Geschichtskonzepte im Ezechielbuch [Reprint 2018 ed.] 3110114739, 9783110114737

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

201 109 21MB

German Pages 538 [536] Year 1989

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Geschichtskonzepte im Ezechielbuch [Reprint 2018 ed.]
 3110114739, 9783110114737

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Zur Präzisierung Oer Fragestellung
II. Die Bezugnahne Auf Geschichte In Rahnen Der Gerichtsprophezeiung: Ez 5,5-17
III. Die Gerichtsprophezeiung Als "Geschichtsentwurf": Ez 16,1-43 Und 23,1-30
IV. Die Restitutionsprophezeiung Als "Geschichtsentwurf": Ez 20
V. Versuch Einer Redaktionsgeschichtlichen Einordnung Der Geschichtskonzepte Im Eb
Erträge Und Perspektiven
Literaturverzeichnis
Anhang: Übersicht Über Die Behandelten Texte Des Eb Und Ihre Redaktionsgeschichtliche Zuordnung

Citation preview

Thomas Krüger Geschichtskonzepte im Ezechielbuch

Thomas Kriiger

Geschichtskonzepte im Ezechielbuch

W DE

G_

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1989

Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Otto Kaiser 180

Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — pH 7, neutral)

CIP-Titelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Krüger, Thomas: Geschichtskonzepte im Ezechielbuch / Thomas Krüger. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1989 (Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ; 180) Zugl.: München, Univ., Diss., 1986 ISBN 3-11-011473-9 NE: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beiheft

ISSN 0934-2575 © Copyright 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

VORWORT

Die vorliegende Untersuchung wurde im S o m m e r s e m e s t e r von der E v a n g e l i s c h - T h e o l o g i s c h e n

Fakultät der

1986

Universität

München als D i s s e r t a t i o n a n g e n o m m e n . Für den Druck wurde nur geringfügig

sie

überarbeitet.

Viele haben dazu b e i g e t r a g e n , daß diese A r b e i t

Zustande-

kommen konnte. Danken möchte ich an dieser Stelle

zuerst

meinem Lehrer, Prof.Dr. Klaus Baltzer. Er hat die

Fragestel-

lung dieser Studien angeregt und ihr Entstehen mit Interesse und seiner u n e r m ü d l i c h e n

seinem

Gesprächsbereitschaft

begleitet und g e f ö r d e r t . Dankbar bin ich auch für

mancherlei

Kritik und Ermutigung durch andere G e s p r ä c h s p a r t n e r am testamentlichen

Institut in München, für die ich hier

v e r t r e t e n d Prof.Dr. Jörg Jeremias, der

Altstell-

freundlicherweise

auch das Korreferat ü b e r n o m m e n hat, Priv.Doz.Dr.

Rüdiger

B a r t e l m u s und Dr. Helmut U t z s c h n e i d e r nennen m ö c h t e . ge A n r e g u n g e n für die " h e r m e n e u t i s c h e " Reflexion

Wichti-

verdanke

ich Prof.Dr. Eilert Herms. Prof. Dr. Otto Kaiser danke für seine freundliche B e r e i t s c h a f t , der Beihefte zur ZAW

die Arbeit in die

Reihe

aufzunehmen.

Die Beschäftigung mit dem Ezechielbuch und seinen s c h i c h t s k o n z e p t e n wurde mir e r m ö g l i c h t durch ein zur Förderung des w i s s e n s c h a f t l i c h e n

Ge-

Stipendium

N a c h w u c h s e s an den

H o c h s c h u l e n in Bayern. Zur Drucklegung dieser Arbeit die Evang.-Luth.

ich

Kirche in Bayern und meine Eltern

Zuschüsse beigetragen. Das M a n u s k r i p t hat Frau für den Druck ins Reine

haben

durch

ChristaKöpl

geschrieben.

Danken möchte ich s c h l i e ß l i c h - last, but not least meiner Frau, ohne deren geduldige Begleitung chung sicher nicht z u s t a n d e g e k o m m e n I n g o l s t a d t , im Juni

1988

diese

wäre.

Thomas

Krüger

Untersu-

INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG I. ZUR PRÄZISIERUNG DER FRAGESTELLUNG

1 11

1. Die Notwendigkeit einer Klärung des Fragehorizonts der Interpretation

11

2. Zeit

19

2.1. Das Zeitverständnis der "natürlichen Einstellung"

19

2.2. Probleme des Zeitverständnisses der "natürlichen Einstellung" 22 2.3. Konstitutionsstufen der Zeiterfahrung

25

2.4. Die Kommunikation von Zeiterfahrungen in "Stories"

30

3. Geschichte

38

3.1. "Story" und "Geschichte"

38

3.2. Die Sozialität von Geschichte

40

3.3. Die zeitliche Dimension von Geschichte

44

4. Geschichtserfahrung und Gotteserfahrung 4.1. Grundstrukturen der Gotteserfahrung im AT und im AO

50 52

4.1.1. Die Erfahrung des Wirkens der Gottheit in Strukturen der Erfahrungswirklichkeit

52

4.1.2. Die Erfahrung des Wirkens der Gottheit in Ereignissen innerhalb der Erfahrungswirklichkeit

53

4.1.3. Die soziale Dimension der Gotteserfahrung

54

4.1.4. Die geschichtliche Dimension der Gotteserfahrung

55

4.1.5. Polytheismus und Monotheismus

56

4.2. Versuch einer Konstitutionsanalyse der Gotteserfahrung 5. Zusammenfassung

57 60

II. DIE BEZUGNAHME AUF GESCHICHTE IM RAHMEN DER GERICHTSPROPHEZEIUNG: EZ 5,5-17

63

1. Abgrenzung und Struktur des Textes

63

2. Literarkritische Probleme

66

3. Die Strukturierung des Zeitablaufs durch die Geschichtsdarstellung 69 3.1. "Epochen" der Geschichte Jerusalems

69

3.2. Zusammenhänge zwischen den "Epochen" der Geschichte Jerusalems

71

3.3. Zusammenfassung

75

VIII

Inhaltsverzeichnis

4. Der konzeptionelle Rahmen der Geschichtsdarstellung 4.1. Die Perspektive der Geschichtsdarstellung

76 76

4.1.1. Jerusalem, Israel und die Völker

76

4.1.2. Jahwes "Satzungen und Rechte"

80

4.2. Die Regeln des Geschichtsablaufs 4.2.1. Die Korrelation von Tat und Ergehen EXKURS: Das Konzept des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs" 4.2.2. Die Korrelation von göttlichem und menschlichem Handeln EXKURS: Das Konzept des "Bundes" 4.3. Zusammenfassung 5. Der Zusammenhang zwischen Gerichtsprophezeiung (Ez 5,5-17) und Zeichenhandlungen (Ez 4,1-5,4)

86 86 87 96 101 111 113

5.1. Literarische Verbindungen

114

5.2. Zusammenhang und konzeptioneller Hintergrund der Zeichenhandlungen in Ez 4,1-5,4

115

5.2.1. Zur Funktion prophetischer Zeichenhandlungen

115

5.2.2. Die Struktur des Textes

119

5.2.3. Literarkritische Probleme

121

5.2.4. Das Programm der Zeichenhandlungen in Ez 4,1-5,4

127

5.2.5. Zusammenfassung

135

5.3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bezugnahme auf Geschichte in Ez 4,1-5,4 und 5,5-17

137

III. DIE GERICHTSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 16,1-43 UND 23,1-30 1. Abgrenzung und Struktur der Texte

139 139

1.1. Ez 16,1-43

139

1.2. Ez 23,1-30

143

2. Literarkritische Probleme

146

3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Geschichtsdarstellung in Ez 5,5-17 und 16,1-43; 23,1-30

152

3.1. Die Struktur der Geschichtsdarstellung

152

3.2. Strukturgeschichte und Ereignisgeschichte

153

3.2.1. Brüche in der Struktur des Geschichtsablaufs

153

3.2.2. Die Ambivalenz der "Ursprungsgeschichte" Jerusalems

157

3.2.3. Die Ambivalenz der "Erinnerung"

161

3.3. Zusammenfassung 4. Der konzeptionelle Rahmen der Geschichtsdarstellung 4.1. Die Perspektive der Geschichtsdarstellung

163 164 164

Inhaltsverzeichnis 4.1.1. Jerusalem als untreue Ehefrau Jahwes 4.1.2. Stadt-Geschichte und Volks-Geschichte 4.2. Die Regeln des Geschichtsablaufs

IX 164 181 188

4.2.1. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge

188

4.2.2. Göttliches und menschliches Handeln

192

4.3. Zusammenfassung

197

IV. DIE RESTITUTIONSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 20

199

1. Abgrenzung und Struktur des Textes

200

2. Literarkritische Probleme

207

3. Der situative Rahmen des Textes und seine argumentative Frontstellung

214

3.1. Die Erwartung der Fragesteller und ihr konzeptioneller Hintergrund

215

3.2. Die Destruktion "falscher" Heilshoffnungen durch den "Geschichtsentwurf"

220

3.3. Die Begründung einer eigenständigen Restitutionsprognose durch den "Geschichtsentwurf" 3.4. Zusammenfassung 4. Die Rekonstruktion der Vergangenheit Israels 4.1. Die Selektivität und Perspektivität der Geschichtsdarstellung 4.2. Die Strukturierung des Geschichtsablaufs

224 227 228 228 233

4.2.1. Die Periodisierung des Geschichtsablaufs

233

4.2.2. Entwicklungstendenzen im Geschichtsablauf

237

a) Die Entwicklung der Initiative Jahwes in der Geschichte Israels

238

b) Die Entwicklung des Widerspruchs Israels gegen Jahwes Initiative

247

c) Die Entwicklung der Reaktion Jahwes auf Israels "Widerspenstigkeit"

248

4.3. Die "Regeln" des Geschichtsablaufs 4.4. Zusammenfassung 5. Die Prognose der Zukunft Israels 5.1. Die Restitution Israels im Lande (39-44)

249 258 260 260

5.2. Das Gericht in der "Wüste der Völker" (32-38)

266

5.3. Das Verhältnis von 32-38 und 39-44

270

5.4. Zusammenfassung

273

EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen Einordnung von Ez 20

274

X

Inhaltsverzeichnis

V. VERSUCH EINER REDAKTIONSGESCHICHTLICHEN EINORDNUNG DER GESCHICHTSKONZEPTE IM EB

283

1. Ausgangspunkt und Fragestellung der weiteren Untersuchungen

283

2. Methodische und inhaltliche Vorgaben der weiteren Untersuchungen

292

3. Bedeutung und Funktion der rekonstruierten Geschichtskonzepte in der Entstehungsgeschichte des EB - Versuch einer historischen Rekonstruktion

298

3.1. Das vorliegende EB

298

3.2. Das "ältere EB"

306

3.2.1. Das Problem der Fremdvölkerworte

307

3.2.2. Das Problem des "Verfassungsentwurfs"

311

3.2.3. Das Restitutionsprogramm des "älteren EB"

317

a) Die Gola als Boden der Neukonstituierung Israels: 11,14-21

318

b) Die Restitution Jerusalems: 16,44-63

325

c) Die Restitution der Königsherrschaft: 17,22-24

332

3.2.4. "Wächteramt", "Umkehrruf" und "individuelle Vergeltungslehre" a) Der Prophet als "Wächter"

341 345

b) "Umkehr" als Möglichkeit menschlichen Handelns

355

c) Individuum und Kollektiv

382

3.3. Das im "älteren EB" verarbeitete Material als Dokument des Wirkens Ezechiels 3.3.1. Die Gerichtsprophezeiungen

394 398

a) Die Kritik an der Bündnispolitik Zedekias

399

b) Die Generalisierung und Radikalisierung der Gerichtsprophezeiung

407

(1) Die Ausweitung der Gerichtsprophezeiung auf Jerusalem/Israel

407

(2) Die Erweiterung und Vertiefung des Schuldaufweises

411

(3) Die Profilierung des konzeptionellen Rahmens der Gerichtsprophezeiung c) Spannungen in der Gerichtsprophezeiung Ezechiels 3.3.2. Die Restitutionsprophezeiungen a) Die Restitution als "Neuschöpfung" Israels durch Jahwe

416 419 424 426

b) Die Restitution als Resultat der Sorge Jahwes um seinen "Namen" c) "Differenzierende Prophezeiungen" 3.4. Zusammenfassung

441 449 464

Inhaltsverzeichnis

XI

ERTRÄGE UND PERSPEKTIVEN

473

Literaturverzeichnis

489

Anhang: Übersicht über die behandelten Texte des EB und ihre redaktionsgeschichtliche Zuordnung

523

EINLEITUNG

Die gie

Bedeutung

läßt

rungen über

sich

Gerhard

von

"Typologische

"Das A . T . i s t In

des

diesem

ments"

ein

Sinne

davon

Themas

"Geschichte"

illustrieren Rads.

an

einigen

1952/3

Auslegung

stellt

des 1

für

die

atl.

Theolo-

programmatischen

Alten

er

in

seinem

Testaments"

Aufsatz fest:

Geschichtsbuch." geht

er

in

seiner

"Theologie

des

Alten

fundiert

Er weiß s i c h gegründet a u f G e s c h i c h t s t a t s a c h e n und w e i ß

gestaltet

Testa-

aus,

"daß d e r Glaube I s r a e l s g r u n d s ä t z l i c h g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h ist.

Äuße-

und u m g e s t a l t e t von F a k t e n ,

wirksam s a h .

. . . Auch da, wo d i e s e r Bezug a u f g ö t t l i c h e

ten nicht unmittelbar sichtbar i s t ,

sich

i n denen e r d i e Hand Jahwes Geschichtsfak-

w i e z . B. i n e i n i g e n Psalmen,

e r i m p l i c i t doch vorhanden; und da, wo e r w i r k l i c h f e h l t ,

ist

w i e etwa im

Buch H i o b oder im P r e d i g e r Salomo, s t e h t gerade d i e s e s F e h l e n i n engem Zusammenhang m i t den schweren A n f e c h t u n g e n ,

von denen b e i d e Werke

reden." Diese ist on

geschichtstheologische

für und

von

Rad

Kriterium

nicht

nur

Gegenstand

wertender

Norm t h e o l o g i s c h e r

Fundierung

des

historischer

Interpretation,

Rezeption

des

AT

Glaubens

in

der

sie

Israels

Deskripti-

ist

zugleich

Gegenwart:

" D i e l e g i t i m s t e Form t h e o l o g i s c h e n Redens vom A l t e n Testament i s t

3

h a l b immer noch d i e An über

diesem

Ansatz

"Aspekte

sätzlich

Nacherzählung." hält

von

Rad

auch

alttestamentlichen

1964

in

seiner

chen S e l b s t e r w e i s i n d e r

1 2 3 4

Arbeit

Weltverständnisses"

grund-

fest:

"Der Glaube I s r a e l s bezog s i c h immer 4 a u f e i n Geschehen, Der

des-

Bereich

der

einen

göttli-

Geschichte."

Psalmen-

V. Rad, A u s l e g u n g , 278. O e r s . , T h e o l o g i e I, 118. A . a . O . , 134f. D e r s . , A s p e k t e , 311.

und

Weisheitsliteratur

mit

seinen

Einleitung

2

z . T . w e i t s t ä r k e r auf "Natur" als auf " G e s c h i c h t e "

bezogenen

A u s s a g e n wird von ihm nun aber n i c h t mehr wie in der gie" als " i m p l i c i t " g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h vereinnahmt,

sondern

zur G e l t u n g . Dann ist

in d i e s e n

kommt s t ä r k e r in seinem

"TheoloAnsatz

Eigengewicht

aber

"mit dem Hinweis auf die Geschichtsbezogenheit ... das Weltverständnis des alttestamentlichen Israel noch lange nicht erschöpfend bestimmt. Der große Sektor all jener Aussagen über den Bereich, den wir 'Natur' nennen, ist damit noch nicht zur Sprache gekommen. Sehe ich recht, so sind wir heute in der Gefahr, die theologischen Probleme des Alten Testaments zu einseitig im Bereich des Geschichtstheologi5 sehen zu sehen." Damit ist im G r u n d e die Frage nach dem S t e l l e n w e r t "Geschichte" gleich

im R a h m e n atl. T h e o l o g i e neu g e s t e l l t - und

(in e i n e r n i c h t u n p r o b l e m a t i s c h e n

P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s "Schö gpfungstheologie" gie"

von

von " G e s c h i c h t s t h e o l o g i e "

im " G e s a m t h o r i z o n t

zugespitzt: Bleibt

Engführung)

t o r " des " a l t t e s t a m e n t l i c h e n

Theolo-

auch als

Weltverständnisses"

der B e d e u t u n g

von " G e s c h i c h t e "

l o g i s c h e r R e z e p t i o n des Die neuere D i s k u s s i o n

Dimension

kristallisiert

Problem

zur F r a g e

nach

im R a h m e n g e g e n w ä r t i g e r

theo-

AT? dieses Fragenbereichs

muß hier

e r n e u t r e f e r i e r t w e r d e n ^ ; es g e n ü g t , drei z e n t r a l e kreise zu s k i z z i e r e n ,

nicht

Problem-

die sich in d i e s e r D i s k u s s i o n

heraus-

haben:

(1) Hier ist z u n ä c h s t die von G e r h a r d von Rad b e r e i t s gesprochene

Frage nach dem V e r h ä l t n i s

ker " g e s c h i c h t s o r i e n t i e r t e r " t u r - " bzw.

"Sek-

fundierend

für den G l a u b e n I s r a e l s ? Und wie v e r h ä l t sich d i e s e s in s e i n e r h i s t o r i s c h - d e s k r i p t i v e n

das

und

biblischer

"Geschichtstheologie"

zu-

auf

und t e n d e n z i e l l

"schöpfungsorientierter"

nen, die das P a u s c h a l u r t e i l

von t e n d e n z i e l l stärker

"na-

L i t e r a t u r im AT zu

"Das A.T. ist ein

an-

stärnen-

Geschichtsbuch"

5 Ebd. 6 V g l . den p r o g r a m m a t i s c h e n U n t e r t i t e l von S c h m i d , S c h ö p f u n g : " ' S c h ö p fungstheologie' als G e s a m t h o r i z o n t biblischer Theologie." 7 V g l . z. B. R e v e n t l o w , H a u p t p r o b l e m e , 6 5 f f ; H a y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 239ff. , 260ff; Hasel, Issues, 34ff; Lemke, Revelation.

3

Einleitung problematisch

e r s c h e i n e n l ä ß t . Sie s t e l l t sich auf der

Ebene

des K a n o n s als Frage nach dem V e r h ä l t n i s der atl. " G e s c h i c h t s zur W e i s h e i t s l i t e r a t u r

w e r k e " und P r o p h e t e n b ü c h e r T e i l der P s a l m e n - kurz:

"Where Is W i s d o m to Be

D a b e i ist g r u n d s ä t z l i c h z w i s c h e n der

und

einem g

Placed?"

historisch-religionsge-

s c h i c h t l i c h e n D i m e n s i o n d i e s e s P r o b l e m s und s e i n e r B e d e u t u n g für die g e g g e n w ä r t i g e t h e o l o g i s c h e R e z e p t i o n des AT zu u n t e r scheiden.

Dies gilt a u c h , w e n n mit der Frage

nach dem

h ä l t n i s von " G e s c h i c h t e " und " W e i s h e i t " h i n t e r K a n o n s z u r ü c k g e g a n g e n w i r d , was u n u m g ä n g l i c h

Ver-

die Ebene

erscheint

des

auf-

g r u n d der E i n s i c h t , daß s o w o h l e i n e r s e i t s die " G e s c h i c h t s 10 11 werke" und P r o p h e t e n b ü c h e r des AT a u s g e p r ä g t e " w e i s h e i t l i c h e " E l e m e n t e e n t h a l t e n , als auch a n d e r e r s e i t s " G e s c h i c h te" d u r c h a u s ein m ö g l i c h e s T h e m a der W e i s h e i t s l i t e r a t u r d a r 12 D a b e i z e i g t sich dann auch, daß " G e s c h i c h t e "

stellt.

"Natur" nur zwei " A s p e k t e a l t t e s t a m e n t l i c h e n

und

Weltverständnis-

ses" s i n d , d e n e n etwa die B e r e i c h e des K u l t s und der

Mytholo-

gie, des R e c h t s und der P o l i t i k als w e i t e r e " A s p e k t e " , die d u r c h a u s e i g e n e s G e w i c h t h a b e n , zur S e i t e zu s t e l l e n w ä 13 ren.

Und s e l b s t i n n e r h a l b

von T e x t e n , die " G e s c h i c h t e "

T h e m a h a b e n , ist n i c h t nur von " G e s c h i c h t s t a t s a c h e n " Rede,

"in d e n e n

... die Hand J a h w e s w i r k s a m "

ist

s o n d e r n s t e h t n e b e n dem " H a n d e l n " G o t t e s in der sein G e s c h i c h t e d e u t e n d e s einer

(von

zum

die Rad),

Geschichte

"Reden" als 14 k o n s t i t u t i v e s M o m e n t D i e s e H i n w e i s e , die

"RevClation Through History."

u n s c h w e r e r g ä n z t und d i f f e r e n z i e r t w e r d e n daß " G e s c h i c h t s e r f a h r u n g " n u r lichkeitserfahrung Bedeutung

könnten,

zeigen,

ein Teil bzw. M o m e n t der

"des" a l t e n I s r a e l d a r s t e l l t ,

für den " G l a u b e n I s r a e l s " wie für die

Wirk-

nach d e s s e n gegenwärtige

8 Priest, Wisdom. 9 Als e x e m p l a r i s c h e t h e o l o g i s c h e S t e l l u n g n a h m e n zur Bedeutung "der" a t l . W e i s h e i t s l i t e r a t u r vgl. P r e u s s , E r w ä g u n g e n ( n e g a t i v ) und B r u e g g e m a n n , Man (positiv). 10 V g l . z. B. R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 1 1 6 f . l 3 3 . 11 V g l . nur e x e m p l a r i s c h W o l f f , Arnos1 g e i s t i g e H e i m a t . 12 V g l . n u r aus dem " a p o k r y p h e n " B e r e i c h Sir 4 4 f f ; W e i s h l O f f . 13 V g l . z. B. R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 80 ff; O e m i n g , T h e o l o g i e n , 155. 14 V g l . B a r r , R e v e l a t i o n ; zur V i e l f a l t der K o n z e p t i o n e n v o n " O f f e n b a r u n g " im AT s. K n i e r i m , O f f e n b a r u n g .

