Gotthold Ephraim Lessings Sämmtliche Schriften: Teil 12 Artistische und antiquarische Schriften (Fortsetzung) [Reprint 2021 ed.] 9783112394649, 9783112394632

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Gotthold Ephraim Lessings Sämmtliche Schriften: Teil 12 Artistische und antiquarische Schriften (Fortsetzung) [Reprint 2021 ed.]
 9783112394649, 9783112394632

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Gotthold Ephraim Lessings

sämmtliche Schriften.

Zwölfter Theil.

Berlin,

1793.

Zn bet Nleolatscht» Buchhandlung.

Artistische und

Antiquarische Schriften. (Fortsetzung.)

Briefe, antiquarischen Inhalts Zweyter Theil.

(Fortsetzung.)

Vier und vierzigster Brief. Unb nun die Anmerkung, welche ich sonst über die in meinem Vorigen angeführte Stelle de« Herrn Lippert »u machen habe. Als» «inen doppelten Nutzen hatten die schildförmigen Steine? Einmal den, den Herr Klotz so lächerlich mißverstanden?' unb zwey» ten« btn, daß unter dem hohen Rande, wel, chen die ConvexitLt bey dem Abdruck» im Wach, se jurückließ, die Figur gleichsam geflchert lag, und flch nicht so leicht brücken konnt«? Ader nur diesen doppelten Nutzen hatten sie? A r

Antiquarische Briefe,

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Illi

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E< befremdet mich ein wenig/ daß Herr Lip, prrt einen dritten vergessen, der vielleicht der wesentlichste war« Wenigstyl« hat ihn Natter dafür erkannt, und ihm auf seiner ersten Tafel ausdrücklich zwey Figuren gewidmet. Er be­ steht darin, daß bey einem convexen Steine der Raum zwischen dem Werkzeuge und dem Rande des Steines größer ist, als bey einem platten, und jenes folglich in den convexen Stein weiter eindringen und einen tiefern Schnitt verrichten kann *), als ihm in den platten zu verrichten •) Nro. Ceci reprtfente une pierre 1 surfe« ce convexe, evec un Outil que Von y appli» que, & c’est pour montier l’avantage qu’il y a de travaiiler ces fortes de pierrcs; car l’efpace qui fe trouve entre la pierre & l’Outil trank plus confiderable dans une pierre convexe, que dans une pierre plate, il arrive de-li que l’Outil peut penetrer plus avant, & faire une gravure plus profunde dans la pier­ re convexe que dans l autre. Voyez le No. io, ou le rntme Outil touche bien plsitot aux bords de la pierre plate.

zweyter Theil.

5

mtglich wäre, ohne den Stein schief zu wen, den, wodurch bas Werkjeu- zwar weiter ein, tzringet, ater mit einem Sotto Squadro, brr dem Abdrucke nachthrllig wird. Nur daher läßt sich denn auch behaupten, „baß dir schild, färmigen Steine jur Abwechslung in dem mehr «der weniger Erhabenen bequemer sind," als die platten: in so fern sie es nehmlich gewissen Werkjeugen erleichtern, gegen bl« Mitt« tiefer «InjudringtN, als sie wohl auf den platten ein, dringen können. Doch muß auch der Künstler seine Figuren nach dieser Bequemlichkeit rtnrich, ten: er muß sie so wählen oder ordnen, baß sie ihr hächstes Relief gegrn die Mitte bedürfen. Denn wählt oder ordnet er sie ander», bedür, fen sie ihr höchstes Relief mehr gegen den Rand: so ist ihm die Convexität de« Steines gerade mehr nachtheilig, als vorthellhafr. Ue, berhaupt läßt sich von der Vorjüglichkeit dieser oder jener Art der Fläche nichts Allgemeines 6« Häupten. Nach Beschaffenheit der Figur, die darauf kommen soll, ist bald diese bald jene -u, träg'.ichrr; und eben so gut, als Herr Klotz be, A 3

6

Antiquatische Briefe.

Häupten kinnen, da- die schilbflrmigt Fläche zur Abwechslung In dem mehr oder weniger Er« habenen bequem sey, eben so gut kann m- " . . . . . . . .

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rungskugel zu den Zetten de« Plinius bekannt seyn konnte, ohne daß er ihrer jemals, bey so vielfältiger Erwähnung mikrotechnischer Werke, gedenket: da er Int Gegentheil verschiedene Mit, tel, deren sich besonders die Steinschneider b«, dienten, die natürliche Schärfe ihres Gesichts zu erhalten und zu stärken, sorgfältig anmerkt*). Andere alte Schriftsteller gedenken noch anderer solcher Mittel, die man alle jetziger Zett, da der Gebrauch der VergrißerungsgiLser so allge, mein geworden, unstreitig zu sehr vernachlLjsir get: so daß die Frage, ob der Sinn des Gesichts bey den Alten, oder bey den Neuern der schär, fett sey? eine Unterscheidung «rfoderr. Wir sr« hen mehr, als die Alten; und doch dürsten viel, lelcht unsere Augen schlechter seyn, als di« Au« gen der Alten: die Alten sahen weniger, al« wir; aber ihre Augen, überhaupt zu reden, mbchten leicht schärfer gewesen seyn, als unsere.— Zch fürchte, daß die ganze Vergleichung der Al, ten und Neuern hierauf htnauelaufen würde. •) Lib. XX. fest. $i. & lib. XXXVII. fest. iG.



