Hadrian: Plotina, Marciana, Matidia, Sabina

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Hadrian: Plotina, Marciana, Matidia, Sabina

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DAS

ROMISCHE

HERRSCHERBILD

II. ABTEILUNG

BAND

3

DEUTSCHES

ARCHAOLOGISCHES

INSTITUT

DAS ROMISCHE

HERRSCHERBILD HERAUSGEGEBEN

E. BOEHRINGER

: G. v. KASCHNITZ-WEINBERG MAX

VERLAG

VON

GEBR.

WEGNER

MANN-.BERLIN

1956

DEUTSCHES

ARCHAOLOGISCHES

INSTITUT

HADRIAN Plotina - Marciana

- Matidia - Sabina

VON

4

MAX

WEGNER

V VERLAG

GEBR.

MNN-BERLIN

1956

INHALTSVERZEICHNIS

Hadrian

...............^.-.2-.2-.2^42^4^42^^5.

Iypus Stazione Termini

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7 8

Typus Vatikan Chiaramonti 392

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Typus Rollockenfrisur Terme 8618

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13

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16

Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae Iypus Panzerbüste

Imperatori 32

.

.

. . . 2 . . . les

Typus Paludamentumbüste Vatikan Busti 283 Einzelstücke

. . . . 2 . 4. 4. rn.

Bildnisse aus den Provinzen

Fälschungen und verdorbene Bildnisse Zeitbestimmung

Platina

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25 26

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Unsichere und unrichtige Bestimmungen.

Übersicht

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20

33

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Kataloge Hadrian. Plotina

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I26

I33

HADRIAN

Wie Hadrian wirklich ausgesehen hat, ist auf Grund der schriftlichen Überlieferung des Altertums kaum zu ahnen. In der Vita Hadriani (26,1) heißt es: Statura fuit procerus, forma comptus, flexo ad pectinem capillo, promissa barba, ut vulnera, quae in facie naturalia erant, tegeret, habitudine robusta; und in der Chronographia des Malalas XI: S. 277 (Bonn): tjv 6$ dwuoiguaios, £Uoyxoc, Aevxó40005, uiEoztóAvoc, EDELNG, daovrwywv, yAavxöpdahuog, ijovyoc, &AAóvuoc, tegavixóc. Daß Hadrian eine grofsgewachsene und stattliche, dabei aber nicht füllige Erscheinung war, wird sich bei Betrachtung der kleinen Zahl vollständig erhaltener Bildnisstatuen bestätigen. Er hielt auf ein gepflegtes Aus-

sehen und auf wohlfrisiertes Haar. Daß er einen Vollbart trug, erwähnen beide Quellen, weil dies besonders merkwürdig war, denn bis zu Hadrian waren alle römischen Herrscher bartlos. Man möchte es dem Hadrian gern zutrauen, daß er sich durch den Vollbart, die den griechischen Philosophen eigentümliche Tracht, als Griechenfreund oder gar als Graeculus ausweisen wollte; die eine der beiden Quellen sagt jedoch ernüchternd, der Grund dafür sei gewesen, Narben oder Male im Gesicht zu verdecken. So ist mit diesen spärlichen Nachrichten wenig anzufangen, um Hadrian im Bildnis wiederzuerkennen, wie denn ein Bildnis überhaupt mit Worten schwerlich dergestalt beschrieben werden kann, daß man es tatsächlich wiedererkennt.

Hadrians Bildnis wird fast ausschließlich durch die Münzprägungen verläßlich bestimmt. Von den rundplastischen Bildnissen kommt nur ein einziger Nachweis hinzu: die heroische Statue aus der Bibliothek des Asklepieion von Pergamon, auf deren Sockel der Name des Herrschers steht. Historische Reliefs haben einst aus dem Zusammenhang der Darstellung Bildnisse Hadrians eindeutig erkennen lassen; leider sind sie in den nicht gerade zahlreichen Fällen, in denen sie noch für uns

fraglos zu bestimmen gewesen wären, verlorengegangen oder ersetzt worden, während es in anderen Fällen der Erwägung und der Bildniskritik überlassen bleibt, zu prüfen, ob Hadrian auf dem be-

treffenden Relief vorkommt oder nicht. Bildnisse, die Hadrian benannt werden, sei es, daß sie im archäologischen Schrifttum als solche

geführt, sei es, daß in Museen und Sammlungen ausgestellte Stücke so bezeichnet werden, gibt es rund zweihundertdreißig. Ob die Benennung zutrifft oder nicht, ob das einzelne Stück wirklich alt ist oder modern, wieweit der heutige Zustand zuverlässig oder infolge von Ergänzung oder Überarbeitung trügerisch ist, in welchem Maße es sich um Einzelstücke oder um Wiederholungen anderer handelt, und wie gleichartig oder fremdartig Bildnisse aus dem stadtrömischen Bereich und aus den Provinzen untereinander sind, das gilt es zunächst in jedem Falle kritisch zu prüfen. Schon bei flüchtigem Überblick über das Material insgesamt heben sich einige Gruppen von Bildnissen heraus, innerhalb derer die einzelnen Stücke einander wie Repliken oder Wiederholungen entsprechen, das heißt, sie stimmen untereinander so weit überein, daß sie sämtlich Kopien oder Nachbildungen eines einzigen Originals sein müssen, wobei es denkbar wäre, daß sich unter ihnen das

Original der übrigen selbst befindet. » Alle Repliken und Wiederholungen stellen einen Typus dar«, so definierte G. Lippold in seiner grundlegenden Untersuchung über »Kopien und Umbildungen griechischer Statuen« dergleichen Verhältnisse.

Es wird für die nachfolgenden Untersuchungen am fruchtbarsten sein, zunächst die Typen der Bildnisse des Hadrian zu scheiden und zu gruppieren. 7

Typus

Hadrian

Stazione Termini

Florenz, Galleria degli Uffizi Nr. 108 Houghton Hall ba London, British Museum 1381 Reggio (Calabria), Museo Civico Rom, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala II 9 Rom, Museo Nazionale delle Terme Inv. 124 491 Rom, Palazzo Altemps

Das frischeste und überzeugendste Bildnis des Hadrian ist wohl der Kopf im Thermenmuseum, der 1941 anläßlich des Neubaus der Stazione Termini gefunden wurde, denn er ist völlig unergänzt und

behutsam gereinigt worden, so daß das Stück im heutigen Zustand zwar Beschädigungen aufweist, aber verläßlich ist (Taf. 2. ; b. 8a). Hadrian wird in diesem Bildnis als eine gesunde, gerade, weltoffene und freundliche Natur gezeigt. Klarheit, Bestimmtheit, Festigkeit und Schönheit der Formen sind die angemessenen Ausdrucksmittel der plastischen Durchbildung des Werkes. Der eiförmige Gesichtsschnitt ist von großem Ebenmaß. Das Haar, das Stirn und Schläfen umschließt, sowie der kurze Vollbart über der Oberlippe, am Wangenrand und am Kinn fügen sich gefällig der Grundform ein, indem sie diese unterstützen, rahmen, kräftig krönen und abschließen. Inmitten des ge-

lockten und gekräuselten Haupt- und Barthaares wirkt die Haut geschmeidig, schimmernd und lebensvoll. Die Nase ist lang, kräftig und weder zu knochig noch zu fleischig. Die Wangen sind weder voll noch hager, vielmehr leicht und prall gewölbt und an ihren Rändern gegen Nase, Mund, Augen und Schläfen bezeichnend und gliedernd abgesetzt. Die Stirn zeigt eine gleichmäßige reine Wölbung ohne merkliche Furchen. Die zarte plastische Erhebung der Brauen steigt seitlich zu einem kräftigen Bogen an. Nur leicht sind zwei Furchen an der Nasenwurzel angedeutet. Die Augen blicken ruhig und entspannt aus weit geöffneten Lidern. Oberlid und Unterlid zeigen bewegliche Führung und eine feine, vielfältig abgestufte Plastik. Unverkennbar ist dieses Bildnis aus einer entschieden klassischen Gesinnung ebenmäßig gestaltet, funktionell durchgegliedert und mit feinfühliger Plastizität geformt worden.

Dies sind allgemeine Kennzeichen; das Replikenverhältnis der einzelnen Stücke dieser Gruppe ist an anderen, besonderen Merkmalen festzustellen. Der auffälligste Ausweis dafür ist die Anordnung des Stirnhaares: In vollen, sichelförmigen Büscheln klettern die Enden des in die Stirn gestrichenen Haares von den Schläfen zur Mitte hoch; sie begegnen sich nicht genau über der Stirnmitte, sondern treffen über dem linken Auge in Gegenwendung aufeinander. Hinter diesem die Stirn rahmenden Gelock folgt eine kräftige Welle, die an einigen Stellen von Lockenenden überlagert wird. Auf dem Oberkopf ist das Haar nur wenig gegliedert; in drei gleichmäßigen Wellen zieht es sich vom Wirbel nach vorn. Am Hinterkopf jedoch und vor allem im Nacken ist das Haar lockiger, kürzer gehalten und vielfältiger durchgebildet. In der Seitenansicht ist ein Wellenbündel, das hinter der Ohrmuschel kräftig ansteigt, vor ihr steil herabfällt und sich vor der Schläfe hakenförmig aufrollt, bemerkenswert. Diese vielleicht schon zu umständlichen Hinweise werden genügen, um bei der Gegenüberstellung einiger Aufnahmen erkennen zu lassen - überzeugender, als Worte es vermögen -, wie weitgehend in der Anordnung des Stirnhaares und des Gelocks im Nacken einige Bildnisse des Hadrian übereinstimmen und deshalb als Repliken gelten müssen. Bei den Bildnissen in den Uffizien (Taf. 4), im Konservatorenpalast (Taf. 3. $a. 8b) und im Thermenmuseum ist die Übereinstimmung untereinander besonders augenfällig. Diesen drei Bildnissen steht anscheinend der Kopf in Houghton Hall, der allein nach der Abbildung bei F. Poulsen beurteilt werden kann, an Genauigkeit der Einzelheiten nur wenig nach. Vielleicht nicht gerade als Replik, doch unbedingt als Wiederholung muf$ der Kopf mit Pinienkranz

8

auf einer Gewandstatue in London, British Museum 1381, die im Apollontempel zu Kyrene gefunden wurde, gelten (Taf. 16a). Zweifellos folgt die Anordnung des Stirnhaares dem Typus Stazione Termini; die vollen sichelfórmigen Büschel vor der Stirn lassen sich Stück für Stück nachzählen und

vergleichen. Neu ist der Pinienkranz im Haar, verschlossener und finsterer infolge der kräftigeren Furchung an der Nasenwurzel der Ausdruck und recht verschieden die Bildhauerarbeit. Abhängig-

keit und Selbständigkeit durchkreuzen sich bei dieser in der Provinz gefundenen Wiederholung des Typus Stazione Termini. Der Typus selbst ist fraglos stadtrómisch. Wenig ergiebig hinsichtlich der Replikenkritik ist der Hadrian im Museo Civico zu Reggio (Cala-

bria). Da er im Museum seinerzeit nicht zugänglich war, ist er allein nach einer Photographie zu beurteilen; doch läßt auch diese bei aller Zerstörung des Stückes und der Verriebenheit der Oberfläche stellenweise am Stirnhaar den Typus Stazione Termini eindeutig ermitteln. Der Bildniskopf in Reggio (Calabria) sitzt einer Büste ungebrochen auf, einer nackten Büste trajanischer Form. Ebenso wie bei mehreren Büsten des Trajan ist ein Schwertriemen von der rechten Schulter quer über die Brust herübergeführt und ein Paludamentum mit Knopf über die linke Schulter gelegt; der Kopf des Herrschers ist ein wenig nach dieser Seite gewandt und leicht geneigt. Dies Bildnis in Reggio (Calabria) ist nicht die einzige unter den Repliken, die als vollständige Büste erhalten geblieben ist. Die

beiden Repliken in Florenz und im Konservatorenpalast sitzen Panzerbüsten ungebrochen auf. Über den vollen Panzer hängt auf der linken Seite von der Schulter das Paludamentum in ähnlicher

Weise wie an der nackten Büste in Reggio (Calabria) herab, während die rechte Schulter frei bleibt und die schützenden Lederstreifen um das Schultergelenk hier sichtbar sind; mitten vor der Brust befindet sich eine geflügelte Gorgonenmaske. Der Kopf im Thermenmuseum ist unterhalb des Halses

von einer Büste abgebrochen; es blieb aber von den Schultern noch genug erhalten, um feststellen zu können, daß auch dieses Bildwerk ursprünglich eine Panzerbüste war; allerdings haftete hier das Paludamentum nicht allein auf der linken Schulter, es war vielmehr um den Nacken herumgelegt

und muß, wie dies an Panzerbüsten des Antoninus Pius vorkommt, gleichzeitig quer vor der Brust hinübergeführt haben und an der rechten Schulter geknópft worden sein. Bei einem einzigen Bildnistypus kónnen also drei verschiedene Büstenformen vorkommen. Ihre Verschiedenheit entspricht in

diesem Falle wahrscheinlich einer zeitlichen Abfolge, das heißt einer kunstgeschichtlichen Entwicklung von trajanischer zu antoninischer Form. Die Form der Panzerbüste mit Paludamentum auf der linken Schulter kommt unseres Wissens unter Hadrian auf, ist bei ihm besonders háufig und wird unter den Antoninen im Laufe der Zeit seltener. Ist die Vermutung einer entwicklungsgeschichtlichen Abfolge richtig, dann müssen sich auch an der Ausführung der Kópfe stilistische Unterschiede nachweisen lassen. Leider ist der Erhaltungszustand der Schwertriemenbüste in Reggio (Calabria) so dürftig, daf$ an ihr die Bildhauerarbeit kaum zu beurteilen ist, doch scheint sie nur in Meißeltechnik zu bestehen. Die Büste im Konservatorenpalast ist hauptsächlich mit dem Meißel ausgeführt worden. Bohrgänge, wie sie für antoninische Arbeiten charakteristisch sind, sind in der Haarbehandlung nirgends festzustellen; stellenweise durchlóchert

der Drillbohrer die Masse, unterbohrt vereinzelt einmal eine Lockenspitze und findet an der Gorgonenmaske freies Spiel. Im großen und ganzen ist allerdings für diese Büste eine Formbehandlung eigentümlich, die plastische Geschmeidigkeit mit linearer Deutlichkeit verbindet. Das Haar wirkt, als wáre es in weichem Ton modelliert und mit einem Spachtel in dekorativer Linienführung nachgearbeitet worden. Es ist die Marmortechnik jener griechisch signierenden Künstler in Rom, die man unter der Bezeichnung ‘Schule von Aphrodisias’ zusammenzufassen pflegt. Bei dem Büstenfragment im Thermenmuseum sprechen außer der typologischen Erwägung zur Büstenform gewichtige Gründe

dafür, es unter den Wiederholungen seines Typus am spätesten zu datieren, denn die antoninische Bohrtechnik kündigt sich bei ihm merklich an. Der gliedernden Unterteilung des Haupthaares, vor

allem an den Schläfen, dienen in kleiner Zahl regelrechte Gänge des laufenden Bohrers, und ver9

Hadrian

Hadrian

einzelt finden sich bereits die feinen Aushóhlungen und dünnen Verbindungsstege zwischen benachbarten Strähnen, die für die antoninische Marmortechnik so charakteristisch sind. Sobald man auf

solche Kennzeichen einer verhältnismäßig späten Entstehung aufmerksam wird, versteht man auch die Abstufung der Tonwerte zwischen der geschmeidigen, seidig schimmernden Haut und dem stumpferen, schattigeren Haar im Sinne dieser Entwicklung. Endlich beobachtet man, daß auf dem Augapfel der Irisring als leichte plastische Erhebung nachzufühlen ist, und daß es den Anschein hat, als senke sich, zumindest am rechten Auge, die Pupille inmitten der Iris ein wenig ein; von da aus ist es bis zu der später üblichen Augenbohrung nur noch ein kleiner Schritt. Beachtet man, daß demgegenüber die anderen Wiederholungen dieses Typus ganz ohne Augenbohrung sind, so erhärtet dies die Ansicht, daß das schöne Bildnis im Thermenmuseum innerhalb der Repliken entwicklungsmäßig am spätesten datiert werden muß; es weist deutlich auf die antoninische Gestaltungsweise voraus. Wäre diese Replik den übrigen an Erhaltung und Qualität nicht so weit überlegen, hätte man tunlichst vermieden, es zum Leitstück dieses Typus auszuersehen, weil bei ihm der ikonographische Typus und die künstlerische Form voraussichtlich zeitlich beträchtlich auseinanderfallen; man muß die Schale antoninischer Stilmerkmale abtragen, um zum Kern des hadrianischen Originals, das die Repliken wiederholen, zu gelangen. Die Betrachtung dieser Gruppe von Bildnissen des Hadrian hat erwiesen, daß es sich nicht um allgemeine und keineswegs um stilistische Übereinstimmungen handelt, sondern daß sich ein Typus wirklich durch haargenaue Repliken ausweist; zugleich beobachtet man, wenigstens in diesem Falle, daß der Typus nur für die Bildnisköpfe, jedoch nicht für die Formen der Büsten verbindlich ist. Wagt man eine Vermutung darüber auszusprechen, welcher Art das Original gewesen sein mag, so deuten alle Merkmale eher auf Marmor als auf Bronze.

Typus Vatikan Chiaramonti

392

Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek 681 a Margam Park Parıs, Louvre 1186

Rom, Museo Capitolino, Stanza terrena a drittal ı2 Rom, Palatın

Rom, Museo Vaticano, Chiaramonti 392 Wien, Antikensammlung Inv. I 55

Der Kopf auf ergänzter Büste im Museo Chiaramonti des Vatikan ist das beachtlichste Stück dieser Gruppe (Taf. 6. 8c). Das Gesicht Hadrians ist hier recht breit und rundlich, breiter jedenfalls und weniger eifórmig als beim Typus Stazione Termini. Die Augen wirken kleiner und ihr Blick befangener, unsicherer. Die Haartracht ist durchaus verschieden von derjenigen des vorangehenden Typus. Vom Wirbel her ist das Haar in vier kräftigen Wellen lang nach vorn gekämmt; über der Stirn, die nicht mehr so frei und hoch, sondern niedriger und breiter erscheint als beim Typus Stazione Termini, rollen sich die Enden lockig zurück, und der Saum des Stirnhaars ist in größere und kleinere Gruppen mit kräftigen Einwinklungen unterteilt. Das Hinterhaupt umgeben kurze Lockensicheln in dichter Fülle und übersichtlicher Anordnung. Der kurze Bart über der Oberlippe, am Wangenrand und am Kinn kräuselt sich nicht so vielfältig abgestuft und abwechslungsreich wie beim Typus Stazione Termini; er ist einfacher, übersichtlicher und dekorativer angeordnet. Die Augen

sind hier ebensowenig wie bei allen übrigen Kópfen dieser Gruppe gebohrt, und die Durchbildung des Haares geschieht fast durchweg mit plastischen Mitteln und ohne eine nennenswerte Verwendung IO

des laufenden Bohrers. Will man dem Anschein von Alterszügen trauen, so kónnte auch diesmal Hadrian als verhältnismäßig jung gelten. Eine leichte Runzel nur durchfurcht die Stirn; ausgeprägte Falten fehlen an der Nasenwurzel und den Augenwinkeln; allerdings verdüstert eine kurze Furche rechts an der Nasenwurzel etwas den Ausdruck. Der Vergleich untereinander und die Zuweisung der verschiedenen Stücke, die mit dem Kopf des Museo Chiaramonti 392 zu einem Typus zusammenzugehören scheinen, wird vielfach erschwert durch durchgreifende Überarbeitung und unzutreffende Ergänzung des Stirnhaares — derartig, daß man sich sogar beirrt fühlt, hier überhaupt von einem Typus zu sprechen. Der Kopf im Louvre 1186 wirkt auf den ersten Blick ganz anders als der Kopf im Museo Chiaramonti 392: Der Gesichtsschnitt erscheint schmaler, der Ausdruck leerer und das Stirnhaar von stark

abweichender Tracht. Nähere Betrachtung zeigt jedoch, daß fast sämtliche Stirnlocken, die Nase, die Oberlippe sowie beide Ohrmuscheln ergänzt wurden; wenn dies notwendig war, dann läßt sich ermessen, wie empfindlich die Beschädigungen des Kopfes bei seiner Auffindung gewesen sein müssen. Damals wird die gesamte Oberfläche gereinigt und mehr oder minder durchgreifend überarbeitet worden sein. Dennoch fehlt es nicht an eindeutigen Anzeichen dafür, daß das gleiche Vorbild zugrunde lag. Dies zeigt sich am Profil nach links: Die kräftig gebogenen Haarwellen über der Ohrmuschel sowie Einzelheiten von Anlage und Gliederung des Backenbartes stimmen mit dem Kopf im Museo Chiaramonti 392 soweit überein, wie es sich für Repliken gehört. In der Anordnung des Haares am Hinterkopf zeigen beide Stücke allerdings eine bedenkliche Verschiedenheit; sie würde weniger befremden, hätte man nicht gerade Gelegenheit, an den Bildnissen Hadrians ın anderen Gruppen haargenaue Übereinstimmungen auch am Hinterkopf beobachten zu können. Das ist in hadrianischer Zeit anscheinend ganz anders als in antoninischer, denn von den Bildnissen des Antoninus Pius und seiner Nachfolger ist man gewohnt, daß die Rückseite der Bildnisse gänzlich vernachlässigt und nur grob angelegt wird. Wenn am Kopf im Louvre die Unterschiede von demjenigen des Museo Chiaramonti so ungewöhnlich groß sind, so hat auch das vermutlich die weitgehende

Überarbeitung verschuldet. Der Kopf in der Wiener Antikensammlung Inv. I 35 macht, nach den Aufnahmen zu urteilen, einen sehr ungünstigen Eindruck, denn auch er ist durch starke Ergänzungen, vor allem am Stirnhaar, merklich verändert worden. Durch einen volleren Gesichtsschnitt gleicht er allerdings dem Kopf im Vatıkan wieder mehr als der Kopf im Louvre. In der linken Seitenansicht fallen die Übereinstimmungen, die den Wiener Kopf dem Typus Chiaramonti 392 zuverlässig einzureihen erlauben, am deutlichsten in die Augen. Der Kopf auf einer modernen Panzerstatue, die auf dem Palatin nahe der Aussichtsterrasse über

dem Forum Romanum steht, ist derartig zerstört und verwittert, daß trotz wiederholter Nachprüfung aus allernächster Nähe die Frage nach seiner Echtheit weder zweifelsfrei bejaht noch völlig

verneint werden konnte. Die vollen Wangen und das, was vom Stirnhaar übriggeblieben ist, sprechen für eine Wiederholung des Typus Chiaramonti 392. Für die Replikenkritik ergibt sich jedoch nichts von Belang. Der Kopf im Museo Capitolino, früher in der Stanza terrena a dritta I 12 befindlich, ist jetzt ım

Salone leider so hoch aufgestellt, daß er nicht genauer untersucht werden kann. Nach der Beschreibung bei Stuart Jones befindet sich das Stück in so erbärmlichem Zustand, daß seine wahrscheinliche Zugehörigkeit zu diesem Typus nur gerade statistischen Wert hat.

Das Bildnis in Margam Park kann ebenfalls ausschließlich nach einer Abbildung, die F. Poulsen veröffentlicht hat, beurteilt werden. Auf dieser unzulänglichen Grundlage läßt sich nicht einmal das Replikenverhältnis ganz sicher behaupten, wenngleich die größere Wahrscheinlichkeit eher dafür als dagegen spricht, weil das Stück sich von den anderen Typen deutlich unterscheidet. Daß es sich etwa um ein originales Einzelstück handelt, möchte man bei der geringen Qualität ungern vertreten. II

Hadrian

Hadrian

Mit dem Leitstück des Typus Chiaramonti 392 sind ebensoviel Übereinstimmungen im großen wie Abweichungen im einzelnen zu vermerken, und es läßt sich nicht ermessen, wieweit Ergänzung und Zurichtung das Stück im einzelnen verändert haben. Eine verläßliche Zuweisung zum Typus Chiara-

monti 392 wäre deswegen von Interesse, weil alle bisher besprochenen Wiederholungen ausschließlich als Kopf erhalten geblieben sind, hier dagegen der Kopf noch ungebrochen einem beträchtlichen Rest der linken Schulter aufsitzt. Dieser Rest ist anscheinend richtig zu einer Büste mit Paluda-

mentum über dem Panzer ergänzt worden. Das wäre dann eine verhältnismäßig späte Büstenform. Was die ungenügende Aufnahme unter starkem Seitenlicht erkennen läßt, spricht gleichfalls vernehmlicher für eine späte als eine frühe Ausführung der Wiederholung, nicht des Typus. Ob endlich der Kopf aus Lansdowne House in Kopenhagen 681a an dieser Stelle seinen rechten Platz findet, ist keineswegs einwandfrei. Daß dieser Kopf zusammen mit dem Leitstück im Museo Chiaramonti 392 vom gleichen Vorbild abhängt, ist an einigen Einzelheiten nachzuweisen, zumal das Stirn-

haar unergänzt und nur beschädigt ist: Über der Stirnmitte reichen ein paar Strähnen besonders tief herab; rechts lehnt sich daran eine S-förmige Strähne an, die fast als geschlossene Öse endigt; links findet sich an der entsprechenden Stelle eine fächerförmige Lockensichel, ähnlich einer Halbpalmette; an der linken Schläfe führt eine tief eingewellte Lockenrinne zur Ohrmuschel hin. An dieser Stelle erkennt man in der Seitenansicht hoch sich aufbäumende und steil abstürzende Wellen, die sich teilweise überschneiden; hier ist es tatsächlich möglich, Welle für Welle, Strähne für Strähne und Locke

für Locke zu vergleichen. Man meint, dieser Kopf sollte, dem Kopf im Museo Chiaramonti

392

zunächst, zu den besten Repliken des Typus zählen. Neben so weitgehenden Übereinstimmungen finden sich jedoch unmittelbar befremdende Abweichungen, geringfügige und beträchtliche. Bei einem Vergleich der Hinterköpfe sind die Abweichungen in der Haaranordnung so beträchtlich, daß man nicht mehr von Übereinstimmung mit einem Typus sprechen kann. Auch das Stilistische und die Marmortechnik der Ausführung sind so verschieden, daß der Kopf in Kopenhagen in dieser Ansicht eher flavisch als hadrianisch wirkt. Wenn man in anderen Fällen an den Repliken der Bild-

nistypen Hadrians die Erfahrung macht, daß auch am Hinterkopf die Haaranordnung genau kopiert wird, so wiegen diese Abweichungen besonders schwer und erregen ernstlichen Zweifel an der Echtheit. V. H. Poulsen ließ den Verfasser freundlicherweise wissen, welchen Schwankungen

in der Beurteilung dieses Stückes seines Museums auch er unterworfen war; er hat es inzwischen aus der Schausammlung in die Studiensammlung der Ny Carlsberg Glyptotek abgestellt. Aber am Ende meinte er doch, daß das Stück echt sein werde, wenn auch die Oberfläche nicht älter als 18. Jahrhundert sein müsse. Wenn man, wie der Verfasser, nur vorübergehend Gelegenheit hat, ein solches Stück

selbst in Augenschein zu nehmen, wird man bei eigener Unentschiedenheit seine Zweifel unterdrücken und auf die größere Vertrautheit des erfahrenen Museummannes mit dem, was er in seiner Sammlung besitzt, bauen. Die Ausgliederung dieses Typus Chiaramonti 392 aus der großen Menge der Bildnisse Hadrians

führt zu einem wenig befriedigenden Ergebnis. Daß es sich um einen eigenen Typus handelt, kann nach den zahlreichen nachprüfbaren Einzelheiten kaum in Frage gestellt werden. In diesem Falle gewinnt man jedoch von ihm im Unterschied von anderen, wie sich zeigen wird, und wie es sich am Iypus Stazione Termini bereits gezeigt hat, keine festumrissene Vorstellung. Man kann erwägen, ob die Bildnisschópfung, die diesem 'Iypus zugrunde lag, vielleicht selbst zu unbestimmt und zu wenig charaktervoll war, als daß sie ihren Nachbildungen ein entschiedenes, befriedigendes Gepräge

übermitteln konnte. Vielleicht fand jeder Bildhauer, der das Vorbild nachbildete, an ihm etwas zu berichtigen, vielleicht war das Vorbild keine so offizielle Bildnisehrung, daß seine Befolgung im

Sinne der Repräsentation des Herrschers zwingend gewesen wäre. Möglicherweise sind dies jedoch müfßige Erwägungen, weil nur der Zufall unzulänglicher Erhaltung der einzelnen Vertreter dieser

Gruppe bewirkt hat, daß der Typus nicht eindeutig durchschaubar ist. I2

Typus Rollockenfrisur Terme

8618

Hadrian

Adolphseck Alexandria, Griechisch-ägyptisches Museum 20 851 Alexandria, Griechisch-ägyptisches Museum 20 885 Athen, Nationalmuseum 789 Berlin, Altes Museum R 53 Cobham Hall Epidauros, Museum 14 Kairo, Kunsthandel

London, British Museum 1897 Messina, Museo Nazionale 2563 Rom, Castel Sant'Angelo (Nische an der äußeren Ausgangstreppe) Rom, Museo Capitolino, Imperatori 31 Rom,

Museo Nazionale delle Terme

8618

Sevilla, Museo Arqueologico Provincial, Sala VIII 2 Wilanów

Der Kopf auf einer nicht zugehórigen Panzerbüste in Rom, Museo Nazionale delle Terme 8618, ist eines der besten Stücke dieser Reihe (Taf. 10). Der Gesichtsschnitt dieses Kopfes ähnelt mehr der breiten Form des Typus Chiaramonti als der eifórmigen des Typus Stazione Termini. Er wirkt jedoch nicht so kugelig wie der Kopf im Museo Chiaramonti, weil ihm die weichen Wangenpolster fehlen; statt dessen sind die Wangen etwas schmächtig unterhalb der stärker hervortretenden Jochbeine. Die Linien, die von den Nasenflügeln schrág herabführen, sind scharf gezeichnet. Die Mund-

spalte ist knapper und die Unterlippe weniger voll. Die Lidspalte ist abermals um einen Grad schmaler geworden und setzt sich in den äußeren Augenwinkeln als feine Falte fort. Da die Augenhóhle weniger weit und offen ist, scheinen die Augen etwas tiefer zu liegen, unter düster beschattenden

Brauenbógen. An der Nasenwurzel sind zwei Furchen schärfer eingegraben, und die Querfurche auf der Stirn tritt deutlicher in Erscheinung. Im Vergleich mit dem Typus Stazione Termini ergibt sich aus diesen unterschiedlichen Merkmalen insgesamt ein schärferer Zug, weniger Gelassenheit und Aufgeschlossenheit, vielmehr Angespanntheit mit einem Anflug von mürrischem Ernst. Will man in diesem Gepräge des Hadrian-Bildnisses abbildliche Hinweise auf das Lebensalter des Dargestell-

ten sehen, so läßt sich daraus schließen, daß dieser Bildnistyp den Herrscher in etwas vorgerücktem Alter wiedergibt. Die Haartracht ist von sehr charaktervoller Erfindung in ihrer großgesehenen Stilisierung; sie zeigt

zweifellos mehr Kunst als wirklichkeitsgetreue Tracht. In acht breite Strähnen sich unterteilend und sondernd ist das Haar vom Wirbel in vier Wellen nach vorn gestrichen; nach kräftiger S-förmiger Biegung und tief eingesenkter Woge hängt es in einzelnen wulstigen Aufrollungen tief in die Stirn. Rollockenfrisur wird deshalb im folgenden zwecks kürzerer Kennzeichnung diese Haartracht genannt. Das Stirnhaar hat ein lebhafteres und höheres Relief als bei den beiden vorher besprochenen

Iypen; wie ein stark ausladendes Gesims umgeben und beschatten die Lockenrollen die Stirn, die dadurch niedriger und breiter wirkt als beim Typus Stazione Termini. In der Seitenansicht wird die künstlerische

Funktion

dieses Stirnhaares,

den Kopf

oben

abzuschließen und

zu krönen, be-

sonders deutlich, was um so wirkungsvoller in Erscheinung tritt, weil am Hinterkopf das kurz gehaltene Haar ohne viel Erfindung und Sorgfalt in ungeordneten Zotteln gegen Ohren und Nacken herabfällt. In der Seitenansicht sieht man überdies, daß, kunstgeschichtlich gesprochen, Ansätze,

die beim Typus Chiaramonti vorhanden sind, in dieser neuen Haartracht in wohlbedachter Straffung und Klärung zur Vollendung kommen. Die Willkür und Vielfalt in den Einzelheiten der Haartracht jenes Kopfes haben hier einer motivischen Einheitlichkeit und Eindeutigkeit Platz gemacht. So 13

Hadrian

unterstützt ein kunstgeschichtlicher Befund die aus den Altersmerkmalen abgeleitete Vermutung, daß dieses Bildnis später geschaffen sein muß als die beiden vorangehenden. Was Güte der Arbeit betrifft, so kommt der Kopf auf moderner Alabasterbüste, der aus dem Museo Capitolino, Imperatori 31, heute in die Galleria des Palazzo dei Conservatori gelangt ist, dem Kopf im Thermenmuseum am nächsten. Leider ist dies Stück stark ergänzt sowie gereinigt und daher etwas verändert worden. So wirkt beispielsweise das Gesicht etwas schmaler und darum höher, als es für diesen Typus charakteristisch ist. Dennoch sind genügend Einzelzüge ursprünglich bewahrt, um hier wieder erkennen zu können, bis zu welcher Genauigkeit das Replikenverhältnis

zweier Köpfe geht; nicht nur bis in die Motive, sondern sogar bis in die Innenzeichnung des gekräuselten Backenbartes läßt sich die Übereinstimmung nachweisen.

Nächst diesen beiden Stücken finden wir von diesem Typus zum ersten Male tüchtige Repliken weit von Rom

entfernt, zwei in Alexandria und eine in Sevilla. Wenn

dieser Typus weit bis in die

äußersten Provinzen des Imperium Romanum Verbreitung fand, so muß er unter den Herrscherbildern des Hadrian eine besondere Bedeutung gehabt und viel gegolten haben. Die fragmentierte Panzerbüste in Alexandria 20 85 1, deren Kopf sich im Gipsabguß auf der Mostra Augustea della Romanitä befand, wie C. Pietrangeli freundlicherweise ermitteln konnte, ist zwar vielfach beschädigt, bewahrt aber an den unbeschädigten Stellen die ursprüngliche Oberfläche (Taf. 11 a). Ein eingehender Vergleich mit dem Leitstück im Thermenmuseum bestätigt nicht nur die

Genauigkeit eines echten Replikenverhältnisses, sondern läßt auch keinen Zweifel darüber aufkommen,

daß beide Stücke möglicherweise

in derselben Werkstatt

ausgeführt wurden.

Das

kann

natürlich nur eine stadtrömische Werkstatt gewesen sein. Man weiß aus der Überlieferung von offiziellen Bildaussendungen; hier ist einmal mit Sicherheit ein Export von Repliken im Denkmälerbestand nachweisbar. Diese Feststellung wird im weiteren Verlauf der Untersuchung wichtig für die Beurteilung der Herrscherbildnisse in den Provinzen. Man hat die Provinz anscheinend nicht mit

schlechten Bildnissen abgespeist, denn der Kopf in Alexandria übertrifft denjenigen des Thermenmuseums an Detailliertheit. Es scheint sogar der Schluß berechtigt zu sein, jener gäbe das Original in seinen Einzelheiten genauer wieder als dieser; dieser ist summarischer, während jener in den

Rollocken neben den Hauptmotiven begleitende und differenzierte Nebenmotive aufweist. Sollte man in seiner Folgerung noch einen Schritt weiter gehen dürfen und behaupten, es seien besonders gute Repliken in die Provinzen gesandt worden, weil sie dort abermals als Vorbilder für Reproduk-

tionen dienen mußten? Die beiden überlebensgroßen Köpfe in Alexandria 20 885 und im Kairener Kunsthandel unterstützen diese Vermutung. Sie schließen sich fraglos dem Typus Rollockenfrisur an, sind aber in der Ausführung gröber und provinzieller. Auf diese beiden Köpfe und auf die hiermit angeschnittene Frage ist in anderem Zusammenhang zurückzukommen. Vortrefflich ist das Hadrian-Bildnis aus Italica in Sevilla (Taf. 11 b. 19a). Hier ist die ungebrochene

Panzerbüste vollständig erhalten; das Bildnis in Alexandria 20 851 bewahrt nur noch ein Bruchstück von einer solchen. Das Erhaltene spricht dafür, daß beide Büsten einander im Typus völlig geglichen haben. Sie entsprechen in ihrer Art weitgehend der Bildnisbüste vom Typus Stazione Termini im Palazzo dei Conservatori: Panzer mit Paludamentum auf der linken Schulter und mit Gorgonenmaske mitten vor der Brust. Abweichend von dieser zeigt die Büste in Sevilla einen Schwertriemen, der von der rechten Schulter herab die Brust überquert. Ob auch die Büste ın Alexandria diesen Schwertriemen aufwies, lassen die zur Verfügung stehenden Abbildungen nicht erkennen. Über diese Allgemeinheiten gehen die Übereinstimmungen dieser Büsten nicht hinaus; Repliken

sind die Büsten

selber nicht. Nicht

einmal

die verschiedenen

Büsten,

die zum

Typus

Stazione Termini gehörten, stimmten überein. Bemerkenswert ist jedoch soviel, daß die oben ausgesprochene Vermutung, die Büste im Palazzo dei Conservatori sei eine typisch hadrianische Büsten-

form, hier ihre Bestätigung findet.

14

Die Büste in Sevilla ist in den Einzelheiten der Haartracht nicht so detailliert und sauber gezeichnet wie die Büste in Alexandria. Sie hat ebensowenig die summarische Art wie der Kopf im Thermenmuseum. Vielmehr ist sie von beiden im Handwerklichen sehr verschieden, insofern nämlich in der

Behandlung des Stirnhaares die Bohrtechnik das Übergewicht hat. Auch die Pupillen waren einst, wie an geringen Spuren festzustellen ist, gebohrt, und ein tiefes Bohrloch bezeichnet den inneren Augenwinkel. Diese Bohrtechnik geht noch über das hinaus, was an dem verhältnismäßig späten

Kopf vom Bahnhofsgelände der Stazione Termini zu beobachten war, und ist vor der antoninischen Zeit kaum denkbar, kaum frühantoninisch, sondern am ehesten an Bildnissen des Marcus Aurelius

wiederzufinden. Die Büste in Sevilla muß demnach spät und postum datiert werden. Es zeigt sich in diesem Falle mit beachtenswerter Deutlichkeit, wie behutsam bei rómischen Herrscherbildern

zwischen der Zeitbestimmung eines Typus und der Datierung der Ausführung eines einzelnen Stückes unterschieden werden muß, wie wichtig die Kritik der Repliken ist, um zu einer verläßlichen Vorstellung vom Original zu gelangen. Das Original ist für die Bildnisgeschichte, die Replik für die

Stilgeschichte maßgeblich. Die Beurteilung der nackten Büste in London, British Museum 1897, kann sich nur auf Photos und Abbildungen stützen, da die eigene Anschauung nach Ablauf einiger Jahre nicht mehr genügt. Daß dieses Bildnis nach Ausweis der Haartracht dem Typus Rollockenfrisur zuzuzählen ist, kann keine Frage sein. Es gehórt anscheinend zu den summarischen, minder sorgfáltigen Repliken. Damit sind allerdings noch nicht alle Merkwürdigkeiten der Ausführung erklärt. Die untere Gesichtshälfte ist auffallend schmal; die Pupillen sind tief gebohrt, so daß der Blick scharf und stechend erscheint. Der Backenbart hat mehr Relief als bei anderen Repliken.

Stellenweise sind Bartkráuselungen

motivisch verändernd zusammengezogen. Man kann sich der Vermutung nicht erwehren, daß die Londoner Büste merklich überarbeitet wurde, als man sie ergänzte. Höchstwahrscheinlich ist die Augenbohrung nachträglich, denn die Form der vollständig erhaltenen nackten Büste befürwortet typologisch einen verhältnismäßig frühen Zeitansatz. Büsten dieser Art sind vornehmlich trajanisch

(vgl. Groß, Trajan Taf. r$ a und 24). Zu den übrigen Repliken des Typus Rollockenfrisur bleibt wenig zu sagen. Der Kopf in Adolphseck steht hinter dem Leitstück zurück. Bei vorwiegender Meißelarbeit ist das Ganze summarisch und die Einzelzeichnung hart. Die drei Ringe am Hals unterhalb des Ohres sind besonders befremdend. Der Kopf in Wilanów erweckt nach der Wiedergabe in den Einzelaufnahmen keinen günstigen Eindruck; er scheint derb gearbeitet und im Bart schlecht gezeichnet zu sein, wenn nicht der Bart im heutigen Zustand überhaupt nachgearbeitet ist. Der Kopf in Messina blieb so schlecht erhalten, daß gerade noch die Übereinstimmung mit dem Typus festzustellen ist; sonst ist er wertlos. Gänzlich verdorben und entstellt hat die durchgreifende spätere Überarbeitung einen Kopf in der Engelsburg; an den Schläfen ist gerade noch soviel vom ursprünglichen Zustand erhalten geblieben, daß die Wiederholung des Typus Rollockenfrisur nachgewiesen werden kann. Die Bildnisse Hadrians, die zu dieser Gruppe ausgesondert wurden, sind untereinander ebenso zutreffend Repliken und insgesamt Vertreter eines Typus wie diejenigen vom Typus Stazione Termini.

Der Typus Rollockenfrisur ist im heutigen Bestand doppelt so stark vertreten wie jener. Seine außerordentliche Bedeutung als gültiges Herrscherbild ist daran zu erkennen, daß er sich in stadtrömischen Repliken und örtlichen Umbildungen bis in die Provinzen verfolgen läßt. Nach stilistischen Anzeichen hat er auch nach dem Tode Hadrians nichts an Geltung eingebüßt. Daran wird ersichtlich, daß zwar die Typen einander ablösen, die Wiederholungen der Typen sich aber unabhängig von deren Abfolge zeitlich überschneiden können.

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Hadrian

Typus Panzer-Paludamentumbüste

Hadrian

Baiae

Braunschweig Erbach Nr. 21 Madrid, Prado 178 Neapel, Museo Nazionale 6067 Neapel, Museo Nazionale 6075 (aus Baiae) Neapel, Museo Nazionale, Magazin Ostia, Museum, Magazin 440 Paris, Louvre 3132 : Philippeville Rom, Palazzo dei Conservatori, Galleria 74 Rom, Vatikan, Braccio Nuovo 81 Rom, Vatikan, Magazin 4068 (659) (Rom, Museo Torlonia 546) Rom, Palazzo Colonna 91

Der vorzügliche Erhaltungszustand der Panzer-Paludamentumbüste aus Baiae in Neapel, Museo Nazionale 6075, ist der Grund dafür, dieses Bildnis einem neuen Typus als Leitstück voranzustellen (Taf. 20). Als ersten Eindruck gewinnt man hier die Vorstellung von einer Entspannung, Sänfti-

gung und Abklärung des Wesens. Hadrians Blick hat das Strenge, etwas Verbissene und sogar Feindliche der Bildnisse vom Typus Rollockenfrisur verloren. Weichere, mildere Züge, etwas Kraftlosigkeit und Versonnenheit walten hier vor. Daß die Wangen schlaffer, die Haut blasser und bultleerer wirken, liegt daran, daß krauseres, schattigeres Haupt- und Barthaar das Gesicht einfaßt; deshalb erscheinen Stirn und Wangen flacher und bleicher. Das dreiseitig gewinkelte Stirnhaar umrahmt die Stirn dergestalt, daß ihre freie Fläche einem Trapez

ähnelt. Die Locken rollen sich nicht mehr so mächtig und isoliert auf wie beim Typus Rollockenfrisur; sie sind vielfältiger differenziert. In der Anordnung herrscht mehr Abstufung und Angleichung als

Kontrast. Das Haar ist wie üblich vom Wirbel zur Stirn gestrichen, doch nicht so eintönig wie beim Iypus Rollockenfrisur; kleinere Wellen kräuseln und überschlagen sich über den langgezogenen.

Das Stirnhaar brandet nicht so heftig wie in der Rollockenfrisur, sondern verebbt in kürzerem, seichterem Wellengekräusel. Überall rollen sich die Löckchen auf und zurück, selbst das Nackenhaar

hinter den Ohren, wo es bei den drei vorangehenden Typen nach vorn gestrichen ist. Man findet hinreichende Kennzeichen genug, um wiederum eine Gruppe zusammengehöriger Bildnisse auszusondern. Einen besonders guten Eindruck macht die Panzerbüste im Vatikan, Braccio Nuovo 81 (Taf. ıgb. 21 b. 28b). Sie stimmt nicht nur in der Anordnung des gut erhaltenen Haupt-

und Barthaares mit der Panzer-Paludamentumbüste aus Baiae haargenau überein, sondern hat auch wie diese kaum

Runzeln und Furchen. Daher wirkt das Gesicht besonders glatt, wenn

auch

nicht im entferntesten so gesund und blutvoll wie der Kopf vom Bahnhofsgelände Stazione Termini. Es ist vielmehr etwas schwammig und ausdruckslos. Es muß allerdings damit gerechnet werden,

daß dieser Eindruck

durch das Putzen

der Oberfläche verstärkt worden

ist. Diese Büste

und die andere aus Baiae sind einander in der Ausführung nächstverwandt; an beiden hat die Technik des laufenden Bohrers als Wirkungsmittel große Bedeutung. Bohrgänge lösen das Haar von der Stirn ab, trennen die Locken und Strähnen voneinander und gliedern sie; das geschieht

allerdings nur innerhalb des schmalen Kranzes der Stirnlocken und des Löckchengekräusels unmittelbar hinter den Ohren. Das Haar an Ober- und Hinterkopf sticht als reine Meißelarbeit auffallend dagegen ab; trotzdem ist es nicht ohne Detaillierung und etwa summarisch wie in antoninischer Zeit. Für entwickelter im Handwerklichen hat von beiden die Büste im Braccio Nuovo des

Vatikan insofern zu gelten, als sich hier innerhalb der Bohrgänge zwischen den Lockenbuckeln stellenweise feine Verbindungsstege finden, wie es in antoninischer Marmortechnik immer mehr I6

üblich wird. Auch die Augen sind gebohrt, wenn auch verhältnismäßig vorsichtig und flach. An der Büste aus Baiae sichelförmig, an der vatikanischen Büste nierenförmig ist die Pupille eingetieft; ein feiner Zweidrittelkreis umschreibt die Iris. Je nach Stärke der Bohrtechnik oder ihrer Vermeidung läßt sich unter den Repliken der PanzerPaludamentumbüste Baiae herkömmliche oder fortschrittliche Ausführung unterscheiden. Gar keine Bohrgänge sind an der sehr beschädigten, fast unergänzten Büste im Palazzo dei Conservatori, Galleria 74, festzustellen. Jegliche Gliederung der Haarmasse und Unterteilung der Locken besorgt hier der Meißel. Selbst den Augen fehlt die Bohrung. Da nur die Nase ergänzt, die Oberfläche

weder überarbeitet noch gereinigt ist, wirkt dieser unberührte Kopf im Gesicht entschieden vorteilhafter und ausdrucksvoller als die beiden vorher betrachteten Repliken. Hadrian erscheint auch hier nicht unternehmend, aber nicht so farblos oder gar leer wie in den anderen beiden Büsten, sondern nachsinnend und gedankenvoll. Allein unter diesen drei Bildnissen sind die Unterschiede im Ausdruck groß und wesentlich. Das muß als Warnung dienen, ohne genaue Prüfung des jeweili-

gen Zustandes Charakterkundliches aus den Zügen eines Herrscherbildes herauszulesen. Die Büste Galleria 74 darf in dieser Hinsicht für vertrauenswürdiger gelten als die beiden anderen, nicht etwa weil sie uns stärker anspricht, mehr unserer Vorstellung vom Wesen dieses bedeutenden Herrschers

zu entsprechen scheint, sondern zunächst ganz sachlich und unvoreingenommen deswegen, weil hier kein neuzeitlicher Restaurator durch Reinigen, Putzen oder Überarbeiten von der Oberfläche etwas weggenommen hat, während wir bei den beiden anderen Bildnissen die Züge Hadrians

erst aus ‘zweiter Hand’ haben. Daß wir sie bei der Büste Galleria 74 ganz und gar aus erster Hand besitzen, wird keiner zu behaupten wagen, denn die Zerstörungen und Verletzungen bewirken gewiß Modifizierungen im Ausdruck; doch läßt sich durch den Schleier der Beschädigung und Patina das Wesen des Dargestellten eher ahnen, als es hinter der Fassade neuzeitlicher Verschönerung zu erraten ist. Gleichfalls ohne den laufenden Bohrer gearbeitet und ohne Augenbohrung ist der stark beschädigte Kopf in Paris, Louvre 3132 (Taf. 21a). Er kann sich an Güte der Arbeit, Tiefe und Adel der Auf-

fassung mit der Büste Galleria 74 durchaus messen; er ist ihm sogar überlegen im Formenreichtum der Augen- und Mundpartie. Unter den bisher betrachteten vier Repliken ist der Kopf im Louvre die früheste. Der plastische Charakter des Ganzen, die bestimmte Ausgliederung der einzelnen Bestandteile und die saubere lineare Abgrenzung und Innenzeichnung lassen mit großer Wahrscheinlichkeit darauf schließen, daß dieser Kopf, als dessen Herkunft Iraklion (Kreta) angegeben wird, von einem griechischen Bildhauer nach einer stadtrömischen Vorlage kopiert wurde. Ein hervorragendes Stück ist eine zweite Panzer-Paludamentumbüste in Neapel, Museo Nazionale 6067. Die Zusammengehörigkeit von Bildniskopf und Büste ist zwar nicht sicher nachweisbar, da im Hals ein Stück zwischengesetzt wurde, aber möglich ist sie durchaus, denn unter den Repliken ist mehrmals eine Panzer-Paludamentumbüste vom gleichen Typus zugehörig (Taf. 19b). Der Brustabschnitt ist bei dieser Büste voller, an den Oberarmen und an der Brust etwas tiefer hinabreichend

als bei der Büste aus Baiae; die Herzgrube und die Einsenkung unterhalb der Brustmuskeln sind in den Ausschnitt einbezogen. Es ist der Büstentypus, der für die Bildnisse Hadrians besonders charak-

teristisch ist und bei denen des Trajan noch fehlt: ein einfacher Körperpanzer läßt in seinem rechteckigen Halsausschnitt die stoffliche Fältelung des Tunikasaums sichtbar werden; unter den befransten Lederlaschen,

die das Schultergelenk

schützen,

ohne

es in seiner Beweglichkeit

zu hindern,

reicht ein Stück des Tunikaärmels hervor; der Schulterriegel ist an einem starken Knopf mit Ringöse

in Höhe der Brustwarzen mittels eines Bandes in Schlaufe verschnürt. Mitten vor der Brust sitzt in hohem Relief eine schräggesehene Medusenmaske. Auf der linken Schulter liegt, gerafft und durch einen Knopf zusammengefaßt, das Paludamentum. Solche Büstenform zeigt unter den Repliken dieses Typus außer den beiden Neapeler Büsten auch die vollständig erhaltene Büste im Braccio

17

Hadrian

Hadrian

Nuovo des Vatikan. Aus Bruchstücken ist sie zu erschließen bei dem Stück im Palazzo dei Conservatori, Galleria 74, und bei einer stark beschádigten Büste im Magazin des Neapeler Museums.

Abweichend von den übrigen zeigt die Büste Neapel, Museo Nazionale 6067, eine schlanke Victoria mit Palmzweig und Lorbeerkranz auf dem sichtbaren Schulterriegel; sie bekräftigt damit, daß in diesen Büsten der Herrscher als Imperator verstanden wird, dem nach einem Siege die imperatorische

Akklamation durch die Truppe zuteil wird. In der Medusenmaske, die bei diesen Büsten aufkommt, sah wahrscheinlich Hadrian gern eine Anspielung auf die Gorgonenmaske an der Aigis der Pallas Athene. Der Reliefschmuck seiner Panzerstatuen bekräftigt diese Vermutung. Die zuletzt genannte fragmentierte Büste im Magazin des Neapeler Museums hält den Vergleich

mit den anderen beiden Neapeler Büsten nicht aus. Sie ist von gróberer Arbeit als diese und stellenweise sehr summarisch. Bohrgänge und Augenbohrung fehlen, so daß mit einer verhältnismäßig frühen Herstellung zu rechnen ist. Unter diesen Panzer-Paludamentumbüsten desselben Bildnistypus Baiae stehen einander also drei frühere Repliken ohne Bohrgänge und Augenbohrung und drei spätere gegenüber. Unter diesen

drei späteren Repliken scheint die Büste Neapel 6067 wiederum die früheste zu sein. Im Stirnhaar dringt der laufende Bohrer noch nicht allzu tief in den Marmor ein; von den Bohrgängen wird sparsamer Gebrauch gemacht; sie unterstreichen mehr die plastischen Einzelheiten der Stirnlocken, als daf) sie diese angreifen. Bei der Büste aus Baiae wird das flimmernde Spiel von Lichtern und Schattentiefen lebhafter. Am

tiefsten und härtesten sind die Bohrgänge bei der Büste im Vatikan,

Braccio Nuovo 81; viele feine Verbindungsstege kommen

hier hinzu. Nicht nur hinsichtlich der

besonders fortschrittlichen Bohrtechnik wird man diese Büste unter den dreien am spätesten datie-

ren, sondern auch wegen des Büstenfußes, der hier vorzüglich erhalten blieb. Das feinprofilierte Indextäfelchen sowie die hohe und schlanke Hohlkehle des eigentlichen Fußes sind unverkennbar von antoninischer Art; eine vollständig erhaltene Büste des Antoninus Pius in München, Glyptothek

337 (Wegner, Antonine Taf. 2), die unter dessen Bildnissen nicht gar zu früh angesetzt werden darf, hat genau den gleichen Büstenfuß wie diese vatikanische Büste des Hadrian. Ein antoninischer Zug

ist allen drei relativ späten Repliken des 'Iypus Baiae gemeinsam: Das Bildnis wird fassadenhafter, das heißt nur die Ansichtsseite wird reich und detailliert durchgeführt, das Haar am Hinterhaupt dagegen mehr oder minder summarisch in groben Formen angelegt. Angesichts dieser Häufung von Panzer-Paludamentumbüsten unter den Repliken des Typus Baiae Ist es merkwürdig, daß einer unter ihnen, nämlich der Bildnisbüste in Madrid, die nach ihrer Haar-

tracht fraglos als Replik zu gelten hat, eine nackte Büste mit Paludamentum auf der linken Schulter sicher zugehórt. Dies bestätigt die frühere Beobachtung, daß ein Replikenverhältnis zunächst nur für die Bildniskópfe gilt. Erweisen sich doch auch die eben besprochenen Panzer-Paludamentumbüsten untereinander keineswegs als Repliken. Ein und dieselbe Kopfreplik kann Büsten von verschiedener

Art

aufgesetzt

sein.

Dennoch

läßt

das

Vorwiegen

einer

Büstenform

innerhalb

dieses Typus darauf schließen, welcher Art und in welchem Sinne das Original gemeint war. Zu beachten ist ferner, daß

waren, wenn

es im stadtrómischen Bereich bisher immer

eine Bildnisreplik in ursprünglicher Vollstindigkeit

nur Büsten,

erhalten

niemals

Statuen

blieb oder zu er-

schließen war. Eine recht gute, wenngleich nach Ausweis der Bohrtechnik recht späte Replik ist

wohl der sehr beschädigte Kopf in Philippeville, der nur nach einer unzulänglichen Abbildung zu beurteilen ist.

Sehr beschädigt, aber unergänzt ist eine Replik im Vatikan, Magazin 4068 (659). Das Stirnhaar zeigt keine Bohrgänge. Aber allem Anschein nach waren die Augen bereits gebohrt; wegen der Beschädigung an den Augen läßt sich dies allerdings nicht mit unbedingter Sicherheit feststellen. Im heutigen Zustand ist der Kopf geringwertig; eine bedeutende Replik des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae war er wohl nie. I®

Dennoch ist er wesentlich erfreulicher als ein sehr viel besser aussehender Kopf auf moderner Panzerbüste im Museo Torlonia. Er konnte wie alles, was sich im Museo Torlonia befindet, trotz

vielseitiger Bemühungen und äußerst dankenswerter Hilfsbereitschaft von Frau von dem Busche und der Principessa Anna Chigi della Rovere nicht im Original studiert werden, was um so bedauerlicher ist, weil bei den Bildnissen im Museo Torlonia erfahrungsgemäß

mit entstellenden Über-

arbeitungen gerechnet werden muß. Das wird auch von diesem Bildnis Hadrians gelten, so daß die Abweichungen vom Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, die bereits an einer Aufnahme festzustellen sind, nicht befremden

dürfen. Diese Aufnahme läßt weder Bohrgänge

im Haar

noch

Augenbohrung erkennen; da Bohrgänge im Haar selbst bei durchgreifender Überarbeitung Spuren hinterlassen, dürfte beides ursprünglich nicht vorhanden gewesen und die Replik in ihrem Kern verhältnismäßig früh anzusetzen sein. Ein Bildnis in Braunschweig könnte nach Ausweis des Gesichtsschnittes und der Leitmotive der Haartracht zu diesem Typus gehören. Das Stück scheint keine bedeutende, sondern eine recht summarische Replik gewesen zu sein. Von Bohrarbeit ıst weder im Haar noch an den Augen etwas zu erkennen. Das läßt auf verhältnismäßig frühe Entstehung schließen. Die Büste, die zugehörig sein soll, obwohl sie nirgends den Zusammenschluß von Bruch an Bruch sehen läßt, ist weitgehend ergänzt und wahrscheinlich ebenso weitgehend überarbeitet; so wie sie jetzt aussieht, ist sie zwar ın der allgemeinen Art, aber nicht in den Einzelheiten und deren Durchbildung hadrianisch. Unter dem Halsausschnitt findet sich eine ungehörige parallele Leiste. Die Medusenmaske ist viel zu grob und flach gearbeitet. Wertlos wegen starker Ergänzung und Überarbeitung ist ein Kopf auf moderner Büste in Erbach; unergiebig wegen

des trümmerhaften

Zustandes ein Kopffragment

in Ostia, Magazin

des Mu-

seums 440. Unter den Bildnissen des Hadrian ist der Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae fast so häufig vertreten als der Typus Rollockenfrisur. Während von diesem mehr als ein Drittel der Repliken bzw. Wiederholungen aus den Provinzen stammt, ist bei den Repliken des Typus Baiae nachweislich nur ein provinzieller Fundort bekannt. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß sie stadtrömisch sind oder in den Ausstrahlungsbereich stadtrömischer Kunstübung gehören. Nach kunstgeschichtlichen Kriterien müssen einige Repliken ohne Augenbohrung und ohne Bohrgänge

ım Haar für die frühesten gelten, während andere, die beides aufweisen und als vollständige Büste mit entwickeltem Büstenfuß erhalten geblieben sind, erst zur Zeit des Antoninus Pius entstanden

sein können. Als das Original dieses Typus geschaffen wurde, war die neue Technik der Marmorarbeit

noch

nicht

üblich.

Repliken

wie

die

fragmentierte

Büste

im

Palazzo

dei

Conservatori,

Galleria 74, und der Kopf in Paris, Louvre 3132, die ältesten uns bekannten Repliken dieses Typus,

sind so vorzüglich in Marmor ausgeführt und wirken in ihrer spezifisch plastischen Art der Durchbildung derartig marmorgemäß, daß angenommen werden muß, das Vorbild aller Repliken sei in Marmor gearbeitet worden. Das ist mit einer gewissen Einschränkung eine Selbstverständlichkeit, denn in der Bildhauerwerkstatt, in der Bildnisse eines bestimmten Typus nach Bedarf vervielfältigt wurden, wird sich das Musterstück im gleichen Material wie die Marmorkopien befunden haben. Durchdenkt man die möglichen Verhältnisse, so wird man zunächst auf zwei Möglichkeiten geführt: Entweder war das Musterstück eine selbständige Bildnisschöpfung, oder es war abhängig von einer

offiziellen monumentalen Bildnisehrung; als Werkstattmuster war letzteres allerdings ein ‘Original’, aber aus zweiter Hand. In diesem Falle könnte in dem ‘Original’ aus zweiter Hand ein Urbild aus Bronze oder Edelmetall primär in Marmor umgebildet worden sein. Man kann einen solchen

Stammbaum der Repliken nur durchdenken, ohne für ihn Beweismaterial an der Hand zu haben. Aber es drängt sich die Frage auf, ob wir in jedem einzelnen Stück immer nur eine Replik vor uns haben, oder ob etwa eines unter ihnen das Musterbildnis ist, so wie wir unter den korinthischen

19

Hadrian

Hadrian

Kapitellen der Tholos von Epidauros in einem Stück das Musterkapitell zu besitzen glauben. Die feinsten Methoden der Kopienkritik kónnten einen solchen Fall schwerlich nachweisen, wenn man nicht sämtliche Repliken eines Typus einmal wirklich nebeneinander stellen könnte. — Zu erwägen

ist endlich noch eine dritte Móglichkeit: Ein Urbild von hochoffiziellem Charakter, beispielsweise ein Bronzestandbild, könnte zweimal in ein ‘Original’ aus Marmor umgesetzt worden sein; diese

‘Originale’ aus zweiter Hand würden sich voraussichtlich, da sie Umsetzungen sind, mehr oder minder stark voneinander unterscheiden. Würden nun diese beiden ‘Originale’ in zwei verschiedenen Bildhauerwerkstätten vervielfältigt, so führte dies im gegenwärtigen Bestand an Bildnissen zur

Unterscheidung zweier einander ähnlicher Typen. Große Ähnlichkeit zweier Typen ließe sich also als Abkunft von einem gemeinsamen Urbild über das Zwischenglied zweier ‘Originale’ aus zweiter

Hand erklären. Auf solche Erwägungen wurde der Verfasser gerade bei der Sichtung der Bildnisse des Hadrian geführt, denn bei dem im folgenden zu besprechenden Typus hat er zeitweilig geschwankt, vor allem angesichts einzelner Stücke, ob es sich um ein und denselben oder wirklich um

zwei Iypen handle. Ein solches Verhältnis wäre vielleicht schon bei Bearbeitung der Bildnisse des Antoninus Pius zu erwägen gewesen, denn in seiner Besprechung in Gnomon (16, 1940, 208) hat F. Poulsen die Frage aufgeworfen, ob die vom Verfasser unterschiedenen beiden Haupttypen nıcht

einen einzigen Typus darstellten.

Typus Panzerbüste Imperatori 32 Alger, Museum Berlin, Altes Museum R 52 Centuripe Florenz, Galleria degli Uffizi 3013 (Florenz, Antinori) Iraklion, Museum 341 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek 682 — 5€ London, British Museum 189; London, British Museum Reg. Nr. 1950. 11. — 9. 1. Paris, Louvre MA 3131 Rom, Kunsthandlung Jandolo Rom, Museo Capitolino, Imperatori 32 Rom, Museo Capitolino, Galleria 36 Rom, Museo Torlonia 545 (jetzt: Villa Albani) Rom, Palazzo Giraud Sevilla, Casa de Pilatos

Das vertrauenswürdigste Bildwerk dieser Reihe ist die Panzerbüste im Museo Capitolino, Imperatori 32, wenngleich dieses Stück keineswegs überall in seiner Oberfläche unberührt geblieben ist (Taf. 22b. 23. 9a). Großartigkeit und kraftvolles Herrschertum drücken sich hier in den Zügen aus wie bei kaum einem anderen Bildnis des Hadrian; nicht kraftvolle, gesunde Natur, wie bei dem

schönen Kopf vom Bahnhofsgelände Stazione Termini, sondern Kraft des Wollens und Vollbringens. Zeigte sich an den Bildnissen vom Typus Rollockenfrisur die Entschlossenheit des Herrschers mehr als Anspannung mit einem Anflug von Verdrossenheit, so hier, zumindest in diesem Bildnis, als ein durchdringender Wille, als ein Erfülltsein von Leistung und eine Prägung durch Erlebtes. Tiefer haben Leben und Wirken den Zügen ihren Stempel aufgedrückt. Die Stirn ist stärker und zwiefach

gefurcht; an der Nasenwurzel sind die Falten schärfer geworden. Der Mund wirkt herrisch und verschlossen. In verfinsterten Augenhöhlen unter zusammengezogenen Brauen verbirgt sich nüch-

terne, fast kalte Berechnung. Wie anders gedankenvoll und in sich gekehrt sah der Herrscher unter den Repliken des vorangehenden Typus in dem Bildnis Galleria 74 aus. 20

Bei der Panzerbüste Imperatori 32 fällt das Haar anders als bei allen vorangehenden Typen vom Wirbel um das Haupt. Es ist nicht in langgezogenen Wellen von hinten nach vorn gestrichen, wie

gerade noch beim Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, sondern radial zieht es sich vom Wirbel ringsum zur Stirn, zu den Schläfen und in den Nacken und, was besonders kennzeichnend ist, nicht langsträhnig, sondern kürzer, so daß sich sichelförmige Locken in mehrfacher Folge übereinander

schichten. Das in die Stirn fallende Haar rollt sich lockig auf, ist rhythmisch gruppiert und unter scharfen Einwinkelungen so angeordnet, daß die frei bleibende Stirnfläche einem klaren Trapez ähnlich sieht. Fast genau so mußte die Anordnung des Stirnhaares bei der Panzer-Paludamentumbüste aus Baiae in Neapel beschrieben werden, und in der Tat scheint auf den ersten Blick die Übereinstimmung groß zu sein. Um so genauer muß die Aufmerksamkeit auf die tatsächlichen Unterschiede gerichtet werden. Allein im '"Irapezfórmigen selbst besteht die Ähnlichkeit, nicht in der

Proportion dieser Figur. An der Panzerbüste Imperatori 32 ist die Stirn an den Schláfen enger eingegrenzt, das waagerechte mittlere Stück kürzer als an der Büste aus Baiae; die Stirn wirkt deshalb dort höher, hier breiter. Über der Stirnmitte und an den Schlafen legt sich eine zweite Reihe von

Lockenbuckeln über die erste Reihe der eigentlichen Stirnlocken. Diese Eigenheit erweist sich für die Beurteilung der verschiedenen Stücke als das auffallendste Unterscheidungsmerkmal. Besonders in der Profilansicht wird dieser Unterschied deutlich. Hier zeigen die Büste aus Baiae und ihre

Repliken über der Ohrmuschel eine gleichmäßige seichte Welle, die sich erst vorn vor der Schläfe brodelnd überschlägt, während sich bei der Panzerbüste Imperatori 32 an dieser Stelle eine zweibis dreifach gestaffelte Gruppe isolierter Buckellocken heraushebt. Ähnlich sind die Unterschiede beider Bildnistypen in der Profilansicht nach rechts, wenn auch nicht ganz so prágnant wie auf der

Gegenseite. Unterschiede sind endlich auch am Bart zu beobachten: An der Büste aus Baiae ist der Backenbart mehr zur Kinnspitze hin gestrichen, bei der Panzerbüste Imperatori 32 gegen den Hals zurückgekämmt.

Das Bildnis Imperatori 32 ist als Panzerbüste vollständig erhalten geblieben. Diese Panzerbüste sieht anders aus als diejenige, die sich beim vorangehenden Typus mehrfach wiederholte. Am auffälligsten ist das Fehlen des Paludamentum auf der linken Schulter. Nicht nur deswegen wirkt die

Panzerbüste Imperatori 32 sehr viel einfacher. Im rechteckigen Halsausschnitt vermißt man den Saum der Tunika. Um den Ansatz des Oberarms hängt ein faltiger Armel herab, dafür fehlen hier die Lederlaschen. Die metallene Panzerschließe über der Schulter ist breiter; auf ihr ist in flachem Relief ein bärtiger Triton dargestellt, dessen Beine in Ranken endigen. Mitten vor der Brust sitzt,

ebenfalls in besonders flachem Relief, eine Medusenmaske, jedoch eine andere als an den PanzerPaludamentumbüsten

des vorangehenden

Typus:

Eine urtümliche

grimmige

Fratze mit heraus-

hängender Zunge, wenig gescheiteltem Stirnhaar und zwei schräg aufgerichteten großen Flügeln; das unruhig herabwallende Haar und die verknoteten Schlangen des anderen Typus fehlen. Der Büstenausschnitt scheint etwas knapper zu sein als bei den Panzer-Paludamentumbüsten des Typus Baiae, zumindest als bei späteren Repliken desselben. Die Panzerbüste Imperatori 32 allein würde man typologisch früher ansetzen als die Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Fünf Repliken der Panzerbüste Imperatori 32 zeigen dieselbe Form der Büste; außer dem Leitstück die Büsten in Florenz (Uffizien), Kopenhagen, Paris (Taf. 22 a) und im Museo Torlonia. Einzig bei diesem Typus findet sich diese Büstenform; sie wird in irgendeiner Weise für das Original dieser Wiederholungen vorausgesetzt werden müssen.

Unter diesen fünf Repliken ist die Panzerbüste Imperatori 32 die einzige ohne Augenbohrung. Wegen dieser bedenklichen Abweichung wurde das Stück nochmals genau untersucht in dem Verdacht, die Augenbohrung könnte durch Überarbeitung getilgt worden sein; es ergab sich aber die Bestätigung, daß hier die Pupillen niemals gebohrt waren. Diese Beobachtung hebt die Panzerbüste

Imperatori 32 aus der Reihe heraus, wie sie überhaupt hervorragend ist. Nicht als Nachlässigkeit, 2I

Hadrian

Hadrian

sondern als herkómmliche Art ist deshalb das Fehlen der Augenbohrung an ihr zu verstehen. Sie ist wahrscheinlich früher entstanden als die übrigen vier, die sich durch die Anwendung der Augenbobrung als fortschrittlicher ausweisen. Daß diese Augenbohrung nicht etwa nachträglich, etwa anläßlich der Ergänzung oder Reinigung

des betreffenden Stückes, hinzugefügt wurde, wie es gelegentlich vorkommt, beweist die Panzerbüste im Louvre; denn dieses Stück ist bei großer Beschädigung unergänzt geblieben und zeigt eine vorzügliche, ursprüngliche Oberfläche. Soviel doch das Wenige, das erhalten blieb, um die stellen: die Aufrollung an der linken Schläfe, dahinterschiebt, die große Lockensichel hinter kräftig herabgebogene Schnurrbart, ja sogar

hier auch vom Stirnhaar zerstört wurde, so genügt Replik der Panzerbüste Imperatori eindeutig festzuder Lockenbuckel, der sich hier in der zweiten Reihe dem mittleren Stirnhaar, der über den Mundwinkeln die Innenzeichnung von Schnurrbart und Kinnbart

stimmen haargenau überein. Es gibt kaum genauere Repliken als diese beiden. Der Nachweis des Replikenverhältnisses ist in diesem Falle von

besonderer Bedeutung,

weil die Panzerbüste

des

Louvre aus Kreta stammt. Es kann keine Frage sein, daß die Büste von Kreta ein stadtrömisches Importstück ist, zumal sie nach Ausweis der Augenbohrung später entstand als die stadtrömische Panzerbüste Imperatori 32. Es ist auch, wie sich später zeigen wird, wenn das Verhältnis der Bildnisse in den Provinzen zu den stadtrömischen besprochen wird, gar keine griechische Arbeit. Wie

weit der römische Bildnisexport reicht, zeigte ja bereits die Büste vom Typus Rollockenfrisur, die in Alexandria aufbewahrt wird und zweifellos in Ägypten gefunden wurde. Mit diesen beiden Vertretern des Typus Panzerbüste Imperatori 32 können sich alle übrigen Repliken nicht messen. Wie weitgehend sämtliche Stücke überhaupt Repliken sind, ist daran zu erkennen, daß sogar das Hinterhaupthaar in allen nachgeprüften Fällen ganz gleiche Anordnung zeigt (Taf. 9a u. b). Die Panzerbüste in Kopenhagen hat infolge zahlreicher Ergánzungen sehr gelitten. Bei der Reinigung sind die Einzelformen stellenweise verwaschen und unbestimmt geworden, und durch gering-

fügige Veränderungen an den Augen hat der Blick etwas unangenehm Strenges und Stechendes bekommen. Die Durchbildung und Einzelzeichnung des Haares am Hinterkopf wirkt flau, verglichen mit den erfindungsreich disponierten Details an der Panzerbüste Imperatori 32. Leider war es verwehrt, die Panzerbüste des Museo Torlonia, die vor einiger Zeit (aber anscheinend

vorübergehend) in der Villa Albani aufgestellt war, am Original nochmals genau zu studieren. Nach den Photographien zu urteilen ist nur noch die Rückseite, insbesondere der Hinterkopf, in ursprünglichem Zustand. Die Aufnahme läßt hier eine dicke Verkrustung durch Sinter erkennen und viele

feine Verletzungen. Dann kónnen natürlich Stirnhaar, Gesicht und Brust nicht gánzlich ohne solchen Sinter erhalten geblieben sein. Die Dicke des Sinters am Hinterkopf läßt ermessen, wieviel vorn abgearbeitet und gereinigt werden mußte, um die gegenwärtige Glätte der Oberfläche zu erreichen, das heißt: in der Vorderansicht zeigt sich nirgends mehr ursprüngliche, unberührte Oberfläche. Infolgedessen wirkt das Stück heute so fade wie eine Fälschung und der Ausdruck des Gesichts höchst fatal; Tücke irrlichtert im Blick, Befangenheit und Unaufrichtigkeit haben sich um Augen und

Mund eingeschlichen. Es ist dies ein besonders krasser Fall. Man vergleiche die Büste Torlonia, die einstmals als Replik den beiden Büsten Imperatori 32 und Louvre 3131 keineswegs nachgestanden hat, mit diesen, um gründlich gewarnt zu sein, kritiklos aus den Zügen eines Herrscherbildes allzuviel Charakterologisches oder Psychologisches als Hinweis auf die menschliche Art des Dargestellten herauszulesen. Hinter den drei verglichenen Repliken steht ein einziges Original von einem einzigen charakterlichen Gepräge. Das Mißtrauische und Hinterhältige, das sich im Bildnis des Museo Torlonia ausdrückt, wird durch die beiden anderen Repliken keineswegs bestátigt und geht deshalb ganz allein auf das Konto einer gemeinen musealen Herrichtung. Befindet man sich nicht, wie hier, in der glücklichen Lage, mittels der Replikenkritik der Wahrheit auf die Spur zu kommen, 22

so würde man aus einer physiognomischen Betrachtung allein leicht das Irreführendste und Ungereimteste folgern kónnen. Kaum weniger als die Büste im Museo Torlonia hat die Panzerbüste in Florenz, Uffizien 3013, durch Überarbeitung gelitten. Auf diese Überarbeitung ist beispielsweise die lächerliche Scheitelung

des Kinnbartes und die harte, tiefe Einbohrung der Pupillen zurückzuführen. Man kann die über dem linken Auge stehengebliebene Korrosion zum Maßstab nehmen, wie scharf das Stück an denjenigen Stellen überarbeitet sein muß, die heute als ebene Oberfläche erscheinen, wie Wange, Auge und Schläfe der rechten Gesichtshälfte. Obwohl die Stirnlocken ergänzt wurden und stellen-

weise erneut abbrachen, so ist doch am Ober- und Hinterkopf so viel vom alten Zustand sichtbar geblieben, um die Panzerbüste Uffizien 3013 als Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32 zweifelsfrei bestimmen zu kónnen. Erscheint die Arbeit hier gróber als an der Büste Imperatori 32, so kann dies nicht an Reinigung und Überarbeitung liegen, da sie vor den rückwärtigen Teilen haltmachte; diese Replik hat schwerlich die gleiche Qualität wie das Leitstück gehabt.

Eine einwandfreie, wenn auch nicht besonders sorgfältige Replik der Panzerbüste Imperatori 32 war jüngst in der Kunsthandlung Jandolo in Rom zu sehen; sie wurde von einem norwegischen

Sammler erworben. Als Replik ist dieser Kopf bis in die Anordnung des Haares in der Rückansicht ausgewiesen. Die Augen sind hier ebensowenig gebohrt worden wie an dem Leitstück Imperatori 32. Der Kopf aus der Kunsthandlung Jandolo gehórt also zu den früheren Repliken; er zeigt ausschließlich Meißelarbeit, während

am Leitstück an vereinzelten Stellen Lockenbuckel

durch kurze

und mäßige Bohrgänge gegeneinander abgesetzt werden.

Mit den bisher betrachteten Repliken stehen die folgenden beiden nicht auf gleicher Stufe. Der Kopf auf fremder Panzerstatue in London, British Museum 1895, ist stark ergänzt und überarbeitet; er ıst für die Ikonographie und für die Kunstgeschichte ohne Wert und nicht mehr als gerade noch

ein Bildnis Hadrians vom Typus Imperatori 32. — Ein Kopf, der sich im Palazzo Antinori zu Florenz befand, gehört anscheinend zu dieser Gruppe. Infolge beträchtlicher Ergänzungen und Überarbeitung ist das Stück so vergróbert und entstellt worden, daß nicht einmal der Typus mit unbedingter

Sicherheit zu bestimmen

ist und

dies Bildnis Hadrians,

das im Kern

einer Fälschung ähnlicher sieht als einem echten Bildwerk. Endlich sind drei überlebensgroße Köpfe zu nennen, die mit diesem Typus

alt sein wird,

in Zusammenhang

stehen. Sie entstammen sämtlich der Provinz. Der Kopf in Alger gleicht den stadtrömischen Repliken am meisten; die Kolossalköpfe in Centuripe und aus Pergamon in Berlin zeigen vor allem eine abweichende Machart. Der überlebensgroße Maßstab läßt überhaupt keine Replik im gewöhnlichen Sinne erwarten; das Original oder Musterstück kann in diesem Falle gar nicht in gleicher Weise kopiert worden sein, wie es bei den lebensgroßen Wiederholungen eines Typus möglich ist. Die drei überlebensgroßen Bildnisse Hadrians in Alger, in Centuripe und aus Pergamon lassen zwar den Typus Panzerbüste Imperatori 32 als ihre Grundlage erkennen, verándern aber das Vor-

bild im Sinne einer größeren Monumentalität und Fernwirkung. Sie sind nach genauer Fachsprache gar keine Kopien, sondern Umbildungen. Trotzdem ist nicht zu bezweifeln, daß ein Bildnis vom Typus Panzerbüste Imperatori 32 als Vorbild gedient hat. Der Kolossalkopf in Centuripe zeigt in größerer Massigkeit die gleichen Lockengebilde, deren Gliederung und Anordnung; es fehlen nicht die Buckellocken in der zweiten Reihe hinter dem Schläfenhaar; die beiden Furchen auf der Stirn und die scharfen Falten an der Nasenwurzel sind vorhanden; der Schnurrbart biegt an den Mundwinkeln so kräftig nach unten, wie es sich für diesen Typus gehört. Der Kolossalkopf aus Pergamon hat gleichfalls die üblichen Furchen auf der Stirn und an der Nasenwurzel; eindeutiger noch sind

in der Haartracht die Merkmale

dieses Typus zu erkennen: die kräftige Lockensichel, die sich

hinter die jetzt zerstórten mittleren Stirnlocken schiebt; die Lockenóse vor dem oberen Rand der linken Ohrmuschel; die zwei- bis dreifache Staffelung von Lockenbuckeln an dieser Stelle; die

2j

Hadrian

Hadrian

kürzeren lockigen Register Zweifel

Lockenbógen am Hinterkopf und schließlich Stauungen, Fall und Gegenbewegung des Haares im Nacken unmittelbar hinter der linken Ohrmuschel in denselben Motiven. Das der Übereinstimmungen könnte noch vermehrt werden und ist so groß, daß gar kein an der Zugehórigkeit des Kolossalkopfes aus Pergamon zum Typus Panzerbüste Impera-

tori 32 auftauchen kann. Aber die Arbeit dieser Umbildung ist von der vorherigen ebenso verschieden wie von den stadtrömischen Repliken. Es ist ein ähnlicher Fall, wie er bei den Wiederholungen des Typus Rollockenfrisur in Ägypten zu beobachten war, nämlich eine provinziale Umbildung eines stadtrómischen Bildnistypus. Denn daß es sich hier um ein provinziales Erzeugnis handelt, wird später bei zusammenfassender Behandlung der Bildnisse Hadrians aus den Provinzen

genauer begründet. Der sehr beschädigte Bildniskopf im Museum von Iraklion Nr. 341 ist wohl eher eine recht genaue Wiederholung als eine Replik, geschweige denn eine stadtrömische vom Typus Panzerbüste Imperatori 32. Dieser Bildnistypus Panzerbüste Imperatori 32, der ebenso häufig vorkommt wie der zuvor besprochene Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, hat im Unterschied von diesem bis weit in

die Provinzen des Imperium Romanum hinein ausgestrahlt, darin dem Typus Rollockenfrisur nicht unähnlich. Fragt man endlich, ob die Repliken über das Material des Originals etwas ermitteln lassen, so wird

man zu der Annahme geführt, daß es aus Bronze oder Edelmetall gewesen sein muß. Am deutlichsten zeigt die Haarbehandlung der Büste Imperatori 32 metallische, nicht in Marmor erfundene Formen. Die Durchbildung des Haares am Hinterkopf mit den vielfältig bewegten kurzen, ein-

ander überschichtenden Locken erinnert an klassische Bronzeköpfe, und die Innenzeichnung wirkt wie Ziselierung. Für Metall spricht ferner die einfache, flächige Form der zugehörigen Panzerbüste. Diese hat gewisse Ähnlichkeit mit der Silberbüste des Lucius Verus aus Marengo und der Goldbüste

des Marcus Aurelius aus Avenches (Wegner, Antonine Taf. 41 und 27). Man kann deshalb auf den Gedanken kommen, um die provinzialen Umbildungen zu erklären, daß gerade ıhnen ein Bildnis dieser Art als Vorlage gedient hat. Der Fund der beiden Bildnisse des Marcus Aurelius und des Lucius Verus aus Edelmetall, fern von Rom, ließ vermuten, daß die offiziellen Bildnisaussendungen

bei Antritt der Herrschaft oder aus bedeutendem Anlaß gerade in Bildnissen dieser Art bestanden haben. Auch diese sind schwerlich Einzelstücke gewesen, sondern serienmäßig hergestellte Treibarbeiten aus Gold oder Silber über ein und derselben Form. Für den Typus Panzerbüste Imperatori 32 möchte man sich den Stammbaum etwa folgendermaßen vorstellen: Anläßlich eines bedeutungsvollen Ereignisses oder Anlasses im Leben und Wirken des Herrschers und seiner Staatsreprásentation schuf ein befáhigter Bildniskünstler das für eine offizielle Bildnisehrung und für die Aufstellung in Rom bestimmte Original (die Reiterstatue des Marcus Aurelius in Rom dürfte ein solches sein, eines der ganz wenigen, die erhalten geblieben sind). Dieses Original bringt eine

zweite Generation von Übermittlern hervor: die Form für die offiziell auszusendenden Treibarbeiten in Gold oder Silber, das Musterstück für Vervielfältigungen in Marmor und möglicherweise auch den Typus neuer Münzprägungen. Die dritte Generation bilden dann die Marmorkopien stadtrómischer Werkstátten, von denen einige ebenfalls in die Provinz gelangen, die Umbildungen nach den offiziellen Bildnisaussendungen in den Provinzen und verschiedene neue Münzemissionen. Natürlich sind in Wirklichkeit noch verwickeltere Verhältnisse denkbar: wird beispielsweise in der

Provinz eine stadtrómische Replik wiederum kopiert, so wáre das Erzeugnis einem Urenkel vergleichbar. Diese Erwägungen wollen nichts anderes sein als eine Arbeitshypothese oder ein Versuchs-

modell, um allen möglichen Ähnlichkeiten, Gleichartigkeiten oder Abhängigkeiten auf die Spur zu kommen und diese sich verständlich zu machen.

