie es zur Strecke bringe. Dann nennt sie ihre zehn Hunde in fünf Koppeln (Paare) und gibt kurz deren Bedeutung an: Liebe und Lust (27: leyfft vnde lust), Trost und ›Wahn‹ (31: troest vnnd waen), Zweifel und Hoffen (36: tzwiuel und hoffen), Harren und Helfen (45: herden vnnd helffen), Verheimlichen und Hüten (51: heelen vnde hoden).iAuf die zweite Frage nach dem Namen des Wildesbekommt der Sprecher nur eine verschlüsselte Antwort: Syn name iß l m r (65; l’ameir ?). Mehr will Frau Staete aus Angst vor Klaffern nicht verraten. Die weiteren Aussagen zur Bedeutung des Namens sind unklar (Textverderbnis). C Tugendlehre (74–87): Abschließend nennt Frau Staete die ritterlich-höfischen Tugenden, die ein erfolgreicher Minnejäger aufweisen müsse: In seinem Herzen müsse er männliche Gesinnung (76: Menlichen moed) Unschuld und Ehre tragen und unter seinem Schild Demut, ›Höfischeit‹ (81: houesch) und Freigebigkeit (81: mylde). Am Ende warnt sie vor der Jagd mit ungeeigneten Hunden (Sprichwort [?] 86f.: Mit vnwillegen hunden iß boes jagen | In grossen bergen vnd dicken haghen). – Die Rahmenhandlung wird nicht geschlossen.

B509 Die Jagd Von einer Dame für den Sprecher ausgelegte Jagdallegorie, in der Frau Gerechtigkeit und ihre Hunde von Herrn Unrecht und seinen Hunden vertrieben werden Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1405–08 Überlieferung: Bs1 52vb–53vb; 180 V.

Edition: Serrure 1858, 151–156 Nr. 61; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 340–344 Nr. 50 Literatur: van Anrooij 1990, 179–180; Hogenelst 1997, Bd. 2, 49f. Nr. 51

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, innerhalb einer kleinen Minneredengruppe. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Ene beschedene jacht

B509 Die Jagd

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Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–21): Eine schöne adlige Dame mit rosenrotem Mund kommt zum Sprecher und geht mit ihm durch den Wald spazieren, bis sie beide eine edle Dame (eine Jägerin) sehen, die dort sitzt und mit ihren Hunden spielt (im Folgenden ist die Ebene des allegorischen Jagdgeschehens von der Beobachterebene deutlich getrennt: Der Sprecher und die ihn begleitende Dame sehen die Jagd, werden aber von den Jägern nicht wahrgenommen). B Jagd der Gerechtigkeit (22–75): Ein Jäger erklärt der Jägerin, dass ihre Jagd beginnen könne. Sie fragt nach ihrem Jagdhund, der ihr bald gebracht wird. Ein schneller Hirsch springt vorbei, und die Jägerin gruppiert ihre Hunde. Die Hunde heißen Staete, Hoffnung, Wohltun, Großer Wille und Trost, der laut und lebendig mit dem Hund Treue angelaufen kommt. – Der Sprecher erklärt, dass er nicht wisse, was es mit dieser Jagd auf sich habe. Seine Begleiterin erklärt ihm, dass die Jägerin Frau Gerechtigkeit sei, die mit Treue, Beständigkeit, Hoffnung und Hilfe sowie Wohltun und Ehre (Großer Wille wird hier Ehre genannt) zur Jagd aufgebrochen sei. Der Hirsch sei mittlerweile müde und von den Hunden umringt (75: stont te bile). C Störung durch Herrn Unrecht (76–126): Der Sprecher sieht einen Jäger, der mit sechs schönen, großen Hunden herbeikommt. Der Hirsch flieht wieder, und die Jägerin folgt ihm. Der Jäger läuft der Jägerin nach, um ihr die Jagd zu erschweren. Als ihre Hunde ermüden, muss sie die Jagd abbrechen. Der fremde Jäger, der die Jagd zerstört hat, heißt Unrecht. Er lässt seine ausgeruhten Hunde bald auf die Fährte los. Seine Begleiterin erklärt dem Sprecher, dass Unrecht heutzutage oft vor der Gerechtigkeit jage. Frau Gerechtigkeit setzt jedoch ihre Jagd auf den Hirsch fort, bis sich das Wild stellen lässt. Doch steht bereits der fremde Leithund des Jägers Unrecht bei diesem bil. So muss sich Frau Gerechtigkeit klagend zurückziehen. Sie müsse immer darunter leiden, dass Unrecht den Vorrang habe. Sie sammelt ihre Hunde ein und geht fort. D Auslegung der Jagd des Unrechts und Tugendklage (127–176): Seine Begleiterin nennt dem Sprecher die Namen aller Hunde des Jägers Unrecht. Der erste heiße ›Schönes Grüßen‹, der die Jagd eröffne. Der zweite sei Wankelmut, der immer bereit zu jagen sei und oft mehr Böses als Gutes zustande bringe. Der dritte Hund heiße Hinterlist, der vierte Lügner, der fünfte ›Raunen‹ (151: rvnen), von dessen unerwarteter Erscheinung sich keiner hüten könne. Der sechste sei ein böser Schalk (155: Scalc). Unrecht selbst preist nun die Vorzüge seiner Jagdhunde, die er ebenfalls beim Namen nennt. Der Sprecher fragt seine Begleiterin nach dem Namen des Jägers. Sie antwortet, dass er Herr Unrecht heiße und alles tun könne, was er wolle, weil die Ungerechtigkeit an vielen Höfen herrsche. E Schluss (177–180): Der Sprecher warnt Frauen, Jungfrauen, Ritter und Knappen vor dem Unrecht und rät ihnen, stets mit Frau Gerechtigkeit zusammen zu jagen. Para l lelen: Auffallende Ähnlichkeiten mit anderen Minnereden der Hadamar-Tradition, etwa B505 (siehe dort).

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B510 Die Hindin

B510 Die Hindin Jagdallegorie, in der Frau Minne den Sprecher belehrt, wie und mit welchen Hunden er eine schöne Hirschkuh jagen soll Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 104–107 Nr. 87

Datierung: Überlieferung um 1400

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 222 Nr. 315

Überlieferung: Ha3 48vb–51ra; 344 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3, im Kontext von Minnereden und Liebesdichtung. – Unterschrift: Ewych vro. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: Dit is van der hinde Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–30): Eines Tages kommt der Sprecher in einen grünen Wald mit schönen Bäumen und Blumen sowie singenden Vögeln. Über einen kleinen Weg gelangt er tiefer in den Wald hinein und trifft eine schöne Frau, die unter einem schönen Baum sitzt (sie gibt sich später als Frau Minne zu erkennen). B Gespräch (31–75): Der Sprecher grüßt die Frau und fragt sie, wem der Wald gehöre.iSie antwortet, dass dies der ›Wald der Süßen Abenteuer‹ (50: ’t Wolt der zueser avonturen) heiße. Er gehöre ihrer Meisterin, Frau Venus, die jedem große Freude geben könne. Er solle in diesem Wald jagen, doch könne sie ihm gutes Gelingen nicht versprechen, da ein jeder dies in der eigenen Hand habe. Wer Gutes tue, werde Gutes bekommen. i Der Sprecher stimmt ein und fragt, wie er vorgehen solle. i Frau Minne zeigt ihm den richtigen Weg. C Jagdvorgang (76–211): Nicht weit entfernt findet er einen Hof mit verschiedenem Wild: Hasen, Hirsche, Füchse, Dachse, Hirschkühe, Schweine, Rehe und Damhirsche und darunter zuletzt eine liebliche Hirschkuh. Der Sprecher möchte sofort die Jagd auf diese Hirschkuh beginnen, doch der rechte Anfang fällt ihm schwer. Unüberlegtes Handeln bereite oft Schwierigkeiten. Er geht zurück zu Frau Minne und fragt sie, wie er die Hirschkuh jagen solle, denn er wisse, dass guter Freundesrat zu Ehren verhelfe.iSie erwidert, dass es unmöglich sei, die Hirschkuh ohne Hunde zu jagen. Jedoch könne sie ihm nicht raten, wie sich die Hirschkuh fangen lasse. Er brauche jedoch auf jeden Fall die Hunde Coenraet, Stedenrijch, Hoefschermont, Milden, Helaert, Hertzlief, Hope und Troest sowie zum Schluss Liefgheer und Reynaert. Diese könnten ihm wertvolle Hilfe leisten.iDer Sprecher antwortet, dass er bereit sei, diese Mühe auf sich zu nehmen.iFrau Minne trägt ihm auf, am nächsten Tag

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bei Sonnenaufgang wieder auf das Feld zu kommen. Dann werde sie ihm zeigen, wo und wie er die Hunde einsetzen solle. Die Hunde Hoefschermont und Coenraet sollen die Jagd eröffnen und die Hirschkuh auf die rechte Fährte, in das Waldgebiet Scemelhorst, treiben. Dann solle er Hertzlief und Milden hetzen, sich beim Eingang des Hofes hinsetzen und die Hunde Hope, Troest und Reynaert ausschicken. Die Hirschkuh werde sich wieder nach Scemelhorst zurückziehen. Vruedenrijch (206: vorher nicht genannt) und Liefgheer würden letztendlich die Jagd erfolgreich beenden können. D Deutung der Allegorie (212–334): Der Sprecher bedankt sich bei der Frau und fragt nach ihrem Namen und der Art der Hunde.iSie erwidert (Wiederholung), dass der Wald ihrer Herrin Frau Venus gehöre. Wer sich in diesem Wald aufhalten wolle, müsse viele Abenteuer bestehen. Der Ort, an dem er die Hirschkuh gesehen habe, heiße ›Venuswiese‹. Sie warnt ihn, dass er viele Schwierigkeiten haben werde, wenn er nicht mit Rücksicht jage. Sie selber sei die Minne, Tocher der Frau Venus. Die Hirschkühe seien den reinen zarten Damen gleichzusetzen, um die man zunächst mit Coenraet und Hoefschermont werbe, indem man über Liebesleid klage und schöne Worte einsetze. Sobald sie nach Scemelhorst geflüchtet sei, würden Hertzlief und Milden sie anfassen. Um ihre Ehre zu bewahren, ziehe sie sich an den Hof zurück. Dann werde der Jäger ihr mit Reynaert, Troest und Hope folgen. Dabei vollbringe Reynaert immer gute Taten, Troest offenbare die Liebesfreuden und Hope gebiete ihr zu schweigen, weil Stedenrijch sie doch endlich fangen werde. Dann werde Liefgheer auf sie gehetzt. Die Hirschkuh werde auch von Helaert in der Enge getrieben, der bereits viele Hirschkühe gefangen habe. E Schluss (335–344): Nachdem Frau Minne dem Sprecher die Jagdlehre erläutert hat, solle der Sprecher sich nun bewusst werden, dass es in seiner eigenen Hand liege, ob die Jagd erfolgreich ausgehe, denn die Macht liege im Handeln (344: An der daet leget al die macht).

B511 Die Jagd Jagdallegorie über Herrn Erentrijc, der mit Personifikationen und allegorischen Hunden jagt Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 Überlieferung: Ha3 11va–12rb; 110 V.

Edition: van Vloten 1871, 153–156; Kossmann 1940, 32f. Nr. 22 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 1, 169 und Bd. 2, 214f. Nr. 298

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ha3, im Kontext von Minne- und Tugendgedichten. – Sprache: Niederländisch.

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Überschrift: – Inha lt: A Ausritt des Herrn Erentrijc und Beobachtung des Jagdvorgangs (1–74): Herr Erentrijc reitet aus und gelangt zu einer schönen Blumenwiese. Dort trifft er einen Jäger, der seine Hunde gut behandelt. Er nennt alle seine Hunde bei ihrem Namen, was Herrn Erentrijc erfreut. Sie heißen: Wille, Muot, Begehren, Gedanken, Trost, Harren (Heerde) und Rast. Mit seinen Gesellen, Herrn Goet-compaen und Herrn Blijscap (Freude), beginnt der Jäger seine Jagd. Unter einem Baum sieht Herr Erentrijc eine schöne Frau und einen Ritter, bei denen sich der Leithund Treue und ein weiterer Hund, Staete, befinden. Bald darauf erscheint der Jäger mit seinen Jagdgesellen. Herr Erentrijc beobachtet erfreut die gerechte Jagd der tugendhaften Hunde. B Gespräch (75–110): Herr Erentrijc lädt sie zum Hof ein. Herr Goet-compaen willigt ein und sie reiten fröhlich zusammen fort. Auf dem Weg singt Herr Blijscap ein Lied. Herr Erentrijc lobt das vorbildliche Verhalten seiner Dame und Goet-compaen preist die Würde edeler Frauen. So reiten sie fort und unterhalten sich über Jagdhunde, Rittertaten und gute Damen. Para l lelen: Siehe die Bemerkungen bei B495. Sonstiges: Der Text ist nur unter Einschränkung als Minnerede zu bezeichnen, da insbesondere der Ich-Sprecher als Figur kaum hervortritt.

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B512 Der Minne Falkner Falkenjagdallegorie, in der ein Liebender nach seinem entflogenen Falken sucht und von einem guten und einem schlechten Ratgeber beraten wird, mit expliziter Erwähnung Hadamars von Laber als Vorbild; Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schmeller 1850, 171–208 (nach Ns1)

Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 14. Jh. (Be22)

Literatur: Glier 1971, 248–250; Wallmann 1985, 308; Blank 2VL 6 (1987), 550f.; Becker/Overgaauw 2003, 112–114

Überlieferung: Be22 1r–3v; 24 Str. (168 V.) Ns1 59r–77r; 185 Str. (1295 V.)

Beschreibung der Überlieferung: Die in Be22 überlieferten Fragmente entsprechen 24 Str., d.i. Ns1 17–24, 73–80 sowie 113–120. Innerhalb der einzelnen Strophengruppen ist die Textvarianz gering. In Ns1 folgt die Minnerede auf die ›Jagd‹ Hadamars von Laber, wobei der Übergang zwischen beiden Texten nicht markiert ist. Die Hs. enthält nach B512 außerdem Auszüge aus Albrechts ›Jüngerem Titurel‹. Überschrift: – Inha lt: (Nach Ns1) · A Minneklage und Preis der Geliebten (Str. 1–28): Gewalt der Minne: Der Sprecher widerspricht dem allgemeinen Glauben, dass die Minne blind sei, denn nichts könne ihr entgehen. Die Minne sei so mächtig, dass sie den Verstand zu rauben vermöge. Unabhängig vom Stand habe sie alle Menschen in ihrer Gewalt (1,6f.: Baide reiche und arme | pfaffen und layen hat sie under der ruoten). Indem Venus, Amor und Cupido das Alter erfreuen und die Freude der Jugend niederbeugen, beraube die Minne in ihrem Versuch, alles zu bezwingen, die Natur ihres Rechtes. Der auf dem Minnerost brennende Sprecher müsse auch selbst wegen der Minne über qualvolles Leid klagen: In seiner frühen Jugend (3,5: in kindes tagen) habe sie ihn mit Kummer beladen, ohne ihm beim Tragen dieses Kummers zu helfen. Die Minne lasse ihn in Sehnsucht brennen und frieren und zerstöre seine Freude, ohne sich das Ansehen dadurch steigern zu können: Töte sie ihn, so würde es lange dauern, bis man in Rom davon erzähle. Vielmehr sollte sie große Herzen besiegen, um Lob und Preis zu erwerben. Der Sprecher erhofft sich Trost durch die Minne, will ihr um diesen Trost dienen und preist ihre allgemeine, quer durch die Stände wirkende Kraft (6,6f.: das sie zwinget kaiser, hirten, | und wen sie will enzwischen disen zweien) und ihr Wunder, das niemand vollständig ergründen könne. Allerdinbgs sei ihm schmerzliches Unglück widerfahren: Amor habe ihm den Verstand entfremdet und zu einer zu ho-

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hen Werbung bewegt, sodass er sein gesamtes Begehren auf die Falkenjagd gerichtet habe. In jungen Jahren habe er sich in einen edlen Falken verliebt, dessen Vorzüge an keinem anderen jemals gesehen worden seien (Überbietungstopos in Str. 9). Preis des Falken / der Geliebten: Der Sprecher beteuert, die Vollkommenheit des Vogels mit Zeugen belegen zu können. Kein Maler könne mit seinem Pinsel solche Herrlichkeit darstellen. Sein Flug sei edel und übertreffe an Vorzüglichkeit den Flug anderer Falken (11,3–5: Ze Sweden in dem riche | nie zuchter als volkumen valken zoch, | noch von denselben bis hinumb gen Ackers). Der Sprecher sei nicht dazu in der Lage, die Würde des Falken in Worte zu fassen (Bescheidenheits- und Unsagbarkeitstopos in Str. 12). Verlust des Falken / Trennung von der Dame: Die Gegenwart des Falken hatte den Sprecher einmal von seinem Kummer befreit, sodass er glaubte, in aller Ewigkeit keinen Schmerz mehr ertragen zu müssen. Mit dem die Ehrenkrone tragenden Falken auf dem Arm kam sich der Sprecher einst wie ein Kaiser vor (Kaisertopos in Str.  14). Doch später habe ihn der Jammer zum Seufzen gebracht. Seitdem die Sehnsucht sein Herz verzehre, könne der Sprecher weder wort noch weise (15,6) mehr. Kein Mund könne aussprechen und keine Hand es schriftlich beschreiben, wie sehr er seine Dame liebe. Durch die Trennung von seinem herrlichen Falken, von dem seine Freude, sein Trost und sein Heil abhängen, habe die Freude des Sprechers ein Ende nehmen müssen. Jedoch gibt er die Hoffnung auf neue Freude nicht auf. Als er den Falken wiederfindet, erfüllt ihn dessen Anblick mit Freude: Er steht bei anderen auserwählten Jagdvögeln, die gebunden sind und ist als einziger unter ihnen frei (22). Auf einen ausführlicheren Lobpreis des Falken und Reflexionspassagen zum Frauenpreis lässt der Sprecher die Schilderung des Wiedersehens folgen. Angesichts des Glanzes seines Falken verstummt er vor Freude und weiß nicht, wie er sich zu verhalten hat (minnebedingtes Schweigen). Das sprachlose Betrachten der Geliebten in des wunsches awe (28,3) stürzt ihn jedoch endlich ins Unglück. B Klage über den entflogenen Falken und Beginn der Suche (Str. 29–38): Der Sprecher bemerkt, dass sein Falke wild geworden war, was ihn zu erneuter Klage zwingt. Die Schuld an der Verwilderung des Falken treffe böse Münder. Mit traurigem Blick sieht der Sprecher dem nun wilden Falken nach. Zunächst verliert er jegliche Zuversicht und ist kurz davor, den Liebestod zu sterben, dann rettet ihn aber eine neue Hoffnung, dass er durch dieses Leid eigentlich lediglich auf Beständigkeit in der Liebe geprüft werde (34,5–7: Ich wont, das es beschehe durch versuo chen. | Sie vindt an mir kain wenken, | es liege denn die geschrift der buo chen). So entschließt er sich, die Lehre seines Herzens zu befolgen und dem Falken nachzureiten. Dabei bemerkt er, dass der Falke sich in die Ferne begeben will, doch auch wenn er zu Fuß gehen müsste, wolle er ihm nachfolgen. So eilt er durch Feld, Aue und Wald, Berg und Tal und versucht ständig, den Falken mit Lockspeisen zurückzugewinnen, bleibt aber erfolglos. C Lehrgespräch (Str. 39–78): Dem durch die Suche verzagten Sprecher begegnet an einem Waldesrand ein betagter Falkner. Beide begrüßen sich, und der Alte setzt sich zum Sprecher, der ihm von seinem Leid erzählt und ihn um Rat bittet.iDer alte Falkner verspricht ihm Hilfe.iDer Sprecher bedankt sich und erzählt ihm klagend, was ihm geschehen ist.iDaraufhin ermutigt ihn der Alte und fragt, ob er dazu in der Lage sei, seinen Falken von allen anderen zu unterscheiden.iDer Sprecher versi-

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chert dies sofort und beschreibt die engelhafte, edle Schönheit des Vogels und dessen Farben (45f.).iDer alte Falkner erinnert sich, ihn kurz gesehen zu haben. Nie in seinem Leben sei ihm ein schönerer Falke begegnet, sodass er die Trauer des Falkners, dem sich so ein Vogel entziehe, verstehen könne. Der edle Flug des Falken erfreue sein altes Herz. Er preist nun auch den Vogel, von dem er zunächst geglaubt habe, er sei ein smierlein tertze (48,4).iDer Sprecher bittet ihn, ihm die Richtung zu zeigen, in die der Falke gezogen war, weil er diesen suchen wolle.iDavon rät der Alte ab und tadelt den Sprecher für diese unvernünftige Entscheidung, die ihm nichts außer Kummer bringen könne. Dabei weist er auf die Schwierigkeit und Vergeblichkeit der Suche hin.iDoch der Sprecher lässt sich nicht abschrecken: Er sei bereit, alles um des Falken willen zu ertragen, auch wenn sein Herz in tausend Stücke zerbrechen solle.iDer Alte erwidert, er tue ihm leid, doch solle er nicht mehr um Rat bitten, wenn er keine Lehre befolgen und seine Zeit freudlos verschwenden wolle.iDer Sprecher antwortet, er begehre nur die Freude durch seine Geliebte und keine andere. Die Suche nach ihr tue seiner Seele gut, da er durch in Treue ertragenes Leid Buße für seine Sünden tun könne. Er hebt die Ausschließlichkeit seiner Liebe und die Macht der Geliebten über sein Herz hervor: Er fleuget, er rastet, er nistet in meinem herzen. | Er ist do so gewaltig, | er mag do ziehen frewde oder smerzen (57,5–7).iDer alte Mann warnt ihn erneut davor, dass er sich ein zu hohes Ziel gesetzt habe.Als der Sprecher seine Suche immer noch nicht aufgeben will,rät der Alte zur Beständigkeit und erklärt ihm, dass der Falke aus der Höhe seines Flugs viel Lockspeise sieht, von der aber nicht jede gerecht sei. Vor den falschen Falknern, die auf das Gefieder edler Vögel keine Rücksicht nehmen und denen keine böse Tat zuwider ist, wolle er edle Vögel warnen. Er müsste es bereuen, wenn ihre Bosheit unbestraft bliebe.iAuch der Sprecher verflucht die schalken (63,1), die Ehre und Würde edler Falken beeinträchtigen und diese betrügen wollen, und wünscht ihnen den Tod. Wegen Treuloser und Neider wolle der Sprecher nicht auf seine Bemühungen um die Zurückgewinnung des entflogenen Falken verzichten, auch wenn er sich dabei zuweilen vor ihrem Klaffen in Acht nehmen müsse.iDer Alte rät dem Sprecher nun, sich die Zeit zwar weiterhin mit der Beizjagd zu vertreiben, dabei aber keine edlen Falken, sondern Blaufüße zu verwenden, denn diese seien für junge, unerfahrene Männer zum Lernen geeignet. iDer Sprecher lehnt diesen Vorschlag ab und erklärt die Exklusivität seiner Zuneigung in einer Reihe von Bildern. Seine Natur richte ihn nur nach dem einen Falken, von dem sich sein Herz in Gedanken speise: Als in den luften gabilon (Gabilun: drachenartiges Wundertier)| als scher in erde hat wesen, | sam der salamander schon | in fewre sich nert und anders nit mag genesen, | als sich der hering nert in wazzers flüte (70,1–5). Gedanken könnten einen stärken oder schwächen. So wäre er in seinem Leid verzagt, wenn er die feste Hoffnung nicht hätte, dass die Geliebte eines Tages seine Treue erkennen würde.iDer alte Falkner wünscht ihm, dass ihm seine Hoffnung Freude bringen möge. Er selbst sei in sehnsuchtsvoller Hoffnung alt geworden: Mit gutem Hoffen und hartem Leben finde der Schwabe sein Ende.iDer Sprecher erwidert, er wolle auf seine Suche bestehen, wie es ihm auch ergehen möge. Er bittet den Alten, ihm den Weg zu zeigen und seine Lehre zu geben, damit er davoneilen könne.iDer Alte weist ihm die Richtung, in die er reiten soll, und rät ihm, Treue

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und Beständigkeit als Luder zu benutzen. Schließlich wünscht er ihm Glück, und beide trennen sich. D Suche nach dem entflogenen Falken (Str. 79–97): Der Sprecher befolgt die erhaltene Lehre, macht sich auf den Weg zum Wald mit Treue und Beständigkeit und ruft laut nach dem Falken. Er gelangt an einen Ort, an dem er viele Vögel sieht. Beim Anblick der edlen Falken wünscht er sich, dass sie nicht von Treulosen bezwungen würden, damit ihr Ruhm nicht gekränkt werde, denn die angeborene edle Art werde durch Verlust des Ruhms geschwächt. Jedoch seien auch diejenigen zu loben, die sich durch ihre Lebensweise Preis verdienten und Ehre anstrebten, selbst wenn es sich bei ihnen um kleinere Falkenarten (sackers) handele, die sich in die Höhe zu den edlen Falken erhöben (83). Später unterbricht der Sprecher mit einer rhetorischen Frage seine Reflexionen über die Falkenarten: Was get mich an ze claffend | dirre waidemaere? (87,1f.). Er habe Besseres zu tun, nämlich nach der Geliebten suchen, die ihn ins sehnsuchtsvolle Unglück gestürzt habe. Immer wieder finde man böse wie gute Menschen und derjenige, der sie voneinander zu unterscheiden vermöge, könne sich glücklich schätzen, da er dadurch seine Treue besser bewahren könne. Der Sprecher setzt seine Suche fort und fragt dabei immer wieder nach seinem Falken, bekommt aber meistens kontradiktorische Wegweisungen, sodass ihn die Verunsicherung überwältigt. Selbst ein Kind könne in solchem Zweifel vorzeitig altern. Seine Bemühungen scheinen vergeblich zu sein, und sein Jammer vermehrt sich: Er sehne sich nach der Gnade des edlen, würdevollen Falken, wie sich der Pilger, der sich auf dem Meer während eines Ungewitters nach dem Land sehne (93), wie der Kranke, der sich Gesundheit erwünsche (94), oder wie ein hungriger Gefangener, der sich nach Speise sehne (95). Die Sehnsucht töte seine Freude, denn er sehne sich mit allem, was er habe (95,1f.: Sich senet muot und herze, | sich senet all mein vermugend). Der Sprecher wirft sein Luder umher und schreit laut zu dem Falken, dass dieser sich durch Treue finden lassen solle, da er mit Treue nach ihm suche. Schließlich wird sein Pferd müde, und der Sprecher muss bergauf gehen, damit das Pferd ihn später, wenn er wieder zu einer flachen Strecke kommen solle, wieder tragen könne. E Streitgespräch (Str. 98–109): Ein anderer Falkner geleich gar einem schalken (98,2) kommt dem Sprecher entgegen. Auf seiner Hand trägt er einen nicht sonderlich edlen Falken, dessen Gefieder zerfetzt ist. Er selbst grüßt den Sprecher zwar, doch nicht auf angemessene Art.iAls der Sprecher dessen Treulosigkeit erkennt, versteckt er sein Luder vor ihm.iDer falsche Falkner fragt ihn, wohin er eile und was er suche, da er den schlechten Zustand des Pferdes bemerkt.iDer Sprecher will ihm nichts sagen, weil er erkannt hat, der Falsche gehöre zu denjenigen, die Falken auf mörderische Weise rauben. So erwidert er, er sei nur ausgeritten, um sich die süße Wonne des Monats Mai anzuschauen und den Vogelgesang anzuhören.iDer treulose Falkner, der das Luder des Sprechers bereits gesehen und seinen Ruf gehört hatte, fordert ihn auf, ihm wie einem Bruder die Wahrheit zu offenbaren, damit er ihm dann Rat und Hilfe anbieten könne. Wenn der Sprecher einen Falken suche, der sich mit seinem Luder nicht fangen lasse, könne er diesen anhand seiner Lehre in Besitz nehmen, denn er könne ihm beibringen, wie man Falken mit Netzen und Fallen fange.iDer Sprecher lehnt die falsche Lehre sofort ab: Er wolle lieber ewig vergeblich nach dem

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Falken suchen und dabei von Gedanken leben, als diesem Schaden zuzufügen.iDer Treulose erwidert, es sei dem Sprecher nicht zu helfen und verspottet dessen Einstellung. Er dagegen wolle sich lieber etwas kochen und braten.iDer Sprecher betont seine feste Entscheidung, sich ausschließlich in der gerechten Beizjagd zu betätigen, da er sich mehr über den rechten Flug seines Falken freue, als wenn er hinterlistig tausend Falken gefangen hätte.iDer falsche Falkner beklagt die Mühe, die der Sprecher auf sich nimmt. Nur Gibling und Gelfen (Ghibellinen und Welf?) könnten ihm mit Rat zur Seite stehen (106).iDer Sprecher erklärt ihm, dass es ihm auf der Suche darum gehe, Rücksicht auf den Falken zu nehmen.iDer Treulose schließt aus seinen Worten, er sei in der meisterlichen Jagdkunst allzu unerfahren. Zum Schluss ruft er ihm nach, er würde seine Art der Beizjagd zuletzt bereuen (Afterreue). F Gescheiterte Annäherungsversuche (Str. 110–141): Bald nach der Trennung vom falschen Falkner erblickt der Sprecher seinen Falken, in dessen Nähe aber ein Adler fliegt. Er macht sich Sorgen, dass der Falke verletzt werden könnte und versucht, ihn auf sein Luder zu locken. Vor dem verzweifelten Sprecher stürzt sich der Adler auf den Falken. Der Sprecher gerät außer sich, er schreit und verspricht Gott mehrfach Opfer, damit er seinen Falken behüten möge. Seine edle Beschaffenheit hilft dem Falken, dem Adler zu entkommen. Der Sprecher folgt dem Falken, der sein Luder immer noch nicht beachtet, dabei kann sein Pferd aber die anstrengende Reise nicht mehr ertragen und kollabiert. Der Sprecher lässt sein Pferd (in 120,5 als gurre bezeichnet) zurück und eilt dem Falken nach, bis es ihm gelingt, den edlen Vogel mit dem Luder in seine Nähe zu ziehen (121). Der Sprecher ist nun so glücklich, dass er zu träumen glaubt. Sein Herz will ihm vor Freude aus der Brust herausspringen, sodass der Sprecher das Herz (!) nimmt, an das Luder bindet und dem Falken, der sich auf einen Ast gestellt hatte, zuwirft. Als der Falke das Herz, die Treue und die Beständigkeit erkennt, nimmt er alles an, sodass der Sprecher vor Freude beinahe den Verstand verliert. In der Nähe des Falken erschrickt der Sprecher vor Glück und preist die liebenswürdige Art des Vogels. Doch auf das Luder eilen Krähen schreiend zu, sodass der Falke mit dem Herzen des Sprechers davonfliegen muss. Ausführliche Klafferschelte (128– 136): Nun ist der Sprecher wieder unglücklich, er klagt über die Krähen und will sich rächen. Sie seien Boten (128), die der Teufel da hinschicke, wohin er nicht gelangen könne. Es grause ihm vor den Klaffern, die die Freude der Liebenden zerstören. Minneklage (Str. 137–141): In direkter Anrede an guot gesellen und frawen (137,1f.) bittet der Sprecher um Mitgefühl, da er kraftlos und in qualvollem Leid zusehen musste, wie der Falke sein Herz mit sich führt, in dem er abgebildet sei und für immer wohnen müsse. Allein der Tod könne ihn aus dem Herzen vertreiben. Erneut versucht er, dem Falken nachzueilen, diesmal sei aber die Reliquienkapsel (140,1: kaffze) seines Herzens leer und seine Zuversicht dahin. G Lehrgespräch (Str. 142–166): Der alte Falkner, der den Sprecher früher belehrt hatte, erscheint wieder und will erfahren, wie es dem Sprecher ergangen sei.iDer Sprecher erzählt ihm seine Geschichte und offenbart ihm sein Leid. Er befinde sich in solchem Unheil, dass er sich selbst verfluchen wolle.iDen Alten erbarmt zwar der Schmerz des Sprechers, er erinnert ihn jedoch daran, dass er keine Ratschläge befolgt, sondern alles auf seine eigene Art und Weise gehandhabt habe. So habe er

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sein Herz nicht beherrscht, während derselbe Falke wohl tausend andere Männer um ihre Herzen bringen könne.iDer Sprecher bittet ihn um eine neue Lehre.iDer Alte rät ihm, sein Begehren unter Kontrolle zu halten und mit der Treue sein Herz zurückzugewinnen, dabei aber dem Falken nicht mehr zu folgen.iDarauf verlangt der Sprecher einen anderen Rat, da er auf den Falken nicht verzichten könne.iDer alte Falkner wirft dem Sprecher vor, blind zu sein und sich seit dem ersten Gespräch nicht verbessert zu haben.iDer Sprecher antwortet zunächst mit einem Preis des Falken, den Frau Saelde in ihrem Schutz habe, sodass seine Vollkommenheit unbeschreiblich sei. So wolle er lediglich die Lehre darüber, wie er die Gnade des Falken erwerben und behalten könne. Dafür sei er bereit, alles zu ertragen: solt ich darumb tausent tode warten (154,7).iSchließlich willigt der Alte ein, den Sprecher für dessen Ziel zu belehren, rät ihm zur Maße in der Werbung und zu einem selbstbeherrschten, vorsichtigen Verhalten sowie zu entschlossenem Verharren; dann gibt er ihm seinen Segen.iDer Sprecher dankt ihm, und beide verabschieden sich. H Reflexion und Schluss (Str. 167–185): Der Sprecher wendet die Lehre des treuen Alten an, doch kommt es zu keiner neuen Begegnung mit dem Falken, sondern nur zu einer imaginierten Rede der Geliebten (174f.), in der sie den Liebenden für seine Treue belohnen will und ihm ihre Gnade verheißt. Unter den letzten Minnereflexionen wird der Preis Hadamars von Laber eingeschoben, der als Vorbild bezeichnet wird (170–172): Der weise, gerechte und getreue von der Laber (170,4) besitze Expertenkenntnisse um Freude und Leid in der Liebe und habe darüber besser gedichtet, als es ihm in tausend Jahren gelingen könnte. So habe sich ›der von Laber‹ den Segenswunsch reiner Frauen für sein Seelenheil verdient. Der Sprecher selbst wünscht ihm aus der Dichterhypostase heraus Gutes; er wolle sich in seiner Suche nach dem entflogenen Falken an dessen gerechtem Jagen ein Beispiel nehmen. Den Falken sehe er oft im Traum und erhoffe sich, dass ihm die gerechten Damen, Ritter und Knechte Glück wünschen mögen. Der Sprecher entschuldigt sich schließlich für seine Grenzen in der dichterischen Kunst, da der Schmerz durch den entflogenen Falken ihm die Unterstützung der Vernunft geraubt habe: Ist nit spæhe das gedichte | noch cluog an allen orten, | so sey doch sein die slichte | mit groben reimen und unbesniten worten (183,1–4). Er bittet die Meister um Verständnis und lädt sie ein, sein Gedicht beliebig zu verbessern. Beteuerung der Unendlichkeit der Suche: Das Gedicht werde zwar beendet, doch seine Suche werde fortgesetzt, bis er den edlen Falken wiedergefunden habe, oder solange die Seele seinen Leib noch bewohne. Para l lelen: Der Text steht in der früheren Hadamar-Tradition, zu welcher sich der Verfasser auch explizit bekennt, und orientiert sich weitestgehend an Minneauffassung, Motivik, Bildlichkeit, Struktur und Form von B513. Das Motiv eines entflogenen Falken findet sich auch in B503.

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B513 Die Jagd Großform; hochkomplexe Jagdallegorie in geblümtem Stil mit zahlreichen Canifizierungen und locker zusammengefügten Klage- sowie Reflexionspassagen zum richtigen Jagen bzw. Minnen; Titurelstrophen Ve r f a s s e r : Hadamar von Laber Datierung: früheste Überlieferung Mitte 14. Jh. (Be9, Wi11) Überlieferung: Al 1r–35v; 345 Str. (Sigle C) Be9 1r–5v; Teile aus 46 Str. (Sigle G) Er 1r–88v; 601 Str. (Sigle e) He5 8v–61r; 64v; 531 Str. (Sigle b) He11 1r–87v; 520 Str. (Sigle c) He15 1r–83v; 541 Str. (Sigle E) He17 6r–28v; 317 Str. (Sigle d) In1 1ra–2vb; 45 Str. (Sigle I) Ka2 S. 1–195; 574 Str. (Sigle g) Mü2 3r–81v; 531 Str. (Sigle B) Ns1 2r–58v/Ns2 1r–8v; 548 Str. (Sigle f) Nü2 1r–1v; 17 Str. (Sigle D) Sr4 1r–67v; 525 Str. (Sigle F) Tu 1r–2v; 16 Str. (Sigle H) Wi2 1r–55r; 546 Str. (Sigle A) Wi5 1r–48v; 574 Str. (Sigle h) Wi11 1r–57v; 551 Str. (Sigle a)

Edition: Mone 1830, 226–230 (nach Nü2); Ettmüller 1833 (nach Ka2); Schmeller 1850, 1–146 (nach Er); Stejskal 1880b, 3–144 (nach Wi2 mit Laa. von Al, Nü2, Mü2 und Wi11), 144– 148 (Abdruck von Strophen, die nur in einzelnen Hss. überliefert sind), 151–172 (Laa.); Matthaei 1913, 159–164 (Laa. von He11); Gragger 1921, 42–56 (Laa. von Al); Rosenfeld 1930, 44–46 (Laa. von In1); Schützner 1948/50 (Laa. von Tu); Steckelberg 1998, 212–347 (Teilausgabe nach Er, Ka2, Mü2, Ne, Wi2, Wi5 und Wi11, mit Laa.Verzeichnis) Literatur: Mone 1830; Stejskal 1878, 263–266; Bethke 1892; Hese 1936; Blank 1970, 187–194, 197–201; Glier 1971, 156–178, 243–262; Glier 2VL 3 (1981), 363–368; Wallmann 1985, 277–286; Schmidtke 1991; Mertens, V. 1994; Scheuerer 1995, 211–233; Steckelberg 1998; Achnitz 2003b, 239; Janota 2004, 337f.; Emmerling 2005; Klingner/Lieb 2006, 150f.; Schlechtweg-Jahn 2006, 244f., 248–258; Huber 2Killy 4 (2009), 563; Klingner 2010, 27, 98, 121, 284–287; Matter 2013

Beschreibung der Überlieferung: Mit 17 Hss. aus dem 14., 15. und frühen 16. Jh. (jüngste Hs. Wi5, Ende 15. Jh. / frühes 16. Jh.) gehört Hadamars ›Jagd‹ zu den Minnereden, von denen die meisten Textzeugen überliefert sind. Davon enthalten 13 Hss. jeweils einen als vollständig erkennbaren Text, der mit bis zu etwa 4200 Versen zu den umfangreichsten Minne-

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reden gehört. Die Verbreitung der Minnerede zeigt sich zudem in dem breiten Überlieferungszeitraum. Was die Überlieferungslandschaft anbelangt, so umfasst sie den bairisch-österreichischen, den schwäbisch-alemannischen, ostfränkischen und mittelrheinischen Sprachraum. Die Überlieferung weist hohe Varianz auf. Dies lässt sich nicht nur an der Textgestalt, sondern in erster Linie an der Zahl sowie Reihenfolge der in den Hss. überlieferten Strophen erkennen. Der hohen Komplexität der Überlieferungssituation wird keine der bisher vorhandenen Editionen gerecht. B513 allein enthalten Al, Er, Ka2, Wi2, Wi5 sowie die verbrannte Hs. Sr4 (abgesehen von den Fragmenten In1, Nü2 und Tu, deren Überlieferungskontext nicht rekonstruierbar oder nachvollziehbar ist). In He5 und Mü2 bildet der Text einen Konvoi in der Reihenfolge B30a, B513, B233, ohne dass die Übergänge von einem Text zu den anderen markiert wären. Den Eindruck einer als Einheit verstandenen Titurelstrophensammlung bestätigt die sich auf dem Einbanddeckel von He5 befindende Überschrift Das Laber geiaid, die sich wohl auf den gesamten Inhalt der Hs. bezieht, sowie die B513-Strophen auf 65r, die auf B233, ebenfalls ohne jegliche Hervorhebung, folgen. Ein sehr ausgeprägtes Bewusstsein für die Form der Titurelstrophe, die offenbar als Sammelkriterium fungiert, lässt sich in Hss. feststellen, in welchen B513 zusammen mit Fragmenten des ›Jüngeren Titurel‹ Albrechts überliefert ist (Be9, He17 und Ns1). Dabei enthält Ns1 die ebenfalls in Titurelstrophen verfasste, der ›Jagd‹ auch thematisch nahe stehende Minnerede B512 zwischen B513 und den Auszügen aus dem ›Jüngeren Titurel‹. Zusammen mit Minnereden in Reimpaarversen überliefern B513 die Hss. He11 (zusammen mit B427) und He15 (zusammen mit B485). In Wi11 folgt auf den Text das Märe ›Der Sperber‹ (Fischer, H. 1983 Nr. 125). Er enthält ein Explicit nach dem Text, auf 88v: Explicit dy iagt von laborn. Wi2 enthält nach der Schlussformel Dev lied habent ein ende die Strophe Stejskal 509 als Nachtrag von anderer Hand. In Wi5 begegnet auf 48v das Kolophon Sic vinis. Aufgrund der Strophenfolgen und Lesarten unterscheidet Steckelberg 1998, 50– 52, ohne Mitberücksichtigung des unterschiedlichen Textendes, vier Hauptgruppen von Hss.: A h; B d f; E a e und C F b c g, wodurch sich das Verhältnis der Textzeugen zueinander grob nachvollziehen lässt. Für eine genaue Angabe, welche Strophen in den einzelnen Hss. überliefert sind, vgl. Steckelberg 1998, 349–351. Überschrift: Ein büclein von lieb und leid […] hupfferer (Er) Das Laber geiaid (He5) Den Laberer [vnd ey sproch] (He11) Laberer (He15) 1474 Attempto (Sr4) Das puech hat des von Laber schbester sun geschriben (Wi5; Überschrift heute verloren; Angabe nach Brandis)

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Ü bersicht: I Allegorische Erzählung (Str. 1–363) A Einleitung (Str. 1–5) B Aufbruch zur Jagd (Str. 6–29) C Gespräch mit dem Forstmeister (Str. 30–54) D Fortgang der Jagd und erster bil (Str. 55–180) E Gespräch mit dem alten Jäger (Str. 181–312) F Jagdvorgang und zweiter bil (Str. 313–363) II Minnereflexionen und Minneklage (Str. 364–565) A Klage über den bil und Streitgespräch mit einem Jäger (Str. 364–424) B Minneklage und Minnegericht (Str. 425–527) C Jagdreflexion und Minneklage (Str. 528–561) D Schluss (Str. 562–565) Inha lt: (Nach Stejskal 1880a) I Allegorische Erzählung (Str. 1–363) A Einleitung (Str. 1–5): Der Sprecher kündigt die Erkenntnis an, die den Anfang seines Glücks darstelle: Die richtige Bitte, das schmerzliche Leid und das gebührliche, tugendhafte Begehren bringen Freude, während die falsche Bitte (1,4: unbetlich bet) sich selbst den Weg zur Erfüllung sperrt. In direkter Anrede an sein Publikum (als guot gesellen apostrophiert, 1,6) bittet er um einen Segenswunsch für ein freudenreiches Gelingen am Ende (1). Lehrgestus: Der Sprecher warnt vor der Gefahr, sich mit der Wahl der Geliebten zu übereilen und seine besten Jahre auf diese Weise zu vergeuden (2). Sein Rat richte sich an die Beständigen. Durch Wankelmütigkeit bringe man sich um seine Freude und verliere sein Leben im Diesseits und im Jenseits (3). Einführung der Jagd-Terminologie und Canifizierung des Herzens: Der Sprecher ermahnt die jungen Jäger, die Fährte im Auge zu behalten und den Hund Herz nicht zu früh davonlaufen zu lassen (4). Der Sprecher drückt den Wunsch aus, dass jeder seinesgleichen erkennen möge (5). B Aufbruch zur Jagd (Str. 6–29): Eines Morgens macht sich der Sprecher auf die Suche nach den Fährten des Wildes. Zwar habe ihn Frau Minne das Jagen beigebracht, doch sei er später oft im Begriff gewesen, den Verstand zu verlieren (6). Dabei macht er Herz zu seinem Leithund (7), warnt ihn (in direkter Anrede, das Herz wird 8,1 als geselle angesprochen), sich nicht zu überstürzen und nimmt ihn an die Leine (8), die im Band der beständigen Treue besteht (9). Er nimmt dann weitere Hetzhunde mit, die ihm gut bekannt sind: Freude, Wille, Wonne, Trost, Staete und Treue (10). Für die Besetzung der Wechselplätze (Str. 11–16) verwendet der Sprecher vortreffliche alte und junge Hunde: Glück (in Richtung des Schalkeswaldes), Lust (der bei Glück bleiben soll), Liebe und Leid (die sich nicht voneinander trennen lassen) sowie Gnade, den der Jäger zurückhält und im Falle einer unglücklichen Hast (16,4: ungelückes îliclîcher île) einsetzen möchte. Die Jagdknechte ermahnt er unter Drohung körper-

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licher Züchtigung, gut auf die Hunde aufzupassen (17). Der Sprecher will zudem den alten Hund Harre auf die Jagd mitnehmen, der zwar träge, dafür aber erfahren ist (18). Bei diesem Hund, dessen Jagd nur das Sterben beenden könne, wolle der Sprecher in der Hoffnung auf Gnade bleiben (19). Der Sprecher schickt junge und alte Hunde zusammen auf die Fährte und nähert sich, mit dem Hund Herz an der Leine, dem Wald (20f.). Das Sonnenlicht und der fröhliche, unbeschwerte Vogelgesang kündigen den neuen Tag an (22). Beim Hören überwältigt den Sprecher die Sehnsucht, und seine Augen füllen sich mit Tränen. Er muss weinen wie ein Kind, das nicht erklären kann, was ihm fehlt (23; Anspielung auf Wolframs ›Parzival‹ 118,7–22). Ein Kind freue sich und leide, ohne Freude und Leid voneinander unterscheiden zu können, wie ein junger Hund, der jagt, ohne das Wild jemals erblickt zu haben (24). Der Sprecher beginnt die Untersuchung der Fährten (25), sucht das Wild (26), findet stattdessen farbige Blumenwiesen und betautes Gras (27) und begegnet schließlich anderen Jägern (28). Der Sprecher nimmt Rücksicht auf die Anstrengungen der anderen Jäger und entfernt sich still (29). C Gespräch mit dem Forstmeister (Str. 30–54): Der Sprecher trifft auf einen erfahrenen Forstmeister, mit dem er sich über den Wald und dessen Bewohner (Wild, Wölfe, Jägermeister) unterhält. Der Forstmeister betont, wie wichtig es ist, sich im Wald auszukennen, und warnt vor den Wölfen. Man solle bei seinen Hunden bleiben, um in Sicherheit zu sein (31). Dann belehrt er den Sprecher über das waidgerechte Jagdverhalten (32–34).iDer Sprecher stellt zentrale Fragen zum Wesen der Liebe, die seine Suche bzw. Jagd prägen: Wie sol man rehte triuwe| gerehticlîch erkennen? | wâ ist lieb âne riuwe? | wâ ist der stæte bunt ân allez trennen? | wie ist gebærde, wort und werc geschicket, | swâ rehtiu liebe und stæte | mit triuwen hât den rehten bunt gestricket? (35). iDer Forstmeister kann diese Fragen nicht beantworten, weil sie zu anspruchsvoll sind und auf das insigel (36,4), auf die verborgenen Zeichen der Minne zielen (36). Der Forstmeister plädiert für die Beständigkeit in der Liebe, gibt die Lehre der alten Weisen weiter (37,3f.: die alten wîsen grîsen | die sprechent), warnt vor der oberflächlichen, falschen Schönheit ân prîs (38,5) und rät dem Sprecher, Anstrengungen auf sich zu nehmen, wenn er das gute Wild erjagen möchte (40). So solle er nicht das Wild jagen, welches sich in finsteren Dornenhecken verstecke, sondern dasjenige, das ohne falsche Scham ans Licht trete (41). Wenn ein Wild durch Nachjagen immer vertrieben werde, soll das eilige Herz warten und der Jäger soll die Fährte gut prüfen (42). Der Forstmeister unterrichtet den Sprecher dann in den verschiedenen Jagdtechniken (43).iDer Sprecher versichert, auf das Wild und auf andere Jäger Rücksicht zu nehmen (44), und fragt den Forstmeister, womit er sich die Zeit vertreibe.iDer Forstmeister erwidert, seine Aufgabe bestehe darin, das Wild vor groben Hunden zu beschützen. Er gönne es Jungen und Alten, dass sie das Wild betrachten und Jagdgeschichten erzählen würden, aber er müsse schädliche Jagdhandlungen verhindern (45f.).iDer Sprecher gibt seinen Hunden das Jagdsignal mit dem Horn (47).iDer Forstmeister erkennt, dass die meisten Hunde des Sprechers unerfahren sind (48) und rät zur Ausrichtung an Harre (49). Nach weiteren Ratschlägen zum richtigen Einsetzen der Hunde (50–53; vor allem wird hier das Jagen mit dem Hund Treue thematisiert)preist der Sprecher die Tugendhaftigkeit des Forstmeisters und verabschiedet sich von ihm (54).

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D Fortgang der Jagd und erster bil (Str. 55–180): Herz fängt an, mit Schnauben auf der Fährte nach dem Wild zu spüren und lässt sich mit der Leine kaum halten. Der Sprecher versucht, die Begeisterung seines Leithundes unter Kontrolle zu halten, da dieser oft auf der falschen Spur ist. Mit Jägersprüchen preist er die Schönheit der Natur und die Vielfalt ihrer Farben (56). Herz wird immer unruhiger und entdeckt eine Fährte, der er um jeden Preis folgen will. Auf diese Fährte bezieht sich die folgende Strophengruppe (56–100). Herz benimmt sich, als wäre er rasend, und der Sprecher befürchtet, sie beide würden den Verstand verlieren (57f.). Beim Anblick der schönen Fährte (!) erschrickt der Sprecher: Mit ihr in Liebe vereinigt sein zu dürfen wäre ihm lieber als der Besitz aller Reiche (Kaisertopos, 59; vgl. goldene Reichskrone in 85). Der Sprecher ermahnt Herz, sich zu beruhigen und zu warten. Er selbst verstummt (minnebedingtes Schweigen) und erkennt die Macht der Minne, die den Verstand zu rauben vermag (60f.). Nach erneutem Bedenken verstrickt sich der Sprecher selbst in der freudebringenden Leine, während Herz tobt. Der Sprecher befiehlt seinen Hunden und Knechten, still zu sein. Während der junge edle Wille schreit und kaum zu halten ist, hält sich der alte Harre an den Befehl (63). An der Deutlichkeit der Spur erkennt der Sprecher die Kraft und Würde des Wildes, dem er mit Sorgen nachjagt. Er erblickt die Zeichen des Wildes, preist es, erteilt Befehle und Rufe an die Jagdgesellen (z.B. 91,7: gesellen, helfet mir sie [die Fährte] lieben!) und beschreibt die Schönheit und Freude der Fährte in der traditionellen Minneterminologie (bes. in Str. 76–83). Der Sprecher kommt dem Wild immer näher. Der Hund Herz erklärt, dass er das Wild stellen wolle, ohne ihm Schaden zuzufügen, strebt dabei aber einen ›Kuss‹ an (94,5–7: ich wolte im sicherlîchen die zen schinden, | daz mîn munt durch den sînen | ûf dem gebeine smatzent müeste erwinden). Als das Wild naht, ersetzt ein Gefühl der Verjüngung den Schmerz des Sprechers. Er verlässt sich dabei zunächst nur auf Treue, dann lässt er auch Freude auf die Fährte los und eilt hoffnungsfroh voran. Später werden im heißen Minnebrand Wonne, Begierde und Trost, Staete und Liebe auf das Wild gehetzt. Den Jagdknechten erteilt der Sprecher weitere Befehle und beteuert seine Bereitschaft, auf der Fährte alt zu werden. Er setzt dann weitere Hunde ein (Helfe, Rat und Stiure) und beschließt, dass Herz den Lauf vollenden soll (110). Der Sprecher bittet Gott um Beistand, später stellt er aber fest, dass Freude erfolglos ist, während Staete schnell voranläuft. Als er fröhliches Hundegebell hört, begibt sich der Sprecher mit Herz an der Leine zu den anderen Hunden, jedoch reißt sich zu seinem Unheil Herz von der Leine los, sodass der Jäger keine Gewalt mehr über seinen Leithund hat (120). Endlich gelingt es dem Sprecher, das Wild zu stellen, sodass er glaubt, die Freude sei nah. Jedoch wird Herz schwer verwundet, und das Wild flieht (121,7: und was der bîl mit jâmer mir zerbrochen). Der Sprecher klagt über das Liebesleid, das ihm seine Dame durch die Verwundung des Herzens zugefügt hat: Der Anker der Minne sei in sein Herz versenkt, er selbst zu einem lebendigen Toten geworden und brauche nun Freundesrat. Dem verwundeten Herzen zu Trost lässt der Sprecher das Hündchen Muot loslaufen (126), und alle Hunde freuen sich darüber, da Muot Trost spendet. Als die Jagd fortgesetzt wird, hofft der Sprecher, dass die Klaffer verstummen werden, doch bald müssen die Hunde wegen der Wölfe aufhören zu jagen. Herz muss nun seinen Schmerz vor den Wölfen /

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Merkern verheimlichen (132). Die übrigen Strophen dieses Abschnittes füllen Klagepassagen (bes. 145–151 sowie 158: Altersklage; Minnebaum-Motiv in 159: stellvertretende Umarmung einer Säule) und Reflexionen über die Aufpasser und Klaffer (vor allem in 133f.), Hunde / Minnetugenden und die Minnewerbung des Sprechers (zentral erscheinen die mariologischen Anklänge in dem von Frauenpreis dominierten Strophenkomplex 136–139). Ausführlich wird auf die Vorzüge der Hunde Muot und Gnade eingegangen. – Schließlich gerät der Sprecher in eine Notlage (178): Sein Pferd verliert ein Hufeisen, und seine Hunde verlaufen sich. Daneben war Freude schnell von ihm davongelaufen. So muss der Sprecher, der nun sein Pferd an der Hand zieht und zu Fuß geht, erneut über seinen ›dreifaltigen‹ Schmerz (179,2) klagen. Mit Horn und Stimme ruft er nach Hilfe. E Gespräch mit dem alten Jäger (Str. 181–312): In der Nähe der Fährte begegnet dem Sprecher ein betagter, in der Jagdkunst bewanderter Mann, von dem er sich belehren lässt. Der Sprecher, der die Tugendhaftigkeit des Alten erkennt (183,3f.: mit triuwen alters blüede | trouc er), fragt, ob dieser seine Hunde und sein Wild gesehen habe. iDieser erwidert, ein verwundetes Herz vor allen anderen Hunden auf der Fährte erkannt zu haben. Der Sprecher sei auf dem rechten Weg, und die Vollkommenheit seines Wildes sei des Begehrens eines Königs würdig.iDer Sprecher freut sich über die Antworten des alten Jägers und erzählt ihm über seine Jagdsituation. Er beteuert, dem Wild bis in die Hölle hinein folgen zu wollen und sich von dieser Jagd Freude im Diesseits und im Jenseits zu erhoffen (190)iDer Alte tadelt ihn: Er jage das, was vor ihm fliehe und lasse es zu, dass Amor ihm die Zeit ohne Freuden entziehe.iDarauf fragt der Sprecher, ob es die Minne sei, die den Menschen den Verstand raube.iDer Alte erklärt, dass derjenige, der sie richtig angehe, vollständig von ihr beherrscht werde, die Minne könne ihn zum Affen machen usw. (192f.). Der Alte will dann wissen, was den Sprecher dazu gebracht habe, mit der Jagd anzufangen und ob er sich dabei gerecht verhalte (200,1–4: Wie bist dû jagent worden? | wart dienest dir erloubet? | treist dû gereht den orden? | hâst dû an dirre vert ieman beroubet?).iDer Sprecher erzählt ihm, wie er Freude in den Wald frei habe laufen lassen und wie er nun mit Leid jagen müsse.iDer Alte hat Mitleid mit ihm: Er könne seinen Schmerz nachvollziehen und wolle seine Lehre anbieten, da er durch dieselbe Not alt geworden sei (222). In diesem ersten Teil des Lehrgesprächs erwähnt der Sprecher (204–208) ein unbeschriebenes Schriftstück, das er der Geliebten gegeben habe (204,3–5: dô gap ich ir versigelt | ein membrân; will siu sich an mir sünden, | dar an sô möht siu schrîben, swaz siu wolde), damit könne sie ihm z.B. eine Urkunde schreiben und ihn verbannen (205,3: hantveste; 208,3: urkunde). Später fragt der Sprecher, ob man die Liebe aufgeben solle, um sich dem Liebesleid zu entziehen (235).iDer Alte erwidert, eine derartige Lösung sei ein gravierender Verstoß gegen die Ehre und eine Kränkung der Seele, denn die Mutlosigkeit (236,1: Verzagenlîch gedenken) könne alles Gute zerstören und sogar den Starken schwach machen. Doch solle der junge Mann, der um die Minne kämpfe, seine Anstrengungen aufgeben, wenn das Liebesleid ihn in die Sünde stürze. Dabei solle man nicht auf die Liebe verzichten, sondern sich nach der Absage an die weltliche Minne durch die Gottesminne retten (236f.).iDer Sprecher verteidigt seine Liebe und betont seine beständige Leidensbereitschaft (238).iDer Alte

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erinnert sich an seine eigene Liebesqual und spricht eine neue Warnung aus: Wer ohne Netz fischen wolle, verliere die irdische Herzensfreude und das Seelenheil (239). iDer Sprecher lässt sich von seiner Minnewerbung nicht abbringen und antwortet, dass das Glück die einen zu Gewinnern und andere zu Verlierern mache. Nur der Meister könne den richtigen Weg erkennen (240).iDer Alte befürchtet aber, dass die Haare des Sprechers bei dessen Bemühungen grau wie seine werden müssen (241). iDaraufhin bittet der Sprecher um eine Auslegung der Minnefarben, wobei er zugleich das Farbentragen kritisiert (242,6f.: si treit vil manger alle, | der doch ze reht bekennet niht ir eine).iDer alte Jäger legt die Farben aus (243–250), wobei die ersten fünf Farben in je einer Strophe besprochen werden: Grün ist der Anfang, Weiß die Hoffnung, Rot das Brennen in der Liebe, Blau die Beständigkeit, Gelb die erfüllte Minne (247,1: Gel sî gewert, si sprechen; ehrenhafte Minneerfüllung), Schwarz ist das Ende der Freude (248f.). Es folgen weitere Belehrungen zum Wesen der Minne: Schule der Ehre, Minne als Besen der Schulmeisterin (251); Vergleich mit dem Heiligen Thomas: Glauben, ohne zu sehen (256) usw.; sodann ein weiterer erfolgloser Versuch des Alten, den Sprecher zum Verzicht auf die weltliche Minne zu überreden (Str. 260–263). i Der Sprecher erklärt, er liebe nicht die Welt, sondern nur seine Dame und hoffe auf einen zweiten bil (264f.). – Der Sprecher wird anschließend vom alten Jäger zu einem Imbiss eingeladen (271). Er bittet explizit um Ratschläge für die Fortsetzung seiner Jagd, worauf der Alte eingeht. Dabei rät er noch einmal von der Minne ab und erwähnt als Negativexempel Herzog Ludwig von Teck (Str. 293–295), der noch im Alter der Minne nachhänge, obwohl er von der Minne längst ›abgeschrieben‹ sei (295,1: Der ist nû abgeschriben). Schließlich rät er dem Sprecher, mit seinem Hund Herz in den ›Schalkeswald‹ zu gehen, weil sich das Wild da stellen lassen werde (311).iDer Sprecher verabschiedet sich und bittet den Alten, später auch seinen Jagdknechten den rechten Weg zu zeigen. F Jagdvorgang und zweiter bil (Str. 313–363): Der Sprecher befolgt die Ratschläge des Alten und findet seine Hunde wieder. Neben ihm jagen da diesmal auch andere Weidmänner, die aber ungerechtes Jagen betreiben und die der Sprecher als Mörder erkennt (317). Antithetisch stellt der Sprecher das ungerechte Verhalten eines anderen, der das wunde Wild jagt, seinem gerechten Jagen mit Maße, Lust, Begehren (323,1: Gird) und Willen gegenüber (322f.), klagt über die schlechten Jagdsitten und hofft auf ein Treffen, in dem ihm Kuss und Umarmung gewährt werden mögen. Im günstigen Augenblick wolle er Blicke auf das Wild hetzen, fürchtet aber die Merker. Schon fast verzagt ruft der Sprecher den Hund Treue. Dieser könne ihn, zusammen mit Trost und Beständigkeit, vor Liebesleid bewahren (335f.). Plötzlich läuft das Wild auf den Sprecher zu (339), und es lässt sich zum zweiten Mal stellen (341). Der Sprecher hört die Hunde Wonne und Freude und genießt die Nähe des Wildes, das ihm wertvoller als das Gold der Griechen erscheint (341,4). Dem Wild gelingt es zunächst, den bil zu brechen, es bleibt aber vor dem Hund Willen stehen (346). Der Anblick macht den Sprecher blind, taub, sprachlos und gelähmt. Er wünscht sich nur, dass dieser Moment ewig währen könnte. Während alle Hunde des Sprechers das Wild betrachten, kommt einer der Jagdknechte und rät ihm, Ende dazu zu hetzen, um den Jagderfolg zu erlangen (348), was den Sprecher in Zorn versetzt. Als der

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Jagdgeselle darauf besteht, der Sprecher solle die günstige Situation ausnutzen, um die Jagd abzuschließen, erwidert der Sprecher, der Tod sei ihm lieber als ein unehrenhafter Erfolg, der dem Wild Schaden zufüge (352,6f.: ich sprach: ›ê wolte ich sterben, | ê ich ez mit solhen phanden phendet.‹). Als der Knecht ihn dann warnt, er werde diese Entscheidung bereuen, weil die Zeit ihm davonlaufe und die Wölfe bald erscheinen würden, erklärt der Sprecher, dass die Nähe des Wildes den Höhepunkt seiner Jagd, das höchste Glück, darstelle (354,1f.: Ich sprach: ›waz wolt ir mêre? | hie ist daz himelrîche.). Zum Mörder wolle er nicht werden. Statt Ende setzt der Sprecher Smutz (Kuss) und Schrenken (Umarmen) ein, die sich zusammen mit Lust und Wonne dem Wild nähern sollen. Kurz danach werden jedoch alle Hunde von Wölfen überfallen (360), Freude wird verletzt, und das edle Wild macht sich angstvoll aus der Umstellung davon (361). Nur mit der Hilfe eines Jagdgesellen können die Hunde endlich gerettet werden. Dabei wird Freude von Muot befreit. Der Sprecher glaubt zuerst, dass sein Leithund diesen bil gesund überstanden hätte, doch muss er später erkennen, dass Herz noch schwerer als früher verwundet worden war; der Sprecher nennt sich den ›lebendig Toten‹ (363,7). II Minnereflexionen und Minneklage (Str. 364–565): A Klage über den bil und Streitgespräch mit einem Jäger (Str. 364–424): Das Leid über das Brechen des zweiten bils überwältigt der Sprecher, der sich nun den Tod wünscht: Der luft mich solte mîden, | diu erde nimmer tragen, | mich solte ouch nieman lîden, | wan der klaglîchen kummer hab ze klagen, | der hât mit mir geselleschaft gemeine (365, 1–5; Wunsch nach dem Tod auch in 364, 368, 369). Die Schuld gibt er nur sich selbst und dem Unglück. Da ihm Freude entlaufen sei, müsse er mit Sehnen jagen (367). Die Süße der Minne sei sauer geworden (368). Von seinen Hunden könne er nur noch Harre, Staete, Zwingen, Sehnen und Leiden hören, während er Lust, Freude und Wonne vermissen müsse. Neben Sehnen hetzt der Sprecher Schweigen, Gedanken und Träumen dazu (371). Früher habe er gehört, wie man über die Sehnsucht erzählt, nun müsse er von der Geliebten getrennt sein und sein Herz habe sich im Netz der Sehnsucht verstrickt (375). Das Gefieder seiner Gedanken sei verletzt, sodass diese niederfallen müssten, wenn sie zu fliegen versuchten (378). Vor Angst müsse er viele Fragen verschweigen (379). Unter meistens allgemein formulierten Reflexionen über den Zusammenhang von Freude und Leid in der Liebe, Glauben und Wissen, Gesellschaft (Str. 396–401; Minne ohne Gesellschaft ist eine Qual), Freundschaft usw. formuliert der Sprecher das Ideal seiner Jagd als dauerhafte, maßvolle Mitte zwischen Nähe und Distanz: sô daz daz wilt niht gæhes von uns möhte | und wir im ouch niht nâhen komen kunden | und sich Lust lieze hoeren | und daz wir nâhen wæren bî den hunden (393,4–7). Der Sprecher trifft auf einen anderen Jäger (411). Als er nach der Jagd des Sprechers fragt, erklärt dieser, dass er sein Wild nicht verletzen wolle und wird vom Jäger verspottet (413). Daraufhin gesteht ihm der Sprecher, dass das Ziel seines Jagens die ›rechte Liebe‹ (414,5: rehtiu liebe) sei. Der Jäger kritisiert dann die Trägheit von Harre (415f.), und der Sprecher wirft ihm vor, ein Feind der Minne zu sein (419). Ein Förster (422,1: Ein waltman), der den Streit belauscht hat, versucht, beide zu besänftigen und zu

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überreden, sich freundlich voneinander zu verabschieden, da jeder auf seine eigene Art und Weise jagen solle (423). B Minneklage und Minnegericht (Str. 425–527): In der Nähe eines Wasserlaufes (427) nimmt der Sprecher eine neue Spur auf. Dabei denkt er über die Finten (leckerie) des Wildes nach, die ihm Leid zufügen (425–462). Er klagt der Minne über den Verlust seiner Freude und seine Erfolgslosigkeit. In den darauf folgenden Klagepassagen dominieren Wortwiederholungen und das Spiel mit der Figura etymologica (so z.B. 451,3f.: […] mûslîchen hôrte mûsen. | […] gar muozlîche muoze; 465: Owê, ein wê kan machen | mir wê und wêlîche. | wê, daz wê für ein lachen | mir gît diu allem wê ist ungelîche! | wê, daz von wê hât wê und wê mîn wesen! | wê, daz wê mir bringet, | von dem vor wê ich möhte wol genesen); auch neue Canifizierungen (447,1: Triege; 454,1: Rüege) und weitere sprechende Namen (434,1: Rummelslîten; 444,5: Affental; 457,1: Tantenberge) treten auf. Schließlich ist es das Herz des Sprechers, das die Fortsetzung der Klagerede übernimmt. In bitterem Zorn ruft das sehnsuchtsvolle Herz und klagt über sein Leid. Es wendet sich dann an die Gemeinschaft der Edlen (519, 5: direkte Anrede ir guoten), die es fragt, wer über den Rechtsfall, in dem Beständigkeit mit Unbeständigkeit vergolten wird, richten könnte. Der Minne könne es nicht vertrauen, da sie eine Räuberin und die Quelle der Liebesqual sei (520). Mit Grund verlange es Gerechtigkeit: Von zwei in Treue verbundenen Herzen, über die Stæte ir spruch gesprochen (521,5) habe, habe sich das eine losgelöst. Seine Rechtsfrage gibt es dann an das gesamte höfische Publikum weiter (522,1f.: Frouwen, ritter, knehte! | diu frâge sî iu gemeine). Nicht für rechtsmündig in diesen Minneangelegenheiten hält das Herz nur Kinder unter zehn Jahren (524,1) und Alte, die über ihren Verstand nicht mehr verfügen können (524,5). Nur diese dürften gegen das Gesetz der Minne verstoßen, ohne dafür bestraft zu werden. Beschreibung der pseudoreligiösen Ordnung der Minne (525): Die rechte Minne (525,2: gerehte minne) sei ein Bund und ein Orden, durch den viele zu heimlichen Märtyrern geworden seien. In der Minne könne man Buße tun und Sünden begehen. Ein beständiges Herz lasse sich nur durch den Tod davon trennen (526). Poetologische Reflexionen (527): Durch Reden und Singen, Lieben, Leiden, smaehen, zieren (vgl. ›Parzival‹-Prolog) könne man den Text der Minne (527,1: text von minnen) auslegen (527,2: glôsieren). Was die Minne in der ›Kanzlei der Treue‹ (527,6) schreibe und die Liebe siegele, dürfe nicht gebrochen werden (527,7: wirt daz gebrochen, waz ist dan verrigelt?). C Jagdreflexion und Minneklage (Str. 528–561): Auf die Rede des Herzens folgt die unmittelbare Rückkehr zur Jagdterminologie. Der Sprecher erklärt den Wunsch seines Herzens, nicht Tauben, Brachvögel, Kiebitze oder Stare zu jagen, sondern mit dem Reiherfalken in die Lüfte emporzusteigen und nach der Geliebten Ausschau zu halten (528). Wie ein Rabe fliegt Natûrlîch Lust (529,1) schreiend über die Hunde und löst die Klage des Sprechers aus, die sich zunächst den zwei Farben des Leidens, Grau und Schwarz, widmet: er schrei grâ grâ; jâ grâ trag ich mit leide. | kopp (Rabe), weidgeselle, ich fürhte, | dîn varbe swarze werde mir ze kleide (529,5–7; Homonymie grâ / grâ). Der Sprecher sehnt sich nach dem Anblick, der seinen Schmerz abzuwenden vermöge, und klagt über den Verlust seiner Freude und über die Qualen, die sein Herz ertragen müsse. Seine Minneklage wird schließlich zur Weltklage: Es seien nur

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so wenig aufrichtige Treue in der Welt geblieben, dass man den Haufen mit einem Mantel bedecken könne. Als ein Jagdgeselle seine Worte vernimmt, fordert er ihn zum Schweigen auf, weil er damit einen Jungen erschrecken könnte (533). Der Sprecher setzt jedoch seine Klage fort, die er dann an Frau Minne richtet (536). Er bittet sie um Beistand, um Trost durch die Geliebte zu erfahren. Durch die Minne geprägt (538,1f.: Durchgraben mit dem stempfel [Grabstichel] | des scharfen minne ortes [Endes]) wäre er völlig verzagt gewesen, wenn er sich nicht mit einem Wort, das aber heimlich zu bleiben habe, getröstet hätte. Erneut wird dann die Jagdsituation angedeutet: Scham wird vor Willen gehetzt (540). Dann erkennt der Sprecher, dass ihm der Hund Sinne fehlt, und lässt sein Herz durch den Grund der Minne hindurch tief in die Unminne sinken. Dadurch wird ihm das Verhältnis zwischen Sünde und Buße in der Minne bekannt (541,5–7: swer durch die minne unminne hât ergründet, | der hât ouch wol enphunden, | man büezet dâ mit, mit dem man dâ sündet). Der Sprecher beteuert, ein Experte des Leidens zu sein. In einer (von der Figura etymologica dominierten) Klagerede präsentiert er sich als Meister, der den Studenten das Leid vorlesen könne (542). Darauf kehrt die Klage in die Jagd-Bildlichkeit zurück: Wegen des Hundes Gewalt, der Helfen vertreibe, müssten seine Haare grau und er vorzeitig alt werden. Den Hund Wonne könne er kaum mehr hören. Er ruft nach Staete, dieser Hund sei aber träge. Der Sprecher befürchtet nun, die besten Jahre seines Lebens zu vergeuden, entschließt sich jedoch (Revocatio in 548,6f.), die Jagd bis an sein Lebensende fortzusetzen. Sentenz: Wo sich das Herz teilt, spaltet sich die Liebe (550,1f.). Der Sprecher plädiert für die Ausschließlichkeit in der Minne und widmet seine darauffolgenden Reflexionen der Bedeutung von Harre: Obwohl man mit diesem Hund auf der Jagd alt werde, könne er den Jäger zum Erfolg führen. Der Sprecher setzt also seine Hoffnung auf Harre (dessen Vorzüge man nicht vollständig ausdrücken könne, Unsagbarkeitstopos), dem er rät, Geduld mit sich zu nehmen (552). Schließlich bleibt er allein mit dem alten, trägen Harre, da Wonne nicht mehr da sei, und erkennt, dass Triege sie verraten hat. Außer Harre könne er auf der langen Jagd keinen der Hunde mehr hören. Harre habe sie alle verloren und jagt nun weiter, ohne Freude, Wonne, Trost und Hilfe. D Schluss (Str. 562–565): Man solle nicht verzagen. Nur Treue könne seinen Kummer abwenden, denn Treue schütze vor Werren (Stören). Wer sich an Treue nicht halte, verliere bald auch Hoffnung und Trost. Der Sprecher fürchte den Tod nicht, da ihm dieser lieber als das Leben sei. Ohne Treue wolle er nicht jagen. Zum Schluss betont er seine auch kommunikativ nicht auflösbare Situation (565,1f.: Ein ende diser strangen [Strang, Verknüpfung] | mit frâge nieman vindet) und die Endlosigkeit seines Weges: dâ von dem ende nieman kann gesagen (565,7). Sein Körper solle auf Erden, seine Seele im Jenseits mit Harre ewig jagen. Para l lelen: Hadamar von Laber hat eine umfangreiche Minneredentradition geprägt, die sich an Form (Titurelstrophe), Jagdthematik (B501, B502, B512 etc.), allegorische Machart und Minneauffassung von B513 orientiert und hier nicht angemessen dargestellt werden kann. Sein Name wird mehrfach als Autorität im Bereich des Expertenwis-

B514 Gedanken am Maimorgen

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sens der Minne erwähnt, oder Sprüche mit Minnethematik werden ihm zugeschrieben (z.B. B42, B204, B405). Einen Überblick über die Hadamar-Tradition bietet Glier 1971, 243–260. Sonstiges: Der Text zeugt von der souveränen Auseinandersetzung Hadamars mit dem gesamten Gattungsspektrum der ›höfischen Klassik‹. Besonders ist die Kenntnis der Werke Wolframs und Gottfrieds anzunehmen.

B514 Gedanken am Maimorgen Fragment einer Minnerede mit Spaziergangseinleitung Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung Mitte 15 Jh.

Literatur: Menhardt 1960, 670

Überlieferung: Wi16 34v; 23 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Minneredenteil der Hs. Wi16. Der Text bricht unvermittelt ab, noch vor Füllung des vorgezeichneten Schriftraumes, daher ist Blattverlust als Grund für den Ausfall kaum wahrscheinlich. Eher muss man an eine defizitäre Vorlage, an ein nicht weitergeführtes Abschreiben bzw. ein abgebrochenes Experiment denken, wie es in der Hs. noch bei zwei anderen Einträgen (zwei Versionen von B499) der Fall ist. Der folgende Text (B202) beginnt auf dem nächsten Blatt. Überschrift: – Inha lt: A Erwachen (1–13): Der Sprecher liegt in Minnegedanken (? 3: Von meines herczen peginen) an einem unbestimmten Ort, als er die Vögel erstmals nach langer Zeit singen hört, da nun der Mai den Winter bezwungen hat und die Natur erfüllt. B Spaziergangseinleitung (14–23): Der Sprecher macht sich auf in eine Aue, die vom Mai und von süßen Düften erfüllt ist, und sitzt eine Weile an einer Quelle bei einem Felsen (Locus amoenus). Para l lelen: Sowohl zum in der Hs. vorhergehenden (B426) als auch zum folgenden Text (B202) gibt es Parallelen in einzelnen Wortfolgen und Reimen.

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B515 Der Minne Erklärung

B515 Der Minne Erklärung Fragmentarisch erhaltene Belehrung durch Frau Minne Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 14. Jh. Überlieferung: Pr1 1ra; 22 V.

Edition: Mourek 1904, 200; von Kraus 1926, 168 Literatur: Mourek 1904; Rheinheimer 1975, 32f.; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 549f.; Beckers 1989, 43; Klein, K. 1998, 81f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überlieferter Schluss einer ripuarischen Minnerede auf einem in neun Streifen zerschnittenen, makulierten Pergamentblatt, das aus einer Inkunabel herausgelöst wurde und das die Grafen von Boos-Waldeck, einem seit dem 12. Jh. bezeugten einflussreichen Ministerialengeschlecht im Hunsrück, nach 1833 nach Böhmen mitbrachten. Es fehlt je ca. ein Drittel der rechten Spalte(1rb) auf der Vorderseite und der linken Spalte (1va) auf der Rückseite, dadurch Textverlust. Auch sonst einige Textverderbnis. Es folgt unabgesetzt das Fragment einer weiteren Minnerede (Z52). – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: A […] Belehrung (1–18): Frau Minne fungiert als Lehrmeisterin und scheint nach scholastischem Lob-Tadel-Muster positives und negatives Minneverhalten zu konfrontieren. Dabei bezieht sie auch Farbsymbolik (schwarz und weiß) ein. Zumindest erfährt man, dass Minnefreunde und Minnefeinde gleichermaßen graue Kleidung tragen. Weiterhin scheint es um gegensätzliches Minneverhalten zu gehen: we vonrecht deit (16) steht gegen wandels vri (17). B Moralische Schlusswendung (19–22): Frau Minne (?) nennt das Thema ihrer Unterweisung d’ mynne ein vnd’scheit (19). Moralisierend stellt sie (?) fest, dass – selbst wenn den treulos Liebenden ihre Belehrung verhasst wäre – die Treuen umso mehr Gewinn daraus zögen. Para l lelen: Vgl. zu V. 7f. die erste Minnefrage von B315.

B516 Minnelehre

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B516 Minnelehre Fragmentarisch erhaltene Minne- und Tugendlehre in sechs Punkten Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 143–147 e)

Datierung: Überlieferung 14./15. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 115–117, 239, 245; Rheinheimer 2VL 6 (1987), 581; Beckers 1989, 43

Überlieferung: Be14 2ra–2vb; 94 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überliefert auf dem beschnittenen Einzelblatt Be14. Anfang und Schluss fehlen, auch sonst Textlücken. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: Von der im Traktatstil abgehandelten Minne- und Tugendlehre ist nur der zweite Teil (Punkt 4–6) erhalten. Ob die Lehre in einem narrativen Rahmen stand, ist unklar (evtl. Anspielung darauf in 40). In den drei erhaltenen Punkten, die identisch strukturiert sind, werden Laster im Bereich der Minne jeweils mit den entsprechenden Tugenden konfrontiert. Die Tugenden werden jeweils erst nach der rhetorischen Frage an das Publikum (30, 65, 93), ob es wirklich darüber belehrt werden wolle, erörtert. Der Sprecher ist nicht affektiv involviert und tritt ganz hinter seine Rolle als Referent einer Minnelehre zurück. 4. Hochmut (1–38): Der Sprecher tadelt den Hochmut (14: stolze muoyt) einiger junger Männer, den sie aus ihrer höheren sozialen Stellung oder aus ihrem Reichtum herleiten und mit dem sie manche Jungfrau ins Unglück stürzen. Er betont ausdrücklich, dass nicht stolzeyde (dreimal genannt: 23, 26, 28) zu rechter minnen (27) gehöre, sondern vri hogemuo de (31), duo chenclicheyde (35) und truwen (36). 5. unhöfische Rede (39–79): Der Sprecher verurteilt mit Bezug auf König Salomon (52–54, 60–63; vgl. Prov 4,24; 6,17; 10,8; 10,31f. usw.) unhuoyfze reden (dreimal genannt: 40, 41, 44). Sprichwort: We sich under dey wolve sticht, | de muoys hulen oych mit in (50f.). Als höfische Tugend postuliert der Sprecher einen hoveschen muont (56). 6. Streit (80–94): Im letzten Punkt wird gegen gebaych (›Streit‹, zweimal genannt: 83, 87) polemisiert. Der angeführte Quellenverweis (89f.) könnte sich wieder auf König Salomon (z. B. Prov 6,19; 26,28) beziehen. – Vor der Erwähnung der entsprechenden Minnetugend bricht der Text ab.

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B517 Minnegespräch

B517 Minnegespräch Zwiegespräch (?) oder monologische Lehrrede (?) über den Wert der Ehre einer Frau; Titurelstrophen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schmeller 1850, 169f. Str. 721–725

Datierung: früheste Überlieferung 1479

Literatur: Steckelberg 1998, 194; Miller/Zimmermann 2007, 87f.

Überlieferung: He5 65r; 5 Str. (35 V.) Beschreibung der Überlieferung: Der Text folgt in der Hadamar-Hs. He5 ohne Überschrift direkt auf B233 und die hieran anschließenden fünf Nachtragsstrophen zu B513. Sie bilden wohl keine Fortsetzung zum ähnlich dialogisch zu interpretierenden Text von B233 (gegen eine solche Vermutung von Steckelberg 1998 vgl. jetzt Miller/Zimmermann), sondern sind als (ggf. hier nur fragmentarisch erhaltener) eigenständiger Text zu betrachten. Überschrift: – Inha lt: (Nach He5; Strophenzählung nach Schmeller 1850 in eckigen Klammern) · A Rede einer Frau (?) (Str.  1 [721]): Ein Liebender ohne Treue bringe Schande über die Minne und verursache Kummer. Daher hält es die Sprecherin für töricht, einen solchen Mann zu lieben (1,7 [721,7]: er wurd mir nymmer lieb der mich enteret). B Rede einer Mannes (?) (Str. 2f. [722f.]): Eine Frau, die ihre Ehre zu bewahren wisse, sei zu preisen. Ohne ihre Ehre könne der Mann durch die Frau keine Hochstimmung mehr erlangen. Einmal verloren, komme der Schatz der Ehre nicht zurück. Dann würden der Frau nur die Reue und der ewige Ausschluss aus dem Kreis der anständigen Frauen bleiben. C Ehre und Ehe (Str. 4f. [724f.]): Den Abschluss bilden zwei parallel gebaute Strophen, in denen die negativen Eigenschaften einer ehrlosen Frau (4,1f. [724,1f.]: Ein flüech ein schlag der eren | ond aller güten dingen etc.) bzw. die positiven Eigenschaften einer anständigen Frau (5,1f. [725,1f.]: Ein hilff in allen nötten | ein trost in allen sorgen etc.) – jeweils in Bezug auf die Ehe – gereiht werden. Sonstiges: Schmeller weist in seiner Ausgabe – die den handschriftlichen Text sprachlich normalisiert und an einigen Stellen ohne Kennzeichnung verändert – durch zwei eingeschobene Sprecherangaben, die keine Entsprechung in der Hs. haben, die Strophen zwei Dialogpartnern zu. Denkbar wäre auch, dass der Text als monologische

B518 Gespräch über die Minne

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Lehr- und Mahnrede gedacht ist, in den die als Stellungnahme der Frau interpretierten Verse (1,4–7 [721,4–7]) als nur fiktive direkte Rede eingeschoben sind, um die Didaxe lebendiger zu gestalten (vgl. dazu auch den Einsatz von rhetorischer Frage 2,7 [722,7] und Gedankenrede 3,7 [723,7]).

B518 Gespräch über die Minne Schluss eines fragmentarisch überlieferten Gesprächs über Bedrohungen der Minne durch Rühmer bzw. Klaffer Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 147f. f)

Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 16–21; Glier 2VL 3 (1981), 19; Beckers 1989, 43; Oosterman 2007, 11, 15

Überlieferung: Be8 12ra; 16 V.

Beschreibung der Überlieferung: Der aufgrund von Blattverlust fragmentarische Text ist unikal im Kontext eines Minneredenblocks in der ripuarischen Sammelhs. Be8 überliefert. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: A Gespräch (1–15): […] Offenbar am Ende eines Gesprächs mit Klafferschelte will sich der Gesprächpartner, ein Ritter, vom Sprecher verabschieden (1–3). Dieser gibt ihm persönlich einen Segenswunsch mit, dem in dem Text vorkommenden missliebigen ›Minnefeind‹ (Klaffer bzw. Rühmer?) jedoch eine drastische Verwünschung (7, 9: daz eme hinge an siner tonghe | […] eyn cluoyster of eyne brame). Der Ritter verbietet ihm diese Rede. Er fragt – wohl in ironischer Verkehrung eines Sprichworts –, woran man denn überhaupt noch ehrenhafte Menschen erkennen könne, wenn jedermann einen Schutz vor Schande hätte: Men huo edt den wolf wol vor dein scaffen (15). B Schluss (16): Der Text endet mit der abrupten Feststellung des Sprechers, dass es Tag werde und er und der Ritter jetzt schlafen gehen würden (darin liegt ein gewisser Widerspruch zur Verabschiedung in 3: orlof ).

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B519 Lehrgedicht von der Minne

B519 Lehrgedicht von der Minne Fragmentarisch erhaltenes geistliches Lehrgedicht über die göttliche Minne in Form einer Diskussion allegorischer Tugenden unter Vorsitz der Frau Minne Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Roethe 1897, 256–260

Datierung: Überlieferung Anfang 14. Jh.

Literatur: Roethe 1897, 253–256; Huschenbett 2VL 5 (1985), 675f.

Überlieferung: Ke4 1r–2v; ca. 210 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in zwei fragmentarisch erhaltenen Pergamentblättern. Die nicht abgesetzten Verse sind nur teilweise zu entziffern: Der Herausgeber Roethe 1897 entziffert nur die obere Hälfte von 1r (24 Verse) sowie den Text von 1v (50 V.) und 2r (52 V.); seine Textrekonstruktion enthält zahlreiche Ergänzungsvorschläge ausgefallener Worte. Auf der unteren Hälfte von 1r und auf 2v sind nur noch einzelne Worte zu identifizieren. Die beiden Blätter dürften ursprünglich rund 210 V. überliefert haben. Roethe 1897, 253, vermutet, dass die Blätter in ihrem ursprünglichen Überlieferungszusammenhang aufeinander folgten, weist aber auch auf inhaltliche Brüche hin. So werden auf fol. 2 keine Personifikationen mehr benannt. Zumindest dürften die Blätter aber zwei Teile eines zusammengehörenden Textes überliefern. Überschrift: – Inha lt: (Zitate und Verszählung nach der Rekonstruktion von Roethe 1897) · A (1r): Als allegorische Personen versammeln sich einzelne Tugenden. Zunächst wird die Vorsicht genannt, dann treten Barmherzigkeit und Armut hinzu. Sie warten auf die Minne, ihre Herrin. Genannt werden (als Anwesende?) ferner ›Bescheidenheit‹, Stärke, Freigebigkeit und Weisheit; in der ersten Zeile von 1v folgen noch Wahrheit und Gerechtigkeit. B (1v; 1–50): Der erst durch die Ergänzungen Roethes überhaupt verständliche, dadurch aber historisch kaum mehr authentische Text setzt ein mit dem Auftritt der Königin Minne. Sie spricht Frau Weisheit an und bittet sie um das erste Wort, da sie vor Erschaffung der Welt existiert habe und somit die Älteste sei. Die Weisheit weist dies zurück: Sie habe nicht vor der Minne existiert, da sie von der Minne Christi erschaffen worden sei (Berufung auf Johannes-Evangelium, Prolog). Der Friede versucht die Auseinandersetzung schlichtend zu beenden. Gerechtigkeit (?) verweist auf Frau Wahrheit. Auch die Minne will der Wahrheit glauben, da diese per defini-

B520 Minnerede

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tionem nichts Falsches behaupten könne. Diese bekräftigt ihre Position noch mit dem Verweis auf den Preis der Minne bei Paulus (I Kor 13,1). In diesen Preis stimmt die Demut ein, indem sie berichtet, wie sie vor einer gewissen Zeit (Zeitangabe mit Textausfall) ein Häuslein gebaut habe, von Keuschheit geschmückt, in das Gott und die Minne ein Kind verbracht hätten, das danach ans Kreuz geschlagen worden sei. C (2r; 1–52): Der Text setzt die Hausallegorie fort (und damit auch die Rede der Demut?). Zunächst wird das Haus mit Maria identifiziert (3: Sy waz daz hus do in got quam), die danach Johannes in seine Obhut genommen hat, der der minnen brieuelin (5) empfing. Der Sprecher (bzw. Demut als Sprecherin) preist daraufhin die Minne, die in ihr gebrannt habe und immer noch brenne wie ein Licht. Es folgt ein allgemein gehaltenes Lob auf die geistliche Minne. Diese rechte Minne Gottes führe zu geistlicher Freude. Gott zeige sich großzügig. Alles, was zur Ehre Gottes geschehe, sei gut. Nach einer Rekapitulation zentraler Glaubenswahrheiten (Jungfrauengeburt, Kreuzestod, Eucharistie) werden diejenigen, die Gott in ihrem Herzen tragen, in eine Opposition gesetzt zu denjenigen, die nur nach außen und je nach Anlass vorgeben, die göttlichen Gebote zu halten: Gott lasse sich nicht täuschen (52: Got weiz wol waz her gestern tet). D (2v): Der Text dieser Blattseite ist nur noch in Bruchstücken zu identifizieren, sodass eine Inhaltsangabe nicht möglich ist. Sonstiges: Roethe 1897, 256, hält das Fehlen der minneredentypischen allegorischen Gestalten Frau Ehre, Frau Zucht und Frau Staete für signifikant und vermutet daher, dass der Text rein geistlich zu verstehen sei.

B520 Minnerede Fragment einer Reimpaarrede, vermutlich einer Minnerede Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung Mitte 14. Jh.

Literatur: Hilberg 1993, 66f.

Überlieferung: Ke3 1r–1v; Reste von 35 Versen Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf einem Rest eines Pergamentblatts einer mitteldeutschen Oktavhs. aus der Mitte des 14. Jh. Von dem ursprünglichen Blatt wurde in Längsrichtung die Hälfte einer Spalte abgerissen. Auf der Vorderseite sind Versanfänge, auf der Rückseite Verschlüsse erhalten.

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B521

Überschrift: – Inha lt: Eine Rekonstruktion der Verse bzw. des Textes und damit des Inhalts ist aufgrund der Überlieferungslage nicht möglich.

B521 siehe B401 B522 Traumerscheinung einer schönen Frau Traumerzählung von der Begegnung mit Frau Venus und der Verwundung durch drei ihrer Pfeile Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: (in Vorbereitung)

Datierung: Überlieferung um 1495

Literatur: Dörrer 1932, 373; Klingner 2010, 159, 196

Überlieferung: Be20 69v–73r; 262 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als letztes Stück des Minnereden-Faszikels in der Sammelhs. Be20. Dabei steht der vorliegende Text als einziger nicht in einem engen Überlieferungszusammenhang mit St5 wie die anderen Minnereden dieses Faszikels. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–63): Der Sprecher reitet aus und kommt in einem Wald auf eine Wiese. In der Sommerhitze löscht er seinen Durst an einer Quelle (Locus amoenus). Er bewundert die Kraft der Sonne, die Blüten und Blumen hervortreibt. Dann schildert er die Farbenpracht der Pflanzen als ›Wettstreit‹ (22: Vnd wolt je ainß für daß ander sin), wobei er die konventionelle Blumenfarbenallegorese nutzt: Grün als Anfang; Blau als Beständigkeit; Weiß als alles überleuchtende Farbe; die violette (›braune‹) Blüte des wolgemuotß (35) als Hoffnung und Verschwiegenheit; die rote Rose als Liebeshitze. Blumenglanz und lauter Vogelgesang lassen den Sprecher seinen Kummer vergessen, er sinkt im Schatten einer Linde nieder und schläft ein. B Traum (64–254): Im Traum (vgl. die mehrfachen Kennzeichnungen der Ereignisse als Traum: 132, 175, 221, 245) erscheint ihm eine weibliche Gestalt (Vorausdeutung

B522 Traumerscheinung einer schönen Frau

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und Klage: Er hätte all seinen Besitz hergegeben, sie noch länger sehen und sprechen zu können). Er will sich augenblicklich und ewig in ihren Dienst stellen, alle Hoffnung in sie als Quell seiner Freude setzen, sie als mineß herczen fierer | Vnd mineß libß ganczer regierer (91f.) annehmen, nach ›Zucht‹ und Ehre streben und ihr stets zu Willen und Gefallen sein. In ihrem Dienst zu stehen sei für ihn das höchste Glück. Es folgt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung (105–187), die – gegen die topische Beschreibungsrichtung – an den wohlgeschnürten Schuhen ansetzt, mit denen die Frau über die Blumen schreitet (weiterhin genannt werden Füße, Gang, Schenkel, Körper, prächtige Kleidung, gewölbter Hintern, Rücken, Gürtel, Arme, Hände, Finger, Brüste, Hals, Kinn, Grübchen, roter Mund, Zunge, Zähne, Wangen, Augen, Stimme, Haare, Haar- und Stirnbänder, Samtkappe). Der Preis der unübertrefflich schönen Frau wird durch einen erweiterten Kaisertopos bekräftigt: Er zöge sie Alexanders Macht, Salomos Weisheit, Octavians Besitz, Heldenruhm (? 196: Jch näm eß fur den der hellden sag), Samsons Stärke, Absalons Schönheit vor. Weiterhin preist der Sprecher ihre ›inneren Qualitäten‹: Wenn es auch irgendwo eine schönere Frau geben sollte, so doch keinesfalls eine liebenswertere. Der Sprecher beschreibt dann die Waffen, welche die Frau bei sich trägt: In ihrer Hand hat sie einen Bogen mit drei aufgezogenen Pfeilen, die unmittelbar gedeutet werden: der erste Pfeil seien ihre Augen, der zweite ihr roter Mund, der dritte ihre angenehme Erscheinung. Alle drei Pfeile schießt sie dem Sprecher ins Herz, was diesen auf ewig an sie bindet. Damit habe Frow Venus (230) ihre Macht und Herrschaft bewiesen (unklar ist, ob damit die schöne Frau selbst als ›Frau Venus‹ bezeichnet werden soll). Weiterhin trägt die Frau ein Schwert, ausgelegt als ir siesse wort (244) mit dem sie den Sprecher ebenfalls schmerzhaft verwundet. Die Frau geht und lässt ihn auf der Wiese liegen. Ihm bleibt die Klage und die Hoffnung auf ein Wiedersehen, bei dem sie seine Wunden, die er heimlich tragen muss, verarztet. C Schluss (255–262): Der Sprecher erwacht aus dem Traum. Sein Leid wächst, er will es aber konservieren (258: Den jamer wil ich behalten mir) und seine Wunden, wenngleich sie ihm im Schlaf geschlagen wurden, im Verborgenen tragen. Er schließt mit einer Anrufung an die Geliebte, ihn zu heilen und an das Glück, dabei mitzuhelfen.

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B523 Die sieben Farben

B523 Die sieben Farben Verschollene Minnerede (?) Ve r f a s s e r : Jakob Peterswald (?)

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1402

Literatur: Kratochwil 1889, 313; Geuther 1899, 109; Niewöhner 1VL 3 (1943), 862; Rheinheimer 2VL 7 (1989), 469f.

Überlieferung: *Neidensteiner Hs., Nr. 35

Beschreibung der Überlieferung: Die verschollene *Neidensteiner Hs. enthielt nach Ausweis der Inhaltsaufstellung, die in der Hs. Wien, ÖNB, Cod. 10100a, 31r, gegeben wird, als Nr. 35 den Text von 7. farben geticht Jacoben Peterswald. Ein Autor dieses Namens ist sonst nicht belegt. Aus der Angabe der Blätter, die dieser Text einnahm (p. 8), kann man auf einen umfangreicheren Text von ca. 450–600 Versen schließen. Die Mitüberlieferung von geistlicher und weltlicher Kleinepik sowie die im Titel gegebenen Bezüge zur Farbenallegorese lassen eine Identifizierung des Textes als ›Minnerede‹ möglich erscheinen. Überschrift: – Inha lt: unbekannt. Para l lelen: Von der Forschung wurde eine Identifizierung mit B433 (Niewöhner) bzw. mit B373 (Geuther) erwogen, die allerdings mangels Textgrundlage reine Spekulation bleiben muss.

B524 Von Stete und Unstete

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B524 Von Stete und Unstete Verschollene Minnerede (?) Ve r f a s s e r : Verschweigseinnit

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1402

Literatur: Kratochwil 1889, 313; Niewöhner 1VL 4 (1953), 691f.; Stöllinger-Löser 2VL 10 (1999), 316f.

Überlieferung: *Neidensteiner Hs., Nr. 38

Beschreibung der Überlieferung: Die verschollene *Neidensteiner Hs. enthielt nach Ausweis der Inhaltsaufstellung, die in der Hs. Wien, ÖNB, Cod. 10100a, 31r, gegeben wird, als Nr. 38 den Text Von stet vnd vnstette auth[ore] Verschweigseinnit. Aus der Angabe der Blätter, die dieser Text einnahm (p. 2) kann man auf einen Umfang von ca. 100–150 Versen schließen. Die Mitüberlieferung von geistlicher und weltlicher Kleinepik sowie die im Titel gegebenen Bezüge zur (Minne)Tugendlehre bzw. zur Personifikationsdichtung lassen eine Identifizierung des Textes als ›Minnerede‹ möglich erscheinen. Vom selben Autor war in der Hs. auch noch der Text Vnsers Herrn Wapen (Nr. 28, ca. 500 V.) überliefert – sofern es sich hierbei um einen geistlichen Text gehandelt hat, könnte auch B524 eine geistliche Ausrichtung gehabt haben. Überschrift: – Inha lt: unbekannt.

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B525 Der Venusgarten

B525 Der Venusgarten Verschollene Minnerede (?) Ve r f a s s e r : Hans Sachs

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1520–1530

Literatur: Drescher 1894, 5; Keller/Goetze 1902, 6 Nr. 58a

Überlieferung: *Sachs-Spruchbuch 1, Bl. 207–261(?); 2160 V. Beschreibung der Überlieferung: Im verschollenen ersten autographen ›Spruchbuch‹, in das Hans Sachs Reinschriften seiner Texte aufnahm, war nach B400 auch ein umfangreicher Text mit dem Titel ›Der Venusgarten‹ eingetragen (vgl. die Rekonstruktion der Inhalte nach einem Register im erhaltenen Spruchbuch 5 durch Drescher 1894, 4f.). Der Text ist jedoch nicht in die unter Mitwirkung des Autors entstandene, 1558 erstmals gedruckte Werkausgabe aufgenommen worden. Keller/Goetze ordnen ihn – wohl aufgrund der Position im Spruchbuch – der Produktion des Jahres 1517 zu. Überschrift: Der venus-gartten Inha lt: unbekannt.

Z1 Liebesgruß Sehr kurze Dienstversicherung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Viertel / Mitte 13. Jh. Überlieferung: Mü16 1v; 3 V.

Edition: Schneider 1996, 71; Schneider 2005, 78f. Literatur: Schneider 1996, 71; Schneider 2005, 78f.

Z2 Frauengruß

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Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als Nachtrag auf einem Blatt einer lateinischen Bibel des 9. Jh. Schneider 2005 vermutet einen alemannischen Schreiber aus der Mitte des 13. Jh. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bittet seine Minnedame um Gnade und versichert sie seines ergebenen Dienstes.

Z2 Frauengruß Dem Ave-Maria ähnelnder kurzer Gruß an die Geliebte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 13. Jh.

Edition: Greith 1838, 51; Piper 1898, 305; Heinze 1974, 29 (Faks.) Literatur: –

Überlieferung: Ro2 107va; 6 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag auf einer leeren Seite der frühen Epikhandschrift Ro2, zusammen mit B8 und B177. Überschrift: Avemaria Inha lt: Der Sprecher grüßt seine Minnedame marianisch (1: Vrow genad ob allen weiben) und bittet um Zuwendung (2: Helfet mir die zeit vertreiben), was ihn für sein Leben froh machen würde. Mit der Anrede als ros im morgenteve (5) bittet er sie abschließend, dass sie sich ihm gnädig erweise.

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Z3 Frauengruß

Z3 Frauengruß Fragmentarisch überlieferter Frauengruß (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 2. Hälfte 13. Jh.

Edition: Greith 1838, 57; Piper 1898, 305; Heinze 1974, 57 (Faks.) Literatur: –

Überlieferung: Ro2 136ra–136rb; 9 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag ganz am Ende der frühen Epikhandschrift Ro2, in der auch, an früherer Stelle, B8, B177 und Z2 nachgetragen sind. Der offenbar verderbte Text (überlange Verse, Reimstörungen) bricht in der zweiten Spalte ab; der Rest der Spalte ist leer. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher versichert seiner Dame in direkter Anrede, dass sie ihm die Liebste sei. Er sieht sich zum Minnedieb werden und will diesen Diebstahl gemeinsam mit der Dame ewig verbergen. Er bittet sie, ihn zu trösten. Er will zu seiner Herzensfreude seinem Herrn und seiner Herrin (hier Maria?) dienen. Im folgenden unvollständigen Verspaar scheint es um seine Reaktion auf die Lügen eines Betrügers zu gehen (die letzten drei Verse könnten auch eine Antwort der Dame sein).

Z4 Zwettler Liebesgruß

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Z4 Zwettler Liebesgruß Monologischer Liebesgruß mit Erhörungsbitte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung Ende 13. / Anfang 14. Jh. Überlieferung: Zw 102vb; 80 V.

Edition: Pausch 1980/1981, 407–411 und Abb. 7; Wachinger 2004, 263–266 und Abb. S. 262 Literatur: Pausch 1980/1981, 407–411; Wachinger 2004; Wachinger 2VL 11 (2004), 1709f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag in nicht abgesetzten Versen auf dem letzten Blatt einer vermutlich aus Italien stammenden lateinischen Rhetorik-Sammelhs. Das Blatt ist stark berieben, der Text daher stellenweise kaum mehr lesbar – ein halbwegs verständlicher Text lässt sich nur mit Hilfe zahlreicher Konjekturen herstellen. Es ist unklar, ob der Text komplett überliefert ist oder am Blattende unvollständig abbricht. Überschrift: – Inha lt: A Gruß und Seligpreisung (1–21): Der Sprecher bezeichnet sich als Minnender (4: sendaere). Er apostrophiert die Dame und einzelne Körperteile (Mund, Augen, Wangen, Kinn) in einer anaphorischen Reihe von Güßen (1–3: Wiz gegrvzet…) und Seligpreisungen (7–9: wol dir…; 13–20: Selic si…). Er schließt sich in die Seligpreisung ein, sofern er das Glück ihres Anblicks habe (5f.: Wol mir mines herzen vrowe | zu aller zit wenn [ich] dich schawe). B Bericht (22–31): Der Sprecher berichtet vom Moment, da ihn das Minnefeuer entzündet hat: Auf seine Bitte hin habe ihn die Dame in ihren Dienst genommen, was er mit gefalteten Händen angenommen habe (31: Ich valt min h[ent] vnd wart ir knecht). C Erhörungsbitte (32–80): Der Sprecher wendet sich wieder direkt an die Dame und erinnert sie daran, dass die Minne (34; Lesung unsicher) sie zur Freundin gemacht und sie gelehrt habe, sich demjenigen, der sich ihr zu eigen gebe, gnädig zu erweisen (41 Sprichwort: Gnade ist besser als Recht). Er bittet sie, ihn zu erhören (Verweis auf ihre Ehre und seinen drohenden Tod aus unerfüllter Liebe) und ihren Unmut gegen ihn (48: zorn; Wort konjiziert) zu mäßigen. Der Sprecher hofft auf Heilung seiner Minnekrankheit durch ihren Kuss, bekräftigt seine beständige Liebe und Sehnsucht. Die schlecht überlieferten letzten Verse scheinen die Bitte und Aussicht auf einen Ausgleich zu enthalten.

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Z5 Söldner Liebesgruß

Para l lelen: Hinsichtlich Überlieferung und Typologie ähnlich sind die nachgetragenen, marianische Bildlichkeit aufrufenden Liebesgrüße B8, B177, Z2 und Z3.

Z5 Söldner Liebesgruß Kurzer Liebesgruß (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung nach 1371 Überlieferung: Ka10 50v; 8 V.

Edition: Mone 1836b, Sp. 352; Kalff 1884, 337; Wilhelmy 1884; Löffler, H. 1972, 482 (mit nhd. Übers.); Schulz-Grobert 1993, 203 Literatur: Mone 1836b, 353; Wilhelmy 1884; Löffler, H. 1972; Rheinheimer 1975, 193, 261; Schulz-Grobert 1993, 203

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als Nachtrag auf der letzten Seite in einem Zinsbuch aus dem Kloster Sölden bei Freiburg. Lautstand und Schreibsprache sind mittelniederländisch, wenngleich keine Beziehungen des Cluniazenserinnenkonvents zum niederländischen Raum und auch keine niederländischen Konventsmitglieder dokumentiert sind (vgl. aber Löffler, H. 1972, 489–492). Der Text ist in neun abgesetzten Zeilen geschrieben. Während Mone 1836b, Kalff 1884 und Löffler, H. 1972 den Text als neunzeilige Strophe mit Waisenterzine (aabbccdxd) interpretieren, gehen Wilhelmy 1884, Rheinheimer 1975 und Schulz-Grobert 1993 – offenbar ohne Kenntnis der vorhergehenden Forschung – von einem achtzeiligen Reimpaarverstext aus und zählen die letzten zwei Zeilen der Hs. als ein (Lang)Vers. Abgesetzt durch Leerzeilen folgen zwei lateinische Sentenzen (Omnia dat dominus non habet ergo minus; Omnia praeteryunt praeter amare deum; Identifizierung bei Löffler, H. 1972, 483) sowie, wiederum durch eine Leerzeile getrennt, der Beginn des Ave-Maria. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher spricht seine auserwählte Geliebte (1: Suete lyef ) an: Aus ihrem Herzen wachse durch stetige Minne ein Dorn bis in sein Herz (2–4). Er bittet sie, ihn wie bisher auf immer zu lieben, und bekräftigt, es ihr unter Einsatz seines Lebens danken zu wollen (8: yc sals v dancken, als yc mach | al sovt my aen my leven gaen).

Z6 Liebesbrief

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Para l lelen: Löffler, H. 1972 ordnet den Text vor allem auch wegen der folgenden lateinischen Sentenzen der niederländischen Brautmystik zu. Er nennt zudem Parallelen zum Minnesang, zur niederländischen Lyrik, der Marienlyrik und der ›Tristan‹Forstsetzung des Heinrich von Freiberg.

Z6 Liebesbrief Liebesbekenntnis und Bitte um Erhörung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1445

Literatur: Grubmüller 1967, 291; Schulz-Grobert 1993, 127, 182; Wand-Wittkowski 2000, 148

Überlieferung: Be18 129r–129v; 46 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Artesliteratur-Sammelhs. Be18, zwischen einem geistlichen Text in Versen (›Die sechs Klagen unseres Herrn‹) und Z7. Überschrift: Fforma Amoris virginis vel mulieris Inha lt: Botenauftrag an den Brief: In direkter Anrede an den Brief bittet der Sprecher um Ausrichtung seines nicht aus dem Mund, sondern aus dem Grund seines Herzens kommenden Grußes an die Geliebte. Er versichert ihr seine Ergebenheit, wünscht ihr, dass das Heil sie für immer begleiten möge, und bittet sie, ihn nicht zu vergessen. Das alte Sprichwort ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹ (14f.: der aus den augen ist | wi schir man sein vergist) sei ihm verhasst. Das Denken an die Güte der Geliebten versetze ihn in die Ruhe des Paradieses. Sie könne sein Leid vertreiben und ihn mit Freude erfüllen. Nichts, was er um ihretwillen tue, scheine ihm zu mühsam, da er in der Hoffnung auf Erwiderung seiner Liebe verharre und nicht glauben wolle, ihre Tugendhaftigkeit lasse es zu, dass sie ihn verächtlich behandle. Schließlich empfiehlt er die Geliebte Gott und Maria.

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Z7 Liebesbrief

Z7 Liebesbrief Liebesversicherung und Liebesgruß (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 1445

Literatur: Grubmüller 1967, 291; Schulz-Grobert 1993, 127, 182

Überlieferung: Be18 129v–130r; 44 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Artesliteratur-Sammelhs. Be18, zwischen Z6 und dem ›Ablassbrief des Papstes Leo‹. Überschrift: Das ist wor vnd nicht Inha lt: In direkter Anrede an den Liebesbrief beauftragt ihn der Sprecher mit der Ausrichtung seiner Botschaft an die Geliebte. Er solle zu derjenigen gehen, bei der sein Herz und sein Denken immer verweilen müssten, und sie von ihm grüßen. Auf eine Versicherung seines treuen Dienstes folgt ein zweiter, geistlicher Gruß: Gott und alle Engelscharen sollen die strahlend schöne Dame und ihren rosenroten Mund grüßen, der sein Herz entzündet habe. Erneut versichert der Sprecher ihr seine Ergebenheit und seine ausschließliche Liebe. Er beteuert, der Vollkommenheit der Geliebten in keinem Lobpreis gerecht werden zu können, selbst wenn er die Weisheit des Salomon besäße (Unsagbarkeitstopos). Wenn es in seiner Gewalt stünde, immer bei der Geliebten zu sein, müsste er niemals alt werden. Nach weiterem Liebesbekenntnis wünscht er der Dame eine gute Nacht und formuliert seine Hoffnung, dass Gott sie bald zusammenbringen möge. Segenswunsch für die beiden: Der Sprecher erwünscht sich den Segen Gottes und den Schutz der Engel für die Geliebte und sich selbst. Er wolle seinen Namen im Brief schreiben. Zum Schluss erfolgt jedoch keine Erwähnung eines Namens, sondern die Versicherung, er könne die Dame niemals vergessen.

Z8 Deutsch-lateinischer Liebesbrief

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Z8 Deutsch-lateinischer Liebesbrief Knappe Liebesversicherung und -klage mit Erwähnung einer Liebesgabe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1. Viertel 15. Jh. Überlieferung: Au 200v; 10 V. (deutsch) und 5 V. (lateinisch)

Edition: Schulz-Grobert 1993, 174 (nur deutsche Verse) Literatur: Schulz-Grobert 1993, 174; Wand-Wittkowski 2000, 118 Anm. 247

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext von Gebeten und Segen im fünften Teil der Sammelhs. Au. Sämtliche Verse sind durchgestrichen und ergeben an einigen Stellen keine verständlichen Lesarten. Sie stellen wohl einen Entwurf bzw. eine Federprobe dar: Es handelt sich um einen deutsch-lateinischen Mischtext, bei dem unklar bleibt, ob sich die einzelnen Teile aufeinander beziehen. Auf den achten deutschen Vers folgen fünf lateinische Verse (vielleicht ein gescheiterter Versuch, leoninische Hexameter zu dichten?), die zum Schluss mit zwei weiteren deutschen Zeilen fortgesetzt werden. Der Text endet mit et cetera. Überschrift: – Inha lt: 1. Deutscher Text: In direkter Anrede an die Geliebte bittet der Sprecher diese um gute Annahme einer Liebesgabe. Sollte sie das Geschenk für zu klein halten, so solle sie an die dadurch ausgedrückte Liebesbotschaft denken. Der Sprecher befürchtet, die Geliebte könne sich einem anderen Mann zuwenden. Er klagt über den Schmerz, die Liebe verborgen im Herzen tragen zu müssen. 2. Lateinischer Text: In direkter Anrede an ein Mädchen äußert der Sprecher seinen Wunsch nach einer Liebesbegegnung (Kriegsmetaphorik). Er preist die einmalige Schönheit der Geliebten. 3. Deutscher Text: Anonymisierende Signatur (?). Para l lelen: Die Schlussverse finden sich in ähnlicher Form in B180.

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Z9 Liebesgruß

Z9 Liebesgruß Als Gruß an die Geliebte formulierte Sehnsuchtsklage (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1430 Überlieferung: Ka8 207v; 8 V.

Edition: Mone 1834a, 291; Maschek 1939, 127; Schulz-Grobert 1993, 203 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 203; Wand-Wittkowski 2000, 150 Anm. 348

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überlierfert als erster von drei nachgetragenen Liebesgrüßen (Z9, Z10 und Z11) auf dem letzten Blatt der Hs. Ka8, die sonst nur das ›Buch der Natur‹ Konrads von Megenberg enthält. Die Eigenständigkeit der einzelnen Liebesgrüße wird durch Überschriften hervorgehoben. Überschrift: Mit ganczem willen Inha lt: Der Sprecher sehnt sich nach der als trost und hort (3) apostrophierten Geliebten und klagt über die Trennung von ihr, die er als unendlich lang empfindet (4f.: So menig tusend jar | das ich von dir gescheiden bin). Er schicke ihr sein Herz und seine Gedanken in der Hoffnung, sie bald in Freude und Liebe wiedersehen zu dürfen.

Z11 Liebesgruß

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Z10 Liebesgruß Als Gruß an die ferne Geliebte formulierte Trennungsklage (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1430 Überlieferung: Ka8 207v; 10 V.

Edition: Mone, 1834, 291; Maschek 1939, 127; Schulz-Grobert 1993, 203 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 203; Wand-Wittkowski 2000, 150 Anm. 348

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überlierfert als einer von drei nachgetragenen Liebesgrüßen (Z9, Z10 und Z11) auf dem letzten Blatt der Hs. Ka8, die sonst nur das ›Buch der Natur‹ Konrads von Megenberg enthält. Die Eigenständigkeit der einzelnen Liebesgrüße wird durch Überschriften hervorgehoben. Überschrift: Ach ich lid Inha lt: Der Sprecher klagt über die qualvolle, durch die Trennungssituation entstandene Sehnsucht nach der Geliebten, die ihn um alle Freude bringe. Dürfe er sie sehen, so würde sein wundes Herz wieder gesund.

Z11 Liebesgruß Liebesversicherung und Bitte um Treue in der Liebe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1430 Überlieferung: Ka8 207v; 8 V.

Edition: Mone 1834, 291; Maschek 1939, 127; Schulz-Grobert 1993, 204 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 204; Wand-Wittkowski 2000, 150 Anm. 348

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überlierfert als letzter von drei nachgetragenen Liebesgrüßen (Z9, Z10 und Z11) auf dem letzten Blatt der Hs. Ka8, die sonst nur das ›Buch der Natur‹ Konrads

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Z12 Liebesversicherung

von Megenberg enthält. Die Eigenständigkeit der einzelnen Liebesgrüße wird durch Überschriften hervorgehoben. Überschrift: Diner roter munt Inha lt: Der Sprecher sehnt sich nach seiner Dame, die er immer mehr liebe. Er bittet sie, sein Leid zu bedenken und ihm treu zu bleiben und preist sie als tugendhafteste unter allen Damen sowie als diejenige, welche die Minne gänzlich besitze.

Z12 Liebesversicherung Liebesgruß mit unregelmäßigem Reimschema (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Bolte 1890, 100f.

Datierung: Überlieferung 1454

Literatur: Seidel 1972, 139–141; Rheinheimer 1975, 196; Schulz-Grobert 1993, 211; Wand-Wittkowski 2000, 136 Anm. 311

Überlieferung: Mü5 99r–99v; 43 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Kontext anderer Gattungen in der Sammelhs. Mü5. Der überlieferte Text ist entweder sehr verderbt, oder der Verfasser ist sehr sorglos mit der Metrik umgegangen (beliebig wechselndes Reimschema, ungleiche Verslänge). Überschrift: Salutacio Inha lt: Grußformel und Liebesbekenntnis: Das Herz des Sprechers grüßt mit Treue und sehnsuchtsvollem Verlangen die Geliebte, die er niemals vergessen könne und über alles liebe. Sein Herz habe sie auserwählt, und er habe nie zuvor jemanden auf der Erde so sehr geliebt wie sie. Er wolle ihr treuer Diener sein und durch sie Freude erfahren. Auf einen Segenswunsch folgt eine erneute Dienstversicherung und die Bitte, dass die Frau (in V. 26 als hochster hört und in V. 33 als trawt saligu fruo cht apostrophiert) den Worten böser Klaffer keinen Glauben schenken möge, denn diese versuchten nur die Liebesbeziehung zu zerstören. Bei ihr allein suche er Gnade und wolle ihr in rechter Liebe seine Verschwiegenheit versichern, denn ihre Güte könne ihn immer belohnen.

Z13 Liebesbrief

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Z13 Liebesbrief Liebesbekenntnis und Bitte um heimliches Treffen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Bolte 1890, 209

Datierung: Überlieferung 1454

Literatur: Seidel 1972, 547f.; Rheinheimer 1975, 196; Schulz-Grobert 1993, 211; Wand-Wittkowski 2000, 136 Anm. 311, 142 Anm. 326

Überlieferung: Mü5 124r–124v; 18 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Mü5, innerhalb einer Gruppe von Liedern. Die Überschrift ist dem Textanfang in derselben Zeile unmittelbar vorangestellt. Überschrift: Aliud Inha lt: Salutatio: Der Sprecher entbiete der als liechter morgensteren (1) apostrophierten Geliebten den Gruß Gottes. Er gesteht seinen Wunsch, heimlich bei ihr sein zu dürfen, und klagt über die Unmöglichkeit einer Liebesbegegnung (›Meiden‹). Er gesteht ihr seine Liebe und preist ihre Schönheit, die der Grund dafür sei, dass er sie Tag und Nacht nicht vergesse. Ihre Liebenswürdigkeit habe ihn dazu gebracht, dass er sich ihrem Willen unterwerfen wolle. Der Sprecher bittet die Geliebte um ihrer höfischen Art willen, seinen Brief gut aufzunehmen, auch wenn er wegen dieser Geste das Land verlassen müsse.

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Z14 Scherzhafte Liebeserklärung

Z14 Scherzhafte Liebeserklärung Liebeserklärung mit Aufzählung der Artes (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Mü18)

Edition: Keinz 1894, 155 Nr. VI (nach Mü18); Euling 1908, 35 Nr. 274 (nach Wo1); Schulz-Grobert 1993, 138 Abb. 9 (Faks. von Wo3) und 212 (nach Mü18); Kiepe/Willms 1972, 371 (nach Wo3)

Überlieferung: Fassung I: Wo3 12r; 10 V. Wo1 79va; 9 V. Fassung II: Mü18 1r; 8 V.

Literatur: Keinz 1894, 155; Schulz-Grobert 1993, 25, 137–139, 212, 224; Schneider 1996, 78

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert als Nachtrag eines Rubrikators in der aus Nürnberg stammenden Sammelhs. Wo3 sowie in der ebenfalls Nürnberger Priamelhs. Wo1. In Wo1 fehlt der Vers zur Geometrie (Wo3 5), der Text unterscheidet sich im Übrigen kaum von Wo3. Eine zweite Fassung überliefert das ansonsten leere Pergament-Einzelblatt Mü18 (Schneider 1996, 78: »wohl ehemaliges Vor- oder Nachsatzblatt«), die sich in zentralen Punkten von der Fassung in Wo3 bzw. Wo1 absetzt: Die Verse über die Theologie und die Philosophie fehlen, der Vers zur Logik, der in den beiden Wolfenbütteler Hss. an dritter Stelle vorkommt, steht hier vor dem letzten, auf die Medizin bezogenen Vers. Mü18 bietet außerdem einen anderen, derben Schluss: wann du pisst ferttig jn Astronomia | du pist peschissen jn Loyca | des plas jr jnn ars Medicina (Mü18 6–8; Text nach Schulz-Grobert 1993). Überschrift: – Inha lt: (Nach Wo3; Zitate und Verszählung nach Kiepe/Willms 1972) · Der Sprecher erklärt seiner Geliebten seine Dienstbereitschaft, bekennt seine Liebe und formuliert einen Segenswunsch für sie beide. Dabei bezieht er jede Aussage auf eine der sieben Artes liberales sowie Theologie, Philosophie und Medizin. Die Verse sind so konstruiert, dass jeweils am Versende diese zehn Wissenschaften zu stehen kommen: Rethorica (1), Gramatica (2), loyca (3), Arismetrica (4), Geometria (5), musica (6), Astronomia (7), Theologia (8), philozophia (9) und medicina (10). Der Versuch ist erkennbar, die einzelnen Aussagen auch inhaltlich an die Wissenschaften anzupassen, z.B. 6: Darumb wollen wir singen – Jn musica, oder 8: Domit pfleg ewr got – in Theologia; in 7 wird die Geliebte mit dem Planeten Venus verglichen.

Z15 Parodistischer Liebesgruß

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Z15 Parodistischer Liebesgruß Kurzer Liebesgruß mit ironischer Wendung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 3. Viertel 15. Jh. Überlieferung: *Ff1 ohne Blattangabe; 6 V.

Edition: Fichard 1815, 257 Nr. XXXVI; Holtorf 1973, 239 Nr. 7; Schulz-Grobert 1993, 200 Literatur: Mück 1980, 201, 207; Sittig 1987, 160; Schulz-Grobert 1993, 199f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der 1944 verbrannten Hs. *Ff1, zwischen einer Liedersammlung (Suchensinn) und Z16. Überschrift: Eyn suberlich grusz Inha lt: Ob ein Mann oder eine Frau spricht, bleibt unklar: Gott solle die Geliebte (den Geliebten?) grüßen. Dadurch, dass Gott die beiden jedoch nicht als Paar zusammenbringen wolle, tue er dem Sprecher (der Sprecherin?) einen Gefallen: Er erspare ihm (ihr?) solch eine große Liebe. Para l lelen: Als »parodistischer Liebesgruß«, dessen Zweck die Ablehnung einer lästigen Minnewerbung sein könnte, steht der Text B82 (Nr. 6) nahe (vgl. Holtorf 1973, 239).

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Z16 Hyperbolischer Liebesgruß

Z16 Hyperbolischer Liebesgruß Kurzer Gruß mit Vogel-Bildlichkeit und adynatischem Segenswunsch (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 3. Viertel 15. Jh. Überlieferung: *Ff1 ohne Blattangabe; 9 V.

Edition: Fichard 1815, 257f. Nr. XXXVII; Uhland 1866, 262; Naumann/ Weydt 1936, 125 Nr. 109; Kemp 1980, 80; Holtorf 1973, 238 Nr. 1; Schulz-Grobert 1993, 200 Literatur: Mück 1980, 201, 207; Sittig 1987, 160f.; Schulz-Grobert 1993, 199f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der 1944 verbrannten Hs. *Ff1, zwischen Z15 und einer Kurzgnomik-Gruppe. Überschrift: Eyn ander suberlich grusz Inha lt: Der Sprecher möchte seiner jungen Geliebten einen von Vögeln getragenen Gruß ausrichten lassen: Uff einer nachtigallen fusz | Uff iglichem claen | Ein gulden pfaen (2–5). Es folgt ein hyperbolischer Segenswunsch: Er wünsche ihr so viele glückliche Jahre, wie viele neunfach gespaltene Rosenblüten ein Wagen tragen könne. Para l lelen: Die Verse 1–4 finden sich in geringer Variation auch in Z25, V. 1–4.

Z17 Liebesbrief mit Neujahrsgruß

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Z17 Liebesbrief mit Neujahrsgruß Mit einem Neujahrsgruß versehener, formelhafter Liebesbrief in geblümtem Stil, mit Thematisierung des Dichtens, Schönheitsbeschreibung und Klafferschelte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 235–239

Datierung: Überlieferung um 1497/98

Literatur: Broszinski 1976, 69; Broszinski 1984, 51; Schulz-Grobert 1993, 206; Wand-Wittkowski 2000, 131 Anm. 297

Überlieferung: Ke2 127r–130v; 219 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der ostfälischen Sammelhs. Ke2 im Kontext medizinischer Texte. Die betreffende Lage lässt sich über die Wasserzeichen auf 1497/98 datieren. Der Text endet mit dem Zusatz Deo gratias. – Sprache: Niederdeutsch (Ostfälisch). Überschrift: – Inha lt: A Prolog und geistlicher Gruß (1–22): In einer Invocatio Jesu Christi bittet der Sprecher um Beistand beim Dichten und Schreiben eines Liebesbriefs (6: eyn bulen briff sal he synt genant). Captatio benevolentiae: Der Sprecher beteuert die Aufrichtigkeit des Inhalts, der aus dem Grund seines Herzens komme. Gott solle die Geliebte grüßen, der das Herz des Sprechers den Brief sende und die es sich auserwählt habe, da ihr Wesen allen Frauen außer Maria überlegen sei (Überbietungstopos in 15f. und 21f.). Er versichert der Dame Dienst, Beständigkeit und Treue. B Narratio und Petitio (23–179): Der Sprecher bittet um Erwiderung seiner treuen Liebe. Den Willen der Geliebten wolle er ständig erfüllen, selbst wenn er um ihretwillen sterben müsste. Auslegung der Tintenfarben: Der Sprecher bezieht die Farben, die er beim Schreiben des Briefes verwendet, auf die Eigenschaften der Minne: So stehe Schwarz für die Finsternis, Rot für das brennende Feuer und Blau für die Beständigkeit der Liebe. Er bittet die Dame, heimlich bei ihr verweilen zu dürfen, sowie um Verschwiegenheit, durch die sie sich von bösen Frauen unterscheide, welche kein Geheimnis zu bewahren verstünden. Erneut grüßt der Sprecher seine als edele clare sterne (55) apostrophierte Geliebte hyperbolisch, mit Bezug auf Blumen (Lilien), Minnetugenden und eigenschaften (59: edellicheit; 60: stedicheit; 61: trwe und lyfflikeit; 62: frolikeit) und klagt ihr seinen Liebesschmerz. Verweis auf Buchwissen: Der Sprecher habe gelesen, dass die Liebe sprechen könne und weise über ihr Leben Auskunft gegeben habe (72–80): Sie sei nackt, blind und schwach, viele stürze sie ins Unglück, sie könne heilen und verwunden, habe Flügel und könne überall sein, wo sie wolle. – In Lichtmetaphern preist der Sprecher die Schönheit seiner Ge-

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Z17 Liebesbrief mit Neujahrsgruß

liebten: In seinem Herzen leuchte sie mehr als der Karfunkelstein, und ihre Augen seien wie Sterne. Eine Umarmung könne sein Herz heilen. Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema: Der Sprecher preist die roten Wangen der Geliebten, ihren roten Mund, die weißen Arme, die schön geformte Gestalt, 109: uth eyner mandelen gesproten, die weißen Hände, Beine und Füße. Die Liebe sei die süße Speise seines Herzens. Er grüßt ihre Stimme, preist ihre beständige Liebe, die in seiner Hand wie eine Kerze brenne und bittet sie um die Linderung seines Schmerzes. Tag und Nacht wolle er nach ihrer Liebe streben. Früher habe er seine Gefühle verschwiegen, nun offenbare er sie in einem aus seinem Herzensgrund kommenden Gedicht. Für das Liebesbekenntnis in Briefform habe er sich aus Angst vor dem Gerede der falschen Klaffer entschieden, die viele zugrunde richten und über deren Boshaftigkeit er klagt (Spiel mit der Homonymie von tal in 169: der erden tal und 175: der cleffers tal). Er bittet die Dame um Verschwiegenheit, um die Minnebeziehung vor den Klaffern zu retten. C Liebesgabe und Neujahrsgruß (180–206): Der Sprecher bedankt sich bei der Dame für eine von ihr empfangene Liebesgabe. Er formuliert einen Neujahrsgruß (184: ßo sy juk gesant myn nye jar) und erwähnt eine Liebesgabe, die den Brief begleite. Er habe gelesen, dass die Liebe ohne Geschenke nicht lange bestehen könne, und bittet daher die Dame um freundliche Aufnahme seiner Gabe. Sollte diese zu gering sein, müsse die Dame seine damit verbundene Liebe bedenken. In einem Brevitas-Topos gesteht er seine Angst vor der bicht (204), aus der er das Briefgedicht beenden müsse. D Schluss (207–219): In hyperbolischen und adynatischen Formeln wünscht der Sprecher seiner Geliebten gute Nacht. Er wolle seinen Namen im Brief zwar nicht nennen, doch glaube er, der Dame nicht unbekannt zu sein (anonymisierende Signatur in 211–213). Para l lelen: Das Zitat aus dem Buch, in dem die Minne über ihr Wesen Auskunft gibt (V. 72–80), ist wohl eine Nacherzählung des Gesprächs mit Cupido in B232D.

Z18 Römischer Liebesbrief IX

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Z18–21 Römische Liebesbriefe (IX–XII) Sammlung von vier kurzen, aus konventionellen Bausteinen zusammengestellten Versliebesbriefen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung 15. Jh.

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 217f.

Überlieferung: Ro1 94v; zusammen 88 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ro1. Die Briefe wurden von anderer Hand eingetragen als die Briefsammlung B169–176 etwas weiter vorne in der Hs. Dennoch besteht zwischen beiden Textgruppen ein Zusammenhang, der sich vor allem auf der Ebene gleichartiger oder nur gering modifizierter Formulierungen zeigt (vgl. Z20 und Z21). Denkbar ist, dass der Schreiber der vorliegenden Texte die Sammlung B169–176 als Quelle für die Entlehnung von Textbausteinen genutzt hat.

Z18 Römischer Liebesbrief IX (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z18–21) Überlieferung: Ro1 94v; 12 V. Überschrift: – Inha lt: A Botenauftrag (1–6): Eine weibliche Sprecherin wendet sich an den als Boten gedachten Brief. Er solle dem Geliebten (3/5: Verkünd jm) die Exklusivität ihrer Liebe versichern, damit sie von ihrem Kummer befreit werde. B Botenrede (7–12): Der Sprecher (Brief als Bote?) grüßt die Geliebte und schwört, dass sie ihm die Liebste sei (Exklusivitätsversicherung). Ihren Namen will er aber für sich behalten. Sonstiges: Der Bruch in der Perspektive (Teil A: Briefauftrag einer Frau; Teil B: Botenrede an eine Frau) verweist auf die Zusammenfügung zweier ursprünglich eigenständiger Briefformeln.

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Z19 Römischer Liebesbrief X

Z19 Römischer Liebesbrief X (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z18–21) Überlieferung: Ro1 94v; 19 V. Überschrift: – Inha lt: A Exklusivitätsversicherung (1–5): Der Sprecher versichert in einer Botenrede (3: des han ich brieff vnd bin ain bot) der Geliebten zweifach die Exklusivität seiner Liebe. B Grußreihe (6–19): In einer Reihe von anaphorischen Grüßen (Got grüs dich…) wird die Geliebte mit verschiedenen Attributen angesprochen (6: lieb an laid; 12: edler mandelast; 18: edele wunne), der Gruß wird auf ausgefallene Situationen und Medien ausgeweitet (16: Got grüs dich lieb in ainem vmmhang | Got grüs dich lieb in aller friger fogel gesang). Teilweise scheint auch das Vorbild des Mariengrußes auf (vgl. 14: Got grüs dich edler morgen stern). Para l lelen: Die Grußreihe (B) ähnelt den Liebesgrüßen in B82.

Z20 Römischer Liebesbrief XI (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z18–21) Überlieferung: Ro1 94v; 29 V. Überschrift: – Inha lt: A Gruß (1–3): Der Sprecher richtet vs liebes munde (2) einen dreifachen, anaphorischen Gruß (Got grüs …) an die Geliebte. B Botenauftrag (4–8): Es folgt ein Botenauftrag, in dem der Sprecher dem Brief die Adressatin pars pro toto beschreibt (7f.: da enpfahnen dich zwo schne wiß hend | Vnd ain rosen farwer mund). C Botenrede (9–29): Der Sprecher bittet in einer Botenrede (26: des han ich brieff vnd bin sin bott) die Geliebte, die er mit der Initiale K benennt (12), um eine Antwort auf die Frage, ob ihr der Gruß angenehm sei oder nicht – in letzterem Fall wolle er wie die Turteltaube ewig trauern. Er betont die Beständigkeit und Dringlichkeit seiner Liebe: Er wolle sie zum Beweis gerne in sein Herz hineinsehen lassen, wenn dies geschehen könne, ohne dass er dafür sterben müsse. Er schließt mit einer Exklusivitätsversicherung und dem Versprechen, den Namen der Geliebten (29: dz k den golden Buchstaben) in seinem Herzen zu tragen.

Z22 Scherzhafter Liebesgruß

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Para l lelen: Der Botenauftrag findet sich fast wortgleich in B176, 7–9; zum Bild der Turteltaube vgl. Huschenbett 1977, 82. Sonstiges: Die Reimlosigkeit von 21f. sin : liebe kommt vermutlich durch eine Wortersetzung für den ursprünglichen Reim sin : [minn] zustande. Dies ist ein Indiz dafür, dass die vorliegende Überlieferung eine Vorlage hatte und nicht das Original des Briefes ist.

Z21 Römischer Liebesbrief XII (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z18–21) Überlieferung: Ro1 94v; 14 V. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher grüßt die Geliebte und bittet sie, ihm treu zu bleiben und ihn nicht dafür zu bestrafen, dass er sie so selten sehe. Er verspricht ihr die Beständigkeit seiner Liebe, und sollte diese auch ein Zerwürfnis mit Vater und Mutter bedeuten. Er betont den Schmerz, den er empfände, sollte er von der Geliebten ablassen müssen. Er schließt mit einer (humoristischen?) Variation eines adynatischen Segenswunsches: Gott solle die Geliebte so lange gesund erhalten, bis eine Bratwurst tausend Pfund koste.

Z22 Scherzhafter Liebesgruß Kurzer scherzhaft adynatischer Segenswunsch Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 15 Jh. Überlieferung: Wi20 77ra; 9 V.

Edition: Menhardt 1960/61, 1083; Schulz-Grobert 1993, 223 Literatur: Rheinheimer 1975, 199; Schulz-Grobert 1993, 223

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag (Federprobe?) in der lateinischen Sammelhs. Wi20. Überschrift: –

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Z23–25 Mones Karlsruher Liebesgrüße

Inha lt: Der Sprecher grüßt die Geliebte, weil Liebende sich gegenseitig zu grüßen hätten. In einer umfangreichen, scherzhaften adynatischen Formel wünscht er ihr, dass sie Gott gesund bewahren möge (4–9: biz ein hunt | einen lamen mach gesunt | vnd ein vinck | daz mer vz drinck | vnd ein gans | schue t zweinczig malter habern zue mol in iren grancz).

Z23–25 Mones Karlsruher Liebesgrüße Drei anonyme, heute verschollene Liebesgrüße (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: unbekannt Überlieferung: *unb1 ohne Blattangaben; 7 + 5 + 8 V. (= 20 V.)

Edition: Mone 1834a, 290; Maschek 1939, 126f. Nr. 4–6; Holtorf 1973, 238f. Nr. 2 (Z23) und Nr. 3 (Z25); Schulz-Grobert 1993, 204f. Literatur: Holtorf 1973, 355 Anm. 3; Rheinheimer 1975, 197, 273; Schulz-Grobert 1993, 204f.

Beschreibung der Überlieferung: Der erste Herausgeber Mone gibt an, er habe die drei Texte »in einer Inkunabel zu Karlsruhe« gefunden. Diese Inkunabel ist nach Schulz-Grobert 1993, 204, heute nicht mehr nachweisbar. Vermutlich handelt es sich – analog zum Fall des von Mone 1837, Sp. 170, »aus einer Tübinger Inkunabel« abgedruckten Liedes – nicht um gedruckten Text, sondern um handschriftliche Einträge.

Z23 Mones Karlsruher Liebesgruß I (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z23–25) Überlieferung: *unb1 ohne Blattangaben; 7 V. Überschrift: – Inha lt: Gruß und Dienstversicherung einer Sprecherin an den Liebsten L (1–3) scheinen ungereimt. 4–7 folgen zwei Grüße (Gruß dreimal in den roten Mund; Gruß in die klaren Augen) und ein Segenswunsch (7: got geb dir vil und guo ter jor).

Z25 Mones Karlsruher Liebesgruß III

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Z24 Mones Karlsruher Liebesgruß II (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z23–25) Überlieferung: *unb1 ohne Blattangaben; 5 V. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher wünscht (der Geliebten?) eine gute Nacht, dazu allegorisch zu deutende Ausstattungsgegenständen eines Hauses: ein Dach aus Rosen, ein Bett aus Lilien, eine Tür aus Muskat, einen Türriegel aus Nelken. Para l lelen: Die Verse sind wortgleich – jedoch erweitert um eine ›Decke aus Veilchen‹ – als Eingangsverse (1–6) von B153 überliefert (Exzerptüberlieferung?) sowie in B151, 3–8, in geringfügiger, in B148, 16–23, und in B186, 13–19, in stärkerer Variation.

Z25 Mones Karlsruher Liebesgruß III (vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen oben zu Z23–25) Überlieferung: *unb1 ohne Blattangaben; 8 V. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher grüßt (die Geliebte?) unter unklarem Bezug auf Vogelklauen (einer Nachtigall, eines Pfaus). Der Himmel habe sich golden verwandelt. Küssen, Umarmung und ihren Mund ziehe er 4000 Pfund roten Goldes vor (Kaisertopos). Para l lelen: Die Verse 1–4 finden sich in geringer Variation auch in Z16, V. 1–4.

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Z26 Obszöner Liebesgruß

Z26 Obszöner Liebesgruß Kurzer Neujahrswunsch (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 87 (Abb.), 179

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 88, 179

Überlieferung: Be12 21r; 6 V. Beschreibung der Überlieferung: Zusammen mit Z47 unikal überliefert in der Sammelhs. Be12, nach dem Brief B147 in einer Reihe von kurzen Sprüchen. Die Textgrenzen sind durch Markierungen hervorgehoben. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher wünscht (in direkter Apostrophe) der junckfraw zart (1) so viele gute Jahre, wie sie Schamhaare besitze. Sie solle diese auch nicht frisieren oder schneiden, da sonst die guten Jahre verloren seien.

Z27 Liebesbrief Liebesbrief mit Schönheitsbeschreibung (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schmidtke 1981c, 95f.

Datierung: Überlieferung kurz nach 1500

Literatur: Schmidtke 1981c, 93–97; Schulz-Grobert 1993, 212f.

Überlieferung: Mü1 1v; 38 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als handschriftlicher Eintrag auf der Rückseite eines Titelblatts einer in einen Sammelband von zwölf Drucken eingebundenen Inkunabel (›Großes Titelbüchlein‹, Erfurt: Wolfgang Schenck 1500; GW 5706). Überschrift: –

Z28 Liebesbrief

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Inha lt: A Gruß (1–4): Der Sprecher grüßt die Dame in direkter Anrede und preist sie als unvergleichliche aller ediliste frucht (4). B Schönheitspreis (5–24): Es folgt ein ausführlicher Preis ihrer Schönheit nach dem A capite ad calcem-Schema, in den (wohl in Erweiterung des Preises des Mundes) auch ihr Lachen und Reden aufgenommen sind; genannt werden: Gesicht, Augen, Mund, Lachen, Reden, Brust, Hände und Arme, Schenkel, Körper. C Preis des Liebesglücks (25–30): Der Sprecher preist ihre Küsse und Umarmung als höchstes Glück, das er selbst dem Paradies vorziehe. D Schluss (31–38): Er bittet die Geliebte, nicht mehr verstimmt zu sein (31: Zurnt nit mer) und befiehlt sich ihr. Er schließt mit einem Segenswunsch mit doppeltem Adynaton (›Gott erhalte dich und unsere Liebe, bis ein Vogel tausend Pfund und jede Feder hundert Gulden kostet‹).

Z28 Liebesbrief Liebesbrief, der eine Vielzahl konventioneller Muster kombiniert (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 241f.

Datierung: 1517 (V. 74)

Literatur: Meyer, D. 1989, 420 Nr. 37; Schulz-Grobert 1993, 218; Schubert 1999, 46; Wand-Wittkowski 2000, 149 Anm. 348

Überlieferung: Ro3 32r–33r; 79 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ro3 des Augsburger Webers Simprecht Kröll, zwischen pragmatischen Prosatexten (Rezepten und Urkunden). Die Überschrift Jncipit liber appocalipsis Johannis decimo secundo ist vermutlich parodistisch gemeint, da der Brief so zunächst als Rede des Engels der Offenbarung (Apk 10,2: Et habebat in manu sua libellum apertum) eingeführt wird. Überschrift: – Inha lt: A Selbstnennung des Briefes (1–4): Der Brief stellt sich als Bote vor, den ein junger Mann geschrieben und an die adressierte Geliebte gesendet habe. B Botenauftrag (5–14): Es folgt die (inkohärent wirkende) Apostrophe des Briefes durch den Sprecher und die Wiedergabe des Auftrages, in dem der Sprecher den Brief

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Z28 Liebesbrief

zu umfassendem Gruß (8: Von der schayttel biß auff den fouß) und Dienstversicherung verpflichtet. C Botenrede(15–48): Der Sprecher grüßt die Geliebte als roß on allen doren (19), adressiert seine Grüße dann spezieller an einzelne Körperteile und Handlungen (genannt werden Hände [schneeweiß], Gang, Brüste, Anblick, Mund, Augen [leuchten wie Karfunkelstein], Hals), jeweils anaphorisch eingeleitet mit gott grieß (19, 21, 23, 25, 27, 30, 32). Er bittet um Gegenliebe und kündigt an, dass ein Erfolg eines Nebenbuhlers seinen Tod bedeuten würde. Seine Liebe bekräftigt er in einem hymnischen Preis (anaphorischer Versbau 43, Binnenreim 45). D Schlussformeln (49–79): Der Sprecher reiht konventionelle Schlussformeln aneinander (mehrfache Einleitung: 49: nun will ich mein gruß beschliessen; 56: also hat mein gruß ain endt): Einem innigen Gruß (51f. hertz in hertz geschlossen | lieb in lieb geflossen) folgen u.a. ein Wunsch (1000 gute Jahre), eine Empfehlung in den Schutz Gottes und Marias, zwei Adynata (›Gott erhalte dich, bis ein Krebs einen Hund einholt und ein Vögelein den Rhein austrinkt‹), eine Siegelformel (Herz als Briefsiegel), Nennung von Datum und Absender (74f.: amen anno domino 1517 jare von mir ungenant | und deinem hertzen wolbekant) und eine Adressierung des Briefes an die Geliebte als die Schönste und Beste. Para l lelen: Der Eingangsvers findet sich fast wortgleich in B157 und B187. Die Adressierung der Körperteile kommt ähnlich auch in B150 vor. In B151 findet sich ein fast identischer Segenswunsch mit doppeltem Adynaton, dazu das Bild des bei ihr verweilenden Herzens. Starke Bezüge lassen sich zu B186 ausmachen, der ähnliche Strukturen (Reimabfolge zu Beginn) und Formeln (›Gruß vom Scheitel bis zum Fuß‹; identisches Adynaton von Krebs und Hund) aufweist; vgl. auch B180 und B184a.

Z29 Neujahrswunsch von 1520

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Z29 Neujahrswunsch von 1520 Als Liebesbrief gefasster Neujahrswunsch mit Erinnerung an das Passionsgeschehen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: 1520 Überlieferung: Mb 73rb; 13 V.

Edition: Schröder, C. 1889/1890; Holtorf 1973, 149f. Nr. 87; Schulz-Grobert 1993, 147 Abb. 11 (Faks.) Literatur: Holtorf 1973, 149, 337 Anm. 243; Schulz-Grobert 1993, 146, 208f.; Heyne 2002, 264

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist als auf 1520 datierter Nachtrag auf einem freien Blatt in einer etwas älteren lateinischen Glossarienhs. überliefert. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher grüßt die Geliebte und kennzeichnet das Folgende als Brief seines Herzens. Er sende ihr zu Neujahr die Marterwerkzeuge Christi (Speer, Nägel, Krone, Fesseln), dazu die heiligen fünf Wunden. Jesus sei nach jüdischem Brauch beschnitten gewesen und frei von Sünde – er solle uns vor allem Leid beschützen. Der Sprecher wiederholt, dass er dies zu Neujahr schicke und schließt mit einem Segenswunsch (13: Men goet spare uns lange gesunth).

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Z30 Neujahrswunsch von 1525

Z30 Neujahrswunsch von 1525 Didaktischer Neujahrsgruß an Frauen und Männer, in dem das Verfassen einer Rede gelehrt und der Vorrang der Frauen gegenüber den Männern propagiert wird (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: 1525

Literatur: Holtorf 1973, 21; Meyer, D. 1989, 187 Nr. 87

Überlieferung: Nü3 100r–100v; 52 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in gemischtem Kontext in der Sammelhs. Nü3. Dem Text wird die lateinisch-deutsche Datierung Anno Domini nostri Jesu Christi 1525: In der vaste vorangestellt. Überschrift: Ain spruch von ainem neuenn iar Inha lt: Der Sprecher wünscht seinem Publikum ein glückliches neues Jahr und kündigt eine bessere Belehrung an, als man sie in den Artes finde: Vil besser dann all practica | Die vil liegum et rettorica (3f.). Unter zahlreichen Audite-Formeln wird der doppelte Zweck der Rede benannt: Zum einen soll sie eine Rhetoriklehre anbieten, zum anderen werden Lehren über die richtige Lebensführung und das Glück versprochen. So solle eine gute Rede einer Schlange gleichen und nicht sofort verständlich sein. Erst das Ende solle die Botschaft deutlich vermitteln, so wie der Sprecher anhand seiner Neujahrsgrußrede exemplifiziere. Der Sprecher richtet sich zunächst an Frauen, dann an Männer: Allen Frauen wünsche er das ewige Leben im Himmelreich (43–45: Wittwen frawnn und junckfrawnn | Daz sy ewigkleichenn schawnn | Ewige gotthaitt und trinitatt), während die Männer, wie er selbst, im Höllenfeuer brennen sollten. Durch diesen Neujahrswunsch will er seine Ergebenheit den Frauen gegenüber zeigen, denen er mehr als sich selbst und allen Männern gönne. Der Gruß endet mit dem Wunsch, dass alle an der Rede Gefallen finden mögen.

Z31 Zutphener Liebesgruß

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Z31 Zutphener Liebesgruß Liebesgruß und Preis der Geliebten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1537 Überlieferung: We2 49v; 10 V.

Edition: Hoffmann von Fallersleben 1854, 129 Nr. 1 und 2; Lievens 1963, 195f.; Leloux 1985, 186 Nr. 8; Schulz-Grobert 1993, 222 Literatur: Lievens 1963, 196; Rheinheimer 1975, 197f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der aus Zutphen stammenden Sammelhs. We2. Der Liebesgruß leitet Z84, eine Folge nachgetragener Reimpaarsprüche und Sentenzen, ein. Die Sprüche sind durch leere Blätter deutlich von den anderen Texten (›Zutphener Liederbuch‹ bzw. Liedern vor allem mit Minnethema) der Hs. getrennt. Überschrift: – Inha lt: In direkter Anrede an die Geliebte (anaphorische Wiederholung der Grußformel Gott gruott v des ersten Verses in 2, 5, 6, 8) preist der Sprecher die Überlegenheit der Frau gegenüber allen anderen Lebewesen (Überbietungstopos in V. 1) und beteuert, in seinem Herzen als Gefangener der Geliebten gehalten zu werden. Durch ihren liebenswürdigen, süßen Anblick spende sie ihm Freude. Er wünscht der Geliebten, dass Gott ihr einen guten Tag gebe.

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Z32 Liebesgrüße und Minnesprüche

Z32 Liebesgrüße und Minnesprüche 37 Liebesgrüße und Sprüche mit Minnethematik Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1548 Überlieferung: lüb 22v, 23r, 25r, 25v, 26r, 26v, 27v, 28v, 29r, 29v, 30r, 30v, 31r, 31v, 32r, 32v, 34v, 35v; 156 V.

Edition: Seelmann 1885, 57 (1–3), 58 (4–7), 63 (8), 64 (9–10), 65 (11–12), 66 (13–15), 67 (16), 68 (17), 72 (18–21), 74 (22), 75 (23–25), 76 (26), 78f. (27–31), 80 (32–33), 82 (34), 87 (35–36), 90 (37); Holtorf 1973, 149 (1) Literatur: Rheinheimer 1975, 195, 272; Rheinheimer 2VL 5 (1985), 796f.; Wand-Wittkowski 2000, 139 Anm. 317

Beschreibung der Überlieferung: Im niederdeutschen ›Rimboe kelin‹ (lüb), das in Lübeck (evtl. nach einer älteren Vorlage) um 1548 gedruckt wurde, sind im Rahmen einer bunten Mischung weltlicher Grüße und Spruche (teilweise in Latein), die durch die Überschrift auf Neujahrsbrauchtum bezogen werden, auch insgesamt 37 Liebesgrüße und Sprüche mit Minnethematik überliefert. Die Texte sind jeweils durch eine kleine Absatzmarkierung (stilisiertes Blatt, Alineazeichen) voneinander abgegrenzt. Neben verstreut zwischen Sprüchen mit allgemeiner Lebens- und Tugendlehre stehenden Einheiten (8, 16, 17, 26, 27, 31, 34, 37) gibt es auch kleinere Spruchgruppen: 1–7 sind nur durch einen Neujahrsgruß an eine Nonne und Spottverse auf eine Magd unterbrochen. Ebenfalls nur durch einen anderen Spruch unterbrochen sind 28–30; zusammen stehen ferner 11–12, 13–15, 18–21, 23–25, 32–33, 35–36. Die Widmung 24 ist wohl als Kontextvorgabe für den Gruß 25 zu lesen (vgl. die Parallele in Wortwahl und Reim in 24, V. 1f., und 25, V. 9f.). Das einzige erhaltene Exemplar des Drucks weist besonders zu den Sprüchen mit Minnethematik viele Marginaleinträge auf: Zeigehände neben 1, 4, 25, 28; neben 3 steht marginal de amatoribus, neben 17: amicitia; neben 25: Amor; neben 30: unleserlich. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: Thom nien jare hue bsche rime Inha lt: (Verszählung nach der Ausgabe von Seelmann 1885) · Die kurzen Grüße und Sprüche in Reimpaaren (2–10 V.) lassen sich typologisch in verschiedene Gruppen einteilen: Grüße mit Apostrophe der Geliebten (1–6, 17, 25, 27, 30, 33, 36), Bekenntnisse von Liebesfreude bzw. Liebesleid (11, 15, 21–22, 26, 28–29), Sprüche mit Rat und

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Lehre zu Minneproblemen (8–10, 12–14, 16, 18–21, 31, 34–35). In zwei Fällen scheinen kleine Dialoge bzw. Gegenreden vorzuliegen (27, 37). Als Elemente der Grußund Brieftradition begegnen die Brieffiktion (3, 24, 25), das Adynaton (5) und die Kennzeichnung des Grußes als Neujahrsgabe (1). Während die Liebesgrüße nur noch Reste höfischer Minneideologie zeigen (Liebesversicherung: 3, 4, 7, 25, 33; Tod aus Liebesleid mit relativierendem Kommentar: 27), nehmen die Sprüche mit Minnethema stärker auf hergebrachte Topoi Bezug (Frau als Quell der Freude: 22, 26; Klage über das Meiden: 21, 28; Treueklage: 15, 29; Jagdbildlichkeit: 11). Die Minnelehre der übrigen Sprüche bewegt sich zwischen höfischer Minnedoktrin (Reziprozität: 8; Exklusivität: 9; Frauenlob: 16; Schweigegebot: 31), handfester Verführungskunst (13, 18) und unbekümmert lebenspraktischer (Ehe?)Lehre (10, 12, 14, 34, 35). In einigen Fällen ist das Minnethema stark zurückgenommen und nur noch hinter allgemeinen ethischen Ratschlägen zu erahnen (19–20, 29). 1. (4 V.; V. 1656–1659): Neujahrsgruß: Der Sprecher wünscht, das liebe, sündenfreie Jesuskind im Herzen zu bewahren – und will diesen Wunsch der / dem Angesprochenen als Neujahrsgruß schenken. 2. (5 V.; V. 1668–1672): Liebesgruß: Der Sprecher richtet sich an die Geliebte am Herd: Sie bekomme Michel Wolgast, den sie von Herzen begehre. Sie könne aber weder von ihm hören, noch ihn in ihrem Herzen mit sich tragen. 3. (5 V.; V. 1673–1677): Liebesgruß: Der Sprecher spricht die Geliebte an und kennzeichnet das folgende als Brief seines Herzens. Dieses habe die Geliebte unter allen Lebenden – ausgenommen Jesus – auserwählt. Er versichert die Aufrichtigkeit seiner Liebe. 4. (4 V.; V. 1678–1681): Liebesgruß: Der Sprecher grüßt die Geliebte, apostrophiert sie als ›goldner Milan‹ und bekennt seine Liebe: Er könne sie aus den Augen, aber niemals aus dem Herzen verlieren. 5. (4 V.; V. 1682–1685): Liebesgruß mit Adynata: Der Sprecher wünscht der Geliebten Gesundheit, bis ein Veilchen ein Pfund wiege und versichert, dass sie die Liebste sei, wenn das Veilchen ein ›Lot‹ oder eine ›Quentin‹ wiege. 6. (5 V.; V. 1686–1690): Liebesgruß: Der Sprecher richtet sich an die Geliebte am Herd: Sie bekomme einen alten Mann, den sie von Herzen ablehne. Sie müsse ihn schubbeln und kratzen und ihm alle Speisen vorkauen. 7. (6 V.; V. 1697–1702): Liebesgruß: Der Sprecher grüßt die Geliebte, apostrophiert sie als ›goldner Milan‹ und bekennt seine Liebe. Sehe er sie auf der Straße, so müsse er lachen, wegen der Klaffer müsse er das aber zugleich unterdrücken. 8. (6 V.; V. 1833–1838): Minnelehre: Liebende sollten ihre Liebe gemeinsam tragen, wer davor zurückschreckt offenbart Untreue. Ehre und Treue erwirbt, wer Falschheit und Untreue abschwört. 9. (4 V.; V. 1864–1867): Minnelehre: Will man eine treue Geliebte haben, muss man auf alle anderen verzichten. Sprichwort: Wenn einer mehrere Pferde reitet, hat er auch mehr zu beschlagen.

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10. (2 V.; V. 1893f.): Minnelehre: Wer eine treue Geliebte habe, solle nicht weiterwandern. Von was er sich bei der einen entledige, das finde er bei der anderen wieder. 11. (4 V.; V. 1905–1908): Minnespruch: Der Sprecher stellt sich als Jäger mit einem Horn vor: Nichts sei vor ihm sicher, er wolle so lange jagen, bis er eine treue Geliebte erworben habe. 12. (4 V.; V. 1909–1912): Minnelehre: Wolle sich die Geliebte von einem abwenden, solle man das nicht verhindern. Sprichwort: Nach einem Regenschauer scheint die Sonne so heiß wie davor. 13. (4 V.; V. 1925–1928): Minnelehre: Sei ein hübsches Mädchen hinter einem her, solle man ihr nicht zu schnell nachgeben. Sentenz: Man soll eine Angel erst dann aus dem Wasser ziehen, wenn die Fische davon wegstreben. 14. (4 V.; V. 1929f.): Minnelehre: Man solle in Liebesfreuden geschätzt sein. Sprichwort: Auch missgönntes Brot wird gegessen. 15. (4 V.; V. 1931–1934): Minnespruch: Der Sprecher bekennt, einst geglaubt zu haben, der Liebste zu sein. Nun wisse er, dass ihr ein anderer lieber sei. Er warnt diesen anderen Mann, dass es ihm zuletzt auch so ergehen werde wie ihm. 16. (4 V.; V. 1963–1966): Minnelehre: Man solle sich höfisch und klug verhalten, dann werde man gelobt. Man solle von Frauen und Mädchen nur gut sprechen, dann gäben sie einem Hochstimmung. 17. (4 V.; V. 2011–2014): Liebesgruß: Es spricht möglicherweise eine Frau: Sie erinnert den Geliebten, dass der Wind bei ihrer Entscheidung für ihn auf ›Süd-Ost‹ gestanden habe. Nun sei er auf ›West‹ gedreht. Er solle fahren und sein Bestes tun. 18. (2 V.; V. 2117f.): Minnelehre: Wer sich um eine Geliebte bemühe und keine Geschenke mache, der werde bald verleidet sein. 19. (2 V.; V. 2119f.): Minnelehre: Schlimmer als jedes Gift sei derjenige, der ein Feind sei und dennoch als Freund auftritt. 20. (4 V; V. 2121–2124): Minnelehre: ›Merke‹ und ›Melde‹ wachsen auf dem Feld – pflücke man Merke und lasse Melde stehen, so könne man mit allen Menschen zurechtkommen. 21. (2 V.; V. 2125f.): Minnelehre: Leid zu tragen sei schlimm, aber die Geliebte meiden zu müssen sei schreckliches Gift (2126: qwadt fennin). 22. (2 V.; V. 2170f.): Minnespruch: Der Sprecher bekennt, zuerst lieb gewesen und dann in Ungnade gefallen zu sein. Dennoch habe er noch eine Geliebte, die gut zu ihm sei. 23. (4 V.; V. 2196–2199): Minnespruch: Der Sprecher beschreibt seine Geliebte: Sie sei in jeder Hinsicht gut und körperlich schön, sodass ihr die Gunst junger Männer zufliege – jedoch könne sie das, was sie sehe, nicht verschweigen. 24. (4 V.; V. 2200–2203): Liebesgruß: Der Sprecher will, dass man seiner geliebten Dame das kleine Brieflein, das er für erlaubt hält, übergibt. 25. (10 V.; V. 2204–2213): Liebesgruß: Der Sprecher bezeichnet sich als Bote eines kleinen Briefes. Er grüßt die Geliebte aus rechter Liebe und von Herzen und will das so oft tun, wie Sandkörner im Meer sind. Er schließt mit einer Apostrophe an die Geliebte (alderleveste froewelin).

Z32 Liebesgrüße und Minnesprüche

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26. (5 V.; V. 2238–2242): Minnespruch: Der Sprecher berichtet, dass er durch große Hinterlist in Not geraten, dann aber zur Geliebten gekommen sei, die ihm seinen Schmerz genommen habe. 27. (8 V.; V. 2282–2289): Liebesgruß: Der Sprecher apostrophiert die Geliebte als Rosengardelin (2282). Er hoffe auf Erhörung, anderenfalls – so bekennt er der Geliebten – werde er sicher sterben. Kommentar: Der Liebhaber werde ganz sicher nicht vom Tod dahingerafft. Wenn er seinen Willen nicht bekomme, drohe er gleich mit dem Tod. 28. (4 V.; V. 2305–2308): Minnespruch: Der Sprecher stellt die rhetorische Frage, ob zwei liebende Herzen, die sich meiden müssten, leiden würden. Niemand würde ihn dies aber zugutehalten. 29. (4 V.; V. 2311–2314): Minnespruch: Der Sprecher berichtet, er sei in einem Haus geliebt worden, habe aber verschwinden müssen, als ein noch Lieberer kam. Nun sei er von der Brücke gefallen und hoffe bei Gott, wieder auf den Weg zurück zu geraten. 30. (2 V.; V. 2321f.): Liebesgruß: Es spricht eine Frau: Sie bittet ihren Geliebten, an sie zu denken, so wie sie an ihn denke, dann werde sie ihm immer dankbar sein. 31. (4 V.; V. 2338–2341): Minnelehre: Jeder Geselle werde am Ende schwarz tragen (ggf. Bezug auf die Minnefarbentopik: schwarze Kleidung als Zeichen für das Ende einer Liebe). Sei ihm eine Frau gewogen, solle er am besten schweigen. 32. (4 V.; V. 2361–2364): Minnelehre: Liebe sei seltsam, sie verschaffe nichts als Sorgen. Wer Gott über allem anderen liebe, der müsse sich um nichts Sorgen machen. 33. (2 V.; V. 2365f.): Liebesgruß: Der Sprecher versichert, dass ihn der Anblick der Geliebten erfreue. 34. (4 V.; V. 2413–2416): Minnelehre: Liebe erzeuge großes Unglück, das könne man in jeder Schule lernen. Dennoch wolle auch der geringste junge Mann eine Frau für sich gewinnen. 35. (4 V.; V. 2566–2569): Minnelehre: Wenn sich ein junger Mann von der Hurerei abwenden wolle, solle er sich mit anderen jungen Männern zum Wein setzen und eine Hure eine Hure sein lassen. 36. (4 V.; V. 2570–2573): Liebesgruß: Der Sprecher apostrophiert die Geliebte als Schoe n leff und beschuldigt sie, im Herzen unbeständig zu sein. Ihre Worte seien schlimmer als Gift und würden viele junge Männer bedrücken. Die abschließende Ermahnung (Darue mme schue th di anders selden) ist ggf. verderbt. 37. (4 V.; V. 2660–2663): Dialog: Der Mann fragt die Frau, ob eine (ihrer beider?) Liebschaft Scherz oder Ernst sei. Die Frau antwortet, dass sie unterhalb von Ernst, aber oberhalb von Scherz angesiedelt sei. Para l lelen: Drei der Liebesgrüße sind sehr ähnlich auch in der Sammlung B82 überliefert: 1 (als B82, Gruß 8), 3 (als B82, Gruß 9) und 17 (als B82, Gruß 19). Parallelen einzelner Verspaare weisen 5 (vgl. B82, Gruß 26, letztes Verspaar), 15 (vgl. B82, Gruß 20, erstes Verspaar), 19 (vgl. B82, Gruß 22, V. 5f.) und 22 (vgl. B82, Gruß 15, erster Vers) auf.

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Z33 Frauen- und Liebespreis

Einzelne aus B82 bekannte Verspaare begegnen darüber hinaus im ›Rimboe kelin‹ in Sprüchen, denen der explizite Bezug zum Minnethema fehlt: zu 2510f. vgl. B82, Gruß 22, V. 5f.; zu 2597–2600 vgl. B82, Gruß 27; zu V. 2664f. vgl. B82, Gruß 20, letztes Verspaar. Typologisch nahe stehen Sammlungen mit gnomischer Minne- und e Tugendlehre (B74, B75, B304) wenngleich das ›Rimbokelin‹ die Sprüche mit Minnethema stärker mit Sprüchen anderer Thematik mischt.

Z33 Frauen- und Liebespreis Fragment eines monologischen Frauenpreises (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Vizkelety 1973b, 234f.

Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 14. Jh.

Literatur: Vizkelety 1973b, 234f.|

Überlieferung: Bu; noch lesbar sind ca. 42 V. Beschreibung der Überlieferung: Die Textfragmente finden sich auf ausgelöster Makulatur eines aus Klosterneuburg stammenden Inkunabeleinbands (GW 4288). Erhalten sind Reste von zwei Doppelblättern einer kleinformatigen Pergamenths., die in sorgfältiger Buchschrift mit je 19 abgesetzten Versen und rotgestrichelten Versanfängen beschriftet sind. Lesbar sind nur noch Teile von Blatt 1r/v des ersten und von 1v des zweiten Doppelblatts. Auf den jeweils zweiten Blättern sind nur noch die ersten und letzten Buchstaben der Verse erkennbar. Überschrift: – Inha lt: A (I 1r–1v; 24 Verse): Der Sprecher entfaltet einen hyperbolischen Preis seiner Liebe zu der Geliebten: Diese Liebe sei unsagbar (2f.: dhain ore nie gehort | dhain hercze nie gedacht) und übersteige alles (15f.: Si ist … lieber als alles daz | daz nv ist vnd ie waz). Der Sprecher lobt in höchsten Tönen die Güte der Geliebten, ihren Schöpfer, die Nacht ihrer Geburt, ihr vollkommenes Wesen. B (I 1v; 18 Verse): Der Sprecher preist Geheimnis und Dynamik seines Liebesglücks – stilistisch auffällig durch mehrfachen Bezug auf die drei Zeitstufen (2f.: Gestern hevt vnd morigen | Waz vnd ist vnd wirt; 5–7: Gesteren waz si lieb vnd zart | Hevt si mir vil lieber wart | Morigen si aller lieber w[irt]). Die Liebe erzeuge immer neue Liebe und erreiche astronomische Dimensionen: Man könne leichter die Sterne zählen als die Liebe, die sein Herz entzündet habe.

Z34 Lob der guten Fut

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Z34 Lob der guten Fut Monologische obszöne Lobrede auf die weibliche Scham (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannnt Datierung: früheste Überlieferung 1. Drittel 15. Jh. (Sg) Überlieferung: Dr4 79ra–79vb; 82 V. Mü4 121r; 16 V. Mü5 86r–87v; 82 V. Sa 89r–91r; 82 V. Sg 31v–32r; 78 V.

Edition: Futilitates 1864, 10–14 (krit. nach Mü5 und Dr4); Leiderer 1972, 130–134 Nr. 12 (nach Dr4 mit Laa. von Mü4 und Mü5); Hefti 1980, 477–480 (nach Dr4); Thurnher/Zimmermann 1979 (Faks. von Sg); Zimmermann, M. 1980, 113–115 Nr. 15 (nach Sg) Literatur: Leiderer 1972, 38f.; Zimmermann, M. 1980, 264–267; Kunze 2VL 5 (1985), 869f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert unter deutschen und lateinischen Sprüchen und Liedern in der Südtiroler Sammelhs Sg, ferner als letztes Stück in der in Augsburg entstandenen Mären- und Minneredensammlung Dr4, in den ebenfalls aus dem Augsburger Raum stammenden Sammlungen Mü4 und Mü5 sowie in Sa, einer Abschrift von Mü5. In den letzten drei Überlieferungsträgern steht der Text in einem Überlieferungskonvoi, nach B294 und vor B340. In Mü4 wurde der Text durch Heraustrennung von Bl. 120 und der oberen Hälfte von Bl. 121 weitgehend entfernt (gegebenenfalls durch den Vorbesitzer H. Lauginger, 1553, vgl. den Besitzereintrag auf dem neu eingeklebten Teil von Bl. 121). Die auf 121r verbliebenen Verse sind radiert und mehrfach durchgestrichen. Außer einigen Wortumstellungen weisen die Überlieferungsträger keine signifikante Varianz auf (vgl. Leiderer 1972, 38f.). Einzig in Sg finden sich im Vergleich zum Rest der Überlieferung signifikante Wortvarianten (statt Dr4/Mü4/Mü5/Sa 11: mengen fräwent üppig tant hat Sg 11: mancher hat vppigen danck; statt Dr4/Mü4/Mü5/ Sa 82 guotü fud steht Sg 76 gutte frume hawßfut), Ausfälle (es fehlen Dr4/Mü4/Mü5/ Sa 13–16 sowie 21f. und 27f.), Umstellungen (die Verspaare Dr4/Mü4/Mü5/Sa 23f., 43f. und 53f. sind jeweils umgestellt) sowie zwei zusätzliche Verspaare (nach Dr4/ Mü4/Mü5/Sa 32 folgt Sg 25f. das pfrwff ich wol bey ainem vers | wan in der bruch stet der zers; nach Dr4/Mü4/Mü5/Sa 82 folgt Sg 77f. wiltu das wissen fur war | so lecks jm schram vnd jnn dem har). Überschrift: Der spruch ist von einer fud (Mü5)

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Z34 Lob der guten Fut

Inha lt: (Nach Dr4) · A Einleitung (1–18): Die Sentenz, dass alle Aktivität der Liebe folge (2: daz an der liebin leit der kauff ), wird durch eine Liste von höfischen Freuden exemplifiziert (Frühling, Turnier, Beizvögel, Alkohol, Jagdhunde, Tanz, weibliche Gesellschaft, Luxus, Mode, Bücherlesen, Landfahrerei), die wiederum durch eine Sentenz (17f.: Jeder man hätt hohen mout | Hätt er, was in deuchti guot) abgeschlossen wird. B Lob der weiblichen Scham (19–70): Der Sprecher preist vor allem anderen als Quell seiner Freude das Geschlechtsorgan der Frau und gibt eine Aufzählung von dessen Macht (bringt Esel und Vögel zum Schreien, macht Pfauen froh, Katzen verdrießlich, Mensch und Vieh munter, verleitet zum Ringelreihen [29: rinczen ranczen], bringt Mönche zum Tanzen). Die folgende Definition, waz die guot fud sy (33), setzt mit einer ausführlichen Schönheitsbeschreibung des weiblichen Körpers ein nach dem A capite ad calcem-Schema; genannt werden: Gesicht, Augen und Brauen, Nase, Mund, Wangen, Kinn, Hals, Brüste (mit Dekolleté 46–49: prüst | die vornan auß paussen | vnd auß dem hauptloch laussen | Alz ain taub auß ainem kruog), Körper, Gang. Die Beschreibung mündet in eine detaillierte Beschreibung der fud (55): violettglänzend; an einem harten, trockenen und heißen Arsch; von braunem Haar eingefasst; innen rot wie mit rotem Leder (65: loesch) besetzt; weder zu lang noch zu kurz, weder zu eng noch zu weit. C Schluss (71–82): Der Sprecher schließt mit einer Aufzählung der Dinge, denen er das weibliche Geschlechtsorgan vorzieht (teilweise korrespondierend zur Aufzählung unter A werden genannt: Tanzen, Mai, Silber und Gold, Jagdhunde, rote Münder, Beizvögel), und bekräftigt, dass es nichts gebe, was sich für ihn tiefer in sein Herz und Gemüt einpräge als ain guotu fud (82). Para l lelen: Zimmermann, M. 1980, 265, verweist, ohne konkrete Angaben zu machen, auf die Ähnlichkeit des in Abschnitt A gegebenen Katalogs abzulehnender Freuden mit der ›Zechliteratur‹.

