Göttinger Gedenktafeln: Ein biografischer Wegweiser 9783666300813, 9783647300818, 9783525300817

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Göttinger Gedenktafeln: Ein biografischer Wegweiser
 9783666300813, 9783647300818, 9783525300817

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Göttinger Gedenktafeln Ein biografischer Wegweiser

von Walter Nissen und Siegfried Schütz

Vandenhoeck & Ruprecht

Mit freundlicher Unterstützung durch

Steinmetzbetrieb Wolf G r a b m a l e u n d We r k a r b e i t e n

Und Steine reden doch.

Mit 23 Abbildungen (alle © Städtisches Museum Göttingen) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-647-30081-8 Umschlagabbildung: Gedenktafeln, Weender Straße 13/15, Foto: © Kai Pätzke, Göttingen Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstr. 13, 37073 Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U. S. A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: textformart, Göttingen

Vorwort zur Neuauflage

Nach dreizehn Jahren liegt nun die von vielen bereits lange erwartete Neuauflage der »Göttinger Gedenktafeln« vor. Schon der erste Blick auf den Einband lässt erahnen, dass es sich um mehr handelt als um einen reinen Nachdruck. Der zweite Blick auf den Inhalt bestätigt dies. Als wichtigste Neuerung sind die fünfunddreißig Tafeln zu nennen, die seit 2002 angebracht wurden. Fünfunddreißig Tafeln in dreizehn Jahren: das bedeutet, dass pro Jahr im Durchschnitt mehr als zwei Personen durch eine Gedenktafel geehrt worden sind – wahrlich ein überzeugender Beweis für die Lebendigkeit und Dynamik des Konzepts der Göttinger Gedenktafeln! Eine dieser neuen Tafeln verdient besondere Erwähnung. Am 8.  November 2014 wurde am Haus Merkelstraße 3 eine Gedenktafel für das Ehepaar Max Raphael und Gertrud Hahn angebracht. Max Raphael Hahn war ohne Zweifel in den ersten Jahrzehnten des 20.  Jahrhunderts eine der bedeutendsten Göttinger Persönlichkeiten. Wegen seines jüdischen Glaubens wurde der erfolgreiche Unternehmer Hahn von den Nationalsozialisten zuerst in den wirtschaftlichen Ruin getrieben und schließlich zusammen mit seiner Frau Gertrud ermordet. Die Tafel am Haus Merkelstraße 3 erinnert daran und zugleich an das Schicksal aller Göttinger Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Die neuen Texte zu den geehrten Personen wurden nach dem Vorbild der ersten Auflage von Siegfried Schütz verfasst, dem damit wieder sachlich fundierte Kurzporträts gelungen sind, die in ihrer knappen Stilsicherheit überzeugen. Siegfried Schütz gilt an dieser Stelle ausdrücklicher Dank. Wie schon in der ersten Auflage wurde bei diesen neuen Kurzbiographien auf ergänzende Angaben zu den Wohnorten der Geehrten verzichtet. Um das gesamte Erscheinungsbild zu vereinheitlichen, wurden diese Wohnortangaben auch bei den alten, noch von Walter Nissen stammenden Texten weggelassen. Eine belebende Neuerung sind die Abbildungen, die ausgewählte Persönlichkeiten stärker hervortreten lassen. Neu ist außerdem am Schluss des Bandes ein Plan, der Auskunft gibt über die Verteilung 5

der Tafeln über das Göttinger Stadtgebiet. Dass die in der ersten Auflage vorhandenen formalen und sachlichen Fehler bereinigt wurden, versteht sich von selbst. Nachzutragen ist schließlich, dass das Amt des Denkmalbeauftragten der Universität seit dem Tod von Prof. Ernst Schubert im Jahr 2006 von Prof. Peter Aufgebauer wahrgenommen wird. Göttingen, im April 2015

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Ernst Böhme

Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm Schöpfer der demokratischen Polizei 1898–1899  Theaterstraße 2 29.8.1876 Berlin – 18.10.1951 Baden-Baden. A. studierte Jura in Straßburg, Berlin und Göttingen, wo er auch 1903 promovierte. Danach im preußischen Staatsdienst tätig, zuletzt seit 1926 als Staatssekretär im Innenministerium. A. reformierte seit 1920 die preußische Polizei als »Schutzpolizei« und sorgte für die demokratisch-republikanische Besetzung ihrer Führungspositionen. Er war Mitglied der liberalen DDP und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Seit 1922 sammelte seine politische Polizei Informationen über die NSDAP, was ihn selbst zur Zielscheibe von Prozessen und Bedrohungen machte. Am 21.7.1932 nach der Absetzung der preußischen Regierung im sog. »Preußenschlag« durch Reichskanzler von Papen entlassen, 28.2.1933 Flucht in die Schweiz, dort 1934 eingebürgert und bis 1949 als Anwalt tätig. In zahlreichen Organisationen arbeitete A. von Zürich aus gegen das NS -Regime und unterstützte Flüchtlinge. Gesundheitliche Probleme verhinderten seit 1948 seine aktive Teilnahme am Wiederaufbau Deutschlands. Erst 1984 wurde die in nationalsozialistischer Zeit erfolgte Aberkennung seines Doktortitels revidiert. Die von Ministerialrat a. D. Michael Eggers, Detmold, beantragte Tafel wurde am 19. März 2013 enthüllt.

Achenwall, Gottfried Staatswissenschaftler 1748–1772  Goetheallee 13 20.10.1719 Elbing – 1.5.1772 Göttingen. Nach dem Studium in Jena und Halle und Erwerbung der Magisterwürde in Leipzig (1746) ging A. nach Marburg, wo er als Privatdozent Geschichte, Statistik, Naturund Völkerrecht las. 1748 erhielt er eine außerordentliche Professur in der philosophischen und juristischen Fakultät in Göttingen. 1753 ordentlicher Professor der Philosophie, 1761 auch des Natur­ rechts. A. war im weitesten Sinne Staatswissenschaftler. Sein Nachfolger auf dem Göttinger Lehrstuhl, August Ludwig von Schlözer, nannte ihn den »Vater der Statistik«, worunter aber – anders als im heutigen Verständnis – Beschreibungen von Ländern, Staatsformen und »Merkwürdigkeiten« zu verstehen sind. Hauptwerke: »Abriss 7

der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten europäischen Reiche und Republiken« (Göttingen 1749) und »Staatsverfassungen der europäischen Reiche« (Göttingen 1752). Begraben auf dem Jakobi-­Kirchhof. Die Gedenktafel wurde vom Bürgervorsteher-Kollegium 1874 gestiftet; 1953 erneuert.

Adolf Friedrich Herzog von Cambridge 1786–1791  Prinzenstraße 2 24.2.1774 London – 8.7.1850 ebd. Jüngster Sohn König Georgs III . von Großbritannien. Am 12.5.1786 kündigte der König an, dass er seine drei jüngsten Söhne nach Göttingen schicken werde, »um daselbst zu nützlichen Kenntnissen und Wissenschaften den Grund zu ­legen«. Der noch junge Prinz wurde zunächst auf das Universitätsstudium vorbereitet, dann hörte er Vorlesungen (imm. 10.7.1786) bei dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg, der englisch vortrug, und bei den Professoren der Theologie Johann Georg Feder und Gottfried Leß und dem Philologen Christian Gottlob Heyne, die französisch sprachen. Mit seinen Brüdern Ernst August, dem Herzog von Cumberland, und zeitweilig mit August Friedrich, dem Herzog von Sussex, verbrachte er fünf Jahre in Göttingen. Aus dem Besitz Adolf Friedrichs stammt eine Sammlung Göttinger Ansichten, zumeist von Christian Andreas Besemann gestochen, die sich heute im Städtischen Museum befindet. 1802 Ernennung zum Ehrenpräsidenten der Göttinger Sozietät der Wissenschaften; am 8.11.1814 Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen, 1816 Generalstatthalter, 1831 Vize­könig in Hannover. Die Tafel wurde vor 1888 am Büttnerschen Haus an der Mühlenpforte (heute Prinzenstraße) angebracht, nach dem Abbruch des so genannten Prinzenhauses 1913 am Gebäude der Commerzbank, das dann an dieser Stelle errichtet wurde, durch eine große Tafel mit den übrigen Namen der adeligen Bewohner ersetzt.

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Albrecht* Prinz von Preußen 1888  Theaterplatz 5 8.5.1837 Berlin – 13.9.1906 Kenz (Schlesien). Vierter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III . Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges avancierte Albrecht 1870 zum Generalleutnant, nahm an der Schlacht von Sedan und der Belagerung von Paris teil. 1873 heiratete er die Prinzessin Marie, die Tochter des Herzogs Ernst von Altenburg. Seit 1885 war er Regent des Herzogtums Braunschweig. Im Dezember 1935 ging das Verbindungshaus des Corps Saxonia in den Besitz der Stadt über, nachdem die studentischen Verbindungen im Oktober 1935 aufgelöst worden waren. Seitdem war das Stadtarchiv dort untergebracht, bis es 1981 in das Neue Rathaus umzog. Die Tafel hatte folgenden Wortlaut: »Albrecht Prinz von Preußen Rector Magnificentissimus der Georgia Augusta legte am 16. Mai 1888 den Grundstein«.

Albrecht, Eduard Rechtsgelehrter und Einer der Göttinger Sieben 1830–1837  Goetheallee 22/23 4.3.1800 Elbing – 22.5.1876 Leipzig. Nach dem Studium in Königsberg, Göttingen (imm. 29.10.1819 jur.) und Berlin habilitierte sich A. 1824 in Königsberg und wurde dort 1829 ordentlicher Professor für deutsches Recht. 1829 als Nachfolger Karl Friedrich von Eichhorns für deutsches Staats- und Kirchenrecht nach Göttingen berufen. 1837 wurde A. als einer der Göttinger Sieben, die gegen die Aufhebung der 1833 in Kraft getretenen Verfassung von Hannover durch König Ernst August protestierten, entlassen. Seit 1838 hielt A. in Leipzig Vorlesungen über deutsches Staats- und Privat­ recht, deutsche Rechtsgeschichte und Kirchenrecht und wurde dort 1840 ordentlicher Professor. A. gilt als Begründer einer dogmatischen Behandlung der deutschen Rechtsgeschichte. Hauptwerk: »Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts« (Königsberg 1828). * = Tafel nicht mehr vorhanden.

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Die Tafel wurde 1907 auf Vorschlag der Juristischen Fakultät an seinem heute nicht mehr vorhandenen Haus an der Weender Landstraße angebracht und 1994 am Seitenflügel von Gebhards Hotel, an der Ecke Untere Maschstraße (vorher Nr. 30), erneuert.

Altenstein*, Karl Sigmund Franz Freiherr vom Stein zum Preußischer Staatsmann 1790–1792  Barfüßerstraße 18 1.10.1770 Schalkhausen bei Ansbach – 14.5.1840 Berlin. Nach dem Studium in Erlangen, Göttingen (imm. 18.10.1790, jur.) und Jena trat A. 1793 als Referendar in den preußischen Staatsdienst bei der Kriegs- und Domänen-Kammer in Ansbach ein. 1799 berief ihn Karl August von Hardenberg in das Generaldirektorium nach Berlin. 1808 wurde A. Finanzminister und 1810 nach Unstimmigkeiten durch von Hardenberg abgelöst. 1817–1838 war A. der erste preußische Kultusminister in Berlin. In diesem Amt führte A. die allgemeine Schulpflicht in ganz Preußen ein. Um das Bildungswesen in Preußen hat sich A. große Verdienste erworben. Die vor dem Jahre 1906 angebrachte Tafel war schon 1928 verschwunden.

Andreas, Friedrich Carl Iranist 1903–1930  Herzberger Landstraße 101 14.4.1846 Batavia auf Java  – 4.10.1930 Göttingen. Der Sohn eines armenischen Militärarztes kam mit sechs Jahren nach Hamburg, machte sein Abitur in Genf und wurde in Erlangen 1868 über das Pehlevi, eine mitteliranische Sprache, promoviert. Von 1876 bis 1882 Aufenthalt in Persien, wo A. Sprach- und Dialektforschung trieb. Teilnahme an der spektakulären Preußischen Turfan-Expedition (1902–1903) in Persien, die zahlreiche iranische Handschriften sicherte. 1903 wurde A. auf den neu gegründeten Göttinger Lehrstuhl für westasiatische Sprachen berufen, der durch ihn zum Mittelpunkt iranischer Studien in Deutschland wurde. Berichtet wird, dass seine Lehrveranstaltungen erst spät abends bis in die Nacht in seinem Haus stattfanden; er veröffentlichte wenig, war aber ein großer, inspirierender Lehrer. So bekannte Namen wie Kaj Barr, 10 

Arthur Emanuel Christensen und Hans Henning von der Osten sind aus seiner Schule hervorgegangen; sie gaben 1939 die »Iranischen Dialektaufzeichnungen« aus A.s Nachlass heraus. – A. war seit 1887 mit der Schriftstellerin Lou Andreas-Salome verheiratet. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde von Dr. Ernst Pfeiffer beantragt und am 12.2.1974 angebracht. Das Haus wurde bald danach abgerissen, die Tafel aber am Neubau wieder angebracht.

Andreas-Salomé, Lou Schriftstellerin 1903–1937  Herzberger Landstraße 101 12.2.1861 St. Petersburg – 5.2.1937 Göttingen. Die Tochter eines russischen Generals verlebte ihre Kindheit in der zaristischen Gesell­ schaft St. Petersburgs. Sie war befreundet mit Nietzsche und Rilke, mit dem sie 1900 eine Russlandreise unternahm. 1887 heiratete sie den Iranisten Carl Friedrich Andreas, der 1903 einen Ruf nach Göttingen erhielt. Sie erwarben in Göttingen ein Haus am Rande der Stadt, auf der Rohnshöhe und nannten es »Loufried«. Es ist der Schauplatz ihrer Erzählung »Das Haus« (1921). Zu Freud und dem Wiener Kreis trat sie 1911 in Kontakt; in Göttingen arbeitete sie später als Psychoanalytikerin. Die Bürger Göttingens missbilligten ihr eigenwilliges und von Gerüchten umwobenes Leben und nannten sie die »Hexe vom Hainberg«. A.-S. schrieb Romane, Reise­erinnerun­gen, Porträts (von Nietzsche, Rilke und Freud) und psycho­analytische Essays. 1937, wenige Tage nach ihrem Tod, räumte die Polizei auf Anordnung der Gestapo ihre Bibliothek aus und vernichtete sie. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Professor Dr. Dr. h. c. Konrad Ziegler am 12.2.1974 angebracht. Das Haus wurde bald­ danach abgerissen, die Tafel aber am Neubau wieder befestigt.

Arnim, Achim von Dichter 1800–1801  Prinzenstraße 10/12 26.1.1781 Berlin – 21.1.1831 Wiepersdorf (Kreis Jüterbog). Studium der Rechtswissenschaften in Halle und der Naturwissenschaften in 11

Göttingen (imm. 20.5.1800, math.), wo A. Freundschaft mit Clemens Brentano schloss und sich ganz der Poesie widmete. 1801–1804 Bildungsreise durch Europa; Aufenthalte in Heidelberg, wo A. zusammen mit Brentano seit 1805 im Zuge der romantischen, deutschnationalen Besinnung an der Herausgabe von »Des Knaben Wunderhorn« (3 Bde., Heidelberg 1806–1808) arbeitete. Die frei bearbeitete Sammlung deutscher Volkslieder wurde als Hauptwerk der Heidelberger Romantik berühmt. 1806 in Halle und Göttingen, in Königsberg und wiederum in Heidelberg. 1809–1813 in Berlin, von 1814 an auf seinem Gut Wiepersdorf in der Mark. Die Gedenktafel wurde 1909 auf Antrag von Prof. Edward Schröder, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins für Göttingen, angebracht.

August Friedrich Herzog von Sussex 1786–1790  Prinzenstraße 2 27.1.1773 London – 21.4.1843 ebd. Sechster Sohn König Georgs III . von Großbritannien. Zusammen mit seinen Brüdern, dem Herzog Ernst August von Cumberland und dem Herzog Adolf Friedrich von Cambridge, ließ sich August Friedrich in Göttingen am 10.7.1786 immatrikulieren. Vorwiegend trieb er hier Bibel- und hebräische Sprachstudien. August Friedrich wurde später Präsident der Royal Society, der ältesten europäischen Akademie der Wissenschaften, und Großmeister der britischen Logen, die mit den Freimaurern in Hannover verbunden waren. August Friedrich wohnte vom Sommersemester 1786 bis Herbst 1790 (außer den Wintersemestern 1788/89 und 1789/90) im Büttner­ schen Haus an der Mühlenpforte (heute Prinzenstraße), das seit 1784 dem Verlagsbuchhändler Dieterich gehörte. Die Tafel wurde vor 1888 am Büttnerschen Haus an der Mühlenpforte (heute Prinzenstraße) angebracht, nach Abbruch des so genannten Prinzenhauses 1913 am Gebäude der Commerzbank, das dann an dieser Stelle errichtet wurde, durch eine große Tafel mit den übrigen Namen der adeligen Bewohner ersetzt.

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Auwers*, Arthur Julius Georg Friedrich von Astronom 1838  Reitstallstraße 1 12.9.1838 Göttingen – 24.1.1915 Berlin. Sohn des Universitätsstallmeisters Gottfried Daniel A. (1796–1847). Nach dem Studium in Göttingen (imm. 15.10.1857, Astronomie) wurde A. 1862 in Königsberg promoviert. Beobachter an der Sternwarte in Gotha und seit 1866 Astronom in Berlin. Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Berlin (seit 1866) und Göttingen. Verleihung des erblichen Adels 1912. Sein Hauptwerk galt den »Untersuchungen über veränderte Eigenbewegungen der Fixsterne« (Leipzig 1868). Die Gedenktafel mit der Inschrift »Hier wurde 12.9.1838 Arthur Auwers geboren« wurde auf Antrag des Dozenten Dr. v. Auwers am 100. Geburtstag seines Großvaters 1938 am Universitätsreitstall angebracht. Das Gebäude wurde 1968 abgerissen.

Baggesen, Jens Immanuel Schriftsteller 1789  Weender Straße 13/15 15.2.1764 Korsør auf Seeland, Dänemark  – 2.10.1826 Hamburg. B. stammt aus einfachen Verhältnissen, Armut und schwierige Lebensumstände schädigten seine Gesundheit nachhaltig. 1782 Theologiestudium in Kopenhagen, B. begann zu schreiben, erste Erfolge stellten sich mit »Comiske Fortællinger« (Komische Erzählungen, 1785) ein. Auf einer ersten Reise durch die dänischen Herzog­tümer Schleswig und Holstein erlangte B. beim deutschen Adel Bildung und lernte die deutsche Sprache. Die folgenden Jahre sind von ausgedehnten Reisen bestimmt, teilweise als Kuraufenthalte begonnen: 1789–1790 nach Deutschland, in die Schweiz (Heirat mit der Enkelin Albrecht Hallers) und nach Paris, 1793–1795 erneut in die Schweiz und nach Paris. 1797/98 letzte Reise in die Schweiz. 1796–1798 Amt im Kopenhagener Studentenkonvikt, dem B. kaum nachkam. Gleiches gilt für die Professur für dänische Sprache in Kiel 1811–13. Zeitweise lebte B. mit seiner zweiten Frau in Paris bzw. Frankreich, er starb auf der Rückreise nach Dänemark. Der Reiseroman »Labyrinthen« (1792/93, dt. »Baggesen oder Das Labyrinth«, 1793–1795) bleibt sein bekanntestes Werk: Die Schilderung des eigenen Erlebens während der Reise steht im Vordergrund, 13

die Ahnung vom Anbruch eines neuen Zeitalters der Freiheit und Gleichheit klingt an. Der kosmopolitisch denkende B. eckte in Dänemark als in Deutsch schreibender Schriftsteller an, in Deutschland saß er wegen seiner Teilnahme an literarischen Fehden zwischen den Stühlen. Hierzulande blieb er am ehesten als Vermittler des dreijährigen dänischen Staatsstipendiums für den von ihm hoch verehrten Friedrich Schiller in Erinnerung. Die von Prof. Dr. Karin Hoff beantragte Gedenktafel wurde am 21. Februar 2014 enthüllt.

Bancroft, George Historiker 1818–1819  Groner Straße 15 3.10.1800 Worcester (Massachusetts, USA) – 17.1.1891 Washington, D. C. Nach einem Studium an der Harvard Universität ging B. nach Göttingen (imm. 22.9.1818, theol. und phil.). B. nahm zunächst Deutschunterricht bei Professor Georg Friedrich Benecke und studierte dann neben Griechisch, Hebräisch und Syrisch vorwiegend Geschichte bei Arnold Heeren, dessen Werke er später ins Englische übersetzte. Promotion in Göttingen am 9.9.1820, Aufenthalt in England, Frankreich und Italien. 1822 kehrte B. nach Amerika zurück und arbeitete vorwiegend an seinem Lebenswerk, der idealisierenden, aber populären und vielfach übersetzten »History of the United States« (1834–1874, 10 Bde.). Von 1867–1874 Gesandter der USA in Berlin. 1868 schloss B. die so genannten »BancroftVerträge«, die die Auswanderung Deutscher in die USA regelten. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 vertrat B. konsequent eine deutsch-freundliche Politik. Die Gedenktafel wurde von der »amerikanischen Colonie« in Göttingen 1890 gestiftet und in der Weenderstraße 77 angebracht; dort 1958 und noch einmal 1986, nach Abbruch dieses Hauses, in der Groner Straße 15 erneuert.

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Bar, Carl Ludwig von Professor der Rechte 1880–1913  Herzberger Landstraße 25 24.7.1836 Hannover – 20.8.1913 Folkestone (England). Studium der Rechte in Göttingen (imm. 18.4.1853) und Berlin. 1858 Promotion in Göttingen. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der juristischen Praxis wurde B. 1863 an das Obergericht Göttingen versetzt; 1864 Privatdozent für Zivil- und Strafrecht und Strafprozessordnung. 1866 außerordentlicher Professor in Göttingen, im gleichen Jahr ordentlicher Professor in Rostock, 1868 in Breslau, 1879 in Göttingen, wo er mehr als 30 Jahre wirkte. Hier waren seine Arbeitsgebiete zudem auch Völkerrecht und Internationales Recht. Sein Werk »Internationales Privatrecht« (Hannover 1862) war maßgeblich für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weitere Werke: »Das Beweisurteil des germanischen Prozesses« (Hannover 1866), »Recht und Beweis im Zivilprozess« (Leipzig 1867). Im »Handbuch des deutschen Strafrechts« verfasste B. den Band über die »Geschichte des deutschen Strafrechts und der Strafrechtstheorien« (Berlin 1882). B. ließ sich von Baumeister Rathkamp 1880 das Haus Herzberger Landstraße 25 erbauen, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde von seinem Enkel, Professor Schnorr von Carolsfeld, 1934 gestiftet.

Barbara (eigentl.: Monique Serf) Chansonsängerin Juli 1964  Geismar Landstraße 19 9.6.1930 Paris  – 24.11.1997 Précy bei Neuilly-sur-Seine. Monique Serf studierte Gesang an der Ecole Superieure de Musique und am Pariser Konservatorium, brach ihre Ausbildung jedoch nach der Heirat ab. 1953, nach gescheiterter Ehe, kehrte sie nach Paris zurück, wo sie im Quartier Latin als Sängerin auftrat. 1958–1963 hatte sie ein Engagement im Cabaret »L’Excluse«, 1960 erhielt sie den Grand Prix du Disque für ihre Einspielung mit Liedern von Georges Brassens. Der Durchbruch zur »grande dame de la chanson« gelang Barbara 1963/64 mit ihren eigenen Werken. Sie war Textdichterin, Komponistin und Interpretin in einer Person: Ihre bewusst einfach gehaltenen Texte, die die klassischen Themen des 15

Barbara

französischen Chansons: Liebe, Einsamkeit und Tod behandeln, begleitete sie selbst am Klavier. Höhepunkte ihrer Karriere waren die Auftritte im »Bobino« 1964 und im »Olympia« 1969/1978, Tourneen in Europa und Japan und der Bühnenabschied im »Théâtre Mogador« im Februar 1990. Die Eindrücke ihres umjubelten Gastspiels im Göttinger Jungen Theater (Juli 1964), vor allem der nächtlichen Gespräche im Theatergarten, fanden ihren Niederschlag im Chanson »Göttingen« (1965), einem leisen, zugleich nachdrücklichen Plädoyer für die Völkerverständigung. Mit diesem Lied beendete Barbara fortan jeden ihrer Auftritte. 1988 verlieh ihr der Göttinger Stadtrat die Ehrenmedaille der Stadt. Die Enthüllung der von Professor Dr. Jürgen Schlumbohm und Dr. Pierre Monnet angeregten Gedenktafel am damaligen Domizil des Jungen Theaters (heute Kino Lumière)  fand am 22.  November 2002 statt. 16 

Bartels, Julius Geophysiker 1945–1964  Herzberger Landstraße 180 17.8.1899 Magdeburg – 6.3.1964 Göttingen. B. studierte 1917–1922 in Göttingen (imm. 25.4.1917) Geophysik bei Professor Wiechert und Mathematik bei Professor Runge. 1923 Promotion bei Wilhelm­ Meinardus, 1927 Habilitation in Berlin. 1928 außerordentlicher, 1934 ordentlicher Professor für Meteorologie und Physik an der Forstlichen Hochschule Eberswalde, 1936–1946 ordentlicher Professor für Geo­physik an der Universität Berlin und Direktor des Geophysikalischen Instituts Potsdam. 1946 außerordentlicher, 1950–1964 ordentlicher Professor und Direktor des Geophysikalischen Instituts der Universität Göttingen. 1956 zugleich Institutsdirektor am Max-Planck-Institut für Aeronomie in Lindau. Über seine frühen Arbeiten zur Atmosphäre kam B. zu seinem eigentlichen Forschungsschwerpunkt, dem Erdmagnetismus. Hauptwerk: »Geomagnetism« (mit Sydney Chapman, 2 Bde., Oxford 1940). Von der Mathematik kommend, wandte er statistische Methoden auf geophysikalische Probleme an, deren Lösung ihm zu internationalem Ansehen verhalf. Bartels »Göttinger Kennziffern« (1951) beschreiben die Einwirkung der Sonnenaktivität auf den Erdmagnetismus; spätere Weltraumforschungen haben seine Angaben bestätigt. Während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/58 leitete Bartels den deutschen Landesausschuss. Gründungsvorsitzender der Gauß-Gesellschaft, 1956–1958 Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von den Professoren Manfred Siebert und Gerhard Gottschalk beantragte Gedenktafel wurde von der Akademie der Wissenschaften gestiftet und am 11.  November 1999 am Institut für Geophysik enthüllt.

Barth, Karl Theologe 1921–1925  Nikolausberger Weg 66 10.5.1886 Basel – 10.12.1968 ebd. Studium der evangelischen Theologie 1904–1908 in Bern, Berlin, Marburg und Tübingen, u. a. bei Adolf von Harnack. Als Pfarrer der Arbeitergemeinde Safenwil im Kanton Aargau entwickelte Barth einen religiösen Sozialismus und 17

Karl Barth

engagierte sich für die sozial Schwachen und Notleidenden. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs und der Haltung der liberalen Theologen wandte er sich von der bestehenden neuprotestantischen Theologie ab, eine Entwicklung, die in der Neuinterpretation von Paulus’ Römerbrief 1919 gipfelte. 1921–1925 Honorarprofessor für reformierte Theologie in Göttingen, wo B. über Friedrich Gogarten Zugang zur dialektischen Theologie fand. 1925–1929 Professor für Dogmatik in Münster in Westfalen., seit 1930 Professor für systematische Theologie in Bonn. Barth bezog 1933 deutlich Stellung gegen die Nationalsozialisten und gründete mit Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer u. a. die der Naziideologie widerstrebende Bekennende Kirche. Deren Barmer theologische Erklärung von 1934 hat Barth verfasst. Er verweigerte 1935 den Amtseid auf Hitler und musste daraufhin Deutschland verlassen. 1935–1962 ordentlicher 18 

Professor in Basel. Seit den dreißiger Jahren arbeitete Barth konzentriert an seinem theologischen Hauptwerk, der (unvollendeten) »Kirchlichen Dogmatik« (13 Teilbände, Registerbd. 1932–1970; Studienausgabe 1986–1993). Er gilt heute als der bedeutendste protestantische Theologe nach Friedrich Schleiermacher. Die vom Theologischen Fachbereich vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 10. Mai 1976, Barths 90. Geburtstag, enthüllt.

Bauer, Walter Felix Theologe 1929–1960  Düstere Eichen-Weg 46 8.8.1877 Königsberg – 17.11.1960 Göttingen. Nach dem Studium der Theologie in Marburg, Berlin und Straßburg wurde B. 1902 in Marburg promoviert. 1903 Privatdozent ebd., 1913 außerordentlicher Professor in Breslau, 1916 außerordentlicher, 1919–1946 ordentlicher Professor für Neues Testament in Göttingen. B.s Interesse galt neben der Exegese des NT vor allem der frühchristlichen Kirche. In seinen kirchenhistorischen Arbeiten gelangte er zu einer neuen Auffassung des Verhältnisses zwischen Orthodoxie und Häresien. Sein wichtigstes Werk ist die Fortsetzung des von Erwin Preuschen begründeten »Griechisch-deutschen Wörterbuchs zu den Schriften des Neuen Testaments« (2. Aufl. Gießen 1928 bis 5.  Aufl. Berlin 1958). B. wertete darin die Sprache der hellenistischen Umwelt für das Verständnis der neutestamentlichen und anderer frühchristlicher Schriften aus. Die Zeitgebundenheit der frühchristlichen Überlieferung, ihre »Menschlichkeit« sprachwissenschaftlich nachweisend, zielten B.s historisch-kritische Studien letztlich darauf, die Notwendigkeit einer modernen, situationsbezogenen Aussage der Theologie über das Eigentliche des christlichen Glaubens zu begründen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Georg Strecker vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 17. November 1980 enthüllt.

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Baum, Wilhelm Chirurg 1849–1875  Mühlenstraße 3 10.11.1799 Elbing – 6.9.1883 Göttingen. Studium in Königsberg und Göttingen (imm. 29.10.1819, med.), wo B. u. a. bei den Professoren Conrad Martin Langenbeck, Karl Gustav Himly und Friedrich Benjamin Osiander hörte, 1822 Promotion in Berlin, 1829 Oberarzt am Stadtkrankenhaus in Danzig. 1842 Professor der Chirurgie in Greifswald, seit 1849 Direktor der Chirurgischen Klinik in Göttingen. Unter seiner Leitung wurde 1850 das Ernst-August-Hospital, die V. Chirurgische Klinik, in der Geiststraße eröffnet. Noch als 50-jähriger ordentlicher Professor hörte er Vorlesungen des Physiologen Rudolf Wagner, des Chemikers Friedrich Wöhler und des Physikers Wilhelm Weber, um an wissenschaftlichen Entwicklungen teilzunehmen. B.s bedeutendste Schüler waren Theodor Billroth und Friedrich Julius Rosenbach. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1890 auf Antrag von Prof. Franz König angebracht.

Becker, Richard Physiker 1937–1955  Herzberger Landstraße 58 3.12.1887 Hamburg – 16.3.1955 Göttingen. B. studierte zunächst Biologie in Freiburg im Breisgau, wo er 1909 promoviert wurde. Auf Anraten des Münchener Professors Sommerfeld schloss er in Göttingen ein Physikstudium an (imm. 20.4.1910) und absolvierte das Staatsexamen. Er arbeitete zunächst in der Industrie, habilitierte sich 1922 in Berlin und erlangte 1926 ein erstes Ordinariat für theoretische Physik an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. 1936 zum Nachfolger Max Borns als ordentlicher Professor für theoretische Physik nach Göttingen berufen, trat er die Stelle wegen der Umstände von Borns Ausscheiden nicht ohne Zögern an. Als Lehrer legte Becker in seinen Veranstaltungen großen Wert auf Anschaulichkeit, er veröffentlichte u. a. Lehrbücher zur »Theorie der Wärme« (Berlin 1955; 3. Aufl. 1985) und zur »Einführung in die Maxwellsche Theorie, Elektronentheorie, Relativitätstheorie« (Titel der 21. Aufl. Stuttgart 1973). Becker forschte zum 20 

Magnetismus, insbesondere zum »Ferromagnetismus« (gemeinsam mit W. Döring, Berlin 1939), zur Thermodynamik und Plastizität, zu den Stoßwellen und Supra­leitungen. Sein Interesse galt der grundsätzlichen Klärung der Phänomene, nicht der Detailforschung. 1948–1950 Prorektor der Universität, 1952–1955 Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Peter Haasen vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 3. Dezember 1977, Beckers 90. Geburtstag, enthüllt.

Beckmann, Johann Technologe 1766–1811  Paulinerstraße 4 4.6.1739 Hoya an der Weser  – 3.2.1811 Göttingen. Nach anfänglichem theologischem Studium wandte B. sich in Göttingen (imm. 30.4.1759, theol.) den Naturwissenschaften und deren Anwendung auf die Staatswirtschaft zu. 1763 Lehrer am St. Peter-Gymnasium in St. Petersburg. 1766 wurde B. in Göttingen außerordentlicher Professor für Philosophie, hielt aber in der Hauptsache ökonomische Vorlesungen und erhielt 1770 die ordentliche Professur für dieses Fach. B. ist der Begründer der kameralistischen Schule in der Landwirtschaft; sein Lehrbuch »Grundsätze der deutschen Landwirtschaft« (Göttingen 1769) war weit verbreitet und erlebte sechs Auflagen. Als erster legte B. mit seinem Werk »Anleitung zur Technologie« (Göttingen 1777) die wissenschaftlichen Grundlagen für das Fach Technologie, worunter er alle Kenntnisse im Zusammenhang landwirtschaftlicher und gewerblicher Produktion verstand. Von ihm stammt der Begriff »Warenkunde«. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1905 auf Antrag von Frau Sophie Beckmann angebracht.

Beilstein, Konrad Friedrich Chemiker 1862–1865  Zindelstraße 8 17.2.1838 St. Petersburg – 18.10.1906 St. Petersburg. Studium in Heidelberg (Bunsen und Kekulé), München (Liebig) und Göttingen, dort 21

1858 Promotion, 1865 Habilitation bei Friedrich Wöhler. 1866–1896 ordentlicher Professor am Technologischen Institut in St. Petersburg. B. forschte in Göttingen über aromatische Verbindungen, 1865–1871 Mithrsg. der Zeitschrift für Chemie. Die organische Chemie seiner Zeit war von rasantem Erkenntnisfortschritt und dem Streit um die Strukturtheorie von Butlerow und Kekulé geprägt. B. wollte ein ordnendes Lehrbuch schreiben, um die ­Chemie zu vereinfachen, was entstand war ein systematisierender Katalog aller damals bekannten organischen Verbindungen. Dieses »Handbuch der organischen Chemie«, wurde ihm in drei Auflagen zwischen 1880 (1. Aufl. mit 15.000 Verbindungen in zwei Bänden) und 1906 (3. Aufl. in acht Bänden) zur Lebensaufgabe. 1918–1998 erschien die vierte, 503 Bände umfassende Ausgabe. Heute erscheint »der Beilstein« als elektronische Datenbank des Beilstein-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft (Frankfurt a. M.). Die von Dr. Günther Beer und Prof. Dr. Herbert W. Roesky beantragte Gedenktafel wurde am 27. Juni 2006 enthüllt.

Benecke, George Friedrich Philologe 1789–1844  Groner-Tor-Straße 16 10.6.1762 Mönchsroth bei Dinkelsbühl – 21.8.1844 Göttingen. Studium in Göttingen (imm. 12.10.1780, theol), wo B. sich jedoch ganz dem Studium der Klassischen Philologie zuwandte. Seit 1789 an der Universitätsbibliothek (seit 1792 als Sekretär) tätig, wurde B. 1805 außerordentlicher Professor für englische und altdeutsche Philologie, 1813 ordentlicher Professor, seit 1838 auch Direktor der Universitätsbibliothek in Göttingen. B. untersuchte das Mittelhochdeutsche, beeinflusst von seinem Lehrer Christian Gottlob Heyne, nach Methoden der klassischen Philologie und gab textkritische Ausgaben mittelhochdeutscher Literatur, so z. B. zusammen mit Karl Lachmann Hartmann von Aues »lwein« (Berlin 1827), heraus. Eine enge Freundschaft verband B. mit Jacob Grimm. B.s Vorarbeiten zu einem »Mittelhochdeutschen Wörterbuch« bildeten die Grundlage für das von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke später (1854–1866) herausgegebene Werk. Bei B. hörten Politiker wie Christian Karl Freiherr von Bunsen und der Amerikaner George Bancroft, die Dichter Heinrich Heine und Henry Wadsworth Longfellow; seine Schüler waren u. a. die Germanis22 

ten Karl Lachmann und Wilhelm Müller. Begraben auf dem alten Marien-Friedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Philologischen Vereins 1901 angebracht.

Benfey, Theodor Orientalist 1840–1881  Theaterstraße 5 28.1.1809 Nörten bei Göttingen – 26.6.1881 Göttingen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Göttingen studierte B. klassische Philologie in Göttingen (imm. 16.9.1824) und München. Promotion 1828 und Habilitation 1829 in Göttingen. 1830–1834 in Frankfurt und 1834 in Heidelberg Privatdozent für orientalische Philologie, 1848 außerordentlicher, aufgrund von Widerständen wegen seiner jüdischen Herkunft, erst 1862 ordentlicher Professor in Göttingen. Schon in seinem jüdischen Elternhaus lernte er die hebräische Sprache; nach der klassischen Philologie widmete sich B. hauptsächlich orientalischen Sprachen und dem Sanskrit. Mit seinen Studien über indische Märchenmotive und ihren Weg ins Abendland ist B. der Begründer der vergleichenden Märchenforschung, deren Ergebnisse er in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift »Orient und Occident« (Göttingen 1862–1866) niederlegte. B. war Mitglied zahlreicher Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die vor dem Jahre 1905 angebrachte Gedenktafel wurde nach einer Fassadenrenovierung 1927 entfernt und erst 1976 erneuert.

Bergmann, Friedrich Christian Rechtsgelehrter 1808–1845  Goetheallee 2 29.9.1785 Hannover – 28.2.1845 Göttingen. Studium in Göttingen (imm. 18.10.1802), zuerst der Theologie und Philologie, dann der Rechtswissenschaft. Promotion 1805, Privatdozent der Rechtswissenschaft 1805, außerordentlicher Professor 1808, ordentlicher Professor 1811. Während des Protestes der Göttinger Sieben 1837 gegen die Aufhebung der Verfassung von 1833 durch König Ernst August stand B. auf der Seite des Königs von Hannover. B. schrieb ein Lehr23

buch des Privatrechts des Code Napoleon (Göttingen 1810), ferner mehrere Schriften und Quellenausgaben zum Prozessrecht und zur Prozessordnung. Begraben auf dem alten Marien-Kirchhof. Die Gedenktafel wurde 1876 von Pastor Emil Gebser gestiftet; 1928 erneuert.

Berthold, Arnold Adolph Anatom, Arzt und Zoologe 1825–1861  Goetheallee 21 26.2.1803 Soest – 3.2.1861 Göttingen. Studium der Medizin in Göttingen (imm. 23.9.1822), 1825 Habilitation für Zoologie und ver­ gleichende Anatomie; 1835 außerordentlicher, 1836 ordentlicher Professor, 1837 Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften. B.s Experimente an kastrierten Hähnen, die nach der Transplantation von Hoden ihre Kampfeslust wieder erlangten, waren Grundlage der Hormonforschung. Um die Göttinger Zoologische Sammlung, die er nach Johann Friedrich Blumenbachs Tod (1840) allein leitete, machte er sich verdient. Neben zahlreichen physiologischen Arbeiten hat B. ein »Lehrbuch der Physiologie des Menschen und der Tiere« (2 Teile, Göttingen 1829) verfasst, das drei Auflagen erlebte. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1938 von Prof. Dr. chir. dent. Karl Heitmüller gestiftet.

Betz, Johann Albert Aerodynamiker 1925–1968  Herzberger Landstraße 39a 25.12.1885 Schweinfurt – 16.4.1968 Göttingen. B. erwarb 1910 an der Technischen Hochschule Berlin den Dipl.-Ing. für Schiffbau. Er kam 1911 als Mitarbeiter Professor Prandtls nach Göttingen an das Vorläuferinstitut der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA), der er dann lebenslang verbunden blieb. 1919 Promotion, 1922 Habilitation, 1926 außerordentlicher Professor, seit 1937 ordentlicher Professor im Reichsdienst und Direktor der AVA . Nach deren Schließung und Demontage (1946–1950) leitete B. als Nachfolger Prandtls 1947–1957 das einzig von der Demontage ausgenommene Max-Planck-Institut für Strömungsforschung, seit 1953 auch den Wiederaufbau der AVA 24 

(heute Teil der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt). Betz verband in seiner Arbeit die wissenschaftliche Durchdringung von Strömungsvorgängen mit der Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf technische Aufgaben. Er entwickelte Prandtls Tragflügeltheorie weiter und konstruierte mit dem Pfeilflügel und den mehrstufigen Axialgebläsen die wesentlichen Voraussetzungen für den Betrieb der modernen Verkehrsflugzeuge. B. forschte zu Strömungsmaschinen, Schraubenpropellern und Windkanälen, wofür er erst selbst geeignete Messapparaturen (Projektionsmanometer) konstruieren musste. Die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Göttingen gab die Anregung für die am 17. Mai 1978 enthüllte Gedenktafel.

Beust*, Friedrich Ferdinand Graf von Staatsmann in sächsischen Diensten 1826–1827  Weender Straße 25 13.1.1809 Dresden – 24.10.1886 Schloss Altenberg bei Wien. Nach dem Studium in Göttingen (imm. 22.10.1826, jur.) und Leipzig wurde B. sächsischer Gesandter in Berlin (1836), Paris (1838), München (1841), London (1846) und 1848 wieder in Berlin. 1849 sächsischer Außenund Kultusminister, 1853 Außen- und Innenminister. Seine antipreußische Politik führte Sachsen auf die Seite Österreichs. Seit der Niederlage 1866 österreichischer Außenminister, 1867 Ministerpräsident mit dem Titel eines österreich-ungarischen Reichskanzlers; B. war für diplomatische Lösungen und trat nach dem Sieg Preußens über Frankreich 1871 zurück. Von da an österreichischer Botschafter in London und seit 1878 in Paris. Die vor 1905 angebrachte Gedenktafel wurde nicht wieder erneuert.

Billroth, Theodor Chirurg 1849–1851  Prinzenstraße 9 26.4.1829 Bergen (auf Rügen) – 6.2.1894 Opatija, Kroatien. Nach dem Studium der Medizin in Greifswald folgte er seinem Lehrer Wilhelm Baum nach Göttingen (imm. 2.5.1849). 1853 Assistent von B. von 25

Langenbeck in Berlin, 1860 Professor der Chirurgie in Zürich und 1867 in Wien. Als einer der bedeutendsten Operateure seiner Zeit führte B. neue und verbesserte Operationstechniken ein; von ihm stammt die Mischnarkose mit Äther und Chloroform. Als erster Chirurg entfernte er 1874 eine Kehlkopfgeschwulst. B.s Arbeitsgebiet war die Chirurgie und Pathologie der Geschwülste, sein Hauptwerk »Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie« (Berlin 1863). – Schon in Greifswald und später in Göttingen widmete sich B. der Musik. Zusammen mit Universitätsmusik­ direktor Wehner organisierte er 1850 zwei Konzerte der gefeierten Sängerin Jenny Lind im Theater am Wilhelmsplatz und im Saal des Gasthauses »Zur Krone« (heute Sparkasse, Weenderstraße). Er schrieb an seine Mutter: »Wurde sie im ersten Concert mit Enthusiasmus aufgenommen, so waren diesmal die Leute Alle wahnsinnig. Es war als wenn der ganze Himmel herunter kam, um uns arme Menschenkinder zu beglücken«. Die Freundschaft B.s zu dem Komponisten Johannes Brahms dokumentiert sich in dem berühmten Briefwechsel der beiden Männer. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Prof. Gustav Wolffhügel im Jahr 1894 angebracht.

Bismarck, Otto von Reichskanzler 1832–1833  Rote Straße 27 1833  Bürgerstraße 27 a (Bismarck-Häuschen) 1.4.1815 Schönhausen (Altmark) – 30.7.1898 Friedrichsruh. Nach bestandenem Abitur am Gymnasium »Zum Grauen Kloster« in Berlin bezog B. die Universität Göttingen (imm. 10.5.1832, jur.). B. hörte in seinem ersten Semester täglich fünf Stunden Vorlesungen, beginnend um 7 Uhr bei Professor Arnold Heeren mit Länder- und Völkerkunde, bei Professor Gustav Hugo über Logik und Meta­ physik, Rechtsencyklopädie, Institutionen und zur reinen Mathematik bei Professor Bernhard Friedrich Thibaut. Gleich zu Beginn seiner Göttinger Studienzeit trat B. in das Corps Hannovera ein. Er pflegte einen vielseitigen Umgang und schloss Freundschaften in Göttingen, die ein Leben lang dauerten, so mit dem späteren amerikanischen Historiker und Diplomaten John Lothrop Motley und dem Grafen Alexander Keyserling. Nach drei Semestern verließ B. Göttingen und erhielt am 30.11.1833 sein Abgangs26 

zeugnis. Darin wurde bemerkt, dass er außer einigen Rügen einmal wegen TWahme an einem Duell mit zehn Tagen, ein anderes Mal mit drei Tagen Karzer bestraft wurde, mit weiteren vier Tagen strengen Karzers wegen »Überschreitung des für die Gesellschaften der Studierenden vorgeschriebenen Regulativs«. Der Karzer, in dem B. einsaß, befand sich im alten Kollegiengebäude, auf dem Gelände des heutigen Historischen Gebäudes der Universitätsbibliothek. An seine Eltern hat B. einmal über die Universität Göttingen geschrieben »Ich glaube nicht, dass es irgendwo besser ist als hier«. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen 15.3.1877. Eine eiserne Gedenktafel wurde auf Anregung von Bürgermeister Georg Merkel von der Hannoverschen Eisengießerei gestiftet und 1874 an der 1447 erbauten Wallbastion am Leinezufluss angebracht, dem heutigen Bismarck-Häuschen.

Bizyenos, Georgios Schriftsteller 1876–1877  Goßlerstraße 2 1850 Bizye (Thrakien) – 15.4.1896 Athen. Aus armen Verhältnissen stammend, konnte B. mit Hilfe eines reichen Gönners zunächst in Athen und seit 1875 in Göttingen (imm. 23.10.1875) alte Sprachen, Philosophie und Psychologie studieren. Nach drei Semestern in Göttingen, Leipzig und Berlin kehrte er im Sommersemester 1880 nach Göttingen zurück und wurde 1881 bei Professor Lotze über »Das Kinderspiel in Bezug auf Psychologie und Pädagogik« promoviert. 1884 habilitierte er sich in Athen in Philosophie, konnte aber keinen Lehrstuhl erlangen. Als Schriftsteller war Bizyenos ein Wegbereiter der neugriechischen Literatur. Seine Gedichtsammlungen »Attische Brisen« und »Bosporische Brisen« entstanden teilweise in Göttingen. Die Erzählungen erweisen ihn als Meister in der Beschreibung und psychologischen Vertiefung von Charakteren (»Gesammelte Werke«, hrsg. v. K. Mamoni, Athen 1995). Die Erzählung »Die Folgen der alten Geschichte« (Athen 1884; deutsche Übers, in: Greek Letters 9, 1995/96) handelt großenteils in der kleinen Stadt Göttingen, »so unscheinbar und unbedeutend in jeder anderen Hinsicht, so glanzvoll und berühmt wegen ihrer A ­ ugustäischen Akademie«. Bizyenos’ Lebensweg endete tragisch in geistiger Umnachtung. Die von der Griechischen Gemeinde Göttingen gestiftete Gedenktafel wurde am 14. Januar 1994 enthüllt. 27

Johann Friedrich Blumenbach

Blumenbach, Johann Friedrich Naturforscher 1774–1840  Neustadt 14 11.5.1752 Gotha – 22.1.1840 Göttingen. Studium in Jena und Göttin­ gen (imm. 19.10.1772, med.). 1776 außerordentlicher, 1778 ordentlicher Professor der Medizin in Göttingen. B. kann als einer der Begründer der Paläontologie und der vergleichenden Anthropologie gelten. B. schuf die ersten klaren und brauchbaren Kategorien, seine naturgeschichtliche Betrachtungsweise legte außerdem die Grundlagen für Mineralogie, Ethnologie, Zoologie und andere Biowissenschaften. Berühmt war seine Sammlung menschlicher Schädel, die ihm das Material für seine Variationsstudien lieferte. Durch Vermittlung B.s erhielt das Akademische Museum 28 

in Göttingen die von Johann Reinhold Forster auf den Weltreisen von James Cook angelegte, wertvolle Südsee-Sammlung, die über seinen Sohn Johann Georg Forster nach Göttingen gelangte und heute den Grundstock des Völkerkunde-Museums der Universität bildet. B. schrieb u. a. ein »Handbuch der Naturgeschichte« (Göttingen 1779, in 13.  Aufl. 1830 erschienen). »Seine Vorlesung zu besuchen, schien für Studierende aller Fakultäten unerlässlich, und Schüler in diesem Sinne hat er in allen Kreisen und aus fast allen Kulturländern gefunden«. Seine Reputation reichte weit: er war Mitglied von 47 Akademien und Sozietäten. Verheiratet war B. mit der Tochter des hannoverschen Universitäts-Beamten Georg Friedrich Brandes (1719–1791). Seine Schwäger waren Ernst­ Brandes (1758–1810) und Christian Gottlob Heyne (1729–1812). Begraben auf dem Albani-­Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag von Bürgermeister Georg Merkel angebracht und nach Abriss des alten Gebäudes am Neubau Nr. 14 erneuert.

Böhmer, Georg Ludwig Jurist 1740–1797  Stumpfebiel 2 18.2.1715 Halle/Saale – 17.8.1797 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaften und Promotion in Halle (1738); 1740 als außerordentlicher Professor für Rechtswissenschaften nach Göttingen berufen, 1742 ordentlicher Professor. B. lehrte 57 Jahre in Göttingen. Grundlegend für das Staatskirchenrecht wurden seine immer wieder aufgelegten »Principia juris canonici speciatim ecclesiastici per Germani« (Göttingen 1762). Selbst sehr musikalisch, veranstaltete B. regelmäßig Hauskonzerte, bei denen er die Geige, Professor Gottfried Achenwall den Generalbass spielte. In den Erinnerungen Pieter Poels heißt es, dass B. ein »juristischer Pedant von einer soliden Originalität« war, und »dass er, treu auf die Bühne gebracht, dort für eine Karikatur gelten würde«. B. war der Vater von Johann B. (1754–1788), der mit Caroline, der Tochter des Orientalisten Johann David Michaelis, verheiratet war. Grabstätte unbekannt. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der juristischen Fakultät 1913 angebracht.

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Boie, Heinrich Christian Dichter des Hains 1769–1776 Barfüßerstraße 16 19.7.1744 Meldorf (Dithmarschen)  – 3.3.1806 ebd. Nach dem Studium der Theologie und der Rechtswissenschaften in Jena ging B. als Hofmeister junger Engländer nach Göttingen (imm. 17.4.1769, jur.), wo er mit Gottfried August Bürger befreundet war und zusammen mit Ludewig Christoph Hölty, Johann Heinrich Voß und anderen den Dichterbund Göttinger Hain gründete. B. gab von 1770 bis 1775 nach französischem Vorbild, erstmalig in Deutschland, den »Göttinger Musenalmanach« bei dem Verleger Dieterich heraus, in dem die Lied- und Odendichtung des Hains vorherrschte. Von B. übernahm Joh. Heinrich Voß, der später sein Schwager wurde, die Edition des Almanachs und machte ihn berühmt. B. ist auch der Herausgeber der literarischen Monatszeitschrift »Deutsches Museum« (1776–1788), fortgeführt als »Neues Deutsches Museum« (1788–1791). 1781 Landvogt von Süderdithmarschen in Meldorf. B. wohnte von 1772–1776 Barfüßerstraße 16 in dem 1771/72 gebauten Haus des Bier- und Branntweinschenkers Johann Philipp Frankenfeld, wo auch Klopstock als Gast von B. einkehrte. Das Haus, vom Hainbund »Bardei« genannt, wurde zum Mittelpunkt des Hainbundes. Die in Verlust geratene Gedenktafel wurde auf Beschluss des Magistrats in den Jahren 1905 und 1953 erneuert.

Bolyai, Wolfgang (eigentl.: Farkas Bolyai) Mathematiker 1796–1799  Kurze Straße 2 9.2.1775 Bolya (Siebenbürgen) – 20.11.1856 Marosvásárhely (heute: Tîrgu Mureş, Rumänien). B. studierte Mathematik in Jena und wechselte 1796 nach Göttingen (imm. 11.10.1796, phil.). Damals erfreute sich die Georgia Augusta großer Beliebtheit unter Studenten aus Ungarn und Siebenbürgen. Bolyais wichtigster Lehrer war der Mathematiker Professor Kaestner. 1799 kehrte B. nach Siebenbürgen zurück, wo er 1804–1853 als Professor für Mathematik, Physik und Chemie am Reformierten Kolleg in Marosvásárhely lehrte. Seinem Studienfreund C. F. Gauß blieb er lebenslang im Briefwechsel verbunden. Bolyai forschte zu den exakten Grund30 

lagen der Geometrie; dem in der ungarischen Provinz Lebenden blieb jedoch die gebührende Anerkennung durch die Fachgelehrten weitgehend versagt. Wissenschaftliches Hauptwerk: »Tentamen iuventutem studiosam in elementa mathesos purae« (2 Bde., Marosvásárhely 1832/33). Bolyais Sohn Janos zählt zu den Begründern der nichteuklidischen hyperbolischen Geometrie. Die von Professor Dr. István Futaky angeregte und vom Kulturund Informationszentrum der Republik Ungarn, Stuttgart, gestiftete Tafel wurde am 11. Juni 1993 enthüllt.

Bonhoeffer, Dietrich Theologe 1938  Herzberger Landstraße 55 4.2.1906 Breslau – 9.4.1945 KZ Flossenbürg (hingerichtet). Studium der Theologie in Tübingen und Berlin, 1927 Promotion, 1929 Habilitation. Hochschuldozent und Pfarrer, u. a. 1933–1935 in London, wo er den Bischof von Chichester, George Bell, kennenlernte, über den er später als Widerständler Kontakt zur englischen Regierung suchte. 1935 Leiter des illegalen Predigerseminars der Bekennenden Kirche auf der Halbinsel Zingst, später in Finkenwalde (heute Stettin). Im September 1938 half B. seiner Zwillingsschwester Sabine Leibholz und deren Mann Gerhard bei der Flucht aus Deutschland und wohnte fünf Wochen in deren Haus. Hier entstand sein Buch »Gemeinsames Leben«, darin beschrieb er seine Vorstellung vom täglich in Gemeinschaft gelebten christlichen Glauben. Das bis heute am häufigsten wiederaufgelegte Buch B.s beeinflusste bis in die Gegenwart die christlichen Kommunitäten, z. B. Taizé. 1940 erhielt B. Rede- und 1941 Schreibverbot, am 5.4.1943 wurde er als Mitglied der Widerstandsgruppe um Admiral Canaris verhaftet und kurz vor Kriegsende auf ausdrücklichen Befehl Hitlers ermordet. Die Gedenktafel haben alle Fraktionen des Göttinger Rats gemeinsam beantragt, die Enthüllung fand am 12. September 2007 statt.

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Bonhoeffer, Karl Friedrich Chemiker 1949–1957  Merkelstraße 25 13.1.1899 Breslau – 15.5.1957 Göttingen. Sohn des Neurologen Karl, Bruder des Theologen Dietrich Bonhoeffer. 1917–1922 Chemiestudium in Berlin und Tübingen, 1922 Promotion bei Walter Nernst in Berlin. 1927 Habilitation in Chemie bei Professor Fritz Haber. 1930–1934 ordentlicher Professor für physikalische Chemie in Frankfurt a. M., 1934–1947 in Leipzig. B. trug 1946–1949 wesentlich zum Wiederaufbau der Berliner Universität und des damaligen KaiserWilhelm-Instituts bei. 1949–1957 Direktor des in Göttingen neu gegründeten Max-Planck-Instituts für physikalische Chemie, seit 1953 Honorarprofessor. Bis Ende der dreißiger Jahre arbeitete B. vor allem zur physikalischen Chemie der Elementarvorgänge. 1929 entdeckte er gemeinsam mit Paul Harteck den Para­wasserstoff. In Frankfurt entwickelte er die Methode, chemische Reaktionen mittels Isotopenmarkierungen zu verfolgen. Später wandte er sich der Elektrochemie und schließlich physiologischen und biologischen Fragestellungen zu (Nervenfunktion, Membranen). Das 1971 in Göttingen gegründete Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie trägt seinen Namen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von den Professoren Heinz-Georg Wagner und Jürgen Troe vorgeschlagene Gedenktafel ist eine Stiftung des Bonhoeffer-Instituts. Sie wurde am 26. Oktober 1982 enthüllt.

Borheck, Georg Heinrich Universitätsarchitekt und Oberbaukommissar 1784  Kurze Geismarstraße 1 30.10.1751 Göttingen – 12.6.1834 ebd. Sohn des Zeugmachers Hiero­ nymus B. Studium in Göttingen (imm. 1.10.1771, math.). 1780 wurde B. zum Klosterbaumeister der Fürstentümer Calenberg und Göttingen sowie zum Universitätsarchitekten und Dozenten für Mathematik, Feldmesskunst und Architektur ernannt. Sein wichtigstes Bauwerk in Göttingen ist die Frauenklinik, das Accouchierhaus in der Kurzen Geismarstraße 1, wo eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht wurde: »Zum Gedächtnis der Begründer dieses Hauses: Frauenarzt Hofrat G. W. Stein und Univ. Baumeister Borheck 1784«; ebenso lieferte B. den Entwurf für den älteren Teil der 32 

Universitätsbibliothek und die neue Universitätssternwarte, deren Bau 1803 begonnen und 1816 durch Bauinspektor Justus Heinrich Müller vollendet wurde. B. schrieb mehrere Werke, u. a.: »Entwurf einer Anweisung zur Landbaukunst nach ökonomischen Grundsätzen« (2 Bde., Göttingen 1779–1792), und »Gründliche Anweisung zur Anlage der Beutelmaschinen und der deutschen Ölmühlen« (Göttingen 1826). Begraben auf dem alten Marien-Friedhof.

Born, Max Physiker 1921–1927  Planckstraße 21 11.12.1882 Breslau  – 5.1.1970 Göttingen. Studium zunächst in Heidelberg und Zürich, ab 1904 in Göttingen, wo er 1907 promoviert wurde. 1908 wurde er nach Göttingen berufen, 1915 außerordentlicher Professor an der Universität Berlin, 1919 ordentlicher Professor in Frankfurt a. M.. 1921 kam er nach Göttingen zurück. B. war einer der bedeutendsten Wegbereiter der modernen theoretischen Physik. Er hatte, in Zusammenarbeit mit seinen Schülern W. Heisenberg und P. Jordan, großen Anteil an der Entwicklung der Quantenmechanik. Ihm verdankt die Universität in Göttingen ihren internationalen Ruf in dieser Zeit. 1933 emigrierte er wegen seiner jüdischen Herkunft nach England und lehrte an der Universität in Cambridge, dann kurze Zeit in Bangalore (Indien), von 1936–1953 an der Universität in Edinburgh. B. hat mit seinen 20 Publikationen und etwa 300 Beiträgen in verschiedenen Fachzeitschriften ein gewaltiges Lebenswerk hinterlassen. Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Göttingen am 28. Juni 1953, Nobelpreis für Physik 1954, zusammen mit W. Bothe. 1957 unterzeichnete er u. a. mit Otto Hahn und Werner Heisenberg, als einer der »Achtzehn«, so in Erinnerung an die Göttinger Sieben genannt, das Göttinger Manifest, eine Erklärung gegen die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik, aber für »die friedliche Verwendung der Atomenergie«. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Anregung von Professor Dr. Friedrich Hund und der Londoner Familie Born am 5.1.1971 enthüllt.

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Bouterweck, Friedrich Ludewig Philosoph und Literarhistoriker 1797–1828  Weender Straße 77 15.4.1766 Oker (Harz) – 9.8.1828 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen (imm. 29.4.1784), zugleich der Philologie bei Christian Gottlob Heyne und der Philosophie bei J. G. H. Feder. Nach Abschluss des Studiums zunächst als Advokat in Hannover tätig, kam B. 1789 als Privatdozent der Philosophie nach Göttingen zurück und hielt literaturhistorische und philosophische Vorlesungen, als einer der ersten auch über die Philosophie Kants. 1797 wurde B. außerordentlicher Professor, 1802 ordentlicher Professor der Philosophie in Göttingen. B. war befreundet mit dem Dichter Gottfried August Bürger und ver­ öffentlichte in dessen Musenalmanach Gedichte; populär war auch sein Roman »Graf Donamar« (1791–1793). Seine »Geschichte der Poesie und Beredtsamkeit seit dem Ende des 13. Jahrhunderts« (12 Bde., Göttingen 1801–1819) kann als eine der letzten universalen Leistungen auf dem Gebiet der Literaturgeschichte gelten. Die von B. in jedem Wintersemester gehaltene Vorlesung über Ästhetik wurde von keinem Göttinger Studenten versäumt. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät 1910 angebracht und 1986 erneuert.

Brahms, Johannes Musiker Sommer 1853  Ritterplan 7/8 (Städtisches Museum) 7.5.1833 Hamburg – 3.4.1897 Wien. B. galt bereits als Wunderkind, als er 1853, mit 20 Jahren, Hamburg verließ und eine Konzertreise unternahm. In Hannover lernte er den Violinvirtuosen Joseph­ Joachim, in Weimar Franz Liszt und auf dessen Empfehlung Clara und Robert Schumann in Düsseldorf kennen. Auch als dieser starb, blieb er mit Clara Schumann befreundet; sie gilt nach A ­ gathe von Siebold als seine zweite Liebe. B. lernte Agathe kennen, als er den Sommer 1853 in Göttingen verbrachte; 1858 bei einem weiteren Besuch in Göttingen, musizierte er mit ihr, seinem Freund Joseph Joachim und Clara Schumann im Haus des Pianofabrikanten W ­ ilhelm Ritmüller, in dem sich heute das Städtische Museum 34 

befindet. In privatem Kreis wurde dort seine 1. Serenade in D-Dur op. 11 uraufgeführt. Im Accouchierhaus, in dem Agathes Vater, der Gynäkologe Eduard von Siebold, in seiner Dienstetage Hausmusik pflegte, begegneten sich B. und Agathe 1859 zum letzten Mal. Diri­ gententätigkeit von 1857–1859 in Detmold, Berlin und Hamburg, bis B. in Wien 1862 die ihm gemäße Umgebung für sein Schaffen fand. Das populärste Werk von B. ist »Ein Deutsches Requiem«. Eine erste Gedenktafel wurde auf Antrag des Bürgervorstehers Prof. Voigt 1899 am Nikolausberger Weg 15, ehemals Standort eines im Sommer 1853 von Brahms bewohnten Gartenhauses, angebracht, 1909 nach Nr.  21 umgehängt. Ein ovales Holzschild mit der gemalten Beschriftung: »Im Haus Nikolausberger Weg 21 wohnten 1853 die Komponisten Brahms und Joachim« wurde 1932 außerhalb des Gartenzauns aufgestellt, jedoch in der Zeit des Nationalsozialismus wegen der jüdischen Herkunft Joachims wieder entfernt. Spätestens 1942 wurde auch die Tafel abgenommen. 1953 erneuert, jedoch 1967 Abbruch des Hauses. Auf Antrag Prof. Dr. Martin Staehelins wurde am 7. Mai 2003 eine gemeinsame Tafel für Brahms und Joachim am Museum enthüllt.

Brandi, Karl Historiker 1902–1946  Herzberger Landstraße 44 20.5.1868 Meppen – 9.3.1946 Göttingen. Studium der Geschichte in München, 1890 Promotion in Straßburg, Habilitation für mittlere und neuere Geschichte sowie für historische Hilfswissenschaften 1895 in Göttingen. 1897 außerordentlicher Professor in Marburg, 1902–1936 und von 1939–1946 ordentlicher Professor für deutsche Geschichte in Göttingen; Begründer der diplomatischen Zeitschrift »Archiv für Urkundenforschung« (1909) und der noch heute bestehenden Historischen Kommission für Hannover, Olden­burg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, deren Vorsitzender er bis 1938 war. Sein bedeutendes Werk »Kaiser Karl V.« (2 Bde., 1937–1941) erfuhr viele Übersetzungen und bis 1985 acht Auflagen. B. war Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und zahlreicher anderer gelehrter Sozietäten. Aus seiner Schule sind 122 Dissertationen hervorgegangen. Auf die Versuche, die Geschichtswissenschaft politisch zu vereinnahmen, reagierte B. ausweichend. Begraben auf dem Stadtfriedhof. 35

Karl Brandi

Brandl*, Alois Anglist 1888–1889  Wagnerstraße 4 21.6.1855 Innsbruck – 5.2.1940 Berlin. Studium der klassischen und germanischen Philologie in Innsbruck und Wien. 1881 Privatdozent in Wien, 1884 außerordentlicher Professor an der deutschen Universität in Prag, 1888 ordentlicher Professor für englische Philologie in Göttingen. 1892 ging B. nach Straßburg, 1895 nach Berlin. In seiner Göttinger Zeit arbeitete B. über das Alt- und Mittelenglische und mittelenglische Dialekte. Er ist der eigentliche Begründer des Faches Anglistik und des Englischen Seminars in Göttingen. Seit 1896 Herausgeber des »Archivs für das Studium der neueren Sprachen und Literatur«, seit 1903 Präsident der deutschen 36 

Shakespeare-­Gesellschaft. Bahnbrechend wirkte seine erste größere Arbeit über »Samuel Taylor Coleridge und die englische Romantik« (Berlin 1886). Die Gedenktafel war bereits 1962 nicht mehr vorhanden.

Brecht, Walther Rudolf Arnold Jurist 1904  Untere Karspüle 5 26.1.1884 Lübeck – 11.9.1977 Eutin. B. studierte Rechtswissenschaft in Bonn, Berlin und Göttingen (imm. 25.4.1904) und trat nach der Promotion (Leipzig 1906) in den Justiz- und Reichsdienst ein. Seit Oktober 1918 Mitarbeiter der Reichskanzlei, 1921–1927 Leiter der Verfassungsabteilung im Reichsinnenministerium. Nach einer Auseinandersetzung mit dem deutschnationalen Minister trat B. 1927 in das preußische Staatsministerium über und wurde Preußens Bevollmächtigter im Reichsrat. Als überzeugter Republikaner initiierte B. 1922 das Gesetz zum Schutz der Republik, arbeitete an mehreren Vorhaben der Reichsreform und vertrat 1932 die ab­gesetzte preußische Regierung beim Prozess vor dem Staatsgerichtshof. Hitlers Antrittsbesuch als Reichskanzler beim Reichsrat am 2.2.1933 nutzte B., um diesen an seinen Amtseid zu erinnern, der ihm die Wahrung der Verfassung und der Gesetze auferlege – ein Verhalten, dass B. mit vorübergehender Haft und späterer Entlassung büßte. Noch 1933 emigrierte er in die Vereinigten Staaten und nahm bis 1953 in New York eine Professur für Staatswissenschaft wahr. B.s »Politische Theorie« (1959; dt. Tübingen 1961) erörtert angesichts seiner Lebenserfahrung das Verhältnis von Moral, Politik und Wissenschaft. Die von Heiko Holste angeregte Gedenktafel wurde am 27. April 2001 enthüllt.

Brentano, Clemens Wenzel Maria Dichter 1801  Weender Straße 30 9.9.1778 Ehrenbreitstein – 28.7.1842 Aschaffenburg. Nach dem Studium der Berg- und Kameralwissenschaften in Bonn (1794), Halle (1797) und Jena (1798) begann B. ein unstetes Wanderleben, das ihn nach Dresden, Frankfurt, Weimar, Jena, Marburg, Göttingen (imm. 37

21.5.1801, phil.) und Heidelberg führte. B. pflegte Beziehungen zu Goethe, dem Kreis der Frühromantiker um die Brüder Friedrich und Wilhelm Schlegel in Jena, zu Ludwig Tieck, Friedrich Carl von Savigny und Johann Gottlieb Fichte. Zusammen mit seinem Freund Achim von Arnim, den er während seines Göttinger Studiums kennen gelernt hatte, gab er in der Blütezeit der Heidelberger Romantik die Sammlung »Des Knaben Wunderhorn« (3 Bde., Heidelberg 1806–1808) heraus. Er war zerrissen, ruhelos und exzentrisch, in seinen späteren Jahren ein bedeutender Vertreter der katholischen Spätromantik, gerade als Lyriker. Nach 1815 lebte B. am Rhein, bis er sich 1833 in München bei Johann Joseph von Görres, einem Dichter aus dem Kreis der Heidelberger Romantik, niederließ. Als Werke sind zu nennen: die Erzählung »Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl« (1838), das Märchen­ »Gockel, Hinkel, Gakeleja« (1838) und die Gedichtsammlung »Romanzen vom Rosenkranz«. Die Gedenktafel wurde am 23.8.1907 auf Anregung von Prof. Edward Schröder angebracht.

Briegleb, Hans Karl Jurist 1845–1879  Gotmarstraße 1 1.5.1805 Bayreuth – 5.9.1879 Göttingen. Nach anfänglichem theologischen Studium wandte sich B. der Rechtswissenschaft zu und ließ sich in Nürnberg als Rechtsanwalt nieder. 1842 ordentlicher Professor der Rechte in Erlangen, 1845 als Nachfolger von Friedrich Christian Bergmann nach Göttingen berufen. Die Bedeutung von B.s Lehrtätigkeit liegt darin, dass er die Ideen der Historischen Rechtsschule auf die Prozessordnung übertragen hat. Während seiner Göttinger Zeit veröffentlichte B. »Rechtsfälle zum akade­ mischen Gebrauch« (Göttingen 1848–1850) und die »Einleitung in die Theorie der summarischen Prozesse« (Leipzig 1859). Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1910 auf Vorschlag der Juristischen Fakultät angebracht.

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Brugsch, Heinrich Ferdinand Karl Ägyptologe 1868–1877  Untere Masch-Straße 16 18.2.1827 Berlin – 9.9.1894 Charlottenburg (heute Berlin). B. begann als Gymnasiast sich mit ägyptischen Altertümern zu beschäftigen und veröffentlichte eine Grammatik des Demotischen, der Umgangssprache Altägyptens. Studium in Berlin und Habilitation 1854, seit 1853 wiederholt wissenschaftliche Reisen nach Ägypten, später auch in den Vorderen Orient. Vizekönig Ismael Pascha beauftragte B. mit der Einrichtung der École d’Égyptologie in Kairo, an der auch ägyptische Landeskinder unterrichtet wurden. 1873 erhielt B. den Titel Bey, 1881 den Titel Pascha verliehen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten beruhen nicht wie bis dato üblich auf der Wiedergabe antiker Autoren, sondern auf eigener Kenntnis der überlieferten Denkmäler. Die »Geographischen Inschriften altägyptischer Denkmäler« (1857–1860), das »Hieroglyphisch-demotische Wörter­ buch« (1867–1882) und ebenso das »Dictionnaire géographique de l’ancienne Egypte« (1879/80) blieben für lange Zeit Grundlagenwerke der Ägyptologie. 1867 richtete die preußische Regierung für B. einen Lehrstuhl in Göttingen ein, um ihn im Lande zu halten. Nach B.’s eigenen Aussagen wurde er in Göttingen als »Preuße« angefeindet. Da er oft und lange abwesend war, veranstaltete er außerhalb der Vorlesungszeiten Vorlesungen mit bis zu 500 Zuhö­ rern, alsbald als »Sommertheater« bekannt. 1877 Aufgabe des Ordinariats, B. lebte in Berlin und begleitete diplomatische Missionen und Reisen hochrangiger Aristokraten in den Vorderen Orient, u. a. Kronprinz Rudolf von Österreich. Die von Dr. Heike Behlmer für das Seminar für Ägyptologie und Koptologie beantragte Gedenktafel wurde am 26. September 2003 enthüllt.

Buch, Christian Leopold von Geologe und Paläontologe 1795  Weender Straße 37 25.4.1774 Schloss Stolpe (Uckermark) – 4.3.1853 Berlin. Studium an der Bergakademie Freiberg, in Halle und Göttingen (imm. 4.5.1795, cam.). Auf weiten, auch zu Fuß unternommenen Reisen erforschte B. die Tektonik und regionale Geologie großer Teile Europas. Als 39

Herausgeber der geognostischen Karte Deutschlands (Berlin 1826 u. 1832) machte er sich einen Namen. B. gilt als Begründer der paläontologisch ausgerichteten Historischen Geologie und im Urteil Alexander von Humboldts als bedeutendster Geologe seiner Zeit. 1806 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin; 1848 erster Präsident der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Die Gedenktafel wurde 1905 auf Antrag des Geologen und Geh. Bergrates Prof. Adolf von Koenen angebracht und 1953 erneuert.