24

Typus Paludamentumbüste Vatikan Busti 283 Erbach Nr. 20 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek 681 Neapel, Museo Nazionale 6069 Paris, Louvre 1189 Rom, Vatikan, Sala de’Busti 283

Zur Charakterisierung dieses letzten Typus ist auszugehen von dem Bildnis in der Sala de' Busti des Vatikan, das in Hadrians Villa zu Tivoli gefunden wurde (Taf. 27 und 28a). Durch ein völlig

verändertes Aussehen hebt sich dieses Bildnis von allen vorangehenden ab. Die Züge wirken leidend und entmutigt; Unternehmungsgeist und Lebenskraft haben nachgelassen; matt und ziellos irrt der Blick zur Seite. Das Gesicht ist hagerer, als es je bei einem anderen Bildnis der Fall war. Die Backenknochen treten merklich vor. Um die tiefliegenden Augen fällt die Haut schlaff ein, und die Wangen wirken so fahl, als wären sie blutleer. Im Verhältnis zur Breite wirkt die Stirn höher als bei den übrigen Bildnistypen, so daß hier der Gesichtsschnitt im ganzen schmal und gestreckt

erscheint, während bei allen übrigen Bildnissen eher eine Tendenz zur Breite und Gedrungenheit zu spüren war. Das magere, bleiche, durchsichtige Antlitz krönt eine krause Masse unruhig in Licht und Schatten flackernden Haares, und ein dünner Bart bedeckt den Wangenrand, die schmale Ober-

lippe und das spitze Kinn. Im Unterschied von allen anderen Bildnistypen ist das Haupthaar sehr kraus gelockt. Es bildet eine breite, etwas spitze Kappe aus allerlei Lockensicheln, -schleifen und

-ringeln über dem Schädel. Die technische Durchbildung zielt auf eine unruhige malerische Wirkung, auf ein flimmerndes kontrastreiches Helldunkel. Wohl bleiben die einzelnen, vielteiligen Lockengebilde als plastische Substanz gewahrt, aber dazwischen dringt der Bohrer tief in den Marmor ein und lockert die Masse kräftig auf. Die Augenwinkel sind durch Bohrlöcher bezeichnet, und Pupille sowie Irisring sind eingegraben, die Pupille in schräggestellter Sichelform. Es ist dies eine Bildhauerarbeit, die dem Stil der Bildnisse des Antoninus Pius mehr ähnelt als den zuvor besprochenen Bildnistypen, selbst denjenigen Repliken der Leitstücke, bei denen eine verhältnis-

mäßig späte Entstehung zu erschließen war. Das Bildnis Sala de’ Busti ist heute als eine nackte, tief hinabreichende Oberarmbüste ergänzt; von der Büste ist ein Stück der rechten Brusthälfte mit Schulter und Armansatz alt; die umständliche Einbeziehung dieses alten Stückes in die Ergänzung läßt darauf schließen, daß gute Gründe, vermutlich die Fundumstände, dies verlangten und demnach die Büstenform trotz allem als verläßlich

gelten kann. Büsten sind auch bei mehreren der übrigen Wiederholungen dieses Typus vollständig erhalten geblieben; in der Form der weithinabreichenden Oberarmbüste stimmen sie mit dem Leitstück der Sala de’ Busti überein; sie weichen jedoch sämtlich darin ab, daß sie nicht gänzlich nackt sind wie jene. Daß dies kein Einwand gegen die Zusammengehörigkeit zu einem einzigen Bildnis-

typus ist, haben die bisherigen Beobachtungen an anderen Typen, bei denen sich gleichfalls die Büsten nach ihrer Form unterschieden, gezeigt. Bei den Büsten in Kopenhagen (Taf. 26a), in Neapel und in Paris ist eine weit hinabreichende Oberarmbüste einzig mit dem Paludamentum bekleidet; es ist auf der rechten Schulter geknöpft.

In allen drei Fällen stimmt der Faltenwurf des Paludamentum im wesentlichen überein, bei den beiden Exemplaren in Kopenhagen und Paris fast bis in alle Einzelheiten; wahrscheinlich sind auch diese Büsten selbst Kopien eines einzigen Originals, wie dies bei den Wiederholungen des Typus Panzerbüste Imperatori 32 vorauszusetzen war.

Die Feststellung, daß die Bildnisköpfe tatsächlich Repliken sind, war nicht immer leicht. Von den Schwierigkeiten, die in dieser Hinsicht die Neapeler Büste bereitet hat, wird in anderem Zusammenhang gesprochen. Es kann aber auch bei dieser nicht bezweifelt werden, daß sie in ihrem ursprüng-

2j

Hadrian

Hadrian

lichen Zustand eine Replik gewesen ist. Ihr Wert als Zeuge für den Kunstcharakter dieses Typus ist fast zu leugnen. Die Büste in Kopenhagen stimmt mit dem Leitstück am treffendsten überein. Locke für Locke läßt sich die Anordnung des Stirnhaares vergleichen und Kräuselung für Kräuselung die Gliederung des

Backenbarts. Übereinstimmend sind die Pupillen als schrággestellte Sicheln gebohrt. Im Ausdruck herrschen die gleichen Züge der Abgespanntheit und der Kümmernis. Auch die Büste in Paris wird durch ihre Haartracht fraglos als Replik der vatikanischen Büste aus-

gewiesen. Unbedeutende Abweichungen wurden durch Überarbeitung verschuldet. Die Pupillenbohrung, die insbesondere am rechten Auge ungewöhnlich weit und kreisfórmig ist, muß nachgearbeitet worden sein. Wie groß die Aufbesserungen gewesen sein müssen, deren die Büste in Paris

bedurfte, läßt sich daran abschätzen, daß sogar die Brauenbögen ausgeflickt werden mußten. Der Kopf auf fremder Panzerstatue in Erbach ist nach seiner Haartracht anscheinend diesem Typus zuzuschreiben. Die Arbeit ist ohne Feinheit, das Aussehen durch Überarbeitung verdorben.

Unter allen Bildnistypen Hadrians ist dieser durch die geringste Zahl von Wiederholungen vertreten. Er hat nicht in die Weite und Breite gewirkt. Was die Ausführung betrifft, so zeigen die besser erhaltenen

Repliken

in der

ausgebildeten

Bohrtechnik

keine

nennenswerten

stilistischen

Unterschiede. Die Zeitspanne, in der dieser Typus Verbreitung fand, kann deshalb nur kurz gewesen sein. Daß das Original in Marmor gearbeitet wäre, ist weniger wahrscheinlich, als daß es ein

Bronzeguf war. Die Unterschiede von dem vorangehenden Typus sind so groß, daß an Treibarbeit und Ziselierung überhaupt nicht zu denken ist. Die feinsträhnigen, vielgliedrigen Locken und ihre aufgebogenen Spitzen erinnern an ein Bronzewerk wie den Knabenkopf aus Benevent im Louvre, der hadrianisch sein muß. Man darf nicht übersehen, daß am vatikanischen Exemplar die Bohrtechnik nur das passendste Darstellungsmittel ist, die kleinteiligen plastischen Gebilde herauszuarbeiten und somit das Bronzeoriginal in geeigneter Weise in Marmor umzusetzen. Bei anderen

Bildnistypen war die antoninische Bohrtechnik der spätesten Repliken keinesfalls im Vorbild angelegt, denn die älteren Repliken bedurften ihrer nicht; sie war dort nur ein erleichtertes, abgekürztes

Verfahren.

Dieser

Unterschied

ist kein unwesentliches

Argument

für die Annahme,

das

Original des Typus Vatikan Busti 283 sei ein Bronzebildwerk gewesen. Die Bohrtechnik bei den

Repliken dieses Typus ist deshalb auch kein zwingender Grund, sie spáter zu datieren als die spätesten Repliken anderer Bildnistypen; die Panzerbüste im Vatikan, Braccio Nuovo 81, beispielsweise dürfte entschieden später entstanden sein als jene.

Einzelstücke Die bisher betrachteten Bildnisse Hadrians, die sich in mehr oder minder großen Gruppen auf sechs Bildnistypen verteilen und insgesamt zwischen einem Viertel und einem Drittel sämtlicher sogenannter Hadrian-Bildnisse ausmachen, müssen für alle weiteren Untersuchungen und Beurteilungen die Grundlage bilden. Man wird nicht ohne Not gelten lassen, was mit den bisherigen Beobachtungen in Widerspruch stünde, denn fraglos vertreten die Wiederholungen dieser sechs Typen

diejenigen Bildnisse des Hadrian, die zu seiner Zeit und unmittelbar danach am angesehensten und gängigsten waren.

Die bisher besprochenen Bildnisse waren fast ausnahmslos lebensgroß; die angeführten überlebensgroßen oder kolossalen Köpfe, die mit den Typen in Verbindung standen, waren in keinem Falle übliche Repliken; keine einzige Replik hat nachweislich zu einer Statue gehört; in vollständiger ursprünglicher Erhaltung waren nur Büsten nachzuweisen. Das Gefährliche eines Schlusses ex silentio in Kauf nehmend, muß man als Befund feststellen, daß offizielle, bedeutende und an26

erkannte Herrscherbilder im stadtrómischen Gebiet und Ausstrahlungsbereich in Form von lebensgroßen Büsten wiederholt worden sind. Es ist nun zu fragen, wie weit neben den zahlreichen Wiederholungen der sechs Bildnistypen zwei-

felsfreie Einzelbildnisse sich nachweisen lassen, welcher Art sie sind und welche Bedeutung sie haben. Dabei bleiben die Bildnisse aus den Provinzen vorerst unberücksichtigt, da sich bei ihnen eine zusammenfassende Behandlung empfiehlt. Das Bildnis Hadrians in London, British Museum 1896, ist ein selbständiges Einzelstück (solche

Feststellung gilt natürlich nur mit der Einschránkung des uns noch bekannten Materials). Es ist eine Büste, und bereits die Art dieser Büste macht

das Bildnis als ein Einzelstück kenntlich.

Sie

schränkt die Behauptung ein, daß der Panzer mit Paludamentum, quer vor ihn gezogen und auf der rechten Schulter geknópft, bei Hadrian-Bildnissen nicht vorkomme. Man braucht diese Londoner

Büste jedoch nur dergleichen Büsten des Antoninus Pius gegenüberzustellen (vgl. Wegner, Antonine Taf. ı und 2), um zu erkennen,

wie hadrianisch sie trotzdem aussieht. Der Büstenabschnitt ist so

knapp, wie dies bei den Büsten des Trajan und bei den altertümlichen Wiederholungen der Bildnistypen Hadrians der Fall war, und der Faltenwurf des Paludamentum ist sehr großzügig und einfach. Am Bildniskopf ist leider die Mehrzahl der Lockenbuckel um die Stirn ergänzt. Trotzdem läßt

sich so viel erkennen, daß keiner der bekannten Bildnistypen wiederholt wurde. Die Art, wie Hadrian das Haar in diesem Bildnis trágt — wobei man nicht sagen kann, ob er es jemals in Wirklichkeit so getragen hat; denn hier wie überall geht natürlich vieles auf das Konto des künstlerischen Ausdrucks und der Stilisierung —, erinnert am ehesten an den Typus Chiaramonti 392; man beobachtet eine gewisse Freude an der Einzeldurchbildung und Regellosigkeit des Ganzen. Der Gesichtsschnitt ist auffallend schlank, doch keineswegs in der Art des Typus Vatikan Busti 283, sondern viel eher dem Typus Stazione Termini ähnelnd. Mit dem Leitstück dieses Typus teilt die Londoner Büste die Jugendlichkeit des Aussehens. Hätte sie nur keine Augenbohrung! Im Haar

sind an Hand der Photographie keine Bohrgánge zu beobachten, zumindest keine so auffälligen, wie sie sogar der Kopf vom Bahnhofsgelände der Stazione Termini zeigt. Die Marmorarbeit erinnert an die Wiederholung des Typus Stazione Termini im Treppenhaus des Konservatorenpalastes,

von der vermutet wurde, sie kónnte aus der sogenannten Schule von Aphrodisias stammen. Die gleiche Vermutung

drängt sich auch angesichts der Londoner

Büste auf. So gelangt man - alles

in allem — zu der Vermutung, daß dieses Einzelstück trotz seiner Augenbohrung in die Nähe der beiden Typen Stazione Termini und Chiaramonti 392 gehört. Ein interessantes Einzelstück ist ein bisher unbeachteter Kopf im Museo civico von Foligno, der dem Verfasser bekannt wurde durch Aufnahmen, die L. Curtius für die Photographiensammlung des Römischen Instituts anfertigen ließ (Taf. 7. 8 d). Er ist unergánzt und deshalb besonders ansprechend, leider mehrfach bestoßen, verwittert und verrieben, daher in den Einzelheiten vielleicht allzu weich und unbestimmt. Die Augen waren anscheinend nicht gebohrt. Dagegen ist der Bohrer im Haar sehr

tätig gewesen; er dringt tief in die Masse ein, stellenweise werden Lockenspitzen unterbohrt und feine Stege stehengelassen. Dennoch ist dies nicht jene für das Antoninische charakteristische Bohrtechnik der unzähligen Bohrgänge des laufenden Bohrers. Vielmehr bevorzugt es der Bildhauer, den Bohrer in den Dienst eines starken Herausarbeitens plastischer Gebilde zu stellen, mit reichen Abstufungen vielfältige plastische Formen zu modellieren, wobei er unverkennbar auf ein deko-

ratives Arrangement abzielt. Auch diesmal wird man an die Marmortechnik der sogenannten Schule von Aphrodisias erinnert. — Art und Anordnung des Stirnhaares sind völlig unabhängig von der Haartracht der Haupttypen, so daß dieses Werk als eine selbständige Bildnisschöpfung gelten

dürfte. Sie ist jedoch nicht völlig unabhängig. Denn es ist verblüffend festzustellen, daß das Haar am Hinterkopf fast replikengleich die Haaranordnung am Hinterkopf des Leitstücks des Typus Chiara-

monti 392 wiederholt (Taf. 8c u. d). Der Kopf in Foligno muß demnach in allernächste Nachbar27

Hadrian

Hadrian

schaft zum Typus Chiaramonti 392 gehören. Es ist schwerlich anzunehmen, daß sich ein Bildhauer,

der das Haar in der Vorderansicht völlig frei und selbständig gestaltete, die Mühe machte, das Haar am Hinterkopf pedantisch zu kopieren. Eher ist zu vermuten, daß in einer Bildhauerwerkstatt, in der Bildnisse vom Typus Chiaramonti 392 vervielfältigt wurden, ein Geselle, der sich

etwas zutraute, die Vorderseite in eigener Erfindung neugestaltete; oder daß der Meister dieser Werkstatt ein Bildnis des Hadrian selbständig und unabhängig schuf, den Hinterkopf dagegen einen Gehilfen nach dem Musterstück des Typus Chiaramonti 392 kopieren ließ. Etwas dergleichen muß geschehen sein, und man meint, hier einen Blick in den Betrieb einer römischen Bildhauerwerkstatt zu tun.

Zu den Einzelstücken in Lebensgröße gehört ein Bronzekopf in London, der auch in London gefunden, aus der Themse gefischt wurde (Taf. 30 c). Trotz dieses Fundumstandes wird man sich der Ansicht von K. Lehmann-Hartleben anschließen, daß dieses Bildnis »kaum in der entlegenen Pro-

vinz gegossen« wurde. Es allerdings mit stadtrómischen Werken zu vergleichen, fehlt es an Voraussetzungen, denn dieser Kopf ist unter den Bildnissen des Hadrian das einzige sicher nachweisbare Bronzewerk. Die Qualität des Londoner Bronzekopfes ist allerdings nicht so hervorragend wie die eherne Reiterstatue des Marcus Aurelius in Rom. Diese wurde als bedeutender Auftrag zum Zwecke

einer offiziellen Ehrung in der Hauptstadt geschaffen, während die geringere Qualität des Londoner Kopfes darauf schließen läßt, daß er von vornherein für die Verwendung in der Provinz bestimmt war, vielleicht in serienmäßiger Herstellung. Fragt man sich, ob dieser Bronzekopf nach Alterszügen,

Haartracht oder Stil einem der Haupttypen nahesteht, so kommt am ehesten Termini in Frage, weil der Herrscher noch verhältnismäßig jugendlich wirkt, und aufgeschlossen ist, weil der Bart verhältnismäßig kurz erscheint, weil das in kurzen, dicken Lockensicheln zur Mitte ansteigt, und weil der Formenvortrag

der Typus der Blick Haar um mehr auf

Stazione weltoffen die Stirn plastische

Abrundung als auf malerische Auflockerung abzielt.

Einzelbildnisse Hadrians sind ferner einige weit überlebensgroße Köpfe, unter denen der Kolossalkopf in der Rotunde des Vatikan, der in der Engelsburg gefunden wurde, der bekannteste ist (Taf. 29). Auf eine bedeutende offizielle Bildnisehrung lassen Fundort und Größe dieses HadrianBildnisses schließen. Der Hals war anscheinend zum Einsetzen hergerichtet, so daß man sich den Kopf als Teil einer gewaltigen, vielleicht akrolithen Statue vorzustellen hat. Der Kopf ist nicht nachlässig gearbeitet, obwohl er vermutlich auf Fernwirkung berechnet war, und selbst das Haar am Hinterkopf ist nicht summarisch angelegt. Er ist ein individuell gestaltetes Bildnis, das sich an

keinen der besprochenen Haupttypen unbedingt anschließt. Vergleicht man die Profilansicht mit anderen, so besteht in der Anordnung des Haupt- und Barthaares Ähnlichkeit mit dem Kopf Chiaramonti 392, die nicht gering ist. Der Kolossalkopf übertrifft jedoch die Wiederholungen dieses Typus durch Klarheit und Übersichtlichkeit der Motive und deren straffere Zusammenfassung; er hat einen klassischen Zug im Sinne des Endgültigen und Gelungenen. In der Vorderansicht sind

die

Unterschiede

beträchtlicher.

Die

Lockenmotive

kleinlich und zufällig, sondern großgesehen und kunstvoll

über

der

Stirnmitte

disponiert. Der

sind

weniger

Gesichtsschnitt

ist

auffallend schlank statt gedrungen. Die charaktervolle Klarheit, durch die sich die Formen aus-

zeichnen, ist nicht überzeugend vom Wesensausdruck des Dargestellten erfüllt; was am Ausdruck des Gesichts heute unbefriedigend bleibt und fast etwas leer erscheint, ist wohl auf starkes Reinigen und Putzen des Stückes zurückzuführen. Anscheinend war allerdings auch ursprünglich weniger die individuelle Zeitlichkeit gemeint, als die Idealisierung Hadrians beabsichtigt. Trotz des Fehlens der Augenbohrung kann man den Kolossalkopf nicht früh datieren. Man wird daran erinnert, daß bei antoninischen Herrschern, bei denen Augenbohrung gang und gäbe zu sein scheint, postume Bildnisse ohne Augenbohrung vorkommen, und muß deshalb auch hinsichtlich des Kolossalkopfes des Hadrian erwägen, daß es ein postumes Bildnis ist. 28

Ein zweiter Kolossalkopf des Hadrian, einer modernen Büste aufgesetzt, steht im Giardino Boboli

in Florenz. Sein Aussehen bekräftigt die Vermutung, daß Kolossalkópfe allemal von den Haupttypen unabhängige Einzelstücke sind. Bereits am Wirbel unterteilt sich das Haar merklich in Stráhnen, die in kräftigen Wellen zur Stirn hinführen, sich hier deutlicher sondern, sich mächtig auf-

bäumen und in kurzen Lockenhaken rings um die Stirn verebben. Diese Haartracht ähnelt sehr den beiden Haupttypen Rollockenfrisur und Chiaramonti, ohne doch einem der beiden sich entschieden

anzuschließen. Eine entfernte Ähnlichkeit besteht deshalb auch mit dem Kolossalkopf der Sala Rotonda des Vatikan. Im Vergleich mit diesem fehlen dem Florentiner Kopf das Repräsentative, das Hoheitsvolle und die ein wenig leere Idealisierung; er sieht freundlicher, jugendlicher und nachdenk-

licher aus. Diese Züge teilt er mit dem Kopf vom Typus Rollockenfrisur im Thermenmuseum ebenso wie den Gesichtsschnitt, insbesondere die Form der Wangen und die Bildung der Augen. Da keine Augenbohrung vorhanden ist, würde man ihn zu den früher entstandenen Bildnissen zählen, müßte

man nicht zugleich damit rechnen, daß die postumen Bildnisse des vergöttlichten Kaisers auf diesen porträthaften Zug verzichten. Ebenso läßt das Jugendliche des Boboli-Kopfes schwanken, ob es sich um die echte Jugendlichkeit eines jüngeren Lebensalters oder eine verjüngende Heroisierung handelt. Nichts hilft dazu, diese Frage eindeutig zu entscheiden; das Abwägen der verschiedenen Argumente läßt eher eine postume als eine frühe Entstehung des Kolossalkopfes im Giardino Boboli vermuten. Ein etwa anderthalb lebensgroßer Kopf im Museum in Turin wirkte, nach den photographischen Aufnahmen beurteilt, sowohl hinsichtlich der Deutung als Bildnis des Hadrian als auch hinsichtlich seines Zustandes sehr fragwürdig. Beide Bedenken wurden angesichts des Originals zerstreut; dennoch ist an diesem Werk nicht viel Erfreuliches zu finden. Sowohl im Physiognomischen als auch im Stilistischen ist es dergestalt vergröbert, daß man sich fragen muß, ob es einer stadtrömischen Werkstatt entstammen kann oder nach einem stadtrömischen Muster in einer örtlichen Bildhauerwerkstatt mit geringem Geschick nachgebildet wurde. Das Stirnhaar zeigt ähnlich große, hochgekämmte Lockenhaken wie der Kolossalkopf der Rotunde, jedoch in einer wenig akzentuierten, gleichmäßigen und

langweiligen dichten Folge. Die einzelnen Locken werden durch derbe Bohrgänge voneinander getrennt; wie weit hier etwa in neuerer Zeit nachgeholfen wurde, ist leider nicht zu entscheiden, da

der hochaufgestellte Kopf ein genaues Studium erschwerte. Sind diese Bohrgänge alt, so weisen sie das Stück in nachhadrianische Zeit, ebenso wie die auffallend tiefe, wohl gleichfalls nachgearbeitete Augenbohrung. Dieser Kolossalkopf in Turin gehórt zu jenen Stücken, die gerade noch für eine Ikonographie Hadrians in Betracht kommen, für das Kunstgeschichtliche seiner Zeit jedoch wertlos sind.

Ein Kolossalkopf in Venedig, Museo Archeologico Inv.-Nr. 125, ist nur um der Vollständigkeit willen an dieser Stelle einzufügen. Auf das Physiognomische gesehen, wáre er ein Einzelbildnis;

jedoch ist die Ausführung so grob und im Stilistischen so abweichend vom Gewohnten, daß dieses Stück im vorliegenden Zustand nicht für zuverlässig gelten kann.

Einen von sämtlichen übrigen Bildnissen Hadrians besonders abweichenden Kolossalkopf fand man 1937 in Ostia, zusammen mit einem Kolossalkopf des Trajan (Taf. 30a u. b). Unterschiede zeigen sich, wohin man auch sieht. Die Wangen sacken in rundlichen Polstern nach unten. Rundlich und breit ist das Kinn. Die Nase ist auffallend lang, breit und derb. An ihrer Wurzel knicken die Brauenbögen in scharfem Winkel um. Zwischen diesem Winkel und den inneren Augenwinkeln hebt sich eine große

leere Fläche heraus. In einzelnen Ringellocken mit tiefen kreisrunden Lockenaugen fällt das Haar tief in die Stirn, die deshalb besonders breit und niedrig erscheint. Auffällig ist das Ringellöckchengekräusel des Backenbarts. Im ganzen ist das Gesicht häßlich aus dem normalen Gefüge geraten und

dem Bildhauer geradezu mißraten; denn so viel Schiefheiten und Abweichungen von der Symmetrie können schwerlich aus der Rücksichtnahme auf eine seitliche Ansicht erklärt werden, wenngleich 29

Hadrian

Hadrian

in einer etwas verkürzten Aufnahme die Schiefheiten weniger stórend empfunden werden. In dem als Gegenstück von derselben Hand gearbeiteten Trajan hat W. H. Groß eine ebenso »geringe

Leistung« erkannt. Die geringe Qualität erschwert die Beurteilung dieses Stückes. Da beide Herrscherbilder als Gegenstücke aufgestellt worden sind, muß entweder ein Bildnis des Hadrian zu seinen Lebzeiten einem Bildnis des vergöttlichten Trajan an die Seite gestellt worden sein, oder beide Bildnisse wurden erst nach dem Tode des Hadrian in gleicher Weise als postume Bildnisse aufgestellt. Für letztere Möglichkeit müßte man sich entscheiden, falls es bedenklich erschiene, einen vergóttlichten Herrscher einem lebenden zuzuordnen; ein solches Bedenken wáre zumindest für die

Provinzen zu entkräften durch den Hinweis darauf, daß beispielsweise in der Statuengruppe der

Exedra des Herodes Atticus in Olympia nicht nur der lebende Herrscher, sondern auch seine Familienangehórigen mit verstorbenen und vergóttlichten Vorgángern zusammen zu einer Gruppe vereint sind. Man braucht das Entsprechende für Ostia nicht auszuschließen und gewinnt also aus der Gegenüberstellung selbst keinen Anhalt für die Zeitbestimmung. Ebensowenig fallen das jugend-

liche Aussehen und das Fehlen der Augenbohrung des Ostia-Kopfes ins Gewicht. Es bleibt nur die letzte Möglichkeit, dem Stilistischen ein Argument für frühe oder postume Entstehung abzuge-

winnen. Was das Stilistische betrifft, so hat der Kolossalkopf aus Ostia unter den Hadrian-Bildnissen hadrianischer Zeit nicht seinesgleichen, wobei allerdings immer wieder zu berücksichtigen bleibt, daß der Bildhauer nicht zu den besten seiner Zeit gehört. Gerade dann wird man ihn nicht für einen Neuerer halten und antoninische Stilmerkmale erst in antoninischer Zeit gelten lassen.

Antoninisch sind die Fassadenhaftigkeit des Kopfes insgesamt, die tiefgebohrten Lockenaugen, die Trennung

der Locken

von der

Stirn

durch Konturkanäle

und

das völlige Unterbohren

freier

Lockenspitzen. All diese Kennzeichen entsprechen dem plastischen Stil der hadrianischen Zeit keinesfalls; dagegen könnte man sich auf den Vergleich mit dem Bildnis des jugendlichen Marcus Aurelius mit leichtem Bartflaum, das um 147 entstand und dessen bestes Exemplar sich im Museo del Foro Romano befindet (Wegner, Antonine Taf. 18), stützen, um zu begründen, daß die Entstehung des

Kolossalkopfes in Ostia mit großer Wahrscheinlichkeit in die Zeit des Antoninus Pius anzusetzen ist; damals wären dann die beiden Herrscherbilder des Trajan und des Hadrian als postume Bildnisse aufgestellt worden. Die Weihung des Tempels des Divus Hadrianus durch Antonius Pius im Jahre 145 n. Chr. erlaubt, mit postumen Bildnissen des Hadrian zu der erschlossenen Entstehungs-

zeit des Kolossalkopfes in Ostia zu rechnen. Neben der kleinen Zahl überlebensgroßer Bildnisse Hadrians sind unterlebensgroße erst recht äußerst spärlich. Es kann allerdings nicht mehr die frühere Ansicht (Antonine r3 und 277 f.) ver-

treten werden, daß es überhaupt fraglich sei, ob es jemals im Altertum unterlebensgroße Herrscherbilder gegeben habe. Sie gehóren aber ganz entschieden zu den Seltenheiten. Unter den Bildnissen

Hadrians sind als solche ein etwa halblebensgroßer Kopf in Leiden und ein ganz kleiner Kopf im Magazin des Vatikanischen Museums (3625) anzuführen. Beide Stücke lassen sich mit keinem der besprochenen Bildnistypen in Verbindung bringen. Ihr Wert ist gering; des einen Oberfläche ist stark verwittert, die des anderen verwaschen, wahrscheinlich stark gereinigt. Der Nachweis, daß der Leidener Kopf bereits 1758 ins Museum gelangte und zu dessen ältestem Bestand gehört, haben

Bedenken des Verfassers gegenüber der Echtheit — mit Recht? — verstummen lassen. Das Kópfchen im vatikanischen Magazin ist wegen seines schlechten Erhaltungszustandes in dieser Hinsicht gar nicht zu beurteilen. Es waren überhaupt nicht diese beiden Köpfe, sondern ein kleiner, halblebens-

großer Kopf des Commodus im Museum von Ostia Nr. 1128, wodurch die frühere Mutmaßung des Verfassers eingeschränkt wurde.

Einzelbildnisse wie die Kolossalkópfe sind anscheinend auch die Köpfe zweier vollständig erhaltener Statuen, die sich in Rom befinden; die eine wurde in der Stadt selbst gefunden, die andere in

ihrem Ausstrahlungsbereich auf dem Wege nach Süden. Die Pontifex-Statue im Museo Capitolino, 309

Atrio 36 (Taf. 16b), die aus der Nähe von S. Stefano Rotondo stammt, wurde am Kopf vielfach ergänzt und so stark überarbeitet, daß sie kaum noch alte Oberfläche aufzuweisen hat; die Augenbohrung ist zumindest nachgearbeitet, falls sie überhaupt ursprünglich ist. Der ernste, etwas ältliche und leidende Ausdruck des Gesichts ist deshalb nicht verläßlich. Deutlich erkennbare Reste von Bohrgängen und Verbindungsstegen im Stirnhaar schließen eine frühe Entstehung aus. Ein Meisterwerk war diese Statue, wie die langweilige Behandlung der Toga bestätigt, nie. Wahrscheinlich ist

der Bildniskopf gar nicht einmal eine gänzlich unabhängige Arbeit. Sowohl in der Anordnung des Haupthaares als auch in der Gliederung des Bartes finden sich so viele Ähnlichkeiten mit dem Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, daß zu vermuten ist, eine Wiederholung dieses Typus sei hier leicht und ohne künstlerische Feinheit umgebildet worden. Dann dürfte allerdings der Kopf auch im

ursprünglichen Zustand eine vorsichtig angedeutete Augenbohrung besessen haben. Die zweite vollständig erhaltene Statue, die in Ceprano auf dem Wege von Rom nach Neapel gefunden wurde und gleichfalls im Museo

Capitolino, Salone

13, aufbewahrt wird, stellt Hadrian

als Mars dar, und zwar in dem bekannten statuarischen Typus des Ares Borghese von Alkamenes (Taf. 14 c). Diesmal läßt sich der Bildniskopf keinem der Haupttypen anschließen. Das Haar quillt

unter dem Helmrand als lockere Reihe kräftig gebuckelter Locken hervor. Die Innenzeichnung der einzelnen Lockenbuckel mittels harter Bohrgánge verbietet einen frühen Ansatz dieser Statue, obwohl keine Augenbohrung festzustellen ist. Der Kopf war sehr beschädigt und wurde stellenweise

nachgearbeitet, anscheinend auch an den Augen; dabei kónnte die Augenbohrung, die in hadrianischer Zeit von geringer Tiefe zu sein pflegt, verschwunden sein. Im heutigen Zustand ist der Kopf von geringer Wirkung und Qualität; groß war diese anscheinend auch im Altertum nicht.

Einzelbildnisse sind erfahrungsgemäß die Bildniskópfe an historischen Reliefs. In dieser Hinsicht Ist es mit den Monumenten Hadrians schlecht bestellt. An den hadrianischen Tondi, die sich heute

am Konstantinsbogen befinden, sind sämtliche ursprünglichen Bildnisse Hadrians durch Bildnisse des Konstantin und des Licinius ersetzt worden. Und an dem Ehrenbogen des Hadrian, den man den Arco di Portogallo nannte, haben die beiden Reliefs, die sich jetzt im Treppenhaus des Konservatorenpalastes befinden, an den Abbildungen des Hadrian keine alten Kópfe mehr. Dagegen hat A. v. Domaszewski bei seiner gründlichen historischen Interpretation der Reliefs am

Trajansbogen von Benevent an den Attikareliefs dieses Bogens, der 114 auf Senatsbeschluß gestiftet wurde, jedoch erst unter Hadrian vollendet sein kann, zwei Darstellungen des Hadrian erschlossen (Iaf. x); er hat damit allgemeine Zustimmung

gefunden.

Neue

Einzelaufnahmen

der in Frage

stehenden Kópfe, die der besonderen Liebenswürdigkeit des Bearbeiters des Bogens von Benevent, O. Vessberg, verdankt werden, erlauben es, die ikonographische Tragweite dieser Bildnisbestimmung genauer, als es bisher móglich war, zu prüfen. Auf dem rechten Attikarelief der Stadtseite dieses Bogens ist dargestellt, wie Trajan bei seinem Einzug in Rom das Kapitol betritt und von den beiden Konsuln begrüßt wird. Eine besonders hervorstechende Gestalt der hinteren Figurenreihe,

ein Gepanzerter mit dem Paludamentum auf den Schultern, der seinen Kopf in kráftiger Drehung dem Trajan zuwendet, soll Hadrian darstellen (Taf. 1 links). Das ist ikonographisch möglich, aber unbeweisbar. Der Dargestellte trägt den Schnurrbart und Backenbart wie Hadrian; daß die Haartracht nicht »typisch« ist, hat in diesem Falle und zu diesem Zeitpunkt nichts zu sagen. Physiognomische Kennzeichen, die eindeutig für Hadrian spráchen, finden sich nicht; im Gegenteil ist die Stirn

zu mächtig, sind die Brauenbögen an der Nasenwurzel zu hochgeschwungen, die Lippen zu wulstig und zu vielfältig bewegt. In diesem Gepanzerten sieht A. v. Domaszewski Hadrian, dem die Göttin Roma ihre Rechte auf die Schulter legt, als wolle sie ihn dem Trajan als Nachfolger empfehlen. Der Gepanzerte ist im Zusammenhang des Reliefs, obwohl er zur hinteren Figurenreihe gehórt, zweifellos bedeutend herausgehoben durch Größe und Haltung; befremdend ist, daß er, wenn er zur Begleitung des Herrschers gehört und mit diesem in Rom einzieht, gepanzert ist, während Trajan die 31

Hadrian

Hadrian

bürgerliche Toga trägt. Deshalb hat man begreiflicherweise daran gedacht, daß es überhaupt kein Mensch, sondern ein Gott, nämlich Mars sei. Mars, wie er hier aufgefaßt wird, ist jedoch aus einem anderen Relief des Bogens von Benevent, dem Relief mit der Proles romana, bekannt. Der Vergleich dieses eindeutigen Mars mit dem Gepanzerten zeigt betráchtliche Unterschiede. Jener trágt einen

Helm; wallende Locken von Haupt- und Barthaar umrahmen das Gesicht; der Ausdruck ist fürchterlich und bärbeißig; dieser hat nichts von einem gewaltigen, übermächtigen Wesen, sondern edle, menschliche und porträthafte Züge. Die Bedenken wegen der militärischen Tracht lassen sich vielleicht dadurch entkräften, daß ausdrücklich auf militärisches Ansehen hingewiesen werden sollte als etwas, wodurch sich Hadrian empfiehlt. Ist der Gepanzerte nicht Mars, so bedeutet diese Tracht eine besondere Auszeichnung und Hervorhebung, denn außer ihm trägt sie am Bogen von Sterblichen

nur noch der von Victoria gekrönte Trajan im Scheitelrelief des Durchgangsbogens. So spricht am Ende, in Ergänzung der historischen Interpretation, Wesentliches der künstlerischen Erfindung und Disposition dafür, in dem Gepanzerten des Einzugsreliefs trotz des Fehlens eindeutiger physiognomischer Kennzeichen ein Bildnis des Hadrian zu sehen.

Die zweite Darstellung am Bogen von Benevent, die für Hadrian in Anspruch genommen wird, findet sich auf dem rechten Attikarelief der Landseite, in der Szene der Unterwerfung der Provinz

Mesopotamia, die als Personifikation vor Trajan kniet. Auf der Brücke, die über den Euphrat hinüberführt, steht ein Togatus, der sich bedeutend heraushebt, seinen Blick auf Trajan richtet und von einem Begleiter, der ihm, abermals ostentativ, die Rechte auf die Schulter legt, anscheinend zurückgehalten wird (Taf. x rechts). A. v. Domaszewski deutet dies Relief darauf, Hadrian wäre im Begriff, in der wichtigen Frage der römischen Machtausweitung eine von Trajans Plänen abweichende Haltung einzunehmen. Wenn dieser Togatus auch kleiner gebildet ist als Trajan und im Hintergrund bleibt, so ist er doch kompositionell Trajan gegenübergestellt. Diese Gleichgewichtigkeit spricht für eine beabsichtigte Hervorhebung, also für Hadrian. Diesmal sprechen dafür auch die Portrátzüge: die mäßig hohe Stirn, die Überdachung der inneren Augenwinkel durch schräg ansetzende Brauenbögen, die unterhalb der Backenknochen schmächtigen Wangen, der Mund mit seiner knappen Oberlippe

und voller Unterlippe. Es fállt nicht leicht, in diesem Bildnis denselben Dargestellten zu erkennen wie in dem Gepanzerten des anderen Attikareliefs! Das kann jedoch kein Einwand dagegen sein, beide Bildnisse auf dieselbe Person zu deuten; finden sich doch selbst unter den Bildnissen des Trajan

an diesem Bogen bemerkenswerte Unterschiede, obwohl es für das Herrscherbild des Trajan längst eine feste Typik gab, während dies für Hadrian, als der Bogen beendet wurde, vielleicht noch gar nicht vorauszusetzen ist. Die Haartracht des Hadrian auf dem Unterwerfungsrelief ist überhaupt trajanisch; auf dem Einzugsrelief ist sie allgemeiner im Sinne klassischer Konvention gehalten. Eine

zu den Abzeichen Hadrians als Herrscher gehörige Haartracht hat sich, zumindest an diesem Bogen, noch nicht durchgesetzt. Demgemäß ist mit einer festen Prägung der Bildniszüge ebensowenig zu rechnen.

Muß es nach dem Befund so scheinen, als wären die Wiederholungen der Haupttypen vornehmlich in der Form von Büsten üblich gewesen, so deutet alles darauf, daß bei kolossalem Maßstab, bei Statuen und an Reliefs durchweg Einzelbildnisse geschaffen wurden. Dennoch sind diese Einzelbild-

nisse nur zum Teil als bedeutende künstlerische Leistungen zu werten. Man fühlt sich stets mit Bedauern daran erinnert, daß die bedeutendsten originalen Herrscherbilder, weil sie in kostbarem Material verfertigt waren, verlorengegangen sind. Von Hadrian gibt es kein einziges so hochoffizielles Bildnis wie die Reiterstatue des Marcus Aurelius oder den Kolof von Barletta.

32

Bildnisse

aus den Provinzen

Bildnisse des Hadrian aus den Provinzen sind so zahlreich wie bei keinem anderen Herrscher. Dies liegt historisch darin begründet, daß die Provinzen besondere Veranlassung hatten, Hadrian zu

ehren, da gerade er ihrer Verwaltung seine Sorge und den größten Teil seines Wirkens angedeihen ließ. Ungefähr die Hälfte seiner langen Regierungszeit verbrachte er auf Reisen fern von Rom. Im Theater des Römerlagers von Virunum in Noricum wurde ein Bildniskopf gefunden, der in das Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt gelangte (Taf. 12 a). Die Bestimmung als Bildnis des Hadrian steht außer Zweifel. Die Wangenpolster sitzen bei Hadrian verhältnismäßig hoch und nahe der Nase, so daß sich das Gesicht zu den Ohren und Schläfen hin in zurückfliehender Schräge stark

verbreitert und zum Kinn hinab spitz abfällt. In seiner Gesamtform entspricht der Gesichtsschnitt etwa einem gleichmäßig gestreckten auf eine schmalere Seite als Basis gestelltem Sechseck mit betonter Auswinkelung in Höhe der Ohren. In der Abgrenzung des Backenbartes gegen die Wangen zeigen sämtliche Bildnistypen weitgehende Übereinstimmung, die auch für den Kopf aus Virunum oilt. Beträchtlich ist dessen Abweichung in der Anordnung des Stirnhaares. Die Stirnlocken haben die Beschaffenheit, sich nach den Seiten und nach unten aüfzurollen; die Stirn wird mächtig gekrönt von zwei übereinander gestuften Lockenreihen. Am Hinterkopf ist das Haar in leichten

Wellen und gleichmäßigen Strähnen nach vorn gestrichen, allerdings nur sehr summarisch und nachlässig durchgeführt. Diese Haartracht ist so gänzlich verschieden von allen stadtrömischen Bildnistypen, daß der Kopf nicht einmal für eine provinzielle Umbildung gelten könnte, sondern als eine weitgehend freie Gestaltung bei großer Treue der Bildniszüge anzusehen ist. Er ähnelt am ehesten unter den stadtrömischen Bildnissen dem Typus Chiaramonti 392, der sich als ein verhältnismäßig frühes Bildnis erweisen wird. In beiden Fällen könnte eine zu einer bestimmten Lebenszeit wirklich getragene Haartracht auf verschiedene Weise stilisiert worden sein, woraus weiter zu folgern wäre,

daß der Bildhauer des Kopfes aus Virunum Hadrian von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Das ist in der Tat möglich, da Hadrian auf seinen Reisen 121 n. Chr. Noricum besuchte. Die Zeitbestimmung der Bildnisse Hadrians soll im weiteren Verlauf der Untersuchung zusammenhängend besprochen werden; doch wird schon jetzt klar, welche Bedeutung dann den Bildnissen aus den Provinzen zukommt, wofern deren ikonographische Selbständigkeit dafür spricht, daß sie in ein-

zelnen Fällen auf Grund von eigener Anschauung des Bildhauers anläßlich einer Reise des Herrschers durch die betreffende Provinz geschaffen wurden. Verfolgt man zunächst die Nord- und Westprovinzen, so müßte nun Germanien folgen. Dort wurde kein Bildnis Hadrians gefunden. Nach Britannien gehört der Bronzekopf in London, der aus der Themse aufgefischt wurde. Er ist zwar ein Einzelbildnis, aber aller Wahrscheinlichkeit nach doch

kein provinziales Werk, sondern ein stadtrömisches Einfuhrstück. Altersmerkmale und Formbehandlung lassen auf eine verhältnismäßig frühe Entstehung schließen. Dann ist es naheliegend, anzunehmen, daß die Aufstellung des Bronzekopfes, der wahrscheinlich von einer ganzen Statue stammt, in Verbindung steht mit dem Aufenthalt Hadrians in Britannien, denn dieser fällt in den Anfang seiner Herrschaft. In Gallien blieb ein sehr bedeutendes Bildnis des Hadrian erhalten, die nackte Statue in Vaison,

die zusammen mit einer Gewandstatue der Sabina im Theater des Ortes gefunden wurde (Taf. 12b, 142). Ebenfalls aus einem Theater stammte der Kopf von Virunum (mehrere verlorengegangene

Statuen Hadrians waren einst im Dionysostheater von Athen aufgestellt). Theater waren anscheinend in den Provinzen ein beliebter Aufstellungsort für Herrscherstandbilder, denn sie gehórten zu

den wenigen repräsentativen Gebäude, über die eine Provinzstadt verfügte. In der Statue von Vaison ist Hadrian als Heros in idealer Nacktheit dargestellt. Das statuarische Motiv, das sich bereits bei

den nackten Statuen des Trajan findet, ruft spátklassische Bildwerke in die Erinnerung; die Suche 33

Hadrian

Hadrian

nach einem nachweislichen Vorbild war jedoch vergeblich (Grof$, Trajan 59). Die heroische Statue ist teilweise mit imperatorischen Attributen ausgestattet. Das Paludamentum mit dem Knopf liegt auf der linken Schulter, fällt hinter dem Oberarm herab und ist um den linken Unterarm geschlungen. Die Linke muß ein Schwert gehalten haben, denn am Bruch des Unterarms ist noch ein Rest der Schwertscheide zu erkennen. Auf dem Haupt würde man eher den imperatorischen Lorbeer als die Bürgerkrone aus Eichenlaub erwarten. Das Umgekehrte ist um so auffälliger, als die Münzprägungen von Anfang an Lorbeerkränze zeigen.

Der Bildniskopf dieser Statue zeigt Hadrian als eine recht gesunde, klarblickende und entschlossene Natur. Das Fleisch ist voll und kräftig, die Unterlippe üppig, das Auge groß und offen, der Blick bestimmt und ins Weite gerichtet. Die Wangen wirken hier voller als bei allen Bildnistypen, und die Kinnlade ist besonders breit. In der Haartracht wurde keiner der stadtrömischen Bildnistypen nachgebildet. In kurzen kräftigen Sicheln und Haken endet das nach vorn gestrichene Haar über der Stirn; über das vordere Stirnhaar schichtet sich eine zweite Reihe welliger und sich ringelnder

Locken. Der Kopf ist von starker Plastik, und die Durchbildung des Haupt- und Barthaares besteht ausschließlich in Meißelarbeit mit feiner zeichnerischer Detaillierung. Dank des frischen Zustandes der ursprünglichen Oberfläche und der sorgfältigen Arbeit wirkt das Bildnis in Vaison vorzüglich.

Es wurde als Einzelbildnis geschaffen und bestätigt somit die Vermutung, daß dies für alle Bildnisstatuen gelte. Große Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es anläßlich des Aufenthaltes des Herrschers in Gallien im Jahre ı2ı n. Chr. gestiftet wurde. Es könnte in der Provinz ausgeführt worden sein; aber es ist gewiß kein provinziales, geschweige denn ein provinzielles Werk. Die Bildwerke Südgalliens ebenso wie alle Bildwerke der Nord- und Westprovinzen unterscheiden sich nicht wesentlich von denjenigen Roms. Sie werden nicht sämtlich Einfuhrgut gewesen sein; in den großen Städten dieser Provinzen werden örtliche Werkstätten in stadtrömischer Tradition gearbeitet haben. Was den Bildniskopf der Statue von Vaison von den stadtrömischen Wiederholungen der Haupttypen vorteilhaft unterscheidet, ist seine größere künstlerische Originalität. Von den Bildnissen des Hadrian aus

Spanien wurde die Panzerbüste aus Italica im Museum von

Sevilla bereits besprochen und als eine Replik des Typus Rollockenfrisur erkannt. Wegen seiner außerordentlich fortschrittlichen Bohrtechnik wurde das Stück postum antoninisch datiert; wahrscheinlich entstand es erst in der Zeit des Marcus Aurelius. Merkmale der Ausführung, die von der Arbeitsweise der stadtrömischen Werkstätten entschieden abwichen, sind nicht festzustellen. Höchst-

wahrscheinlich wurde das Stück aus Rom importiert, denn dafür spricht die ungemeine Genauigkeit der Replik. Wurde es wirklich in der Provinz gearbeitet, so wäre dies eine in künstlerischer Hinsicht nichtssagende, wirtschafts- und gesellschaftsgeschichtlich dagegen belangvolle Feststellung. Ein Kopf, der in Tarragona gefunden wurde und den das dortige Museum aufbewahrt, ist für eine eindeutige Beurteilung zu schlecht erhalten geblieben. Falls die Veränderungen infolge Beschädigung und Überarbeitung nicht täuschen, ist dieser Kopf von stadtrömischen Werken

scheiden und einer provinzialen Werkstatt zuzuweisen. Material

als einheimischer,

nicht italischer Marmor

Dies wáre

bestimmen

entschieden, wenn

ließe, wie A. García

zu unter-

sich das y Bellido

angibt. Trifft die Vermutung zu, daß die Panzer-Paludamentumbüste ohne Kopf in Tarragona einst einen Bildniskopf des Hadrian trug, so müßte diese Büste wegen ihrer weitgehenden Übereinstimmung mit stadtrómischen Werken unter Einfuhrgut zählen. Ebenfalls als Einfuhrgut hat die Panzerbüste in Madrid, Prado 178, die den Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae wiederholt,

zu gelten, wofern sie nicht erst in der Neuzeit nach Spanien gelangte. Aus den spanischen Provinzen ist endlich der Torso einer heroischen Statue zu nennen, der trotz Fehlens des Kopfes mit guten Gründen als Rest einer Bildnisstatue Hadrians bezeichnet wird. Er wurde 1788 in den Ruinen von Italica zusammen mit der überlebensgroßen nackten Statue des Trajan in Sevilla gefunden und erweist sich durch Größe und Motiv als dessen Gegenstück. Die

34

heroische Statue des Trajan kónnte dem statuarischen Motiv nach als Wiederholung der HadrianStatue von Vaison gelten. Dieses statuarische Motiv, das während des 2. Jahrhunderts n. Chr. für die Darstellung eines Herrschers als Heros bevorzugt wird, blieb in Italica dem Trajan vorbehalten, nicht allein deswegen, weil er ein älteres Anrecht darauf hatte, sondern auch aus kompositionellen

Gründen. Von den beiden Gegenstücken mußte wegen der Altersfolge Trajan — vom Betrachter aus gerechnet — links, Hadrian rechts stehen; dann empfahl sich aus den Gründen einer wünschenswerten symmetrischen Gruppierung für 'Irajan sowieso die Beibehaltung des geläufigen Motivs, während für Hadrian eine spiegelbildliche statuarische Erfindung zu verwenden war. Sollten die beiden Statuen als Gegenstücke erscheinen, so war von ihrer Haltung zu fordern, daß jeweils das Standbein mit der angespannten Hüfte nach außen gerichtet und das Spielbein mit dem verlagerten Rumpf einander zugekehrt sei, wie dies beispielsweise bei den Koren des Erechtheion der Fall ist, das heißt, es war für die Hadrian-Statue ein Standmotiv zu fordern, das in großen Zügen seiner

Bildnisstatue im Typus des Ares Borghese entsprach. Der Torso aus Italica erfüllt in der Tat diese Voraussetzungen. Natürlich muß das Gewandstück umdisponiert werden, weil das Paludamentum gegenständlich auf die linke Schulter gehört; der rechte Arm hielt vielleicht in beiden Fällen einen Speer (Groß, Trajan 61). Einen eigentümlich provinzialrömischen Charakter haben diese Stand-

bilder nicht. Sie könnten einst am oder im Amphitheater von Italica ihren Platz gehabt haben. Die Bildnisse Hadrians, die sich im westlichen

Nordafrika

befinden, sind dem Verfasser nicht

aus eigener Anschauung bekannt und so unzulänglich abgebildet, daß in ihrem Falle zu keinem sicheren Urteil zu gelangen ist. Anscheinend ist der überlebensgroße Kopf mit Lorbeerkranz in Alger mit dem Typus Imperatori 32 zu verbinden und der Kopf in Philippeville eine Wiederholung

des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Das sehr beschädigte Bruchstück einer heroischen Statue aus El Djem in Tunis scheint den gleichen statuarischen Typus wie die Statue von Vaison zu wiederholen. Auch die beiden Köpfe ähneln einander in ihrem künstlerischen Charakter, in ihrem

rundlichen Gesichtsschnitt sowie der allgemeinen Art der Haartracht, sind jedoch keine Repliken; an Stelle des Eichenkranzes trägt der Kopf aus El Djem den Lorbeerkranz. Er hat ebensowenig Augenbohrung wie der Hadrian aus Vaison. Alles weist darauf hin, ihn unter den Bildnissen Hadrians früh anzusetzen. Als Bildhauerarbeit scheint er stadtrömischen Werken ebenso nahezustehen

wie die Statue aus Vaison. Einzig der Kopf mit Lorbeerkranz aus Karthago in Paris, Louvre 1187 (jetzt im Magazin), konnte im Original studiert werden (Taf. 13 b). Nach der Anordnung des Stirnhaares steht dieses Stück in keinem Replikenverhältnis zu einer Wiederholung der stadtrömischen

Haupttypen. Die Gruppierung der Stirnlocken scheint allerdings vom Typus Panzerbüste Imperatori 32 nicht ganz unabhängig zu sein, so daß damit gerechnet werden muß, dem Kopf aus Karthago habe eine Wiederholung dieses Typus als Vorlage gedient, um die Bildnisähnlichkeit zu treffen. Der Bildhauer hielt sich dennoch weitgehend frei davon und ging in der Erfindung und Formulierung soweit wie möglich eigene Wege. Infolge von Verwitterung ist das Stück in seiner Oberfläche sehr verwaschen

und nur in den Augenhóhlen

ursprünglich. Hier herrscht eine feinfühlige und saubere

plastische Modellierung. Dagegen ist das Stirnhaar mittels des laufenden Bohrers sehr hart gezeichnet. Stellenweise sind im Haar und Lorbeerkranz feine Verbindungsstege stehengeblieben, was auf verhältnismäßig späte Entstehung schließen läßt, obwohl die Pupillen ungebohrt geblieben sind.

Die Gesichtszüge wirken ältlich wegen der Furchen auf der Stirn und an der Nasenwurzel und wegen der schmächtigen Wangen — Merkmale, die den Kopf aus Karthago abermals mit dem Typus Panzerbüste Imperatori 32 verbinden. Wegen dieses ältlichen Aussehens wäre die Vermutung ausgeschlossen, das Bildnis kónnte zur Zeit der einzigen Reise Hadrians durch Nordafrika im Jahre 122

von einem örtlichen Bildhauer auf Grund eigener Anschauung selbständig geschaffen worden sein; es bestätigt sich vielmehr die Auffassung, daß es sich um ein Bildnis aus zweiter Hand handelt, dem eine Wiederholung des Typus Imperatori 32 anscheinend als Vorbild diente. Dann liegt es

3j

Hadrian

Hadrian

nahe, diesen Kopf aus Karthago einer provinzialen Bildhauerwerkstatt zuzuweisen. Sie war gewiß nicht schlecht und stand in stadtrómischer Tradition. Aber die Unausgeglichenheit zwischen der feinen plastischen Modellierung des Gesichts und der groben summarischen Behandlung des Stirnhaares geht wohl auf das Konto des provinzialen Bildhauers. Darf man es wirklich geringschätzig Unausgeglichenheit nennen, oder war dieser Kontrast, der das Wohlgebildete und Empfindungsvolle der Gesichtszüge bedeutend steigert, ein beabsichtigtes Wirkungsmittel des Künstlers? Von einer eigentümlich nordafrikanischen Kunstschule wird man trotzdem nicht sprechen, denn im ganzen scheint sich angesichts der Hadrian-Bildnisse aus Nordafrika die Beobachtung zu bestätigen,

zu der die Behandlung der Herrscherbilder in antoninischer Zeit geführt hatte, daß nämlich die Bildnisse im westlichen Nordafrika sich typologisch und künstlerisch von denjenigen der stadtrömischen Werkstätten nur unwesentlich unterscheiden. Aus Funden in Kyrene sind ein Panzertorso ohne Kopf und eine Gewandstatue mit Pinienkranz in das Britische Museum (1466 und 1381) nach London gelangt. Der Panzertorso steht typologisch in Zusammenhang mit einer in Griechenland verbreiteten Gruppe von Panzerstatuen des Hadrian. Dies ist eine willkommene Bestätigung der Beobachtung, die angesichts der antoninischen Herrscherbilder gemacht wurde, daß Kyrene vom westlichen Nordafrika deutlich geschieden ist und wie in alten Zeiten zum griechischen Einflußgebiet gehört. Creta et Cyrenaica bilden unter Hadrian politisch eine Provinz. Auf den ersten Blick bestätigt die Gewandstatue aus dem Apollontempel von Kyrene die Zugehörigkeit der Kunst dieser Provinz zur griechischen Welt, denn in ihr trägt Hadrian die griechische Tracht des Himation statt der römischen Toga (Taf. 16a). So auffällig sich der Bildniskopf in seiner künstlerischen Eigenart von stadtrömischen Bildnissen unterscheidet, um so merkwürdiger ist es, daß er sich typologisch ohne jeden Zweifel als Wiederholung des Typus Stazione

Termini zu erkennen gibt: Motiv für Motiv stimmt die Anordnung seines Stirnhaares überein. Der Bildhauer ging also nicht von eigener Anschauung aus, sondern war auf rómische Vorlage angewiesen; er schuf ein Bildnis aus zweiter Hand unter Wahrung einer tümlichen künstlerischen Ausdrucksweise. Sie ist großzügiger, einheitlicher, faßt mehr und unterdrückt

die veristischen Einzelheiten,

die der stadtrömische Künstler

mit diesem eine stadtihm eigenzusammen

so sorgfältig be-

schreibt. Wieviel kleinteiliger und vielfältiger ist beispielsweise der Bart stadtrómischer Repliken im Vergleich mit der Statue aus Kyrene, wo er als ein Ganzes gesehen ist, dem sich die Innenzeichnung als ein Mittel der materiellen Charakterisierung unterordnet. Der Bildniskopf sowie die gesamte Statue aus Kyrene haben eine starke plastische Substanz, einen innewohnenden plastischen Gehalt, während an einem stadtrómischen Werk das Plastische an der Oberfläche abgetastet wird; es tritt an seiner äußersten Auswölbung in Erscheinung, während es bei der Statue aus Kyrene im griechischen Sinne unmittelbare Ausdehnung, stoffliche Erfülltheit und Zusammenhängendes ist. Ahnliches gilt von den Gesichtszügen. Am Bildniskopf der Statue von Kyrene glaubt man ein in sich vertieftes, gesammeltes Wesen zu spüren; über die Gesichter stadtrómischer Bildnisse ist allerlei Ausdruck ausgebreitet, er bricht jedoch nicht aus dem Inneren hervor, er haftet an der Oberfläche.

Physiognomischen Betrachtungen bieten stadtrómische Bildnisse viel Stoff; griechische Bildnisse lassen sich nicht von außen abtasten, ihr Wesen offenbart sich und ist fast unbeschreiblich. Der Kopf der

Statue aus Kyrene hat eine tiefere innere Lebendigkeit als der schöne, etwas leere Kopf vom Bahnhofsgelände der Stazione Termini, in dessen Art man sich das Vorbild von jenem vorzustellen hat. Aus Ägypten

sind vier plastische Bildnisse Hadrians bekannt. Drei davon sind Wiederholungen

des Typus Rollockenfrisur, und eines dieser drei, die fragmentierte Panzerbüste in Alexandria 20851, ist eine so sorgfältige Replik, daß sie als Einfuhrgut aus Rom gelten muß (Taf. 11 a). Die beiden anderen Stücke, Alexandria 20885 und Kairo Kunsthandel, vergróbern den Typus, ohne ihn eigentümlich zu verändern. Eigentümlich ist diesen beiden Köpfen allerdings eine provinzial-ägyptische Formsprache. Sie müssen in jenen Werkstätten geschaffen worden sein, ın denen altägyptisches 36

Herkommen bis in die rómische Kaiserzeit stetig nachwirkt und sich in den Dienst der neuen Herren stellt. In ihrer Massigkeit und ihren schweren Formen erinnern sie an Arbeiten aus hartem Gestein. — Schwer zu beurteilen ist der aus Kena stammende Bronzekopf im Museum von Alexandria. Er ist nicht sogleich nach physiognomischen Merkmalen als ein Bildnis des Hadrian zu erkennen, denn Ahnlichkeiten stehen ebensoviel, wenn nicht noch mehr Fremdheiten gegenüber. Nichts verbindet ihn offensichtlich mit irgendeinem der stadtrómischen Bildnistypen. Es sind überhaupt

keine ikonographischen Gründe, die zu der Vermutung geführt haben, dieser Bronzekopf stelle Hadrian dar. Um das Haupt ist ein zwölfzackiger Strahlenkranz zu ergänzen; dieses Abzeichen deutet auf einen Herrscher. Nach Auffassung und Ausführung gehört das Bildwerk in die hadrianische oder frühantoninische Zeit. Wenn somit Hadrian, Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius

Verus zur Wahl stehen, dann sind für jeden anderen außer Hadrian die Unähnlichkeiten zu groß. Das Befremdende eines solchen Hadrian-Bildnisses läßt sich nur so erklären, daß es sich um eine

ganz freie Schópfung handelt, der keine stadtrómische Bildnisüberlieferung zugrunde liegt, weder Plastik noch Münzen. Ist es wirklich ein Bildnis, dem eine unmittelbare Anschauung vom Aussehen des Dargestellten zugrunde liegt, dann muß der Aufenthalt Hadrians in Agypten im Jahre

130/131 vorausgesetzt werden. Hadrian wäre dann von dem ägyptischen Künstler wesentlich anders gesehen als von den offiziellen Portrátisten Roms. Mit mehr Recht, als es bei den Repliken des Typus Rollockenfrisur aus zweiter Hand der Fall war, hätte der Kopf aus Kena als ein ägyp-

tisches Provinzialbildnis zu gelten. Mag mit diesem Bronzekopf aus Kena auch Hadrian gemeint sein, ein Bildnis im eigentlichen Sinne ist es nicht, sofern man die Bildniszüge der stadtrómischen Iypen für verbindlich hält, und, wenn es möglich wäre, würde man es gern aus Hadrians Ikonographie streichen. — Noch weniger Bildnis sind zahlreiche Darstellungen Hadrians in Relief, die

sich an den Wänden der Tempel von Philae und Esna sowie an den Schranken des Geburtshauses von Dendera befinden (C. R. Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien, Abt. IV, Blatt 85 b, c; 86; 87a). Durch hieroglyphische Namenskartuschen werden sie als Darstellungen Hadrians ausgewiesen. Von Bildnisähnlichkeit kann bei ihnen überhaupt keine Rede sein; es sind Bildzeichen für Hadrian in Gestalt des ägyptischen Pharao und somit gewiß Herrscherbilder in einem sehr viel urtümlicheren Sinne als die römischen Herrscherbildnisse (vgl. die treffenden Ausführungen zu den entsprechenden Bildern des Trajan bei W. H. Groß, Trajan 42 f.). Sie sind in den Katalog dieses Bandes nicht mit aufgenommen worden, weil sie für die Ikonographie des rómischen Herrscherbildes und für die antike Kunstgeschichte ohne Belang sind. — Insgesamt sind diese fragwürdigen Verhältnisse in der Provinz Ägypten zweifellos von Interesse, denn sie vermitteln geradezu einen systematischen Überblick über die äußerst mögliche Verzweigung des römischen Herrscherbildes in einer Provinz. Man unterscheidet stadtrömisches Einfuhrgut, ägyptisierende Wiederholungen stadtrömischer Bildnistypen, provinzial-ägyptische Neuschöpfungen auf hellenistischrömische Art wie derKopf ausKena und endlich ägyptische Herrscherbilder auf altägyptische Art. Aus Syrien ist bisher ein einziges gesichertes Bildnis des Hadrian nachzuweisen, der aus der Nähe von Shuweifät stammende, etwas überlebensgroße Kopf in der Amerikanischen Universität zu Beirut. Man wird ihn mit dem in Gerasa gefundenen Kopf des Marcus Aurelius im Dominikanerkloster St. Etienne in Jerusalem (Wegner, Antonine 176 Taf. 33) zusammenstellen müssen, um die Frage aufzuwerfen, wieweit sich Syrisches am Bildniskopf des Hadrian aus Shuweifät erkennen läßt; jedoch reicht der Befund dieses Kopfes nicht aus, um diese Frage ohne Phrasen zu beantworten. Auch der Versuch, unter Zuhilfenahme der Arbeit von V. Müller, Zwei syrische Bildnisse römischer Zeit (86. BWPr.) zu einer Vorstellung von syrischer Eigenart innerhalb der Bildniskunst der römischen Kaiserzeit zu gelangen, führt zu keinem sicheren Ergebnis. Was sich zur Not bei dem Hadrian von Shuweifät und dem Marcus Aurelius von Gerasa an Gemeinsamkeiten hervorheben läßt, ist das

Vorherrschen der Meißelarbeit unter gelegentlicher Zuhilfenahme des Drillbohrers sowie ein stär37

Hadrian

Hadrian

keres Unterstreichen des Ausdrucksvollen, soweit man dies dem verstümmelten Kopf des Hadrian

überhaupt absehen darf. Einen »Kontrast von unbeweglicher Maske und innerer Gewalt« kann man jedoch an diesen beiden syrischen Kaiserbildern nicht erkennen. In Kleinasien wurden vier Bildnisse Hadrians gefunden, je zwei in Ephesos und in Pergamon. Unter den Reliefplatten des Ehrendenkmals von Ephesos in Wien zeigt die Platte I 864 Hadrian als Velatus in einer repräsentativen Gruppe, die das bedeutsame Ereignis der Nachfolgeregelung Hadrians vom 25. Februar 138 festhält mit den Darstellungen des siebzehnjährigen Marcus

Aurelius, des zweiundfünfzigjährigen Antoninus Pius, des siebenjährigen Lucius Verus, des zweiundsechzigjährigen Hadrian sowie eines Genius, mit dem wahrscheinlich der jüngst verstorbene Lucius Ceionius Commodus Verus, der Vater des Lucius Verus, gemeint ist (Taf. 30d). Die Hervorhebung des Knaben Lucius Verus durch seine Stellung in der Mitte der Gruppe und die Einbeziehung des Genius seines verstorbenen Vaters Aelius Verus hätte den Verfasser schon früher bedenklich machen sollen, als er in Übereinstimmung mit anderen Fachgenossen aus dem dargestellten Ereignis die Zeitbestimmung des Ehrenmonuments folgerte. Diese Auszeichnung des Lucius Verus läßt vielmehr darauf schließen, daß dieser in dem Monument, zu dem diese Platte gehórt, geehrt werden sollte. F. Eichler, dem diese Einsicht verdankt wird, hat über-

dies darauf hingewiesen,

daf die Schlachtdarstellung auf einer Serie von Reliefplatten nur auf

den »Sieg über die Parther im Feldzug von 161 bis 165, der unter der nominellen Leitung von Lucius Verus stand«, bezogen werden kann, woraus sich ein neuer, spáterer Terminus post quem ergibt. Darf man endlich die Darstellung des Feldherrn, der den Wagen des Helios besteigt (Kat. 14), auf die Apotheose des Lucius Verus deuten, was allerdings zur Folge hätte, daß in dem Bruchstück eines Gepanzerten nicht Marcus Aurelius, wie F. Eichler meint, sondern Mars zu vermuten ist, dann würde sich aus dem Todesdatum des Lucius Verus, dem Januar 169, der letzte Terminus post quem

ergeben. Wegen des unvollendeten Zustandes der Relieffolge rechnet F. Eichler allerdings damit, »daß das ephesische Denkmal nach dessen frühem Tode unvollendet blieb«; es können wohl auch andere Gründe gewesen sein, die die Vollendung dieses Denkmals noch in späteren Jahren ver-

hinderten. Jedenfalls ist das Bildnis des Hadrian im Adoptionsrelief postum, mehr als ein Vierteljahrhundert nach seinem Tode zu datieren. Der Bildniskopf ist so beschädigt, daß am Gesicht nur noch ganz wenig von der rechten Wange und Schläfe mit dem anliegenden Haar erhalten blieb.

Das Haar bildet hier anscheinend eine gleichmäßige Lockenrolle, wie sie sich auch bei den Wiederholungen des Typus Imperatori 32 findet. Möglicherweise stand dieser Typus unter den Bildnissen

des Hadrian in solchem Ansehen, daß man lange nach dem Tode des Herrschers auf ihn zurückgriff, wenn man Hadrian abbilden wollte.

Aus ephesischen Funden gelangte außerdem ein Bildniskopf Hadrians nach Wien (Taf. 18). Man ist versucht, ihn mit den Wiederholungen des Typus Stazione Termini oder des Typus Chiaramonti 392 in Verbindung zu bringen, doch reichen vereinzelte Übereinstimmungen nicht aus, ihn als

Wiederholung oder als Abwandlung des einen oder des anderen zu bestimmen. Der vorherrschende Eindruck der Breite des Gesichts, die gleichmäßige, wenig differenzierte Wellung des Haupthaares und die Unterteilung des Stirnhaares entsprechen eher dem ‘Typus Chiaramonti als dem Typus

Stazione Termini; in der Zeichnung des Backenbartes ähnelt er mehr diesem. Wahrscheinlich ist der Kopf aus Ephesos ein selbständiges Einzelbildnis, und seine Ähnlichkeit mit den genannten Typen könnte sich daraus herleiten, daß es die Züge eines bestimmten Lebensalters und einer zeitweilig bevorzugten Haartracht gewesen sind, die in dem ephesischen Kopf und den beiden stadtrómischen Bildnistypen annähernd gleichzeitig festgehalten wurden. Für eine gewisse Gleichzeitigkeit spricht in allen drei Fällen das Fehlen der Augenbohrung. Künstlerisch unterscheidet sich der ephesische

Kopf von stadtrómischen Bildnissen. Der Sinn für plastisches Leben der Einzelformen und für grofizügige Zusammenfassung

des Ganzen ist an ihm stárker entwickelt als bei jenen, ebenso die 36

Fähigkeit, in der Oberflächenform inneres Leben ausdrucksvoll zu verdichten. Eine andere künstlerische Potenz ist hier am Werk; altes Erbe griechischen Volkstums darf man darin vermuten. In entsprechendem Sinne kann man den Kolossalkopf aus dem Trajaneum von Pergamon in Berlin

pergamenisch nennen (Taf. 15). In dem stark beschädigten Kolossalkopf verbirgt sich eine Umbildung des stadtrömischen Typus Imperatori 32; die Natur des Marmors kommt bei ihm viel materialgemäßer zur Geltung als bei dem römischen Leitstück, das die Technik des Bronzevorbildes getreulich nachziseliert; dieses ist kleinteilig und verteilt, jenes großzügig und akzentuiert. Wesent-

liches ist am Pergamener Kopf verstärkt, Nebensächlicheres abgeschwächt. Die Furchen an der Nasenwurzel und die Muskelwülste über den Brauenbögen gewinnen an Kraft, die Brauen an Bewegung.

Wirken die Züge Hadrians in dem Leitstück undurchdringlich, willensstark und kalt, so glimmt im Blick des Pergamener Kopfes unter der Verdüsterung etwas Leidend-Leidenschaftliches, das ausstrahlt. Der Betrachter wird bei einem Bildnis aus Pergamon in begreiflicher Befangenheit sich leicht an hellenistisch-pergamenische Kunst erinnert fühlen, aber davon abgesehen, im Vergleich

mit dem stadtrömischen Leitstück, ist am Kolossalkopf aus Pergamon ein pathetischer Zug nicht allein im seelischen Ausdruck,

sondern

auch in der Ausdruckskraft

des Formgepräges

wirklich

nicht zu leugnen. Das dynamische und aufgewühlte Gewoge des Haupthaares ist charakteristisch dafür. Der pergamenische Künstler bringt mit innerer Erregung zum Ausdruck, während der stadtrömische Bildhauer sorgfältig beschreibt; das Bildwerk des einen wirkt leidenschaftlicher, das des anderen sachlicher.

Die nackte heroische Statue aus dem Asklepieion von Pergamon, die den statuarischen Typus der Statue in Vaison wiederholt, meint laut Inschrift den »Gott Hadrian« (Taf. 14b). Wie jene hält die pergamenische Statue ein Schwert im Arm; ein Lederpanzer hängt über der Stütze neben dem rechten Schenkel. Leider fehlen Einzelaufnahmen des Kopfes, die ermóglichten, ihn mit anderen

zu vergleichen. Nur soviel läßt die einzige Gesamtaufnahme der Statue erkennen, daß der Übereinstimmung

des statuarischen Motivs keine Ahnlichkeit des Kopfes mit demjenigen der Statue

von Vaison entspricht. Ausgeschlossen ist es nicht, daf! dem Bildniskopf der Statue aus dem Asklepieion ebenso wie dem Kolossalkopf aus dem 'Irajaneum von Pergamon der Typus Imperatori 32 zugrunde liegt. Wie bei diesem sind die Züge des Gesichts kräftig, wenn nicht noch etwas schärfer geprägt. Der Blick der Augen, deren Pupille gebohrt ist, ist verzehrender und leidenschaftlicher, weit entfernt von der gesunden, gesammelten Kraft des Ausdrucks bei der Statue von Vaison. Fraglos sind der Kopf des »Gottes Hadrian« und der Kolossalkopf aus Pergamon gleichen Geistes Kinder; die Meißelführung der beiden Bildhauer ist allerdings verschieden. Am Kopf der Statue werden die Einzelheiten zunächst als Masse zusammengenommen und dann mit linearen Mitteln genauer bezeichnet. Am Kolossalkopf ist die Masse im altpergamenischen Sinne stärker in Bewegung ge-

bracht, heftig unterteilt und flockig aufgelockert. Pergamenisch wirken beide bereits dann, wenn man sie den ephesischen Stücken gegenüberstellt. Endlich sind die Bildnisse Hadrians aus Griechenland allein übriggeblieben. Ihre Zahl ist stattlich, ihre Art vielfältig und ihr Gepräge eigentümlich. Die Anzahl würde noch größer sein, wären all jene Bildnisstatuen Hadrians erhalten geblieben, die in der schriftlichen Überlieferung

genannt werden, wobei allerdings das Irreführende zu bedenken ist, daß wir über Griechenland in Pausanias’ Periegese, in der die Mehrzahl dieser Bildnisse erwähnt ist (vgl. Bernoulli II 106 £.), ein

Schriftzeugnis besitzen wie über kein anderes Land. Unter den erhaltenen Bildnissen Hadrians aus Griechenland gehört unmittelbar zu den stadtrómischen Typen ein stark beschädigter Kopf unbekannten Fundorts im Athener Nationalmuseum 789. Dieschweren Lockenrollen und die Anordnung

des Stirnhaares lassen das Stück als Wiederholung des Typus Rollockenfrisur erkennen. Ob die Pupillen gebohrt waren, ist angesichts der Beschádigung nicht zu ermitteln, nach Ausweis der stadt-

rómischen Repliken jedoch unwahrscheinlich. Wenn nicht das Stück selbst eingeführt wurde, mufi 39

Hadrian

Hadrian

in ihm ein eingeführtes Stück kopiert worden sein. Mit solchem Einfuhrgut von Rom nach Griechenland pflegt man gewöhnlich nicht zu rechnen. Ein solches stadtrómisches Einfuhrstück ist nicht nur zu erschließen, sondern in der Panzerbüste aus Iraklion in Paris, Louvre MA 3131, wirklich erhalten geblieben. Nach ihm oder einem Stück seines-

gleichen muß ein griechischer Bildhauer die leicht veränderte Wiederholung des Typus Imperatori 32 im Museum von Iraklion (Nr. 341) geschaffen haben. Eine Wiederholung des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, wahrscheinlicher allerdings eine griechische Kopie nach einer solchen, ist in einem von Iraklion stammenden Kopf in Paris, Louvre 3132, erhalten geblieben. Wahrscheinlich

wurde auch ein drittes auf Kreta gefundenes Bildnis Hadrians, ein Kopf im Museum von Chania (Nr. 82) einem stadtrómischen Vorbild, und zwar einer Wiederholung des Iypus Chiaramonti 392, auf griechische Handwerksweise nachgebildet. Dem Kolossalkopf mit Eichenkranz und Adlergemme in Athen, Nationalmuseum 3729, liegt wiederum der Iypus Imperatori 32 zugrunde (Taf. 25a). In gleicher Gruppierung, Anzahl und

Ringelung fassen die Locken die Stirn trapezfórmig ein. Scharf sind die beiden Furchen an der Nasenwurzel eingegraben. Die Brauenbögen drücken kräftig nach unten, so daß der Blick düster und forschend wirkt. Die Abgrenzung der Wange gegen die Mundpartie ist tief eingesenkt und kräftig geschwungen; dadurch bekommt der Schnurrbart jene besondere Führung, die die Bildnisse dieses Typus von allen anderen unterscheidet. Daß sich der Bildhauer an eine stadtrömische Vorlage

gehalten hat, kann nach allen feststellbaren Übereinstimmungen in den Einzelheiten nicht bezweifelt werden. 'Irotzdem besitzt er eine bedeutende künstlerische Eigenart. Zweifellos beruht auf dem Vorhandensein des mächtigen Kranzes ein Teil der Großartigkeit, die in diesem Bildnis wirksam

ist. Aber dies ist es nicht allein: durch geeignete Verteilung der Gewichte und Gegensätze versteht es der Bildhauer, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und das Bildnis mit einer anderen Spannkraft zu erfüllen, als sie den mit Genauigkeit beschriebenen, vordergründigen stadtrömischen Bildnissen eigen ist. Zusammen mit dem Kranz macht das reich gelockte, zerklüftete, von

schattendunklen Bohraugen durchsetzte Haar eine prächtige Wirkung. Auf das Ganze gesehen ist dies eine dekorative künstlerische Verbrämung, durch die dem Anspruch an großartige Aufmachung genügt wird. Unter dieser imposanten äußerlichen Bekrönung und im beabsichtigten Kontrast zu

ihr kommt nun in den Zügen des Gesichts bei großer Einfachheit der Anlage der tiefere Gehalt des menschlichen Wesens um so gesammelter zum Ausdruck. Dieser Verdichtung auf das Wesentliche einer inneren Lebendigkeit gegenüber wirkt das entsprechende stadtrömische Bildnis wie verteilt. Innerhalb der Grenzen eines ihm vorgeschriebenen 'Iypus benimmt sich der griechische Bildhauer durchaus eigenartig und eben wie ein Grieche. Der griechische Bildhauer, der eine im Olympieion gefundene Büste im Athener Nationalmuseum 249 gearbeitet hat, sah seinen Gegenstand anders (Taf. 26b). Die Frage nach einer möglichen Abhängigkeit von stadtrómischen Bildnistypen muß hier negativ beantwortet werden. Am ehesten könnte

eine Beziehung zu dem Typus Vatikan Busti 283 bestehen; nachweisbar ist sie nicht. Ahnlich sind das feingliederige, gleichmäßig dichte, krause Lockengeringel des Haupthaares, die um das Knochengerüst stärker einfallenden Wangen, der schmale und längliche Gesichtsschnitt sowie die etwas vorquellenden Augäpfel. All dies können Merkmale des gleichen Lebensalters sein, in dem Hadrian

in beiden Bildnissen dargestellt ist. Anscheinend war Hadrian zusehends gealtert, als die Büste vom Olympieion und der stadtrómische Typus Busti 283 geschaffen wurden. Im Ausdruck des Athener Bildnisses spürt man etwas Dekadentes, Verweichlichtes und ein Nachlassen der Spannkraft; an die Stelle der Entschlossenheit und Willenskraft, die aus den Zügen des Kolossalkopfes mit dem Eichenkranz sprechen, treten hier etwas eitle Ichbezogenheit, Untätigkeit und Genußsucht. Da das Bildnis

von allen stadtrómischen Typen gänzlich unabhängig ist, könnte man in ihm ein Original vermuten, und Hadrian war háufig genug in Athen, um einem griechischen Bildnisschópfer die erforderliche

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eigene Anschauung zu bieten. Die Behandlung des Haupthaares hat jedoch viel eher den Charakter einer Erfindung in Bronze als einer ursprünglichen Marmorarbeit. Deshalb ist es wahrscheinlicher, daß die Büste vom Olympieion eine griechische Marmorkopie nach einem griechischen Bronzeoriginal ist. Die Haarlocken und Haarsträhnen sind derartig herausgelóst, voneinander getrennt

und freihängend, daß sie der Spródigkeit des Marmors allzu wenig Rechnung tragen und als Nachbildungen von Erzguß verständlicher werden. Tiefe Bohrgänge und freie Unterbohrungen sind reichlicher angewandt, als diese Technik gemeinhin von griechischen Werkstátten mitgemacht wird.