Z35 Irdische Liebe und Gottesliebe

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Z35 Irdische Liebe und Gottesliebe Preis der rechten Minne sowie der vollkommenen Gottesliebe, die dieser überlegen sei (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Brinkman 1995, 84–87 Nr. 96

Datierung: Überlieferung um 1473–1481

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 29 Nr. 20

Überlieferung: Be13 29v–31r; 70 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhandschrift Be13, im Kontext anderer volkssprachiger und lateinischer Texte. Überschrift: – Inha lt: Lob tugendhafter Frauen: Eine gute Frau sei ein kostbarer Besitz (1: een duer cleynnoet), und es gebe auf Erden nichts Wertvolleres. Eine gute, beständige Frau könne zur moralischen Erziehung eines wilden jungen Mannes beitragen und spende Ehre. Das irdische Leben sei elend und voller Defizite. Liebe sei kein Kinderspiel. Falsche Liebe vermöge viele zugrunde zu richten. Die rechte, aufrichtige Liebe hingegen sei vollkommen, frei von Lügen und Unbeständigkeit. Dies sei allein die Gottesliebe, die unvergänglich sei. Wer aus gutem Herzen liebe, dem werde von Gott mit Ruhe und Frieden belohnt. Auf diese rechte Minne solle der Mensch seine fünf Sinne ausrichten, um das ewige Glück im Jenseits zu erlangen, dem keine Freude in dit aerme aertrijc (70) gleichen könne. Sonstiges: Der Text mischt Texte der Minnereden-Tradition mit denen allgemeiner religiösethischer Belehrung.

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Z36 Minnewerbung

Z36 Minnewerbung Fragmentarisch überlieferte, an die Minnedame gerichtete Liebesversicherung und Bitte um Gnade (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Tervooren/Bein 1988, 8f.

Datierung: Überlieferung um 1300

Literatur: Tervooren/Bein 1988, 18; Holznagel 1995, 387, 389, bes. Anm. 66; Tervooren 2006, 143

Überlieferung: Ma 2rb–2va; ?

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in dem wohl aus dem niederdeutschen Sprachraum stammenden Fragment Ma, einem Doppelblatt im Quartformat. Die genaue Lokalisierung der Hs. auf der Basis der Schreibsprache lässt sich nicht leisten: Tervooren/Bein 1988, 11–15 nehmen eine oberdeutsche Vorlage und zwei hochdeutsch schreibende, aus dem niederdeutschen Sprachgebiet beziehungsweise aus dem niederdeutsch-mitteldeutschen Grenzgebiet stammende Kopisten an und vermuten einen Provenienzraum, in dem rheinische und westfälische Schreibtraditionen ineinandergreifen. Den Überlieferungskontext bilden strophische Texte, Sangspruch- und Neidhartstrophen. Der Text steht zwischen dem Natureingang der ersten Strophe aus Neidharts Winterlied 16 und einem Rumelant-Spruch auf Maria. Gegebenenfalls handelt es sich bei der Minnerede um eine bewusste Ergänzung der unvollständigen Neidhart-Strophe, die in der Parallelüberlieferung eine Minnewerbung auf den Natureingang folgen lässt. Zumindest liegt deutlich eine (gattungsübergreifende) Überlieferungssymbiose zwischen Minnesang und Minnerede vor (vgl. Tervooren 2006, 143). Der Erhaltungszustand des Bruchstücks, der am oberen Rand beider Blätter und am linken Rand des zweiten Blattes beschnitten ist, führt zu massivem Textverlust, wodurch sich die Minnerede kaum rekonstruieren lässt. Überschrift: – Inha lt: Hier kann nur angegeben werden, was einigermaßen sicher rekonstruierbar ist: Der Sprecher erhofft sich Trost und Heil von der Geliebten, deren Schönheit sein Herz verwundet habe. Er klagt über seinen Liebesschmerz, versichert ihr seine aufrichtige Liebe und bittet sie mehrfach um Gnade. Nach einer direkten Anrede an die Dame (sprechet vrowe daz ich) bricht der Text ab. Sonstiges: Holznagel 1995, 389 Anm. 66, weist darauf hin, dass Z36 nicht nur als Minnerede, sondern auch als Marienpreis in Reimpaarversen verstanden werden könnte, »der sich bewusst der konventionellen Minnethematik bediente«.

Z37 Liebesklage und Antwort

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Z37 Liebesklage und Antwort An den personifizierten Mai und an Frau Venus gerichtete Klage über Liebesleid mit abschließendem erfolglosem Werbungsgespräch mit der Minnedame (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408

Edition: Brinkman/Schenkel 1999, 421–424 Nr. 81 Literatur: –

Überlieferung: Bs1 70va–71ra; 108 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Ende einer Minneredengruppe in der Sammelhs. Bs1. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Ene aen sprake ende een weder tale van minnen Inha lt: A Dialogische Minneklage (1–88): In direkter Anrede an Herrn Mai beklagt der Sprecher, dass weder dieser noch die Waldvögel sein dauerhaftes Leid abwenden könnten (Jahreszeitentopos). In seinem Herzen herrsche die Kälte, denn er habe sich eine schöne Gestalt ausgewählt, die er später verloren habe: Dat kint die here der nature | Want seker die soe hebbic verloren | Om hare soe hebbic altoes toren (7–9).iDer Mai erwidert, dass dies möglich sei (?).iDer Sprecher setzt seine Klage fort: Für ihn gebe es keinen Mai mehr, und er müsse sein ganzes Leben lang klagen und leiden, da ihm die schönste Frau, die er jemals erblickt habe (Überbietungstopos), Herz und Verstand geraubt und ihn sicherlich betrogen habe. In seinem Kummer müsse er sich an Gott und an Maria (20: onser vrouwen) wenden.iDer Mai erwidert, dass der Sprecher keinen Grund zu klagen habe. Eine derartige Klage erhöre die Mutter Gottes nicht.iDer Sprecher glaubt, sein Leben in Sorgen und Schweigen verbringen zu müssen.iDer Mai rät vom Verzicht auf die Freude ab.iDer Sprecher beteuert aber, seine Freude sei vergangen. So müsse er viele schmerzliche Morgen erleben und glaube, sein Tod sei nah. Vor der Dame müsse er um Gnade bitten.iDer Mai fordert den Sprecher auf, ihn gerne anzusehen.iDer Sprecher muss aber ständig an die Trennung von der Dame denken, die ihm solches Leid zugefügt habe, als habe sein Blut aus dem Herzen weichen müssen.iDer Mai kann die Liebesqual des Sprechers nicht nachvollziehen und hält sie für unnötig (43f.: Het mach ghescien ende es ghesciet | Wat ghi droeuet es al om niet).iDaraufhin klagt der Sprecher über die Unmöglichkeit der Erwiderung seiner Liebe durch die Dame, woran die Klaffer schuld seien, welche die Trennung der Liebenden und die Entstehung von Argwohn verursachen. So müsse er die Dame traurig sehen. i Der Mai erwidert, dass die Traurigkeit der Dame durch das Leid

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Z38 Minnegespräch

des Sprechers bedingt sein könnte.iDer Sprecher versichert, sich in der Minne vorbildhaft verhalten zu haben: Er habe der Dame sein Herz geschenkt, sie wolle ihn jedoch nicht erhören, obwohl er die Ablehnung weder durch Taten noch durch Worte verdient habe. Er könne nicht verstehen, warum sie sich rächen wolle. – Schließlich wendet sich der Sprecher an Frau Venus als Instanz des Minnerechts und klagt ihr den Spott, dem er ausgeliefert sei. Von seiner Geliebten werde er niemals getröstet, obwohl ihr roter Mund sein Herz so sehr verwundet habe.iVenus fragt ihn nach dem Grund seiner Klage.iEr schildert die Qual seines Herzens und seiner Augen, die ihn oft zum Weinen gezwungen hätten, bis er die Freude verloren habe. B Werbungsgespräch (89–102): In direkter Anrede an die Minnedame bittet der Sprecher um Rücksicht auf die Qual, die er durch die Liebe zu ihr ertragen müsse: Die Minne habe ihn gefangen genommen und sein Herz gestohlen. Segenswunsch für die Geliebte: Der Sprecher betet zu Gott und zur Jungfrau Maria, dass sie die Dame vor allem Schmerz bewahren und sie schließlich zum hohen Thron zulassen mögen, wo die Engelschöre schön singen. i Nun offenbart die Dame den Grund ihrer abweisenden Haltung: Die bösen Zungen, die den Liebenden Schaden zufügen, seien dafür verantwortlich, dass beide getrennt bleiben müssten. C Schluss (103–108): Nach dem Gespräch trennt sich der in noch tieferes Leid versetzte Sprecher von seiner Geliebten. Enttäuscht bekräftigt er, nie wieder von der Minne reden zu wollen.

Z38 Minnegespräch Fragmentarisch überliefertes Gepräch mit Amor und Venus und anschließendes Werbungsgespräch (ohne narrativen Rahmen); in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1350 (Bs6)

Literatur: Matter 2010a, 85

Überlieferung: Bs6 1r–1v (alte Blattzählung 72ra–72vb); 12 Str. (140 V.) Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überliefert auf einem Einzelblatt (ursprünglich fol. 72) eines makulierten Discissus, von dem die anderen erhaltenen Blätter ebenfalls fragmentarisch die Minnereden B255, Z53 und Z67 überliefern. Jeweils zwölf Verse sind zu Strophen gegliedert (Reimschema: ababcdcdefef), welche jeweils links vor der Spalte durch rote Inquit-Formeln (Amor spricht, Venus spricht, he spricht, si spricht usw.) markiert sind. Der Text ist teilweise verderbt. – Sprache: Ripuarisch.

Z38 Minnegespräch

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Überschrift: – Inha lt: Der überlieferte Text beginnt mitten in einem Gespräch und im fünften Vers einer Strophe. A Gespräch mit Amor und Venus (1–68): Amor gibt dem Sprecher, der sich wohl zuvor mit Minneproblemen an Amor und Venus gewandt hat, eine Antwort. Er beginnt mit dem Sprichwort ›Dünn geschlagen ist schnell geschliffen‹ (1: Dumme geslagen datz balde gesliffin), das wohl auf die rhetorische Bearbeitung der Werbungsrede zu beziehen ist. Dann erwähnt er die Liebe einer Frau, die zu loben sei, wenn sie zu Herzen gehe. Amor sei froh darüber, dass der Sprecher verliere, was er auf ihn setze (?). i Der Sprecher fragt Amor, wofür dieser ihn strafe, warum er ihn trotz seines Gehorsams ins Verderben stürze und warum er Herz und Verstand (herze inde sinne sind Leitbegriffe dieser Minnerede; vgl. V. 15, 27, 40; ähnlich 124, 127) mit seinem Minnepfeil in Not bringe. In einer Apostrophe wendet er sich an Venus und berichtet ihr von seinem unabwendbaren Tod, wenn die Geliebte seinen Dienst verschmähe. i Amor tröstet den Sprecher mit dem Hinweis auf den Unterschied zwischen dem äußeren (26: vswendich) Gebaren der Geliebten und ihren inneren (28: inwendich) Absichten: Ihr Herz und ihr Verstand seien ihm trotz ihrer harschen Worte gnädig. Er solle nur weiter beständig dienen, dann würde sie seine Minneschmerzen heilen (Dienst-Lohn-Mechanismus).iDer Sprecher freut sich darüber, weil er nichts anderes begehre, als dass die Geliebte ihm gnädig sei und ihm Herz und Verstand erleuchte. Er verspricht lebenslangen Dienst, auch wenn sie sich mit Worten immer gegen ihn stelle.iJetzt greift Venus ein und bestätigt die Aussagen Amors: Sie lobt die Geliebte des Sprechers, verweist aber auch auf die Schüchternheit der Jungfrauen allgemein, außerdem auf Treue und Beständigkeit. Wenn der Sprecher und seine Geliebte einen Willen hätten (55: Vr wille si eyn), könnten sie die Minne vor den Klaffern (den ›Rügern‹) verbergen: Sus muogt irt den wrogeren helin (56).iDer Sprecher erinnert Venus daran, dass er von den klaren Augen der Geliebten nichts anderes begehrt habe als ein Trostwort (?; 61), nicht eigentlich zu seinem eigenen Trost, sondern damit rechte Minne, die er wie einen Spiegel in sich trage, ihrem Wert gemäß belohnt werde (Dienst-Lohn-Mechanismus). B Werbungsgespräch (69–140): Diese ›Theorie‹ setzt der Sprecher jetzt in der realen Werbungssituation in die ›Praxis‹ um. Er versichert seiner Geliebten seine unverbrüchliche Minne. Diese werde immer stärker, je mehr sie Widerstand leiste. Zugleich betont er aber auch seinen Gehorsam und bittet um Gnade wegen seiner Qualen.iDie Dame ist anfänglich misstrauisch gegenüber seinem Liebesleid, befürchtet betrügerische Schmeichelei (90: loyseyde) und fordert ihn auf, seine Rede besser zu bedenken.iDer Sprecher hält dem entgegen, dass er letztlich nur den Tod wählen könne, um sie von seiner wahren Liebe zu überzeugen und von einer Fehleinschätzung seiner Person abzubringen, da sie zu seinen Worten sie ja kein Zutrauen habe. i Noch ein weiteres Mal stellt die Angebetete ihn auf die Probe, indem sie nach den Ursachen seiner Liebe fragt und ihn abweist (die Verse 105–116 sind z.T. unlesbar).iDer Sprecher verweist aber auf ihre Augen und greift das leitmotivische

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Z38 Minnegespräch

Paar von Herz und Verstand (124, 127) wieder auf, die ihn in die Minne verstrickt hätten.iDie Geliebte gibt ihren Widerstand auf und begründet dies gattungstypisch damit, dass sie ihn für treu befunden habe und nun von der Minne lernen wolle, wie sie seine Qualen heilen könne. [Textabbruch] Sonstiges: Die hier neu aufgenommenen Nummern Z38, Z39, Z40, Z41, Z42, Z43 repräsentieren einen speziellen strophischen Typ des Werbungsgesprächs, der vom rheinischen bis in den niederländischen und niederdeutschen Raum ausstrahlt (Glier 1971, 282f., vermutet, dass er auf »französisch-niederländische Anregung« zurückgeht, was jedoch nicht nachweisbar ist). Seine typologische Nähe zu den Minnereden wird gestützt durch die fast 200 Jahre lange kontinuierliche Überlieferung im Kontext von Minnereden. In umfangreichen strophischen Dialoggedichten wirbt hier ein Mann um eine abweisende Dame, wobei Rahmenhandlung in der Regel fehlen und auch die InquitFormeln nicht in die Reimpaarverse integriert sind. Der Wechsel von Männer- und Frauenrede erfolgt von Strophe zu Strophe, die nach dem Muster Argument – Gegenargument ineinander verzahnt sind. Der Ausgang dieser artifiziellen, dialektischen Dialoge, die als ›Streitgespräch‹ inszeniert sind, lässt zwei Lösungen zu: Entweder erhört die nur scheinbar unzugängliche Dame den Werbenden, wenn sie sich von seiner Treue, Beständigkeit und Verschwiegenheit überzeugt hat; oder aber der Dialog ist nur ein rhetorisches Spiel, das unendlich variabel ist und keine Erhörung impliziert. Durch die metrische Form stehen diese ›Rollengedichte‹ dem Lied (Dialoglied) nahe (besonders deutlich Z41), können jedoch auch szenische Elemente aufweisen (Z38 und Z42).

Z39a Werbungsgespräch A

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Z39a Werbungsgespräch A Erfolgreiche Werbung eines Ritters um eine Dame, mit Textabbruch am Ende (ohne narrativen Rahmen); in Strophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 Überlieferung: Ha3 44rb–47vb; 71 Str. (563 V.)

Edition: Nijland 1896, 167–185 (Str. 1–52), 156–163 (Str. 53–71); Kalla 1909, 45–71 (krit. Text aus Z39a und Z39b); Kossmann 1940, 94–102 Nr. 84 Literatur: Nijland 1896, 142–145; Kalla 1909, 18, 133; Glier 1971, 282f. und Anm. 229f.; Rheinheimer 1975, 21–23, 50–53, 202f., 256; Dietl 1997, 9, 12 Anm. 53; Rheinheimer 2VL 10 (1999), 881f.; Matter 2010a, 84

Beschreibung der Überlieferung: Beide Fassungen (Z39a und Z39b) dieser Minnerede, die insgesamt knapp 19 gemeinsame Strophen aufweisen (Reimschema: ababcddc), sind nach unterschiedlichen Vorlagen von zwei verschiedenen Schreibern in Ha3 aufgezeichnet. Während Z39a zwischen Sprüchen und Minnereden in der Mitte der Hs. steht, leitet Z39b die Hs. ein und wird gefolgt von der liedhaften ›Bitte um Erhörung‹ eines ›Minnejägers‹. Die herausgehobene Positionierung von Z39b könnte das besondere Interesse der Hs. an Werbungsgesprächen unterschiedlichster Art unterstreichen: Ha3 überliefert neben Z39a und Z39b auch deren niederländische Bearbeitung Z40 sowie B239, B254 und B255. Die Langfassung Z39a bricht am Ende ohne Blattverlust ab, während die Kurzfassung Z39b vollständig überliefert ist. Bei beiden Fassungen haben die Schreiber durch Caputzeichen links neben der Spalte den Beginn der Strophen markiert. Z39a hat zwei fehlenden Verse (nach 108 und 271) und bricht nach Str.  71,3 ab (wahrscheinlich in dem Moment, als der Schreiber die Übereinstimmung beider Fassungen bemerkt). Die Strophen 53–71 in Z39a entsprechen weitgehend den Strophen 13–31 in Z39b, wobei die Reihenfolge der Strophen einmal verändert ist (Z39a, Str. 63f. = Z39b, Str.  13f.; letztere Anordnung der Strophen ist inhaltlich überzeugender). Z39b ist von schlechterer Textqualität und enthält einen verkürzten Eingangsteil (Str. 1–12) mit theologischer Akzentuierung. Insgesamt sieben Verse (drei Verspaare und ein Einzelvers) sind in Z39b zweimal aufgeschrieben worden und erscheinen somit einmal an falscher Stelle, wobei sie jeweils das Reimschema stören und überlange Strophen erzeugen (V. 116f. erscheint fälschlicherweise auch schon als V. 9f.; 206f. als 43f.; 45f. als 204f.; 323 als 328). Nur Z39b enthält den vollständigen Schluss des Werbungsgesprächs (Str. 31–41). Beide Fassungen weisen in der übereinstimmenden Passage keine signifikante Va-

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Z39a Werbungsgespräch A

rianz auf. Gelegentlich finden sich Synonyme (u.a. Z39a, 486: ich spreke; Z39b, 185: ich reten) sowie einige Sinnentstellungen in Z39b (vgl. Z39a, 501: Tuchten rijch, in eeren balt = Z39b, 104: Tuchtich, reyn und niet balt; Z39a, 525–528: Zacht mir, wie das mach ghescyen, | Das ich uch in hoën moete | Onde dabi in stilre hoete | Mit gansen eeren moeghe(n) zeen = Z39b, 210–213: Sacht mir, wie solde ix gescien, | Das men u in hohen moete, | Onde dabi in stilre hoyte | Tzuo allen ziden mogen zien) und auch Rollenverkehrungen (vgl. Z39a, 442 und 536 mit Z39b, 141 und 221). – Sprache: niederländisch-deutsche Mischsprache. Überschrift: Hoe eyn ritter ziin tsertze vrouwen | toe sprach, unde wie si hem weder | antwerde gaf van zire clagen Inha lt: (Nach Kossmann 1940) · Der Text besteht ausschließlich aus Reden eines Mannes und einer Frau, die von Strophe zu Strophe wechseln. Der Mann ist ein Ritter, der als Minnender um die Frau wirbt und dabei die Schlüsselbegriffe der höfischen Minne artikuliert. Die Frau ist eine abweisende Dame, die Zweifel an der Treue des Ritters hat und ihre Ehre nicht verlieren will. Sie reagiert auf die Reden des Mannes mit gewollten Missverständnissen, gespielter Gleichgültigkeit, Spott und Zweifel. Eine Gliederung des Textes ist schwierig. Im Folgenden wird versucht, Strophengruppen thematisch abzugrenzen. A Werbung (Str. 1–61; V. 1–488): Str. 1–8: Der Dialog beginnt mit der konventionellen Klage des Ritters über sein Minneleid und der Beteuerung, sterben zu müssen, wenn die Dame ihm nicht ihren freundlichen Gruß entbiete. Schuld an seiner jammervollen Lage sei ihre Schönheit und die Weigerung, ihm Trost zu gewähren. Die Dame sieht keine Schuld bei sich selbst und wirft ihm maßloses Begehren vor. Str. 9–13: Der Ritter bittet darum, dass die Dame seinen Minnedienst annehme. Die Dame antwortet mit allgemeinen Betrachtungen über das Verhältnis von Dienst und Lohn. Er wisse doch, dass man im Dienst oft betrogen würde und dass der Lohn ungewiss sei. Str. 14–20: Nach einem eher beiläufigen Wortgeplänkel über Toren fordert die Dame, man solle jetzt das Thema wechseln und über Blumen sprechen. Der Ritter weist ihr Ansinnen zurück: Er könne nichts von Zeitlosen oder Rosen sagen, vielmehr brenne er auf dem ›Minnerost‹ (V. 136), worüber die Dame spottet: Sie wisse nicht, was in ›röste‹ (137). Als der Ritter um Gnade bittet, entgegnet die Dame, dass er diese bei Gott fände. Sie wisse von den Weisen, dass im Falle der Minneerfüllung er die Ehre und sie nur Spott erhalten würde. Str. 21–29: Der Ritter klagt Frau Minne als mächtiger Richterin sein Leid. Die Dame beteuert erneut ihre Unschuld und unterstellt ihm später wegen seiner Vorwürfe negative Gefühle (208: verborgen has). Der Ritter wiederholt, dass ihre Schönheit Ursache seines Leidens sei: Dieser ›Pfeil‹ (182) habe ihn getroffen. Er betont aber auch zu ihrer Zufriedenheit, wie hoch er ihre Ehre einschätze.

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Str. 30–34: Zwar lässt sich die Dame den Unterschied erklären zwischen echten Freunden, die Freude zeigten und dienstgefällig seien, und falschen Freunden, nämlich Neidern und Rügern (246: Nider unde wroger), doch fordert sie zum zweiten Mal zu einem Themenwechsel auf (254f.: Nu zayt ons, des wer lachen, | Unde truren zwachen). Der Ritter kontert, es liege doch allein an ihr, ihn Freuden zu lehren. Was ihm Freude beschere, vermehre ihre Trauer, verkehrt die Dame dann diesen Einwand. Str. 35–42: Auch die folgende Betonung seiner Beständigkeit und Treue bringen den Ritter nicht weiter, vielmehr werden ihm nun typisch männliches, minnefeindliches Verhalten wie Lügen, Rühmen, Betrügen unterstellt, und ihm wird hyperbolisch vorgeworfen, er habe sicher tausend Frauen betrogen. Str. 43–50: Nichtsdestotrotz setzt der Ritter seine Minneklage fort. Und obwohl im Folgenden schon darüber Übereinstimmung besteht, dass er seine Liebe im Verborgenen tragen solle, um die Ehre der Dame nicht zu gefährden, wird die Erhörung noch weiter hinausgezögert. Str. 51–56: Die Dienst-Lohn-Thematik wird noch einmal aufgenommen und dabei differenziert zwischen dem Dienst bei schönen oder lieben oder reichen Frauen, wonach sich auch der jeweilige Lohn ausrichte. Man diene Scuonen vrouwen dorch yr glans, | Lieven wiven dorch ir minne, | Rijche vrouwen dorch gewinnen | Alzus yst alles ghans (437–440). Str. 57–61: Trotz erneuter Zurückweisung stimmt der Ritter einen Preis auf seine Dame an, was den Umschwung einleitet. Ihren letzten schwachen Einwand, er zeige ein solches Verhalten ihr gegenüber nur aus Spott, entkräftet er unter Berufung auf Gott und Christus. B Erhörung (Str. 62–71,3; V. 489–563): Endlich ist die Dame davon überzeugt, dass der Ritter seine Rede ernst meine. Als er Trost und schnelle Abhilfe seines Leidens erbittet, antwortet sie mit der verheißungsvollen Rückfrage, wie sie ihm denn lohnen solle. Er sagt, dass er alle Freude hätte, wenn sie ihn lieblich grüßte (529: Vrouwe, yr zult mich lieflich gruetzen; 536: So bin ich alre vreuden vro). Einvernehmlich kommunizieren dann beide Partner über die Schlüsselbegriffe der Minne (u.a. Beständigkeit, Treue, Freude, Heimlichkeit zum Schutz der Ehre der Dame), die sie vorher so kontrovers diskutiert haben. [Der Text bricht hier ab.; vgl. die Fortsetzung in Z39b]. Sonstiges: Z39a gehört zum strophischen Typ des Werbungsgesprächs; vgl. die Bemerkungen unter Z38 S o n s t i g e s .

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Z39b Werbungsgespräch B

Z39b Werbungsgespräch B Kurzfassung von Z39a, mit dem Ende des Textes (ohne narrativen Rahmen); in Strophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 Überlieferung: Ha3 1ra–3ra; 41 Str. (334 V.)

Edition: Nijland 1896, 152–167; Kalla 1909, 71–75 (Str. 1–12); Kossmann 1940, 10–14 Nr. 1 Literatur: siehe Z39a

Beschreibung der Überlieferung: siehe Z39a Überschrift: – Inha lt: Es werden im Folgenden nur der von Z39a abweichende Eingangsteil und die Fortführung nach dem fragmentarischen Abbruch von Z39a in Str.  71 referiert. Die Str. 13–31,3 entsprechen Z39a, Str. 53–71,3. (Nach Kossmann 1940) · A Werbung (Str. 1–12; V. 1–99): Zu Beginn des Gespräches werden aus Z39a einige Motive übernommen, erweitert und der höfische Bezugsrahmen der Werbung in einen eher theologischen verwandelt. So wird die Bitte des Ritters um ›Gnade‹ (Z39a, 145) auf die ›Gnade‹ Gottes umgemünzt (in Z39b, Str. 1–3 ist ›Gnade‹ der Leitbegriff). Weiterhin klagt der Ritter, er müsse sterben, und seine Seele wolle sich dann mit der Seele der Dame im Jenseits vereinen. Daraufhin schildert die Dame die Höllenqualen seiner Seele (Z39b, Str. 8) und bringt schließlich das Jüngste Gericht mit Gott in der Richterfunktion ins Spiel (Z39b, Str. 10). B Erhörung (Str. 31–39; V. 249–317) Der Ritter hat all sein Leid vergessen und freut sich. Zweimal kündigt ihm die Dame die Minneerfüllung an (Str. 32 und 34), bevor sie beim dritten Mal sagt, sie wolle ihn jetzt umarmen, und ihn schließlich auffordert: Liever here, cusset mich (290). Während der Ritter seine Freuden und die Dame sogleich hymnisch zu preisen beginnt (Lobblumen: Sie sei die Sonne seiner Augen, das Paradies seines Herzens usw.), trifft die Dame Vorsichtsmaßnahmen für die Minnepraxis und empfiehlt dem Ritter, er solle seine Freude wegen der Missgünstigen verbergen und gelegentlich trotzdem klagen, auch wenn die Klage nicht von Herzen komme. C Abschied (Str. 40f.; V. 318–334): Die Liebenden verabschieden sich, die Frau bittet drum, dass er ihre Ehre bewahre. Der Ritter wünscht ihr Freude und hofft, dass sie sich bald wieder treffen.

Z40 Werbungsgespräch

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Para l lelen: Ähnlichkeiten mit Ruscharts ›Der Minne Klaffer‹ (B234) benennen Nijland 1896, 143 Anm. 1, und Rheinheimer 1975, 51.

Z40 Werbungsgespräch Erfolgreiches Werbungsgespräch zwischen einem Ritter und einer Dame mit knapper Rahmenhandlung; in Strophen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400 Überlieferung: Ha3 9ra–11rb; 51 Str. (355 V.)

Edition: Nijland 1896, 143 (V. 1–8); Kalla 1909, 106–111; Kossmann 1940, 27–31 Nr. 20 Literatur: Glier 1971, 282f. und Anm. 229f.; Rheinheimer 1975, 52, 203, 256; Rheinheimer 2VL 10 (1999), 881f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Ha3 zwischen zwei niederländischen Minneallegorien (B494 und B511). Z40 steht thematisch in engem Zusammenhang mit den ebenfalls in Ha3 überlieferten Werbungsgespächen Z39a und Z39b. Wie das Verhältnis zu diesen zu fassen ist (Umschreiben?) und ob sich Z39a tatsächlich als Vorlage nachweisen lässt (so Kalla 1909, 23f.), bedarf genauerer Untersuchung. Reimschema: abbacxc. Vor jedem Redewechsel steht ein Itemzeichen; hinter 50 und 51 fehlt je ein Vers. – Sprache: niederländisch-deutsche Mischsprache. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (Str. 1; V. 1–7): Der kurze Prolog ist eine Versifizierung der Überschrift von Z39a, ergänzt um eine Audite-Formel. Der Sprecher nennt die beteiligten Personen (werbender Ritter und geliebte Dame) und das Thema (Liebesgeständnis des Ritters). B Gespräch zwischen Ritter und Dame (Str. 2–36; V. 8–250): Beide Gesprächspartner nehmen dieselben Rollen ein wie in Z39a (werbender Ritter, anfänglich abweisende Geliebte), nur erhält die Dame hier ein etwas genaueres Profil, da sie sich selbst näher beschreibt als ›still‹ vor dem Ritter ›Sitzende‹ (V. 17, vgl. auch V. 83f.). Das Gespräch ähnelt auch thematisch dem Gespräch in Z39a: Minnewunde / Minnekrankheit (Str. 4–6 = Z39a Str. 23); Dienst-Lohn-Mechanismus (Str. 8–10 = Z39a Str. 9–13); Gnade (Str. 16f. = Z39a Str. 19f.); verborgener Herzenskummer (Str. 30 = Z39a Str. 47); ewige Liebe und ewiger Dienst, selbst ohne Aussicht auf Lohn (Str. 36

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Z41 Werbungsgespräch

= Z39a Str.  35–39). Letztes Argument leitet hier den Umschlag im Verhalten der Dame ein. C Erhörung (Str. 37–51, 6; 251–354): Die Erhörung ist wie in Z39b (Str. 39, 41, 47 = Z39b Str. 38–40) an Heimlichkeit und ehrenhafte Minneerfüllung gebunden. Aber während der Ritter dort als letzter spricht und noch einmal referiert, dass er seine Freude in der Öffentlichkeit zähmen und Heimlichkeit bei der Begegnung wahren müsse, hat in Z40 die Dame das letzte Wort. Sie entlässt den Ritter mit einem Abschiedsgruß: God die moes uch geleydin,  | Und uch alle zijt bewaren (353f.). – Der äußere Rahmen wird dann im letzten Vers der letzten Strophe abrupt durch die Trennung der Liebenden geschlossen (Str. 51,7; V. 355: Alsus wert daer ein scheiden). Para l lelen: Auffallende Ähnlichkeiten mit Z39a bzw. Z39b (vgl. I n h a l t ). Sonstiges: Z40 gehört zum strophischen Typ des Werbungsgesprächs; vgl. die Bemerkungen unter Z38 S o n s t i g e s .

Z41 Werbungsgespräch Liedhaftes Werbungsgespräch ohne narrative Rahmung und Inquit-Formeln; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 2. Hälfte 15. Jh. (Am2) Überlieferung: Am2 S. 18–22; 11 Str. (87 V.) Be5 9v; 5 Str. (40 V.) Bs4 34v–36v; 15 Str. (116 ? V.) Lo5 69v–71r; 1 Str. (10 V.) Weo 23r–24v Nr. 22; 11 Str. (88 V.) Drucke (Auswahl): ams1 S. 137–140 [15r–16v]; 15 Str. (? V.) ant8 77v–78v Nr. 141; 15 Str. (120 V.)

Edition: Hoffmann von Fallersleben 1855a, 210–213 Nr. CXLI (nach ant8); Kopp 1903, 17f. Nr. 17 (nach Be5); Priebsch 1906a, 327–329 (ausführl. Laa. von Bs4); Wolf, J. 1910 Nr. 24 (nach Lo5); Leloux 1985, 110–115 Nr. 22 (nach We2); McMurtry 1989 (Faks von Lo5); Biemans 2000, 148–151 (nach Am2) Literatur: Leloux 1985, 111, 113, 115, 196f., 199; Biemans 2000; Matter 2010a, 84

Beschreibung der Überlieferung: Das vielfältige Überlieferungsgeflecht von Hss. und Drucken, in dem der Text steht, aber auch Umdichtungen und geistliche Kontrafakturen zeugen von seiner

Z41 Werbungsgespräch

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großen Beliebtheit über den Medienwechsel im 16. Jh. hinaus. Die einzelnen Versionen weisen insgesamt inhaltlich starke Textvarianz auf und unterscheiden sich sowohl im Strophenbestand als auch in der Abfolge. Im Hinblick auf den Ausgang des Werbungsgespräches (Erhörung des Mannes) tritt jedoch keine Varianz auf. Ein ausführliches Verzeichnis aller in den Zusammenhang von Z41 gehörenden niederländischen und deutschen Hss., Drucke, Melodien und Volksliedersammlungen gibt Biemans 2000, 69f. Die einzelnen handschriftlichen Überlieferungszeugen werden im Folgenden in Bezug gesetzt zu der aus 15 Strophen bestehenden Druckfassung des für das weltliche niederländische Liedgut des 16. Jh. repräsentativen ›Antwerpener Liederbuches‹ (ant8). – In der frühesten, aus dem letzten Viertel des 15. Jh. (aus Limburg?) stammenden Hs. Am2 (sog. ›Borgloon–Hs.‹) wird der Text innerhalb einer Gruppe von Liedern und lyrischen Gedichten aufgezeichnet. Er umfasst hier 11 Str. (= ant8 Str. 1–9, 14; abweichende Schlussstr.). – In We2 (›Zutphener Liederbuch‹; Zutphen, 1537), fügt sich der ebenfalls aus 11 Str. bestehende Text (= ant8 Str. 1–11) zwischen zwei Liebeslieder; die Strophen werden zwar abgesetzt, aber fortlaufend geschrieben und die Verse durch Virgeln getrennt; durchgehende Störung des Kreuzreims (außer in den Str.  2 und 6). – In der Hs. Bs4 (›Venloer-Geldrisches Hausbuch‹; Gelderland [?], Mitte 16. Jh.), finden sich 15 Str. (= ant8 Str. 1–5, 8, 7, 6, 9, zweite Hälfte von 12, 11, 14, zweite Hälfte von 13; dazu eine rudimentäre Str. mit vier abweichenden Versen und eine mit Am2 identische Schlussstrophe, in welcher eine Nennung des Verfassers erfolgt: Dieser sei ein erbaer clerc (Am2 Str. 11,2) bzw. ein edel clerck (Bs4 Str. 15,2). Der Text steht hier zwischen einem inhaltlich dunklen Gedicht und B362. – Die Fassung in Be5 (›Osnabrückische Liederhandschrift‹; 1575) enthält fünf Strophen, von denen nur die ersten beiden eine relative Textnähe aufweisen. Unterschrift: 1576. D. M. S. L. Cha. Vincke (Be5). – In der Anfang des 16. Jh. abgefassten Hs. Lo5 wird nur die erste Liedstrophe (10 V.) aufgezeichnet, und zwar mit Melodiebeigabe. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Een liede kin (Am2) Ein ander (Be5) Annders (We2) Een oudt liedeken (ant8) Inha lt: (Nach ant8) · A Einleitung (Str. 1): Der Sprecher klagt Gott seinen Kummer. Er könne trotz aller Bemühungen eine Frau nicht vergessen, in die er sich verliebt habe. Die Strophe endet wie alle Sprecherstrophen (2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 15) auf den am Schluss textgemäß variierten Refrain: Druck moet mijn eyghen zijn (Str. 1,8), d.h.: ›Ich muss Liebeskummer leiden‹. B Werbungsgespräch (Str. 2–13): In dem nun folgenden Dialog zwischen dem Sprecher und seiner Geliebten wechseln die Sprecher von Strophe zu Strophe. Die der Geliebten zugehörigen Strophen (3, 5, 7, 9, 11, 13) enden analog zu jenen des Sprechers

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Z41 Werbungsgespräch

ebenfalls durchgehend auf einen mitunter leicht variierten Refrain: weest huesch in uwen mont (Str. 3,8), d.h.: ›führt höfische Reden‹. Die Dialogpartner gebrauchen die vertrauten Anreden Schoon lief (Str. 10,1: reyn vrouwelic wesen) und Gheselle u.ä. – Der Dialog selbst verläuft nach dem herkömmlichen Schema (Rede und Gegenrede), wobei immer wieder auf den höfischen Motiv- und Formelschatz zurückgegriffen wird. So will der Sprecher gleich zu Beginn mit Hilfe eines der allegorischen ›Minnejagd‹ entlehnten Bildes (Str. 2,3f.: Sal ic noch langer iagen | Eer ic v sal connen ghuevaen) bei der Geliebten seine Erfolgsaussichten erkunden. Die Geliebte kontert auf diesen direkten Vorstoß mit konventionellen Einwänden wie gespieltes Unwissen über die Ursache seiner Gefühle (Str. 3 und 7) und Misstrauen gegenüber seiner Ehrlichkeit und den ›schönen Worten‹ (Str. 5). Der Sprecher dagegen versucht ihre Einwände zu entkräften durch ebenso traditionelle Verweise auf höfisches Verhalten und Verschwiegenheit (Str. 4), Ehrerbietung (Str. 6) und Minneleid (Str. 8,2: so menigen swaren sucht). Als causa amoris nennt er ihren Anblick (Str. 8, 6: Als ic sach v blide aenschijn). Dadurch bewirkt er den positiven Umschlag im Verhalten der Dame. Ihre Erhörung koppelt sie dann ausdrücklich an das topische Verschwiegenheitsgebot (Str.  9,7 und 11,6). Daraufhin apostrophiert der Sprecher Venus Minne (Str. 12,1), bekundet ihr Dank für ihren Beistand und bittet die Geliebte in seinem jetzt positiv umgemünzten Refrain um vruecht (Str. 12,8: [Minne]Freude als Lohn). Die Geliebte gesteht nun auch ihrerseits ihre Verwundung durch den Pfeil der Venus und verspricht, ihm ›Freude‹ schenken und zu eigen sein zu wollen. C Schluss (Str. 14f.): Der Sprecher nimmt seine Erhörung zum Anlass, um allgemein über ›Frauenehre‹ und das ›Dienst-Lohn-Verhältnis‹ zu reflektieren. Er erklärt, dass er das liet (Str. 15,2) zu Ehren aller Frauen verfasst habe; diesen müsse man jederzeit Ehre erweisen. Die Abweichung des Schlussrefrains (Str. 15, 8: druck soude vergheten zijn) spiegelt dann noch einmal den glücklichen Ausgang des Werbungsgespräches. Sonstiges: Z41 gehört zum strophischen Typ des Werbungsgesprächs (vgl. die Bemerkungen unter Z38 S o n s t i g e s ), bildet aber eine Ausnahme, weil hier als extremste Variante eine Liedform mit Refrain entstanden ist, die offenbar auch (siehe die teilweise beigegebene Melodie) als Liedtext aufgefasst wurde.

Z42 Liebesgespräch

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Z42 Liebesgespräch Dialogisches Werbungsgespräch in vier Szenen zwischen einem Ritter und einer Dame mit knapper Rahmenhandlung und ohne Inquit-Formeln Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Thorsson Johansson 1997, 195–216

Datierung: Überlieferung 1480

Literatur: Borchling 1900, 109–114; Rheinheimer 1975, 52f., 203f., 267; Rheinheimer ²VL 5 (1985), 794f.; Dietl 1999, 151 und Anm. 91; Kurras 2001, 93–96; Päsler 2007, bes. 155–157, 167f. und Anm. 65, 172f.

Überlieferung: Sm S. 48–64; 77 Str. (534 V.)

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert am Ende des ersten Teils von Sm (Kloster Borglum). Insgesamt ist die Überlieferung der Strophen (Reimschema: ababcxc) unsorgfältig: Es gibt viele Textverderbnisse, Minusverse (Str. 1, 5, 16, 21, 35, 41, 59, 73), Plusverse (Str. 45 und 55) und eine relative Achtlosigkeit bei der metrischen und strophischen Form (vor allem in den letzten drei Versen ›cxc‹). – Auf den S. 48, 54–56, 60, 63 erwachsen groteske Köpfe (Narren, Gaukler?) aus der Majuskel des ersten Verses; auf S. 64 ist es der Kopf eines jungen Mannes mit traurigem Gesichtsausdruck, der auf dänisch Koes meg (›Küss mich‹) sagt, was die Versprechungen der Dame (Str. 67, 73 und 75) illustriert. – Unterschrift: Amen nnnn [?] | Amen | Amen dico vobis. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: A Ausritt (Str. 1,1–4; V. 1–4): Ein Ritter (V. 1: Eyn houesk geselle) reitet auf der Suche nach Aventiure aus. Er trifft eine Dame, die er schon lange verehrt, und bittet sie um Rat und Hilfe bei seinen Sorgen. B Erstes Gespräch (Str. 1,5–33; V. 5–229): Die Dame will ihren Rat nicht versagen, aber mit der zu erwartenden konventionellen Einschränkung, dass sie davon keinen Schaden erleide. Der Ritter erwähnt zuerst eine andere Frau, die ihm eine ›Minnewunde‹ zugefügt habe (Str. 5,3; V. 30). Bald enthüllt er aber die noch einmal leicht verrätselte Wahrheit (Str. 11–13; V. 71–92). Zwischen beiden entwickelt sich daraufhin ein Dialog mit traditionell festgelegten Rollen: er als Werbender, sie als abweisende Dame, mit Redewechsel von Strophe zu Strophe und mit den vertrauten Anreden Geselle und Vrowe. Ebenso traditionell sind bei ihrem rhetorischen Schlagabtausch die Motive (Ritter: Minneklage, Krankheit zum Tode, Dienstversicherung, Treue, Wahrung der Ehre der Geliebten u.ä.; Dame: gespielte Sprödigkeit, Spott, absichtliche Missverständnisse, Drohungen, das Gespräch abzubrechen u.ä.). Der Ritter

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Z42 Liebesgespräch

profiliert die mit seinem Stand verbundenen Aufgaben und Pflichten, welche die angebetete Dame im Verlaufe des Dialogs dreimal einfordert. Es ergibt sich dabei folgendes Schema: Entsendung des Ritters – Abschied – Segenswunsch des Ritters für die Dame – Heimkehr. Die jeweilige ›Bewährung‹ des Ritters während seiner dreimaligen Abwesenheit wird zwar narrativ nicht ausgeführt, aber nach der Heimkehr doch mündlich kurz referiert. So erfolgt die erste Ausfahrt an den Kaiserhof, um dort die dem Ritterstand gemäßen Ehren (im Frauendienst, bei Turnieren u.ä.) zu gewinnen. Vor seinem Abschied erbittet der Ritter noch dre erentryke varwen (Str. 29,6; V. 200), an denen er seine Treue erweisen könne. Die Dame gewährt ihm schließlich widerstrebend – und noch weit entfernt von ihrer Erhörung: brwn [violett] dat is der eren cleyt | wit kwsk in hopen reyne | Swart dwank vnd vorswegenheit (Str. 30, 1–3; 202–204). Gleichzeitig verwehrt sie ihm aber auch, seinen Dienst in der Fremde auf sie allein zu beschränken. Er solle allen edlen Frauen dienen und nach allen Tugenden streben. C Zweites Gespräch (Str. 34–48; V. 230–332): Auch nach der Heimkehr des Ritters verändert sich das abweisende Verhalten der Dame äußerlich nicht. Sie gibt vor, ihn kaum mehr zu erkennen, bezweifelt seinen Bericht über erworbene Ehren und treuen Dienst und weist ihm sogar die Farbe ›Grau‹ zu. Auf seine Bitte, ihn erneut zu einer Bewährungsprobe zu entsenden, nennt sie eine Preußenfahrt. Diese bringe nicht nur ihm persönlich viel Gewinn, sondern verbreite auch den christlichen Glauben. D Drittes Gespräch (Str. 49–59; V. 333–409): Selbst nach der zweiten, weitaus härteren Probe, bei der sich der Ritter zahlreiche Wunden zuzieht, bleibt das Misstrauen der Dame noch unverändert. Seine Dienstversicherungen (Str. 53,7; V. 367: Kaisertopos) halten sie nicht davon ab, von ihm noch eine dritte Bewährungsprobe zu verlangen, nämlich eine Heerfahrt zum Heiligen Grab. Als Begründung zitiert sie ein altes Sprichwort: dat in der sele nicht beters en wart (Str. 58, 7; 403). E Erhörung (Str. 60–75; V. 410–520): Bei der Heimkehr von dieser letzten Fahrt (Steigerungsprinzip: die weiteste, gefährlichste, aber auch für das Seelenheil verdienstvollste) unterwirft die Dame den Ritter einer letzten Belastungsprobe. Sie spricht davon, dass sie anderweitig gebunden sei. Nur um ihn loszuwerden, habe sie ihn so weit weg geschickt. Aber auch dieser äußersten Herausforderung hält der Ritter stand. Er verkündet, das Geheimnis seiner Liebe auf ewig in seinem Herzen verschließen und keiner anderen Frau dienen zu wollen. Dieses Zeichen seiner Treue, aber auch seine Rücksicht auf ihre Ehre überzeugen die Dame endgültig und bewirken bei ihr den Umschlag (Str. 65; V. 445–451). Sie begründet ihre emotionale Entscheidung aber gleichzeitig auch noch theologisch: dat is gedan dorch trwe eren vnd got (Str. 65,4; V. 448). Es folgen gegenseitige Geständnisse und Liebesbeweise. F Abschied (Str. 76f.; V. 521–534) Die letzten Verse variieren in positiver Umkehrung das bisherige Abschiedszeremoniell: Diesmal ist es die Dame, die vom Ritter mit einem Segenswunsch Abschied nimmt (Str. 77; 532–534). Para l lelen: Die in der Hs. unmittelbar vorausgehenden Minneallegorien B436 und B389 beginnen ebenfalls mit einem Ausritt des Protagonisten und weisen mit Zahlensymbolik

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verbundene Systematisierungstendenzen auf. Analog zu B389 nennt B436 ›neun Grade‹ der Farbe Violett (›Braun‹ = Ehre; 137f., 186–226) und zeigt neun ›Hofhaltungen‹ der personifizierten Minnefarben (darunter die von Frau Ehre zweimal: zu Beginn und am Schluss). Weiterhin ist sowohl in B436 als auch in Z42 der ›Prüfungsweg‹ des liebenden Mannes mit Ortsveränderungen verbunden, einmal mit ›allegorischen‹ und einmal mit ›realen‹. Z42 entlehnt aus B436 einzelne farbsymbolische Deutungen. Nach dem ›Umschlag‹ (ab Str.  65) weisen die gegenseitigen Geständnisse, Liebesbeweise und der Abschied aus Angst vor den Klaffern sinngemäß und auch verbal Textnähe zu Z39a auf (ab Str. 62). Sonstiges: Z42 gehört zum strophischen Typ des Werbungsgesprächs; vgl. die Bemerkungen unter Z38.

Z43 Werbungsgespräch Dialogisches Werbungsgespräch ohne Inquit-Formeln, in dem die Dame den Werber unter nichtigen Vorwänden abweist (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 162–167 k)

Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 16. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 53f., 117–119, 203, 244; Rheinheimer 2VL 10 (1999), 882; Dietl 1999, 151 und Anm. 91

Überlieferung: Be6 1r–3v; 152 V.

Beschreibung der Überlieferung: Gemeinsam mit Z80 unikal überliefert im Hs.-Fragment Be6. Der Text ist in zwölf größere Versgruppierungen (›Strophen‹) wechselnden Umfangs (8–18 V.) und mit freiem Reimschema gegliedert. Zu Beginn jeder Strophe finden sich verschnörkelte Initialen, in den Strophen 1, 2, 3 und 7 auch flüchtige Federzeichnungen (Köpfe, Wild). 17 Verse sind (86–92, 105–107, 116–120, 151f.) von Hand mit Tinte unterstrichen. – Sprache: Mittelfränkisch. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher grüßt eine edle junge Dame, die er in dem folgenden Gespräch fast durchgehend mit dem Epitheton ›zart‹ (4, 18, 41, 75, 94, 121, 123, 132) bedenkt. Ohne Umschweife fragt er sie, weil sie ›subtile‹ Kenntnisse in den res naturae habe

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Z43 Werbungsgespräch

(3: want du subtill bys in naturen), woher ihrer Meinung nach zwischen zwei fremden Menschen innerhalb eines einzigen Augenblickes Liebe entstehen könne (6: ›Strick des Herzens‹; causa amoris).iDie Dame weist die Frage zurück, weil sie von solchen Dingen nichts verstehe.iDer Sprecher entschuldigt seine Direktheit mit ihrer Schönheit (und ihrer höfischen Kleidung), die sicher schon mannich hertze bekrancket hait (24).iSpöttisch verweist die Dame auf ihre diesbezügliche Inkompetenz und nennt als Ursache der Liebe die ›Gleichheit‹ (34f.: glychniß in der naturen, | in der complexion und figuren).iDer Sprecher greift diese Antwort nicht weiter auf und bekennt sich zu seinen eigenen Gefühlen. Als deren Ursachen nennt er gleich zwei weitere causae amoris, den Pfeil der Venus und die fließende Quelle der Minne (46). Nur ersteres Motiv führt er dann weiter aus und beklagt die tausendfältigen Wunden, die Venus seinem Herzen zugefügt habe, und sein minnebedingtes Schweigen.iProvokativ fragt die Dame nach weiteren Einzelheiten seiner ›Minnewunden‹ und erklärt erneut, dass sie sich selbst daran unschuldig fühle.iDer Sprecher gesteht der Dame in Stellvertretung für seine Geliebte (71: Off du das weres, so wulde ich sagen), dass sie schon seit Jahren in seinem Herzen wohne und dass er ihr aen wencken (76) dienen wolle (Dienstversicherung). Die mutmaßliche Auflösung, dass es um die Gesprächspartnerin selbst gehe, bleibt ungesagt.iDaraufhin äußert die Dame die konventionellen Zweifel an seiner Ehrlichkeit und seinen Verdiensten (84: Du bist licht eyn unwerdich man). Seine Netze würden nicht ausreichen, um solche Vögelchen zu fangen.iDer Sprecher kontert mit einem erneuten Verweis auf ihre sueß gestalt (97) als Grund für seine übereilten Worte und bittet um eyn guetlich wort (104). Der höfischen Stillage des Textes entspricht in diesem Zusammenhang auch die spielerische Handhabung von ›Tristan-Formeln‹: (96: leyff und leyt; 105: du bys myn doit, bu bys myn leven; 150: myr werde waell, myr werde wehe), die von der nachfolgenden pragmatischen Sentenz kontrastiert werden: Es floge nye voegell so hoege uff erden, | er ersenckt sich neder zu der erden (107f.).iDie Dame wiederholt den Verweis auf ihre Unschuld an seiner Minnepein und fordert ihn auf, sein Glück woanders zu versuchen.iGemäß dem höfischen Werbungsrepertoire beteuert der Sprecher weiter, sterben zu müssen, wenn er nicht erhört würde, und versichert sie erneut seines ewigen Dienstes und seiner höchsten Wertschätzung (Kaisertopos: Einen freundlichen Blick zöge er dem Besitz aller Goldberge und Erzvorkommen vor). iDie Dame ist nicht von ihrer abweisenden Haltung und ihrem Misstrauen dem Sprecher gegenüber abzubringen. Sie schickt ihn zurück in seine Heimat, rät ihm, er solle sich mit seinem Liebeskummer anderswohin wenden, und beendet den rhetorischen Schlagabtausch mit formelhaften Argumenten (z.B. 144: ›Kurze Worte haben Ende‹). Para l lelen: Gemeinsamkeiten mit Z80: ›strophische‹ Form, Figurenkonstellation, in welcher der Frau eine Gegenposition als ›Spröde‹ oder als Vertreterin der ›verkehrten‹ Minne zugewiesen wird. Inhaltliche Nähe zu B239 durch die spielerische rhetorische Gestaltung des Dialogs und letztliche Abweisung. Liebesgeständnis in Stellvertretung auch in Z42.

Z44 Paternoster-Parodie

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Sonstiges: Z43 gehört zum strophischen Typ des Werbungsgesprächs; vgl. die Bemerkungen unter Z38 S o n s t i g e s .

Z44 Paternoster-Parodie Minnedialog von Nonne und Mönch, in den die Worte des lateinischen Paternoster montiert sind (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1393 (Wi8) Überlieferung: In3 83vb–84ra; 58 V. Wi8 179rb–180ra; 58 V.

Edition: Zingerle 1869, 405–407 (nach Wi8 mit Laa. von In3); Rotermund 1964, 53f. (nach Zingerle 1869); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1985, 594f. (nach Wi8) Literatur: Glier 1971, 214f.; Lienert 2VL 7 (1989), 356–358

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert ohne signifikante Varianz in den Tiroler Schwesternhss. In3 und Wi8, im Kontext von Mären, Minnereden und anderer Kleinepik. Direkt nach diesem Text folgt Z45. In3 bringt marginal unter dem Textbeginn eine Federzeichnung: Links sieht man einen Mönch (Tonsur, Messgewand), die rechte Hand erhoben zu einer Zeigegeste; rechts eine Nonne (Schleier, Rosenkranz). Überschrift: Der pater noster (In3; gleichlautend in Wi8) Inha lt: (Nach Wi8) · Der Text ist als ein Dialog von swester Else (3) und pruder Hertzen-ger (11) gestaltet. Dabei werden die Worte des lateinischen Paternoster eingemischt und auf einzelne Verse oder Versteile verteilt. Aus der Sprachmischung, aber auch aus der teilweise obszönen Kontextualisierung im Satz gewinnt der Text seinen komischen Akzent. A Dialog (1–51): Die Nonne, sie sich als lieb tochter dein (2) und schön swester (3) bezeichnet, spricht den Mönch als Beichtvater an und versichert ihm ihre Treue.iDer Mönch dankt, versichert seine Liebe und fordert sie auf, zu ihm zu rücken. i Die Nonne imaginiert die Liebesvereinigung als regnum tuum (16).iDer Mönch, der sie als mein türteltawb (17) anspricht, schlägt konkreter ein Lager vor (19–21: Gesamen wir vns auf ain stro, | So wirt vns sicut incelo, | Et in terra warts nie so gut.). Er bittet, ihre Freundin Wendelmut möge unterdessen seinen Freund, prudr Swenken-den-pecher-

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Z45 Ave-Maria-Parodie

auz-piz–an-grunt (24f.) erhören, der ihr kloster minne (26) zeigen wolle. Neben dem panem nostrum (27; wohl eine erotische Anspielung) solle sie für Wein und Hühner sorgen.iDie Nonne bittet Christus um Vergebung der Schuld, da ihnen die Nächstenliebe so am Herzen liege.iDer Mönch bittet dagegen für den Prior, den er als Dieb bezeichnet und dem er den Galgen prophezeit, da er ihnen nachspioniere und ihre Liebe zu verhindern suche. Dem zornigen Lesemeister, dem er nicht in die Hände fallen möchte, wünscht er die Hölle, ihnen beiden aber die Erlösung. B Publikumsanrede (52–58): Ein knapper Erzählerkommentar kennzeichnet das Gebet als beliebt bei den Mitgliedern der ›Dritten Regel‹ (Franziskaner), die nach Vermehrung des kloster minne samen (57) strebten. Er schließt mit der Aufforderung zu einem gemeinsamen ›Amen‹. Para l lelen: Vgl. Z45.

Z45 Ave-Maria-Parodie Minnedialog von Nonne und Mönch, in den die Worte des lateinischen Ave-Maria montiert sind (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1393 (Wi8) Überlieferung: In3 84ra–84rb; 38 V. Wi8 180ra–180rb; 38 V.

Edition: Zingerle 1869, 407f. (nach Wi8 mit Laa. von In3); Rotermund 1964, 55 (nach Zingerle 1869); Wolf, N. R. 1972 (Faks. von In3); Schmid, U. 1985, 596 (nach Wi8) Literatur: Glier 1971, 214f.; Lienert 2VL 7 (1989), 356–358

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert ohne signifikante Varianz in den Tiroler Schwesternhss. In3 und Wi8, im Kontext von Mären, Minnereden und anderer Kleinepik. Der Text folgt direkt auf Z44. Überschrift: Daz Aue maria (In3; gleichlautend in Wi8) Inha lt: (Nach Wi8) · Der Text ist als ein Dialog von swester Anne (1) und pruder Otte (15) gestaltet. Dabei werden die Worte des lateinischen Ave-Maria eingemischt und auf einzelne Versteile verteilt. Aus der Sprachmischung, aber auch aus der teilweise obszönen Kontextualisierung im Satz gewinnt der Text seinen komischen Akzent.

Z46 Klage über Frau Wankelmut

1041

A Dialog (1–37): Der Mönch grüßt die Nonne, die er als mein pule (4) bezeichnet, versichert, sie mehr als irgendein anderer zu lieben, und bittet, in ihre Kammer vorgelassen zu werden (7–9: Daz wir vns gesamnen da.  | Daz haiz ich gracia plena.  | Dominus tecum, roter munt). Er sei von ihrem Minnepfeil verwundet.iDie Nonne versichert ihn ihrer Liebe und verspricht ihm Lohn für seinen Dienst (21f.: Benedictus müst du sein | Jch loz dich auz aller pein). Sie fürchtet nur die Oberin, der sie das Ertrinken im Meer wünscht. Da sie sein Geschlecht (33: der spiegel ventris tui) und seine Liebe dringlich begehre, solle er zu ihr kommen. B Schlussformel (38): Der Text schließt mit einer Aufforderung zu einem gemeinsamen ›Amen‹. Para l lelen: Vgl. Z44.

Z46 Klage über Frau Wankelmut Minneklage in Form einer Allegorie (Rätsel?) von einem fruchtlosen Weingarten, den der Sprecher auf einem hohen trockenen Berg gepflanzt hat (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Noydekijn (?) Datierung: früheste Überlieferung Ende 14. Jh. (Ha3) Überlieferung: Ha2 S. 47f.; 18 V. Ha3 28rb; 18 V.

Edition: van Vloten 1866, 372 (nach Ha3); te Winkel 1881, 10f. (nach Ha3 mit Laa. von Ha2); Verwijs 1871b, 43 Nr. 21 (nach Ha2 mit Laa. von Ha3); Kossmann 1940, 63 Nr. 46 (nach Ha3) Literatur: Rheinheimer 1975, 234f.

Beschreibung der Überlieferung: – Überliefert in Ha2 nach einer Reihe von kurzen Sprüchen, die vielleicht Antworten auf Minnefragen sind (vgl. B316), und einem anderen kurzen Text mit Minnethematik; in Ha3 als Einzeltext mit Überschrift und einer Unterschrift: Jo moes ich (›Ja, ich soll‹). In Ha3 nennt sich am Ende der nachfolgenden zwei kurzen Sprüche (einmal zwei und einmal vier Reimpaarverse) ein Autor: noydekin. Unklar ist, ob auch die Minnerede von seiner Hand stammt. Die Varianz zwischen den beiden Hss. ist relativ groß, jedoch nicht signifikant. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Min vrou heyt Wendelmoet (Ha3)

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Z47 Liebesklage

Inha lt: Der Sprecher beklagt sich, dass sein Herz ihm geraten habe, einen Weingarten auf einem hohen, trockenen Berg anzulegen. Seit er ihn gepflanzt habe, sei dort noch nichts gewachsen. Der Berg, auf dem er stehe, sei so steil, dass es ihm schwer falle hinaufzuklettern. Er bezweifelt, ob er je, auch wenn er Glück habe, Wein davon kosten werde.

Z47 Liebesklage Kurzer, an Gott gerichteter Wunsch nach Liebesglück (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Schulz-Grobert 1993, 87 (Abb.)

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Schulz-Grobert 1993, 88

Überlieferung: Be12 21r; 4 V. Beschreibung der Überlieferung: Zusammen mit Z26 unikal überliefert in der Sammelhs. Be12, nach dem Brief B147 in einer Reihe von kurzen Sprüchen. Der Textbeginn ist durch Markierungen hervorgehoben. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher bittet Gott, ihn und die Geliebte zusammenzubringen, damit sich ihr Kummer in Freude verwandle.

Z49 Klage einer Nonne

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Z48 Verlorene Huld Knappe Klage über den schuldlosen Verlust der Huld (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Menhardt 1961, 728

Datierung: Überlieferung Ende 15. / Anfang 16. Jh.

Literatur: Pyritz 1950, XLVIII; Schöning 1991, 45

Überlieferung: Wi17 299r; 6 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag in Wi17. Direkt an den Eintrag schließen drei lateinische Sentenzen über das Leid der Trennung und die Macht der Frauen an. Überschrift: – Inha lt: In direkter Anrede an die Geliebte klagt der Sprecher über die trotz vorbildlichen Minnedienstes ausbleibende Gnade der Frau. Er bittet sie, ihn zu heilen, da er durch die Liebe zu ihr verwundet sei. Wolle sie ihm ihren Gruß und die Erwiderung seiner aufrichtigen Minne gewähren, so würde sein Herz wieder gesund.

Z49 Klage einer Nonne Klage einer Nonne über ihr zölibatäres Leben Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Seelmann 1885, 39 (V. 1110–1127)

Datierung: Überlieferung Mitte 16. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 220; Rheinheimer 2VL 4 (1983), 1166f.

Überlieferung: lüb 15v–16r; 18 V. Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist unikal überliefert im Rahmen der um 1548 in Lübeck (ggf. nach einer älteren Vorlage) gedruckten niederdeutschen Spruchsammlung ›Rimboe kelin‹ (lüb). Die direkte Umgebung der Klage ist gnomisch geprägt (Sprüche zum klugen Umgang mit Mitmenschen, Tugendlehre). Von dieser ist der Text nur durch eine kleine

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Z50 Liebesklage

Absatzmarkierung (stilisiertes Blatt) abgegrenzt. Im einzigen erhaltenen Exemplar des Drucks weist eine marginal eingetragene Zeigehand auf den Textbeginn. – Sprache: Niederdeutsch. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach der Ausgabe, V. 1110–1127) · Die Sprecherin, die sich als arme Nue nne (1110) bezeichnet, beklagt, nicht weltlich leben zu können. Statt mit den Vorzügen der Ehe (Ehre für Gott und sie selbst, Vermehrung der Menschheit) müsse sie mit Missgunst und Ungeduld leben. Körperlich eingesperrt, richte sie ihre Gedanken auf die Welt. Sie zweifle an der Gottgefälligkeit ihres Lebens: Vor der Messe gingen sie tanzen, hielten die Gebote des Teufels ein (1123: Dem duevel holde wi Observantze). Sie lebe hier in Schande, danach sei ihr die Hölle gewiss. Sie hoffe nun nur auf Befriedigung ihrer körperlichen Lust. Abschließend verflucht sie denjenigen, der sie in diese Situation gebracht habe.

Z50 Liebesklage Sehnsuchtsklage und Klafferschelte (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1590

Literatur: Brandis 1983, 20

Überlieferung: Be2 12v–13r; 46 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der späten Minneredensammlung Be2. Der überlieferte Text ist an manchen Stellen verderbt. Fehlende Reime weisen auf einen (vermutlich geringen) Textverlust hin. Der Anfang der Minnerede folgt unmittelbar auf das Ende von B199 (›Textallianz‹). Überschrift: – Inha lt: A Minne- und Sehnsuchtsklage (1–26): Kurze Exposition: Der Sprecher sitzt allein und quält sich mit Gedanken über die Minne. Darauf folgt unmittelbar, in emphatischem Klagegestus, sein Monolog. Der Sprecher klagt Gott sein Leid darüber, dass er auf der Erde einsam sein müsse, obwohl er sich Frauen gegenüber vorbildlich verhalte

Z51 Die Zauberin

1045

(16f.). Während er sich der Minne nicht erfreuen dürfe, seien andere Männer nicht nur erfolgreicher als er, sondern auch untreu in der Liebe: Sie lassen sich auf zwei oder drei Beziehungen ein. Wenn der Sprecher höre, wie sich solche Männer rühmen, verliere er die Worte (12) und empfinde tiefes Leid. B Klafferschelte (27–46): Das Leid des Sprechers nehme angesichts der Minnefeindlichkeit der Welt zu: Man lüge in Minneangelegenheiten, und die höfischen Umgangsformen unter Männern und Frauen müssten unter dem Übermut der Klaffer leiden, deren böses Gerede allen Schaden zufüge. Prägnant wird auf die Hinterlist ihrer Herzen und ihrer Zungen eingegangen (34f.: und traget zwo falsche zungen in einem mundt | und darzuo ein falsches herz). Der Text endet mit der an Damen und junge Frauen gerichteten rhetorischen Frage, ob er zum Unglück bestimmt sei (46: Solt ich da ellent sein).

Z51 Die Zauberin Monologische Minneklage und Lob der Geliebten mit zahlreichen Wiederholungen und topischen Elementen der Minneredentradition (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: früheste UL um 1590

Literatur: Brandis 1983, 21; Schiewer 2VL 10 (1999), 1478f.

Überlieferung: Be2 15r –19r; 503 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der späten Minneredensammlung Be2. Der überlieferte Text ist an manchen Stellen verderbt. Fehlende Reime weisen auf einen (vermutlich geringen) Textverlust hin. Der Text endet abrupt. Überschrift: – Inha lt: A Exposition (1–19): Der Sprecher schildert eine allgemeine Situation, von der er oft gehört habe: Viele müssen unter der Gewalt der Zauberei leiden und darüber klagen. Dann zeigt er sich von dieser Gewalt selbst betroffen: Er kenne eine Zauberin, die besondere Zauberkünste beherrsche und die, selbst in der Situation einer räumlichen Trennung, große Macht über ihn habe. Ihrer Zauberlist könne er sich nicht entziehen, auch wenn er mehr als sechzig Meilen von ihr wegreite. B Minneklage (20–141): Der Sprecher preist die innere und äußere Schönheit seiner

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Z51 Die Zauberin

Geliebten und klagt über sein Liebesleid. Niemand könne ihm glauben, dass er solche unerträglichen Schmerzen erleiden müsse, die ihn beinahe töten würden und die sich lediglich durch die Gewalt der Zauberei erklären ließen (39–43: Davon so was ich nachent todt | und laid von schmerzen solche not | Das mir es niemandt glaubt | Des ich so wart betaubt | Es war das muost von zauberey sein). Mehrmals habe er erfolglos versucht, mit der Geliebten zu sprechen (minnebedingtes Schweigen). Zudem wolle sie nicht mit ihm reden, was ihm unerträglichen Schmerz zufüge. Unverschuldet habe der Sprecher die Gnade ihres roten Mundes verloren, dessen langes Schweigen ihn beinahe ermordet habe. So müsse er Liebe und Leid gleichzeitig ertragen, was er wiederum auf die Zauberkünste der abweisenden Dame zurückführt (101–104). Obwohl sie ihn seiner ganzen Freude beraube, erfülle der Anblick ihrer leuchtenden Augen und lachenden roten Mundes (bezeichnet als sunlain gepriesen, V. 120; 125) sein Herz mit solchem Glück, dass er vor Freude weinen und den Augenblick segnen müsse, in dem er sie zum ersten Mal erblickt habe. C Frauenpreis und Schönheitsbeschreibung (142–306): In direkter Anrede an das Publikum kündigt der Sprecher seine Absicht an, das Wesen der Zauberei zu erklären. Die Macht seiner Geliebten beruhe auf ihrer Vollkommenheit (Kalokagathia): Sie sei tugendhaft (besonders betont wird die scham, 147), habe ein reines Herz, übertreffe alle Frauen an Makellosigkeit (Überbietungstopos), besitze das Seelenheil, und ihre äußere Erscheinung sei wunderschön (stellvertretend wird hier ihr roter Mund erwähnt). Ihre moralische Vortrefflichkeit wirke außerdem veredelnd auf den Sprecher (148: Damit sie mich machet zam). Sie wird als Lämmchen gepriesen, dem alles Böse ganz und gar fremd sei. Ausführlich geht der Sprecher auf ihre höfischen Tugenden (vornehme Erziehung, Hochgestimmtheit, Treue und Beständigkeit) ein. Es folgen ein kurzer Exkurs zu den Wirkungen der Minne (macht bleich und rot, ist wie der kalte Schnee), eine Fortsetzung des Preises, in dem die innere Schönheit der Geliebten zentral ist, und Überlegungen zur Entstehung der Minne (durch die Augen in das Herz). Diese Überlegungen führen zu einer Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcem-Schema. Erwähnt und beschrieben werden: Haare, Brauen, Augen, Wangen, Mund, Nase, Hals, Kinn, Brüste, Arme, Knie, Füße, schließlich Taille sowie der verborgene, vom Sprecher erahnte, ›engelhafte Freudenschatz‹ (269f.). Die Schönheitsbeschreibung mündet in einen weiteren Preis ihrer Tugendhaftigkeit und in Liebesbeteuerungen. D Liebesbekenntnis und Minnewerbung (307–421): Der Sprecher schildert seine Freude über die Gegenwart der Minnedame. Ihr Gruß sei sein Lehen. In der Kirche hoffe er, sie sehen zu dürfen. Wenn er sie nicht sehe, sei ihm die Messe zu lang; wenn sie aber anwesend sei, wolle er, dass die Messe ein ganzes Jahr dauere. Wenn er die Geliebte traurig sehe, erkrache sein Herz vor Leid. Er könne sie nie vergessen, auch wenn er bis zum jüngsten Tag leben dürfte, doch sie wolle ihm nicht glauben, dass er ihr beständig ergeben sei. – Ein Gespräch mit der Geliebten wird wiedergegeben, wobei lediglich die Worte des Sprechers in direkter Rede stehen. In einer Apostrophe an die Geliebte (353) bittet der Sprecher sie um ihr Gebot. Als er ihre Hand in den seinen halten darf, bedankt er sich und bittet Gott um Gnade, damit er die Gnade der Dame erlangen kann. Er versichert sie seines treuen Dienstes und seiner Leidens-

Z52 Die Kogge

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bereitschaft, aber die Dame zeigt sich misstrauisch und abweisend. Zwischen und neben den Gespräch-Bruchstücken stehen monologische Liebesversicherungen und Klageelemente, die nicht mehr zwangsläufig (nur) an die Dame gerichtet sind. E Minneklage (422–503): Der Sprecher klagt über die räumliche Trennung von der Geliebten. Als er sie wieder sehen darf, bemerkt er aber, dass sie betrübt ist, und ihre Traurigkeit fügt ihm noch tieferes Leid zu (450–453: Ach here gott was mag gesein | das lieben frauen main  | Also traurig hat gemacht  | Das ir rotter mundt lahet nit). Später klagt der Sprecher darüber, dass er geglaubt habe, sie liebe ihn heimlich, und dass er ihr seine Gefühle erneut offenbart habe. Dies müsse er nun bereuen, da die Dame zornig reagiert habe und ihn nicht erhören wolle. Der unglückliche Sprecher weiß nicht mehr, wie er sich verhalten solle, denn er könne sich ohne sie niemals aus seinem Leid befreien (502f.: Ist das ich das anen mues | Zwar so wirt mir nimer buos). Sonstiges: Schiewer 2VL 10, 1479, erkennt im Text Paralellen zu Walthers Strophe L 116,25 und dem ›Weiberzauber‹ Walthers von Griven.

Z52 Die Kogge Ausritt und Schifffahrt; Anfang einer nur fragmentarisch erhaltenen Minnerede Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 14. Jh. Überlieferung: Pr1 1ra–1vb; 94 V.

Edition: Mourek 1904, 200–202; von Kraus 1926, 168f. Literatur: Mourek 1904, 197–199; von Kraus 1926, 288; Niewöhner 1943, Sp. 418, 423f. Anm. 92; Rheinheimer 1975, 32f.; Rheinheimer ²VL6 (1987), 550; Beckers 1989, 43; Klein, K. 1998, 81f.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überlieferter Beginn einer Minnerede auf einem in neun Streifen zerschnittenen, makulierten Pergamentblatt. Es wurde herausgelöst aus einer Inkunabel, die nach 1833 aus dem Rheinland von den Grafen von Boos-Waldeck nach Böhmen mitgebracht wurde. In der zweispaltig beschriebenen Hs. fehlen je ca. ein Drittel der rechten Spalte (1rb) auf der Vorderseite und der linken Spalte (1va) auf der Rückseite; dadurch ergibt sich erheblicher Textverlust (Versausgänge: 30–58; Verseingänge: 59–87) und auch sonstige Textverderbnis. – Der Text folgt unabgesetzt (›Allianz‹) auf den fragmentarischen Schluss von B515 (vgl. Rheinheimer ²VL 6, 550. – Sprache: Ripuarisch.

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Z53 Begegnung mit schönen Jungfrauen

Überschrift: – Inha lt: A Ausritt (1–72): Der Sprecher will von seinem ›Herzeleid‹ künden und offenbaren, was ihm den hoen moit (7) genommen habe. Dabei scheint ihn der Gegensatz von Heimat (14f.) und Fremde (11, 23) stärker zu beschäftigen. Er reitet aus und gelangt in ein Gebirge, wie er es noch nie gesehen hat. Durch eine kostbare Tür (85: dy riche duor) findet er Zugang zu einer Höhle mit einem See. Dem Steuermann eines dort ankernden kleinen Schiffes ist er bekannt. Dieser lockt ihn an Bord mit dem Versprechen, ihm die höchste Erdenwonne zu zeigen. B Schifffahrt (73–94): Trotz seiner Zweifel, ob ihm das Abenteuer guot of boise si (75), lässt sich der Sprecher darauf ein. Er betritt das Schiff und beteiligt sich auch aktiv am Geschehen, indem er ein Segel setzt. Zu Schiff verlässt er dann wieder Höhle und Berg – und zwar durch dieselbe Tür, durch die er auch den Zugang gefunden hat. Er fährt sanft dahin wie auf einer Kogge und glaubt, beim Gral zu sein. Der aus dem Berg wehende süße Wind macht sein Herz sorgenfrei. [Textabbruch] Para l lelen: Vgl. den Eingang von B410 (Interesse an Meteorologischem und Maritimem; Schifffahrt zum zentralen Handlungsort) und von B339 (eventure [4] in ›fremden Landen‹).

Z53 Begegnung mit schönen Jungfrauen Fragmentarisch überlieferte Minnerede, in welcher der Sprecher einer Gruppe von schönen jungen Damen begegnet, unter denen eine als ›Freudenbringerin‹ eine besondere Rolle für ihn spielt Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1350

Literatur: –

Überlieferung: Ed1 1r–1v (alte Blattzählung 119ra–119vb); 140 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überliefert auf einem Einzelblatt (ursprünglich fol. 119) eines makulierten Discissus, von dem die anderen erhaltenen Blätter ebenfalls fragmentarisch die Minnereden B255, Z38 und Z67 überliefern. Das Blatt ist links be-

Z53 Begegnung mit schönen Jungfrauen

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schnitten, daher größere Textverluste (1–35 und 106–140). Der Text ist teilweise verderbt. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: – Inha lt: Soweit sich der Text rekonstruieren lässt, scheint er dem gattungstypischen Schema ›Eingang (Spaziergang / Traum / Aventiure) – Begegnung‹ zu folgen. In seinem Mittelpunkt steht das Thema ›höfische Freude‹ (zahlreiche entsprechende Wortwiederholungen). A Eingang (1–30[?]): Zu Beginn des Textes geht es um der vroude scharen (2), um Weisheit (?), Wahrhaftigkeit und Ehre. Der Sprecher bekennt, dass er ›hochgemut‹ (16) und froh sei. Wie das mit der Minnewunde (19: eyne suoze wonde) und einem ›Liebchen‹ (20: na sime leyfchijn) zusammenhängt, muss wegen der schlechten Überlieferung offen bleiben. B Ort der Freuden und Jungfrauen (31[?]–51): Der Sprecher sieht in einem pleseyr (31; aus altfranzösisch plaissier in der Bedeutung von ›Hag‹, ›Einfriedigung‹) eine Gruppe von schönen jungen Damen lagern und sich voller Freude mit Kurzweil und Spielen vergnügen. Er dankt Gott für den glücklichen Umstand, dass er hier sein kann. C Begegnung mit einer ›Freudenbringerin‹ (52–140): Die jungen Damen bemerken den Sprecher, stehen auf und entbieten ihm alle ihren Gruß. Dabei kommt es ihm so vor, als ob sie mit Fröhlichkeit die ›Schale der Freuden‹ (58) trügen. Eine der Schönen gefällt ihm besonders gut, was er auch überschwänglich äußert (62: Vor al mistroist eyn heylant). Zwar sei sie im Sprechen zurückhaltend (?), ihr schönes Gesicht beeindrucke ihn aber, und sie sei an Freuden reich. Immer wieder bringt der Sprecher diese junge Dame dann in Verbindung mit Freude (79, 80, 90, 98, 101) und betont blümend ihre Fähigkeit, Freude zu schenken: Sie sei eine ›Vermehrerin der Freude‹ (103: vrouden richerinne) und eine ›Gräfin des hohen Muts‹ (104: hoys muo des greuinne). Eine wichtige Rolle scheint weiterhin die Teilhabe an ihrem Willen (88, 89, 98, 99, 101) und ihrer Fröhlichkeit zu spielen. – Ab V. 106 ist der überlieferte Text kaum mehr entzifferbar.

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Z54 Die zwölf Ritter

Z54 Die zwölf Ritter Kurze Er-Erzählung über eine Dame, die zwölf junge Männer zum Dienst als Minneritter motiviert und ihnen so schon gelohnt habe Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1400

Edition: Brinkman/Schenkel 1997, Bd. 2, 1186f. Nr. V, 9 Literatur: Hogenelst 1997 Bd. 2, 239f. Nr. 345

Überlieferung: St4 272ra–272va; 70 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. St4, als einzige Minnerede und im Kontext moralischer Texte. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van XII cnechten die ruddren worden van heeren Inha lt: Exordialsentenz: Edle, weise Frauen soll man loben. Diese Rede solle der Ehre einer tugendhaften Frau gewidmet sein, deren Herz rein wie Glas sei. Diese Dame wird von zwölf jungen Rittern geliebt, die sich alle um ihren Liebeslohn bemühen. So fordert die Dame von jedem, bewaffnet in verschiedene Länder zu ziehen und sich mit Tapferkeit zu bewähren, um ihre Minne zu verdienen. Die Knappen reiten aus und erlangen durch ihre Kampftaten Ehre und Ansehen, sodass sie zu Rittern geschlagen werden und ruhmreich zurückkehren. Später bittet jeder die Dame um die Gewährung des versprochenen Minnelohns. Daraufhin gibt die Frau ihnen ihre Lehre: Sie liebe einen jeden von ihnen und habe sie bereits für ihre Minnedienste belohnt, indem sie sie zur Ritterschaft bewegt habe. Als Minnedame habe sie zur Vermehrung der Ehre ihrer Ritter beigetragen, sodass der erlangte Ruhm bereits den Minnelohn darstelle. Die Männer bedanken sich bei ihrer Dame, weil ihre Weisheit jeden von ihnen zu einem Herren gemacht habe.

Z55 Der Mantel der Ehre

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Z55 Der Mantel der Ehre Exempelgeschichte über die beständige Treue einer Dame und über ihre Unterstützung für ihren Minneritter, der gegen die Heiden kämpft; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 63rb–64ra; 159 V.

Edition: Serrure 1855, 317–319; Brinkman/ Schenkel 1999, Bd. 1, 388–393 Nr. 68 Literatur: Rheinheimer 1975, 210f.; van Anrooij/van Buuren 1991, 198; Raue 1996, 133; Hogenelst 1997, Bd. 2, 55f. Nr. 61

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, in einem gemischten Kontext. Durch das Reimschema (ababbcbc) ergeben sich Gruppen von je acht Versen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: De mantel van eren Inha lt: A Einleitung (1–44): Ehre werde an vielen Orten mehr als Gold geschätzt (Exordialsentenz). In einer Audite-Formel leitet der Erzähler die Geschichte eines Ritters ein, der um Tugend bemüht ist und sich im Kampf gegen die Feinde Gottes in der Fremde auszeichnet. Zwölf Jahre hat er bereits mit großem Erfolg gegen die Heiden gekämpft. Seine Geliebte hat ihn währenddessen ständig unterstützt. So habe sie um seinetwillen sogar ihre Kleinodien verkauft, um ihm die Fortsetzung seiner Bewährung in der Fremde zu ermöglichen. Die anderen Damen verspotten sie so sehr, dass sie es nicht mehr wagt, am Hof zu erscheinen. Die tugendhafte Frau ist jedoch bereit, diese Schmähungen für ihren Mann gerne auf sich zu nehmen, und hofft auf Gottes Beistand. B Das Hoffest (45–143): Eines Tages kehrt der Ritter nach seiner langen Abwesenheit zurück an den Hof. Als sie ihn erblickt, fällt die Geliebte vor Glück in Ohnmacht. Er ist zwar am Leben gelieben, doch viele Narben zeugen von seinen vielen Kämpfen, die er bestanden hat. Zu Ehren des Ritters veranstaltet der Landesherr ein großes Fest, an dem sich die gesamte höfische Gesellschaft versammelt. Die Geliebte bittet ihren Mann, sie an diesem Tag vor den Menschen, die sie zuvor verspottet haben, zu beschützen, indem er am Hof ihr ›Mantel‹ sei (67: Sijt minen mantel op desen dach). Er verspricht, dies zu tun, und die Frau zieht ihre alten Kleider an. Sie kündigt an, ihren ›Mantel der Ehre‹ am Hof zu tragen. Zwar gebe es dort viele Frauen, die kostbare Kleidung tragen würden, doch sei ihr Mann für sie wertvoller. Der Ritter nimmt seine Geliebte in den Arm und geht mit ihr zusammen zum Hoffest. Dort

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wird dem Ritter der Ehrenplatz zugewiesen, doch lässt er beim Händewaschen seiner Minnedame den Vorrang. Die anderen Frauen reagieren empört, dass sich diese Dame zwölf Jahre lang fern vom Hof gehalten habe und nun der beste Ritter des Landes ihr soviel Ehre gewähre. Der Fürst nimmt beide bei der Hand und führt den Mann zum besten Platz am Tisch. Der Ritter betont, dass seine Frau aufgrund ihrer treuen Unterstützung diesen Platz verdiene. Erfreut erwidert die Geliebte, dass alle Gäste ihren Mantel betrachten sollten, an dem sie während der zwölf Jahre gearbeitet habe. Um ihn habe sie sich sehr gesorgt und sei deswegen umso glücklicher, dass sie ihn nun bei sich habe. Diejenigen, die sie zuvor verschmäht haben, müssen ihr daraufhin Ehre erweisen. C Schluss (144–159): Nach der Beendung des Hoffestes nimmt der Ritter bald wieder Abschied von seiner Minnedame, um sich erneut dem Kampf gegen die Heiden zu widmen. Zwar kommen die Liebenden nie wieder zusammen, doch stirbt der Mann in großer Ehre im Kampf. Der Sprecher rühmt den tapferen Ritter, der kein Leid gefürchtet habe und dessen Waffen aus Lasur und mit zwei goldenen Widderhörnern geschmückt waren. Er fordert das Publikum auf, sich seinem Segenswunsch für die Seele des heldenhaftenVerstorbenen anzuschließen.

Z56 Die höchste Minnetugend Erzählung von einer erfolgreichen Werbung um eine verheiratete Frau, die dem Werbenden die Frage stellt, welche die höchste Minnetugend sei Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 101rb–102vb; 262 V.

Edition: Serrure 1858, 201–208; Nr. 60; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 564–571 Nr. 116 Literatur: van Buuren 1984; Meder 1991a, 108f.; Hogenelst 1994, 265, 267; Hogenelst 1997, Bd. 2, 73 Nr. 89

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, zwischen einem didaktischen Dialog zwischen Vater und Sohn und B388. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Dat scamelheit thoechste poent es van minnen Inha lt: A Prolog (1–19): Der Sprecher diskutiert Motivation und Entstehung seines Textes. Zwar bringe ihm dieser wenig Gewinn, doch könne er das Dichten nicht unterlas-

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sen, da es ein guter Zeitvertreib sei. In einem Bescheidenheitstopos beteuert er das Versagen seines Verstandes und kündigt den Beginn seiner Geschichte an. Wer diese verstehen könne, solle seine Exempelgeschichte hören. Er klagt über den falschen Gang der Weltgeschichte (15: Die werelt dunct mi sere verkeert) und den Verfall des höfischen Lebensweise (laudatio temporis acti; Werke vs. Worte). B Hoffest (20–50): Der Sprecher erzählt, dass er von einer Aventiure gehört habe (20: Ene Auenture was mi vertogen). Ein tugendhafter, höfischer Ritter besucht ein prächtiges, vierzigtägiges Hoffest, auf dem Herolde und Spielleute auftreten. Bei jedem Ritter sitzt eine Dame. Auf dem Fest verliebt sich der Ritter so sehr in eine schöne Dame, dass er nicht weiß, wie er sich benehmen soll, und es nicht wagt, sie anzusprechen. Dennoch entschließt er sich nach langem Zögern, ihr seine Liebe zu gestehen. C Gespräch (51–110): Der Ritter nähert sich der Dame, und beide begrüßen sich höfisch. Er erklärt ihr, dass er seine Liebe für sie nicht mehr verstecken könne.iDie Dame antwortet freundlich, dass sie ihm gerne ihre Treue zeigen wolle und er an ihr nur Tugend, weisen Rat und Freude finden würde (63: Alder doeght moeghdi te mi vermoeden). Doch möchte sie ihrem Mann treu bleiben. Sie wünsche jedoch dem Ritter alles Gute. Sie gibt ihm den Auftrag, über eine Frage nachzudenken, die sie seit langer Zeit beschäftige.iEr verspricht, alles zu tun, um ihre Minne zu erlangen. iSo formuliert die Dame ihre Frage: Sie möchte nämlich wissen, was das höchste Gut vor Gott und der Welt sei. Er solle sich anstrengen und sich längere Zeit damit befassen. Später solle er sie beim Brunnen hinter ihrem Hof treffen und ihr seine Antwort kundtun.iDer erfreute Ritter verspricht, schon innerhalb von drei Tagen eine Antwort auf ihre Frage zu finden.iSie besteht jedoch darauf, dass er sich vierzehn Tage Zeit nehme, da es besser sei zu warten, als alles durch Eile zu verlieren. iDer Ritter ist trotz der langen Frist einverstanden und reitet nach dem Ende des Festes fort. D Rat der Nichte (111–168): Auf seinem Weg denkt er über die Frage seiner Geliebten nach und kommt zunächst zu dem Entschluss, dass Demut für sowohl Gott als auch für die Welt das höchste Gut sei. Danach kommt ihm die Minne in den Sinn. Da er sich zwischen den beiden Antwortmöglichkeiten nicht entscheiden kann, beschließt er, seine Nichte aufzusuchen und sie um Rat zu bitten. iDie Nichte erkennt die Wichtigkeit (131: dat ene hoghe questie ware) und Komplexität der Frage, die von der Klugheit der Dame zeuge. Ihrer Meinung nach sei ›Scham‹ (scamelheit) der wichtigste Wert vor Gott und der Welt (136f.: Mi dunct dat rechte scamelheit | Emmer dat alder beste point si). Diese Tugend bringe Demut und Liebe mit sich und wehre Schande und Spott ab. Sie mache keusch, tapfer und ehrenvoll. i Der Ritter bedankt sich bei seiner Nichte für die Lehre und verabschiedet sich. E Antwort und Liebesbegegnung (169–262): Am verabredeten Tag kommt der Ritter als erster an den Brunnen. Als er die Frau auf ihn zukommen sieht, bewundert er ihre Einzigartigkeit und empfängt sie höfisch.iSie erwidert seinen Gruß und gesteht, sich nach ihm gesehnt zu haben und ihren schlafenden Ehemann im Zimmer allein gelassen zu haben, um zum Treffen zu kommen. Danach erbittet sie die versprochene Antwort auf ihre Frage.iEr erwidert, dass scamelhede das edelste und beste Gut vor

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Z57 Die untreue Hirschkuh

Gott und der Welt sei.iErfreut über die Antwort, zeigt sich die Dame bereit, ihm ihre Minne zu gewähren (198: Nv mooghdi uwen wille doen met mi).iDer Ritter umarmt die Frau, sie küssen sich. Als sich der Ritter seiner kindlichen Leidenschaft zu sehr hingibt und nun die Liebesvereinigung erwartet, erkennt die Dame, dass er sich von seiner eigenen Lehre entfernt.iSie mahnt ihn, sich an seine Antwort zu halten.iEr sieht ein, dass er sich falsch benommen hat.iSie rät ihm, sich wie ein weiser, edler Mann zu benehmen. Sie könne seinem Wunsch nicht entgegenkommen, ohne ihre Ehre zu verlieren. Sie habe einen guten Ehemann und zwei Söhne, die vor kurzer Zeit erst zu Rittern geschlagen worden seien. Noch wichtiger als die eigene Ehre sei ihr die Ehre des Geliebten, ihres Ehemannes und ihrer Söhne, die sie durch Hingabe an die Minne zerstören würde. So sollen beide der scamelheit folgen. iDer Ritter gibt ihr Recht und schämt sich für sein falsches Verhalten.iDarauf erwidert die Frau, dass sie ihm untertan sein wolle, um ihn zu scamelheit zu bewegen, da dies die edelste Tugend sei. Die Dame empfiehlt ihren Geliebten Gott und scheidet von ihm.iMit den Worten der tugendhaften Frau will der Sprecher seine Erzählung beenden.

Z57 Die untreue Hirschkuh Tierbispel; allegorische Erzählung von einem Hirsch, der die Untreue seiner geliebten Hirschkuh entdeckt; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 103rb–103vb; 104 V.

Edition: Willems 1842, Bd. 3, 418–421; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 573–576 Nr. 118 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 74 Nr. 91

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, zwischen B388 und einem Spruch. Durch das Reimschema (ababbcbc) ergeben sich Gruppen von je acht Versen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van enen hert die minde ene hinde Inha lt: A Frauenpreis(1–8): Niemand könne eine reine, tugendhafte Frau ausreichend preisen und ehren (Unsagbarkeitstopos). Sie könne Sorgen und Leid abwenden und durch ihre höfische Treue viele Männer besiegen.

Z58 Gewitter in den Bergen

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B Tiergeschichte (9–92): Ein Hirsch und eine Hirschkuh lieben einander und leben in großer Freude. Der Hirsch glaubt, dass seine aufrichtige Liebe von der Hirschkuh mit Treue erwidert wird. Eines Tages grüßt der Hirsch seine Geliebte liebevoll, doch sie zeigt sich gleichgültig. Der Hirsch ist darüber erstaunt und fragt nach dem Grund ihres unerwarteten Benehmens. Sie versichert ihn ihrer Aufrichtigkeit, doch argwöhnt der Hirsch, betrogen worden zu sein. Er verabschiedet sich mit der Absicht, die Wahrheit herauszufinden. Mit seinen Dienern begibt er sich auf einen Waldweg. Kurz darauf sieht er seine Hirschkuh mit einem Fuchs (59: enen vos reinarde) zu einem Dorf gehen und später in Gesellschaft eines Wolfes zurückkommen, zu dem sich die Hirschkuh freundlich zugewandt zeigt. Der Hirsch rennt sofort auf den Wolf zu und schlägt ihm kräftig auf den Kopf. Er fragt, wieso dieser seine Hirschkuh begleite. Der Wolf antwortet, dass er ihr zu ihrem Schutz Gesellschaft leiste. Als der Hirsch seine Geliebte anblickt, erkennt er ihre Treulosigkeit. Die Hirschkuh geht mit dem Wolf fort, während der Hirsch von ihnen scheidet. C Lehre für die Frauen (93–104): Der Sprecher warnt edle Frauen davor, sich wie die untreue Hirschkuh zu verhalten, da sie am Ende diejenige sei, die am meisten unter ihrer eigenen Treulosigkeit zu leiden habe. Wer betrüge und lüge, werde am Ende verraten und vespottet. Der Text endet mit einem Segenswunsch für beständige Frauen.

Z58 Gewitter in den Bergen Ausführlicher Natureingang im geblümten Stil, wohl Teil einer umfangreicheren Minnerede Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1842, 35–38

Datierung: Überlieferung 15. Jh.

Literatur: Kiepe-Willms 1972, 288

Überlieferung: Ka6 167v–170r; 130 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Ka6 nach einer Reihe von geistlichen Texten (Gebete, Andachtstexte, Mariengrüße) und vor einem Exzerpt aus einer Minnerede Egens von Bamberg (B28). Der Text ist wohl Exzerpt einer umfangreicheren Dichtung (sowohl Anfang als auch Schluss fehlen). Typologische Charakteristika (IchSprecher, Spaziergangseinleitung, Natureingang mit Locus amoenus), die stilistische Nähe zur Minneredentradition (vgl. P a r a l l e l e n ) sowie die Überlieferungsgemeinschaft mit einem Minneredenexzerpt legen nahe, dass es sich bei dem vorliegenden Text um das Bruchstück einer Minnerede handelt.

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Z58 Gewitter in den Bergen

Überschrift: – Inha lt: A Gewitterbeschreibung (1–57): Der Text setzt in einer ausführlichen Spaziergangseinleitung mit der Beschreibung eines starken Gewitters (Nebel, Wind, Wolkenzusammenballungen, Donner und Blitze, Hagel) ein. Dabei (wie auch bei den folgenden Beschreibungen) bedient sich der Sprecher eines stark blümenden Stils mit ausgefallenen Vergleichen und ausgesuchten Reimwörtern (z.B. 20–24: Das ich es kawm gedolet | Der scharpfen kiseln brasteln | Vnd auch des donders krasteln. | Der wolken naßes schwadern | Teett mich in wasser pfladern). Durch ein Wolkenloch sieht der durchnässte und verzagte Sprecher einen umglänzten und üppig bewachsenen Berg, zu dem er sich retten will. Ein durch den Hornstoß eines jagenden Zwergs aufgeschrecktes und fliehendes Tier weist ihm einen Weg durch das dichte Unterholz. Seiner Spur folgend gelangt er an den Berg. B Beschreibung der schönen Bergwelt (58–130): Der Sprecher beschreibt den überbordenden Duft und den Glanz der Bergwelt (gekennzeichnet als Mischung aller vier Elemente, 62f.). Der ihn blendende Lichtschein kommt nicht nur von leuchtenden Himmelskörpern (Sonne, Venus, Mars), sondern auch von Rubinen, die aus dem Berg erwachsen. Der Sprecher folgt einem kleinen Bach, bis er vor einer Felswand an einen Locus amoenus (kühle Quelle, Rasen) kommt. Aus den Ästen einer Linde klingt Vogelgesang (99: Manig süßer nöten armoney¨). Der Sprecher beschreibt hyperbolisch die Blütenpracht, die vom Tau benetzt wird (118f.: Bild der Hitze, die den Tau schwängert) und deren Fruchtbarkeit alles mit Farbe und einem intensiven Geruch erfüllt (126f.: Ein nasloe ser bracke | Hett es wol gerochen). All sein Leid scheint dem Sprecher dadurch abgetötet. Para l lelen: Auffällige sprachliche und stilistische Gemeinsamkeiten mit den Gedichten Egens von Bamberg (B28, B49) und der ›Minneburg‹ (B485); vgl. Kiepe-Willms 1972, 288, bes. Anm. 14. Sonstiges: Lassberg weist das Fragment dem Autor Conrad Oettinger zu (vgl. dazu ablehnend Kiepe-Willms 1972, 288).

Z59 Spottgedicht auf abenteuerliche Minne

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Z59 Spottgedicht auf abenteuerliche Minne Skatologische Parodie auf Formen und Motive der Minnerede Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1. Hälfte 15. Jh. (?) Überlieferung: Dr2 2*r; 132 V. Mü4 210r–212r; 122 V.

Edition: Leiderer 1972, 120–129 Nr. XI (nach Dr2 mit Laa. von Mü4 und Faks. beider Hss.) Literatur: Herschel 1855, 13–16; Glier 1987a, 136; Wolf ²VL 9 (1995), 146f.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Iweinhs. Dr2 auf einem ursprünglich im vorderen Innenspiegel eingeklebten, dreispaltig beschriebenen Blatt. Es weist stärkere Überlieferungsschäden (Löcher, Risse, Flecken) auf, weshalb eine ganze Reihe von Versen verstümmelt ist. Der Zeitpunkt der Einfügung des Blattes in die Hs. muss offen bleiben und daher ebenso, ob es einen Bezug gibt zu dem in der Hs. nachfolgenden Text B23, der von einem anderen Schreiber stammt und ähnlich gegen die Konventionen höfischer Minne gerichtet ist. In der Sammelhs. Mü4 steht der Text am Ende einer Reihe von Reimpaarreden (u.a. auch B297), in denen Werteverfall und Fehlverhalten beklagt wird. Signifikante Varianz (neben häufiger Varianz in Wortstellung und Versanordnung – in Mü4 sind die Verspaare Dr2 13f. und 109f. umgestellt) bieten die Hss. vor allem im zweiten Teil des Textes: In Mü4 fehlen die Verse Dr2 59–62, in der Darstellung der Frau die Verse Dr2 77f., 97–104, 113f. und die Schlussverse Dr2 131f. Die Passage Dr2 55–58 ist in Mü4 auf zwölf Verse ausgeweitet (Beschreibung dreier weiterer Kothaufen), ebenso sind die Verse Dr2 33, 57f. und 66f. in Mü4 völlig anders formuliert (ohne große Sinnveränderung). Überschrift: – Inha lt: (Nach Dr2, Zitate nach der Ausgabe) · A Prolog (1–7): Sentenzhafter Aufruf zur unveränderten Orientierung an den traditionellen ethischen Werten. B Locus horribilis (8–74): Der Sprecher berichtet von einer abendlichen Ausfahrt auf der Suche nach hubscher abentewer (9). Er sei auf eine von tiefen Gräben umgebene Wiese gekommen, die völlig von Kot bedeckt gewesen sei. Im Folgenden (16–51) gibt er eine anaphorisch (ettlicher…) aufzählende Beschreibung von Beschaffenheit und Aussehen der einzelnen Kothaufen. Detailliert und teilweise in gesuchter Wortwahl (›geblümter Stil‹) werden Farbe (z.B. 22f.: ettlicher mit gelben rufen | gewegelt und gefloriert), Form (z.B. 38f.: ettlicher als ein snekk | umb und umb gewunden), Konsistenz (z.B. 24f.: ettlicher als er wer gesmiert | mit röz

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und mit plüt; 46f.: ettlicher mit ainem pfunt kern | lag da als ain mandelmuess) und Besatz durch Ungeziefer (z.B. 34f.: etlicher hett ain hawben | von premen und von muken) dargestellt. Der Sprecher widersteht dem Gestank und lässt sich von dem schwierigen Terrain (das schon manchen durch an den Füßen klebende Fladen am Weg gehindert habe: 66–72) nicht von seinem Vorhaben abbringen: Er überquert die Wiese, nicht ohne sich selbst einzukoten (58: vor noten ich mich auch beschaiss). C Begegnung (75–129): Als er weiterwandert, sieht der Sprecher eine junge Frau und schleicht sich in der Hoffnung auf abentewer (82) an sie heran. Es folgt eine Beschreibung der abstoßenden Erscheinung der Frau, die dennoch ironisch mit den Epitheta höfischer Vorbildlichkeit belegt wird (86: vil werde[n]; 93, 98: wolgetan; 105: die zart myniklich): Die Augen erblindet (? 87: entunkt), der Körper krankheitszerfressen, eingekotet und stinkend, die Augen entzündet und eiterüberflossen, das Gesicht wundgerieben, die Nase überquellend von gelbem Rotz. Die Frau ist verlaust, voller Eiter und vollgesogener Zecken, vergrindet, ihre Kleidung ist statt mit Perlen mit eitrigen Läusen übersät. D Epilog (130–132): Der Sprecher gibt an, er habe das Gedicht wegen der ablehnenden Haltung einer Dame verfasst und schließt mit einer Verwünschung gegen diese.

Z60 Der schwierige Liebesbrief Fragmentarisch erhaltenes Gespräch zweier Freunde über einen Brief, den der eine an die untreue Dame schreibt, von der er sich trennen möchte (ggf. eine Fassung der Minnerede B355) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Miller 1940, 251–254 Nr. VII

Datierung: Überlieferung vor 1484

Literatur: Miller 1940, 62–64, 243 Anm. 1; Holtorf 1973, 251f.; Schüppert 2VL 9 (1995), 13–16, bes. 16; Müntz 1998, 108

Überlieferung: Lu 1r–2v; 151 V.

Beschreibung der Überlieferung: Überliefert auf einem Schmalfolio-Doppelblatt, das im Staatsarchiv Ulm unter den Dokumenten aufbewahrt wurde, die 1484 bei der Reformierung des Klarissenklosters Söflingen bei Ulm zusammen mit anderen Schriftstücken (Briefen, Liederblättern) sichergestellt wurden. Nach Müntz 1998, 108 ist fraglich, ob es wirklich aus dem Kloster stammt, da ihm die Signatur fehlt, die alle anderen Schriftstücke bei der Beschlagnahme bekamen. Es ist unklar, ob das Blatt je Teil einer Hs. war; Zeichen von Beschnitt oder Rückstände einer Bindung fehlen. Der Textanfang ist offenbar verloren. Da der erhaltene

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Text von 1r–2v fortlaufend geführt ist, muss es sich entweder um das Mittelblatt einer Lage, oder um den Beginn einer neuen, aus nur eben diesem Blatt bestehenden Lage gehandelt haben. Überschrift: – Inha lt: A Bitte um Hilfe und Rat des Sprechers (1–25): Der Sprecher bietet einem Freund, der von seiner Geliebten enttäuscht wurde, seine Unterstützung an. Er rät jedoch von einer Trennung von der Dame ab.iDer Freund bittet ihn um Hilfe beim Schreiben eines Briefes an die Dame. i Der Sprecher warnt den Freund vor voreiligem Handeln und glaubt, dass der Freund über die Dame von Klaffern belogen worden sei oder dass man ihn schlecht beraten habe: darumb biß nicht ze gach | und law dich nicht also verklaffen (18f.). B Minnedidaktisches Gespräch (26–141): Der Freund versichert, er kenne die Wahrheit über das Verhalten seiner Dame, gibt jedoch zu, sich wohl den falschen Inhalt für den Brief überlegt zu haben. So wolle er den Rat des Sprechers befolgen. Er bereut, den Charakter der Dame nicht rechtzeitig erkannt und sich auf sie eingelassen zu haben. Er kenne die Wahrheit seit über einem halben Jahr, habe aber seine Situation niemandem außer dem Sprecher offenbart. Erneut bittet er diesen, sein Bestes zu tun, um ihm zu helfen.iDer Sprecher ermutigt ihn, sich nicht vom Leid überwältigen zu lassen, denn Freude und Leid seien im Minnedienst unzertrennlich. Die Abfolge von Glück und Unglück solle man akzeptieren (Redensart ›den Mantel nach dem Wind hängen‹ 54–56: wer dient den zarten froe lin, | der muo ß den mantel wenden trat  | als in das weter angat). Er rät zum beständigen Dienst, der vielen zuletzt Erfolg gebracht habe, sowie zur Rücksichtnahme den Damen gegenüber, denn ein vorbildhaftes Minneverhalten bringe ere und seld (71). Wolle der Freund den Trennungsbrief trotzdem schreiben, solle er sich hinsetzen und belehren lassen, um Spott und Schande abzuwenden. So solle er den Brief mit einer Dienstversicherung anfangen, dann erklären, wie er erfahren habe, dass sie sich einem anderen Mann zugewandt habe, um ihr schließlich seine daraus resultierende Entscheidung, sich von ihr zu trennen, beizubringen. Dabei solle er die Dame nicht kränken und dem Brieftext nichts Weiteres hinzufügen.iDer Freund klagt über die Treulosigkeit der Dame (ausführliche, bildhafte Klage in 99–120).iDer Sprecher beruhigt ihn mit dem Argument, dass sie selbst unter ihrem schlechten Verhalten am meisten zu leiden habe. So solle er seinen Minnedienst nicht bereuen: Wenn sie es nicht verstehe, seine Treue zu belohnen, werde er woanders seinen Lohn finden. C Schluss (142–151): Der Freund will der aufrichtigen Lehre des Sprechers folgen und verzichtet auf seine ursprüngliche Vorstellung vom Abschiedsbrief. Er fordert den Sprecher auf, sich um das Essen zu kümmern, während er seinen Brief schreibt. Als er später zum Sprecher zurückkehrt, trinken beide guten Wein. Der letzte, unvollständige Vers hätte offensichtlich eine Autorsignatur enthalten sollen, vor der aber der Text abbricht: Also haut gerett (151).

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Para l lelen: In B355 hilft der Sprecher nicht seinem Freund, sondern einer Dame, den Brief an ihren untreuen Geliebten zu verfassen. Im Hauptteil des Gesprächs weisen B355 (79–204) und Z60 (11–151) bis auf wenige Ausnahmen gemeinsame Bausteine (Versatzstücke) auf. Eigene Passagen bietet Z60 vor allem in 1–10, 57–62, 67–69 und 122–141. Möglicherweise lassen sich B355 und Z60 daher als zwei Fassungen einer Minnerede beschreiben. Allerdings ist das Verhältnis zueinander kompliziert, denn die Gender-Inversion und eine entsprechende Überformung der vermittelten Minnelehre (beispielsweise durch Betonung des Frauendienstes in Z60) ist ein ungewöhnlicher Fall einer ›Umschreibung‹ und führt im Ergebnis zu zwei inhaltlich und konzeptionell recht selbständigen Texten. Insgesamt bietet allerdings Z60 gegenüber B355 den konsistenteren Text und damit vielleicht auch die ursprünglichere Fassung. Dies lässt sich vor allem an den seltener vorkommenden Reimstörungen zeigen: Z.B. überliefert B355 das Verspaar: daz ich es wissen solt von im | ich sprach: »frowe, folgent mir!« (191/194; dieses Verspaar trennt Mareiner wegen des fehlenden Reims und nimmt dazwischen einen Textverlust von mindestens zwei Versen [= 192f.] an). In Z60 steht an der entsprechenden Stelle ein fast identisches Verspaar, das aufgrund der weiblichen Pronominalform reimt: das ichs sol wissen von ir. | Ich sprach: gesell, nun volg mir (120f.). Dass B355 eine sekundäre Fassung ist, lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass in B355 die nach diesen Versen folgende Stelle (Z60 122–141) nicht überliefert ist: Die Vermittlung einer Lehre über den richtigen Umgang mit den Damen scheint in das Gespräch mit der von ihrem Liebhaber enttäuschten Dame nicht ohne Weiteres integrierbar. Auch jene Stellen sprechen dafür, an denen der Übergang vom Duzen zum Ihrzen dem Verfasser von B355 Schwierigkeiten bereitet, so lautet Z60 92f.: was du anders schribst oder tuost,  | zwar, gesell, du muost in B355: waz ir schribent oder duont  | wen frow ir myest. Hier hat man es wohl mit einer unbeholfenen Übernahme zu tun, die Mareiner dazu bewegt hat, in seiner Edition von B355 V. 160 zu ergänzen, damit ein Reim hergestellt wird: waz ir schribent oder duot. | wen, frow, ir myest dencken an daz guot! (159f.). Eine umfassende Untersuchung des Verhältnisses beider Fassungen steht noch aus. Sonstiges: In der bisherigen Forschungsliteratur wird der Text aufgrund des Überlieferungskontextes ›Söflinger Lied VII‹ genannt, obwohl ihn bereits Miller 1940, 63, als »Lehrgedicht« und Holtorf 1973, 251, als »Bruchstück einer Minnerede« erkennt. – Der im letzten Vers von Z60 ausgesparte Name des Verfassers muss wegen des Reims auf ›in‹ enden (Diminuitiv? Frauenname?).

Z61 Von einem Kranz

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Z61 Von einem Kranz Fragmentarisch überlieferte Minnerede mit der Beschreibung von Minnegeschenken, die mehrere Männer von ihnen unbekannten Damen bekommen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Keller, A. 1855, 643–645

Datierung: Überlieferung um 1510

Literatur: Kully 2VL 5 (1985), 342f.; Meyer, D. 1989, 128, 469, 487

Überlieferung: Mü19 338v–340r; 71 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen von Spruchgedichten und Liedern disparaten Inhalts in Mü19. Die Überschrift (Ain spruch von ainem chrancz) gibt dem Text die Anmutung der Abgeschlossenheit, der unvermittelte Textanfang und das rätselhafte Textende legen dagegen nahe, dass es sich bei dieser Abschrift nur um ein Bruchstück aus einer größeren Erzählung handelt. Überschrift: Ain spruch von ainem chrancz Inha lt: A Liebesgaben und ein Brief (1–41): Der Sprecher ist offensichtlich Teil einer Gruppe von Männern, die von einer nicht näher bezeichneten Gruppe von Damen Liebesgaben zur Fastnacht erhalten: Einmal Kränze, die jeweils mit einer schillernden Straußenfeder geschmückt sind, an deren Kiel Namensinitialen der Männer angebracht sind; sodann zwei gefüllte Becher zum Trinken der Johannesminne; schließlich einen gereimten Brief, dessen Rhetorik und Metrik (22f.: Yeder Reim auf seinem punt | An siben worten was gerecht) sehr gelobt werden (nochmal in 40f.). In diesem Brief versichern die Damen die Männer ihrer treuen Klage, grüßen sie und fordern sie dazu auf, in ihrer ›Gefangenschaft‹ (29: wir elendt gefangen; evtl. metaphorisch?) nicht zu sehr zu trauern und sich vielmehr an den kostbaren Geschenken zu erfreuen. B Reaktion (42–71): Die Männer sind alle froh über die Geschenke und den Brief (beschriebene Reaktionen: Tanzen, Springen, erhobene Arme, Jubilieren). Verwirrung herrscht aber über die Identität der beschenkenden Damen, die trotz ausgiebiger Beratungen (52: tispitieren) niemand enthüllen kann. Auch der heftig bedrängte Bote schwört, seine Auftraggeberinnen nicht zu kennen. Die letzten Zeilen (70f.: Sy hieten ainn spahen fundt | Mit hubschen Listen funden) leiten vermutlich zu einem weiteren Gedanken über, der durch den Abbruch des Textes unklar bleibt.

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Z62 Die Klage des Einsiedlers

Sonstiges: Kully ordnet den Text im 2VL wegen ›Handlungsarmut‹ und ›Symbolüberfrachtung‹ eher den Minnereden als den Mären zu. Möglicherweise ist das Fragment auch ein Auszug aus einem größeren epischen Text (Minneroman).

Z62 Die Klage des Einsiedlers Gespräch mit einem Einsiedler, der sich nach dem Tod der Geliebten aus der Welt zurückgezogen hat Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1505–15

Literatur: Meyer, D. 1989, 99 Nr. 37

Überlieferung: Mü19 142v–148v; 268 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Mü19, nach einer Gruppe von geistlichen Texten und vor B227. Die Überlieferung ist offenbar fragmentarisch: Der Text bricht mitten in der Erzählung des Sprechers ab. Überschrift: Ain ander spruch Inha lt: A Exposition (1–41): Der Sprecher, der sich selbst als sünder (1) bezeichnet, beklagt die Verkehrung all seiner Freude (7f.: O liechte plumen rosen haidt | Wy pistü mir zu distel worden). Er müsse sich aber verstellen und seinen Kummer heimlich tragen. Er verflucht den Tag seiner Geburt. Obwohl an seinem Leid ein Mensch Schuld sei, wolle er sein Schicksal Gott anheimstellen. B Ausritt (42–80): Der Sprecher berichtet nun, wie er in diesem Kummer morgens zur Jagd ausreitet. Er verirrt sich, gerät dann auf einem schmalen Weg zu einem Locus amoenus (Quelle, Vogelgesang, Blumenpracht). Auf der begrenzenden Felswand sieht der Sprecher ein prächtiges Schloss thronen. Dann wird er von einem ergrauten alten Mann begrüßt. C Gespräch (81–268): Der Alte fragt den Sprecher nach dem Grund seines Kommens. Er vermutet, dass der Sprecher vielleicht ein Bote sein könnte, der zum Schloss möchte: Dort lebe eine angesehene Dame, die in Beständigkeit heimliche Minne pflege und daher auf Botendienste angewiesen sei. Der Alte positioniert sich als Ratgeber: Früher sei er auch den weltlichen Freuden nachgejagt; da aber die Liebe vielen

Z62 Die Klage des Einsiedlers

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Menschen wie ein Dieb Hercz lieb vnd lebin (106) raube, habe er der Welt abgesagt und sich Gott zugewandt. Er diagnostiziert, dass der Sprecher von der Minne, Frau Liebe und Frau Staete bezwungen sei, und bietet an, ihm vertraulich noch mehr zu erzählen.iDer Sprecher ist neugierig. Er deutet an, dass auch er bei größerem Vertrauen dem Alten von seinem Kummer berichten wolle.iDer Alte schlägt einen Eid der Verschwiegenheit vor, den der Sprecher annimmt. i Der Alte fragt den Sprecher zunächst nach seinem Ritterstand. i Der Sprecher berichtet, dass er die Ritterschaft im Dienst einer Dame betrieben habe – so wie er es vom Alten auch vermute.iDer Alte will nun von seinem vergangenen Leben zw dinst lieben stäten Mynn (162) erzählen, sofern ihm der Sprecher verspreche, auch auf seine Fragen zu antworten. i Der Sprecher sichert das zu und fragt den Alten präziser, wie er in Armut geraten sei.iDer Alte bekennt lachend, dass er sich freiwillig in Armut begeben habe: Er lebe im Gottesdienst, als Einsiedler im Wald. Die Schlossherrin habe ihm eine Kapelle mit Klause überlassen und sorge für seine Nahrung.iDer Sprecher fragt nach dem Grund der Abkehr vom Rittertum.iDer Alte berichtet, von schmerzhafter Erinnerung gepeinigt, nun von einer vollkommenen Dame, die ihm in liebendem Einverständnis verbunden gewesen sei. Ihr Tod habe ihre gemeinsame erfüllte Liebe zerstört, was ihn dazu gebracht habe, sich Gott zuzuwenden. Bei Gott und Maria wolle er um das Seelenheil der Geliebten bitten und hoffe, dass dieses durch ihre Liebe nicht gefährdet sei. An den Sprecher richtet er die Gegenfrage, welches Liebesleid er verberge.iDer Sprecher bekennt, dass er ebenfalls den Tod einer Frau zu beklagen habe, mit der er in heimlicher Liebe verbunden gewesen sei. Mit der Ankündigung einer detaillierten Erzählung (264: Nun hor wie es myr ist ergangen) bricht der Text ab. Para l lelen: B215 bietet einen ähnlichen Dialog (dort allerdings zwischen dem Sprecher und einer Frau) über erfüllte Liebe, die in Leid umschlägt. Hier bricht der Text ebenfalls ab, kurz nachdem der Sprecher vom Tod seiner Geliebten erzählt.

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Z63 Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft

Z63 Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft Minnegerichtsdichtung, in welcher der Sprecher und ein anderer Jäger von der Minne gejagt, gefangen genommen und wegen Untreue angeklagt und verurteilt werden; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : Johann II. von der Pfalz Simmern (?)

Edition: Klingner 2010, 407–433

Datierung: früheste Überlieferung um 1536–39

Literatur: Bonnemann 1938, 14, 33–35; Rheinheimer 2VL 5 (1985), 1085; Wunderlich 1989, 200; Wunderlich 1991, 31; Klingner/ Lieb 2006, 151f.; Klingner 2010, 273–298

Überlieferung: sim3; 1049 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem selbständigen, mehrlagigen Druck, der um 1535–39 in Simmern im Hunsrück entstand. Er ist mit einem Titelholzschnitt und vier großformatigen Holzschnittillustrationen ausgestattet (abgebildet bei Klingner 2010, 279–282). Im Prolog scheint einmal ein Dreireim vorzuliegen (9–11). Durch Leerzeilen ist der Text nach V. 57 in 124 Strophen zu je acht Versen gegliedert, ohne dass Reimschema und Inhalte eine solche Strophenteilung nahelegen würden. In der Dialogpassage der Gerichtsverhandlung sind jeweils Sprechernamen als Zwischenüberschriften eingefügt. Wunderlich 1991, 31, hält das Akrostichon des Prologs ( JOHANS PFALTZGRAF BEY REIN HERTZOG JN BEYERN VND GRAVE ZV SPAINHEIM) für eine Verfassersignatur. Denkbar wäre auch, dass es sich um ein Huldigungs- bzw. Widmungsakrostichon handelt. Überschrift: Eyn lustiger spruch von der Buo lschafft / inn | Jagens weise gestellet / mitt seinen jae ger sprue chen / | Hirschtritten / vnd weß sich / hochwild | zujagen / gehalten wirdt. Inha lt: A Prolog mit Akrostichon (1–57): Der Buhler wird mit dem Hirsch verglichen. Beide seien verschwiegen und listenreich, wenn es um die Geheimhaltung ihrer Tritte und ihrer Geliebten gehe. Es folgt eine allgemeine Minnelehre (Reinheit, Beständigkeit, Treue und Verschwiegenheit als Tugenden des Buhlers, Rühmen als Untugend). Im folgenden Gedicht sollen untreue Buhler angegriffen und die übrigen Buhler zur Beständigkeit gemahnt werden. B Jagdhandlung (58–265): Die Erzählung (ab hier Kreuzreime) beginnt mit der Wiedergabe der Rede eines Jägers, die der Sprecher belauscht. Der Jäger bekennt, dass er seinen Leithund lieber nicht einschränke, obwohl dieser krumme Wege einschlage. Der Sprecher fährt mit einem topischen Frühlingseingang (Mai, blühende Blumen)

Z63 Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft

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fort. Er hört im Wald eine Stimme und sieht kurz darauf einen prächtigen, hochadlig angezogenen Jäger bei der Brackenjagd, der (so der Erzählerkommentar) von der Minne einer schönen Jungfrau gejagt wird. Als die Hunde (genannt werden 186 bzw. 202–206 die allegorischen Namen Handtruck, augeblick, schoe n gberd sowie Drucken freuntlich an di brust, vil schoe ner glatter wort) die Witterung des Sprechers aufnehmen und der Jäger seine Spuren erkennt (223: hie trit eyn frischer hirß gsel), flieht der Sprecher durch das Unterholz. Verfolgt von den Hunden Schon augenblick und Zucht vnd eer verfängt er sich im Stellnetz. C Gefangennahme (266–449): Eine Jungfrau erscheint, nimmt den Sprecher gefangen und kündigt an, ihn wegen zu lockeren Umgangs mit der Liebe und mangelnder Beständigkeit Frau Venus, ihrer Herrin, vorzuführen. Dort erwarte ihn eine dreijährige Gefangen- und Dienerschaft. Bei Bewährung könne die Belohnung durch die Herzensdame folgen. Der Sprecher fragt sich, wer ihn wohl verklagt hat, fürchtet sich vor strenger Behandlung durch die Königin und hofft auf eine Anhörung, denn er betrachtet sich als unschuldig. Die Jungfrau befiehlt ihm zu schweigen und lässt ihn fesseln. Auch der junge Jäger wird gefangen herbeigeführt. Der Sprecher zweifelt an der Rechtmäßigkeit der Anklage, beklagt die schmerzvolle Behandlung und fordert einen Anwalt. Die Gefangenen werden auf die Gerichtsverhandlung vor Frau Venus vertröstet und über Nacht in große Fässer eingeschlossen. Am nächsten Morgen belauschen die Gefangenen ein Gespräch der Dienerinnen der Frau Venus, die sich nicht auf eine Strafe einigen können (vorgeschlagen werden: Hinrichtung ohne Urteil; Nötigung zur Einhaltung der Gebote; stetiges nächtliches Leiden und Pein ohne Erlösung; Eifersucht, die das Herz zerfrisst; schmerzhaftes Meiden). D Gerichtshandlung (450–1049): Ein Hornstoß verkündet den Gerichtsbeginn. Die Gefangenen werden auf den Gerichtsplatz geführt. Die äußere Erscheinung der Königin Venus wird ausführlich in einem konventionellen Schönheitslob beschrieben. Ihre Beisitzerinnen sind auf der einen Seite Frau Ehre, Frau Zucht und Frau Liebe (sie ist als Schwester der Venus die Mächtigste; ihre Tochter, Frau Begierde, ist Kammerzofe der Königin und hilft ihrer Mutter dabei, alle Liebenden zu unterwerfen), auf der anderen Seite Frau Trost, Frau Freigebigkeit und Frau Neid und Eifer (sie gibt ein altes und hässliches Gegenbild zu den übrigen Damen ab und wird als Widersacherin von Frau Liebe bezeichnet). Anklage führt Frau Staete. Die Angeklagten werden der Unbeständigkeit und der falschen Liebesschwüre beschuldigt.iDiese wollen sich, unter Verweis auf rechtsverbindliche Verfahrensregeln, nur ohne Fesseln und mit einem Anwalt versehen zur Anklage äußern.iFrau Staete erhebt zornig Einspruch.iDas Gericht gibt der Bitte jedoch statt. Man gesteht den Angeklagten Frau Begierde als Verteidigerin in zu, mit der sie sich zur Unterredung zurückziehen. iIn ihrer ersten Verteidigungsrede konzediert Frau Begierde zum Teil die Untreue der Angeklagten, rechtfertigt sie aber mit der vorausgehenden Untreue ihrer Geliebten. Sie fordert daher einen Freispruch.iDie Anklägerin, Frau Staete, sieht dieses Schuldeingeständnis als Verurteilungsgrund, wenngleich sie die Beständigkeit der Angeklagten in ihrer Jugend anerkennt.iFrau Begierde mahnt ein angemessenes Urteil an, da alles andere die Ehre der Königin schädigen würde.iEine weitere Einrede der Frau Staete wird unterbunden, Anklage und Beklagte werden weggeschickt.

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Z63 Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft

Es folgt die Urteilsfindung, zu der die Richterin ihre Beisitzerinnen der Reihe nach befragt. (Der Sprecher ist hier nicht anwesend, erklärt aber nicht, wieso er den Wortlaut dieses Gespräches kennt)iFrau Ehre befindet die Angeklagten für schuldig, da sie mit ihrer Untreue auch die Ehre verletzt hätten.iFrau Freigebigkeit setzt sich für maße und milte ein und schlägt vor, die Angeklagten ein Jahr lang bei allen Werbungsversuchen zur Erfolglosigkeit zu verurteilen.iDagegen dringt Frau Eifer auf eine harte Bestrafung durch verzehrende Eifersucht und Hass bis ans Lebensende. iHier schaltet sich ihre erklärte Feindin, Frau Liebe, ein. Sie spricht kein Urteil, sondern beschimpft Frau Eifer ausgiebig (u.a. beschreibt sie deren böses Wirken zwischen Liebenden und stellt ihren Hofstatus in Frage).iDie Königin unterbindet den Wortwechsel und bittet ihre Schwester um ein Urteil.iFrau Liebe macht den Vorschlag, dass die Angeklagten zu ihren ursprünglichen Geliebten zurückkehren, ihnen bis ins Alter treu sein und sie um Vergebung für die zwischenzeitliche Untreue bitten sollen.iIn den noch ausstehenden Urteilen schließt sich Frau Zucht an das Urteil der Frau Ehre an und fordert Kerkerhaft.iDagegen gibt Frau Trost zu bedenken, dass sich im Fall einer Verurteilung niemand mehr trauen könnte zu lieben und die Menschheit damit in Gefahr stünde auszusterben.iFrau Venus kündigt ihr abschließendes Urteil an, die Angeklagten, zitternd vor Furcht, werden herbeigeholt. Frau Venus missbilligt die begangene Untreue und legt den Angeklagten in Anlehnung an das Votum der Frau Liebe auf, die Geliebten um Verzeihung zu bitten, sie wieder anzunehmen und in Beständigkeit bei ihnen zu bleiben. Zugleich verpflichtet sie die Angeklagten auf ritterlichen Frauendienst. Diese schwören, das Urteil zu beachten, und verlassen die Gerichtsstätte. Para l lelen: Eine Zusammenstellung der Kreuzreime zu strophischen Gruppen findet sich auch in der (ausschließlich niederländischen) Überlieferung von B18, B273 und B346. Die eingefügten Sprecherbezeichnungen in der Gerichtsszene erinnern an Rollenbezeichnungen in Spieldrucken des 16. Jh. – Die Jagdhandlung (B) lehnt sich in Personal und mit der Hundemeute canifizierter Verführungstugenden an jagdallegorische Dichtungen (B501–B513) an, greift aber auf ein anderes Auslegungsmodell (des von der Minne gejagten Mannes) zurück, welches Matthaei 1907, 44f., als Modell der höfischen Epik kennzeichnet. – Gefangenschaft, Anklage und Teile des Prozessverlaufs sind deutlich der ›Mörin‹ Hermanns von Sachsenheim (B466) nachgebildet. Eine Urteilsfindung durch Plädoyers der personifizierten Tugenden erfolgt auch in B460–462. Allerdings folgt im vorliegenden Text die Richterin ungewöhnlicherweise nicht dem Mehrheitsvotum. Das Motiv der erklärten Feindschaft zwischen einzelnen Personifikationen am Hof der Venus taucht auch in B459 auf.

Z64 Gut Wächter!

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Z64 Gut Wächter! Erzählung von einem heimlichen Treffen zweier Liebenden mit Tagelied-Szene Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1590

Literatur: Brandis 1983, 20f.; Schiewer 2VL 11 (2004), 577f.

Überlieferung: Be2 13r–15r; 222 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der späten Minneredensammlung Be2. Der überlieferte Text ist an manchen Stellen verderbt. Fehlende Reime weisen auf einen (vermutlich geringen) Textverlust hin. Überschrift: Die red haist guet wachter Inha lt: A Rede an den Wächter (1–18): In direkter Anrede (1, wiederholt in 5) wirft ein nicht näher bestimmter Sprecher dem Wächter vor, er habe den Tag nicht angekündigt. Da der Morgenstern bereits am Himmel sei, habe der Wächter zu lange geschwiegen und solle nun sein Horn erschallen lassen. Unter Drohungen wird er aufgefordert, als Helfer der Liebenden zu fungieren: Da ihm ihre Zeichen bekannt seien, müsse er ihr heimliches Treffen ermöglichen. Wenn der Tag zu Ende gehe, müssten die Liebenden mit der Unterstützung des Wächters zueinanderkommen (16–18: wan der tag tuet blaichen | so sol dein horn werden vernomen | und herzen lieb zu lieb khomen). B Hilfeversprechen des Wächters und Weg zur Geliebten (19–68): Der Wächter befolgt den ihm erteilten Befehl und singt ein Abendlied. Er verspricht dem Mann, ihm zu einer freudenreichen Nacht bei der Geliebten zu verhelfen. Zugleich versichert er, sie im Morgengrauen rechtzeitig zu warnen, damit die Liebesnacht heimlich bleibe und die Liebenden nicht dem boshaften Gerede der Klaffer (die er verwünscht) ausgesetzt würden. Glücklich über die freundliche Rede des Wächters macht sich der Mann auf den Weg zu seiner Geliebten und findet ihre Tür aufgeschlossen. C HeimlichesTreffen der Liebenden mit Tagelied-Szene (69–210): Der Mann wird von ihr liebevoll empfangen (zärtliche Umarmung, die Dame nimmt ihn bei der Hand und küsst ihn mit ihrem brennenden, rosenfarbenen Mund). Darauf folgt ein Liebesgespräch, das im traditionellen Rahmen der höfischen Liebe bleibt (Liebesbekenntnis und Dienstversicherung), unterbrochen von weiteren Umarmungen. Liebesgaben-Szene: Die Liebenden tauschen Liebesgaben als Bekräftigung ihrer Gefühle: Die Frau schenkt ihrem Geliebten ein Schriftstück (109: zetl), und der Mann schenkt ihr einen goldenen Ring (116: das golt von Orient). Die Szene mündet in

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Z65 Belauschtes Gespräch zweier Frauen

Danksagungen und Segenswünschen. Mehrfach äußert sich der Erzähler positiv zur Handlung. Der Wächter tritt dann wieder auf und kündigt den Tag an. Dabei singt er ein tag liet (156). Seine Stimme stürzt die Liebenden in tiefes Leid, doch schenkt das Paar der Warnung des Wächters zunächst keinen Glauben (166f.: Kher dich nicht an den wachter | Es ist sicherlich ein Mär), da es ihnen unmöglich scheint, dass die Nacht so schnell vergangen sei. Der Wächter muss mehrmals rufen und den Mann auffordern, sich eilig zu entfernen, da es bereits spät sei. Er warnt das Paar vor dem Neid der Klaffer. Der Mann sieht ein, dass der Wächter die Wahrheit gesprochen habe und erkennt das Tageslicht, das durch das Fenster einbricht. Er verabschiedet sich von der Dame, die über den Trennungsschmerz klagt. Die Frau weint, und ihre Tränen fügen ihrem Geliebten maßloses Leid zu. Als zentraler Grund für die Notwendigkeit der Trennung wird erneut die Minnefeindlichkeit der Klaffer angeführt. Die Frau empfiehlt ihren Geliebten Gott, den sie bittet, ihm Glück und Heil zuteilwerden zu lassen und ihm Leib, Leben und Ehre zu behüten. D Schluss (210–222): Der Sprecher verflucht die bösen Klaffer, die niemandem Gutes gönnen. Wegen fehlenden Reims ist am Ende Textverlust anzunehmen.

Z65 Belauschtes Gespräch zweier Frauen Fragment einer Minnerede vom Typ des belauschten Gesprächs Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1590

Literatur: Brandis 1983, 21

Überlieferung: Be2 26v; 64 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert auf der letzten Verso-Seite der späten Minneredensammlung Be2. Der Text bricht mit dem Seitenende ab. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (1–11): Der Sprecher gerät in ein Haus einer Dame. Er drückt sich an die Wand ihrer Kammer, um die Dame im Gespräch mit ihrer Freundin zu belauschen. B Belauschtes Gespräch (12–64): Die Dame klagt, bisher keine Freude gehabt zu haben und auch weiterhin freudlos bleiben zu müssen, da sie es nicht wage, einen Mann in ihr Herz zu schließen und ihm zu vertrauen. Schuld daran sei ein pöswicht (26).

Z66 Süße Minne, gib mir Rat

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Dieser Mann habe um ihr Einverständnis und um Erhörung geworben und seinen Dienst versichert. Sie sei zurückhaltend geblieben, um seine Ernsthaftigkeit zu prüfen. Auf ihre harsche Absage habe er aber mit einer Bekundung seiner Standhaftigkeit reagiert. Die Angst vor den Klaffern und einer Beschädigung ihrer Ehre trieben sie seither um: Seine Werbung bringe Gefährdung und Schmerz. Die Freundin (direkte Anrede 61: Lieb traut gespille mein) bedauere diesen Kummer, in die sie durch den Mann gekommen sei, sicherlich ebenfalls. Para l lelen: Die Klafferschelte ist auch in den anderen unikal in dieser Hs. überlieferten Texten (Z50, Z64, Z81) prominentes Thema.

Z66 Süße Minne, gib mir Rat Fragmentarisch erhaltener Dialog zwischen Frau Minne und einem Liebenden; mit Erwähnung antiker Exempelfiguren Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Beckers 1996, 347f.

Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 14. Jh.

Literatur: Beckers 1996

Überlieferung: Gö1 1r–2v; 72 V. Beschreibung der Überlieferung: Der in einer mitteldeutschen ›Literatursprache‹ verfasste Text eines Niederdeutschen (so Beckers 1996, 342) ist unikal und fragmentarisch überliefert auf einem beschnittenen Pergamentdoppelblatt. Es stammt aus einer vermutlich im 16. Jh. im Raum Goslar makulierten Oktavhs. mit sorgfältiger, repräsentativer Schrift. Die Reihenfolge der beiden jeweils 36 Verse zählenden Textblöcke (1r–1v; 2r–2v), zwischen denen Textverlust sicher anzunehmen ist, ist nicht abschließend zu klären. Überschrift: – Inha lt: A (1–36): Die Minne gibt dem Mann einen Botenauftrag: Er solle ihre Klage täglich jungen Frauen als Warnung verkünden und aufschreiben. Dann will sie gehen. iDer Mann bittet sie zu bleiben, da sie nun erst recht von ihm Besitz ergriffen habe. In dreifacher direkter Apostrophe als Svoze Minne (13, 25, 31) bittet er um Hilfe: Er fragt, ob er gegenüber der Geliebten etwas falsch gemacht habe, bedauert, dass sein langer Dienst verloren sein soll und fordert die Minne auf, ihm wieder in eine erfolg-

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Z67 Minne und Jagd

versprechende Situation zu verhelfen – er will dann auch besser Acht geben.iFrau Minne willigt ein. Dann wendet sie sich an Frau Glück (35: Vrouw lucke vnde selde). [Textabbruch] B (37–72): Frau Minne preist die vor Troja kämpfenden Helden – genannt werden Agamemnon, Menelaos, Priamos, Paris (14f.: Vor al minnen diebe | Was er ouch ein minnen dieb; genannt wird in V. 17 auch Helena ), Achilles, Hector, Troilos – als vorbildliche Minneritter, die aus der Liebe zu Frauen ihre Kühnheit gewonnen haben. Ihre mächtige und fruchtbare Wirkung habe sie (Selbstnennung V. 20: ich minne) auch in Karthago in der (positiv bewerteten) Liebe von Eneas und Dido sowie bei der Gründung Roms durch Eneas entfaltet. [Textabbruch] Para l lelen: Beckers 1996, 344f., sieht Ausdrucksparallelen zu Frauenlob (Heinrich von Meißen).

Z67 Minne und Jagd Fragmentarisch erhaltene Jagdallegorie mit Parallelen zur ›Geistlichen Minnejagd‹ Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1350

Literatur: –

Überlieferung: Ed2 1r–1v (alte Blattzählung 69ra–69vb); 140 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal und fragmentarisch überliefert auf einem Einzelblatt (ursprünglich fol. 69) eines makulierten Discissus, von dem die anderen erhaltenen Blätter ebenfalls fragmentarisch die Minnereden B255, Z38 und Z53 überliefern. Das Blatt ist rechts seitlich beschnitten, dadurch kommt es zu Textverlust der Versenden (36–70) und der Versanfänge (71–105). Alle erhaltenen Versanfänge zeigen eine formale Besonderheit, die im erhaltenen Schriftbild durch Absetzen des ersten Buchstabens jeder Zeile auch optisch hervorgehoben wird: Von 1–24 beginnen alle Verse mit dem Buchstaben H (Anapher Hale), von 25–70 mit dem Buchstaben E (teilweise Anapher Eyn, aber auch andere Wörter), von 106–140 mit dem Buchstaben I (teilweise Anaphern Inde, Id und In, aber auch andere Wörter). Der Wechsel der Anfangsbuchstaben korreliert – soweit erkennbar – weder mit der inhaltlichen Gliederung noch mit dem Seitenlayout. – Sprache: Ripuarisch. Überschrift: –

Z67 Minne und Jagd

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Inha lt: A Lob der Heimlichkeit (1–24): Der Sprecher (wer spricht, bleibt an vielen Stellen des Fragments unklar) preist in einer aus 24 Verszeilen bestehenden Anaphernkette Wesen und Wirken der Hale (Geheimhaltung, Heimlichkeit). Hale soll der minnin mantel (21) tragen, d.h. die Minne umhüllen und schützen. Die Verbindung zum Thema der Minnejagd wird durch die Forderung hergestellt, dass hale bei der Jagd helfen solle, denn sie könne heimlich und still jagen. – Duch die Anaphernreihung, die mehrfache Wiederholung des Schlüsselwortes minne oder minner, durch wiederkehrende Satzkonstruktionen usw. erhält die Passage eine beschwörende oder magische Wirkung. B Jagdverhalten (25–45): Der Sprecher unterscheidet waidgerechtes und nicht waidgerechtes Jagen. Bei ersterem jage der ›Minnejäger‹ (43: minnin ieger) nur ein einziges Wild (34: deyrgin) in Ehren und überlege bedacht den Einsatz der Hunde. Bei letzterem (32: bose maneyre) nehme der Jäger viele Tiere ins Visier und praktiziere wohl auch das ›Hetzen‹ (39) mit Hunden. C Rede an die Geliebte (46–86[?]): In einer Apostrophe (ey leyflich leyf ) will der ›Minnejäger‹ das eigene Jagdverhalten abgrenzen gegen das des unhöfischen Jägers. Dieser sei ein Dieb der Ehren. Er selbst gibt sich dagegen in konventionell höfischen Formeln der Geliebten zu eigen, erklärt seine Dienstbereitschaft und bittet um Heilung seiner Minneschmerzen. Er warnt sie aber auch davor (65: hoede di[…]), sich von dem anderen Jäger fangen zu lassen, da er nur ihr Ansehen und ihre edle Gesinnung beflecke. Er sei nämlich kein wahrer Minnender, sondern ein Minnefeind. D Jagd (87[?]–126): Im Zusammenhang mit der Jagd (96: ieger deyr  | inde winde) spielt die symbolische Fünfzahl eine Rolle: Der Sprecher spielt auf fünf Dinge (95; Sinne?) an und legt dar, dass ein ›Minnejäger‹ das Wild mit fünf Hunden erjagen solle: mit huo de inde hale (123) und mit gunst / true / inde volherdin (121). Außerdem solle er Anstand wahren in Sprache, Benehmen, Lebenswandel und Jagdverhalten und solle auch dem ›Tierchen‹ (116: deyrgine) gefallen. E Moralische Schlussapostrophe (127–140): Der Sprecher wendet sich an ›Minnejäger‹ und Wild und ermahnt beide, dass man in der ›rechten‹ Minne nicht zu schnell die Liebe offenbare und die Ehre behüten solle. [Textabbruch] Para l lelen: Ähnlichkeiten bestehen mit der ›Geistlichen Minnejagd‹ (nicht vor Mitte des 15. Jh. überliefert), in welcher der ›Minnejäger‹ (Seele) mit seinen fünf Hunden (Sinne) das ›Tierchen‹ (Christus) erjagen will; vgl. S o n s t i g e s . Sonstiges: Nach Beckers (in dessen Nachlass sich Transkriptionen und Notizen zum vorliegenden Text finden) ist es (vgl. die Verse 35, 43 und 103) eines der frühen weltlichen Vorbilder der ›Geistlichen Minnejagd‹ (vgl. Roth ²VL 11 [2004], 505–507). Beckers stellte 1980 die ›Geistliche Minnejagd‹ »in die Tradition der geistlichen Nachahmungen weltlicher Minneallegorien vom Typ der Minnejagd Hadamars von Laber« (zitiert nach Roth/Honemann 2003, 175).

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Z68 Tugendlehre für zwei Liebende

Z68 Tugendlehre für zwei Liebende Monologische Tugendlehre für zwei Liebende (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Erentrijk Datierung: Überlieferung Ende 14. Jh. Überlieferung: Ha3I 3vb; 20 V. Ha3II 26vb; 20 V.

Edition: van Vloten 1871, 156f. (nach Ha3II); Kossmann 1940, 16 Nr. 4b (nach Ha3I), 61 Nr. 43b (nach Ha3II). Literatur: Kalla 1909, 29; Zacher 1841, 230, 242; Hogenelst 1997, Bd. 2, 289

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist zweimal in der Hs. Ha3 überliefert. Auf fol. 3vb erscheint er ohne Überschrift, beginnt aber in der ersten Zeile der rechten Spalte mit einer leichten Einrückung, was für die anderen Texte in dieser Hs. untypisch ist. Man könnte daher diese Rede mit den Editoren (und Brandis) für den zweiten Teil einer Minnerede halten, die auf fol. 3va beginnt (siehe B278). Doch sind die inhaltlichen Beziehungen durchaus schwach (einzig das Motiv des freundlichen Zulächelns der Dame verbindet); außerdem ist Z68 noch einmal auf fol.  26vb überliefert, nach B286, jedoch durch Titel (Owe owee) und Zwischenräume eindeutig als eigenständiger Text ausgewiesen. Einzige signifikante Varianz ist die Änderung zweier Begriffe im ersten Verspaar: Ha3I hat O waer tzwee hertzin sich verenen | In waldoen in wol meenen; Ha3II hat Daer twee lieve sich verenen | In wal denchen in wal meenen. – Die Bestimmung der Sprache (niederländisch-deutsche Mischsprache?) ist umstritten. Überschrift: Owe owee (Ha3II) Inha lt: (Nach Ha3I) · Wo zwei Herzen sich in Liebe vereinen, brauchen sie höfisches Verhalten, Sanftmut und Tapferkeit. Höfisches Verhalten, so der Sprecher, bedeute für den Mann, dass er schweigen könne und um der Dame willen Gutes tue. Die Dame aber solle ihm freundlich zulächeln, denn dieses Lachen mache ihn nicht nur milde (13; = sanftmütig, vgl. den Gegensatz V. 14: wilde), sondern sei auch die Waffe des Mannes im Turnier (= Tapferkeit). Schlusssignatur 19f.: Sprach Her Erentrjich die cone | die elken troest wol te doene. Para l lelen: Mit einem fast gleichlautenden Verspaar beginnt auch B286, die in Ha3 unmittelbar vor Z68 überliefert ist (26va–26vb). Beide Texte scheinen komplementär aufeinander bezogen zu sein, insofern B286 die Macht der ›natürlichen‹ Triebe in der Zweisamkeit hervorhebt und Z68 zu höfischem Verhalten in der Zweisamkeit mahnt. Ha3 hat

Z69 Minnerätsel vom Sperber

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auch sonst gelegentlich mehrfach verwendete Textpartien, so z.B. Nr. 1 mit 41 achtzeiligen Strophen, von denen die Str. 13–31 als Str. 53–71 auch in Nr. 84 vorkommen, was vom Schreiber offenbar als Irrtum bemerkt und teilweise korrigiert worden ist (vgl. Kossmann 1940, 2). Sonstiges: Diese Minnerede wird in der Schlusssignatur ›Herrn Erentrijch, dem Kühnen, der jeden anspornt, Gutes zu tun‹ zugewiesen. Er kommt auch sonst in Ha3 vor: als Held / König, der durch das Land zieht, um kühne Taten zu vollbringen (B495), als Zeuge einer Jagdszene, die er allegorisch interpretiert (B511) und als Sprecher in Minnereden, in denen höfische Liebe und Ritterehre die wichtigsten Themen sind. Hogenelst 1997, Bd. 1, 169, sieht ›Herrn Erentrijch‹ als literarische Personifikation adliger armer Ritter, die mittels kühnen Auftretens und literarischer Leistungen nach Ritterehre streben.

Z69 Minnerätsel vom Sperber Kurze allegorische Er-Erzählung von einem Sperber, der einer Jungfrau entkommt, die ihn fangen und verspotten möchte Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Kossmann 1940, 66 Nr. 51

Datierung: Überlieferung um 1400

Literatur: van Oostrom 1996, 115; Raue 1996, 191**; Hogenelst 1997, Bd. 2, 217 Nr. 304

Überlieferung: Ha3 29rb–29va; 52 V.

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Hs. Ha3 im Kontext von Minnereden. Links neben dem letzten Vers steht bezint. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Van den plucten spoerwaer Inha lt: Eine listige Jungfrau spannt ein Netz, mit dem sie einen Sperber fangen möchte. Sie will ihm sein Gefieder ausziehen, damit er nicht mehr fliegen und sie ihn verspotten kann. Der Sperber durchschaut ihre List und lässt sich daher nicht fangen, sondern versteckt sich in Wald und Gebüsch. Zwar hätte er sich von der Jungfrau fangen lassen wollen, doch wird er in Freundschaft vor der Gefahr gewarnt (?). Außerdem hat er selbst ihre Absicht, ihm zu schaden, erkannt. Als die junge Frau lachend ihre Falle

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Z70 Der beste Minnedienst

vorbereitet, fliegt der Sperber davon, um seine Beständigkeit zu bewahren. Der Verlust seiner Federn würde zum Verlust der Beständigkeit führen. Der Frau wird geraten, sie solle keinen Sperber, sondern eine Krähe fangen, die nicht gut fliegen könne. Sonstiges: Die Aufforderung an das Publikum, nachzudenken (bezint, neben dem letzten Vers), deutet auf die Funktion des Textes als Minnerätsel hin.

Z70 Der beste Minnedienst Er-Erzählung von einem Gespräch, in dem fünf antike Helden Frau Venus sagen, welchen Minnedienst sie für den besten halten; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 68rb–69ra; 140 V.

Edition: Serrure 1855, 119–120* Nr. 32; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 412–415 Nr. 76 Literatur: Kuiper/Pleij/Resoort 1992, 23–26; Hogenelst 1997, Bd. 2, 59f. Nr. 67

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1 im Kontext anderer Minnereden. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: De vijf heren wenschen Inha lt: A Frage nach dem rechten Minnedienst (1–44): König Menelaus, Hektor, Paris, Troilus und seine Brüder sowie Pallidamas (?) treffen sich bei der Göttin Venus in Griechenland. Sie unterhalten sich über ihre Geliebten. Dabei befinden sie sich in der Gegend, aus der Paris die Geliebte des Königs entführt hat. Hektor bittet Venus, jeden Anwesenden zu fragen, welches der rechte Minnedienst an einer Dame sei. Venus willigt ein und fordert alle auf zu berichten, wie der treu Liebende sich den Minnelohn von Frauen und Jungfrauen verdienen solle. B Antworten der Helden (45–124): König Menelaus spricht sich für Gesang, Musik, Tanz und höfische Unterhaltung aus. In der Anwesenheit seiner Minnedame solle er über sein Liebesleid klagen.iHektor würde sein Leben für die Ehre aller edlen Frauen aufs Spiel setzen und in der Fremde kämpfen, damit man der Geliebten von seinen Taten berichten könne. Wenn ihr sein Dienst lästig sei, solle sie ihn gehen lassen.iParis ist der Ansicht, dass der beste Liebende bei seiner Geliebten bleiben solle,

Z71 Der höchste Minnelohn

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um sie mit Worten und Taten von der Aufrichtigkeit seiner Liebe überzeugen zu können.iTroilus vertritt den Minnedienst, der sich an den höfischen Tugenden (besonders Treue und Ehre) orientiert.iAls letzter betont Pallidamas die Bedeutung von Boten, Briefen und Liebesgaben innerhalb des Minnedienstes. So würde man Gutes über ihn erzählen, und er bekomme die Möglichkeit, mit der Geliebten zu reden. C Urteil der Venus (125–140): Frau Venus wird aufgefordert, darüber zu urteilen, wer den besten Minnedienst erbringe und am meisten aus Liebe leide. Sie verweigert ihr Urteil zunächst und fordert jeden auf, über die Frage nachzudenken. Para l lelen: Der Text ist ein Pendant zu Z71; vgl. auch Z72.

Z71 Der höchste Minnelohn Er-Erzählung von einem Gespräch, in dem fünf antike Heldinnen Frau Venus sagen, welches der höchste Minnelohn sei; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408

Edition: Blommaert 1838, Vol. 2, 117–119 Nr. V; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 426–431 Nr. 84

Überlieferung: Bs1 71va–72va; 182 V.

Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 61 Nr. 70

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in einem gemischten Kontext in der Sammelhs. Bs1. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: De vijf vrouwen wenschen Inha lt: A Frage nach dem höchsten Minnelohn (1–37): Fünf Königinnen, Hekuba, Helena, Polyxena (Pollexima), Ysaude und Andromeda (Adromica) befinden sich bei der Göttin Venus in Troja. Sie unterhalten sich über die Liebe. Dabei schlägt Hekuba den anderen Damen vor, Venus darüber entscheiden zu lassen, welche unter ihnen ihren Geliebten für dessen Minnedienst am besten belohne. Frau Venus fordert die Königinnen auf, von ihren jeweiligen Minnesituationen zu berichten. Danach wolle sie ihr Urteil fällen. B Antworten der Frauen (38–162): Hecubas Lohn für ihren geliebten Priamus besteht in einer goldenen Krone, die ihm die Einsicht in die Herzen aller Menschen

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Z72 Die beste höfische Gesinnung

gewähre. Sie erhofft sich, dass er ihre aufrichtige Liebe erkennen und erwidern möge. iHelena wolle ihrem Geliebten eine Spange schenken, die ihn unverwundbar und in jedem Kampf siegreich mache, sodass ihm alle Frauen ihre Gunst erweisen würden. Wenn er die Spange berühre, würde er an sie denken.iPolyxena antwortet, dass sie ihren Geliebten mit einem Ring belohnen wolle, der ihm ›hohen Mut‹ bereite, sodass niemand es wage, ihn im Gespräch oder im Kampf anzugreifen.iAndromeda möchte ihrem Geliebten einen goldenen Rock zukommen lassen, in dessen Innenseite sich ein Stein befinde, der ihn beliebt bei den Menschen mache. Dazu schenke sie (Ysaude?) ihm einen weiteren Stein, durch dessen Kraft er an jeden Ort gelangen und für alle außer für seine Geliebte unsichtbar werden könne. Sie beteuert die Aufrichtigkeit ihrer Minne. C Urteil der Venus (163–182): Venus will zunächst kein Urteil fällen und fordert die Anwesenden auf, eine eigene Entscheidung zu treffen. Aufforderung an das höfische Publikum: Jeder solle über die Frage nach dem besten in Treue gewährten Minnelohn nachdenken. Para l lelen: Der Text ist ein Pendant zu Z70; vgl. auch Z72. Sonstiges: Die Antwort der Ysaude scheint zu fehlen, könnte jedoch im zweiten Teil der Rede von Andromeda erkannt werden.

Z72 Die beste höfische Gesinnung Er-Erzählung von einem Gespräch zwischen Hagen, Gunther, Gernot und Rüdeger über die vorbildhafteste höfische Gesinnung; in Kreuzreimen Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 99rb–100rb; 176 V.

Edition: Blommaert 1838, Bd. 2, 114–116; Peeters 1987, 181–184; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 555–559 Nr. 114 Literatur: Peeters 1987, 165–181; Kuiper/Pleij/ Resoort 1992, 23–26; Voorwinden 1995; Hogenelst 1997, Bd. 2, 72f. Nr. 88

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1 zwischen zwei Streitgesprächen anderer Thematik. – Sprache: Niederländisch.

Z72 Die beste höfische Gesinnung

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Überschrift: De vier heren wenschen Inha lt: A Frage nach der besten höfischen Gesinnung (1–36): Die besten Helden der Welt, Hagen, Gunther, Gernot und Rüdeger, essen und trinken zusammen in einem großen Saal. Im Laufe ihrer Unterhaltung fordert Hagen die anderen auf zu entscheiden, wer die beste höfische Gesinnung besitze (18: draghet den hoecghsten moet). Rüdeger schlägt vor, dass jeder schildern solle, wie er den Rest seines Lebens verbringe möchte, um daraus zu erkennen, wessen Herz am tapfersten sei (36: tvroemste herte). Damit könnten sie sich den Abend unterhaltsam gestalten (23: daer wi omme lachen). B Antworten der vier Helden (37–174): Als erster beantwortet Gunther die Frage (37–65). Er wünscht sich, sein Leben in einer schönen Landschaft in einem immerwährenden Monat Mai zu verbringen. Dort wolle er seine Zeit in der Gesellschaft tapferer Ritter und edeler Damen mit Jagd und Fischfang vertreiben. Später wolle er sich mit der höfischen Gesellschaft in Zelte begeben und ein Fest feiern. Seine Gäste wolle er reichlich beschenken.iGernot (66–89) wünscht sich, die Worte der Verräter nicht hören zu können, um sich der dorperheit zu entziehen. Er möchte auf Turnier und Jagd Ehre erlangen und Freigebigkeit gegenüber armen Rittern zeigen, die er in seine Gefolgschaft aufnehmen wolle. Er möchte in die Fremde ziehen und schöne Paläste betreten, schöne Damen bewundern und ihren Gruß erlangen.iRüdeger (90–141) wünscht sich, an einem Locus amoenus leben zu dürfen. Er beabsichtige dort einen paradiesischen gläsernen Saal zu errichten, in dem Abbildungen und Geschichten bewundert werden können. Darin wolle er auf einem Thron aus Elfenbein sitzen, zusammen mit den zwei schönsten Damen. Vor ihm solle ein Bett stehen, in dem er mit diesen Frauen seine Zeit vertreiben könne, ohne dass sie jemand sehe. Dort befinde sich auch ein goldener Becher, der zu jeder Zeit mit Goldmünzen gefüllt sei, die er freigebig an alle ausgeben könne.iHagen stellt sich eine schöne Burg vor, auf der sich tausend der besten Ritter und Knappen, tausend der schönsten Frauen und tausend der reinsten Jungfrauen befinden. Dort wolle er sich in Turnier und Kampf vor den Augen der Frauen und Jungfrauen ritterlich beweisen. Danach wolle er im Saal von den Damen höfisch empfangen werden, die ihn küssen und seine Rüstung abnehmen. C Schluss (175f.): Die Entscheidung darüber, wer von den Helden die Frage am besten beantwortet habe, bleibt dem Publikum (175: elc vroet man) überlassen. Para l lelen: Die Minnereden Z70 und Z71 sind strukturell sehr ähnlich.

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Z73 Streit über Ritterfahrt

Z73 Streit über Ritterfahrt Belauschtes Streitgespräch zweier Frauen über die Frage, ob eine Minnedame ihren Geliebten ins Heilige Land ziehen lassen oder bei sich behalten solle Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 151ra–152ra; 164 V.

Edition: Brefeld u.a. 1992, 115–121; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 1, 335–340 Nr. 49 Literatur: Willems 1844, 353f.; Brefeld u.a. 1992, 113–115; Hogenelst 1997, Bd. 1, 113f., 121, 212 Anm. 5; Bd. 2, 49 Nr. 50

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, im Kontext anderer Gattungen. – Sprache: Niederländisch. Überschrift: Twee ghesellen die wouden varen ouver zee Ende vraghdent haren lieue welc si doen wouden Inha lt: A Einleitung (1–43): Exordialsentenzen: Liebende müssten miteinander über die Minne sprechen und sich gegenseitig zahlreiche Fragen stellen, da die rechte Minne den Verstand (6: Want sie versubtijlt alle sinne) schärfe. Die Minne verleihe Freude (Hochgestimmtheit). Der Sprecher gibt wieder, was er über zwei edle, tugendhafte Liebespaare gehört hat: Eines Tages treffen sich die beiden Männer und beschließen, um ihres Seelenheils willen ins Heilige Land zu ziehen und sich dort ritterlich zu beweisen. Aufgrund ihrer aufrichtigen Liebe zu ihren Damen wollen sie sich zunächst mit den Frauen beraten und sie um Erlaubnis bitten. B Gespräch des ersten Paares (44–67): Der erste Mann fragt seine Geliebte, ob sie damit einverstanden sei, dass er seinem Herzen folge und übers Meer ziehe. Er werde nicht alleine fortziehen, sondern habe Mitstreiter, die mit ihm ins Heilige Land ziehen wollten.iDie Dame antwortet, dass die Trennung schmerzlich sei, aber sie ihn dennoch gehen lasse und ihn in ihr Gebet einschließen werde. Mit Tränen in den Augen spricht sie einen Segenswunsch aus: Gott gebe, dass er heil zurückkehre, ihm sein Leben und seine Ehre erhalten blieben und ihm Gutes widerfahre. C Gespräch des zweiten Paares (68–85): Nun spricht der zweite Mann mit seiner Geliebten über seinen Wunsch, mit ins Heilige Land zu fahren, um tugendhafte Rittertaten zu vollbringen (75: weldoen). Er bittet sie um Rat und Erlaubnis, da er ihr Dienstmann sei.iDie Dame erwidert, dass es viele edle Männer gebe, die sich in der Heimat, im Dienst ihrer Herren, ritterlich bewähren und Lob und Ehre erlangen

Z74 Frau oder Lamm

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würden. Für sie sei es gut genug, wenn auch er dies täte. Daher spricht sie sich gegen die Reise aus. D Belauschtes Streitgespräch zwischen den Damen (86–156): Die erste Dame tadelt die zweite dafür, dass sie ihrem Geliebten seinen berechtigten Wunsch verweigere. iDie zweite Dame antwortet, dass es ihr lieber sei, wenn er im Dienst seines Herrn bleibe. Sein Tod in der Fremde wäre für sie unerträglich.iDie erste Dame erwidert, dass das Los bestimme, wo man sterbe. Wenn ihr Geliebter sein Leben im Kampf mit den Feinden Gottes verlieren würde, käme seine Seele zu Gott, und er würde das höchste Lob erlangen.iDie zweite Dame antwortet, dass sein Leben wichtiger sei als der Ruhm eines Verstorbenen. Sollte sein Lehensherr seine Hilfe während seiner Abwesenheit benötigen, könnte er ihm nicht rechtzeitig beistehen.iDie erste Dame sagt, dass sie ihren Geliebten ebenfalls vermissen würde, wenn er fern von ihr wäre.iDie zweite Dame erwidert, dass diese allein an der Trennungssituation schuld wäre. Wenn sie wollte, könnte sie seinen Aufbruch verhindern.iDie erste Dame widerspricht ihr, da es ungerecht sei, den Geliebten von einer Fahrt abzuhalten, und wünscht sich, dass Gott beide wieder zusammenführen möge.iDie zweite Dame wirft der ersten vor, sich töricht zu verhalten. Beide machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe. E Schluss (157–164): Ein alter Mann, der das Gespräch belauscht hat, tadelt die beiden für ihre Worte, die sich für Frauen nicht ziemen würden. Beide verstummen. – Der Sprecher fordert sein Publikum auf, darüber zu entscheiden, welche der beiden Damen die richtige Gesinnung habe (164: Nu welc harer hadde den besten wille).

Z74 Frau oder Lamm Minnekasuistische Frage (mit auslegender Antwort), ob Minne oder Besitz im Leben eines Mannes Vorrang habe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1405–1408 Überlieferung: Bs1 117vb–118rb; 25 + 42 V.

Edition: Serrure 1855, 317–319; Brinkman/Schenkel 1999, Bd. 2, 647–649 Nr. 141f. Literatur: Rheinheimer 1975, 210f.; van der Poel 1992, 209; Hogenelst 1997, Bd. 1, 124; Bd. 2, 90 Nr. 100 und Nr. 111

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Bs1, im Kontext anderer Gattungen. Der Text besteht aus zwei zusammengehörenden Teilen, die mit jeweils einer Überschrift versehen sind. – Sprache: Niederländisch.

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Z75 Pflanzenallegorese

Überschrift: Ene Questie (A); De antworde hier af (B) Inha lt: A Exempelgeschichte (1–25): Ein Mann hat eine schöne, tugendhafte Frau und ein Schaf, welches ihm einen täglichen Verdienst von vier Gulden beschert. Als er auf einem hohen Baum sitzt und sein Lamm bewacht, während seine Frau unter dem Baum sitzt, lauert ein Wolf dem Lamm auf. Gleichzeitig nähert sich ein Fremder der Frau und droht sie zu vergewaltigen. Nun stellt sich die Frage, ob der Mann seinem Lamm oder seiner Frau zu Hilfe kommen sollte. B Auslegung (1–42): Zwar gebe es viele Menschen, die sich in dieser Situation für den Schutz des Schafes entscheiden würden, dennoch solle man bedenken, dass die Ehre einer reinen Frau wesentlich wichtiger als Besitz sei. Es folgt ein Frauenpreis mit Erwähnung antiker Exempelfiguren: Paris und Achill hätten um ihrer geliebten Frauen willen viele Anstrengungen und Gefahren auf sich genommen. Gold, Perlen und Steine hätten im Vergleich mit ehrenhaften Damen keinen Wert. Der Sprecher verweist auf Maria als Musterfigur weiblicher Vollkommenheit: Eine Frau habe durch ihre Demut den Zorn Gottes besänftigt und seine Versöhnung mit den Menschen emöglicht. Deswegen gebe es nichts Wertvolleres auf Erden als reine, tugendhafte Frauen.

Z75 Pflanzenallegorese Textkomplex einer umfangreichen Pflanzenallegorese, die in verschiedenen Fassungen und überwiegend in Prosa überliefert ist (ohne narrativen Rahmen) Nach der Überlieferungslage scheint der Ursprung der minnethematischen Pflanzenauslegungen im oberdeutschen Raum zu liegen. Sie sind uns erhalten in einer Kurzfassung (vier Hss.) und vier unterschiedlichen Langfassungen (je eine Hs.), die das Material auf verschiedene Weise erweitern und / oder anders ordnen. Alle Fassungen folgen demselben Bauprinzip: Kleine Prosa-Abschnitte, gekennzeichnet in der Regel durch Überschriften, legen einzelne Pflanzen der einheimischen Flora allegorisch auf die Minnepraxis aus und reihen sich zu kleinteiligen, katalogartigen Texten unterschiedlichen Umfangs und unterschiedlicher Abfolge. Generell fehlt ein narrativer Rahmen. Ein gelegentlich auftretendes Sprecher-Ich hat keine strukturelle Funktion, ist nicht affektiv involviert und eher als ›objektive‹ Instanz zu verstehen. Alle Fassungen beginnen ohne Vorbemerkungen mit einer Gruppe allegorisch ausgelegter Bäume, die unterschiedlich umfangreich ist, jedoch immer zu Beginn die Eiche nennt und inhaltlich wenig Abweichungen zeigt. Die Fassugen unterscheiden sich dagegen in der Gestaltung des Schlusses stark: Alle Kurzfassungen (Z75a, außer Mü6) präsentieren als Abschluss eine ›Orakelblume‹ (Rupfblume). In zwei Langfassungen (Z75b und Z75c) verfestigt der Schluss die sonst nur auf den einzelnen Minnekasus bezogene Pflanzenallegorese thematisch und erweitert sie zu

Z75a Pflanzenallegorese A

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allgemeiner Minne- und Tugendlehre mit deutlichem Publikumsbezug. Die restlichen Hss. (Mü6 sowie Z75d und Z75e) markieren den Schluss nicht explizit; auch die beiden ripuarischen Komplettversifizierungen dieses Textkomplexes, B362 und B380, schließen ebenfalls offen. Ausgelegt werden Bestandteile der Pflanzen, insbesondere die Blüten und deren Farben, das Tragen der Pflanzen mit und ohne Laub – erlaubt, empfohlen oder geboten –, sowie botanische Eigenschaften und Namen der einzelnen Pflanzen. Die Gebrauchssituation scheint eher stadtbürgerlich zu sein. Klingner 2008a, 212, gibt zu bedenken, dass die Pflanzenallegorese nicht nur eine ›Zeichenlehre‹ für den seelischen Zustand und die innere Einstellung der Liebenden sei, sondern gleichzeitig auch »Funktionen eines Liebeszaubers« damit verbunden sein können (vgl. dazu die parodistische Variante in Walthers von Griven ›Weiberzauber‹ B391).

Z75a Pflanzenallegorese A Kurzfassung der Pflanzenallegorese in Prosa (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: früheste Überlieferung 1470/71 (Pr2) Überlieferung: Be3 92v–97r; Prosa Lg4 222r–226v; Prosa Mü6 80r–83r; Prosa Pr2 79r–81v; Prosa

Edition: Haltaus 1840, 171–173 Nr. II 22 (nach Pr2 ohne Laa. von Lg4) Literatur: Wackernagel 1872, 231–235 u.ö.; Geuther 1899, 35, 110–113; Glier 1971, 371, 374; Rheinheimer 1975, 58–61, 69–73, 223, 242f., 266f.; Wachinger 1982, 392f.; Rheinheimer 2VL 10 (1999), 768, und 11 (2004), 1645; Dietl 1999, 331 und Anm. 82; Klingner 2008a, 212; Uhl 2010, 34

Beschreibung der Überlieferung: Die drei Sammelhss. der ›Hätzlerin-Gruppe‹ (Be3, Lg4 und Pr2) überliefern einen stabilen Text ohne signifikante Varianten. Er steht in einem Konvoi mit B227, B363 und B414; erweitert in Pr2 noch durch eine Dreiergruppe mit Schwerpunkt Farbensymbolik (B377, B382, B372). Der erste Teil von Mü6 (Nürnberg, nach 1473) überliefert am Ende einer Minnereden-Gruppe eine fragmentarische Fassung (Auslassung von Weinrebenlaub; Abbruch nach Schlehdorn). Inhaltlich und in den Schlüsselbegriffen ist Mü6 der ›Hätzlerin-Gruppe‹ nahestehend, bisweilen gibt die Hs. aber genauere Angaben und bessere Lesarten, die sie mit den entsprechenden Einträgen der Langfassung Z75b verbinden (z.B. 191: Weiden oder felber; 193: schlehen mit plüt); die sonstige Varianz betrifft die Syntax und einige Auslassungen (mehrmals fehlt die

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Z75a Pflanzenallegorese A

Aufforderung, das entsprechende Laub zu tragen). – In allen Hss. sind die einzelnen Abschnitte abgesetzt und mit den Pflanzennamen überschrieben. Überschrift: Was allerley bletter bedeüten (Pr2; gleichlautend in Be3 und Lg4) Inha lt: Die Kurzfassung umfasst 22 Pflanzen, systematisch gegliedert in Bäume und Sträucher (a.–q.) und in kleine Gewächse (r.–v.). An den Schluss gestellt sind die beiden einzigen Blumen, die wohl eine symbolische Bedeutungen haben: ›Wegweise‹ (Wegwarte), die alte germanische Zauberpflanze, und die ›Rupfblume‹ (Gänseblümchen, Margeriten), das älteste Pflanzenorakel der Liebe überhaupt. (Im Folgenden werden die Pflanzen und die minnethematischen Schlüsselbegriffe der Auslegung gegeben): a. Eichen – unbeugsamer Wille / Beständigkeit; b. Espenlaub – Furcht zu Beginn der Liebe / Furcht vor den Klaffern; c. Birkenlaub – Strafen / Zucht und Ordnung; d. Maßholderlaub – Treue und Beständigkeit trotz Meidens und Trennung; e. Kastanienblätter – ›je länger, je lieber‹; f. Tanne – Strohfeuer; g. Weiden – Verlassenheit und Unglück / Ermutigung und Gedeihen der Liebe; h. Maulbeerlaub – Wunsch, aber nur mit Kummer erfüllbar; i. Buchenlaub – Partner als Lückenbüßer; j. Lindenlaub – Freude in der Gesellschaft, nicht in einer persönlichen Beziehung; k. Weinrebenlaub – schwer errungene Minnezusage, trotzdem nicht ohne Zweifel; l. Hasellaub – seltenes Sehen; m. Eiben – ungerechtes Verhalten; n. Stechpalmenblätter – die unerschütterliche Zuversicht der beständigen Liebe; o. Wachholder – Was lange währt, wird endlich gut; p. Schlehdorn – Furcht / Misstrauen; q. Hagedorn – Schüchternheit; r. Eppich – Dienst ohne Lohn; s. Borretschblüte – Arglosigkeit / fromme Lebensführung / Freude für betrübte Herzen; t. Windenblätter – alleiniger Wunsch nach Ermutigung, um der Liebe Halt zu geben / Bewährung in Lieb und Leid; u. ›Wegweise‹ (Wegwarte) – Wunsch nach ›Wegweiser‹ / ganzer Einsatz mit Treue und Gerechtigkeit und Hinwendung zum Besten; v. ›Rupfblumen‹ – Zweifel an der Aufrichtigkeit des geliebten Partners / Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit der Gunst. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Was allerlei Blätter bedeuten‹.