Einleitung

4

t h e o l o g i s c h e R e z e p t i o n des AT zu f r a g e n

ist.

(2) A u f g r u n d der u n ü b e r s e h b a r e n " t e n s i o n b e t w e e n the h i s t o ry of I s r a e l as r e p o r t e d in the Old T e s t a m e n t and the h i s t o ry of I s r a e l as r e c o n s t r u c t e d t h r o u g h h i s t o r i c a l - c r i t i c a l 15 scholarship"

muß das V e r h ä l t n i s von

s c h i c h t e " und

("interpretierender")

nis" und " D e u t u n g " ,

("faktischer")

"Überlieferung",

" s t o r y " und " h i s t o r y " zu e i n e m

Problem religionsgeschichtlicher scher Interpretation

wie i n s b e s o n d e r e

"Ge"Ereig-

zentralen theologi-

des AT w e r d e n . S o l l d i e s e i h r e n

Aus-

g a n g s p u n k t bei der h i s t o r i s c h - k r i t i s c h16 r e k o n s t r u i e r t e n sächlichen" Geschichte Israels nehmen ? Oder soll sie "geschichtliche(n)

"tatden

C h a r a k t e r der O f f e n b a r u n g "

(!) P r o z e ß der T r a d i t i o n s b i l d u n g

p r i m ä r "als 17 greifbar" machen - der

dann freilich seinerseits

"is h i s t o r i c a l and t h e r e f o r e very 18 much open to the h i s t o r i c a l - c r i t i c a l d i s c i p l i n e s " ? M.a.W.: Liegt einer gegenwärtig

zu v e r a n t w o r t e n d e n

theologischen

R e z e p t i o n des AT d i e s19 e s als "a h i s t o r y book" oder als

"a

story b o o k " z u g r u n d e

mit

? Auch und g e r a d e w e n n man aber

von Rad d a r a n f e s t h a l t e n w i l l , daß "(a)uch das sche' B i l d " der G e s c h i c h t e I s r a e l s w e i t von u n s e r e m Fingern gesogen

(ist)"

sächlicher" Geschichte tionsbildung

"(und zwar auch da, wo es

historisch-kritischen

in der r e a l e n G e s c h i c h t20 e

(gründet)

und

Bild a b w e i c h t ! )

(...)

(...) n i c h t aus

den

, w i r d n e b e n dem G e g e n ü b e r

von

"tat-

I s r a e l s und G e s c h i c h t e der atl.

der g e s c h i c h t l i c h e

Überlieferungsprozesses

'kerygmati-

im

Tradi-

P r o z e ß der K o n s t i t u t i o n

P r o z e ß der " r e a l e n "

des

Geschichte

zu einem w e i t e r e n P r o b l e m t h e o l o g i s c h e r wie h i s t o r i s c h e r terpretation digt w e r d e n

des AT, das nicht e i n f a c h mit dem H i n w e i s kann,

"daß I s r a e l mit s e i n e n A u s s a g e n aus

einer

T i e f e n s c h i c h t g e s c h i c h t l i c h e n E r l e b e n s kommt, die für die 21 storisch-kritsche Betrachtungsweise unerreichbar ist."

15 16 17 18 19 20 21

H a y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 243. So v . a . H e s s e , E r f o r s c h u n g ; K e r y g m a ; vgl. O e m i n g , T h e o l o g i e n , G e s e , T r a d i t i o n , 91; vgl. O e m i n g , T h e o l o g i e n , 1 0 4 f f . Thompson, Historicity, 329. Vgl. Barr, Story. V. R a d , T h e o l o g i e I, 120. Ebd.

In-

erlehi-

155ff.

Einleitung

(3) S o w o h l e i n e h i s t o r i s c h e

5

Rekonstruktion

des

Sachgehalts

a t l . T e x t e als auch d e r V e r s u c h , ihre G e l t u n g s - und heitsansprüche

Wahr-

- in der h i s t o r i s c h e n S i t u a t i o n i h r e r

s t e h u n g w i e auch in i h r e r bis in die G e g e n w a r t Rezeptionsgeschichte

Ent-

reichenden

- k r i t i s c h zu p r ü f e n , s t e h e n

aufgrund

der "vast d i f f e r e n c e b e t w e e n o u r s e l v e s and the B i b l e

concer-

ning c o s m o l o g y

and so c o n c e r n i n g the c o n c r e t e c h a r a c t e r of 22 t h e d i v i n e a c t i v i t y in h i s t o r y " vor dem e l e m e n t a r e n P r o b l e m , daß " ( w ) h e n we say

'God a c t s ' , we m e a n s o m e t h i n g

different

c o s m o l o g i c a l l y t h a n t h e w i r t e r s of JED and P, or even t h a n 23 Calvin, did."

D a r a u s e r w ä c h s t die F o r d e r u n g

g i c a l o n t o l o g y t h a t w i l l put i n t e l l i g i b l e

nach "a t h e o l o -

and c r e d i b l e

mean-

ings into our a n a l o g i c a l c a t e g o r i e s of d i v i n e d e e d s and of divine self-manifestations an o n t o l o g i c a l

through events.

... w i t h o u t

basis t h e l a n g u a g e of b i b l i c a l t h e o l o g y

such is

n e i t h e r u n i v o c a l nor a n a l o g i c a l but e q u i v o c a l , and24 so it Nicht

r e m a i n s e m p t y , a b s t r a c t , and s e l f - c o n t r a d i c t o r y . " erst

"a c o n t e m p o r a r y

understanding

of a n c i e n t

scriptures",

s c h o n der V e r s u c h e i n e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n i h r e s G e h a l t s " d e p e n d s ... on a c a r e f u l a n a l y s i s of our p r e s e n t p r e s u p p o s i t i o n s . " 25 Nur so k ö n n e n die " k o s m o l o g i s c h e n " bzw. "ontologischen" - allgemein: "metaphysischen" oder"metahisto26 rischen"

- Rahmenkonzepte,

die atl. A u s s a g e n über

"Ge-

s c h i c h t e " ü b e r h a u p t e r s t v e r s t ä n d l i c h m a c h e n , in i h r e n m e i n s a m k e i t e n m i t und U n t e r s c h i e d e n zu e n t s p r e c h e n d e n t e n des E x e g e t e n e r f a ß t

GeKonzep-

werden.

22 G i l k e y , C o s m o l o g y , 196; v g l . a u c h K i n g , A m b i g u i t i e s ; B l a i k i e , Christianity. 23 G i l k e y , a . a . O . , 2 0 4 . 24 A . a . O . , 2 0 3 . 25 A . a . O . , 2 0 5 . 26 Z u m h i e r v o r a u s g e s e t z t e n " M e t a p h y s i k " ~ B e g r i f f s. z . B . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 4 1 f f ; zur K r i t i k e i n e r g e w i s s e n " a n t i - m e t a f y s i s c h e t e n d e n s in de h u i d i g e t h e o l o g i s c h e o n t w i k k e l i n g " v g l . e t w a K u i t e r t , R e a l i t e i t . K o c h , P r o f e t e n I, 84 (u.ö.) b e v o r z u g t zur B e z e i c h n u n g d e r von a t l . , i n s o n d e r h e i t p r o p h e t i s c h e n A u s s a g e n ü b e r " G e s c h i c h t e " v o r a u s g e s e t z t e n "ontologische(n) Struktur" den Ausdruck " H e t a h i s t o r i e " , der die k o n s t i t u t i v e B e z o g e n h e i t der e n t s p r e c h e n d e n R a h m e n k o n z e p t e auf die m i t i h r e r H i l f e e r f a ß t e " G e s c h i c h t e " u n t e r s t r e i c h e n soll: "Gemeint ist keine zeitlose G e s c h i c h t s j e n s e i t i g k e i t , sondern e i n e T h e o r i e ü b e r den Z u s a m m e n h a n g a l l e s W i r k l i c h e n a l s e i n e s

Einleitung

6

Die E i n s i c h t , daß die D i f f e r e n z e n Interpretation geschichtlicher in atl. T e x t e n , a n d e r e r s e i t s

zwischen

Erfahrung

P r o z e s s e , wie sie

und

einerseits

in nach den M a ß s t ä b e n

histo-

risch-kritischer Wissenschaft

verfahrenden gegenwärtigen

k o n s t r u k t i o n e n der G e s c h i c h t e

I s r a e l s und s e i n e r

zum A u s d r u c k

kommen

(2), auf u n t e r s c h i e d l i c h e

s c h e " bzw. " m e t a h i s t o r i s c h e " fahrung

zurückgehen

T h e s e zu b e s t ä t i g e n ,

Rahmenkonzepte

Re-

Traditionen

"metaphysi-

der

Geschichtser-

(3), s c h e i n t auf den e r s t e n B l i c k

die

daß die im R a h m e n des AT v.a. im

Be-

r e i c h der " W e i s h e i t " e n t w i c k e l t e

"'Schöpfungstheologie1

als

G e s a m t h o r i z o n t b i b l i s c h e r T h e o l o g i e " zu f u n g i e r e n h a b e . 27 (H.H. Schmid) (1). Eine in d i e s e m H o r i z o n t k o n z i p i e r t e T h e o l o g i e des AT m ü ß t e j e d o c h e n t w e d e r den U n t e r s c h i e d schen F o r m e n und R a h m e n k o n z e p t i o n e n Geschichtserfahrung

atl. und

(und W i k l i c h k e i t s e r f a h r u n g

z u g u n s t e n atl. T e x t e oder e i n e r g e g e n w ä r t i g scheinenden Wirklichkeitsauffassung sie m ü ß t e s e l b s t eine so a b s t r a k t e zeption entwickeln, gegenwärtigem

überhaupt)

vertretbar

vernachlässigen, "metaphysische"

daß die D i f f e r e n z e n

Wirklichkeitsbewußtsein

zwi-

gegenwärtiger er-

oder

Rahmenkon-

z w i s c h e n atl.

und

als a k z i d e n z i e l l e

Un-

t e r s c h i e d e z w i s c h e n in i h r e r S u b s t a n z ü b e r e i n s t i m m e n d e n K o n 28 zepten begriffen werden können. Die e r s t g e n a n n t e M ö g l i c h keit f ü h r t d a z u , daß e n t w e d e r die g e g e n w ä r t i g e

Vertretbarkeit

o d e r die h i s t o r i s c h e A d ä q u a n z der I n t e r p r e t a t i o n

und

t i o n atl. T e x t e v e r l o r e n g e h t , w ä h r e n d die z w e i t e

M ö g l i 29 chkeit

G e f a h r l ä u f t , s o w o h l d i e s e als a u c h j e n e zu

verfehlen.

D i e s e n G e f a h r e n kann eine atl. T h e o l o g i e nur

entgehen,

w e n n sie die R a h m e n k o n z e p t e atl. wie g e g e n w ä r t i g e r keitserfahrung

Rezep-

als in i h r e r s p e z i f i s c h e n A u s p r ä g u n g

Wirklichdurch

u m f a s s e n d e n , a b e r k o m p l e x e n P r o z e s s e s ..." ( e b d . ) . In d i e s e m S i n n e ist h i e r und im f o l g e n d e n a u c h d e r B e g r i f f " M e t a p h y s i k " zu verstehen. 27 V g l . zu d i e s e r K o n z e p t i o n O e m i n g , T h e o l o g i e n , 9 5 f f . 28 A l s d e r a r t i g e R a h m e n k o n z e p t i o n f u n g i e r t im " B e t h e l e r M o d e l l " von H. H. S c h m i d , U. Luck und D. L ü h r m a n n das " W e l t o r d n u n g s d e n k e n " als "anthropologisches Apriori" (Oeming, a.a.O., 95). 29 H i e r l i e g t die S c h w ä c h e des " B e t h e l e r M o d e l l s " ; vgl. die K r i t i k von Crüsemann, G e r e c h t i g k e i t ; Halbe, W e l t o r d n u n g s d e n k e n und Oeming, Theologien, lOOf.

Einleitung bestimmte

geschichtliche

begreiflich

machen

Rahmenkonzeption theologische" Erfahrungen ses

der

kann.

keine

sein

kann,

(nämlich

als

fungstheologie einvon

und

als

"Metaphysik"

Sofern

so

und

t,

empirische

hat

und

sie

Gegenstand gendes

enthalten

daß

die

werden,

zusammen

eigene

"schöpfungs-

geschichtliche

Erfahrung

des

Prozes-

Rahmenkonzeptionen

muß.

D.h.

einer

stellt

dieser

der

"Geschichte"

biblischer

sondern mit

bedingt

ihre

oder

Spezialproblem

konzipierte

Aussagen

Inetahistorische" Umstände

konkrete

Gesamthorizont

und

aber,

mit-)

"'Schöp-

Theologie" als

selbst

Korrelat

diesen

"Ge-

dar.

eine

kategoriale

sondern

"metaphysischer"

untergeordnet

samthorizont"

bedeutet

"metaphysische"

theologisches 1

(zumindest:

insbesondere:

Veränderung

nicht

Das

rein

Wirklichkeitserfahrung) kann

Umstände

7

bzw.

atl.

Rahmenkonzepte

Aussagen

Prozesse

selbst gerecht

den

(über

ihrer

biblische)

der

die

Theologie

("metaphysische"/

Wirklichkeitserfahrung)

Erfahrung

geschichtlicher

Veränderung)

Status

werden,

(oder

Aussagensysteme

einer

aufeinander bezieh30 Theorie . W i l l s i e ihrem

muß d i e s e

Theorie

mindestens

fol-

leisten :

(1) S i e muß d i e Wechselwirkung zwischen konkreten E r f a h r u n g e n und i h r e n Rahmenkonzepten im Rahmen der " F r a g e , wie d i e V e r m i t t l u n g von S u b j e k t und Objekten s i c h k o n s t i t u i e r e , und wie d i e j e h i s t o r i s c h konkrete Weise dieser Vermittlung zugleich die Möglichkeit i n t e r s u b j e k t i v e r Verständi31 gung und Wechselwirkung begründe" r e k o n s t r u i e r e n ; d . h . s i e muß e i n e 32 T h e o r i e der E r f a h r u n g b e i n h a l t e n . (2) S o f e r n i h r Gegenstand d i e Veränderung von E r f a h r u n g s w e i s e n - nämlich d i e Veränderung k o n k r e t e r E r f a h r u n g e n , i h r e r Rahmenkonzepte und deren Wechselwirkung - i n einem g e s c h i c h t l i c h e n Prozeß i s t , muß s i e e i n e Theor i e der G e s c h i c h t e

beinhalten.

(3) Da i n den Rahmenkonzepten z a h l r e i c h e r a t l . Texte wie auch i n den von d i e s e n Texten b e r i c h t e t e n E r f a h r u n g e n Gott e i n e z e n t r a l e und k o n s t i t u t i ve R o l l e s p i e l t , muß s i e s c h l i e ß l i c h auch d i e Dimension e i n e r t h e o l o g i schen T h e o r i e a u f w e i s e n . 30 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 4 2 f . 31 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 239. 32 V g l . a . a . O . , 2 1 4 f f .

Einleitung

8

Zu d i e s e r k o m p l e x e n T h e o r i e soll die v o r l i e g e n d e

Arbeit

e i n e n k l e i n e n B a u s t e i n b e i s t e u e r n : eine U n t e r s u c h u n g Veränderung

von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g e n

und i h r e n

t e n , wie sie sich in T e x t e n des E z e c h i e l b u c h e s geschlagen

der

Rahmenkonzep(=EB)

nieder-

hat.

Die Wahl des EB als Textbasis der Untersuchung ist v.a. dadurch motiviert, daß dieses Buch mehrere "Geschichtsentwürfe" ("einschlägig" sind die Kap. 16; 20 und 23) enthält, die auf der einen Seite breit genug ausgeführt sind, um Phänomene wie Auswahl, Gewichtung, Periodisierung des erfaßten Geschehens und dgl. erkennen zu lassen, auf der anderen Seite aber auch in ihrem Umfang begrenzt genug sind, um für die exegetische Analyse überschaubar zu bleiben. Hinzu kommt, daß - wie ein Blick auf Kap. 20 im Vergleich zu Kap. 16 unschwer erkennen läßt - diese "Geschichtsentwürfe" sich nicht nur im Hinblick auf die in ihnen verarbeiteten Erfahrungen, sondern auch hinsichtlich ihres konzeptionellen Rahmens z.T. erheblich unterscheiden, so daß die Annahme einer konzeptionellen Entwicklung naheliegt. Auch von seiner Entstehungszeit her bietet sich das EB für eine exemplarische Untersuchung des skizzierten Themas an, gehört doch die Zeit des babylonischen Exils zu den vergleichsweise gut rekonstruierbaren Epochen der Geschichte Israels, was gerade auch eine kritische Infragestellung des vom vorliegenden EB mit seinen Datierungen in Anspruch genommenen zeitlichen Rahmens erleichtert. Überdies spielt in der zu einer "Spätdatierung" neigenden Richtung 33 die "Epoche der ausgehenden Königszeit und

gegenwärtiger atl. Exegese

33 D i e m i t d i e s e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n v e r b u n d e n e n s y s t e m a t i s c h t h e o l o g i s c h e n I n t e r e s s e n w e r d e n b e s o n d e r s bei H . H . S c h m i d d e u t l i c h : M i t d e m N a c h w e i s , "daß d a s g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h e D e n k e n d e s A l t e n T e s t a m e n t s ü b e r h a u p t als r e l a t i v e r S p ä t l i n g in d e r R e l i g i o n s - und Theologiegeschichte Israels anzusehen ist" (Schmid, Jahwist, 175), s o l l z u g l e i c h g e z e i g t w e r d e n , daß " ( d ) e r b i b l i s c h e G l a u b e " " s e i n e n O r t u n d s e i n e n G e g e n s t a n d in der d e m M e n s c h e n a l s M e n s c h e n e i g e n e n M e l t e r f a h r u n g und den m i t i h r v e r k n ü p f t e n , a l l g e m e i n - m e n s c h l i c h e n (im F a l l e I s r a e l s als ' n a t i o n a l r e l i g i ö s ' zu b e s c h r e i b e n d e n ) V o r F o r m e n von ' G l a u b e n ' h a t , und " ' O f f e n b a r u n g ' " " s i c h da ( e r e i g n e t ) , wo s i c h a n g e s i c h t s d e r E r f a h r u n g der B r ü c h i g k e i t s o l c h e r zu e n g e r V e r m e n g u n g von G o t t u n d W e l t G l a u b e n s - u n d V e r s t e h e n s f o r m e n e r ö f f n e n , w e l c h e die E r f a h r u n g w e d e r v e r l e u g n e n n o c h zum a l l e i n i g e n K r i t e r i u m d e r W i r k l i c h k e i t m a c h e n ..." ( a . a . O . , 1 8 2 f ) . " D a r i n l i e g t die t h e o l o gisch fundamentale Bedeutsamkeit der Spätdatierung des sogenannten J a h w i s t e n " (zum P r o b l e m v g l . e t w a K ö c k e r t , S u c h e ) z u r B e g r ü n d u n g

Einleitung des beginnenden E x i l s " "religiöse(n)

34

9

e i n e besondere R o l l e , s o f e r n s i e a l s Z e i t e i n e r 35 36 und " K r i s e der G e s c h i c h t e " für Israel

Katastrophe"

" A n l a ß " gegeben habe, " G e s c h i c h t e a l s s o l c h e und i n i h r e r 37 Relevanz zu erkennen"

,

theologischen

u. d . h . l e t z t l i c h den Boden d a r s t e l l e n

soll,

a u f dem d i e großen " G e s c h i c h t s w e r k e " der a t l . L i t e r a t u r gewachsen s i n d . Damit d ü r f t e n i c h t nur e i n t r a d i t i o n s - und

konzeptionsgeschichtlicher

V e r g l e i c h der Texte des EB mit d i e s e n " G e s c h i c h t s w e r k e n " a l s

historisch

l e g i t i m einigermaßen k o n s e n s f ä h i g s e i n ; ebenso e r g i b t s i c h auch umgek e h r t d i e M ö g l i c h k e i t , d i e These, e s s e i gerade d i e E r f a h r u n g gewesen, "daß s i c h Jahwes H e i l s w i l l e an der gegenwärtigen G e s c h i c h t e n i c h t (mehr) 38 ausweisen l i e ß "

, d i e zu einem v e r s t ä r k t e n Rekurs a u f " G e s c h i c h t e "

genö-

t i g t habe, am EB zu ü b e r p r ü f e n . S c h l i e ß l i c h - und n i c h t z u l e t z t - hat e i n e Untersuchung des EB den V o r t e i l , a u f b r e i t e e x e g e t i s c h e V o r a r b e i t e n z u r ü c k g r e i f e n zu können, unter denen der imposante Kommentar Waither Z i m m e r i i s e i n e herausragende S t e l l u n g einnimmt. Die

Problemstellung

exegetischen einzusetzen ten

-

auch

Analyse

dieser

Arbeit

einzelner

(II.-IV).

Erst

im H o r i z o n t

der

legt

es

nahe,

mit

"Geschichtsentwürfe"

wenn i h r e großen

der

im

konzeptionellen

EB

Eigenar-

"Traditionsströmungen"

des

39 AT

-

schen

herausgearbeitet Rekonstruktion

zesses Auch

der

nicht rie,

34 35 36 37 38 39

auf

darauf zu

der

sind,

kann

Schwergewicht

im

der

EB

verzichtet einen

werden,

Beitrag

Versuch

den

einer

unternommen Gebiet

werden

Pro(V.).