Antiquarische Briefe,

Sechs und vierzigster Brief. «S. ,■■■ ■

Antiquarische Briefe, TQCfe ***

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Men wollen, ohne sich vor dem Koche r» fürch­ ten, den Lotterbuben dafür auf ihn werfen wür­ den? „Ich habe, sagt Herr Raspe *), viele „geschnittene Steine dieser Art gesehen. Sie „kommen mir vor, als di« Akrosticha und Chro, „nodisticha in der Poesie. Viel Zwang und et« „was Farbe ist gemeintglich lhr ganzes Ver­ dienst." Auch Herr Llppert erkennet -lesen Zwang fast an allen so malerisch geschnittenen Steinen, die er seiner Daktyliothek dem unge­ achtet einverletben wollen. Wozu also so viel Aufhebens davon in einem Bächrlchen, das die Gemmen hauptsächlich zu Bildung des Kunst­ auges und des Geschmackes empfiehlt? Hier würde vielmehr gerade der Ort gewesen sey», die Liebhaber vor dergleichen Afterwerken der Kunst z« warnen. Sehen Sie noch hinzu, baß die besten un­ ter diesen Afterwerken der Kunst, diejenigen, meine ich, welche die richtigste ungezwungenste Zeichnung und Anordnung zeigen, vielleicht Detrug •J Anmerkungen re. S. (Cassel 1768J in rr.

zweyter Theil.

4f

Betrug sind: ich will sagen, baß sie nicht au» Einem Steine bestehen, dessen Streife von ver, schtedener Farbe man so kunstreich genuhet, son» dern daß es verschiedene Steine sind, die man so unmerkltch auf einander zu sehen verstanden. Sardonyches, sagt Plinius e ternis glutinantur gemmis, ita ut. deprehendi ars non portit: aliunde nigro, aliunde candido, aliunde minio, fumtis Omnibus in suo generp probatiflimis. Schlimm! und Betrug bleibt Betrug, er mag noch so sein seyn. — Aber doch ist auch so viel wahr, daß es einem Künstler welk anstän, biger ist, den Stoff, in den er arbeitet, seinen Gedanken, als seine Gedanken dem Stoffe zu unterwerfen **), •) Libr. XXXVII. Sect. 7$.

•’) T. Zus. XXL

wenn, vltzr. xi t. to.

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46

Antiquarische Briefe,

Sieben und vierzigster Brief. versteht stch, daß ich unter dem Tadel mei­ nes vorigen Briefes nicht die eigentlichen Cameen mit begreife. Sie werden mich fragen: was ich eigentli­ che Cameen nenne? Solch« erhaben geschnitte­ ne Steine, dir allein diesen Namen führen soll­ ten. Zch weiß wohl, daß man jetzt einen jeden erhaben geschnittenen Stein einen Camee nen­ net. Zch weiß aber auch, daß dieses weder im­ mer geschehen, noch jetzt von uns geschehen müßte, wenn wir genuin und bestimmt sprechen wollten. Eigentlich heißt rin Camee nur ein solcher erhaben geschnittener Stein, welcher zwey Schichten von verschiedener Farbe hat, deren «ine die erhabene Figur geworden, und bi« andere der Grund derselben geblieben. Dieser

zweyter Theis.

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47 — ■

bekräftiget für mich Doot *): Dum crusta unius coloris scalpitur, ec altcrius coloris pro

D i *) Lib II. cap. *4. p. a?4- Edit. Adr. Tollii. Ich einte hier den Doot, weil sei» Werk/ mit de» Anmerkungen und Zusätzen de« Loviu« «ad kaet, unstreitig da- vollständigste und gewihnlichste Handbuch in dieser Art von Kenntnissen ist. Dean sonst hätt« ich eben so wohl andere/ al« » E. den Cäsalpinu«, citn ren linnen, welcher libr. II. de Metallicis cap. ;«. da« Nehmliche, fast mit de» nebrnlie che» Worten, sagt: fealpunt gemmarii has (Onychas) vario modo. Si eniin crusta alba alteri nigrae fuperpofita fit, aut fecundum alios colo res, ut rubens, albae aut nigrae, aut e converfo, fealpunt in fuperiori imagi» nem, ut inferior veluti ftratum fit, has vulgo Cameos vocant. ES ist dekannt, daß Cäsale pinu# einige Jahre früher al« Boot schrieb; und au- solchen gleich lauteaden Stelle» hat daher Caylu« den Boot »am Plagiariu« de« Cäsalpiau« ,u machen, kein Bedenken gelt«'

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Antiquarische Briefe,

strato relinquitur, tum gemmarii Camehujam ,vel Cameum vocant, five Onyx, five Sardo-

nyx fit. Es ist gleich viel, welche von denSchich-

gen. „Dieser Schriftsteller," schreibt Caylus, (in feiger Abhandlung vom Obsidianischeu Steine S. ?i. deutsche Ueb.) „hat oft „ganze Stücke aus dem Texte de- Cäsalpi„nuS abgeschrieben, indem er nur einige AuS„drücke daran verändert, oder hinzugesetzt. „Er ist nicht zu entschuldige», daß er hiervon „gar nichts gedenkt und den CäsalpinuS unter „der Zahl der Schriftsteller, deren er sich bey „Verfertigung seine- Werk- bediente, nicht „einmal genennt hat." Diese Anklage ist hart: aber Doot hat ei» Verzeichniß so vie­ ler andern Schriftsteller, die er gebraucht, seinem Werke vorgesetzt; warum sollte er nun eben den CäsalpinuS ausgelassen haben, wenn er ihn wirklich gebraucht hakte? Er hätte ihn doch wahrhaftig nicht mehr gebraucht, als ir­ gend einen ander». Folglich kann es gar wohl seyn, daß Boot mit seinem Buche, das 1609 zuerst gedruckt ward, längst fertig «ar,

zweyter Theil. t

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ten der Künstler zu der Figur nimmt, ob die lichtere, oder die dunklere: aber freylich, wenn ihm die Wahl frey stehet, wird er lieber die da­ zu nehmen, deren Farbe für die Figur die na, türlichste oder schicklichste ist; wenn er einen Mvhrenkopf z. E. auf einen Onyx schneiden soll, der eine gleich hohe weiße und schwarze D 3