Bullerjahn, Rudolf Musiker 1886–1890  Weender Straße 52 13.1.1856 Berlin – 7.1.1911 Moskau (nach dem julianischen Kalender am 25.10.1910). Zu Unrecht gilt Rudolf Bullerjahn bis heute in Göttingen als verkrachte Existenz und unfähiger Musiker: Tatsächlich erhielt er in Berlin eine gründliche musikalische Ausbildung in Violinspiel (Meisterklasse Joseph Joachims), Komposition und Dirigat. 1882 wurde er Solist in der Meininger Hofkapelle unter Hans von Bülow, 1886 Städtischer Musikdirektor in Göttingen. Mit seinen Orchestermusikern, deren Gehälter er aus seinem Privatvermögen aufbringen musste, brachte er sowohl die damals modernen Komponisten (Richard Wagner) als auch die leichte Muse der Strauß-Familie, Joseph Lanners und anderer zur Aufführung. Da der Göttinger Magistrat sich weigerte, für eine aus­ reichende finanzielle Ausstattung des Orchesters zu sorgen, kündigte Bullerjahn 1890 seine Anstellung auf. 1891 nahm er seinen Wohnsitz in Moskau und reiste fortan als angesehener Konzertdirigent durch Russland. 1897 gründete er in Kiew die noch heute stattfindenden Sommer-Symphonie-Konzerte. Konzerttourneen führten ihn 1892 und 1902/03 in die Vereinigten Staaten, 1910 nach Brüssel. Er dirigierte Uraufführungen von Werken Sergej Rachmaninows und die russische Erstaufführung des »Deutschen Requiems« von Johannes Brahms. Sein Andenken in Göttingen blieb jahrzehntelang im studentischen Liedgut vom »Direktor Bullerjahn« gewahrt. Die vom Göttinger Generalmusikdirektor Christian Simonis beantragte Gedenktafel wurde am 22. April 2002 enthüllt.

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Rudolf Bullerjahn

Bunsen*, Christian Karl Josias Freiherr von Preußischer Diplomat 1809–1811  Kurze Geismarstraße 3 25.8.1791 Korbach (Waldeck) – 28.11.1860 Bonn. Studium der Theologie in Marburg und der Philosophie in Göttingen (imm. 26.10.1809), 1811 Gymnasiallehrer in Göttingen. Zu seinen Freunden gehörten der Theologe Gottfried Christian Lücke und die Dichter Ernst Schulze und Wilhelm Hey. Seit 1813 unternahm B. zahlreiche Reisen, um seine bei Professor Georg Friedrich Benecke zusammen mit Karl Lachmann begonnenen alt- und mittelhochdeutschen Studien zu vertiefen, bis er 1818 von dem Altertumsforscher und Diplomaten Barthold Georg Niebuhr nach Rom geholt wurde; dort 1824–1838 41

preußischer Gesandter beim Vatikan, 1829 wirkte er beim Aufbau des Archäologischen Instituts als dessen Generalsekretär mit. 1839 Botschafter in Bern, 1842 in London. Nach seiner Abberufung 1854 widmete er sich in Heidelberg und Bonn seinen theologischen Studien. B. war eng befreundet mit König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, dem er auch seine ungewöhnliche diplomatische Karriere verdankte. Die 1937 erneut angebrachte Gedenktafel ist heute nicht mehr vorhanden. Das Haus wurde für den Neubau der Volksbank abgerissen.

Bunsen, Robert Wilhelm Chemiker 1834–1836  Goetheallee 22/23 30.3.1811 Göttingen – 16.8.1899 Heidelberg. Sohn von Christian Bunsen, des Göttinger Professors der neueren Sprachen und Kustos an der Universitätsbibliothek. Nach dem Besuch der Gymnasien in Göttingen und Holzminden studierte B. in Göttingen Chemie und Naturwissenschaften (imm. 25.4.1828, math.). Seine ersten Experimente führte er im Chemischen Laboratorium in der Hospitalstraße durch. Seine Dissertation wurde als akademische Preisarbeit ausgezeichnet. 1831 Promotion, 1834 Habilitation für Chemie in Göttingen. 1836 wurde B. Nachfolger Friedrich Wöhlers an der Höheren Gewerbeschule in Kassel, 1839 in Marburg, 1851 in Breslau und 1852 in Heidelberg ordentlicher Professor. B. entdeckte zusammen mit dem Physiker Gustav Robert Kirchhoff die Spektral­ analyse, die der Astrophysik und Atomforschung neue Bahnen wies. 1850 konstruierte er einen Gasbrenner, den so genannten »Bunsenbrenner«. B. gilt als der Begründer der physikalischen Chemie in Deutschland. B. wohnte in seiner Jugend- und Studentenzeit sowie als Privatdozent im elterlichen Haus in der Unteren Maschstraße 30 (alte Haus-Nr. 862), wo heute ein Flügel von Gebhards Hotel steht. Dort ist auch 1900 auf Anordnung des Magistrats die Gedenktafel angebracht worden.

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Burckhardt, Heinrich Wilhelm Christian Forstdirektor 1844–1849  Hann. Münden, Am Plan 6 26.2.1811 Adelebsen – 14.12.1879 Hannover. Nach dem Studium der Forstwissenschaft in Göttingen (imm. 29.10.1831) trat B. in den hannoverschen Forstdienst ein. Ab 1836 bewirtschaftete er als Forstverwalter verschiedene größere Reviere. Von 1844 bis 1849 lehrte B. an der Forstlehranstalt in Hannoversch Münden. Nach deren Auflösung wurde B. in die Domänen-Kammer berufen, 1858 als Forstdirekter und Generalsekretär in Forstsachen in das Finanzministerium versetzt. B. erwarb sich große Verdienste um das hannoversche Forstwesen, in der Forsteinrichtung, der Forstorganisation und der Forstpolitik. B. war maßgebend an der Schaffung verschiedener Gesetze zur Forstrechtsablösung und der Verwaltung der Gemeinde- und Kirchenforsten beteiligt. Die Gründung der Forstakademie und des Forstbotanischen Gartens in Hannoversch Münden 1868 ist ebenfalls weitgehend sein Verdienst. Besondere Ehrungen wurden B. 1872 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität München und 1878 der Juristischen Fakultät Göttingens zuteil. Sein Werk »Säen und Pflanzen nach forstlicher Praxis« (Hannover 1855) gilt als eines der besten Handbücher.

Bürger, Gottfried August Dichter 1768–1771  Rote Straße 28 31.12.1747 Molmerswende (Harz)  – 8.6.1794 Göttingen. 1760–1763 Pädagogium und 1764 Studium der Theologie in Halle, 1768 der Rechtswissenschaften und Philosophie (imm. 16.4.1768, jur.) in Göttingen. Im Sommer 1772 wurde B. Amtmann des Gerichtsbezirks Altengleichen bei Göttingen. Er war befreundet mit Heinrich Christian Boie, Johann Heinrich Voß, den Grafen Stolberg-Stolberg und Ludewig Christoph Hölty, den Dichtern des Göttinger Hains. Aus diesem Kreis ging 1770 der erste deutsche, bei dem Verleger­ Dieterich erschienene »Musen-Almanach« hervor, dessen Redaktion B. 1779–1794 selbst übernahm. B. war ein Dichter des Sturm und Drang und der Begründer der deutschen Kunstballade mit »Lenore« (1773), die erstmals im »Musen-Almanach für das Jahr 43

1774« veröffentlicht wurde. Wie auch andere Dichter des Göttinger Dichterbunds trat B. mit Übersetzungen antiker und englischer Autoren hervor wie der Werke des Homer, Shakespeares »Macbeth« (1783) und Schriften von Benjamin Franklin (1792). Bekannt ist auch seine Bearbeitung der Münchhausen-Erzählung aus dem Englischen von R. E. Raspe. Nach dem Tod seiner ersten Frau und dem Verlust seines Vermögens 1784 legte B. sein Amt nieder und kam als Dozent für Ästhetik nach Göttingen zurück. Zu seinen Schülern gehörte August Wilhelm Schlegel. 1787 wurde B. Ehrendoktor der Philosophie und 1789 außerordentlicher Professor, allerdings ohne Bezüge. B. lebte in unglücklicher Ehe mit Dorette Leonhart, denn er liebte auch ihre »Molly« genannte Schwester Auguste, die er – verwitwet – heiratete. Seine dritte Ehe mit der Schwäbin Elise Hahn, die sich ihm in Briefen poetisch antrug, wurde 1792 nach schwerem Zerwürfnis geschieden. B.s Liebesgeschichten gaben in Göttingen viel Anlass zu Klatsch und Spott; seine letzten Lebensjahre verbrachte er einsam und völlig verarmt. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof; Grabstätte unbekannt. Eine Gedenktafel am Haus Prof. Schlözers in der Paulinerstraße wurde vor 1905 angebracht und war noch 1946 erhalten; heute steht das Haus nicht mehr. – Eine weitere Gedenktafel befand sich in der Bürgerstraße bis zum Abbruch des Gebäudes 1957 für den Neubau der Kreisverwaltung; diese Tafel wurde 1958 am Haus Rote Straße 28 angebracht. Auch in Gelliehausen befindet sich eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus. – Ein älteres Bürger-Denkmal, 1798 im heutigen Cheltenhampark errichtet, stand bis 1956 vor dem Groner Tor und wurde dann wegen Baufälligkeit abgetragen. Eine Bürger-­ Büste von Gustav Eberlein wurde 1895 auf dem BartholomäusFriedhof enthüllt und 1994 anlässlich des 200. Todestages von B. an der Bürgerstraße nahe der Voigtschule erneut aufgestellt.

Calsow, Georg Friedrich Oberbürgermeister 1893–1926  Wilhelm-Weber-Straße 23 21.11.1857 Timmendorf, Insel Poel (Mecklenburg)  – 12.2.1931 Göttingen. Calsow studierte Rechtswissenschaft in Göttingen (imm. 23.4.1877) und Kiel. 1890 wurde er Senator der Stadt Göttingen, am 1.10.1893 als Nachfolger Merkels Bürgermeister, seit 1903 mit dem Titel Oberbürgermeister. C. gelang es, die hoch verschuldeten 44 

städtischen Finanzen zu sanieren; gleichzeitig mussten Wohnungen und öffentliche Bauten für die ständig wachsende Bevölkerung geschaffen werden. Wichtige Bauvorhaben u. a.: 1899 Elektrizitätswerk, 1902 Stadthaus, 1906 Augenklinik und Stadtbadehaus, 1907 Feuerwache, 1910 Gewerbeschule und Kinderklinik, 1912 Städtisches Krankenhaus. Nach 1914 unternahm Calsow große Anstrengungen, um die Folgen von Kriegswirtschaft, Inflation und Arbeitslosigkeit abzuwenden: Einrichtung des Wohlfahrtsamtes, Kleinrentner­ fürsorge, öffentliche Bedürftigenspeisungen. Für seine untadelige Amtsführung wurde ihm beim Ausscheiden aus dem Amt am 4. Mai 1926 allgemeine Anerkennung zuteil. 1915 Ehrendoktor der medizinischen Fakultät, 1926 Ehrenbürger der Stadt, Umbenennung der Bergstraße in Calsowstraße. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Horst Calsow, Hannover, im Namen der Familie Calsow angeregte Gedenktafel wurde am 12. Februar 1991 enthüllt.

Clark, William Smith Mineraloge 1850–1851  Jüdenstraße 11 31.7.1826 Ashfield (Massachusetts, USA) – 9.3.1886 Amherst (ebd.). Clark studierte 1844–1848 Mineralogie an der Amherst University und setzte seine Studien 1850–1852 in Chemie und Botanik in Göttingen fort (imm. 8.11.1850, chem.), wo er bei Professor Wöhler mit einer Arbeit über Meteoriten promoviert wurde. 1852–1867 Professor für Chemie in Amherst, Massachusetts. 1867–1879 Gründungspräsident und Professor für Botanik und Gartenbau am Massachusetts Agricultural College. Das Scheitern einer »schwimmenden« internationalen Schiffsuniversität und Fehlspekulationen ließen ihn nach 1880 verarmen. In seiner Heimat heute vergessen, lebt Clarks Andenken in Japan fort: In der Phase der Öffnung und Modernisierung des zwei Jahrhunderte lang isolierten Landes seit 1868 amtierte C. vom Juni 1876 bis zum Mai 1877 als Direktor der neu gegründeten Kaiserlichen Hochschule für Landwirtschaft in Sapporo (heute: Staatliche Hochschule Hokkaido). Die von Professor Dr. Yoshitake Kobayashi angeregte Tafel ist eine Stiftung der Universität Hokkaido und der Hokkaido Broadcasting Co. Ltd. Sie wurde am 2. September 1996 enthüllt. Die japanischen Schriftzeichen geben Clarks Namen und seine Berufsbezeichnung wieder. 45

Clebsch, Rudolf Friedrich Alfred Mathematiker 1869–1872  Theaterstraße 7 19.1.1833 Königsberg (Preußen)  – 7.11.1872 Göttingen. Studium in Königsberg, 1858 Habilitation für mathematische Physik in Berlin, 1858 Professor der theoretischen Mechanik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, 1863 ordentlicher Professor der Mathematik in Gießen und seit 1868 in Göttingen. Seine Arbeiten über mathematische Physik, speziell seine »Theorie der Elastizität fester Körper« (1862) machten ihn berühmt. In seiner mit Paul Gordan verfassten Schrift »Über die Anwendung der Abelschen Function in der Geometrie« (1866) wird der Anfang der algebraischen Geometrie gesehen. C.s Invariantentheorie fand große Beachtung. Zusammen mit Carl Neumann gründete C. 1868 die Zeitschrift »Mathematische Annalen«, die später von Felix Klein fortgeführt wurde. Sein Schüler Max Noether gab C.s Vorlesungen über Geometrie (2 Bde. 1876 und 1891) aus dem Nachlass heraus. C. starb mit 39 Jahren an Diphtherie. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde vor 1901 angebracht.

Coleridge, Samuel Taylor Englischer Dichter 1799  Weender Straße 64 21.10.1772 Ottery St. Mary (Devonshire)  – 25.7.1834 London. Studium in Cambridge, wo sich C. zusammen mit Southey in einer kurzen revolutionären Phase für eine Gesellschaft einsetzte, in der das Privateigentum aufgehoben sein sollte. 1798 gab C. gemeinsam mit William Wordsworth die »Lyrical Ballads« heraus. Während eines neunmonatigen Aufenthalts in Deutschland, wo er von der Philo­sophie Immanuel Kants und Friedrich Wilhelm Schellings, dem Schauspiel »Die Räuber« von Friedrich Schiller und Gottfried August Bürgers Ballade »Lenore« inspiriert wurde, ließ sich C. auch in Göttingen (imm. 16.2.1799, stud. hum.) einschreiben. Auf seinen Reisen machte er in Rom auch die Bekanntschaft Ludwig Tiecks und Wilhelm von Humboldts. Er widmete sich übersinnlichen, romantischen Themen und schrieb literaturkritische und religionsphilosophische Werke, von denen die »Biographia Literaria« (2 Bde., London 1817) und die Shakespeare-Vorlesungen, nach seinem Tod 46 

von seiner Tochter 1850 herausgegeben, die bekanntesten waren. Einer seiner Biografen ist der Göttinger Anglist A. Brandl (1886). Die Gedenktafel wurde 1892 auf Antrag der Angloamerikaner in Göttingen angebracht.

Conradi, Johann Wilhelm Heinrich Kliniker 1824–1861  Rote Straße 30 22.9.1780 Marburg – 17.6.1861 Göttingen. Studium in Marburg, wo C. 1802 promoviert und 1803 außerordentlicher und 1805 ordentlicher Professor wurde. 1814 Professor der Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik in Heidelberg. 1823 wurde C. als ordentlicher Professor der Medizin nach Göttingen berufen. Er folgte dem Ruf wegen der modern und vorbildlich ausgestatteten Klinik. Zunächst war er der Direktor der Poliklinik, bis er 1837, nach Karl Gustav Himlys Tod, die Leitung der stationären Klinik übernahm, die er erst anlässlich seines 50-jährigen Professorenjubiläums 1853 niederlegte. Noch als 81-jähriger war er als Lehrer tätig. C. ist der Verfasser mehrerer Lehrbücher über allgemeine und spezielle Pathologie und Therapie, von denen die »Einleitung in das Studium der Medizin« (Marburg 1828), das »Handbuch der allgemeinen Pathologie« (Marburg 1826) und das »Handbuch der allgemeinen Therapie« (Kassel 1833) die bekanntesten sind. Grabstätte auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Majors a. D. Max Conradi 1928 angebracht.

Constant, Henri Benjamin, Baron de Rebecque Schriftsteller 1811–1812  Jüdenstraße 12 25.10.1767 Lausanne (Schweiz) – 8.12.1830 Paris. C. führte während des Ancien Régime und der Revolutionszeit ein unstetes Leben, das ihn 1794, 1803 und 1811–1814 nach Göttingen führte. Seit 1794 für lange Jahre Germaine Necker, der Madame de Staël, in einer intellektuellen und Liebesbeziehung verbunden, war C. in Paris als Journalist und Politiker tätig (1799–1802 Mitglied des Tribunals, 1815 Staatsrat unter Bonaparte). In der Restaurationszeit nach 1815 47

gewann er als Journalist, Schriftsteller und Mitglied der Deputiertenkammer (1819–1822, 1824–1830) großes Ansehen und galt bei seinem Tode als Wortführer und Theoretiker des französischen Liberalismus. Von November 1811 bis Februar 1814 arbeitete Constant mit kurzen Unterbrechungen in Göttingen an seinem Werk »De la religion« (5 Bde., Paris 1824–1831). Hierin beschreibt er die Entwicklung vom Polytheismus zum Monotheismus und deutet sie als eine fortschreitende Reinigung des religiösen Gefühls. Über die Risiken im Umgang mit den Göttinger Bibliotheksbeständen klagte er: »Ohne Göttingen wäre mein Werk zweifellos nicht so viel wert, wie es vielleicht sein wird, wenn ich aber in Göttingen bliebe, würde ich es nie zu Ende bringen.« Die Gedenktafel wurde von Otto Olzien vorgeschlagen und am 6. Mai 1983 enthüllt. Wegen Renovierungsarbeiten am Hause 1996 abgenommen, konnte die Tafel erst am 12. Dezember 2012 auf Anregung von Prof. Dr. Franziska Meier erneut angebracht werden.

Courant, Richard Mathematiker 1927–1933  Wilhelm-Weber-Straße 21 8.1.1888 Lublinitz (Oberschlesien)  – 27.1.1972 New Rochelle (New York, USA). C. studierte seit 1906 Philosophie, Physik und Mathematik in Breslau, Zürich und Göttingen (imm. 16. Oktober 1907, math.). 1910 Promotion bei Professor David Hilbert, 1912 Habilitation in Mathematik. 1919 ordentlicher Professor in Münster, 1920– 1933 als Nachfolger Felix Kleins ordentlicher Professor und Direktor des neu gegründeten Mathematischen Instituts in Göttingen. Als Schüler Hilberts diesem zeitlebens eng verbunden, übernahm C. dessen in die Analysis eingeführte Methoden, z. B. Integral- und Differenzialgleichungen. In der Lehre setzte er den Schwerpunkt auf die angewandte Mathematik. Courants und Hilberts gemeinsames Lehrbuch »Methoden der mathematischen Physik« (2 Bde., Berlin 1924–1937; 4.  Aufl. 1993) behandelt die Grundlagen der Quanten- und Atomphysik. Als Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs wurde er wegen seines jüdischen Glaubens am 25.4.1933 zunächst beurlaubt, 1934 dann zwangsweise emeritiert. C. verließ Deutschland 1933 und arbeitete 1936–1958 als Professor und Direktor des Instituts für Mathematik und Mechanik der Universität New York (heute: Courant Institute), wo er sich vor allem mit nu48 

merischer Analysis, der Grundlage der Computeranwendungen, beschäftigte. Er kehrte seit 1946 mehrmals für Gastvorträge nach Göttingen zurück und erhielt 1953 die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. Die von Professor Dr. Horst S. Holdgrün beantragte Gedenktafel wurde im Rahmen des gemeinsamen Gedenkkolloquiums (8. November 1978) für Emmy Noether, Richard Courant und Hermann Weyl angebracht.

Cramer*, Karl Friedrich Schriftsteller 1772  Rote Straße 21 7.3.1752 Quedlinburg  – 8.12.1807 Paris. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 21.5.1772). Mitglied des Göttinger Hain, der von Johann Heinrich Voß, Ludewig Christoph Hölty und anderen bei Weende 1772 am Geburtstag des Dichters Friedrich Klopstock gegründet wurde; dessen Ode »Der Hügel und der Hain« gab dem Dichterbund seinen Namen. C.s Hauptwerke sind »Klopstock. In Fragmenten aus Briefen« (2 Bde., 1777–1778) und »Klopstock. Er und über ihn« (5 Bde., 1779–1792). Er verfasste selbst einige Gedichte, die im Göttinger »Musen-Almanach« veröffentlicht wurden. 1775 außerordentlicher, 1780 ordentlicher Professor für griechische und orientalische Sprachen in Kiel. Wegen seiner Sympathien für die Französische Revolution 1794 entlassen, siedelte er nach Paris über, wo er sich als Schriftsteller, Übersetzer und Buchhändler durchschlug. Die Gedenktafel war schon 1910 nicht mehr vorhanden und wurde auch nicht wieder erneuert.

Csoma, Alexander von Körös (eigentl.: Körösiy Csoma Sandor) Sprachforscher 1815–1818  Weender Straße 31 4.4.1784 Körös (Siebenbürgen) – 11.4.1842 Darjeeling im Himalaja. Studium in Göttingen (imm. 11.4.1816, theol.). 1820 Reise nach Ägypten, dem Vorderen Orient, Vorderindien und Zentralasien, um die Urheimat der Ungarn zu finden. In verschiedenen lama­istischen Klöstern widmete sich C. mehrere Jahre lang dem Studium der ti49

betanischen Sprache. 1831 ging er nach Kalkutta, wo zahlreiche Werke über die Literatur und Grammatik der tibetanischen Sprache entstanden. Herausgabe eines tibetisch-englischen Wörterbuchs (Kalkutta 1834). Die Gedenktafel wurde von der Societas Uralo-Altaica 1954 gestiftet.

Curtius, Ernst Archäologe 1859–1868  Theaterstraße 7 2.9.1814 Lübeck – 11.7.1896 Berlin. Studium der klassischen Philologie in Bonn, Göttingen (imm. 23.10.1834, theol. und phil.) bei Karl Otfried Müller und Berlin bei August Böckh. Auf einer Studienreise nach Athen 1837–1840 schloss sich C. seinem Göttinger Lehrer Müller an. 1841 Promotion in Halle, 1843 Habilitation in Berlin. 1844 außerordentlicher Professor und Prinzenerzieher des späteren Kaisers Friedrich III . 1856–1868 ordentlicher Professor für alte Geschichte in Göttingen, wo er in der Tradition seines Lehrers Müller die klassische Altertumskunde breit auf Geschichte, Landeskunde, Architektur, Kunst und Mythologie anlegte; seine »Griechische Geschichte« (3 Bde., Berlin 1857–1867) entstand hier. 1868 ging C. nach Berlin zurück und leitete seit 1874 auf mehreren Reisen die Ausgrabungen in Olympia. Seine Vorträge darüber sollen die Berliner Gesellschaft begeistert haben. Die Gedenktafel wurde vor dem Jahre 1901 angebracht.

Dahlmann, Friedrich Christoph Historiker und Einer der Göttinger Sieben 1829–1837  Weender Landstraße 1 13.5.1785 Wismar – 5.12.1860 Bonn. Studium der Philologie 1802 in Kopenhagen, 1803 in Halle bei F. A. Wolf, Promotion 1810 in Wittenberg, Habilitation 1811 in Kopenhagen, 1812 außerordentlicher Professor für Geschichte in Kiel. Sein Eintreten für Bürgerrechte machte ihn beim dänischen König unbeliebt. 1829 wurde D. als ordentlicher Professor für Politik, Kameral- und Polizeiwissenschaft und deutsche Geschichte nach Göttingen berufen. Hier arbeitete D. am Entwurf des am 26.9.1833 in Kraft getretenen »Staats50 

Friedrich Christoph Dahlmann

Grundgesetzes«, der Verfassung des Königreichs Hannover, mit und wurde als Abgeordneter der Universität in die Kammer gewählt. Als einer der Göttinger Sieben protestierte D. gegen die Aufhebung der Verfassung 1837 durch König Ernst August. Er wurde deshalb entlassen und des Landes verwiesen. Ganz Deutschland nahm Anteil an diesen Vorgängen. D. wurde in seinem Exil in Leipzig und Jena gastlich aufgenommen und 1842 nach Bonn berufen. 1848 wurde er als Vertrauensmann Preußens in den Bundestag nach Frankfurt entsandt. In der Nationalversammlung war er einer der Führer der erbkaiserlichen und kleindeutschen Partei. Nach dem Scheitern der 1848er Revolution zog er sich aus dem politischen Leben zurück. D.s Bedeutung liegt in seinem Eintreten für den Verfassungsstaat und den Liberalismus. Sehr wesentlich für die Geschichtswissenschaft wurde seine »Quellenkunde der deutschen Geschichte« (Göttingen 1830, fortgesetzt von G. Waitz u. a.), die als Standardwerk »Dahlmann-Waitz« zum unentbehrlichen Hilfsmittel für den Historiker wurde. 51

Die Gedenktafel wurde 1874 von dem Universitätskurator v. Warnstedt gestiftet. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, die Tafel aber am Neubau wieder angebracht und 1993 erneuert.

Damsch, Otto Internist 1895–1934  Nikolausberger Weg 22/24 23.6.1855 Berlin – 14.4.1934 Göttingen. Studium der Medizin in Berlin und Göttingen (imm. Herbst 1876). 1879 Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik in Göttingen, 1882 Habilitation für innere Medizin; 1884 außerordentlicher Professor an der Medizinischen Poliklinik in Göttingen, an der D. mehr als 50 Jahre bis zu seiner Emeritierung 1923 wirkte. Das wissenschaftliche Werk D.s behandelt vorwiegend Tuberkulose- und Lepra-Erkrankungen. Seit 1906 leitete D. die Göttinger Fürsorgestelle zur Bekämpfung der Tuberkulose. Während des Ersten Weltkriegs stand D. allen Lazaretten in Göttingen und Südhannover vor. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Frau von Stutterheim, geb. Damsch, 1959 angebracht.

Debye, Peter Joseph Wilhelm Nobelpreisträger für Chemie 1914–1917  Friedländer Weg 26 24.3.1884 Maastricht (Niederlande) – 2.11.1966 Ithaca (New York, USA). 1901–1905 Ingenieursstudium in Aachen, 1906 Assistent des Physikers Adolf Sommerfeld in München, dort 1908 Promotion, 1910 Habilitation. 1911 ordentlicher Professor für theoretische Physik in Zürich (Nachfolge Albert Einsteins), es folgten Ordinariate in Utrecht (1912–1914), Göttingen (1914–1920), wiederum Zürich (1920–1927), Leipzig (1927–1934) und seit 1935 in Berlin, wo D. zugleich Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Dahlem war. Vor die Entscheidung gestellt, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen oder auf seine Arbeit zu verzichten, emigrierte Debye 1939 in die USA . 1940–1952 Professor für Chemie an der Cornell University in Ithaca, N. Y. Debyes Arbeiten zur Molekularphysik trugen erheblich zum Verständnis der chemischen Reaktionen und 52 

des Aufbaus der Materie bei. Ihn interessierte vor allem die Wechselwirkung von Materie und Strahlung; in Göttingen entwickelte er mit Paul Scherrer das Debye-Scherrer-Verfahren zur Röntgenstrukturanalyse von Kristallen. Nach mehrfacher Nominierung für den Physiknobelpreis wurde ihm 1936 der Chemienobelpreis verliehen. Die von Professor Dr. Helmut Reeh beantragte Gedenktafel wurde am 4. November 1996 enthüllt.

Dehio, Georg Kunsthistoriker 1869–1871  Jüdenstraße 32 22.11.1850 Reval  – 19.3.1932 Tübingen. Studium der Geschichts­ wissenschaft zunächst für ein Semester in Dorpat, dann in Göttingen (imm. 15.10.1869) bei G. Waitz, der ihn 1872 promovierte. 1877 Habilitation in München, 1883 außerordentlicher, 1884 ordentlicher Professor für Kunstgeschichte in Königsberg, 1892 in Straßburg, 1918 in Tübingen. D. ist der Verfasser des »Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler« (5 Bde., Berlin 1905–1912), in dem alle bedeutenden Denkmäler der Kunst nach Regionen dargestellt werden, außerdem der »Geschichte der deutschen Kunst« (3 Bde., Berlin u. Leipzig 1919–1925). Beide wurden mehrfach aufgelegt und sind bis heute Standardwerke. Die Gedenktafel wurde 1930 auf Anregung von Prof. Georg Graf Vitzthum zum 80. Geburtstag D.s angebracht; sie war seit etwa 1956 verschwunden, wurde aber 1995 erneuert.

Deneke, Otto Kulturhistoriker 1911–1956  Weender Straße 87 20.2.1875 Adelebsen (Kreis Göttingen) – 10.7.1956 Göttingen. Nach dem Studium in Göttingen (imm. 14.4.1893, jur.), das D. mit der Promotion abschloss, ließ er sich 1901 als Rechtsanwalt nieder und arbeitete 1918–1933 als Repetitor für Jurastudenten. Deneke beteiligte sich rege am politischen, vor allem am kulturellen Leben Göttingens: 1909–1912 Bürgervorsteher, 1918 Soldatenvertreter im Arbeiter- und Soldatenrat; Mitglied in Graetzel- und Goethegesell­ 53

schaft. Er veröffentlichte im Selbstverlag »Göttingische Nebenstunden« (20 Hefte, Göttingen 1922–1950), kulturgeschichtliche Detailstudien zur Stadt- und Universitätsgeschichte, daneben fortwährend Artikel in der Göttinger Zeitung und im Göttinger Tage­ blatt. Seine Studien zu »Lichtenbergs Leben« (Bd. 1, München 1944) konnte Deneke, seit 1946 gesundheitlich angegriffen, nicht mehr vollenden. Die vom Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung angeregte Gedenktafel wurde am 10. Juli 1976 enthüllt.

Diederichs, Georg Ministerpräsident 1928–1929  Nikolausberger Weg 38/40 2.9.1900 Northeim – 19.6.1983 Hannover. Aus einer Apotheker­fami­ lie stammend, begann D. 1922 in Göttingen sowohl ein Studium der Pharmazie (1924 Examen) als auch der Volkswirtschaftslehre (1926 Examen in Rostock). D. übernahm die elterliche Ratsapotheke in Northeim bis 1934 und sollte noch als Berufspolitiker in Hannover von 1951–1957 die Ratsapotheke führen. 1926 Eintritt in die liberale DDP, 1929 Wechsel zur SPD. 1935/36 Haftstrafe wegen Unterstützung von Angehörigen sozialdemokratischer Häftlinge, zuletzt im Emslandmoorlager Esterwegen. Nach 1945 begann D.s rascher Aufstieg vom Lokalpolitiker (Bürgermeister und Landrat in Northeim), der sich um Wohnungen für Flüchtlinge kümmerte, zum Mitglied des Parlamentarischen Rats in Bonn, wo er maßgeblich an der Durchsetzung des personalisierten Verhältniswahlrechts für die Bundestagswahl beteiligt war. D. blieb dann der Landespolitik verbunden, 1957–1961 als Sozialminister, 1961–1970 als Ministerpräsident Niedersachsens. Seine ausgleichende und vermittelnde Art befähigten ihn, bis 1965 das Landeskonkordat mit der Katholischen Kirche auszuhandeln. Mit seinem bürgerlichen Habitus und seiner rednerischen Schlagfertigkeit bleibt D. als letzter Regierungschef vom Typ »Landesvater« in Niedersachsen in Erinnerung. Die von Dr. Bernhard Schröder beantragte Gedenktafel wurde am 18. Juni 2004 am Haus von D.s Corps Hercynia (heute Teutonia-H.) enthüllt.

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Diez, Friedrich Christian Romanist 1816–1817  Groner Straße 15/17 15.3.1794 Gießen  – 29.5.1876 Bonn. 1811 Studium der Klassischen Philologie in Gießen, dann Teilnahme am Freiheitskrieg in einem hessischen Freikorps; Wiederaufnahme des Studiums, nun auch der neueren Sprachen und Literatur in Göttingen (imm. 16.11.1816). 1821 Lektor für Italienisch, Spanisch und Portugiesisch, 1822 Habilitation, 1830 ordentlicher Professor für germanische Sprachen in Bonn. Von D.s Werken sind besonders das »Etymologische Wörter­ buch der Romanischen Sprachen« (2 Bde. 1853) und die »Grammatik der romanischen Sprachen« (3 Bde., Bonn 1836–1842) hervorzuheben: D. wies nach, dass alle romanischen Sprachen auf das Vulgärlatein zurückgehen. Die Gedenktafel wurde 1894 auf Antrag des Romanisten Prof. Albert Stimming angebracht und 1953 erneuert.

Drechsler, Gustav Adolph Wilibald Agronom 1867–1890  Nikolausberger Weg 11 18.6.1833 Clausthal – 14.10.1890 Greifswald. Studium der Landwirtschaft in Jena, München und Halle. Promotion in Halle 1866. Nach Reisen durch Schweden, Italien und den Orient wurde D. praktischer Landwirt, habilitierte sich 1867 in Göttingen für Landwirtschaft und wurde 1869 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor. 1872 richtete D. ein landwirtschaftliches Institut in Göttingen ein, dessen erster Direktor er wurde, und auf seine Bemühungen hin wurde die Versuchsstation von Weende nach Göttingen verlegt. 1877 wurde D. Vizepräsident, 1884 Präsident des landwirtschaftlichen Hauptvereins in Göttingen. Im April 1890 verließ D. Göttingen, um die Stelle eines Universitätskurators in Greifswald anzutreten. Die Gedenktafel mit der Inschrift: »Dem Gründer des Gött. Landw. Inst, und hervorragenden Lehrer der Landwirtschaft, Prof. Dr. Gustav Drechsler z. 100. Geburtstage am 18.6.1933. Gesellschaft f. Geschichte und Litt. der Landwirtschaft« wurde am Haus Nikolausberger Weg 11 angebracht. 55

Ebers, Georg Moritz Ägyptologe 1857–1858  Weender Straße 58 1.3.1837 Berlin – 7.8.1898 Tutzing (Oberbayern). Studium in Göttingen (imm. 31.10.1857), wo E. zunächst Rechtswissenschaften studierte. Bereits in Göttingen galten seine Neigungen der Ägyptologie, die ihn nach Berlin zu August Böckh, Heinrich Brugsch und Richard Lepsius führten. 1865 Habilitation in Jena, 1868 außer­ ordent­licher Professor in Jena, 1870 ordentlicher Professor in Leipzig. Neben wissenschaftlichen Arbeiten als Ägyptologe und einer Ägyptenreise für den Reiseführer-Verlag Baedeker 1872/73 widmete sich E. später der historischen Romanschriftstellerei, in der er äußerst erfolgreich war. Seine Erzählstoffe bezog er aus dem alten Ägypten und dem altdeutschen Leben, die er in ein modischhistoristisches Kostüm kleidete. Der Roman »Eine ägyptische Königstochter« (3 Bde., Stuttgart 1864) war lange Zeit neben Felix Dahns »Kampf um Rom« das beliebteste Buch dieser Gattung. Die 1910 auf Anregung des Direktors der Universitätsbibliothek Prof. Richard Pietschmann angebrachte Gedenktafel wurde auf Anordnung des Kreisschulungsleiters der NSDAP 1942 entfernt, 1989 aber wieder angebracht.

Ebstein, Wilhelm Mediziner 1874–1912  Weender Landstraße 6 27.11.1836 Jauer (Schlesien) – 22. Okt. 1912 Göttingen. Studium der Medizin in Breslau und Berlin. 1861 Arzt, 1869 Habilitation in Breslau. 1874 wurde E. als ordentlicher Professor für Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik, die unter seiner Leitung erbaut wurde, nach Göttingen berufen. Seine Arbeiten über die Stoffwechselkrankheiten Gicht, Fettsucht und Diabetes hatten weltweiten Ruf; er schrieb auch medizingeschichtliche Bücher über die Medizin im Alten (1901) und Neuen Testament, sowie im Talmud (1903). Die Gedenktafel wurde 1955 auf Antrag von Prof. Heinz Rudolf Rosemann am Haus Weender Landstraße 8 und im Jahr 2000 noch einmal am Haus Weender Landstraße 6, dem so genannten Opel-Hochhaus, angebracht. 56 

Eckermann, Johann Peter Bibliothekar, Goethes Sekretär 1821–1822  Gotmarstraße 13 21.9.1792 Winsen an der Luhe – 3.12.1854 Weimar. Als Sohn eines Hausierers in Armut und fast ohne Schulbildung aufgewachsen, arbeitete E. seit 1816 als Schreiber und erwarb sich autodidaktisch beachtliche literarische Bildung. Drei Semester Studium in Göttingen 1821–1822 (imm. 16.5.1821, jur.) blieben ohne Abschluss. Im Mai 1823 sandte E. sein Manuskript »Beiträge zur Poesie« an ­Goethe, der ihn daraufhin nach Weimar einlud. E. wurde Goethes engster Mitarbeiter bei der Redaktion seiner Schriften, seiner Anregung verdankt die Nachwelt den Abschluss des »Faust« und der Autobiografie »Dichtung und Wahrheit«. Goethe erwirkte 1827 einen Ehrendoktor der Universität Jena für E. und setzte ihn 1831 zu seinem literarischen Nachlassverwalter ein, für eine ausreichende finanzielle Absicherung sorgte er nicht. Eckermann gab nebenbei Sprachunterricht und lebte in Weimar in ärmlichen Verhältnissen. Neun Jahre lang zeichnete er mit Wissen und Billigung ­Goethes dessen Äußerungen für eine spätere Veröffentlichung auf: Die »Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens 1823–1832« (3 Bde., Leipzig, Magdeburg 1836–1848; zahlr. Aufl.) prägten das Goethebild späterer Generationen entscheidend, Nietzsche galten sie als das »beste deutsche Buch, das es gibt«. Ihre Glaubwürdigkeit gilt heute als gesichert. Die von Professor Dr. Norbert Kamp und Oberbürgermeister Professor Dr. Gerd Rinck angeregte Gedenktafel wurde am 10. Oktober 1986 enthüllt.

Ehrenfeuchter*, Friedrich August Eduard Theologe 1857–1872  Kurze Straße 1 15.12.1814 Leopoldshafen (Baden) – 20.3.1878 Göttingen. Studium in Heidelberg 1831–1835, 1841 Vikar in Weinheim, dann in Karlsruhe. 1845 wurde E. als außerordentlicher Professor für Theologie nach Göttingen berufen, 1850 ordentlicher Professor. Hier hatte er vor allem als praktischer Theologe und Universitätsprediger einen großen Namen. Seit 1857 Mitglied des Konsistoriums in Hannover und Mitarbeiter in der Katechismuskommission. Von seinen Schriften 57

sind besonders hervorzuheben: »Theorie des Christlichen Cultus« (Hamburg und Gotha 1840), »Die praktische Theologie« (Göttingen 1859) und »Christentum und moderne Weltanschauung« (Göttingen 1876). Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1902 auf Antrag des Sohnes, Pastor Ehren­feuchter aus Mengershausen, angebracht und 1953 erneuert. Nach ihrem Verlust entschied die Stadt Göttingen 1980, die Tafel nicht wieder anzubringen.

Eichhorn*, Johann Albrecht Friedrich Preußischer Staatsmann 1796–1799  Kurze Straße 2 2.3.1779 Wertheim am Main – 16.1.1856 Berlin. Studium der Rechtswissenschaften und der Geschichte in Göttingen (imm. 7.4.1796), wo E. Vorlesungen bei Christian Gottlob Heyne, Johann Stephan Pütter, Justus Friedrich Runde und Ludwig Timotheus von Spittler hörte. 1800 trat er in den preußischen Justizdienst ein und wurde 1810 Kammergerichtsrat, 1811 Syndikus der neu gegründeten Universität Berlin. Während der Freiheitskriege wirkte E. 1813 bei der Organisation der Landwehr mit. 1816 wurde er als Legationsrat in das preußische Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten berufen und führte hier die politischen Verhandlungen über die Bildung des Zollvereins. 1840 wurde E. als Nachfolger des Freiherrn Karl zum Altenstein preußischer Kultusminister. Die Revolution von 1848 zwang ihn zum Rücktritt. E. war ein Vetter des Rechtshistorikers Karl Friedrich von Eichhorn. Die vor dem Jahr 1901 angebrachte Gedenktafel war schon 1910 nicht mehr vorhanden und wurde auch nicht wieder angebracht.

Eichhorn, Karl Friedrich von Rechtshistoriker 1817–1828  Lange Geismarstraße 49 20.11.1781 Jena  – 4.7.1854 Köln. Als Sohn des Göttinger Orientalisten Johann Gottfried E. kam Karl Friedrich 1788 mit seinen Eltern nach Göttingen, wo er das Gymnasium besuchte und Jura bei den Professoren Johann Stephan Pütter und Gustav Hugo studierte (imm. 28.2.1796, phil.; 8.4.1797, jur.). 1803 Privatdozent in Göttin58 

gen, 1805 außerordentlicher Professor der Rechte in Frankfurt/Oder, 1811 zugleich mit dem Juristen Friedrich Carl von Savigny an die neu gegründete Universität Berlin berufen. 1816 wurde E. ordentlicher Professor des deutschen und kanonischen Rechts in Göttingen, trat jedoch bereits 1829 aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand und lebte auf seinem Landgut Ammerhof bei Tübingen. 1832 wieder als ordentlicher Professor der Rechte in Berlin. 1834 Mitglied des Obertribunals, des Staatsrats, der Gesetzgebungskommission und anderer Institutionen. E. zählt mit seinem Werk »Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte« (4 Bde., Göttingen 1803–1823) zu den Vertretern der Historischen Schule der deutschen Rechtswissenschaft. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Anregung des Juristen Prof. Rudolf von Jhering angebracht; 1953 und nochmals 1979 erneuert.

Eichhorn, Johann Gottfried Orientalist 1789–1827  Kurze Straße 5 16.10.1752 Dörrenzimmern (Württemberg)  – 25.6.1827 Göttingen. Studium der Theologie, semitischen und klassischen Philologie in Göttingen (imm. 26.4.1770, theol.), vornehmlich bei den Professoren Heyne und Michaelis. Promotion Anfang 1775 in Jena, ­1775–1787 ordentlicher Professor für orientalische Sprachen ebd.; seit 1788 ordentlicher Professor für orientalische Sprachen und bibelexegetische Fragen in Göttingen. E. hinterließ ein umfang­ reiches Werk, das thematisch von der Literatur und Geschichte der orientalischen Völker bis zur neueren europäischen Geschichte (Französische Revolution) reicht. Bleibende Bedeutung sichern ihm seine Arbeiten zum Alten Testament: E. untersuchte Kanonund Textgeschichte sowie die Entstehung einzelner biblischer Bücher und begründete so die Methode der historisch-kritischen »Einleitung in das Alte Testament« (5 Bde., 4.  Aufl. Göttingen 1823/24). Den Mythosbegriff seines Lehrers Heyne wandte E. auf die Bibelwissenschaft an; im Mythos sah er nicht reine Poesie, sondern eine urzeitliche sinnliche Denkungsart, die auf historische Ereignisse und philosophische Erkenntnisse hin untersucht werden kann. Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Tafel wurde im Dezember 1981 auf Anregung von Professor Dr. Rudolf Smend angefertigt. 59

Ellissen, Georg Anton Adolf Politiker 1854–1872  Stumpfebiel 4 14.3.1815 Gartow – 5.11.1872 Göttingen. Studium der Medizin in Göttingen (imm. 29.10.1832, med.), seit 1834 der Literaturgeschichte. Nach Studienabbruch erst 1846 in Heidelberg zum Dr. phil. promoviert. 1836–1838 Forschungsreise nach Griechenland, die sein lebenslanges Interesse an der Byzantinistik weckte. Nach der Rückkehr 1838 Privatgelehrter in Münden und Göttingen. Für seine Forschungen erhielt E. in Griechenland hohe Auszeichnungen, u. a. die Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst. Hauptwerk: »Analekten der mittel- und neugriechischen Literatur« (5 Bde., Leipzig 1855–1862). 1846 befristete, seit 1853 unbefristete Anstellung an der Universitätsbibliothek Göttingen. Mit der 1848er Revolution begann E.s öffentliche Wirksamkeit als Politiker und Journalist. Kommunale Ämter: 1848 Präsident der Göttinger Bürgerversammlung, 1851–1856 Wortführer des Bürgervorsteher-Kollegiums. E. setzte sich u. a. für Eisenbahnbau, Gasbeleuchtung und die Reform der Volksschulen ein. Als Zeichen der Wertschätzung schenkten die Göttinger Bürger ihm 1851 das Bürgerrecht. Landespolitik: 1848 Volksverordneter in Hannover, Delegierter beim Frankfurter Vorparlament. 1849–1855 Abgeordneter in der Zweiten Kammer der hannoverschen Ständeversammlung, 1854/1855 deren Präsident. E.s oft kompromisslose Haltung und reformerische Gesinnung trugen ihm die Ungnade der welfischen Könige ein und behinderten seinen beruflichen Aufstieg. Nach vorübergehendem Rückzug von der Politik 1864 erneut Ständeabgeordneter, 1867 als Nationalliberaler Mitglied im Norddeutschen Reichstag, 1867–1870 im preußischen Abgeordnetenhaus. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Tafel wurde auf Vorschlag des Stadtarchivs angefertigt und am 14. März 1995, Ellissens 180. Geburtstag, enthüllt.

Ernst August König von Hannover 1786–1791  Prinzenstraße 2 5.6.1771 London  – 18.11.1851 Hannover. Als fünfter Sohn König Georgs III . von Großbritannien zugleich Herzog von Cumberland. In Begleitung seiner Brüder Adolf Friedrich, dem Herzog von Cam60 

bridge, und August Friedrich, dem Herzog von Sussex, traf Ernst August am 6.7.1786 in Göttingen ein (imm. 10.7.1786 in der Fürsten- und Grafenmatrikel), um vor allem die deutsche Sprache zu erlernen. Über seinen Göttinger Aufenthalt äußerte der 80-jährige Ernst August in dem ihm zeitlebens eigenen gebrochenen Deutsch: »Was ich in Georgia Augusta sah, wo als junger Mann ich hätte viel können profitieren, aber Jugend hat keine Tugend, und statt meine Zeit gut zu benutzen, fürchte ich, ich habe vieles verloren«. Nach dem Tod seines Bruders König Wilhelms IV. 1837 endete die Personalunion der Kronen Hannover und England, und Ernst August konnte den Thron in Hannover besteigen. Am 1.11.1837 hob er das liberale, 1833 von Wilhelm IV. erlassene »Staats-Grundgesetz« auf. Mit diesem Angriff auf die Verfassung des Königreichs, dem Kernstück liberaler Bestrebungen, rief er den Protest der Göttinger Sieben hervor, der in ganz Deutschland Beachtung fand. Die Tafel wurde 1875 am Büttnerschen Haus an der Mühlenpforte (heute Prinzenstraße) angebracht, nach dem Abbruch des so genannten Prinzenhauses 1913 am Gebäude der Commerzbank, das dann an dieser Stelle errichtet wurde, durch eine große Tafel mit den übrigen Namen der adeligen Bewohner ersetzt.

Erxleben, Johann Christian Polycarp Veterinär 1775–1777  Neustadt 12 22.6.1744 Quedlinburg  – 19.8.1777 Göttingen. Sohn der Dorothea Erxleben, der ersten promovierten deutschen Ärztin. E. studierte in Göttingen zunächst Medizin, dann Naturwissenschaften (imm. 23.4.1763, med.) und wurde 1767 bei Professor Kästner promoviert. Er begann ein breit gefächertes Vorlesungsprogramm der naturwissenschaftlichen Fächer; seine Lehrbücher über die »Anfangsgründe der Naturgeschichte« (2 Teile, Göttingen 1768) bzw. »Naturlehre« (ebd. 1772) und »Chemie« (ebd. 1775) wurden auch nach seinem Tode mehrfach wieder aufgelegt. Als Erster behandelte E. die Chemie nicht mehr als Hilfswissenschaft, sondern als eigenständiges Fach. Seit 1768 beschäftigte er sich intensiv mit der neuen Disziplin der Veterinärmedizin. E. schrieb eine »Einführung in die Vieh­ arzney­kunst« (Göttingen, Gotha 1769) und unternahm 1769/1770 eine Studienreise in die Niederlande und nach Frankreich. 1771 außerordentlicher, 1775 ordentlicher Professor für Physik und Tier61

arzneikunde als erster Vertreter dieses Faches in Deutschland. E.s Studenten erhielten anschaulichen Unterricht auf den Viehmärkten Göttingens, wo er kostenlos kranke Tiere behandelte: Zum Dank erließ ihm der Rat 1776 das bei der Bürgeraufnahme fällige Bürgergeld. Begraben auf dem Marienkirchhof an der Marienkirche (Grabstelle nicht erhalten). Die von Gerta Beaucamp, Tutzing, beantragte Gedenktafel wurde am 4. Mai 2000 am Haus Nr. 14 enthüllt.

Esmarch, Johannes Friedrich August von Chirurg 1845–1846  Goetheallee 4 9.1.1823 Tönning (Schleswig-Holstein) – 23.2.1908 Kiel. 1887 in den Adelstand erhoben. Studium der Medizin in Kiel, Göttingen (imm. 31.10.1845) und wieder in Kiel. 1848 Promotion, 1849 Habilitation für Chirurgie und Assistent von Georg Friedrich Stromeyer, 1857 ordentlicher Professor für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Klinik in Kiel. Seine Erfahrungen im schleswig-holsteinischen und deutsch-französischen Krieg finden sich in seinen Arbeiten zum Sanitätswesen und zur Kriegschirurgie wieder; u. a. entwickelte E. eine Methode des Abbindens von Extremitäten bei­ Blutungen und Operationen (»Esmarch-Blutleere«). Die Gedenktafel wurde 1903 auf Antrag von Bürgermeister Georg Calsow anlässlich des 80. Geburtstages von E. angebracht.

Eucken, Arnold Thomas Physikochemiker 1929–1950  Bürgerstraße 50 3.7.1884 Jena – 16.6.1950 Seebruck (heute Seeon-S., Oberbayern). Sohn des Philosophen Rudolf Eucken. 1902–1906 Studium der Chemie, Physik und Mathematik in Kiel, Jena und Berlin, dort 1906 Promotion bei Professor Walter Nernst. 1911 Habilitation, 1915 ordentlicher Professor für physikalische Chemie in Breslau. 1929–1950 als Nachfolger Gustav Tammanns ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für physikalische Chemie der Universität Göttingen. E. forschte zum Nernstschen Wärmesatz, zur Wärmeleitung in Gasen und Festkörpern, über die Reaktionen in elektrolytischen 62 

Lösungen, die Katalyse (Kontakt-Wirkung) und schweres Wasser. Er konstruierte ein Vakuumkalorimeter zur Ermittlung spezifi­ scher Wärmen. Neben Spezialstudien verfasste Eucken auch mehrere Hand- und Lehrbuchbeiträge, u. a. das »Lehrbuch der chemischen Physik« (Leipzig 1930; 3. Aufl. 1948/1949). Die von Professor Dr. Manfred Eigen vorgeschlagene Gedenktafel ist eine Stiftung des Instituts für physikalische Chemie. Sie wurde am 26. Juni 1984 am ehemaligen Institutsgebäude enthüllt.

Eucken, Rudolf Christian Nobelpreisträger für Literatur 1863–1866  Markt 4 5.1.1846 Aurich (Ostfriesland)  – 15.9.1926 Jena. Eucken studierte 1863–1866 in Göttingen (imm. 18.4.1863) und Berlin alte Sprachen bei Professor Sauppe und Philosophie bei Professor Teichmüller. 1866 wurde er mit einer Studie zur Sprache des Aristoteles promo­ viert. 1867–1871 Gymnasiallehrer, 1871–1874 ordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik in Basel, 1874–1920 ordentlicher Professor für Philosophie in Jena. Euckens frühe Arbeiten galten der Sprachphilosophie und der Philosophiegeschichte: »Die Lebens­ anschauungen der großen Denker« (Leipzig 1890; 18.  Aufl. 1922). Später wandte er sich den Krisenphänomenen seiner Gegenwart zu. E.s Schriften weisen ihn als Anhänger der um und nach 1900 verbreiteten »Lebensphilosophie« aus. Er kritisierte die neuzeitliche Zivilisation, die das Verhältnis von Arbeit und Seele ungeklärt lies, sein »aktivistischer Idealismus« zielte darauf ab, dem Einzelsubjekt seine Eigenbedeutsamkeit wiederzugeben. Große Wirkung erzielte Eucken im Bürgertum, nicht aber in der akademischen Philo­sophie. Auch im Ausland wurden seine Schriften rezipiert, vor allem in Großbritannien, Frankreich, Skandinavien, Ungarn, den USA und China. Sichtbarer Höhepunkt dieses Ansehens war die Verleihung des Literaturnobelpreises 1908. Die von Dr. Hans Heller vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 18. Dezember 1996 enthüllt.

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Evans, Arthur John Archäologe 1875  Herzberger Landstraße 13 8.7.1851 Nash Mills, Hertfordshire (England) – 11.7.1941 Boar’s Hill bei Oxford. 1870–1874 studierte E. Geschichte in Oxford, ergänzt durch ein Semester bei Professor Pauli in Göttingen (imm. 15.4.1875, phil.). Als Kurator des Ashmolean Museums in Oxford 1884–1908 erweiterte er dessen Sammlungen und veranlasste einen Neubau. Ruhm erlangte E. als Pionier der Archäologie Kretas: ­1900–1908 grub er die bronzezeitliche Palastanlage von Knossos aus und gab der bislang unbekannten Kultur den Namen »minoische Kultur« (nach dem sagenhaften König Minos). E. entdeckte auf Fund­ stücken drei kre­tische Schriften, von denen bislang nur eine ent­ ziffert werden konnte. Hauptwerke: »Scripta Minoa« (2 Bde., Oxford 1909–1952), »The Palace of Minos at Knossos« (4 Bde., London 1921–1935, Register 1936). Für seine Leistungen in der Grabungstechnik, Funddokumentation und Restaurierung fand E. höchste Anerkennung, u. a. 1911 Erhebung in den Adelsstand. Die von Kulturdezernent Joachim Kummer beantragte Gedenktafel wurde am 21. Oktober 1994 enthüllt.

Everett, Edward Politiker 1815–1816  Groner Straße 15 11.4.1794 Dorchester, (Massachusetts, USA) – 15.1.1865 Boston. Mit 17 Jahren wurde E. an der Harvard Universität graduiert und 1814 Pastor in Boston. 1815 unternahm er mit dem Literaturhistoriker George Ticknor eine Studienreise nach Europa. In Göttingen (imm. 11.8.1815, phil.) betrieb er vorwiegend hebräische und arabische Studien bei dem Orientalisten Johann Gottfried Eichhorn. Nach erfolgter Promotion im September 1817 ging E. nach Paris, bereiste Italien und Griechenland und kehrte 1819 in die USA zurück, um eine ihm bereits zugesagte Professur für Klassische Philologie in Harvard anzutreten. 1825 wurde E. in den Kongress gewählt, 1836 Gouverneur von Massachusetts; 1846–1849 Präsident der Harvard Universität. Die Gedenktafel wurde von der »amerikanischen Colonie« in Göttingen 1890 gestiftet, 1958 erneuert; zunächst am Haus Weender Straße 77, seit 1986 in der Groner Straße angebracht. 64 

Ewald, Georg Heinrich August Orientalist und Einer der Göttinger Sieben 1857–1875  Untere Masch-Straße 25 16.11.1803 Göttingen – 4.5.1875 ebd. Sohn des Tuch- und Raschmacher­ meisters Heinrich Andreas E. 1815–1820 Schüler des Göttinger Gymnasiums. Studium der Theologie und Orientalistik in Göttingen (imm. 13.4.1820, theol.), 1823 Promotion, 1827 außerordentlicher, 1831 ordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Göttingen. Als einer der Göttinger Sieben, die gegen die Aufhebung der 1833 in Kraft getretenen Verfassung Hannovers durch König Ernst August protestierten, wurde E. 1837 entlassen. 1838 an die Universität Tübingen berufen. 1848 kehrte er aus dem Exil nach Göttingen zurück. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 verweigerte er den Huldigungseid an den preußischen König und wurde deshalb 1867 abermals entlassen. E. gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten des 19.  Jahrhunderts. Seine Arbeiten über die hebräische Sprache, Exegese des Alten Testaments und Geschichte des israelitischen Volkes haben Epoche machend gewirkt. – E. galt als streitbar und aufrecht; gegen Ende seines Lebens hatte er sich aufgerieben. Seine Ehefrau ­Wilhelmine war die Tochter des Mathematikers Carl Friedrich Gauß. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. An seinem Geburtsort Lange Geismarstraße 56 erinnerte eine Tafel an ihn. Sie wurde 1971 bei Malerarbeiten abgenommen. Die Gedenktafel am Haus Untere Masch-Straße 25 wurde vor dem Jahre 1888 angefertigt.

Ewers, Johann Philipp Gustav von Staatswissenschaftler 1800–1802  Groner Straße 8 4.7.1781 Amelunxen bei Höxter – 8.11.1830 Dorpat (Estland). Theolo­ giestudium in Göttingen (imm. 2.4.1799), das E. mit Übersetzungen, u. a. von Münters Handbuch der christlichen Dogmenkunde, finanzierte. Bei den Professoren Heeren und Schlözer hörte er außerdem Geschichte und Statistik. 1803 Hauslehrer auf Gut W ­ aimel in Livland. Dort entstand sein Buch »Vom Ursprung des russischen Staats« (Riga, Leipzig 1808), das ihn mit Schlözer entzweite und in Russland bekannt machte. 1809 Mitglied der Akademie der Wis65

senschaften des Russischen Reichs, 1810 (ohne Promotion und Habilitation) ordentlicher Professor für Geographie, Statistik und Geschichte an der Universität Dorpat (heute: Tartu) in Estland. In seiner »Geschichte der Russen« (Dorpat 1816) beschrieb E. als Erster die innere Entwicklung des russischen Staats. 1818–1830 Rektor der Universität, deren Lehrbetrieb er grundlegend reformierte. 1826 wechselte Ewers auf den Lehrstuhl für Staats- und Völkerrecht. Die von der Baltischen Gesellschaft in Deutschland gestiftete Gedenktafel wurde anlässlich des 36. Baltischen Völkerkommerses am 21. Mai 1999 enthüllt.

Firbas, Franz Botaniker 1946–1964  Wilhelm-Weber-Straße 2 4.6.1902 Prag – 19.2.1964 Göttingen. Firbas studierte Biologie in Prag und wurde 1924 zum Dr. phil. promoviert. 1931 folgte in Frankfurt  a. M. die Habilitation. Er wirkte 1933–1937 als Privatdozent, 1937–1939 als Professor für Botanik in Göttingen und kehrte nach Ordinariaten in Hohenheim und Straßburg (1940–1945) 1946 als außerordentlicher Professor hierher zurück. 1950 ordentlicher Professor, 1952 Gründungsdirektor des Systematisch-Geobotani­ schen Instituts. Seine ersten Forschungen galten der Ökologie, später wandte sich F. immer mehr der Vegetationsgeschichte, besonders der Pollenanalyse (Palynologie) zu. Sein Hauptaugenmerk galt der Abschnittsgliederung und Altersbestimmung der spät- und nacheiszeitlichen Vegetation sowie der Sicherung und Verbesserung der Pollenanalyse. Er wies den Weg von einer bloßen Waldgeschichte hin zur umfassenden Vegetationsgeschichte. Auf zahlreichen Einzelstudien beruht sein Hauptwerk »Spät- und nacheiszeitliche Waldgeschichte Mitteleuropas nördlich der Alpen« (2 Bde., Jena 1949–1952). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Universitätspräsident Professor Dr. Norbert Kamp und Professor Dr. Hans-Jürgen Beug beantragte Tafel am Institut für Palynologie und Quartärwissenschaften, Firbas’ langjährigem Wohnhaus, wurde am 4. Juli 1988 enthüllt.

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Fliedner, Theodor Theologe 1818–1819  Wendenstraße 4 21.1.1800 Eppstein (Taunus) – 4.10.1864 Kaiserswerth. Studium in Gießen und Göttingen (imm. 23.10.1818, theol.). 1822 evangelischer Pfarrer der kleinen Gemeinde Kaiserswerth. Nach Reisen durch Holland und England gründete F. die erste deutsche Gefängnisgesellschaft, aus der 1833 die »Rheinisch-Westfälische Gefängnisgesellschaft« entstand. 1836 gründete er den Kaiserswerther Diakonissen-Verein mit Mutterhaus, nach dessen Vorbild zahlreiche in- und ausländische Diakonissen-Niederlassungen erwuchsen, die u. a. auch entlassenen weiblichen Strafgefangenen Unterkunft gaben. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der Theologischen Fakultät 1907 angebracht.

Forster, Johann Georg Adam Naturforscher 1787–1788  Papendiek 16 26.11.1754 Nassenhuben bei Danzig  – 10.1.1794 Paris. Forster begleitete seinen Vater Johann Reinhold F. 1772–1775 auf der zweiten Weltumseglung James Cooks. Mit »A voyage round the world« (2 Bde., London 1777; dt. Berlin 1778–1780) begründete er die Gattung des wissenschaftlich fundierten Reiseberichts. 1799 erwarb die Universität Göttingen rund einhundertfünfzig ethnologische Objekte aus dem Nachlass des Vaters (heute in der Völkerkundlichen Sammlung). Als Professor für Naturkunde in Kassel (1778–1784, dann bis 1787 in Wilna) knüpfte F. enge Kontakte nach Göttingen; 1785 heiratete er hier Therese Heyne, Tochter des Professors Christian Gottlob Heyne. Sein Göttinger Aufenthalt 1787/88 diente der Vorbereitung einer nicht zustande gekommenen russischen Südsee-Expedition. Seit 1788 Bibliothekar in Mainz, reiste F. 1790 mit Alexander von Humboldt rheinabwärts durch die Niederlande, England und Frankreich. In den »Ansichten vom Niederrhein« (3 Bde., Berlin 1791–1794) verurteilte er den deutschen Absolutismus und stellte ihm die republikanischen Bewegungen Westeuropas entgegen. 1792 Führer der Mainzer Jakobiner. 1793 reiste F. nach Paris, um den Anschluss der »Mainzer Republik« an Frankreich 67

zu verhandeln. Sein Handeln als Revolutionär hat bis ins 20. Jahrhundert hinein den Blick auf den Schriftsteller und Wissenschaftler F. verstellt. Die von Dr. Gundolf Krüger beantragte Gedenktafel wurde am 25. November 1994 enthüllt.

Franck, James Nobelpreisträger für Physik 1921–1933  Merkelstraße 4 26.8.1882 Hamburg – 21.5.1964 Göttingen. Studium der Physik und Chemie in Heidelberg und Berlin, wo er von Emil Warburg 1906 promoviert wurde. 1911 Habilitation, 1918 Mitarbeiter am KaiserWilhelm-Institut in Berlin-Dahlem. 1920 Berufung nach Göttingen. Hier war er bis 1933 Direktor des II . Physikalischen Instituts für Experimentelle Physik an der Georgia Augusta. F. untersuchte gemeinsam mit Gustav Hertz Elektronenstöße auf QuecksilberAtome und machte damit für die Entwicklung der Quantentheorie bedeutsame Entdeckungen, für die beide 1925 den Nobelpreis erhielten. Zusammen mit seinem Freund Max Born begründete F. den Weltruhm Göttingens auf dem Gebiet der Physik in den 1920er-Jahren. Durch das 1933 erlassene Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurden jüdische Gelehrte von den Universitäten entfernt. F., der als Frontkämpfer und Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse unter eine Ausnahmeregelung fiel, erklärte öffentlich in der »Göttinger Zeitung« den Rücktritt von seinem Amt, in der dann doch enttäuschten Hoffnung auf Beistandsbekundungen von Kollegen. Im »Göttinger Tageblatt« erschien im Gegenzug eine Erklärung von 42 Hochschullehrern, die die »Reinigungsmaßnahmen« der Regierung unterstützten. 1933 emigrierte F. in die USA , wo er zunächst an der Johns Hopkins Universität in Baltimore, dann 1938–1947 an der Universität Chicago als Professor tätig war. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er an der Entwicklung der Atombombe mit, warnte aber mit einer Gruppe von Atomwissenschaftlern, zwei Monate vor Hiroshima, die amerikanische Regierung mit dem so genannten Franck-­ Report vor deren Einsatz. 1951 erhielt Franck die Max-Planck-­ Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 1955 die Rumford Medale of the American Academy für seine Forschungen zur Photosynthese; er war Mitglied zahlreicher Akademien 68 

James Franck

und Sozietäten. 1953 ernannte ihn die Stadt Göttingen zu ihrem Ehrenbürger. Hierher führten ihn noch viele persönliche Kontakte u. a. zu Max Born und Otto Hahn. Als F. bei einem Besuch in Göt­tingen starb, sagte der Theologe und Rektor der Universität Prof. W. Zimmerli bei der Gedenkfeier am 25.5.1964 in der Aula der Universität, dass F. »unter persönlichen Opfern Verantwortlichkeit und Solidarität nicht gepredigt, sondern geübt hat«. Er dankte F. »für die Treue, die er unserer Universität über Schuld und Verfehlung hinaus gehalten hat«. Die Gedenktafel wurde 1968 durch die Gesellschaft Internationale Studentenfreunde e. V. angebracht.

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Franklin, Benjamin Juli 1766  Prinzenstraße 21 17.1.1706 Boston (Massachusetts) – 17.4.1790 Philadelphia (Pennsyl­ vania). Franklin, einer der Gründerväter der amerikanischen Demokratie, lebte zwischen 1757 und 1785 überwiegend als Gesandter in London bzw. seit 1776 in Paris. Er verhandelte 1778 den französisch-amerikanischen Bündnisvertrag und 1783 den Pariser Frieden mit Großbritannien. 1787 war er an der Ausarbeitung der Verfassung der Vereinigten Staaten beteiligt. Wichtigstes schriftstellerisches Werk sind die »Memoirs of the life and writings of Benjamin Franklin« (4 Teile, verfasst 1771–1789; erste vollständige englische Ausg. Philadelphia 1868). F.s Besuch in Göttingen am 19.7.1766 galt der Akademie der Wissenschaften, der er als auswärtiges Mitglied seit kurzem angehörte. Wissenschaftlichen Ruhm hatte er sich seit 1746 durch Experimente mit der Elektrizität erworben, denen 1752 ganz im Sinne seiner am Gemeinwohl orientierten Lebensauf­ fassung die Erfindung des Blitzableiters folgte. F.s Besuch lenkte das Interesse der Göttinger Gelehrten nachhaltig auf die politischen Vorgänge in der Neuen Welt. Die von der Firma Smith Kline Dauelsberg, Göttingen, gestiftete Gedenktafel wurde am 24. September 1981 am Michaelishaus enthüllt.

Frege, Friedrich Ludwig Gottlob Philosoph 1871–1873  Rote Straße 32 8.11.1848 Wismar – 26.7.1925 Bad Kleinen (Mecklenburg). Frege studierte in Jena 1869–1871 Mathematik, Chemie, Physik und Philosophie. Er setzte sein Studium in Göttingen (imm. 2.5.1871) bei den Professoren Schering, Weber und Lotze fort und wurde 1873 in Mathematik promoviert. 1874 in Jena Habilitation für Mathematik, 1879 außerordentlicher Professor, 1896–1918 Honorar­profes­ sor. Zeitlebens in seiner Bedeutung als Begründer der modernen formalen Logik verkannt, erlangte Frege nie ein Ordinariat und wurde in Deutschland erst auf dem Umweg über die angelsächsische Logik (Bertrand Russell) wieder entdeckt. Freges »Logizismus« sah in der Mathematik, besonders in der Arithmetik (Zahlenlehre)  nur einen speziellen Teil  der Logik. Folglich mussten 70 

ihre Begriffe und Gesetze auf rein logische zurückzuführen sein. Hauptwerke u. a. »Begriffsschrift« (Halle 1879), »Grundgesetze der Arithmetik« (2 Bde., Jena 1893–1903). Mit seinen sprachphilosophischen Arbeiten und seiner Unterscheidung von Zeichen, Sinn und Bedeutung sprachlicher Begriffe und Wörter kann Frege als Begründer der modernen Semantik (Bedeutungslehre) gelten. Die von Professor Dr. Günther Patzig gestiftete Tafel wurde am 10. Oktober 1988 enthüllt.

Friedrich Adolf Hermann* Fürst zu Waldeck und Pyrmont 1884  Goetheallee 2 20.1.1865 Arolsen – 26.5.1946 ebd. Friedrich Adolf Hermann studierte zwischen Ostern 1884 und Herbst 1885 in Göttingen Rechtswissenschaften. 1893 trat er die Nachfolge seines Vaters Georg Victor in Arolsen an. Im Ersten Weltkrieg General der Kavallerie. Als einziger deutscher Fürst leistete er in der Novemberrevolution 1918 keinen Thronverzicht. Nach einem Vergleich mit dem Wal­ decker Landtag konnte er das Arolser Schloss weiter bewohnen. Im April 1907 bat der Göttinger Magistrat den Fürsten um Zustimmung zur Anbringung einer Gedenktafel, also zu Lebzeiten des zu Ehrenden. Die im Juni 1907 angebrachte Tafel scheint recht bald verloren gegangen zu sein.

Fröbel*, Friedrich Wilhelm August Pädagoge 1811–1812  Prinzenstraße 14 21.4.1782 Oberweißbach (Thüringen)  – 21.6.1852 Marienthal bei Liebenstein. Studium der Naturwissenschaften in Jena 1799, von 1808–1810 in Yverdon (Schweiz) an der Erziehungsanstalt des Pädagogen Pestalozzi, Fortsetzung der Studien in Göttingen (imm. 23.6.1811, phil.). F. leitete 1831–1836 in der Schweiz verschiedene Schulen und die Volksschullehrerausbildung im Auftrag der Berner Regierung. 1840 gründete F. den ersten Kindergarten in Blanken­ burg (Thüringen), dem in wenigen Jahren eine ganze Anzahl ähnlicher Einrichtungen in Deutschland folgte. Allerdings waren 1851– 1860 in Preußen Kindergärten verboten. F. hat dem Spiel und dem 71

»freitätigen« Leben des Kindes große Aufmerksamkeit geschenkt. Bekannt sind die Fröbelschen Spiel- und Beschäftigungsmittel für Kleinkinder. Die 1912 auf Antrag des Magistrats angebrachte Gedenktafel wurde vor dem Jahre 1927 entfernt und nicht wieder angebracht.

Gagern*, Wilhelm Heinrich August Reichsfreiherr von Politiker 1817–1818  Papendiek 8 20.8.1799 Bayreuth  – 22.5.1880 Darmstadt. Studium in Heidelberg, Göttingen (imm. 30.4.1817, jur.) und Jena. Mitbegründer der Deutschen Burschenschaft. Seit 1821 Hessen-Darmstädter Politiker und Vertreter des Liberalismus. Erster Präsident der Frankfurter Nationalversammlung von Mai bis Dezember 1848; bis Mai 1849 Reichsminister des Äußeren und Inneren und Reichsministerpräsident. Das so genannte »Gagernsche Programm« sah einen deutschen Bundesstaat in Union mit Österreich unter preußischer Führung vor. Rücktritt am 21. März 1849. 1864–1872 hessischer Gesandter in Wien. Die Gedenktafel fehlte bereits 1905.

Gamow, George Anthony Physiker 1928  Herzberger Landstraße 6 4.3.1904 (nach julianischem Kalender am 20.2.) Odessa (Russland, heute Ukraine) – 19.8.1968 Boulder, Colorado (USA). 1922–1929 Studium der Physik in Odessa und Leningrad. Studienaufenthalt im Sommer 1928 bei Max Born in Göttingen, hier schrieb G. seinen Aufsatz zur »Quantentheorie des Atomkerns« (Zs. für Physik, 1928, 1929 als Dissertation anerkannt), in dem er die radioaktive Alpha-­ Strahlung (ionisierte Helium-Atome) trotz einer Energiebarriere der Atomkerne erklären konnte. Dieser Vorgang wird heute »Tunnel­ effekt« genannt. Zugleich erforschte er mit F. Houtermans die thermonukleare Synthese, die die Energieerzeugung in Sternen erklärt. 1931 Professor für Physik in Leningrad. 1933 nutzte G. eine Tagung in Brüssel zur Emigration aus der Sowjetunion in die USA . 1934–1956 Professor in Washington D. C., 1956–1968 an der University of Colo72 

rado in Boulder. 1934–1936 forschte G. mit Edward Teller zur Theo­rie des Beta-Zerfalls (Elektronenstrahlung) und mit Hans Bethe zum Theorem der primordialen Nukleosynthese (Entstehung schwerer Elemente nach dem Urknall). Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er für die Marine, 1948 auch für Edward Tellers Wasserstoffbombenprojekt. Seit 1946 beschäftigte sich G. mit der Kosmologie, er zählt zu den Begründern der Urknalltheorie zur Entstehung des Universums, für die er den Begriff des »Big Bang« prägte. 1948 postulierte er die Existenz einer kosmischen Hintergrundstrahlung, deren Beweis 1965 von A. Penzias und R. Wilson erbracht wurde. Der Teamarbeiter G. trug viel zur Popularisierung des neuen physikalischen Weltbilds bei (Buchreihe »Mr. Tompkins«). Die von Dr. Peter Kasten beantragte Gedenktafel wurde am 19. Oktober 2015 enthüllt.