Untersuchungen liegt,

Gesamthorizont

liefern

histori-

(und W i r k u n g s - ! )

folgenden

historisch-exegetischem sie

der

Entstehungs-

Geschichtskonzepte

wenn d a s

demnach

des

sollen,

im

kann der

doch Theo-

Vorgriff

dieser systematisch-theologischen Thesen Schmids - unbeschadet ihrer m ö g l i c h e n W a h r h e i t - kaum e t w a s a u s z u t r a g e n v e r m a g , s o l l t e n a c h den in d i e s e r A r b e i t s k i z z i e r t e n Ü b e r l e g u n g e n d e u t l i c h w e r d e n : M i t der F r a g e n a c h d e r D a t i e r u n g des " J a h w i s t e n " s t e h t n ä m l i c h n i c h t zur D e b a t t e , ob " G l a u b e " und " O f f e n b a r u n g " e t w a s m i t " W e l t e r f a h r u n g " zu t u n h a b e n , s o n d e r n a i t w e l c h e n k o n k r e t e n E r f a h r u n g e n sie es im F a l l e des " J a h w i s t e n " zu t u n h a b e n (vgl. K ö c k e r t , S u c h e , 5 4 f f ) . S c h m i d , J a h w i s t , 177. Ebd. A . a . O . , 182. Ebd. Ebd. Vgl. Steck, Strömungen.

Einleitung

10 wenigstens

a n s a t z w e i s e als F r a g e - H o r i z o n t zu

(I.). Dies kann n i c h t nur zu e i n e r s t ä r k e r e n und F a l s i f i z i e r b a r k e i t

explizieren Kritisierbarkeit

der e x e g e t i s c h e n A n a l y s e n

beitragen;

es m a c h t es auch - "da F r a g e n in g e w i s s e r W e i s e die 40 ten b e s t i m m e n "

- im G r u n d e erst m ö g l i c h , a b s c h l i e ß e n d

Ertrag der U n t e r s u c h u n g te P e r s p e k t i v e n

Antwor-

zu

und m ö g l i c h e r w e i s e

d u r c h sie

eröffne-

formulieren.

40 R. B u l t m a n n in e i n e m B r i e f an E. F o e r s t e r

von W . S c h m i t h a l s (hier: 7 1 ) .

(Brief)

den

veröffentlichten

I. ZUR PRÄZISIERUNG OER FRAGESTELLUNG

1. Die N o t w e n d i g k e i t

e i n e r K l ä r u n g des F r a g e h o r i z o n t s

der

Interpretation Die e i n l e i t e n d e n B e m e r k u n g e n

zur B e d e u t u n g

s c h i c h t e " für die atl. T h e o l o g i e

des T h e m a s

konnten z u n ä c h s t den

druck e r w e c k e n , es sei s e l b s t v e r s t ä n d l i c h

klar, was hier

" G e s c h i c h t e " g e m e i n t sei. Der im A n s c h l u ß an L . G i l k e y z i e r t e H i n w e i s auf die u n t e r s c h i e d l i c h e n bzw. " m e t a h i s t o r i s c h e n " A u s s a g e n über

Rahmenkonzepte

n i c h t der F a l l ist, w e s h a l b suppositions"

1

"metaphysischen"

atl. und

gegenwärtiger dies

die Frage nach der E i g e n a r t

"a c a r e f u l a n a l y s i s of our p r e s e n t

atl.

pre-

voraussetzt.

Die N o t w e n d i g k e i t der I n t e r p r e t a t i o n ,

2

einer solchen Klärung

der

"Vorgaben"

die schon ihre F r a g e s t e l l u n g

w i r d noch u n t e r s t r i c h e n ,

bestimmen,

w e n n man sich b e w u ß t m a c h t , daß

neuzeitliche Geschichtsbegriff, lektivsingular"

mit

skiz-

" G e s c h i c h t e " m a c h t e j e d o c h d e u t l i c h , daß

Geschichtskonzepte

"Ge-

Ein-

in dem " G e s c h i c h t e " als

zu e i n e r "Art t r a n s z e n d e n t a l e r

der "Kol-

Kategorie"

1 Gilkey, Cosmology, 205. 2 Der H i n w e i s a u f " V o r g a b e n " der I n t e r p r e t a t i o n i s t n i c h t in dem S i n n e m i ß z u v e r s t e h e n , als solle durch ein " V o r v e r s t ä n d n i s " = " V o r e n t s c h e i d u n g " = " V o r u r t e i l " im v o r h i n e i n ü b e r den G e h a l t d e r T e x t e e n t s c h i e d e n w e r d e n (vgl. die P o l e m i k von N y g r e n , S i n n , 2 3 3 f f ) . V i e l m e h r g e h t es um e i n e K l ä r u n g d e s s e n , w a s N y g r e n , a . a . O . , 3 9 5 f f die " G r u n d v o r a u s s e t z u n g e n " d e s H i s t o r i k e r s n e n n t : "Er s e l b s t l e b t in e i n e r b e s t i m m t e n Z e i t u n d ist von i h r e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n V o r a u s s e t z u n g e n b e h e r r s c h t ... D e r G e g e n s t a n d s e i n e r U n t e r s u c h u n g g e h ö r t a b e r e i n e r a n d e r e n Z e i t an u n d ist von a n d e r e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n V o r a u s s e t zungen b e h e r r s c h t " (a.a.O., 397). Auf eben diesen Sechverhalt weist aber Gadamer (Wahrheit) zunächst mit den Sichworten "Vorstruktur", " V o r m e i n u n g " , " V o r u r t e i l " usw. hin (vgl. T ü r k , W a h r h e i t , 1 3 4 f f ) . Zu den " h e r m e n e u t i s c h " zu r e f l e k t i e r e n d e n V o r g a b e n d e r I n t e r p r e t a t i on g e h ö r t n a t ü r l i c h p r i n z i p i e l l der g e s a m t e " L e b e n s z u s a m m e n h a n g d e s E x e g e t e n " ( D i e b n e r , O f f e n b a r u n g s - A r c h i o l o g i e , 46; v g l . G o l l w i t z e r , B e f r e i u n g , 38 ff), der h i e r j e d o c h eus R a u m g r ü n d e n n i c h t v e r h a n d e l t werden kann.

12

Zur P r ä z i s i e r u n g

w i r d und als " W e l t g e s c h i c h t e " geschichtliche

der unter

Fragestellung " V e r z i c h t auf eine

I n s t a n z " vom M e n s c h e n e r k e n n e n d und

handelnd

3

erst hervorzubringen Begriffsgeschichte

ist

vorneuzeitliche

, R e s u l t a t e i n e s U m b r u c h s in der

von " G e s c h i c h t e " im 18. Jh. ist.

kann eine U n t e r s u c h u n g

von G e s c h i c h t s k o n z e p t e n ,

Begriffe

außer-

Deshalb

die

"auch

von G e s c h i c h t e e r f a s s e n w i l l ,

n i c h t den n e u z e i t l i c h e n G e s c h i c h t s b e g r i f f

unbefragt

...

zugrunde

legen."4 Eine s o l c h e U n t e r s u c h u n g

kann aber im Falle des EB - wie

des AT i n s g e s a m t - auch n i c h t b e g r i f f s g e s c h i c h t l i c h ren, denn "(f)ür den d e u t s c h e n B e g r i f f G e s c h i c h t e S p r a c h e n des A l t e r t u m s

keine E n t s p r e c h u n g ;

die

hin m i t Z e i t , S c h i c k s a l , Weg, W o r t u.ä. ü b e r s e t z t

"einschlägige(.) also

Konzeptionen"

"(n)ichtsdestoweniger

turen relativ

früh

die

g e m5e i n -

werden."

K. Kochs b e s a g t f r e i l i c h auch s c h o n ,

t r o t z des F e h l e n s e i n e s Ä q u i v a l e n t s

daß

für " G e s c h i c h t e " im AO

von G e s c h i c h t e

vorliegen,

(...) M e n s c h e n in d i e s e n

(beginnen),

die

einschlägigen

Konzeptionen werden durch Ausdrücke wiedergegeben, Diese Feststellung

verfah-

bieten

sich g e s c h i c h t l i c h

zu

daß

Hochkulverste-

g hen"

. Dies ist in der Tat V o r a u s s e t z u n g

ge nach G e s c h i c h t s k o n z e p t e n setzt jedoch seinerseits "Geschichte" Texten a l s

FraEs

v o r a u s , daß es m ö g l i c h ist, den mit

bezeichneten Sachverhalt

zu e x p l i z i e r e n ,

d a f ü r , daß die

im EB ü b e r h a u p t s i n n v o l l ist.

daß "die e i n s c h l ä g i g e n

s o w e i t zu k l ä r e n Konzeptionen"

K o n z e p t i o n e n von " G e s c h i c h t e "

und

in den

identifiziert

werden können . Probleme einer zu wenig reflektierten Eintragung spezifisch neuzeitlicher Fragestellungen in die Interpretation atl. Texte zeigen sich z.B. in G. Savocas Untersuchung der "teologia della storia" Ezechiels: Savoca 3 Koselleck, Verfügbarkeit, 318f; vgl. Ders., Art. Geschichte. 4 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 10. 5 K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 570; v g l . die s e m a n t i s c h e n A n a l y s e n bei K e g l e r , G e s c h e h e n , lff. 6 Koch, ebd. 7 E i n e s o l c h e K l ä r u n g des S a c h g e h a l t s von " G e s c h i c h t e " s k i z z i e r t K o c h , e b d . in dem N e b e n s a t z : " B e g r e i f t m a n u n t e r G e s c h i c h t e e i n e n u n u m k e h r b a r e n P r o z e ß , w e l c h e r , n a c h t y p i s c h e n R e g e l n v e r l a u f e n d , für m e n s c h l i c h e s L e b e n b e d e u t s a m e r s c h e i n t ..."

Die N o t w e n d i g k e i t

einer Klärung

des F r a g e h o r i z o n t s

13 g

geht aus von den "problemi attuali della visione biblica della storia" . Hier steht neben Fragen wie der nach dem Ursprung "des" biblischen Geschichtsverständnisses ("problema dell' origine della concezione biblica della storia") oder der nach dem Verständnis von "Geschichte" und "Offenbarung" ("problema della relazione tra evento, parola, rivelazione personale") etwa auch das Problem des Verhältnisses von "Heils-" und "Profangeschichte" ("problema del rapporto fra storia sacra e storia profana"), das die seit dem Ende des 16. Jh. vollzogene "Ablösung der menschlichen Geschichte als Profangeschichte von der theologischen Geschichtsinterpretation" voraussetzt, durch die erst in g dieser Weise "das Thema Geschichte für die Theologie zum Problem" wurde . Die Gefahren einer solchen, unkritischen Eintragung neuzeitlicher Problemstellungen in die Interpretation atl. Texte zeigen sich dann bei Savoca, wenn er unter der Überschrift "Rapporto tra storia sacra e storia profana universale" Geschichte Israels und Geschichte der Völker bzw. 10"moralità interna" und "prosperiti esterna" einander gegenüberstellt - Distinktionen, die - ihre (mindestens im zweiten Fall m.E. fragwürdige) exegetische Sachgemäßheit einmal dahingestellt - der zwischen "Heils-" und "Profangeschichte" kaum einfach entsprechen. R. Schmitt ist sich dagegen der Differenzen zwischen "biblischem" und neuzeitlichem (hier insbesondere: "positivistischem") Geschichtsverständnis stärker bewußt. Er lehnt es deshalb ab, den Begriff "Geschichte" (bzw. "Heilsgeschichte") in der biblischen Exegese "vom alltäglichen Sprachgebrauch und/oder einem geschichtswissenschaftlich gebräuchlichen 11 Begriff"

her definiert zu verwenden. Auch wenn "es sich bei dem Termi-

nus Heilsgeschichte" um "eine Deutekategorie" handelt, also "nicht um einen bilblischen, sondern um einen wissenschaftlich-theologischen ... Begriff" 12 , soll er doch "seine Prägung durch diese (sc. die biblischen) Zeugnisse" selbst erhalten, die "nur mit Hilfe solcher an ihnen gewonne13 nen Kategorien angemessen interpretiert werden" können . Auch eine sol-

8 S a v o c a , P r o f e t a , 15f; d e r h i e r e n t w i c k e l t e P r o b l e m h o r i z o n t ist d a n n a u c h b e s t i m m e n d für die a b s c h l i e ß e n d e n " ( s ) i n t e s i d e l l e idee di Ezechiele" (a.a.O., 167ff). 9 Pannenberg, Art. Geschichte, 658. 10 S a v o c a , a . a . O . , 1 6 9 f f . 11 S c h m i t t , A b s c h i e d , 13. 12 A . a . O . , 16. 13 A . a . O . , 14

14

Zur P r ä z i s i e r u n g

der

Fragestellung

che "Prägung" des Interpretationsrahmens atl. Texte durch diese selbst ist freilich eine Interpretationsleistung. Sie erfordert eine Auswahl bestimmter Züge "des jeweiligen Gottes-, Menschen- und Weltverständnis14 ses" der Texte "unter dem Aspekt ihres Geschichtsverständnisses" . "Denn nicht in allen biblischen Zeugnissen spielt Heilsgeschichte eine Rolle, 15 auch ist nicht jedes Reden von Geschichte heilsgeschichtlich " Diese Auswahl ist aber jedenfalls nicht nur von den "biblischen Zeugnissen" selbst bestimmt, sondern mindestens auch von einem Vorverständnis des Exegeten, das natürlich seinerseits durchaus schon von einer Kenntnis der Texte geprägt ist. Schmitt expliziert dieses Vorverständnis 16 in Auseinandersetzung mit dem "positivistischen Geschichtsbegriff" F. Hes17 ses

. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung - "daß unter den konstitu-

tiven theologischen Voraussetzungen der biblischen Zeugnisse von Geschichte anders gesprochen wird - gesprochen werden 18 muß, als das unter den Bedingungen historischer Methode möglich ist" - bleibt aber insofern unbefriedigend, als es eine Vergleichbarkeit verschiedener Geschichtsverständnisse ("unter den konstitutiven Voraussetzungen der biblischen Zeugnisse" - "unter den Bedingungen historischer Methode") unterstellt, ohne die Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Vergleichs zu reflektieren. Ein Vergleich verschiedener "Geschichtsverständnisse", der ein Bewußtsein für die Variationsbreite und den Spielraum "geschichtlichen Denkens" vermitteln kann, ist aber immer schon von Voraussetzungen geleitet, 19 . So ist etwa der "Sitz im Le-

die einer kritischen Reflexion bedürfen

ben" der Texte und der von ihnen repräsentierten Konzepte, die miteinander verglichen werden sollen, zu 20 berücksichtigen: Ein Vergleich der "Geschichtsbild(er) der Religionen" wird anders ausfallen als eine Gegen21 Überstellung von "Typen der Geschichtsphilosophie" oder theologischen

14 15 16 17 18 19

A . a . O . , 15. A . a . O . , 14. A.a.O., 18ff. Hesse, Abschied. Schmitt, Abschied, 46. V g l . a l l g e m e i n zum P r o b l e m v e r g l e i c h e n d e r U n t e r s u c h u n g e n im B e r e i c h v o n A0 und AT z.B. T a l m o n , M e t h o d . 20 V g l . L e n c z k o w s k i , A r t . G e s c h i c h t e , 5 6 5 f f ; D e r s . , R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , lOOff; Ders., Religionsphänomenologie, 118ff. 21 V g l . L a n d m a n n , A r t . G e s c h i c h t e , 6 8 6 f f .

Die N o t w e n d i g k e i t

einer Klärung

des F r a g e h o r i z o n t s

15

22 Geschichtskonzeptionen

. Von ebenso großer Bedeutung ist der Abstrak-

tionsgrad einer vergleichenden Betrachtung: Was etwa in der Gegenüberstellung von "antikem" und "neuzeitlichem" Geschichtsverständnis als Einheit erscheint, zerfällt in differenzierte Elemente, sobald z.B. dort zwischen "aol.", "atl." und "griechisch-hellenistischem", hier zwischen "alltäglichem" und "wissenschaftlichem" Geschichtsbild unterschieden 23 wird usw.

Ein weiteres Problem stellt die Zuordnung von Elementen und

Strukturen der zu vergleichenden Konzeptionen zueinander dar: Wenn z.B. im "mythischen" Welt- und Geschichtsverständnis Archäi eine strukturell den Regeln und Gesetzen im "neuzeitlich-wissenschaftlichen" entsprechen24 de Rolle spielen

, besteht doch ein wichtiger Unterschied darin, "daß

Gegenstände wissenschaftlich durch Begriffe Gesetzen und Regeln zugeordnet werden", "mythisch aber ... durch numinose Eigennamen mit den ent25 sprechenden Archäi in Verbindung" stehen . Entscheidend ist aber m.E. ein weiteres Problem jeder vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Geschichtskonzepte: Sie muß immer schon unterstellen, daß es sich bei den zu vergleichenden Konzeptionen um Konzeptionen eines - wenigstens 26in seinen Grundzügen - identischen Sachverhalts ("Geschichte") handelt

. Diese Unterstellung ist aber keineswegs

selbstverständlich und wird zusätzlich problematisch, wenn die vergleichende Analyse schließlich zu der Einsicht führt, daß die untersuchten Verständnisse von Welt und Geschichte letztlich selbst "geschichtlich" bedingt sind 27 : In powelchem Verständnis ist in dieser Aussage von "Geschichte" die Rede ?

22 V g l . P a n n e n b e r g , A r t . G e s c h i c h t e , 6 6 0 f f . 23 H i n w e i s e auf die e i n s c h l ä g i g e L i t e r a t u r f i n d e n s i c h in den g e n a n n t e n T B E - A r t i k e l n ü b e r " G e s c h i c h t e " ; vgl. a u c h H ü b n e r , W a h r h e i t , 1 2 9 f f . 1 4 2 f f u.ö. s o w i e D e r s . , Z e i t b e g r i f f e . 24 V g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 6 0 f f . 25 A . a . O . , 140; v g l . z . B . a u c h die von M e i e r , A l l t a g , 5 2 f f s k i z z i e r t e n P r o b l e m e e i n e s V e r g l e i c h s a n t i k e r und n e u z e i t l i c h e r F o r t s c h r i t t s konzepte . 26 Daß d i e s e U n t e r s t e l l u n g h e u t e g e w ö h n l i c h n i c h t b e w u ß t w i r d , d ü r f t e g e r a d e auf die " n e u z e i t l i c h e " A u s w e i t u n g von " G e s c h i c h t e " zu e i n e r allumfassenden, "transzöendentalen Kategorie" (Koselleck) zurückzuführen sein. 27 V g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 3 9 f f ; S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 8 9 f f. 28 V g l . in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g H ü b n e r s ( a . a . O . , 3 6 6 f f ) Ü b e r l e g u n g e n zu den M ö g l i c h k e i t e n und G r e n z e n " m y t h i s c h e r " o d e r " w i s s e n s c h a f t l i c h e r " E r k l ä r u n g e n d e r G e s c h i c h t e der V e r d r ä n g u n g d e s M y t h o s .

Zur Präzisierung

16 Die

skizzierten

Hinweise

der

Fragestellung

sollen die N o t w e n d i g k e i t

Klärung

des mit

Gestalt

der F r a g e nach der K o n s t i t u t i o n

Geschichte

zur Bereitstellung

tionsrahmens einsichtig

"Geschichte"

für die Frage

bezeichneten

einer

Sachverhalts

der Erfahrung

eines sachgemäßen

in von

Interpreta-

nach Geschichtskonzepten

im

EB

machen.

Die Wendung zum Thema "Erfahrung" von Geschichte wird unumgänglich angesichts der Tatsache, daß ein Vergleich verschiedener Geschichtskonzepte (dessen grundsätzliche Möglichkeit hier vorausgesetzt wird) immer schon unterstellen muß, "daß auch identische Gegebenheiten verschieden aufgefaßt und durch unterschiedliche Weisen des Verhaltens praktisch 29 beantwortet werden"

. Darüber hinaus kann aber auch nicht von vornehe-

rein die Möglichkeit ausgeschlossen werden, "daß die Auffassungsformen des Subjekts und die Gegebenheitsweisen der Objekte sich aneinander ent30 wickeln"

. Sowohl die Verschiedenheit vorliegender Geschichtskonzeptio-

nen als auch die Einsicht in ihre geschichtliche Bedingtheit nötigen also zu der "Frage ..., von welchen Bedingungen es abhänge, ob und wie das Bewußtsein für die Erfassung von Wirklichkeit offen, ob und wie Wirk31 - wobei es hier insbesondere

liches für ein Bewußtsein zugänglich ist" um "geschichtliche" Wirklichkeit geht.

32

Somit soll also hier die "transzendental-philosophische"

Fragestel-

lung Kants - in modifizierter Gestalt - aufgenommen werden: Bei der Frage nach der Konstitution von Geschichtserfahrung geht es immer auch um deren Möglichkeitsbedingungen, ohne daß freilich - dem Kant eigenen universalen Anspruch entsprechend - bereits "die a p r i o r i s c h e n Bedingungen festzulegen" wären, "denen die historisch-geschichtliche Konstruktion als notwendigen Bedingungen ihrer Möglichkeit a 33 p r i o r i unterworfen ist und daher in jedem konkreten Falle genügen muß"

. Denn die Beobachtung

eines "Wandel(s) der Bewußtseinsformen und der Strukturen der Objektvermittlung" macht es wahrscheinlich, "daß nicht die historisch sich ablösenden Bewußtseinformen und Wahrheitshorizonte ihren festen Platz in einem übergreifenden ewigen System finden, sondern daß umgekehrt jene

29 30 31 32 33

Schaeffler, Geschichtsphilosophie, A.a.O., 221 (Hervorh. T.K.). A.a.O., 215. Zur B e g r i f f s k l ä r u n g vgl. e b d . B a u m g a r t n e r , T h e s e n , 277 ( H e r v o r h .