als da« Buch des CäsalpinuS zu Rom heraus» kam, oder in Deutschland durch den Nürn­ berger Nachdruck von 1602 bekannter ward. Ich wüßte auch wirklich nicht, was Boot nur aus dem CäsalpinuS Hütte nehme» können; was er nicht eben so gut schon in älter» Schriftsteller» Hütte finde» können. Wo er daher mit dem CäsalpinuS, mehr alSvonun« gesähr geschehen könnte, zusammen zu tref­ fen scheinet, dürfen sie beyde nur Eine Quelle gebraucht haben. Ja, ich wollte eS wohl selbst auf mich nehmen, bey den mehrest«» Stellen, wo Cayluö den Boot für den Au chem er bestimmt wird, eine größere Dicke en fordert, wird er, wie gesagt, jede der zwey Schichten mehr als einmal, und die dunklere nach verschiedenen Schattirungen haben können. Und da« ist hier der Fall. Die vier Lagen beWinkelmannischen Steine« sind in ihrer Folge, schwarzbraun, braungelb, weiß und aschgrau. Alle diese Farben und Schichten kommen ihm als Onyx zu; und besonders, sieht man wohl, sind die zwey ersten nicht-al-Verlauf der nehm, liehen

zweyter Theil.

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llchett Schichte In« Hellerer so wie die vierte, die aschgraue, (wenn sie Ihm anders hier nicht aufgesetzt ist,) nichte al- allmähliche Verbunke, iung der weißen Schichte in die natürlicher

Weise wiederum angrenzende schwarzbraune oder braungelbe, seyn dürfte. Freylich ist btt rothe Farbe- die den Sardonyx zum Onyx macht, im Grunde auch nicht« al« eine Bari«, tion der braunen; denn beyde sind, ihren De, standtheilen nach, auch vollkommen der Nehmli­ che Stein: aber wenn denn mm einmal für diese Variation ein besonderer Name bestimmt ist, warum will man ihn einer andern beyie, gen *)? — Ein zweyte« Exempel nimmt Herr Klotz au« der Daktyliorhek de« Zanettk. „Zn der Zanet, „tischen Sämmlung, sagt er, wird ein Tiger „au« dem orientalischen Steine, Maeo, bewun, „Herr, wo sich der Künstler der Flecken de« Stei, ,,ne« bedient hat, um die Flecken de« Tiger«

•y S. Zus. xx m. Mrm. Schr. xii. Lh.

Antiqüattschk Btiefe,

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„«Sziebrücken." Macv 1 Wer hat jtniatd von ttiietti solchen Steine gehört? Da wird fich g»Nz gewiß wieder der Seher verseht, oder der Schteiber verschrieben haben. So ist es: denn Gürt, von de« dir Auslegungen dieser Dakchlitthtk find, sagt! exsculptum lapillo orienrtii, quem vulgo eppellanr Moco. Moco

also; Nicht Maco r und nun «ktakhe ich t< un­ gefähr, daß Gort einen MokhastelN meinet; ei, nrn Steift, beN seht fast jeder kleine Galante, rlekräiNer kenfitt, da er häufig IN Ringe verar­ beitet wird. Gleichwohl muß thN — ich will reicht saßen, Herr Klob; tetr wird von dem das anders erwarten? — sondern Gort selbst nicht gtkännt haben. Denn stnst hätte er ihn un­ gewiß bey seinem alten wahren Äartten, der jUglelch die Definition ist, und nicht bloß bey diesem so vlrl al» nicht« sagenden Zuwelierna. meft, genaüNt. Der Mokhasttin ist eln Denbrachst, und hat in den neuern Zelten diesen Namen bekommen, nicht well er eben um Mok, ha gefunden, sondern aus andern östlichen kän

zweyter Thril. U

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dem nach diesem Hafen gebracht und von da tn Menge nach Europa geführet wird *) **)•

8 » e) Hltt, in seine« Slumerkuuge» über den Theophra-/ 6- 86. Agates, with the re semblancc of trees and fhrubs on them, they call’d, for that reafon, Dendrachattf, These are what our jewellcrs at this time call Mochoftones, but improperly; for they are not the preduct of that kingdom, but are only ufed to be brought from OCher countries and shipp’d there for the use of our merchants. •ey*e. Jus. XXIV.

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Antiquarisch Briefe,

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Neun und vierzigster Brief. ödrl zeigt.sich überhaupt, ist seiner Daktyiio,

thek de« Zanetti, nicht eben ai« einen besondern Stfinkennrr. Er schrieb den Namen hin, wie er ihn hörte; unbekümmert, ob seine Leser et, wa« dabey würden denken können, »der nicht. Mochte er doch wohl öfter« selbst nicht« dabey denken. St« erinnern sich, wa« ich bereit« ln met, nem fünf und zwanzigsten Briefe wegen der Prasma Smaragdinea wider ihn angemerkt ha, be. Einer solchen Prarma fand er den Stein sehr Lhnlich, auf welchemTk trrn Kopf de« jun, gen Tiberiu« erkannte *): und wle sagt er, daß man diesen Stein nenne? Quem Igiadam appellant; oder mit den Worten seine« Uebersel, zer«, Igiada molto belle, ehe al Prasma di

') Tab, IX. p. 17.

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§m7: „Dieser Privatunterricht aus Kupfern und Ab» „brücken bleibt unterdessen wie die Felbmesserey „auf dem Papier gejelchnet. Die Kopie im „Kleinen ist nur der Schatten, nicht die Wahr, „hrit; und tt ist vom Homer auf dessen beste „Urbersetzung kein größerer Unterschied, al« „von der Alten und de« Raphaels Werken auf „deren Abbildungen."

Rloy redet S. i r-. von Werken, die einen allzu scharfen, eckigen Umriß haben, und deren Meister lieber ihre anatomische Kenntniß zri/ gen, als sanft und gefällig seyn «ollen; und seht hinzu: „Wem die Werke gefallen, dir diese

ter antiquarischen Briefe.