Z75b Pflanzenallegorese B

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Z75b Pflanzenallegorese B Langfassung I der Pflanzenallegorese in Prosa (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1445

Literatur: Klingner 2008a, 206f., 211–213

Überlieferung: Be20 14r–18v; Prosa / 17r, 4 V.; 18v, 10 V.; 18v–19r, 32 V. Beschreibung der Überlieferung: Die früheste Überlieferung einer ›Langfassung‹ der Pflanzenallegorese bietet das erste, um 1445 im Westschwäbischen entstandene Faszikel der Hs. Be20. Der Text steht hier nach zwei Jagdlehren, was auf ein typologisches und thematisches Konzept des Faszikels hinweist (Zeichenlehre; Naturbezug; Jagd und Minne als Beschäftigungen des Adels). Die Langfassung hat zwei Teile (I. 14r–17r und II. 17r–19r): Der erste Teil ist mehrfach und stabil in der Überlieferung bezeugt, wirkt homogen und bietet einen realen Pflanzenbestand (22 Pflanzen; Schwerpunkt: Bäume und große Sträucher) in annähernd gleicher Abfolge wie in der Kurzfassung Z75a (jedoch Hasellaub zwischen Kastanienblättern und Tannenholz; Rupf- vor Wegweiseblumen). Inhaltlich und in der Wortvarianz ist eine hohe Übereinstimmung mit Z75a gegeben, besonders mit der Version der Hs. Mü6. In einigen Fällen gibt Be20 zusammen mit Mü6 gegenüber der ›Hätzlerin-Gruppe‹ präzisere und ausführlichere Lesarten. Der zweite eher heterogen zusammengesetzte Teil scheint einer zweiten Quelle zu entstammen, die in der vorliegenden Form nur hier in Be20 bezeugt ist und möglicherweise Überlieferungsstörungen aufweist. Er schließt sich zwar durch Überschriften und kleine Pflanzenkapitel in Prosa äußerlich dem ersten Teil an, enthält aber einen wesentlich geringeren Pflanzenbestand (10; darunter zwei fiktive). Außerdem präsentiert er eine sonst unbekannte Mischung aus Vers und Prosa, deren Übergänge teilweise ungekennzeichnet sind. Die beiden fiktiven Pflanzen sind ›Clauterblume‹ (Nr. 1) und ›Weißes Blümlein‹ / Gesellschaftsblümlein (Nr. 2; fragmentarisch); beide werden am Schluss wiederholt und bilden so den inhaltlichen Rahmen für die realen botanischen Pflanzen. Diese bestehen mit Ausnahme des Feigenbaumes und des Holders nur aus kleineren Gewächsen. Eine weitere formale Rahmung entsteht dadurch, dass nach der ›Clauterblume‹ zwar die ersten 4 Verse der Reimpaarauslegung des ›Weißen Blümleins‹ aufgezeichnet werden, aber die eigentliche Auslegung erst im Schlussteil erfolgt. Dort werden die Reimpaarverse noch einmal wiederholt und zu einer versifizierten Schlussrede von 32 Versen erweitert. Auf Störungen in der Überlieferung könnten im zweiten Teil die Einträge zu Heidekraut (Nr. 9), zu Vergißmeinnicht und Augentrost (Nr. 10) und zu den ›Weißen

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Z75b Pflanzenallegorese B

Blümlein‹ (Nr. 2) deuten: So wird die Schlussbemerkung zum Heidekraut (18v: was muot vnd freud kann bringen  | so mag man hohes mütes sin), die gesichert ist durch die entsprechende Parallele in Z75d, durch eine rubrizierte Virgel zerrissen. Danach folgen unabgesetzt zehn unregelmäßige Reimpaarverse eines Sprechers. Der nächste Eintrag zu Vergissmeinnicht und Augentrost verweist zwar auf empfohlenes Tragen, lässt aber ebenso wie bei der ersten Erwähnung der ›Weißen Blümlein‹ die Auslegung vermissen (Textende nur durch Paragraphenzeichen am rechten Rand gekennzeichnet). Stattdessen folgt in direktem Anschluss, hervorgehoben nur durch den rubrizierten Initialbuchstaben, dann noch einmal die vollständige Version der ›Weißen Blümlein‹ in nicht abgesetzten, aber durch Virgeln getrennten Reimpaarversen. Überschrift: – Inha lt: A (14r–17r): Erste Pflanzenauslegung von 22 Pflanzen (inhaltlich identisch mit der Kurzfassung Z75a). B (17r–18v): Zweite Pflanzenauslegung von neun Pflanzen, die sich systematisch gliedert in zwei fiktive allegorische Blumen, zwei Sträucher und fünf kleine Gewächse. 1. ›Clauterblumen‹ – Herz ohne Beständigkeit (17r) / leichte Verwechslung mit der Gesellschaftsblume möglich; 2. (›Gesellschaftsblümlein‹) / weisse plümlein (17r) – in einem Vierzeiler als wertvollste aller Blumen gepriesen; Bedeutung: alle gute Gesellschaft; 3. Feigenbaum – mit Gaben erkaufte Liebe; 4. Holder – Herkunft von hol[t]schaft (Gewogenheit, Freundschaft) / Gegenteil: brüchige Liebe; 5. Farnlaub – Verzweiflung an der Hoffnung / Gemütslage ähnlich der eines ›Federspiels‹ bei seiner Zähmung; 6. Hopfen – große Worte über Treue mit wenig Hintergrund; 7. Rosen – Minnefreuden im Rahmen von Ehre und Ansehen / Zusammenhang zwischen zamen rosen (18r) und ›Knaben‹-Treue (?); 8. Nesselblätter – heiß brennende Liebe; 9. Heide – ohne Gesellschaft, und doch nicht allein / Abwenden von ungleichen Freunden / Gemeinschaft mit gleichen Freunden. C Erster versifizierter Schluss (18v, 10 V.): Der Reimpaartext folgt unmittelbar auf den Eintrag von ›Heide‹. Ein Sprecher tritt in Erscheinung, der sich in einem direkten moralischen Schlussappell an seine (männlichen) Zuhörer wendet und vor ungleichem Lohn der wankelmütigen Frauen warnt (V. 6, Sprichwort: Die frawen tragent langer har vnd kurczen müt). Er rät ihnen, weiße, gelbe, braune und rote Blumen zu tragen, besonders jedoch vil geles (18v, also vermutlich eine gelbe Blume, oder doch Gewänder?) – dies helfe aus (Minne)Not. Der unbeholfene und teilweise mittels Durchstreichungen korrigierte Schlusssatz (Das ist die beste blumen ??? | Sie die heymlich zu komen züsammen) empfiehlt diese gelbe Blume für heimlich Liebende. D Dritte Pflanzenauslegung (18v): In einem offensichtlich fragmentarischen Abschnitt werden unter dem Titel Vergyß myn nit vnd augentrost [10.] nur die beiden

Z75b Pflanzenallegorese B

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Pflanzennamen (botanische Synonyme) ohne spezifische Eigenschaften und deren Auslegungen genannt (Textverlust?). Es wird aber vermerkt, dass jedermann sie tragen könne, wenn sie empfohlen würden. E Zweiter versifizierter Schluss (18v–19r, 32 V.): Hier verfestigt sich die Pflanzenallegorese thematisch zu allgemeiner Minne- und Tugendlehre. Der Vierzeiler vom ›Weißen Blümlein‹ (vgl. Abschnitt B.2.) wird wieder aufgenommen (mit leichten graphischen Varianten, die aber nicht erhärten können, dass eine andere Vorlage benutzt wurde). Er ist hier in die direkte Apostrophe des Publikums durch einen Sprecher (1: Noch ist uch nit bekant) eingefügt. Der Sprecher preist das ›Weiße Blümlein‹, das für gute gesellschafft (4) stehe: ›Amicitia‹ sei das Fundament aller Freude (8: on es nymant zu frewden komen kann), ein menschliches Grundbedürfnis (9f.: sin hertz auch des begert  | das er werd guter gesellschaft gewert) und eine Tugend (11f.: gotes forcht vnd nach eren streben | vnd aller maß recht ziel geben; 14: Treue als Kardinaltugend). Während im ersten versifizierten Schluss gegen den Wankelmut der Frauen polemisiert wird, fällt in dem zweiten ein entsprechendes Schlaglicht auf die Männer. Die Ursache für den Rückgang der gut geselschafft (30) wird in deren geringerer Leidensfähigkeit in der Liebe vermutet. In einer direkten Apostrophe Gottes bittet der Sprecher, dieser Situation abzuhelfen, was Männern und Frauen gleichermaßen von höchstem Nutzen sei. Para l lelen: Die Mischung von Prosa und Reimpaarvers begegnet in keiner anderen Pflanzenallegorese, erhalten sind mit B362 und B380 jedoch Komplettversifizierungen des Textzusammenhangs. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Was allerlei Blätter bedeuten‹.

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Z75c Pflanzenallegorese C

Z75c Pflanzenallegorese C Langfassung II der Pflanzenallegorese in Prosa (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Grimm 1813, 144–158

Datierung: Überlieferung um 1490

Literatur: Grimm 1813, 131–144; Wackernagel 1872, 231–238 u.ö.; Geuther 1899, 35, 110–113; Priebsch 1906a, 329f.; Roethe 1900, 165f.; Glier 1971, 365; Rheinheimer 1975, 29f., 58–61, 69– 73, 268; Rheinheimer 2VL 1 (1978), 664f.; Dietl 1999, 331 und Anm. 82; Klingner 2008a, 212

Überlieferung: Tr 31r–34v; Prosa

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in Tr (aus Moselfranken) am Ende einer reinen Minneredensammlung mit ausschließlich mehrfach überlieferten Texten. Die einzelnen Pflanzen-Kapitel sind abgesetzt (ohne Überschriften) und durch Initialen gekennzeichnet. Die Redaktion in Tr greift wie die Langfassung Z75b auf den Pflanzenbestand der Kurzfassung Z75a zurück: Sie übernimmt von dort zehn Einträge (a.–f.; u. und v.; q. und p.). Dabei steht sie in den Sequenzen ›Kastanien – Tannen‹ und ›Wegweise – Rupfblumen‹ den Hss. der Kurzfassung näher als der Langfassung Z75b. Weiterhin übernimmt sie aus der auch von Z75b genutzten zweiten Quelle sieben Einträge (die Nummern 9., 6., 10., 4., 1., 8., 2.). Schließlich verbindet sie ihren Zusatzbestand eng mit der Langfassung III Z75d, mit der sie 15 Pflanzeneinträge teilt (die Quelle dieses Zusatzbestands ist unbekannt). Exklusiv enthält sie nur vier kleinere Pflanzen (Gamander, Hornungsblume, Augenweide und Disteln). Tr hat insgesamt eine unsorgfältige Überlieferung mit signifikanten Textstörungen und Entstellungen der Pflanzennamen. Lieblingswort ist ein generalisierendes lustlich. So steht u.a. bei der Auslegung der ›Tanne‹ statt: die lieb mit leichtikait endet (Pr2 171) die kontroverse Aussage: gar lustlich endet (Tr 146); Heiderosen werden zu heissen rosen (Tr 152); das in Be20 (Z75b) von ›Holder‹ etymologisch abgeleitete holschaft begegnet hier als unverständliches hubschafft (Tr 152); die im Zusatzbestand auftretende Erbse ist verballhornt zu heirhirtze (Tr 147; vgl. auch die entsprechenden Angaben Grimms in den Anmerkungen). Überschrift: Von der baume bletter Inha lt: Der Gesamtbestand von 36 Pflanzen scheint recht bewusst neu komponiert: Der Baumgruppe (a.–f. der Kurzfassung Z75a) folgen zahlreiche Blumen und Blüten-

Z75c Pflanzenallegorese C

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pflanzen, in die auch die die Kurzfassung schließenden symbolträchtigen ›Wegweise-‹ und ›Rupf blumen‹ (ebd. u.–v. ) eingegliedert werden. Ebenso überlegt scheint die Einordnung von Hagedorn und Schlehen (ebd. q. und p.) unter die brennenden und stechenden Gewächse Kletten, Nesseln (8. der Langfassung Z75b) und Disteln. Entsprechend der Erweiterung des Pflanzenkataloges durch Blumen rückt bei den Auslegungen der ›Zeichen‹-Charakter von Farben und Namen stärker in den Vordergrund. Mehrfach tritt ein Ich-Sprecher auf (149f., 154, 158), was aber für die Textstruktur ohne Bedeutung bleibt. Neben den kurzen und pragmatischen Prosa-Abschnitten stehen auch ausufernde Einträge wie zu Mandelbaum und Nägeleinblüte, die thematisch verfestigt und stärker mit Minnelehre angereichert sind: So wird z.B. bei der Auslegung des Mandelbaums (149f.) der Pfirsichbaum mit einbezogen, und es begegnen signifikante Formeln wie leip in eren halten, mit so doegentlicher freuden, dinstlich mit truwen herworbenn, mit eren behute, groeß lieb / groeß leit. Bei der Nägeleinblüte (156f.) wird angeregt, Augenweideblätter zu tragen anstelle der eigenen, da diese eher den von Minnenot kündenden Weidenblättern ähnelten, und es wird auf das fiktive ›Gesellschaftsblümlein‹ verwiesen. Weiterhin werden verschiedene Typen und Bereiche der Allegorese miteinander verschmolzen, d.h. Anfangsbuchstaben des geliebten Namens; die fünf Vokale; erlaubtes, gebotenes und empfohlenes Tragen von Laub; Farbe und Anzahl der Blumenblätter. Die einzelnen Einträge bieten folgenden Inhalt (in Klammern die Referenzen zu den Einträgen der Kurzfassung Z75a in Kleinbuchstaben und zu jenen der Langfassung Z75b in arabischen Ziffern): 1. (a.) Eichenblätter – Festigkeit; 2. (b.) Espen – Furcht zu Beginn der Liebe / Furcht vor den Klaffern; 3. (c.) Birken – Strafen / Zucht und Ordnung; 4. (d.) Maßholderblätter – Treue und Stetigkeit trotz Entfernung; 5. (e.) Kastanien – ›Je länger, je lieber‹; 6. (f.) Tannen – Strohfeuer; 7. Brunnenkresse – trotz Schwierigkeiten (u.a. durch Klaffer) Dienstwillen bis zum Tod und Hoffnung auf Lohn; 8. (9.) Heide – Hang zur Einsamkeit / Bewährung der Liebe in Gemeinschaft mit gleichartigen Menschen; 9. Schiffen (Erbsen) – ›aus den Augen, aus dem Sinn‹ / Vergänglichkeit; 10. (6.) Hopfen – wenig Tiefgang / Geschwätzigkeit; 11. Gamander – Geschwätzigkeit / Unbeständigkeit; 12. Kornblumen – Wankelmut; 13. Mandelblüte ohne Laub – verfrühtes Liebesgeständnis; 14. Mandelblüte mit Laub und Frucht – Vergleich von Pfirsichbaum mit Mandelbaum unter dem Gesichtspunkt des Minnedienstes und des hart errungenen Lohnes / Preis tugendhafter Liebe, die vergleichbar ist mit der Süße einer Mandel im harten Kern (Liebe-Leid-Formel); 15. (Blauer) Rittersporn – Beständigkeit in Liebe und Leid;

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16. Gelber Rittersporn – trotz längerer Ungnade unerschütterliche Liebe und Treue / Vergütung; 17. (10.) Vergissmeinnicht – hoffnungsvolles Gedenken und Freude; 18. Hornungsblume – schnelles Aufgeben bei geringer Freude; 19. Augenweide – immerwährendes Wohlgefallen an dem geliebten Partner; 20. Maiblumen – freudiger Beginn der Liebe / Hoffnung auf noch größere Freude; 21. (u.) ›Wegweise‹ (Wegwarte) – Wunsch, auf Tugenden hingewiesen zu werden / Bewusstsein, auf dem rechten Weg zu sein; 22. (v.) Rupfblumen – ohne Gewissheit über Aussichten in der Liebe / Gerechtigkeit in der Liebe / Ungerechtigkeit in der Liebe; 23. (7.) Rosen – nur Bitten auf der Basis von Ehre und Wertschätzung / geliebter Partner als ›alter ego‹; 24. (4.) Holder – Gewogenheit / treubrüchige Liebe; 25. (Wohl)gemut – Fröhlichkeit / behutsamer Umgang beim Kränzebinden; 26. (1.) (›Clauterblume‹) – Warnung vor Verwechslung mit dem Gesellschaftsblümlein / Unstetigkeit und Verworrenheit; 27. Kletten – ›Allerweltsliebling‹; 28. (8.) Sengnesseln – heiß brennende Liebe / Empfehlung, eher Nesseln mit weißen oder roten Blüten zu tragen; 29. Disteln – Störrischkeit der Geliebten; 30. (12.) Disteln mit den Blumen – nicht erwünschte Liebe; 31. (q.) Hagedorn – Schüchternheit; 32. (p.) Schlehen – Furcht / Misstrauen; 33. Veilchen – Verborgenheit / Verschwiegenheit / heimlicher und steter Dienst; 34. Immergrün – stetes Gedenken und Vermissen; 35. Nägeleinblüten und Augenweideblätter – Treue / Verlust / stetes Gedenken (insgesamt unklar; Mischung verschiedener Allegorese-Modelle); 36. (2.) Gesellschaftsblümlein – mit seiner Tugend alles Laub und alle Blumen umfassend / Treue als Prüfstein / Tugendklage. Para l lelen: Der Text wird ähnlich wie in der Langfassung Z75b durch den Preis und die Auslegung des fiktiven ›Gesellschaftsblümleins‹ abgeschlossen. Weitere Übereinstimmungen in der auf truwe, guter gesellschaft und edelichen tugenden (158) gegründeten Minnekonzeption sind die moralische Schlussapostrophe und die Polemik gegen irreführendes Auftreten der Liebenden mit farben oder mit laube oder mit blumen (ebd.). Die Textzitate blae, groe, keren, gebutet, behuden, eren (ebd.) könnten möglicherweise Endreime sein und auf eine Z75b analoge Vorlage mit Reimeinlagen verweisen. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Bedeutung der Blumen und Blätter‹.

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Z75d Pflanzenallegorese D Langfassung III der Pflanzenallegorese in Prosa (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1530

Literatur: Geuther 1899, 35, 110–113; Glier 1971, 371f.; Rheinheimer 1975, 58–61, 69–73, 223f., 243; Rheinheimer 2VL 1 (1978), 553f.

Überlieferung: Be3 313v–322v und 327v–328r; Prosa

Beschreibung der Überlieferung: Der zweite Teil der Sammelhs. Be3 (aus Würzburg) überliefert nach B459 die umfangreichste und am spätesten überlieferte Langfassung (46 Einträge); der wenige Seiten später (fol. 327v–328r) erfolgende Nachtrag (zwei Einträge) steht im Kontext von Liebesliedern. Die Hs. bietet auch bei anderen Texten dieses zweiten Teils Erweiterungen (vgl. B433). Gegebenenfalls darf man daher ein enzyklopädisches Sammelinteresse für Be3 annehmen. – In dieser Fassung ist fast der gesamte Bestand von Z75b (Be20) enthalten (28 Pflanzen); es fehlen nur Hasellaub, die botanisch mehrdeutige ›Rupfblume‹ und die fiktiven Blumen (zudem ist der Hinweis auf das ›Gesellschaftsblümlein‹ im Kapitel ›Nägeleinblume‹ ausgelassen); dazu kommen noch 15 Pflanzen aus dem Zusatzbestand von Z75c (Tr) sowie einige exklusiv aufgenommene kleinere Gewächse (Binsen, Himbeeren, Jelängerjelieber und Flachs). Eine Verbindung zur Versifizierung B380 besteht in der gemeinsamen Überlieferung des Eschenlaubs. Inhaltlich und bei den Schlüsselbegriffen hat Be3 nur geringe Abweichungen von den anderen Prosafassungen, jedoch zeigen sich häufig Textverderbnisse (hierin Tr ähnlich), so etwa für Heiderosen: heydersein (Be1 317r). Die einzelnen Kapitel tragen als Überschrift den jeweiligen Pflanzennamen und beginnen ausnahmslos mit Item. Überschrift: Auslegung vnnd creatur Der pletter vnnd plümlein / So der bulschafft fast / Dinstlich Inha lt: Der Pflanzenkatalog ist schon durch die Überschrift auf ein klares Sach-Sinn-Bezugssystem festgelegt, das an 48 meist kürzeren Einträgen exemplifiziert wird. Es sind aber auch zwei umfangreichere Einträge darunter (320v: Jelängerjelieber; 321v: Nägeleinblume); beim Eintrag zum Jelängerjelieber, das nur in Be3 in der Überlieferung erhalten geblieben ist, sind noch Spuren der Verbindung von Blumenallegorese mit Farbsymbolik sowie Versifizierungstendenzen zu beobachten. Die Abfolge, die in der ersten Hälfte noch deutlicher einer botanischen Ordnung (Betonung der Bäume) verpflichtet ist, wird im Verlauf beliebiger und reichert sich immer stärker mit anderen Gewächsen, vor allem mit Blumen, an. Es fällt aber auf, dass darin bestimm-

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te, botanisch nicht eindeutig identifizierbare Blumen nicht mehr aufgenommen werden. Der Schluss ist daher im Gegensatz zu den anderen Langfassungen auch offen und wird nicht dadurch beeinträchtigt, dass zwei Pflanzenkapitel erst später nachgetragen werden (327v: Wohlgemut; 328r: Nesselblätter). Bei der Auslegung werden alle Varianten der allegorischen Bezüge berücksichtigt, besondere Akzentuierung der Farben und Namen entsprechend dem großen Anteil an Blumen in dieser späten Redaktion. Da inhaltlich keine signifikanten Abweichungen zu den anderen Langfassungen bestehen, werden ausschließlich die hier exklusiv aufgenommenen Pflanzen ausgelegt, die anderen Kapitel nur in ihrer Reihenfolge benannt (in runden Klammern die Referenzen zu den Einträgen der Kurzfassung Z75a in Kleinbuchstaben und zu jenen der Langfassung I Z75b in arabischen Ziffern; in eckigen Klammern die Referenzen zu jenen der Langfassung II Z75c): 1. (a.) Eichenblätter; 2. (b.) Espen; 3. (c.) Birken; 4. (d.) Maßholderlaub; 5. (h) Maulbeerbaum; 6. (n.) Stechpalmenblätter; 7. (p.) Schlehdorn; 8. (o.) Wachholder; 9. (4.) Holder; 10. (r.) Efeu; 11. (s.) Borretsch; 12. (e.) Kastanienlaub; 13. (g.) Weiden; 14. (9.) Wildheide; 15. (k.) Weinreben; 16. (7.) Rosen; 17. (q.) Hagedorn; 18. [20.] Maiblumen; 19. (f.) Tannenbäume; 20. (i.) Buchen; 21. [23.] Heiderosen; 22. (6.) Hopfen; 23. [7.] Brunnenkresse; 24. [14.] Mandelbaum; 25. [27.] Kletten; 26. Binsen – Ausdauernder und gutwilliger Dienst mit Langzeitwirkung (317v); 27. [13.] Mandelblüte; 28. [30.] Disteln mit den Blumen; 29. [34.] Immergrün; 30. Himbeere – Abwarten und Vorsicht im Umgang mit arglistigen Menschen (318v);

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31. [9.] Reife Erbsen; 32. [12.] Kornblumen; 33. [3.] Feigenbaum; 34. [33.] Veilchen; 35. (j.) Linden; 36. (u.) Wegwarten; 37. (5.) Farn; 38. (10.) Vergissmeinnicht; 39. Jelängerjelieber – Bitterkeit und Schmerzen des Leides verwandeln sich auf die Dauer in Süße, Freude und Wollust (320v: das blumlein ist braun vnd bedeut verschwign | darumb soll der kernn Jnn dem blumlein gell sein | das bedeut gewertt | was er Inn rechter liebe begertt); 40. Eschenlaub – Steter Dienst ohne Erfolg gleicht Weinfässern mit Eschenreifen. Der Wein fließt heraus, obwohl das Fass ganz bleibt (321r); 41. (t.) Winden; 42. [16.] Gelber Rittersporn; 43. [35.] Nägeleinblume; 44. (m.) Eiben; 45. [15.] Blauer Rittersporn; 46. Flachs – Bei manchen Vorhaben ist der Weg von den Gedanken zu Wort und Tat weit (322v). Nachtrag (327v–328r): 47. [25.] Wohlgemut; 48. (8.) Nesselblätter. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Auslegung der Blumen und Blätter‹.

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Z75e Pflanzenallegorese E

Z75e Pflanzenallegorese E Verschollene Langfassung IV der Pflanzenallegorese in Prosa (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung letztes Viertel 15. Jh. / erstes Drittel 16. Jh.

Literatur: Geuther 1899, 35; Brodführer 1914, 65–67; Brandis 1968, 12; Rheinheimer 1975, 269; Oppitz 1993, 192f.

Überlieferung: *Wg 239v–244v; Prosa

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der verschollenen rheinfränkischen Hs. *Wg. Der Text steht hier zwischen einer Anleitung zur Schlehweinherstellung (vgl. Schlehdorn als Nr. 10 in der ›Pflanzenallegorese‹) und B335. Die Zusammensetzung und die Abfolge des Pflanzenkataloges lässt sich nach Brodführer 1914, 65–67 rekonstruieren. Er weist weitgehende Ähnlichkeiten mit den übrigen Fassungen auf. So werden aus der ersten Quelle (Kurzfassung Z75a) 13 Pflanzen (a., e., f., g., l., m., n., o., p., k., s., t., u.) und aus der zweiten, auch von Z75b (Be20) genutzten Quelle vier Pflanzen (4., 5., 8., 10.) übernommen und in der Reihenfolge vermischt. Der Zusatzbestand (17. und 19.) verbindet Z75e mit den anderen Langfassungen Z75c und Z75d. Die einzelnen Abschnitte des Pflanzenkatalogs sind mit den Pflanzennamen überschrieben. Das von Brodführer 1914, 65, 67 verzeichnete Incipit (Eiche) und Explicit (Veilchen) lässt inhaltlich und in den Schlüsselbegriffen Übereinstimmung mit allen anderen Langfassungen erkennen. Überschrift: – Inha lt: Die Komposition des Pflanzenkatalogs ist systematisch. Nach Bäumen und großen Sträuchern (Nr.  1.–11.) folgen kleine Pflanzen mit Blättern (12.–15.) und Blumen (16.–19.). Die einzelnen Einträge bieten folgenden Inhalt (in Klammern die Referenzen zu den Einträgen der Kurzfassung Z75a in Kleinbuchstaben und zu jenen der Langfassung Z75b in arabischen Ziffern): 1. (a.) Eichenlaub; 2. (e.) Kastanienlaub; 3. (f.) Tannenholz; 4. (g.) Weiden; 5. (l.) Haselholz; 6. (m.) Eibenlaub; 7. (n.) Stechpalmenblätter;

Z76 Lehren des Virgilius

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8. (4.) Holder; 9. (o.) Wachholder; 10. (p.) (Schlehdorn); 11. (k.) Rebenholz; 12. (s.) Borretschblumen (burneß blumen); 13. (5.) Farn ( federn); 14. (t.) Windenblätter; 15. (8.) Nesselblätter; 16. (u.) Wegweiseblumen; 17. Nägeleinblume; 18. (10.) Vergissmeinnicht; 19. Veilchenblumen. Sonstiges: Alternativer Titel: ›Bedeutung der Blumen und Blätter‹.

Z76 Lehren des Virgilius Monologische Tugendlehre für Frauen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1476 Überlieferung: Hb2 29v–30v; 66 V.

Edition: Staphorst 1731, 228f.; Schröder, C. 1869, 3–5; Langbroek/Roeleveld 2001, 114f. Literatur: Schröder, C. 1869, 2f.; Krobisch 1997, 71f.; Langbroek 2004; Langbroek 2006, 231

Beschreibung der Überlieferung: Der Text schließt ohne Markierung an den Eintrag von B389 an (›Allianz‹), und nach ihm folgt wiederum ohne Markierung B277. Aufgrund der im Textumfang klar konturierten Parallelüberlieferung der beiden anderen Minnereden, aber auch aufgrund inhaltlicher und rhetorischer Eigenheiten (Einleitungs- und Schlussformeln, konsequente Anrede ›du‹ statt höfisches ›ihr‹ in B389 und ›wir / uns‹ in B277, vorherrschende Bezeichnung frowe statt vorherrschendes juncfrowe in B389 und wif in B277; vgl. dazu ausführlich Langbroek 2004, bes. 69, 72) kann der Text jedoch als wohl ursprünglich eigenständig abgegrenzt werden. Er ist – nach den Reimen zu urteilen – mittelniederdeutschen Ursprungs (vgl. Langbroek 2004, 71). Überschrift: –

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Z76 Lehren des Virgilius

Inha lt: (Verszählung nach der Ausgabe von Langbroek/Roeleveld 2001) · A Lehren des Virgilius (1–43): Nach einer einleitenden Autoritätenberufung (1f.: Virgilius secht in sinen dichten | Van vromen frowen de wil ick dij berichten) werden drei Eigenschaften tugendhafter Damen mit erklärenden Auslegungen genannt, markiert jeweils durch Hörerapostrophen (3: Wultu se rechte vorstan; 15: Wultu dat rechte vostan; 29: Wultu my rechte vorstan). Eine Dame sollte erstens das Herz einer Turteltaube haben, da die Taube in Demut (5: othnodicheit) lebe. Zudem sollten die Damen Keuschheit, Freigebigkeit und Güte zeigen, anderenfalls schade das ihrem Ansehen. Zweitens solle eine Dame barfuß gehen, da sie dann bei keinem Wetter in Gefahr sei, in Bezug auf ihre Tugenden auszugleiten. Nach einem hyperbolischen Lob von Kusch milde othmodicheit (19) wird der dritte Punkt genannt: Die Damen sollten Hasenohren haben, da der Hase besonders gut hören könne und eine höfische Dame ebenso aufmerksam auf ehrverletzendes Gerede achten, es aber zugleich ignorieren solle (35: Dat schal se horen vnde horen nicht). Halte sich die Dame an diese Tugenden, könne niemand etwas Schlechtes über sie sagen; tue sie dies nicht, dann sei sie verachtenswert wie ein altes Schwert. B Preis der Güte (44–66): Die höfische Haltung, auf der Basis guder lere (45) nach dem Guten zu streben, wird als de erste grath (46) einer Tugend-Stufenlehre bezeichnet. Neben gutem Benehmen wird vor allem die weibliche Güte als Quell der Freude und Signum der tugendhaften Dame gelobt. Seien ihre Worte zudem sparsam und ohne Boshaftigkeit, so solle sie den Kranz der Tugenden tragen. Die Lehre schließt mit einer Sentenz: Vrowen gute ane tzil | Ghifft deme herten froude vil (65f.). Para l lelen: Die Angliederung an B389 könnte aufgrund vermeintlicher Parallelität hinsichtlich der rudimentären Stufenlehre (vgl. V. 46) sowie der Nennung eines krans (60 und 63; hier allerdings in der Bedeutung ›Kranz‹ und nicht ›Kranich‹!) erfolgt sein.

Z77 Das Clärlein

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Z77 Das Clärlein Zu einem Kalendergedicht umgearbeitetes Lehrgespräch zwischen Mutter und Tochter mit negativer Minnelehre (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Hans Erhart Tüsch (?) Datierung: früheste Überlieferung 1482 Überlieferung: str1 1r; 224 V.

Edition: Kully 1978, 143–150; Schanze 1994, 69 (Abb.) Literatur: Kully 1978; Simon 1988, 49–59; Schanze 1994, 68–70; Schanze 2VL 9 (1995), 1177f.

Beschreibung der Überlieferung: Der Text ist als unfirmierter Straßburger Einblattdruck überliefert. Der einspaltigen Einleitung folgen in drei Spalten zwölf Abschnitte zu jeweils 16 Versen. Lediglich der letzte Abschnitt ist fast doppelt so lang. Daher ist zu vermuten, dass der Kalendertext ursprünglich für ein Jahr mit dreizehn Neumonden konzipiert war und für das Jahr 1482 (mit zwölf Neumonden) nur adaptiert wurde, wobei die Schlussabschnitte (unter Ausfall eines Verspaares) verbunden wurden. Die Initialen der Abschnitte ergeben das Akrostichon IOIAKNESDFSC, das ggf. als Autornennung Tüschs (›Iohannes Dvsch‹) aufzulösen wäre (vgl. Kully 1978, 142). Seine Verderbtheit wäre darauf zurückzuführen, dass der Autor Tüsch nicht direkt an der Produktion des Blattes beteiligt war. Überschrift: – Inha lt: A Prolog (1–18): Der Sprecher betont, dass er die torheit (1) seines Dichtens gerne aufgäbe, aber auf vielfache Bitte weitermacht. Er gibt die Jahresangabe 1482 (6) und den zugehörigen Sonntagsbuchstaben F (8). Das Thema der Unterweisung einer Tochter durch ihre Mutter habe er In die XII schyn gesetzt (13), d.h. auf die zwölf Kalenderabschnitte verteilt, die den Neumonden des Jahres gewidmet sind. Von Weihnachten bis zum Sonntag vor Beginn der Fastenzeit seien es sieben Wochen und fünf Tage, die ›Goldene Zahl‹ sei die Eins. B Lehrgespräch (19–224): Es folgt das Gespräch zwischen Mutter und Tochter, typographisch in zwölf Abschnitte getrennt. In jeden der Abschnitte sind Angaben zum Zeitpunkt des Neumondes eingefügt, die teilweise zugleich als Terminangaben für die zuvor eingebrachten Warnungen, Ermahnungen, Aufträge und Prognosen dienen. Die Mutter spricht die Tochter als liebes clerlin (19) an. Sie fragt sie, ob ihr nicht schon Schamhaare wüchsen. Weiterhin möchte sie der Tochter aufreizende Kleider verschaffen, die ihre Brüste zur Geltung bringen könnten (27–29: zum ersten Neumond am 19.1.). Sie selbst sei zu alt und hässlich, um das Interesse von Männern auf

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Z77 Das Clärlein

sich zu ziehen.iDie Tochter bestätigt, Veränderungen an sich bemerkt zu haben. Sie bittet die Mutter, ihr zu helfen, einen tüchtigen jungen Mann zu heiraten (47f.: zum zweiten Neumond am 7.2.), da sie gut spinnen könne und tüchtig sei. i Die Mutter rät ihr ab: Priester und Laien würden ihr ihre Jungfräulichkeit gut belohnen. Eine Heirat dagegen würden viele Frauen bereuen (dritter Neumond am 19.3.). Sie habe nie geheiratet und ihre 13 Kinder jeweils dem angehängt, der am besten gezahlt habe. Sie habe sich nur mit vermögenden Männern eingelassen, einem, der ›auf Kredit‹ mit ihr schlafen wollte, habe sie gleich abgesagt (vierter Neumond am 18.4.). Die Tochter solle statt auf Aussehen des Mannes auf seinen Nutzen achten. Ihr sei immer der Reichste der Liebste gewesen, dem sie sein Geld gestohlen und abgeschmeichelt habe (fünfter Neumond am 17.5.). Sie habe sich auch immer um zum Betrug nützliches Wissen bemüht. Sie müsse selbst lachen, wenn sie daran denke, wie sie die Männer getäuscht habe, die sich exklusiv geliebt wähnten. Erneuen (wie der sechste Neumond am 16.6.), d.h. bei ihr bleiben und auf Gegenliebe hoffen, könne nur der Mann, der ihr sein Geld gebe. Die Tochter solle auch fleißig zur Kirche gehen, da das (am siebten Neumond am 15.7.) ihr Ansehen steigern werde – und viele Männer nicht aus Frömmigkeit, sondern aus Schaulust zur Kirche kämen. So solle sie sich mit auffälliger, aber nicht unzüchtiger Kleidung herausputzen (achter Neumond am 14.8.). Sie würde dann, als gute Kupplerin, mit ihr herumlaufen und so tun, als verkauften sie Nüsse. Springe ein reicher Verehrer an, solle sie seine Aufmerksamkeit anstacheln und ihn nach Hause locken (neunter Neumond am 14.9.). Sie wolle Essen und Wein besorgen und dazu lange außer Haus gehen (zehnter Neumond am 12.10.), während die Tochter den Verehrer umschmeicheln (elfter Neumond am 11.11.) und um sein Geld erleichtern solle (Redensart 194: fure jn vber one schiff ) – dies mit Hilfe von Küssen, lockerer Kleidung, Berührungen. Sie dürfe sich aber nie ohne Gegenleistung hingeben, solle erst einmal einen hohen Preis verlangen und nur, wenn es notwendig sei, wie ein Fischer den Preis reduzieren (zwölfter Neumond am 10.12.). Wenn sie später körperlich verwelke und keinen Ehemann habe, dann solle sie sich aber nicht zu teuer prostituieren (218: Nym zymlich gelt vmb firnen byr). i Die Tochter antwortet knapp (221–224): Man solle diejenigen ertränken, die die Kinder zum Laster verführen wollten. Sie wolle eher sterben, als auf diese Weise ihr Brot verdienen. Para l lelen: Als Vorlage für den Text hat B351 gedient, aus dem die Grundidee und auch eine Reihe einzelner Motive und Formulierungen entlehnt sind (vgl. die Angabe von Parallelstellen im Apparat bei Kully 1978, 143–150; einzelne Wortvarianzen legen nahe, dass die Vorlage den Fassungen der Hss. Pr2 bzw. We1 nahestand). Allerdings bleibt im vorliegenden Text – anders als in B351 – die Tochter moralisch standhaft.

Z78 Grobianische Werbungslehre

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Z78 Grobianische Werbungslehre Parodistische Werbungslehre mit obszönen Ratschlägen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : Jorgen N (V. 29)

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: Schmidtke 1981a, 23; Schulz-Grobert 1993, 90f.

Überlieferung: Be12 46r–46v; 30 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be12, vor der konventionellen Werbungslehre Z79 und der Sinnspruchsammlung Z83. Überschrift: – Inha lt: Der Sprecher richtet seine Werbungslehre an einen Gesell (1), dem er rät, er solle bei der Frau, auf die er mut, syn und hertz (2) richte, zuerst auf die Kerbe im Hintern achten. Dann gibt er konkrete Hinweise zum Umgang mit der Umworbenen, wobei das Formelinventar der hohen Minne mit obszönen Wendungen kombiniert wird: Er solle ihr mit geistreicher Unterhaltung zucht vnd er (5) erweisen, damit sie vor ihm ihren Arsch zerreiße. Bei einer Begegnung solle er darauf achten, ob sie ein Auge auf ihn geworfen habe (Zitat der Gedanken der Frau 12: Ach solt der mich hein nacht ein mal oder iii wol minnen), und sie anderntags höfisch grüßen (15: Seyt gegrust fraw zarte ob allnn weybnn). Reiche sie ihm dann die Hand, so solle er ihr seinen erigierten Penis hineinlegen und fragen, ob er ihr gefalle, verbunden mit einer drohenden Aufforderung, ihm zu Willen zu sein (19: Sprich fraw gefelt er euch ich muß mynnen oder ich wirff euch ein stein an kopff ) und einem Verweis auf Adel und Macht des Penis (24: Es ist mein her vnnd lydr nit der knecht). Auf diese Werbung werde die Frau ihn in ihr Haus einlassen, und dann solle er sich männlich-standhaft erzeigen. Den Abschluss bildet eine Verfassernennung (und eine Angabe zum Schreibprozess?): Das Stück sei von Jorgen N mit dem zerß gescribnn wordnn (29), an den man sich im Hurenstand überall gern erinnere. Para l lelen: Der Text ist ein obszönes Komplement zu Z83. Schulz-Grobert 1993, 90f., weist auf inhaltliche Ähnlichkeiten zu den in derselben Hs. überlieferten parodistischen Liebesbriefen B148 (Textanfang) und B150 (sprechender Autorname) hin.

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Z79 Höfische Werbungslehre

Z79 Höfische Werbungslehre Konventionelle Werbungslehre mit konkreten Handlungsanweisungen (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: Überlieferung um 1500

Literatur: –

Überlieferung: Be12 46v–47r; 22 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der Sammelhs. Be12, nach der obszönen Werbungslehre Z78 und vor der Sinnspruchsammlung Z83. Nicht vom Text abgesetzt ist die ungereimte Überschrift. Überschrift: Wie man myn pulen vnd vmb die lieb werbnn sol | Merck auff hertze tu vleiß vnd piß wol gemutt Inha lt: Der Sprecher rät dem Rezipienten dazu, mit mehrfachen kontrollierten Blicken vber die seyttnn (2) die Aufmerksamkeit der Frau zu erregen. Bei weiteren Begegnungen solle er ihre Neugierde durch Nichtbeachtung anstacheln (Zitat der Gedanken der Frau 6: So gedenckt sy ir dw hast mich schon tzwir gepetnn). Weiterhin solle er sie durch einen höfischen Gruß (7: got gruß euch fraw vonn hochsten artt) gewogen machen, sodass sie ebenfalls grüße. Danach solle er über Nebensächlichkeiten plaudern (Sprichwort, 11: prich ein vrsach von einem zaun), z.B. über die Farbe ihrer Kleidung. Er solle, wenn sie es zulasse, ihre Hand ergreifen, sie mehrfach zart drücken und ihr in die Augen sehen. Verhalte er sich weiter gesittet, so werde sie ihm ihre Liebe schenken. Der Sprecher schließt mit der Ankündigung weiterer Lehren zu einem späteren Zeitpunkt. Para l lelen: Der Text bildet ein konventionelles Komplement zu Z78.

Z80 Lehren an einen Jüngling

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Z80 Lehren an einen Jüngling Negative Minnelehre, die der Sprecher von einer schönen Dame erhält; in Strophen Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Rheinheimer 1975, 167–175 l)

Datierung: Überlieferung 1. Hälfte 16. Jh.

Literatur: Rheinheimer 1975, 117–119, 216, 244; Rheinheimer 2VL 5 (1985), 675; Dietl 1997, 9, 12 Anm. 53

Überlieferung: Be6 5r–9r; 28 Str. (222 V.)

Beschreibung der Überlieferung: Gemeinsam mit Z43 unikal überliefert in dem Hs.-Fragment Be6. Der Beginn jeder Strophe (Reimschema: ababcdcd, mit Refrain) ist mit einer verschnörkelten Initiale markiert. Fünf Verse (122–124, 132f.) sind von Hand mit Tinte unterstrichen. Nach 36 und 212 fehlt je eine Verszeile. – Unterschrift: Finis. Überschrift: – Inha lt: A Spaziergangseinleitung (Str.  1; V.  1–8): Die Vertrautheit des Verfassers mit den gattungstypischen Motiven, Strukturen und Formeln zeigt die anspielungsreiche Einleitung dieser ›verkehrten‹ Minnelehre. So begibt sich ein Sprecher an einem schönen Maienmorgen, an dem aventure[n] (3) in der Luft liegt, auf einen Spaziergang. Er hört den Vogelgesang, daneben aber noch mancherlei andere Gesänge (?). Er erklärt, dass er sich von diesen wegen der Klaffer (6: melden) fernhalten müsse. Er wolle davon aber kein großes Aufheben machen. – Der diese und auch die weiteren Strophen als achter Vers schließende rätselhafte Refrain (8: Das heischt, myt gueden frunden lyden) wird bisweilen leicht variiert. B Begegnung mit einer schönen Frau (Str.  2–5; V.  9–34): Der Sprecher gelangt an einen nicht näher beschriebenen Ort. Von Zweifeln bedrängt, begegnet er dort einer wunderschönen Dame (12f.: Rot-Weiß-Kontrast von Mund und Hals). Er wagt es dem Publikum gegenüber nicht, ihren Namen zu nennen. Dagegen erwähnt er sofort sein trauervolles Herz und spielt mit einer rätselhaften Redensart auf seinen Kummer an (19f.: Wer kurtzer wylen hait gespilt, | der weyß ouch das lang verkeirt waell). Die Dame fragt nicht genauer nach, weiß aber sofort, worum es geht. Sie verspricht, dass sie mit ihrer ›Kunst‹ an ihm nicht sparen und ihn lehren wolle, mit guten Freunden zu leiden. Darauf lässt sich der Sprecher gerne ein. Er nimmt aber schon aus eigenem Vorwissen vorweg, dass ihre Lehre aus Mistruwe, zwyffel, loesen radt (33) bestehe. C Negative Minne- und Tugendlehre (Str. 5–27; V. 35–214): Die Dame gibt unverhüllt zu, dass die Minne kein Sakrament sei. Man treibe sie vielmehr aus Scherz und Ernst. Und wer sein Herz mit Treue an sie wende, den bestelle sie zu Gauchßberg

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Z81 Rat einer reinen Jungfrau

(91; etwa: ›Narrenberg‹). Eher unsystematisch und mit einigen Wiederholungen geht die Dame konventionelle Themen der Minneredentradition durch: Minnejagd (Str.  6); Verschwiegenheit (Str.  7); Klaffer (Str.  8); Wankelmut und huote (Str.  9); etymologische Zusammengehörigkeit von Frau und Freude, Frau als ›Freudenbringerin‹ (Str. 10); Minnedienst (Str. 11); Exempelfiguren Kriemhild (Str. 15; mit Bezug auf den ›Rosengarten zu Worms‹) und Isolde (Str. 16); Treue und Wankelmut (Str. 16, 17, 18); Beständigkeit (Str. 20, 26); Brunnen der Minne (Str. 22); Symbolik von Kränzen, Bäumen (Str.  23: Eichen, Buchen, Birken, Weiden) und Farben (Str. 24; keine gestreifte Kleidung tragen); Wankelmut (Str. 25, 26); Weitergabe des Minnediskurses (Str.  27) usw. – Sie verkehrt diese Elemente der höfischen Minne ironisch in Alltagsweisheiten und Redensarten. So wird z. B. die Rolle der Frau als ›Freudenbringerin‹ ganz praktisch für den häuslichen Bereich umgemünzt: das man bewylen aen wydderstryden | eyn sueffgen uff dem offen laeß kochen (77f.). Zur Vermeidung von ›Minnekrankheit‹ wird geraten: Die leiffde gedeilt in alle gelydder, | doet sy dem hertzen niet so wee (122f.); Man sall dem fuer die brent verrucken; zo heiß geloet sall man vermyden (132f.). Oder im Hinblick auf die angebliche Unbeständigkeit der Frauen wird den Männern empfohlen: dairomb versorg by den zieden | glich, abe sy van dir scheiden wuld (141f.). Wenn die Dame unehrlich sei in ihrer Rede, solle man ihr das mit gleicher Münze heimzahlen: So wyrt konst mit konst bedrogen (198). Auch eine Quellenberufung findet sich: Der wyeß ertzelt ys niet vur boßheit (128). D Pointe (Str. 28; 215–222): Der Sprecher dankt der Dame für ihre Belehrung, ›verkehrt‹ aber diese in Gedanken sofort wieder in ihr Gegenteil. Er will nämlich mit ihren Ratschlägen die Minne bekämpfen, wenn ihn ihr Speer verwunden sollte. Er fügt aber noch hinzu, dass seine Natur der Minne Widerstand leiste. – In Abwandlung des Refrains (222: Wer es sust doit, das mach ich lyden) erklärt er abschließend, es aushalten zu können, wenn es (?) ein anderer täte.

Z81 Rat einer reinen Jungfrau Minneklage mit anschließender dialogischer Minnelehre und Klafferschelte Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: unediert

Datierung: früheste Überlieferung um 1590

Literatur: Brandis 1983, 20

Überlieferung: Be2 21r–23r; 217 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert in der späten Minneredensammlung Be2. Anfang und Schluss des Textes sind nicht gekennzeichnet, er setzt ansatzlos nach dem Ende von B361 in der

Z81 Rat einer reinen Jungfrau

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zweiten Halbzeile ein und geht in die Aufzeichnung von B42 über (›Allianz‹). Die Verse sind nicht abgesetzt, jedoch durch Kommata markiert. Die Zeilen der Hs. sind in der Regel mit zwei, an einigen Stellen aber auch mit drei Versen gefüllt. Der Text ist stellenweise unverständlich und scheint in schlechter Qualität überliefert. Überschrift: – Inha lt: A Minneklage (1–37): Der Sprecher ist wegen seines Liebeskummers schlaflos und niedergeschlagen, fühlt sich verlassen und vom Glück gemieden und sorgt sich, den Verstand zu verlieren. Seine Reflexion darüber lässt ihn verstummen. Vorher hört ihn jedoch eine edle Jungfrau, die ihn anspricht. B Gespräch (38–217): Die Jungfrau erkennt seine existenzielle Gefährdung, hat Mitleid und bietet ihren Rat an.iDer Sprecher reagiert zurückhaltend: Er wisse nicht, wie er darüber reden solle, und sei auch verwundert über sein Leid.iDie Jungfrau ermutigt ihn, der Geliebten sein Leid zu klagen, da viele Männer dann Lohn erhielten. Andernfalls solle er sich ein neues, leichter erreichbares Ziel setzen. Sie schilt Männer als einfältig, die sich von einer Dame betören lassen, dann aber ihre Chancenlosigkeit nicht erkennen: Man müsse sich angesichts der Macht der Minne mäßigen und einen Teil seiner Hoffnungen aufgeben.iDer Sprecher vergleicht sich mit einem hungrigen Wolfswelpen, der sich aus Angst vor bissigen Hunden nicht traut, einen Ton von sich zu geben. Er betont, dass sein Herz ihn in Schmerz und Freudlosigkeit und in den Tod aus Liebesleid treibe. Erlöst würde er, wenn die Geliebte zu ihm sprechen und seine Bitten erfüllen würde (Schachmetaphorik 138f.: und zug mir ein venden | von meinem herzen). Nach einem hyperbolischen Preis der Geliebten wiederholt er seinen Wunsch nach einer Begegnung: Er wolle sie dann um Erhörung bitten und ihr versichern, auf ewig ihr Gefangener zu sein – so hofft er, sein Glück zurückzuerobern.iDie Jungfrau antwortet mit einer allgemein gehaltenen Lehre an die minnesuchenden Jungen Knaben (164): Sie sollten sich ernsthaft darum bemühen, das Wesen der Minne zu erkennen. Sie verdammt mangelnde Verschwiegenheit und ermahnt die Männer, mit den Damen nicht nur Scherze zu treiben und ihre Ehre in Verruf zu bringen. Denn solches Verhalten bringe auch die Männer selbst in höfischem Kontext in Misskredit (186f.: wen er gar werschmacht ist | wo man singt ader list). Sie wünsche denjenigen Leid, die schlecht über Damen reden oder die unabsichtlich etwas in die Welt setzen würden, da an diesen Menschen keine Loyalität und überhaupt nichts Gutes zu finden sei. Der abschließende Segenswunsch (216f.: Gott sy dauon went | das nit hat die redt ein Endt) ist entweder korrumpiert (z.B. 217 ursprünglich damit statt das nit), oder hat eine poetologische Aussage: Gott solle die frauen schenter (214) von ihrem Tun abbringen, damit die Rede (von der Minne?) fortgesetzt werden könne. Sonstiges: Brandis 1983 identifiziert den Text aufgrund der vage übereinstimmenden Anfangszeile fälschlicherweise als Überlieferungszeugen von B421.

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Z82 Spruchgedicht

Z82 Spruchgedicht Offenbar ungeordnete Reihe nicht aufeinander bezogener kurzer Versgruppen mit Minnethematik (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Lassberg 1825, 493f. Nr. 238

Datierung: Überlieferung um 1433

Literatur: –

Überlieferung: Ka3 241rb–241vb; 62 V. Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert im Rahmen von Minnereden und Sprüchen in der Sammelhs. Ka3. Überschrift: – Inha lt: Der Text besteht aus überwiegend unverbunden aufeinander folgenden Teilen, die sich hauptsächlich mit verschiedenen Aspekten der Liebe auseinandersetzen: 1. Minnedienst: Ein männlicher Sprecher erkennt, dass alles mühsam erworben werden müsse und versichert seiner Geliebten seinen Dienst und seine Leidensbereitschaft (1–6). 2. Sehnsuchtsklage eines Mannes, der sich gerne auf die Minne einlassen würde, aber keine Geliebte hat. Könnte er durch irgendjemand aufrichtige Liebe erfahren, müsste er niemals wieder klagen (7–22). 3. Derb-vulgäre Kritik an Juden, Prostituierten und Klerikern / Weisen, die viele Menschen zum Narren hielten (23–36). 4. Scherzhafte Minneklage eines Mannes, der den Zorn seiner Minnedame so fürchtet wie der Löwe den Angriff des Hundes (38: Alsam der leo dez hundez slag). Er fragt sich, ob die Minne ein Scherz oder eine ernsthafte Angelegenheit sei (37–40). 5. Hilfe und Gebot der Frau Minne an den Liebenden: Frau Minne sendet ihrem liebsten Diener eine Botschaft und einen Brief (44). Dieser solle den Brief innerhalb von acht Tagen seiner Minneherrin schicken, deretwegen er klagen müsse (41–48). 6. Eine Sprecherin beteuert, sich durch den Anblick ihres Herrn beruhigt zu fühlen und beständig bleiben zu wollen (49–52). 7. Minneklage eines Mannes: Die rechte Minne zerbreche ihm Herz und Verstand. Er wünsche sich, Venus gewinnen zu können. Vor der Welt zeige er sich hoffnungsfroh, im Verborgenen müsse er jedoch qualvolles Leid ertragen, das die Minnedame abwenden könnte, wenn sie nur wollte. Er sei zur Beständigkeit bereit, wenn diese auf Gegenseitigkeit stieße (53–62).

Z83 Sinnsprüche über die Liebe

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Para l lelen: Typologische Ähnlichkeiten bestehen zu den ebenfalls in Ka3 überlieferten Spruchreihen B305, B73 und B74 sowie zu B304, B423 und Z84.

Z83 Sinnsprüche über die Liebe Zusammenstellung von Sinnsprüchen und Formeln zu verschiedenen Aspekten der Liebe (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung um 1500

Edition: Schulz-Grobert 1993, 179 (Teiledition Spruch 4) Literatur: Schulz-Grobert 1993, 179

Überlieferung: Be12 47va–47vb; 30 V. Beschreibung der Überlieferung: Überliefert in der Sammelhs. Be12, nach den parodistischen Texten Z78 und Z79 und vor einer Reihe von Liebesliedern. Die Verse sind zweispaltig notiert, insgesamt sind neun Einheiten (Sprüche) abzugrenzen, die durch Leerzeilen und nachträglich eingefügte Striche deutlich getrennt sind. Dabei folgen jeweils einem Verspaar je zwei Sprüche mit vier Versen. Überschrift: – Inha lt: Die Sinnsprüche scheinen inhaltlich in keinem größeren Zusammenhang zu stehen. Themen sind: Verwünschung falscher Liebe (Spruch 1); Zeit- und Treueklage mit Erwähnung des Judaskusses (2); Vereinigungswunsch (3); Klage über unerwiderte Liebe (4); Trennung, Liebe und Leid (5); Schweigen (6; ggf. sprichwörtlich: Schweygen vnd gedenken | lygd auff hoen pencken); Beständigkeit und Diskretion (7); Verdammung bzw. anzügliche Affirmation käuflicher Liebe (8); Benennung unterschiedlicher sexueller (?) Wünsche von Männern und Frauen (9). Para l lelen: Spruch 4 steht als Zwischeneintrag auch in der Hs. Be3 364r.

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Z84 Zutphener Minnesprüche

Z84 Zutphener Minnesprüche Locker aneinandergereihte, eigenständige lehrhafte Sprüche zu Minne- und Lebensweisheiten (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt Datierung: Überlieferung 1537 Überlieferung: We2 49v–52v; 132 V.

Edition: Hoffmann von Fallersleben 1854, 129–132 Nr. 3–34; Lievens 1963, 196f.; Leloux 1985, 186–193 Nr. 9–44 Literatur: Leloux 1985, 32, 44

Beschreibung der Überlieferung: Unikal überliefert als Nachtrag auf den letzten Blättern der niederländischen Liederhs. We2. Die insgesamt 35 Sprüche folgen unmittelbar auf Z31. Überschrift: – Inha lt: (Zählung der Sprüche nach Leloux 1985) 9. Ermahnung zur Verschwiegenheit (ohne explizite Minnebezogenheit, durch den Kontext ist die Deutung auf die tougen minne naheliegend): Nicht das Schweigen, sondern die Worte stiften Leid; 10. Das Ich will seine Hoffnung und Beständigkeit nicht aufgeben (Sprichwort 10,2 ›Was nicht ist, kann noch werden‹), weil die Liebe lediglich in Ehren gedeihen könne; 11. Wunsch, das Scheiden möge sich für immer abwenden lassen; 12. Ermahnung an eine Dame, sich dem um ihretwillen Leidenden anzunehmen; 13. Dienstversicherung (13,2: stedig sonder scheiden); 14. Knappe Klage mit Jagdmetaphorik; 15. Suche nach Trost in der freien Natur (15,1: Op wilder heide) nach dem Verlust der Freude; 16. An einen freuontt gerichteter lehrhafter Spruch über Beständigkeit und Maße; 17. Beteuerung der eigenen Leidensbereitschaft und Hoffnung auf Lohn; 18. Warnung an ein edles Herz, sich von den Jägern nicht fangen zu lassen; 19. Gegenüberstellung von nach außen gezeigter Freundlichkeit und verborgenem Leid / Hass (?); 20. Tugendklage über die Verbreitung der Untreue in der Welt: Die Treue als Voraussetzung für die rechte Liebe sei ein seltener Gast; 21. Lehre über die Freude: Man solle das Bekannte / Erfahrene verschweigen und seinen Besitz bewahren; 22. Klafferschelte mit Bezug auf Disteln und Dornen; 23. Segenswunsch für die Geliebte;

Z85 Frauenpreis und Frauentadel

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24. Lehrhaftes Rätsel mit Obstbaum-Bildlichkeit (?); 25. Gott allein kenne das Heil des Sprechers (?); 26. Klage über das Gerede der Neider; 27. Durch Vergleiche mit Vogeleigenschaften (Schwan, Hahn, Nachtigall) illustrierte Qualitäten, die ein Mann bei der Werbung um Frauen erfolgreich machen (?); 28. In direkter Anrede an die Geliebte formulierte Bitte um Erhörung; 29. Ein schlechtes Pferd, eine alte, stinkende Frau und ein Haus ohne Dach machen einem Mann das Leben unangenehm; 30. Spruch mit gesellschaftskritischer Thematik; 31. Knappe Klage über Trennungsschmerz; 32. Tugendlehre über das verbeyden und die daraus entstehende Freude; 33. Wunsch des Sprechers nach einer rechten, in zwei Herzen eingeschlossenen Liebe; 34. Klage über unerwiderte Liebe; 35. Lehre: Man solle sein Leid verbergen; 36. Knappe Reflexion über die Entstehung und Entwicklung der Liebe (?); 37. Beteuerung eines unverdienten Glücks (?); 38. Rat, sich die erfahrene Treue zu bewahren. Dies sei auch die Absicht des Sprechers; 39. Sprichwortartige Nennung der Dinge, die einem Mann Verdruss bringen (?); 40. Sprichwortartige Lehre gegen das Leihen; 41. Scherzhafte Lehre über die Dinge (weißes Brot, geschmortes Geflügelfleisch, ein junges Liebespaar), die jemanden heilen können bzw. zum Glück gehören; 42. Sentenzhafte, bildhafte Lehre über verlorene Mühe; 43. Scherzhafter Spruch über die Bedeutung der Küsse in der Minne; 44. Knappe Klage über Leid in der Liebe und Meiden.

Z85 Frauenpreis und Frauentadel Sammlung von fünf Sprüchen über das richtige Verhalten von Frauen und des klugen Ehemanns (ohne narrativen Rahmen) Ve r f a s s e r : unbekannt

Edition: Seelmann 1885, 9f. (V. 197–226)

Datierung: Überlieferung Mitte 16. Jh.

Literatur: –

Überlieferung: lüb 4r; 30 V. Beschreibung der Überlieferung: Die fünf Sprüche sind überliefert im Rahmen der um 1548 in Lübeck (ggf. nach einer älteren Vorlage) gedruckten niederdeutschen Spruchsammlung ›Rimboe kelin‹ (lüb). Sie folgen aufeinander und sind jeweils durch eine kleine Absatzmarkierung

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Z85 Frauenpreis und Frauentadel

(Zeigehand; Alineazeichen) voneinander und von den vor und nach ihnen stehenden Sprüchen abgegrenzt. Innerhalb der textlichen Umgebung (Sprüche zum klugen Umgang mit Mitmenschen, allgemeine Tugendlehre) bilden sie eine klar durch die engere Thematik abgegrenzte Einheit. Überschrift: – Inha lt: (Verszählung nach der Ausgabe von Seelmann 1885) 1. (8 V.; Seelmann 1885 V. 197–204): Der Sprecher richtet seinen Rat an alle Ehemänner junger Frauen: Ein Ehemann solle seine Frau nicht unbewacht zum Maitanz lassen, da sie das Begehren vieler anderer Männer wecken könne. Er solle auch nicht zu viele Gäste ins Haus laden, weil auch Sittsamkeit schnell von Wankelmut befallen werde – dies könne man zu Genüge in der Welt beobachten. 2. (6 V.; Seelmann 1885 V. 205–210): Der Sprecher spricht den anständigen Frauen, die sich auf den Haushalt konzentrieren, Ehre zu. Er preist sie als sittsam und ›Krone des Ehemannes‹ – ihr Lob solle alles übertreffen. 3. (6 V.; Seelmann 1885 V. 211–216): Der Sprecher tadelt die Frau, die ungern bei ihrem Ehemann bleibt, von anderen gesehen werden und sich herausputzen will, das Haus meidet und vernachlässigt, und spricht ihr Ehre und Anstand ab. 4. (6 V.; Seelmann 1885 V. 217–222): Der Sprecher tadelt den Mann, der mehr als eine Frau haben will: Zu Recht ginge ihm dann die eigene Frau fremd. Wer ständig mit ihr streite, das eigene Haus meide und viele Gäste mitbringe, der könne genauso versuchen, auf eine Laus aufzupassen. 5. (4 V.; Seelmann 1885 V. 223–226): Sentenz: Frauen, die sich nachts auf der Straße herumtreiben, dabei mit dem Rosenkranz (voe fftinck) herumwedeln, viel tanzen und trinken, sind unzuverlässig und falsch (Redewendung 226: De laten den hundt gern hincken).

Jacob Klingner und Ludger Lieb Handbuch Minnereden Band 2

Jacob Klingner und Ludger Lieb

Handbuch Minnereden Band 2

Mit Beiträgen von Iulia-Emilia Dorobantœu, Stefan Matter, Martin Muschick, Melitta Rheinheimer und Clara Strijbosch

De Gruyter

ISBN 978-3-11-018332-0 e-ISBN 978-3-11-028083-8 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. 쑔 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 344, fol. 16r Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Band II Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Verzeichnis der Handschriften und Drucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Bildregister (Metaphern, Allegorien, Redensarten, Sprichwörter) . . . . . . . . . . 225 Sachregister (Sachen, Begriffe, Namen, Orte, Überlieferung) . . . . . . . . . . . . . . 263 Verfasser- und Titelregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353

Band I Repertorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung Das ›Handbuch Minnereden‹ ist ein neues Arbeitsinstrument zur Erforschung einer der bedeutendsten literarischen Gattungen des deutschen Spätmittelalters. Es soll Überblicke und Einblicke in die Gattung verschaffen, einen schnellen und fundierten Zugriff auf das Material ermöglichen und zugleich Anregung für die weitere Forschung geben. Das Handbuch bietet im ersten Band für jeden aufgenommenen Text neben grundlegenden Informationen zu Überlieferung, Umfang, Editionen und Erwähnungen in der Forschungsliteratur genaue Beschreibungen der Überlieferungsverhältnisse und eine ausführliche Inhaltsangabe. Die umfangreichen Register des zweiten Bands schließen sämtliche Einträge systematisch auf. Ein Handschriftenverzeichnis stellt zudem den Überlieferungskontext der Minnereden umfassend dar. Dabei zielt das Handbuch nicht nur auf die engeren Kreise der germanistischen Fachwissenschaft, sondern will seine Gegenstände möglichst für alle philologisch und kulturwissenschaftlich interessierten Benutzer öffnen. Das ›Handbuch Minnereden‹ geht auf ein Forschungsprojekt der Technischen Universität Dresden zurück, das 2005 bis 2008 von der Fritz Thyssen Stiftung großzügig gefördert wurde. Die ursprünglich als Teil des Handbuchs geplante repräsentative Auswahledition von ca. 75 Minnereden, die sowohl die Vielfalt wie Stereotypie der Minnereden dokumentieren soll, erscheint voraussichtlich 2014 als separate Publikation.

Gegenstand Unter der Bezeichnung ›Minnereden‹ fasst die Germanistik rund 600 Texte des 12. bis 16. Jahrhunderts aus dem deutschen und niederländischen Sprachgebiet (vgl. die Überblicksdarstellungen bei Glier 1971, Lieb 2000, Achnitz 2003). Die Gattungsbezeichnung ist neuzeitlich. Zwar wird das Kompositum mynn red bereits gelegentlich in der mittelalterlichen Überlieferung, etwa in Überschriften, verwendet. Es steht dort jedoch neben einer Reihe anderer, nicht streng terminologisch eingesetzter Bezeichnungen (rede, spruch, gesprech etc.). Wenn die Forschung dennoch eine bestimmte Gruppe von Texten aus der Gesamtheit der unterhaltenden und belehrenden Kleinepik, Spruch- und Lieddichtung abgrenzt und mit dem – von Matthaei 1913, S. VII, zur Kennzeichnung des inhaltlichen Hauptmerkmals (minne) und der vorherrschenden nicht-sangbaren Form (rede, im Unterschied

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Einleitung

etwa zu liet) eingeführten – Begriff ›Minnereden‹ belegt, dann hat das mit dem Überlieferungsbefund zu tun. Aus dem Sammlungsprofil einer Reihe von hochdeutschen, niederdeutschen und niederländischen Handschriften kann man auf ein bereits im Spätmittelalter etabliertes Gattungsbewusstsein schließen: Es finden sich hier Sammlungen, die ausschließlich als ›Minnereden‹ zu fassende Texte enthalten; daneben sind diese Texte in Kleinepik-Mischhandschriften teilweise in klar abgegrenzten Textblöcken bzw. in eigenständigen Faszikeln überliefert. Das auf diese Weise gewonnene Textcorpus zeichnet sich jedoch durch eine große formale wie inhaltliche Heterogenität aus. Es umfasst typologisch sehr unterschiedliche Textgruppen, für die sich in der Forschung teilweise auch eigene, enger begrenzte Gattungsbezeichnungen finden (›Minneallegorie‹, ›Minnedidaktik‹, ›Minnekasuistik‹, ›Liebesbrief‹, ›Werbungsgespräch‹, ›Minnegerichtsdichtung‹). Für viele dieser Textgruppen ergeben sich zudem Überschneidungsbereiche mit Gattungscorpora, die aufgrund anderer Kriterien gebildet wurden, so dass die fraglichen Texte in der Forschung teilweise auch unter differierenden Gattungsbezeichnungen (›Lehrrede‹, ›Streitgespräch‹, ›Personifikationsdichtung‹, ›Neujahrsgruß‹ u.a.) geführt werden. Statt von einer verbindlichen, auf jeden Einzelfall anwendbaren Definition, was eine ›Minnerede‹ sei, geht die Forschung von einem »gleitenden System von Gattungsmerkmalen« aus, »die jeweils einzeln oder kombiniert, durch Fehlen oder Vorhandensein distinktiv wirken« (Glier 1971, 10). Quasi festgeschrieben wurde der »Katalog der wichtigsten inhaltlich-thematischen und formalen Erkennungsmerkmale der Gattung« durch das bibliographische Verzeichnis ›Mittelhochdeutsche, mittelniederdeutsche und mittelniederländische Minnereden‹ von Tilo Brandis (1968). Mit ihm lassen sich sieben gattungsbestimmende Aspekte aufzählen (vgl. Brandis 1968, 8–15): I. Thema Hauptthema der Minnereden ist die weltliche, zwischengeschlechtliche Liebe. Charakteristisch ist dabei der Bezug auf einen gemeinsamen Motivbestand, der sich aus den Konzepten der mittelhochdeutschen höfischen Literatur (Minnesang, Roman, didaktische Literatur) speist: Es geht um die Qualen der nicht erhörten Liebe, die Problematik der Dienstminne, den Preis der Schönheit, der Tugenden und der Ehrenhaftigkeit der Geliebten, die Exklusivität und Heimlichkeit der Minne und ihre Bedrohung durch Geheimnisverrat, Rivalen oder öffentliche Kontrolle. Die ›höfische Minne‹ wird dabei als Prüfstein menschlicher Bewährung und Vervollkommnung propagiert, als höchster Wert, der die Grundlage einer Utopie vom besseren Menschen bilden kann – was naturgemäß Berührungspunkte mit Konzepten ›geistlicher Minne‹ erzeugt. Nicht zu den Minnereden zählen Texte, in denen allgemein über menschliche Tugenden bzw. über Minnetugenden nur am Rande gehandelt wird. Unter die Themenvorgabe fallen aber Texte, in denen alternative Wertsetzungen zur ›höfischen Minne‹ diskutiert werden oder in denen konventionelle Minnekonzeptionen ironisiert oder parodiert werden.

Gegenstand

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II. Darstellung Die Minnereden verhandeln das Minnethema teils direkt, teils in allegorischer Einkleidung – etwa durch die Schilderung von Gebäuden und Räumen (Burg, Garten etc.) und Vorgängen (Jagd). Wo sich beide Darstellungsweisen verbinden, treten häufig weibliche Personifizierungen der Tugenden und Laster auf. Relativ stereotyp ist der Fundus der Gegenstände, die auf Minnetugenden hin ausgelegt werden (Pflanzen, Steine, Kleidung, Buchstaben, Farben etc.). Viele Minnereden stellen über wiederkehrende rhetorische Versatzstücke (Tugendkataloge, schematisches Körperlob; Jahreszeitentopik; Blumen-, Edelsteinund Farbenallegorese) und eine besondere Stillage (›geblümte Rede‹, Hyperbolik, Anaphernreihen etc.) einen Anspruch auf künstlerische und sprachliche Exklusivität aus. III. Rede- und Erzählformen Konstitutiv ist die ›Ich-Rolle‹, in der sich ein (zumeist männlicher) Sprecher in direkter Rede an das Publikum wendet bzw. dem Publikum von einer Rede oder einem Gespräch berichtet. Wesen und Sinn der Minne sowie die Regeln und Gebote, die sich für sie im gesellschaftlichen Zusammenhang ergeben, werden also vor allem diskursiv verhandelt – in monologischer Reflexion, Bekenntnis, Klage, Preis, Fluch, Anklage, Bitte, Gruß, Brief, Ermahnung, Lehre, ebenso aber in dialogischer Wechselrede, in Lehr-, Werbungs- und Streitgespräch. Narrative Elemente zielen vor allem auf Rahmung der (monologischen oder dialogischen) diskursiven Passagen – anders als etwa in den Mären, in denen die Erzählung einer novellistischen Handlung im Vordergrund steht, oder in romanhaften (Ulrichs von Liechtenstein ›Frauendienst‹; Maximilian I. ›Theuerdank‹) und didaktischen (Hans Vintler, Dirc Potter) Großformen. IV. Personen und ihre Rollen Der Ich-Sprecher (seltener: die Ich-Sprecherin) tritt in verschiedenen Rollen auf: als monologisch Klagender, Preisender, Grüßender (etwa auch als Briefautor); als Gesprächspartner in einer Erörterung oder Belehrung über die Minne, die er für das Publikum wiedererzählt; als (oft heimlicher) Zuhörer und Beobachter einer solchen Situation; als Teilnehmer an einer Handlung im Zusammenhang dieser Situation (Werbender, Schiedsrichter eines Streitgesprächs etc.). In Texten, die die Gesprächssituation narrativ ausgestalten, begegnet dem Sprecher ein ebenso typisiertes Personal überwiegend in den Rollen von Minnebetroffenen (die Geliebte, glückliche und unglückliche Liebende etc.), von Führern oder Wächtern (Zwerge, Ritter, Zofen etc.) oder von Ratgebern und Richtern (alte Frauen und Männer, personifizierte Tugenden etc.). V. Orte der Handlung Konstitutiv für die narrativ gerahmten Erörterungen ist oft die Schaffung eines polaren Erzählraums, einer von der ›normalen Welt‹ klar abgegrenzten ›Anderwelt‹. Während die Rahmenhandlung zumeist in der freien Natur (Wald,

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Einleitung

Gebirge, Anger, Meer etc.) angesiedelt ist, ist der Ort des Gesprächs und der Erörterung oft ein eingegrenzter und umfriedeter, wunderbar-idealer Ort (Locus amoenus, Lichtung, Quelle, Garten, Zelt, Burg, Kammer etc.). Die Passage des Ich-Sprechers in diesen polaren Erzählraum wird meist unter Verwendung stereotyper narrativer Strukturen (Spaziergang, Verirren, magische Reise, Traum etc.) gestaltet. VI. Reim- und Strophenformen Als ›Minnereden‹ werden nur Texte bezeichnet, die den Reimpaarvers benutzen – nicht also strophische, sangbare Dichtungen wie Minnesang und Sangspruchdichtung. Vor allem in der niederländischen Tradition begegnen jedoch auch Minnereden mit anderen Reimstellungen (Kreuzreimverse, strophenartige Versgruppen). Eine Sondergruppe bilden die Texte in der Nachfolge Wolframs von Eschenbach bzw. Hadamars von Laber, in denen die (Titurel-)Strophen verwendet werden. Prosatexte zählen nicht zu den Minnereden. VII. Überlieferung und Umfang Als ›Minnereden‹ werden nur Texte bezeichnet, die selbständig – also nicht nur als Textabschnitt oder inseriertes Element innerhalb eines größeren epischen Textes – überliefert sind. Der Umfang der Texte reicht von kleinen, sentenzartigen Stücken mit wenigen Versen bis hin zu den komplex konstruierten sogenannten ›Großformen‹ von über 1000 Versen. Die in Brandis Verzeichnis formulierte und umgesetzte inklusive Gattungsbestimmung ist von der nachfolgenden Forschung weitgehend akzeptiert und bestätigt worden. Das lag auch daran, dass Ingeborg Glier ihrer zeitgleich entstandenen Monographie ›Artes amandi. Untersuchung zu Geschichte, Überlieferung und Typologie der deutschen Minnereden‹ (Glier 1971) ein fast identisches Corpus zugrundelegte, dessen historische und typologische Dimensionen sie nachhaltig ausleuchtete. Zudem ergänzte Melitta Rheinheimer mit dem ihrer Dissertation zu den ›Rheinischen Minnereden‹ als Anhang beigegebenen ›Nachtrag zu T. Brandis‹ (Rheinheimer 1975, 178–273) das Verzeichnis nach Brandis Kriterien (teilweise aber auch durch Texte, die Brandis explizit ausgeschlossen hatte, wie etwa von Hugo von Montfort oder die niederländische ›Rosenroman‹-Tradition) und lieferte erste wichtige Korrekturen zu den Angaben von Brandis. Über das, was als ›Minnerede‹ gelten kann, herrscht so seit Mitte der 1970er Jahre ein relativ breiter Konsens. Einzig die fortschreitende disziplinäre und institutionelle Trennung zwischen Germanistik und Niederlandistik führte über die Jahre zur Aufspaltung des wissenschaftlichen Blicks auf die Gattung. Die Neuauflage des Verfasserlexikons (2VL 1978–2004) hat fast alle bei Brandis und Rheinheimer genannten hochund niederdeutschen Texte aufgenommen und damit die ›Minnereden‹ im germanistischen Handbuchwissen verankert. Gleichzeitig rückten damit aber die niederländischen Texte aus dem engeren Blick der Forschung. Entsprechendes war auch in

Zielsetzung des Handbuchs

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der Niederlandistik zu beobachten, da hier die Frage nach der Spezifik einer sprachübergreifenden ›Minneredentradition‹ zurückgedrängt wurde von Bemühungen um eine klassifikatorische Einbindung der niederländischen Texte in ähnliche, inhaltlich aber vielfältiger bestimmte kleinepische Textzusammenhänge (›sproke‹, vgl. Hogenelst 1997). Obwohl die Probleme hinsichtlich der Binnendifferenzierung des umfangreichen Corpus und hinsichtlich der Abgrenzung zu anderen Gattungen weiter diskutiert werden (vgl. Ziegeler 1985, Achnitz 2000a, Philipowski 2010), hat sich heute in der Forschung zu den Minnereden die Erkenntnis durchgesetzt, dass das, was aus klassifikatorischer Sicht Schwierigkeiten bereitet, aus literaturhistorischer Sicht als große Chance gelten kann: Mit der eher unspezifischen, pluralistischen Konstitution des Gattungszusammenhangs werden die einzelnen Texte in einen sehr vielfältigen literarischen Rahmen gestellt. Durch die breiten Grenzsäume und fließenden Übergänge zu anderen Gattungen geraten vielfältige Anknüpfungspunkte und Austauschbeziehungen zu Märe, Bispel, Lehrrede, Panegyrik, Heroldsdichtung und Totenklage, Streitgespräch oder Fastnachtspiel, aber auch zu Roman, Minnesang, Sangspruch und Meisterlied sowie zu auslegender oder erzählender Prosa in den Blick. In den Betrachtungszusammenhang sind sogar Zeugnisse außerhalb der klassischen Textmedien integrierbar, da auch einzelne Spruchverse auf Bildern, Teppichen oder geschnitzten Minnekästchen (wie bei Brandis geschehen) als ›Minnereden‹ angesprochen werden können (vgl. Matter 2013). Die Fortschreibung der Benutzung des Gattungsbegriffs ›Minnerede‹ ist also gerechtfertigt, sofern man ihn nicht als die Beschreibung einer ontologisch oder generisch eng gebundenen Textgruppe begreift, sondern als Instrument zur Betrachtung eines möglichst großen literarischen Traditionszusammenhangs. Dabei müssen die Verbindungen zu anderen Gattungszusammenhängen beständig präsent gehalten werden. Zwar gibt es unter den etwa 100 handschriftlichen Überlieferungsträgern und ca. 40 Minnereden-Drucken einige offensichtliche Belege für ein zeitgenössisches spezifisches ›Minnereden‹-Interesse; in ihrer Gesamtheit sind die Texte jedoch Teil eines Gattungen und Formen umschließenden Zusammenhangs der (europäischen) Liebesdichtung.

Zielsetzung des Handbuchs Fast 45 Jahre nach der Pionierleistung von Tilo Brandis soll die Erforschung der ›Minnereden‹ mit dem vorliegenden Repertorium auf eine neue Basis gestellt werden. Ziel ist es, den aktuellen Forschungsstand zu dokumentieren und damit zugleich neue und umfangreiche Untersuchungen anzuregen. Im ›Handbuch Minnereden‹ kommen die Gattungskriterien von Brandis erneut zur Anwendung, was zur Aufnahme von über 80 zusätzlichen Minnereden, aber in einigen Fällen auch zum Ausschluss von einigen bisher als ›Minnereden‹ bezeichneten Texten führt. Die bei Brandis gegebenen Informationen zu den einzelnen

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Texten und Handschriften wurden überprüft, ergänzt und aktualisiert – das betrifft die Verzeichnung der Überlieferung (›Adresse‹ und Umfang der Überlieferungszeugen) sowie die bibliographischen Angaben zur editorischen Erschließung und zur Behandlung der Texte in der Forschung. Der Versuch, den aktuellen Wissens- und Forschungsstand abzubilden, kann aufgrund der großen Masse der behandelten Texte und auch angesichts der (teilweise ganz praktischen) Schwierigkeiten, z.B. die Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Niederlandistik aus germanistischer Sicht nachzuvollziehen und mit der Forschungsdiskussion um die hoch- und niederdeutschen Texte zu verbinden, nicht in allen Fällen gleichermaßen gelingen. Besonders die bibliographischen Angaben können nur eine Momentaufnahme sein. Ebenso wichtig wie die Aktualisierung der bei Brandis gegebenen Fakten ist für das vorliegende Repertorium jedoch die substanzielle Erweiterung der Einträge zu jeder einzelnen Minnerede. Die Verzeichnung der Texte, ihrer Überlieferungsorte und editorischen Aufbereitung wird ergänzt durch die detaillierte Darstellung der spezifischen Textualität der Minnereden (Varianz, Mitüberlieferung) sowie durch eine genaue Beschreibung und systematische Verschlagwortung der Inhalte. Beide Erweiterungen verdanken sich einer Entscheidung für eine konsequente Koppelung von Philologie und Kulturwissenschaft. Sie resultiert aus der Einsicht, dass eine kulturwissenschaftliche Bearbeitung historischer Gegenstände nur auf dem Fundament einer philologisch sauber erschlossenen und verfügbar gemachten Materialbasis sinnvoll ist und dass andererseits philologische Arbeit – gerade an eher stereotyper Literatur – nur legitim sein kann, wenn sie auf Sachverhalte zielt, die jenseits von faktualen Überlieferungsgeschichten liegen. Solche Sachverhalte wären z.B. die Archäologie literarischer Kommunikationsmodelle oder die Diskursivität anthropologischer Kategorien.

Veränderungen des Textcorpus gegenüber Brandis Ausgangspunkt für die Zusammenstellung der Einträge ist das Verzeichnis von Brandis. Prinzipiell werden alle von ihm angeführten Nummern übernommen. Sie werden durch ein der Brandis-Nummer vorangestelltes »B« gekennzeichnet. In einigen wenigen Fällen, in denen die Überlieferung dies nahelegte, wurden die von Brandis identifizierten Texteinheiten noch in einzelne Fassungen (mit der Nummer beigegebenem alphabetischem Index) aufgetrennt. Zusammenlegungen und Streichungen einzelner Nummern – Brandis Nr. 82 – Brandis Nr. 95n: Die Behandlung der von Brandis noch jeweils mit einer individuellen Nummer bezeichneten Einzeltexte wurden unter der gemeinsamen Nummer B82 zusammengefasst, da sie eine Texteinheit bilden. – Brandis Nr. 140: Es handelt sich um keine Minnerede, sondern um einen barocken ›Anbindbrief‹, der in einem besonderen Schmuckblatt erhalten ist. – Brandis Nr. 195: Die unikale Überlieferung gehört zu B194 (vgl. Rheinheimer 1975, S. 200).

Veränderungen des Textcorpus gegenüber Brandis

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– Brandis Nr. 203: Die unikale Überlieferung gehört zu B255 (vgl. Rheinheimer 1975, S. 204). – Brandis Nr. 228: Die unikale Überlieferung gehört zu B235. – Brandis Nr. 243a: Die Nummer entfällt, da es sich hier um 24 nur noch teilweise erhaltene Paarreime als Bildbeischriften zu Medaillons auf einem Bildteppich handelt, die – anders als etwa die Inschriften des ›Münchner Minnekästchens‹ B159a – keinen eigenständigen und konsistenten Text bilden können. – Brandis Nr. 289: Die Nummer entfällt, da der Text nur allgemeine Tugendlehre ohne Minnebezug bietet (anders jedoch Hogenelst 1997, Bd. 2, 210 Nr. 290, die den Text als »minnerede [betogend]« einordnet). – Brandis Nr. 315: Die Behandlung von Nr. 315 und 316 wird unter der Nummer B316 zusammengefasst. – Brandis Nr. 318, 325f., 331, 374: Diese Nummern entfallen, da die Texte nur Tugendlehre ohne Minnebezug bieten (vgl. Hogenelst 1997, Bd. 2, 66 Nr. 79, 70f. Nr. 85, 215 Nr. 301, 67f. Nr. 81, 102f. Nr. 136). – Brandis Nr. 390: Die Nummer entfällt, da der Text lediglich eine Spaziergangseinleitung bietet und keinen Bezug zum Minnethema hat. – Brandis Nr. 458a: Die Nummer entfällt, da aus den Teppichinschriften kein eigenständiger und konsistenter Text gebildet werden kann. – Brandis Nr. 488: Die Nummer entfällt, da der Text eine Tugendallegorie bietet, in der aber nicht Minnetugenden, sondern geistliche Tugenden im Vordergrund stehen. – Brandis Nr. 490: Die Nummer entfällt, da der Text ohne Minnebezug eine Warnung vor dem Verlust des Besitzes bietet. Neuaufnahmen Grundlage von Neuaufnahmen waren zum einen die in der Forschung nach der Veröffentlichung des Verzeichnisses von Brandis bekannt gewordenen Ergänzungen (u.a. durch Rheinheimer 1975 und Schulz-Grobert 1993) bzw. einzelne publizierte und unpublizierte handschriftliche Neufunde (u.a. durch Vizkelety 1973, Brandis 1983, Beckers 1996). Einen zweiten Schwerpunkt bildete die kritische Durchsicht der Handschriften mit bereits bekannter Minnereden-Überlieferung im Hinblick auf Texte, die den Gattungsmerkmalen entsprechen, aber von Brandis übergangen wurden. Die von Brandis noch vorgegebene Untergrenze des Textumfangs von 10 Versen wurde dabei aufgehoben. Auf eine systematische, die gesamte Handschriftenüberlieferung einbeziehende Suche nach neuen ›Minnereden‹ wurde dagegen verzichtet. Im Sinne des oben formulierten offenen Gattungsverständnisses ist die Liste der Ergänzungen nicht als abgeschlossen zu betrachten. Es geht hierbei nicht darum, bisher nicht unter dem Begriff ›Minnerede‹ behandelte Texte für die Gattung zu vereinnahmen oder ein ›vollständiges‹ Bild der Gattung zu fixieren. Ziel ist neben einer konsequenten Anwendung der Merkmalreihe von Brandis eine punktuelle Erweiterung des Blicks und eine Verbreiterung der Grenzsäume zu anderen Gattungen. So werden unter dem Eintrag ›Pflanzenallegorese‹ (Z75) auch Prosatexte be-

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handelt, weil sie (ähnlich wie einige schon bei Brandis aufgenommene Briefe, etwa B127–B138) in Mischung mit Reimpaarversen überliefert sind. Integriert wurden auch einige strophische Texte, die in engerem inhaltlichen oder überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhang mit Minnereden stehen. In anderen Fällen – etwa bei den von Rheinheimer 1975 als mögliche Ergänzungen des Corpus genannten Texten Hugos von Montfort, den Minneallegorien des Jan Moritoen in der ›Gruuthuse-Hs.‹ (Den Haag, Koninklijke Bibliotheek s’Gravenhage Cod. 79 K 10, früher Koolkerke, Kasteel Ten Berghe), den revueartigen Liedstrophen ›Neun Männer, Neun Frauen‹ (u.a. in der Hs. Leipzig, UB Rep. II 70°) oder dem zweiten ›Martijn‹-Dialoggedicht des Jacob von Maerlant – ist eine Neuaufnahme aus formalen, inhaltlichen oder pragmatischen Erwägungen unterblieben, ohne dass damit der enge Zusammenhang zwischen diesen Texten und den hier aufgenommenen Minnereden verdeckt oder unterschlagen werden soll. Das Handbuch bietet vielmehr erst eine Grundlage, von der aus diese Verbindungslinien in Zukunft leichter zu untersuchen sind. Beispielhaft kann hier das Werk des Hans Sachs genannt werden, aus dem nur zwei Texte aufgenommen sind (B400, B445), obwohl in vielen weiteren seiner Streitgespräche, Traumerzählungen und Personifikationsdichtungen minneredentypische Einkleidungsformen und Motive sichtbar sind. In Sachs’ Œuvre (wie auch schon bei Hans Folz) findet sich darüber hinaus eine große Zahl an Meisterliedern und Fastnachtspielen, die offenbar aus demselben Material und denselben literarischen Traditionen schöpfen. Dieses Material ist im vorliegenden Handbuch nun zu einem Teil aufgearbeitet.

Reihenfolge und Präsentation der Einträge Die Reihenfolge der von Brandis vergebenen Nummern wird aus forschungspraktischen Gründen beibehalten (B1–B525). Bei Brandis erfolgte sie nach einer vor allem an inhaltlichen Kriterien orientierten Systematik, die im Anhang zu dieser Einleitung (S. 17) nochmals abgedruckt ist. Bei der Diskussion zur Frage der Binnentypologie der Gattung wurde in der Forschung vor allem Sprecherhaltung und Redesituation als grundlegende Merkmale unterschiedlicher typologischer Gruppen benannt (Ziegeler 1985, Achnitz 2000). Die Schwierigkeiten einer Binnendifferenzierung der Gattung liegen aber auf der Hand: Viele Minnereden erweisen sich als Mischformen, in denen unterschiedliche Redetypen ineinander geschoben sind (z.B. in der Abfolge von narrativen Passagen und Redeszenen). In anderen Fällen sind die einzelnen Merkmale (etwa die narrative Rahmung) nur schwach oder rudimentär ausgeprägt. Auch die Überlieferung bietet an dieser Stelle kaum Ansatzpunkte für eine Gattungssystematik – etwa im Hinblick auf unterschiedliche Gebrauchskontexte. Hier lassen sich lediglich Texte, die ausschließlich vergesellschaftet überliefert sind, von vorwiegend selbständig überlieferten Texten (Großformen) unterscheiden.

Erläuterungen zu den Rubriken des Repertoriums in Band I

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Dennoch ist – ebenfalls im Anhang zur Einleitung (S. 18ff.) – diesem Handbuch ein neuer typologischer Gliederungsversuch beigegeben, der die Unterscheidung zwischen Minnereden mit und solchen ohne narrativen Rahmen als Leitdifferenz aufgreift und innerhalb dieser Gruppen Unterkategorien je nach den die Minnerede bestimmenden Redesituationen (Monolog, Dialog etc.) bildet. Diese Übersicht mit Einordnung aller Nummern (außer einzelnen typologisch schwer bestimmbaren Fragmenten) ist quasi ein alternatives Inhaltsverzeichnis, durch welches der typologische Zusammenhang zwischen Minnereden hergestellt wird, die in der Ordnung der Brandis-Nummern teilweise weit voneinander entfernt stehen. Eine gewisse Unschärfe ist auch hier nicht zu vermeiden, da komplexer konstruierte Texte auf ein Merkmal reduziert werden müssen. Die meisten Großformen (ab 1000 Verse) sind deswegen aus der Systematik herausgenommen. Die neu aufgenommenen Texte (Z1–Z85) werden nicht in die alte Systematik eingearbeitet, sondern folgen als Block nach den Brandis-Nummern. Sie sind nur grob in acht typologische Gruppen sortiert. Parodistische Texte werden jeweils den typologischen Mustern zugeordnet, auf die sie sich beziehen. Innerhalb der Gruppen sind die Texte in der zu ermittelnden Überlieferungschronologie angeordnet. Die Ordnung der Z-Nummern wird ebenfalls im Anhang zu dieser Einleitung dargestellt (S. 17).

Erläuterungen zu den Rubriken des Repertoriums in Band I Die Einträge zu den Minnereden sind nach einem einheitlichen Schema aufgebaut. Dieses Schema kann nicht in allen Fällen auf exakt gleiche Art und Weise gefüllt werden: Einträge zu Texten geringen Umfangs können in der Rubrik ›Inhalt‹ in anderer Ausführlichkeit behandelt werden als das für Großformen von mehreren tausend Versen der Fall ist; gleichzeitig ist eine eingehendere Inhaltsbeschreibung bei nicht oder nur entlegen edierten Texten notwendiger als bei solchen, deren Wortlaut leicht zugänglich ist; bei mehrfacher oder stark varianter Überlieferung eines Textes wird die Darstellung der Überlieferungsbesonderheiten raffender vorgehen müssen als z.B. bei unikaler Überlieferung oder bei Texten, die ohne größere Varianz überliefert sind. Dazu kommt, dass die Einträge über einen längeren Zeitraum und unter Beteiligung einer Reihe von Mitarbeitern (siehe unten: ›Beiträge weiterer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler‹) entstanden sind und eine abschließende Einebnung aller daraus im Detail sich ergebenden stilistischen und inhaltlichen Unterschiede nicht zu leisten war. Titel Die von Brandis eingeführten Titelansetzungen werden in der Regel übernommen. Vom Titel wird lediglich der Autorname abgetrennt (siehe Rubrik ›Verfasser‹). In Fällen, in denen in der Forschung (Verfasserlexikon, Editionen) alternative Titel existieren, wird je nach Sachlage der uns signifikanter erscheinende Titel vorgezo-

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gen. Der bzw. die in der Forschung benutzten Alternativtitel werden in der Rubrik ›Sonstiges‹ angegeben. Bei Neuaufnahmen werden vor allem die in der Forschung (Erstpublikation, Handschriftenkataloge etc.) eingeführten Titel beibehalten. In der Neuformulierung von Forschungstiteln orientiert sich das Handbuch an möglichst großer Signifikanz und auf den Inhalt bezogener Spezifik. Einer Sonderregelung werden die Titel der handschriftlichen Liebesbriefsammlungen (B96–B118, B119–B129, B127–B138, B148–B151, B155–B158, B169–B176, B178–B180, B181–B184, B187–B192) unterworfen. Wir benennen diese Sammlungen – teilweise gegen den bisherigen Gebrauch – statt mit dem hypothetischen Herkunftsort der Sammlung nun konsequent mit dem Namen der heutigen Bibliotheksheimat. Schlagzeile In einer Schlagzeile geben wir vor allem typologische Hauptmerkmale an, also die Sprechhaltung und Redesituation, die den Text dominiert und die Zuordnung zu einer klar definierten Untergruppe. In vielen Fällen wird auch eine kurze Charakterisierung spezifischer Inhalte gegeben, um das Wiedererkennen einer einzelnen Minnerede zu erleichtern. Verfasser Angegeben werden Verfassernamen aus dem Text, aus Handschriften oder aus der Forschung. Bei anonymer Überlieferung steht hier der Eintrag »unbekannt«. Datierung Statt einer Datierung des Textes, d.h. einer Angabe zur Textentstehung, die in den meisten Fällen spekulativ bleiben muss, wird hier in der Regel das Datum der frühesten handschriftlichen Überlieferung angegeben. Vermutungen über davon abweichende Datierungen (im Text gegebene Datierungen, stilistische oder inhaltliche Anhaltspunkte) werden nur in Einzelfällen mitgeteilt. Analog dazu wird auf eine eigene Rubrik ›Sprache‹ als Eigenschaft des Textes verzichtet, weil es bei einer überwiegend anonym überlieferten Gattung und kaum vorhandenen oder identifizierbaren Autographen nur schwer möglich ist, zu präzisen und haltbaren Aussagen über die ursprüngliche Sprache und Herkunft der Texte zu gelangen. Angaben zur Lokalisierung und Datierung finden sich daher nur im Hinblick auf die Überlieferungszeugen (siehe auch ›Beschreibung der Überlieferung‹). Überlieferung Verzeichnet sind die Überlieferungsträger mit einer Sigle, die im Verzeichnis der Handschriften und Drucke aufgelöst ist. Es folgen Blatt- bzw. Seitenangaben und der Versumfang. Die hier von uns ermittelten und überprüften Angaben weichen in vielen Fällen von den Angaben bei Brandis ab. Die Reihenfolge der Handschriften bei Mehrfachüberlieferung folgt nicht immer der alphabetischen Ordnung, sondern versucht, wo es möglich ist, die Überliefe-

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rungsverhältnisse – hier insbesondere die festzustellenden engen Verwandtschaften der Textzeugen – abzubilden. Edition Alle Editionen und Teileditionen werden mit Kurztiteln (die im Literaturverzeichnis aufgelöst werden) und Seitenbereich angeben. Der Eintrag »(in Vorbereitung)« verweist bei bisher unedierten Texten darauf, dass der Text für die Aufnahme in die entstehende Minnereden-Auswahledition vorgesehen ist. Literatur Angegeben werden mit Kurztitel und Seitenbereich (ohne Markierung durch »S.«/ »Sp.«) alle Erwähnungen in der Forschungsliteratur, die signifikant zum Verständnis und der literaturhistorischen Einordnung des Textes beitragen. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Verzeichnung von Literatur nach 1968. Frühere Forschung ist angegeben, wenn ein monographischer Zugriff besteht bzw. die Beiträge forschungsgeschichtlich wichtig waren. Aufnahmen in Nachschlagewerken und Literaturgeschichten sind nicht systematisch berücksichtigt (Ausnahme bildet das ›Verfasserlexikon‹). Beschreibung der Überlieferung Unter dieser Rubrik wird die Überlieferung umfassend und detailliert dargestellt. Die Beschreibung bringt eine kurze Einordnung der Überlieferungszeugen in chronologischer und topographischer Hinsicht; sprachliche Eigenheiten der handschriftlich überlieferten Versionen finden in der Regel nur dann Erwähnung, wenn es sich um nicht-oberdeutsche Hss. handelt. Zusätzlich werden in der Regel die Überlieferungskontexte charakterisiert durch Angaben zur Handschriftenart (Mischhandschrift, Liederhs., Sammelhs. etc.), Mitüberlieferung (benachbarte Gattungen; bestimmte inhaltliche Konstellationen; ›Überlieferungskonvois‹ etc.) sowie zu Präsentations- und Gebrauchsformen (Beigabe von Abbildungen, Marginaleinträge etc.). Schließlich kommt der Textbestand in seinen Besonderheiten zur Sprache. Bei Mehrfachüberlieferung werden die einzelnen Textzeugen möglichst genau in ihren Abhängigkeiten und in ihrer Varianz beschrieben. Textbestände, die von dem in der Rubrik »Inhalt« beschriebenen Textzeugen signifikant abweichen, werden teilweise an dieser Stelle ausführlicher referiert. Überschrift Aufgenommen sind alle in den Hss. als Überschriften erkennbaren Einträge. Im Fall von eng verwandten Hss., in denen die Überschriften keine oder nur geringe (z.B. rein orthographische) Abweichungen voneinander aufweisen, sind die Siglen mit der Angabe »gleichlautend« angeschlossen. Die noch bei Brandis gegebenen Incipits/Explicits werden nur in Zweifelsfällen aufgenommen, in denen die Identifizierung von Texteinheiten sichergestellt werden muss (vgl. B82).

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Inhalt Ziel der Inhaltsbeschreibung ist es, eine gut lesbare Darstellung der Inhalte wie auch der Strukturen der Minnerede zu geben. Die Instanzen des sprechenden, des erzählenden und des erzählten Ich, die oft schwer zu unterscheiden sind, werden grundsätzlich als der »Sprecher« oder die »Sprecherin« bezeichnet. Zur Kennzeichnung der Textstruktur nutzen wir Großbuchstaben (A, B, C usw.) als alphabetische Gliederungsmarkierungen, daneben tragen die so gekennzeichneten Abschnitte kurze Etikettierungen (strukturelle und inhaltliche Aspekte) und eine Angabe ihres Versumfangs. Teilweise kommt es noch zu Untergliederungen (Nummerierungen, Einschübe). Bei umfangreicheren Dialogpassagen kann der Sprecherwechsel durch ein Trennzeichen (i) angezeigt werden. Zur besseren Lesbarkeit werden die vom Sprecher referierten Ereignisse prinzipiell im ›historischen Präsens‹ wiedergegeben. Aus demselben Grund unterbleibt zumeist eine Kennzeichnung der referierten Dialoge als indirekte Rede. Die Beschreibung der Textinhalte erfolgt meist nach einem einzigen Textzeugen, dessen Sigle vorangestellt ist, nur in Ausnahmefällen nach dem Textbestand einer kritischen Edition oder einer Rekonstruktion aus mehreren Handschriften. Textbestände der Überlieferung, die von diesem beschriebenen Textzeugen signifikant abweichen, werden nicht hier beschrieben, sondern unter der Rubrik ›Beschreibung der Überlieferung‹ referiert. Aus forschungspraktischen Gründen folgen die Zitate und Verszählungen jedoch teilweise (jeweils mit Kennzeichnung) den greifbaren und eingebürgerten normalisierten, kritischen oder interpungierten Ausgaben. Zitate aus dem Originaltext werden kursiv gegeben, mit Angabe der Versnummern (bzw. bei strophischen Texten von Strophennummer / Versnummer in der Strophe). Versgrenzen werden dabei durch einen senkrechten Strich markiert. Parallelen Angegeben werden hier vor allem Ähnlichkeiten mit anderen Minnereden in Struktur und Figurenkonstellation, Stil und Wortschatz. Gelegentlich werden hier auch Erkenntnisse oder Hypothesen zur Autorschaft (sofern sie auf Textparallelen fußen) und zu Abhängigkeit von Texten voneinander (Imitationen, Umarbeitungen, Antworten) formuliert. Auch Angaben zur Rezeption der Minnerede in Texten außerhalb der Gattung haben hier ihren Platz. Die Verweise sind allerdings nicht systematisch und auch nicht immer reziprok ausgeführt, da eine Vernetzung der Texte zu bestimmten Aspekten auch über die Register sichergestellt ist. Sonstiges Die Rubrik wird nur fakultativ gefüllt mit Informationen, die nicht in die Systematik der anderen Rubriken passen. So können hier Informationen über Autor, Publikum, Inhalte oder forschungsgeschichtliche Aspekte (u.a. auch der Hinweis auf alternative Werktitel) gegeben werden, die aus dem Text bzw. sekundär gewonnen werden.

Register und Verzeichnisse in Band II

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Register und Verzeichnisse in Band II Verzeichnis der Handschriften und Drucke Das Verzeichnis der Handschriften und Drucke ist nach Bibliotheksheimat sortiert. Zugleich löst es die Siglen der Repertoriumseinträge auf. Handschriften tragen eine Sigle mit zwei Buchstaben (Großbuchstabe, Kleinbuchstabe, ggf. tiefgestellter Index), Drucke eine mit drei Buchstaben (drei Kleinbuchstaben, ggf. tiefgestellter Index). Den Signaturen ist eine Kurzbeschreibung in der Schlagzeile beigegeben (Beschreibstoff; Umfang; Format; ggf. Entstehungsort; Datierung; Sprache), danach folgt eine möglichst lückenlose Inhaltsangabe, um die Überlieferungskontexte der einzelnen Minnereden unmittelbar nachvollziehbar zu machen. Beschreibung und Inhaltsangabe sind überwiegend nicht nach Autopsie, sondern durch Konsultation von Digitalisaten und Mikrofilmen sowie durch die Auswertung der vorhandenen Forschungsliteratur entstanden. Besondere Dienste leisteten dabei auch die aktuellen Zusammenstellungen unter www.handschriftencensus.de. Dort können auch Online-Digitalisate, die im vorliegenden Verzeichnis nicht extra angegeben werden, stets aktuell eruiert werden. Die Titelansetzungen richten sich, wo vorhanden, nach den Ansetzungen des ›Verfasserlexikons‹. An Literatur wird in der Regel die aktuellste (letzte) bibliothekarische Verzeichnung (Hss.-Katalog der Bibliothek) angegeben sowie darüber hinaus andere aktuelle und umfangreichere Handschriftenbeschreibungen und (in Einzelfällen) signifikante Erwähnungen in der Forschungsliteratur. Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis löst die in den Repertoriumseinträgen verwendeten Kurztitel (Autorname, Publikationsjahr) auf. Bei mehrbändigen Werken sind die Einzelbände teilweise einzeln unter ihrem jeweiligen Publikationsjahr aufgenommen. Haben mehrere Autoren denselben Nachnamen, wird zur besseren Unterscheidung die Initiale des Vornamens angegeben. Bildregister und Sachregister Es gibt zwei Register, die den Inhalt der Minnereden aufschlüsseln: Das erste ist ein Bildregister und bringt in alphabetischer Reihe alle indirekt gebrauchten Wörter (Metaphern, Allegorien, Vergleiche u. Ä.) sowie Phraseologismen (vor allem Sprichwörter und Redensarten). Das zweite Register ist ein alphabetisch geordnetes Sachregister, das alle Sachen, Begriffe, Orte, Namen, Überlieferungsaspekte usw. verzeichnet. In den Registern wird ausschließlich auf die Nummer der Minnerede verwiesen, bei längeren Minnereden (ab 500 V.) gewöhnlich mit einer Spezifizierung durch die einzelnen Teile (A, B, C usw.) der Minnerede. Weitere Informationen zu den Registern finden sich im Vorspann der beiden Register. Verfasser- und Titelregister Das Verfasser- und Titelregister bringt die im Handbuch verwendeten Minneredentitel in eine alphabetische Ordnung. Sortiert wird nach dem ersten sinntragenden

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Wort nach dem Artikel. Bei Titelgleichheit wird nach Ordnungsnummer sortiert. Bei Alternativtiteln werden Verweise auf den Eintrag gesetzt, der den jeweils im Repertorium geführten Haupttitel wiedergibt. Die nicht anonym überlieferten Minnereden werden zusätzlich unter den Autornamen verzeichnet.

Beiträge weiterer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bei der Erstellung der Repertoriumseinträge konnten wir auf Beiträge von Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen, die für uns Teil- oder Komplettbeschreibungen einzelner Minnereden, aber auch größerer Textgruppen anfertigten. Als zeitweilig im Projekt beschäftigte wissenschaftliche Mitarbeiter übernahmen Iulia-Emilia Dorobanţu (Heidelberg; B69, B208, B229, B266, B294, B359, B392, B394, B402, B402a, B405, B428, B438, B455, B457, B458b, B459, B463, B466, B486, B487, B502, B505, B512, B513, Z1, Z6, Z7, Z8, Z9, Z10, Z11, Z12, Z13, Z14, Z15, Z16, Z17, Z22, Z30, Z31, Z36, Z37, Z48, Z50, Z51, Z60, Z64, Z82, Z84) und Martin Muschick (Berlin; B202, B209, B210, B217, B223, B224, B230, B287, B300–B302, B309, B312, B313, B317, B319, B323, B329, B330, B332, B333, B355, B411, B415, B417, B429–B432, B435, B442, B447, B451, B456, B458, B460–B462, B503, B504) die Bearbeitung von etlichen Nummern. Substanzielle Vorarbeiten zu einzelnen Einträgen steuerten auch Doktoranden und studentische Hilfskräfte bei: Christoph Hagemann (Dresden; B4, B5, B15, B16, B32, B44, B46, B50, B215, B274, B291, B296, B311, B446), Lucas Glombitza (Dresden; B169–176), Verena Jänicke (Kiel; B425, B453), Rebekka Rehbach (München/Heidelberg; B413, B513) sowie Johanna Wange (Dresden; B433) Clara Strijbosch (Utrecht) übernahm im Rahmen eines Werkauftrages die Beschreibung der niederländischen Minnereden (B9, B10, B18–B21, B43, B47, B54, B58, B63, B72, B77–B81, B218, B221, B222, B279–B282, B299, B306, B308, B316, B320, B321, B327, B328, B336, B341, B343, B345–B347, B357, B365, B369, B370, B384, B385, B388, B393, B396, B397, B420, B443, B448, B490–B495, B498, B509– B511, Z35, Z46, Z54, Z55, Z56, Z57, Z68, Z69, Z70, Z71, Z72, Z73, Z74). Eine sehr große Hilfe für das Projekt bedeutete die ›ehrenamtliche‹ Mitarbeit von zwei ausgewiesenen Kennern der Minnereden. Stefan Matter (Fribourg) nahm sich der Beschreibung einer Reihe von Texten mit komplizierter Überlieferung an (B2a, B2b, B45, B52, B226, B236, B239, B243, B262a, B262b, B264, B265, B272, B278, B283, B286, B290, B340, B352, B353, B372, B377, B382, B404, B408, B412, B464, B465). Melitta Rheinheimer (Berlin) fertigte viele Beschreibungen zu den von ihr bereits 1975 behandelten ›Rheinischen Minnereden‹ und zu neu aufgenommenen Minnereden an (B255, B268, B269–B271, B273, B304, B314, B342, B358, B361, B362, B380, B395, B409, B410, B423, B444, B469, B470, B480, B481, B489, B496, B497, B506–B508, B515, B516, B518, Z38, Z39, Z40, Z41, Z42, Z43, Z52, Z53, Z67, Z75, Z80) und stand uns mit ihrer umfangreichen Materialsammlung, mit Rat und mit sicherem Urteil zur Seite.

Dank

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In allen Fällen wurden die von den Beiträgern gelieferten Einträge durch uns noch einmal – mehr oder weniger stark – überarbeitet, ergänzt oder gekürzt und angepasst. Für in den Einträgen enthaltene Fehler sind daher allein wir verantwortlich.

Dank Zum Abschluss geht unser Dank an die vielen Institutionen und Personen, die das Projekt in den letzten achteinhalb Jahren begleitet und tatkräftig unterstützt haben. Grundlegend für das Projekt war die Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung (2005–2006) und ihre im Anschluss an den ursprünglichen Bewilligungszeitraum großzügig gewährte Verlängerung (2007–2008). Die im Handschriftenregister genannten Bibliotheken kamen unseren Anfragen und Reproduktionswünschen zuvorkommend und oftmals unbürokratisch nach. Für die Aufarbeitung der umfangreichen Literatur zu den Minnereden konnten wir vor allem die Ressourcen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibkliothek Dresden, der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin sowie der Universitätsbibliotheken Kiel und Heidelberg nutzen. In der ersten Projektphase in Dresden ermöglichte uns Beate Kellner, von der guten Infrastruktur am Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik und Frühneuzeitforschung zu profitieren. Unterstützung in der Organisation der Projektarbeit erfuhren wir auch durch die Kollegen am Department für Germanistik und Komparatistik in Erlangen und an den Germanistischen Seminaren in Kiel und Heidelberg. Hilfreiche Listen und Materialien teilte Wolfgang Achnitz (Münster) mit uns. Von Tilo Brandis (Berlin) und Gisela Kornrumpf (München) erhielten wir freundliche Hinweise zu Einzelfragen, besonders zu solchen der Überlieferung. Bei Problemen mit dem sprachlichen Verständnis der Texte durften wir auf die Expertise von Holger Runow (München) zählen. Nicht nur als Bearbeiterin einzelner Einträge, sondern auch als aufmerksame Gesprächspartnerin und umsichtige Beraterin in allen Belangen des Repertoriums hat sich Melitta Rheinheimer (Berlin) besondere Verdienste erworben. Im Verzeichnis der Handschriften und Drucke konnten wir dankbar Hinweise zahlreicher Kollegen einarbeiten – besonders hervorzuheben sind die Angaben zu den Karlsruher Hss. durch Ullrich Bruchhold (Berlin), zu den Gothaer Hss. von Falk Eisermann (Berlin), zu den Wiener Hss. von Stefan Matter (Fribourg) sowie zur Hs. Hb1 von Rebekka Rehbach (München/Heidelberg), zur Hs. Me von Gerold Hayer (Salzburg), zur Hs. We1 von Sarah Wiseman (Houston) und zum Druck nür4 von Britta-Juliane Kruse (Wolfenbüttel). Eigene Transkriptionen und Handschriftenabbildungen (jeweils mit Einverständnis der Rechteinhaber) haben uns freundlicherweise Sonja Kerth (Bremen), Stefan Matter (Fribourg), Ralf Päsler (Marburg), Ann-Marie Rasmussen (Durham), Melitta Rheinheimer (Berlin) und Ann Thorssson Johansson (Barcelona) zur Verfügung gestellt. Jakob Graf Brandis (Lana) verdanken wir Fotografien der damals noch in seinem Besitz befindlichen Hs. Be20, Volker

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Einleitung

Honemann (Münster) eröffnete uns den Zugang zu einigen Reproduktionen und Transkriptionen aus dem Nachlass von Hartmut Beckers. Ohne die Mitarbeit der vielen studentischen Hilfskräfte, die im Laufe der Jahre im Projekt bzw. an den beteiligten Instituten beschäftigt waren, hätte dieses Buch nicht erscheinen können. Tatkräftig in der Materialsammlung, bei der Anfertigung von Transkriptionen und Synopsen sowie bei Korrekturarbeiten waren: in Dresden Corinna von Bredow, Christina Gerhardt, Antje Kania, Sabine Müller sowie vor allem Lucas Glombitza, Christoph Hagemann, Anne Jubeh, Katrin Mai und Johanna Wange; in Erlangen: Benno Baumbauer; in Kiel: Johanna Heller, Verena Jänicke, Heinrich Rienhoff und Frank Krabbes; in Heidelberg: Benjamin Allgaier, Wencke Brauns, Marit Müller, Elena Setzer, Laura Velte, Katja Weiser sowie besonders Peter Irion und Christina Ostermann. Ihnen allen gebührt unser Dank. Den Satz des Buches nahm in bewährter Weise Frank Krabbes (Heidelberg) vor, dem wir ebenfalls herzlich danken. Nicht zuletzt haben wir dem Verlag Walter de Gruyter, der lange auf das Manuskript warten musste, für die aufgebrachte Geduld und Nachsicht zu danken. Jacob Klingner und Ludger Lieb Heidelberg, im September 2012

Ordnung der Brandis-Nummern (B1–B525) nach Brandis 1968

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Ordnung der Brandis-Nummern (B1–B525) nach Brandis 1968 I. Liebesdichtung 1. Lob der Geliebten B1–B10 2. Liebesbekenntnis B11–B23 3. Liebesklage: a) Sehnsucht B24–B47; b) Unentschlossenheit B48–B51; c) Resignation B52–B56; d) Zorn B57–B60; e) Klage vor Frau Minne B61–B66; f) Bitte B67–B75; g) Liebesbrief und Liebesgruß B76–B193 4. Gespräch über glückliche und unglückliche Liebe: a) Versuchung und Lob der standhaften Liebe B194–B198; b) Rat in Liebesnot B199–B222 5. Liebeswerbung: a) Liebesprobe und Bewährung B223–B232; b) Liebesstreit (Werbungsszene) B233–B246; c) Glückliche Werbung im Traum B247–B255; d) Erfüllung und Trennung B256–B261 II. Minne- und Tugendlehre 1. Lob und Klage: a) Lob der tugendhaften Frauen B262–B282; b) Lob der Minne und der Tugenden B283–B289; c) Klage über Untugenden B290–B299 2. Ermahnung und Lehre: a) Minneangebot und Lehre an die Liebenden B300– B332; b) Belehrung im Gespräch B333–B347; c) Negative Minnelehre B348– B356; d) Auslegung von Minne- und Tugendsymbolen B357–B397 3. Streitgespräch B398–B419 4. Schule: a) Schule der Minne B420–B433; b) Schule der Ehre B434–B437; c) Minneorden B438–B441 5. Gericht: a) Klage und Anklage der Tugenden; b) Minnegericht B452–B466 Anhang: Höfische Minne- und Tugendlehre: a) Ritterpreis B467–B473; b) Totenklage B474–B478; c) Lehre von den Rittertugenden B479–B481; d) Minnehof B482–B484 III. Minneallegorie 1. Minneburg und verwandte Allegorien B485–B500 2. Jagdallegorie B501–B513 Fragmentarische und verschollene Minnereden B514–B525 Ordnung der neu aufgenommenen Z-Nummern (Z1–Z85) I. II. III. IV. V. VI. VII.

Brief und Gruß (›Liebesbriefe‹, ›Liebesgrüße‹ und ›Neujahrsgrüße‹): Z1–Z32 Preis: Z33–Z35 Werbung (monologisch und dialogisch): Z36–Z43 Liebesgespräch: Z44–Z45 Klage (Liebesklage, Sehnsuchtsklage, Trennungsklage): Z46–Z51 Erzählung: Z52–Z65 Lehre und Minnegespräch (Minnelehre, Tugendlehre, Lehrgespräch, Kasuistik): Z66–Z81 VIII. Sprüche und ›Spruchgedichte‹: Z82–Z85

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Einleitung

Versuch einer neuen typologischen Ordnung a) Minnereden ohne narrativen Rahmen Monolog Bekenntnis: Liebesbekenntnis – einer Frau B46 – eines Mannes B13, B14, B15, B23, B25, B27, B141, B386, Z3, Z14 Brief: Liebesbrief – aus Frauenperspektive B127–138, B139 (?), B158, Z18 – aus Mannesperspektive B76, B77, B78, B79, B80, B96–113, B115–118, B119–126, B142, B143, B145, B146, B147, B148–151, B152, B153, B154, B155–157, B159, B169– 176, B177, B178–180, B181–184b, B185, B186, B187–190, B192, B193, Z6, Z7, Z8, Z13, Z17, Z19–21, Z27, Z28 Gruß – Abschiedsgruß / Abschiedsklage B160 – Liebesgruß B81, B82, B159a, B160, Z1, Z2, Z3, Z4, Z5, Z9, Z10, Z11, Z12, Z15, Z16, Z22, Z23, Z24, Z25, Z26, Z31, Z32 – Neujahrsgruß B161–168, Z29, Z30 Klage: allgemeine Klage – Klage einer Frau B292, B408, Z49 – Klage eines Mannes B37, B291 – Weltklage/Zeitklage B52, B53, B54, B290, B295, B296, B297 Klage: Liebesklage – eines Bracken B507 – einer Frau B44, B45, B47, B64 – eines Mannes B11, B12, B16, B17, B21, B24, B25, B26, B28, B29, B30a, B30b, B31, B32, B36, B38, B39, B40, B41, B42, B43, B56, B57, B58, B59, B60, B61, B62, B63, B67, B68, B69, B70, B71, B72, B73, B74, B75, B191, Z46, Z47, Z48, Z50, Z51 Lehre: Minnelehre – einer Frau B317 – eines Mannes B222, B265, B277, B283, B285, B286, B300, B301, B303, B306, B308, B310, B311, B312, B313, B320, B321, B323, B360, B361, B365, B370, B371, B378, B388, B391, Z35, Z79, Z83, Z84 – als Allegorese B376, B395 – an seine Geliebte gerichtet B18, B330, B357, B394 – negative Minnelehren und Parodien B302, B348, B349, B350, Z78 – Minnekasuistik B324, Z74 Lehre: Tugendlehre – einer Frau B322, B332 – eines Mannes B289, B319, B327, B328, B329, B364, Z68, Z76, Z85 Lob: Frauenlob – Frau ist die Geliebte (Lob der Geliebten, Preis der Geliebten) B1, B2a, B2b, B3, B4, B5, B6, B7, B8, B9, B10, B22, B264, B276(?), B438, Z25

Versuch einer neuen typologischen Ordnung

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– Frau ist nicht die Geliebte B20, B262, B263, B267, B268, B269, B272, B273, B275, B276(?), B278, B279, B280, B281, B282 – Lob eines Körperteils Z34 Wechsel B74 Werbung B19 Dialog Botengespräch B231 Frage-Antwort-Dialog B316 Gespräch des Sprechers mit seinem Herz B49 Lehrgespräch – Frau Venus / Minne belehrt Sprecher B114, B211, B212, B429 – Mutter belehrt Tochter Z77 – Sprecher belehrt Frau B274, B375 Liebesgespräch B233, B383, Z44, Z45 Streitgespräch zwischen Herz und Körper B48, B50 Werbungsgespräch B34, B240, B458b, Z37, Z38, Z39, Z41, Z42 Katalog B284, B298, B307, B362, B379, B380, Z75, Z82 b) Minnereden mit narrativem Rahmen Monolog Allegorien B367, B369, B501, B522, Z59 belauschte Liebesklage B65, B66 Liebesklage eines Mannes B35, B55, B56 Minnelehre – von Frau Venus B420 – des Sprechers B358 Tugendklage einer Frau B293 Dialog Gespräche über die eigene Minne – Sprecher und Frau (nicht die Geliebte) B198, B199, B200, B202, B214, B215, B218, B227, B499, B500, B503 – Sprecher und Geliebte B213, B259, B260, B384 – Sprecher und Mann B226, Z62 Lehrgespräche – belauschtes Lehrgespräch B334, B340, B351, B424 – Geliebte wird belehrt von alter Frau B217, B352 – Sprecher wird belehrt – von einer Frau B207, B257, B261, B335, B343, B344, B363, B366, B381, B437, B508, B509, B510, Z80, Z81

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Einleitung

– von einem Mann B204, B206, B387, B498, B518 – von einem Zwerg B434 – Sprecher belehrt – eine Dame B224, B336, B346, B355, B359, B377, B382, B389 – mehrere Damen B338, B339 – einen Mann Z60 Streitgespräche – belauschtes Streitgespräch – von Frau und Mann B345, B402a, B410 – von Herz und Mund B51 – zweier Frauen B398, B401, B402, B403, B404, B405, B406, B415, B416, Z65, Z73 – zweier Männer B400, B418 – zweier Personifikationen B409, B412, B413, – Streitgespräch – zwischen Sprecher und Frau (nicht Geliebte) B194, B201, B221, B411 – zwischen Sprecherin und Mann (nicht Geliebter) B407 Traum – geträumtes Gespräch B210, B397, B427, B442, B448 – Begegnung mit der/dem Geliebten B33, B223, B247, B248, B249, B250, B251, B252, B253, B254, B258, B342, B399 Werbungsgespräch – belauschtes Werbungsgespräch B235, B479 – Werbungsgespräch – erfolglos B237, B239 – erfolgreich B225, B230, B234, B236, B241, B242, B243, B244, B457, Z40 – parodistisch B245, B246 Sonstige Dialoge – belauschter Dialog zweier Frauen B196, B219 – Sprecher und Frau B299, B467, B468 – Sprecher und Mann B205, B472 – Sprecher und eine Personifikation B473 – Sprecherin und Mann B197, B220 Gespräche mehrerer Belauschtes Gespräch mehrerer B294, B353 Gespräche in Allegorien und Personifikationsdichtungen B208, B209, B238, B333, B393, B396, B422, B423, B425, B426, B432, B433, B435, B436, B439, B440, B443, B444, B445, B449, B450, B451, B452, B454, B459, B469, B474, B475, B476, B477, B478, B481, B482, B483, B486, B489, B491, B492, B493, B494, B496, B497, B502, B504, B505, B506, B511, B512, B513, Z57, Z67 Gespräche und Diskussionen in Gesellschaft B385, B480 Minnegerichtsdichtung (siehe auch Sachregister: Minnegericht) B452, B453, B455, B456, B458, B460, B461, B462, B463, B464, B465, B466, B484, B485.V, Z63 Sprecher und mehrere Frauen B368, B373, B470, Z53 Sprecher und zwei Frauen B216, B356

Versuch einer neuen typologischen Ordnung

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Besonderes Er-Erzählung (kein Sprecher-Ich) B144, B341, B347, B354, B383, B402a, B414, B417, B419, B447, B495, Z54, Z55, Z56, Z64, Z69, Z70, Z71, Z72 Großformen (über 1000 Verse) B48, B69, B208, B226, B229, B232, B263, B266, B392, B402a, B427, B428, B430, B431, B439, B441, B446, B459, B465, B466, B471, B479, B485, B487, B497, B502, B512, B513, Z63

Verzeichnis der Handschriften und Drucke Handschriften Al

Alba Iulia (Karlsburg/Gyulafehérvár), Biblioteca Naţională a României, Filiala Batthyaneum Cod. R III 70 (Kat.-Nr. 378)

Pergament; 35 Bl.; 20,7 × 13,5 cm; Oberaltaich (?); 1397; bairisch-österreichisch 1r–35v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ (Hs. C) B513 Literatur: Gragger 1921, 42–56; Wittstock 1995, 79–82

Am1

Amsterdam, Universiteitsbibliotheek I A 24e

Papier; fragmentarisches Einzelblatt, mehrfach gefaltet; 21 × 10 cm; um 1450 1r ›Amsterdamer Liebesgruß‹ B76 Literatur: Schulz-Grobert 1993, 28, Abb. 5

Am2

Amsterdam, Universiteitsbibliotheek I A 24n (›Borgloon-Hs.‹)

Papier; ursprünglich 18 Fragmente, d.i. 16 Bl.; letztes Viertel 15. Jh.; südlimburgisch (Schreibsprache der gesamten Hs. I A 24 l, m, n) S. 1–18 Vermischte Gedichte und Lieder S. 18–22 ›Werbungsgespräch‹ Z41 S. 22–28 Vermischte Gedichte und Lieder S. 29–32 ›Jonathas ende Rosafiere‹ (Fragmente) S. 37–38 Lieder Literatur: Biemans 2000

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

*Antons Hs. Privatbesitz Karl Gottlob von Anton, Görlitz [verschollen] Pergament; Urkunden-Einzelblatt [Abschrift: Berlin, SBB-PK, mgq 909, 105r–105v] 1r Urkunde von 1471 1v ›Preis der Geliebten‹ B7 Literatur: Anton 1777, 326

Au

Augsburg, UB, Cod III. 1. 8° 31

Papier in 8°; 281 Bl.; 15,3 × 10,7 cm; zehn zusammengebundene Teile: I: Medingen, 1484–92; II– IV: Schwaben, nicht vor 1459; V: Bayern, 1. Viertel 15. Jh.; VII: Schwaben, um 1400; VIII–IX: Schwaben, 3. Viertel 15. Jh.; X: Schwaben, Ende 14. Jh. I: 1–2 Pergament-Vorsatzblätter aus einem Brevier des 15. Jh.s 3r–10v Vermischte geistliche, vorrangig volkssprachliche Texte und Gebete

VII: 227r–234v Margarete Ebner: Paternoster

II–IV: 11r–194v Vermischte geistliche, vorrangig volkssprachliche Texte und Gebete

VII–IX: 235r–244v Vermischte geistliche, vorrangig volkssprachliche Texte und Gebete

V: 195r–199r ›Das Goldene Krongebet‹ 199r–v Kreuzessegen, lat. u. dt. 200r–v Zwei Segen 200v ›Deutsch-lateinischer Liebesbrief‹ Z8

X: 245r–280v Vermischte volkssprachliche und lateinische Gebete. Nachsatz und rückwärtiger Pergamentspiegel aus einer deutschen Urkunde (Datierung: 1343)

VI: 201r–226v Gebete und Segen

Literatur: Schneider 1988, 518–540; Schulz-Grobert 1993, 174

Bechsteins Hs. siehe Lg4

Handschriften

Ba

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Bamberg, Bibliothek des Historischen Vereins in der Staatsbibliothek (Depositum in der Staatsbibliothek) H. V. Msc. 569 (Nr. 1789) (›Kuppitschs Hs. C‹)

Papier in 4°; 38 Bl.; 21 × 14,3 cm; Mitte 15. Jh. (die Jahresangabe auf 17r ist ggf. als 1453 zu interpretieren); oberdeutsch 1r–7 v ›Scheyerer Fürstentafel‹ (unvollständig) 8r–12r Johannes Engelmar: ›Red vom concili zu Costnitz‹ 12r –15v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 15v–17r ›Guter Hahn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 245)

17r–17 v ›Abendvesper‹, lat.-dt. 18r Rechenaufgaben, dt. 19r–37r Astrologische Abhandlung mit Tabellen, lat. 38r Chronikalische Aufzeichnungen, dt.

Literatur: Dengler-Schreiber 1985, 140f.; Schulz-Grobert 1989a

Be1

Berlin, SBB-PK Fragm. 3 [olim Privatbesitz Antiquariat Hans P. Kraus, Wien] (›Berliner Sammlung‹)

Pergamentblatt; 20,8 × 16 cm; Gebiet der Weichselmündung; frühes 15. Jh. ›Die sechs Farben‹ B372 Literatur: Beckers 1980

Be2

Berlin, SBB-PK Hdschr. 115

Papier in 2°; 26 Bl.; 32,5 × 20,5 cm; Klagenfurt (?); um 1590; österreichisch 1r–5r ›Der Stern der Treue‹ B432 5r–7 v ›Bestrafte Untreue‹ B463 7 v–8v Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 8v–9r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 (v. 242–260 u. 273–310) 9r–11r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 11r–12v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 12v–13r ›Liebesklage‹ Z50 Literatur: Brandis 1983

13r–15r ›Gut Wächter!‹ Z64 15r–19r ›Die Zauberin‹ Z51 19r–21r ›Der Knappe und die Frau‹ B261 21r–23r ›Rat einer reinen Jungfrau‹ Z81 23r–23v ›Des Labers Rat‹ B42 23v–25v ›Der Traum‹ B247 25v–26r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 26v ›Belauschtes Gespräch zweier Frauen‹ Z65

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Be3

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 488 (›Ebenreutters Hs.‹)

Papier in 2°; 394 Bl.; 30 × 20 cm; zwei zusammengebundene Teile: Würzburg um 1530; ostfränkisch I: 1r leer 1v Liebeslied 2r–3r ›Die acht Farben‹ B377 3r–5v ›Lob der grünen Farbe‹ B382 5v–9v ›Die sechs Farben‹ B372 10r leer 10v–14v ›Lob der Frauen‹ B262a 14v–25r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 25r–28v ›Verschwiegene Liebe‹ B335 29r–31v ›Der schwere Traum‹ B219 32r–38r ›Der Traum‹ B247 38r–42v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 43r–48v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 48v–56r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 56v–60r ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 60r–62v Gozold: ›Der Liebesbrief‹ B213 62v–66r ›Der erste Buchstabe der Geliebten‹ B4 66r–67 v Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 67 v–70v ›Wer kann allen recht tun‹ B52 70v–82r ›Das Schloss Immer‹ B486 82v–83v ›Die Harre‹ B330 83v–86v ›Die Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 86v–89r ›Was Blütenfarben bedeuten‹ B363 89v–92v ›Die beiden Schwestern‹ B414 92v–97r ›Pflanzenallegorese A‹ Z75a 97r–106v Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 106v–108r ›Belehrung eines jungen Mannes‹ B317 108r–113r ›Die Minneburg‹ B485 113r Rätsel 113v–118v ›Besuch bei der Geliebten‹ B258 118v–120v Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292 120v–126r ›Das Strohkränzlein‹ B225 126r–129v ›Das Meiden‹ B259 129v–130v ›Das Scheiden‹ B38 130v–131r ›Abschiedsgruß‹ B160 131v–134v ›Die goldene Fessel‹ B260 134v–142r ›Acht Neujahrsgrüße auf 1441–

1448‹ B161–168 142r–145r ›Eine abenteuerliche Rede‹ 145r–149r ›Vom Spiele‹ 149r–149v ›Klage eines verlassenen Liebhabers‹ B39 149v–156v ›Die versuchte Treue‹ B194 157r–159r ›Minneklage eines Mannes‹ B26 159r–163v ›Herz und Leib‹ B425 164r–165r ›Liebesklage eines Mannes‹ B57 165r–167 v ›Sehnsuchtsklage einer Frau‹ B45 167 v–174r ›Wahre und falsche Liebe‹ B404 174v–182r ›Der Maienkranz‹ B224 182r–190v ›Der Minne Regel‹ B303 190v–198r ›Der Krautgarten‹ B500 198v–202v ›Von Neid und Hass‹ 203r–257r Liedersammlung (parallel in Pr2) 257 v–259v leer 260r Widmungsvermerk 260v leer II: 261r–261v leer 262r–268r Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 268v–271v Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 271v–276r ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 276v–277 v ›Die sieben Farben‹ B376 277 v–280r ›Von der grauen Farbe‹ B383 280r–281v ›Weib und Hahn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 245) 282r–283v Ps.-Teichner: ›Fisch und Henne‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 266) 283v–285r Ps.-Teichner: ›Das böse Weib und der Teufel‹ 285r–286v ›Ehren und Höhnen‹ (Fischer Nr. 28) 287r–288v Ps.-Teichner: ›Des Vögleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570) 288v–289v Heinrich der Teichner: ›Armer Hofmann‹ 290r–313r Der elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 313v–322v ›Pflanzenallegorese D‹ Z75d

Handschriften 322v–323r Geistliches Lied (›Pange lingua…‹) 323v–327 v 8 Liebeslieder 327 v–328r ›Pflanzenallegorese D‹ Z75d 328v–332r 6 Liebeslieder 332v–344v ›Schule der Minne‹ B433 345r–364r ›Minnewerbung‹ B241 364r–372v ›Klage über die Untreue der Geliebten‹ B56 372v–380v ›Liebesklage‹ B41

27

385r–388r ›Klage über die Arglist der Klaffer‹ B60 388v leer 389r–394v ›Rat eines alten Mütterchens‹ B207 395r–395v leer 396r Notiz von späterer Hand 396v leer

Literatur: Degering 1925, 54; Mück 1980, 113–140; Schierling 1980, 171f.; Schulz-Grobert 1993, 174–182; Homeyer/Knor/Solms 2005; Homeyer/Knor/Solms 2007

Be4

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 564 (›Teichner-Hs. O‹)

Papier in 2°; 333 Bl.; 28 × 19 cm; Augsburg (Schreiber Konrad Bollstatter); 1472 1r–7 v Register 8r–333r Teichner-Autorsammlung (235 Texte, darunter zehn Gedichte von Heinrich Kaufringer und fünf weiterer Verfasser), darin: 98r–99r Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329 99v–101r Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292

142v–143r Heinrich der Teichner: ›Der Frauen Unstetigkeit‹ B291 158v–159r Heinrich der Teichner: ›Von rechter Liebe‹ B311 290v–292v ›Streit über Liebe und Schönheit‹ B411 302v–304v Heinrich der Teichner: ›Von dem roten Mund‹ B274

126v–128v ›Wer kann allen recht tun‹ B52 Literatur: Degering 1925, 62; Niewöhner 1953a, LXXXV–LXXXVII; Becker/Overgaauw 2003, 189f. Nr. 96

Be5

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 753 (›Osnabrückische Liederhs.‹)

Papier in 2°; 128 Bl.; Osnabrück (?); 1575 150 Lieder, darin 9v ›Werbungsgespräch‹ Z41 Literatur: Kopp 1903; Kopp 1904; Degering 1925, 103f.

28

Be6

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 755

Papier in 2°; 9 Bl.; 28,8 × 20,2 cm; nördliches Mittelfrk.; 1. Hälfte 16. Jh. 1r–3v ›Werbungsgespräch‹ Z43 4r–4v leer 5r–9r ›Lehren an einen Jüngling‹ Z80 9v leer Literatur: Degering 1925, 106; Rheinheimer 1975, 117–119

Be7

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 757/50

Papier in schmal 2°; Doppelblatt (ursprünglich Mittelblatt einer Lage, bibiothekarisch fälschlich für ein zweispaltiges Einzelblatt gehalten und als solches gezählt); ca. 29,8 × 10,5 cm; Ende 14. Jh.; ostmitteldeutsch / schlesisch (?) 1rb, 1va–1vb, 1ra ›Schule der Minne‹ B433 Literatur: Degering 1925, 108; Rheinheimer 1975, 244

Be8

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 922 (›Berliner Liederhs.‹)

Papier; 134 Bl.; 27,5 × 20,5 cm; mittelrheinisch-niederländisch; 1. Viertel 15. Jh. 1ra–3vb ›Pyramus und Thisbe‹ 4ra–7rb ›Schule der Minne‹ B433 7 va–9ra Fröschel von Leidnitz: ›Die Liebesprobe‹ (Fischer Nr. 42) 9ra–11ra ›Die rechte Art der Minne‹ B199 11rb–11vb ›Lob der Frauen‹ B269 12ra ›Gespräch über die Minne‹ B518 12ra–14rb ›Der Minnekampf‹ B409 14rb–17rb ›Totenklage auf Graf Wilhelm III. von Holland‹ B477 17rb–17 vb ›Lob der Frauen und Schelte auf die Merker‹ B273 18ra–19ra ›Lob der Frauen‹ B270 19ra–19va ›Lob der Frauen‹ B271 19va–21vb ›Fehde zwischen Amor und Reden‹ B496 21vb–25vb ›Der Minne Leben‹ B336

26ra–26vb ›Klage einer Liebenden‹ B64 27ra–28ra ›Liebesgespräch‹ B239 28rb–29vb ›Der Minne Born‹ B497 30ra–34ra ›Die zehn Schwestern‹ B444 34ra–36vb ›Die neun Zeichen der Minne‹ B423 37ra–42rb ›Minne und Gesellschaft‹ B480 42va–49vb ›Die Schule der Ehre‹ B481 50r–70v Liedersammlung (71 Lieder) 71r–122v ›Seghelijn van Jherusalem‹, mndl. 123ra–123vb ›Klage einer Liebenden‹ B64 123vb–124vb ›Liebesgespräch‹ B239 125ra–130va ›Der Minne Born‹ B497 131r–134v Liedersammlung (15 Lieder, teilw. mit Melodienotationen)

Literatur: Degering 1925, 126f.; Lomnitzer 2VL 1 (1978), 726f.; Becker/Overgaauw 2003, 114–116 Nr. 52; Tervooren 2006b, 110 (Abb. 26), 145–147, 181–183 u.ö.; Oosterman 2007, 7–16

Handschriften

Be9

29

Berlin, SBB-PK Ms. germ. fol. 923/27 und 27c

Pergament, I: 7 Stücke von 3 Bl.; II: 5 Stücke von 3 Bl.; ca. 30,5 × [16,5] cm; Mitte 14. Jh.; bairischösterreichisch I: Albrecht: ›Jüngerer Titurel‹ (Wolf Nr. 47+48) II: Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Scheel 1896, 52f.; Degering 1925, 128f.; Brandis 1968, 216; Steckelberg 1998, 192

Be10 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 284 (›Blankenheimer Tristanhs.‹) Pergament; 197 Bl.; 22,2 × 15,5–16,5 cm; Mitte bis 3. Viertel 14. Jh.; mittelfränkisch 1ra–53va›Sächsische Weltchronik‹ Rez. A (Hs. 11) 53va–54vb ›Das schlimmste Tier‹ 53vb–54ra ›Der Reiher‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 489) 54ra–54va ›Der Löwenanteil‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 402) 54va–56va ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 56va–57ra ›Minne und Pfennig‹ B342 57ra–60ra ›Totenklage auf Graf Wilhelm III. von Holland‹ B477 60ra–60va ›Die Brackenjagd‹ B507 60va ›Wappen und Minne‹ B470

61ra–61vb ›Wahre Freundschaft und Liebe‹ B304 61vb–63va ›Bergfried der Minne‹ B358 63va–63vb Markgraf von Hohenburg: Tagelied (HMS I.34) 63vb Walther von der Vogelweide: Spruch (L. 30,9) 63vb–64ra Minnelied 64ra–189va Gottfried von Straßburg: ›Tristan‹ (Hs. N) 189va–198ra Ulrich von Türheim: ›Tristan‹ (Hs. N)

Literatur: Degering 1926, 50; Tervooren 2006b, 180f.

Be11 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 361 (›Teichner-Hs. J‹) Papier in 4°; 302 S.; 14 × 21,5 cm; drittes Viertel des 15. Jh.; bairisch Teichner-Autorsammlung, darin: S. 38f. Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329 S. 234–235 Heinrich der Teichner: ›Von rechter Liebe‹ B311 S. 239–241 ›Die sechs Farben‹ B373 Literatur: Degering 1926, 68; Niewöhner 1931b, 145f.; Niewöhner 1953a, LXXXIVf.

30

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Be12 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 495 (›Kuppitschs Hs. O‹) Papier in 4°; II + 54 Bl.; 22 × 16,5 cm; Nürnberg; um 1500 1r–5r Zehn Klopfansprüche 5v–14v Wein- und Biergrüße 15r Religiöse Strophe in Schillers Hofton 15r–16r 12 Sprüche, teilweise obszönen Inhalts 16r ›Die schöne Müllerin und der Domherr‹ (durchgestichene Strophe) 16v leer 17r ›Die schöne Müllerin und der Domherr‹ (Drei Strophen) 17 v–18r ›Schmählied auf den Raubritter Cunz Schott‹ 18v leer 19r–21r ›Liebesbrief‹ B147 21r Sentenz 21r ›Obszöner Liebesgruß‹ Z26 21r ›Liebesklage‹ Z47 21v–22v leer 23r–26v ›Der Bauer als Pfründner‹ 26v Sentenzen, dt. u. lat. 27r–27 v Liebeslied (Trennungsklage) 28r–29v Acht Rätsel 29v Zwei obszöne Sprüche 30r–30v Fastnachtslied (›Sorge für neue Tanzkleider‹) 31r Liebeslied (Werbung)

31v–32v ›Lied vom Luderleben eines Landsknechts‹ 33r–33v Liebeslied (Absage) 33v–35r ›Die schöne Müllerin und der Domherr‹ 35v Rezept für eine Salbe zur Widerherstellung der Jungfräulichkeit 36r Hans Lebenter: ›Bittgedicht‹ (5 durchgestrichene Verse) 36v leer 37r–40v Hans Lebenter: ›Bittgedicht‹ 40v–43r Hans Lebenter: ›Klage über den Aufenthalt im Schuldturm‹ 43r–44v Fritz Fellhainer: Lied über einen jüdischen Hostienfrevel in Passau 1478 45r–45v Lehre zum Angeln 46r–46v ›Grobianische Werbungslehre‹ Z78 46v–47r ›Höfische Werbungslehre‹ Z79 47 v ›Sinnsprüche über die Liebe‹ Z83 48r Liebeslied (Sehnsuchtsklage) 48v Liebeslied (Werbung) 49r Liebeslied (Werbung) 49v–50r Liebeslied (Werbung/Schelte) 50v–51r Liebeslied (Sehnsuchtsklage) 51v–54v ›Berliner Liebesbriefe‹ B148–151

Literatur: Rheinheimer 1975, 187f.; Schmidtke 1981a; Schmidtke 1981b; Schulz-Grobert 1993, 259; Becker/Overgaauw 2003, 119f. Nr. 55

Be13 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 557 (›Jan Phillipsz-Hs.‹) Papier in 4°; 103 Bl.; 20,6 × 14,2 cm; Leiden (?) (Schreiber und Sammler: Jan Phillipsz); zwischen 1473–1481 124 Texte, darunter aus dem Lateinischen übersetzte Antiphonen und Responsorien in Prosa; Gereimte Devotionstexte, Reimbriefe, geistliche und weltliche Reimsprüche, darunter: 29v–31r ›Irdische Liebe und Gottesliebe‹ Z35 Literatur: Brinkman 1995, 9–36

Handschriften

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Be14 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 648 Pergament; 2 Bl. (Fragmente aus einem Bucheinband); ca. 11 × 14 cm; 14./15. Jh.; ripuarisch 1ra–1vb ›Der Minne Born‹ B497 2ra–2vb ›Minnelehre‹ B516 Literatur: Degering 1926, 115; Rheinheimer 1975, 115–117

Be15 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 719 (›Königsteiner Liederbuch‹) Papier in 4°; 203 Bl.; 20,5 × 14 cm; Eppstein-Königstein (Taunus); zusammengeb. Teile: I: 1474– 76; II: 1473–74; III: 1468–70; IV: 1471–72; V: 1472–74; VI: 1470–80; rheinfränkisch I: 1r–1v Devisen, Federproben 2r–60r Hermann von Sachsenheim: ›Des Spiegels Abenteuer‹ B465 II: 61r–65r Erhard Wameshaft: ›Liebe und Glück‹ B482 65r Rätsel 65v–66v leer III: 67r–67 v leer 68r –101r ›Warnung an hartherzige Frauen‹ B479 101v–102v leer

IV: 103r–181r ›Königsteiner Liederbuch‹ 181v–185v leer V: 186r–187r leer 187 v–190v Mariengebet in Reimpaaren 191r–195v leer VI: 196r–200v Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 201r–203v leer

Literatur: Degering 1926, 126; Sappler 1970, 20–30

Be16 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 795 (›Niederdeutsche Liederhandschrift‹/›Mösersche Bruchstücke‹/Liederhs. m) Pergament; 3 Doppelblätter; 22 × 17,5 cm; Anfang 15. Jh.; niederdeutsch 1r Heinrich von Breslau 1r–2r Frauenlob 2v–3r Reinmar von Zweter, Boppe 3r–3v Reinmar der Alte

4r–4v ›Die sechs Farben‹ B372 5r Regenbogen / Frauenlob 5v Frauenlob (?) 6r–6v Peter von Arberg (?)

Literatur: Degering 1926, 140; Schmeisky 1978, 1–156; Alex 1998, 11; Becker/Overgaauw 2003, 113f. Nr. 51

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Be17 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 1107 (›Veesenmeyersche Hs.‹) Papier in 4°; II + 126 Bl.; 20 × 14 cm; Ulm (?); 1459; schwäbisch I–II Reste von zwei ausgerissenen Blättern (Register?) 1r–52r ›Sigenot‹ (Hs. S5) 52v–53r ›Jüngeres Hildebrandslied‹ (Hs. V) 53v–58v leer 59r–68r ›Der züchte lere‹ 68v–71r Armutsklage 71v–73v ›Vom Pfennig I‹ 74r–74v leer 75r–81v Heinrich von Pforzen: ›Der Pfarrer in der Reuse‹ (Fischer Nr. 56) 82r–82v Parodie eines Liebesbriefs (Prosa) 83r kolorierte Federzeichnung 83v leer

84r–90r Liedersammlung (›Palmsches Liederbuch‹) 90v leer 91r–96v ›Moringer‹ (›Der edle Moringer‹, Hs. a) 97r–104v ›Der Krautgarten‹ B500 104v–111v ›Männertreue und Frauentreue‹ B410 111v–118v ›Vom Mai‹ B198 119r–121v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 122r–127 v ›Der Liebende vor Frau Ehre‹ B435 127 v–129r ›Schelte gegen die Klaffer‹ B59 129r–130v ›Der glückliche Traum‹ B250 danach sind Reste eines ausgerissenen Blattes zu erkennen

Literatur: Degering 1926, 186f.; Fischer, H. 1961b, 236–242; Becker/Overgaauw 2003, 53–56 Nr. 15

Be18 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 1745 Papier in 4°; 189 Bl.; 21,5 × 15 cm; Böhmen/Mähren; 1. Hälfte 15. Jh. (I: 1416; III: 1445; IV: 1418) I: 1r–96v ›Vocabularius Ex quo‹ (Redaktion S) II: 97r–114r Briefsteller, lat. 114v–115v Ad sacram unctionem, lat. 115v Gebet, tschechisch 116r Tabelle zur lat. Konjugation 116va–118ra Beichtandacht, dt. 118ra–118rb Notizen zur Liturgie, lat. 118v Drestimmige Motette 119r Sprichwörter, lat. 119va–120rc Verba composita latina, mit dt. Übersetzung 120v Federproben / Briefentwurf, lat. III: 121r–126v Berthold von Regensburg: ›Messauslegung‹ 126v–128v Fünf Bitten Christi an die Menschheit 129r–129v ›Liebesbrief‹ Z6

129v–130r ›Liebesbrief‹ Z7 130r–130v Ablassbrief des Papstes Leo 131r–131v Empfehlungsschreiben an den Rat der Stadt Bautzen von 1445 131v–138r Drei Predigten (über Lk 18,27; Joh 14,8; Ps 138,17), lat. IV: 138r–148v Ars Epistolandi, lat. V: 150r–154v Poema Grammaticum, lat. 155ra–161va Theologische Traktate, lat. 161vb–166vb Traktat über das Leben als Schüler, lat. VI: 167ra–169v Psalmenauslegung, lat. 170r–184v Irmhart Öser: ›Epistel des Rabbi Samuel an Rabbi Issac‹ 184v–188v Theologische Notizen, lat. 189r ›Cisioianus‹ 189v leer

Handschriften

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Literatur: Grubmüller 1967, 289–293; Keller, K.-H. 1992, 112–116; Schulz-Grobert 1993, 182

Be19 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 1899 (olim Wernigerode, Gräfl. Stolbergische Bibl. Cod. Zb 15) Papier in 4°; 162 Bl.; 19,5 × 14,5 cm; Mitteldeutschland; 1496 1r–111r Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 111v leer 112r–118r ›Das Zauberkraut‹ B407 118v leer 119r–144v Hermann von Sachsenheim: ›Der

Spiegel‹ B465 145r–151r Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 151v–161r ›Traum von erfüllter Liebe‹ B399 161v–162v leer

Literatur: Brodführer 1915; Schlosser 1974, 15–17; Becker, P.-J. 1986–1989

Be20 Berlin, SBB-PK Ms. germ. quart. 2370 (olim Lana, Familienarchiv der Grafen von Brandis Cod. XXIII D 33) Papier in 4°; I + 85 Bl.; 20,5 × 14,5 cm; I: um 1445, westschwäbisch, II: um 1485, bairisch, III: um 1495, westschwäbisch, IV: um 1515, westschwäbisch I: 1r–4v ›Lehre von den Zeichen des Hirsches‹ 5r–9v ›Lehre vom Arbeiten der Leithunde‹ 10r–13v leer 14r–19r ›Pflanzenallegorese B‹ Z75b 19v–25v leer II: 26r–33r Fünfzehn Weingrüße und zwei Biergrüße 33v–35r Sieben Klopfansprüche 35v Obszönrede ›Von einer schönen Frau‹ (›Der Pfeiffer‹) 35v Obszönrede eines Klerikers 36r–37 v Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b, Fassung II) 37 v Priamel (Kiepe Nr. 67) III: 38r–38v ›Das Scheiden‹ B38

38v–39r ›Abschiedsgruß‹ B160 39r–42v ›Das Meiden‹ B259 42v–46r ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 46r–52v ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 52v–57r ›Der Knappe und die Frau‹ B261 57r–59v ›Der schwere Traum‹ B219 59v–64v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 64v–69r Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 69v–73r ›Traumerscheinung einer schönen Frau‹ B522 73v leer IV: 74r–80r ›Die sechs Kronen‹ B437 80v–84v ›Der schlafende Hund‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 292) 85r–85v leer

Literatur: Dörrer 1932; Klingner 2008a; Klingner 2008b, 3–7

34

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Be21 Berlin, SBB-PK Ms. germ. oct. 186 (›Livländische Sammlung‹) Papier in 8°; 102 Bl.; 13,5 × 10 cm; Livland; 1431 1r–14v ›Schule der Minne‹ B433 15r–20v ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 20v Kolorierte Federzeichnung 21r–25v ›Frauentreue‹ (Fischer Nr. 38) 26r–26v Exempel von zwei Rosen 27r–42v ›Die treue Magd‹ (Fischer Nr. 80) 43r–66r ›Des Minners Anklagen‹ B457

66r Kolorierte Federzeichnung 66v–67 v Liebeslied in einem Ton Regenbogens (HMS III, 452, Str. 4–6) 67 v Kolorierte Federzeichnung 68r Märenfragment (Fischer Nr. 150c) 68v–101v ›Flos vnde Blankeflos‹ (Hs. B) 102r ›Schule der Minne‹ B433 102r Ornament

Literatur: Degering 1932, 60f.; Rasmussen 2006

Be22 Berlin, SBB-PK Nachlass Grimm 132,9 Pergament; 3 Bl.; 22 × 14,5cm; 2. Hälfte 14. Jh. 1r–3v ›Der Minne Falkner‹ B512 Literatur: Becker/Overgaauw 2003, 112–114 Nr. 50

Br

Bremen, Staatsbibliothek msb 0042-02 [alte Signatur: Ms. b.42.b]

Papier in 4°; 172 Bl. (119 doppelt gez.); 21,5 × 14 cm; Elsass; 2. Viertel 15. Jh.; alemannisch 1r–64r Freidank (Grimm D = Bezzenberger Nr. 4) 64v–96r ›Alexius‹ F 96v–118v ›Der Bussard‹ (Fischer Nr. 18) 118v Verse (Nachtrag) 119r–125r Jakob Appet: ›Der Ritter unter dem Zuber‹ (Fischer Nr. 5) 125r–137 v ›Liebeswerbung‹ B244 136v Reimpaarverse (Nachtrag)

137 v–151r Schondoch: ›Die Königin von Frankreich‹ (Fischer Nr. 116) 151r–164v ›Der Schüler zu Paris A‹ (Fischer Nr. 118) 164v–169v ›Die Nachtigall A‹ (Fischer Nr. 90) 169v–171v ›Von eime trunken buoben‹ (›Des Buben Paternoster‹)

Literatur: Meyer/Mooyer 1833, VII–X; Stahl 2004, 139–141

Handschriften

Bs1

35

Brüssel, KBR 15589–623 (›Van Hulthemsche Handschrift‹)

Papier in 2°; 23+241+9 Bl.; 27,4 × 20,5 cm; Brabant; zwischen 1405–08; südniederländisch / brabantisch [Textverlust der ersten Blätter] 1ra–11rb ›Das Leben des Hl. Brandan‹ 11rb–13rb ›Ons liefs heren passie‹ 13rb–15rb ›Onser vrouwen claghe‹ 15ra–19vb ›Vom Hut‹ 19vb–23rb ›De VII psalme ins dietsche‹ 23rb–23va ›Ene bedinghe van onser vrouwen‹ 23vb–24rb ›Ene edel exsempel‹ 24rb–24va ›Ene exsempel noch‹ 24va–24vb ›Onse sonden‹ 24vb–25ra ›Liebesklage‹ B72 25rb ›Ene bedinghe van onser vrouwen‹ 25va–26ra ›Der Blumenhut‹ B365 26ra–27rb Jan van Boendale: ›Jans teestye‹, ›Der leken spieghel‹ of ›Brabantsche yeesten‹ (Auszüge) 27rb–27 vb ›Ene bedinghe van onsen here‹ 27 vb–28ra ›Ene bedinghe van onsen here‹ 28rb–28va ›Ene beuelinghe‹ 28va–28vb ›O intemorata in dietsche‹ [Bl. 29–30 am Ende der Hs.] 31ra ›Sente berbera‹, ›Sente goedele‹, ›Sente magriete‹ 31ra–32rb ›Dits vanden man die gherne dranc‹ 32rb–32vb ›Dmeisken metten sconen vlechtken‹ 32vb–33ra ›De VII ghetiden van onsen here‹ 33ra–34rb Bouden vander Lore: ›Achte persone wenschen‹ 34rb–35ra Jan van Hollant: ›Vanden verwenden keyser‹ 35ra–36rb ›Der alte und der junge Ritter‹ B345 36rb–37 vb ›Den lof van maria ghemaect op drie stauen‹ 37 vb–38rb ›Onse vrouwen V ween‹ 38rb–38vb Tgoede wijf maect den goeden man‹ 39ra–39rb ›Liebesbrief‹ B77 39va–40va Peter van Iersele: ›Wissen raet van vrouwen‹ 40vb–41rb ›Ene bedinghe opden A.B.‹ 41rb–41vb ›Tghebet in dietsche‹ 41vb–42ra ›De VII ghetiden noch‹ 42rb–42vb ›Der Baum der Minne‹ B357 43ra ›De ewangielie in dietsche In principio erat

verbum‹ 43ra–43vb ›Dat ons vrouwe gheboetscap was‹ 43vb–44ra ›Die drie coninghen‹ 44ra–44vb ›Van onser vrouwen ene goede bedinghe‹ 44vb–45vb ›Van onser vrouwen ene bedinghe‹ 45vb–46vb ›Ene edel bedinghe van onsen here‹ 46vb–47ra ›Dits sente jans baptisten name ende op elc lettere van sinen name enen lof‹ 47ra–47 va ›Dit es een ander ghebet‹ 47 va ›Een suete ghebet van sente jan baptista‹ 47 va Salue regina misericordie in dietsche‹ 47 vb ›Ene ghebet van onsen here‹ 47 vb–48vb ›Die sieben Buchstaben des Wappens der Tugend‹ B396 48vb–49vb Nikolaus von Straßburg: ›Predigt vom Goldenen Berg‹ 49vb–51ra Glaubensbekenntnis 51ra–51rb ›Dit sijn notabelen‹ 51va–51vb ›Van verlorende dienste‹ 51vb–52vb Augustijnken van Dordt: ›Die Frauenburg‹ B369 52vb–53vb ›Die Jagd‹ B509 54ra–54rb ›Von dem Fundamente‹ B385 54rb–55ra ›Drei Edelsteine‹ B370 55ra–55rb ›Vanden esel‹ 55rb–55va ›Ene tafelronde‹ 55vb–56ra ›Vander wandelinghen‹ 56ra–56vb ›Vanden plaesteres‹ 56vb–57rb ›Van onder windene‹ 57rb–57 va ›Een liedeken‹ 57 va–58va ›Van sente bernaerts leren Ende van vele ander vaders‹ 58va–58vb ›XX poente dat een mensche onfeet metten sakermente‹ 58vb–59rb ›Die heiligen 10 Gebote‹ 59rb–59vb ›Die 7 Todsünden‹ 59vb–60rb ›Van onsen here‹ 60rb–60va ›Seghelijn van Jherusalem‹ (Auszüge) 60va–60vb ›Van sente katheline‹ 60vb–61va ›Vanden couente‹ 61vb–63ra Colpaert: ›Van enen ridder die god sine sonden vergaf‹

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

63ra–64ra ›Der Mantel der Ehre‹ Z55 64ra–64va ›Van den papen‹ 64va–65ra ›Van dinghen die selden gheschien‹ 65ra–65va ›Vander hogher salen‹ 65va–66va ›Met viere letteren mors ghespelt‹ 66v–67r Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Auszüge) (Biemans Nr. 62) 67rb–67 va ›Liebesbrief‹ B78 67 va–68rb ›Klage über die Untugenden der Männer‹ B293 68rb–69ra ›Der beste Minnedienst‹ Z70 69ra–69rb ›Liebesbrief‹ B79 69rb–69va ›Liebesbrief‹ B80 69va–69vb ›Von der Minne‹ B306 69vb–70rb ›Die Burg ›Vaste Hoede‹‹ B492 70va–71ra ›Liebesklage und Antwort‹ Z37 71ra–71rb ›Van onser vrouwen enen Abelen sproke‹ 71rb–71va ›Ene beuelinghe‹ 71va–72va ›Der höchste Minnelohn‹ Z71 72va–72vb ›Vanden heileghen cruce ons liefs heren‹ 73ra–74ra ›Der gläserne Saal‹ B493 74ra–74rb ›Van onser vrouwen ene bedinghe‹ 74rb–74vb ›Ene exempel vanden raven‹ 74vb–75rb ›Twee coninghen deen leuende Ende dander was doot‹ 75rb–76ra Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Auszüge) (Biemans Nr. 62) 76ra–77rb Jan von Boendale: ›Der leken spiegel‹ (Auszüge) 77rb ›Vanden goeden hope‹ 77 va–77 vb ›Dits een exempel vrayen betekent bi 3 papengayen‹ 78ra ›Lehre für die Frauen‹ B320 78rb–78vb ›Belehrung eines jungen Ritters‹ (Brandis Nr. 318) 78vb–79va ›Vander vledermws een bispel‹ 79va–80ra ›Lehre von der Scham‹ B331 80ra–81rb Jan Dille: ›Klage der Tugenden‹ B443 81rb–82vb Bauwijn: ›De maghet van ghend‹ 82vb–84va Jan von Boendale: ›Die kurze Chronik von Brabant‹ 84vb–85rb Willem van Hildegaersberch: ›Enen honts bete‹ 85rb–85va ›De VII bloemen‹ 85va–86rb ›Dit sijn die VII waerde die ons here ane den cruce sprac‹

86rb–86vb ›Noch de VII ghetiden van onsen here‹ 86vb–87rb ›Van onser vrouwen ene bedinghe‹ 87rb–87 va ›Von der Ehre‹ 87 va–94rb Spruchsammlung, darin auch Freidank 94rb–94vb ›Rat der Frau Venus‹ B212 95ra–95vb ›Der wilde Mann‹ B397 95vb–96va ›Vanden bogaert die ene Clare maecte‹ 96va–98rb ›Vanden goeden brueder‹ 98rb–99rb ›Ene dispitacie tusschen enen clerc ende sinen meester‹ 99rb–100rb ›Die beste höfische Gesinnung‹ Z72 100rb–101rb ›Ene dispitacie tusschen den sone ende den vader‹ 101rb–102vb ›Die höchste Minnetugend‹ Z56 102vb–103ra ›Von den Kleidern der Frauen‹ B388 103rb–103vb ›Die untreue Hirschkuh‹ Z57 103vb–104ra ›Van dat die liede sijn gherne geheten joncfrouwe‹ 104ra–104rb ›Ene boerde‹ 104rb–104vb ›Van enen armen pilgrijn‹ 104vb–105ra Egidius: ›Van dat niemen en can ghedoen hi en es begrepen‹ 105ra–105rb ›Van castidemente‹ 105rb–106vb ›Van enen here die vremde liede bi hem nam ende verdreef sinen brueder‹ 106vb–107 vb ›Wat dat trouwe es‹ 107rb ›Ene boerde‹ 107 va–107 vb ›Van mauwene dat es Een euel poent‹ 107 vb–108va ›Van miltheiden‹ 108va–111vb Augustijnken van Dordt: ›Von dem Schiff‹ B393 111vb–112va Jan Knibbe: ›Die claghe vanden graue van vlaendren‹ 112va–113ra ›Van enen man die lach gebhorghen in ene scrine‹ 113ra–113va ›Van eenre baghinen ene goede boerde‹ 113va–114vb ›Een bispel van II clerken ene goede boerde‹ 114vb–115rb ›Een bispel van II blinden‹ 115rb–115vb Lodewike: ›Vanden eenhoren een edel poent‹

Handschriften 115vb–116ra ›Lob der Frauen von drei Papageien‹ B282 116ra–116rb ›Tgheluc vanden hont‹ 116rb–116vb ›Dlam gods‹ 116vb–117 va Jan Knibbe: ›Die claghe vanden hertoghe wenselijn van brabant‹ 117 va–117 vb ›Vanden woerde dat alte goet heet‹ 117 vb–118rb ›Frau oder Lamm‹ Z74 118rb–136va Jakob van Meerlant: ›Historie von Troja‹ (Auszüge) 136va–146ra Spruchsammlung, darin auch Freidank 146ra–147rb ›Deen gheselle calengiert den anderen die wandelinghe‹ 147rb–148ra ›De nuwe op vaert van onser vrouwen‹ 148ra–149ra ›Vanden cnape van dordrecht ene sotte boerde‹ 149ra–150rb ›Van III ghesellen die den bake stalen‹ 150rb–151ra Jan Dingelsche: ›Vander tauerne‹ 151ra–152ra ›Streit über Ritterfahrt‹ Z73 152ra–152rb ›Van enen scutter‹ 152rb–152va ›Dits vanden anxt‹ 152va–153rb ›Dit sijn voghel sproexkene‹ 153rb–155rb ›Visio Philiberti‹ 155rb–156vb ›Van tween kinderen die droeghen ene starcke minne Een ontfarmelijc dinc‹ 157ra–157rb ›Een liedeken‹ 157 v ›Noch een liedeken‹ 158va–164vb ›Die Burggräfin von Vergi‹ 164ra–164vb ›Van lacarise den keitijf‹ 164vb ›Dits vanden tanden‹ 164vb ›Vanden stocvisch‹ 165ra–165va Willem van Hildegaersberch: ›Van onser vrouwen‹ 165va–170rb ›Das Fest‹ B346 170rb–170va ›Liebesklage‹ B43 170va–178rb ›Esmoreit‹ 178rb–180ra ›Lippijn‹ 180rb–180va Taelman: ›Die joncfrouwe die een beter beleet wijste dan haer lief‹ 180rb–181ra ›Dat creatueren qualijc te ghelouene sijn‹ 181ra ›Een ghebet van onser vrouwen‹ 181rb–181va ›En liedekijn vanden hoede‹ 181va Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Auszüge) (Biemans Nr. 62) 181va–182ra Jan van Boendale: ›Der leken spiegel‹ (Auszüge)

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182ra ›Van wel connen te helene‹ 182rb–182va ›Vanden onderschede tusschen der naturen ende der gratien‹ 182va–183ra Augustijnken van Dordt: ›Vander rijcheit ende vander doot‹ 183ra–183va ›Van ons heren gheboerte‹ 183vb–184ra ›Hoe miede valscheit ende nijt die werelt verkeren‹ 184rb ›Zehn Punkte von der Minne‹ B307 184rb–184vb Jan van Boendale: ›Der leken spieghel‹ (Auszüge) 184vb–185rb ›Staet vaste het waeyt sere ghemaect op ghestadecheit‹ 185rb–185vb ›Vander conciensien ghemaect op ysegrijm den wolf‹ 185vb–186rb ›Vanden vos ende vanden wolf‹ 186rb–187rb ›Van enen liebaerde ende vanen vos reinaerde‹ 187rb–188rb ›Alderande prouerbien vanden wissen salomone‹ 188rb–188va ›Hoemen ene stat sal regeren‹ 188va ›Een ghebet datmen sal lesen inder messen alsmen onsen here heft‹ 188va–188vb ›Ene mierakele van mijn here sente jan baptista van molenbeke te brusele‹ 188vb–189ra ›Noch ene mierakele die ghesciede dachs daer na‹ 189rb–191vb Willem van Hildegaersberch: ›Sente ghetrwden minne ende sente jans vrienscap‹ 191vb–194rb ›Ene scone exempel van enen jonghen kinde ende van haren scoelmeester‹ 194rb ›Ene beuelinghe‹ 194rb–195rb Bouden vander Lore: ›Dits tijt verlies enen edelen sproke‹ 195rb–195va ›Aue regina celorum in latine ende na volghende in dietsche‹ 195va–195vb ›Den wech van parijs tot sente jacobs‹ 195vb ›Dits van solase‹ (Fragment) 196r ›Sortes regis Amalrici, nl.‹ (Fragment) 196va–206va ›Theophilus‹ 206va–211rb ›Senecas Lehren‹ 211rb–212va ›Scheylich crws ghetide in dietsche‹ 212va–213ra ›Ene figure‹ 213ra–221rb ›Gloriant‹ 221rb–223rb ›De Buskenblaser‹ 223rb–230ra ›Lanseloet van Denemerken‹ 230ra–230vb ›Die Hexe‹

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

230vb–231rb ›Een beginsel van allen spele‹ 231rb–231va ›Van minnen‹ (Strophe mit Kehrreim) 231vb–234vb ›Drie daghe here‹ 235ra–235va ›Truwanten‹ (Fragment) 235va–239vb ›Vanden Winter ende vanden Somer‹

239vb–241vb ›Rubben‹ 241vb und 29ra–29vb Otte van Orleien: ›Ene bedinghe van onsen here‹ 29vb–30ra ›Dit saltu alle daghe spreken voer den heileghen cruce‹ 30ra–30rb ›Dit sijn die messen die de paus leo ouer sant die keyserinne‹

Literatur: Biemans 1997, 448f. Nr. 62; Brinkman/Schenkel 1999, 9–101

Bs2

Brüssel, KBR 15642–51

Papier und Pergament in schmal–2°; 119 Bl.; 29 × 11,4 cm; Brabant; 15. Jh. 1r–61v ›Lucidarius‹ 62r–87 v Jan de Weert: ›Nieuwe doctrinael of Spiegel van sonden‹ 87 v–93r Augustijnken van Dordt: ›Von dem Schiff‹ B393 93v–99r Exzerpte, darunter: Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Biemans Nr. 60) 99r–102r Augustijnken van Dordt: ›Over de schepping‹

102r–104v ›Die sechs Farben und zwölf Lebensalter‹ (Brandis Nr. 374) 104v–106v ›Expositie vanden viere vingheren ende vanden dume‹ 106v–116v Augustijnken van Dordt: ›Kommentaar op het evangelie volgens Johannes‹ 116v–119r Hein van Aken: ›Van den coninc Saladijn ende van Hughen van Tabaryen‹ 119r–119v ABC-Gedicht

Literatur: Biemans 1997, 444f. Nr. 60

Bs3

Brüssel, KBR 15659–61

Papier in 2°; 189 Bl.; 26,5 × 19 cm; Os (Nord-Brabant); 1469 1r–134r Willem van HildegaersberchAutorsammlung, darin: 1ra–3ra Willem van Hildegaersberch: ›Von den Alten und Jungen‹ B344 8ra–8vb Willem van Hildegaersberch: ›Von den guten Frauen‹ B222 17 vb–19ra Willem van Hildegaersberch: ›Die sieben Tugenden der Minne‹ B308 23rb–24vb Willem van Hildegaersberch: ›Vom Zweifel‹ B54

43vb–45va Willem van Hildegaersberch: ›Von dem Kraut ›Selve‹‹ (Brandis Nr. 390) 47rb–48rb Willem van Hildegaersberch: ›Von der schwankenden Brücke‹ B367 102ra–104ra Willem van Hildegaersberch: ›Klage der Treue und der Gerechtigkeit‹ B448 125ra–125vb Willem van Hildegaersberch: ›Lob der Frauen‹ B281

Literatur: Bisschop/Verwijs 1870, XXVf.; Biemans/Mayer 1986, 71

Handschriften

Bs4

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Brüssel, KBR Ms. II 144 (›Venloer-Geldrisches Hausbuch‹)

Papier in 8°; 169 Bl.; 15 × 9,5 cm; Gelderland (?); I: 1. Hälfte 16. Jh., niederländisch; II und IV: frühes 17. Jh.; III: spätes 16. Jh. I: (›Venloer-Geldrisches Hausbuch‹) 1r–10r Priamel und Sprichwörter, darunter: 7r–7 v ›Minnekatechese‹ B316 (II. Teil) r 10 –10v ›Liebesgrüße‹ B82 11r–12r Minnelehre in 25 Strophen 12v Cisiojanus, mndl. 13r–34r Verschiedene Lieder, Gedichte und Sprüche, 26r–27 v darunter Sprüche mit Minnethematik 34v–36v ›Werbungsgespräch‹ Z41 36v–37 v ›Bedeutung der Blätter und Blumen‹ B362 37 v–40r Gereimte Sprüche, darunter 39r–40r ein lat.-ndl. Mischgedicht 40r–41v ›Minnekatechese‹ B316 (I. Teil) 41v–42v ›Minnekatechese‹ B316 (II.Teil) 43r–47r ›Liebesgrüße‹ B82 47r–58v Liedersammlung 59r–63v Didaktische Spruchgedichte

63v–64r ›Liebesbrief‹ B80 64r ›Liebesgruß‹ B81 64v–111v Liedersammlung, darin vereinzelt auch Reimpaartexte und medizinische Rezepte 111v–113v ›Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen‹ B348 113v Spruch II: 114r–120v Lieder und Spruchgedichte III: 121r–148v Auszug aus dem ›Straßburger Rätselbuch‹, hochdt. IV: 149r–169v Rezepte

Literatur: Priebsch 1906a; Priebsch 1906b; Priebsch 1907; Rheinheimer 1975, 31f.; Tervooren 2003a; Tervooren 2003b, 289–293; Tervooren 2006b, 187f.