220.

T.K.).

Die N o t w e n d i g k e i t

e i n e r K l ä r u n g des F r a g e h o r i z o n t s

17

leitenden Perspektiven, die jeweils eine Systembildung ermöglichen, sich nur innerhalb je einer bestimmten historischen Weise der Subjekt-Objekt34 Vermittlung ergeben"

. Gleichwohl kann auf solche "leitenden Perspekti-

ven" und "Systembildungen" - die angesichts ihrer geschichtlichen Wandelbarkeit nur den hypothetischen Status einer Theorie für sich beanspruchen können - nicht verzichtet werden, wenn der Wandel von in Erfahrung gründenden Konzepten geschichtlicher Wirklichkeit überhaupt erfaßt werden soll. Ihrer Funktion, eine Verständigung zwischen verschiedenen Weisen der Geschichtserfahrung zu ermöglichen 35 , entsprechend, soll die transzendental-philosophische Fragestellung hier im Sinne der Phänomenologie Hus36 serls als Rückfrage nach der "Konstitution" von Geschichtserfahrung aufgenommen werden. Gefragt wird also nicht "nach Gründen für die Erfahrung" , sondern "nach Grundlagen unseres Erkennens und Handelns in der 37 Erfahrung selber-

. Vorausgesetzt ist dabei, daß die verschiedenen Wei-

sen der Geschichtserfahrung, wie sie in unterschiedlichen Geschichtskonzepten zum Ausdruck kommen, in sich so strukturiert sind, daß in ihnen mehr oder weniger "fundamentale" "Schichten" unterschieden werden können. Der Rückgang auf konstituierende Schichten der Geschichtserfahrung erlaubt es zugleich, i n dieser Allgemeines und Besonderes zu unterscheiden und damit nicht nur die Verschiedenheit, sondern auch den Wandel konkreter Geschichtskonzepte verständlich zu machen: "Wir könnten" ein "bestimmte(s) historische(s) Entspringen von Sinnesleistungen ... nicht verstehen, wenn wir diese Leistungen nicht ... nachvollziehen ..., also 38 nicht ... diesen Rückgang ... vollziehen könnten" . Als Rückfrage hinter konkrete Gestalten faktischer Geschichtserfahrung bleibt dieser "Rück34 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 2 1 7 f . 35 Zur B e d e u t u n g der " K o n f r o n t a t i o n m i t f r e m d e n W e l t e n " a l s A n l e ß d e r F r a g e n a c h g e m e i n s a m e m A l l g e m e i n e m v g l . die H i n w e i s e b e i W a l d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t , 31. 36 V . a . in i h r e r d u r c h die ( n i c h t u n b e d i n g t p r ä z i s e n ) " S c h l a g w o r t e v o n d e r Z u w e n d u n g z u r G e s c h i c h t e u n d zur v o r w i s s e n s c h a f t l i c h e n L e b e n s w e l t " a n g e d e u t e t e n " E n d g e s t a l t " (s. J a n s s e n , H u s s e r l , 1 2 5 f f ) , w i e sie v.a. in H u s s e r l , K r i s i s u n d D e r s . , E r f a h r u n g zum A u s d r u c k k o m m t . Einen Oberblick Ober neuere W e i t e r e n t w i c k l u n g e n der P h ä n o m e n o l o g i e H u s s e r l s g i b t A g u i r r e , P h ä n o m e n o l o g i e . Zu i h r e r R e l e v a n z für d a s P r o b l e m " G e s c h i c h t e " s. z . B . L a n d g r e b e , P r o b l e m . G r u n d b e g r i f f e u n d Modelle "phänomenologischer Exegese" referiert Detweiler, Story. 37 W a i d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t , 15. 38 H u s s e r l , E r f a h r u n g , 4 8 .

18

Zur P r ä z i s i e r u n g

der

Fragestellung

gang" aber zugleich an diese als seinen Ausgangpunkt zurückgebunden, 39 verleugnet also nicht seine eigene geschichtliche Bedingtheit

39 In der Konsequenz dieser Gedanken liegt das Programm einer "Philosophie der Endlichkeit", als die R. Boehm in seiner "Vorrede" die "Phänomenologie der Wahrnehmung" Merleau-Pontys interpretiert, und wie sie sich aus Husserls Einsicht in die "Horizont"-Struktur von Erfahrung ergibt: "Ein jeder Gesichtspunkt schränkt die Sicht ein. Wenn aber ein Gesichtspunkt transzendentale Bedingung der Möglichkeit der Sicht ist, dann ist die Beschränkung, die Einschränkung der Sicht selbst transzendentale Bedingung ihrer Möglichkeit. Dann aber bedeutet die Einschränkung aller Sicht durch ihre notwendige Bindung an einen Gesichtspunkt, daß nicht etwa in Abwesenheit einer solchen Schranke - an sich und idealiter - eine schrankenlose Sicht vorzustellen wäre, sondern daß ohne dergleichen Einschränkung im Gegenteil die Sicht erblindete und alles Sehen aufhören würde" (a.a.O., VI). "Dies gilt für die sinnliche Wahrnehmung" ebenso wie für "die Sicht des Geistes" mit "ihrem - geschichtlich gegründeten - Gesichtspunkt" (a.a.O., V). Deshalb ist - mit Husserl, gegen Kant - daran festzuhalten, "daß es nicht damit getan sein kann, nach den Möglichkeitsbedingungen unserer Erfahrungswelt zu fragen, ohne zu zeigen, wie diese selbst in unseren Erfahrungen entsteht ... Dies besagt aber auch, daß die konkrete Vereinheitlichung der Erfahrung nur auf der mittleren Ebene geschehen kann, wo b e s t i n t e spezifische Ordnungen entstehen". "Einigung" ist dann "nicht mehr in einer universalen Synthese zu suchen, sondern in Prozessen der Transformation und der "Übersetzung" (Waidenfels, Abgründigkeit, 27). Wenn damit "die Einheit der Subjektivität ihre Selbstverständlichkeit (verliert)", "die eine Lebenswelt sich in ein Netz und eine Kette von Sonderwelten verwandelt", und "(d)ie Vernunft als Totalität (...) auseinander(tritt) in Sinnfelder, in Rationalitäten" (ebd.), schließt dies freilich die Möglichkeit des Gelingens universaler "Einigung" durch konkrete Prozesse der "Transformation" und Übersetzung" ebensowenig a priori aus wie die ihrer Antizipation in der Horizontstruktur der Erfahrung (vgl. u. 4.2.). - Vgl. zum Problem von ("synchroner") Konstitution und ("diachroner") Entwicklung von Erfahrung und Rationalität auch Markis, Protophilosophie, v.a. 34ff. Zuletzt scheint hier freilich im Sinne Hegels doch wieder das "System" über die "Geschichte" in einer Weise die Oberhand zu behaupten (vgl. a.a.O., 277: "Der Wandel findet ... innerhalb des einen, sich selbst entwickelnden Systems statt und nicht zwischen den Systemen."), deß eine geschichtliche Ablösung dieses umgreifenden Systems selber nichteinmal mehr als offen-unbestimmter Erwartungshorizont in den Blick kommt.

19

Zeit 2. Zeit

Es b e d a r f w o h l k e i n e r B e g r ü n d u n g Zeit k o n s t i t u t i v zur K l ä r u n g

von E r f a h r u n g ü b e r h a u p t a n z u s e t z e n .

an die V o r g e h e n s w e i s e

Verständnis

der " n a t ü r l i c h e n

Das Z e i t v e r s t ä n d n i s

der " n a t ü r l i c h e n

Einstellung"

Einstellung"

s k i z z i e r t w e r d e n . Der A n s a t z

nis zum e i n e n in der G r a m m a t i k

bei "der"

gleichsam

lich m i t z e i t l i c h b e g r e n z t e n oder u n b e g r e n z t e n Die Z e i t b e z ü g e

(allgemeingültigen)

gaben, Zeitpositionsangaben

eingeht.

oder

der

grundsätzgenerellen)

Sachverhalten

kann sie d u r c h

zu t u n . Zeitmaßan-

und Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n

und Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n

"metrische" Strukturierung durch Einteilung

vorliegt, Untersu-

Voraussetzung

. D a b e i hat sie es

solcher Sachverhalte

len. Z e i t m a ß a n g a b e n

"geronnen"

(individuellen

41

Sprache

von S p r a42 c h e ist die D a r s t e l l u n g

von S a c h v e r h a l t e n

Un-

Zeitverständ-

und s p r a c h a n a l y t i s c h e

c h u n g e n m e i s t als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e Eine G r u n d f u n k t i o n

kann

und s p r a c h a n a l y t i s c h e

legt sich d e s h a l b n a h e , w e i l das " n a t ü r l i c h e "

Zeitbezüge

lockerer

werden.

der " n a t ü r l i c h e n

zum a n d e r e n in l i n g u i s t i s c h e

In

der

soll d a b e i vom Z e i t 40 Einstellung" a u s g e h e n d nach

hier im A n s c h l u ß an l i n g u i s t i s c h e tersuchungen

bei

Husserls

seiner Konstitution zurückgefragt

2.1. Das Z e i t v e r s t ä n d n i s

daß

nahe,

der K o n s t i t u t i o n von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g

Zeitstruktur Anlehnung

für die B e h a u p t u n g ,

für G e s c h i c h t e ist. So l e g t es sich

herstel-

erfordern

der Zeit, d e r e n t s p r e c h e n d ,

des Z e i t v e r l a u f e s in J a h r e , M o n a t e ,

eine "etwa

Tage,

40 V g l . zur B e d e u t u n g u n d F u n k t i o n d i e s e s B e g r i f f s J a n s s e n , H u s s e r l , 6 3 f f . 7 5 f . 1 4 7 f f ; zu H u s s e r l s A n a l y s e der Z e i t e r f a h r u n g : H u s s e r l , V o r lesungen; Landgrebe, Zeitanalyse. 41 Dem b e s c h r ä n k t e n A n s p r u c h der hier zu e n t w i c k e l n d e n A n a l y s e n e n t s p r e c h e n d w i r d im F o l g e n d e n a u f T h e o r i e n z u r ü c k g e g r i f f e n , die m i n d e s t e n s a u f die d e u t s c h e und die b i l b i s c h - h e b r ä i s c h e S p r a c h e a n w e n d b a r s i n d . 42 V g l . h i e r z u u n d zum F o l g e n d e n v . a . O e n z , V e r b a l s y n t a * , 7ff u n d B a r telmus, HYH, 35ff.

20

Zur P r ä z i s i e r u n g

der

Fragestellung

S t u n d e n , M i n u t e n und S e k u n d e n , j e d e r Z e i t a b s c h n i t t e i n e

be-

s t i m m t e D a u e r hat und für j e d e s E r e i g n i s f e s t s t e h t , w a s

unter

Gleichzeitigkeit anderer, nämlich entfernterer 43 v e r s t e h e n ist" , während Zeitrelationsangaben

Ereignisse

zu

lediglich

die - s o g l e i c h zu s k i z z i e r e n d e n - " t o p o l o g i s c h e n " E i g e n s c h a f 44 t e n der Zeit v o r a u s s e t z e n . L e t z t e r e sind auch d e s h a l b als die f u n d a m e n t a l e W e i s e des Z e i t b e z u g s

von S a c h v e r h a l t e n

"raumzeitlichen

uns n i c h t s s a g e n d "

"wenn w i r n i c h t w ü ß t e n , in w e l c h e r

raumzeitlichen

blieben,

Angaben

anzu-

s e h e n , w e i l die m e t r i s c h e n

... für

R e l a t i o n u n s e r Hier und J e t z t sich zu den

o b j e k t i v e n B e z u g s p u n k t e n d i e s e r r a u m"45 zeitlichen Angaben Greenwich, Christi Geburt) befindet Die Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e 46 che

in der b i b l i s c h - h e b r ä i s c h e n

läßt sich n ä h e r h i n b e s c h r e i b e n mit den

Kategorien Zeitlageverhältnis tiv) , R i c h t u n g s k o e f f i z i e n t und A b l a u f s a r t

- 0 -

(punktuell - durativ). Dieser

l i e g t ein V e r s t ä n d n i s von Z e i t als e i n e * . Der e i n d e u t i g e n G e r i c h t e t h e i t

- imperfek-

prospektiv)

Beschreibung

eindimensionalen,

in e i n e47 R i c h t u n g v e r l a u f e n d e n u n d i r r e v e r s i b l e n gründe

Spra-

grammatischen

(Aspekt: p e r f e k t i v

(retrospektiv

(wie

und

"FluB"

zu-

Irreversibilität

des Z e i t - " F l u s s e s " t u t dabei k e i n e n A b b r u c h , daß "man im P r i n z i p zwei

'Zeitrichtungsbezüge'

feststellen"

n a c h d e m w e l c h e n Z e i t s t e l l e n w e r t man als f e s t e n nimmt":

"Ist der G e g e n w a r t s p u n k t

so w a n d e r n die Z e i t s t e l l e n w e r t e aus der Z u k u n f t auf

der fixe

kann,

"(j)e

Bezugspunkt

Zeitstellenwert,

der S a c h v e r h a l t e

(den) G ( e g e n w a r t s p u n k t )

ran v o r b e i und b l e i b e n in der V e r g a n g e n h e i t

gleichsam

zu, h u s c h e n stehen(?);

d a g e g e n der Z e i t s t e l l e n w e r t e i n e s S ( a c h - ) V ( e r h a l t s ) p u n k t des B e t r a c h t e r s , r ü c k t das Ich aus der

daist

der

Fix-

Vergangenheit

auf den Z e i t s t e l l e n w e r t zu, an ihm v o r b e i und von ihm

immer

43 H ü b n e r , W a h r h e i t , 1 5 6 f . 44 D e m e n t s p r e c h e n d k a n n D e n z ( V e r b a l s y n t a x , lOff) in s e i n e n g r a p h i s c h e n D a r s t e l l u n g e n der Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n auf e i n e M e t r i k d e r " Z e i t g e r a den" verzichten. 45 T u g e n d h a t , S e l b s t b e w u ß t s e i n , 77. 46 V g l . D e n z , V e r b a l s y n t a x , l O f f u n d die E r g ä n z u n g e n f ü r das b i b l i s c h hebräische Tempussystem durch Bartelmus, HYH, 40ff. 47 V g l . die P u n k t e (3), (4) und (6) der C h a r a k t e r i s i e r u n g des " h e u t i gen" Zeitverständnisses durch Hübner, Mehrheit, 156.

Zeit w e i t e r fort in die Z u k u n f t " der B e s c h r e i b u n g

48

21

. Hier w i r d d e u t l i c h , daß

der Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n

Z e i t - " F l u ß " als r e l a t i v e

"Bewegung" zwischen einem

Gegen-

w a r t s p u n k t und e i n e n in sich " s t a r r e n " K o n t i n u u m von stellen

Zeit-

(das n i c h t n o t w e n d i g m e t r i s c h g e g l i e d e r t sein

verstanden

ist

der

zugrundeliegende

muß)

49 50

Zeitrelationsangaben aus. Zur B e z e i c h n u n g lichen Ausdrücke

s e t z e n also Z e i t s t e l l e n a n g a b e n

von Z e i t s t e l l e n a n g a b e n

"jetzt",

vor-

d i e n e n die

sprach-

"dann", " d a m a l s " u s w . , die wie

"ich", "du" usw., "hier", "dort" usw. und "dies", " j e n e s " 51 usw. zur K l a s s e der I n d e x w o r t e bzw. d e i k t i s c h e n A u s d r ü c k e g e h ö r e n , die i h r e r s e i t s eine U n t e r k l a s s e gulären Termini

(wie z.B. noch E i g e n n a m e n ,

darstellt. Charakteristisch

ich-du-er", wobei

eines Ausdrucks einer Gruppe

scher W e i s e mit der V e r w e n d u53 ng ben G r u p p e z u s a m m e n ( h ä n g t ) "

daß

Kommunikationssituati-

und F e l d e r b i l d e n , d.h. " z u s a m m e n h ä n g e n d e

pen: h i e r - d o r t , j e t z t - d a n n - d a m a l s , Verwendung

sin52 Kennzeichnungen)

für s o l c h e I n d e x w o r t e ist,

sie e i n e n u n m i t t e l b a r e n Bezug auf die on h e r s t e l l e n

der K l a s s e der

(...) in

"die

systemati-

der a n d e r e n A u s d r ü c k e

. R a u m - und Z e i t f e l d

Grup-

dersel-

ermögli-

chen die " B e z u g n a h m e auf e i n e n G e g e n s t a n d " bzw. S a c h v e r h a l t , die m i t h i n "immer s c h o n in e i n e m M a n n i g f a l t i g k e i t s f e l d " 54 steht

. Mit H i l f e von R a u m - und Z e i t - S t e l l e n - und

onsangaben

kann "ein S p r e c h e r

Relati-

... a n g e b e n55 ..., w e l c h e r

a l l e n G e g e n s t ä n d e n es ist, den er m e i n t "

. Sofern aber

von "Exi-

s t e ndem z " s" oBeebzeeni c hs ek ni bz az ri ke er it te "n S und bl ai rc kh ee in t" in i n n em i ti hm ip nl i z"iIedretn5t6i ,f i z ei re mr ög

48 B a r t e l m u s , H Y H , 39f; es h a n d e l t s i c h h i e r nur um " v e r s c h i e d e n e (.) A s p e k t e " einer " Z e i t b e w e g u n g " ( C o n r a d - M a r t i u s , Z e i t , 3 5 ) . 49 Es i s t a l s o "ein J e t z t a l s G e g e n w a r t vor a n d e r e n Z e i t a b s c h n i t t e n ausgezeichnet und h e r v o r g e h o b e n " (Hübner, Wahrheit, 156). 50 Z e i t s t e l l e n a n g a b e n s i n d n i c h t m i t Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n zu v e r w e c h s e l n , da sie n i c h t w i e d i e s e e i n e M e t r i k d e r Z e i t v o r a u s s e t z e n ! 51 V g l . d a z u C a s t a ñ e d a , I n d i c a t o r s ; T u g e n d h a t , V o r l e s u n g e n , 4 2 6 f f . 52 V g l . T u g e n d h a t / W o l f , P r o p ä d e u t i k , 1 4 6 f f . 53 T u g e n h a t , S e l b s t b e w u ß t s e i n , 73. 54 A . a . O . , 74; zur " F e l d " - S t r u k t u r d e r E r f a h r u n g vgl. a u c h H u s s e r l , E r f a h r u n g , 74 ff. 55 T u g e n d h a t , a . a . O . , 76. 56 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 60.

Zur P r ä z i s i e r u n g

22

der

Fragestellung

R a u m - und Z e i t f e l d auch die B e h a u p t u n g genständen

bzw. S a c h v e r h a l t e n :

der E x i s t e n z

von

Ge-

"For an e x t e n d e d t h i n g to

be

. .. m e a n s to be p r e s e n t s o m e w h e r e in space d u r i n g a c e r t a i n 57 time" . E x i s t e n z ist dabei - " a l t h o u g h t i m e and s p a c e are equally

e s s e n t i a l for the i d e n t i f i c a t i o n of the t h i n g " 58 insofern "essentially temporal" , als "(a) full i d e n t i f i c a t i o n of the the thing t h r o u g h o u t its e x i s t e n c e w o u l d m e a n t r a c i n g it t h r o u g h all the l o c a t i o n s it o c c u p i e s in its l i f e 59 time

. Diese Beschreibung

der Z e i t s t e l l e n a n g a b e

F u n k t i o n für s p r a c h l i c h e V e r s t ä n d i g u n g

s e t z t ein

und

ihrer

Verständnis

von Z n e m G ek go en nt si tn äu ni de er n l i cbzw. hen S und Ma eu ds i6 um der Ee ri ft a h rals ung ei von a c h vuemrfha as ls te en nd e nv o r 0

2.2. P r o b l e m e des Z e i t v e r s t ä n d n i s s e s

der

"natürlichen

Ein-

stellung" (1) Als k o n t i n u i e r l i c h e s rung ist Zeit die B e d i n g u n g

und u m f a s s e n d e s M e d i u m der M ö g l i c h k e i t ,

auf

der

Erfah-

Gegenstände

bzw. S a c h v e r h a l t e Bezug zu n e h m e n , sie zu i d e n t i f i z i e r e n ihre E x i s t e n z zu b e h a u p t e n . A n d e r e r s e i t s s t e l l e n für sich n i c h t w a h r n e h m b a r len u n t e r s c h e i d e n wahrnehmbarer

... Um R a u m - und

und

"RaumzeitZeitstel-

und i d e n t i f i z i e r e n

Gegenstände,

z e i g t sich also,

sind aber

zu k ö n n e n , b e d a r f es 61 die die S t e l l e n m a r k i e r e n " . Es

"that the i d e n t i f i c a t i o n

of

particulars

d e p e n d s on t w o e s s e n t i a l f a c t o r s : f i r s t t h e r e m u s t be thing like a f i e l d for a p l u r a l i t y

some

and

second

t h e r e must be a f a c t o r of d i s t i n c t n e s s w h i c h a l l o w s to

delim-

it p a r t i c u l a r

of p a r t i c u l a r s ,

items in t h i s f i e l d . The f a c t o r of

distinctness

is m a d e p o s s i b l e by t h i n g s and e v e n t s ,6 2w h e r e a s the u n d e r l y i n g f i e l d is f u r n i s h e d by s p a c e and t i m e " . Das kontinuierliche

57 T u g e n d h a t , E x i s t e n c e , 28. 58 Ebd. 59 A . a . O . , 25; v g l . D e r s . , V o r l e s u n g e n , 4 5 4 . 60 V g l . die P u n k t e (1) u n d (2) der C h a r a k t e r i s i e r u n g d e r " h e u t i g e n " Z e i t a u f f a s s u n g d u r c h H ü b n e r , W a h r h e i t , 156. 61 T u g e n d h a t , V o r l e s u n g e n , 4 4 3 f f . 4 7 3 f f ; D e r s . , E r f a h r u n g , 1 8 8 f f . 62 T u g e n d h a t , E x i s t e n c e , 27 ( H e r v o r h . T . K . ) .