Gauß, Johann Carl Friedrich Mathematiker und Astronom 1795–1796 Gotmarstraße 11 1796–1798 Kurze Geismarstraße 25 1808–1816 Kurze Straße 15 Ostern 1833 Geismar Landstraße 11 (Sternwarte) 30.4.1777 Braunschweig – 23.2.1855 Göttingen. Studium in Göttingen (imm. 15.10.1795, math.), wo G. Vorlesungen bei dem Mathematiker und Physiker Abraham Gotthelf Kaestner, aber auch bei dem klassischen Philologen Christian Gottlob Heyne hörte. 1798 kehrte G. nach Braunschweig zurück, 1799 Promotion an der Universität Helmstedt. 1807 wurde G. mit 30 Jahren als ordentlicher Professor der Mathematik nach Göttingen berufen, wo er seitdem 47 Jahre lang wirkte. G. galt schon zu Lebzeiten als genialer Mathematiker. Als ihr erster Direktor baute G. die neue Sternwarte auf, die aber erst 1816 fertig wurde, weil er während der napoleonischen Besatzungszeit viele Jahre mit finanziellen Hindernissen und dem Mangel an Mitarbeitern zu kämpfen hatte. In der Astronomie berechnete er mit neuen Methoden Planetenbahnen, z. B. die der Ceres. Daran erinnert das Dach des kegelförmigen Gebäudes auf dem Bahnhofsvorplatz. In den Jahren 1828 bis 1844 führte G. die Landesvermessung im Königreich Hannover mit Hilfe geodätischer Methoden und des von ihm entwickelten Heliotropen durch. Ab 1831 galt sein Interesse dem Erdmagnetismus; seine Ar73

Johann Carl Friedrich Gauß

beiten ­darüber, zusammen mit Wilhelm Weber, führten zur ersten, Aufsehen erregenden Anlage des berühmten elektromagnetischen Telegraphen. Dabei handelte es sich um einen Kupferdraht, der über die Türme der Johanniskirche, die Ratsapotheke und das Accouchierhaus gespannt, die neue Sternwarte mit der Arbeitsstätte W ­ ebers im alten Physikalischen Cabinet verband. (Heute steht dort das Historische Gebäude der Universitätsbibliothek.) Bei seinen Experimenten entdeckte G. die so genannte Gaußsche Normalverteilungskurve, die bei der Wiederholung von Versuchen geringfügige Abweichungen beschreibt. Ebenso bekannt sind die Gaußsche Abbildung, die Gaußsche Gleichung und die Gaußschen Koordinaten auf gekrümmten Flächen, z. B. auf Kugeln. Auch schuf er Grundlagen der Versicherungsmathematik, als er die Göttinger Professorenwitwen- und Waisenkassen übernahm. Ein Teil seiner mathematischen Überlegungen wurde erst 74 

durch seinen Nachfolger Lejeune Dirichlet einer interessierten Öffentlichkeit bekannt. Noch im Alter von 74 Jahren promovierte G. 1851 seinen Schüler Bernhard Riemann und unterstützte 1854 dessen Habilitation; Riemann sollte nach Lejeune Dirichlet der Nachfolger auf seinem Lehrstuhl werden. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen aus Anlass des Goldenen Doktor-Jubiläums am 16.7.1849. Begraben auf dem Albani-Friedhof. Das Gauß-Weber-Denkmal, von Prof. Dr. F. Hartzer entworfen und von dem Erzbildgießer Gladenbeck gegossen, wurde am 17.6.1899 von Prof. Dr. Voigt am Wall zwischen Kurze Geismarstraße und Nikolaistraße enthüllt. Die Gedenktafel am Haus Gotmarstraße 11 wurde auf Beschluss des Magistrats 1905 erneuert, beim Umbau des Hauses abgenommen und mit geänderten Jahreszahlen am Haus Kurze Geismarstraße 25 angebracht. In seinem Sterbezimmer, im westlichen Flügel der neuen Sternwarte, befindet sich eine kupferne Gedenktafel, die König Georg V. von Hannover 1865 anbringen ließ.

Geiger, Moritz Alfred Philosoph 1924–1934  Gervinusstraße 4 26.6.1880 Frankfurt a. M.  – 9.9.1937 Seal Harbor (Maine, USA). Geiger studierte 1898–1905 in München und Leipzig vor allem Psychologie und Philosophie. 1904 Promotion in Psychologie in­ München. Das Sommersemester 1906 verbrachte er bei Professor Husserl in Göttingen (imm. 4.  Mai 1906, phil.). 1907 Habilitation für Psychologie und Philosophie in München, 1915–1923 dort außerordentlicher Professor. 1923–1933 ordentlicher Professor für Philosophie in Göttingen, 1926 Gastprofessur an der Stanford University in Palo Alto, Kalifornien. Als Jude wurde Geiger am 26.9.1933 entlassen und emigrierte 1934 in die Vereinigten Staaten, wo er als Professor am Vassar College in Poughkeepsie, New York, lehrte. Von der Psychologie kommend wandte sich Geiger unter Husserls Einfluss der Phänomenologie zu und beschäftigte sich vor allem mit ihrer Anwendung auf verschiedene Wissensgebiete. Er begründete mit A. Pfänder den Münchener Kreis der deskriptiven Phänomenologie und arbeitete zur Ästhetik, zur Philosophie der Mathematik und zur Wissenschaftstheorie. Hauptwerk: »Die Wirklichkeit der Wissenschaften und der Metaphysik« 75

(Bonn 1930; Nachdruck Hildesheim 1960). Geiger war Mitherausgeber des »Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung« (11 Jahrgänge, Halle 1913–1930). Die von Professor Dr. Wolfgang Trillhaas angeregte Gedenktafel wurde am 16. Juli 1988 enthüllt.

Georg V. König von Hannover 16.–21.6.1866  Weender Straße 13/15 27.5.1819 Berlin – 12.6.1878 Paris. Sohn des Königs Ernst August von Hannover und der mecklenburgischen Prinzessin Friederike, im Alter von 14 Jahren völlig erblindet. Nach dem Tod seines Vaters bestieg G. den Thron am 18.11.1851. Er vertrat eine autokratische Staatsauffassung und hob 1855 das von seinem Vater Ernst August 1848 erlassene liberale Grundgesetz auf. Seine Sympathien galten Österreich, vom Nachbarn Preußen fühlte er sich bedrängt. G. war ein begabter Komponist und Pianist und hinterließ 200 Kompositionen; unter seiner Herrschaft blühte das Kulturleben in Han­ nover auf (Bau des Opernhauses durch G. L. F. Laves). Im Deutschen Krieg von 1866 trat G. auf die Seite Österreichs. Im Gasthof »Zur Krone«, Weender Straße 13 (heute Sparkasse), war vom 16.  bis 21.6.1866 das Hauptquartier des Königs vor der Schlacht bei Langensalza. Nach der anschließenden Kapitulation der hannoverschen Armee am 29.6.1866 bei Langensalza und der Annexion Hannovers durch Preußen lebte G. mit seiner Familie im Exil in Wien, Gmunden (Österreich) und seit 1876 in Paris.

Gerlach*, Ludwig Friedrich Leopold von Preußischer General und Politiker 1808–1809  Lange Geismarstraße 64 17.9.1790 Berlin – 10.11.1861 Potsdam. Studium der Rechte als kriegsgefangener Fähnrich in Göttingen (imm. 19.5.1808, jur.) und Heidelberg. 1813 Teilnahme an den Befreiungskriegen im Gefolge Blüchers. 1824 wurde G. Adjutant des Prinzen Wilhelm von Preußen; zu dessen Bruder, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., stand G. in näherer Beziehung. Seit 1848 war G. das Haupt der so genannten »Kamarilla«, einer ständisch orientierten, antirevolu76 

tionären Gruppe am Berliner Hof, die aus dem Hintergrund starken Einfluss auf die preußische Politik ausübte. 1849 Generaladjutant des Königs, 1859 General der Infanterie. Die nach 1910 angebrachte Gedenktafel fehlte bereits 1927.

Gervinus, Georg Gottfried Literarhistoriker und Einer der Göttinger Sieben 1836–1837  Mühlenstraße 3 20.5.1805 Darmstadt – 18.3.1871 Heidelberg. Nach anfänglicher kaufmännischer Tätigkeit Studium der Philologie in Gießen und Heidelberg, wo er sich unter dem Einfluss Friedrich Christoph Schlossers der Geschichtswissenschaft zuwandte. 1830 Privatdozent, 1835 außerordentlicher Professor in Heidelberg. 1836 als ordentlicher Professor für Geschichte und Literaturgeschichte auf Empfehlung Friedrich Dahlmanns nach Göttingen berufen. Als einer der Göttinger Sieben, die gegen die Aufhebung der 1833 in Kraft getretenen Verfassung von Hannover durch König Ernst August protestierten, 1837 seines Lehramtes enthoben, verlebte er mehrere Jahre in materieller Not und Verbitterung, bis er 1844 eine Honorarprofessur in Heidelberg erhielt. 1848 wurde G. in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, er zog sich aber bald aus dem politischen Leben zurück. In seinem literarhistorisch bedeutendsten Werk »Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen« (5 Bde., Leipzig 1835–1842) beschreibt G. als erster die Literatur nicht nur vom ästhetischen, sondern auch vom historischen Standpunkt aus. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät 1908 angebracht und 1983 erneuert.

Gesner, Johann Matthias Klassischer Philologe und Bibliotheksdirektor 1734–1761  Prinzenstraße 1 9.4.1691 Roth bei Nürnberg – 3.8.1761 Göttingen. Studium in Jena, 1715–1728 Konrektor am Gymnasium und Verwalter der Herzoglichen Bibliothek in Weimar, 1730 Leiter der Thomas-Schule in Leipzig. 1734 wurde G. als ordentlicher Professor für klassische Philologie an die neu begründete Universität Göttingen berufen. 77

Hier hat er von Anfang an, über 30 Jahre lang, die Entwicklung der Universität entscheidend mitbestimmt. Das Philologische Seminar an der Universität, das erste seiner Art in Deutschland, geht auf G. zurück. In seiner »Schul-Ordnung vor die Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Lande« (1738) legte er die Erfahrungen seiner Lehrtätigkeit nieder. G. war auch der erste Direktor der Göttinger Universitätsbibliothek, die sich unter seiner Leitung zu europäischem Ansehen entwickelte. Seine Grabstätte ist unbekannt. Die Gedenktafel wurde auf Wunsch des Universitäts-Senats 1904 angebracht und 1958 erneuert.

Gieseler, Johann Carl Ludwig Theologe 1831–1854  Barfüßerstraße 2 3.3.1792 Petershagen bei Minden – 8.7.1854 Göttingen. Nach dem Studium der Theologie in Halle wurde G. 1812 Lehrer an den Francke­ schen Anstalten in Halle, wo er auch 1817 promoviert wurde. 1819 ordentlicher Professor der Theologie in Bonn, 1831 als Nachfolger Gottlieb Jacob Plancks nach Göttingen berufen. Seine Vorlesungen umfassten Kirchengeschichte, Dogmengeschichte und Dogmatik. G.s Hauptwerk ist das »Lehrbuch der Kirchengeschichte« (5 Bde., Darmstadt u. Bonn 1824–1835), das auf 11 Bände anwuchs und neue Wege der Kirchengeschichtsschreibung wies: es war historisch-­ kritisch, rational und mit vielen Quellennachweisen und -auszügen versehen. Unter zahlreichen Ämtern bekleidete G. auch das des Sprechers des Bürgervorsteher-Kollegiums. G. hatte – auch für damalige Verhältnisse ungewöhnlich – 24 Kinder. Begraben auf dem Albani-Friedhof.

Gmelin, Johann Friedrich Chemiker 1783–1804  Hospitalstraße 7 8.8.1748 Tübingen – 1.11.1804 Göttingen. Studium und Promotion 1769 in Tübingen. Nach Reisen durch Holland und England sowie nach Wien kam G. 1771 in seine Heimatstadt zurück. 1772 außerordentlicher Professor der Medizin in Tübingen. 1775 als ordent78 

licher Professor für Philosophie und außerordentlicher Professor für Medizin nach Göttingen berufen. 1780 ordentlicher Professor für Medizin und Chemie. Gemäß Vertrag vom 24.6.1782 überließ die Stadt der Universität einen dem Hospital St. Crucis gehörenden Garten für den Bau eines Laboratoriums und einer Professorenwohnung. Dort wurde 1782 das Haus Hospitalstraße 7 als Chemisches Laboratorium errichtet und 1784 von G. bezogen. Seine Forschungen und Vorlesungen umfassten zahlreiche Gebiete, u. a. Chemie, Metallurgie, Botanik, Pharmazie, Bergbauwissenschaft und Toxikologie. Georg Christian Lichtenberg zählte ihn deshalb zu den »Göttinger Compendienschreibern«. G. gehörte mit Gottlieb Jacob Planck, Ludwig Timotheus von Spittler, Gustav Hugo, Jeremias David Reuß, Carl Friedrich Stäudlin und Friedrich Benjamin Osiander zu den scherzhaft so genannten, »Sieben Schwaben«, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Göttinger Universität wirkten. G.s Hauptwerk ist die »Geschichte der Chemie« (3 Bde., Göttingen 1797–1799). Begraben auf dem AlbaniFriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Familienverbandes Gmelin-Stuttgart 1938 angebracht.

Gmelin, Leopold Chemiker 1788–1804  Hospitalstraße 7 2.8.1788 Göttingen  – 13.4.1853 Heidelberg. Sohn des Chemikers­ Johann Georg G., dessen letzte chemische Vorlesungen er 1804 noch selbst hörte. G. studierte Medizin und Chemie in Tübingen – dort konnte er in der Familienapotheke experimentieren – und Göttingen (imm. 24.10.1805). 1812 Promotion zum Dr. med. in Göttingen. 1813 Habilitation, 1814 außerordentlicher, 1817–1851 ordentlicher Professor für Chemie in Heidelberg. G. ist einer der Väter der physiologischen Chemie. Mit Friedrich Tiedemann untersuchte er den Verdauungsvorgang und entdeckte die Gallensäure, das Hämatin, Pankreatin und Taurin. 1822 entdeckte er gemeinsam mit seinem Schüler Friedrich Wöhler das nach ihm benannte rote Blutlaugensalz (Gmelinsches Salz). Sein »Handbuch der theoretischen ­Chemie« (3 Bde., Frankfurt a. M. 1817–1819) vereinte das gesamte chemische Wissen seiner Zeit. G. führte es noch bis zum Erscheinen der fünften Auflage 1852 fort. Das Max-Planck-Institut für anorganische 79

Chemie und Grenzgebiete in Frankfurt a. M. trägt heute seinen Namen, dort wird auch das Handbuch weiter betreut. Die vom Staatshochbauamt gestiftete Tafel wurde am 12.  Juli 1991 angebracht.

Goedeke, Karl Literarhistoriker 1877–1887  Hanssenstraße 1 b 15.4.1814 Celle – 28.10.1887 Göttingen. Studium der Geschichte und deutschen Philologie in Göttingen (imm. 27.4.1833 und 9.5.1836). Seine Lehrer waren hier der klassische Philologe Karl Otfried Müller, der Historiker Friedrich Dahlmann und Jacob Grimm. 1838–1842 war G. als Journalist in Celle, 1842–1855 in der Hahnschen Hofbuchhandlung in Hannover als Leiter der Verlagskorres­ pondenz tätig. 1855–1859 lebte G. wieder in Celle und 1859–1873 als Privatgelehrter in Göttingen. Erst 1873 erhielt er eine feste Anstellung als außerordentlicher Professor für Literaturgeschichte in Göttingen. Sein Werk »Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen« (3 Bde., 1856–1881, 21 Bde., 1884–1966) machte seinen Namen berühmt. Zu seinen Schülern gehörten die später bedeutenden Germanisten Moriz Heyne, Gustav Roethe und Edward Schröder. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1902 auf Antrag des Magistrats angebracht und 1995 erneuert.

Göppert, Friedrich Professor der Kinderheilkunde 1910–1927  Hermann-Föge-Weg 7 25.10.1870 Breslau  – 9.2.1927 Göttingen. Studium der Medizin in Heidelberg und Berlin, 1896 Promotion in Heidelberg. Arbeit an verschiedenen Krankenhäusern in Heidelberg, Berlin und Breslau. 1900–1909 Kinderarzt in Kattowitz, 1909 als außerordentlicher Professor für Kinderheilkunde nach Göttingen berufen, 1924 ordentlicher Professor. G. erkannte als einer der Ersten die Bedeutung von Hygiene und Ernährung für die Gesundheit von Säuglin­ gen und Kindem. Zusammen mit Leo Langstein verfasste G. ein Lehrbuch über »Prophylaxe und Therapie der Kinderkrankheiten« 80 

(Berlin 1920). G. leitete seit 1914 als langjähriger Direktor die Göttinger Kinderklinik; dort richtete er eine Mütterberatungsstelle ein und organisierte während des Ersten Weltkriegs die Milchversorgung der Kleinkinder. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Anregung seiner Tochter, der Nobel­ preisträgerin Maria Goeppert Mayer, 1960 angebracht.

Goeppert Mayer, Maria Nobelpreisträgerin für Physik 1920–1930  Hermann-Föge-Weg 7 28.6.1906 Kattowitz (Schlesien) – 20.2.1972 La Jolla, San Diego (Kalifornien). Tochter des Professors der Kinderheilkunde Friedrich Goeppert, mit dem sie 1909 nach Göttingen kam. Studium der Mathematik und Physik in Göttingen, vorwiegend bei Max Born, der sie in die Quantenmechanik einführte. 1930 Promotion durch drei Nobelpreisträger: Max Born, James Franck und Adolf Windaus. Mit ihrem Mann, dem amerikanischen Physiker Prof. Dr. Josef Mayer ging sie 1930 nach Amerika. Dort arbeitete sie 1931–1939 an der Johns Hopkins University in Baltimore, dann als Professorin der Physik an der University of California San Diego. Seit 1947 entwickelte sie mit Hans Daniel Jensen das Schalenmodell des Atomkerns. Ihre bedeutendste Publikation ist: »Elementary Theory of Nuclear Shell Structure«, 1955. Sie erhielt 1963 den Nobelpreis für Physik.  – G. M. hatte zwei Kinder; 1962 war sie »Women of the year« der »New York Times«. Die Gedenktafel wurde am 28. Juni 1974 auf Anregung von Professor Dr. Hans W. J. Marquardt, New York, enthüllt.

Goeschen, Johann Friedrich Ludwig Jurist 1822–1837  Obere Maschstraße 6 16.2.1778 Königsberg (Preußen) – 24.9.1837 Göttingen. Studium der Rechte in Königsberg und Göttingen (imm. 12.10.1796). Nach einer Unterbrechung des Studiums 1811 Promotion, 1813 ordentlicher Professor der Rechte in Berlin. 1815 gab G. zusammen mit Friedrich Carl von Savigny und Karl Friedrich von Eichhorn die »Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft« heraus. 1822 wurde 81

G. als ordentlicher Professor der Rechte nach Göttingen berufen. Sein »Grundriss zu Pandektenvorlesungen« (2 Abteilungen, Göttingen 1827–1831) war als Lernhilfe zu den Vorlesungen gedacht. Nach seinem Tod veröffentlichte A. Erxleben seine »Vorlesungen über das gemeine Civilrecht« (3 Bde., Göttingen 1838–1840). Begraben auf dem alten Marien-Kirchhof. Die vor 1901 angebrachte Gedenktafel wurde 1953 und noch einmal 2001 erneuert.

Goethe, Johann Wolfgang von Dichter Juni – August 1801  Goetheallee 12 28.8.1749 Frankfurt a. M. – 22.3.1832 Weimar. G. besuchte Göttin­gen dreimal: Auf der Rückreise von seiner zweiten Harzreise im Herbst 1783, vermutlich wegen der Bibliothek des Professors Christian Wilhelm Büttner, die Herzog Karl August angekauft hatte, weilte er vom 26.–29.9.1783 in der Stadt. Darüber schrieb er am 28.9.1783 an Charlotte von Stein: »Ich habe mir vorgenommen, alle Professoren zu besuchen, und Du kannst Dir denken, was das zu laufen gibt«. G. nahm an einem physikalischen Kolleg in Georg Christoph Lichtenbergs Wohnung teil, ein weiteres Mal vom Juni bis August 1801 auf der Hin- und Rückreise nach Bad Pyrmont. Allerdings fanden seine Studien zur Farbenlehre weder bei Lichtenberg, noch bei anderen Naturwissenschaftlern die erhoffte Anerkennung.  – Trotzdem lernte G. in Göttingen Gelehrte wie August Ludwig von­ Schlözer, Johann David Michaelis, Friedrich Benjamin Osiander und Johann Friedrich Gmelin kennen, die sein Werk beeinflussten. »Es ist gar angenehm, auf einem solchen Meere des Wissens nach allen Gegenden mit Leichtigkeit hin­segeln zu können«. Er besuchte den Botanischen Garten, das Akademische Museum und natürlich die Universitätsbibliothek, deren moderne Benutzerfreundlichkeit ihm auch die Ausleihe nach Weimar ermöglichte. G. nannte sie ein »Capital, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet«. Zu einigen Göttinger Professoren, besonders zu dem Anatomen Johann Friedrich Blumenbach und dem Historiker und Staatswissenschaftler Georg Sartorius, hat G. weiterhin Beziehungen gepflegt. G. wohnte während seines ersten Göttinger Aufenthalts im Gasthof »Zur Krone«, Weender Straße (Sparkasse), vom 6.–12.6.1801 wieder in der »Krone«, vom 18.7.–14.8.1801 bei dem Musikinstru82 

mentenmacher Johann Paul Krämer an der Allee (heute Goethe­ allee 11/12); über diese Wohnung und ihre nächtlichen Schrecken in Gestalt von kläffenden Hunden, tutenden Nachtwächtern und einer trillernden Koloratursängerin berichtete er in den »Annalen«. Die Gedenktafel wurde vor 1901 angebracht.

Gogarten, Friedrich Eduard Theologe 1935–1967  Hainholzweg 60 13.1.1887 Dortmund – 16.10.1967 Göttingen. 1907–1912 Studium der Theologie in Jena, Berlin und Heidelberg, u. a. bei Professor Ernst Troeltsch. 1914 Pastor in Bremen, 1917 in Stelzendorf (Thüringen), 1925 in Dorndorf/Saale. 1924 theologischer Ehrendoktor der Universität Gießen. 1925 Habilitation in systematischer Theologie in Jena, 1931–1935 ordentlicher Professor in Leipzig, 1935–1955 in Göttingen. G.s Werk fußt auf einem intensiven, seit 1916 kontinuierlich betriebenen Studium der Schriften Martin Luthers. Sein Interesse galt dem Verhältnis von Gesetz und Evangelium. G. zählt zu den Hauptvertretern der dialektischen Theologie; nach vorübergehender Annäherung distanzierte er sich seit 1933 entschieden vom Nationalsozialismus. Seine in Göttingen entstandenen systematischen Schriften, u. a. »Der Mensch zwischen Gott und Welt« (Heidelberg 1952; 4. Aufl. 1967) und »Verhängnis und Hoffnung der Neuzeit« (Stuttgart 1953; 2. Taschenbuch-Aufl. Gütersloh 1987) behandeln die Stellung des Menschen zwischen Gott und Welt und gelangen zu einer positiven Deutung der neuzeitlichen Säkularisierung. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Jörg Baur angeregte Gedenktafel wurde am 13. Januar 1987, Gogartens 100. Geburtstag, enthüllt.

Goldschmidt, Victor Moritz Geochemiker 1929–1936  Wagnerstraße 8 27.1.1888 Zürich  – 20.3.1947 Oslo. G. kam mit seinem Vater, dem Chemiker Heinrich Jacob G., über Amsterdam und Heidelberg 1901 nach Oslo. 1912 Dozent, 1914 Ordinarius und Direktor des Mineralogischen Instituts an der Universität Oslo und Mitglied der 83

Norwegischen Rohstoffkommission. 1929 wurde G. als Nachfolger von Otto Mügge als ordentlicher Professor für Mineralogie, Kristal­lographie und Petrographie nach Göttingen berufen. G. gilt als Begründer der modernen Geochemie in Deutschland. 1935 emigrierte G. wegen seiner jüdischen Herkunft nach Oslo und wurde dort 1936 Professor für Mineralogie und Geologie und Leiter des Geologisch-Mineralogischen Museums. Während der deutschen Besatzung konnte ihn der norwegische Widerstand vor der Deportation retten. Er floh nach England und kehrte 1946 schwer krank nach Oslo zurück, wo er kurz darauf starb. Die Gedenktafel wurde 1953 von der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft gestiftet und zunächst am ehemaligen Mineralogisch-Petrographischen Institut, Lotzestraße 16/18 angebracht, in dem sich heute das IV. Physikalische Institut befindet; seit 1998 hängt sie an seinem Wohnhaus Wagnerstraße 8.

Gotthelf, Jeremias Schriftsteller 1821–1822  Papendiek 10 4.10.1797 Murten (Schweiz)  – 22.10.1854 Lützelflüh (Emmenthal, Schweiz). Mit einem Kirchen-Stipendium seiner Heimat studierte der unter dem Namen Jeremias Gotthelf bekannte Albert Bitzius in Göttingen Theologie (imm. 26.4.1821), wo er vorwiegend Vorlesungen bei dem Kirchenhistoriker Gottlieb Jacob Planck hörte, aber auch Geschichte bei Arnold Heeren und Ästhetik bei Friedrich Ludwig Bouterweck. Seit 1824 Vikar in verschiedenen schweizerischen Gemeinden, 1832 Pfarrer in Lützelflüh im Emmental. Als Erzähler schuf G. Bauernromane und Dorfgeschichten, die als Klassiker des Realismus gelten: »Uli der Knecht« (1840) und »Geld und Geist« (1851). G. beklagte, dass in Göttingen schlecht gegessen und getrunken würde, die Bürger die Studenten ausnähmen und diese ihre Schulden nicht bezahlten; »das läge wohl an der »melancholischen Witterung«. Die Gedenktafel wurde 1923 von Schweizer Freunden gestiftet.

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Grimm, Jacob und Wilhelm Zwei der Göttinger Sieben 1829–1837  Goetheallee 6 Jacob G.: 4.1.1785 Hanau – 20.9.1863 Berlin. – Wilhelm G.: 24.2.1786 Hanau  – 16.12.1859 Berlin. Studium der Rechte in Marburg seit 1802; Freundschaft mit dem romantisch orientierten Rechts­histo­ riker Friedrich Carl von Savigny und den Heidelberger Romantikern Clemens Brentano und Achim von Arnim. 1812 erschien der erste Band der »Kinder- und Hausmärchen«, 1816 die »Deutschen Sagen«. Die Brüder, die bis dahin Bibliothekare in Kassel waren, folgten einer Berufung vom 12.10.1829 nach Göttingen: Jacob G. als ordentlicher Professor für deutsche Altertumswissenschaften und Bibliothekar, Wilhelm G. seit 1831 als außerordentlicher, 1836 als ordentlicher Professor. Hier begründeten sie das Fach Germanistik; Forschungsgegenstände waren Rechtsaltertümer, Mytho­ logie, Grammatik, Sprachgeschichte, Märchen und Sagen, getragen von der Vorstellung der Volksdichtung. 1837 gehörten die Brüder G. zu den Göttinger Sieben, die gegen die Aufhebung der 1833 in Kraft getretenen Verfassung von Hannover durch den König Ernst August protestierten und deshalb entlassen wurden. Als man Jacob G. auch des Landes verwies, begleiteten ihn Hunderte von Studenten bis Witzenhausen. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Kassel berief König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen auf den Vorschlag Bettina von Arnims hin die Brüder 1840 nach Berlin; dort hatte die von Wilhelm von Humboldt gegründete Universität Göttingen den Rang abgelaufen. Die Brüder Grimm wohnten von 1829 bis WS 1837 in einem der Häuser, die dem Oberkommerzien-Kommissär Friedrich Grätzel gehörten, in der Goetheallee 6 (alte Haus-Nr. 923 a). In diesem Haus lag links vom Eingang zu ebener Erde auch der Hörsaal, in dem die Brüder ihre Vorlesungen hielten. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Juristen Prof. Johann Heinrich Thöl und 1994 am Nachfolgebau erneut angebracht. In Göttingen wurde auch ein von Prof. Scheuernstuhl (Hannover) gestalteter Brüder-Grimm-Stein am 16. Dezember 1959 Ecke Brüder-Grimm-Allee/Hainbundstraße durch den Vorsitzenden des Göttinger Verschönerungsvereins, Rechtsanwalt Dr. G. Eckels, enthüllt.

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Grisebach, August Botaniker 1876–1879  Untere Karspüle 2 17.4.1814 Hannover – 9.5.1879 Göttingen. Studium der Medizin in Göttingen (imm. 25.10.1832), wo die Professoren Johann Friedrich Blumenbach und Schrader G.s Lehrer wurden, und in Berlin. Während seiner Göttinger Studienzeit trat G. in freundschaftliche Beziehungen zu Otto von Bismarck. 1837 Privatdozent für Botanik, 1841 außerordentlicher, 1848 ordentlicher Professor in Göttingen. Nach Professor Friedrich Gottlieb Bartlings Tod 1875 übernahm G. die Direktion des Botanischen Gartens. G. gilt neben Alexander von Humboldt als der Begründer der Pflanzengeographie, die im Sinne einer modernen Vegetationsökologie Boden, Klima sowie Einflüsse von Mensch und Tier berücksichtigte. Zahlreiche Forschungsreisen führten ihn durch Landstriche und Erdteile, deren Vegetation noch völlig unerschlossen war. G.s Hauptarbeit war »Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung« (Leipzig 1872). Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1896 auf Anregung von Prof. Albert­ Peter, des Direktors des Botanischen Gartens, vom Magistrat der Stadt angebracht und 1979 erneuert.

Grotefend, Georg Friedrich Erster Entzifferer von Keilschrift 1798–1803  Gotmarstraße 8 9.6.1775 Münden – 15.12.1853 Hannover. Studium der Philologie in Göttingen bei den Professoren Christian Gottlob Heyne, Thomas Christian Tychsen und Arnold Heeren (imm. 3.5.1795); 1797 Kollaborator an der Stadtschule, dem späteren Gymnasium. 1802 erregte er großes Aufsehen mit seiner Deutung der Königsnamen auf altpersischen Inschriften aus Persepolis, der ersten überzeugenden Entzifferung der Keilschrift. 1803 an das Gymnasium nach Frankfurt a. M. berufen, 1821–1849 Direktor des Lyzeums in Hannover. Das bedeutendste seiner Werke ist: »Neue Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen Keilschrift« (Hannover 1837). Eine Reihe von Abhandlungen über babylonische und assyrische Keilschriften folgten, ebenso Untersuchungen über altitalische Sprachen und Geographie, wie die »Rudimenta linguae umbricae« 86 

(8 Hefte, Hannover 1835–1838) und die 5 Hefte »Zur Geographie und Geschichte von Altitalien« (Hannover 1840–1842). Die Gedenktafel wurde auf Anregung des Kulturdezernenten der Stadt Göttingen Dr. Konrad Schilling 1975 am Tag der 200. Wiederkehr von Grotefends Geburtstag angebracht.

Grüner, Karl Justus von Preußischer Staatsmann 1797–1798  Kurze Straße 16 28.2.1777 Osnabrück  – 5.2.1820 Wiesbaden. Studium der Rechts­ wissenschaft und Nationalökonomie in Halle und Göttingen (imm. 4.5.1797, jur.). Von 1798–1802 als Schriftsteller in Osnabrück tätig. 1802 trat G. in den preußischen Staatsdienst. 1805 Direktor der Kriegs- und Domänen-Kammer in Posen, 1809 Polizeipräsident von Berlin, 1811 Leiter der gesamten preußischen Polizeiverwaltung. Entschiedener Gegner Napoleons. 1816–1819 preußischer Gesandter in der Schweiz. Die Gedenktafel wurde 1887 von einem Berliner Freund des Bürgermeisters Georg Merkel gestiftet.

Gyarmathi, Samuel von Linguist 1796–1798  Goetheallee 20 15.7.1751 Klausenburg (heute: Cluj, Siebenbürgen)  – 4.3.1830 ebd. Gyarmathi studierte in Wien Medizin und wurde dort 1782 promoviert. Im selben Jahr besuchte er erstmals Göttingen, wo er den Orientalisten Professor Michaelis kennen lernte. Er ließ sich 1787 als Arzt im Komitat (Verwaltungsbezirk) Hunyad nieder, betrieb aber weiterhin Sprachstudien. 1794 erschien die Grammatik »Ungarischer Sprachmeister« (2 Bde., Kolosvaratt 1794). Als Mentor des Grafen Bethlen kehrte er 1796–1798 nach Göttingen zurück und lehrte dort 1797 als Lektor Ungarisch. Wie die meisten ungarischen Studenten besuchte er die Kollegien von Professor Schlözer. In Göttingen entstand sein Hauptwerk »Affinitas lingue hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata« (Göttingen 1799). Als Erster wies G. die Verwandtschaft einer Sprachfamilie, hier des Ungarischen mit dem Finnischen, an87

hand der inneren Sprachstruktur (neben dem gemeinsamen Wortschatz) nach. Im Vorwort formulierte er Prinzipien der Sprachvergleichung, die auf die Sprachwissenschaft seiner Zeit nachhaltigen Einfluss ausübten. Gyarmathi wurde so zum Mitbegründer der Linguistik. Die von Professor Dr. János Gulya beantragte Gedenktafel wurde am 22. April 1983 enthüllt.

Haass, Friedrich Joseph Laurentius Arzt 1803  Weender Straße 31 10.8.1780 (Taufdatum) Münstereifel (heute Bad M.)  – 28.8.1853 Moskau (nach julianischem Kalender 16.8.). H. studierte in Köln, Jena, Göttingen (imm. 2.5.1803) und Wien Medizin, vor allem Augenheilkunde bei Professor Himly, der ihn 1805 in Abwesenheit in Göttingen promovierte. Er ließ sich 1806 als Arzt in Moskau nieder und gelangte bald zu Vermögen und öffentlichen Ämtern: 1807 Chefarzt des Pauls-Krankenhauses, 1825/26 Moskauer Stadtphysikus, seit 1828 Mitglied des Gefängnis-Fürsorge-Komitees, später auch leitender Arzt der Moskauer Gefängnisse. Seine Lebensaufgabe fand Haass in der an Selbstaufopferung grenzenden Fürsorge für die Armen, Kranken und Obdachlosen, besonders aber für die Strafgefangenen und die nach Sibirien Verbannten. Gegen das Unverständnis und den Widerstand der Behörden besserte er die entsetzlichen sanitären und sozialen Zustände in Gefängnissen und Verbanntenlagern; für die Deportierten erreichte er u. a. die Abschaffung der Eisenstangen, mit denen sie auf dem monatelangen Fußmarsch nach Sibirien aneinander gekettet wurden. Schon zu Lebzeiten wurde »Fjodor Petrowitsch«, wie Haass in Russland genannt wurde, als der »Heilige Doktor von Moskau« verehrt, sein Andenken lebt in Russland bis heute fort. Das 1998 vom Erzbistum Köln eingeleitete Seligsprechungsverfahren ist noch nicht zum Abschluss gekommen. Die von Karl Haass, Bonn, angeregte Gedenktafel wurde am 14. Dezember 1984 enthüllt.

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Hagen, Oskar Frank Leonhard Begründer der Göttinger Händelfestspiele 1918–1925  Am Goldgraben 20 14.10.1888 Wiesbaden – 5.10.1957 Madison (Wisconsin, USA). Studium der Musikwissenschaft in Berlin seit 1908, rascher Wechsel zur Kunstgeschichte unter dem Einfluss Heinrich Wölfflins. 1914 Promotion bei Wilhelm Waetzoldt in Halle. 1918 Habilitation über Piero della Francesca bei Heinrich Alfred Schmid in Göttingen. 1918–1924 Privatdozent, 1924–1926 apl. Professor für Kunstgeschichte; Hinwendung zur deutschen Kunstgeschichte: »Matthias Grünewald«, München 1919, »Deutsches Sehen«, München 1921. 1924 Gastprofessur an der Universität Madison/Wisconsin, aus der eine lebenslange Anstellung erwuchs. H.s Schaffen als Kunsthistoriker steht hinter seiner Bedeutung für das Musikleben des 20. Jahrhunderts zurück: Am 26. Juni 1920 brachte er mit einer Schar gleich gesinnter Freunde eine von ihm selbst eingerichtete deutschsprachige Fassung der Oper »Rodelinde« (1725) von Georg Friedrich Händel am Theater in Göttingen zur Aufführung. H.  leitete damit die weltweite Wiederentdeckung von Händels Opernschaffen (40 Werke) ein. Mit großem persönlichem Einsatz H.s wurden bis 1925 noch weitere Werke (»Otto und Theophano«, »Julius Cäsar«, »Xerxes«) aufgeführt. Nach H.s Weggang erhielten die Festspiele erst mit der Gründung der Göttinger Händel-Gesellschaft 1931 einen institutionellen Rahmen. Die von Hermann Fuchs und Werner Bischof beantragte Gedenktafel wurde am 26. Juni 1981 enthüllt.

Hahn, Max Raphael Unternehmer, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Hahn, Gertrud Vorsitzende des Schwesternbundes der Moritz-Lazarus-Loge 1919–1940  Merkelstraße 3 Max Raphael Hahn: 22.4.1880 Göttingen – Frühjahr 1942 Riga (ermordet). Gertrud Hahn: 14.7.1893 Halberstadt – Frühjahr 1942 Riga (ermordet). Die beiden Brüder Nathan und Max Raphael Hahn traten 1887 bzw. 1896 in das 1858 von ihrem Vater gegründete Unternehmen ein, dass sie nach des Vaters Tod seit 1915 als »Rohhäute89

und Fellgroßhandlung Raphael Hahn Söhne OHG « gemeinsam führten. 1908 Mitinhaber, 1926 Übernahme der Gallus Schuhfabrik GmbH, an deren Standort Weender Landstraße 59 heute der Name des Einkaufszentrums Gallus-Park erinnert. Max Raphael H. arbeitete im Ersten Weltkrieg als Lederexperte für die Heeresverwaltung in Leipzig, Wien und Budapest. 1919 Rückkehr nach Göttingen. In den 1920er Jahren zählten die Hahns zu Göttingens erfolgreichsten Unternehmern. Ursprünglich in der orthodoxen Austrittsgemeinde beheimatet, schlossen sie sich nach 1919 der reformorientierten Mehrheitsgemeinde an. Max Raphael H.  war 1921–1940 Gemeindevorsitzender und Mitglied der karitativen Moritz-Laza­ rus-Loge, seine Gattin Gertrud zeitweise Leiterin des Schwesternbundes der Loge. Die systematischen Behinderungen jüdischer Unternehmer nach 1933 führten 1936 zur Schließung der Schuhfabrik, 1939 auch zur Auflösung des Großhandels. Seine bedeutende Kunstsammlung mit jüdischer Zeremonialkunst musste H.  veräußern. 1938 kaufte auch das Städtische Museum Göttingen zwar zu fairem Preis, aber unter Ausnutzung der familiären Notlage Möbel und andere Gegenstände aus seinem Besitz. Während des Novemberpogroms 1938 wurden die beiden Ehepaare Hahn verhaftet, ihre Wohnungen verwüstet. Während die Kinder emigrierten, zogen die Eltern Max Raphael und Gertrud Hahn nach Hamburg, von dort aus wurden sie am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Gertrud Hahn starb vielleicht schon auf dem Transport, Max Raphael spätestens bei einer Erschießungsaktion der SS im März 1942. Die vom Städtischen Museum Göttingen beantragte Gedenktafel wurde am 8. November 2014 am ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars Hahn enthüllt. Auch die Rückgabe der im Museumsbesitz befindlichen Möbel und Gegenstände an die Familie Hahn erfolgte am 8. November 2014, sie verbleiben als Dauerleihgabe in Göttingen.

Hahn, Otto Chemiker 1953–1968  Gervinusstraße 5 8.3.1879 Frankfurt a. M. – 28.7.1968 Göttingen. Seit 1904 befasste sich H. mit radioaktiven Stoffen, 1904/1905 in London und 1906/1907 in Montreal; 1912 Mitarbeiter, ab 1928 Direktor des Kaiser-WilhelmInstituts in Berlin. H. fand gemeinsam mit seiner Assistentin Lise 90 

Otto Hahn

Meitner, die Deutschland wegen ihrer jüdischen Herkunft verlassen musste, eine große Anzahl radioaktiver Stoffe, u. a. 1918 das Protaktinium. Mit seinem Mitarbeiter Friedrich Straßmann entdeckte er 1938 die Kernspaltung des Urans bei Neutronenbestrahlung; dafür erhielt er nach Kriegsende den Nobelpreis für Chemie für 1944. Am 14.2.1946 kam H. auf Bitten Max Plancks nach Göttingen, wo er in den Jahren 1946–1960 – bewusst im Westen Deutschlands – das Kaiser-Wilhelm-Institut, ab 1948 Max-PlanckGesellschaft genannt, als deren Präsident wieder aufbaute; seit 1960 als ihr Ehrenpräsident. Zusammen mit Straßmann und Max Born unterzeichnete er 1957 als einer der »Achtzehn«, so analog zu den Göttinger Sieben genannt, das Göttinger Manifest, eine Erklärung gegen die atomare Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Die Unterzeichner befürworteten aber durchaus eine »friedliche 91

Verwendung der Atomenergie«. Ehrenbürger der Städte Frankfurt a. M. und Berlin; das Ehrenbürgerrecht der Stadt Göttingen wurde ihm an seinem 80. Geburtstag verliehen. Begraben auf dem Stadtfriedhof Die Gedenktafel wurde 1969 angebracht.

Halbwachs, Maurice Soziologe 1902–1903  Theaterstraße 18 11.3.1877 Reims – 16.3.1945 KZ Buchenwald. Aus einer elsässischen Familie stammend absolvierte H. eine Lehrerausbildung. 1902/03 Lektor für Französisch an der Universität Göttingen. 1905–1909 Ökonomie- und Jurastudium an der Sorbonne in Paris, Bekanntschaft mit dem Soziologen Maurice Durkheim und Mitarbeit an dessen Zeitschrift Année Sociologique. 1909 Promotion, 1912 Habilitation über die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse. 1919–1935 Professor in Strasbourg, 1935–1944 an der Sorbonne, zuletzt am Collège de France in Paris. H. wandte sich bei seinen Aufenthalten in Göttingen und Berlin (1909) der Ökonomie und dem Marxismus zu, für Durkheim arbeitete er demographisch-statistisch und erforschte die Bewusstseinslage und die Lebensführung gesellschaftlicher Klassen, insbesondere der Arbeiter. Aus der Erkenntnis des dynamischen, nicht etwa statischen Charakters gesellschaftlicher Strukturen wandte er sich der Frage nach den kollektiven Vorstellungen und dem Bewusstsein sozialer Klassen zu und entwickelte die Vorstellung vom kollektiven Gedächtnis (La mémoire collective, 1939, posthum 1950 veröffentlicht). Damit legte H. die Grundlage für die moderne Gedächtnisforschung. Er vermittelte die deutsche Soziologie Max Webers und Werner Sombarts nach Frankreich. H. war seit 1906 Mitglied der Parti Socialiste Francais, seine Söhne Mitglieder der Résistance. Er wurde am 23.7.1944 von der Gestapo in Paris verhaftet und interniert, schließlich nach Deutschland deportiert, wo er im KZ Buchenwald an den Folgen der schlechten Haftbedingungen starb. Die von Dr. Hermann Kraproth beantragte Gedenktafel wurde am 4. Juli 2003 enthüllt.

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Haller, Albrecht von Anatom, Physiologe, Botaniker, Dichter 1736–1753  Untere Karspüle 2 16.10.1708 Bern – 12.12.1777 ebd. Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Tübingen und Leiden. Promotion in Leiden 1727. Nach ärztlichen Studien der Chirurgie und Anatomie in London und Paris trieb H. in Basel Mathematik und Botanik und unternahm 1728 seine Alpenreise, später berühmt geworden durch das Gedicht »Die Alpen« und seinen Versuch, die Schweizer Pflanzenwelt zu erfassen. Seit 1729 praktizierte er als Arzt in Bern. 1736 nahm er die Berufung v. Münchhausens, des Gründers der Göttinger Universität, zum Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik an. Hier führte er als Universalgelehrter in der »Societät der Wissenschaften« alle Wissenschaften zusammen. Mit Johann David Michaelis übernahm H. die Redaktion der »Göttingischen Zeitungen«, der Vorgängerin der heute noch erscheinenden »Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen«, die er bis 1764 leitete. Die medizinische Fakultät in Göttingen wurde durch H.  Mittelpunkt der Forschung. Der Botanische Garten, die Anatomie und eine Entbindungsschule wurden von H. gegründet. Er wurde mit Auszeichnungen, Mitgliedschaften und Privilegien geehrt, u. a. mit der Erlaubnis, eine Reformierte Kirche in Göttingen zu errichten (Untere Karspüle). Der Schmerz über den Verlust seiner zwei Ehefrauen, (seine erste Frau kam schon bei seiner Ankunft durch einen Kutschenunfall ums Leben) und die Sehnsucht nach der Schweiz veranlassten ihn, 1753 unter Aufgabe aller Göttinger Ämter außer der Präsidentschaft in der »Societät der Wissenschaften« und der Redaktion der »Göttingischen Anzeigen« nach Bern zurückzukehren. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen ragen seine »Elementa physiologiae corporis humani« (8 Bde., ­Lausanne 1757–1766) hervor. H.  gilt als einer der Begründer der modernen Naturwissenschaft. Auch als Dichter von Lehrgedichten hatte sich H. einen Namen gemacht. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Geh. Regierungsrats Prof. Georg Adolf Soetbeer angebracht. Ein Denkmal in Gestalt einer Sandstein-Urne wurde bald nach dem Tod H.s von seinen Freunden im Botanischen Garten errichtet.

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Hanssen, Georg Nationalökonom 1848–1860 und 1869–1894  Obere Karspüle 45 31.5.1809 Hamburg  – 19.12.1894 Göttingen. Studium der Rechts­ wissenschaften in Heidelberg (1827) und Kiel (1829). Privatdozent in Kiel 1833, Kammersekretär in der deutschen Abteilung des Generalzollkammer- und Kommerzkollegiums in Kopenhagen 1834. 1837 ordentlicher Professor der Nationalökonomie und Statistik in Kiel, 1842 in Leipzig. 1848 wurde H. als ordentlicher Professor für Nationalökonomie an die Universität Göttingen berufen, wo er, unterbrochen durch seine Lehrtätigkeit an der Berliner Universität 1860– 1869, endgültig blieb. Als Nationalökonom vertrat er die »ethische« Richtung: Volkswirtschaften sollten sittliche Grundlagen haben. H. ist der Begründer der Landwirtschaftlichen Akademie in Göttingen-Weende. Die »Agrarhistorischen Abhandlungen« (2 Bde., Leipzig 1880 u. 1884) sind sein bedeutendstes Werk. Als Bürger­ vorsteher in Göttingen setzte sich H. für den Bau einer städtischen Gasanstalt ein. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1896 auf Antrag des Magistrats angebracht.

Hardenberg, Karl August Fürst von Preußischer Staatsmann 1766–1768  Weender Straße 43 31.5.1750 Essenrode bei Lüneburg – 26.11.1822 Genua. Studium in Göttingen (imm. 13.10.1766, jur.), wo H. vor allem bei Johann Stephan Pütter deutsches Reichsrecht studierte, und in Leipzig. 1770 als Kammerrat im hannoverschen Dienste, 1782 Mitglied des Geh. Ratskollegiums in Braunschweig. 1792 übernahm H.  als preußischer Staatsminister die Verwaltung des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. 1804 bis 1806 preußischer Außenminister, bis er nach dem Frieden von Tilsit von dem Freiherrn v. Stein abgelöst wurde. Nach einer Zeit der Verbannung (1807–1810) wurde er 1810 von Friedrich Wilhelm III . zum Staatskanzler ernannt. Seine abwägende Koalitionspolitik sicherte Preußen auf dem Wiener Kongress einige Vorteile; innenpolitisch führte er die großen preußischen Reformen von Steins weiter, so die Umgestaltung des Heeres, die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Gleich94 

stellung der Stände, die Emanzipation der Juden und die Reform des Schulwesens. 1817 Präsident des preußischen Staatsrats. Die Gedenktafel wurde nach ihrem Verlust auf Beschluss des Magistrats 1905 und nochmals 1958 erneuert.

Harms, Georg Ludwig Detlef Theodor Theologe 1828–1830  Kurze Geismar Straße 25 5.5.1808 Walsrode – 14.11.1865 Hermannsburg (Lüneburger Heide). Harms’ Lebensraum blieb die Lüneburger Heide, besonders Hermannsburg, wo der Vater seit 1817 als Pastor wirkte. Dorthin kehrte H.  nach dem Theologiestudium in Göttingen 1827–1830 (imm. 29.4.1827) und Hauslehrertätigkeiten in Lauenburg und Lüneburg 1844 als Hilfsprediger des Vaters zurück. 1849 trat er dessen Nachfolge als Pastor an. Eingehende Bibellektüre löste gegen Ende des Studiums ein Erweckungserlebnis aus, seitdem bestimmten intensive Frömmigkeit und der Missionsgedanke Harms’ Leben. Seine Erweckungspredigten fanden in der Gemeinde und bald in ganz Norddeutschland Anklang. 1849 gründete er die Hermannsburger Missionsanstalt, in deren ursprünglichem Ziel sich Missions- und Kolonialgedanke eigentümlich verbanden. Die Hermannsburger Mission wirkte vor allem im südlichen Afrika, Südindien, Brasilien und Äthiopien. Ihre Eingliederung in die evangelisch-­lutherische Landeskirche Hannover gelang zu Harms’ Lebzeiten nicht, unter seinem Bruder und Nachfolger Theodor kam es 1878 sogar zur Abspaltung einer Freikirche. Die vom Evangelisch-lutherischen Missionswerk Niedersachsen, Hermannsburg, gestiftete Gedenktafel wurde am 5. Mai 1988 enthüllt.

Hartmann, Paul Nicolai Philosoph 1948–1950  Hainholzweg 64 20.2.1882 Riga (Lettland) – 9.10.1950 Göttingen. H. studierte 1902– 1903 in Dorpat Medizin, 1903–1905 in St. Petersburg Philosophie und klassische Philologie. 1905 setzte er sein Studium in Marburg bei Paul Natorp fort und wurde 1907 promoviert. 1909 Habilita95

tion in Philosophie, 1920 außerordentlicher, 1922–1925 ordentlicher Professor für Philosophie in Marburg. Nach Ordinariaten in Köln (1925–1931) und Berlin (1931–1945) wechselte er 1945 an das Philosophische Seminar der Universität Göttingen. Als einer der letzten Systematiker der deutschen Philosophie lehrte er hier das Fach bis zu seinem Tode in seiner ganzen Breite. Nach anfänglicher Hinwendung zum Neukantianismus der Marburger Schule vertrat Hartmann ab etwa 1935 eine eigene Position und befasste sich vor allem mit der Ontologie, der Seinslehre. Er entwarf ein in vier Schichten aufgebautes Modell des Realen: Materie, Leben, Seele und Geist. Einer vollständigen Erfassung der Wirklichkeit waren seiner Auffassung nach prinzipiell Grenzen gesetzt, die aber von der Philosophie in einem geduldig betriebenen Forschungsprozess erweitert werden können. Hartmann galt in der Nachkriegszeit neben Heidegger als bedeutendster lebender deutscher Philosoph. Hauptwerke: »Zur Grundlegung der Ontologie« (Berlin 1935; 4. Aufl. 1965), »Der Aufbau der realen Welt« (Berlin 1940; 3. Aufl. 1964). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Günther Patzig angeregte Gedenktafel wurde am 5. Mai 1982 enthüllt.

Hasse, Karl Ewald Pathologe 1856–1880  Mühlenstraße 1 23.6.1810 Dresden – 19.9.1902 Hannover. Studium der Medizin in Leipzig, Zürich und Heidelberg. 1836 Habilitation, 1839 außerordentlicher Professor in Leipzig. 1844 Direktor der Kantonal­ krankenanstalten in Zürich, 1852 ordentlicher Professor in Heidelberg. 1856 wurde H.  als ordentlicher Professor für spezielle Pathologie nach Göttingen berufen. Seine Arbeitsschwerpunkte waren vor allem Erkrankungen des Kreislaufes, der Atmungsorgane und des Nervensystems: »Anatomische Beschreibungen der Krankheiten der Circulations- und Respirationsorgane« (Leipzig 1841) und »Die Krankheiten des Nervenapparates« (Erlangen 1855). Von 1856 bis 1878 war H. Direktor der Medizinischen Klinik im Ernst August-Hospital in der Geiststraße. Die Gedenktafel wurde 1902 auf Antrag von Bürgermeister Georg Calsow angebracht und 1932 und 1953 erneuert. 96 

Hatschek, Julius Karl Jurist 1914–1926  Planckstraße 8 21.8.1872 Czernowitz (Bukowina, heute Ukraine) – 12.6.1926 Göttingen. Jurastudium in Leipzig, Czernowitz, Wien und Heidelberg, 1895 Promotion, 1898 Habilitation. 1902 außerordentlicher Profes­ sor in Heidelberg, 1905 in Posen, 1909 außerordentlicher Professor, 1921 ordentlicher Professor in Göttingen. Bis zum Ersten Weltkrieg galt H.s Interesse vor allem dem englischen Staats- und Verwaltungsrecht, in die Göttinger Zeit fallen die großen Studien zum Staats- und Verwaltungsrecht Deutschlands und Preußens. H. führte die Rechtsvergleichung des deutschen mit ausländischen Rechten als Methode ein. Insbesondere das englische Recht sah er als vorbildlich an, weshalb seine Darstellungen auch zahl­reiche Einzelfallanalysen enthalten. Als erster Jurist behandelte er das »Parlamentsrecht des Deutschen Reiches« (1915). Den Staat sah H. auf den in ihm lebenden Individuen gegründet und nicht als abstrakte Einheit. Die Grund- und Freiheitsrechte waren für ihn unzerstörbare, vor jeder Verfassung liegende Rechte. H. befürwortete entschieden die Weimarer Republik, was ihm in der Juristischen Fakultät zum Nachteil gereichte. Seine jüdische Herkunft war Anlass für latenten Antisemitismus ihm gegenüber. Die von der SPD -Ratsfraktion beantragte Gedenktafel wurde am 2. Juni 2008 enthüllt.

Hausmann, Johann Friedrich Ludwig Mineraloge 1811–1859  Goetheallee 3 22.2.1782 Hannover – 26.12.1859 Göttingen. Studium zunächst der Rechtswissenschaften, dann der Mineralogie, Chemie und Technologie in Göttingen (imm. 19.10.1800). 1803 Bergamts-Auditor in Clausthal, 1805 Kammersekretär bei dem Berg- und Hüttendepartement in Braunschweig, 1809 Generalinspekteur der Berg-, Hütten- und Salzwerke des Königreichs Westfalen in Kassel. 1811 wurde H.  als ordentlicher Professor für Mineralogie und Technologie an die Universität Göttingen berufen. Zusammen mit Professor Johann Friedrich Blumenbach baute er die mineralo­gische Sammlung auf, die zunächst in dem 1875 errichteten Museum an 97

der Berliner Straße aufbewahrt wurde und heute im Museum für Geologie und Paläontologie zu sehen ist. H.  verfasste zahlreiche Werke über die norddeutschen Mittelgebirge, speziell über die Geologie des Oberharzes. Seinem Bemühen ist es zu danken, dass der in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts bedrohte Bergbau im Harz nicht zum Erliegen kam. Begraben auf dem BartholomäusFriedhof. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag von Prof. Johann Eduard Wappäus angebracht.

Heeren*, Arnold Hermann Ludwig Historiker 1787–1842  Paulinerstraße 19 25.10.1760 Arbergen bei Bremen – 6.3.1842 Göttingen. Studium in Göttingen (imm. 11.10.1779, theol.), wo H. vorwiegend bei Professor Ludwig Timotheus von Spittler Kirchengeschichte und bei Professor Christian Gottlob Heyne, der sein Schwiegervater wurde, philologische Vorlesungen hörte. 1784 Privatdozent, 1787 außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor der Philosophie, 1801 ordentlicher Professor der Geschichte in Göttingen. H.  sah Geschichte als Staatengeschichte im europäischen Zusammenhang; als einer der ersten Historiker wies er auf die Bedeutung der Wirtschaft und Technik für geschichtliche Entwicklung hin. Sein Handbuch »Die Geschichte des europäischen Staatensystems und seiner Colonien« (Göttingen 1809) war eine für seine Zeit bedeutende Leistung. Bei dem Verleger Perthes in Gotha begründete H.  das große Sammelwerk »Allgemeine Staatengeschichte. Bd.  I: Geschichte der europäischen Staaten« (1829 ff.), das später von Wilhelm von Giesebrecht fortgesetzt wurde. Seine Vorlesungen, die »man hören musste«, besuchten unter vielen anderen die späteren Staatsmänner Otto von Bismarck und Heinrich von Gagern sowie der Philosoph Arthur Schopenhauer. Begraben auf dem­ Bartholomäus-Friedhof (Grabstelle nicht mehr bekannt). Die Gedenktafel wurde 1913 auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät angebracht.

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Heine, Heinrich Dichter 1820–1825  Weender Straße 50 13.12.1797 Düsseldorf – 17.2.1856 Paris. H. bezog nach einer kaufmännischen Lehre zunächst die Universität Bonn (1819), dann Göttingen (imm. 4.10.1820, jur., als Harry Heine). Er hörte Vorlesungen bei dem Juristen Gustav Hugo, doch fühlte er sich – nach seinen eigenen Worten – beengt zwischen den »eisernen Paragraphen römischer Rechtssysteme«. Dagegen hörte er Georg ­Friedrich »Beneckens Collegium über altdeutsche Sprache mit großem Vergnügen«, ferner den Ästhetiker Friedrich Ludwig Bouterweck und den Historiker Georg Sartorius. Wegen einer Duellforderung wurde H. am 23.1.1821 auf ein halbes Jahr von der Universität verwiesen und wegen angeblicher »Verletzung des Keuschheitsprinzips«, vermutlich aber wegen antisemitischer Ressentiments, aus der Burschenschaft ausgeschlossen. H. ging nach Berlin, vorwiegend mit der Poesie beschäftigt, doch hörte er auch Vorlesungen bei dem Philosophen Hegel. 1824 kehrte er nach Göttingen zurück (wieder imm. 30.1.1824) und wurde 1825 bei Professor Gustav Hugo promoviert; gleichzeitig auch evangelische Taufe in Heiligenstadt. Ende Juli verließ H. Göttingen und lebte seitdem in Hamburg, Berlin und München, dann, angezogen durch die französische Juli-Revolution, in Paris. Seine Schriften, dem Jungen Deutschland zugehörig, wurden 1835 verboten. Bekannt sind seine Gedichte, z. B. die »Loreley«, »Die romantische Schule«, die »Reisebilder« im Plauderton und darin über Göttingen die Sätze: »als ich vor fünf Jahren dort immatrikuliert und bald darauf konsiliiert wurde, hatte sie schon dasselbe graue, altkluge An­sehen, und war schon vollständig eingerichtet mit Schnurren, Pudeln, Dissertationen, Teedansants, Wäscherinnen, Kompendien, Taubenbraten, Guelfenorden, Promotionskutschen, Pfeifenköpfen, Hofräten, Justizräten, Relegationsräten, Profaxen und anderen Faxen.« In Göttingen schrieb H. das Drama »Almansor«, aus dem das berühmte, auf den Koran bezogene Zitat stammt: »Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen«, das seinerzeit auch eine Anspielung auf die Bücherverbrennung auf der Wartburg war. Gedenktafeln wurden angebracht am Haus Goetheallee 15, am Haus Barfüßerstraße 16, am Haus Groner Straße 4. Diese drei Tafeln wurden bereits 1906 als »verschwunden« gemeldet. Die vor 99

1906 am Haus Weender Straße 50 angebrachte Gedenktafel wurde 1931 erneuert, 1935 wegen der jüdischen Herkunft des Dichters entfernt und 1953 erneut angebracht.

Heise, Georg Arnold Jurist 1814–1818  Lange Geismarstraße 68 2.8.1778 Hamburg  – 6.2.1851 Lübeck. Studium der Rechtswissenschaft in Jena und Göttingen (imm. 3.5.1800, jur. und 9.11.1801 »Doctorandus jur.«), 1802 Dr. jur., 1804 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1804 in Heidelberg; dort entstand sein »Grundriss eines Systems des gemeinen Civilrechts« (Heidelberg 1807). 1814 ordentlicher Professor in Göttingen. H. hat als erster Handelsrecht an einer Universität gelehrt. Seine Vorlesungen, speziell über Pandekten, einen wichtigen Teil  des Corpus Juris C ­ ivilis, wurden sehr gut besucht, teilweise von 250 Hörern. 1817 kaufte H. das Haus Lange Geismarstraße 68 von den Erben des Buchhändlers­ Ruprecht. Hinter dem Haus lag ein großer Pferdestall, der in ein Auditorium für mindestens 300 Hörer umgebaut wurde. Zuvor hatte H.  die Pandekten in der so genannten Pandektenscheune, einem Saal im Wirtshaus »Die Peitsche« gelesen, nach der heute noch die Pandektengasse ihren Namen trägt. 1818 wurde H. in das hannoversche Justizministerium berufen. 1820 Präsident des Hanseatischen Oberappellationsgerichts in Lübeck. Die Gedenktafel wurde 1908 auf Vorschlag der Juristischen Fakultät angebracht und 1953 erneuert.

Heisenberg, Werner Karl Nobelpreisträger für Physik 1947–1958  Merkelstraße 18 5.12.1901 Würzburg  – 1.2.1976 München. 1920–1923 Studium der Physik bei Professor Sommerfeld in München, Abschluss mit der Promotion. 1924 Habilitation bei Max Born in Göttingen. Bis 1927 folgten zwei längere Aufenthalte bei Nils Bohr in Kopenhagen. 1927 ordentlicher Professor für theoretische Physik in Leipzig, das durch H., Peter Debye und Friedrich Hund ein Zentrum der modernen Atomphysik wurde. Nach 1933 wegen seiner öffentlichen 100 

Parteinahme für Albert Einstein als »weißer Jude« denunziert, wurde Heisenberg dennoch bei Kriegsausbruch die Leitung des deutschen Kernspaltungsprojekts (Bau einer Atombombe)  übertragen. 1942 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für theoretische Physik in Berlin-Dahlem, das er seit 1946 in Göttingen als Max-Planck-­Institut für Physik, später auch für Astrophysik reorganisierte und auch nach dessen Umzug nach München (1958) bis 1970 leitete. 1957 Mitunterzeichner der Göttinger Erklärung gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Heisenberg begründete mit seinem Aufsatz »Über quantentheoretische Umdeutung kinematischer und mechanischer Beziehungen« vom Juli 1925 die moderne Quantenmechanik, die er, Bohr und Born zur Quantenfeldtheorie ausbauten. 1932 erhielt er für diese Forschungen den Nobelpreis für Physik. Seine berühmte Unschärferelation von 1927 besagt, dass es unmöglich ist, Ort und Impuls eines Teilchens für den gleichen Zeitpunkt mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen. Seine Arbeiten zur Kernphysik und zu den Elementarteilchen mündeten in dem 1958 veröffentlichten Versuch einer einheitlichen umfassenden Theorie der Grundbausteine der Materie und ihrer Wechselwirkungen, der sog. Heisenbergschen Weltformel. Die von Professor Dr. Manfred Eigen vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 1. Februar 1987 enthüllt.

Heitmüller, Karl Georg Hermann Zahnmediziner 1892–1951  Theaterplatz 7 30.8.1864 Klein-Pallubin (Westpreußen) – 28.1.1951 Göttingen. H. studierte 1884–1886 in Göttingen Medizin (imm. 24.  Oktober 1884) und wechselte dann an die Universität Berlin, wo er sich auf Zahnmedizin spezialisierte. Nach dem Staatsexamen 1887 Rückkehr nach Göttingen und Eröffnung einer Praxis (seit 1892 am Theaterplatz). Heitmüller zählt zur Pioniergeneration deutscher Zahn­ mediziner, die noch vergeblich um die Anerkennung ihres Fachs als akademische Disziplin kämpften. 1890 wurde er in Philadelphia, PA , USA , zum Doctor of Dental Surgery promoviert. Seine Habilitation scheiterte 1892 an einer fehlenden ärztlichen Approbation. 1894 wurde H.  zum unbesoldeten Lehrer der Zahnheilkunde an der Universität Göttingen ernannt. In der Hoffnung auf staatliche Unterstützung erweiterte er seine Praxis mit eigenen 101

Mitteln zum Lehrinstitut, erhielt aber lediglich 1908 das persönliche Prädikat »Professor« zugesprochen. 1910 bat er schließlich um seine Entlassung aus dem Hochschuldienst. 1920/21 übernahm H. kommissarisch die Leitung des 1919 eingerichteten zahnärztlichen Instituts. Seine Forschungen betrafen alle Bereiche der Zahnheilkunde wie Anästhesie, Infektion und Sterilisation, Prothetik und konservierende Zahnbehandlung. Begraben auf dem Stadtfriedhof (Grabstelle nicht erhalten). Die zum 100. Jahrestag der Gründung des ersten zahnärztlichen Instituts in Göttingen vom Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität gestiftete Tafel wurde am 9. Dezember 1994 enthüllt.

Helferich, Johann Alfons Renatus Nationalökonom 1861–1869  Theaterstraße 7 5.11.1817 Neufchatel (Schweiz) – 8.6.1892 München. Studium der Nationalökonomie in Erlangen und München. 1843 Privatdozent, 1844 außerordentlicher, 1847 ordentlicher Professor in Freiburg, 1849 in Tübingen. 1860 ordentlicher Professor für Nationalökonomie in Göttingen als Nachfolger Georg Hanssens, den H. jedoch nur bis zu dessen Rückkehr 1869 vertrat. H. ging nach München, wo er zusammen mit Georg von Mayr 1870 die 2. Aufl. der »Staatswirthschaftlichen Untersuchungen« Friedrich von Hermanns aus dem Nachlass herausgab. Seine erste Arbeit »Von den periodischen Schwankungen im Werte der edlen Metalle von der Entdeckung Amerikas bis zum Jahre 1830« (Nürnberg 1843) machte ihn als bedeutenden Volkswirt bekannt. Die Gedenktafel wurde vor 1901 angebracht.

Henle, Jacob Mediziner 1852–1885  Geiststraße 3 19.7.1809 Fürth – 13.5.1885 Göttingen. Studium der Medizin in Bonn und Heidelberg 1827–1832; als Burschenschafter war er in der Restaurationszeit der so genannten Demagogenverfolgung ausgesetzt, deshalb verzögerte sich seine Habilitation. Privatdozent für Ana102 

tomie und Physiologie in Berlin 1837, Professor in Zürich 1840, außerordentlicher Professor für Anatomie in Heidelberg 1844. 1852 erhielt H. einen Ruf als ordentlicher Professor für Anatomie und Physiologie und als Direktor der Anatomischen Anstalt nach Göttingen. Hier wirkte H. bahnbrechend auf dem Gebiet der Histologie. Als einer der ersten arbeitete H. am Mikroskop und vermutete schon 1848, dass kleinste Organismen für die Entstehung von Infektionskrankheiten verantwortlich sind. Später entdeckte sein Schüler Robert Koch die Tuberkuloseerreger. Sein »Handbuch der rationellen Pathologie« (2 Bde., Braunschweig 1846–1852) hat als ein Standardwerk neuere medizinische Forschungen angeregt. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde vor 1888 angebracht und 1942, in der Zeit des Nationalsozialismus, wegen der jüdischen Herkunft H.s entfernt, nach 1945 wieder angebracht.

Henneberg *, Wilhelm Agrikulturchemiker 1857–1874  Weende, Hannoversche Straße 112 10.9.1825 Wasserleben (Grafschaft Stolberg-Wernigerode) – 22.11.1890 Göttingen. Studium der Chemie in Jena (1845) und Gießen bei Liebig. Promotion in Jena 1849. 1850 Sekretär des Landwirtschaftlichen Vereins in Braunschweig, 1852 Sekretär der Königlichen Landwirtschafts-Gesellschaft Hannover in Celle. 1857 Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Weende. Hier wurde H. zum Begründer der wissenschaftlichen Tierernährung durch seine experimentellen Forschungen auf dem Gebiet der Fütterung und Mast. 1865 außerordentlicher Professor für Agrikulturchemie, 1873 ordentlicher Professor in Göttingen. 1875 wurde H. auf den ersten Lehrstuhl der Tierernährung in Deutschland berufen und zog mit seinem Labor in das neu errichtete Landwirtschaftliche Institut am Nikolausberger Weg, wo ein engerer Kontakt mit den naturwissenschaftlichen Instituten der Universität gewährleistet war. Die meisten von H.s wissenschaftlichen Arbeiten erschienen im »Journal für Landwirtschaft«; unter seiner 37 Jahre lang, später mit Gustav Drechsler, geführten Redaktion, wurde es zur renommierten Fachzeitschrift. Begraben auf dem Friedhof in Weende. Die nicht mehr vorhandene Gedenktafel wurde 1891 auf Veranlassung der Klosterkammer an der ehemaligen Landwirtschaft103

lichen Versuchsstation in Weende angebracht. Sie trug die Inschrift: »Hier wirkte als Lehrer der Versuchsstation Weende Wilhelm Henneberg 1857–1874«.

Herbart, Johann Friedrich Philosoph 1833–1841  Lange Geismarstraße 68 4.5.1776 Oldenburg  – 14.8.1841 Göttingen. Studium zunächst der Rechtswissenschaften in Jena 1794–1798, wo H.  unter dem Einfluss Johann Gottlieb Fichtes jedoch zur Philosophie wechselte. 1798–1800 Hauslehrer in der Schweiz; Bekanntschaft mit Johann Heinrich Pestalozzi. Studium in Göttingen (imm. 7.5.1802), 1803 Privatdozent für Philosophie, 1805 außerordentlicher Professor in Göttingen. 1809 erhielt H. den Lehrstuhl Immanuel Kants in Königsberg, bis er 1833 als ordentlicher Professor für Philosophie nach Göttingen berufen wurde. Die Philosophie H.s wurde von Fichte und Pestalozzi bestimmt und hatte großen Einfluss auf das Bildungswesen. Seine Hauptwerke sind: »Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik« (2 Bde., Königsberg 1824–1825) und »Allgemeine Metaphysik nebst den Anfängen einer philosophischen Naturlehre« (2 Bde, Königsberg 1828–1829). Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1891 anlässlich des 50. Todestages von H. auf Antrag des Göttinger Lehrervereins, unterstützt von dem Dekan der Philosophischen Fakultät Prof. Eduard Riecke und Schuldirektor Heinrich Personn angebracht und 1932 erneuert.

Hermann, Carl Friedrich Philologe 1842–1855  Mühlenstraße 1 4.8.1804 Frankfurt a. M. – 31.12.1855 Göttingen. Studium der Philologie in Heidelberg und Leipzig. 1826 Habilitation in Heidelberg, 1832 ordentlicher Professor in Marburg. 1842 wurde H.  als ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Archäologie in Göttingen Nachfolger Karl Otfried Müllers. H.  gründete 1843 das Pädagogische Seminar an der Universität Göttingen, an dem erstmalig in Deutschland Gymnasiallehrer ausgebildet wur104 

den und förderte so das neuhumanistische Bildungskonzept an den Gymnasien seiner Zeit. H.s Hauptwerke: »Lehrbuch der griechischen Antiquitäten« (3 Teile, Heidelberg 1841–1852) und »Kulturgeschichte der Griechen und Römer« (aus dem Nachlass hrsg., 2 Bde., Göttingen 1857–1858). Begraben auf dem BartholomäusFriedhof. Die Gedenktafel wurde 1897 auf Antrag von Prof. Carl Hentze und Gymnasialdirektor Dr. Julius Lattmann angebracht, 1958 erneuert.

Herrmann, Emil Kirchenrechtslehrer und Kirchenpolitiker 1847–1868  Kurze Straße 5 9.4.1812 Dresden – 16.4.1885 Gotha. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, dort Habilitation 1835 für Kirchen- und Strafrecht. 1836 außerordentlicher Professor in Leipzig, 1842 ordentlicher Professor in Kiel. 1847 ordentlicher Professor für Kirchenrecht in Göttingen. 1868 ging H. nach Heidelberg. 1872–1878 war er Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin. H.  gilt als Schöpfer der hannoverschen Kirchenverfassung (1865) und der Kirchengemeinde- und Synodalordnung der altpreußischen Landeskirche (1873) sowie der Generalsynodalordnung von 1874. Das Staatsgesetz vom 3.6.1876 über die evangelische Kirchenverfassung in den acht älteren Provinzen Preußens war seine größte Leistung. Die Gedenktafel wurde 1907 auf Vorschlag seines Sohnes, des Landgerichtsdirektors Emil Hermann gestiftet.

Hertz, Gustav Ludwig Nobelpreisträger für Physik 1906–1907  Bertheaustraße 9 22.7.1887 Hamburg – 30.10.1975 Berlin. 1906/07 Mathematik- und Physikstudium in Göttingen, fortgesetzt in München und Berlin, dort 1911 Promotion bei Heinrich Rubens. 1912–1920 Assistent bei James Franck an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, unterbrochen durch Kriegseinsatz und Verletzung. 1916 Habilitation über die gemeinsamen Elektronenstoßexperimente, die zur Bestätigung des Bohrschen Atommodells führten. Dafür erhielten 105

Franck und H. den Physiknobelpreis für 1925. 1920–1926 im Forschungslabor bei Philips in Eindhoven, 1926 ordentlicher Professor in Halle/Saale, 1927 an der TU Berlin-Charlottenburg. Dort Ausbau der in Eindhoven begonnenen Forschungen zur Gasdiffusion, besonders bei Gasisotopen. Wegen jüdischer Abstammung verlor H. 1933 die Prüfungsbefugnis und legte sein Amt 1935 nieder, bis Kriegsende Forschung bei Siemens in Berlin. 1945–1954 Aufenthalt in Moskau und Suchumi (Georgien), hier Arbeit an der großtechnischen Anreicherung von Uran 235 zur Nutzung der Kernenergie. 1954–1961 Direktor des Physikalischen Instituts der Karl-MarxUniversität Leipzig. Am 3.5.1957 unterzeichneten 14 Kernphysiker der DDR , darunter Hertz, eine Solidaritätsadresse für die Göttinger Erklärung vom 12.  April gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Ursprünglich beantragten Brigitte Groneberg und Barend Jan Terwiel eine Tafel für Hertz, diese wurde erst auf erneuten Antrag von Katrin Schultheis-Joos und Wolfram Joos am 10. August 2013 enthüllt.