Bs5

Brüssel, Algemeen Rijksarchief, Fonds Aremberg Nr. 8295

Pergamentblatt, ursprünglich mit Bs6, Ed1 und Ed2 Teil einer Hs.; Schleiden (?); um 1350 (?); ripuarisch 1r–1v (alte Blattzählung 74ra–74vb) ›Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame‹ B255 Literatur: –

Bs6

Brüssel, Algemeen Rijksarchief, Fonds Aremberg Nr. 8296

Pergamentblatt, ursprünglich mit Bs5, Ed1 und Ed2 Teil einer Hs.; Schleiden (?); um 1350 (?); ripuarisch 1r–1v (alte Blattzählung 72ra–72vb) ›Minnegespräch‹ Z38 Literatur: –

40

Bu

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Budapest, Bibl. der Ungar. Akademie der Wissenschaften Fragm. K. 543 [alte Signatur: T 186]

Pergament; 6 Reste von 2 Doppelblättern; ca. 9 × 7 cm; 1. Hälfte 14. Jh.; bairisch-österreichisch I: 1r–2v und II: 1r–2v ›Frauen- und Liebespreis‹ Z33 Literatur: Vizkelety 1973a, 58; Vizkelety 1973b, 234f.

Co

Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 72 (ehem. Kalocsa, Kathedralbibliothek, Mscr. 1)

Pergament; II+333 Bl.; 34,5 × 25  cm; Raum Norwestböhmen / Oberfranken / südl. Vogtland; 1. Viertel 14. Jh.; südl. mitteldeutsch-bairisch 1r Besitzeintrag IIra–IIIvb + 166rb Register 2ra–14rb Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ (Hs. A) 14rb–15rb Walther von der Vogelweide: ›Leich‹ (Str. L 5,19–8,3; 31,1–5,18) 15rb–16va Reinmar von Zweter: ›Leich‹ 16va–21vb ›Mariengrüße (g)‹ 21vb–22va Frauengebet zu Maria 22vb–30ra ›Unser Vrouwen Klage‹ (Redaktion I) 30ra–34vb ›Von dem jungesten tage‹ (Fassung I, Hs. K) 34vb–38rb ›Disticha Catonis, dt.‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Gen) 38rb–41va ›Der magezoge‹ (›Spiegel der Tugend‹) 41va–43vb ›Der Seele Kranz‹ (›Der Tugend Kranz‹ Teile I–III) 43vb–45vb ›Warum Gott sein Haupt neigte‹ 45vb–48ra ›Mönch Felix‹ 48rb–75rb ›Passional‹ (Marienmirakel aus Buch I, Hs. O) 75rb–76va ›Unser Frauen Ritter‹ 76vb–78vb ›Thomas von Kandelberg‹ (Fassung I) 78vb–81ra ›Marien Rosenkranz‹ 81ra–85rb Siegfried der Dörfer: ›Frauentrost‹ 85rb–85vb ›Der Heller der armen Frau‹ 85vb–90rb Der Freudenleere: ›Der Wiener Meerfahrt‹ (Fischer Nr. 41) 90rb–93ra ›Das Frauenturnier‹ (Fischer Nr. 39)

93ra–93vb ›Der Hauskummer‹ (›Der Kummer‹) 93vb–98ra ›Frauenlist‹ (Fischer Nr. 37) 98ra–99vb ›Des Hundes Not‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 319) 99vb–102vb ›Der Reiher‹ (Fischer Nr. 101) 102vb–104vb ›Die halbe Decke A‹ (Fischer Nr. 20) 104vb–112rb Rüdiger der Hinkhofer: ›Der Schlegel‹ (Fischer Nr. 106) 112rb–124ra ›Die Heidin B‹ (Fischer Nr. 54) 124rb–132ra Konrad von Haslau: ›Der Jüngling‹ (Hs. K) 132ra–138vb ›Crescentia C‹ 138vb–141rb ›Frauentreue‹ (Fischer Nr. 38) 141rb–142rb Der Stricker: ›Der Teufel und die Seele‹ (Moelleken Nr. 14) 142rb–145va Der Zwickauer (Zwingäuer): ›Des Mönches Not‹ (Fischer Nr. 149) 145va–148rb ›Adam und Eva A‹ (›Adams Klage‹) 148rb–162va Der Stricker: ›Der Pfaffe Amis‹ (Hs. K) 162vb–177va Heinrich: ›Reinhart Fuchs‹ (Hs. K) 177 va–180vb ›Der Feldbauer‹ (›Der Bergmann‹) 180vb–182vb ›Des Teufels Ächtung‹ (Fischer Nr. 130) 182vb–183ra Der Stricker: ›Die Messe‹ (Moelleken Nr. 12) 183ra–183va ›Der arme Lazarus‹ 183va Der Stricker: ›Die feisten Jagdvögel‹ (Moelleken Nr. 114)

Handschriften 183vb–185va Der Stricker: ›Die Messe‹ (Moelleken Nr. 12) 185va–185vb Der Stricker: ›Der Opfertod Christi des Königs‹ (Moelleken Nr. 143) 185vb–186ra Der Stricker: ›Christus eine gebärende Frau‹ (Moelleken Nr. 79) 186ra–186rb Der Stricker: ›Das weiße Tuch‹ (Moelleken Nr. 144) 186rb–187ra Der Stricker: ›Der Pfaffen Leben‹ (Moelleken Nr. 108) 187ra–187 va Der Stricker: ›Der Hund und der Stein‹ (Moelleken Nr. 101) 187 va–188ra Der Stricker: ›Mahnung zu rechtzeitiger Buße‹ (Moelleken Nr. 102) 188ra–188rb Der Stricker: ›Der Taugenichts‹ (Moelleken Nr. 113) 188rb–189vb Der Stricker: ›Die Weisheit Salomons‹ (Moelleken Nr. 123) 189vb–190rb ›Von drei Freunden‹ 190rb ›Der Zweikampf‹ (aus Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹, V. 4375–4390) 190rb–190vb ›Der milde König‹ 190vb–192ra Der Stricker: ›Das Bild‹ (Moelleken Nr. 80) 192ra–192rb Der Stricker: ›Die Äffin und ihre Kinder‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 13) 192rb–192vb Der Stricker: ›Der blinde Dieb‹ (Moelleken Nr. 75) 192vb–193va Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 193va–193vb Der Stricker: ›Die drei Gott verhassten Dinge‹ (Moelleken Nr. 121) 193vb Der Stricker: ›Die sieben himmlischen Gaben‹ (Moelleken Nr. 115) 194ra Der Stricker: ›Die undankbaren Gäste‹ (Moelleken Nr. 116) 194ra–194vb Der Stricker: ›Der Sünder und der Einsiedel‹ (Moelleken Nr. 94) 194vb–195vb Der Stricker: ›Die Tochter und der Hund‹ (Moelleken Nr. 134) 195vb–197rb Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken Nr. 98) 197rb–198va ›Der Spiegel‹ 198va–198vb ›Die Eiche und das Rohr‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 81) 198vb–200ra Der Stricker: ›Der eigensinnige Spötter‹ (Ziegeler FGf Nr. 31) 200ra–200rb ›Der Habicht und das Huhn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 236)

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200rb–200vb ›Der Wolf und der Kranich‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 631) 200vb–201ra ›Der Löwe und die Maus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 391) 201ra–202ra Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 202ra–203ra Der Stricker: ›Der Marktdieb‹ (Moelleken Nr. 103) 203ra–203vb ›Der Hund am Wasser‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 307) 203vb–204vb ›Das Einhorn‹ (aus Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹, v. 4603– 4755) 204vb–206va Der Stricker: ›Die beiden Königinnen‹ (Moelleken Nr. 137) 206va–207rb Der Stricker: ›Des Königs alte Kleider‹ (Moelleken Nr. 76) 207rb–207 va ›Der Baum mit dem dürren Ast‹ 207 va–207 vb ›Vogel, Rose und Distel‹ 207 vb–208ra ›Die Bremse im Blütenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 208ra–208rb Der Stricker: ›Von bösen Frauen‹ (Moelleken Nr. 119) 208rb Der Stricker: ›Mahnung zu rechtzeitiger Buße‹ (Moelleken Nr. 102) 208rb Der Stricker: ›Die Heuschrecken‹ (Moelleken Nr. 167) 208rb–209rb Der Stricker: ›Von der Hoffart‹ (Moelleken Nr. 81) 209rb–210rb Der Stricker: ›Vom Tode‹ (Moelleken Nr. 78) 210rb–211rb Der Stricker: ›Die irdenen Gefäße‹ (Moelleken Nr. 151) 211rb–211vb Der Stricker: ›Der Salamander‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 494) 211vb–212ra Der Stricker: ›Die ewige Verdammnis‹ (Moelleken Nr. 133) 212ra–212va Der Stricker: ›Die verlorenen Christen‹ (Moelleken Nr. 112) 212va–213vb Der Stricker: ›Die Buße des Sünders‹ (Moelleken Nr. 147) 213vb–215ra Der Stricker: ›Die sechs Teufelsscharen‹ (Moelleken Nr. 141) 215rb–216ra Der Stricker: ›Ein Beispiel Salomons‹ (Moelleken Nr. 122) 216ra–216va Der Stricker: ›Das entweihte Gotteshaus‹ (Moelleken Nr. 106) 216va–218vb Der Stricker: ›Die törichten Pfaffen‹ (Moelleken Nr. 107)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

218vb ›Der Wolf und der Ochsenhirt‹ 218vb–219ra ›Der Tropfen auf dem Stein‹ 219ra ›Glück im Traum‹ 219ra–220ra Der Stricker: ›Der Wucherer‹ (Moelleken Nr. 138) 220ra–220rb Walter von Griven: ›Weiberzauber‹ B391 220rb Freidank: Spruch von den Rebhühnen 220rb–221vb Der Stricker: ›Ehemanns Rat‹ (Moelleken Nr. 86) 221vb–222rb Der Stricker: ›Hofhund und Jagdhunde‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 286) 222va–223ra Der Stricker: ›Der Knecht in Herrenkleidern‹ (Moelleken Nr. 90) 223ra–223va Der Stricker: ›Die zwei Märkte‹ (Moelleken Nr. 150) 224rb–224vb Der Stricker: ›Der ungeratene Sohn‹ (Moelleken Nr. 120) 224vb–225va Der Stricker: ›Die Schlange ohne Gift‹ (Moelleken Nr. 124) 225va–226ra Der Stricker: ›Der geprüfte Diener‹ (Moelleken Nr. 165) 226ra–229va Der Stricker: ›Die Klage‹ (Moelleken Nr. 158) 229va–231vb Ps.-Stricker: ›Der König im Bad‹ 231vb–233va Der Stricker: ›Die fünf teuflischen Geister‹ (Moelleken Nr. 166) 233va–239rb Dietrich von der Glesse: ›Der Gürtel‹ (Fischer Nr. 24) 239rb–240va ›Die Maße‹ B288 240va–242ra Konrad von Würzburg: ›Der Welt Lohn‹ (Hs. K) 242ra–247ra Konrad von Würzburg: ›Heinrich von Kempten‹ (Fischer Nr. 73a) 247ra–250ra ›Von der Barmherzigkeit‹ 250ra–251ra ›Das Almosen‹ (Fischer Nr. 3) 251ra–251vb ›Der hohle Baum A‹ (Fischer Nr. 11) 251vv–252va Der Virolsheimer: ›Der Hasenbraten‹ (Fischer Nr. 135) 252vb–253va ›Das Wachtelmaere‹ 253va–255vb ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 256ra–265rb Hartmann von Aue: ›Der arme Heinrich‹ (Hs. Bb) 265va–269va Der Stricker: ›Der Gevatterin Rat‹ (Fischer Nr. 127i) 269va–271ra Der Stricker: ›Das erzwungene Gelübde‹ (Fischer Nr. 127h)

271ra–272ra Der Stricker: ›Ehescheidungsgespräch‹ (Fischer Nr. 127d) 272ra–273va Der Stricker: ›Die drei Wünsche‹ (Fischer Nr. 127p) 273va–275ra Der Stricker: ›Der begrabene Ehemann‹ (Fischer Nr. 127c) 275ra–276rb Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f) 276rb–276vb Der Stricker: ›Der einfältige Ritter‹ (Moelleken Nr. 162) 276vb–277rb Der Stricker: ›Der Käfer im Rosenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 277rb–278rb Der Stricker: ›Der Gärtner‹ (Moelleken Nr. 68) 278rb–279rb Der Stricker: ›Die Königin vom Mohrenland‹ (Moelleken Nr. 30) 279rb–280ra Der Stricker: ›Das Wildpret‹ (Moelleken Nr. 31) 280ra–281rb Der Stricker: ›Der Kater als Freier‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 334) 281rb Der Stricker: ›Die Katze‹ (Moelleken Nr. 33) 281rb–282rb Der Stricker: ›Das Katzenauge‹ (Moelleken Nr. 2) 282rb Der Stricker: ›Der unfruchtbare Baum‹ (Moelleken Nr. 34) 282rb–282va Der Stricker: ›Der junge Baum‹ (Moelleken Nr. 35) 282va–283va Der Stricker: ›Die Grauhühner‹ (Moelleken Nr. 36) 283va–283vb Der Stricker: ›Der Tor und das Feuer‹ (Moelleken Nr. 96) 283vb–284rb Der Stricker: ›Die ungehorsamen Juden‹ (Moelleken Nr. 130) 284rb–285ra Der Stricker: ›Der Juden Abgott‹ (Moelleken Nr. 37) 285ra–285va Der Stricker: ›Der Turse‹ (Moelleken Nr. 159) 285va–285vb Der Stricker: ›Die reiche Stadt‹ (Moelleken Nr. 88) 285vb–287ra Der Stricker: ›Der arme und der reiche König‹ (Fischer Nr. 127l) 287ra–288rb Der Stricker: ›Der wunderbare Stein‹ (Ziegeler FGf Nr. 32) 288rb–290ra Der Stricker: ›Der junge Ratgeber‹ (Fischer Nr. 127n) 290r–302v Der Stricker: ›Frauenehre‹ B263 302va–302vb Der Stricker: ›Die Äffin und die Nuss‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 22)

Handschriften 302vb–303rb Der Stricker: ›Der Wolf und das Weib‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 647) 303rb Der Stricker: ›Von Eseln, Gäuchen und Affen‹ (Moelleken Nr. 46,I) 303rb–303vb Der Stricker: ›Frauenleben und Pfaffenleben‹ (Moelleken Nr. 69) 303vb–304va Der Stricker: ›Die geliehenen Kleider‹ (Moelleken Nr. 51) 304va–305rb Der Stricker: ›Die zwei Herren‹ (Moelleken Nr. 52) 305rb–305va Der Stricker: ›Der Hort‹ (Moelleken Nr. 67) 305va–306ra Der Stricker: ›Der Kirchtag‹ (Moelleken Nr. 53) 306ra–307rb Der Stricker: ›Der Krämer‹ (Moelleken Nr. 54) 307rb–308va Der Stricker: ›Eule und Habicht‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 128) 308va–309va Der Stricker: ›Der verflogene Falke‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 132) 309va–309vb Der Stricker: ›Der Rabe mit den Pfauenfedern‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 470) 309vb–310ra Der Stricker: ›Der Hahn und die Perle‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 249) 310ra–310vb Der Stricker: ›Der Schalk und die beiden Könige‹ (Moelleken Nr. 40) 310vb–311rb Der Stricker: ›Der Ochse und die Maus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 445) 311rb–312ra Der Stricker: ›Das wilde Ross‹ (Moelleken Nr. 57) 312ra–313va Der Stricker: ›Die freigebige Königin‹ (Ziegeler FGf Nr. 30) Literatur: Wetzel 1994, 81–129 und Abb. 6–8

Conz‹ Hs. siehe Ka4

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313va Der Stricker: ›Ehre und Seelenheil‹ (Moelleken Nr. 42) 313va Der Stricker: ›Hase und Löwe‹ (Moelleken Nr. 43) 313va–317ra Der Stricker: ›Frau Ehre und Frau Schande‹ (Moelleken Nr. 161) 317ra Der Stricker: ›Der Wucherer‹ (Moelleken Nr. 138) 318rb–319vb Der Stricker: ›Der nackte Bote‹ (Fischer Nr. 127a) 319vb–320rb Der Stricker: ›Der nackte Ritter‹ (Fischer Nr. 127o) 320rb–321vb Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 321vb–322ra Der Stricker: ›Des Muses Lehre‹ (Moelleken Nr. 95) 322ra–323ra Der Stricker: ›Der Wolf und die Gänse‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 615) 323ra–324rb Der Stricker: ›Der Wolf und sein Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 600) 324rb–325va Der Stricker: ›Der Esel‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 101) 325va–326va Der Stricker: ›Der Weidemann‹ (Moelleken Nr. 7) 326va–326vb Der Stricker: ›Der Wolf und der Bauer‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 621) 326vb–327rb Der Stricker: ›Der Waldschrat‹ (Moelleken Nr. 62) 327rb–327 vb Der Stricker: ›Die beiden Zimmerleute‹ (Moelleken Nr. 63) 328ra–333ra Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121) 333ra–333vb ›Das Gänslein‹ (Fischer Nr. 43)

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Da

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Danzig, Polen. Akademie der Wissenschaften (BGPAN) Ms. 2418 (›Danziger Sammlung‹)

Papier in 4°; noch 32 Bl.; 21 × 14cm; 1462; nordniederdeutsch [Das Fragment wird heute in einer eigenen Mappe aufbewahrt und besitzt eine neue (bessere) Blattzählung; die frühere Blattzählung in eckigen Klammern] 1r–1v Bruchstück aus ›Flos vnde Blankflos‹ 2r–3v [I,1r–3v] ›Das andere Land‹ 4r–22v [I,4r–II,3v] ›Flos vnde Blankeflos‹ (Hs. D)

23r–24v [1r–2v] ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389 25ra–25rb Reimpaardichtung (nicht identifiziert) 25v–32v [1v–8v] ›Der Minne Leben‹ B336

Literatur: Päsler 2005, 28

De1 Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. u. Sondersammlungen Georg 24. 8° Papier in 8°; 296 Bl.; 20,5 × 15 cm; 2. Hälfte 15 Jh. 1r–6r ›Alexius B‹ 6r–32v ›Georg‹ (Verslegende) 33r–73v ›Passienbüchlein von den vier Hauptjungfrauen‹ 33r–43r ›Katharina von Alexandrien‹ (Verslegende) 43r–50v ›Barbara‹ (Verslegende, Fassung I) 51r–58r ›Dorothea‹ (Verslegende, Fassung I) 58v–73v ›Margareta von Antiochien‹ (Verslegende, Fassung I) 73v–103r ›Unser Vrouwen Klage‹ (Redaktion I, Hs. Q) 103r–130v ›St. Anselmi Fragen an Maria‹ 130v–138v ›Befreiung der Altväter‹ 139r–150v Beschreibung Jerusalems und Bethlehems (unvollst.) 150v–153r ›Legende von den fünfzehn Zeichen vor dem jüngsten Tage‹ Literatur: Pensel 1977, 23–30

153v–171r Theologische Abhandlung 171v leer 172r–182r ›Streit der vier Töchter Gottes‹ 182v leer 183r–194v ›Jüngeres (ostmitteldeutsches) Marienlob‹ 195r leer 195v Gereimte Paraphrase über das ›Salve regina‹ 196r–204v ›Der Magezoge‹ 204v–235v Freidank-Sammlung 236r leer 236v–238v ›Die fromme Müllerin‹ (Prosa) 239r–243v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 244r–270v ›Wiener Oswald‹ 271r–279v Passion der hl. Sophie (Verslegende) 280r–295v Abhandlung über die Buße 296r–296v leer

Handschriften

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De2 Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. u. Sondersammlungen Georg 150 8° Papier in 8°; 222 Bl.; 20,5 × 16 cm; Lüneburg; um 1530; obersächsisch (?) 1r Devise (help goth uth aller noth) 1v–2v leer 3r–18v Hans Folz: ›Krieg von Christen und Juden‹ 19r–24v Hans Rosenplüt: ›Die sechs Ärzte‹ 25r–31r Hans Rosenplüt: ›Die Welt‹ 31r–38v Vom priesterlichen Amt 38v–44r Hans Rosenplüt: ›Die Wolfsgrube‹ (Fischer Nr. 105l) 44v–48v Hans Rosenplüt: ›Drei Ehefrauen am Brunnen‹ (Ziegeler FGf Nr. 3) 49r–55r Hans Rosenplüt: ›Der Wettstreit der drei Liebhaber‹ (Fischer Nr. 105k) 55v–60r Hans (?) Rosner: ›Die Handwerke‹ 60r–64v Hans Rosenplüt: ›Der Barbier‹ (Fischer Nr. 105a) 65r–72r ›Herz und Leib‹ B425 72r–77 v Peter Suchenwirt: ›Das Würfelspiel‹ 78r–84r ›Lob der Frauen‹ B262a 84v–94r ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 94r–106v ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 107r–133v ›Minnewerbung‹ B241

134r–143v ›Der Traum‹ B247 144r–150r ›Die geistliche Feldschlacht‹ 150v–158r Weingrüße 158r–161r Hans Meißner: ›Die bestrafte Kaufmannsfrau‹ (Fischer Nr. 83) 161r–166v Hans Rosenplüt: ›Der fahrende Schüler‹ (Fischer Nr. 105g) 166v–169r Reformatorisches Spottgedicht eines Lutheraners auf einen Doktor Tham zu Freiberg 169v–170v Sammlung von Devisen und Sprichwörtern 171r–174v Quodlibet 175r–180v ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 181r–183r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 183v–188r ›Wer kann allen recht tun‹ B52 188r–192v ›Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 193r–197 v ›Die beiden Schwestern‹ B414 198r–222v leer

Literatur: Pensel 1977, 137–146

Donaueschingen siehe Karlsruhe, BLB und Stuttgart, WLB Dr1

Dresden, SLUB Mscr. Dresd. M 50

Papier in 2°; 221 Bl.; 32 × 22 cm; Nürnberg; 1460–1480 1r–3v Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 3v–6v Hans Rosenplüt: ›Der kluge Narr‹ 7r–10r Hans Rosenplüt: ›Die Beichte‹ 10r–13v Hans Rosenplüt: ›Der Müßiggänger‹ 13v–18r Hans Rosenplüt: ›Die Woche‹ 18v–22r Hans Rosenplüt: ›Der Priester und die Frau‹

22v–26v Hans Rosenplüt: ›Das Lob der fruchtbaren Frau‹ 26v–35r Hans Rosenplüt: ›Die Kaiserin zu Rom A‹ 35r–43v Hans (?) Rosner: ›Der Einsiedel‹ 43v–47 v Hans Rosenplüt: ›Die sechs Ärzte‹ 48r–55r Hans Rosenplüt: ›Lobspruch auf Nürnberg‹

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

55r–58r Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fischer Nr. 105e) 58v–67 v Hans Rosenplüt: ›Der Markgrafenkrieg‹ 67 v–72v Hans Rosenplüt: ›Die Turteltaube‹ 73r–79v Konrad Harder: ›Frauenkranz‹ 79v–85v Hans Rosenplüt: ›Unser Frauen Schöne‹ 85v–91r Hans Rosenplüt: ›Die Flucht vor den Hussiten‹ 91r–95v Hans Rosenplüt: ›Der Spruch von Böhmen‹ 95v–99v Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 100r–102v Hans Rosner: ›Die Handwerke‹ 102v–106r ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 106v–109v Hans Rosenplüt: ›Der fahrende Schüler‹ (Fischer Nr. 105g) 110r–112v ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h) 112v–116r Hans Rosenplüt: ›Die Wolfsgrube‹ (Fischer Nr. 105l) 116r–119r Hans Rosenplüt: ›Der Hasengeier‹ (Fischer Nr. 105d) 119r–121v Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg‹ (Fischer Nr. 105b) 122v–126r Hans Rosenplüt: ›Auf Herzog Ludwig von Bayern‹ 126v–131v leer 132r–135r Hans Rosenplüt: ›Der Bauernkalender‹ 135r–135v Hans Rosenplüt: ›Lerche und Nachtigall‹ 136r–140r Hans Rosenplüt: ›Die fünfzehn Klagen A‹ 140r–141v Sieben Priameln

142r–147 v Zwölf Weingrüße und -segen 149v–159r 48 Priameln 159r–162r Hans Rosenplüt: ›Das Fest des Königs von England‹ 162v–167r ›Das Chorgericht I‹ 167 v–170r ›Die sieben freien Künste und die Liebe‹ (Fastnachtspiel) 170v–172r ›Wann man heiraten soll‹ (Fastnachtspiel) 172r–174v ›Ein Ehebrecher vor Gericht‹ (Fastnachtspiel) 174v–176v ›Küchenspeise‹ (Fastnachtspiel) 176v–182r ›Des Türken Fastnachtspiel‹ (Fastnachtspiel) 182v–186r Hans Rosenplüt: ›Das Lied von den Türken‹ 186v–189r Hans Rosenplüt: ›Die meisterliche Predigt‹ 189v–191v leer 192r–195r ›Der Bauer und der Bock‹ (Fastnachtspiel) 195r–197r ›Drei Eheverweigerer‹ (Fastnachtspiel) 197 v–199v ›Bauernrevue‹ (Fastnachtspiel) 199v–203v ›Eheliche Verdächtigungen‹ (Fastnachtspiel) 204r–207 v Sieben Priameln, darunter: 207r–207 v ›Gespräche dreier Frauen‹ 207v–210r Hans Rosenplüt: ›Die drei Ehefrauen am Brunnen‹ (Ziegeler FGf Nr. 3) 213r–216r Hans Rosenplüt: ›Die Welt‹ 216v Obszönes Reimpaargedicht ›Fraw prawt, got geb euch heil vnd gluck‹ 217r–221v Neun Weingrüße [Nachtrag des 17. Jh.s]

Literatur: Schnorr von Carolsfeld 1883, 446–448; Brandis 1964, 47–58; Reichel 1990, X

Handschriften

Dr2

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Dresden, SLUB Mscr. Dresd. M 65

Papier in 2°; 92 Bl. (89 gez. Bl.); 29 × 21,5 cm; 1415–1430; bairisch 1*r Besitzereintrag 1*v leer 2*r ›Spottgedicht auf abenteuerliche Minne‹ Z59 2*v leer 3*r–3*v Inhaltsangabe von späterer Hand 1ra–1vb ›Die Graserin‹ B23 2r leer

2va–2vb Ergänzung zum ›Iwein‹ von späterer Hand 3ra–85va Hartmann von Aue: ›Iwein‹ (Hs. f) 85vb–88ra Österreichischer Anonymus: ›Geschrift und Weisung für die Fahrt zum Hl. Grab‹ 88rb–89ra Johannes Bassenheimer: ›Die Sehenswürdigkeiten Roms‹ 89va–89vb Thomas von Laa: ›Tierbispel‹

Literatur: Schnorr von Carolsfeld 1883, 465f.; Leiderer 1972, 25–28

Dr3

Dresden, SLUB Mscr. Dresd. M 67

Papier in 2°; I + 226 + I Bl.; 30,5 × 21 cm; Nordbayern/Ostfranken (Nürnberg?); 1450–1470 1r–2r leer 2v–3r ›Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei‹ B360 3v–4v leer 5 Blatt fehlt 6ra–102va Thomasin von Zerklære: ›Der Welsche Gast‹ (Hs. D) 103ra–145rb Ulrich Boner: ›Der Edelstein‹ 145v leer 146r–176v 28 Gedichte Heinrichs des Teichners, darunter: 173r–175r Heinrich der Teichner: ›Lehre für die Frauen‹ B319 176v–209r Sammlung von Reimbispeln, Fabeln und Mären: 176v–180v ›Das Auge‹ (Fischer Nr. 7) 181r–186r ›Der blinde Hausfreund‹ (Fischer Nr. 51) 186v–189r ›Die Bärenjagd‹ (Fischer Nr. 9) 189r–191r Elsässischer Anonymus: ›Der gestohlene Schinken‹ (Fischer Nr. 110)

191r–192v ›Überheblicher Jagdhund‹ 192v–193r ›Die undankbaren Hunde‹ 193v–195r ›Die Weintrauben‹ (Ziegeler FGf Nr. 39) 195r–196v ›Der Mann in der Lache‹ 196v–197 v ›Wolf an der Wiege‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 649) 197 v–198v Elsässischer Anonymus: ›Hatto der Mäher‹ 199r–200v Elsässischer Anonymus: ›Der Streit um Eppes Axt‹ (Ziegeler FGf Nr. 41) 200v–201v ›Der betrogene Blinde‹ (Fischer Nr. 16) 201v–209r ›Der Herr mit den vier Frauen‹ (Fischer Nr. 60) 209v–212r Freidank (Bezzenberger Nr. 24) 212v–225r Hugo von Trimberg: ›Der Renner‹ [Auszüge] (Hs. Dr 1) 226r–226v leer

Literatur: Schnorr von Carolsfeld 1883, 467f.; Niewöhner 1953a, LXXXVIII–XC; Weigand 2000, 67–69

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Dr4

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Dresden, SLUB Mscr. Dresd. M 68

Papier in 2°; 81 Bl.; 20 × 27 cm; Augsburg; 1447; ostschwäbisch 1r–3r ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 3r ›Der Ritter im Hemde‹ (Fischer Nr. 103) 3r ›Die Eule‹ 3r–4v ›Der Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 4v–5v ›Die Meierin mit der Geiß‹ (Fischer Nr. 82) 5v–6v Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f.) 6v–9v Studentenabenteuer A (Fischer Nr. 129) 10r–12r ›Der Tugendspiegel‹ (=Der Magezoge) 12r–13r ›Der betrogene Blinde‹ (Fischer Nr. 16) 13r–14v ›Tor Hunor‹ (Fischer Nr. 131) 14v–17r Der Hufferer: ›Die halbe Decke C‹ (Fischer Nr. 63) 17r–17 v ›Berchta‹ (Fischer Nr. 14) 17 v–19r ›Der schwangere Müller‹ (Fischer Nr. 88) 19r–24r Hermann Fressant: ›Der Hellerwert Witz‹ (Fischer Nr. 40) 24r Freidank: ›Von der Zunge‹ 24r–32v Rüdeger der Hinkhofer: ›Der Schlegel‹ (Fischer Nr. 106) 32v–33r ›Die Bärenjagd II‹ (bispel) 33ra–50ra Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232

50r–51v ›Der Rosendorn‹ (Ziegeler FGf Nr. 25) 51vb–52rb ›Dresdner Liebesbrief‹ B119 52r–54r Mariengruß 54ra–55va ›Dresdner Liebesbriefe‹ B120–126 55v Gebet zu Johannes dem Täufer 56r Öl und Zugabe im Doppelglas 56r ›Der Hund mit dem Knochen‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 307) 56r–57 v Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken 98) 57 v–63r Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121) 63r–64v ›Der Wolf in der Schule‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 644) 64v–65r Der Stricker: ›Des Herren alte Kleider‹ 65rb–76va ›Das Kloster der Minne‹ B439 76v–77 v Der Stricker: ›Die Buße des Sünders‹ 77 v–78r ›Der milde König‹ 78r ›Ochse und Hirsch‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 441) 78r–78v ›Fink und Nachtigall‹ 78v ›Die Linde im Verborgenen‹ 78v–79r ›Vier Lügen mit Ehren‹ 79ra–79vb ›Lob der guten Fut‹ Z34 80r–81v leer

Literatur: Schnorr von Carolsfeld 1883, 469; Leiderer 1972, 28–34; Hefti 1980



Düsseldorf, ULBD Ms. fragm. K 2: F 24

Pergament; 2 Bl. (Fragment), 22 × 16 cm; Mittelrhein; Anfang 14. Jh.; moselfränkisch 1ra–1rb Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Das Turnier‹ B468 1rb–1vb Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Ritterfahrt‹ B483 2ra–2vb Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Der Ritterpreis‹ B467 Literatur: Ribbeck 1892; Bach 1930

Handschriften

Ed1

49

Edingen (Enghien), Arenberg-Archiv 94.24.I

Pergamentblatt, ursprünglich mit Bs5, Bs6 und Ed2 Teil einer Hs.; Schleiden (?); um 1350 (?); ripuarisch 1r–1v (alte Blattzählung 119ra–119vb) ›Begegnung mit schönen Jungfrauen‹ Z53 Literatur: –

Ed2

Edingen (Enghien), Arenberg-Archiv 95.11.II

Pergamentblatt, ursprünglich mit Bs5, Bs6 und Ed1 Teil einer Hs.; Schleiden (?); um 1350 (?); ripuarisch 1r–1v (alte Blattzählung 69ra–69vb) ›Minne und Jagd‹ Z67 Literatur: –

Er

Erlangen, UB B9 [alte Signatur: Irm. 1697]

Papier in 4°; 94 Bl.; 21,4 × 14,7 cm; ca. 1400–1420; ostfränkisch 1r–88v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 89r–93v leer 94r–94v Federproben Literatur: Pültz 1973, 23; Steckelberg 1998, 195f.

*Ff1 Frankfurt, Stadtarchiv, Familienarchiv Fichard Nr. 165 Ms. 69 (›Fichards Liederbuch‹) [1944 verbrannt] Papier in 4°; Heidelberg (?); 3. Viertel 15. Jh; südrheinfränkisch Nr. 1 ›Abendvesper‹ Nr. 2 Liebeslied, lat. und dt. Nr. 3 Übersetzung eines histor.-polit. Lieds Nr. 4 Vorlage von Nr. 3, lat. Nr. 5 Heinrich der Teichner: Vokabelcisiojanus Nr. 6 ›Geldevangelium‹, lat. Nr. 7 Liebeslied Nr. 8 Mönch von Salzburg: Lied (D 60) Nr. 9 Anonymes Falkenlied Nr. 10 Neujahrs-Liebeslied

Nr. 11 Anonymes Jagdlied Nr. 12–24 Suchensinn-Sammlung (12 Lieder) Nr. 25–34 Liebeslieder Nr. 35 Lied mit Gut-Jahr-Wunsch Nr. 36 ›Parodistischer Liebesgruß‹ Z15 Nr. 37 ›Hyperbolischer Liebesgruß‹ Z16 Nr. 38 ›Eyn suberlich lytlin von dienstmeyden‹ Nr. 39 Oswald von Wolkenstein: ›Eyn hübsch lytlin von huszknechten‹ (Kl. 84) Nr. 40 Trinklied, dt.-lat.

50

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Nr. 41f. Sprüche Nr. 43 Vogel-Liebeslied Nr. 44 Blumen-Liebeslied Nr. 45 ›Dielman‹-Liebeslied Nr. 46 ›Lytlin von eynem dinstknecht‹ Nr. 47 ›Lytlin von eynem bulen‹ Nr. 48 Oswald von Wolkenstein: ›Eyn ander suberlich lytlin‹ (Kl. 128, 1–10) Nr. 49›Zeisselmauer‹-Lied Nr. 50 Histor.-polit. Lied Nr. 51 Liebeslied Nr. 52 ›Lytlin von eyner fischerin‹ Nr. 53 Bauernparodie

Nr. 54 ›Lytlin von eyner schryberin‹ Nr. 55–56 Politische Lieder Nr. 57 Bauernparodie Nr. 58 Liebes- und Mailied Nr. 59 Heidelberg-Preislied Nr. 60 Scherzlied Nr. 61 Kartenspiellied Nr. 62 erotische Bauernsatire, lat. Nr. 63 ›Schule der Minne‹ B433 Nr. 64 ›Zehn Gebote‹-Parodie Nr. 65–67 Politische Gedichte auf Kurfürst Friedrichs des Siegreichen v. d. Pfalz Fehde mit Baden und Württemberg im Jahr 1462

Literatur: Lomnitzer 2VL 2 (1980), 734–736; Mück 1980, 178–210; Schulz-Grobert 1993, 199f.

Ff2

Frankfurt, UB Ms. germ. oct. 25 (Ausst. 26)

Pergament; 2 Doppelblätter; 17,5 × 16,5 cm; Rheinfranken; um 1300; ripuarisch I (›Teil A‹): 1r–1v Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Minnehof‹ B484 2r–2v Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): Schlacht bei Göllheim (Fr. F [M])

II (›Teil B‹): 3r–3v Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Böhmenschlacht‹ (Fr. F [M]) 4r–4v Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Schlacht bei Göllheim‹ (Fr. F [M])

Literatur: Bach 1930, 187, 193–209, 211–226; Bach 1932; Weimann 1980, 111f.; Kellermann 1989, 103f.

Fr

Freiburg, UB 362 (›Hug’sche Handschrift‹)

Papier in 2°; 93 Bl.; 29,5 × 22 cm; Kirchberg a. d. Iller (?); um 1430–1445; schwäbisch 1ra–2ra ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 2ra–4rb Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 4rb–6va ›Der Traum‹ B247 6va–7rb ›Des Labers Rat‹ B42 7rb–8rb Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 8rb–8va ›Lob der Frauen‹ B262a 9r–9v leer

10ra–10rb ›Vom Hausrat‹ 10rb–10vb Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 11r–12v leer 13r–24v Heinrich Fuller von Hagenau: ›Opus de moribus prelatorum‹, dt. (Hs. B) 25v–26r ›Die rechte Art der Minne‹ B199 29ra–63vb Der Stricker: ›Karl der Große‹ (Hs. P) 64r–65r Diäteteische Vorschriften gegen die Pest

Handschriften 65r–65v Lateinische Pestrezepte 65va–66rb Hans Andree: ›Pestregimen‹ 66v Kompilation von drei kurzen Pesttraktaten 73r–89r Feuerwerksbuch 90r Totenklage auf Leopold II. von Österreich, lat. 90r–91rb Liste der in der Schlacht bei Sempach

51

gefallenen Österreicher 92v–93r Hans Ehrenbloss: ›Der Hohle Baum B‹ (Fischer Nr. 29) 93v Heinrich der Teichner: ›Von den Prahlern‹ (Niewöhner Nr. 159) (im hinteren Spiegel: Diätetische Vorschriften)

Literatur: Hagenmaier 1988, 80–84

Ge1 Gent, Rijksuniversiteit, Centrale Bibiotheek 1374 Pergament; 133+IV Bl.; 15,3 × 10,6 cm; ca. 1400; brabantisch 1r–78v Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Auszug) 79r–96v Gielis und Henrik van Molhem: ›Rinculus‹ 97r–97 v Hein van Aken: ›Die Rose‹ (Auszug) 97 v–99r Jan van Boendale (?): ›Vander wraken‹ 99v–101v leer 102r Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Auszug) 102r–111r Jacob van Maerlant: ›Der erste Martijn‹

111r–113v Jacob van Maerlant: ›Der zweite Martijn‹ 113v–119r Jacob van Maerlant: ›Der dritte Martijn‹ 119r–128r Jacob van Maerlant (Hein van Aken ?): ›Der vierte Martijn‹ 129r–131v Jacob van Maerlant: ›Der kerken claghe‹ 131v–133r ›Das Fest‹ B346 133v leer

Literatur: Hegman 1958, 34–52; Reynaert 1996a, 311–319

Ge2 Gent, Rijksuniversiteit, Centrale Bibiotheek 1644 Pergament; 2 Doppelblätter; 16 × 5,5 cm (ursprünglich ca. 17,5 × 8 cm); West-Brabant; 3. Viertel 14. Jh.; niederländisch 1r–3v ›Das Fest‹ B346 3v–4v ›Der Minne Leben‹ B336 Literatur: Kienhorst 2005, 117–119 (N18)

52

Gi

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Gießen, UB 1264

Papier in 2°; 25 + 12 Bl.; 30,5 × 21,5 cm; I: Nürnberg; um 1480, II: 2. Viertel 15. Jh. I: 1r–2r ›Ein alter Mann verweist dem Minner seine Untreue‹ B206 2r–5r ›Zuversichtliche Liebe einer Frau‹ B196 5r–7 v ›Zurechtweisung des unmutigen Minners‹ B201 8r–11v ›Gespräch zwischen Herz und Mund‹ B51 12r–12v Hans Rosenplüt: ›Der Hasengeier‹ (1. Teil, Fischer Nr. 105d) 13r–14v Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fragment, Fischer Nr. 105e) 15r–16v Hans Rosenplüt: ›Der Hasengeier‹ (2. Teil, Fischer Nr. 105d) 16v–17 v ›Der Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 17 v–18v Hans Rosenplüt: ›Die Wolfsgrube‹ (Fischer Nr. 105l)

18v–21v Hans Rosenplüt: ›Der fahrende Schüler‹ (Fischer Nr. 105g) 21v–23v Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg I‹ (Fischer Nr. 105b) 23v–25v ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h) 25v Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b) [wegen Blattverlust nur Überschrift] II: 26ra–27 va Leonardus de Utino OP: ›Sermo in assumptione BMV‹, lat. 28ra–31vb Augustinus de Roma OESA: ›Introductiones thematum per quadragesimam per quaestiones‹, lat. 32ra–37ra Ps. Johannes Nider: ›De bello morali‹, lat. 37rb–37 vb leer

Literatur: Weigand 1853; Seelbach 2007

Gö1 Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod Ms. W. Müller I,9 Pergamentdoppelblatt; [16] × 12 cm; 1. Hälfte 14. Jh.; mitteldeutsch mit niederdt. Einschlag 1r–2v ›Süße Minne, gib mir Rat‹ Z66 Literatur: Beckers 1996

Gö2 Göttingen, Stadtarchiv Nr 620 Papier und Pergament; verschiedene Formate; 12 lose Einzelblätter; Göttingen; 1458 1–12 ›Göttinger Liebesbriefe‹ B127–138 Literatur: Schmidt, G. 1865; Kasten 2VL 2 (1980), 355f.; Bockmann 2007

Handschriften

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Go1 Gotha, Universitäts– und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha – Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 216 Papier in 2°; I + 161 + 1 Bl.; 29,5 × 20,5 cm; Würzburg; sechs zusammengebundene Faszikel: I: um 1355; II: um 1355; III: um 1342–1345; IV: bald nach September 1357; V: um 1350–1360; Nachträge: Ende 15. Jh. und 1. Hälfte 16. Jh.; VI: bald nach Februar 1376; ostfränkisch I: 1ra–56vb ›Schwabenspiegel‹ (Ordnung IIIe) II: 57r–74v Abschriften von Kaiser- und Königsurkunden mit Bezug auf Besitzungen der Würzburger Kirche, lat. und dt. III: (›Würzburger Kleinepiksammlung‹) 75ra–76vb Der Stricker: ›Der gefangene Räuber‹ (Moelleken Nr. 132) 76vb–82rb Ruprecht von Würzburg: ›Die Treueprobe‹ (Fischer Nr. 108) 82va–91rb ›Juliana‹ (Verslegende, dt.) 91rb–92vb Der Stricker: ›Die törichten Pfaffen‹ (Moelleken Nr. 107) 92vb–94ra Der Stricker: ›Die Geistlichen‹ (Moelleken Nr. 111) 94rb–95ra König vom Odenwald: ›Von den Bärten‹ 95ra–98rb ›Facetus Cum nihil utilius‹ (Übersetzungsfassung G, Hs. g1) 98rb–99vb Konrad von Würzburg: ›Der Welt Lohn‹ 100ra–102rb ›Mönch Felix‹ 102va–103ra ›Von der Trunkenheit‹ 103rb–104ra ›Vom Pfennig‹ (Fassung I) 104ra–106ra Johann von Nürnberg: ›Vagantenleben‹ 106ra–106va ›Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen‹ B348 Literatur: Eisermann 2005; Eisermann 2007

106vb–107rb ›Der hohle Baum A‹ (Fischer Nr. 11) 107 va ›Der Hund im Heu‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 301) 107 va–110va ›Mönch und Söldner‹ 110va–111rb Der Stricker: ›Vom Tode‹ (Moelleken Nr. 78) 111va–111vb ›Der Minne Lehre‹ B354 112r–112v leer IV: 113ra–135rb Einigungen zwischen Würzburger Bischöfen und Bürgern, lat. und dt. 135v leer V: 136ra–145ra Bestimmungen der Würzburger Bischöfe Albrecht II. von Hohenlohe (1345–1372) und Otto von Wolfskeel (1341–1343) 145v–149v Verzeichnisse von Kirchen, Vikarien und Benefizien in hochstiftlichem Besitz, lat. (Nachtrag) 149va–151vb Rezepte gegen Leiden des Kopfes, dt. (Nachtrag) VI: 152r–161v Satzungen und Gebote des Würzburger Bischofs Gerhard von Schwarzenberg (1372–1400) vom 3. Februar 1376

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Go2 Gotha, Forschungsbibliothek Cod. chart. A 985 Papier in 2°; 9 Bl.; 28,5 × 20,3 cm; um 1430–1440; ostmitteldeutsch [Chart. A 985 ist die ursprünglich letzte Lage der Hs. Dresden, SLUB, M 42, deren voraufgehender Abschnitt am 2. 12. 1433 von Nikolaus Schwertfeger aus Dahmen (Niederlausitz) beendet wurde. Die Blätter wurden ebenso wie die ersten 47 Blätter des Bandes (heute Wien, ÖNB, Cod. 13711), zwischen 1744 und 1768 aus der Hs. entfernt] 1ra–1vb ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 1vb–3va und 3vb–4rb Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449 3vb–4ra und 4rb–6vb ›Schule der Minne‹ B433 7ra–7 vb leer bis auf ein 7 va nachgetragenes Rezept für Farbenmischung

8ra–9va ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389 9va–9vb Chronikalische Nachträge, Reime, Priameln, dt. und lat. 9vb Verspaar (Fragment eines Reimpaargedichts?)

Literatur: Niewöhner 1931a; Niewöhner 1936; Eisermann 2007

Go3 Gotha, Forschungsbibliothek Cod. Chart. B 53 Papier in 4°; 178 Bl.; 22 × 15 cm; Elsass; um 1430–1440 1r–96r Freidank (Hs. B) 97r–108v ›Fünf Fragen‹ 109r–124v ›Der Freigebige und der Geizige‹ 125r–126v ›Von dem alten Mann‹ 127r–128v ›Die Schönheit der Geliebten‹ B6 129r leer 129v–142r ›Winsbecke‹ (Hs. g) 142v–144v leer 145r–154r ›Winsbeckin‹ (Hs. g) 154v–156v leer 157r–158v ›Warnung vor Trunksucht‹ 159r–160v ›Vom maßvollen Leben‹ Literatur: Eisermann 2007

161r–174v leer 174v–178v Gelegenheitseinträge (Annalistische Nachrichten für 1426, 1428 und 1439, dt. und lat., Notizen über Kindsgeburten einer Familie Stumpff in den Jahren 1431–1440, lat.; Rezept gegen Pest; mantische Beschwörung, um einen Dieb zu überführen; Rezept gegen Augenringe; ›Bedeutung der Buchstaben‹, lat.; Rossarznei und humanmedizinische Rezepte gegen Hämorrhoiden, Zahnschmerzen, Feigwarzen, Verbrennungen, dt. und lat.)

Handschriften

Gr

55

Graz, UB Cod. 934 [alte Signatur: 34/8]

Papier in 4°; 121 Bl., 22 × 15 cm.; 1. Hälfte 15. Jh.; bairisch-österreichisch 1r ›Deutung der neun Farben‹ B379 1v leer 2r–69v Matthäus von Krakau: ›Dialogus rationis et conscientiae‹, dt.

70r–73v leer 74r–121v Irmhart Öser: ›Epistel des Rabbi Samuel an Rabbi Isaac‹

Literatur: Keller, K.-H. 1992, 41f.

Ha1 Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. 74 B 10 IIc [alte Signatur: Cod. S 9] Pergament; 4 Bl.; 2. Viertel 14. Jh.; ripuarisch 1r–3v ›Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame‹ B255 4r–4v Ps.-Stricker: ›Der König Im Bad‹ Literatur: Müller, H.-J. 1978, 204; Müller, H.-J. 1983, 33f.; Kienhorst 2005, 353 (D35)

Ha2 Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. 75 H 57 (›Van vrouwen ende van minne‹) Papier in 8°; 67 Bl.; 20,8 × 13,4 cm; um 1440; Holland; niederländisch-deutsch S. 1–36 ›Das Fest‹ B346 S. 37–40 ›Ene goede boerde van eren man die bedrogen wart‹ S. 40–43 ›Minnekatechese‹ B316 (III. Teil) S. 44–46 Sammlung von Sprüchen und Rätseln S. 47f. Noydekijn (?): ›Klage über Frau Wankelmut‹ Z46 S. 48–52 ›Minnekatechese‹ B316 (I. Teil) S. 52–54 Sprüche S. 54–66 ›Fragespiel aus dem ›Roman van Limborch‹ B347 S. 67–73 ›Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente‹ B280

S. 74–77 ›Wohltun und Fröhlichsein‹ B18 S. 77–88 ›Vanden Kaerlen‹ S. 89–90 Willem van Hildegaersberch: ›Von den guten Frauen‹ B222 S. 91–108 ›Ene goede boerde van enen vrecken ridder‹ S. 108–112 ›Verhaltensmaßregeln für Minner‹ S. 112–114 ›Vander loser vrouw‹ S. 115–129 Jacob van Oostvoorne: ›Vander ghilde der Blauwer Scuten‹ S. 129–134 Neujahrsgedicht

Literatur: Verwijs 1871b; Rheinheimer 1975, 211, 258; de Haan 1999, 142f.; de Wachter / Schlusemann 2001, 56f.

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Ha3 Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. 128 E 2 (›Haager Liederhandschrift‹/Hs. S) Pergament; 67 Bl.; 25,1 × 18,5 cm; um 1400; niederdeutsch-niederländisch 1ra–3ra ›Werbungsgespräch B‹ Z39b 3ra–3rb ›Bitte um Erhörung‹ 3rb Zweizeiliger Spruch 3rb–3va ›Liebeswonne‹ 3va–3vb Erentrijk (?): ›Preis einer vollkommenen Frau‹ B278 3vb Erentrijk (?): ›Tugendlehre für zwei Liebende‹ Z68 3vb–4ra ›Von den Vögeln‹ 4ra Spruch 4rb–4va ›Sicherheit oft unsicherer als Zweifel‹ 4va ›Treue ist Königin‹ B289 4va–4vb Noydekin: ›Vom Dienst‹ 4vb–5ra ›Preis einer Frau‹ B9 5ra–5rb ›Liebesnot‹ (›Frau Venus und die Minne‹, Hogenelst 292) 5rb Reimpaar (Parallelüberlieferung zur Rede von Herrn Goet-compaen [?]) 5rb–5vb Lied ›Vorsatz der Geliebten treu zu bleiben‹ 5vb Lehrhafter Spruch 5vb Lehrrede ›Den Mann, der seine Stellung ausfüllt, soll man ehren‹ 5vb–6ra ›Lob einer tugendhaften Frau‹ B279 6ra Spruch mit Minnethematik 6ra–6rb Jan van Gulik (?): ›Der traurige Pfeifer‹ 6rb–6va Noydekin: Tugendklage 6va Spruch (Parallelüberlieferung zur Rede von Herrn Erentrijch?) 6va Minneklage (zwei Reimpaare) 6va Cato (Fragment nd.) 6va–7ra ›Vrys‹ (Lied) 7ra Frauenpreis (Strophe) 7ra–8rb Haus Freudenbach B491 8rb Spruch über Frau Ehre 8rb–8vb ›Verlorener Dienst‹ 8vb Spruch 8vb–9ra Noydekijn: ›Die Waffen des Königs der Ehre‹ B494 9ra–11rb ›Werbungsgespräch‹ Z40 11rb–11va ›Preis edler Geburt‹ 11va–12rb Erentrijk: ›Die Jagd‹ B511 12rb–12vb ›Ehre entspringt aus recht handeln‹

12vb ›Liebesklage‹ (Lied) 13ra ›Missgunst stört gute Gesellschaft‹ 13ra ›Treu dem fernen Geliebten‹ (Lied) 13rb ›Preis der Geliebten‹ 13va–13vb ›Rat an die Frauen‹ B321 13vb–14rb ›Liebeshoffnung‹ (Lied) 14rb Spruch 14rb–14vb Zwei Lieder Walters von Mezze / Walthers von der Vogelweide (fragm.) 14vb Spruch 14vb–15va ›Vom Sommer und vom Winter‹ 15va–15vb Augustijnken van Dordt: ›Klage über einen unhöfischen Ritter‹ 15vb–16ra ›Liebesklage‹ B63 16ra–20rb ›Die zehn Schwestern‹ B444 20rb ›Frauenpreis‹ 20rb–20vb›Spruch vom guten und bösen Mut‹ 20vb–21ra ›Liebeshoffnung‹ (Lied) 21ra–21vb Augustijnken van Dordt: ›Fünf Punkte von der Ehre‹ B326 21vb–22ra Der von Sachsendorf: Zwei Lieder 22ra–22rb Walther von der Vogelweide: Zwei Lieder 22rb–26rb ›Totenklage um Graf Wilhelm IV. von Holland‹ B478 26va–26vb Erentrijk: ›Vernünftige Liebe‹ B286 26vb Erentrijk: ›Tugendlehre für zwei Liebende‹ Z68 26vb–28ra ›Liebesgespräch‹ B239 28ra Noydekijn: ›Frau Ohnegnad‹ 28rb Noydekijn (?): ›Klage über Frau Wankelmut‹ Z46 28rb–28va Minneklage (Lied) 28va–28vb Minneklage (Lied) 28vb–29ra Minneklage (Lied) 29ra-29rb ›Preis der Geliebten‹ B10 29rb Spruch 29rb–29va ›Minnerätsel vom Sperber‹ Z69 29va–29vb ›Bekenntnis‹ B20 29vb–30vb ›Guter Rat an eine Frau‹ B218 30vb–31va Frauenehre: ›Fünf Punkte‹ B327 31va Noydekijn (?): Gedichte 31va–32ra ›Traum von erhörter Liebe‹ B254

Handschriften 32ra–32va ›Van liden‹ 32va–32vb Minnerätsel ›Wijch unde lijd‹ (Hogenelst 309) 32vb–33va ›Gespräch über die graue Farbe‹ B384 33va–35ra ›Beichte der Venus‹ B341 35ra–35va ›Der arme Pilger‹ 35va–35vb ›Clara‹ 35vb Rätsel / Sprüche 35vb–36rb ›Gespräch über Frauentugenden‹ B343 36va Liebesklage 36va–37rb Liebesklage 37rb–38va ›Der alte und der junge Ritter‹ B345 38vb–41rb Erentrijk: ›Allegorie vom König Erentrijk‹ B495 41rb Walter von Mezze: Gedicht 41rb–41va ›Bitte um Erhörung‹ 41va–42ra Liebesklage 42ra Freidank 42ra–va ›Bitte um Erhörung‹ 42va–43rb Tanzleich 43rb–43va Ritterruhm 43va–43vb Frauenpreis 43vb Frauenpreis 44ra ›Liebeshoffnung‹ 44rb Walther von der Vogelweide: Lied 44rb–47 vb ›Werbungsgespräch A‹ Z39a 48ra ›Liebesklage einer Frau‹ B47 48va–48vb ›Lehren der Frau Venus‹ 48vb–51ra ›Die Hindin‹ B510 51rb–51va ›Klage über die abnehmende Zucht‹ B299 51va–51vb ›Liebeshoffnung‹ 51vb–52va ›Der dürre Baum‹ B498

52va Rätsel 52va–52vb ›Liebespein‹ B58 52vb–53ra ›Frage und Antwort‹ 53ra–54vb ›Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame‹ B255 54vb–55va ›Van der moeder gods‹ 55va ›Frauenpreis‹ 55va–55vb ›Liebeshoffnung‹ B21 55vb Noydekijn: Gedicht 56ra Freidank 56ra–59vb Augustijnken van Dordt: ›Von dem Schiff‹ B393 59vb–61ra Augustijnken van Dordt: ›Die Frauenburg‹ B369 61ra–62rb Augustijnken van Dordt (?): ›Die einsame Beleidigte‹ B221 62rb– 62va Noydekijn: Gedicht 62va–62vb ›Wenschenborg‹ B489 63ra ›Met ende kerf‹ 63ra–63rb Minnerätsel (Hogenelst 322) 63rb Frauenlob: Spruch 63rb Namenlos 63va–64ra ›Der falsche Grund‹ B490 64ra–64va ›Die belehrende Fischerin‹ 64va–65ra ›Liebesqual‹ (Hogenelst 324) 65rb–65va Noydekijn: ›Mut und Minne‹ 65vb–66ra ›Unterricht der Minne‹ B420 66rb–66va ›Von dem Fundamente‹ B385 66va–66vb ›Ergebung in der Herrin Willen‹ 66vb–67ra ›Zufriedene Liebe‹ B19 67ra–67 va ›Von den Kleidern der Frauen‹ B388 67 va–67 vb ›Frauenehre‹ B328 67 vb Spruch

Literatur: Glier in 2VL 3 (1981), 358–360; Tervooren 1997; Tervooren 2006, 183–18

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Ha4 Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. 129 E 6 Papier in klein–2°; 136 Bl.; Mitte 15. Jh.; niederländisch Willem van Hildegaersberch-Sammlung, darin: 49vb–51rb Willem van Hildegaersberch: 28vb–29va Willem van Hildegaersberch: ›Vom Zweifel‹ B54 ›Von der schwankenden Brücke‹ B367 108ra–110ra Willem van Hildegaersberch: 37rb–39rb Willem van Hildegaersberch: ›Klage der Treue und Gerechtigkeit‹ B448 ›Von den Alten und Jungen‹ B344 127 vb–128va Willem van Hildegaersberch: 40ra–41ra Willem van Hildegaersberch: ›Lob der Frauen‹ B281 ›Von den guten Frauen‹ B222 46rb–41ra Willem van Hildegaersberch: ›Von den sieben Tugenden der Minne‹ B308 Literatur: Bisschop/Verwijs 1870, XXIVf.; Brandis 1968, 232f.

Hb1 Hamburg, SUB germ. 13 Papier in 4°; 95 Bl. (in 11 ursprüngl. eigenständigen Faszikeln); 21,2 × 14,5 cm; Nürnberg (?); um 1490 S. 1–2 leer S. 3–24 Schondoch: ›Die Königin von Frankreich‹ (Fischer Nr. 116) S. 25–28 leer 31–55 Hans Rosenplüt: ›Die Kaiserin zu Rom A‹ S. 56 leer S. 57–67 Hans Rosenplüt: ›Die Hochzeit des Königs von England‹ (Keller Nr. 100) S. 68–70 leer S. 71–92 Hans Rosenplüt: ›Die Disputation‹ (Fischer Nr. 105c) S. 93–98 leer S. 99–115 Hans Rosenplüt: ›Der dreimal getötete Pfarrer‹ (Fischer Nr. 105f) S. 116 leer

S. 117–127 ›Bauer und Frau‹ (Keller Nr. 46) S. 128 leer S. 129–138 Hans Rosner (?): ›Die Handwerke‹ S. 139–140 leer S. 141–147 ›Von der Welt Lauf‹ S. 147–149 ›Klage eines verlassenen Liebhabers‹ B39 S. 150–152 leer S. 153–163 Hans Rosenplüt: ›Die meisterliche Predigt‹ S. 164–166 leer S. 167–178 ›Umgangene Buße‹ (Fischer Nr. 19) S. 179–180 leer S. 181–187 ›Lobspruch von den Städten‹ S. 188–190 leer

Literatur: Simon 1970, 15–17; Reichel 1990, XIV; Horváth/Stork 2002, 122f. Nr. 51

Handschriften

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Hb2 Hamburg, SUB scrin. 102c (›Hartebok‹) Papier in 4°; I + 81 Bl.; 21 × 14,5 cm; Flandern (Brügge?) / Hamburg; um 1476; niederdeutsch Spiegel: Federprobe, 15. Jh.: Memento mori 1r–4v ›Von der Geburt Christi‹ 4v–10r ›Mariae Himmelfahrt‹ 10v leer 11r–23v ›Von dem Holze des Heiligen Kreuzes‹ 24r–27r ›Der edle Krautgarten‹ 27 v –29v ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389

29v–30v ›Lehren des Virgilius‹ Z76 30v–31v ›Lob der Frauen‹ B277 31v–32v ›Marien-ABC‹ 33r–75v ›Valentin und Namelos‹ (Hs. H) 76r–80v ›Die drei Lebenden und die drei Toten‹ (›Von drei Königen‹), dt. (Reimfassung IV) 81v Papst Sixtus IV.: Ablassgebet von 1476

Literatur: Brandis 1972, 175–177; Langbroek/Roeleveld 2001; Langbroek/Roeleveld 2005; Langbroek 2006

Hb3 Hamburg, SUB scrin. 193 Papier in 8°; 56 Bl.; 15 × 10,5 cm; Niederrhein; um 1400 (55v: Nachtrag des 15. Jh.) 1r–50v Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ (Hs. c) 51r–55v Mönch von Salzburg: ›Das guldein ABC‹ 55v Liebesbrief B139 Literatur: Henrici 1913

Hc

Hannover, NLB Nachlass Eccard IV, 483

Papier in 2°; 298 Bl.; 33,5 × 19,5 cm; 1. Drittel 18. Jh. Abschrift aus verschiedenen Hss., darunter auch Lg5 bzw. aus heute verlorenen Teilen dieser Hs., darunter: 240r–249r Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Der Ritterpreis‹ B467 280r–280v Inhaltsangabe zum ›Ritterpreis‹ von Pseudo-Zilies von Sayn 283r–283v Fortsetzung der Inhaltsangabe zum ›Ritterpreis‹ von Pseudo-Zilies von Sayn Literatur: Borchling 1898, 208f.; Rheinheimer 1975, 259, 320

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

He1 Heidelberg, UB Cpg 4 Papier und Pergament; 237 Bl.; 30,7 × 21,2  cm; Schwaben/Grafschaft Oettingen (Schreiber: Konrad Bollstatter); 1455–1479 1r–1v Lat. Brevier (Pergamentfragment) 1*r–2**v leer 2r ›Arbor Affinitatis‹ 2v ›Arbor Consanguinitatis‹ 3r–197 v Rudolf von Ems: ›Willehalm von Orlens‹ (Hs. p2) 198r–208v Dietrich von der Glesse: ›Der Gürtel‹ (Fischer Nr. 24)

208v–210v ›Die Graserin‹ B23 211r–225v ›Der Schüler zu Paris A‹ (Fischer Nr. 118) 225v–228r ›Minner und Trinker‹ B418 228r–230v Peter Suchenwirt: ›Liebe und Schönheit‹ B413 231*r–232*v leer

Literatur: Westphal 1993, 132–138; Zimmermann, K. 2003, 6–9

He2 Heidelberg, UB Cpg 112 Pergament; 123 Bl.; 21 × 15 cm; Regensburg/Hessen-Thüringen (?); um 1200 (123v: Nachtrag des 15. Jh.) 1r–123r Pfaffe Konrad: ›Rolandslied‹ (Hs. P) 16r Federproben (Messgebet) 123v ›Totenklage auf Graf Wilhelm III. von Holland‹ B477 Literatur: Schneider, K. 1987, 79–81, Tafelbd. Abb. 33; Zimmermann, K. 2003, 264f.

He3 Heidelberg, UB Cpg 313 Papier in 4°; 502 Bl.; 27,2 × 19,4 cm; Oberrheingebiet; 1478 1r–43r Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232 43v–74v ›Das Kloster der Minne‹ B439 75r–120v Hermann von Sachsenheim: ›Des Spiegels Abenteuer‹ B465 121r–155r Hermann von Sachsenheim: ›Das Schleiertüchlein‹ B226 155v–160r Meister Altswert: ›Das alte Schwert‹ B429 160r–191v Meister Altswert: ›Der Kittel‹ B430 192r–216r Meister Altswert: ›Der Tugenden Schatz‹ B431 216v–222v Meister Altswert: ›Der Spiegel‹ B223

222v–228r ›Von treulosen Männern‹ B294 228r–233r ›Die Nacht in der Feldscheune‹ B66 233r–238r ›Der Traum‹ B247 238v–245r ›Frau Ehrenkranz‹ B434 245v–247r ›Ein Traum vom Liebesglück‹ B248 247r–250v ›Der schlaflose Minner‹B33 250v–251v ›Das Wesen der Minne‹ B284 251v–261r ›Schule der Minne‹ B433 261v–270v ›Die zehn Schwestern‹ B444 270v–272r ›Segen der fernen Geliebten‹ B13 272r–280v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 280v–292v Ruschart: ›Der Minne Klaffer‹ B234 292v–298r ›Der Spalt in der Wand‹ B352

Handschriften 298r–303v ›Klage eines Liebenden‹ B34 303v–314r ›Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol‹ B476 314v–316r ›Liebesklage einer Frau‹ B44 316r–318v ›Der Minner und der Kriegsmann‹ B419 318v–322v ›Die Minne und die Ehre‹ B456 322v–328r ›Der Knappe und die Frau‹ B261 328r–332r ›Beständigkeit und Wankelmut‹ B332 332r–338v ›Die Minne vor Gericht‹ B455 338v–341r Heinrich der Teichner: ›Ritter oder Knecht‹ B323 341v–343v ›Beteuerung ewiger Treue‹ B12 343v–346r Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 346r–354v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 354v–357r ›Lob der beständigen Frauen‹ B272 357r–362v ›Lob der Jungfrau Maria‹ B276 362v–364r ›Klage eines Liebenden‹ B35 364r–366r ›Klage eines Liebenden‹ B36 366r–375v ›Werbung des Freundes‹ B230 375v–380v ›Das Schloss Immer‹ B486 381r–384r ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401

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384r–391v ›Die blaue Rede‹ B200 392r–396v ›Der Liebende vor Frau Ehre‹ B435 396v–398r ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 398r–400r ›Das Wesen der Minne‹ B285 400r–406v ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 406v–409r Kaltenbach: ›Die Hundsfliegen‹ B387 409r–439v Der elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 439v–448v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359 449r–454r ›Das Zauberkraut‹ B407 454r–460r Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 460r–466r ›Der Krautgarten‹ B500 466r–472r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 472r–479r ›Frau Ehrenkranz‹ B434 479r–481r ›Liebesgespräch‹ B240 481v–490r ›Der Thron der Ehre‹ B394 490r–496r Hermann von Sachsenheim: ›Die Unminne‹ B295 497r–499v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 47–55

He4 Heidelberg, UB Cpg 314 Papier in 2°; 28,5 × 21 cm; Augsburg; 1443–1449 1*–3* leer 4*r Bücheranzeige Diebold Laubers 4*v–15*v leer 16*r Fragespiele und vulgäre Kleinepik, dt. u. lat. 1ra–50ra Ulrich Boner, Edelstein 50va–50vb ›Henne und Fuchs‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 268) 51ra–51rb ›Die Jagd des Lebens‹ 51va–52ra ›Der gestohlene Schinken‹ (Fischer Nr. 110) 52rb–52va ›Wolf an der Wiege‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 649) 52vb–53va Heinrich der Teichner: ›Des Löwen Atem‹ (Niewöhner Nr. 569)

53vb–54rb Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 54rb–55ra Der Stricker: ›Der Sünder und der Einsiedel‹ (Moelleken Nr. 94) 55ra–55rb ›Fuchs und Wolf im Brunnen‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 223) 55va–62va Freidank 62va–62vb, 63va–63vb, 64ra–64vb ›Das Gnaistli‹ 63ra–63rb Schwank von einer Beichte, lat. 63rb Frauenlob: Sangspruchstrophe im Langen Ton (RSM 1Frau/2/67b) 65ra–65va ›Die Ratte‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 484) 65va Der Stricker: ›Der unfruchtbare Baum‹ (Moelleken Nr. 34)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

65va–66ra ›Lustige Predigt‹ 66rb–70ra ›Disticha Catonis‹, dt. (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Hei1) 70rb–71va Freidank 71vb–72ra Heinrich der Teichner: ›Von der Welt‹ (Niewöhner Nr. 83) 72ra–74va ›Die Minne vor Gericht‹ B455 74va–76vb Freidank 76vb–77ra Der Stricker: ›Der Tor und das Feuer‹ (Moelleken Nr. 96) 77ra–77 va Heinrich der Teichner: ›Herr und Gesinde‹ (niewöhner Nr. 252) 77 va–78vb ›Ehre und Würde‹ 79ra–80va ›Oberdeutscher vierzeiliger Totentanz‹ 81v ›Die Fliegen auf der Wunde‹ 81v ›Der Fromme Wucherer‹ 82ra–94rb Freidank, lat.-dt. 95r Ehestandserzählung, lat. 95r ›Weiggers Lügen‹, teilw. lat.

95v ›Das bei der Beichte Vergessene‹ 95v ›Der Braten des Pfaffen‹ 95v–96v ›Amouröse Abenteuer eines Ritters‹, lat. 96v–97r ›Gegen Enthaltsamkeit und Fasten‹, lat. 98r–98v ›Das Hausgeschirr‹ 99r–100r Jahresanschlag für einen Dreipersonenhaushalt 100v–102r ›Historia Neminis‹, lat. 102v ›Die zwei Wächter‹, lat. 103r Quaestio, lat. 103v–104r leer 104v Fürstenpreis, lat. 105ra–161vb ›Dietrichs Flucht‹ (Hs. P) 162ra–197 vb ›Die Rabenschlacht‹ (Hs. P) 198*r–200*r leer 200*v Leihvermerk Sigismund Gossembrots 201*r–204*v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 56–66

He5 Heidelberg, UB Cpg 326 Papier in 2°; 66 Bl; 32,5 × 22,5 cm; Mittelbayern (?); 1479 (?); bairisch-österreichisch 1*r–1*v leer 1r–8v ›Des Minners Klage‹ B30a 8v–61r Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 61r–64r ›Der Minnenden Zwist und Versöhnung‹ B233

64v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 65r ›Minnegespräch‹ B517 65v leer

Literatur: Steckelberg 1998, 194; Miller/Zimmermann 2007, 87f.

He6 Heidelberg, UB Cpg 341 Pergament; 374 Bl.; 30,5 × 22,5 cm; Nordwestböhmen/Oberfranken/südliches Vogtland; 1. Viertel 14. Jh. 1r leer 1va–6va, 9ra–15vb Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ (Hs. C) 6va–7 vb Walther von der Vogelweide: ›Leich‹ 7 vb–8vb, 16ra–16rb Reinmar von Zweter: ›Leich‹

16rb–21vb ›Mariengrüße‹ (g) 22ra–29rb ›Unser Vrouwen Klage‹ (Redaktion I, Hs. B) 29rb–34ra ›Von dem jungesten tage‹ (Fassung I, Hs. P)

Handschriften 34ra–61ra ›Passional‹ (Marienmirakel aus Buch I, Hs. N) 61ra–62rb ›Unser Frauen Ritter‹ 62rb–64va ›Thomas von Kandelberg‹ (Fassung I) 64va–66vb ›Marien Rosenkranz‹ 66vb–70vb Siegfried der Dörfer: ›Frauentrost‹ 70vb–71va ›Der Heller der armen Frau‹ 71va–75rb ›Disticha Catonis, dt.‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Hei2) 75rb–78va ›Der magezoge‹ (›Spiegel der Tugend‹) 78va–80vb ›Der Seele Kranz‹ (›Der Tugend Kranz‹ Teile I–III) 80vb–85ra Der Freudenleere: ›Der Wiener Meerfahrt‹ (Fischer Nr. 41) 85ra–87 vb ›Das Frauenturnier‹ (Fischer Nr. 39) 87vb–88va ›Der Hauskummer‹ (›Der Kummer‹) 88va–90va ›Warum Gott sein Haupt neigte‹ 88va–90va Märenfragment (ausradiert, Fischer Nr. 150a) 90va–92vb ›Mönch Felix‹ 90va–93ra Heinrich von Freiberg: ›Johann von Michelsberg‹ (ausradiert) 93ra–93rb ›Der Herrgottschnitzer‹ (teil. Radiert, Fischer Nr. 62) 93rb–97ra ›Frauenlist‹ (Fischer Nr. 37) 97ra–99ra ›Des Hundes Not‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 319) 99ra–101vb ›Der Reiher‹ (Fischer Nr. 101) 101vb–103vb ›Die halbe Decke A‹ (Fischer Nr. 20) 103vb–111rb Rüdeger der Hinkhofer: ›Der Schlegel‹ (Fischer Nr. 106) 111rb–123ra ›Die Heidin B‹ (Fischer Nr. 54) 123ra–131ra Konrad von Haslau: ›Der Jüngling‹ (Hs. H) 131ra–137 va ›Crescentia C‹ 137 va–140rb ›Frauentreue‹ (Fischer Nr. 38) 140rb–141ra Der Stricker: ›Der Teufel und die Seele‹ (Moelleken Nr. 14) 141rb–144va Der Zwickauer (Zwingäuer): ›Des Mönches Not‹ (Fischer Nr. 149) 144va–147rb ›Adam und Eva A‹ (›Adams Klage‹) 147rb–161va Der Stricker: ›Der Pfaffe Amis‹ 161va–164vb ›Der Feldbauer‹ (›Der Bergmann‹) 164vb–166vb ›Des Teufels Ächtung‹ (Fischer Nr. 130)

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166vb Der Stricker: ›Die Messe‹ (Moelleken Nr. 12) 167ra–167 va ›Der arme Lazarus‹ 167 va Der Stricker: ›Die feisten Jagdvögel‹ (Moelleken Nr. 114) 167 va–181vb Heinrich: ›Reinhart Fuchs‹ (Hs. P) 181vb–183va Der Stricker: ›Die Messe‹ (Moelleken Nr. 12) 183va–183vb Der Stricker: ›Der Opfertod Christi des Königs‹ (Moelleken Nr. 143) 183vb–184ra Der Stricker: ›Christus eine gebärende Frau‹ (Moelleken Nr. 79) 184ra–184rb Der Stricker: ›Das weiße Tuch‹ (Moelleken Nr. 144) 184rb–185ra Der Stricker: ›Der Pfaffen Leben‹ (Moelleken Nr. 108) 185ra–185vb Der Stricker: ›Der Hund und der Stein‹ (Moelleken Nr. 101) 185va–186ra Der Stricker: ›Mahnung zu rechtzeitiger Buße‹ (Moelleken Nr. 102) 186ra–186va Der Stricker: ›Der Taugenichts‹ (Moelleken Nr. 113) 186va–187 vb Der Stricker: ›Die Weisheit Salomons‹ (Moelleken Nr. 123) 187 vb–188rb ›Von drei Freunden‹ 188rb–188va ›Der Zweikampf‹ (aus Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹, V. 4375–4390) 188va–188vb ›Der milde König‹ 188vb–190ra Der Stricker: ›Das Bild‹ (Moelleken Nr. 80) 190ra–190rb Der Stricker: ›Die Äffin und ihre Kinder‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 13) 190rb–190vb Der Stricker: ›Der blinde Dieb‹ (Moelleken Nr. 75) 190vb–191va Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 191va–192ra Der Stricker: ›Die drei Gott verhassten Dinge‹ (Moelleken Nr. 121) 192ra–192rb Der Stricker: ›Die sieben himmlischen Gaben‹ (Moelleken Nr. 115) 192vb–193rb Der Stricker: ›Die undankbaren Gäste‹ (Moelleken Nr. 116) 193rb–193vb Der Stricker: ›Der Sünder und der Einsiedel‹ (Moelleken Nr. 94) 193vb–194vb Der Stricker: ›Die Tochter und der Hund‹ (Moelleken Nr. 134) 194vb–196rb Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken Nr. 98)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

196rb–197 va ›Der Spiegel‹ 197 va–197 vb ›Die Eiche und das Rohr‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 81) 197 vb–199ra Der Stricker: ›Der eigensinnige Spötter‹ (Ziegeler FGf Nr. 31) 199ra–199rb ›Der Habicht und das Huhn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 236) 199rb–199vb ›Der Wolf und der Kranich‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 631) 199vb–200ra ›Der Löwe und die Maus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 391) 200ra–201ra Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 200ra–202ra Der Stricker: ›Der Marktdieb‹ (Moelleken Nr. 103) 202ra–202vb ›Der Hund am Wasser‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 307) 202vb–203vb ›Das Einhorn‹ (aus Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹, V. 4603–4755) 203vb–205va Der Stricker: ›Die beiden Königinnen‹ (Moelleken Nr. 137) 205va–206rb Der Stricker: ›Des Königs alte Kleider‹ (Moelleken Nr. 76) 206rb–206va ›Der Baum mit dem dürren Ast‹ 206va–206vb ›Vogel, Rose und Distel‹ 206vb–207ra ›Die Bremse im Blütenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 207ra–207rb Der Stricker: ›Von bösen Frauen‹ (Moelleken Nr. 119) 207rb Der Stricker: ›Mahnung zu rechtzeitiger Buße‹ (Moelleken Nr. 102) 207rb Der Stricker: ›Die Heuschrecken‹ (Moelleken Nr. 167) 207rb–208rb Der Stricker: ›Von der Hoffart‹ (Moelleken Nr. 81) 208rb–209rb Der Stricker: ›Vom Tode‹ (Moelleken Nr. 78) 209rb–210rb Der Stricker: ›Die irdenen Gefäße‹ (Moelleken Nr. 151) 210rb–210vb Der Stricker: ›Der Salamander‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 494) 210vb–211ra Der Stricker: ›Die ewige Verdammnis‹ (Moelleken Nr. 133) 211ra–211va Der Stricker: ›Die verlorenen Christen‹ (Moelleken Nr. 112) 211va–212vb Der Stricker: ›Die Buße des Sünders‹ (Moelleken Nr. 147)

212vb–214ra Der Stricker: ›Die sechs Teufelsscharen‹ (Moelleken Nr. 141) 214rb–215ra Der Stricker: ›Ein Beispiel Salomons‹ (Moelleken Nr. 122) 215ra–215va Der Stricker: ›Das entweihte Gotteshaus‹ (Moelleken Nr. 106) 215va–217 vb Der Stricker: ›Die törichten Pfaffen‹ (Moelleken Nr. 107) 217 vb ›Der Wolf und der Ochsenhirt‹ 217 vb–218ra ›Der Tropfen auf dem Stein‹ 218ra ›Glück im Traum‹ 218ra–219ra Der Stricker: ›Der Wucherer‹ (Moelleken Nr. 138) 219ra–219rb Walther von Griven: ›Weiberzauber‹ B391 219rb Freidank 219rb–220vb Der Stricker: ›Ehemanns Rat‹ (Moelleken Nr. 86) 220vb–221rb Der Stricker: ›Hofhund und Jagdhunde‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 286) 221va–222ra Der Stricker: ›Der Knecht in Herrenkleidern‹ (Moelleken Nr. 90) 222ra–222va Der Stricker: ›Die zwei Märkte‹ (Moelleken Nr. 150) 222va–223rb Der Stricker: ›Die Milch und die Fliegen‹ (Moelleken Nr. 105) 223rb–223vb Der Stricker: ›Der ungeratene Sohn‹ (Moelleken Nr. 120) 223vb–224va Der Stricker: ›Die Schlange ohne Gift‹ (Moelleken Nr. 124) 224va–225ra Der Stricker: ›Der geprüfte Diener‹ (Moelleken Nr. 165) 225ra–228va Der Stricker: ›Die Klage‹ (Moelleken Nr. 158) 228va–230vb Ps.-Stricker: ›Der König im Bad‹ 230vb–232va Der Stricker: ›Die fünf teuflischen Geister‹ (Moelleken Nr. 166) 232va–238rb Dietrich von der Glesse: ›Der Gürtel‹ (Fischer Nr. 24) 238rb–239va ›Die Maße‹ B288 239va–241ra Konrad von Würzburg: ›Der Welt Lohn‹ (Hs. P) 241ra–246ra Konrad von Würzburg: ›Heinrich von Kempten‹ (Fischer Nr. 43a) 246ra–249ra Märenfragment (ausradiert, Fischer Nr. 150b) 246ra–249ra ›Von der Barmherzigkeit‹ 249ra–258va Hartmann von Aue: ›Der arme Heinrich‹ (Hs. Ba)

Handschriften 258va–262va Der Stricker: ›Der Gevatterin Rat‹ (Fischer Nr. 127i) 262va–264ra Der Stricker: ›Das erzwungene Gelübde‹ (Fischer Nr. 127h) 264ra–265ra Der Stricker: ›Ehescheidungsgespräch‹ (Fischer Nr. 127d) 265ra–266va Der Stricker: ›Die drei Wünsche‹ (Fischer Nr. 127p) 266va–268ra Der Stricker: ›Der begrabene Ehemann‹ (Fischer Nr. 127c) 268ra–269rb Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f) 269rb–269vb Der Stricker: ›Der einfältige Ritter‹ (Moelleken Nr. 162) 269vb–270rb Der Stricker: ›Der Käfer im Rosenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 270rb–271rb Der Stricker: ›Der Gärtner‹ (Moelleken Nr. 68) 271rb–272rb Der Stricker: ›Die Königin vom Mohrenland‹ (Moelleken Nr. 30) 272rb–273ra Der Stricker: ›Das Wildpret‹ (Moelleken Nr. 31) 273ra–274rb Der Stricker: ›Der Kater als Freier‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 334) 274rb–274va Der Stricker: ›Die Katze‹ (Moelleken Nr. 33) 274va–275rb Der Stricker: ›Das Katzenauge‹ (Moelleken Nr. 2) 275rb Der Stricker: ›Der unfruchtbare Baum‹ (Moelleken Nr. 34) 275rb–275va Der Stricker: ›Der junge Baum‹ (Moelleken Nr. 35) 275va–276va Der Stricker: ›Die Grauhühner‹ (Moelleken Nr. 36) 276va–276vb Der Stricker: ›Der Tor und das Feuer‹ (Moelleken Nr. 96) 276vb–277rb Der Stricker: ›Die ungehorsamen Juden‹ (Moelleken Nr. 130) 277rb–278ra Der Stricker: ›Der Juden Abgott‹ (Moelleken Nr. 37) 278ra–278va Der Stricker: ›Der Turse‹ (Moelleken Nr. 159) 278va–278vb Der Stricker: ›Die reiche Stadt‹ (Moelleken Nr. 88) 278vb–280ra Der Stricker: ›Der arme und der reiche König‹ (Fischer Nr. 127l) 280ra–281rb Der Stricker: ›Der wunderbare Stein‹ (Ziegeler FGf Nr. 32)

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281rb–283ra Der Stricker: ›Der junge Ratgeber‹ (Fischer Nr. 127n) 283ra–295ra Der Stricker: ›Frauenehre‹ B263 295ra–295rb Der Stricker: ›Die Äffin und die Nuss‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 22) 295rb–295vb Der Stricker: ›Der Wolf und das Weib‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 647) 295vb Der Stricker: ›Von Eseln, Gäuchen und Affen‹ (Moelleken Nr. 46,I) 295vb–296rb Der Stricker: ›Frauenleben und Pfaffenleben‹ (Moelleken Nr. 69) 296rb–297ra Der Stricker: ›Die geliehenen Kleider‹ (Moelleken Nr. 51) 297ra–297 vb Der Stricker: ›Die zwei Herren‹ (Moelleken Nr. 52) 297 vb–298ra Der Stricker: ›Der Hort‹ (Moelleken Nr. 67) 298ra–298va Der Stricker: ›Der Kirchtag‹ (Moelleken Nr. 53) 298va–299vb Der Stricker: ›Der Krämer‹ (Moelleken Nr. 54) 299vb–301ra Der Stricker: ›Eule und Habicht‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 128) 301ra–302ra Der Stricker: ›Der verflogene Falke‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 132) 302ra–302rb Der Stricker: ›Der Rabe mit den Pfauenfedern‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 470) 302rb–303va Der Stricker: ›Der Hahn und die Perle‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 249) 302va–303rb Der Stricker: ›Der Schalk und die beiden Könige‹ (Moelleken Nr. 40) 303rb–303vb Der Stricker: ›Der Ochse und die Maus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 445) 303vb–304va Der Stricker: ›Das wilde Ross‹ (Moelleken Nr. 57) 304va–306ra Der Stricker: ›Die freigebige Königin‹ (Ziegeler FGf Nr. 30) 306ra Der Stricker: ›Ehre und Seelenheil‹ (Moelleken Nr. 42) 306ra Der Stricker: ›Hase und Löwe‹ (Moelleken Nr. 43) 306ra Der Stricker: ›Der Hase‹ (Moelleken Nr. 44) 306ra–309va Der Stricker: ›Frau Ehre und Frau Schande‹ (Moelleken Nr. 161) 309va–310vb Der Stricker: ›Der Wucherer‹ (Moelleken Nr. 138)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

310vb–315ra Der Stricker: ›Die beiden Knappen‹ (Moelleken Nr. 4) 315rb–316va Der Stricker: ›Von Edelsteinen‹ (Moelleken Nr. 127) 316va–318ra Der Stricker: ›Der nackte Bote‹ (Fischer Nr. 127a) 318ra–318va Der Stricker: ›Der nackte Ritter‹ (Fischer Nr. 127o) 318va–320vb Der Stricker: ›Der kluge Knecht‹ (Fischer Nr. 127k) 320vb–322ra Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 322ra–322vb Der Stricker: ›Der unbelehrbare Zecher‹ (Fischer Nr. 127q) 322vb–325rb Der Stricker: ›Der durstige Einsiedel‹ (Fischer Nr. 127e) 325rb–327 vb Der Stricker: ›Edelmann und Pferdehändler‹ (Fischer Nr. 127b) 327 vb–328ra Der Stricker: ›Des Muses Lehre‹ (Moelleken Nr. 95) 328ra–329ra Der Stricker: ›Der Wolf und die Gänse‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 615) 329ra–330rb Der Stricker: ›Der Wolf und sein Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 600) 330rb–331rb Der Stricker: ›Der Esel‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 101) 331rb–332rb Der Stricker: ›Der Weidemann‹ (Moelleken Nr. 7) 332rb–332vb Der Stricker: ›Der Wolf und der Bauer‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 621) 332rb–334ra Der Stricker: ›Die Herren zu Österreich‹ (Moelleken Nr. 8) 334ra–336ra Der Stricker: ›Falsche und rechte Freigebigkeit‹ (Moelleken Nr. 61) 336ra–337 va Der Stricker: ›Der Richter und

der Teufel‹ (Moelleken Nr. 126) 337 va–337 vb Der Stricker: ›Der Waldschrat‹ (Moelleken Nr. 62) 337 vb–338va Der Stricker: ›Die beiden Zimmerleute‹ (Moelleken Nr. 63) 338va–339rb Der Stricker: ›Der falsche Blinde‹ (Moelleken Nr. 64) 339rb–339vb Der Stricker: ›Gegen Gleichgeschlechtlichkeit‹ (Moelleken Nr. 66) 339vb–343vb Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121) 343vb–346ra ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 346ra–349rb Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 349rb–351ra ›Das Gänslein‹ (Fischer Nr. 43) 351ra–354ra ›Bestraftes Misstrauen‹ (Fischer Nr. 85) 354ra–357rb Johannes von Freiberg: ›Das Rädlein‹ (Fischer Nr. 64) 357rb–357 vb, 364ra ›Das Almosen‹ (Fischer Nr. 3) 358ra–360rb, 369vb Volrat: ›Die alte Mutter‹ (Fischer Nr. 133) 360rb–362rb Der Stricker: ›Der kluge Knecht II‹ (Fischer Nr. 127k) 362rb–363ra ›Der hohle Baum A‹ (Fischer Nr. 11) 363ra–363vb, 371ra Der Vriolsheimer: ›Der Hasenbraten‹ (Fischer Nr. 135) 364ra–369va ›Der dankbare Wiedergänger‹ (›Rittertreue‹) (Fischer Nr. 142) 370ra, 371ra–372vb ›Kobold und Eisbär‹ (Fischer Nr. 70) 373ra–374vb Heinrich von Freiberg: ›Johann von Michelsberg‹

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 129–165

Handschriften

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He7 Heidelberg, UB Cpg 344 Papier in 2°; 65 Bl.; 31,7 × 20,5 cm; Esslingen (?); 1459; westschwäbisch 1*r–2*v leer 1r–33v Der elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 34r–47 v Der Elende Knabe: ›Minne und Pfennig‹ B450

48r–58v Der Elende Knabe: ›Der Minne Freund und Leid‹ B402 59r–62v Der elende Knabe: ›Der Traum im Garten‹ B251 63*r–64*v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 178f.; Peters 2008, 227–233

He8 Heidelberg, UB Cpg 348 Papier in 8°; 43 Bl.; 20,5 × 13,8 cm; Bayern; 1. Viertel 15. Jh. 1*r–2*v leer 1r–39r ›Minnegespräch‹ B229 39v, 40*r–41*v leer Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 184f.

He9 Heidelberg, UB Cpg 355 Papier in 4°; 167 Bl.; 19,8 × 14,5 cm; Schwaben; um 1450; nordalemannisch-schwäbisch 1*r–1r leer 1v–12v Peter Suchenwirt: ›Lehren des Aristoteles an Alexander‹ 13r–15r Anonyme Spruchsammlung (u.a. aus Freidank, Cato, Ulrich von Zazikhoven: ›Lanzelet‹, Boner: ›Edelstein‹, Walther von der Vogelweide, ›Salomon und Markolf‹, Sprichwörter) 15v–16v Sammlung geistlicher Sentenzen 16v–18v Mönch von Salzburg: Zwei Lieder 19r–23r Hans Zukunft: ›Das goldene Jahr‹ 23v–25v ›Liebesgespräch‹ B240 25v–26v Rätsel (zur Minne?) 26v–27r Rätsellied in Ton 1 des Jungen Meißner 27r Rätsel 27 v leer 28r–33v Meister Altswert: ›Das alte Schwert‹ B429

33v–74v Meister Altswert: ›Der Kittel‹ B430 75r–106r Meister Altswert: ›Der Tugenden Schatz‹ B431 106v–114r Meister Altswert: ›Der Spiegel‹ B223 114r–121r ›Von treulosen Männern‹ B294 121r–127r ›Die Nacht in der Feldscheune‹ B66 127 v–134v ›Das Zauberkraut‹ B407 135r–138r ›Glaubensbekenntnis eines Liebenden‹ B15 138v–145v Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 146r–147r ›Lob der Geliebten‹ B3 147 v–155r ›Der Krautgarten‹ B500 155v–156r ›Alphabetischer Liebesgruß‹ B141 156r–161r ›Klage um den Tod von Frauen‹ B37 161r Rätsel im Langen Ton Frauenlobs 161v–166*v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 201–206

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

He10 Heidelberg, UB Cpg 358 Papier in 4°; 152 Bl. in zwei Faszikeln; 20,5 × 14,7 cm; Oberrheingebiet; vor 1410 I: 1*r–1*v leer 1r–5v Meister Altswert: ›Das alte Schwert‹ B429 6r leer 6v–39v Meister Altswert: ›Der Kittel‹ B430 39a*r–39b*v leer 40r–66r Meister Altswert: ›Der Tugenden Schatz‹ B431 66v–66b*v leer 67r–73r Meister Altswert: ›Der Spiegel‹ B223 73v–73a*v leer

II: 74r–82v ›Der Minner im Garten‹ B424 82v–85v Gozold: ›Der Liebesbrief‹ B213 85v–94v ›Die versuchte Treue‹ B194 94v–107 v ›Minne und Gesellschaft‹ B480 107 v–118v ›Männertreue und Frauentreue‹ B410 118v–134r ›Die zehn Schwestern‹ B444 134r–140v ›Der entflogene Falke‹ B503 140v–144r ›Der schwere Traum‹ B219 144v–145*v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 230–233

He11 Heidelberg, UB Cpg 376 Papier in 2°; 130 Bl.; 20 × 14,5 cm; Oberrheingebiet; um 1480; niederalemannisch I : [von der gleichen Hand wie He3] 1*r–4*v leer 1r–87 v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 87ar–87iv leer

II: 87jr–87jv leer 88r–112r ›Das Minneturnier‹ B427 112v–116v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 264f.

He12 Heidelberg, UB Cpg 384 (Teichner-Hs. H) Papier in 4°; 132 Bl.; 20,6 × 14,3 cm; Oberfranken (?); um 1385 1r–75v, 120avr[!], 76r–120v Teichner-Autorsammlung (85 Texte), darin: 21v–22v Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329 121r–122r Walther von Griven: ›Weiberzauber‹ B391 Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 282–284

Handschriften

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He13 Heidelberg, UB Cpg 385 Papier in 4°; 151 Bl.; 21,5 × 15 cm; Südwestdeutschland; um 1480; alemannisch-schwäbisch 1*–1r leer 1v–86r ›Die Minneburg‹ B485 86v–143v Liber Proverbiorum, dt. 144r–147*v leer Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 284–286

He14 Heidelberg, UB Cpg 393 Papier in 2°; 97 Bl.; 21,4 × 15,2 cm; Schwaben; um 1455; ostschwäbisch 1*r–4*v leer 1r–4v Peter Suchenwirt: ›Rede vom jüngsten Gericht‹ 5r–9v ›Lob der Frauen‹ B262a 10r–14r ›Bestrafte Untreue‹ B463 14r–20r ›Die rechte Art der Minne‹ B199 20v–37r ›Der Minne Gericht‹ B460 37r–48r ›Der Stern der Treue‹ B432 48v–58r ›Frau Minne weiß Rat‹ B422

58r–60v ›Wer kann allen recht tun‹ B52 60v–65r ›Der Minne Gericht‹ B461 65r–68v ›Die sechs Farben‹ B372 68v–76r ›Der Krautgarten‹ B500 76r–81r Fröschel von Leidnitz: ›Die Liebesprobe‹ (Fischer Nr. 42) 81v–81bv leer 82r–87 v ›Der Minne Gericht‹ B462 88r–90v leer

Literatur: Miller/Zimmermann 2007, 303–306

He15 Heidelberg, UB Cpg 455 Pergament; 203 Bl. + 2 Vorsatzblätter aus Papier; 15,3 × 11,4 cm; Würzburg (?); um 1400; ostfränkisch *I–*II leer 1r–83v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 84r–202v ›Die Minneburg‹ B485 203 leer Literatur: Pyritz 1950, XI–XIX; Brunner/Schmidt 2002, 50f. Nr.  12; Miller/ Zimmermann 2007, 480f.

70

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

He16 Heidelberg, UB Cpg 696 Papier in 4°; 316 Bl.; 22 × 15 cm; 15./16. Jh.; XXIII: westliches Schwaben, 1475 IX: I: 1r–2v Unvollständiges Register zur Hs. Cpg 604  86r–87 v, 82r–85v, 88r Astronomischer Traktat 88v–89v leer II: 3r–10r Haly Abenragel (?): De tribus X: nativitatibus, lat. 90r–101r Sammlung von Texten zu Geld- und 10v–12v leer Goldgewichten 96v–97 v, 98v, 99v, 100v, 101v leer III: 13r–36v Neidhart: Lieder (d) XI: 102r–112r Auslegung von Psalm 41, dt. 112v–113v leer IV: 37r Papst Johannes XXIII: Klagegedicht, lat. und dt. XII: 38r–39v ›Sententia Pilati‹, dt. 114r–125v Pseudo-Aurelius Augustinus: r v 40 –40 Paolo Giova: ›De vita Leonis Decimi ›Von der Seligkeit‹ 126r–135v Matthäus von Krakau: ›Dialogus Pont. Max. Libri Quatuor‹ (Auszüge aus Lib. 2), lat. rationis et conscientiae‹, dt. 136r–137 v leer V: 41r–42v, 45r–48v, 43r–44v, 53r–54v, 49r–52v, XIII: 55r–59r Sebastian Münster: ›Cosmographei‹ 138r–139v Bruchstück aus einem theologischen (Auszüge aus Buch 4, Kap. 55–70) Werk, dt. 59v–60v Exzerpte aus einem Fürstenspiegel 140r–141v leer 61r–67r Sebastian Münster: ›Cosmographei‹ (Auszüge aus Buch 3, Kap. 415–418) XIV: 65v und 67 v–68v leer 142r–142v Exzerpte aus theologischen Werken zur Ketzerei, lat. VI: 69r Hans Traberger: Brief an Johann Adler XV: 69v leer 143r–143v Johannes Willing: ›Beschreibung der Hochzeit von Pfalzgraf Johann Kasimir von Pfalz-Lautern mit Herzogin Elisabeth VII: von Sachsen‹ 70r–70v leer 71r–78v Lucas Gaurico: ›Tractatus Astrologiae 144r–144v leer judiciariae de nativitatibus virorum et mulierum‹, dt. XVI: 79r–79v leer; 145r–146v Drei geistliche Lieder VIII: 80r leer 80v–81r Losbuch, lat. 81v leer

XVII: 147r–154v Deutsche Psalmen-Übersetzungen

Handschriften

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XVIII: 155r–163v, 165r–166v Texte von vierstimmigen Motteten 167r–170v leer 164r–164v Weltl. Lied

XXIV: 205r–205v leer 206r–239r Landgräfin Elisabeth von HessenRheinfels: Medizinische Rezeptsammlung 222r–222v, 239v–240v leer

XIX: 171r–174v Johannes Wigand: Exzerpte aus zwei Reden

XXV: 241r Überschriften zu Rezepten für Wasser gegen den Schlag 241v leer

XX: 175r–178v Zusammenfassung der Confessio Kurfürs Friedrichs III. von der Pfalz XXI: 179r–186r Gallus Dressler: Texte bzw. Textanfänge von 49 Motetten, dt. und lat. 186r–186v Antonio Scandello: Texte von vier Liedern XXII: 187r–189v Bibel, AT (Auszüge, ndl.) 190r–192v leer XXIII: 193r–198r ›Das Zauberkraut‹ B407 198v leer 199r–204v Hermann von Sachsenheim: ›Des Spiegels Abenteuer‹ B465

XXVI: 242r–242v, 244r–247r Joachim Steinhäuser: ›Vom Scheiden im Guss‹ 243r–243v Alchemistisches Rezept 247 v–250v leer XXVII: 251r–290v Lukas II. Rem: ›Alchemistisches Kunstbuch‹ XXVIII: 291r–294v Zwei alchemistische Rezepte XXIX: 295r–312v Alchemistische Rezeptsammlung XXX: 313r–315r Zwei alchemistische Rezepte 314v, 315v, 316*r–316*v leer

Literatur: Kerth 1982; Kerth 1986a, 38–41

He17 Heidelberg, UB Cpg 729 Papier in 4°; 56 Bl.; 20,5 × 15  cm (Bl. 33–45 von größerem Format); Anfang 15.  Jh.; (Bl. 33–45 16. Jh.); bairisch-schwäbisch Ir–v leer 1r–5v Albrecht: ›Jüngerer Titurel‹ (Zwei Fragmente, Hs. 25) 6r–28v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513

[nach 28v sechs ungezählte leere Bl.] 29r–45v Humanmedizinische Rezepte [nach Bl. 31 ein leeres Bl.] 46r–48v leer

Literatur: Bartsch 1887, 176; Steckelberg 1998, 194f.

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Hg

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

’s-Hertogenbosch, Bistumsarchiv ohne Sign.

Einzelblattfragment; 16. Jh. (?) 1r–1v ›Der Minne Leben‹ B336 Literatur: Hogenelst 1997, Bd. 2, 272f.

*Hinterbergers Hs. [olim Privatsammlung Eduard Langer, Braunau [Böhmen] Ms. 668] [verschollen] Papier in 4°; 2 Stücke; Neiße; um 1528 ›Liebesbrief‹ B142 Literatur: Eis 1961, 333f.

In1

Innsbruck, Landessarchiv Hs. 21,III

Pergament; 2 Bl.; 2. Hälfte 14. Jh.; bairisch 1ra–2vb Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Rosenfeld 1930; Steckelberg 1998, 192f.

In2

Innsbruck, Landesarchiv Hs. 21, VII [alte Signatur: Hs. 778]

Papier in 2°; 2 Einzelbl.; 15. Jh. 1r–1v ›Liebesbrief‹ B143 2r ›Liebesbrief‹ B144 2v leer Literatur: Rosenfeld 1930

Handschriften

In3

73

Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 32001

Papier in 2°; 114 Bl. (113 gez.); 29,5 × 21  cm; Raum Brixen/Innsbruck; I: 1456, II: nach 1456; bairisch-österreichisch I: 1ra–3vb ›Studentenabenteuer A‹ (Fischer Nr. 129) 3vb–7 vb Hermann Fressant: ›Der Hellerwertwitz‹ (Fischer Nr. 40) 8ra–8rb ›Das Schneekind A‹ (Fischer Nr. 113) 8rb–10vb Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 11ra–12ra ›Die halbe Decke B‹ (Fischer Nr. 21) 12ra–12va ›Die Bärenjagd II‹ (bîspel-Fassung) 12va–13rb ›Frau Seltenrein‹ (Ziegeler FGf Nr. 15) 13rb–13va ›Berchta‹ (Fischer Nr. 14) 13va–13vb ›Der Ritter im Hemde‹ (Fischer Nr. 103) 14ra–14va ›Die Wette‹ (Fischer Nr. 140) 14va–17ra ›Pyramus und Thisbe‹ (Fischer Nr. 98) 17ra–18rb ›Minner und Trinker‹ B418 18rb–20vb Pseudo-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74) 20vb–21va ›Die Meierin mit der Geiß‹ (Fischer Nr. 82) 21va–23va ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 23va–24va Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f) 24va–25rb Adam und Eva B349 25rb–25vb Der Stricker: ›Der Käfer im Rosenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 25vb–26ra ›Der Hofhund‹ (Moelleken Nr. 73) 26ra–27rb Tannhäuser: ›Die Hofzucht‹ 27rb–28rb ›Der Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 28rb–28vb ›Der betrogene Blinde‹ (Fischer Nr. 16) 28vb–29va Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 29va–31ra ›Das Gänslein‹ (Fischer Nr. 43) 31ra–32rb Volrat: ›Die alte Mutter‹ (Fischer Nr. 133) 32rb–33va ›Tor Hunor‹ (Fischer Nr. 131)

33va–35vb ›Der Minne Porten‹ B438 36ra–39va ›Der Schüler zu Paris B‹ (Fischer Nr. 119) 39va–49rb ›Die Heidin II‹ (Ziegeler FGf Nr. 28a) 49rb–55va Rüdeger der Hinkhofer: ›Der Schlegel‹ (Fischer Nr. 106) 55va–58vb Der Stricker: ›Der Gevatterin Rat‹ (Fischer Nr. 127i) 58vb–60ra ›Gold und Zers‹ (Ziegeler FGf Nr. 26) 60ra–62ra Der Stricker: ›Die eingemauerte Frau‹ (Fischer Nr. 127g) 62ra–62va ›Kröte als Arzt‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 164) 62va–63va Der Stricker: ›Die drei Wünsche‹ (Fischer Nr. 127p) 63va–64vb Der Stricker: ›Der nackte Bote‹ (Fischer Nr. 127a) 64vb–66ra Der Stricker: ›Das erzwungene Gelübde‹ (Fischer Nr. 127h) 66ra–66vb Der Stricker: ›Wolf und Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 600) 66vb–67bra Der Stricker: ›Die Kupplerin‹ 67bra–68ra ›Der schwangere Müller‹ (Fischer Nr. 88) 68ra–69rb Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 69rb–69va ›Wachtelmäre‹ 69va–70rb Der Stricker: ›Der nackte Ritter‹ (Fischer Nr. 127o) 70rb–70va ›Die Blume und der Reif‹ 70va–70vb ›Fink und Nachtigall‹ 70vb–71rb Der Stricker: ›Der einfältige Ritter‹ (Moelleken Nr. 162) 71rb–71va ›Des Vögleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570) 71va–72rb Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 72rb–76ra Ruschart: ›Der Minne Klaffer‹ B234 76ra–80va Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

80vb–81rb ›Das Almosen‹ (Fischer Nr. 3) 81rb–83va ›Der Striegel‹ (Fischer Nr. 128) 83va–83vb ›Pfaffe und Ehebrecherin‹ (Fischer Nr. 94) 83vb–84ra ›Paternoster-Parodie‹ Z44 84ra–84rb ›Ave Maria-Parodie‹ Z45 84rb–84vb Der Stricker: ›Des Gastes Hofzucht‹ 84vb–88vb Konrad von Würzburg: ›Heinrich von Kempten‹ (Fischer Nr. 73a)

II: 89ra–113va Konrad von Stoffeln: ›Gauriel von Muntabel‹ 113va–113vb Rudolf von Ems: ›Willehalm von Orlens‹ (Auszug, Hs. 44)

Literatur: Wolf 1972, 13–58

Kalocsa siehe Co Karlsburg siehe Al Ka1 Karlsruhe, BLB Hs. Donaueschingen 77 Papier in 2°; 330 S.; 29,5 × 20 cm; 15. Jh. S. 1–247 Rudolf von Ems: ›Willehalm von Orlens‹ (Hs. d) S. 248–255 leer S. 256–294 Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232 S. 295–302 ›Männertreue und Frauentreue‹ B410

S. 302–312 ›Die zehn Schwestern‹ B444 S. 313–325 ›Der törichte Liebhaber und der Sinn‹ B417 S. 325–328 ›Die sechs Farben‹ B372 S. 328–330 ›Von den Buchstaben‹ B368

Literatur: Junk 1902, XLf.; Huschenbett 2002, XVIIf.

Ka2 Karlsruhe, BLB Hs. Donaueschingen 92 Papier in 4°; 195 S.; 21,6 × 15,4 cm; 1493; schwäbisch-alemannisch S. 1–195 Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Steckelberg 1998, 197f.

Handschriften

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Ka3 Karlsruhe, BLB Hs. Donaueschingen 104 (›Liedersaal-Handschrift‹) Papier in 2°; 258 Bl.; 30 × 21cm; Konstanz (?); um 1433 (?) [ Der neuen Blattzählung folgt in eckigen Klammern jeweils die alte Blattzählung. Den Titeln ist jeweils die Nummer bei Lassberg vorangestellt.] [1–4 Blattverlust] 1ra–5vb [5ra–9rb] 1.-10. ›Karlsruher Liebesbriefe‹ B96–105 [10–13 Blattverlust] 6ra–11rb [14ra–19rb] 11.-23. ›Karlsruher Liebesbriefe‹ B106–118 11rb–14ra [19rb–22ra] 24. ›Frauentreue‹ (Fischer Nr. 38) 14ra–18ra [22ra–23vb, 25ra–27ra] 25. ›Das Zelt der Minne‹ B249 18rb–19rb [27rb–28rb] 26. ›Die sechs Farben‹ B372 19rb–22ra [28rb–31ra] 27. ›Das Auge‹ / ›Frauenliebe‹ (Fischer Nr. 7) 22ra–26vb [31ra–35vb] 28. Ruschart: ›Der Minne Klaffer‹ B234 26vb–29ra [35vb–38ra] 29. ›Die Minne vor Gericht‹ B455 29ra–30vb [38ra–39vb] 30. ›Das Zauberkraut‹ B407 31ra–33ra [40ra–42ra] 31. ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 33rb–35rb [42rb–44rb] 32. ›Frau Venus und die Minnenden‹ B458 35rb–35vb [44rb–44vb] 33. ›Die zwei Beichten A‹ (Fischer Nr. 12) 35vb–36rb [44vb–45rb] 34. ›Die Jagd des Lebens‹ 36rb–36vb [45rb–45vb] 35. ›Henne und Fuchs‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 268) 36vb–37ra [45vb–46ra] 36. ›Die Tierbeichte‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 558) 37ra–37 vb [46ra–46vb] 37. ›Der Zahn‹ (Fischer Nr. 145) 37 vb–38ra [46vb–47ra] 38. ›Der betrogene Blinde‹ (Fischer Nr. 16) 38ra–38vb [47ra–47 vb] 39. Elsässischer Anonymus: ›Der Streit um Eppes Axt‹ (Ziegeler FGf Nr. 41) 38vb–39vb [47 vb–48vb] 40. Elsässischer Anonymus: ›Der gestohlene Schinken‹ (Fischer Nr. 110)

39vb–40rb [48vb–49rb] 41. ›Wolf an der Wiege‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 649) 40rb–41vb [49rb–50vb] 42. ›Die gezähmte Widerspenstige‹ (Fischer Nr. 141) 41vb–44rb [50vb–53rb] 43. Niemand: ›Die drei Mönche zu Kolmar‹ (Fischer Nr. 92) 44rb–46ra [53rb–55ra] 44. Konrad von Würzburg: ›Der Welt Lohn‹ (Hs. D) 46ra–49ra [55ra–58ra] 45. ›Hero und Leander‹ (Fischer Nr. 59) 49ra–49vb [58ra–58vb] 46. ›Klage über die Trennung von der Geliebten G‹ B62 49vb–51rb [58vb–60rb] 47. Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken Nr. 98) 51rb–51va [60rb–60va] 48. Der Stricker: ›Die sieben Gaben‹ (Moelleken Nr. 11 – ab V. 553) 51va–52ra [60va–61ra] 49. ›Die Kohlen‹ (Fischer Nr. 71) 52ra–54va [61ra–63va] 50. ›Frau Ehrenkranz‹ B434 54va–55rb [63va–64rb] 51. ›Viel anders‹ B298 55rb–55vb [64rb–64vb] 52. Heinrich der Teichner: ›Die größte Falschheit‹ (Niewöhner Nr. 432) 55vb–56vb [64vb–65vb] 53. Heinrich der Teichner: ›Der Hof Schnupfen‹ (Niewöhner Nr. 566) 56vb–57 vb [65vb–66vb] 54. ›Fluch über die ungetreuen Frauen‹ B290 57 vb–58ra [66vb–67ra] 55. Heinrich der Teichner: ›Was groß seie?‹ (Niewöhner Nr. 567) 58ra–58va [67ra–67 va] 56. Heinrich der Teichner: ›Klostersitten‹ (Niewöhner Nr. 257) 58vb–59rb [67 vb–68rb] 57. Heinrich der Teichner: ›Von der Selbstrache‹ (Niewöhner Nr. 568) 59rb–60ra [68rb–69ra] 58. Heinrich der Teichner: ›Ob Wahrheit schädlich sei?‹ (Niewöhner Nr. 569)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

60ra–60va [69ra–69va] 59. Heinrich der Teichner: ›Vom Lügen und Verraten‹ (Niewöhner Nr. 570) 60vb–61rb [69vb-70rb] 60. Heinrich der Teichner: ›Von Zorn und Krieg‹ (Niewöhner Nr. 571) 61rb–62ra [70rb–71ra] 61. Heinrich der Teichner: ›Von Ehestand und Klosterleben‹ (Niewöhner Nr. 572) 62ra–62va [71ra–71va] 62. Heinrich der Teichner: ›Die alte und die neue Welt‹ (Niewöhner Nr. 573) 62va–63ra [71va–72ra] 63. Heinrich der Teichner: ›Der Feind seiner selbst‹ (Niewöhner Nr. 574) 63rb–63vb [72rb–72vb] 64. Heinrich der Teichner: ›Der Weg zum Himmel‹ (Niewöhner Nr. 575) 63vb–64vb [72vb–73vb] 65. Heinrich der Teichner: ›Von den Freistätten‹ (Niewöhner Nr. 576) 64va–65rb [73va–74rb] 66. Heinrich der Teichner: ›Das schlimme Zeichen‹ (Niewöhner Nr. 577) 65rb–66rb [74rb–75rb] 67. Heinrich der Teichner: ›Von der Reue‹ (Niewöhner Nr. 279) 66rb–66vb [75rb–75vb] 68. Heinrich der Teichner: ›Gottes Güte und Gerechtigkeit‹ (Niewöhner Nr. 2) 66vb–67rb [75vb–76rb] 69. Heinrich der Teichner: ›Von falschen Rühmern‹ (Niewöhner Nr. 578) 67rb [76rb] 70. Freidank: ›Vom Almosen.‹ 67rb–69ra [76rb–78ra] 71. ›Minnedurst‹ (Fischer Nr. 84) 69ra–72ra [78ra–81ra] 72. Der Stricker: ›Frau Ehre und die Schande‹ (Moelleken Nr. 161) 72ra–73rb [81ra–82rb] 73. Heinz der Kellner: ›Konni‹ (Fischer Nr. 58) 73rb–74ra [82rb–83ra] 74. ›Der Pfennigwert Witz‹ (Ziegeler FGf Nr. 42) 74ra–74vb [83ra–83vb] 75. Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 74vb–77 vb [83vb–86vb] 76. ›Facetus Cum nihil utilius‹ / Übersetzungsfassung G, Hs. g2) 77 vb–78va [86vb–87 va] 77. ›Von den Buchstaben‹ B368

78va–79va [87 va–88va] 78. ›Die halbe Decke I‹ (Ziegeler FGf Nr. 38) 79va–80ra [88va–89ra] 79. ›Der Sünder und der Einsiedler‹ (Moelleken Nr. 94) 80ra–80va [89ra–89va] 80. ›Ehren und Höhnen‹ (Fischer Nr. 28) 80va–81ra [89va–90ra] 81. Der Stricker: ›Vom Tode‹ (Moelleken Nr. 78) 81ra–81vb [90ra–90vb] 82. ›Die Weintrauben‹ (Ziegeler FGf Nr. 39) 82ra–83rb [91ra–92rb] 83. ›Die Gevatterinnen‹ (Fischer Nr. 46) 83rb–84ra [92rb–93ra] 84. Heinrich der Teichner: ›Von den Gesellschaften‹ (Niewöhner Nr. 579) 84ra–85vb [93ra–94vb] 85. Heinrich der Teichner: ›Wie Maria empfangen sei?‹ (Niewöhner Nr. 215) 85vb–86ra [94vb–95ra] 86. Heinrich der Teichner: ›Maria die Erlösende‹ (Niewöhner Nr. 213) 86ra–86rb [95ra–95rb] 87. Heinrich der Teichner: ›Maria die Alle minnende‹ (Niewöhner Nr. 214) 86rb–87rb [95rb–96rb] 88. Heinrich der Teichner: ›Ritter oder Knecht‹ B323 87rb–88ra [96rb–97ra] 89. Heinrich der Teichner: ›Die drei Damen‹ (Ziegeler FGf Nr. 33) 88ra–89ra [97ra–98ra] 90. ›Der Minner und der Kriegsmann‹ B419 89ra–89va [98ra–98va] 91. Heinrich der Teichner: ›Das Recht und das Reich‹ (Niewöhner Nr. 581) 89va–89vb [98va–98vb] 92. Freidank: ›Das Geld regiert die Welt‹ 89vb–90ra [98vb–99ra] 93. ›Fuchs und Wolf im Brunnen‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 223) 90ra–90rb [99ra–99rb] 94. ›Die Macht der Natur‹ 90rb–91ra [99rb–100ra] 95. Heinrich der Teichner: ›Gott ewig derselbe‹ (Niewöhner Nr. 582) 91ra–98va [100va–107 va] 96–117. FreidankSammlung 98va–99va [107 va–108va] 118. ›Scheidsamen‹ B55 99va–100rb [108va–109rb] 119. ›Der Allenfrauenhold‹ B11 100rb–101ra [109rb–110ra] 120. ›Fuchs und Rabe‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 205)

Handschriften 101rb–103ra [110rb–112ra] 121. ›Der unentschlossene Minner‹ B50 103ra–105ra [112ra–114ra] 122. ›Klage eines Liebenden‹ B34 105ra–105vb [114ra–114vb] 123. ›Beteuerung ewiger Treue‹ B12 105vb–116vb [114vb–125vb] 124. ›Kloster der Minne‹ B439 116vb–120va [125vb–129va] 125. ›Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol‹ B476 120va–123va [129va–132va] 126. ›Die Jagd der Minne‹ B505 123va–124va [132va–133va] 127. Meister Irregang: Reimrede 124va–125va [133va–134va] 128. ›Totenklage auf Graf Werner von Hohenberg‹ B475 125va–126va [134va–135va] 129. ›Minner und Trinker‹ B418 126vb–127rb [135vb–136rb] 130. ›Ein Traum vom Liebesglück‹ B248 127rb–128ra [136rb–137ra] 131. ›Von Frauen und Jungfrauen‹ B416 128ra–129va [137ra–138va] 132. Der Stricker: ›Der Richter und der Teufel‹ (Moelleken Nr. 126) 129va–132vb [138va–141vb] 133. Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 133ra–133va [142ra–142va] 134. ›Segen der fernen Geliebten‹ B13 133va–134rb [142va–143rb] 135. Lügenrede 134rb–137 va [143rb–146va] 136. Der Zwickauer (Zwingäuer): ›Des Mönches Not‹ (Fischer Nr. 149) 137 va–138vb [146va–147 vb] 137. ›Harm der Hund‹ (Fischer Nr. 49) 138vb–141rb [147 vb–150rb] 138. ›Von treulosen Männern‹ B294 141rb–142va [150rb–151va] 139. ›Beständigkeit und Wankelmut‹ B332 142va–143ra [151va–152ra] 140. Heinrich der Teichner: ›Der Kellner‹ (Niewöhner Nr. 181) 143ra–143vb [152ra–152vb] 141. Heinrich der Teichner: ›Von den Marstallern‹ (Niewöhner Nr. 552) 143vb–144rb [152vb–153rb] 142. Heinrich der Teichner: ›Der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 583)

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144rb–144vb [153rb–153vb] 143. Heinrich der Teichner: ›Von einer feilen Frau‹ (Niewöhner Nr. 584) 144vb–145rb [153vb–154rb] 144. Heinrich der Teichner: ›Vom Lügen‹ (Niewöhner Nr. 585) 145rb–146va [154rb–155va] 145. Heinrich der Teichner: ›Die beiden Müller im Wams‹ (Ziegeler FGf Nr. 1) 146vb–147ra [155vb–156ra] 146. Freidank 147rb–149va [156rb–158va] 147. Ps.-Stricker: ›Der König im Bad‹ 149va–155vb [163va–164vb] 148. Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121) 155vb–156vb [164vb–165vb] 149. Heinrich der Teichner: ›Wahrheit der Welt Leid‹ (Niewöhner Nr. 587) 156vb–157 vb [165vb–166vb] 150. Heinrich der Teichner: ›Von der Pfaffen Üppigkeit‹ (Niewöhner Nr. 588) 157 vb–159ra [166vb–168ra] 151. Heinrich der Teichner: ›Von Maria Geburt‹ (Niewöhner Nr. 590) 159ra–159va [168ra–168va] 152. Heinrich der Teichner: ›Vom heiligen Geiste‹ (Niewöhner Nr. 1) 159va–160rb [168va–169rb] 153–154. Freidank 160rb–160vb [169rb–169vb] 155. ›Das Unglück‹ 161ra–161rb [170ra–170rb] 156. ›Der Wechsler und sein Sohn‹ 161rb–162ra [170rb–171ra] 157. ›Der warnende Ehemann‹ (Fischer Nr. 27) 162ra–162va [171ra–171va] 158. ›Kinder soll man ziehen‹ 162va–162vb [171va–171vb] 159. ›Löwe und Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 396) 162vb–163rb [171vb–172rb] 160. ›Die Ermordung eines Juden und die Rebhühner‹ 163rb–163va [172rb–172va] 161. ›Wolf beim Schachspiel‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 640) 163va–163vb [172va–172vb] 162. ›Von zwei Hunden‹ 163vb–164ra [172vb–173ra] 163. ›Der Weiber Kleiderpracht‹ 164rb–165rb [173rb–174rb] 164. ›Der Sohn des Bürgers‹ (Fischer Nr. 123) 165rb–166ra [174rb–175ra] 165. ›Die beiden Freier‹ (Ziegeler FGf Nr. 40)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

166ra–169ra [175ra–178ra] 166. Der arme Konrad: ›Frau Metze‹ (Fischer Nr. 72) 169ra–169va [178ra–178va] 167. ›Rat der Vögel‹ / ›Des Vögleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570) 169va–169vb [178va–178vb] 168. ›Die Messerlein‹ 169vb–171rb [178vb–180rb] 169. Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m; Moelleken Nr. 59) 171rb–171vb [180rb–180vb] 170. Trinkspruch (›Venite lieben gesellen‹) 171vb–172ra [180vb–181ra] 171. Heinrich der Teichner: ›Vom Edelgestein‹ (Niewöhner Nr. 209) 172ra–172va [181ra–181va] 172. Heinrich der Teichner: ›Von der Begierde‹ (Niewöhner Nr. 590) 172vb–175vb [181vb–184vb] 173. ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 175vb–176va [184vb–185va] 174. ›Lob der beständigen Frauen‹ B272 176vb–177 va [185vb–186va] 175. Freidank 177 va–180rb [186va–189rb] 176. ›Drei buhlerische Frauen‹ (Fischer Nr. 35) 180rb–180va [189rb–189va] 177. Spruchgedicht 180va–186va [189va–195va] 178. ›Das Gnaistli‹ 186va–187ra [195va–196ra] 179. ›Die Ratte‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 484) 187ra–189rb [196ra–198rb] 180. Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 189rb–191ra [198rb–200ra] 181. Ehrenfreund: ›Der Ritter und Maria‹ 191ra–193vb [200ra–202vb] 182. ›Die alte und neue Minne‹ B451 193vb–194vb [202vb–203vb] 183. ›Der schlaflose Minner‹ B33 194vb–195ra [203vb–204ra] 184. ›Minnesprüche an die Geliebte‹ B73 195ra [204ra] 185. ›Minnesprüche an die Geliebte‹ B74 195ra–195rb [204ra–204rb] 186. Spruchgedicht 195rb–196ra [204rb–205ra] 187. ›Kaiser Ludwig der Bayer‹ 196rb–197 va [205rb–206va] 188. ›Adam und Eva‹ B349 197 va–197 vb [206va–206vb] 189. Heinrich der Teichner: ›Von unserm Herrn‹ (Niewöhner Nr. 68) 198ra [207ra] 190. Freidank

198ra–200vb [207ra–209vb] 191. Pseudo-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74) 201ra–204ra [210ra–213ra] 192. ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Kar1) 204ra–204rb [213ra–213rb] 193. ›Der Müller und sein Sohn‹ 204rb–204vb [213rb–213vb] 194–195. Freidank 204vb [213vb] 196. ›Liebesseufzer‹ 204vb [213vb] 197. Spruchgedicht 205ra [214ra] 198. Spruchgedicht 205ra–205rb [214ra–214rb] 199. Spruchgedicht 205rb [214rb] 200. ›Der Eselsgeselle‹ 205rb [214rb] 201. Der Stricker: ›Von Eseln, Gäuchen und Affen‹ (Moelleken Nr. 46 I+II) 205va–208ra [214va–217ra] 202. Heinrich von Pforzen: ›Der Pfaffe in der Reuse‹ (Fischer Nr. 56) 208ra–208va [217ra–217va] 203. ›Vom Würfelspiel‹ 208va–208vb [217 va–217 vb] 204. ›Elster und Taube‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 91) 208vb–210rb [217 vb–219rb] 205. ›Die Minne und die Ehre‹ B456 210rb–213ra [219rb–222ra] 206. ›Der Ritter und der Teufel‹ 213rb–213vb [222rb–222vb] 207. Heinrich der Teichner: ›Kaiser oder Papst‹ (Niewöhner Nr. 591) 213vb–215ra [222vb–224ra] 208. Heinrich der Teichner: ›Der Wert der Welt‹ (Niewöhner Nr. 592) 215ra–215va [224–224] 209. Heinrich der Teichner: ›Von der Wahrheit‹ (Niewöhner Nr. 593) 215va–216rb [224–225] 210. Heinrich der Teichner: ›Der Welt Lob‹ (Niewöhner Nr. 594) 216rb–216va [225–225] 211. Heinrich der Teichner: ›Die neue Welt‹ (Niewöhner Nr. 595) 216vb–217ra [225–226] 212. Heinrich der Teichner: ›Vom Freien‹ (Niewöhner Nr. 596) 217ra–219ra [226ra–228ra] 213. ›Der Knappe und die Frau‹ B261 219ra–219vb [228ra–228vb] 214. Heinrich der Teichner: ›Vom Messehören‹ (Niewöhner Nr. 531)

Handschriften 220ra [229] 215. Freidank: ›Vom Nutzen der Messe‹ 220ra–220va [229ra–229va] 216. ›Das neue Deutsch‹ 220va–221va [229va–230va] 217. ›Die zwölf Trünke‹ (b) 221va–225vb [230va–234vb] 218. Freidank 225vb–226vb [234vb–235vb] 219. ›Spruchgedicht von der Minne‹ B305 226vb–227rb [235vb–236rb] 220. Freidank (Spruchgedicht) 227rb [236rb] 221. ›Liebesklage‹ B75 227rb–227 vb [236rb–236vb] 222. ›Meiden und Leiden‹ 227 vb–228ra [236vb–237ra] 223. Heinrich der Teichner: ›Von der Untreue‹ (Niewöhner Nr. 80) 228ra–228rb [237–237] 224. ›Spruch von der Armut‹ 228rb–229rb [237rb–238rb] 225. ›Von den Barfüßermönchen‹ 229rb–233ra [238rb–242ra] 226. ›Die Bauernhochzeit‹ (Fischer Nr. 10) 233ra–234ra [242ra–243ra] 227. ›Wer kann allen recht tun‹ B52 234ra–234rb [243ra–243rb] 228. Heinrich der Teichner: ›Von Verschwiegenheit‹ (Niewöhner Nr. 159 – ab V.21) 234rb–234vb [243rb–243vb] 229. Heinrich der Teichner: ›Vater Lehre‹ (Niewöhner Nr. 597) 234vb–236rb [243vb–245rb] 230. Heinrich der Teichner: ›Wie Christus sich geopfert‹ (Niewöhner Nr. 281) 236rb–237 vb [245rb–246vb] 231. Heinrich der Teichner: ›Spruch vom heiligen Geiste‹ (Niewöhner Nr. 280) 237 vb–239ra [246vb–248ra] 232. ›Urkunde der Minne‹ B14 239ra–239va [248ra–248va] 233. Heinrich der Teichner: ›Beten soll man zu rechter Zeit‹ (Niewöhner Nr. 598) 239va–239vb [248va–248vb] 234. Freidank: ›Der Messe Nutzen‹ 239vb–240va [248vb–249va] 235. ›Die Wünsche‹ 240va–241rb [249va–250rb] 236. Freidank: ›Spruch von den Toren‹ 241rb [250rb] 237. Freidank: ›Von Mildigkeit‹

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241rb–241vb [250rb–250vb] 238. ›Spruchgedicht‹ Z82 241vb–242vb [250–251] 239. Freidank 242vb–243ra [251vb–252ra] 240. Freidank: ›Von Gottes Allmacht‹ 243ra [252ra] 241. Freidank: ›Vom Willen Gottes‹ 243ra–243va [252ra–252va] 242. ›Das Schneekind B‹ (Fischer Nr. 114) 243va–244vb [252va–253vb] 243. ›Verlorene Mühe‹ B53 244vb–246va [253vb–255va] 244. ›Lob der Jungfrau Maria‹ B276 246va–248va [255va–257 va] 245. ›Der Spalt in der Wand‹ B352 248va–249va [257va–258va] 246. ›Von eime trunken buoben‹ (›Des Buben Paternoster‹) 249va–249vb [258va–258vb] 247. ›Katze als Nonne‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 343) 249vb–250vb [258vb–259vb] 248. ›Quodlibet Von der stampeney‹ 250vb–251rb [259vb–260rb] 249. Freidank (Spruchgedicht) 251rb–251vb [260rb-260vb] 250. ›Von des Lebens Nichtigkeit‹ 252ra–254vb [261ra–263vb] 251. ›Schule der Minne‹ B433 255ra–255rb [264ra–264rb] 252. Heinrich der Teichner: Spruchgedicht (Niewöhner Nr. 599) 255rb–256va [264rb –265va] 253–254. Freidank 256vb–257ra [265vb–266ra] 255. Der Stricker: ›Der Wolf und der Bauer‹ (Moelleken Nr. 50) 257ra–257rb [266ra–266rb] 256. Der Stricker: ›Der Tor und das Feuer‹ (Moelleken Nr. 96) 257rb–257 va [268rb–268va] 257. ›Klage eines Impotenten‹ 257 va–257 vb [268va–268vb] 258. ›Pfau und Esel‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 455) 257 vb–258ra [268vb–269ra] 259. Heinrich der Teichner: ›Der Herr und das Gesinde‹ (Niewöhner Nr. 248) 258ra–258vb [269ra–269vb] 260. Heinrich der Teichner: ›Von dem Messehören‹ (Niewöhner Nr. 86) 258vb [269vb] 261. ›Klage über die Geliebte E‹ B32

Literatur: Barack 1865, 100f.; Grubmüller 2VL 5 (1985), 818–822

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Ka4 Karlsruhe, BLB Hs. Donaueschingen 107 (›Conz’ Hs.‹ ?) Papier in 4°; 71 Bl.; 21 × 15,5 cm; 1468; schwäbisch 1r–69v ›Die Minneburg‹ B485 69v–70r Ordnung des Römischen Reiches 70v–71v leer Literatur: Pyritz 1950, XXVIII–XXXIII; Kurras 1995

Ka5 Karlsruhe, BLB, Hs. Donaueschingen 108 Papier; 2 Bl. (ausgelöste Einbandmakulatur); 11,5 × 19,8 cm; Ende 14. Jh.; böhmisch 1r–2v ›Die Minneburg‹ B485 Literatur: Pyritz 1950, XIX–XXI

Ka6 Karlsruhe, BLB Hs. Donaueschingen 112 Papier in 4°; 175 Bl.; 21,5 × 14,5 cm; Nürnberg; Mitte 15. Jh.; nord- oder mittelbairisch 1r–100v Albertus Magnus: ›Paradisus animae‹, dt. 100v–104v Lebensregel 105r leer 105v–150v Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ 151r–156v Bernhard von Clairvaux,: Gebet, dt. 157r–162v ›Kränzlein der Jungfrau Maria‹ 162v–164r Anaphorisches Jesus-Gedicht

164r–167r Mariengrüße 167 v–170r ›Gewitter in den Bergen‹ Z58 170r–170v Egen von Bamberg: ›Die Klage der Minne‹ B28 170v–172r ›Totenklage auf Engelhart von Hirschhorn‹ 172r–174v Konrad Öttinger: Lied 175r–175v ›Klag Balthasar Cossa‹

Literatur: Barack 1865, 109–112; Kiepe-Willms 1972

Ka7 Karlsruhe, BLB Hs. K 408 Papier in 2°; 195 Bl.; 29,5 × 20,5 cm; 1430–1435; schwäbisch-bairisch-ostfränkisch 1ra–1vb Inhaltsverzeichnis 1vb–3ra ›Adam und Eva‹ B349 3rb–5va ›Die sieben größten Freuden‹ (Ziegeler FGf Nr. 6) 5va–7ra ›Minner und Trinker‹ B418

7ra–9rb ›Der Minne Klaffer‹ B243 9rb–10rb ›Liebe und Schönheit‹ B412 10rb–11vb ›Die sechs Farben‹ B372 11vb–13vb ›Der schwangere Müller‹ (Fischer Nr. 88)

Handschriften 13vb–14vb ›Quodlibet Von der stampeney‹ 14vb–15vb ›Von den neuen Sitten‹ 15vb–19va ›Von dem armen Ritter‹ 19va–22vb Pseudo-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74) 22vb–24ra Meister Heinrich I: ›Von dem phaffen und pheffin‹ 24ra–27ra ›Drei listige Frauen A‹ (Fischer Nr. 36) 27ra–28rb ›Das Almosen‹ (Fischer Nr. 3) 28rb–28vb ›Rossauer Tischzucht‹ 28vb–30va Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 30va–30vb ›Der Ritter im Hemde‹ (Fischer Nr. 103) 30vb–35ra ›Das Nonnenturnier‹ (Fischer Nr. 93) 35ra–37 vb ›Von einem trunken buoben‹ (›Des Buben Paternoster‹) 37 vb–38ra ›Der Spunziererin Gebet‹ 38ra–40va ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 40va–43ra Heinrich von Pforzen: ›Der Pfaffe in der Reuse‹ (Fischer Nr. 56) 43rb–44rb ›Der Spiegel‹ (Fischer Nr. 126) 44rb–44vb ›Der züchte lere‹ / ›Der Esel in der Löwenhaut‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 117) 44vb–45vb ›Wer kann allen recht tun‹ B52 46ra–48rb ›Das Gänslein‹ (Fischer Nr. 43) 48rb–49va ›Frosch mit dem Helbling‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 166) 49va–51va ›Herbst und Mai‹ (Ziegeler FGf Nr. 27) 51va–53ra Der Stricker ›Wolf und Söhne‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 600) 53ra–58va ›Sociabilis‹ (Fischer Nr. 122) 58va–59ra ›Der Käsedieb‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 205) 59ra–59vb ›Das Eselspiel‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 96) 59vb–60ra ›Krebs und Kind‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 364) 60ra–60va ›Kalb und Ochse‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 328) 60va–64vb ›Die Beichte einer Frau‹ B340 64vb–67rb ›Von der Romfahrt‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 558) 67rb–68ra ›Des Vögleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570)

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68ra–68va ›Schafe und Wölfe im Krieg B‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 504/632) 68va–68vb ›Wolf und Hund I‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 625) 68vb–69rb ›Frösche bitten um einen König‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 162) 69rb–69va ›Schwalbe und Hanf‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 522) 69va–70ra ›Magen und Glieder‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 408) 70ra–70rb ›Kranker Weih‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 582) 70rb–70va ›Alter Löwe‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 377/402) 70vb–71ra ›Löwe und Maus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 391) 71ra–71va ›Guter Hahn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 245) 71va–71vb ›Der Löwenanteil‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 402) 71vb–72ra ›Der Reiher‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 489) 72ra–72vb ›Fuchs und Katze‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 196) 72rb–72va ›Ameise und Grille‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 35) 72va–72vb ›Schnecke als Hochzeitsgast‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 520) 72vb–73vb ›Katze als Nonne‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 343) 73vb–74rb ›Löwe und Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 396) 74rb–75rb ›Von dem üblen Weib II‹ 75rb–76ra ›Henne und Fisch‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 266) 76ra–78va ›Die halbe Decke‹ (Fischer Nr. 20) 78va–80ra König vom Odenwald: ›Von dem Hausrat‹ 80rb–81va ›Der Hauskummer‹ 81va–83ra ›Wachtelmaere‹ 83ra–87 vb ›Aristoteles und Phyllis‹ (Fischer Nr. 6) 87 vb–89vb ›Jüdin und Priester‹ 89vb–90va ›Ehren und Höhnen‹ (Fischer Nr. 28) 90va–91vb ›Der tychner sagt ein gut lere‹ 91vb–93vb ›Von dem weisen Mann und seinem Sohn‹ 93vb–95va ›Von der Würde des Priesters‹

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

95va–100va ›Der Württemberger‹ 100va–103vb ›Der Striegel‹ (Fischer Nr. 128) 104ra–105va ›Tor Hunor‹ (Fischer Nr. 131) 105va–107ra ›Die Meierin mit der Geiß‹ (Fischer Nr. 82) 107ra–111ra ›Der Pfaffe mit der Schnur A‹ (Fischer Nr. 95) 111ra–112va ›Der Weinschwelg‹ (Ziegeler FGf Nr. 2) 112va–114ra ›Der verklagte Zwetzler‹ (Fischer Nr. 148) 114ra–116ra ›Von der hoff zucht eyn gut ler‹ 116ra–120rb ›Von Luzifers und Adams Fall‹ 120rb–121vb ›Der Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 121rb–122vb ›Die böse Adelheid‹ (Fischer Nr. 1) 122vb–123rb Lügenrede ›Von den russin leüten‹ 123rb–123vb ›Der Almosenempfänger‹ 123vb–126ra ›Der Schreiber‹ (Fischer Nr. 117) 126rb–128vb ›Der rote Mund‹ B1 128vb–129vb ›Der Gärtner Hod‹ (Fischer Nr. 44) 129vb–130rb ›Der Minne Kraft‹ B283 130rb–130vb ›Werbung um das Kränzlein‹ (Ziegeler FGf Nr. 16) 130vb–131ra ›Die Kohlen‹ (Fischer Nr. 71) 131ra–131va ›Jungfrau, Frau und Witwe‹ (Fischer Nr. 65) 131va–132rb ›Der Preller‹ (Fischer Nr. 97) 132rb–132vb ›Der Herrgottschnitzer‹ (Fischer Nr. 62) 133ra–133vb ›Der Teufel und der Maler‹ 133vb–134va ›Von dem sunder und dem einsiedel‹

134va–137rb ›Der vertauschte Müller‹ (Fischer Nr. 89) 137rb–138rb ›Die zwei Beichten A‹ (Fischer Nr. 12) 138rb–138vb König vom Odenwald: ›Von der Trunkenheit‹ 138vb–140vb Konrad von Würzburg: ›Der Welt Lohn‹ (Hs. C) 141ra–142vb ›Der Rosendorn II‹ (Ziegeler FGf Nr. 25) 142vb–144ra ›Tannhäuser und Frau Welt‹ 144ra–145rb ›Zucht und Zuchtlosigkeit‹ – ›Treue und Untreue‹ 145rb–145vb ›Pfaffe und Ehebrecherin A‹ (Fischer Nr. 94) 145vb–148vb ›Warnung vor Sünden‹ 148vb–153rb ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Kar2 ) 153rb–155vb Ps.-Stricker: ›Der König im Bad‹ 155vb–159vb Der Zwickauer (Zwingäuer): ›Des Mönches Not‹ (Fischer Nr. 149) 159vb–176ra Der Stricker: ›Pfaffe Amis‹ (Hs. C) 176ra–177 va ›Von dem Hurübel‹ 177 va–180va Konrad Harder: ›Frauenkranz‹ 180vb–183vb ›Von Verarmen‹ 183vb ›Der hohle Baum A‹ (Fischer Nr. 11) 184ra–186vb ›Die treue Magd‹ (Fischer Nr. 80) 186vb–190va Johannes von Freiberg: ›Das Rädlein‹ (Fischer Nr. 64) 190va ›Der Rosendorn‹ (Ziegeler FGf Nr. 25) 190va–190vb ›Gold und Zers‹ (Ziegeler FGf Nr. 26)

Literatur: Schmid 1974

Ka8 Karlsruhe, BLB Hs. St. Blasien 14 Papier in 2°; 207 Bl.; 29 × 21 cm; Rottweil (?); um 1428 1ra–206vb Konrad von Megenberg: ›Buch der Natur‹ 207r leer 207 v (Nachträge) Gereimte Liebesgrüße Z9, Z10, Z11 Literatur: Höhler/Stamm 1991, 14f.

Handschriften

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Ka9 Karlsruhe, BLB Hs. St. Georgen 86 Papier in 4°; 39+142 Bl.; 20,5 × 15,2 cm; Westschwaben (Schreiber: Wilhelm Werner von Zimmern); um 1550; schwäbisch-niederalemannisch 15v–23r Der Stricker: ›Die Buße des Sünders‹ (Moelleken Nr. 147) 23r–24v Der Stricker: ›Der Salamander‹ (Moelleken Nr. 1) 24v–26v Der Stricker: ›Der Pfaffen Leben‹ (Moelleken Nr. 108) 26v–30r Der Stricker: ›Die fünf teuflischen Geister‹ (Moelleken Nr. 166) 30r–32r Der Stricker: ›Die sieben himmlischen Gaben‹ (Moelleken Nr. 115) 32r–33r Der Stricker: ›Der blinde Dieb‹ (Moelleken Nr. 75) 33r–34v Der Stricker: ›Der Taugenichts‹ (Moelleken Nr. 113) 34v–35v Der Stricker: ›Der Opfertod Christi des Königs‹ (Moelleken Nr. 143) 35v–39r Der Stricker: ›Die Weisheit Salomos‹ (Moelleken Nr. 123) 39v–42r Der Stricker: ›Des Königs alte Kleider‹ (Moelleken Nr. 76) 42r–46r Der Stricker: ›Das weiße Tuch‹ (Moelleken Nr. 144) 46r–46v Der Stricker: ›Die Pfaffendirne‹ (Moelleken Nr. 109) 46v–48r Der Stricker: ›Die drei Gott verhassten Dinge‹ (Moelleken Nr. 121) 48r–50r Der Stricker: ›Der Hund und sein Herr‹ (Moelleken Nr. 74) 50r–56r Der Stricker: ›Der gefangene Räuber‹ (Moelleken Nr. 132) 56r–57 v Der Stricker: ›Die gepfefferte Speise‹ (Moelleken Nr. 99) II: 57 v–60r Der Stricker: ›Die Tochter und der 1r–2v ›Der Bussard‹ (Fischer Nr. 18) 3r Illustration zum folgenden Text Hund‹ (Moelleken Nr. 134) 60r–64r Der Stricker: ›Der eigensinnige 3v–9r ›Die undankbare Wiedererweckte‹ (Ziegeler FGf Nr. 24) Spötter‹ (Moelleken Nr. 129) 9v–12r Der Stricker: ›Die irdenen Gefäße‹ 64r–66v Der Stricker: ›Das Bild‹ (Moelleken Nr. 151) (Moelleken Nr. 80) 12v–13v Der Stricker: ›Die undankbaren Gäste‹ 67r–70r Der Stricker: ›Die zwei Märkte‹ (Moelleken Nr. 116) (Moelleken Nr. 150) 13v–15v Der Stricker: ›Der Hund und der 70r–71v Der Stricker: ›Die Äffin und ihre Stein‹ (Moelleken Nr. 101) Kinder‹ (Moelleken Nr. 100)

I: 1r–6r Auszüge aus dem Augsburger Interim Karls des V. 6v–15v Auszüge aus der Polizeiordnung Karls des V. von 1548 16r–16v Auszüge aus der peinlichen Halsgerichtsordnung Karls des V. (›Carolina‹) 16v–18r Notarienordnung Kaiser Maximilians des I. von 1512 (mit späteren Zusätzen) 18r–v Mandat Karls des V. gegen die Wiedertäufer von 1529 19r–23v Auszüge aus dem Augsburger Landfrieden Karls des V. von 1548 23v Lateinisches Inhaltsverzeichnis einer Geschichte des Schmalkaldischen Krieges 23v Spruch 24r–28r Auszüge aus dem Augsburger Interim Karls des V. von 1548 28v–32v Auszüge aus einem Sendschreiben Kaiser Karls des V. von 1551 33r–34v Turnierordnung von 1555 34r Lateinische Sinnsprüche mit deutscher Übersetzung 34v–35r Treueid Bischof Christophs von Konstanz an den Papst 35r Auszüge des Landfriedens Karls des V. 35v–37 v Exzerpt der Beschlüsse des Baseler Konzils von 1434 38r–39v Antwortschreiben Karls des V.  an die Kurfürsten von 1547

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

71v–75r Der Stricker: ›Der Richter und der Teufel‹ (Moelleken Nr. 126) 75r–76v Der Stricker: ›Der ungeratene Sohn‹ (Moelleken Nr. 120) 76v–78v Der Stricker: ›Die Schlange ohne Gift‹ (Moelleken Nr. 124) 78v–80r Der Stricker: ›Der geprüfte Diener‹ (Moelleken Nr. 165) 80r–83r Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 83r–84r Der Stricker: ›Der Nussbaum‹ (Moelleken Nr. 45) 84r–85r Der Stricker: ›Der Wolf und das Weib‹ (Moelleken Nr. 47)

85r–87r Der Stricker: ›Der Sünder und der Einsiedel‹ (Moelleken Nr. 94) 87r–91r Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken Nr. 98) 91r–95v Der Stricker: ›Die beiden Königinnen‹ (Moelleken Nr. 137) 95v Überschrift einer (nicht mehr erhaltenen) Freidank-Sammlung 96r–136r ›Frau Untreue‹ B446 136v Illustration zum folgenden Text 137r–142v Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400

Literatur: Keller, A. 1890, 43–48 Nr. 5; Längin 1974, 47–51, 151

Ka10 Karlsruhe, Generallandesarchiv, 66/10264 Papier in 4°; 50 Bl.; 29,7 × 22,5 cm; Sölden bei Freiburg; um 1371 1r–50v Zinsbuch des Klosters Sölden bei Freiburg 50v ›Söldner Liebesgruß‹ Z5 (Nachtrag) Literatur: Löffler, H. 1972; Rheinheimer 1975, 261; Schulz-Grobert 1993, 203

Kl

Klosterneuburg; Stiftsbibliothek CCl. 747

Papier in 2°; 153 Bl.; 30 × 21 cm; Mengen (Oberschwaben); 15. und 16. Jh.; westschwäbisch 1v–2v Genealogische Einträge über die Kinder Ferdinands I. und Annas von Österreich (16. Jh.) 3r–3v Matthias Ulin von Ravensburg: Humanmedizinische Rezepte, dt./lat. 4v Bierrezept 5r–18r Kalender der Diözese Konstanz mit Einträgen Conrad Becks zur Familiengeschichte (1464–1500) 18v–20v Sternzeichentabelle mit Text zu den vier Temperamenten, dt./lat. 21ra–24va Traktat über die Eigenschaften der Monate und Jahreszeiten 24vb ›Bedeutung der acht Farben‹ B378 24vb Pestrezept

25ra–27rb Gesundheitsregeln 27 va–28ra Hans Andree: ›Pestregimen‹ 28rb–29va Gesundheitsregeln 29vb–32rva Gesundheitsregel nach Monaten und Tierkreiszeichen (Vers u. Prosa) 32v Scherzhafter Wolfssegen (Nachtrag 17. Jh.) 32vb Fastenempfehlung, lat. 33ra–36rb Traktat über die Tierkreiszeichen (Übersetzung und Erläuterung des lat. Textes 19r–20v) 36ra–36vb Gesundheitsregeln nach Monaten und Jahreszeiten 36vb–37 va Badevorschriften 37 va Pestrezept, dt./lat. 38ra–92vb Thüring von Ringoltingen: ›Melusine‹

Handschriften 92vb–99va Heinrich Steinhöwel: ›Griseldis‹ 99vb–100vb leer 101r–126rb Losbuch, nach Ländern geordnet, am unteren Rand 102ra Wassersegen 126va–128v Chronikeinträge von Conrad Beck aus Mengen (1467–1512) 128v Chronikeinträge von Hans Beck 129r–133v ›Sermo de matrimonio‹

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133v–134r ›Vom christlichen Leben‹ 134v leer 135r–142r Traktat über Gestirne und die vier Temperamente (Vers u. Prosa) 142r–153v Chronikeinträge von Marcus Beck zu Leopoldsdorff (1491–1552) 149v–153v Chronikeinträge von Hieronymus Beck zu Leopoldsdorff (1552–1571)

Literatur: Wagner, J.M. 1861, 232–235; Hess 1975, 26–33; Huschenbett 2VL 1 (1978), 656f.



Königsberg, Archiv (?), Ohne Signatur [verschollen]

(Pergament)brief mit Sigelverschluss; Köln; 15. Jh. ›Liebesbrief‹ B146 Literatur: Voigt 1822, 182; Brandis 1968, 242f.

Kn1 Köln, Historisches Archiv der Stadt Cod. Best. 7010 (W) 360 Papier in 2°; 46 Bl. (+ 1 vorgeh. Bl.); 28 × 20,5 cm; 2. Hälfte 15. Jh.; rheinfränkisch 1*–3* leer 1r–41v Die Minneburg B485 42r–46v leer Literatur: Pyritz 1950, XXII–XXVI; Gattermann 1993, Bd. 2, 1256 Nr. 2343

Kn2 Köln, Historisches Archiv der Stadt Best. 7020 (W*) 3 Papier in 2°; 376 Bl.; 27,8 × 20,5 cm; um 1410–1420; ripuarisch/niederfränkisch 1r–60r Meister Wichwolt: ›Cronica Allexandri des grossen konigs‹ 60v–116r Johannes von Hildesheim: ›Historia trium regum‹, dt. 116r–161r ›Niederrheinischer Orientbericht‹ 161v leer 162r–165r ›Streitgespräch zwischen Christ und Jude‹ (K) 165v leer

166r–168v ›Lob der Geliebten‹ B2b 169r–171v leer 172r–242v ›Der kleine Seelentrost‹ (mit Ergänzungen aus ›Barlaam und Josaphat‹ und ›Der große Seelentrost‹) 243r–243v leer 244r–281v ›Morant und Galie‹ (C) 282r–375v Bruder Philipp: ›Marienleben‹ 376r–376v leer

Literatur: Hilgers 1973; Gattermann 1993, Bd. 2, 1285 Nr. 2403

86

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Kn3 Köln, Historisches Archiv der Stadt, Best. 7050 (Hss.-Fragm.) A 49-50 [alte Signatur: GB 49.50] Pergament; ein quer zerteiltes Blatt; [21] × 13,5 cm; Anfang 14. Jh., ripuarisch 1ra–1vb Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ (Pseudo-Zilies von Sayn): ›Ritterfahrt‹ B483 Literatur: Bach 1932

Königsberg, UB siehe Th Kp

Kopenhagen, DKB Thott 423 2°

Papier in 2°; 239 Bl.; 29,5 × 21 cm; Breisgau (?); Ende 15. Jh.; niederalemannisch 1r–4r leer 4v–93v Thüring von Ringoltingen: ›Melusine‹ 94r–101v leer 102r–216v Der Stricker: ›Daniel von dem Blühenden Tal‹ (Hs. k)

217r–219v leer 220r–235v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 236r–239v leer

Literatur: Schlosser 1974, 21f.

Kuppitschs Hs. C siehe Ba Kuppitschs Hs. O siehe Be12 Ke1

Kassel, LMB 2° Ms. iurid. 25 [alte Signatur: jur. 2° 25] (›Losse-Sammlung‹)

Papier in 2° und Pergament; 278 Bl.; 30 × 23  cm (Papier) bzw. 28 × 20  cm (Pergament); westl. Deutschland; Mitte 14. Jh. Kopialbuch mit 570 Brief- und Urkundenabschriften zur Geschichte der Gegensätze von Kaiser und Papsttum von 1143–1344 sowie von privaten Briefen und Urkunden Rudolf Losses Die Hs. enthält außerdem u.a.:

27 v Glaubensbekenntnis der Päpste 175v–176r Ehetraktat, lat. 263r–263v ›Wer kann allen recht tun‹ B52 263v Reinmar von Zweter: Drei Spruchstrophen 263v–264r ›Minneklage‹ B67

Handschriften 264r ›Liebesbrief‹ B145 264r Schenk von Lissberg: Drei Spruchstrophen 264v Ulrich von Baumburg: Drei Spruchstrophen 264v Friedrich von Sonnenburg: Spruchstrophe 264v 3 Minnelieder 265r Vexiergedicht

87

265r Rätsel 265r–266r ›Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg‹ B469 266r Minnelied 266v Politische Reimpaarrede (›Carmen Smunzil‹) 269r–269v 16 Lateinische Gedichte

Literatur: Kremer 1969, 36–38; Holtorf 2VL 5 (1985), 913–919

Ke2 Kassel, LMB 8° Ms. med. 6 Papier in 8°; I + 242 Bl.; 15,5 × 10,5 cm; Hessen und Ostfalen; um 1420 bis 1550; ostfälisch 1r Miniatur 1v leer (Bibliotheksstempel) 2r–24r Sammlung humanmedizinischer Rezepte 24v–25v leer (Einträge von späterer Hand) 26r–28v Hans Andree: ›Pestregimen‹ 29r–34r ›Pestregimen‹ 34v–52v Sammlung humanmedizinischer Rezepte 53r–123v ›Artzney-Stuck‹ (1. Teil) 124r–126r Ars memorativa 126v leer 127r–130v ›Liebesbrief mit Neujahrsgruß‹ Z17 130v–145v Sammlung von humanmedizinischen und Färberrezepten 146r–148v Ars studiendi 148v Drei Farbrezepte 149r–151v Liebeszauber 152r–175v ›Artzney-Stuck‹ (2. Teil)

176r Rezeptsammlung 176v–179r Farben- und Seidenherstellung, lat.-dt. 179v–183v ›Geistliches Würfelbuch‹ 184r–199r Farbrezepte 200r–200v Sterndeutung 201r leer 201v–203r ›Dies critici‹ 203r–204r ›De signis‹ 204r ›Diaeta‹ 204v–205v ›Der kurze Harntraktat‹ 206–210r leer 210v–211r ›Esdras‹ Weissagung‹ 211r ›Christtagsprognose aus dem Wind‹ 211v leer 212r Federproben 212v Urkundenfragment 213r–229r Kalender mit Monatsregeln 229v Zahlenreihe von 1–100 230r–230v Federproben 231r–242v leer

Literatur: Broszinski 1976, 69

Ke3

Kassel, LMB 8° Ms. poet. et roman. 23 [alte Signatur: Ms. Anhang 14]

Pergament; Rest eines Blattes (von einem Blatt im Oktavformat in Längsrichtung abgerissene Hälfte einer Spalte); 18 × 3 cm; Mitte 14. Jh.; mitteldeutsch 1r–1v Minnerede (?) B520 Literatur: Hilberg 1993, 66f.

88

Ke4

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Kassel, LMB 2° Ms. poet. et roman. 30, 10a+b [olim Marburg, Staatsarchiv Fragm. 10–11]

Pergament; 2 Bl.; 18,5 × ca. 11 cm; Anfang 14. Jh.; westmitteldeutsch 1r–2v ›Lehrgedicht von der Minne‹ B519 Literatur: Hilberg 1993, 33f.

Lana siehe Be20 *›Lassbergs schweizerische Minneburg-Hs.‹ [verschollen] [Abschrift: Nürnberg, GNM, Hs. 7093, 121r–191r, vgl. Kurras 1995]

Le1

Leiden, UB Letterk. 216

Pergament-Einzelblatt; zwei Streifen erhalten; um 1400; süd-niederländisch 1r Liebesbrief B152 1v leer Literatur: Verwijs 1871a, 103f.; van Oostrom LexMa 2 (1983), 666; Schulz-Grobert 1993, 26, Abb. 3

Le2

Leiden, UB Letterk. 1197-1 und 1197-2

Pergament; 2 Bl.; 27,5 × 19,5 cm; Zutphen (?); 14. Jh.; flämisch I: 1ra–1vb ›Minnekatechese‹ B316 1vb Strophischer Liebesgruß II: 2ra–2vb Jacob van Maerlant: ›Spiegel historiael‹ (Biemans Nr. 50) Literatur: Lieftinck 1957; Rheinheimer 1975, 264; Biemans 1997, Bd. 2, 416–418 Nr. 50

Handschriften

Lg1

89

Leipzig, UB Ms. 1201

Papier in 2°; 343 Bl.; 30,5 × 21 cm; Zisterzienserkloster Altzelle St. Marien; 1405 1r–343v Wilhelm von Brixen: ›Practica‹, lat. 343v ›Liebesbrief‹ B153 Literatur: Pensel 1998, 161

Lg2

Leipzig, UB Ms. 1590

Papier in 4°; 165 Bl.; 21,5 × 15,5 cm; Nürnberg; 1460–1465 1r–6r Hans Rosenplüt: ›Der Priester und die Frau‹ 6r–12r Hans Rosenplüt: ›Das Lob der fruchtbaren Frau‹ 12r–18r Hans Rosenplüt: ›Die Turteltaube‹ 18r–24r Hans Rosenplüt: ›Unser Frauen Schöne II‹ 24r–34r Hans Rosenplüt: ›Die Kaiserin zu Rom A‹ 34r–36r Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 36r–40r Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fischer Nr. 105e) 40r–43r Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg‹ (Fischer Nr. 105b) 43r–47 v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 47 v–50v ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h) 50v–54r Hans Rosenplüt: ›Der fahrende Schüler‹ (Fischer Nr. 105g) 54r–57 v Hans (?) Rosner: ›Die Handwerke‹ 57 v–60r Hans Rosenplüt: ›Das Lied von den Türken‹ 60r–64r Hans Rosenplüt: ›Der kluge Narr‹ 64r–66r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 66r–67 v ›Vom Pfennig‹ (Fassung III)

68r–77 v Hans Rosenplüt: ›Das Gespräch der elf Frauen‹ (Ziegeler FGf Nr. 4) 77 v–89r Hans Rosner: ›Der Einsiedel‹ 89r–91v Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b) 91v–93r Christliche Lebenslehre (›Gemeine Lehre‹) 93r–93v Freidank-Sammlung 93v–94v ›Die geschorenen Mädchen‹ 95r–121r Hans Rosenplüt: Priamelsammlung L1 (66 Priameln) 121v–124v Weingrüße und -segen 124v–129r Hans Rosenplüt: Priamelsammlung L2 (14 Priameln) 129v–136r Spruchsammlung (32 kurze Texte, darunter Freidank) 136v–137r Inhaltsverzeichnis von der Hand des Schreibers 137 v leer 138r Priamel (Nachtrag) 138v Spottverse auf Jesuiten, Mönche und Pfaffen (Nachtrag) 138v–139r Zwei Sinnsprüche (Nachtrag) 139v–165v leer

Literatur: Kiepe 1984, 350–358; Pensel 1998, 223–225

90

Lg3

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Leipzig, UB Ms. 1614, Bl. 17–19

Pergament; 3 Bl.; [14,1] × 9,6 cm; Mitte 14. Jh.; ostmitteldeutsch [Die Blätter stammen aus derselben Hs. wie *Leysers Fragment] 17r–17 v ›Liebesklage an die Geliebte G‹ B68 18r–18v ›Das Frauenturnier‹ (Fischer Nr. 39) 19r–19v ›Liebesklage an die Geliebte G‹ B68 Literatur: Pensel 1998, 229

Lg4

Leipzig, UB Ms. Apel 8 [alte Signatur: Ms. 1709] (›Bechsteins Handschrift‹)

Papier in 4°; 390 Bl.; um 1512; nordfränkisch 1r–2v Register zur Minneredensammlung 3r–3v Federproben 4r–128v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 129r–130r ›Die acht Farben‹ B377 130r–132v ›Lob der grünen Farbe‹ B382 132v–137r ›Die sechs Farben‹ B372 137 v leer 138r–142r ›Lob der Frauen‹ B262a 142r–153r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 153r–156v ›Verschwiegene Liebe‹ B335 157r–159v ›Der schwere Traum‹ B219 160r–166r ›Der Traum‹ B247 166r–170v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 170v–176v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 176v–184r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 184r–188r ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 188r–190v Gozold: ›Der Liebesbrief‹ B213 190v–194r ›Der erste Buchstabe der Geliebten‹ B4 194r–195v Heinrich der Teichner, ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 195v–198v ›Wer kann allen recht tun‹ B52 198v–211r ›Das Schloss Immer‹ B486 211r–212r ›Die Harre‹ B330 212v–215v ›Die Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 215v–218v ›Was Blütenfarben bedeuten‹ B363

218v–222r ›Die beiden Schwestern‹ B414 222r–226v ›Pflanzenallegorese A‹ Z75a 226v–236r Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 236r–237 v ›Belehrung eines jungen Mannes‹ B317 237 v–242v ›Die Minneburg‹ B485 242v–243r Rätsel 243r–248v ›Besuch bei der Geliebten‹ B258 249r–251r Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292 251r–256r ›Das Strohkränzlein‹ B225 256r–259v ›Das Meiden‹ B259 259v–260v ›Das Scheiden‹ B38 260v–261r ›Abschiedsgruß‹ B160 261v–264v ›Die goldene Fessel‹ B260 264v–271v ›Acht Neujahrsgrüße auf 1441–1447‹ B161–167 271v–274r Quodlibet 274v–278r Peter Suchenwirt: ›Das Würfelspiel‹ 278r–278v ›Klage eines verlassenen Liebhabers‹ B39 278v–285v ›Die versuchte Treue‹ B194 285v–288r ›Minneklage eines Mannes‹ B26 288r–292v ›Herz und Leib‹ B425 293r–294r ›Liebesklage eines Mannes‹ B57 294r–296v ›Sehnsuchtsklage einer Frau‹ B45 297r–304v ›Wahre und falsche Liebe‹ B404 304v–312r ›Der Maienkranz‹ B224 312r–320v ›Der Minne Regel‹ B303

Handschriften 320v–328r ›Der Krautgarten‹ B500 328r–332r ›Streitgespräche zwischen Mai und August‹ 333r–357r Tagelieder Haltaus Nr. I, 1–16

91

357r–380r Lieder Haltaus Nr. I, 44–87 380r–389v Lieder Haltaus Nr. I, 91–102 389v–390v Lied ›Mein mut ist mir betrübet gar‹

Literatur: Mück 1980, 74–112; Schierling 1980, 171; Mackert 2004; Homeyer/Knor/ Solms 2005; Homeyer/Knor/Solms 2007

Lg5

Leipzig, UB Rep. II 70a (›Niederrheinische Liederhandschrift‹/Liederhs. n)

Pergament; II+102+I Bl.; 23,4 × 15,6 cm; Köln; Ende 14. Jh.; niederdeutsch mit niederländischen Einsprengseln [Um 1700 gehörte zu dieser Hs. noch ein weiterer Abschnitt, in dem B467 überliefert war. Von ihm ist nur eine Abschrift erhalten (vgl. H).] Ir leer Iv Notiz IIr leer IIv Register 1r leer 1v–36r Witkind: ›Chronica S. Pantaleonis‹, dt. 36r–80v Annalen des Klosters St. Pantaleon 1162–1237, lat. 81r–88v Exzerpt aus der ›Kölner Reimpaarchronik‹, lat. 89r–90v leer

91r–102v ›Niederrheinische Liederhandschrift‹, darin: 91r–93r Sangspruch-Sammlung (25 Sangssprüche verschiedener Autoren) 93r–94v ›Neun Männer, neun Frauen‹ 94v–96v Sangspruch-Sammlung (31 Sangsprüche verschiedener Autoren) 97r–99r ›Virginal‹ (Hs. V6) 99v–102r ›Frauenklage‹ B408 102r–102v ›Sibyllen Lied‹ (Hs. a) I*r–I*v leer

Literatur: Rheinheimer 1975, 110–115; Schmeisky 1978, 157–351; Kornrnumpf 2VL 6 (1987), 995–998; Pensel 1998, 336–341

Lg6

Leipzig, UB Rep. II 160

Papier in 8°; 22 Bl.; 14,5 × 11 cm; 1492; oberfränkisch 1r–v Zechparodie auf den Invitatoriumspsalm (Ps 94) 2r–v Scherzlegende ›Vom Heiligen Niemand‹, lat. 3r–4v Fragment einer Erzählung, lat. 5r ›Dicamen de presbyteris‹, lat. 5r–6v ›Dogmatile puerorum‹, lat. 7r–15v Sammlung von 31 Priameln 16r–16v ›Liebesbrief‹ B154

17r–18r ›Die Katze mit der Schelle‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 483) 18v–20r ›Wolf und Storch‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 631) 20r–21r ›Der Esel in der Löwenhaut‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 117) 21v–22v ›Schwalbe und Hanf‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 522)

L i t e r a t u r : Kiepe 1984, 366–369; Pensel 1998, 362f.