23

Zeit Zeitfeld

und das Feld diskreter

te können

also

nur

chen" Erfahrung . 63 den

Gegenstände

a l s in d e r Z e i t s t r u k t u r

zusammen

konstituierte

bzw. einer

Sachverhal"ursprüngli-

begriffen

Größen

Zur Markierung d i s k r e t e r Z e i t s t e l l e n im k o n t i n u i e r l i c h e n

wer-

Zeitfeld

s i n d offenkundig nur solche Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e g e e i g n e t , die bestimmt abgegrenzt s i n d und n i c h t g e t e i l t werden können, ohne i h r e I d e n t i t ä t zu v e r l i e r e n , d.h. Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e , die durch sog. 64 sortale Prädikate

zu bezeichnen s i n d . Zur Markierung von Z e i t

stel-

len s i n d näherhin s p e z i f i s c h z e i t l i c h e Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e , d.h. E r e i g n i s s e e r f o r d e r l i c h . Unter " E r e i g n i s s e n " s i n d dabei im engeren Sinne Veränderungen zu verstehen, die 65 "durch den Übergang von einem Zustand zu einem anderen d e f i n i e r t " s i n d . Für jedes E r e i g n i s g i l t dann: Es " b e s t e h t . . . aus z e i t l i c h e n T e i l e n , mindestens aus den beiden Z u s t ä n den, aus dem und i n den die Veränderung s t a t t f i n d e t , und normalerweise (immer dann, wenn es solche g i b t ) aus den Zwischenphasen, und auf keine d i e s e r T e i l e l ä ß t s i c h das 66 P r ä d i k a t anwenden, mit dem die Veränderung a l s ganze bezeichnet w i r d " . Ereignisse finden also innerhalb eines k o n t i n u i e r l i c h e n (Raum-)Zeitfeldes s t a t t und s t r u k t u r i e r e n

ihrerseits

d i e s e s Feld s o , daß bestimmte S t e l l e n i n ihm i d e n t i f i z i e r b a r werden. Da E r e i g n i s s e durch Dauer (Zustände) und Wandel (Veränderung)

definiert

s i n d , i s t deren Erfahrung Voraussetzung der K o n s t i t u t i o n von Z e i t - und Gegenstandsfeld. (2)

Dem V e r s t ä n d n i s

Richtung

verlaufenden

kann Gegenwart gangenheit cy

in

nur

gedacht

language

to

als

von Z e i t

als

eindimensionalem,

und i r r e v e r s i b l e n "reiner

werden. use terms

Dies

Übergang" kommt

connected

in

"Fluß"

in

eine

entsprechend

von

Zukunft

in

der

"strong

tenden-

with

the

'present'

Verin

63 V g l . H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 4 4 3 f f . 4 7 3 f f ; D e r s . , E r f a h r u n g , 1 8 8 f f . 64 " Z . B . ist ' K a t z e ' e i n s o l c h e s P r ä d i k a t : e i n e K a t z e ist von e i n e r a n d e r e n b e s t i m m t a b g e g r e n z t , und e i n e n T e i l e i n e r K a t z e kann m a n n i c h t s e i n e r s e i t s als K a t z e b e z e i c h n e n . H i n g e g e n s i n d z.B. 'rot' oder 'Wasser' nicht Prädikate dieser Art. Wenn zwei rote Gegenstände b e s t i m m t g e g e n e i n a n d e r a b g e g r e n z t s i n d , d a n n n i c h t d a d u r c h , daß sie r o t s i n d ; u n d das P r ä d i k a t w i d e r s e t z t s i c h a u c h n i c h t e i n e r b e l i e b i g e n T e i l u n g ; j e d e r T e i l e i n e r r o t e n F l ä c h e i s t i m m e r n o c h r o t " (Tugendhat, Vorlesungen, 453). 65 A . a . O . , 4 5 7 . 66 Ebd.

24

Zur P r ä z i s i e r u n g

der

Fragestellung

67 raanner" zum A u s d r u c k : G e g e n w a r t ist

an ever s t r i c t e r

"nur noch ein m a t h e m a t i s c h e r

Punkt ohne jede

dann

Ausdehnung,

denn auch der u n e n d l i c h s t e B r u c h t e i l der S e k u n d e , der

Gegen-

w a r t zu sein s c h e i n t , ist e n t w e d e r doch s c h o n v e r g a n g e n und d a m i t V e r g a n g e n h e i t oder s t e h t doch noch aus und ist d a m i t 68 Zukunft"

. D a m i t "fehlt" aber "der G e g e n w a r t j e g l i c h e r

raum für d e f i n i t e s oder auch nur m ö g l i c h e s S e i n , oder jegliche Spielzeit, möglichkeiten

in die a b g e s c h l o s s e n e s69 Sein o d e r

aufgenommen werden

Seins-

. D i e s ist

könnten"

aber

für das Z e i t f e l d als M i t t e l s p r a c h l i c h e r V e r s t ä n d i g u n g fern r u i n ö s , als die G e g e n w a r t des

E r f a h r u n g als a u s g e d e h n t e u n d

de zu d e n k e n , in der sich die V o r s t e l l u n g losen Gegenwartpunkts kunft a l l e r e r s t

eines

ausdehnungs-

als G r e n z e von V e r g a n g e n h e i t des Z e i t - " F l u s s e s "

gung" z w i s c h e n einem G e g e n w a r t s p u n k t ren", linearen Kontinuum

und

als r e l a t i v e

s c h l i e ß t , da es g r u n d s ä t z l i c h Gegenwarten vorstellt"70, a l l e i n d u r c h seine punkt ausgezeichnet

"Vergangenheit

"star-

" B e r ü h r u n g " mit dem f l i e ß e n d e n ist. D a m i t w i r d n ä m l i c h das

als " o b j e k t i v e W e l t von den 71

in d e n e n sie sich e r s c h l i e ß t "

bzw. S e i n - W e r d e n s . Die V o r s t e l l u n g

F i n d l a y , T i m e , 41; v g l . 4 1 f f . K e i l , G r u n d r i ß , 29. Ebd. Merleau-Ponty, Phänomenologie, A.a.O., 468. Ebd.

469.

Gegenwarts-

Kontinuum

Perspektiven und Z u k u n f t

und des

Per... 72

Nichtseins"

Möglich-Seins

des Z e i t - " F l u s s e s "

" B e w e g u n g " z w i s c h e n einem G e g e n w a r t s p u n k t

in sich " s t a r r e n " , l i n e a r e n K o n t i n u u m

wie

Jetzt"

. Nur solche

M ö g l i c h k e i t des

e i n r ä u m e n , n ä m l i c h des G e w e s e n - S e i n s

er-

und Z u k u n f t

u n t e r d e n e n das " a k t u e l l e

eine ihrem W e s e n e n t s p r e c h e n d e

67 68 69 70 71 72

"Bewe-

und einem in sich

s p e k t i v e n aber sind es, die " V e r g a n g e n h e i t

relative

Zu-

von Z e i t s t e l l e n ist n i c h t in der

Lage, Zeit so zu e r f a s s e n , wie sie sich der E r f a h r u n g

von Z e i t s t e l l e n

Gegen-

fließen-

konstituiert.

(3) Das V e r s t ä n d n i s

ab(gelost),

inso-

KommunikationsVollzugs

s e i n e n l e t z t e n B e z u g s p u n k t d a r s t e l l t . D e s h a l b ist die wart "ursprünglicher"

Spiel-

besser:

und

von Z e i t s t e l l e n

als einem kann

25

Zeit

d e s h a l b nur a l s i n 73 ner" "Vernetzung den .

2.3.

"ursprünglichen" Erfahrung "polypho74 Zeiten" konstituiert begriffen wer-

der

Konstitutionsstufen

Ohne zu

der

den

den

Anspruch

"letzten

lockerer

(1)

Eine

der

gegenwärtigen

bung

hat

Husserl

"Protention"

Vollständigkeit

die

der

Analysen

Struktur

der

die

Begriffe 75

vorgeschlagen

Gegenwart"

der

.

E.Husserls

eines

"Impression", ihrer

Wahrnehmung

Betrachte i c h z.B. eine Metallkugel,

-

läßt

sich

einfachen,

Zu

ihrer

dau-

Beschrei-

"Retention"

Hilfe

läßt

und

sich

so

die sich

f ü g e n zu e i n e r e i n h e i t l i c h e n Wahrnehmung. D i e s e w e i s t a l s o d i e einer

"Abschattung"

nen und I m p r e s s i o n e n i n den r e t e n t i o n a l e n B e r e i c h a u f , a l s B e r e i c h der f l i e ß e n d e n Gegenwart!) rung und E r k e n n t n i s d a r s t e l l t

den e i g e n t l i c h e n

der

Rück-

zusammenzeitliche

von P r o t e n t i o (wohlgemerkt:

" O r t " von

- denn r e t e n t i o n a l abgesunken s i n d

Protentionen gegenwärtig,

mit

und dem E r w a r t u n g s h o r i z o n t

d i e i c h gerade n i c h t sehe)

S t r u k t u r eines beständigen " F l i e ß e n s " ,

die

analysieren.

b e v o r s t e h e n d e r Wahrnehmungen ( P r o t e n t i o n e n - etwa d i e

s e i t e des Gegenstandes b e t r e f f e n d ,

in Kon-

d i e i c h i n der Hand h a l t e ,

eben-vergangenen Wahrnehmungen ( R e t e n t i o n e n )

sionen u n d

-

einige

habe i c h bestimmte a k t u e l l e Wahrnehmungen ( I m p r e s s i o n e n ) ,

unmittelbar

Rückgang nun

werden.

Zeiterfahrung

aufzeigen.

Mit

einen

sollen

skizziert

Wahrnehmung

Gegenstandes

oder

Erfahrung

Zeiterfahrung

sinnlichen

ernd

"fließende

an

der

elementare

am B e i s p i e l

Zeiterfahrung

Fundamenten"

Anlehnung

stitutionsstufen

auf

der

ErfahImpres-

deren Übereinstimmung oder

Übereinstimmung s i c h im r e t e n i o n a l e n B e r e i c h z e i g t ,

Nicht-

d e r - da i n ihm n e -

ben "abgesunkenen" I m p r e s s i o n e n auch i m p r e s s i o n a l b e s t ä t i g t e oder

auf-

grund von I m p r e s s i o n e n " d 76 urchgestrichene" Protentionen gegenwärtig - i n sich geschichtet i s t

73 74 75 76

Vgl. Keil, G r u n d r i ß , 21ff. Vgl. H o l t m a n n , Z e i t e n , 216f. Vgl. H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 3 9 0 f f . Oer P r o z e ß r e t e n t i o n s l e r A b s c h a t t u n g ist d e s h a l b r ä u m l i c h (wenn ü b e r h a u p t ) nur in einem m i n d e s t e n s z w e i d i m e n s i o n a l e n Bild d a r s t e l l b a r ; vgl. die S k i z z e n bei H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 389 und

sind

Zur

26

Präzisierung

der

Fragestellung

" P a s s i v i t ä t " und " A k t i v i t ä t " s i n d i n d i e s e r elementaren S t r u k t u r der Z e i t e r f a h r u n g eng miteinander v e r s c h r ä n k t . E i n e r s e i t s muß nämlich der Wahrnehmungsgegenstand " a l s E i n h e i t der Dauer passiv vorgegeben"

sein,

a n d e r e r s e i t s wird er zum Gegenstand der Wahrnehmung e r s t durch eine 78 fassende A k t i v i t ä t "

"er-

, die die auf einen e i n h e i l t i c h e n Gegenstand verwei-

senden Impressionen, Retentionen und Protentionen aus der Masse der i n ihrem H o r i z o n t gegenwärtigen e r g r e i f t und im G r i f f b e h ä l t . D i e s

z79 eigt, . Es

"daß die Scheidung von A k t i v i t ä t und P a s s i v i t ä t keine s t a r r e i s t " bedeutet aber auch, daß die p r i n z i p i e l l e

S e l e k t i v i t ä t schon der elemen-

t a r e n Wahrnehmung n i c h t nur auf die ( " a k t i v e " ) S e l e k t i o n e i n e s wahrnehmenden S u b j e k t s zurückgeht, sondern auch i n der ( " p a s s i v e n " ) V o r s t r 80 uktur i e r t h e i t des Gegenstandsfeldes mit seinen Horizonten begründet i s t Genauer gesagt s i n d wahrnehmendes Bewußtsein und Gegenstand der Wahrneh81 mung a l s i n d i e s e r a l l e r e r s t k o n s t i t u i e r t e Größen zu b e g r e i f e n (2)

Mit

der

und G e g e n s t a n d

Unterscheidung der

mungsgegenstandes tionen, für

eine

von wahrnehmendem

Wahrnehmung u.d.h.

Impressionen

ein

wird

Bruch

ein in

und R e t e n t i o n e n

konstituierte

Form d e r

der

Kette

möglich,

Zeiterfahrung

den B e g r i f f e n " E r f a h r u n g " , " E r i n n e r u n8g2" s c h r i e b e n und a n a l y s i e r t werden kann

Bewußtsein

Wechsel

und

des

Wahrneh-

von

Proten-

der ist,

bestimmend die

"Erwartung"

mit be-

Merleau-Ponty, Phänomenologie, 474. H u s s e r l , E r f a h r u n g , 117. Ebd. A . a . O . , 119. V g l . a . a . O . , 7 4 f f (§16) s o w i e T h u m , W a h r h e i t , 1 5 6 f . In d i e s e m S i n n e ist m . E . die Rede vom z e i t k o n s t i t u i e r e n d e n B e w u ß t s e i n s s t r o m bei H u s s e r l (vgl. v.a. V o r l e s u n g e n , 4 2 8 f f . 4 6 3 f f ) zu r e k o n s t r u i e r e n . D i e s e r ist j e d e n f a l l s n i c h t m i t dem " I c h " der W a h r n e h mung als e i n e m i n d i v i d u e l l e n Z e i t b e w u B t s e i n i d e n t i s c h . (Wenn H u s s e r l ihn als " a b s o l u t e S u b j e k t i v i t ä t " b e z e i c h n e t , die s i c h s e l b s t k o n s t i t u i e r t , s e t z t er i h n - b e w u ß t o d e r u n b e w u ß t - in A n a l o g i e zum G o t t e s b e g r i f f e i n e r b e s t i m m t e n T r a d i t i o n c h r i s t l i c h e r T h e o l o g i e . ) D a s "Ges c h e h e n e . ) dar Z e i t b i l d u n g ... i s t ' a n o n y m ' , a b e r in e i n e r W e i s e , daß es von uns s e l b s t e r f a h r e n und e r f a h r b a r ist ..." ( L a n d g r e b e , Z e i t a n a l y s e , 30). V e r s t e h t (bzw. e n t w i c k e l t ) m a n H u s s e r l s P h ä n o m e n o l o g i e in d i e s e m S i n n e , kann s e i n e T h e o r i e der E r f a h r u n g n i c h t in e i n e m A u f w a s c h m i t der E r k e n n t n i s t h e o r i e K a n t s im R ü c k g r i f f a u f W i t t g e n s t e i n e r l e d i g t w e r d e n , wie F r o m m , E r k e n n t n i s s p i e l e , 21ff zu m e i nen s c h e i n t . 82 V g l . H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 3 9 5 f f ; H u s s e r l s p r i c h t von " p r i m ä r e r " ( = R e t e n t i o n ) und " s e k u n d ä r e r " ( = E r i n n e r u n g ) " E r i n n e r u n g " .

77 78 79 80 81

Zeit

27

Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen weisen jeweils selbst die Struktur von Impression, Retention und Protention auf. Dieser Tatbestand kann dadurch verdeckt werden, daß "Gegenständlichkeiten, die sich originär in Zeitprozessen gliedweise oder phasenweise konstituierend aufbauen (als Korrelate kontinuierlich und vielgestaltig zusammenhängender und einheitlicher Akte), (...) sich in einem Zurückschauen so erfassen (las83 sen), als wären sie in einem Zeitpunkt fertige Gegenstände" . Er tritt 84 jedoch zutage in der "Explikation in der Erinnerung" : "Wir werfen etwa im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick durch ein Gartentor und machen uns erst nachher, wenn wir schon vorbei sind, klar, 'was wir da eigentlich 85 gesehen haben"1 . Aber auch die Struktur von Erfahrung, Erinnerung und Erwartung selbst kann in der Erinnerung oder Erwartung auftreten. 86

Diese "polyphone"

Zeiterfahrung erfordert eine Unterscheidung zwi-

schen der Zeitstelle des Aktes und der des Gegenstands der Erinnerung oder Erwartung, wobei - da hier Erfahrungsakte selbst Gegenstand der Erfahrung werden können - beide Zeitstellen sich in e i n Zeitkontinuum einordnen. Da nämlich "jede Phase" des Bewußtseinsstroms "die voranliegende retentional bewußt hat, beschließt sie in einer Kette von mittelba87 ren Intentionen die gesamte Reihe der ablaufenden Retentionen in sich" Aufgrund der Einheit des Zeitkontinuums "besteht die Möglichkeit, in der Reflexion auf das konstituierte Erlebnis und auf die konstituierenden 88 Phasen hinzusehen"

. Damit konstituiert sich im Rahmen der Zeiterfah-

rung in ihrer konstituierten Gestalt Reflexivität zusammen mit dem Auseinandertreten von "Sein" und "Bewußtsein". Das so konstituierte, auf sich selbst und zugleich auf ein von ihm unterschiedenes Sein bezogene Bewußtsein ist nun Bedingung der Möglich89 keit der Personalität

empirischer Subjekte, ohne selbst schon ein sol-

ches zu sein. Träger eines in der Struktur von Erfahrung, Erinnerung und Erwartung Bewußtseins ebenso ein lektiv wie zu einbeschreibenden Individuum sein zu können scheint 90 . Dies nämlich würde bedeuten, daßKoldie

83 84 85 86 87 88 89 90

A.a.O., 397. Vgl. H u s s e r l , E r f a h r u n g , 144ff. A . a . O . , 146. Vgl. Keil, Grundriß, 21ff; Moltmann, Zeiten, Husserl, Vorlesungen, 472. A.a.O. , 473. Vgl. Härle/Herms, Rechtfertigung, 79ff. Vgl., Halbwachs, Gedächtnis.

216f.

Zur

28

Präzisierung

der

Fragestellung

K o n s t i t u t i o n von i n d i v i d u e l l e r S u b j e k t i v i t ä t zu anderer i n d i v i d u e l l e r S u b j e k t i v i t ä t über zu k o l l e k t i v e r S u b j e k t i v i t ä t

(Personalität)

im Gegenüber

( I n t e r s u b j e k t i v i t ä t ) wie im Gegen-

( S o z i a l i t ä t ) a l s i h r e n notwendigen

K o r r e l a t e n i n der k o n s t i t u i e r t e n Z e i t e r f a h r u n g a l s e i n h e i t l i c h e r Prozeß 91 zu b e g r e i f e n i s t (3)

Werden

. nun i n

Kommunikation

eigene

gen zu f r e m d e n

in

die

korrelative Zeit

intersubjektiver

Erfahrungen,

Beziehung

her-konstituierten" tiver"

Prozessen

Form d e r

v o9 n2

sozialer

und

k a n n man v o n

Zeiterfahrung

Unterscheidung

charakteristisch

Erinnerungen

gesetzt,

und

Erwartuneiner

sprechen,

"subjektiver"

"hö-

für

und

die

"objek-

ist

Kommunikation i s t nämlich nur möglich, wenn das von verschiedenen S u b j e k t e n Erfahrene, E r i n n e r t e und/oder Erwartete, s e i es a l s Z e i c h e n t r ä g e r oder a l s Bezeichnetes, derselben " o b j e k t i v e n W e l t " , d.h. - im w e i t e s t e n H o r i z o n t - der "Lebenswelt der Menschheit, a l s der umfassenden Gemein93 s c h a f t möglicher V e r s t ä n d i g u n g " zugehört. Jeder Versuch e i n e r V e r s t ä n digung muß u n t e r s t e l l e n , daß d i e "Wahrnehmungen und Erfahrungen a l l e r miteinander s i c h verständigenden I c h s u b j e k t e ( . . . ) h i n s i c h t l i c h

ihrer

i n t e n t i o n a l e n Gegenstände i n Zusammenhang (stehen) - im Zusammenhang e i n e r i n a l l e n i h r e n s u b j e k t i v e n Z e i t e n s i c h k o n s t i t u i e r e n d e n94 o b j e k t i v e n Z e i t und e i n e r s i c h i n i h r k o n s t i t u i e r e n d e n o b j e k t i v e n Welt"

. In die-

sem Sinne erweist s i c h " d i e Zeit" a l s "die Form der Sinnlichkeit, und darum" a l s " d i e Form j e d e r möglichen Welt o b j e k t i v e r E r f a h r u n g " 95

91 D i e s k a n n h i e r nur als T h e s e zur D i s k u s s i o n g e s t e l l t w e r d e n (vgl. dgg. z . B . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 1 0 3 f f ; zu den P r o b l e m e n d e r H u s s e r l ' s e h e n T h e o r i e der I n t e r s u b j e k t i v i t ä t und S o z i a l i t ä t v g l . e t w a A g u i r r e , P h ä n o m e n o l o g i e , 5 f f , in A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t M a i d e n f e l s , Z w i s c h e n r e i c h ) . I c h s e h e n i c h t , w i e a u f a n d e r e W e i s e e t w a die " m y t i s c h e " K o n z e p t i o n des V e r h ä l t n i s s e s von E i n z e l n e m und G e m e i n s c h a f t (vgl. z . B . H ü b n e r , W a h r h e i t , 129f) v e r s t ä n d l i c h g e m a c h t w e r den könnte. 92 " O b j e k t i v e Z e i t " i s t h i e r im S i n n e von " i n t e r s u b j e k t i v g ü l t i g e Z e i t " g e b r a u c h t u n d b e z e i c h n e t n i c h t s c h o n die " a b s t r a k t e " , " v o l l k o m m e n homogene Zeit der Mechanik und der Physik" (Halbwachs, G e d ä c h t n i s , 9 2 ) , die a u f die n e u z e i t l i c h e " M a t h e m a t i s i e r u n g d e r N a t u r " (vgl. Husserl, Krisis (ed.Ströker), 22ff; Hübner, Wahrheit, 28ff) zurückgeht . 93 H u s s e r l , E r f a h r u n g , 189 A n m . l . 94 A . a . O . , 1 9 3 f (im O r i g . z . T . h e r v o r g e h . ) . 95 A . a . O . , 1 9 1 .