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207 1

„sparsame Wei-Helt bezeichnet, der glebt einen „eben so «ngezwrifelten Beweis von seinem ver, „derbten Geschmacke, als der, welcher die na» „türliche und lanste Schreibart des Lenophon „dem spielenden Witze der Sophisten nach, „seht." — Diese sparsame Weisheit! Wa« heißt das? Er braucht den Wtnkelmanntschen Ausdruck, und giebt «hm gerade die umgekehrte Bedeutung. Winkelmann sagt nehmlich, von der Nach, ahmung griechischer Werke, S. 11: „Eben so „unterscheiden sich di« neuern Werke von den „griechischen durch eine Menge kleiner Lim „drücke, und durch gar zu viele und gar zu sinn, „llch gemachte Grübchen, welche, wo sie sich in „den Werken der Alten befinden, mit einer „sparsamen Weisheit, nach dem Maaße dersel, y>6,n in der vollkommener» und völliger» Na, ,,tur unter den Griechen, sanft angedeurer, und „öfters nur durch eia gelehrtes Gefühl bemerkt

„werben."

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Entwürfe zur Fortsetzung

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nee apprehendere, quod vult, fideliter poteft." Bald hernach setzt Priestley hinzu: „Die alten Steinschneider sollen sich gläserner, mit Wasser gefüllter, Kugeln bedient haben, um sich die Fi, guten tu vergrößern, und feiner arbeiten zu ton« »en. Narrer erzählt dies in einem Buche, da­ rr über diese Materie geschrieben hat." Narrer aber ist weit entfernt, die- zu erzäh« len» er vermuthet e« nur. Denn auf welche« T r pilam majores clarioresque cernuntur. Pom« formofiora, quam fmt, videntur, fi innarank vitro.

188

Zusätze zu den Briefen

Zeugniß hatte er sich berufen können? In berVor> rede nehmlich sagt er: Comme cet art est trop difficile pour qu’il puisse rien sortir d’acheve dela main d’un jeune homme, & que lorsqu’on est parvenu ä l’äge le plus propre pour y cxceller, la vüe commence ä s’affbiblir; il y a beauconp d'apparence, que les anciens Artistes ont eu recours comme nous ä quelque lunette ou microfcope, pour suppleer ä ce defaut & facilirer leur travail. Die Art, wie sie sich diese Erleichterung

bewirkt haben, laßt LTattcv, wie man sieht, un­ bestimmt; rmd von gläsernen Kugeln mit Wasser gefüllt, ist bey ihm die Rede nicht. Wenigstens' habe ich in seinem ganzen Buche keine hierher ge­ hörige Stelle- außer der eben angeführten, auffin­ den können. Eben so wenig erwähnt auch Marierre etwas von der Art, selbst da nicht, wo er alle Werkzeuge und Geräthe, und das ganze Ver­ fahren des Steinschneiders umständlich beschreibt. Diesem dienen auch die Vergrößerungsgläser wohl mehr nur, um den Fortgang und Erfolg seiner Ar­ beit von Zeit zu Zeit zu prüfen, als sich während der Arbeit selbst die Gegenstände dadurch in die Augen fallender ru machen.

antiquarischen Inhalts. U,

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289 —

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Go viel ich weiß, giebt eS au- dem Alterthum keine Dioptrik, außer die deS oft in jenen Entwürfe» verweiset, and die ich dabey oben schon, »ach der gedruckte» Ausgabe, nachgewiese» habe; theil- halte ich efür besser, die Streitigkeiten, worauf fich diese Briefe besiehe» sollten, jetzt nicht wieder zu er­ neuern, da sie sunt Theil vergessen, und durch die Stimme de« Publicum- längst ru Lessing's Vor­ theil entschieden find. Also nur noch ein Paar kurze Einnerunge». Im vier und siebzigsten, und de» beyde» folgenden Bries«» war Lessing Willens, sich mit dem Verfasser der literarischen Briefe, einem tweyte» Verfechter von Llotz, einzulaffen. Do» Drrm. Schr. *11. rr. U

Zusätze »u 6er

Abhandlung vom

Alter der Oelmalerey.

3°4

Zusäße zu den Briefen

diese» Briese» sind tu Altenburg 176- bi- 1774 drey Pakete erschienen, die sehr »erwischten In­ halts sind, und jetzt wohl gr-ktentheil- in Maku­ latur > Paket» verpackt seyn mögen. Ich lasse «s dahin gestellt sey», »b der Herr von Schirach — damals noch «Zerr Schirach tont ceurt — ihr Verfasser sey, »der nicht. In Meusel'» gelehrtem Deutschland» «erden sie ihm wenigstens beygelegt. Die vier letzteu Briefe des ersten Paket- betreffen den Streit tausche» Lessing und Lloy; und es ist freylich sonderbar genug, daß dieser Driesstellrr denselben auf drey Hauptpunkte tirrückkührt: auf die Homrrischr Nachahmung bey den alten Künst, lern — auf die Bildung der Furie» — und auf die Frage von der Perspectiv der Alte». Es war mein Vorsatz, mich wider di« in diese» Briefen ge, machten neuen Vorwürfe in neue Erörterungen und Rechtfertigungen der keffiiigischea Behaup­ tungen rintulaffen. Aber indem ich fl» in dieser Absicht wieder durchlese, finde ich alles, des sieg, reiche» und höhnischen Ton« ungeachtet, so oberfiächlich und so leicht widerlegbar, baß ich es für reinen Zeitverlust halten würde, mich dieser Mühe tu uutertiehea.

by R. E. RASPE♦ London, 1781, 4.