92

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

*Leysers Fragment

Privatbesitz Hermann Leyser, Leipzig [verschollen]

Pergament; 3 Bl.; [14,1] × 9,6 cm; Mitte 14. Jh.; ostmitteldeutsch [Die Blätter stammen aus derselben Hs. wie Lp3] 3r–3v ›Liebesklage an die Geliebte G‹ B68 3v–5v ›Klage über Trennung von der Geliebten G‹ B31 5v ›Das Frauenturnier‹ (Fischer Nr. 39) Literatur: Pensel 1998, 229

Löwen siehe Nü2 Lo1

London, BL Add. 10010

Papier in 2°; 195 Bl.; 31 × 21 cm; Kurpfalz (?); 2. Hälfte 15. Jh.; nordschwäbisch mit md. Einflüssen 1r–108v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 109r–143r Hermann von Sachsenheim: ›Das Schleiertüchlein‹ B226 143v–164r Hermann von Sachsenheim: ›Der goldene Tempel‹ 164r–166v Hermann von Sachsenheim: ›Jesus der Arzt‹

167r–179r ›Das Zelt der Minne‹ B249 179v–190r ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Lon1) 190v–193v ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 194r–195v ›Wer kann allen recht tun‹ B52

Literatur: Schlosser 1974, 19

Lo2

London, BL Add. 10286

Papier in 2°; 148 Bl.; 27 × 19,5 cm; kurz nach 1458; mittelniederländisch 1r Notizen Hoffmans von Fallerslebens, 1821 2r–114r ›Sydrac‹ 115r–133r ›Lucidarius‹ (Hs. L1) 133r Verse über den Weltzustand Literatur: Priebsch 1901, 102f. Nr. 118

133v leer 134r–134v Humoristisches Rezept 137r–146v ›Die peregrinatie van Jherusalem‹ 146v–148v ›Die sechs Farben und zwölf Lebensalter‹ B374

Handschriften

Lo3

93

London, BL Add. 16581

Papier in 4°; 2 Teile, I: Bl. 1–119, II: Bl. 120–300; 20,5 × 14,5 cm; Augsburg; 1468/69; ostschwäbisch 174r–174v Meister der sieben freien und der acht wirkenden Künste 175r–187r Sammlung von geistlichen und moralischen Sentenzen 187 v–191r Autoritätensammlung, darin u.a. Freidank und 190r Simon Balderer: ›Stadtratsspruch‹ 191v–197 v Tischzucht (›Innsbrucker Tischzucht‹) 198r–203v Priameln, Verse und Prosasprüche 203v–212r Heinrich von Rang: ›Stadtratsgedicht‹ 212v–217r Autoritätensammlung 217 v–222v ›De contemptu mundi‹, dt. II: 223r–224v ›Jammerruf des Toten‹ (Version 2) 120r–128v ›18 Meister von Paris‹ 225r–227r ›Greisenklage‹ 129r–130v Lehre vom göttl. Leben v 227 –229r Spruch von der Welt 131r–131v Ps.-Engelhart von Ebrach: ›Das Buch v 229 Spruch der Vollkommenheit‹ (Streuüberlieferung) 230r–230v Satirisches Gespräch von Papst, Jude, Arzt, Prophet, Narr, Karthäuserbruder 133r–149r ›Bollstatters Spruchsammlung‹ 231r–231v Satire auf Papst und Kaiser 149r–151v Glaubensbekenntnis mit typologischer Auslegung 231v Sigismund Gossembrot: Spruch 152r ›Bollstatters Spruchsammlung‹ 232r–246r ›Lehre vom Haushaben‹ (Fortsetzung) 246r–255v Priameln und Sprüche 152v–155v Albertanus von Brescia: 256r–289r Freidank ›De doctrina dicendi et tacendi‹, dt. 289r–291v Spruchsammlung 156r–172v ›Bollstatters Spruchsammlung‹ 292r–296r ›Wer kann allen recht tun‹ B52 (Fortsetzung) 296v–300v ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Lon2) 173v ›Von der fürsten leben‹ I: 1r leer 1v Miniatur 2r–2v ›Vom Lesen‹ 3r–81v Albertanus von Brescia: ›Lere und underweisung‹, Drei Traktate, dt. 81v–83r Johannes von Indersdorf: ›Fürstenlehre‹ (Auszüge) 83r–89r Geistliche Prosaspruchsammlung 89r–91r Johannes von Indersdorf: ›Fürstenlehre‹ (Auszüge) 91r–119v Geistliche Prosaspruchsammlung

Literatur: Priebsch 1901, 147–158 Nr. 175; Mück 1980, 258–268; Frühmorgen-Voss/Ott 1991, 282f. Nr. 9.1.8 und Abb. 148; Heiser 2006, 37–39; Schneider, K. 2006, L

94

Lo4

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

London, BL Add. 24946

Papier in schmal–2°; 294 Bl.; 30 × 17 cm; Nürnberg; 2. Hälfte 15. Jh. [Die Blattzählung folgt der neuen Zählung bei Brandis] 1r–2v Register 3r–11v Sechs geistliche Gedichte 12r–52v Teichner-Sammlung, darin: 25r–26v Heinrich der Teichner: ›Von dem roten Mund‹ B274 28r–29v Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292 52v–53r ›Der Frauen Unstetigkeit‹ B291 53r–55r ›Das Vergissmeinnicht‹ B366 55r–59v Heinrich von Beringen: ›Schachbuch‹ (Auszug) 60r–85r Sammlung kurzer Reden, Fabeln und Priameln (hauptsächlich von Dem Stricker), darin:

122v–125r ›Ratschläge für einen Zaghaften‹ B421 125r–128r ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 128r–130r ›Warnung vor Klaffern‹ B211 130r–133v ›Lob der Frauen‹ B262a 133v–135v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 135v–137r ›Die Wette‹ (Fischer Nr. 140) 137r–138r ›Vergebliche Vorhaltungen‹ (Fischer Nr. 134) 138r–141r ›Die Beichte der zwölf Frauen‹ (Ziegeler FGf Nr. 7) 141r–142v ›Traum von erfüllter Liebe‹ B399 142v–145r Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 145r–148r ›Glückliche Werbung‹ B231 r r 62 –63 ›Das gebratene Ei‹ 148r–151v Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 73r–74r Walther von Griven: ›Weiber151v–153v Hans Rosenplüt: ›Der Barbier‹ zauber‹ B391 74r ›Der betrogene Blinde I‹ (bîspel-Fassung) (Fischer Nr. 105a) 154r–158r ›Der Knappe und die Frau‹ B261 v r 75 –76 ›Das Weib und die jungen Hühner‹ 158r–163r ›Das Zelt der Minne‹ B249 76r–77r ›Blonde und graue Haare‹ […] 179v–184v ›Von treulosen Männern‹ B294 78v–79r ›Torenschelte‹ […] 84v ›Wolf und Hüter‹ 209r Andreas von Esperdingen: ›Neujahrsrede‹ r v 85 –89 Oswald von Wolkenstein: Reimpaar[…] gedicht 211v–218v ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, 90r–96v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 Hs. R-Lon3) 96v–98v ›Die goldene Fessel‹ B260 v 218 –231r ›Passion Christi in Reimversen‹ 98v–103r Peter Suchenwirt: ›Die schöne r 231 –238v ›Der Herr mit den vier Frauen‹ Abenteuer‹ B449 (Fischer Nr. 60) 103r–107 v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 238v–287 v Heinrich von Beringen: v r 107 –110 ›Die sechs Farben‹ B372 ›Schachbuch‹ (Auszug) 110r–114r ›Bestrafte Untreue‹ B463 v 287 –289r Spruchsammlung (u.a. Freidank) 114v–118r ›Das Schloss Immer‹ B486 v 289 –291v Reimpaargedicht 118r–122v ›Der Traum‹ B247 292r–293v Spruchsammlung (u.a. Freidank)

Literatur: Priebsch 1901, 215–223; Mück 1980, 271–280

Handschriften

Lo5

95

London, BL Add. 35087 (›Liederbuch des Hieronymus Lauweryn Van Watervliet‹)

Pergament; 95 Bl.; 29,3 × 19,7 cm; Brügge; um 1505/06 Sammlung geistlicher und weltlicher Lieder lat. und volksspr., mit Melodien (Loyset Compère, Jacob Obrecht, Josquin Desprez, Antoine Busnois, Johannes Prioris, Hayne van Ghizeghem, Pietrequin Bonnel, Jo. De Vyzeto, Agrico, Laurentius, Johannes Ghiselin, Benedictus Appenzeller, Jean Japart, Antoine de Févin, zahlreiche anonyme Stücke) darin: 68v–69r›Que n’est il vray ma joye‹ 69v–71r Werbungsgespräch Z41 71v–73r Loyset Compère ›Sourdes regretz‹ 73v–75r ›Noch weet ic een ionc vraukin fijn‹ Literatur: Priebsch 1901, 289–293 Nr. 312; Wolf, J. 1910; McMurtry 1989

Lu

Ludwigsburg, Staatsarchiv B 509 Bü 2 G

Papier in Schmal-2°; Doppelblatt; 30,2 × 11,4 cm; vor 1484 1r–2v ›Der schwierige Brief‹ Z60 Literatur: Miller 1940, 62–64

Ma

Maastricht, Regionaal Historisch Centrum Limburg, Ms. 237 [alte Signatur: Ms. 167/III-11]

Pergamentdoppelblatt, am oberen und linken Rand beschnitten; ursprünglich ca. 25 × 17 cm; um 1300; mitteldeutsch-niederdeutsch 1ra–1rb Unidentifizierte Strophen, darunter Der Tugendhafte Schreiber (?) 1rb Reinmar von Zweter 1r Nachtrag: Reinmar von Zweter 1va Reinmar von Zweter, Neidhart 1vb Neidhart, Kelin 1v Nachtrag: Neidhart

2ra–2rb Neidhart 2rb–2va ›Minnewerbung‹ Z36 2r Nachtrag: Unidentifiziertes Fragment, Der Meißner (?) 2va–2vb Rumelant von Sachsen 2vb Unidentifiziertes Fragment, Kelin 2v Nachtrag: Unidentifiziertes Fragment

Literatur: Tervooren/Bein 1988; RSM 1 (1994), 195f.; Holznagel 1995, 372f., 387–395; Tervooren 2006b, 141–143

96

Mb

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Marburg, UB, Mscr. 363

Papier in 4°; 303 Bl.; 19,5 × 14,3 cm; zwei zusammengebundene Teile: I: Inkunabel Deventer, 1498; II: Höxter; um 1500 (mit späteren Nachträgen) I: 1–215 Vocabularius Gemma vocabulorum. Deventer: Richard Paffraet, 26.3.1498 (GW M 51180 / Copinger 6339)

II: 1ra–73ra ›Glossarium Marburgense‹ 73rb Notizen zu den vier Arten der Bibelauslegung 73rb ›Neujahrswunsch von 1520‹ Z29 73va–88vb Vocabularius, gr./lat.

Literatur: Heyne 2002, 263f.

Me

Mattsee, Kollegiatsstift Cod. 24

Papier in 4°; 213 Bl.; 1482–1505 Lateinische Schulhs., darin: 50r–70r Rhetorische Abhandlung, lat. 75v–76v ›Mattseer Liebesbriefe‹ B155–158 77r–134v Augustinus Datus: ›Elegantiolae‹ (›Libellus isagogicus maior‹) (Druckabschrift der Inkunabel Köln, Ulrich Zell um 1470 [H5967]) 135r–178v Lat. Texte Literatur: Pomezny-Tille 1892, 356f.; Schulz-Grobert 1993, 209

*Meißners Handschrift

Privatbesitz A. G. Meißner [verschollen]

[nach Meissner 1783, 54: »eine in neuern Schriftzügen geschriebene Sammlung«, insgesamt »fünf und vierzig Gedicht und Fasnachtsspiele« (Meissner 1782, 345), darunter wohl auch Weingrüße und Priameln] Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ Hans Rosenplüt: ›Der kluge Narr‹ Hans Rosenplüt: ›Die Beichte‹ Hans Rosenplüt: ›Der Müßiggänger‹ Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg‹ (Fischer Nr. 105b) ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h)

›Die sieben freien Künste II‹ ›Der Türkenkaiser in Nürnberg‹ ›Der Jüngling und die Juristen‹ ›Vor dem Offizial II‹ ›Handel mit Küchenspeisen‹ ›Der wahrheitsliebende Bauer‹ ›Hochzeitslader des Königs von England‹ Weingrüße und -segen

Literatur: Meissner 1782, 344f.; Meissner 1783, 54; Müller, H.-J. 1983, 128f.

Handschriften

97

Mm Memmingen, Stadtbibliothek Pap. 2,39. 4° Papier in 4°; VIII + 132 Bl. (Zählung überspringt die Ziffern 101 und 110); 20,5 × 15,5 cm; Augsburg (?); I: 1480; II: 2. Hälfte 15. Jh.; III: 1489 100v Notizen zur Familie Mülich, Lied- und Briefanfang 102r Medizinische Rezepte 102v–103v Traktat über Köder beim Fischfang (Fragment) 104r–108r leer 108v–109r Rezepte II: 109v Federzeichnung 1r–92v Sammlung medizinischer Rezepte, Beschwörungsformeln, Segen und Traktate, 111r leer darin: 111v Rezeptanfang 24r ›Verbenatraktat‹ 112r–113r leer 31v–37r Alexander Hispanus: ›Kräuterbuch‹ 113v–114r Medizin. Rezepte 45r–51r Anleitungen zum Färben und 114v Liedanfang zur Farbherstellung 115r Familiennotiz, Liedanfang r 57 Augensegen (getilgt) 115r und 115v Zwei gerahmte Monogramme 62v–66r Alchimistische und metallurgische (»W«) 116r–121r ›Feuerwerkbuch von 1420‹ Rezepte 66v–67r ›Kristallsegen‹ 121v–123r Medizinische Rezepte gegen 70r–71v Traktat von den Anzeichen tödl. Augenkrankheiten 123v Rezepte zu Haarwuchs und Haarfärben, Krankheit 72r–74v ›Bartholomäus‹ / ›Kurzer Harntraktat‹ Briefanfang 124r leer 74v–77r Traktat von Blut und Aderlass 81v–82r Meister Ulrich: ›Hühneraugenrezept‹ 124v–126v Medizinische Rezepte 82r–82v Kürschnereirezepte 127r–127 v Ross-, Kugel- und Wurmsegen r v 91 –91 Obstbaumschnitt 128r–130r Meister Albrant: ›Rossarzneibuch‹ 92v Rezept zur Herstellung des Steins der 130v Fischköder Weisen 131r Rezept zum Stahlhärten 131v–134r Medizinische Rezepte 134r Familiennotizen, Briefanfang, Liedanfang III: 134v Gynäkologische Rezepte, Federproben 93r–99v Ulrich Höpp: ›Türkenmahnung an Kaiser Friedrich‹ Hinterer Innenspiegel: Schießpulverrezept, 100r Rezepte Federproben I: Innenspiegel: Rezepte zum Tierfang Ir–IVr Register für die Seiten 1–92 IVv–VIIIv Ulrich Höpp: ›Klage der Treue‹ B473

Literatur: Schmidt, F. 1846; Niewöhner 1933; Leng 2002

98

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Mü1 München, BSB 4° Inc. c. a. 1857, Nr. 2 [Zweiter Druck in einem Sammelband mit zwölf Drucken aus dem Zeitraum 1498–1523] ›Großes Titelbüchlein‹ Erfurt: Wolfgang Schenck 1500 (GW 5706) 1v Liebesbrief Z27 (handschriftlicher Nachtrag) Literatur: Schmidtke 1981c, 93f.; Schulz-Grobert 1993, 220f.; BSB-Ink T-363

Mü2 München, BSB Cgm 179 Pergament; 84 Bl., 18 × 12 cm; 2. Hälfte 14. Jh.; bairisch-österreichisch 1r–3r ›Des Minners Klage‹ B30 3r–81v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 81v–84v ›Der Minnenden Zwist und Versöhnung‹ B233 Literatur: Petzet 1920, 331f.; Steckelberg 1998, 189

Mü3 München, BSB Cgm 189 Pergamentstreifen; 40 × 7,7 (oben) bzw. 9,6 (unten) cm; Bayern; 2. Hälfte 14. Jh. 1r –1v ›Liebesbrief‹ B159 Literatur: Petzet 1920, 343f.

Mü4 München, BSB Cgm 270 Papier in 2°; I + 388 Bl.; 29,5 × 20,4 cm; zwei zusammengebundene Teile; Augsburg oder Landsberg am Lech; um 1464; ostschwäbisch I: 1r–24r ›Wilhalm von Orlens‹ 24r–26v Legende des Hl. Wilhelm (Guilelmus Magnus erem.) 26v leer 27r –30v ›Lob der Frauen‹ B262a 30v –37r ›Die versuchte Treue‹ B194 37r–40v ›Die Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 40v–43r Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 43v –45r ›Minneerlebnis‹ B256

45r–50v ›Der Traum‹ B247 50v–55r Hans Raminger (?): ›Von der Natur des Kindes‹ 55r–57r Hans Raminger (?): ›Spruch von der Armut‹ 57r–59r Peter Groninger: ›Von sant Sebastian‹ 59v –60r ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 60r–64v Heinrich von Pforzen: ›Der Pfarrer in der Reuse‹ (Fischer Nr. 56) 64v–66r Heinrich der Teichner: ›Die Rosshaut‹ (Fischer Nr. 57)

Handschriften 66r–67r Heinrich der Teichner: ›Vom Eidschwören‹ 67r –68v ›Den Jungen die Minne, den Alten der Wein!‹ B238 68v–71r Peter Suchenwirt: ›Liebe und Schönheit‹ B413 71r –73r ›Des Labers Rat‹ B42 73r–76r Quodlibet 76r–79r ›Vom Pfennig‹ (Fassung II) 79r ›Vom Pfennig‹ (12 Verse) 79r–79v ›Vom Pfennig‹ (14 Verse) 79v Priamel 79v–85r ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 85r–85v Priamel 85v–92r Der arme Konrad: ›Frau Metze‹ (Fischer Nr. 72) 92r –96r ›Streit für und gegen die Minne‹ B398 96r –102r ›Des von Laber Lehren‹ B204 102r –106v ›Der Spalt in der Wand‹ B352 106v –107r ›Klage einer jungen Frau‹ B353 107 v –114r Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 114r –119v ›Von treulosen Männern‹ B294 120 leer 121r ›Lob der guten Fut‹ Z34 (durchgestrichen und radiert) 121v –124r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 124v –130v Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449 130v –135r ›Der Knappe und die Frau‹ B261 135r–137 v ›Die verspotteten Liebhaber‹ (Fischer Nr. 78) 137 v –144r ›Die getrennten Minnenden‹ B215 144v –147 v ›Verschwiegene Liebe‹ B335 147 v–152v ›Ironische Minnelehre‹ B350 152v–158r ›Herz und Leib‹ B425 158r–159v ›Des Liebhabers Verabschiedung‹ B237 159v–160r ›Der Landstreicher im Freudenhaus‹ (Fischer Nr. 150e) 160r–164v Fröschel von Leidnitz: ›Die Liebesprobe‹ (Fischer Nr. 42) 165r –167 v ›Die sechs Farben‹ B372 167 v –172r ›Des Mädchens Klage um den toten Freund‹ B216 172r –174v ›Der treue Liebhaber‹ B16 174v–177r Hans Kemnater (?): Cato-Parodie

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177 v leer 178r–186r Michel (?) Gernpass: ›Secretum secretorum‹ (bairisch-österreichische Versbearbeitung) 186v Bruchstück aus einem gereimten Würfelbuch 187 leer 188r Liebeslied (durchgestrichen) 188r–189v Gereimte Monatsregeln 189v–190v Lehrgedicht (ähnlich dem Cato) 190v Schutzengelgebet 190v–191r ›Drei Rufe der Verdammten am Jüngsten Tag‹ 191r Priamel 191r–192v ›Die Kupplerin‹ (Fischer Nr. 76) 192v–197 v Totentanz 197 v–201r Mönch von Salzburg 201r–201v Traumbuch (Prosa) 201v Aufzählung der christlichen Königreiche 202r Sprüche von sechs alttestamentarischen Königen 202r–202v Geistlicher Lehrspruch 202v–203r ›Der nächste Weg zum Himmel‹ 203r–204r Spruchsammlung des Sultzer 204r–205r Hans Raminger: ›Die Unersättliche‹ (Fischer Nr. 150f) 205r–207 v Hans Raminger: ›Warnung vor den weltlichen Freuden zwischen Ostern und Pfingsten‹ 207v–208v ›Klage über die falsche Minne‹ B297 208v–210r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 210r –212r ›Spottgedicht auf abenteuerliche Minne‹ Z59 212r–213r ›Bettgespräch‹ (Fischer Nr. 150d) 213v –214r Heinrich der Teichner: ›Der Frauen Unstetigkeit‹ B291 214r–214v Heinrich der Teichner: ›Vom Teufel und seinen drei Töchtern‹ 214v–215v Parodie eines Liebesbriefs (Prosa) 215v–216r Traumbuch 216v–223r Aufzählung der heiligen Stätten in und um Jerusalem 223v–232r Freidank-Sammlung 232v–233 leer II: 234r–388v Heinrich Kaufringer: 17 Mären

Literatur: Mihm 1967, 111f.; Schneider 1970, 189–207

100

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Mü5 München, BSB Cgm 379 (›Augsburger Liederbuch‹) Papier in 4°; 225 Bl.; 21,3 × 15 cm; Augsburg; um 1454; ostschwäbisch 1r–4v Hans Zukunft: ›Das goldene Jahr‹ 4v–11v Johannes Künlin: ›Von den 10 Geboten‹ (Fragment) 12r–14r ›De curia romana‹, lat. u. dt. 14r –16r ›Minneerlebnis‹ B256 16r–22r ›Der Traum‹ B247 22r–27r Heinrich von Pforzen: ›Der Pfaffe in der Fischreuse‹ (Fischer Nr. 56) 27r Obszöner Spruch 27 v–28v Heinrich der Teichner: ›Die Rosshaut‹ (Fischer Nr. 57) 28v–30r Heinrich der Teichner: ›Vom Eidschwören‹ (Niewöhner Nr. 412) 30r–31v ›Den Jungen die Minne, den Alten der Wein!‹ B238 31v–34r Peter Suchenwirt: ›Liebe und Schönheit‹ B413 34v–36v ›Des Labers Rat‹ B42 36v–39v Quodlibet 39v–45r ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 45v–52v Der arme Konrad: ›Frau Metze‹ (Fischer Nr. 72) 52v–56v ›Streit für und gegen die Minne‹ B398 56v–63r ›Des von Laber Lehren‹ B204 63r–68v ›Der Spalt in der Wand‹ B352 68v–72v ›Klage einer jungen Frau‹ B353 72v–79r Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 79r Wunsch (4 Verse) 79r–86r ›Von treulosen Männern‹ B294 86r–87r ›Lob der guten Fut‹ Z34 87 v–91v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 92r–94r ›Alphabetum de mulieribus‹, lat. u. dt. 94v ›Moralisches ABC‹ 95r–95v Sprüche und Priameln, dt. u. lat. (u. a. Freidank) 95v–96v Parodie eines Liebesbriefs (Prosa) 96v–99r Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 99r–99v Liebesversicherung Z12 100r–101r Konrad Harder: ›Goldener Reien‹

101r–101v Neujahrsgruß (Fragment) 101v–106r Lat. Verse mit dt. Prosaübersetzung 106r–107 v Verschiedene Lieder (Bolte Nr. 5–8) 108r–110r Peter Schmieher: ›Die Nonne im Bade‹ (Fischer Nr. 111a) 111r–111v Oswald von Wolkenstein (Bolte Nr. 84) 111v ›Die Stufenalter‹ (Fragment, Bolte Nr. 118) 112r–119v Verschiedene Lieder (Bolte Nr. 32–46) 119v–120r Oswald von Wolkenstein (?) (Bolte Nr. 48) 120r–120v Oswald von Wolkenstein (Bolte Nr. 49) 120v–142v Verschiedene Lieder (Bolte Nr. 50–92), darunter: 124r–124v Liebesbrief Z13 (Bolte Nr. 57) 142v–144r ›Muskatblüt‹ (Bolte Nr. 93) 144r–145r Muskatblüt (Bolte Nr.94) 145v–146v Lieder (Bolte Nr. 95–97); 146v–147 v Liebesbrief eines Mädchens (Prosa) 148r–151v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 151v–152v ›Die zwölf (sieben) faulen Pfaffenknechte‹ (Ziegeler FGf Nr. 5) 152v–153v ›Nonne und Mönch‹, dt.-lat. 157 v–161v Hans Heselloher: Lieder 1–3 166r–171r Bericht über den Reichstag zu Frankfurt 1454 171v–174v Fastnachtspredigt 174v–177 v ›Des Hausknechts Rache‹ (unvollst., Fischer Nr. 52) 178r–201r Augsburger Chronik 1368–1406 (unvollst., bis 1392) 201v–221r Erhard Wahraus: Augsburger Chronik 1126–1445 (1462) mit eingeschobenen Notizen, Sprüchen, Rätseln 221v–225 Hans Schneider: ›Spruch über den Augsburger Bürgermeister Ulrich Schwarz und seine Hinrichtung 1478‹

Literatur: Leiderer 1972, 10–24; Seidel 1972; Schneider 1973, 96–115; Mück 1980, 281–297

Handschriften

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Mü6 München, BSB Cgm 439 Papier in 4°; 121 Bl.; 20,1 × 14,6 cm; mehrere zusammengebundene Teile, I: Nürnberg, nach 1473, II: 1. Hälfte 15. Jh., nord- und mittelbairisch; III: 1. Hälfte 15. Jh., bairisch I: 1r–18r Hans Folz (?): ›Der Juden und der Christen Streit vor Kaiser Konstantin‹ (Fastnachtspiel 1473) 18v–19v leer 20r–30v ›Die blaue Rede‹ B200 30v–37 v ›Die verfolgte Hindin‹ B506 38r–47r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 47r–51v ›Klage einer älteren Frau‹ B220 51v–54v ›Sehnsucht nach dem Geliebten‹ B46 54v–63r ›Der Frau Venus neue Ordnung B‹ B356b 63r–65r ›Knecht Heinrich‹ (Fischer Nr. 69) 65r–79v ›Drei Hunde als Beschützer‹ B197

80r–83r ›Pflanzenallegorese A‹ Z75a 83v leer 84r Notizen zum Inhalt der Handschrift (19. Jh.) 84v leer 85r Ganzseitige Rötelzeichnung: Mädchen in Halbfigur (16. Jh.) 85v leer II: 86r–89v Bartholomäus: ›Praktik‹ (Auszüge) 90r–92v Bruchstücke aus einem Rossarzneibuch III: 93r–110r Beichtspiegel für Kranke

Literatur: Schneider, K. 1973, 258–262

Mü7 München, BSB Cgm 568 Papier in 4°; I + 287 Bl. [fehlerhaft gezählt 1–268]; 30,5 × 21 cm; Augsburg; 1468–70; ostschwäbisch I leer 1ra–151ra Jacob Twinger von Königshofen: ›Chronik‹ 151va–151vb Augsburger Bischofsliste bis Johannes von Werdenberg (1469–1486) 151ra–177 vb ›Ulrich von Augsburg‹ (Legende, Hs. C) 178ra–181rb Tractatus de Confessione, lat. 181rb De transsubstantiatione, lat. 181rb–181va De dignitate sacerdotum, lat. 181vb De novem poenis inferni, lat 182ra–182rb Orationes pro defunctis, lat. 182v leer 183ra–186vb ›Beichttraktat Es sind vil menschen, den ir peicht wenig oder gar nichts hilft‹ 187ra–216vb ›Reformatio Sigismundi‹ (Hs. C) 217ra–220va ›Reformatio Friderici‹ 221ra–239rb Thomas Prischuch: Reden über das Konzil von Konstanz 239v leer Literatur: Schneider, K. 1978, 151–157

240ra–241va ›Lob der Frauen‹ B262a 241vb–243ra Hugo von Trimberg: ›Der Renner‹ (Auszüge) 243ra–244va ›Totenklage auf Heinrich von Eschweiler‹ 244vb ›Greisenklage‹ 245ra–246vb Jörg Zobel: ›Die faule Frau‹ 247 va–250va Jörg Zobel: ›Eustachiuslegende‹ 250vb–253ra Jörg Zobel: ›Von den Schmerzen Mariae‹ 253rb–254vb Jörg Zobel: ›Vom törichten König‹ 255ra–257rb Jörg Zobel: ›Zeitklage‹ 257 va–258vb Jörg Zobel: ›Das untergeschobene Kalb‹ 259ra–261rb Jörg Zobel: ›Marienlob‹ 261va–263rb Jörg Zobel: ›Ein Wunder des hl. Basilius‹ 263va–265va Jörg Zobel: ›Streit zwischen dem Reichen und dem Armen‹ 265vb–268rb Jörg Zobel: ›Alexiuslegende‹

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Mü8 München, BSB Cgm 574 Papier in 2°; 96 Bl.; 29,5 × 22,5 cm; Augsburg; 2. Hälfte 14. Jh. (nicht vor 1368); ostschwäbisch 1ra–14va Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ (Hs. g) 14va–14vb Getilgte Einträge, Rezepte 15r–20v Augsburger Zunftverfassung (1368) 21r–22r Urkunde Bischof Hartmanns I. von Augsburg: Festlegung des Brückenzolls an der Wertachbrücke (1282 Juli 26–31) 22v–23r Rechte des Augsburger Burggrafen (1366) 24ra–85vb Teichner-Autorsammlung (79 Texte), darin:

80r–80v Heinrich der Teichner: ›Von dem roten Mund‹ B274 86ra–87 va Zweiter Augsburger Zunftbrief (1368) 87 vb–94ra Friedrich von Saarburg: ›Vom Antichrist‹ 94rb Zwei medizinische Rezepte 94va–96ra Urkundenabschriften, Augsburger Juden betreffend 96v Verurteilung des Barfüßers Heinrich (?) von Braunschweig wegen Ketzerei (Fragment)

Literatur: Schneider, K. 1978, 171–173

Mü9 München, BSB Cgm 713 Papier in 4°; VII + 255 Bl., 22 × 15,8 cm; zwei zusammengebundene Teile: I: Bamberg (?), nicht vor 1476; II: Nürnberg (?), 1460–66; nordbairisch I: Ir–1v Einträge Schmellers (19. Jh.) 2r–2v leer 3r ›Vom Pauker von Niklashausen‹ (Anfang) 3v–4r ›Salomon und Markolf‹ (Anfang) 4v leer 5r Einträge Schmellers (19. Jh.) 6r–6v leer 7r–31r Priamelsammlung B1 (92 Priameln) 32v leer 33r–39v Priamelsammlung B2 (19 Priameln) 39*a–39*b leer 40r–43r Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 43r–45r Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b) 45v–47r ›Vom bösen Weib‹ 47r Priamel 47 v ›Lob einer Frau nach dem ABC‹ 47 v ›Schelte einer Frau nach dem ABC‹ 48r–50r ›Ironischer Frauenpreis‹ B22 50r–52r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 52r–53v ›Vom Pfennig‹ (Fassung III) 54r–57r ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h) 57r–63r ›Die Buhlschaft auf dem Baume A‹ (Ziegeler FGf Nr. 19), 63v leer

II: 63* leer 64r–72r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 72r – 81v ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 81v–87 v ›Der Knappe und die Frau‹ B261 87 v–94v Fröschel von Leidnitz: ›Die Liebesprobe‹ (Fischer Nr. 42) 94v–99v ›Verschwiegene Liebe‹ B335 99v–110v ›Schule der Minne‹ B443 110v–120r Jakob Appet: ›Der Ritter unter dem Zuber‹ (Fischer Nr. 5) 120r–124r Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fischer Nr. 105e) 124r–127r Hans Rosenplüt (?): ›Der Bildschnitzer zu Würzburg II‹ (Fischer Nr. 105b) 127r–130v Hans (?) Rosner: ›Die Handwerke‹ 130v–137r Hans Rosenplüt: ›Die Woche‹ 137r–137 v Vier Priameln 137 v–146r ›Der Traum‹ B247 146r–150r Hans Rosenplüt: ›Der Barbier II‹ (Fischer Nr. 105a) 150r–152r ›Das schlaue Gretlein I‹ (Fischer Nr. 47) 152r–152r ›Von der Fastnacht‹

Handschriften 153r–171v Priamelsammlung B3 (73 Priameln) 172r–187 v Priamelsammlung B4 (51 Priameln) 187 v und 187*a–187*h leer 188r–195r Sieben Weingrüße 195r–200r Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 200v–213r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405

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213v–223v ›Der Traum‹ B247 223v–242r Hans (?) Rosner: ›Der Einsiedel‹ 242v–245r ›Die drei Wäscherinnen II‹ (Fischer Nr. 137) 245r–245v Drei Priameln

Literatur: Schneider, K. 1978, 57–78; Kiepe 1984, 317–329

Mü10 München, BSB Cgm 714 Papier in 4°; IV + 489 Bl.; 21 × 15 cm; Nünberger Raum; um 1453–58; nordbairisch Ir–IIr Register (Texte bis 283r) IIv leer IIIr–IVr Fortsetzung Register (Register der Fastnachtspiele ab 289r) v IV leer 1r–12v ›Das Herz als Garten der Liebe‹ B386 13r–16r ›Lügenpredigt vom Backofen‹ 16v–22v ›Besuch bei der Geliebten‹ B258 23r–24v ›Der Bauern Lob‹ (1. Teil) 25r–28v ›Der Zaunkönig‹ (1. Teil) 28v–32v Hugo von Trimberg: ›Renner‹ (bearbeiteter Auszug der Verse 309–462) 32v–35v Stefan von Vohburg (Velschberger?): ›Wolf und Pfaffe‹ 35v–36r ›Die Bettlerin‹ 36r–v ›Die Kinder der Edelleute‹ 36v ›Die edle Abstammung der Bürger‹ 37r–38r ›Der Bauern Lob‹ (2. Teil) 38r–48v ›Der Zaunkönig‹ (2. Teil) 49r–57r ›Der Guardian‹ (Fischer Nr. 48) 57r–63r ›Der rote Mund‹ B1 63v–74r ›Die treue Magd‹ 74r–75r ›Anrufung der Minne‹ B61 75v–76v Quodlibet 76v–79v Konrad Harder: ›Der Minne Lehen‹ B464 79v–82v Quodlibet 83r–86v ›Lob der beständigen Frauen‹ B272 86v–91r ›Fluch über die ungetreuen Frauen‹ B290 91r–106v ›Der Schüler von Paris C‹ (Fischer Nr. 120) 106v–108v ›Der Minne Kraft‹ B283

108v–127r ›Der Würtemberger‹ 127r–137 v ›Der Ritter in der Kapelle‹ 137 v–147r ›Frauentreue‹ (Fischer Nr. 38) 147r–161r Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 161v–166v Egen von Bamberg: ›Die Klage der Minne‹ B28 167r–170r Egen von Bamberg: ›Das Herz‹ B49 170r–173v Johannes Duro: ›Die fünf Namen‹ B29 173v–182v Konrad Harder: ›Der Minne Lehen‹ B464 182v–186v ›Lob der Geliebten‹ B2a 186v–189r ›Viel anders‹ B298 189r–198v ›Die heiligen Farben‹ 198v–203v Der Regensburger: ›Die Geburt Christi‹ 203v–206r ›Der Wirt der Seele‹ 206r–209°v ›Thomas von Kandelberg II‹ 209v–214v ›Die zwei Beichten B‹ (Fischer Nr. 13) 214v–222r ›Der Mönch als Liebesbote A‹ (Fischer Nr. 86) 222r–225r Ulrich Boner: ›Edelstein‹ (Auszug) 225v–227 v Heinrich der Teichner: ›Von Jägern‹ 227 v–231v Durst: ›Der Bauern Hoffart‹ 232r–238v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 238v–247r Konrad Harder: ›Frauenkranz‹ 247 v–258v ›Visio Philiberti C‹ 258v–262v Hans Rosenplüt: ›Die Beichte‹ 262v–267r ›Von dem Hurübel‹ (Fassung I)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

267r–273v ›Der wucherische Wechsler und der Fromme‹ 274r–276r Hans Andree: ›Pestregimen‹ 276r–278v Hans Rosenplüt: ›Die Tinte‹ (Fischer Nr. 105i)

279r–284v Hans Rosenplüt: ›Die sechs Ärzte‹ 284v–395v 25 Fastnachtspiele 396r–396v leer 397r–490r 28 Fastnachtspiele 490v leer

Literatur: Schneider, K. 1984, 79–89

Mü11 München, BSB Cgm 717 Papier in 4°; 147 Bl.; 19,6–21 × 13,8–14,5 cm; um 1348; ostschwäbisch 1r–3r Passionsgebet zu sieben Paternostern 3v–5r Mariengebet 5v–9v ›Alexius C‹ 9v–12r ›Vom himmlischen Hof‹ 12r–15r ›Die 15 Zeichen des Jüngsten Tags‹ 15v–16v Passionsgebet 16v–33r Hartwig von dem Hage: ›Margaretenlegende‹ 33r–49v Hartwig von dem Hage: ›Tagzeiten vom Leben Christi‹ 49v–50r Der Rotter: ›Marienlied‹ (unvollst.) 50v ›Jesu Minne‹ 50v–51r ›Zwölf Dinge zu einem vollkommenen Leben‹ 51r–62v Traktat vom geistlichen Streit (unvollst.) 62v–68r Sammlung von Dicta, Sprüchen und Textstücken zum vollkommenen Leben 68r–v ›Von den fünfzehn Zeichen des Jüngsten Tages‹ 68v–69r ›Jesu dulcis memoria‹ 69r–72v Mystischer Text vom Wort Gottes in der Seele 72v–74r Vaterunser-Auslegung 74r–75v Mystische Predigt 75v–77 v Passionsgebet 78r–81v Seuse: Die 100 Betrachtungen aus dem ›Büchlein der ewigen Weisheit‹ 81v–83r Passionsgebet 82r–v Elsbeth von Oye: Fragment 82v–84r Elsbeth von Oye: Fragment 84v Gebet vor der Kommunion (unvollst.) 85r–91v Evangelienperikopen 92r–96r St. Georgener Prediger: Auslegung der Messe Literatur: Schneider, K. 1984, 100–112

96v–98r ›Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 98v–102r ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 102r–v Heinrich von Beringen: Reimpaargedicht 103r–104r Lügenpredigt in Versen 104r–105v Quodlibet 105v Minnelied 106ra–110rb ›Cato‹ (Verse) 110rb–vb Reimgebet zum hl. Geist. 111ra–vb Heinrich von Beringen: Drei Lieder 112ra–116rb Ehrenrede auf Heinrich Preysing von Wolnzach 116rb–117 va ›Der Scheidsamen‹ B55 117 va–119rb ›Klage vor Frau Minne‹ B65 119rb ›Frauendienst und Minnedienst‹ B265 119va–122rb ›Totenklage um Herzog Johann von Lippurg und Brabant‹ B474 122rb–123ra Marienlob 123ra–127rb ›Der Minne Freigedank‹ B301 127rb–133rb David von Augsburg: ›Spiegel der Tugend‹ (Kurzfassung) 133rb–134vb Predigt über die Demut 134vb–135va ›Dreißig Zeichen der Demut‹ 135va–139vb Auszüge aus dem Johannesevangelium, dt. 140ra–143rb Die sieben Bußpsalmen, dt., teilweise in Paraphrase 143rb–144ra Votivmessen und Gebete für die Seelen 144ra–va ›Sechs Dinge zur Vollkommenheit‹ 144va–145va Berthold von Regensburg (?): ›Von vier täglichen Opfern‹ 145va–147ra ›Von zweierlei Gedanken‹ 147ra–vb ›Dreierlei Selbsterkenntnis‹, mit Allegorie: ›Die Seele als Königin‹ (unvollständig)

Handschriften

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Mü12 München, BSB Cgm 1113 Papier in 2°; 134 Bl.; 28,7–29,2 × 20,8  cm; Raum Wien; zwei zusammengebundene Teile, I: um 1375, II: um 1400; österreichisch 84r–v Kurze Segen, Gebete und Sprichwörter (überwiegend lat.) 85ra–91vb ›Priesterkönig Johannes‹ (dt. Verse) 92ra–92va Kurze Fürstenlehre 93r Inhaltsübersicht für 93v–125v (die drei letzten genannten Texte, darunter auch Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449, fehlen in der Hs.) 93v–95v Ablass an den heiligen Stätten von Jerusalem 96ra–97 vb Peter Suchenwirt: ›Die zehn Gebote‹ 98ra–112va Peter Suchenwirt: ›Die sieben Freuden Mariae‹ 112va–114vb Peter Suchenwirt: ›Von fünf II: Fürsten‹ 43ra–74vb Wiener Stadtrechtbuch 115r–125v Martin von Amberg: ›Gewissens75r Zwei Lieder 75v Gebete (lat., Nachtrag) spiegel‹ (unvollständig) 76ra–77rb Peter von Retz: Reimpaarspruch über 126r–126v leer die Schacht bei Schiltarn gegen die Türken 127r–130v Hymnen, lat. i. J. 1396 131r–132v Jakob Vetter: ›Lied von König 77 v–78v Pseudo-Heinrich von Langenstein: Ladislaus 1452‹ (Nachtrag) 132v Wiener lokalhistorische Notizen (NachVision 78v–79r Hermann Wiltperger: Brief trag) aus Paris über die Auswirkung des Schismas 133r leer auf das dortige Studium 133v–134r ›Vom Kometen 1402 und seiner 79r–79v Gesetze, die Stadt Wien betreffend Bedeutung‹ 134r 15 alte Namen Österreichs 82v–83v Wiener Satzungen und Gerichtsformeln 134v leer I: 1r–1v König Friedrich der Schöne gestattet den Wienern die Anlage eines Rechtbuchs (21. Jan. 1320) 1v–39vb Urkunden und Verfügungen die Stadt Wien betreffend (überwiegend übereinstimmend mit dem ›Wiener Eisenbuch‹) 40ra–40vb Tabelle über Brotpreise und Gewichte 40vb Exzerpte aus Wiener Gerichtsurteilen 41ra Wiener Gerichtsurteile Hermanns des Müldorfers 41rb–42rb Wiener Gerichtsbeschlüsse

Literatur: Kratochwil 1889, 332–337; Schneider, K. 1991, 85–94

Mü13 München, BSB Cgm 4871 Papier in 4°; 74 Bl.; 26,7 × 20,5 cm; Kammer am Attersee; 1461; bairisch S. 1–134 ›Lohengrin‹ S. 135 Oswald von Wolkenstein: Lied (Kl. 131) S. 136 leer S. 137–146 Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449 S. 147f. leer Literatur: Mück/Ganser 1984, 120–136; Schneider, K. 1996, 390–392

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Mü14 München, BSB Cgm 5153g (›Pfeiffers Bruchstücke‹ / ›Englerts Bruchstücke‹ / ›Thoma,s Bruchstück‹) Pergament, Teile einer zerschnittenen Hs.; I: 6 Doppelblätter und 1 Einzelblatt; II: 2 Doppelblätter; III: Einzelblatt; 14,8–20,5 × 9,1–14,3 cm; Südwestdeutschland; 2. Viertel 14. Jh.; alemannischschwäbisch I. 1r–13v ›Gedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern‹ B471 [Pfeiffers Bruchstücke I–XI] II. 14r–17v ›Gedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern‹ B471 [Englerts Bruchstücke I und II] III. 18r–18v ›Gedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern‹ B471 [Thoma,s Bruchstück] Literatur: Schneider, K. 1996, 506

Mü15 München, BSB Cgm 5249/35 a Pergament; Rest eines Doppelblattes; 12,7 × 9,5 cm; Mitte 14. Jh.; bairisch 1r–2v ›Was ist Minne‹ B337 Literatur: Schneider, K. 1996, 65

Mü16 München, BSB Cgm 5249/42 b Pergamentblatt; 12,2 × 14,2–4 cm; 9 Jh. bzw. 2. Viertel / Mitte 13. Jh. (Nachtrag); alemannisch Bibel, lat. 1v Liebesgruß Z1 (als Nachtrag) Literatur: Schneider, K. 1996, 71; Schneider, K. 2005, 78f.

Mü17 München, BSB Cgm 5249/43 Pergament; Einzelblatt; 29,2 × 17,4 cm; Bodenseeraum; Anfang 15. Jh.; alemannisch 1r Lat. Brief (Baden, Diöz. Konstanz, Ende 14. Jh.) 1v ›Liebesbekenntnis‹ B17 Literatur: Schneider, K. 1996, 74; Schneider, K. 2005, 81f.

Handschriften

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Mü18 München, BSB Cgm 5249/46c II Papier; Einzelblatt (ehem. Vor- oder Nachsatzblatt); 29,5 × 20,5 cm; 2. Hälfte 15. Jh.; bairisch 1r ›Scherzhafte Liebeserklärung‹ Z14 1v leer Literatur: Schneider, K. 1996, 78

Mü19 München, BSB Cgm 5919 (›Hausbuch des Ulrich Mostl‹) Papier in 2°; 434 Bl.; 31,5 × 21,5 cm; Regensburg (?); um 1510 1r–13r Mandat Kaiser Maximilians gegen die Türkengefahr, vom 2. Juli 1500 15r–27r Kochbuch (98 Rezepte) 27 v Vier humanmedizinische Rezepte 27 v–29v Rossarzneibuch (20 Rezepte) 29v Zwei humanmedizinische Rezepte 30r–v ›Die sieben letzten Worte Christi am Kreuz‹ 30v–43r Michael Puff von Schrick: ›Branntweinbuch‹ 43v–46r ›Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae‹, dt. (D45a) 46r Pseudo-josephinisches Traumbuch (Prosa) 46v–48r ›Cisiojanus‹ 48v–61r 68 handwerklich-technische Rezepte 61r–69r 81 humanmedizinische Rezepte 69r–91v ›Laurin‹ (Hs. L15) 91v–92v Heinrich von Landshut: ›Der Traum am Feuer‹ (Fischer Nr. 55) 92v–93v ›Von dem üblen Weib‹ (Fragment) 93v–99r ›Der Württemberger‹ (Fragment) 99r ›Die böse Frau und die Teufel‹ (Fortsetzung) 99r–99v ›Henne und Fisch‹ (Fragment) 99v–100v ›Der Württemberger‹ (Fortsetzung) 100v–104r Fröschel von Leidnitz: ›Der Prozess im Himmel‹ (Ziegeler FGf Nr. 22) 104r–107r Stefan Veltsperger: ›Von alten Weibern‹ 107r–109r Der Morgenrot: ›Von Glück und des Menschen Sinn‹ 109v–114r ›Der Wunderer‹ (Hs. W2) 114r–118r ›Kirchweih zu Affalterbach‹ 118r–125r Pseudo-Stricker: ›Der König im Bad‹ 125r–130r Der Zwickauer (Zwingäuer): ›Des Mönches Not‹ (Fischer Nr. 149)

130r Humanmedizinisches Rezept 130r–134v Scherzpraktik 134v Humanmedizinisches Rezept 134v–135v Heinrich der Teichner: Spruch Nr. 26 135v–137r und 138r–138v Heinrich der Teichner: Spruch (Niewöhner Nr. 728) 137r–137 v und 139r Pseudo-Teichner: ›Lob der Frauen‹ B275 139r–141r ›Christi Geburt und Leben‹ 141r–141v ›Der Ruf‹ 141v–142v ›Der Ruf‹ (2. Fassung) 142v–148v Die Klage des Einsiedlers Z62 148v–153r ›Die Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 153r–164r ›Der bösen Klaffer Trügen‹ B257 164v–174r ›Der falschen Klaffer List‹ B214 174r–183r ›Rat der Frau Treue‹ B209 183r–191v ›Von treulosen Männern‹ B294 191v–198v ›Der Traum‹ B247 198v–202r ›Scheidsamen‹ B55 202r–205r ›Frau Minne warnt vor Hochmut‹ B334 205r–210r ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 210r–214r Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 214r–216v Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b) 216v–219v Peter Schmieher: ›Von der Kuh‹ 220r–224v ›Der Traum‹ B247 224v–229v ›Mariae Leben‹ 229v–232v Geistlicher Spruch 232v–234v ›Passion Christi‹ 234v–236r ›Die acht Farben‹ B377 236r–239r ›Lob der grünen Farbe‹ B382

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

239r–243r ›Die sechs Farben‹ B372 243r–245v ›Die Heimkehr des gefangenen Geliebten‹ B227 245v–248r ›Was Blütenfarben bedeuten‹ B363 248r–251v ›Die beiden Schwestern‹ B414 251v–256r ›Lob der Frauen‹ B262a 256v–257r Rezeptparodie 257 v–258v Der Rosner: ›Von der Predigt, die man Juden in Regensburg im Jahre 1474 hielt‹ 258r–258v Klage eines Kaufmanns 258v–262r ›Gold und Zers‹ (Ziegeler FGf Nr. 26) 262v Humanmedizinisches Rezept 262v–267 v Jörg Schildknecht: ›Ständeklage‹ 267 v–268r Humanmedizinisches Rezept 268r–269v Lied 269v–270v Sieben humanmedizinische Rezepte 270v–273r Vier Lieder 273r–274r Rezepte zum Weinfärben 274r–276v Hans Rosenplüt: ›Der Barbier II‹ (Fischer Nr. 105a) 276v–279r Salve-Regina-Glosse 279r–279v Balneologische Anleitung 279v–281r Numismatische Anleitung 281r–283r Lebenslehre 283r–287r Fünf magische Segensformeln 287r–290r Scherzpraktik 290r–295v Spruchgedicht auf die Taten Karls des Kühnen von Burgund 1465 295v–296r Lied 296r–299r Liederregister 299r–301r Numismatische Anleitung 301v–306r 16 handwerklich-technische Rezepte 306r–307 v ›Vom Pfennig‹ (Fassung III) 307 v–309v Heinrich von Tholet: Prophezeihungen für die Zeit von 1484–1495 309v–310v Lied 310v–311v ›Abendvesper‹ 311v–312r Drei humanmedizinische Rezepte Literatur: Meyer, D. 1989, 31–133, 465–494

312r–312v Lied 312v Zwei humanmedizinische Rezepte 312v–314r Lebenslehre 314r–315r Kräutertraktat 315r Pelzpreise in Nürnberg 315r–v Humanmedizinisches Rezept 315v–316r Kräutertraktat 316r–316v Parodie eines Liebesbriefs (Prosa) 316v–318r Sieben humanmedizinische Rezepte 318r–319v Ehelehre 320r–323r ›Landshuter Erbfolgekrieg‹ 323r–325v Heinz Gluf: Spruchgedicht auf den Schwäbischen Bund (um 1488) 325v–332r Hans Schneeberger: ›Der Mönch als Liebesbote C‹ (Fischer Nr. 112) 332v–334v Lebenslehre 334v–337 v Spruchgedicht auf den Tod Herzog Eberhards von Württemberg d. Ä. 337 v–338v Lied 338v–340r ›Von einem Kranz‹ Z61 340r–343r ›Graf von Rom‹ (Fragment) 343r–354r Hans Schneider: ›Ermahnung wider die Türken‹ 355v–374r ›Eroberung Regensburgs‹ 374r–401v Peter Suchenwirt: ›Die sieben Freuden Mariae‹ 401v–410r Brieflicher Bericht vom Reichstag zu Frankfurt vom 16. Feb. 1486 405v–410r Bericht von der Kaiserkrönung zu Aachen 410r–412r Aufstellung der Anwesenden auf dem Reichstag zu Augsburg von 1510 412r–414r Spruchgedicht auf den Fall der Stadt Bugia am Dreikönigsabend 1510 414r–415r Sittenlehre (Freidank-Kompilat) 415r–424v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359 425r–427r Aufstellung über Backwaren von 1501–1510

Handschriften

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Mü20 München, BSB Clm 7792 Pergament; 114 Bl. + ein in der Mitte (als Bl. 59) eingeheftetes Bl.; 17 × 12,5 cm; 1. Viertel 13. Jh. (Bl. 59); alemannisch Lateinische Hs. darin: 59r ›Der heimliche Bote‹ B300 59v leer Literatur: Halm 1873, 199 Nr. 1595; Schneider, K. 1987, 109

Mü21 München, UB 2° ms 731 (›Würzburger Liederhandschrift‹ / ›Hausbuch des Michael de Leone‹) Papier in 2°; 285 Bl.; 34,5 × 26,5 cm; Würzburg; 1345–1354 1ra–1vb Lat. Verse 1va–2rb Besitzeintrag und Inhaltsverzeichnis 2va–11vb ABC und Gebete (›Tabula‹), lat. u. dt. 12r–12v leer 13ra–42ra Freidank (Bezzenberger Nr. 10) 42ra–42vb Lat. Verse 43ra–58va Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ 59ra–68ra Konrad von Würzburg: ›Das Turnier von Nantes‹ 68va–107rb Reimpaartextsammlung ›Die Welt‹ (Ziegeler E 1–58) 107 v leer 108ra–137ra Honorius Augustodunenis: ›Elucidarium‹, lat. (mit Anhängen) 137 va–154vb ›Lucidarius‹ (Hs. M11) 155r–155v leer 156ra–165vb ›Das Buch von guter Speise‹ 166ra–167ra ›Regimen sanitatis Salernitanum‹, lat. 167rb–168vb ›Die sechs Farben‹ B372 168vb–180vb Walther von der Vogelweide: Lieder (Hs. E) 181ra–191va Reinmar der Alte: Lieder (Hs. E / e) 191va–191vb Lupold Hornburg: ›Von allen Singern‹ 192ra–201vb König vom Odenwald: Reimpaarreden I–VII 201vb–206rb ›Lob der ritterlichen Minne‹ B472 206rb–210vb Frauenlob: Marienleich, Spruch 141 (E)

210vb–211ra (Ps.)-Marner: Spruch XV,44 211ra–212vb Lat. Verse 212vb–213vb Friedrich der Bayer: Lobgedichte und Verse, lat. 214ra–217 vb Regimen Sanitatis für Herzog Albrecht von Österreich, lat. (Hs. M) 218ra–220vb Pariser Pesttraktat ›Visis effectibus‹ von 1348 221ra–222va Genile da Foligno: ›Tractatus de Pestilentia‹, lat. 223ra–223va ›Versus Medicinales‹, lat. 223va–224rb Versus de Phlebotomia, lat. 224rb–225ra ›De regimine mensium‹, lat. 225ra–225rb Contra faeces, lat. 225rb–225vb Tischzucht, lat. 225vb–226ra (Ps.)–Marner und Friedrich von Sonnenburg: Sprüche 226r–234v Lupold Hornburg: Reimpaarreden I–IV 235r leer 235va–238va Physiognomik / Versbearbeitung (›Getihte von der physionomie‹) 238va–251va Würzburger Polizeisätze 252ra–252va Herbsteinung 253r leer 253va–255va Konrad von Würzburg: ›Die Klage der Kunst‹ 256ra Tractatus Brevis, lat. 256r v–256va Hermann von Schildesche: ›Tractatus de ordine studendi pro iuvenibus‹, lat.

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

256va–258ra Hermann von Schildesche: ›Divisio metrica ac generalis descriptio totius philosophiae ac omnium artium‹ (mit Interlinearkommentar von Michael de Leone), lat. 258rb–261rb Michael de Leone: ›De laudabilibus gestis Ottonis Wolfskel‹, lat. 261rb–262va Bischof Otto von Würzburg: Schiedsvertrag vom 19.10.1344 262va–262vb ›Salubres Orationes‹, lat. 262vb–268vb Michael de Leone: ›De cronicis temporum hominum modernorum‹, lat. 269r–269v leer 270ra–273vb Heinzelin von Konstanz: ›Von den zwein Sanct Johansen‹ (Hs. B)

273vb–276vb Heinzelin von Konstanz: ›Von dem Ritter und von dem Pfaffen‹ B415 277ra–279va König vom Odenwald: Reimpaarreden VIII–X 279va–279vb ›Von dem üblen Weib II‹ 280ra–280vb König vom Odenwald: Reimpaarreden XI–XII 281r–281v leer 282ra–284vb Lupold von Bebenburg: ›Liber de ortu, cursu et occasu Karoli magni et suorum successorum imperatorum et regum Romanorum‹, lat. 284va Michael de Leone: Oratio, lat. 285r–285v leer

Literatur: Kornrumpf/Völker 1968, 66–107, 349; Brunner 1983; Ziegeler 1985, 463–486; Achnitz/Holznagel 2004

*Neidensteiner Hs. Privatbesitz Wolfgang Christoph Freiherr von Velderndorf zum Neidenstein [verschollen] Papier in 2°; mind. 155 Bl.; 1402; österreichisch [zu erschließen über das in Wien, ÖNB, 10100a, auf 31r gegebene Inhaltsverzeichnis] Nr. 31 Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ Nr. 32 Konrad Harder: ›Frauenkranz‹ Nr. 2 Peter Suchenwirt: ›Die schöne AbenNr. 33 Heinrich von Freiberg: ›Die Legende teuer‹ B449 vom heiligen Kreuz‹ Nr. 3a Peter Suchenwirt: ›Rede von der Nr. 34 Heinzelin von Konstanz: ›Von den zwei Minne‹ B452 St. Johannsen‹ Nr. 3b Peter Suchenwirt: ›Die Minne vor Nr. 35 Jakob Peterswald: ›Die sieben Farben‹ Gericht‹ B453 B523 Nr. 3c Peter Suchenwirt: ›Von der Minne Nr. 36 Konrad von Würzburg: ›Herzmaere‹ Schlaf‹ B454 (Fischer Nr. 73b) Nr. 37 Ps.-Stricker: ›Der König im Bad‹ (q) Nr. 11 Peter Suchenwirt: ›Die Jagd‹ B501 Nr. 12 Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 Nr. 38 Versweigseinnit: ›Von Stete und Unstete‹ B524 Nr. 28 Versweigseinnit: ›Unsers Herren Wappen‹ Nr. 39 Heinrich Hundertpfund: ›Von unser Nr. 29 Schondoch: ›Die Königin von Frankfrauen Lob geticht, genannnt die guldin reich‹ (Fischer Nr. 116) arch‹ Nr. 30 Konrad von Würzburg: ›Heinrich von Kempten‹ Nr. 1–27: Geistliche und weltliche Texte von Peter Suchenwirt, darin:

Literatur: Primisser 1827, XLIX–LI; Kratochwil 1889, 312–316; Menhardt 1961b, 1198–1201

Handschriften

Ne

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Nelahozeves, Fürstl. Lobkowitzische Bibliothek R VI Fc 26 [olim Prag, Nationalbibliothek]

Papier in 2°; 530 S.; 29 × 20,5 cm; zwei zusammengebundene Teile: I: 1472; II: 1464–1467; schwäbisch I: S. 1–136 Albrecht von Eyb: ›Ehebüchlein‹ S.: 137–251 Meister Ingold: ›Guldîn spil‹ (mit Holzschnitten) II: S. 257–298 Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232 S. 299–404 Hartmann von Aue: ›Iwein‹ (Hs. z) S. 409–453 ›Standhaftigkeit in der Liebesqual‹ B208 S. 453 Beispiele für Vokalverbindungen und Konsonantenhäufungen

S. 454 leer S. 455–463 ›Klage um den Tod einer Frau‹ B37 S. 463–482 Elbelin von Eselberg: ›Das nackte Bild‹ B359 S. 483–487 ›Der schwierige Liebesbrief‹ B355 S. 487–493 ›Rat der Einsiedlerin‹ B217 S. 493–500 Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449 S. 500–528 ›Wilhalm von Orlens‹ / ›Wilhalm und Amalia‹ (Fischer Nr. 142) S. 528 Schreibersprüche S. 529–530 ›Die rechte Art der Minne‹ B199

Literatur: Leiderer 1969, 30–33; Mareiner 1998, 15–23

Ns1

Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarchiv Hd V 1

Papier in 2°; 85 Bl.; 29 × 21 cm; 1467; bairisch-österreichisch 1r Schreiberverse/ Gebetverse 1v leer 2r–58v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 59r–77r ›Der Minne Falkner‹ B512

77 v leer 78r–85v Albrecht: ›Jüngerer Titurel‹ (Auszüge, Hs. 26)

Literatur: Steckelberg 1998, 196f.; Bumke/Heinzle 2006, XIII

Ns2

Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarchiv Hd V 2

Papier in 2°, 8 Bl.; 20,5 × 15cm; 1467, bairisch-österreichisch [Die Hs. besteht aus den ursprünglichen Blättern 15–22 der Hs. Ns1] 1r–8v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Steckelberg 1998, 165f.

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Nü1 Nürnberg, GNM Hs. 5339a (›Rosenplüt Hs. n‹) Papier in 4°; 399 Bl. (urspr. 416 gez. Bl.); 20 × 14,5 cm; 1471–73; nordbairisch [1–16 fehlen] 16r–18v leer 17r–18r Hans Rosenplüt: ›Drei Ehefrauen am Brunnen‹ (Ziegeler FGf Nr. 3) 18r–20v Hans Rosenplüt: ›Der Barbier‹ (Fischer Nr. 105a) [21–22 fehlen] 23r–24v Hugo von Trimberg: ›Der Renner‹ (Auszug) 24v Zwei Sprüche und ein Priamel 25r–28r ›Die drei Wäscherinnen‹ (Fischer Nr. 137) 28r–31v Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg‹ (Fischer Nr. 105b) 31v–36r Hans Rosenplüt: ›Der fahrende Schüler‹ (Fischer Nr. 105g) 36r–37 v Acht Priameln 38r–48r Hans (?) Rosner: ›Der Einsiedel‹ 48r–48v Zwei Priameln 49r–58r Hans Rosenplüt: ›Der Lobspruch auf Nürnberg‹ 58v Zwei Priameln 59r–64r Hans Rosenplüt: ›Der Spruch von Böhmen‹ 64v–71v Hans Rosenplüt: ›Die Flucht vor den Hussiten‹ 71v–72v Fünf Priameln 73r–81v ›Bekehrung eines Juden‹ 82r–82v Vier Priameln 83r–92r Hans Rosenplüt: ›Die Disputation‹ (Fischer Nr. 105c) 92r–92v Drei Priameln 93r–101r ›Rat der Schriftgelehrten über Christus‹ 101r–101v Zwei Priameln 101v–102r Gebet 102r–110v 16 Weingrüße und segen 110v–111v Biergruß und segen 111v–113r Metguß und segen 113r–118r Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fischer Nr. 105e) 118r–122r Hans Rosenplüt: ›Die Hochzeit des Königs von England‹ (Keller Nr. 100) 122r–127r Hans Rosenplüt: ›Die Wolfsgrube‹ (Fischer Nr. 105l)

127r–129r ›Der verklagte Zwetzler‹ (Fischer Nr. 148) 129r–134v ›Von dem Hurübel‹ (Fassung II) 134v–135v Fünf Priameln 136r–145v 28 Gebete 146r–150v Hans Rosenplüt: ›Die Beichte‹ 150v–161v 34 Priameln 162r–163v Sammlung von Briefsalutationen 164r–176v ›Der Pfaffe mit der Schnur A‹ (Fischer Nr. 95) 176v–182r Hans Rosenplüt: ›Die sechs Ärzte‹ 182r–193v Hans Rosenplüt: ›Die Kaiserin in Rom A‹ 193v–199v Hans Rosenplüt: ›Lob der fruchtbaren Frau‹ 199v–207r ›Vom Türkischen Kaiser‹ 207r–217r Jakob Appet: ›Der Ritter unter dem Zuber‹ (Fischer Nr. 5) 217r–225r ›Der Traum‹ B247 225r–240v Schondoch: ›Die Königin von Frankreich‹ (Fischer Nr. 116) 241r–247 v ›Der wucherische Wechsler und der Fromme‹ 247 v–256r Heinrich von Pforzen: ›Der Pfarrer in der Reuse‹ (Fischer Nr. 56) 256r–258v ›Das schlaue Gretlein II‹ (Fischer Nr. 47) 259r–266r Fröschel von Leidnitz: ›Die Liebesprobe‹ (Fischer Nr. 42) 266v–272r Hans Rosenplüt: ›Der Priester und die Frau‹ 272r–280r ›Minner und Trinker‹ B418 280r–289r ›Der Ritter in der Kapelle‹ 289v–293v ›Verschwiegene Liebe‹ B335 293v ›Von der Betschwester‹ 294r–300r ›Die halbe Decke BC‹ (Fischer Nr. 22) 300r–306r Hans Rosenplüt: ›Die fünfzehn Klagen A‹ 306r–315v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 315v–320v Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 320v–324v ›Die zwölf faulen Pfaffenknechte‹ (Ziegeler FGf Nr. 5)

Handschriften 324v–326v ›Lobspruch von den Städten‹ 326v–330r Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 330r–333v ›Spiegel und Igel‹ (Fischer Nr. 105h) 333v–336v Peter Schmieher: ›Der Student von Prag‹ (Fischer Nr. 111b) 336v–338v ›Des Weingärtners Frau und der Pfaffe‹ (Fischer Nr. 138) 338v–346r ›Von dem Official‹ 346v–349r ›Von der Buhlschaft‹ 349r–352v ›Der Frauenschänder‹ 353r–357r ›Die sieben freien Künste‹ 357r–357 v Drei Priameln 358r–363v Hans Rosenplüt: ›Die Woche‹ 364r–367r ›Die Maköcken-Fastnacht‹ 367r–370r ›Der Jüngling‹

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370r–370v Drei Priameln 371r–376v Hans Rosenplüt: ›Die Turteltaube‹ 377r–379r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 379r–381r ›Von der Liebe‹ 381r–381v Drei Priameln 382r–390r Konrad Harder: ›Frauenkranz‹ 390v–395r Hans (?) Rosner: ›Die Handwerke‹ 395r–405r 38 Priameln 405r–405v ›Von einer Dirne‹ 405v ›Spruch an den Leser‹ 405v–406v Neun Priameln 407r–410r ›Das Lied von der Sau‹ 410v–413v Hans Schnepper: ›Der Lauf der Welt‹ 413v–416v Hans Rosenplüt: ›Der Bauernkalender‹

Literatur: Brandis 1964, 76–85; Simon, G. 1970, 14f.; Kurras 1974, 47; Reichel 1990, XI

Nü2 Nürnberg, GNM Hs. 42586 [olim Löwen, Universitätsbibl. Fragm. aus Col. Ag. 1524] Pergament; 1 Bl.; [14,5] × 12 cm; Ende 14. Jh.; mittelrheinisch 1r–1v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Kurras 1974, 167

114

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Nü3 Nürnberg, GNM Hs. Merkel 2° 966 (›Hs. des Valentin Holl‹) Papier in 2°; 245 Bl.; 42,2 × 27,5 cm; Augsburg 1524–1525 Im Vordeckel vier Lieder (eingeklebt) 1*–3* Register 4* leer 1r Gebet 1r Offenbeichte 1r–3r ›Christus und die sieben Laden‹ 3r–4r Urban Rieger: Beichtanleitung (1521) 4r–6r Zeitkritisches Spruchgedicht 6r–9r Hans Walser: Klage über Luther 9r–10v Martin Luther: Predigt 10v Brief an Wolfgang Ruß 10v–11r Christliche Ermahnung der Universität Erfurt 11r–12r Martin Luther vor dem Kaiser zu Worms 12r–13r Reformationsdialog 13r–28v Martin Luther: Fünf Predigten 28v–29v Romfeindliche Satire 29v Abgebrochene Abschrift der Bannbulle Papst Leo X. gegen Luther vom Jahre 1520 29v–32r Niclas von Wyle: Elfte Translatze (Brief Poggios von Florenz an seinen Freund Leonardo Aretino über den Ketzerprozess gegen Hieronymus von Prag 1416) 32r–34v Ulrich von Hutten: Papst und Kaiser 34v–36v Joachim von Calabrien und Hildegart von Bingen: Prophezeihungen bis auf 1515 36v–37r Pamphilus Gengenbach: ›Die Totenfresser‹ 37r–67r Kaspar Güthel: Gesprächsbüchlein 69r Spruchgedicht auf die Auseinandersetzungen des Reiches mit Frankreich um die Herzogtümer Hochburgund und Neapel seit 1493 69r–70v Hans Rosenplüt: ›Das Gespräch der elf Frauen‹ (Ziegeler FGf Nr. 4) 70v Hans Folz: Rätsel 70v–71r Hans Folz: ›Die Herkunft der Affen‹ 71r–71v Heinrich der Teichner: ›Die Rosshaut‹ (Fischer Nr. 57) 71v–72r ›Der Bürger im Harnisch‹ (Fischer Nr. 17) 72r ›Frau und Magd‹ (Fischer Nr. 33) 72r–73r Hans Rosenplüt: ›Der Barbier I‹ (Fischer Nr. 105a)

73r Heinrich der Teichner: ›Die Hose des Buhlers‹ (Fischer Nr. 30g) 73r–74r ›Drei listige Gesellen‹ (Fischer Nr. 45) 74r–74v Hans Folz: ›Der ausgesperrte Ehemann‹ (Fischer Nr. 30d) 74v Vier Lieder 74v–75v ›Der Pfaffe mit der Schnur C‹ (Fischer Nr. 96) 75v–76r Hans Schneider: ›Die Klage der drei Männer‹ (Ziegeler FGf Nr. 7) 76r Marx Wirsung: ›Werbungsszene‹ 76r–77 v Claus Spaun: ›Fünfzig Gulden Minnelohn‹ (Fischer Nr. 124) 77 v–78r Hans Rosenplüt: ›Die Wolfsgrube‹ (Fischer Nr. 105l) 78r–78v Hans Folz: ›Werbung im Stall‹ B245 78v–79r Peter Poll: ›Die zehn Gebote‹ 79r Legende vom Schweißtuch der Veronika 79r–80r Hans Raminger: ›Von der Natur des Kinds‹ 80r Heinrich der Teichner: ›Von Verheißen und nicht halten‹ 80r–80v ›Der Fastnacht Töchter‹ 80v–81r ›Des Labers Rat‹ B42 81r–81v Hans Krug: ›Neujahrsgruß an die Frauen‹ B267 81v ›Lebenslehre‹/Cato-Parodie (?) 81v–82r Hans Kemnater: ›Der liederliche Tag‹ 82r–82v ›Vom Mitleiden Mariae‹ 82v–83v ›Lob der Frauen‹ B262a 83v–84r ›Vom Fluchen und Schwören‹ 84r–v ›Der graue Mann‹ 84v–86r Der arme Konrad: ›Frau Metze‹ (Fischer Nr. 72) 86r–v Sehenswürdigkeiten deutscher Städte 86v–87 v Sankt Barbara-Legende 87 v–88v Pamphilus Gengenbach: ›Vom Bundschuh‹ 88v Ulrich Wiest: Zeitklage auf 1449 88v–89v Lied 89v–90r Lied über die Vertreibung der Juden aus Regensburg im Jahre 1519 90r–90v Der Tannhäuser 90v–91r Hans Schneider: Spruch über den Zunftaufruhr in Köln im Januar 1513

Handschriften 91r–92r Hans Schneider: Spruch von der Niederlage der Franzosen bei St. Hubert am 18. Okt. 1507 92r–92v Hans Schneider: Spruch anlässlich des Reichstages zu Augsburg 1500 92v–93v Ehrenrede auf die Herzogin Sabina von Württemberg 93v–94r Hans Schneider: Spruch über die Einnahme des Hohenkrähen am 13. Nov. 1512 94r–94v Martin Maier: ›Spruch von der Teuerung‹ 94v–95v Kunz Has: Spruch gegen käufliche Dichter 95v–96r Hans Schneider: Spruch zum Lob des Hauses Österreich, 1507 96r–96v Martin Maier: ›Spruch vom Krieg in Italien‹ 96v–97r Jörg Graff: Umarbeitung des Liedes von Pamphilus Gengenbach von Tod, Engel und Teufel 97r–97 v Lied von den zehn Geboten 97 v Lied 97 v–98v ›Lob der Frauen‹ B262a 98v–99r Paulus Zing: Tanzlied 99r–99v Geistlicher Spruch 99v–100r Geistliche Allegorie 100r–100v ›Neujahrswunsch von 1525‹ Z30 100v–101v Kunz Has: Spruchgedicht auf die Praktiken falscher Bettler 101v–102v Jörg Graff: Spruchgedicht zur Warnung vor den Türken (um 1518) 102v–103v ›Mariae Himmelfahrt‹ 103v–104v Zwei Lieder 104v–105r Reimpaarspruch vom Judenpogrom in Regensburg im Jahre 1519 105r Weingruß 105r–105v Hans Rosenplüt: ›Der Bildschnitzer von Würzburg I‹ (Fischer Nr. 105b) 105v–107r Kunz Has: ›Von der Welt Lauf‹ 107r–107 v Vikar N. Namensberger: Astrologische Prophezeihung bis auf das Jahr 1535 107 v–109r Ludwig Binder: Geistliches Spruchgedicht auf Maria 109r–110r Hans Glaser von Urach: Spruchgedicht auf den Erbfolgestreit um Bayern– Landshut 1504 110r–110v Lied auf die Vergänglichkeit irdischer Größe

115

110v Der Englische Gruß 110v–111r Hans Schneider: Spruch über das Erdbeben im Jahr 1511 111r Balthasar von Heilbronn: Reiterlied 111r Liebesklage 111v–112r Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 112r–112v ›Der Frau Venus neue Ordnung A‹ B356a 112v–113r Hans Schneider: ›Dieb und Henker‹ (Fischer Nr. 115) 113r ›Virgils Zauberbild‹ (Fischer Nr. 132) 113r–113v Hans Schneider: ›Spruch für Braut und Bräutigam‹ 113v Weingruß 113v–114r ›Liebesabenteuer in Konstanz‹ (Fischer Nr. 77) 114r–115r Spruchgedicht über neue Moden aus Italien 115r–116v ›Liebesklage‹ B40 116v–117r Hans Schneider: ›Der Traum‹ B253 117r Lied 117r–117 v Hans Schneider: Spruch vom Ungehorsam der Venediger, 1509 117 v–118r Hans Rosenplüt: ›Der Hasengeier‹ (2. Fassung, Fischer Nr. 105d) 118r–118v Spruchgedicht auf den Schwabenkrieg 1500 118v–119r ›Jesu Einzug in Jerusalem‹ 119r–119v ›Lob der Frauen‹ B262a 119v–120r Zeitkritisches Spruchgedicht 120r–120v Hans Folz: ›Göttliche Weisheit und menschliche Torheit im Streitgespräch‹ 120v–121r Matheis Hirz: ›Vom Schießen zu Augsburg auf der Rosenau im Jahre 1509‹ 121r–121v ›Rätsellied vom Vogelbaum‹ 121v–122r Jörg Schiller: ›Fünf Frauen klagen über ihre Männer‹ 122r Hans Schneider: Spruch vom Ungehorsam der Venediger, 1509 (Fragment) 122v–123r Zwei Lieder 123r–123v Hans Umperlin: Treueversicherung an Herzog Ulrich von Württemberg 1516 123v–128v 19 Lieder 128v–129r Kriminalbericht 129r Lied gegen das Raubritterunwesen 129r–129v Prosabericht über den Sturz und Ende des Augsburger Bürgermeisters Ulrich Schwarz 1478

116

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

129v–133r Zwölf Lieder 135r–152v Sammlung von Gebeten 153r Sammlung von Kurzgnomik 153r ›Der Minne Lehre‹ B354 152r–152v ›Documenta Aristotelis ad Alexandrum Magnum‹, dt. (Reimpaarfassung) 153v–154r Sehenswürdigkeiten Deutscher Städte 154r Fünf Priameln 154r–155r Historisches Spruchgedicht auf die politischen und religiösen Ereignisse in den Jahren um 1502 155r–155v Martin Maier von Reutlingen: ›Zeitklage‹ 155v–160v Liedersammlung 160v–161r Prosabericht vom Ende des Juden Johann Pfefferkorn am 4. September 1514 161r Lied 161r–163v Zwei Reimkalender

163v–167r 14 Lieder 167r Drei Rezepte 168r–168v Lied 168v–169r Spottpredigt 169r–170r Zwei Lieder 170v leer 171r–172v Zwei Lieder 173r–173v Der Pfaffen Klage über Luther (Spottgedicht) 173v–180v Der Stricker: ›Der Pfaffe Amis‹ 180v–191r Heinrich Steinhöwel: ›Apollonius‹ (Vorrede) 191r–199r Philipp Frankfurter: ›Pfarrer von Kalenberg‹ 199r–231r Sebastian Brant: ›Das Narrenschiff‹ 231r Schlusssentenz des Valentin Holl 232r–233v leer [im Rückendeckel befindet sich ein eingeklebtes Ehebruchslied

Literatur: Meyer, D. 1989, 134–271, 495–545

Oberlins Hs. siehe *Sr5 (Straßburg, Stadtbibliothek ohne Signatur) Po

Pommersfelden, Gräflich Schönbornsche Schlossbibliothek Cod. 54 [alte Signatur: Cod. 2798]

Papier in 8°; 133 Bl.; 19,5 × 16 cm; Mitte 14. Jh.; thüringisch 1r–10v ›Der Schüler zu Paris A‹ (Fischer Nr. 118) 11r–13r ›Minner und Trinker‹ B418 13r–15v Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f) 16r–35r ›Die Heidin A‹ (Fischer Nr. 53) 35r–40v ›Daz brechen leit‹ B27 40v–48v ›Schampiflor‹ (Fischer Nr. 109)

48v–54r ›Marien Rosenkranz‹ 54r–76v Heinrich der Klausner: ›Marienlegende‹ 76v–77r Versgebet 77 v–101r ›Laurin‹ (Hs. L3) 101v–128v ›Rosengarten zu Worms‹ (Hs. R6) 129r–133v Ps.-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74)

Literatur: Bartsch 1860; Westphal 1993, 115–119

Prag siehe auch Ne

Handschriften

Pr1

117

Prag, Knihovna Nárondního muzea Cod. I Ea 28

Pergament; 9 Stücke eines Blattes; 18 × [10] cm; 1. Hälfte 14. Jh.; mittelfränkisch 1ra ›Der Minne Erklärung‹ B515 1ra–1vb ›Die Kogge‹ Z52 Literatur: Mourek 1904, 197–199; Klein, K. 1998, 81f.

Pr2

Prag, Knihovna Nárondního muzea Cod. X A 12 (›Liederbuch der Klara Hätzlerin‹)

Papier 2°; 360 Bl.; 31,5 × 21,5 cm; Augsburg 1470/71; niederbairisch 1r–1v leer 2ra ›Wer lügt?‹ 2ra–2rb ›Lob einer Frau nach dem ABC‹ 2rb ›Wie der Mensch sein soll‹ 2rb–2va ›Schelte einer Frau nach dem ABC‹ 2va ›Wer an den einzelnen Wochentagen badet‹ 2va–2vb ›Schelte einer Frau nach dem ABC‹ 2vb ›Die neun Merkmale einer schönen Frau‹ 3r Buchstabenspiel: ›Mich Jamert Raine fraw‹ 3v–4v Inhaltsverzeichnis 5ra Bauernregel 5ra–5rb ›Liebe und Leid‹ 5rb ›Die zehn Lebensalter‹ 5rb ›Das Alter von Zaun, Hund und Pferd‹ 5v ›Warum Jagdtiere jagen‹ 5v Lehren des Aristoteles 6r–65r [marginal] ›Ironischer Frauenpreis‹ B22 6r–9r ›Lob der Frauen‹ B262a 9r–17 v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 18r–21r ›Verschwiegene Liebe‹ B335 21r–23v ›Der schwere Traum‹ B219 23v–28v ›Der Traum‹ B247 28v–32v ›Die rechte Art der Minne‹ B199 32v–37 v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236 37 v–44r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 44r–46v ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 47r–49r Gozold: ›Der Liebesbrief‹ B213 49r–51v ›Der erste Buchstaben der Geliebten‹ B4 51v–52v Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640)

52v–55r ›Wer kann allen recht tun‹ B52 55r–64v ›Das Schloss Immer‹ B486 64v–65r ›Die Harre‹ B330 65r–67 v ›Die Heimkehr der gefangenen Geliebten‹ B227 67 v–69v ›Was Blütenfarben bedeuten‹ B363 69v–72r ›Die beiden Schwestern‹ B414 72r–73v ›Die acht Farben‹ B377 73v–75v ›Lob der grünen Farbe‹ B382 75v–79r ›Die sechs Farben‹ B372 79r–81v ›Pflanzenallegorese A‹ Z75a 82r–89r Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 89v–90v ›Belehrung eines jungen Mannes‹ B317 90v–94r ›Die Minneburg‹ B485 94r Rätsel 94v–98v ›Besuch bei der Geliebten‹ B258 98r–100r Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292 100r–104r ›Das Strohkränzlein‹ B225 104r–106v ›Das Meiden‹ B259 106v–107r ›Das Scheiden‹ B38 107 v–108r ›Abschiedsgruß‹ B160 108r–110v ›Die goldene Fessel‹ B260 110v–116v ›Acht Neujahrsgrüße auf 1441– 1448‹ B161–168 116v–118v Quodlibet 118v–121v Peter Suchenwirt: ›Das Würfelspiel‹ 121v–122r ›Klage eines verlassenen Liebhabers‹ B39 122r–127 v ›Die versuchte Treue‹ B194

118

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

127 v–129v ›Minneklage eines Mannes‹ B26 129v–133r ›Herz und Leib‹ B425 133v–134r ›Liebesklage eines Mannes‹ B57 134v–136r ›Sehnsuchtsklage einer Frau‹ B45 136v–137r Walther von Griven: ›Weiberzauber‹ B391 137r–138v Warnung vor Hoffart 139r–140r ›Die böse Frau und der Teufel‹ 140r–141v ›Schönheitspreis‹ B5 141v–148r ›Gespräch mit einem alten Liebhaber‹ B205 148r–153r ›Der Minne Gericht‹ B462 153r–158r ›Wahre und falsche Liebe‹ B404 158r–163v ›Der Maienkranz‹ B224 163v–170r ›Der Minne Regel‹ B303 170r–175v ›Der Krautgarten‹ B500 175v–178v ›Streigespräch zwischen Mai und August‹ 178v–180r Christliche Lebenslehre 180r–180v Hermann von Sachsenheim: ›Des Spiegels Abenteuer‹ B465 180v–181v Hermann von Sachsenheim: ›Das Schleiertüchlein‹ B226 181v–189v Der Mönch von Salzburg: Vier geistliche Lieder 189v–196r ›Die Bauernhochzeit‹ (Fischer Nr. 10) 196r–204v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359

205r–208v ›Die sieben größten Freuden‹ (Ziegeler FGf Nr. 6) 208v–211v ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Pra) 211v–214v Tischzucht 215r Hermann von Sachsenheims: ›Grabinschrift‹ 215r–219v Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 220r–222v Kaltenbach: ›Rechte Liebe‹ B338 222v–225r ›Der Reiterorden‹ 225r–229v Hans Raminger: ›Von der Natur des Kindes‹ 229v–232r Hans Rosenplüt: ›Der Knecht im Garten‹ (Fischer Nr. 105e) 232r–239v Freidank (Grimm2 d = Bezzenberger Nr. 30) 239v–245r Der Mönch von Salzburg: Drei geistliche Lieder 245r–248v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 249r–359v Sammlung von 124 Liedern (›Liederbuch der Klara Hätzlerin‹), darin: 287 v–288v Kostenaufstellung für einen Dreipersonenhaushalt 336v–340v Der Elende Knabe: ›Der Minne Freund und Leid‹ B402 359v–360v Besitzvermerke und Wappenzeichnung der Familie Roggenburg

Literatur: Geuther 1899; Pyritz 1950, XXIf.; Mück 1980, 100–107; Schierling 1980, 174; Glier 2VL 3 (1981), 547–549 und 2VL 11 (2004), 593; Wachinger 1982; Kerth 1986a, 41f.; Homeyer/Knor/Solms 2005; Homeyer/Knor/Solms 2007; Knor 2008.

Ro1 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana Cod. pal. lat. 1793 Papier in 8°; 163 Bl.; 15. Jh.; schwäbisch Lateinische Schulhandschrift, darin: 56r–80r Nikolaus Salzmesser: ›Granum rhetorice‹, lat. 80r–80v Anhänge zum ›Granum rhetorice‹, lat. 80v–83r ›Römische Liebesbriefe‹ B169–176 94v ›Römische Liebesbriefe (IX–XII)‹ Z18–21 Literatur: Bartsch 1887, 198; Worstbrock 2VL 8 (1992), 570f.

Handschriften

119

Ro2 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana Cod. Regin. Lat. 1354 Pergament; 136 Bl.; ca. 20,5 × 17 cm; 2. Viertel 13. Jh. (Nachträge: 2. Hälfte 13. Jh.); ostoberdeutsch 1ra–107r Der Stricker: ›Karl der Große‹ (Hs. D) 108r–136r Hartmann von Aue: ›Gregorius‹ 107r ›Lob der Geliebten‹ B8 (Nachtrag) (Hs. A) 136ra–136rb Frauengruß Z3 (Nachtrag) 107 va Frauengruß Z2 (Nachtrag) 107 vb Liebesbrief B177 (Nachtrag) Literatur: Heinze 1974, 5f.; Schneider, K. 1987, Textbd. 125–127, Tafelbd. Abb. 68

Ro3 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana Pal. IV 228 Papier in 4°; 59 Bl.; 20,5 × 15 cm; mehrere zusammengebundene Teile: I: Zwei Drucke (1516/1515); II: handschriftlicher Teil, Augsburg (?), 1518–1522; III: Zwei Drucke (1517/1518) 10r–14r Testament von Martin Rösler, Bürger zu Augsburg, 1502 14r–15r Hausbrief Johann Langenmantels von 1373 15r–15v Studentenlied 15v–17 v Hans Raminger: ›Von der Natur des Kindes‹ 18r–24v Legende vom hl. Chrysostomus II: 24v–25v Hausbrief von Hanns Hösslin vom 1r Vorwort zum Gebetbuch Jahre 1436 25v–28r Urkunde von Hans Rott in Sachen 1r–v Zwei Gebete 1v–2r Die Aufschrift des Kreuzes Christi des Totschlags Michel Wiblisshausers an Konrad Schnecklein von Abhofen in den drei Sprachen, mit Ablassangaben aus dem Jahre 1513 2v Ablass auf das Zeichen T von Papst Sixtus IV. 28r–28v Schuldbrief von Hans Kemptner, 2v–3r Das Zauberwort Ananizapta, mit Übersetzung Peter Störkle und Hans Wagner an Moses, 3r–4r Zwei Gebete Juden zu Günzburg vom Jahre 1501 29r–29v Schuldbrief von Hans Buggelein 4r–v Segen 4v Dankgebet an Jakob Lämmlein von Jchenhausen aus dem Jahre 1507 4v–5v Brief von Euphrosia Stamler an 29v–30r Schuldbrief von Jakob Seitz an Wolfgang Stamler 5v Namensreihe Salomon Juden zu Rieden vom Jahre 1509 30r–32r Neun humanmedizinische Rezepte 5v Reimpaarspruch auf Luther und den Papst 6r–v Gerichtsschreiben in der Beleidigungsklage 32r–33r ›Liebesbrief‹ Z28 Jörg faut gegen Hanns Mader im Jahre 1512 33r–35v Urkunde von Jörg Ott und 7r–v Kaiserliches Mandat vom 15 Juli 1507 in Hans Glitzenstein in der Sache Hanns Ulmer gegen Anna Bengerin vom Jahre 1483 der Streitsache des Dekankapitels zu Worms gegen den Bürgermeister und rat zu Worms 36r–38v Umschuldungsurkunde von 7 v–8v Urkunde Johan Dornhofers, 1492 Hans Nachbar, Bürger von Ulm, an den Schneider Ulrich Löchrer im Jahre 1455 8v–9v Urkunde des Rates der Stadt Königsberg in Angelegenheiten Martin Rösleins gegen 39r–39v Urkunde für Jörg Zeiger betreffs Gotthart Stamler und Martin Winter dessen ehelicher Geburt vom Jahre 1505 I: 1. Alexander Seitz: ›Bäderbüchlein‹ (Basel: Adam Petri 1516; VD16 S 5389) 2. Ulrich von Hutten: Lobgedicht auf Erzbischof Albrecht von Mainz, lat. (Tübingen: Thomas Anshelm; VD16 H 6357)

120

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

39r–42v Hans Schneider: Spruch von der Böhmenschlacht bei Regensburg am 12. Sept. 1504 42v–43v Hausbrief für Joß Zemig und Hans Liephart vom Jahre 1459 43v–44r Urkunde von Matheiß Säckel über die Pflegschaft der Hans Schöneller und Hans Rummel vom Jahre 1467 44r–45v Urkunde von Hans Rummel betreffend die Erbschaftsangelegenheit seiner Geschwister Jörg und Elisabeth vom Jahre 1503 46r–47r Brief von 1471 47 v Notizen 47 v Motto 48r–50r Hausbrief der Anna Übeleisenin von 1481 50r–52r Prodigienbericht von der Auffindung eines wunderbaren Hasen mit zwei Leibern, drei Augen und acht Füßen im Jahre 1505 (Prosa)

52v–55v ›Mariae Mantel‹ (Meisterlied) 55v Brief des Kaplans Wolfgang Schinsfelder an Siegmund Gugger, Bürger zu Augsburg, 1518 55v Namensreihe 56r Notiz 56r–56v Brief von Siegmund Fürhölzer an Siegmund Gugger, Bürger zu Augsburg, ohne Datum 56v–58r ›Werbungsszene‹ B242 58r–59r Brief an den Koch Meister Engelhardt in Augsburg wegen einer misslungenen Werbung um seine Tochter, 1517 59r–59v Schwanklied III: 1. Martin Müller: ›Passio Christi‹ ([Straßburg: Johann Knobloch d.Ä. für Johannes Haselberg] 1517; VD16 M 6598); 2. Simon Eyssemann: Praktik auf das Jahr 1518 (Leipzig: Wolfgang Stöckel 1518; VD 16 E 4764)

Literatur: Meyer, D. 1989, Bd 1, 406–428, Bd. 2, 613–622

Rs

Rostock, UB philol. 84

Pergament; 2 Doppelblätter; 27 × 19,5 cm; um 1400; niederländisch [Die Blätter bilden die ursprünglichen Bl. 61, 72, 85 und 96, als Makulatur ausgelöst aus einer Inkunabel von 1491 1rb–1va (=61r–61v) Willem van Hildegaersberch: 2vb–2ra (=85r–85v) Willem van Hildegaersberch: ›Die Klage der Treue und der Gerechtig›Van den X gheboeden‹ keit‹ B448 2rb–2va (=96rv) Willem van Hildegaersberch: 1ra–1va (=72r–72v) Willem van Hildegaersberch: ›Van karitas‹ ›Vanden goeden Ridder‹; 1ra (=72v) Willem van Hildegaersberch: ›Van drien figuren‹ Literatur: Heydeck 2001, 126f.

Handschriften

121

*Roths Hs Privatbesitz (?) F. W. E. Roth, Wiesbaden (?) [verschollen] Sammelband von Predigten, darin: ›Die undankbare Wiedererweckte‹ (Ziegeler FGf Nr. 24) ›Die sechs Kronen‹ B437 Literatur: Roth 1892, 63f.

*Sachs-Spruchbuch 1 (SG 1) [verschollen] Papier in 4°; 324 Bl.; Nürnberg; um 1520–1530 Autorsammlung von Meisterliedern, Buhlliedern, Spruchgedichten und Spielen, darin: Bl. 165–172 (?) Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 Bl. 195–206 (?) Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bl. 207–261 (?) Hans Sachs: ›Der Venusgarten‹ B525 Literatur: Drescher 1894, 4f.

*Sachs-Spruchbuch 2 (SG 2) [verschollen] Papier in 4°; 352 Bl.; Nürnberg; um 1530–1533 Autorsammlung von Spruchgedichten und Spielen, darin: Bl. 21–28 (?) Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bl. 29–36 (?) Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 Literatur: Drescher 1894, 5–7

Sa

Salzburg, Stiftsbibliothek St. Peter b IV 3

Papier in 4°; 128 Bl., 21 × 15,5 cm; Augsburg (?); nach 1478; schwäbisch 1r–6v Hans Zukunft: ›Das goldene Jahr‹ 7r–14r Johannes Künlin: ›Von den 10 Geboten‹ (Fragment) 14r–16v ›De curia romana‹, lat. u. dt. 16v–19r ›Minneerlebnis‹ B256 19r–26v ›Der Traum‹ B247 26v–32v Heinrich von Pforzen: ›Der Pfaffe in der Fischreuse‹ (Fischer Nr. 56) 32v–34v Heinrich der Teichner: ›Die Rosshaut‹ (Fischer Nr. 57)

34v–36r Heinrich der Teichner: ›Vom Eidschwören‹ (Niewöhner Nr. 412) 36r–37 v ›Den jungen die Minne, den Alten der Wein!‹ B238 37 v–41r Peter Suchenwirt: ›Liebe und Schönheit‹ B413 41r–43v ›Des Labers Rat‹ B42 44r–47 v Quodlibet 47 v–51v ›Der unentwegte Liebhaber‹ B236

122

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

51v–60v Der arme Konrad: ›Frau Metze‹ (Fischer Nr. 72) 60v–65r ›Streit für und gegen die Minne‹ B398 65v–70r ›Des von Laber Lehren‹ B204 70v–74r ›Der Spalt in der Wand‹ B352 74r–79r ›Klage einer jungen Frau‹ B353 79r–83v Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 83v Wunsch (4 V.) 83v–89r ›Von treulosen Männern‹ B294 89r–91r ›Lob der guten Fut‹ Z34 91r–94v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 94v ›Moralisches ABC‹ 95r Sprüche und Priameln, dt. u. lat. (u. a. Freidank)

95v–96r Parodie eines Liebesbriefs (Prosa) 96v–98v Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653) 99r–101r Peter Schmieher: ›Die Nonne im Bade‹ (Fischer Nr. 111a) 101r–102v Liebesbrief eines Mädchens (Prosa) 102v–107r Bericht über den Reichstag zu Frankfurt 1454 107r–110v Fastnachtspredigt 111r–123r Augsburger Chronik 1368–1388 123r–134r Erhard Wahraus: Augsburger Chronik 1126–1445 (1462) mit eingeschobenen Notizen, Sprüchen, Rätseln 134r–138v Hans Schneider: ›Spruch über den Augsburger Bürgermeister Ulrich Schwarz und seine Hinrichtung 1478‹

Literatur: Hayer 1982, 212–220

Sg

Sterzing, Stadtarchiv ohne Sign. (›Sterzinger Miszellaneen-Hs.‹)

Papier in 4°; 61 Bl.; 22 × 15,5 cm; Kloster Neustift bei Brixen (?)/Konstanz (?); erstes Viertel 15. Jh.; südbairisch (?) / ostfränkisch-mitteldeutsche Einschläge (?) 1ra–3ra und 3va Musikal. Traktat, lat. 3rb–3vb Rezepte, dt. und lat. 4r Hexachordtabelle, Rezepte, dt.-lat. 4v Solmisationsformeln 4v–5r Musikal. Intervallschema 5v Ligaturentafel 6r Guidonische Hand, Rezepte, lat. 6v–8v Lieder (u.a. Johann von Bopfingen und Mönch von Salzburg) 9rb Rezepte, dt. u. lat. 9va Freidanksprüche 9vb Rezept, dt. 10r–10v Lieder (teilweise mit Melodien) 11r–12r Erzählung vom Heiligen Niemand (Fassung C), vier lateinische Sprüche 12v Freidanksprüche, dt. 12v–30r Verschiedene Gedichte und Sprüche, lat.

30v Rezepte, Merksätze und Verse gegen die Mönche, lat. 31r Balsamus et munda, lat. 31v–32r ›Lob der guten Fut‹ Z34 32v–33r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 33r Spruch 33v–39r Deutsche und lateinische Lieder (u.a. Mönch von Salzburg, Suchensinn, Pseudo-Neidhart, teilweise mit Melodien) 39v–41v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 41v–46r Lieder (u.a. Mönch von Salzburg, Pseudo-Neidhart), darunter 44v–45v Stefan Veltsperger: ›Von alten Weibern‹ 46v Rezepte zur Obstzubereitung, dt. 47r–61v Lieder (Neidhart und PseudoNeidhart, teilweise mit Melodien)

Literatur: Thurnher/Zimmermann 1979; Zimmermann, M. 1980; März 1999, 123–127; Siller 2001

Handschriften

Sm

123

Stockholm, KB Vu 82 (›Jütische Sammlung‹/›Børglumer Hs.‹)

Papier in 4°; 1 Bl. + 162 paginierte Bl.; 21 × 15 cm; Kloster Borglum (Jütland); I + III: um 1480, II: 1541; I + II: nordniederdeutsch und III: dänisch S. 117–130 Chronikalische Notizen über I: dänische, schleswig-holsteinische, S. 1–7 ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389 hansische und preußische Ereignisse S. 8–48 ›Farbentracht‹ B436 (251–1520 n. Chr.) S. 48–64 ›Liebesgespräch‹ Z42 S. 130–138 Gottfried von Franken: ›Pelzbuch‹ (Auszüge) II: S. 65–67 Fünf ndt. Sprüche III: S. 69–76 ›Lehren für eine Jungfrau‹ B322 S. 139–317 ›Karl Magnus’ Krønike‹ S. 77–96 ›Rat der Vögel‹ S. 318–321 Schmuckalphabet S. 97–105 Fastnachtspiel (›De vos vnde de S. 322–324 leer hane‹) S. 106–116 ›Der Trinker‹ Literatur: Thorsson Johansson 1997; Kurras 2001, 93–96 und Abb. 52

Sr1

Straßburg, BNU Ms. 2327 [alte Signatur: L germ. 352.4°]

Papier in 4°; 135 Bl.; 20,2 × 13,7 cm; 2. Hälfte 15. Jh.; niederhessisch 4r–134v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 135r leer 135v Federproben Literatur: Schlosser 1974, 19–21

Sr2

Straßburg, BNU Ms. 2333 [alte Signatur: L germ. 358.4°]

Papier; 112 Bl.; 26,5 × 19,5 cm; 1472; schwäbisch 1r–99v ›Des Teufels Netz‹ (Hs. D) 99v–107 v ›Der dankbare Wiedergänger‹ (Fischer Nr. 142) 107 vb–110rb ›Klage der Treue‹ B447 110v–112v leer Literatur: Becker, A. 1914, 92

124

Sr3

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Straßburg, Stadtbibliothek Cod. A 94 [1870 verbrannt]

Pergament; 80 Bl.; Mitte 14. Jh.; niederalemannisch/elsässisch 1ra–4va ›Der Traum von der Liebe‹ B210 4va–8vb Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 8vb–11vb Jakob Appet: ›Der Ritter unter dem Zuber‹ (Fischer Nr. 5) 12ra–13rb ›Frau Minne warnt vor Lügen‹ B333 13rb–15rb ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 15rb–16vb ›Neun Männer, neun Frauen‹ 16vb ›Liebe und Schönheit‹ B412 16vb–17rb ›Kettenreime‹ 17rb–17 va Lügenrede 17 vb–18va ›Traugemundslied‹ 18va Lotterspruch 18vb–19rb Judeneid (Prosa) 19rb–19va ›Vom Tavernenleben‹ 19va–20vb ›Wer kann allen recht tun‹ B52 20vb–22va ›Die sechs Farben‹ B372 22va–23vb ›Minner und Trinker‹ B418

23vb–24vb ›Liebe und Schönheit‹ B412 24vb–36va Hartmann von Aue: ›Der arme Heinrich‹ (Hs. A) 35va–38vb ›Das Kerbelkraut‹ (Fischer Nr. 68) 38vb–40ra König vom Odenwald: ›Von dem Hausrat‹ 40ra–41ra ›Vom Pfennig‹ (Fassung I) 41ra–45rb ›Aristoteles und Phyllis‹ (Fischer Nr. 6) 45rb–47ra ›Herbst und Mai‹ (Ziegeler FGf Nr. 27) 47rb–49ra ›Sekte der Minner‹ B302 49rb–53ra Pseudo-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74) 53ra–57ra ›Das Häslein‹ (Fischer Nr. 50) 57ra–59rb ›Das Auge‹ (Fischer Nr. 7) 59va–80rb Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹ (Hs. 25)

Literatur: Grunewald 1981; Paul/Gärtner 2001, XI–XIII; Sprague 2007; Sprague 2008; Sprague 2010

Sr4

Straßburg, Stadtbibliothek, ohne Signatur [1870 verbrannt]

Pergament; 67 Bl.; 2. Hälfte 15. Jh.; schwäbisch-alemannisch [Abschrift des 19. Jh.s: München, BSB Cgm 5152] 1r–67 v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Steckelberg 1998, 191f.

*Sr5 Straßburg, Stadtbibliothek ohne Signatur [olim Privatbesitz C. Oberlin, Straßburg] [1870 verbrannt] (›Oberlins Hs.‹) Pergament in 4°; 3 Bl.; 14./15. Jh. 1ra–1rb ›Das Fest‹ B346 Literatur: Oberlin 1803

Handschriften

St1

125

Stuttgart, WLB Cod. Donaueschingen 580b (›Zimmerische Chronik‹, Hs. B2)

Papier in groß-2°; 389 Bl.; paginiert S. 803–1567; 39 × 28 cm; Messkirch; 1566 ›Chronik der Grafen von Zimmern‹, darin: S. 1136–1145 Minnewerbung B241 S. 1147–1152 Das weltliche Klösterlein‹ B440 Literatur: Barack 1865, 410f.; Wolf, G. 2002

St2

Stuttgart, WLB HB X 10

Papier; 345 Bl.; 21 × 15 cm; Erfurt; 1480/81; schwäbisch (342v–343r) 1r–115v Antonius Andreas de Gaudino: ›Quaestiones zur Metaphysik des Aristoteles‹, lat. 116r–120v Kilianus Stetzing: ›Tabula super metaphysicam‹, lat. 120v–124r Kilianus Stetzing: ›Tabula secunda super metaphysicam‹, lat. 124r–132v Robertus Grosseteste: ›Summa super octo libros physicorum Aristotelis‹, lat. 133r Henricus von Werla: ›Tractatus de Formalitatibus‹, lat. 133v Schematische Zusammenstellung der divisiones entis 134r–145r Petrus de Castrovol: ›Formalitates‹, lat. 146r–151r ›De Latitudines Formarum‹, lat. 151r–161v Walter Burlaeus: ›De potentiis animae‹, lat. 162r–168r Nicolaus de Orbellis: ›Compendium Considerationibus Mathematicae‹, lat. 168r–205r Traktat zur Physik, lat. 205v leer 206ra–221rb Augustinus de Ferrara: ›Quaestiones super Porpyrium‹, lat. Literatur: Buhl 1972, 68–72

221v–252r Augustinus de Ferrara: ›Quaestiones de praedicamenta‹, lat. 252v–253v leer 254r–261v Nicolaus Lakmann: ›Formalitates‹, lat. 262r Schema philosophischer Termini 262v–265r ›Quaestiones de materia prima‹, lat. 265v–267 v leer 268r–315r Vermischte grammatische Schriften nach Nicolaus Perottus: ›Rudimenta Grammatices‹, lat. 316r–323v Augustinus Datus: ›Elegantiolae‹ 324r Spottverse über die Anhänger des Johannes Scotus, lat. 325r–333r Philosophische Schemata 333v leer 334r–342r Paulus Pergulensis: ›Compendium logicae‹, lat. 342v–343r ›Stuttgarter Liebesbriefe‹ B178–180 343r Einzelverse und Sprichworte 343v leer 344r Textfragment, lat. 344v leer

126

St3

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Stuttgart, WLB HB XIII 1 (›Weingartner Liederhandschrift‹/Hs. B)

Pergament; 1 Bl. + 312 gez. S.; 17–15,5 × 12,5–11,5 cm; Konstanz; 1. Viertel 14. Jh.; schwäbischalemannisch S. 1–170 25 Autorencorpora strophischer Dichtung S. 171–177 leer S. 178–179 Wolfram von Eschenbach: Tagelieder S. 180–181 leer S. 182–204 Neidhart und Neidhartiana S. 205 leer S. 206–228 ›Winsbecke‹ und ›Winsbeckin‹ S. 229–238 (Ps.-Gottfried von Straßburg): ›Lobgesang auf Maria‹

S. 239 leer S. 240–251 Der Junge Meißner: Sangsprüche S. 252 leer S. 253–304 Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232 S. 304–305 ›Minneklage‹ B25 S. 306–309 leer S. 310 Gedicht (Nachtrag des 15. Jh.) S. 311–312 leer

Literatur: Buhl/Kurras 1969, 79; Holznagel 1995, 121–139; Kornrumpf 2VL 10 (1999), 809–817; Uhl 2010, 113–117

St4

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. poet. et phil. 2of. 22 (›Comburger Hs.‹)

Pergament; 346 Bl.; 26,5 × 29,0/29,2 cm; Ostflandern (Gent?), zwischen 1380–1425; mittelniederländisch I: 1ra–85va Hein van Aken: ›Die Rose‹ 85vb–86ra ›Van begrijpe‹ 86rb leer 86v Federproben II: 87ra–101vb Jacob van Maerlant: ›Heimelicheit der Heimelicheden‹ 101vb–102va Lobgedicht auf Maria 102va–110rb ›Boec van seden‹ 110rb–112rb ›Cato‹ (Mndl. Übersetzung, Hs. C) 112rb–119ra Jacob van Maerlant: ›Der erste Martin‹ 119ra–121rb Jacob van Maerlant: ›Der zweite Martijn‹ 121rb–124va Jacob van Maerlant: ›Der dritte Martijn‹

124va–128vb Jacob van Maerlant: ›Disputacie von onser vrouwen ende‹ 128vb–130vb Bernardus Silvestris: ›De cura et regimentum familiaris‹ III: 131ra–174vb ›Sidrac‹ 174vb–176ra ›De Sancto Bernardo‹, mnl. 176ra–178va Kurze geistliche Prosastücke 178va Reimspruch 178vb leer IV: 179ra–192va ›Brandans Meerfahrt‹, mndl. Fassung (C) 192va–213rb Willem: ›Van den vos Reinaerde‹ (›Reinaert I‹) (Hs. A) 213rb–214ra ›Van Judas gheborte‹ 214ra–216rb ›Van Pylatus geborte‹

Handschriften 216rb–218rb ›Van Antekrist comste‹ 218rb–229va Jan de Weert: ›Disputacie von Rogiere ende Janne‹ 229va–231ra Hein van Aken: ›Historie van Saladyn‹ 231ra–232rb ›Van den XII wel dienenden cnapen‹ 232rb–233vb ›Van eere vrauwen die niet noode vygilyen seide ouer doode‹ 233vb–234ra ›Van der weldaet die de duuele dede‹ 234rb–234vb Sproke V: 235ra–261vb Jan van Boendale: ›Der Leken spieghel‹ (Auszüge) 261vb–265ra Facetus, mnl. 265ra–265rb ›Van begrijpe‹ 265rb–265vb ›Hoe een keyser twee princhen dede versoenen‹ 265vb–266va ›Van den gheesteliken boemgaharde‹ 266va–267ra ›Van der zalen‹

127

267ra–268va ›Een goet exemple‹ 268va–272ra ›Van den IX besten‹ 272ra–272va ›Die zwölf Ritter‹ Z54 272va–274va ›Van tween ghesellen die elc voer andren steruen wilden‹ 274va–275rb ›Doctrinael sauage‹ 275rb–275vb ›Van eenen rudder die zinen zone leerde‹ 275vb–277rb ›Van den jonghen mooncskine‹ 277rb–277 vb ›Van der roese des crucen‹ 277 vb ›Naect ende arem wasic gheboren‹ 277 vb–278rb ›Van der princhen rade‹ 278rb–279vb ›Van eenen verwaenden coninc‹ 279vb–280rb ›Van der hoegher zale‹ 280rb–280vb ›Van maer‹ 280vb–281rb ›Van den dorpman ende zinen wiue‹ 281rb–281va ›Van houeerden‹ 281va–281vb ›Een sproke vp den wijn‹ VI: 282ra–346rb: ›Rijmkroniek van Vlaanderen‹

Literatur: Irtenkauf/Krekler 1981, 19–24; Brinkman/Schenkel 1997, 8–98

St5

Stuttgart, WLB poet. et phil. 4° 69

Papier in 4°; 298 Bl.; 21,5 × 15 cm; 2. Hälfte 15. Jh.; oberdeutsch 1r Federprobe 1v leer 2r–188v Kommentierte Psalter-Übersetzung nach Nikolaus de Lyra 188v–201r Lateinische geistliche Gesänge 202r–203r ›Liebesklage‹ B71 203r–213r, 213v–214v ›Werbung des Freundes‹ B230 213r–213v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359 215r–220r Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 220v–228r ›Die Bauernhochzeit‹ (Fischer Nr. 10) 228r–238v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359 240v–243v ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 Literatur: Irtenkauf/Krekler 1981, 134f.

244r–244v ›Das Scheiden‹ B38 245r–245v ›Abschiedsgruß‹ B160 246r–249r ›Das Meiden‹ B259 249v–257r ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405 257 v–260v ›Der schwere Traum‹ B219 260v–266v ›Der Knappe und die Frau‹ B261 266v–278r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 278r–284r Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 284v–288r Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 288r–294v ›Die versuchte Treue‹ B194 295r–298v leer

128

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

*Temlers Pergamenthandschrift Privatbesitz (?) von C. F. Temler, Kopenhagen [verschollen] Pergamentblätter ›Liebesklage‹ B70 Literatur: Nyerup 1787, XVIII

Thoma,s Bruchstück siehe Mü14 Thorn / Toruń siehe auch Wa Th

Thorn, UB Rps 49/IV [olim Königsberg, UB Hs. 409]

Papier, 120 Bl; 31 × 20,5 cm; Königsberg; 1528 [Druckabschrift aus str1] S. 1 Titel S. 2 leer S. 3–8 Johann Adelphus Muling: Vorrede S. 8–9 Gereimte Inhaltsangabe S. 10–210 Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466

S. 211–212 Johann Adelphus Muling: Vorrede zum Anhang S. 213–229 Hieronymus Emser: ›Von der Ee‹ (›Satyra‹) S. 230–240 leer

Literatur: Päsler 2000, 60f.

Tr

Trier, Stadtbibliothek 1120/128a 4°

Papier in schmal–2°; 34 Bl.; 32 × 11 cm; Moselfranken (Blankenheim?); um 1490; moselfränkisch 1r–3r ›Streitgespräch zweier Frauen über die Minne‹ B401 3r–6r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 6r–11r ›Die blaue Rede‹ B200 11r–11v ›Klage über die Trennung von der Geliebten G‹ B62 Literatur: Bushey 1996, 170–173

12r–15r ›Vom Mai‹ B198 15v–20r ›Männertreue und Frauentreue‹ B410 20v–24r ›Der Krautgarten‹ B500 24r–27r ›Der Traum‹ B247 27 v–30v ›Schloss Immer‹ B486 31r–34v ›Pflanzenallegorese C‹ Z75c

Handschriften



129

Tübingen, Wilhelmsstift Cod.W 331

Pergament; Leimabklatsch im vorderen Innenspiegel + 1 verschollener Streifen aus dem Buchrücken, beides zu einem Doppelblatt gehörig; ca. 10 × 8  cm; östl. Hessen (?); Mitte 14.  Jh.; md. / mittelfrk. Johann von Konstanz: ›Minnelehre‹ B232 Literatur: Fischer, H. 1968; Huschenbett 2002, XXII

Tu

Tulln, Stadtmuseum, Inv.-Nr. 565

Pergament; 2 Bl.; 13,3 × 10,5 cm; 2. Hälfte 14. Jh.; bairisch 1r–2v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Schützner 1948/1950; Lackner 2000, 257 Nr. 43

Wa

Warschau, Nationalbibl., Akc. 8711 [olim Thorn / Toruń, Universitätsbibl., Rps 28/III; olim Königsberg, Staats- und Universitätsbibl., Hs. 898]

Pergament; 103 Bl.; 27 × 19 cm; drei zusammengebundene Teile: I. mitteldeutsch, II. alemannisch, III. 1. Hälfte 14. Jh.; alemannisch I: 1r–96r Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹ (Hs. K) 96v leer II: 97r–101v Hugo von Konstanz: ›Predigt über Johannes den Täufer‹ Literatur: Päsler 2000, 91–93

III: 102ra–103vb ›Jagdallegorie‹ B504 103vb Gebet

130

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

We1 Weimar, Herzogin Anna Amalia-Bibliothek Cod. Oct. 145 Papier in 8°; 3 + 241 Bl.; 15,5 × 10,5 cm; Augsburg (?); 1480–1490; ostschwäbisch *1r–*3v Vorsatzblätter 1r Vorbemerkung 1v–10r ›Vom Eigennutz‹ 11r–22r ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Wie) 22r–26v Hans Kemnater (?): ›Der liederliche Tag‹ 26v–31r Hans Raminger (?): ›Von der Armut‹ 31r–35v Peter Schmieher: ›Vom Würfelspiel‹ 35v–40v ›Der Herrgottschnitzer‹ (Fischer Nr. 62) 40v–42r Heinrich der Teichner: ›Von unserem Herrn‹ (Niewöhner Nr. 68) 42r–44v Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 44v–48r ›Die Nachtigall B‹ (Fischer Nr. 91) 48r–53v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 53v–60r ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 60v–72r ›Bestrafte Untreue‹ B463 72r–82v ›Der Traum‹ B247 82v–88v Konrad Suchendank: ›Zeitklage‹ 89r–100r Hans Zukunft: ›Der Priester und die Messe‹ 100v–105r Sieben Weingrüße 105v–113r ›Der züchte lere‹ 113r–123v Pseudo-Stricker: ›Der König im Bad‹ 124r–132v Hans Raminger: ›Die Natur des Kindes‹

132v–140v ›Lob der Frauen‹ B262a 140v–150v Die Entstehung des Weinbaus und ihre Folgen 150v ›Der Traum‹ B247 151r–160v ›Ironische Minnelehre‹ B350 160v–173v Hermann von Sachsenheim: ›Die Grasmetze‹ B246 173v–181v Fröschel von Leidnitz: ›Liebesgespräch‹ B235 181v–186v Hans Folz: ›Drei listige Frauen C‹ (Fischer Nr. 30f) 186v–194r ›Klage einer jungen Frau‹ B353 194r–199r Wie der Würfel erfunden wurde 199v–208r Zwölf Wein- und Biergrüße 208v–211v Hans Raminger: ›Warnung vor Trunkenheit‹ 211r–221v ›Streitgespräch zwischen Christ und Jude‹ (Sigle Wei) 222r–225v Hans Krug: Neujahrsgruß an die Frauen B267 226r–229v Sammlung von Briefsalutationen 230r–232v leer 233r–234r Liebesbrief in Prosa 234r–235r Gebet beim Trinken der Johannesminne 235r–241v leer

Literatur: Fischer 1961, XLVII–LVIII

We2 Weimar, Herzogin Anna Amalia-Bibliothek Cod. Oct. 146 (›Zutphener Liederbuch‹) Papier in 8°, I + 52 Bl; 15 × 10,5 cm; Zutphen; 1537; niederländisch mit niederdeutschen Anteilen 1r–33v ›Zutphener Liederbuch‹ (32 Lieder, vor allem mit Liebesthematik), darin: 23r–24v ›Werbungsgespräch‹ Z41 34r–35r leer 35v–36r Alphabetisches Register zum Liederbuch

36v leer 37r –48r 16 Lieder 48v–49r leer 49v ›Zutphener Liebesgruß‹ Z31 49v–52v ›Zutphener Minnesprüche‹ Z84

Literatur: Lievens 1963, 193–197 Nr. 146; Leloux 1985

Handschriften

131

We3 Weimar, Herzogin Anna Amalia-Bibliothek Cod. Quart 564 (›Weimarer Liederhandschrift‹/Hs. F) Papier in 4°; 142 Bl. [Bl. 43 doppelt gez.]; 18,7 × 15 cm; Nürnberg (?); 3. Viertel 15. Jh. I: 1r–100v Frauenlob-Liedcorpus 100v Federproben/zeichnungen 101r–106v Weitere Lieder und Strophen (u. a. von Walther von der Vogelweide) II: 107r–108v ›Der Bauern Lob‹ 109v–116v ›Minneklage‹ B30b 116v–119v Zwei Sprüche in Regenbogens

langem Ton 119v Konrad von Würzburgs Hofton 122r–124v ›Der Bauern Lob‹ 124v–125r Spruch 125v–131v ›Hofgerichtsspiel vom Ehebruch‹ (Fastnachtspiel Keller Nr. 40) 131v–137 v ›Der Ritter in der Kapelle‹ 137 v–140r Weingrüße und segen 140r–141v ›Stiefmutter und Tochter‹ B351 142r–142v leer

Literatur: Stackmann/Bertau 1981, 37–48 Nr. 5; Morgenstern-Werner 1990; Kornrumpf 2VL 10 (1999), 803–807; Willms 2006

We4 Weimar, Herzogin Anna Amalia-Bibliothek Cod. Quart 566 Papier; 256 Bl.; 18,3–13 × 12–7,7 cm; Nürnberg (Schreiber [teilweise]: Hans Folz); 2. Hälfte 15. Jh. 1r–4v ›Die Beichte einer Frau‹ B340 4v–9r Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 9r–13r ›Der Traum‹ B247 13r–14r Hans Zukunft: ›Das Goldene Jahr‹ (Kurzversion) 14r–15r Heinrich der Teichner: ›Die Wiedervergeltung‹ (Fischer Nr. 30s) 15v–16v Heinrich der Teichner: ›Der arme Bäcker‹ (Fischer Nr. 30a) 17r–21v leer 22r–26v Fastnachtspiel 27r–57 v Hans Folz-Sammlung 58r–60v leer 61r–63v Hans Kugler: ›Der Windbeutel‹ 64r–68v Elbelin von Eselsberg: ›Das nackte Bild‹ B359 69r–76r leer 76v–84r Hans Folz: Meisterlieder 84v–88v leer 89r–97r Fastnachtspiel 97 v–98v leer 99r–122v Heinrich von Mügeln: ›Der Meide Kranz‹

123r–132r ›Pharetra contra iudeos‹/›Der köcher wider die iuden‹ (Fastnachtspiel) 132v–134r leer 134v Notitzen 135r–141v Abhandlungen über die Verfolgungen der Christen durch die Türken 142r–142v leer 143r–148v Prosaabhandlung (Hans Folz) und Gedicht über die Fechtkunst 149r–152v leer 153r Unvollständige Überschrift, lat. 154r–160r ›Adam und Eva‹ (Prosa) und Prosafassung eines Meisterlieds; 160v–164v leer; 165r–169v ›Dialogus divitis et pauperis a beato Basilio editus‹, dt. 169v–170r Hans Folz: Fragment eines Gedichtes 170v leer 171r–178r Verschiedene Texte zur Alchemie 178v–186r leer 186v Lateinische Verse und Notitzen 187r–209r ›Disputation über die Vorzüge des Christentums vor dem Judentum‹ (Fastnachtspiel)

132

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

209v–211v leer 212r–226v Traktat, dt. 227r–228r leer 228v Vier gereimte Hexameter, lat. 229r–230v leer

231r–246r Alchimistischer Traktat, lat. 246v–248v leer 249r–255r Theol. Abhandlung, lat. 255v–256r leer 256v Reime

Literatur: Mayer 1908, VIII–XVI; Stackmann 2003, XXI–XXIV

*Wg Wernigerode, Fürstl. Stolbergische Bibliothek Cod Zb 4m [verschollen] Papier in 4°; 256 Bl. (Bl. 5, 20, 23, 208 fehlen, nach den Bl. 100 und 144 je ein ungezähltes Bl.); 21,5 × 15 cm; letztes Viertel 15. Jh. / erstes Drittel 16. Jh. 1r–15r Harntraktat mit 37 Zeichnungen 16r–22r ›Vom Pulsfühlen und Aderlassen‹ 22r–22v ›Die vier Temperamente‹ 24r–95v Medizinische Rezepte und Traktate, darin: 35v–36v Wetter- und Sterblichkeitsprophezeiung für das gesamte Jahr 37r–38r Bestimmung des Todestages 40r–41v ›Vom aussätzigen Senator‹ (Prosafragment) 43r Übersetzung lat. und griech. Krankheitsnamen 43v Lederfärbemittel 42v und 44r–49r ›Rossarzeneibuch‹ 76r–76v ›Madelger-Traktat‹ 80v–82v ›Zur Bedeutung von Sternbildern‹ 82v Gebet 86v Lat. Empfehlungsschreiben für einen Arzt 87 v–94v ›Planetentraktat‹ 95v–97r ›Jüngeres Hildebrandslied‹ 97r–104r Medizinische Rezepte und Badetraktate 104r Weingruß 104v–111r Nachträge (teilweise lat.) 113r–125r ›Der züchte lere‹ 125v–130r Nachträge (Rezepte) 130v–133r Hans Raminger: ›Von der Natur des Kindes‹

133v–135r Federproben von späterer Hand 135v–137r ›Witwe und Galgenwärter‹ (Ulrich Boner: Fabel Nr. 57) 137r–137 v ›Der eitle Pfaffe‹ (Ulrich Boner: Fabel Nr. 82) 138r–138v ›Des Vögeleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570) 140r–143r Lat. Vagantenlieder 143v–215r Medizinische Rezepte und Aderlassvorschriften, darin 192v–194v ›Planetentraktat‹ 197r Anleitung zu Proben der Jungfrauenschaft, Liebeszauber 197r ›Vom Wiedehopf‹ 203r–204r Färbemittel 214r ›Wie man Krebse fängt‹ 215r Leimbereitung 215v–218r König vom Odenwald: ›Von dem Hausrat‹ 218v–220r ›Wolfdietrich‹-Auszug (Hs. e2) 220r–235v Medizinische Rezepte 236r–236v Schönheitsmittel 237r–239r Anleitung zur Schlehenweinherstellung 239v–244v ›Pflanzenallegorese E‹ Z75e 245r–249r ›Verschwiegene Liebe‹ B335 249v–255v ›Moringer‹ (›Der edle Moringer‹) (Hs. b) 256r–256v Liebeslied (›Ich het mych underwonden‹)

Literatur: Brodführer 1914; Oppitz 1993, 192f.; Kofler 2008

Wernigerode siehe Be19

Handschriften

133

Wi1 Wien, ÖNB 2705 (›Wiener Kleinepikhandschrift‹) Pergament; II + 176 + II Bl.; 23,8 × 15,8 cm; 3. Viertel 13. Jh.; bairisch-österreichisch Sammlung kleinerer Reimpaardichtung (insg. 270 Texte: Der Stricker, Walther von Griven, Rudolf von Ems, Freidank), darim: 1ra–2vb Register 3ra–5vb Der Stricker: ›Vom heiligen Geist 5vb–7 vb Der Stricker: ›Die sieben Gaben‹ 7 vb–9rb Der Stricker: ›Von der Messe‹ 10ra–10va Der Stricker: ›Vom christlichen Leben‹ 10va–11ra Der Stricker: ›Wir sollen Gott im Herzen beherbergen‹ 11ra–11va Der Stricker: ›Von Gottesfurcht‹ 11va–11vb Der Stricker: ›Vom Wert der Messe‹ 11vb–12rb Der Stricker: ›Die Messe versöhnt Gottes Zorn‹ 12rb–13rb Der Stricker: ›Erklärung des Glaubensbekenntnisses‹ 13rb–13va Der Stricker: ›Gottes Allmacht, Weisheit und Güte‹ 13va–13vb Der Stricker: ›Vom Verzagen an Gott und Gleichgültigkeit‹ 13vb–14ra Der Stricker: ›Der Glauben und die Werke‹ 14ra–17 vb Der Stricker: ›Ursache und Vollzug des Erlösungswerkes‹ 17 vb–18va Der Stricker: ›Gebet zu Maria‹ 18va–21ra Der Stricker: ›Gebet zu Maria, Christus und allen Heiligen‹ 21ra–23ra Der Stricker: ›Hilferuf zu Maria‹ 23rb Der Stricker: ›Gruß an Maria‹ 23rb–23va Der Stricker: ›Gebet vor dem hl. Abendmahl‹ 23va Der Stricker: ›Gebet für die Seelen im Fegefeuer und für die Sünder‹ 23va–23vb Der Stricker: ›Gebet zum Schutzengel‹ 24ra–25rb Der Stricker: ›Die drei Wünsche‹ (Fischer Nr. 127p) 25rb–26va Der Stricker: Der begrabene Ehemann (Fischer Nr. 127c) 26va–27 vb Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f.) 27 vb–28rb Der Stricker: ›Der Käfer im Rosenhaus‹

28rb–29ra Der Stricker: ›Die Königin vom Mohrenland‹ 29ra–29vb Der Stricker: ›Das Wildpret‹ 29vb–31ra Der Stricker: ›Der Kater als Freier‹ 31ra Der Stricker: ›Katzenart‹ 31ra Der Stricker: ›Der unfruchtbare Baum‹ 31ra–31rb Der Stricker: ›Die Sommerlatte‹ 31rb–32rb Der Stricker: ›Die Gauhühner‹ 32rb–32vb Der Stricker: ›Der Juden Abgott‹ 32vb–33vb Der Stricker: ›Der arme und der reiche König‹ (Fischer Nr. 127l) 33vb–35va Der Stricker: ›Der junge Ratgeber‹ (Fischer Nr. 127n) 35va–36rb Der Stricker: ›Von einem guten Schalk‹ 36rb–37rb Der Stricker: ›Die freigebige Königin‹ (Ziegeler FGf Nr. 30) 37 va Der Stricker: ›Ehre und Seelenheil‹ 37 va Der Stricker: ›Beispiel vom Hasen‹ 37 va–38ra Der Stricker: ›Äffin und Nuss‹ 38ra Der Stricker: ›Esel, Gäuche und Affen‹ 38ra–38rb Der Stricker: ›Der Wolf und das Weib‹ 38rb–39rb Der Stricker: ›Wolf und Gänse‹ 39rb–40rb Der Stricker: ›Der Wolf und sein Sohn‹ 40rb–40va Der Stricker: ›Der Wolf und der Bauer‹ 40va–41rb Der Stricker: ›Die geliehenen Kleider‹ 41rb–41vb Der Stricker: ›Die zwei Herren‹ 41vb–42rb Der Stricker: ›Der Kirchtag‹ 42rb–43rb Der Stricker: ›Der Krämer‹ 43rb–44rb Der Stricker: ›Eule und Habicht‹ 44va–45ra Der Stricker: ›Der verflogene Falke‹ 45ra–45vb Der Stricker: ›Das wilde Ross‹ 45vb–47 vb Der Stricker: ›Der kluge Knecht‹ (Fischer Nr. 127k) 47 vb–48vb Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 48vb–49va Der Stricker: ›Der unbelehrbare Zecher‹ (Fischer Nr. 127q) 49va–51rb Der Stricker: ›Falsche und rechte Milde‹

134

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

51rb–51va Der Stricker: ›Der Waldschrat‹ 51va–52rb Der Stricker: ›Von zwei Zimmerleuten‹ 52rb–52vb Der Stricker: ›Von einem Betrüger‹ 52vb–53ra Der Stricker: ›Hahn und Perle‹ 53ra–53va Der Stricker: ›Die Männler‹ 53va–54ra Der Stricker: ›Der Hort‹ 54ra–54vb Der Stricker: ›Der Gärtner‹ 54vb–55rb Der Stricker: ›Frauenehre‹ B263 55rb–55vb Der Stricker: ›Von der besten Frau‹ 55vb–56vb Der Stricker: ›Der Esel in der Fremde‹ 56vb–57rb Der Stricker: ›Wolf und Hund‹ 57rb–57 vb Der Stricker: ›Wolf und Biber‹ 57 vb–58ra Der Stricker: ›Von einem Hofwart‹ 58ra–58rb Der Stricker: ›Fliege und Kahlkopf‹ 58rb–58va Der Stricker: ›Der blinde Dieb‹ 58va–59rb Der Stricker: ›Des Königs alte Kleider‹ 59rb–59va Der Stricker: ›Predigtmärlein vom brüllenden Löwen‹ 59va–59vb Der Stricker: ›Der Hund und sein Herr‹ 59vb–60ra Der Stricker: ›Christus eine gebärende Frau‹ 60ra–61ra Der Stricker: ›Das Bild‹ 61ra–61va Der Stricker: ›Von der Hoffart‹ (Moelleken Nr. 81) (Hs. A) 61va–62ra Der Stricker: ›Treue gegen Vater und Bruder (Gott Vater und Christus)‹ 62ra–63vb Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹ (Fragm.) 63vb–64ra Der Stricker: ›Der blinde Wegweiser‹ 64ra–65rb: Rudolf von Ems: ›Barlaam und Josaphat‹ (Fragm.) 65rb–66va Der Stricker: ›Der nackte Bote‹ (Fischer Nr. 127a) 66va–67ra Der Stricker: ›Der nackte Ritter‹ (Fischer Nr. 127o) 67ra–68ra Der Stricker: ›Ehmanns Rat‹ 68ra–68vb Der Stricker: ›Der Hofhund‹ 69vb–70vb Der Stricker: ›Der wunderbare Stein‹ (Ziegeler FGf Nr. 32) 85vb–88ra Der Stricker: ›Die eingemauerte Frau‹ (Fischer Nr. 127g)

101va–102vb Der Stricker: ›Der eigensinnige Spötter‹ (Ziegeler FGf Nr. 31) 108ra–109ra Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 113va–114va Der Stricker: ›Die sechs Teufelsscharen‹ 114va–115ra Walther von Griven: ›Weiberzauber‹ B391 115ra–116rb Der Stricker: ›Das erzwungene Gelübde‹ (Fischer Nr. 127h) 117 va–121ra Der Stricker: ›Der Gevatterin Rat‹ (Fischer Nr. 127i) 137rb ›Der betrogene Blinde I‹ (bispel) 137 vb ›Die zwei Blinden‹ 139rb–140rb ›Acht Schätze‹ 147ra–147 va ›Adler und Eule‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 3) 148ra–148rb ›Des Vögleins Lehren‹ 150ra–150rb ›Vier Lügen‹ (Fassung W) 151rb–151va ›Der kahle Ritter‹ (bispel) 152rb–153ra Der Stricker: ›Ehescheidungsgespräch‹ (Fischer Nr. 127d) 154va ›Die Falschheit der Welt‹ 154va–154vb ›Frauenminne und Gottesminne‹ B309 154vb–155ra ›Aberglaube‹ 155ra–155va›Frauenschönheit‹ B264 155va–155vb ›Die beiden ungleichen Liebhaber‹ B324 155vb–160rb Freidank-Sammlung 160rb–160vb ›Der Liebhaber im Bade‹ (Fischer Nr. 79) 160vb–161ra ›Liebe und Reichtum‹ B310 161ra–171vb Hauptsächlich Fabeln, darunter: 161vb–162rb ›Das Schneekind A‹ (Fischer Nr. 113) 171vb–173rb ›Die fünf teuflischen Geister‹ 173rb–173va Der Stricker ›Von der Hoffart‹ 173va–175vb ›Der Weinschwelg‹ (Ziegeler FGf Nr. 2) 176r–176v Urkunde von 1337 (ehem. Spiegel)

Literatur: Menhardt 1960, 142–204; Glier 1971, 55–57; Schneider, K. 1987, Textbd. 177f., Tafelbd. Abb. 97f.; Holznagel 1999

Handschriften

135

Wi2 Wien, ÖNB 2720 Pergament in 4°, I + 59 Bl.; 21 × 13 cm; Horlachen i. d. Steiermark (?); 14. Jh.; bairisch-österreichisch Ir Spuren des früheren Einbandes Iv leer 1r–55r Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 55v–58v leer 59r Besitzvermerk 59v Spuren des früheren Einbandes und Federproben Literatur: Menhardt 1960, 216f.; Steckelberg 1998, 188f.

Wi3 Wien, ÖNB 2794 Papier in 2°; XI + 107 Bl.; 31,3 × 21,8 cm; Messkirch (Schreiber: Gabriel Sattler von Lindenast); 1483; schwäbisch 1r–98v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 98v Schreibereintrag des Gabriel Sattler 99r–107 v leer Literatur: Menhardt 1960, 303f.; Schlosser 1974, 21

Wi4 Wien, ÖNB 2796 Papier in 2°; I+130 Bl.; 30,5 × 21,5 cm; Messkirch (Schreiber: Gabriel Sattler von Lindenast); 1483; schwäbisch 1r–18r ›Von einem Schatz‹ B392 18v–44r ›Die Jagd auf einen edlen Fasan‹ B502 44r–58r ›Von einer Amme‹ B266 58r–73v ›Der Weg zur Burg der Tugenden‹ B487

74r–89r ›Liebesfreuden und -leiden‹ B69 89v–125r ›Minnegespräch‹ B229 125r Schreibereintrag des Gabriel Sattler 126v–130v leer

Literatur: Menhardt 1960, 304–306; Glier 1971, 252–259; Mareiner 1984, 15–224

136

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Wi5 Wien, ÖNB 2799* Papier in 2°; I + 48 + I Bl.; 30,3 × 22 cm; Wien (?); Ende 15. Jh./frühes 16. Jh.; bairisch-österreichisch 1r–48v Hadamar von Laber. ›Die Jagd‹ B513 Literatur: Menhardt 1960, 310; Steckelberg 1998, 198#+#

Wi6 Wien, ÖNB 2819 (›Teichner-Handschrift B‹) Papier in 2°; III + 226 + III Bl.; 30 × 21  cm; Wien; um 1380; österreichisch mit schwäbischem Einschlag Teichner-Autorsammlung (454 Texte), darin: vb

va

45 –46 Heinrich der Teichner: ›Von der Liebe‹ B287 69va–70ra Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329

›Von dem roten Mund‹ B274 82va–83ra Heinrich der Teichner: ›Von falscher Minne‹ B296 121rb–121vb Heinrich der Teichner: ›Von weltlicher und göttlicher Minne‹ B312

82ra–82va Heinrich der Teichner: Literatur: Niewöhner 1953a, LV–LX; Menhardt 1960, 344–383

Wi7 Wien, ÖNB 2848 (›Teichner-Handschrift C‹) Papier in 2°; IV + 300 + II Bl.; 29 × 22 cm; Wien; 1469; bairisch-schwäbisch Teichner-Autorsammlung (317 Texte), darin: IIIr–IVv Register 41r–42r Heinrich der Teichner: ›Von dem roten Mund‹ B274 148v–149r Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329

262r Heinrich der Teichner: ›Von rechter Liebe‹ B311 271r–271v Heinrich der Teichner: ›Von der Minne‹ B313 271v–272v Heinrich der Teichner: ›Klage einer Frau‹ B292

Literatur: Niewöhner 1953a, LXXXI–LXXXIV; Menhardt 1960, 421–455

Handschriften

137

Wi8 Wien, ÖNB 2885 Papier in 2°; III+215 Bl.+I; 28,5 × 20 cm; Innsbruck/Tiroler Raum; 1393; bairisch 1ra–4va ›Studentenabenteuer A‹ (Fischer Nr. 129) 4va–10rb Hermann Fressant: ›Der Hellerwertwitz‹ (Fischer Nr. 40) 10va–14rb Konrad von Würzburg: ›Das Herzmaere‹ (Fischer Nr. 73b) 14rb–16ra ›Die halbe Decke B‹, 3. Fassung (Fischer Nr. 21) 16ra–16vb ›Die Bärenjagd II‹ (bîspel-Fassung) 16vb–17 va ›Frau Seltenrein‹ (Ziegeler FGf Nr. 15) 17 vb–18rb ›Berchta‹ (Fischer Nr. 14) 18rb–18vb ›Der Ritter im Hemde‹ (Fischer Nr. 103) 18vb–19vb ›Die Wette‹ (Fischer Nr. 140) 19vb–24ra ›Pyramus und Thisbe‹ (Fischer Nr. 98) 24ra–26rb ›Minner und Trinker‹ B418 26rb–30va Pseudo-Konrad von Würzburg: ›Die halbe Birne A‹ (Fischer Nr. 74) 30va–31vb ›Die Meierin mit der Geiß‹ (Fischer Nr. 82) 32ra–34vb ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 34vb–36rb Der Stricker: ›Das heiße Eisen‹ (Fischer Nr. 127f) 36rb–37 vb ›Adam und Eva‹ B349 37 vb–28va Der Stricker: ›Der Käfer im Rosenhaus‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 67) 38vb–39ra Der Stricker: ›Der Hofhund‹ (Moelleken Nr. 73) 39ra–39va Der Stricker: ›Der Rabe mit den Pfauenfedern‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 470) 39va–41vb Tannhäuser: ›Die Hofzucht‹ 41vb–43va ›Der Ritter mit den Nüssen‹ (Fischer Nr. 104) 43va–44rb ›Der betrogene Blinde‹ (Fischer Nr. 16) 44rb–45rb Der Stricker: ›Der wahre Freund‹ (Moelleken Nr. 149) 45rb–47 vb ›Das Gänslein‹ (Fischer Nr. 43) 47 vb–50ra Volrat: ›Die alte Mutter‹ (Fischer Nr. 133) 50ra–52rb ›Tor Hunor‹ (Fischer Nr. 131)

52rb–56va ›Der Minne Porten‹ B438 56va–61vb ›Cato‹ (Rumpfbearbeitung, Hs. R-Wie2) 61vb–67 vb ›Der Schüler zu Paris B‹ (Fischer Nr. 119) 67 vb–84va ›Die Heidin II‹ (Ziegeler FGf Nr. 28a) 84va–103rb Konrad von Würzburg: ›Die Goldene Schmiede‹ 103rb–114ra Rüdeger der Hinkhofer: ›Der Schegel‹ (Fischer Nr. 106) 114ra–120ra Der Stricker: ›Der Gevatterin Rat‹ (Fischer Nr. 127i) 120ra–122va ›Gold und Zers‹ (Ziegeler FGf Nr. 26) 122va–126ra Der Stricker: ›Die eingemauerte Frau‹ (Fischer Nr. 127g) 126ra–126va ›Kröte als Arzt‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 164) 126va–127rb ›Das Schneekind A‹ (Fischer Nr. 113) 127rb–129rb Der Stricker: ›Die drei Wünsche‹ (Fischer Nr. 127p) 129rb–131rb Der Stricker: ›Der nackte Bote‹ (Fischer Nr. 127a) 131va–133vb Der Stricker: ›Das erzwungene Gelübde‹ (Fischer Nr. 127h) 133vb–135rb Der Stricker: ›Wolf und Sohn‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 600) 135rb–137rb Der Stricker: ›Die Kupplerin‹ 137rb–139ra ›Der schwangere Müller‹ (Fischer Nr. 88) 139ra–140vb Der Stricker: ›Die Martinsnacht‹ (Fischer Nr. 127m) 141ra–141va ›Wachtelmaere‹ 141va–142vb Der Stricker: ›Der nackte Ritter‹ (Fischer Nr. 127o), 143ra–143va ›Der milde König‹ 143va–144rb Der Stricker: ›Der bloßgestellte Ritter‹ 144rb–144vb ›Die Blume und der Reif‹ 145ra–145va ›Fink und Nachtigall‹ 145va–146ra Der Stricker: ›Der einfältige Ritter‹ (Moelleken Nr. 162)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

146ra–146va ›Des Vögeleins Lehren‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 570) 146va–148ra Der Stricker: ›Gast und Wirtin‹ (Ziegeler FGf Nr. 29) 148ra–154rb Ruschart: ›Der Minne Klaffer‹ B234 154rb–163ra Sibote: ›Frauenerziehung‹ (Fischer Nr. 121) 163ra–164ra ›Das Almosen‹ (Fischer Nr. 3) 164ra–174ra Friedrich von Saarburg: ›Vom Antichrist‹ (B) 174ra–178va ›Der Striegel‹ (Fischer Nr. 128) 178va–179rb ›Der Pfaffe und Ehebrecherin A‹ (Fischer Nr. 94) 179rb–180ra ›Paternoster-Parodie‹ Z44 180ra–180rb ›Ave Maria-Parodie‹ Z45

180rb–181rb Der Stricker: ›Des Gastes Hofzucht‹ 181va–181vb ›Von drei Wappen‹ 181vb–184rb Der Stricker: ›Der ernsthafte König‹ (Moelleken Nr. 98) 184va–188ra Pseudo-Stricker: ›Der König im Bad‹ 188ra–192rb ›Der Württemberger‹ (Hs. A) 192va–196rb ›Der Magezoge‹ (›Spiegel der Tugend‹) 196rb–205va Heinrich von Freiberg: ›Die Legende vom heiligen Kreuz‹ 205va–213vb Konrad von Würzbug. ›Heinrich von Kempten‹ (Fischer Nr. 73a) 214–215r leer 215va Drei kurze Gebete

Literatur: Menhardt 1960, 527–546; Glier 1971, 210–215; Schmid 1985, 7–28

Wi9 Wien, ÖNB 2890 Papier in 2°; IV + 57 Bl.; 30,5 × 21 cm; um 1480; schwäbisch Ir Besitzereinträge 1r–53r ›Die Minneburg‹ B485 53v–57 v leer Literatur: Pyritz 1950, XXXVII–XLI; Menhardt 1960, 549f.

Wi10 Wien, ÖNB 2901 (›Teichner-Handschrift A‹) Papier in 2°; 250 Bl.; 30 × 21 cm; Wien; 2. Hl. 14. Jh, österreichisch Teichner-Autorsammlung (464 Texte), darin: Vorderer Spiegel–3rb Register 58va–59ra Heinrich der Teichner: ›Von der Liebe‹ B287 82vb–83ra Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329

95ra–95va Heinrich der Teichner: ›Von dem roten Mund‹ B274 95va–96ra Heinrich der Teichner: ›Von falscher Minne‹ B296 142va–143rb Heinrich der Teichner: ›Von weltlicher und göttlicher Minne‹ B312

Literatur: Niewöhner 1953a, XXXI–LV; Menhardt 1960, 562–604

Handschriften

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Wi11 Wien, ÖNB 2931 Papier in 4°; 66 Bl.; 22 × 14,5 cm; Mitte 14. Jh.; bairisch 1r–57 v Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B513 58r–64v ›Der Sperber‹ (Fischer Nr. 125) 65r–66v Gedichtentwürfe Literatur: Menhardt 1960, 630–632

Wi12 Wien, ÖNB 2933 Papier in 4°; 106 Bl.; 21,5 × 13,5 cm; 1470–80; rheinfränkisch 1r–102v Ulrich Boner: ›Der Edelstein‹ 103r–104r Weissagung aus Namen 104r ›Wiener Liebesbrief I‹ B181 104v Notizen und Federzeichnungen (Frau und Ritter, Anbetung der Könige)

105r ›Wiener Liebesbrief II‹ B182 105v Liste von Namen 106r ›Wiener Liebesbriefe III–V‹ B183–184b 106r Spruch (an die Geliebte) 106v Federproben und Federzeichnungen

Literatur: Menhardt 1960, 637–639

Wi13 Wien, ÖNB 2940* Papier in 4°; 50 Bl.; 21,5 × 15 cm; Köln; um 1481; ripuarisch und nordniederdeutsch 1r–12r Volmar: ›Steinbuch‹ (Hs. w) 12r–12v Sechs Sprüche 12v ›Lob der Frauen‹ B268 13r–13v ›Bedeutung der Farben‹ B371 14r leer 14v Federzeichnungen (Jagdszene) 15r–16r ›Die Jägerin‹ B508 16v–19v leer 20r–21r ›Knecht Heinrich II‹ 21r–22v ›Des Wucherers Paternoster‹ 22v ›Von der Liebe‹ B314 23r–24r Minnelied 24v ›Was ist Liebe‹ B361 24v Minnelied 25r–26v ›Bedeutung der Farben und des Laubes‹ B380

27r–28v leer 29r–29v ›Minnekatechese‹ B315 30r–33r Jungfrauenlob: ›Was ist Liebe‹ B339 33v–36r ›Der Farbenkranz der Frauentugenden‹ B381 36r Priamel und Spruch 36v leer 37r–41r ›Bergfried der Minne‹ B358 41v–43r ›Von sieben Blumen‹ B364 43v–45v ›Wappen der Liebe‹ B395 46r–46v ›Güte des Filzhutes‹ 47r–48v ›Der Trinker‹ 49r–49v ›Güte des Filzhutes‹ 50r–50v ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389

Literatur: Menhardt 1960, 642–648; Rheinheimer 1975, 23–25; Tervooren 2006b, 186

140

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Wi14 Wien, ÖNB 2946 Papier in 4°; II + 155 + II Bl.; 21 × 15,5 cm; 2. Hälfte 15. Jh.; nordostalemannisch-südostschwäbisch 1r–26r Hermann von Sachsenheim: ›Der goldenen Tempel‹ (Hs. A) 26v leer 27r–152v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 153r–155v leer Literatur: Menhardt 1960, 652; Schlosser 1974, 18

Wi15 Wien, ÖNB 2947 Papier in 4°; II + 83 + III Bl.; 20,5 × 15  cm; I und III: um 1470; II: 1. Hälfte 15.  Jh., bairischösterreichisch I: 1r–48v ›Wolfdietrich‹ (Hs. B) II: 49r–67 v Konrad von Würzburg: ›Die goldene Schmiede‹ (Hs. e) 68r–71v leer

III: 72r–73r ›Lob der Frauen‹ B262a 73v–77 v Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403 78r–83v leer

Literatur: Menhardt 1960, 652f.

Wi16 Wien, ÖNB 2959 Papier in 4°; I + I + 103 + I Bl.; 19,5 × 13,5 cm; Mitte 15. Jh.; bairisch-österreichisch 1r–3v ›Der Blumengarten‹ B499 4r–9r ›Klage der Tugenden‹ B442 9v ›Der Blumengarten‹ B499 10r–16v ›Der Krautgarten‹ B500 17r–23v ›Die Minne vor Gericht‹ B455 24r–34r ›Der Versuchung Abenteuer‹ B426 34v ›Gedanken am Maimorgen‹ B514

35r–45r ›Rat einer Jungfrau‹ B202 45v leer 46r–57r ›Die Beichte einer Frau‹ B340 57r–93v ›Laurin‹ (Hs. L9) 94r–102v ›Die Beständige und die Wankelmütige‹ B405

Literatur: Menhardt 1960, 669–671; Heinzle 1999, 147

Handschriften

141

Wi17 Wien, ÖNB 2984 Papier in 4°; IV + 300 + III Bl.; 20,5 × 14 cm; 1463–64; schwäbisch 1r–181v ›Friedrich von Schwaben‹ (Hs. J) 182r–244v ›Secretum secretorum‹ (Mitteldeutsche Versfassung) 245r–245v leer 246r–273v ›Die Minneburg‹ B485 274r leer 274v–275r Astrologische Zahlenrätsel 275v leer 276r–298r ›Cato‹ (obd./md. Gesamtübersetzung, Hs. G-Wie 3)

298v leer 299r ›Verlorene Huld‹ Z48 299r Sentenzen über die Liebe, lat. 299v–300r leer 300v–301r Federproben 301v ›Betrüger falsch wie Katzen‹ 301v ›Elend und allein‹ 301v ›Rätsel‹ 301v ›Seltsamer Gegensatz‹ 301v ›Maria ergeben‹

Literatur: Pyritz 1950, XLI–L; Menhardt 1961a, 727–729; Schöning 1991, 44–48; Sommer 1999, 268–270

Wi18 Wien, ÖNB 3013 Papier in 8°; 122 Bl.; 14 × 10 cm; 1404; niederdeutsch I*r–I*v Federproben und Sprüche 1r–3v Register zu Eberhard von Cersne: ›Der Minne Regel‹ B428 4r Lied 4v Register von 13 deutschen und 10 lateinischen Gedichten

5r leer 5v Spruch 6r–115r Eberhard von Cersne: ›Der Minne Regel‹ B428 115v–122v Eberhard von Cersne: 18 Lieder

Literatur: Menhardt 1961a, 783f.

Wi19 Wien, ÖNB 4348 Papier in 8°; I + 340 + I Bl.; 13,5 × 10 cm; um 1493–1503, bairisch-österreichisch 1r–9r Predigtfragmente 9v–10v leer 11r–44r Gebete, lat. und dt. 44v–49v leer 50r–60v Vermischte geistliche Schriften, lat. 61r ›Herzkloster‹ 61v–62r Erklärung lateinischer Mystikerstellen, dt. 62v–65r Fragment eines Eucharistietraktates, lat. 65v–66r Hieronymus Werdea: ›Der Spinnrocken‹

66r ›Das Seelenklösterlein‹ 66v ›Trost im Leid‹ 67r Mariengebet 67r–67 v ›Jesu Leben und Wirken‹ 68r–71r leer 71v–72v ›O süßer Jesus‹ (Reimprosa?) 73r–73v Vokabularium geographischer Begriffe, lat.-dt. 74r–83r Sammlung theologischer, besonders mystischer Schriften, dazwischen:

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

76r ›Die sieben Farben des Liebenden‹ B375 83v–125r Bonaventura: ›Soliloquium‹, lat. 125v leer 126r–132r Bonaventura: ›Epistola que sit regula in christo vivere volentium‹, lat. 132v–141r Bonaventura: ›Viginti passus de virtutibus bonorum et religiosorum‹, lat. 141v–144v Fürbitten, lat. 145r–147r ›Der geistliche Blumengarten‹, dt. 147 v Antiphone über den hl. Franziskus, dt. 147 v Geistliche Tagweise, dt. 147 v–148r ›Der geistliche Rosenstock‹, dt. 148r–149r ›Mariä Empfängnis‹, dt. 149r–150r Tageweise vom reuigen Sünder, dt. 150r–152r Mariä Psalter im Herzog-Ernst-Ton, dt. 152v ›Mahnung an die Leser‹, dt. 152v–153r ›Den liebsten Buhlen, den ich han‹ 153v ›Maria, die liebste Buhle‹, dt.

154r St. Bernhardin von Siena: Mariengebet, dt. 155r–155v ›Kuhdirn und Barfüßermönche‹, dt. 155v Mariengruß, dt. 156r–156v leer 157r–234v Johannes von Capistrano: ›Das Leiden unseres Herrn Jesu Christi‹, lat. 235r–252v Sammlung geistlicher Schriften, lat. u. dt. 253v–272r Beichtspiegel, dt. 272r ›Reinige dein Seelengärtlein‹ 272v–275r Sammlung verschiedener theologischer Beweise, lat. 275v–279r Sammlung geistlicher Lieder, dt. 279r Fürbitten, dt. 279v–289v leer 290r–340r Sammlung von unterschiedlichen geistlichen Schriften, Beweisen, Liedern, lat. u. dt. 340v Zodiakus-Diagramm

Literatur: Tabulae 1868, 248; Menhardt 1961a, 1023–1033

Wi20 Wien, ÖNB 4987 Papier in 4°; 223 Bl.; 20,2 × 14 cm; 14. Jh. mit Nachträgen aus dem 15. Jh. Lat. philosophische und mathematisch-astronomische Traktate Sammelhs., darin als alemannische (?) Nachträge des 15. Jh.: 77ra ›Scherzhafter Liebesgruß‹ Z22 77rb Scherzhafter Bettelbrief 139v Liebeslied Literatur: Menhardt 1961a, 1083f.

Wi21 Wien, ÖNB 12889 (›Teichner-Handschrift N‹) Papier in 8°; I + 33 + I Bl.; 14,5 × 10,5 cm; Oberösterreich (?); 2. Hälfte 15. Jh.; nordbairisch Teichner-Autorammlung (29 Texte), darin: 4r–5v Heinrich der Teichner: ›Frauenehre‹ B329 21v–22v Heinrich der Teichner: ›Von rechter Liebe‹ B311 Literatur: Niewöhner 1953a, XCIIIf.; Menhardt 1961b, 1280–1285

Handschriften

143

Wi22 Wien, ÖNB 13045 (›Suchenwirt-Haupthandschrift A‹) Papier in 4°; III Bl. + 503 S. + III Bl.; 19 × 13,5 cm; Ende 14. Jh. / Anfang 15. Jh. Suchenwirt-Autorsammlung (48 Texte), darin:

S. 157–159 Peter Suchenwirt: ›Die Jagd‹ B501

S. 12–17 Peter Suchenwirt: ›Rede von der Minne‹ B452

S. 182–193 Peter Suchenwirt: ›Der Widerteil‹ B403

S. 29–42 Peter Suchenwirt: ›Die Minne vor Gericht‹ B453

S. 213–223 Peter Suchenwirt: ›Von der Minne Schlaf‹ B454

S. 143–156 Peter Suchenwirt: ›Die schöne Abenteuer‹ B449

S. 486–488 Peter Suchenwirt: ›Von der Minne Schlaf‹ B454

Literatur: Kratochwil 1889; Menhardt 1961b, 1293–1304

Wi23 Wien, ÖNB ser. n. 2663 (›Ambraser Heldenbuch‹) Pergament; IV + 238 Bl.; 46 × 33,5 cm; Bozen (Schreiber: Hans Ried); 1504–1516 Ir–IVv Register 1ra–2ra Der Stricker: ›Frauenehre‹ B263 2va–5vc ›Moriz von Craûn‹ 5ve–22rc Hartmann von Aue: ›Iwein‹ (Hs. d) 22rc–26va Hartmann von Aue: ›Die Klage‹ B48 26va–28rb ›Das Büchlein‹ B24 28rc–30rb Heinrich von dem Türlin: ›Der Mantel‹ 30rb–50vb Hartmann von Aue: ›Erec‹ (Hs. A) 51ra–75ra ›Dietrichs Flucht‹ (Hs. A) 75ra–92rb ›Rabenschlacht‹ (Hs. A) 92v–94v leer 95ra–127 va ›Nibelungenlied‹ (Hs.d) 128r–131r leer 131va–139vb ›Nibelungenlied‹ und ›Klage‹ (Hs. d) 140ra–166ra ›Kudrun‹ 166rb–195vc ›Biterolf und Dietleib‹ (›Biterolf‹) 196ra–205vb ›Ortnit‹ (Hs. A) Literatur: Menhardt 1961b, 1469–1478

205vb–214vc ›Wolfdietrich‹ (Hs. A) 215ra–216vb ›Die böse Frau‹ 217ra–217 va Herrand von Wildonie: ›Die treue Gattin‹ 217 vb–218rc Herrand von Wildonie: ›Der betrogene Gatte‹ 218rc–219vc Herrand von Wildonie: ›Der nackte Kaiser‹ 219vc–220va Herrand von Wildonie: ›Die Katze‹ 220va–225rb Ulrich von Liechtenstein: ›Frauenbuch‹ B402a 225rb–229rb Wernher der Gärtner: ›Helmbrecht‹ (Hs. A) 229rb–233vb Der Stricker: ›Pfaffe Amis‹ 234ra–235rb Wolfram von Eschenbach: ›Titurel‹ (Hs. H) 235va–237 vc ›Priesterkönig Johannes‹ (›Presbyterbrief‹, Versübersetzung)

144

Wn

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Wiesbaden, Hauptstaatsarchiv, Abt 3004, B 25 (›Idsteiner Hs.‹)

Papier in 2°, II + 147 Bl., 29 × 20,5 cm, 1. Hälfte 15. Jh., rheinfränkisch 1ra–70ra Jean de Mandeville: ›Reisebeschreibung‹ (dt. von Otto von Diemeringen) (Hs. Wi) 70va–72vb ›Die undankbare Wiedererweckte‹ (Ziegeler FGf Nr. 24) 72vb–74rb ›Die sechs Kronen‹ B437 75ra–76va ›Der schlafende Hund‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 292)

76va–76vb Gedicht auf Maria 76vb–78vb Gedicht auf die Gottesgeburt und die drei Könige 79r–79v leer 80r–145r Robertus Monachus: ›Historia Hierosolymitana‹, dt.

Literatur: Ridder 1991, 115–118

Wo1 Wolfenbüttel, HAB Cod. 2.4 Aug. 2° (›Wolfenbütteler Priamelhandschrift‹) Papier in 2°; 253 Bl.; 36 × 27 cm; Nürnberg; um 1490/92 I ›Weltlicher Teil‹: 1ra–8ra Inhaltsverzeichnis 8rb–14vb leer 15ra–52rb Ulrich Boner: ›Der Edelstein‹ (W1 [Wa]) 52rb–70ra Priamel und Rätsel 70rb–78vb leer 79ra–146rb Priamel, Sprüche und Rätsel, darunter: 79va ›Scherzhafte Liebeserklärung‹ Z14 91rb–99rb Freidank 119rb–125ra Freidank 128ra–128va ›Des Weingärtners Frau und der Pfaffe‹ (Fischer Nr. 138) 130vb Freidank 133vb–141vb Freidank 146vb–148vb leer 149r–169r (einspaltige Blätter) Predigtauszüge 169va–169vb leer

II ›Geistlicher Teil‹: 170ra–176vb Register 177ra–182vb leer 183ra–253va Priamel-Sammlung, darin: 187rb–194ra Ps.-Engelhart von Ebrach: ›Das Buch der Vollkommenheit‹ (Versbearbeitung) 206va Freidank 207ra ›Ain gemaine lere‹ 208rb–208va ›Eckhart-Legenden‹/›Meister Eckhart und der nackte Knabe‹ (versifizierte Fassung) 212ra–212rb Freidank 243v Mönch von Salzburg: ›Das guldein ABC‹ (umgearbeitet als selbständiger Reimpaarspruch) 244vb–245rb Freidank

Literatur: von Heinemann 1890, 68f. Nr. 1638; Euling 1908; Kiepe 1984, 233–273, 362–366

Handschriften

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Wo2 Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 16. 17. Aug. 4° Papier in 4°; 115 Bl. (urspr. 118); 21 × 15 cm; Elsass; Anfang 15. Jh. 1r–44v Jacob Twinger von Königshofen: ›Elsässische und Straßburger Chronik‹ (Fragment) 45r–48r Schöpfungsbericht 48v–50v Friedrich von Österreich: Unterwerfungsbrief für Kaiser Sigismund (1415) 50v–60v ›Streitgespräch zwischen Christ und Jude‹ 60v–80r Kunz Kistener: ›Die Jakobsbrüder‹ 80v–81r ›Die Schönheit der Geliebten‹ B6

81r–83r ›Die sechs Farben‹ B372 83r Gebet an den Hl. Christophorus 83v–84r Apostolisches Glaubensbekenntnis, dt. 84v–85r Mariengebet 85v–87r ›Die drei Lebenden und die drei Toten‹ (dt. Reimfassung I) 87 v–89v ›Von den beweglichen Festen‹ 90r–96v Astronomische Tafeln 97r–98r ›Von dem strite zu Frankrich‹ 102r–115v Koch- und Backrezepte

Literatur: von Heinemann 1900, 202f. Nr. 3088; Frühmorgen-Voss/Ott 1991, 292 Nr. 9.1.17 und Abb. 142

Wo3 Wolfenbüttel, HAB Cod. 29.6 Aug. 4° Papier in 4°; 74 Bl.; 20,5 × 14,5 cm; Nürnberg; um 1480; nordbairisch 1r–10r Hans Rosenplüt: ›Die Kaiserin zu Rom A‹ 10v–11v Gebete und Notizen 12r ›Scherzhafte Liebeserklärung‹ Z14 12v leer 13r–14r Drei Weingrüße 14r–24v Priamelsammlung R1 25r–25v Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 25v–27r Heinrich der Teichner: ›Von der Welt Lauf‹ (Niewöhner Nr. 640) 27 v–28v ›Vom Pfennig‹ (Fassung III) 29r–33r ›Die sieben freien Künste‹ (Fastnachtspiel Keller Nr. 96) 33r–36v Peter Schmieher: ›Die Wolfsklage‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 653)

37 v–38v leer 39r–44v Hans (?) Rosner: ›Der Einsiedel‹ 45r–48r Hans Rosenplüt: ›Der Priester und die Frau‹ 48r–50v Hans Rosenplüt: ›Der König im Bad‹ 51r–57 v Priamelsammlung R 2 57 v Klopfanspruch 58r Biergruß 59r–60v König vom Odenwald: ›Der Gänse Lob‹ (Reimparrede Nr. III) 61r–62v leer 63r–69v ›Die halbe Decke BC‹ (Fischer Nr. 22) 70r–74v leer

Literatur: Keller 1853a, 1433–1440; von Heinemann 1900, 346 Nr. 3328; Kiepe 1984, 359–362

146

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Wo4 Wolfenbüttel, HAB Cod. Helmst. 1203 (›Wolfenbüttler Sammlung‹) Papier in 2°; 161 Bl.; 14 × 9,5 cm; Mitte 15. Jh.; ostfälisch I: 1r–37r ›Zeno‹ (Hs. W) 37 v–41v ›Des Kranichhalses neun Grade‹ B389 41v–44v ›Lob der Frauen‹ B277 44v–46v ›Rat der Vögel‹ 46v–47r ›Die neun Helden‹ 47r–71v ›Von Alexander‹ (aus dem ›Seelentrost‹ / ›Großer Seelentrost‹)

72r–80v ›Marina I‹ (Reimlegende) 81r–107 v ›Brandans Meerfahrt‹ (Hs. N); II: 108r–142v ›Flos vnde Blankeflos‹ (Hs. W) 143r–159v ›Theophilus‹-Spiel (Hs. H) 159r–160r Geistliches Lied, lat. 160v–161v leer

Literatur: Krobisch 1997, 19–56

Wü Würzburg, M. ch. f. 38 Papier in 2°; 303 Bl.; 28 × 25 cm; 1. Hälfte 15. Jh.; rheinfränkisch 1r–5v leer 6r–125r Jean de Mandeville: ›Reisebeschreibung‹ (dt. von Otto von Diemeringen) (Hs. Wü) 125v–133r ›Die undankbare Wiedererweckte‹ (Ziegeler FGf Nr. 24) 133v–141r ›Die sechs Kronen‹ B437 141r–146r ›Der schlafende Hund‹ (Dicke/Grubmüller Nr. 292) 146r–147 v Gedicht auf Maria 147 v–154v Gedicht auf die Gottesgeburt und die drei Könige

155r–156v leer 157r–297r Robertus Monachus: ›Historia Hierosolymitana‹, dt. 297 v–299r Johannes Presbyter: ›De adventu patriarchae Indorum ad Urbem sub Calisto papa II‹, lat. 299v–301v Johannes Presbyter: ›Epistola ad Emanuelem Romanorum imperatorem de mirabilibus Indiae‹, lat.

Literatur: Thurn 1967, 44–46; Ridder 1991, 121–124

Handschriften

Ze

147

Zeitz, Kollegiatsstift, 2° DHB Ms. chart. 12 [alte Signatur: Cod. LVII]

Papier in 2°; 252 Bl.; 31,5 × 22,5cm; Leipzig; um 1426–34 1r–72v Boethius: ›De consolatione philosophiae‹ (mit Kommentar), lat. 73r–73v leer 74r–112v [Jakob Zettler (?):] ›Commentarius super quinque libros Boethii de philosophia consolatione‹, lat. 113r–162r und 163v–166r Ps.-Boethius: ›De disciplina scholarium‹ (mit Kommentar), lat. 162v–163r ›Solutiones centerum dubiorum de officio lamentationum‹, lat.

170r–252v Konrad von Soltau: ›Lectura super Firmiter credimus‹, lat. 252v Anleitung zur Haltung von Singfinken, lat. 252v Ordnung und Aufgaben der Stände, lat. Innenseite des Hinterdeckels: ›Liebesbrief‹ B185 Liebeslied ›Mit urlob fraw gesegene dich got‹ (mit Notation) Priamel

Literatur: Bech 1881, 15f.; Schulz-Grobert 1993, 224; Stewing 2009, 48f. Nr. 12

*Zingerles Hs. [verschollen] Einzelblatt (?); datiert 1548 1r (?) Liebesbrief B186 Literatur: Zingerle 1858; Schulz-Grobert 1993, 228



Zürich, Zentralbibliothek Cod. RP 3

Pergament; 8 Bl.; 6,9 × 4,8 cm; Südwestdeutschland; 1. Viertel 14. Jh.; nordschwäbisch-südrheinfränkisch-nordelsässisch 1r–6r ›Züricher Liebesbriefe‹ B187–B192 7r–8v Leich Literatur: Schiendorfer 1988; Schiendorfer 1999

148

Zw

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

Zwettl, Stiftsbibliothek, Cod. Zwetl. 392

Pergament; 102 Bl.; 18,6 × 13 cm; Oberitalien/Bologna (?); Mitte 13. Jh.; Nachtrag: Ende 13./Anf. 14. Jh.; bairisch-österreichisch 1r–94r Guido Faba: ›Ars dictaminis, Summa dictaminis‹, lat. 94r–97r Guido Faba: ›Summa de vitiis‹, lat. 97 v–101v Guido Faba: ›Summa de virtutibus‹, lat. 102va Grammatikalischer Text, lat. Nachtrag: 102vb ›Zwettler Liebesgruß‹ Z4 Literatur: Pausch 1980/1981; Ziegler 1997, 292–298; Wachinger 2004

Privatbesitz / unklare Lokalisierung *Unbekannte LiebesbriefHs. [verschollen] Hs. unklaren Umfangs und unklarer Provenienz; von 1463 (?) ›Liebesbrief‹ B193 Literatur: Morgenblatt 1819

Drucke

149

Drucke Sortierung nach Druckort, dann nach Druckernamen (Nachnamen), Erscheinungsjahr und alphabetisch nach Titel.

ams1 Amsterdam: Harmen Jansz. Muller 1589 8°; 164 Bl. ›Amsterdamer Liederbuch‹, darin: S. 137–140 [15r–16v] (?) Werbungsgespräch Z41 Bibliographischer Nachweis: – Exemplarnachweis: Danzig, Poln. Akademie der Wissenschaften, BvPA: Dg. 432 (olim Danzig Stadtbibliothek XVII D. Duod. 15, 137b)

ant7 Antwerpen: Guillaem van Parijs 1580 8°; 72 Bl. ›Dboeck der Amouresheyt‹ J 1v–J 6v ›Fragespiel aus dem Roman van Limborch‹ B347 Bibliographischer Nachweis: Rheinheimer 1975, 271 Exemplarnachweis: Leiden, UB 1497 F 21:1

ant8 Antwerpen: Jan Roelans 1544 8°; 128 Bl. ›Antwerpener Liederbuch‹, darin als Nr. 141: 77 v–78v ›Werbungsgespräch‹ Z41 Bibliographischer Nachweis: – Exemplarnachweis: Wolfenbüttel, HAB A: 236. 5 Poetica

Erfurt, Wolfgang Schenck 1500 siehe Handschriftenregister Mü1

150

fra1

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

[Frankfurt a.M.: Christian Egenollf d. Ä. um 1533] / [frühere Zuweisung: Straßburg: Johann Knobloch d. J. um 1533]

4º; 38 Bl.; Titelholzschnitt + 30 Holzschnitte 1r Titel mit Titelholzschnitt 1v leer 2r–37 v ›Frau Untreue‹ B446 38r–38v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 U 202; Pegg 1995, Nr. 1785 Exemplarnachweis: Augsburg, SB 1 an: 4ºLD 248; Uppsala, University Library

fra2 Frankfurt a.M.: Weigand Han Erben [um 1560] 4°; 162 Bl.; Holzschnitte 1r–150r Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 Bibliographischer Nachweis: VD16 H 2451; Brandis 1968, 275 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 5112 R; Wolfenbüttel, HAB 556.10 Hist

fra3

Frankfurt a.M.: Weigand Han Erben [um 1565]

8° Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 Bibliographischer Nachweis: VD16 H2452; Brandis 1968, 275 Exemplarnachweis: –

Drucke

151

*fra4 Frankfurt a.M.: Johann Spiess 1580 8°; 10 Bogen; mit Holzschnitten ›Amor die Liebe‹, darin: Der Elende Knabe: ›Minne und Pfennig‹ B450 Der Elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 Der Elende Knabe: ›Der Minne Freud und Leid‹ B402 Bibliographischer Nachweis: Brandis 1968, 275 (dort als zwei Drucke geführt); Schmidberger 1978, 35 und Anm. 46–49 Exemplarnachweis: olim Berlin SBB-PK, Yf 6601 (Kriegsverlust)

kem1 Kempten: Christoph Krause / verlegt bei Hans Kruger in Augsburg 1612 (Sachs-Werkausgabe K) 4°, [8] Bl. + 1095 S., Titelblatt rot und schwarz gedruckt Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: S. 569–574 Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 S. 627–633 Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD17 3:605472Z; Brandis 1968, 275 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 9971-1; Göttingen, UB 8 AESTH 9866 (3); Halle, ULB AB 47745 (1); München, BSB 4 P.o.germ. 176 i-1; Nürnberg, StB Will. III. 789b. 4º; Wolfenbüttel, HAB 40 Poet.

kem2 Kempten: Christoph Krause 1612 4°, [8] Bl. + 1095 S., Titelblatt rot und schwarz gedruckt (Pressvariante der Ausgabe K, ohne Nennung des Augsburger Verlegers) Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: S. 569–574 Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 S. 627–633 Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD17 1:634181N; Brandis 1968, 275 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 9971-1

152

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

[Lübeck: Johann Balhorn d.Ä. um 1548]

lüb

4°, 46 Bl., Titelholzschnitt e

›Rimbokelin‹, darin: 4r ›Frauenpreis und Frauentadel‹ Z85 15v–16r ›Klage einer Nonne‹ Z49 22v, 23r, 25r, 25v, 26r, 26v, 27 v, 28v, 29r, 29v, 30r, 30v, 31r, 31v, 32r, 32v, 34v, 35v ›Liebesgrüße und Minnesprüche‹ Z32 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 3675; Borchling/Claussen 1936, BC 1529; Brandis 1968, 276; Rheinheimer 1975, 272 Exemplarnachweis: Tübingen, UB Dk XI 1609-OR

*mag Magdeburg: Johann Francke 1606 4°, mit Holzschnitt(en) ›Amor die Liebe‹, darin: Der Elende Knabe: ›Minne und Pfennig‹ B450 Der Elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 Der Elende Knabe: ›Der Minne Freud und Leid‹ B402 Bibliographischer Nachweis: Draudius III (1626), S. 624: daraus vermutl. Goedecke II, S. 575, § 175 1b; Hayn-Gotendorf I, S. 497; Schmidberger 1978, S. 35 Exemplarnachweis: –

nür1 [Nürnberg: Hans Folz 1479–1483] 4°, 6 Bl.; Titelholzschnitt 1r leer 1v Titelholzschnitt 2v–6r Hans Folz: ›Werbung im Stall‹ B245 6v leer Bibliographischer Nachweis: GW 10126; Brandis 1968, 276 Abbildungen: Schreiber1910, Nr. 3996; Schramm 1935, Tafel 46 Nr. 369 Exemplarnachweis: Colmar Bibl. de la Ville V 12641, Nr. 8

Drucke

153

nür2 [Nürnberg: Hans Folz 1483–1488] 8°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r Typograph. Titel 1v Titelholzschnitt 2r–8r Hans Folz: ›Zweierlei Minne‹ B406 8v leer Bibliographischer Nachweis: GW 10129; Brandis 1968, 276 Abbildungen: Schreiber 1910, Nr. 4000; Schramm 1935, Tafel 47 Nr. 379 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Inc. 1860

nür3 [Nürnberg: Hans Folz 1483–1488] 8°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r Titelholzschnitt mit typograph. Titel 1v–8r Hans Folz: ›Der Traum‹ B252 8v leer Bibliographischer Nachweis: GW 10157; Brandis 1968, 276 Abbildungen: Schreiber 1910, Nr. 4037; Schramm 1935, Tafel 47, Nr. 383 Exemplarnachweis: Wolfenbüttel, HAB 117.7 Eth. Nr. 5

nür4 Nürnberg: Wolffgang Formschneider [für Wolfgang Resch & Johann Petreius] [um 1530–1534] 4°; 8 Bl.; Titelholzschnitt (vgl. auch nür17) 1r–8r Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 8v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 S 616; Brandis 1968, 276 Exemplarnachweis: Augsburg, StSB 4 LD 357; Nürnberg, StB Nor. 8. 5801; Wolfenbüttel, HAB M: Lo Sammelbd. 5 (23); Wien, ÖNB 33.L.24.