Zeit

29

"Die Einordnung aller Zeitmomente in einen einzigen homophonen Zeitablauf" objektiver Zeit, die "eine Linearisierung der Zeit möglich" 96 macht

, ist also eine formale Bedingung der Möglichkeit kommunikativer

Verständigung, die aber durch konkrete, intersubjektive und soziale Verständigungsprozesse erst material einzulösen ist. Deshalb bleibt die "homophone" objektive Zeit auf "polyphone" subjektive Zeiten konstitutiv bezogen. Da an Prozessen intersubjektiver und sozialer Verständigung mehrere - individuelle bzw. kollektive - Subjekte beteiligt sind, deren Zeitbewußtsein je selbst schon "polyphon" strukturiert ist (s.o. 2), korrelieren der "homophonen" objektiven Zeit "poly-polyphone" subjektive Zeiten: Zum einen gehen für jedes am Verständigungsprozeß beteiligte Subjekt in die "Rekonstruktion" des Bereichs der objektiven Welt, der Gegenstand und Thema der Verständigung ist, "Annahmen über die Möglichkeiten ein, die mit den Tatsächlichkeiten der Gegenwart gegeben sind. Der Zukunftsbezug ist nur möglich aufgrund von Erinnerung, in der Erfahrungen und Möglichkeiten vergangenen Geschehens präsent sind und aufgrund einer Projektion gegenwärtiger Erfahrungen und Möglichkeiten in 97 die Zukunft" . Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind also im Bewußtsein "polyphon", in komplexer wechselseitiger Bestimmung aufeinander 98 bezogen

. Zum anderen bringt jedes an Verständigungsprozeß beteiligte

Subjekt in diesen je andere konkrete Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen ein. Kommunikative Verständigung erfordert deshalb eine "Einfühlung" eines Subjekts in ein anderes, die "nichts anderes ist als eine besondere Gruppe von positionalen Vergegenwärtigungen, gegenüber den Erinnerungen und 99 Erwartungen"

. "In ihr konstituiert sich eine intersubjektiv gemeinsame

objektive Zeit, in die alles Individuelle an Erlebnissen und an intentio96 K e i l , G r u n d r i ß , 23. 97 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 15. 98 I n s o f e r n e r s c h e i n t m i r e i n e e i n s e i t i g e A u s z e i c h n u n g d e r Z u k u n f t als " U r s p r u n g und Q u e l l e d e r g e s c h i c h t l i c h e n Z e i t " , wie sie M o l t m a n n , Z e i t e n , 218 v o r n i m m t (vgl. s u c h d e s e b d . a n g e f ü h r t e Z i t a t a u s H e i d e g g e r , "Sein, 3 2 9 : "Das p r i m ä r e P h ä n o m e n der u r s p r ü n g l i c h e n u n d e i g e n t l i c h e n Z e i t l i c h k e i t i s t die Z u k u n f t " ) , p r o b l e m a t i s c h . B e i M o l t m a n n s (vgl. e b d . , A n m . 1 5 ) G e w ä h r s m a n n B e n j a m i n ( B e g r i f f ) k o r r e s p o n d i e r t j e d e n f a l l s der B e t o n u n g d e r Z u k u n f t (als Z e i t der e r w a r t e t e n " E r l ö s u n g " , vgl. z.B. a . a . O . , 251) e i n " K a m p f ( . ) für die u n t e r d r ü c k t e V e r g a n g e n h e i t " ( a . a . O . , 2 6 0 ; v g l . a u c h 261: A n h a n g B) . 99 H u s s e r l ,

Erfahrung,

192.

Zur

30

Präzisierung

der

Fragestellung

n a l e n G e g e n s t ä n d l i c h k e i t e n muß e i n g e o r d n e t werden k ö n n e n " ^ ^ .

Vorzügli-

ches M i t t e l s o l c h e r " E i n f ü h l u n g " i s t d i e Sprache. Deren Grenzen l i e g e n f r e i l i c h d a r i n , daß s i e i n i h r e n ( h i e r v . a . : semantischen)

Konventionen

i n gewissem S i n n e d i e V e r s t ä n d i g u n g schon u n t e r s t e l l t , d i e s i e

ermögli-

chen und zu der s i e b e i t r a g e n s o l l . I n P r o z e s s e n s p r a c h l i c h e r

Verständi101 gung k o r r e l i e r t deshalb n i c h t nur dem " G e s a g t e n " das " U n g e s a g t e " ,

102

sondern auch dem " S a g b a r e n " das " U n s a g b a r e "

als konstitutiver

z o n t . Auch h i e r s t e h t a l s o der "Homophonie" o b j e k t i v e r

Hori-

Sprachkonventio-

nen d i e " P o l y p h o n i e " s u b j e k t i v e r Weisen des Sprachgebrauchs z u r S e i t e . D a r i n i s t l e t z t l i c h das W e c h s e l s p i e l von ( s y n c h r o n e r ) 103 "Unveränderlichk e i t " und ( d i a c h r o n e r ) " V e r ä n d e r l i c h k e i t " der Sprache a l s Träger " s e d i m e n t i e r t e r " E r f a h r u n g s - , E r i n n e r u n g s - und E r w a r t u n g s h o r i z o n t e

begrün-

det.

2.4.

Die

Kommunikation

Grundlegendes sind von

Texte,

die

Ereignissen

Mittel ein

von

Zeiterfahrungen

der

Kommunikation

Ereignis

bezeichnen.

(s.o. Solche

2.2.1) Texte

in"Stories"

von

Zeiterfahrungen

oder können

eine

Sequenz

allgemein

als

" E r z ä h l u n g e n " o d e r - um e i n e n i n d e r g e s c h i c h t s p h i l o s o 104 105 phischen wie i n der e x e g e t i s c h e n Diskussion gleichermaßen e i n g e f ü h r t e n A u s d r u c k z u g e b r a u c h e n - " S t o r i e s " be-

100 E b d . 101 Zur B e d e u t u n g etwa Schmidt,

der " P r ä s u p p o s i t i o n e n " Texttheorie, 92ff.

im K o m m u n i k a t i o n s p r o z e ß

vgl.

102 V g l . F r a n k , D a s S a g b a r e . In A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t der k o n v e n t i o n a l i s t i s c h e n Z e i c h e n t h e o r i e f r a g t F r a n k m . E . z u r e c h t : " G i b t es e i n e n k o n t i n u i e r l i c h e n Ü b e r g a n g von d e r E b e n e der u n i v e r s e l l e n B e d e u t u n g e n e i n e r S p r a c h e (oder e i n e s T e x t e s ) zur i n d i v i d u e l l e n S i n n g e b u n g in der R e d e ? " und p l ä d i e r t "für e i n e ( R ü c k - ) B e s i n n u n g a u f die D i a l e k t i k , die z w i s c h e n dem ' S a g b a r e n ' und dem ' U n s a g b a r e n ' v e r m i t t e l t : z w i s c h e n der O r d n u n g d e r Z e i c h e n n ä m l i c h und der A n a r c h i e des I n d i v i d u u m s , das s i c h i h r e r b e d i e n t , um - wer w e i ß ? - e t w a s a n d e r e s als das d a m i t a u s z u d r ü c k e n , w a s die R e g e l n , die K o n v e n t i o n e n , die N o r m e n v o r s c h r e i b e n " ( a . a . O . , 10). 103 V g l . De S a u s s u r e , G r u n d f r a g e n , 8 3 f f . 104 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e (In der d e u t s c h e n Ü b e r s e t z u n g i s t " s t o r y " w e c h s e l w e i s e mit "Geschichte" oder "Erzählung" w i e d e r g e g e b e n . ) . 105 V g l . v.a. B a r r , Story u n d W h a r t o n , O c c a s i o n ( r e f e r i e r t b e i J o n e s , Story-Konzept) sowie z.B. Coggins, History; Aichele, Limits (weitere L i t e r a t u r bei H a s e l , I s s u e s , 4 8 ) .

Zeit z e i•c hun e t Im

wer^ d e n 106

Anschluß

maren"

31

an

Story

(1)

x ist

(2)

H ereignet

Danto

107

läßt

folgendermaßen

F zum Z e i t p u n k t

sich

die

Struktur

einer

"ato-

sogleich

kritisch

beschreiben:

t^;

s i c h m i t x zum Z e i t p u n k t

t_;

108 (3)

x ist

G zum Z e i t p u n k t

tg

Diese Strukturbeschreibung

Dantos i s t

freilich

zu

r e l a t i v i e r e n : s i e s e t z t ( i m Rahmen d e r " n a t ü r l i c h e n E i n s t e l l u n g " )109d i e I d e n t i t ä t des " S u b j e k t s " d e r S t o r y (x) s e l b s t v e r s t ä n d l i c h v o r a u s , repräsentiert

also

e i n S t o r y - M o d e l l , d a s m i t dem S c h l a g w o r t " R e l a t i o n a l i 110 c h a r a k t e r i s i e r t werden k a n n . D i e oben ( 2 . 3 . )

tät-durch-Iderrtität" skizzierte

Konstitutionsanalyse

noch e i n z w e i t e s ,

mit

nendes S t o r y - M o d e l l grund i h r e r als

render

(a = b)

Durch plexere

"ist"

denkbar.

sowohl i n

Zwischen Beziehungen

Formulierung

prädizierender

mehrerer

insofern

(ye P) 112 a l s

werden.

verschiedenen

Stories

ist

für

daneben kennzeichjedoch

beide

auch i n

auf-

Modelle

identifizie-

kann

"atomarer"

gebildet

vorliegen.

zu

Dantos S t r u k t u r b e s c h r e i b u n g

F u n k t i o n v e r s t a n d e n werden

Kombination Stories

macht a b e r 111

"Identität-durch-Relationalität"

umgangssprachlichen

offen,

der Zeiterfahrung

Stories

können

Grundsätzlich

können

kom-

verschiedenartige

bestehen

folgende

Mög-

lichkeiten: (1)

Zwei S t o r i e s ,

kurrenz m i t e i n a n d e r . history

of I s r a e l

die denselben Sachverhalt Ein Beispiel

hierfür

ist

bezeichnen, die

as r e p o r t e d i n t h e Old Testament

stehen i n

"tension

between

and t h e

history

Konthe

106 Vgl. R i t s c h i , Story, 18: "Story ist ... ein k u r z e r oder l a n g e r K o m plex von S ä t z e n , die sich mit einem E r e i g n i s oder einer S e q u e n z von E r e i g n i s s e n oder auch T a t e n so b e f a s s e n , daß diese E r e i g n i s s e , T a t e n oder G e d a n k e n mehr oder w e n i g e r k o h ä r e n t e r s c h e i n e n " . 107 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 376. 108 Die Z e i t s t e l l e n t m ü s s e n debei nicht d u r c h m e t r i s c h e Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n i d e n t i f i z i e r t sein. 109 So e x p l i z i t Danto, P h i l o s o p h i e , 398 u.ö. 110 Vgl. H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 175. 111 Vgl. ebd. 112 Das Problem des " S u b j e k t s " der Story ist v e r m i e d e n in D a n t o s (a.a.O., 399) g r a p h i s c h e r D a r s t e l l u n g der S t r u k t u r einer a t o m a r e n S t o r y : FG /./ - "wobei die S t r i c h e die E n d p u n k t e einer V e r ä n d e r u n g d a r s t e l l e n und der Punkt die U r s a c h e dieser V e r ä n d e r u n g " .

Zur P r ä z i s i e r u n g

32

der

Fragestellung 113

of Israel as reconstructed through historical-critical scholarship" (2) Mehrere Einzelstories können "parataktisch" zu einer Gesamtstory verbunden werden, z.B. die Abraham-Story mit der Isaak- und der Jakob114 Story u.a. zur Erzväter-Story usw. (3) Eine Einzelstory kann "hypotalctisch" in eine vorgegebene Gesamt115 story eingeordnet werden, die dann als "Meta-Story" fungiert; so wird z.B. die Ruth-Story durch Ru 1,1 und 4,18-22 in die Meta-Story der Richter- und beginnenden Königszeit integriert. (4) Dasselbe Geschehen kann von verschiedenen Stories mehr oder weniger ausführlich erzählt werden. Im letzteren Fall kann man von der "Summierung" einer Story sprechen. Derartige Summierungen liegen etwa in den 116 sog. geschichtlichen Credo-Texten des AT vor Die M ö g l i c h k e i t

dieser verschiedenartigen

Beziehungen

schen S t o r i e s g r ü n d e t in der a l l e n S t117 ories gemeinsamen g e n h e i t auf e i n e , piellen

o b j e k t i v e Zeit

und in i h r e r

zwiBezo-

prinzi-

Selektivität.

Als Mittel sprachlicher Verständigung beziehen sich Stories notwendig auf den Zusammenhang der einen, objektiven Zeit (s.o. 2.3.3). Zur Einlösung dieser zunächst formalen Bezogenheit in konkreten Verständigungsprozessen wird mit zunehmender Komplexität dieser Verständigungsprozesse eine Strulcturierung der Zeit durch Sortale (s.o. 2.2.1) erforderlich. Hier sollen kurz einige Möglichkeiten der Zeitstrukturierung genannt werden: (1) Die Zeit kann durch in der Story selbst erzählte Ereignisse strukturiert werden ("story-interne Sortale"). So werden im biblischen Hebräisch erzählte - vergangene oder zukünftige - Sachverhalte durch die Progreß-Verbformen wayyiqtol bzw. w'qatal in die Ordnung eines zeitlichen 118 Nacheinander gebracht . Bei der Verknüpfung mehrerer Geschehensabläufe

113 H e y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 243. 114 H i e r s o l l w o h l g e m e r k t a u f e i n l o g i s c h e s V e r h ä l t n i s d e r G e n e s i s = T e x t e zueinander hingewiesen, nicht ihre Entstehungsgeschichte skizziert werden ! 115 R i t s e h l , S t o r y , 2 2 f f g e b r a u c h t d e n A u s d r u c k " M e t a - S t o r y " in a n d e r e m Sinne ! 116 A u c h hier g e h t es z u n ä c h s t um ein e r k e n n t n i s l o g i s c h e s , n i c h t s c h o n um ein l i t e r a r h i s t o r i s c h e s V e r h ä l t n i s z w i s c h e n v e r s c h i e d e n e n T e x t e n ! 117 D i e s g i l t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t m i n d e s t e n s i n d i r e k t a u c h für " f i k t i o n a l e " S t o r i e s ; vgl. O e m i n g , B e d e u t u n g ; A i c h e l e , L i m i t s , 5 3 f f ; aber auch Husserl, Erfahrung, 195ff. 118 V g l . B a r t e l m u s , H Y H , 6 7 f f .

Zeit kann die Wendung iÜNil D ' i n n O m N

Cn'l)

33 (z.B. Gen 15,1; 21,1;

22,1.20; 39,7; 40,1; 48,1) im Sinne des deutschen "danach" die "Funktion 119 der Zusammenfassung voraufgehend erwähnter Ereignisse" wahrnehmen Mit O l u n d

Infinitiv können dann z.B. später erzählte Ereignisse be120 reits berichteten als gleichzeitig zugeordnet werden (2) Die Stellung einer Story als Ganzer in der Zeit kann durch ihre Einordnung in eine übergreifende Meta-Story markiert werden. So ereignet sich etwa das in der Ruth-Story erzählte Geschehen nach Ru 1,1 "zu der Zeit als die Richter regierten" (D'Paivn PBB 'n'l '¡l'l). Die Kenntnis der Meta-Story ist für das Gelingen dieses Modells der Zeitstrukturierung unabdingbar. Das Anfangsereignis der Ruth-Story wird so in den Zusammenhang der objektiven Zeit eingeordnet; die weitere Zeitstrukturierung leisten die im Fortgang dieser Story erzählten Ereignisse selbst. (3) Eine weitere Möglichkeit der Zeitstrukturierung stellt die Erzählung gleichartiger Ereignisse dar ("Sortal-Stories"). Ein Beispiel hierfür findet sich ebenfalls im Ruth-Buch: "Das ist die Geschlechterfolge (niT7in ) nach Perez: Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, ... Isai zeugte David" (Ru 4,18-22). Die Zeit wird hier strukturiert durch gleichartige, in ihrer Art jedermann bekannte Ereignisse des Typs "A zeugt B". Damit wird ein relativ langes Zeitintervall darstellbar, in dem sich nichts für die Story Relevantes ereignet hat. (Der Verfasser von Ru 4,18ff ist allein an einer Einordnung Ruths in die Ahnenreihe Davids interessiert.) (4) Schließlich kann die Zeit durch gleichartige Ereignisse strukturiert werden, die eine identische Zeitdauer definieren ("metrische Sortal-Stories") . So wird z.B. in Gen 1 die zählbare Zeiteinheit "Tag" durch die Ereignisse "es wird Abend" und "es wird Morgen" definiert. In den Genalogien der Priesterschrift überlagert die Zeitstrukturierung mit Hilfe der - summierten - Sortal-Story des Jahreszyklus die Strukturierung der Zeit nach Modell (3), so z.B. in Gen 5: "... (6) Seth war 105 Jahre alt, da zeugte er Enosch. (7). Nach der Geburt des Enosch lebte Seth noch 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. (8) Die gesamte Lebenszeit des Seth betrug 912 Jahre, dann starb er. (9) Enosch war 90 Jahre alt, da zeugte er Kenan ..."

119 K e g l e r , G e s c h e h e n , 120 S . u . I V . 4 . 1 .

9.

Zur P r ä z i s i e r u n g

34

der

Fragestellung

Die genannten Möglichkeiten der Zeitstrukturierung weisen einen zunehmend höheren Abstraktionsgrad auf. Mit der rein genealogischen überbrükkung relativ langer Zeitintervalle wird im Sinne einer "konkreten Abstraktion" die objektive Zeit praktisch nur noch in ihrem formalen Aspekt 121 bezeichnet

. Je abstrakter und formaler freilich die Beziehungen zwi-

schen verschiedenen Stories werden, um so drängender stellt sich die Frage nach ihren materialen Relationen. Da solche in konkreten Verständigungsprozessen je neu erst herzustellen bzw. aufzudecken 122 sind, lassen sich hierzu "nur sehr schwer generelle Sätze bilden" Neben der Bezogenheit auf den Zusammenhang der einen, objektiven Zeit ist allen Stories eine prinzipielle S e l e k t i v i t ä t gemeinsam: Im Verständigungsprozeß zwischen verschiedenen Subjekten gehen deren "polyphone" selbst schon selektive (s.o. 2.3.1) - Zeitbewußtseine nicht restlos in den konstituierten Zusammenhang der "homophonen", objektiven Zeit ein (s.o. 2.3.3). Es läßt sich aber auch unabhängig von der oben skizzierten Konstitutionsanalyse zeigen, daß selbst eine hypothetisch konstruierbare "Ideale Chronik" (=I.C.), die die "vollständige Beschreibung" eines jeden Ereignisses bietet, sobald es "sicher in die Vergangenheit eingegangen ist" 123 , weder alle möglichen wahren Sätze aller möglichen Sto124 ries enthalten, noch selbst eine kohärente Story darstellen wurde Die von e i n e r Story v o l l z o g e n e S e l e k t i o n ist f r e i l i c h 125 ; sie muß sich einem l e i t e n d e n G e s i c h t s -

nicht beliebig

121 V g l . H ü b n e r s ( W a h r h e i t , 1 4 4 f f ) I n t e r e s s a n t e Ü b e r l e g u n g e n zum Z u s a m m e n hang von G e n e a l o g i e und Z e i t v e r s t ä n d n i s bei den " s p ä t e r e n g r i e c h i sehen Logographen, Genealogen und Mythographen". 122 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 13. - "Ein E r k ä r u n g s m o d e l l w i e das m a r x i s t i s c h e , das die V e r b u n d e n h e i t der G e s c h i c h t e n des Ü b e r b a u s m i t d e n e n des U n t e r b a u s d u r c h ö k o n o m i s c h b e d i n g t e K a u s a l i t ä t e r k l ä r e n w i l l , hat E n g e l s s e l b s t in s e i n e r R e i c h w e i t e e i n g e g r e n z t " ( e b d . ) . 123 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 2 4 1 ; vgl. 2 4 0 f f . 124 Die " I . C . " e n t h i e l t e f r e i l i c h S t o r i e s - a b e r n u r s o l c h e , die von S u b j e k t e n in k o n k r e t e n V e r s t ä n d i g u n g s p r o z e s s e n (die ja a u c h im Z u s a m m e n h a n g d e r o b j e k t i v e n Z e i t s t a t t f i n d e n und d e s h a l b von der " I . C . " r e g i s t r i e r t w e r d e n ) p r o d u z i e r t s i n d . S ä m t l i c h e für S t o r i e s b z w . " N a r r e m e " k o n s t i t u t i v e n " A u s s a g e s c h e m a t a b z w . U r t e i l s s t r u k t u r e n " (vgl. B a u m g a r t n e r , T h e s e n , 2 9 5 f f ) w ü r d e n s i c h in der " I . C . " e i n g e b e t t e t in solche Stories finden. 125 V g l . O a n t o s ( P h i l o s o p h i e , 193) B e i s p i e l e i n e s s e l e k t i v e n T e x t e s , der kaum für i r g e n d j e m a n d als k o h ä r e n t e S t o r y a k z e p t a b e l s e i n d ü r f t e : " N a r a m Siu e r b a u t e d e n S o n n e n t e m p e l bei S i p p a r ; d a n n v e r b a n n t e P h i l i p p III den M o r i s c o s ; d a n n b e s i e g t e U r g u i z a die S t r e i t k r ä f t e von B u e n o s A i r e s bei C e p a d a ; d a n n e r w a c h t e A r t h u r D a n t o S c h l a g 7 U h r am 20. O k t o b e r 1 9 6 1 " .