Hessel, Alfred Otto Historiker 1927–1939  Herzberger Landstraße 50 7.6.1877 Stettin – 18.5.1939 Göttingen. H. studierte 1895–99 in Heidelberg, München und Berlin Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaftslehre. 1899 Promotion. Nach dem Studium finanzierte sich H.  zeitweise privat aus der Erbschaft seines Vaters als Mit­ arbeiter aller bedeutenden Forschungsvorhaben der deutschen Mediävistik: beim Papsturkundenwerk Paul Kehrs in Rom (1899/1900), bei Harry Breßlau in Straßburg für die Urkundenedition der Monumenta Germaniae Historica (Konrad II ., ersch. 1909) und für die Jahrbücher des Deutschen Reichs (Albrecht I., ersch. 1931). 1914 Habilitation an der Univ. Straßburg, 1919 in Göttingen umhabilitiert. H.  erhielt 1922 eine Bibliothekarsstelle an der Universitätsbibliothek und lehrte am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte die historischen Hilfswissenschaften. 1924 Mitdirektor des Diplomatischen Apparates, einer Urkundensammlung zu Lehrzwecken. 1926 Honorarprofessor. Der geborene Jude Hessel, 1895 evangelisch getauft, wurde 1935 zwangsweise pensioniert, die von ihm seit 1928 großenteils selbst verfasste »Geschichte der Univer106 

sitäts-Bibliothek« erschien zum Universitätsjubiläum 1937 ohne Namensnennung. H. betrieb 1939 noch seine Auswanderung, verstarb aber zuvor. Eine Beerdigung auf dem Stadtfriedhof wurde ihm verweigert, Grabstelle auf dem Jüdischen Friedhof, Neue Abteilung. Seit 2012 trägt der Vortragssaal im Altbau der Universitätsbibliothek Hessels Namen. Die von Karl Udo Bigott angeregte Gedenktafel wurde am 17. April 2013 an H.s langjährigem Wohnhaus enthüllt.

Heubner, Wolfgang Otto Leonhard Pharmakologe 1913–1929  Hanssenstraße 26 18.6.1877 Leipzig  – 26.2.1957 Heidelberg. H.  studierte Medizin in Göttingen (imm. 26. Oktober 1896), Berlin, Marburg und Straßburg, wo er 1903 bei dem Pharmakologen Schmiedeberg promoviert wurde. Auf dessen Rat hin schloss er drei Semester Chemiestudium in München und Zürich an. 1907 Habilitation in Straßburg, dort auch 1908 außerordentlicher Professor. 1910–1929 ordentlicher Professor für Pharmakologie und Institutsdirektor in Göttingen. Seit 1932 war H. in derselben Stellung an der Universität Berlin tätig. Obwohl schon emeritiert, leitete er 1949–1953 noch den Aufbau der Pharmakologie an der Freien Universität Berlin. Heubner führte sein Fach aus dem Zustand einer rein beschreibenden Wissenschaft heraus und grenzte die Pharmakologie gegen andere Wissenschaften ab, um ihr zugleich einen festen Platz innerhalb der medizinischen Disziplinen zuzuweisen. 1911 regte er die Gründung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft an. Schwerpunkte seiner Forschungen bildeten u. a. das Hämoglobin und die langfristigen Wirkungen von Zellgiften, wofür Heubner den Begriff der Allobiose fand. Entscheidend von seiner chemischen Ausbildung geprägt, klärte er die Wirkungsmechanismen der Arzneistoffe bis in den molekularen Bereich hinein auf. Die von der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft, Düsseldorf, angeregte Gedenktafel wurde am 29. September 1979 enthüllt.

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Hey, Johann Wilhelm Fabeldichter 1810–1811  Paulinerstraße 3 26.3.1790 Leina bei Gotha  – 19.5.1854 Ichtershausen. Studium der Theologie in Jena und Göttingen (imm. 18.10.1810). 1818 wurde H. Pfarrer in Töttelstädt, 1827 Hofprediger in Gotha und 1832 Super­ intendent in Ichtershausen. H. gehört neben Gellert und Lessing zu den bekanntesten deutschen Fabeldichtern. Er gab zwei Sammlungen »Fünfzig Fabeln für Kinder, mit Bildern gezeichnet von Otto Speckter« (Hamburg 1833 u. 1837) heraus, die auch ins Französische, Englische und Holländische übersetzt wurden. H.  verfasste theologische Schriften, bekannter aber sind seine Kinderlieder »Alle Jahre wieder«, »Weißt du, wie viel Sternlein stehen« und »Wie fröhlich bin ich aufgewacht«. Die Gedenktafel wurde auf Antrag Bürgermeister Georg Merkels 1889 angebracht und 1982 erneuert.

Heyne, Christian Gottlob Altphilologe 1763–1812  Papendiek 16 26.9.1729 Chemnitz  – 14.7.1812 Göttingen. H.  stammte aus ärmlichen Verhältnissen; 1748 Studium der Theologie und Rechtswissenschaft in Leipzig; zunächst als Hauslehrer, von 1753 an im Dienste des Grafen von Brühl an der Bibliothek in Dresden tätig. 1763 als Nachfolger Matthias Gesners ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Direktor der Universitätsbibliothek in Göttingen. Die Universität Göttingen und ihre Bibliothek verdankt H.s fast 50-jährigem Wirken ihr hohes Ansehen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Entlassung der Göttinger Sieben 1837. H. prägte die universelle Altertumswissenschaft, die sich der Sprache und Literatur, der Geschichte, Geographie und allem Wissenswerten über die Antike widmete; sein so verstandenes »Archäologisches Kolleg« war über die Grenzen Göttingens hinaus berühmt und wurde z. B. von den Brüdern ­A lexander und Wilhelm von Humboldt, Friedrich und Wilhelm Schlegel, von Carl Friedrich Gauß und Johann Wolfgang von Goethe gehört. Seine Ausgaben von Vergil, Pindar und Homer waren beispielgebend. Seine Schüler waren die Philologen Georg Friedrich 108 

Christian Gottlob Heyne

Benecke, Thomas Christian Tychsen und Friedrich August Wolf, der berühmteste aber ist Johann Heinrich Voß, der Übersetzer der »Odyssee« Homers. H.s Tochter Therese, mit dem Weltreisenden und Revolutionär Georg Forster verheiratet, wurde eine bekannte Schriftstellerin; H. war verschwägert mit Ernst Brandes, dem Kabinetts-Sekretär in Hannover, und dem Kollegen Professor Johann Friedrich Blumenbach. 1774 erwarb H. das Haus Papendiek 16, das dem Kommerzienrat Scharff gehörte und wohnte dort von 1775 bis zu seinem Tod. Die Stadt dankte ihm 1799 für seine Verdienste um das Gymnasium mit der Befreiung von Steuern auf dieses Haus für 20 Jahre. Die Universität erwarb 1841 das Haus Papendiek 16 von seinen Erben und richtete dort das Kuratorium ein. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1874 von dem klassischen Philologen Prorektor Prof. Hermann Sauppe gestiftet. 109

Heyne, Marie Therese Wilhelmine Schriftstellerin 1764–1785  Papendiek 16 7.5.1764 Göttingen  – 15.6.1829 Augsburg. Tochter des Altphilologen Professor Heyne. Durch Selbststudium und im Umgang mit dem Vater und dessen Kollegen erwarb sie sich eine umfassende Bildung. 1785 schloss sie eine Vernunftehe mit dem Naturforscher Georg Forster und zog 1788 mit ihm nach Mainz. Ihr dort begonnenes Verhältnis mit dem Schriftsteller Ludwig Ferdinand­ Huber endete nach Forsters Tod 1794 in einer zweiten, glücklicheren Ehe. Nach bedrängten Jahren im Schweizer Exil infolge der Revolu­tionswirren besserte sich die finanzielle Situation der Familie durch Hubers Anstellung im Stuttgarter Verlag Cotta seit 1798. Therese Hubers eigene literarische Arbeiten erschienen damals noch unter dem Namen ihres Gatten. Nach Hubers frühem Tod (1804) zog Therese zunächst nach Günzburg und übernahm 1816– 1824 in Stuttgart als erste deutsche Frau die Redaktion einer Zeitschrift: »Cottas Morgenblatt für gebildete Stände«. Mit Geschick steigerte Therese Huber Auflage und Niveau des Journals. In diesen Jahren stand sie im Kontakt mit Constant, Goethe, den Brüdern Humboldt, Jean Paul, Uhland, Voß u. a. Zuletzt in Augsburg lebend, gab sie noch »Johann Georg Forsters Briefwechsel« heraus (2 Bde., Leipzig 1829) und schrieb u. a. den Roman »Die Ehelosen« (Leipzig 1829). Ihr schriftstellerisches Werk umfasst Romane und Erzählungen, Übersetzungen, Essays und Rezensionen. Die von Professor Dr. Magdalene Heuser, Osnabrück, bean­tragte Tafel wurde am 4. August 1989 enthüllt.

Heyne, Moriz Germanist 1883–1906  Wöhlerstraße 6 8.6.1837 Weissenfels/Saale – 1.3.1906 Göttingen. Zunächst in der Justizverwaltung tätig; 1860 Studium der Philologie in Halle, dort auch 1864 Privatdozent für altdeutsche Literatur, 1869 Professor in Basel. 1883 wurde H. als ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur nach Göttingen berufen. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf der Fortführung des Grimm’schen Wörterbuchs sowie auf volkskundlichen, regionalgeschichtlichen Themen. H. widmete sich als 110 

erster der Stadtgeschichte Göttingens. Der Göttinger Geschichtsverein wurde auf seine Initiative hin 1892 gegründet. Er gründete auch die Städtische Altertums-Sammlung, die 1889 eröffnet und erst im Grätzel-Haus (Goetheallee 8) untergebracht wurde; sie bildete den Grundstock des heutigen Städtischen Museums am Ritterplan. Aus seinem Nachlass gab der Direktor des Städtischen Museums Bruno Crome »Das altdeutsche Handwerk« (Straßburg 1908) heraus. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde, auf eine Anregung des Göttinger Geschichtsvereins von 1942 hin, nach dem Krieg 1953 angebracht.

Hilbert, David Mathematiker 1897–1943  Wilhelm-Weber-Straße 29 23.1.1862 Königsberg – 14.2.1943 Göttingen. Studium der Mathematik und Physik in Königsberg, dort 1886 Habilitation. 1892 außerordentlicher und 1893 ordentlicher Professor in Königsberg. 1895 als ordentlicher Professor für Mathematik nach Göttingen berufen. Auf den Gebieten der Zahlentheorie, Geometrie und Logik hat H. der Mathematik neue Bahnen gewiesen. Die berühmteste seiner Schriften ist »Die Grundlagen der Geometrie« anlässlich der Feier zur Enthüllung des Gauß-Weber-Denkmals im Juni 1899, bei der er auch seine berühmte Rede über die »Elemente der euklidischen Geometrie« hielt. Hilbert, Felix Klein und Edmund Landau verdankt Göttingen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts den Ruf, der »mathematische Nabel der Welt« zu sein. 1930 Ehrenbürger von Königsberg. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Hilpert, Heinz Intendant des Deutschen Theaters Göttingen 1950–1966  Hainbundstraße 5 1.3.1890 Berlin  – 25.11.1967 Göttingen. H.  begann 1919–1922 als Schauspieler und Regisseur an der Berliner Volksbühne. Nach Zwischenstationen am Berliner Schauspieltheater, bei Dumont in Düsseldorf und Hartung in Frankfurt a. M. wurde er von Max Reinhardt als Oberspielleiter an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtet. Von 1932–1934 leitete H. die Berliner Volksbühne, von 111

Heinz Hilpert

1934 bis Kriegsende war er Direktor des Deutschen Theaters und der Kammerspiele in Berlin, von 1938 an außerdem Direktor des Josefstädter Theaters in Wien. Nach Kriegsende inszenierte H. in Zürich, war kurze Zeit Chefintendant der Städtischen Bühnen in Frankfurt a. M. und gründete das Deutsche Theater in Konstanz. Von 1950–1960 leitete er das Deutsche Theater in Göttingen, das in seiner Ära zu den ersten Bühnen der Bundesrepublik zählte. H. verabschiedete sich dort im Juli 1966 – seine Arbeit blieb in Göttingen unvergessen. H. war lebenslang befreundet mit dem Dramatiker Carl Zuckmayer; nach dessen Rückkehr aus dem Exil inszenierte er neun Uraufführungen seiner Werke, u. a. 1946 »Des Teufels General«. 1954 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Bundesverdienstordens mit Stern der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 112 

Die Gedenktafel wurde am 25.  November 1971 auf Anregung von Günther Fleckenstein, H.s Nachfolger am Deutschen Theater in Göttingen, am langjährigen Wohnhaus H.s angebracht.

Hippel, Eugen von Mediziner 1917–1939  Düstere Eichen Weg 35 3.8.1867 Königsberg – 5.7.1939 Göttingen. Nach dem Studium der Medizin in Gießen, Freiburg i. Br., Berlin und Heidelberg 1889 Examen und Promotion in Göttingen. Hinwendung zur Augenheilkunde während der Assistenzzeit in Heidelberg, 1893 Habilitation, 1897 außerordentlicher Professor ebd., 1909 ordentlicher Professor in Halle. 1914 als Nachfolger seines Vaters Arthur v. H. Professor für Augenheilkunde an der Augenklinik der Universität Göttingen. Diese leitete er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden 1937 und erlebte hier die erfolgreichste Phase seiner beruflichen Laufbahn. Er verfasste die augenheilkundlichen Handbuchbeiträge zu den Missbildungen des Auges und den Erkrankungen des Sehnervs. Seine bedeutendste Arbeit galt der Angiogliomatosis retinae, einer gutartigen Tumorerkrankung der Netzhaut eines oder beider Augen, die – zu seiner Zeit nicht behandelbar – zur Erblindung führt und heute als Hippel-Lindau Syndrom bezeichnet wird. Die von Hippels Enkel Prof. Dr. R. Wigand, Bad Homburg, beantragte Tafel wurde am 14. September 2004 enthüllt.

Hoffmann, August Heinrich, genannt von Fallersleben schrieb das »Lied der Deutschen« 1816–1819  Johannisstraße 27 2.4.1798 Fallersleben  – 19.1.1874 Corvey. Studium der Theologie, Philologie und Archäologie in Göttingen (imm. 29.4.1816 und 21.11.1817, phil.), wo H. auf Anregung von Jacob Grimm und Georg Friedrich Benecke hauptsächlich deutsche Literaturgeschichte studierte und mit Begeisterung die Universitätsbibliothek benutzte. »Dieser freigiebigen Göttinger Bibliothek verdanke ich wenn nicht mehr, doch ebenso viel als der teueren Heftweisheit der Göttinger Professoren«. 1823 wurde H. Kustos an der Universitätsbiblio113

thek in Breslau, 1830 außerordentlicher und 1835 ordentlicher Professor der deutschen Sprache und Literatur in Breslau. H. schrieb Liebes-, Trink- und Kinderlieder. Am bekanntesten ist das am 26.8.1841 auf Helgoland entstandene »Lied der Deutschen«. Als patriotischer Dichter des Vormärz wurde er nach der Herausgabe seiner »Unpolitischen Lieder« (Hamburg 1840/41) suspendiert und des Landes verwiesen. Danach führte er mehrere Jahre ein wechselvolles Wanderleben, bis er 1860 Bibliothekar und Archivar des Herzogs von Ratibor auf Schloss Corvey an der Weser wurde. Er war befreundet mit dem Göttinger Universitätsbibliothekar Adolf El­lissen (1815–1872), den er gegen Ende seines Lebens häufig in­ Göttingen besuchte. Die Gedenktafel wurde 1924 auf Beschluss des Magistrats angebracht.

Hölty, Ludewig Christoph Heinrich Dichter des Hains 1770–1774  Nikolaistraße 17 21.12.1748 Mariensee bei Hannover – 1.9.1776 Hannover. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 19.4.1769), wo H., mit Gottfried August Bürger, Johann Heinrich Voß und Heinrich Christian Boie befreundet, 1772 zum Mitbegründer des Dichterbundes Göttinger Hain wurde, dessen begabtester Dichter er war. Seine Lyrik verschmolz Stil und Motive der Anakreontik mit der neuen Empfindsamkeit der Sturm- und Drang-Epoche. Manche seiner zarten, melancholischen, aber auch burlesken Lieder sind heute noch populär, z. B. »Üb immer Treu und Redlichkeit«. Das Gedicht »An den Mond« wurde von Franz Schubert, »Seligkeit« von ­Johannes Brahms vertont. Die geplante Herausgabe seiner in Almanachen verstreuten und z. T. noch nicht gedruckten Lyrik hat er nicht mehr erlebt. Die »Gedichte« des früh verstorbenen Dichters wurden posthum von seinen Göttinger Freunden Voß und Friedrich Graf zu Stolberg-Stolberg (Hamburg 1783) und erweitert durch eine Biografie (Hamburg 1804) herausgegeben Die auf Antrag des Magistrats 1901 angebrachte Gedenktafel wurde am Neubau wieder befestigt.

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Honda, Kotaro Metallkundler 1907–1911  Kreuzbergring 15 24.3.1870 Präfektur Aichi (Japan)  – 12.2.1954 Tokio. H.  studierte Physik an der Kaiserlichen Universität Tokio und wurde 1903 promoviert. Mit einem Stipendium der Regierung versehen, setzte er 1907–1911 sein Studium in Göttingen (imm. 18. Oktober 1907) bei Gustav Tammann fort. Tammann begründete damals als neues Teilgebiet der Physik die Metallkunde, die für Japans sich entwickelnde Stahlindustrie große Bedeutung besaß. Nach der Rückkehr nach Japan erhielt H. 1911 eine Physikprofessur an der ­Tohoku Universität im nordjapanischen Sendai. Seit 1919 Direktor des (seit 1922 so benannten) Instituts für Eisen, Stahl und andere Metalle begründete er den weltweiten Ruhm dieser Forschungseinrich­tung. 1931–1940 amtierte H. als Präsident seiner Universität und wurde nach der Emeritierung 1940 Honorarprofessor. Zuletzt übernahm er 1949–1953 noch die Präsidentschaft der Tokioter Universität. Hondas weitgehend auf das Eisen und seine Legierungen bezogenen Forschungen galten vor allem dem metallischen Magnetismus und waren stark anwendungsorientiert. So gelang ihm u. a. die Erfindung neuer, härterer Stähle (1917 KS -Stahl, 1934 Neuer KS Stahl). Seine zahlreichen Aufsätze sind zusammen­gefasst in: »Magnetism and matter« (Tokio 1917) und »Magnetic properties of matter« (Tokio 1928). Die vom Institut für Metallphysik und der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt beantragte und von der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde gestiftete Gedenktafel wurde am 11. Juni 1988 enthüllt.

Honig, Ernst Bäckermeister, Verfasser des »Schorse Szültenbürger« 1897–1927  Theaterstraße 23 12.2.1861 Göttingen – 5.3.1930 ebd. Sohn des Bäckermeisters Heinrich Christian Karl Honig. Nach Schulbesuch und Lehrzeit in Göttingen ging H. von 1880–1884 auf Wanderschaft. 1884 kaufte der Vater das Haus Jüdenstraße 28 und richtete eine Bäckerei für den Sohn ein; im gleichen Jahr Meisterprüfung. 1894 zweiter Gildemeister der Bäcker, 1899 erster Obermeister der neuen Bäckerinnung in Göt­ 115

tingen. 1895 Begründer des Vereins selbständiger Handwerker, aus der sich die heutige Kreishandwerkerschaft entwickelte. 1897 Gründer der Spar- und Darlehenskasse, der späteren Gewerbebank (seit 1943 Volksbank). H.  sah seine Hauptaufgabe in der Ausbildung eines qualifizierten Nachwuchses: seit 1901 war er Mitarbeiter in der Meisterprüfungskommission und Förderer des Berufsschul­wesens. Um die Stadt Göttingen hat sich H. auch als Kommunalpolitiker verdient gemacht. Er war seit 1894 Bürgervorsteher und arbeitete 27 Jahre lang in den verschiedensten Ausschüssen und Kommis­ sionen als Interessenvertreter der Handwerker mit. Bekannt wurde H. vorwiegend durch seine humoristischen Erzählungen in Göttinger Mundart »Aus dem alten Göttingen« und »Vergangene Zeiten« (Göttingen 1896 und 1917), in denen Schorse Szültenbürger, ein behäbiger Göttinger Bürger, mit Studenten und Professoren aneinander gerät. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1960 auf Anregung von Bäckerobermeister Stietenroth im Auftrag der Bäckerinnung angebracht. Noch eine weitere Gedenktafel befindet sich am Haus Theaterstraße 23: »Erbaut im Jahre 1897 für Ernst Honig, Bäckermeister und Bürgervorsteher. Lina Honig, geb. Bredow.«

Hugo, Gustav Rechtsgelehrter 1788–1844  Jüdenstraße 21 23.11.1764 Lörrach – 15.9.1844 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen (imm. 26.10.1782), vorwiegend bei Professor Johann Stephan Pütter. 1786 Lehrer des Erbprinzen von Dessau, 1788 Promotion in Halle. 1788 außerordentlicher, 1792 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften in Göttingen. H. lehrte 56 Jahre in Göttingen. Sein Hauptwerk ist das »Lehrbuch eines civilistischen Cursus« (7 Teile), darunter das »Naturrecht als Philosophie des positiven Rechts« (Berlin 1798). H. kannte die Bedürfnisse des juristischen Praktikers und veröffentlichte seine »Institutionen« als »Lehrbuch des heutigen römischen Rechts« (Berlin 1789), worin das steht, »was der juristische Geschäftsmann durchaus nie vergessen darf und was er immer gegenwärtig haben muss«. Wie Professor Arnold Heise hielt er seine Vorlesungen in der so genannten »Pandektenscheune«, dem Saal des Wirtshauses »Die Peitsche«. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. 116 

Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Schatzrates Müller, Hannover, angebracht.

Humboldt, Wilhelm Freiherr von Gelehrter und Staatsmann 1788–1789  Mühlenstraße 4 22.6.1767 Potsdam – 8.4.1835 Tegel bei Berlin. Studium der Rechtswissenschaft in Frankfurt/Oder und Göttingen (imm. 23.4.1788, jur.), wo er bei dem Staatsrechtler Johann Stephan Pütter, bei dem Historiker August Ludwig von Schlözer und dem klassischen Philologen Christian Gottlob Heyne hörte, der auf H.s neuhumanistisches Bildungskonzept großen Einfluss hatte; auch hatte H. Umgang mit dessen Tochter Therese, die er »ein herrliches Weib« nannte. H. lebte dann in Jena und Paris als Privatgelehrter. Von 1801–1808 war H. preußischer Resident bei der Kurie in Rom, 1810– 1813 preußischer Gesandter in Wien, 1817–1819 in London. Zuständig für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium (1809–1810), war H.  mit seinem Bildungskonzept maßgeblich an der Gründung der Berliner Universität (1810) beteiligt, die dann der Georgia Augusta den Rang ablief. Er hatte auch großen Anteil am Aufbau des damals zukunftsweisenden humanistischen­ Gymnasiums. Die Gedenktafel wurde 1905 auf Antrag von Gustav von Kortzfleisch, Oberstleutnant beim Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr. 82, angebracht, 1953 (mit falscher Jahreszahl) und noch einmal 1985 erneuert.

Humboldt, Alexander Freiherr von Naturforscher 1789  Weender Straße 23 20.9.1837  Rote Straße 4 14.9.1769 Berlin – 6.5.1859 ebd. Studium in Frankfurt/Oder, Berlin und Göttingen (imm. 25.4.1789, jur.), wo H. juristische, historische, philologische und besonders naturwissenschaftliche Vorlesungen bei Christian Gottlob Heyne, Johann Friedrich Blumenbach, Abraham Gotthelf Kaestner, Johann Friedrich Gmelin, Georg Christoph Lichtenberg und Ludwig Timotheus von Spittler hörte. 1791–1792 117

Studium an der Bergakademie in Freiberg in Sachsen. 1792–1797 Mitarbeiter Karl August von Hardenbergs im Bergdepartement von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. 1797 Aufenthalt in Jena, Umgang mit Goethe und Schiller. 1799–1804 Reise nach Südamerika zur Erforschung Venezuelas und des Orinoko-Gebiets, Erstbesteigung des Chimborassos. Mehrfacher Aufenthalt in Paris und Teilnahme an politischen Kongressen während und nach der napoleonischen Zeit. 1829 Expedition nach dem Ural und Altai-Gebirge. Albrecht von Haller und sein Lehrer an der Bergakademie in Freiberg Abraham Gottlob Werner, mehr noch Goethe und Herder beeinflussten die endgültige Bildung seiner Weltauffassung, welche die ganze Natur in den gegenseitigen Beziehungen ihrer Erscheinungen zu erfassen suchte. Sein bekanntestes Werk ist: »Kosmos« (5 Bde. Stuttgart u. Tübingen 1845–1862). Vom Balkon des Hauses Gotmarstraße 1, dem Lichtenberg-Haus, hielt H. am 15.9.1837 eine Ansprache anlässlich des 100-jährigen Universitäts-Jubiläums: »In Göttingen, dieser berühmten Hochschule, habe ich den edleren Teil meiner Bildung empfangen«. Allerdings berichtete H. auch, bei einem Bad in der Leine beinahe ertrunken zu sein. Die Gedenktafel am Café Cron & Lanz wurde auf Antrag des Hausbesitzers C. Tolle 1899, die in der Roten Straße 4 auf An­ regung von Prof. H. Thiersch 1929 angebracht und 1988 erneuert. Sie soll an die Gründungssitzung der deutschen Philologen- und Schulmänner-Versammlungen erinnern, die unter Vorsitz von H. und auf Anregung des klassischen Philologen Friedrich Thiersch am 20.9.1837, im Jahr des Universitäts-Jubiläums, stattgefunden hat.

Husserl, Edmund Philosoph 1901–1916  Hoher Weg 7 8.4.1859 Prossnitz (Mähren) – 27.4.1938 Freiburg i. Br. Studium der Mathematik und Naturwissenschaften, der Philosophie in Leipzig, Berlin und Wien. 1887 Privatdozent in Halle, 1901 außerordentlicher Professor, 1906 persönliches Ordinariat für Philosophie in Göttingen; seit 1916 in Freiburg als Nachfolger Heinrich ­R ickerts. Epoche machend wirkten H.s »Logische Untersuchungen« (2 Teile, Halle 1900–1901), die neue Forschungswege in der Philosophie, aber auch der Psychologie der Gegenwart wiesen. Sein Werk »Ideen 118 

zu einer reinen Phänomenologie« (Halle 1913) gibt eine Einführung in seine Philosophie, die alle empirischen und subjektiven Bestandteile ausklammert. Mit seiner Phänomenologie hat H. Denker wie Max Scheler und Martin Heidegger angeregt und einen bedeutenden Einfluss auf Philosophie und Geisteswissenschaft in Deutschland ausgeübt.

Ingarden, Roman Philosoph 1913–1914  Herzberger Landstraße 17 5.2.1893 Krakau (Polen) – 14.6.1970 ebd. Ingarden begann 1912 ein Studium der Philosophie, Mathematik und Physik in Göttingen (imm. 19.4.1912), mit einem Zwischenaufenthalt in Wien (Wintersemester 1914/15). Hauptsächlich besuchte er die Veranstaltungen des Phänomenologen Edmund Husserl zu Kant und Fichte, zur Logik, Metaphysik u. a. Themen; ihm folgte er 1916 nach Freiburg im Breisgau, wo er 1918 promoviert wurde. Ingarden habilitierte sich 1924 in Lwow (Lemberg), wo er 1933 außerordentlicher, 1935 ordentlicher Professor für Philosophie wurde. Sein weiterer akademischer Lebensweg war von den ideologischen Auseinandersetzungen des 20.  Jahrhunderts überschattet: Während der abwechselnden sowjetischen und deutschen Besatzungen Polens 1939–1944 arbeitete er als Mathematiklehrer. Seit 1944 ordentlicher Professor in Krakau, war I. wegen »idealistischer Abweichungen« 1950–1956, in der Hochphase des polnischen Stalinismus, von der Lehre suspendiert. 1963 Emeritierung. Obwohl Schüler Husserls, stufte Ingarden in seinen späteren Werken die Ontologie (Lehre vom Seienden) höher ein als die Phänomenologie (Lehre von den Erscheinungen). Sein wissenschaftliches Interesse galt vor allem dem literarischen Kunstwerk, für das er ein Schichtenmodell entwarf, das sich auf dessen innere Struktur beschränkte, also von sozialen und psychologischen Bedingungen absah: »Das literarische Kunstwerk« (Halle/Saale 1931; 4. Aufl. Tübingen 1972). Die von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen gestiftete Gedenktafel wurde im Rahmen eines »Tages der polnischen Literatur« am 7. November 2001 enthüllt.

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Jahn, Friedrich Ludwig »Turnvater« 1805–1806  Groner Straße 48 11.8.1778 Lanz (Brandenburg) – 15.10.1852 Freyburg/Unstrut. Nach seinen eigenen Angaben studierte J. an zehn Universitäten, längere Zeit jedoch nur in Halle (1796–1799), Frankfurt/Oder ­(1800–1801) und Greifswald (1802–1803). Am 17.10.1805 immatrikulierte er sich in Göttingen. Kaum vier Monate später, am 11.2.1806, erhielt er bereits das »Consilium abeundi« wegen dreier Delikte: Schlägerei mit Göttinger Bürgern, beabsichtigtes Duell und Teilnahme an den Studentenunruhen von Dezember 1805 bis Februar 1806. Als Lehrer an der Plannschen Erziehungsanstalt in Berlin eröffnete er 1811 einen Turnplatz in der Hasenheide. Teilnahme an den Befreiungskriegen. Sein »Deutsches Volkstum« (Lübeck 1810) und die »Deutsche Turnkunst« (Berlin 1816) übten einen starken Einfluss auf die Burschenschaft, später auch auf nationalistische Bewegungen aus. Er forderte einen deutschen Nationalstaat, eine allgemeine Volksbewaffnung und sah im Turnen die Grundlage für eine paramilitärische Jugenderziehung. 1819 wurde er im Zuge der Demagogenverfolgungen verhaftet und lebte 1825–1828 und ­1836–1840 unter polizeilicher Aufsicht in Freyburg a. d. Unstrut und 1828–1836 in Kölleda. Erst 1840 rehabilitierte ihn König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. 1848 wurde J. als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Die Gedenktafel wurde 1913 auf Anregung der Göttinger Turnvereine enthüllt und 1989 erneuert.

Jeremias, Joachim Theologe 1954–1976  Brüder-Grimm-Allee 26 20.9.1900 Dresden – 6.9.1979 Tübingen. Als Jugendlicher lebte J. in Palästina, wo der Vater als deutscher Probst in Jerusalem amtierte; hier empfing er wesentliche Anregungen für seinen weiteren Lebensweg. Studium der evangelischen Theologie und der orientalischen Sprachen in Leipzig und Tübingen, 1922 Dr. phil., 1923 Lic. theol. 1925 Habilitation, 1928 außerordentlicher Professor in Berlin, 1929 ordentlicher Professor in Greifswald, 1935–1968 ordentlicher Professor für neutestamentliche Theologie in Göttingen. 120 

Jeremias’ Forschungen konzentrierten sich ganz auf die Verkündigung Jesu im Rahmen der zeitgenössischen jüdischen Lebens- und Glaubenswelt. Mit dem von ihm entwickelten Instrumentarium philologischer und traditionsgeschichtlicher Analysen vermochte er Jesu Wort und Tat als den eigentlichen Kern aus der Überlieferung des Urchristentums herauszuarbeiten. Wichtige Veröffentlichungen: »Jerusalem zur Zeit Jesu« (4 Teile, Leipzig 1923–1937; 3.  Aufl. Göttingen 1962), »Die Abendmahlsworte Jesu« (Göttingen 1935; 4.  Aufl. 1967), »Die Gleichnisse Jesu« (Göttingen 1947; 10. Aufl. 1984). Die von Landesbischof i. R. Professor Dr. Eduard Lohse angeregte Gedenktafel wurde am 23. November 2001 enthüllt.

Jhering, Rudolf von Rechtsgelehrter 1872–1892  Bürgerstraße 12 22.8.1818 Aurich – 17.9.1892 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, München, Göttingen (imm. 20.11.1837) und Berlin. Promotion 1842 in Berlin. Berufungen an die Universitäten in Basel (1845), Rostock (1846), Kiel (1849), Gießen (1852), Wien (1868). J. kam 1872 nach Göttingen, wo er zwanzig Jahre als ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften wirkte. J. hat im juristischen Lehrbetrieb als erster neben den Vorlesungen auch die Bearbeitung von »Fällen« in Übungen eingeführt. In seinem Hauptwerk »Der Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung« (4 Bde., Leipzig 1852–1865) vertritt er noch die Historische Rechtsschule im Sinne Friedrich Carl von Savignys, dann wandte er sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einem pragmatischen Rechtsbegriff zu. Seine Abschiedsvorlesung in Wien »Der Kampf ums Recht« erlebte 20 Auflagen und Übersetzungen in 17 Sprachen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1893 auf Antrag von Prof. Viktor Ehrenberg angebracht.

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Rudolf von Jhering

Joachim, Joseph Musiker Sommer 1853  Ritterplan 7/8 (Städtisches Museum) 28.6.1831 Kittsee (Burgenland) – 15.8.1907 Berlin. Der Komponist und Violinist J. war von 1853 bis 1868 Konzertdirektor der Hofkapelle in Hannover. In dieser Zeit studierte er auch in Göttingen (imm. 14.6.1853). Er hörte bei dem Philosophen Heinrich Ritter Logik, bei dem Historiker Georg Waitz Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts und bei dem Kunsthistoriker und Maler Carl Oesterley. Hier traf er zwischen 1853 und 1858 einige Male den Komponisten­ Johannes Brahms, mit dem er lebenslang befreundet war. J. musizierte im Sommer 1858 mit ihm, Clara Schumann und Agathe von Siebold in den Göttinger Salons und dem Haus des Pianofabrikan122 

ten Wilhelm Ritmüller. J. war der gefeierte Virtuose seiner Zeit. Brahms, Bruch, Dvorak und Schumann widmeten ihm ihre Violinkonzerte; er brachte die 1. Symphonie von Brahms in London zur Aufführung und ging mit Clara Schumann auf Konzert­reisen. 1868 Direktor der Hochschule für Musik in Berlin. Sein Sohn Johannes J. war Direktor der Universitätsbibliothek in Göttingen. Eine erste Gedenktafel wurde auf Antrag des Bürgervorstehers Prof. Voigt 1899 am Nikolausberger Weg 15, ehemals Standort eines im Sommer 1853 von Brahms bewohnten Gartenhauses, angebracht, 1909 nach Nr.  21 umgehängt. Ein ovales Holzschild mit der gemalten Beschriftung: »Im Haus Nikolausberger Weg 21 wohnten 1853 die Komponisten Brahms und Joachim« wurde 1932 außerhalb des Gartenzauns aufgestellt, jedoch in der Zeit des Nationalsozialismus wegen der jüdischen Herkunft Joachims wieder entfernt. Spätestens 1942 wurde auch die Tafel abgenommen. 1953 erneuert, jedoch 1967 Abbruch des Hauses. Auf Antrag Prof. Dr. Martin Staehelins wurde am 7. Mai 2003 eine gemeinsame Tafel für Brahms und Joachim am Museum enthüllt.

Kaehler, Joachim Siegfried August Historiker 1936–1963  Hainholzweg 62 4.6.1885 Halle an der Saale – 25.1.1963 Göttingen. Studienbeginn in Halle 1903, über Lausanne kam Kaehler nach Freiburg i. Br., wo er als Schüler Friedrich Meineckes mit Wilhelm von Humboldt und der preußischen Reformzeit sein Lebensthema fand. Ihm widmete er Promotion (1914 Freiburg) und Habilitation (1921 Marburg). 1927 außerordentlicher Professor in Marburg, 1928 ordentlicher Professor in Breslau, 1932 in Halle, von wo er 1935 wegen »regen Verkehrs mit Juden« nach Jena zwangsversetzt wurde. 1936–1954 als Nachfolger Karl Brandis ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte in Göttingen. Als »belehrter, wenn auch nicht ganz bekehrter Preuße« blieb K. in der Weimarer Republik konservativ, aber verfassungstreu. Den Nationalsozialismus lehnte er ab, er lebte in diesen Jahren isoliert und publizierte wenig. Nach 1945 benannte Kaehler sofort die Schuldigen an der deutschen Katastrophe und suchte der beginnenden Legendenbildung entgegenzuwirken. Seine seit dem Kriegseinsatz 1915–1918 angeschlagene Gesundheit ließ jedoch immer weniger Raum für öffentliches Wirken. Hauptwerk: 123

»Wilhelm von Humboldt und der Staat« (München 1927; 2. Aufl. Göttingen 1963). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Dr. Bernhard Ehrenfeuchter vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 4. Juni 1992 enthüllt.

Kaestner, Abraham Gotthelf Mathematiker und Philosoph 1756–1800  Nikolaistraße 25 27.9.1719 Leipzig – 20.6.1800 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie in Leipzig, wo er sich bereits im Alter von 20 Jahren 1739 über Gleichungswurzeln habilitierte. 1746 außerordentlicher Professor der Mathematik in Leipzig. 1755 wurde K. als ordentlicher Professor für Mathematik und Physik nach Göttingen berufen. Von da an war K. ordentliches Mitglied der Societät der Wissenschaften und 1770 ihr Direktor, ebenso war er Ältester der »Göttingischen Deutschen Gesellschaft«. 1763 übernahm er die Leitung der Sternwarte. K. war vielseitig talentiert und universell interessiert: er befasste sich außerdem mit Rechtswissenschaft, mit Philosophie, Sprache und schönen Künsten. Berühmt und gefürchtet zugleich waren seine scharf zugespitzten Epigramme. Bekannt ist die ironische Bemerkung von Gauß, K. sei unter den Dichtern seiner Zeit der beste Mathematiker und unter den Mathematikern der beste Dichter gewesen. Fest steht jedoch, dass K. die Mathematik in das Bewusstsein der gebildeten Welt eingeführt hat. Seine gut verständlichen und wegen zahlreicher Anekdoten unterhaltsam geschriebenen mathematischen Lehrbücher fanden eine außerordentliche Verbreitung und Nachahmung. Die letzten Jahre seines sonst geselligen Lebens verbrachte er allerdings in Abgeschiedenheit. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1911 auf Vorschlag von Dr. Bruno Crome, dem Leiter der Städtischen Altertums-Sammlung, angebracht.

Kaufmann, Eduard Pathologe 1907–1931  Hanssenstraße 8 24.3.1860 Bonn – 15.12.1931 Göttingen. Studium der Medizin in Bonn und Berlin. Promotion 1884 in Bonn, Habilitation 1888, außeror124 

dentlicher Professor 1897 in Breslau, ordentlicher Professor 1898 in Basel. Im Oktober 1906 wurde K. als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen, wo er 1907 außerdem Direktor des Pathologischen Instituts wurde. Sein »Lehrbuch der speziellen pathologischen Anatomie« (2 Bde., 6. Aufl. Berlin 1911) hatte internationalen Rang und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. An mehreren japanischen Universitäten war es ein eingeführtes Lehrbuch und zog zahlreiche japanische Mediziner zum Studium nach Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Keferstein, Wilhelm Moritz Zoologe 1852–1870  Gotmarstraße 16 7.1.1833 Winsen an der Luhe – 25.1.1870 Göttingen. Zunächst Studium des Wasserbaus an der Polytechnischen Hochschule in Hannover, dann der Medizin in Göttingen (imm. 18.10.1852). 1857 Assistent am Physiologischen Institut, 1858 Privatdozent, 1861 außerordentlicher, 1868 ordentlicher Professor für Zoologie in Göttingen. K. unternahm mehrere Reisen, um Material für seine Untersuchungen zu niederen Meeres- und Weichtieren zu erhalten. Als dessen erster Direktor richtet er das Zoologisch-Zoo­ tomische Institut ein und konnte dabei schon auf eine überlieferte naturkundliche Sammlung zurückgreifen. Erst 1877, nach seinem frühen Tod, wurde das Naturhistorische Museum gebaut, in das sein Institut im Oktober 1878 einzog. Die Gedenktafel wurde 1907 auf Vorschlag der philosophischen Fakultät am Haus Groner Landstraße 11, nach dessen Abbruch am Haus Gotmarstraße 16 angebracht.

Klein, Felix Mathematiker 1888–1925  Wilhelm-Weber-Straße 3 25.4.1849 Düsseldorf – 22.6.1925 Göttingen. Studium in Bonn, Göttingen (imm. 8.1.1869, math.) und Berlin. 1871 Privatdozent der Ma­t he­matik in Göttingen. 1872 ordentlicher Professor in Erlangen, 1875 an der Technischen Hochschule in München, 1880 in Leipzig. 1886 wurde K. als ordentlicher Professor der Mathematik nach 125

Göttingen berufen. Hier entwickelte K. die komplexe Funktionstheorie Riemanns fort; er war renommiert auf dem Gebiet der reinen und der angewandten Mathematik. Weiter gilt K. als der Neuorganisator des mathematischen Unterrichts an den höheren Schulen, weshalb 1949 ein Göttinger Gymnasium naturwissenschaftlicher Ausrichtung nach ihm benannt wurde. Seit 1908 war K. Vorsitzender der Internationalen Mathematischen Unterrichtskommission. Wichtig waren ihm auch die praktische Anwendbarkeit der Wissenschaften und das, was wir heute interdisziplinäre Forschung nennen. Sein Wirken in der Akademie der Wissenschaften, der er seit 1887 angehörte, zielte darauf, die Mathematik in alle Kreise zu tragen. K. schöpfte aus seinem Ideenreichtum und war frei von Einseitigkeit und Moden. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Klinkerfues, Wilhelm Astronom und Meteorologe 1851–1884  Geismar Landstraße 11 (Nebengebäude der Sternwarte) 29.3.1827 Hofgeismar (Hessen) – 28.1.1884 Göttingen. 1846–1847 als Geometer in Kassel tätig, anschließend Studium der Mathematik und Astronomie in Marburg. 1851 wurde K. Assistent von Carl Friedrich Gauß, 1855 Promotion und Anstellung als Observator in Göttingen; 1863 außerordentlicher Professor für Astronomie, 1868 Direktor der Abteilung für praktische Astronomie an der Sternwarte in Göttingen. Nach dem Tod von Gauß setzte K. die Arbeit über Positionsastronomie fort. Besondere Anerkennung fand sein Werk »Theoretische Astronomie« (Braunschweig 1871). K. befasste sich auch mit Meteorologie; seine Wettervorhersagen, die im »Göttinger Wochenblatt« fortlaufend veröffentlicht wurden, waren aber wohl nicht immer zuverlässig, denn sie trugen ihm den Spitznamen »Flunkerkies« ein. K. ist auch der Erfinder des hydrostatischen Selbstzünders (1872), mit dem die Gasflammen der städtischen Straßenbeleuchtung gleichzeitig von der Gasanstalt zentral entzündet und gelöscht werden konnten. K. war ein stadtbekanntes Original, von dem noch viele Anekdoten in Göttingen erzählt werden. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Anbringung einer Gedenktafel für K., beantragt von Bürger­ meister Georg Merkel, wurde zunächst 1893 vom Verwaltungsaus126 

schuss der Universität abgelehnt, dann aber 1934, nach einem erneuten Antrag von Redakteur August Schwerdtfeger, anlässlich des 50. Todestages von K. ermöglicht.

Knigge, Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Schriftsteller 1771–1772  Prinzenstraße 21 (Michaelishaus) 16.10.1752 Bredenbeck bei Hannover  – 6.5.1796 Bremen. Spross einer verarmten Adelsfamilie, mit 14 Jahren Vollwaise und unter Vormundschaft. Privatunterricht in Hannover, 1769–1772 Studium der Rechte in Göttingen, ohne Abschluss. 1772–1780 wechselnde Anstellungen als Höfling in Kassel, Weimar, Hanau, in denen K.s bürgerlich-intellektuell geprägter Charakter stets Konflikte bei Hofe verursachte. K. lebte 1780–1783 als freier Schriftsteller in Frankfurt a. M., 1783–1786 in Heidelberg und schrieb Romane und moralphilosophische Schriften. Obwohl Verfechter einer rationalen Aufklärung suchte er zugleich auch Zugang zu mystisch-okkulten Geheimgesellschaften: 1773 Freimaurer, später Rosenkreuzer, 1780 Mitglied im Illuminatenorden, den er 1784 im Streit verließ. 1786 Rückkehr nach Hannover, nach vergeblichen Versuchen zur Rückgabe der seit dem Tod des Vaters verpfändeten Familiengüter 1790 Oberhauptmann des Kurfürstentums Hannover in Bremen, wo K. die Domkirche St. Petri und die Domschule verwaltete. In dieser letzten Lebensphase Parteinahme für die Französische Revolution in politischen Satiren, bevor eine schwere Erkrankung K. aufs Krankenlager warf. Bekannt ist Knigge heute allein für sein Buch »Ueber den Umgang mit Menschen« (1788), das die Entwicklung des bürgerlichen Selbstbewusstseins bis ins 19.  Jahrhundert hinein enorm beeinflusste. K. entwarf darin den Bildungsplan einer auf Taktgefühl und Höflichkeit fußenden Selbstpräsentation ohne Falschheit, die es jedem Bürger ermöglichen sollte, eine angemessene Stellung in der Gesellschaft zu finden. Entstellende Nachdrucke und die Unkenntnis späterer Generationen haben das Werk zum Benimmbuch degradiert; »der Knigge« ist heute sprichwörtliches Synonym für alle Arten von Ratgebern geworden. Sein Autor wird erst seit kurzem als bedeutender Vertreter der Aufklärung wiederentdeckt. Die von Herrn Michael Eggers, Detmold, beantragte Gedenktafel wurde am 8. Juli 2014 enthüllt. 127

Koch, Robert Bakteriologe 1862–1864  Burgstraße 22/23 1864–1866  Goetheallee 4 11.12.1843 Clausthal – 27.5.1910 Baden-Baden. Studium der Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin in Göttingen (imm. 23.4.1862), vorwiegend bei dem Physiologen Meissner und dem Anatomen und Pathologen Henle. 1865 erhielt er für eine Arbeit auf dem Gebiet der Anatomie des Nervensystems einen Preis von 80 Talern von der Göttinger Medizinischen Fakultät. Bereits in seinem 7.  Semester wurde er Assistent am Pathologischen Institut in Göttingen. Im Januar 1866 Promotion in Göttingen, dann Kreisphysikus in Wollstein bei Bomst (Posen). Dort begann K. seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der bakteriologischen Forschung und wies zum ersten Mal den Milzbrandbazillus, einen lebenden Mikroorganismus, als Ursache einer Infektionskrankheit nach. 1880–1904 war K. in Berlin als ordentliches Mitglied des Reichsgesundheitsamts, als Direktor des Hygienischen Instituts der Universität und des neu gegründeten Instituts für Infektionskrankheiten (später nach ihm Robert Koch-Institut genannt), tätig. K. unternahm Forschungsreisen mit weit tragenden Ergebnissen u. a. nach Indien und Afrika. 1882 entdeckte K. das Tuberkulosebakterium (»Kochscher Bazillus«), 1883 den CholeraErreger. Durch seine Arbeiten beeinflusste K. die Medizin entscheidend und wurde der Hauptbegründer der modernen Bakteriologie. 1905 Nobelpreis für Medizin. Auf die Nachricht, dass die Stadt Göttingen beabsichtige, an den beiden Häusern, in denen er während seiner Göttinger Studienzeit gewohnt habe, Gedenktafeln anbringen zu lassen, schrieb K. am 21.12.1890 an Bürgermeister Georg Merkel, seine Studien in Göttingen lebten bei ihm stets im besten Andenken. Die Gedenktafeln an den beiden Häusern wurden 1890 auf Antrag von Bürgermeister Georg Merkel angebracht.

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Köhler, Johann David Numismatiker 1735–1755  Burgstraße 22/23 18.1.1684 Colditz (Sachsen) – 10.3.1755 Göttingen. Als Vollwaise besuchte K. 1697–1703 die Meißener Fürstenschule und begann ein Theologiestudium in Wittenberg, wechselte aber schnell zur Geschichte. 1704 Magisterexamen. 1707 besuchte er die Nürnberger Universität in Altdorf, wo Professor Möller ihn in die Numismatik (Münzkunde) einführte. 1707–1710 in schwedischen Diensten, erlangte K. 1711 in Altdorf ein Ordinariat für Logik. 1712 Bibliothekar, 1714 Professor für Geschichte. Der erste Kurator der Universität Göttingen, Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen konnte Köhler 1735 für die Göttinger Professur für Geschichte gewinnen, 1741/42 amtierte er auch als Prorektor. Obwohl Köhler als Polyhistor das historische Wissen in seiner gesamten Breite lehrte, lag seine eigentliche Stärke in den Hilfswissenschaften, besonders in der Numismatik. K. gab die Zeitschrift »Historische Münz-­ Belustigung« (22 Jahrgänge, Nürnberg 1729–1750/56) heraus. In seiner »Ehren-Rettung Johann Guttenbergs« (Leipzig 1741) führte er den Nachweis für dessen Urheberschaft am Buchdruck. Begraben auf dem Bartholomäusfriedhof (Grabstelle nicht erhalten). Die von Hans-Werner Wolf und der Sparkasse Göttingen gestiftete Tafel wurde am 10. März 1982 enthüllt.

Kolbe, Adolf Wilhelm Hermann Chemiker 1818–1826  Orthwiesen 3 (OT Elliehausen, Pfarrhaus St. Martini) 27.9.1818 Elliehausen – 25.11.1884 Leipzig. Kolbe studierte in Göttingen (imm. 30. April 1838) bei Friedrich Wöhler Chemie, 1842 wechselte er nach Marburg, wo er bei Professor Bunsen 1843 promoviert wurde. 1845–1847 Forschungsaufenthalt in England, 1847 in Marburg Redakteur des von Liebig, Poggendorff und Wöhler begründeten »Handwörterbuchs der reinen und angewandten Chemie« (Bd. 3–8, Supplementbd., Braunschweig 1848–1861). Ohne Habilitation 1851 Nachfolger Bunsens als ordentlicher Professor für Chemie in Marburg. 1865 ordentlicher Professor in Leipzig, wo er mit dem 1868 bezogenen neuen Laboratorium dem größten chemischen In129

stitut Deutschlands vorstand. Seit 1869 Herausgeber des »Journals der praktischen Chemie«. Hauptwerk: »Ausführliches Lehrbuch der organischen Chemie« (3 Bde., Braunschweig 1854–1869). In die Marburger Zeit fielen Kolbes wichtige Experimente zur Synthese und zur Konstitution der organischen Verbindungen. Ihm gelang u. a. die Synthese der Essigsäure, des Nitrils und des Arzneigrundstoffes Salicylsäure (Schmerzmittel). Die von der CDU-Fraktion im Ortsrat Elliehausen-Esebeck beantragte Gedenktafel wurde am 23. November 1984 enthüllt.

König, Franz Chirurg 1875–1895  Weender Landstraße 14 16.2.1832 Rotenburg a. d. Fulda  – 12.12.1910 Berlin. Studium der Medizin in Marburg und Berlin. 1859 Landarzt und Chirurg am Landkrankenhaus in Hanau. 1869 Direktor der Chirurgischen Klinik in Rostock, bis K. 1875 nach Göttingen berufen wurde. Während seiner 20-jährigen Tätigkeit in Göttingen richtete K. eine dem damaligen Standard entsprechende Chirurgische Klinik im ErnstAugust-Hospital in der Geiststraße ein. 1895 Direktor der Chirurgischen Klinik der Charité in Berlin. 1904 in Jena, 1906 bis zu seinem Tod wieder in Berlin. Begraben auf dem Stadtfriedhof in Göttingen. Die Gedenktafel wurde 1932 auf Anregung des Chirurgen Professor Rudolf Stich, der später selbst in K.s Haus wohnte, angebracht.

Lachmann, Karl Germanist 1809–1815  Kurze Geismarstraße 2 4.3.1793 Braunschweig  – 13.3.1851 Berlin. Studium in Leipzig und Göttingen (imm. 25.10.1809, theol.), wo L. jedoch vorwiegend bei Professor Georg Friedrich Benecke philologische Studien betrieb. 1816 Habilitation in Berlin, 1818 außerordentlicher Professor in Königsberg, 1825 außerordentlicher und 1827 ordentlicher Professor in Berlin. L. gilt als Wegbereiter der philologischen Textkritik, die er als Methode der Klassischen Philologie auf die alt- und mit130 

telhochdeutschen Texte übertrug. Musterhaft sind seine Untersuchungen über das von ihm 1826 herausgegebene »Nibelungenlied«, die heute noch gültig sind. Seine an Homer-Betrachtungen orientierte Auffassung, das Epos zerfalle in Teile und stamme von verschiedenen Dichtern, wurde allerdings schon von den Brüdern Grimm und anderen Zeitgenossen abgelehnt. Die Gedenktafel wurde 1901 auf Antrag des Philologischen Vereins angebracht; 1953 erneuert und, nach dem Abbruch des Hauses für den Neubau der Volksbank, im Fenster des neuen Gebäudes wieder angebracht. Allerdings hat L. zwischen 1809 und 1815 in der Kurzen Geismarstraße 2 gar nicht gewohnt.

Lagarde, Paul Anton de Orientalist 1870–1891  Friedländer Weg 11 2.11.1827 Berlin – 22.12.1891 Göttingen. L. (als P. A. Bötticher geb., erst 1854 von einer Tante de Lagarde adoptiert) studierte in Berlin und Halle Theologie, Philosophie und orientalische Sprachen. Habilitation 1851 in Halle, später Gymnasiallehrer in Halle und Berlin, Forschungsaufenthalte in London und Paris, bis er 1869 als Ewalds Nachfolger und ordentlicher Professor für orientalische Sprachen nach Göttingen berufen, aber wegen der Preußenfeindlichkeit nach 1866 nicht freundlich aufgenommen wurde. Seine Lebensarbeit galt der kritischen Edition der Septuaginta, die bruchstückhaft blieb, aber von der hiesigen Akademie der Wissenschaften weiter herausgegeben wurde. L. war bemüht, sich durch Textkritik der ursprünglichen Spiritualität der Quellen zu nähern, verstieg sich aber dabei in Kirchenfeindlichkeit und Antisemitismus, der allerdings religiös-politisch, nicht rassistisch begründet war. Seine bewusst reaktionären, nationalistischen und kulturkritischen Aufsätze, zusammengefasst in den »Deutschen Schriften« (2 Bde. 1878–1881), fanden ein starkes Echo in der Jugend- und Reformbewegung, in völkischen und rechtskonser­ vativen Gruppierungen des 20. Jahrhunderts. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1901 angebracht und 1979 erneuert.

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Lampadius, Wilhelm August Chemischer Technologe 1785–1790  Weenderstraße 30 (Ratsapotheke) 8.8.1772 Hehlen (Niedersachsen)  – 13.4.1842 Freiberg. 1785 Apothekerlehre, 1790/91 Studium der Naturwissenschaften in Göttingen bei Gmelin (Mineralogie)  und Lichtenberg (Elektrizitätslehre). Als einer der ersten naturwissenschaftlichen Akademiker war L. in der sich entwickelnden Industrie Deutschlands tätig. 1794 außerordentlicher, 1796 ordentlicher Professor für Chemie und Assessor an der Berg­a kademie in Freiberg/Sachsen. L. führte eine praxisorientierte Lehre mit Experimenten ein und ließ dafür 1797 ein Laboratorium erbauen. Er selbst war auf vielen Gebieten forschend und erfindend tätig: Entdeckung des Schwefelkohlenstoffs 1796, künstliche Mineralstoffdüngung, Zuckerrübenzucht und Zuckergewinnung, Erfindung der Teerpappe als Isoliermaterial für Dächer und Mauern und des Pyrometers zur Messung der Oberflächentemperatur von Körpern u. v. m. Sein besonderes Interesse galt der Lichterzeugung aus durch Verkokung von Steinkohle gewonnenem Gas: 1811 brachte er die erste Gaslaterne auf dem Kontinent an seinem Wohnhaus an, 1816 nahm er eine Gasgewinnungsanlage zur Beleuchtung der Amalgamierfabrik Halsbrücke in Betrieb. Die von Prof. Dr. Eberhard Rauschenfels, Höxter, beantragte Gedenktafel wurde am 5. Mai 2012 enthüllt.

Landau, Edmund Georg Hermann Mathematiker 1909–1934  Herzberger Landstraße 48 14.2.1877 Berlin – 19.2.1938 ebd. Studium der Mathematik in Berlin und München, Promotion 1899 in Berlin. Aufenthalt in Paris und Göttingen (1900). Habilitation (1901) und Privatdozent in Berlin. Als ordentlicher Professor der Mathematik und Mitdirektor des mathematisch-physikalischen Seminars 1909 nach Göttingen berufen, das durch ihn, den Nachfolger Minkowskis, zum Zentrum moderner Zahlentheorie wurde. Wegen der Klarheit und Präzision seiner Sprache und der formalen Strenge seiner Vorlesungen sprach man vom »Landau-Stil«. Aufenthalt an der Hebräischen Universität in Jerusalem 1927/28. Wegen seiner jüdischen Her132 

kunft boykottierten im November 1933 nationalsozialistische Studenten seine Vorlesung. Er wurde 1934 entlassen und lebte, schwer getroffen, bis zu seinem plötzlichen Tod 1938 in Berlin. Mit Felix Klein, David Hilbert und L.s erzwungenem Ruhestand ging eine große Epoche der Göttinger Mathematik zu Ende. L. galt auch als großer Lehrer und Förderer. Viele seiner Schüler besetzten später Lehrstühle. L.s Ehefrau Marianne war die Tochter des Mediziners Paul Ehrlich. Die Gedenktafel wurde 1962 angebracht.

Langenbeck *, Bernhard Conrad Rudolf von Chirurg 1838–1842  Obere Maschstraße 6 8.11.1810 Padingbüttel (Stade)  – 29.11.1887 Wiesbaden. Nach dem Studium der Medizin in Göttingen (imm. 30.10.1825 und 25.10.1830), wo sein Onkel C. J. Martin Langenbeck Professor der Anatomie und Chirurgie war, unternahm L. Reisen nach England und Frankreich, um sich dort über den Stand der medizinischen Forschung zu informieren. 1836 Habilitation in Göttingen für Physiologie, gleichzeitig als praktischer Chirurg tätig, 1841 außerordentlicher Professor, 1842 ordentlicher Professor der Chirurgie in Kiel. 1848 als Nachfolger Dieffenbachs Direktor der Chirurgischen Klinik in Berlin. Im Schleswig-Holsteinischen Krieg 1864 Leiter des Sanitätswesens, 1866 Generalarzt des Sanitätskorps. 1872 Begründer der deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Die 1907 auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät angebrachte Gedenktafel war noch 1957 vorhanden, nach ihrem Verlust wurde sie aber nicht wieder angebracht.

Langenbeck, Conrad Johann Martin Chirurg 1802–1851  Geiststraße 1 5.12.1776 Horneburg bei Bremen – 24.1.1851 Göttingen. Studium der Medizin in Jena (Promotion 1798), Wien und Würzburg. 1802 Privatdozent für Anatomie und Chirurgie neben Professor Karl Gustav Himly am Akademischen Hospital in Göttingen am Geismar Tor. 1804 außerordentlicher, 1814 ordentlicher Professor in Göt133

tingen. L. leitete von 1807 bis 1809 die Errichtung der II . Chirur­ gischen Klinik im Flügel des ehemaligen Gymnasiums am Wilhelmsplatz, 1809 der IV. Chirurgischen Klinik in der Geiststraße 2, die 1811 noch einmal vergrößert wurde, und 1829 der Anatomie in der Nähe des späteren Bahnhofs. Wohl wegen seines Standorts wurde das architektonisch bedeutende Gebäude im April 1945 bei einem Luftangriff zerstört und damit auch L.s umfangreiche Sammlung chirurgischer Instrumente. Er war Generalchirurgus der Hannoverschen Armee und als solcher 1815 für die Verwundeten im Einsatz. Auf dem Gebiet der Anatomie, der Chirurgie und der Augenheilkunde war L. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anerkannt. Sein Sohn Maximilian Adolf L. und sein Neffe Bernhard Conrad v. L. waren ebenfalls bekannte Chirurgen. Begraben auf dem alten Marien-Kirchhof. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Bürgervorsteherkollegiums angebracht.

Laue, Max Theodor Felix von Nobelpreisträger für Physik 1946–1951  Bunsenstraße 16 9.10.1879 Pfaffendorf (heute Stadtteil von Koblenz)  – 24.4.1960 Berlin. L. studierte seit 1898 Physik und Mathematik in Straßburg, Göttingen (1899–1901, imm. 19.10.1899), München und Berlin. 1903 von Max Planck in Berlin promoviert, wurde er 1905 dessen Assistent. 1906 Habilitation in theoretischer Physik, 1909 Wechsel an die Universität München zu Wilhelm Conrad Röntgen und Arnold Sommerfeld. Hier gelang L. 1912 gemeinsam mit W. Friedrich und P. Knipping der Nachweis für die Raumgitterstruktur der Kristalle und die Bestimmung der Wellenlänge der Röntgenstrahlen. Die Entdeckung der Röntgenstrahlinterferenz lieferte der Festkörperphysik grundlegende Erkenntnisse über den Aufbau der Materie; L. erhielt hierfür 1914 den Nobelpreis für Physik. 1912 außerordentlicher Professor in Zürich, 1914 ordentlicher Professor für theoretische Physik in Frankfurt a. M., 1919–1943 in Berlin. 1933 trat er den Schmähungen gegen die »jüdische« Relativitätstheorie Einsteins entgegen. Sein hohes internationales Ansehen schützte ihn vor Repressalien. 1946–1951 stellvertretender Direktor der MaxPlanck-Gesellschaft in Göttingen, 1947–1960 Honorarprofessor an der Universität. Mit Richard Pohl baute er die Technische Bundes134 

anstalt in Braunschweig auf. Seit 1951 leitete L. das Max-Planck-­ Institut für Chemie und Elektrochemie in Berlin. Ihn interessierten die großen, allgemeinen Prinzipien der Physik, nicht deren Anwendungen. Er überließ den Ausbau der Röntgenstrukturanalyse anderen Forschern und widmete sich stattdessen der Relativitätstheorie und den Supraleitungen. Hauptwerk: »Die Relativitätstheorie« (2 Bde., Braunschweig 1911–1921; zahlr. Neuauflagen). Begraben auf dem Stadtfriedhof in Göttingen. Die vom Fachbereich Physik angeregte Gedenktafel wurde am 9. Oktober 1981 enthüllt.

Lauffer, Otto Volkskundler 1874–1877  Schlagenweg 5 20.2.1874 Weende – 8.8.1949 Hamburg. Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Göttingen (imm. 22.8.1891), Berlin, München und erneut in Göttingen (imm. 24.4.1894). 1896 Promotion bei Moriz Heyne; ganz in dessen Sinne galt sein Interesse fortan den »deutschen Altertümern« in Wort und Sache, vor allem aber der Erforschung der Sachkultur. L. schlug die Museumslaufbahn ein und wurde 1902 Assistent, 1907 Direktor des Historischen Museums in Frankfurt a. M.. Als Gründungsdirektor des Museums für hamburgische Geschichte 1908–1946 baute er dessen Sammlung erst eigentlich auf (Eröffnung 1922). ­Lauffers Ordnungsschema und Präsentation orientierten sich am Gebrauchszweck der auszustellenden Objekte. Sein museologisches Konzept entwarf er in dem Aufsatz »Das historische Museum, sein Wesen und Wirken« (Museumskunde, Jg. 3, 1907). 1913–1939 hatte er die reichsweit erste Professur für deutsche Altertums- und Volkskunde an der neu gegründeten Universität Hamburg inne. Psychologischen Deutungen in der Volkskunde stand er zeitlebens skeptisch, der nationalsozialistischen Germanenideologie und Sinnbildforschung ablehnend gegenüber. An Lauffer erinnert in Göttingen-Weende auch die Otto-Lauffer-Straße. Die von der Firma Immobilien Treuhand Göttingen GmbH gestiftete Gedenktafel wurde am 20. Februar 1984 enthüllt.

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Lehmann, Franz Agrikulturchemiker 1916–1942  Bürgerstraße 21 28.4.1860 Kleinpaschleben (Sachsen-Anhalt) – 17.6.1942 Göttingen. Studium der Naturwissenschaften an den Universitäten Jena, Berlin und Göttingen (imm. 6.6.1882), Promotion in Göttingen 1884, Privatdozent für Agrikulturchemie 1889, außerordentlicher Professor 1891, Honorarprofessor 1916, 1924 ordentlicher Professor für Tierernährungslehre. L. setzte das Werk seines Lehrers Wilhelm Henneberg erfolgreich fort. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Tierernährung; er befasste sich mit rationeller Fütterung insbesondere in der Schweinezucht. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1960 aus Anlass des 100. Geburtstages von L. angebracht.

Lehmann, Fritz (eigentl.: Ludwig Friedrich) Musiker 1947–1953  Merkelstraße 7 17.5.1904 Mannheim – 30.3.1956 München. Lehmann erhielt bereits seit 1918 Unterricht an der Mannheimer Musikhochschule und studierte seit 1921 in Heidelberg Philosophie und Musikwissenschaft. Er wechselte nach Göttingen (imm. 29.11.1923), fasste schnell Fuß im Musikleben der Stadt (Theater, Akademische Orchester-Vereinigung, Händelfestspiele)  und brach 1925 das Studium ab. Als künstlerischer Gesamtleiter der Händelfestspiele (1934–1953) erschloss er dem bis dahin reinen Opernbetrieb das musikalische Gesamtwerk Händels. Nach Tätigkeiten u. a. in E ­ ssen, Hildesheim und Wuppertal trat Lehmann 1946 die Intendanz des Göttinger Stadttheaters an, kündigte aber schon 1950 nach der Einsparung des Musiktheaters. Unter seiner Intendanz erlangte Göttingen einen hervorragenden Ruf in der deutschen Theaterlandschaft, insbesondere durch seine Bemühungen um die bis 1945 verfemten Bühnen- und Orchesterwerke der Moderne. Nach 1950 arbeitete L. als freier Konzertdirigent, seit 1953 als Professor an der Münchener Musikhochschule. Zahlreiche Tonaufnahmen zeugen heute von Lehmanns unbedingter Verpflichtung zur musikalischen Werktreue. Lehmann starb während einer Aufführung der Matthäuspassion J. S. Bachs. 136 

Die von Professor Dr. Karl Arndt angeregte Gedenktafel wurde am 11. September 2000 enthüllt.

Leibholz, Gerhard Jurist 1970–1982  Herzberger Landstraße 57 15.11.1901 Berlin – 19.2.1982 Göttingen. Leibholz studierte 1919–1922 Philosophie und Jura in Heidelberg und Berlin. 1921 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1924 zum Dr. iur. in Berlin. 1928 Habilitation für Staats- und Völkerrecht an der Universität Berlin. 1929–1931 außerordentlicher Professor in Greifswald, 1931–1935 ordentlicher Professor für öffentliches Recht in Göttingen. Von den Nationalsozialisten wurde Leibholz 1935 zur Emeritierung gezwungen, er emigrierte 1938 nach Großbritannien. 1939–1947 Stipendien und Lehraufträge u. a. am Magdalen College, Oxford. 1947 Rückkehr als Gastprofessor nach Göttingen und Berlin, 1951–1959 Lehrbeauftragter, 1959–1969 ordentlicher Professor für politische Wissenschaften und Allgemeine Staatslehre in Göttingen. Leibholz war einer der führenden Staatsrechtler der frühen Bundesrepublik; durch seine Tätigkeit als Richter am Zweiten Senat des Bundes­ verfassungsgerichts fanden seine Lehren Eingang in die Rechtsprechung dieses Gerichts. Er entwickelte die Lehre von der Bindung des Gesetzgebers an den Gleichheitsgrundsatz (»Die Gleichheit vor dem Gesetz«, Berlin 1925; 2. Aufl. München 1959) und erweiterte sie unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Diktatur um ein Willkürverbot. In seiner Habilitationsschrift »Das Wesen der Repräsentation« (Berlin 1929; Nachdruck der 2. Aufl. u. d. T.: »Die Repräsentation in der Demokratie«, Berlin 1973) betonte er die Legitimität des Parteienstaats als einer an die Bedürfnisse des modernen Flächen- und Massenstaats angepassten demokratischen Regierungsform. Die von Dr. Josef Ackermann vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 26. April 2002 enthüllt.

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Leisewitz*, Johann Anton Schriftsteller 1770–1774  Theaterstraße 5 9.5.1752 Hannover – 10.9.1806 Braunschweig. Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen (imm. 16.10.1770, jur.), wo L. auch bei Professor August Ludwig von Schlözer Universalgeschichte, Statistik und Politik hörte, was ihm dieser am 28.9.1774 mit den Worten testierte, dass er die Vorlesungen »nicht nur mit Fleiß, sondern auch mit einer ganz vorzüglichen Application« gehört habe. Nachdem L. die Bekanntschaft Gottfried August Bürgers, ­Heinrich Christian Boies und Ludewig Christoph Höltys gemacht hatte, trat er 1774, am Geburtstag des Dichters Friedrich Klopstock, dem Dichterbund Göttinger Hain bei. Seinen literarischen Ruhm verdankt er dem Trauerspiel »Julius von Tarent« (Leipzig 1776), das charakteristisch für die Sturm- und Drang-Epoche und seinerzeit sehr erfolgreich war. Seit 1775 lebte L., unterbrochen durch Aufenthalte in Berlin und Weimar, in Braunschweig, wo er Erzieher des Erbprinzen und hoher Beamter, zuletzt Präsident des Obersanitätskollegiums, wurde. In seinen letzten Jahren hat er sich dort um die Armenfürsorge sehr verdient gemacht. Die Gedenktafel fehlte bereits 1903 und wurde nach einer Entscheidung der Stadtverwaltung 1994 nicht erneuert.

Lejeune Dirichlet, Peter Gustav Mathematiker 1855–1859  Mühlenstraße 1 13.2.1805 Düren  – 5.5.1859 Göttingen. Sohn einer französischen Emigrantenfamilie (de Richelet). Studium der Mathematik in Paris, 1827 Habilitation in Breslau, 1829 Privatdozent, 1831 außer­ ordentlicher, 1839 ordentlicher Professor der Mathematik in Berlin, nicht zuletzt durch die Empfehlung Wilhelm von Humboldts. Seine Ehefrau Rebecca, Tochter des Bankiers und Schwester des Komponisten Mendelssohn-Bartholdy, führte den introvertierten Mathematiker in die Berliner Salons ein. Nach dem Tod von Carl Friedrich Gauß 1855 übernahm Lejeune D. die ordentliche Professur für Mathematik und Astronomie an der Universität Göttingen. Seine Arbeiten und Vorlesungen haben die Gaußschen Untersuchungen erst einem größeren Publikum näher gebracht. 138 

L. D.s wichtigstes Arbeitsgebiet war die Zahlentheorie, niedergelegt in seinen »Vorlesungen«, von R. Dedekind nach seinem Tod herausgegeben (2. Aufl., Braunschweig 1871). Grundlegend sind auch seine Untersuchungen zur Theorie der Reihen, zur Integral- und Potenzialrechnung. In D.s Haus musizierten der Geiger Joseph Joachim und Agathe von Siebold, die Jugendliebe von Brahms. Dort besuchte ihn Varnhagen von Ense aus Berlin, der in seinen Tagebüchern das Haus, den Garten und den dort befindlichen Pavillon beschrieben hat. Sein Urenkel war der Göttinger Philosoph Leonard Nelson. Begraben auf dem BartholomäusFriedhof. Die Gedenktafel wurde im Einvernehmen mit sämtlichen Professoren der Mathematik, Physik und Astronomie an der Universität Göttingen auf Antrag von Felix Klein 1890 angebracht; 1958 und 1996 erneuert.

Lermontowa, Julia Wsewolodowna Chemikerin 1874  Hospitalstraße 10 2.1.1847 St. Petersburg (nach julianischem Kalender am 21.12.1846) – 16.12.1919 bei Moskau. L. stammt aus einer Offiziersfamilie. Frauen war es damals nicht möglich, in Russland zu studieren. Seit 1868 mit Sofja Kowalewskaja (erste Professorin für Mathematik: 1884 Universität Stockholm) befreundet, folgte L. dieser zum WS 1869/70 nach Heidelberg, wo Kowalewskaja Vorlesungen in Mathematik und Physik besuchte. L. gelang es lediglich, von Robert Bunsen zur Arbeit in seinem Labor zugelassen zu werden. Beide Frauen wechselten bald nach Berlin, auch hier konnte L. nur im Privatlabor des Chemikers Prof. August Hofmann arbeiten. Im Juli 1874 stellten beide einen Antrag zur Promotion in Göttingen. Kowalewskaja wurde die mündliche Prüfung erlassen, L. musste diese am 24. Oktober 1874 absolvieren, überzeugte aber selbst entschiedene Gegner der Frauenpromotion in der Fakultät. Sie kehrte als erste Frau, die weltweit in Chemie promoviert hatte, nach Russland zurück, fand wechselnde Anstellungen bei Wladimir Markownikow in Moskau und Alexander Butlerow in St. Petersburg. Sie forschte zur Synthese der Oleine, zur Ölraffinierung, zu Platinlegierungen und zu Bromiden. 1875 Mitglied der Russischen Chemischen Gesellschaft. Gesundheitliche Gründe und die fehlende Aussicht auf eine Lehr139

tätigkeit bewogen L., ihren Beruf aufzugeben und sich 1881 auf das Landgut ihrer Eltern zurückzuziehen. Die von Prof. Dr. Elmar Mittler beantragte Gedenktafel wurde am 29. Oktober 2003 am alten Chemischen Institut, dem Ort des mündlichen Doktorexamens von L., enthüllt.