154

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

nür5 Nürnberg: Jobst Gutknecht [um 1520] 8°; 4 Bl.; 22 Zeilen; Titelholzschnitt 1r Titelholzschnitt 1v leer 2r–4r ›Werbungsszene‹ B242 4v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 S 3450 Exemplarnachweis: Krakau, Bibliotheka Jagellonska (olim Berlin SBB), Sign. 4° Yg 7136 R

nür6 Nürnberg: Jobst Gutknecht 1521 8°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r leer 1v Titelholzschnitt 2r–8r Hans Folz: ›Zweierlei Minne‹ B406 8v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 F 1786; Brandis 1968, 276 Exemplarnachweis: Wien, ÖNB 22.815-A

nür7 [Nürnberg: Hans Hergot] 1524 4°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 (Titelholzschnitt mit Vorspruch) 1v leer 2r–8r Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 8v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 ZV 13539; Brandis 1968, 276 (dort ist als Drucker Hans Sachs angegeben) Exemplarnachweis: Krakau, Biblioteka Jagiellonska (olim Berlin, SBB) Yg 8221; Zwickau, Ratsschulbibliothek, 24.10.15.(19)

Drucke

155

nür8 Nürnberg: Christoff Heußler 1558 (Sachs-Werkausgabe A) 2°; 8 + 545 Bl. Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: 282vb–285rb Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 311vb–314vb Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 142; Brandis 1968, 276f. Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4ºYg 9921 R; Budapest, Natbibl. Ant. 737/I; Budapest, Natbibl. Ant. 821 (T.I); Göttingen, SB 4 P GERM II, 3004; München, BSB Rar.2298(1; Wolfenbüttel, HAB Alv Y 2; Wolfenbüttel, HAB Lo 4º207; Wolfenbüttel, HAB Lo 4º207 2.Ex.; Würzburg, UB 35/A 10.25(1

nür9 Nürnberg: Christoff Heußler 1560 (Sachs-Werkausgabe B) 2°; 8 + 545 Bl. Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: 282vb–285rb Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 311vb–314vb Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 143; Brandis 1968, 276f.; Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4ºYg 9931 R; Düsseldorf, UB 20 D.Lit.250(2)(2º); Heidelberg, UB G 5574 A FOL RES; Heidelberg, UB Waldberg 4406 FOL RES; Lüneburg, Ratsbücherei DL 4º117/2; München, BSB 2ºP.o.germ.34(2; München, BSB, Rar.2298(2; Wien, ÖNB * 35.A.51/VI; Würzburg, UB 35/A 10.25(2

nür10 Nürnberg: Leonhard Heußler 1570 (Sachs-Werkausgabe C) 2°; 8 + 545 Bl. Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: 282vb–285rb Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 311vb–314vb Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 146; Brandis 1968, 277; Bezzel 1999, 88 Exemplarnachweis: Berlin SBB-PK, 4ºYg 9923a R; Berlin SBB-PK, 4ºYg 9923 b R; Heidelberg UB, G 5574 A FOL RES; London, BL, 11501.i.6.; Waldberg 4406 FOL RES (Titelblatt fehlt, unvollst.); München BSB, 2º P.o.germ.35(1; Nürnberg, GNM, 4° L 452(1.; Nürnberg, StB, Solg. 1529-33.2°; Wolfenbüttel HAB, Lo 4º207

156

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

nür11 Nürnberg: Leonhard Heußler 1589 (Sachs-Werkausgabe D) 2°; 5 + 408 Bl. Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: 209ra–211ra Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 230vb–233ra Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 153; Brandis 1968, 277; Bezzel 1999, 154f. Exemplarnachweis: Jena, UB 2ºArt.lib.XIV,4; London, BL 11501.i.5.; München, BSB 2ºP.o.germ.36(1.; Nürnberg, StB Phil. 206.2°; Nürnberg, StB Amb. 1146.2°

nür12 Nürnberg: Leonhard Heußler 1590 (Sachs-Werkausgabe E) 2°; 5 + 408 Bl. Hans Sachs: Werke in 5 Bänden, Bd. 1, darin: 209ra–211ra Hans Sachs: ›Klage der Keuschheit‹ B445 230vb–233ra Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 154; Brandis 1968, 277; Bezzel 1999, 158 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4ºYg 9924 R; Göttingen, SB 4 P GERM II, 3012; Jena, UB 4 MS 3433:1; London, BL 11501.k.12.; München, BSB 2ºP.o.germ.37(1.; Wolfenbüttel, HAB, Lo 4º207

nür13 Nürnberg: Georg Merckel [um 1530] 4°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r–8v Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: von Maltzahn 1875, 10 Nr. 67; Brandis 1968, 277 Exemplarnachweis: London, British Library General Reference Collection 11517.de.15

Drucke

nür14 Nürnberg: Hans Stuchs [um 1520] 8°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r Titelholzschnitt 1v leer 2r–8r Hans Folz: ›Zweierlei Minne‹ B406 8v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 F 1785; Brandis 1968, 277 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 5216 R

nür15 [Nürnberg: Hans Stuchs um 1520] 8°; 4 Bl.; Titelholzschnitt 1r Titelholzschnitt 1v Zweiter Holzschnitt 2r–4r ›Werbungsszene‹ B242 4v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 S 3449; Brandis 1968, 277 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 7138 R

nür16 [Nürnberg: Peter Wagner 1491–1499] 8°; 8 Bl.; Titelholzschnitt 1r Titelholzschnitt 1v–7 v Hans Folz: ›Der Traum‹ B252 8r–8v leer Bibliographischer Nachweis: GW 10158; Brandis 1968, 278 Abbildungen: Schreiber 1910, Nr. 4038; Schramm 1935, 47 Nr. 383 Exemplarnachweis: Hamburg, UB In scrin. 229 d, Nr. 11 (Bl. 8 fehlt)

157

158

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

nür17 Nürnberg: Hanns Wandereisen [um 1535] 4°; 3 Bl.; Titelholzschnitt (vgl. auch nür4) 1r–3v Hans Sachs: ›Streitgespräch über die Liebe‹ B400 Bibliographischer Nachweis: VD16 S 617; Brandis 1968, 278 Abbildung: Merzbacher 1994, 119 Nr. 38 (Abb. des Titelblatts) Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK Yg 9281 R; Nürnberg, GNM 8ºL.2052; Wolfenbüttel, HAB 104.15 Quod.(18)

sim1 [Simmern: Hieronymus Rodler um 1533–35] 4°; 8 Bl. 1r Titelblatt mit gereimter Vorrede 1v–8r ›Der Traum‹ B247 8v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 B 9529; Rheinheimer 1975, 272f. Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4° Yh 916 R; London, BL Sign. 11517.bbb.52

sim2 Simmern: Hieronymus Rodler [um 1535–1539] 4°; 12 Bl.; Titelholzschnitt + 3 Holzschnitte 1r Titelholzschnit 1v–12r ›Das weltliche Klösterlein‹ B440 12v leer Bibliographischer Nachweis: Weller, Bd. 1, S. 308, Nr. 84; Brandis 1968, 278 Abbildungen: Wagner 2003, 186 Exemplarnachweis: Basel, UB Falk 2090, Nr.10; Krakau, Biblioteka Jagiellonska (olim Berlin SBB) Sign. 4° Yh 921; London, BL Sign. 1151.b.20; Wien, ÖNB Sign.: 5482-B. Alt Mag

Drucke

159

sim3 [Simmern: Hieronymus Rodler um 1536–1539] 4°; 16 Bl.; Titelholzschnitt + 4 Holzschnitte 1r Titelholzschnitt 1v–2v Johann II. von Simmern (?): Vorrede 3r–16r ›Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft‹ Z63 16v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 L 3299; Rheinheimer 1975, 272; Lindner 1976, 220–222 Nr. 11.0577.01 Abbildungen: Bonnemann 1938, Tafel VII., Abb. 17 Exemplarnachweis: Krakau, Biblioteka Jagiellonska (olim Berlin, SBB) 4° Yh 911 R; Sammlung Marcel Jeanson, Paris (nach Lindner 1976, 221)

str1

Straßburg: [Drucker des Breviarium Ratisponense (Georgius Spira?) 1481–82]

2°; Einblattdruck; 80 Zeilen, einspaltig/dreispaltig, Holzschnittinitiale und Randleiste links 1r ›Das Clärlein‹ Z77 1v leer Bibliographischer Nachweis: GW M4807710; VE 15 T-26; Schanze 1994, 77, Nr. 21 Exemplarnachweis: Basel, UB Einblattdrucke saec. XV, no. 25

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Straßburg: Matthias Hupfuff 1499

4°, 54 Bl.; Titelholzschnitt + 16 (14) Holzschnitte; Zierleisten ›Amor die Liebe‹, darin: 1r Titelblatt 1v Holzschnitt 2r–2v Prosavorrede 3r–34r Der Elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459 34r–35r Politische Nachbemerkung

35r–46v Der Elende Knabe: ›Minne und Pfennig‹ B450 46v–53v Der Elende Knabe: ›Der Minne Freud und Leid‹ B402 53v Nachwort und Impressum 54r–54v leer

Bibliographischer Nachweis: GW 1619; ISTIC No ia 566200; Brandis 1968, 275; Schmidberger 1978, 32f., 36–38 (Sigle d); Duntze 2007, 361f. Nr. 8 Abbildungen: Schramm Bd. 20, Nr. 2089 (2r), 2088 (1r), 2090 (1v), 2091–2100 Exemplarnachweis: Bern, StB StUB, Inc. IV 34/4; Straßburg, Johanniter-Bibliothek [1870 verbrannt]; Wien, ÖNB Ink 26 H 143; Privatbesitz, Niederlande

160

str3

Verzeichnis der Handschriften und Drucke

[Straßburg: Matthias Hupfuff 1510/1511]

4°; [56?] Bl.; 14 Holzschnitte; Zierleisten ›Amor die Liebe‹, darin: 1r Titelblatt 1v Holzschnitt 2r–2v Prosavorrede 2v–35r Der Elende Knabe: ›Der Minne Gericht‹ B459

35r–36r Politische Nachbemerkung 36r–47 v Der Elende Knabe: ›Minne und Pfennig‹ B450 47 v–[52v] Der Elende Knabe: ›Der Minne Freud und Leid‹ B402

Bibliographischer Nachweis: GW 1619/10N (»Hupfuff um 1510«); VD16 A 2321 (»Hupfuff 1510«); Brandis, 278f.; Goff A 566; ISTIC No. ia 00566000 (Grüninger um 1498); Schmidtberger 1978, 33f., 36–38 (Sigle d1); Schiewer, DLL, Reihe II, Abt A, Bd. 2, 581f. (»Grüninger um 1498«); Duntze 2007, 419 Nr. 150 Exemplarnachweis: University of Michigan, Special Collections Library Incun. (Fragment 22 Bl.); Privatbesitz Antiquariat Günther, Hamburg (olim Donaueschingen, Inc. 513) – da hier keine Seiten verrutscht sind liegt wohl eine Pressvariante vor, vgl. Schmidberger 1978, 34

str4

Straßburg: Johann Grüninger 1512

2°; 58 Bl.; Titelholzschnitt + 19 Holzschnitte 1r Titelholzschnitt 1v leer 2r–3v Johann Adelphus Muling: Vorrede 3v Gereimte Inhaltsangabe 4r–53r Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 53v–54r Johann Adelphus Muling: Vorrede zum Anhang 54v–58r Hieronymus Emser: ›Von der Ee‹ (›Satyra‹) 58v leer Bibliographischer Nachweis: VD16 H 2448; Brandis 1968, 278 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4° Yg 5101; Göttingen, UB 4 P GERM II, 1182 RARA; Gotha, FB Mon.typ.1512 2º15 (unvollst.); London, British Library C.121.d.3.; Wien, ÖNB 70.P.9; Wolfenbüttel, HAB 153.5 Quod.2º(1)

Drucke

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ulm [Ulm], [Conrad Dinckmut] [um 1486] 4°; 40 Bl. 1r–1v leer 2r–37 v ›Der neuen Liebe Buch‹ B441 38r–40v leer Bibliographischer Nachweis: GW 5670; Brandis 1968, 279 Exemplarnachweis: Gießen, UB Ink. E 17680 (2); Zwickau, Ratsschulbibliothek 24.12.20 (10)

wor1 Worms: Sebastian Wagner 1538 2°; 58 Bl.; Holzschnitt(e) 1r Titelblatt 2r–3r Vorrede 3v Inhalt 4r–46v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 47r–47 v Register, Vorsatz Bibliographischer Nachweis: VD16 H 2449; Brandis 1968, 279 Exemplarnachweis: Berlin, SBB-PK 4ºYg 5108 a R; Coburg, LB Cas A 2395; Gotha, FB Hist.4º1142/2(2); Jena, UB 2ºBud.Geneal.14 (unvollständig); München, BSB 2ºInc.c.a.4000/3; München, BSB 2ºP.o.germ.15u; Wolfenbüttel, HAB 16.4 Poet.2º(b); Wien, ÖNB 80.C.50

wor2 Worms: Sebastian Wagner 1539 2°; 58 Bl.; Holzschnitt(e) 1r Titelblatt 2r–3r Vorrede 3v Inhalt 4r–46v Hermann von Sachsenheim: ›Die Mörin‹ B466 47r–47 v Register, Vorsatz Bibliographischer Nachweis: VD16 H 2450; Brandis 1968, 279 Exemplarnachweis: Brüssel, KB II 8992 A LP; Göttingen, SB 4 P GERM II, 1185; Wolfenbüttel, HAB 261.1 Hist.2º(2)

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Verzeichnis der Handschriften und Drucke

*unb1 [Unbekannter Druckort, unbekannter Drucker, unbekanntes Jahr] (›Mones Karlsruher Inkunabel‹) ›Mones Karlsruher Liebesgrüße‹ Z23–Z25 Bibliographischer Nachweis: Mone 1834, Sp. 290; Maschek 1939, 307; Holtorf 1973, 355 (Anm. 3); Rheinheimer 1975, 273; Schulz-Grobert 1993, 204 Exemplarnachweis: –

Literaturverzeichnis Achnitz 1997: Der Ritter mit dem Bock. Konrads von Stoffeln ›Gauriel von Muntabel‹. Neu herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Wolfgang Achnitz. (Texte und Textgeschichte 46) Tübingen 1997. Achnitz 2000a: Wolfgang Achnitz, Kurz rede von guoten minnen / diu guotet guoten sinnen. Zur Binnendifferenzierung der sogenannten ›Minnereden‹. In: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft 12 (2000), S. 137–149. Achnitz 2000b: Wolfgang Achnitz, Rezension zu Dietl 1999. In: Arbitrium 18 (2000), S. 163–165. Achnitz 2000c: Wolfgang Achnitz, Ein rîm an drîn worten stêt. Überlegungen zu Verbreitung und Funktion von Mehrreimen in mittelhochdeutscher Reimpaardichtung. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 129 (2000), S. 249–274. Achnitz 2002a: Wolfgang Achnitz, Rezension zu Wand-Wittkowski 2000. In: Arbitrium 20 (2002), S. 267–269. Achnitz 2002b: Wolfgang Achnitz, Die schlafende Minne. Die Rezeption der Kunstauffassung Konrads von Würzburg bei Peter Suchenwirt. In: Euphorion 96 (2002), S. 349–368. Achnitz 2003a: Wolfgang Achnitz, Als mir Johannes verjach, der die warheit weste wol. Beobachtungen zum Minnediskurs in ›Der Schüler von Paris B‹ und in der ›Minnelehre‹ des Johann von Konstanz. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 240 (2003), S. 360–370. Achnitz 2003b: Wolfgang Achnitz, Minnereden. In: Forschungsberichte zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Hg. von Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann. (Jahrbuch für Internationale Germanistik, Reihe C,6) Bern 2003, S. 197–255. Achnitz 2003c: Wolfgang Achnitz, Die poeten und alten historien hat er gewist. Die Bibliothek des Johann Werner von Zimmern als Paradigma der Literaturgeschichtsschreibung. In: Literatur – Geschichte – Literaturgeschichte. Beiträge zur mediävistischen Literaturwissenschaft. Festschrift für Volker Honemann. Hg. von Nine Miedema und Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u.a. 2003, S. 315–333. Achnitz 2005: Wolfgang Achnitz, Rezension zu Huschenbett 2002. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 134 (2005), S. 99–109. Achnitz 2006a: Wolfgang Achnitz, De monte feneris agitur hic. Liebe als symbolischer Code und als Affekt im Kloster der Minne. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im deutschen Mittelalter. Hg. von Ricarda Bauschke. (Kultur, Wissenschaft, Literatur. Beiträge zur Mittelalterforschung 10) Bern – Berlin – Brüssel 2006, S. 161–186. Achnitz 2006b: Wolfgang Achnitz, Heilige Minne. Trivialisierung und Sakralisierung höfischer Liebe im späten Mittelalter. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätmittelalterlichen Minnereden. Hg. von Ludger Lieb und Otto Neudeck. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 40) Berlin – New York 2006, S. 139–164.

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Bildregister Metaphern, Allegorien, Sprichwörter, Redensarten

Dieses Register dokumentiert – als Ergänzung zum alphabetischen Sachregister – sprachliche Bestände der Minneredentradition und ermöglicht das gezielte (Wieder) Finden einzelner Elemente. Es führt alle Metaphern, Vergleiche, Allegorien, Sprichwörter, Redensarten u. Ä. auf, die im Repertorium erwähnt werden. Da insbesondere aus den Großformen der Minnerede nicht jede einzelne Metapher usw. im Repertorium verzeichnet wird, repräsentiert dieses Register nicht den Gesamtbestand uneigentlich gebrauchter Ausdrücke der Minnereden, sondern nur eine Auswahl, allerdings eine sehr umfangreiche. Querverweise nach den Lemmata sollen gewährleisten, dass möglichst viele, auch unerwartete Ausdrücke und Dinge aufgefunden werden; hierzu eignen sich besonders die längeren Verweislisten unter den Lemmata Baum, Blume, Edelstein, Farbe, Haus, Herz, Jagd, Kleid, Körper, Pflanze, Schiff, Tier, Vogel, Wetter. Das Register verzeichnet die Signifikanten (gelegentlich auch sinntragende Begriffe) in alphabetischer Ordnung. Wenn es mehrere Bedeutungen (Signifikate) zu einem Signifikanten gibt, werden sie in folgender Reihenfolge angegeben: 1. Genitivmetaphern: eingeleitet mit »der« oder »des«; 2. einfache Metaphern: eingeleitet mit »für« im Sinne von ›steht für‹; 3. alle anderen Metaphern, Vergleiche usw.: knapp ausformuliert und wenn möglich mit einem »=« versehen im Sinne von ›steht für‹; 4. Sprichwörter, Redensarten u. Ä.: eingeleitet mit »▷« und – wenn möglich – mit einem Verweis auf das Sprichwörterlexikon TPMA versehen (angegeben wird nach TPMA jeweils das Lemma und die Nummer der Belegstellen des TPMA). Bei Allegorien wird in der Regel nicht die Bedeutung angegeben, sondern lediglich auf das Vorkommen der Allegorie hingewiesen (z.B. Jagdallegorie). Wer ein gegenläufiges Interesse verfolgt, also wissen möchte, mit welchen Signifikanten einzelne Signifikate bezeichnet werden (welche Metaphern werden in Minnereden z.B. für Ehre oder Treue verwendet?), kann das Sachregister benutzen: Dort finden sich bei vielen Abstrakta gleich nach dem Lemma ein Verweis auf »Bildregister« und eine Auflistung der zugehörenden Signifikanten.

226 Bildregister ABC-Auslegungen B141, B368, B396, B481D Abendwind siehe Wind Abspulen – für Reden B245 Achsel ▷ jemanden über die Achsel ansehen (TPMA Schulter 23–28) B237 Acker ▷ auf fremdem Acker pflügen (vgl. TPMA Ernte 21–24) B243 Ackermann – Ackermann, der das Korn in der Blüte abmähte B263O Adler – für Freigebigkeit B386D – für Geliebte B431H – für untreuen Liebhaber B194, B464 – adlergleiche Augen B29 – Geliebte / Name der Geliebten schwebt wie ein Adler hoch über allen anderen B2b, B223 – Mut des Adlers B15 – Schärfe seines Blicks in die Sonne übertroffen von Liebessehnsucht B252 – Verlangen des gefangenen Adlers nach Freiheit wird von Liebessehnsucht übertroffen B208B Affe – für Klaffer B382 – für einen, der dem Sprecher nicht glaubt B6 – für törichte Diener der Minne B454 – für törichten Menschen B205, B244, B377, B472, B513.IE – Affenworte B431G – jemanden äffen B30aB, B30bA, B105, B353, B355, B360, ▷ Affen pflegen B451 ▷ eine Affenheit B418, B458b ▷ ein Affenkleid anziehen B429, B431G ▷ an den Affenort setzen B147, B217, B466.2B ▷ Affenspiel treiben B41 ▷ sich zum Affen machen B51 Akelei – für Beständigkeit B381 – für Demut B364, B365 – für Hingabe (?) B362 – für Maß halten B381 Allein ▷ Niemand soll seinen Kummer alleine tragen B499

Amboss – Hämmern auf einen Amboss = vergebliche Herzensgrüße B33 Ambra (Pottwalsekret) – für guten Mundgeruch der Dame B210 Amethyst B15 – für Tugendhaftigkeit B430F Amme – für Geliebte B266B – Sprecher saugt Tugend aus der Brust der Amme B266B Amtmann – Amtmann gibt Rechenschaft vor Herrn ab = Erzählen von Liebeserleben B261 ▷ jemandes Amtmann werden B236 Angel – des Jammers B40 – der Liebe B41 – für den ›lieben Mangel‹ an Minneerfüllung B50 – Angel, an dem das Herz der Geliebten hängt B147 ▷ Man soll eine Angel erst dann aus dem Wasser ziehen, wenn die Fische davon wegstreben Z32 Angelhaken – der Minne B392C Anger – des Herzens B482 – für Festhalten und Verschenken B393C – für Frau B270 ▷ Wo der Boden den Anker halten wird, darf der Schiffer kühn sein (vgl. TPMA Anker 5) B222 Anker – der Minne B392B, B513.ID Ankertau – für Verschwiegenheit B393C Apfel siehe auch Obst, Wurm – für weibliche Brust B485.IVB – Glanz der Apfelblüte = Körper der Dame B430E ▷ den Apfel pflücken, wenn er reif ist (TPMA Apfel 21f.) B348 ▷ Der Apfel will nach dem Stamm geraten (vgl. TPMA Stamm 1f., 5, 7, 13f.) B351 April ▷ unbeständig wie der April / das Aprilwetter (TPMA April 1f.) B56, B291

ABC-Auslegungen – Bauer Arche – Ehre baut eine Arche für die Guten B266B Architekturallegorie siehe Burgallegorie, Gebäudeallegorie, Zimmermannsallegorie Arsch ▷ in den Arsch machen B292 Arzt siehe Beichtvater Ärztin, Heilerin – der Minne B485.VA – für Geliebte B36, B167 Asche – für Minneleid B28 Ast siehe auch Baum – der Lust B431C – Ast mit fünf Zweigen = Arm und Hand B369 – Ast in Triangelform = Nase B49 – Äste = Tugenden B263L – blühender Ast = Dame B28 Aue – des Herzens = Geliebte B295 – des Wunsches B512A – blühende Aue im Mai = rote Wangen B223 Aufenthalt – für Dame B163, B164 Auge – des Herzens B48C, B202, B263B/L, B295 ▷ Augen folgen dem Herzen (TPMA Auge 159–211) B336C ▷ Augen laufen lassen (sich nach anderen Frauen umsehen) B50 ▷ Auge in die Schönheit der Dame pflanzen B4 ▷ Aus den Augen aus dem Sinn (TPMA Auge 212–265) B24K, B107, B171, B291, B415, Z6, Z75c Augenweide (Blume) – für immerwährendes Wohlgefallen Z75c

Baby – hat mehr Verstand als der Minnende B241B Bach – des Heils B431C – für Treue B166 – Traurigkeit fließt wie ein Bach durch die Gedanken B503 ▷ Schlag in einen Bach (= vergeblich) (TPMA Schlagen 75, 77, 79–81) B1, B210 Backe ▷ Die Backen sind dir feist B234

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Backen ▷ reden, wie einer, der gebacken hat B485.VD Backofen ▷ den Mund gegen den (Back)Ofen aufsperren (vgl. TPMA Ofen 45–60) B299 Bader ▷ Ein Bader lobt seinen Kübel vor dem Gesinde B427B Bahn – des Herzens B163, B486A – der Minne B373 Balsam – für guten Mundgeruch der Dame B210 – Balsamblümchen = Dame B229A – Bett aus Balsam B186 Balsamfass – für Geliebte B384 Balsamfrucht – für Dame B272 Balsamgeruch – für Dame B4, B68, B154 – für Minne B485.IIIB – für Stimme der Dame B5 Balsamrocken – Frauen sind mehr zu loben als Balsamrocken B293 Balsamtor – der Gnade B210 Band siehe Strick Banner – blaues Banner = beständiger Dienst B163 Bär – Bär hasst Affen = Klaffer hassen Minne B485.VA Bast – Süßer Bast umschließt die Minne = Minne ist unergründlich B286 Bastard – der Minne = unhöfisch Liebende B308 Bauen siehe auch Haus – auf festem Grund bauen = Verlässlichkeit der Liebe B168 Bauer (Schachfigur: vende) – arbeitsunwilliger Bauer = Minnefeind B263O – Bauer bietet Schach = Resultat unverständigen Handelns B207 – Bauer schlägt Dame (?) = Rache des Mannes an den Frauen (?) B404 – Bauern dem Turm vorziehen B246

228 Bildregister – erfolgloser Bauer = erfolglos Werbender B243 ▷ einen venden vom Herzen ziehen Z81 Bauernschuh ▷ zwei Bauernschuhe weit daneben liegen B56 Baum siehe auch Ast, Birke, Blatt, Buche, Eiche, Erlenholzbogen, Esche, Feigenbaum, Hainbuche, Hasel, Hasellaub, Kastanie, Kirschbaum, Laub, Linde, Mandel, Mandelbaumblüte, Mandelzweig, Mispelbaum, Muskatbaum, Olivenbaum, Palmzweig, Pappel, Pinie, Reisig, Rosenbaum, Schlehdorn, Stamm, Stechpalme, Tanne, Wachholder, Wald, Weide, Weißdorn, Windenblätter, Wurzeln, Zapfen, Zweig, Zypresse – des Maßhaltens B223 – der Tugend B263L – Baumstamm = weiblicher Körper B263L – blühender Baumstamm der Tugend B159 – Herzensbaum der Erinnerung B198 – Süßer Baum kann saure Wurzeln haben = Leid durch Abwendung eines Freundes B30 ▷ Auch der höchste Baum berührt die Erde B383 ▷ Ein Baum fällt nicht beim ersten Schlag (TPMA Baum 270) B243 Baumallegorie siehe auch Pflanzenallegorie, Zimmermannsallegorie – Baum ohne Blätter und Blüten B498 – Minnebaum B82, B223, B430I, B443, B485.IIIB/D, B513.ID – pfropfen (impfen) B111 – Süßer Baum trägt süße Früchte = Frauenlob B277 – Tugendbaum B263L, B357 – verletzter vs. beschnittener Baum B25 Beichte – schüchtern wie bei der Beichte B255 Beichtvater ▷ Niemand soll seinen Beichtvater oder Arzt betrügen (TPMA Arzt 208–210) B200 Beischlaf ▷ Beischlaf, Arztrechnung und Wein muss man bar bezahlen B406 Berg ▷ goldene Berge versprechen (TPMA Berg 71–80) B329 ▷ in einen hohlen Berg rufen (TPMA Berg 84f.) B404

Beryll – für weiße Haut B485.IIIE Besen – für Minne B513.IE ▷ Je lieber die Eltern das Kind haben, desto breiter soll der Besen sein B199 Betrug ▷ Man soll erkennen, wie immer einer den anderen bescheißt B32 Beutel ▷ den Beutel leer machen (vgl. TPMA Beutel 31–43) B408 Biene – Biene nimmt bei Trennung von der Blüte Honig mit, der Liebende dagegen nur Leid B113 – Summen der Biene = Lügen und Gerede B333 – süße Bienenstiche des Mundes B106 – Wie die Biene die Blüte unversehrt lässt, soll der Werber die Ehre der Dame bewahren B313 Bild – Bild ohne (Gnaden)Wirkung = hartherzige Frauen B479D – fröhliches Bild = Dame B179 Binsen – für ausdauernden Dienst Z75d Birke Z80 – für Strafe, Zucht und Ordnung B362, B380, Z75 Bisam (Moschus) – der Minne B28 Bischof ▷ so wie ein Angeber (bocher) kein Bischof wird (vgl. TPMA Bischof 4–6) B355 Blatt ▷ kein Blatt vor den Mund nehmen (TPMA Blatt 13–26) B466.2B Blau – für Treue/Beständigkeit B22, B176, B214, B249G, B296, B363, B372, B373, B375, B376, B377, B378, B379, B384, B386D, B409, B410, B442, B451, B452, B460E, B462, B493, B513. IE, B522, Z17 – blau, braun und rot versiegelte Urkunde B15 – blau mit schwarz gemischt = Untreue B410 – lasur-blau = Bitterkeit B377

Bauernschuh – Braun Blech – Blech anschlagen = verspotten B245 Blei – mit Blei Diamant schneiden = poetische Versuche des Sprechers B276 – Blei statt Gold finden = enttäuschte Liebe B56 – in glühendem Blei versinken B230B – Herz sinkt wie Blei B26, B57 – schwer wie Blei B301B Bleiklotz – Kein Bleiklotz wiegt den Schmerz der Liebe auf B339 Blind – blind vor Freude B244 – Der Blinde schlägt sich selbst = Unbeständige Frau schadet sich selbst B291 – Dem Blinden nützt das Licht nichts = Dem Schwächling nützt eine schöne Frau nichts B30aB, B30bA – blindes Herz B417B – Zwei Blinde finden einen Pfennig und streiten sich B295 ▷ Ein Blinder soll keinen Blinden führen (vgl. TPMA Blind 44–93) B204 Blindheit B28 Blitz – für Mund der Dame B485.IVB Block (Gefängnis) – des Leids B200 Blume siehe auch Akelei, Augenweide, Blümlein, Blüte, Clauterblume, Distel, Gamander, Gänseblümchen, Goldblume, Heide, Hornungsblume, Immergrün, Kornblume, Lilie, Liliengeruch, Lilienstengel, Maiblumen, Mandelbaumblüte, Muskatblüte, Nägeleinblüten, Narzisse, Nelken, Päonienwurzel, Ringelblume, Rittersporn, Rose, Rosenblüten, Rosenknospen, Veilchen, Vergissmeinnicht, Zeitlose – des Heils = Treue B301B – der Ritterschaft B194 – der Tugenden = Demut B308 – der Welt = Frau B263G – Blume der Frau verliert auch im Winter ihre Blätter nicht B280 – Blume unterm Schnee = Minneleid des Herzens B48C – Blume unbefleckt von der Minne = Jungfrau B416

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– Blumen brechen B438 – Blumen auf die Heide machen = Geschlechtsverkehr B302 – Schönheit der Blumen nur nach dem Winter wahrnehmbar = Freude braucht Leid als Kontrast B24H – Schönheit der Geliebten den Blumen vorgezogen B34 – so viele Grüße wie Blumen blühen B148 Blumenallegorie siehe auch Pflanzenallegorie B118, B364, B365, B396 Blumenkranz – der Ehre B22 – der Tugenden B364, B365 – für rhetorischen Schmuck B116 – als höfisches Symbol B438 Blümlein, weiße – für gute Gesellschaft Z75b Blüte – aller Freude B50 – des Alters B513.IE – reiner Tugend B425 – des Trostes B431C – des Wunsches B210 – für Schönheit der Frau B263L – Guter Ruf einer Frau ist süßer als jede Blüte B280 Bock – springen und tanzen wie die Böcke B449 ▷ Was der Bock sich selbst vorzuwerfen hat, das sieht er auch der Geiß nach (vgl. TPMA Bock 1–11) B399F Bodensee siehe Bohne, Tropfen Bohne ▷ nützlich wie eine Bohne im Bodensee B236 Borretsch – für Arglosigkeit, Freude und Frömmigkeit Z75 Bote ▷ Wer einen schlechten Boten beauftragt, zerstört seine Chancen (TPMA Bote 54, 57) B187 Brackenseil – Leid größer als das durch das Brackenseil ausgelöste Leid B226B Bratwurst ▷ ... bis eine Bratwurst 1000 Pfund kostet Z21 Braun siehe Violett

230 Bildregister Brennen / Glühen / Verbrennen siehe auch Feuer, Glut, Herz – Asche B28 – brennen in der Liebe B27, B30aF, B40, B41, B49, B103, B145, B151, B330, B346B, B349, B425, B436F, B453 – brennen wie eine Rose = roter Mund B469 – brennen wie Stroh B187, B224 – brennen wie trockenes Holz B346C – Frau soll sich wie dürres Stroh vom Mann entzünden lassen B302 – Frauen brennen weniger stark aber länger als Männer B346C – glühende Zangen B4 – verbrennen mit dem roten Mund B461 – verbrennen an der Liebe B375 Brennen / Brand siehe auch Feuer, Glut – Brandstifterin = Dame B485.IIIC – Brandstifterin = Minne B341 – Waldbrand in der Nacht B485.IIIC Brombeerlaub – für Unglück wegen Meidens B362 Brot ▷ Auch missgönntes Brot wird gegessen Z32 Brücke siehe auch Furt – des Trostes B208A – für Worte B367, B457C ▷ Auf unbefestigten Brücken kann man schlecht reiten (vgl. TPMA Brücke 3–10, 13, 19) B82 ▷ von der Brücke fallen Z32 Brühe und Fleisch – für Zärtlichkeiten und Geschlechtsverkehr B242, B406 Brunnen siehe Quelle Brunnenkresse – für Dienst bis zum Tod Z75c Buch – des Herzens B444C – des Lebens B217 Buche Z80 – für Partner als Lückenbüßer B362, Z75 Buchstabenallegorie – VVAPENE B396 Bürde – der Freude B194 Burg siehe auch Gralsburg, Haus – der Ehre B478C, B487

– der Tugenden B423 – der Wünsche B489 – für Dame B212, B369, B485.IIB, B486A, B487B –– für Eroberung einer Dame B212 – für Wesen der Minne B485.IIB – Belagerung einer Burg – Feste des Herzens B64 ▷ Man soll die Burg nicht preisen, die man am ersten Tag erobern kann (TPMA Burg 12f.) B212 Burgallegorie siehe auch Gebäudeallegorie, Zimmermannsallegorie B369, B385, B423, B478B, B483, B485.IB, B486, B487, B489, B491, B492 – Hofallegorie B448 Burggraben – für Beständigkeit B386C – für Liebe B386C – für Treue B386C Burgvogt – für Treue B448 Buße – süße Buße = Liebeserfüllung B290

Chamäleon – Wie das Chamäleon sich färbt, trachtet der Sprecher nach Minnelohn B12 Chrysolith (krisolt) – für Befreiung von Sorgen B430F – für Dame B28 Clauterblume – für Unbeständigkeit Z75b/c

Dach – der Freude = Geliebte B384 – der Schande B410 Dachs – Der Dachs flieht vor dem Ort, wo der Fuchs uriniert hat = Klaffer fliehen vor der Minne B485.VA Däne – falsch wie ein Däne B229A Diamant (adamas) – für Beständigkeit B12, B370, B477 – für Dame B28, B59, B82, B125 – für Güte der Dame B15

Brennen / Glühen / Verbrennen – Edelstein – für Hartherzigkeit der Dame B485.IIIC/IVB – für Herz der Dame: polieren wie einen Diamanten B15 – für Treue B430I, B431J – für Wimpern B485.IIIE – Diamant ist nur durch Bocksblut zu erweichen = Treue und Untreue B370 – Liebe zerbricht das Herz, selbst wenn es hart wie ein Diamant ist B457A Dieb – für Amor/Venus/Minne (negativ) B341, B427C, B457A, Z62 – für heimlich Minnenden (positiv) B204, B210, B301B, B338, B372, Z3 – für Klaffer und Prahler (negativ) B59, B335, B447 – für untreuen Liebhaber B460E – für Werbenden B243 – Ehrendieb = unehrenhafte Minneerfüllung B30aB, Z67 – Minnedieb(in) B111, B311, B333, B402aB, Z3, Z66 – Untreue sollen wie Diebe zugrunde gehen B457C ▷ Wer den anderen belügt und betrügt, ist schlimmer als ein Dieb (vgl. TPMA Lügen 64–67b, Trügen 4) B134 ▷ Wer einem Dieb zur Beute verhilft, wird der Beute nicht mehr satt B324 Diebstahl siehe auch Herz – für Preisgabe des Namens der Geliebten B201 – einen Blick der Geliebten stehlen B61, B338 – heimlicher Diebstahl der Minne der Dame Z3 – ›Hoher Mut‹ flieht wie der Dieb vor dem Licht B31 – Klaffer stiehlt die Freude der Liebenden B59 – Leid stiehlt Freude B30aA, B30bD, B69B Diener – Diener wird nur wegen des Herrn geliebt = Liebender B105 – Diener zweier Herren B24D ▷ Wenn der Diener herrschen darf, kann ihn niemand stoppen (vgl. TPMA Dienen 605–625) B426C

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Dienst ▷ Guter Dienst wird nie verloren (TPMA Dienen 158–169) B64 Ding ▷ Gut Ding will Weile haben (TPMA Zeit 380–387) B363 Dirdendei (Mischgewebe) – für unbeständige Liebe B303 Distel – für Klaffer Z84 – für Störrischkeit der Geliebten Z75c – Disteln mit Blumen = unerwünschte Liebe Z75c ▷ Disteln und Dornen schaden der Saat B243 ▷ Von Disteln pflückt man keine Feigen (vgl. TPMA Dorn 21–25, 27, 30, 34, 36f., 41, 44, 48f.) B262 Donner – für Herzklopfen B143 Dorn – des Minneleids B98 – der Ungnade der Dame B464 – Dorn wächst von Herz zu Herz Z5 – Dornen statt Gedenk-an-mich B500 – Dornen der Rosen = Huote B381 ▷ Er ist ihr ein Dorn im Auge (TPMA Dorn 137f.) B55 ▷ Jemandem einen Dorn in den Fuß stecken B457A Dornstrauch – blühender Rosen = Dame B429 ▷ Vom Dornstrauch erntet man keine Trauben (TPMA Dorn 21–49) B262 Drachenblut – Blumen sind röter als Drachenblut B456 Dreschflegel – der Minne B427C – Treue ist mit einem Dreschflegel ausgedroschen worden B431G Durst – für Begehren nach Minneerfüllung B50

Edelstein siehe auch Amethyst, Beryll, Blei, Chrysolith, Diamant, Eisen, Erz, Gold, Granat, Hyazinth, Kalzedon, Karfunkel, Karneol, Onyx, Perle, Rubin, Saphir, Sardonix, Silber, Smaragd, Stahl, Topas, Türkis, Zinn – der Dame B28

232 Bildregister – für Dame B323, B431C – von der Schönheit der Dame übertroffen B33, B277 – Stimme der Dame wie Edelstein B5 Edelsteinallegorie B370, B392, B438 Edelsteinring – für Verschwiegenheit B437 Ei ▷ kein Ei für sein Leben geben B486B ▷ mehrere Eier in der Kiste haben B147 Eibe – für ungerechtes Verhalten Z75 Eiche Z80 – für unbeugsamen Willen B362, B380, Z75 Einäugiger – für den, der nur eine Geliebte hat B407 Einhorn – Flucht des Einhorns zu einer Jungfrau ist wie das Hoffen auf die Gnade der Geliebten B425 – Verlangen nach dem Schoß der Jungfrau übertroffen von Liebessehnsucht B252 Einzelkind ▷ Ein Einzelkind liebt man mehr als eines von sieben Kindern (TPMA Kind 16f.) B407, B415 Eisen – Eisen verglüht in der Glut = Ende des Übermuts B416 – glühendes Eisen durchs Herz B208B ▷ die Eisen abrennen (TPMA Eisen 107–112) B451 Eisenkinn – für Feigling im Turnier B472 Elefant – Elefant hasst Drachen = Klaffer hassen Minne B485.VA – Man bräuchte einen Elefanten, um die Last ihrer Würde zu tragen B65 – Mund so rot wie Elefantenblut B485.VD Elfenbein – Nase wie Elfenbein B343 – Zähne weiß wie Elfenbein B5, B6, B235, B301C, B333 Elsässer ▷ schwören wie ein Elsässer B350 Ende ▷ Alles hat ein Ende (TPMA Ende 1–23) B100

Engel – der Tugend B430E – engelsgleiche Kleider B453 – Frau/Geliebte mit Engel verglichen B5, B10, B30aF, B30bA, B31, B48H, B69C, B159, B202, B210, B224, B229D, B263G, B413, B425, B430E, B431C, B436B, B457C, B471B, B485.VD, B512C Engelsgesang B469 – Umarmung der Geliebten besser als Engelsgesang B27 Eppich – für Dienst ohne Lohn Z75 Erblühen – ergrünen beim Denken an die Dame B230B Erbse – für Vergänglichkeit Z75c Erhängen ▷ Meiden und Verlangen sind schlimmer als Erhängtwerden (TPMA Sehnen 7f.) B46 Erker – für Brüste der Frau B487B – neun Erker = neun Zeichen der Liebe B423 Erlenholzbogen – für poetische Schwäche (?) B479H Ertrinken – für Scheitern der Werbung B204 Erz – geläutertes Erz = Liebe B15 Esche – für erfolglosen Dienst Z75d – für keine lange Dauer B380 Esel – für die Unwürdigen, die an den Hof kommen wollen B438 – Last tragen wie ein Esel B392A – Sprecher starrt Geliebte an wie ein Esel B22 – Sprecher verhält sich wie Esel B50 – Werbender wird belohnt wie ein alter Esel B241C ▷ ... bis ein Esel weben lernt B171 ▷ Esel hat mehrmals nach einem ausgeschlagen B56 ▷ Ein Esel ist der, der eine sehr schwere Last für einen geringen Lohn trägt B50 ▷ Ein Esel kann nicht singen wie Lerche und Nachtigall (vgl. TPMA Nachtigall 8–12) B479H ▷ Grau wie ein Esel (vgl. TPMA Esel 271) B207

Edelsteinallegorie – Fenster Espe – für Furcht (vor Klaffern usw.) B362, B380, Z75 – Zittern des Espenlaubs = Wankelmut der Juden B380 Essen siehe auch Gefangenschaft, Speise ▷ Gut getrunken, gegessen und sanft gesessen erfreut Frau und Mann (vgl. TPMA Essen 122–130) B302 Essigkrug ▷ für einen Essigkrug gut sein B204 Exempel – für Dame B28

Fackel – der Begierde B49 – für Güte der Dame B15 Fahne – des Lobes B485.IIIC – weiße Fahne auf Mühle = treue Liebe B166 Fährte – für Geliebte B513.ID Falke – des Lobes B485.IIIC – für den ehrenhaften Minnenden B424 – für die Geliebte B429, B512A – für den Geliebten B394 –– entflogener Falke = untreuer Geliebter B503 – für das Herz, das zur Geliebten fliegt B13 – Falke hat auch unter der ›Haube‹ Freiheitsdrang = Unbezähmbarkeit B53 – gezähmter Falke = alter erfahrener Liebender B429 – in die Irre geflogener Falke, der neuen Falkner sucht = verlassener Geliebter, der eine neue Dame sucht B39 – unzuverlässiger Falke –– für ehrlose Frau B328 –– für Minnefeinde B332 – wie ein Falke, der ›gehrt‹, soll der Sprecher sein B255 ▷ Falken haben und doch mit Raben und Krähen jagen (vgl. TPMA Falke 26–34) B295 Falkenallegorie siehe Jagdallegorie Falkenaugen – für die Augen der Dame B208D, B223, B244, B430E, B449, B466.1C

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Falkenterzen – für Dame B28 – freier Geist des Falkenterzen = Freude über Minneerfüllung B210 – Vergleich mit Würde der Dame/der Minne B485Prolog, B485.IIIB Falkner – für Geliebte, die den Mann einfängt und abrichtet B260 Falschgeld – für betrügerische Minnewerbung B335 Farbe siehe auch Blau, Gelb, Gold, Grau, Grün, Rot, Schwarz, Silber, Violett, Weiß – Farben des Regenbogens annehmen als Wirkung der Minne B2b Farballegorese B436, B522, Z80 Farbentragen / Minnefarben – Farbentragen für die Geliebte B207, B372, B377, B375, B386D, B430J, B436A, B460F, B485.VB, Z42, Z75b – Farbentragen für den Geliebten B375 – Kleidertragen für die Geliebte B45 – Kritik am Farbentragen B207, B296, B372, B375, B377, B436G, B452, B513.IE, Z75b/c, Z80 – Schriftfarben B176, Z17 Farbgemisch (gemenge) – für Unbeständigkeit B379 Farn – für Freiheit von Drangsal B362 – für Verzweiflung Z75b Fasan – für Frau Minne B278 Fass – volles Fass, das nie leer wird = der für immer lobende Dichter B263P Federn, Gefieder – Federn der Freude sind abgeschnitten B200 – Gefieder der Gedanken B513.IIA ▷ ... bis jede Feder 100 Gulden kostet Z27 Feigenbaum – für mit Gaben erkaufte Liebe Z75b Feld – des Herzens B28 Felsen – für Nase der Geliebten B487B Fenster – zwei Fenster = die Augen der Dame B369 – fünf Fenster = fünf Sinne B485.IIB

234 Bildregister Fessel siehe Strick Feste siehe Burg Feuer / Brand siehe auch Brennen, Glut – der Liebessehnsucht B431B – der Minne B223, B280, B336C, B339, B421, B424, B430E, B431J, B436F, B445, B456, B461, B496, Z4 –– Ambivalenz des Minnefeuers B436F, B456 – der Schamhaftigkeit B370 – für Leuchten des Rubins in der Sonne B370 – für Minne B102, B309, B485.VD – Feuer verbrennt das Stroh wie das Lachen der Dame den Schmerz B12 – Feuer verbrennt die Trauer der Guten B495 ▷ Wer zu nah ans Feuer kommt, verbrennt sich (vgl. TPMA Feuer 39–60, 62, 64–66, 288, 290) B309 Feuerallegorie, -metaphorik B210, B431J, B497C Finger ▷ durch die Finger sehen (TPMA Finger 42–86) B295 Fink siehe Meer Firnis – der Beständigkeit = nur scheinbare Beständigkeit B12 Fisch – Fisch stirbt ohne Wasser = Sprecher stirbt ohne Dame B163 – Verlangen des Fisches nach Wasser übertroffen von Liebessehnsucht B252 Fischen – im Bach der Geliebten fischen B207 – wie ein Fischer den Preis reduzieren Z77 ▷ vor dem Netz (bêre, hamen) fischen (TPMA Fischen 11–25) B40, B255 ▷ ohne Netz fischen B513.IE Flachs – für weiten Weg von Gedanken zu Wort und Tat Z75d Flamme – Flamme aus dem Mund der Geliebten B213 – roter Mund wie von Flammen entzündet B469 Fleisch siehe auch Brühe ▷ Einem ist Sauerkraut (kumpost) gleich Fleisch B244D ▷ Ihm das Fleisch und mir die Brühe (vgl. TPMA Suppe 1–3) B241C

Floh – Flöhe des Jammers B32 – zwicken wie ein Floh B245 ▷ ... bis ein Floh in den Himmel springt B76 Fluss – der Minne B29 Flut – des Jammers B27 Foltermetaphorik B485.IIIE Fränkisch ▷ Etwas ist alt fränkisch (?) (vgl. TPMA Franke 2–4) B451 Frau siehe auch Sachregister: Misogynie ▷ Eine Frau redet mehr als drei Männer (vgl. TPMA Frau 541–548) B410 Frosch – rülpsen wie die Frösche B245 ▷ ... bis ein Frosch einen Hund einholt B151 Frucht siehe auch Stamm – Frucht gegen Ungemach = (Ehe)Frau B416 – Frucht in blühender Blüte, süße Frucht = Dame B103, B273 – edelste, reine usw. Frucht = Dame B229A, Z12, Z27 Fuchsschwanz ▷ einem den Fuchsschwanz streichen (TPMA Fuchs 169–173) B56 Fuder siehe auch Wasser – tausend Fuder = die große Menge von liebenden Gedanken B13 Führer – des Herzens = Minne B522 Fundament – der Freude B15 Funken – der Minne B303 – wie Funken an glühendem Eisen brennt die Liebe B45 Furt siehe auch Brücke ▷ Wer halb durch die Furt ist, geht weiter, auch wenn er nass wird B222 Fuß – der Minne (an Land setzen) B290

Gabe – zurückgenommene Liebesgabe = Aufkündigung nach Untreue B336E

Fessel – Gewitter ▷ An Freundes Gabe soll man Liebe erkennen (vgl. TPMA Geben 95–115) B97, B451 ▷ Buhle ohne Gabe und Ritter ohne Schwert sind nichts wert B451 Galander (Lerche) – für Dame B485.IIIC/IVB – Blick des Galanders macht gesund = Erhöhung durch die Dame B485.IVB Galle siehe auch Honig, Süß – des Neids B402aB Gamander – für Geschwätzigkeit Z75c Gans – für betrügerische Frau B406 – (Martinsvogel) für sich herumtreibende Frau B352 ▷ ... bis eine Gans 20 Malter Hafer in ihren Hals schüttet Z22 ▷ es sei den (wilden) Gänsen geklagt (TPMA Gans 78–80) B241C, B466.2B Gänseblümchen – für Arglosigkeit B365 Gänsehals – einen Gänsehals machen B430G Garn – des Unglücks B200 – faules Garn in Seide = Lasterhaftigkeit einer schönen Frau B28 Garten – der Freude B506 – des Herzens B457D – der Kunstfertigkeit B116 – der Minne B41, B332, B422, B428 – für Herz B386C, B500 Gartenallegorie B386, B500 Gärtner – für Geliebten B500 Gastgeber – Gastgeber, der seinen Freund totschlägt = untreu gewordene Frau B485.VC Gaukelspiel – neue Minne ist ein Gaukelspiel B451 Gebäudeallegorie siehe auch Burgallegorie, Zimmermannsallegorie B358, B479D, B486A/C, B519 – Kammer / Stube aus Pflanzen B153, B186 Gebrauch ▷ oft gebrauchen macht satt/überdrüssig (vgl. TPMA Verdriessen 3) B497E

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Geburtsallegorie B485.IC Gedanken ▷ Die Gedanken sind frei (TPMA Gedanke 13–30) B13, B14, B50, B263N, B399C Gefangenschaft siehe auch Herz – der Minne B27, B30a, B30bE/F, B62, B66, B69A, B79, B82, B104, B181, B182, B188, B210, B229C/E, B234, B235, B357, B457A/D, Z63C – Gefangenschaft bei der Geliebten B208B, Z31, Z69, Z81 –– als positiver, erwünschter Zustand B30b – Sehnsucht des hungrigen Gefangenen nach Speise = Liebessehnsucht B512D Gefäß – der Freude = Dame B223 – sauberes Gefäß = wohlwollendes Herz B391 Gefieder siehe Federn Geige ▷ an jemanden die Geige hängen [buhlen] B201 Geiß ▷ geeignet sein wie eine Geiß zum Predigen B466.2A Gelb – für Ehre B462 – für gewährte, erfüllte Minne B363, B372, B373, B375, B379, B433C, B436G, B513.IE – für Nachdenken (?) B377 – für Prahlerei B436G – für Überwindung einer unerfüllten Liebe B376, Z75b ▷ das Gelb vom Schnabel wischen (TPMA Gelb 5f.) B486B Geldwechseln – für Unbeständigkeit B442 Georg ▷ Der heilige Georg möge jemandes Sporen haben B215; vgl. B460G Gerüst siehe auch Haus ▷ das Gerüst zu hoch zimmern B235 Gesagt ▷ Leicht gesagt, schwer getan (TPMA Wort 938–942) B234 Geschoss – für Minne B4, B485.VD Gewitter – für Heftigkeit der entzündeten Minne B485.IIB

236 Bildregister – für Klaffer B501 – für Liebesleid B49, B458 – Vergleich für Entstehung der Minne B143 Gewürznelkenzweig – für Minne B485.IIIB Giel ▷ den Giel nach jemandem schlagen (= jemanden beleidigen, verspotten) B404 Gießen – ein Bild gießen = Schönheitsbeschreibung B243 Glas – für Hartherzigkeit der Dame B485.IIIC – rein wie Glas Z54 Glatt ▷ Nicht alles, was glatt ist, passt immer gut B414 Glaube – für Minneauffassung B441 Glauben ▷ Man glaubt oft etwas, das nicht ist B234 Gleich ▷ Gleich und Gleich gesellt sich gern (TPMA Gleich 1–88) B417B Glosse ▷ den Text ohne/und die Glosse sagen B466.2B Glück ▷ Glück verlässt den Mutigen nie (TPMA Wagen [Vb.] 22–74) B459F ▷ Hilfe des Glücks und Gruß der Fortuna haben oft unsteten Fuß (vgl. TPMA Glück 80–376) B55 Glücksrad siehe Rad Glut siehe auch Brennen, Feuer – der Begierde B485.VA – der Ehre B430E – des Liebesleids B145 – der Minne B162, B456, B485.VD – der Trauer B200 – für Liebe B235, B292 Gnade ▷ Gnade ist besser als Recht (TPMA Gnade 51–93) Z4 Gnadenbild – für Geliebte B173 Gold siehe auch Edelstein – für Ehre B359E, B493 – für exklusive Minne B260

– für Jungfrau B416 – für Minnegewährung B480B – ›arabisches‹ Gold –– für Minne B457D, B485.IIIB –– so schön wie die Haare B2, B485.VD –– übertrifft Blei = Geliebte ist schöner als andere Frauen B5 – Franzosengold: Liebe zur Dame wird vorgezogen B41 – geläutertes Gold = Vorzüglichkeit der Geliebten B13 – Gold in Blei geprägt = Unbeständigkeit B290 – Gold und Edelsteine usw. –– von höfischer Geselligkeit übertroffen B204 –– von Schönheit der Frau übertroffen B30aF, B33, B82, B222, B269, B272 –– von ›Zucht‹ übertroffen B301B – Gold zu Kupfer = Minneleid B236 – Gold nützt dem Toren nichts = schöne Frau nützt dem Schwächling nichts B30aB, B30bA – griechisches Gold –– von der Dame übertroffen B67, B513.IF – Haare reiner als Gold B6 – rotes Gold –– für Reinheit B477 ▷ Es ist nicht alles Gold, was glänzt (TPMA Gold 177–254) B64 ▷ Innen Kupfer, außen Gold (TPMA Gold 256–268) B332 ▷ Was die ganze Welt für Kupfer hält, ist ihm ein Goldstück (vgl. TPMA Gold 269) B287 Goldblume – für fröhliches und gutes Benehmen B364 Goldfäden – für Haare der Dame B369 Gott – der Männer = Frauen B309 ▷ Gott lässt kein Übel ungerächt (TPMA Rache 131–133) B426C Grab – des Herzens B103 – des Liebenden = das Herz der Geliebten B185 – Begraben der Freude B216 – Name/Anfangsbuchstabe der Geliebten im

Gewürznelkenzweig – Hainbuche Herz des Liebenden begraben = Treue und Heimlichkeit B32 – Treue/Beständigkeit bis ins Grab B4, B12 Graben siehe auch Burggraben ▷ Wer schon halb über den Graben ist, will nicht zurückkehren B222 Grabstichel – des scharfen Minneendes B513.IIC Gräfin – des ›hohen Muts‹ = Dame Z53 Gral – für Geliebte B13, B208B, B392A – Geliebte hat Anteil am Gral B266D – Liebesgabe wirkt so wie der Gral B226C – meinen, man sei beim Gral Z52 – Nazareth ist nicht so schön wie die Gralsburg B226D – schöner als die Geliebte ist keine Dame in der Gralsgemeinschaft B68 Granat – für ewige Jugend B430F Granatapfel – für Geliebte B146 Grau – für Dienst ohne Lohn B207, B376, B436I – für Hochmut B383 – für ›hohen Mut‹ B383, B377 – für Leid B513.IIC – für Minnefreunde und –feinde B515 – für noch nicht offenbarte Liebe B383, Z42 – für Tugenden B384 – für Undurchschaubarkeit B379 – für Untreue B372, B375, B473 – für Weltabkehr B378 Griechisches Feuer (Seefeuer) – für Anblick der Geliebten B50 Grube ▷ Untreue fällt in die Grube, die sie sich selbst gegraben hat (vgl. TPMA Grube 1–73, Untreue 6–48) B479E Grün – für Anfang der Minne B372, B373, B375, B377, B379, B382, B386D, B433B, B436D, B513.IE, B522 – für den Glauben B378 – für Huote B493 – für noch nicht bestehende Liebesbeziehung B376 – für Ursprung aller Dinge B382

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Grundstein – für Beständigkeit B194 Gürtel – des Anstands B471G – der Ehre B426E – für Schamhaftigkeit B437 – Umarmung durch die Frau ist bester Gürtel des Mannes B124 Gut – fahrendes Gut = unbeständiger Liebhaber (?) B460C ▷ Verborgenes Gut macht Unmut (TPMA Verbergen 98, 132) B402aB

Haar siehe auch scheren ▷ Frauen haben lange Haare und kurzen Verstand (TPMA Frau 16, 115–118, 120–127, 129) B236, B241C, B457D ▷ an den Haaren ins Himmelreich gezogen werden B210 ▷ hoch beschoren sein (TPMA Scheren 17–24) B466.1B ▷ Sie solle so alt werden / so viele gute Jahre haben, wie sie Haare auf dem Kopf hat B77, B185 Haben ▷ Was man nicht haben soll, darauf kann man gerne verzichten (vgl. TPMA Haben 102–113) B460C Habicht – größeres Begehren als ein Habicht nach der Beute B234 – Habicht und Sperber (?) B360 Hader (zerrissenes Tuch) – für abgelegte Geliebte B303 Hafen siehe auch Schiff – der Ehre B430E – des Glücks B15 Hagedorn – für Schüchternheit B362, B380, Z75 Hagel – aller Freude = untreue Frauen B28 – für Liebesleid B458 Hahn siehe auch Henne – für Nebenbuhler B241C ▷ Hahn im Korb (TPMA Hahn 83–86) B56, B305 Hainbuche – für Fröhlichkeit B380

238 Bildregister Haken siehe auch Angelhaken – Haken unter den Kleidern der Frau = Verführung zur Sünde B309 Hammer – des Leidens B69B – der Zunge B28 Handel / Handeln ▷ Wer mehr erhandelt, als er zahlen kann, dessen Geschäft wird misslingen (vgl. TPMA Markt 6–15) B243 Harfe – der Freude B28 – für Zunge der Dame B369 Hase – Hase, der einen Hund liebt, wird vom Hund wie ein Welpe angenommen, die Dame aber hasst den Sprecher B485.VD – nicht zu zähmender Hase = Unbelehrbarkeit B53 – Schenkel eines Hasen = Hüfte einer Dame B333 ▷ ... bis ein Hase einen Hund einholt/fängt (vgl. TPMA Hund 913–916, Hase 123–128) B82, B149, B150 ▷ ... bis ein Hase hundert Pfund kostet B148 Hasel, Hasellaub – für seltenes Sehen B380, Z75 Hasenohren – Frauen sollen Hasenohren haben Z76 Haus siehe auch Backofen, Burg, Dach, Erker, Fenster, Fundament, Garten, Gebäudeallegorie, Gerüst, Grundstein, Kammer, Kissen, Klause, Leuchte, Mauer, Miete, Nachbarn, Obdach, Pfeiler, Pforte, Pfosten, Saal, Säule, Schloss, Schlüssel, Schmiede, Sessel, Stuhl, Sturmfahne, Tempel, Tor, Zaun, Ziegel – des Herzens B165, B430I – das Haus Trauern (Allegorie) B486A/C Haut ▷ Aus verdorbener Haut kann kein guter Pelz mehr werden (vgl. TPMA Haut 128–135) B406 Heide ▷ schlimmer als ein Heide sein B30aB Heide (Pflanze) – für Gemeinschaft mit gleichen Freunden B380, Z75b/c Heidelbeere – für betrogen sein B362

Heiland – Heiland gegen Untrost = Dame Z53 Helbling ▷ keine drei Helblinge wert sein B466.1C ▷ Wer zu drei Helblingen geboren ist, bringt es nie zu zwei Pfennigen (vgl. TPMA Geld 468–476) B255 ▷ Wer zu einem Helbling geboren ist, kann nicht um zwei werben (vgl. TPMA Geld 468–476) B352 Helm siehe Pelzkapuze Henne siehe auch Hahn – Küken umgeben ihre Mutter wie die Liebe sein Herz B22 – Verlangen nach ihren Jungen übertroffen von Liebessehnsucht B252 ▷ nicht wissen, wo die Henne und der Hahn krähen B453 Hering – Hering im Wasser = Liebender in der Minne B512C Hermelin – Beine weiß wie Hermelin B333 – Zähne weiß wie Hermelin B34 Herrscher – des Körpers = Minne B522 Herz siehe auch Angel, Aue, Auge, Bahn, Blei, Blind, Burg, Diamant, Eisen, Falke, Feld, Garten, Gefäß, Grab, Haus, Kälte, Kammer, Kerze, Klause, Laub, Luder, Meißel, Miete, Mühlstein, Nahrung, Nussschale, Paradies, Pforte, Reisig, Rost, Schloss, Schmelzen, Schmiede, Schrein, Siegel, Skorpion, Spiegel, Stein, Strick, Tabernakel, Tal, Tod, Tür, Verwundung, Vogel, Zelle, Zimbel, Zunder, Zweig – Begraben: im Herzen begraben B266D – Brechen des Herzens –– Brechen des Herzens / gebrochenes Herz B30aD, B30bB, B41, B62, B68, B200, B210, B215, B245, B422, B424, B457A, B461, B486B, B512C, Z82 –– Krachen des Herzens B4, B26, B30aA, B38, B210, B453, Z51D –– Leid bricht durch das Herz B504 –– Spalten des Herzens B4, B49 –– Zerspringen des Herzens B62, B175, B208A – Brennen: brennendes Herz/entzündetes

Haken – Hirsch / Hirschkuh Herz B40, B49, B100, B103, B172, B236, B245, B429, Z7, Z33 –– Flammen aus dem Herz = Beständigkeit B482 – Ermorden: das Herz ermorden B48B, B486B – Fesseln: Dame fesselt sein Herz an sich B25 – Gabe / Übersenden des Herzens B74, B185, Z9, Z37 –– Herz als Pfand gegeben B114 – Gefängnis des Herzens / gefangenes Herz B119, B120, B125, B502A, Z31 –– eingemauertes Herz B210 –– Dame als Gefangene im Herzen des Sprechers B229F – Herz bei der Dame B7, B28, B34, B42, B71, B73, B80, B120, B152, B160, B189 – Herz wird faltig und runzlig B28 – Herz wird gesotten von Liebeshitze B28 – kalte Waffe geht durchs Herz B44 – Lesen im Herzen B100, B103 – Messerstich ins Herz B145 – Nähen: Herz in das Kleid des Geliebten nähen B45 – Schau ins Herz B30bD, B103, B170, B175, B402aB, Z20 –– mit den Augen des Herzens sehen B295 – Schreiben / geschrieben ins Herz B41, B100, B103, B107, B231, B291, B372, B462, B474 –– Initiale der Dame Z20 –– in den Marmor des Herzens B164 –– mit tief eingegrabenen Buchstaben B103 –– mit 100.000 Buchstaben B123 – Schweben des Herzens in den Lüften B234 – Springen: Herz springt aus der Brust B200, B512F – Stehlen: Herz stehlen B219, B465D, Z37 – Strahlen aus dem Herz = Hoffnung B482 – Tausch: Herzenstausch B55, B196, B251, B259 –– Bitte um Herzenstausch B147, B158, B485.IIIC –– Reflexion der physischen Unmöglichkeit B55 –– rückgängig gemacht B55 – Teilen des Herzens B405 – Vereinigung der Herzen B38, B346B, Z68 –– in wohligem Schmerz B37 –– aus zwei Herzen eines gemacht B117 – Versteinertes Herz B26, B410, B425, B417B

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– Verwundetes Herz B435, B457B, B482, Z10, Z37 – Wildern: Herz ›erwildert‹ B37 – Wohnen –– Geliebte (wohnt) im Herzen des Mannes B3, B15, B16, B22, B34, B44, B59, B67, B72, B82, B100, B159, B185, B189, B202, B232B, B430I, B431B, B461, B485.IIIC, Z43 –– Liebe wohnt im Herzen des Mannes B457A –– Liebender wohnt im Herzen der Dame B161, B163, B165, B167, B168, B194, B216, B486A –– Liebender wohnt in seinem Herzen, das bei der Dame ist B512F ▷ Wenn sich das Herz teilt, spaltet sich die Liebe B513.IIC ▷ Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund (und Varianten) (TPMA Herz 97–172) B42, B118, B299 Herzallegorie B482 Heute ▷ Heute rein, morgen raus B442 Hilfe, helfen ▷ Wer sich selbst nicht helfen will, verdirbt nicht schuldlos B50 Himbeere – für Vorsicht gegenüber arglistigen Menschen Z75d Himmel ▷ den Himmel darüber decken/ausbreiten B217 ▷ sich wie im Himmel fühlen B478C Himmelreich – der Augen (des Mannes) = Frau B4 – irdisches Himmelreich = der Geliebte B158 Hirsch / Hirschkuh – Brunft der Hirsche = Unvernunft der Buhler B441 – Hirsch = Geliebter Z63A – Hirsch hasst Iltis = Klaffer hassen Minne B485.VA – Hirsch springt auf der Heide = Wein springt beim Einschenken aus den Näpfen B238 – Hirschkuh = Dame B504, B505, B506, B510 – Verlangen nach Wasser übertroffen von Liebessehnsucht B252 ▷ ... bis ein Hirsch lernt, (Schleier) zu weben B175, B180

240 Bildregister Hitze – für Untreue / Unbeständigkeit B479D Hoffen und Harren ▷ Hoffen und Harren machen den Menschen zum Narren (TPMA Hoffen 120–126) B171 ▷ Hoffnung ist das Tor zum Glück B207 Höhle – der Gedanken B28 – für Minne B479C Holder – für Freundschaft, Gewogenheit Z75b/c Holz – für ›Bengel‹ eines Marschalls B427B – Frauen müssen wie ein Stück Holz bearbeitet werden B457D Honig – das Ende ist Honig oder Galle B70 – im Honig der Anwesenheit bei der Geliebten ist die Galle des Scheiterns verborgen B202 – Körper voll Honig = Schönheit der Geliebten B28 ▷ Außen Honig, innen Galle (TPMA Honig 81–86) B453 Hopfen – für Geschwätzigkeit, große Worte Z75b/c – Hopfenpflanze, die sich windet = der Liebende windet sich in Sehnsuchtsschmerz B33 Hornungsblume – für schnelles Aufgeben bei geringer Freude Z75c Hort – der Christenheit = Dame B13 – der Minne B301B – der Tugend B34 – für Geliebte B61, B165, Z12 – auserwählter Hort = der Geliebte B158 Hose ▷ sich mit Hosen bedecken B244B Hund siehe auch Jagdhund – für Klaffer B59, B66, B485.IIB – falsche Hunde = Laster B408 – Hund hasst Hase = Klaffer hassen Minne B485.VA – Hund, der Mücken vertreibt = Frau, die ihre Verehrer vertreibt B479D – junger Hund ist für jede Belohnung dankbar = der Liebende ist für jeden Gunsterweis der Dame dankbar B204

– naseweiser Hund = untreuer Liebhaber B464 – unter zehn Hunden ist immer einer der beste = bei den Menschen gibt es immer herausragend Tugendhafte B287 – weißer Hund Harre = reine Minne B163 ▷ alten Hunden predigen B404 ▷ ... bis ein Hund einen Lahmen heilt Z22 ▷ den Hund hinken lassen (TPMA Hund 995–1013) Z85 ▷ den Hund vor dem Löwen schlagen (TPMA Schlagen 141–156, 158–174) B479H ▷ schlafende Jagdhunde bekommen selten einen Fuchs zwischen die Zähne (vgl. TPMA Hund 452–456) B243 Hundsfliegen – für männliche Eifersucht B387 Hut siehe Wind Hyazinth (jachant) – für Dame B28

Immergrün – für stetes Gedenken Z75c

Ja – Ja ermordet das Leid des Sprechers B22 Jagd / Jäger siehe auch Falke, Hund, Jagdallegorie, Krebs, Leopard, Luder, Raureif, Vogel, Vogelfänger, Weihe und Sachregister: Canifizierung, Jagd B204 – für Liebeswerben B222, B408, B465F, B502, B504, B506, B507, B508, B510, B512, B513 – bisher erfolglose Jagd nicht aufgeben = Dame (!) wirbt weiter um den Mann B222 – eifriger Jäger = beharrliche Minnewerbung B422 – Jagd nicht auf Kleinwild, sondern auf edle Tiere B501 – Jagd als poetische Reflexion B295, B485.IIIC – Jagd nach Trost B501 – Jagdvogel völlig auf Lockvogel ausgerichtet = Besessenheit von der Dame B210 – Jäger darf nicht zögerlich und nicht voreilig sein B417B – Jäger lässt nutzlos gewordene Hunde von Bären und Wildschweinen zerreißen = Frau Minne befiehlt dem Liebenden, sich

Hitze – Karneol der abweisenden Geliebten zu offenbaren B210 – Jäger lässt Wild laufen/will es nicht töten = Werbender wahrt die Ehre der Frau B313, B502, B512E – Sprecher ist ein wilder Hirsch, der von ›Bildern‹ gejagt wird (?) B32 – Spur des Wildes geheim halten = Verschwiegenheit B32 – auf der Warte Ausschau halten B417B – Wild, das sich von falschen Hunden fangen lässt = Dame, die falschen Werbern nachgibt B504 – der zaghafte Jäger ist erfolglos B48C ▷ Ein kampfbegieriger Jäger macht das Wild erreichbar (vgl. TPMA Jagen 28–32) B214 ▷ Man kann nicht jeden Tag etwas fangen, obwohl immer Jagdtag ist (TPMA Jagen 8–14) B214 ▷ Wer Glück hat, dem läuft (?) das Wild selbst ins Seil B214 Jagdallegorie B58, B197, B295, B350, B408, B417B, B422, B445, B501, B502, B503, B504, B505, B506, B507, B508, B509, B510, B511, B512, B513, Z63A/B, Z67, Z69 Jagdhund siehe auch Sachregister: Canifizierung – für Geliebten, dem die Dame ein Halsband anlegt B260 – junger Hund für die Jagd ungeeigneter als alter erfahrener = junger Mann für die Minne ungeeigneter B429 – Spürhund nimmt Fährte auf ohne zu bellen = Verschwiegenheit der Werbung B301B ▷ Mit unwilligen Hunden ist böse Jagen (vgl. TPMA Hund 457–468) B508 Jahreszeiten siehe auch April, Mai, Winter – Sommer/Winter = Hoffen/Zweifel B497C Jelängerjelieber – für Wandlung von Schmerz in Freude Z75d Jenseitsallegorie B479E Joch – der Minne B358 – für Liebe zur Dame B50 Judaskuss – für Unaufrichtigkeit der Dame B241C Jude – arger Jude = falscher Ratgeber B295 – Judenspiel = Geldgeschäfte B450B

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– schnöder Jude = Dame B485.VD – unbezahlbar wie Judenzins B453 ▷ sich vermehren wie der Fluch des Juden B460G ▷ treu wie die Amme eines Juden B236 Jugend – blühende Jugend = Dame B159a, B179 Jung / Alt ▷ Die Jungen sehen den Alten in den Mund B352 Junge – kleiner Junge = Minne B359E Jungfrau ▷ Jungfrau und Ehrenwort sind auf Erden der höchste Hort B416

Kaiserin – des Herzens = Dame B36, B160, B166, B306 – für Dame B142, B230F Kälte – für Verweigerung der Minne B479D – kalter Name B55‘ – kaltes Herz B479D, Z37 – nackt bis zum Kopf im Eis B145 – rohes (ungekochtes) Herz B28 Kalzedon – für Mäßigung B431J Kamel – für einen Toren B246 Kammer – des Herzens B28 – der Sorgen B27 Kampfallegorie B24I, B49, B495 B496, B261, B485.IIIC Kanzlei – der Treue B513.IIB Kapitän – für Dame B15 Karfunkel – des Verstandes B276 – für Aufhebung aller Differenzen B431J – für Geliebte B124, B429, Z17 – für Tugend der Dame B48H – Augen leuchten wie Karfunkel(stein) B6, Z28 Karneol – Karneol bewirkt Freude B430F

242 Bildregister Kartenspielallegorie B56 Kastanie – für ›je länger je lieber‹ Z75 Katze – Katze liebt Fische, scheut das Wasser = Wünsche, die nicht in die Tat umgesetzt werden B53 ▷ bis die Katze einem einen Schinken bringt (vgl. TPMA Katze 51–55) B405 ▷ die Katze Kohl/Kohlen essen lehren B236 ▷ Katzengebet reicht nicht bis zum Himmel, wird im Himmel nicht erhört (TPMA Gebet 48–56) B15, B466.4A ▷ rein wie eine Katze (vgl. TPMA Katze 130–136) B466.1B Kaufmann – Betrug des Kaufmanns (Gold für Blei ausgeben) = falsches Liebesversprechen B241B – Kaufmann verkauft Lieblingspferd = Untreue B386C – Kaufmannschaft = Aufgabe des eigenen Willens in der Liebeswerbung B207 ▷ Kaufleute loben ihre Ware immer (TPMA Krämer 3–6) B399C Kern – der Minne B373 Kerze – kerzengerader Gang der Dame B244 – Minne brennt wie Kerze im Herzen / in der Hand B213, B438, Z17 – Sprecher fühlt sich wie eine verlöschende Kerze B225 – Trost der Dame ist wie eine Kerze im Herzen B278 Kessel – für Körper, der das Herz (= Wasser) umgibt B48B Kette – goldene Kette mit Verschluss (Notstall) = Gewalt der Frau über den Mann B260 Kind siehe auch Einzelkind, Mutter – der Minne B441 – für Minne B485.IIB – ›blödes‹ Kind = naiver Sprecher B36 – Wie das Kind den Apfel, so zieht der Minnende die Liebe dem Reichtum vor B426E – Minne ist nicht berechnend B303 Kirschbaum – für Wissen um Not des Geliebten B362

Kissen – des Trostes B485.IIIC Kitz ▷ springen wie ein junges Kitz B353 Kitzel ▷ sich den Kitzel nicht betrügen lassen B295 Klammer – der Angst B27 Klause – der Freude = Geliebte B2b – des Herzens B163, B266D, B301B, B436I, B485.IIIE Klee – für Beginn der Liebe B386D Kleid siehe auch Affe, Dirdendei, Engel, Farbentragen, Gürtel, Haken, Herz, Hose, Hut, Mantel, Ordenskleid – der Beständigkeit B10, B272 – der Ehren B10, B146, B279, B332, B358, B409, B426C, B430H, B436K – der Freude (Maria) B270 – des Frühlings: Grün B382 – des Lasters B431G – des Leids B431B – des Lobs B266D – der Minne B338 – der Schande B338 – der Seligkeit B272 – der Sorgen B254, B371 – der Treue B381 – für Beständigkeit B327, B457D –– blaues Kleid = Beständigkeit B388 – rotes Kleid = Sittlichkeit/Scham B388 – ungleiches Kleid der rechten Minne B395 – weißes Kleid = Reinheit der Minne B308, B388 Kleiderallegorie B272, B388, B437 Klette – für Allerweltsliebling B380, Z75c Klosterallegorie B439, B440 Knecht – Mann als beständiger Knecht der Frau B3 Köder – der Minne B392C Kogge – der Freude B15 Kohle – der Freude B485.IIIC – mit Wasser begossen = ausgelöschte Freude B26

Kartenspielallegorie – Krone 243 ▷ Eisschollen zu Kohlen brennen B479E Köln ▷ Das ändert nichts daran, dass Köln am Rhein und Trier an der Mosel liegt B466.2A Konfekt – süßes Konfekt = Minneerfüllung B485.IVB Königin – des Herzens = Dame B80, B208C – für Dame B8, B150 Korn – für Liebe der Frau B166 Kornblume – für Absage an alle Falschheit B364 – für gute Sitten B365 – für Wankelmut Z75c Körper siehe Arsch, Auge, Finger, Fleisch, Fuß, Haar, Hasenohren, Mund, Nase, Ohr, Zunge Krähe – für Klaffer B512F Kranichhals – einzelne Wirbel allegorisch gedeutet B389 Krank – Sehnsucht des Kranken nach Gesundheit = Liebessehnsucht B512D ▷ Harfe spielen und geigen ist bei Kranken nicht immer angemessen B295 ▷ Wer krank ist, wäre gerne gesund (vgl. TPMA Gesund 52–56) B222 Krankheit – Krankheit wegen Abwesenheit und Sehnsucht B46 – Minnekrankheit B41, B68, B69A, B111, B213, B232B, B234, B270, B392D, B417B, B431B, B459F, B485.IIIE, B487C, B502B, Z4, Z42 – vorgetäuschte Krankheit wegen Minneleid B61 Krankheitsallegorie B111 Kranz siehe auch Blumenkranz – der Ehre B294 – der Minne B423 – der Tugenden Z76 – für Verständigkeit B437 Kraut – böses Kraut = Unbeständigkeit B457D – das Kraut Ausgelassenheit B391 – das Kraut Demut B391 – das Kraut Güte B391 – das Kraut Heimlichkeit B391

– das Kraut Hoffen B236 – das Kraut Keuschheit B391 – das Kraut Meiden B46, B154 – das Kraut Melde Z32 – das Kraut Merke Z32 – das Kraut Sanftmut B391 – das Kraut Trost B236 – Kräuter im Wert durch die Dame übertroffen B33 – Kräuterzauber B48G Kreatur – reine Kreatur = Dame B77 Krebs – Krebs kriecht in anderes Loch = Wechsel der Liebesbeziehung B148 ▷ ... bis ein Krebs einen Jagdhund einholt B186, Z28 Kreide – Körper weißer als Kreide B5 – Scheitel weiß wie Kreide B6 Kressner – gerade wie der Stab eines Kressners (?) B463 Kreuz ▷ ein Kreuz(zeichen) vor den Ohren schlagen B30aB Krieg – allegorisch für Dienst und beständige Abweisung B30aB Krisam – der Minne B28 Krokodil – Krokodilsschwanz = untreue Frauen B28 Krone – aller (Jung)Frauen B8, B16, B37, B49, B160, B162, B165, B435 – aller Würden B432C – des Ehemanns = Ehefrau, die den Haushalt macht Z85 – der Ehre B16, B410, B438, B506, B512A – der Freude B263BC, B270, B411, B412 – der geblümten Wonne B50 – des Herzens B482 – des Körpers = Schönheit B411 – des Lobes B272 – der Minne B302, B338, B341, B484 – der Seligkeit (saelde) B177, B198 – der Tugenden B431H – der weiblichen Zucht B50 – der Welt = recht minnende Dame B263C

244 Bildregister – für Geliebte B163, B230F – für höchsten Lohn B395 – für Mäßigung B437 – für Schamhaftigkeit B437 – für Treue B437 – für tugendsames Handeln B437 – für Wahrhaftigkeit B437 – für Zucht B437 – Frau ist schöner als Krone B263G – Geld trägt die Krone in der Welt B408 Kuh / Rind – Kalb schreit nach Mutter = Sprecher schreit nach der Geliebten B22 – krätziges Rind = alter Mann B302 – träge wie eine Kuh B430G Küken siehe Henne Kürsen siehe Pelzrock

Lachen ▷ sich das Lachen verbeißen B237 Lachs ▷ Der edle Salm kommt von einem groben Lachs B295 Laie – Laie wird für Kleriker gehalten wegen Gelehrsamkeit = Knecht wird für Ritter gehalten wegen ritterlicher Taten B323 Lamm – für tugendhafte Dame Z51C Länger ▷ Je länger je süßer (vgl. TPMA Lang 10–14) B312 Lanze / Speer (ger) – der Blicke B49 – der Minne B106, B210, Z80 – der Treue B167 Latein ▷ die Vesper in Latein pfeifen B241B Latwerge – für Minneerfüllung B485.IVB Laub – für Tugendübung B263L – Herz zittert wie Laub B50 Laus – auf eine Laus aufpassen Z85 Lecken ▷ jemanden umhin lecken lassen B217 Lehen – der Minne B464

– für Liebesgruß Z51D – für Liebeslohn B14 – sich selbst nur als Lehen gegeben B233 Leich – des Jammers = Liebesleid B309 Leichtgläubig ▷ Der/die Leichtgläubige wird leicht betrogen (vgl. TPMA Glauben 174, 176–178, 180–189) B18 Leidvertreib – für Dame B22, B146, B219, B270, B271, B282, B506 Leiter – für das Erringen des Höchsten B347 Leopard – Leopard gibt nach drei erfolglosen Versuchen die Jagd auf, nicht so der Sprecher B12 Lerche siehe Galander Leuchte – weiblicher Tugend = Dame B15 Licht – der Ehre B370 Lichtmetaphorik B229E, B431J, Z17 Liebe ▷ amor vincit omnia (TPMA Liebe 163–212) B255, B413 ▷ Liebe nach Leid tut sanft, ist angenehm, angemessen B234 ▷ Die Liebe wird geschenkt (›ist beschert‹) B41 ▷ Wen man liebt, der gefällt einem besser B350 ▷ Wer viele liebt, liebt nicht recht (vgl. TPMA Liebe 1037–1065) B324 Lilie – der beständigen Liebe B487A – für Freigebigkeit B381 – für die Gesichtsfarbe B208D – für Hoffnung B386D – für Keuschheit B364, B365, B381, B386D – Bett aus Lilien B148, B151, B153, Z24 – Dach aus Lilien B148 – Duft der Lilie = guter Ruf des Geliebten B386D Liliengeruch – für Dame B276 Lilienstengel – für Geliebte B67, B210 Linde – für Freude in der Gesellschaft B380, Z75 – für Klage und Begehren B362

Kuh – Maus Löwe – für Geliebte B431H – für Huote der Frau B485.IIB – für Mut B396, B495 – Löwe erweckt Junge durch Gebrüll –– für Bitte des Mannes um Gnade B200 –– für Erhöhung durch Dame B28, B485.IVB –– für Erlösung durch Christus B295 –– für Hilfe für einen Minneleidenden B226B, B465C –– für Liebessehnsucht B208B – soviel Furcht wie der Löwe vor dem Hund Z82 – Stimmgewalt des Löwen übertroffen von –– Liebesschmerz B208B –– Liebessehnsucht B252 Luder (Lockspeise) siehe auch Jagd, Vogelfänger – des Herzens B217 – Herz als Luder dem Falken zugeworfen B512F Luft – der Ehre B485.IIIC – Luft trägt die Krone der Minne B341

Mädchen – junge Mädchen lassen sich nicht hüten = unveränderliche Art B53 Magenfreude ▷ Vor Magenfreude kommt nichts (vgl. TPMA Bauch 28f.) B418 Magnet – Frau zieht Mann an B392A – Mann zieht das Herz der Frau an wie ein Magnet Stahl und Eisen B45, B194 Mahlen siehe auch Müller ▷ Wer zuerst kommt, mahlt zuerst (TPMA Mahlen 1–27) B241C Mai – für Dame B8 – Mai ist ein Winter verglichen mit der Wonne der Minneerfüllung B274 Maiblumen – für freudigen Beginn der Liebe B380, Z75c Maienschein – für Dame B402aB Malerei – nur gemalte Blumen = Heuchelei B386D

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Malvasier – der Treue B485.IIIE Mandel – für Dame B485.IVB – für die züchtige Frau B437 – Körper voll Mandel = Schönheit der Frau B28 Mandelbaumblüte – für Geliebte B67 – Mandelbaumblüte mit Laub und Frucht = hart errungener Minnelohn Z75c – Mandelbaumblüte ohne Laub = verfrühtes Liebesgeständnis Z75c Mandelkern – der Süße B485.IIIB – für Geliebte B4, B29 – Süße des Mandelkerns = tugendhafte Minne Z75c Mandelzweig – für Geliebte B82, Z17, Z19 Mantel siehe auch Kleid – der Ehre Z55 – der Minne Z67 – für Zucht B437 – Mantel aus Blüten weiblicher Güte B438 – schwarzer Mantel = Demut B388 Marmor – für Hartherzigkeit der Dame B485.IIIC – seine Treue leuchtet wie Marmor B12 Märzwetter – für Unbeständigkeit der Dame B458 Maßholder – für Treue und Beständigkeit B362, B380, Z75 Mast – für Beständigkeit B393C Mastkorb – für Aufmerksamkeit B393C Matt siehe auch Schach – Matt ansagen = kommunikative Überwältigung B11 – tugendliches Matt = Dame B479H Mauer – für Härte der Dame B212 Maulbeere – für Wunsch, der nur mit Kummer erfüllbar ist B380, Z75 Maus – für unbeständige Frau B405

246 Bildregister Medizin ▷ Medizin kann nur helfen, wenn sie rechtzeitig kommt (vgl. TPMA Arznei 23–33) B234 Meer – des Hasses B48J – des Jammers B485.VD – des Unglücks B200 – unruhiges Meer = Unbeständigkeit B381 ▷ ... bis ein Fink das Meer austrinkt (vgl. TPMA Fliege 61, Trinken 271, 274–277) Z22 ▷ ... bis eine Meise das Meer austrinkt (vgl. TPMA Fliege 61, Trinken 271, 274–277) B76 ▷ ... bis Zeisig und Fink gemeinsam das Meer austrinken (vgl. TPMA Fliege 61, Trinken 271, 274–277) B151 Meeresströmung – Meeresströmung verursacht hohe Wellen = verborgene Sorgen, die Seufzer hervorbringen B48B Meerwasser – Meerwasser ist salzig = den Reichen soll man nicht minnen B310 Mehl – für Liebesfreude B166 – Hände weiß wie Semmelmehl B244 Meiden ▷ Meiden ist ein bitteres Leiden (TPMA Meiden 11–14) B175 Meise siehe Meer Meißel – des wunden Herzens = Dame B103 Meister – der Jugend = tugendreiche Dame B263L Melissenwasser – für Minneerfüllung B485.IVB Messerstiche – für Liebesqual B145 Metzger – für übergriffigen Mann B430G Miete – für das Wohnen im Herzen = Selbsthingabe B165, B167 Milan – für Geliebte Z32 Mispelbaum – für Trostlosigkeit B362

Möhre – für Verlust des Geliebten B362 Mönch – Mönch, der Erde isst = Minne, die nach Unbeständigkeit strebt B332 Moor – mit dem Wagen des Wandels im Moor versinken B301B Moos ▷ sich das Moos von den Augen wischen B48C Mord siehe auch Tod – für abweisendes Verhalten B462, B486B, Z51B – für Untreue B463 – Frau Venus = Mörderin B341 – getötet werden von den Blicken der Geliebten B30aA – getötet werden von der Geliebten B98 – nicht ehrenhafte Minneerfüllung ist wie Mord B311 Mörderin – für abweisende Geliebte B486B – für Frau Minne B64 – liebender Gedanken = untreue Frauen B28 Morgenröte – Morgenröte der Sonne = Frau B270 Morgenstern / Abendstern – für Dame B4, B8, B67, B82, B143, B183, B185, B430E, B485.IIIC, Z13, Z19 – (trymontan) überstrahlt die anderen Sterne wie die Geliebte die anderen Frauen B5 Mörser – der Vernunft B485.VA Mosbach ▷ ›feil‹ wie die Kämpfer zu Mosbach B56 Moschus (Bisem) – für Dame B485.IVB – Lehre so angenehm wie Bisem B427C Mücken siehe Hundsfliegen Mühle siehe auch Müller – in einer anderen Mühle mahlen = Wechsel des Liebespartners B166 – Rauschen der Mühle = Stimmengewirr B458 – stillstehende Mühle = Verschwiegenheit B187 Mühlenallegorie B166, B485.IIIB Mühlrad – für Ehre der Frau B166

Medizin – Onyx Mühlstein – für Herz des Mannes B166 ▷ ... bis ein Mühlstein Weinreben trägt B149, B186 Müller siehe auch Korn, Mahlen, Mehl, Mühle – Müller schlägt Funken mit Beil B182 Mund siehe auch Sachregister: Körper der Frau – roter Mund = Blütenpracht B449 – roter Mund = Dame B38, B39, B275 ▷ jemanden mundoffen machen B291 Münze – des Lobes B28 – falsche Münzen = Falschheit B392A Musik – Worte der Frauen schöner als Musik B277 Muskat – Atem der Dame duftet wie Muskat B243 – Tür aus Muskat B151, B153, B186, Z24 Muskatbaum – für guten Mundgeruch der Dame B485.IVB Muskatblüte – für Dame B8 Mutter siehe auch Einzelkind – der Freude = Frau B370

Nachbarn ▷ Wer böse Nachbarn hat, lobt sich selbst (TPMA Nachbar 67–83) B457A Nachgeben ▷ Zuviel Nachgeben führt oft zu großem Schaden (vgl. TPMA Nachgeben 38f.) B496 Nachtigall B243 – Frau singt wie Nachtigall B343 – Klauen der Nachtigall = ? Z25 – Nachtigall wird von Dorn am Auge verletzt = treu wie die Liebe der Nachtigall B386D ▷ Nachtigallgesang wird zum Eselgeschrei (vgl. TPMA Nachtigall 3–12) B241C Nadelöhr ▷ leichter drei oder vier Wildtiere durch ein Nadelöhr bringen als die Liebe der Dame erringen B243 Nägeleinblüten – für Treue, Gedenken usw. Z75c Nahrung siehe Speise Narr ▷ zum Narren halten B56, B99

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▷ die Narrenkappe anhängen (vgl. TPMA Narr 961–967) B56 ▷ am Narrenseil führen (TPMA Narr 968–979) B56, B241C Narzisse – für Frau B277 – für Geliebte B82 – für das Streben zum Heil B381 Nase – wächserne Nase B295 Natter – für Liebesleid B45 Natur ▷ Natur ist schwer zu vertreiben (TPMA Natur 1–4) B397 Nelken – Bett aus Nelken B148 – Türschloss aus Nelken B151, B153, B186, Z24 Nesseln – für heiß brennende Liebe B362, B380, Z75b/c – statt Vergissmeinnicht B500 Netz siehe auch Fischen – der Liebe B43, B309 – der Sehnsucht B513.IIA – des Vogelfängers = Werbung Z43 – Minne kann ohne Netz fischen B283 Notstall siehe Kette, goldene Nussschale – für Körper, der das Herz (= Kern) umgibt B48B

Obdach – aller Seligkeit = Geliebte B2b – der Liebe B158 Obst siehe auch Apfel – für Minneerfüllung B263L ▷ Man soll das Obst essen, wenn es reif ist (TPMA Reif [Adj.] 22, Frucht 13–17) B243 Ofen siehe Backofen Ohr ▷ Zum einen Ohr rein, zum anderen raus (TPMA Ohr 84–97) B295 Olivenbaum – Frucht des Olivenbaums = Geliebte B27 Onyx – für Dame B485.VD

248 Bildregister Orden siehe auch Sachregister: Kloster – der Ungebundenheit B147 – des Unglücks B200 – Minne hat einst den höchsten Orden getragen B296 Ordensgelübde – Ordensgelübde ist nicht so schwer wie Minnedienst B241B Ordenskleid (Habit) – des Schildes der Minne B396 Ostertag – für Dame B8, B68

Palmzweig – für Geliebte B82 – für Schönheit der Dame B276 Panther – für Dame B15 – Süßer Atem des Panthers zieht andere Tiere an wie die Dame die Männer B12 Päonienwurzel – für Mittel gegen Wankelmut B485.IVB Pappel – für Kummer B362 Paradies – aller Lust B50 – des Herzens = Dame B34, B67, B82, B229A, B233, Z39b – der Wonne B269 – für Geliebte B146, B181, B202, B431C, B435 – für Geliebten B158 – für Kemenate B421 – für Liebeserfüllung B198, B457D – Dame wird dem irdischen Paradies vorgezogen B49 Paradiesengel – für Geliebte B67 – Glanz eines Zeltes wirkt wie der Paradiesengel B453 Pelikan – für Hingabe des Mannes B241B – Blut des Pelikans = Liebesleid B28 – Verlangen nach seinen Jungen übertroffen von Liebessehnsucht B252 Pelz siehe Haut Pelzkapuze – unter der Pelzkapuze statt unter einem Helm dienen = unmännlicher Dienst B407

Pelzrock ▷ Einem ist Pelzrock (kürsen) und Mantel einerlei B424 Perle – für Dame B28 – für weiße Haut B485.IIIE – Perle überstrahlt die anderen Edelsteine wie die Geliebte die anderen Frauen B5 Pfad – der Minne B163, B276 – ›getriebener‹ Pfad zwischen den Herzen B462 – der Sorge B501 Pfaffe – Der Pfaffen Gesang schätzen die Frauen mehr als der Helme Klang B410 Pfau – Klauen des Pfaus Z25 – Pfauenweibchen versteckt Eier = Verheimlichung der Liebe B386D Pfauenwedel – für Freiheit von Schande B477 Pfeife ▷ Die Pfeife in den Sack stecken B236 Pfeil – der Begierde B49 – der Minne / der Venus B27, B29, B41, B45, B68, B82, B102, B106, B114, B152, B234, B241B, B336F, B342, B357, B427B, B432D, B457A, Z38, Z41, Z43, Z45 – für Augen der Dame B522 – für Mund der Dame B522 – für Schönheit der Dame B522, Z39a – für Seele B102 – für Worte der Geliebten B41 – Giftpfeile = Verleumdungen B493 Pfeiler – für Mann B394 Pferd siehe auch Zuckerpferd – Fohlen muss gezähmt werden = Minne muss gezähmt werden B69C – lahmes Pferd = schamlose Frau B327 – wildes Pferd = Geliebter, der von der Geliebten eingefangen und gefesselt werden muss B260 ▷ Auch der Meister ist nicht gegen das Ausschlagen des Pferdes gefeit B406 ▷ Träge Pferde soll man treiben (vgl. TPMA Pferd 96–109) B479H

Orden – Puppe 249 ▷ Wer mehrere Pferde reitet, hat auch mehr zu beschlagen Z32 Pflanze siehe auch Akelei, Apfel, Ast, Augenweide, Bast, Baum, Binsen, Birke, Blatt, Blume, Blümlein, Blüte, Bohne, Borretsch, Brombeerlaub, Brunnenkresse, Buche, Clauterblume, Distel, Dorn, Dornstrauch, Eibe, Eiche, Eppich, Erbse, Erlenholzbogen, Esche, Espe, Farn, Feigenbaum, Flachs, Frucht, Gamander, Gänseblümchen, Gewürznelkenzweig, Goldblume, Granatapfel, Hagedorn, Hasel, Hasellaub, Heide, Himbeere, Holder, Hopfen, Hornungsblume, Immergrün, Kastanie, Kirschbaum, Klee, Klette, Korn, Kornblume, Kraut, Kräuter, Krisam, Laub, Lilie, Liliengeruch, Lilienstengel, Linde, Maiblumen, Mandel, Mandelbaumblüte, Mandelkern, Mandelzweig, Maßholder, Maulbeere, Mispelbaum, Moos, Muskat, Muskatbaum, Muskatblüte, Nägeleinblüten, Narzisse, Nelken, Nesseln, Nussschale, Obst, Olivenbaum, Palmzweig, Päonienwurzel, Pappel, Pigment, Pinie, Reisig, Ringelblume, Rittersporn, Rose, Rosenbaum, Rosenblätter, Rosenblüte, Rosengarten, Rosenknospen, Schabab, Schlehdorn, Stechpalme, Tanne, Unkraut, Veilchen, Veilchenduft, Wurzel Veilchengarten, Vergissmeinnicht, Wachholder, Wald, Weide, Weinberg, Weinlaub, Weinrebe, Weißdorn, Wolgemut, Zapfen, Zeitlose, Zimt, Zweig, Zypresse – blühende Pflanze = Geliebte B82 – Pflanze ohne Regen = Liebesleid B479C Pflanzen – die Augen pflanzen = anblicken B4 Pflanzenallegorie Z75 – 22 Pflanzen Z75a – 25 Pflanzen B380 – 27 Pflanzen B362 – Rebe, Trauben, Blumen B116 Pflaster – der Schande B431G – ohne Pflaster heilen B417B Pflug – für Schmeicheln (lôsen) B402aB Pforte – des Herzens B405 – der Minne B4, B338, B438

– für Arten der Minne B479D – für Herz der Geliebten B386C – nördliche Pforte = grundsätzlich verweigerte Liebe B479D – östliche Pforte = rechte Minne B479D – südliche Pforte = göttliche Liebe B479D – westliche Pforte = untreue und unstete Liebe B479D Pförtner – für Willen der Geliebten B386C Pförtnerin – für Vernunft B448 Pfosten – für Gesicht der Dame B485.IIIE Pfuhl – der Schanden B481B Pfütze ▷ Wer durch Pfützen watet, badet am Ende im Schmutz B436H Phönix – für Liebessehnsucht B28, B241B – für ständige Erneuerung der Liebe B386D – Hitze des Phönix übertroffen von Liebessehnsucht B252 Pigment – Wundheilung mit Pigment (Piment) = Erhörung durch die Dame B49 Pilger – Pilger auf dem Meer, der sich bei Unwetter ans Land sehnt = der sehnsüchtig Liebende B512D – Schmerz eines verirrten Pilgers von Liebesleid übertroffen B208B Pinie – für Minneleid B347 Pinne siehe Ruder Pinsel – für Aufpasser, Bewacher B147 Pinselstrich – Augenbrauen wie ein Pinselstrich B210 Pulver (Arznei) – für Minneerfüllung B485.IVB Pulverisierung – des Körpers = Liebesleid B113, B145 Puppe – für Geliebte/Damen B69B, B266D, B457B, B487C – Puppenspiel = Verführung B350

250 Bildregister Quelle / Brunnen – der Freigebigkeit (Milte) B41 – der Freude = der Geliebte B158 – der Minne B497, Z43, Z80 – des Trostes B115 – kein Brunnen kann die Liebesglut löschen B456 – reine Quelle = sich selbst reinigende Minne B308 Quellwasser – ist genießbar = den Höfischen (Armen) soll man minnen B310

Rabe – für ›natürliche‹ Lust B513.IIC – für unehrenhaften Liebhaber B424 – Rabe liebt seine Kinder = natürliche Liebe / man liebt das, was man selbst ist B287 Rad – für Wechselhaftigkeit des Glücks (Glücksrad) B210, B226A, B276, B372, B427C, B430C, B465F, B502A – König auf dem Glücksrad B431H Rahe – für Demut B393C Rappe – wird beim Waschen nicht weiß = unveränderliche Art B53 Räuberin – der Freude = untreue Frau B485.VC – des Unglücks = Minne B229E – für Minne B513.IIB Rauchfass – für alte Frauen B15 – Rauchfass tragen = übertriebene Frömmigkeit B430G Raureif – der grünen Heide = untreue Frauen B28 ▷ Wenn der Reif fällt, ist keine Jagdzeit B323 Rede ▷ Mit Rede macht ein Mann seinem Herzen Luft B30aD Regen – der Gnade B103 – des Jammers B26 Regenbogen siehe auch Farben ▷ Wer auf einen Regenbogen zimmert, wird oft betrogen (TPMA Regenbogen 4–6) B53

Reich – Liebe zur Dame wird dem Reich der Venediger vorgezogen B41 – Reicher Mann kann Besitz verlieren = Minnender kann Minne verlieren B398 Reif siehe Raureif Reigen – für die schönsten Damen B27 Reis siehe Zweig Reisig – krachendes dürres Reisig = Herz B26 Reliquienkapsel – des Herzens B512F Rhein siehe auch Köln, Vogel, Wein ▷ Der Rhein ist nirgends so breit, dass man nicht eine Brücke darüber bauen könnte B417B Richterin – für Minne Z39a Rind siehe Kuh Ring – der Maße B223 – für Liebe B413 Ringelblume – für Tugendhaftigkeit B364, B365 – Ringelblume öffnet sich erst bei Sonne = Offenheit im Glück B386D Rittersporn – für Beständigkeit Z75c Rock (Rüstung) – der Freuden B49 Roden – für Beseitigen (der Sorgen) B248 Rom ▷ bis man in Rom davon erzählt B512A ▷ Rom ist nicht an einem Tag gebaut worden (TPMA Rom 1–18) B236 ▷ weiter entfernt als Rom B507 Rose – der blühenden Jugend B159a – für Beständigkeit und Reinheit B380 – für Brennen in der Liebe B386D – für Frau B277 – für Freude Z75b – für die Geliebte B82, B103, B146 – für gute Worte und Werke B364 – für Hoffnung und Freigebigkeit B365 – für nur ehrenhafte Bitten B362, Z75c – für Schamhaftigkeit B381

Quelle – Salamander – aufblühende Rose –– für entstehende Liebe B177 –– für die Geliebte B170 –– für das Lächeln des Mundes B102 –– für den Mund der Geliebten B238 – Dach aus Rosen B153, Z24 – Decke aus Rosen B151 – frische Rosen im kältesten Winter auf dem Antlitz der Dame B2 – helle Rose = Geliebte B57 – Rose unter Disteln = Geliebte B176 – Rose ohne Dornen = Geliebte B27, B31, B154, B184a, B301C, Z28 – Rose, die Duft durch Dorn entfaltet = Dame, die Liebe und Leid hervorbringt B103 – Rose ist zur Distel geworden Z62 – Rose im Morgentau / Maientau = Dame B119, B430E, Z2 – Rose vor den Zeitlosen gepriesen wie die Geliebte vor den anderen Damen B34 – roter Mund der Dame überstrahlt das Rot aller Rosen (›Überrose‹) B1 – weiße Rosen = Schönheit der Damen B456 – zarte Rose = Mund der Geliebten B457B ▷ ... bis eine Rose (Rosenblatt, Heideblümlein) tausend (ein) Pfund kostet B117, B156, B171, B175 ▷ Wer fremde Rosen bricht, wird von Dornen gestochen B436H Rosenbaum – für Dame B4 Rosenblätter – für Mund der Dame B333 – so viele gute Jahre, wie ein Wagen Rosenblätter trägt Z16 Rosenblüte – für Dame B8, B416 Rosengarten – für Geliebte Z32 – für Jungfrau B416 Rosenknospen – für Brüste der Dame B210 Rost / Grill – des Herzens = unerfüllte Liebessehnsucht B73 – des Leids B200, B431B – der Minne B4, B29, B40, B49, B98, B113, B115, B188, B373, B430A, B431J, B512A, Z39a

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Rösten / Braten – für Liebesleid B11, B98 Rot – für Brennen in Liebe B14, B176, B363, B372, B373, B375, B376, B377, B379, B386D, B433B, B513.IE, B522, Z17 – für eheliche Liebe B378 – für Liebe / Minne B442, B460C, B480B – für Treue B462, B473 – für Untreue B296 Rotgestreift – für falsche Minne B409 Rübe, rote – mit Milch begossen = Dame B485.VD Rubin – für Augen der Geliebten B9 – für Dame B370 – für Ehre B430I – für Röte der Dame B49 – für Röte des Mundes B30aA, B413, B457A/B – für Trost B370 – Gesicht leuchtet wie ein Rubin B473 – Rubin bewahrt vor Leid B430F – Rubin übertrifft rotes Glas B223 Ruder / Pinne siehe auch Wasser – für Beherrschung B393C Rund – Rundheit = (bewegende) Kraft B432C Ruß – mit Ruß Sonne und Sterne verdunkeln = unmöglich wie die Unbeständigkeit B12 Rüstungsallegorie – Schild, Banner, Hund B163 Rute – der Minne B230E, B512A – scharfe Rute = Unbeständigkeit B381

Saal – der Freude = Geliebte B295 – für Minne B479(C+D) Saat – für Minne B285 Saitenspiel – Minne erfreut mehr als Saitenspiel B171 – Stimme der Dame ist süßer als Saitenspiel B5 Salamander – im Feuer –– für die Dame B430E

252 Bildregister –– für Erhöhung durch die Dame B485.IVB –– für Sprecher in der Minne B12, B28, B208B, B226B, B485.VD, B512C – Gift des Salamanders B202 –– für unkeusche Minne B359E – Hitze des Salamanders übertroffen von Liebessehnsucht B252 – Mund der Dame brennt wie Salamander B6 – Salamander könnte im hitzigen Rot der Münder überleben B464 Salbe – des Duftes B224 – der Minne B485.VA Salzfass – gefärbtes Salzfass = Schönheit ohne Tugend B411 Samen – des Scheidens (Scheidsamen) B55 Sandkörner ▷ ... soviel wie Sandkörner am Meer sind (vgl. TPMA Sand 1–69) Z32 Saphir – für Beständigkeit B430I, B431J – kleine Äderchen im Gesicht wie Saphir B485.IIIE – Saphirglanz = Dame B49 – Vergissmeinnicht wie Saphir B366 Sardonix – Mund ist so rot wie ein Sardonix B485.VD Säule – der Frömmigkeit = Frau B263D – für ehrenhafte Frau B485.IIB – für Nase der Dame B369 – für Wesen der Minne B358, B485.IIB – Säule statt Geliebten umarmen B513.ID Saures siehe Süßes Schabab (Kraut) – für Abweisung B34, B241B, B303, B460C Schach siehe auch Bauer, Matt, Turmopfer – ehrlose Frau setzt sich selbst schachmatt B328 – Schach- und Mattsetzen = Liebe zur Dame B4 – Schach- und Mattsetzen = Raub der Liebesfreuden durch die abweisende Dame B40, B210 Schaden ▷ Jeder Schaden ist zu etwas gut B24J Schaf siehe auch Wolf

– Wolle scheren = Ausnehmen des Liebhabers B404 ▷ die Wolle fremder Schafe scheren B332 Schale – der Freude Z53 Scharlach – für Röte des Mundes (scharlachrot) B34 Schatten – des Trostes B102 – Sprecher ist wie ein Schatten an der Wand B225 Schatz – der Ehren B266D – der Freude B69B – der wahren Minne B415 – für Anblick der Geliebten B256 – für Geliebte B392, B431C – Freudenschatz = Scham Z51C – größter Schatz der Frau = Ehre B311 – größter Schatz der Welt = Frau B30aF, B278 Scheibe – der Sinne B28 Schiff siehe auch Ankertau, Anker, Hafen, Kogge, Mast, Mastkorb, Pinne, Rahe, Ruder, Segel, Steuermann, Wind – der Ehre B471G – für Dame B15 – für Sicherheit B393C ▷ ohne Schiff hinüberführen Z77 Schifffahrt – für Macht der Minne B226A – für Werbung um Dame B204 Schiffsallegorie – Auslegung einzelner Teile B393C Schiffsmast – für Beständigkeit B393C Schild – des Herzens B506 – der inneren Kräfte (muot) B49 – der Minne = Verschwiegenheit B317 – für Tugend B396 – Schild mit rotem Feld = Treue B163 Schlaf – Sehnsucht ist eingeschlafen B200 Schlag – der Ehre B517 – der Minne B102 – der Schande B471G – Schläge mit der Gerte = Antrieb, die Geliebte anzusprechen B36

Salbe – Schwert Schlagen ▷ Dünn geschlagen ist schnell geschliffen (TPMA Schlagen 261) Z38 Schlange – für gute Rede Z30 – Giftschlange = Klaffer B499, B500 Schlehdorn – für Furcht und Misstrauen Z75 – für Reinhalten (?) der Minne B362 Schlinge – für falsche Rede B409 Schloss siehe auch Burg – des Herzens = Geliebte B167 – Schloss Immer (Allegorie) B486A Schlüssel – für Sicherheit B489 Schmelzen – geschmolzenes Herz B40 Schmied – fleißiger Schmied = Zunge B14 – Schmied = Herzschmerzen B213 Schmiede – des Herzens B69B –– darin verbrennt das Leid B194 – die Rede fährt aus der Schmiede B485.VD Schnabel siehe Gelb Schnecke ▷ so langsam, dass eine Schnecke einen einholt B479E Schnee – der Sorgen B464 – für Minne Z51C – Fußspuren der Dame im Klee wie frisch gefallener Schnee B68 – Hände weiß wie Schnee B172, Z28 – Schnee im heißesten Sommer auf dem Antlitz der Dame B2 – Schnee schmilzt am Feuer = Herz vergeht vor Liebesschmerz B424 – wie Schnee im Sommer soll das Ansehen des Untreuen vergehen B463 ▷ so wichtig sein wie der Schnee von letztem Jahr B210 Schneegans ▷ an dem Ort sein, von dem die Schneegänse herfliegen B236 Schnell ▷ Schnell geschehen, lang bereut (vgl. TPMA Reue 44f., Eile 76–80) B320

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Schrein – der Freuden = Geliebte B167 – des Herzens B7, B402aB – der Tüchtigkeit und Ehre B266B – für Ehefrau/Mutter B416 Schule – der Ehre B22, B481B, B513.IE – der Tugend B230E Schulmeisterin – für Frau Minne B414 Schuss – für Blick B11, B103 Schwabe ▷ Mit gutem Hoffen und hartem Leben findet der Schwabe sein Ende (TPMA Schwabe 3f.) B512C Schwangerschaft – für Entstehung der Minne B103 Schwarz – für Bedrängnis B436J – für Demut B378 – für Ende der Minnefreude B513.IE – für Finsternis Z17 – für Schande B409 – für Trauer B216, B241, B386D, B436J –– wegen ausbleibendem Lohn B372 – für Treue B493 – für unrechtmäßiges Abgewiesen werden B373, B376 – für Untreue B410 – für Verheimlichung B384, Z42 – für Zorn B375, B379, B436J Schwefelkerzen – des Leids B485.IIIC Schweigen ▷ Von Denken und Schweigen kommt oft große Freude B358 ▷ Schweigen und Gedenken liegt auf hohen Bänken Z83 Schwein – Leben wie ein Schwein = Leben ohne Minne B339 – voll sein wie ein Schwein B418 Schweiß – des Dienstes zu trinken geben B266D Schwer ▷ Nichts ist dem Liebenden zu schwer B100 Schwert – für Liebe der Dame B165

254 Bildregister – für männliches Geschlechtsteil B246 – für scharfe Zunge B59 – für Worte B522 – altes bewährtes Schwert mehr wert als neues = Alter für die Minne besser geeignet B429 – altes Schwert = Frau ohne Tugend Z76 Schwertspitze – ablehnende Worte schneiden wie Schwertspitze B98 See – der Minne B29 Seefeuer siehe Griechisches Feuer Seele – Die Seele macht einen Ruck B62 Segel – des Glücks B471G – für freundlicher Blick B393C ▷ die Segel senken B194 Seide – Arme weich wie Palmat-Seide B68 – Haare gelb wie Seide B6 – Haare weich wie Seide B6 – Kopf weicher als Seide B5 Seil siehe Strick Selbst ▷ Selbst tun, selbst haben (TPMA Selbst 18–24) B402aB Semmelmehl siehe Mehl Sessel – weiße Sessel = Zähne der Dame B369 Siegel – der Freude = Dame B167 – der Minne B28, B482, B513.IC – Dame ins Herz gedrückt wie ein Siegel B77 – Herz als Briefsiegel B169, B229A, Z28 Silber – Silber wird von der Schönheit der Dame übertroffen B33 Sirene – für falsche Ratgeber B295 Sirenengesang – Personifikationen singen schöner als die Sirenen B425 – Sirenengesang zieht die Schiffe an wie die Schönheit der Dame den Sprecher B12, B28 Skorpion – Herz wie ein Skorpion B28

Smaragd – für Freude und Sanftmut B370 – für Widerspruchslosigkeit B431J – Smaragd erringt die Huld der Geliebten B430I – Smaragd spaltet sich = unehrenhaftes Tun B370, B430F Sonne siehe auch Gestirne, Stern – der Augen B233, B234, Z39b, Z51B – der Freude B162 – für Dame B57, B143, B276, B277, B485.IIIC – für Maria B282 – Blicke der Dame sind heller als Sonne B68 – Dame scheint heller als die Sonne B1 – Hitze der Sonne = Dame verwandelt Untreue in Treue B276 – Klarheit der Sonne = Reinheit der Dame B276 – Mittagssonne = überwältigende Liebeserfahrung B102 – Mund der Dame ist röter als Sonne B485.IVB – Sonne macht den Tag immer schöner = Gottesminne macht dauerhaft glücklich B312 – Sonne scheint über Arme und Reiche = Minne ist für alle möglich B210 – Sonne vertreibt Dunkelheit und Tau wie das Lachen der Dame den Schmerz B12 – Sonne vertreibt Schnee = Ungleiches passt nicht zusammen B417B ▷ Nach einem Regenschauer scheint die Sonne so heiß wie davor (vgl. TPMA Regen 28–38) Z32 Sonnenaufgang – für rechte (›wohl temperierte‹) Minne B479D Sonnenglanz – für Geliebte B431C Sonnenschein – für Dame B430E – Sonnenschein weicht vom Sprecher = er wird traurig B237 Sonnenspiegel – Sonnenspiegel macht Feuer = Entstehung der Minne B485.IC Sonnenstrahlen – für Blicke der Dame B102 – für Geliebte B82, B192

Schwertspitze – Storch Späne ▷ Wer über sich haut, dem fliegen die Späne ins Gesicht (TPMA Schlagen 118–139) B210 Spange – für Maßhalten B437 Spanne ▷ Das Herz rückt eine Spanne höher B399E Speer siehe Lanze Speise – für poetologische Sachverhalte B485.IIB – Nahrung des Herzens = Dame B3 – süße Speise des Herzens = Liebe Z17 Sperber – für Geliebten Z69 Spiegel(glas) – des Gesichts B106 – des Herzens = Dame B77, B167, B168 – des Herzens = Erinnerung an die Dame B61 – des Herzens = Geliebter B194 – der Sinne = Dame B28 – der Tugenden B269 – der Unschuld = Frau B277 – der Würde B263B, B370 – für Augen der Dame B5, B487B – für Dame B2b, B3, B4, B125, B277, B431C – für Jungfrau B416 – für Minne Z38 Spiel – der Untreue B207 – um Gewinn spielen = Minnewerben B417B ▷ das Spiel in der Hand haben B197 Sporen – goldene Sporen = unwichtige Äußerlichkeiten B261 Spott ▷ den Spott zum Schaden haben (TPMA Spott 1–55) B48C Spreu – für Liebesleid B166 Stab siehe auch Kressner – der Gnade B14 Stachel ▷ Die Männer reden süß und tragen dabei den Stachel (vgl. TPMA Wort 694f., Honig 145) B234 Stahl – Stahl würde vom Liebesleid brechen B424 Stamm – aller Tugenden B384

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– der Liebe = Tugend B411 – der Treue B294 ▷ Die Liebe möchte immer zurückkehren zum Stamm, aus dem sie gesprossen ist B222 ▷ unartig Stamm bringt schlechte Frucht hervor (TPMA Wurzel 20–40) B449 Stange ▷ die Stange begehren [aufgeben] (TPMA Stock 55–64) B199, B201, B295, B335 Star – Zwitschern wie die Stare = (vergebliche) Werbung um die Dame B56 Stechpalme – für unerschütterliche Zuversicht B362, B380, Z75 Stehlen siehe Diebstahl Stein – der Ehre = Minne B214 – brennender Stein = Dame B28 – harter Stein = Verschwiegenheit B174 – Herz sinkt wie Steine B26 ▷ Auch den härtesten Stein kann man erweichen (vgl. TPMA Stein 94–109) B383 ▷ Steter Tropfen höhlt den Stein (TPMA Stein 14–84) B48I, B100 Stempfel siehe Grabstichel Steppen ▷ immer noch seine alte Decke (golter) steppen B204 Stern siehe auch Morgenstern, Zacken – der Treue B432 – für Augen der Dame B5, B34, B369, Z17 – für Geliebte B431C, Z17 – für Mund der Dame B7 – leichter sind die Sterne zu zählen als die Minne des Sprechers Z33 – so viele Grüße wie Sterne B148, B149 – Sterne locken die Früchte der Erde hervor = Dame lockt das Herz des Liebenden zu sich B28 – Sterne mit Ruß verdunkeln =so unmöglich wie die Verwandlung von Beständigkeit in Unbeständigkeit B12 Sternallegorie B432C Steuermann – für Kenntnis, Erfahrung B393C Storch ▷ Das kann sogar ein junger Storch erraten B243

256 Bildregister Stoßen – für Geschlechtsverkehr B245 Straße siehe auch Brücke, Furt, Pfad – der Minne B469 – der Sorgen B453 – des Verlangens B208A – des Zweifels B233 – auf anderen Straßen bauen / sich bewegen = andere Liebschaften haben B147 Strauß – für Frau, die sich wie ein ›Hausdrachen‹ verhält B322 – durchdringender Blick des Straußes = Erkenntnis der Treue B15 – Strauß brütet Eier mit Augen aus –– für Entstehung der Minne B485.IC –– für Erhöhung durch die Dame B485.IVB –– für Kraft des liebenden Blickwechsels B59 –– für Hilfe für einen Minneleidenden B226B – Strauß, der Eier verloren hat B466.2A – Verlangen des Straußes nach seinen Jungen übertroffen von Liebessehnsucht B208B, B252 Streit – falscher Streit = nicht erwiderte Minne B34 Strick / Strang / Band / Fessel / Seil siehe auch Kette – der beständigen Freude B208B – des Herzens B248, B405, Z43 – des Jammers B30bE – des Meidens B259 – der Minne B4, B11, B28, B29, B34, B50, B98, B102, B106, B119, B188, B230B, B232B, B235, B240, B243, B244, B261, B309, B336C, B384, B397, B425, B431J –– für Geliebte B4 –– liebliche Blicke bestricken das Herz B30bE, B208B – der Phantasie B49 – der Schande = Unbeständigkeit B332, B453 – der Sehnsucht B424 – der Treue B55, B473, B513.IB – des Winters = Reif und Schnee B453 – für Augen B182 – gestückte (gespleißte?) Seile = unauflösbare Bindung zur Dame B50 – Minne bindet ohne Strick B283 – Seile aus dem Herzen zum Hochklettern B347

Stroh siehe auch Brennen ▷ leeres Stroh dreschen (TPMA Stroh 143–153) B295 ▷ sich freuen wie erloschenes Stroh (?) B451 ▷ Stroh in der Nähe von Feuer entzündet sich schnell (TPMA Stroh 91–136) B445 ▷ Die im trockenen Stroh verborgene Glut verursacht großen Schaden (vgl. TPMA Feuer 67f., Stroh 91–136) B458 Strom ▷ gegen den Strom schwimmen (TPMA Strom 58–77) B64 Stuhl – des Jammers B30aG, B30bF ▷ sich zwischen zwei Stühle setzen (TPMA Stuhl 16–50) B402aB Sturmfahne – des Maien B199 Sultan ▷ Was hat man davon, wenn einer einen Sultan erschlägt? B451 Süß siehe auch Honig, Wort – Saures süß machen B302 – Süße der Liebe wird zu Galle B69B – Süße der Minne B513.IIA – Süßes und Saures = innerer Kampf B497G – Süßes wird sauer B312, B513.IIA ▷ Süßes und Saures für die Minnewerbung aufs Spiel setzen B222

Tabernakel – des Herzens B49 Tag ▷ Der Tag ist kurz, die Zeit ist lang B180 ▷ ›Täglich beiwohnen‹ (im Sinne von ›immer dran bleiben‹) führt zum Erfolg B56 ▷ Nach einer trüben Zeit folgt ein heller Tag (TPMA Tag 204f.) B234 Tal – der Freude B392A – des Herzens B410 Tanne – für Strohfeuer B380, Z75 Tau (Niederschlag) siehe auch Sonne – der Minne B438 – des Trostes B49 – für Anblick der Geliebten B424

Stoßen – Trank – Das Rühmen vergehe wie Tau vor der Sonne B302 – Tau, von Hitze geschwängert Z58 Taube – Taube im Krug = Busen im Ausschnitt Z34 ▷ sich töten wollen, weil einem eine gebratene Taube in den Mund fliegt B217 Taufe – Einen alten Juden kann man nicht taufen = Unveränderlichkeit der eigenen Art B53 Teilen ▷ teilen und wählen dürfen (TPMA Teil 12–29) B24J Tempel – der Ehren = Dame B487C – der Frau = Körper der Geliebten B202 – der Freuden = Dame B28 – des Guten B266D Theriak – für Geliebte B485.IIIC – Trost des Theriaks = Erhörung durch die Dame B49 Thron – der Ehre B481B – der Minne B394, B484 Tier siehe auch Adler, Affe, Ambra, Bär, Biene, Bisam, Bock, Bratwurst, Brühe und Fleisch, Chamäleon, Dachs, Ei, Einhorn, Elefant, Elfenbein, Esel, Falke, Fasan, Federn, Gefieder, Fink, Fisch, Fleisch, Floh, Frosch, Galander, Gans, Gänse, Gänsehals, Gefieder, Geiß, Habicht, Hahn, Hase, Hasenohren, Henne, Hering, Hermelin, Hirsch/Hirschkuh, Honig, Hund, Hundsfliegen, Jagdhund, Kamel, Katze, Kitz, Krähe, Kranichhals, Krebs, Krokodil, Kuh/Rind, Küken, Lachs, Lamm, Laus, Leopard, Lerche, Löwe, Meise, Milan, Moschus, Mücken, Nachtigall, Natter, Panther, Pelikan, Pelz, Pelzkapuze, Pelzrock, Pfau, Pfauenwedel, Pferd, Phönix, Rabe, Rappe, Salamander, Schaf, Schlange, Schnabel, Schnecke, Schneegans, Schwein, Seide, Skorpion, Sperber, Star, Storch, Strauß, Taube, Turteltaube, Viper, Vogel, Waben, Wachtel, Welpe, Wetterhahn, Wiesel, Wildschwein, Wolf, Wolle, Wurm, Zeisig – für Frau B200, B246, B501 – verwundetes Tier = roter Mund B14 – wildes Tier = Neider, Klaffer B497G

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Tierallegorie – Allegorie von Hirsch und Hirschkuh Z57 – Allegorie von Krähe und Adler B485.VD Tjostieren – für Küssen B261 Tod siehe auch Mord – Herz droht zu sterben, wenn es weiterhin alleine minnen muss B120 – lebendig tot / begraben sein B24I, B40, B56, B64, B208C, B476D, B486B, B491, B493, B513.ID/F – Minne tötet ohne Waffen B283 – Tod aus Liebesleid B24I, B25, B28, B29, B30aA/C, B31, B35, B44, B45, B48J, B49, B50, B55, B58, B64, B67, B68, B69B, B98, B100, B105, B145, B150, B169, B180, B192, B213, B215, B216, B225, B231, B232B, B234, B240, B242, B246, B247, B252, B342, B424, B438, B457B, B485.IIIE, B512B, Z4, Z32, Z37, Z38, Z39a, Z43, Z51B, Z81 –– Thematisierung der faktischen Unmöglichkeit, aus Liebesleid zu sterben B30aA, Z32 – tödlich verwundet –– von der Minne B346C –– vom Mund der Geliebten B301C – tot an Freuden B215 Topas – für Dame B28 – für Überwältigung B431J – blondes Haar wie Topas B485.IIIE Topf ▷ Der Topf wird nicht zum Sieden gebracht, bevor er auf das Feuer kommt B243 Tor / Tür – des Herzens B82, B217, B301B, B417B, B457D – für Namen der Geliebten B386C – Burgtor = Mund der Geliebten B487B – Burgtor der Seligkeit B417B ▷ nicht hinter die Tür sehen B217 Tor ▷ Einen Toren soll man mit Bohnen nähren, wenn er mit dem Wildbret nicht umzugehen weiß B222 ▷ Torenspiel bringt keine Ehre B436F Trank – Trank ihres Trostes B107, B115

258 Bildregister Traube – für Locken (Haare) B333 – Zuckertraube = Dame B485.VD Treue ▷ Treue als ›seltener Gast‹, den es festzuhalten gilt B135 ▷ Treue und Beständigkeit sollten zu gesellschaftlicher Wertschätzung führen B12 Triangel – für Nase B49 Trinken – für Küssen B7 Tropfen – Ein Tropfen Heimlichkeit gibt mehr Freude als ein See offenbarter Liebe B459F ▷ So viele gute Stunden (Jahre) solle sie haben, wie es Tropfen im Meer gibt (vgl. TPMA Sand 29f., 60, 66) B77, B185 ▷ ... mehr als Tropfen im Bodensee B114 Tun ▷ Jeder tut, was er am besten kann (vgl. TPMA Können 17f., 20–23, 30–38, 41–45) B99 Tür siehe Tor Türkis – für Tapferkeit B430F Turmopfer (Schach) – für Abwendung vom Ritter B246 Turteltaube (ohne Galle) – für Demut Z76 – für Geliebte Z44 – für Güte der Dame B159, B28 – für Reinheit B303 – Geliebte soll Herz einer Turteltaube haben Z76 – Sehnsucht nach der Geliebten wie eine Turteltaube B229C – Turteltaube sitzt auf dürrem Zweig = Verlust der Geliebten und ewige Treue B28, B39, B42, B64, B226, B288, B303, B386D, B503, Z20

Übel ▷ Das kleinere Übel wählen (TPMA Schlecht 638–648) B24H Übersehen ▷ Wer ›übersehen‹ [ignorieren] kann, dem geschieht Gutes B56, B241B Undank ▷ Undank ist der Welt Lohn B360

Unkraut ▷ Unkraut zwischen das Korn säen B308 Unze – Eine Unze Schönheit wiegt ein Pfund auf B28

Veilchen – für den Geliebten B158 – für Makellosigkeit B365 – für Tugend und Manieren B364 – für Verschwiegenheit B362, B380, Z75c – eine Decke aus Veilchen B153 ▷ … bis ein Veilchen ein Pfund wiegt B82, Z32 Veilchenduft – für Dame B8, B276 – für Jungfrau B416 Veilchengarten – für Jungfrau B416 Venus (Planet) – für Geliebte Z14 Verbrennen siehe Glühen Verdorren B49, B145 Vergissmeinnicht – für Beständigkeit B241B – für Hoffnung und Gedenken B362, Z75c – für Liebe und Leid B366 – für Trost B482 – Vorhang aus Vergissmeinnicht B186 Verwundung B29, B126, B151, B235 – des Herzens B36, B41, B49, B50, B58, B146, B150, B165, B245, B427C, B430A, Z17, Z36 – eines Tieres = Entjungferung (?) B502C – Verwundung mit Geschossen B4 – Verwundung durch Augen und Mund B41, B50, B114 –– der Seele durch lieblichen Blick B30bE Violett – für Demut B379 – für Ehre Z42 – für Hoffnung B522 – für Verschwiegenheit B185, B379, B386D, B433B, B522 Viper – Viperngift = Untreue B28 Vogel siehe auch Adler, Falke, Fasan, Federn, Fink, Galander, Gans, Gänsehals, Gefieder, Habicht, Henne, Krähe, Kranichhals, Küken, Lerche, Meer, Meise,

Traube – Weinberg Milan, Nachtigall, Pelikan, Pfau, Phönix, Rabe, Schnabel, Schneegans, Sperber, Star, Storch, Strauß, Taube, Turteltaube, Vogel, Wachtel, Wetterhahn, Zeisig – des Herzens B28 – des Leids B49 – für Lüge B443 – Frau macht Mann froh, wie der Morgen die Vögel B222 – Jagdvögel = Brüste B28 – sich zweien wie die Vögel im Frühling B431F – Sprecher ist frei wie Vogel auf dem Zweig B32 – Trost schwebt wie ein Vogel B37 – den Vögeln vorgezogen wird –– die ehrenhafte Minneerfüllung B274 –– die Schönheit der Geliebten B34 – in Vogelkäfig sitzen ist besser als Trennung B26 ▷ ... bis ein Vogel 1000 Pfund kostet Z27 ▷ ... bis ein Vogel den Rhein austrinkt Z28 ▷ Nie fliegt ein Vogel so hoch, dass er sich nicht auch wieder zur Erde senkt (TPMA Vogel 39–46) Z43 Vogelfänger siehe auch Jagd, Netz – für die Liebe B457A – für die lockende Dame B458 – für den werbenden Mann B244B – Instrumente des Vogelfängers (Kloben, Lockspeise, Strick) = Berührungen und Blicke der Frauen B309 Vogt – der Minne = Amor B4 – der Scham = Frau B263D Vormund – für Treue B194

Waage – des Glücks B263B Waben – des Jammers B105 Wachholder – für ›was lange währt, wird endlich gut‹ B362, B380, Z75 Wachtel – falsche Wachtelbeine = untreue Frauen B28 Waffe – der Minne B210, B266B, B301C – des Ritters = Tugend B263H

259

Wagen siehe auch Moor – der Saelde B338 ▷ Dem Wagen der Untreuen soll die Achse brechen B290 Wagen siehe auch Glück ▷ Wer nicht wagt, gewinnt nicht (TPMA Wagen [Vb.] 112–130) B459D Wald – Wald mit vielen Bäumen = Unzählbarkeit der weiblichen Tugenden B263L Wanne (Kornwanne) – Wanne in der Mühle = freundliches Gedenken B166 Wappen – des Todes B410 Wasser – Wasser vom Feuer zum Sieden gebracht = Tränen von Freude hervorgetrieben B261 – Frauen können besser ›reinigen‹ als Wasser B280 ▷ mit dem Ruder ein Fuder Wasser heben B11 ▷ mit trübem Wasser ohne Seife waschen B295 Wefel ▷ wefel und warf sein = untrennbar zusammengehören B301B Weg – der Liebe B392A, B462 Wegbildlichkeit – für Dichtung B413 Wegwarte (Wegweise) – für Wunsch nach Wegweisung Z75 Weide Z80 – für Verlassenheit, Unglück, Ermutigung B362, B380, Z75 – Augenweide B30aA, B30bC/D Weihe – erfolglos in der Jagd = Adel kann man nicht vortäuschen B53 Wein – Lippen der Dame schmecken wie süßer Wein B7 – Wasser und Wein ›zusammen gleichen‹ B417B ▷ so ähnlich sein wie Wein und Rhein B395 Weinbaubildlichkeit B295, Z46 Weinberg – für Geliebte Z46

260 Bildregister Weinrebe – für schwer errungene Minnezusage B362, Z75 Weiß – für alles überstrahlend B522 – für Glück/Saelde B462 – für Hochgestimmtheit B375 – für Hoffnung in der Liebe B371, B372, B373, B376, B386D, B433B, B436E, B513.IE, Z42 – für Keuschheit/Reinheit B378, B384, B386D, B409, B493 – für Treue B442 – für treue/freundliche Gedanken B377, B379 Weißdorn – für Geliebte B82 Welf ▷ Er Welf, ich Ghibellin B497C ▷ Nur Ghibellin und Welfen können ihm raten B512E Welpe siehe Hase, Wolf Werden ▷ Was nicht ist, kann noch werden (vgl. TPMA Geschehen 135) Z84 Wetter siehe Blitz, Donner, Gewitter, Hagel, Kälte, Märzwetter, Raureif, Regen, Schnee, Tau, Wind Wetterhahn – für Unbeständigen B443 Wicke – für etwas Wertloses B415 ▷ nicht drei Wicken wert sein B404 Wiesel – Wiesel läuft durch die Höhle der Gedanken B28 Wild – verwilderte Sinne der Männer B410 Wildschwein – Grunzen wie ein Wildschwein B387 Wille ▷ Wozu man einen Willen hat, das lässt sich fügen B233 Wind – des Zweifels B358 – Abendwind (kalt) –– für Kühnheit B393C –– für Verweigerung der Minne B479D – Wehen des Windes –– fortgewehte Treue, hingewehte Falschheit B148

–– kein Schutz vor dem stürmischen Wind = Minneleid B417B – der Wind hat sich nach West gedreht Z32 – zwei Winde zum Segeln = Freude und Leid B208A ▷ den Hut nach dem Winde hängen (TPMA Wind 171–124) B194 ▷ den Mantel nach dem Winde hängen (TPMA Wind 171–124) B355, B446A, Z60 Winde – des Unglücks B200 Windenblätter – für Bewährung, Wunsch nach Ermutigung Z75 Winter siehe auch Jahreszeiten ▷ Arger Winter, du musst wieder fliehen B479H Wogen – des Zweifels B485.IIIC Wolf – für Klaffer B513.ID – hungriger Wolfswelpe = ängstlich Liebender Z81 – sich wie ein Wolf ducken B355 – Wolf in der Fabel: wie dieser wird das Herz ständig verdächtigt B48C – Wolf lässt sich nicht abrichten = unveränderliche Art B53 – Wolf im Schafspelz = untreue Männer B294 – Wolf will 1000 Schafe reißen = Prahler bringt 1000 Frauen in Verruf B313 ▷ den Wolf vor den Schafen hüten B518 ▷ sich vor Wolf und Wölfin hüten B355 ▷ Wen der Wolf rächt, der ist wirklich gerächt (TPMA Rache 97–102) B458 ▷ Wer sich unter die Wölfe begibt, muss auch mit ihnen heulen (TPMA Wolf 465–489) B516 Wolgemut (Wohlgemut, Oregano) – für Fröhlichkeit Z75c – Decke aus Wolgemut B148 – Kranz von Wolgemut B163, B258 – Stange (Vorhangsstange) aus Wolgemut B186 Wolle siehe Schaf Wort – süßes Wort = Minne B69B ▷ Kurze Worte haben Ende (TPMA Wort 1159–1163) Z43

Weinrebe– Zweig Wunde – der Minne B69A, B229E, B457B, B487C, B522, Z43, Z48 –– von Arzt nicht zu heilen B1, B36, B48J – vergiftete Wunde nur von Dame zu heilen B49 Wünschelrute – für Dame B202, B229A Wurm – Wurm im Apfel = innere Falschheit B453 Wurzel – aller Tugenden B9 – der Beständigkeit B29, B223 – Wurzelsaft des Trostes B431C Zacke – sechs Zacken eines Sterns = einzelne Tugenden B432E Zange – der Freude (= die Frau) B272 – der Minne B290, B460F – mit glühenden Zangen in die Brust hinein schmelzen = Liebe zur Dame B4 Zank ▷ Liebe muss gezankt haben (vgl. TPMA Liebe 588–591, 593–599) B251 Zapfen – für das männliche Glied B245 Zauber – für Herrschaft der Geliebten über den Sprecher Z51A – Mann verzaubert die Geliebte durch seine Taten B194 Zauberin – für Geliebte Z51A Zaum – des Lebens B4 Zaun ▷ etwas vom Zaun brechen (TPMA Zaun 44–56) Z79 Zeichen – neun Zeichen der Liebe B266A, B423 Zeisig siehe Meer Zeit ▷ Die Zeit hat ›err‹ (?) B237 ▷ Die Zeit vergeht wie der Wind (TPMA Zeit 24, 34) B344 Zeitlose siehe auch Rose – wie die falsche Jagd (zu früh oder zu spät kommen) B224

261

Zelle – des Herzens B12 Zelt – des Maien B199, B202, B422, B463, B486D Zepter – Geliebte verdient das Zepter des Reichs B266D Ziegel – des Jammers B106 Zimbel – des Herzens = Dame B229A Zimmermannsallegorie – allegorische Lehre von der ehrenhaften Frau als Zimmermann B394 Zimt – Dach aus Zimt B186 Zindal – Vergleich mit rotem Mund B1 Zinn – für Ehefrau B416 Zirkel – der Liebe B392C Zoll – der Venus/Minne B479D Zucker – der Huote B485.VA Zuckergeschmack – für Dame B185 – Lachen der Dame ist besser als Zuckergeschmack B278 Zuckerpferd – für Geliebte B451 Zuckerrohr – der Freude B210 Zunder – der Minne B223, B248, B429 – für entzündbares Herz B30aD, B30bE Zunge – lange Zunge = Klaffer B274 Zweig – des Heils B430I – der Minne B82 – für Lob B263L – blühender Zweig –– für Ehre einer Frau B280 –– für Geliebte B27, B384 –– für Leuchten der Augen B125 –– der aus dem Herz wächst = Trost B482 –– der keine Früchte bringt = Herz B26

262 Bildregister – erfrorener Zweig der Liebe B223 – gut riechender Zweig = Geliebte B181 Zwinger – für Würde der Geliebten B386C Zypresse – Zimmer aus Zypressen B148

Sachregister Sachen, Begriffe, Namen, Orte, Überlieferung Dieses alphabetische Register erfüllt – gemeinsam mit dem vorangestellten Bildregister – mehrere Funktionen: Es soll Inhalte und Daten der Minnereden dokumentieren, die Suche nach bestimmten Themen, Begriffen, Konzepten, Sachen und Namen ermöglichen und Entdeckungsreisen in die Welt der Minnereden motivieren. Das Register strebt grundsätzlich Vollständigkeit an. Allerdings machen die Fülle der Primärtexte, die Vielfalt der Argumente, Gedanken und Formulierungen und schließlich auch die Grenzen des Wissens und der Fähigkeiten der Bearbeiter eine vollständige systematische Abbildung des Materials unmöglich. Den Mut, auf ein solches Register nicht zu verzichten, haben wir von der Hoffnung genommen, die Benutzerinnen und Benutzer würden das Register auch dann schätzen, wenn es nicht in jeder Hinsicht vollständig ist. Die einzelnen Registereinträge sind so aufgebaut, dass nach dem Lemma in vielen Fällen ein Verweis auf weitere Fundstellen folgt (siehe … oder siehe auch …). Anschließend werden die Nummern angegeben, in denen das entsprechende Element zu finden ist (zunächst die B-Nummern, dann die Z-Nummern). Hat eine Minnerede, die als Beleg angeführt wird, mehr als 500 Verse, geben wir nach der Nummer einen Abschnittsbuchstaben an (B226C meint den Abschnitt C im Repertoriumseintrag zur Minnerede B226). Die vielfach angegebenen Unterpunkte innerhalb eines Registereintrags sind in der Regel alphabetisch geordnet. Um den Einstieg und das schnelle Auffinden zu erleichtern, seien hier zu einigen Themen wichtige Lemmata angegeben: – ›Anthropologie‹: Affekte, Alte, Essen, Frau, Freude, Geld, Gesten, Gewalt, Jugend, Kleidung, Körper der Frau, Liebesgaben, Mann, Schönheit, Sexualität, Tod, Traum – ›Figuren‹: Canifizierung, Exempelfiguren, Ich-Rolle, Lauschen, Personifikationen – ›Hof‹: Burg, Höfische Vergnügungen, Jagd, Minnerittertum, Spiel, Tanz, Turnier, Waffen, Wappen – ›Kommunikation‹: Adressaten der Rede, Apostrophe, Minnekommunikation, Publikumsapostrophe, Rhetorik, Stilmittel, Topoi – ›Künste‹: Artes, Farben, Magie, Malerei, Musik, – ›Lehre, Moral‹: Klaffer, Laster, Tugenden (die einzelnen Tugenden und Laster wie Beständigkeit, Treue, Verschwiegenheit sind alphabetisch eingereiht)

264 Sachregister – ›Literatur‹: Autoritäten, Exempelfiguren: weltlich, Gattungen, Inschriften, Poetologie, Schreiben und Lesen, Textbausteine, Zitate – ›Minne‹: Dienst-Lohn-Minne, Ehe, Eigenschaften der Minne, Formen der Minne, Liebe und Leid, Minne, Minneerfüllung, Minneregeln, Wesen der Minne, Wirkungen der Minne (aufgegeben haben wir den Versuch, so ubiquitär vorkommende Aspekte wie die z.B. die Klage über Minneleid zu verzeichnen) – ›Namen‹: Exempelfiguren, Heilige, Namen der Geliebten, Namen: sprechende usw., Ortsnamen – ›Natur‹: Bäume, Berg, Blumen, Edelsteine, Garten, Locus amoenus, Natur, Tiere, Vögel, Wald, Wetter – ›Philologie‹: Beschreibstoffe, Metrik, Überlieferung: Anzahl der Textzeugen/Besonderheiten/Fassungen/Störungen, Umfang – ›Recht‹: Eid, Minnegericht, Recht, Strafe – ›Religion‹: Beichte, Bibelzitate, Exempelfiguren: biblisch, Geistliches, Gott, Kirche, Kleriker, Kloster, Maria, Sakralisierung – ›Zeit‹: Datumsangaben, Jahreskreis, Tageszeiten, Wochentage, Zeit, Zeiträume Zu beachten ist stets, dass in diesem Sachregister in der Regel nur die nicht metaphorischen und nicht allegorischen Elemente verzeichnet sind.

Ablass – Alte / Alter Ablass siehe Beichte Absage siehe Abweisung, Dienst-Lohn-Minne Absalon siehe Exempelfiguren: biblisch Abschied siehe Gesten, Segen Absenz siehe Trennung Abweisung siehe auch Dienst-Lohn-Minne, Probleme und Lösungen, Treueprobe und Bildregister: Dorn, Gabe, Kälte, Krieg, Mord, Mörderin, Schach, Schwarz – Abweisung des Werbenden durch die Dame B34, B40, B42, B48, B52, B53, B54, B70, B98, B99, B105, B113, B197, B204, B234, B242, B243, B245, B246, B417B, B429, B457C, B458b, B459A/C, B464, B486B, B504, Z38, Z40, Z51D, Z59 – Abweisung der Dame durch einen Mann B222 – Androhung, sich wegen der Abweisung anderen Frauen zuzuwenden B147 Abwesenheit siehe Trennung Achill siehe Exempelfiguren: weltlich Acht siehe Verbannung Adam siehe Exempelfiguren: biblisch Adel siehe auch Stand, Tugendadel B197D, B208, B230E, B266, B289, B295, B324, B345, B359D, B415, B450B/C, B469, B480F, B481 – Adel lässt sich nicht vortäuschen B53 – Adel muss sich bewähren B512D – Adel vs. Bürgertum B414 – Adelskritik/Adelslehre B319, B392D, B487A/C – für Adlige ist die Minne leichter B263C – Verlust des adligen Standes als Strafe B460G Adler siehe Vögel und Bildregister: Adler Adressaten der Rede siehe auch Apostrophe, Minnekommunikation, Publikumsapostrophe [Explizit genannte Adressaten:] – Frauen B235, B267, B271, B272, B273, B280, B319, B349, B402aD, B437, B479H, B492, Z41, Z57, Z76, Z85 –– junge Frauen und Damen B26, B243, B320, B348, Z50, Z66 – Frauen und Männer B1, B25, B55, B118, B208E, B226A, B288, B267, B273, B302, B303, B358, B398, B402aA, B485.VD, B509, B513.IIB – Junge / Kinder B204, B232A, B266B, B386D, B463, B485.VA, B487C, Z81

265

– Junge und Alte B295 – Männer B65, B270, B302, B373, B396, B410, B513.IA, Z75b –– junge Männer B406, B502 –– edle Herren B393G, B450E –– Ehemänner Z85 Adynaton B15, B24J, B31, B76, B82, B114, B117, B123, B124, B126, B148, B149, B150, B151, B156, B171, B174, B175, B180, B185, B243, B387, B458b, Z16, Z17, Z21, Z22, Z27, Z28, Z32, Z85 Affe siehe Tiere und Bildregister: Affe Affekte / Emotionen siehe auch Angst, Afterreue, Blut, Eifersucht, Freude, Hass, Hoffnung, Lachen, Neid, Reue, Schüchternheit, Trauer, Weinen, Wirkungen der Minne, Zorn und Bildregister: Herz – bebende Glieder B219 – Erschrecken (Haare zu Berge, Zähne klappern usw.) B424, B431J, B476B, B479E – Herzklopfen, Herzstoßen B33, B35, B50, B219 – kalter Schauer B252 – Schweiß B213, B266D –– Angstschweiß B41, B336C, B425 –– kalter B219 – Zittern B41, B49, B50, B210, B466.5A, B502A, Z63D Akrostichon B29, B30aG, B141, Z63, Z77 Alchimie siehe Magie Alexander siehe Exempelfiguren: weltlich Alkohol siehe auch Alte, Essen und Trinken, Krankheit, Trunkenheit B246, Z34 Allegorie siehe Bildlichkeit und Bildregister Alte / Alter siehe auch Altersangaben, Boten, Gesprächspartner, Hässlichkeit, Ich-Rollen, Jugend und Bildregister: Blüte, Kuh, Rauchfass – Alter als Grund der Impotenz B238, B246, B302, B353, B440 – Alter vs. Jugend B344, B345, B429, B512A, Z77 – Alter durch Kleidung vergoldet B11 – Altern –– im Alter räche sich falsche Liebe B371 –– aus Eifersucht altern B387 –– in Ehren alten B317 –– fröhlich altern B163

266 Sachregister –– aus Liebesleid altern B45, B64, B209, B217, B462, B486C –– aus Liebesleid graue Haare bekommen B225, B295, B457B, B486C, B513.ID/E/ IIC –– aus Liebesleid jeden Tag ein Jahr altern B44 –– aus Liebe B29, B451 –– im Minnedienst alt werden B210 –– aus Zweifel in der Liebe B512D – Frau –– Alte begehrt jungen Mann B407 –– Alte wird begehrt B11 –– alte Frau als Gesprächspartnerin B207, B217, B353, B481 –– alte Frauen verachten die Minne B15 –– alte Frauen voll Neid und Hass B465F –– alte Ratgeberin / Weise / Königin B70, B217, B351, B352, B353, B437, Z77 – Mann –– alt gewordener Liebender / ein begehrender Alter B238, B246, B429, Z62 –– alter Mann von Dame abgewiesen B429 –– alter Mann als Führer B464 –– alter Mann wird in der Liebe durch einen jungen ersetzt B371 –– alter Mann ist für die Minne besser geeignet als junger B429, B430H –– alter Ratgeber B205, B206, B295, B464, B498, B512C, B513.IE, Z62, Z73 –– alter Ritter B197, B345, B400, B414, B466.1A –– impotenter Alter B246, B302, B353, B440 – Minnedienst im Alter –– nicht mehr angemessen, ungeeignet für Alte B24J, B238, B497C, B513.IE –– nicht mehr möglich B206, B220, B238, B429, B450A, B513.IIB –– man muss alt und jung sein für Minnedienst B263E – Verfall körperlicher Schönheit im Alter B220, B348, B352, B406, Z77 – Verfalls der körperlichen Fähigkeiten Z32 Altersangaben siehe auch Alte, Jugend, Kind, Zeit, Zeiträume – Kinder unter zehn Jahren B513.IIB – junge Dame ist 12 Jahre alt B11 – Sprecher –– ist alt B238, B429

–– ist jung B209 –– ist 20 Jahre alt B466.2B – Sprecherin –– ist jung B217 –– ist knapp über 20 Jahre alt B45 – die schönsten Damen zwischen 12 und 40 B465D – 20jähriger Sohn B400 – 20 Jahre ist das beste Alter für die Minne B430H – mit 20, 30, 40 Jahren B344 – Frau Venus ist 30 Jahre alt B479E – wer mit 30 noch keine Minne erfahren hat, lebt unnatürlich B339 – 70jähriger Alter B197 – Tod in 80 Jahren B24G Altklugheit B263K Amicitia siehe Freund Amplificatio siehe auch Topoi, Wiederholungen B395, B485.IIIC Ananym B146 Anapher B4, B15, B23, B27, B28, B32, B46, B52, B57, B59, B62, B64, B73, B119, B122, B124, B148, B154, B158, B159, B176, B179, B184a, B185, B188, B191, B205, B223, B244D, B259, B263C, B268, B269, B270, B271, B277, B278, B284, B285, B294, B298, B332, B338, B358, B361, B369, B386D, B400, B408, B411, B412, B431C/F, B433B, B438, B457C, B470, B474, B485.IIIB, B496, B497C, Z4, Z19, Z20, Z28, Z31, Z67 Anfortas siehe Exempelfiguren: weltlich Angst / Furcht siehe auch Klaffer und Bildregister: Espe B41, B205, B214, B336C, B392B, B402C, B405, B410, B430G, B451, B455, B497A – vor körperlichem Begehren B252 – vor dem Verlust der/des Geliebten B336C, Z73 Anklage siehe auch Minnegericht – gegen die Dame B48J – gegen Frau Minne/Personifikation B64, B100, B424, B425, B453, B455, B457, B474 – gegen das Scheiden B35 – gegen die Sehnsucht B231 – gegen die Stände B295 – gegen den Traum B248 Annäherungsversuche B234, B360, B512F

Altersangaben – Astronomie 267 Apostrophe siehe auch Adressaten, Publikumsapostrophe [Direkte Anrede an:] – Abenteuer B506 – Adel, Adlige B266C, B392D – Aldê (Adieu) B98 – Amor B4, B58 – den Anfang B62 – den Brief B121, B123, B126, B156, Z6, Z28 – Crispin B40 – eine Frau B65, B324, B370 – die Frauen B30aB, B269, B275, B280, B310, B327, B328, B387 – Frauen und Männer B1, B55, B295, B512F – die Freude B62 – die Freunde (Minnefreunde) B30aB – die Geliebte B15, B16, B18, B19, B21, B27, B28, B29, B30aC, B31, B32, B34, B41, B61, B66, B67, B68, B69A, B70, B71, B72, B74, B77, B100, B102, B106, B113, B121, B122, B123, B146, B149, B150, B157, B159a, B178, B185, B229, B266, B290, B330, B357, B429, B430I, B431B, B485.IIIC/VD, B491, B507, B522, Z2, Z3, Z5, Z8, Z9, Z13, Z17, Z26, Z27, Z31, Z32, Z36, Z37, Z48, Z51D, Z67 – den Geliebten B47, B64, B158, B227, B317, B484 – das Glück B60, B231, B506, B522 – Gott siehe Gott – das Herz B30aF, B35, B50, B62, B229B, B484 – die Hoffnung B62 – den Kaiser B295, B471N – die Kaiserin B471G – den Klaffer B59 – den Körper B50 – die Laien B275 – die ›lieben Kinder‹ (carissimi-Apostrophe) B204, B349 – die Liebenden B69C – Luzifer B504 – den Mai B198 – die Männer B65, B302, B410 – Maria siehe Maria – die mâze B288 – das Meiden B46, B259 – Merkur B441 – die Minne / Frau Minne B28, B29, B52, B61, B62, B64, B69B, B98, B102, B113, B114, B115, B117, B120, B223, B226A, B255, B278,

B290, B392C, B444C, B458, B485.IVB, B487C, Z66 – die Musen (Invocatio) B441 – Pallas B7 – Papst B295 – Pfennig B342 – Phoebus B441 – die Ritterschaft B474 – das Scheiden B35, B62 – die Sehnsucht B35, B231 – den Sommer B70 – die Sonne B272 – die Staete B429 – den Tag B272 – den Text (Büchlein) B24L – den Tod B26, B48B, B69C, B115 – den Traum B248 – die Treue B62, B429 – den Trost B62 – Venus B27, B50, B63, B243, B429, B458, Z38, Z41 – den Verstand B491 – den Wächter Z64 – die Welt B62 Apotheke – Fachterminologie –– quentin/quintin B339, B485.VA, Z32 –– phunt, virdung, lot B485.VA, Z32 –– remedium B111 Aristoteles siehe Exempelfiguren: weltlich Arithmetik B392C, B481E Armut siehe auch Geld, Probleme und Lösungen B232G, B263C, B288, B300, B418, B447 – Arme im Winter B431A – Armut des Sprechers / Werbenden B56, B204, B242 – freiwillige Armut B446B, Z62 Arsch siehe Derbheiten, Sexualmetaphorik Artes siehe auch Arithmetik, Astronomie, Geometrie, Logik, Musik, Rhetorik – allgemein Z30 – Artes liberales (sieben freie Künste) B392C, B481E, B485.IIA, Z14 – Ars notaria B392C Artus siehe Tafelrunde, Exempelfiguren: weltlich Astronomie / Astrologie siehe auch Geographisches, Planeten B28, B378, B392C, B394, B432, B477, B481E, Z14, Z33

268 Sachregister – alles im Himmel B4 – Astronom/Sterndeuter B432, B477 – Fachterminologie –– artsmuonten B477 –– cemeten B477 –– hemels center B477 –– der neunte Himmel B34 –– der Planeten Art B200 –– Sphären B477 –– trymontan B5 – neun Himmelssphären B34 Aufrichtigkeit siehe auch Wahrheit B48H, B234, B258, B317, B479, Z57, Z70, Z71 Auftragsdichtung siehe auch Bote, Brief, Liebesbrief, Verkündung, Motivationen des Dichtens – Auftrag einer Dame B269, B298, B344, B365 – Auftrag der Geliebten B272, B276, B295, B402aA/D, B409, B479H – Auftrag des Herrn B387, B427A – Auftrag eines Knappen B469 Aufzählung B10, B11, B53, B283, B285, B301A, B303, B307, B308, B316, B332, B339, B361, B368, B370, B382, B388, B400, B417, B430, B431F, B437, B441G, B464, B473, B474, B483, Z14, Z34 – litaneiartige Aufzählung B469 Augen siehe Blick und Bildregister: Auge Ausritt siehe Reiten, Spaziergang Authentizität siehe auch Wahrheit – Authentizitätsbehauptung B174, B175, B204, Z6, Z17 –– Authentizität wird gegen die Konventionalität des Schreibens stark gemacht B1, B174 –– Rede wird vom Publikum für fiktiv gehalten B42 – Beweis durch Augenzeugenbericht B261, B409, B410, B474, B479E – Kritik an mangelnder Authentizität derjenigen, die über die Minne reden B54, B74 – Wahrheitsbeteuerungen B3 – das Wort muss reichen, kein besiegelter Brief B225 Autoritäten / Quellenberufung siehe auch Buchwissen, Exempelfiguren, Zitate – Bücher, alte Schriften B282, B387, B423, B427C, B438, B469, B497C, B512B – Bücher und ›Briefe‹ B271

– Dichter/Poeten B7, B427C – Meister, weise B304, B386C, B423, B444B, B469, B513.IC, Z39a – Namen –– Alanus B428A –– Andreas Capellanus B441 –– Aristoteles B246, B428A –– Boethius B428A –– Egen von Bamberg B485.IIA/IIIE/VD –– Empedokles B428A –– Frauenlob B428A –– Hadamar von Laber B295, B405, B441, B512H –– Heinrich der Teichner B479 –– Hieronymus B423 –– Hippokrates B428A –– Isidor von Sevilla B359D –– Jesus Christus B436F –– Muskatblüt B479 –– Neidhart B428A, B451 –– Omnius (Ovid?) B282 –– Ovid B104, B400, B428A, B441 –– Platon B428A –– Porphyrius B428A –– Salomon B423, B425, B442, B516 –– Seneca B386C, B436E –– Terenz B441 –– Vergil B428A, B441, Z76 –– Wolfram von Eschenbach B1, B202, B295, B427B, B428A, B477 – Prediger B455 Autornennung (Selbstnennung) – in einem Akrostichon Z63, Z77 – am Anfang des Textes B14, B48, B263 – als Briefsignatur B127–138, B139, B150, B151, B153 –– anonymisierend am Schluss B185, B358, Z8, Z17 –– ›ich ungenannt‹ B149, B171, B180, B186, Z8, Z28 – am Ende des Textes (Autorsignatur) B28, B29, B49, B232, B235, B243, B245, B251, B252, B253, B262, B267, B274, B275, B287, B291, B292, B296, B311, B312, B323, B329, B338, B339, B359F, B367, B369, B387, B393G, B400, B402E, B402aD, B403, B406, B411, B413, B428D, B429, B443, B448, B464, B473, B478, B479H, B482, B494, Z68, Z78

Aufrichtigkeit – Beschreibstoffe 269 –– angedeutet, aber nicht ausgeführt Z60 – indirekte Selbstnennung innerhalb des Textes B234, B402aC, B449, B450B, B452, B453, B454, B459B/D, B478, B482 Aventiure siehe Bewährung, Minnerittertum

Bach siehe Fluss Bann siehe Verbannung Bär siehe Tiere Barmherzigkeit / Erbarmen siehe auch Personifikationen: Gruppen, Werke B98, B115, B187, B199, B392A, B455C, B481D, B485.IIIE, B512G Bauer siehe auch Stand und Bildregister: Bauer, Schach B23, B243, B263O, B297, B351, B416, B428D, B446C – Bauern als vorgezogene Liebespartner B241B, B246 – Bauern als schlechte Liebespartner B373 Bäume / Sträucher siehe auch Blumen, Früchte, Garten, Gewürze, Locus amoenus, Natur, Wald und Bildregister: Baum, Baumallegorie – Baum –– Baum mit weißen Blüten B443 –– Baum als zentraler Versammlungsort B471A, B493 –– Bäume blühen und tragen zugleich Früchte B430D –– blühende Bäume B478A, B510 –– umgestürzte Bäume B477 – Buche B445, B486B – Dornenstrauch B434, B455 – Eiche B197, B400 – Hainbuche B197 – Linde B224, B232F, B400, B401, B413, B435, B452, B469, B482, B522, Z58 –– auf eine Linde klettern B430C –– zwei Linden als Tor B459D – Mandelbaum Z75c – Maßholder (masalter) B197 – Nussbaum B451 – Pfirsichbaum Z75c – Rosenbaum B423 – Sträucher B209, B434 – Tanne 202B, B431I –– von wildem Mann ausgerissen B430C – Zauberbaum B479E

Begehren siehe auch Alte, Canifizierung, Jugend, Minne: Wesen der Minne, Sexualität und Bildregister: Durst, Fackel, Glut, Habicht, Linde, Straße – Was einer begehrt, begehrt der andere auch B56 Beharrlichkeit (Harren) siehe auch Canifizierung B215, B217, B232E, B244D, B330, B422, B497G, B501 Beichte / Buße / Sündenvergebung siehe auch Kleriker, Sünde – Ablass B15, B82, B302, B340, B348, B349, B427D, B466.5C –– genaue Ablasstarife B82, B348 – Beichte B302, B340, B341, B349 –– Angst vor Beichte Z17 –– Beichtvater als Liebhaber Z44 –– Freund als Beichtvater B230B –– Liebesbekenntnis sei eine Beichte B100, B200, B229A, B230B – Liebender will für sein falsches Werben büßen B502B – Liebender will durch das Liebesleid für seine Sünden büßen B512C – Liebender will für Sünden der Dame büßen B30aB Beobachter siehe Lauschen Berg / Gebirge siehe auch Burg, Natur B202, B206, B358, B427B, B430C, B434, B437, B445, B453, B464, B476A, B477, B485. IA/IVB, B487A, B508, B512B – Aufstieg in immer höhere Gebirge B477 – Berghang (Leite) B358, B464 – Felswand/Steinwand B427B, B453, B485.IVB, Z58, Z62 – hohe Berge B381, B451, B501, Z52, Z58 – Höhle, hohler Berg B373, B432B, B445, B453, B477, Z52 Beschimpfen siehe Spott Beschreibstoffe / Schriftträger siehe auch Inschriften, Schreiben und Lesen – Elfenbeintafel B436E – Papier –– Himmel aus Papier B186 –– Laub und Gras als Papier B174 – Pergament B5 –– pergamentenes Buch B441 –– weißes Pergament B1

270 Sachregister – Quaternion (quatern) B285, B348 – Rotulus B2b, B65, B485.IIIC – Wachstafel B79 Besonnenheit (Vorsicht, Voraussicht) siehe auch Geduld, Maß und Bildregister: Himbeere, Rubin B30aB, B48I, B207, B214, B217, B224, B257C, B301B, B306, B357, B367, B381, B500, Z60 Beständigkeit (staete) siehe auch Tugenden und Bildregister: Akelei, Banner, Blau, Burggraben, Diamant, Firnis, Grundstein, Kleid, Lilie, Maßholder, Mast, Rittersporn, Saphir, Schiffsmast, Strick, Vergissmeinnicht, Wurzel B12, B24K, B30bD, B34, B46, B51, B64, B67, B69A, B98, B202, B204, B205, B208D, B210, B212, B224, B229B, B262, B266C, B272, B301B, B303, B304, B313, B327, B330, B332, B338, B340B, B352, B358, B388, B389, B404, B405, B410, B417B, B423, B425, B426C, B432C, B436H, B437, B447, B451, B452, B455, B457D, B464, B465D, B472, B477, B497C, B506, B508, B512, B513, Z20, Z21, Z39a, Z63A, Z65, Z69, Z80, Z83, Z84 – alles in der Welt wandelt sich, nicht aber die Dame B30aE – Beständigkeit bringt viele Tugenden hervor B301B, B332 – Eigenschaften der Beständigkeit B332 Betrug siehe auch Laster, Lüge und Bildregister: Beichtvater, Däne, Falschgeld, Gans, Heidelbeere, Kaufmann, Regenbogen B48B, B105, B127–138, B223, B224, B235, B351, B404, B441, B443, B447, B450C, B451, B485.VB, B489b, B504, B512C, Z3, Z38, Z39a, Z57 Bett siehe Haus Bettelstab B352 Bewährung siehe auch Dienst-Lohn-Minne, Minnerittertum – Ausfahrten als Ritter, Aventiuren B209, B393, B402C, B403B, B405, B407, B410, B428C, B430, B431, B437, B439E, B441F, B459F, B464, B465, B467, B475, B476, B479E, Z42 – Meerfahrt (Kreuzzug) B340B, B402C, B414, B467, B468, Z42, Z55, Z73 – Preußenfahrt B146, B340B, B402C, B414, Z42

Bibel siehe auch Geistliches – Bibel als Legitimationsinstanz B479D –– im AT und NT nachlesen B209 – biblisches Gebot zur Hilfeleistung B479A – Frau Venus wird in der Bibel getadelt B493 Bibelzitate – Gen –– 1,1 B349 –– erster Schöpfungsbericht B431J, B436C –– 2,24 B349 –– zweiter Schöpfungsbericht B262 – Lev –– 19,17 B479A –– 19,18 B340B – Num 17 B425 – II Sam 13 B359E – Jes –– 4,1 B349 –– 30,26 B1 – Jer 49,37 B446D – Ez 40–48 B439 – Jon 3,5 B446D – Ps –– 17,8 B446D –– 50,17 B1 –– 118,141 B98 – Hi 10,1 B97 – Prov B516 – Cant –– 1,2.3.15 B41 –– 2,3.17 B102 –– 2,5 B98 –– 3,1f. B45, B115 –– 3,11 B41 –– 4,1.3 B41 –– 4,6 B102 –– 4,10.11 B41 –– 5,6 B102 –– 5,8 B98 –– 5,12 B41 –– 8,6 B103 – Sir 20,32 B402aB – Mt –– 6,19 B302 –– 6,24 B82 –– 6,33 B427C –– 8,8 B126 –– 12,34 B42, B118, B299, B479H –– 13,43 B446D

Besonnenheit – Blumen –– 25,31ff. B266D, B485.IIIE –– 25,34–41 B446D – Lk –– 1,41 B107 –– 6,44 B262 –– 12,34 B168 –– 23,46 B107, B113 – Joh –– Prolog B519 –– 2,4 B277, B416 –– 8,1–11 B262 –– 11,21 B485.IIIE –– 13,1–11 B436I –– 14,27 B471M – I Kor –– 7,9 B349 –– 13,1 B519 – Jak –– 2,26 B404 –– 5,19 B479A – I Petr 4,17 B446D – Apk –– 10,2 Z28 –– 16,6 B446D –– 21 B439M Bild siehe Malerei, Überlieferung: Miniaturen Bildersaal siehe Kirche, Malerei Bildlichkeit siehe auch Bildregister – Allegorie als Lüge (Gaukelspiel) B479D – Ambivalenz von Metaphern und Symbolen B295, B436 – Unzulänglichkeit von Vergleichen B1, B20 Bildung siehe Buchwissen, Wissen Blick / Anblick siehe auch Lauschen, Magie, Minnewerbung und Bildregister: Diebstahl, Griechisches Feuer, Lanze, Pflanzen, Schatz, Schuss, Segel, Sonne, Sonnenstrahlen, Strauß, Tau B30bE, B33, B41, B61, B68, B103, B159a, B208A, B210, B232F, B239, B244A, B248, B249D, B258, B274, B336, B338, B349, B358, B398, B399E, B401, B402, B428A, B429, B435, B439J/L, B459F, B478C, B485.IIIB, B497F, B513.ID – Blick als erhoffter Lohn B42, B61, B104, B107, B119, B121, B152, B158, B172, B177, B182, B208B, B256, B336C, B376, B418, B422, B461, B502A, B513.IF, Z4

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– Blick/Anblick als Heilmittel der Minne B4, B119, B172, B208B, B435, Z31 – Blick als Ursache der Liebe B11, B28, B29, B30aA, B50, B59, B103, B114, B143, B150, B232B, B261, B309, B425, B457A, Z41 –– durch die Augen ins Herz B69A, B439K, B457A, Z51C –– Liebe auf den ersten Blick B98, B159, B174, B225C, B261, B276, B287, B438, B461, Z51B – Blick der Dame macht glücklich B429, Z31, Z32 – Blicke über die Seite / Schulter B249F, Z79 – Blicke als Ursache der Unbeständigkeit B229B – böser Blick (der Geliebten) B60 – durchdringender Blick B15, B430E – Freude durch den Anblick schöner Frauen B267, B497F – freundlicher Blick B327, B393C, Z43 – freundliches Lachen/Lächeln B4, B12, B30aE, B30bC, B36, B102, B210, B211, B278, B418, Z68 – trauriger Blick B512B – voyeuristische Blicke B439J – wilder Blick des Ehemanns B387 Blitz siehe Wetter Blumen / Kräuter siehe auch Bäume, Blumennamen, Farben, Garten, Gewürze, Locus amoenus, Natur, Wald und Bildregister: Blume – Baldrian B224 – Basilikum B224 – Beinwell B224 – Betonie siehe unten: Heilziest – Bibernelle B224 – Blutwurz B363 – Braunelle B224 – Distel B499 – Dürrwurz B224 – Farn B456, B499 – Fenchel B224 – Gras B202, B366 –– mit Tautropfen B434, B463 – Hagedorn B465E – Heilziest B363 – Klee B33, B224, B444A, B503, B507 – Lilie B224, B400, B430E, B431D, B499, Z17 – Nessel B499

272 Sachregister – Oregano siehe Blumennamen: sprechende: Wohlgemut – Pfingstrose (Patonie) B224 – Polei-Minze B224 – Raute B224 – Rose B78, B224, B280, B431D, B438, B499, B522 –– mit neunfach gespaltenen Rosenblättern Z16 –– Rose von Jericho B479E –– von Tau benetzt B243 – Salbei B224 – Thymian B224 – Tormentill siehe oben: Blutwurz – Veilchen B202, B224, B280, B366, B400, B431D, B438, B463, B497F – Verbena B224 – Vergissmeinnicht siehe Blumennamen: sprechende – Schwarzwurz (?) B224 – Ysop B224 – Zeitlose B280, Z39a – Zauberkraut B431D Blumennamen, sprechende – Augentrost B231, B426D, B499, B500, Z75b – Delectar B227 – Eid B432D – Gedenk an mich B214, B460A, B499, B500 – Gesellschaftsblümlein Z75c – Hat mich lieb B214, B499 – hoher Mut B432D – Immergrün Z75c – Jelängerjelieber Z75d – kleiner Dorn B432D – Kräutlein Scheiden B132 – Neugierwurzel (Firbitz würtz) B220 – Vergissmeinnicht B214, B231, B366, B426D, B432D, B460A, B482, B499, B500, Z75b – Wankelkraut B220 – Wegwarte B432D – Wermut B426D, B499, B500 – Wohlgemut B214, B363, B426D, B460A, B499, B500, B522 – Zagelheil B432D Blut siehe auch Affekte, Körper: Frau, Schreiben und Lesen – Blut weicht aus dem Herzen B44, B482, Z37 – Blutrinnsal aus Mund B255 – Blutvergießen –– wegen Ehebruch B232C

–– im Kampf B495 –– im Minnedienst B410, B449 – Geliebte tränkt ein Seidentuch mit dem eigenen Blut B226C – wallendes Blut B239 Bote siehe auch Brief, Liebesbrief – Bitte um Antwort durch einen Boten B96 – Bote B4, B324, B409, B430B, Z61, Z62 –– alter Mann als Bote B205 –– das Glück als Bote B231 –– lateinsprechender Bote B441 –– schwarz gekleideter Bote B478D –– Zwerg als Bote B465D – Botenbrot (Bezahlung für Dichtung) B42 – Botin B200, B356, B399C, B430E, B435, B439B –– Frau Minne als Botin B66 –– Frau Treue als Botin B208D – Minnedienst mit Boten und Briefen Z70 Brief siehe auch Bote, Liebesbrief, Schreiben und Lesen und S. 18 – Brief mit Botenauftrag B454, B465D – Brief von Frau Aventiure B465D – Brief von Frau Minne Z82 – Brief von Frau Staete B356b – Brief von Frau Venus B239, B243, B356 – Brief vom Minnegericht B484 – Brief schreiben Z60 –– und zerreißen B355 – Brief mit Todesnachricht B478D – Briefbericht aus der Stadt der neuen Liebe B441 – Briefbüchse B373 – Briefe der Sarrazenen B2b – gereimte Briefeinleitung B127, B128, B132, B135, B136 – Briefrhetorik B239, Z12, Z13, Z17 – Briefsiegel: goldener Pfeil B484 Brücke / Zugbrücke siehe auch Bildregister: Brücke B367, B417B, B428C, B430F, B436E, B450A, B485.IB, Z32 Brunnen siehe Quelle Buch siehe Beschreibstoffe, Buchwissen, Schreiben und Lesen Buch der Natur / Physiologus siehe auch Bäume, Blumen, Natur, Tiere, Vögel und Bildregister: Einhorn, Leopard, Löwe, Panther, Pelikan, Strauß B12, B59, B200, B359D

Blumennamen – Canifizierung Buchwissen siehe auch Autoritäten, Zitate B30aC, B34, B126, B276, B285, B332, B348, B359B, Z17 – Buchgelehrtheit B276 – Buchwissen widerspricht der Erfahrung B197 Buhlschaft / Promiskuität siehe auch Ehe, Formen der Minne, Untreue und Bildregister: Hahn, Krebs, Mühle – Geliebte ist verheiratet B15, B23 – mehrere Buhlschaften gleichzeitig (geteilte Minne, neue Hofweise) B74, B196, B201, B208C, B324, B348, B350, B351, B352, B356, B403, B405, B407, B430G, B447, B451, B465G, Z50, Z72, Z85 –– schwächen die Minne B415 –– sichern das Seelenheil, weil man im Todesfall viele Fürsprecher hat B451 – Nebenbuhler / Konkurrenten B56, B410, B421 –– Angst vor Nebenbuhler B24K, B27, B66, B105, B107, B170, B182, B305, B489, Z28 – wechselnde Liebesverhältnisse (Unstaete) B11, B303 – Vervielfachung des Leids bei mehreren Geliebten B303, B356, Z32 Burg siehe auch Brücke, Garten, Hof B369, B389, B434, B485.IB – Balkone B439G – Belagerung einer Burg B212, B483, B487A/C – Burg im Gebirge B202, B427B, B437, B464, B487A, Z62 – einstürzende Burg B385 – Burg als Ort des Minnediskurses B269 – Frauenburg B478B – Minneburg B430F, B485 –– mit offenen Toren / Türen B464 –– mit hohen Mauern B422 – Palast ohne Fenster und Türen B428C – Palast der Minne B439F – Pforte der Minne (als ›realer‹ Ort) B4, B421 – Saal / Palas B369, B430F, B437 –– gläserner Saal B493, Z72 –– mit Teppichen behängt B464 –– Zerstörung des Palas B493 – Tor, Burgtor B435 Bürger siehe auch Adel, Stand B414, B446C

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Canifizierung (Hundenamen) B50, B223, B408, Z67 – Augenblick Z63B – Begehren B511, B513.IF – Betrügen / Triege B505, B513.IIB/C – Blicke B513.IF – Coenraet B510 – Drücken freundlich an die Brust Z63B – Ehre Z63B – Ende B513.IF – Es darf nicht sein B197 – Fälschen / Falschheit B504, B505 – Freude B505, B513.IB/F – Freudenreich B510 – Gardeviaz B15, B40, B427C – Gedanken B511, B513.IIA – Geduld B513.IIC – Gewalt B513.IIC – Glück B513.IB – Gnade B513.IB/D – Handdruck Z63B – Harre B197, B223, B504, B505, B511, B513.IB/IIC – Harren und Helfen B508 – Helaert B510 – Helfe B513.ID/IIC – Hertzlief B510 – Herz B501, B513.IA/B – Hoefschermont B510 – Hinterlist B509 – Hoffnung B509, B510 – Kall B505 – Klaffen B408 – Lass ab beizeiten B197 – Leiden B513.IIA – Liebe B223, B501, B505 – Liebe und Leid B513.IB – Liebe und Lust B508 – Liefgheer B510 – Lügen/Lügner B505, B509 – Lust B513.IB/F – Maß B505, B513.IF – Melde B408 – Milden B510 – Minn B223 – Muot B511, B513.ID – Neid B408, B505 – Nutz B505 – Rast B511

274 Sachregister – Rat B513.ID – Raunen B509 – Reynaert B510 – Rüge B505, B513.IIB – Schalk B505, B509 – Scham B513.IIC – Schande B505 – Schöne Gebärde Z63B – Schönes Grüßen B509 – Schrenken B513.IF – Schweigen B513.IIA – Sehnen B513.IIA – Sinne B513.IIC – Smutz B513.IF – Staete B223, B408, B504, B505, B509, B511, B513.IB – Stedenrijch B510 – Stiure B513.ID – Trauern B505 – Träumen B513.IIA – Treue B223, B408, B504, B505, B509, B511, B513.IB – Treulosigkeit B505 – Triege siehe oben: Betrügen – Triegolff B465D – Trost B223, B408, B504, B505, B509, B510, B511, B513.IB/IID – Trost und Wahn B508 – Unstaete B505 – Untreuer von Maßlosigkeit B393E – Unverschwiegen B505 – Verheimlichen B408 – Verheimlichen und Hüten B508 – Vermögen B505 – Versagen B197 – vil schöner glatter wort Z63B – Wankelmut B504, B505, B509 – Werren B513.IID – Wille B223, B505, B509, B513.IB/F – Wohlbedacht B223 – Wonne B513.IB/F/IIC – Zucht Z63B – Zuversicht B223 – Zweifel B408, B504, B505 – Zweifel und Hoffen B508 – Zwingen B513.IIA Chiasmus siehe auch Stilmittel B64 Christus siehe Jesus Christus, Sakralisierung

Dank / Dankbarkeit B207, B266B, B281, B321 – gegenüber Maria B437 – gegenüber den Musen B441 Datumsangaben siehe auch Geburt, Geschichtliches, Jahreskreis, Tageszeiten, Wochentage, Zeit, Zeiträume – Datierung einer erzählten Handlung –– 5. Mai B197 –– 1460 B479A – Datierung der Fertigstellung des Textes B229, B441, B459H, B466.5C, Z30, Z41 –– des Briefes B185, B186, Z28 –– der Urkunde B14 – Datierung einer Klostergründung –– 9. Mai 1472 B440 – Kalender für 1482 Z77 – Neujahrsgrüße für 1441–1448 B161–168 – parodierte / verrätselte Datumsangaben (ad graecas calendas) B15, B149, B151, B356, B458 David siehe Exempelfiguren: biblisch Demut siehe auch Tugenden und Bildregister: Akelei, Blume, Kraut, Mantel, Rahe, Schwarz, Turteltaube, Violett B18, B80, B210, B230C, B300, B308, B317, B327, B346C, B357, B375, B388, B446B, B477, Z74 – Demut als höchste aller Tugenden B308, Z56 – nicht zu sehr demütig sein B209 Derbheiten / Obszönitäten siehe auch Sexualmetaphorik – Arsch B243, B292, Z34 –– auf den Arsch schlagen B430G –– in Arsch blasen Z14 –– den Arsch zerreißen Z78 – Furz als Minnesang B430G – furzen B246, B440 – Gestank Z59 – Kothaufen B82, Z59 – Obszöne Rede B22, B23, B150, B151, B245, B246, B351, B353, B430G, Z26, Z34, Z44, Z45, Z78, Z82 – Penis B151, B353, Z78 Descriptio siehe auch Schönheitsbeschreibung, Wappen B249B/D, B263G, B436F/G, B439C/G, B449, B485.IIA/VD Dialog siehe S. 19f.