324

Zusahe z« der Abhandlung

ses kritische« Versuch» tiutn Begriff tu mache», verweise ich de« Leser auf die ausführlich, und überaus gründliche Beurtheilung derselbe« i« der Neue« Bibliothek der schinen Wissenschaften'), die mich eine« völlige« Austug» überhebt, und schränke mich auf dir bloß« Anführung einiger Um# stände ein, dir tut nährrn Erörterung drr Haupt# frag» beytrage« kinura. Was Herr Raspe, S. -i bis 3$, über verschie# den« Spure« von dem Gebrauche des Oel« in der Malerev der Alte« und der Neuer« vor der angeb# lichen Zeit der Erfindung derOelmalcrey vorträgt, läuft, seiner eigene« Aus,ählu»g nach, voroehmlich auf folgende Umstände hinaus. Di» Alte« waren schon mit dem weiße« Kalk# »der Kreidegruude br# kanut, dessen sich die neuer« Meister tu Orlgemäl# de« ausHolt bediente« r und hieraus folgt freylich nicht mehr, als daß sie vielleicht auf de« nehmli­ chen Grund auch die nehmliche« Farbe» getragen habe«. Dir Oelfirnisse, deren sich di» Aegypter undApelles, nach Herrn Raspe'n» Voraussetzung, bedienten, hätte« st« auf die Erfindung drr Oel# färbe« leite» ttnae«. Da stch aber weder aus de» ') D. xxvil. St.

1.

e. 209.

vom Alter -er Oelmalerey. 1

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31$

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„» Herr« R. untersuchte» ägyptische» Mumie«, «och au« einer von ihm angeführte» und erläuter» te» Stelle de« ältern Plinius •), schließen läßt, daß ff« auch ihre Farben mit diesem Firaiß deret» tet und gemischt hätten; und da »« vielmehr offen» dar ist, daß dieser Firniß our äußerlich auf die schau fertigen Gemälde aufgetragrn wurde: so läßt ffch auch hieraus nicht« weiter folgern, al« daß di« Alten der Erfindung sehr «ah» waren, und daß «< iu verwundern ist, wie sie nicht auf dieselbe -era» then ffnd. Di« Außenlinieu und Umriffe der alte» griechischen und herrurischen Gefäß« ged«» bloß eine» »wrifelhaftra und trüglichea Anschein |o die» ser Dorautsetzung. Die Alte« griechische» und rimischea Gemälde auf de» Wände» und ausStei» wurde» rutweder auf nasse» Lalk gemalt, »der ffnd »och nicht hinlänglich «aterfilcht werde». Da- ■ Oel, dessen man ffch bey der gr-bera Wach«« »ad Wand-Malrrr», »der rum bloße» Anfirrichea, de« biente, deweifi hichstra« nur, daß man Versuch« mit vrlfarden gemacht hab«; «ad so habe» wir wenigftea« keine direcre Beweise, baß die Otltne» 3ts ') L. XXXV. c. 10.

326 Zusätze zu der Abhandlung lerey den Ägyptern, Griechen und Römern bey ihren eigentlichen Gemälden wirklich bekannt ge, wesen sey Aus ihrem großen Scharfsinne, und aus der Einfachheit der Erfindung selbst, läßt sich durchaus nichts Gewisses schließen. Herr Raspe wendet sich also zu den Neuern, und gründet seine Beweise, daß diese schon früh­ zeitig mir dem Gebrauche der Oelfarben bekannt gewesen sind, auf hte handschriftlichen Werke deS TheophUus und Eraklius Von dem erster» ge­ denkt er der drey schon von Lessing angeführten Handschriften, und setzt dann noch die Beschrei­ bung einer vierten hinzu, die er auf der Univer­ sitätsbibliothek zu Cambridge fand, und ins drey, zehnte Jahrhundert setzt, deren Gebrauch ihm aber Nicht gestattet wurde. Sie ist indeß nrcht vollstän­ dig, sondern enthält nur das erste Buch deö Theophilus. Eine fünfte Abschrift findet sich glnchfalls zu Cambridge in dem Tnnity College, unter der Angabe: Theophil»r Monachus de omni seientia artis pingendi, wobey angeblich noch Gvatfius de artibns Romanorum angebunden ist, das aber, zu Hrn. Rajpe'ns großer Freude, keine andere, als die langst von ihm gesuchte Schrift des Eraklius war. — Do» dem Theophilus enthalt diese

vom Alter der Oelmalerey. 327 .... .. ■

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Handschrift noch weniger, als die vierte: nur die ersten 28 Kapitel des ersten VuchS. Herr R. hat dies Stück hier aus jener letzter» Handschrift ab, drucken lassen; aber sehr fehlerhaft, sowohl in An, sehung der Rechtschreibung, als der Unterschek, dungSzeichen. Die Schrift des Eraklius de artibus Romano* rum findet sich auch in der Kinigl. Bibliothek zu Paris in eben dem Codex, worin die vom Theo, philue befindlich ist. Lessing, der sie bloß aus der Nachweisung des Catalog'S kannte, wurde schon auf ihre Ueberschrift sehr aufmerksam, und ver, sprach sich viel Neues und Interessantes davon*). Diese Erwartung erfüllt die Schrift selbst, die Herr R. zuerst hier abdrucken ließ, nun freylich bey weitem nicht. Wer dieser Eraklius gewesen sey, und wo und wann er gelebt habe, darüber laßt sich bis jetzt nichts Gewisses sagen- Gesner, Simler, Mont, faucon, Fabriciuö •*), und andere Bibliogra,

*) S. B. VIII. S. 3$6» *') Beym ^abricius (Biblioth. lat. med. & ins. act. t. 1L p. 514.) kommt zwar ein Eraklius vor , der beym Baronius u. a, Eradius