Zeit

35

p u n k t der Story z u o r d n e n l a s s e n , der ein e n t s c h e i d e n d e s ment ihrer Kohärenz

und A k z e p t a b i l i t ä t

die " n a r r a t i v e O r g a n i s a t i o n " Ereignisse

126

darstellt.

der in der Story

Er

Mo-

leistet

erzählten

und e r l a u b t eine G e w i c h t u n g

der " R e l e v a n z " von 127 E r e i g n i s s e n für die Story und i n n e r h a l b der Story . Der leitende Gesichtspunkt Kohärenz

einer Story

und A k z e p t a b i l i t ä t

F u n k t i o n im P r o z e ß k o m m u n i k a t i v e r E i n e

- und d a m i t auch

- h ä n g t eng z u s a m m e n mit Verständigung.

ihre ihrer 128

F u n k t i o n von S t o r i e s ist die der E r k l ä r u n g

kann etwa die oben s k i z z i e r t e der Z u s t a n d s V e r ä n d e r u n g

" a t o m a r e " Story

als

. So

Erklärung

F-»G durch H verstanden werden.

to i l l u s t r i e r t d i e s e F u n k t i o n von S t o r i e s an f o l g e n d e m

DanBei-

s p i e l : "I. Das Auto ist u n v e r b e u l t in t - 1 . II. Das A u t o w i r d von y a n g e s t o s s e n in t - 2 . III. Das Auto ist v e r b e u l t in 129 t-3"

. Die E'rklärungskräftigkeit

d i e s e r Story mag

selbst-

v e r s t ä n d l i c h e r s c h e i n e n . E r s e t z t man j e d o c h i h r e n Satz II etwa d u r c h f o l g e n d e n S a t z : " I I 1 . Der F a h r e r des A u t o s h u s t e t in t - 2 " 130 , d ü r f t e d e u t l i c h w e r d e n , daß l e t z t l i c h " ( j ) e d e E r k l ä r u n g ... eine R e g e l v o r a u s ( s e t z t ) , nach w e l c h e r das Ex131 p l a n a n d u m sich aus dem E x p l a n a n s e r g i b t " "Immer w e n n 'I' und

'II', dann

"Immer w e n n expliziten

'III'" ist w e i t w e n i g e r p r o b l e m a t i s c h

'I' und

' I I " , dann

'III'". H i n s i c h t l i c h

oder i m p l i z i t e n - R e g e l b e z u g s

entsprechen

als ihres "narra-

126 A . a . O . , 2 3 0 . 127 V g l . a . a . O . , 2 1 5 : "jede E r z ä h l u n g (ist) e i n e d e n E r e i g n i s s e n u n t e r l e g t e S t r u k t u r (...), die e i n i g e von i h n e n m i t a n d e r e n g r u p p i e r t , e i n i g e a n d e r e w i e d e r u m a u s s o n d e r t , w e i l es i h n e n an R e l e v a n z m a n gelt" . 128 Die e r k l ä r e n d e F u n k t i o n v o n S t o r i e s w i r d von D e n t o - in A n b e t r a c h t der w i s s e n s c h a f t s t h e o r e t i s c h e n D i s k u s s i o n um " E r k l ä r e n und V e r s t e h e n " (vgl. z . B . P a n n e n b e r g , W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e , 1 3 6 f f ) - b e s o n d e r s b e t o n t ; vgl. z.B. s e i n e " B e h a u p t u n g ..., daß e i n e E r z ä h l u n g i h r e m W e s e n n a c h b e r e i t s e i n e F o r a der E r k l ä r u n g s e i " ( P h i l o s o p h i e , 3 2 1 ) . Es e m p f i e h l t s i c h a b e r m . E . , z u n ä c h s t z w i s c h e n der e r k e n n t n i s l o g i s c h r e k o n s t r u i e r t e n und der k o m m u n i k a t i v - i n t e n d i e r t e n F u n k t i o n e i n e r S t o r y zu u n t e r s c h e i d e n . H i e r kann d a n n e t w a e i n e a p p e l l a t i v e F u n k t i on d o m i n i e r e n . 129 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 7 9 . 130 V g l . a . a . O . , 3 8 0 f . 131 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 254 ( H e r v o r h . T . K . ) ; vgl. D a n t o , Philosophie, 321ff.

36

Zur P r ä z i s i e r u n g

der

Fragestellung

tive" Erklärungen

den auch " w i s s e n s c h a f t l i c h e n

zugrundeliegenden

" S c h e m a " in s e i n e r

Die E r k l ä r u n g

Erklärungen" 132 "allgemeinen Form"

e i n e s E r e i g n i s s e s d u r c h eine Story m i t -

e x p l i z i t e m o d e r i m p l i z i t e m - Bezug auf R e g e l n e r f o r d e r t aber eine B e s c h r e i b u n g d i e s e s E r e i g n i s s e s in e i n e r " P e r s p e k t i 133 ve"

, die es auf d i e s e R e g e l n hin t r a n s p a r e n t m a c h t .

z e i g t sich also,

Es

"daß die Frage der a l l g e m e i n e n G e s e t z e

in

einem b e d e u t s a m e n S i n n e mit der Frage v e r b u n d e n ist,1 3 4wie P h ä n o m e n e und E r e i g n i s s e b e s c h r i e b e n w e r d e n s o l l e n " . Die N o t w e n d i g k e i t des Z u s a m m e n h a n g s

von R e g e l b e z u g

und

Perspekti-

v i t ä t e i n e r Story w i r d e i n s i c h t i g , w e n n beide als in den mehr oder w e n i g e r o f f e n e n H o r i z o n t e n der E r f a h r u n g

korrela-

tiv k o n s t i t u i e r t e

Perspekti-

M o m e n t e b e g r i f f e n w e r d e n . In der

ve e i n e r Story l i e g t aber w i e d e r u m ein M o m e n t der S e l e k t i v i . ... 1 3 5 tat Die Ü b e r l e g u n g e n zur E r k l ä r u n g s f u n k t i o n von S t o r i e s z e i g e n , daß eine Story nur v e r s t ä n d l i c h ist im R a h m e n e i n e s

umfas-

136

senden "Konzeptes"

. K o n z e p t e sind m i t den T e x t e n , von

nen sie r e p r ä s e n t i e r t w e r d e n , n i c h t i d e n t i s c h . Sie

de-

können

als v o r a u s g e s e t z t e r H i n t e r g r u n d in i h n e n nur a n g e d e u t e t s e i n . D e r s e l b e Text kann auf m e h r e r e , auch k o n k u r r i e r e n d e K o n z e p t e 137 Bezug n e h m e n

. Das e i n e r Story

zugrundeliegende

b e s t i m m t nun s o w o h l ihre P e r s p e k t i v e

als auch den

Konzept Bereich

132 S. H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 4 4 f ; vgl. z.B. a u c h S t e g m ü l l e r , E r k l ä r u n g e n ; zur w e i t e r e n D i f f e r n e z i e r u n g s.u. 133 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 8 6 . 134 A . a . O . , 3 4 8 . 135 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 4 8 f : "Es s i n d n i c h t P h ä n o m e n e a l s s o l c h e , die e r k l ä r t w e r d e n . Es sind d i e s l e d i g l i c h i n e i n e B e s c h r e i b u n g a u f g e n o u e n e P h ä n o m e n e , w e l c h e e i n e r E r k l ä r u n g f ä h i g s i n d ... W e n n es nun unbestimmt viele mögliche B e s c h r e i b u n g e n eines Phänomens gibt, d a n n k a n n es e b e n s o g u t u n b e s t i m m t v i e l e m ö g l i c h e , v e r s c h i e d e n e E r k l ä r u n g e n für j e n e s P h ä n o m e n g e b e n , u n d es g i b t d a n n v i e l l e i c h t t a t s ä c h l i c h B e s c h r e i b u n g e n j e n e s P h ä n o m e n s , bei d e r e n Z u g r u n d e l e g u n g es überhaupt nicht erklärt werden kann". 136 I c h ü b e r n e h m e d e n B e g r i f f " K o n z e p t " als g r u n d l e g e n d e K a t e g o r i e d e r E x e g e s e von K . B a l t z e r (vgl. z.B. d i e e i n l e i t e n d e n A u s f ü h r u n g e n in Ders., Liberation). 137 Die d a m i t e n t s t e h e n d e k o n z e p t i o n e l l e I n k o h ä r e n z e i n e s T e x t e s kann etwa durch seine kommunikative Funktion kompensiert werden. Gerade "Konsenstexte" mit einer breiten Akzeptanz sind häufig konzeptionell inkohärent!

37

Zeit der in ihr v o r a u s g e s e t z t e n

Regeln.

Von Bedeutung für die konzeptionell bedingte Perspektive eines Textes ist die von seinem konzeptionellen Rahmen bereitgestellte "Sprache" (im weitesten Sinne), in der Erfahrungs-, Erinnerungs- und Erwartungshorizonte gleichsam in "sedimentierter" Gestalt vorliegen. Hier sind neben Phonetik, Lexikon und Syntax v.a. komplexe Zeichen von Interesse. So stellt die Sprache etwa Textsorten bzw. Gattungen zur Verfügung, die die Form "variabler Stories" oder "Story-Gerüste" haben können - wie z.B. das Formular des "heiligen Krieges". Daneben enthält sie geprägte Ausdrücke (Begriffe, Sätze, Bilder, Symbole usw.), die in besonderem Maße semantisch gefüllt sind. Solche konzeptionell ausgezeichneten Sprachelemente können z.T. als Abstraktionen konkreter Erfahrungen verstanden und so zu Stories in Beziehung gesetzt werden: "Von Summierungen können Ableitungen, von ihnen wieder Ableitungen zweiten, dritten Grades etc. vorgenommen werden. Zeigen- die Ableitungen noch den Zusammenhang mit der ursprünglichen 'Story'", kann man "von abgeleiteten Begriffen (sprechen), zeigen 138 sie ihn nicht mehr, ... von autonomen Begriffen" Wie die Perspektive eines Textes durch konzeptionell ausgezeichnete Sprachelemente bestimmt ist, so der Bereich der in ihm wirksamen Regeln durch "regulative Sätze"

(bzw. "inplizite Axiome"), die als "Steuerungs-

mechanismen ... bei einem Menschen oder bei einer Gruppe für 139 überprüfba. Ihre Funk-

res Denken und Sprechen und für geordnetes Handeln sorgen"

tionen sind vielfältig: Neben "empirischen Gesetzen" stehen "axiomatische Voraussetzungen a priori", "judicale" und "ontologische Festsetzungen", 140 aber auch Normen und eine Logik im weitesten Sinne . "Sie sind nicht unbedingt und in jedem Fall sprachlich ausformulierte Sätze, sie verlieren aber an Steuerungswert, wenn sie sich der Formulierung völlig entziehen. Auf der anderen Seite liegt die Gefahr ihrer vorschnellen Ausformulierung in unerwünschter Fixierung und 141 damit nicht selten in inhaltlieher Verflachung und Trivialisierung" K o n z e p t e w i r k e n sich mit ihrer

" S p r a c h e " und i h r e n

l a t i v e n S ä t z e n " in S t o r i e s v o r w i e g e n d i n d i r e k t und

138 139 140 141

R i t s e h l , L o g i k , 48; vgl. D e r s . , R i t s e h l , L o g i k , 142. Vgl. Hübner, Wahrheit, 243ff. R i t s e h l , L o g i k , 142.

Story,

25ff.

"regu-

implizit

38

Zur P r ä z i s i e r u n g

aus

der

Fragestellung

142

. Sie m ü s s e n d e s h a l b d u r c h e x e g e t i s c h e 143

tion

erst a u s d r ü c k l i c h

Struktur durchsichtig

und in i h r e r

Rekonstruk-

erkenntnislogischen

g e m a c h t w e r d e n . Ihre K o n s t i t u t i o n

den mehr oder w e n i g e r b e s t i m m t e n E r f a h r u n g s h o r i z o n t e n s c h i e d e n e r an V e r s t ä n d i g u n g s p r o z e s s e n

beteiligter

m a c h t es von v o r n e h e r e i n w a h r s c h e i n l i c h , schen R e k o n s t r u k t i o n nie r e s t l o s

der k o n z e p t i o n144 elle

a u f g e k l a r t w e r d e n kann

den V e r s u c h s o l c h e r R e k o n s t r u k t i o n

3.

Subjekte

daß in der

exegeti-

Rahmen eines

Textes

. Gleichwohl

kann

nicht verzichtet

wvon enn Te Ax ut se s na g egne m aüber den h r u n g s145 - (und cht w e r d eEnr f asollen

in

ver-

auf

werden,

Wahrheits-)Gehalt

Geschichte

3.1.

"Story" und

"Geschichte"

Was im v o r a n g e h e n d e n A b s c h n i t t über

"Stories" gesagt

(2.4.), d e c k t sich w e i t g e h e n d mit dem, w a s in chem V e r s t ä n d n i s

unter

"Geschichte(n)"

h e i ß t es etwa im a l l g e m e i n e n s c h a f t e n von J a b l o n s k i

wurde

vorneuzeitli-

verstanden wird,

L e x i k o n der Künste und

so

Wissen-

(1748):

142 W i s s e n s c h a f t l i c h e T h e o r i e n k ö n n e n als S o n d e r f a l l von K o n z e p t e n b e t r a c h t e t w e r d e n , der - w e n i g s t e n s dem A n s p r u c h n a c h - d u r c h ein b e s o n d e r s h o h e s Haß an A u s d r ü c k l i c h k e i t und B e w u ß t h e i t d e s k o n z e p t i o nellen Rahmens ausgezeichnet ist. 143 V g l . h i e r z u e t w a H u b b e l i n g , R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e , 6 6 f f . 144 Hier l i e g t m . E . das r e l a t i v e R e c h t des etwa von D o n a g a n ( Ü b e r l e g u n gen) g e l t e n d g e m a c h t e n " m e t h o d o l o g i s c h e n S k e p t i z i s m u s " (197) g e g e n über einer "theoretische(n) Soziologie" und G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t , die "die E r f o r s c h u n g der A n g e l e g e n h e i t e n des M e n s c h e n d a d u r c h v e r s t ü m m e l t , d a ß " sie "die S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n zu e i n e m s c h l e c h t e n A b k l a t s c h d e r P h y s i k u m g e s t a l t e t " (206). 145 D i e s i s t a b e r - in B e z u g auf die b i b l i s c h e n T e x t e - e i n e G r u n d f u n k t i o n von T h e o l o g i e ; vgl. etwa R i t s e h l , S t o r y , 3 6 f f ; D e r s . , L o g i k , 142ff.

39

Geschichte

"Die Geschichte sind ein Spiegel der Tugend und Laster, darinnen man durch fremde Erfahrung lernen kann, was zu tun oder zu lassen sei; 146 sie sind ein Denkmal der bösen sowohl als der löblichen Taten" An dieser Umschreibung ist Folgendes bemerkenswert: (1) "Geschichte" s i n d hier verstanden als eine "Summe von 147 Einzelgeschichten", deren jede "ihren begrenzten Zusammenhang" hat . Wie 148 Stories sind "Geschichte" erzähltes Geschehen ; sie können zueinander in Beziehung gesetzt, ineinander integriert werden usw. Wie Stories beziehen sich "Geschichte" auf einen einheitlichen Zeitzusammenhang (s.u. 3), nicht aber schon auf e i n materiales, umfassendes und erzählbares 149 "Geschichte"

.

(2) Wie für Stories sind für "Geschichte" Sozialität und Intersubjektivität konstitutiv - in ihnen begegnet "fremde Erfahrung". "Geschichte" sind aber auch - und darin stellen sie einen Sonderfall von Stories dar - intersubjektiv und sozial relevant: "man" kann in ihnen "lernen ..., was zu tun oder zu lassen sei". (3) Wie Stories beziehen sich "Geschichte" auf den einheitlichen Zusammenhang der objektiven Zeit - als Elemente gegenwärtiger Verständigungsprozesse verweisen sie auf Vergangenes ("Denkmal") und Zukünftiges (hier vermittelt über generell Gültiges: "was zu tun oder zu lassen sei"). Dabei deutet sich im Ausdruck "Denkmal" eine besondere "geschichtliche" Zeitdimension unbestimmt an, die Stories zu "Geschichte" macht: Ein "Denkmal" wird dann erforderlich, wenn Vergangenes vom Vergessen bedroht ist. D i e s e drei E l e m e n t e b l e i b e n auch für den Geschichtsbegriff

bestimmend.

d a r i n , daß sie als A s p e k t e te "an sich" b e g r i f f e n

neuzeitlichen

Sein C h a r a k t e r i s t i k u m

bzw. M o m e n t e

"der" einen

besteht Geschich-

werden.

146 Z i t . n a c h K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 22f ( H e r v o r h . T . K . ) . 147 K o s e l l e c k , a . a . O . , 23. 148 " G e s c h i c h t e m e i n t e f r ü h e r v o r w i e g e n d B e g e b e n h e i t , S c h i c k s a l , Z u f a l l , b e s o n d e r s eine Folge g e t ä t i g t e r oder erlittener H a n d l u n g e n . Historie m e i n t e v o r z ü g l i c h die K u n d e d a v o n , i h r e E r f o r s c h u n g , d e n B e r i c h t und die E r z ä h l u n g d a r ü b e r . Im L a u f e des 17., b e s o n d e r s des 18. J h s . ü b e r l a p p t e n s i c h z u n e h m e n d die b e i d e n d e u t l i c h t r e n n b a r e n B e d e u t u n g s f e l d e r . E r e i g n i s und E r z ä h l u n g w u c h s e n in b e i d e n W o r t b e d e u t u n g e n z u s a m m e n ..." ( a . a . O . , 2 2 ) . 149 S i n g u l a r zu " G e s c h i c h t e " ist u r s p r ü n g l i c h "das G e s c h i c h t e " o d e r "die G e s c h i e h t " ; s. H e r r m a n n , Z e i t , 22.

Zur

40

Präzisierurig

der

Fragestellung

D i e

Geschichte i s t h i e r " d i e Bedingung der M ö g l i c h k e i t a l l e r E i n z e l 150 151 . Als "subjektive Bewußtseinskategorie" i s t sie "die 152 Geschichte a l l e r " und f ü r das Handeln der Menschheit r e l e v a n t : Man geschichten"

kann "Geschichte machen, planen" und/oder " s i c h dem v e r m e i n t l i c h e n W i l 153 . Und s c h l i e ß l i c h wird " d i e Summe" der

l e n der Geschichte unterwerfen"

"temporalen Erfahrungen unserer Neuzeit . . . i n dem K o l l e k t i v s i n g u l a r 154 von Geschichte auf i h r e n B e g r i f f gebracht" So e r s c h e i n t griffs liche

folgende

"Geschichte"

Geschichtsbegriffe

derheiten

zu e r f a s s e n :

nen für ein Kollektiv Gegenwart 2.4.

zu

in

des

Interpretationsbe-

neuzeitliche

ihren

und

vorneuzeit-

Gemeinsamkeiten

"Geschichte"

und

ist eine Story,

Beson-

die

ei-

r e l e v a n t e n 1 5T 5e i l s e i n e r V e r g a n g e n h e i t , . U b e r d a s im A b s c h n i t t

und Zukunft bezeichnet

"Story"

Klärung

des

Geschichte zu

Umschreibung

geeignet,

Entwickelte

Fragehorizonts (3.2.)

und i h r e

hinaus dieser

sind Arbeit

zeitliche

deshalb die

zur

weiteren

Sozialität

Dimension

(3.3.)

von näher

betrachten.

3.2.

Die

Jede vität

Story aller ^

von

Geschichte

konstituiert

und S o z i a l i t ä t

Bereich stung"

Sozialität

(s.o.

möglichen

eines

sich

Stories

Kollektivs

im M e d i u m v o n

2.3.3). als

Eine

Intersubjekti-

Geschichte

ist

im

"Selbstverständigungslei-

ausgezeichnet^"^.

150 K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 23. 151 Ebd. 152 D r o y s e n , H i s t o r i k , z i t . n a c h dem in O e l m ü l l e r / D ö l l e / P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 2 1 8 f f a b g e d r u c k t e n A u s z u g , h i e r : 219. 153 K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 23. 154 Ebd. 155 D i e s e U m s c h r e i b u n g von " G e s c h i c h t e " s t i m m t i.W. m i t der von P i e p m e i er, G e s c h i c h t e , lOff e n t w i c k e l t e n ü b e r e i n . 156 A . a . O . , 11. 157 V g l . die D e f i n i t i o n H u i z i n g a s ( D e f i n i t i o n , 9; zit. bei V a n S e t e r s , S e a r c h , 1): " H i s t o r y is t h e i n t e l l e c t u a l f o r m in w h i c h a c i v i l i z a t i o n r e n d e r s a c c o u n t to i t s e l f of its p a s t " .