Die tiefe Augenbohrung und die geschmeidige Gláttung der Haut sind wohl überhaupt erst antoninisch. Die nachlässige Behandlung des Paludamentum bestätigt den Eindruck, daß dies nicht ursprüngliche Erfindung ist. Bedeutende Bildnisehrungen Hadrians in Athen sind bekannt; eine von ihnen könnte das Vorbild der Büste vom Olympieion gewesen sein, eine heroische Statue des Gottes Hadrian mit dem Mantel auf der linken Schulter. Ein Kopf aus Sparta im Athener Nationalmuseum 371 kann als Bildnis des Hadrian zulänglich bestimmt werden. Er ist unfertig geblieben und deshalb nicht zu beurteilen. Im Museum von Olympia wird eine Panzerstatue des Hadrian aufbewahrt, die zu dem reichen

Skulpturenschmuck der Exedra gehörte, die Herodes Atticus in den Jahren 147 bis 149 gestiftet hat (Taf. 17a u. 25 b). Das Bildnis Hadrians ist also postum. Die Bildniszüge können bei diesem postumen

Bildnis nur aus zweiter Hand stammen. Zu den bisher besprochenen griechischen Bildnissen steht es in keiner erkennbaren typologischen Beziehung. Obwohl die Statue mit Sicherheit in die antoninische Zeit datiert ist, wirkt ihre Machart weniger antoninisch als die der Athener Büste aus dem

Olympieion, eine Bestätigung der Ansicht, daß deren aufgelockerte Art aus dem anderen Material des Vorbildes erklärt werden muß. In dem sehr hoheitsvollen Ausdruck des Herrscherbildes aus der Exedra des Herodes Atticus überwiegt ein greisenhafter Zug. Besonderes Interesse beansprucht dieses Bildwerk, weil es als eine Panzerstatue ursprünglich erhalten geblieben ist. Mehrere Panzerstatuen, -torsen oder -büsten wurden auf Kreta gefunden. Die Insel, die Hadrian im Jahre 122 n. Chr. besuchte, muß nach unserer Kenntnis mit Bildnissen Hadrians besonders reich

ausgestattet gewesen sein. Von Bildniskópfen sind nur noch drei bekannt. Die Panzerbüste aus Iraklion in Paris, Louvre MA 3131, gehört zum Typus Panzerbüste Imperatori 32, ist eine sehr sorg-

fáltige Wiederholung und kann nur in einer stadtrómischen Werkstatt gearbeitet und von dort nach Kreta ausgeführt worden sein. Man könnte natürlich erwägen, daß die Panzerbüste im Louvre in Griechenland gearbeitet worden sei; damit wäre wenig gewonnen, denn um das stadtrómische Importstück, das als Vorbild gedient haben muß, kommt man nicht herum. Man braucht jedoch nur die Büste im Louvre mit der Bildnisbüste des Marcus Aurelius aus Probalinthos bei Marathon ebendort zu vergleichen (Wegner, Antonine Taf. 30), um stadtrómische und griechische Arbeit eindeutig zu unterscheiden, obwohl es sich dabei nur um das Handwerkliche handeln kann, denn die Büste des

Marcus Aurelius ist keine griechische Erfindung,

sondern abhängig von einem stadtrómischen

Typus. Griechisch sind an ihr die Wahrhaftigkeit in der Realisierung in Marmor, das Charaktervolle

und die ungezwungene Lebendigkeit der Formen, die in sich selbst voll Ausdruck sind. Bei der Bildnisbüste des Hadrian aus Iraklion fehlt dies Innewohnen des Ausdrucks; dafür steht in den

Gesichtszügen des stadtrómischen Bildnisses viel mehr geschrieben. In Rom wird das Faktische genau beobachtet und unvermindert mitgeteilt. Bei dem Marcus Aurelius sind die Einzelheiten dem Gesamteindruck einverleibt und untergeordnet. Bei dem Hadrian wirkt das Einzelne mehr als das Gesamte; man liest die Einzelzüge nacheinander wie eine Chronik. Ungewollt drángt sich immer wieder als begriffliche Unterscheidung griechischer und römischer Arbeit das Zusammenhängende und das Verteilte, das Innewohnende und das Angeeignete, das Wesen und der Anschein auf. Aus Hierapytna auf Kreta stammt eine Panzerstatue des Hadrian im Museum von Istanbul, die außerordentlich merkwürdig ist (Taf. 16c). Hadrian ist in ihr dargestellt als Triumphator, der seinen

4I

Hadrian

Hadrian

linken Fuß auf den Nacken eines zu Boden geworfenen Gegners setzt. Der Panzer trägt den gleichen sinnbildlichen Reliefschmuck wie die Statue aus der Exedra des Herodes Atticus in Olympia. Die Bildnisbestimmung bedarf keiner Erórterung; Hadrian ist ohne weiteres zu erkennen. Typologisch

dagegen nimmt der Bildniskopf eine Sonderstellung ein. Einer der stadtrómischen Haupttypen wird nicht wiederholt. Auffallend sind allerdings ein paar motivische Übereinstimmungen mit den Wiederholungen des Typus Stazione Termini. Dicke sichelfórmige Locken finden sich mehrmals im Stirnhaar der Statue von Hierapytna, und sogar das Motiv der beiden gegenwendigen Sichellocken

kehrt wieder, wenn auch an etwas anderer Stelle als beim Typus Stazione Termini. Deswegen eine Bildtradition anzunehmen, wäre dies ein zu schwaches Argument. Es bleibt nur vorauszusetzen, daß Hadrian zu einer gewissen Zeit einer Zeit, in der auch die Statue des Gesichts der Wiederholungen auffallend breit und gedrungen,

das Haar wirklich auf ähnliche Weise getragen hat, und zwar zu in Vaison entstanden ist. Im Unterschied von dem eifórmigen Oval des Typus Stazione Termini, ist es an der Statue von Hierapytna die Stirn besonders niedrig. Jugendlich und kraftvoll wie in der

Statue von Vaison und dem Typus Stazione Termini wirken die Blick ist düsterer. Soviel Vergleiche auch móglich sind, zuletzt hat Hierapytna ebenso wie das Triumphalmotiv als freie Erfindung daß es dem Bildhauer möglich war, zu einer eigenen Anschauung zu gelangen. Das konnte auf Kreta im Jahre 122 n. Chr. geschehen.

Gesichtszüge auch hier; nur der der Bildniskopf der Statue von zu gelten. Daraus folgt weiter, vom Aussehen des Dargestellten Es ist sogar wahrscheinlich, daß

die Statue von Hierapytna auf Kreta geschaffen wurde; zwar ist sie griechisch, aber sie steht nicht

ganz auf der Höhe der festländisch-griechischen Bildnisse; ihr fehlt deren Feinheit der Marmorarbeit; sie wirkt provinzieller, gróber und hárter. Als Arbeit hat der Kopf eine unleugbare Ahnlichkeit mit dem Kopf der Gewandstatue aus Kyrene. Diese steht in der Tradition des Typus Stazione Termini. Sollte sich am Ende doch der Ring schließen und zwischen der Statue aus Hierapytna und

dem Typus Stazione Termini tatsächlich eine weitläufige Verbindung bestehen? Eine zweite kretische Panzerstatue Hadrians wurde im Diktynnaion gefunden; sie wurde inzwischen durch Brand zum Teil zerstört, und ihre Reste werden gegenwärtig im Museum von Chania aufbewahrt (Taf. 24). Der Kopf ist völlig unergänzt und kaum beschädigt, so daß er zu den nicht

gerade zahlreichen Bildnissen mit zuverlässigem Profil gehört: die Nase ist an der Wurzel kräftig eingesattelt, das Nasenbein prágt sich als leichte Krümmung aus, eine seichte Einsenkung sondert die Nasenspitze, diesesenktsich vor den Nasenflügeln etwas schrág herab. Der Schmuck des Panzerszeigt

nicht die besprochenen Motive, sondern eine Medusenmaske, ein wappenartig angeordnetes Greifenpaar, einen Adler auf Blitzbündel und Blitzbündel auf den Schulterriegeln; um die Taille ist eine Schárpe gebunden, und am unteren Rand des Panzerrumpfes findet sich nur eine Reihe von Metallklappen statt zwei. Mit Ausnahme des Adlers, der durch ein Akanthusblattmotiv ersetzt ist, kehrt

dieser Panzer genau so wieder an einer vollständig erhaltenen Statue des Antoninus Pius in Dresden, Skulpturensammlung 383 (Wegner, Antonine Taf. 5). Diese Abweichung von dem für die griechi-

schen Panzerstatuen des Hadrian charakteristischen Typus gibt zu denken; die Zweifel an der Zusammengehörigkeit von Kopf und Statue, die H. Weber aussprach, könnten zu recht bestehen, aber ebensogut ist zu erwägen, ob diese Statue des Hadrian erst geschaffen wurde, als sich bereits der für Antoninus Pius belegte Typus der Panzerstatue durchgesetzt hatte. Dieser Bildniskopf läßt sich keinem

der stadtrómischen Bildnistypen zuweisen und ebensowenig einem der griechischen Bildnisse anschließen. Er ist eine selbständige Bildnisschöpfung. Fragt man sich, woher er die Bildnisähnlichkeit hat, so gerát man in Verlegenheit. Setzt man eigene Anschauung bei dem Bildhauer voraus, und nimmt man an, das Bildwerk sei auf Kreta gearbeitet worden, so müßte das Werk 122 n. Chr. oder unmittelbar danach geschaffen worden sein, denn nur damals hat Hadrian der schriftlichen Überlieferung nach auf Kreta geweilt. Obwohl die Augen nicht gebohrt sind, scheut man sich, das Bildnis

so früh, das heißt nur ein Jahr später als die Statue von Vaison anzusetzen, denn in der Statue aus 42

dem Diktynnaion wirkt Hadrian entschieden àlter. Die Haut hat etwas Schlaffes bekommen; die Falten oberhalb der Brauenmuskeln und am unteren Wangenrand zeichnen sich schárfer ab. Haupthaar und Bart sind kraus, struppig und weniger gepflegt als bei anderen Bildnissen. Vor allem macht

der Ausdruck der Gesichtszüge, falls sie eine bestimmte Altersstufe getreu widerspiegeln, einen ältlichen Eindruck; reiche Erfahrungen und Erlebnisse scheinen dem Gesicht einen unfrohen Zug

eingeprägt zu haben; Spannkraft und Unternehmungsgeist haben Mutlosigkeit und Enttäuschung Platz gemacht. Wenn all dies auf ein höheres Lebensalter des Hadrian weist, und wenn ein zweiter späterer Aufenthalt des Herrschers auf Kreta nicht überliefert ist, dann muß dies Bildnis an anderer Stätte gearbeitet worden sein, vermutlich in Athen, wo sich Hadrian zuletzt 131/132 n. Chr. aufgehalten hat. Rom kommt nach Art der Bildhauerarbeit nicht in Frage. Die Marmortechnik hat

Merkmale einer späteren Entstehung aufzuweisen. Die Zerklüftung des Haares mit tiefen Löchern und einigen Bohrkanälen sowie die flockige, wenig zeichnerische Wiedergabe des Bartes sind eher antoninisch als hadrianisch. Auf eine Datierung in die Spätzeit des Hadrian oder in die Zeit des Antoninus Pius würde auch der statuarische Typus dieser Panzerstatue aus dem Diktynnaion weisen. Unter griechischen Funden muß endlich ein Bildniskopf des mittleren 2. Jahrhunderts n. Chr. behandelt werden, der auf Thera entdeckt wurde und sich im dortigen Museum befindet (Taf. 3 1 a u. b).

H. Weber, mit dem der Verfasser die Deutung des Kopfes brieflich besprach, warf die Frage auf, ob der Dargestellte unbedingt ein römischer Kaiser sein müsse. Dafür spricht doch wohl, daß die Verhüllung des Hinterhauptes nur als der hochgezogene Gewandsaum einer Toga verstanden wer-

den kann; dann ist der Dargestellte unbedingt ein Rómer als Pontifex, und das kann auf griechischem Boden nur ein Herrscher sein, man denke an die Togastatuen des Augustus und des Nero, Sohn des Germanicus (früher Tiberius) in Korinth (Corinth. Results of Excavations IX: F. P. Johnson, Sculpture 1896-1923, 7x f. Nr. 134 und 76 f. Nr. 137 m. Abb.). Der Verfasser hat früher

(Antonine 204) der Bestimmung dieses Kopfes als Bildnis des Marcus Aurelius durch Hiller von Gaertringen widersprochen und statt dessen erwogen, ihn Hadrian zu nennen; er will nicht verhehlen, daß er zwischendurch auch wieder geschwankt hat, ob diese Erwägung das Richtige träfe, denn eine Bildnisähnlichkeit auf den ersten Blick besteht nicht. Die Haartracht ist so individuell und

im freien Fall der Locken und Strähnen so griechisch, daß sie weder mit den Haartrachten der stadtrómischen Bildnistypen des einen noch des anderen verglichen werden kann. In physiognomischer Hinsicht befremden vor allem die Bildung und der Ausdruck der Augen. Die stadtrómischen

Bildnisse Hadrians zeigen nirgends so breite und schwere Oberlider wie der Kopf in Thera; doch ist zu beobachten, dai$ sich gerade an griechischen Bildnissen des Hadrian, an der Büste aus dem Olympieion und an der Statue aus Olympia merkwürdig breite Oberlider finden. Zeigen die Bildnisse Hadrians im allgemeinen einen Blick nach rechts, so teilt der Kopf in Thera mit der Büste aus dem Olympieion den Blick nach links. An dieser Büste treten auch die Augäpfel in ähnlicher Weise wie an dem Kopf auf Thera stárker hervor, als dies bei den stadtrómischen Bildnissen gemeinhin der Fall ist, mit Ausnahme allerdings des Kopfes im Vatikan, Busti 283; diese stárker vortretenden Augäpfel sind anscheinend ein Altersmerkmal. Wirkt die Stirn des Kopfes auf Thera besonders hoch, so trifft dies gleichfalls auf die Büste aus dem Olympieion und auf die vatikanische Büste zu. Auch die Form der Unterlippe, die Tracht des Schnurrbartes und der kurz gehaltene Bart um das rundliche Kinn passen eher zu Bildnissen des Hadrian als des Marcus Aurelius. Zwar läßt sich durch ein Aufzählen vieler übereinstimmender Einzelheiten niemals gänzlich aufwiegen, was der Gesamteindruck

vermissen läßt; in diesem Falle aber, wo

der Gesamteindruck

für keine Be-

nennung entscheidend ist, kommt es auf das Mehr oder Minder von Einzelheiten an, um der Bestimmung des Kopfes auf Thera als Bildnis des Hadrian die größere Wahrscheinlichkeit beizumessen. Mit diesem Verfahren gelangt jedoch die Bildnisbestimmung an ihre äußerste, nicht unbedenkliche Grenze; es wäre eine untragbare Grundlage, wollte man weitere Zuweisungen darauf aufbauen. -

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Hadrian

Hadrian

Fragt man zuletzt noch nach dem zeitlichen Verhältnis zwischen dem Kopf auf Thera und anderen griechischen Bildnissen Hadrians, so sprechen die ausschließliche Meißelarbeit und die einfache Form der Augenbohrung ganz entschieden für eine Entstehung vor der Büste aus dem Olympieion, die eine viel entwickeltere Form der Augenbohrung zeigt; die Panzerstatue aus dem Diktynnaion kónnte zwischen beiden ihren kunstgeschichtlichen Platz haben, sie hat zwar keine Augenbohrung, aber stárker aufgelockertes Haar als der Kopf auf Thera, wird aber, was die Bohrtechnik der Haarbehandlung betrifft, von der Büste aus dem Olympieion weit übertroffen. Unter den selbständigen griechischen Bildnissen des Hadrian wird die Triumphalstatue von Hierapytna das früheste

sein. Der Kolossalkopf mit dem Eichenkranz, der sich als Abkómmling des Typus Imperatori 32 erwies, ist in seiner Eigenart durch das stadtrómische Vorbild teilweise bedingt und deshalb schwer mit den vorher genannten in eine Reihe zu stellen, versucht man es trotzdem, so kommt man etwa

auf die Stufe der Panzerstatue vom Diktynnaion. Die Betrachtung der Bildnisse des Hadrian aus den Provinzen enthüllt ein buntes, abwechslungsreiches Bild. Die Ausstrahlung der Bildniskunst der rómischen Stadt in die Provinzen der altgriechischen Welt erweist sich als stärker, Rom eingeführte Bildnisse, wenn auch geben. Diese haben in der östlichen Muster gedient, in Griechenland sowie

als man gemeinhin annimmt. Nachweislich hat es hier aus nur Wiederholungen der stadtrómischen Haupttypen, geReichshälfte in einigen Fällen örtlichen Umbildungen als in Pergamon; in Agypten hat man sie genauer zu kopieren

gesucht. Daneben gibt es nicht wenig selbständige Bildnisschópfungen, die den Stempel der künstlerischen Kultur der Landschaft tragen, in der sie entstanden sind; Griechisches, Pergamenisches und Agyptisches glaubt man deutlich ermitteln zu können. Selbständige Bildnisschópfungen hat es allerdings auch in den nördlichen, in den westeuropäischen und westafrikanischen Provinzen gegeben. Da diese Provinzen erst unter der rómischen Herrschaft ihren kulturellen Aufschwung er-

lebten, nimmt es nicht wunder, daß sich hier die provinzialen Bildnisse stilistisch weniger von den Hervorbringungen stadtrómischer Bildhauerwerkstätten unterscheiden. Schwer zu beantworten ist in

manchen Fällen die Frage danach, woher ein Bildhauer die Bildnisähnlichkeit nahm. Oft lag es nahe, an unmittelbare eigene Anschauung des Dargestellten durch den Bildhauer zu denken, und sofern sie einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit hatte, bot sie einen erwünschten Anhalt für die

Zeitbestimmung des Bildwerks. Man darf jedoch nicht vergessen, daß es weit mehr Möglichkeiten der Bildnisübermittlung, wie beispielsweise die offiziellen Bildnisaussendungen, gegeben hat, als uns bei Hadrian im Denkmälerbestand nachweisbar sind. Man kann auch an die Münzen als Bildnisübermittler denken, doch scheinen diese im allgemeinen von minderer Bedeutung gewesen zu sein;

man müßte nämlich dabei erwarten, plastische Bildnisse zu finden, die gerade in der Profilansicht besonders typisch wären, doch sind dem Verfasser solche nicht besonders aufgefallen.

Unsichere und unrichtige Bestimmungen Die Beurteilung des Bildnisses auf Thera hat die Grenze aufgewiesen, die man bei den Bildnisbestimmungen nicht ohne zwingenden Grund überschreiten sollte. Es empfiehlt sich, strenge Maß-

stábe anzulegen und die Grenzen nicht zu weit zu stecken; denn im peripheren Bereich würde das Bild Hadrians endlich seine deutlichen Umrisse einbüßen und verschwimmen. Je unbedingter man sich auf die gesicherten und auf die echten Bildnisse beschränkt, um so tragfähiger wird die Grundlage für jegliche kunstgeschichtliche Erforschung der kaiserzeitlichen Bildnisse im allgemeinen sowie des Ablaufs der rómischen Kunstentwicklung. Selbst wenn dem Beurteiler auf diese Weise ein beab-

sichtigtes, aber nicht recht getroffenes Bildnis Hadrians vielleicht entgeht, ist der Gewinn doch größer als der Verlust.

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Zuverlässig zu bestreiten ist die Benennung einer unlängst bei Adana gefundenen Bronzestatue des Museums in Istanbul als Bildnis des Hadrian. In dem Dargestellten vermutete A. Ogan zunächst

Antoninus Pius, worin A.Hekler ihm beipflichtete, oder einen einheimischen Fürsten, später Hadrian, in Übereinstimmung mit P. Devambez, dem G. Lippold zustimmte. Die Benennung Antoninus Pius wurde im 'Herrscherbild in antoninischer Zeit’ abgelehnt und dort die Vermutung, es sei Hadrian dargestellt, für außerordentlich wahrscheinlich gehalten. Diese Vermutung kann nunmehr bei kritischer Sichtung und bei genauerem Vergleich mit zweifelsfreien Bildnissen des Hadrian nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Gesichtszüge des Bronzebildnisses aus Kadırlı verraten einen ganz anderen, härteren Charakter und einen etwas barbarischen Menschen. Die Stirn ist für Hadrian zu niedrig, die Furche zwischen Nasenflügel und Mundwinkel zu steil und zu scharf. Die Wangen sind zu stark eingefallen. Die hängenden Mundwinkel und das runde fleischige Kinn sind völlig abweichend. Die Ohrmuschel ist in der Seitenansicht zu breit, die Nasenspitze zu tief herabhängend, der Übergang zwischen Kinn und Hals zu schlaff, der Schädelumriß ım Profil zu schmal, die Unterlippe zu knapp eingezogen, und der Blick ist sehr finster, stechend und verbissen. Die Haaranordnung hat nichts Vergleichbares mit den stadtrömischen Bildnistypen des Hadrian. G. Lippold meint, es sei kein »guter Hadrian«, und der übliche westliche Typus sei gewiß wirklichkeitsnäher. Die Abweichungen lassen sich aber durch eine provinziale Neuschöpfung oder Umgestaltung nicht hinlänglich erklären. Die hellenistische Tracht wäre allerdings kein zwingender Grund für eine Ablehnung der Benennung als Hadrian, denn sie kehrt bei der Bildnisstatue aus Kyrene in London wieder; befremdend bleibt sie dennoch. Der doppelte Lorbeerkranz mit Medaillon spricht für einen Herrscher; deshalb empfiehlt sich die frühere Vermutung von A. Ogan, in dem

Dargestellten einen einheimischen Fürsten aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu sehen, dessen Bildnisehrung Bildnissen des Hadrian oder seiner Nachfolger angeglichen wurde. Die stilistischen Merkmale, wie vor allem die Form der Augeneintiefung, sprechen gegen eine zu frühe, nämlich hadrianische Entstehungszeit. Im Louvre zu Paris, Nr. 1009, befindet sich eine Mars-und-Venus-Gruppe, bei der der Kopf des Mars sowohl im Museum als auch im Schrifttum als Bildnis Hadrians gilt. In ikonographischer Hinsicht läßt sich diese Bestimmung weder eindeutig bejahen noch unbedingt verneinen. Auf den ersten Blick meint man sowohl in den Gesichtszügen als auch in der Haartracht Ähnlichkeiten zu erkennen;

sie verlieren allerdings bei genauerem Zusehen an Prägnanz. Nach Ausweis der Haartracht wären die Wiederholungen des Typus Rollockenfrisur auf der späten Stufe der Büste aus Italica in Sevilla zu vergleichen; dabei vermißt man sowohl die gleichen plastischen Unterteilungen als auch die kräftigen Aufrollungen der Stirnlocken. An physiognomischen Merkmalen weicht von gesicherten Hadrian-Bildnissen folgendes ab: das rundliche, gestreckte Oval des Gesichts, das in seiner Kinnpartie breiter und fülliger ist als üblich, die ungegliederte Weichheit der Wangen, der steile Anstieg

der Brauenbögen an der Nasenwurzel, die weite Mulde der Augenhöhlen mit recht großen Augäpfeln darin, die gerade Führung des Nasenrückens und der etwas vollere Wuchs des Backenbartes in Höhe der Ohren. Dem Ohrläppchen fehlt die für Hadrian kennzeichnende Kerbe, deren Vorhandensein oder Fehlen geradezu ausschlaggebend ist. Mit Ausnahmen von der Regel muß man immer rechnen, zumal es bei dem Bildniskopf der Mars-und-Venus-Gruppe des Louvre neben dem Abweichenden auch Übereinstimmendes gibt, wie beispielsweise die Haar- und Barttracht in der allgemeinen Anlage, die niedrige, zu den Schläfen fliehende Stirn, den Mund und auch den ver-

sonnenen Ausdruck, der sich bei einigen Bildnissen des Hadrian findet. Bestimmt man jedoch in dieser Gruppe den Mars als Hadrian, dann muß der Bildniskopf der Venus seine Gemahlin Sabina darstellen. Das ist gewiß nicht der Fall. Daraus läßt sich kein unbedingtes Gegenargument gegen die Deutung herleiten, denn der Kopf der Venus sitzt der Statue nicht ungebrochen auf, sondern er ist heute mit einem Zwischenstück angefügt; es könnte ein fremder Kopf aufgesetzt worden sein;

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Hadrian

Hadrian

es kann jedoch andererseits die Bruchstelle so beschädigt gewesen sein, daß der zugehörige Kopf nicht mehr Bruch an Bruch mit dem Rumpf zusammenpaßte. Da die Gruppe im großen und ganzen gut und vollständig erhalten blieb und nach Material und Stil keine Unterschiede festzustellen sind,

hat es die größere Wahrscheinlichkeit für sich, daß der Kopf der Venus nur abgebrochen war, aber mitgefunden wurde und also zugehórt. Ist dies richtig, dann kann mit dem Bildniskopf des Mars ebensowenig Hadrian gemeint sein, wie die Venus nicht Sabina darstellt. Überdies führt das Werk stili-

stisch entschieden über die hadrianische Zeit hinaus; es gehórt eher in die Zeit des Commodus, wenn nicht gar in die Frühzeit des Septimius Severus; dafür sind die tiefen Bohrgänge im Haar sowie die kräftige, weite Pupillenbohrung kennzeichnend. Der Mars muß demnach einen uns unbekannten Rómer, wohl einen ausgezeichneten Feldherrn darstellen, dem es gefiel, sich und seine Gemahlin in eitler Selbstgefälligkeit unter dem Bilde des Mars und der Venus darstellen zu lassen, einem Bild-

motiv, das sich seit der pompejanischen Wandmalerei in der römischen Kunst einer großen Beliebtheit erfreute, dessen plastische Wiederholungen jedoch in keinem einzigen Falle ein Herrscherbild sicher nachweisen lassen (vgl. Antonine 264).

Eine nackte Feldherrnstatue aus dem Odeion von Karthago im Museum von Tunis gilt im archäologischen Schrifttum meistens als Hadrian. Eine überzeugende Bildnisähnlichkeit, die mehr wäre als Ähnlichkeit des Zeitstils und der Mode, besteht jedoch nicht. Der Ausdruck, die Struktur des Gesichts sowie die Haartracht weichen von gesicherten Bildnissen des Hadrian gänzlich ab. Die Backenknochen vor allem stehen zu weit auseinander. Im Gesamtverhältnis ist der Gesichtsschnitt zu kurz und zu breit, trotz ungewöhnlich hoher Stirn. Die Kinnlade ist zu dreieckig und spitz und der Mund zu breit. Am ähnlichsten ist die Führung der Brauenbögen, deren Wülste über den inneren Augenwinkeln etwas herabhängen. Aber die Oberlider sind breiter, als dies bei gesicherten, vor allem stadtrömischen Bildnissen Hadrians fast ausnahmslos der Fall ist. Man wird auch in der Statue aus dem Odeion von Karthago das Bildnis eines unbekannten, verdienten Feldherrn späthadrianischer

Zeit sehen müssen. Vielleicht gehörte es zum höfischen Gehaben und war es ein Zeichen der Ergebenheit, Haupthaar und Bart wie der Herrscher zu tragen; bei Frauenbildnissen ist diese modische Nachahmung der Herrscherfrau unverkennbar.

Im Giardino della Pigna des Vatikan ist ein sehr beschädigter Bildniskopf einem vermutlich fremden Torso einer Statue mit nacktem Oberkörper und mit Mantel um die Hüften aufgesetzt. Dieser Kopf gilt bei Bernoulli als Bildnis des Hadrian, während Amelung nur Ähnlichkeit mit ihm feststellt. Nur dieser, nicht jener Meinung kann man zustimmen. Für Hadrian ist der Kopf zu langgestreckt, die freie Stirn zu rechteckig, zu hoch und daher zu schmal; in weiten Augenmulden mit hohem Ansatz der Brauenbögen an der Nasenwurzel treten die Augäpfel unter breiten Oberlidern zu stark hervor; die Lippen sind zu voll, und die breite Mundspalte senkt sich in den Mundwinkeln zu sehr herab. Vor allem widerspricht der von Bernoulli vorgeschlagenen Identifizierung die Ansicht im Profil.

Immer

deutlicher wird

es, in welchem

Maße

hadrianische

Bildnisse den Bildnissen

des

Hadrian angeähnelt werden. Sollte mit einem unterlebensgroßen Kopf im Magazin des vatikanischen Museums 4098 (661), der wegen der 'Iracht des Lorbeerkranzes an einen Herrscher denken läßt

und dem Stil nach in das zweite Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden kann, wirklich Hadrian gemeint sein, so wäre dies ein mißratenes Bildnis, denn Bildnisähnlichkeit ist, zumal bei dem sehr beschádigten Erhaltungszustand, kaum zu erkennen. Das schmale eifórmige Gesicht, die hoch ansetzenden und schräg herabführenden Brauenbögen, die vortretenden Backenknochen, die sehr eingefallenen Wangen, das tiefsitzende Ohr und der anscheinend besonders kleine Mund passen nicht zu eindeutigen Bildnissen des Hadrian. Der abweichenden Haartracht darf man kein allzu großes Gewicht beimessen, denn das Köpfchen könnte keinesfalls eine Kopie sein, sondern wäre eigens gearbeitet worden. Dem Ohrläppchen fehlt die Kerbe. Von unterlebensgroßen Herrscherbildern ist, wie schon gesagt wurde, im allgemeinen überhaupt nicht viel zu halten. 46

Ein unterlebensgroßer Kopf in Turin, Museo di Antichità Inv. Nr. 9, der im Museum für den Verfasser leider unauffindbar war, ist teilweise bis zur Unkenntlichkeit bestoßen. Dennoch schließen das kastenfórmige Gerüst des Gesichts mit der breiten Stirn und dem breiten Dreieck des spitzen

Kinns, der hohe Schwung der Brauenbógen über den inneren Augenwinkeln, die breite, wellig bewegte Mundspalte und, im Profil gesehen, der mächtige Oberkopf die Bestimmung als Hadrian aus.

Eher wäre an Antoninus Pius zu denken, wofern der stark verstümmelte kleine Kopf überhaupt einen Herrscher darstellt. Was an Spuren des urspünglichen Zustandes noch zu beurteilen ist, weist mehr auf antoninische als hadrianische Entstehungszeit. Es gibt noch eine beträchtliche Anzahl von Bildnissen, deren Bestimmung als Hadrian nicht stand-

gehalten hat. Sofern die Benennung bereits von anderer Seite abgelehnt wurde, wird dies hier nicht nochmals begründet. Darunter zählen: Dresden, Skulpturensammlung 363; Eleusis, Schildbüste von

den Großen Propyläen; Holkham Hall; Istanbul, Antikenmuseum 582; Jerusalem; Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek 682a; Leningrad, Ermitage 234; Paris, Louvre, Bronzemaske; Parma, Museum, Bronzekopf; Rom, Museo Vaticano, Chiaramonti

361; Rom, Museo Vaticano, Gabinetto

delle Maschere 428; Rom, Villa Albani 960; Rom, Villa Medici, Relief; Wien, Antikensammlung Inv. Nr. 1358; Wien, Antikensammlung Inv. Nr. I 55. Bei der historischen Interpretation der Reliefs der Trajanssäule hat C. Cichorius die Vermutung ausgesprochen, in einigen Szenen der stattlichen Szenenfolge des Reliefbandes sei unter den Begleitern des Trajan auch Hadrian dargestellt, von dem man weiß, daß er im Jahre 105 am Dakerkrieg teilnahm. W. Weber hat die Deutungen übernommen, während sie von K. Lehmann-Hartleben sämtlich

abgelehnt wurden. In drei Fällen ist diese Ablehnung so augenscheinlich und unbestreitbar richtig, daß man

auf sie nicht mehr zurückzukommen

braucht. In einer vierten Szene,

CX XX,

wäre sie

allenfalls erwägenswert, wofern man überhaupt damit rechnet, es wären auf den Reliefs der Trajanssäule neben dem Herrscher bestimmte Persönlichkeiten seiner Umgebung als wirkliche Porträts und

nicht nur in unbestimmter Porträthaftigkeit wiedergegeben. Der jugendlich bärtige Mann, der sich in der genannten Szene unter den Begleitern Trajans findet, wäre als Darstellung des Hadrian erwägenswert, wobei allerdings zu bedenken ist, daß es den späteren Herrscherbildern des Hadrian um beträchtliche Jahre vorausginge. Mit jugendlicherem Aussehen und einer noch nicht typisierten

Haartracht müßte geradezu gerechnet werden. Leider sind die Nasenspitze und die Lippen der Reliefdarstellung zerstört, so daß wesentliche Anhalte fehlen, die vom Physiognomischen her die Benennung begründen könnten. Nach dem Befund ist die Entscheidung nicht zu treffen. Es ist überhaupt nicht sehr wahrscheinlich, auf den Reliefs der Trajanssäule ein Bildnis Hadrians zu finden, da dieser zur Zeit des Dakerkrieges noch keine hervorragende Stellung hatte.

Mit dieser Ausscheidung von Bildnissen, die ohne Überzeugungskraft oder fälschlich für Hadrian in Anspruch genommen wurden, gewinnt die Ikonographie Hadrians an Deutlichkeit des Profils. Abgesehen von der Bronzestatue von Kadırlı ist damit kein Bildwerk von bedeutendem künstlerischem Wert betroffen worden; aber gerade diese Statue hat ein so charakteristisches und eigen-

tümliches Gepräge, daß sie unmöglich als eine selbständige Bildnisschöpfung für die Ikonographie Hadrians in Anspruch genommen werden darf.

Fälschungen und verdorbene Bildnisse Nicht gering ist die Zahl der Fälschungen oder Verfälschungen, seien sie absichtlich oder unabsichtlich, betrügerisch oder gutgemeint. Seit der Renaissance bestand ein lebhaftes Interesse daran, sich die alte Geschichte durch Bildnisse der berühmten Träger dieser Geschichte zu verdeutlichen. Durch Tacitus und Sueton angeregt, waren es zunächst die Herrscher des ersten Jahrhunderts der Kaiser-

4/

Hadrian

Hadrian

zeit, die man in den Palästen in einer lückenlosen Abfolge aufzustellen liebte. Später umfaßte dieses

historische Interesse auch die Herrscher des 2. Jahrhunderts n. Chr. Wenn

eine Zeichnung des

Pisanello im Louvre zu Paris (B. Degenhart, Antonio Pisanello 67 Abb. 47) tatsächlich eine Nachzeichnung einer Münze des Hadrian ist, was für möglich gehalten, aber auch bestritten werden

kann, so bekundet dies allerdings noch kein ausdrückliches Interesse an Hadrian, sondern nur das Interesse des bahnbrechenden Medailleurs an der Kunst der römischen Münzprägungen. Im Palazzo Corsini in Rom, im Vorsaal des ersten Stockwerks, befindet sich in dekorativer Verwendung eine geschlossene Reihe der Herrscherbildnisse von Hadrian bis Caracalla, deren einzelne Stücke einander so sehr gleichen, daß sie zumindest aus einer Werkstatt stammen müssen; das Bildnis Hadrians

wiederholt den besonders verbreiteten Typus Imperatori 32. Man kann sich ernstlich fragen, ob man ein solches Werk mit dem ehrenrührigen Begriff einer Fälschung bemängeln soll. Was zu Lebzeiten des Kaisers geschah, war nichts wesentlich anderes, nàmlich einem echten Bedürfnis zuliebe ein gültiges Bildnis des Herrschers zu wiederholen und zu verbreiten. Handelt es sich in einem solchen

Falle um eine genaue Reproduktion, die handwerklich-mechanisch bewerkstelligt wird, so besteht im Grunde kein Unterschied zwischen der kaiserzeitlichen und der neuzeitlichen Replik. Kunstwerke im Sinne des Schópferischen sind beide nicht. Diese Fragwürdigkeit ist jedoch von geringer Tragweite, denn solche selbstlosen neuzeitlichen Repro-

duktionen sind auffallend selten. Die Kopisten der kaiserzeitlichen Bildhauerwerkstätten waren im allgemeinen anspruchslos und ohne Geltungsbedürfnis — dies darf wohl gesagt werden, obwohl wir ein paar seltene signierte Kopien griechischer Meisterwerke besitzen. Wer sich dagegen seit der Renaissance in künstlerischen Dingen bemüht, fühlt sich über den gemeinen Stand eines reproduzierenden Handwerkers erhoben und will aus eigenem Talent etwas gelten. Er will und kann sich

selbst und seine Eigenart nicht verleugnen. Die meisten Nachbildungen römischer Herrscherbilder aus neuerer Zeit tragen den Stempel ihrer Entstehungszeit. Bei zunehmender Kenntnis der künst-

lerischen Formbehandlung wird es gewiß gelingen, das unerquickliche Geschäft der Zeitbestimmung von Fälschungen zu betreiben; unerläßlich ist es deswegen, weil die Ausmerzung von Fälschungen nur dann überzeugen wird, wenn sich der tatsächliche kunstgeschichtliche Zeitraum eines verdächtigten Stückes nachweisen läßt. Leicht läuft man Gefahr, unerkannte Fälschungen zu überschätzen; man unterliegt nämlich, wofern sie sich unter die Wiederholungen eines Typus nicht einreihen lassen

— und das tun sie wie gesagt selten — der Versuchung, sie für mehr zu halten als jene und in ihnen ursprüngliche Bildnisschópfungen zu sehen; das sind sie in gewissem Sinne, wenngleich aus zweiter Hand und aus allzu spáter Zeit. Ikonographisch sind sie trügerisch und kunstgeschichtlich irreführend.

Neuzeitliche Nachahmungen, deren antikes Vorbild zu ermitteln ist, sind meistens leicht zu entlarven, denn bei ihnen fallen bereits die motivischen Abweichungen ins Gewicht, wenn man bedenkt, wie haargenau antike Repliken übereinstimmen. Der Büste im Campo

Santo von Pisa hat eine

Wiederholung des Typus Stazione Termini als Vorbild gedient. Bei unverkennbarer Übereinstimmung der Gliederung des Stirnhaares und der Grundformen

der Lockengebilde bleiben einzelne

Motive doch gänzlich frei vom Vorbild. Während der römische Bildhauer das Vorhandene und Zufällige mit rechtschaffener Naturwahrheit nachzuzeichnen sucht, ist an der Büste in Pisa alles

gepflegter, dekorativer; es wirkt deshalb unlebendig und akademisch. Eine eigentümliche Sinnlichkeit setzte die antiken Bildhauer in den Stand, in einer Weise zu versinnlichen, wie es nachher nicht mehr gelang und gar nicht gewollt wurde. Wo sich bei den Alten ein durchdringendes Ausdrucksvermögen des gleichen Lebensraumes mitteilt, spürt man bei den neuzeitlichen Nachahmungen den

Abstand und die Diskrepanz. Oft beobachtet man an Stelle der Unbefangenheit der kaiserzeitlichen Wiederholungen bei den Nachahmungen der Neuzeit Befangenheit, die sich vor allem an einer peinlichen Veränderung des Ausdrucks der Gesichtszüge bekundet. Die Fälschungen sind nicht mehr auf 48

dem angestammten Boden und haus gezüchtet. Von Wiederholungen des Typus in Arles abhängig. In starker fältigen Motive der Haartracht

im zuträglichen Klima gewachsen; sie sind entwurzelt und im TreibImperatori 32 sind die Fälschungen in Kassel, Museum Nr. 53, und Übertreibung wird hier die Augenbohrung nachgemacht. Die vieldes Vorbildes werden beim Kasseler Kopf gleichförmig, unlebendig

und schematisch. Der verdüsterte Blick wird zum stechenden Blick. Der Kopf in Arles ist dermaßen

aus den Verhältnissen geraten, daß er wohl eher gänzlich modern als völlig überarbeitet ist. Der Ausdruck ist hier so verändert und entstellt worden, daß aus dem Stück bei aller ikonographischen und typologischen Übereinstimmung ein ganz anderer Charakter zu uns spricht. Die Panzerbüste in Venedig, Museo Archeologico Inv. Nr. 6, die dem Typus Panzer-Paludamentum-

büste Baiae folgt, wurde 1598 von Andrea Moncenigo geschenkt. Mit dieser Nachricht gewinnt man einmal einen brauchbaren Anhalt für die kunstgeschichtliche Beurteilung von Fälschungen, für die Entstehungszeit und vielleicht auch den Entstehungsort, der anscheinend Venedig war. Was die Büste aus Catajo in Wien, Antikensammlung Inv. Nr. I 1286, betrifft, so haben die freund-

lichen Mitteilungen von R. Noll die Bedenken des Verfassers gegen die Echtheit nicht zu zerstreuen vermocht. Einzelheiten von Haupthaar und Bart, soweit diese noch ursprünglich erhalten geblieben sind, lassen eine Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32 erkennen. Die Büste, der der Kopf ungebrochen aufsitzt, sollte also so aussehen, wie die fünf völlig übereinstimmenden Panzerbüsten dieses Typus; sie weicht dagegen beträchtlich ab. Zunächst sind motivische Verschiedenheiten zu nennen: der knappe Brustabschnitt, der kurze Panzerriegel über der Schulter, dessen unverstandene Verriegelung, als sei er genietet, Lederlaschen statt Armel um das Schultergelenk, das Paludamentum auf der linken Schulter, der Saum der Tunika im Halsausschnitt, die Medusenmaske in

hohem Relief, mit wallendem Haar und ohne Flügel sowie das Blitzbündel als Schmuck des Schulterriegels. Wichtiger als die motivischen sind die formalen Abweichungen: das Gewandstück auf der linken Schulter hat in seiner Gestaltung gar nichts mit einem solchen Paludamentum zu tun, wie es

von anderen Büsten her bekannt ist; es ist ein unfórmiger Wulst mit harten, geraden Kanälen statt Faltentälern. Nicht weniger hart, steif und unnatürlich sind die Lederlaschen um das Schultergelenk. So scheint es denn nicht damit getan zu sein, das Stück mit H. Dütschke als »schlechte Arbeit« zu bezeichnen — ein Urteil, das R. Noll zu hart erscheint —, es muß vielmehr bezweifelt werden, daß das Stück antik ist. Der Bronzestift in der abgearbeiteten Stelle an der linken Schläfe beweist nichts, denn mit einem solchen Stift dürfte auch die modern ergánzte Nase verdübelt worden sein.

Von einigem Interesse und künstlerischem Wert sind ein paar Bronzenachbildungen der Renaissance, wie der Bronzekopf auf einer Büste aus buntem Marmor in Pariser Privatbesitz, den Bernoulli anscheinend unter Kunsthandel Rollin und Feuardent verzeichnet, und ein zweiter Bronzekopf im Palazzo Doria in Rom, gleichfalls auf einer Büste aus buntem Marmor, wie siein der Spätrenaissance beliebt war. In beiden Fällen läßt sich ein Vorbild nicht bestimmen, und von einem direkten Nach-

guß kann vollends keine Rede sein. Unter mehr oder minder getreuer Wiedergabe der Gesichtszüge werden

hier originelle Renaissancebildwerke

geschaffen, zweifellos nicht allein aus historischem

Interesse, sondern zugleich in der Absicht, es der Antike gleichzutun, wenn nicht gar sie an Vollendung zu übertreffen. Die Mache des Bronzekopfes im Palazzo Doria ist vortrefflich, weist aber nicht in die rómische Kaiserzeit, sondern in die italienische Renaissance. Nicht reizlos ist die Panzer-

büste aus Marmor in Mantua, bei der, wie es in der Spätrenaissance mehrfach geschieht, antike Bruchstücke für das erneuerte Werk Verwendung finden.

Viele Fälschungen sind kümmerliche Machwerke, zum Beispiel ein Köpfchen in Aix; ein kleiner Kopf auf Büste aus rotem Basalt in Turin, der vom Typus Chiaramonti 392 abhängig ist; eine kleine Büste in Venedig Inv. Nr. 229; ein Kópfchen in Rom, Museo Vaticano, Magazin 3529, sowie eine selt-

same, von einem Adler emporgetragene kleine Büste mit Agis im Thorwaldsenmuseum in Kopen49

Hadrian

Hadrian

hagen. Diese gefälschten unterlebensgroßen

Bildnisse Hadrians könnten den Verfasser in seiner

früher ausgesprochenen Vermutung (Antonine 277) bestärken, es gäbe aus dem Altertum überhaupt keine unterlebensgroßen Herrscherbilder in Marmor. Die meisten sind jedenfalls Erinnerungs- und Sammelstücke. Lange hat der Verfasser in der Beurteilung des Kolossalkopfes in der Sala a Croce Greca 575 des

Vatikan geschwankt. Bereits G. Lippold hatte Bedenken und ließ diesen Kolossalkopf nur mit Vorbehalt für antik gelten. Die Herkunftsangabe »Ostia« kann nichts entscheiden, denn ein bekannter und ergiebiger Fundplatz muß stets einer Fälschung als Alibi dienen. Der Kolossalkopf der Sala a Croce Greca ist eine so genaue Replik des Kolossalkopfes der Sala Rotonda 543, wie es nur sein

kann, denn entgegen dem Anschein müssen beide Köpfe nach den von G. Lippold mitgeteilten Maßen genau gleich groß sein (Höhe, soweit antik, 0,64 bzw. 0,63 m). Die oben ausgesprochene Behauptung, Kolossalköpfe wären stets Einzelstücke, erführe also eine Einschränkung, wenn der

Kopf der Sala a Croce Greca echt wäre, und beide stünden allein für einen Typus, von dem weitere Repliken nicht bekannt wären. Eine solche Ausnahme von der Regel wird man nicht unbedenklich hinnehmen, sondern genauer prüfen müssen. Der Kolossalkopf Sala a Croce Greca erweist sich auf den ersten Blick durch seine grobe und summarische Art als eine flüchtige Arbeit von sehr geringem Wert. Der Qualitätsunterschied ist sehr viel größer, als man ihn von Repliken kennt. Ist er viel-

leicht als Kopie vom Kopf der Sala Rotonda 543 als dem Original abhängig? Dann ist es nur noch ein unbeträchtlicher Schritt bis zur Frage, ob die Kopie antik oder modern ist. Die Gegenüberstellung beider fällt sehr zum Nachteil des Kolossalkopfes Sala a Croce Greca aus. Die Tafeln von G. Lippolds III. Band des Vatikankatalogs lassen die Unterschiede überzeugender in die Augen

fallen, als sie auszusprechen wáren; ein paar Hinweise werden genügen. Der Kolossalkopf der Sala a Croce Greca ist um ein Geringes aus der Proportion geraten; die Seitengleichheit 1st mißlungen; was gleich sein müfite, ist schief und verschoben. Der Vergleich des Backenbartes in der Seitenansicht

Ist besonders aufschlußreich: Aus der vielfältigen Belebtheit des Bartwuchses am Kolossalkopf der Sala Rotonda 543 ist ein erfindungsarmes, hartes Schema geworden; das gleiche gilt von der Aufrollung des Haares an den Schläfen. Und endlich die Ohrmuscheln: Welche Vielfalt von Formen

und plastischen Abstufungen beim Kolossalkopf der Sala Rotonda, welche Plumpheit beim Kolossalkopf der Sala a Croce Greca! Der Ausdruck des einen wirkt hoheitsvoll und gelassen, der des

anderen jämmerlich und verkrampft. Man könnte dies damit zu erklären versuchen, ein Stümper habe im Altertum den Kolossalkopf der Sala Rotonda

543 summarisch kopiert. Ganz abgesehen

davon, daß dies bei anderen Repliken nicht festzustellen war, kann der Verfasser nicht glauben, daß dies zulässig wäre bei einem Werk, das sich durch seinen überlebensgroßen Maßstab als ein bedeutender, wenn nicht gar offizieller Auftrag zu erkennen geben müßte. Der Verfasser ist vielmehr überzeugt, daß es sich um eine Fälschung handelt, was G. Lippolds Hinweis auf den häßlichen Marmor bekräftigt. In einem solchen Falle wäre es nun allerdings wichtig, die Probe aufs Exempel zu machen und zu untersuchen, wann sich in neuerer Zeit die befremdende Meißelführung des

Kopfes der Sala a Croce Greca datieren läßt. Der Kolossalkopf der Sala Rotonda kam Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Engelsburg, wo er durch ein anderes Stück ersetzt wurde, in den Vatikan. Vom Kolossalkopf der Sala a Croce Greca meint man, er sei mit einer Gruppe von Bildwerken aus einer Grabung in Ostia zu Beginn des x9. Jahrhunderts in den Vatikan gelangt, doch

wird gerade dieser Kolossalkopf im Verzeichnis der Funde aus Ostia nicht mit genannt. Also bleibt die Frage nach seiner Entstehungszeit offen. Denkbar wäre es, daß der Kolossalkopf der Sala a Croce Greca als Ersatz für das aus der Engelsburg entfernte Stück gearbeitet wurde, doch entspricht seine

derbe Technik nicht dem plastischen Stil echter Kunstwerke vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Marmorbehandlung spricht eher für eine Entstehungszeit um ein Jahrhundert später. Noch an einem anderen Beispiel seien die Kriterien, eine Fälschung zu erkennen, überprüft. Im $O

Privatbesitz in Minden befindet sich eine Büste Hadrians, die zum Typus Chiaramonti 392 gehórt. Die Form der Büste: nackte Brust mit quergeführtem Schwertriemen und faltenreichem Paludamentum auf der linken Schulter, begegnete bei Hadrian bisher nur einmal; sie ist bei den antoninischen Herrschern nirgends nachzuweisen, bei Trajan dagegen einer der beiden häufigsten Büstentypen. Wäre nicht die Hadrian-Büste in Reggio, so könnte es scheinen, als käme diese Büstenform nach

Trajan überhaupt nicht mehr vor. Sie noch einmal bei Hadrian zu finden, würde keine Bedenken erregen, wäre nicht der Kopf befremdend. Der Kopf ist der Büste aufgesetzt, zwar nicht in geradem Schnitt, sondern in unebener Ansatzfuge. Der Verfasser konnte das Stück nicht im »Original« unter-

suchen, kann sich jedoch an Hand der Photographien nicht die Auffassung des Besitzers zu eigen machen, daß der ursprünglich zugehörige Kopf irgendwann einmal abgebrochen und später wieder aufgesetzt worden sei. Ein Bruch geschieht schwerlich ohne Absplitterung an den Bruchkanten. Davon ist nichts zu sehen; wären sie aber beim Wiederanpassen beseitigt worden, dann könnten

Hals und Brust nicht nahtlos aneinander passen. Nach der Photographie zu urteilen hat es sogar den Anschein, als wäre der Kopf aus anderem Marmor als die Büste. Der Kopf war nach freund-

licher Mitteilung des Besitzers, der das Stück vor einiger Zeit erbte, durch eine starke Firnisschicht geschützt, die vor ein paar Jahren mit Suwa abgewaschen wurde. Der Verfasser fürchtet, daß diese Firnisschicht vormals dazu dienen sollte, den Kopf der Büste im Farbton anzupassen. Der Kopf

ist unergänzt und unbestoßen; die Büste ist dagegen an vielen Stellen, vor allem an den Faltengraten des Paludamentum, empfindlich beschädigt. Dies ist entschieden verdächtig und läßt sich kaum

glaubhaft so erklären, daß bei den Umständen,

die zum Zerbrechen

der Büste führten,

der Kopf überhaupt nicht, die Büste aber sehr gelitten habe. Daß etwa beide zunächst unbeschädigt blieben, der Kopf danach sorgfältig geschützt, die Büste jedoch nachträglichen Beschädigungen ausgesetzt worden wäre, ist ein zu erklügelter Erklärungsversuch. Die Entscheidung fällt beim Ver-

gleich des Kopfes mit dem Leitstück dieses Typus, dem Kopf im Vatikan, Museo Chiaramonti 392: nur für einen flüchtigen Blick gleicht der Mindener Kopf dem Leitstück aufs Haar; bei näherem Zusehen beschränkt sich die Übereinstimmung auf die Anordnung des Stirnhaares und die oberflächlichen Motive des Lockenfalls. Bei dem Mindener Kopf ist die plastische Behandlung weich und ohne Schärfe der Einzelzeichnung. Dabei gibt der Mindener Kopf stellenweise kleinteiligere Einzelheiten als der Kopf

Chiaramonti,

vor allem an den Stellen, wo

dieser leicht beschädigt ist. Im

großen und ganzen werden an dem Mindener Kopf die Lockenmotive Stück für Stück wiederholt, wie es sich nach allen Beobachtungen für eine Replik gehört; nur zwei Locken über dem linken Auge,

nämlich dort, wo man bei einem Anblick des Kopfes im Museo Chiaramonti von weitem infolge der Beschädigung leicht im unklaren bleiben kann, rollen sich bei dem Mindener Kopf die Stirnlocken in anderer, nämlich umgekehrter Richtung, als es üblich ist, auf. Ist durch ein so starkes Verdachts-

moment einmal der Argwohn geweckt, dann wird man darauf aufmerksam, daß der Mindener Kopf die gleiche breite Nase hat wie der Kopf im Museo Chiaramonti; an diesem ist aber die Nase ergänzt. Also hat bereits der ergänzte Kopf im Museo Chiaramonti 392 dem Mindener Kopf als

Vorbild gedient; er ist also in jüngerer Zeit gefälscht worden. Die flaue Linearität und weiche Zügigkeit der Meißelarbeit an den Locken erinnert auffallend an den Jugendstil. Ein gänzlich unvermitteltes Bohrloch an einer Lockenspitze ist wohl nichts anderes als ein Schönheitspflästerchen der vorgetäuschten Echtheit. Der Kopf in Minden dürfte um die Jahrhundertwende gefälscht worden sein. Nachträglich erfährt der Verfasser aus einem Brief von Herrn Dr. P. Leo, der ihn dankenswerterweise auf dieses Stück aufmerksam machte, daß auf der Rückseite der Büste mit Bleistift das Datum 28. Mai 1892 geschrieben steht; damals mag die Büste erworben und der Kopf ergänzt worden sein; Herr Leo, der das Stück aus eigener Anschauung kennt, hegt selbst Verdacht an seiner

Echtheit. Ist der Kopf als unecht erkannt, dann besteht kein zwingender Grund mehr, den Typus der Büste, der dieser Kopf aufgesetzt wurde, anders als trajanisch zu datieren.

SI

Hadrian

Hadrian

Unter zweifellos alten Bildnissen Hadrians finden sich manche, die einer Fälschung bedenklich ähnlich sehen. Große Schwierigkeiten bereitete dem Verfasser die Beurteilung der Paludamentumbüste in Neapel, Museo Nazionale 6096, die den Typus Busti 283 wiederholt. Nachdem erkannt war, daß sie diesem Typus sehr nahesteht, blieb so viel motivisch Abweichendes und handwerklich Befremdendes, daf$ dem Verfasser Zweifel an der Echtheit kamen. Diese Zweifel wurden von Georg

Lippold geteilt, als dieser auf Bitten des Verfassers das Stück an Ort und Stelle in Augenschein

nahm. Erst eine Untersuchung des Stückes aus nächster Nähe und mit der Lupe führte zu folgendem Ergebnis: Der Kern ist alt, aber doch so durchgreifend gereinigt und überarbeitet worden, daß die vornehmlich sichtbare Oberflàche nicht mehr für antik gelten kann. An den geschützten Stellen unter der Kinnlade läßt der Bart teilweise noch erkennen, in welchem Zustand heilloser Bestoßung

und Verwitterung sich die Büste befand, bevor sie museumsfähig hergerichtet wurde, wohl bereits zur Zeit der Farnesischen Sammlung, aus der die Büste in das Neapeler Museum gelangte. So kann

es geschehen, daß ein Bildwerk zwar alt, im gegenwärtigen Zustand aber kaum verläßlicher ist als eine Fälschung. Dieser verfälschte Zustand der überlieferten Denkmäler, vor allem der Bestände alter berühmter Sammlungen, erschwert die Erforschung der römischen Herrscherbilder außer-

ordentlich, und es wird notwendig, jedes Stück durch eigene Anschauung genau zu prüfen. Viele Stücke sind durch solche Überarbeitung und Ergänzung so verdorben worden, daß sie für die ikonographische und kunstgeschichtliche Erforschung der Bildnisse Hadrians auszuscheiden haben. Ein gern abgebildetes, aber wertloses Stück ist der Kolossalkopf in der Villa Borghese in Rom. Aus der genauen Zustandsbeschreibung im nachfolgenden Katalog wird ersichtlich, in welch jämmer-

lichem Zustand sich das Stück befunden haben muß, als so zahlreiche Ergänzungen notwendig wurden; dann müssen auch die unergänzten Teile so verdorben gewesen sein, daß eine gänzliche Überarbeitung der Oberfläche erforderlich wurde; und in der Tat läßt der Sinter in den Tiefen von Haupt- und Barthaar einigermaßen ermessen, wie das Stück vor seiner musealen Herrichtung ausgesehen hat.

Eine entmutigende Belehrung wird dem Betrachter angesichts des Kopfes auf fremder Togastatue in den Uffizien in Florenz zuteil. Wie sehr der Kopf im Laufe der Jahrhunderte verwüstet wurde, zeigt der Zustand des Haares am Ober- und Hinterkopf auf das deutlichste. Gesicht und Bart

können nicht weniger gelitten haben, und die Notwendigkeit, sämtliche Locken über der Stirn sowie die ganze Nase mit der Oberlippe zu ergänzen, bestätigt dies. Die glatte Stirn, die glatten Wangen,

die glatte Unterlippe mit Teil des Kinns und die kräftige Bohrung der Augen sind nicht ursprünglich, sondern bezeugen eine durchgreifende Überarbeitung; sie wird auffallend deutlich an der harten Grenzlinie des Backenbartes. Was die Augenbohrung betrifft, so könnte sie keinesfalls hadrianisch,

sondern frühestens spät-marc-aurelisch sein, aber sie kommt in der vorliegenden Form an zuverlássigen Bildnissen des 2. Jahrhunderts n. Chr. überhaupt nicht vor. Unantik ist es endlich, daß der Saum des Unterlids vom übrigen Unterlid derartig durch eine scharfe Furche abgesetzt wird, wie es hier geschehen ist. Welch dürftige Reste eines alten Bildwerkes genügen konnten, um daraus ein Bildnis Hadrians wiederherzustellen, zeigt der Kopf auf moderner Büste im Museo Capitolino, Galleria 36. An ihm ist nur das Gesicht mit den die Stirn rahmenden Locken alt; und auch dieses ist mitten durch-

gebrochen, stark überarbeitet und am Haar nachgebohrt. Alles übrige wurde hinzugefügt, und zwar vor dem Jahre 1733, weil damals das Bildnis im Inventar Albani aufgeführt ist. Soweit ging in der Renaissance und — in diesem Falle wahrscheinlich — im Barock die Wertschätzung der Trümmer des Altertums.

Es dürfte sich erübrigen, über die Zustandsbeschreibungen des nachfolgenden Katalogs hinaus auf weitere Stücke einzugehen, die durch Ergänzungen und Überarbeitung ikonographisch und kunstgeschichtlich wertlos geworden sind, wie vor anderen zwei Köpfe in der Engelsburg und der Kopf j2

auf schwerlich zugehöriger Panzerstatue in der Villa Albani, Porticus 82. Diese Ausführungen über Fälschungen und verdorbene Bildnisse müssen sowieso im Zusammenhang des Ganzen bereits ungebührlich lang erscheinen. Sie waren dennoch notwendig, weil hier die kunstkritischen Probleme

wesentlich schwieriger und von größerer Tragweite sind als die ikonographischen Bestimmungen.

Zeitbestimmung Trotz strenger Sichtung des Materials und bei Ausscheidung alles dessen, was fragwürdig, verdächtig, falsch, durch Überarbeitung entwertet oder infolge starker Zerstörung wertlos ist, bleibt dennoch eine stattliche Zahl zuverlässiger Bildnisse des Hadrian übrig, die sich zusammensetzt aus den Wiederholungen der sechs stadtrömischen Haupttypen, den mehr oder minder unabhängigen Bild-

nissen aus den Provinzen und endlich aus einigen Einzelstücken von ungleichem Wert. Insgesamt ist dies etwas mehr als die Hälfte aller jemals auf Hadrian bezogenen Bildnisse. Will man die Unterschiede dieser Bildnisse vom Physiognomischen her als Wandlungen der Erscheinung und des menschlichen Gepräges verschiedener Altersstufen Hadrians verstehen oder vom Künstlerischen her als Veränderungen der bildlichen Ausdrucksformen während der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts

n. Chr., so muß man versuchen, die Typen und Einzelstücke zeitlich festzulegen oder wenigstens ihre Abfolge zu ermitteln.

Zu seinen Lebzeiten unmittelbar datierte Rundbildwerke Hadrians gibt es nicht mehr; man muß sich nach mittelbaren Anhalten für die Zeitbestimmung umsehen. Bei anderen Herrschern, beispielsweise bei den Antoninen, boten die Bildnisse der Münzprägung ein wichtiges Hilfsmittel. Obwohl für die Reichsprägungen Hadrians die gründlichen Untersuchungen von P.L. Strack vorliegen, läßt sich von hier aus für die Geschichte der rundplastischen Bildnisse Hadrians wenig gewinnen. Denn in Ermangelung so differenzierter Datierungen, wie sie bei Marcus Aurelius vorliegen, heben

sich bei Hadrian nach den Legenden der Münzprägungen nur wenig und nur weiträumig datierte Gruppen heraus. Bereits bei der Datierung der Münzbildnisse ist also der Forscher nicht anders als

bei der Datierung der plastischen Bildnisse weitgehend auf die sekundäre Zeitbestimmung mittels kritischer Unterscheidung und Sichtung der Typen angewiesen. Überblickt man »die vielfach deutlich zu unterscheidenden und sich oft wiederholenden Formen des Porträts« (Strack 2), so ist daraus an ikonographischen Kennzeichen kaum Wesentliches ersichtlich. Die Unterscheidungsmerkmale der

Bildnistypen auf den Münzen sind äußerlicher, nicht physiognomischer Art: Büstenform, Rechtsoder Linkswendung, Proportion von Hals und Kopf untereinander oder im Verhältnis zum verfügbaren Raum des Münzrunds, schmáchtigere oder vollere Silhouette, Vorhandensein oder Fehlen des Kranzes oder der Strahlenkrone. »So ist scheinbar aus dem Porträt trotz seiner zahlreichen

Varianten hier nichts für eine chronologische Ordnung zu gewinnen« (Strack 31 in Anm. 36). Hinsichtlich des letzten Jahrzehnts der Emissionen Hadrians bezeichnet Strack geradezu die »Regellosigkeit im Porträt« als »das herrschende Prinzip«. Unter diesen Umständen empfiehlt es sich,

die Zeitbestimmung der plastischen Bildnisse gänzlich unabhängig von den Münzprägungen vorzunehmen und sodann mittels Synchronisierung mit den Ermittlungen von P. L. Strack die Richtig-

keit der Ergebnisse zu prüfen. Fast die Hälfte seiner Regierungszeit verbrachte Hadrian fern von Rom, meistens auf Reisen durch

sämtliche Provinzen des Imperium Romanum zwecks Ordnung ihrer Verwaltung. Im Bereich der Hauptstadt weilte Hadrian vom 9. Juli 118 bis 121, vom September 125 bis 128, und wahrscheinlich von 132 bis zu seinem Tode in Baiae am 1o. Juli 138, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung.

Wenn man in Rom unter diesen Umständen Hadrian nur mehrmals in Abständen von einigen jahren zu Gesicht bekam,

so wurden

dort wahrscheinlich

55

die Veränderungen

im Aussehen

des

Hadrian

Hadrian

Herrschers auffälliger empfunden, als wenn er dauernd dort gelebt hätte, und es ist zu erwarten,

daß deutlich unterscheidbare Bildnistypen mit den verschiedenen Aufenthalten des Herrschers in Rom in Verbindung zu bringen sind. Andererseits gewinnen dementsprechend auch die Reisen

des Herrschers eine große Bedeutung für die Zeitbestimmung der Bildnisse; diese Reisen fallen in die Zeit vor dem 9. Juli 118 und in die Jahre 121—125, 128—132 und 135!, als Hadrian durch den

jüdischen Aufstand gezwungen wurde, die Hauptstadt nochmals zu verlassen. Das besonders zahlreiche Vorkommen von Bildnissen des Hadrian aus den Provinzen wird durch diese Reisen erklärt, und es liegt nun nahe, zu erwägen, welche provinzialen Bildnisse sich mit dem jeweiligen Aufenthalt des Herrschers in einer bestimmten Provinz in Verbindung bringen lassen, und ferner zu prüfen, ob sich daraus nennenswerte zeitliche Anhaltspunkte für eine Datierung der Bildnisse ergeben. Am 24. Januar 76 n. Chr. wurde Publius Aelius Hadrianus in Italica in der Baetica als Sohn des Prátorianers P. Aelius Hadrianus Afer und einer aus Gades gebürtigen Domitia Paulina geboren. Als der Vater 85/86 starb, wurde der dreiunddreißigjährige Trajan der Vormund seines zehnjährigen Vetters; dieser wird mit Trajan zum ersten Male zum Zweck seiner Ausbildung nach Rom gekommen sein. Die Familienbande der beiden zukünftigen Herrscher spanischer Herkunft wurden durch die Vermáhlung

Hadrians

mit

Sabina,

der Enkelin

von

'Irajans

Schwester

Marciana,

um

etwa

100 n. Chr. noch enger geknüpft. Im Jahre 105 nahm Hadrian mit Trajan am zweiten Dakerkriege teil; man könnte also in denjenigen Reliefs der Trajanssäule, die Ereignisse aus diesem zweiten Dakerkriege wiedergeben, unter der nächsten Gefolgschaft des Trajan auch Darstellungen Hadrians erwarten; aber dementsprechende Erwägungen haben zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Ob man Hadrian 112 als Archon von Athen oder 117 (vielleicht auch etwas früher) als Statthalter der Provinz Syria durch Bildnisse ehrte, ist eine Frage, die sich nicht beantworten läßt, deren Bejahung

aber wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat. Bildnisse Hadrians vor Antritt der Herrschaft sind also nicht nachweisbar. Dem entspricht das Zeugnis der Münzprágungen; zwar gab es einen einzigen Aureus mit den Bildnissen des Trajan auf der Vorderseite und des Hadrianus Caesar auf der Rückseite; ob aber dieser Aureus im äußersten Falle zwei Tage vor dem Eintreffen der Nachricht vom Tode Trajans in Rom geprägt wurde oder erst zu dem Zeitpunkt, als in Rom der Tod Trajans und die Nachfolge Hadrians bekannt wurden, ist heute nicht mehr zu entscheiden und für die Bildniskunde unwesentlich (Strack, Die Reichsprägung zur Zeit des Trajan 230 ff. Taf. 10, 260).

Als Trajan am 10. August 117 in Selinus starb und die Herrschaft auf Hadrian, am xo. oder 1I. August als dem Dies imperii, überging, hatte dieser das einundvierzigste Lebensjahr bereits vollendet. Fast ein Jahr verging, bis Hadrian am 9. Juli 118 in Rom eintraf. Rom kann während dieser Zeit schwerlich ohne offizielles Bild des neuen Herrschers geblieben sein. In der Tat wird in der Hauptstadt in mehreren Emissionen des Jahres 117 mit unverkennbaren Bildnissen Hadrians geprägt. Wie diese Bildnisse zustande kommen, ist nur zu mutmaßen. Bei dem starken Anschauungsvermögen und Formgedächtnis antiker Menschen wäre durchaus damit zu rechnen, daß sich Bild-

hauer und Stempelschneider in Rom dank früherer Begegnungen zuverlässig an das Aussehen Hadrians erinnerten. Ebenso denkbar ist es, daß Hadrian von seinem Aufenthaltsort im Osten ein

authentisches Bildnis, das den Bildhauern und Stempelschneidern als Richtbild dienen sollte, nach der Hauptstadt gelangen ließ. Zwischen solchen Möglichkeiten zu entscheiden, reicht unsere Kenntnis der Gepflogenheiten beim Antritt einer Herrschaft nicht aus. Zwei monumentale Bildnisse meint man sehr bald, nachdem Hadrian die Herrschaft angetreten

hat, datieren zu müssen, nämlich diejenigen, die sich auf zweien der vier figürlichen Reliefs an der 1 Den übernommenen Daten liegt zugrunde W. Weber, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Hadrian (1907), mit Ergänzungen durch P. L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts, Teil II, Die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian (1933), sowie einigen Berichtigungen durch B. d’Orgeval, L'empereur Hadrian. Oeuvre législative et administrative (1950).

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Attika des Trajansbogens von Benevent befinden (Taf. 1). Dieser Bogen, der schon seit einigen Jahren in Arbeit war, denn seine Bauinschrift ist auf das Jahr 114 datiert, muß kurz nach dem

lode 'Irajans, also unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt Hadrians fertig geworden sein; damit rechnet auch O. Vessberg, der die Veróffentlichung dieses Bogens vorbereitet und freundlicherweise dem Verfasser seine Ansicht mitteilte. - Hadrian nun scheint im eigenen Interesse, um die Rechtmäfigkeit seiner Nachfolge zu dokumentieren, auf die Darstellungen an den Attikareliefs einge-

wirkt und die Einfügung seiner Bildnisse veranlaßt zu haben. Die beiden Bildniskópfe auf jenen Reliefs sind so gänzlich untypisch, daß man annehmen möchte, es habe sich noch keiner der ermit-

telten Bildnistypen durchgesetzt; vielleicht wurde jedoch ein offizieller Bildnistypus aus dem Anfang der Herrschaft Hadrians absichtlich vermieden, um damit die Fiktion aufrechtzuerhalten, daß

es zur Zeit der dargestellten Szenen noch keinen Typus gab, ja Hadrian noch nicht im Typus eines offiziellen Herrscherbildes dargestellt werden konnte; darin würde sich die propagandistische Absicht dieser Attikareliefs, die Legitimität der Nachfolge zu bekunden, nur bekräftigen. Für eine

sehr frühe Entstehung dieser Bildnisse spricht es, daß der Kopf auf dem Mesopotamia-Relief die trajanische Haartracht trágt: ziemlich glatt in die Stirn gestrichenes Haar mit tiefen Unterteilungen

in Stráhnen. Überhaupt wirkt die Anordnung und Formbehandlung des Stirnhaares fast wie ein Spiegelbild des Trajan-Kopfes in Turin (Groß, Trajan Taf. 23). In diesem Reliefbildnis ist Hadrian ikonographisch und kunstgeschichtlich so recht der Nachfolger des Trajan. Das Bildnis wirkt porträthafter, im römischen Sinne, als der auf Hadrian bezogene Reliefkopf des Einzugsreliefs von der Gegenseite des Trajansbogens von Benevent, dieser idealer und griechischer. Bei dem unverkenn-

baren Unterschied zwischen beiden Bildnissen des Hadrian spielen gewiß verschiedene künstlerische Auffassungen eine Rolle. Daß diese sich so stark ausprägen konnten, hängt eben wohl mit dem bereits erwähnten Umstand zusammen, daß ein eindeutiger offizieller Bildnistypus des neuen Herrschers noch nicht feststand oder zumindest bis nach Benevent noch nicht vorgedrungen war. Unter den rundplastischen Bildnissen Hadrians empfiehlt sich der Typus Stazione Termini für einen

möglichst frühen Zeitansatz durch die Jugendlichkeit des Aussehens (Taf. 2-5). Jung war nun freilich der einundvierzigjáhrige Hadrian bei Antritt der Herrschaft eigentlich nicht; wenn er jugendlicher aussieht als Marc Aurel, der im gleichen Alter die Herrschaft antrat, so mag dies in beider

verschiedener Natur mitbegründet sein; den Hauptgrund muß man allerdings in einer verschiedenen Gesinnung der Herrscher und einem veränderten Ausdruckswillen der Zeiten sehen. Man darf sich also auf die Gesichtszüge Hadrians und das jugendliche Aussehen nicht allein verlassen. Aber es spricht noch anderes für einen möglichst frühen Zeitansatz, nämlich die Art der Haartracht,

durch die sich die Wiederholungen des Typus Stazione 'Termini von sämtlichen übrigen Haupttypen unterscheiden.

Er allein hat die plastischen, klassischen Lockensicheln,

die von

den Schläfen her

aufsteigen und sich nahe der Stirnmitte in Gegenwendung begegnen. So bemerkenswert sich auch immer die anderen beiden jugendlichen Typen Chiaramonti 392 und Rollockenfrisur von den Typen Panzer-Paludamentumbüste Baiae und Panzerbüste Imperatori, die sich durch das Vorkommen von Augenbohrung als später ausweisen, unterscheiden, so ähnlich sind sich diese vier Haupttypen

doch in dem vorherrschenden Motiv des tiefer in die Stirn fallenden und sich aufrollenden Haares. Wenn

man

den verschiedenen

Haartrachten

überhaupt

einen

Hinweis

auf eine entwicklungs-

geschichtliche Reihenfolge der Typen entnehmen will, dann muß der Typus Stazione Termini an den Anfang der Reihe gestellt werden. Den frischen, jugendlichen, weltoffenen Zug teilt das Leit-

stück dieses Typus, der Kopf im Thermenmuseum, am ehesten mit dem idealistischen Bildnis aus dem Ankunftsrelief vom Trajansbogen in Benevent. Die Ähnlichkeiten des künstlerischen Ausdrucks, die

zwischen

diesen

beiden

Bildnissen

bestehen,

unterstützen

den

frühen

Zeitansatz

des

Typus

Stazione Termini. Die Formensprache bevorzugt beide Male das Nichtschematische, das Eigenwillige, das Selbständige und das Vielfältige in der Durchbildung der Einzelheiten von Haupt- und Bart-

55

Hadrian

Hadrian

haar. Beide Bildnisse wirken griechischer als alle übrigen; bei ihnen wird das Bildnis mehr aus dem

Kern und Wesen herausgestaltet, als die Erscheinung faktisch beschrieben. Hypothesen sollen in einer Edition möglichst vermieden werden, aber es drängt sich die Vermutung auf, daß es ein Bildnis aus dem griechischen Osten war, das Rom

mit den Zügen des neuen Herrschers zuerst bekannt machte;

und wenn man noch weiter Vermutungen die Zügel schießen lassen darf, wäre zu erwägen, ob es jene kleinasiatische Bildhauerschule war, die man die Schule von Aphrodisias nennt, in der diese früheste Gestaltung des Hadrianbildnisses verwurzelt ist; erinnerte doch gerade die Replik des Typus Sta-

zione Termini im 'Treppenhaus des Palazzo dei Conservatori an die Marmortechnik dieser Schule. Steckt ein Kern von Wahrheit in diesen Vermutungen, dann wäre von den beiden Reliefbildnissen am Bogen von Benevent dasjenige des Mesopotamiareliefs die stadtrómische Berichtigung der grie-

chischen Erfindung, ein ostentatives Anknüpfen an die stadtrómische Überlieferung der Herrscherbilder des Trajan. Endlich sei noch gefragt, ob, von den Münzprägungen ausgehend, etwas für die vorgeschlagene Zeitbestimmung zu gewinnen ist. Hier scheint sich die Frage zugunsten des frühen Zeitansatzes des Typus Stazione Termini endgültig zu entscheiden. Überblickt man bei P. L. Strack auf den Tafeln I und VIII die frühesten Emissionen, so sieht man einen Typus vorherrschen, den man, den rundplastischen Bildnissen entsprechend, ohne Bedenken als den Typus Rollockenfrisur bezeichnen kann. Dieser Typus hält sich fortgesetzt auf den Emissionen, die nach dem Eintreffen Hadrians in Rom

und in die beginnenden hundertzwanziger Jahre zu datieren sind. Von der Mehrzahl dieser Emissionen unterscheiden sich deutlich die Prägungen Nr. 5oo und 503 auf Tafel 8, die von P. L. Strack in den September 117 datiert werden, in die Zeit unmittelbar nach Antritt der Herrschaft, in die die Korrespondenz Hadrians mit dem Senat und seine grundlegenden Erlasse fallen. Kam mit diesen ersten Amtshandlungen auch das neue Herrscherbild nach Rom? — Bei den frühesten Münzporträts vermißt P. L. Strack noch den »später so kennzeichnenden Wirbel« am Hinterkopf. Der Wirbel am Hinterkopf, von dem das Haar in gleichmäßigen Wellen zur Stirn verläuft, unterscheidet

auch die Mehrzahl der plastischen Bildnistypen des Hadrian von den Wiederholungen des Typus Stazione Termini. So verdichten sich in wünschenswerter Weise die Argumente zugunsten der These, daß der 'Iypus Stazione Termini das erste offizielle Herrscherbild des Hadrian vertritt; es

kam in Rom zur Geltung, bevor noch Hadrian in der Hauptstadt eintraf, das heißt, es wird unmittelbar nach Antritt der Herrschaft bereits im Jahre 117 geschaffen worden sein. Vom 9. Juli 118 bis gegen die Mitte des Jahres 121 weilte Hadrian zum ersten Male als Herrscher in Rom; der Tag, an dem er Rom wieder verließ, steht nicht fest, doch bedeutet die Stiftung des Tempels der Venus und Roma am 21. April 121 den Terminus post quem. Es wird an Bildnisehrungen während dieser Jahre kaum gefehlt haben. Der Typus Chiaramonti 392 (Taf. 6) und der

Iypus Rollockenfrisur (Taf. ro u. 11), die beide den Herrscher noch verhältnismäßig jugendlich zeigen und denen die Augenbohrung noch fehlt, kommen dafür in Betracht. Nach der Verbreitung in Wiederholungen zu schließen, hat der Typus Rollockenfrisur den anderen an Bedeutung weit übertroffen; seine Wiederholungen verbreiten sich bis in die fernsten Provinzen. Diesen Typus glaubt man, wie soeben bemerkt, auf den Emissionen dieser Jahre eindeutig wieder erkennen zu können.

Der Typus Rollockenfrisur ist das gültige Bildnis Hadrians, das während seines ersten Aufenthalts in Rom geschaffen wurde. Der Typus Chiaramonti 392 ist ihm an Verbreitung und Qualität unterlegen. Er hat weniger Ausdruckskraft und ist zufálliger in den Motiven und der Ordnung der Einzelformen. Typologisch steht er dem Typus Stazione Termini einigermaßen nahe; der Vergleich der Profilansichten, vor allem der Linksprofile der Wiederholung des Typus Stazione Termini in Florenz und des Leitstücks im Museo Chiaramonti 392 läßt große Ähnlichkeit erkennen. Wenn entwicklungsgeschichtliche Kriterien Bedeutung haben, müßte man diesen Typus dem Typus Rollockenfrisur vorangehen lassen, denn an 56

jenem kündigt sich unentschlossen an, was bei diesem ein straffes Gepräge erhält. Beträchtliche zeitliche Unterschiede bestehen jedoch nicht und in dieselben Jahre des ersten rómischen Aufenthaltes gehóren beide. Gleichzeitig ist endlich das Einzelstück in Foligno zu datieren, das aufs engste mit dem Typus Chiaramonti zusammenhängt und das durch seine stilistische Eigenart, die

an Werke der Schule von Aphrodisias erinnert, andererseits nicht ohne Verwandtschaft mit dem Typus Stazione Termini ist. Nach stilistischen Gesichtspunkten muß endlich auch die Panzerbüste in London, British Museum 1896, annähernd gleichzeitig sein.