Chiasmus – Dreißig Dichtung siehe Auftragsdichtung, Brief, Gattungen, Liebesbrief, Poetologie, Schreiben und Lesen Dienstbereitschaft siehe Dienst-Lohn-Minne Dienst-Lohn-Minne siehe auch Abweisung, Alte, Blick, Blut, Bote, Geld, Gruß, Kuss, Minneerfüllung, Minnerittertum, Tod und Bildregister: Binsen, Brunnenkresse, Grau, Kette, Krone, Lehen, Mandelbaumblüte, Ordensgelübde, Pelzkapuze – Abhängigkeit des Dienstes –– vom Lohn B11 –– von der Beständigkeit der Dame B171 – Absage / Aufkündigung des Dienstes (durch den Mann) B56, B148, B310 – Bitte um (Minne)Lohn B19, B67, B101, B190, B235, B244B, B269, B292, B485.IIIC, Z48 –– ein gnädiges Wort als erhoffter Lohn B19, Z43 – Dienstannahme durch die Frau B236, B428C, Z4 –– Bitte um Dienstannahme B3, B457C, B458b, B462, Z39a – Dienstbereitschaft B27, B29, B48J, B205, B231, B303, B458b, B500, Z67 – Dienst-Lohn-Mechanismus als vorausgesetztes Denkmodell (Lohngewissheit, Lohnanspruch) B10, B24E, B30aF, B30b, B36, B46, B48B/I, B56, B64, B67, B164, B201, B207, B209, B210, B212, B225, B235, B233, B285, B296, B301B, B323, B365, B373, B394, B417B, B422, B424, B425, B429, B431H, B455, B458b, B459F, B461, B462, B464, B484, B497C, Z38, Z39a, Z60, Z66, Z70, Z71 –– Verpflichtung zur ›Widerminne‹ B422, B484, B485.III – Dienstversicherung gegenüber –– der Geliebten B1, B7, B8, B10, B11, B13, B14, B27, B29, B48, B52, B66, B70, B79, B80, B103, B115, B116, B119, B123, B125, B126, B128, B132, B143, B146, B150, B155, B161, B162, B171, B173, B177, B179, B180, B185, B192, B193, B225, B230B, B231, B233, B234, B240, B241B, B244B, B245, B246, B255, B276, B392B, B405, B428C, B429, B434, B479C, Z1, Z12, Z14, Z17, Z23, Z28, Z36, Z38, Z42, Z43, Z64, Z82, Z84

275

–– dem Geliebten B158 –– der Minne B210, B211, B284, B450B –– der Treue B209 –– den Frauen B20 – Frage nach dem besten Minnedienst Z70 – Frau erzieht Mann im Minnedienst B216, B394, B442, B460B – konkretisierter Minnedienst –– als Küchenjunge B241B –– als Stallknecht B245 –– mit Dichten und/oder Singen B69C, B263, B352, B364, B365, B392C, B464 – konkretisierter Minnelohn –– die Treppe hinuntergeworfen werden B23 –– dass der Mann zum Rittertum motiviert wird Z54 – Lohn ohne Dienst B332 – Lohn durch Dienst unerreichbar B263B – Lohnversprechen B230F, B232E/H, B236, B241B, B247, B248, B251, B258, B428, B429, Z41, Z45 – Minne ist Dienst an der Minne, nicht an der Dame B265 – Problematisierung der Dienst-Lohn-Minne B410, B419 –– Männer belästigen Frauen mit Minnedienst B292 – Qualität des Lohns –– schlechter B55 –– kleiner Lohn / reicher Lohn B30bB –– zu rascher B303 – Resignation B21, B24J, B26, B35, B56, B57, B58, B60, B204, B207, B246, Z37, Z51D – ungewisser Lohn B201 – vorenthaltener Minnelohn –– ein Jahr lang vorenthalten B207, B303 –– jahrelange vergebliche Hoffnung auf Lohn B312, B320, B350, B422, B462 –– zum Zweck der Steigerung des Begehrens B394 –– Tod des Minnedieners B216 – widergelt B251, B253 Dietrich siehe Exempelfiguren: weltlich Dilemma B232E, B273, B274, B316, B414, B464 Donner siehe Wetter Dörper / Tölpel B438, B451, B466.3B Drei siehe Zahlen Dreißig siehe Zahlen

276 Sachregister Drossel siehe Vögel Duft siehe auch Körper der Frau (Mundgeruch) und Bildregister: Ambra, Balsam, Muskat, Muskatbaum, Salbe B8, B37, B103, B186, B224, B249B, B266C, B365, B386D, B398, B413, B416, B431D, B434, B436E, B439D, B443, B473, B485.IA, B498, B514, Z58 Dummheit siehe Wirkungen der Minne, Wissen

Echo B245, B404 Edelsteine siehe auch Liebesgaben, Magie, Schmuck und Bildregister: Amethyst, Chrysolith, Diamant, Edelstein, Karfunkel, Onyx, Perle, Sardonix, Topas u.a. – Aufzählungen [Reihenfolge verändert] –– Diamant, Saphir, Smaragd, Rubin, Crysolith, Jaspis, Hyazinth, Beryll, Granat B277 –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Chrysolith, Kalzedon, Sardin, Hyazinth, Onyx B485.IB –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Karfunkel, Rubin, Almadin B479E –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Karfunkel, Rubin, Amethyst, Kristall, Kalzedon B459E –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Karfunkel, Rubin, Amethyst, Kristall, Almandin, Balas, Chrysolith, Jaspis, Türkis, Hyazinth, Achat, Onyx B392A –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Karfunkel, Rubin, Balas, Chrysolith, Jaspis, Kalzedon, Sardin, Beryll B431I –– Diamant, Saphir, Smaragd, Topas, Karfunkel, Rubin, Balas, Chrysolith, Jaspis, Kalzedon, Sarder, Karneol u.a. B210 –– Karfunkel, Rubin, Chrysolith, Jaspis, Türkis, Amethyst, Sardin, Granat, Kameen, Karneol, winkel (?) B430F –– Karfunkel, Rubin, iohand (?), Balas B426B –– Saphir, Smaragd, Topas, Rubin, Chrysolith, Jaspis, Sardin, Wasserperlen B5 – Einzelne –– Almandin B436F –– Amethyst B436B, B453

–– Balas B436B –– Chrysolith B65, B436D –– Citrin B436G –– Diamant B430F, B433B, B467, B485.IVA –– Granat B436F –– Hyazinth B485.IIIE –– Jaspis B393B –– Kalzedon B430F –– Kamee B210, B430F –– Karfunkel B427B, B431E, B464 –– Magnetstein B485.IVA –– Rubin B430F, B431E, B433B, B436F, B453, B464, Z58 –– Saphir B403, B430F, B436H, B471K –– Smaragd B382, B430F, B433B, B436D, B453, B485.IIIE –– Topas B430F, B436G, B467 – medizinische Verwendung B290 Ehe siehe auch Buhlschaft, Eifersucht und Bildregister: Rot, Zinn – Annullierung der Ehe B465E – Behauptung, verheiratet zu sein B440 – Ehe als Vertragsverhältnis B353 – Ehebindung B312 –– als dauerhafte Bindung B406 –– als sexuell unbefriedigend B353, B406 –– als Voraussetzung der Bettgemeinschaft B329, B440 – Ehebruch B215, B305, B312, B340, Z56 –– Aufforderung zum Ehebruch B302, B353, B402a, Z77 –– Strafen für Ehebruch B418, B441G – Ehefrau und Kinder B466.5B, Z56 – Ehefrau –– soll sich auch im Bett dem Ehemann unterordnen B322 –– lässt sich auch durch Schläge nicht bessern B53 –– tugendhafte Ehefrau B465F, B517 – Ehelehre B322, Z32, Z85 – Ehemann B34, B257C, B292, Z56, –– Ehemann soll seine Frau erfreuen und umgekehrt B402aB –– Ehemann soll seine Frau behüten Z85 – Ehestreit B387 – Eheversprechen –– heimlich gegebenes B252 –– problematisch B329 – Eifersucht in der Ehe B387

Drossel – Eigenschaften der Minne – Heirat B400 –– aus finanziellen Gründen B353, Z77 –– Vorsicht bei der Wahl der Ehepartner B402aB – Leiden der Frauen in der Ehe B391, B402aB – Minne erst in der Ehe B329, B400, B445 – Minne soll fester als die Ehe sein B335 – Minnetugend in der Ehe B437 – Sorgen in der Ehe B312, B353, B402aB – Sprecher ist verheiratet B465E – verheiratete Frau B353, B480, Z56 – Vorzüge der Ehe Z49 Ehre siehe auch Minneerfüllung, Schande, Spott, Tugenden und Bildregister: Biene, Blumenkranz, Burg, Dieb, Gelb, Glut, Gold, Gürtel, Hafen, Kleid, Kranz, Krone, Licht, Mantel, Mühlrad, Pfauenwedel, Rubin, Schatz, Schiff, Schrein, Schule, Thron, Violett, Zweig – Ehre, Ehrhaftigkeit B18, B30aB, B229A, B268, B271, B280, B281, B288, B303, B306, B308, B317, B320, B323, B327, B328, B329, B335, B353, B370, B396, B402C, B436, B445, B474, B506, B517, Z74 – Ehre ist das höchste Gut B281, B311, Z74 – Ehre kann man nicht kaufen B281 – Ehrenhaftes Verhalten bringt nur Feindschaft B446A – Guot umbe êre nemen B220 – Gut und Ehre bekommen für Dichtung B469 – Ehrverletzung B199, B517 Eid / Schwur siehe auch Betrug, Geste, Recht B30aC, B48H, B269, B333, B426C, B429, B455, B462, B466.4B, B487C – Ablehnung eines Eids B208C, B455 – Abschwören einer Liebesbeziehung B215 – Eid mit erhobener Hand B66, B233 – falsche / gebrochene (Liebes)Schwüre B99, B196, B199, B209, B460G, B472, Z63D – Reinigungseid B483 – Schwören bei den Heiligen B237, B333 – Schwur der Aufrichtigkeit B48H, B174 – Treueschwur B16, B66, B194, B209, B233, B237, B350, B486B – ungestabte Eide B24I – Vorsprechen einer Eidesformel B233, B333, B462, B466.5A Eifersucht / Argwohn siehe auch Alte,

277

Buhlschaft, Ehe und Bildregister: Hundsfliegen, Schlehdorn Z57, Z63D – angedrohte Eifersucht B128 – Angst vor Argwohn B402C – Eifersucht als Ausdruck und Zeichen von Liebe und Sorge B251 – Eifersucht ist unnütz B387 – eifersüchtige Ehemänner B257C, B387 – Vorwurf des Argwohns B251 – Warnung vor Eifersucht B400 Eigennutz B454 Eigenschaften der Minne (proprietates) siehe auch Minne, Wirkungen der Minne Minne ist: – aufrichtig B423 – ohne Arme: wehrt sich nicht gegen körperliche Annäherung B360 – barmherzig B98 – bezwingend B6 – blind (übersieht Fehler des Geliebten) B287, B360, B417B, B428B, B485.IIIB, Z17 –– schwarzes wird für weiß gehalten B413 –– man soll Fehler der Frauen übersehen B277 –– ist nicht blind, sondern sieht alles B512A – ehrhaft: Minne unterlässt unehrenhafte Bitten B423 – erträgt alles B338 – erwirbt den Himmel B411, B412 – ewig, unsterblich, unzerstörbar B208E, B214, B229E, B485.IIIB – exklusiv (Minne und sonst nichts) B420 – Flügel: überwindet räumliche Trennung B360 – furchtlos B359E – gönnt dem Partner Gutes B411 – gut B214, B340B, B455 – gut und böse B283 – herrscht im Herzen der Männer B413 – immergrün B420 – kindlich, d.h. nicht berechnend B303, B426E – kritisiert den Partner freundlich B423 – lebensnotwendig B386C – mächtig (Macht der Liebe, amor vincit omnia) B208A, B226A, B229C, B232, B235, B253, B265, B283, B295, B301A, B304, B338, B361, B398, B413, B427B, B438, B443, B447, B450A, B457A, B459F, B485.IIIB, B512A, B513.ID, B522, Z81

278 Sachregister – männlich und weiblich B485.IIID –– Frage nach Geschlechtszugehörigkeit B337, B346C, B359B – maßlos B103, B359E – nachsichtig B420 – nackt Z17 –– noch unbekannt B359 –– Liebende empfinden keine Scham voreinander B360 – nicht zu erzwingen B420 – nicht zu verbergen B459F – schwach Z17 – unergründlich B286 – ungerecht B455 – unkeusch B359E – unteilbar B420 – unüberwindlich, am stärksten B263C, B485.IIID – unvernünftig (kindisch) B399A – unwiderstehlich B50 – weise B229E – weniger wert als Liebe zu Gott B54, B263B, B303, B308, B427C – willkürlich B23 – wohnt in der Seele B485.IIIB – wohnt anstelle der Sinne im Mann B30aF – wundertätig B420 – zahm, nicht wild B429 Eigensinn B512G Einhorn siehe Tiere Einkleidung siehe auch Kleidung B431E, B476C Einsamkeit B204, B207, B208B, B221, B225, B257B, B405, B430C, B439D, B451, B463, B500, Z50, Z75C – einsames Hündchen B198 – Einsamkeitsbedürfnis (parodistisch) B440 Einsiedler, Einsiedlerin siehe auch Weltabkehr – als Gesprächspartner/in B217, B472, B485.VD, B496, Z62 Eitelkeit B197D, B402aB, B406, B454 Elemente siehe auch Temperamente, Wasser – Erde bringt Früchte hervor B280 – Erde, Luft, Wasser B4 – Feuer erhält alles am Leben B280 – Luft reinigt sich selbst, erfreut die Vögel B280 – Luft macht sich nicht mit den anderen Elementen gemein B341

– spezifische Mischung der Elemente B359D, Z58 – vier Elemente B143, B208A, B272, B280, B339, B341, B359D, B441, B496, Z58 Elfenbein siehe auch Beschreibstoffe, Magie B226B, B453, Z72 Emotionen siehe Affekte Ende der Liebesbeziehung siehe Probleme Engel siehe auch Geistliches und Bildregister: Engel, Paradiesengel B266D, B272, B295, B392B – Anrufung der Engel (invocatio) B69B –– sollen Geliebte bei sich aufnehmen B31 –– sollen das Bett der Geliebten umschweben B147 –– sollen für den gefangenen Geliebten bitten B227 – Engel beschützt die Geliebte (den Schatz) B392 – Engel müssen die Geliebte minnen B192 – Engel sollen die guten Frauen loben B280 – Gabriel B102, B477 – himmlische Heerscharen / Engelschöre B159, B174, B295, B348, Z7, Z37 –– bei der Geliebten B154 – Luzifer / Engelssturz B48H, B295, B298, B308, B332, B349, B383, B436H, B449, B485Prolog, B504 –– Mutter Luzifers B504 – Merkmale der Engel –– haben keinen fleischlichen Körper B5 –– tragen weiße Kleider B371 – Minne der Engel B496 – Schutzengel B272 Entstehung der Minne siehe auch Blick, Gruß, Kuss, Umarmung und Bildregister: Grün, Klee, Maiblumen, Rose, Schwangerschaft, Sonnenspiegel, Strauß B4, B30a, B30bC, B346C, B348, B433B, B487C – durch das Hören B229C – früher gegebenes Treueversprechen B40, B57, B61, B66, B220, B252 – Hinweis auf Entstehung der Minne in der Vergangenheit B15, B27, B36, B42, B43, B61, B66, B120, B123 – wegen der gleichen Komplexion B417C – wegen der Schönheit B457A Enumeratio siehe Aufzählungen, Wiederholungen, Zahl

Eigensinn – Exempelfiguren Epitomisierung B34, B236 Erde siehe Elemente Erpressung B351 Erziehung siehe auch Dienst-Lohn-Minne, Zucht und Bildregister: Mädchen, Rappe, Wolf B394, B426C, B434, B442, B502A, Z51C – Erzieher in einer Hofgesellschaft B204, B464 – Erzieherinnen von Frau Ehrenkranz B434 – Erziehung vs. Natur B266B/C, B359D, B392D, B397, B503 – Neid als Erzieher B444D – Strafen und Züchtigung als Zeichen der Liebe B502A – Umerziehung der Personifikationen B445 Eschatologisches siehe auch Geistliches – Heilsgeschichtliche Einbettung B485Prolog – Jenseitsreise B479E – Jüngstes Gericht / jüngster Tag B48B, B62, B111, B112, B116, B119, B214, B235, B450E, B479C/E, Z39b, Z51D – Verdammung der hartherzigen Frauen B48J, B479D/E Essen und Trinken siehe auch Gesten – Abendessen siehe Tageszeiten – Aufforderung zu trinken B440 – Bohnen essen B438 – Brot B239, B359D, B439G, Z84 – Essen und Erzählen B346B, B466.3B.5B, Z72 – Festmahl, höfische Mahlzeit B200, B440 – Frühstück B440 – Geflügelfleisch Z84 – gemeinsames Essen B449, B459E, B466.3A, Z72 – Löffel B236 – Mahlzeit auf freiem Feld B428C – Mann soll Essen vorbereiten B355, Z60 – Met und Wein B417C – Minnetrank B497D siehe Namen: Johannes, Gertrud – Mittagessen B471H – Saumagen B241B – Trinken aus der Quelle B413 – Trinker und Schlemmer B446C – Verpflegung während Krankheit B482 – Vorkoster B369 – Vorschneiden B346A – Weintrinken

279

–– Alte trinken Wein B238, B429 –– Damen trinken reihum Wein B230E –– gemeinsames Weintrinken B56, B186, B346A, B414, B429, B466.3B, Z32, Z60 –– Männer lieben den Wein / sind ihm verfallen B402aB –– Verbot des Weintrinkens B317, B442 Etymologie B232C, Z75C – Frau von (Männer) erfreuen (vrouwe – vröuwen) B263L, B268, B305, B479D, Z80 – AMOR – ROMA B441C – Ritter von Retter B323 Eva siehe Exempelfiguren: biblisch Exempelfiguren: biblisch siehe auch Autoritäten, Bibelzitate, Exempelfiguren: weltlich, Geistliches, Heilige, Namen – Aaron B425 –– Beredsamkeit B226A – Absalon B394, B402aB, B522 –– Werbender ist nicht so schön wie Absalon B241B –– als Minnetor/-sklave B226A, B253, B402C – Adam –– alle stammen von Adam ab B450C –– als erster Minnender und Lobredner der Frauen B262, B349, B459F –– als Minnetor/sklave B105, B226A, B253, B272, B305, B402C –– als Sünder B295, B436H –– nackt wie Adam B359A –– seit Adams Zeiten B45, B261, B313, B466.3B – Amnon B359E – Anna, Mutter Mariens B37 – Asahel B226A – David –– als Ehebrecher B359E, B400, B466.2B –– als Minnetor/sklave B105, B226A, B305, B402C, B426E –– als Liebhaber von 72 Frauen B348 – Elias –– erweckt Tote zum Leben B485.IIIE –– leibliche Aufnahme in den Himmel B37 – Elisabeth B466.1C – Enoch: leibliche Aufnahme in den Himmel B37 – Eva B222, B226A, B295, B327, B332, B349, B394, B436H – Hiob B97, B394, B466.1B

280 Sachregister – Jakob, der um Rahel diente B69A, B485.IVB – Jesus Christus siehe Jesus Christus – Johannes B519 – Joseph und seine Brüder B295 – Judas B15, B295, B402aB, B487C –– Judas vs. die anderen Jünger B101 –– Judaskuss B241C, B485.IIIB, Z83 –– Verrat durch Judas B311, B485.IIIB – Kain und Abel B101, B295 – Maria siehe Maria – Martha B340ÜL –– bei Erweckung des Lazarus B485.IIIE – Methusalem B44, B241B – Mose B466.4B –– zehn Gebote B298, B493 – Noah B344 – Noahs Söhne –– Leibeigenschaft Chams/Hams B485.IIIC –– als Modell für eine Traumerzählung B202 – Paulus B104 – Petrus B15 – Pontius Pilatus B15, B466.3A – Rahel siehe oben: Jakob – Salomon B103 –– alsDichter B202 –– als Götzendiener B359E –– als Liebhaber von 80 Frauen B348 –– als Minnetor/-sklave B105, B226A, B241C, B253, B305, B402C, B426E –– als Weiser B115, B404, B425, B442, B485. IVB, B522, Z7 – Samson B402aB, B522 –– als Minnetor/-sklave B105, B226A, B253, B305, B359E, B400, B402C –– Samson und Delila B400 – Thamar B359E – Thomas, der ungläubige B15, B513.IE Exempelfiguren: weltlich siehe auch Autoritäten, Exempelfiguren: biblisch, Zitate – Achill B402C, Z66, Z74 –– Achill und Polixene B400 – Agamemnon Z66 – Aglye B40, B465E – Agrant B465D – Aietes B394 – Alanus B485.IVB – Alexander B253, B270, B394, B465H, B522 – Amadas B346B – Amelie B226E, B252, B394

– Andromeda Z71 – Anfortas B40, B49, B226B, B465C, B485.VD – Arabel siehe unten: Gyburg – Ariadne (?) B417D – Aristoteles B208E, B271, B402C, B485.IVB –– Aristoteles und Phyllis B241C – Artus B214, B226B, B257C, B270, B394, B427B/C, B430F, B465D/E, B485.VD – Athis B346B – Avicenna B485.VD – Baruk von Baldak B485.VD – Beaflurs B1 – Belakane B333, B457A – Blankeflos B70 – Blanscheflur B40, B425 – Brünhilt (Name der Mörin) B466 – Chaldäischer Kaiser von Indien B15 – Crispin B40 – Cundrie B301C (?) – Dankwart B295 – Deianira B417D – Dido Z66 – Dietleib B465D, B467 – Dietrich von Bern B1, B465H, B467, B497A, Z80 – Diocletian B40 – Dyadama siehe oben: Deianira – Eckhart (vom Venusberg) B466.1A – Elisa B40 – Elsa (Elspet) B1 – Eneas B346B, Z66 – Engelmar B466.1B – Fasold B1 – Feirefiz B465D – Flore B40, B425 – Florie B40 – Florio und Biancefora B400 – Floris B346B – Friedrun B465F – Frimutel B226B – Gahmuret B226B, B261, B333, B430F, B457A, B485.IVA – Galen B485.VD – Gawan / Gawein B40, B214, B465H, B466.4B, – Gernot Z72 – Ginover B427C – Guiscard und Sigismunda B400 – Gunther Z72

Exempelfiguren – Gyburg / Arabel B214, B257D, B261, B427C, B466.1C – Hadamar von Laber B204 – Hagen B295, Z72 – Hektor B402C, B479E, Z66, Z70 – Hekuba Z71 – Helena B2b, B56, B252, B347, B394, B400, B485.IVA, Z66, Z71 – Herzeloyde B226B, B261 – Hildebrant B465D – Hippokrates B428A, B485.IVB+VD – Iblis B485.IVA – Irmenschart B465D – Isolde B34, B40, B252, B425, B465D/E, Z80 – Iwein B34, B466.3A – Jason und Medea B400 – Jeschute B1 – Kaedin B40 – Kalypso B41 – Kamille (aus Eneasroman) B485.VD – Kassie B40 – Keie B226B, B427B/C, B465D – Kirke B41, B417D – Kondwiramurs B1, B40 – Kriemhild B485.IIIC, Z80 – Kunneware B1 – Lancelot B427C – Lanzelet B430F, B485.IVA – Larîe B485.IIIC/IVA – Laurin B465D – Leander und Hero B400 – Lohengrin B40 – Lot B465H – Lucretia B252 – Lucretia und Euryalus B400 – Lunete B466.3A – Mandeville B479E – Marke B40 – Medea B394 – Melusine B40, B252 – Menelaus B2b, Z66, Z70 – Mundus, Paulina, Saturnius, Tiberius B441 – Octavian B522 – Odelans fro Sabeck (?) B34 – Odysseus B41, B347 – Orgeluse B1 – Pallidamas Z70 – Paris B2a, B2b, B346B, B347, B402C, B485. IVA/VD, Z66, Z70, Z74

281

–– Paris und Helena B400 –– Paris, Venus, Pallas, Juno (Parisurteil) B232B, B479A – Parklise B465D – Partonopeus B346B – Parzival B40, B200, B214, B226B, B238, B333, B392A, B415, B427C, B430F, B465C/D – Penelope B347, B417D – Penthesilea B467 – Petitcreiu B40 – Phyllis B417D – Polixyena Z71 – Porphirias B346B – Priamos Z66, Z71 – Priesterkönig Johannes B430F –– als Bürge B235 – Pyramus und Thisbe B226B, B301C, B346B, B400, B402C, B425 –– ausführlich erzählt B417D – Pythagoras B485.VD – Raimund B40 – Rennewart B466.2A – Repanse de Schoye B1 – Ritter mit dem Ärmel B346B – Rüdeger Z72 – Schionatulander B200 (?), B208C, B226B, B261, B427C, B487C – Secundille (›Parzival‹ / ›Titurel‹) B208C, B246 – Secureiz B208C, B226B – Siegfried B485.IIIC – Sigune B1, B40, B65, B261, B427C, B465E/F, B485.VD – Tannhäuser –– als Name einer Figur B466.2A – Tantalus B111 (Allusion) – Terramer B214, B466.1B – Titurel B226B, B466.2B – Tristan B40, B241B, B346B, B402C, B425, B465D – Tristram B30aD – Tristrant B34, B40, B400 – Troilus B402C, Z66, Z70 – Tybalt B214 – Urjans B466.4B – Utz, Uotze B466.3B – Vergil / Virgil B241C, B253, B400, B402C – Wacholder B465F

282 Sachregister – Wieland B392A – Wigalois B40, B333, B430F, B485.IVA – Wilhelm von Österreich B40, B465D – Willehalm (aus Wolframs von Eschenbach ›Willehalm‹) B214, B257D, B261, B427C, B465D –– in Trauer um Vivianz B485.VD – Willehalm (aus Rudolfs von Ems ›Willehalm von Orlens‹) B200, B394, B430F – Xerxes B141 – Ysaude Z71 – Ziprion (Hund) B466.5A Exemplum (inserierte Beispielerzählung) B25, B243, B261, B295, B347, B386C, B387, B394, B417D, B448, Z55, Z56, Z74 Exil siehe auch Verbannung – der Personifikationen B446B Exordialsentenz B11, B12, B15, B17, B31, B34, B42, B46, B48, B99, B159a, B215, B222, B255, B262, B286, B296, B304, B309, B368, B393A, B404, B417A, B438, B448, B479A, B495, Z54, Z55 Exposition siehe auch Exordialsentenz, Prolog [Selbstbeschreibung der Situation des Ichs; nicht poetologiche allgemeine Betrachtungen] B219, B236, B255, B277, B287, B302, B317, B324, B352, B393A, B402A, B433A, B456, B458, B459A, B463, B464, B503, Z50, Z51, Z62 – geistliche Exposition B28

Fabel siehe Gattungen Fachterminologie siehe auch Apotheke, Astronomie, Fechten, Jagd, Magie, Metallurgie, Musik, Philosophie, Recht, Rhetorik, Wappen – clarificieren B216 – declinieren B445 – diaphan B276 – Diphthong B485.IIIE – fantasie B49 – figur B3 – figurieren B3 – fisieren B294 – mensur B3 – pleseyr Z53 – practicieren B3 – subtil B56, Z43, Z73

Fackel siehe auch Personifikationen B15, B232C, B361, B443 – aus Karfunkelstein B427B Fahrt siehe Bewährung, Wallfahrt Falke siehe Vögel Familie siehe Verwandtschaft Farben siehe auch Kleidung, Körper der Frau, Malerei, Wappen und Bildregister: Farbentragen B298, B377 – blau B198, B200, B249D, B366, B409, B410, B430E/J, B451, B466.1A –– lasur B202, B214, B377, B403, B430F – blau, bunt, gelb, grau, grün, rot, schwarz, weiß B378 – blau, bunt, gelb, grau, grün, rot, schwarz, violett (›braun‹), weiß B379 – blau, gelb, grau, grün, rot, schwarz, violett (›braun‹), weiß B202, B377 – blau, gelb, grau, grün, rot, schwarz, weiß B375, B376 – blau, gelb, grün, rot, schwarz, violett (›braun‹), weiß B209 – blau, gelb, grün, rot, schwarz, weiß B298, B372, B373, B403, B476C, B485.IVA – blau, gelb, grün, rot, violett (›braun‹), weiß B386, B453, B463 – blau, gelb, grün, rot, weiß B456, B513.IE – blau, gelb, rot B363 – blau, gelb, rot, violett (›braun‹), weiß B413, B482 – blau, gelb, rot, weiß B381 – blau, gelb, violett (›braun‹) B460A – blau, grün B347 – blau, grün, rot, schwarz, violett (›braun‹), weiß B386 – blau, grün, rot, violett (›braun‹), weiß B433B, B522 – blau, rot B176 – blau, rot, schwarz Z17 – blau, rot, schwarz, weiß B395 – blau, rot, violett (›braun‹) B15 – blau, rot, weiß B442 – blau, schwarz, violett (›braun‹) B241 – Farben verblassen, wenn die Dame den Raum betritt B2b – gelb, rot, violett (›braun‹) B224 – gelb, rot, violett (›braun‹), weiß Z75b – gold B430E –– golden angestrichen B102

Exemplum – Formen der Minne – grau B384 – grün B224, B430E, B436D –– grün als Lieblingsfarbe B382 – grün, schwarz B499 – grün, rot, schwarz, weiß B227 – grün, rot, violett (›braun‹), weiß B68 – Kombinationen von Farben B377 – rot B1, B14, B223, B424, B436F, B473, B480B –– Brasilienholzrot (prisiligen) B5, B485.IIIC/VD –– scharlachrot B464 – rot-schwarz gestreift B409 – rot, schwarz, violett (›braun‹) B185 – schwarz B227, B381, B384, B430E, B500 – violett (›braun‹) B436B – weiß B409, B430E Fasan siehe Vögel Fastnacht siehe Jahreskreis Fastnachtspiel siehe Gattungen Faulheit B48C, B220, B263K/O, B332, B446C, B471E Fechten – Fachterminologie B246, B383 Fee B70 Feigheit / Verzagtheit, siehe auch Laster und Bildregister: Eisenkinn, Jagd B51, B209, B210, B350, B360, B403, B405, B422, B435, B449, B417B, B513.IE Fenster siehe Haus Fest siehe auch Essen, Geselligkeit, Hof, Schwertleite – ›Hoch-Zeit‹ (Geselligkeit) B135, B226F, B257B, B346A, B385, B405, B438, B443, B480F, Z55, Z56, Z72 – auf Festen soll die Frau weltliche Freuden meiden B322 – Störung und Ende eines Hoffestes B493 Feuer siehe Elemente Figura etymologica B232E, B270, B402aB, B513.IIB/C Fliegen – fliegender Cupido B232C – fliegender Reiter B441 – Flug durch die Luft B465H, B466.1B Fluss / Bach siehe auch Ortsnamen B198, B202, B358, B393B, B407, B409, B410, B446A, B476D, B481B, B493, B497F, B513.IIB – Fluss

283

–– durch Garten B424 –– durch Schluchten/Gebirgsschlucht B382, B480B, B485.IA –– umfließt eine Aue (abgeschlossener Ort) B33 – Gebirgsbach B465D – Rheinüberquerung B11 – Überquerung mit einem Fischerboot B202 Formen der Minne siehe auch Buhlschaft, Dienst-Lohn-Minne, Liebe und Leid, Minne, Minneerfüllung, Sexualität – Ablehnung der Minne als Beziehungsform B207, B309 –– freier Wille statt Minne B479C –– Gesellschaft statt Minne B197, B401 – absolute Hingabe –– Abhängigkeit von der Geliebten B21, B55 –– Besessenheit von der Geliebten B202 –– Beteuerung absoluter Hingabe (so wie sie will, will ich…) B48H, B126, B276 –– Erhörung wäre unverdient B43 –– existenziell bedrohlich erfahrene Minne B42, B199 –– Gedanken sind immer bei der Dame (sogar in der Messe) B3, B225 –– Minnedienst als Leibeigenschaft / Knechtschaft B10, B14, B17, B19, B22, B24E, B27, B30aG, B30bC, B33, B35, B47, B71, B72, B79, B80, B98, B103, B119, B123, B125, B152, B159, B159a, B160, B162, B163, B166, B167, B168, B190, B208C, B276, B324, B339, B358, B429, B430A/J, B438, B459C, B485.IIIC, Z4 –– völlige Ergebenheit (was sie will, das tue ich) B3, B24K, B25, B43, B179, B180, B187, B188, B229E, B402aB –– Weiterlieben trotz Abweisung B40, B41, B50, B98, B176, B190, B462 – allgemeine Liebe vs. partnerschaftliche Liebe B487C – alte (schwere) vs. neue (leichtere) Minne B350, B356, B472 –– Bericht von der neuen Minne B430G –– die alte Treue erneuern (erniuwen) B12 – dreifache Minne –– anhebende, zunehmende, vollkommene B359C –– durch Schönheit, Tugend oder Natur B287 –– göttliche, natürliche, eheliche B427C

284 Sachregister –– göttliche, natürliche, vernünftige B496 – Gedankenminne B13, B27, B48B, B50 –– Gedanken überwinden die räumliche Entfernung B35, B62 – gegenseitige Liebe, erfüllte Minne B23, B116, B117, B218, B229E, B230G, B234, B235, B244C, B251, B338, B383, Z33, Z62, Z82 –– ohne Möglichkeit des Minnevollzugs B4, B46 –– gestört durch Untreuevorwurf seitens der Dame B66 –– Zweisamkeit (ungestörte, legitimierte Intimität) B235, B479 – göttliche, geistliche Minne B338, B519 –– göttliche vs. weltliche Minne B206, B312, B340B, B427C –– Vereinigung weltlicher und göttlicher Minne B69C, B496 – Herzeliebe B24, B232H, B234, B309, B413 – Hohe Minne vs. Niedere Minne –– ausführliche Thematisierung des Gegensatzes B23 –– Hohe Minne B401, B512A –– Niedere Minne B57, B241B – körperliche Minne vs. Minne mit dem Herz B484 – Läuterungsminne (ethische Vervollkommnung / Veredelung des Mannes durch den Minnedienst) B1, B15, B30aF, B30bC/E, B48D, B69A, B263B/N, B266B, B269, B301A, B308, B317, B340B, B392, B397, B419, B424, B425, B426C, B429, B430H, B438, B442, B455, B460E, B470, B485.IIIB, B487A, Z35, Z51C – Minne als Kommunikation: ›red gesellen‹ B34 – Minne als Kunst B266C – Minne als Spiel B13, B19, B350 – Minne als Vertrag B99 – Natur und Liebe –– Minne gegen die Natur B428A –– natürliche Liebe B26, B459F – rechte Minne B54, B263C, B296, B300, B341, B360, B395, B420, B423, B426E, B428A, B455, B463, B497C, B513.IIA/B, Z38, Z84 –– falsche (unrechte) Minne B217, B395, B459F, Z83 –– falsche Minne schwächt die Minne als Instanz B296, B404, B485.VB

–– rechte vs. falsche Minne B400, B502B, B512E, B513, B515, B516, Z35, Z67 – ungleiche Minne (Liebe zwischen ungleichen Naturen) B341, B422 –– Liebe zwischen Gleichen B346C – wân-Minne B46, B50, B69A Förster siehe auch Wald B421, B513.IIA Fragen siehe Minnefragen, Minnekasuistik Fragment siehe Überlieferung: Störungen Frau siehe auch Adressaten der Rede, Alte, Altersangaben, Etymologie, Frauenlob, Frauentypen, Geburt, Geliebte, Geselligkeit, Gesprächspartner, Hässlichkeit, Höfische Vergnügungen, Ich-Rollen, Körper der Frau, Mann, Maria, Minneregeln, Misogynie, Nonne, Schmuck der Frau, Schönheit der Frau, Schönheitsbeschreibung, Schöpfung, Segen, Sexualität, Spott, Tod, Treue, Tugendlehre, Verwünschung, Zahlen, Zeit und Liebe und Bildregister: Anger, Blume, Frau, Gans, Holz, Mutter, Narzisse, Rose, Tier – Aufzählung von positiven Wesenseigenschaften der Frau B263D, B270, B277 – Das Beste an einer Frau ist ihre Ehre B30aB – Es gibt viele gute Frauen B17 – Frau will auf Turniere gehen, um Ruhm zu erwerben B65 – Frau(en) als Ursache –– der Erschaffung der Welt B271 –– des Rittertums B30aF, B30bE, B37, B263F, B270, B271, B282, B449, B487C –– der Tugenden B20, B37, B263I, B277, B327, B358 – Frauen –– als Gesprächspartnerinnen B249, B338, B339, B352, B353, B368, B373, B399, B401, B406, B416, B459C –– betrügen die Männer B353 –– bringen oft Frieden B282 –– erfreuen die Männer / sollen sie erfreuen B4, B8, B20, B26, B30aF, B37, B270, B416, B479D –– geben ›hohen Mut‹ (Frau als Freudenbringerin) B273, B342, B397, Z32, Z57, Z80 –– haben ihr Leben in der Hand B274 –– heilen B273

Förster – Freude –– ist mehr zu gönnen als Männern Z30 –– können im Geheimen wirken B270 –– leiden in der Minne stärker als Männer B458 –– leiden im Verborgenen B458 –– müssen sich vor dem Betrug der Männer schützen B30aB, B48I, B274, B279, B303 –– sind beständig B410 –– sind das Beste auf Erden (Frau als summum bonum) B30aF, B30bE, B69A, B271, B273, B277, Z35, Z74 –– sind geschwätzig B410, B430G, Z17 –– sind immer zuhause B410 –– sind ›Leidvertreib‹ der Männer B8, B15, B263I, B269, B270, B280, B299, B327, B458b, Z6 –– sind nicht schwach B265 –– sind schwach B410 –– sind ein Spiegel für den Mann B277 –– sind eine Zierde des Hofes B282 –– sollen lieben oder nicht lieben B359E –– verachten die Tapferkeit der Männer B449 –– verhalten sich von Natur aus freundlich gegenüber allen B274 –– werden nach ihrem Tod vergessen (kein Nachruhm) B37 –– werden oft durch Männer betrogen B30aB, B48B, B244B, B280, B294, B300, B485.IVB –– wollen unterhalten werden B41 –– wollen schöne Geschichten hören B347 – Gott hat die Frauen geschaffen –– nur für die Liebe B479D –– zur Freude der Männer B30bC –– zur Freude der Ritterschaft B472 –– zum Trost der Welt B37 – Mutter als erste Frau, der jeder Mann zu danken hat B262, B277 – der Name der Frau (›wîp‹) ist zu loben B277, B280 – typische Handlungen der Frau: –– Nähen B6 –– Singen B6, B230E – wahre Treue nur bei Frauen B503 – weibliche / weibische Klage B24A – weise oder gelehrte Frau B274, B363, B437 Frauenfeinde siehe Misogynie Frauenlob (gut über Frauen reden / ›wohl reden‹) siehe auch S. 18f. und Bildregister: Fackel, Falke

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B20, B26, B30bA, B37, B65, B199, B209, B222, B262, B268, B270, B277, B280, B308, B317, B346C, B402aB, B467, Z32, Z35, Z54, Z57 – Lob der Frauen als höchstes Gut des Mannes B263, B293 – Mann soll Frauen loben B65, B405 Frauentypen siehe auch Ehe, Frau, Verwandtschaft – Aufzählung verschiedener Typen B11 – drei Typen von Frauen Z39a – fünf Typen von Frauen B402aB – Graserin B23 – Jungfrau B7 – Jungfrau vs. Ehefrau B416 – Magd B245, B246 – wîp vs. vrouwe B263J Freigebigkeit (Milte) siehe auch Tugenden und Bildregister: Adler, Lilie, Quelle, Rose B301B, B308, B346C, B357, B392A, B403, B425, B459F, B471D, B474, B477, Z72 Freiheit siehe auch Armut, Wille und Bildregister: Falke, Gedanken B48B, B53, B207, B229B/C, B441G, B457A, B502C – Vögel sind frei beim Dichten (Singen) B202 Fremdsprachen siehe auch Fachterminologie – Böhmisch B458 – Französisch B440, B449, B458, Z53 – Fremdsprache vs. Muttersprache B485.IIA – Latein B97, B98, B100, B102, B103, B104, B111, B112, B113, B115, B118, B255, B349, B427C, B440, B441, B449, B466.5A, B469, B485.IIA –– Latinismen B428A, B464 –– Latein als Exklusivitätsmerkmal B118 –– deutsch-lateinischer Mischtext Z8, Z44, Z45 – Latein, Hebräisch, Griechisch, Chaldäisch B485.IIA – Liturgiesprache der Frau Venus B427B – Ungarisch B458 – Venus Minne versteht alle Sprachen B458 – Wendisch B458 Fremdwörter siehe Fachterminologie Freude siehe auch Blick, Canifizierung, Frau, Innen / Außen, Liebe und Leid, Minneerfüllung, Personifikationen, Weinen, Wirkungen der Minne und Bildregister:

286 Sachregister Blind, Blüte, Bürde, Dach, Falkenterzen, Fundament, Garten, Gefäß, Grau, Harfe, Krone, Linde, Mehl, Rose, Schale, Schatz, Smaragd, Sonne, Tal, Weiß, Zuckerrohr – Freude, die von der Minne / der Dame bereitet wird B223, Z39a – Freude als Bedingung der Minne B439C – Freudenpreis des erhöhten Werbenden B457C – Fröhlichkeit B18, B21, B218, B386D, B387, B402C, B402aB – hoher muot (Hochgestimmtheit) B207, B288, B397, B418, B425, B439J, Z34, Z39a, Z51C, Z53, Z73 – man soll sich freuen mit den Freudereichen B460C – ohne Minne keine Freude B17 Freund / Freundschaft siehe auch Bildregister: Holder – amicitia-Tradition B303, B304, B307, B423, B497C, Z32, Z75b – echte vs. falsche Freunde Z39a – Freund als alter ego B304 – Freund als Führer B232, B258 – Freund als Konkurrent um die Geliebte B489 – Gastfreundschaft B281 – Liebender als bester Freund der Dame B30aE – Ungewissheit der Dauer von Freundschaft B301B Fröhlichkeit siehe Freude und Bildregister: Hainbuche Früchte siehe auch Bäume – Apfel B303, B479E – Birne B479E – Dattel B479E – Feige B479E – Granatapfel B479E –– Saft B485.IIIE – Kirsche B479E – Mandel B479E – Mispel B479E – Muskatellertraube B479E – Pfirsich B479E – Pomeranze B479E Frühling siehe Jahreskreis Fünf siehe Zahlen Fürstenlob siehe Panegyrik Fürstenspiegel siehe Tugendlehre Furz siehe Derbheiten

Gabe siehe Geld, Liebesgaben Gahmuret siehe Exempelfiguren: weltlich Galander siehe Vögel Garten siehe auch Bäume, Blumen, Locus amoenus, Natur, Wald B207, B243, B299, B366, B403, B430D, B440, B500 – Bett im Garten B244C – Garten bei einer Burg B201, B202, B215, B236, B246, B250, B251, B258, B424 – Gartenarchitektur B428A – Gartenhaus B430D – Gartenlaube B347, B369, B396 – Gartenmauer B428A – Obstgarten B498 – Rosengarten B371 – Venusgarten B525 Gartenbau siehe Landwirtschaft Gasse siehe Stadt Gattungen siehe auch Brief, Liebesbrief, Poetologie, Schreiben und Lesen [Anspielungen auf, Nähe zu, Überschneidungen mit anderen Gattungen:] – allgemeine didaktische Rede B297, B416, B448 – Fabel B144, B386D, Z57 – Fastnachtspiel B339, B372, B418, Z63D – gattungsfremde Einschübe –– Aventiureneinschub B428C –– Novelleneinschub B441 –– eingeschobener lyrischer Abschnitt B429 – Kalendergedicht Z77 – Lied B146, B158, B178–180, B299, Z36, Z41 –– Anspielung auf Tagelied B430E, Z64 –– heiliges Lied singen B465H –– wörtliche Wiedergabe eines Liedes B397, B402C – Märe / Schwank B215 – Martinsspiel B387 – Spruchdichtung B73, B74, B263, B298, B304, B305, B358 –– religiöser Spruch Z35 Gawan siehe Exempelfiguren: weltlich Gebete siehe auch Gesten, Gott, Jesus Christus, Maria, Psalter, Sakralisierung, Segen, Schluss – Ave Maria B349, Z2, Z45 – Gebet der Frau wird vom Mann als Liebesgruß aufgefasst B292 – Glaubensbekenntnis / Credo (Parodie) B15,

Freund / Freundschaft – Geld / Gabe B302, B340 (Überlieferung) – Morgengebet B402aA – Seligpreisungen Z4 – Stoßgebete B441, B466.5B – Stundengebet B1, B295, B336D – Vater unser / Pater noster B340ÜL, B349, B457C, Z44 – Wunder beim Beten B1 Geblümter Stil siehe Lobblümen Geburt siehe auch Jesus Christus, Verwünschung – Frauen als Gebärerinnen von Priestern B275 – Geburt im Jahr, als der Hagel alles zerstörte B42 – Geburtsschmerzen der Frau B277 – Lob der Nacht der Geburt der Geliebten Z33 Gedanken siehe Formen der Minne und Bildregister: Federn Geduld siehe auch Canifizierungen, Personifikationen, Tugenden B48H, B64, B243, B301B, B303, B353, B394C, B433B Gefängnis / Gefangenschaft siehe auch Strafen und Bildregister: Gefangenschaft – in einen Block (Stock) geschmiedet, eingeschlossen B260, B433C, B436J, B439G, B466.1B – in Fässer eingeschlossen Z63C – Fesseln B436J, B455, B465D/G, Z63C –– ›Truhe‹ B410, B466.1B – Gefangennahme B466.1B, B474, Z63C – (reale) Gefangenschaft B227, B260, B410 – Halseisen B439G Gehorsam siehe auch Formen der Minne – gegenüber den Damen B207, B459F Geistliches siehe Beichte, Bibel, Einsiedler, Engel, Eschatologisches, Exempelfiguren: biblisch, Gebete, Gott, Heidentum, Heilige, Jesus Christus, Jude, Kirche, Kleriker, Kloster, Messe, Mönch, Musik, Nonne, Paradies, Predigt, Psalter, Psalterfrauen, Reliquienkult, Sakralisierung, Schöpfung, Segen, Sündenfall, Teufel, Theologie, Wallfahrt, Weltabkehr Geiz / Habgier siehe auch Laster B346C, B392A, B446C, B450C, B454, B487C Geld / Gabe siehe auch Liebesgaben und Bildregister: Beutel, Feigenbaum, Gabe, Gold, Meerwasser, Schaf

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– Besitz führt zu Habgier B446B – Bestechung mit Geld B409, B450C – finanzielle Unterstützung des Geliebten Z55 – Frau will Minne kaufen B224 – Gabe als Zeichen der Liebe B97, B402aB – Gabe als Zeichen der Verbundenheit B434 – Gaben nützen nichts gegen Minneleid B97 – Geiziger Mann als Eheproblem B406 – Geld annehmen und ›Rede‹ dafür geben B404 – Geld als Grund für Ehre B408 – Geld als höchstes Gut B450A – Geld verdirbt die Minne B431G, B447, B450A – Geld verdirbt die Welt B342, B402aB, B408, B446B, B447, B450A – Gütergemeinschaft der Liebenden B423 – käufliche Ehre B220 – käufliche Liebe (Minne wegen Geld/Geschenken) B22, B56, B82, B148, B302, B310, B336E, B345, B350, B351, B402aB, B404, B406, B409, B450A, Z39a, Z75b, Z77, Z83 – Minne ist mehr wert –– als jede Gabe / alle Güter B97, B230F, B244D, B341, B342, B430I, B447, B450A, Z74 –– als Gold B234, B274, B455, Z55 –– als Schatz in Kisten B274 – Minne ist Schatz des Kaufmanns B285 – Minne als Kaufhandel B217 – Minne nicht um des Geldes willen B82, B214, B244D, B303, B402aB, B447, B464, B487A – Minne verursacht Geldmangel/Verlust des Besitzes B285, B426E – Minnende verachten die Gaben der Herren B214 – Ökonomisierung der Minne B207, B266B, B386C – Reiche Dame wegen des Geldes begehrt B447 – Reicher gilt als klug B450C – Reichtum B359D –– als Voraussetzung für Minnedienst B220, B302, B324, B419, B487C –– macht hochmütig B516 –– macht Minne leichter B263C – reicher (unaufrichtiger) vs. armer (aufrichtiger) Liebhaber B220, B310, B324, B330

288 Sachregister – Ring (Goldring) eines Zwergs B434, B465D – Schenkung von 100 Pferden B474 – Schwert B471G/I – weibliche Scham ist mehr wert als Silber und Gold Z34 Geliebte / Dame siehe Gesprächspartnerin und Bildregister: Amme, Ärztin, Aue, Balsam, Brennen, Burg, Chrysolith, Diamant, Dornstrauch, Edelstein, Engel, Fährte, Falke, Falkenterzen, Falkner, Frucht, Galander, Gefäß, Gnadenbild, Gral, Granatapfel, Hader, Himmelreich, Hort, Hyazinth, Jude, Jugend, Kaiserin, Kapitän, Karfunkel, Klause, Königin, Kreatur, Krone, Lamm, Leidvertreib, Leuchte, Liliengeruch, Lilienstengel, Löwe, Mai, Maienschein, Mandel, Mandelbaumblüte, Mandelkern, Mandelzweig, Matt, Meißel, Meister, Milan, Morgenröte, Morgenstern, Moschus, Mund, Muskatblüte, Nahrung, Narzisse, Olivenbaum, Ostertag, Palmzweig, Panther, Paradies, Paradiesengel, Perle, Pflanze, Puppe, Rose, Rosenbaum, Rosenblüte, Rosengarten, Rübe, Rubin, Saal, Salamander, Saphir, Säule, Schatz, Schiff, Schloss, Schrein, Siegel, Sonne, Sonnenglanz, Sonnenschein, Sonnenstrahlen, Spiegel, Stein, Stern, Strick, Tempel, Theriak, Topas, Turteltaube, Veilchenduft, Venus, Vogelfänger, Vogt, Weinberg, Weißdorn, Wünschelrute, Zauberin, Zuckergeschmack, Zuckerpferd, Zweig Geliebter siehe Bildregister: Gärtner, Hirsch, Jagdhund, Paradies, Pferd, Quelle, Sperber, Veilchen Gender siehe Frau, Geselligkeit, Mann, Misogynie Geographisches siehe auch Astronomie, Ortsnamen, Planeten – Himmelsrichtungen B479D –– Ostnordost B485.IIA –– Südost B82, Z32 –– Südwest B82 –– West Z32 – Instrumente –– Astrolab B477, B485.IIA –– Quadrant B485.IIA –– Zylinder B485.IIA Geometrie B392C, Z14

Geschichtliches (historische Ereignisse) siehe auch Datumsangaben, Zeiträume – Konzil von Mantua B446D – Schlacht vor Staveren B478E – Turnier von Bar-le-Duc B474 Geselligkeit / Gesellschaft siehe auch Adressaten der Rede, Fest, Formen der Minne, Hof, Jagd, Minnekasuistik, Minnekommunikation, Singen, Spaziergang, Spiel, Spott und Bildregister: Blümlein – Gesellschaft mit den Edlen suchen B199, B209, B317, B480C, Z75b – Gesellschaft hilft das Leid zu überwinden B347, B500, B513.IIA – Gruppe von Damen B65, B230E, B294, B359A, B368, B426B, B436D, B469, Z53 –– Damen verschiedenen Alters und Hofgesinde B204, B497F – Gruppen von Damen und Männern B56, B202, B207, B334, B347, B423, B428A, B431F, B439D, B440, B451, B458, B493, Z72 – Hofgesellschaft B197, B198, B204, B207, B230E, B257, B334, B347, B440, B479 –– der Königin alte Ehre B437 –– der Frau Minne/Venus B427B, B459E –– der Frau Untreue B446A – Klage über fehlende höfische Geselligkeiten B476C – ein Liebender soll für gesellige Freude sorgen B204 – sich zweien (mehrere Liebespaare oder Gesprächspaare) B198, B202, B207, B257, B302, B347, B431F, B439D, B440, Z56 Gespräch siehe Heimlichkeit, Minnekasuistik, Minnekommunikation, Streitgespräch Gesprächspartner/-innen siehe auch Alte, Einsiedler, Engel, Frau, Führer, Jugend, Personifikationen – Geliebte als Gesprächspartnerin des Sprechers B4, B34, B213, B229, B233, B236, B240, B241, B242, B244, B248, B249, B250, B251, B253, B254, B258, B259, B260, B383, B409, B431J, B486B, B487, Z38, Z39a, Z41, Z51D, Z64 –– Gesprächspartnerin wird zur neuen Geliebten B257C Gesten / Gebärden siehe auch Affekte, Eid, Essen und Trinken, Wirkungen der Minne – Aufstehen B294

Geliebte – Gott – Bleichwerden als Zeichen der Schuld B485.VC – an die Brust schlagen B453 – mit dem Fuß ein Zeichen geben B347 – Haare zerraufen B453, B458 – Hand drücken Z79 – Hand erheben zum Eid / Schwur B66, B233 – Hand geben B249E, B335, B377, B422, B435 –– zum Abschied B201 – an der Hand nehmen B199, B230E, B355, Z55 – mit der Hand ein Zeichen geben B347 – Hände falten B98, Z4 – Hände in die Hände oder den Schoß des Gegenüber legen B200, B345, B399E, B439D, Z51D – Hände ringen B66, B261, B336F, B448, B458, B503 – Hände waschen Z55 – Hut abnehmen B366 – Kniefall siehe unten: Niederknien – Kopf in Hand stützen (Melancholie) B299, B445 – Kopf in den Schoß der Dame legen B357 – Kopf senken B336B – Kreuzeszeichen B13, B341 – Kriechen auf allen Vieren B434 – Niederknien B219, B245, B258, B302, B334, B340A, B349, B363, B366, B396, B405, B428A, B430G, B433B, B437, B452, B467, B473, B477 – Niedersinken/am Boden liegen B260 – Umarmung B249C – Verneigung B98, B108, B176, B198, B200, B209, B224, B230E, B363, B382, B435, B474 –– zu Füßen fallen B172 –– Kniefall B66 – Schwert ablegen B435 – Zutrinken, zuprosten B56 – Zuzwinkern B435 – Zweig in der Hand (zum Tanze gehen) B224 Geteiltes Spiel siehe Spiel Gewalt siehe auch Strafe, Tod – von der Brücke werfen B450A – Büchse an die Stirn schlagen B458 – Drohung mit Selbstmord B482 –– Erstechen B48B –– Ertränken B235 – Erschlagen werden von einem Stein B460B – Erwägung von Selbstmord B209, B480A

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– Fragmentierung: Kopf abgerissen B400 – Imaginationen körperlicher Gewalt B22 – Misshandlungen B433C – Prügel –– Frau (Minne) droht Prügel an B210, B244B –– Mann droht anderem Prügel an B504 – sexuelle Übergriffe / Vergewaltigung B243, B244B, B245, B246 Gewürze siehe auch Blumen / Kräuter – Aloe B479E – Balsam B430D, B479E –– Balsam und Bisem B224 – Muskat B479E – Zimt B479E Glaubensbekenntnis siehe Gebete Gleichgültigkeit siehe auch Hartherzigkeit, Laster B1, B27, B30a, B40, B48H, B333, B395, Z39 Gliederung siehe Überlieferung: Besonderheiten Glück siehe auch Bildregister: Hafen, Rad, Segel, Waage B55, B207, B417B, B513.IE, Z30 Gott siehe auch Gebete, Geistliches, Jesus Christus, Kirche, Teufel – Anklage Gottes B422 – Bitte an Gott –– die Geliebte in seinem Namen zu grüßen B36, Z17 –– das Leben etc. der/des Geliebten zu bewahren B13, Z6, Z31, Z62, Z64 –– das Leben etc. der Frauen zu bewahren B402aA –– den Zuhörer von seinem Leid zu erlösen B13 –– um Beistand/Segen B1, B70, B277, B409, B443, B496, B504, Z17 –– um Minneerfüllung Z47 –– vor Klaffern zu bewahren B157 – Gebet zu Gott B288, B309, B340C, B392C, B459B/C, B466.5C, B496 – Gott als Befürworter / Stifter / Schöpfer der (rechten) Minne B28, B69C, B250, B308, B443, B455, B496 – Gott die Geliebte vorziehen B224 – Gott hilft gegen die Minne B445 – Gott hilft den Tugendhaften B495 – Gott und Minne gleichwertig B301B, B405, B496

290 Sachregister – Gott und der Minne / der Welt treu dienen B289, B405, B439J – Gott als Schöpfer der Geliebten Z33 –– Gott war froh/freigebig als er die Dame schuf B301C, B343 – Gott steht über der Dame / Gottesliebe vor Minne B206, B303, B308, B309, B312, B317, B513.IE, Z32, Z35 – Gottesminne: Liebe zu Gott B146, B209, B303, B312, B513.IE, B519 – Herr aller Throne B272 – Invocatio (Apostrophe) Gottes B4, B16, B31, B35, B36, B37, B42, B44, B47, B60, B66, B69B, B121, B146, B171, B199, B212, B227, B241B, B248, B259, B273, B283, B295, B309, B384, B392A, B402aD, B422, B430A, B453, B477, B485.VD, B504, Z50, Z53, Z75b – Lob Gottes B445 – Minne als ontologisches, göttliches Prinzip B496, B519 – Minne als Voraussetzung der Menschwerdung Gottes B444A – Providenz (Verirrung des Sprechers ist gottgewollt) B198 – Schau Gottes (visio dei) B302 – Trinität B15, B28, B110, B276, B298, B466.2A, B477, Z30 – unbewegter Beweger B28 – wenn Sprecher Gott wäre, würde er die Dame als Gottesmutter auswählen B100 Götter siehe auch Personifikationen und Bildregister: Dieb, Sirenen – Amor B4, B15, B102, B114, B337, B392C, B427B/C, B469, B485.IIID/IVB, B491, B496, B512A, B513.IE, Z38 – Cupido B15, B41, B232C, B392C, B454, B466.2A, B485.IVA, B512A –– Frau Cupido B454 – Jupiter B7, B428B – Merkur B441 – Musen B441 – Pallas B7 – Pfennig als Abgott B450A – Phoebus B441 – Sirenen B12, B425 – Terviant B466.2A – Venus B2b, B15, B41, B70, B78, B239, B337, B392C, B420, B457A, B469, B485.IVB, B512A, Z38, Z70, Z71

Gottesurteil – das heiße Eisen B233, B434 Grab siehe Tod Grade der Liebe (gradus amoris) siehe Blick, Entstehung der Minne, Gruß, Kuss, Umarmung Greif siehe Tod, Vögel Gruß siehe auch Maria, Schönheitsbeschreibung, Tageszeiten und S. 18 sowie Bildregister: Lehen B119, B274, B402C, B473, B478C – geistlicher Gruß Z7 – Gruß als ausreichender Liebeslohn B209, B323, Z39a – Gruß als erhoffter Lohn B11, B29, B34, B53, B70, B97, B98, B100, B108, B120, B125, B162, B276, B323, B424, B425, Z48, Z72 –– ein Gruß im Jahr als Lohn B419 – Gruß an alle Damen B8 – höfischer Gruß B236, B246, B402aC, B459C, Z56, Z79 – Jagdgruß verweigert B505 – Liebesgruß B18, B67, B81, B119–126, B148, B149, B154, B159, B402aB, Z6, Z7, Z12, Z13, Z19, Z20, Z21, Z23, Z24, Z25, Z27, Z31, Z32 Güte siehe Bildregister: Diamant, Fackel, Kraut, Turteltaube Gute Nacht-Gruß siehe Tageszeiten Gyburg siehe Exempelfiguren: weltlich

Habicht siehe Vögel Hadamar-Tradition siehe auch Autoritäten, Exempelfiguren: weltlich, Zitate B30a/b, B42, B69, B70, B204, B208, B229, B266, B392, B394, B405, B487, B502, B505, B506, B507, B509, B512, B513, Z67 – Hadamar von Laber als Gesprächspartner B204 Haltung – Haltung wahren (Contenance) B327, B337 Handwerker B339, B394, B410, B446C, B476C Harmonie – der Partner B303, B441 Harren siehe Beharrlichkeit, Canifizierung Hartherzigkeit siehe auch Gleichgültigkeit, Eschatologisches und Bildregister: Bild, Diamant, Glas, Marmor, Mauer B48J, B197, B216, B402A, B459C, B479, B485.VD Hase siehe Tiere

Götter – Heimlichkeit und Öffentlichkeite Hass siehe auch Laster B24K, B55, B229, B446C, B454 Hässlichkeit siehe auch Schönheit – alte Frauen sind runzlig B15 – Hässlichkeit –– der alten Sprecherin B220 –– einer Dame Z59 –– des Werbenden B56, B241B, B246 – weniger schöne Frauen B267 Haus siehe auch Burg, Garten und Bildregister: Haus – Bett B40, B219, B232, B249D, B259, B399A, B423 –– grünes Bett B439L –– Matratze B261 – blaues Haus B451 – Fenster Z64 –– vor dem Fenster B23, B242, B340A, B352, B404, B414, B415 –– im Fenster / Fensternische B421, B399E –– Glasfenster B439L – Gaden, finsterer B148, B149 – Gäste im Haus der Geliebten B260 – Hauswand B415 – Hütte B446B – Kemenate/Kammer/Schlafzimmer B15, B23, B219, B241, B247, B248, B252, B260, B261, B351, B355, B405, Z65 –– Schlafzimmer mehrerer Frauen B258, B259 –– verdunkeltes Schlafzimmer mehrerer Männer B202 – Küche B249A – Ofen B23 – schönes Haus B216 – Spalt in der Wand B352 – Stube B23 – Tür Z64 Heidentum siehe auch Bewährung, Jude – getaufter Heide B226E – Heide mit Turban B477 – heidnisches Wissen –– über die Liebe B50, B466 –– über Tod und Jenseits B477 – Liebe, auch wenn der/die Geliebte heidnisch wäre B194 – Muslime B226D, B466, B471J – Religionsgespräche B466 – Tataren B194, B458, B466.2A, B471J – Sarrazenen B2b, B194

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Heilige siehe auch Eid, Exempelfiguren, Geistliches, Maria – Barbara B16 – Georg B215, B466.4B, B495 –– Georgs Ritterschaft B474 –– Georg zum Bürgen setzen B199, B230F – Gertrud –– Sankt Gertruden-Minne trinken B238 – Jakobstag (25.7.) B148, B149 – Johannes (Apostel / Täufer) B82, B336F, B431I –– zum Bürgen setzen B209, B259, B261 –– Johannesminne trinken B238, B439L, B466.4A, Z61 –– Johannistag B236 – Jüten-Tag (Hl. Jutta) B236 – Katharina von Alexandrien B466.4B – Leonhard B245 – Ludwig B246 – Martin –– Mantel teilen B485.IIIE –– Martinstag B127 –– zum Bürgen setzen B230F – Michael B352, B466.1C –– Michaelstag (29.9.) B66 – Veronika B340ÜL – Wilhelm B16 – Zilorp (fiktiv) B458 Heilmittel der Minne (Remedia amoris) siehe auch Blick, Hoffnung, Krankheit, Kuss, Ohnmacht B13, B18, B22, B24I, B30aE, B35, B36, B64, B124, B141, B147, B208B, B247, B252, B255, B485.VD – Nur ein Wort und ich werde gesund B126 Heilsgeschichte siehe Bibelzitate, Eschatologisches, Exempelfiguren: biblisch, Geistliches, Gott, Jesus Christus, Maria, Schöpfung, Sündenfall Heilung siehe Heilmittel Heimlichkeit und Öffentlichkeit siehe auch Huote, Klaffer, Liebesbrief und Bildregister: Dieb, Kraut, Pfau, Schwarz – Geheimzeichen, Losungswort B261 – heimliche Blicke B192, B336C – heimlicher Bote / Brief B119 – heimliches Gespräch B52, B403 – heimliche Liebeserfüllung B244B – heimliche Minne (tougen minne) B76, B82,

292 Sachregister B257C, B266C, B288, B300, B346B/C, B358, B395, B426C, B459F, B482, B513.ID, Z39a, Z56, Z62, Z67, Z84 –– negativ bewertet B402aB – heimliche Minnelehre B79, B441 – heimlich und öffentlich lieben B100 – heimliches Treffen B144, B201, B235, B258, B261, B400, B418, Z64 –– Bitte um (heimliches) Treffen B76, B111, B123, B125, B126, B152, B159, B169, B176, B186, B188, B193, B214, B233, B234, Z13 –– wenn Ehemann schläft Z56 –– wenn Eltern schlafen B418 – Lob der Heimlichkeit Z67 – Minne lässt sich nicht verheimlichen B224 – Minnedamen haben früher öffentlich ihren ritterlichen Geliebten belohnt B214 – öffentliche Ablehnung des Mannes durch die Frau B485.VC – öffentliches Gerede über die Untreue des Mannes B66 – Schweigegeld für Bedienstete B127 – Verbrennen eines Briefes zur Verheimlichung B145 – Verheimlichung der Minnebeziehung B196, B201, B336C –– durch doppeldeutiges Sprechen B303 –– heimlich gegebenes Eheversprechen B252 – Verheimlichung der Klage B113, Z62 Helena siehe Exempelfiguren: weltlich Herold B446C, B454, B480F Herrschaftsinsignien – Krone B345, B384, B409, B417C, B434, B445, B453, B457A, B497B –– aus Edelsteinen als Geschenk der Personifikationen B431I –– goldene B243, B436B, B437, B465C, B471A, B479E, B482, Z71 – Reichsapfel B266D – Thron Z72 –– von Frau Minne B334, B423, B426B, B428A, B454, B464 –– von Frau Staete und Gerechtigkeit B453 –– Sprecher sitzt auf Thron der Beständigkeit B433B/C – Zepter B266D, B433C, B445, B457A, B465C Herrschaftslob siehe Panegyrik Herz siehe Innen, Minnefreude, Streitgespräch und Bildregister: Herz

Herzenstausch siehe Bildregister: Herz Heuchelei siehe auch Bildregister: Malerei, Münze B105, B297, B305, B436H Himmelsrichtungen siehe Geographisches Himmelssphären siehe Astronomie Hiob siehe Exempelfiguren: biblisch Hirsch siehe Tiere Historische Ereignisse siehe Geschichtliches Hochgestimmtheit siehe Freude Hochmut / Hoffart / Stolz siehe auch Laster und Bildregister: Gerüst, Grau B131, B197, B263O, B274, B308, B327, B345, B402C, B410, B411, B456, B516 Hof siehe auch Burg, Fest, Geselligkeiten, Höfische Vergnügungen – Fürstenhöfe B214 – Hofmeisterin B469, B486D – Höfisches Verhalten der Dame B33, B469 – Hoftag B480F – Klage über Laster am Hof B450C – Reichtum am Hof führt zu Lastern B446B Hoffnung siehe auch Bildregister: Kraut, Lilie, Rose, Vergissmeinnicht, Violett, Weiß B207, B208A, B336D, B505, B512B – auf Gegenliebe B21, B120, B301B, B330, B392B, B398, B402D, B461, B485, Z6, Z84 – als Heilmittel der Minne B21, B46, B236 – auf Minne-Gefangenschaft B38 – auf Wiedertreffen, Wiedervereinigung B38, B256, B257D – auf eine neue Liebe B39 – bewirkt Verjüngung B30bB – bis zum Tod B358 – überwindet vieles B347 Höfische Vergnügungen siehe auch Jagd, Spiel, Turnier – Erwähnungen / Aufzählungen B48C, B198, B200, B204, B232, B344, B368, B405, B411, B412, B436B, B439C, B471I, B472, B476C, B478B, B479B/E, B485, Z34, Z53, Z70, Z72 – Brunnenfahrt (als höfische Vergnügung) B198, B479A – Dichten/›Von den Frauen sprechen‹ B48B, B301B, B368 – Fischen B440, Z72 – Fragen stellen B347 – Frauen schauen B23, B30bA

Helena – Ich-Rollen –– wegen ›Frauen schauen‹ über ein Hindernis stolpern B456 – Geschichten erzählen B478B – Jagd / Jagdspiele B435, B503, Z34 – Klaffen B478B – Königsspiel B347 – Mallichanderen B478B – Nüsse sammeln B451 – Ringen (Sport) B198 – Werfen B470 – Wettkampf B470 Höfisches Leben siehe Jagd, Musik, Singen, Spiel, Tanz, Turnier Höfisches Verhalten siehe auch Bildregister: Goldblume – Frage nach der besten höfischen Gesinnung Z72 – ›Höfischeit‹ B301B, B469 – Mangel an höfischen Fähigkeiten B207 Hoher Muot siehe Freude Höhle siehe Berg Hölle / Fegefeuer / ewige Verdammnis B24H, B48D, B99, B409, B416, B430H, B446C, B477, B485.VD, B504, B513.IE, Z30, Z39b, Z49 – Höllensturz Luzifers B436H Holz siehe Bildregister: Erlenholzbogen, Holz Homonymie B456, B513.IIC, Z17 Homosexualität B402aB Hören siehe Stimme Hund siehe Canifizierung, Tiere und Bildregister: Hund Huote / Aufpasser / Merker siehe auch Heimlichkeit, Klaffer, Prahlen und Bildregister: Dorn, Grün, Löwe, Zucker – Huote B233, Z80 –– auf der Hut sein vor den Klaffern B215, B226B, B241B –– Sprecher lässt sich nicht von Huote beirren B12 –– Hintergehen, Überlisten der Huote B30aB, B147 –– liebeszerstörende, leidbringende Huote B24, B28, B56, B478C –– maßvolle Huote ist gut B399C –– ohne Huote überwindet die Natur die Vernunft B286 – Merkern aus dem Weg gehen, sie blenden B30aB

293

– Verwandte als Aufpasser B234 – Wächter –– hat die Aufgabe zu melden B261 Hyperbolik siehe auch Rhetorik, Stilmittel B1, B2a, B2b, B4, B12, B16, B24, B27, B46, B65, B102, B116, B186, B198, B208B, B252, B263M, B270, B271, B277, B278, B332, B430E, B434, B438, B459B, B467, B470, B471B, B472, B475, B476D, B477, B478D, B485(mehrfach), B497C, B507, Z16, Z17, Z33, Z39a, Z58, Z76, Z81 – ein Bracke ohne Nase hätte es gerochen Z58 – Finger der Dame macht Salzwasser süß B485.IIIC – Frauen sind mehr zu loben als Balsamrocken B293

Ich-Rollen siehe auch Jagd, Lauschen, Minnegericht, Verkündung [nur besondere Rollen des Ich-Sprechers:] – alter Mann B295, B333, B344, B466 – armer (mittelloser) Minner B66, B310 – Arzt B213, B466.4B – Bote B215E, B446D, B448, B450D, B451, B454, B459F, B485.IIIB –– Bote des Papstes B348 – Bracke B507 – Dichter (Verfasser anderer Reden) B333, B394, B443, B481D, B482, B492 – Frau siehe unten: weibliches Ich – Frau Minne (!) B332 – Fürsprecher vor Frau Venus/Minne B443, B479E, B484 – Geistlicher B336, B346, B349 – Gruppe von Männern (›wir‹) Z61 – Jüngling B48 – kein Ich-Sprecher B347, B354, B378, B379, B383, B414, B447, B495, B511, Z54, Z69, Z70, Z71, Z72 – kein involvierter Ich-Sprecher (der Sprecher ist kein Minnender) B37, B261P, B281, B282, B292, B304, B307, B309, B327, B328, B329, B334, B341, B380, B396, B416, B474, Z64 – Knappe B261, B469 – Lehrer, Ratgeber B263, B274, B288, B297, B339, B460C – Meister B513.IIC – Narr B246

294 Sachregister – Retter der Liebe B450B – vom Schicksal benachteiligtes Ich B42 – Schreiber B213, B465G, B471B, B481D – Schiedsrichter B402D, B416, B480C – Träumender B232, B248, B250, B251, B253, B258, B284, B399, B427, B430 – urkundendes Ich B14 – Verteidiger vor dem Minnegericht B453 – weibliches ICH B44, B45, B46, B47, B64, B197, B217, B220, B254, B317, B360, B399, B407, B408, B451, B463, Z23, Z49 –– Absenderin eines Liebesbriefes B139, B152(?), B153, B158, Z18 –– Minnerede besteht fast nur aus der Rede einer Frau B65, B292, B322 Identität / Selbsterkenntnis B405, B465F – Identitätsverlust B208B Ignoranz siehe Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit Ihrzen vs. Duzen B96–B118 Imagination siehe auch Poetologie – Ambivalenz der Einbildungskraft B334 – Imagination der Anwesenheit der/s Geliebten B33, B46, B386D, B447, B512H –– Gegenwärtigkeit im Herzen B50, B72, B447 – Imagination eines Liebesgesprächs B41 – eigenen Arm anstelle der Geliebten umarmen B161 – Entwurf von Figuren in einem Buch durch Einbildungskraft B433B Imitatio / Aemulatio B1, B263A – nach Art der Dichter B7 – Imitatio Arthuri B427B – keine Benutzung von Vorlagen oder Quellen B174 Innen / Außen siehe auch Bildregister: Gold, Honig, Wurm – Äußeres ist in der Minne unwichtig B74, B261, B296 – Herz vs. Mund: Meinen vs. Sprechen B54, B74, B146, B175, B181, B193, B367, B459F, Z38 – innen Kupfer, außen Gold B332 – innen sauer, außen süß B312 – innen Trauer, außen Freude B30aE, B45, B69C, B213, B216, B500, Z84 – innen Untreue, außen schöne Reden B100, B453, B459F – das Innere ist außen nicht zu sehen B432C

– Schein vs. Sein B230F, B499, B519 – Weise, die ins Innere des Menschen schauen können B24F Innovation siehe auch Authentizität, Konventionalität B263A Inschriften / Devisen siehe auch Malerei, Schreiben und Lesen – Anheften eines Reims an die Kleidung B210 – Buchstaben aus Gold B224, B438, B449, B476B, Z20 – Buchstaben/Verse auf Kleidern B368 –– der Personifikationen B431E, B476B – Buchstaben auf Wappenschild B395, B396 – Inschriften –– auf eine Fahne gestickt B166 –– auf Federkiel Z61 –– auf Grabstein (Epitaph) B68, B485.IIIE –– auf Herz B438 –– auf Kleidung B210, B224, B476B –– auf kleinen Hörnern einer Kette B224 –– über dem Klostereingang (Gründungsdatum) B440 –– auf Rosenblatt B255, B423 –– in einem Saal B392A, Z72 –– auf Schilden B427B, B428A –– auf Zelt B449, B459E –– ins Zentrum des Denkens B496 – Plan des Minneturniers auf Steinwand geschrieben B427B Insel B410, B466.1B Instrumente siehe Musik Intertextualität siehe Autoritäten, Textbausteine, Zitate Investitur siehe Einkleidung Ironie siehe auch Datumsangabe, Komik, Spott B11, B50, B234, B235, B263F, B310, B335, B345, B351, B398, B458, B466.5C – ironischer Frauenpreis B22, Z59 – ironische Minnelehre B350 – Sprecher dankt der Geliebten ironisch für Abweisung B99 – Sprecher fordert ironisch zur Nachahmung seines erfolglosen Minnedienstes auf B241C Isolde siehe Exempelfiguren: weltlich

Identität – Jahreszeitentopos Jagd siehe auch Canifizierung, höfische Vergnügungen, Spaziergang, Spiel und Bildregister: Jagd, Jagdallegorie B200, B439C, B440, Z58, Z67, Z72 – auf Bär B408 – auf Fasan B500, B502 – auf Fuchs B408 – auf Hasen B408, B421, B461 – auf Hirsch/Hirschkuh B230D, B408, B435, B472, B504, B505, B506, B509 –– unwaidgemäß B441, B504, B505, B513, Z67 – auf Kaninchen B408 – auf Kranich B449 – auf Reh B408 – auf Reiher B449 – auf Schwein B408 – auf den Sprecher Z63B – auf ein Tierchen Z67 – auf Wolf B408 – Bil (Augenblick der Umstellung des Wildes) B505, B509, B513.ID/F – Gespräch über Arten des Jagens B224, Z67 – heimliche Jagd, aus dem Verborgenen B224 – Hetzjagd Z67 – Jagd mit Falken B13, B449, B459D, B503, B506 – Jagd mit Fallen, Schlingen etc. B502B, B504, B505, B512E, Z63B, Z69 – Jagd mit Hunden (Bracken) B230D, B445, B461, B502A, B504, B505, B506, B507, B508, B509, B511, B513, Z63B, Z67 – Jagdhorn B505, Z58 – Jagdknecht B505 – Jäger B384, Z63B –– Heckenjäger, falscher Jäger B505, B512E, B513.IIA – lagernde Jagdgesellschaft B200 – Schießen (mit Armbrust) B209, B230D Jahreskreis / Jahreszeiten siehe auch Datumsangaben, Gruß, Liebesgaben, Tageszeiten, Wochentage, Zeiträume [zeitlich geordnet] – Neujahr B467 – Neujahrsbrauchtum Z32 – Neujahrsgruß B74, B82, B161–B167, B235, B269, B394, Z29 –– als Eingangsformel B16, Z30 –– als Schlussformel B23, B27, Β267, B386E, B421

295

– Fastnacht B339, B387, Z61 –– wilde Fastnacht B11 –– als Zeit der Freude und des Genusses B440 – Fastnacht in der Stadt B257 – Fastnachtgeist (butz) B246 – Fastenzeit Z77 – März –– der Mai ist wie der März B225 –– Märzwetter B458 – Frühling B403, B464 – Ostern B1, B148, B149, B227, B440 – Mai B23, B28, B30aG, B30bF, B40, B65, B67, B74, B197, B198, B199, B200, B202, B208B, B209, B215, B216, B217, B224, B246, B255, B259, B334, B358, B359A, B367, B368, B382, B398, B405, B413, B414, B423, B424, B425, B427B, B430C, B431D, B434, B435, B439A, B441, B443, B452, B453, B455, B456, B460A, B463, B465B, B469, B471I, B473, B474, B478A, B479, B486D, B493, B499, B500, B514, Z63B, Z80 –– ewiger Mai Z72 –– Mai als Gesprächspartner Z37 –– Maitanz Z85 – Pfingsten B440, B471H – Juni B197 – Juli B393B – Sommer B23, B41, B243, B347 –– Sommersonnenwende B236 –– Hochsommer B485.IA – Herbst B66, B214, B441 – Winter B23, B41, B248, B280, B338, B343, B415, B431A, B461, B506 –– der erste Schnee B485.VD –– Sonne geht früh unter B415 –– Raureif B415, B421 – Weihnacht B267, Z77 Jahreszeitentopos / Natureingang siehe auch Jahreskreis, Spaziergang B41, B48J, B70, B197, B198, B199, B207, B208B, B209, B215, B216, B217, B225, B238, B253, B258, B259, B263C, B415, B435, B453, B463, B464, B479, Z37 – Krieg der Jahreszeiten B199, B202, B238 – Lob des Mais B70 –– Kritik am Lob des Mais B74 – Winter B431A, B506 –– Lob des Winters: lange Nächte B23

296 Sachregister Jesus Christus siehe auch Eschatologisches, Geistliches, Gott, Heilsgeschichte, Maria – Auferstehung B15, B107, B266D – Beschneidung Z29 – Ehrung Christi durch Minnerede B262 – Gebet zu Christus B254 – Invocatio Jesu Christi (Apostrophe) B37, B66, Z17 – fünf Wunden Z29 – Fußwaschung B436I – Geburt Jesu B15 –– Grüße der Engelsscharen B109 –– Heilige Drei Könige B109 –– Inkarnation B332, B338, B436K, B444A, B485Prolog –– Jesus hat aus Minne neun Monate in Maria gewohnt B388 –– Jesus in der Krippe B112 –– Jungfrauengeburt B37, B416, B466.2A, B519 –– der Neugeborene B161–B165, B167, B168 –– schmerzlose Geburt B109 –– Stall in Betlehem B519 – Himmelfahrt B15 – Jesus wendet alles zum Guten B494 – Maria grüßt Jesus B111 – Passion B15, B332, B408 –– Höllenfahrt Jesu und Erlösung der Seelen B110 –– Kreuzestod B338, B466.2A, B485Prolog, B496, B519 –– Leiden Christi B436J –– Marterwerkzeuge Z29 –– Worte Jesu am Kreuz B113 – Vertrauen auf Christus B430C Jeu parti siehe Spiel Judas siehe Exempelfiguren: biblisch Juden siehe auch Heidentum B194, B446C, B456, B458, B471I/J, Z82 Jugend siehe auch Alter und Bildregister: Granat, Jagdhund, Rose – Geliebte / Umworbene ist jung B22, B266B, Z16 – Geliebter / Werber ist jung B197 – Jugend allein ist kein Hinderungsgrund für die Minne B407 – Jugend als Voraussetzung für die Minne B197, B238 – Jugend des Mannes als Grund des weiblichen

Begehrens B45, B302, B407 – Jungbrunnen B115, B497D – junge Frau als Gesprächspartnerin B199, B261, B346, Z81 – junge Frauen sind häufig untreu B430H – junge Frau soll kein Liebesleid haben B460D – junger Mann als Gesprächspartner B45, B198, B220, B312, B354, B424, B469 – Jüngling B48, B302 – Liebe hält jung, macht jung (ewige Jugend) B9, B27, B29, B338, B513.ID, Z7 –– neue Minne hält jung B451 – reiche Frauen haben junge Liebhaber B406, B407 – Sprecher ist jung B276, B436B –– hat junges Herz B154, B171 – Todeserfahrung in der Jugend B69C – unerfahrener Liebhaber: milchfriedel B351 Jungbrunnen siehe Jugend Jungfräulichkeit B267, B305, B319, B329, Z77

Kaiser siehe auch Topoi B232B, B471C – als Bürge B235 – als Richter über die Minne B229F Kaiserin siehe auch Bildregister: Kaiserin B471F Kampf siehe auch Waffen und Bildregister: Kampfallegorie – Belagerung B483 – Kampf um eine Frau B351 – Kampf mit einem Riesen B428C, B464 – Kampf mit dem Schwert B414, B428C, B441, B474 – Schlacht B495 – Schlachtfeld B473 – Schlachtrufe B483, B495 Kartenspiel siehe Spiel Käse – Schimmelkäse zur Schärfung der Nase eines Hundes B502A Kaufleute / Kaufmann B223, B295, B446C – Vertreibung der Kaufleute B474 Käufliche Liebe siehe Geld Keie siehe Exempelfiguren: weltlich Kemenate siehe Haus

Jesus Christus – Klaffer Kerze siehe auch Bildregister: Kerze, Schwefelkerzen B248 Keuschheit / Reinheit siehe auch Tugenden und Bildregister: Glas, Gold, Kleid, Kraut, Lilie, Rose, Sonne, Turteltaube, Veilchen, Weiß B30aF, B30bA, B229E, B301C, B329, B388, B432E, B456, B493, Z63A – geht der Schönheit vor B352 Kind / Kindheit siehe auch Altersangaben und Bildregister: Kind – Kinder der Minneschule B432F – Kinder sind von Minne ausgeschlossen B497C –– Kinder unter zehn Jahren B513.IIB – Minne ist kein Kinderspiel B48C – Minne ist kindisch / unvernünftig B399A – Minne von Kindesbeinen an B11, B474, B503, B512A – Minnekind B426B, B466.2B, B485 – uneheliche Kinder B351 Kirche siehe auch Geistliches, Kleriker, Mönch, Musik, Nonne – Beginen/Begarden B466.1C – betthuß B15 – Hussiten B466.1B – Kapelle B214, Z62 – Lollarden B466.1C – Kirchgang B336C, B339, B340A, B471H, Z51D –– Frau soll sich gottgefällig verhalten B322 –– Frauen gehen zu oft in die Kirche statt zum Tanzen B402aB –– lieber bei Dame als in der Kirche B15 –– vorgetäuschter Kirchgang B214 –– wegen der Dame(n) in die Kirche gehen B1, B292, Z51D, Z77 – Minnewunder im Kirchenraum B1 – Tabernakel B15 – Wandmalereien in der Kirche B207 – Ziborien B430D Klaffer / Klaffen siehe auch Huote, Lüge, Prahlen, Verwünschung und Bildregister: Affe, Bär, Bauer, Dachs, Dieb, Diebstahl, Distel, Elefant, Gamander, Gewitter, Hirsch, Hopfen, Hund, Krähe, Kraut, Pinsel, Schlange, Tier, Wolf, Zunge

297

[bezieht sich auf das illegitime Sprechen über andere Liebesbeziehungen und die Verleumdung der Minnenden; vgl. Prahlen] – Angst vor Klaffern B15, B218, B260, B273, B336C, B340B, B399C, B480C, B508, B512C, B513.IF, Z65, Z80 –– daher: nicht offenbarte Liebe B36, B147, B230B, B334, B383, B386D –– daher: doppeldeutiges, andeutendes Sprechen B249F, B303, B508, Z32 –– Klaffer als Gewitter B501 – Aufforderung zum Klaffen B350 – Figur des Klaffers B59, B439G – Jagd auf Klaffer B493 – Klaffen in positivem Wortsinn: Reden B234 – Klaffer –– fliehen vor der Minne B485.VA –– haben falsches Herz Z50 –– haben falsche Zungen B43, B47, B72, B77, B162, B214, B402C, B493, Z37, Z50 –– haben einen guten Zweck: Heimliche Liebe macht mehr Spaß B257C, B399C –– haben lange Zunge und kurzen Verstand B274 –– haben die Liebesbeziehung zerstört B16, B47, B59, B60, B257C, B485.VA, B512F, Z37 –– schenken der Rede keinen Glauben B6 –– schneiden mit ihren Zungen viele Herzen entzwei B202 –– sind habgierig B214 –– sind Nachbarn des Teufels B485.VA –– soll der Teufel schänden B159a –– sollen zum Teufel fahren B59 –– sollen vom Teufel geholt werden B72 –– verhindern ein Treffen mit der Geliebten B72, B77, B81, B214, B260, B402C –– verleiden den Frauen die Liebe B210, B402C –– verkehren alles B410 –– verkehren Liebe in Leid B36 –– werden aus der höfischen Gesellschaft ausgeschlossen B270 –– werden von Gott bestraft / sollen bestraft werden B209, B262, B270 – Klafferschelte (Klaffer bedrohen die Liebesbeziehung) B4, B33, B43, B59, B66, B152, B197, B200, B204, B210, B214, B227, B241B, B257C, B262, B270, B273, B293, B295, B299,

298 Sachregister B308, B336C, B339, B340B, B372, B382, B389, B399C, B410, B432E, B439G, B452, B485.IIIB, B493, B512C/F, B518, Z12, Z17, Z38, Z50, Z64, Z65, Z84 – Neider: ›falsche Neider‹ B408, B493, Z39a – schlechte Rede über Frauen B201, B230F, Z81 – Schutz vor Klaffern B168, B202, B210, B384, Z38 – Strafe für Klaffen B59, B215 –– Bloßstellen B257C –– ewige Verdammnis B262, B452 –– keinen Kuss mehr B452 –– Prügel B257C –– Spott und Schande B262 –– Tod B336C –– verbrannt werden B4 –– Zunge abschneiden B43 – Verleumder erzählt falsche Geschichten B30aC – Verleumdungen soll man überhören / verblümen B338 – Warnung vor Klaffern B18, B59, B82, B156, B162, B202, B262, B263H, B303, B394, B459F, B478C, B493, B497H, Z12, Z64 –– Klaffern soll man nicht leichtfertig glauben B386D Klage siehe S. 18 Kleidung / Stoffe siehe auch Einkleidung, Farben, Mode, Schmuck und Bildregister: Farbentragen, Kleid 1. Kleider und Mäntel – alt Z55 – auffällig Z77 – blau B22, B166, B198, B205, B214, B296, B403, B409, B430F, B451, B460E, B462, B463, B465C/D, B466A, B493 –– blauer Atlas B252 –– blauer Samt B200, B449, B453, B465C –– lasurblau B202E – blau, bunt, gelb, rot, weiß B462 – blau, rot, weiß B388 – blau, schwarz, weiß B463 – blau, weiß B409 – bunt B403, B462 – enganliegende B430G, B472 – gelb B436G, B462 – gestreift in sieben Farben B208C – golden B430F, B493

– goldene, perlenbestickte B384, B393B – grau B384, B402C, B436I, B450C – grün B430F, B431E, B493 – grün, rot B431E – grün, rot, violett (›braun‹), weiß B68 – kostbar B345, B389, B471A, Z55 – rot B402C, B403, B422, B427B, B430F, B431E, B436F, B460C, B462, B463, B465E, B493 – rot, grün B431E – rot-schwarz gestreift B409 – rot, schwarz, violett (›braun‹) B185 – rot, schwarz, weiß B427B – schwarz B400, B430F, B433B, B440, B459C, B463, B493 –– schwarzer Damast B440 –– schwarzer Pelz B384 –– schwarzer Samt B476B – Sternenmantel B432A – verlaust Z59 – violett (›braun‹) B400, B432A, B436A/B – weiß B430F, B433B, B462, B463, B466.1C, B493 –– weißer Atlas B445 –– weißer Samt B409 – zerrissene / nasse B23, B459C 2. einzelne Kleidungsstücke – Gürtel B232D, B333, B384, B472 – Handschuh B445 – Haube B213 – Hosen, kurze B472 – Hut mit Straußenfeder B430G – Kittel B430E – Rock –– kurze Röcke B430G –– Seidenrock B449 – Schleier B30aD, B209, B384, B402aB –– gelber B68 – Schuhe B252, B430G –– Bundschuhe B373 –– krumme Schuhe B430G –– Schnabelschuhe B440 3. Stoffe – Goldstoff B471K – Samt B200, B432A, B465 –– saphirblauer B449, B453 – Seide/Seidentuch B226, B232D, B333, B430E/F, B454, B464, B467, B471J –– weiße Seide B1, B453

Klage – Körper –– violette (›braune‹) Seide B436A – würfelartig gemusterter Stoff (›toppelstain‹) B249B, B451 – Zindal B436F 4. Sonstiges – Dame kleidet sich für den Sprecher B258 – Frauen verhüllen sich und zeigen sich nicht B402aB – Gespräch über Kleidermode B368, B430G – Kritik an neuer Kleidermode B472 – modische Kleidung B439C, B440, B454, B497F – Seidenschal für Mann B467 Kleinod siehe auch Liebesgaben, Schmuck – als Auszeichnung eines Ritters B469 – einer Minnedame für Geliebten verkauft Z55 Kleriker / Priester siehe auch Geistliches, Kloster, Mönch, Nonne, Weltabkehr – Eremit B496 – Kleriker –– als potenter Liebhaber B246, B353, Z77 –– als vorgezogener Liebespartner B246, B410, B415, B483 –– als Minnefeind B285, B348 –– sind zur Minne zugelassen B497C –– sind neidisch auf die Minnenden B349 – Kleruskritik –– Darstellung eines lasterhaften Klosterkochs B440 –– geistliches Leben/Gottesdienst nur des Geldes wegen B406, B450 –– Lügner und Wahrheitsverdreher B295 –– Simonie B450C –– Verurteilung minnender Kleriker B312 –– Zorn Gottes gegen die Kirche B446D – Papst B82, B232B, B416, B465E –– als Bürge B235 –– auch von Frau geboren B275 – Pfaffe, Pfarrer, Priester B232B, B295, B297, B339, B423, B457C –– Priester als Gesprächspartner B341 –– alte Pfaffen B348 –– Pfaffen des Geldes wegen B415 –– sind gemeinsam mit den Frauen, ihren Gebärerinnen, zu loben B275 – Stola B415 Kloster / Orden siehe auch Gebete, Kleriker – Doppelkloster B439, B440

299

– Geliebte ist in einem Kloster B104 – höfisches Minneleben als Klosterleben B302, B439, B440 – Kloster (Gebäude) B339 – Kloster der Minne B336B, B439, B440 – Klosterordnung B439G – parodistischer Minneorden B302, B440 – Orden als Einwohner der Stadt der Liebe B441 – Orden der Beständigkeit B460E – Orden der Minne B28, B69A, B227, B302, B313, B321, B330, B336A, B424, B426B, B430G, B432C, B433B, B458, B459F, B479, B497C, B502A, B513.IIB –– schwerer Orden B336B –– schwerer und leichter B301A, B356 –– Regeln des Minneordens B229B, B302, B303, B336B, B427C, B513.IIB –– viele traurige Mitglieder B415 – Orden der Unbeständigkeit B294 – Orden der Unminne / neuen Minne B208C, B451 – Orden der Venus B446C – Sittenverfall im Kloster Z49 – Sprecherin ist in einem Kloster Z49 Klugheit siehe Verständigkeit Koch siehe auch Essen B440, B446C Komik B22, B349, Z14, Z15, Z21, Z22, Z26, Z44, Z45, Z78, Z80, Z82 – komische Effekte des Textes B48F, B205, B354 Kommunikation siehe auch Minnekommunikation – Jemandem zuhören heißt schon ihm z.T. recht geben B30aB, B30bA Komplexionen siehe Temperamente König siehe auch Kaiser B232B – von Frankreich B430D, B479E Kontingenz B55 Konventionalität siehe auch Authentizität – Thematisierung / Kritik der Konventionalität B1, B409, B413, Z41 Körper siehe auch Gewalt, Körper der Frau / des Mannes, Schönheitsbeschreibung – Dissoziation des Menschen in Körper, Herz und Seele B48D, B484, B513.IID – Körper und Herz siehe Streitgespräch

300 Sachregister Körper der Frau siehe auch Schönheitsbeschreibung und Bildregister: Apfel, Ast, Baum, Beryll, Blitz, Elfenbein, Erker, Falkenaugen, Felsen, Fenster, Gold, Hermelin, Perle, Pfeil, Pinselstrich, Rose, Rosenknospen, Rubin, Seide, Sonne, Spiegel, Stern, Strick, Topas, Tor, Zweig – Arme B4 –– lang B6 –– nackt B258, B259 –– weiß B384 – Augen B5, B6, B29, B34, B244A, Z28 –– entzündet Z59 –– grau B209, B343 –– klar, leuchtend B457A, B466.1C, B506, Z23, Z38 –– rot (vor Weinen) B227 –– schwarz B28 –– veilchenfarben B235 – Augenbrauen B6, B210 – Beine B506 –– weiß B6 – Brüste B4, B6, B210, B354, B430E, Z77 –– apfelfarben B301C –– fest B506 –– schauen aus dem Ausschnitt hervor Z34 – Fersen B6 – Finger ohne Knochen B68 – Fingernägel kurzgeschnitten (das Fleisch geht/wächst vor die Nägel) B6, B243 – Füße B6, B208D, B333 –– mit hohem Rist B449, B506 –– zerkratzt B462 – Gesicht B5, B49 –– wundgerieben Z59 – Größe angemessen B6 – Grübchen B6, B229D, B252 – Haar B4, B5, B6, B30bB, B464 –– blutig B400 –– gold/blond und gelockt B11, B213, B301C, B333, B430E, B449, B453, B457A –– grau B217, B225, B451 –– lang B11, B404 –– Locken B451 –– offen getragen B430E –– schwarz B466.1C –– Zöpfe abgeschnitten B462, B459C – Hände B4, B30bB –– nackt B48J

–– schlank B6, B210 –– weiß B172, B227, Z20, Z28 – Hals B4, B5, B30bB, B213, B235 –– rund B34 –– weiß B6, B411, B457A, Z80 – Haut –– Falten B348 –– goldglänzend B208D –– schwarz (›Mörin‹) B457A, B466.1C – Hüfte B333 – Kehle B34 – Kinn B4, B6, B30bB, B34, B235 – Kniescheiben rund B6 – Kopf B5 – Leib weißer als Kreide B5 – Mund –– guter Mundgeruch B210, B278, B485.IVB –– lächelnd B9 –– rot B4, B5, B6, B9, B14, B22, B28, B29, B30aA/G, B30bC, B31, B34, B38, B70, B122, B147, B155, B156, B157, B160, B161, B162, B165, B168, B175, B180, B209, B210, B224, B227, B235, B238, B260, B261, B267, B274, B301C, B343, B386D, B411, B413, B425, B457A/B, B464, B466.1C, B469, B507, Z7, Z20, Z23, Z51B, Z80 – Nase B6, B49, B343 –– voller Rotz Z59 – Ohren B229D –– klein, gewölbt B210, B333 –– hinter Haaren verborgen B244A – Scham B6, B349, B354, Z34 –– ausführliche Beschreibung Z34 –– in der Beschreibung explizit ausgespart B243, Z51C –– Macht der weiblichen Scham Z34 –– Schamhaare Z26, Z77 – Scheitel B5, B6 – Schultern B301C – Seite schlank B6 – Stirn breit B6 – Wangen B4, B30bB, B34, B343 –– Wangenknochen B6 –– leuchtend B411 – Wimpern B5 – Zähne B5, B6, B34, B235, B430E –– weiß B28, B333, B466.1C –– weder zu stumpf noch zu spitz B333

Körper der Frau – Landwirtschaft Körper des Mannes – Arm –– linker B260 –– zerstückelt B70 – Augen B48C –– tief B485.IIA – Bart B296 –– lang, grau B353, B472, B485.IIA – Größe B300 – Haare B300 –– grau B345 –– Haare kämmen B467 –– lang B472 –– lockig B220 –– schön frisiert B345 – Herz schlagend B48B – Kopf grau B485.IIA – Mund: schlechter Mundgeruch B353 – Narbe / Schramme Z55 –– Zeichen ritterlicher Tugend B414 – Penis B151, B353, Z78 – Stirn hoch B485.IIA – Zunge als wichtigstes Körperteil B14 Kosmetik – Nutzlosigkeit von Kosmetik (Färben und Baden) B53 – vor der Sonne geschützter Teint B220 Kosmos siehe Astronomie, Planeten Krähe siehe Vögel Krankheit / Medizin / Ethica siehe auch Heilmittel der Minne – Alkohol als Grund männlicher Impotenz B246 – Alpdruck B245 – Augenentzündung Z59 – Aussatz B400 – Diagnostik: Puls fühlen B213, B341 – Eiter Z59 – Impotenz B246, B302, B353, B440 – kalte Speisen als Heilmittel B111 – Kranke wollen, was ihnen verboten ist B53 – Krankheit –– der Frau Venus/Minne B341, B444D –– der Geliebten B110 – Medizin als Disziplin Z14 – der Minne Ethica = Minnekrankheit B213 – Salbe hilft dem traurigen Kranken nicht B97 – Schnupfen Z59 – Schwindsucht B485.IIIE

301

– Schwitzen als Heilmittel B213 Kranz siehe auch Liebesgaben, Schmuck der Frau und Bildregister: Kranz – als Auszeichnung eines Ritters B454, B467 – aus Blumen B65, B365, B381, B407, B438, B445 Kräuter siehe Blumen, Magie und Bildregister: Kraut Kräuterzauber siehe Magie Kreuzfahrt siehe Bewährung Kreuzreim siehe Metrik Krone siehe Herrschaftsinsignien und Bildregister: Krone Kuckuck siehe Vögel Kühnheit / Mut siehe auch Bildregister: Adler, Löwe B301B, B345, B393C, B432E, Z66 Kummer siehe Liebe und Leid, Trauer Kuss siehe auch Grade der Liebe, Magie, Sexualität und Bildregister: Tjostieren, Trinken B30bC, B41, B61, B199, B210, B219, B248, B250, B252, B259, B260, B261, B274, B354, B398, B418, B430E, B513.ID, Z25, Z27, Z39b, Z56, Z84 – als Auszeichnung B467 – als erhoffter Lohn B7, B76, B160, B168, B371, B507 – von Frau Ehre erlaubt B426C – auf den Hals B256 – als Heilmittel der Minne B76, B234, B255, Z4 – Kussraub B302 – als schmatzendes Geräusch B261 – Zungenkuss B351

Lächeln siehe Blick Lachen und Scherzen siehe auch Blick, Komik – Lachen B33, B194, B230E, B363 –– böses Lachen B409 – Scherzen B33, B434, B439H Landwirtschaft / Gartenbau – Eierholen / Kampf mit dem Hahn B414 – Flachs spinnen B23 – Garn wickeln B23 – Gras schneiden B23 – Korn in der Blüte abgemäht B263O – Kräutergarten B224 –– soll verdorren B290

302 Sachregister – Liebe im Kornfeld B351 – Misthaufen B245 – Mühle steht im Winter still B431A – Scheune B66 – Schweine –– Begutachtung der Zähne B223 –– grunzen B23 – Stall (Kuhstall, Schafstall) B23 – Vergleiche aus dem bäuerlichen Alltag B22 Laster / Untugenden siehe auch Betrug, Eitelkeit, Faulheit, Feigheit, Geiz, Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit, Hass, Hochmut, Klaffer, Lüge, Neid, Pessimismus, Prahler, Schadenfreude, Schmeicheln, Spiel, Trauer, Trunkenheit, Unbeständigkeit, Unminne, Untreue, Zweifel und Bildregister: Hund – Aufzählung von Lastern / Lasterrevue B308, B344, B445, B446C, B454 Laudatio temporis acti siehe Zeitklage Lauschen / Beobachten siehe auch Ich-Rolle und S. 19f. – Beobachtung –– eines Ehebruchs B215 –– des Kirchgangs der Geliebten B122 –– der Wohnung der Geliebten B479C – Dritter als Lauscher B513.IIA, Z73 – Sprecher-Ich als Lauscher B51, B65, B66, B196, B208, B214, B219, B227, B235, B249, B293, B294, B334, B340, B345, B351, B352, B353, B368, B384, B398, B400, B401, B402, B403, B405, B406, B408, B409, B410, B412, B413, B415, B416, B418, B421, B424, B431G, B450A, B452, B453, B455, B456, B463, B476C, B479, B480C, B504, Z63B, Z65 Lehre siehe Adel, Ehe, Heimlichkeit, IchRollen, Minneregeln, Negative Minnelehre, Minnewerbung, Publikumsapostrophe, Tugendlehre, Verkündung und S. 18 sowie Bildregister: Moschus Lehrgespräch siehe S. 19f. Leid siehe Liebe und Leid Lerche siehe Vögel Licht siehe auch Fackel, Kerze – Licht schneller als Schall B143 Liebe und Leid / Liebesleid siehe auch Abweisung, Buhlschaft, Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit, Heilmittel der Minne, Probleme und Lösungen, Tod, Trauer,

Trennung und Bildregister: Asche, Biene, Block, Blume, Brackenseil, Dorn, Gewitter, Glut, Gold, Hagel, Hammer, Herz, Messerstiche, Natter, Pelikan, Pflanze, Pinie, Pulverisierung, Rost, Rösten, Schwefelkerzen, Spreu, Stahl, Tod, Vergissmeinnicht, Vogel – keine Minne ohne Leid / aus Liebe folgt Leid / Freude und Leid B24, B26, B30aA/F, B30b, B42, B55, B69B, B146, B147, B208A, B210, B305, B341, B343, B346B, B365, B400, B401, B402A/B/C, B424, B426E, B433A, B479C, B513.IB/IIA, Z51B, Z75c, Z83 – aus Liebe leiden ist dumm B418 – Liebesleid als Gottesstrafe B60, B99 – Liebesleid als unverdiente Strafe B48B – Liebesleid muss sichtbar sein B234 – Liebesleid spornt zu ruhmreichen Taten an B424 – Männer können ihr Liebesleid verdrängen B458 – Minne führt nur zu Leid B312 – Minne, aus der Leid folgt, ist falsche Minne B118, B359C –– wegen der Falschheit der Welt B485.IIID – Minne (ver)teilt Liebe und Leid falsch / ungerecht B30aF, B64, B100, B191 Liebesbekenntnis siehe auch S. 18 B34, B41, B70, B103, B146, B152, B159, B180, B185, B225, B229E, B240, B249G, B257C, B317, B336F, B383, B429, B458b, Z12, Z13, Z14, Z45, Z51D, Z56, Z64 Liebesbrief siehe auch Bote, Brief, Schreiben und Lesen, Überlieferung: Besonderheiten und S. 18 – Absage der Dame im Brief B355 – Absender beneidet Brief um körperliche Nähe zur Dame B159 – Ankündigung eines Treffens B226C, B259 – Antwortbrief B144 –– Bitte um Antwortbrief B72, B79, B96, B97, B99, B100, B123, B124, B155, B171, B172, B174, B175, B176, B178, B183, B230C, B243 – Bitte um einen Liebesbrief B127, B128, B135 – Brief statt Gespräch (zur Verheimlichung / aus Angst vor Klaffern) B79, B230C, Z17 – Briefwechsel B232 – eigenhändig geschriebener Liebesbrief B76, B355, Z60

Laster – Liebesgaben – Erwähnung von Liebesbriefen B200, Z32 – Herz als Absender eines Liebesbriefs Z17, Z29 – Liebesbrief –– als Beweis vor dem Minnegericht verlesen B460F –– von der Frau diktiert B213 –– den Johannes von Maria bekommt B519 –– in Liedform B226C –– mehrerer Damen Z61 –– von der Minne verfasst Z82 –– von einem Schreiber aufgesetzt B205 –– einer Sterbenden B215 –– von Venus verfasst B239 –– als Zeichen der Liebe / Liebesbeweis B120, B123, B392B, B460F – personifizierter Brief –– Brief als Bote angesprochen (Botenauftrag an den Brief, an das Büchlein): B24L, B82, B117, B121, B123, B126, B146, B149, B150, B151, B152, B154, B155, B156, B159, B172, B178, B181, B185, B193, Z6, Z7, Z18, Z20, Z28 –– sprechender Brief (Botenrede des Briefes) B103, B119, B145, B157, B171, B175, B181, B187, B300, Z18, Z19, Z28, Z32 Liebesgaben siehe auch Geld/Gabe und Bildregister: Gabe 1. Allgemeines – Ablehnung von Liebesgaben B430I – Aufzählung möglicher Liebesgaben B428B – Dank für Liebesgabe B97, Z17 – Erwähnung einer Liebesgabe Z8, Z17 – Frau schenkt dem Mann Liebesgaben Z64 – Gabe des eigenen Herzens / des ganzen Menschen B66, B74, B161, B163, B164, B168, B336E, B346C – kein Geld für Liebesgaben B66 – Liebe entsteht durch Gaben B346C, B487C – Liebe hat nur durch Gaben Bestand/man muss dem Partner etwas schenken Z17, Z32, Z70 – sich Liebesgaben aneignen B350, B451 – an Liebesgaben ist die Einstellung des Schenken zu erkennen B451 – Mann schenkt der Frau Liebesgaben B401, B403, Z8, Z17, Z64

303

– Männer verachten die Liebesgaben der Frauen B447 – Neujahrsgabe B82, B386E, B394, B421, Z17, Z29 – Übergabe des ganzen Vermögens B223 – Warnung vor falschen Gaben B437 – Warnung vor Liebesgaben B487C – Zurücknahme einer Liebesgabe B336E 2. konkrete Liebesgaben B97, B346C – Ärmel, seidener B347 – Armreifen B310 – Bändchen am Badebeutel B136 – Bändchen am Badetuch B133 – Blumenstrauß B202, B414 – Edelstein Z71 – Eichhörnchen B224 – Faden, seidener B148, B149 – Geld B127–138, B404 – Gerste, Handvoll B148 – Honigkuchen B128 – Kette mit Verschluss B260 – Kleider B404 – Kleinodien B336E, B345, B350, B404, B451 – Kranz B202 –– als Gabe der Dame B224, B225, B247, B422, B440, B467 –– grüner Kranz B225 –– Kranz mit Straußenfeder Z61 –– Kranz aus Wohlgemut B258, B363 –– Rosenkranz B224 –– Strohkranz B225 – Krone Z71 – Latwerge B137 – Lilienkranz B436E – Minnekästchen B159a, B458b – Ring B310, B350, B389, B439D, B467, Z64, Z71 – Rock, goldener Z71 – Rose B78 – Schleiertuch B226B – Seide B148 – Spange Z71 – Stoff B136 – Text (Schriftstück, Zettel) als Liebesgabe B82, B295, B330, B346C, B386E, B394, B482, Z61, Z64 – Trinkbecher Z61 – Wäsche B133

304 Sachregister Liebesklage siehe S. 18 Liebespaare siehe Geselligkeit Liebesprobe siehe Tugendprobe Lied siehe Gattungen Literatur siehe Auftragsdichtung, Autoritäten, Brief, Exempelfiguren, Gattungen, Liebes_ brief, Poetologie, Schreiben und Lesen, Zitate Lob siehe Frauenlob, Panegyrik, Schönheit der Frau und S. 18f. Lobblümen (geblümter Stil) siehe auch Frauenlob, Schönheit der Frau B2, B4, B27, B28, B49, B50, B116, B268, B269, B271, B278, B413, B431, B444A, B449, B471G, B485.IIA, Z39b, Z58, Z59 – verblümen (ausweichend antworten) B225 Locus amoenus siehe auch Blumen, Natur, Quelle, Vogelgesang, Wald B33, B41, B198, B200, B208B, B217, B226A, B227, B255, B334, B356, B358, B368, B381, B386B, B400, B401, B413, B422, B423, B425, B427B, B428A, B430C, B431F, B435, B436D, B446A, B448, B452, B459D, B460A, B465B, B477, B478A, B479, B482, B486D, B497F, B514, B522, Z58, Z62, Z72 Locus terribilis B476A, Z59 Logik siehe auch Artes B481E – Verspottung des Werbenden als Logiker B241B Lohn siehe Dienst-Lohn-Minne, Grade der Liebe, Blick, Gruß, Kuss, Umarmung Lösungen siehe Probleme und Lösungen Lotterholz B460G Löwe siehe Tiere Luft siehe Elemente Lüge siehe auch Betrug, Laster und Bildregister: Biene, Vogel B297, B333, B350, B358, B409, B454, B459F, B487C, Z50 – Lüge fällt auf den Lügner zurück B409 – einem Lügner glaubt man auch die Wahrheit nicht B53 Luzifer siehe Engel

Macht siehe Eigenschaften der Minne Magie / Alchimie / Zauber siehe auch Ohnmacht – Alchimie B392C, B432

–– Fachterminologie B276 – Becher, der sich automatisch mit Geld füllt Z72 – Berührung eines Dings beeinflusst die Gedanken Z71 – Blick auf Blumenkranz tötet den Unehrenhaften B365 – Blick auf die Dame / ihr Lächeln schützt einen Tag vor Unglück B323, B352 –– ein Jahr vor Krankheit B438 – Blick auf Edelstein vertreibt jedes Leid B323, B430F –– auf eine Saphirbrosche B205 – Blick auf den Text schützt vor Unheil B15 – Edelstein macht beliebt oder unsichtbar Z71 – Edelstein zeigt durch Zerbrechen/Herausbrechen sündhaftes Tun an B430F, B431I, B467 – Edelsteine schützen den Raum der Minne magisch B438 – Klopfen an bedeutungstragende Schilde B427B – Krone, die Einsicht in jedes Herz gewährt Z71 – Küssen selbst gemalter Portraits auf Elfenbeintafel B436E – Minnezauber –– Ablehnung von Minnezauber B48D/G –– Kräuterzauber B48G, B391, B432D – Nennung des Namens eines Ritters (dreimal) schützt vor Ehrverlust B467 – Nigromantie B392C, B504 – Öffnen der Höhle durch Worte B431E – Orakel –– Blumenorakel (Rupfblumen) Z75 –– Halmorakel B249G, B439C – Ring –– dessen Anblick glücklich macht B232D –– der vor allen Gefahren schützt B467, Z71 –– der unsichtbar macht B449 – Spange, die unverwundbar macht Z71 – Tarnmantel B430D – Textmagie B15, B361, B392A, B466.1B, Z67 –– Brief, der unsichtbar macht und einen alle Wege kennen lässt B451 –– Buchstabenmagie (Namen) B217 –– Wundbrief B495 – Wurzel im Mund versetzt in tiefen Schlaf B454

Liebesklage – Maria – Zahlenmagie B361 – Zauberei B70, Z51A – Zauberkraut B407, B431D –– macht unsichtbar B208D –– stillt Hunger B431D – Zaubersalbe zum ›Beamen‹ (nacta Platonis) B485.IIA – Zauberspiegel –– zeigt die schönsten Frauen B465D –– zeigt Tugendhaftigkeit B223 – Zauberstein B466.5B –– zum ›Beamen‹ Z71 – Zaubertrank B466.1B Mahlzeit siehe Essen Mai siehe Jahreskreis Malerei / Schnitzereien / Gravur – Affe auf Zelt von Frau Aventiure B427B – Amor in Tabernakel auf Zelt der Minne B427B – Aprilblüte auf Gewand gestickt B232D – Bild (Gemälde, Abbild) der Dame B438, B506 –– gemalt und dann ins Herz gesetzt B506 – Bildersaal B430E/F, Z72 – Drachen auf Kopfschmuck B485.IIIE – Gemälde der personifizierten Minne B485.IIID – Liebesgeschichten in Spange graviert B232D – Liebespaare auf Borte gestickt B232D – Maler Arnold von Würzburg B485.VD – Maler aus Griechenland B430D – Malereitopos –– so schön wie gemalt B5, B399E –– so schön, dass man es nicht malen kann B352, B512A –– so unnahbar wie gemalt B402aB – nackte Figur der Liebe auf einem Mantel B359A – Reliefarbeiten B485.IB – Wandmalerei B207, B430D, B439L –– ›als ob sie lebten‹ B453, B471K, B485.IB –– von Gott gemalt B485.IVB –– verblasst neben lebenden Personen B2b – wilde Tiere auf elfenbeinernem Thron B453 Mann siehe auch Frau, Körper des Mannes und Bildregister: Metzger, Pfeiler – armer Mann B324 – es gibt gute und böse Männer B30aB, B217, B234, B512D

305

– junge Männer buhlen ungehörig, schreien beim Tanz usw. B220 – Männer –– betrügen die Frauen B410 –– führen ein unbeständiges Leben B410 –– geben die Liebe auf, wenn sie erfüllt wird B234 –– lieben stärker als Frauen B346C, B459F –– lügen oft B194 –– missverstehen die Frauen B274, B292, B410 –– müssen misstrauisch sein B404 –– prahlen B410 –– sollen Frauen glücklich machen B302 –– steigern ihr Ansehen durch Frauengeschichten B24K –– verdrängen ihr Liebesleid B458 –– weinen nicht B48B –– wünschen nicht, sondern handeln B48F –– wurden alle von einer Frau geboren B277 –– wollen nur Ehre vor der Welt B410, B415 – Männerschelte B48B, B201, B220, B234, B244B, B292 – Männer, stille, nicht klaffende B217 – Männliche Untreue wird toleriert, weibliche verurteilt B294 – reicher Mann B324 – silberne Halskette als Schmuck des Mannes B227 – weiser Mann B464 Manna (Himmelsspeise) B430D, B431D, B485Prolog Märchenformel (Eins mals, es war einmal u.ä.) B241A, B496 Märe siehe Gattungen Maria B102, B174, B267, B277, B295, B327, B340ÜL, B466.2B, B493 – Ave Maria Z2, Z45 – Gebet zu Maria B31, B37, B52, B69C, B275, B276, B466.5C, B474, B475, B506, Z6, Z62 – Geliebte gleicht Maria B229E – gute Frauen gleichen Maria B281 – Heimsuchung Mariä B107 – Himmelfahrt und Krönung Mariens B37 – Liebe Gottes zu Maria B229E – Maria als Antityp von Eva B222 – Maria als Ehefrau Josefs B107 – Maria als einzige Frau über der Geliebten Z17 – Maria erlöst die Menschen B282, Z74

306 Sachregister – Maria hilft nicht bei Liebesleid Z37 – Maria hilft den Tugendhaften B495 – Maria durch Minnerede geehrt B262 – Maria richtet die Bösen und Guten B295 – Mariengruß als Liebesgruß B82, B108, B109, B111, B116, B123, B154, Z2 – Mariensymbolik, -kontext B27, B31, B67, B82, B154, B184a, B276, B303, B513.ID – Verkündigung des Herrn (Gabriel grüßt Maria) B15, B102, B103, B112, B116 Marter siehe Strafe März siehe Jahreskreis Maß (mâze) siehe auch Besonnenheit, Geduld und Bildregister: Akelei, Baum, Kalzedon, Krone, Spange – Maß halten (Tugend) B54, B69B, B208B, B223, B233, B281, B288, B301, B303, B308, B317, B340B, B346C, B381, B392C, B394, B417, B426C, B427C, B430H, B434, B437, B471D, B482, Z81 –– Maß als höchste (Mutter) aller Tugenden B288 – Problem der mâze (nicht zu viel, nicht zu wenig) B233 – das rechte Maß in der Dichtung B303 – Selbstbeherrschung, sich mäßigen B344, B460B, B502A/B, B512G Medizin siehe Krankheit Meerfahrt siehe Bewährung Merker siehe Huote, Klaffer, Prahlen Messe, Heilige siehe auch Geistliches, Kirche – Altartuch ist weiß B371 – Eucharistie B485Prolog/IIID, B519 – Hostie B371, B493 – Hostiengefäß (ciborium) B15 – Messe besuchen B199, B209, B355, B399E – Messe singen B246, B439C – Messe verschlafen B202, B247, B403 – Messe des Hofstaates der Frau Minne B427B Metallurgie – Fachterminologie –– amalgamieren B479E –– Geschmelze B471K –– Gravieren: lasieren, glätten, polieren B423 –– lötig, luter, ungeschertet, gehertet B12 Metapher siehe Bildlichkeit und Bildregister Metrik – Antilabe B417B – äquivoke Reime B456

– Binnenreim B431L, Z28 – Dreireim B198, B402a, B429, B430J – grammatischer Reim B48J – grobe Reime vermeiden B295 – Homonyme als Reime B456 – Kreuzreim B9, B18, B19, B48J, B63, B77, B146, B169, B207, B218, B254, B357, B358, B381, B384, B409, B428, B489, Z38, Z41, Z55, Z57, Z63, Z70, Z71, Z72, Z80 – Lob der Metrik eines Liebesbriefes Z61 – Mischung aus Reimpaarversen und Strophik B58 – Pausenreim B240 – Prosa: Textteile in Prosa B146, B148, B153, B169–176, B178–180, B193, B199, Z23, Z75 – Refrain B146, B371, Z41, Z80 – Reimwiederholungen (mehrfach) B187, B310, B361 – Schweifreim B388 – starke Differenzen in der Verslänge B67, B148 – Stichomythie B48F, B239, B243, B244B, B417B, B433B, B436J, B507 – Strophenform B48, B388, B485Prolog, Z5, Z39, Z40, Z42, Z63, Z80 – Titurelstrophen B30a/b, B69, B70, B208, B229, B233, B266, B295, B392, B394, B487, B502, B512, B513, B517 – Vexierreim B82 – zweihebige Reimpaarverse B188 Milte siehe Freigebigkeit, Sanftmut, Tugenden Minne siehe Buhlschaft, Dienst-Lohn, Eigenschaften der Minne, Formen der Minne, Liebe und Leid, Liebesbekenntnis, Minneerfüllung, Minnegericht, Minnekasuistik, Minneregeln, Minnerittertum, Probleme und Lösungen, Sakralisierung, Stand und Liebe, Ursachen der Liebe, Wesen der Minne, Wirkungen der Minne und Bildregister: Angel, Angelhaken, Anker, Ärztin, Bahn, Bisam, Brennen, Burggraben, Dreschflegel, Erz, Falkner, Feuer, Fluss, Führer, Funken, Fuß, Garten, Gefangenschaft, Geschoss, Gewürznelkenzweig, Glut, Gold, Höhle, Joch, Junge, Kind, Korn, Kranz, Lanze, Mantel, Nesseln, Netz, Pfeil, Quelle, Rabe, Räuberin, Richterin, Ring, Rost, Rot, Saal, Saat, Schach, Schatz, Schifffahrt, Schnee, Schulmeisterin, Schwert, Siegel, Stein, Strick, Thron, Vogelfänger, Zange

Marter – Minnegericht Minneerfüllung siehe auch Dienst-LohnMinne, Grade der Liebe, Minneregeln, Sexualität und Bildregister: Biene, Buße, Falkenterzen, Galander, Gelb, Gold, Konfekt, Latwerge, Mai, Melissenwasser, Obst, Paradies, Pulver, Theriak – ehrenhafte Minneerfüllung / Minne ohne Ehrverletzung B194, B218, B220, B256, B259, B340B, B402C –– Angst vor unehrenhafter Minneerfüllung Z65 –– Bekenntnis des Mannes zur ehrenhaften Minneerfüllung B16, B22, B30aB, B33, B41, B46, B66, B112, B121, B161, B164, B165, B196, B231, B235, B256, B258, B260, B350, B429, B430E, Z39, Z40, Z42 –– Bekenntnis einer Frau zur ehrenhaften Minneerfüllung B64 –– ehrenhaft = unbeobachtet B251 –– ehrenhafte Minne als Entschuldigung für den Ehebruch B215 –– ehrlose (unehrenhafte) Minneerfüllung B30aB, B30bA, B263N, B274, B402aB –– Ermahnung zur ehrenhaften Minneerfüllung B30aB, B30bA, B199, B204, B206, B224, B231, B235, B236, B249C, B251, B252, B258, B263L, B274, B279, B288, B303, B306, B311, B313, B319, B320, B323, B329, B332, B359E, B370, B359C, B394, B423, B426C, B429, B436F, B457D, B479C, B485.IIIB/VC, B487C, B513.IE/F, B517, Z56, Z81 –– Grund für Auflösung der Minnebeziehung B485.IIIB –– Minneerfüllung ohne Ehrverlust ist unmöglich B69A – Einheitsmetaphorik B55 – Formeln –– du bist mein Tod, du bist mein Leben Z43 –– ich bin dîn, du bist mîn u.ä. B22, B116, B234, B430E –– Ich und ein Ich B55 –– wie du willst, so will ich B234 – Hoffnung –– Hoffnung auf Erfüllung der Verheißung B4, B407 –– Hoffnung auf Erfüllung im Jenseits Z39b –– Rede zwischen Verheißung und Erfüllung B4

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– Minneerfüllung im Traum B250, B252, B253 – Verheißung von Minneerfüllung –– in der Zukunft B4, B225, B236, B248 –– wenn das Wetter umschlage B225 Minnefeind siehe Klaffer, Kleriker, Verbannung Minnefragen siehe auch Minnekasuistik – Fragespiel B249F, B347 – Minnefragen B314, B316, B323, B339, B346, B347, B385, B410, B423, B428B, B480, B496, B497, Z46, Z56 Minnefreude siehe Freude Minnegericht siehe auch Personifikationen, Recht, Strafen – Angeklagte –– falsch minnende Frau B459C, B483, B504 –– Frau Minne B64, B453, B455, B474 –– Geliebte B114, B458b, B459F, B461, B462, B484 –– Geliebter / Sprecher B64, B460E, B463, B466, Z63D – Anrufung des Gerichts wird abgelehnt B1 – Anwalt des Klägers / der Klägerin –– Frau Liebe B459C/F, B462 –– Frau Saelde B461 –– das Glück B455 –– der Sprecher B460C/E, B464 – Beweis: Liebesbrief B460F – Dilemma des Minnegerichts B464 – Freispruch B455 – Gerichtsort –– Gerichtsplatz Z63D –– Hag B455, B459C/F –– Zelt B453 – Gerichtsschranken B64, B462 – Gerichtstag B451, B459F, B460E – Klagegegenstand –– Diebstahl des Herzens B114 –– Lohn für Minnedienst B484 –– Unbeständigkeit / Untreue der Liebenden B453, B455, B460E, B463, B504, Z63D – Kläger –– Frau B64, B460E –– Frau Ehre B456 –– Frau Gerechtigkeit B455 –– Frau Minne B453, B466 –– Frau Staete Z63D –– Mann B114, B458b, B459C, B462 –– Sprecher B459F, B504

308 Sachregister – Rauner und Warner B466.2B – Rechtsverletzung B465G – Richter(in) –– Frau Ehre B455 –– Frau Minne B456, B458b, B460E, B461, B463, B464, B483, B484, B485.V –– Frau Staete und Gerechtigkeit B453 –– Frau Venus B459C/F, B462, Z63D –– König B466 –– Sohn von Frau Minne B504 –– Vertreterin von Frau Minne B483 – Schöffen B466.2A, B483, B484 –– Ehre, Zucht, Liebe, Freigebigkeit, Trost, Neid und Eifer Z63D –– Staete, Treue, Ehre, Saelde, Liebe B462 –– Staete, Treue, Liebe B463 –– Zucht, Tugend, Bescheidenheit, Maße, Scham B455 – Verteidiger/in B466 –– Frau Begierde Z63D –– Frau Ehre B459C/F –– Frau Staete B462 –– Frau Zucht B460E –– Sprecher B453, B455 – Zeugen B453 –– sieben Zeugen B114 Minnehelfer – Frau Minne bietet ihre Hilfe an B422 – Kammerzofe als Minnehelferin B439L – verschwiegene Helferin B214 – verschwiegener Helfer B340C Minnekasuistik siehe auch Minnefragen – alle Bitten gewähren oder nicht B423 – Beständigkeit oder Unbeständigkeit B204, B405 – Beständigkeit auch nach langem erfolglosen Werben B497C – eine oder mehrere Geliebte B407 – Frauen oder Männer sind treuer B410 – göttliche oder weltliche Liebe B206 – Liebe oder Schönheit B411, B412, B413, B457 – Minne oder Geld B450, Z74 – Minne oder Gesellschaft B204, B399C, B480C – Minne oder keine Minne B398, B401 – Minne oder Vernunft B496 – Minne oder Völlerei B418 – oberer oder unterer Teil der Frau B428B

– Ritter oder Bürger als Geliebter B414 – Ritter oder Knecht wird mehr geschätzt B323 – Ritter oder Pfaffe als Geliebter B415 – Ritterfahrt oder zu Hause bleiben Z73 – Scherz oder Ernst B314, Z32, Z80 – Turniere oder Zweisamkeit B439I Minneklage siehe S. 18 Minnekommunikation / Gespräch siehe auch Geselligkeit, Publikumsapostrophe und S. 19f. – Anschlusskommunikation B1, B5, B257E, B294, B303, B398, B404, B410, B418, B423, B432F, B444E, B480G, B485.IIIA, Z70, Z71, Z72, Z73 – Diskussionen/Reden über die Minne B199, B204, B294, B385, B423, B510 – geselliges Erzählen B393F, B439D – Gespräch als erhoffter Lohn B30aD, B107, B121, B122, B147 – Konversation B41 – Liebende müssen über die Minne reden Z41, Z73 – Minnekommunikation nur erlaubt, wenn anständig B426C – wechselseitiges Erzählen von Liebesdingen B257C, B303 Minneparadoxe siehe Paradoxe, Wirkungen der Minne Minneregeln siehe auch Negative Minnelehre, Tugenden B199, B251, B301B, B303, B306, B307, B423, B425, B426C, B429, B430H, B439G, B447, B459F, B485.IIIB/D, B497H, Z63A – Frauen machen nicht den ersten Schritt B383 – Frauen sollen barfuß gehen Z76 – Frauen sollen ihre Liebe dem Geliebten offenbaren (nicht verschweigen) B217 – Frauen sollen immer liebesbereit sein B302 – Frauen sollen nicht sofort Minne gewähren, sondern beständige Werbung erwarten B209, B502C – Frauen sollen sich schön kleiden B425 – Mann wirbt um Frau (nicht umgekehrt) B24K – Männer sollen alles Angenehme vermeiden B210 – Männer sollen ihre Liebe der Geliebten offenbaren (nicht verschweigen) B126, B209, B301B, B417B, B421, B422, B435, Z81

Minnehelfer – Musik – Männer sollen ihre Liebe verbergen (wegen der Klaffer) B210, B302, Z67 – Männer sollen offensiv minnen (nicht verzagt sein) B209, B301B, B339 – Männer sollen sich im Rittertum bewähren B209, B459F – Minne erfordert Sinn und Verstand (klug minnen) B188, B300, B301B, B338, B417B, B438 – nur der Liebende / Leidende versteht den Liebenden / Leidenden B1, B24, B55 – Wer nicht minnt, muss draußen bleiben B74 Minnereligion siehe Sakralisierung Minnerittertum siehe auch Bewährung, Dienst-Lohn-Minne – Klage über mangelndes Minnerittertum B449, B472 – Lob des ritterlichen Geliebten B242 – Minnedienst als Ritter B194, B205, B209, B214, B303, B313, B321, B323, B333, B340B, B389, B394, B398, B401, B402aB, B403, B405, B410, B415, B419, B427C, B428C, B430H, B439E, B449, B451, B468, B470, B472, B479C, Z54, Z62, Z63D, Z66, Z70, Z73 – Minnerittertum als Vorwand B415, B439I – Problematisierung des Minnerittertums B402C, B439I, B444B – ritterlichen Ruhm zu erlangen ist der Lohn des Minnedienstes Z54 – Rittertum nicht entscheidend für Minnelohn B247, B439I – Verwundung im Minnedienst B410, B415 Minnesklaven / Minnetoren siehe Exempelfiguren, Wirkungen der Minne Minnewerbung siehe auch Blick, Probleme und Lösungen und S. 19f. sowie Bildregister: Bauer, Ertrinken, Jagd, Schifffahrt, Spiel, Star, Vogelfänger – erfolgreiche Werbung B232, B417E, B457C, Z38, Z40 – praktische Werbung B197, B232, B240, B303, B427C, Z38, Z40 – Werbungslehre B48C, B204, B207, B232A, B428B, B485.IVA, B502B, B513.IA, Z38, Z78, Z79 Minnezauber siehe Magie Misogynie siehe auch Frau, Mann – böse Frauen in der Ehe B53

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– Frauenfeinde B263A – Frauenschelte B241C, B245, B291, B310, B332, B410 – negative Bewertung der Frau B34 – Sprüche: –– Eine Frau redet mehr als drei Männer B410 –– Frauen haben kurzen ›Mut‹ und hängen den Hut nach dem Wind B194 –– Frauen haben langes Haar/lange Kleider, aber kurzen Verstand/›Mut‹ B236, B241C, B457D, Z75b –– Frauen sind wankelmütiger als Männer B24K, B332, Z75b – Verurteilung der Frauenverächter B73, B263P, B424 – Verurteilung der Misogynie B201, B267 – Warnung vor Frauenschelte B277 Misstrauen B224, B225, B449, Z38, Z41, Z51D, Z80 Missverstehen siehe Probleme und Lösungen Mitleid B110, B234B, B393F, B463, B479E, B513E, Z81 – Mitleidsfrage B417B Mobbing Z55 Mode siehe Kleidung Mönch siehe auch Geistliches, Kleriker, Kloster, Nonne, Weltabkehr B232B, B295, B339, B446C, Z44, Z45 – beleibter B70 – modisch gekleideter B439C, B440 – tanzender Z34 Monolog siehe S. 18f. Mose siehe Exempelfiguren: biblisch Musik siehe auch Singen und Bildregister: Geige – Fachterminologie B428A –– Antiphon primum quaerite B427C –– Bruch / gebrochene Noten B479E, B485. IA –– conductus B224 –– Diskant/diskantieren B224, B356, B425, B459B, B479E –– Dissonanz B28, B224 –– Harmonie B485.IA, Z58 –– Kontratenor B479E –– Mishellung (Dissonanz) B102 –– mußig don gesungen usß franßsos welscher zungen B427B –– Mutationen (dividieren) B224

310 Sachregister –– Oktaven B425 –– Quinten und Quarten B356, B413, B425 –– Quinten gegeneinander ziehen B202 –– Quintieren B45, B224, B359A –– stampaney B214 –– Tenor/tenorieren B224, B356, B398, B459B, B479E –– Übersingen B45 – Kirchenmusik –– gesungene Liturgie der Frau Venus B427B –– Kantor, Organist B427B – Musik als ars / Musizieren B392C, B394 – Musikinstrumente –– Dudelsack B476C –– Fidel B424, B497F –– Flöte B458 –– Harfe B458, B497F –– Horn B261, Z63D, Z64 –– Laute B414 –– Pauke B424 –– Pfeifen (purdaun) B424, B464, B465H, B476C, B497F –– Posaune B424, B464, B476C –– Quinterne (Musikinstrument?) B414 –– Rotte B424 –– Saitenspiel B45, B186, B225, B424, B439C, B458, B465H –– Schalmeien B476C –– sentolen B497F –– Tambourin B424, B464, B497F –– Zimbel B458 – Ständchen bringen B414 Muße – als Voraussetzung für die Minne B415 Mystik siehe auch Geistliches, Sakralisierung – mystische Anklänge B229E

Nacht siehe Tageszeiten Nachtigall siehe Vögel Nacktheit siehe auch Körper, Sexualität – Mann soll den nackten Körper seiner Mutter ansehen und die anderen Männer zum Lob der Vollkommenheit der Frau auffordern B277 Namen (Personennamen) siehe auch Autoritäten, Autornennung, Exempelfiguren, Götter, Heilige, Namen der Geliebten usw., Personifikationen, Ortsnamen, Zitate

– Ankündigung einer Namensnennung Z7 – ausgesparter Platz für Namen B143 – einzelne Buchstaben statt Namen B508 – Frage nach dem Namen B49, B200, B217, B249E, B255, B399C, B402E, B403, B435, B456, B508 – Name der Geliebten genannt –– im Minnegericht B456 –– im Liebesspiel mit einer anderen B24I – Namen aller Liebenden im Buch der Liebe B459F – Namen verschwiegen Z80 –– aus Angst vor Klaffern B49, B77, B78 – Namensmantik B217 – Zahlen als Platzhalter für Namen B190 Namen: Namen der Geliebten siehe auch Geliebte – Frauennamen –– Alkelin B67 –– Anna B157 –– Anne Z45 –– Barbel B170 –– Beningna (Benigna) B290 –– Else Z44 –– Helene (Helein) B499 –– Katherina B30aG, B153, B181 –– Metze B29 –– Veronica B139 – Initialen und andere Buchstaben Z61 –– ›E‹ B4, B32, B508 –– ›E‹ und ›M‹ B386C –– ›G‹ B31, B62, B68, B430E/H, B431B –– ›J‹ B157(?) –– ›J N‹ (?) B330 –– ›K‹ B102, Z20 –– ›L‹ Z23 –– ›L V D‹ B217 –– ›R‹ B343 –– ›S‹ B157(?) –– ›Y und y‹ B428C – Männernamen –– Johannes B181 –– Otte Z45 –– Perchtolt Tetzl (Velzs) B234 –– Ruschart B234 –– Willem B344 Namen: Namen historischer Figuren – Adolf von der Mark B481C – Adolf von Windhövel B467

Muße – Namen historischer Figuren – Altrius (Kaiser) B473 – Arnold (König) B473 – Arnold von Heemskerk B467 – Calixtus (Papst) B466.3B – Cilis von Rodenbach B483 – Dame von Wolpelingen B483 – Der von Kronberg B469 – Diepold von Pfirt B472 – Diether IV. von Katzenellenbogen B483 – Dietrich von Braubach B483 – Dietrich von Reckenrod B467 – Eberhard von Stromberg B480F – Elisabeth von Dietz B483 – Elisabeth von Eppstein B483 – Engelbert von Sayn B483 – Faustinian (Kaiser) B473 – Friedrich der Siegreiche (Pfalzgraf bei Rhein) B466.5C – Friedrich I. Barbarossa B226D (?) – Friedrich III. der Friedfertige B226D (?), B473 – Friedrich Klette von Utenheim B472 – Friedrich von Helpenstiel B483 – Friedrich von Österreich (Herzog) B471C – Friedrich von Walboden B467, B483 – Galba B473 – Gerhard von Aldenhoven B481B – Gerhard von Biegen B480F, B481B – Gerhard von Dietz B483 – Gerhard von Jülich B484 – Gerhard von Landskron B480F, B481B – Gerhard von Schaesberg B480F – Gerhard von Wachenheim B480F – Gerlach von Dollendorf B483 – Gerlach von Isenburg B467 – Gilbrecht Löw von Steinbruch B481C – Giso von Molsberg B483 – Hans von Trenbach B449 – Heinrich von Cramberg B481C – Heinrich von Fleckenstein B480F, B481B – Heinrich von Lipa B472 – Heinrich von Montabaur B467 – Helewich von Sleyde B483 – Herbort Ring von Saulheim B481C – Hermann von Hadamar B467 – Hermann von Helfenstein B467 – Hermann von Saulheim B467 – Herr von Ehrenburg und Waldeck B483 – Irmgard von Rheinfels (von Isenburg-Büdingen) B483

311

– Johann (Hz.) von Limburg und Brabant B467, B474 – Johann (I. ?) von Saarbrücken B481B – Johann (I.?) von Katzenelnbogen B481C – Johann (II.) von Sponheim (-Kreuznach) B472, B480F, B481B, B484 – Johann I. (?) von (Ziegenhain und) Nidda B481B – Johann Vogt von Hunoldstein B483 – Johann von Böhmen (König) B480F – Johann von Brabant B472 – Johann von Braunsberg B483 – Johann von dem Steine (von Stein-Kallenfels) B481C – Johann von Dinkelsbühl B466.3B – Johann von Klingenberg B472 – Johann von Sayn B483 – Johann von Steinach B467 – Johann von Wachenheim B481C – Jutta von Püttlingen B483 – Jutta von Sayn B483 – Karl der Große B473 – Konrad (König) B473 – Konrad von Esch B481B – Konrad von Lösenich B480F, B481B – Konrad von Schöneck B483 – Konrad von Weinsberg B480F – Konrad Wernher von Hattstat B472 – Konstantin (Kaiser) B473 – Kraft von Greifenstein B483, B484 – Ludwig (Kaiser) B473 – Ludwig IV. der Bayer (Kaiser) B471C – Ludwig von der Neuerburg B467 – Ludwig von Teck B513.IE – Lutz (Götz) von Hohenlohe B480F – Markolf Rudele B467 – Mechthild von der Pfalz B466.5C – Nerfa B473 – Orte von Weingarten B481C – Otto von Breisig B480F, B481B – Pippin B473 – Reinhart von Westerburg B481C – Richard von Daun B483 – Robert (II.) / Rupert von Virneburg B467, B483 – Rubin von Kobern B483 – Rüdiger von Bassenheim B481C – Rüdiger von dem Werde B467 – Rudolf von Nidau B472

312 Sachregister – Ruprecht (I.) von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein B481C – Salentin von Isenburg B483 – Schittenhelm B473 – Severius (Kaiser) B473 – Siegfried (Rheingraf) B467 – Sigismund (Herzog) B226D – Simon von Gundheim B480F – Tiberius (Kaiser) B473 – Uda von Ravensberg B483 – Walther Spender B472 – Werner Gutende B467 – Wernher von Hohenberg B472, B475 – Wilhelm (I.) von Katzenelnbogen B483 – Wilhelm (I.) von Montfort B481B – Wilhelm I. von Neuenahr B483 – Wilhelm III. von Holland B477, B481B – Wilhelm IV. von Holland B478 – Wilhelm Lantherre B467 Namen: sonstige Namen – Ecken Remensnyder sone B127 – Klara Z77 – König Sydrus B428C – Meister Neptanaus B485.IIA Namen: sprechende Namen siehe auch Blumennamen: sprechende, Canifizierungen, Ortsnamen: sprechende, Personifikationen – Adeltrut B434 – Alte Ehre (Königin) B437 – Böse Absicht B393E – Bruder Herzen-ger Z44 – Der von Affenberg B301C – Dorthing (?) B422 – Egen, Graf Egen (Ich) B466.2B, B485 – Frau Ehrenkranz B434 – Fein-Gefühl B369 – Fleiß (Müllersknecht) B166 – der Freuden Anfang B433B – Fuchs von Österreich B303 – Glück B54 – Gut-Riecher B369 – Harre (Müllersknecht) B166 – Herr Hindenploz B454 – Herr Schandengram B454 – Hoffen vor Trauern B433B – Ich Ungenannt B171, B180 – Jörg Reck den Zers B150, Z78 – Klar-Seher B369 – Leidvertreib B275

– Leo B295 – die Liebe entzündet B433B – Lieblich Dank B4 – Lugenstein zu Klaffenfels B215 – Lügner von Arglist B393E – Maßeburg B434 – Michel Wolgast Z32 – Nah-Hörer B369 – Nickel Stech in die Fud B151 – Nieman B431E – Quatterloch B466.3B – Reiner/Reinout B369 – Ritter Nieerschrak B479E – Ritter Tugendleer B323 – Schamigunt B434 – Schmecker B369 – Schoffthor, armer B479H – Schweig immer B433B – Swenk den Becher aus bis an den Grund Z44 – Treuer Rat B506 – Trurenfeld B428A – Tugendhild B434 – Verschweigseinnit B523 – Wendelmut Z44 – Sankt Zilorp B458 – Zuchtliebe B434 – Zweifel niemals B433B Narr siehe Tor und Bildregister: Affe Natur siehe auch Bäume, Berg, Blumen, Elemente, Erziehung, Fluss, Früchte, Garten, Jahreskreis, Locus amoenus, Quelle, Tiere, Vögel, Wald, Wasser, Wetter – Anger, Plan, Feld, Wiese B23, B65, B200, B202, B209, B218, B249B, B255, B381, B382, B399B, B400, B401, B407, B413, B416, B423, B425, B434, B435, B436B, B449, B453, B458, B465E, B469, B471A, B477, B480B, B485. IA, B499, B511, B522, Z59 – Aue B23, B33, B359A, B382, B438, B452, B460A, B473, B475, B514 – Hag / Rosenhag B209, B363, B422, B425, B426A, B434, B435, B452, B455, B459D, B464, B479, B499, B500, Z53 –– dornige Hecke zerreißt Kleider und Haut B453 –– Tür/Tor B455, B499 – Heide B202, B461, B464, B506 – Moor B436J – Sumpf B477

Namen: sprechende Namen – Ortsnamen – Tal B200, B202, B344, B381, B422, B443, B445, B462, B464, B473, B482 – Wildnis B445, B451 Negative Minnelehre B350, B351, B353, B465G, Z77, Z78, Z80 – falsche Ratschläge B504, B505, B512E Neid siehe auch Laster und Bildregister: Galle B56, B308, B408, B444D, B446B, B487C – auf die Liebenden B196, Z64 Neider siehe Klaffer Neugier B166, B220, B359A, B427B, B445D, B473, B480C, B487A, Z62, Z79 Neujahr siehe Jahreskreis Neun siehe Zahlen Nonne B232B, B246, B295, B402aB, B405, B446C, Z44, Z45, Z49 – Betschnur der Nonne (pater noster) B402aB – modisch gekleidete B439C, B440

Obszönes siehe Derbheiten, Sexualmetaphorik Offenbaren der Liebe siehe Minneregeln Öffentlichkeit siehe Heimlichkeit, Klaffer, Prahlen Ohnmacht siehe auch Heilmittel der Minne, Wirkungen der Minne B200, B213, B255, B400, B424, B444A, B475, B476C, B477, B478D, Z55 – ›Wiederbelebung‹ durch Heilmittel –– taunasse Blume/Rose B255, B444A –– feuchte Grasbüschel auf die Brust B476D –– Wasser in Mund geträufelt B477 Ökonomie / Wirtschaften – Forderung ökonomischer Vernunft B437 – die Pfunde der Untreuen sollen zu helbling werden B290 – wirtschaftliches Kalkül –– Kapital aus Schönheit und Jugend schlagen B352 –– negative Kosten-Nutzen-Relation B261O – zahlungsunwillige Herren B419 Orden der Minne siehe Kloster Ortsnamen siehe auch Geographisches, Namen, Ortsnamen: sprechende [Städte, Länder, Flüsse u. Ä., auch fiktive, die in der Minnerede genannt werden:] – Aachen B466.5A – Ägypten B479E, B485.IIA

313

– Agremontin –– Feuer von A. B49, B208A, B485.IIIE – Akkon B512A – Aleppo B458 – Alexandria B485.IIA – St. Amand B478E – Apulien B291, B350, B430B, B474 – Aquitanien B477 – Arabien B208C –– ›arabisches‹ Gold / Gold von Araby B5, B208B, B235, B333, B430F, B457D, B466.1C, B474, B479E, B485.IIIB/VD – Ätna B465H – Aubetin B478E – Basel B466.5A – Bern (Verona) B243 – Bodensee B114, B174 – Bologna B481B – Bozen –– Bozener Wein B418 – Brabant B472, B474 – Bregenz B465F – Brüssel B365 – Burgund B474 – Cusart B430F – Däne B229A/B – Deutschland –– deutsche Lande B431H, B437 –– deutsches Reich B276 – Dordrecht B393B – Eggenburg B454 – Elsass B430G, B431H, B467, B472 –– Elsässer B350 – England / Britannien B427B, B430B, B485. IIA – Erfurt B481B – Ettal B439 – Etzel (Berg) B465H – Flandern B350, B460B, B465G –– Tuch aus Flandern B430F, B474 – Florischantz B226C, B427B – Franken B466.2A – Frankreich B430B/F –– Karlingen B48G – Friende B208C – Friesen B478E –– friesisch (oder frisch?) B255 – Fürstenberger B295 – Glois B465D

314 Sachregister – Griechenland B430D/F, B458, B485.IIA, Z70 –– Griechisches Gold B235, B334, B474, B485.IVB –– Griechischer Wein B418 – Halberstadt B481B – Heidelberg B245 – Heiliges Land Z73 – Indien B466.1B.3A, B471B – Innsbruck B226D – Jerusalem B226D, B478E – Josaphat (ein Tal) B235 – Karidol B226C, B465E – Kärnten B476D – Karthago B430F, Z66 – Katharinenkloster B226D – Kaukasus B208C – Köln B82, B146, B359B, B465G, B466.5A – Königstein B482 – Konstanz B466.5A – Leiningen B466.3B – Limburg (Herzogtum) B474 – Litauen B430B, B478E – Lombardei B430B, B474 – Lorelei B467 – Magdeburg B481B – Mailand B220 – Meran B226D – Merwede (niederländischer Fluss) B393B – Montpellier B336C, B481B, B485.IIA – Mortagne B478E – Mosbach B56 – Murgental B295 – Nazareth B226D – Neckar –– Neckarwein B418 – Neuenburg B421 – Nickatet (?)B430F – Niederlande B495 – Ninive B1, B446D – Norwegen B485.IIA/IVA – Ochsenstein B472 – Orchies B478E – Orleans B481B – Österreich B454 – Padua B485.IIA – Paradiesfluss Phison B471J – Paris B336C, B339, B391, B423, B474, B481B, B485.IIA – Petit B478E

– Preußen B402C, B430B, B458 –– Pelzwerk aus Preußen B474 –– Preußenfahrt B430H, B478E – Reußen B402C, B430B, B458, B474 – Rhodos B226D – Rom B1, B441, B465E, B466.1B, B507, Z66 – Salerno B485.IIA – Santiago de Compoetella B226D – Savoyen B476D – Scharnitzer Wald B485.IIIC – Schottland B427B, B430C – Schweden B512A –– Herr von Schweden B229C – Schwaben B226B, B465C –– Schwabe B512C –– Schwaben sind arm B465C – Seclin B478E – Seefeld B226D – Sinai B226D – Sizilien B465H – Spanien B402C, B430B – Staveren B478E – Steyr B454 – Straßburg B466.5A – Syrien B477 – Tabrunit B208B – Tasme B208C – Tirol B476D – Toledo B485.IIA – Toskana B472 – Tripolis B1 – Troja B430F, B441, Z66 – Ungarn B430B – Urach B466.3B – Utental (?) B204 – Utrecht B478E – Venedig B226D, B474 – Venusberg B445, B465D, B466.1B.3B – Wien B359B, B454 – Wiener Neustadt B454 – Worringen B467 – Württemberg B466.3B – Zigeunerland B479E – Zirl B226D – Zürich B465H – Zypern B226D, B430F, B485.IIIE Ortsnamen: sprechende Ortsnamen – Affenheil (vgl. Hoffenheil) B257C – Affental B513.IIB

Ortsnamen: sprechende Ortsnamen – Personifikationen – Bleibetreu B434 – Blickenstein B464 – Bubendorf B296 – Bubental B296 – Bübing B296 – Denkendorf B496 – Falscheneck B460E – Freudenau B454 – Freudenbach B491 – Freudenberg B485.IVA/VA – Freudenbring (Minneklause) B466.3B – Freudenburg B441 – Frölich Leben B464 – Gauchsberg Z80 – Gefühlstein B496 – Gransivallen B495 – Grüßenau B464 – Harrenberg B434 – Helsenberg B464 – Hoffenheil (vgl. Affenheil) B422, B434 – Hörenfels B496 – Jammertal B441 – Klaffenfels B215 – Küsseneck B464 – Lotterland B296 – Lottertal B296 – Lütring (?) B296 – Minnenburg B485.IC – Reuental B460C – Riechental B496 – Rummelsleiten B513.IIB – Schalkeswald B513.IB/IIB – Schauenburg B496 – Schemelhorst B510 – Solialt B471B – Tantenberge B513.IIB – Trauertal B491 – Treuenhass (See) B473 – Treuenstein B460E – Treuental B491 – Trostenfels B464 – Unsteter Fels B460E – vaste hoede B492 – Venuswald B510 – Virginitas B445 – Wald der süßen Abenteuer B510 – Wankelstein B460E – Wasserland B441 Ostern siehe Jahreskreis

315

Palas / Palast siehe Burg Panegyrik B466.3B, B469, B471C, B473, B474, B475, B476, B477, B478, B480, B481 Papagei siehe Vögel Papst siehe Kleriker Paradies B37, B65, B82, B235, B280, B340B, B349, B353, B425, B430D, B431F, B438, B439A, B459D, B469, B471B, B478A, B500, Z6, Z27, Z72 Paradoxe / Oxymora / Antithesen siehe auch Wirkungen der Minne B24B, B55, B106, B223, B411, B474 – süße Bitternis B100 – entzünden und löschen B223 Paris siehe Exempelfiguren: weltlich Parodie siehe auch Ironie, Komik, Negative Minnelehre B82, Z15 – des Ave Maria Z45 – einer Beichte B340, B349 – einer Minnerede Z59 – des Pater noster Z44 – einer Predigt B348, B349 – einer Werbungslehre Z78 Paronomasie – gelouben – loub B263L Parzival siehe Exempelfiguren: weltlich, Zitate Personifikationen siehe auch Canifizierung, Minnegericht, Personifikationen: Einzelne usw. – in fünf Vierergruppen geordnet B469 – sind gestorben B444A – sind vertrieben worden B393E, B446B, B447, B448, B450B, B465C, B476D, B494 Personifikationen: Einzelne – Adel B450C – Adel-Tugend (Königin) B469 – Aldê (Adieu) B98 – Amor B114, B496 – Anfang: Frau Anfang B436D – Aventiure: Frau A. B427, B449, B465E, B466.2B.3A, B506 – Baraet B495 – Begierde B485.IIIC/IVA – Bescheidenheit (Verständigkeit) B393D, B409, B453, B455 – Beständigkeit siehe unten: Staete – Blicke B229B – Blijscap B495, B511

316 Sachregister – Brant B495 – Dank –– Bote lieblicher Dank B4 –– Wächter Dank B436E – Dienst B495 – Dutsche-vor B495 – Ehre: Frau Ehre B208D, B358, B393E, B430E, B431E, B435, B436, B442, B443, B445, B449, B450C, B454, B455, B456, B471A, B474, B481, B487C, B500 –– Kaiserin Frau Ehre B478B –– König Ehre B494 –– Königin (alte) Ehre B437 – Erentrijc B495, B511, Z68 – Elend B486C – Freigebigkeit B393D, B443, B474, B494 – Freude (siehe auch Blijscap) B476C – Fürbaß: Frau Fürbaß B459E – Furcht B431E – Geistlichkeit B450C – Geiz B465C – Gerechtigkeit B393D, B448, B450C, B452, B453, B455, B485.IIIC/IVA/VB/C, B509 – Gier / Habgier: Herr Gier B393E, B448 – Glück (siehe auch Saelde) B54, B231, B455, B491, B506 –– Frau Glück B482, Z66 –– Glück als Bote B231 – Gnade –– Königin Frau Gnade B263B – Grans B495 – Goet-compaen B495, B511 – Herz B27, B48, B51, B57, B158, B229B, B263A, B513.IIB – Hoefscaert B495 – Hoffart B446C, B465C – Hoffnung/Zuversicht B34, B64, B431E, B443 –– Frau Hoffen B436E, B497 –– Herr Hoffen B496 – Höfischheit B478B – Huld B263B – Huote B478B, B485.VA, B493, B497E –– Wächter Huote B436E – Keuschheit B445, B487C – Körper (Leib) B48 – Liebe: Frau Liebe B4, B412, B413, B425, B430E, B431E, B442, B450, B457, B459D, Z62