32g

Zusäße zu der Abhandlung

»den, schweigen gan» von ihm. Daraus, daß er in der Überschrift seines Merkchens vir sapientissimus heißt, vermuthet Herr Raspe, daß er kein Priester oder Geistlicher gewesen sey, und daß daS Zeitalter, worin er lebte, und welches ihn mit dir, fern Deynamen beehrte, sehr barbarisch müsse ge­ wesen seyn: denn seine Schreibart ist äußerst schlecht, seine Leichtgläubigkeit sehr groß, und sei« ne Sachkenntniß ungemein oberflächlich. Bey dem allen mag er vielleicht ein Laienbruder oder Mönch gewesen seyn; denn er richtet sein Werk an einen frater, worunter wohl kein leiblicher Bruder iU verstehen ist. Unstreitig aber war er ei« ««wissen, der Empiriker und Geheimnißkrämer. Der Na­ me Herakliu» oder Erakliuo ist griechisch; und griechische Namen wurden in Italien schon bald «ach der Theilung de- Kaisrrrhums sehr gemein, weil ein Theil von Italien im Besitz der griechi, scheu Kaiser blieb. Daß seine Schrift aber eine Uebersetzung aus dem Griechische« sey, läßt sich

heißt, Presbyter zu Hippo, und Freund und Deikgenoffe Augustin'» war- An diesen aber ist wohl, der barbarischen Schreibart wegen, hier nicht in denke«. Auch die Anführung Isidor'» erlaubt das nicht.

»om Alter der Oelmalerey. I

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nicht wohl annehmen,da er bloß lateinische Schrift­ steller ansührt, unter welchen Istdaru», der im siebenten Jahrhunderte lebte, der späteste ist. Viel­ leicht lebte und schrieb er bald nach diesem Jeital1er. Seine Nachrichten een einigen ju seiner Zeit in Rom gangbaren Handgriffen, und besonder» von Gla-manufacturen, scheinen zu verrathe», daß er kein geborner Jtaliäner, wenigsten» kein Römer, war, und daß et in einem fremden Lande, oder für ein fremde» Land schrieb, um diese fremden Künste demselben mitzutheilen Daß er in oder vor dem dreyzehnten Jahrhunderte geschrieben ha­ be, erhellt au- der ganjen Beschaffenheit der hier abgedruckten Handschrift. Diese Handschrift besteht theil» au- metrischen, theil» au- prosaischen Anweisungen ,u allerley Künsten und Handgriffen; und ungeachtet ihre» unbedeutenden Gehalts, wäre es doch wohl der Mühe werth, sie auch in Deutschland der Länge nach abdrucken »u lassen. Da hier indeß der Raum dazu fehlt, so begnüge ich mich, sowohl von den Versen, al» von der eben so schlechten P-ose, eint« ge Stücke au-iuheben, deren Inhalt vortüglich hierher gehirt:

330 Zusätze zu der Abhandlung

De pretiosa pictura vitri. £ vitro si quis depingere vafcula quaerit, Eligat ipse duas rufo de marmore petras, Inter quas vitrum Romanum contcret; & cum Ut pulvis terrae fuerit pariser refblutum, Hoc faciet liquidum clara pinguedine gummi. Post haec depingat petulas, quas finxit honeste Figulus. Hoc facto fuccenfo iniponat easdem Fornaci, caveatque fnnul, quac terra probata Has reneat> quo sic valeat obstare colori, Illas qui facies plena virtute nitentes.

Quomodo aptetur lignum, äntequam pingatur. Quicunque aliquod lignum ornare diversis coloribus fatagis, audi quae dico* Imprimis ipfutn lignum inultum rade aequalem, & planißmimn radendo & ad ultimum fricando cum illa herba, quae dicitur afperella. Gluod si ligni materies talis fuerit, ut non poslis aequare ejus asperitates, vel non velis propter aliquas occasiones, nec ta­ rnen cum corio illud velis operire vel panno: album plumbum teres super petram siccami fed non ran tu m , quantum si inde pingere velis, Deinde ceram in vafe super igne liquefacies, tegulamque

vom Alter der Oelmalerey.

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triram fubriliter; albumque plumbum, quod ante trivilH , fimul commifces faepius movendo cuin parvo ligno, & üc fine refrigerari. Posieaaliquod ferrum fac calidum , & cum ipso ceram fünde in ipfas cavernulas, donec aeqüales fint, & cum cultello de super abra.de ea , quae sunt scabrofa. Si autem plumbum milcere cum cera dubitas, feiro, quod, quantum plus miscueris, tanto durius erit. Et ficut dixi jam , aequali facto. Abundantius plumbuni valde fubtilislime tritum cum oleo defuper per totum, ubicunque pingere vis, renuisiime extendendo cum penicello afmino sic aptato. Deinde ad feiern exsiccari bene permirte. At cum sicca tu s fuerir color, iterum fuperpone: sicut prius fecisii, de eodem & fpisiiorem poncs; fed non ita fpisiiorem, ut abundantiorem colorem fuperponas, fed ut oleum minus hnbeat* Nam & in hoc multum cavendum eft, ut nunquam crasiiorem colorem fuperponas, Quod si feceris, & abunde pofueris , cum exsiccari coeperit, rugae defuper erunt» — —

Quomodo praeparatur columua ad pingenduift. Si vis aliquam columnam vel laminam de petra pingere, inprimis opti.ine ad folem vel ad igpam

zzL Zusätze ju der Abhandlung

ficcari permittesw Dein album accipies, & cum ölet super marmorem clarisiime teres. Poftea illam co« lumnam jam bene sine aliqua foflula planem & politam de illo albo cum lato penicello fuperli* nies duabus trinis vicibus. Poftea imprimes cum manu vel brussa de albo fpisib, & ita dimirtes paululum. Cum vero modicum siccatum fuerit, cum manu tua album planando fortitcr retrahes. Hoc tamdiu facies, donec planum sit quasi virrum. Tune vero poteris defuper de omnibus coloribus cum oleo distemperatij pingere Si vero marbrire volueris , super colorem vel brunum vel nigrum vel alium colorem, cum siccata fuerunt, marbrire poteris; poftea vernicia ad solem.