Um die Mitte des Jahres 121 begab sich Hadrian auf seine erste große Inspektionsreise. Der Besuch von Noricum fällt in dieses Jahr. Es liegt nahe, das im Theater von Virunum gefundene Bildnis Hadrians mit diesem Aufenthalt in Verbindung: zu bringen (Taf-12a). Man meint, an der Haartracht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Typus Chiaramonti 392 zu bemerken, aber zugleich zu erkennen, daß der Kopf von Virunum eher eine selbständige provinziale Bildnisschöpfung als eine provinzielle Umbildung ist. Handelt es sich in der Tat um eine eigentümliche Bildnisschöpfung auf Grund eigener Anschauung des Bildhauers vom Aussehen Hadrians, so ist es geradezu zwingend,

dieses Stück in die zweite Hälfte des Jahres 121 zu datieren. Hadrian begab sich noch in diesem Jahre für kurze Zeit nach Britannien. Aus Britannien stammt ein einziges Bildnis Hadrians, der aus der Themse gefischte Bronzekopf im British Museum (Taf. 30c). Als das einzige sichere Bronzewerk unter den Bildnissen Hadrians läßt er sich mit den Marmor-Bildnis-

typen schwer vergleichen, doch deutet alles auf eine verhältnismäßig frühe Entstehung. Das Stirnhaar ist ähnlich wie beim Typus Stazione Termini aus dicken Sichellocken gebildet, und die Züge wirken so jugendlich wie bei diesem. Nach diesen Kennzeichen ist die Annahme naheliegend, daß der Bronzekopf aus der Themse anläßlich des Aufenthaltes von Hadrian in Britannien gestiftet

und aufgestellt wurde. Er wurde jedoch nicht daselbst als ein provinziales Werk gearbeitet, sondern ist aus Rom eingeführt worden.

Noch ehe das Jahr 121 zu Ende ging, gelangte Hadrian auf seiner Rundreise nach Südgallien. Die Aufstellung der Statuen des Hadrian und der Sabina im Theater von Vaison wird mit diesem

Aufenthalt in Verbindung stehen (Taf. 12b u. 14a). In der Statue von Vaison sieht Hadrian noch verhältnismäßig jung aus; die Festigkeit der Gesichtsformen erinnert an keinen Bildnistypus mehr als an denjenigen der Stazione Termini. Der Bildniskopf ist jedoch von den stadtrómischen Bildnistypen unabhängig, so daß man darauf schließen muß, er sei auf Grund eigener Anschauung selb-

ständig erfunden worden. Dann kann er nur anläßlich dieses einzigen Aufenthaltes des Herrschers in Südgallien gegen Ende des Jahres 121 geschaffen worden sein. In Spanien verbrachte Hadrian, nach der Ansicht von P. L. Strack, bereits den Winter 121/122; merkwürdigerweise ohne seine Vaterstadt Italica zu berühren (Dio 10,1). Der Bildnistypus Roll-

lockenfrisur kónnte damals nach Spanien gelangt sein, da er in den Jahren unmittelbar vorher geschaffen wurde, aber die Ausführung der Wiederholung dieses Typus aus Italica im Museum von Sevilla muß aus stilistischen Gründen beträchtlich später datiert werden (Taf. r1 b. 21a). Die übrigen Bildnisse Hadrians, die in Spanien gefunden wurden, sind entweder Einfuhrgut oder wegen schlechter Erhaltung von geringer ikonographischer Evidenz, so daß durch sie für die Frage der Zeitbestimmungen nichts zu gewinnen ist. In dieser Hinsicht sind die Bildnisse Hadrians aus dem westlichen Nordafrika, das der Herrscher

122 durchquerte, ebenso unergiebig. Im selben Jahre bereiste Hadrian die Cyrenaica, die unter seinen Reiseerinnerungsmünzen unter der ungebräuchlichen Provinzbenennung Libya erscheint (vgl. Strack 145). Es ist zu erwägen, ob sich aus diesem Besuch der Cyrenaica ein Gesichtspunkt ergibt für die Zeitbestimmung der Bildnisstatue in London, die in Kyrene gefunden wurde (Taf. 16a). Diese Gewandstatue erwies sich durch ihre hellenische Tracht und

die Art ihrer Arbeit als ein Werk

37

griechischer Bildhauertradition,

Hadrian

Hadrian

kein stadtrómisches Importstück. Sie kónnte deshalb sehr gut an Ort und Stelle geschaffen worden sein, und dies wáre um so wahrscheinlicher, wenn es sich um eine eigentümliche Bildnisschópfung handeln würde, für die bei ihrem Meister eine eigene Anschauung vom Aussehen des Dargestellten

vorausgesetzt werden müßte. Das ist nicht der Fall; vielmehr wiederholt der Bildniskopf dieser Gewandstatue

den Typus Stazione Termini. Immerhin bleibt dieser Fund von Interesse für die

Bewertung des Typus Stazione Termini. Eine Wiederholung dieses Typus muß zu Beginn der.Herrschaft Hadrians, möglicherweise als offizielle Bildnisaussendung bei Antritt der Herrschaft in die Provinz gelangt sein, und dieser Bildnistypus war noch in Geltung, noch nicht durch einen späteren

Iypus wie etwa den Typus Rollockenfrisur ersetzt, als die Gewandstatue aus Kyrene geschaffen wurde. Die Aufstellung von Herrscherbildern ist eine Ehrung und ein Zeichen der Untertanentreue; deshalb wird die Erwartung der Ankunft des Herrschers oder seine Anwesenheit die Aufstellung

von Bildnisstatuen in Kyrene begünstigt haben. Zu ihnen könnte die Gewandstatue in London gehören; das läßt sich zwar nicht beweisen, ist aber nach unserer Kenntnis der Verhältnisse das Nächstliegende, und das um so mehr, da es sich in diesem Falle gerade um eine Wiederholung des frühesten

Bildnistypus handelt. Von Libyen begab sich Hadrian noch vor Ablauf des Jahres 122 nach Kreta. Dies ist der einzige sicher nachweisbare Aufenthalt des Herrschers auf der Insel. Allerdings rechnet W. Weber damit, daß Hadrian während der Rückkehr von seiner zweiten großen Reise nach Rom, vor dem 5. Mai 134,

ein zweites Mal auf Kreta weilte; P. L. Strack hält dies für ungewiß und kommt in seinen Untersuchungen (130 f.) zu dem Schluß, daß Hadrian »132 von Athen aus direkt oder doch nur mit geringen Umwegen nach Rom reiste«. Hinsichtlich der Frage der Zeitbestimmungen der Bildnisse Hadrians muß man sich an das Sichere halten und zunächst darauf sehen, ob sich aus dem Aufenthalt

gegen Ende des Jahres 122 denen Bildnisse Hadrians. Bedeutung (Taf. 13a. 16c). den Nacken eines Feindes

ein Anhalt ergibt für die Beurteilung der zahlreichen auf Kreta gefunAllein die Statue von Hierapytna gewinnt in diesem Zusammenhang Hadrian ist hier als Triumphator dargestellt, der gerade seinen Fuß auf setzt. Das statuarische Motiv ist bereits für eine Siegerstatue des Trajan

nach Ausweis von Wiedergaben auf seinen Münzen verwandt worden (vgl. Strack, DieReichsprágung

zur Zeit des Traian 113f.). Der Bildniskopf der Statue findung und zweifellos ein griechisches Werk; die Statue sein. Hier liegt die Frage besonders nahe, ob Hadrian Anlaß so eigentümlich als Triumphator geehrt wurde.

von Hierapytna kónnte also auf in dieser Statue Hadrian hat in

ist eine selbständige ErKreta gearbeitet worden aus einem bestimmbaren Rom nie einen Triumph

gefeiert, obwohl er Kriege geführt und in einigen Fällen Feinde zu Boden geworfen hat. Der Krieg

in Britannien vom Jahre 117 war wenig rühmlich, denn eine Legion ging dabei zugrunde; Hadrian hat auch nicht selbst daran teilgenommen (Strack 69 ff.). Anders verhielt es sich im Frühjahr 122, wenn man P.L. Strack (72 ff.) folgen darf, als der Motus Maurorum niedergeschlagen wurde, sowie im Jahre

134/135,

als Hadrian

am

Jüdischen Kriege teilnahm, bei der Zerstórung von

Betar wahrscheinlich persönlich anwesend war und im Dezember

135 die zweite imperatorische

Akklamation erhielt (Strack 132 ff). Aus beiden Anlässen könnte eine Triumphalstatue wie dieJenige von Hierapytna mit dem Bilde der niedergeworfenen Nation errichtet worden sein. Da

Hadrian 122 unmittelbar aus Nordafrika nach Kreta kam, ist es naheliegend, die Statue von Hierapytna mit dem kurz vorher siegreich bestandenen Aufruhr in Mauretanien in Verbindung zu bringen und in dem Barbaren unter dem rechten Fuße Hadrians einen Mauren zu sehen; das hat

auch Strack getan (76 f. sowie Die Reichsprägung zur Zeit des Irajan 113). Um ganz sicher zu gehen, darf man allerdings nicht die Erwägung von W. Weber ganz außer acht lassen, Hadrian könnte

noch ein zweites Mal auf Kreta geweilt haben, und diesen zweiten Aufenthalt setzt W. Weber nach der Rückkehr vom Jüdischen Krieg, den er etwas früher datiert als Strack. In dieser Unschlüssigkeit helfen die archäologischen Gesichtspunkte weiter. Der Bildniskopf der Statue von Hierapytna jó

läßt sich zwar keinem der stadtrómischen Bildnistypen als Wiederholung oder Umbildung anschließen,

aber einige motivische Übereinstimmungen deuten auf irgendeine Beziehung zum Typus Stazione Termine. An diesen erinnerte auch die Statue, die 121 in Vaison aufgestellt wurde, und von dieser wird man dieStatue von Hierapytna keinesfalls beträchtlich abrücken dürfen. Da beide Statuen, diejenige aus Vaison und die Triumphalstatue von Hierapytna, nicht in einem typologischen Verwandtschaftsverhältnis zu dem Typus Stazione Termini stehen, sondern als Bildnisschópfungen aus erster Hand zugelten haben, kann man die Zusammenhänge schwerlich anders als ikonographisch erklären: So ähnlich sah Hadrian damals aus, so trug er sich, und so wollte er gesehen werden. Auf die Frühzeit der Herrschaft des Hadrian weist auch das Fehlen der Augenbohrung an der Triumphalstatue von Hierapytna; es wird sich an Hand der weiteren Zeitbestimmungen bestätigen, daß die Auffassung und die künstlerische Art des Bildniskopfes der Statue von Hierapytna unmóglich in die Zeit nach Beendigung des Jüdischen Krieges passen. Dadurch wird der Schluß zur Gewißheit, daß die Statue von Hierapytna Hadrian als Sieger über die Mauren im Jahre 122 ehrt; dann ist es überdies hóchstwahrscheinlich, daß die Bildnisehrung in die Zeit von Hadrians Aufenthalt auf Kreta während dieses Jahres fällt.

Wo Hadrian den nächsten Winter, 122/123, verbrachte, »ist nicht bekannt. Möglicherweise kam er in diesem Jahre bis Ancyra« (Strack 77). Im folgenden Jahre, 123, sucht der Herrscher Pergamon auf, unseres Wissens nur dieses einzige Mal. Man ist versucht, die Statue des »Gottes Hadrian« in der Bibliothek des Asklepieion von Pergamon mit diesem Aufenthalt in Verbindung zu bringen (Taf. 14 b)

und móchte sie wegen des gleichen statuarischen Motivs von der Statue in Vaison nicht allzu weit abrücken. Das Bildnis sieht allerdings anders aus und scheint den Typus Imperatori 32 vorauszusetzen. Ist dies richtig, dann wäre der Bildniskopf der Statue von einer stadtrómischen Vorlage abhängig, und aus deren Datierung ergäbe sich ein Terminus post quem. — Fraglos verbirgt sich in dem Kolossalkopf aus dem 'Trajaneum eine Umbildung des stadtrómischen Typus Imperatori 32 (Taf. 15). Dieser Typus wurde, wie noch zu begründen ist, später als 123 geschaffen. Mit dem Aufenthalt Hadrians in Pergamon in diesem Jahre kann also weder die eine noch die andere Bildnisehrung in Verbindung gebracht werden. Von einem zweiten Aufenthalt des Hadrian in Pergamon ist nichts überliefert; da Hadrian jedoch während seiner zweiten großen Reise im Jahre 131 im Pontosgebiet reiste, ist es denkbar, daß er vor dem dritten Winteraufenthalt in Athen auf dem

Wege zur Küste nochmals Pergamon berührte. Mit einem solchen mutmaßlichen späteren Aufenthalt ließen sich Bildnisehrungen, die den stadtrómischen Typus Imperatori 32 zur Voraussetzung haben, eher in Einklang bringen. In das anschließende Jahr ı23 fällt ein erster Aufenthalt des Hadrian in Ephesos. Die Untersuchung des Kopfes in Wien, der aus Ephesos stammt, ergab, daß dieser Kopf den Bildnistypen Stazione Termini und Chiaramonti verwandt ist, ohne jedoch von dem einen oder dem anderen unmittelbar abhängig zu sein (Taf. 18).Er erweckt vielmehr den Anschein, als sei er eine selbständige Bildnisschöpfung, die Hadrian im selben Lebensalter und mit gleichen äußeren Kennzeichen wiedergibt. Trifft dies zu, dann muß der Kopf in Wien bei Gelegenheit dieses und nicht des späteren Aufenthaltes des Hadrian in Ephesos geschaffen worden sein. Mit dem langen Aufenthalt Hadrians in den Donauländern 123/124 lassen sich keine erhaltenen Bildnisse in Verbindung bringen. Während des Winters 124/125 hält sich Hadrian zum ersten Male als Herrscher in Athen auf. Es folgen in spáteren Jahren zwei weitere Winteraufenthalte, 128/129 und 131/132. Drei verschiedene Zeiträume stehen also in Frage, wenn man versuchen will, aus diesen Aufenthalten Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung der griechischen Bildnisse Hadrians zu gewinnen. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst die Abfolge der stadtrómischen Bildnistypen während der nächsten Jahre zu klären.

Im Sommer 125 kehrt Hadrian nach Rom zurück; im September begibt er sich in seine Villa bei 59

Hadrian

Hadrian

Tivoli, der er seine Bauleidenschaft widmet, und wo er Ruhe vom lästigen Betrieb der Hauptstadt sucht. Das hindert nicht, daß er sich zwischendurch, 126/127, längere Zeit in der römischen Stadt selbst aufhält. Die Römer und — was für die Bildniskunde von größerem Interesse ist — die römischen Bildhauer und Stempelschneider bekamen den Herrscher nach vierjähriger Abwesenheit wieder zu Gesicht. Er war anders geworden, man sah ihn anders, und die künstlerische Ausdrucksweise sowie die handwerklichen Ausdruckmittel scheinen sich gewandelt zu haben. Man muß deshalb sowohl in der Rundplastik als auch in der Münzprägung mit anderen Bildnistypen des Herrschers rechnen. Von den stadtrömischen Haupttypen der Bildnisse Hadrians sind noch drei zeitlich zu bestimmen. Unter diesen dreien hebt sich der Typus Busti 283 so unverkennbar als ein Altersbildnis von den beiden anderen ab, daß zunächst diese beiden Typen Panzer-Paludamentumbüste Baiae und Panzerbüste Imperatori 32 zu berücksichtigen sind. Sie ähneln einander, wie schon bemerkt wurde, so weitgehend, daß kein allzugroßer zeitlicher Abstand zwischen beiden angenommen werden darf. Nach dem fragwürdigen Zeugnis der Gesichtszüge wirkt der Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae (Taf. 19. 20. 21 b) etwas jugendlicher als der Typus Panzerbüste Imperatori 32 (Taf. 22. 23) mit der stárker gefurchten Stirn und dem strengeren Blick. In Anbetracht des Künstlerischen gewinnt man am heutigen Bestand an Wiederholungen der beiden in Frage stehenden Typen den Eindruck — das ist natürlich wiederum ein subjektiver Gesichtspunkt, den man gern vermieden hätte -, daß der ‘Typus Panzerbüste Imperatori 32 als das bedeutendere Bildnis zu gelten hat. Hoheit, Würde und Vorsorge des Herrschers kommen in ihm eindringlicher und überzeugender zum Ausdruck als in dem Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, der im Gegenteil weniger charaktervoll und flauer wirkt. Dieser zeigt mehr das menschliche Fürsichsein, jener die absichtliche Repräsentatıon des Herrschers. Das künstlerische Verhältnis der beiden Typen zueinander ist demjenigen der

Iypen Chiaramonti 392 und Rollockenfrisur ähnlich. Aus den Ansätzen und dem Unentschlossenen des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae ist das reife, klassische, gelungene Gepräge des Typus

Panzerbüste Imperatori 32 geworden. Beachtlich sind endlich die handwerklichen Unterschiede. Der Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae zeigt in seinen Wiederholungen mehr Marmortechnik; das Original muß derartig gewesen sein, daß in seinen Wiederholungen die Marmortechnik des laufenden Bohrers besser zur Geltung kommen konnte. Dem Bildnistypus Panzerbüste Imperatori 32 muß

entschieden ein Bronzeoriginal zugrunde liegen. Angesichts der mancherlei Ähnlichkeiten zwischen beiden Typen könnte erwogen werden, ob letztlich beide auf ein einziges Bronzebildnis zurückgehen, das in dem einen Typus in seinem ursprünglichen Bronzecharakter Verbreitung fand, in dem anderen nach einem in Marmor umgesetzten Muster vervielfältigt wurde; doch scheinen für eine solche Vetternschaft des Stammbaums die Wiederholungen beider Typen zu große Unterschiede zu zeigen. Von bedeutenden Anlässen für offizielle Bildnisehrungen ist wenig bekannt. In diese Jahre fallen die Dezennalien, die Hadrian im August 127 begangen haben muß. In Analogie zu den Bildnissen des Trajan, unter denen W. H. Groß der Nachweis eines offiziellen Dezennalienbildnisses gelang,

ließe sich ein solches auch für Hadrian vermuten. Davon wissen wir jedoch nichts; die Dezennalien haben zumindest »in der Reichsprägung keine Spur hinterlassen« (Strack 121). P. L. Strack meint, es kónne »eine Krankheit Hadrians, die die Münzen für diese Zeit bezeugen, die Feier der Dezen-

nalien verhindert haben« (122). Um so bedeutungsvoller wurde die Annahme des Titels Pater Patriae am Dies imperii des folgenden Jahres. Als Pater Patriae wird Hadrian Jedenfalls durch ein offizielles Bildnis geehrt worden sein; unter den zur Wahl stehenden Bildnissen kann dies nur der Typus Panzerbüste Imperatori 32, als dessen Original ein Bronzebildwerk erschlossen wurde, gewesen sein. Wenn man auch nur schwer die Scheu vor unkontrollierbaren Hypothesen überwindet, ließe sich vermuten, das blasse, etwas schmächtige Gesicht des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae stamme aus dem Jahre zuvor, in dem die Dezennalien gefeiert worden wären, hätte sie nicht, nach

der Ansicht von P. L. Strack, eine Krankheit verhindert. Dieser Typus würde also das zu erwartende 60

Dezennalienbildnis vertreten, das mit einem Anschein ungeschminkter Wirklichkeit den leidenden Zustand des Herrschers nicht verbirgt. Im Typus Panzerbüste Imperatori 32 als dem offiziellen Bildnis des Pater Patriae dagegen käme zum Ausdruck, was der Herrscher über seine unzulänglichen

Verhältnisse hinweg an unbedingter Staatlichkeit repräsentiert. Daß der Typus Panzerbüste Imperatori 32 in diese Jahre gehören muß, bestätigen die Münzen. Damals kommt auf ihnen als »eine bewußte Abkehr von der Entwicklung seit 105« ein »ausgesprochen

gedrungenes Porträt« auf. Es muß allerdings den Ausführungen von P.L. Strack entnommen werden, daß sich die Porträts auf den Emissionen von 123 bis 129 nicht eingleisig und geradlinig entwickeln, sondern daß mit Rückgriffen und Nebeneinander der Münzporträts gerechnet werden

muß. Diese Beobachtung bestätigt in willkommener Weise das nahezu gleichzeitige Vorkommen der beiden Typen Panzer-Paludamentumbüste Baiae und Panzerbüste Imperatori 32 während dieser Jahre des zweiten längeren Aufenthaltes des Herrschers in Rom; denn neben dem gedrungenen Typus zeigen die Emissionen der Jahre 128/129 »einen außergewöhnlich schmalen Kopf und einen

übertrieben langen Hals«, was teils zum einen, teils zum anderen der beiden rundplastischen Bildnistypen paßt (Strack 13-18). Auch das Aufkommen der Pupillenbohrung wird durch die Münzbildnisse bestätigt. Beide Bildnistypen haben unter allen Bildnissen Hadrians zahlenmäßig die Vorherr-

schaft; ihre Wiederholungen oder Nachbildungen sind in Rom und in den Provinzen weit verbreitet. Nach einem kurzen Aufenthalt in Nordafrika während der ersten Hälfte des Jahres 128 bricht Hadrian im Spätsommer dieses Jahres zu seiner zweiten großen Reise in den Osten auf; sie hält ihn wiederum vier Jahre von Rom fern.

In diese zweite Reise fällt der lange Winteraufenthalt Hadrians in Ägypten (130/131). Die Bildnisse, die Hadrian als ägyptischen Pharao darstellen, stehen gewiß mit diesem Aufenthalt in Ver-

bindung, insbesondere, wenn sie sich an einem von Hadrian gestifteten Bauwerk wie dem Geburtshaus in Dendera befinden. Die drei Wiederholungen des Typus Rollockenfrisur, die in Ägypten gefunden wurden, brauchen mit dieser Reise nichts zu tun zu haben. Die beste Wiederholung unter diesen dreien ist ein stadtrömisches Importstück; nach dem staatsrechtlichen Brauch offizieller Bildnisaussendungen bei Antritt der Herrschaft kann das frühe offizielle Bildnis Hadrians, nämlich dieser Typus Rollockenfrisur, in Ägypten nicht gefehlt haben; die Panzerbüste in Alexandria 20 851 wird schwerlich dieses offizielle Bildnis gewesen sein, aber eines jener Bildnisse des neuen Herrschers,

die man sich aus Rom verschrieb. Nach einem diesesgleichen als Vorbild wurden in der Provinz die beiden Köpfe in Alexandria 20 885 und im Kairener Kunsthandel in provinzieller Machart mit manchen anderen, die verlorengegangen sind, vervielfältigt. - Nur der Bronzekopf aus Kena in Alexandria hat mit stadtrömischen Bildnissen nichts zu tun. Ist er, wie oben erschlossen wurde,

wirklich ein frei geschaffenes Bildnis des Hadrian, das eine eigene Anschauung des Bildhauers zur Voraussetzung hat, so muß es zur Zeit des Aufenthaltes Hadrians in Ägypten im Winter 130/131

oder unmittelbar danach geschaffen worden sein. In den Zeitraum dieser zweiten großen Reise Hadrians in den Osten fallen der zweite und dritte Aufenthalt des Herrschers in Athen, 128/129 und 131/132. Nunmehr kann endlich die Frage erwogen werden, ob die Bildnisse Hadrians aus Griechenland mit diesen Aufenthalten auf die eine oder andere Weise zeitlich in Verbindung gebracht werden können. Soweit diese Bildnisse Wieder-

holungen oder Umbildungen stadtrömischer Bildnistypen sind, ist die Frage ohne Belang, da mit der Zeitbestimmung des Vorbildes der Terminus post quem gegeben ist. Will man diese Wieder-

holungen mit den jeweiligen Aufenthalten in Athen in Verbindung bringen, was keineswegs zwingend ist, dann könnte der stark beschädigte Kopf im Athener Nationalmuseum 789, der zum Typus Rollockenfrisur gehört, bereits zur Zeit des ersten Aufenthaltes, 124/125, in Athen vorhanden gewesen oder aus diesem Anlaß aufgestellt worden sein; man wird zumindest annehmen dürfen, 61

Hadrian

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daß der Typus des Dezennalienbildnisses und des Pater Patriae nicht nach Athen gedrungen waren, als dort der Typus Rollockenfrisur noch in Geltung war, das heißt, man muß den genannten Kopf des Athener Nationalmuseums vor den zweiten Aufenthalt datieren. — Der Kolossalkopf mit Eichenkranz und Adlergemme im Athener Nationalmuseum 3729 hat den Typus Panzerbüste Imperatori 32

zur Voraussetzung; er setzt also die offizielle Bildnisehrung Hadrians als Pater Patriae voraus. Das gleiche gilt für die Panzerbüste aus Iraklion, die in den Louvre 3131 gelangte. Zumindest das in

Athen befindliche Stück dürfte in die Zeit des zweiten Athener Aufenthaltes am passendsten datiert werden. Als Hadrian den Winter 128/129 in Athen verbrachte, wurde die Cella des Olympieion eingeweiht

und der Herrscher durch den Titel Olympios ausgezeichnet. Der Olympier Hadrian konnte zugleich durch die Aufstellung eines offiziellen Bildnisses geehrt worden sein. Nach Pausanias (I 18,6; vgl. G. Lippold, Kopien und Umbildungen r45) standen im Olympieion zwei Statuen Hadrians aus ägyptischem Stein; diese Statuen wird man jedoch nicht ohne zwingenden Grund vor Hadrians Reise in Agypten datieren; nach der Reise, also wahrend des dritten Athener Aufenthaltes 131/132, wären Statuen aus ägyptischem Stein eine verständliche Form der Huldigung. Von einer dieser bei-

den als Vorbild kann die im Olympieion gefundene Büste des Athener Nationalmuseums 249 (Taf. 26b) schwerlich abhängig sein. Mit ägyptischem Stein muß Basalt, Porphyr oder etwas Ahnliches gemeint sein; ein so harter Stein verlangt jedoch eine andere Formsprache,

als sie an dieser

Büste zu finden ist. Es wurde bereits die Vermutung ausgesprochen, daf$ ihr ein Bronzeoriginal zugrunde liegen müsse. Die nackte Brust und der Mantel auf der linken Schulter sprechen für eine heroische Statue in der Art der Statuen aus Vaison und aus dem Asklepieion von Pergamon. Während eines der Athener Aufenthalte wurden Standbilder für Hadrian auf dem Markt und im

Theater mitten zwischen denen der alten Heroen errichtet. Diese Nachricht des Pausanias läßt sich vorzüglich mit dem erschlossenen Vorbild der Büste aus dem Olympieion in Verbindung bringen. Dann ist auch für diese der dritte Aufenthalt Hadrians in Athen vorauszusetzen. Dafür spricht

die Eigentümlichkeit des Bildnisses: Gesichtszüge und Ausdruck weisen entschieden auf ein hóheres Lebensalter, als es der Typus Panzerbüste Imperatori 32 und seine griechische Umbildung, der Kolossalkopf mit Eichenkranz und Adlergemme, zeigen. Es wurde bereits angedeutet, daß die Büste aus dem Olympieion unter den stadtrömischen Bildnistypen am ehesten an den Typus Busti

283 erinnere, der den spätesten der stadtrómischen Bildnistypen darstellt. Der Bildniskopf der Panzerstatue aus dem Diktynnaion erwies sich als eine selbständige Bildnisschöpfung (Taf. 24). Die Gesichtszüge deuten unverkennbar auf ein höheres Lebensalter, reich an kummervollen Erfahrungen, wie sie gerade das schmerzliche Erlebnis der Nilreise, als Antinous den Tod suchte, mit sich gebracht hatte. Hadrian erscheint hier stark gealtert. So muß der Bildhauer, der

dieses Altersbildnis schuf, den Herrscher selbst erlebt haben. Will man nicht die Vermutung von

W. Weber aufgreifen, daß Hadrian nochmals in den Jahren 132-134 auf Kreta geweilt habe, so kann dies Bildnis nicht hier, sondern nur anderswo geschaffen worden sein, am ehesten natürlich in Athen, woher es nach Kreta gebracht worden wáre. Die Zeitbestimmung ergibt sich dann aus dem dritten Athener Aufenthalt vom Winter 131/132, dem auf die ägyptische Reise folgenden Winter. Jedenfalls wirken diese beiden selbständigen griechischen Bildnisse, die Büste vom Olympieion und

die Statue aus dem Diktynaion, wie Überleitungen zu dem letzten, zeitlich noch nicht bestimmten stadtrómischen Bildnistypus Busti 283, der Kopf vom Diktynaion mehr noch als die Büste vom Olympieion. Der Bildnistypus Busti 283 ist fraglos der späteste unter allen Bildnistypen des Hadrian (Taf. 26a. 27. 28a). Es ist das Bildnis eines sehr gealterten, leidenden und kummervollen

Mannes. Nach seinen stilistischen Merkmalen geht es weit über alle Typen, die bisher zeitlich eingeordnet wurden, hinaus: Eintiefung der Pupillen, vorwiegend Bohrtechnik in der Haarbehandlung, malerischer Gegensatz von flimmerndem Haar und geschmeidiger Haut, Haar am Hinterkopf 62

weniger detailliert und nur in zusammengefaßten Formen angelegt und Transparenz der Gesichts-

züge. Scheinhafligkeit und Fassadenhaftigkeit, durch die sich die antoninischen Herrscherbilder der zweiten Hälfte des Jahrhunderts von den Bildnissen des beginnenden Jahrhunderts unterscheiden,

künden sich deutlich an. Die Wiederholungen dieses Bildnistypus bleiben zahlenmäßig weit hinter denen der Typen Panzer-Paludamentumbüste Baiae und Panzerbüste Imperatori 32 zurück und sind in den Provinzen nicht nachzuweisen. Eine weitreichende und langdauernde Wirkung war dem

Iypus Busti 283 anscheinend nicht mehr beschieden. Man glaubt der Bildnisauffassung des Typus Busti 283 das Erschrecken anzusehen, das den Bildhauer als einem unter allen Römern befiel beim Anblick des Herrschers, als er nach seiner zweiten

großen Reise nach Rom zurückkehrte, sei es bereits 132, wie Strack annimmt, oder etwas später, jedenfalls vor dem 5. Mai 134, an welchem Tage Hadrians Anwesenheit in Rom mit Sicherheit nachzuweisen ist. Der Jüdische Krieg zwang ihn, im Sommer oder Herbst 134 die Hauptstadt noch

einmal auf kurze Zeit, möglicherweise bis Ende Januar 136, zu verlassen. Nach seiner Rückkehr verschlimmerte sich im Sommer 136 seine Krankheit. Die Nachfolgeregelung wurde für ihn zur Pflicht. Der zum Nachfolger ausersehene Lucius Ceionius Commodus Verus, nach L. Carcopino ein natürlicher Sohn Hadrians, starb nach fast anderthalb Jahren. Eine abermalige Nachfolgeregelung wurde notwendig und erfolgte am 25. Februar 138. In seiner schweren Krankheit Heilung suchend, begab sich Hadrian nach Baiae, wo er am xo. Juli 138 starb. Ein Jahr vor seinem Tode, im Sommer 137, wahrscheinlich am Dies imperii, feierte Hadrian die

Vizennalien. Das war ein außerordentliches Ereignis, denn seit Tiberius hatte kein Herrscher das zwanzigste Regierungsjahr vollendet und dieses Fest gefeiert. Rechnet man mit bedeutenden Bildnisehrungen aus Anlaf von Dezennalien, so kann eine solche bei den Vizennalien nicht ausgeblieben

sein. Da die Büste im Vatikan, Busti 283, mit mehreren Repliken einen Typus vertritt, ist es naheliegend, in diesem Typus das Vizennalienbildnis Hadrians zu sehen. Was sich dem Bildnis an Alterszügen und seelischem Ausdruck ablesen ließ, spricht entschieden für das Altersbildnis eines zweiund-

sechzigjáhrigen, schwerkranken Mannes. Als postumes Bildnis Hadrians muf$ der Kolossalkopf in der Rotunde des Vatikans gelten, der in der Engelsburg gefunden wurde (Taf. 29). Hatte er tatsächlich ursprünglich im Mausoleum Hadrians seinen Platz, so ergibt sich aus dem Datum der Vollendung des sechs Jahre vor seinem Tode be-

gonnenen Grabbaues unter Antoninus Pius im Jahre 139 ein unbedingter Hinweis auf den Terminus post quem. Die stilistische Beurteilung und die daraus gefolgerte Bestimmung als postumes Bildnis fänden hiermit eine Bestätigung.

Mit zahlreichen Bildnissen des Divus Hadrianus von offizieller Geltung darf man überhaupt nicht rechnen, denn die Konsekration des verstorbenen Herrschers verzögerte sich lange, und nur unter Anwendung eines starken Druckes auf den Senat konnte Antoninus Pius die Konsekration Hadrians

durchsetzen. Unter der eingeschränkten Zahl von Bildnissen des Hadrian, die durch äußere, von ikonographischen und stilistischen Erwägungen unabhängige Gesichtspunkte datierbar sind, finden sich endlich gerade zwei postume Bildnisse als die einzigen fest datierten. In die Jahre 147 bis 149 gehört die

Panzerstatue aus der Exedra des Herodes Atticus in Olympia (Taf. ı7a u. 25b). Ein greisenhafter Zug war diesem Bildnis anzusehen; möglicherweise liegt ihm eine Bildnisschöpfung aus der Zeit des letzten Aufenthaltes Hadrians in Athen als Anhalt für die Bildniszüge zugrunde. — Das Relief mit der Adoptionsdarstellung vom Ehrenmonument aus Ephesos in der kunsthistorischen Sammlung in Wien könnte frühestens in das Jahr 165 datiert werden, da dieses Denkmal aus Anlaß der Beendigung des Partherfeldzuges des Lucius Verus errichtet wurde (Taf. 30d). Wegen seiner starken

Zerstörung ist die ikonographische Eigentümlichkeit dieses Bildnisses nicht mehr zu ermitteln.

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Hadrian

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Übersicht In ihrer Mehrzahl sind die gesicherten und verläßlichen plastischen Bildnisse des Hadrian stadtrómische Bildnisse, diese sind jedoch bis auf einige Einzelstücke Bildnisse aus zweiter Hand, und zwar in ihrer Eigenschaft als Bildnis nicht minder denn hinsichtlich ihrer künstlerischen Ursprüng-

lichkeit und ihres Wertes. Wohl muß damit gerechnet werden, daß den sechs mehr oder minder weit verbreiteten Bildnistypen von Hadrian bedeutende gültige und maßgebliche Originale zugrunde liegen, aber von diesen ist kein einziges bekannt, so daß man sich bei aller möglichen Sammlung und Sichtung der Fundstücke eingestehen muß, die ehrwürdigsten, als offizielle Ehrung errichteten Bildnisse Hadrians nicht zu kennen. Für diesen Mangel könnten römische historische Reliefs wie diejenigen der Trajan-Säule oder römische Staatskameen wie die Gemma Augustea entschädigen; aber an den stadtrömischen Ehrendenkmälern wurden die Bildnisse Hadrians ersetzt oder sie gingen zugrunde (die Attica-Reliefs des Irajan-Bogens von Benevent (Taf. 1) bieten einen kleinen Ersatz dafür), und von prächtigen Staatskameen gibt es keine einzige, die zu Hadrian in Beziehung steht!.

Die verlorenen Originale, die für uns durch jene Bildnistypen vertreten sind, waren von so großer allgemeiner Geltung, daß sie, den Münzen ähnlich, bis in entfernte Provinzen weiterwirkten, sei es, daß Musterstücke oder Repliken in die Provinz ausgesandt wurden, sei es, daß diese hier wiederum kopiert worden sind. 'Irotzdem darf man voraussehen, in den Provinzen des Imperium Romanum eher Originalbildnisse des Hadrian vorzufinden als unter den Funden aus der römischen Stadt. Ein

neugeschaffenes Provinzialbildnis ist allerdings von einer provinzialen Umbildung einer stadtrómischen Vorlage kaum zu unterscheiden, wofern nicht der stadtrömische Typus, der als Vorlage gedient hat, durch die Umbildung durchscheint. Eine echte, ursprüngliche Bildnisschöpfung in der Provinz setzt voraus, daß der Bildhauer vom Aussehen des Herrschers eine unmittelbare Anschauung gewann. Unter dieser Voraussetzung lag es nahe, zu prüfen, wie weit solche Provinzialbildnisse mit einem Aufenthalt des Hadrian in der betreffenden Provinz in Verbindung gebracht werden könnten. Von Hadrian gibt es kein Bildnis aus Gold wie von Marcus Aurelius und keines aus Silber wie von

Lucius Verus. Sie werden für ihn nicht gefehlt und ebenso wie jene beiden offizielle Bildaussendungen von Rom in die Provinz dargestellt haben. Ebensowenig blieb von Hadrian ein so bedeutendes Bronzeoriginal wie die Reiterstatue des Marcus Aurelius, die heute auf dem Kapitol in Rom steht, erhalten. Bronzebildnisse des Hadrian sind so selten, wie sie im gesamten Bestand an rómischen Herrscherbildern spárlich sind: Der Londoner Bronzekopf ist ein nicht sonderlich bedeutendes Importstück, und der Bronzekopf aus Kena in Alexandrien ist nur als ein römisch-ägyptisches Provinzial-Bildnis von Interesse, wofern seine Benennung richtig erschlossen wurde. Aus Marmor sind die plastischen Bildnisse Hadrians bis auf wenige Ausnahmen gearbeitet. Zu diesen Ausnahmen zählt der Kopf in Berlin aus grünem Basalt, durch den die Nachricht des Pausanias (I 18, 6) von der Verwendung farbigen Steins für Bildnisse des Hadrian bestätigt wird. Das Gleiche gilt von einem Porphyr-Bildnis, das kürzlich in London erworben wurde; es ist zugleich ein wichtiger Beleg für das Aufkommen von Herrscherbildern aus Porphyr, die in der Spätantike so außerordentliche Bedeutung gewinnen, ohne daß damit der These von einem Beginn der Spätantike in hadrianischer Zeit das Wort geredet werden sollte; denn im Werdegang des Menschenlebens wie im Fluß der Geschichte sind Periodisierungen Ausdruck einer eigenartigen geistigen Haltung wie in Solons Lebensalter-Elegie oder Übereinkünfte, keine Tatsachen. 1 Anders: G. Bruns, Mdl. 6, 1953, 72 ff., und G. Lippold, Festschr. d. RG Zentralmuseums in Mainz 1952 nisse Hadrians auf kleineren geschnittenen Steinen werden von Bernoulli II 2, 118 f. Nr. a-k aufgeführt. Verfasser mangels Kenntnis und Urteilsfáhigkeit nicht nachgegangen. In Furtwänglers Gemmenwerk einzige Darstellung Hadrians vor. Das Stück Nr. d bei Bernoulli wurde jüngst abgebildet durch H. B. engraved gems and cameos 210 Nr. 1998 Taf. 25.

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I 10. - BildIhnen ist der kommt keine Walters, Cat.

Was das Material betrifft, so dürften einst einige Bildniskópfe aus Marmor zu akrolithen Statuen gehört haben. Sicher gilt dies für den Kolossalkopf aus dem Trajaneum in Pergamon im Berliner

Museum. Da der Bildniskopf des Hadrian zusammen mit einem gleichgroßen Trajan-Kopf herabgestürzt in das Kellergewölbe des Tempels gefunden wurde, läßt sich nicht mehr entscheiden, wie sich die mitgefundenen Bruchstücke von Gliedmaßen: Beine mit Ansatzstellen des Panzer-Lenden-

schurzes und Resten von Stiefeln, reichgeschmückte Schuhe, Hánde und ein Adlerkopf, auf beide akrolithe Statuen verteilen, doch ist der Schluß berechtigt, daß es sich beide Male um Panzerstatuen

gehandelt hat, und zwar wie gewöhnlich um Standbilder, keine Sitzbilder; denn als Standbild zeigen uns Münzbilder wenigstens Trajan, einen stehenden Gepanzerten neben einer thronenden Gestalt, in der das Gótterbild des Zeus Philios erkannt werden muß. Von dem Kultbild des Zeus wurde kein Rest entdeckt, so daß man meinte, es sei durch das später hinzugefügte Standbild Hadrians völlig ersetzt worden. Diese Vorstellung hat mit Rücksicht auf den bereits vorhandenen Trajan seine Schwierigkeit, so daß die Möglichkeit erwogen werden muß, die Zeusstatue sei ein so kostbarer

Akrolith wie die Goldelfenbeinbilder des Pheidias gewesen und wegen seiner Kostbarkeit einer Plünderung zum Opfer gefallen; dann wäre wenigstens Hadrian dem "Trajan nicht vorgeordnet, sondern als Gegenstück an die Seite gestellt worden; beide zwar Tempelbilder, aber voraussichtlich keine Kultbilder. Die Vermutung ist naheliegend, daß auch die übrigen Kolossalköpfe Hadrians, Alexandria 20 885,

Centuripe, Florenz Boboli, Rom Engelsburg, Villa Borghese, Vatikan Rotonda 543, Smyrna und Turin, einst zu akrolithen Statuen gehórten, — dies um so eher, wenn heute die Herrichtung eines

Kopfes zum Einsetzen noch feststellbar ist oder wenn noch Teile der zugehórigen Statue gefunden

wurden, wie es für den Kolossalkopf von Centuripe angegeben wird. Bei den beiden aus dem Mausoleum Hadrians stammenden oder dort aufbewahrten Kolossalkópfen wird man ohnedies mit postumen Bildnisehrungen in ganzer Gestalt rechnen dürfen. Es bleibt überhaupt die Frage zu prüfen, ob kolossale Herrscherbilder, zumindest in der rómischen Stadt, samt und sonders als Bildnisehrungen des vergöttlichten Herrschers zu gelten haben; bei den Bildnissen Hadrians spräche nichts dagegen, manches dafür. Der Kolossalkopf aus dem Hadrian-Mausoleum in der Sala Rotonda des Vatikans ist unter den Kolossalkópfen, die stets Einzelstücke sind, das bedeutendste und gibt uns, da er leider sehr geputzt ist, wenigstens eine Ahnung von einem ehemals bedeutenden und gültigen Original. Lebensgroße oder leicht überlebensgroße Bildnisse sind zu Lebzeiten des Herrschers die Regel. Unter-

lebensgroße Bildnisse sind auch bei Hadrian eine seltene Ausnahme. Unter den statuarischen Typen, die für das Herrscherbild Hadrians belegt sind, ist eine einzige Sitzstatue nachweisbar; sie blieb zwar nicht tatsächlich erhalten, sondern ist allein durch die Wiedergabe auf einem der konstantinischen Reliefs am Bogen des Konstantin bekannt, als Gegenstück zu einem

Marcus Aurelius. Hadrian ist hier als Togatus dargestellt mit der Weltkugel auf der Rechten und dem Zepter in der Linken. Was diesen beiden Gegenstücken im r. Jh. n. Chr., vor allem bei Tiberius und Claudius, vorausgeht, sind Sitzstatuen nach Art idealer Gótterbilder mit nacktem Oberkórper

und Mantel über linker Schulter und Schoß. Das konstantinische Relief zeigt eine Aufstellung der beiden Sitzstatuen des Hadrian und des Marcus Aurelius auf der Rostra am Forum Romanum; dort

wären solche Idealbilder gewiß nicht am Platz gewesen, und eine Bildnisehrung im römischen Bürger-

kleid war das Angemessene. Wir wüßten gern, wann dieser Ehrenplatz auf der Rostra dem Bild des Hadrian eingeräumt wurde, vielleicht im Zusammenhang mit der Erneuerung der Rostra unter Septimius Severus, denn wegen der Gegenüberstellung mit Marcus Aurelius ist dessen Konsekrierung als terminus post quem vorauszusetzen. Die auffällige Ehrung dieser beiden Herrscher des

2. Jh. n. Chr. auf dem Forum Romanum ist weniger bedenklich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der größere'Irajan auf seinem eigenen Forum auf das Großartigste durch Erzbilder geehrt war.

6;

Hadrian

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Togastatuen mit unbedecktem Haupt sind unter den erhaltenen Herrscherbildern eine auffallende Seltenheit. Die Statue des Marcus Aurelius in London, British Museum 1906, scheint die einzige dieser Art zu sein. Die Togastatue, bei der der Saum der Toga hinten hochgezogen und über das Haupt gelegt ist, ein unter Augustus und Tiberius recht verbreiteter Typus, schien aus nachtiberiani-

scher Zeit bislang nur ein einziges Mal in der Statue des Hadrian als "Pontifex Maximus’ im Museo Capitolino, Atrio 36, belegt zu sein, bis nunmehr wohl noch eine entsprechende Bildnisstatue des Marcus Aurelius aus Italica in Sevilla! hinzukommt. Die Bedeckung des Haupts beim Opfer ist so

unbedingt Brauch, daf selbst der Mantelsaum des Reisekleids über das Haupt hinaufgezogen wird, wenn auf den hadrianischen Tondi am Bogen des Konstantin der Herrscher in dieser Tracht ein

Opfer darbringt. Andererseits ist durch das Relief aus Ephesos in Wien mit der Darstellung der Nachfolgeregelung Hadrians bezeugt, daf das Motiv, den Togasaum über das Haupt zu ziehen, nicht auf die Darstellung eines Opfernden beschränkt bleibt, denn auf diesem Relief opfern weder Hadrian noch Antoninus Pius, deren Haupt der Togasaum bedeckt. Hier kann das Motiv nur den Sinn haben, die beiden Herrscher als Verstorbene und Konsekrierte zu kennzeichnen, wie es bei der

konsekrierten Herrscherfrau oder Augusta der Schleier tut. Dies hätte schon früher als Argument für die unerläßliche Spätdatierung des Ehrenmonuments von Ephesos erkannt werden können.

Bedecktes Haupt zeigen ferner die beiden Bildniskópfe des Hadrian in Manissa und auf Thera. Jenen kann der Verfasser nicht beurteilen; bei diesem könnte allenfalls damit gerechnet werden, daß er erst nach dem Tode des Hadrian geschaffen und also als postume Ehrung aufgestellt wurde.

Merkwürdig ist die einzigartige Gewandstatue aus Kyrene in London, British Museum 1381, in der Hadrian auf griechische Weise, im Typus einer hellenistischen männlichen Gewand- und Bildnisstatue, gekleidet ist. Wollte er als Grieche gesehen werden, als er während seiner ersten großen Reise als Herrscher vom westlichen Nordafrika kommend, in Kyrene den griechischen Boden betrat? Nackte Bildnisstatuen des Hadrian, in der Art eines Heros, wurden in Pergamon, Italica, Thysdrus

und Vaison gefunden. In zwei Fällen, den Statuen in Pergamon und in Vaison, stimmt der statuarische Typus genau überein. Der Torso aus Thysdrus im Museum zu Tunis ist wohl auf gleiche Weise zu ergänzen. Dagegen gibt der Torso aus Italica in Sevilla das statuarische Motiv spiegelbildlich wieder mit Rücksicht darauf, daß der Typus dem Trajan vorbehalten bleiben sollte, zu dem der Hadrian in Italica das Gegenstück bildet. Die Statue in Vaison hatte im Theater ihren Platz; die Idealstatuen aus Thysdrus und Italica stammen wahrscheinlich aus den dortigen Amphitheatern, während die

vierte dieser Idealstatuen in der Bibliothek des Asklepieion von Pergamon aufgestellt war. Hier wird Hadrian in der Weihinschrift auf dem Sockel ausdrücklich Theos genannt. In einer ganzen Reihe von pergamenischen Inschriften wird Hadrian unter dem Beinamen ‘Olympios’ geehrt?, in einer von diesen

zusätzlich noch als neuer Asklepios. Will man erwägen, daß Hadrian in der Statue des Asklepieion nicht als Gott schlechthin, sondern überdies noch im besonderen Sinne als Asklepios gemeint sei, so müßte logischerweise die Hadrian-Statue im Theater von Vaison Dionysos sein. Aber solche Logik scheitert am statuarischen Typus, denn dieser spricht ebenso gegen das eine wie gegen das andere. Asklepios wird dargestellt als ein bärtiger Mann, der in das Himation gekleidet ist und den Schlangenstab als Stütze unter der Achsel benutzt. Dieser übliche Typus ist auch für Pergamon durch einige Marmorbildwerke belegt? und findet sich ebenso auf Münzprägungen des Hadrian*. Eine Ausnahme

scheint jedoch ein auffälliges Rückseitenbild zweier hadrianischer Medaillons zu bedeuten?, das als Darstellung von Asklepios und Salus ausgegeben wird. Wäre dies richtig, dann gäbe es eine der 1 2 3 4 5

M. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 82ff. Abb. 9 u. 1o. Altertümer von Pergamon VIII 2, 258 ff. Nr. 365-374. F. Winter, Altertümer von Pergamon VII 2, 188 ff. Nr. 188-195. F. Gnecchi, I Medaglioni Romani II 7 Taf. 40, 6; 41,2. Gnecchi a. O. II 4 Taf. 38, 5; III 2x Taf. 147, 6 = Strack Lfd. Nr. 449.

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pergamenischen Statue entsprechend nackte Asklepios-Darstellung. Aber dies Rückseitenbild kann schwerlich so gedeutet werden, nicht deswegen, weil man sich erst mit der befremdenden AsklepiosDarstellung befreunden müßte, sondern weil die Darstellung selbst anders aufzufassen ist: Salus ist hier gar nicht Partnerin des nackten Jünglings, der Asklepios sein soll, sondern sie betreut einen

Heros, legt ihm die linke Hand auf die Schulter, hat ihm einen kurzen Schlangenstab in die Rechte gegeben (der Heros stützt sich keineswegs darauf wie Asklepios auf seinen langen bis in die Achsel reichenden Stab) und füttert die Schlange. Das ist eine Gruppierung, wie wir sie von Hygieia-

Asklepios-Darstellungen nicht kennen. Asklepios scheint überdies auf der Prágung in der Tat mit dargestellt zu sein, nämlich in einem kleinen, auf einem Pfeiler stehenden Gótterbild, an dem man bei aller Kleinheit den üblichen statuarischen Asklepios-Typus mit dem in die Hüfte gestützten linken Arm zu erkennen meint. Dieses Rückseitenbild der hadrianischen Medaillons meint nicht etwa die góttliche Personifikation der Gesundheit und Heilkraft, sondern Bedürftigkeit von Gesundheit: Salus verhilft einem Heros zur Gesundheit. So hat denn auch P. L. Strack (93) Münzprägungen

dieser Art aus den Jahren 127/128 und 128/129 auf das Motiv der valetudo principis gedeutet und auf die schwere Krankheit des Hadrian in dieser Zeit bezogen. Es ergibt sich also auch aus der Darstellung auf dem hadrianischen Medaillon kein Grund für die Deutung der Pergamener Statue des

Gottes Hadrian als Asklepios!. Eher würden die Attribute der Statue aus dem Asklepieion von Pergamon für Hadrian als Gott Mars sprechen, zumal Hadrian einmal in der Statue des Museo Capitolino, Salone 15, eindeutig als Mars dargestellt ist, unter Verwendung eines klassischen Ares-

Iypus?. Trotzdem muß man sich fragen, ob die Abzeichen der Pergamener Statue im Sinne einer solchen Differenzierung verstanden werden dürfen. Wenn sich auch aus der militärischen Beglaubigung die Herrschaftsbefugnis entscheidend herleitet, so spricht doch alles dafür, die pergamenische

Statue des Gottes Hadrian ebenso wie die übrigen Idealstatuen in ihrer Bedeutung nicht auf einen besonderen Gott einzuengen, sondern in ihnen Hadrian als Herrscher, Heros und Gott gesteigert und schlechthin zu verstehen.

Am häufigsten zeigen die erhaltenen Bildnisstatuen Hadrian als Feldherrn. Reiterstandbilder wie das kostbare Bronzebildwerk des Marcus Aurelius sind nicht erhalten geblieben, aber durch literarische Überlieferung bezeugt: Auf dem Milion in Konstantinopel standen Reiterstatuen des Trajan und des Hadrian hinter den Standbildern des Konstantin und seiner Mutter?, und ein zweites

Reiterstandbild des Hadrian war in Jerusalem neben dem Heiligtum des Juppiter, das Hadrian an Stelle des Jahwe-Tempels errichtete, aufgestellt*. Erhalten blieben zahlreiche Panzerstatuen aus der östlichen Reichshälfte: Athen, Agora Inv. S. 166 Chania, Museum 77 Iraklion, Museum 5 (aus Gortyn) Istanbul, Antikenmuseum 58; Kisamos/Kreta, Kastell Knossos, Villa Ariadne Korinth, Museum

London, British Museum 1466 Olympia, Museum 148. 1 Anders J. Fink, Hermes 83, 1955, 502 ff. Auf Archäologie von ihnen nicht betroffen ist. 2 G.Lippold, Handbuch der Archäologie III, Die Anm. 27: Kaum eine Möglichkeit vom "Typus des ® Vgl. Bernoulli II 2, 107. F. W. Unger, Quellen 1-4 [Bonn]). * Itin. Hieros. p. 591.

die Thesen dieses Aufsatzes weiter einzugehen, erübrigt sich, da die Plastik 186 Taf. 68, 1: Alkamenes. Zuletzt E. Langlotz, 108. BWPr. 14 m. Ares des Alkamenes eine verläßliche Vorstellung zu gewinnen. zur byzantinischen Kunstgeschichte I 251 Nr. 690 (Kedrenos I 564,

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Sieht man von der akrolithen Pergamener Kolossalstatue ab, so stammen diese Panzerstatuen fast ausnahmslos vom griechischen Festland und von Kreta, und die einzige Ausnahme, die Statue aus Kyrene in London, läßt klar erkennen, daß sie mit den griechischen Panzerstatuen aufs engste zusammengehört. Keine dieser Panzerstatuen ist eine Replik der anderen, und doch wird ihre Zusammengehörigkeit an vielen übereinstimmenden Motiven deutlich, vor allem am Schmuck des

Panzers. Ein Kultbild der Pallas Athene nimmt genau die Mitte ein!; es erhebt sich über der rómischen Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus. Diese Darstellung ist für den Philhellenen Hadrian sinnbildlich; die Wahrzeichen Roms und Athens sind darin verbunden, unter absichtlicher Erhóhung

Athens, als dessen Neugründer Hadrian sich fühlte. Solcher Reliefschmuck an einem Herrscherbild war in Athen und in Griechenland so recht am Platze; die Rómer würde er verletzt haben. Statt des Palladion zeigt die Statue in Knossos eine Art Amazone. Es muf sich um ein góttliches Wesen handeln, das für Kreta dieselbe Bedeutung hatte wie Athena für Athen. Zu den Auszeichnungen,

die Hadrian Kreta angedeihen lief, gehórt der Neubau des Diktynnaion in Westkreta, das Heiligtum der auf Kreta ausschließlich verehrten Diktynna, einer Wesensverwandten der Artemis und deren Lieblingsgefáhrtin?; man darf deshalb wohl darauf schließen, daß mit jenem amazonenartigen Wesen, das die Stelle des Palladion vertritt, die kretische Diktynna gemeint ist. Auf das Palladion

bzw. diese Stellvertretung schweben von beiden Seiten zwei Victorien mit Kränzen in den Händen herzu. Gewöhnlich dient ihnen der untere Abschluß des Brustpanzers als Standlinie. Am Torso aus

Gortyn in Iraklion haben sie ungewöhnlicherweise je einen liegenden Barbaren unter ihren Füßen. Zwischen den beiden Victorien und dem Palladion sind in den meisten Fällen, selbst bei der mut-

maßlichen Diktynna, Eule und Schlange, wie sie allein für Pallas Athene passend sind, zu sehen. Sie fehlen an dem Panzer der Londoner Statue aus Kyrene. Von den Pteryges am unteren Rande des Metallpanzers zeigt das mittlere anscheinend ausnahmslos eine Ammonsmaske; in ihr gesellt

sich wohl Agypten zu Athen und Rom?. Die übrigen Pteryges zeigen in willkürlichem Wechsel kauernde Barbaren, Medusen-, Elefanten-, Widder- und Löwenköpfe, Adler, Helme, Schwerter,

Beinschienen und Schilde oder Rosetten. Hinsichtlich der Haltung der Panzerstatuen, der Verteilung von Stand- und Spielbein oder der

Gebärde der Arme, herrscht keine Regel. Soweit der Erhaltungszustand es beurteilen läßt, fehlt nirgends das Paludamentum über dem Panzer. Meistens wird das Paludamentum auf der rechten

Schulter durch den Kopf gehalten, quer vor der Brust nach der anderen Seite hinübergezogen und über die linke Schulter nach hinten geworfen, wo es an der linken Körperseite lang herabfällt. Bei

dem Torso aus Gortyn in Iraklion liegt das Paludamentum allein auf der linken Schulter und läßt somit den Brustpanzer mit einem Gorgoneion unter dem Halsausschnitt gänzlich frei. Vielleicht muß das dürftige Bruchstück im Athener Akropolismuseum ähnlich ergänzt werden. In der Istanbuler Statue aus Hierapytna setzt Hadrian den linken Fuß auf den Nacken eines Bar-

baren. In den Statuen aus Gortyn in Iraklion und in Kisamos kauert ein Barbarenfigürchen neben dem rechten Bein des Imperators. Leider läßt der trümmerhafte Befund anderer Stücke nicht erkennen,

ob sich dies Motiv

auch sonst wiederholte oder ob es auf die kretischen Panzerstatuen

be-

schränkt blieb. Hadrian ist hier als Triumphator verstanden worden und dies, wie oben dargelegt 1 G. Lippold, RE. XVIII 2, 200 s. v. Palladien. 2 L. Preller u. C. Robert, Griechische Mythologie I. Theogonie und Götter 317 f. Vgl. M. P. Nilsson, Geschichte der eriechischen Religion I 289. Zum Diktynnaion: G. Welter u. U. Jantzen, in: Forschungen auf Kreta 106 ff. 3 Zeus-Ammon-Kópfe oder Büsten finden sich auf alexandrinischen Prägungen Hadrians von 117/118 bis 126/127 Jahr für Jahr durchgehend; vorher sind sie nur einmal bei Caligula und zweimal bei Titus zu finden. Nach 127 gewinnt auf den hadrianischen Prägungen Alexandrias Serapis über Ammon die Oberhand. Man kann also nach dem Vorkommen der Ammon-Maske die Panzerstatue Hadrians durchaus nicht erst nach der ägyptischen Reise Hadrians datieren, sondern wird vielmehr auf eine vorausgehende Entstehungszeit gewiesen. Vgl. J. Vogt, Die Alexandrinischen Münzen I 104; II 4o ff.

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wurde, aus Anlaf der Niederwerfung des motus Maurorum im Jahre 122. In diesem Zusammenhang dürfte von Bedeutung sein, daß sich in keiner Provinz des Imperium Romanum so viele Ehrenbógen für Hadrian nachweisen lassen wie in Nordafrika!. Von allen griechischen Panzerstatuen des Hadrian unterscheidet sich allein die Statue aus dem Diktynnaion; sie hat am auffälligsten als Panzerschmuck gegenständige Vogelgreifen und ringsum die über den Greifen verschnürte Feldherrnbinde. Mit Sicherheit ist dies Motiv an der Dresdener

Statue des Antoninus Pius (Wegner, Antonine Taf. 5) und am wagenbesteigenden Lucius Verus auf einem Relief des Ephesischen Ehrenmonuments in Wien? belegt. Wenn also der Kopf Hadrians der Statue aus dem Diktynnaion wirklich zugehört, so muß diese Statue zumindest spät, vielleicht erst antoninisch sein. Der Stil des Hadriankopfes liefert selbst bei solcher Spätdatierung kein Argument gegen eine Zusammengehörigkeit. | Die meisten Bildnisbüsten Hadrians, die erhalten geblieben sind, gehören zu den Wiederholungen der sechs Haupttypen seiner Bildnisse und sind also weder Originale noch Herrscherbilder von

offiziellem Charakter; durch die Schildbüsten an den Feldzeichen wird dagegen bezeugt, daß die Büstenform an sich die hochoffizielle Geltung eines Bildnisses als Herrscherbild nicht ausschließt. An Einzelstücken von Bildnisbüsten Hadrians ist einzig die Büste in London, British Museum 1896, nennenswert. Die Büste mit dem Panzer und dem Paludamentum, das quer über die Brust gezogen

und auf der rechten Schulter geknöpft ist, weist in dieser Form auf den Typus voraus, der in antoninischer Zeit vorherrscht, ist aber dennoch unverkennbar vorantoninisch wegen des knappen Büstenabschnitts und des einfachen, übersichtlichen Faltenwurfs des Paludamentum.

Einzelstück ist diese Londoner Büste allerdings nur nach Ausweis des Bildniskopfes, denn eine Panzerbüste mit quergezogenem Paludamentum ist bei den arg beschädigten Stücken in Margam Park und im Thermenmuseum, von Stazione Termini, wahrscheinlich ganz entsprechend zu ergänzen. Das eine dieser beiden Bildnisse scheint dem Typus Chiaramonti zu folgen, das andere ist das Leitstück vom Typus Stazione Termini. Hier ist also anscheinend eine einzige Büstenform für drei verschiedene Bildnisköpfe verwandt worden. Die fragmentierte Büste von Stazione Termini mußte innerhalb der Wiederholungen ihres Typus nach stilistischen Merkmalen spät datiert werden; nach ihrer Ausführung steht sie einem Bildnis des Antoninus Pius wie demjenigen in Neapel, Museo Nazionale 6031 (Wegner, Antonine Taf. ı) nicht mehr fern. An der Londoner Bildnisbüste, die für

den ersten Anblick einen jugendlichen Eindruck machte, mußte die Augenbohrung befremden, weil diese erst mit dem Typus Panzerbüste Imperatori 32 von 128 aufkommt. Man wird also, unabhängig von den Bildnistypen, die Ausführung

dieser drei Panzer-Querpaludamentumbüsten aus

stilistischen Gründen keinesfalls früh ansetzen dürfen, so daß sich die Einreihung der Büsten, ihrer Form nach, in nächster Nähe der antoninischen Zeit bestätigt. Irajanischem Herkommen entspricht am deutlichsten die völlig nackte Büste in London, British Museum 1897. Da ıhr Bildniskopf den Typus Rollockenfrisur wiederholt, wird sie nachdrücklich in die Frühzeit der Herrschaft des Hadrian verwiesen.

Eine Nachwirkung trajanischer Büstenformen ist ferner festzustellen bei der Büste in Reggio/ Calabria; es ist die nackte Büste mit quergeführtem Schwertriemen und mit Paludamentum ausschließlich auf der linken Schulter, wie sie für Trajan, neben der völlig nackten Büste, am häufigsten

(wenigstens viermal) nachzuweisen ist. Da der Bildniskopf der Büste in Reggio/Calabria sehr wahrscheinlich zum Typus Stazione Termini gehört, wird hierdurch unsere Vorstellung von der Abfolge der Büstentypen bestätigt und der frühe Ansatz des Bildnistypus Stazione Termini bekräftigt. 1 Vg]. H. Kähler, RE. s. v. Triumphbogen Nr. V 23. 24. 36a. 18. 13. 19; dagegen aus Kleinasien Nr. VII 1. 12a und aus Syrien Nr. VIII 7. Nur einer der nordafrikanischen Bógen ist auf das Jahr 137 datiert, bei den übrigen ist die Datierung offen. 2 E. Strong, Scultura Romana II Taf. so.

69

Hadrian

Hadrian

Unter den Wiederholungen des Bildnistypus Stazione Termini findet sich endlich noch die Panzerbüste mit Paludamentum auf der linken Schulter, und zwar bei den beiden Büsten Florenz Uffizien 108 und Rom Palazzo dei Conservatori Scala II 9. Es sind also drei verschiedene Büstenformen,

die bei ein und demselben Bildnistypus vorkommen; daran verrät sich wohl eine gewisse Unentschiedenheit oder eine Übergangserscheinung vom Verlassen der trajanischen Büste mit nackter Brust und Paludamentum

auf der linken Schulter bis zur Vorherrschaft der antoninischen Panzerbüste

mit quergezogenem Paludamentum. Daß sich solche Etappen gerade bei dem 'Iypus Stazione Terminl als dem frühesten Typus unter den Bildnissen des Hadrian nachweisen lassen, ist besonders einleuchtend: als Typus folgt er auf das Bildnis des Trajan, in seinen Wiederholungen reicht er weiter hinab und findet Anschluß an das Bildnis des Antoninus Pius. Die Panzerbüste mit Paludamentum auf der linken Schulter, die sich unter den Wiederholungen

des Typus Stazione Termini zweimal findet, ist diejenige Büstenform, die als besonders charakteristisch für die Zeit Hadrians gelten kann. Sie kehrt auch unter den Wiederholungen des Typus

Rollockenfrisur zweimal wieder, und zwar bei den Büsten in Sevilla und in Alexandria 20851. Es wiederholt sich bei diesem jüngeren Bildnistypus dasselbe Phänomen trajanischer Nachwirkung wie

beim "Typus Stazione Termini, insofern auch unter seinen Wiederholungen noch einmal eine trajanische Büstenform vorkommt, nämlich die oben besprochene gänzlich nackte Büste in London, British Museum 1897. Die ausschließliche Herrschaft hat die Panzerbüste mit Paludamentum auf der linken Schulter beim Typus Baiae erlangt, der daher ein Recht auf den etwas umständlichen Namen Panzer-Paludamen-

tumbüste Baiae erwirbt. Unter Trajan ist diese charakteristisch hadrianische Büstenform noch nicht nachzuweisen.

Ebenso charakteristisch hadrianisch ist als zweites die einfache Panzerbüste ganz ohne Paludamentum. Sie kommt ebenfalls erst in hadrianischer Zeit auf und beschränkt sich bei Hadrian auf den nach ihr benannten Bildnistypus Panzerbüste Imperatori 32. Gegen Ende der Herrschaft Hadrians kommt endlich eine Büste mit nacktem Oberkórper auf, die

sich von den nackten trajanischen Büsten dadurch unterscheidet, daß der Brustabschnitt tiefer hinabreicht, so daß man von Oberarmbüste spricht. Sie findet sich allein bei dem letzten, spätesten Bildnistypus der nach dem Stück im Vatikan, Sala dei Busti 283, benannt wurde. Innerhalb der Wieder-

holungen besteht allerdings ein Unterschied insofern, daß das leider stark beschädigte und ergänzte Leitstück anscheinend gänzlich nackt gewesen ist, während die drei Wiederholungen in Kopenhagen

681, in Neapel

6069 und in Paris

1189 mit einem

quergezogenen

und

auf der rechten

Schulter geknópften Paludamentum versehen sind. Die vergrößerte Oberarmbüste in verschiedener Kleidung wird für sämtliche Büstentypen der antoninischen Zeit maßgebend; die nackte Oberarm-

büste mit dem quergezogenen Paludamentum bleibt jedoch eigentümlich und ausschließlich hadrianisch. Vielleicht erinnert diese Paludamentumbüste des Hadrian nicht ohne Absicht an die Chlamys griechischer Epheben. Wollte man einer solchen klassischen Reminiszenz einige Bedeutung beimessen, so müßte man sagen, daß ein Klassizismus erst gegen Ende der Herrchaft Hadrians die Oberhand gewinnt und sich unter Antoninus Pius vor allem auslebt. Indem ein künstlerischer Substanzverlust

des Rómischen, das sich unter Trajan prachtvoll entfaltet hatte, eintrat, suchte man Anlehnung an historische Stilformen. Diese zusammenfassende Besprechung der Büstenformen unter den Bildnissen Hadrians nach ihrer

Vielfalt und ihrer Abfolge war wohl geeignet, als eine Probe aufs Exempel die Abfolge der Bildnisse Hadrians, wie sie oben aus der kritischen Untersuchung der Bildnistypen erschlossen wurde, zu

bestátigen. Das Verschwinden alter und das Aufkommen neuer Büstenformen kónnte fast mit der Pedanterie statistischer Argumente zeitlich nachgerechnet werden. Man kann also hoffen, rein sub-

jektiven Beurteilungsgrundlagen nicht allzusehr verfallen zu sein. /O

An so vielen Bildnisbüsten des Hadrian sind auffallend wenig Büstenfüße ursprünglich erhalten geblieben. Die hohen antoninischen Büstenfüße kommen

in hadrianischer Zeit anscheinend erst

langsam auf. Berücksichtigt man bereits jetzt, was sich erst weiter unten bei Behandlung der Bildnisse der Augustae erweisen wird, so findet sich die typologisch früheste Form des Büstenfußes, eine

flache, kreisrunde Standplatte unmittelbar unter dem Indextäfelchen, bei der Matidia-Büste in Neapel und der Sabina-Büste im 'Thermenmuseum

725. Zwei Büsten beider Augustae,

die aus

stilistischen Gründen später zu datieren sind, die Matidia-Büste in Paris und die Sabina-Büste 1m Vatikan, zeigen dann die entwickelte Form des Büstenfußes mit der hohen Hohlkehle. Unter den Hadrian-Büsten haben drei den gleichen Büstenfuß; zwei von diesen, die Büsten in Sevilla und im Vatikan Braccio nuovo 81 (Taf. 19 b) waren gleichfalls aus stilistischen Gründen spät zu datieren. Die Hadrian-Büste im Konservatorenpalast Scala II 9 bleibt die früheste uns erhaltene Büste mit

zugehórigem Büstenfuß von diesem Typus (vgl. Wegner, Antonine 288). In ansehnlicher Zahl sind Bildnisse des Hadrian mit einem Kranz auf dem Haupt erhalten geblieben. Um so merkwürdiger und bedeutungsvoller ist es, daß kein einziges bekränztes Hadrian-Bildnis aus der römischen Stadt stammt. In den Westprovinzen wurde eines, in Nordafrika wurden drei gefunden, und alle übrigen gehören nach Griechenland und dem Osten. Der Lorbeerkranz kennzeichnet den Imperator. In diesem Sinne ist er an den Panzerstatuen in

Istanbul und in Olympia nachzuweisen und an der heroischen Statue aus El Djem in Tunis zu verstehen. Zwei weitere lorbeerbekränzte Köpfe in Alger und in Paris stammen aus Karthago. Die Herkunft des sechsten in Wilton House ist nicht bekannt. Der Eichenkranz, die »ob cives servatos« verliehene corona civica, durch die Augustus in Rom besonders geehrte wurde, findet sich bei Hadrian anscheinend gleichbedeutend mit dem Lorbeerkranz;

denn einen Eichenkranz trágt die heroische Statue aus dem Theater von Vaison ebenso wie den Lorbeerkranz ihre mutmaßliche Wiederholung aus El Djem in Tunis. Wäre die Zugehörigkeit des Kopfes

zu der Panzerstatue in Chania gesichert, so wäre dies eine wertvolle Bestätigung für die Vertauschbarkeit von Lorbeer- und Eichenkranz selbst bei Panzerstatuen; wer die Zusammengehörigkeit von Kopf und Statue bestreiten will, kónnte zu diesem Zwecke mit dem Vorkommen des Eichenkranzes argumentieren. Die beiden Kópfe mit Eichenkranz in Athen 3729 und in Beirut lassen nicht erkennen, zu welcher Art statuarischen Typus diese Köpfe gehörten. Die Bedeutung des Pinienkranzes bei einem Herrscherbild wie der Himationstatue des Hadrian aus

Kyrene in London bleibt noch immer unerklärt (vgl. Groß, Trajan 63). Ja die Schwierigkeit einer Erklärung nimmt sogar zu, wenn nun der nackten Statue des Trajan als Gott mit dem Pinienkranz im Thermenmuseum (Groß Taf. 2c) ein Hadrian in bürgerlicher Kleidung an die Seite tritt. Der Hinweis darauf, daß der Pinienkranz den Sieger in den isthmischen Spielen ehrt, bleibt in beiden Fällen unbefriedigend. Auffallend ist der Strahlenkranz, den der Bronzekopf aus Kena in Alexandria ums Haupt trägt. Befremden braucht dies nicht, da die Strahlenkrone auch in der römischen Reichsprägung belegt ist (Strack 7. 13. 19f); um so merkwürdiger ist es, daß die alexandrinischen Prägungen ausschließ-

lich Lorbeerkränze und keine einzige Strahlenkrone zeigen!. Auf den Reichsprägungen entfällt die Strahlenkrone seit den Emissionen

der Jahre

128/9;

das braucht wohl

kaum

einen Einwand

zu

bedeuten gegen die oben vorgeschlagene Datierung des Bronzekopfes von Kena im Anschluß an die ‘Reise des Herrschers in Ägypten in den Jahren 130/31. Der Kunstcharakter der Bildnisse Hadrians, die geistigen Auffassungen, die sich in ihnen ausdrücken, das Formgefühl, das sie bildet, und das Handwerkliche, das sie herrichtet, läßt sich unmöglich in ein

paar Sátzen zusammenfassen. Fast bei jedem Bildwerk war zu bedenken, was bereits im Original 1 J. Vogt, Die Alexandrinischen Münzen, vgl. Register. 7/4

Hadrian

Hadrian

des Typus angelegt sein mochte, inwiefern es umgebildet sei, was der Kopie an stilistischen Veránderungen zuzuschreiben wäre und was endlich die Neuzeit durch Herrichtung, Ergänzung und Überarbeitung beeinträchtigte. Aus diesen Möglichkeiten ergibt sich eine unübersehbare Vielfalt von Verhältnissen und Überschneidungen, deren Besonderheit angesichts eines jeden einzelnen Stücks zu erkennen versucht wurde. Aufs Ganze gesehen, ist die Zeit Hadrians kunstgeschichtlich eine Zeit des Weiterwirkens und des Übergangs, keine Zeit des Umbruchs,

der Entgegensetzung oder der

Neuerung. Schrittweise wird das 'Irajanische vollendet, verwandelt und aufgezehrt, während sich das Antoninische anbahnt, ohne noch entschieden antoninischen Charakter zu zeigen. Das Plastische,

die Faßlichkeit des Körperlichen und die dingliche Bestimmtheit der Bestandteile behalten von Anfang an bis fast ans Ende der Zeit des Hadrian die Oberhand. Erst im letzten Jahrzehnt beginnt die Formzersetzung mittels des laufenden Bohrers, die Auflockerung des Tastbaren und Abgegrenzten,

das Widerspiel von Rauhem und Glattem, Massigem und Flockigem. Das Aufkommen der Augenbohrung, das man herkómmlich mit der hadrianischen Zeit gleichsetzt, kann erst in das letzte Jahr-

zehnt fallen, da noch eine Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32, dessen Urbild 128 n. Chr. anzusetzen ist, ohne Augenbohrung auskommt. Wie weit bleibt unter dieser Vielfalt kunstgeschichtlicher Erscheinungsformen der eine Hadrian zu erkennen, und an welche Bildnisse soll man sich am Ende halten, wenn man kurzerhand ein Bildwerk

als Bildnis Hadrians ausgeben oder wenn man an ihm hadrianischen Stil aufweisen will? Soll dafür der Kopf von Stazione Termini gelten, dessen Erhaltungszustand so frisch und ursprünglich wirkt,

obwohl diese Wiederholung des Typus beträchtlich später entstand als das ihm zugrundeliegende Urbild? Beruft man sich besser auf die Statue in Vaison als einer ursprünglichen Schöpfung, obwohl es sich um ein Provinzialbildwerk handelt? Verdient die Panzerbüste im Museo Capitolino, Imperatori 32, den Vorzug, weil sie auf eine bedeutende Bildnisehrung für den Pater Patriae zurückgeht, wenngleich in ihr ein Bronzeoriginal in eine Marmorfassung umgesetzt wurde? Oder die Büste

im Vatikan, Sala dei Busti 283 — aber diese wohl am wenigsten, weil sie als Bildnis eines kranken, stark gealterten Mannes nach Darstellung und Ausführung von der großen Zahl aller übrigen Bildnisse auffallend absticht. Manches spräche bei wiederholter Erwägung für den Kolossalkopf der vatikanischen Rotunde, weil er das Spätbildnis ausklammert und zu einer unbedingten Gestaltung eines zeitenthobenen Bildnisses des Hadrian zu gelangen sucht und wohl ein Original ist; aber

dieses Hadrian-Bildnis ist genau genommen nicht mehr hadrianisch. Wie verschieden würden die Urteile lauten, die sich in charakterkundlicher oder kunstgeschichtlicher Hinsicht nur auf eines dieser Bildnisse beriefen. Kann man auf der Grundlage des archäologischen Materials sich überhaupt ein Bild vom Wesen Hadrians machen? Dabei erhebt sich sofort die Vorfrage, in welchem Sinne bei Hadrian überhaupt von Wesensart zu sprechen sei. Ist er ein Charakter, der sich einigermaßen gleichbleibt, oder ist seine Geschichte sein Charakter, wie Goethe einmal die andere Wesensart formuliert hat? Charakter in diesem Sinne eines menschlichen Wachsens und Reifens kann der Archäologe den Bildnissen nicht absehen. Ja sogar das Spätbildnis im Vatikan ist kein

Altersbildnis in diesem Sinne, sondern eher der Effekt einer Katastrophe. Im Sinne seelischen Alterns verändert sich das Herrscherbild Hadrians nach Ausdruck und geprágter Form während seiner einundzwanzigjährigen Herrschaft, vom Spätbildnis abgesehen, nicht nennenswert, obwohl in den Bildnissen anfangs ein Einundvierzigjähriger, am Ende ein Zweiundsechzigjähriger gemeint ist. Darin unterscheidet sich das Herrscherbild des Hadrian merklich von den Bildnissen des Marcus Aurelius; ganz abgesehen davon, daß wir dessen Lebensgang vom achtzehnten bis zum neunundfünfzigsten Lebensjahr in ausgeprägten Entwicklungsstufen verfolgen, ist er während der zwei Jahrzehnte seiner Herrschaft ganz anders als ein Alternder und zuletzt als ein Greis verstanden worden,

weil ein Kern in der reifenden Frucht steckte. Andererseits ist Hadrians Alterns- oder Entwicklungs-

losigkeit etwas ganz anderes als das weitgehend Gleichbleibende Trajans in dessen Bildnissen, denen 72

man nicht ansieht, daß sie einen Mann im zunehmenden Alter von fünfzig bis neunundsechzig Jah-

ren wiedergeben müßten, weil Trajan eine kernige, durchaus echte und eindeutige Natur war. Hadrian erscheint in seinen Bildnissen recht ungleich und unausgeglichen. An keiner Stelle meint man den Angelpunkt zu finden, wo man ihn faßt. Immer entgeht er uns; er wirkt wie verstellt oder scheint auf der Flucht zu sein — durch die weite Welt und vor sich selbst, ein homo ludens dessen, was anderswo gebildet war oder Glaubensinhalt. Das Animula-Gedicht Hadrians läßt etwas von dieser

Ungelóstheit und Unstetheit ahnen, obwohl dieses Gedichtchen weniger als Maxime für Hadrian im ganzen verbindlich ist, sondern eher verstanden werden muß als ein Gelegenheitsgedicht ephemerer Stimmung im Krankenzimmer und vorgerücktem Lebensalter — nach der enttäuschenden Erfahrung, daß vieles von dem, was das Leben ausmachte, scheinhaft war, daß alle geleistete Lebensaufgabe

dem Leben noch keinen beglückenden Inhalt gab. Wer wollte dem Handeln Hadrians den ernsten und guten Willen abstreiten! Aber sein Wirken erwächst nicht einer gesunden Beschaffenheit, tüchtiger Natur und innerer Gewißheit. Man meint, daß Hadrians Bildnis den unfrohen Zug und oft etwas Verkrampftes hat, weil Hadrian mit Willen, Unternehmen und Leisten seine Natur überforderte. Bei allem Gräcisieren 1st er von einem Griechen früher und klassischer Zeit so verschieden, daß

man ihn mit Recht als Graeculus verspotten konnte. In all diesem liegt wohl die Zwiespältigkeit

zutage, die der Geschichtsforscher an Hadrian hervorhebt und die der Archäologe an der Vielgesichtigkeit der Bildnisse erfährt.