Lezius, Andreas Friedrich Arzt 1965–1978  Rottenanger 24, OT Roringen 9.9.1894 St. Michaelis (Livland) – 31.10.1978 Göttingen. L. studierte in Dorpat (Estland)  Medizin und wurde russischer Militärarzt. Seine humanitäre Hilfe für kriegsgefangene Soldaten brachte ihm im Ersten Weltkrieg Strafversetzungen ein, u. a. nach Sibirien. Nach der Flucht während des russischen Bürgerkriegs wurde L. 1920 in Greifswald promoviert und ließ sich in Frankfurt an der Oder als Arzt nieder. 1943 meldete er sich freiwillig zur Bekämpfung der Fleckfieberepidemien in Zwangsarbeiterlagern. 1948 Neubeginn mit einer Praxis in Göttingen, zunächst Am Steinsgraben, später in der Kronenpassage (heute Zentrale der Sparkasse, Weender Straße). Lezius wandte die Kneippsche Naturheilkunde an und widmete sich besonders der Gerontologie. Sein soziales Engagement wurzelte tief im christlichen Glauben und bewog ihn, wichtige gemeinnützige Initiativen zu begründen: 1951 Rotary-Club und Rotary-Hilfskreis für Spätaussiedler, 1956 Göttinger Gruppe des Deutschen Sozialwerks, 1962 Göttinger Arbeitskreis für Altershilfe. Als erste Einrichtung ihrer Art in Deutschland gründete L. 1965 den Göttinger Verein zur Förderung der Altenwerkstätten. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Helmut Kurt Weber namens des Rotary Club Göttingen gestiftete Gedenktafel wurde am 8.  September 1990 enthüllt.

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Lichtenberg, Georg Christoph Physiker 1775–1799  Gotmarstraße 1 1.7.1742 Ober-Ramstadt bei Darmstadt – 24.2.1799 Göttingen. Studium in Göttingen (imm. 21.5.1763, math. und phys.), wo L. 1770 zum außerordentlichen, 1775 zum ordentlichen Professor für Mathematik und Experimentalphysik ernannt wurde. 1770 und 1775–1776 Reisen nach England als Gast des Königs. Auf Grund dieser Reiseeindrücke wies er als erster auf die gesundheitliche Bedeutung von Seebädern auch für Deutschland hin. Auf physikalischem Gebiet wurde er durch die Entdeckung der Bipolarität elektrischer Ladung, die »Lichtenbergschen Figuren«, bekannt, die er bei seinen Kollegs, das war neu im Lehrbetrieb, im Experiment vorführte. Dafür schaffte er aus eigenen Mitteln Apparate an, die man heute noch im Städtischen Museum sehen kann. Bei ihm zu hören, war für die Gelehrten und Gebildeten seiner Zeit Verpflichtung: Selbst Goethe kam nach Göttingen, um ihm seine Farbenlehre vorzustellen. Das von L. fortgeführte Lehrbuch »Anfangsgründe der Naturlehre« von Johann Christian Polykarp Erxleben war bis etwa 1800 an deutschen Universitäten gültig. Heute noch ist uns L. als Schriftsteller bekannt. Er schrieb scharfzüngige, satirische Beiträge zu fast allen Themen seiner Zeit, vorwiegend im »Göttinger Taschen Calender«, den er von 1776 an im Verlag seines Freundes, des Buchhändlers und Verlegers J. H.  Dieterich, herausgab, und im »Göttingischen Magazin der Wissenschaften und Litteratur«, das er 1780 mit dem Weltreisenden und späteren Revolutionär Georg Forster gründete. Seine heute bekannten, prägnanten und witzigen »Aphorismen« wurden allerdings erst im 20.  Jahrhundert aus seinem Nachlass, aus den »Sudelbüchern«, herausgegeben. Nach seiner Rückkehr von seiner zweiten Reise nach England wohnte L. bis zu seinem Tod im Haus seines Verlegers Johann Christian Dieterich, Gotmarstraße 1. In diesem Haus in der ersten Etage war auch der Hörsaal L.s, in dem er seine berühmten Vorlesungen über Experimentalphysik hielt. Dort ließ er von seinem Balkon aus mit Wasserstoff gefüllte Ballons steigen, die er mit elektrischen Funken zur Explosion brachte. An seinem nicht erhaltenen Gartenhaus in der Hospitalstraße legte er 1780 den ersten Blitzableiter an. 1787 mietete L. das Vollborthsche Gartenhaus, Weender Landstraße 37, das J. D. Eberwein gebaut hatte, und 141

Georg Christoph Lichtenberg

brachte 1794 hier wiederum einen Blitzableiter an, der sich heute im Städtischen Museum befindet. Dieses Gartenhaus wurde 1908 abgerissen und im Brauweg 34 wieder aufgebaut, wo es heute noch steht. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1875 auf Antrag von Staatsminister a. D. Lichtenberg, dem Enkel L.s, angebracht.

Lidzbarski, Mark Orientalist 1917–1928  Herzberger Landstraße 66 7.1.1868 Płock (Polen) – 13.11.1928 Göttingen. L. verließ mit 14 Jahren das jüdische Ghetto, wo er in der Strenge chassidischer Frömmigkeit aufwuchs, um in Posen ein Gymnasium zu besuchen. Seit 1889 Studium der Semitischen Philologie in Berlin, 1892 Übertritt zum evangelischen Glauben, 1893 Promotion; 1896 Habilitation 142 

für Orientalische Philologie in Kiel, 1907 ordentlicher Professor in Greifswald. 1917 wurde L. auf den Lehrstuhl für Orientalische Philologie nach Göttingen berufen. Das »Handbuch für nordsemitische Epigraphik« (2 Bde. Weimar 1898) begründete seinen Ruf. In den Jahren 1900–1915 erschienen 3 Bände der von L. heraus­gege­ benen Zeitschrift »Ephemeris für semitische Epigraphik« (Gießen 1900–1915). L. gehörte zu den hervorragendsten Orientalisten seiner Zeit. Seine Autobiografie »Auf rauhem Wege« (Gießen 1927) erschien anonym. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1962 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät angebracht.

Lietzmann, Walter Karl Julius Mathematiker 1926–1959  Calsowstraße 18 7.8.1880 Drossen (Neumark) – 12.7.1959 Göttingen. L. studierte Mathematik in Berlin und Göttingen (imm. 25.4.1901) und wurde 1904 bei Professor Hilbert promoviert. Im selben Jahr absolvierte er das Staatsexamen. Es folgten Anstellungen an Oberrealschulen (Vorform des Gymnasiums) in Barmen und Jena (1911 Direktor). 1919–1946 leitete Lietzmann die Oberrealschule in Göttingen, das heutige Felix-Klein-Gymnasium. Unter seinem Direktorat bezog die Schule ihr neues Gebäude mit einem eigenen Flügel für die naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer. Seit 1919 hatte L. einen Lehrauftrag für die Didaktik der exakten Wissenschaften an der Universität inne, 1934 wurde er Honorarprofessor. Unter dem Einfluss Felix Kleins widmete er sich der mathematischen Reform­päda­go­ gik, gemeinsam gründeten sie in Rom 1908 die Internationale Mathematische Unterrichtskommission. Hauptwerk: »Methoden des mathematischen Unterrichts« (2 Bde., Heidelberg 1951–1953; 6. Aufl. 1985). Seine Erkenntnisse über mathematische Probleme im Alltag schrieb er in allgemein verständlichen Büchern wie »Lustiges und Merkwürdiges von Zahlen und Formen« (Breslau 1922; 11. Aufl. Heidelberg 1982) nieder. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die vom Verein ehemaliger Schüler des Felix-Klein-Gymnasiums zu Göttingen gestiftete Tafel wurde am 12. Juli 1979, Lietzmanns 20. Todestag, enthüllt.

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Listing, Johann Benedikt Physiker 1839–1882  Prinzenstr. 21 (Hofseite des Michaelishauses) 25.7.1808 Frankfurt a. M. – 24.12.1882 Göttingen. Studium der Mathematik und Naturwissenschaften in Göttingen (imm. 15.11.1830). 1839 außerordentlicher Professor und Direktor des Physikalischen Cabinets. 1849 wurde das Institut geteilt: Wilhelm Weber, der aus seinem Exil zurückgekehrt war, leitete die Abteilung Experimentalphysik und L., nun als ordentlicher Professor, die für Mathematische Physik. Das Institut zog 1842 von der Ecke Prinzenstraße/ Papendiek auf die andere Straßenseite, in den hinteren Teil  des Michaelishauses um. L. hatte, vom Standpunkt des Physikers aus, auch geologische Interessen und unternahm zusammen mit dem Geologen Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen eine Forschungsreise zum Ätna. Der Begriff »Topologie« geht auf ihn zurück. Als Freund seines Lehrers Carl Friedrich Gauß nahm L. nach dessen Tod an der Sektion seiner Leiche teil, damit das Gehirn des Genies präpariert werden konnte. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Longfellow, Henry Wadsworth Amerikanischer Dichter 1829  Rote Straße 25 27.2.1807 Portland (Maine) – 24.3.1882 Cambridge (Massachusetts). Nach fast dreijähriger Reise, die ihn von 1826 an durch Frankreich, Spanien und Italien führte, kam L. am 22.2.1829 nach Göttingen (imm. 26.5.1829). Er hörte bei den Professoren Arnold Heeren, an den ihn der amerikanische Historiker George Bancroft empfohlen hatte, ältere und neuere Geschichte und bei Georg Friedrich ­Benecke Vorlesungen über deutsche Sprache. Er las viel in der Universitätsbibliothek, besonders gern spanische und italienische Literatur. Mitte Juni 1829 kehrte L. nach Amerika zurück, um eine Professur für neuere Sprachen am Bowdoin College, 1836–1854 an der Harvard Universität zu übernehmen. Eine zweite Europareise 1835 führte ihn nach Schweden, Dänemark, Holland und Deutschland (Heidelberg), eine dritte 1842 nach Marienburg bei St. Goar, wo er die Freundschaft des Dichters Ferdinand Freiligrath gewann. Unter seinen zahlreichen Gedichten ist das Indianer-Epos 144 

»Song of Hiawatha« (Boston 1855), deutsch von Freiligrath (1856), berühmt geworden. Die Gedenktafel wurde 1890 von der »amerikanischen Colonie« in Göttingen gestiftet.

Lotze*, Rudolph Hermann Philosoph 1844–1881  Walkemühlenweg 30/32 21.5.1817 Bautzen – 1.7.1881 Berlin. Studium der Medizin in Leipzig, dort auch 1839 Promotion und Habilitation in der medizinischen, 1840 in der philosophischen Fakultät. 1838–1839 Arzt in Zittau, 1842 außerordentlicher Professor der Philosophie in Leipzig. 1844 als ordentlicher Professor für Philosophie nach Göttingen auf den Lehrstuhl Johann Friedrich Herbarts berufen. Hier schrieb L. sein Hauptwerk »Mikrokosmos. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit« (3 Bde., Leipzig 1856–1864). L.s Bedeutung liegt darin, dass er eine idealistisch-metaphysische Denkweise mit der naturwissenschaftlichen Forschung zu vereinen suchte. 1881 folgte L. einem Ruf nach Berlin, wo er jedoch nur noch wenige Wochen wirken konnte. Begraben in Göttingen auf dem Albani-­ Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1898 auf Antrag des Magistrats angebracht.

Lubecus, Franciscus Chronist der Stadt 1565–1576  Paulinerstraße 10/12 31.10.1533 Göttingen – 1595 Göttingen. Sohn eines Schneiders. 1553– 1555 Theologiestudium (ohne Abschluss) in Wittenberg. Lubecus’ berufliche Laufbahn verlief weitgehend in ruhigen Bahnen: 1556–1558 Schulmeister in Münden, 1558 Ordination zum Pfarrer, 1558–1565 Kaplan in Uslar, 1565–1575 an St. Johannis in Göttingen, 1575–1584 Pfarrer in Northeim, dort nach Zerwürfnis mit dem Rat gekündigt. 1561 Göttinger Bürger. 1587  – Winter 1594/95 Pfarrer in Höckel­heim. Lubecus’ eigentliche Bedeutung liegt in der Abfassung zweier Geschichtswerke: der ungedruckten BraunschweigLüneburgischen Chronik und der Göttinger Annalen (hrsg. von 145

R. Vogelsang, Göttingen 1994), die heute die ältesten erhaltenen chronikalischen Quellen für Göttingen darstellen. L. wertete nicht allein ältere Chroniken aus, er benutzte auch das Ratsarchiv und befragte Zeitgenossen. So enthalten seine Werke eine Fülle von unschätzbaren Informationen vor allem für das 16. Jahrhundert. Begraben in der Johanniskirche. Die vom Stadtarchiv vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 31. Oktober 1990 am Haus Markt 5 enthüllt. Nach neuerlichen Archivrecherchen wurde die Tafel 1997 an den heutigen Standort versetzt.

Lücke, Gottfried Christian Friedrich Theologe 1827–1855  Lange Geismarstraße 19 23.8.1791 Egeln bei Magdeburg – 14.2.1855 Göttingen. Studium in Halle und Göttingen (imm. 13.4.1812). 1813 Repetent in Göttingen, 1814 Promotion zum Dr. phil. in Halle, 1816 Habilitation in Berlin, 1818 ordentlicher Professor in Bonn, 1819 zum D. theol. promoviert. 1827 wurde L. als ordentlicher Professor für Theologie nach Göttingen berufen. Hier las er zunächst noch über neuere Kirchengeschichte und Exegese; sein »Kommentar über die Schriften des Evangelisten Johannes« (4 Bde., Bonn 1820–1832) wurde ein anerkanntes Standardwerk. Später widmete sich L. zunehmend der Dogmatik und Ethik, vor allem aber den Gläubigen und christlicher Vereinstätigkeit. 1849 wurde er Abt von Bursfelde. L. wurde stark geprägt von der Vermittlungstheologie in der Tradition Schleiermachers, den er in Berlin kennen lernte und über den er 1834 seine »Erinnerungen an Dr. Friedrich Schleiermacher« niederschrieb. L. – durch den Tod von sechs seiner sieben Kinder tief getroffen – lehrte bis kurz vor seinem Lebensende. Begraben auf dem AlbaniFriedhof. Die Gedenktafel wurde 1909 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät erneuert.

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Ludwig I. König von Bayern 1803–1804  Mühlenstraße 1 25.8.1786 Straßburg – 29.2.1868 Nizza. Sohn des Königs Maximilian I. von Bayern. Im Mai 1803 bezog L. die bayerische Landesuniversität Landshut und kam im Herbst desselben Jahres nach Göttingen (imm. als Graf v. Werdenfels 31.10.1803). Den nachhaltigsten Eindruck auf L. machten die Professoren August ­Ludwig von Schlözer und Johann Friedrich Blumenbach. Seine Beziehungen zu Göttingen rissen nie ab, vor allem nicht die zu seinem Lehrer Blumenbach, dem er 1817 einen Schädel für dessen Sammlung schickte, der bei Ausgrabungen antiker Gräber in der Nähe von Neapel gefunden wurde. Als 1826 die Universität von Landshut nach München verlegt wurde, diente dem König die Georgia Augusta als Vorbild. 1848 dankte L. zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II . ab. Die Gedenktafel wurde 1875 von König Ludwig II . von Bayern gestiftet und 1953 erneuert.

Ludwig IV., Großherzog von Hessen Heinrich, Prinz von Hessen 1856–1858  Weender Straße 13/15 Ludwig: 12.9.1837 Bessungen  – 13.3.1892 Darmstadt. Heinrich: 28.11.1838 Bessungen  – 16.9.1900 München. Die beiden Söhne des Prinzen Karl von Hessen und der Prinzessin Elisabeth von Preußen studierten in Gießen, Göttingen (imm. 17.4.1856, phil.) und Bonn. »Die jungen Herren kamen nach Göttingen, um einige Collegia zu hören. Sie waren äußerst fleißig, versäumten keine Vorlesung, gingen nebenbei auch viel in Gesellschaft, wo sie sich äußerst liebenswürdig, ja geradezu bescheiden benahmen«. Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt folgte 1877 seinem Onkel Ludwig III . auf dem Thron. Er führte eine liberale und preußenfreundliche Politik. Seine Frau Alice war die Tochter der englischen Königin Victoria, seine Tochter Alix heiratete Zar Nikolaus II . von Russland.  – Sein jüngerer Bruder Heinrich war zunächst hessischer Offizier, seit 1859 diente er in der preußischen Armee und befehligte 1848–1851 Truppen gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen 147

Frankreich. Zuletzt General der Kavallerie in der Großherzoglich Hessischen Armee. Die Gedenktafel wurde 1900 auf Antrag der Stadtverwaltung angebracht.

Maercker, Maximilian Heinrich Agrikulturchemiker 1867–1870  Hannoversche Straße 112 25.10.1842 Calbe/Saale – 19.10.1901 Gießen. Studium der Naturwissenschaften in Greifswald und Freiburg. 1864 Promotion und Assistent am Universitätslaboratorium in Greifswald. 1867 Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Weende bei Professor Wilhelm Henneberg. Mit ihm forschte er auf dem Gebiet der Fütterungslehre und veröffentlichte seine Ergebnisse im »Journal für Landwirtschaft«. 1871 als Vorstand an die Agrikultur­ chemische Versuchsanstalt nach Halle/Saale berufen. 1872 Habilitation, 1873 außerordentlicher Professor, 1892 ordentlicher Professor für Agrikulturchemie in Halle. Seine Forschungsschwerpunkte waren Düngung, Fütterung, Brennerei und die im ausgehenden 19. Jahrhundert volkswirtschaftlich wichtige industrielle Zuckerfabrikation.

Masing, Georg Herrmann Ludwig Metallkundler 1937–1956  Ritterplan 5 14.2.1885 St. Petersburg – 2.10.1956 Göttingen. M. setzte sein 1903 in St. Petersburg begonnenes Chemiestudium 1905 bei Gustav Tammann in Göttingen fort (imm. 23.10.1905). Der Promotion 1909 folgten Anstellungen als Industriechemiker u. a. bei Siemens & Halske. 1927 Habilitation und Honorarprofessur an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. 1937–1953 wurde Masing Tammanns Nachfolger als ordentlicher Professor für allgemeine Metallkunde in Göttingen, wo er das Institut für allgemeine Metallkunde begründete, das heutige Institut für Materialphysik. Masing hat alle wichtigen Forschungsfragen zu Metallen und ihren Legierungen behandelt, technologische Probleme (Leitfähigkeit, Härtung, Sprödigkeit) ebenso wie die Grundlagenforschung (elektrochemisches 148 

Verhalten). Vor allem auch durch seine Lehrbücher »Handbuch der Metallphysik« (Hrsg., 3 Bde., Leipzig 1935–1941) und »Lehrbuch der allgemeinen Metallkunde« (mit Kurt Lücke, Berlin [u. a.] 1950) näherte er die Göttinger (physikalisch-chemische Metallkunde) und Berliner Schule (mechanische Metallkunde und Metallphysik) einander an. Er gründete die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde, deren langjähriger Vorsitzender er war. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Peter Haasen vorgeschlagene und von Masings Schülern gestiftete Tafel wurde am 12. Mai 1989 enthüllt.

Maximilian Prinz zu Wied Naturforscher 1811–1812  Prinzenstraße 2 23.9.1782 Neuwied – 3.2.1867 ebd. Als Generalmajor, der seinen Abschied aus preußischen Diensten genommen hatte, kam W. nach Göttingen (imm. 16.4.1811), um vorwiegend die Vorlesung von Professor Johann Friedrich Blumenbach zu hören. 1815–1817 unternahm er eine Forschungsexpedition in das Innere Ostbrasiliens, 1832–1834 zu den Indianern am Missouri und am Mississippi. Über diese Reisen veröffentlichte er eine Anzahl von Büchern, u. a. »Reise nach Brasilien« (2 Bde., Frankfurt 1820–1821; Nachträge 1850); »Reise in das innere Nordamerica« (2 Bde., Koblenz 1838–1843). Außerdem schrieb er naturhistorische Abhandlungen für die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, deren Mitglied er war. Die Gedenktafel wurde 1907 auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät am so genannten Prinzenhaus angebracht, beim Abbruch dieses Hauses 1912 wieder abgenommen und statt dieser 1913 die große Tafel mit weiteren Namen der adeligen Bewohner am Haus der heutigen Commerzbank angebracht.

Maximilian II. König von Bayern 1829–1830  Prinzenstraße 2 28.11.1811 Innsbruck – 10.3.1864 München. Wie sein Vater Ludwig I., König von Bayern, ließ sich Prinz Max an der Georgia Augusta als Graf v. Werdenfels einschreiben (imm. 24.10.1829). Er hörte Vor149

lesungen bei den Historikern Arnold Heeren und Friedrich Dahlmann. An seinen Vater schrieb er am 10.7.1830, dass er sich in Göttingen die Geschichte »zur Geliebten erkoren« habe. In Berlin setzte er sein Geschichtsstudium bei Carl Ritter und Leopold von Ranke fort. 1831 und von 1837 bis 1840 unternahm M. Studienreisen durch Italien und Griechenland. Nach der Abdankung seines Vaters infolge der Revolution von 1848 bestieg M. den Thron. Er versuchte, Bayerns Selbständigkeit zu stärken und es als Führer der deutschen Mittelstaaten als dritte Kraft neben Preußen und Österreich zu etablieren. Innenpolitisch unterstützte er liberale Reformen und förderte Kunst und Wissenschaften (Ausbau der Ludwig-Maximilians-Universität in München). Die Gedenktafel wurde 1875 von seinem Sohn König Ludwig II . von Bayern gestiftet, beim Abbruch des Hauses wieder abgenommen und 1913 statt dieser die große Tafel mit weiteren Namen der adeligen Bewohner angebracht.

Mayer, Tobias Mathematiker, Physiker und Astronom 1751–1762  Lange Geismarstraße 49 17.2.1723 Marbach in Württemberg  – 20.2.1762 Göttingen. 1746– 1751 in dem bedeutenden Kartenverlag des Joh. Homann in Nürnberg als Zeichner tätig. Um geographische Koordinaten festzu­ legen, stellte er astronomische Berechnungen an. 1751 wurde M., ohne je an einer Universität studiert zu haben, als ordentlicher Professor der Mathematik nach Göttingen berufen; seit 1754 Direktor der alten Sternwarte, die sich in der Turmstraße (damals auch Klein Paris genannt) auf dem ehemaligen Festungsturm, der von der Stadt als Spritzenhaus benutzt worden war, befand. Ein Teil dieses Turmes war noch bis 1897 vorhanden und wurde dann abgebrochen. M. war der erste große Astronom in Göttingen. Bahnbrechend sind seine astronomischen Berechnungen der Mondbewegung für die Bestimmung der Längengrade auf See. Berühmt sind auch seine Beobachtungen zur Eigenbewegung einiger Fixsterne. Seine 1770 in London erschienenen Sonnenund Mondtafeln brachten seiner Witwe ein hohes, vom britischen Parlament ausgesetztes Preisgeld. Auch M.s Arbeiten und Versuche über den Erdmagnetismus schufen die Grundlagen auf diesem Gebiet. Während des Erdbebens von Lissabon 1756 stellte M. 150 

in Göttingen Beobachtungen an, die für die Erdbebenforschung von größter Bedeutung wurden. Sein Sohn Johann Tobias M. (1752–1830) wurde ein bekannter Physiker und Nachfolger auf dem Lehrstuhl Georg Christoph Lichtenbergs. Begraben auf dem alten Albani-Kirchhof. Die Gedenktafel wurde 1890 im Einvernehmen mit sämtlichen Professoren der Mathematik, Physik und Astronomie der Universität Göttingen auf Antrag von Prof. Felix Klein angebracht und 1953 erneuert.

Merkel, Julius Philipp Georg Oberbürgermeister der Stadt Göttingen 1878–1898  Friedländer Weg 13 7.5.1829 Hannover – 4.9.1898 Göttingen. Studium der Rechtswissen­ schaft in Göttingen (imm. 16.4.1849), wo er auch beide juristischen Staatsprüfungen ablegte. 1855 trat er als Stadtsekretär in den Dienst der Stadt Hannover. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 wurde M. an das Statistische Büro im Ministerium des Innern nach Berlin versetzt, bis er 1868 durch den Magistrat und die Wahlmänner des Bürgervorsteherkollegiums zum Stadtsyndikus in Göttingen gewählt wurde. 1870 Bürgermeister, 1885 Ernennung zum Oberbürgermeister. M. hat sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in bemerkenswerter Weise um die Entwicklung und Modernisierung der Stadt verdient gemacht: Bewaldung des Hainberges 1871–1893, Regelung der Wasserversorgung 1877 und der Kanalisation 1890, Flurbereinigung der Göttinger Feldmark 1877, Schulbauten zusammen mit Stadtbaurat Heinrich Gerber 1879–1886, Förderung der Universitätsbauten, Bau des Stadttheaters 1890, Anlage des Zentralfriedhofs 1880, Errichtung eines städtischen Schlachthofs 1883 und einer Desinfektionsanstalt 1884, Erneuerung des alten Rathauses 1883. M. schied 1893 nach 25 Jahren aus dem Göttinger Amt. 1896 errichteten die Göttinger Bürger dem »Alten vom Berge« am Fuße des Hainberges den Merkel-Stein, den sein Nachfolger, Bürgermeister Georg Calsow, einweihte. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1959 auf Anregung des Patentanwalts Dr. Faust angebracht.

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Julius Philipp Georg Merkel

Meyer, Ludwig Psychiater 1866–1900  Rosdorfer Weg 70 29.12.1827 Bielefeld  – 8.2.1900 Göttingen. Studium der Medizin in Bonn, Würzburg und Berlin, wo M. 1853 promoviert und Assistent an der psychiatrischen Abteilung der Charité wird. Tätigkeit als Arzt in Schweiz/Westpreußen. 1857 kehrte M. als Oberarzt an die »Irrenabteilung« der Charité nach Berlin zurück und hielt nach seiner Habilitation 1858 Vorlesungen über klinische Psychiatrie. Im gleichen Jahr wurde M. Oberarzt der »Irrenabteilung« am Allgemeinen Krankenhaus in Hamburg, wo er 1864 die »Irren­ anstalt« Friedrichsberg begründete. 1866 folgte M. einem Ruf als ordentlicher Professor und gleichzeitiger Direktor der so genann152 

ten Landes-Irrenanstalt nach Göttingen. Hier eröffnete M. die erste psychiatrische Klinik Deutschlands in Rosdorf, heute das Niedersächsische Landeskrankenhaus, er wohnte auch dort. Das eigens zu diesem Zweck erbaute Haus galt seinerzeit als modern und zukunftsweisend. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Prof. Cramer 1902 angebracht und 1988 erneuert.

Meyer, Erwin Walter Physiker 1960–1972  Otfried-Müller-Weg 6 21.7.1899 Königshütte (Oberschlesien) – 6.3.1972 Pontresina (Schweiz). M. studierte 1918–1922 in Breslau Mathematik und Physik und wurde 1923 bei Professor Erich Waetzmann promoviert. Nach der Habilitation 1928 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg wurde er dort Abteilungsleiter für Akustik am neu gegründeten Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung und 1938 ordentlicher Professor. Die Erfindung der Verstärkerröhre und das Aufkommen des Rundfunks verhalfen der Elektroakustik seit den 1920er Jahren zum Durchbruch, also begann auch M.s Forscherlaufbahn mit Untersuchungen zur Nachrichtentechnik und der Erkundung elektroakustischer Messmethoden. Seit 1930 wandte er sich der Schallisolation zu: Seine »Alberich« genannte Gummiaußenhaut für U-Boote kam aber im Zweiten Weltkrieg nicht mehr zum Einsatz. 1947 wurde Meyer zum ordentlichen Professor an der Universität Göttingen berufen und leitete bis 1968 das III . Physikalische Institut. Er widmete sich nun vor allem der Raumakustik und war als Berater u. a. für die Göttinger Stadthalle, die Beethovenhalle in Bonn und die Jahrhunderthalle in Frankfurt-Hoechst tätig. Gemeinsam mit Ernst-Georg ­Neumann verfasste er die »Physikalisch-technische Akustik« (Braunschweig 1967; 3. Aufl. 1979). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Manfred Schroeder beantragte Gedenktafel wurde am 3. Dezember 1999 enthüllt.

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Meyerhoff, Walter Jurist 1925–1977  Herzberger Landstraße 107 25.9.1890 Duderstadt – 20.8.1977 Göttingen. Studium der Rechtsund Sozialwissenschaften in Freiburg i. Br., München und Münster. 1920 Richter in Köln, seit 1923 Landgerichtsrat am Landgericht Göttingen. Als »jüdisch Versippter« und seiner politischen Einstellung wegen wurde M. seit 1933 bei Beförderungen übergangen und war Schikanen ausgesetzt. Als Präsident des Landgerichts Göttingen 1945–1958 erwarb er sich große Verdienste um die Neuorganisation der südniedersächsischen Justiz. Nach der Pensionierung 1958 trat der bislang parteilose Meyerhoff in die CDU ein und war 1961–1976 Mitglied des Stadtrats, 1968–1973 Erster Bürgermeister. Zu seinen zahlreichen Ämtern und Aktivitäten zählten der Vorsitz im Aufsichtsrat des Deutschen Theaters (1961–1964), der Vorsitz der Göttinger Händelgesellschaft (1931–1976) und die jahrzehntelange Mitgliedschaft im Kirchenvorstand der katholischen St. Paulus-Gemeinde. Für seine Verdienste um das politische, kirchliche und kulturelle Leben in Göttingen verliehen 1959 die Universität, 1970 die Stadt Göttingen Meyerhoff die Ehrenbürgerschaft. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von der CDU-Ratsfraktion durch den Ersten Bürgermeister Werner Freiberg beantragte Gedenktafel wurde am 25. September 1990 enthüllt.

Michaelis, Caroline Schriftstellerin 1763–1784  Prinzenstraße 21 (Michaelishaus) 2.9.1763 Göttingen – 7.9.1809 Maulbronn. Tochter des Orientalisten Johann David Michaelis. Sie wuchs im Haus ihres Vaters auf (Michaelishaus) und lernte hier später den Philologiestudenten A. W. Schlegel kennen. In ihrer Jugend war sie mit Therese Heyne, der anderen »Universitätsmamsell« und Tochter des Professors Christian Gottlob Heyne, befreundet. Caroline M. heiratete 1784 den Berg- und Stadtphysikus Franz Böhmer in Clausthal, den Sohn des Professors Georg Ludwig Böhmer. Nach dem Tod ihres Mannes (1788) kehrte sie nur vorübergehend in das väterliche Haus zurück. 1792 siedelte Caroline M. nach Mainz über, wo sie dem 154 

von seiner Frau Therese Heyne verlassenen Georg Forster und den Jakobinern nahe stand. Deshalb wurde sie 1793 zusammen mit ihrer Tochter auf der Festung Königstein im Taunus eingekerkert und ihr, nach ihrer Befreiung, der Aufenthalt in ihrer Heimatstadt Göttingen per Reskript des Universitäts-Curatoriums vom 16.8.1794 verboten. 1796 heiratete sie August Wilhelm Schlegel, den sie bei seinen Übersetzungsarbeiten an Shakespeare unterstützte. Nach der Scheidung 1803 heiratete sie im gleichen Jahr den Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling. Erst 60 Jahre nach ihrem Tod wurde Caroline M. durch die Veröffentlichung ihrer Briefe bekannt: »Caroline. Briefe aus der Frühromantik« (2 Bde. 1871). Sie war zweifellos eine der geistreichsten Briefschreiberinnen ihrer Zeit und der weibliche Mittelpunkt der Frühromantik in Jena. Die Gedenktafel wurde auf Beschluss des Magistrats 1911 angebracht.

Michaelis, Johann David Orientalist und Theologe 1746–1791  Prinzenstraße 21 27.2.1717 Halle (Saale) – 22.8.1791 Göttingen. Studium zunächst der Medizin und Mathematik, der Geschichte und Theologie in Halle. 1741–1742 Aufenthalt in Holland und England. 1746 außerordentlicher, 1750 ordentlicher Professor für Philosophie und orientalische Sprachen in Göttingen. 1751 wurde M. Sekretär, 1761 Direktor der Societät der Wissenschaften; wegen anhaltender Konflikte mit Albrecht von Haller endete seine Mitgliedschaft 1770. M.s Vorlesungen über das Alte und das Neue Testament und auch die über syrische, arabische, chaldäische und hebräische Sprachen waren sehr gut besucht; auf die Einnahme des Hörergeldes soll er mitleidlos geachtet haben. Von 1761–1763 (nach Matthias Gesners Tod bis zu Christian Gottlob Heynes Berufung) übernahm er die Leitung der Universitätsbibliothek. 45 Jahre gehörte M. der Universität an. Für den Ruhm der noch jungen Georgia Augusta hat damals vielleicht kein Name so viel bedeutet, wie der seine; sogar Goethe hätte gern bei ihm und Heyne hier studieren wollen. Von seinen Werken sind die wichtigsten die »Einleitung in die Schriften des neuen Bundes« (2 Bde., Göttingen 1788) und die »Gründliche Erklärung des mosaischen Rechts« (6 Bde., Frankfurt 1779). 155

Das Haus Prinzenstraße 21, die 1737 von Baumeisters Joseph Schädeler erbaute »London-Schänke«, kaufte M. 1764 von dessen Erben. Das Eigentum daran erhielt er jedoch erst 1772, nach einem langwierigen Prozess. Hier ist er seit 1766 nachweisbar. Den an der Prinzenstraße gelegenen Hausteil bewohnte er selbst, während er den am Leinekanal gelegenen Seitenflügel zu Studentenwohnungen einrichtete und dort auch seine Vorlesungen hielt. Nach M.s Tod wurde das Haus 1792 an den Prof. der Medizin J. Arnemann verkauft. Das Haus beherbergte danach viele Institute, wurde aber nach M. benannt. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof (Grabstelle nicht mehr bekannt). Die Gedenktafel wurde vor dem Jahre 1905 angebracht.

Miller *, Johann Martin Dichter 1770–1774  Obere Maschstraße 8 3.12.1750–21.6.1814 Ulm. Studium in Tübingen und Göttingen (imm. 15.10.1770, theol.), wo M. zu dem von Boie gegründeten Dichterbund Göttinger Hain gehörte. Nach kurzem Aufenthalt in Leipzig, wo er sein Studium beendete, kehrte M. nach Ulm zurück, wurde 1780 Pfarrer in Jungingen bei Ulm, 1781 Professor am Gymnasium in Ulm. Großes Aufsehen erregte sein erster Roman »Siegwart, eine Klostergeschichte« (2 Bde., Leipzig 1776), der, durch Goethes »Werther« veranlasst, fast nur in der Schilderung schwärmerischer Gefühle besteht. Auch M.s lyrische »Gedichte« (Ulm 1783) tragen den gleichen sentimentalen Charakter. Interessant für Göttingen aber ist sein Schlüsselroman »Brief-Wechsel dreyer Akademischer Freunde« (1776–1777): Die Figuren sind ein in Finanznöte geratener Student, ein geldgieriger Professor (Johann David Michaelis) und ein großzügiger Premierminister in Hannover (Universitätsgründer Gerlach Adolf Freiherr von Münchhausen). Die Gedenktafel war bereits 1928 nicht mehr vorhanden, auf eine Erneuerung wurde verzichtet.

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Minkowski, Hermann Mathematiker 1902–1909  Planckstraße 15 22.6.1864 Aleksota (Litauen)  – 12.1.1909 Göttingen. Studium der Mathematik in Königsberg und Berlin, 1886 Habilitation in Bonn. 1892 außerordentlicher, 1895 ordentlicher Professor in Königsberg als Nachfolger David Hilberts, 1896 am Polytechnikum in Zürich, 1902 ordentlicher Professor für Mathematik in Göttingen. Schon früh, als 18-jähriger, löste M. eine zahlentheoretische Preisaufgabe, die von der Pariser Akademie gestellt worden war. Er erweiterte die Zahlentheorie seiner Zeit um seine Ideen von der »Geometrie der Zahlen« (Leipzig und Berlin 1896). M. befasste sich auch mit den mathematischen Grundlagen der speziellen Relativitätstheorie, deren Gesetze sich in dem nach ihm benannten »MinkowskiRaum« darstellen lassen.

Miquel, Johannes von Politiker 1858–1863  Weender Straße 23/25 19.2.1828 Neuenhaus (Grafschaft Bentheim) – 8.9.1901 Frankfurt a. M. Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen (imm. 3.11.1846), Heidelberg und wieder in Göttingen (imm. 3.5.1848). Bereits als Göttinger Student war M. während der Revolution von 1848 ein radikaler Demokrat. Er soll um Göttingen herum Bauernaufstände organisiert und eine Arbeiterpartei gegründet haben. Nach seinem ersten juristischen Examen in Göttingen, trat er 1850 mit Karl Marx in brieflichen Kontakt. 1855 Advokat, 1856 Rechtsanwalt am Obergericht in Göttingen und Sprecher des Bürgervorsteherkol­ legiums (1857–1865). Als Vorsitzender des Turnvereins setzte er sich bereits 1861 für den Turnunterricht an Göttinger Volksschulen ein. Durch seine Freundschaft mit Rudolf von Bennigsen (1854–1856 Richter in Göttingen) wechselte M. in das nationalliberale Lager und wirkte 1859 bei der Gründung des Nationalvereins und 1866 der Nationalliberalen Partei mit. Als Bürgermeister von Osnabrück (seit 1865) und Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. von 1880 an hatte er den Ruf eines hervorragenden Kommunalpolitikers. Seit 1890 preußischer Finanzminister reformierte M. die Staatsfinanzen und brachte für die Reichstagswahlen 1897 Schwerindus157

trie und Landwirtschaft zusammen. 1897 Vizepräsident des Staatsministeriums, Rücktritt 1901. Die Gedenktafel wurde vor 1905 angebracht, vor 1927 wieder entfernt und 1953 sowie 1988 nochmals erneuert.

Mitscherlich*, Alexander Forstwissenschaftler und Chemiker 1868–1883  Hann. Münden, Mitscherlichstraße 3 28.5.1836 Berlin – 31.5.1918 Obersdorf. Sohn der Chemikers Eilhard M. Studium der Naturwissenschaften in Berlin, Göttingen (imm. WS 1858) und wieder Berlin. Promotion 1861. 1868 wurde M. als Professor an die neu gegründete Forstakademie nach Hann. Münden berufen und lehrte dort Bodenkunde. 1874 entdeckte M. ein Verfahren, das für die industrielle Papierherstellung und damit für die Buchproduktion eine Wende markierte. Durch den chemischen Aufschluss von Holz durch Sulfit-Lauge, wurde Zellulose gewonnen, die ein kostengünstiger Ersatz für den Rohstoff Lumpen (Hadern) war. Die Herstellung von Papier mit Holzschliffanteil wurde so wesentlich vereinfacht. In Schulzenrode bei Hann. Münden entstanden 1878 die Anfänge der Sulfitzellstoffindustrie in einer kleinen Fabrik, in der dieses Verfahren eingesetzt wurde. Nach sei­ ner Emeritierung 1883 lebte M. als Privatgelehrter in Freiburg i. Br.

Mitscherlich, Eilhard Chemiker 1814–1818  Stumpfebiel 6 7.1.1794 Neuende bei Jever (Ostfriesland) – 28.8.1863 Berlin-Schöne­ berg. Zunächst Studium der orientalischen Sprachen in Heidelberg und Göttingen (imm. 18.5.1814), später der Medizin und Chemie in Berlin. Nach mehrjährigem Aufenthalt bei Jöns Jacob von Berzelius in Stockholm wurde M. 1822 als Professor der Chemie an die Universität Berlin berufen. M. entdeckte die Isomorphie bei Kristallen, die in der Mineralogie bedeutsam ist, und die Polymorphie chemischer Verbindungen. M. ist der Verfasser eines »Lehrbuchs der Chemie« (2 Bde., Berlin 1829–1840). Die Gedenktafel wurde 1908 auf Vorschlag des Oberbürgermeisters a. D. Brüning (Osnabrück) angebracht. 158 

Moeser, Albert Dichter 1855–1859  Untere Karspüle 6 7.5.1835 Göttingen – 27.2.1900 Striesen bei Dresden. Sohn des Korporals und Universitätspedells Carl M. Nach dem Besuch einer Privatbürgerschule und des Göttinger Gymnasiums studierte M. zunächst Rechtswissenschaft (imm. Herbst 1855 und 13.10.1859), nach bestandenem Staatsexamen klassische Philologie, vorwiegend bei Professor Hermann Sauppe. Promotion 1862 in Jena, später Oberlehrer an der Krauseschen Lehr- und Erziehungsanstalt in Dresden, von 1883–1897 am Wettiner Gymnasium in Dresden. Seine Gedichte, die in 5 Bänden vorliegen, sind heute so gut wie vergessen. Als Lyriker, Epiker und Balladendichter galt er um die Jahrhundertwende als der bedeutendste Epigone der Münchener Dichterschule. Die Gedenktafel wurde 1900 auf Antrag von Prof. Schneidewin angebracht, 1932 und 1958 erneuert.

Mosheim*, Johann Lorenz von Kirchenhistoriker 1747–1755  Prinzenstraße 2 9.10.1694 Lübeck – 9.9.1755 Göttingen. 1716 Studium der Theologie und Philosophie in Kiel. 1723 als Ordinarius für Theologie nach Helmstedt berufen, wurde M. bald gefeierter Lehrer im Schulund Kirchenwesen des Herzogtums Braunschweig. Zur Vorbereitung der Universitäts-Gründung in Göttingen zog ihn Gerlach Adolf Freiherr von Münchhausen 1734/35 mehrfach heran, konnte ihn jedoch erst 1747 zu deren Kanzler und Ordinarius der Theologischen Fakultät gewinnen. M. hat auf die Gestaltung der Universität in ihrer Anfangszeit entscheidenden Einfluss genommen; an der Gründung der Göttinger Akademie der Wissenschaften hatte er maßgeblichen Anteil. Seine Vorlesungen hielt M. im Saal der »Londonschenke«, dem späteren Michaelishaus. M. hatte die ihm folgende Theologengeneration durch seine Art der Predigt und seine »pragmatische«, »unparteyliche« Kirchengeschichtsschreibung stark geprägt. M. war der erste und zugleich auch der letzte Kanzler der Göttinger Universität. Begraben in der Nikolai­k irche, der späteren Universitätskirche, wo sich im Chor eine Grabplatte befindet. 159

Die Gedenktafel wurde 1910 auf Anregung der Theologischen Fakultät am so genannten Prinzenhaus angebracht, beim Abbruch des Hauses 1912 abgenommen und statt dieser eine große Tafel mit den Namen der adeligen Bewohner angefertigt, die sich heute am Haus der Commerzbank befindet.

Motley, John Lothrop Historiker 1832–1833  Prinzenstraße 10 15.4.1814 Dorchester bei Boston (Massachusetts) – 29.5.1877 Kingston Russel (Dorsetshire). Nach der Promotion an der Harvard Universität 1831 auf Anraten seines Lehrers George Bancroft Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen (imm. 16.6.1832). Hier lernte M. den Studenten Otto von Bismarck kennen, den er im Herbst 1833 nach Berlin begleitete und mit ihm auch später befreundet blieb. 1834 kehrte M. nach Amerika zurück und wurde 1841 Gesandtschaftssekretär der USA in St. Petersburg. 1851–1856 lebte M. in Berlin, Dresden und Brüssel. 1861–1868 war M. Gesandter in Wien. 1869–1870 in London. Als Historiker widmete sich M. speziell der niederländischen Geschichte, die er mit besonderer Lebendigkeit darzustellen wusste. Sein Hauptwerk »The Rise of the Dutch Republic« (3 Bde., London u. New York 1856) fand eine große Resonanz. Die Gedenktafel wurde 1890 von der »amerikanischen Colonie« in Göttingen gestiftet und 1983 am Haus Prinzenstraße 10 erneuert.

Mühlenbruch*, Christian Friedrich Rechtsgelehrter 1833–1843  Weender Straße 77 3.10.1785 Rostock – 17.7.1843 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaften in Rostock, Greifswald, Göttingen (imm. 24.4.1803) und Heidelberg. 1805 Habilitationen als Dozent des römischen Rechts in Rostock, 1810 dort Professor, 1815 in Greifswald, 1818 in Königsberg, 1819 in Halle, wo M. seine dreibändige »Doctrina Pandectarum«, das letzte in lateinischer Sprache geschriebene juristische Kompendium, 1823–1825 herausgab. 1833 wurde M. als Kenner der Pandekten, des wichtigsten Teils des Corpus Juris Civilis, nach 160 

Göttingen berufen. Er bearbeitete sein »Lehrbuch des Pandektenrechts« nun in deutscher Sprache (3 Bde., Halle 1835). Von dem Protest der Göttinger Sieben 1837 gegen die Aufhebung der Verfassung durch König Ernst August hat sich M. distanziert. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der juristischen Fakultät angebracht. Nach dem Abbruch des Hauses ging sie verloren und wurde nach einem Beschluss von 1988 nicht wieder erneuert.

Müller *, Georg Elias Psychologe 1898–1934  Calsowstraße 4 20.7.1850 Grimma – 23.12.1934 Göttingen. Studium der Philosophie in Berlin, Leipzig und Göttingen (imm. 17.4.1872), um bei Lotze zu hören. Zunächst Hauslehrer in Rötha und Berlin. 1876 Privatdozent in Göttingen, 1880 ordentlicher Professor in Czernowitz, 1881 ordentlicher Professor für Philosophie und Psychologie in Göttingen, wo er 1887, nach Wilhelm Wundts Leipziger Gründung von 1879, das zweite Psychologische Institut weltweit, gründete. M. gilt als Pionier auf dem Gebiet der experimentellen Psychologie; alle Arbeiten zu Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Gedächtnis beruhen auf streng wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden. Von seinen Werken sind zu nennen: »Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufs« (Leipzig 1911) und »Abriss der Psychologie« (Göttingen 1924). Die Doktorprüfungen, in seinem Privathaus abgehalten, waren gefürchtet und wurden »Fegefeuer« genannt; seine Frau soll zuweilen beschwichtigend eingeschritten sein. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Tafel ist heute nicht mehr vorhanden.

Müller, Johannes von Historiker 1770–1771  Obere Maschstraße 8 3.1.1752 Schaffhausen  – 29.5.1809 Kassel. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 23.9.1769); unter Professor August L ­ udwig von Schlözers Anleitung widmete er sich jedoch vorwiegend historischen Studien. Im Herbst 1771 kehrte er nach Schaffhausen 161

zurück und war mehrere Jahre in Genf Privatlehrer. Da er die erhoffte Stelle im preußischen Staatsdienst nicht erhielt, übernahm er ­1781–1783 eine Professur für Geschichte am Carolinum in Kassel. 1787 Bibliothekar und Geh. Legationsrat des Kurfürsten von Mainz, 1792 kaiserlicher Hofrat in Wien und 1804 in Berlin als preußischer Hofhistoriograph tätig. Von 1807 bis zu seinem Tod Staatssekretär und Generaldirektor für das Studienwesen im Dienst Jéromes, des Königs von Westphalen. Während dieser Zeit trat M. für die Erhaltung der Universität Göttingen ein. M. wurde oft der Vorwurf gemacht, er hätte zu vielen Herren und Staaten gedient. 1791 verlieh man ihm den Reichsadel. M.s berühmtestes Werk ist die »Geschichte der Schweizer Eidgenossenschaft« (5 Bde. Bern 1780 u. Leipzig 1808). Damit förderte er entschieden das Selbstbewusstsein seiner Landsleute und erwarb sich den Titel »Tacitus der Schweiz«. Die 1909 auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät in der Prinzenstraße 14 angebrachte Tafel wurde 1988 am Haus Obere Maschstraße 8 erneuert.

Müller, Karl Otfried Philologe 1819–1840  Hospitalstraße 6 28.8.1797 Brieg (Schlesien)  – 1.8.1840 Athen. Studium der klassischen Philologie in Breslau 1814 und Berlin 1816; Promotion in Berlin 1817. 1818 Gymnasiallehrer am Magdalenäum in Breslau. 1819 wurde M. als außerordentlicher Professor der Klassischen Philologie und Archäologie nach Göttingen berufen, 1823 ordentlicher Professor. In der Nachfolge von Christian Gottlob Heyne, ­Boeckh und Welcker war die organisch zusammenhängende Kenntnis des gesamten Altertums, also der Kunst, Architektur, Sprache, Literatur, Philosophie und Mythologie, das Ziel seiner wissenschaftlichen Arbeit; so stand er in der Tradition einer universellen Altertumswissenschaft, die er weiter entwickelte. M. betrieb ausgedehnte, vergleichende Sprachstudien, z. B. Studien der griechischen Dialekte, zu denen er durch Wilhelm von Humboldt und durch seine engen Beziehungen zu Jacob Grimm angeregt wurde. Für sein Vorhaben, eine große griechische Geschichte zu verfassen, trat er am 3.9.1839 eine Reise nach Griechenland an, von der er nicht wieder zurückkehren sollte. Er erlag bei Athen 162 

Karl Otfried Müller

dem Wechselfieber. Seine Reisebegleiter A. Schöll und E. Curtius haben ihn am Kolonos Hippios, der Ruhestätte des Ödipus, im Norden Athens beigesetzt. Von Dr. med. G. K. Wienecker erwarb M. 1835 das Gartengrundstück Hospitalstraße 6; dort erbauten 1836 der Architekt Freise und der Bauunternehmer Rohns das von M. selbst entworfene Haus im antikisierenden Stil, mit repräsentativen freistehenden dorischen Säulen. 1847 vermieteten und 1855 verkauften dann M.s Erben dieses vom Wohlstand eines Professors zeugende Gebäude an das von M. gegründete Literarische Museum. Heute Sitz des Jungen Theaters (mit Anbauten). Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Geh. Justizrates Prof. Georg Julius Ribbentrop angebracht und 1994 erneuert. 163

Müller, Wilhelm Konrad Hermann Germanist 1871–1890  Hainholzweg 10 27.5.1812 Holzminden – 3.1.1890 Göttingen. Seit seinen Studienjahren (imm. 26.10.1832, theol. und phil.) lebte M. in Göttingen. 1838 bis 1845 Accezist an der Universitätsbibliothek, 1841 Habilitation für altdeutsche Sprache und Literatur, 1845 außerordentlicher, 1856 ordentlicher Professor. M. veröffentlichte u. a. »Geschichte und System der altdeutschen Religion« (Göttingen 1844), »Niedersächsische Sagen und Märchen« (Göttingen 1854) und bearbeitete mit Friedrich Zarncke nach Georg Friedrich Beneckes Vorarbeiten das »Mittelhochdeutsche Wörterbuch« (Leipzig 1854–1867). Er gehörte 49 Jahre dem Lehrkörper der Universität Göttingen an. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1896 auf Anregung des Finanzausschusses des Magistrats angebracht.

Münter, Friedrich Christian Carl Heinrich Theologe 1781–1782  Rote Straße 17 14.10.1761 Gotha – 9.4.1830 Kopenhagen. Im Elternhaus, der Vater war seit 1764 Pastor der deutschen lutherischen Gemeinde in Kopenhagen, verkehrten Dichter, Wissenschaftler und Künstler, u. a. Klopstock und die Brüder Stolberg, Carsten Niebuhr und der Maler Carstens. Ihnen verdankt Münter vielseitige Anregungen. Dem Studium der Theologie und der Geisteswissenschaften 1778–1781 in Kopenhagen schlossen sich mehrjährige, durch Reisestipendien ermöglichte Aufenthalte in Deutschland (1781–1783) und Italien (1784–1787) an. 1781/82 studierte M. in Göttingen (imm. 13.10.1781, theol.), zu seinen Lehrern zählten neben den Theologen Walch, Koppe und Meiners auch Spittler, Heyne, Michaelis und Gatterer. Freundschaften pflegte er mit den späteren Professoren Heeren und Tychsen, derentwegen er 1818 noch einmal Göttingen besuchte. M. wurde 1784 in Fulda zum Dr. phil. promoviert, 1790 in Kopenhagen zum D. theol. 1788 außerordentlicher, 1790 ordentlicher Professor für Theologie in Kopenhagen, seit 1808 Bischof des Stifts (Bistums) Seeland. M. war einer der letzten Polyhistoren des 18. Jahrhunderts, seine wissenschaftlichen Arbeiten galten der Kir164 

chengeschichte und dem Kirchenrecht, der biblischen Philologie, Archäologie und der Numismatik. Die von Professor Dr. Gernot Jacob-Friesen gestiftete Gedenktafel wurde am 9. April 1992 enthüllt.

Nagai, Hisomu Physiologe 1903–1905  Friedländer Weg 51 1876 Hiroshima, Japan – 1955 Japan. Studium der Medizin in Tokio (promoviert 1902). 1903 bis 1905 Forschungsaufenthalt in Göttingen bei Prof. Max Verworn am Physiologischen Institut, dann in England und Frankreich. 1915–1938 ordentlicher Professor der Physiolo­ gie an der Kaiserlichen Universität in Tokio. Dort brachte er seine in Europa gewonnenen Vorstellungen von Physiologie und Medizin in die Forschung und naturwissenschaftliche Ausbildung der Ärzte in Japan ein. Vor allem sein »Lehrbuch der Allgemeinen Physiologie« machte N. in Japan sehr bekannt. Er gilt als Begründer der japani­ schen Physiologenschule, aus der bis heute viele Physiologen hervor­ gegangen sind. Daneben gründete N. in Japan die wissenschaftliche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und -physiologie und war Präsident einer Vereinigung, die nach deutschem Vorbild für eugenische Gesetze in Japan eintrat. Darüber wird derzeit in Japan intensiv diskutiert. Den Namen der Stadt »Göttingen« übertrug N. in drei japanische Worte »getsu-tin-gen«. Diese drei Zeichen bedeuten in der japanischen Sprache: »Mond-sinken-Wiese«. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag von Prof. Ludwig Lendle, Pharmakologisches Institut, 1962 angebracht.

Natonek, Wolfgang Widerstandskämpfer 1964–1976  Goslerstraße 51 3.10.1919 Leipzig  – 21.1.1994 Gleichen, OT Klein Lengden. Sohn des jüdischen Schriftstellers Hans Natonek, der 1933 in die USA floh und die Familie in Deutschland zurückließ. Abitur 1938, das Studium wird ihm als »Halbjuden« im Dritten Reich verweigert. 1946–1948 Studium der Zeitungswissenschaft, Germanistik und Anglistik in Leipzig, Mitglied der Liberaldemokratischen Partei 165

Deutschlands, 1947 Vorsitzender des Studentenrats durch LDPD und CDU-Mehrheit. Am 11.  November 1948 verhaftet und von einem sowjetischen Militärtribunal wegen »Unterlassung einer Anzeige« zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. N. saß in Bautzen und Torgau ein, dort Kontakte zum späteren Schriftsteller Walter Kempowski. 1956 Entlassung aus der Haft, N. flieht mit seiner Verlobten nach Westdeutschland, beendet sein Studium in Göttingen. 1963–1985 Lehrer für Geschichte, Gemeinschaftskunde und Deutsch am Max-Planck-Gymnasium in Göttingen. Seit 1974 zusätzlich Fachleiter am Studienseminar Göttingen für Geschichte, 1980–1990 Dozent für Geschichte an der VHS Göttingen. N. wird als eindrucksvoller Lehrer geschildert, der seinen Unterricht aus seiner Biographie heraus vermittelte. Als späte Ehrung erfolgte 1992 die Ernennung zum Titularprofessor in Leipzig, erst posthum erfolgte 1995 die Rehabilitation durch die russische Militärjustiz. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag des Seminarfachs von Herrn Herre, Jg. 11, Max-Planck-Gymnasium, angebracht und am 25. Juni 2015 enthüllt.

Nelson, Leonard Philosoph 1907–1927  Nikolausberger Weg 61 11.7.1882 Berlin – 29.10.1927 Göttingen. Nelson studierte 1901–1904 Mathematik und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen (imm. 22. Oktober 1903), wo die Professoren Husserl, Hilbert und Klein zu seinen Lehrern zählten. Er wurde 1904 bei Professor Baumann mit einer Arbeit über Jakob Fries promoviert und habilitierte sich 1908 in Philosophie zu Kants Erkenntnistheorie. 1919 außerordentlicher Professor für Philosophie in Göttingen. Nelsons Rechtslehre, seine Politik und Pädagogik bauen auf seinem 1917 formulierten Gerechtigkeitsgrundsatz auf: »Handle nie so, dass du nicht auch in deine Handlungsweise einwilligen könntest, wenn die Interessen der von ihr Betroffenen auch deine eigenen wären«. Hauptwerk: »Vorlesungen über die Grundlagen der Ethik« (3 Bde., Leipzig/Göttingen 1917–1932). Nelson gründete 1918 den Internationalen Jugendbund (1926 Internationaler Sozialistischer Kampfbund), 1922 die Philosophisch-politische Akademie, 1924 das reformpädagogische Landerziehungsheim Walkemühle bei Melsungen. Über seine Schüler, besonders durch Willi Eichler, 166 

Leonard Nelson

fanden seine Vorstellungen Eingang in das Godesberger Grundsatzprogramm der SPD von 1959. Die von der Philosophisch-politischen Akademie in Kassel und dem Historisch-philologischen Fachbereich der Universität angeregte Gedenktafel wurde am 29. Oktober 1977, Nelsons 50. Todestag, enthüllt.

Nernst, Walter Physiker und Chemiker 1896–1905  Bürgerstraße 50 25.6.1864 Briesen (Westpreußen) – 18.11.1941 Ober-Zibelle in der Oberlausitz. Studium in Zürich, Berlin, Graz und Würzburg. Promotion 1887 in Würzburg, 1889 Dozent in Leipzig. 1890 Assistent 167

am Physikalischen Institut, 1891 außerordentlicher, 1894 ordentlicher Professor, 1895 erster Direktor des neu eingerichteten Instituts für Physikalische und Elektro-Chemie in Göttingen, dem ersten dieser Art in Preußen. Es zog als eines der ersten Forschungsinstitute viele Wissenschaftler seiner Zeit an und zahlreiche Studenten arbeiteten hier für ihre Promotion. N. untersuchte elektro- und thermochemische Vorgänge. Im »Café ­National«, Goetheallee 8, erprobte N. 1897 die nach ihm benannten »NernstLampen« in der Praxis, durch die bei zwei Drittel Stromersparnis eine größere Lichtwirkung erzielt wurde; die Lampen wurden allerdings nie produziert. 1905 wurde N. an das Physikalisch-­ Chemische Institut der Universität Berlin berufen, 1922 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin. 1920 Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Thermodynamik. Sein bekanntestes Werk ist die »Theoretische Chemie« (Stuttgart 1893). Zunächst in Berlin beigesetzt, wurde N. 1952 nach Göttingen auf den Stadtfriedhof überführt und ruht jetzt neben Max Planck, Max von Laue und anderen Nobelpreisträgern der Naturwissenschaften aus Göttingens ruhmvoller Universitäts-­ Geschichte vor 1933. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Prof. H. Tammann, Hannover, vor 1935 an N.s Wohnhaus, zugleich seit 1896 Institut für Physikalische Chemie, angebracht.

Neugebauer, Otto Eduard Mathematikhistoriker 1922–1934  Bunsenstraße 3–5 26.5.1899 Innsbruck – 19.2.1990 Princeton (New Jersey, USA). Nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft begann N. 1919 ein Mathematik- und Physikstudium in Graz und München. Er wechselte 1922 nach Göttingen zu David Hilbert und Richard Courant. Zugleich Studium der Ägyptologie bei Kurt Sethe, 1926 Promotion, 1927 Habilitation zur Geschichte der Mathematik. Ergänzendes Studium der altorientalischen Sprachen in Rom und Leningrad, 1932 außerordentlicher Professor in Göttingen. N. verweigerter 1933 den Eid auf Hitler und verlies Deutschland. Bis 1939 Lehrtätigkeit in Kopenhagen, ab 1939 an der Brown University in Providence (Rhode I­ sland). Dort 1947–69 Professor für Mathematikgeschichte, seit 1945 auch am Institute for Advanced Study in Princeton (New­ 168 

Jersey) tätig. Als Forscher widmete sich N. der vorgriechischen Mathematik der Ägypter und Babylonier, seit 1937 verlagerte er seine Interessen vor allem auf deren Astronomie. Zwischen 1935 und 1969 edierte er die mathematischen und astronomischen Keilschrift- und Hieroglyphentexte, sein Hauptwerk ist die »History of Ancient Mathematical Astronomy« (3 Bde, 1975). Er begründete die wichtigsten mathematischen Rezensionsorgane »Zentralblatt für Mathematik« (1931) und »Mathematical Reviews« (1940). Für den 1929 eröffneten Neubau des Mathematischen Instituts in der Bunsenstraße zeichnete N. als »Generalmanager« verantwortlich, insbesondere die vielgelobte Bibliothek hat er geprägt. Die von Prof. Dr. Benno Artmann beantragte Gedenktafel wurde am 1. Juli 2010 an Neugebauers langjährigem Wirkungsort, dem Mathematischen Institut, enthüllt.

Neumann, John (eig.: János) von Mathematiker 1926–1927  Reinhäuser Landstraße 4 28.12.1903 Budapest – 8.2.1957 Washington, D. C. 1921–1923 Chemiestudium in Berlin, danach an der ETH Zürich. 1926 Promotion in Mathematik in Budapest. 1926–1929 Privatdozent an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, 1929/30 an der Universität Hamburg. Ab 1929 Aufenthalte in Princeton, NJ, USA , 1933 Emigration und Prof. für Mathematik am neugegründeten Institute for Advanced Study in Princeton. Von Neumann darf als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts gelten. In den Göttinger Jahren befasste er sich mit der Mengenlehre, der (später widerlegten) Hilbertschen Beweistheorie und beschrieb die heute noch gültige Definition der Ordinalzahlen. Seine »Mathematischen Grundlagen der Quantenmechanik« von 1932 sind das erste mathematische Buch zu diesem neuen Aufgabengebiet der Physik. In den 1940er Jahren begründete N. die mathematische Spieltheorie (Theory of Games and Economic Behaviour, zus. mit ­Oskar Morgenstern, 1944), die sich auf die Wirtschaft ebenso wie auf ein Pokerspiel anwenden lässt. Als ungarischer Jude, dessen Familie von Hitlers und Stalins Schergen weitgehend ausgelöscht wurde, stellte sich N. früh und vorbehaltlos dem US -amerikanischen Atombombenprogramm zur Verfügung und arbeitete als Chef­mathematiker im Manhattan-Projekt. Im Bemühen, leistungs169

fähigere Computer für die Entwicklung der Wasserstoffbombe zu nutzen, entwarf Neumann – zeitgleich mit anderen Wissenschaftlern, z. B. Konrad Zuse – eine aus Steuer-, Speicher- und arithmetischer Einheit bestehende Rechnerarchitektur, die ihn zum Vater der Informatik werden ließ. Die Von-Neumann-Architektur ist noch heute Grundlage der meisten Digitalcomputer. Die von Prof. Dr. Jens Kirchhoff federführend für mehrere Institutionen beantragte Gedenktafel wurde am 15. September 2005 am Standort des früheren Wohnhauses Walkemühlenweg 4, heute Reinhäuser Landstraße 4 enthüllt.

Noether, Amalie Emmy Mathematikerin 1932–1934  Stegemühlenweg 51 23.3.1882 Erlangen  – 14.4.1935 Bryn Mawr (Pennsylvania, USA). Tochter des Mathematikers Max Noether. Von 1900–1907 hörte sie als Hospitantin in Erlangen und Göttingen (Wintersemester 1903/04) mathematische Vorlesungen bei ihrem Vater, Felix Klein und David Hilbert. 1907 Promotion zum Dr. phil. 1907–1915 unentgeltliche Lehrtätigkeit an der Universität Erlangen. 1909 Mitglied der Deutschen Mathematikervereinigung. Klein und Hilbert bewogen Emmy Noether 1915 zum Umzug nach Göttingen. Ein erster Habilitationsversuch vom Juli 1915 scheiterte am Widerstand gegen die Habilitation von Frauen, ein zweiter Antrag war 1919 erfolgreich. 1919–1922 Privatdozentin, 1922–1933 apl. Professorin für Mathematik. Erst ein Lehrauftrag für Algebra 1923 verschaffte ihr ein geregeltes, bescheidenes Einkommen. Ein Ordinariat wurde Emmy Noether, der bis heute berühmtesten deutschen Mathematikerin, zeitlebens nicht zugestanden. 1928/29 Gastprofessur in Moskau, 1932 Hauptreferentin beim Internationalen Mathematikerkongress in Zürich. Als Jüdin und Pazifistin wurde Emmy Noether 1933 aus dem Hochschuldienst entlassen; im Oktober emigrierte sie in die USA , wo sie eine Gastprofessur an der Frauenuniversität Bryn Mawr erhielt. Ihre wissenschaftliche Arbeit hatte nacheinander die Invariantentheorie (1907–1919), die allgemeine Idealtheorie (1920–1926) und die nichtkommutative Algebra (1927– 1935) zum Gegenstand. Über ihren Göttinger Schülerkreis hat Emmy Noether nachhaltig die Grundlagen der reinen Mathematik (durch Abstrahieren und Axiomatik, d. s. Grundannahmen in 170 

Amalie Emmy Noether

der Mathematik) befördert. Ihre Arbeiten sind jetzt zugänglich in den »Gesammelten Abhandlungen« (Berlin [u. a.] 1982). Die von Professor Dr. Horst S. Holdgrün beantragte Gedenktafel wurde im Rahmen des gemeinsamen Gedenkkolloquiums (8.  November 1978) für Emmy Noether, Richard Courant und­ Hermann Weyl angebracht.

Nohl, Herman (eigentl.: Hermann) Julius Pädagoge 1936–1960  Hermann-Föge-Weg 4 7.10.1879 Berlin – 27.9.1960 Göttingen. 1898–1904 Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik in Berlin. 1904 Promotion bei Wilhelm Dilthey in Berlin. 1908 Habilitation für Philosophie bei Rudolf Eucken in Jena. Dilthey und Eucken vermittelten Nohl 171

die Ansichten der Lebensphilosophie, der Jugendbewegung und der Reformpädagogik. 1919 außerordentlicher Professor in Jena, 1920 ordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik in Göttingen. Aus politischen Gründen wurde Nohl am 30.  März 1937 zwangspensioniert. Er war 1945–1947 erneut ordentlicher Professor an der Universität Göttingen. Nohl zählt zu den Begründern der geisteswissenschaftlichen Pädagogik, deren Tradition sein Schüler Erich Weniger in Göttingen fortführte. Er begründete 1919 in Jena die Volkshochschule, die zum Vorbild zahlreicher weiterer Einrichtungen in Thüringen werden sollte. Das von ihm in Gemeinschaft mit Ludwig Pallat herausgegebene »Handbuch der Pädagogik« (5 Bde., Langensalza 1928–1933) bot den aktuellen Stand der deutschen Reformpädagogik. Nohls eigene Beiträge erschienen separat als »Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie« (Frankfurt a. M. 1935; 10. Aufl. 1988) und gelten als klassische Selbstdarstellung der Reformpädagogik. 1953 Ehrenbürger der Stadt Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Klaus Mollenhauer angeregte Gedenktafel wurde anlässlich eines Festkolloquiums zu Nohls 100. Geburtstag am 6. Oktober 1979 enthüllt.

Olbers, Heinrich Wilhelm Matthias Astronom 1777–1781  Weender Straße 48 11.10.1758 Arbergen (heute Stadtteil von Bremen) – 2.3.1840 Bremen. Studium der Medizin in Göttingen (imm. 17.10.1777), außerdem astronomischer Unterricht bei Prof. Kaestner. 1780 wurde O. in Augenheilkunde promoviert; von 1781–1820 arbeitete er hauptberuflich als Arzt in Bremen. Immer ausgedehnter wurden seine astronomischen Forschungen. Als klassischer Astronom seiner Zeit interessierte sich O. vor allem für die »Himmelsmechanik«, d. h. für Ort und Bewegung der Sterne am Himmel. Die »Abhandlung über die leichteste und bequemste Methode, die Bahn eines Cometen zu berechnen« (Weimar 1797; 3.  Aufl. 1864) begründete seinen wissenschaftlichen Ruhm und gilt als klassische Arbeit zur Kometenkunde. Olbers entdeckte sechs neue Kometen, der 1815 beobachtete trägt seinen Namen. Zusammen mit C. F. Gauß berechnete er 1802 die Flugbahn der Ceres, des ersten entdeckten Planetoiden zwischen Mars und Jupiter, im März entdeckte er selbst den zweiten Klein172 

planetoiden, die Pallas, 1807 auch die Vesta. Gauß’ Berufung zur Göttinger Sternwarte (1807) hat O. gefördert. 1823 formulierte er in dem Aufsatz »Ueber die Durchsichtigkeit des Weltraums« (Astronomische Zeitschrift, Jg. 1826) die für die heutige Astronomie noch wichtige Frage nach der Dunkelheit des nächtlichen Himmels (Olberssches Paradoxon). An die Göttinger Ceres-Beobachtung erinnert auch der Rundpavillon am Busbahnhof. Die von Professor Dr. Hans-Heinrich Voigt beantragte Gedenktafel wurde am 11. Oktober 1990 enthüllt.

Oppermann, Heinrich Albert Schriftsteller, Politiker 1819–1842  Prinzenstraße 14 22.7.1812 Göttingen  – 16.2.1870 Nienburg an der Weser. Studium der Rechtswissenschaft (imm. 20.4.1831) bei Professor Albrecht (Staatsrecht) und der Geschichte bei Professor Dahlmann. Starkes­ Interesse an den Lehren des Göttinger Philosophen Karl Krause. 1836 erstes, 1838 zweites juristisches Staatsexamen, 1840 Dr. jur. Seit 1834 veröffentlichte Oppermann historisch-politische Broschüren und Zeitungsartikel, meist anonym oder unter Pseudonym (Hans Forsch), in denen er die Zustände im Königreich Hannover und besonders in Göttingen schonungslos kritisierte. Dem Justizministerium nun zu gefährlich geworden, blieben seine wiederholten Versuche, in Göttingen eine Anwaltsstelle zu erlangen (1838–1842), ohne Erfolg. Unentdeckt blieb aber den Behörden seine Rolle bei der Verbreitung der »Protestation« der Göttinger Sieben. 1842 akzeptierte O. schließlich eine Advokatur in Hoya, 1852 wechselte er als Obergerichtsanwalt und Vizepräsident der Anwaltskammer nach Nienburg an der Weser. 1849–1856 und 1862–1866 liberaler Abgeordneter zur zweiten Kammer der hannoverschen Ständeversammlung, 1867–1870 als Nationalliberaler im preußischen Abgeordnetenhaus. Seine publizistische Tätigkeit behielt O. auch in der Provinz bei, sein historisches Hauptwerk ist die minutiöse »Geschichte des Königreichs Hannover von 1832 bis 1860« (2 Bde., Leipzig 1860/1862). Das Erscheinen seines monumentalen politischen Romans »Hundert Jahre. 1770–1870« (9 Teile, Leipzig 1870; 4. Aufl. des Nachdrucks Frankfurt/M. 1998) erlebte Oppermann nicht mehr. Die von der Heinrich-Albert-Oppermann-Gesellschaft zu Nienburg beantragte Gedenktafel wurde am 22. Juli 1998 enthüllt. 173

Osiander, Friedrich Benjamin Frauenarzt 1792–1822  Kurze Geismarstraße 1 (Accouchierhaus) 9.2.1759 Zell (Württemberg) – 25.3.1822 Göttingen. Studium der Medizin in Tübingen und Straßburg, 1779–1791 praktischer Arzt und Geburtshelfer in Kirchheim (Württemberg). 1792 als ordentlicher Professor der Medizin nach Göttingen berufen. O. begründete den Ruf des Accouchierhauses, der Göttinger Entbindungsanstalt, die auch der Ausbildung von Hebammen und Medizinstudenten diente. Wenn sich hier ledige Mütter – im Anschauungsunterricht  – entbinden ließen, erließ man ihnen die »Kirchenstrafe«. Vor allem aber wollte man Kindsmord und Säuglingssterblichkeit eindämmen. Viele »uneheliche« Kinder aus dem ländlichen Umkreis wurden in Göttingen geboren und häufig im Findelhaus zurückgelassen. Umstritten war O.s Praxis, ohne Notwendigkeit Zangengeburten durchzuführen; in den Jahren 1792–1822 hat O. unter 2540 Geburten nur 1381 natürliche zugelassen, alle übrigen ärztlich beendet. Bemerkenswert zu seiner Zeit war sein »Lehrbuch der Entbindungskunst« (Göttingen 1799). O. wohnte von 1792 bis zu seinem Tod im Accouchierhaus, das 1785 nach dem Entwurf des Universitätsbaumeisters Georg Heinrich Borheck und den Plänen des Leiters des Kasseler Entbindungshauses Hofrat Stein begonnen, 1790 vollendet und 1792 bezogen wurde. Im oberen Geschoss befand sich die Dienstwohnung des Direktors. Bis 1896 war hier die Universitäts-Frauenklinik untergebracht. Begraben auf dem Albani-­Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1908 auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät angebracht.

Paris, Gaston Romanist 1857–1858  Paulinerstraße 4 9.8.1839 Avenay (Marne) – 5.3.1903 Cannes. Studium in Paris, Bonn und Göttingen (imm. 17.11.1857). P. begann seine sprachwissenschaftlichen Arbeiten mit der »Étude sur le rôle de l’accent latin dans la langue francaise« (Paris 1862). Seine Forschungen auf dem Gebiet der Literatur- und Kulturgeschichte des Mittelalters waren wegweisend. Mit Paul Meyer schuf er 1872 die renommierte 174 

Zeitschrift »Romania«. Als Lehrer an der École des Hautes Études (1868–1872) und dem College de France erwarb sich P. einen Ruf von internationaler Bedeutung. Die Gedenktafel wurde 1899 zum 60. Geburtstag Paris’ auf Antrag des Romanisten Prof. Albert Stimming angebracht.