Was in diesen beyden letztem Abschnitten von der Deymischung deS OelS r» der Farbenbereitung Vorkommt, ist alles, was sich aus der Schrift deS Lraklius rum Behuf der hier vorliegenden Streitftage anführen ljßtz und, wie man steht, ist es äußerst wenig, nicht einmal so viel, als beym Theophiluo, besonders im szsten Kapitel feine­ ersten Buchs, darüber verkommt. Aus beyden Schriften aber erhellt doch wenigsten-, da- der Gebrauch des OelS ru den Farben in den damaligen Seiten schon bekannt gewesen ist. Außer

vom Alter der Oelmalerey.

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Außer jenem hintu gekommenen Zeugnisse beS Erakliu» führt Herr Raspe auch »och S. $i. f. dasjenige an, was Walpole gleich r» Anfänge sei, ner Anekdoten über die Malere» in England von dem daselbst schon früh bekannten Gebrauche der Oelfarben beybringt. Ich will lieber hier seine Quelle selbst |u Rathe riehen, und unmittelbar aus diesem in Deutschland nicht sehr bekannten Buche di« hierher gehßrenden Stelle» ga«r mittheilen'). „Folgende Vorschrift, sagt Walpole, ist sehr merkwürdig, weil man daraus steht, daß der Ge, brauch der Oelfarben") schon «eit früher bekannt «ar, als man die Erfindung derselbe» gewühnlich

•) Anecdotes of Painting in England — by Mr HORACE WALPOLE. )d. Edit. Lond. 1781. $ Vols. 8vo. Vol. I. p. 10. ") In der eben angeführte», «tut» und »er, wehrten Ausgabe dresrr Anekdoren steht hier »och folgende Anmerkung: „Johann van „Eyck, der vorgebliche Erfinder der Oelmale„rey, die er bey seinen Nachtorschuagea über „den Firnrß entdeckt haben soll, starb im Jahr „1441. In der obigen Urkunde werde» bey, „des Gel und Firniß erwähnt; und das erstere „wurde vielleicht bloß zur Verfertigung des „letzter« gebraucht Herr Raspe hat in feiner „im Jahr 1781 bekannt gemachte» merkwür, »erm. Gchr. xii. rg. §

3 34 Zusätze zu der Abhandlung anrunehmen pflegt. Sie ist vom r;sten Jahr« der Regierung Heinrich» III. 1239 batikt, und lau« tet so: „Rex thefaurario & camerariis suis falutem. „Liberale de thefauro nostro Odoni aurifabro & „Edward» Klio fuo centum & feptemdecem (oli„dos & decem denarios pro olee, vernici to* colo„ribus emptis, & picturis factis in camera reginae „noftrae apud Weftm. ab octavis funetae trinitatis „anno regni noftri XXIII, usque ad festutn sancti „Barnabas apoftoli eodein anno, fcilicet per „XV dies.“

3». der Folge •) kommt Herr Walpole auf die« fen Umstand zurück, bey Gelegenheit «ine- Gemäl­ des von dem englischen Könige Richard II, in der Vembrokischen Sammlung zu Wilton- ES ist «in kleines, aus rwey Tafeln bestehendes Stück, wor­ auf der König knieend vorgestellt ist, begleitet von feinen Schutzheiligen, Johannes dem Läufer, St. Edmund dem Könige, und Eduard dem Be-

„digen Abhandlung bewiesen, daß die Selma« „lerey lange vor ihrer angeblichen Erfindung „durch van E?ck bekannt war."

vom Atter der Oelmalerey.

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Jenner, vor der Mutter Gottes und dem Kinde, von Engeln umgeben. Unten an diesem Gemälde stehen folgende Worte: „Invention of painting in „oil 1410. This was painted before in the begin„ning of Richard II, 1J77 &c.“ — „Diese Wvk»

te, sagt Walpole, die sehr tweydeutig find, mache ten einen Zweifel in mir rege, den mir Niemand ausjulisen wußte. Sollen ste andeuten, daß dies @-ü

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fiti» und Känig«saal im Jahr 1780 bey de» dar» über angestellteu Unterfudmugeai« Rathe gtjogen. Der Lessingischen Abhandlung hat man vor» nehmlich diese Untersuchung tu verdanken, und die Ankündigung derselben durch deu eben gedachten Prof, Lhemanr •). Die Zweifel, welche Herr von Murr -) dawider erregte, werden in de« Dnrbericht« dieser Abhandlung im angeführten Ar, chiv beantwortet, au« der ich hier nur da« hier» her Schärende mitthrilen will. Sir betrifft zunächst deu ältesten bekannten bäh» mischen Maler, Thoma» von Marina, der im dreyzehntrn und vierzehnten Jahrhunderte lebt«, und vom Herrn v. Mechel» für eine» grbornr» Nähmen au« Mutteredork, Murienin, »der Mm rierow, von Herrn Dobrowoky hingegen für tU neu an« Modena gebürtigen Jtaliänrr gehalten wird, der zn Karlstein für Kaiser Barl IV. gemalt habe. Auf drey zusammen schärende» Altargrmäl» den der Kron, oder Kreuzkirche zu Karlstein fand •) S. V. Riegger » Materialien zur Statistik von Bihmen, 4t«« Heft, S. il«.