Hadrian

PLOTINA

Plotina, die Frau 'Irajans, findet mit guten Gründen in diesem Bande ihren Platz,

meint man doch, es sei ihrem entscheidenden Einfluß, wenn nicht gar ihren Machenschaften zu verdanken, daß Hadrian der Nachfolger des Trajan wurde. Da Plotina noch bis zu ihrem Tode durch Münzprägungen des Hadrian geehrt wird, darf angenommen werden, daß es unter Hadrian an plastischen Bildnissen der Plotina Augusta nicht ganz gefehlt hat. Wenn Plotina nach Schätzung von J. J. Bernoulli nicht spáter als 7o n. Chr. geboren wurde, so war sie mindestens zweiundvierzig-

jährig, als Anfang des Jahres 112 Prägungen mit ihrem Bildnis einsetzten, und etwa einundfünfzigjährig, als sie wahrscheinlich im Spätherbst 121, vier Jahre nach dem Tode des Trajan, starb. Mit ihrem Tode hören die Münzprägungen mit ihrem Bildnis auf; besondere Konsekrationsmünzen hat es nicht gegeben. Sämtliche Münzprägungen aus diesem einen Jahrzehnt zwi-

schen 112 und 121 n. Chr. zeigen einen einzigen Bildnistypus und eine wiederkehrende Haartracht. Das Profil ist knapp und langgestreckt; das Gesicht erscheint schmal, der Hals dünn. Die StirnNasenlinie ist klar gewinkelt, der Nasenrücken lang und gerade. Auf den Bronzeprägungen scheinen

die Wangen etwas voller und weicher zu sein als auf den Goldprägungen, wo sie hagerer wirken und die Haut straffer gespannt erscheint. Die Haartracht ist gekennzeichnet durch einen hohen, kráftig gerundeten Haarbausch, der rückwárts von einem Diadem gehalten wird, und durch eine dichte Folge sorgfältig parallel geführter und feiner Flechten, die sich eng an den Hinterkopf an-

schmiegen, tief im Nacken zusammengefaßt sind und als lange Zopfschleife bis über die Schultern hinabfallen. Gegen die Stirn wird der Haarbausch

abgegrenzt durch eine flachgedrückte Rolle,

einem breiten Band ähnlich, die in steiler Schräge vom Scheitel bis zum Ohr hinabreicht, und neben diesem in einer senkrechten Verlängerung endigt, somit die Stirn umrahmend. Auf dieser Grundlage plastische Bildnisse der Plotina zu bestimmen, bereitet nicht die geringsten Schwierigkeiten. Eindundzwanzig Bildnisse stehen in Frage; davon sind acht eindeutig und echt, zwei moderne Nachbildungen und drei nicht unverdächtig, während ein Einzelstück aus Kreta in Athen trotz abweichender Haartracht von F. Poulsen wohl mit Recht als Bildnis der Plotina gedeutet wurde und ein zweites in Iraklion sich nicht eindeutig bestimmen läßt. Sechs Bildnisse, von denen vermutet worden ist, sie könnten Plotina darstellen, wurden wegen zu großer Unähnlichkeit

der Gesichtszüge ausgeschieden. Ein Bildnistypus herrscht, wenn man von geringfügigen Abweichungen in Einzelheiten absicht; er wird hier nach dem bekanntesten Bildnis im Museo Capitolino, Imperatori 28, genannt, wenngleich

gerade dieses Stück im heutigen Zustand kaum noch ursprüngliche Oberfläche aufweist. Nach dem Gesicht allein hat ein Kopf im Museo Nazionale delle Terme 695 (Taf. 34), von dessen Haartracht kaum nennenswerte Spuren erhalten geblieben sind, als beste Replik zu gelten; die Nase ist unergänzt und die Oberfläche nur leicht verwittert. Eine Gegenüberstellung der Profile dieses Kopfes und des Kopfes Imperatori 28 läßt keine Zweifel an der Identität aufkommen. Wo Abweichungen zu

bemerken sind, wie in der Führung der Brauenbögen über den äußeren Augenwinkeln, wo sie am Thermenkopf stärker abwärts führen als beim Imperatorenkopf, da spricht dies gegen die Zuverlässigkeit des letzteren und erklärt sich aus desssen tiefgreifender Überarbeitung, während der 74

Befund am Thermenkopf durch den zweiten Kopf im Museo Nazionale delle Terme 693 (Taf. 32b

u.

33) in wünschenswerter Weise bestätigt wird.

Dieser zweite Kopf im Thermenmuseum, obwohl im heutigen Zustand unvollständiger und darum

unansehnlicher als der Imperatorenkopf, verdient letzterem ebenfalls vorgezogen zu werden. Hier ist die Haartracht, soweit erhalten, zuverlässiger, und die Gegenüberstellung macht deutlich, daß am Imperatorenkopf bei allem Anschein von Genauigkeit in der Bezeichnung der Einzelheiten doch mancherlei durch Überarbeitung verändert wurde. Die flache Rolle, die die Stirn einfaßt, 1st in

einer durchgehenden Richtung sichelfórmig unterteilt. Die flachgedrückte Korkenzieherlocke neben dem Ohr, die am Imperatorenkopf zu sehen ist und sich hier unsinnig über die flache Stirnrolle legt, ist durch den zweiten Thermenkopf nicht belegt. An diesem zuverlässigeren Stück ist der hohe Haarbausch als ein besonderes Gebilde in sich zusammengefaßt; der wellige Übergang am Imperatorenkopf ist eine unglaubwürdige Veränderung des Überarbeiters. Nach einer Querscheitelung von

Ohrmuschel

zu Ohrmuschel

wird

das Haar

am

Hinterkopf

sechsfach unterteilt,

und

sechs

schmale Flechten legen sich über eine untere Schicht von Flechten. Daß diese Flechten tief im Nacken zusammengefaßt wurden, ist gerade noch zu erkennen; die Zopfschleife ist weggebrochen. Ein paar feine Stráhnen liegen hier frei am Hals. Eine von ihnen blieb an dem fragmentierten Thermenkopf

noch erhalten; sie hat mehr Relief als am zweiten Thermenkopf. Diese stärkere Plastik ist ein Merkmal, welches mit anderen ähnlicher Art dafür spricht, daß der fragmentierte Thermenkopf später entstand als der andere, wahrscheinlich erst in hadrianischer Zeit, denn der Formenvortrag gleicht

sehr den Bildnissen der Matidia. Der Kopf im Museo Capitolino, Imperatori 28, verdient also nicht den Ruf, in dem er bisher, auch beim Verfasser, gestanden hat. Wenn hier mitten über der flachen Stirnrolle das segmentfórmige kleine Gebilde, über dem sich der hohe Haarbausch fächerförmig entfaltet, fehlt, dann scheint auch

dieses der Überarbeitung zum Opfer gefallen zu sein. Der Kopf auf fremder Büste in Neapel hat ebenfalls durch Putzen und Überarbeitung sehr gelitten.

Wenn er heute jugendlicher wirkt als die übrigen Repliken dieses Typus, so ist auch das schwerlich ursprünglich. Der Kolossalkopf im Vatikan, Sala Rotonda 240 (Taf. 32a), weicht bei aller Übereinstimmung in den Grundzügen schon in ikonographischen Einzelheiten etwas von den eben besprochenen Wiederholungen des Haupttypus ab. Darin bestätigt sich die Beobachtung an den Bildnissen Hadrians, daß Kolossalköpfe ihre Besonderheiten haben. Die sichelförmige Gliederung der flachen Stirnrolle ist nicht durchgehend, sondern symmetrisch auf die Mitte gerichtet. In ähnlicher Weise ist auch der hohe Haarbausch mehr symmetrisch gegliedert. Vor allem ist an diesem Kolossalkopf die Durchbildung

von einer kräfligeren Plastik, während die Rückseite auffallend vernachlässigt wird. Nimmt man hinzu, daß der Kolossalkopf Augenbohrung hat, so sind dies Anzeichen genug, dieses Bildnis erst in die späteren Jahre der Herrschaft Hadrians zu setzen und in ihm eine postume Bildnisehrung zu sehen. Drei weitere Bildnisse scheinen dem Kolossalkopf des Vatikan näherzustehen als dem Haupttypus; sie sind jedoch sämtlich in schlechtem Zustand und von geringem Wert, was eine zuverlässige Beur-

teilung unmöglich macht. Der Kolossalkopf im Museo Torlonia 402 könnte wegen seines Mafsstabs, die Statue im Louvre wegen des Schleiers über dem Haupt als postumes Bildnis gelten. Der Kolossalkopf mit Diadem im Athener Nationalmuseum

empfiehlt sich nicht auf den ersten

Blick als Bildnis der Plotina; es waren auch zunächst nicht die Gesichtszüge, sondern andere Überlegungen, die zu dieser Bildnisbestimmung führten. Die Überlebensgröße und das Diadem sprechen

gegen eine Privatperson. Das Diadem mit den Zacken oder Knöpfen am oberen Rand wird an Bildnissen der Sabina begegnen, und in die Frühzeit des 2. Jahrhunderts weisen stilistische Merkmale, klassische Idealisierung und Verallgemeinerung des Gesichts und herbe, trockene Plastik der

75

Plotina

Plotina

Formen. Muß eine Augusta dargestellt sein, so stehen nur Plotina und Sabina zur Wahl. Da der Kopf

aus Kreta stammt, wo so viele Bildnisse Hadrians gefunden wurden, liegt es nahe, dort auch mit Bildnissen seiner Frau zu rechnen. Andererseits ist eine Bildnisehrung der Plotina anläßlich des Aufent-

haltes des Herrschers auf der Insel nicht unbegründet, denn Plotina war jüngst, wahrscheinlich im Sommer 121 (Strack II, 69), gestorben; alexandrinische Münzprägungen nehmen gerade während der Zeit vom 29. August 121 bis 122 auf ihren Tod bezug (Strack II 74). So ist man zuletzt wieder darauf angewiesen, größere Bildnisähnlichkeit mit der einen oder der anderen zu ermitteln. Gegen Sabina sprechen die Verhältnisse des Gesichtsschnitts, besondere Breite in der Höhe der Backen-

knochen und starke Schräge der Wangen hinab zum spitzen Kinn, die schmale Lidspalte, der schmale Nasenrücken und die dünnen, feinen Lippen, für Plotina der eifórmige Gesichtsschnitt, die breite kräftige Nase, die derben vollen Lippen sowie der etwas geistlose und wenig empfindungsvolle

Blick. Die Haartracht paßt weder zur einen noch zur anderen. Es sprechen somit mehr Gründe dafür, in dem Kolossalkopf aus Kreta eine postume Bildnisehrung der Plotina zu sehen; die Idealisie-

rung läßt eher auf eine Verklärte als eine Lebende schließen. Ikonographisch ist der Kolossalkopf ohne Belang; er läßt sich der Reihe guter Bildnisse als ein weiteres Glied anfügen, kann aber keinesfalls als Bindeglied für weitere Verkettungen genommen werden. Als zuverlässige Bildnisse der Plotina gelten uns nur die beiden stadtrómischen Typen mit den beiden lebensgroßen Köpfen im Thermenmuseum und dem Kolossalkopf im Vatikan an der Spitze.

MARCIANA

Marciana war älter als ihr Bruder Trajan und muß demnach vor 48 n. Chr. geboren sein. Sie muß in großem Ansehen gestanden haben, denn nur daraus läßt

sich erklären, daß seit Anfang 112 Münzen mit ihrem Bildnis geprägt wurden. Am 29. August 113 ist sie etwa fünfundsechzigjährig gestorben und am gleichen Tag konsekriert worden!; bei ihr wurde zum ersten Male — wahrscheinlich — bereits

vor der Verbrennung die Ehrung der Vergóttlichung vollzogen, die bislang erst MARCIANA

danach erfolgte (vgl. F. Vittinghoff, Der Staatsfeind in der römischen Kaiserzeit 107). Mit der Aufschrift Diva Augusta Marciana setzen sich die Münzprágungen mit ihrem Bildnis fort und dauern noch an unter Hadrian. Dieser ehrte in ihr die Grofimutter seiner Frau. Mit plastischen Bildnissen der Marciana darf gerechnet werden, sowohl unter Trajan als auch unter Hadrian.

Einen einzigen Bildnistypus mit gleichbleibender Haartracht zeigen sämtliche Münzen, die zu Lebzeiten geprägten und die postumen Prägungen (möglicherweise zwei Gruppen: vgl. Strack I 41 mit Anmerkung 83). Die Familienähnlichkeit mit dem Bruder ist auffallend groß: Niedrige, vor-

gewölbte Stirn, eingesenkte Nasenwurzel, volle Wangen, knappes Kinn mit abgekehlter Kinnkuppe, feine schmale Lippen; dazu schlaffe Haut als Merkmal höheren Alters. Die Haartracht ist gekennzeichnet durch eine flache Haarrolle, die die Stirn säumt, einen kunstvollen, zweistufigen Aufbau nebeneinander gestellter, schuppenförmiger Haarbögen mit einem Diadem dahinter und einem großen geschwungenen Flechtennest, zu dem das unterteilte Haar aus dem Nacken hochgenommen wird.

Auch ohne die übereinstimmende Haartracht wäre ein Kolossalkopf aus Ostia wegen einer treffenden Familienähnlichkeit mit Trajan als Bildnis der Marciana zu ermitteln (Taf. 35). Den Alterszügen nach würde man die Dargestellte wohl für jünger halten als eine Sechzigerin, obwohl die Züge ein sehr gereiftes und scharfes Gepräge haben; je nach der Ansicht des Kopfes, die von verschiedenen Aufnahmen festgehalten wird, wirkt die Dargestellte allerdings manchmal älter, herber und verbissener, manchmal freundlicher und jugendlicher. Sie hat das Gesicht einer edlen und geistig regen Frau.

Das Gerüst des Schádels tritt klar hervor; nur die Wangen hángen etwas schlaff nach unten. Die Haartracht wird nun besser verständlich als angesichts der Münzprofile. Der die Stirn umfassende Saum ist hier deutlich als eine flachgedrückte Haarrolle zu erkennen, denn über der Stirnmitte öffnet er sich in Form zweier gegenwendiger Voluten. Darüber erhebt sich in zwei Stufen der kunstvolle Aufbau hochgestellter schuppenfórmiger Haarbógen, in der unteren Reihe sechs jederseits der Mitte, in der oberen fünf. Am Hinterhaupt ist das Haar in Strähnen unterteilt, aus dem Nacken ein wenig hochgenommen, zu Zópfen verflochten und als schwerer Flechtenwulst zu einem großen Nest verschlungen. Das Diadem, das die Münzen zeigen, fehlt; es ist unwahrscheinlich, daß es einst in Metall angefügt war.

Der Kopf auf einer der beiden Gewandstatuen der Loggia de'Lanzi in Florenz, von denen die andere Matidia darstellt, ist eine genaue Replik des Ostia-Kopfes. Der Verfasser hat sich früher 1 Datum durch ostiensische Fasten überliefert: G. Calza, NSc. 1932, 188 ff. Taf. 2. ©. Brendel, AA. 1933, 588.

77

Marciana

durch das ungünstige Aussehen des Kopfes im heutigen Zustand verleiten lassen, ihn für eine moderne Nachbildung zu halten. Der Kopf muß jedoch so stark überarbeitet worden sein, wie es sich an manchem Bildnis Hadrians gezeigt hat, und deshalb im Vergleich mit dem Ostia-Kopf allerdings modern wirken. Er kann nämlich im Kern nur alt sein, denn er ist nach unserer Kenntnis das

am längsten bekannte Bildnis der Marciana; für eine moderne Nachbildung hätte das Vorbild gefehlt. Beide Gewandstatuen der Loggia de'Lanzi müssen schon im Altertum irgendwo als Gegenstücke gestanden haben, möglicherweise auf dem Trajansforum, oder einzeln in den beiden Basiliken der Marciana und der Matidia auf dem Marsfeld. Eine zweite Replik des Ostia-Kopfes wurde 1920 vom Metropolitan-Museum in New York erworben. Eine genaue Replik ist dies, nach den Aufnahmen zu urteilen, allerdings nicht (leider muß

von den beiden Abbildungen in G. M. A. Richters Roman Portraits eine seitenverkehrt sein). Die schuppenförmigen Haarbögen nehmen hier nicht in gleicher Weise nach den Seiten hin an Höhe ab wie beim Ostia-Kopf. Und im Nacken zeigt das Haar zunächst nicht lockere Strähnen, sondern

von vornherein einzelne Flechten. Der Ausdruck der Augen, die befremdlich gebohrt sind, und des Mundes ist anders als am Ostia-Kopf; die Augen sind leicht verhangen, und der Mund wirkt etwas verschmitzt. Die Furche, die die Wangen gegen den Mund abgrenzt, ist weniger scharf geprägt. Im ganzen ist das Aussehen sehr viel jugendlicher; doch mag dies an der besonderen, verfälschenden Art der Aufnahme liegen. Ein vortreffliches Bruchstück eines Bildnisses der Marciana konnte im Magazin des Vatikanischen Museums festgestellt werden (Taf. 36b). Was vom Gesicht erhalten blieb — kaum mehr als die Stirn und die beiden Augen -, reicht für die Identifizierung aus. Für zuverlässige Bildnisse der Marciana ist eine leichte Schwellung der Haut zwischen Brauenbogen und Oberlid am äußeren Augenwinkel charakteristisch, wodurch hier das Oberlid etwas kräftiger herabgedrückt wird. Die Haartracht des Vatikanfragments zeigt ein paar nebensáchliche Abweichungen: Die flache Stirnrolle ist im Gegensinne gegliedert; sie ist über der Stirnmitte nicht offen und in Voluten aufgerollt, sondern es stoßen

hier zwei Bogenkrümmungen

gegeneinander.

Die schuppenfórmigen

Lockengebilde sind etwas

höher und zählen in jeder Stufe beiderseits der Mitte nur je vier Schuppen statt sechs und fünf. In der rechten Profilansicht ist noch der Rest eines Schleiers zu erkennen, der das Haupt bedeckte

und teilweise vor dem rechten Ohr herabführte; das läßt auf eine postume Aufstellung des Bildnisses, das wahrscheinlich ursprünglich eine Statue war, schließen. Die zeichnerische Unterteilung der schuppenförmigen Lockengebilde ist ziemlich gleichmäßig, während sie am Ostia-Kopf größer

und kräftiger rhythmisiert ist. Stilistisch gehört das vatikanische Bruchstück noch ganz in die Tradition trajanischer Formsprache; darauf weist die sehr bestimmte, lineare Festigkeit der Einzelheiten. Als postumes Bildnis kónnte dieses Werk durchaus in die letzten Jahre der Herrschaft des

Irajan gesetzt werden. Es ist ein Einzelbildnis von großer Sorgfalt der Ausführung. Als Einzelbildnis muß nach unserer Kenntnis des Bildnismaterials ferner ein Kopf in Neapel gelten,

bei dem die Haartracht wiederum in einer Einzelheit abweicht (Taf. 36a). Sie gleicht weitgehend derjenigen des Vatikanfragments, hat jedoch in der unteren Reihe nur sieben Schuppen statt acht, also eine Schuppe in der Mitte, und in der oberen Reihe, auf Lücke versetzt, die entsprechenden acht. Physiognomisch stimmen jedoch die Stirn, die Brauenbógen und die Augen vóllig mit dem Vatikanfragment überein, und der schmale Mund mit der vielfältigen Schwingung der Oberlippe gleicht ganz

dem des Ostia-Kopfes. Wenn der Kopf heute jugendlicher und weniger energisch wirkt als das durch den Ostia-Kopf vertretene Bildnis der Marciana, so wird dies daran liegen, daß die Oberfläche

nicht mehr ursprünglich ist. Was überdies gelegentlich als Bildnis der Marciana gilt, auch was der Verfasser früher noch dafür gehalten hat, nàmlich die beiden Kópfe auf moderner Büste in Rom, Museo Capitolino, Impera-

tori 29, und in Newby Hall, kann nunmehr nach Maßgabe des Ostia-Kopfes und des Vatikan76

fragments nicht mehr dafür in Betracht kommen. Es sind nur wenig Bildnisse der Marciana und nach der Haartracht nur Spielarten eines einzigen Typus übriggeblieben. Mit allzu vielen darf man

sowieso nicht rechnen, denn in der Hauptsache wird Marciana durch ihren Bruder geehrt worden sein: Trajan gründete eine Stadt Marcianopolis. Bei Hadrian tritt sie hinter Matidia zurück, wenn er bemerkenswerterweise in Athen einer Phyle den Namen

Markianos unterordnet (Weber 19 und 175 ff.).

der Matidia gibt und ihr den Demos

Marciana

MATIDIA

Matidia, die Tochter der Marciana und die Mutter der Sabina, ist spätestens 68 n. Chr. geboren und im Dezember 119 gestorben, von Hadrian mit Ehren ausgezeichnet: Sie wurde sogleich konsekriert, Hadrian hielt die Laudatio funebris

und stiftete eine Basilica Matidiae auf dem Marsfeld. Matidia besaß schon zu Lebzeiten das Ehrenmünzrecht, sicher unter Hadrian, ob auch unter Trajan ist dagegen zweifelhaft. Hadrian hatte der Matidia offenkundig viel zu verdanken.

Sie war von 'Irajan mit in den Osten genommen worden und zusammen mit Plotina in den letzten Tagen des Herrschers um ihn; sie geleitete seine sterblichen Überreste nach Rom. Die Vermutung liegt nahe, daß sie entscheidend zur Nachfolgeregelung zugunsten des Mannes ihrer Tochter beigetragen hat. Griechische Inschriften nennen sie »Mutter der schónen Tochter« und vergleichen sie mit Demeter, Sabina mit der Tochter Kore. In der hadrianischen Neugründung von Antinoe erhält eine Phyle den Namen der Matidia. Die Münzprägungen mit dem Bildnis der Matidia zeigen sämtlich, wie es bei Plotina und Marciana MATIDIA

der Fall war, einen einzigen Bildnistypus. Die Familienähnlichkeit zwischen Matidia und Marciana muß sehr groß gewesen sein; zumindest sind auf den Münzen die Profile kaum zu unterscheiden;

auffällig verschieden sind beide Münzprägungen nur in der Haartracht, wenngleich nicht im großen und ganzen, sondern nur in einer Einzelheit: Der doppelstufige Haaraufbau der Marciana ist bei Matidia durch ein hohes *Haardiadem' ersetzt, das über der Stirnmitte durch ein langgestrecktes

zungenförmiges Mittelmotiv, einer vergrößerten Umbildung der schuppenförmigen Haarbögen der Marciana-Frisur, unterbrochen wird; das Haardiadem selbst ist allerdings seitlich dieses Mittelmotivs durch einige Grate fächerförmig unterteilt. Zwischen Haaraufbau und Nest trägt Matidia wie Plotina und Marciana das Diadem. In dem uns bekannten Material an plastischen Frauenbildnissen der Kaiserzeit findet sich anschei-

nend nur ein einziges, dessen Haartracht dem Typus der Münzen weitgehend entspricht, ein unterlebensgroßer Kopf im Museo Nazionale delle Terme 42 139. Der Verfasser hat früher gemeint, nach Ausweis der Münzen sei dieser Kopf als Bildnis der Matidia verläßlich bezeugt; er muß diese Bestimmung jetzt zurücknehmen. Zwar zeigt nur dieser unterlebensgroße Kopf das auffällige langgestreckte zungenförmige Motiv über der Stirnmitte, aber diese Übereinstimmung wiegt die physiognomischen Unterschiede nicht auf. Übrigens ist bei genauem Zusehen die Haartracht gar nicht ganz gleich, denn die fächerförmige Unterteilung des ‘Haardiadems’ der Münze muß etwas anderes meinen als die sichelförmige Zeichnung des unterlebensgroßen Kopfes im Thermenmuseum. Nach

Ausdruck und Charakter, den strengen, zielbewußten und ernsten Zügen würde dieser Kopf eher zu Marciana als zu Matidia passen. Der Vergleich mit den Bildnissen dieser beiden Frauen lag auch für R. Paribeni in seiner Erstveröffentlichung nahe; mitihm muß man sich dennoch dahingehend entscheiden, daß weder die eine noch die andere, sondern eine unbekannte Frau der trajanischen Zeit darge-

stellt eines mißt. Form

ist. Das ausdrucksvolle Stück hat die Qualität eines einmalig geschaffenen Charakterbildnisses wirklichen Künstlers, die man bei den häufig wiederholten Herrscherbildnissen leider allzuoft verDie feingliederige Oberflächenbehandlung des Gesichts und die sehr sorgfältige Zeichnung der weisen dieses Bildnis eindeutig in trajanische Zeit; es ist früher als alle Matidia-Bildnisse. óo

Man kann diesmal anscheinend nicht so vertrauensvoll von den Münzprágungen ausgehen wie im allgemeinen und muß auf anderen Wegen das Bildnis der Matidia zu bestimmen suchen; denn plastische Bildnisse der Matidia muß

es fraglos gegeben haben, voraussichtlich in nicht geringer

Zahl, und ein hadrianisches Frauenbildnis, das in mehreren Wiederholungen bekannt ist, wird sich gut dafür empfehlen. Wenn nun die eine der beiden Gewandstatuen der Loggia de'Lanzi in Florenz als Bildnis der Marciana beglaubigt ist, liegt es nahe, im Gegenstück das Bildnis der Matidia zu vermuten. Dieses Bildnis steht nicht allein; es vertritt mit mehreren Repliken zusammen einen Typus. Der Kopf der Gewandstatue in der Loggia de’Lanzi gehört keineswegs zu den besten Repliken; er muß sehr beschädigt gewesen sein und wurde deshalb stark ergänzt und überarbeitet. Alle Einzelheiten sind zu hart und schematisch gezeichnet. Ob für den Ergänzer sichere Anzeichen dafür vorhanden waren, um den Hinterkopf und vor dem Nest Flechte an Flechte in paralleler Folge zu reihen, läßt

sich nicht mehr nachprüfen. Soweit feststellbar, fehlt den anderen Repliken dieses Motiv. Von einer Büste im Louvre ist wegen ihrer vollständigen und recht guten Erhaltung auszugehen (Iaf. 39). Die Haartracht zeigt zuunterst den üblichen Saum um die Stirn. Er ist so kunstvoll, daß man sich fragen muß, ob es sich um eine Frisur aus den eigenen Haaren oder vielmehr um eine künstliche Perücke handelt. Ein sichelförmig gezeichneter Mittelwulst ist oben und unten von einer feinen Verflechtung eingefaßt. Über

diesem Saum

erheben sich zwei hohe Diademe

aus überkreuztem

Flechtengeflecht. Am Hinterkopf ist das echte Haar zu leicht gedrehten Strähnen unterteilt, sie verschwinden unter einem großen Nest aus einer vierfach herumgelegten Flechte, ein paar feine Löckchen ringeln sich frei im Nacken. Eine Korkenzieherlocke hängt vor dem Ohr herab. In einer feinen und sorgfältigen, mehr zeichnerischen und oberflächigen als plastischen Behandlung sind das Ganze und die Einzelheiten durchgeführt. — Das Matidia-Bildnis des Louvre ist von besonderem

Wert, weil es als gesamte Büste einschließlich des Büstenfußes vollständig erhalten blieb. Sie wird damit zum Belegstück für die Form hadrianischer Büsten. Sie ist weit weniger voll als die antoninische Büste, die durch Bildnisse der jüngeren Faustina bekannt ist (Wegner, Antonine Taf. 34 und 36). Der Umriß ist knapper, aber körperhafter. Der untere Büstenabschnitt folgt den Schultergelenken

und den Brüsten, die vom Faltenwurf des Gewandes wenig verdeckt sich herausrunden. Durch den hohen Büstenfuß mit kräftiger Hohlkehle und mit Indextäfelchen unterscheidet sich diese Büste

von trajanischen. Sie ist das weibliche Gegenstück zu den Panzerbüsten des Hadrian vom Typus Stazione Termini und Imperatori 32. Eine zweite Büste der Matidia ist in dem Bildnis aus Baiae im Neapeler Nationalmuseum, Inv. 6032,

vorzüglich erhalten geblieben (Taf. 40). Büstenfuß und Indextäfelchen sind nahezu übereinstimmend mit der Büste im Louvre. Der Brustabschnitt ist ebenso kurz, nur breiter in den Schultern. Die Falten-

züge der Gewandung sorgen für seitliche Rahmung des Kopfes und architektonische Struktur des Ganzen. Hier ist nàmlich ein Schleier über das Hinterhaupt gezogen, der seitlich über den Schultern herabfällt. Nach früheren Beobachtungen bezeugt der Schleier wahrscheinlich eine postume Bildnisehrung. Das scheint sich hier zu bestätigen, denn die Büste aus Baiae muß später entstanden sein als diejenige im Louvre; das zeigt die vollere, stärker gesammelte, wenn auch etwas glatte und

klassizistische Plastik der Formgebung, vor allem aber der Augenbohrung. Nach Ausweis der Bildnisse Hadrians kommt diese Augenbohrung erst um das Jahr 128 in Gebrauch; damals war Matidia seit mehreren Jahren nicht mehr am Leben. Wenn Matidia in der Büste aus Baiae jugend-

licher wirkt als in der Louvrebüste, so ist dies als ein Zug ihrer Verklärung und Heroisierung zu verstehen. Der Kopf auf moderner Büste in London, British Museum 1898, der Kopf auf Gipsbüste in Mantua,

der Kopf auf einer Gewandstatue in Marbury Hall und wahrscheinlich auch ein Kopf auf männlicher Büste im Vatikan, Braccio Nuovo 52, wiederholen diesen 'Iypus. Sie sind sämtlich schlechter SI

Matidia

Matidia

erhalten als die beiden Hauptstücke. Soweit man zu einem Urteil gelangen kann, wirkt die Dargestellte überall älter als in der Büste aus Baiae. Augenbohrung haben im gegenwärtigen Zustand zwei dieser vier Wiederholungen. Bei dem Kopf in Mantua soll sie nachträglich sein; bei dem Kopf in Marbury Hall ist die Pupillenbohrung so merkwürdig groß und tief, wie es erst für die antoninische Zeit belegt ist. lrotz verschiedener Haartracht muß noch ein zweites, dreimal wiederholtes Bildnis als Darstellung der Matidia gelten. Der beste Vertreter dieser Gruppe ist der überlebensgroße Kopf im Palazzo dei Conservatori, Galleria 75 (Taf. 37). Die Benennung dieses Kopfes hat vielfach geschwankt. Während Visconti ihn für eine Darstellung der Plotina hielt, galt er seit Bernoulli meist als idealisiertes Bildnis der Marciana. Im Text zu Arndt-Bruckmann, Taf. 744/5, wurde zuerst der Gedanke erwogen, ob vielleicht Matidia dargestellt sei, und F. Poulsen hat dann den Kopf mit Bestimmtheit als Matidia angesprochen. Der Verfasser hat sich ihm mit weiteren Gründen angeschlossen, ohne damit bei R. West Anklang zu finden. Was jedoch dagegen angeführt wird, ist zu wenig stichhaltig und überzeugend, denn die Ähnlichkeiten mit Marciana, auf die nochmals hingewiesen wurde, gelten ebensogut für Familienáhnlichkeit, die bereits die Münzprofile ununterscheidbar macht, wie für Bildnisgleichheit. In trajanische Zeit läßt sich der Kopf im Konservatorenpalast keineswegs mit Sicherheit datieren; der Formenvortrag spricht vielmehr gerade für hadrianische Zeit: Die Grofformigkeit der plastischen Durchbildung, wodurch in der Tat die Züge etwas Schweres und Leeres

bekommen, geht über das Trajanische hinaus und erinnert sehr stark an die Büste der Matidia aus Baiae;

an dieser sind die Brauen

nicht nur ganz gleich behandelt,

sie wachsen

auch über

der

Nase zusammen. Der Kopf im Konservatorenpalast hat im Unterschied von Bildnissen der Marciana weiter geöffnete Augen, vollere Wangen sowie kräftigere und einfacher geschwungene Lippen. All dies spricht entschieden für Matidia. Die Haartracht ist allerdings ganz anders als an dem zuvor besprochenen Typus der Matidia-Bildnisse; und wenn auch die schuppenfórmigen Haarbógen auf den ersten Blick ungemein an die Haartracht der Marciana erinnern, so sind die Unterschiede doch nicht gering. Der Haaraufbau über der Stirn ist nur einreihig und nicht zweistufig. Es ist

deshalb gar nicht abwegig, die Haartracht des Kopfes im Konservatorenpalast mit dem Münzbild der Matidia in Verbindung zu bringen, denn hier ist das hohe *Haardiadem' über der Stirn fächerfórmig aufgegliedert; am plastischen Bildnis hebt sich nur das mittlere schuppenfórmige Gebilde nicht hoch heraus. In der Profilansicht gleicht die Haartracht des Kopfes im Konservatorenpalast

mehr der Matidia im Louvre als der Marciana in Ostia: Am Nest sind die Flechten nicht umeinandergeschlungen, sondern in vier parallelen Lagen übereinandergeschichtet; im Nacken finden sich áhnliche feine freie Lóckchen. Da dieser Kopf im Konservatorenpalast nach Ausweis der Haartracht eher mit dem Münzbildnis in Verbindung zu bringen ist als die Büsten im Louvre und aus Baiae, möchte man in ihm dem Typus nach das frühere Bildnis sehen. Stilistisch wird man das Stück selbst trotz Fehlens der Augenbohrung nicht gern in die ersten Jahre der Herrschaft Hadrians datieren. Es gehórt zu den klassischen Bildnissen hadrianischer Zeit. Mit dem Kopf im Konservatorenpalast ist hinsichtlich der Haartracht ein Kolossalkopf auf moderner Büste im Thermenmuseum 8568 zu vergleichen. Er ist keine genaue Replik, denn er hat auf jeder Seite des Scheitels vier statt fünf Haarbögen. Der Kopf im Thermenmuseum befindet sich in so erbärmlichem Zustand, daß er ikonographisch und kunstgeschichtlich wertlos ist. Eine andere Wiederholung dieses Typus befindet sich im Museo Torlonia 542. Der Verfasser kennt sie nur aus der Abbildung im Werk von Visconti und ist daher ohne eigene Meinung. Helga v. Heintze ist der Ansicht, er sei ganz modern. Endlich muß erwogen werden, ob der Kopf auf moderner Büste im Museo Capitolino, Imperatori 29

(Taf. 38), sowie dessen Replik in Newby Hall Matidia — als ein dritter Typus — darstellen oder Marciana, wie im Anschluß an Bernoulli und Poulsen der Verfasser früher behauptet hat. Nach der 82

Entdeckung des fragmentierten Marciana-Kopfes im Magazin des Vatikan sind die Unterschiede des Kopfes Imperatori 29 von diesem Marciana-Bildnis deutlicher geworden.

Schwellung zwischen Brauenbogen und äußerem Augenwinkel;

Ihm fehlt die breite wulstige

die Lidspalte ist daher weniger

zusammengedrückt, sondern größer und offener. Der Mund ist voller, die Lippen sind einfacher und schöner geschwungen als bei den Marciana-Bildnissen; es fehlt deren scharfe Furche zwischen

Wangen und Mund. In all diesen Kennzeichen ähnelt der Kopf Imperatori 29 dem Matidia-Kopf des Konservatorenpalastes. Dadurch wird die Umbenennung entschieden empfohlen. Die ungewöhnliche Haartracht bedarf noch der Erklärung. Charakteristisch sind an ihr die Lockenspiralen, die sich weder bei Marciana noch bei Matidia finden und nochmals überhaupt nicht vorkommen. Ihre Anordnung in zwei Reihen übereinander erinnert an die Anordnung

der schuppenförmigen

Haargebilde bei Marciana. Merkwürdig ist es, daß sich anstatt des großen Flechtennestes der Bildnisse der Marciana und der Matidia die Zopfschleife im Nacken befindet, die Plotina trägt. Setzt man eine gewisse Folgerichtigkeit in der Fortbildung der Haartrachten voraus, so muß die Haartracht des Kopfes Imperatori 29 altertümlicher sein als die Haartracht der Marcıana sowie

der Matidia. Nun gewinnt die auffallende Jugendlichkeit der Gesichtszüge des Kopfes Imperatori 29 Bedeutung. Ein Bildnis der Marciana in so jungen Jahren müßte eine flavische Haartracht zeigen, Matidia dagegen dürfte im Mädchenalter, da sie eine Altersgenossin der Plotina ist, eine Frisur getragen haben, die der Frisur der Plotina ähnlich sah. So sprechen physiognomische Merk-

male und Haartracht dafür, in diesem Kopf ein Bildnis der Matidia zu erkennen. Es muß dem Bildnis der Münzprägungen, die mit Sicherheit erst unter Hadrian nachweisbar sind, vorausgehen;

es muß spättrajanisch sein und könnte als Einzelbildnis einer Angehörigen der kaiserlichen Familie gelten, die damals noch nicht besonders namhaft war. Später, als der Matidia Bildnisehrungen zuteil wurden, wurde es vielleicht wiederholt. Der Kopf in Newby Hall hat ebensowenig Augenbohrung wie der Kopf Imperatori 29, deshalb wird man ihn nicht so spät datieren wie die Matidia-Büste aus

Baiae; nach den Ergänzungsangaben bei F. Poulsen sind »der ganze Nacken mit dem herabhängenden Schleier ergánzt«, vielleicht darf er gar nicht mit Schleier über dem Haupt ergánzt werden. Es gab also — um zusammenzufassen — ein verhältnismäßig jugendliches Bildnis der Nichte Trajans,

die ihm so nahestand, daß sie mit dem Herrscher in den Osten zog. Als sie unter Hadrian zur Matidia Augusta erhoben wurde, wurde wahrscheinlich zuerst der Typus des Palazzo dei Conservatori mit der Frisur aus schuppenförmigen Haarbögen, ähnlich dem Typus der Münzprägungen, geschaffen, etwas später der abweichende Typus der Büste im Louvre, der in der Büste aus Baiae

postum wiederkehrt. Der Zeitraum, in dem diese Bildnisse geschaffen wurden, reicht kaum über ein Jahrzehnt, von etwa ııo bis 125.

|

Matidia

SABINA

Sabina, die Tochter der Matidia und Frau des Hadrian, starb im Jahre 136 n. Chr.

und wurde damals konsekriert. Dies ist merkwürdigerweise das einzige Datum ihrer Lebensgeschichte, das wir sicher kennen. Ihr Geburtsdatum ist nicht überliefert; das Geburtsdatum ihrer Mutter kann nicht lange vor 68 n. Chr. gesetzt SABINA

werden; dann wurde Sabina schätzungsweise in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre geboren. Sie muß also noch sehr jung gewesen sein, als sie dem Hadrian etwa um 100 n. Chr. vermählt wurde.

Wann Sabina zur Augusta erhoben wurde, ist gleichfalls nicht eindeutig überliefert. Diese Auszeichnung kann natürlich nicht vor Antritt der Herrschaft Hadrians fallen. Im allgemeinen stehen Er-

hebung zur Augusta und Verleihung des Ehrenmünzrechts in innerer Beziehung zueinander. Die historische Überlieferung bringt beides in Zusammenhang mit der Annahme des Titels Pater Patriae durch Hadrian im Jahre 128 n. Chr. Die Münzprägungen müssen allerdings, wie aus ihnen selbst hervorgeht, bereits einsetzen, bevor Hadrian den neuen Titel führt. Das wird allerdings schwerlich viel früher gewesen sein, denn in Alexandria beginnen die Prägungen der Sabina erst ein Jahr

später als die Prägungen Hadrians mit dem Titel Pater Patriae (Strack II 23). Das Bildnis der Sabina ist wie üblich in erster Linie auf Grund der Münzprägungen zu bestimmen.

Es gibt jedoch ein rundplastisches Bildnis, das von den Münzprágungen unabhängig durch einen anderen Anhaltspunkt als Darstellung der Sabina erwiesen wird, nämlich die Gewandstatue im Theater in Vaison, weil sie paarweise mit einer Bildnisstatue des Hadrian zusammen aufgestellt wurde. Das Bildnis auf dem Relief der Laudatio funebris im Treppenhaus

des Konservatoren-

palastes kann dagegen nicht als eine unabhängige Bildnisbestimmung in Anspruch genommen werden, denn erst aus dem Nachweis, daß die Dargestellte, der die Ehrung gilt, Sabina ist, ergibt sich

die Zugehörigkeit des Reliefs zu einem hadrianischen Ehrenmonument. Die Münzprägungen liefern nicht nur einen Anhalt für die Bestimmung des Sabina-Bildnisses, sondern sie ermóglichen zugleich auch, unter ihnen eine zeitliche Abfolge zu unterscheiden. P. L. Strack (II 25 ff.) hat diese Reihenfolge ermittelt. Der früheste Typus zeigt eine Haartracht, die den

Haartrachten von Sabinas Großmutter Marciana und ihrer Mutter Matidia, wie die Münzprägungen sie zeigen, weitgehend gleicht: über der flachen Stirnrolle ein knapp gehaltener Haaraufbau, dahinter ein mehr oder minder hohes Diadem, am Oberkopf ein großes geschlungenes Flechtennetz. Die Bildnisprägungen, die durch Strack als nächste angereiht werden, zeigen eine völlig verschiedene Haartracht, die in den Grundzügen auf die Haartracht der Plotina zurückgreift, deren strenge Flechtung jedoch einem lockeren Haarfall zuliebe aufgibt: Das gescheitelte Stirnhaar wird in seichten Wellen zum Nacken geführt; über einem zusammenfassenden Band oder Reif staut sich ein voller Haarbausch, wie ihn Plotina trágt; um den Hinterkopf liegt das Haar ungeflochten glatt an; ein locker gedrehter Haarsack reicht bis auf die Schultern herab. Gesichtsschnitt und Ausdruck wirken leicht verändert: Die untere Gesichtshälfte ist etwas steiler, das Kinn hän-

gend, der Blick unangenehm fest, fast stechend. Der Wechsel vom ersten zum zweiten Bildnistypus der Münzprägungen

84

wurde nach der Ansicht von Strack

wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 130 n. Chr. vorgenommen. Ein dritter Bildnistypus muß sich als letzter den beiden vorigen anschließen, denn er

ist auf den Prägungen der Sabina nach ihrem Tode fast die Regel und wird darum folgerichtig auch für die letzten Lebensjahre der Frau Hadrians zu gelten haben.

SABINA Man

Die Haartracht zeigt eine breite, schräggestellte Stirnrolle, glatt dem Schádelumrif anliegendes Hinterhaupthaar und eine kleine Schleife aus zusammengebundenen Flechten im Nacken.

möchte sich von diesen Bildnistypen der Münzprägungen

leiten lassen, um

die plastischen

Bildnisse der Sabina zu bestimmen und zeitlich zu ordnen; man wird jedoch alsbald erkennen, daß der Ausweis der Münzprägungen für die plastischen Bildnisse keineswegs uneingeschränkt verbindlich ist. Man wird beispielsweise den dritten und letzten Typus der Münzprägungen unter den nachweislichen plastischen Bildnissen der Sabina vóllig vermissen und dementgegen feststellen, daf die größte Zahl sämtlicher uns erhaltener Bildnisse der Sabina eine Haartracht zeigt, die durch die Münzprägungen nicht bezeugt ist. Diese Beobachtung an dem sehr reichlichen Material an Bildnisprägungen und plastischen Bildnissen der Sabina ist deswegen besonders erwünscht, weil sie rück-

wirkend die Verhältnisse bei den Bildnissen der Marciana und Matidia recht beleuchtet und der Tatsache das Bedenkliche nimmt, daß für beide Frauen plastische Bildnisse mit Haartrachten, die auf ihren Münzbildern nicht vorkommen, in Anspruch genommen werden.

Will man strenggenommen von den Münzprägungen ausgehen, so müßten aus den ersten zehn Jahren der Herrschaft des Hadrian überhaupt keine Bildnisse der Sabina nachzuweisen sein, denn ihre Münzprägungen beginnen nach dem oben Bemerkten erst um das Jahr 128 n. Chr., das Jahr der Annahme des Titels Pater Patriae durch Hadrian. Dieses Datum wird für die Bildniskunde

gewifs nicht ohne Bedeutung sein, da sich die Erhebung zur Augusta und die Verleihung des Ehrenmünzrechts irgendwie, vermutlich durch einen häufig wiederholten Bildnistypus, unter den rund-

plastischen Bildnissen der Sabina abzeichnen muß. Das Zeugnis der Münzprägungen erfährt eine deutliche Einschränkung durch den Befund des einzigen plastischen Bildnisses der Sabina, das sich unabhängig von den Münzprägungen nachweisen läßt, durch die als Gegenstück zu einer heroischen Statue des Hadrian aufgestellte Gewandstatue der Sabina aus dem Theater von Vaison (Taf. 41 bu. 42).

Ebenso wie die Bildnisstatue des Hadrian muß diejenige der Sabina im Anschluß an die Reise des Jahres 121 n. Chr. datiert werden; dadurch ist ein rundplastisches Bildnis der Sabina gewonnen, das dem Beginn der Münzprägungen um einige Jahre vorausliegt. lrotzdem ist dieses rundplastische Bildnis nicht ohne Beziehung zu den Münzprägungen; seine

Haartracht stimmt sogar genau überein mit dem Typus der frühesten Münzprägungen — eine wünschenswerte Bestátigung der chronologischen Ordnung

der Münzbildnisse durch P. L. Strack.

In

gleichmäfigem, verhältnismäßig flachem Bogen wird die Stirn von einer plattgedrückten Haarrolle, die sich über der Stirnmitte lyrafórmig öffnet, eingefaßt. Der Haaraufbau, der sich als zweite Stufe darüber erhebt, wirkt in seiner Anlage nur wie eine Vergrößerung der plattgedrückten Stirnrolle; In der erweiterten lyrafórmigen Offnung über der Stirnmitte wird quergeführtes, zweifach gewelltes Haar sichtbar. Das große Nest aus Flechten, die sich überschneiden und übereinander schichten,

reicht von vorn bis tief in den Nacken hinab. In der Profillinie des Gesichts wirkt der Winkel zwischen der hohen Stirn und der schmalen, langen, einmal eingesattelten und spitzen Nase infolge der Beschädigung wohl allzu scharf; auf den Münzen

erscheint er zwar bestimmt aber weniger

kräftig. Die schmalen Lippen sind ziemlich fest geschlossen. Die Kinnkuppe ist tief abgekehlt. Die Wangen sind voll, aber nicht weich. Verhältnismäßig straff spannt sich die Haut über das Gerüst des Schädels. Die Züge sind jugendlich, aber ernst und haben einen Anflug von Traurigkeit. Dieses Bildnis der Sabina aus Vaison vom Jahre 121 n. Chr. ist nicht nur von Bedeutung wegen

seiner frühen Datierung, sondern es ist überdies von besonderem Wert, weil es als vollständige

6j

Sabina

Sabina

Statue überliefert ist. Das statuarische Motiv áhnelt den Spielarten des sog. Pudicitia-Iypus, den C. Watzinger (Magnesia am Mäander, besonders 201 Abb. 202) behandelt hat. Die Bildnisstatue der Sabina in Vaison ist jedoch anscheinend eine weitgehend individuelle Fassung ohne unmittelbare Repliken, die sich von den manieristischen Nachwirkungen des Typus in spät-hellenistischen Gewandstatuen unterscheidet, indem sie das Motiv im Sinne einer klassischen Einfachheit und Über-

sichtlichkeit umbildet; man beachte vor allem den waagerecht vor dem Leib liegenden nackten linken Unterarm und die Symmetrie der Schultern. Der nackte linke Unterarm kann als ein deut-

licher Hinweis auf die betont plastische Gesinnung des Bildhauers gelten; der Leib in seiner vollen und zusammengefaßten Rundung zeigt dies nicht minder. Die Stofflichkeit des Gewandes und die Sinnlichkeit alles Kórperlichen liegen in der gleichen künstlerischen Richtung. Von Sabina ist nur noch eine zweite vollständig erhaltene Bildnisstatue bekannt, die Statue im Museum

in Ostia Nr. 25 (Taf. 41a). Die Frau des Hadrian ist hier unter dem Bilde einer Göttin, der Ceres, dargestellt. Das statuarische Motiv dieses Bildwerks ist unter den rómischen weiblichen Gewandstatuen mit Porträtköpfen weitverbreitet (vgl. vornehmlich A. Hekler, Münchener Archäologische Studien, dem Andenken Furtwänglers gewidmet, 175 ff.: Typus XXI; zuletzt G. Lippold, Handbuch der Archäologie: Die Griechische Plastik 335 Anm. 6 m. Lit.). Eine griechische Erfindung der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. liegt den kaiserzeitlichen Bildnisstatuen zugrunde, aber das Ur-

bild braucht keineswegs Ceres-Demeter dargestellt zu haben, denn die kennzeichnenden Ähren und Mohnkapseln in der linken Hand der Frau sind anscheinend, worauf A. Hekler als erster hingewiesen hat, ein Ersatz oder eine Ergänzung eines ursprünglichen Raffens des Gewandes. Es heißt

im allgemeinen, daß die Wiederverwendung des Urbildes für Porträtstatuen erst seit trajanischer Zeit nachzuweisen sei. Wahrscheinlich ist dieser Beginn noch ein wenig in die hadrianische Zeit herabzurücken, denn die beiden Bildnisstatuen, auf die man sich für diese Datierung zu berufen pflegt, eine sog. Matidia-Statue in München, Glyptothek Nr. 377, und eine Statue aus Aphrodisias in

Istanbul (Mendel II 197 Nr. 504) müssen nach der Haartracht der zugehórigen Bildniskópfe gar nicht in trajanische Zeit datiert werden, sondern scheinen erst hadrianisch zu sein. Dann ist die Sabina-Statue in Ostia zu den frühesten Vertretern dieses statuarischen Typus zu zählen. Aus histo-

rischen Nachrichten sowie durch die Prägungen auf den Rückseiten der Münzen erfährt man einiges über Verehrungen der Sabina als Göttin, als Hera, als Demeter oder als Kore; Münzen von Seleucia ehren Hadrian und Sabina als Apollon und Artemis (vgl. W. Weber, Untersuchungen 174. 219. 224. 229. 231. 252). Sämtliche Belege für die Verchrung der Sabina als Göttin stammen aus dem griechischen Osten und sind wohl sämtlich zu ihren Lebzeiten zu datieren, was in diesem Reichsteil

durchaus möglich ist. Es steht also im Einklang mit der anderweitigen Überlieferung, wenn Sabina in einem Rundbildwerk als Ceres dargestellt wird. Merkwürdig ist es jedoch, diese Darstellung der Sabina unter dem Bilde einer Göttin in Ostia zu finden. Leider ist unsere Kenntnis solcher Dar-

stellungen von Herrscherfrauen als Göttin dürftig. Darf man dennoch vermuten, daß in Ostia, im Wirkungsbereich

der römischen

Stadt, ein Bildwerk

der Sabina als Göttin

erst nach ihrem Tode,

nach ihrer Konsekration aufgestellt werden konnte? Für diese Vermutung spräche, daß Sabina in der zu ihren Lebzeiten geschaffenen Statue in Vaison sehr privat und geradezu bürgerlich aussieht,

während das jugendliche Aussehen der Statue in Ostia nicht wirklich jüngere Lebensjahre meinen kann, sondern Idealisierung und Heroisierung bedeuten wird, denn die Haartracht dieser Statue ist nicht die zu frühest, sondern die zuletzt getragene Haartracht der Sabina. Sind dieser vermutlich

postumen Statue der Sabina als Ceres in Ostia vielleicht östliche Statuenehrungen dieser Art zu Lebzeiten der Sabina vorausgegangen? Daß dieser statuarische Typus schon früh im Osten für Bildnisstatuen vorkommt, bezeugt die genannte Statue aus Aphrodisias in Istanbul, die Darstellung einer Unbekannten, denn es werden — nach und nach — nicht nur Herrscherfrauen mit Ahren und Mohnkapseln als Ceres dargestellt.

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An die Bildnisstatue der Sabina aus Vaison ist nach Ausweis der Haartracht vermutlich ein arg beschädigter Kopf aus Italica im Museum von Sevilla anzuschließen, der bei aller Verstümmelung zweifellos als Bildnis der Sabina zu bestimmen ist. Wieweit die beiden Bildnisköpfe in ihrer Haar-

tracht übereinstimmen, läßt sich im gegenwärtigen Zustand leider nicht ermitteln; es scheint sich jedoch nicht im künstlerischen Sinne um Repliken zu handeln, sondern vielmehr vom Gegenstand

her als selbständige Wiedergabe der gleichen Tracht der Dargestellten — mit anderen Worten, die beiden Bildnisse sind nicht als Bildwerke eines vom anderen oder beide von einem gemeinsamen

Vorbild abhängig, sondern die gleichartige Haartracht erklärt sich bildnismäßig daraus, daß Sabina in einem gewissen Alter gerade diese Haartracht trug. Für die Wahrscheinlichkeit dieser Folgerung spricht es, daß der Kopf aus Italica nach aller Wahrscheinlichkeit bald nach der Statue in Vaison

geschaffen wurde, aus gleichem, naheliegendem Anlaß, denn Sabina begleitete Hadrian auf seinen Reisen und gelangte mit ihm von Südfrankreich aus unmittelbar nach Spanien. Verglichen mit dem Kopf der Statue aus Vaison ist am Kopf aus Italica das Mittelmotiv in der lyrafórmigen Offnung

des zweistufigen Haaraufbaus etwas hóher und reicher, scheint das Haar in anderer Weise oberhalb der Ohren zu einem Riegel verflochten zu sein, der zu dem hoch aufgebauten Nest hinüberführt, und wirkt endlich der Gesichtsausdruck deutlicher als eine schlankere Eiform. Diese Unterschiede sind jedoch nur Nebensachen, die die Identifizierung nicht einschränken, die Unabhängigkeit beider

Bildnisse als Werk, ihre Zusammengehörigkeit als gleichalteriges Abbild dagegen bekräftigen. Einen schónen Kopf im Magazin des Athener Nationalmuseums hat vor einigen Jahren F. Poulsen

unter Zustimmung von A. Hekler als Bildnis der Sabina gedeutet (Taf. 43). Diese Deutung kann sich stützen auf die Ahnlichkeiten, die zwischen diesem Bildnis mit seiner charakteristischen Haartracht und den beiden Bildnissen der Sabina aus Vaison und aus Italica bestehen, denn nur an diese beiden,

nicht an die Münztypen und plastischen Bildnisse spáterer Zeit kann der Athener Kopf angeschlossen

werden. Man muß ihn also verhältnismäßig früh datieren und wird ihn deshalb mit dem ersten Aufenthalt Hadrians in Athen im Jahre 124/125 n. Chr. in Verbindung bringen, weil auch er ein Einzelstück ist, dessen Ähnlichkeit mit den beiden anderen wiederum nur vom Objekt her erklärt

werden kann. Ein griechischer Bildhauer muß ihn auf Grund eines persönlichen Eindrucks vom Aussehen der Dargestellten geschaffen haben. Griechisch ist zunächst die Art, wie der Bildhauer die Haartracht, die Sabina nach Ausweis der beiden Bildnisse in Vaison und aus Italica sowie der Münz-

prägungen in jenem ersten Jahrzehnt der Herrschaft ihres Mannes wirklich getragen hat, umbildet. Er liebt es nicht, die Wirklichkeit mit nüchterner Sachlichkeit genau nachzuzeichnen, wie es in Rom und den westlichen Provinzen der veristische, ‘chronikalische’ Stil will; er bemüht sich vielmehr, im Sinne eines Charakterbildes auszudrücken, was er als das Wesentliche erlebt, und er unterdrückt

das Nebensächliche. So gelingt es ihm, einen besonders ausdrucksvollen Kopf zu schaffen. Wollte

man auch diesmal die Erläuterung des Stückes mit der Haartracht beginnen, wie es bei römischen Bildnistypen füglich geschah, so wäre dies dem griechischen Bildnis gegenüber durchaus unange-

messen. Aus den Gesichtszügen leitet sich die bedeutende und gewinnende Wirkung dieser Bildnisschöpfung her. Die natürliche und liebliche Jugendlichkeit der Frau des Herrschers ist hier völlig überschattet durch den ernsten und leidenden Ausdruck eines menschlichen Wesens. Wie es bei

keinem zweiten Bildnis der Sabina der Fall ist, lüftet der griechische Künstler den Schleier von dem gewiß recht unglücklichen Schicksal dieser Frau. An physiognomischen Zügen teilt der Athener Kopf mit den gesicherten Bildnissen der Sabina die in der Mitte stärker gewölbte und nach den Schläfen fliehende Stirn, die verhältnismäßig tief sitzenden Backenknochen, die zum Kinn hinab sich stark verschmälernden Wangen, die abgekehlte spitze Kinnkuppe, die schmalen Augen, die schlanke Nase und den feinen Mund. Da die Wangen sogar etwas hohl und eingefallen sind und da sich unter den Augen Schatten und um den Mund leichte Furchen bilden, wirkt der Ausdruck

so elend und kummervoll. In der Haartracht sind die künstlichen trajanischen Aufbauten nicht

87

Sabina

Sabina

berücksichtigt; das Haar ist in der Mitte gescheitelt und in lockeren Stráhnen von vielfältigem Relief

oberhalb der Ohren zum Nacken geführt. Das Nackenhaar ist ebenfalls in lockeren Strähnen gegliedert und hochgenommen. Das Haar wird insgesamt zu einem weiten großen Nest verschlungen; es lädt im Nacken

kräftig aus und ist bis weit nach vorn geführt.

In den charakteristischen

Grundzügen stimmt diese Haartracht fraglos mit derjenigen der westlichen Bildnisse überein; nur

das Gekünstelte, das in ihnen so genau wiedergegeben wird, ist hier vermieden. Auffallend ist das Vorkommen von Augenbohrung, die an den stadtrómischen Bildnissen des Hadrian erst in den Jahren nach 128 aufzukommen schien. Ist in der Anwendung dieses Ausdrucksmittels etwa Athen Rom vorangegangen?

Die bisher besprochenen plastischen Bildnisse der Sabina lassen sich also hóchstwahrscheinlich mit der ersten großen Reise des Hadrian in Verbindung bringen und dadurch in einen Zeitraum datie-

ren, der der Verleihung des Ehrenmünzrechts und der Erhebung zur Augusta vorausliegt. Es scheinen also, gemessen am staatsrechtlichen Brauch der rómischen Stadt, inoffizielle Bildnisse zu sein. Dieser

Vermutung entspricht es, daß wir es nur mit Einzelbildnissen, noch nicht mit Wiederholungen eines Typus zu tun haben. Sobald dann die Münzprägungen einsetzen, beginnen sie verständlicherweise

mit einem Bildnistypus, dessen Haartracht an die in den früheren Jahren wirklich getragene, durch einige plastische Bildnisse erwiesene Haartracht der Sabina anschließt.

Mit dem zweiten Bildnistypus der Münzprägungen läßt sich seltsamerweise nur ein einziges plastisches Bildnis in Verbindung bringen, eine Büste im Palazzo dei Conservatori, Fasti Moderni II 7.

Die Haartracht entspricht im großen und ganzen der oben beschriebenen des zweiten Typus der Münzen; sie unterscheidet sich von dieser nur darin, daß seitlich oberhalb der Ohren einige Stráhnen

waagerecht um den Hinterkopf herumgeführt sind, damit sie den schweren Haarsack zusammenhalten. Diese Einzelheit kónnte tatsáchlich an dem Kopf aus Italica an der schmalen Flechte ober-

halb der Ohren vorgebildet sein. Das gescheitelte Stirnhaar wird von einem Diadem mit gezacktem Rand gehalten und gekrónt. Im Profil entspricht diese Bildnisbüste den Münzen vorzüglich; die

Gesichtszüge wirken recht jugendlich und etwas idealisiert. Augenbohrung ist bei der Büste vorhanden. Diese Augenbohrung bei einem stadtrómischen Bildnis der Sabina läßt frühestens auf die gleichen Jahre schließen, für die sie an den Bildnissen Hadrians nachweisbar ist, nämlich die Jahre nach 128 n. Chr. Man darf ohne weiteres annehmen, daß dieses neue Bildnis erst geschaf-

fen wurde, nachdem Sabina mit ihrem Manne im Sommer 125 nach Rom zurückgekehrt war. Da dieses Bildnis nach unserer Kenntnis vereinzelt dasteht, zumindest keinen Vergleich aushält mit

dem sogleich zu besprechenden, in zahlreichen Wiederholungen erhaltenen Haupttyp der SabinaBildnisse, wird man es ungern für eine hervorragende Bildnisehrung gelten lassen. Eine Bildnis-

ehrung der Sabina Augusta in der Großplastik muß weiter gewirkt haben und im Denkmälerbestand durch eine größere Anzahl von Repliken kenntlich sein; sie kann vom Jahre 128 n. Chr. unmöglich weit abliegen. So fällt es denn schwer, den von Strack für die erste Hälfte des Jahres 130 erschlos-

senen Wechsel vom ersten zum zweiten Bildnistypus der Münzprägungen als Anhalt für die Zeitbestimmung der Büste im Palazzo dei Conservatori in Anspruch zu nehmen. Daß in der Einführung neuer Bildnistypen die Großplastik der Münzprägung vorangeht, hat viel Wahrscheinlichkeit für sich. Man möchte jedoch die Büste des Palazzo dei Conservatori ungern dem Jahre 130 unmittel-

bar vorausgehen lassen, sondern lieber noch ein paar Jahre zurückgehen, um in die Zeit zwischen der Rückkehr nach Rom im Jahre 125 und der Erhebung zur Augusta im Jahre 128 zu gelangen, in denselben Zeitraum also, in den unter den Bildnissen des Hadrian ein dem Pater-Patriae-Bildnis

voraufgehender Bildnistypus datiert wurde, das vermutliche Dezennalienbildnis. Diese Vermutung ist deswegen so zwingend, weil wir nun endlich zu plastischen Bildnissen der Sabina gelangen, die durch ihre zahlreichen Wiederholungen die Bedingungen erfüllen, die für eine

Bildnisehrung als Augusta zu erwarten sind. Dieses in zahlreichen Wiederholungen nachweisliche 88

Bildnis der Sabina entspricht, wie bereits gesagt wurde, keineswegs dem dritten und spätesten Bildnistypus der Münzprägungen, ja seine Haartracht ist überhaupt nicht durch Münzen bezeugt.

Irotzdem kann an der Bildnisbestimmung wegen der Ähnlichkeit der Gesichtszüge kein Zweifel bestehen. Der vorherrschende Typus der Sabina-Bildnisse wird am besten vertreten durch einen Kopf mit Diadem im Museo Nazionale delle Terme 577 (Taf. 45a u. 47a). Er ist zwar etwas ergänzt, geflickt und bestoßen, wurde aber in der alten, wenn auch verwitterten Oberfläche nicht übergangen. Der Gesichtsschnitt ist etwas schmächtiger und spitzer als beim Bildnis in Vaison, in der Gesamterscheinung jedoch kaum verändert. Das Stirnhaar ist in der Mitte gescheitelt und ungleichmäßig strähnig und ge-

wellt zunächst zur Seite und an den Schläfen dann waagerecht nach hinten gestrichen; im Nacken wird das Haar in der gleichen Unterteilung hochgenommen und mit dem Schläfenhaar, das den oberen Rand der Ohrmuscheln überschneidet, zusammengefaßt. Das Haar ist nirgends geflochten, sondern

als locker gedrehtes Strähnenbündel zu einem großen Nest am Wirbel herumgelegt. Diese Haartracht ließe sich typologisch etwa so verstehen, als hätte die Haartracht der Büste im Palazzo dei Conservatori als Ausgang gedient und als wäre deren Haarsack am Hinterkopf hochgenommen

und zu einem Nest zusammengeschlungen worden. So ist ein Typus entstanden, der wieder auf die verbreitetste Form der trajanisch-hadrianischen Haartracht zurückgreift. Zeigte sich nach Ausweis ihrer Haartracht Sabina im zweiten Typus der Münzprägungen sowie in der Büste im Palazzo dei Conservatori als die Nachfolgerin der Plotina unter den Augustae, so jetzt als Enkelin der Marciana und Tochter der Matidia. Darin könnte sich eine wohlbedachte Absicht verbergen. Der Kopf im Thermenmuseum 577 trägt ein schmales sichelförmiges Diadem im Haar, dessen oberem Rand kleine perlförmige Gebilde angesetzt waren. Statt dieses Diadem kommt an einigen Bildnissen der Sabina zur gleichen Haartracht ein dicker Reif vor. Das gleiche Diadem, wie es der Kopf im Thermenmuseum 577 zeigt, kehrt wieder an der vollständig erhaltenen Büste ebendort 725 (Taf. 44a. 46au. 482a). Eineunmittelbare Gegenüberstellung beider Bildnisse, die durch B. M. Felletti Maj freundlicherweise gewährt wurde, erwies sich als außerordentlich aufschlußreich. Sie läßt erkennen, daß der Kopf 577 reicher an Einzelheiten ist als die Büste 725, die an manchen Stellen der Haartracht sum-

marisch und ungegenständlich ist und Einzelheiten ausläßt, wie beispielsweise kleine Strähnen, die beim Kopf 577 im Nacken frei herabreichen. Der Kopf 577 scheint dem gemeinsamen Original mit größerer Genauigkeit zu folgen als die Büste 725. Zunächst gewinnt man den Eindruck, der Kopf 577 sei später entstanden als die Büste 725, weil an jenem die Haarmasse mittels des Bohrers stärker

aufgelockert erscheint. Bei genauerem Vergleich stellt sich jedoch heraus, daß es die summarische und flüchtige Ausführung der Büste 725 ist, die diesen Eindruck hervorruft; zu ihren Nachlässigkeiten gehört es auch, daß der Büstenfuß schief unter der Büste sitzt. Es wird manchem Betrachter ähnlich ergehen wie dem Verfasser, daß ihn anfangs die Büste 725 mehr für sich gewinnt als der Kopf 577; wird doch gerade die Büste besonders gern als Bildnis der Sabina abgebildet. Erscheinung und Ausdruck sind an ihr entschieden gefälliger und liebenswürdiger als beim Kopf 577. Am Ende ist man auch hier gewarnt, sich auf das Sympathische des ersten Eindrucks zu verlassen. Der traurige Zug um Augen und Mund des Kopfes 577 entspricht wahrscheinlich mehr dem Original

und der Natur der Dargestellten als die freundliche, ausgeglichene Gelassenheit, die man an der Büste 725 wahrzunehmen glaubt. Bei einer Gegenüberstellung beider Bildnisse in der Vorderansicht erkennt man, wie verschieden zwei Repliken sowohl im Ausdruck als auch im Gesichtsschnitt ausfallen kónnen: Der Kopf 577 wirkt hoheitsvoll und herrscherlich, die Büste 725 bürgerlicher und

menschlicher. So verschiedenartige Wiederholungen eines Typus machen die Problematik der Bildniskunde beim rómischen Herrscherbild überaus deutlich und warnen nachdrücklich davor, aus einem

einzelnen Bildnis allzuviel über Lebensalter und Charakter des Dargestellten ableiten zu wollen. Es gilt auch bei den Herrscherbildern noch immer, den "Text? zunächst kritisch zu reinigen und

69

Sabina

Sabina

wiederherzustellen, bevor man versuchen kann, in ihm zu lesen. Mit den Zeitbestimmungen ist es nicht weniger problematisch: Wer würde nicht die Büste 725 für eine frühere, den Kopf 577 für eine spätere Replik gehalten haben, bis er erkannte, daß die weniger malerische und stärker plastisch

wirkende Behandlungsweise der Büste 725 sich allein als weniger achtsame und als ungenaue Wiedergabe des Vorbildes erklärt. Das Diadem, vielfach bezeugt als Zackendiadem, tragen außerdem die Sabina-Bildnisse Margam Park, Paris Louvre ermitteln

1190, Rom Villa Medici und Toulouse. Soweit der ursprüngliche Zustand zu

ist, zeigen

sämtliche

Repliken

Augenbohrung,

wenn

auch

noch

in einer

sehr

zurück-

haltenden Ausprägung.

Unter den Bildnissen dieser Artund Haartracht, die statt des Diadems den dicken Reif im Haar tragen, ist die Büste im Vatikan, Sala dei Busti 359, das beste Exemplar (Taf. 44b u. 46b). Die Vertauschung von Diadem und Reif ist, von den handwerklichen Verschiedenheiten der jeweiligen Ausführung abgesehen, anscheinend der einzige Unterschied, so daß kein zwingender Grund besteht, die Bildnisse mit Reif im Haar als einen eigentümlichen Haupttypus auszusondern. Es ist nur eine Typenvariante, die durch folgende Stücke vertreten wird: Berlin Altes Museum R 54; Florenz Uffizien Inv. 1914, 161; Kopenhagen Ny Carlsberg Glyptotek 683; Madrid Prado; Mantua Palazzo Ducale; Ostia Magazin 457; Rom Museo Capitolino Colombe 94; Rom Museo Capitolino Magazin und Rom Vatikan Chiaramonti 712; hinzu käme endlich Rom Palazzo Cardelli, falls dieser Kopf wirklich alt ist. Auch diese Typenvariante zeigt an den Repliken, deren Oberfläche sich in verläß-

lichem Zustand befindet, leichte Augenbohrung. Dagegen zeigt das Haar anscheinend etwas mehr Bohrarbeit als die andere Gruppe.

Es hebt sich also unter allen uns erhaltenen Bildnissen der Sabina ein Haupttypus von ungemeiner Verbreitung heraus. Er hat als das gültige und offizielle Bildnis der Sabina als Augusta zu gelten und entspricht unter ihren Bildnissen dem Bildnis des Hadrian als Pater Patriae. Wenn also die historische Überlieferung die Verleihung des Augustatitels an Sabina mit der Annahme des Titels

Pater Patriae durch Hadrian in Verbindung bringt, dann wird daraus so viel gefolgert werden dürfen, daß der Sabina damals eine hochbedeutende Bildnisehrung zuteil wurde, unbeschadet der Erwägung von P. L. Strack, daß sie das Ehrenmünzrecht haben könnte.

in Rom

schon etwas früher besessen

Im Thermenmuseum befindet sich noch ein drittes Bildnis der Sabina, und zwar ein Kopf, bei dem über den Hinterkopf und seitlich über das Diadem ein Schleier oder Mantelsaum gezogen ist (Taf.45 b. 47b u.48b). Am oberen Rand des Diadems sind auch diesmal die knopfförmigen Aufsätze teilweise er-

halten geblieben; der Kopf gehört also zweifellos mit den übrigen Diadembildnissen zusammen. Nach früheren Beobachtungen pflegt ein Schleier über dem Haupt einer Herrscherfrau die dargestellte

Augusta als Diva zu kennzeichnen. Diese Beobachtung wird hinsichtlich der Bildnisse der Sabina in wünschenswerter Weise dadurch bestätigt, daß dasselbe Motiv auf dem Relief mit der Darstellung der Apotheose der Sabina im Treppenhaus des Palazzo dei Conservatori wiederkehrt, denn hier han-

delt es sich fraglos um eine Darstellung der Diva Sabina. Das Bildnis der Sabina auf diesem Relief áhnelt den Repliken des Haupttypus so weitgehend, daf$ man es unbesorgt zu diesen záhlen kann, wenngleich Reliefköpfe genau genommen keine Repliken sind. Dadurch wird ein zuverlässiger

Anhalt für die zeitliche Einordnung dieses Typus gewonnen: Er findet noch für das postume Bildnis der Sabina nach ihrem Tode im Jahre 136 Verwendung, ist aber in Analogie zu dem dritten Typus

der Münzprägungen schon einige Jahre vorher das maßgebende Bildnis der Sabina Augusta gewesen. Im Anschluß hieran ist endlich nochmals auf die Bildnisstatue der Sabina als Ceres im Museum in Ostia zurückzukommen. Obwohl es dort seit langem als Sabina gilt, bestanden beim Verfasser anfangs Bedenken, dieser Benennung zuzustimmen. Die Haartracht ist zwar die gleiche, wie sie 90

der Haupttypus der Sabina-Bildnisse zeigt, aber eine Übereinstimmung der Gesichtszüge ist nicht auf den ersten Blick augenfällig, und im Wesensausdruck weicht dieses jugendliche, freundliche

und kummerlose Gesicht außerordentlich ab von den Zügen, die sich gewöhnlich in den Bildnissen der Sabina ausprägen. Es verbietet sich aber, schon allein vom Bildnismäßigen her, in der Bildnisstatue in Ostia etwa ein Bildnis der Sabina aus verhältnismäßig jungen Jahren zu sehen, es früher

gar anzusetzen als die Statue in Vaison, die bereits die ernsten und freudlosen Züge zeigt, denn es 1st ja gerade der späte Haupttypus der Sabina-Bildnisse, durch den allein die Bildnisbestimmung der Statue in Ostia begründet werden kann. Überdies wurde oben bereits die Vermutung ausgesprochen, daß in Ostia eine Bildnisstatue der Sabina als Göttin erst nach ihrer Konsekration aufgestellt werden

konnte. Für eine Darstellung der Diva Sabina spricht ferner der Schleier. So mag denn auch die Verklärung der Züge aus der gleichen motivischen Absicht heraus verstanden werden: Der Bildhauer hat die jàmmerliche Wirklichkeit übergangen und sein postumes Bildnis der Sabina idealisiert.

Sabina

KATALOCG' HADRIAN ADOLPHSECK, SCHLOSS, Sammlung des Landgrafen von Hessen. — Kopf. H. v. Buttlar, Die Kasseler Antiken Schulze-Elmenhorst,

Münster

(1948)

Neg. 48,

ALEXANDRIA, Griechisch-ägyptisches Museum. — Bronzekopf. Herkunft: Kena. Graindor a.0.soff. Nr. 1 Taf. 10. — Hier S. 37. 61. 64. 71. Der Hinterkopf, der angestückt war, fehlt heute. Unergänzt. Eingesetzte Augen vorzüglich erhalten. P. Graindor hat auf die beträchtlichen Unterschiede gegenüber den bekannten Bildnissen des Hadrian hingewiesen, ist aber dennoch der Ansicht, daß es sich um ein provinziales Bildnis des Kaisers handelt; diese Ansicht ist nicht entscheidend zu bestreiten. Der zwölfteilige Strahlenkranz, der um das Hinterhaupt ergänzt werden muß, läßt auf einen Herrscher schließen. Barttracht und Stil weisen in erster Linie auf Hadrian.

16 Nr. 46. —

5 u. 6. Gute

Auf-

nahmen werden der Liebenswürdigkeit von H. v. Buttlar verdankt. — Hier S. 15. Im Hals gebrochen. Unergänzt. Vielfach bestoßen. Hinterhaupt roh angelegt. Wiederholung des Typus Rollockenfrisur Terme 8618. [AIX, Museum 232. - Kopf (unterlebensgroß; H. 0,12 m). Espérandieu III 355 Nr. 2495 m. Abb. — Photo Marburg 2166. — Hier S. 49. Nasenspitze ergänzt; stark geputzt.

Daß ein Bildnis Hadrians gemeint ist, scheint weniger zweifelhaft als die Echtheit des Köpfchens,

ALGER, Museum. — Kopf mit Lorbeerkranz (überlebensgroß; H. 0,34 m). In Karthago gefunden. G. Doublet, Musée d'Alger 79f. Taf. 10, 5. — Hier S. 23. 35.71. Unergänzt; Nasenspitze bestoßen; Hals weggebrochen Nach der abgebildeten Profilansicht als Bildnis Hadrians eindeutig zu bestimmen und höchstwahrscheinlich dem Typus Panzerbüste Imperatori 32 anzuschließen.

das sich auf

keinen der bekannten Typen zurückführen läßt.] ALEXANDRIA, Griechisch-ägyptisches Museum 3595. — Kopf aus Kalkstein. Graindor a. u. O. 49 Anm. 202. Nach Angabe von P. Graindor sehr mittelmäßig. Ohne eigenes Urteil. ALEXANDRIA, Griechisch-ägyptisches Museum 20851. Panzerbüste. Herkunft unbekannt, aber zweifellos Ägypten. P. Graindor, Bustes et Statues-portraits d’Egypte romaine 49 Nr. 9 Taf. 9a. — Photos nach dem Original werden der Liebenswürdigkeit von P. Hommel verdankt. Rom Inst. Neg. 1938, 1713-1716 (nach Gips der Mostra Augustea della Romanitä). — Hier S. 14 f. 36. 61. 70. Taf. 11 a.

ANTALYA, Museum. — Kopf. Aus Kas. Von P.Hommel aus eigenen Reisenotizen weise mitgeteilt.

freundlicher-

ALEXANDRIA, Griechisch-ägyptisches Museum 20 885. — Kolossalkopf. Aus Athribis. Graindor a.O. so Nr. 10 Taf. gb. — Hier S. 14. 36.61.65. Im Hals gebrochen. Bestoßen. Unergánzt. Provinziale Nachbildung des Typus Rollockenfrisur Terme 8618.

[ANTEQUERA, Ratbaus (nicht mehr am Ort aufzufinden). - Kopf. In der Nähe von Bobadilla, Provinz Málaga, gegen 1909 gefunden. A. García y Bellido, AJA. 53, 1949, 157, Taf. 25 C. Ders., Esculturas Romanas de España y Portugal 34f. Nr. 24 Taf. 22. M. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 73f. Unergänzt; im Hals abgebrochen; Oberfläche bestoßen und verrieben. Nach der Abbildung zu schließen, muß die Bestimmung als Bildnis Hadrians unsicher erscheinen. Die Wangen sind unten zu voll, das Kinn ist zu spitz, und der Mund ist viel zu breit; die Haartracht weicht von den bekannten Typen ab; der Ausdruck der Gesichtszüge wirkt ganz verschieden. Diese Abweichungen können schwerlich aus provinziellem Ungeschick oder Umstilisierung hinlänglich erklärt werden.]

! Herrn Georg Daltrop dankt der Verfasser sehr für un-

[ARLES, Museum 30. — Kopf.

ermüdliche und umsichtige Hilfe bei der mühevollen Durchsicht des Katalogs.

M. Grasset in den Besitz des Museums gelangt.

Von der Panzerbüste ist das meiste bis auf einen senkrechten mittleren Streifen weggebrochen. Bestoßen am Stirnhaar und an der Nasenspitze; Ohrmuscheln größtenteils weggebrochen. Unergänzt. Stellenweise poliert.

Sehr sorgfältige Wiederholung des stadtrómischen Typus Rollockenfrisur 'Terme 8618.

Von

92

unbekannter

Herkunft;

erst

1921

als Geschenk

von

Espérandieu IX ıo7f. Nr.6719 m. Abb. F. Benoit, Le Musée Lapidaire d'Arles 13. 30 C. — Rom Inst. Neg. 39, 75-78. — Hier S. 49. Unergänzt. Mit dem Stück ist zweifellos ein Bildnis Hadrians vom Typus der Panzerbüste Imperatori 32 gemeint; es ist müßig festzustellen, ob ein altes Bildwerk völlig entstellend überarbeitet wurde oder ob das Bildwerk von Grund auf gefälscht ist. So wie es vor uns steht, muß es, wie W.H.Groß mündlich bestätigt, als modern und wertlos gelten.]

Nur Büstenfuß ergänzt. Büste war gebrochen und ist wieder zusammengefügt, bestoßen, u.a. am Haar und an der Nasenspitze, sonst gut erhalten und sorgfältig gearbeitet, vorzüglich die matte Oberfläche der Haut. Kräftige Augenbohrung. Ikonographisch und stilistisch ist dieses unkonventionelle Bildnis unter den drei Athener Bildnissen das späteste und letzte. Das in verhältnismäßig langen Stráhnen lockig in die Stirn fallende Haar scheint die Tracht vorwegzunehmen, die für die spáteste stadtrómische Bildnisgruppe vom Typus Busti 283 kennzeichnend ist; sie steht ihr anscheinend sogar typologisch recht nahe; es kann der Gedanke auftauchen, die Büste vom Olympieion vertrete eine griechische Umsetzung der durch den stadtrómischen Typus Busti 283 vertretenen Bildnistypus. Kunstgeschichtliche Merkmale einer verhältnismäßig späten Entstehung sind die volle Büste, die malerisch-lockere Haarbehandlung unter Verwendung des Drillbohrers und die besonders tiefe Augenbohrung. E. B. Harrison vermutet, die Büste sei postum.

ATHEN, Agora Inv. S 166. — Panzertorso. 1931 auf der Athener Agora gefunden. T.L.Shear, Hesperia 2, 1933, ı78ff. Abb. 8-ıo Taf. 6. E. B. Harrison, The Athenian Agora I: Portrait Sculpture 71ff. Nr. 56 Taf. 36 u. 37 m. Lit. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 190 A. so. — Hier S. 67 f. Nur Torso ohne Kopf und Gliedmaßen erhalten. Bestoßen; unergänzt. Obwohl der Kopf fehlt, kann die Statue wegen der Übereinstimmung des Panzerschmucks mit gesicherten Statuen des Hadrian auf diesen bezogen werden. Wahrscheinlich handelt

es

sich

um

die

Hadrian-Statue,

die

A'THEN, Dionysos-T beater. — Basis mit Hadrian-Inschrift und Lóchern zur Befestigung einer Bronzefigur. IG. III 464 (vgl. ferner 466-469). E. Fiechter, Das Dionysos-Iheater in Athen I. Die Ruine 73. W. Judeich, Topographie von Athen 102. 313.

Pausanias

(I 3, 2) bei der Stoa Basileios auf der Athener Agora gesehen hat.