Peuckert, Will-Erich (eigentl.: Willi Erich Bruno) Volkskundler 1956–1960  Hainholzweg 64 11.5.1895 Töppendorf (Niederschlesien) – 25.10.1969 Langen bei Offenbach. Zunächst als Volksschullehrer tätig, studierte P. 1922– 1927 Germanistik, Geschichte und Volkskunde an der Universität Breslau. 1927 Promotion, 1932 Habilitation in Volkskunde. 1932–1935 Privatdozent in Breslau, wurde P. nach einer Denunziation wegen »politischer Unzuverlässigkeit« entlassen und zog sich als Privatgelehrter in das schlesische Dorf Haasel zurück. 1945 Flucht in die Oberpfalz, Bewirtschaftung eines Gehöftes. 1946 außerordentlicher, 1951–1960 ordentlicher Professor am Institut für Volkskunde der Universität Göttingen. Sein umfangreiches Werk umfasst Forschungen zu den Persönlichkeiten des 16. und 17. Jahrhunderts, zu den Geheimwissenschaften und zur Magie, zur schlesischen Volkskunde sowie zur Erzählforschung, deren Göttinger Forschungstradition er begründete. Aus seinen Editionen euro­ päischer und deutscher Sagen sei die noch unvollendete Sammlung »Niedersächsische Sagen« (Bde. 1–4, Göttingen 1964–1969) hervorgehoben. Die von den Teilnehmern des Kolloquiums zu Peuckerts 100. Geburtstag gestiftete Tafel wurde am 11. Mai 1995 enthüllt.

Pevsner, Nikolaus Bernhard Leon (seit 1969: Sir Nicolaus) Kunsthistoriker 1934–1935  Dahlmannstraße 16 30.1.1902 Leipzig – 18.8.1983 Hampstead, London. 1921–1924 Studium der Kunstgeschichte in München, Berlin, Frankfurt a. M. und Leipzig. 1924 Promotion bei Wilhelm Pinder. 1924–1927 Volontär Staatliche Gemäldegalerie Dresden, 1929 Habilitation in Göttingen. 1929– 1933 Privatdozent am Kunstgeschichtlichen Institut. In Göttingen 175

entwickelte P. ein großes Interesse an englischer Kunstgeschichte. Wegen seiner jüdischen Herkunft verlor er 1933 die Lehrbefugnis und nahm Gastaufenthalte an englischen Universitäten wahr. 1935/36 Emigration mit der Familie nach London, zunächst Arbeit bei einer Möbelfirma. 1942 Dozent am Birkbeck ­College der University of London, 1949–1967 als Leiter des Department of the History of Art, 1949–1955 auch Prof. für Kunstgeschichte in Cambridge. 1946 englischer Staatsbürger, 1969 Erhebung in der Adelsstand. P. darf als einer der produktivsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhundert gelten, dessen Einfluss kaum überschätzt werden kann. Nach Arbeiten zur barocken Baukunst, zur italienischen Malerei und zu den Kunstakademien wandte er sich in Großbritannien ganz der Baukunst zu. Die Architektur der Gegenwart fand in ihm ebenso einen beredten Fürsprecher wie der Viktorianismus. P. hat die gesamte Nachkriegsgeneration an Architekturhistorikern Englands ausgebildet und Rundfunkbeiträge für die BBC verfasst. Seine Publikationen haben den Rang von Standardwerken bis heute bewahren können und wurden in viele Sprachen übersetzt, u. a. »Pioneers of the Modern Movement« (1936), »Academies of Art.  Past and­ Present« (1940), »Dictionary of Architecture« (1968). Zwei seiner wichtigsten Vorhaben sind Übertragungen deutscher Vorbilder: die 46 Bände umfassenden »Buildings of England« (für die P. ganz England bereiste) beruhen auf Georg Dehios »Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler«, die »Pelican History of Art« verdankt sich dem »Handbuch der Kunstwissenschaft«. Was Architektur eigentlich sei, erklärte P. so: »Ein Fahrradschuppen ist ein Gebäude, die Kathedrale von Lincoln ist ein Stück Architektur«. Die von Dr. habil. Thomas Noll und Siegfried Schütz M. A. beantragte Gedenktafel wurde am 26. Oktober 2004 enthüllt.

Planck, Gottlieb Rechtsgelehrter und Parlamentarier 1896–1910  Hainholzweg 42 24.6.1824 Göttingen – 20.5.1910 ebd. Sohn des Justizrates Wilhelm P., Schulbesuch in Celle, Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen (imm. als Täufling 15.8.1824 und wieder imm. 25.4.1842), Berlin, wieder Göttingen (imm. 13.11.1843). 1846 Amtsauditor-­Examen, 1848 Kanzlei-Auditor in Hannover, 1849 in Osnabrück, wo P. mit Rudolf v. Bennigsen in Beziehung trat. 1852 als Obergerichts­ 176 

assessor nach Aurich, 1855 wegen seines Eintretens für die ReichsVerfassung nach Dannenberg strafversetzt und schließlich zwangsbeurlaubt. 1859–1863 in Göttingen, wo er literarisch tätig war und Vorlesungen über Philosophie, Nationalökonomie und Mathematik hörte. Erst nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 beginnt seine politische Karriere: Mitbegründer der National-Liberalen Partei, Abgeordneter des Landtags in Hannover, im Preußischen Abgeordnetenhaus und dann Mitglied des Reichstages. 1874 wurde P. in die Kommission zur Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuches berufen. Nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens wird P. als »Vater des Bürgerlichen Gesetzbuches« im Alter von 73 Jahren 1889 ordentlicher Honorarprofessor für Bürgerliches Recht in Göttingen und wegen seiner außerordentlichen Leistung und seines fünfbändigen Kommentars zum BGB in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen 1.1.1898. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1911 auf Anregung des Juristen Prof. Konrad Beyerle an P.s Geburtstag angebracht.

Planck, Gottlieb Jakob Kirchenhistoriker 1784–1833  Johannisstraße 29 15.11.1751 Nürtingen (Württemberg) – 31.8.1833 Göttingen. Studium der Theologie in Tübingen, 1775 Repetent am Tübinger Stift, 1781 Professor und Prediger an der Hohen Karlsschule in Stuttgart. 1784 wurde P. als ordentlicher Professor für Theologie nach Göttingen berufen, wo er Glaubenslehre und Kirchengeschichte las. Berühmt war seine »Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung unseres protestantischen Lehrbegriffs« (6 Bde., Leipzig 1781–1800). 1805 Generalsuperintendent des Fürstentums Göttingen, 1828 zum Abt von Bursfelde ernannt. Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1907 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät angebracht.

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Planck, Max Physiker 1945–1947  Merkelstraße 12 23.4.1858 Kiel – 4.10.1947 Göttingen. Urenkel des Göttinger Kirchen­ historikers Gottlieb Jakob Planck. Studium der Physik in München, Promotion 1879, Habilitation 1880 in München. 1887 erhielt P. den zweiten Preis der Philosophischen Fakultät in Göttingen, der für eine Abhandlung über den Energiebegriff ausgeschrieben war. 1885 außerordentlicher Professor der theoretischen Physik in Kiel, 1889 außerordentlicher, 1892 ordentlicher Professor in Berlin. 1900 stellte P. die Hypothese von der Quantentheorie auf, die – von anderen weiterentwickelt – Grundlage der modernen Physik wurde. In diesem Zusammenhang hat P. Einsteins Spezielle Relativitätstheorie mit getragen und ihr in Deutschland Geltung verschafft. 1918 Nobelpreisträger für Physik. Sein Werk »Einführung in die theoretische Physik« erscheint 1930; in diesem Jahr wurde P. Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, deren Leitung er 1937 niederlegen musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug er wesentlich zur Wiederherstellung der wissenschaftlichen Reputation Deutschlands bei, indem er von Göttingen aus bis zur Amtsübernahme Otto Hahns 1946 die Präsidentschaft der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft übernahm, die dann seinen Namen trug (Max-Planck-Gesellschaft). Zu seinen Schülern gehörten die Nobelpreisträger M. v. Laue und W. Bothe. P.s Frau und Kinder starben vor ihm; sein Sohn Erwin wurde als Mitwisser der Verschwörung vom 20. Juli 1944 hingerichtet. P. hatte es abgelehnt, ein Gnadengesuch an Hitler zu richten. Nach der Ausbombung seines Hauses in Berlin-Grunewald wurde P. von amerikanischen Truppen nach Göttingen gebracht; hier und in Magdeburg verbrachte er seine letzten Jahre bei Freunden und Verwandten. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Plessner, Helmuth Bernhard Soziologe 1952–1962  Herzberger Landstraße 97 4.9.1892 Wiesbaden  – 12.6.1985 Göttingen. 1910–1916 Studium der Medizin, Zoologie und Philosophie in Freiburg i. Br., Berlin, bei Hans Driesch in Heidelberg und Edmund Husserl in Göttingen 178 

Helmuth Bernhard Plessner

(imm. 9.  November 1914). 1916 Promotion in Erlangen, 1920 Habilitation in Köln für Soziologie und Philosophie. Zweimal verdrängten die Nationalsozialisten Plessner von seinen Lehrstühlen: 1933 in Köln (seit 1926) und 1943 in seinem niederländischen Exil in Groningen (seit 1939; wieder eingesetzt 1945–1951). 1951–1961 war­ Plessner in Göttingen ordentlicher Professor für Soziologie und Philosophie und Direktor des Philosophischen Seminars, 1960–1961 auch Rektor der Universität. Nach der Emeritierung folgten Lehraufträge in New York und Zürich. Plessners philosophische Anthropologie kreist um den zentralen Gedanken der »exzentrischen Positionalität« des Menschen, seiner Fähigkeit, Distanz zu seinem Körper und seiner Umwelt wahrzunehmen. P.s Arbeiten hatten Einfluss auf die soziologischen Vorstellungen vom Rollenverhalten, von Sozialisationsprozessen und Persönlichkeitsbildung. Haupt179

werke: »Die Einheit der Sinne« (Bonn 1923; Nachdruck 1965), »Die Stufen des Organischen und der Mensch« (Berlin 1928; 3.Aufl. 1975). Seine bekannteste Arbeit ist aber die 1935 erstveröffentlichte Studie zu den Entstehungsbedingungen des Nationalsozialismus »Die verspätete Nation« (2. Aufl. Stuttgart 1959; zahlr. Nachdrucke). P. starb in Göttingen, wurde aber nach Erlenbuch (Kanton Zürich) überführt. Die vom Kulturdezernat und von Professor Dr. Albrecht Schöne beantragte Gedenktafel wurde am 15. Mai 1997 enthüllt.

Pohl, Robert Wichard Physiker 1939–1976  Klopstockstraße 4 10.8.1884 Hamburg – 5.6.1976 Göttingen. 1903–1906 Physikstudium in Heidelberg und Berlin, dort 1906 Promotion bei Emil Warburg. 1911 Habilitation über »Die Physik der Röntgenstrahlen« (Braunschweig 1912). 1915–1918 arbeitete P. im militärischen Nachrichtenwesen, weshalb er die 1916 verliehene außerordentliche Professur in Göttingen erst 1919 antreten konnte. 1920–1953 ordentlicher Professor für ­Experimentalphysik und Direktor des I. Physikalischen Instituts in Göttingen. Pohl schlug mehrere ehrenvolle Rufe, u. a. als Nachfolger Röntgens in Würzburg, aus, um in Göttingen zu bleiben. Die Bleibeverhandlungen nutzte er geschickt zum Ausbau des Instituts. Robert Pohl, Max Born und James Franck verhalfen Göttingen zu seinem Ruf als Hochburg der modernen Physik. Mit seinen Arbeiten zum lichtelektrischen Effekt, zur Leitfähigkeit in Festkörpern und zu den optischen und elektrischen Eigenschaften von Kristallen begründete Pohl die Festkörperphysik. Sein Lehrbuch »Einführung in die Physik« (3 Bde., Berlin 1927–1940) beruht auf seinen Vorlesungen, deren prägnante und bühnenreife Demonstrationen Hörer aller Fakultäten anzogen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Horst Melcher, Potsdam, angeregte Tafel wurde am 10. April 1995 enthüllt.

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Pommer, Erich (ab 1944: Eric) Filmproduzent 1896–1900 Geismar Landstraße 16 20.7.1889 Hildesheim – 8.5.1966 Woodland Hills, Los Angeles (Kalifornien). Nach der Schulzeit in Göttingen (1896–1905) und Berlin absolvierte P. eine Kaufmannslehre. 1915 gründete er die Filmproduktionsgesellschaft DECLA , die 1921 in der UFA (Universal-Film AG) aufging. Als Leitendem Produzenten standen Pommer nun hervorragende Regisseure (Fritz Lang, F. W. Murnau), Techniker und Schauspieler (Emil Jannings) zur Verfügung. Es entstanden Erfolgsfilme wie »Das Cabinet des Dr. Caligari« (1919/20), »Faust« (1925/26) und »Metropolis« (1925/26). Den hohen Bildungsanspruch dieser Jahre gab P. nach einem USA-Aufenthalt 1926/27 teilweise auf, um mit den ersten Tonfilmen vor allem auf die Unterhaltung eines Massenpublikums zu setzen: »Der blaue Engel« (1929/30), »Die drei von der Tankstelle« (1930) und »Der Kongress tanzt« (1931). Pommer verstand es, seine Mitarbeiter und Akteure auf die gemeinsame Teamarbeit zu verpflichten und junge Talente zu fördern (z. B. Heinz Rühmann). Als Jude von der UFA 1933 gekündigt, emigrierte er in die Vereinigten Staaten (1944 US -Staatsbürgerschaft). Er kehrte 1946 als Filmoffizier der amerikanischen Militärverwaltung zurück, verließ Deutschland aber endgültig 1956. Die von der Film- & Kino-Initiative Göttingen (Lumière)  gestiftete Tafel wurde am 31. Oktober 1996, dem 100. Jahrestag der ersten öffentlichen Filmaufführung in Göttingen, enthüllt.

Prandtl, Ludwig Physiker 1904–1953  Böttingerstraße 6 4.2.1875 Freising (Bayern) – 15.8.1953 Göttingen. Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule München, dort auch 1900 Promotion. Zweijährige Tätigkeit bei der MAN (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg) in Nürnberg. 1901 Professor an der TH in Hannover. Der Mathematiker F. Klein erkannte die Bedeutung von Prandtls Arbeiten auf dem Gebiet der Strömungsforschung für die Luftfahrttechnik und bemühte sich um einen Ruf an die Universität Göttingen; 1904 außerordentlicher Professor, 1907 ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Angewandte Me181

chanik. Hier entwickelte P. die Windkanäle Göttinger Bauart und das so genannte Prandtl-Rohr an der Aerodynamischen Versuchsanstalt. 1925 richtete die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute MaxPlanck-Gesellschaft) eigens für P. ein Institut für Strömungsforschung ein, dessen Direktor er wurde. P.s Beiträge u. a. zur Theorie der Tragflügel, zu atmosphärischen und ozeanischen Turbulenzen und zur Elastizität fester Körper förderten maßgeblich die Entwicklung der Luftfahrttechnik des 20. Jahrhunderts. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1956 auf Wunsch der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät angebracht.

Proskauer, Walter Rechtsanwalt 1926–1933  Hainholzweg 68 6.2.1896 Ratibor (Schlesien)  – am 12.3.1943 Deportation nach Auschwitz. Über P.s Leben vor und nach seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt und Notar in Göttingen von 1919 bis 1933 ist bislang wenig bekannt. Er heiratete 1922 Margarethe Hoffmann. Er war Vorsitzender der Göttinger Gruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und Mitglied der SPD. Als wahrscheinlich einziger Göttinger Rechtsanwalt verteidigte er Mitglieder der KP und SPD bei Prozessen wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen mit SA- und SS -Angehörigen. P. prangerte die in der Stadt und der Universität während der Weimarer Jahre um sich greifende antijüdische Hetze an und brachte sie vor Gericht. Publizistische Angriffe seiner Gegner gegen seine Person sowie Sachbeschädigungen an seinem Haus waren die Folge. Am 9.4.1933 wurden ihm die Zulassungen als Rechtsanwalt und Notar entzogen, die Familie zog nach Oberstdorf in Bayern. Margarethe P. starb 1940 in Berlin; von dort wurde Walter P. am 12.3.1943 nach Auschwitz deportiert und höchstwahrscheinlich ermordet. Einzig der Sohn, als Jugendlicher 1939 nach England verschickt, überlebte. Die von der PDS -Ratsfraktion beantragte und von einer breiten Mehrheit von Göttinger Gruppen unterstützte Tafel wurde am 24. März 2004 enthüllt.

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Pütter, Johann Stephan Jurist 1747–1807  Goetheallee 13 25.6.1725 Iserlohn – 12.8.1807 Göttingen. Studium der Rechtswissen­ schaften in Marburg, Halle und Jena. Seit 1744 Lizenziat der Rechte in Marburg. 1746 wurde P. von Gerlach Adolf Freiherr von Münchhausen als außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaften nach Göttingen berufen, wo er Ende 1747 seine Vorlesungen aufnahm. P. lehrte 60 Jahre lang in Göttingen. Von 1752 an las er regelmäßig Staatsrecht, Reichsgeschichte und Reichsprozessrecht; sein Praktikum war so gut besucht, dass er eigens dafür in seinem Haus einen Saal bauen ließ, der 200 Hörer fasste. P. war der Kronjurist zahlreicher Fürstenhäuser, und seine Schüler waren in fast allen Regierungen Europas vertreten. Das bedeutendste seiner Werke ist der »Entwurf einer juristischen Enzyklopädie und Methodologie« (Göttingen 1757), worunter wir heute etwa eine Einleitung in die Rechtswissenschaft verstehen würden. Hierin stellte er systematische Grundsätze auf und verlangte historisch wie dogmatisch die Unterscheidung zwischen deutschem und römischem Recht. Weitere Werke: »Literatur des teutschen Staatsrechts« (3 Bde., Göttingen 1776–1783) und »Historische Entwicklung der heutigen Staats-Verfassung des Teutschen Reichs« (3 Bde., Göttingen 1786). Begraben auf dem alten Marien-Kirchhof. Die Gedenktafel wurde 1874 auf Antrag des Juristen Staatsrat Professor Heinrich Albert Zachariä angebracht und 1953 erneuert.

Quidde, Ludwig Friedens-Nobelpreisträger 1880–1882  Theaterplatz 9 23.3.1858 Bremen – 5.3.1941 Genf. Bereits als Student in Göttingen (imm. 2.5.1878, phil.) engagierte er sich 1878 gegen den Antisemitismus im Deutschland der Gründerjahre. Seine erste Schrift »Die Antisemitismusagitation und die deutsche Studentenschaft« erschien 1881 im Göttinger Verlag Robert Peppmüller in zwei Auflagen. Nach der Promotion bei Professor Julius Weitzsäcker 1881 arbeitete er an der Herausgabe der »Deutschen Reichstagsakten« des 15.  Jahrhunderts in München mit, von 1889 ab als Leiter. Er gründete die »Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft«, 183

ab 1898 die »Historische Vierteljahresschrift«. Bereits vor 1900 bekannte sich Q. zum Pazifismus: 1894 gründete er die Münchener Friedensgesellschaft, bis 1929 war er Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft. Er amtierte als Vizepräsident des Internationalen Friedensbüros und war lebenslänglich Mitglied der Interparlamentarischen Union. Als Parlamentarier im Bayerischen Landtag und von 1919–1920 in der Nationalversammlung kämpfte er unermüdlich für seine Ziele. 1927 Verleihung des Friedensnobelpreises. 1933 emigrierte er nach Genf. Die Gedenktafel wurde auf Anregung von Ralf Busch, PlesseArchiv Bovenden, am 8. November 1973 am Haus Theaterplatz 9 angebracht, ging aber beim Abbruch des Hauses 1994 verloren. Die neue Tafel wurde am 10. Januar 2003 am Neubau enthüllt.

Reidemeister, Kurt Werner Friedrich Mathematiker 1955–1962  Bunsenstraße 3–5 13.10.1893 Braunschweig – 8.7.1971 Göttingen. 1911–1920 Studium u. a. der Mathematik und Philosophie in Freiburg/Br., München und Göttingen, unterbrochen 1914–1918 durch Militärdienst. 1920 Staatsexamen in Göttingen, 1921 Promotion in Hamburg. 1922 außerordentlicher Professor der Mathematik in Wien, 1925 ordentlicher Professor in Königsberg/Ostpreußen. Der Schwerpunkt seiner Forschung waren die kombinatorische Topologie (Lehre von der Lage und Anordnung geometrischer Gebilde im Raum) und die Knotentheorie (mathematische Eigenschaften von Knoten), hierzu ver­ öffentlichte er 1932 zwei Standardwerke. Er definierte den Begriff der Reidemeister-Bewegungen, später wurde auch die ReidemeisterTorsion (Verdrehung einer Raumkurve) nach ihm benannt. An der antiken griechischen Mathematik war er ebenso interessiert wie an moderner Literatur (eigene Gedichte und Novellen, Übersetzer für Stéphane Mallarmé). In seinen Königsberger Vorlesungen bezog er gegen die antirepublikanische Gesinnung der Studentenschaft Stellung, im April 1933 folgte die Entlassung. 1934–1955 ordentlicher Professor in Marburg, 1955–1962 in Göttingen. 1948–1950 Gastaufenthalt am Institute for Advanced Study in Princeton, NJ. Die von Helga Eschker und Michael Schäfer beantragte Gedenktafel wurde am 26. Oktober 2015 enthüllt. 184 

Richter, August Gottlob Chirurg 1766–1812  Theaterstraße 5 13.4.1742 Zörbig (Kreis Bitterfeld) – 23.7.1812 Göttingen. Sein zweiter Vorname lautet korrekt Gottlieb. Studium in Göttingen (imm. 11.5.1760, med.), 1764 Promotion. Nach Studienreisen durch Frankreich, England und die Niederlande kehrte er nach Göttingen zurück. 1766 wurde R. außerordentlicher, 1771 ordentlicher Professor der Medizin und Chirurgie. Begründer der ersten Chirurgischen Klinik am Geismar-Tor; 1776 ordentliches Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften, 1780 Königlicher Leibarzt. In seinem Werk »Anfangsgründe der Wundarzneykunst« (7 Bde., Göttingen 1782–1804) legt R. dar, dass die Chirurgie Teil der Heilkunst sein müsse: z. B. sollte man bei chirurgischen Eingriffen auf die Erhaltung von Körperfunktionen achten. R. war auch in der Operation von örtlichen Krebsgeschwüren (»Ausrottung«) und in der Verwendung von Opium seiner Zeit weit voraus. R. hatte einen europaweiten Ruf und zahlreiche Schüler. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät 1908 angebracht und 1982 erneuert.

Riecke, Eduard Physiker 1885–1915  Bühlstraße 22 1.12.1845 Stuttgart – 11.6.1915 Göttingen. Nach dem Besuch des Poly­ technikums in Stuttgart Studium der Mathematik in Tübingen, in Göttingen (imm. 24.4.1869) vorwiegend bei den Professoren Alfred Clebsch und Wilhelm Weber. 1871 Dissertation und Habilitation für Physik und Mathematik, 1873 außerordentlicher, 1883 ordentlicher Professor als Nachfolger W. Webers. Er gilt als einer der Pioniere der Festkörperphysik. Mehr noch machte er sich um Wissenschaftspolitik verdient. Zusammen mit Felix Klein bemühte sich R. um die Modernisierung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an den Schulen und des akademischen Lehrbetriebs, z. B. durch das physikalische Praktikum. R. hat der Universität Göttingen insgesamt 45 Jahre angehört und in dieser Zeit viel für den Ausbau der physikalischen Institute getan, z. B. auch durch die Gründung des Instituts für Geophysik. Sein »Lehrbuch der Expe­ 185

rimental-Physik« (2 Bde., Leipzig 1896) war ein weit verbreitetes Standardwerk, das in vielen Auflagen erschien. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1937 auf Antrag des Instituts für Angewandte Elektrizität angebracht.

Riemann, Bernhard Mathematiker 1854–1857  Barfüßerstraße 18 17.9.1826 Breselenz bei Dannenberg/Elbe – 20.7.1866 Selasca am Lago Maggiore, Italien. Studium und Lehrtätigkeit – mit Ausnahme einer zweijährigen Unterbrechung in Berlin  – nur in Göttingen (imm. 25.4.1846 und 16.4.1849). 1851 Promotion bei Gauß, 1854 Habilitation, 1857 außerordentlicher, 1859 ordentlicher Professor für Mathematik als Nachfolger von Lejeune Dirichlet auf dem Lehrstuhl von Carl Friedrich Gauß. R. gilt als genialer und ungewöhnlicher Mathematiker des 19. Jahrhunderts. In seinem Habilitationsvortrag entwickelte er 1854 die Begriffe für das mathematische Verständnis der Raumstruktur. Bedeutend sind seine Arbeiten über Funktionen und seine Ideen zur Geometrie, die sich aber erst allmählich durchsetzten. R.s Begriff der »Mannigfaltigkeit« wurde aber – ähnlich wie die Relativitätstheorie Einsteins – nur von wenigen verstanden. R. starb mit 39 Jahren an Tuberkulose. Die Gedenktafel wurde im Einvernehmen mit sämtlichen Professoren der Mathematik, Physik und Astronomie 1890 auf Antrag von Prof. Felix Klein angebracht und 1954 erneuert.

Ritschl, Albrecht Benjamin Theologe 1864–1889  Herzberger Landstraße 9 25.3.1822 Berlin  – 20.3.1889 Göttingen. Studium der Theologie in Bonn (1839) und Halle (1841), weitere Ausbildung in Heidelberg und Tübingen. 1846 Habilitation, 1852 außerordentlicher, 1859 ordentlicher Professor der Theologie in Bonn. Als Nachfolger des Dogmatikers Dorner wurde R. 1864 als ordentlicher Professor für Theologie nach Göttingen berufen. R. wurde 1874 zum Konsistorialrat, 1878 zum außerordentlichen Mitglied des Landeskonsis186 

toriums in Hannover ernannt. Sein bedeutendstes Werk ist »Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung« (3 Bde., Bonn 1870–1874). R.s Lehre, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zum »Ritschlianismus« führte, war eine ethisch-praktische, engagierte Theologie, die die persönliche Frömmigkeit betonte. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Ritter, August Heinrich Philosoph 1845–1869  Lange Geismarstraße 18 21.11.1791 Zerbst – 3.2.1869 Göttingen. Studium zunächst der Theologie in Halle, dann auch der Philosophie in Göttingen (imm. 26.4.1812 und 20.11.1813) und Berlin, unter dem Einfluss Schleiermachers. Habilitation 1817 in Berlin, dort auch 1824 außerordentlicher Professor. 1833 in Kiel. 1837 als ordentlicher Professor für Philosophie nach Göttingen berufen. Mit seinem Hauptwerk »Geschichte der Philosophie« (12 Bde. Hamburg 1829–1853), die vor der Philosophie Kants abschließt, gilt R. als bedeutender Vertreter der Philosophiegeschichtsschreibung. Die systematischen Schriften, wie die »Enzyclopädie der philosophischen Wissenschaften« (3 Bde., Göttingen 1862–1864), hielt man allerdings für theologisierenden Eklektizismus. Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1910 auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät angebracht, später erneuert.

Ritter, Karl Geograph 1813–1816  Jüdenstraße 12 7.8.1779 Quedlinburg – 28.9.1859 Berlin. Erziehung in Schnepfen­t hal bei dem Philanthropen Salzmann. 1796 Studium der Kameralistik am Pädagogium der Franckeschen Stiftung in Halle. Seit 1798 als Erzieher in Frankfurt am Main bei der Bankiersfamilie Bethmann-­ Hollweg tätig; mit seinen Zöglingen Reisen in die Schweiz, wo er den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi traf, nach Frankreich und Italien. 1813 kam R. nach Göttingen (imm. 20.7.1813, phil.), um die Bibliothek für seine geographischen Studien zu nutzen. Professor der Geschichte am Gymnasium in Frankfurt a. M. 1820 berief 187

ihn Wilhelm von Humboldt als Professor der Erd-, Länder-, Völker- und Staatenkunde an die Universität und an die Allgemeine Kriegsschule nach Berlin. Begründer der auf die Erdoberfläche beschränkten, historisch und naturkundlich ausgerichteten Geo­ graphie als Wissenschaft. Sein Hauptwerk ist »Die Erdkunde im Verhältnis zur Natur und Geschichte des Menschen« (2 Bde., Berlin 1817–1818). Die Gedenktafel ging verloren, wurde auf Beschluss des Magistrats 1905 erneuert. 2012 erneuert.

Rodbertus*, Johann Karl Nationalökonom und Politiker 1823–1824  Jüdenstraße 24 12.8.1805 Greifswald  – 6.12.1875 Jagetzow. Studium in Göttingen (imm. 10.10.1823, jur.) und Berlin. 1829 Referendar am Oberlandesgericht in Breslau, 1830 an der Regierung in Oppeln. 1832 trat R. aus dem Staatsdienst aus und bewirtschaftete seitdem das 1835 von ihm gekaufte Gut Jagetzow in Pommern. 1848 in die Preußische Nationalversammlung gewählt, wurde er dort der Führer des linken Zentrums. Im Ministerium Auerswald-Hansemann war R. 1848 zwei Wochen lang Kultusminister, im Januar 1849 Mitglied der zweiten Kammer. 1862–1863 Gegner Lassalles in der sozialen Frage, die er nicht als eine politische, sondern als eine wirtschaftliche ansah. Weil die Renditen der Eigentümer immer mehr zunähmen, die Lohnquote der Arbeiter am Sozialprodukt sich aber vermindere und Verarmung zur Folge hätte, sollten Boden und Kapital in Staatseigentum übergehen. R. gilt als einer der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. Die Gedenktafel war bereits 1928 verschwunden.

Rohns, Christian Friedrich Andreas Baumeister 1828–1830  Herzberger Landstraße 113 (ehemals »Rohns«) 28.1.1787 Lodersleben bei Querfurt  – 15.2.1853 Göttingen. Nach Abschluss einer Lehrzeit als Maurer und Steinmetz kam R. über Halberstadt 1811 nach Göttingen, wo er eine Stellung als Polier bei dem Maurermeister Linne antrat. Das Stadtbild Göttingens 188 

Christian Friedrich Andreas Rohns

wurde wesentlich durch seine Bauten im klassizistischen Stil geprägt. Seit 1812 war R. als Bauunternehmer tätig; in seiner Firma beschäftigte er zeitweise bis zu 400 Menschen. Nach Abbruch des Barfüßerklosters und der Franziskanerkirche gestaltete R. an dieser Stelle den Neuen Markt, heute Wilhelmsplatz, mit: 1820 Neubau der Justizkanzlei, des alten Amtsgerichts, 1824 eines Ball- und Konzerthauses, der »Restauration« (heute »Alte Mensa«), das 1825 von dem Weinhändler Chr. H. A. Ulrich gekauft und ab 1834 als Theater genutzt wurde; 1835–1837 baute R. unter Leitung des Universitätsbaumeisters Otto Praël, ebenfalls am Wilhelmsplatz, die platzgestaltende Aula zum Jubiläum der Universitätsgründung 1737. 1827–1829 Bau der Anatomie (im April 1945 zerstört) vor dem Allee-Tor, auf dem Gelände des heutigen Busbahnhofs. Zugleich errichtete R. auf dem Hainberg den nach ihm im Volksmund »Rohns« genannten »Volksgarten«, einen beliebten Vergnügungs189

park mit Gaststätte, Terrasse und gepflegten Grünanlagen, später kamen Karussell, Turnhalle und ein Tanzsaal dazu. Die Neue Kaserne (am heutigen Neuen Rathaus) und das Haus Karl ­Otfried Müllers am heutigen Wochenmarkt wurden 1835 und 1837 erbaut, ebenso 1850/51 das neue Ernst-August-Hospital an der Geiststraße. R. war mit dem Bildhauer Ernst von Bandel befreundet, der den Fries im Giebel der Aula gestaltete, und als Erbauer des­ Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald bekannt wurde. Ganz neuartig war Rohns’ 1819/20 erbautes, öffentliches Badehaus am heutigen Albaniplatz, das mit warmem Wasser und Sole aus der Groner Saline versorgt werden konnte. Angegliedert war sein 1820 errichtetes Wohnhaus, das er seit 1822 bis zu seinem Tod bewohnte; die Anlage wurde zwischen 1964 und 1972 abgerissen und nur das Badehaus rekonstruiert. Begraben auf dem Albani-Friedhof. Am »Rohns«, Herzberger Landstraße 113, heute in eine Wohnanlage integriert, sind 2 Gedenktafeln mit folgenden Inschriften angebracht: »Erbaut von Bau-Commissair Christian Rohns, 1828 bis 1830« und »Am 1. April 1898 von der Städtischen Brauerei zu Göttingen erworben und vergrößert 1898–1899«. Ein Gedenkstein für Rohns befindet sich am alten Feuerteich im Cheltenham-Park.

Rosenbach, Friedrich Julius Chirurg und Bakteriologe 1872–1923  Theaterstraße 15 16.12.1842 Grohnde/Weser – 6.12.1923 Göttingen. Studium der Naturwissenschaften, vorwiegend der Chemie, in Heidelberg, Göttingen (imm. 17.10.1863), Wien, Paris und Berlin. 1867–1868 Assistent am Pathologischen Institut, 1872 Privatdozent für Chirurgie, 1877 außerordentlicher Professor und Leiter der Chirurgischen Poli­ klinik, 1920 ordentlicher Honorarprofessor in Göttingen. R. hat der Universität mehr als 50 Jahre angehört. R. entdeckte die Mikroorganismen des Eiters und andere pathologische Bakterien. Seine wichtigsten medizinischen Schriften über Infektionskrankheiten, chirurgische Knochen- und Gelenkerkrankungen fallen in die Jahre 1884–1900. Die nötigen bakteriologischen Untersuchungen führte R. ausschließlich in dem Laboratorium durch, das er in seiner Wohnung eingerichtet hatte, da das alte Ernst AugustHospital technisch und hygienisch sehr schlecht ausgerüstet war. R. entwickelte den Wirkstoff »Tuberkulin-Rosenbach« gegen ge190 

schlossene Tuberkulose. Seine Ehefrau Franziska war die Tochter des Göttinger Bürgermeisters Georg Merkel. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Roth, Heinrich Pädagoge 1961–1971  Baurat-Gerber-Straße 4/6 1.3.1906 Gerstetten (Württemberg) – 7.7.1983 Göttingen. Studium der Pädagogik und Psychologie in Erlangen und Tübingen, 1933 Lehrerexamen und Promotion. In der bündischen Jugend aktiv, kam R. 1934 vorübergehend in Haft. Arbeit als Heerespsychologe in München und Salzburg, später Berufsberater im Arbeitsamt Wien, zuletzt Soldat. Während der NS -Zeit nach eigener späterer Aussage eher angepasst, vollzog R. nach 1945 eine glaubhafte Wendung zum engagierten Verfechter einer Schul- und Bildungsreform. 1947 Dozent am Pädagogischen Institut in Künzelsau, 1951 in Esslingen. 1956 ordentlicher Professor für Psychologie an der Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt a. M., 1961–1971 ordentlicher Professor für Pädagogik in Göttingen. 1965–1975 führendes Mitglied des Deutschen Bildungsrates. R. vollzog die »realistische Wendung in der pädagogischen Forschung« (Göttinger Antrittsvorlesung) und formte die Pädagogik zur Erfahrungswissenschaft. R.s Kernthese: Der Mensch ist nicht begabt, er wird begabt durch sein Anregungsmilieu und durch Lern- und Entwicklungsprozesse. Folglich besteht die Aufgabe jeden Unterrichts in der optimalen Organisation der Lernprozesse. Hauptschriften: Begabung und Lernen (Hrsg., 1969, zwölf Auflagen), Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens (1957, sechszehn Auflagen); seine Pädagogische Anthropologie konnte R. nicht mehr abschließen (1966–1971, zwei Bände). Er begründete 1963 die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und beförderte die Einrichtung des Studiengangs Diplom-Pädagogik (1969). Die von Prof. Dr. Hans Dieter Haller beantragte Gedenktafel wurde am 1. März 2008 am heutigen Sitz des Pädagogischen Seminars enthüllt.

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Runde, Justus Friedrich Rechtsgelehrter 1784–1807  Goetheallee 2 27.5.1741 Wernigerode  – 28.2.1807 Göttingen. Studium in Halle und Göttingen (imm. 12.5.1764) unter dem Einfluss des Professors Georg Ludwig Böhmer, dessen Kinder R. unterrichtete, zunächst der Theologie, dann der Rechtswissenschaften. 1770 Privatdozent, 1771 Professor der Rechte und Reichsgeschichte am Carolinum in Kassel. 1783 wurde R. als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen und siedelte 1785 über. Sein bedeutendstes Werk: »Grundsätze des allgemeinen teutschen Privatrechts« (Göttingen 1791), das den Corpus Juris Civilis behandelt, unterscheidet sich von den übrigen Lehrbüchern seiner Zeit durch den Gebrauch der deutschen Sprache. Begraben auf dem alten MarienKirchhof. Die Gedenktafel wurde vor 1888 angebracht und 1933 erneuert.

Sander, Bernhard Heinrich Friedrich Philipp Pastor 1833–1874  Mitteldorfstraße 4 11.8.1806 Elze – 24.10.1874 Geismar. Dem Studium in Halle und Göttingen (imm. 18.5.1825, theol.) folgten Tätigkeiten als Privatlehrer und Rektor in Dransfeld. 1833 Wahl zum Pastor der St. Martinskirche in Geismar. S. erwies sich als außerordentlich tatkräftiger Seelsorger mit großem Engagement für die Notleidenden. Die Entschuldung jener Bauern, die 1826 das Rittergut gemeinschaftlich gekauft hatten, ist sein Verdienst; er verhandelte die Ablösung der Dienstpflichten und des Zehnts ebenso wie die Auflösung des Adeligen Gerichts Geismar (1839). Dafür schenkte ihm die Gemeinde das Patronat (Besetzungsrecht) über Kirche und Schule. S.  bezog Stellung im hannoverschen Verfassungskonflikt von 1837 und war 1849–1855 Abgeordneter der hannoverschen Ständeversammlung; er gab 1842 den Anstoß zur Gründung des Gustav-Adolf-Vereins (Hilfsverein für protestantische Diasporagemeinden). Nach dem Rückzug aus der Politik widmete er sich landwirtschaftlichen Verbesserungen und führte die ertragreiche Kartoffelsorte »Blaue Riesen« in Geismar ein. 192 

Begraben an der St. Martinskirche in Geismar. Die von der FDPFraktion im Ortsrat Geismar beantragte Gedenktafel wurde am 11. August 1981 am Pfarrhaus der St. Martinsgemeinde enthüllt.

Sauppe*, Hermann Klassischer Philologe 1856–1893  Untere Maschstraße 18 9.12.1809 Wesenstein bei Dresden – 15.9.1893 Göttingen. Studium der klassischen Philologie in Leipzig. 1833 Lehrer an der Kantonalschule in Zürich, 1838 Habilitation und außerordentlicher Professor in Zürich. 1845 Direktor des Gymnasiums in Weimar. 1856 wurde S. als ordentlicher Professor für klassische Philologie nach Göttingen berufen und entfaltete hier eine umfassende Lehrtätigkeit. Bekannt ist seine Sammlung griechischer und lateinischer Schriftsteller, die er mit Erläuterungen versah. S.  verfasste zahlreiche Rezensionen, die meisten davon in Latein, veröffentlicht in den Nachrichten der Akademie der Wissenschaften. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1894 auf Antrag von Bürgermeister Georg Calsow angebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurden Haus und Tafel durch eine Bombe zerstört.

Savigny*, Friedrich Carl von Rechtsgelehrter und preußischer Staatsmann 1796–1797  Weender Straße 77 21.2.1779 Frankfurt a. M. – 25.10.1861 Berlin. Studium in Marburg, Göttingen (imm. 24.10.1796, jur.), wo ihn die Vorlesungen von Professor Gustav Hugo nicht besonders begeisterten, dann Leipzig, Jena und Halle. 1803 wurde S.  außerordentlicher Professor für Z ­ ivilrecht in Marburg, 1808 in Landshut. 1810 wurde S. an die neu gegründete Universität nach Berlin berufen, von Wilhelm von Humboldt dem König Friedrich Wilhelm III . empfohlen als der Mann, »von dem der König die Vertiefung des Rechtsbewusstseins und die richtige Behandlung und Leitung des Studiums der Jurisprudenz erwarten dürfe«. 1817 Mitglied des preußischen Staatsrats, 1842–1848 preußischer Minister für die Revision der Gesetzgebung. S. gilt als das Haupt der Historischen Schule, die sich von 193

naturrechtlichen Vorstellungen durch die strenge Methode und die Orientierung an den Quellen des Rechts, besonders des römischen, unterschied. Verschwägert mit Achim von Arnim und Clemens Brentano, der Heidelberger Romantik und Jacob Grimm nahe stehend, leitete er den Ursprung des Rechts aus dem Volksgeist her. S.s Hauptarbeit war historischen Untersuchungen gewidmet, denen wir seine »Geschichte des Römischen Rechts im Mittel­a lter« (6 Bde., Heidelberg 1815–1831) verdanken. Die in Verlust geratene erste Gedenktafel wurde auf Beschluss des Magistrats 1905 erneuert; nach dem Abbruch des Hauses ist die Tafel nicht mehr vorhanden.

Schlegel, August Wilhelm von Dichter, Literaturkritiker und Orientalist 1786–1791  Goetheallee 15 8.9.1767 Hannover – 12.5.1845 Bonn. Studium in Göttingen (imm. 3.5.1786) zunächst der Theologie, dann der Philologie besonders bei Christian Gottlob Heyne; für seine Vergil-Ausgabe erstellte er das Register und für eine Seminararbeit über die homerische Geographie erhielt er 1788 einen Preis der Universität. Hier in Göttingen lernte er seine spätere Frau Caroline, eine der Töchter des Göttinger Professors der Orientalistik Johann David Michaelis kennen, hier machte er die Bekanntschaft Gottfried August Bürgers, an dessen Zeitschrift »Akademie der schönen Redekünste« er mitarbeitete. Nach einer Tätigkeit als Hofmeister in Amsterdam ging S. nach Jena, wo er Vorlesungen über Ästhetik hielt, publizistisch tätig wurde und mit seinem Bruder Friedrich das Jahrbuch »Athenäum« (3 Bde., Berlin 1798 bis 1800), das Sprachrohr der Jenaer Frühromantik, herausgab. In dieser Zeit begann S. mit der heute noch maßgeblichen Übersetzung der Werke Shakesp­eares (zuerst 9 Bde., Berlin 1797–1810). Nach der Scheidung von C ­ aroline ging S.  nach Berlin, wo er 1802 Vorlesungen über Literatur und Kunst hielt. 1804 mit Madame de Staël auf Reisen. Nach Napoleons Sturz 1818 Professor in Bonn, wo sich S. dem Studium der orientalischen Literatur und, als einer der ersten in Deutschland, dem Sanskrit zuwandte. Die Gedenktafel wurde 1909 auf Vorschlag des Vorsitzenden des Geschichtsvereins für Göttingen Prof. Edward Schröder angebracht und 1937 erneuert. 194 

August Wilhelm von Schlegel

Schlegel, Friedrich von Dichter 1790–1791  Papendiek 16 10.3.1772 Hannover  – 12.1.1829 Dresden. Studium in Göttingen (imm. 26.4.1790, theol), wo sich S.  als Hörer Christian Gottlob Heynes vor allem dem Studium des griechischen Altertums zuwandte, und in Leipzig. Mit seinem Bruder August Wilhelm, mit Tieck, Schleiermacher, Novalis u. a. ist S. als Begründer der Romantischen Schule anzusehen, in deren Zeitschrift »Athenäum« er seine »Fragmente« 1798–1800 veröffentlichte. Die Arbeit »Über die Sprache und Weisheit der Indier« (Heidelberg 1808) gab auch der vergleichenden Sprachwissenschaft Anregungen. Die Ver195

öffentlichung des erotischen Schlüssel-Romans »Lucinde«, 1799 in Berlin, war ein Skandal und hatte zur Folge, dass ihm 1800 vom Universitäts-Kuratorium der Aufenthalt in Göttingen wegen »sitten­verderbender Schriften« verboten wurde. 1809 wurde S. Sekretär und Hofrat bei der Staatskanzlei in Wien und wirkte 1815–1818 als österreichischer Legationsrat am Deutschen Bundestag in Frankfurt.

Schlözer, August Ludwig von Historiker und Staatswissenschaftler 1767–1809  Paulinerstraße 14 (vorher 19) 5.7.1735 Gaggstadt (Württemberg) – 9.9.1809 Göttingen. Studium in Wittenberg und Göttingen (imm. 20.5.1754, theol.), wo S.  als Stipendiat vorwiegend Vorlesungen über orientalische Sprachen bei Professor Johann David Michaelis hörte. Seit dieser Zeit war »mein Symbol: Extra Gottingam vivere, non est vivere«, wie er in seiner Autobiografie schreibt. 1755 Hauslehrer in Stockholm, später in Uppsala. 1759 kehrte S. nach Göttingen zurück, um Medizin zu studieren. 1761 Hauslehrer in St. Petersburg, wo er durch die Fürsprache der Kaiserin Katharina II . 1764 Professor der Geschichte an der Akademie der Wissenschaften wurde. 1769 bat S. um seine Entlassung aus russischen Diensten, um eine Berufung nach Göttingen anzunehmen, wo er Statistik, Politik und europäische Geschichte lehrte. Als Publizist, besonders durch die Zeitschrift »Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts« (10 Bde., Göttingen 1776–1782), fortgesetzt als »Schlözers Staatsanzeigen« (18 Bde., Göttingen 1782–1793) machte er sich einen Namen. S.  lehrte streitbar und sprachgewaltig. Die Promotion seiner Tochter Dorothea 1787 an der Philosophischen Fakultät war wohl ein Experiment im Geiste der Aufklärung; in Halle hatte 1754 Dorothea Erxleben als erste Frau in Deutschland den medizinischen Doktorgrad erworben. Begraben auf dem BartholomäusFriedhof. Die vor 1903 angebrachte Gedenktafel war noch 1928 an Schlözers Wohnhaus Paulinerstraße 19 vorhanden, nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie am Haus Nr. 14 erneuert.

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Schlözer, Dorothea Als erste deutsche Frau 1787 Doktor der Philosophie 1811–1825  Lange Geismarstraße 49 10.8.1770 Göttingen – 12.7.1825 Avignon (Frankreich). Tochter des Historikers und Publizisten August Ludwig Schlözer. Der Vater ließ der Tochter ein umfangreiches Erziehungsprogramm zuteilwerden, mit dem er die Befähigung der Frauen zu höherer Bildung unter Beweis stellen wollte. Dorothea Schlözer erwies sich als hoch begabt, lernte neben den alten mehrere neue Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. 1781–1782 Italienreise mit dem Vater, 1786 mineralogischer Studienaufenthalt in den Harzbergwerken. Das umstrittene Experiment endete am 17.9.1787 mit dem Magisterexamen und der Promotion zum ersten weiblichen Doktor der Philosophie in Deutschland. Als Mitarbeiterin des Vaters verfasste sie Teile der »Münz-, Geld- und Bergwerks-­Geschichte des russischen Kaiserthums« (Göttingen 1791) und arbeitete als Übersetzerin. 1792 Heirat mit dem Lübecker Kaufmann und Senator M ­ atthäus Rodde, der 1803 den Freiherrentitel erwarb. In Lübeck führte Dorothea Schlözer eines der vornehmsten Häuser und unterhielt Kontakte zu Klopstock und den beiden Grafen Stolberg. Seit 1797 lebte sie in einem Dreiecksverhältnis mit dem französischen Emigranten Charles de Villers und ihrem Gatten. Nach dem wirtschaftlichen Ruin und seelischen Zusammenbruch R ­ oddes 1810 zog die Familie zurück nach Göttingen und Dorothea ­Schlözer musste mit dem Restvermögen den Unterhalt bestreiten. Die Gedenktafel wurde am 14. Juli 1976 vom Deutschen Akademikerinnenbund angebracht.

Schopenhauer, Arthur Philosoph 1809–1810  Lange Geismarstraße 64 22.2.1788 Danzig – 21.9.1860 Frankfurt a. M.. Studium in Göttingen (imm. 9.10.1809, med.), wo S.  bei Johann Friedrich Blumenbach Naturgeschichte und Mineralogie, bei Bernhard Thibaut Mathematik und bei Arnold Heeren Geschichte der europäischen Staaten hörte. Im 2. Semester gab S. das Studium der Naturwissenschaften auf und widmete sich unter dem Einfluss des Philosophen Gottlob Ernst Schulze nur noch der Philosophie. In Göttingen pflegte er 197

Umgang mit dem Amerikaner W. B. Astor, dem späteren preußischen Staatsmann Josias von Bunsen, dem klassischen Philologen Friedrich Thiersch, dem Germanisten Karl Lachmann und dem Dichter Ernst Schulze. Über Göttingen und sein Studium äußerte er: »die Lust am Lernen ist nirgends so groß als dort, man hat den Gebrauch der ersten aller Bibliotheken, und die Nähe der gelehrtesten Männer in allen Fächern.« Sein Hauptwerk »Die Welt als Wille und Vorstellung« (Leipzig 1819) hatte vor allem Einfluss auf die Literatur, namentlich auf Schriftsteller wie Wilhelm Raabe und Thomas Mann. 1820 Privatdozent in Berlin. 1831 siedelte S. nach Frankfurt a. M. über. Auf Anregung der Lokalpresse wurde 1896 eine Gedenktafel an der Direktorenwohnung des Botanischen Gartens, Untere Karspüle 2, durch den Magistrat angebracht. Im Gartenhaus hatte S. 1810/11 gewohnt. 1953 wurde das Gartenhaus abgerissen. Die Gedenktafel Lange Geismarstraße 64 wurde 1937 erneuert.

Schramm, Percy Ernst Historiker 1929–1970  Herzberger Landstraße 66 14.10.1894 Hamburg  – 12.11.1970 Göttingen. Als Ordinarius 1929 nach Göttingen berufen. S.s Arbeitsfeld war zunächst das Mittelalter, speziell die Monarchie und ihre Herrschaftszeichen; bekannt ist sein Werk »Kaiser, Rom und Renovatio« (1929). Als Kriegsteilnehmer führte S.  von 1940–1945 das »Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht« (hrsg. 1961–1965). Populär sind seine Schriften zur Geschichte Hamburgs, aus dessen Bürgertum er stammte: »Hamburg, Deutschland und die Welt« (1943). S.  war Träger des Großen Verdienstordens mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Kanzler des Ordens Pour le Merite für Wissenschaft und Künste, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Ehrendoktor der Universität Ankara und Träger der Gatterer-Medaille. Die Gedenktafel wurde auf Anregung des Rektors der Universität Professor Dr. Rudolf von Thadden am 18. Oktober 1974 enthüllt.

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Schröder, Edward Germanist 1902–1942  Wagnerstraße 2 18.5.1858 Witzenhausen  – 9.2.1942 Göttingen. Studium der deutschen Philologie in Straßburg und Berlin, wo Müllenhoff und Scherer seine Lehrer wurden. 1880 Promotion in Straßburg, Habilitation 1883 in Göttingen. 1885 nach Berlin umhabilitiert, dort auch 1887 außerordentlicher Professor, 1889 ordentlicher Professor in Marburg. 1902 als Nachfolger Gustav Roethes als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen, wo er 1908–1934 die Arbeit am »Grimm’schen Deutschen Wörterbuch« leitete. 1891–1938 Herausgeber der »Zeitschrift für deutsches Altertum« und der dazu gehörigen »Anzeigen«. Obwohl S. viele seiner Werke nicht vollendete und Manuskripte sogar vernichtet haben soll, umfasst das Verzeichnis seiner Werke, das man ihm zu seinem 75. Geburtstag erstellte, mehr als 100 Seiten. S.s Arbeitsgebiete waren die Geschichte der Germanischen Philologie, Literaturgeschichte, Grammatik, Textkritik, Orts- und Landeskunde, vor allem aber Namenkunde. Er war Vorsitzender des Göttinger Geschichtsvereins; die Ehrenbürgerschaft der Stadt Göttingen wurde ihm anlässlich des 200-jährigen Universitätsjubiläums 1937 verliehen. Die Gedenktafel wurde 1953 auf Anregung von Dr. Otto Fahlbusch, Direktor des Städtischen Museums, angebracht.

Schroeter, Johann Hieronymus Astronom 1764–1767  Rote Straße 17 30.8.1745 Erfurt  – 29.8.1816 ebd. S.  studierte 1761–1764 in seiner Heimatstadt Theologie, 1764–1769 Rechtswissenschaft in Göttingen (imm. 17.3.1764). Er trat in hannoversche Dienste und war 1781–1815 Oberamtmann in Lilienthal bei Bremen. Sein Interesse an der Astronomie weckten in Göttingen Professor Kästner und in Hannover die Familie Herschel. 1782 richtete S.  in Lilienthal eine private Sternwarte ein, die bald zu den bedeutendsten Observatorien Europas zählte. 1798 verkaufte er die Sternwarte dem britischen König und behielt die lebenslangen Nutzungsrechte. Nach der Plünderung durch französische Truppen 1813 gab S.  auf und übereignete seine Instrumente vertragsgemäß an die Universität 199

Göttingen. Schroeters Interesse galt der physischen Beschaffenheit der Himmelskörper; er beendete den Zustand bloßer Spekulationen durch exakte Beobachtung und anschließende Kartographierung der Planetenoberflächen. S.  beschrieb Streifen auf dem Mars (die vermeintlichen »Marskanäle«), Flecken auf dem Jupiter und fand die Marsatmosphäre. Hauptwerk ist die Mond­ topographie »Selenotopographische Fragmente« (2 Bde., Lilienthal 1791–1802). Die von Professor Dr. Hans-Heinrich Voigt angeregte Tafel wurde während der Jahrestagung der Gauß-Gesellschaft am 14. Oktober 1988 enthüllt.

Schücking, Christoph Bernhard Levin Romanschriftsteller 1836–1837  Kurze Straße 12 6.9.1814 Clemenswerth (Bistum Münster)  – 31.8.1883 Pyrmont. Nach dem Besuch der Universitäten München und Heidelberg kam S. nach Göttingen (imm. 5.11.1835), um seine Rechtsstudien fortzusetzen, widmete sich jedoch hier vorwiegend philosophischen und l­ iterarischen Arbeiten. »Daneben schwelgte ich in den Schätzen der gar nicht genug zu preisenden Göttinger Bibliothek.« In Münster, wo er sich 1837 als Schriftsteller niederließ, wurde er mit Annette von Droste-Hülshoff bekannt, deren Lebensbild er 1862 veröffentlichte. 1841 Bibliothekar des Freiherrn von Lassberg auf der Meersburg. 1843 trat er in die Redaktion der »Allgemeinen Zeitung« in Augsburg ein; 1845–1852 übernahm er die Feuilleton-­Redaktion der »Kölnischen Zeitung«. Nach mehreren Reisen durch Frankreich und Italien lebte er seit 1852 als freier Schriftsteller in Sassenberg bei Warendorf, seit 1855 in Münster. S.  schrieb zahlreiche Novellen und Romane, die meist das Leben des Adels und der Bauern seiner westfälischen Heimat um 1800 schildern. Die Gedenktafel wurde 1933 auf Antrag des Vereins für Fremdenverkehr Göttingen angebracht.

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Schulenburg, Fritz-Dietlof Graf von der Widerstandskämpfer 1920–1921  Theaterplatz 5 5.9.1902 London – 10.8.1944 Berlin-Plötzensee (hingerichtet). Aus einer preußischen Offiziersfamilie stammend studierte S. 1920–1923 Jura in Göttingen und Marburg, um dann eine Laufbahn als preußischer Verwaltungsbeamter einzuschlagen. 1928–1932 Regierungsassessor in Recklinghausen. S.  sah im Nationalsozialismus eine Chance zur Erneuerung des Preußentums und trat bereits 1932 in die NSDAP ein, seine politischen Einstellungen waren paternalistisch, autoritär und elitär; die Weimarer Republik lehnte er ab. 1933/34 persönlicher Referent des Gauleiters und Oberpräsidenten in Königsberg/Ostpreußen, danach Landrat im Samland. 1937–1939 Vizepolizeipräsident in Berlin, 1939/40 Regierungspräsident und Vertreter des Oberpräsidenten für Schlesien in Breslau, als solcher an der Germanisierungspolitik im besetzten Polen beteiligt. 1938 erste Kontakte zum militärischen Widerstand der Grafen Schwerin von Schwanenfeld und Graf Yorck von Wartenburg, 1940 auf eigenen Wunsch Reserveoffizier des Infanterieregiments 9 (Potsdam). S.  befürwortete noch 1941 den Krieg gegen die Sowjetunion, rückte dann aber nach einem langen Abwendungsprozess immer entschiedener vom Nationalsozialismus ab, je offensichtlicher dessen Unrechtscharakter ihm durch die Besatzungspolitik wurde. S. zählte zu den Anführern des militärischen Widerstands, er gewann Stauffenberg für die Verschwörer und nahm an den Treffen des Kreisauer Kreises teil. Er organisierte die Personalplanung für eine neue Reichsregierung und sollte selbst Staatssekretär im Innenministerium werden. Am Abend des misslungenen Hitler-Attentats vom 20.7.1944 wurde er im Bendlerblock in Berlin verhaftet, am 10.8.1944 vom »Volksgerichtshof« zum Tode durch den Strang verurteilt und am selben Tag hingerichtet. Die von Herrn Daniel von Wichelhaus im Namen des Corps­ Saxonia beantragte Gedenktafel wurde am 3. Juli 2004 enthüllt.

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Schultz, Ernst Andreas Heinrich Hermann Theologe 1876–1903  Geismar Landstraße 13 30.12.1836 Lüchow (Kreis Dannenberg) – 15.5.1903 Göttingen. Studium der Theologie und Philosophie in Göttingen (imm. 18.4.1853; 24.4.1855; 28.10.1858) und Erlangen. 1858 Promotion zum Dr. phil., Repetent am Theologischen Stift, 1861 Habilitation in Göttingen. 1864–1872 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität in Basel, 1872 in Straßburg, 1874 in Heidelberg. 1876 wurde S. als ordentlicher Professor der Theologie nach Göttingen berufen. S. war erster Universitätsprediger und Leiter des praktischen Seminars. Er hielt Vorlesungen über das Alte Testament und über sämtliche systematischen Fächer. 1890 wurde er zum Abt von Bursfelde ernannt. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1907 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät angebracht.

Schulze*, Gottlob Ernst Philosoph 1810–1833  Rote Straße 30 23.8.1761 Heldrungen (Thüringen) – 14.1.1833 Göttingen. Studium der Philosophie und Theologie in Wittenberg, dort auch Promotion und Adjunkt der philosophischen Fakultät. 1788 ordentlicher Professor der Philosophie in Helmstedt. 1810 nach Auflösung der Helmstedter Universität als ordentlicher Professor für Philosophie, Logik und Metaphysik nach Göttingen berufen, wo Schopenhauer einer seiner ersten Schüler wurde. Mit seinen Werken bekämpfte er die »Kritiken« Immanuel Kants: »Änesidemus, oder über die Fundamente der Elementar-Philosophie« (Helmstedt 1792), »Encyklo­pädie der philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch für Vorlesungen« (Göttingen 1814), »Psychische Anthropologie« (Göttingen 1816) und »Über die menschliche Erkenntnis« (Göttingen 1832). Seine Grabstätte ist unbekannt. Die heute fehlende Gedenktafel wurde von Frau Prof. SchulzeKraemer 1933 gestiftet.

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Schwarzschild, Karl Begründer der Astrophysik 1901–1909  Geismar Landstraße 11 (Sternwarte) 9.10.1873 Frankfurt a. M.  – 11.5.1916 Potsdam. Schon früh zeigte sich S.s Begabung. Als Schüler veröffentlichte er bereits Arbeiten zur Astronomie in der maßgeblichen Zeitschrift »Astronomische Nachrichten«. Zunächst studierte er in Straßburg und München. 1897 wurde er Observator an der von Kuffnerschen Sternwarte in Wien, kehrte aber nach zwei Jahren nach München zurück. 1901 als Direktor der Sternwarte nach Göttingen berufen, begründete er die moderne Astrophysik. Er arbeitete auf den Gebieten Instrumentierung, Optik, Quantenmechanik, Relativistik und Sternatmosphären. 1905 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 1909 verließ S. Göttingen, um Direktor der Sternwarte in Potsdam zu werden. Die Gedenktafel wurde am 12.  Mai 1972 auf Anregung von Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn und Prof. Dr. Hans Heinrich Voigt enthüllt.

Semper, Gottfried Baumeister und Architekt 1823–1824  Kurze Geismarstraße 2 (vorher 3) 29.11.1803 Hamburg – 15.5.1879 Rom. Studium der Geschichte und Mathematik in Göttingen (imm. 17.10.1823), der Archäologie und Baukunst in München und Paris. 1830–1832 Studienreise durch Italien und Griechenland. 1832 Schüler des Architekten Friedrich Schinkel in Berlin, nach ihm bedeutender Architekt des 19. Jahrhunderts; 1834 Professor der Architektur an der Akademie in Dresden. Hier wurde S. zum Schöpfer des Opernhauses und seit 1846 des Neubaus der Gemäldegalerie, den er selbst jedoch wegen seiner Teilnahme am Mai-Aufstand 1849 nicht vollenden konnte. In England erwuchs ihm 1851 ein neues Betätigungsfeld, besonders bei der Anlage des Kensington-Museums. 1855 Leiter und Baumeister des neu errichteten Polytechnikums in Zürich, ab 1870 kaiserlicher Architekt in Wien. Die Gedenktafel wurde 1925 auf Vorschlag des Direktors des Städtischen Museums Dr. Bruno Crome zur 100-jährigen Wiederkehr von S.s Studienaufenthalt angebracht; 1953 erneuert und nach 203

Abbruch des Hauses Nr. 3 für den Neubau der Volksbank im Fenster des Gebäudes Nr. 2 aufgehängt.

Siebold, Eduard Karl Kaspar Jakob von Frauenarzt 1833–1861  Kurze Geismarstraße 1 (Accouchierhaus) 19.3.1801 Würzburg  – 27.10.1861 Göttingen. Studium der Medizin in Berlin und Göttingen (imm. 31.10.1823) und wiederum Berlin. 1827 Privatdozent in Berlin, 1829 ordentlicher Professor in Marburg. 1832 erhielt v. S. einen Ruf als ordentlicher Professor der Medizin und Geburtshilfe sowie als Direktor der Entbindungsanstalt und Hebammenlehrer nach Göttingen. Als einer der Ersten beteiligte er sich an Narkose-Versuchen. Er verfasste bedeutende und viel gelesene Werke über die Geburtshilfe, u. a. »Versuch einer Geschichte der Geburtshülfe« (2 Bde., Berlin 1839–1845). Das »Journal für Geburtshilfe«, 1813 von seinem Vater Adam Elias v. S. begründet, setzte er fort. Sein Kolleg »Über vergleichende Psychologie des weiblichen Geschlechts« war so stark besucht, dass kein Hörsaal in Göttingen groß genug war. S. war auch sehr musikalisch; seine Dienstwohnung im Obergeschoss des Accouchierhauses war das Zentrum des damaligen Musiklebens in Göttingen. Hier lernte der Komponist Johannes Brahms seine Tochter Agathe kennen, seine Jugendliebe. Begraben auf dem alten katholischen Friedhof, auf dessen Gelände heute das Sozio-Ökonomicum steht. Die Gedenktafel wurde 1909 auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät angebracht.

Siebold, Agathe von Johannes Brahms’ Jugendliebe 1835  Kurze Geismarstraße 1 (Accouchierhaus) 5.7.1835 Göttingen – 2.3.1909 ebd. Tochter des Professors Eduard v. S. Durch das gesellschaftliche Leben im Haus ihres Vaters lernte Agathe früh Künstler und Gelehrte kennen. Als eine begabte Sängerin musizierte sie 1857 im Salon des Mathematikers Lejeune ­Dirichlet (Mühlenstraße 1) auch mit dem gefeierten Geiger Josef Joachim; später sang sie häufig im Haus des Pianofabrikanten Wilhelm Ritmüller (heute Städtisches Museum). Bei ihren Haus-Konzerten 204 

in Göttingen lernte sie 1857 Johannes Brahms kennen; zwischen beiden entstand 1858 eine Romanze, um die sich viele Legenden­ ranken. Brahms komponierte in diesem Sommer einige Lieder für sie, sein Streichsextett Nr. 2 in G-Dur op. 36 von 1864 trägt den Untertitel »Agathe«. Er löste nach etwa einem Jahr die Verbindung auf, als aus gesellschaftlichen Rücksichten für ihn eine Heirat unausweichlich schien. Agathe heiratete 1868 Dr. Carl Schütte, Assistenzarzt von Professor Karl Ewald Hasse. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Tafel an ihrem Geburtshaus trägt die Inschrift: »Dem Andenken der in diesem Haus am 5.7.1835 geborenen Agathe von Siebold, Johannes Brahms’ Jugendliebe. Die deutsche Brahms-­ Gesellschaft 1935.«

Siegel, Carl-Ludwig Mathematiker 1951–1981  Rohnsweg 14 31.12.1896 Berlin – 4.4.1981 Göttingen. S. schrieb sich 1915 in Berlin für das Studium der Astronomie ein, studierte dann aber Mathematik und theoretische Physik bei Georg Frobenius. 1919 setzte er das kriegsbedingt unterbrochene Studium bei Edmund Landau in Göttingen fort (imm. 30.4.1919). Nach der Promotion 1920 und der Habilitation 1921 trat S. bereits 1922 eine ordentliche Professur für Mathematik in Frankfurt a. M. an. 1938 nach Göttingen berufen, emigrierte er während einer Vortragsreise 1940 über Skandinavien in die USA , wo er bis 1945 Stipendiat, 1945–1951 Professor am Institute for Advanced Study in Princeton, N. J., war. 1951 kehrte er als ordentlicher Professor nach Göttingen zurück, wo er 1959 emeritiert wurde. S. war in erster Linie Zahlentheoretiker. Hauptwerk: »­ Analytische Zahlentheorie« (2 Bde., Göttingen 1963). Er veröffentlichte auch zur Funktionentheorie (Siegelsche Modul­ funktionen) und zur mathematischen Astronomie: »Vorlesungen über die Himmelsmechanik« (Berlin 1956). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Helmut Klingen, Freiburg i. Br., gestiftete Gedenktafel wurde am 26. Oktober 2001 enthüllt.

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Smend, Rudolf Jurist 1936–1975  Am Goldgraben 13 15.1.1882 Basel – 5.7.1975 Göttingen. 1900–04 Jurastudium in Basel, Berlin, Bonn und Göttingen, dort 1904 Promotion. 1908 Habilitation in Kiel, 1909 außerordentlicher Professor in Greifswald, 1911–1915 ordentlicher Professor in Tübingen, 1915–1922 in Bonn, 1922–1935 in Berlin. 1935 Zwangsversetzung nach Göttingen, wo er erst nach 1945 richtig heimisch wurde. 1950 emeritiert, hielt er bis 1969 weiter seine Seminare ab. Zunächst an rechtsgeschichtlichen Fragestellungen interessiert (Reichskammergericht), wandte sich S. in seiner Bonner Zeit »Verfassung und Verfassungsrecht« (1928) zu und formulierte seine Integrationslehre: Der Staat ist kein in sich ruhendes statisches Gebilde, sondern ein »sinnvolles Gefüge menschlicher Beziehungen«; die Grundrechte seine Werteordnung mit integrierender Funktion. Diese Auffassung prägt die oberste Rechtsprechung Deutschlands bis heute, ebenso Smends Abwägungsmethode hinsichtlich der besonders schützenswerten Grundrechte. Seit 1918 in kirchlichen Gremien aktiv, gehörte S. 1945–1955 dem Rat der EKD an, war 1945 Gründer und Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, ebenso Gründer u. Hrsg. der Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht. Sein Aufsatz »Staat und Kirche nach dem Bonner Grundgesetz« öffnete 1951 den Weg zur Neuinterpretation der ins Grundgesetz übernommenen Weimarer Verfassungsartikel zum Rechtsstatus der Kirchen. S. zählt zu den Unterzeichnern der sog. »Stuttgarter Schulderklärung«, in der die protestantischen Kirchen Deutschlands ihre Schuld und ihr Versagen angesichts der nationalsozialistischen Regierung bekannten. Sie hat erheblich zur Reintegration Deutschlands in die Völkergemeinschaft beigetragen. 1945 war S.  erster Nachkriegsrektor der Georgia Augusta, 1944–1949 Präsident der Akademie der Wissenschaften. Von seinen universitätsgeschichtlichen Studien sei »Die Göttinger Sieben«, seine Rede zur Immatrikulationsfeier 1950 erwähnt. »Mit diesen Gedenktafeln spielt Göttingen ein wenig Westminster-Abtei«, so hätte Smend seine eigene Ehrung kommentiert! Die von Prof. Dr. Volker Lipp als Dekan für die Juristische Fakultät beantragte Gedenktafel wurde am 6.  September 2006 am Wohnhaus der Familie Smend enthüllt, wo 1945 auch das Kirchenrechtliche Seminar gegründet wurde. 206 

Soemmerring, Samuel Thomas von Mediziner 1776–1778  Pauliner Straße 14 28.1.1755 Thorn, Westpreußen (heute Toruń, Polen) – 2.3.1830 Frankfurt a. M.. 1774–1778 Studium der Medizin in Göttingen, Abschluss mit einer Promotion in Anatomie. 1778/79 Studienreise über die Niederlande nach London und Edinburgh. 1779–1784 Prof. für Anatomie am Collegium Carolinum in Kassel. 1784–1797 Prof. für Anatomie und Physiologie an der Universität Mainz, seit 1792 wegen der französischen Besatzungen überwiegend Aufenthalt in Frankfurt a. M.. 1805–1820 Mitglied der Bayerischen Akademie in München, danach Lebensabend in Frankfurt. S.  war der bedeutendste deutsche Anatom der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hauptwerke: »Vom Baue des menschlichen Körpers« (5 Bde, 1­791–1796), sowie 1801–1807 vier Tafelwerke zu den menschlichen Sinnesorganen mit bis heute teilweise unübertroffenen Abbildungen des Zeichners Christian Koeck. S.s Göttinger Dissertation führte die mediansagittale Gehirnzerlegung in die Anatomie ein; als erster Wissenschaftler beschrieb er die Sehnervenkreuzung im Hirn von Säugetieren. Umstritten sind seine Kasseler Studien zum physiologischen Unterschied zwischen Schwarzen und Europäern, doch sie beruhen auf exakter, vergleichender anatomischer Beobachtung. Weil ihm in München keine Anatomie zur Verfügung stand, verlegte er sich dort auf chemische und paläontologische Studien. Im Auftrage der bayerischen Regierung entwickelte er 1809 einen auf der Wasserelektrolyse beruhenden elektrischen Telegrafen, der wegen fehlender Leitungsisolation nicht zur Anwendung gelangte. Mit den Freunden der Göttinger Jahre, Blumenbach und Heyne, hielt S.  lebenslang Kontakt, während die zeitweise symbiotisch enge Freundschaft mit Georg Forster 1793 in Mainz an dessen revolutionärer Gesinnung zerbrach. Die von Herrn Rolf Siemon beantragte Gedenktafel wurde am 3. September 2002 enthüllt.

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Soetbeer, Georg Adolf Nationalökonom 1872–1892  Bürgerstraße 40 23.11.1814 Hamburg – 23.10.1892 Göttingen. Studium der Philologie und Geschichte in Berlin und Göttingen (imm. 29.4.1834), 1837 Promotion. Sekretär der Hamburger Kommerzdeputation. 1872 wurde S. als Honorarprofessor für Nationalökonomie nach Göttingen berufen. S. trat für freien Handel, eine einheitliche Währung und für die Einführung der Goldwährung ein. Als Mitglied des Volkswirtschaftlichen Kongresses, des Nationalvereins und des deutschen Handelstages zählte S.  zu den Wegbereitern des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches von 1871. S. starb in Göttingen, ist aber in Hamburg begraben. Die Gedenktafel wurde 1914 auf Anregung von Oberbürger­ meister Dr. Soetbeer, Glogau, am 100. Geburtstag von S.  ange­ bracht.

Spitta, Karl Johann Philipp Theologe 1823–1824  Weender Straße 57 1.8.1801 Hannover  – 28.9.1859 Burgdorf. Nach Vollendung seines Studiums in Göttingen (imm. 3.5.1821, theol.) war S. einige Jahre Hauslehrer und Pfarrgehilfe, bis er 1830 die Stelle eines Garnisonpfarrers an der Strafanstalt in Hameln erhielt. 1837 Pfarrer in Wechold bei Hoya, 1847 Superintendent in Wittingen (Kreis Gifhorn), 1853 in Peine, 1859 in Burgdorf bei Hannover. Neben Predigten veröffentlichte S. eine in zahlreichen Auflagen verbreitete Sammlung geistlicher Lieder »Psalter und Harfe« (Pirna 1833 u. Leipzig 1843). Von seinen durch Schlichtheit und Herzlichkeit ausgezeichneten Liedern haben viele Aufnahme in die evangelischen Kirchen-­ Gesangbücher gefunden. Die Gedenktafel wurde auf Antrag von Konsistorialrat Prof. Karl Knoke 1901 angebracht und 1921 erneuert.