•’) I» seinem Journal zur Kunstgeschichte, v- xv. s. 17. f. B«m. vchr. xii. ry. S

3$o Zusätze j« der Abhandlung sich die Augabe diese-Meister- io folgende« beyde» leoninischr» Versen: duisopus hoc finxit? Thomas de Mutina pinxit. duale vides lector, Rabifini filius auctor. Jetzt befinde« Kch diese drey Gemälde io der K. Ä. Gallerie |u Wie«, u«d find al- di« älteste» io Deutschland bekannte« Oelgemäldr von dem «euer« Anorduer dieser Gallerie gleich an die Spitz« der deutsche« Schule gestellt. Ihnen hat man drey andere, vorher gleichfall- i« jener Kirch« brfinbliche alte Oelgrmälde von einem Theodoriku» oder Dirrrich brygesellt. Wen» sich nun gleich über den Geburt-ort bes Thoma» von Murin» nicht- Gewisse« entscheid de» läßt; so ist r« doch wohl ao-gr«acht, da- er unter die böhmische» Künstler gehöre. Mao hat schon sich- Stück« von ihm in Böhme» aufgrfu«, den; und e- giebt deren dort vermuthlich »och meh­ rere. Ander-wo hingegen sind bi-hcr »och keine Gemälde von diesem Künstler entdeckt worden. Nur «rgiebt sich au« mehrer» Gründen, vor­ nehmlich aber au« de« Schriftzüge» jener lateini­ sche» Verse •), daß dieser Thoma» de Murin« •) Man findet sie aus der erste« Kupfertafel des Archiv'- rc. getreu kopirt.

vsm Alter der Oelmalerey. Z5I »sl.—



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nicht für Larl IV. zu Karlstei» Hoist gemalt ha« Itn, fonbetn daß er schon früher, im zwölften »der dreyzehnren Jahrhunderte gelebt haben müsse. Der Verfasser dieser Abhandlung findet es wahrscheinlich, daß in Bihmen nicht nur die Oel, malere», sonder» die Malere» überhaupt, veur, scheu Ursprung» gewesen sey; unter ander» noch au» dem Grunde, weil die Tschrscheie und die übrigen an Deutschland grünzenden Slaven diese Kunst mit de» Wittern r maiouati, malouani, Md» Um, malowarz und malomai benennen, die offenbar dem deutschen Worte malen ähnlich, und vermuth« lich «on demselben hergenvmmen «ad abgejadert find. Auch find dir erste» Statute» der Maler, brüdrrschaft vom Jahr im, und die ersten drey Privilegien der Schilderet in Böhme» deutsch ab, gefaßt. Da« durch mehrere Kunstk-nner in Prag und Wie» bestätigte Urtheil, daß die gedachten alte» Gemälde diese« Künstler« wirkliche Oelgemälde pod, gründete der Prof. Eh emanr vornehmlich quf rin« mit denselben aaaestrllte Prüfung, in, dem er fle mit einer schleimigen Cornpofitioa über« fuhr, der«» sich Herr Laftner rum Bilderputze» bedient, and die er bisher »och al« ein Geheimniß 3 »

3$2 Zusätze zu der Abhandlung

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für flch behält. Dieser klare, durchfichtige Schleim nimmt in kurzer Zeit allen Schmutz von den Otl< gemälden hinweg, ehe noch die Feuchtigkeit das Schüttgelbe, wenn dergleichen in den Gemälden ist, erweichen kann; aber eben so geschwind hebt er die Farben in Waffergemälden oder Wachs. Such bestätigt der im iwtphn Abschnitte der vor­ liegenden Abhandlung umständlich beschriebene Kuustcharakter jenes alten böhmischen Künstlers diese Voraussetzung. Das Geschmolzene de» Pin­ sels, welche» seine Gemälde vorzüglich charakteriflrt, ist nur Oelfarbeu eigen; und dieser Schmelz der Farben findet flch sowohl in der Carnation, al» in den Gewändern. In dem dritten Abschnitte dieser Abhandlung sucht ihr Verfasser e« wahrscheinlich zu machen, daß di» Erfindung, oder der Gebrauch der Oelfar­ ben mit den Turnieren und der Wapenkunst in gleich» Zeit fallen. Daß die Schild« der Edlen und derKriegesleut« schon bey den Römern und den alten Deutschen gemalt wurden, erhellt au- den Zeugnissen de» vegez und Cacitu» •). Auch ton* *) VEGET. de re milit. L. II. c. 8. Sed nc milites in tumultu proelii a suis contubernelibus aberrarent, dtversis cohortibus divers«

vom Alter der Oelmalerey. t

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den in den Privilegien bet Schilderet von den blb# mischen Königen Larl nnb Wenzel II dieselben t»m Theil für piflor« genommen; obgleich in ane dern Litern Statuten die Schiiberer een den Ma, lern, besonders von den geistlichen Maiern, unter, schieden werden. Aus mehreren Umstünden schließt der Vers, daß die Oelfarben ru Karls iv Zeiten schon in Böhmen gemein, und eine bekannte Sache waren. Don ih, rem östern Gebrauche rur Derrierung oder Auftta, 3 r in fcutis figna pingtbant: ut ipß nominant luy/tÄTM, ficut eliam nunc moris est fieri.— TAC1T. de Mtr. Gtrm. Scuta tannim lectiflimis coloribus diftinguunt. Anital. L. II. vel tenus & fucatae colore tabulae. — —

Wachter erklärt in seinem Glossar das Wort Schildere»: Opus pictutn, a primo & vetustislimo picturae germanicae objecto, quod erat Schild, fcutum.------- Es ist doch «»et wohl

»u viel «orausgesetzt, wenn der Verfasser be, hauptet, die bemalten Schilde der Alten Hilt« ten nothwendig mit Deiferbe bemalt seyn müs­ sen, weil dazu weder Wasserfarben, noch Wachs «der Har, brauchbar gewesen wären. Auch fleht er selbst ein, daß hieraus noch gar nichts für die Anwendung der Oelfarben zu eigentlichen Gemälden folgen würde.

354 Zusätze zu der Abhandlung

gong der Schrift,üge, rur Vergoldung eiserner Gitter und Stangen, «. s. f. finden stch manche Spure». Wenn in den ältesten Urkunden der bth» mischen Malerbrüderschaft vom Jahr i)