ATHEN, Nationalmuseum 371. — Kopf. Aus Sparta. Kavvadias 253 Nr. 371. - Hier S. 41. Unfertig; vielleicht, weil mißraten während der Arbeit. In der Vorderansicht ist die Bestimmung als beabsichtigtes Bildnis des Hadrian weniger eindeutig als im Profil. Anscheinend auf den Typus Imperatori 32 abzielend.

[ATHEN, Akropolis, vor der Westfront des Parthenon. Panzertorso. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 233. »Nur Rumpf erhalten, stark verwittert, die Seiten abgearbeitet, wohl als Baustein benutzt» (Hekler). Der Reliefschmuck des Panzers unterscheidet sich gänzlich von dem, was man von griechischen Panzerstatuen des Hadrian kennt; zwar finden sich auch hier seitlich zwei weibliche Figuren, vielleicht Victorien, in der Mitte zwischen ihnen fehlen jedoch Palladion und Wölfin. So besteht kein sicherer Anhalt für die Bestimmung als Rest einer Panzerstatue Hadrians.]

ATHEN, Nationalmuseum 789. — Kopf. Unpubliziert. - Eigenes Photo. — Hier S. 39. 61. Nur noch der Kopf, und selbst dieser unvollständig erhalten und stark bestoßen, vor allem Nase und Stirnhaar. Wiederholung des stadtrömischen Typus Rollockenfrisur. Die charakteristische Falte im Ohrläppchen vorhanden. Ob die Augen einst gebohrt waren, ist bei der Beschädigung nicht festzustellen.

ATHEN, Akropolismuseum. — Panzertorso. E. Hübner, 28. BWPr. 12 Taf. 2, 2. S. Reinach, Rép. Stat. II 585, 4. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232. Nur linke Hälfte des Rumpfes erhalten. Deutung auf Hadrian durch Übereinstimmung der Einzelheiten mit gesicherten Panzerstatuen des Kaisers begründet.

ATHEN, Nationalmuseum 3729. - Kopf mit Eichenkranz und Adlergemme (überlebensgroß). 1933 in der Phaleronstraße zu Athen gefunden. AA, 1933, 211. A. Hekler, AA. 1935, 397 Anm. ı. G. Erdélyi, Arch. Ertesitó $1, 1938, iı3ff. ısı Abb. 38 u. 39. West II 118 Abb. 119 u. 119a. — Photo Marburg 135029. Athen Inst. Neg. NM. 4187. — Hier S. 40. 62.71, Taf. 25a. Unergänzt, bestoßen; zum Einsetzen gearbeitet. Tiefe Pupillenbohrung und eingezeichneter Irisring. Hinterhaupt grob angelegt. Bei aller Eigenart einer bedeutenden Bildhauerarbeit abhängig vom Typus Panzerbüste Imperatori 32, als freie Replik.

ATHEN, Nationalmuseum 249. — Büste (etwas überlebensgroß). | 1888 in Athen in der Nähe des Olympieion gefunden. V.Stais, Marbres et bronzes Mus. Nat. 191 Nr. 249 m. Abb. Deltion 1888, 73 Nr. 2. S. Papaspiridi, Guide 106 Nr. 249. Hekler 258a. West II 117 Abb. 118. P. Graindor, Athénes sous Hadrien 272 Abb. 25. Kavvadias 205 Nr. 249. C. Carducci, Bull. Mus. Imp. Rom. 4, 1933, 43 Abb. 3. G. Erdélyi, Archaeologiai Ertesitó $1, 1938, 113. E. B. Harrison, The Athenian Agora I: Portrait Sculpture 39. 88 Anm. ı Taf. 45. H. Weber, Gnomon 26, 1954, 368.— Alinari 24701. Athen Inst. Neg. N. M. 122 (Bieber 2330). Hier S. 40. 62, Taf. 26 b.

ATHEN, Nationalmuseum, Magazin stücke einer Panzerstatue. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 233. Dem Verfasser unzugänglich.

93

im Hof. — Bruch-

Hadrian

Hadrian

[BARCELONA, Museo Provincial. — Panzerbüste. M. E. Albertini, Anuari de l'Institut d'Estudis Catalans 5, I911/12, 433 Nr. 191 Abb. 219. F. Poulsen, Sculptures antiques de Musées de province espagnols 9. Nach Angabe Poulsens und eigenem Augenschein ohne weiteres als Fálschung zu erkennen.]

BENEVENT, Trajansbogen, Atticarelief (Landseite rechts): Trajan empfängt die Huldigung der Mesopotamia. Literatur wie zum vorigen Stück; vgl. besonders v. Garger bzw. Pietrangeli Taf. 7 u. 19. — Hier S. 32. 55. 64, Taf. x b. Der Togatus auf der Brücke, der sich mit großer Dringlichkeit Trajan zuwendet und von cinem Begleiter anscheinend beschwichtigt wird, ist mit Recht, auf Grund der inhaltlichen Deutung des Reliefs, als Hadrian bestimmt worden. Der Kopf zeigt zweifellos ein Bildnis, wenngleich eindeutige Portrátzüge Hadrians nicht zu erkennen sind. In der Barttracht, der Führung der Brauenbógen, der knappen Ober- und der vollen Unterlippe besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Die Haartracht stimmt mit keiner

BEIRUT, Amerikanische Universitát Inv. Nr. 4996. — Kopf mit Eichenkranz (wenig überlebensgroß). Herkunft aus der Nähe von Shuweifät. F. W. Goethert, Berytus 2, 1935, 135. F. Poulsen, Ny Carls-

berg

Glyptotek:

Katalog

over

antike

Sculpturer

zu

Nr.681a. J. Fink, AA. 1955, 75 ff. Abb. 3 u. 4. Der Freundlichkeit des Kurators des University Museum zu Beirut, Herrn D. C. Beramki, werden Photographien des Kopfes verdankt. — Hier S. 37. 71, Taf. 31 c u.d. Unmittelbar unter dem Kinn abgebrochen. Stark bestoßen und verrieben. Wirbel und Hinterkopf nur in Pickung grob angelegt. Das Haupt krönt ein Eichenkranz mit Gemme in der Mitte. Ob sich das Bildnis an einen stadtrómischen Typus anlehnte, läßt sich bei der schlechten Erhaltung des Kopfes nicht ermitteln. Am ehesten fühlt man sich an den Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae erinnert; aber stadtrömisch ist der Kopf keinesfalls.

für Hadrian typischen Haartracht überein; sie hat noch ganz trajanısche Eigenart. BERLIN,

Museen,

Antikenabteilung R 52.

In Pergamon in dern eingestürzten Cella des Trajaneum gefunden.

-

Gewölben

unter

der

C. Blümel 22 R 52 Taf. 33. Altertümer von Pergamon V2, 6 m. Abb.; VII 2, 231 ff. Nr. 282 Taf. 42 Beibl. 31. West II 117 Abb. 117. E. Ohlemutz, Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon 8of. W. H. Groß, Bildnisse Trajans 61f. H. Weber, Gnomon 26, 1954, 370. — Neuaufnahmen werden der Freundlichkeit von C. Blümel verdankt: Staatl. Mus. Berlin Antikenabt. Neg. 7332. 7333. — Hier S. 23 f. 39. 59, Taf. 15.

[BEIRUT, Nationalmuseum. — Kopf. Aus dem Kunsthandel; angeblich aus dem Gebiet von Antiochia. J. Fink, AA. 1955, zı ff. Abb. ı u. 2. Der Verfasser übersieht nicht, wer die Benennung des er-

Zum Einlassen in eine Statue gearbeitet; Rückseite weniger sorgfältig ausgeführt. Gesicht durch Bruch und Bestoßung sehr beschädigt. Unergänzt, mit Ausnahme einer Ebnung des unteren Randes des Halseinsatzes. Mitgefunden wurden Bruchstücke einer akrolithen Panzerstatue.

bärmlichen Kopfes als Bildnis Hadrians aufgebracht hat und womit sie zu begründen versucht wurde; er kann darin kein Bildnis Hadrians erkennen. Als merklichste Unterschiede seien genannt: zu langgestrecktes schmales Gesicht, eingesenkte Stirn, Fehlen der Wangenpolster oder der hervortretenden Wangenknochen, das unangenchm schräggestellte, wenn nicht mißratene linke Auge, die weit offenen Augenhöhlen, die kurze breite Nase, die scharfe undifferenzierte Falte am linken Nasenflügel, das hohe, zu schmale und doch derbe Kinn, der Stiernacken, von Haarund Barttracht gar nicht zu reden. Zum Glück ist ein in Syrien gefundenes Bildnis Hadrians bekannt, so daß ein eventueller Hinweis auf syrische Eigentümlichkeit nicht

Wiederholung des Typus Imperatori 32 in »pergamenischem« Formvortrag des stadtrómischen Vorbildes. Hadrian, der im Jahre 123 in Pergamon weilte, ließ das von Trajan begonnene Trajaneum durch Hinzufügung von Hallen vollenden. Dies wird der Aufstellung einer akrolithen Kolossalstatue des Hadrian als Gegenstück zu einer solchen des 'Trajan zeitlich vorausgehen. Ob aber Hadrian zu Lebzeiten sein Bild neben dasjenige des in Rom konsekrierten Trajan aufstellen ließ, erscheint fragwürdig. Es wäre einleuchtender anzunehmen, daß Hadrian erst nach seinem Tode im Trajaneum die gleiche Ehre zuteil wurde wie seinem Vorgänger. Trajanische Münzen zeigen im Tempel die Kultbilder des thronenden Zeus Philios und des stehenden Trajan. Vom Kultbild des Zeus Philios wurden bei den Ausgrabungen keinerlei Reste gefunden. Man meint, die Kolossalstatue des Hadrian, der im Jahre 128 den Beinamen Olympios annahm, habe das Kultbild des Zeus völlig ersetzt. Auch dies würde die Annahme einer postumen Ehrung begünstigen.

verfangen würde. Der Erwerb aus dem Kunsthandel empfiehlt das dürftige Machwerk nicht.] BENEVENT, Trajansbogen, Atticarelief (Stadtseite rechts): Einzug Trajans in Rom. Bernoulli IL2, 117 Nr. 1x14. O. Vessberg, The Arch of

Beneventum (im Erscheinen begriffen). E. v. Garger bzw. C. Pietrangeli, L'arco di Traiano a Benevento Taf. 13 u. 26, 2 m. Bibliographie; vgl. bes. A. v. Domaszewski, O Jh. 2, 1899, 173 ff. Relief 2 u. 8. — Aufnahmen werden der grofien Hilfsbereitschaft von O. Vessberg verdankt. — Hier S. 31. 55. 64, Taf. 1a. Die Gestalt im Panzer mit Paludamentum zur Rechten

und hinter Trajan wird aus inhaltlichen Gründen

Staatliche

Kolossalkopf von einer Panzerstatue.

BERLIN, Staatliche Museen, Antikenabteilung R 53 (358). — Kopf aus grünem Basalt. Bernoulli II 2, 116 Nr. 105. B. Schröder, Römische Bildnisse 10 Taf. 9. C. Blümel 22 R 53 Taf. 34. G. Lippold, Kopien und Umbildungen 145.253 Anm.30. West II 115f. Abb. 112. H. Kähler, Römisches Erbe 359 Taf. so. — Hier S. 64.

auf

Hadrian gedeutet; ikonographische Kennzeichen sind nicht entscheidend.

94

Zum Einsetzen in eine Statue gearbeitet; Fragmente der Statue sollen einmal in der Stadt und Umgebung gefunden worden sein. Unergänzt; bestoßen. Nachbildung des Typus Imperatori 32 unter größerer Zusammenfassung der Einzelformen, dabei sind die Massen kräftiger unterteilt und die Pupillen besonders tief gebohrt. Keine stadtrömische Arbeit. Kranz, wohl Lorbeerkranz,

Bruststück mit größtem Teil des Halses in Bronze ergänzt. Stück der Stirn über dem linken Auge, einige Lockenenden, großer Teil der linken Wange und des Kinns, beide Ohrmuscheln fast ganz und ein Stück rechts am Hals in dunkel getóntem Gips ergänzt. Wiederholung des Typus mit der Rollockenfrisur Terme 8618. Iriskreis leicht eingetieft, jedoch keine Augenbohrung. Die Verwendung farbigen Steins für Bildnisse des Hadrian bestätigt Pausanıas, der zwei Statuen Hadrians aus ägyptischem Stein im Olympieion zu Athen erwähnt (I 18,6). Von leerer Akuratesse, Kleinteiligkeit und Glätte.

mit

PALACE.

ums

Haar;

die verlorene

Statue

dürfte

eine

CHANIA, Museum 77. — Panzerstatue mit Eichenkranz (etwas überlebensgroß). 1913 im Diktynnaion (Menies) gefunden. F. W. Goethert, Berytus 2, 1935, 137 ff. Taf. 53, 1. — Athen Inst. Neg. U. Jantzen hat dem Verfasser eigene Aufnahmen des Kopfes freundlicherweise zur Verfügung gestellt. — Hier S. 42. 67 f. 71, Taf. 24. Vom Körper sind infolge Brandes nur noch Bruchstücke der Beine bis zur Hälfte der Oberschenkel einschließlich der Füße mit der Plinthe erhalten geblieben. Kopf unergänzt; Oberfläche gut erhalten; Hinterkopf unausgeführt. Pupillen nicht gebohrt. Dagegen reichlich Bohrarbeit im Haupthaar, wenngleich ohne Unterbohrungen. Ursprüngliche Augenbohrung noch zu spüren. H. Weber äußert brieflich Zweifel an der Zusammengehörigkeit von Kopf und Statue und weist darauf hin, daß in der Tat der Panzerschmuck von dem bei Panzerstatuen des Hadrian Gewohnten abweicht. Kein stadtrómischer Typus wiederholt. Eigentümliches griechisches Werk, das auch in den übrigen griechischen Werken keine eindeutige Entsprechung hat. Eichenkranz

[BERLIN, Staatliche Museen, Antikenabteilung 257 u. 259. Bernoulli II 2, 116 Nr. 103 und 104. Vgl. unten unter Posen.] BLENHEIM

Kameo

Panzerstatue gewesen sein.

- Panzerbüste.

Der Hilfsbereitschaft von C. C. Vermeule und H. Jucker wird die Kenntnis dieses Stückes vermittels einer kleinen Aufnahme verdankt.

Kopf und Büste ungebrochen; Büstenfuß ergänzt. C. C. Vermeule versichert, daß das Stück unbedingt alt sei; demnach scheinen Zweifel an der Echtheit zu bestehen. Der Verfasser fürchtet, daß sie zu Recht bestehen; daß an der Schulterklappe des Panzers die Verschnürung fehlt und daß das Paludamentum so seltsam »drapiert« ist, befremdet ihn. Die Panzerbüste im Vatikan, Braccio Nuovo 81 bzw. das Leitstück dieses Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae in Neapel scheint diesem Stück zugrunde zu liegen.

mit

BRAUNSCHWEIG, Herzog-Anton-Ulrich-Museum Inv. Nr. 69. — Büste. Bernoulli II 2, 116 Nr. ror. G. Bruns, EA. 4192. — Hier S. 19. »Kopf und Büste gehóren zusammen, sind aber so verbunden, daf an allen Stellen schmale Gipsstreifen zwischen dem Marmor sitzen; es läßt sich nicht nachprüfen, wo Bruch auf Bruch passen würde. Ergänzt sind in Marmor die linke Brusthälfte der Büste, ein Stück im rechten Arm, große Flicken im Hals und Nacken und die Nasenspitze; in Gips die Haarenden ringsum und beide Ohrknorpel; der Flügelrücken des Gorgoneions.« (G. Bruns.) Da das Stirnhaar ergänzt und die Arbeit zu flau und un-

eingesetztem,

jetzt

fehlendem

Kameo;

Panzer

mit

Reliefschmuck (Gorgonenhaupt, Greifenpaar und Adler auf Blitzbündel); Blitzbündel auch auf beiden Schulterklappen. CHANIA, Museum 82. — Kopf. 1913 im Diktynnaion (Menies) gefunden. Drei Abzüge nach eigenen Aufnahmen werden der Liebenswürdigkeit von H. Weber verdankt. — Hier S. 40. 62. Kopf im Hals abgebrochen (wohl eher von einer Statue als von einer Büste wegen des Mantelsaumes und der kräftigen Bosse im Nacken). Bestofien. Haarkranz um die Stirn angestückt, zum größten Teil danach wieder abgebrochen; nur über der rechten Ohrmuschel einige Locken ursprünglich erhalten. Zugehórigkeit zum Typus Chiaramonti 392 ist wahrscheinlich, jedoch wegen der weitgehenden Ergänzung des Stirnhaares nicht sicher nachzuweisen. Keine Augenbohrung. Vermutlich órtlich griechische Arbeit; es fehlt die genaue Detaillierung der Oberfläche, die man an stadtrómischen Werken gewohnt ist; alles wird einheitlicher zusammengefaßt.

bestimmt ist, läßt sich nicht ermitteln, welcher Bildnistypus

hier wiederholt wurde, am wahrscheinlichsten der Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Um als eigentümliche Bildnisfassung zu gelten, ist das Stück zu geringwertig. [CASTELLON DELLA PLANA/Prov. Valencia. — Kopf. Bernoulli II 2, x15 Nr. 87. Von A. Garcia y Bellido, Esculturas Romanas, nicht erwähnt; bei eigener Nachfrage im Ort nicht zu ermitteln. Anscheinend verschollen.]

COBHAM HALL. — Kopf auf nackter Statue mit Hüftmantel. C. C. Vermeule, AJA. 59, 1955, 133 Taf. 42 Abb. 9. Für den Erhaltungszustand stehen keine Angaben zur Verfügung. Wiederholung des Typus mit der Rollockenfrisur Terme 8618; allerdings scheint die Anordnung des Stirnhaares leicht verándert und vergróbert zu sein.

CENTURIPE, Antiquarium. — Kolossalkopf. In Centuripe, nicht weit von den Trümmern der sog. Zecca gefunden. G. Libertini, Centuripe 80 ff. Taf. 16. - Rom Inst. Neg. 38, 1096-1103 (nach Gips). - Hier S. 23. 65.

95

Hadrian

Hadrian

[DRESDEN, Skulpturensammlung 363. —- Kopf auf modernem Bruststück. Bernoulli II 2, 116 Nr. 102. Hettner* 91 Nr. 136. Hermann? 83 Nr. 363. Auszuscheiden, da kein Bildnis des Hadrian, sondern männliches Bildnis seiner Zeit.]

Keinem der Haupttypen eindeutig zuzuweisen (den beiden Köpfen im Vatikan, Chiaramonti 392 und Rotonda 543, am ehesten vergleichbar und doch gänzlich anders). Keine Augenbohrung. Haar kräftig gewellt, in verschiedene Strähnengruppen gegliedert und in mehrfach gewinkelter enger Aufrollung der Locken weit über die Stirn

DUNHAM MASSEY HALL. - Kopf auf moderner Büste.

[FLORENZ, Galleria degli Uffizi Inv. 1914 Nr. 64. Kopf auf fremder Togastatue (etwas überlebensgrof?). Bernoulli II 2, 109 Nr. 11. - Rom Inst. Neg. 37, 716-718; 1938, 971. — Hier S. 52. Mittlere vier Stirnlocken und Nase mit mittlerem Stück des Schnurrbartes ergänzt. Ähnlichkeiten in den Gesichtszügen mit Bildnissen Hadrians sind nicht zu leugnen, doch bleibt eine Identifizierung unbefriedigend. Der Gesichtsschnitt ist im ganzen schlanker, die Backenknochen sitzen tiefer und treten kräftiger vor, an der Nasenwurzel ballt sich die Haut wulstiger. Der Übergang zwischen Backenbart und Schnurrbart ist zu voll und dicht. Die technische Behandlung, die ungewöhnlich kräftige Augenbohrung und die zahlreichen, mehr oder minder tiefen Bohrgänge des Haupt- und Barthaares könnten frühestens ins späte 2. Jahrhundert gehören. Der Kopf ist durch Überarbeitung gänzlich verändert worden, so daß seine richtige Beurteilung unmöglich ist. Vielleicht ist ein ursprüngliches Bildnis Hadrians dadurch völlig verdorben.]

C. C. Vermeule, AJA. 59, 1955, 135. Nasenspitze ergánzt. Ohne eigenes Urteil.

[ELEUSIS, Giebel.

Große

Propyläen.

— Schildbüste

aus

dem

A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232. Wegner, Antoninische Zeit 172. Auszuscheiden,

da kein Bildnis

des Hadrian,

wie Hekler

einst annahm, sondern des Marcus Aurelius.] EPIDAUROS, Museum 14. - Kopf. Unmittelbar unter dem Kinn im Hals abgebrochen. Sehr beschädigt; zum Teil wieder zusammengesetzt und mittels Gips geflickt.

Wiederholung

des Typus

Rollockenfrisur Terme

8618.

Anscheinend stadtrömische Arbeit. Die Bohrung des allein erhaltenen rechten Auges wäre bei diesem Typus befrem-

dend; sie scheint jedoch erst bei der Wiederherstellung an-

herabfallend.

zwischengesetzt; stark überarbeitet.

FLORENZ, Galleria degli Uffizi 3013. — Panzerbüste ohne Fuß. Bernoulli II 2, 113 Nr. 56. — Rom Inst. Neg. 37, 713-715. — Hier S. 21. 25. Fast sämtliche Lockenenden über der Stirn, größter Teil der linken Ohrmuschel, Stück am Rand des rechten Ohres und Nase ergänzt; kleinere Flickungen in Stuck. Überaus große Pupillenbohrung und Scheitelung des Kinnbartes durch Überarbeitung verursacht. Ergänzungen an der Büste teilweise wieder abgefallen.

Wiederholung der Paludamentumbüste Vatikan, Busti 283.

Typus Panzerbüste Imperatori 32. Übereinstimmung bis

ERBACH,

in die Anordnung des Nackenhaares zu verfolgen; durch die Überarbeitung vergröbert. Zweifellos alt.

gebracht zu sein.

ERBACH,

Gräflich Erbach-Erbachische Sammlung 20. -

Kopf auf fremder Panzerstatue. Bernoulli II 2, 109 Nr. 17. E. G. Anthes, Die Antiken der

Gräflich Erbach-Erbachischen Sammlung (Darmstadt 1885) 20 Nr. 20. — Drei Aufnahmen Photo König, Erbach. — Hier S. 26. Nase

und

beide

Ohrmuscheln

ergänzt;

Hals

modern

Gräflich Erbach-Erbachische Sammlung 21. -

Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2,116 Nr.99. Anthes a.O.20f. Nr. 2ı. Drei Aufnahmen Photo König, Erbach, — Hier S. 19. Nase, mittleres Stück der Stirn mit größtem Teil der Brauenbógen und Rand der rechten Ohrmuschel ergänzt; stark überarbeitet, so daß kaum noch irgendwo alte Ober-

fläche erhalten blieb, weder im Gesicht noch am Haar. Wiederholung des 'Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Merkliche Vergróberungen infolge Überarbeitung. Die

Augenbohrung

im

gegenwártigen

Zustand

modern.

Wertlos. FLORENZ, Giardino Boboli. — Kopf auf moderner Büste (überlebensgroß). EA. 3471. 3472. — Rom Inst. Neg. 1938, 975-977. — Hier $. 29. 65. Nasenspitze, Hals und Büste ergänzt. Oberfläche durch Witterung verschmutzt und verwaschen; vielleicht vor Aufstellung etwas geglättet.

FLORENZ, Galleria degli Uffizi 108 (Inv. 1914 Nr. 146). — Panzerbüste mit Paludamentum (etwas überlebensgrof). Bernoulli II 2, 113 Nr.57. Amelung, Führer 32 Nr. 42 (108). West II 117. — Alinarı 1159. Brogi 3219. Rom Inst. Neg. 37, 719-721. — Hier S. 8. 7o, Taf. 4. Einige Lockenrollen über der Stirn und der rechten Schläfe, untere Hälfte der Nase, größter Teil der linken Ohrmuschel sowie Stücke an der rechten Seite des Halses und an der Büste (u.a. rechte Schulter sowie unterer Büstenrand) ergänzt. Am linken Armansatz erkannte Amelung noch Spuren von Vergoldung; sie sind noch heute festzustellen. Wie stark das Stück geputzt wurde, erkennt man daran, daf nur noch der Sinter der alten Relieftiefen übriggeblieben ist, die alte Oberfläche der Haut oder des Bartes infolge von Reinigung und Überarbeitung vóllig verschwand und jetzt nur noch eine unbestimmte und verwaschene Oberfläche ansteht (nur die dunklen Linien der photographischen Aufnahme des Stückes zeigen noch die Spuren des alten Zustandes an seiner Verwitterung).

Nach Dütschke fraglich, nach Bernoulli ohne Zweifel modern. Von A. Neppi Modena in den EA. nicht mehr berücksichtigt. Heute im Palazzo Antinori nicht mehr nachzuweisen.]

Typus Stazione Termini. Sehr genaue, wenn auch weniger sorgfältige und jetzt etwas verwaschene sowie geputzte Replik. Dütschkes Zweifel an der Echtheit, die bereits Bernoulli in Frage stellte, durch Amelung mit Recht zurückgewiesen. Keine Augenbohrung. Im Haupthaar Bohrsänge, Unterbohrungen und vereinzelte Durchbohrungen.

[FLORENZ, Palazzo Pitti. — Büste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 59. Nase, Schulter und einiges am Haar ergänzt; die Büste quer durchgebrochen (nach Dütschke). Bernoulli hält es für fraglich, ob das Bildnis antik ist. Ohne eigene Anschauung, da heute im Palazzo Pitti nicht aufzufinden.]

[FLORENZ, Galleria degli Uffizi. - Kleine Büste. Bernoulli II 2, 113 Nr. 58. Nach Dütschke unbedeutend, nach Bernoulli von zweifelhafter Echtheit. Nicht aufgefunden.] [FLORENZ, Galleria degli Uffizi. Inv. 1914, 192. — Ares aus schwarzem Basalt, als Bildnisstatue des Hadrian zu ergänzen (?). Amelung, Führer 5sı Nr.74. A. Furtwängler, Statuenkopien 567 Anm. 1 Nr.4. G. Lippold, Kopien und Umbildungen 145.

[FLORENZ, Palazzo Pitti. - Kopf auf ergánzter Büste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 6o. Nach Dütschke Nr. 51. Ohne eigene Anschauung, da heute im Palazzo Pitti nicht aufzufinden.]

Die Statue trägt jetzt einen ergänzten Kopf. Lippold hat

[FLORENZ, Palazzo Pitti. - Kopf auf ergänzter Büste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 61.

erwogen, ob ihr einst ein Bildniskopf Hadrians eingesetzt war, da Hadrian sich in diesem Typus porträtieren ließ; vgl. Rom, Museo Capitolino, Salone 13.]

Büste und unterer Teil der Nase ergánzt (nach Dütschke). Augenbohrung (nach Dütschke). Ohne eigene Anschauung, da heute im Palazzo Pitti nicht aufzufinden.]

[FLORENZ, Galleria degli Uffizi. - Unvollendetes Relieffragment. Bernoulli II 2, 117 Nr. 120. Bernoulli folgt wohl nur Dütschke, der die Benennung erwog. In Amelungs Führer fehlt das Stück, das auch heute nicht mehr aufzufinden ist.]

[FLORENZ, Palazzo Pitti. Die von Dütschke und Bernoulli angeführten drei Bildnisse waren dem Verfasser nicht nachweislich. Dagegen wurden ihm im Palazzo Pitti zwei zweifellos moderne HadrianBildnisse bekannt (es ist allerdings möglich, daß sie mit dem einen oder anderen Stück bei Bernoulli identisch sind; eindeutig identifizierbar sind sie jedoch nicht): i. Moderner Marmorkopf des Hadrian auf Büste aus

[FLORENZ, Galleria degli Uffizi. - Kriegerrelief. Bernoulli II 2, 117 Nr. 121. E. Hübner, AZ. 1870, 29ff.

Taf. 29. Amelung, Führer 85 Nr. 125 (282). M. Cagiano

buntem Marmor, der sich in den rückwärtigen Räumen

de Azevedo, Bull. Mus. Imp. Romano 10, 1939, 54 Abb. 2. — Alinari 29 349. Die kleine männliche Büste, rechts oben an einem Relief eines Kriegers mit Pferd angebracht, hält auch Amelung für unleugbar ähnlich mit Hadrian. Sie unterscheidet sich aber in den Gesichtszügen und der Haartracht kurz in die Stirn gekámmter Stráhnen von zweifelsfreien Bildnissen des Hadrian so stark, daß die Benennung nicht aufrechtzuhalten ist. Eine derartige untergeordnete Verwendung wäre auch eines Herrscherbildes durchaus unangemessen, denn eine Schildbüste an einem Feldzeichen hat ganz anderen, offiziellen Charakter.]

des Palazzo Pitti befindet. Die Ahnlichkeit ist gering. 2. Rom Inst. Neg. 1937, 728—730. Modern in Anlehnung an den durch die Panzerbüste Uffzien 3013 vertretenen Typus Imperatori 32.] [FLORENZ, Palazzo Riccardi. — Reliefbild. Bernoulli II 2, 117 Nr. 122. Nach Bernoulli »weder Hadrian noch antik«. Bei Nachforschungen im Palast nichts zu finden, was mit Recht als Bildnis Hadrians gelten kónnte.] FOLIGNO, Museo civico. — Kopf. Rom Inst. Neg. 1938, 268—272. — Hier S. 27, Taf. 7 u. 8d. Unergänzt. Rechte Braue, Nase und Kinn bestoßen; versintert, verwittert und verrieben. Physiognomisch eindeutig als Hadrian zu erkennen; in

[FLORENZ, Palazzo Antinori (Britisb Consulate). — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 62. A. Neppi Modena, EA. 4051 b. Ober- und Hinterkopf größtenteils ergänzt. Oberfläche sehr verdorben. Am ähnlichsten dem Bildnis Imperatori 32, aber doch in den Einzelheiten so sehr vergröbert und abweichend, daß ernste Zweifel an der Echtheit, zumindest an der Verläßlichkeit des vorliegenden Zustandes auftauchen. Ohne eigene Anschauung, da heute im Palazzo Antinori nicht mehr nachzuweisen.]

dafs er nur noch nach den Photographien studiert werden kann.

[FLORENZ, Palazzo Antinori Medaillon. Bernoulli II 2, 118 Nr. 125.

[HOLKHAM HALL. - Büste. Bernoulli II 2, 116 Nr. 95. F. Poulsen, Country Houses 82 Nr. 66 m. Abb.

(British

Consulate).

der Haartracht von den Haupttypen

abweichend;

dem

Typus Stazione Termini entfernt verwandt, in der Anordnung des Hinterhaupt- und Backenbarthaares stellenweise eine Replik. Bildnis von bedeutender Eigenart.

Neuerdings wurde der Kopf im Hof so hoch eingemauert,

-

97

Hadrian

Hadrian

Mit Recht hat Poulsen die von A. Michaelis ausgesprochene und von Bernoulli wiederholte Bestimmung als Hadrian abgelehnt und die Büste als Bildnis eines unbekannten Rómers hadrianischer Zeit bezeichnet. In Haar- und Barttracht ahmt das Bildnis den Typus Imperatori 32 nach.]

Wegen der Übereinstimmung des Panzerschmucks mit gesicherten Panzerstatuen des Hadrian diesem überzeugend zugewiesen. Das Barbarenfigürchen finder sich genau so am Panzertorso aus Kisamos. Im Unterschied von diesem Torso liegt bei dem in Iraklion das Paludamentum nur auf der linken Schulter.

HOUGHTON HALL. — Kopf. Bernoulli II 2, 116 Nr. 96. F. Poulsen, Country Houses 75 Nr. 59 m. Abb. West II 116. — Hier S. 8. Nasenspitze, größter Teil des rechten Ohres und Brust-

IRAKLION, Museum 341. — Kopf. Zwei Abzüge eigener Aufnahmen werden der Liebenswürdigkeit von H. Weber verdankt. Zwei gute Neuaufnahmen durch F. Hewiker, Kaltenkirchen. — Hier S. 24. 40.

stück ergánzt; linkes Ohr weggebrochen. Gesicht, besonders

Bart etwas gereinigt. Sehr genaue Wiederholung des Typus Stazione Termini. Ohne Augenbohrung, jedoch unter reichlicher Verwendung von Bohrarbeit im Haupthaar. Poulsen hebt die Feinheit und Lebendigkeit der Arbeit hervor und betont den jugendlichen Eindruck, den das Bildnis macht.

Unmittelbar unter dem Kinn abgebrochen. Stark bestoßen, besonders im Gesicht und am Stirnhaar. Unergänzt.

Wiederholung des Typus Imperatori 32. Augenbohrung im Vergleich mit stadtrömischen Wiederholungen auffallend groß. Griechische Arbeit. Da die Panzerbüste aus Iraklion in Paris, Louvre MA 3131 das Vorkommen von stadtrömischen Wiederholungen des Typus auf Kreta beweist, kann mit der Nachbildung von der Hand eines griechischen Bildhauers durchaus gerechnet werden. Griechisch ist die stárkere Zusammenfassung im Sinne des Plastischen und die Vermeidung einer beschreibenden Detaillierung der Oberfläche. Mittels der Bohrarbeit wird toniger charakterisiert und keineswegs präzis gezeichnet. All dies geschieht jedoch nicht auf Kosten der Genauigkeit einer Wiederholung des Typus Imperatori 32.

HOVINGHAM HALL. — Kopf auf knapper Büste. C. C. Vermeule, AJA. 59, 1955, 136 Taf. 44 Abb. 17. Für den Erhaltungszustand stehen keine Angaben zur Verfügung. Nach der unvorteilhaften Abbildung nicht zu beurteilen.

INCE BLUNDELL HALL. — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 116 Nr. 94. F. Poulsen, Country Houses 76 Nr. 61 m. Abb. B. Ashmole, A Catalogue of the Ancient

ISTANBUL, Antikenmuseum 585. — Panzerstatue (überlebensgroß). In Hierapytna auf Kreta gefunden.

Marbles 41 Nr. 84 Taf. 37. West II 117. Nase, Teil des Kinns, Ohren und kleines Stück der Stirn mit dem Haar darüber in Marmor, Teile der Lippen in Gips ergánzt. Geputzt und gereinigt. Augen nicht gebohrt. Ashmole hält die Zugehörigkeit der Büste für möglich, während Poulsen sie mit höherer Wahrscheinlichkeit für modern erklärt. Keinem der Haupttypen eindeutig zuzuweisen, aber vielleicht Busti 283 anzuschließen. Soweit das Stirnhaar er-

Bernoulli II 2, 110 Nr. 19 Taf. 38. Mendel II 316 Nr. 585. F. Studniczka, Tropaeum Trajani 108 Anm. 111. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Abb. 158. West II 121 Abb. 126. M. Schede, Meisterwerke der Türkischen Museen I 16 Taf. 33. — Rom Inst. Neg. 38, 1305-1309 (nach Gips). — Hier S. 41. 58. 67 f. 71, Taf. 13a u. 16c. So gut wie unergänzt. Einst in Stücke zerbrochen und stellenweise mittels Gips wieder zusammengesetzt. Rechter Arm, der ursprünglich angesetzt war, fehlt. Vielfach beschädigt und bestoßen. P. Hommel hat auf Bitten des Verfassers den Zustand des Stückes freundlicherweise geprüft und festgestellt, daß die Augen nicht gebohrt sind, daß allerdings der Kopf eine Feinbearbeitung nicht er-

halten ist, zeigen seine Anordnung und seine Durchführung gewisse Ähnlichkeit mit diesem Typus, weichen aber auch wieder bedenklich davon ab, insbesondere in den Lockenbüscheln an der rechten Schläfe. Der Gesichtsschnitt unterscheidet sich durch ungewöhnliche Schlankheit; der Ausdruck ist seltsam kraftlos und unbestimmt. Ist ein Zweifel an der Echtheit wirklich unbegründet, wie Poulsen meint? Die Herkunft aus Villa Mattei ist kein besonders vertrauenswürdiger Stammbaum.

fahren

IRAKLION, Museum 5. — Panzertorso. Obwohl als Herkunft Knossos angegeben wird, ist das Stück wahrscheinlich identisch mit einem in Gortyn gefundenen und in das Museum von »Kandia« gebrachten Panzertorso, der zum erstenmal bekanntgemacht wurde von: L. Savignoni und G. de Sanctis, MonAnt. 11, 1901, 307 ff. Abb. 1o. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Nr. 5. — Hier S. 67 f. Kopf,

ganzer

linker

Arm

mit

herabhängendem

habe;

scharfe

Raspelspuren

sind

vor

allem

an

Wangen und Stirn sichtbar, die Ohren sind nicht fertig ausgeführt und auch in den Haarlocken fehlt die letzte Säuberung. Dagegen ist an den Augen des Unterworfenen der Rand der Iris durch einen leicht erhabenen Ring gekennzeichnet,

am

rechten

Auge

sehr

deutlich,

das

linke

etwas beschädigt. Lorbeerkranz mit Medaillon im Haar. Da der Herrscher seinen linken Fuß auf den Nacken eines unterlegenen Barbaren setzt, 1st dieStatue eindeutig als eine Triumphal-

statue ausgewiesen. [ISTANBUL,

Paluda-

Antikenmuseum. — Kopf.

Angeblich in Beirut gefunden.

mentum und rechter Unterarm fehlen. Im linken Bein ein Zwischenstück oberhalb des Fußes in Gips ergänzt. Von

Bernoulli II 2, 116 Nr. xxo. Jüngst noch bei J. Fink, AA. 1955, 79, als Hadrian, ohne daß der Richtigkeit der Benennung nachgegangen wäre. Nach freundlichem Hinweis

dem Barbarenfigürchen neben dem rechten Bein sind Kopf, rechter Arm und rechter Fuß weggebrochen.

98

KLAGENFURT, Landesmuseum für Kärnten. — Kopf.

von P. Hommel wahrscheinlich identisch mit Mendel II 320f. Nr. 587. M. Schede, Meisterwerke der Türkischen Museen I 20f. Taf. 42.

Aus dem Theater des Römerlagers von Virunum. A. Schober, Die Römer in Österreich 66. E. Reisch, OJh. 26, 1930, Beibl. 284. R. Egger, Carinthia 128, 1938, 16. J. Fink, AA. 1955, 80ff. Abb. 5 u. 6. — Rom Inst. Neg. 38, 955—958. Foto-Archiv, Landesmuseum für Kärnten Neg. — Hier S. 33. 57, Taf. 12a. Unergänzt. Im Hals gebrochen. An Stirn, Nase und

Ist diese Identifizierung zutreffend, dann handelt es sich fraglos nicht um ein Bildnis Hadrians, sondern, wie bereits M. Schede richtig erkannte, um Septimius Severus.] [ISTANBUL,

Antikenmuseum, Inv. Nr. 5311. — Bronze-

statue.

Kinn besonders stark bestoßen. Gespalten und wieder zu-

In Kadırlı (Vilayet Adana) 1932 gefunden. A. Ogan, AA. 1934, 411 ff. Abb. ı u. 2. Ders., Guide illustré des bronzes 40 Taf. 1 u. 20. A. Hekler, AA. 1935, 407. Wegner, Antoninische Zeit 130. P. Devambez, Grands bronzes du Musée de Stamboul (Paris 1937) 103 ff. Taf. 31 bis 37. G. Lippold, Gnomon 15, 1939, 570. — Hier S. 45.

sammengefügt. Provinziales Werk, etwa in Anlehnung an den stadtrómischen Typus Chiaramonti 392. Keine Augenbohrung.

In zahlreichen Stücken gefunden und wieder zusammen-

Im Weinberg bei Knossos gefunden.

KNOSSOS, Villa Ariadne, Garten. — Panzertorso (überlebensgroß).

gesetzt. Die vorgeschlagene Bestimmung abzulehnen.]

als Bildnis Hadrians

Sp. Marinatos, AA. 1935, 241. H. Weber, Gnomon 26, 1954, 370. - Münster Seminar Neg. — Hier S.67 f. Taf. 17 b. Der ehemals eingesetzte Kopf fehlt. Unergänzt. Der Typus und der Reliefschmuck des Panzers stimmen mit den übrigen Panzerstatuen Hadrians so weitgehend überein, daf an der Zuweisung an ihn kein Zweifel besteht; allerdings ist die Athena über der Wólfin durch eine Art Amazone, wahrscheinlich. Diktynna, ersetzt worden.

ist

[ISTANBUL, Antikenmuseum 582. — Gewandstatue, Wahrscheinlich von Kyzikos stammend. Bernoulli II 2, 110 Nr. 20. Reinach, Gaz. Arch. 9, 1884, 207 ff. Taf. 28. Mendel II z3ı1 ff. Nr. 582 m. Abb. — Mus. Neg. 512. | Die Bezeichnung als Hadrian schon von Mendel mit Recht zurückgewiesen.]

KOPENHAGEN, N» Carlsberg Glyptotbek 68r (Inv. 777). - Nackte Büste mit Paludamentum. Poulsen 462f. Nr.681:. Billedtavler Taf. 56. ABr.752. West II 117. - Mus. Photo NGG. 681. Münster Sem. Neg. — Hier S. 25 f. 7o, Taf. 26a. Größter Teil der Nase, Ohrränder, rechte Braue und Fibel

[TERUSALEM. 1873 in Jerusalem gefunden. Bernoulli II 2, 116 Nr. x11. Ohne eigene Kenntnis. Nach

Bernoulli

zu Unrecht

waren ergánzt; die Ergánzungen sind heute wieder abge-

auf

nommen. Stirnhaar und Gesicht mit Sáure gereinigt; daher wirkt das Stück im heutigen Zustand etwas unbestimmt und verwaschen. Typus Paludamentumbüste Vatikan Busti 283; nach der Haaranordnung sowie in der Ausführung wohl die genaueste Replik der vatikanischen Büste. Iris halbkreisförmig und Pupille eingetieft; im Stirnhaar kräftig auf-

Hadrian gedeutet.] KAIRO, Kunsthandel. - Kopf (überlebensgroß). P. Graindor, Bustes et statues-portraits d’Egypte romaine 48 Nr. 8 Taf. 8. — Hier S. 14. 36. 61. Hals zum Einsetzen hergerichtet. Nur wenig bestoßen. Wiederholung des stadtrömischen Typus Rollockenfrisur Terme 8618 in starker, provinzieller Vergröberung. [KASSEL, Landesmuseum Bernoulli II 116 Nr. 100. turen 32f. Nr. 53 Abb. 4. Fälschung (»Arbeit des Anlehnung an den Typus

lockernde Bohrarbeit. Nicht aus der frühen Zeit (West), sondern Altersbildnis.

53. — Kopf. M. Bieber, Die antiken Skulp— Hier S. 49. 18. Jh.«: Bieber) in entfernter Imperatori 32.]

KOPENHAGEN, Ny Carlsberg Glyptotbek 681a (Inv. 2801). — Kopf. Ehemals Lansdowne

House.

Bernoulli II 2, 116 Nr. 93. Poulsen 463 Nr. 681a. Billedtavler Tillaeg II Taf. 1r. Poulsen, Country Houses 76 Nr. 60. West II 119. -— Mus. Photo NGG. 681 a. Münster Sem. Neg. — Hier S. 12. Basis, Brust, größter Teil des Halses, Nase und Teile der Ohrmuscheln ergänzt. Stirnhaar und Brauen beschädigt, Bart bestoßen. Gereinigt. Pupillen nicht gebohrt. Replik von Chiaramonti 392. V.H.Poulsen zweifelte zeitweise, ob das Stück echt sei, erkannte aber bei erneuter Untersuchung seine Echtheit, obwohl die fleckige Patina derart wäre, daß sie nicht älter als 18. Jahrhundert sein müsse. Eigene Nachprüfung am Stück selbst führte zu keiner eindeutigen Entscheidung; im Schwanken überwogen eher die Zweifel an der Echtheit als das Zutrauen.

KISAMOS (Kreta), Kastell. - Panzertorso. L.Savignoni, MonAnt. 11, 1901, 305ff. Taf. 25, 1. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Nr.4 Abb. 16r. S. Reinach, Rép. Stat. III 162, 4. — Hier S. 67 f. Kopf und größter Teil der Gliedmaßen weggebrochen bis auf die rechte Wade, der eine kniende Barbarenstatuette als Stütze dient. Bestoßen, unergänzt. Der Reliefschmuck des Panzers stimmt mit gesicherten Statuen des Hadrian so genau überein, daß an einer Zuweisung auch dieser Panzerstatue an Hadrian kaum ein Zweifel bestehen kann.

99

Hadrian

Hadrian

KOPENHAGEN, Ny Carlsberg Glyptotbek 682 (Inv. 1779). — Panzerbüste. Ehemals Sammlung Despuig in Roxa auf Mallorca. Bernoulli II 2, 115 Nr. 89; 124. Poulsen 464 Nr. 682. Billedtavler Taf. 56. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 230 Abb. 156. West II 117. — Mus. Photo NGG. 682. Münster, Sem. Neg. — Hier S. 21 f., Taf. gb. Kopf und Büste ungebrochen. Nase, Kinn, Stücke der Ohrmuscheln, Teile am Haar, insbesondere Rolle an der rechten

Schläfe,

und

Bart,

Enden

der

Schulterklappen

und

Büstenfuß ergänzt. Oberfläche sehr verwittert und stellenweise stark geputzt. Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32. Geringwertig. [KOPENHAGEN, XN» (Inv. 2234). — Reliefkopf.

Carlsberg

Glyptotbek

682a

Poulsen 464 Nr.6822. Billedtavler Taf.73. F. Studniczka, Text

zu

ABr. 1oor.

- Mus. Photo

NGG

682a.

Münster

Sem. Neg. Einige Haarlocken, grófiter Teil der Ohren und geringe Stücke im Bart ergänzt. Nase intakt und Oberfläche im ganzen vortrefflich erhalten. Entgegen F.Studniczka, der die Deutung auf Hadrian ablehnte, meint F. Poulsen, daß die Ähnlichkeit mit HadrianBildnissen schlagend sei. Schlagend ist jedoch die Ahnlichkeit keineswegs; vielmehr bleibt die Deutung in Übereinstimmung mit Studniczka abzulehnen. Haartracht, Bildung des Auges, das Profil der Stirn sowie die zu kurze und zu stark gekrümmte Nase weichen völlig ab.] [KOPENHAGEN, Tborvaldsen-Museum Büste über Globus von Adler getragen. Katalog

37.

— Kleine

(1953) 92 Nr. 37. E. Kai Sass, in: The

intern. Congr.

Copenhagen

of

Class. Stud.,

1954 (aug. 28th).

von Dr. J. B. Hartmann

I. N. Moderig

second

Congress,

— Der Liebenswürdigkeit

werden

Nachweise

und Photo

verdankt. — Hier S. 41 f. Aus dem Besitze Thorvaldsens. Thorvaldsen, der das Bildwerk für ein Original hielt, wurde davon inspiriert für seine Apotheose Napoleons. Jetzt treffend als Fälschung des 18. Jahrhunderts erkannt.] KORINTH, Museum. — Bruchstück einer Panzerstatue. Im Odeion von Korinth gefunden 1928. O. Broneer, Corinth X: The Odeum ı25 ff. Abb. 118-126. — Hier S. 67 f. Die Bruchstücke zeigen so große Ähnlichkeit mit entsprechenden Einzelheiten an gesicherten Panzerstatuen des Hadrian, daß kein Zweifel daran bestehen kann, in den Bruchstücken Reste einer Panzerstatue Hadrians zu sehen. Die Qualität der Bruchstücke ist hervorragend. LEIDEN, Rijksmuseum van Oudbeden Pb. 123. - Kopf (unterlebensgroß; H. 0,18 m). Gelangte bereits 1758 aus der Sammlung Papenbroek ins

Museum und gehört zu dessen ältestem Bestand. Bernoulli II 2, 116 Nr. 108. F, Oudendorp, Brevis Veterum

monumentorum

a G. Papenbroekio

legatorum

descriptio

(7o Nr. 35) 72 Nr. 35. L. J. F. Janssen, Katalog von 1848, 18 Inv. 129. — Leiden Mus. Neg. II Nr. 35. —- W. van Wijingaarden werden Auskunft und Photo verdankt. — Hier S. 30. Unergänzt. Nase abgeschlagen; bestoßen. Mit keinem Typus zu identifizieren, was durch die Unterlebensgröße des Stückes bedingt sein wird. [LENINGRAD, Ermitage 201 (214). — Kopf auf heroischer Statue. Aus der Villa Hadrians zu Tivoli. Bernoulli II 2, 109 Nr. 18. Kieseritzky 104 Nr. 214 m. Abb. O. Waldhauer, Kurze Beschreibung des Museums für antike Skulptur (Petersburg 1912; russisch) 106 Nr. 201. Nach Museumsaufnahmen zu urteilen, ist der aufgesetzte Kopf höchstwahrscheinlich modern. Das ist anscheinend auch die Ansicht von Waldhauer.] [LENINGRAD, Ermitage 222 (236). — Kopf. Bernoulli I 227 (unter Sextus Pompejus). Kieseritzky 111f. Nr. 236 m. Abb. Waldhauer a. O. ıııf. Nr. 222. Ergänzt sind Teil des Schádels und des Bartes, Hals, Nase und rechtes Ohr. Bestimmung als Hadrian nach Abbildung wenig wahrscheinlich. Haartracht gänzlich abweichend. Gesichtsausdruck fremd.] [LENINGRAD, Ermitage 234 (250). — Büste mit Lorbeerkranz.

Bernoulli II 2, 116 Nr. 109. Kieseritzky 116 Nr. 250 m. Abb. Waldhauer a. O. 115 Nr. 234. Bernoullis Benennung wird sich auf den älteren Katalog von 1866 stützen, in dem das Stück als Bildnis Hadrians geführt wird. Sowohl Kieseritzky als auch Waldhauer bezeichnen es einfach als Rómer, was entschieden richtiger ist; ein Bildnis Hadrians ist es keinesfalls.] [LEUTSTETTEN, Sammlung S. K. H. des Kronprinzen Rupprecht von Bayern (früher: München, Residenz). Kolossalkopf auf fremder Büste. P. Arndt, EA. 1014. Unergänzt; geputzt. Mit keinem der bekannten Bildnistypen »aufs Haar« übereinstimmend. Schon Arndt schien der Kopf »eine geschickte Nachahmung der Antike zu sein«, wohl mit Recht.] LONDON,

British Museum

1895.

— Kopf auf fremder

Panzerstatue.

Bernoulli II 2, 109 Nr. r4. Smith III ı56f. Nr. 1895. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 213 Abb. ı42. — London Mus. Neg. XVII D 25. - Hier S. 23. Nase und Ohren, anscheinend auch die Lockenrollen um die Stirn ergánzt; Hals zwischengesetzt; wohl stark überarbeitet. Augenbohrung. Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32. Geringwertig. LONDON, British Museum 1381. Pinienkranz. Aus Kyrene, Apollontempel.

— Gewandstatue

mit

Bernoulli II 2, 109 Nr. 15. Smith II 224 Nr. 1381. R. P. Hinks, Greek and Roman Portrait-Sculpture 29 Taf. 35. — London Mus. Neg. VII D 34; XLVIII C 2. Hier S. 9. 36. 57. 66. 71, Taf. 16a. Kopf besonders gearbeitet und eingesetzt, ebenso wie die Hände, und zugehörig zur Statue. Nase beschädigt. Pupillen eingebohrt. Kleine Flicken im Gewand. In der Nähe der Statue wurde ein Sockel mit einer Weihinschrift an Hadrian gefunden. Bernoulli lehnte die Bestimmung als Bildnis Hadrians ab; Smith stellte sie in Frage; Hinks hat sie mit Recht bejaht. Wiederholung des Typus Stazione Termini in summarischer plastischer Ausführung. Der Pinienkranz gilt als Zeichen des Sieges in den Isthmischen Spielen. Über eine Beziehung Hadrians zu den Spielen ist allerdings nichts bekannt.

LONDON, Britisb Museum. — Bronzekopf. 1834 in London an der London Bridge aus der Themse gefischt. Bernoulli II 2, ııs Nr. 92 Taf. 39. H. B. Walters, Select Bronzes, greek, roman and etruscan, in the Departments of Antiquities Taf. 62. K. Kluge und K. Lehmann-Hartleben, Die antiken Großbronzen II 36f. Abb. r. C. Picard, La Sculpture antique de Phidias à l'ére byzantine II 44of. Abb. 174. G. Home, Roman London (London 1948) 86 m. Zeichnung. F. Haverfield, JRS. r, 1911, 161 Taf. 20. — Hier S. 28. 57. 64, Taf. 30c. Der Statue, von der der Kopf stammt, ist wahrscheinlich noch eine Hand, die 1845 in der Nähe gefunden wurde, zugehörig. Selbständige Bildnisschöpfung. »Kaum in der entlegenen Provinz gegossen« (Lehmann-Hartleben).

LONDON, British Museum 1466.—Panzertorso ohneKopf. Aus Kyrene, Nähe des Augusteum. Bernoulli II 2, 109 Nr. 16. Friedrichs u. Wolters Nr. 1655. Smith II 25of. Nr. 1466. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Nr. 3 Abb. 160. — London Brit. Mus. Neg. XXVIII C (11). — Hier S. 36. 67 f. Nur Torso erhalten, unergänzt, stark bestoßen. Rückseite unbearbeitet. Wegen der Übereinstimmung im Reliefschmuck des Panzers mit der Panzerstatue des Hadrian aus Hierapytna 1n Konstantinopel bereits von Bernoulli für eine Bildnisstatue Hadrians in Anspruch genommen. Hekler folgt ihm darin mit Recht.

LONDON, British Museum Reg. Nr. 1950. 11. — 9. 1. — Porphyrkopf. Fasti archeologici 5, 1950, 312 Nr. 3638 Abb. 80. - London Brit. Mus. Neg. LXX XIX C (21). - Hier S. 64. Nase abgebrochen. Stirnlocke an der rechten Seite und Rand des linken Ohres abgestoßen. Vom Haar nur die Stirnlocken ausgearbeitet, alles übrige summarisch. Keine Augenbohrung. Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32. Bemerkenswert wegen des Porphyrs, der — nach unserer Kenntnis — um diese Zeit zuerst beim Herrscherbild vorkommt. Um den Vorrang streiten sich dieser Porphyrkopf und eine Panzerbüste Trajans an einer Porphyrsáule in Paris, Louvre (W. H. Grof, Trajan 71. 125 Nr. 8), die von R. Delbrueck (Antike Porphyrwerke 52 ff. Taf. 9. 10) erst in hadrianische Zeit datiert wird.

LONDON, British Museum 1896. — Panzerbüste mit Paludamentum. In der Villa Hadrians zu Tivoli um 1720 gefunden. Bernoulli II 2, 115 Nr. 9o. Smith III ı57f. Nr. 1896 Taf. 16, ı. West II 116. — London Mus. Neg. 849. — Hier S. 27. 57. 69. Nase, Ohren, einige Lockenbuckel über der Stirn und Teile des Faltenwurfes ergänzt. Wegen der Ergänzung des ganzen Kranzes der Stirnhaare ist ein Typenvergleich sehr erschwert. Es hat jedoch den Anschein, als bestehe mit keinem der Haupttypen eine unbedingte Ahnlichkeit. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Einzelstück. Dem Typus nach scheint die Londoner Panzerbüste dem Kopf Museo Chiaramonti 392, der Arbeit nach der Büste Palazzo Conservatori Scala II 9 am náchsten zu stehen.

LONDON, Sir John Soane’s Museum Inv. Nr. 1033 M. — Kopfbruchstück von einem historischen Relief. Nachweis wird der Hilfsbereitschaft von C. C. Vermeule verdankt, eine Aufnahme dem Wohlwollen der MuseumsVerwaltung. Anscheinend dem Typus Panzerbüste Imperatori 32 nahestehend. [MADRID, Museo del Prado 176. — Panzerbüste. Wegner, Antonine 133 m. Lit. Weder Hadrian noch antik.] MADRID, Museo del Prado 178. — Nackte Büste (überlebensgroß). Bernoulli II 2, 115 Nr. 84. R. Ricard, Marbres antiques du Musée du Prado 89 Taf.6r Nr.ı25. E. Tormo y Monzó, Museo del Prado, Catálogo de las Esculturas I: La Sala de las Musas ııf. Nr. 178 Taf. 19 B. M. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 73. - Photo Maz 90 965. — Hier S. 18. 34. Nase, Rand des rechten Ohres, Flicken im Bart und rechte Schulter ergánzt. Knopf des Paludamentum alt. Kopf und Büste waren gebrochen und sind wieder zusammengesetzt; Büstenfuß modern. Sehr geputzt. Wiederholung des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Augenbohrung, aber wenig Bohrung im Haar; summarisch. Wegen der Büstenform verhältnismäßig spät.

LONDON, British Museum 1897. — Nackte Büste. Bernoulli II 2, x15 Nr. gr. Smith III 158 Nr. 1897. A. H. Smith, Marbles and Bronzes in the British Museum Taf. 32. West II 119. - London Mus. Neg. I D 35. — Hier S. 15. 69. Rechtes Ohrläppchen, Nase und Teil der rechten Brust ergänzt. Indextäfelchen und Fuß neu. Typus Rollockenfrisur Terme 8618. Im Vergleich mit anderen Repliken dieses Typus auffallend tiefe Augenbohrung sowie merkliche Abweichungen in den Einzelheiten der Haartracht. Kann sich mit den besseren Repliken des Typus nicht messen. IOI

Hadrian

Hadrian

Nasenspitze und Teile des Haares ergänzt. Die Abbildung, nach der das Stück allein beurteilt werden kann, erweckt keinen günstigen Eindruck.

[MADRID, Museo del Prado 357. — Kopf auf Büste aus buntem Marmor. M. Wegner, Archivo Espanol 26, 1953, 73. Kopf sowie Büste modern, nach Typus Imperatori 32.]

MESSINA, Museo Nazionale 2565. — Kopf. Rom Inst. Neg. 38 111-115. — Hier S. 15. Unergänzt; stark bestoßen, vor allem Nase, Stirnhaar und Ohrmuscheln. Oberfläche verwaschen. Im Hals gebrochen. Bis zur Unkenntlichkeit verdorben. Anscheinend Wiederholung des Typus Rollockenfrisur Terme 8618. Augen anscheinend ohne Bohrung; wertlos.

[MALLORKA, Sammlung Despuig. — Panzerbüste. Jetzt: Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 682.] MANISA, Museum. — Kopf mit Priestermantel über dem Hinterkopf. Der Hinweis H. Jucker auf Gesicht stark Ohne eigenes

wird der freundlichen Hilfsbereitschaft von Grund seiner Reisenotizen verdankt. beschädigt. Urteil.

[MESSINA, Museo Nazionale 2559. - Kopf. Nicht antik.]

[MANTUA, Palazzo Ducale 124 (6723). — Panzerbüste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 65. Levi 62 Nr. x24 Taf. 69a. — Rom Inst. Neg. 1938, 1003-1009. — Hier S. 49. Im Hals gebrochen und wieder zusammengesetzt. Nasenspitze ergänzt. Büste aus vielen Bruchstücken zusammengefügt. Die Haaranordnung hat unter den Haupttypen des Hadrian-Bildnisses keine Entsprechungen. Der ursprüng-

lich erhaltene Knopf des Paludamentum mit der Bildnisprägung ist singulär. Sowohl Bernoulli als auch Levi bezeichnen

die

Arbeit

(hôchstwahrscheinlich)

als

mittelmäßig.

um

eine

Es

handelt

Nachbildung

aus

sich

der

Renaissance. ] [MANTUA, Palazzo Ducale (? = 6812 B). — Panzerbüste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 66. Fehlt bei Levi.

Abgesehen von der unzulänglichen Abbildung bei Labus (II Taf. 6) ohne Anschauung und eigenes Urteil. Infolge starker Ergánzungen scheint der Kopf wertlos zu sein. Die Angabe

Dütschkes, daß die Pupillen durch zwei Punkte

bezeichnet seien, spricht zumindest für eine Überarbeitung der Augen. Vielleicht identisch mit dem modernen Hadrian Nr. 6812 B.] MARGAM PARK. - Büste. In der Villa des Hadrian bei Tivoli 1769 von Gavin Hamilton gefunden. Bernoulli II 2, 116 Nr. 97. F. Poulsen, Country Houses 75 Nr. 58 m. Abb. West II 119. — Hier S. 11.69. Fast die ganze Büste mit Ausnahme der linken Schulter und Basis modern. Nasenspitze und linkes Ohr in Marmor ergänzt. Gesicht etwas korrodiert. Schlechte und sehr ungenaue Wiederholung des Typus Chiaramonti 392. Nach der Abbildung zu urteilen schei-

nen die Ergänzungsangaben

nicht ganz

vollständig

zu

sein; es entsteht der Eindruck, daß stellenweise die freien

Enden des Stirnhaares angestückt sind; dadurch würden sich die Abweichungen in der Haartracht erkláren. MELCHETT COURT, Sammlung Lord Melchett. - Kopf auf fremder Büste. E. Strong, Catalogue of the Greek and Roman Antiquities in the Possession of the Right Honourable Lord Melchett 34 Nr. 29 Taf. 37.

[MINDEN, Hier S. 51.

Privatbesitz. — Büste.

Moderne Wiederholung des Typus Rollockenfrisur Terme

8618.]

NEAPEL, Museo Nazionale 6075. — Panzerbüste. Herkunft Baiae.

Bernoulli II 2, 113 Nr. 52 Taf. 37. Ruesch 236 Nr. 980 (6075) Abb. 64 (die Abbildung ist zum falschen Stück ge-

zogen). Hekler Taf.247b.

West II 116. KR. Paribeni, Il

ritratto nell'arte antica, Taf. 233. — Alinari 19001. Anderson 23001. Rom Inst. Neg. 37, 330-332. — Hier S. 16. 21. 60, Taf. 20. Sehr guter Erhaltungszustand. Nasenspitze, einige Faltenberge und Stücke des Saums am Paludamentum sowie Büstenfuß mit Indextäfelchen ergänzt. Teil der Wirbelkalotte angestückt, aber alte Oberfläche des Gesichts kaum berührt, wie der gute Zustand der eingezeichneten Brauen

erkennen läßt. Dieses beste Hadrian-Bildnis des Neapeler Museums kann als Hauptstück eines Typus gelten (Panzer-Paludamentumbüste Baiae). Irisring und kleine Pupillensichel leicht eingetieft. Der Lockenkranz um die Stirn durch tiefschattende Bohrgänge aufgelockert. Im übrigen sind Haupt- und

Barthaar nur mit dem Meißel gearbeitet. Hinterhaupthaar feiner als gewöhnlich plastisch durchgearbeitet, im Nacken kräftiger als am Wirbel. Ein Vergleich mit der vorzüglichen Panzerbüste des Antoninus Pius aus Baiae im selben Museum Nr. 6031 (Wegner, Antoninische Zeit Taf. 1) läßt die feineren stilistischen Unterschiede zwischen hadrianischer und frühantoninischer Arbeit deutlich erkennen; bei dieser ist alles um einen Grad überlegter in der Verwendung der Mittel, kunstfertiger, differenzierter, das Stirnhaar beispielsweise feingliedriger unterteilt. durch schattentiefe Bohrgänge. An Qualität steht der Hadrian noch höher als der Antoninus Pius. NEAPEL, Museo Nazionale 6067. — Kopf auf Panzerbüste. Bernoulli II 2, 113 Nr. 53. Ruesch 250 Nr. 1038 (6067; Abb. 64 nicht zugehórig). West II 116. — Alinari 19002. Anderson 23 002. — Hier S. 17 f. Etwas überlebensgroß. Zugehörigkeit der Panzerbüste

nicht sicher nachweisbar. Kopf im ganzen gut erhalten; die Lockenspitzen über der Stirnmitte sowie die nächsten Aufrollungen an der rechten Schläfe, rechte Ohrmuschel IO2

und Nasenspitze ergänzt. Unteres Halsstück zwischengesetzt. Panzerbüste mehrfach gebrochen; deren linke Schulter- und Brustpartie sowie Nase und rechter Flügel

der Gorgonenmaske

Saincaize gefunden sein soll, so ergab doch die Untersuchung am Original, daß es sich zweifellos um eine moderne Arbeit handelt. Schon die Fundangabe Saincaize, das ganz ohne rómische Reste zu sein scheint, ist verdáchtig, ebenso der alabasterartige Marmor.]

ergänzt. Einige unberührte Stellen

in den Lockentiefen sowie unter dem Kinn bieten einen Anhalt dafür, wie stark der Kopf geputzt wurde. Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Irisring und Pupille eingetieft, infolge der Reinigung tritt dies jetzt gewiß schwächer in Erscheinung als ursprünglich. Stirnhaar weniger durchfurcht als bei der Panzerbüste aus Baiae, vom laufenden Bohrer ist kaum Gebrauch gemacht, einmal ist allerdings ein Lockenauge unterbohrt. Hinterhaupthaar nur angelegt in großen, aber bestimmten plastischen Buckeln. Photographien der Panzerbüste Imperatori 32 mit diesem Stück am Original verglichen zeigen vielfache Beziehungen zwischen beiden Typen, lassen aber in den Einzelheiten mancherlei Abweichungen eindeutig erkennen. NEAPEL,

[NEVERS, Museum 85. — Nackte Büste. Espérandieu III 224 f. Nr. 2195 m. Abb. Unergänzt. Die frühere Bestimmung als Bildnis des Hadrian ist unzutreffend. Das Stück wurde bei gleicher Gelegenheit wie die voranstehende Panzerbüste gefunden. Auch diese Büste ist

modern;

beide

Stücke

können

von

derselben

Hand

eines Nachahmers stammen.] NEW YORK, Metropolitan Museum 26. 60. 68. — Panzerbüste.

C. Alexander, Bull. Metr. Mus. 1930, 169. G. M. A. Richter, Roman Portraits Nr. 69 m. Abb. — Metr. Mus. Neg. Weitgehend zerstört, nur untere, vordere Kopfhälfte, Hals und Schultern mit Panzer- und Mantelrest erhalten. Un-

Museo Nazionale 6069. — Paludamentumbüste.

Bernoulli II 2, 113 Nr. 54. Ruesch 250 Nr. 1039 (6069). West II 116. - Rom Inst. Neg. 37/333-336. — Hier S. 25. $2. 70. Ohrmuscheln, Nase, zahlreiche Faltenberge, der Mantelsaum im Nacken und Büstenfuß mit Indextäfelchen ergänzt. Stark überarbeitet, besonders an der Haut von Stirn, Wangen und Hals sowie am Backenbart. Viele Einzelheiten der Haartracht lassen eindeutig eine Wiederholung des Typus Paludamentumbüste Vatikan Busti 283 erkennen; die Unterschiede in anderen Einzelheiten sind durch die Überarbeitung verursacht, am auffälligsten in den hängenden Locken in der ganzen Breite der Stirn. Die größten Teile des Backenbartes sind durch die Überarbeitung bis zur Unkenntlichkeit verándert. Die Büste selbst ist ungewóhnlich, insofern der Büstenabschnitt auf der Rückseite die Schulter weit hinab und die Oberarme halbrund herumführt.

ergänzt.

Der trümmerhafte Zustand und das völlig Verwaschene des Bartes verwehren eine Bestimmung des Typus. NORTHWICH

Churchill.

PARK,

Sammlung

von

Capt.

Spencer

- Kopf mit Teil der Büste.

Nachweis wird verdankt.

der Hilfsbereitschaft von

C. C. Vermeule

Nach Photos zu urteilen scheint ihm das Stück verdächtig.

NEAPEL, Museo Nazionale, Magazin. — Panzerbüste. Bernoulli II 2, 113 Nr. 55. - Rom Inst. Neg. 37, 358-360. — Hier S. 18. Größter Teil der Büste weggebrochen. Unergänzt. Vielfach bestoßen und Oberfläche leicht verwittert. In den Hauptzügen der Anordnung und Gliederung von Haupt- und Barthaar als Wiederholung der PanzerPaludamentumbüste Baiae ausgewiesen; aber nicht nur vergrôbert, sondern auch merkliche Abweichungen in der Haartracht in den Profilansichten. Augen nicht gebohrt und auch im Haar nur ganz vereinzelte Bohrtiefen, keineswegs eine so hervortretende Bohrarbeit wie im Stirn- und Schläfenhaar der Panzerbüste Baiae, wenngleich Hadrians Gesichtszüge in dieser etwas jugendlicher wirken als in dem Büstefragment mit dem düsteren Ausdruck, der tiefer gerunzelten Stirn, den Runzeln an den äußeren Augenwinkeln und den schlafferen Tränensäcken.

OLYMPIA, Museum. 148. — Panzerstatue. 1877 und 1878 in Olympia, der Rumpf in der Exedra des Herodes Atticus, gefunden. Bernoulli II 2, 110 Nr. 21. Olympia, Ergebnisse der Ausgrabung III 264.271 Taf.65, 1 u. 69,1. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Abb. r59. Ders, Bildniskunst 246a. F. Studniczka, Tropaeum Traiani 108 Anm. 111. J. Sieveking, 91. BWPr. 1951, 18. K. A. Neugebauer, Antike ro, 1934, 109f. Abb. 13. West II 121 Abb. 125. Olympische Forschungen ı, 1944, 58 Taf. 23. — Alinari 24871. Athen Inst. Neg. Ol. 1548. Aufnahmen Prof. W. Hege. — Hier S. 41.63.67 f. 71, Taf. 17a u. 25b. Beide Unterschenkel sowie die meisten Finger weggebrochen. Der Kopf war abgebrochen, ist aber sicher zugehörig. Gesicht stark bestoßen. Unergänzt. Die Zugehörigkeit zum Statuenschmuck der Exedra des Herodes Atticus datiert die Bildnisstatue zwischen 147 und 149, d. h. postum (vgl. Wegner, Antoninische Zeit 91). Das Bildnis stellt eine Sonderbildung dar, die sich an keinen der stadtrómischen Bildnistypen eindeutig anschließt. Wohl von demselben Bildhauer gearbeitet wie der Antoninus Pius dieser Gruppe.

[NEVERS, Museum 84. — Panzerbüste. Espérandieu III 225 Nr. 2196 m. Abb. Unergänzt bis auf Büstenfuß. Panzerbüstentypus Imperatori 32; in der Form der Büste selbst abweichend. Wenn auch das Stück angeblich 1861 in Schuttanfuhr für die Auffüllung des Bahnhofgeländes von

OSTIA, Museum 32. — Kopf (überlebensgroß). 1937 in Ostia, Thermengebàude,. zusammen mit einem Kolossalkopf des Trajan gefunden. R. de Chirico-Calza, AA. 1937, 386 Abb. 13. KR. Calza, Museo Ostiense 10. West II 119f. - Rom Inst. Neg. 1938, 959-962. — Hier S. 29, Taf. 30a u. b.

103

Hadrian

Hadrian

Zum Einsetzen in eine Statue gearbeitet. Unergánzt. Rand

PARIS, Louvre 1187 (Magazin). - Kopf mit Lorbeerkranz. Herkunft Karthago. Cat. Som. 67 Nr. 1187. - Zwei Photos der Archives Nationaux Photographiques. — Hier S. 35.71, Taf. 15b. Unergänzt. Nase weggebrochen, ebenso die Büste bis auf einen kleinen Rest der linken Schulter. Eingesetztes Schmuckstück in der Mitte des Lorbeerkranzes fehlt jetzt. Herkunft, Herstellung aus fremdem, vermutlich griechischem Marmor sowie die Abweichungen von den Haupttypen unterscheiden dieses Werk von den stadtrómischen

der linken Ohrmuschel bestoßen.

Keinem der Haupttyen zuzuweisen. Ungewóhnliche Ringellockenfrisur; aus Ringellóckchen auch der Vollbart gebildet. Starke Unsymmetrie des Gesichts, die ein wenig abgeschwächt wird, wenn man den Kopf aus einiger Entfernung von links unten sieht. Keine Augenbohrung, aber tiefe Bohrlöcher in den Lockenringeln und sogar vereinzelt vóllige Durchbohrung der Stirnlocken. Durch Konturkanäle werden die Stirnlocken gegen die Stirn abgezeichnet. Am Hinterkopf die Haarsträhnen in recht sorgfältiger Meißelarbeit; im Nacken vollständig ausgeführte Ringellocken. Die Genauigkeit der Bildnistreue wird durch die kennzeichnende Querfalte im Ohrläppchen bestätigt. Wie W.H.Groß (Bildnisse Trajans 102 f., Nr. 57 Taf. 28a, b) mit Recht erkannte, stammen die zusammen gefundenen Kolossalkópfe des Trajan (Ostia Nr. 14) und des Hadrian von derselben Hand eines ungeschickten Bildhauers. OSTIA, Museum, Magazin 440. — Kopf. In Ostia gefunden. — Hier S. 19. Erhalten nur ein Bruchstück von Hinter- und Oberkopf, vorn bis in die Augäpfel heranreichend, hinten bis in den Nacken hinab. Ausführung des Stirnhaares vielleicht nicht ganz fertig. Soweit die einzelnen Stirnlocken in ihrer groben Massigkeit erkennen lassen, Wiederholung des Typus der Panzer-

Paludamentumbüste Baiae. Pupilleneintiefung am rechten Auge noch abzutasten. Wegen standes

ist das

Stück

von

seines trümmerhaften

geringer

Bedeutung,

wenn

Zues

auch den Vorzug nicht überarbeiteter Oberfläche besitzt. [PARIS, Louvre 1009. — Mars- und Venus-Gruppe. G. Lippold, Kopien und Umbildungen 276 Anm. 290. G. Moretti, NSc. V 17, 1920, 63 Anm. 1d. H.P.L'Orange, Symbolae

Osloenses

11,

1932,

94 Anm. 2.

Cat.

Som.

62

Nr. 1009. Reinach, Rép. Stat. I 165. — Alinari 22 590. Giraudon 1404. 1417. — Hier S. 45. Während der Venus das Frauenbildnis angestückt ist, sitzt am Mars der Kopf der Statue ungebrochen auf. Am

Kopf des Mars Nasenspitze und vorderes Stück des Helmbusches sowie dessen Ende im Nacken ergänzt. Oberfläche ist gut erhalten. Deutung des Mars als Bildnis Hadrians wegen spáterer Entstehung des Bildwerks und physiognomischer Abweichungen abzulehnen.] PARIS, Louvre 1186. - Kopf auf moderner Büste. Aus Gabıı. Bernoulli II 2, 114 Nr. 77. Cat. Som. 68 Nr. 1186. - Rom Inst. Neg. 39. 93-97. Arch. Nat. Phot. 5 1480-06 ;-AE/BE-1. — 5.11. Aufrollungen aller Stirnlocken außer denjenigen über dem linken Auge und an der linken Schláfe, Nase, Oberlippe und beide Ohrmuscheln ergänzt. Das Erhaltene von mittelmäßiger Arbeit. Wiederholung des Typus Chiaramonti 392. Fehlende Augenbohrung; fast ausnahmslos Meißelarbeit; Abweichungen vom Typus; lahme und ungeschickte Arbeit. » Als Bildnis und als Kunstwerk unbedeutend« (Bernoulli).

und weisen es einer Werkstatt der Provinz zu, wahrschein-

lich Nordafrika. Das Stück ist aber keineswegs provinziell, sondern von guter Arbeit. Keine Augenbohrung. PARIS, büste.

Louvre MA

1189 (Magazin). — Paludamentum-

Ehemals Slg. Campana; angeblich in Rom auf dem Esquilin gefunden. Bernoulli II 2, 115. Nr. 78. Cat. Som. 68 Nr. 1189. Giraudon 1332. — Hier S. 25 f. 70. Nase, Oberlippe und Ohren ergänzt; Kopf und Büste zusammengehörig. Wiederholung des Typus Paludamentumbüste Vatikan, Busti 283. Die Haartracht stimmt fast haargenau mit der veränderten Haartracht der stark überarbeiteten Büste in Neapel überein. Wie die beträchtlichen Ergänzungen im Gesicht bezeugen, war auch bei dem Pariser Stück eine durchgreifende Überarbeitung notwendig. Dadurch geriet die Oberfläche in einen Zustand, daß der Verdacht einer Fälschung auftauchen könnte. PARIS, Louvre MA 1192 (jetzt Magazin). — Kopf auf nackter Statue (Mantel auf linker Schulter und über linkem Arm). Aus Gabii. Bernoulli II 2, 109 Nr. 12. Cat. Som. 68 Nr. 1192. Giraudon 1389. Verbindungsstück zwischen Kopf und Rumpf sowie Nase und Kinnspitze ergänzt. Stark überarbeitet, vor allem um die Augen; daher jetzt ausdruckslos wirkend. Wohl eher zum Typus Chiaramonti 392 als zum Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae gehörig, möglicherweise keines von beiden. Die Frage der Echtheit wäre am Original nochmals zu prüfen. [PARIS, Louvre 2384. — Kleiner Kopf. Ehemals Sig. Campana. Bernoulli II 2, 115 Nr. 79. Gegenwártig im Louvre und seinem Magazin nicht aufzufinden. Bernoulli nennt den kleinen Kopf ein »zweifelhaftes Bildnis«.] PARIS, Louvre MA 3131. — Panzerbüste. Von Iraklion (Kreta). A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 230 Nr. ı (fälschlich Louvre

Nr.

x182

verzeichnet).

Le

Musée

du

als

Louvre

(ed. TEL III) 294 A. Cat. Som. 68 Nr. 3131. - Rom Inst.

Neg. 39. 98-102. Arch. Nat. Photo S-1580-006-BE-ı. — Hier S. 21 f. 40f. 62, Taf. 22a.

104

Kopf abgebrochen und mittels Stuckflidsungen wieder aufgesetzt. Mit Ausnahme des Büstenfufles unergánzt. Vom Kopf und von der Panzerbüste große Stücke weggebrochen, u. a. die freien Stücke der rechten Schulterklappe. Unterer Büstenrand stark bestoßen. Typus Panzerbüste Imperatori 32; gleiche Panzerbüste mit Gorgoneion und auf den Schulterklappen mit Tritonen, deren Beine in Ranken endigen. Tiefe runde Pupillenbohrung; Iris als Dreiviertelkreis. Stirnhaare unterbohrt; sonst hauptsächlich Meißelarbeit. Ausdrucksvolle und lebendige Oberflächenbehandlung.

Die einstmalige Benennung des Bronzebildwerkes als Bildnis Hadrians hielt bereits Bernoulli für fragwürdig. Wegen der Augenbohrung, der stark gefurchten Stirn und des sehr hoch hinausreichenden Backenbartes hätte man eher an Antoninus Pius denken können. Die Deutung als Hadrian ist, abgesehen von stilistischer und modischer Gleichzeitigkeit, kaum zu begründen und keineswegs haltbar. Man darf mit G. Monaco in dem Dargestellten eine unbekannte Persönlichkeit hadrianischer Zeit vermuten.] PERGAMON,

Am Ort gefunden.

PARIS, Louvre 3132. - Kopf auf Gipsbüste (von Nr. 3131 abgegossen). Von Iraklion (Kreta). Cat. Som. 68 Nr. 3132. — Arch. Nat. Photo. — Hier S. 17. I9. 40, Taf. 21a. Im Kinn und Hals gebrochen. Unergánzt. Nase und Stirnhaar bestoßen. Sehr gute Arbeit, was besonders in der

Th. Wiegand, Zweiter Bericht über die Ausgrabungen in Pergamon, 1928-1932. Das Asklepieion (Abh. Berl. Akad. 1932, Nr. 5) 1of. 51. O. Deubner, Das Asklepieion. Kurze vorläufige Beschreibung 43 Abb. 32. E.Ohlemutz, Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon 141. —

Hier S. 7. 39. 59. 66, Taf. 14 b. In mehrere Stücke gebrochen und wieder zusammengesetzt, aber nicht ergänzt. Rechter Arm, linke Hand und großes Stück des linken Unterschenkels fehlen. Gesicht stark bestoßen. Mitgefunden wurde die Basis der Statue mit Weihinschrift 9EON AAPIANON oA MEAITINH.

Behandlung der Augenpartien sichtbar wird. Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Keine Augenbohrung. Gesicht in der Hóhe der Backenknochen besonders breit und sehr volle Wangen wie Conservatori, Galleria 74.

Eigene Bildnisehrung, die wahrscheinlich mit Hadrians Besuch in Pergamon im Jahre 123 in Verbindung zu bringen ist.

[PARIS, Louvre C 6936 (?). — Bronzemaske. Bernoulli II 2, 115 Nr. 80. Falls mit dem Stück die Bronzemaske A. de Ridder, Les Bronzes antiques du Louvre I Nr. 45 Taf. 8 gemeint ist, dann zweifellos kein Hadrian. Bei Bernoulli wird die Benennung nur erwogen.].

[PETWORTH, Sammlung Lord Leconfield. - Kopf auf Renaissancebüste aus buntem Marmor (überlebensgroß). M. Wyndham, The Leconfield Collection 129 Taf. 78. Nasenspitze, Kinn mit Bart, Hals und Büste ergánzt.