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Spittler, Ludwig Timotheus Freiherr von Historiker 1779–1797  Kurze Straße 17 10.11.1752 Stuttgart – 14.3.1810 Tübingen. Studium der Theologie in Tübingen und Göttingen (imm. 22.4.1776). 1777 Repetent am Tübinger Stift. 1779 ordentlicher Professor in Göttingen, zunächst für Kirchengeschichte, nach Gottlieb Jacob Plancks Eintritt in die theologische Fakultät, für politische Geschichte, die S.  im Geist der Aufklärung lehrte. Am bekanntesten war seine »Geschichte des Fürstenthums Hannover« (Göttingen 1786), die ihn als Gelehrten mit staatsmännischen Überlegungen auswies. 1797 kehrte er in seine Heimat zurück und trat als Geheimer Rat in den Württembergischen Staatsdienst ein; seit 1806 Staatsminister und Präsident der Studiendirektion; Kurator der Universität Tübingen. Die Gedenktafel wurde 1890 von Prof. Ferdinand Frensdorff­ gestiftet und 1953 erneuert.

Staring, Anthony Christiaan Winand Niederländischer Dichter und Politiker 1787–1788  Weender Straße 19 28.1.1767 Gendringen, Niederlande  – 18.8.1840 Gut Wildenborch bei Vorden, Niederlande. St. verbrachte seine Kindheit bei dem Onkel in Gouda, während sein Vater als Kapitän der Niederländischen Ostindien-Kompagnie um das Kap der Guten Hoffnung segelte. Nach einem Jurastudium in Harderwijk (Geldrische Akademie) besuchte er 1787–1789 Göttingen und schrieb sich in Agrarökonomie und Botanik bei Prof. Johan Beckmann ein. Die Göttinger Bibliothek lobte er über alle Massen: »Könnte ich sprechen wie der Apostel Paulus, ich würde jeden überzeugen, seine Studien in Göttingen zu machen.« Nach der Rückkehr auf das Familiengut Wildenborch in Geldern widmete er sich der Landwirtschaft und sozialen Verbesserungen (Ausbildung der Landarbeiter, Schulbesuch der Kinder von Bauern und Landarbeitern). Von 1802 an politische Ämter auf Staatsebene (Mitglied der zweiten Kammer der niederländischen Ständeversammlung, 1804 Direktor der Gesellschaft der Wissenschaften) bzw. in der Provinz Geldern: 1814–1831 Mitglied des Provinzialrats, Bürgermeister von Laren. 1820 Rückzug ins Privatleben. St.s Leidenschaft galt der Lyrik, die 209

Anregungen empfing er in der Schulzeit und von den Dichtern des Göttinger Hains. Seine Gedichte weisen ihn hinsichtlich der Sujets (Legenden, Naturbeobachtung) und wegen seiner sowohl sensiblen als auch humorvollen Sprache als Frühromantiker aus. Er selbst empfand die Dichtkunst nur als Zeitvertreib, populär wurden seine Werke erst nach seinem Tode durch die Neuausgabe v. Nicolaas Beets (Gedichten van A. C. W. Staring, 1862  – Volksausgabe 1871). Die von Prof. Dr. Robbert Gradstein beantragte Gedenktafel wurde am 2. Juli 2006 enthüllt.

Stein, Edith Philosophin 1913–1916  Lange Geismarstraße 2 12.10.1891 Breslau – 9.8.1942 Auschwitz (ermordet). St., aus jüdischer Familie, war bereits in der Schulzeit stets eine der Besten in der Klasse. Nach viersemestrigem Studium in ihrer Heimatstadt ging sie mit 21 Jahren nach Göttingen (imm. 1913), um vorwiegend bei dem Philosophen Edmund Husserl zu hören. In einer Scherzstrophe hatten ihre Freundinnen bereits vor ihrer Abreise gedichtet: »Manches Mädchen träumt von Busserl, Edith aber nur von Husserl. In Göttingen wird sie seh’n Den Husserl lebhaft vor sich steh’n!« S.s Vetter, der junge Privatdozent der Mathematik Richard Courant, unterstützte sie, sich in Göttingen zurecht zu finden, denn die Zimmersuche war für Studentinnen damals noch schwierig. Als Husserl 1916 an die Universität in Freiburg berufen wurde, ging S. als seine Assistentin mit. 1922 konvertierte sie zum Katholizismus und trat 1933 unter dem Namen Teresia Benedicta a Cruce in Köln in ein Karmeliter-Kloster ein. Sie versuchte eine philosophische Verbindung der Phänomenologie Husserls zu den Lehren der Kirchenväter Thomas von Aquin und Augustinus herzustellen. Vor dem Natio­nal­sozialismus floh sie 1938 nach Echt in Holland, wo sie 1942 von der SS aufgespürt wurde; in das Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, hat man sie am 9.8.1942 dort umgebracht. Die Gedenktafel wurde auf Beschluss des Kulturausschusses am 8. November 1973 angebracht. 210 

Stein, Georg Wilhelm Frauenarzt 1784  Kurze Geismarstraße 1 (Accouchierhaus) 3.4.1737 Kassel – 29.9.1803 Marburg. Besuch des Collegium Carolinum in Kassel, 1756 der Universität Göttingen. 1760 Promotion. S.  wurde Arzt in seiner Heimatstadt, 1763 Direktor der neu errichteten Entbindungsanstalt. 1766 Hofmedicus. 1770 »Lehrbuch der Geburtshülfe«, bis 1808 sieben Auflagen. 1792 Verlegung der Kas­seler Entbindungsanstalt nach Marburg, S.  wurde dort ordentlicher Professor der Geburtshilfe. Er führte zahlreiche Verbesserungen in der operativen Geburtsmedizin ein. S.  und der Göttinger Universitätsbaumeister Georg Heinrich Borheck, auf den der Bauentwurf zurückgeht, verwirklichten den für Kassel unausgeführten Plan eines Accouchierhauses (Entbindungsanstalt) in Göttingen. Dies geht aus der am Accouchierhaus angebrachten Tafel hervor: »Zum Gedächtnis der Begründer dieses Hauses: Frauenarzt Hofrat G. W. Stein und Univ. Baumeister Borheck 1784«.

Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Preußischer Staatsmann 1773–1774  Weender Straße 23 26.10.1757 Nassau – 29.6.1831 Schloss Cappenberg. Noch nicht ganz 16-jährig bezog St. die Universität Göttingen, um Staats- und Rechtswissenschaften zu studieren (imm. 14.10.1773). Er hörte bei den Professoren Georg Ludwig Böhmer römisches Recht sowie bei Johann Heinrich von Selchow deutsches öffentliches Recht des Mittelalters und bei Johann Stephan Pütter, dem renommiertesten Juristen seiner Zeit, Reichsrecht. Außerdem besuchte er Vorlesungen an der philosophischen Fakultät bei den Professoren J­ ohann Georg Feder, Johann Christoph Gatterer und August L ­ udwig von Schlözer. St. befreundete sich in Göttingen mit den späteren hannoverschen Staatsmännern Ernst Brandes und W ­ ilhelm Rehberg. 1777 verließ er Göttingen, um seine Ausbildung am Reichskammergericht in Wetzlar zu beenden. Als preußischer­ Finanz- und Wirtschaftsminister leitete S., später zusammen mit dem Fürsten Karl August von Hardenberg, die großen Reformen in Preußens ein. 211

Eine Gedenktafel am Haus Paulinerstraße 3 wurde vor dem Jahre 1888 angebracht, nach ihrem Verlust aber nicht erneuert. Die Gedenktafel in der Weender Straße 23 wurde auf Antrag des Hausbesitzers C. Tolle 1899 angebracht.

Sternheim, William Adolf Carl Dichter 1898–1899  Friedländer Weg 31 1.4.1878 Leipzig – 3.11.1942 Brüssel. Unstetigkeit in Ortswahl und Privatleben kennzeichnen Sternheims Lebensweg, so auch das Studium der Philosophie, Rechtswissenschaft u. a. Fächer, das ihn für kurze Zeit nach Göttingen führte (imm. 3.11.1898, jur.) und ohne Abschluss blieb. Seit 1908 entstanden in München, wo S. bis 1911 den Künstlerkreisen um Max Reinhardt und Frank Wedekind angehörte, die den Zyklus »Aus dem bürgerlichen Heldenleben« bildenden Komödien »Die Hose« (1911), »Die Kassette« (1912), »Bürger Schippel« (1913), »Der Snob« (1914) u. a., auf denen Sternheims Ruhm sich gründet. Seine Satiren entlarvten das wilhelminische Bürgertum, indem sie das Lügenhafte im sprachlichen Kosmos des Bürgertums und somit im bürgerlichen Bewusstsein selbst bloßlegten. Die Verbreitung seiner Werke, insbesondere der Dramen, wurde schon im Kaiserreich durch Aufführungsverbote wegen »Unsittlichkeit« behindert. Die Nationalsozialisten verboten 1933 das Gesamtwerk. Sternheims Schaffenskraft erlahmte in späteren Jahren aufgrund einer schweren Erkrankung. Die von Norbert Baensch angeregte Gedenktafel wurde am 20. August 1985 enthüllt.

Stich*, Rudolf Chirurg 1912–1960  Weender Landstraße 14 19.7.1875 Nürnberg  – 18.12.1960 Göttingen. S.  studierte in Erlangen und Freiburg i. Br. Medizin und wurde 1899 in Erlangen zum Dr. med. promoviert. Nach längerer Suche fand er in der Chirurgie seine Spezialdisziplin und im Königsberger Professor Karl Garre seinen Mentor. 1905 Habilitation in Breslau, 1909 apl. Professor in Bonn. 1911–1945 ordentlicher Professor und Direktor der Klinik für 212 

Chirurgie an der Universität Göttingen. Als Mitherausgeber und Bearbeiter besorgte er die 7. bis 17. Auflage von Karl Garres und August Borchards »Lehrbuch der Chirurgie« (Berlin 1933–1958). Seine medizinischen Forschungen galten vor allem der Chirurgie der Blutgefäße. So hat Stich u. a. die von Carras um 1900 entwickelte Methode der Blutgefäßnaht weiterentwickelt. 1956 wurde er Ehrenbürger der Stadt Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Dietrich Seidel beantragte Gedenktafel wurde am 19.  Juli 1985 enthüllt. Nach neueren Recherchen zu Stichs Engagement für den Nationalsozialismus und Erkenntnissen über seine Beteiligung an Zwangssterilisationen wurde von einer Wieder­anbringung der Gedenktafel am 2012 renovierten Gebäude Abstand genommen.

Stolberg-Stolberg, Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Dichter des Hains 1772–1773  Gotmarstraße 1 Christian: 15.10.1748 Hamburg  – 18.1.1821 Schloss Windebye bei Eckernförde. Studium in Halle und Göttingen (imm. 20.10.1772), wo sich St. zusammen mit seinem jüngeren Bruder Friedrich­ Leopold für G. A. Bürger begeisterte und dem Dichterbund Göttinger Hain beitrat. 1777 Amtmann in Tremsbüttel in Holstein, 1800 auf seinem Gut Windebye. Seine Gedichte erschienen zusammen mit denen seines Bruders erstmalig 1779 in Leipzig. St. schrieb Liebesgedichte in der Manier Friedrich Klopstocks und des Göttinger Hains, auch übersetzte er einige Dramen des Sophokles. Friedrich Leopold: 7.11.1750 Bramstedt (Holstein)  – 5.12.1819 Schloss Sondermühlen bei Osnabrück. Studium mit seinem Bruder Christian in Halle und Göttingen (imm. 20.10.1772), wo die Brüder durch Boie in den Göttinger Dichterbund eingeführt wurden. 1777 oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen. Seit 1781 lebte St. in der Residenzstadt Eutin, wohin er seinen Göttinger Freund J. H. Voss an die Lateinschule als Rektor holte. Später zog er nach Münster i. W. – Als Dichter ist St. durch Oden, Lieder, später schwärmerische Elegien und Romanzen und als Prosaist durch den Roman »Die Insel« (1788) hervorgetreten. Er übersetzte auch Tragödien des Aischylos, Gedichte Ossians, die Ilias Homers und Platon, den er im Zusammenhang christlicher Heilsgeschichte sah. 213

Konversion zur katholischen Kirche 1800, die aber erst 1819 vor dem Hintergrund der Restauration großes Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte. Die erneuerte Gedenktafel wurde 1937 angebracht.

Straub, Hermann Internist 1928–1938  Dahlmannstraße 1 18.11.1882 Stuttgart  – 18.6.1938 Greifswald. Zunächst Studium der Mathematik und Naturwissenschaften, dann der Medizin in Tübingen und Berlin. Promotion in Tübingen 1909, dort auch Assistent an der Universitätsklinik. 1919 außerordentlicher, 1921 ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik in Halle/Saale, 1922 in Greifswald, 1928 in Göttingen Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik. St.s Arbeitsgebiet lag vorwiegend auf dem Gebiet des Blutkreislaufs, der Atmung und des Mineralstoffwechsels. 1936 Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften auf Grund der Bedeutung, die seine Untersuchungen, die technischen Experimente und theoretischen Berechnungen für die Physiologie des­ Herzens hatten. Begraben in Göttingen auf dem Stadtfriedhof.

Stromeyer, Georg Friedrich Louis Chirurg 1823–1825  Albanikirchhof 9 6.3.1804 Hannover – 15.6.1876 ebd. Studium der Medizin in Göttingen (imm. 27.10.1823) und Berlin, wo St. auch 1826 promoviert wurde. Reisen nach Wien, London und Paris, bis er 1828 eine Anstellung als Lehrer an der chirurgischen Schule und als Hofchirurg (1832) in Hannover erhielt. 1838 Professor der Chirurgie in Erlangen, 1841 in München, 1842 in Freiburg. 1848 Professor der Chirur­ gie und Generalstabsarzt der schleswig-holsteinischen Armee in Kiel. 1854 Generalstabsarzt der Hannoverschen Armee. Nach seiner Pensionierung 1866 lebte St. als praktischer Arzt in Hannover. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 war er konsultierender Chirurg der Dritten Armee. Die Gedenktafel wurde auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät 1907 angebracht. 214 

Stüve, Johann Karl Bertram Hannoverscher Staatsmann 1818–1820  Kurze Geismarstraße 2 (vorher 3) 4.3.1798–16.2.1872 Osnabrück. Studium in Berlin und Göttingen (imm. 27.10.1818, jur.), wo St. von der rechtsgeschichtlichen Historischen Schule Friedrich Carl von Savignys, Gustav Hugos und Karl Friedrich von Eichhorns beeinflusst wurde. 1820 Rechtsanwalt in Osnabrück. Seit 1824 Mitglied der Hannoverschen Zweiten Kammer, 1833 wurde er Bürgermeister von Osnabrück, März 1848 hannoverscher Minister des Innern. 1850 kehrte St. in seine Heimatstadt zurück, wo er zunächst Bürgervorsteher, 1852 wieder Bürgermeister wurde. St. vertrat einen konservativen, von sozialer Verantwortung getragenen Liberalismus. Bekannt ist seine­ lokalgeschichtliche Arbeit »Geschichte des Hochstifts Osnabrück« (3 Bde., Osnabrück u. Jena 1853–1882). Die Gedenktafel wurde 1882 auf Anregung von Bürgermeister Georg Merkel angebracht und 1953 erneuert. Nach Abriss des Hauses Nr. 3 für den Neubau der Volksbank hängt sie im Fenster des Gebäudes Nr. 2.

Taft*, William Howard Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika 1889  Obere Karspüle 37/39 15.9.1857 Mount Auburn, Cincinnati (Ohio) – 8.3.1930 Washington D. C.. Studium der Rechtswissenschaften in Cincinnati, wo T. Advokat und Richter wurde. Im August 1889 besuchte er auf einer Studienreise seinen Freund Dr. Southworth in Göttingen. 1901 wurde T. der erste amerikanische Zivilgouverneur auf den Philippinen. 1904 Kriegsminister unter Präsident Theodore Roosevelt. Als Kandidat der Republikanischen Partei wurde er 1908 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, er amtierte als 27. Präsident 1909–1913. T. versuchte recht glücklos die Reformen seines Vorgängers Theodore Roosevelt zu konsolidieren und verlor 1912 die Wahl gegen Woodrow Wilson. 1913 Professor der Rechte an der Yale-Universität. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte T. die Politik des Präsidenten Wilson. 1921 zum Obersten Bundesrichter ernannt. Die Gedenktafel für T. wurde auf Anregung von Senator Friedrich Jenner 1909 beschlossen und 1910 angebracht, aber 1918 wegen 215

der Kriegsgegnerschaft des Deutschen Reichs zu den Vereinigten Staaten wieder entfernt und auf Beschluss des Rats auch 1925 nicht wieder angebracht. An der Stelle dieses Hauses steht heute der östliche Flügel der Berufsbildenden Schule (erbaut 1958).

Takagi, Teiji Mathematiker 1900–1901  Kreuzbergring 15 21.4.1875 Kazuya (Provinz Gifu, Japan) – 28.2.1960 Tokio. T. studierte 1894–1898 Mathematik an der Kaiserlichen Universität Tokio. Mit einem Regierungsstipendium setzte er das Studium in Berlin (1898–1900) und Göttingen (1900–1901, imm. 23.4.1900) fort. Seine Göttinger Lehrer Felix Klein und David Hilbert lenkten seine Aufmerksamkeit auf die Algebra (Lehre von den mathematischen Gleichungen) und die Zahlentheorie. Hier entstand auch die Dissertation zu den Gaußschen Zahlkörpern, die er 1903 in Tokio einreichte. 1904–1936 lehrte T. als ordentlicher Professor für Mathematik in Tokio. 1925 wurde er in die Kaiserliche Japanische Akademie aufgenommen. Seine im »Journal of the College of­ Science, Imperial University of Tokyo« (Bd. 41, 1920; Bd. 44, 1922) veröffentlichten Aufsätze zur Klassenkörpertheorie bilden noch heute, ergänzt durch Emil Artin, eine Grundlage der modernen Algebra. Die von Professor Dr. med. Kohsi Takano angeregte Gedenktafel wurde am 8. Juli 1986 enthüllt.

Tammann, Gustav Chemiker 1908–1930  Bürgerstraße 50 28.5.1861 Jamburg (Gouvernement St. Petersburg) – 17.12.1938 Göttingen. Studium der Physik und Chemie in Dorpat. 1889–1902 Professor der anorganischen und physikalischen Chemie in Dorpat. Während des WS 1890/91 arbeitete T. zusammen mit dem Privatdozenten Walter Nernst in Göttingen. 1902 als ordentlicher Professor für den neu gegründeten Lehrstuhl der anorganischen Chemie nach Göttingen berufen. 1907 wechselte er auf den Lehrstuhl für physikalische Chemie, als Nachfolger von Nernst. 216 

Seine Forschungen auf dem Gebiet der Materialwissenschaft, Schmelz- und Kristallisationsvorgänge, konzentrierter Lösungen, Festkörper­reaktionen, sowie seine metallographischen Untersuchungen waren bemerkenswert und warfen noch viele Fragen auf, die dann seinen Schülern Richtungen wiesen. T. ist als Begründer der Metallkunde in Deutschland anzusehen. Seine Hauptwerke sind: »Lehrbuch der Metallographie, Chemie und Physik der Metalle und ihrer Legierungen« (Leipzig u. Hamburg 1914), »Aggregatzustände« (Leipzig 1922) und »Lehrbuch der Heterogenen Gleichgewichte« (Braunschweig 1924). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Sohnes, Prof. Heinrich Tammann, Hannover, vor 1935 angebracht.

Thaer, Albrecht Daniel Agronom 1770–1771  Rote Straße 29 14.5.1752 Celle – 26.10.1828 Möglin. Studium der Medizin und Philosophie in Göttingen (imm. 20.10.1770, med.), Promotion 1774. Als Nachfolger seines Vaters 1778 Hofmedikus in Celle. Dort versuchte T. mit Hilfe der Naturwissenschaft die landwirtschaftliche Produktion ertragreicher zu machen. Seine Erkenntnisse legte er in den »Annalen der niedersächsischen Landwirtschaft« (3 Bde. 1798–1804) nieder. 1804 erhielt er einen Ruf von Friedrich ­Wilhelm III ., um auch in Preußen die Verhältnisse auf dem Lande mit neuen Methoden zu verbessern. T. errichtete auf dem Gut Möglin im Oderbruch eine landwirtschaftliche Lehranstalt. 1810 wurde er Professor der Landwirtschaft an der von Wilhelm von Humboldt neu gegründeten Universität in Berlin. 1815 Generalintendant der Königlichen Stammschäfereien. T. führte die Fruchtwechselwirtschaft ein und förderte die Entwicklung des Kartoffelanbaus und der Schafzucht. Sein Hauptwerk: »Grundsätze der rationellen Landwirtschaft« (4 Bde., Berlin 1809–1810).

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Thibaut*, Bernhard Friedrich Mathematiker 1791–1793  Rote Straße 31 22.12.1775 Harburg – 4.11.1832 Göttingen. Studium der Mathematik in Göttingen (imm. 24.10.1791), vorwiegend bei dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg und dem Mathematiker Abraham Gotthelf Kästner. 1797 Promotion und Privatdozent, 1802 außerordentlicher, 1805 ordentlicher Professor der Philosophie in Göttingen. T. hielt Vorlesungen über praktische Mathematik, höhere Geometrie und Mechanik; die über reine Mathematik, rhetorisch und stilistisch geschliffen, hörten auch viele, die nicht mit Mathematik befasst waren. Seine Hauptwerke sind »Grundriss der reinen Mathematik« (Göttingen 1801) und »Grundriss der allgemeinen Arithmetik oder Analysis« (Göttingen 1809). T. gehörte der Kommission zur Prüfung der Schulamtskandidaten seit ihrer Gründung 1831 an. T. schenkte der Universität seine bedeutende Sammlung physikalischer Instrumente und Modelle, und er gründete eine Speiseanstalt für kranke Studenten, für die Professoren und Göttinger Bürger aufkamen. Seine Grabstätte ist unbekannt. Die Gedenktafel war schon 1928 nicht mehr vorhanden.

Thöl*, Johann Heinrich Rechtsgelehrter 1849–1884  Geiststraße 2 6.6.1807 Lübeck – 16.5.1884 Göttingen. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig und Heidelberg, 1829 Promotion in Heidelberg. 1830 Privatdozent für deutsches Recht, Privatrecht, Handelsund Wechselrecht in Göttingen, 1837 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1842 ordentlicher Professor in Rostock. 1849 wurde T. als ordentlicher Professor für deutsches Privatrecht nach Göttingen berufen und lehrte 34 Jahre lang in Göttingen. T. gilt als Begründer der Wissenschaft vom deutschen Handelsrecht durch sein Werk »Das Handelsrecht« (3 Bde., Göttingen 1841–1880). Berühmt war sein »Civil-Practicum als practisches Repititorium«, eine »Übung, mit der er das Interesse seiner zahlreichen Zuhörer dauernd zu fesseln wusste«. (Oppermann-Bock). Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. 218 

Die heute fehlende Gedenktafel wurde 1891 auf Antrag seines Sohnes Landgerichtsrat Heinrich Thöl angebracht.

Thomas, Karl Albert Ferdinand Biochemiker 1948–1969  Bunsenstraße 12 28.11.1883 Freiburg im Breisgau – 6.9.1969 Göttingen. Sein Medizinstudium in Freiburg und München schloss T. 1906 mit dem Staatsexamen und der Promotion ab. Als Assistent Professor Rubners in Berlin 1907–1913 entdeckte er die biologische Wertigkeit von Proteinen, d. h. die Abhängigkeit ihres Nährwertes nicht von der Menge, sondern von der Vielfalt ihrer Aminosäuren. 1913 Habilitation für Physiologie in Greifswald, Mitglied der Kaiser-WilhelmGesellschaft in Berlin. Als ordentlicher Professor für physiologische Chemie in Leipzig (1921–1946) setzte T. seine Forschungen zum Stoffwechsel fort. 1946–1948 persönlicher Ordinarius in Erlangen. 1948–1958 leitete Thomas als Direktor den Aufbau der neu gegründeten Medizinischen Forschungsanstalt der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen (heute: Max-Planck-­Institut für experimentelle Medizin). 1951 Honorarprofessor an der Universität Göttingen. Als erster deutscher Wissenschaftler experimentierte T. nach dem Zweiten Weltkrieg mit radioaktiv markierten Substanzen. In Göttingen forschte er u. a. über die Synthese von Peptiden und zuletzt zur Silikose (Staublunge). Seit 1927 war er Mitherausgeber der »Zeitschrift für physiologische Chemie«. Die von Professor Dr. Manfred Liefländer, Regensburg, angeregte und vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin gestiftete Gedenktafel wurde am 28. November 1983 enthüllt.

Thorbecke, Johan Rudolf Staatsmann 1820–1821  Stumpfebiel 13 14.1.1798 Zwolle (Niederlande) – 4.6.1872 Den Haag. 1817–20 Studium der Altphilologie in Leiden, 1820 Dr. phil. 1820–1824 Studienaufenthalt in Deutschland, u. a. 1820/21 und 1822/23 in Göttingen. Thorbecke machte zunächst akademische Karriere, 1825 ordentlicher Professor in Gent, von dort aber 1830 durch die belgische Re219

volution vertrieben. 1831 außerordentlicher Professor, 1833 ordentlicher Professor für Rechtswissenschaften in Leiden bis 1850. 1840 begann mit der Berufung in die zweite Kammer der Generalstaaten seine politische Karriere. Ein erster eigenverantwortlicher Entwurf zu einer liberalen Verfassung scheiterte 1845 im Parlament. 1848 berief König Wilhelm II . ihn zum Leiter einer Reformkommission, die eine konstitutionelle Verfassung schuf: Entmachtung des Monarchen, direkte Wahl der zweiten Parlamentskammer, Verantwortlichkeit der Minister gegenüber dem Parlament u. a. Damit begründete T. die Entwicklung eines demokratisch verfassten niederländischen Staates. 1848–1853, 1862–1866 und 1871/72 leitete er als Vorsitzender des Ministerrates und Innenminister die Regierung. Prof. Dr. Stephan Robbert Gradstein hat die Gedenktafel beantragt, die Enthüllung fand am 2. Juli 2006 gemeinsam mit der Tafel des Dichters Staring statt.

Ticknor, George Literarhistoriker 1815–1816  Groner Straße 15 1.8.1791 Boston – 26.1.1871 ebd. 1813 Anwalt in Boston. Auf Anraten des in Göttingen lehrenden Professors Charles de Villers und der Madame de Staël studierte T. zusammen mit seinem Freund Edward Everett in Göttingen Theologie, Jura und Geschichte (imm. 11.8.1815, jur.). Nach längerem Aufenthalt in Europa (vorwiegend in Spanien) erhielt T. 1819 eine Professur für romanische Sprachen in Harvard. 1835–1838 bereiste T. erneut Europa und hielt sich auch einige Zeit in Dresden auf. Nach Amerika zurückgekehrt, schrieb T. sein bekanntes Werk »History of Spanish Literature« (3 Bde., New York u. Leipzig 1849), das ins Spanische, Französische und Deutsche übersetzt wurde. Die Gedenktafel wurde vom Ticknor-Club in Hanover (New Hampshire, USA) 1933 gestiftet und am Haus Weender Straße 77 angebracht. Bei Baumaßnahmen wurde sie 1985 abgenommen, dabei versehentlich am Haus Groner Straße 15 angebracht.

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Tieck, Johann Ludwig Dichter 1792–1794  Weender Straße 23/25 31.5.1773 Berlin  – 28.4.1853 ebd. Studium in Halle und Göttingen (imm. 14.11.1792, theol. u. phil.), später in Erlangen. Die Kollegien bei Christian Gottlob Heyne begeisterten ihn nicht, vielmehr widmete er sich Studien der englischen Literatur und er arbeitete bereits an seinem Roman »William Lovell« (1795 f.). Über Göttingen schrieb er am 30.11.1792 an seinen Freund Wackenroder: »Die Stadt ist sehr niedlich, mit dem Essen, der Wohnung, dem hiesigen Ton, mit allem bin ich außerordentlich zufrieden.« 1794 kehrte T. nach Berlin zurück. Seit 1799 Verbindung zu den Frühromantikern in Jena: den Brüdern August und Wilhelm Schlegel, Novalis, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Schelling. Nach Auflösung des Jenaer Freundeskreises lebte T. meist bei der gräflichen Familie Finkenstein auf dem Gut Ziebingen in der Neumark, 1819–1842 in Dresden, von da ab in Berlin. T. arbeitete auch an der Vollendung der Schlegelschen Shakespeare-Übersetzung mit; seine ShakespeareInszenierungen in Dresden waren bahnbrechend. T.  schuf romantische Kunstmärchen, Lesedramen, satirische Lustspiele und­ Novellen. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Hausbesitzers C. Tolle 1899 angebracht.

Tollmien, Walter Gustav Johannes Physiker 1947–1968  Böttingerstraße 6–8 13.10.1900 Berlin  – 25.11.1968 Göttingen. 1919–1924 Mathematikund Physikstudium in Berlin und Göttingen (imm. 29.10.1920). Promotion 1924 bei Professor Prandtl, dessen Assistent T. am Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung wurde. 1930–1933 Forschungsaufenthalt in Pasadena (Cal.), 1935 Habilitation, 1937 ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Dresden. Mit der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 verlor T. seine Arbeitsstätte und sämtliche Aufzeichnungen. 1945–1947 britischer Forschungsangestellter. 1947–1966 ordentlicher Professor für angewandte Mechanik und Strömungsphysik in Göttingen, zugleich Abteilungsleiter, 1957–1968 Direktor des Max-Planck-Instituts für 221

Strömungsforschung. Tollmiens Arbeitsgebiete waren vor allem die Grenzschichtentheorie und die Turbulenzforschung. In seinem bahnbrechenden Aufsatz »Über die Entstehung der Turbulenz« (Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Math.-phys. Klasse, Jg. 1929) beschrieb er auf einem streng mathematischen Weg den kaskadenartigen Übergang einer laminaren (wirbelfreien) Strömung in den ungeordneten Zustand der Turbulenz. Tollmiens Stabilitätstheorie wird erst heute als Vorläufer der modernen Chaostheorie erkannt. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Cordula Tollmien, Hann. Münden, im Namen der Familie beantragte und vom Max-Planck-Institut für Strömungsforschung gestiftete Tafel wurde am 13. Oktober 2000 enthüllt.

Tompson, John Erster Ordinarius für Englisch 1763–1768  Weender Straße 43 25.4.1693 London – 26.10.1768 Göttingen. Über T.s frühen Lebensweg ist wenig bekannt, seit 1731 ist er als Englischlehrer an der Universität in Helmstedt belegt. Im April 1735 wurde er Sprachmeister an der Georgia Augusta, in dieser Funktion den Tanz-, Fechtund Reitlehrern gleichgestellt. Dass er 1751 zum außerordentlichen Professor, 1762 gar zum ordentlichen Professor ernannt wurde, zeugt von der außerordentlichen Wertschätzung die er in Göttingen genoss. Jahrzehnte vor der Etablierung der Anglistik als wissenschaftliches Lehrfach ist T. der erste Ordinarius für Englisch. Seine Anthologie »English Miscellanies«, 1737 im Jahr der Universitätseröffnung erschienen, enthält Auszüge von Schriftstellern des 18.  Jahrhunderts ebenso wie Texte englischer Periodika. Bis 1766 dreimal wieder aufgelegt, hat sie den Geschmack der Deutschen für die englische Literatur nachhaltig geprägt. Lichtenberg wohnte seit 1767 im selben Haus, anlässlich T.s Tod sprach er anerkennend vom »alten ehrlichen Tompson«. – Begraben auf dem Bartholomäusfriedhof, Grabstelle nicht erhalten. Die von Prof. Dr. Barbara Schaff beantragte Gedenktafel wurde am 30. August 2012 enthüllt.

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Treitschke*, Heinrich von Historiker 1855–1857  Jüdenstraße 46 15.9.1834 Dresden – 28.4.1896 Berlin. Studium der Staatswissenschaften und Geschichte in Bonn, wo er Vorlesungen bei Friedrich Dahlmann hörte, in Leipzig, wiederum Bonn, Tübingen und Heidelberg. Im Oktober 1855 kam T. nach Göttingen, um sich bei Professor Georg Hanssen für Nationalökonomie zu habilitieren. Wegen seiner zunehmenden Taubheit und finanzieller Schwierigkeiten wurden diese Pläne zunächst nicht realisiert. In Göttingen gab T. 1856 sein erstes Büchlein »Vaterländische Gedichte« bei dem Buchhändler Wiegand heraus. Ende März 1857 verließ T. Göttingen, um sich in Leipzig über Staatswissenschaften 1859 zu habilitieren. 1863 Professor der Staatswissenschaften in Freiburg; 1866, als sich Baden den Gegnern Preußens anschloss, legte er dort seine Professur nieder, um als ordentlicher Professor der Geschichte und Politik nach Kiel zu wechseln, 1867 Heidelberg, 1874 Berlin. Nach Leopold von Ranke wurde T. 1868 zum Hofhistoriographen des preußischen Staates ernannt. T.s Hauptwerk ist die »Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert« (5 Bde., Leipzig 1879–1894). Der darin vertretene deutsch-preußische Machtanspruch fand im national gesinnten Bürgertum seiner Zeit ein starkes Echo, ebenso sein antisemitisches Ressentiment. Die Gedenktafel wurde auf Antrag des Magistrats 1896 angebracht, 1953 erneuert und nach dem Abriss des Hauses 1970 wieder am Neubau angebracht. Die seit längerem in der Göttinger Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Tafel wurde in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1992 entwendet und nicht erneuert.

Trott zu Solz, Friedrich Adam von Widerstandskämpfer 1927–1928  Theaterplatz 5 9.8.1909 Potsdam – 26.8.1944 Berlin-Plötzensee (hingerichtet). Studium der Rechtswissenschaft 1927–1930 in München, Göttingen (imm. 31.10.1927), Berlin und wiederum Göttingen (imm. 8.5.1930), das T. mit dem Referendarsexamen abschloss. 1931 wurde er in Göttingen über Hegels Staatsphilosophie zum Dr. iur. promoviert. 223

1931–1933 Cecil-Rhodes-Stipendium an der Universität Oxford, 1937–1938 Studienaufenthalt in den USA und China. In diesen Jahren knüpfte Trott Kontakte zur kirchlichen Ökumene-Bewegung und zu englischen Sozialisten. 1935 veröffentlichte er eine Auswahl von Heinrich von Kleists politischen Schriften. Von Anfang an in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus stehend, gehörte er seit 1941 zum inneren Zirkel des Kreisauer Kreises, später arbeitete er auch mit Julius Leber und Graf von Stauffenberg zusammen. Seit seiner Anstellung im Auswärtigen Amt 1940 nutzte Trott Dienstreisen in neutrale Länder (Schweden, Schweiz), um mit Vertretern der Alliierten über eine Anerkennung des deutschen Widerstandes zu verhandeln. Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli am 25.7.1944 verhaftet, wurde Trott am 15.8. vom »Volksgerichtshof« zum Tode verurteilt. Die von Dr. Benigna von Krusenstjern gestiftete Gedenktafel wurde am 9. Juli 1999 enthüllt.

Tychsen, Cecilie »Die bezauberte Rose« 1794–1812  Gotmarstraße 3 18.3.1794 Göttingen – 3.12.1812 ebd. Tochter des Orientalisten Thomas Christian T. Im Haus des Physikers Johann Tobias Mayer (1752–1830), dessen Tochter Caroline ihre beste Freundin war, lernte Cecilie T. im Dezember 1811 den Privatdozenten für klassische Philologie und Dichter Ernst Schulze kennen. Schulzes Lehrer und Biograf Professor Friedrich Ludwig Bouterweck hat uns Cecilie geschildert: »In der vollen Blüte der Jugend, reizend vor vielen ihres Geschlechts, von zarter Sittsamkeit, empfänglich für alles Schöne, geistvoll, von hinreißender Lebendigkeit in ihrem ganzen Wesen, zeichnete sie sich durch ihren feinen Kunstsinn und ihre Talente aus. Im Zeichnen und Malen hatte sie es schon weit gebracht. Mit Fertigkeit und Ausdruck spielte sie das Klavier und die Harfe«. Nur ein Jahr, bis zu ihrem frühen Tod 1812 dauerte die Liebe des 22-jährigen Schulze zu Cecilie. In dem Vers-Epos in zwanzig Gesängen »Cäcilia« (Leipzig 1822) und in dem poetischen Märchen »Bezauberte Rose« (1818 und zahlreiche spätere Ausgaben; illustrierte Prachtausgabe Leipzig 1862) hat Schulze seiner geliebten Cecilie und ihrer Schwester Adelheid ein Denkmal gesetzt. Cecilie T. wurde geboren, lebte und starb in ihrem Elternhaus 224 

Gotmar­straße 3.  Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof; auf dem Grabmal Verse von E. Schulze. Die Gedenktafel stiftete 1960 Prof. Hellmut Draws-Tychsen.

Tychsen, Thomas Christian Orientalist 1785–1834  Gotmarstraße 3 8.5.1758 Horsbyll (Tondern, damals Dänemark)  – 23.10.1834 Göttingen. Studium in Kiel und Göttingen (imm. 15.10.1779) der Theologie und Philologie bei den Professoren Christian Gottlob Heyne und Johann David Michaelis. 1783 bis 1784 Studienreisen, unterstützt vom dänischen König, nach Frankreich, Spanien, Italien und in Deutschland. Nach seiner Rückkehr wurde T. 1784 auf Empfehlung von Professor Heyne außerordentlicher Professor für Theologie, 1788 ordentlicher Professor für Philologie in Göttingen, wo er 50 Jahre lang lehrte. Seine Kenntnisse der altorientalischen Welt waren universell: er las über Sprachen und Alter­ tümer, Numismatik, altiranische Religionsgeschichte und über den Ursprung der Afghanen. Von seinen Werken sind zu erwähnen: »Grundriss einer Geschichte der Hebräer« (Göttingen 1789) und die »Grammatik der arabischen Schriftsprache« (Göttingen 1823). Einer seiner Schüler war der Göttinger Orientalist Heinrich Ewald, seine jüngste Tochter Cecilie wurde von dem Dichter Ernst Schulz als »Die bezauberte Rose« besungen. Seine Grabstelle ist unbekannt. Die Gedenktafel wurde 1960 auf Antrag von Prof. Hellmut Draws-Tychsen angebracht.

Uhlhorn, Gerhard Theologe 1846–1848  Johannisstraße 5 17.2.1826 Osnabrück – 15.12.1901 Hannover. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 25.4.1845). 1849 Repetent, 1852 Privatdozent für Theologie und Prediger an der Universitätskirche in Göttingen. 1855 gab U. die akademische Laufbahn auf, wurde Hofprediger in Hannover, Oberkonsistorialrat und 1878 Abt von Loccum. U. gilt als einer der besten Prediger seiner Zeit, er gab mehrere Predigtsamm225

lungen heraus. Unter seinen zahlreichen kirchenhistorischen Arbeiten ist seine Darstellung der Niedersächsischen Kirchengeschichte bemerkenswert: »Hannoversche Kirchengeschichte in übersichtlicher Darstellung« (Stuttgart 1902), die er kurz vor seinem Tod im Kloster Loccum verfasste. Seit 1884 war er Vorsitzender des Historischen Vereins für Niedersachsen. Die Gedenktafel wurde 1908 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät angebracht.

Ulrichs, Karl Heinrich Vorkämpfer für die Rechte der Homosexuellen 1844–1845  Markt 5 28.8.1825 Gut Westerfeld bei Aurich  – 14.7.1895 Aquila (Region Abruzzen, Italien). Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen (imm. 6.5.1844), zeitweise in Berlin. Ulrichs besuchte auch Veranstaltungen zur Archäologie und Literaturwissenschaft. Nach dem Amtsauditor-Examen 1848 trat er in den hannoverschen Justizdienst ein und wurde 1852 Amtsassessor, zuletzt in Hildesheim. Um einem Disziplinarverfahren wegen seiner Homosexualität zuvorzukommen, kündigte er 1854 diese Stellung auf. U. lebte fortan ohne längere feste Anstellung an verschiedenen Orten, u. a. in Frankfurt a. M. (1859–1863), Würzburg und Stuttgart. Er veröffent­lichte Erzählungen und Gedichte, teilweise in Latein, sein Hauptwerk bilden aber die »Forschungen über das Rätsel der mann-männlichen Liebe« (12 Teile, Leipzig [u. a.] 1864–1879). Ulrichs formulierte als erster eine nicht negativ besetzte Theorie der männlichen Homosexualität, wobei er seine eigene Begrifflichkeit verwendete (»Urningsliebe«). 1867 trat er vor dem Deutschen Juristentag in München öffentlich für die Rechte der Homosexuellen ein und wurde niedergeschrien. Nach vergeblichem Kampf gegen die Verschärfung des Strafrechts verließ er 1880 Deutschland und lebte in Italien. Den ersten Antrag stellte Dr. Klaus Müller für das »Treffen Göttinger Schwuler«. Erst ein weiterer Antrag der SPD -Ratsfraktion führte am 17. Januar 1997 zur Enthüllung einer Tafel mit der Berufsbezeichnung »Jurist«. Die Neuanbringung mit der korrekten Begründung für Ulrichs Ehrung erfolgte am 25.  September 2014 auf Initiative von Jochen Engling und Dr. Klaus Müller.

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Uricoechea, Ezequiel Chemiker 1853–1854  Kurze Straße 2 9.4.1834 Bogotá (Kolumbien) – 28.7.1880 Beirut (Libanon). U. studierte zunächst seit 1849 Mathematik und Medizin an der Universität Yale, New Haven (Connecticut, USA), wo er den Dr. med. erwarb. Er reiste dann nach Europa und studierte 1852–1854 in Göttingen Naturwissenschaften (imm. 23.6.1852, phil.); Promotion bei Professor Wöhler »Über das Iridium und seine Verbindungen« (Göttingen 1854). 1857 kehrte er nach Kolumbien zurück, wo er bis 1867 in Bogota eine Professur für Chemie und Mineralogie wahrnahm. Vielseitig gebildet und interessiert forschte und publizierte Uricoechea auf höchst unterschiedlichen Gebieten wie der kolumbianischen Archäologie, Kartographie (»Mapoteca colombiana«, London 1860), Naturkunde und Bibliographie. 1859 begründete er die Sociedad de Naturalistas Colombianos. Besondere Erwähnung verdienen seine sprachwissenschaftlichen Studien (»Collec­ tion linguistique américaine«, 5 Bde., Paris 1871–1878). 1868 kehrte Uricoechea nach Europa zurück, in Brüssel erlangte er 1878 eine Professur für Arabisch. Die vom kolumbianischen Botschafter in Bonn, Jaime Jaramillo Uribe, angeregte Gedenktafel wurde am 6. Juni 1980 enthüllt.

Villers, Charles François Dominique de Philosoph 1811–1815  Lange Geismarstraße 49 4.11.1765 Boulay bei Metz (Lothringen) – 26.2.1815 Göttingen. 1781 Zögling der Artillerieschule in Metz, seit 1783 in Straßburg stationiert, wo er alte Sprachen und Dichtkunst studierte. Als Anhänger der Royalisten emigrierte V. 1791 nach Deutschland. Einem ersten Aufenthalt in Göttingen 1784 folgte 1796–1797 das Studium (imm. 28.11.1796, jur.), das ihn in Kontakt mit Heyne, Eichhorn, Schlözer, Spittler und Heeren brachte. 1797–1810 lebte V. in Lübeck mit ­Dorothea von Rodde-Schlözer und deren Ehemann in einer Dreiecksbeziehung zusammen. In diesen Jahren entstanden seine wichtigsten Schriften, u. a. »Philosophie de Kant« (Metz 1801) und das »Essai sur l’esprit et l’influence de la reformation de Luther« (Paris 1804). Villers sah sich als Mittler zwischen der »sensualistischen« 227

französischen und der »idealistischen« deutschen Kultur, worunter er vor allem das protestantische Norddeutschland verstand. Sein Deutschlandbild hatte großen Einfluss auf dasjenige der Madame de Staël (»De l’Allemagne«, 1813). 1811–1814 lehrte Villers unter der westfälischen Regierung als ordentlicher Professor für Philosophie in Göttingen, zugleich war er Sekretär der Akademie der Wissenschaften. Die Hintergründe seiner Entlassung durch die zurückgekehrte hannoversche Regierung sind nicht restlos aufgeklärt. Begraben auf dem Albani-Friedhof (Grabstelle nicht erhalten). Die von Professor Dr. Hermann Krapoth angeregte Tafel wurde am 9. November 1990 enthüllt.

Vincke*, Friedrich Ludwig Wilhelm Freiherr von Preußischer Politiker 1794–1795  Goetheallee 19 23.12.1774 Minden – 2.12.1844 Münster. Studium in Marburg, Erlangen und Göttingen (imm. 25.10.1794, jur. und oec.). 1795 Referendar, 1797 Assessor bei der kurmärkischen Kammer und dem Manufakturkollegium in Berlin. 1798 Landrat in Minden, wo v. V. in Beziehungen zu dem Reichsfreiherrn vom Stein trat. 1803 Kammerpräsident in Aurich und 1804 Steins Nachfolger als Präsident der Kammer in Münster und Hamm. 1809 Präsident der kurmärkischen Regierung in Potsdam. 1816 Oberpräsident der neu organisierten Provinz Westfalen, wo er bereits nach Napoleons Rückkehr aus Elba zur allgemeinen Teilnahme am Kampf gegen den Korsen aufgerufen hatte. Unter seiner Verwaltung entwickelte sich die Provinz Westfalen auf allen Gebieten des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Die Gedenktafel war schon 1928 nicht mehr vorhanden.

Voß, Johann Heinrich Dichter des Hains 1772–1775  Barfüßerstraße 16 20.2.1751 Sommersdorf bei Waren (Mecklenburg) – 29.3.1826 Heidelberg. Studium zunächst der Theologie, dann der Klassischen Philologie in Göttingen (imm. 5.5.1772, theol.) bei Christian Gottlob Heyne. Zusammen mit seinem Freund und späteren Schwa228 

Johann Heinrich Voß

ger Heinrich Christian Boie hat er 1772 wesentlichen Anteil an der Gründung des Dichterbundes »Göttinger Hain«. 1775 übernahm er von Boie die Redaktion des »Göttinger Musenalmanachs«, den er von 1776 bis 1800 von Hamburg aus als »Vossischen Musenalmanach« weiter herausgab. V., aus ärmsten Verhältnissen stammend, schlug sich als Student an Freitischen, mit Stipendien, Sprachunterricht und Übersetzungen durch; Georg Christoph Lichtenberg hat ihn deshalb und wegen seiner Methode, möglichst auch klanglich-musikalisch kongruent zu übersetzen, verspottet: »To bäh, or not to bäh?«. 1778 Rektor in Otterndorf (Elbe), 1782 vom Grafen Friedrich zu Stolberg-Stolberg, einem Freund aus der Zeit des Göttinger Hain, als Rektor des Gymnasiums nach Eutin berufen, wo er sich mit den Übersetzungen antiker Klassiker, besonders aber der »Odyssee« als »deutscher Homer« (1781) einen Namen 229

machte. Populär wurde auch seine Versidylle »Luise«, in der das Bürgertum des 19. Jahrhunderts seinen Werte- und Bildungskanon verkörpert sah. 1802 Privatdozent in Jena, 1805 Professor in Heidelberg. – In dem seiner Zeit eigenen freien Ton schrieb der junge V. am 31.1.1774 an seine Braut Ernestine: »Göttingen ist ein recht­ ungesunder Ort. Wir liegen hier als in einem Keßel von Bergen, beständig unter Nebel und Regen. Die Dänen sollen ja wegen ihres Clima so dumm seyn; die Göttinger sinds wahrlich auch. Sie liegen wie die Schweine in ihrem sumpfigen Lager, und mästen sich mit Kartoffeln.« V. wohnte als Student von 1772 bis 1775 zusammen mit Boie bei dem Bier- und Branntweinschenker Johann Philipp Frankenfeld, Barfüßerstraße 16, wo als Gast der jungen Dichter auch der von ihnen verehrte Friedrich Klopstock einkehrte. In diesen »Bardei« genannten Räumen fanden auch die wöchentlichen Zusammenkünfte des Hainbundes statt. Die Gedenktafel wurde 1890 von Frau H. Riecke, geb. Boedeker, gestiftet und am Haus des Fabrikanten Rosenbauer, Barfüßerstraße 16, angebracht.

Wackernagel, Jacob Sprachforscher 1903–1915  Hermann-Föge-Weg 12 11.12.1853 Basel  – 22.5.1938 ebd. Wackernagel studierte 1871–1875 klassische Philologie, Sanskrit und Sprachwissenschaft in Basel, Göttingen (imm. 14.10.1872, phil.), Leipzig und Oxford. 1875 wurde er in Basel von Friedrich Nietzsche in klassischer Philologie promoviert; zu seinen weiteren Lehrern zählten in Basel M ­ oriz Heyne und Jacob Burckhardt, in Göttingen Hermann Sauppe und Theodor Benfey. 1876 Privatdozent, 1879 außerordentlicher, 1881–1902 ordentlicher Professor für griechische Philologie und Sanskrit in Basel, ­1902–1915 ordentlicher Professor für Indogermanische Sprachwissenschaft in Göttingen. 1915 verzichtete der in Göttingen hoch angesehene Wackernagel auf seine Professur und kehrte in die im Ersten Weltkrieg neutrale Schweiz zurück. 1915–1936 lehrte er wiederum in Basel als ordentlicher Professor für Sprachwissenschaft und klassische Philologie. Wackernagel, einer der herausragenden Sprachforscher seiner Generation, widmete sich den beiden sehr alten und zugleich langlebigen Sprachen 230 

Griechisch und Indisch. Seine von Albert Debrunner vollendete »Altindische Grammatik« (4 Bde., Göttingen 1896–1954) gilt bis heute als Standardwerk. Nahezu volkstümlich wurden seine »Vorlesungen über Syntax« (2 Reihen, Basel 1920–1924; versch. Aufl.). Im Griechischen arbeitete W. zur Sprache Homers, zu den Dialekten und zur hellenistischen Gemeinsprache. Seine verstreuten »Kleinen Schriften« hat die Göttinger Akademie, deren Sekretär er 1914/15 war, neu herausgegeben (3 Bde., Göttingen 1953–1959). Die vom Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, Professor Dr. Rudolf Smend, vorgeschlagene Gedenktafel wurde am 23. Oktober 2002 enthüllt.

Wagner, Hermann Hans Karl Geograph 1896–1929  Wagnerstraße 8 23.6.1840 Erlangen  – 18.6.1929 Göttingen. Die Eltern zogen kurz nach W.s Geburt nach Göttingen, 1859 Studienbeginn in Erlangen, ab 1860 in Göttingen bei Bernhard Riemann (Mathematik) und Wilhelm Weber (Physik). 1863 Staatsexamen, 1864 Promotion in Mathematik. 1864–1876 Lehrer am Gymnasium Ernestinum in Gotha, wo er in Kontakt mit dem führenden Fachverlag für Geographie, der »Geographischen Anstalt von Justus Perthes« kam. ­1876–1880 Prof. für Geographie in Königsberg. 1880–1920 ordentlicher Professor der Geographie in Göttingen. W. zählte zu den Pionieren der Geographie als universitäres Lehrfach. In sein Ordinariat fielen die Gründung des Geographischen Apparates 1883 und der Ausbau zum Geographischen Seminar 1904. W. schuf neue Grundlagen für den Geographieunterricht in Schule und Universität: 1874 Wandkarte von Deutschland (sechs Aufl. bis 1902) für den Schulunterricht, 1877–1879 Neubearb. des Lehrbuchs der Geographie v. Herman Guthe, 1888 Neuausgabe des Methodischen Schulatlas von Emil von Sydow (23 Aufl. bis 1944), 1­ 879–1915 Hrsg. des Geographischen Jahrbuchs. Von der Mathematik kommend, blieb W. der statistischen Raumanalyse und später der Kartographie verhaftet. Den Wechsel zur Länderkunde hat er nicht mitvollzogen. Obwohl Göttingen lebenslang verbunden, z. B. auch ­1882–1902 und 1914–1922 als Direktor des Literarischen Museums, eines akademischen Lesezirkels, hat er selbst nie die Geographie der Stadt erforscht. In der Historischen Kommission für Hanno231

ver verantwortete er die wissenschaftliche Edition von Altkarten (Kurhannoversche Landesaufnahme) und die Herausgabe des Geschichtlichen Handatlas Niedersachsens. Die von Prof. Dr. Dietrich Denecke beantragte Gedenktafel wurde am 2. November 2005 enthüllt.

Wagner, Rudolf Mediziner 1840–1864  Kurze Straße 3 30.7.1805 Bayreuth  – 13.5.1864 Göttingen. Studium der Naturwissenschaften und Medizin in Erlangen, München und Würzburg. 1833 ordentlicher Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie in Erlangen. 1840 als ordentlicher Professor der vergleichenden Physiologie und Zoologie, als Nachfolger Johann Friedrich Blumenbachs, nach Göttingen berufen. Hier übernahm W. die Direktion des Akademischen Museums, das die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Universität umfasste. W. begründet 1842 das Physiologisch-Zootomische Institut im Michaelishaus, das die hannoversche Regierung zu diesem Zweck gekauft hatte. Heraus­ geber des »Handwörterbuchs der Physiologie mit Rücksicht auf physiologische Pathologie« (4 Bde., Braunschweig 1842–1853). Begraben auf dem Bartholomäus-Friedhof. Die Gedenktafel wurde vor 1888 angebracht.

Waitz, Georg Historiker 1848–1875  Weender Landstraße 1 9.10.1813 Flensburg  – 24.5.1886 Berlin. Studium anfänglich der Rechtswissenschaften, später der Geschichte in Kiel und Berlin, wo W. Schüler Leopold von Rankes wurde. Nach der Promotion 1836 Mitarbeiter von Georg Heinrich Pertz in Hannover an den von Reichsfreiherr H. F. K. vom Stein begründeten »Monumenta Germaniae Historica«, deren Herausgabe er seit 1875 leitete. 1842 ordentlicher Professor in Kiel, 1847 als ordentlicher Professor für Geschichte nach Göttingen berufen, wo er das Historische Seminar begründete. 1848/1849 als Liberaler in der Frankfurter Nationalversammlung. Die »Quellenkunde der deutschen Geschichte« 232 

von Friedrich Dahlmann setzte W. fort; sein Hauptwerk ist die »Deutsche Verfassungsgeschichte« (8 Bde., Kiel 1844–1878). Die Gedenktafel wurde vor 1888 angebracht und nach ihrem Verlust im Zweiten Weltkrieg durch eine Kopie am Neubau ersetzt.

Waldeyer, Wilhelm von Mediziner 1856–1858  Papendiek 27 6.10.1836 Hehlen (Kreis Holzminden) – 23.1.1921 Berlin. Studium in Göttingen (imm. 23.10.1856) zunächst der Mathematik und der Naturwissenschaften, von 1857 an der Medizin, angeregt durch Professor Jacob Henle. Fortsetzung des Studiums in Greifswald und Berlin. 1865 außerordentlicher, 1867 ordentlicher Professor für pathologische Anatomie in Breslau, 1872 Professor der normalen Anatomie in Straßburg. 1883 nach Berlin berufen, ließ W. dort das Anatomische Institut erbauen, an dem er 33 Jahre wirkte. Bekannt wurden W.s Arbeiten auf dem Gebiet der Anatomie des Nervensystems, der Geschlechtsorgane und der Geschwülste. Sein bedeutendstes Werk ist »Eierstock und Ei« (Leipzig 1870). Die erste Gedenktafel wurde auf Vorschlag des Stadtbaumeisters Friedrich Jenner zum 75. Geburtstag von W. 1911 am Haus ­Groner Straße 43 angebracht. Bei der Erweiterung des Karstadt-Gebäudes ging diese Tafel verloren, worauf 1958 am Haus Papendiek 27 eine neue angebracht wurde.

Wallach, Otto Chemiker 1876–1915  Hospitalstraße 7 (Chemisches Laboratorium) 27.3.1847 Königsberg in Preußen  – 26.2.1931 Göttingen. Studium der Naturwissenschaften in Göttingen (imm. 1.5.1867) bei Professor Friedrich Wöhler und in Berlin. 1869 Promotion in Göttingen, 1873 Privatdozent und 1876 außerordentlicher Professor in Bonn. 1889 wurde W. als Nachfolger Viktor Meyers nach Göttingen berufen. Unter W.s Leitung hat das Chemische Institut in Göttingen Weltruf erlangt. Er arbeitete auf dem Gebiet der anorganischen Chemie und gilt als Begründer der Terpenchemie. Seine Forschungen über Kohlenstoff-Verbindungen und ätherische Öle gaben der 233

Riechstoffindustrie in Holzminden den entscheidenden Anstoß. Als erster Göttinger Wissenschaftler erhielt W. 1910 den Nobelpreis für Chemie. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1952 auf Anregung des Göttinger Oberzollinspektors Steckhan angebracht.

Wartenberg, Hans Joachim von Chemiker 1933–1960  Hospitalstraße 3 24.3.1880 Kellinghusen (Holstein)  – 4.10.1960 Göttingen. W. studierte an der Universität Berlin Naturwissenschaften und wurde dort 1902 promoviert. Erster Aufenthalt in Göttingen als Mitarbeiter Walter Nernsts 1903–1905 (imm. 19.10.1903, chem.), mit dem er 1905 nach Berlin zurückkehrte. Der Habilitation für Chemie 1908 folgte eine außerordentliche Professur in Berlin (1909–1913) und das erste Ordinariat an der Technischen Hochschule Danzig. 1933 wurde W. als Nachfolger Tammanns und Zsigmondys zum ordentlicher Professor und Direktor des Anorganisch-Chemischen Instituts nach Göttingen berufen. Wegen der »jüdischen Abstammung« seiner Gattin wurde Wartenberg 1937 in den Ruhestand versetzt; der Physiker Richard Pohl ermöglichte ihm an seinem Institut weitere Forschungen. 1945 erhielt W. sein Ordinariat zurück, 1948 Emeritierung. Als anorganischer und physikalischer Chemiker forschte Wartenberg vor allem zur Hochtemperatur-, Thermo- und Fluor­chemie. Mit ungewöhnlichem experimentellem Geschick begabt, wusste er originelle Versuchsapparaturen zu erfinden. Er ermittelte die Dampfdichte von Metallen, die Temperatur der Thermitreaktion (Schweißgemisch), den Schmelzpunkt von Wolfram und des Korunds. W. bildete Ozon durch Elektrolyse, stellte reinstes Silizium her und erfand den Elektronenstrahlofen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Dr. Edith Pohl angeregte Gedenktafel wurde am 23. April 1982 am ehemaligen Institut für Anorganische Chemie enthüllt.

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Weber, Werner Jurist 1956–1976  Wackenroder Weg 1 31.8.1904 Wülfrath (Rheinland) – 29.11.1976 Göttingen. 1923–1930 Jurastudium in Marburg, Berlin, Bonn, 1930 Promotion bei Carl Schmitt. 1931–1937 Ministerialbeamter im preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung; seit dieser Zeit Arbeiten zum Staatskirchenrecht, insbes. zur Problematik der gegenseitigen Einflussnahme von Politik und Kirche. 1935–1942 ordentlicher Professor an der Wirtschaftshochschule Berlin. Mit seiner Schrift »Die Verkündigung von Rechtsvorschriften« (1942) wies W. auf die Ungültigkeit der nicht öffentlich verkündeten Rechtsvorschriften hin, was z. B. auch für die Führerbefehle Adolf Hitlers galt. 1942–1948 ordentlicher Professor Universität Leipzig. In einer mit Karl Michaelis u. Hermann Weinkauf verfassten Denkschrift betonte W. nach 1945 seine Auffassung vom unveränderten Fortbestand des Deutschen Reiches. In Westdeutschland wurde diese These bald von den Staatsrechtlern rezipiert. 1949–1972 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften in Göttingen. W. äußerte sich kritisch zum Grundgesetz und hat diese Haltung erst allmählich revidiert. Die Staatlichkeit der Bundes­republik wollte er durch die Wahrung der Qualität des dem Gemeinwohl verpflichteten öffentlichen Dienstes (Berufsbeamtentum) ebenso unterstützen wie durch die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und die Neuerweckung des staatsbürgerlichen Bewusstseins. W. war Mitglied des Niedersächsischen und des Bremischen Staatsgerichtshofs und Vorsitzender der Sachverständigenkommission zur Verwaltungs- und Gebietsreform Niedersachsens. Als Rektor der Universität Göttingen war er 1­ 958–1960 beteiligt an deren baulicher Erweiterung (GWZ ; Juridicum), und sorgte u. a. für eine verbesserte Ausstattung der Institutsetats und für die Integration heimatvertriebener Professoren und Dozenten. Die von Prof. Dr. Christian Heun beantragte Gedenktafel wurde am 31. August 2004, Webers 100. Geburtstag, enthüllt.

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Weber, Wilhelm Eduard Physiker Ostern 1833  Geismar Landstraße 11 (Sternwarte) 24.10.1804 Wittenberg – 23.6.1891 Göttingen. Studium in Halle, wo W. bereits als Student eine grundlegende Arbeit über die »Wellenlehre auf Experimente gegründet« (Leipzig 1825) schrieb. 1826 Promotion, 1828 Privatdozent und außerordentlicher Professor in Halle. Auf Empfehlung von Carl Friedrich Gauß wurde W. 1831 als ordentlicher Professor für Physik nach Göttingen berufen. Von 1831–1837 leitete W. das Physikalische Cabinet (1877 abgerissen, heute Historisches Gebäude der Universitätsbibliothek). Von dort aus stellten W. und Gauß im April 1833 die erste elektrische Telegraphen-Verbindung der Welt zur neuen Sternwarte her, indem sie von der Sternwarte aus einen Kupferdraht über die Türme der Johanniskirche, die Ratsapotheke und das Accouchierhaus zum Physikalischen Cabinet spannten und sich so verständigten. 1837 als einer der Göttinger Sieben, die gegen die Aufhebung der Verfassung von Hannover durch den König Ernst August protestierten, entlassen, folgte W. 1842 einem Ruf nach Leipzig, wurde aber 1849 auf Betreiben von Gauß nach Göttingen zurückberufen. Die Leitung des Physikalischen Cabinets, das 1842 in das Michaelishaus umgezogen war, teilte er sich nun mit Johann Benedikt L ­ isting, der die Abteilung Mathematische Physik übernahm. Weber blieb bei der Experimentalphysik. In den folgenden Jahren arbeitete W. weiter auf dem Gebiet des Elektromagnetismus; noch unüblich zu seiner Zeit führte W. seine Experimente und Messungen mit größter Präzision durch und arbeitete dabei mit physikalischen Messgrößen. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen aus Anlass des 60-jährigen Doktorjubiläums am 26.8.1886. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel am Haus Jüdenstraße 40 wurde 1897 auf Antrag des Magistrats angebracht; sie ist seit Abbruch des Hauses 1914 verschwunden. Über die Errichtung des Gauß-Weber-Denkmals siehe unter Gauß.

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Weisskopf, Victor Friedrich Physiker, Friedensforscher 1928–1931  Bunsenstraße 9 (II. Physikalisches Institut) 19.9.1908 Wien – 21.4.2002 Newton, MA , USA . Studium der Physik in Wien und Göttingen, Promotion 1931 bei Max Born. W. forschte damals auf dem Gebiet der Quantentheorie, insbes. zus. mit ­Eugene Wigner zur Linienbreite von Atomspektren und zur Quantenelektrodynamik. Es folgten Anstellungen u. a. in Zürich bei Wolfgang Pauli (1933–1936) und bei Niels Bohr in Kopenhagen (1936/37). Seiner jüdischen Herkunft wegen Auswanderung in die USA , 1937– 1943 Professor für Physik in Rochester, NY, USA . 1943 Einladung zum Manhattan-Projekt, dem Forschungsprogramm zur militärischen Nutzung der Kernenergie. 1946–61 und erneut ab 1965 Professor am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, MA . 1961–65 Leiter des CERN in Genf, dort Grundlagenforschung zu den Elementarteilchen der Materie. Hauptwerke: »Theoretical Nuclear­ Physics« (mit J. M. French, 1952), »Concepts in Particle Physics« (mit Kurt Gottfried, 2 Bde, 1984–1986). Im Manhattan-­Projekt arbeitete W. in der theoretischen Abteilung unter Hans Bethe, wurde von diesem aber nach Kritik an Edward Tellers Plänen für eine Wasserstoffbombe entfernt. 1944 Mitbegründer der Federation of Atomic Scientists und Fürsprecher einer rein zivilen Nutzung der Kern­energie. 1976 Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, er nutzte diese Position um das atomare Wettrüsten der Großmächte USA und Sowjetunion zu kritisieren. Die von Prof. Dr. Arnulf Quadt beantragte Gedenktafel wurde im Rahmen der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Sektion Teilchenphysik, in Göttingen am 27. Februar 2012 gemeinsam mit der für Carl Friedrich von Weizsäcker enthüllt.

Weizsäcker, Carl Friedrich Freiherr von Physiker, Philosoph, Friedensforscher 1931  Bunsenstraße 9 (II. Physikalisches Institut) 28.6.1912 Kiel – 28.4.2007 Söcking am Starnberger See. 1929–1933 Studium der Physik, Astronomie und Mathematik in Berlin, Leipzig und Göttingen (Sommersemester 1931), wo Friedrich Hund sein Doktorvater wird. 1936 Habilitation, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin, ­1940–1942 237

Mitarbeit am deutschen Uranprojekt, das das Ziel einer deutschen Atombombe verfehlte. 1942–1944 Professor für theoretische Physik in Straßburg, 1945 von britischen Soldaten interniert. 1946 Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen, Honorarprofessor. 1957 Professor für Philosophie in Hamburg, ­1970–1980 Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. W.s Lebenswerk kann als der Versuch verstanden werden, die physikalische Erklärung mit der Erfahrung einer transzendenten Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen. In den 1930er Jahren Forschungen zu den Atomkernen und den Kernprozessen im Inneren der Sterne, ebenso lebenslange Beschäftigung mit philosophischen Fragen der Quantenphysik (1985 »Aufbau der Physik«, 1992 »Zeit und Wissen«). Im Bewusstsein seiner schuldhaften Verstrickung in die Entwicklung von Kernwaffen wandte sich W. der Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers für die Gesellschaft zu: 1957 Erklärung der Göttinger Achtzehn (Aufruf zum Verzicht auf eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr), weitere öffentliche Aufrufe folgten. W. arbeitete zu Fragen der Entwicklungspolitik, der Ernährung der Weltbevölkerung, an der Schaffung einer »Weltinnenpolitik« zur Sicherung des Weltfriedens im Zeitalter atomarer Bedrohung (Rede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1961) und beschäftigte sich mit den Weisheitslehren des Hinduismus und Buddhismus. Den Vorschlag Willy Brandts, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren, lehnte er 1979 ab. Die von Prof. Dr. Arnulf Quadt beantragte Gedenktafel wurde im Rahmen der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Sektion Teilchenphysik, in Göttingen am 27. Februar 2012 gemeinsam mit der für Victor Weisskopf enthüllt.

Wellhausen, Julius Theologe und Orientalist 1892–1918  Wilhelm-Weber-Straße 18 a 17.5.1844 Hameln  – 7.1.1918 Göttingen. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 24.4.1862), Sein wichtigster Lehrer war H. Ewald. 1865 Hauslehrer in Hannover, 1867 Fortsetzung der orientalischen Sprachstudien und 1870 Habilitation in Göttingen. 1872 außer­ ordentlicher Professor der Theologie in Greifswald, 1882 in Halle und 1885 ordentlicher Professor für semitische Sprachen in Mar238 

burg. 1892 als ordentlicher Professor für semitische Philologie und Nachfolger de Lagardes nach Göttingen berufen. Schwerpunkt seiner Forschungen war zunächst das Alte Testament. Später wandte sich W. der arabischen und frühislamischen Geschichte zu: »Reste arabischen Heidentums« (1887) und »Das arabische Reich und sein Sturz« (1902). Danach, in den Jahren 1903–1908, erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten zu den Evangelien. W. war seit 1892 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, von 1903 an auf eigenen Wunsch nur noch Ehrenmitglied, weil er wegen zunehmender Taubheit den Verhandlungen nicht mehr folgen konnte. Begraben auf dem Stadtfriedhof.

Weniger, Erich Friedrich Adolf Pädagoge 1949–1961  Wagnerstraße 1 11.9.1894 Steinhorst bei Celle – 2.5.1961 Göttingen. W. studierte in Tübingen und Göttingen (imm. 3.12.1914) Geschichte, Germanistik, Philosophie und Pädagogik (unterbrochen durch seinen Fronteinsatz 1914–1918) und wurde 1921 bei Professor Brandi in Geschichte promoviert. Als Assistent Herman Nohls am Pädagogischen Seminar 1923–1926 wandte sich W. der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu. 1926 Habilitation (»Die Grundlagen des Geschichtsunterrichts«, Leipzig/Berlin 1926), 1929–1933 Professuren an den neu gegründeten Pädagogischen Akademien Kiel, Altona und Frankfurt a. M.. 1933 aus politischen Gründen entlassen, war W. später als Wehrmachtspädagoge tätig. 1945–1948 Direktor der neu gegründeten Pädagogischen Hochschule, 1948–1961 ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars der Universität Göttingen. Weniger strebte danach, die Pädagogik als Wissenschaft zu begründen und die Bedeutung der Theorie für die Erziehungspraxis aufzuzeigen (»Die Eigenständigkeit der Erziehung in Theorie und Praxis«, Weinheim 1952; 3. Aufl. 1964). Er war maßgeblich am Aufbau der akademischen Volksschullehrerausbildung beteiligt und widmete sich u. a. auch der politischen Bildung und der Militärpädagogik (Konzept des »Staatsbürgers in Uniform«). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von Professor Dr. Christian Ritteimeyer angeregte und von Schülern Wenigers gestiftete Tafel wurde am 5. November 1994 am früheren Gebäude des Pädagogischen Seminars enthüllt. 239

Weyl, Claus Hugo Hermann Mathematiker 1930–1933  Merkelstraße 3 9.11.1885 Elmshorn bei Hamburg – 8.12.1955 Zürich. Weyl studierte seit 1904 in Göttingen Mathematik (imm. 21. April 1904), vor allem bei Professor Hilbert. Der Promotion 1908 und Habilitation 1910 folgte 1913 das erste Ordinariat an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. 1930 trat W. die Nachfolge David ­Hilberts in Göttingen an, emigrierte aber schon 1933 mit seiner jüdischen Gattin in die Vereinigten Staaten. 1933–1951 Professor am Institute for Advanced Study, Princeton (New Jersey). Bis 1917 war Weyl vor allem mit Themen der reinen Mathematik befasst, um sich danach der modernen Physik (Relativitätstheorie, Quantenmechanik) zuzuwenden. Mit seinen Arbeiten zur Feldtheorie »Raum, Zeit, Materie« (Berlin 1918; 6. Aufl. 1977) und zur Gruppentheorie »Gruppentheorie und Quantenmechanik« (Leipzig 1928; zahlr. Nachdr. der 2. Aufl. 1931) schuf er wesentliche mathematische Grundlagen zur theoretischen Physik. Die von Professor Dr. Horst S. Holdgrün beantragte Gedenktafel wurde im Rahmen des gemeinsamen Gedenkkolloquiums (8. November 1978) für Emmy Noether, Hermann Weyl und Richard Courant angebracht.

Wichern, Johann Hinrich Theologe 1828–1830  Untere Karspüle 6 21.4.1808 Hamburg – 7.4.1881 ebd. Studium der Theologie in Göttingen (imm. 22.10.1828), wo W. vorwiegend Vorlesungen bei den Professoren Friedrich Lücke, Georg Heinrich Ewald und Gottlieb­ Jacob Planck hörte, und in Berlin. 1833 gründete W. in Hamburg das »Rauhe Haus«, ein Heim zur Rettung verwahrloster Kinder. W. sah die Verpflichtung der Kirche, sich um die sozialen Notstände mit ihren moralischen Folgen zu kümmern, gab wesentliche Anstöße zur christlich-sozialen Bewegung und entwickelte den Gedanken der »Inneren Mission«. Auf dem ersten Deutschen Evangelischen Kirchentag 1848 wurde auf seine Anregung hin, der »Central-­ Ausschuss für die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche« gegründet. 1857 wurde W. nach Berlin berufen, um den Straf240 

vollzug zu reformieren; dort gründete er die Erziehungsanstalt »Johannes-­Stift«. In der Schrift »Die Innere Mission der deutschevangelischen Kirche« (Hamburg 1849) legt er seine Vorstellungen von christlicher Liebestätigkeit dar. Während seiner Göttinger Studienzeit hielt W. einen engen, freundschaftlichen Kontakt zu Heinrich Karl von Mengershausen, dem Pfarrer von Niedernjesa. Die Gedenktafel wurde 1908 auf Vorschlag der Theologischen Fakultät angebracht.

Wieacker, Franz Jurist 1958–1994  Prinzenstraße 21 (Michaelishaus) 5.8.1809 Stargard (Pommern) – 17.2.1994 Göttingen. 1925–1929 Jura­ studium in Tübingen, München, zuletzt Göttingen, dort 1930 Promotion, 1933 Habilitation. Nach Vertretungen in Frankfurt a. M. 1937 außerordentlicher, 1939 ordentlicher Professor in Leipzig, Militärdienst und Kriegsgefangenschaft in Italien. Sommersemester 1945 Lehrauftrag bei der Wiederaufnahme des Studienbetriebs in Göttingen, 1948 ordentlicher Professor für Römisches Recht, bürgerliches Recht und Neuere Privatrechtsgeschichte in Freiburg/Br., 1953–1973 in Göttingen. In den 1933er Jahren Beteiligung an Reformdiskussionen zum bürgerlichen Recht, umstrittene Arbeiten zum Eigentumsbegriff, die W. später selbst kritisch gesehen hat. Der Löwenanteil seines umfangreichen Werks ist der römischen Rechtsgeschichte gewidmet. Schwerpunkte bilden die Entstehung der Rechts der römischen Frühzeit, die Textkritik (»Textstufen klassischer Juristen«, 1959. Nachdruck 1975) und die Untersuchungen zu den Juristen und ihrer Wissenschaft. Nahezu alle Forschungen münden in die nach der Emeritierung in Angriff genommene »Römische Rechtsgeschichte«, die W. für das »Handbuch der Altertumswissenschaft« schrieb. Der erste Band erschien 1988, der zweite nur als Fragment aus dem Nachlass 2006. Mit seinen Forschungen hat W. die Romanistik (hier: Wissenschaft vom römischen Recht) historisiert und somit in die allgemeine Alter­ tumswissenschaft eingebunden. Mit dem ebenso monumentalen Werk einer »Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, unter bes. Berücksichtigung der deutschen Entwicklung« (1959, neu bearb. Aufl. 1967) hat er diese Wissenschaft überhaupt erst richtig begründet. W. sah in ihr vor allem eine Wirkungsgeschichte des römischen 241

Rechts, das für ihn die eine einende Rechtstradition ganz Europas verkörperte. Die von Prof. Dr. Alexander Bruns im Namen der Juristischen Fakultät angeregte Gedenktafel wurde am 16. September 2008 enthüllt.