– Mai: Herr Mai Z37 – Mannheit B444 – Maß B393D, B430E, B431E, B453, B455 – Meiden B259 – Frau Merke B394, B495 – Mildriaen B495 – Milte siehe oben: Freigebigkeit – Minne/Venus B4 –– alte Minne B451 –– Frau Minne (Liebe) B14, B29, B62, B64, B65, B100, B102, B105, B114, B120, B205, B210, B229E, B232, B233, B290, B305, B332, B333, B394, B399D, B413, B414, B415, B421, B422, B424, B425, B427, B447, B449, B452, B453, B454, B455, B460C, B461, B464, B474, B478B, B483, B486D, B487C, B494, B500, B504, B513.IB/IIB/C, B515, Z62, Z66 –– Frau Minne als Figur kann man nicht sehen B439J/K –– Frau Minne als Tochter von Frau Venus B510 –– Frau Minnebrand B436F –– Frau Minnegold B436G –– Frau Venus B27, B50, B63, B64, B66, B70, B111, B114, B143, B207, B212, B234, B284, B294, B320, B336B, B341, B343, B356, B358, B371, B375, B403, B420, B423, B424, B425, B427, B430E, B431E, B443, B454, B456, B459C/E, B471B, B479, B493, B497, B510, Z37, Z38, Z43 –– Frau Venus als Bürge B429 –– Frau Venus mit Insignien: B361, B423, B443, B445, B456, B522 –– Frau Venus Minne B337, B458, B461, B466, Z41 –– Minne von Waffen B396 –– neue Minne B451 –– rechte Liebe B360 –– Sohn der Minne B504 –– Tod der Frau Minne B422 – Mitleid B393F – Mund B51 – Muot B27, B443 – Mutlosigkeit siehe unten: Zagheit – Neid: –– Frau Neid B448 –– Herr Neid B393E, B444D, B465G –– Neid-und-Hass B465C

Personifikationen – Openbaer B495 – Pfennig: Herr Pfennig B342, B450A – Ritterschaft B476C – Roemer (Rühmer) B495 – Saelde: Frau Saelde B29, B210, B224, B427B, B434, B470, B474, B501, Z66 – Scham B393D, B431E, B442, B443, B453, B454, B455, B487C, B492 – Schamlosigkeit: Herr Schamlosigkeit B393E – Schande: Frau Schande B207, B445, B465D, B466.1B.4A – Schönheit: Frau Schönheit B412, B413, B457 – Schüchternheit B475 – Sehnen B45 – Sich-voer-di B495 – Sinn B27, B417B –– Herr Sinn B464 – Staete: Frau Staete B14, B64, B229B/E, B356, B393D, B430E, B431E, B436H, B442, B443, B452, B453, B457D, B460D, B485. IIIC/IVA, B487C, B497, B500, B508, Z62 – Süße B4 – Treue: Frau Treue B14, B64, B208C, B209, B229B/E, B304, B393D, B408, B430E, B431E, B432, B442, B443, B447, B448, B465C, B474, B485.V, B500 –– Herr Treue B494 –– vermummt B208C – Trost B64, B428A, B431E – Tüchtigkeit (frumheit) B450C – Tugend: Herr Tugend B494 – ›Unbescheidenheit‹ B409 – Unbesonnenheit B485.IVA – Unbeständigkeit: Frau Wandelmut/Wankelmut B55, B451 – Unmaße B485.IVA – Unrecht: Herr Unrecht B509 – Untreue B304, B408 –– Frau Untreue B446 –– Herr Untreue B393E – Velox: Herr Velox B471B – Venus siehe oben: Minne – Verdrach B495 – Vernunft/Verstand B448, B491, B496 – Verzweiflung B492 – Vrec-van-lac B495 – Wael-bekant B495 – Waern B495 – Wahrheit B229B, B393E

317

– Wandelmut siehe oben: Unbeständigkeit – Weisheit (witze) B417C, B450C, B485.IVA/V – Welt –– Frau Welt B62, B478B –– Knecht der Welt B220 – Wel-te-weten B495 – Willicheyt B495 – Würde B431E – Zagheit B34 – Zorn: Frau Zorn B436J – ›Zucht‹ (Wohlerzogenheit) B425, B431E, B442, B449, B453, B454, B455, B487C – Zunge B57 – Zuversicht siehe oben: Hoffnung – Zweifel: –– Frau Zweifel B497B –– Herr Zweifel B394, B443, B492, B496 Personifikationen: Gruppen siehe auch Minnegericht [Reihenfolge ggf. anders als im Text] – Ehre, Hoffnung, Gehorsam, Hartnäckigkeit, Barmherzigkeit, Weisheit, Süßheit, Trost B428A – Ehre, Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit, Tüchtigkeit, Adel, Geistlichkeit B450C – Ehre, Maß, Scham, Keuschheit, Treue, Freigebigkeit, Recht, ›Bescheidenheit‹ B471B – Ehre, Minne, Mannhaftigkeit B475 – Ehre, Minne, Treue, Freigebigkeit, Saelde B474 – Ehre, Minne, Treue, Freigebigkeit, Saelde, Zucht, Scham, Tugend, Maß, Gerechtigkeit, Liebe, Wahrheit, Aventiure B465C – Ehre, Minne, Zucht, Scham B454 – Ehre, Minne, Zucht, Scham, Tugend, ›Bescheidenheit‹, Maß, Gerechtigkeit, Saelde B455 – Scham, Hoffnung, Trost B492 – Scham, Zucht, Gehorsam, Demut, Maß, Wahrhaftigkeit, Schweigsamkeit, Einmütigkeit, Vorsicht, Arbeitsamkeit, Güte, Willensstärke B445 – Staete, Venus, Liebe, Zucht, Ehre, Freigebigkeit, Begierde, Trost, Eifer Z63D – Staete, Minne/Venus, Liebe, Zucht, Scham, Tugend B425 – Staete, Minne/Venus, Hoffen, Zweifel, Huote B497

318 Sachregister – Staete, Minne, Gerechtigkeit B451 – Staete, Minne, Gerechtigkeit, Maß, Scham, ›Bescheidenheit‹, Zucht, B453 – Staete, Treue, Minne, Gerechtigkeit, Maß, Scham, ›Bescheidenheit‹, Wahrheit, Freigebigkeit, Mannheit B444 – Staete, Treue, Minne B14, B229E – Staete, Treue, Minne, Liebe B205, B463 – Staete, Treue, Ehre B506 – Staete, Treue, Ehre, Liebe, Saelde, Minne B461 – Staete, Treue, Ehre, Liebe, Saelde, Venus B462 – Staete, Treue, Ehre, Liebe, Venus, Maß B430F – Staete, Treue, Ehre, Liebe, Venus, Scham, Zucht, Maß, Zuversicht, Trost, Würde, Furcht B431 – Staete, Treue, Ehre, Liebe, Venus, Scham, Zucht, Güte, Aventiure B459C/E – Staete, Treue, Ehre, Venus, Reinheit, Huote B493 – Staete, Treue, Ehre, Scham, Zucht, Liebe, Maß, Minne B460E – Staete, Treue, Ehre, Scham, Zucht, Liebe B442 – Staete, Treue, Ehre, Scham, Zucht, Maß, Weisheit B426B – Staete, Treue, Ehre, Scham, Freigebigkeit, Hoffnung, ›Moet‹ B443 – Staete, Treue, Ehre, Scham, Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Demut, Wahrheit, Maß B448 – Staete, Treue, Ehre, Scham, Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Demut, Wahrheit, Zucht, Minne, Güte, Barmherzigkeit, Weisheit, Keuschheit, Geduld, Kühnheit, ›Festigkeit‹, Großmut, Stärke, Hoffnung, B469 – Staete, Treue, Ehre, Scham, Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Gleichmut, Wahrheit, Zucht, Minne, Güte, Tugend, Huote, ›Bescheidenheit‹, Maß, Reinheit, Würde, Weiblichkeit, Freude, Mannhaftigkeit B478 – Staete, Treue, Ehre, Freigebigkeit, Mannhaftigkeit, Demut, Wahrheit, Tugend B477 – Staete, Treue, Scham, Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Maß, ›Bescheidenheit‹ B393D – Staete, Treue, Freigebigkeit, Zucht, Geduld, Lust, Fröhlichkeit, Verborgenheit, Annehmlichkeit, Keuschheit B428A

– Staete, Treue, Trost, Hoffnung B64 – Staete, Trost, Hoffnung, Liebe, Glück B482 – Treue, Untreue B408 – Treue, Gerechtigkeit, Minne, Weisheit B485.V – Treue, Gerechtigkeit, Wahrheit, Armut, Glaube, Tüchtigkeit, Geduld B446B – Weisheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Armut, Minne, Vorsicht, Barmherzigkeit, ›Bescheidenheit‹, Stärke, Freigebigkeit, Friede, Demut, Keuschheit B519 Pessimismus B202 Pfaffe / Pfarrer siehe Kleriker, Minnekasuistik Pferd siehe Reiten, Spaziergang, Tiere Pflanzen siehe Bäume, Blumen und Bildregister Pförtner / Türhüter/in B427B, B430F, B439E, B440, B455 Philosophie Z14 – Fachterminologie –– Etica B204 –– Idea (Ideenlehre) B28 –– Substanz B276 Physiognomie B427B, B485.IIA Physiologus siehe Buch der Natur Pilger siehe Wallfahrt Planeten / Himmelskörper B261, B272, B332, B477, B496 – beeinflussen die Minne B435 – bringen Maienpracht hervor B200 – Mars Z58 – Ordnung der sieben Planeten B34, B261 – Saturn B432C – Sonne Z58 – Venus B435, Z58 Poetologie siehe auch Adressaten, Auftragsdichtung, Brief, Gattungen, Konventionalität, Liebesbrief, Publikum, Publikumsapostrophe, Schluss, Schreiben und Lesen, Titelnennung und Bildregister: Jagd – Bitte um Verbesserung des Gedichts B512H – Blümen siehe Lobblümen – Dichten –– ambivalent B464 –– dichterische Fähigkeiten B255 –– wie der Kuckuck statt wie die Nachtigall B276 – Forderung schulmäßigen Unterrichts im Frauenlob B263B

Pessimismus – Predigt – Gleichnis B295, B437 – imaginieren B356 – Lohn für Dichtung B469 – materia –– Bitte des Dichters um einen guten Stoff B492 –– Inhalt einer Geschichte B469 –– Inhalt eines Arguments B496 –– dem Rat / Gang der Materia folgen B464, B485.IIB –– als Sachlage B118 – Meister (alte Meister) B118, B413, B512H, – Motivationen des Dichtens –– Belehrung B336G, B437 –– Dienst an höfischen Laien B118 –– Ehre der Frauen erhöhen B7, B30a, B263A –– exemplarisches Dichten B272 –– Freude der Gesellschaft mehren B204, B263A –– Kurzweil / Zeitvertreib B234, Z56 –– Liebesdrang / innerer Drang B29, B338, B339, B479H, Z6, Z17 –– Liebesleid B16, B284 –– Minnedienst B27, B301A, B303, B402aD, B485.IIIA/C, Z54 –– Nachruhm nach den Tod B37 –– Schönheit der Frau B267, B339 –– Schönheit des Mais B453 –– Selbstexemplifizierung des Dichters (meine Treue ist als Exempel zu empfehlen) B12 –– Traum B284, B427 –– Versuch des Dichters, höfisch zu dichten B5, B427A –– Warnung vor der Minne B336G –– Zwang des Mais B356 – Perpetuierung des Minneredens B263D/M, B513.IIB – Pflicht zum Frauenlob B263B – Phantasie B356b, B427A/C – Poetik der Minnerede B263A/M, B513.IIB – Probleme des Dichtens –– Armut B263P –– Erstlingswerk B479H –– Innovationssucht des Publikums B263A –– Länge erzeugt Langeweile B427B –– Rede beenden der Maße wegen, obwohl das Herz noch mehr sagen will B290 –– Terminprobleme B479H –– Texte veralten schnell B263A

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–– Unfähigkeit zu dichten wegen Liebesleid B42 –– Unfähigkeitsvorwurf seitens der Dame B241B –– Verzicht auf Reime (schlichte Aussage) B117 – Reflexion über die Produktion von Minnereden B37, B512H, B513.IIB, Z30 – Reflexion auf den seltenen Fall eines weiblichen Ichs B37 – Terminologie –– Blumen pflücken von der Reimwiese B118 –– främd geticht B338 –– Gedicht aus Gold schmelzen B276 –– glossieren B513.IIB –– grobe Reime B512H –– grobe Späne hauen B427A –– krummen Sinn gerade machen B276, B295 –– Münze des Lobes mit dem Hammer der Zunge schmieden B28 –– Schifflein des Gedichts in den Hafen führen B7 –– Schlange für eine gute Rede Z30 –– speher funt B303, Z61 –– spehe sprüche B243, B464 –– seltzen sprüche B244B –– Strang B513.IID –– unbesniten worte B512H –– zwifel strick B295 – Turnierkampf B295 – uneigentliches Sprechen B295, Z30 – Wegbildlichkeit B413 Prahlen / Prahler siehe auch Heimlichkeit, Klaffer, Verschwiegenheit und Bildregister: Bischof, Gelb, Tau [öffentliches Reden über eigene Liebesbeziehungen; vgl. Klaffer] – Figur des Prahlers / Rühmers B402aB, B439G, B442 – fingierte Prahlreden B402aB – Prahlerei (Rühmerei) B201, B220, B241B, B263H, B267, B274, B292, B302, B303, B313, B335, B346C, B402aB, B403, B410, B414, B417A, B436G, B442, B447, Z50, Z63A – Preisgabe des Namens der Geliebten (Vertrauensbruch) B201, B335 – Ruhmsucht B48B Predigt siehe auch Geistliches – Minnerede als Predigt B302, B348, B349, B485.IIIC, B496

320 Sachregister –– litteram punctare B485.IIIC – homiletische Formeln B204, B348, B349, B496 Probleme und Lösungen siehe auch Armut, Heilmittel, Minneerfüllung – Lösungen für Minneprobleme B441G –– neue, andere Liebe suchen B24I, B40, B147, B257C, B460C –– Unerreichbares aufgeben B24I, B234, B427C –– Verzicht auf Minne wegen Enttäuschung B101, B399A – Probleme der Liebe / der Werbung –– Armut B66, B204, B263C –– Ende der Liebesbeziehung B39 –– Frau zieht andere Männer vor B105 –– Geliebte beendet Liebesbeziehung B237 –– lange Abwesenheit des Geliebten B405 –– Mann hat eine andere, schönere Geliebte B219 –– Missdeutung des Verhaltens der Dame B334 –– Missfallen der Rede / Werbung B41, B209, B210 –– Missverstehen bildlicher Rede B234, B235, B236, B239, B243, B244B, B245, B246, Z39, Z40, Z42 –– Nebenbuhler B241C –– Terminprobleme B144 –– ungleicher Stand B252, B383 –– Wahl der falschen Geliebten B513.IA –– warum liebt man die eine und nicht die andere? B417B –– zu hohe Werbung B512A Prolog siehe auch Exordialsentenz, Exposition, Rhetorik, Schluss, Topoi [Merkmale: Publikumsbezug, poetologische Reflexion, metatextuell] – bis 10 Verse: B5, B6, B198, B245, B249, B259, B298, B338, B339, B369, B373, B408, B409, Z40, Z59, – über 10 Verse: B11, B48, B204, B208A, B226A, B232A, B234, B239, B246, B263A, B272, B276, B284, B295, B301A, B303, B308, B356, B394, B402aA, B413, B424, B427, B430A, B437, B438, B441, B465A, B477, B479A, B480A, B485(mehrere Prologe), B495, Z17, Z56, Z63A, Z77 Promythion B235 Prosa siehe Metrik

Prostitution / Kuppelei B244D, B305, B351, B406, B446C, Z77, Z82 – Bordell B352 – Dorfdirnen B244D – Kuppelei B302, B406 Psalter siehe auch Bibel, Bibelzitate B98 – des Lobes B485.IVB – wundersame Rötung des Psalters beim Beten B1 Psalterfrauen (Betschwestern) B11 Publikum siehe auch Poetologisches, Publikumsapostrophe B263A, B399A – denen der Sprecher Gutes gönnt B474 – edele herzen B438 – Minnefreunde B42, B438 – weises Publikum B465A, B466.1A Publikumsapostrophe siehe auch Apostrophe, Minnekommunikation B13, B27, B69C, B159, B211, B243, B244D, B249G, B268, B273, B283, B332, B361, B395, B402aA, B418, B428D, B445, B448, B458, B459H, B463, B489, B496, B497H, B503, Z44, Z51C, Z75b, Z76 – Aufforderung –– zur Bestätigung (z.B. nu sprecht alle: amen) B69C, B349, B504, Z44, Z45 –– die Geliebte als Vorbild zu nehmen B4 –– das Rätsel zu lösen Z69 –– für den Sprecher zu beten B26, B295, B485.IIIC, B513.IA –– dem Sprecher Gutes zu wünschen B1, B208E –– mit dem Sprecher mitzufühlen / mitzugehen B440, B483, B512F –– die Streitfrage zu beantworten B398, B407, B513.IIB, Z70, Z71, Z72, Z73 –– zu trinken (Trinkspruch) B368, B440 –– zum Zuhören (Audite-Formel, TaceteFormel, Ich muss Euch was erzählen … etc.) B23, B25, B56, B208A, B215, B226A, B232A, B234, B239, B243, B245, B246, B295, B361, B398, B402aA, B415, B438, B440, B456, B465A, B474, B482, B495, B508, Z30, Z40, Z55, Z76 – Bitte –– ans Publikum um inhaltliche Korrektur/ Verbesserung des Textes B232A

Probleme und Lösungen – Religion –– für das Heil der Geliebten zu bitten B25, B29 –– um Rat B55, B191 –– um Nachsicht, Verzeihung B56, B301A, B427A – Ermahnung B235, B303, B349, B393G, B406, B459H, B509 –– nicht zu stören B324 – Heischeverse B263P –– Trunkheische B351, B387 – Spiel um die Identität der Dame B206 – Wahrheitsbeteuerung B3, B6, B13, B56 Puppe siehe Schönheit der Frau, Spiel, Zelt und Bildregister: Puppe Pyramus siehe Exempelfiguren: weltlich

Quelle / Brunnen siehe auch Locus amoenus B23, B144, B194, B198, B199, B200, B217, B255, B334, B381, B400, B401, B422, B425, B432A, B434, B445, B452, B459B, B460A, B465B, B466.1A, B477, B478A, B514, B522, Z62 – Brunnen mit 20 Rohren B430D, B479E – Brunnen als Treffpunkt für die Geliebten Z56 – goldbeschlagene Quelle B497A – heiße, saure Quelle B29 – kalte Quelle B29, B214, B356, B398, B413, B431D, B462, B470, B482, Z58 – Trinken aus einer Quelle B432B, B497A – vergiftete Quelle B497G

Rache B450C, B458, B460C, B463 Rat siehe auch Lehre B4, B30a, B114, B209, B230, B240, B244D, B255, B322, B336A, B355, B375, B503, B504, B506, B510, Z32, Z60, Z80, Z81 Rätsel B55, B147, B440, B508, Z84 Räume siehe Berg, Burg, Garten, Haus, Hof, Kirche, Kloster, Locus amoenus, Paradies, Quelle, Stadt, Tempel, Wald, Zelt Recht siehe auch Eid, Gefängnis, Marter, Minnegericht, Schuld, Schwören, Strafen, Urkunde, Verbannung – Bürgen für eine Urkunde B235 – deutsches Recht (von Köln bis Wien) B359B – Fachterminologie

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–– appellieren B356 –– Bündnisterminologie B48B –– Charta B14 –– comparieren B356 –– conflictus B111 –– Dekret B266C –– Disputation B427C –– disputieren B356, Z61 –– Fürleger B460G –– Fürsprecher B461 –– hantveste B14, B513.IE –– Kanzlei B513.IIB –– Lehen B464, B489 –– Meineid B14 –– membrân B513.IE –– Rechtsfähigkeit B14 –– Rezess B479D –– Schenkung B14 –– Sekret B266C, B356 –– Siegel B14, B77, B356, B484, B513.IIB, Z28 –– Statut B356 –– Urkunde B14, B235, B513.IE –– widerrufen B356 –– Zeugenschaft B14 – Geld gewinnt Prozesse B450C – Handschlag (Vertragsschluss) B209 – Rechtsbeugung B446C – Rechtsfähigkeit B14 – Urkunden B14, B282 – Vermittlung, Mediation B64 – Verurteilung –– der törichten Bauern B261O –– der Geliebten B464 Reden siehe auch Frauenlob, Klaffer, Minnekommunikation, Poetologie, Schreiben und Lesen und Bildregister: Abspulen, Blatt, Brücke, Pfeil, Schlange, Schlinge, Schmied, Schwert, Stachel – Kritik an unhöfischem Reden B516 – Redefähigkeit B234 – sich versprechen B30aC Refrain siehe Metrik Regen siehe Wetter Reichtum siehe Geld Reim siehe Metrik Reiten / Reiter siehe auch Spaziergang – fliegender Reiter B441 – Passgang/›zelten‹/tölten B479E, B503 Religion siehe Geistliches

322 Sachregister Reliquienkult siehe auch Geistliches – Herz als Reliquienkapsel B512F – Kritik an der Verehrung toter Knochen B1 – Liebesgabe wie Reliquie verehrt B226D Remedia amoris siehe Heilmittel der Minne Resignation siehe Dienst-Lohn-Minne Reue B234B, B347, B349, B375, B377, B448, B457C, B465F/G, B491, B493, B502C – zu späte Reue (›Afterreue‹) B30aB, B217, B402aB, B460B, B500, B502C, B512E, B517 Revocatio B30aC, B296, B410, B418, B513.IIC Rhetorik siehe auch Apostrophe, Poetologie, Publikumsapostrophe, Reden, Schreiben und Lesen, Segen, Stilmittel und Bildregister: Blumenkranz – Fachterminologie –– Disputatio B427C –– Fund, finden (inventio) B276, Z61 –– geblümte Worte/ Rede B116 –– geschmückte Worte B56 –– rhetorica Z30 –– verdeckte Worte B225 – die Rede biegen B415 – rhetorische Fragen B263F, B516, Z32, Z50 Riese siehe auch Zwerg B430F, B464 Ring siehe Geld, Liebesgaben, Magie Rittertum / Ritter siehe auch Bewährung, Dienst-Lohn-Minne, Freigebigkeit, Minnerittertum und Bildregister: Blume – Aufgaben und Rollen des Ritters –– Land und Sippe verteidigen B474 –– Schutz der Armen und Witwen B474, B495 – Kritik am Rittertum B300, B444B, B446C – Ritter vs. Kleriker B497C – Ritter und Knappen / Ritter und Knecht B321, B323, B398, B409, B415, B423, B439B, B495 – Rittertugenden B263, B415, B472, B474 – Ritterromantik B444C Rotulus siehe Beschreibstoffe Rüstung siehe Waffen

Saal siehe Burg Saelde siehe Glück, Personifikationen und Bildregister: Wagen, Weiß

Säftelehre siehe Temperamente Sakralisierung / Minnereligion siehe auch Geistliches, Kloster – ewiges Leben durch die Minne B457D – Gebet zu Frau Minne B290 – hoher Wert der Minne/der Frauen ist von Gott verliehen B262, B263B – Liebestod als Taufe B457B – Minne –– als der andere Gott / Gott der Minne B263P, B302, B332 –– als Martyrium B11, B103, B436J, B513.IIB –– ist gottgewollt B340B, B348, B496 –– kann nur durch Christus gewährt werden B118 – Opfer: sich selbst opfern für die Dame B457B – Parallelisierung von Minne und Religion B436J, B459F, B496, B513.IIB, Z44 – Seelenheil –– für Minne auf Seelenheil verzichten B50 –– Seelenheil gewinnen durch Liebesleid B512C –– Seelenheil gewinnen durch neue Minne B451 –– Seelenheil gewinnen durch Minnedichtung B512H – Tod und Auferstehung in der Liebe B266D – Vergöttlichung der Dame B15, B48J, B276 –– Dame als Gottheit anbeten B15, B100 –– der Dame die Seele anbefehlen B27 Salomon siehe Exempelfiguren: biblisch Samson siehe Exempelfiguren: biblisch Sanftmut siehe auch Bildregister: Kraut B98, Z68 Schach siehe auch Spiel und Bildregister: Schach B4, B246, B431F, B439C – der Bauer (vende) B404 – Matt ansagen B11 – tugendliches Matt B479H Schadenfreude B57 Scham, Schamhaftigkeit siehe auch Körper, Tugenden und Bildregister: Feuer, Gürtel, Kleid, Krone, Rose, Schatz B208B, B223, B266C, B268, B280, B301C, B303, B308, B317, B320, B327, B370, B388, B392C, B426C, B434, B437, B439L, B454, B458, B459F, B482, B487C, Z51C, Z56

Reliquienkult – Schmuck der Frau Schande siehe auch Ehre, Laster, Minneerfüllung und Bildregister: Dach, Pflaster, Pfuhl, Schwarz B229E, B294, B423, B431G/H, B436E, B441, B442, B447, B504 Scheiden siehe Trennung Schein siehe Innen / Außen Scherz siehe Komik, Lachen und Scherzen Schicksal – hartes Schicksal des Ichs B54 – Schicksalsergebenheit B439M, B500, Z73 Schiff B393B, B424 – Damen bauen ein Schiff B393B – Fahrt mit dem Schiff B465D, Z52 – kleines Ruderschiff B465D – Schiff mit blauem Segel B410 – Schiffe mit rotem Segel B424 – Segeln Z52 Schionatulander siehe Exempelfiguren: weltlich Schlacht siehe Kampf Schlaf siehe auch Traum – Dame von Sprecher geweckt B249D, B256 – der Körper schläft das halbe Jahr B48C – die Minne schläft 10 Jahre B454 – Mittagschlaf B249D, B451 – Schlafen gehen am Ende der Minnerede B518 – Schlaflosigkeit siehe Wirkungen der Minne – Sprecher von Dame geweckt B243 – Sprecher/in schläft ein B410, B446A, B451 – Zustand zwischen Schlafen und Wachen B430B Schloss siehe Burg Schluss (einer Minnerede) siehe auch Autornennung, Poetologie, Segen – abrupter Schluss B205, B215, B255, B258, B423, B429, B444E, B508, B518, Z40, Z51D, Z62 – Amen (am Ende oder nach letztem Vers) B15, B23, B24L, B31, B35, B37, B44, B59, B66, B67, B159, B198, B200, B222, B223, B246, B254, B285, B288, B322, B346D, B348, B349, B359F, B387, B394, B405, B407, B408, B415, B431L, B444, B445, B472, B476, B482, B485.IIIC, Z28 –– numquam amen B25 – Epilog B5, B31, B118, B206, B261P, B295, B336G, B387, B393G, B394, B397, B413,

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B428D, B440, B441, B459H, B474, B479H, Z59, – Epimythion B235, B245, B252, B261, B352, B406, B437 – offener Schluss/unentschiedener Ausgang B51, B200, B407, B415, B419, B480, Z73 –– narrativer Rahmen nicht geschlossen B299, B373, B381, B430J, B444, B474, B481E, B508 – Schlussformeln B3, B14, B16, B35, B183, B235, B283, B288, B414, B417E, B425, B437, B438, B474 –– geistliche Schlussformel/Bittformel B15, B31, B52, B62, B71, B159, B226F, B262, B270, B283, B295, B317, B322, B348, B408, B412, B415, B496 –– geistliche Formel parodiert B348 –– Häufung von Schlussformeln B270, Z28 –– poetische Schlussformel B31 –– Schlussformel mitten im Text B34 – Schlusssentenz B53, B262 – Schreiberspruch u.Ä. B1, B31 (?), B229, B243, B301C, B311, B473 Schmeicheln (freundlich sein/heucheln) siehe auch Bildregister: Pflug B235, B249F, B258, B297, B351, B352, B383, B446A, Z38 – Lob des Schmeichelns B402aB Schmerz siehe auch Liebe und Leid und Bildregister: Bleiklotz, Löwe, Pilger B1, B4, B18, B38, B40A, B44, B62, B65, B69C, B70, B152, B200, B208B, B213, B225, B226B, B232B, B259, B339, B402B, B402aB/D, B435, B448, B453, B457A, B459, B462, B463, B465C, B486B, B491, B506, B507, B512G, B513.ID/E/IIB/C, Z8, Z17, Z21, Z36, Z37, Z38, Z51B, Z64, Z65, Z67, Z73, Z81 – Schmerz der Frauen, Schmerz der Männer B458 Schmuck der Frau siehe auch Herrschaftsinsignien – Diadem B436F – Gold, Edelstein, Perlen B464 – Haarband B436G, B449, B522 – Halskette B224 – Kappe: Samtkappe B522 – Kranz B65, B333, B343, B402C, B466.1C –– aus Hagedorn B465E

324 Sachregister – Ohrringe –– aus Gold B466.1C –– aus Perlen B290 – Schmuckstück (Kleinod) B136 – Spange B402aB – Zöpfe B417C, B464 Schnee siehe Wetter Schönheit der Frau siehe auch Hässlichkeit, Körper und Bildregister: Blume, Blüte, Edelstein, Honig, Palmzweig, Pfeil, Rose, Salzfass, Silber, Sirenengesang, Unze B359D, B457A, B503 – Kalokagathia B1, B30aD, B30bD, B208B, B301C, B405, Z51B/C –– die schöne Geliebte muss auch innerlich gut sein B28 – Liebe vor Schönheit B267, B413, B457A –– Frauen, die schön sind wie Puppen (wünscheltocken) B233 –– Geliebte ist nicht die (allgemein) Schönste B30bD – Lob der Geliebten B4, B5, B8, B11, B13, B22, B23, B24, B27, B28, B30a, B33, B34, B36, B59, B76, B125, B159a, B164, B202, B229D, B230B, B232B, B233, B234, B242, B244A, B417B, B423, B429, B430, B431, B435, B457A, B485.IIIA/E, B506, B512A, Z11, Z13, Z17, Z33, Z39a, Z51B, Z81 –– andere Leute loben die Geliebte B30bB – Lob des Geliebten B194 – Schönheit von Gott geschaffen B411 – Schönheit und Tugend B411 – Schönheit vs. Tugend des Geliebten B304, B414 – Schönheit als Ursache höfischer Kultur B411, B413 – Schönheit als Ursache der Minne B123, Z43 – Schönheit des weiblichen Körpers B252 – trügerische, falsche Schönheit B412, B513.IC – Vergänglichkeit der Schönheit B413 – Verlust der Schönheit wegen Untreue B458 – wettergegerbte Haut ist schön B23 Schönheitsbeschreibung siehe auch Körper, Schmuck 1. Länge (immer a capite ad calcem) – ausführlich B2, B3, B5, B6, B27, B33, B34, B40, B68, B150, B185, B208D, B210, B223, B224, B225, B229D, B232D, B242, B244A, B247, B248, B252, B264, B276,

B301C, B333, B343, B430E, B438, B449, B485.IVB, B506, Z17, Z27, Z34, Z51C – kurz B4, B41, B122, B157, B159, B171, B193, B205, B209, B232B, B243, B249D, B253, B256, B258, B334, B413, B453, B466.1C, Z28 2. Besonderheiten – a calce ad capitem B449, B522 – Ablehnung eines solchen Schönheitspreises B1 – ausführliche Fragen nach dem Aussehen einer Dame B205 – Beschreibung äußerer und innerer Merkmale B159 – Formulierung ›vom Scheitel bis zur Sohle‹ und Ähnliches B142, B150, B186, Z28 – Gruß an die einzelnen Körperteile B124, B159, B171, B184a, Z4, Z28 – Klage über das Liebesleid, das die Körperteile verursachen B235 3. Reihenfolge – Augen, Hals, Brust, Beine, Füße, Körper B506 – Augen, Wangen, Haare, Hals, Hände, Finger B171 – Augen, Wangen, Hals, Mund B10 – Augen, Wangen, Mund, Hände, Hals, Arme, ›Stamm‹ B122 – Augen, Wangen, Mund, Zähne, Hals B476B – Augenbrauen, Haare, Kinn, Mund, Wangen B193 – Füße, Hüfte, Hände, Hals, Nacken, Kehle, Kinn, Grübchen, Mund, Zähne, Wangen, Gesicht, Nase, Augen, Augenbrauen, Ohren, Haar B449 – Füße, Schenkel, Hintern, Rücken, Arme, Hände, Finger, Brüste, Hals, Kinn, Grübchen, roter Mund, Zunge, Zähne, Wangen, Augen, Stimme, Haare B522 – Gesicht, Augen, Augenbrauen, Nase, Mund, Wangen, Kinn, Hals, Brüste, Körper, Gang, Scham Z34 – Gesicht, Augen, Augenbrauen, Wangen, Mund, Hals, Arme, Hände, Finger, Brüste, Scham B438 – Gesicht, Augen, Haut, Hals, Kinn, Arme, Hände, Körper, Füße B208D – Gesicht, Augen, Mund, Lachen, Reden,

Schnee – Schönheitsbeschreibung Brust, Hände und Arme, Schenkel, Körper Z27 – Gesicht, Haar, Stirn, Augenbrauen, Augen, Wangen, Nase, Ohren, Mund, Zähne, Kinn, Zunge, Brüste, Arme, Hände, Finger B225 – Haare, Augen, Augenbrauen, Hals, Mund, Wangen, Stimme, Körper, Arme, Hände, Finger B276 – Haare, Augen, Nase, Wangen, Mund, Zähne, Hals, Nacken, Brust, Arme, Finger, Hände, Hüfte B232D – Haare, Augenbrauen, Augen, Wangen, Mund, Nase, Hals, Kinn, Brüste, Arme, Knie, Füße, Taille, Scham Z51C – Haare, Gesicht, Augen, Augenbrauen, Wangen, Mund, Nase, Zähne, Kinn, Hals, Brust(korb), Arme, Hände, Stimme B3 – Haare, Gesicht, Mund, Hals, Brüste, Gestalt B453 – Haare, Kopf, Körper, Scheitel, Hals, Mund, Gesicht, Wimpern, Augen, Mund, Zähne B5 – Haare, Ohren, Augen, Augenbrauen, Stirn, Mund, Wangen, Zähne, Nase, Hals, Brüste, Hüfte, Füße B333 – Haare, Ohren, Augen, Wimpern, Nase, Wangen, Mund, Zähne, Kinn, Kehle, Hände, Finger, Arme, Taille, Beine, Füße B2 – Haare, Scheitel, Stirn, Augenbrauen, Augen, Nase, Wangenknochen, Mund, Zähne, Zunge, Grübchen, Kinn, Hals, Brüste, Arme, Hände, Seiten, Scham, Knie, Kniescheiben, Füße, Fersen B6 – Haare, Stirn, Augen, Augenbrauen, Nase, Ohren, Wangen, Mund, Zähne, Kinn, Hals, Schultern, Brüste, Arme, Hände, Finger, Oberkörper, Taille, Beine und Füße B430E – Haare, Stirn, Augenbrauen, Augen, Nase, Mund, Wangen, Kinn, Grübchen, Hals, Zähne, Brüste, Arme, Hände, Finger, Beine, Füße B40 – Haare, Stirn, Augenbrauen, Augen, Wangen, Mund, Zähne, Grübchen, Halspartie, Brüste, Schultern, Hüfte, Lenden, Nabel, Knie, Beine, Hände, Füße, Finger, Zehen, Nägel B252

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– Haare, Stirn, Kopf, Augenbrauen, Wangen, Nase, Mund, Zähne, Zunge, Hals, Arme, Hände, Finger, Brust, Taille, Beine, Füße B264 – Hals, Kehle, Kinn, Wange, Stimme, Mund, Zähne, Augen B34 – Hals, Zunge, Zähne, Mund, Kinn, Nase, Wangen, Augen, Wimpern, Stirn, bedeckte Locken, Kopf, Hände, Nägel, Finger, Körper, Füße B27 – Hände, Gang, Brüste, Anblick, Mund, Augen, Hals Z28 – Kopf, Kleider, Augenbrauen, Kinn, Haare, Wange, Mund, Zähne, Grübchen, Hals, Arme, Brüste, Hände, Finger, Hüfte, Beine, Füße B33 – Kopftuch, Stirn, Haare, Augenbrauen, Nase, Mund, Nacken, Brüste, Kinn, Zähne, Schultern, Arme, Finger, Hände, Körpergestalt, Hüften (?), Oberschenkel, Beine, Füße B223 – Körper, Augen, Augenbrauen, Stirn, Haare, Ohren, (Mund,) Nase, Wangen, Mund, Hals, Brüste, Körper, Hände, Arme B210 – Kranz auf dem Kopf, Stirn, Augen, Nase, Backen, Mund B343 – Mund, Augen, Augenbrauen, Glieder, Brüste, Taille, Füße B485.IVB – Mund, Augen, Wangen, Kinn Z4 – Mund, Augen, Wangen, Nase, Augenbrauen, Haare, Grübchen, Zunge, Zähne, Hände, Kinn, Arme, Brüste, Lende, Hüfte, Füße B229D – Mund, Kinn, Wangen, Hals, Haar, Hände, Brust, Arm, Körper B4 – Mund, Wangen, Augen B157 – Mund, Wangen, Augen, Hals B159 – Mund, Wangen, Gesicht, Augen, Haar B334 – Mund, Wangen, Haare, Hals, Brüste, Arme, Bauch, Lende, Beine, Füße B150 – Mund, Zähne, Augen, Brüste, Nase, Haar, Kinn, Gliedmaßen B28 – Mund, Zähne, Wangen, Kinn und Hals, Haare, Augenbrauen B248 – Stirn, Augenbrauen, Ohren, Augen, Augenbrauen, Wangen, Zähne, Mund, Hals, Kinn, Stimme, Nacken, Arme, Finger, Körper, Brüste, Füße, Gürtel, Gewand, Gang, aufrechte Haltung B244A

326 Sachregister – Stirn, Haare, Augen, Mund, Hals, Nacken, Körper, Hände, weiterhin ihr Gang und ihre höfische Kleidung B185 – Stirn, Hände, Ellbogen, Hals, Brüste, Hüfte, Beine, Füße B243 – Wangen, Grübchen, Hals, Arme, Hände, Finger, Hüften, Kleider, Füße / Wangen, Augen, Locken, Mund, Zähne, Kinn, Hals B68 – Wangen, Mund, Arme, Gestalt, Hände, Beine, Füße Z17, – Wangen, Mund, Hals, Augenbrauen, Augen B413 Schöpfung siehe auch Geistliches, Heilsgeschichte, Paradies, Sündenfall B15, B441, B496 – Frau aus Rippe des Mannes B30aF, B30bE, B37, B262, B272, B349, B459F, B485.IIIB –– und Mann nur aus Lehm B30aF, B30bE – Gottesebenbildlichkeit B485Prolog – Jungfrau schon vor der Schöpfung B416 – Schöpfung der Welt vor 5000 Jahren B431J Schreiben und Lesen siehe auch Beschreibstoffe, Bildung, Brief, Fachterminologie, Fremdsprachen, Gattungen, Ich-Rolle, Inschrift, Liebesbrief, Magie, Psalter, Reden, Rhetorik, Singen, Textbausteine, Überlieferung, Urkunde und Bildregister: Herz – ›Abschreiben‹ (herausstreichen aus einer Liste ›Schabab‹) B34, B42, B424, B513.IE –– aus dem Buch der Liebe B40 – Aufschreiben (intradiegetisch) –– einer ABC-Auslegung B481D –– in das Buch der Elenden B486C –– in das Buch der Liebe B460G –– in eine Chronik B465G –– des Erlebten B425, B443, B446E, B486C –– einer Jenseitsvision B479E –– einer Klage Z66 –– der Minneregeln B426C –– einer Musterwerbung B428B –– des eigenen Namens Z7 –– Regeln der Minne muss man nicht aufschreiben B336B –– eines Urteils vom Minnegericht B484 – Buch/Bücher –– deutschsprachig B261 –– der Elenden B486C

–– der Frau Venus/Minne B425, B429, B459F, B460G –– des Herzens B444C –– der Liebenden B459F, B465F –– der Pfaffen B2b –– Koran B466.2A –– kostbar geschmückt B441 –– über Frauen B2b –– über Liebe B269, B302, B339, B427C –– über die neue Liebe B441, B451 –– über Ritterschaft B30aC, B474 –– Zauberbuch B441 – Buchstaben der Lehre befolgen B102 – Diktat B481D – Einschreiben ins Zentrum des Denkens B496 – Einschreiben ins Herz siehe Reg. I – Glossen/glossieren B513.IIB –– mit Text und Glosse B441 – Lesen –– Aufforderung zu wiederholtem Lesen B348 –– Geliebte soll die Rede lesen B229F –– gemeinsame Lektüre von Liebesliteratur B480C –– Lernen durch Lesen in Büchern seit der Kindheit B30aC –– Leseanweisung B159a –– Lesefähigkeit B476B –– Lesen deutscher Texte B439C –– mehrfaches Lesen B478D, B485.IIIA –– Minne liest in Büchern B454 –– Rezeption durch Sehen, Hören oder Lesen B118 – Schreiben –– mit Blut B441, B466.1B –– in ein Buch B451 –– als Dienst B69C, B364 –– auf Drängen und Bitten anderer Z77 –– einer Initiale B343 –– leichter als Sprechen (in der Minnekommunikation) B122 –– einer Minnerede auf dem Krankenbett B482 –– einer Musterwerbung B428B –– einer Urkunde B513.IE –– als Veröffentlichen B270, B302, B364 – Schreiber B339, B350, B465G –– von Briefen –– am Gericht B466.2B

Schöpfung – Segen –– einer Minnerede B320 –– Minne als Schreiberin B65, B513.IIB –– Sterne als Schreiber B175, B186 – Schreibfeder B451 – Tinte, verschiedene Tintenfarben B1, B176, Z17 – Unschreibbarkeitstopos siehe Topoi – Vorlesen / Lesen / Vortrag –– eines Briefes B433B, B460F –– von Büchern B34, B69C –– deutschsprachiger Bücher B261 –– durch Diener B193 –– von Minnereden B479, B485.VD –– Tischlesung (aus einem Buch der Verführungskunst und des Liebesleids) B440 –– Vorlesung B513.IIC – Zettel/Schriftstück B65, B426C/E, B465C/G, B466.2B, B486C, B513.IE, Z64 – Zuschreiben, ›Anschreiben‹ in eine Gruppe etc. B42, B486C Schreibsprache – Mittelrheinisch B64, B362, B364, B408, B410, B443, B444, B467, B468, B469, B477, B480, B481, B483, B484, B496 – Niederdeutsch B277, B322, B336, B339, B348, B371, B389, B401, B433, B436, B457, B498, B510, Z17, Z29, Z32, Z42, Z49, Z66, Z76 – Niederländisch B54, B72, B77, B78, B79, B80, B81, B82, B152, B218, B222, B273, B278, B280, B289, B316, B327, B328, B336, B341, B343, B344, B345, B346, B357, B365, B367, B369, B370, B384, B388, B393, B396, B397, B443, B489, B495, B509, B511, Z5, Z37, Z46, Z54, Z55, Z56, Z57, Z69, Z70, Z71, Z72, Z73, Z74 – Niederländisch-deutsche Mischsprache B9, B10, B17, B18, B19, B20, B21, B47, B58, B255, B279, B299, B321, B345, B369, B388, B478, Z39, Z40, Z68 – Nordrheinfränkisch B480, B481 – Ripuarisch B239, B255, B269, B304, B314, B342, B358, B381, B395, B423, B470, B480, B483, B484, B497, B507, B508, B515, B516, B518, Z38, Z52, Z53, Z67 – Textzeugen in unterschiedlicher Schreibsprache B433 Schreien B55, B208B

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Schrift siehe Schreiben und Lesen Schüchternheit siehe Bildregister: Beichte, Hagedorn B11, B224, B255, B475, Z38 Schule – Minneschule B444C, B481B –– im Venusberg B432B/F – Schüler B232B Schwangerschaft B351 Schweigen siehe Verschwiegenheit, Verstummen Schwertleite siehe auch Waffen – Segnung von Schwert etc. B474 Sechs siehe Zahlen Segen – Abschiedssegen B214, B217, B231, B372, B405, B425, B427C, B435, B451, B460H, B472, B476D, B477, B512G, Z40 – Segenswunsch B51, B352 –– für alle B288, B322, B349, B354, B407, B414, B492, Z81 –– für alle Ehrliebenden B450E –– für alle Frauen B275, B402aA, B463, Z57 –– für alle wahren Liebenden B227, B303, B418 –– für ein anderes Liebespaar B66 –– für die eigene Liebesbeziehung B118, B196, B335 –– für die Geliebte / an sie gerichtet B4, B23, B24L, B26, B27, B28, B29, B30aG, B30bC, B31, B35, B42, B52, B62, B71, B76, B78, B80, B96, B98, B99, B100, B101, B104, B106, B109, B110, B112, B115, B116, B117, B125, B126, B146, B147, B148, B149, B150, B151, B153, B156, B157, B159, B174, B175, B180, B183, B185, B208E, B213, B259, B260, B330, B346D, B357, B404, B433C, B453, B456, B486A, B506, Z6, Z12, Z21, Z42, Z84 –– für die Geliebte und sich selbst B67, Z7, Z27, Z29 –– für den Geliebten B44, B46, Z23, Z42, Z73 –– für den/die Gesprächspartner/in B197, B218, B224, B500, B518 –– für das Glück B231 –– das Haus segnen B341 –– ironisch / scherzhafter Segenswunsch B310, Z14 –– für den Kaiser B229F

328 Sachregister –– für die Minnefreunde B82 –– für die Personifikationen B463 –– für den/die Sprecher/in B160, B217, B373, B382, B402E, B435, B462 –– für den Verstorbenen B474, Z55 Sehen siehe Blick, Innen, Personifikationen Sehnsucht / Verlangen siehe auch Begehren und Bildregister: Adler, Einhorn, Feuer, Fisch, Gefangenschaft, Hopfen, Krank, Krankheit, Löwe, Netz, Pelikan, Phönix, Pilger, Rost, Salamander, Schlaf, Strauß, Strick, Turteltaube B16, B17, B46, B61, B65, B100, B199, B208A, B231, B250, B336C, B347, B399C, B400, B402aD, B427C, B512A/D, Z10, Z11, Z12, Z82 – Sehnsuchtskrankheit B30bB – Verlangen und Lust vergrößern sich durch Beschränkung B497E Selbstbeherrschung siehe Maße Selbsterkenntnis siehe Identität Selbstmord siehe Gewalt Sexualität siehe auch Begehren, Derbheiten, Gewalt, Prostitution, Sexualmetaphorik, Umarmung, Zärtlichkeit und Bildregister: Ast, Brühe und Fleisch, Puppe, Rabe – Entjungferung B274, B395 – sexuelles Begehren / körperliche Lust B30aE, B37, B40, B208A, B217, B247, B252, B256, B351, B353, B354, B359E, B411, B412, B417B, B441, Z44, Z45, Z78 –– Mann und Frau begehren anderes Z83 –– Sprecher begehrt jede Frau B11, B407 – sexuelle Erfüllung / körperliche Liebe B4, B23, B47, B159a, B215, B248, B261, B290, B338, B349, B354, B429, B430E, B438, B441, Z78 –– als größte Freude B277 –– bewahrt vor Hölle B277 –– danach kein Interesse mehr an der Frau B395 –– Warnung: nicht unter der Gürtellinie lieben B487C – Verführung –– Verführungskunst B351, B406, Z32, Z77 Sexualmetaphorik siehe auch Bildregister: Brühe und Fleisch 1. Geschlechtsakt – Appenzeller tanzen B11

– Blumen auf die Heide machen B302 – Fechten B246 – Finken singen B243 – Fleisch B242, B406 – Klosterminne Z44 – Messe singen B246 – Minnekampf B354 – Reiten B23 – auf die Schinken kehren B243 – Schleifen B353 – Stoßen B245 –– das Gestöß B11 –– arsch nöppen B243 – Untergang (?) B11 – wetzen B353 – Würfelspiel B246 – Zapfen schieben B245 – auf das Ziel schießen B353 2. männliches Geschlechtsteil – aufgerichteter Speer B23 – drittes Bein B351 – ebenalt (der Gleichaltrige) B353 – Schwanz B430G – Schwert B246 – Spiegel ventris tui Z45 – Spindel B23 – Wetzstein B353 – Zapfen B245 3. weibliches Geschlechtsteil – Kleinod B252 – kunter B349 – Saal der Minne B438 – Saal, in dem das Büschel der Minne steht B354 – freudenreiches Tal B438 – die Törin B353 – die zwischen pain B353 4. Weiteres – Entjungferung: Blume der Ehre fällen B274 – Potenz: den Text und die Glosse kennen B246 – sexuelle Lust: Nabelsucht B353 – Umarmung: Gürtel des Mannes B124 Sieben siehe Zahlen Sigune siehe Exempelfiguren: weltlich Singen siehe auch Dienst-Lohn-Minne, Frau, Gattungen, Musik, Schreiben und Lesen B21, B204, B439C, B440

Sehen – Spott – Dame singt beim Waschen B371 – Damen singen in Gesellschaft B230E, B294, B425, B430F, B435 – Damen singen ein neues Hoflied B356 – Kreuzlied singen B466.2A – krumme Lieder singen B472 – Mann singt –– für sich alleine in der Nacht B66 –– mit Damen B230E –– ein Lied B511 –– eine Liedstrophe B397 – Sänger/Spielleute B344, Z56 – singen, sagen, lesen u.ä. B4, B14, B48C, B198, B261, B267, B276, B356, B397, B405, B513.IIB – Vorsingen –– eines Lieds B299, B402C –– von Tageliedern B261, Z64 – Wächterlied Z64 – Werbung mit Gesang B30aE, B30bB Sinne, fünf B29, B308, B485.IC, B486A, Z35, Z67 Skatologisches siehe Derbheiten Sommer siehe Jahreskreis Sorge siehe auch Ehe, Eifersucht und Bildregister: Kammer, Schnee, Straße B441, B464 Spaziergang siehe auch Wallfahrt – doppelte Spaziergangseinleitung B469 – Jagdeingang –– Ausritt/Aufbruch zur Jagd B230A, B389, B480B, B500, B505, B506, B508, B512B, B513.IB, Z62 –– misslungene Jagd B205, B224, B421, B461 – Kombination Spaziergang und Traum B258, B389, B410, B423, B427B, B448, B522 – Reise in die Fremde B487A – Spaziergang vs. Reiten B356, B486B, B513.ID – Spaziergangseinleitung (zu Fuß) –– in die freie Natur B65, B197, B199, B200, B201, B202, B207, B208B, B209, B214, B215, B217, B218, B226B, B238, B246, B249, B258, B338, B344, B356, B359A, B363, B367, B368, B373, B381, B382, B393B, B398, B400, B401, B402B, B403, B407, B413, B418, B422, B423, B425, B427B, B428A, B432A, B434, B437, B439A, B443, B445, B446A, B448, B449,

329

B451, B452, B453, B456, B458, B459B, B460A, B462, B463, B464, B465B, B466.1A, B469, B473, B475, B477, B482, B485.IA/IVB/VD, B493, B499, B503, B509, B510, B514, Z80 –– in einen Garten B260 –– misslungene Jagd zu Fuß B363 –– durch die Stadt B404, B406, B415, Z65 –– bei Unwetter B410, Z58 – Spazierritt als Einleitung (zu Pferd) B66, B198, B216, B224, B334, B384, B405, B421, B424, B426A, B435, B436A, B455, B461, B476A, B478A, B480B, B481A, B522, Z42, Z52 –– Ausritt zu einer Geselligkeit B204, B405 – Sprecher/in verirrt sich B66, B198, B200, B224, B435, B446A, B451, B453, B455, B458, B459B, B462, B486B, Z62 – verkehrte Spaziergangseinleitung (Geliebte kommt zu Sprecher) B241B Spazierritt siehe Spaziergang Sperber siehe Vögel Spiegel siehe auch Magie B61, B223, B290, B439G, B465D, B485.IC – Buch als Spiegel (speculum) B465F – Spiegelbild im Wasser B194, B199 Spiel / Spielen siehe auch Schach – Aufzählung verschiedener Gesellschaftsspiele B431F, B439C – Ball B503 – Brettspiele B439C – Fechten B439C – geteiltes Spiel (jeu parti) / ungeteiltes Spiel B48J, B324, B417B – Halmziehen / Halmorakel B249G, B439C – Kartenspiel B241C – Kegeln B439C – mit Puppen spielen B503 – Spiel als Laster B209, B317 – Tauziehen B439C – Würfelspiel B246, B249F, B405 Spott siehe auch Ehre und Bildregister: Blech – Aufforderung zur Verspottung B294, B350 – Dame beschimpft den Werber B56, B244B – Spott B450A, B466.1B, Z69 –– der Geliebten über den Liebenden B56, B99, B197, B199, B210, B234, B236, B241B, B245, B246, B457C, B458b, B459C/E, B486B, Z39, Z42

330 Sachregister –– der Gesellschaft über den verleumdeten Liebenden B56, B60 –– der Gesellschaft über den/die beständig Liebende(n) B204, B442, Z55 –– der Gesellschaft über den untreuen Mann B294 –– der Gesprächspartnerin über die Frau B217, B405, B414 –– des Gesprächspartners über den Sprecher B205, B466.1B, B512E, B513.IIA –– eines Jungen über einen Alten B345 –– der Männer über Frauen B402aB –– über alte Weiber B15 –– des Zwergen über den Sprecher B465D Sprachartistik – Sprachspiele und Wortschöpfungen B485. IIIE/IVB – Wortspiele B272, B485.IIIE Sprache siehe auch Fachterminologie, Fremdsprachen, Schreiben und Lesen, Schreibsprache – Sprachkritik: trügerische Natur der Worte B197 Sprichwörter siehe auch Reg. I – Ambivalenz eines Sprichworts B100 – antithetische Sprichwörter B24 – Handeln gegen das Sprichwort B171 – Reihe von Spruchweisheiten B73 Spruchdichtung siehe Gattungen Stadt siehe auch Haus B257B, B351, B352, B365, B385, B406, B414 – alte Stadt B441 – Fastnacht in der Stadt B257 – Gasse in einer Stadt B404, B406 – Stadt der neuen Liebe B441 – Stadt als Ort des Minnediskurses B269, B339, B385 – Stadttore B441 Stand / Ordo siehe auch Adel, Bürger, Bauern, Ehe, Handwerker, Kaufleute, Kleriker – Aufzählung / Ständerevue B232B, B277, B295, B411, B412, B416, B439C, B446C, B469 – vom Kaiser bis zum Hirten B512A – Knappen vs. Ritter B261 – Laien und Pfaffen B270, B295, B409, B512A Stand und Liebe – Aufforderung zur standesgemäßen Liebe B51, B241B, B242, B427C – ein Bürger und eine Adlige B414

– Dame von höherem Stand als Werbender B51, B70, B209, B352 – Minne betrifft alle Stände B443, B447, B512A – ungleicher Stand –– der Ehepartner B252 –– der Liebenden B66 – unterschiedliche Liebesbriefe für unterschiedliche Stände B148–151 Stern siehe auch Astronomie, Planeten und Bildregister: Stern – Morgenstern Z64 – Stern der Venus B197, B427B Stichische Dialoge siehe Metrik Stilistik – dunkler Stil B272, B290 Stilmittel siehe Adynaton, Akrostichon, Amplificatio, Ananym, Anapher, Apostrophe, Aufzählungen, Chiasmus, Descriptio, Figura etymologica, Hyperbolik, Paradoxe, Paronomasie, Rhetorik, Sprachartistik, Wiederholungen, Zwillingsformeln Stimme siehe auch Schönheitsbeschreibung, Singen – schwache Stimme B255 – Stimme des Boten B430B – Stimme einer Frau / der Geliebten B5, B208C, B402C, B480C – Stimme des Geliebten B46 – Stimme(n) im Wald B205, B398, B459C, B476B, B485.VD Strafe siehe auch Gefängnis, Klaffer – Formen der Strafe: siehe auch Gefängnis –– Abhacken von Fingern, Hand oder Fuß B436J, B460G –– Ausstechen der Augen B504 –– Blenden B59, B436J –– Brandmal unterhalb der Augen B460G –– Ertränken B294 –– Hängen/Erhängen B294, B302, B436J, B466.2B –– Höllenpein für Unmoral B406 –– Kerkerstrafe B440, Z63D –– Lähmen B59 –– Mund stopfen B59 –– nackt in den Wald B459C, B462 –– Schandstrafe: Schneckenkorb um den Hals B460G –– Schmerzen Z63C

Sprachartistik – Tanz –– Spiegelstrafe B460G –– Steinigen B402aB –– Stich in die Augen B436J –– Todesstrafe B295, B459C, B465G, B466.3A, B483, Z63C –– Verbannen B459C, B462, B483 –– Verbrennen auf dem Scheiterhaufen B402aB –– Verglühen B416 –– verkehrt auf einem Esel reiten B466.2A –– Würgen B436J –– Zunge herausschneiden B302 – Strafe –– für Erschießen/Raub eines Hirsches B230 –– für Hartherzigkeit B459C, B462, B464, B479, B485.VB –– für heimliches Treffen B418 –– für Homosexualität B402aB –– für Prahlerei B302 –– für Unbeständigkeit/Untreue B294, B460G, B486D, B504, Z63C –– für Wahl des falschen Geliebten B414, B483 –– für Zertreten der Blumen B434 – Werkzeuge der Strafe / Marterwerkzeuge –– Dornensitz B479E –– Geißel B464 –– Pfeil und Bogen B464 –– Rute B414, B464 Streitgespräch siehe auch S. 20 – Amor und Vernunft B496 – Körper vs. Herz B425 – Streitgespräch mit dem Herzen B229B – Streitgespräch als Teil einer Minnerede B208C, B210, B239, B243, B263A, B408, B439E/I, B450A, B502B, B504 Strophen siehe Metrik Stundengebet siehe Gebete Sünde siehe auch Beichte – ausstehende Sanktionierung eines Verhältnisses B252 – Behauptung, Minne sei Sünde B285 – Bitte um Vergebung der (Minne)Sünden B69C, Z63D – Erbsünde B69C, B266B – Liebesleid kann zu Sünde führen B513.IE – Minne ist Sünde B204, B340B –– ist Sünde und Buße zugleich B513.IIC – sieben Todsünden B308

331

– Verehrung eines schönen Geschöpfes Gottes (Dame) ist keine Sünde B206 Sündenfall siehe auch Geistliches, Schöpfung B222, B226A, B327, B332, B349, B436H, B485.IVB, B496 Symptome der Minne siehe Wirkungen der Minne

Tafel siehe Beschreibstoffe Tafelrunde B65, B209, B222, B341, B396, B427C – Fortsetzung der Tafelrunde am Hof von Frau Minne B427B Tagelied siehe auch Gattungen – Tagelied-Situation B30aF, B30bC, B259, B261, Z64 Tageszeiten siehe auch Datumsangaben, Wochentage, Zeit, Zeiträume – Abend B197, B458, Z59 –– Sonnenuntergang B208D, B472 –– später Abend B297, B432A –– Abendessen B414, B471G, B479F – Mittag – Morgen B143, B201, B209, B213, B246, B250, B338, B359A, B367, B398, B409, B410, B425, B431D, B442, B459B, B460A, B461, B463, B469, B473, B476A, B478A, B498, B513.IB, Z62, Z80 –– früher Morgen B202, B227, B241A, B261, B344, B404, B423, B430B, B434, B443, B455, B456, B462, B464, B510 –– Morgengrauen B35, Z64 – Nacht B40, B66, B161, B252, B253, B259, B261, B351, B384, B404, B446A, B471H, B477, B478A, B506, Z78 –– dritthalb Nacht B432F –– Gute-Nacht-Gruß B31, B82, B146, B148, B150, B153, B183, B193, B217, Z7, Z17, Z24 –– Nachtgänge (nächtlicher Gang zur Geliebten) B23, B239, B414 –– nächtliche Begegnungen B457A –– nachts wach liegen, nächtliche Sehnsucht B115, B161 Tanz B3, B48B, B129, B197, B198, B204, B257, B299, B399B, B402aB, B405, B425, B427D, B439C, B440, B449, B451, B466.3B.4B, B469, B476C, B497F, Z34

332 Sachregister – Begegnung beim Tanz B197, B242, B246, B257, B399E – Klage über verschwundenen Tanz B476C – Kritik an der Wertschätzung des Tanzes B449, B451, B472 – Maitanz Z85 – Reien tanzen, Reigen B23, B27, B31, B396, B431F – Rinze-Ranz B246, Z34 – Tanzen bis in den Morgen B399E – Tanzen an der Quelle B23 – Tanzen und Springen –– vor Freude Z61 –– auf lombardische, französische und deutsche Weise B479 – wildes Tanzen B472 Tapferkeit (Mannheit) siehe auch Tugenden und Bildregister: Türkis B199, B396, B403, B444, Z68, Z72 Tempel siehe auch Geistliches B2b, B441, B485.IB Temperamente – Choleriker B346C, B392D – Komplexion B276, B417C, Z43 –– vier Komplexionen B4, B346C, B370, B392D – Melancholiker B346C, B392D –– melancholisch B400, B423, B445, B480A – Phlegmatiker B346C, B392D – Sanguiniker B346C, B427B –– als das beste Temperament B392D Teufel siehe auch Geistliches, Klaffer B430H, B449, B504 – Alte Kupplerin als Teufelsbote B352 – Lastpersonifikationen als Nachkommen Satans B465C – Schutz der Verstorbenen vor den Teufeln B37 – Teufel oder Antichrist (Endechrist) ist einerlei B415 – Teufel als Zerstörer (von Freude) B263K, B282 Textbausteine / Versatzstücke siehe auch Überlieferung: Besonderheiten B146, B148, B149, B154, B158, B159a, B178–180, B239+B243+B244+B264, B449, Z20, Z21 – einzelne Reden zu einem Text zusammengefasst B408

– Minnerede aus Material einer anderen Minnerede zusammengesetzt B56+B241 – Minnerede als Florilegium B118 – Minnerede als Vorlage einer Minnerede B364 – Textblöcke anders zusammengesetzt B52, B262b Textpraxis / Textrezeption siehe Inschriften, Schreiben und Lesen, Singen Theologie B392C, Z14 Thron siehe Herrschaftsinsignien und Bildregister: Thron Tiere siehe auch Buch der Natur, Jagd, Vögel und Bildregister – Affe B427B, B435 –– Affe von Heidelberg B245 – Bär B224, B459B, B477 –– riesiger Bär, der ein Pferd reißt B430C – Dachs B510 – Drache B477 – Eichhörnchen B224 – Einhorn B400, B425, B435, B466.2A – Elefant B65 – Esel B394, Z34 – Fledermaus B144 – Fuchs B224, B510, Z57 –– der Fuchs von Österreich (?) B303 – Gabilun B512C – Gemse B437 – Hase B224, B461, B510 – Hermelin B497F – Hirsch B224, B435, B441, B459B, B493, B504, B505, B506, B509, B510, Z57 –– Brunftgeschrei B441 –– Hirschkeule B472 – Hund siehe auch Canifizierung –– hässlicher Hund B241B –– Hund mit Glöckchen am Halsband B462 –– Jagdhund (Bracke) B53, B363, B440, B462 –– kleiner Hund / Schoßhund B198, B290 –– Vogelhund B461 –– Wachhund B261 –– weinender Hund B502A –– Windhund B461, B506 – Kalb B245 – Katze B53, Z34 – Kröte B479E – Läuse Z59

Tapferkeit – Topoi – Leopard B435 – Löwe B435, B477 – Marder B53 – Maulesel B466.2A/4A – Minne der Tiere B496 – Pfau Z34 – Pferd B200, B428C, B433B –– entlaufenes Pferd B479E –– fliegendes Pferd B441 –– lahmendes Pferd B399E –– Pferd kann Kloster in einem Jahr nicht umringen B439C –– schwarzes Pferd B426B –– Verlust beider Pferde B430C –– weißes Pferd B459D – Reh B224, B510 – Schaf Z74 – Schlange B479E – Schnecke B431A –– Schneckenkorb B460G – Schwein B241B – Steinbock B435 – Ungeziefer Z59 – Vogelhund B440 – Wildschwein B224, B430C, B431A, B510 – wilde Tiere B402B, B440 –– die umhertollen B434 –– die paarweise zusammenleben B469 – Windhund B440, B479E – Wolf B53, B431A, B513.IC, Z57 – Wurm B431A Tinte siehe Schreiben und Lesen Titelnennung – Titel der Minnerede im Text genannt B1, B6, B52, B214, B220, B223, B224, B232, B257E, B301A, B336G, B346, B354, B358, B386E, B387, B400, B402aD, B403, B408, B418, B422, B426E, B428C, B430J, B449, B474, B485.IVB, B486, B497H Tod siehe auch Gewalt, Liebe und Leid, Strafen, Trauer und Bildregister: Tod B316 – Angst vor dem Tod Z73 – Beerdigung/Begräbnis B475, B476C –– Verehrung einer Toten an der Bahre B476C – Beschreibung des Todes –– Erbleichen B37 –– von Würmern zerfressen B37

333

– bis zum Tod –– Bosheit bis zum Tod B404 –– Dichten bis zum Tod B263M –– Herrendienst bis zum Tod B482 –– Klage um Frau Minne bis zum eigenen Tod B422 –– Liebe bis zum Tod B4, B12, B14, B34, B36, B42, B51, B63, B67, B71, B103, B107, B159, B182, B188, B197, B199, B205, B220, B233, B266B, B276, B303, B304, B436J, B451, B458, B459F, B506, B512H, B513.IIC –– Minnedienst bis zum Tod B11, B402aD – gerechter und unrechter Tod B340B – Grab B37 – lieber sterben als länger leiden B462 – lieber sterben als untreu werden B460F – Opfertod B457C – Scheintod B454 – Tod aus Freude B210, B485.IVB – Tod der Geliebten B37, B69C, B215, B226E, B428C, Z62 –– grausame Tötung durch Greif B400 – Tod des Geliebten Z55 – Tod (real!) aus Liebesleid B400, B450A – Tod im Minnedienst B340B, B341 – Tod im Minneturnier B341, B474 – Tod des Sohnes B400 – Tod des Sprechers, hypothetischer B457C – Todesbereitschaft (für die Geliebte sterben) Z17 – Todessehnsucht, Todeswunsch B24G, B26, B27, B35, B65, B115, B188, B200, B336C, B460B, B463, B476C, B486B, B500, B512C, B513.IIA/D – Tod der Frau Minne B422 – Tod der Frauen B37 – Totengedenken, Jahrzeit B239, B457C Topoi siehe auch Jahreszeitentopos, Locus amoenus, Malerei, Rhetorik, Schönheitsbeschreibung, Zeitklage – Bescheidenheitstopos / Unfähigkeitsbeteuerung B1, B2, B6, B27, B65, B97, B102, B116, B187, B249A, B263D/L/P, B269, B272, B273, B276, B284, B295, B301A, B303, B327, B339, B349, B356, B359F, B382, B395, B402D, B402aB, B409, B413, B417E, B427A, B428D, B438, B453, B459B/F, B464, B471C/N, B479H, B480D, B482, B485.II/IIIC/IVB/ VD, B505, B512A/H, Z7, Z56, Z77 –– Bitte um Korrektur B441

334 Sachregister – Brevitastopos B1, B208E, B214, B238, B301B, B425, B427B, B471I, B485.IIIC/ IVB, B496, Z17 – Captatio benevolentiae B198, B232A, B239, B263P, B466.1A, Z17 – Inspirationsbitte B7, B232A, B430A, B485.IIB/VD – Kaisertopos B15, B23, B27, B36, B51, B56, B65, B69A, B82, B187, B200, B201, B202, B208B, B210, B227, B230F, B233, B235, B243, B244B, B253, B258, B266B, B269, B271, B335, B340C, B345, B358, B402C, B418, B430H, B431H, B463, B466.1B, B485.VD, B497D, B512A, B513.ID, B522, Z42, Z43 –– Kaiserintopos B229A, B336D/E, B399E –– die Minne der Dame erstrebenswerter als Reichtum B177 –– selbst als Königsgleicher wäre er ihrer nicht würdig B165 – Puer senex B263E – Überbietungstopos B27, B69A, B394, B457A, B512A, Z17, Z25, Z31, Z34, Z37, Z51C – Unsagbarkeitstopos B5, B10, B34, B37, B53, B69A, B71, B119, B122, B143, B149, B157, B164, B174, B175, B186, B198, B199, B202, B205, B208E, B210, B224, B225, B232B, B244A, B248, B250, B263D/L/M, B267, B270, B283, B359A, B369, B393B, B402aD, B423, B428A, B438, B443, B451, B478A, B485.IVB, B486A, B496, B512A, B513.IIC, Z7, Z33, Z57 –– man kann es nicht ›voll-loben‹ B30aF, B37, B80, B481B –– ›Unschreibbarkeitstopos‹ (man kann es nicht ›voll-schreiben‹) B19, B30aF, B30bF, B111, B174, B175, B277, B295, B317, B336C, B460B, B512A Toppelstain siehe Kleidung Torheit / Toren / Narren, siehe auch Exempelfiguren, Wirkungen der Minne und Bildregister: Baby, Fischen, Kamel Z39a – Frauen, die mit Narren Umgang pflegen B356 – Narr B404, B465D – Narr sein, um Liebesleid zu überwinden B24D

– Narrenkappe B430G – Toren haben keine menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, leben wie Tiere B263K – Toren können nicht minnen B485.IIIB – Toren werden manchmal wegen ihrer körperlichen Schönheit geliebt B222 – Sprecher wird als Tor beschimpft B243 Trauer / Kummer siehe auch Liebe und Leid, Tod und Bildregister: Glut, Pappel, Schwarz B25, B35, B263K, B299, B402aB, B439D, B445, B499 – Trauer aufgrund von Trennung B26, B65, B491 – Trauer bei ›Abreise‹ der Dame B15 – Trauer um einen Verstorbenen B69C, B472, B474, B475, B476B/C, B477 – Treue führt zu Kummer B24 – wegen möglicher Enttäuschung drohende Trauer B27 Traum / Vision siehe auch S. 20 – ausführlich geschilderte Träume (Einschlafen – Träumen – Erwachen) –– nachts/morgens im Bett B33, B202, B210, B219, B247, B248, B249, B250, B252, B253, B389, B423, B427, B442, B448 –– tagsüber im Freien B251, B258, B486B, B522 –– nachts im Freien B430D-I – Formen des Erwachens –– Decke rutscht vom Bett B248 –– Decke wegziehen B202 –– Erwachen im Dunkeln B202 –– Erwachen wegen körperlicher Erregung B210, B251 –– Erwachen wegen Stolpern des Pferdes B389 –– Schläge B202 –– unfreiwilliges Gewecktwerden B202, B223, B247, B249H, B427E, B442 –– vom krähenden Hahn geweckt B430J –– vom Messläuten geweckt B223 – Frau träumt von ihrem Geliebten, der sie verlässt B219 – Inkonsistente Wiedergabe eines Traumes B33 – Tagtraum (sich verdenken) B255 – Traum als einzelnes Motiv (Erwähnung von Träumen) –– in der Einleitung (handlungsauslösend) B201, B220, B257, B409, B440, B478A

Toppelstain – Tugendlehre –– innerhalb der Rede B30bE, B33, B45, B48C, B69A, B425, B479C, B486B – Traumdeutung B70 – Traumtheorie (Träume sind bedeutsam, sind unwahr, betrügen usw.) B48C, B219, B448 – Vision / Einbildung B4, B336C, B397 – ›visionäre‹ Rede über das Wesen der Minne B284 Trennung (Getrenntsein der Liebenden) siehe auch Liebe und Leid und Bildregister: Kraut – Differenzierung zwischen ›Meiden‹ und ›Scheiden‹ B207 – Geliebte erscheint nicht zum verabredeten Treffen B257D – Liebe überwindet Trennung B347 – ›Meiden‹ B24, B26, B31, B45, B46, B49, B66, B68, B71, B73, B77, B82, B102, B104, B161, B182, B189, B190, B196, B213, B233, B259, B261, B402C, B424, B482, Z13, Z32, Z37 – ›Scheiden‹ B35, B38, B44, B47, B55, B62, B65, B160, B199, B207, B237, B259, B336C, Z9, Z73, Z84 – Trennung der Liebenden B4, B26, B31, B44, B132, B159a, B169, B170, B171, Z10, Z51D, Z55 – weite Entfernung zwischen den Liebenden B47, B347, Z55 Treue siehe auch Beständigkeit und Bildregister: Bach, Blume, Burggraben, Burgvogt, Diamant, Dreschflegel, Fahne, Kanzlei, Krone, Marmor, Maßholder, Rot, Schild, Schwarz, Stamm, Stern, Strick, Turteltaube, Vormund, Weiß B12, B51, B62, B65, B71, B74, B102, B196, B207, B208C, B209, B210, B225, B252, B258, B289, B290, B291, B301B, B303, B336D, B338, B340B, B341, B342, B357, B358, B370, B386D, B399, B402aB, B403, B406, B407, B408, B426C, B432, B433C, B437, B441, B447, B462, B465C, B473, B474, B493, B503, B512, B513, B515 – Beschreibung einer erfüllten treuen Liebe B290 – Frauentreue größer als Männertreue B410 – Lob der Treue des Geliebten B44 – Mühsal, die die Treue zu einer Frau verursacht B356a – Treue führt zu Kummer B24C

335

– Treue trotz Unbeständigkeit der Dame B12 – Treueversicherung / Exklusivitätsversicherung B15, B18, B23, B28, B30aE/G, B30bB/F, B36, B47, B50, B65, B66, B73, B96, B98, B113, B120, B146, B243, B399E, B460B, Z18, Z19 –– mehrfach wiederholt B16, B234 –– seitens der Frau B4 Trinität siehe Gott Trinken siehe Essen Tristan siehe Exempelfiguren: weltlich Trost siehe auch Liebe und Leid, Tugenden und Bildregister: Blüte, Brücke, Kerze, Kraut, Quelle, Rubin, Tau, Trank, Vergissmeinnicht, Vogel, Wurzel, Zweig B21, B24K, B37, B38, B49, B62, B102, B107, B111, B116, B194, B205, B208A/B, B223, B236, B278, B408, B428A, B431C/E/G/H, B482, B485C, B491, B492, B501, B504, B505, B508, B509, B511, B513B/D, Z80D Trunkenheit siehe auch Alkohol, Alte, Essen und Trinken, Krankheit, Wein B209, B238, B402aB, B403, B414 Tugenden siehe auch Aufrichtigkeit, Barmherzigkeit, Besonnenheit, Beständigkeit, Bewährung, Demut, Ehre, Freigebigkeit, Geduld, Gehorsam, Güte, Keuschheit, Maß, Sanftmut, Scham, Treue, Verschwiegenheit, Werke, Zeitklage, Zucht und Bildregister: Amethyst, Ast, Baum, Blumenkranz, Blüte, Burg, Engel, Grau, Karfunkel, Kranz, Ringelblume, Schild, Schule, Spiegel, Stamm, Veilchen, Wald, Wurzel Tugendadel – Tugendadel vs. Geburtsadel B263J, B266B, B287, B304, B392D, B444C, B450C, B469D, B512D Tugendkataloge B10, B80, B197, B199, B209, B223, B230F, B263E/H/K, B301A, B308, B317, B319, B327, B357, B361, B389, B394, B417B, B428, B429, B430E/H, B431H, B432C, B433B, B436C, B450C, B442, B444, B445, B447, B451, B469, B481D, B485.IIIB, B496, B497C, B508, B513.ID Tugendlehre siehe auch S. 18 – allgemein B222, B251, B255, B287, B308, B408, B426C, Z75b – für Frauen B281, B298, B319, B322, B327, B328, B329, B364, B394, B434, B442, B445, Z76

336 Sachregister – für Frauen und Männer B332, B437 – für Fürsten (Fürstenspiegel) B208D, B427C, B471L – für Männer B202, B240, B285, B300, B301B, B317, B389, B403, B417B, B433B, B444C, B447, B465G, B487C, B508 Tugendprobe / Treueprobe / Liebesprobe B194, B201, B207, B208C, B234, B235, B236, B241B, B244B, B301B, B335, B403, B417B, B422, B426C, B433B, B436J, B486A, B512B, Z42, Z65 – Ablehnung unnützer Liebesproben B303, B394 – Forderung nach Beweisen des rechten Minnens B263H, B426C – Prüfung der wahren Minne im Gespräch B487C Turnier siehe auch Höfische Vergnügungen, Minnerittertum, Rittertum – Absprachen vor dem Turnier B472 – Buhurt B472, B476C – Herstellung von Turnierkleidung etc. B476C – Klage über mangelnde Anstrengungen im Turnier B472, B476C – Minnefarben tragen auf Turnier B460F – Minneturnier B347, B472 – als Ort der Bewährung B403, Z42, Z72 – als Ort der Vergeltung für das Klaffen B215, B257C – Schwertkampf B399E, B436F – Tjost (Lanzenkampf) B399E, B415, B436F, B439H, B466.4A, B471A/H, B472, B476C – Turnier als höfische Vergnügung Z34 – Turnieraufruf B454, B466.3B, B474 –– durch Schlagen einer Glocke B439C/E – Turniereröffnung B427B – Turnierplan/Turnierordnung B427B – Turnierpreis: Löwe und Leopard B439E – Turnierschilderungen B399E, B419, B427B, B439H, B474 – Ursprung und Zweck von Turnieren B454

Überlieferung siehe Beschreibstoffe, Schreibsprache, Titelnennung Überlieferung: Anzahl der Druckausgaben – 1 Auflage: B245, B247, B440, B441, B446, Z32, Z49, Z63, Z77, Z85 – 2 Auflagen: B242, B252, Z41

– 3 Auflagen: B406 – 4 Auflagen: B402, B450, B459 – 5 Auflagen: B466 – 8 Auflagen: B445 – 10 Auflagen: B400 Überlieferung: Anzahl der handschriftlichen Textzeugen – unikal: B2a, B2b, B3, B5, B7, B8, B9, B10, B11, B14, B15, B16, B17, B18, B19, B20, B21, B24, B25, B27, B29, B30b, B31, B32, B35, B36, B40, B41, B43, B44, B46, B47, B48, B49, B50, B51, B53, B56, B58, B59, B60, B61, B63, B65, B67, B68, B69, B70, B71, B72, B73, B74, B75, B76, B77, B78, B79, B81, B96–118, B119–126, B127–138, B139, B141, B142, B143, B144, B145, B146, B147, B148–151, B152, B153, B154, B155–158, B159, B159a, B168, B169–176, B177, B178–180, B181– B184b, B185, B186, B187–192, B193, B196, B197, B201, B202, B205, B206, B207, B208, B209, B210, B211, B212, B214, B215, B216, B217, B218, B220, B231, B237, B238, B242, B243, B244, B250, B251, B253, B254, B257, B264, B265, B266, B268, B269, B270, B271, B273, B275, B278, B279, B280, B282, B284, B285, B286, B289, B293, B295, B297, B299, B300, B301, B302, B304, B305, B306, B307, B309, B310, B313, B314, B319, B320, B321, B322, B324, B327, B328, B333, B334, B337, B338, B339, B341, B342, B343, B347, B355, B357, B360, B361, B362, B364, B365, B366, B370, B371, B373, B375, B376, B378, B379, B380, B381, B383, B384, B386, B387, B392, B394, B395, B396, B397, B402a, B408, B409, B411, B415, B416, B417, B420, B421, B422, B423, B424, B426, B427, B428, B436, B440, B442, B443, B446, B447, B451, B457, B458, B458b, B460, B461, B464, B468, B469, B470, B471, B472, B473, B474, B475, B478, B479, B481, B482, B484, B487, B489, B491, B492, B493, B494, B495, B496, B498, B502, B503, B504, B505, B506, B507, B508, B509, B510, B511, B514, B515, B516, B517, B518, B519, B522, Z1, Z2, Z3, Z4, Z5, Z6, Z7, Z8, Z9, Z10, Z11, Z12, Z13, Z15, Z16, Z17, Z18, Z19, Z20, Z21, Z22, Z23, Z24, Z25, Z26, Z27, Z28, Z29, Z30, Z31, Z33, Z35, Z36, Z37, Z38, Z40, Z42, Z43, Z47, Z48, Z50, Z51, Z52, Z53, Z54, Z55, Z56, Z57, Z58, Z60, Z61, Z62,

Tugendprobe – Überlieferung Z64, Z65, Z66, Z67, Z69, Z70, Z71, Z72, Z73, Z74, Z76, Z78, Z79, Z80, Z81, Z82, Z83, Z84 – 2 Mal: B1, B6, B12, B13, B22, B23, B28, B30a, B33, B34, B37, B54, B62, B64, B66, B80, B82, B198, B229, B230, B233, B240, B248, B267, B276, B277, B281, B283, B287, B288, B290, B296, B298, B308, B312, B323, B332, B344, B345, B348, B350, B354, B358, B367, B368, B369, B388, B399, B402, B412, B419, B432, B435, B438, B440, B450, B452, B453, B454, B456, B462, B467, B476, B480, B483, B499, B501, B512, Z39, Z44, Z45, Z46, Z59, Z68 – 3 Mal: B4, B26, B45, B55, B57, B161–167, B200, B204, B222, B223, B224, B225, B226, B238, B239, B241, B249, B255, B256, B272, B291, B303, B317, B330, B393, B398, B404, B429, B430, B431, B434, B439, B448, B459, B477, B497, Z14 – 4 Mal: B39, B213, B234, B258, B260, B263, B311, B316, B336, B349, B353, B363, B377, B382, B410, B413, B437, B455, B463 – 5 Mal: B38, B160, B259, B346, B352, B407, B414, B425, B444, B465, Z34, Z41 – 6 Mal: B42, B194, B219, B232, B274, B292, B359, B389, B391, B486 – 7 Mal: B227, B235, B329, B335, B356, B466, B485 – 8 Mal: B246, B261, B294, B418, B449, Z75 – 9 Mal: B433, B500 – 10 Mal: B199, B236, B401, B405 – 12 Mal: B52, B351, B403 – 15 Mal: B262, B372 – 17 Mal: B513 – 20 Mal: B247, B340 Überlieferung: Besonderheiten – Anfangsbuchstaben jedes Verses identisch und abgesetzt Z67 – Auszeichnungen (durch den Schreiber) und graphische Elemente B372 –– Caputzeichen/Alineazeichen B47, B82, B143, B290, B400, B408, B420, B427, B437, B446, B464, B477, B489, Z32, Z85 –– das Wort ›Herz‹ durch gezeichnetes Herz ersetzt B147 –– Würfelzahlen durch gezeichnete Würfelzahlen (Augenzahl) ersetzt B405 –– Zeigehand B30a, B497, Z32, Z49, Z85

337

–– Marginalien B38, B207, B261, B372, B380, B389, B407, B413, B432, B446, Z32 – Doppelaufzeichnung in derselben Hs. B64, B82, B239, B262, B405, B497, B499, Z68 – Druckabschrift B446 – Einzelblatt B7, B146, B152, B159, B186, B300, Z59, Z60, Z66 – Einzelbriefe (Briefe auf versendbarem Einzelblatt) B76, B127–138, B143, B144, B146, B147, B152 – Einzeldruck B245, B252, B400, B445, Z63, Z77 – Einzelfaszikel B187–192, B429–431+B223, B446, B479 – Federprobe B477, Z8, Z22 – Gliederungen –– abgesetzte Versgruppen: Suggestion von Strophen B18, B73, B207, B240, Z38, Z43, Z63, Z77 –– Initialen / Caputzeichen zur Abschnittsgliederung B77, B358, B389, B420, B446, Z39, Z43 –– Inquitformeln außerhalb des Textes Z38 –– Striche zur Gliederung Z83 –– Teile mit anderer Metrik B430J, B431L –– Teilung einer Minnerede in einzelne Teile B47 –– Textblöcke auf Seite verteilt B360, Z75, Z77 – Inschrift auf Minnekästchen B159a – Kolophon B428 – Lücken für fehlende Verse B206 – Melodieaufzeichnung Z41 – Nachtrag, Nebeneintrag B8, B17, B139, B153, B177, B181–184b, B265, B268, B360, B361, B379, B389, B413, Z2, Z3, Z5, Z9, Z10, Z11, Z14, Z31, Z84 –– in einer lateinischen Hs. B169–176, B178– 180, B185, B300, Z1, Z4, Z22, Z29 –– auf Blättern vor / nach einem höfischen Epos B23, Z59 –– marginal am unteren Rand der Hs. B22 –– auf der Rückseite eines InkunabelTitelblatts Z27 – Parallelen zwischen nacheinander überlieferten Texten B28, B219, B291, B336, B499, B500, B514, Z9, Z10, Z11, Z44, Z45 – Rezeptionsspuren –– Durchstreichung des Textes Z8, Z34

338 Sachregister –– Einrahmung von Überschriften B169, B171 –– Faltung des Blattes B76 –– Glossierung B380 –– Kennzeichnung direkter Rede durch Marginalien B427 –– Marginalie et ego B207 –– mehrere alchemistische Marginalien B432 –– Unterstreichungen Z43, Z80 – Teilüberlieferung / Exzerptüberlieferung B2a, B2b, B28, B226, B263, B347, B356, B359, B401, B449, B465, B499, Z24, Z58 – unmittelbarer Anschluss eines nachfolgenden Textes in einer Hs. (›Allianz‹) B45+B404, B60+Lehrrede, B199+Z50, B220+B46, B232+B25, B233+B513+B517, B236+fremder Text, B272+B290, B278+Z68, B294+B66, Märe+B283, B294+B66, B352+B353, B361+Z81+B42, B372+B227, B377+B382, B389+Z76+B277, B401+B449+B433, B412, B459+B450+B402, B500+Märe, B513, B513+B233, B515+Z52, B517 – Überschrift in Spruchband B358 – Unterschriften / Schlussschriften B20, B23, B58, B72, B77, B150, B151, B153, B185, B207, B270, B271, B273, B279, B299, B341, B343, B345, B357, B388, B407, B410, B489, B497, B498, Z17, Z42, Z80 – Verbesserungen auffallend häufig B244 – zwei Schreiberhände B300, B455 – Zwischenüberschriften B372, B428, B433, B436, B446, B450, B457, Z63 Überlieferung: Fassungen und Varianz – hohe Varianz (viele Abweichungen bei Mehrfachüberlieferung) B22, B28, B30a/b, B37, B52, B55, B62, B194, B199, B227, B235, B236, B241, B249, B255, B261, B262, B272, B291, B294, B298, B316, B340, B345, B346, B348, B349, B350, B351, B352, B354, B356, B368, B369, B389, B391, B393, B399, B401, B402, B403, B418, B432, B433, B444, B449, B455, B462, B463, B513, Z41, Z59 – Kurz- oder Langfassungen B1, B23, B82, B204, B227, B236, B249, B277, B340, B352, B402, B444, B449, B485, B486, Z39, Z75 – mehrere Fassungen einer Minnerede B30a/b, B52, B55, B194, B234, B255, B262a/b, B263, B272, B291, B340, B351, B356, B372, B380,

B401, B403, B410, B411/B412, B465, B513, Z14, Z41, Z75 – Umschreiben (wiederverwendete Verse, Textmaterialien) B30b, B262b, B285/B348, B351/Z77, B355/Z60, B412, B459/B462, B499/B500, B514, Z20, Z21, Z39/Z40, Z41 – Weiterschreiben (Fortsetzungen einer Minnerede) B356, B486 Überlieferung: Kontext – am Anfang einer Minneredengruppe: B5, B22, B28, B50, B55, B71, B96, B119, B126, B148, B153, B200, B232, B298, B309, B342, B344, B349, B356, B377, B392, B429, B432, B459, B465, B500, Z39b – am Ende einer Minneredengruppe B16, B37, B51, B118, B136, B138, B151, B158, B207, B219, B229, B250, B251, B328, B358, B368, B383, B399, B474, B497, B500, B522, Z34, Z37, Z75c – im Kontext einer Minneredengruppe B2a, B3, B11, B12, B13, B15, B26, B29, B33, B34, B35, B36, B37, B41, B44, B45, B46, B47, B49, B52, B56, B58, B59, B60, B62, B64, B65, B69, B78, B79, B97–B117, B120-B125, B127-B137, B141, B149, B150, B156, B157, B168, B194, B196, B198, B199, B200, B201, B202, B205, B206, B209, B213, B214, B215, B217, B219, B225, B231, B235, B239, B241, B243, B248, B257, B264, B266, B268, B269, B270, B271, B273, B276, B284, B289, B304, B306, B313, B323, B332, B334, B335, B339, B341, B347, B350, B351, B352, B355, B356, B358, B359, B364, B369, B372, B376, B381, B387, B388, B389, B402, B403, B405, B407, B409, B410, B414, B417, B418, B419, B420, B421, B422, B423, B424, B425, B432, B433, B434, B435, B436, B439, B442, B444, B449, B452, B453, B456, B459, B462, B463, B470, B475, B476, B477, B487, B489, B492, B498, B499, B500, B503, B506, B507, B509, B510, B514, B515, B517, B518, Z40, Z51, Z64, Z69, Z70, Z75, Z78, Z79 – im ›Konvoi‹ mit anderen Minnereden B4, B30a, B38, B42, B57, B66, B160, B161–167, B198, B204, B223, B224, B236, B238, B256, B259, B260, B294, B303, B352, B353, B363, B372, B377, B398, B402, B403, B405, B410, B413, B414, B429, B430, B431, B450, B459, B486, B500, B513, Z34, Z75a

Überlieferung – Umfang – vereinzelt neben anderen Gattungen/Textcorpora: B1, B2b, B6, B9, B10, B14, B18, B19, B20, B21, B23, B24, B25, B27, B30b, B31, B39, B40, B43, B48, B53, B54, B61, B62, B63, B67, B68, B72, B73, B74, B75, B77, B80, B81, B145, B147, B154, B197, B199, B208, B210, B218, B222, B234, B235, B240, B245, B253, B255, B256, B258, B267, B272, B277, B279, B282, B283, B288, B291, B297, B301, B308, B312, B314, B319, B320, B321, B322, B324, B343, B346, B348, B349, B351, B354, B357, B359, B365, B367, B368, B373, B375, B378, B386, B391, B393, B396, B402a, B408, B411, B415, B418, B433, B437, B438, B443, B447, B454, B455, B456, B457, B458, B469, B472, B473, B493, B504, B505, Z5, Z6, Z8, Z12, Z13, Z17, Z18, Z19, Z20, Z21, Z28, Z30, Z34, Z35, Z36, Z41, Z44, Z45, Z49, Z54, Z58, Z61, Z62, Z73, Z74, Z85 Überlieferung: Miniaturen und Illustrationen – in Drucken (Holzschnitte) B242, B245, B252, B400, B406, B445, B446, B450, B466, Z63 – in Handschriften (Miniaturen) B127, B129, B181–184b, B232, B234, B251, B340, B360, B402, B402a, B446, B450, B457, B459, B497, B508, Z42, Z44 –– Figur der Frau Minne B360 –– Herz zwischen Buchstaben mit Säge B157 –– Herz, von zwei Pfeilen durchbohrt B152 –– Kopf B420, B436 –– Platz freigelassen für Miniatur B413 –– zwei Hände in Kranz B438 –– zwei Männer: Trinker und Minner B418 – auf Minnekästchen B458b Überlieferung: Störungen (Fragmente, fehlende Blätter usw.) – Fragmente B2b, B27, B30a, B31, B32, B51, B68, B70, B74, B96, B105, B106, B142, B152, B198, B201, B206, B222, B237, B249, B250, B255, B269, B270, B319, B336, B337, B346, B347, B371, B380, B389, B395, B399, B400, B446, B448, B457, B459, B463, B464, B465, B467, B468, B469, B470, B471, B483, B486, B497, B499, B507, B512, B513, B514, B515, B516, B517, B518, B519, B520, Z3, Z4, Z33, Z36, Z38, Z39a, Z52, Z53, Z60, Z61, Z62, Z65, Z66, Z67, Z75a

339

–– codex discissus B255, B471, Z38, Z53, Z67 –– herausgerissene Blätter B351, B353, B410, Z34 – mögliche Hinweise auf Überlieferungsstörungen: –– abweichende Metrik B67 –– fehlende Reime B31, B64, B77, B196, B210, B217, B280, B339, B420, B436, Z42, Z50, Z51, Z64, Z80 –– inkonsequente Inquitformel u.ä. B34, B57, B199, B209, B220, B230, B243, B255, B393, B460C, B485, B486 –– Nahtstelle mit falscher Sprecherinstanz B66, B230 –– Reimstörung B395, B508, Z20, Z41 –– Schlussformeln mitten im Text B34, B67, B121, B124, B126 –– unpassende Einleitung B2a, B450 –– Wechsel des Ich-Sprechers/Erzählers B231, B243, B302, B380, B384, B472, B486A –– wechselndes Geschlecht des Ich-Sprechers B254 – verderbter Text B70, B230, B243, B255, B341, B342, B355, B362, B371, B380, B381, B410, B436, B463, B467, B506, B515, Z36, Z38, Z42, Z50, Z51, Z52, Z53, Z64, Z81 Umarmung / Koitus siehe auch Grade der Liebe, Minneerfüllung, Sexualität B23, B30bC, B38, B41, B198, B199, B219, B230F, B234, B235, B245, B248, B250, B251, B252, B256, B258, B259, B260, B261, B274, B354, B363, B384, B398, B418, B430E, B457A, Z17, Z25, Z27, Z39b, Z56, Z64 – Umarmung als erhoffter Lohn B30aE, B33, B160, B167, B168, B371 – Umarmung als Liebesprobe B422 Umfang (Versumfang der Minnereden) [bei Mehrfachüberlieferung ist der maximale Versumfang zugrundegelegt; Strophenzahlen sind ungefähr in Verszahlen umgerechnet] – runde Zahl von Versen (100, 200 u.ä.): B335, B408 –– bei einzelnen Abschnitten B431A/B/L, B485 bis 50 Verse: B8, B9, B10, B17, B19, B20, B21, B32, B38, B39, B58, B63, B71, B73, B74, B75, B76, B78, B79, B80, B81, B96, B97, B101, B108, B109, B110, B117, B120, B121, B122,

340 Sachregister B123, B124, B125, B139, B141, B142, B144, B145, B148, B149, B150, B151, B153, B154, B155, B156, B159a, B160, B161, B162, B163, B164, B165, B168, B169, B170, B172, B177, B178, B179, B180, B181, B183, B184a, B184b, B186, B189, B190, B191, B192, B265, B268, B278, B279, B282, B286, B289, B291, B297, B306, B307, B309, B310, B311, B314, B320, B324, B328, B354, B361, B362, B375, B376, B378, B379, B470, B489a, B494, B507, B514, B515, B517, B518, B520, Z1, Z2, Z3, Z5, Z6, Z7, Z9, Z10, Z11, Z12, Z13, Z14, Z15, Z16, Z18, Z19, Z20, Z21, Z22, Z23, Z24, Z25, Z26, Z27, Z29, Z31, Z45, Z46, Z47, Z48, Z49, Z50, Z68, Z78, Z79, Z83, Z85 51–100: B3, B5, B6, B7, B13, B18, B25, B31, B43, B44, B47, B57, B59, B60, B61, B62, B72, B77, B99, B104, B105, B106, B107, B112, B113, B114, B115, B116, B118, B119, B126, B143, B146, B152, B157, B158, B159, B166, B167, B171, B175, B182, B185, B187, B188, B193, B206, B212, B237, B238, B242, B250, B253, B254, B264, B269, B271, B273, B275, B283, B284, B292, B296, B299, B300, B317, B319, B321, B329, B330, B337, B342, B360, B364, B371, B373, B377, B383, B388, B391, B420, B468, B489b, B492, B498, B501, B508, B516, Z4, Z28, Z30, Z34, Z35, Z44, Z52, Z54, Z61, Z65, Z66, Z69, Z74, Z76, Z82 101–150: B11, B12, B16, B26, B29, B35, B36, B42, B45, B46, B49, B64, B67, B68, B100, B102, B103, B111, B147, B174, B176, B211, B213, B218, B222, B248, B256, B267, B272, B274, B277, B280, B281, B285, B287, B293, B298, B304, B312, B313, B322, B327, B334, B343, B348, B357, B363, B365, B367, B368, B370, B380, B382, B384, B387, B411, B416, B452, B483, B511, Z37, Z38, Z41, Z53, Z57, Z58, Z59, Z67, Z70, Z84 151–200: B2a, B4, B14, B15, B23, B33, B52, B53, B55, B82, B98, B201, B219, B220, B239, B240, B259, B260, B270, B290, B305, B308, B316, B323, B333, B335, B338, B339, B355, B366, B369, B381, B389, B395, B396, B397, B413, B414, B419, B447, B475, B484, B491, B509, Z32, Z43, Z55, Z60, Z71, Z72, Z73 201–250: B22, B28, B30b, B54, B196, B207, B227, B231, B233, B235, B245, B251, B288, B302, B332, B341, B345, B347, B349, B351,

B353, B356a, B358, B372, B398, B401, B421, B443, B456, B461, B493, B519, Z17, Z64, Z77, Z80, Z81 251–300: B37, B50, B51, B65, B66, B70, B216, B225, B255, B258, B262, B350, B406, B429, B435, B442, B454, B469, B473, B503, B506, B522, Z56, Z62 301–350: B34, B198, B199, B217, B243, B246, B247, B252, B261, B276, B344, B352, B356b, B404, B407, B409, B418, B425, B448, B453, B458, B462, B482, B496, B504, B510, Z39b 351–400: B1, B2b, B27, B41, B194, B204, B205, B223, B224, B294, B400, B403, B408, B415, B424, B437, B445, B449, B455, B463, B500, Z40 401–450: B56, B209, B215, B295, B303, B405, B423, B434, B440, B451, B464, B467, B472, B474, B495 451–500: B200, B210, B214, B236, B394, B410, B422, B438, B477, B505 500–1000: B24, B30a, B40, B197, B202, B230, B234, B241, B244, B249, B257, B301, B336, B340, B346, B359, B386, B393, B399, B402, B417, B426, B432, B433, B444, B450, B460, B471, B476, B478, B480, B481, B486, Z39a, Z42, Z51 1000–2000: B48, B69, B208, B226, B263, B266, B392, B427, B430, B431, B439, B441, B446, B459, B479, B487, B497, B502, B512, Z63 über 2000: B229, B232, B402a, B428, B465, B466, B485, B513 Unaufrichtigkeit siehe auch Bildregister: Judaskuss B229A, B244B Unbeständigkeit (Unstaete, Wankelmut) siehe auch Laster, Untreue und Bildregister: Blind, April, Clauterblume, Dirdendei, Farbgemisch, Geldwechseln, Gold, Hitze, Kornblume, Kraut, Märzwetter, Maus, Meer, Mönch, Moor, Rose, Rute, Strick, Wetterhahn B11, B28, B55, B56, B197, B201, B229A, B290, B291, B298, B303, B332, B343, B346C, B372, B381, B405, B407, B408, B442, B444D, B451, B453, B455, B458, B459E, B479, B485.VC, B486B, B487C, B502B, Z46, Z75b, Z80, Z85 – Eigenschaften der Unbeständigkeit B332 – Grund für Abweisung B52, B417B

Unaufrichtigkeit – Verschwiegenheit – legitime Unbeständigkeit B414, Z81 – ist anstrengend B204 – Urgrund alles Bösen B332 Universität siehe auch Artes – Sprecher kann eine Vorlesung zum Thema Leiden halten B513.IIC Unkeuschheit siehe auch Laster und Bildregister: Salamander B295, B446C Unminne siehe auch Bildregister: Rotgestreift B34, B69C, B208C, B229C, B295, B301A, B332, B427C, B455, B487A, B513.IIC Untreue siehe auch Buhlschaft, Laster und Bildregister: Blau, Falke, Gastgeber, Grau, Grube, Hitze, Kaufmann, Krokodil, Mord, Räuberin, Raureif, Rot, Schnee, Schwarz, Spiel, Viper, Wachtel, Wolf B32, B55, B101, B201, B207, B208C, B217, B219, B220, B294, B295, B297, B312, B335, B336E, B340B, B342, B346B, B350, B355, B402aB, B408, B410, B415, B441, B446B, B453, B458, B460B/C/G, B463, B466.2B, B473, B479, B487A, B502B, B505, Z57, Z84 – Dame unterstellt mehrfache Liebesbeziehungen B225 – Propagierung mehrfacher gleichzeitiger Liebesbeziehungen B356 – aus Untreue folgt Ehrverlust der Dame B57 – aus Untreue folgt ewige Verdammnis B24H – Untreue geschieht vielen B460D – untreue Männer sind erfolgreich Z50 – Untreue wegen Abweisung/Liebesleid B11 – Vermehrung des Liebesleids durch mehrfache gleichzeitige Liebesbeziehungen B303, B356a – Verurteilung der Untreue B28, B48B, B201, B263K, B290, B410, B463, B464 – Vorwurf der Untreue B56, B57, B66, B147, B176, B350 – Warnung vor der Untreue der Geliebten B486A Untugenden siehe Laster Unwetter siehe Wetter Urkunde siehe auch Recht, Schreiben und Lesen – Liebesbrief als Urkunde B156 – Minne als Urkunde B15 – Minnerede als Urkunde B14 – Minneversprechen als Urkunde B235

341

– schriftlich gegebenes Versprechen B99

Verbannung siehe auch Strafen – Ächtung / Verbannung –– der Frau Venus B356b, B457A –– der Tugendpersonifikationen B393D, B446B –– von Untreuen und Minnefeinden B348, B441D, B462, B483, B485.VB – Angst vor Verbannung (das Land räumen) B126, B441E, B513.IE Verkleidung – als Kaufmann B257C Verkündung siehe auch Auftragsdichtung, Ich-Rolle – Auftrag zur Verkündung von Minneregeln u.Ä. B251, B423, B459C/F, B479E, Z66 – Sprecher als Verkünder (von Minneregeln etc.) B30bA, B194, B201, B251, B301A, B302, B338, B348, B409, B423, B436, B444E, B445, B452, B459, B462, B472, B476D, B479, B482 Verlangen siehe Sehnsucht Verleumder siehe Klaffer Verleumdung siehe auch Klaffer – der Frauen durch Männer B244B, B293 – des Mannes durch Nebenbuhler B56, B60 – der Minne B263, B303 Verligen B229E Vernunft siehe auch Bildregister: Mörser, Pförtnerin – Vernunft ist ›Vater‹ / Bedingung der Minne B485.IIB, B496 Verschwiegenheit: Schweigen können siehe auch Heimlichkeit und Bildregister: Ankertau, Edelsteinring, Jagd, Jagdhund, Mühle, Schild, Stein, Veilchen, Violett B48A/B, B67, B76, B197, B200, B204, B207, B218, B226B, B258, B270, B276, B301B, B302, B303, B306, B317, B372, B392B, B396, B406, B425, B437, B447, B457C, B485.IIIB, Z17, Z32, Z41, Z62, Z63A, Z68, Z80, Z81, Z83 – Bitte um Verschwiegenheit B103, B159a, B214, B257C, Z84 – Umcodierung: V. zur Ermöglichung von ›Vielweiberei‹ B356 –– Verurteilung einer solchen Instrumentalisierung von V. B290

342 Sachregister – Verschwiegenheit auch bei Kenntnis von Untreue B262 – Verschwiegenheit mit kurzen Worten B255 – Verschwiegenheitsversprechen B76, B215, Z12, Z62 Verständigkeit siehe auch Wissen und Bildregister: Kranz B409, B417B, B496 – als Voraussetzung der Minne B417B, B496, B513.IC – nützt der leidenden Frau nichts B458 Verstecken – Ehemann versteckt sich B215 – Sperber versteckt sich Z69 – Sprecher versteckt sich B202B, B214, B227, B249D/E, B294, B340A, B355, B366, B398, B401, B402C, B403, B405, B416, B434, B439B, B453B, B455C, B465C, B476C, B479, B480, B485.VA Verstummen (minnebedingtes Schweigen) B30aD, B30bE, B34, B36, B41, B69A, B143, B158, B159a, B174, B199, B202, B205, B229C, B230B, B245, B255, B259, B261, B336C, B399E, B402C, B402aD, B421, B422, B435, B485.IIIB/VD, B512A, B513.ID/IIA, Z43, Z51B, Z81 – aus Angst, die Rede könne der Dame nicht gefallen B36 – kommunikatives Unvermögen B120 – mit offenem Mund dastehen B28 Vertrauen B230B, B487B – Vertrauensseligkeit B197 Verwandtschaft / Familie siehe auch Ehe und Bildregister: Schrein – Mutter B11, B262, B351, Z21, Z77 – Nichte Z56 – Onkel –– armer B11 –– ermordeter B34 – Schwester B11 – Sohn: zwei Söhne Z56 – Stiefmutter B351 – Tochter Z77 – Vater Z21 Verwünschung / Fluch / Verfluchung Z49 – Amors B58 – des Beginns der Liebe B191 – der Dichter, die untreue Frauen loben B290 – der eigenen Geburt Z62

– der Eltern B353 – der Frauenschmäher B201 – der Geistlichen B348 – der am Geld interessierten Liebhaber B447 – der Geliebten Z59 – der Klaffer B4, B43, B59, B152, B159a, B214, B257D, B260, B273, B336C, B339, B348, B452, B485.IIIB, B512C, B518, Z64 – der Minne B400 – des Nebenbuhlers B13, B56, B60, B241C – der Prahler B457C – des Scheidens B35 – der schlechten Berater von Kindern Z77 – des Sprechers durch die Umworbene B244B – der Umworbenen durch den Sprecher B241C, B245, B246 – der unehrenhaften Frauen B402aB – der ungebetenen Minnediener B292 – der Untreue B408 – der Untreuen B405, B453, B499 – der untreuen Frauen B28, B290, B351, B404, B430G, B464, B485.VB, B504 – der untreuen/unbeständigen Männer B204, B294, B350, B430G, B457C, B460G, B463 – des Vaters B353 Verzagtheit siehe Feigheit Vier siehe Zahlen Vision siehe Traum Vögel siehe auch Jagd, Locus amoenus, Tiere, Vogelgesang – Adler (Aar) B303, B459B, B485.VD, B512F – Amsel B413 – Beizvögel Z34 – Brachvogel B513.IIC – Dohle B485.VD – Drossel B255, B389, B413, B431D – Ente B363 – Falke B449, B459B/D, B485.VD, B503 –– Abrichtung eines Falken B503, Z75b –– Blaufüße B459B, B512C –– Falke mit rotem Gold und Schellen B503 –– Falkenterz B215, B435, B459B, B512C –– Reiherfalke B513.IIC –– wild gewordener Falke B503, B512B – Fasan B479E, B500 – Galander siehe unten: Lerche – Geier B485.VD – Goldamsel siehe unten Pirol – Greif (Vogel) B235, B400, B465H

Verständigkeit – Waffen –– Ritt auf einem Greif B465H – Habicht B428C, B440, B459B, B506 – Hahn B414, Z84 – Huhn –– Feldhuhn B205, B479E – Kiebitz B513.IIC – Krähe B485.VD, B512F, Z69 – Kuckuck B53, B303 – Lerche/Galander B209, B255, B303, B344, B347, B359A, B413, B430D, B431D, B461, B462, B485.VD –– Haubenlerche B389 – Martinsvogel (Eisvogel?) B431D – Mäusebussard B485.VD – Nachtigall B23, B123, B124, B209, B255, B344, B347, B358, B359A, B367, B389, B413, B430D, B431D, B462, B464, B478A, B493, Z84 –– Nachtigall als Liebesbotin Z16 –– sprechende Nachtigall als Warnerin B493 – Papagei B282 –– Papageienfeder B454 – Pirol (Goldamsel) B255, B389 – Pfau B435, Z16 – Rabe B513.IIC – Reiher B215 – Schwalbe –– als Zugvogel B431A – Schwan Z84 – Sittich B485.VD – Sperber B205, B363, B459B, B480B, Z69 –– Sperbernest B462 – Sperling/Spatz B144 – Star B485.VD, B513.IIC – Stieglitz B144 – Storch –– als Zugvogel B431A – Strauß, Vogel Strauß B435 – Taube B513.IIC – Trappe (Vogel) B303 – Vögel B441, B443 –– Vögel leben mit Partner (im Liebesglück) zusammen B227 – Weihe B485.VD – Zeisig B144, B449 – Zugvögel B431A Vogelgesang B30aG, B30bF, B33, B41, B198, B200, B208B, B221, B225, B249, B255, B259, B344, B347, B358, B359A, B367, B368, B382,

343

B386B, B389, B398, B400, B422, B423, B425, B426A, B428A, B430C, B431D, B435, B436A, B439A, B451, B452, B455, B456, B459B, B462, B463, B469, B471I, B473, B477, B478A, B493, B497A, B499, B510, B513.IB, B514, B522, Z19, Z58, Z62, Z80 – verstummte Vögel B214, B338, B343, B415, B461, B506 – Vögel musizieren gemeinsam B202, B224, B469 – Vögel singen neue Lieder B434 – Vögel singen um die Wette B202, B224, B359A Völlerei siehe Laster B201, B308, B446C Vorbild siehe auch Autoritäten – Geliebte als Vorbild B4, B69B, B266B Vorlesung siehe Universität

Wächter siehe auch Gattungen, Huote, Tagelied B430E/F – Tageliedsituation B23, B261 – Wächter als Gesprächspartner Z64 Waffen / Rüstung – Armbrust B483 – Belagerungsmaschinen B483 – Halskrause B476C – Hantieren mit Waffen B470 – Helm B436F, B472, B474, B475, B476C –– aus Diamant wie Gahmuret B485.IVA – Lanze, goldene B436G – Lederkappe B476C – Pfeile –– brennende B483 –– giftige B495 – Rüstung B245 –– in der Rüstung schwitzen B23 – Schild B163, B396, B474, B476C –– im Baum hängend B427B –– der Gefolgschaft der Frau Abenteuer B427B –– der Gefolgschaft der Frau Minne B427B –– goldener Schild B475 –– Riemen des Schilds B474 – Schwert B98, B245, B246, B414, B471I, B475 –– Anfertigung eines Schwertes B471J –– Schwertnamen B467

344 Sachregister –– Vergabe von 12 Schwertern zur Auszeichnung B467 – Sporen B474 –– gelbe Sporen B226B – Steinschleudern B483 – Waffen aus Lasur Z55 – Waffendienst B396 Wagen – goldener Wagen B436F/G, B456 – Wagen der Frau Ehre B456 – Wagen der Frau Minne B232D Wahrheit / Wahrhaftigkeit siehe auch Aufrichtigkeit und Bildregister: Krone B358, B396, B437 – niemand will die Wahrheit hören B308 Wald siehe auch Förster, Locus amoenus, Natur B66, B198, B200, B202, B206, B208B, B217, B226B, B230A, B249B, B334, B338, B358, B381, B382, B384, B389, B397, B398, B400, B402B, B409, B414, B421, B423, B425, B428C, B430C, B435, B436A, B439A, B440, B441, B449, B451, B455, B458, B459B, B462, B463, B464, B466.1A, B469, B473, B477, B481A, B486C, B493, B497A, B503, B504, B505, B506, B508, B509, B510, B513.IB, B522, Z63B – Baumgarten B23, B381, B389, B422, B463, B469 –– Tür, Pforte B469 – Gehölz B23 – Tannenwald B202, B451 – Waldrand B66, B461 Wallfahrt / Pilgerschaft siehe auch Bewährung, Geistliches – nach Aachen trotz schlechter Zehen (als Liebesbeweis) B241B – nach Jerusalem B226C, B478E – Liebe ist mehr wert als Pilgerschaft B1 – Pilgerschaft statt Minnewerbung B58 – Romfahrt B230D – Wallfahrt einer Dame B451 Wandmalerei siehe Malerei Wappen / Farben /Banner siehe auch Farben, Kleidung 1. Wappenfarben – grün, rot, schwarz, silberweiß, blau, gelb B476C, B485.IVA – rot-schwarz B477, B478E – schwarz-weiß-rot (Farben des besten Ritters) B427B

– schwarz-weiß-blau-rot B395 2. Banner/Fahne – Banner der Nacht B261 – Banner mit vielen Wappen darauf B473 – blaues Banner B163 – wie Drachenblut und mit vielen Augen B485.VA – rote Blutgerichtsfahnen B466.3A – rote Fahne der Treue B473 – schwarzes Banner B485.VA – der Untreue B473 – der Venus B466.2A – violettes Banner B436B 3. Helmzier B472, B474, B475 – rubinrot B477 4. Wappen B396, B436E, B439H/I, B473 – Adler B467, B471K, B485.IVA –– zwei schwarze Adler B475 – Blasonieren mit Fachtermini B395, B467, B474, B475, B478E, B485.IIIE/IVA – mit Buchstaben und Blumen B396 – Drache B474 – drei schwarze Rauten auf weißem Feld B467 – Leopard B485.IVA – Löwe B474, B485.IVA –– vier Löwen B477, B478E – quartierter Schild B474 – rotes Kreuz auf silbernem Schild mit goldenem Vogel B468 – Wappenlegende: Hl. Drei Könige B477 – zwei weiße Türbeschläge auf schwarzem Schild B467 Wasser siehe auch Elemente, Fluss, Spiegel – Fischweiher B430E – See –– Fahne in See tauchen B473 –– See in einer Berghöhle Z52 –– zwei Seen B473 – Ufer eines Gewässers B410 – vergiftetes Wasser B479E, B497G – Wasser macht rein B280 – Wasserader B29 – Wasserfall B422, B477 – Wasserkreislauf B29 – Wellen, haushohe B410 Weg siehe auch Brücke und Bildregister: Furt, Pfad, Straße, Weg

Wagen – Wigalois – breite Straße B359A, B458 – kleiner Weg B510 – den linken Weg einschlagen B66 – den rechten Weg einschlagen B439C – steiler Weg B442 Weibliches Ich siehe Ich-Rolle Wein siehe Alkohol, Essen und Trinken, Ortsnamen, Trunkenheit Weinen / Tränen B57, B62, B64, B68, B259, B266A, B302, B336F, B445, B448, B476B/C, B478D, B500, B502A, B513.IB, Z37, Z64, Z73 – Tränen der Freude B261, Z51B – Wasser und Blut B467 Weisheit B69C, B301B, B344, B357, B426C Weiterreden – das weitere Loben hielten die Zuhörer für Wahnsinn (Reim loben : toben) B1, B5, B48H, B263D/P, B333 Weltabkehr siehe auch Einsiedler und Bildregister: Grau B188, B217, B263K, Z62 Werbung siehe Minnewerbung Werke siehe auch Bildregister: Flachs, Rose – der Barmherzigkeit –– fünf B266D –– sechs B485.IIIE – gute Werke tun / bene facere B18, B21, B222, B280, B308 – Werke vs. Geschenke B451 – Werke vs. Worte, Werke statt Wünschen, Werke sind das Wichtigste B48D/F, B69A, B281, B311, B323, B341, B510, Z56 Wesen der Minne siehe auch Eigenschaften der Minne, Wirkungen der Minne und Bildregister: Burg, Säule B30aF, B30b, B208D, B229C/E, B283, B284, B316, B337, B338, B339, B341, B346C, B359D, B360, B400, B420, B428B, B450A, B457A, B485.IIB, B513.IC, Z82 – Frage nach dem Wesen der Minne B284, B336A, B420, B423, B427C, B459F, B485.II.III, B496 – Minne ist –– Begehren wie Durst und Hunger B359D –– Einheit (innere Vereinigung zweier Menschen) B30aF, B229C, B339, B346B, B420, B423, B430H, B455, Z38, Z83

345

–– giftiger Trank B445 –– höchste aller Tugenden / bringt Tugenden hervor B214, B263L, B340B, B485.IIIB, B496 –– höchstes Gut (summum bonum) B24B, B69B, B388, B402C, Z56 –– kein Sakrament Z80 –– keine Sünde B30aB, B348, B349 –– von Natur gegeben B445 –– süße Mühe B337 –– Urgrund von allen Aktivitäten Z34 –– Urgrund des Rittertums B214, B430H, B464, B480C –– Ursprung des Süßen B457A Wetter siehe auch Jahreskreis und Bildregister: Blitz, Donner, Gewitter, Hagel, Regen, Regenbogen, Schnee, Tau, Wind – Blitz B143, B392C, Z58 – Donner B143, Z58 –– Eile des Donners B49 –– Donnerschuss B392C – Gewitter B143, B485.IB, B501, Z58 – Hagel B432C, Z58 – Nebel Z58 – Regen B66, B432C – Regenbogen B2b – Schnee B415, B432C, B485.VD, B506 – Sturm B410 – Tau aus dem Himmel B30aG, B30bF, B473, Z58 –– Tautropfen B454 – Unwetter B410, B477 – Wind B82, Z58 –– aus dem Berg Z52 –– kühler Morgenwind B456 –– Süd-Ost/Süd-West B82 Widerruf siehe Revocatio Wiederholungen – immer wieder dieselben Argumente B234, B402aB, Z51 – Wiederholungsrede, vorgegebene Formulierungen, Formulare B349, B350 – Wortwiederholungen/häufungen siehe auch Anapher, Aufzählung B24A, B26, B27, B38, B46, B47, B70, B190, B213, B219, B223, B255, B259, B330, B342, B395, B437, B460C, B464, B478D, B497D, B513.IIB Wigalois siehe Exempelfiguren: weltlich

346 Sachregister Wildheit – wilder Mann B397, B430C – wilde Tiere B202, B224, B440 Wildschwein siehe Tiere Wille siehe auch Freiheit und Bildregister: Eiche, Pförtner – freier Wille B198, B207, B324, B424, B436F, B456 –– als höchstes Gut B479C – guter Wille B300 – Wille ist Mutter der Minne B485.IIB – Wille als Anhänger der Vernunft B496 – ein Wille der Liebenden Z38 – Wille rät zur Minne B30aC – Wille überwindet den Zweifel B54 Willehalm siehe Exempelfiguren: weltlich Windhund siehe Tiere Winter siehe Jahreskreis Wirkungen der Minne / Symptome siehe auch Eigenschaften der Minne, Formen der Minne, Gesten und Gebärden, Sehnsucht, Verstummen, Wesen der Minne, Wirkungen der Minne – Aggression B232B – Altern B29, B339 – den Anstand verlieren B30aC – Appetitlosigkeit, Unfähigkeit zur Nahrungsaufnahme B58, B200, B213 – Aufzählungen –– von Wirkungen / Symptomen B23, B28, B29, B30a/b, B61, B213, B229C, B283, B284, B285, B346C, B420, B427C, B430H, B438, B439K, B450A, B485 Prolog –– von ambivalenten und paradoxen Wirkungen B23, B24F, B27, B30aA, B30bB, B33, B283, B339, B341, B438, B484 – Augen niederschlagen B347 – Begierde B485.IIID – beraubt die Natur ihres Rechts B512A – Bleich werden siehe unten: Veränderung der Gesichtsfarbe – Blindheit B283, B501 – Entschlossenheit B29 – Erschrecken B422, B485.IIID – Freigebigkeit (Milte) B438 – Freude B28, B29, B30aA, B224, B267, B274, B296, B438, B450A, B485 Prolog –– Minne bringt Freude B30aF, B274, B283,

B306, B308, B340B, B400, B401, B402C, B457A, B480C, B484, B493, Z73 –– Minne vertreibt das Leid B411, B480C – Geradheit: Minne macht das Krumme gerade B413 – Gesundheit B450A, B485Prolog – Gleichheit: Minne macht gleich B423 – Hände winden B30bB, B216, B427C, B482 – Hass auf Minnefeinde B485.IIID – Herzklopfen B143, B213 – Hitze / Kälte B213, B225, B240, B336C, B425, Z37, Z51C – alles Höfische B438 – ›hoher muot‹ B196, B296, B306, B438 – kindisches, unweises Verhalten B30aC – kindlich werden B28 – Klugheit B438, B450A – Leid B28 – Mund wird kalt und blau B213 – Mut B438 – Ohnmacht B213 – Ordnungen sprengen B283 – Paradoxes –– Augen schnell auf und zu machen B346C –– bindet und löst B210, B283 –– bringt Glück oder Unglück B23, B283 –– ist bitter und süß B283 –– macht arm und reich B283 –– macht Gesunde krank und Kranke gesund B283 –– macht glücklich, fröhlich und traurig, sorgenvoll B188, B283, B497C –– macht Hoffnung und Verzweiflung B341 –– macht Süßes (sauer) und Saures (süß) B30aB, B210, B283, B312, B341, B513.IIA –– macht Traurige fröhlich und Fröhliche traurig B283, B438 –– schärft die Sinne und macht dumm B210 –– süße Qual B457A –– tötet und macht lebendig B283 –– verbrennt und lässt erfrieren / heiß und kalt B210, B439K, B512A –– verdunkelt und erleuchtet B210 –– verwundet und heilt B210, B269, B283, B438, B495, Z17 – Redefähigkeit B438 – Reichtum (Minne gibt Kleider und Ringe) B438 – ›Rizin kraczin‹ B68

Wildheit – Wunder – Rot werden siehe unten: Veränderung der Gesichtsfarbe – Schlaflosigkeit B33, B35, B56, B58, B213, B219, B431B, Z81 –– unruhig im Bett umherwälzen B33, B40, B463 – Schmerz: Minne bringt Qualen/Schmerzen B398, B484 – Schnelligkeit B29 – Schwäche / Schwächung B42, B213, B441 – Schweigen siehe Verstummen – Selbstvergessenheit B240, B258 – Seufzen B30aA, B30bE, B36, B68, B107, B113, B115, B207, B240, B402C, B427C, B463 – Singen B283 – Torheit (unnormales Verhalten) –– Aufzählung von unnormalen Handlungen B49 –– Geliebte macht sich zum Toren B30aB, B30bA, B402C –– Minne macht Weise zu Toren (Minnetoren, Minnetorheiten) B22, B24F, B28, B30aC/D, B30bB, B49, B191, B210, B226A, B233, B241, B246, B261, B283, B336C, B339, B424, B435, B438, B485.IIID –– Minne raubt Sinn und Verstand B6, B9, B346C, B428B, B512A, B513.ID, Z37, Z81 –– Sprecher fühlt sich zum Narren gehalten B99, B207, B456, B466.2B – Traurigkeit B29, B441 – Überwindung: –– aller Grenzen B104, B263C –– des Lasters (des Neids) B308 – Unruhe B41, B152, B175, B399C siehe auch oben: Schlaflosigkeit – Veränderung der Gesichtsfarbe (rot-weiß) B29, B61, B141, B213, B232, B268, B347, B422, B435, B439K, B485.IIIB, Z51C –– blass/bleich werden B15, B259, B346C, B482 –– Erröten kommt vom Feuer der Liebe B386D –– Schamröte der Frau B200, B249E, B268 –– Schamröte des Mannes B30aD, B30bE, B50 – Verdummen B30aD, B30bE – Veredelung siehe Formen der Minne

347

– Verjüngung B28, B29 –– durch Hoffnung B30bB – Verlust von Gedanken und Gehör B44 – Wahrnehmungsstörung wegen Trennungsschmerz B169 – Wahrnehmungsveränderung –– kurze Zeit erscheint lange B30aA –– Weite erscheint eng B30aA – Warten B399C – Zähmen: Minne zähmt den Wilden B397, B413, B457A, B501, Z35, Z51C – Zittern B49 Wirtschaft(en) siehe Ökonomie Wirtshausbesuche B199, B442 Wissen siehe auch Buchwissen, Verständigkeit und Bildregister: Steuermann – Dummheit der Welt B53 – Dummheit/Torheit einer Person B417B – Dummheit zerstört die Werte B296 – Schulwissen B34 –– Verspottung des Schulwissens B246 – Unwissenheit des Sprechers B436B – Welterfahrung, Erfahrenheit B239, B243, B344 –– Sprecher wir als erfahrener Weltmann bezeichnet B460C – Wissen der Alten/Vorfahren B344, B437 – Wissen vom Hörensagen B204 Witwe – bedrohte Witwe B495 – Witwenleben von Frau Treue B432E Wochentage – Sonntag B15, B130, B232E – Montag B127, B129 – Dienstag B144 Worte siehe Reden Wunde / Verwundung – Herz kehrt immer wieder an den Ort zurück, an dem es verwundet wurde B21 – lieblich verwundet B9 – Wunden aus Ritterkampf B345, B410, B495, Z42 Wunder siehe auch Magie – befleckter Mantel wird wieder weiß B409 – Rötung des Psalters und der Kirche beim Beten B1 – schwarze Hände lassen sich nicht mehr rein waschen B409 – Wald steht in Flammen von Schönheit der Frau B413

348 Sachregister Wunsch siehe auch Hoffnung – die Geliebte entspricht den Wünschen des Mannes B30bB – Wünschen macht sorgenfrei B30bB

Zahlen – drei Bäume B499 – drei Bewährungen Z42 – drei Damen B452 – drei Edelsteine B370 – drei erfolglose Jagdversuche des Leopard B12 – dreifache Klage, dreifacher Preis B472 – dreifache Minne B427C – drei Papageien B282 – drei Pfennige B457C – drei Sperbernester B462 – drei Zeuginnen B14 – durch drei Pforten hinabgestiegen B15 – vier Blumen B381 – vier Damen B497, Z53 – vier Elemente B143, B208A, B272, B280, B339, B341, B359D, B441, B496, Z58 – vier Enden der Welt B143 – vier Jungfrauen B470 – vier Gespräche B197 – vier Helden Z72 – vier Komplexionen B4, B346C – vier Säulen B358 – fünf Damen B433B, Z71 – fünf Fragen B339 – fünf Guppen von Frauen B402aB – fünf Hunde Z67 – fünf Namen B29 – fünf Kapitel B485 – fünf Punkte B327 – fünf Ritter B369, Z71 – fünf Sinne B29, B308, B485.IC, B486A, Z35, Z67 – fünf Wunden Z29 – sechs Blumenfarben B463 – sechs Personifikationen B493 – sechs Kronen B437 – sechs Zacken eines Sterns B432E – sieben Blumen B364 – sieben Fesseln der Minne B336C – sieben Grade der Minne B308 – sieben Königinnen B393B, B443 – sieben Personifikationen B446B, B453

– sieben Planeten (Ordnung der ~) B261 – sieben Tugenden B425, B432D – sieben Zeugen vor Gericht B114 – acht Farben B378 – acht Knappen B495 – acht Neujahrsgrüße B161–B168 – acht Personifikationen B477 – neun Geliebte gleichzeitig B350 – neun Himmelssphären B34 – neun Musen B441 – neun Schildwächterinnen B428A – neun Stufen der Ehre B436B/C – neun Tugenden B389 – neun Zeichen der Minne B423 – zehn Gebote/Regeln der Minne B301B, B307, B405, B428A – zehn Schwestern/Königinnen B444 – zehn Wächter B436E – zwölf Edelsteine B431I – zwölf Königinnen / Fürstinnen B431E, B445, B465C – zwölf Neumonde Z77 – zwölf Ritter B467, B480F, B481B/C, Z54 – zwölf Tore B439C – 13 Gebote der Minne B428A – 16 Jägerinnen B445 – 18 Konventualen B440 – 19 Fragen und Antworten B485.III – 20 Tugenden B469 – 30 Mark wert B474 – 31 Minneregeln B428C – 38 Fragen an die Minnekönigin B428B – 60 Meilen Z51A – 60 Wächter B466.1C – 72 Frauen Davids B348 – 80 Frauen Salomons B348 – 100 Frauen B393B, B403 – 100 Gulden Z27 – 100 Knappen B454 – 100 Pferde verschenkt B474 – 100 Pfund B148 – 100 Ritter B454 – 200 Damen B454 – 202 Pfund gute Nacht B146 – 500 Ritter B439E, B474 – 500 Schiffe B424 – 700 Pfund B474 – 1000 Apotheken B434 – 1000 beobachtende Augen B30bA

Wunsch – Zeiträume – 1000 Eide B458 – 1000 Frauen B313, B410, Z39a, Z72 – 1000 Klafter B455 – 1000 Männer B512G – 1000 Mark B319 – 1000 Meilen B424 – 1000 Nachtigallen B464 – 1000 Pfund Z21, Z27 – 1000 Ritter Z72 – 1000 Schafe B313 – 1000 Stücke B512C – 1000 Tode B50, B512G – 1000 Tugenden B444D – 1000facher Lohn B121 – 1000fache Steigerung B27, B457A – 1000facher Wunsch B27 – 1000mal Gedenken an die Geliebte B199 – 1000mal gegrüßt B34 – 1000mal Gute Nacht B82 – 1700 Pfund als Pfand B474 – 2000 Meilen B465H – 4000 Pfund Gold Z25 – 5000 im Gefolge von Venus B424 – 100.000 Buchstaben B123 – 100.000 Grüße B82, B117 – 100.000 fältige Freude B66 – 100.000 gute Nächte B183 – 100.000 Löwen B208B – 100.000 mal am Tag klagen B55 – 100.000 Mark teure Krone B431I – 100.000 Wunden B208B Zärtlichkeit siehe auch Sexualität, Umarmung B167, B233D, B241C, B242, B248, B402aB, B406, B439D, Z64 – Streicheln B249F, B354 Zauber siehe Magie Zehn siehe Zahlen Zeisig siehe Vögel Zeit siehe auch Datumsangaben, Jahreskreis, Tageszeiten, Wochentage, Zeiträume Zeit und Liebe – Aufhebung der Zeit / Zeitlosigkeit B439C – Frau soll sich Zeit nehmen für die Liebe B394 – Liebe in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Z33 – schnell verliebt, schnell vorbei B100 – Verspätung wegen gesellschaftlicher Verpflichtung B254

349

– Zeitmangel B219 – Zeitpunkt für Liebeserfüllung (gerichtlich festgelegt) B461 Zeitklage siehe auch S. 18 – allgemeine Tugendklage B56, B208D, B297, B303, B304, B324, B342, B402aB, B408, B437, B442, B443, B449, B450, B467, B472, B476C, B487A, B495, B509, B513.IIC, Z84 – Laudatio temporis acti B220, B263A/J, B296, B301A, B303, B308, B320, B402aB, B404, B444C, B450C, B451, B466.3B, Z56 –– Kritik an topischer Klage B313 – spezifische Klage über die Geringschätzung –– der Minne B296 –– der Treue B12 Zeiträume siehe auch Datumsangaben, Jahreskreis, Tageszeiten, Wochentage 1. Einzelne Zeiträume – eine Stunde B30aA – halber Tag (heimliches Treffen) B126 – vier Nächte B219 – fünf Tage B430C – acht Tage B422, B431D, Z82 – zwölf Tage (Bedenkzeit) B439L – 14 Tage Bedenkzeit Z56 – 14 Tage (wiederholtes Treffen) B214 – ein Monat (wiederholtes Treffen) B257C – 40 Tage Ablass pro Kuss B82 – 40 Tage Fest Z56 – 100 gute Nächte B150 – ein halbes Jahr Aufschub B480D – ein Jahr B15, B56, B68, B439C – 1000 Tage B349 – drei Jahre B485.VC –– Gefangenschaft Z63C –– Untreue B219 – vier Jahre B217 – sieben Jahre B462, B465H, B489 – zehn Jahre B439F, B454, B486B, B497C, B504 – elf Jahre B205 – zwölf Jahre Z55 – 30 Jahre B205 –– Ablass B349 –– Erfahrung B349 –– Schulleitung B481B – 35 Jahre Ritter B402aD – 80 Jahre alt B387 – 100 Jahre B405

350 Sachregister – 1000 (gute/goldene) Jahre B100, B127–138, B149, B157, B217, B348, B417B, B430E, B485.IIIC, B512H, Z9, Z28 – vor 5000 Jahren (Schöpfung) B431J – 12.000 Jahre Ablass B348 – 100.000 Jahre B50, B115, B174 2. fiktive Zeiten – als das Gras violett war B14 – als der Schnee rot war B14 3. Gefühlte Zeiten – ein Tag wie –– ein Jahr B35 –– 100 Jahre B424 – eine Stunde wie –– mehr als 1000 Jahre B438 – Trennung so lang wie 1000 Jahre B199 Zelt B198, B249B, B423, B425, B426B, B427B, B436B, B442, B449, B450B, B451, B453, B456, B458, B459E, B466, B480F, B504 – goldene Zeltschnüre u.Ä. B449, B453 – rotes Zelt B473, B480B – Schlitz in die Zeltwand B480C – verschiedenfarbige Zelte B436 – viele Zelte B465E – Zelt mit Puppe auf der Spitze B453 – Zelt mit Rubinknauf B449 – Zelt mit goldener Krone als Knauf B480B – Zelt über Quelle aufgeschlagen B431G – zerhauene Zelte B473 Zepter siehe Herrschaftsinsignien und Bildregister: Zepter Zitate / Anspielungen / Rezeption siehe auch Autoritäten, Bibelzitate, Exempelfiguren – Albrecht: ›Titurel‹ siehe unten: Wolfram von Eschenbach – Andreas Capellanus B428, B439, B441, B459F, B479 – Artusroman (unspezifisch) B209, B214, B427 – Cicero: ›Orator‹ X 33 B100 – Elisabeth von Nassau-S.: ›Herpin‹ B226E, B465F – ›Facetus moribus et vita‹ B300 – Frauenlob (Heinrich von Meißen) B10, B268 – Freidank B53, B147, B188, B217, B305 – ›Geistliche Minnejagd‹ Z67 – ›Gesta Romanorum‹: Jonathas-Episode B40

– Gottfried von Straßburg: ›Tristan‹ / Eilhart von Oberge: ›Tristrant‹ B40, B438, B480C, B502A, Z43 –– Eilhart von Oberg: ›Tristrant‹ B40 –– Minnetrank B30aD, B438, B502A – Hadamar von Laber: ›Die Jagd‹ B42, B204, B405, B441, B512H – Hartmann von Aue: ›Iwein‹ B208E, B438, B466.3A – Heinrich von Morungen B70 – Heinrich von Veldeke: ›Eneasroman‹ B485.VD – ›Herzog Ernst‹ B226E – Johann von Würzburg: ›Wilhelm von Österreich‹ B40 – Johannes von Tepl: ›Der Ackermann‹ B37 – Kalbsritt von Urach (?) B466.3B – Konrad Fleck: ›Flore und Blanscheflur‹ B40 – Konrad von Würzburg: Minneleich B70 – Konrad von Würzburg: ›Trojanerkrieg‹ B2a, B2b – Lieder und Reden von der Minne B70, B296, B399A, Z17 – ›Lohengrin‹ B40 – Minnebuch (?) B113 – ›Minneburg‹ B441 – Neidhart B404, B460C, B465E/F, B466.1B – ›Neithart-Fuchs‹ B466.5A – ›Nibelungenlied‹ B295, B466.1B, B485.IIIC – Oswald von Wolkenstein B466.4B – Ovid B104, B441 –– ›Metamorphosen‹ IV,68 B484 – ›Passional‹ B427C – Reinmar von Brennenberg B413 – ›Rosengarten zu Worms‹ Z80 – Rudolf von Ems: ›Willehalm von Orlens‹ B125, B200, B226C/E, B394 – ›Sachsenspiegel/ Schwabenspiegel‹ B466.2B – ›Salve Regina‹ B466.5B – Tannhäusersage B439 – Terenz B441 – Thüring von Ringoltingen: ›Melusine‹ B40 – Ulrich von Liechtenstein B188 – Ulrich von Türheim: ›Tristan‹ B40 – Ulrich von dem Türlin siehe unten: Wolfram von Eschenbach – Ulrich von Winterstetten

Zelt – Zwillingsformeln –– Verwendung eines Liedanfangs B21 – Vergil B112, B441 – Walther von Griven: ›Weiberzauber‹ Z51D – Walther von der Vogelweide B333 (?) –– ›Preislied‹ B55 (?) –– ›Herzeliebez vrowelin‹(L 49,25) B411, B412, B413 –– ›Ir reinen wîp, ir werden man‹ (L. 66,21) B332 –– L. 116,25 Z51D – Wigamur B449 – Wirnt von Grafenberg: ›Wigalois‹ B40, B333, B465D, B485.IIIC – Wittenwiler: ›Ring‹ B466.1B – Wolfram von Eschenbach: Lieder B70 – Wolfram von Eschenbach: ›Parzival‹ bzw. ›Titurel‹ (incl. Albrecht: ›Jüngerer T.‹) B1, B15, B40, B208A/B/C, B226B/E, B261, B333, B439, B465D, B485.IVA/VD –– ›Parzival‹-Prolog B513.IIB –– ›Parzival‹ 118,7–22 B513.IB –– Schastel marveile (Säule) B465D, B485.IB –– Gralsburg, Gral B208B, B266D, B392A, B433B, B442, B459E, B485.IB, B487A – Wolfram von Eschenbach: ›Willehalm‹ (incl. Ulrich von dem Türlin: ›Arabel‹) B214, B257D, B261, B465D, B466.1B – Zeitbuch (Stundenbuch) B236

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Zorn / Wut siehe auch Laster und Bildregister: Schwarz B56, B205, B213, B330, B333, B340B, B345, B346C, B375, B408, B410, B413, B427E, B446C, B451, B456, B457C, B458b, B462, B464, B465D, B466.1B/2A/5A, B513.IIB, Z4, Z82 – Bitte, nicht mehr zu zürnen Z27 Zucht (Wohlerzogenheit) siehe auch Erziehung, Tugenden und Bildregister: Krone, Mantel B30aF, B208B, B223, B301B, B303, B317, B321, B434, B437, B487C Zuhörer – wörtliche Rede eines fingierten Zuhörers B263A Zweifel siehe auch Bildregister: Straße, Wind, Wogen B15, B30bB, B54, B58, B73, B100, B182, B194, B233, B303, B321, B340B, B367, B408, B441, B443, B457C, Z39, Z43, Z80 Zwerg B373, B427B, B431D, B432B, B434, B437, B453, B464, B465D, B466.1A, Z58 – idealer Ritter trotz Zwergenhaftigkeit B437 Zwillingsformeln B30aD, B48C, B204, B269, B270, B283, B342, B411, B412, B423 – singen und sagen B12, B14, B30aF/G, B48C, B198, B230B, B241B, B335, B352, B438, B487C

Verfasser- und Titelregister A Abschiedsbrief (Karlsruher Liebesbrief XVIII) B113 Abschiedsgruß B160 Die acht Farben B377 Acht Neujahrsgrüße auf 1441–1448 B161–168 Adam und Eva B349 Der Allenfrauenhold B11 Alphabetischer Liebesgruß B141 Das alte Schwert B429 siehe Meister Altswert Der alte und der junge Ritter B345 Die alte und neue Minne B451 Von den Alten und Jungen B344 siehe Willem von Hildegaersberch Ein alter Mann berät einen Liebenden B206 Ein alter Mann verweist dem Minner seine Untreue siehe Ein alter Mann berät einen Liebenden B206 Altswert, Meister siehe Meister Altswert Von einer Amme B266 Amor die Liebe siehe Der Elende Knabe: Der Minne Freud und Leid B402, Der Minne Gericht B459, Minne und Pfennig B450 Amsterdamer Liebesgruß B76 Anrufung der Minne B61 Antwort an die Geliebte (Karlsruher Liebesbrief VI) B101 Der arme Dichter B118 (Karlsruher Liebesbrief XXIII) Aufkündigung der Minne (Karlsruher Liebesbrief IV) B99 Augustijnken van Dordt: Die Frauenburg B369 Augustijnken van Dordt: Fünf Punkte von der Ehre B326 entfällt Augustijnken van Dordt: Von dem Schiff B393 Auslegung der Blumen und Blätter siehe Pflanzenallegorese Z75d Ave Maria-Parodie Z45 B Der Baum der Minne B357 Bedeutung der acht Farben B378 Bedeutung der Blätter und Blumen B362 Bedeutung der Blumen und Blätter siehe Pflanzenallegorese Z75c und Z75e

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Verfasser- und Titelregister

Bedeutung der Farben B371 Bedeutung der Farben und des Laubes B380 Begegnung mit schönen Jungfrauen Z53 Der beglückte Minner (Karlsruher Liebesbrief XXI) B116 Die Beichte der Venus B341 Die Beichte einer Frau B340 Die beiden Schwestern B414 Die beiden ungleichen Liebhaber B324 Bekenntnis B20 Belauschtes Gespräch zweier Frauen Z65 Belehrung eines jungen Mannes B317 Belehrung eines jungen Ritters B318 entfällt Bergfried der Minne B358 Berliner Liebesbriefe B148–151 Die Beständige und die Wankelmütige B405 Beständigkeit und Wankelmut B332 Die beste höfische Gesinnung Z72 Der beste Minnedienst Z70 Bestrafte Untreue B463 Besuch bei der Geliebten B258 Beteuerung ewiger Treue B12 Bitte um Zusammenkommen (Karlsruher Liebesbrief XVI) B111 Die blaue Rede B200 Der Blumengarten B499 Der Blumenhut B365 Der bösen Klaffer Trügen B257 Die Brackenjagd B507 Daz brechen leit B27 Ein Bruchstück (Karlsruher Liebesbrief I) B96 Das Büchlein B24 Von den Buchstaben B368 Die Burg ›Vaste Hoede‹ B492 C Das Clärlein Z77 siehe Tüsch, Hans Erhart D Dank und Gruß an die Geliebte (Karlsruher Liebesbrief VII) B102 Deutsch-lateinischer Liebesbrief Z8 Deutung der neun Farben B379 Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹: Das Turnier B468 Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹: Der Ritterpreis B467 Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹: Minnehof B484 Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹: Ritterfahrt B483

Verfasser- und Titelregister

Dille, Jan: Klage der Tugenden B443 Donaueschinger Liebesbriefe Drei Edelsteine B370 Drei Hunde als Beschützer B197 Dresdner Liebesbriefe B119–126 Duro, Johannes: Die fünf Namen B29 Der dürre Baum B498 E Eberhard von Cersne: Der Minne Regel B428 Egen von Bamberg (?): Das Herz B49 Egen von Bamberg (?): Die Klage der Minne B28 Von der Ehre B325 entfällt Die einsame Beleidigte B221 Elbelin von Eselsberg: Das nackte Bild B359 Der Elende Knabe: Der Minne Freud und Leid B402 Der Elende Knabe: Der Minne Gericht B459 Der Elende Knabe: Der Traum im Garten B251 Der Elende Knabe: Minne und Pfennig B450 An die Entfernte (Karlsruher Liebesbrief XII) B107 Der entflogene Falke B503 Erentrijk: Die Jagd B511 Erentrijk (?): Preis einer vollkommenen Frau B278 Erentrijk (?): Vernünftige Liebe B286 Der erste Buchstabe der Geliebten B4 F Der falsche Grund B490 entfällt Der falschen Klaffer List B214 Von falscher Minne B296 siehe Heinrich der Teichner Der Farbenkranz der Frauentugenden B381 Farbentracht B436 Fehde zwischen Amor und Reden B496 Das Fest B346 Flehen um Gegenliebe (Karlsruher Liebesbrief V) B100 Fluch über die ungetreuen Frauen B290 Folz, Hans: Der Traum B252 Folz, Hans: Werbung im Stall B245 Folz, Hans: Zweierlei Minne B406 Fragespiel aus dem ›Roman van Limborch‹ B347 Frau Ehrenkranz B434 Frau Minne und die Liebenden siehe Minnegespräch B229 Frau Minne warnt vor Hochmut B334 Frau Minne warnt vor Lügen B333

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Verfasser- und Titelregister

Frau Minne weiß Rat B422 Frau oder Lamm Z74 Frau Untreue B446 Der Frau Venus neue Ordnung A B356a Der Frau Venus neue Ordnung B B356b Frau Venus und die Minnenden B458 Von Frauen und Jungfrauen B416 Frauen- und Liebespreis Z33 Der Frauen Unstetigkeit B291 siehe (Pseudo-)Heinrich der Teichner Das Frauenbuch B402a siehe Ulrich von Liechtenstein Die Frauenburg B369 siehe Augustijnken van Dordt Frauendienst und Minnedienst B265 Frauenehre B263 siehe Der Stricker Frauenehre B328 Frauenehre B329 siehe Heinrich der Teichner Frauengruß Z2 Frauengruß Z3 Frauenklage B408 Frauenminne und Gottesminne B309 Frauenpreis und Frauentadel Z85 Frauenschönheit B264 Fröschel von Leidnitz: Liebesgespräch B235 Von dem Fundamente B385 Die fünf Namen B29 siehe Duro, Johannes Fünf Punkte von der Ehre B326 entfällt Fünf Punkte von der Frauenehre B327 Für und wider die Minne siehe Traum von erfüllter Liebe B399 G Gedanken am Maimorgen B514 Gedicht auf Kaiser Ludwig IV. den Bayern B471 An die gefangene Geliebte (Karlsruher Liebesbrief IX) B104 Gespräch mit einem alten Liebhaber B205 Gespräch über die graue Farbe B384 Gespräch über die Minne B518 Gespräch über Frauentugenden B343 Gespräch zwischen Herz und Mund B51 Der getäuschte Minner (Karlsruher Liebesbrief X) B105 Die getrennten Minnenden B215 Gewitter in den Bergen Z58 Der gläserne Saal B493 Glaubensbekenntnis eines Liebenden B15 Der glückliche Traum B250 Glückliche Werbung B231

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Die goldene Fessel B260 Göttinger Liebesbriefe B127–138 siehe Konemund, Hermann Die Graserin B23 Die Grasmetze B246 siehe Hermann von Sachsenheim Von der grauen Farbe B383 Grobianische Werbungslehre Z78 Gruß beglückter Liebe (Karlsruher Liebesbrief XXII) B117 Gruß und Entschuldigung (Karlsruher Liebesbrief XIII) B108 Gut Wächter! Z64 Von den guten Frauen B222 siehe Willem van Hildegaersberch Guter Rat an eine Frau B218 H Hadamar von Laber: Die Jagd B513 Hadamar von Laber (?): Des Minners Klage B30a Harder, Konrad: Der Minne Lehen B464 Die Harre B330 Hartmann von Aue: Die Klage B48 Haus Freudenbach B491 Die Heimkehr des gefangenen Geliebten B227 Der heimliche Bote B300 Heinrich der Teichner: Frauenehre B329 Heinrich der Teichner: Klage einer Frau B292 Heinrich der Teichner: Lehre für die Frauen B319 Heinrich der Teichner: Ritter oder Knecht B323 Heinrich der Teichner: Von dem roten Mund B274 Heinrich der Teichner: Von der Liebe B287 Heinrich der Teichner: Von der Minne B313 Heinrich der Teichner: Von falscher Minne B296 Heinrich der Teichner: Von rechter Liebe B311 Heinrich der Teichner: Von weltlicher und göttlicher Minne B312 (Pseudo-)Heinrich der Teichner: Der Frauen Unstetigkeit B291 (Pseudo-)Heinrich der Teichner: Lob der Frauen B275 (Pseudo-)Heinrich der Teichner: Streit über Liebe und Schönheit B411 Heinzelin von Konstanz: Von dem Ritter und von dem Pfaffen B415 Hermann von Sachsenheim: Das Schleiertüchlein B226 Hermann von Sachsenheim: Des Spiegels Abenteuer B465 Hermann von Sachsenheim: Die Grasmetze B246 Hermann von Sachsenheim: Die Mörin B466 Hermann von Sachsenheim: Die Unminne B295 Das Herz B49 siehe Egen von Bamberg Das Herz als Garten der Liebe B386 Herz und Leib B425 Die Hindin B510

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Der höchste Minnelohn Z71 Die höchste Minnetugend Z56 Höfische Werbungslehre Z79 Höpp, Ulrich: Klage der Treue B473 Die Hundsfliegen B387 siehe Kaltenbach Hyperbolischer Liebesgruß Z16 I Irdische Liebe und Gottesliebe Z35 siehe Phillipsz, Jan (?) Ironische Minnelehre B350 Ironischer Frauenpreis B22 J Die Jagd B501 siehe Suchenwirt, Peter Die Jagd B509 Die Jagd B511 siehe Erentrijk Die Jagd B513 siehe Hadamar von Laber Die Jagd auf einen edlen Fasan B502 Die Jagd der Minne B505 Jagdallegorie B504 Die Jägerin B508 Johann von Konstanz: Minnelehre B232 Johann II. von der Pfalz Simmern (?): Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft Z63 Junge Frau und alter Mann siehe Den Jungen die Minne, den Alten der Wein! B238 Den Jungen die Minne, den Alten der Wein! B238 Jungfrauenlob: Was ist Liebe B339 K Kaltenbach: Die Hundsfliegen B387 Kaltenbach: Rechte Liebe B338 Kampf zwischen König Erentrijk und König Grans B495 Karlsruher Liebesbriefe B96–118 Der Kittel B430 siehe Meister Altswert Die Klage B48 siehe Hartmann von Aue Klage B489b siehe Wenschenborg B489 Klage an eine harte Frau (Karlsruher Liebesbrief III) B98 Klage der Keuschheit B445 siehe Sachs, Hans Die Klage der Minne B28 siehe Egen von Bamberg Die Klage der Treue B447 Klage der Treue B473 siehe Höpp, Ulrich Klage der Treue und der Gerechtigkeit B448 siehe Willem van Hildegaersberch Klage der Tugenden B442

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Klage der Tugenden B443 siehe Dille, Jan Die Klage des Einsiedlers Z62 Klage einer älteren Frau B220 Klage einer Frau B292 siehe Heinrich der Teichner Klage einer jungen Frau B353 Klage einer Liebenden B64 Klage einer Nonne Z49 Klage eines Liebenden B34 Klage eines Liebenden B35 Klage eines Liebenden B36 Klage eines verlassenen Liebhabers B39 Klage über abnehmende Zucht B299 Klage über die Arglist der Klaffer B60 Klage über die falsche Minne B297 Klage über die Geliebte E B32 Klage über die Trennung von der Geliebten G B62 Klage über die Untreue der Geliebten B56 Klage über die Untugenden der Männer B293 Klage über Frau Wankelmut Z46 siehe Noydekijn Klage über Trennung von der Geliebten G B31 Klage um den Tod von Frauen B37 Klage vor Frau Minne B65 Von den Kleidern der Frauen B388 Das Kloster der Minne B439 Klosterallegorie B488 entfällt Der Knappe und die Frau B261 Die Kogge Z52 Konemund, Hermann: Göttinger Liebesbriefe B127–139 Konrad von Würzburg: Lob der Geliebten B2a Konrad von Würzburg: Lob der Geliebten B2b Konstanzer Liebesbriefe siehe Karlsruher Liebesbriefe B96–118 Des Kranichhalses neun Grade B389 An die kranke Geliebte (Karlsruher Liebesbrief XV) B110 Von einem Kranz Z61 Von dem Kraut Selve B390 entfällt Der Krautgarten B500 Krug, Hans (?): Neujahrsgruß an die Frauen B267 L Des von Laber Lehren B204 Des Labers Rat B42 Lehre für die Frauen B319 siehe Heinrich der Teichner Lehre für die Frauen B320 Lehre von der Scham B331 entfällt

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Lehren an einen Jüngling Z80 Lehren des Virgilius Z76 Lehren für eine Jungfrau B322 Lehrgedicht von der Minne B519 Von der Liebe B287 siehe Heinrich der Teichner Von der Liebe B314 Liebe und Glück B482 siehe Wameshaft, Erhard Liebe und Reichtum B310 Liebe und Schönheit B412 Liebe und Schönheit B413 siehe Suchenwirt, Peter Der Liebende und die Burg der Ehre siehe Der Weg zur Burg der Tugenden B487 Der Liebende vor Frau Ehre B435 Liebesbekenntnis B17 Liebesbrief B77 Liebesbrief B78 Liebesbrief B79 Liebesbrief B80 Liebesbrief B139 Liebesbrief B142 Liebesbrief B143 Liebesbrief B144 Liebesbrief B145 Liebesbrief B146 Liebesbrief B147 Liebesbrief B152 Liebesbrief B153 Liebesbrief B154 Liebesbrief B159 Liebesbrief B177 Liebesbrief B185 Liebesbrief B186 Liebesbrief B193 Der Liebesbrief B213 Liebesbrief Z6 Liebesbrief Z7 Liebesbrief Z13 Liebesbrief Z27 Liebesbrief Z28 Liebesbrief (Karlsruher Liebesbrief II) B97 Liebesbrief mit Neujahrsgruß Z17 Liebesbriefe (aus Konstanz?) siehe Stuttgarter Liebesbriefe B178–180 Liebesbriefe der Hs. Kuppitsch O B147 und B148–151 Liebesbriefsteller aus Köln siehe Liebesgrüße B82

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Liebesbriefsteller aus Schwaben siehe Römische Liebesbriefe B169–176 Liebeserklärung (Karlsruher Liebesbrief VIII) B103 Liebesfreuden und -leiden B69 Liebesgespräch B235 siehe Fröschel von Leidnitz Liebesgespräch B239 Liebesgespräch B240 Liebesgespräch Z42 Liebesgeständnis im Traum siehe Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame B255 Liebesgruß siehe Amsterdamer Liebesgruß B76 Liebesgruß B81 Liebesgruß Z1 Liebesgruß Z9 Liebesgruß Z10 Liebesgruß Z11 Liebesgruß (Karlsruher Liebesbrief XIV) B109 Liebesgruß mit einem Geschenk B159a Liebesgruß zum Annatag B140 entfällt Liebesgrüße B82 Liebesgrüße und Minnesprüche Z32 Liebeshoffnung B21 Liebesklage B40 Liebesklage B41 Liebesklage B43 Liebesklage B63 Liebesklage B70 Liebesklage B71 Liebesklage B72 Liebesklage B75 Liebesklage Z47 Liebesklage Z50 Liebesklage (Karlsruher Liebesbrief XI) B106 Liebesklage an die Geliebte G B68 Liebesklage einer Frau B44 Liebesklage einer Frau B47 Liebesklage eines Mannes B57 Liebesklage und Antwort Z37 Liebespein B58 Liebesversicherung Z12 Liebeswerben B228 siehe Fröschel von Leidnitz: Liebesgespräch B235 Liebeswerben und Liebesspiele B243a entfällt Liebeswerbung B244 Des Liebhabers Verabschiedung B237 Lob der beständigen Frauen B272

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Lob der Frauen B262a Lob der Frauen B262b Lob der Frauen B268 Lob der Frauen B269 Lob der Frauen B270 Lob der Frauen B271 Lob der Frauen B275 siehe (Pseudo-)Heinrich der Teichner Lob der Frauen B277 Lob der Frauen B281 siehe Willem van Hildegaersberch Lob der Frauen und Schelte auf die Merker B273 Lob der Frauen von drei Papageien B282 Lob der Geliebten B2a siehe Konrad von Würzburg Lob der Geliebten B2b siehe Konrad von Würzburg Lob der Geliebten B3 Lob der Geliebten B8 Lob der grünen Farbe B382 Lob der guten Fut Z34 Lob der Jungfrau Maria B276 Lob der ritterlichen Minne B472 Lob einer tugendhaften Frau B279 Ein lustiger Spruch von der Buhlschaft Z63 siehe Johann II. von der Pfalz Simmern (?) M Des Mädchens Klage um den toten Freund B216 Vom Mai B198 Der Maienkranz B224 Männertreue und Frauentreue B410 Der Mantel der Ehre Z55 Die Maße B288 Mattseer Liebesbriefe B155–158 Das Meiden B259 Meister Altswert: Das alte Schwert B429 Meister Altswert: Der Kittel B430 Meister Altswert: Der Spiegel B223 Meister Altswert: Der Tugenden Schatz B431 Von der Minne B306 Von der Minne B313 siehe Heinrich der Teichner Der Minne Born B497 Der Minne Erklärung B515 Der Minne Falkner B512 Der Minne Freigedank B301 Der Minne Freud und Leid B402 siehe Der Elende Knabe Der Minne Gericht B459 siehe Der Elende Knabe

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Der Minne Gericht B460 Der Minne Gericht B461 Der Minne Gericht B462 Der Minne Klaffer B234 siehe Ruschart Der Minne Klaffer B243 Der Minne Kraft B283 Der Minne Leben B336 Der Minne Lehen B464 siehe Harder, Konrad Der Minne Lehre B354 Der Minne Porten B438 Der Minne Regel B303 Der Minne Regel B428 siehe Eberhard von Cersne Von der Minne Schlaf B454 siehe Suchenwirt, Peter Die Minne und die Ehre B456 Minne und Gesellschaft B480 Minne und Jagd Z67 Minne und Pfennig B342 Minne und Pfennig B450 siehe Der Elende Knabe Die Minne vor Gericht B453 siehe Suchenwirt, Peter Die Minne vor Gericht B455 Die Minneburg B485 Minneerlebnis B256 Der Minnegerende siehe Klage über die Geliebte E B32 Minnegespräch B229 Minnegespräch B517 Minnegespräch Z38 Minnehof B484 siehe Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ Der Minnekampf B409 Minnekatechese B316 Minneklage B25 Minneklage siehe Daz brechen leit B27 Minneklage B30b Minneklage B67 Minneklage siehe Liebesfreuden und -leiden B69 Minneklage eines Mannes B26 Minnelehre B232 siehe Johann von Konstanz Minnelehre B516 Der Minnenden Zwist und Versöhnung B233 Der Minner im Garten B424 Der Minner und der Kriegsmann B419 Der Minner und die Minne (Karlsruher Liebesbrief XIX) B114 Minner und Trinker B418 Minnerätsel vom Sperber Z69 Minnerede B520

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Verfasser- und Titelregister

Minnerede B521 siehe Streitgespräch zweier Frauen über die Minne B401 Des Minners Anklagen B457 Des Minners Klage B30a siehe Hadamar von Laber (?) Minnesprüche an die Geliebte B73 Minnesprüche an die Geliebte B74 Das Minneturnier B427 Minnewerbung B241 Minnewerbung Z36 Mones Karlsruher Liebesgrüße Z23–25 Die Mörin B466 siehe Hermann von Sachsenheim N Die Nacht in der Feldscheune B66 Das nackte Bild B359 siehe Elbelin von Eselsberg Der neuen Liebe Buch B441 Neujahrsgruß an die Frauen B267 siehe Krug, Hans Neujahrsgruß von 1520 Z29 Neujahrswunsch von 1525 Z30 Die neun Zeichen der Minne B423 Noydekijn: Die Waffen des Königs Ehre B494 Noydekijn: Klage über Frau Wankelmut Z46 O Obszöner Liebesgruß Z26 P Parodistischer Liebesgruß Z15 Paternoster-Parodie Z44 Peterswald, Jakob (?): Die sieben Farben B523 Pflanzenallegorese Z75 Pflanzenallegorese A Z75a Pflanzenallegorese B Z75b Pflanzenallegorese C Z75c Pflanzenallegorese D Z75d Pflanzenallegorese E Z75e Phillipsz, Jan (?): Irdische Liebe und Gottesliebe Z35 Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen B348 Predigt über die Minne siehe Adam und Eva B349 Preis der Geliebten B7 Preis der Geliebten B10 Preis einer Frau B9 Preis einer vollkommenen Frau B278 siehe Erentrijk (?)

Verfasser- und Titelregister

R Rat an die Frauen B321 Der Rat der Einsiedlerin B217 Rat der Frau Treue B209 Rat der Frau Venus B212 Rat einer Jungfrau B202 Rat einer reinen Jungfrau Z81 Rat eines alten Mütterchens B207 Ratschläge für einen Zaghaften B421 Die rechte Art der Minne B199 Rechte Liebe B338 siehe Kaltenbach Von rechter Liebe B311 siehe Heinrich der Teichner Rede von der Minne B452 siehe Suchenwirt, Peter Regensburger Liebesbrief B159 Ritter oder Knecht B323 siehe Heinrich der Teichner Von dem Ritter und von dem Pfaffen B415 siehe Heinzelin von Konstanz Ritterfahrt B483 siehe Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ Der Ritterpreis B467 siehe Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg B469 Römische Liebesbriefe B169–176 Römische Liebesbriefe (IX–XII) Z18–21 Der rote Mund B1 Von dem roten Mund B274 siehe Heinrich der Teichner Ruschart: Der Minne Klaffer B234 S Sachs, Hans: Der Venusgarten B525 Sachs, Hans: Klage der Keuschheit B445 Sachs, Hans: Streitgespräch über die Liebe B400 Von einem Schatz B392 Das Scheiden B38 Scheidsamen B55 Schelte gegen die Klaffer B59 Scherzhafte Liebeserklärung Z14 Scherzhafter Liebesgruß Z22 Der Schiedsspruch der Venus B458b Von dem Schiff B393 siehe Augustijnken van Dordt Der schlaflose Minner B33 Das Schleiertüchlein B226 siehe Hermann von Sachsenheim Das Schloss Immer B486 Der Schlüssel B489a siehe Wenschenborg B489 Schneider, Hans: Der Traum B253 Die schöne Abenteuer B449 siehe Suchenwirt, Peter Die Schönheit der Geliebten B6

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Verfasser- und Titelregister

Schönheitspreis B5 Die Schule der Ehre B481 Schule der Minne B433 Von der schwankenden Brücke B367 siehe Willem von Hildegaersberch Der schwere Traum B219 Der schwierige Liebesbrief B355 Der schwierige Liebesbrief Z60 Die sechs Farben B372 Die sechs Farben B373 Die sechs Farben und zwölf Lebensalter B374 entfällt Die sechs Kronen B437 Segen der fernen Geliebten B13 Sehnsucht nach dem Geliebten B46 Sehnsuchtsklage einer Frau B45 Sekte der Minner B302 Von sieben Blumen B364 Die sieben Buchstaben des Wappens der Tugend B396 Die sieben Farben B376 Die sieben Farben B523 siehe Peterswald, Jakob (?) Die sieben Farben des Liebenden B375 Die sieben Tugenden der Minne B308 siehe Willem von Hildegaersberch Sinnsprüche über die Liebe Z83 Söldner Liebesgruß Z5 Der Spalt in der Wand B352 Der Spiegel B223 siehe Meister Altswert Der Spiegel siehe Des Spiegels Abenteuer B465 Des Spiegels Abenteuer B465 siehe Hermann von Sachsenheim Spottgedicht auf abenteuerliche Minne Z59 Spruchgedicht Z82 Spruchgedicht von der Minne B305 Standhaftigkeit in der Liebesqual B208 Der Stern der Treue B432 Von Stete und Unstete B524 siehe Versweigseinnit Stiefmutter und Tochter B351 Streit für und gegen die Minne B398 Streit über Liebe und Schönheit B411 siehe (Pseudo-)Heinrich der Teichner Streit über Ritterfahrt Z73 Streitgespräch über die Liebe B400 siehe Sachs, Hans Streitgespräch zweier Frauen über die Minne B401 Der Stricker: Frauenehre B263 Das Strohkränzlein B225 Stuttgarter Liebesbriefe B178–180 Suchenwirt, Peter: Der Widerteil B403 Suchenwirt, Peter: Die Jagd B501

Verfasser- und Titelregister

Suchenwirt, Peter: Die Minne vor Gericht B453 Suchenwirt, Peter: Die schöne Abenteuer B449 Suchenwirt, Peter: Liebe und Schönheit B413 Suchenwirt, Peter: Rede von der Minne B452 Suchenwirt, Peter: Von der Minne Schlaf B454 Süße Minne, gib mir Rat Z66 T Der Thron der Ehre B394 Die thronende Minne B458a entfällt Der törichte Liebhaber und der Sinn B417 Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol B476 Totenklage um Graf Werner von Hohenberg B475 Totenklage um Graf Wilhelm III. von Holland B477 Totenklage um Graf Wilhelm IV. von Holland B478 Totenklage um Herzog Johann I. von Limburg und Brabant B474 Der Traum B247 Der Traum B252 siehe Folz, Hans Der Traum B253 siehe Schneider, Hans Der Traum im Garten B251 siehe Der Elende Knabe Der Traum von der Liebe B210 Traum von erfüllter Liebe B399 Traum von erhörter Liebe B254 Ein Traum von Liebesglück B248 Traumerscheinung einer schönen Frau B522 Treue ist Königin B289 entfällt Der treue Liebhaber B16 Von treulosen Männern B294 Der Tugenden Schatz B431 siehe Meister Altswert Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente B280 Tugendlehre für zwei Liebende Z68 Das Turnier B468 siehe Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ Tüsch, Hans Erhart: Das Clärlein Z77 U Ulrich von Liechtenstein: Das Frauenbuch B402a Der unentschlossene Minner B50 Der unentwegte Liebhaber B236 Die Unminne B295 siehe Hermann von Sachsenheim Unterricht der Minne B420 Die untreue Hirschkuh Z57 Urkunde der Minne B14

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Verfasser- und Titelregister

V Der Venusgarten B525 siehe Sachs, Hans Die verfolgte Hindin B506 Das Vergissmeinnicht B366 Verlorene Huld Z48 Verlorene Mühe B53 Vernünftige Liebe B286 siehe Erentrijk Verschwiegene Liebe B335 Die versuchte Treue B194 Der Versuchung Abenteuer B426 Versweigseinnit: Von Stete und Unstete B524 Viel anders B298 W Die Waffen des Königs Ehre B494 siehe Noydekijn Wahre Freundschaft und Liebe B304 Wahre und falsche Liebe B404 Walther von Griven: Weiberzauber B391 Wameshaft, Erhard: Liebe und Glück B482 Wappen der Liebe B395 Wappen und Minne B470 Warnung an hartherzige Frauen B479 Warnung vor Klaffern B211 Was allerlei Blätter bedeuten siehe Pflanzenallegorese A Z75a und B Z75b Was Blütenfarben bedeuten B363 Was ist Liebe B339 siehe Jungfrauenlob Was ist Liebe B361 Was ist Minne B337 Der Weg zur Burg der Tugenden B487 Weiberzauber B391 siehe Walther von Griven Das weltliche Klösterlein B440 Von weltlicher und göttlicher Minne B312 siehe Heinrich der Teichner Wenschenborg B489 Wer kann allen recht tun B52 Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei B360 Werben um Liebe (Karlsruher Liebesbrief XX) B115 Werbung des Freundes B230 Werbung im Stall B245 siehe Folz, Hans Werbungsgespräch A Z39a Werbungsgespräch B Z39b Werbungsgespräch Z40 Werbungsgespräch Z41 Werbungsgespräch Z43 Werbungsszene B242

Verfasser- und Titelregister

Das Wesen der Minne B284 Das Wesen der Minne B285 Der Widerteil B403 siehe Suchenwirt, Peter Wiener Liebesbriefe B181–184b Der wilde Mann B397 Willem von Hildegaersberch: Die sieben Tugenden der Minne B308 Willem van Hildegaersberch: Klage der Treue und der Gerechtigkeit B448 Willem van Hildegaersberch: Lob der Frauen B281 Willem van Hildegaersberch: Vom Zweifel B54 Willem van Hildegaersberch : Von dem Kraut Selve B390 entfällt Willem von Hildegaersberch: Von den Alten und Jungen B344 Willem van Hildegaersberch: Von den guten Frauen B222 Willem von Hildegaersberch: Von der schwankenden Brücke B367 Wohltun und Fröhlichsein B18 Z Die Zauberin Z51 Das Zauberkraut B407 Zehn Punkte von der Minne B307 Die zehn Schwestern B444 Das Zelt der Minne B249 (Pseudo-)Zilies von Sayn siehe Dichter der ›Schlacht bei Göllheim‹ Zufriedene Liebe B19 Zurechtweisung des unmutigen Minners B201 Züricher Liebesbriefe B187–192 Zutphener Liebesgruß Z31 Zutphener Minnesprüche Z84 Zuversichtliche Liebe einer Frau B195 siehe B194 Zuversichtliche Liebe einer Frau B196 Von zwayen gespilen siehe Traum von erfüllter Liebe B399 Zweierlei Minne B406 siehe Folz, Hans Vom Zweifel B54 siehe Willem van Hildegaersberch An die zweifelnde Geliebte (Karlsruher Liebesbrief XVII) B112 Das zweite Büchlein siehe Das Büchlein B24 Zwettler Liebesgruß Z4 Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame B203 siehe B255 Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame B255 Die zwölf Ritter Z54

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