[PARIS, Louvre. — Nackte Halbfigur. Bernoulli II 2, 109 Nr. 13. H. d'Escamps, Gallerie des Marbres antiques du Musee Campana 87 m. Taf.

Ohne Kenntnis des Originals ist das Stück schwer zu beurteilen. Die Haartracht folgt über der Stirnmitte dem Typus Rollockenfrisur, weicht aber an den Schläfen gánzlich ab. Die Augenbohrung und die drei Krähenfüße am äußeren Augenwinkel, die Wyndham angibt, finden sich nie bei jenem Typus. All dies, vor allem aber der Hinweis, daß die Pupillenbohrung aus einem Kreis und Punkten besteht, ist wenig vertrauenerweckend.]

Nur aus Abbildung bekannt. »Der Bedeutung nach sehr zweifelhaft« (Bernoulli). Daß Hadrian gemeint ist, scheint weniger zweifelhaft als die Echtheit. ] [PARIS, Institut de France, Aufgang zur Bibliotheque Mazarin (»ob noch daselbst« Bernoulli). — Büste. Bernoulli II 2, 115 Nr. 8r. Nicht aufzufinden.]

[PARIS, Kunsthandel Rollin u.

Asklepieion, Bibliothek. — Idealstatue.

PHILIPPEVILLE, S. Gsell, Musée S. 18. 35.

Feuardent. - Bronzekopf.

Museum. — Kopf.

de Philippeville

6of. Taf. 9, x. — Hier

Unergänzt, bestoßen und verrieben.

Bernoulli II 2, 115 Nr. 82. — Hier S. 49. Falls identisch mit Giraudon 2805 und 2806 (»Collection particuliere«) nach Typus und Ausführung fraglos modern.]

Anscheinend Wiederholung mentumbüste Baiae.

des

Typus

Panzer-Paluda-

[PISA, Camposanto. — Panzerbüste.

[PARMA, Museum. — Kopf aus vergoldeter Bronze. Aus Velleia. Bernoulli II 2, 114 Nr. 64. K. Kluge u. K. Lehmann-Hartleben, Großbronzen II 37 Anm. 3. S. Aurigemma, Velleia (Itinerari dei Musei e Monumenti d'Italia) 63. G. Monaco, Il Museo di Antichità di Parma 8 Taf. 27r. - Rom Inst. Neg. 8242. 8243; 38. 989—997. Stark ergänzt: Sektor von den mittleren Stirnlocken bis fast an den Wirbel; größter Teil des rechten Backenbartes; rechte Hälfte des Schnurrbartes; Kinnbart; größter Teil des Halses und Büste.

Bernoulli II 2, 114 Nr. 63. Dütschke I 68 Nr. 79. F. Poulsen, Portrátstudien in norditalienischen Museen 57. - Rom Inst. Neg. 1938, 972-974. — Hier S. 48. Bernoulli hat mit seinem Zweifel an der Echtheit durchaus recht. Auch Poulsen erklärt das Bildwerk für modern. Der

Kopf ist eine Wiederholung des Typus Stazione T'ermini, doch ist das Gesicht zu schlank geraten. Die Büste, die nach Dütschke zugehórt, erweist das Stück eindeutig als Fälschung: sie ist von antiken Büsten ganz stilverschieden, in den Einzelheiten hart und allzu genau.]

IOj

Hadrian

Hadrian

[POLA, Museo Civico. — Rest einer überlebensgroßen Imperatorenstatue. In Pola, in einem Bau am Forum 1908 ausgegraben. A. Gnirs, Pola 160 Abb. 113 u. 114. Nur Basis mit rechtem Unterschenkel, linkem Fuß und kniendem Barbaren als Stützfigur neben dem rechten Bein erhalten. P.v. Bienkowsky wollte in dem Bildwerk eine Darstellung des Hadrian aus Anlaß seines im Jahre 118 über die Sarmaten und die mit ihnen verbundenen Skordisker davongetragenen Siege erkennen. Sicherheit läßt sich für diese Vermutung nicht gewinnen.] POSEN, Schloß. — Büste (überlebensgroß). Ehemals Berlin, Altes Museum 357. Bernoulli II 2, 116 Nr. 103. P. v. Bienkowsky, Über Büsten der römischen Caesaren auf dem Schloß zu Posen (polnisch) 14 Abb.6. C. Blümel, Römische Bildnisse (Staatl. Museen Berlin), Vorwort. Sehr geflickt nach Bernoulli. Nach der Abbildung bei Bienkowsky zu urteilen, eine wenig vertrauenswürdige Wiederholung des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae von ganz anderer Büstenform.

POSEN, Schloß. - Panzerbüste (überlebensgroß). Ehemals Berlin, Altes Museum 359. Bernoulli II 2, 116. Nr. 104. Bei Bienkowsky Blümel, Vorwort. Ohne eigenes Urteil.

Abbildung einer Sitzstatue des Hadrian auf der Plattform der rómischen Rostra als Gegenstück zu einer Sitzstatue des Marcus Aurelius. Das spátantike Bildnis des Hadrian ähnelt nach der Zahl der großen Lockenwellen am ehesten dem Typus Rollockenfrisur Terme 8618, ohne ihn genau nachzubilden. ROM, Castel Sant’ Angelo (Erdgeschoßraum mit architektonischen Bruchstücken). — Kolossalkopf. Aus dem Hadrian-Mausoleum selbst stammend.

Bernoulli II 2, 112 Nr. 43. M. d'Adriano (guida) 7 Abb. x. -— 998-1002. Anderson 3359. — Hier Etwa doppelte Lebensgrófie. —

Borgatti, Il Mausoleo Rom Inst. Neg. 1938, S. 15. 65. Wohl ebenso wie das

Gegenstück ein Kolossalkopf des Antoninus Pius (Wegner, Ántoninische Zeit 139), von einer Statue herrührend. Nasenspitze, Rand der linken Ohrmuschel und Büste ausschließlich Hals ergänzt. Überarbeitet, besonders Wangen und Bart. Am Hinterkopf Ausbesserung in Gips. Keine Wiederholung eines der Haupttypen. Dem Kopf im Vatikan, Rotonda $43, dem Typus nach am ehesten zu vergleichen; aber der Vergleich macht die Geringwertigkeit des Kopfes aus dem Hadrian-Mausoleum erschreckend deutlich. Von sehr grober Arbeit; móglicherweise in spáterer Zeit durchgreifend und entstellend überarbeitet. Die

in kräftiger Plastik durchgegliederte Oberfläche ist auf fehlend.

Fernwirkung berechnet. Augenbohrung noch nachweisbar. Die charakteristische Falte im Ohrläppchen fehlt. Ikonographisch und künstlerisch wertlos. ROM, Castel Sant’ Angelo (Nische an der äußeren Ausgangstreppe). — Kopf auf moderner Büste.

PTUJ (Pettau), Museum. — Büste. E. Diez, AA. 1953, 105 Anm. 1. Nur erwähnt; anscheinend unterlebensgroß, da die Hóhe des Erhaltenen mit 24,5 cm angegeben wird.

im Nacken allein noch alte Oberfläche; Stirnhaare, Augen,

REGGIO (Calabria), Museo Civico. — Büste. Photo im rómischen Institut vorhanden. — Hier S. 9. 69.

Ohren mit angrenzenden Partien sowie Mund dergestalt überarbeitet, daß vom ursprünglichen Bestand kaum noch etwas übriggeblieben ist.

Gesicht stark bestoßen.

Dennoch läßt sich an den Schläfenlocken noch soviel erkennen, daß das Stück eine Wiederholung des Typus Rolllockenfrisur Terme 8618 gewesen ist. Ganz wertlos.

Bernoulli

auf linker Schulter. Trotz starker Zerstórungen

an der Haartracht glaubt man eine Replik des Typus

ROM,

Stazione Termini erkennen zu kónnen. Ikonographisch unergiebig; bemerkenswert dagegen wegen der Büsten-

[ROM, Bogen des Konstantin. — Tondi vom Jagdmonument. H.P.L'Orange und A. v. Gerkan, Der spätantike Bildschmuck des Konstantinbogens 161 ff. m. Lit. Taf. 39-42. Bernoulli II 2, 117 Nr. 115. Die ursprünglichen Bildniskópfe des Hadrian wurden in konstantinischer Zeit sämtlich zu Bildnissen des Constantinus bzw. Licinius umgearbeitet.]

Bogen des Konstantin. — Konstantinisches Relief

der Oratio Augusti. H. P. L'Orange und A. v. Gerkan,

Der spätantike Bild-

schmuck des Konstantinbogens 82ff. 88f., 191 Taf. 15a u. 21b. - Hier S. 65.

Nr. 44.



Rom

Inst. Neg.

1938,

Kunsthandlung

Jandolo

(jetzt

in norwegischem

Privatbesitz). - Kopf.

form.

ROM,

112f.

Rechtes Ohr fehlt. Vor und unter dem rechten Ohr sowie

Trajanische Büstenform mit Schwertriemen und Paludamentum

II 2,

1017. 1018. — Hier S. 13.

Rom Inst. Neg. 54, 753-757. Rom Inst. Photo 54, 1135. — Hier S. 25. Nase ergänzt, Stirnhaar, Nase, Ohrmuschel u. a. bestoßen. Wiederholung des Typus Panzerbüste Imperatori 32; etwas weniger bestimmt in der Durchbildung der Einzelheiten und nicht so kräftig im Ausdruck. ROM, Museo Capitolino, Atrio 36. — Pontifex MaximusStatue. Im r6. Jahrhundert bei S. Stefano Rotondo in Rom gefunden. Bernoulli II 2, 108 Nr. 2; 123. Stuart Jones 37 f. Taf. 5. West II 122 Abb. 127. 127a. — Rom Inst. Neg. 37, 342-344; $5, 212. — Hier S. 3o f. 66, Taf. 16 b. Teil des Togaumschlages am Kopf, Nasenspitze, rechter Unterarm mit Hand und linke Hand mit Rolle ergänzt

106

(soweit die Ergánzungsangaben bei Stuart Jones). Überdies sind die freien Lockenrollen rings um die Stirn sowie die beiden Lockenbuckel an der rechten Schläfe ergänzt worden. Gesicht und Bart stark überarbeitet; nur unter dem Schutz der Lockenaufrollung an der linken Schläfe noch etwas alte Oberfläche; der Irisring und die Pupillensichel im gegenwärtigen Zustand nicht alt. In der Haaranordnung dem Typus der Panzer-Paludamentumbüste Baiae nicht unähnlich. Einige Bohrgánge im Haar. Etwas gróbere Arbeit als die Neapeler Büste, aber nicht so mittelmäßig, wie Stuart Jones und West meinen. [ROM, Museo Capitolino, Galleria 32. — Büste. Bernoulli II 2, 111 Nr. 26. Stuart Jones 109 Taf. 28. Von Bernoulli bereits verdächtigt und von Stuart Jones als Werk des spáten 17. oder beginnenden 18. Jahrhunderts erkannt. War 1950 nicht mehr ausgestellt.] ROM, Museo Capitolino, Galleria 36 (jetzt magaziniert). — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 111 Nr.25. Stuart Jones 111 Taf. 30. Rom Inst. Neg. 1938, 1053-1056. — Hier S. 52. Nur das Gesicht mit den die Stirn unmittelbar rahmenden Lockenrollen alt; unterhalb der Nasenwurzel und der Augen durchgebrochen; selbst diese spärlichen alten Teile

wurden geputzt und die Pupillen entstellend gebohrt. Dennoch

läßt sich eine genaue Wiederholung

des Typus

Panzerbüste Imperatori 32 eindeutig feststellen. ROM, Museo Capitolino, Imperatori 31 (jetzt in der Galleria des Palazzo dei Conservatori aufgestellt). — Kopf auf moderner Alabasterbüste. — — Bernoulli II 2, 111 Nr. 23. Stuart Jones 196 Taf. so. West II 118 Abb. 120. — Anderson 1562 A. Moscioni 12 170. Rom Inst. Neg. 1938, 1050-1052. — Hier S. 14. Nasenrücken (außer Nasenwurzel) und -spitze, Ohrmuscheln, Unterlippe, Kinn, unterer Teil des Halses und

Oberkopf ergänzt. Stirnhaar infolge Überarbeitung beträchtlich verändert. Stirn und Wangen stark gereinigt. (Wie dicker Sinter einst das Stück bedeckte, ist am Bartansatz am Hals gut zu sehen, ebenso in den Lockentiefen.) Typus Rollockenfrisur Terme 8618. Stärker ergänzt als das Exemplar im Thermenmuseum 8618. Dennoch nicht unbedeutend oder gar wertlos. Der Eindruck von etwas schlankerem Gesicht mit hóherer Stirn wohl durch die Überarbeitung hervorgerufen. Keine Augenbohrung. Von Bohrgängen wird gelegentlich bescheiden Gebrauch gemacht. Diese Zurückhaltung in der Verwendung des laufenden Bohrers spricht gegen die Vermutung von R. West, das Porträt sei in die letzten Jahre der Regierung Hadrians zu datieren. ROM, Museo Capitolino, Imperatori 32. — Panzerbüste. Zu Porto d'Anzio gefunden. Bernoulli II 2, 1x11 Nr. 24. Stuart Jones 196 Taf. 50. 51. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 230 Nr. 4. West II 119 Abb. 121. I21a. — Moscioni 715. 12171. Rom Inst. Neg. 37, 348—350;

1938,

1057-1063;

55, 210. 211. — Hier S. 20. 6o.

70.72, Taf. 9a. 22b u. 23. Büstenfuß ergänzt (Nasenspitze entgegen der Katalogangabe nicht). Oberfläche an Stirn, Wangen und Lippen,

107

wohl auch an den Ohrmuscheln, Teilen des Halses und an den Stirnlocken nicht mehr ursprünglich. Diese Teile wurden von einem dicken Sinter gereinigt, der an den unteren Teilen des Halses, an Bart- und Hinterhaupthaar sowie an der Büste noch stehengeblieben ist. Am Kopf geringfügig bestoßen, an der Büste etwas stärker. Das einstmals sorgfältig gearbeitete Stück möge hier als Leitstück eines Typus gelten (Typus Panzerbüste Imperatori 32). Das Stirnhaar rollt sich in ähnlicher Weise lockig hoch wie beim Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae und ist in áhnlicher Gruppierung unterteilt. Hier legen sich aber hinter den die Stirn zunächst umfassenden Lockenkranz in einer zweiten Reihe einige kleinere Locken-

buckel. Am Oberkopf lóst sich die Haarmasse nach klassischem Herkommen in lebendige, abwechslungsreiche Lockensicheln auf, während es beim Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae unterschiedsloser nach vorn gekámmt ist. Auch der Bart ist in gleicher Weise lebendiger und plastischer durchgegliedert. Ein besonders plastischer Charakter kennzeichnet die Bildhauerarbeit dieser Büste überhaupt. Die Augen waren niemals gebohrt, und in der Durchbildung des Stirnhaares ist vom Bohrer kein Ge-

brauch gemacht; nur ganz vereinzelt scheidet ein mäßiger Bohrgang Lockenbuckel von Lockenbuckel. Diese wirken vornehmlich als einzelne plastische Bestandteile. ROM, Museo Capitolino, Salone 1 3. - Mars-Statue. Bei Ceprano (Fregellae) gefunden. Bernoulli II 2, 108 Nr. r. Stuart Jones 284 Taf. 68. Hekler 246 b. Friedrich u. Wolters, Gipsabgüsse Nr. 1298. G. Lippold, Kopien und Umbildungen 181. West II 120 Abb. 123. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 187 Abb. 12. — Alinari 27 103. Anderson 1641 A. Brogi 16617. Rom Inst. Neg. 1938, 1088-1095; 55, 275. — Hier S. 31, 67, Taf. 14 b. Helmkamm, zwei Stirnlocken, Nase, rechter Arm, linke Hand mit Teil des Schildes, soweit er nicht dem Arm anliegt, mit größtem Teil des Gorgoneion, rechter Fuß, linkes Bein vom Knie abwärts mit Stütze und Plinthe sowie Kanten vom Schwertriemen ergänzt. Der Bildnistypus ist weitgehend unabhängig von den Haupttypen. Das unter dem Helm hervorquellende Haar teilt sich in ein paar weit isolierte Lockenbuckel. Tiefe Bohrgänge gliedern ihre Masse. Die Augen sind jedoch nicht gebohrt. Der Körper wiederholt den Typus des Ares Borghese des Alkamenes unter Veränderung des Helms

und Zutat des Schwertriemens. ROM, Museo Capitolino, Stanza terrena a dritta I 12 (jetzt Salone 31). - Kopf auf fremder Büste. In der Villa Hadrians zu Tivoli gefunden. Bernoulli II 2, 110 Nr. 22. Stuart Jones 67 Taf. 12. Rom Inst. Neg. 1938, 1047-1049. — Hier S. 11. Ohrmuscheln, Nase, Mund, Kinn, Hals sowie Teile des Gesichts und Haares ergánzt. Zwecks Verdeckung der Ergänzungen ist das Ganze verschmiert. Infolge der vielen Ergänzungen und der Verschmierung ist der Kopf, wie bereits Stuart Jones hervorgehoben hat, ikonographisch und kunstgeschichtlich wertlos. Es scheint eine Wiederholung des Typus Chiaramonti 392 vorzuliegen.

Hadrian

[ROM, Museo Capitolino. — Kolossale Bronzebüste. Bernoulli II 2, ııı Nr. 30. Von Mongez abgebildet. noullis Zeit verschollen.] ROM,

Das

Stück war

schon

[ROM,

Vom sog. Arco di Portogallo am Corso in Rom.

zu Ber-

Stuart Jones 266 f. Taf. 105. — Alinari 27 183. Anderson 1700.

Museo del Palazzo dei Conservatori, Galleria 74

(jetzt ebendort, Sala degli Magistrati

Am

ı [Inv.890]). —

1873 in den sog. Horti Tauriani auf dem funden.

Esquilin ge-

Bernoulli II 2, 111 Nr.27. Stuart Jones ııgf. Taf. 44. West II x16 Abb. 114. 114a. - Rom Inst. Neg. 37, 345—347; 1938, 1131-1136. 1138-1141. — Hier S. 17 f. 19. 20.

Ohrmuscheln und größter Teil der Büste weggebrochen. Nase ergänzt. Vielfach bestoßen. Wenngleich das Stirnhaar größtenteils weggebrochen ist, ist doch noch die Wiederholung der Panzer-Paludamentumbüste Baiae erkennbar, allerdings ohne deren leichte Augenbohrung. Über alle Beschädigungen hinweg wird die Güte der Arbeit und der Oberfläche noch spürbar. [ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Monumenti Arcaici 36 (jetzt abgestellt in das Magazin der Capitolinischen Museen). — Kopf. Stuart Jones 229 Taf. 86. — Rom Inst. Neg. 7666. Nasenspitze ergánzt und, nach Ansicht von Stuart Jones, in neuerer Zeit stark verándert. In Übereinstimmung mit C. Pietrangeli, der das Stück freundlicherweise zugänglich machte, hat das Machwerk jedoch ganz und gar als modern zu gelten.]

Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala II 9

(jetzt 4). — Büste.

Bernoulli II 2, x11 Nr. 28. Stuart Jones 27 Taf. 9. R. Delbrück, Bildnisse römischer Kaiser Taf. 18. West II 117 Abb. 116. — Rom Inst. Neg. 3420; 1938, 1064-1067; 54, 839-843; 55, 209. — Hier S. 8. 56. 7of., Taf. 3. sa u. 8b. Stücke beider Ohrmuscheln, Nase, vier Lockenbuckel über der Stirnmitte und große Flicken im Faltenwurf des Paludamentum ergänzt. Linke Braue bestoßen. Büstenfuß mit

Indextäfelchen zugehörig. Oberfläche unberührt.

ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala VI 3a (1227). — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 111 Nr. 29. Stuart Jones 261 Taf. 103. Nase ergänzt. Vielfach bestoßen. Stark geputzt und, besonders die Augenbohrung, nachgearbeitet. Nur am Hinterkopf noch alte Oberfläche. Wegen Beschädigung und tiefgreifender Überarbeitung des Stirnhaars ist der Typus schwer zu bestimmen; möglicherweise Wiederholung des Typus Chiaramonti 392.

Kunstgeschichtlich

wertlos

wegen

der Verhärtung

des

Hadrian

fast

alles

ergänzt:

Nase,

. ROM,

Museo

Nazionale delle Terme 8618. — Kopf

auf

antiker Panzerbüste.

Bernoulli II 2, 113 Nr. 46. B. M. Felletti Maj, Museo Nazionale Romano: I Ritratti 99 f. Nr. 189 m. Abb. — Anderson 2070. Rom Inst. Neg. 1938, 963-968 U. 1955, 204-208. — Hier S. 13. 55. 56 £., Taf. 10. Kopf mit Hals und Gewandsaum in nicht zugehörige antike Panzerbüste eingesetzt. Nasenspitze ergänzt. Ohrmuschel bestoßen.

Leitstück

Gute Oberfläche.

des Typus

Rollenlockenfrisur.

bohrung. Kaum nennenswette Bohrgänge Eine einzige Lockenspitze unterbohrt.

Keine Augenim Stirnhaar.

ROM, Museo Nazionale delle Terme, Inv. Panzerbüste (Büste nur noch fragmentiert).

124491.



1941 in Rom beim Bahnbau der Stazione Termini beim Bogen von S. Bibiana, Ecke Viale Principe di Piemonte gefunden. H. Fuhrmann, AA. 1941, 491. B. M. Felletti Maj, Arti Figurative 2, 1946, 22 ff. Taf. 9. 10. Dies., Museo Nazionale Romano: I Ritratti 99 Nr. 188 m. Abb. — Gab. Photogr. 24 364-24 367. Rom Inst. Neg.. 54, 794-796; 55, 274. — Hier S. 8. 69. 72, Taf. 2. sb u. 8a. Unergánzt.

Nasenspitze,

Stirnhaar, linke Ohrmuschel

stoßen. Büste bis auf die Ansätze der gebrochen. Gut erhaltene Oberfläche.

Schultern

be-

weg-

Dieses Bildnis zeigt eine besondere, von den übrigen Typen stärker abweichende Haartracht, insofern nur ein paar Locken an den Schläfen nach oben zurückrollen, während die meisten mit ihren Spitzen vor der Stirn enden. Diese dicken Lockensicheln steigen beiderseits von den Schläfen

her zur Mitte hinan und treffen über dem linken Augen-

Typus der Paludamentumbüste von Stazione Termini. Augen nicht gebohrt. Bohrgänge dienen nur der Hervorhebung der plastischen Formen. Ausführung sehr dekorativ und etwas trocken.

Linien und einer ungewöhnlich lebhaften bewegung, die beide nicht antik sind.

Reliefkopf

linkes Auge, linkes Ohr, linke Wange, Mund und Kranz. Bildniskundlich und kunstgeschichtlich auszuscheiden.]

Panzerbüste.

ROM,

Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala VI 11.

— Apotheose der Sabina.

wt Ead

Hadrian

der

Oberflächen-

winkel in Gegenwendung aufeinander. Auf dem Oberkopf ist das Haar ziemlich gleichmäßig nach vorn vorgekämmt, im Nacken lockt es sich vielfältiger. Der Backenbart ist von der Kinnlade her zur Kinnspitze hin gestrichen. Der Schnurrbart läßt in der Mitte ein markantes Dreieck frei. Das Gesicht ist glatt und ebenmäßig; Stirn und Nasenwurzel zeigen keine markanten Runzeln; es fehlt die scharfe Wangenfalte, die an anderen Bildnissen von den Nasenflügeln schräg herabführt. Das Ohrläppchen ist vom knorpeligen Teil der Ohrmuschel durch eine scharfe Kerbe getrennt, ein für Hadrian charakteristisches, besonderes Kennzeichen. Der Irisring ist leicht angegeben; auch eine leichte Eintiefung der Pupille ist zu erkennen, aber keine Bohrung. Ganz wenig Bohrgänge im Haar, dazu vereinzelt feine Verbindungsstege; dadurch wird das Stirnhaar kräftig durchgegliedert und aufgelockert. Dieses in vorzüglichem Zustand bewahrte Bildnis wird hier als Leitstück des Typus Stazione Termini genommen.

108

ROM, Museo Torlonia 545; jetzt Villa Albani, Kaffeebaus. — Panzerbüste.

ROM, Museo Vaticano, Quatro Cancelli 3 (früher hinter Galleria Geografica). — Kopf. Vatican Neg. XXXII 22.6. Rom Inst. Neg. 3402; 1938,

Bernoulli II 2, 113 Nr. 49. Visconti Nr. 545 Taf. 140. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 232 Nr. 9. - Rom Inst. Neg. 34, 2270-2275. — Hier S. 22. Unergänzt, arbeitet.

aber

durchgreifend

und

verhärtend

1076-1079.

Nase, untere Hälfte des Halses und Bruststück ergänzt. Anscheinend unfertig; Haar am Hinterkopf erst im Groben zugehauen. Im Stirnhaar allerdings runde Bohrtiefen und Bohrgänge. Den Wiederholungen des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae nahestehend. Im vorliegenden Zustand ungewöhnlich. Pupilleneintiefung am rechten Auge festzustellen; Falte im Ohrläppchen vorhanden. Bart verschwommen. Im ganzen unbefriedigend.

über-

Typus Panzerbüste Imperatori 32. An den Abweichungen ist die Überarbeitung schuld. ROM, Museo Torlonia 546. — Kopf auf moderner Panzerbüste. | Angeblich zu Porto gefunden.

[ROM, Museo Vaticano, Galleria dei Candelabri II 57. Mars-Statuette. In den lateranischen Gärten gefunden. Bernoulli II 2, 108 Nr. 3. Bernoulli bezieht sich auf die Abbildung einer kleinen Replik der Mars-Statue des Museo Capitolino, Salone 13, bei Visconti, Museo Pio-Clementine II 49; jetzt sei die Statue ohne Kopf, den sie noch zu Viscontis Zeit getragen habe. Gegenwärtig ist bei Durchsicht der Sammlung der Galleria dei Candelabrı kein Bildwerk festzustellen, das gemeint sein könnte.]

Bernoulli II 2,113 Nr. 5o. G.Lugli und G. Filibeck, Il Porto di Roma Imperiale e l'Agro Portuense 166 Abb. 94. Visconti Nr. 546 Taf. 141. — Rom Inst. Neg. 36, 1230. — Hier S. 19. Nase ergänzt; Stirnhaar bestoßen; korrodiert und scharf gereinigt. »Kinnbart scheint abgearbeitet«, nach freundlicher Mitteilung von Helga v. Heintze, »jedenfalls verandert«. Am ehesten Wiederholung des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, aber nicht ohne befremdende Unstimmigkeiten, die möglicherweise durch Überarbeitung des Stirnhaares bei der Reinigung verursacht wurden.

[ROM, Museo Vaticano, Chiaramonti 361. — Relieffragment. Bernoulli II 2, 117 Nr. 116. Amelung I 548 Taf. 58. Die angebliche Bildnisähnlichkeit wurde bereits von Bernoulli nicht ernst genommen. Amelung erkannte in der Darstellung Ares und Aphrodite aus einer Gótterprozession.]

[ROM, Museo Vaticano, Áppartamento Borgia. — Bronzebüstchen. Neuzeitliches Stück, ausgestellt in einer Vitrine der Bronzi Italiani sec. XVI-XVIII. Recht frei im Typus; am ehesten sich an Bildnisse wie Busti 283 anlehnend.] ROM, Museo Panzerbüste.

Vaticano. Braccio Nuovo

ROM, Museo Vaticano, Chiaramonti 392 (1230). - Kopf. Bernoulli II 2, 111 Nr. 32. Amelung I 566f. Taf. 59. A. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 230 zu Nr. 4. — Rom Inst. Neg. 1938, 1039-1046; 1942, 708. 709. Vatikan Neg. XXXII 70. 23 u. 25. — Hier S. 10. 33. $1. 56, Taf. 6 u. 8c. Vier Flicken im Haar; Nase, beide Ohrmuscheln, unteres Stück des Halses und Büste mit Fuß ergänzt. In neuester Zeit stellenweise durch Brand geschwärzt. Das Bildnis wiederholt keinen der Haupttypen. Wie weit es selbst mit anderen zusammen einen besonderen Typus vertritt, ist fraglich. Das Haar lockt sich in individuellen Bildungen über der Stirn; nach einer hohen letzten Woge kräuseln sich die Lockenenden ganz knapp. Das Gesicht wirkt ungewöhnlich breit und rund. Keine Augenbohrung.

81 (jetzt 74). —

Bernoulli II 2, 111 Nr. 31. Amelung I 97 f. Taf. 12. West II r16f. Abb. 115. - Rom Inst. Neg. 677; 1938, 1024-1030; 54, 834-838. — Hier S. 16 ff. 71, Taf. 19b. 2x b. 28b. Nasenrücken und rechter Nasenflügel, oberes Ende des Panzernackenschutzes, viele Faltenränder, fast der ganze Knopf und Teile des Büstenfußes unten ergänzt. Bestoßen, besonders empfindlich am Lockenkranz rings um die Stirn; Wangen und Stirn geputzt; stellenweise, z.B. unter dem Kinn am Hals, noch vorzügliche alte Oberfläche. Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae. Die Übereinstimmung bis in untergeordnete Einzelheiten sehr genau. In der Bohrtechnik noch etwas fortschrittlicher als die Neapeler Panzerbüste aus Baiae selbst. Nicht nur der Stirnhaarkranz, sondern auch das Haar hinter den Ohren durch tiefe Bohrgänge aufgelockert sowie hier und da, beispielsweise über der Stirn, mit feinen Verbindungsstegen versehen. Das Hinterhaupthaar nur in plastischen Formen angelegt, aber in kurzen Locken bestimmt und sorgfältig gegliedert, so daß der Gegensatz zwischen Bohrarbeit im Stirnhaar und Meißelarbeit hier auffällt. Augenbohrung. Bemerkenswert ist der vollständig erhaltene Büstenfuß; seine Profilierung sowie die Rahmung des Indextäfelchens entfernen sich weit von trajanischen Formen und stehen frühantoninischem Zierat nahe.

[ROM, Museo Vaticano, Gabinetto delle Maschere 428. — Relief. Bernoulli II 2, 117 Nr. 17. Amelung II 684f. Taf. 79. Die Bedenken Bernoullis wurden durch Amelung bestätigt, der in dem Werk ein griechisches Votivrelief erkannte.] [ROM, Museo Vaticano, Giardino della Pigna 238. - Kopf auf männlicher Statue. Bernoulli II 2, 108 Nr. 4. Amelung I gıo Taf. 121. - Rom Inst. Neg. 747. — Hier S. 46. Nase und Teile des Bartes ergänzt. Körper gehört nicht zum Kopf.

IO9

Hadrian

Hadrian

Eine entfernte Ähnlichkeit mit Bildnissen Hadrians ist nicht zu leugnen, aber für eine Identifizierung reicht sie nicht aus.]

nari 6481. Anderson 1298. 23660. Brogi 8297. Mosconi 2233. Rom Inst. Neg. 34, 20. 21. Vatikan Neg. XXXII 70. 24. — Hier S. 28. 50.63.65. 72, Taf. 29.

Auferste Locke an der rechten Schläfe, je ein kleiner ROM, Museo Vaticano, Sala de’Busti 283 (724). — Büste. In der Villa des Hadrian zu Tivoli gefunden. Bernoulli II 2, 111 Nr. 33. Amelung II 482 Taf. 64. Hekler 247a. West II 116 Abb. 115. — Alinari 6482. Anderson 23 881. Rom Inst. Neg. 1938, 1119-1122. Vatikan Neg. XXXII 70. 11-14. — Hier S. 25. 62 f. 70. 72, Taf. 9d. 27 u. 28 a.

Nase, Stück an der Oberlippe,

großes Stück des Kinns,

rechte Ohrmuschel und großes Stück der linken sowie der größte Teil der Büste mit dem Halsansatz bis auf die rechte Schulter mit Armansatz und rechter Brust ergänzt. Haare über der Stirnmitte bestoßen. Vom Sinter gereinigt und daher verwaschen wirkend. Eigener Typus, der hier nach diesem Stück benannt wird.

Die technische Durchführung zielt auf eine besonders male-

Flicken an beiden Ohrmuscheln und Bruststück ergänzt. Von der Locke über dem rechten Auge ein Stückchen weggebrochen. Geputzt. Anscheinend zum Einsetzen in eine Statue vorgesehen. Sehr eindrucksvolles, individuell gestaltetes Bildnis, das auf eine bedeutende postume Aufstellung im Mausoleum des Hadrian schließen läßt. Trotz des kolossalen Maßstabes und einer zu erschließenden Berechnung auf Fernwirkung ist die Ausführung so vortrefflich, daß dieses Bildwerk weitgehend als Original zu gelten hat. Hier ist

die Ausführung des Hinterkopfes nicht nachlässiger als diejenige von Stirnhaar und Bart. Meißelarbeit herrscht vor. Vom Bohrer wird nur in den Aufrollungen der Locken über der Stirn Gebrauch gemacht (freie Stege und Überbrückungen).

rische Wirkung hin. Wie bei keinem der anderen Haupt-

typen ist die Haarbehandlung hier auf ein flimmerndes und kontrastreiches Helldunkel abgestimmt. Wohl bleiben

[ROM, Museo Vaticano, Magazin 3529 (657). - Kopf auf moderner Büste (klein).

die einzelnen Lockensträhnen als plastische Substanz ge-

v. Kaschnitz- Weinberg 276 Taf. 104. Wegner, Antonine

wahrt, aber dazwischen dringt der Bohrer tief in den Marmor ein und lockert die Massen kräftig auf. Bohrlöcher markieren auch die Augenwinkel, und Pupille sowie Iris sind eingegraben. Die Büste scheint einst besonders weit hinabgereicht zu haben. Alles deutet auf verhältnis-

mäßig späte Entstehung, die eindeutig auf die antoninischen Stilmerkmale vorausweist. [ROM, Museo Vaticano, Sala a Croce Greca 575.— Kolossalkopf. Aus Ostia. Bernoulli II 2, 112 Nr. 35. Lippold III ı, 179 Taf. 59. 60. West

II 119. — Rom

Inst. Neg. 33, 718. 719. 721. — Hier

S. 50. Nasenspitze, Flicken unten am Hals und Fuß mit Indextáfelchen ergánzt. Verwaschen.

277. — Rom Inst. Neg. 1938, 1031-1034. Vatikan Neg. XXII 4. 40. — Hier S. 49. Nase ergänzt (jetzt abgefallen); bestoßen. Nach der Haartracht keinem der bekannten Typen zuzuzáhlen, aber eindeutig ein Bildnis Hadrians, wenn auch in manchen Zügen ungewöhnlich: Spitzerwerden des Schädels von den Schläfen nach oben, unvermittelte Bohrlócher in den Lockenaugen und im inneren Winkel des rechten Auges bei sonst vorherrschender Meißelarbeit, kleinteilige Durchzeichnung der Haarsträhnen, unmotivierte Lockenbildungen am Hinterkopf. v. Kaschnitz- Weinberg hat auf Ähnlichkeit mit der Büste Kopenhagen 681 hingewiesen. Die Übereinstimmungen sind nur ganz allgemein, möglicherweise hat eine Wiederholung dieses Typus (Paludamentumbüste Vatikan Busti 283) als Vorlage gedient. Schwerlich antik.]

Lippold hat bereits auf das Verdächtige »des häßlichen Marmors und des unangenehmen Ausdrucks« hingewiesen, meinte aber, daß trotzdem der Kopf »anscheinend antik sei«. Das Stück wiederholt in starker Vergróberung den Kolossalkopf der Sala Rotonda 543; selbst der für Hadrian bezeichnende Knick im Ohrläppchen ist angedeutet, weicht aber merklich ab, wie die Ohrmuscheln überhaupt von erschreckender Derbheit sind. Keine Augenbohrung. Bei wie-

derholter Betrachtung werden die Zweifel an der Echtheit zur Gewißheit eines späteren, unantiken Ursprungs. Beweisend für die Fälschung kommt hinzu, daß die Zurichtung des Halses unten nicht in der Art ist, daß der Kopf eingesetzt oder aufgesetzt werden könnte, vielmehr auf einzelne freie Aufstellung wie die gegenwärtige berechnet wurde.] ROM, Museo Vaticano, Sala Rotonda 543 (25 3). — Kolossalkopf. Anfang des 18. Jahrhunderts in der Engelsburg gefunden. Bernoulli II 2, x11 Nr. 34 Taf. 36. Lippold III rz, r2of. Taf. 43. Helbig I? 292. ABr. 751. BrBr. 250. Hekler 248 b. E. Strong, Art II 106 Abb. 399. G. v. Kaschnitz - Weinberg, Rómische Portráts Abb. 13. West II 119 Abb. 122. — Ali-

ROM, Museo Vaticano, Magazin 3625 (658). — Kopf (klein). v. Kaschnitz- Weinberg 276 Taf. 104. Wegner, Antonine 277. — Rom. Inst. Neg. 1938, 1104-1106. Vatikan Neg. XXII

4. 60; XXVI

2. 31. — Hier S. 30.

Stark bestoßen, verrieben und verwittert. Nase fehlt. Im Hals gebrochen. Identifizierung mit Hadrian fraglos. Bildnistypus wohl nicht nur wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht zu

bestimmen;

wahrscheinlich

in

dem

kleinen

Maßstab

unabhängig von den Haupttypen. Zweifel an der Echtheit, die hinsichtlich des unterlebensgroßen Maßstabes geäußert wurden, lassen sich nicht stichhaltig begründen, da die stärkstens angegriffene Oberfläche von der ursprünglichen Formbehandlung nichts mehr erkennen läßt. ROM, Museo Vaticano, Magazin 4068 (659). — Kopf. v. Kaschnitz- Weinberg 276 Taf. 104. Rom Inst. Neg. 1938, 1107-1110. Vatikan Neg. XXII 4. 41. — Hier S. 18.

Unergänzt. Stark bestoßen, Nase, Kinnkuppe und größter Teil des Hinterkopfes weggebrochen. Verrieben. IIO

Wiederholung des Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae, ohne deren Detaillierung und Bohrarbeit. Die charakteristische Kerbe im linken Ohrläppchen sehr deutlich. Anscheinend waren die Pupillen leicht gebohrt.

Wangen, Kinn und Ohrmuscheln ergänzt (links wieder abgefallen). Augenbohrung neu. Wertlose Replik des Typus Stazione Termini. Haar anläßlich der Ergänzung etwas verändert.

[ROM, Museo Vaticano, Magazin 4098 (661). - Kopf mit Lorbeerkranz und Medaillon (unterlebensgroß). v. Kaschnitz- Veinberg 277 Taf. 105.- Rom Inst. Neg. 1938, 1035—1038. — Hier S. 46.

[ROM, Palazzo Cassetta. — Kopf auf fremder Togastatuc. Gemeint wohl von F. W. Goethert, RM. 54, 1939, 198. — Rom Inst. Neg. 7801-7804. Kein Bildnis des Hadrian.]

Unergänzt. Stark bestoßen; Nasenspitze, Kinn und Mund weggebrochen. Verwittert und verschmutzt. Schwerlich ein Bildnis Hadrians; ganz anderes Knochengerüst des Kopfes; zu schmales Gesicht, zu tief liegende Augen und anderes mehr.]

[ROM, Palazzo Colonna 9o. — Büste. Bernoulli II 2, 112 Nr. 42. Unergänzt außer ein paar unwesentlichen Flicken am Büstenfuß. Eine Stirnlocke und beide Ohrmuscheln bestoßen. Fälschung nach dem Typus mit der Rollockenfrisur Thermenmuseum 8618; trajanische Büstenform. Die Fälschung läßt sich aus kleinen Abweichungen vom Typus, aus Einzelheiten der Bildung des Indextäfelchens und aus der Oberflächenbehandlung zweifelsfrei nachweisen.]

[ROM, Museo Vaticano, Magazin 4144. — Kopf von einer Panzerbüste. Modern, ohne unmittelbare Abhängigkeit von einem der bekannten Typen. Bezeichnenderweise hat der Fälscher die

Falte am Ohrläppchen nicht beachtet. Unantike Pupillenbohrung, unantik auch die vielen kreisrunden Bohrlöcher im Stirnhaar.]

ROM, Palazzo Colonna 91. — Kopf auf antiker Büste. Bernoulli II 2, 112 Nr. 40. Unteres Stück der Stirn mit größtem Teil beider Brauen, Nase, Kinn, fast die ganze rechte Hälfte des Haupthaares von der Stirnmitte an und der Hals ergánzt. Vielfach bestoßen und verschmiert. Der trostlose Erhaltungszustand läßt gerade noch erkennen, daß ein echtes Bildnis Hadrians zugrunde liegt. Am linken Profil ist noch zu ermitteln, daß es sich um eine Wiederholung der Panzer-Paludamentumbüste Baiae

ROM, Museo des Monte Celio. - Kopf. In Villa Caserta an der Via Merulana gefunden. Bernoulli II 2, 113 Nr. 51. Dem Verfasser unbekannt, da nicht zu finden.

ROM, Palatin. - Kopf auf moderner Panzerstatue. Bernoulli II 2, 109 Nr. 7. — S. 1r. Unergänzt. Stark bestoßen und verwittert. Dem Typus Chiaramonti 392 in der Anlage des stark zerstörten und verwitterten Haares über Stirn und Ohren anscheinend nahestehend. Die vollen Wangen sind für diesen Typus besonders kennzeichnend. Augenbohrung nicht zu spüren. Ikonographisch und künstlerisch wertlos. Echtheit nicht zweifelsfrei.

handelt.

ROM, Palazzo Colonna. - Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 112 Nr. 41. Im Hauptsaal des Palastes war außer den beiden bestimmbaren Bildnissen Bernoulli Nr. 40 und 42 kein drittes aufzufinden. Vielleicht handelt es sich um eine Büste, die draußen auf einer Gartenmauer hoch aufgestellt ist; sie kann wegen ihrer Unzugänglichkeit nicht genauer beurteilt werden.

[ROM, Palatin, Antiquarium. — Kopf. Auf dem Palatin gefunden. Unergänzt, bestoßen und verrieben. Im gegenwärtigen Zustand muß das Stück als modern gelten, wobei unentschieden bleibt, ob es vóllig neu gearbeitet wurde oder ob — wahrscheinlicher — ein antiker

[ROM,

Kern, der nicht einmal ein Hadrian-Bildnis gewesen sein

Corsini,

Vorsaal I. Stock. — Kopf

auf

Wegner, Ántonine 270. — Hier S. 48. Modern, noch Typus Imperatori 32; aus einer Reihe mit acht antoninischen Herrscherbildern von Hadrian bis Caracalla. Unter diesen acht modernen Herrscherbildern kommt Marcus Aurelius zweimal vor, während Antoninus Pius

muß, bis zur Entstellung und Wertlosigkeit überarbeitet wurde (auf dem Scheitel scheint das Haar nur korrodiert, aber unberührt geblieben zu sein). Die Zurichtung des Büstenabschlusses entspricht gegenwärtig wenig der Zweck-

mäßigkeit des Einsetzens; sie weicht von jedem bekannten Typus ab. Das Bildnis ist zu erbärmlich, um als eine einzelne Bildnisschöpfung zu gelten. So tief ausgebohrte innere Augenwinkel, wie dieses Stück sie hat, gibt es bei keinem echten Hadrian-Bildnis, ebensowenig die harte Augenbohrung in zwei konzentrischen Kreisbögen; es feh-

fehlt;

ein stilistisch unterschiedlicher

Marcus

Aurelius

ist

fälschlich in den Saal geraten, während sich der eindeutig zugehörige Antoninus Pius heute in einer Wandnische auf dem Vorplatz des Saales (links oberhalb des Eingangs zum Saal) befindet. Diese modernen Nachbildungen scheinen aus derselben Werkstatt zu stammen wie der Hadrian in Florenz, Palazzo Pitti (Rom Inst. Neg. 1937, 728-730).]

len die charakteristischen Kerben in den Ohrláppchen.] ROM, Palazzo Altemps, Treppe. — Kopf. Bernoulli II 2, 112 Nr. 36. Ganze Stirn einschließlich der Oberlider mit den unmittelbaren Stirnlocken und der Nase, zwei große Flicken der "

Palazzo

Büste aus buntem Marmor.

[ROM, Palazzo Doria, Treppenhaus. Büste aus buntem Marmor. W. Amelung, EA. 2330. — Hier S. 49. III

— Bronzekopf

in

Hadrian

Hadrian

»Zweifellos modern«, wie Amelung erkannte, aber doch kein »direkter Nachguß antiken Vorbilds«. Ein gleichartiger Antoninus Pius bildet sein Gegenstück. Beiden gegenüber stehen zwei moderne Lucius Verus - Büsten aus Marmor vom Typus des Kinnbart-Bildnisses.] [ROM, Palazzo Doria. — Bronzebüste. »Frei nach der Antike«, so früher einmal notiert; jetzt

auch trotz der freundlichen Hilfe von Herrn Fokker nicht

[ROM, Palazzo Odescalchi, Cortile. - Nackte Statue. Bernoulli II 2, 109 Nr. 6. Im Hof des Palazzo Odescalchi findet sich heute keine einzige Statue, von der man annehmen könnte, daß sie jemals als Hadrian gegolten habe.]

mehr zu ermitteln.] ROM, Palazzo Giraud. — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 113 Nr. 45. Grófiter Teil der Stirn mit rechtem Auge und linkem Oberlid, die Nase, kleines Stück des rechten Ohrläppchens und unteres Stück des Halses ergánzt. Linkes Ohr und Mitte des Kinnbartes nachgearbeitet. Von Bernoulli verdáchtigt, aber zweifellos alt, wenn auch durch Ergánzung und Überarbeitung sehr verándert. Anscheinend Wiederholung des Typus der Panzerbüste Imperatori 32. Wertlos.

[ROM, Palazzo Rondanini (jetzt: Sanseverini), Vorsaal zur Treppe. — Kopf auf stark ergänzter heroischer Statue. Bernoulli II 2, 109 Nr. 8. Der Hadrian-Kopf mit ergänzter Nasenspitze wird von Bernoulli mit Recht als modern bezeichnet; dem Typus Panzerbüste Imperatori 32 nahestehend.] [ROM, Palazzo Ruspoli. — Panzertorso. Bernoulli II 2, 109 Nr. 9. Vgl. folgendes Stück.]

[ROM, Palazzo Giustiniani. — Reliefkopf. Bernoulli II 2, 117 Nr. 119. — Photo im Römischen Institut vorhanden. Nase ergänzt. An der Identität mit Hadrian besteht kein Zweifel, wohl aber an der Echtheit. Schon das Motiv, die Verbindung von Lorbeerkranz des Imperators mit der über das Haupt gezogenen Toga des Pontifex enthält einen Widerspruch. Auch die Oberflächenbehandlung spricht gegen antiken Ursprung.]

[ROM, Palazzo Ruspoli. — Panzertorso. Bernoulli II 2, 109 Nr. 10. Die beiden Panzertorsen im Palazzo Ruspoli, die Bernoulli auf Grund sehr alter Literatur mit allem Vorbehalt anführt, die aber schon bei Matz u. Duhn nidit mehr vorkommen, sind im Palast nicht zu ermitteln; wohl steht im

lreppenhaus neben einigen anderen modernen Kaiserköpfen auf Büsten aus buntem Marmor ein Hadrian vom Typus Panzerbüste Imperatori 32. Im Festsaal besitzt der Palast überdies eine vollständige Reihe der zwölf Cäsaren Suetons, wohl aus der Erbauungszeit des Palastes um 1586.]

[ROM, Palazzo Mattei, erster Treppenabsatz, obere Lünettennische. — Panzerbüste. Bernoulli II 2,

[ROM, Palazzo Mattei, Hof, mittlere Nische im Obergeschoß der Westwand. — Kolossale Paludamentumbüste. Monumenta Mattaeiana II Taf. 21,1. — Alinari 30057. Rom Inst. Neg. 1938, 1080. 1081. Modern; kein bekannter Typus; wahrscheinlich aus der Zeit des Palastbaus, der wohl auch die gleichartigen Büsten anderer Herrscher des 2. Jahrhunderts n. Chr. angehóren.]

113 Nr. 47. Matz u. Duhn Nr. 1904. Monu-

menta Mattaeiana II Taf. 16, 1. Modern; kein bestimmbarer Typus.] ROM, Palazzo Mattei, Loggetta im ersten Stock, — Panzerbüste.

Bernoulli II 2, 113 Nr. 48. Matz u. Duhn Nr. 1905. Monumenta Mattaeiana II Taf. 17, 2. (Bernoulli zitiert richtiger Taf. 17, 2 als Matz u. Duhn, die Taf. 17, 1 angeben.) — Alinari 30053 (links im Hintergrund). Das Stück befindet sich nicht mehr an Ort und Stelle. Nach mündlicher Auskunft soll das Stück an einen Privatmann in Florenz verkauft sein. Soweit die Aufnahme ein Urteil erlaubt, ist der Kopf wertlos. Matz u. Duhn sprechen von bedeutender Restauration des Gesichts.

[ROM, Palazzo Mattei, erster Treppenabsatz, untere Lünettennische. — Paludamentumbüste. Bernoulli II 2, 115, Zusatz zu Nr. 47/48. Matz u. Duhn Nr. 1903. Vermutlich gleich Monumenta Mattaeiana II Taf. 17, 1. Moderner Kopf auf antiker Büste (so auch Matz u. Duhn; allerdings ist das Paludamentum nicht auf der linken, sondern auf der rechten Schulter befestigt). Sehr derb. In der Haaranordnung verbindet der Fálscher den Typus Rolllockenfrisur mit demjenigen von Stazione Termini.]

[ROM, Säule des Trajan, Szene LX X XVI. Weber, Untersuchungen 18 Anm. 67. K. Lehmann-Hartleben, Die Trajanssáule 35 Anm. 2 Taf. 39 unten. - Rom Inst. Neg. 1931, 367; 1941, 1519. 1521. 1523. W. Weber hat als einziger die Vermutung geäußert, in der Opferszene ließe sich der Teilnehmer, der vor dem mittleren Bogen des "Theaters steht, als Bildnis des Hadrian bestimmen. Dazu meinte Lehmann-Hartleben bereits, daß der Erhaltungszustand für eine solche Bestimmung nicht ausreiche; ja man kann hinzufügen, daß er doch so hinlänglich ist, um die Bestimmung völlig auszuschlieRen.] [ROM, Säule des Trajan, Szene LXXXIX. C. Cichorius, Die Reliefs der Trajansäule III 90 Taf. 65. Lehmann-Hartleben a. O. 60 Anm. 1 Taf. 41. - Rom Inst. Neg. 1941, 1540. Cichorius meinte von dem jugendlichen, bártigen Offizier oberhalb Trajans, er kónne »Hadrian sein, von dem wir ja bestimmt wissen, daß er gerade im Jahre 10$ den (Daker-) Krieg mitgemacht hat«. Lehmann-Hartleben hat dieser Deutung mit Recht widersprochen. Der Gemeinte ist zwar bártig wie Hadrian; das tief in die Stirn herabfallende Haar dagegen findet sich nirgends bei seinen Bildnissen. Entscheidende physiognomische Anhalte für eine Bestimmung als Bildnis des Hadrian fehlen.]

II2

[ROM, Säule des Trajan, Szene CIII. Cichorius a. O. III 168 Taf. 46. Lehmann-Hartleben a. O. Taf. 48. - Rom Inst. Neg. 6590; 1941, 1591. 1593. Die Erwägung von Cichorius, in dem rechts auf Trajan folgenden Begleiter könnte möglicherweise Hadrian dargestellt sein, wird von Lehmann-Hartleben mit Recht nicht übernommen. Daß dieser Begleiter einen Backenbart hat, ist der einzige Zug, den er mit Hadrian teilt.] ROM, Säule des Trajan, Szene CXXX. Cichorius a.O. III 299 Taf. 76. Lehmann-Hartleben a.O. 61 Taf. 61. — Rom Inst. Neg. 6578. — Hier S. 47. Auch hier wird die von Cichorius ausgesprochene Vermutung, der dritte, unbekannte Begleiter des Trajan könnte Hadrian sein, von Lehmann-Hartleben nicht übernommen. Dennoch könnte dieser jugendliche, bärtige Kopf in der Umgebung des Trajan unter allen am ehesten für ein Bildnis Hadrians gehalten werden. Die abweichende Haartracht spräche nicht dagegen. Bei der Zerstörung der Nasenspitze und der Lippen begünstigt leider nichts eine solche Benennung entscheidend.

ROM, Studio Carimini. — Kopf. Bernoulli II 2, x12 Nr. 39. Ohne eigene Anschauung. [ROM, Villa Albani 617; jetzt Museo Torlonia. — Panzerbüste.

P. Arndt u. G. Lippold, Text zu EA. XIV A Sp. 6o (nach Nr. 4041). — Alinari 27 542. Der Zementabguß nach der Büste im Museo Torlonia 545 ist Jetzt gegen das Original selbst ausgetauscht worden

(vgl. oben 109).] ROM, Villa Albani, Porticus 82. — Kopf auf stark ergänzter Panzerstatue. Bernoulli II 2, 108 Nr. 5. EA. 3526 m. Lit. Hekler, OJh. 19/20, 1919, 225 Abb. 151. - Alinari 27 541. — Hier S. 53. Linke Stirnhälfte mit Braue und Stück des linken Auges, rechte Ohrmuschel und Rand der linken, Nase, Oberlippe und Kinn ergänzt. Das Antike mehrfach geplatzt. Stark überarbeitet und geputzt; das Stirnhaar weitgehend verändert. Der Hals ist zwischengesetzt, so daß entgegen der Ansicht von W.Helbig und A. Hekler die Zugehörigkeit des Kopfes zur Statue nicht nachweisbar ist. Wegen der starken Überarbeitung ist nicht zu ermitteln, ob einer der bekannten Bildnistypen wiederholt wird; möglicherweise liegt der Typus Stazione Termini zugrunde. Es ist schier unbegreiflich, wenn es im Text zu EA. heißt, daß »der Kopf von sehr sorgfältiger Arbeit« sei; vielmehr ist von ursprünglicher Oberfläche nichts mehr vorhanden und das Stück völlig wertlos.

[ROM, Villa Albani 960. — Reliefkopf (sog. Persius). Bernoulli II 2, 117 Nr. 118. G.Lippold, zu EA. 4660 m. Lit. Identifizierung bereits von Bernoulli als »nicht gerade unmöglich, aber auch nicht wahrscheinlich« bezeichnet. Von Lippold mit Recht ausgeschieden. ] ROM, Villa Borghese, Eingangsraum im Erdgeschoß. Kolossalkopf. Bernoulli II 2, 112 Nr. 37. — Alinari 40984. Anderson 31 279. Rom Inst. Neg. 1938, 1111-1118. — Hier S. 52.65.

Ergänzt sind: Gruppe der vier mittleren Stirnlocken sowie Aufrollungen der nächst benachbarten Schläfenlocken, rechte Braue mit großem Stück der Stirn und Mitte des Oberlids, Nase ohne Ansatz und Nasenwurzel, großer Flicken in der linken Wange und am rechten Schnurrbartende, beide Ohrmuscheln und Bruststück. Sämtliche Fleischteile bis zur Entstellung überarbeitet, am stärksten Lippen und Kinn, Oberfläche von Haupt- und Barthaar so durchgreifend gereinigt, daß nur noch der Sinter in den Tiefen für ursprünglich gelten könnte. Pupillen nachgebohrt. Keinem der bekannten Typen folgend (am ehesten dem Typus Rollockenfrisur anzuschließen), also wohl besondere einmalige Schöpfung. Wegen der vielen Ergänzungen und der durchgreifenden Überarbeitung jedoch ikono-

graphisch und künstlerisch wertlos. [ROM, Villa Borghese, Vorhalle (auf einer Konsole hoch an der Wand). — Büste. Bernoulli II 2, 112 Nr. 38. Unergänzt, außer Fuß und Indextäfelchen, Haar bestoßen. Bernoulli hat bereits mit Recht den antiken Ursprung in Frage gestellt. Die Schuppenpanzerbüste ist im Typus unantik. Sehr harte, ängstliche Behandlung des Barthaares mit scharfer Abgrenzung gegen den Hals. Andererseits sehr unruhige Oberflächenbewegung. Vielleicht Spätrenaissance.]

[ROM, Villa Doria Pamfli, Gartenparterre. - Kopf auf Hüftmantelstatue (von der nur der Rumpf antik ist). Rom Inst. Neg. 7418. Trotz ergänzter Nase und einer großen Flickung auf dem Oberkopf ist der Kopf völlig modern, in grober Anlehnung an den Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae.] [ROM, Villa Medici. — Relief mit Darstellung eines Tempels. Bernoulli II 2, 117 Nr. 115. E. Petersen, Ara Pacis Augustae 62f. Abb. 27 Taf. 3 VII. P. Hommel, Studien zu den rómischen Figurengiebeln der Kaiserzeit 24 Abb. 2. Die von den àlteren Forschern auf Hadrian oder Marc Aurel bezogene mittlere Giebelfigur stellt überhaupt keinen Kaiser, sondern Mars dar.] SEVILLA, Museo Arqueologico Provincial, Sala VIII 2. — Panzerbüste. Aus Italica.

Bernoulli II 2, 115 Nr. 8$. M. Wegner, Archivo Español 26, 1955, 71ff. A.García y Bellido, Esculturas 33f. Nr.22 Taf. 21. Ders., Sevilla. Retratos 19f. Nr. 17, m. Abb. C. Fernández-Chicarro y de Dios, Museo 9of. Nr. 2 Taf.23. Dies, Memorias de los Museos 7, 1946, 134 Taf. 39, 1. A. Thouvenot, Essai sur la province romaine de Bétique $93 Abb. 115. - Photographie im Apparat des Römischen Instituts. Münster Sem. Neg. — Hier S. 14f. 34. 57. 70f., Taf. 11 b u. 19a. Unergänzt. schen Hals gebrochen. der Büste. Büste stark

113

Kopf der Büste zugehörig trotz Bruchs zwiund Brust. Rechte Schulter mit Armansatz wegKleine Beschädigungen am Haar, der Nase und Im Inkarnat und an den glatten Teilen der geputzt.

Hadrian

Hadrian

Genaue Wiederholung des Typus Rollockenfrisur Terme 8618. In der Ausführung unterscheidet sich die Büste von Sevilla durch besonders lebhafte Bohrtechnik; das Stirnhaar ist von tiefen Bohrkanälen durchsetzt, weist aber keine freigearbeiteten Verbindungsstege auf. Tiefe Bohrlócher in den Augen und Mundwinkeln. Auch die Büste mit zugehórigem Indextäfelchen und Fuß weist auf spätere Entstehung als das Stück im Thermenmuseum 8618. Die Panzerbüste in Sevilla steht auf der Stilstufe antonischer Arbeiten;

kaum

vor

malige Augenbohrung Spuren verschwunden.

der Zeit des Marcus

Aurelius.

Brauen, Nase, Teil der rechten Wange, größter Teil des Kinns und Ohren in Stuck ergänzt, jetzt von den Ausflickungen wieder befreit. Gesicht geglättet; leichte sichelförmige Augeneintiefungen; vereinzelte Bohrgänge im Stirnhaar. Der Typus ist nicht bestimmt zu ermitteln; doch scheint mit dem Typus der Panzer-Paludamentumbüste Baiae am ehesten Ähnlichkeit zu bestehen. Die Besonderheiten dürften sich aus provinzialer Arbeit erklären — um so eher, wenn der Marmor nicht italisch wäre, sondern doch wohl eher einheimisch, wie García y Bellido meint.

Ehe-

durch das Putzen bis auf geringe

TARRAGONA, Museo Arqueologico Provinzial 12 261. — Panzerbüste ohne Kopf. J. A. Guardias, Tarragona. Itinerario Turistico 130 m. Abb. — Hier S. 34. Die Büste, die entgegen der Ansicht von J. A. Guardias nicht flavisch sein kann, ist den gesicherten Panzer-Paludamentumbüsten vom Typus Baiae so ähnlich, daß in ihr der Rest einer Bildnisbüste Hadrians vermutet werden darf.

SEVILLA, Museo Arqueologico Provincial, Sala VIII 18. — Torso ohne Kopf. Aus

Italica.

R. Menéndez Pidal, Historia d’Espana II Abb. 502. B. Taracena, Ars Hispaniae II Abb. 87. R. Thouvenot a. O. 593 m. Lit. Wegner a.O. 69ff. Ders., Gymnasium 61, 1954, 437 f. C. Fernández-Chicarro y de Dios a.O. 92 Nr. 18. Dies., Memorias de los Museos 6, 1945, Taf. 51, 2. A. García y Bellido, Esculturas 181f. Nr. 202 Taf. 149. — Hier S. 34. 66. Gegenstück zu der Idealstatue des Trajan ebendaher (W.H. Groß, Bildnisse Trajans 61 Nr. 76 Taf. 2a. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 69 ff. m. neuerer Lit.). Beide wohl erst nach dem Tode des Hadrian gearbeitet.

[TEBESSA. - Kopf. Zu Tebessa (Numidien) gefunden. Bernoulli II 2, 116 Nr. ıı2. Bei S. Gsell, Musée de Tebessa, ist kein Hadrian verzeichnet. Demnach war das Stück, das nach Bernoulli »nicht sicher Hadrian«

SEVILLA, Casa de Pilatos. - Kopf auf moderner Büste (überlebensgroß). Bernoulli II 2, x15 Nr. 86 (= Hübner Nr. 845). Wegner, Archivo Español 26, 1953, 73 ff. - Münster Sem. Neg. Nase ergänzt, ganz überarbeitet; Augenbohrung gerade noch kenntlich. Wertlos, wenn überhaupt im Kern alt. Variante des Typus Panzerbüste Imperatori 32. [SEVILLA,

THERA. Museum 13. — Kopf mit hochgezogenem Togasaum. Auf 'Thera in der Basilike Stoa gefunden. F. Frhr. Hiller von Gaertringen, Thera I 225ff. Taf. 19. Wegner, Antonine 204. — Athen Inst. Neg. Thera 176. 177. 286-288. — Hier S. 43 f. 66, Taf. 31a u. b. Unergänzt. Bestoßen. Im Hals gebrochen. Trotz großer ikonographischer und typologischer Abweichungen wahrscheinlich doch Bildnis des Hadrian als eigentümliche Schópfung eines griechischen Bildhauers.

Casa de Pilatos, Gärten. — Büste.

Bernoulli II 2, x15 Nr. 85 (= Die zweite Büste in der Casa Anschluß an Hübner erwähnt, den, sei es, daß sie inzwischen bracht oder fälschlich als Bildnis

ist, kein Hadrian, oder es ist verschollen.]

Hübner Nr. 904). de Pilatos, die Bernoulli im war jüngst nicht aufzufinentfernt, in den Prado geHadrians bestimmt wurde.]

[TORTOSA (Provinz Tarragona), Museum im Convento di Santo Domingo. — Kopf. M. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 74f. Abb.2. — Photographie im Rómischen Institut. Münster Sem. Neg. Ebenso wie die Kópfe des Antoninus Pius, Caracalla und

SMYRNA, Museum Basmane. — Kolossalkopf mit Eichenkranz (Bruchstück). Der Hinweis wird der Freundlichkeit von H. Jucker auf Grund seiner Reisenotizen verdankt. — Hier S. 65. Nur Haar und Ohren, vom Gesicht nichts erhalten.

Commodus

(oder

Marcus

Aurelius)

daselbst

Fälschung;

dem Kopf fehlt bezeichnenderweise die charakteristische Falte im linken Ohrläppchen. Keine Augenbohrung.]

TARRAGONA, Museo Arqueologico Provincial 389. — Kopf. 1868 zu Tarragona zusammen mit anderen Herrscherbildnissen, u. a. Marcus Aurelius und Lucius Verus, gefunden, aber kein Gegenstück zu diesen beiden, da von etwas anderem Größenmaßstab. Bernoulli II 2, 113 Nr. 88. A. García y Bellido, Esculturas 34 Nr. 23 Taf. 22. F. Poulsen, Sculptures Antiques de Museés de Province Espagnols 39 m. Lit. Abb. 51. J. A. Guardias, Tarragona. Itinerario Turistico 129 Abb. S. x11. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 73. — Photographie im Römischen Institut. Münster Sem. Neg. — Hier S. 34.

[ TOULOUSE, Musée Saint Raymond. — Büste. 1826—1830 bei den Ausgrabungen in Chiragan gefunden. Bernoulli II 2, 115 Nr. 83. Esperandieu II 71 Nr. 969 m. Abb. Als Bildnis Hadrians gemutmaßt von Espérandieu. Zweifellos kein Hadrian, sondern das Bildnis eines unbekannten Rómers des frühen 3. Jahrhunderts n. Chr., wie Haarbehandlung und Augenbohrung beweisen.] [TOULOUSE, Musee Saint Raymond. — Büste. 1870 bei den Ausgrabungen in Chiragan gefunden. Espérandieu II 72 f. Nr. 972 m. Abb.

II4

Vom Kórper nur der obere Teil des Rumpfes ohne Arme erhalten. Der Kopf etwas bestoßen, aber unergánzt. Vom Rumpf große Stücke weggesplittert. Schulterpartie mit Paludamentum war größtenteils angesetzt. Der Bildniskopf unterscheidet sich von stadtrömischen Typen auf ähnliche Art wie der Kopf der Statue in Vaison und steht gerade diesem vor allen anderen nahe. Auch der Torso aus El Djem mit dem Paludamentum auf der linken Schulter könnte durchaus der Statue von Vaison im statuarischen Typus geglichen haben. Keine Augenbohrung.

Kein Hadrian, nicht einmal Bildnis seiner Zeit, wie Espérandieu vermutet,

sondern ein rómisches Bildnis aus dem

zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach Ausweis der »pointillistischen« Haarbehandlung und der Form der Büste.] [TOULOUSE,

Musée Saint Raymond 3o. 122. — Büste.

1826-1830 bei den Ausgrabungen in Chiragan gefunden. Espérandieu II 82 f. Nr. 986 m. Abb. Die hypothetische Benennung kommt nach ikonographischen Gesichtspunkten überhaupt nicht in Frage. Es ist das Bildnis eines Unbekannten der Zeit Hadrians oder eher noch frühantonischer Zeit.]

TURIN, Museo di Antichita 205. — Kolossalkopf (etwa anderthalbfache Lebensgröße). Bernoulli II 2, 114 Nr. 74. — Rom Inst. Neg. 39, 123. 124. Turin Mus. Neg. 4136. — Hier S. 29.65. Nase ergänzt. Obwohl von etwas abweichender sehr gestreckter Gesichtsbildung und ungewóhnlicher Haartracht, scheint Hadrian gemeint zu sein. Zweifel an der Echtheit werden angesichts des Originals zerstreut. Es scheint ein Bildnis wie der Kolossalkopf im Vatikan, Rotonda 543, sehr vergróbernd und entstellend nachgeahmt zu sein. Wohl provinziell und wegen der weiten Pupillenbohrung wohl erst aus nachhadrianischer Zeit.

[TUNIS, Musée Alaoui au Bardo C 932. — Nackte Feldherrnstatue. Aus dem Odeion von Karthago. P. Gaukler, RA. III 41, 1902 II, 395 f. Taf. 15, 5; 19, 2. L. Poinssot, Cat. du Musée Alaoui Suppl. I 45 Nr. 932 Taf. 26. A. Merlin und L. Poinssot, Guide du Musée Alaoui 29 Taf. 37, 2. G. Lippold, Kopien und Umbildungen ı8of. 268 Anm. r1 m. Lit. West II 120f. Abb. 124. F. Poulsen, RM. 29, 1914, 52. W. H. Grofj, Trajan 59f. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 187 Abb. 17. - Rom Inst. Neg. 39. 108—115 (nach Gips). - Hier S. 46. Nase, rechter und linker Arm sowie Unterschenkel weggebrochen. Unergänzt. Es besteht keine überzeugende Bildnisähnlichkeit mit Hadrian.]

[TURIN, Museo di Antichita Inv. Nr. 9. - Kopf. Bernoulli II 2, 114 Nr. 75. - Rom Inst. Neg. 93, 116—118. Turin Mus. Neg. 3938. — Hier S. 47.

Der teilweise bis zur Unkenntlichkeit

bestofiene Kopf

stellt schwerlich Hadrian dar. Eher kónnte man an Antoninus Pius denken, in dessen Zeit auch die stilistischen Merkmale weisen.]

TUNIS, Musée Alaoui au Bardo C 1129. — Kopf. L. Poinssot, Cat. du Musée Alaoui Suppl. I 68 Nr. 1129.

[TURIN, Museo di Antichita Inv. Nr. 71 (magaziniert). — Kleine Büste. Turin Mus. Neg. 4002 (nur Kopf). Nicht nur die kleine Panzerbüste, sondern auch der Kopf modern.]

Nase fehlt; linke Wange und rechtes Ohr beschädigt. Ohne eigene Anschauung. [TUNIS, Musée Alaoui au Bardo C 1341. — Überlebensgroßer Kopf mit Lorbeerkranz und Medaillon. Aus Thuburba maius.

[TURIN, Museo di Antichita Inv. Nr. 221. — Sehr kleiner Kopf auf roter Basaltbüste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 76. - Rom Inst. Neg. 39, 119-122. Turin Mus. Neg. 4147. — Hier S. 49. Obwohl einige charakteristische physiognomische Einzelheiten fehlen, ist Hadrian gemeint; doch ist das Stück trotz ergánzter Nasenspitze zweifellos eine Fálschung; diese An-

A. Merlin, Cat. du Musée Alaoui Suppl. II 55 Nr. 1341. Ders., Bull. arch. du Comité 1915, CLVII Taf. 21. Angestückte Nase wieder abgefallen. Vielfach beschädigt, besonders Bart, Mund und Kinn. Keine überzeugende Ahnlichkeit mit gesicherten Bildnissen des Hadrian, weder nach der Haartracht noch nach den Gesichtszügen, vor allem zu breite und hohe Stirn, zu

kräftig

vortretende

Backenknochen.

In Stirnform

sicht

und

Haartracht bestehen merkwürdige Ahnlichkeiten mit dem postumen Bildnis des Antoninus Pius vom Sockel der Abbildung

zu

urteilen,

nicht

ausgeschlossen

zu

von

Carducci,

wie

er mündlich

wissen

ließ,

VAISON, Musée Municipal, — Idealstatue mit Eichenkranz (etwas über Lebensgröße; H. 2,10 m). 1913 in den Ruinen des Theaters von Vaison zusammen mit einer Statue der Sabina entdeckt. Espérandieu IX 122 f. Nr. 6750 m. Abb. J. Sautel, Vaisonla-Romaine. Sites et monuments (Lyon 1930) 74ff. m. Abb. — Alinari 47 127. Photo Marburg 44652. 44653. Rom Inst.

Ehrensiule (Wegner, Antonine Taf.7). Es scheint, nach der

wird

geteilt.]

sein,

daß dieser gemeint war.] TUNIS, Musee Alaoui au Bardo. — Idealstatue, mit Lorbeerkranz. In El Djem (Thysdrus) gefunden. F. Poulsen, RM. 29, 1914, 53 Abb. 10. — Photographie im Römischen Institut. — Hier S. 35.66. 71.

Neg. 1933, 244; 1934, $15; 1938, 1020-1023 (nach Gips);

1939, 82-86. Münster Sem. Neg. — Hier S. 33. 57. 59. 66. 71f., Tafel 12 b u. 14a.

IIj

Hadrian

Hadrian

Aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzt. Unergänzt und gut erhalten. Eigene Bildnisschöpfung ohne erkennbare Beziehung zu einem der stadtrömischen Bildnistypen. Die Reisen Hadrians durch Gallien in den Jahren 121 und 122 könnten eine außerordentliche Bildnisehrung veranlaßt haben, für die ein gutgeschulter Bildhauer in der Provinz die Statue schuf. Er bedient sich ausschließlich des Meißels; die Augen bleiben ungebohrt. Das Stück zeichnet sich durch eine ungewöhnliche, fast griechische Plastizität aus. Der Körper wiederholt den gleichen statuarischen Typus wie die Idealstatue Hadrians aus der Bibliothek in Pergamon. Statuen wie der Meleager des Vatikan haben ihm als Vorbild gedient.

VERONA, Palazzo Bevilacqua. — Büste. Bernoulh II 2, 114 Nr. 75. Bernoulli nur durch Winckelmann bekannt. Auch von W. Heinse im Tagebuch seiner italienischen Reise 1780 bis 1783 (Sámtl. Werke, herausg. v. Schüddekopf VII 219) erwähnt: »Kleinlich, aber fleißig gearbeitet.« Dem Verfasser unzugänglich. WIEN, Antikensammlung Inv. Nr. I 35. - Kopf. Bernoulli II 2, 116 Nr. 106. — Rom Inst. Neg. 1938, 986 bis 988. Josef Wlha-Photo 9oor. — S. 11. Nase, Ohren, Haarpartien an der Stirn und am Kinnbart

sowie Hals ergänzt. Replik von Vatikan Chiaramonti 392. Die Abweichungen sind durch die starken Ergänzungen verursacht.

[VENEDIG, Museo Archeologico Inv. Nr. 2 (XVI 3). Bronzebüste. Ehemals Kloster von S. Giovanni di Verdara 1784. Bronzenachbildung aus der Renaissance in freier Anlehnung an den Typus Paludamentumbüste Vatikan Busti 282.] [VENEDIG,

[WIEN, Antikensammlung Inv. Nr. I 233. - Kopf. Sacken und 978-980.

— Panzerbüste. Geschenk von Andrea Moncenigo 1598. Bernoulli II 2, 114 Nr. 71. Anti 118 Nr. 18. — Rom Inst. Neg. 1938, 1010-1016. — Hier S. 49. Die vollständig und unergänzt erhaltene Panzerbüste aus

nischer

Inselmarmor, vielleicht aus Thasos, erschien bereits Bernoulli verdächtig, und Anti wies darauf hin, daß die Arbeit

ganz und gar nicht hadrianisch sei. Das Bildwerk zeigt klar die Züge der Zeit, in der es von Andrea Moncenigo geschenkt wurde, nämlich diejenigen einer Arbeit der Renaissance.] [VENEDIG, Museo Archeologico Inv. Nr. 125 (IX 21). Kolossalkopf auf moderner Büste. Geschenk Grimani 1586. Bernoulli II 2, 114 Nr. 7o. Anti 123 Nr. 32. B. Forlati Tamaro, Il Museo Archeologico del Palazzo Reale di Venezia 22 Nr. 21. — Rom Inst. Neg. 1918, 1123-1130. — Hier S. 29. Kleine Stuckfliken im Haar und an den Brauen. Nase, mittlere Stirnlocken sowie Hals und Büste in Marmor erganzt.

[VENEDIG, Museo Archeologico Inv. Nr. 229. — Kleine Büste. Bernoulli II 2, 114 Nr. 69. Anti 164 Nr. 7. — Rom Neg. 1938, 969. 970. — Hier S. 49. Gilt bereits bei Bernoulli als modern.]

Inst.

VERONA, Giardino Giusti. - Kopf. Bernoulli II 2, 114 Nr. 72. Nur bei Dütschke IV Nr. 613 kurz erwähnt.

Nach Dütschke Nase ergánzt, beschádigt und von gewóhnlicher Arbeit. Dem Verfasser unzugänglich.

48

Nr. 218. — Rom

Inst. Neg. 1938,

Der Kopf hat nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit Hadrian und kommt als sein Bildnis nicht in Frage. Er gilt auch ım Museum nicht als solches, sondern als Porträt »aus hadria-

Museo Arcbeologico Inv. Nr.6 (297; XVI 2).

Nicht die Abweichungen in physiognomischen Einzelheiten, mit denen bei Kolossalkópfen zu rechnen ist, aber die grobe Arbeit mit der ungewöhnlich tiefen Augenbohrung wecken Zweifel an der Zuverlässigkeit des gegenwärtigen Zustands.]

Kenner

Zeit«.]

WIEN, Antikensammlung Inv. Nr. I 340. — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 116 Nr. 107. — Wien Mus. Neg. II 7850/1. Nase ergänzt. Ausbesserungen an Stirn, Locken über der rechten Schläfe, Schnurrbart und Ohren. Mehrfach bestoßen. Kein Typus zu ermitteln; am ehesten noch Chiaramonti 392 nahestehend. Aber auch von diesem weitgehend unterschieden. Die Ergänzungen reichen zur Erklärung nicht aus. Die Qualität ist zu gering, als daß der Kopf als originale Schöpfung gelten könnte. Wahrscheinlich durch

Überarbeitung völlig verändert. WIEN, Antikensammlung Inv. Nr. 1 857. - Kopf. In Ephesos, im Schutt des Mithridates-Tores gefunden. R. v. Schneider, Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Unteren Belvedere. 6 Nr. 4. J. Banko, Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Unteren Belvedere 1 Nr. 2. Rom Inst. Neg. 1938, 1068-1075. Wien Mus. Neg. II 6743. 6748. — Hier S. 38. 59, Taf. 18. Haar und Nase stark bestoßen, Kinn weggebrochen. Den Wiederholungen der Typen Chiaramonti und Stazione Termini nahestehend. Keine Augenbohrung. WIEN, Antikensammlung Inv. Nr. I 864. — Relief vom Ehrendenkmal in Ephesos. 1903 in Ephesos in einer Wasseranlage vor der CelsusBibliothek verbaut gefunden. v. Schneider a.O. IIf. r2 Nr. 11. Wegner, Antoninische Zeit ısıf. m. Lit. Fr. von Lorentz, RM. 48, 1933, 309 Taf. 5o. F. W. Goethert, RM. 54, 1939, 217 Abb. 6. F. Eichler, in: VI. Intern. Kongreß f. Archäologie, Berlin 21.-26. August 1939, 488 ff. — Eine Detailaufnahme des Reliefkopfes in Schrägansicht ließ R. Noll für den Zweck dieser Arbeit unter besonderer Mühe dankenswerterweise herstellen. Wien Mus. Neg. II 10 549. — Hier S. 38. 63. 66, Taf. 30d.

116

Typus wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht zu ermitteln. Aus der Darstellung ergibt sich die Nachfolgeregelung vom 25. Februar 138 als Terminus post quem für die Ausführung des Reliefs.

WILANOW, Privatbesitz. - Kopf.

Hadrian

J. Starczek, EA. 4257. - Hier S. 15. Oberfläche sehr beschädigt. Nase ergänzt. Ausführung sehr sorgfältig und bis in Einzelheiten durchgeführt.

[WIEN, Antikensammlung Inv. Nr.I 1286. — Panzerbüste.

Wiederholung

Aus Catajo. Bernoulli II 2, 114 Nr.67. Dütschke V Nr. 691. — Wien Mus. Neg. II 4431. Rom Inst. Neg. 1938, 981-985. — Hier S. 49.

WILTON HOUSE Nr. 6. - Kopf mit Lorbeerkranz auf moderner Porphyrbüste.

Moderne Wiederholung des Typus Imperatori mäßiger Bildnisähnlichkeit« (Bernoulli).]

[WIEN,

32 »von

Antikensammlung Inv. Nr. I 1358. — Büste mit

unvollendetem

Fichtenkranz

(überlebensgroß).

des Typus

Rollockenfrisur Terme

8618.

Keine Augenbohrung. Von sehr viel geringerem Wert als das Leitstück des Typus im Thermenmuseum 8618.

Bernoulli II 2, 116 Nr. 98. Poulsen, Country Houses 8. Nach Angaben von F. Poulsen ist Hadrian, nicht Antoninus Pius dargestellt, das Gesicht jedoch so stark über-

arbeitet, daß von der ursprünglichen Oberfläche übrigblieb. Lorbeerkranz auf dem Haupt.

nichts

Aus Catajo.

ZÜRICH,

Bernoulli II 2, 114 Nr. 68. Dütschke V Nr. 664.

gelassen. Nachweis wird der Freundlichkeit von H. Jucker verdankt.

» Vielleicht ein schlecht ergánzter Hadrian« (Bernoulli). Nach freundlicher Auskunft von R. Noll ist es fraglich, ob

überhaupt Hadrian dargestellt ist.]

Ihm scheint der Kopf antik zu sein, er sei aber wenig interessant und wohl reichlich geputzt.

Nachträge: [MADRID, Museo del Prado 354. Marmorbüste. Fälschung ohne bestimmbaren Typus.]

Galerie Fischer. - Kopf in Panzerbüste ein-

Bronzekopf

auf

[MADRID, Museo Arqueologico Nacional, Vorgarten. Kopf auf moderner Büste.

Kopf gleichfalls modern, nach Typus Panzer-Paludamentumbüste Baiae; Haar allerdings frei abgewandelt; ohne Augenbohrung.]

PLOTINA

ATHEN, Nationalmuseum 357. — Kolossalkopf mit Diadem.

Auktionskatalog: Antikensammlung Franz Trau, (Luzern 1954) 32 Nr. 406 Taf. 2. Nasenspitze abgestoßen, kleine Reparaturstellen.