Wiechert, Emil Geophysiker 1897–1928  Herzberger Landstraße 180 26.12.1861 Tilsit – 19.3.1928 Göttingen. Studium, 1889 Promotion und 1890 Habilitation für Physik in Königsberg. 1897 Assistent am Physikalischen Institut, 1898 außerordentlicher, 1904 ordentlicher Professor und erster Direktor des Instituts für Geophysik in Göttingen, das vorher als Erdmagnetisches Observatorium der Sternwarte unter Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber zugeordnet war. Unter W.s Leitung entwickelte die Forschungsstätte ihren internationalen Ruf. W. setzte seine physikalischen Arbeiten fort; auf dem Gebiet der Elektrodynamik ist sein Name mit den »Lienhard-Wiechertschen-Potenzialen« verbunden. W.s Hauptarbeitsgebiet und das seines Institutes war die Erdbebenforschung. Im »Alten Erdbebenhaus« am Hainberg stehen noch heute die von ihm entwickelten Seismographen; mit Hilfe der Seismogramme konnte man an der Erdoberfläche den Aufbau des Erdinneren erschließen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft verleiht seit 1955 die Emil-Wiechert-Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen. Die Gedenktafel wurde 1962 angebracht.

Wiggers, Heinrich August Ludwig Pharmakologe 1840–1880  Kurze Straße 17 12.6.1803 Altenhagen (Amt Springe)  – 23.2.1880 Göttingen. Nach dem Studium in Göttingen (imm. 20.10.1827, pharm.) wurde W. Präparateur und von 1832 an Assistent am Chemischen Laboratorium bei den Professoren Ernst August Strohmeyer und Friedrich Wöhler, 1837 Privatdozent, 1848 außerordentlicher Professor für Pharmazie in Göttingen. W. ist der Begründer der Pharmako­ 242 

gnosie, der Lehre von den medizinisch genutzten Rohstoffen des Pflanzen- und Tierreichs. Der »Grundriss der Pharmakognosie« (Göttingen 1840) ist sein bekanntes Werk. 1850 Generalinspektor sämtlicher Apotheken des Königreichs Hannover. Begraben auf dem Albani-Friedhof. Die Gedenktafel wurde 1880 ohne Zustimmung des Magistrats, vermutlich von den Erben angebracht; 1932 durch den Magistrat erneuert, seit 1961 aber verschwunden. Auf Antrag der Professoren Stephan Robbert Gradstein und Götz Harnischfeger wurde am 6. Februar 2002 eine neue Gedenktafel enthüllt.

Wigner Jenő Pál (später: Eugene Paul Wigner) Physiker, Nobelpreisträger 1927–1928  Wilhelm-Weber-Straße 22 17.11.1902 Budapest – 1.1.1995 Princeton, New Jersey, USA . 1919–1924 Studium der Chemie in Budapest und an der TH Berlin-Charlottenburg, 1925 Promotion. 1927/28 Assistent beim Mathematiker David Hilbert in Göttingen. Dort entwickelte W., der sich nebenbei mit Physik beschäftigt hatte, seine Theorie von der Symmetrie in der Quantenphysik und legte die Grundlagen für die Anwendung der Gruppentheorie in der Physik (»Group Theory and its Application to Quantum Mechanics of Atomic Spectra«, 1931). 1928 Rückkehr nach Berlin und Habilitation. 1930 außerordentlicher Professor an der TH Berlin, diese Stellung verlor der ungarische Jude W. 1933. Ab 1931 Aufenthalt in Princeton, NJ, USA , 1937 US -amerikanischer Staatsbürger und 1938–1971 Professor für Mathematische Physik in Princeton. Nach W. sind u. a. in der Festkörperphysik die WignerSeitz-Zelle (spezielle Zelle eines Kristallgitters), in der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Breit-Wigner-Verteilung (zur Beschreibung von Resonanzkurven) sowie in der Sicherheitstechnik von Kernreaktoren die Wigner-Energie benannt. 1942–1945 Mitarbeiter des Manhattan-Projekts zur militärischen Nutzung der Kernenergie. 1952–1957 Mitglied des Allgemeinen Beratungsausschusses der U. S. Atomic Energy Commission. Nach 1945 Einsatz für die friedliche Nutzung der Kernenergie, 1960 Atoms for Peace Award, 1963 Nobelpreis für Physik (gemeinsam mit Maria Goeppert-Mayer und Hans D. Jensen). Die von Frau Irén Rab initiierte Gedenktafel wurde am 19. Juni 2014 enthüllt. 243

Wilamowitz-Moellendorff *, Ulrich von Klassischer Philologe 1883–1897  Weender Landstraße 6 22.12.1848 Gut Markowitz (Posen) – 25.9.1931 Berlin. Studium in Berlin und Bonn, 1874 Privatdozent in Berlin, 1876 ordentlicher Professor in Greifswald. 1883 ordentlicher Professor für Klassische Philologie in Göttingen. 1897 ging W. nach Berlin. W. gilt als bedeutendster Altertumsforscher des Kaiserlichen Deutschlands. Sein Ziel, »das antike Leben in seiner ganzen Weite geschichtlich zurückzugewinnen«, verwirklichte er in zahlreichen Editionen und Interpretationen von so namhaften Autoren wie Aischy­los, Aristophanes, Homer, Hesiod, von Aristoteles und P ­ laton, aber auch von Inschriften und Papyri. Er veröffentlichte Übersetzungen und Untersuchungen zur Religionsgeschichte der Griechen und zu ihren Institutionen. Seine meist beachteten Werke sind: »Platon« (2 Bde., Berlin 1919) und »Der Glaube der Hellenen« (2 Bde., Berlin 1931). W. bemühte sich auch um die Verbesserung des Unterrichts an Gymnasien. Er war wissenschaftlich so revolutionär wie politisch preußisch-konservativ. Auf seine Veranlassung hin wurde an der Universität am 18. Januar der Tag der Reichsgründung von 1871 gefeiert; zum Geburtstag des Kaisers hielt er Ansprachen. Die Gedenktafel wurde 1941 auf Antrag von Prof. Karl Deichgräber angebracht; sie ging nach dem Abbruch des Hauses für den Bau des so genannten Opel-Hochhauses verloren.

Wilhelm August Ludwig Herzog von Braunschweig 1822–1823  Prinzenstraße 2 25.4.1806 Braunschweig  – 18.10.1884 Sibyllenort. Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm. Studium in Göttingen (imm. 6.6.1822) in Begleitung der Erzieher Oberst von Dörnberg und Major Freiherr von Münchhausen. 1826 Eintritt in den preußischen Militärdienst. Seit 1830, nach der Vertreibung seines Bruders Karl II ., regierte W. das Herzogtum Braunschweig. Da er unverheiratet blieb und keinen Erben hinterließ, erhielt Braunschweig einen Regentschaftsrat. Erst 1913 konnte Ernst August von Hannover als Herzog seine Nachfolge antreten. 244 

Die Gedenktafel wurde 1881 von der Burschenschaft Brunsviga gestiftet; beim Abbruch des historischen Prinzenhauses 1910 wurde die Tafel abgenommen und statt dieser 1913 die große Tafel mit den Namen weiterer adeliger Bewohner angebracht.

Wilhelm II. König von Württemberg 1866–1867  Weender Straße 87 25.2.1848 Stuttgart – 2.10.1921 Schloss Bebenhausen. Sohn des Prinzen Friedrich von Württemberg und der Prinzessin Katharina, Tochter König Wilhelms I. von Württemberg (1781–1864). In Göttingen (imm. 22.10.1866) Studium der Kameralwissenschaften, worunter man im ausgehenden 19.  Jahrhundert Ökonomie und­ Finanzwissenschaft verstand. W. gehörte dem Corps Bremensia an. 1891 folgte Wilhelm seinem Onkel Karl I. auf dem Thron. Unter seiner Regierung erlebte Württemberg eine Zeit kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwungs. Im Zuge der Novemberrevolution 1918 verzichtete W. auf den Thron. Die Gedenktafel wurde vor 1901 angebracht.

Windaus, Adolf Chemiker 1916–1959  Rohnsweg 22 25.12.1876 Berlin – 9.6.1959 Göttingen. Studium der Chemie in Freiburg, Promotion 1899. Nach einer kurzen Volontärassistentenzeit in Berlin ging W. 1901 wieder nach Freiburg, wo er sich 1903 mit einer Arbeit über das Cholesterin habilitierte. 1906 außerordentlicher Professor und Mitarbeiter am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-­Dahlem. 1913 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Chemie in Innsbruck. 1915 wurde W. als Nachfolger von Otto Wallach auf den Lehrstuhl für Chemie und als Direktor des Allgemeinen Chemischen Universitäts-Laboratoriums (des ehemaligen Instituts Friedrich Wöhlers) nach Göttingen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1944 wirkte. Mit Unterstützung seiner Schüler und Mitarbeiter, zu denen die Professoren Adolf Butenandt und Hans Brockmann gehörten, hat W. wesentliche Grundlagen für die Naturstoffchemie auf dem Gebiet der Sterine, Steroide und ande245

rer Bestandteile von Fetten und Ölen in Verbindung mit Gallensäuren geschaffen. W. ist der Entdecker der D-Vitamine, die, mit Hilfe von UV-Bestrahlung auf photochemischem Weg gewonnen, als Heilmittel gegen die »Englische Krankheit« (Rachitis) unter dem Namen »Vigantol« bekannt wurden. Für seine »Untersuchungen über die Konstitution der Sterine und ihre Beziehung zu den Vitaminen« erhielt W. 1928 den Nobelpreis für Chemie. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde 1962 auf Antrag der Mathematisch-­ Naturwissenschaftlichen Fakultät angebracht.

Windthorst, Ludwig Hannoverscher Staatsmann und Politiker 1832–1833  Kurze Straße 12 17.1.1812 Gut Caldenhof bei Osnabrück – 14.3.1891 Berlin. Studium in Göttingen (imm. 1.11.1830, jur. und 19.10.1832, jur.) und Heidelberg. 1836 Rechtsanwalt in Osnabrück, 1842 Vorsitzender Rat des katholischen Konsistoriums, 1848 Oberappellationsrat in Celle, 1851–1853 und 1862–1865 Justizminister in Hannover. 1865 Kronoberanwalt (Oberstaatsanwalt) in Celle; 1867 Rücktritt. W. führte, nach der Annexion des Königreichs Hannover 1866, als Bevollmächtigter des entthronten Königs Georg V. und des Welfen­hauses die Abfindungsverhandlungen mit Preußen. Seit 1867 Mitglied des Reichstages und des Abgeordnetenhauses für den Wahlkreis Lingen-Meppen. Nach der Gründung des Zentrums 1870, der Partei des politischen Katholizismus in Deutschland, wurde W. schnell ihr eigentlicher Wortführer und im Kulturkampf zum großen Gegenspieler Otto von Bismarcks.

Woermann, Emil Agrarökonom 1965–1980  Hainholzweg 62 12.12.1899 Hoberge (Kreis Bielefeld) – 15.9.1980 Göttingen. 1921–1925 Studium der Landwirtschaft in Berlin und Halle an der Saale, Abschluss mit der Promotion. 1928 Habilitation an der Technischen Hochschule Danzig, dort 1931 außerordentlicher Professor. 1933– 1948 ordentlicher Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre in 246 

Halle. 1944 wegen seiner Verbindungen zum Widerstand um Carl Goerdeler verhaftet, blieb W. bis Kriegsende in Haft. 1948–1968 ordentlicher Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre in Göttingen. Zu Woermanns Arbeitsgebieten zählten die Produktionstheorie und die Systematik landwirtschaftlicher Betriebe. Seine Aufgabe als Hochschullehrer sah er neben Forschung und Lehre auch in dem übergeordneten Ziel, »die Studenten zu verantwortungsvoller Mitarbeit an Kultur und Staat zum Wohl des Volksganzen zu erziehen«. Für die Amtsperiode 1955/56 zum Rektor der Universität gewählt, trat Woermann deshalb nach der Ernennung des rechtsextremen Verlegers Leonhard Schlüter zum niedersächsischen Kultusminister mit dem Senat der Universität zurück. Der anhaltende Widerstand der Studentenschaft und die Unterstützung aus dem In- und Ausland führten schließlich Schlüters Rücktritt (9.6.1955) herbei, dem die Wiederwahl Woermanns zum Rektor folgte. Zur Emeritierung verlieh ihm die Universität die Medaille »Aureus Gottingensis«. Die von Professor Dr. Günther Schmitt angeregte Gedenktafel wurde am 15. Dezember 1989 enthüllt.

Wöhler, Friedrich Chemiker 1836–1882  Hospitalstraße 7 31.7.1800 Eschersheim bei Frankfurt a. M.  – 23.9.1882 Göttingen. Studium der Pharmazie und Chemie in Marburg und Heidelberg, 1823 Promotion in Heidelberg. Nach einjährigem Forschungsaufenthalt in Stockholm im Laboratorium von Jöns Jacob von Berzelius, dem damals bedeutendsten Chemiker, wurde W. an den höheren Gewerbeschulen in Berlin und Kassel als Lehrer tätig. 1836 als Nachfolger von Ernst August Strohmeyer ordentlicher Professor für Chemie und Pharmazie, Direktor des Chemischen Instituts und Generalinspektor der hannoverschen Apotheken. W. entdeckte das reine Aluminium und beschäftigte sich mit der Systematik der damals schon bekannten chemischen Elemente. Zur Chemie vieler Elemente und der Analyse und Darstellung anorganischer Verbindungen hat er wichtige Beiträge geleistet. W. arbeitete auch auf dem Gebiet der damals neu entstehenden Organischen Chemie; 1828 gelang ihm die viel be­achtete Harnstoffsynthese. Zusammen mit Justus von 247

Friedrich Wöhler

Liebig untersuchte er Bittermandelöl und Benzoesäure. Bedeutend sind sein »Grundriss der Chemie« (2 Bde., Berlin 1831–1840), die seit 1838 mit von Liebig herausgegebenen »Annalen der Chemie und Pharmazie« und die deutsche Bearbeitung von Berzelius’ »Lehrbuch der Chemie« (4 Bde., Dresden 1825–1831). Mit W. wurde das Göttinger Chemische Laboratorium zu einer Forschungs- und Studienstätte von internationalem Ruf. 1857 Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Göttingen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die Gedenktafel wurde vor 1888 angebracht. Das Wöhler-Denkmal, von Prof. Dr. F. Hartzer (Berlin) entworfen und von dem Erzbildgießer Gladenbeck (Berlin) gegossen, wurde 1890 vor dem­ Alten Auditorium enthüllt. Heute steht es in der Hospitalstraße, in der Nähe des historischen Chemischen Laboratoriums. 248 

Wolf *, Friedrich August Klassischer Philologe 1777–1779  Stumpfebiel 5 15.2.1759 Haynrode bei Worbis  – 8.8.1824 Marseille. Studium in Göttingen (imm. 8.4.1777) als erster mit dem Titel »Studiosus philologiae«. 1779 Lehrer in Ilfeld, 1782 Rektor der Stadtschule in­ Osterode/Harz, 1783 ordentlicher Professor der Philologie und Pädagogik in Halle. 1807 ging W. nach Berlin, dort 1810 ordentlicher Professor. Für W., den Schüler Christian Gottlob Heynes, war die Altertumswissenschaft eine universelle Disziplin, die die »Erkenntnis des gesamten Lebens der Griechen und Römer« fördern sollte. Er war im Kreis um Wilhelm von Humboldt als Vertreter des Neuhumanismus an der Gründung der Berliner Universität maßgeblich beteiligt Sein berühmtes Werk »Prolegomena ad Homerum« (Halle 1795) beschäftigt sich mit den Werken Homers und deren Entstehung. Die Gedenktafel war bereits 1928 verschwunden.

Young, Thomas Mediziner, Physiker und Philologe 1795–1796  Prinzenstraße 21 (Michaelishaus) 13.6.1773 Milverton (Somerset) – 10.5.1829 London. Studium der Medizin in London und Edinburgh. 1794 Mitglied der Royal Society, der ältesten englischen Akademie der Wissenschaften. 1795 kam Y. nach Göttingen (imm. 29.10.1795, med.). Er studierte bei dem Chirurgen August Gottlob Richter, dem Naturforscher Johann Friedrich Blumenbach und dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg. 1796 Promotion in Göttingen. Reise nach Pyrmont, Braunschweig, Weimar, wo er Gottfried Herder besuchte, Dresden und Hamburg, von dort Rückkehr nach London. 1799 Arzt in London, 1801 Professor der Naturwissenschaften. Y. bewies die Wellennatur des Lichts durch Interferenzversuche und entwickelte eine Theorie des Farbensehens, die die Farbenblindheit erklärte. Er arbeitete über medizinische, naturwissenschaftliche, mathematische und astronomische Fragen. Bei der Entzifferung ägyptischer Hiero­ glyphen erzielte Y. erste Ergebnisse. Die Gedenktafel wurde 1911 auf Anregung von Prof. Eduard Riecke angebracht. 249

Zachariae, Heinrich Albert Jurist; Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1842–1875  Reinhäuser Landstraße 6 20.11.1806 Herbsleben bei Langensalza/Thüringen  – 29.4.1875 Cannstatt. Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen (imm. 13.10.1825). 1829 Habilitation, 1835 außerordentlicher, 1842 ordentlicher Professor in Göttingen. Z. las Strafrecht und Strafprozessordnung, von 1838 an deutsches Staatsrecht, später auch »Rechtsencyclopädie« und europäisches Völkerrecht. 1848–1849 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. 1866 wurde Z. in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt, er war ein Gegner der Annexion des Königreichs Hannover 1866 durch Preußen. 1873 Mitglied der »Bundeskommission zur Prüfung des Entwurfes der deutschen Strafprozessordnung«. Hauptwerke: »Deutsches Staatsund Bundesrecht« (3 Bde., Göttingen 1841–1845) und »Handbuch des deutschen Strafprocesses« (2 Bde., Göttingen 1860–1868). Begraben auf dem Albani-Friedhof in Göttingen. Die Gedenktafel wurde 1909 auf Vorschlag der Juristischen Fakultät angebracht. Das Haus wurde 1970 abgerissen, die Tafel am Neubau der Kreisverwaltung erneuert.

Zhu De Marschall der Volksrepublik China 1923–1924  Planckstraße 3 1.12.1885 Ilong (Prov. Sichuan, China) – 6.7.1976 Peking. 1909 Eintritt in die Militärakademie in Kunming, Yunnan. Zhu stieg bis 1916 in den Generalsrang auf und verstrickte sich in die Machtkämpfe regionaler Militärbefehlshaber des republikanischen China. Die Wende seines Lebens trat 1921 ein: Zhu reiste über Shanghai nach Europa und lernte 1922 in Berlin Zhou Enlai kennen, der ihn für die Kommunistische Partei gewann. 1923–1924 hielt sich Zhu De in Göttingen auf, wo er sich an der Universität für Sozialwissenschaften einschrieb (imm. 15.5.1924). 1925 wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten aus Deutschland ausgewiesen und kehrte über Moskau nach China zurück, wo er die »Volksbefreiungsarmee«, den militärischen Arm der KP Chinas organisierte. 1934 Politbüromitglied, Teilnahme an Mao Zedongs »Langem Marsch« in die Provinz Shaanxi. Zhu führte die Volksbefreiungsarmee 250 

als Oberbefehlshaber (bis 1954) im japanisch-chinesischen Krieg (1937–1945) und auch im Bürgerkrieg (1946–1949), der mit der Ausrufung der Volksrepublik China 1949 siegreich endete. Nach 1949 hatte Zhu De vor allem politische Ehrenämter inne, zuletzt als Vorsitzender des ständigen Komitees des Nationalen Volkskongresses (1959–1976). 1954 wurde ihm der Ehrentitel eines Marschalls verliehen. Die von Frau Menglian Liu, Peking, angeregte Gedenktafel wurde am 1. Dezember 1986 enthüllt.

Ziegler, Konrat Julius Fürchtegott Gerechter unter den Völkern 1947–1974  Herzberger Landstraße 70 12.1.1884 Breslau – 8.1.1974 Göttingen. Das Studium der Klassischen Philologie in Breslau schloss Z. 1905 mit der Promotion ab. 1907 Habilitation, 1910 außerordentlicher, 1920 ordentlicher Professor in Breslau, 1923 in Greifswald. Zieglers betont demokratische Haltung hatte 1933 die Entlassung durch die Nationalsozialisten zur Folge. 1946 erhielt er einen Lehrauftrag, 1950–1965 eine Honorarprofessur in Göttingen. Als klassischer Philologe befasste sich Ziegler zeitlebens mit Werk und Leben des griechischen Philosophen Plutarch, dessen »Vitae parallelae« er edierte (4 Bde., Leipzig ­1914–1939; überarb. Ausg. ebd., 1957–1980). Die nach dem Verlust der Verlags- und Redaktionsunterlagen vom Abbruch bedrohte »Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft« (der sog. Pauly-Wissowa)  brachte er als Herausgeber seit 1946 mit 15 Teilund 6 Supplementbänden zum glücklichen Abschluss. Ziegler war auch politisch aktiv: 1945/46 Landrat des Kreises Osterode am Harz, 1948–1964 Ratsherr (SPD), 1958–1968 Gründungsvorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Göttingen. 1969 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Göttingen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft leistete Ziegler mehrfach lebensrettende Hilfe für verfolgte jüdische Familien und Kol­ legen. Hierfür hat ihm die Gedenkstätte Yad Vashem, Israel, im Juni 2001 posthum den Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« verliehen. Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen beantragte Gedenktafel wurde am 5. März 2002 enthüllt. 251

Konrat Julius Fürchtegott Ziegler

Zimmerli, Walther Theologe 1951–1983  Herzberger Landstraße 26 20.1.1907 Schiers, Kanton Graubünden (Schweiz) – 4.12.1983 Oberdiessbach, Kanton Bern (Schweiz). 1925–29 Studium der evangelischen Theologie und altorientalischer Sprachen in Zürich, Berlin u. Göttingen. 1930–1933 Hilfskraft auf der Assistentenstelle für Altes Testament in Göttingen, 1931 Dr. theol. 1932/33 Leiter des Sprachenkonvikts (heute: Gerhard-Uhlhorn-Konvikt), 1933 Rückkehr in die Schweiz, Pfarrer im Aargau. 1935 außerordentlicher, 1938 ordentlicher Professor für Altes Testament in Zürich, 1952–1975 ordentlicher Professor in Göttingen. 1970–1978 Präsident bzw. Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften, als Rektor der Universität 252 

1964–1966 Ausrichter der ersten Europäischen Rektorenkonferenz in Göttingen. 1952–1964 erneut Vorsteher des Uhlhorn-Konvikts, 1968–1973 des Theologischen Stifts. Z. widmete seine in tiefem Glauben und Frömmigkeit wurzelnde theologische Arbeit der Exegese des Alten Testaments, sein Hauptwerk bildet der unentbehrliche Kommentar zum Propheten Ezechiel (2 Bde, 1955–1969, 2.  Aufl. 1979). Z. trennt darin das Wort des Propheten von der Fortschreibung seiner Schule, ein Modell, dass auch auf andere Bücher des­ Alten Testaments erfolgreich angewendet wurde. Weitere Kommentare zum Buch Genesis und zum Prediger Salomo sind für einen breiteren Leserkreis geschrieben; ebenso hielt Z. Vorlesungen für Hörer aller Fakultäten. Sein »Grundriss der alttestamentlichen Theologie« von 1972 erzielte 19 Auflagen. Ein absolutes Unikum der Göttinger Universitätsgeschichte ist der Fackelzug, den der bei den Studenten beliebte Z. zur Emeritierung erhielt. Die von Prof. Dr. Hermann Spieckermann beantragte Gedenktafel wurde am 20. Januar 2007, Zimmerlis 100. Geburtstag, enthüllt.

Zimmermann, Bernhard Sportpädagoge 1921–1938  Wagnerstraße 6 10.7.1886 Emden – 10.2.1952 Oxford. Z. studierte in Kiel, Berlin und Göttingen (imm. 1.5.1906) Englisch, Deutsch und Geschichte; bereits 1906 legte er die Turnlehrerprüfung ab. Der Georgia Augusta blieb Z. nach dem Staatsexamen (1910) als neben- bzw. seit 1921 als hauptamtlicher Akademischer Turn- und Sportlehrer verbunden. Als Lehrbeauftragter (1924), seit 1928 als Direktor des Instituts für Leibesübungen hat Zimmermann mit außergewöhnlichem Engagement den modernen Universitätssport begründet. An die Stelle der »ritterlichen Exerzitien« (Reiten, Fechten, Tanzen) traten Turnen, Leichtathletik und Wettkampfsport. 1924 wurde der jährliche Universitätssporttag (»dies academicus«) eingeführt, 1930 das Hauptfachstudium »Leibesübungen« im Rahmen der Lehrerausbildung. Im selben Jahr wurde Z. bei Professor Brandi zur »Geschichte des Reitinstitutes der Universität Göttingen« (Göttingen 1930) promoviert. Das 1937 mit den Deutschen Hochschulmeister­ schaften eingeweihte neue Sportzentrum am Kreuzbergring (heute Gelände des Geisteswissenschaftlichen Zentrums) finanzierte Zim253

mermann teilweise selbst. Während der Einweihungsfeierlichkeiten erzwangen seine Vorgesetzten seinen Rücktritt, da er sich weigerte, seine Frau wegen ihrer jüdischen Herkunft zu verlassen. Im November 1938 emigrierte Zimmermann nach Großbritannien, wo er weiter als Sportpädagoge tätig war. Die von Professor Dr. Wilhelm Henze angeregte Gedenktafel wurde am 27. Juni 1986 während eines Kolloquiums zum bevorstehenden 100. Geburtstag Zimmermanns enthüllt.

Zsigmondy, Richard Adolf Nobelpreisträger für Chemie 1910–1929  Friedländer Weg 47 1.4.1865 Wien  – 23.9.1929 Göttingen. Z. absolvierte sein Chemiestudium in Wien, München und Erlangen, wo er 1890 auch promoviert wurde. Es folgten Assistenzen in München und Berlin sowie 1893 die Habilitation an der Technischen Hochschule Graz. 1897–1900 arbeitete er für die Glaswerke Schott & Gen. in Jena ­(Erfindung des Milchglases). 1900–1908 Privatgelehrter, 1908 außerordentlicher, seit 1919 ordentlicher Professor für anorganische und Kolloidchemie in Göttingen. Zsigmondys Forschungen galten den praktisch-technischen Anwendungen der Chemie. Schon als Assistent wandte er sich den bis dahin kaum erforschten Kolloiden zu, feinst verteilten Stoffen oder Gebilden mit sehr geringer Teilchengröße. Er konstruierte zusammen mit dem Jenaer Werksphysiker Seidentopf das Spalt-Ultramikroskop (1913 zum Inversions-Ultramikroskop fortentwickelt), das die physikalisch-chemische Erforschung der Kolloide erst ermöglichte. Da hierzu Substanzen wie das Blutserum und die Pflanzensäfte gehören, hatten Z.s Erfindungen, zu denen auch verbesserte chemische Filtermethoden zählen, große Bedeutung für Technik, Pharmazie, Physikalische und Immunochemie. Ausdruck der internationalen Anerkennung für Zsigmondys Forschungen ist die Verleihung des Chemienobelpreises für das Jahr 1925. Hauptwerk: »Kolloidchemie. Ein Lehrbuch« (Leipzig 1912; 5. Aufl. 1925). Begraben auf dem Stadtfriedhof. Die vom Fachbereich Chemie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät angeregte Tafel wurde am 6.  Oktober 1981 enthüllt. 254 

Register der Gedenktafeln nach Berufen der Geehrten Aerodynamiker Betz, Johann Albert

Biochemiker Thomas, Karl Albert Ferdinand

Agrarwissenschaftler Drechsler, Gustav Adolph Willi­bald Henneberg *, Wilhelm Lehmann, Franz Maercker, Maximilian Heinrich Thaer, Albrecht Daniel Woermann, Emil

Botaniker Firbas, Franz Grisebach, August

Ägyptologen Brugsch, Heinrich Ferdinand Karl Ebers, Georg Moritz Anglisten Tompson, John Archäologen Curtius, Ernst Evans, Arthur John Astronomen Auwers*, Arthur Julius Georg Friedrich von Klinkerfues, Wilhelm Olbers, Heinrich Wilhelm Matthias Schroeter, Johann Hieronymus Schwarzschild, Karl

Chemiker Beilstein, Konrad Friedrich Bonhoeffer, Karl Friedrich Bunsen, Robert Wilhelm Debye, Peter Joseph Wilhelm Eucken, Rudolf Christian Gmelin, Johann Friedrich Gmelin, Leopold Goldschmidt, Victor Moritz Hahn, Otto Kolbe, Adolf Wilhelm Hermann Lermontowa, Julia Wsewolodowna Mitscherlich, Eilhard Tammann, Gustav Uricoechea, Ezequiel Wallach, Otto Wartenberg, Hans Joachim von Windaus, Adolf Wöhler, Friedrich Zsigmondy, Richard Adolf

Baumeister Borheck, Georg Heinrich Rohns, Christian Friedrich Andreas

Diplomaten Bunsen*, Christian Karl Josias ­ Freiherr von Franklin, Benjamin Trott zu Solz, Friedrich Adam von Villers, Charles François Domi­nique

Bibliothekare Eckermann, Johann Peter

Filmproduzenten Pommer, Erich

* = Tafel nicht mehr vorhanden.

255

Forstwissenschaftler Burckhardt, Heinrich Wilhelm Christian Mitscherlich*, Alexander Geowissenschaftler Bartels, Julius Buch, Christian Leopold von Ritter, Karl Schlözer, Dorothea Wagner, Hermann Hans Karl Wiechert, Emil Germanisten Grimm, Jacob Grimm, Wilhelm Heyne, Moriz Lachmann, Karl Müller, Wilhelm Konrad Hermann Schröder, Edward Historiker Bancroft, George Brandi, Karl Dahlmann, Friedrich Christoph Deneke, Otto Eichhorn, Karl Friedrich von Heeren*, Arnold Hermann Ludwig Hessel, Alfred Otto Kaehler, Joachim Siegfried August Mosheim*, Johann Lorenz von Motley, John Lothrop Müller, Johannes von Planck, Gottlieb Jakob Schlözer, August Ludwig von Schramm, Percy Ernst Spittler, Ludwig Timotheus ­Freiherr von Treitschke, Heinrich von Waitz, Georg Juristen Albrecht, Eduard Bar, Carl Ludwig von Bergmann, Friedrich Christian Böhmer, Georg Ludwig Brecht, Walther Rudolf Arnold

256 

Briegleb, Hans Karl Goeschen, Johann Friedrich Ludwig Hatschek, Julius Karl Heise, Georg Arnold Hugo, Gustav Jhering, Rudolf von Leibholz, Gerhard Meyerhoff, Walter Mühlenbruch*, Christian Friedrich Planck, Gottlieb Proskauer, Walter Pütter, Johann Stephan Runde, Justus Friedrich Savigny *, Friedrich Carl von Smend, Rudolf Thöl*, Johann Heinrich Ulrichs, Karl Heinrich Weber, Werner Zachariae, Heinrich Albert Kommunalpolitiker Calsow, Georg Friedrich Merkel, Julius Philipp Georg Kunsthistoriker Dehio, Georg Hagen, Oskar Frank Leonhard Pevsner, Sir Nikolaus Bernhard Leon Literaturhistoriker Bouterweck, Friedrich Ludewig Gervinus, Georg Gottfried Goedeke, Karl Grimm, Jacob und Wilhelm Ticknor, George Mathematiker Bolyai, Wolfgang (ungarisch: ­ Farkas) Clebsch, Rudolf Friedrich Alfred Courant, Richard Gauss, Johann Carl Friedrich Hilbert, David Kaestner, Abraham Gotthelf Klein, Felix Landau, Edmund Georg Hermann

Lejeune Dirichlet, Peter Gustav Lietzmann, Walter Karl Julius Mayer, Tobias Minkowski, Hermann Neugebauer, Otto Eduard Neumann, John von Noether, Amalie Emmy Reidemeister, Kurt Werner ­ Friedrich Riemann, Bernhard Siegel, Carl-Ludwig Takagi, Teiji Thibaut*, Bernhard Friedrich Weyl, Claus Hugo Hermann Mediziner Baum, Wilhelm Conradi, Johann Wilhelm Heinrich Damsch, Otto Ebstein, Wilhelm Esmarch, Johannes Friedrich August von Göppert, Friedrich Haass, Friedrich Joseph Laurentius Haller, Albrecht von Hasse, Karl Ewald Heitmüller, Karl Georg Hermann Henle, Jacob Hippel, Eugen von Kaufmann, Eduard Koch, Robert König, Franz Langenbeck*, Bernhard Conrad ­ Rudolf von Langenbeck, Conrad Johann ­ Martin Lezius, Andreas Friedrich Meyer, Ludwig Nagai, Hisomu Osiander, Friedrich Benjamin Richter, August Gottlob Rosenbach, Friedrich Julius Siebold, Eduard Karl Kaspar J­ akob von Soemmering, Samuel Thomas von Stein, Georg Wilhelm Stich*, Rudolf

Straub, Hermann Stromeyer, Georg Friedrich Louis Wagner, Rudolf Waldeyer, Wilhelm von Young, Thomas Metallkundler Honda, Kotaro Masing, Georg Herrmann Ludwig Mineralogen Clark, William Smith Hausmann, J. F. Ludwig Musiker Barbara Brahms, Johannes Bullerjahn, Rudolf Joachim, Joseph Lehmann, Fritz Siebold, Agathe von Nationalökonomen Beckmann, Johann Hanssen, Georg Helferich, Johann Alfons Renatus Rodbertus*, Johann Karl Soetbeer, Georg Adolf Naturforscher Blumenbach, Johann Friedrich Forster, Johann Georg Adam Humboldt, Alexander Freiherr von Maximilian, Prinz zu Wied Numismatiker Köhler, Johann David Orientalisten Andreas, Friedrich Carl Benfey, Theodor Eichhorn, Johann Gottfried Ewald, Georg Heinrich August Lagarde, Paul Anton de Lidzbarski, Mark Michaelis, Johann David Tychsen, Thomas Christian

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Pädagogen Fröbel*, Friedrich Wilhelm August Natonek, Wolfgang Nohl, Herman Julius Roth, Heinrich Weniger, Erich Friedrich Adolf Zimmermann, Bernhard Pharmakologen Heubner, Wolfgang Otto Leonhard Wiggers, August Philologen Benecke, George Friedrich Brandl*, Alois Diez, Friedrich Christian Gesner, Johann Matthias Grotefend, Georg Friedrich Hermann, Carl Friedrich Heyne, Christian Gottlob Müller, Karl Otfried Paris, Gaston Sauppe*, Hermann Wilamowitz-Moellendorff *, ­U lrich von Wolf *, Friedrich August Ziegler, Konrat Julius Fürchtegott Philosophen Bouterweck, Friedrich Ludewig Frege, Friedrich Ludwig Gottlob Geiger, Moritz Alfred Hartmann, Paul Nicolai Herbart, Johann Friedrich Husserl, Edmund Ingarden, Roman Lichtenberg, Georg Christoph Lotze, Rudolph Hermann Nelson, Leonard Ritter*, August Heinrich Schopenhauer, Arthur Schulze*, Gottlob Ernst Stein, Edith Villers, Charles Francois ­ Dominique de Weizsäcker, Carl Friedrich F ­ reiherr von

258 

Physiker Becker, Richard Born, Max Eucken, Arnold Thomas Franck, James Gamow, George Goeppert Mayer, Maria Heisenberg, Werner Karl Hertz, Gustav Ludwig Laue, Max Theodor Felix von Lichtenberg, Georg Christoph Listing, Johann Benedikt Meyer, Erwin Walter Nernst, Walter Planck, Max Pohl, Robert Wichard Prandtl, Ludwig Riecke, Eduard Tollmien, Walter Gustav Johannes Weber, Wilhelm Eduard Weisskopf, Victor Friedrich Wigner, Jenö Pál Politiker Altenstein*, Karl Sigmund Franz Freiherr vom Stein zum Beust*, Friedrich Ferdinand Graf von Bismarck, Otto von Diederichs, Georg Eichhorn*, Johann Albrecht ­ Friedrich Ellissen, Georg Anton Adolf Everett, Edward Franklin, Benjamin Gagern*, Wilhelm Heinrich August Reichsfreiherr von ­ eopold Gerlach*, Ludwig Friedrich L von Grüner, Karl Justus von Hardenberg, Karl August Fürst von Herrmann, Emil Humboldt, Wilhelm Freiherr von Miquel, Johannes von Oppermann, Heinrich Albert Quidde*, Ludwig Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum

Stüve, Johann Karl Bertram Taft*, William Howard Thorbecke, Johan Rudolf Vincke*, Friedrich Ludwig Wilhelm Freiherr von Windthorst, Ludwig Zhu De Psychologen u. Psychoanalytiker Andreas-Salomé, Lou Müller*, Georg Elias Regisseure Hilpert, Heinz Schriftsteller und Dichter Andreas-Salomé, Lou Arnim, Achim von Baggesen, Jens Immanuel Bizyenos, Georgios Boie, Heinrich Christian Brentano, Clemens Wenzel Maria Bürger, Gottfried August Coleridge, Samuel Taylor Constant, Henri Benjamin Baron de Rebecque Cramer*, Karl Friedrich Franklin, Benjamin Goethe, Johann Wolfgang von Gotthelf, Jeremias Heine, Heinrich Hey, Johann Wilhelm Heyne, Marie Therese Wilhelmine Hoffmann, August Heinrich ­ genannt von Fallersleben Hölty, Ludewig Christoph Heinrich Honig, Ernst Knigge, Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Leisewitz*, Johann Anton Longfellow, Henry Wadsworth Michaelis, Caroline Miller*, Johann Martin Moeser, Albert Oppermann, Heinrich Albert Schlegel, August Wilhelm von Schlegel, Friedrich von

Schücking, Christoph Bernhard ­ Levin Staring, Anthony Christiaan ­ Winand Sternheim, William Adolf Carl Stolberg-Stolberg, Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Tieck, Johann Ludwig Voß, Johann Heinrich Soziologen Halbwachs, Maurice Plessner, Helmuth Bernhard Sprachforscher Csoma, Alexander von Körös Gyarmathi, Samuel von Paris, Gaston Wackernagel, Jacob Staatswissenschaftler Achenwall, Gottfried Ewers, Johann Philipp Gustav von Technologe Lampadius, Wilhelm August Theologen Barth, Karl Bauer, Walter Felix Bonhoeffer, Dietrich Ehrenfeuchter*, Friedrich August Eduard Fliedner, Theodor Gieseler, Johann Carl Ludwig Gogarten, Friedrich Eduard Harms, Georg Ludwig Detlef ­ Theodor Jeremias, Joachim Lubecus, Franciscus Lücke, Gottfried Christian ­ Friedrich Münter, Friedrich Christian Carl Heinrich Ritschl, Albrecht Benjamin Sander, Bernhard Heinrich F ­ riedrich Philipp

259

Schultz, Ernst Andreas Heinrich Hermann Spitta, Karl Johann Philipp Uhlhorn, Gerhard Wellhausen, Julius Wichern, Johann Hinrich Zimmerli, Walther Tiermediziner Erxleben, Johann Christian ­Polycarp Unternehmer Hahn, Max Raphael

260 

Verwaltungsbeamte Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm Volkskundler Lauffer, Otto Peuckert, Will-Erich Zoologen Keferstein, Wilhelm Moritz

Register der Gedenktafeln nach Straßen Kernstadt Straße, Nr. Albanikirchhof 9 Am Goldgraben 13 20 Barfüßerstraße 2 16 18

Baurat-Gerber-Straße 4/6 Bertheaustraße 9 Böttingerstraße 6 Brüder-Grimm-Allee 26 Bühlstraße 22 Bunsenstraße 3–5 9 12 16 Bürgerstraße 12

Name, Vorname

Wohndauer

Stromeyer, Georg Friedrich Louis

1823–1825

Smend, Rudolf Hagen, Oskar Frank Leonhard

1936–1975 1918–1925

Gieseler, Johann Carl Ludwig Boie, Heinrich Christian

1831–1854 1769–1776

Voß, Johann Heinrich Altenstein*, Karl Sigmund Franz Freiherr vom Stein zum Riemann, Bernhard

1772–1775 1790–1792

Roth, Heinrich

1961–1971

Hertz, Gustav Ludwig

1906–1907

Prandtl, Ludwig Tollmien, Walter Gustav Johannes

1904–1953 1947–1968

Jeremias, Johannes

1954–1976

Riecke, Eduard

1885–1915

Neugebauer, Otto Eduard Reidemeister, Kurt Weisskopf, Victor Friedrich Weizsäcker, Carl Friedrich Freiherr von Thomas, Karl Albert Ferdinand Laue, Max Theodor Felix von

1922–1934 1955–1962 1928–1931 1931 1948–1969 1946–1951

Jhering, Rudolf von

1872–1892

1854–1866

* = Tafel nicht mehr vorhanden.

261

Straße, Nr. 21 40 50

Name, Vorname Lehmann, Franz Soetbeer, Georg Adolf Eucken, Arnold Thomas Nernst, Walter Tammann, Gustav 27a (Bismarck-Häuschen) Bismarck, Otto von Burgstraße 1 Koch, Robert 22/23 Köhler, Johann David Calsowstraße 4 Müller *, Georg Elias 18 Lietzmann, Walter Karl Julius Dahlmannstraße 1 Straub, Hermann 16 Pevsner, Sir Nikolaus Düstere-Eichen-Weg 35 Hippel, Eugen von 46 Bauer, Walter Felix Friedländer Weg 11 Lagarde, Paul Anton de 13 Merkel, Julius Philipp Georg 26 Debye, Peter Joseph Wilhelm 31 Sternheim, William Adolf Carl 47 Zsigmondy, Richard Adolf 51 Nagai, Hisomu Geismar Landstraße 11 (Sternwarte) Gauß, Johann Carl Friedrich 11 (Nebengebäude der Klinkerfues, Wilhelm Sternwarte) Schwarzschild, Karl Weber, Wilhelm Eduard 13 Schultz, Ernst Andreas Heinrich ­Hermann 16 Pommer, Erich 19 Barbara Geiststraße 1 Langenbeck, Conrad Johann Martin 2 Thöl*, Johann Heinrich 3 Henle, Jacob Gervinusstraße 4 Geiger, Moritz Alfred 5 Hahn, Otto

262 

Wohndauer 1916–1942 1872–1892 1929–1950 1896–1905 1908–1930 1833 1862–1864 1735–1755 1898–1934 1926–1959 1928–1938 1934–1935 1917–1939 1929–1960 1870–1891 1878–1898 1914–1917 1898–1899 1910–1929 1903–1905 1833 1851–1884 1901–1909 1833 1876–1903 1896–1900 1964 1802–1851 1849–1884 1852–1885 1924–1934 1953–1968

Straße, Nr. Goetheallee 2

3 4 6 13 15 19 20 21 22/23 Goßlerstraße 2 51 Gotmarstraße 1

3 8 13 16 Groner Straße 8 15

15/17 48 Groner-Tor-Straße Hainbundstraße 5

Name, Vorname

Wohndauer

Bergmann, Friedrich Christian Friedrich Adolf Hermann Runde, Justus Friedrich Hausmann, J. F. Ludwig Esmarch, Johannes Friedrich August von Koch, Robert Grimm, Jacob und Wilhelm Goethe, Johann Wolfgang von Achenwall, Gottfried Pütter, Johann Stephan Schlegel, August Wilhelm von Vincke*, Friedrich Ludwig Wilhelm ­Freiherr von Gyarmathi, Samuel von Berthold, Arnold Adolph Albrecht, Eduard Bunsen, Robert Wilhelm

1808–1845 1884 1784–1807 1811–1859 1845–1846 1864–1866 1829–1837 1801 1748–1772 1747–1807 1786–1791 1794–1795

Bizyenos, Georgios Natonek, Wolfgang

1876–1877 1965–1976

Briegleb, Hans Karl Lichtenberg, Georg Christoph Stolberg-Stolberg, Christian und ­Friedrich Leopold Grafen von Tychsen, Cecilie Tychsen, Thomas Christian Grotefend, Georg Friedrich Eckermann, Johann Peter Keferstein, Wilhelm Moritz

1845–1879 1770–1799 1772–1773

Ewers, Johann Philipp Gustav von Bancroft, George Everett, Edward Ticknor, George Diez, Friedrich Christian Jahn, Friedrich Ludwig

1800–1802 1818–1819 1815–1816 1815–1816 1816–1817 1805–1806

Benecke, George Friedrich

1789–1844

Hilpert, Heinz

1950–1966

1796–1798 1825–1861 1830–1837 1834–1836

1794–1812 1785–1834 1798–1803 1821–1822 1852–1870

263

Straße, Nr. Hainholzweg 10 38 42 60

64 Hanssenstraße 1b 8 26 Hermann-Föge-Weg 4 7

12 Herzberger Landstraße (früher Herzberger ­Chaussee) 9 13 17 25 26 39a 44 48 50 55 57 58 58 66 70 97 101 107

264 

Name, Vorname

Wohndauer

Müller, Wilhelm Konrad Hermann Proskauer, Walter Planck, Gottlieb Gogarten, Friedrich Eduard Kaehler, Joachim Siegfried August Woermann, Emil Hartmann, Paul Nicolai Peuckert, Will-Erich

1841–1890 1926–1933 1896–1910 1935–1967 1936–1963 1965–1980 1948–1950 1956–1960

Goedeke, Karl Kaufmann, Eduard Heubner, Wolfgang Otto Leonhard

1877–1887 1907–1931 1913–1929

Nohl, Herman Julius Husserl, Edmund Goeppert Mayer, Maria Göppert, Friedrich Wackernagel, Jacob

1936–1960 1901–1916 1920–1930 1910–1927 1903–1915

Ritschl, Albrecht Benjamin Evans, Arthur John Ingarden, Roman Bar, Carl Ludwig von Zimmerli, Walther Betz, Johann Albert Brandi, Karl Landau, Edmund Georg Hermann Hessel, Alfred Otto Bonhoeffer, Dietrich Leibholz, Gerhard Becker, Richard Becker, Gerhard Lidzbarski, Mark Schramm, Percy Ernst Ziegler, Konrat Julius Fürchtegott Plessner, Helmuth Bernhard Andreas, Friedrich Carl Andreas-Salomé, Lou Meyerhoff, Walter

1964–1889 1875 1913–1914 1880–1913 1951–1983 1925–1968 1902–1946 1909–1934 1927–1939 1938 1970–1982 1937–1955 1927–1939 1917–1928 1929–1970 1947–1974 1952–1962 1903–1930 1903–1937 1925–1977

Straße, Nr. 113 (ehemals »Rohns«) 180 Hospitalstraße 3 6 7 (Chemisches Laboratorium)

Johannisstraße 5 27 29 Jüdenstraße 11 12

21 24 32 46 Klopstockstraße 4 Kreuzbergring 15 Kurze Geismarstraße 1 (Accouchierhaus)

2

3 25

Name, Vorname Rohns, Christian Friedrich Andreas Bartels, Julius Wiechert, Emil

Wohndauer 1828–1830 1945–1964 1897–1928

Wartenberg, Hans Joachim von Müller, Karl Otfried Gmelin, Johann Friedrich

1933–1960 1819–1840 1783–1804

Gmelin, Leopold Lermontowa, Julia Wsewolodowna Wallach, Otto Wöhler, Friedrich

1788–1804 1874 1876–1915 1836–1882

Uhlhorn, Gerhard 1846–1848 Hoffmann, August Heinrich, genannt von 1816–1819 Fallersleben Planck, Gottlieb Jakob 1784–1833 Clark, William Smith Constant, Henri Benjamin, Baron de Rebecque Ritter, Karl Hugo, Gustav Rodbertus*, Johann Karl Dehio, Georg Treitschke*, Heinrich von

1850–1851 1811–1812

Pohl, Robert Wichard

1939–1976

Honda, Kotaro Takagi, Teiji

1907–1911 1900–1901

Borheck, Georg Heinrich Osiander, Friedrich Benjamin Siebold, Agathe von Siebold, Eduard Karl Kaspar Jakob von Stein, Georg Wilhelm Lachmann, Karl Semper, Gottfried Stüve, Johann Karl Bertram Bunsen*, Christian Karl Josias Freiherr von Gauß, Johann Carl Friedrich

1784 1792–1822 1835 1833–1861 1784 1809–1815 1823–1824 1818–1820 1809–1811 1796–1798

1813–1819 1788–1844 1823–1824 1869–1871 1855–1857

265

Straße, Nr. Kurze Straße 1 2

3 5 12 15 16 17 Lange Geismarstraße 2 18 49

64 68 Markt 4 5 Merkelstraße 3

4 7 18 25 42 Mühlenstraße 1

266 

Name, Vorname Harms, Georg Ludwig Detlef Theodor

Wohndauer 1828–1830

Ehrenfeuchter *, Friedrich August Eduard Bolyai, Wolfgang Eichhorn*, Johann Albrecht Friedrich Uricoechea, Ezequiel Wagner, Rudolf Eichhorn, Johann Gottfried Hermann, Emil Schücking, Christoph Bernhard Levin Windthorst, Ludwig Gauß, Johann Carl Friedrich Grüner, Karl Justus von Spittler, Ludwig Timotheus Freiherr von Wiggers, August

1857–1872 1796–1799 1796–1799 1853–1854 1840–1864 1789–1827 1847–1868 1836–1837 1832–1833 1808–1816 1797–1798 1779–1797 1840–1880

Stein, Edith Ritter*, August Heinrich Eichhorn, Karl Friedrich von Mayer, Tobias Schlözer, Dorothea Villers, Charles François Dominique de Gerlach*, Ludwig Friedrich Leopold von Schopenhauer, Arthur Heise, Georg Arnold Herbart, Johann Friedrich

1913–1916 1837–1869 1817–1828 1751–1762 1811–1825 1811–1815 1808–1809 1809–1810 1814–1818 1833–1841

Eucken, Rudolf Christian Ulrichs, Karl Heinrich

1863–1866 1844–1845

Weyl, Claus Hugo Hermann Hahn, Gertrud Hahn, Max Raphael Franck, James Lehmann, Fritz Heisenberg, Werner Karl Bonhoeffer, Karl Friedrich Planck, Max

1930–1933 1919–1940 1919–1940 1921–1933 1947–1953 1947–1958 1949–1957 1945–1947

Lejeune Dirichlet, Peter Gustav Hasse, Karl Ewald

1855–1859 1856–1880

Straße, Nr.

3 4 Neustadt 12 Nikolaistraße 17 25 Nikolausberger Weg 11 21 22/24 38 61 66 Obere Karspüle 37/39 45 Obere Maschstraße 6

8 Otfried-Müller-Weg 6 Papendiek 8 10 16

27 Paulinerstraße 3

Name, Vorname Hermann, Carl Friedrich Ludwig I. von Bayern Baum, Wilhelm Gervinus, Georg Gottfried Humboldt, Wilhelm Freiherr von

Wohndauer 1842–1855 1803–1804 1849–1875 1836–1837 1788–1789

Blumenbach, Johann Friedrich Erxleben, Johann Christian Polcarp

1774–1840 1775–1777

Hölty, Ludewig Christoph Heinrich Kaestner, Abraham Gotthelf

1770–1774 1756–1800

Drechsler, Gustav Adolph Wilibald Brahms*, Johannes Joachim*, Joseph Damsch, Otto Diederichs, Georg Nelson, Leonard Barth, Karl

1867–1890 1853 1853 1895–1934 1928–1929 1907–1927 1921–1925

Taft*, William Howard Hanssen, Georg

1889 1848–1860 1869–1894

Goeschen, Johann Friedrich Ludwig Langenbeck*, Bernhard Conrad Rudolf von Miller *, Johann Martin Müller, Johannes von

1822–1837 1838–1842

Meyer, Erwin Walter

1960–1972

Gagern*, Wilhelm Heinrich August Reichsfreiherr von Gotthelf, Jeremias Forster, Johann Georg Adam Heyne, Christian Gottlob Heyne, Marie Therese Wilhelmine Schlegel, Friedrich von Waldeyer, Wilhelm von

1817–1818

Hey, Johann Wilhelm

1810–1811

1770–1774 1770–1771

1821–1822 1787–1788 1763–1812 1764–1785 1790–1791 1856–1858

267

Straße, Nr. 4 10/12 14 19 Planckstraße 3 8 15 21 Prinzenstraße 1 2

9 10 10/12 14 21 (Michaelishaus)

21 (Hofseite) Reinhäuser Landstraße 4 6 Reitstallstraße 1 Ritterplan 5 7/8 (Städtisches Museum)

268 

Name, Vorname Beckmann, Johann Paris, Gaston Lubecus, Franciscus Schlözer, August Ludwig von Soemmering, Samuel Thomas von Heeren*, Arnold Hermann Ludwig

Wohndauer 1766–1811 1857–1858 1565–1576 1767–1809 1776–1778 1787–1842

Zhu De Hatschek, Julius Karl Minkowski, Hermann Born, Max

1923–1924 1914–1926 1902–1909 1921–1927

Gesner, Johann Matthias Adolf Friedrich von Cambridge August Friedrich von Sussex Ernst August von Hannover Maximilian, Prinz zu Wied Maximilian II . von Bayern Wilhelm August Ludwig von Braunschweig Mosheim*, Johann Lorenz von Billroth, Theodor Motley, John Lothrop Arnim, Achim von Fröbel*, Friedrich Wilhelm August Oppermann, Heinrich Albert Franklin, Benjamin Knigge, Adolph Franz Friedrich Freiherr von Michaelis, Caroline Michaelis, Johann David Wieacker, Franz Young, Thomas Listing, Johann Benedikt

1734–1761 1786–1791 1786–1791 1786–1791 1811–1812 1829–1830 1822–1823 1747–1755 1849–1851 1832–1833 1800–1801 1811–1812 1819–1842 1786 1771–1772

Neumann, John von Zachariae, Heinrich Albert

1926–1927 1842–1875

1763–1784 1746–1791 1958–1994 1795–1796 1839–1882

Auwers*, Arthur Julius Georg Friedrich von 1838 Masing, Georg Hermann Ludwig Brahms, Johannes Joachim, Joseph

1937–1856 1853 1853

Straße, Nr. Rohnsweg 14 22 Rosdorfer Weg 70 Rote Straße 4 17

21 25 27 28 29 30 31 32 Stegemühlenweg 51 Stumpfebiel 2 4 5 6 13 Theaterplatz 5

7 9 Theaterstraße 2 5

7

15

Name, Vorname

Wohndauer

Siegel, Carl-Ludwig Windaus, Adolf

1951–1981 1916–1959

Meyer, Ludwig

1866–1900

Humboldt, Alexander Freiherr von Münter, Friedrich Christian Carl ­Heinrich Schroeter, Johann Hieronymus Cramer*, Karl Friedrich Longfellow, Henry Wadsworth Bismarck, Otto von Bürger, Gottfried August Thaer, Albrecht Daniel Conradi, Johann Wilhelm Heinrich Schulze*, Gottlob Ernst Thibaut*, Bernhard Friedrich Frege, Friedrich Ludwig Gottlob

1837 1781–1782

Noether, Amalie Emmy

1932–1934

Böhmer, Georg Ludwig Ellissen, Georg Anton Adolf Wolf *, Friedrich August Mitscherlich, Eilhard Thorbecke, Johan Rudolf

1740–1797 1854–1872 1777–1779 1814–1818 1820–1821

Albrecht*, Heinrich Trott zu Solz, Friedrich Adam von Schulenburg, Fritz-Dietlof von der Heitmüller, Karl Georg Hermann Quidde, Ludwig

1888 1927–1928 1920–1921 1892–1951 1880–1882

Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm Benfey, Theodor Leisewitz*, Johann Anton Richter, August Gottlob Clebsch, Rudolf Friedrich Alfred Curtius, Ernst Helferich, Johann Alfons Renatus Rosenbach, Friedrich Julius

1898–1899 1840–1881 1770–1774 1766–1812 1869–1872 1859–1868 1861–1869 1872–1923

1764–1767 1772 1829 1832–1833 1768–1771 1770–1771 1824–1861 1810–1833 1791–1793 1871–1873

269

Straße, Nr. 18 23 Untere Karspüle 2 5 6 Untere Maschstraße 16 18 25 Wackenroder Weg 1 Wagnerstraße 1 2 3 6 8 Walkemühlenweg 30/32 Weender Landstraße 1 6 14 Weender Straße 13/15

19 23

25

270 

Name, Vorname Halbwachs, Maurice Honig, Ernst

Wohndauer 1902–1903 1897–1927

Grisebach, August Haller, Albrecht von Brecht, Walther Rudolf Arnold Moeser, Albert Wichern, Johann Heinrich

1876–1879 1736–1753 1904 1855–1859 1828–1830

Brugsch, Heinrich Ferdinand Karl Sauppe*, Hermann Ewald, Georg Heinrich August

1868–1877 1856–1893 1857–1875

Weber, Wilhelm

1956–1976

Weniger, Erich Friedrich Adolf Schröder, Edward Brandl*, Alois Zimmermann, Bernhard Goldschmidt, Victor Moritz Wagner, Hermann Hans Karl

1949–1961 1902–1942 1888–1889 1921–1938 1929–1936 1896–1929

Lotze, Rudolph Hermann

1844–1881

Dahlmann, Friedrich Christoph Waitz, Georg Ebstein, Wilhelm Wilamowitz-Moellendorff *, Ulrich von König, Franz Stich*, Rudolf

1829–1837 1848–1875 1874–1912 1883–1897 1875–1895 1912–1960

Baggesen, Jens Immanuel Georg V. von Hannover Ludwig IV. und Heinrich von Hessen Staring, Anthony Christiaan Winand Humboldt, Alexander Freiherr von Miquel, Johannes von Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Tieck, Johann Ludwig Beust*, Friedrich Ferdinand Graf von

1789 1866 1856–1858 1787–1788 1789 1858–1863 1773–1774 1792–1794 1826–1827

Straße, Nr. 30 (Ratsapotheke) 31 37 43 48 50 52 57 58 64 77

87 Wendenstraße 4 Wilhelm-Weber-Straße 2 3 18a 21 22 23 29 Wöhlerstraße 6 Zindelstraße 8

Name, Vorname Brentano, Clemens Wenzel Maria Lampadius, Wilhelm August Csoma, Alexander von Körös Haass, Friedrich Joseph Laurentius Buch, Christian Leopold von Hardenberg, Karl August Fürst von Olbers, Heinrich Wilhelm Matthias Heine, Heinrich Bullerjahn, Rudolf Spitta, Karl Johann Philipp Ebers, Georg Moritz Coleridge, Samuel Taylor Bouterweck, Friedrich Ludewig Mühlenbruch*, Christian Friedrich Savigny *, Friedrich Carl von Deneke, Otto Wilhelm II . von Württemberg

Wohndauer 1801 1785–1790 1815–1818 1803 1795 1766–1768 1777–1781 1820–1825 1886–1890 1823–1824 1857–1858 1799 1797–1828 1833–1843 1796–1797 1911–1956 1866–1867

Fliedner, Theodor

1818–1819

Firbas, Franz Klein, Felix Wellhausen, Julius Courant, Richard Wigner, Jenö Pál Calsow, Georg Friedrich Hilbert, David

1946–1964 1888–1925 1892–1918 1927–1933 1927–1928 1893–1926 1897–1943

Heyne, Moriz

1883–1906

Beilstein, Konrad Friedrich

1862–1865

271

Ortsteile Elliehausen Orthwiesen 3 (Pfarrhaus)

Kolbe, Adolf Wilhelm Hermann

1818–1826

Sander, Bernhard Heinrich Friedrich Philipp

1833–1874

Lezius, Andreas Friedrich

1965–1978

Henneberg *, Wilhelm

1857–1874

Lauffer, Otto

1874–1877

Mitscherlich*, Alexander

1868–1883

Burckhardt, Heinrich Wilhelm ­Christian

1844–1849

Geismar Mitteldorfstraße 4

Roringen Rottenanger 24

Weende Hannoversche Straße 109 Schlagenweg 5

außerhalb Göttingens Hann. Münden Mitscherlichstraße 3 Am Plan 6

272 

38

22 24

27 18

94 57

46

117

33

68 8 4

13 64 88

12

102 69

2

93 58

81 67

111

39

28

43 60

73

42

3

54

14 36

26 112

17

5

98

50

85

97

80

40

49

30 70

107

62 103

74 9

6

25

45 99

115 59

76

113

10 82 47

7 75

105

84

83 89 15

44

22

23

117

42

93

112 111

98 5

85

40

03 33 101

67

28 39

14 11

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45

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44 32

30 70 1

80 97

62 107

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53 16 29

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52

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21

87 109

Grundlage: Stadtkarte 1:5.000 – Stadt Göttingen – Der Oberbürgermeister, Fachdienst Bodenordnung, Vermessung und Geoinformation, 04.09.2015, 2015/D061. Bearbeitet durch Sascha Osterland, Hannover.

38 61

24 66

91 72

37 106

81

77 65

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31 35 55

100

Legende zur Innenstadtkarte Nr. 1 2 3 4 5 3 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 4 31 32 33 34 35 36 32 37 38 7 39

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Name, Vorname Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm Achenwall, Gottfried Adolf Friedrich von Cambridge Albrecht, Eduard Arnim, Achim von August Friedrich von Sussex Baggesen, Jens Immanuel Bancroft, George Baum, Wilhelm Beckmann, Johann Benecke, George Friedrich Benfey, Theodor Bergmann, Friedrich Christian Berthold, Arnold Adolph Billroth, Theodor Bismarck, Otto von Bismarck, Otto von Blumenbach, Johann Friedrich Böhmer, Georg Ludwig Boie, Heinrich Christian Bolyai, Wolfgang Borheck, Georg Heinrich Bouterweck, Friedrich Ludewig Brahms, Johannes Brecht, Walther Rudolf Arnold Brentano, Clemens Wenzel Maria Briegleb, Hans Karl Brugsch, Heinrich Ferdinand Karl Buch, Christian Leopold von Bürger, Gottfried August Bullerjahn, Rudolf Bunsen, Robert Wilhelm Clark, William Smith Clebsch, Rudolf Friedrich Alfred Coleridge, Samuel Taylor Conradi, Johann Wilhelm Heinrich Constant, Henri Benjamin, Baron de Rebecque Csoma, Alexander von Körös Curtius, Ernst Dehio, Georg Deneke, Otto Diez, Friedrich Christian Ebers, Georg Moritz

Haus-Nr. Theaterstraße 2 Goetheallee 13 Prinzenstraße 2 Goetheallee 22/23 Prinzenstraße 10/12 Prinzenstraße 2 Weender Straße 13/15 Groner Straße 15 Mühlenstraße 3 Paulinerstraße 4 Groner-Tor-Straße 16 Theaterstraße 5 Goetheallee 2 Goetheallee 21 Prinzenstraße 9 Bürgerstraße 27a Rote Straße 27 Neustadt 12 Stumpfebiel 2 Barfüßerstraße 16 Kurze Straße 2 Kurze Geismarstraße 1 Weender Straße 77 Ritterplan 7/8 Untere Karspüle 5 Weender Straße 30 Gotmarstraße 1 Untere Maschstraße 16 Weender Straße 37 Rote Straße 28 Weender Straße 52 Goetheallee 22/23 Jüdenstraße 11 Theaterstraße 7 Weender Straße 64 Rote Straße 30 Jüdenstraße 12 Weender Straße 31 Theaterstraße 7 Jüdenstraße 32 Weender Straße 87 Groner Straße 15/17 Weender Straße 58

40 41 92 42 3 17 43 44 45 7 46 47 48 49 50 51 52 53 6 8 54 55 56 56 57 58 59 60 61 62 63 64 36 65 61 66 67 52 68 69 70 71 72 32 73 71 68 41 74 49

Eckermann, Johann Peter Eichhorn, Johann Gottfried Eichhorn, Karl Friedrich von Ellissen, Georg Anton Adolf Ernst August von Hannover Erxleben, Johann Christian Polcarp Esmarch, Johannes Friedrich August von Eucken, Arnold Thomas Eucken, Rudolf Christian Everett, Edward Ewald, Georg Heinrich August Ewers, Johann Philipp Gustav von Fliedner, Theodor Forster, Johann Georg Adam Franklin, Benjamin Frege, Friedrich Ludwig Gottlob Gauß, Johann Carl Friedrich Gauß, Johann Carl Friedrich Georg V. von Hannover Gervinus, Georg Gottfried Gesner, Johann Matthias Gieseler, Johann Carl Ludwig Gmelin, Johann Friedrich Gmelin, Leopold Goeschen, Johann Friedrich Ludwig Goethe, Johann Wolfgang von Gotthelf, Jeremias Grimm, Jacob und Wilhelm Grisebach, August Grotefend, Georg Friedrich Gruner, Karl Justus von Gyarmathi, Samuel von Haass, Friedrich Joseph Laurentius Halbwachs, Maurice Haller, Albrecht von Hanssen, Georg Hardenberg, Karl August Fürst von Harms, Georg Ludwig Detlef Theodor Hasse, Karl Ewald Hausmann, J. F. Ludwig Heine, Heinrich Heise, Georg Arnold Heitmüller, Karl Georg Hermann Helferich, Johann Alfons Renatus Henle, Jacob Herbart, Johann Friedrich Hermann, Carl Friedrich Hermann, Emil Hey, Johann Wilhelm Heyne, Christian Gottlob

Gotmarstraße 13 Kurze Straße 5 Lange Geismarstraße 49 Stumpfebiel 4 Prinzenstraße 2 Neustadt 12 Goetheallee 4 Bürgerstraße 50 Markt 4 Groner Straße 15 Untere Maschstraße 25 Groner Straße 8 Wendenstraße 4 Papendiek 16 Prinzenstraße 21 Rote Straße 32 Kurze Geismarstraße 25 Kurze Straße 15 Weender Straße 13/15 Mühlenstraße 3 Prinzenstraße 1 Barfüßerstraße 2 Hospitalstraße 7 Hospitalstraße 7 Obere Maschstraße 6 Goetheallee 12 Papendiek 10 Goetheallee 6 Untere Karspüle 2 Gotmarstraße 8 Kurze Straße 16 Goetheallee 20 Weender Straße 31 Theaterstraße 18 Untere Karspüle 2 Obere Karspüle 45 Weender Straße 43 Kurze Geismarstraße 25 Mühlenstraße 1 Goetheallee 3 Weender Straße 50 Lange Geismarstraße 68 Theaterplatz 7 Theaterstraße 7 Geiststraße 3 Lange Geismarstraße 68 Mühlenstraße 1 Kurze Straße 5 Paulinerstraße 3 Papendiek 16

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49 Heyne, Marie Therese Wilhelmine 75 Hölty, Ludewig Christoph Heinrich 76 Hoffmann, August Heinrich, genannt von Fallersleben 77 Honig, Ernst 78 Hugo, Gustav 79 Humboldt, Alexander Freiherr von 80 Humboldt, Alexander Freiherr von 81 Humboldt, Wilhelm Freiherr von 82 Jahn, Friedrich Ludwig 83 Jhering, Rudolf von 23 Joachim, Joseph 84 Kaestner, Abraham Gotthelf 85 Keferstein, Wilhelm Moritz 50 Knigge, Adolph Franz Friedrich Freiherr von 86 Koch, Robert 43 Koch, Robert 86 Köhler, Johann David 87 Lachmann, Karl 25 Lampadius, Wilhelm August 88 Langenbeck, Conrad Johann Martin 89 Lehmann, Franz 68 Lejeune Dirichlet, Peter Gustav 56 Lermontowa, Julia Wsewolodowna 26 Lichtenberg, Georg Christoph 50 Listing, Johann Benedikt 90 Longfellow, Henry Wadsworth 45 Lubecus, Franciscus 68 Ludwig I. von Bayern 6 Ludwig IV. und Heinrich von Hessen 91 Masing, Georg Hermann Ludwig 3 Maximilian, Prinz zu Wied 3 Maximilian II . von Bayern 92 Mayer, Tobias 50 Michaelis, Caroline 50 Michaelis, Johann David 80 Miquel, Johannes von 93 Mitscherlich, Eilhard 24 Moeser, Albert 5 Motley, John Lothrop 94 Müller, Johannes von 95 Müller, Karl Otfried 96 Münter, Friedrich Christian Carl Heinrich 44 Nernst, Walter 97 Olbers, Heinrich Wilhelm Matthias 98 Oppermann, Heinrich Albert 21 Osiander, Friedrich Benjamin 9 Paris, Gaston 99 Planck, Gottlieb Jakob

278 

Papendiek 16 Nikolaistraße 17 Johannisstraße 27 Theaterstraße 23 Jüdenstraße 21 Rote Straße 4 Weender Straße 23 Mühlenstraße 4 Groner Straße 48 Bürgerstraße 12 Ritterplan 7/8 Nikolaistraße 25 Gotmarstraße 16 Prinzenstraße 21 Burgstraße 22/23 Goetheallee 4 Burgstraße 22/23 Kurze Geismarstraße 2 Weender Straße 30 Geiststraße 1 Bürgerstraße 21 Mühlenstraße 1 Hospitalstraße 7 Gotmarstraße 1 Prinzenstraße 21 Rote Straße 25 Paulinerstraße 10/12 Mühlenstraße 1 Weender Straße 13/15 Ritterplan 5 Prinzenstraße 2 Prinzenstraße 2 Lange Geismarstraße 49 Prinzenstraße 21 Prinzenstraße 21 Weender Straße 23 Stumpfebiel 6 Untere Karspüle 6 Prinzenstraße 10 Obere Maschstraße 8 Hospitalstraße 6 Rote Straße 17 Bürgerstraße 50 Weender Straße 48 Prinzenstraße 14 Kurze Geismarstraße 1 Paulinerstraße 4 Johannisstraße 29

2 72 100 11 35 101 12 102 49 103 92 104 96 105 106 87 21 21 103 117 104 107 108 21 80 26 109 87 44 110 111 7 80 106 112 112 113 45 20 92 19 114 115 56 116 24 50 104

Pütter, Johann Stephan Quidde, Ludwig Riemann, Bernhard Richter, August Gottlob Ritter, Karl Rosenbach, Friedrich Julius Runde, Justus Friedrich Schlegel, August Wilhelm von Schlegel, Friedrich von Schlözer, August Ludwig von Schlözer, Dorothea Schopenhauer, Arthur Schroeter, Johann Hieronymus Schücking, Christoph Bernhard Levin Schulenburg, Fritz-Dietlof von der Semper, Gottfried Siebold, Agathe von Siebold, Eduard Karl Kaspar Jakob von Soemmering, Samuel Thomas von Spitta, Karl Johann Philipp Spittler, Ludwig Timotheus Freiherr von Staring, Anthony Christiaan Winand Stein, Edith Stein, Georg Wilhelm Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stolberg-Stolberg, Christian und Friedrich Leopold Grafen von Stromeyer, Georg Friedrich Louis Stüve, Johann Karl Bertram Tammann, Gustav Thaer, Albrecht Daniel Thorbecke, Johan Rudolf Ticknor, George Tieck, Johann Ludwig Trott zu Solz, Friedrich Adam von Tychsen, Cecilie Tychsen, Thomas Christian Uhlhorn, Gerhard Ulrichs, Karl Heinrich Uricoechea, Ezequiel Villers, Charles François Dominique de Voß, Johann Heinrich Wagner, Rudolf Waldeyer, Wilhelm von Wallach, Otto Wartenberg, Hans Joachim von Wichern, Johann Heinrich Wieacker, Franz Wiggers, August

Goetheallee 13 Theaterplatz 9 Barfüßerstraße 18 Theaterstraße 5 Jüdenstraße 12 Theaterstraße 15 Goetheallee 2 Goetheallee 15 Papendiek 16 Paulinerstraße 14 Lange Geismarstraße 49 Lange Geismarstraße 64 Rote Straße 17 Kurze Straße 12 Theaterplatz 5 Kurze Geismarstraße 2 Kurze Geismarstraße 1 Kurze Geismarstraße 1 Paulinerstraße 14 Weender Straße 57 Kurze Straße 17 Weender Straße 19 Lange Geismarstraße 2 Kurze Geismarstraße 1 Weender Straße 23 Gotmarstraße 1 Albanikirchhof 9 Kurze Geismarstraße 2 Bürgerstraße 50 Rote Straße 29 Stumpfebiel 13 Groner Straße 15 Weender Straße 23 Theaterplatz 5 Gotmarstraße 3 Gotmarstraße 3 Johannisstraße 5 Markt 5 Kurze Straße 2 Lange Geismarstraße 49 Barfüßerstraße 16 Kurze Straße 3 Papendiek 27 Hospitalstraße 7 Hospitalstraße 3 Untere Karspüle 6 Prinzenstraße 21 Kurze Straße 17

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38 Wilhelm II . von Württemberg 3 Wilhelm August Ludwig von Braunschweig 105 Windthorst, Ludwig 56 Wöhler, Friedrich 50 Young, Thomas

280 

Weender Straße 87 Prinzenstraße 2 Kurze Straße 12 Hospitalstraße 7 Prinzenstraße 21