Von Kreta stammend.

Poulsen, Country Houses 77 Abb. 47 u. 48. West II 77 Nr. 6. — Athen Inst. Neg. Nat. Mus. 146 (Bieber 2463). — Hier S. 75. Unergänzt. Im Hals gebrochen. Da Diadem und Größe des Kopfes den Gedanken an ein Privatporträt ausschließen und der Stil, insbesondere die Haarbehandlung, in trajanische Zeit weist, hat Poulsen in diesem Werk ein Bildnis der Plotina vermutet. Die Haartracht weicht zwar von stadtrömischer Gewohnheit ab; auch die Bildnisáhnlichkeit ist nicht ohne weiteres augenfällig; im Vergleich mit dem Kolossalkopf der Plotina im Vatikan, Rotonda 240, der ein besonders volles Gesicht zeigt, sind dennoch so viele Übereinstimmungen vorhanden: die leere flache Stirn, die an der Nasenwurzel im Knick ansetzenden und stark schattenden Augenbrauen, die lange gerade Nase, der verhältnismäßig kurze Mund mit seiner mehrfach geschwungenen Lippenführung, das volle und etwas hängende Kinn, daß man Poulsens Vermutung beipflichten muß. [FLORENZ, Galleria degli Uffizi 103. — Büste mit turbanähnlichem Kopfputz. Bernoulli II 2, 95. — Alinari 1292. Brogi 9237. Bereits bei Bernoulli als modern geführt.] IRAKLION, Museum 189. — Kopf.

Foto Friedrich Hewiker, Kaltenkirchen/Holstein (zwei). Zum Einsetzen gearbeitet. Nase, Mund und Kinn beschädigt. Zopfschleife größtenteils weggebrochen, ebenso der obere Rand eines Diadems hinter dem Haartoupet. Die Haartracht gleicht derjenigen der Plotina weitgehend, nur am Hinterkopf ist die dichte Folge feiner Flechten nicht so übersichtlich gruppiert wie gewöhnlich. Der Gesichtsschnitt, der lange Hals und das leicht hängende Kinn passen zum Bildnis der Plotina. Neuaufnahmen, die einen genaueren Vergleich ermöglichen, unterstützen die ikonographische Zuschreibung. Die Abweichungen erklären sich durch die Ausführung in einer griechischen Werkstatt. [LENINGRAD, Ermitage 70. — Kolossalbüste. Bernoulli II 2, 94 Nr. 9. Kieseritzky 28 Nr. 70 m. Abb. Weder Gesichtszüge noch Haartracht rechtfertigen die Benennung Plotina; wohl aber Werk ihrer Zeit mit »flavischem« Lockentoupet.] LUZERN, Galerie Fischer, Auktion der Sig. Franz Tran, Wien, vom 16. November 1954. — Büste (überlebensgroß).

Wien Nach

freundlicher Mitteilung von H. Jucker: stark überarbeitet; hinterste Teile des Hinterkopfes und der Frisur modern angestückt. Haartracht wie am Kopf in Rom, Museo Nazionale delle Terme 693 mit gleichmäßig gekrümmten Bögen der Stirnrolle und kleinem Knoten über der Mitte. Ein Bildnis in dieser Büstenform ist für Plotina nicht gesichert, denn am Stück im Vatikan, Sala Rotonda 240, ist nur der Kopf alt, die Büste jedoch ergánzt. Eine solch vollstándige Büste ist überhaupt nicht trajanisch. Leider hatte der Verfasser keine Gelegenheit, das Stück auf seine Echtheit zu prüfen. [MÜNCHEN, Glyptothek 405. — Kopf. Bernoulli II 2, 94 Nr. ıı Taf. 30. A. Furtwängler und P. Wolters, Beschreibung? 378. Die Gesichtszüge sind nicht ähnlich genug, die Haartracht ist jedoch völlig verschieden von derjenigen, die Plotina trug, so daß die vorgeschlagene Identifizierung ausgeschlossen ist.] NEAPEL, Museo Nazionale 1027 (6076). — Kopf auf fremder Büste. Bernoulli II 2, 93 Nr. 4. Ruesch 248 Nr. 1027. Wegner, AA. 1938, 284. West II 76 Nr. 2 Abb.71. - Alinari 19 105. Anderson 23 167. - Hier S. 75. Stück an der rechten Braue, Nase und Zopf ergänzt. Lippen und Ohrränder stark bestoßen, zum Teil geputzt, besonders die rechte Wange. Vom Hals, soweit er mit dem Kopf aus ein und demselben Stück ist, mußte etwas abgearbeitet werden, um ıhn dem schlankeren Hals der Büste anzupassen. Augenbohrung kaum ursprünglich. Wiederholung des Haupttypus Imperatori 28, von geringer Qualität. Etwas jugendlicher wirkend als der Kopf Imperatori 28, zumal die senkrechte Falte an der Nasenwurzel fehlt. Kräftigere plastische Durchgliederung des Haarbausches weisen auf eine späte Ausführung, etwa gleichzeitig mit der Kolossalbüste im Vatikan, Rotonda 240. Im Unterschied von dieser ist in der plattgedrückten Löckchenrolle unmittelbar über der Stirn die bogenförmige Unterteilung nicht symmetrisch, sondern in einer Richtung durchgehend eingezeichnet. Die Wangen haben schmalere Bildung als bei der Kolossalbüste Rotonda 240. [NEW YORK, Metropolitan-Museum 14. 130.7. — Büste. G. M. A. Richter, Roman Portraits Nr. 63 m. Abb. Es wurde erwogen, ob vielleicht Plotina dargestellt sei, doch findet sich bei gesicherten Bildnissen der Plotina

118

weder in der Rundplastik noch auf den Münzen die gleiche Haartracht. Die Gesichtszüge und der Ausdruck weichen ebenfalls weitgehend ab.] [PARIS, Louvre 1037 (jetzt Magazin). — Statue. Herkunft Gabii. Bernoulli II 2, 93 Nr. 6. Cat. Som. 59 Nr. 1037. — Giraudon 1387. Der aufgesetzte Kopf wurde bereits von Bernoulli als moderne Nachbildung des Kolossalkopfes im Vatikan, Rotonda 240, erkannt.] PARIS, Louvre Aus Kyme. Bernoulli II 2, don 1388. 1942. Der Kopf sitzt

ROM, Museo Capitolino,

Beide Ohrmuscheln, Nase sowie vorderes Stück des Brustansatzes mit Halsgrube und Gewandsaum ergánzt. Die spiegelnde Glätte des Gesichts rührt wohl von starkem modernen Putzen her; die Oberfläche insgesamt hat nichts mehr vom ursprünglichen Zustand. Der Kopf mag wohl den besten und ursprünglichsten Typus des Plotina-Bildnisses vertreten, kann aber nicht, wie der Verfasser früher meinte, als bestes Bildnis der Plotina gelten. Dafür ist er durch Putzen zu flau geworden; die Oberfläche wirkt geradezu leer im Vergleich mit dem Kopf im Thermenmuseum. Eigentümlich ist diesem Bildnis gegenüber allen andern, daß der kleine Knoten, aus dem sich mitten über der schmalen, flachen Stirnrolle der hohe Haarbausch fächerförmig entfaltet, fehlt. Dieser Haarbausch ist im Unterschied vom Kopf im Thermenmuseum in annähernd symmetrischer Strählung unterteilt, während die schmale, flache Stirnrolle in einer Richtung gleichmäßig durchgeführte Bögen zeigt, wie sie der Kopf des Thermenmuseums hat. Augenbohrung ist nicht vorhanden.

1143. — Statue. 93 Nr. 8. Cat. Som. 66 Nr. 1143. — Girau- Hier S. 75. der Statue ungebrochen auf. Es läßt sich

nicht genau feststellen, ob, wie früher angenommen wurde,

»starke Ergänzung in Stuck oder Gips« vorliegt, oder ob der Kopf durchgehend überarbeitet wurde. Die Statue selbst scheint bis auf den Bausch unter dem

rechten Arm,

die linke Hand und den linken Fuß unergänzt zu sein. Keine Augenbohrung. Das Bildnis ähnelt trotz seiner derben Formen und seines geistlosen Ausdrucks weitgehend dem Kolossalkopf im Vatikan, Rotonda 240, der bei den Ergänzungen oder der Überarbeitung zum Vorbild gedient haben wird. Der Kopf trägt einen Schleier, was auf postume Aufstellung schließen läßt. Künstlerisch bleibt dieses Bildnis — soweit es im gegenwärtigen Zustand überhaupt zu beurteilen ist hinter den besseren Bildnissen der Plotina weit zurück.

ROM, Museo Nazionale delle Terme 693 (339). - Kopf. In Ostia gefunden. KR. Paribeni, Le Terme di Diocleziano? 239. West II 76 Nr. 3. B. M. Felletti Maj, Museo Nazionale Romano: I Ritratti 94 Nr. 175 m. Abb. Wegner, AA. 1938, 287. — Gab. Fotografico E 18 433. Rom Inst. Neg. 54, 814-816. — Hier S. 75 Taf. 32b u. 35.

PARIS, Louvre 1201 (jetzt Magazin). - Kopf auf fremder Büste. Aus der Sammlung Campana. Cat. Som. 69 Nr. 1201. Ohrmuscheln, Nase, Kinn ergänzt. Zopfschleife im Nacken

Nase ergánzt. Im Hals gebrochen. Zopfschleife sowie linke Ohrmuschel ganz, rechte zum Teil weggebrochen. Flechten im Nacken durch Überarbeitung etwas verándert; links fehlt die unterste Flechte. Bestoßen und versintert; vorwiegend unberührte Oberfläche.

bis auf den Ansatz zerstórt. Verwittert.

Die Bestimmung als Plotina steht außer Frage. Wiederholung des Typus, wie er durch den Kolossalkopf im Vatikan,

Rotonda

240, vertreten

wird,

mit

schied, daf der kleine Knoten, aus dem Haarbausch fächerförmig entfaltet, fehlt. [PHILIPPEVILLE,

dem

Zweifellos ein Bildnis der Plotina; in den Gesichtszügen und allen Einzelheiten mit den übrigen Bildnissen übereinstimmend, aber doch nicht so, daß es einem einzigen der übrigen Bildnisse bis in sämtliche Einzelheiten gliche. Die in einer Richtung gleichmäßig durchgeführten Bögen der schmalen Stirnrolle kehren beim Neapeler Kopf und dem Kopf im Museo Capitolino, Imperatori 28, wieder. Diesem fehlt aber der kleine Knoten über der Mitte dieser Stirnrolle, aus dem der hohe Haarbausch sich fächerförmig entfaltet, wie ihn der Neapeler Kopf und der Kolossalkopf im Vatikan, Rotonda 240, haben. Aber während bei diesen beiden innerhalb der Gruppierung der einzelnen Stráhnen des Haarbausches eine gewisse Symmetrie waltet, ist beim Kopf des Thermenmuseums das Haar des hohen Bausches fein gekämmt und in rechtsseitig offenen Bögen gleichmäßig gelegt. Man kann also bei diesem Bildnis ebensowenig wie bei der Mehrzahl der Bildnisse der Plotina eindeutig von einer Wiederholung eines Typus sprechen. Der Kopf im Thermenmuseum ist als Arbeit nicht so unbedeutend, wie der Verfasser früher meinte. Allerdings ist die Durchführung nicht so zeichnerisch sorgfältig und

Unter-

sich der hohe

Museum. — Büste.

Bernoulli II 2, 94 Nr. 1o. S. Gsell, Musée de Philippeville 65 Taf. 1o, 4. Keine Plotina, sondern Bildnis einer Unbekannten ihrer Zeit. Eindrucksvoll als Bildnis und kunstgeschichtlich wichtig wegen der vollständigen Erhaltung mit Büste und Fuß.] POSEN, Büste.

Schloß (ehemals Berlin, Altes Museum

Imperatori 28. — Kopf.

Bernoulli II 2, 95 Nr. x Taf. 29. Stuart Jones 195 Taf. 5o. Wegner, AA. 1938, 285 ff. Abb. 5 u.6. E. Strong, Art II 84 Abb. 366. West II 76 Nr. x Abb. 7o u. 702. R. Delbrueck, Antike Porträts 42. — Rom Inst. Neg. 1431. 1432. 4260. 4261. — Hier S. 74f.

356). -

Bernoulli II 2, 93 Nr. 5. P. Bienkowsky, Über Büsten der römischen Caesaren auf dem Schloß zu Posen (polnisch) 12 Taf. 2, 2. C. Blümel, Römische Bildnisse, Vorwort. Dem Verfasser nur in der Abbildung bei Bienkowsky zugànglich. Wiederholung des Haupttypus Imperatori 28. Die Frage der Echtheit bleibt leider unentschieden.

II9

Plotina

Plotina

kleinteilig, wie es sonst der trajanischen Kunst eigentümlich ist. Dafür übertrifft er den Kopf im Museo Capitolino, Imperatori 28, an plastischem Gehalt. Er wirkt darum auch weniger trocken als dieser. ROM, Museo Nazionale delle Terme 695 (56 116). - Kopf. Im Gebiet von Marino gefunden. R. Paribeni, Bd'A. 6, 1912, 17of. Abb.4. B. M. Felletti Maj, Rittratti 95 f. Nr. 178 m. Abb. - Rom Inst. Neg. 54, 802. 803. — Hier S. 74 Taf. 34. Hals zum Einsetzen hergerichtet; Rand rechts zum Teil weggebrochen. Das Haar war oben in glatter Anschlußfläche angestückt; mitten im Kopf senkrecht ein tiefes

Stiftloch. Haar am Hinterkopf größtenteils weggebrochen. Unergänzt. Verwittert. Das erhaltene Gesicht eindeutig als Bildnis der Plotina zu bestimmen (die Museumsbezeichnung als Marciana wurde schon früher abgelehnt). Wichtig wegen der erhaltenen Nase und der weitgehend ungestörten Oberfläche. ROM, Museo Torlonia 152. — Statue. Bernoulli II 2, 94 f. Nr. 12. Visconti 81 f. Nr. 152 Taf. 40 A.

Kopf mit schmaler flacher Stirnrolle, Diadem statt des üblichen hohen Haarbausches und Schleier. Sehr verdáchtig; leider ohne unmittelbare Anschauung. ROM, Museo Torlonia 402; zur Zeit Villa Albani, Kaffeehans. — Kolossalbüste. Bernoulli II 2, 93 Nr. 7. Visconti 108 f. Nr. 402 Taf. 101. Wegner, AA. 1938, 287. - Hier S. 75. Nur Gesicht und Haarbausch über der Stirn alt; Stirn, Nase, Oberlippe, Kinn und Ohrmuscheln ergänzt. Stark überarbeitet. Schleier ebenfalls ergánzt; ursprünglich ohne

Schleier. Dem Kolossalkopf im Vatikan, Rotonda 240, am nächsten stehend. Ohne Augenbohrung. Wegen des kolossalen Maßstabes wohl postumes Bildnis; bereits von Visconti treffend in hadrianische Zeit datiert. Wertlos. [ROM, Museo Vaticano, Sala a Croce Greca $85. - Kopf. Bernoulli II 2, 99. Lippold III ı, 189 Taf. 63. West II 76 f.

Nr. 5 Abb. 73. | R. West hat diesen früher auf Marciana gedeuteten Kopf als Bildnis

der Plotina

ausgegeben,

ohne

dies überzeu-

gend begründen zu kónnen. G.Lippold bezeichnete den Kopf bereits mit Recht als Bildnis einer Unbekannten aus der Zeit um 140 n. Chr.] ROM, Museo Vaticano, Sala Rotonda 240 (553). - Kolossalkopf. Bernoulli II 2, 93 Nr. 2. Lippold III 1, 144 Nr. 553 Taf. 46. West II 76 Nr. 4 Abb. 72. Hekler 245 b. ABr. 743. Wegner, AA.1938, 287. — Alinarı 27000. Anderson 1438. Rom Inst. Neg. 1934, 35. 36. Vatikan Neg. XXXII 7o. 72. Hier S. 75 Taf. 32a. Grófiter Teil der linken Ohrmuschel, Rand der rechten Ohrmuschel, Nase, unterer Teil des Halses mit der Büste und größter Teil des Nackenschopfes ergänzt.

Der Kolossalkopf zeigt die bekannten Züge und ikonographischen Einzelheiten des Plotina-Bildnisses. Als Besonderheit ist wohl nur die symmetrische Gliederung der flachgedrückten, schmalen Stirnrolle zu nennen. Die Durchführung zielt auf besonders plastische Wirkung ab, was am Haarbausch besonders auffällt, da dieser meist flacher und massiger wirkt. Die Oberfläche des Gesichts, besonders die rechte Kopfhälfte, ist welliger, beweglicher durchmodelliert. Die Augen zeigen einen leicht eingetieften Irisring und sichelförmig eingetiefte Pupille in schräger Stellung. Alle Merkmale deuten auf späte, postume Arbeit; doch ist es wohl nicht nötig, damit bis in die Zeit des Marcus Aurelius herabzugehen, wie G. Lippold erwogen

hat; sie ist noch in spáthadrianischer Zeit möglich. [ROM, Villa Medici. — Relief. Reinach, Rép. Rél. III 308, 3. G.-C. Picard, Mél. d'arch.et d'hist. 66, 1939, 136 ff. m. Taf. M. Cagiano de Acevedo, Le Antichità di Villa Medici 40 f. Nr. 12 Taf. 14, 21 m. Lit. C. Pietrangeli, Bull. Com. 71, 1943-45, 117 ff. Abb. ı u. 2. Mit allem Vorbehalt wurde von Picard erwogen, ob in dieser Gruppe Plotina (in nachträglicher Anm.: Sabina) in der Gestalt der Venus Genetrix als Beschützerin des Hadrian dargestellt sei. Da der Kopf der männlichen Figur fehlt, würde alles von der Bestimmung des weiblichen Bildnisses abhángen. Trotz trajanisch-hadrianischer Haartracht besteht keine hinlängliche Ähnlichkeit mit Bildnissen der Plotina, der Sabina oder einer anderen Frau des Herrscherhauses. Das Relief muß einen unbekannten Feldherrn

mit

seiner

Frau

in Gestalt

der

Venus

darstellen;

überdies handelt es sich nach dem Nachweis von M. Cagiano de Acevedo gar nicht um ein historisches Relief, sondern um ein Grabrelief trajanischer Zeit.]

MARCIANA

[BOSTON, Museum of Fine Arts Inv. 16. 286. — Kopf. Angeblich in Subiaco gefunden.

Keinesfalls ein Bildnis der Marciana, weder nach den Gesichtszügen noch der Haartracht.]

L. D. Caskey, Catalogue of Greek and Roman sculpture

[KOPENHAGEN, Ny Carlsberg Glyptothek 675 (Inv. 774). - Überlebensgroßer Kopf. Bernouli II 2, 97. F.Poulsen 457f. Nr. 675. Tillaeg Taf. 55,675. Siehe unter Sabina.]

211f. Nr. 125 m. Abb. u. Lit. - Rom Inst. Photo Slg. 1929, 4774- 4775:

Die Ähnlichkeiten der Gesichtszüge und der Haartracht sind nur allgemeine Ahnlichkeiten der Mode und des Zeitstils. Die physiognomischen Unterschiede sind so groß, daß die Benennung des Bostoner Kopfes als Marciana abgelehnt werden muß. Hingewiesen sei nur auf die ganz andere

Proportion

des

Gesichts,

die

kürzere

Nase,

den

großen Abstand zwischen Nase und Oberlippe, die einfórmige Augenbildung, das kürzere Kinn, das Fehlen der charaktervollen Falte von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herab und vor allem den ganz anderen Ausdruck: Hier eine gewisse Verschlossenheit und Lahmheit, beim Ostia-Kopf der Marciana dagegen Lebhaftigkeit und Zielsicherheit.] [FAHRENHEID in Litauen. Bernoulli II 2, 99. Dem Verfasser ebenso unbekannt geblieben wie bereits Bernoulli. Die Benennung liegt so weit zurück, daß sie heutiger ikonographischer Kritik kaum standhalten dürfte.] [FLORENZ, Galleria degli Uffizi roo (Inv. 1914, 143). Büste. Bernoulli II 2, 99. — Brogi 9235. Weder Marciana noch antik. Trotz ergánzter Nase moderne Nachbildung des Kopfes Kassel 51 (M. Bieber. Die antiken Skulpturen und Bronzen 32 Taf. 34).] FLORENZ, Loggia de’Lanzi. - Kopf auf Gewandstatue. Bernoulli II 2, 98. A. Hekler, Münch. Arch. Stud. 133. Wegner, AA. 1938, 291. — Alinari 2509. — Hier S. 77. Genaue Nachbildung des Marciana-Bildnisses, wie es durch den Kopf in Ostia am besten überliefert ist. [FORMIA, Museum. — Kopf. Rom Inst. Neg. 1935, 2149. Physiognomisch völlig verschieden. In der Haartracht am ehesten der Sabina von Vaison zu vergleichen, aber auch mit dieser nicht identisch.) [FRANKFURT, Skulpturensammlung im Liebighaus 25.— Büste. Erworben 1907. Kurzes Verzeichnis der Bildwerke* 16 Nr. 25. — Photo Marburg 25/1, 82865. Eine Arbeitsaufnahme wird der

Freundlichkeit

der

instituts verdankt.

Direktion

des

Städelschen

Kunst-

[LENINGRAD, Eremitage. — Büste. Kieseritzky 110 Nr. 233. Hat physiognomisch nichts mit Marciana zu tun.] [LONDON, Britisb Museum 3949. — Cameo. E. Strong, Art II 83 Abb. 364. R. P. Hinks, Greek and Roman Portrait-Sculpture 28 Abb. 26 b. Die von einem Adler in Apotheose emporgetragene Frauenbüste hat bildnismäßig sowie nach der Haartracht nichts mit Marciana zu tun. Eher káme Matidia in Frage.] NEAPEL, Museo Nazionale 993 (6195). - Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 97 Nr. 2 Taf. 32. Ruesch 239 Nr. 993. Wegner, AA. 1938, 291. West II 79 Nr.4 Abb. 76. — Anderson 23 133. — Hier S. 78, Taf. 36a. Einige Haarbógen der unteren Reihe links, Nasenspitze und Rand der linken Ohrmuschel ergánzt. Übergangen. Unter den Bildnissen der Marciana anscheinend ein Einzelstück, das in seiner etwas

Bruchstück im Magazin

abweichenden

Haartracht

des Vatikanischen Museums

dem

am

ähnlichsten ist.

[NEAPEL, Museo Nazionale 1030 (6299). — Statue im Typus der Capitolinischen Venus. Ruesch 249 Nr. 1030. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 189 Abb. 47. A. Hekler, Münch. Arch. Stud. 220 Anm. Weder Marciana noch Matidia und nicht einmal gleichzeitig, sondern eine Generation jünger.] [NEWBY HALL. - Kopf auf moderner Büste. F. Poulsen, EA. 3132. Wegner, AA. 1938, 292 Abb. ro. West II 79 Nr. 5. Neue Erwägungen nötigen den Verfasser, seine frühere Zuweisung unter die Bildnisse der Marciana, in der er mit F.Poulsen übereinstimmte, zurückzuziehen. Siehe unten unter Matidia.] NEW YORK, Metropolitan-Museum 20.200. - Kopf. M. E. P., BMetrMus. 19, 1923/24, 194 m. Abb. Wegner, AA. 1938, 291. G. M. A. Richter, Roman Portraits Nr. 66 m. Abb. - Metrop. Mus. Neg. 1923. - Hier S. 78. I2I

Marciana

Unergänzt. Nase bestoßen. Im Hals dicht unter dem Kinn gebrochen. Wiederholung des Kolossalkopfes in Ostia. In der Detaillerung der Haartracht, vor allem der flachgedrückten Stirnrolle, vereinfacht. Im Ausdruck etwas jugendlicher, lieblicher und weicher. Die Augenbohrung und die weichere Formgebung des Plastischen verweisen die Ausführung des Stückes in spätere, hadrianische Zeit; vielleicht war es einst das Gegenstück einer Matidia. OSTIA, Museum 20. — Kolossalkopf. AA. 1932, 472f. Abb. 8. E. Strong, BollStM. 3, 1932, Heft 1, 1o Taf. 52. R. Paribeni, Il Ritratto nell'arte antica Abb. 29. R. Calza, Museo Ostiense 8 Nr. 20. Wegner, AA. 1938, 290f. Abb. 7 u. 8. Vest II 79 Nr. 3 Abb. 75a u. b. — Rom Inst. Neg. 1930, 548. 576-578. Gab. Fotografico E 16251. — Hier S. 77 Taf. 35. Größter Teil der Ohrmuscheln und Nasenspitze sowie oberer Teil der Haartracht weggebrochen. Unergänzt. Oberfläche durch Verwitterung angegriffen. Hauptstück des Marciana-Bildnisses. Von guter Arbeit und bedeutendem Wert. [PARIS, Louvre 1194. - Kopf. Cat. som. 68 Nr. 1194. — Giraudon 28 969. Das in der Museumsaufstellung als Marciana bezeichnete weibliche Bildnis weicht in den Gesichtszügen, die viel stärker durchfurcht und hagerer sind und viel greisenhafter wirken, die eine verschiedene Bildung der Augen und des Mundes zeigen, allzusehr vom Bildnis der Marciana ab, als daß man diese Benennung gelten lassen kann. Auch die Haartracht mit ihren hochgekämmten welligen Strähnen ohne kunstvolles Geflecht ist völlig verschieden von den vertrauenswürdigen Bildnissen der Marciana.] [PARIS, Louvre Inv. 642. — Bronzebüste, unterlebensgroß. A. de Ridder, Les Bronzes antiques du Louvre I 14 Nr. 42 Taf. 8. Die Bestimmung des Bronzebüstchens als Marciana, die von de Ridder in Betracht gezogen wurde, läßt sich weder

durch physiognomische Merkmale tracht stützen.]

noch durch die Haar-

[ROM, Museo Capitolino, Imperatori 29. - Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 98 Nr. 3 Taf. 31. Stuart Jones 195 Taf. so. Hekler 243a. F. Poulsen, Text zu EA. 3132. R. Paribeni,

Il Ritratto nell'arte antica Taf. 218. Wegner, AA. 1938, 291 f. Abb. 9. West II 79 Nr. 2 Abb. 74 u. 74a. In Übereinstimmung mit Bernoulli und Poulsen hat der Verfasser diesen Kopf ebenso wie seine Wiederholung früher als ein Bildnis der Marciana gelten lassen. Auf Grund neuerer Erwägungen muß er jetzt seine Ansicht berichtigen. Vgl. unten unter Matidia.] [ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Galleria 75. — Kopf. Zuletzt West II 78 f. Nr. 1. Vgl. unten unter Matidia.] [ROM, Museo Nazionale delle Terme 695 (56 116).— Kopf. Im Gebiet von Marino gefunden. B. M. Felletti Maj, Ritratti 95 f. Nr. 178 m. Abb. Im Museum als Marciana bezeichnet. Die Gesichtszüge sind jedoch für eine Identifizierung zu verschieden. Das Stück läßt sind dagegen als Bildnis der Plotina bestimmen; vgl. oben 120.] [ROM, Museo Torlonia 543. — Kopf. Visconti 386 Taf. 140 Nr. 543. Hat nichts mit Marciana zu tun.] [ROM, Museo Vaticano, Chiaramonti 332 (XLIII).— Kopf (etwas unterlebensgroß). Bernoulli II 2, 98. Amelung I 527 Taf. 55. West II 93 Nr. 17. Die flache Stirn, die hochgeschwungenen Brauenbögen, die großen Augen und der Mund unterscheiden diesen Kopf von dem Bildnis der Marciana so sehr, daß es sich um die Darstellung einer Unbekannten trajanischer Zeit handeln muß. Wenngleich der Hinterkopf weggebrochen ist, deutet doch der Anschein eher auf eine Zopfschleife als auf ein geschwungenes Nest, so daß auch die Haartracht von derjenigen der Marciana abweichen würde.] ROM,

Museo

Vaticano, Magazin o. Nr. — Kopf.

Unpubliziert. - Rom Vatikan Neg. XXXII 23. 44. S. 78 Taf. 36 b. Nur Oberkopf von Schläfenhöhe aufwärts erhalten. wurzel und einige Lockenbögen weggebrochen. Physiognomisch genau übereinstimmend mit dem der Marciana in Ostia. Auch die Haartracht weicht Einzelheiten ab.

— Hier NasenBildnis nur in

MATIDIA

[ FLORENZ, Galleria degli Uffizi 107. - Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 105. — Brogi 9238. Kein Bildnis der Matidia, wofür es nach der Museumsaufschrift gilt. Das Gesicht ist überdies so stark überarbeitet, daß es kaum noch beanspruchen kann, für alt zu gelten.] FLORENZ, Loggia de’ Lanzi. Bernoulli II 2, 99. A. Hekler, Wegner, AA. 1938, 301. West Alinari 2508. Münster Sem. Neg.

Kopf auf Gewandstatue. Münch. Arch. Stud. 183. II 81 Nr. 6 Abb. 77. - Hier S. 81.

Nase, unterer Teil des Kinns mit Hals sowie der Hinter-

kopf mit den kleinen Einzelflechten und dem Nest ergänzt. Wiederholung eines Typus, der durch die Büste aus Baiae in Neapel und die Büste in Paris am besten vertreten ist. Der Schleier fehlt. Für Beobachtung stilgeschichtlicher Unterschiede reicht der schlechte Erhaltungszustand nicht aus. Gegenstücke einer Marciana. [IRAKLION, Museum. — Weibliche Gewandstatue. In Chersonesos an der Nordküste Kretas zwischen Iraklion

und Mallia gefunden. S. Marinatos, AA. 1935, 256 Abb. 9 u. 10. Die Vermutung, es kónnte sich um ein Bildnis der Matidia Augusta handeln, findet an den gesicherten Bildnissen der Matidia vom Ikonographischen her keine Stütze.] LONDON, British Museum 1898. — Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 102 Nr. 2. Smith, Catalogue III 158 Nr. 1898. F. Poulsen, Text zu EA. 3132. Wegner, AA. 1938, 301. West II 80 Nr. 2. — Hier S. 81. Nase und beträchtliche Teile der Haartracht ergänzt. Das Gesicht ist überarbeitet und wirkt verwaschen. Die Haartracht wiederholt bis ins einzelne diejenige der Neapeler Büste aus Baiae. Auch die Gesichtszüge sind noch als die gleichen zu erkennen, doch hat das Bildnis durch die Überarbeitung und den schlechten Zustand sehr verloren. Man vermißt die frische Lebhaftigkeit des Ausdrucks, den die Neapeler Büste besitzt. Der Londoner Kopf wirkt stumpfer und ältlicher. Augenbohrung fehlt. MANTUA, Palazzo Ducale 118 (6752). - Kopf auf moderner Gipsbüste. Bernoulli II 2, 102 Nr. 3. A. Levi, Sculture di Mantova 61 Nr. 122 Taf. 68a. Wegner, AA. 1938, 301. — Hier S. 81. Nase ergänzt. Obere Kante der Haartracht und linkes Ohr abgebrochen und jetzt wieder in Stuck ergänzt. So stark überarbeitet, daß die Oberfläche kaum noch antik. Nachträgliche unantike Augenbohrung.

Wiederholung der Büste aus Baiae in Neapel, ohne den Schleier. Dadurch, daß das Werk stark überarbeitet wurde, ist der Gesichtsausdruck etwas verändert, lebloser geworden. MARBURY HALL. - Kopf auf Gewandstatue. Bernoulli II 2, 133. Poulsen, EA. 3102. Wegner, AA. 1938, 3o1f. — Hier S. 81f. Stark verwittert und gerissen. Die angestückte Nase wieder abgefallen. Kein Bildnis der Sabina, wie Poulsen annahm, sondern trotz der starken Beschádigungen ist der Kopf als eine Wiederholung des durch die Büste aus Baiae am besten vertretenen Bildnisses der Matidia zu erkennen. Die Pupillen erscheinen im gegenwártigen Zustand recht tief gebohrt.

NEAPEL, Museo Nazionale Inv. 6032. — Büste. Aus Baiae stammend. Bernoulli II 2, 102 Nr. 5 Taf. 35. Ruesch 247 Nr. 1026 (6032). Hekler 245a. ABr. 746. F. Poulsen, Text zu EA. 3132. R. Paribeni, Ritratto Taf. 208. Wegner, AA. 1938, 300f. Abb. 12. West II 8x Nr.7 Abb. 78. - Alinari 11076. Anderson 23144. Vasari 3230. — Hier S. 71. 81, \Taf. 40. Unergänzt. Einschließlich Büste und Büstenfuß tadellos erhalten. Wohl stellenweise etwas geputzt, dabei blieb aber der ursprüngliche Charakter gewahrt. Ein Meisterwerk römischer Bildniskunst, das wegen des Schleiers als ein Bildnis der Diva Matidia zu gelten hat; ihre Konsekration im Dezember 119 ergibt den Terminus post quem. Beachtung verdient der Typus der Büste. Irisring und Pupille eingetieft. [NEAPEL, Museo Nazionale 1030 (6299). — Statue im Typus der Capitolinischen Venus. Bernoulli II 2, 99. Ruesch 249, Nr. 1030 (6299). A. Hekler, Münch. Arch. Stud. 220 Anm. West II 81 f. Nr. 8 Abb. 79. Wegner, AA. 1938, 300. Unverständlicherweise hat R. West die von Bernoulli ganz unverbindlich erwogene Deutung auf Marciana oder »eher Matidia« wieder aufgegriffen, ohne neue überzeugende Gründe dafür anzuführen. Die Nachbarschaft mit der Büste aus Baiae im selben Raum des Neapeler Museums überzeugt leicht davon, daß das Bildnis dieser VenusStatue weder nach den Gesichtszügen noch nach der Haartracht Matidia darstellt.] NEWBY HALL. - Kopf auf moderner Büste. F. Poulsen, EA. 3132. Wegner, AA. 1938, 292 West II 79 Nr. 5. - Hier S. 82 f.

I23

Abb. ıo.

Matidia

Größere Teile der oberen Volutenlocken, rechte Braue, Nasenspitze, Kinn, die rechte und ein Teil der linken Ohrmuschel und der ganze Nacken mit dem herabhängenden Schleier ergänzt. Bruch quer durch die Stirn, Oberfläche geputzt. »Die Ausführung ist gut, die Echtheit zweifellos«, schließt Poulsen seine Zustandsbeschreibung. Poulsen hat die Dargestellte im Vergleich mit den Münzbildern als Marciana gedeutet, und der Verfasser glaubte ihm darin folgen zu kónnen. Der Kopf in Newby Hall ist eine Wiederholung eines Kopfes im Museo Capitolino, Imperatori 29. Dieser ist entschieden zu jugendlich, um als Bildnis der Marciana gelten zu können. Die große physiognomische Ähnlichkeit kann als Familienähnlichkeit genommen werden und damit das jüngere Bildnis als Darstellung der Tochter der Marciana, der Matidia, gelten.

Augenbohrung

fehlt, deshalb möglichst früh anzusetzen.

[NEW YORK, Metropolitan-Museum 13. 229. 3. - Kopf. M. M. A. Bulletin 1914, 61ff. G. M. A. Richter, Roman Portraits Nr. 67 m. Abb. Es ist erwogen worden, ob vielleicht Matidia dargestellt sei. Die Haartracht kónnte fast dafür sprechen, fánde sich am New Yorker Kopf nur nicht ein einziges Haardiadem statt der üblichen zwei bei den Wiederholungen der in Frage kommenden Typen. Die Gesichtsformen unterscheiden sich durch vollere Wangen, kleinere Augen und zierlichen Mund. Dem Ausdruck fehlt die großartige Würde der Matidia-Bildnisse. Im Vergleich mit der kristallinischen Klarheit des Formenvortrags der Matidia-Bildnisse wirkt der New Yorker Kopf unbestimmt und flau.] PARIS, Louvre 1196. — Büste. Bernoulli II 2, 1o1 Nr. 1 Taf. 34. Poulsen, Text zu EA. 3132. Wegner, AA. 1938, 302 Abb. 13. West II 80 Nr. 1. - Giraudon 36 322. — Hier S. 71. 81, Taf. 39. Einschließlich Büstenfuß vollständig erhalten. Nur geringfügige Ergánzungen an der Nasenspitze, der rechten Braue, der Ohrmuscheln und dem Gewand. Die Oberfläche am Hinterkopf ursprünglich, das Gesicht dagegen etwas überarbeitet. Eindeutig Wiederholung der Büste aus Baiae in Neapel, ohne Schleier. Keine Augenbohrung; darum wohl etwas früher anzusetzen als die Büste aus Baiae. Dafür spricht auch die engere Büstenform. Merkwürdig ist jedoch der hohe Büstenfuß, der bereits antoninische Formen vorausnimmt. [POZZUOLI, Museum. — Gewandstatue. Herkunft Pozzuoli, Amphitheater. H. Fuhrmann,

AA.

1941,611.

A. Maiuri,

L'Amfiteatro

flavio puteolano 80f. Taf. 20 u. 21. - Photos werden der Güte von A. Maiuri verdankt. Angeblich als Gegenstück einer zweifelsfreien Bildnisstatue des Trajan gefunden. Wäre die Gegenüberstellung gesichert, so käme man schwerlich um die Deutung als Plotina herum, obwohl keine Ähnlichkeit mit den bekannten Bildnissen der Plotina erkennbar ist; das Gesicht sieht voller und jugendlicher aus. Auch Marciana und Matidia sind nicht darin zu erkennen. Die Haartracht zeigt die Zopfschleife der Plotina; unmittelbar oberhalb der flachen schmalen Stirnrolle wurde die ursprüngliche Frisur einst abgearbeitet und statt dessen aus andersfarbigem Marmor

das bekannte Spirallockentoupet, wie es sich bei Matidia findet, angesetzt. Eher als bei dem Bildnis einer Herrscherfrau, wäre diese Merkwürdigkeit zu erklären, wenn es sich um das Bildnis einer Privatperson handelte, die in der Haarmode erst der Plotina und später der Marciana folgte.] ROM, Museo Capitolino, Imperatori 29. - Kopf auf moderner Büste.

Bernoulli II 2, 98 Nr. 3 Taf. 31. Stuart Jones 195 Taf. so. Hekler 2432. F. Poulsen, Text zu EA. 3132. R. Paribeni, Il Ritratto nel'Arte antica Taf. 218. Wegner, AA. 1938, 291Í. Abb. 9. West II 79 Nr. 2 Abb. 74 u. 74a. — Anderson 1596. Museumspostkarte. — Hier S. 82 f. Taf. 38. Auferste Nasenspitze, Rand der rechten Ohrmuschel, die Ränder einiger Lockenspiralen und Büste vom Halsansatz an ergänzt. Oberfläche übergangen. Ebenso wie Bernoulli und Poulsen hielt der Verfasser früher die Dargestellte für Marciana. Er glaubt sich jetzt wieder

für

Matidia

entscheiden

zu

müssen,

wie

Stuart

Jones bereits vermutete. Stilistisch verhältnismäßig früh anzusetzen. Den Augen fehlt noch die Bohrung, und das Gesicht zeigt, soweit die übergangene Oberfläche zu beurteilen erlaubt, eine feine Oberflächenbewegung und sehr bestimmt begrenzte Einzelheiten, wie sie für trajanische Arbeiten charakteristisch sind und sich in hadrianischer Zeit nach und nach verlieren. [ROM, Museo Capitolino, Imperatori 30 (23). - Kopf. Bernoulli II 2, 104. Stuart Jones 195f. Taf. so. Hekler 2402. — Anderson 1604. Da dieser Kopf gelegentlich als Matidia gilt, sei ausdrücklich betont, daß diese Bestimmung unzutreffend ist; es handelt sich vielmehr um ein Privatbildnis trajanischer Zeit.] ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Galleria 75. — Kopf (überlebensgroß). Auf dem Esquilin im Gelánde des Bahnhofs gefunden. Bernoulli

II 2, 97 Nr. 1. Stuart Jones

120 Taf. 44. R. E.

Visconti, BullCom. 2, 1874, 126 ff. Taf. 10, 1 u. 2. Poulsen, Text zu EA. 3132. ABr. 744/45. R. Paribeni, Il Ritratto nell’Arte antica Taf. 209. Ders., Bd'A. 6, 1912, 172 Nr. 1. Wegner, AA. 1938, 299 f. West II 78 f. E. Strong, Art II 84 Abb. 365. — Rom Inst. Neg. 54, 844. 845. — Hier S. 82 Taf. 37. Linkes Ohr, die oberen Teile der beiden Haarbögen links vom Scheitel und Büstenabschnitt ergänzt. Die oberen Ränder der Haarbögen teilweise beschädigt. Stark gereinigt und geputzt. Die Benennung dieses Kopfes hat vielfach geschwankt. F. Poulsen hat als erster mit Bestimmtheit

und mit Recht

den Kopf als Matidia bezeichnet. [ROM, Museo Nazionale delle Terme 42139. — Kopf (unterlebensgroß). Aus Castelporziano. R. Paribeni, BdA. 3, 1909, 288 Abb. 2. Wegner, AA. 1933, 296 Abb. 11. West II 80 Nr. 3. B. M. Felletti Maj, Ritratti 94 f. Nr. 176 m. Abb. — Moscioni 22 801 (rechts). Rom Inst. Neg. 1941, 810-813. — Hier S. 80.

124

Unergänzt. Unten im Hals gebrochen. Beide Ohrmuscheln sowie größere Stücke vom Nest und vom Stirnhaar weggebrochen. Nase verstümmelt, ebenso linke Braue. Oberfläche der rechten Gesichtshälfte sehr verwittert. Der Verfasser muß seine frühere Bestimmung des Kopfes als Bildnis der Matidia zurücknehmen. Es handelt sich um das Bildnis einer Unbekannten trajanischer Zeit.] ROM, Museo Nazionale delle Terme 8568. — Kolossalkopf auf moderner Büste. R. Paribeni, Le Terme di Diocleziano? 124 Nr. 194 (8568). Wegner, AA. 1938, 300. West II 81 Nr. 5. B. M. Felletti Maj, Ritratti 95 Nr. 177 m. Abb. - Museumspostkarte. — Hier S. 82. Vielfach ergánzt: Beide Ohrmuscheln, Nase, Kinn sowie Mehrzahl der Haarbógen. Teil des Nestes weggebrochen; alt sind die drei Haarbógen an der rechten Schläfe. Stirn und Wangen stark geputzt. Augenbohrung im gegenwärtigen Zustand schwerlich alt. Das Haar im Nacken zeigt verhältnismäßig guten Erhaltungszustand. Als Wiederholung des Kolossalkopfes im Konservatorenpalast, Galleria 75, wegen des schlechten Erhaltungszustands kaum noch zu erkennen. Abweichend von diesem

allerdings auf jeder Seite des Scheitels vier statt fünf Haarbögen (also im ganzen acht statt zehn). Wenn die Eintiefungen des Irisringes und der - sichelförmigen — Pupille einst vorhanden waren, so spräche dies für etwas spätere Ausführung. [ROM, Museo Torlonia 542. - Büste. Bernoulli II 2, 97. Visconti 386 Taf. 139 Nr. 542. Wegner, AA. 1938, 300. — Hier S. 82. Wiederholung des Kolossalkopfes im Konservatorenpalast, Galleria 75. Fälschlich als Plotina bezeichnet. Nach

freundlicher

Mitteilung

von

Helga

v. Heintze

ganz

modern.] [ROM, Museo Torlonia 544. — Büste. Visconti 386 f. Taf. 140 Nr. 544. Wegner, AA. 1938, 302. G. Lugli und G. Filibeck, Il Porto di Roma Imperiale e

l'Agro Portuense 166, Abb. 93. Fälschlich als Matidia geltend; Haartracht vóllig verschieden.]

nach

Gesichtszügen

und

ROM, Museo Vaticano, Braccio Nuovo Kopf auf männlicher Büste.

52 (jetzt 45). —

Bernoulli II 2, 102 Nr. 4. Amelung I 72 Taf. 8. Wegner, AA. 1938, 302. West II 81 Nr. 4. - Rom

Inst. Neg. 687. —

Hier S. 81. Nase, rechte Braue mit Teil des Auges, zwei Flicken in der rechten Wange, Lippen, beide Ohrmuscheln und fast der ganze Haaraufbau ergänzt. Bestoßen und wohl stellenweise überarbeitet.

Trotz mittelmäßiger Ausführung und schlechter Erhaltung erkannten Bernoulli und Amelung in dem Kopf mit Recht ein Bildnis der Matidia. Im ursprünglichen Zustand dürfte die Haartracht von derjenigen der Büste aus Baiae kaum abgewichen sein. Verhältnismäßig spät ausgeführt. [ROM,

Museo

Vaticano, Braccio Nuovo 73 (jetzt 66). —

Büste.

Amelung I 92 Taf. 12. Wegner, AA. 1938, 302. West II 93f. — Rom Inst. Neg. 670. Amelungs Vermutung, es kónne Matidia gemeint sein, ist nicht zu stützen.] [ROM,

Museo Vaticano, Braccio Nuovo 79 (jetzt 72). -

Büste, als Venus.

Amelung I 96 Taf. 12. West II 82 Nr. 9. - Rom Neg. 675.

Inst.

R. Wests Erwägung, es könne sich um »ein schlechtes Portrát der Matidia« handeln, ist reine Vermutung, für die weder Gesichtszüge noch Haartracht sprechen.] [WILTON HOUSE. - Kopf auf moderner Porphyrbüste.

F. Poulsen, Country Houses 8 Nr. 40 ohne Abb. Den als »Matidia« bezeichneten Kopf hält Poulsen nicht für antik.] [WOBURN

ABBEY. - Kopf auf fremder Büste.

Bernoulli II 2, 105. Poulsen, EA. 3156. 3157. Die frühere Benennung dieses Kopfes als Matidia von Bernoulli und Poulsen mit Recht abgelehnt. Bildnis einer Unbekannten ihrer Zeit und Mode.]

Matidia

SABINA

ATHEN, Nationalmuseum 449 (Magazin). - Kopf. Poulsen, Country Houses 78 Anm. 1. A. Hekler, AA. 1934, 260ff. Abb. 9 u. 10. Wegner, AA. 1938, 304 Abb. 16 u. 17. West II 125 Nr. ı. L. Curtius, in: Synopsis. Festgabe für

Alfred Weber

13 Abb. $s. E.B. Harrison, The Athenian

Agora I, Portrait Sculpture 37 Anm. 9. - Hier S. 87 Taf. 45. Unergänzt. Im Hals gebrochen. Sehr bestoßen, besonders an Nase, Lippen, Kinn und Ohren. Leichte Pupillenbohrung und Einzeichnung des Irisringes. Oberfläche, wo alt erhalten, sehr fein. Bildniszüge von den stadtrömischen Typen etwas abweichend, dennoch hat Poulsen als erster die Benennung richtig bestimmt. Am ähnlichsten ist das Athener Bildnis dem Kopf der Statue in Vaison. Nur die Wangenknochen treten bei dem Athener Bildnis stärker hervor, und die untere Partie des Gesichts ist schmaler. Die Mundwinkel sind um ein kleines mehr gesenkt, so daß die Züge einen kummervollen Ausdruck bekommen. Als eigentümlich gestaltetes Bildnis gibt sich der Athener Kopf auch durch die

Haartracht zu erkennen. Das Bildnis ist eine bedeutende künstierische Leistung und wird zweifellos einem griechischen Bildhauer verdankt. BERLIN,

Altes Museum R 54 (496). - Kopf mit Reif im

Haar auf Statue einer Adorantin.

Bei Frascati in dem sog. Landhaus des Marius gefunden. Bernoulli II 2, 129 Nr. ro. C. Blümel, Römische Bildnisse 23 Taf. 20 u. 21. West II 126f. Nr. 11 Abb. 132. Wegner, AA. 1938, 311. — Hier S. 90.

Nasenspitze, rechte Augenbraue mit Stück des Oberlids, Teil der linken Wange, Ohrránder und fast der ganze Hals bis zum Rande des Gewandes ergänzt. Das Gesicht ist stark verrieben und geputzt. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359; ohne bemerkenswerte Eigentümlichkeiten oder besondere künstlerische Qualität. Pupillen gebohrt.

und Ohren zu groß, drückt sich in den Zügen ein anderes gesicherten Haartrachten der Sabina überein.]

Anthes 2ı Nr. 22. Fehlt bei Bernoulli.



Carlsberg

Glyptothek

675

(Inv.

774). - Kopf (überlebensgroß). Bernoulli II 2, 97. F. Poulsen, Katalog over antike Skulpturer 457 f. Nr. 675. Billedtavler Taf. 55, 675. — Zwei Aufnahmen werden der Liebenswürdigkeit von V. H. Poulsen verdankt.

F. Poulsen entschied sich für Marciana, wies jedoch auf die Schwierigkeit hin, Bildnisse der Marciana und Matidia eindeutig zu scheiden. Die jugendlichen Züge sprechen gegen die Bestimmung als Marciana; auch die Haartracht entspricht keineswegs derjenigen, die die Münzbilder der Marciana zeigen. Dagegen ist die Haartracht ziemlich ähnder Sabina-Statue

in Vaison,

aber

welches?

so daß man

— Ist vielleicht

meiste nur auf moderne Herrichtung Die Replik der Sammlung Malmström macht einen besseren Eindruck.

Wesen aus. Nicht einmal die Haartracht stimmt mit den Sammlung.

KOPENHAGEN,

Kopistenvorbild. Das spricht für ein häufiger wiederholtes

nicht beweisen. Am Gesicht ist die Stirn zu hoch, liegen die

Erbach-Erbachische

FLORENZ. - Büstchen von Aquamarin. Bernoulli II 2, 129. Ohne eigenes Urteil.

Herrscherinnenbildnis,

Augen zu tief, ist der Abstand zwischen Wangenknochen

Gräflich

Galleria degli Uffizi Inv. 1914, 161. — Kopf

eher ein Bildnis der Frau Hadrians als Marciana oder Matidia in diesem Bildnis vermuten könnte. Vergleicht man jedoch den Kopf nach den Gesichtszügen mit dem Kopf der Statue von Vaison — von der auszugehen ist -, so ist der Unterschied sehr groß. Die Stirn ist höher; der Mund anders, strenger geformt; alles ist voller und weicher, so daß die Identifizierung nicht überzeugen will. Nur deuten die Puntelli im Stirnhaar auf Kopie oder

Kopfes als Bildnis der Sabina läßt sich ikonographisch

[ERBACH,

FLORENZ,

mit Reif im Haar auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 129 Nr. 6. Poulsen, Country Houses 78 Anm. x. West II 125 Nr.4. Wegner, AA. 1938, 311. — Brogi 9240. — Hier S. 90. Nase, beide Ohrmuscheln und mittleres Stück des Reifs ergänzt. Stark geputzt, so daß die Augenbohrung fast verschwindet. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. Wegen der starken Glättung ohne künstlerischen Wert. Die kräftige Auflockerung des Hinterhaupthaares durch Bohrgänge deutet auf verhältnismäßig späte Entstehung.

lich derjenigen

[CHERSONESOS (Kreta). - Kopf. S. Marinatos, Deltion 15, 1933-1935, Parart. 64 f. Abb. 28. Die erwogene Bestimmung des bruchstückhaft erhaltenen

Büste (unterlebensgroß).

Nach den Gesichtszügen und der Haartracht ist die Benennung ausgeschlossen. Die Arbeit ist nicht schlecht. Privatbildnis aus der Frühzeit der Sabina.]

-

das

zurückzuführen? in Malmö-Nähe

KOPENHAGEN, N» Carlsberg Glyptothek 683 (Inv. 1489). — Kopf. Poulsen 465 Nr. 685. Billedtavler Taf. 56. Poulsen, Country Houses 78 Anm. 1. West II 127 Nr. x3. Wegner, AA. 1938, 311. - Münster Sem. Neg. — Hier S. 9o.

I26

Zum Einsetzen in eine Statue gearbeitet. Nase, Lippen und Teile des Halses ergánzt; Teile von Diadem und Ohrmuscheln abgestoßen; Oberkopf mit Nest weggebrochen und geglättet. Im Haar keine Bohrgänge; Augenbohrung: Leicht sichelförmige Pupille und zwei Drittel Iriskreis. Genaue, einstmals gute Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. [KOPENHAGEN,

Ny

Der Benennung Sabina, die zuletzt noch Poulsen wiederholte, kann nicht zugestimmt werden. Trotz seiner starken Beschädigung ist der Kopf als Bildnis der Matidia zu erkennen, wie sie die Büste aus Baiae in Neapel und der Kopf in Mantua zeigen.] MARGAM

PARK.

- Kopf.

Aus der Villa Adriana zu Tivoli stammend.

Carlsberg Glyptothek 684 (Inv.

Bernoulli II 2, 131 f. Poulsen, Country Houses 77 f. Nr. 62 m. Abb. West II 126 Nr.7. Wegner, AA, 1938, 311. — Hier S. 90. Nasenspitze ergänzt. Teile der Ohrmuscheln und des Diadems weggebrochen. Das Gesicht hat durch Behandlung mit Sáure etwas gelitten. Wiederholung des Typus Thermenmuseum. Augen gebohrt. Nach Poulsen erstklassige Erhaltung.

1458). — Büste.

Poulsen 465 f. Nr. 684. Billedtavler Taf. 56. Trotz des Widerspruchs von F. Poulsen muß der Verfasser auf seiner Ablehnung der Bestimmung als Bildnis der Sabina bestehen. Der Kopf im Magazin des Vatikan, auf den sich Poulsens Widerspruch stützt, unterscheidet sich ebenfalls in den Gesichtszügen von den gesicherten Bildnissen der Sabina, wie schon G. v. Kaschnitz - Weinberg bemerkt hat.]

[NEW YORK, Metropolitan-Museum 22. 139. 2. - Kopf. G. M. A. Richter, Roman Portraits Nr. 70 m. Abb. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Sabina dargestellt sein kónnte, doch passen weder Gesichtszüge noch Haartracht zu ihren gesicherten Bildnissen.]

LENINGRAD, Ermitage. — Kopf auf Ceresstatue. Bernoulli II 2, 133. Kieseritzky 97 Nr. 198. Ohne ausreichende eigene Anschauung. Die schlechte Abbildung schließt die Benennung nicht aus, ohne sie unbedingt zu empfehlen.

[OSTIA, Museum 24. — Statue im Typus der Venus Genetrix. R. de Chirico-Calza, NSc. VII 2, 1941, 230ff. Abb. 7-9. Dies., Museo Ostiense 8 Nr. 24. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 189 Abb. 39. Ohne Ahnlichkeit mit den gesicherten Bildnissen; das Gesicht knochiger, die Nase kürzer und stárker gekrümmt, Kinn und Hals hart gegeneinander abgesetzt. Unterscheidet sich auch von der Statue Ostia 25, die das Sabina-Bildnis in einer ungewóhnlichen Auffassung zeigt. Auch mit der Statue in Vaison besteht keine für eine Identifizierung ausreichende Ahnlichkeit. Sehr derbe, unbedeutende Bildhauerarbeit, so unbedeutend, daß trotz allem ein mißlungenes Bildnis der Sabina vorliegen könnte. — Die Zuweisung sollte gestützt werden durch den Vergleich und die Ähnlichkeit mit einem Frauenbildnis auf dem oben besprochenen Relief der Villa Medici in Rom, in dem jedoch eine Unbekannte dargestellt ist (vgl. oben 120). Die Bildnisstatue im Typus der Venus Genetrix ist wohl das Bildnis einer Unbekannten hadrianischer Zeit.]

LEIDEN. - Zwei Köpfe. Bernoulli II 2, 129 nach Nr. xo. L. J. F. Jaussen, De grieksche romeinsche en etruskische Monumenten 20 Nr. 148 (Kopf der Sabina auf moderner Büste); Nr. 150 dagegen als Büste der Plotina angeführt. Ohne eigenes Urteil.

MADRID, Prado. — Kopf auf nicht zugehöriger Büste. Bernoulli II 2, 129 Nr. 9. R. Richard, Marbres Antiques du Musée du Prado à Madrid 97 f. Nr. 160 Taf. 3o. Wegner, AA. 1938, 311. — Photo Mas C 90937. Lab. Photogr. Museo del Prado. — Hier S. 9o. Nase, Ohrránder und Mittelstück des Reifs ergänzt. Stel-

lenweise bestoßen. Stark überarbeitet und geputzt; sichelfórmige Augenbohrung nachgearbeitet. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359.

MALMO-NXHE, Sammlung Malmstróm. — Kopf. A. Andrén, Greek and Roman Heads in the Malmstróm Collection (Opuscula Romana II, Skrifter Svensk Institut). — Hier S. 126. Replik des Kopfes Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek 675 und dann wie dieser ikonographisch zu beurteilen. Die Haartracht wirkt sehr viel sorgfältiger und entspricht besSer den Haartrachten der trajanischen Frauen.

OSTIA, Museum 25. — Statue als Ceres. Herkunft Ostia. R. Calza, Museo Ostiense 8f. Nr. 25. West II 124 Abb. 128. E. Strong, Art II 106. T. Ashby, JRS. 2, 1912, 172 Taf. 13 u. 14. G. Lippold, Kopien und Umbildungen 273 Anm. 220. M. Bieber, Entwicklungsgeschichte der griechischen Tracht 61 Taf. 50,2. G. M. A. Richter, Proc. Amer. Phil. Soc. 95, 1951, 189 Abb. 34. - Rom Inst. Neg. 7112. Gab. Fot. Naz. E 27 161 u. 27 161 bis. — Hier S. 86. gof., Taf. 41a. Unergänzt. Rückseite aufs gróbste vereinfacht. Trotz anfánglicher Bedenken, die durch den Anschein gewisser Abweichungen in den Gesichtszügen hervorgerufen wurden, muß endlich doch der Benennung zugestimmt werden. Dies Bildnis zeigt Sabina jugendlicher und lieblicher als gewóhnlich. Die Oberlippe ist wie üblich geschwungen

MANTUA, Palazzo Ducale. - Kopf auf moderner Büste. Bernoulli II 2, 129 Nr. 7. A. Levi, Sculture 62 Nr. 126, ohne Abb. Wegner, AA. 1938, 311. — Hier S. 9o. Sehr schlecht erhalten und obendrein geputzt. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. [MARBURY HALL. — Kopf auf einer weiblichen Statue. Bernoulli II 2, 133. Poulsen, EA. 3101. 3102. Angestückte Nase wieder abgefallen. Stark verwittert und gerissen.

127

Sabina

Sabina

und hat nur etwas stärker nach oben gerichtete Grübchen in den Mundwinkeln. Die Wangen sind unten ein wenig voller. Der Abstand zwischen Nase und Oberlippe ist recht groß. Es besteht Anlage zum Doppelkinn. Das Profil ist lebhaft bewegt; die Nase tritt kräftig vor; eine tiefe Kehle trennt die Unterlippe von der vollgerundeten kurzen Kuppe der Kinnspitze. Die Haartracht stimmt weitgehend mit derjenigen des Kopfes mit Schleier im Thermenmuseum 727 überein; ihm ist das Bildnis in Ostia überhaupt am besten vergleichbar. OSTIA, Museum, Magazin 457. - Kopf mit Reif im Haar. Wegner, AA. 1938, 311 f. — Hier S. 9o.

Zum Einsetzen in eine Statue gearbeitet. Unergänzt. Das Gesicht ist infolge von Bestoßung und Verwitterung fast bis zur Unkenntlichkeit zerstórt. Das Haar ist besser erhalten.

Die Züge, soweit sie noch kenntlich sind, und die Haartracht sichern die Bestimmung als Bildnis der Sabina, und zwar als Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. Die Gliederung des Haares scheint mehr durch plastische Mittel als durch Bohrgänge erzielt zu sein. PARIS, Louvre 1190. - Kopf auf Abundantia-Statue. Bernoulli II 2, 129 Nr. 8. Cat. som. 68 Nr. 1190. — Hier S. 90. Nase und rechte Ohrmuschel ergánzt; die Ergánzung der linken Ohrmuschel wieder abgefallen. Oberfläche gründlich überarbeitet, vielleicht gegen Ende des 18. Jahrhunderts;

auch die Augenbohrung jetzt modern. Aber der Kern wird alt sein, denn alte Oberfläche bewahren Hinterkopf und auf dem Scheitel.

die Haare

am

Trotz der entstellenden Überarbeitung ist eine Wiederholung des Typus Thermenmuseum zu erkennen. Auch diese trágt das breite, sichelfórmige Diadem. PARIS,

Louvre. — Büste.

Bernoulli II 2, 132. Von Bernoulli als Wiederholung des Typus mit dem Haarsack und dem eingeschnürten Stirnwulst bezeichnet. Dem Verfasser unbekannt. ROM,

Museo

Capitolino,

Colombe

94 (jetzt im Salone

hoch aufgestellt). - Kopf mit Reif im Haar. Bernoulli II 2, 128 Nr. 1. Stuart Jones 179 Taf. 40. West II 125 f. Nr. 6. Wegner, AA. 1938, 312. — Hier S. 9o.

Nach wiederholter Prüfung des Stückes und im Vergleich mit Aufnahmen gesicherter Bildnisse ist die Bestimmung als Sabina abzulehnen, selbst wenn man eine starke Idealisierung der Züge in Rechnung stellt. Die Brauenbögen sind höher geschwungen, die Lidspalte ist größer, die untere Gesichtshälfte etwas zu aufgedunsen. Die Haartracht ist völlig verschieden. Überhaupt dürfte der Ceres-Kopf viel früher, etwa in tiberianisch-claudische Zeit zu datieren sein.] [ROM, Museo Capitolino, Salone 68. — Kopf. Bernoulli II 2, 132. Stuart Jones 307 Taf. 75. Kommt wegen vóllig abweichender Gesichtszüge und ganz anderer Haartracht als Bildnis der Sabina nicht in Frage.] ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Fasti Moderni II 7. — Büste. Auf dem Esquilin zu Rom gefunden. Bernoulli II 2, 132. Stuart Jones 76f. Taf. 25. R. Lanciani, BullCom. 5, 1877, 1ir3ff. Taf. 10. Strong, Art II 106 Abb. 401. Wegner, AA. 1938, 305 Abb. 18 u. 20. West II 125 Nr. 2. — Photo ohne Ursprungsvermerk im Römischen Institut, — Hier S. 88. Größter Teil des Diadems, fast alle Haare der rechten Seite bis kurz vor dem Scheitel, Nase, Flicken an den Ohrrändern, großer Flicken am Hals vorn, mittleres Stück des Nackenschopfes ergänzt. Büste aus mehreren Stücken zusammengesetzt und dabei verschiedentlich geflickt; an beiden Seiten fehlen Stücke. Übergangen. Eigentümlicher Typus der Haartracht. Das Haar ist in der Mitte gescheitelt und in lockeren Wellen nach hinten geführt, wo es zu einem vollen Haarsack zusammengenommen wird, der weit über den Nacken herabfällt und endlich zu einem kleinen Schopf zusammengeschnürt wird. Die Gesichtszüge entsprechen völlig den übrigen Bildnissen, nur wirken sie hier etwas jugendlicher. Irisring und nierenförmige Pupille eingetieft. Keine Bohrgänge im Haar, vielmehr plastisch-zeichnerisch durchgebildet. Auffallend ist die ungewöhnlich weit herabreichende Büste. Wohl späthadrianisch. ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala VI 11. — Relief der Apotheose der Sabina. Vom sog. Arco di Portogallo am Corso in Rom stammend. Stuart Jones 266 Taf. 105. — Alinari 27 183. Anderson 1700. Hier S. 9o. Am Kopf der Sabina ist die Nase ergänzt.

Nase, linke Ohrmuschel, Stück des linken Auges, Flicken im Haar und Gesicht sowie Büste mit Fuß ergänzt.

Gescheiteltes und zurückgekämmtes Haar mit Diadem; durch

Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. Keine ausgeprägte Bohrarbeit und malerische Auflockerung; das Haar ist vielmehr, so kräftig auch seine Strähnen unterteilt sind, in seiner plastischen Struktur erhalten geblieben. Irisring und Pupille eingetieft.

Schleier als postumes Bildnis gekennzeichnet. Typus Thermenmuseum. Kräftige Bohrgänge gliedern das Stirnhaar. Augenbohrung alt. Das Jahr 136 als Jahr des Todes und der Konsekration der Sabina gibt den Terminus post quem; das Relief wird kaum viel später entstanden sein.

[ROM, Museo Capitolino, auf Alabasterbüste.

ROM, Museo Capitolino, Magazin der Capitolinischen Museen. — Kopf. Die Kenntnis dieses unveróffentlichten Stückes wird der großen Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft von C. Pietrangeli verdankt. — Hier S. 9o.

Imperatori 33.— Kopf als Ceres

Bernoulli II 2, 131f. Taf.41. Stuart Jones 196 Taf. 5r. West II 125 Nr. 3 Abb. 129. — Alinari 11777. Anderson 1620. Rom Inst. Neg. 1423.

128

Kopf unterhalb der Nase weggebrochen; stark bestoßen; Augen und Wangen von guter, alter Oberfläche.

R. Paribeni, Le Terme di Diocleziano? 297 Nr. 886 (577). West II 126 Nr. 10. B. M. Felletti Maj, Ritratti 103 Nr. 196 m. Abb. Wegner, AA. 1938, 312. — Rom Inst. Neg. 54, 808—810. — Hier S. 89, Taf. 45a u. 47a.

Linke Braue bis zum Oberlid, Nasenspitze und Flicken in der Oberlippe ergänzt. Im Schulteransatz gebrochen. Vielfach bestoßen. Verläßliche alte Oberfläche. Wiederholung des Typus Vatikan, Busti 359, statt des Reifs mit Diadem und Schleier; demnach als Bildnis der Diva Sabina anzusprechen. Feiner Irisring und sichelförmige Pupille leicht eingetieft. Im Haar keine Bohrgänge. Brauen gestrichelt und im ganzen leicht plastisch. All dies spricht für verhältnismäßig frühe Ausführung. Die Arbeit zeigt jedenfalls eine frühere handwerkliche Stilstufe als die Büste im Vatikan.

Nase ergänzt. Flickung in der linken Braue und im Augapfel. Unterhalb des Kinns im Hals gebrochen. bestoßen. Alte, nur leicht verwitterte Oberfläche. Arbeit. Kleine perlfórmige Aufsátze auf dem oberen des Diadems sind zum größten Teil weggebrochen.

[ROM, Museo Torlonia 547. — Kopf. Visconti 267 Taf. ı4ı Nr. 547. Hat nichts mit Sabina zu tun; weder den Gesichtszügen noch der Haartracht nach.]

Bildnis

mit

Reif

im

Haar

wie

die

Büste

im

Vatikan,

Busti 359; dagegen keine Augenbohrung. ROM,

Museo Nazionale delle Terme 577 (637). - Kopf

mit Diadem.

linken Leicht Gute Rand

Wiederholung des Typus Vatikan, Busti 359; der Arbeit nach jedoch nicht die gleiche Auflockerung mittels

[ROM, Museo Vaticano, Braccio Nuovo 80 (jetzt 73). Statue im Typus der großen Herculanenserin.

tiefer Einarbeitungen, wie der Verfasser früher behauptet hat. Die plastische Form mit zeichnerischer Detaillierung bleibt vorherrschend; auch alle Einarbeitungen mittels des laufenden Bohrers dienen nur dazu, die plastischen Substanzen voneinander zu sondern. In der Ansicht treten sie allerdings als kräftige Schattenlinien in die Erscheinung. Am Hinterkopf ist das Haar ebensoweit ausgeführt wie an Stirn und Schläfe. Pupille nur leicht eingetieft.

Bernoulli II 2, 132. Amelung I 96f. Taf. 13. A. Hekler, Münch. Arch. Stud. 167 Nr. 3; 226, BXIVb. Nach Gesichtszügen und Haartracht kommt nicht als Bildnis der Sabina in Frage.]

ROM, Museo Vaticano, Sala de’ Busti 359 (634). — Büste. Aus der Villa des Antoninus Pius zu Lanuvium. Bernoulli II 2, 129 Nr.4 Taf. 40. Amelung II 549f. Taf. 71. Wegner, AA. 1938, 306 ff. Abb. 2r. West II 125 Nr. 5. Rom Inst. Neg. 1269. Vatikan Neg. X XXII 70, 15. 16. — Hier S. 71. 9o, Taf. 44 b u. 46 b.

ROM, Museo Nazionale delle Terme 725 (1222). — Büste mit Diadem. Von der Via Appia. R. Paribeni, Le Terme di Diocleziano? 244 m. Abb. Ders., Bd'A. 3, 1909, 288 Taf. 1. Ders., Ritratto Taf. 234. Helbig? 1413. Hekler 257 a. R. Delbrueck, Bildnisse römischer Kaiser Taf. 19. ABr. 1057. West II 126 Nr. 9 Abb. 13r. B. M. Felletti Maj, Ritratti 102 f. Nr. 195 m. Abb. Wegner, AA. 1938, 312. — Alinari 7041. Anderson 3319. Gab. Fot. Naz. B 138. Rom Inst. Neg. 54, 804-807. — Hier S. 71. 89, Taf. 44a. 46a u. 48a.

Einige Faltenrücken an der Büste ergänzt. Stück vom unteren Rande des Büstenfußes weggebrochen. Kopf ohne jegliche Ergánzung, aber merklich übergangen. Diese gut erhaltene Büste hang als Leitstück eines obwohl das Werk unter am spátesten ausgeführt fórmige Pupille müssen

Unergänzt. Im Hals gebrochen, aber Kopf und Büste zusammengehörig. Rand des Diadems, Nase und Faltenrücken bestoßen. Oberfläche stellenweise geputzt. Auch hier waren perlförmige Ansätze am Diadem vorhanden, zwei davon neu eingesetzt. Wiederholung des Typus Vatikan, Busti 359, mit Diadem statt Reif. Arbeit des laufenden Bohrers nirgends zu beobachten. Augenbohrung gerade festzustellen, kann aber nur zurückhaltend angewandt worden sein; ausschließlich

tiefe Bohrlinien. Allerdings hat die Bohrarbeit noch nicht den hochantoninischen Charakter malerischer Formauflósung, sie steht hier vielmehr noch ganz im Dienst der plastischen Formbezeidinung und Formgliederung. Die volle Büste mit dem reich profilierten Indextäfelchen und Büstenfufi weist auf eine Entstehung in frühantoninischer Zeit, wofür auch der Umstand spricht, daß die Büste der Sabina in der Villa des Antoninus Pius zusammen mit den Bildnissen aus der Familie des Marcus Aurelius gefunden wurde.

ROM, Museo Nazionale delle Terme 727 (629). - Kopf mit Diadem und Schleier. Monumento

a Vittorio Emanuele

ROM,

in Rom.

Museo Vaticano, Chiaramonti 712 (XI 6). - Kopf

mit Reif im Haar auf moderner Büste.

R. Paribeni, Le Terme di Diocleziano? 245. Ders., Ritratto

Bernoulli II 2, 128 Nr. 2. Amelung I 800 Taf. 86. West II 127 Nr. 12. Wegner, AA. 1938, 312. — Hier S. 9o.

Taf. 235. Helbig? 1415. Hekler 257 b. Wegner, AA. 1938, 312 Abb. r9. West II 126 Nr. 8 Abb. 13o. E. Strong, Art

II 106 Abb. 402. L. Curtius, in: Synopsis.

dient im vorliegenden ZusammenTypus bzw. einer Typenvariante, allen gleichartigen Bildnissen wohl wurde. Der Irisring und die sicheleinst recht kräftig eingetieft ge-

wesen sein. Im Haar, vor allem im Nest, finden sich schon

Meißelarbeit.

Vom

dieses Stück

Festgabe für

Nasenspitze und Hals mit Büste ergánzt. Sehr verwaschen. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. Infolge der starken Verwitterung der Oberfläche, vor allem des Haares, sowie der Glättung des Gesichts ist das Stück als Bildnis sowie als Werk wertlos.

Alfred Weber 13 Abb. 6. B. M. Felletti Maj, Ritratti 103 f. Nr. 197 m. Abb. — Anderson 2488. Alinari 7047. Gab. Fot.

Naz. B 136. Moscioni 9149. Rom Inst. Neg. 54, 811-813; 55, 203. — Hier S. 9o, Taf. 45 b. 47b u. 48b.

129

Sabina

Sabina

[ROM, Museo Vaticano, Gabinetto delle Maschere 429. — Kopf auf Venusstatue. Bernoulli II 2, 128 Nr.3. Amelung II 686 Taf.75. Anderson 23720. Alinari 11797. Modern; dem Typus Busti 359 sich anschließend, ohne eine »haargenaue« Kopie zu sein.] [ROM, Museo Vaticano, Magazin 698. — Kopf. G. v. Kaschnitz - Weinberg 287 Taf. 109. Nicht allein unterscheidet sich die Haartracht von jeder bei Bildnissen der Sabina vorkommenden Frisur, sondern auch

die Gesichtszüge sind verschieden, wie schon G. v. Kaschnitz - Weinberg festgestellt hat, ohne damit die Benennung ganz aufzugeben. Das Gesicht ist sehr viel voller in den Wangen. Die Stirn wirkt niedriger. Die Brauenbögen sind höher geschwungen. Die Augäpfel treten glotzend hervor und spannen die Lider. Das Oberlid lastet besonders schwer auf dem Auge. Leider sind Nase und Mund sehr bestoßen, und doch glaubt man noch erkennen zu können, daß die Nase breiter und die Unterlippe voller war. G. v. Kaschnitz - Weinberg fand Ähnlichkeit mit der älteren Faustina. In antoninische Zeit scheint das Bildnis kunstgeschichtlich zu gehóren.]

[ROM,

Villa Albani, Galleria rechts 128. — Büste.

Bernoulli II 2, 129 Nr. 5. G. Lippold, EA. Text XII 75 (ohne Abbildung). Wegner, AA. 1938, 315. Von Lippold nicht mehr als Bildnis der Sabina bezeichnet, sondern als »weibliches Bildnis hadrianischer (?) Zeit«. Demnach auszuscheiden. Ohne eigenes Urteil.] ROM,

Villa Medici, Ostflügel der Gartenfront. -— Kopf

auf fremder Gewandstatue.

Matz u. Duhn Nr. 1487. M. Cagiano de Azevedo, Le Anticità di Villa Medici 77 Nr. 71 Taf. 35, 60. — Hier S. 9o. Nase, Mund wittert.

und Kinn ergänzt; stark bestoßen und ver-

Kopf mit Diadem, wie Büste im Thermenmuseum; trotz schlechter Erhaltung und Arbeit mit großer Wahrscheinlichkeit als Bildnis der Sabina zu bestimmen (so M. Cagiano de Azevedo und der Verfasser unabhängig voneinander). Wertlos. [ROM, Villa Medici. — Relief. Vgl. oben unter Plotina.]

ROM, Palazzo Cardelli (Einfabrt). - Büste mit Reif im Haar. Wegner, AA. 1938, 312. — Hier S. 90.

SEVILLA, Kopf.

Es läßt sich an Ort und Stelle nicht eindeutig ermitteln, ob der Kopf zur Büste gehört oder ihr aufgesetzt wurde. Ergänzungen lassen sich nicht erkennen. Die Büste ist modern. Würde also der Kopf nicht aufgesetzt sein, so wäre er ebenfalls modern. Wiederholung der Typenvariante Vatikan, Busti 359. Wenn der Kopf wirklich keine Bohrung aufweist, so müßte er verhältnismäßig früh datiert werden.

A. Garcia y Bellido, Sevilla, Retratos 20f. Nr. 28 m. Abb. Wegner, Archivo Español 26, 1953, 75 f. Abb. 3. - Münster Sem. Neg. — Hier S. 87.

[ROM, Privatbesitz. - Kopf (unterlebensgrof). L. Curtius, in: Synopsis. Festgabe für Alfred Weber 7 ff. Abb. 1-4. Ausgehend von der Datierung, die durch die Haartracht in die Spátzeit des Trajan oder in die Frühzeit des Hadrian zu setzen ist, und gestützt auf den Vergleich mit anderen Bildnissen der Sabina meinte L. Curtius, dieses Köpfchen als Bildnis der »eben Braut oder Gattin« gewordenen Frau Hadrians deuten zu können. Das ist eine Hypothese, die ebensowenig mit stichhaltigen Gründen bewiesen wie bestritten werden kann. Bedenkt man, wie verschieden

die

frühesten,

zu

erschließenden

Bildnisse

Hadrians von seinen gültigen Herrscherbildnissen sind, so könnte auch bei einem Bildnis der Sabina, das ihren Bildnissen als Augusta zumindest etwa zwanzig Jahre vorausgeht, alles möglich sein, ganz abgesehen von der Frage, ob zu jener Zeit Bildnisse der Unbekannten überhaupt wahrscheinlich sind. Der Verfasser sieht zu wenig ikonographische Übereinstimmungen mit den gesicherten Bildnissen der Sabina, um dieser Deutung beipflichten zu können. Er sieht eigentlich im Gesichtsschnitt, in der Wölbung der Stirn, in der‘Bildung der Augen, in der Form der Lippen und in der Breitenausdehnung des Profils nur Verschiedenheiten.]

Museo

Arqueologico

Provincial, Magazin.

-

Aus Italica.

Unergänzt. Stark bestoßen. Die Gegenüberstellung mit der Statue der Sabina in Vaison spricht dafür, auch in diesem Bildnis die Gemahlin des Hadrian zu sehen; beidemal findet sich die gleiche ungewöhnliche Haartracht. Die rechte Pupille läßt noch Spuren der Augenbohrung erkennen. STOCKHOLM. Bernoulli II 2, 129. Ohne eigenes Urteil. TOULOUSE,

Musée Saint Raymond 30. 133. — Büste.

1826-1830 bei den Ausgrabungen von Chiragan gefunden. E. Espérandieu II 86 Nr. 992 m. Abb. — Hier S. 9o. Nase, Ränder der Ohrmuscheln sowie größter Teil der Gewandbüste weggebrochen. Stark bestoßen und verwittert. Wiederholung des Typus Thermenmuseum 577. Nest als lockeres Haarsträhnengeschlinge. Einzelheiten der Ausführung nicht mehr zu beobachten. Auch nicht mehr festzustellen, ob die Pupillen einst gebohrt waren. Im Haar nirgends Bohrarbeit. Also zweifellos in hadrianischer Zeit ausgeführt.

VAISON, Musée Municipal. - Gewandstatue (etwas überlebensgroß). 1913 in den Ruinen des Theaters zu Vaison zusammen mit einer Idealstatue des Hadrian gefunden.

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Espérandieu IX 129 Nr. 78 Anm. 5$. Wegner, AA. II 124 Nr. x. —: Photo 47122. Rom Inst. Neg. S. 85 f., Taf. 41 b u. 42.

6768. Poulsen, Country Houses 1938, 303f. Abb. 14 u. 15. West Marburg 44655-44658. Alinari 39. 40-43 (nach Gips). — Hier

Aus mehreren Stücken wieder gänzt und gut erhalten.

zusammengesetzt.

Uner-

Durch Vergleich mit den Münzprägungen sowie als Gegenstück zu einem Bildnis des Hadrian wird die Statue eindeutig als ein Bildnis der Sabina ausgewiesen. In der Haartracht weicht das Stück vom Haupttypus merklich ab. Über der Stirn folgen zunächst zwei verschieden hohe, flache Haarrollen. Darüber folgte das jetzt verlorene Diadem. Auf dem Oberkopf liegt ein weites Nest aus dreimal herumgeschlungenen Flechten. Da die Statue in Gallien gefunden und wahrscheinlich auch geschaffen wurde, liegt

es nahe, sie mit den Reisen des Hadrian in dem Jahr 121 in Verbindung zu bringen und darin eine außergewöhnliche Bildnisehrung zu sehen, für die ein fähiger Bildhauer in der Provinz auf Grund eigener Anschauung ein eigenes Bildnis schuf, indem er sich noch an die Tradition der Haartrachten der Marciana und Matidia hielt. Die erschlossene frühe Entstehungszeit der Statue wird dadurch bestätigt. [ZÜRICH, Sig. Prof. H. Schinz. — Büste. H. Jucker, Altrömische Porträt-Plastik (Ausstellung im Kunsthaus Zürich 1953) 31f. Nr. 52. — Photos werden der Freundlichkeit von H. Jucker verdankt. Die herkömmliche Benennung Sabina ist von H. Jucker mit Recht in Frage gestellt worden; sie ist unhaltbar.]

Sabina

TAFEL 1

BENEVENT, Trajansbogcn, Atticareliefs: a) Stadtseite rechts und b) Landseite rechts

TAFEL 2

i. b) ROM, Museo Nazionale delle Terme Inv. 124 491

TAFEL 3

u: b) ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala II 9

TAFEL 4

a u. b) FLORENZ, Galleria degli Uffizi 108

TAFEL 5

a) ROM, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala II 9