41

Geschichte Der

Umfang des

Kollektivs,

das

Träger

einer

Geschichte 158

ist,

und f ü r

schieden

das

weit

eine

Geschichte

relevant

ist

, kann

ver-

sein.

"Bekannte, Freunde und Liebende erzählen Geschichten z u r Unterhaltung, aber auch zur Erinnerung an gemeinsame beglückende oder bedrückende Erfahrungen und W i d e r f a h r n i s s e , oder wenn s i e s i c h gemeinsame Erwartungen und Hoffnungen ausmalen. Herrschende Mächte, aber auch u n t e r d r ü c k t e s o z i a l e Gruppen, V ö l k e r und Minderheiten berufen s i c h b e i der Rechtf e r t i g u n g bzw. K r i t i k dessen, was i s t , oder b e i der P r ä s e n t a t i o n d e s sen, was s i e s e i n möchten, auf Geschichten, auch auf vergessene und verdrängte . . . F a m i l i e n , W i r t s c h a f t s b e t r i e b e , V ö l k e r , S t a a t e n ,

Kirchen

und andere I n s t i t u t i o n e n haben i h r e F e i e r - und F e s t t a g e , an denen s i e 159 s i c h i h r e r i d e n t i t ä t s s t i f t e n d e n Geschichten e r i n n n e r n . . . " Diese

Andeutungen

des

Kollektivs,

der

Frage

(mit en)

nach

ihren

zeigen,

für

das

seinen

daß d i e

eine

Geschichte

bzw.

nach

dem

relevant

zu a n d e r e n

Beziehungen

Geschichten)

Frage

Individuen

Umfang

ist,

mit

Kollektiven

(mit

ihren

Biographi-

zusammenhängt.

Ebenso

ist

aber

nach Organisationsstrukturen

des

Kollek-

t i v s s e l b s t zu f r a g e n , d i e a l s R a h m e n b e d i n g u n g e n s o z i a l e r Kommunikation i h r e r s e i t s auf die s o z i a l e " K o n s t r u k t i o n der W i r k l i c h k e i t " 160 Prozesse mit

durch

wachsender

zurückwirken.

Institutionen

Die

161

Arbeitsteilung

Strukturierung

und R o l l e n

zunehmende

-

162

sozialer

bedingt

eine

Distribution

-

des

163

Wissens ihren Die das 158 159 160 161

, die

sich

Rahmenkonzepten Kenntnis

Träger

der

einer

in

der

Konstitution

von G e s c h i c h t e n

und

niederschlägt.

Organisationsstrukturen

Geschichte

ist,

sowie

der

des

Kollektivs,

möglicherweise

Zum P r o b l e m s o z i a l e r R e l e v a n z vgl. die A n a l y s e n von S c h ü t z , P r o b l e m . O e l m ü l l e r , V o r w o r t , 5. Vgl. Berger/Luckmann, Konstruktion. V g l . a . a . O . , 58: " I n s t i t u t i o n a l i s i e r u n g f i n d e t s t a t t , s o b a l d h a b i t u a l i s i e r t e H a n d l u n g e n d u r c h T y p e n von H a n d l u n g e n r e z i p r o k t y p i s i e r t w e r d e n ... I n s t i t u t i o n p o s t u l i e r t , daß H a n d l u n g e n d e s T y p u s X von H a n d e l n d e n des T y p u s X a u s g e f ü h r t w e r d e n " . 162 V g l . a . a . O . , 78: "Als T r ä g e r e i n e r R o l l e - o d e r e i n i g e r R o l l e n - h a t der E i n z e l n e A n t e i l an e i n e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n W e l t , die s u b j e k t i v d a d u r c h für ihn w i r k l i c h w i r d , daß er s e i n e R o l l e n i n t e r n a l i s i e r t " . 163 V g l . a . a . O . , 81: "Oer W i s s e n s v o r r a t e i n e r G e s e l l s c h a f t ist v e r t e i l t je n a c h der R e l e v a n z f ü r alle o d e r für b e s o n d e r e R o l l e n " .

Zur P r ä z i s i e r u n g

42

darin angelegten

der

Fragestellung

K o n f l i k t e ist von B e d e u t u n g

s t r u k t i o n der I n t e n t i o n e n und I n t e r e s s e n , und die T r a d i e r u n g

die die

Rekon-

Produktion

(durch R e p r o d u k t i o n und M o d i f i k a t i o n )

Geschichte motivieren.

der

können etwa p r i m ä r 164 oder k o g n i t i v e r N a t u r sein . Ihre B e -

sozio-ökonomischer deutung

für die

für P r o z e s s e

Solche Interessen

der P r o d u k t i o n

s c h i c h t e n ist heute v i e l f ä l t i g

und R e z e p t i o n

von

Ge-

erfahrbar.

So ist z.B. die "Artikulation bisher nicht anerkannter Gruppen ... eng verbunden mit dem Bemühen, sich eine eigene Geschichte zu rekonstruieren. Heute z.B. beginnen Frauen, die Geschichte der Frauen zu schreiben, und Regionalisten versuchen, zu einer Anerkennung zu gelangen, indem sie die Geschichte ihrer Region, für die sie (mehr) Unabhängig165 keit erreichen wollen, schreiben" Die E i n o r d n u n g

der P r o d u k t i o n

ten in ein G e f l e c h t essen unterstellt ein T e i l b e r e i c h

und R e z e p t i o n von

sozialer Strukturen,

b e r e i t s , daß k o m m u n i k a t i v e s

s o z i a l e n H a n d e l n s ist.

lung w i r d in j e d e m F a l l ein S a c h v e r h a l t einer

(handelnden)

Instanz ausgeht,

Geschich-

Konflikte

und

Handeln

Internur

"Mit dem B e g r i f f bezeichnet,

der

Handvon

und zwar so, daß er von

dieser Instanz von

g e w ä h l t ist. 166 H a n d l u n g e n sind also W a h l a k t e (handelnden) Instanzen" . Von " H a n d e l n " kann d e s h a l b

s i n n v o l l nur g e s p r o c h e n w e r d e n , w e n n im R a h m e n des von Geschichte schieden

b e z e i c h n e t e n G e s c h e h e n s zwei " S c h i c h t e n "

(nicht: g e t r e n n t ! )

Geschehen, hang") Instanz

zurechenbar

ist

spielraum,

164 165 166 167

das der W a h l d i e s e r 167 . Mit s e i n e r

("Ereigniszusammenhang")

G e s c h i c h t e d e f i n i e r t ein K o l l e k t i v zit i m m e r a u c h

von

sinnhaft-offenen

("Handlungszusammen-

und eine S c h i c h t von G e s c h e h e n , e n t z o g e n ist

unter-

w e r d e n k ö n n e n : eine S c h i c h t

das e i n e r I n s t a n z als von ihr in

Wahlakten verursacht

einer

demnach mindestens

s e i n e n bzw. s e i n e r A n g e h ö r i g e n

g r e n z t es sich n i c h t nur von a n d e r e n

Vgl. a.a.O., 90f. P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 13. H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 145. Ich ü b e r n e h m e d i e s e A u s d r ü c k e von H ä r l e / H e r m s , de sie a b e r in e t w a s a n d e r e m S i n n e .

a.a.O.,

impli-

FreiheitsKollektiven,

174ff,

verwen-

Geschichte

43

andertreten

168 "Natur" ab . Dieses 169 von N a t u r und K u l t u r " ist f u n d i e r t im

andertreten

von "Sein" und " B e w u ß t s e i n "

sondern

als " K u l t u r "

jedoch seinerseits

von einer

(s.o. 2 . 3 . 1 ) :

eng i n e i n a n d e r

einer Symbiose",

vorausgeht,

gedachten

Verhalten

... in

unse-

(zeigt),

das

uns in e i n e r n a t ü r l i c h e n und s o z i a l e n W e l t v e r a n k e r t 170 ü b e r h a u p t erst eine L e b e n s - W e l t e n t s t e h e n laßt" Mit der U n t e r s c h e i d u n g

von E r e i g n i s - und

W ä h r e n d G e s e t z e die V e r ä n d e r u n g bestimmten Rahmenbedingungen

und

Handlungszusammen-

sich die im k o n z e p t i o n e l l e n

G e s c h i c h t e e n t h a l t e n e n R e g e l n in " G e s e t z e "

sind

Indifferenz

die sich "auf a l l t ä g l i c h e W e i s e

hang d i f f e r e n z i e r e n

in

verschränkt

ist die r e l a t i v e

rem l e i b l i c h e n und z w i s c h e n l e i b l i c h e n

das

gründet,

"Was j e d e r g e l e b t e n und n i c h t nur

Differenzierung

Ausein-

(s.o. 2 . 3 . 2 ) ,

in e i n e r E r f a h r u n g s s c h i c h t

der A k t i v i t ä t und P a s s i v i t ä t

"Ausein-

und

Rahmen

einer

"Normen".

eines Ausgangszustands

unter

- und sei es nur s t a t i s t i s c h

d e t e r m i n i e r e n , w i r k e n N o r m e n , indem sie von p e r s o n a l e n j e k t e n in s i n n h a f t - o f f e n e n W a h l a k t e n als g ü l t i g

-

Sub-

akzeptiert

171 werden rizont,

. G e s e t z e und N o r m e n bilden z u s a m m e n den in dem ein K o l l e k t i v

sich s e l b s t und seine

OrdnungshoGeschich-

te v e r s t e h t . D i e s e r kann s o w o h l als v o r g e g e b e n , a l l u m f a s s e n d und u n v e r ä n d e r l i c h , als auch als s o z i a l k o n s t r u i e r t , b e 172 s c h r ä n k t und w a n d e l b a r v o r g e s t e l l t w e r d e n Angesichts der in 2.3. skizzierten Konstitutionsanalyse der Erfahrung wird man zunächst beiden Ordnungsverständnissen ihr relatives Recht einzuräumen haben; denn die "gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit" (Berger/Luckmann) geht einerseits auf konstituierende Leistungen des Kollektivs zurück, das sich in strukturierenden, die "Komplexität" 168

169 170 171

172

"Natur ist dasjenige Seiende, dessen A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit seiner U m w e l t a u s s c h l i e ß l i c h d u r c h die U m w e l t v e r a n l a ß t w i r d und n u r n a c h R e g e l n v e r l ä u f t , die i h a , a b e r n i c h t v o n i h a g e s e t z t s i n d " ( a . a . O . , 178) . M a i d e n f e l s , R a t i o n a l i s i e r u n g , 114. Ebd. E i n e v o l l s t ä n d i g e E r k l ä r u n g des A k z e p t i e r e n s o d e r N i c h t - A k z e p t i e r e n s von N o r m e n "auf G r u n d von p s y c h o l o g i s c h e n , b i o l o g i s c h e n , p h y s i k a l i s c h e n G e s e t z e n u s f . " ( H ü b n e r , W a h r h e i t , 4 3 5 A n m . 2) w ä r e n a t ü r l i c h d e n k b a r ; sie w ü r d e a b e r p e r s o n a l e S u b j e k t i v i t ä t (und d a m i t l e t z t l i c h s i c h s e l b s t als E r k l ä r u n g ? ) z u n i c h t e m a c h e n . V g l . z.B. M a i d e n f e l s , Das G e r e g e l t e , 8 0 f f .

Zur

44

Präzisierung

der

Fragestellung 173

s e i n e r Erfahrungswelt " r e d u z i e r e n d e n " Akten

s e i n e Lebenswelt a l l e r -

e r s t s c h a f f t ( v g l . 2 . 3 . 3 ) ; a n d e r e r s e i t s fußen d i e s e Akte auf e i n e r V o r s t r u k t u r i e r t h e i t der E r f a h r u n g s w e l t ( v g l . 2 . 3 . 1 ) , i n der R e f l e x i v i t ä t zusammen mit dem Auseinandertreten von " S e i n " und "Bewußtsein" s i c h a l s Bedingungen i h r e r M ö g l i c h k e i t k o n s t i t u i e r e n ( v g l . In

Anbetracht

des

faktisch

Organisationsformen der

Rekonstruktion

Rückfrage nach

2.3.2). Wandels

und O r d n u n g s v e r s t ä n d n i s s e von G e s c h i c h t s k o n z e p t e n

ihren

Wirkungsbedingungen Geschichte

erfahrbaren

sozialgeschichtlichen möglich.

sozialer

wird

eine

im

Rahmen

kritische

Entstehungs-

D a z u muß man im B l i c k

auf

und eine

unterscheiden:

"a) den Vorgang" (d.h. das Geschehen, das von e i n e r Geschichte b e z e i c h net w i r d ) , "b) die Reproduktion des Vorgangs" (d.h. die Geschichte a l s " c ) den Vorgang, der die Reproduktion m o t i v i e r t "

(d.h. die -

Story), historisch-

e x e g e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n d e - Entstehungsgeschichte der S t o r y ) , "d) den Wandel der Reproduktion und dessen Bedingungen im Prozeß des T r a d i e r e n s " (d.h. die - h i s t o r i s c h - e x e g e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n d e 174 U b e r l i e f e r u n g s - und Wirkungsgeschichte der S t o r y )

3.3.

Die

Jede

zeitliche

Geschichte

rungen

auf

ist

Zudem w i r d

Handeln

der

ihren

durch

reflexiven

Gleichwohl

Bezug

ist

nicht nach

jeder

Konstitution und Z u k u n f t

Geschichte Bezug .. .

173 V g l . L u h m a n n , R e c h t s s o z i o l o g i e 174 K e g l e r , G e s c h e h e n , 3 0 . 175 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 15.

I,

und

Erfah-

bezogen

Gegenwart 175 hergestellt"

explizit

(s.o. zum

Institutionen"

. . . zur

Verständnis

27ff.

in

"Zusammenhang

von V e r g a n g e n h e i t ,

Geschichte

landläufigem

ihr

Gruppen

Zukunft

Zusammenhang in

ihrer

sozialen

zur

Geschichte

Gegenwart

eine

"grundlegenden

muß d e r

und Z u k u n f t Vielmehr

für

Individuen, ihren

von

aufgrund

Vergangenheit,

2.3.3). erst

Dimension

-

Gegenwart

zutage

gerade

und

der

liegen. Vergan-

Geschichte genheitsbezug

für G e s c h i c h t e

45

konstitutiv

176

m i t z u s a m m e n , daß sich für den H i s t o r i k e r Erkenntnisprobleme

ihm aber keine

"Zeugnisse"

z u g ä n g l i c h ist, für das 177 " Z e u g e n " mehr zur V e r f ü g u n g s t e h e n . "Gezeitliche

Dimension:

Sie g r e i f t über den H o r i z o n t in e i g e n e r E r f a h r u n g (und/oder E r w a r t u n g e n )

Angehörigen ihres Trägerkollektivs Die " q u a n t i t a t i v e " d e l von S t r u k t u r e n ,

der g e g e n w ä r t i g

Zeit-Dimension

Umbruchzeiten

lebenden

einer Geschichte Bedeutung,

ist für

als ein

die g e g e n ü b e r sich e r e i g n e n d e m

konstant dauern,

gründender

aus.

sie i n s o f e r n auch von " q u a l i t a t i v e r " relativ

rekon-

(Dokumen-

S p u r e n u.dgl.)

s c h i c h t e " e r h ä l t dann eine s p e z i f i s c h e Erinnerungen

da-

charakteristische

dann s t e l l e n , wenn er ein G e s c h e h e n

s t r u i e r e n w i l l , das ihm nur n o c h d u r c h te, a r c h ä o l o g i s c h e

. Dies h ä n g t

Wan-

Geschehen

- a b g e s e h e n von e x t r e m e n K r i s e n

- erst im R a h m e n von G e s c h i c h t e n

d a r s t e l l b a r w i r d , die r e l a t i v

große Z e i t r ä u m e

und

erfahrbar umfassen.

und Erst

dann n ä m l i c h k ö n n e n " G e s c h i c h t e n aus E r e i g n i s g e s c h i c h t e n und 178 Strukturgeschichten" k o n s t i t u i e r t w e r d e n , in d e n e n E r e i g nis und S t r u k t u r als "kurzer Z e179 i t a b l a u f " und " l a n g e r lauf" a u f e i n a n d e r b e z o g e n s i n d . Hier b e s t e h t aber

ein

enger Zusammenhang

und der

z w i s c h e n der z e i t l i c h e n D i m e n s i o n

s o z i a l e n F u n k t i o n von G e s c h i c h t e n : strukturen

soziale

Zeitab-

Organisations-

e r h a l t e n für ein S u b j e k t e r s t dann den

Status

objektiver Faktizität, wenn ihre Entstehung stand seiner erinnerten

Eigenerfahrungen

n icht mehr Gegen180 ist ; zugleich

d a m i t w e r d e n sie aber der - " g e s c h i c h t l i c h e n "

-

Legitimation

176 Vgl. z.B. Faber, Theorie, 35: "Die den Historiker interessierende Geschichte umfaßt menschliches Tun und Leiden in der Vergangenheit" (zit. bei Kegler, Geschehen, 1; Hervorh. T.K.). Auch die hebräischen Ausdrücke ( D ' ) i n und m i ^ U l verweisen vornehmlich auf vergangenes Geschehen, vgl. Kegler, a.a.O., 25ff. 177 Vgl. z.B. Schaeffler, Geschichtsphilosophie, Bf; diese spezifisch "geschichtliche" Zeitdimension geht bei Schaeffler schon in seine "Nominaldefinition" von "Geschichte" ein: "Geschichte ist die Abfolge von Veränderungen menschlicher Lebensverhältnisse, sofern sie fSr uns durch Interpretation von Zeugnissen rekonstruierbar wird" (a.a.O., 6; Hervorh. T.K.). 178 Piepmeier, Geschichte, 17; vgl. Koselleck, Darstellung. 179 Vgl. Braudel, Geschichte, 50. 180 Vgl. Berger/Luckmann, Konstuktion, 62ff.

Zur

46 bedürftig

181

Präzisierung

, sobald

seits

und i h r e s

seits

ins

die

Fragestellung

Möglichkeit

Scheiterns

Bewußtsein

der

Übertretung einer182 Wirklichkeit anderer-

an d e r

ihrer

tritt:

" E i n I n t e r e s s e am P r ä s e n t h a l t e n e i n e r n i c h t s e l b s t e r l e b t e n Geschichte mit größerer T i e f e n s c h ä r f e e n t s t e h t mit der Ausdifferenzierung politischer Herrschaftsrollen im Zusammenhang mit der U n g183 esichertheit i h r e s A k t i o n s r a d i u s und i h r e r Die

Erinnerung

valent:

Sie

Legitimationsbedürftigkeit"

an S t r u k t u r w a n d e l

kann g e g e n w ä r t i g e

ist

k r i t i s i e r e n 184 . E n t s p r e c h e n d e s

wie

Erinnerungen Durch

die

motivierte

freilich genden

für

ambi-

legitimieren

durch

derartige 185

Strukturwandel können

werden.

Gesichtspunkt

Strukturgeschichte

funktional

ebenso

von

von S t r u k t u r e n

"Epochen" m a r k i e r t

vom l e i t e n d e n

gilt

Erwartungen

Veränderung

geschichtlicher

dabei

Strukturen

der

die

Diese

ihnen

Grenzen bleiben

zugrundelie-

abhängig:

" F ü r jeden K u n s t h i s t o r i k e r d ü r f t e es unbefriedigend s e i n , von der Ges c h i c h t s z e i t der p o l i t i s c h e n Geschichte her die Abfolge der S t i l e

zeit-

l i c h einzuordnen. S t a d t g e s c h i c h t l i c h e Forschung z e i g t , daß d i e S o z i a l g e s c h i c h t e e i n e r Stadt weder von der G e s c h i c h t s z e i t der p o l i t i s c h e n Geschichte noch von der der r e l i g i ö s e n Veränderungen unmittelbar zu *



+n186

erfassen i s t " Die des

ihres sich

Frage,

ob s i c h

Strukturwandels

konzeptionellen dann das

Problem

lungszusammenhang Kollektiv, von

181 182 183 184

eine

außen

als

ist

Rahmens der

erneut

das T r ä g e r oder

Geschichte

bezieht,

der

für

die

insofern

Abgrenzung stellt:

Wird

Geschichte

Resultat

u.a.

seines

auch

auf

Prozesse

Rekonstruktion

von B e d e u t u n g ,

von E r e i g n i s der ist,

und

als Hand-

Strukturwandel als

Handelns

vom

Widerfahrnis

erfahren?

Mit

Vgl. a.a.O., 66ff. Vgl. Luhmann, Weltzeit, 348. A.a.O., 359. M a n v e r g l e i c h e e t w a die a m b i v a l e n t e B e u r t e i l u n g der E n t s t e h u n g d e s K ö n i g t u m s im AT (s. C r ü s e m a n n , W i d e r s t a n d , v.a. 2 1 5 f f ) . 185 V g l . die in v e r s c h i e d e n e n R e l i g i o n e n b e l e g t e n " P e r i o d i s i e r u n g e n d e r G e s c h i c h t e " (s. L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , 1 0 2 f f ) - die n a c h der hier v o r g e s c h l a g e n e n Terminologie S t r u k t u r g e s c h i c h t e n d a r s t e l len - , in d e n e n n e b e n M o d e l l e n f o r t s c h r e i t e n d e n V e r f a l l s s o l c h e sukzessiver Vervollkommnung stehen. 186 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 16f.

47

Geschichte einer

Geschichte,

schließt, ner

Angehörigen

keiten, In

diesen

Anbetracht

sion

kritische aus

handelnd der

kehrt preten

selbst

des

Kollektiv zu

Strukturwandels nicht

Zusammenhänge

Epochen

eine

ein-

seinen

sondern

zwischen

auch

und

die

sei-

Möglich-

zeitlicher

von G e s c h i c h t e n

hinter

(vgl.o.

nur

verändern.

Funktion

Rückfrage möglich

vergangenen

Prozesse

ein

Freiheitsspielraum,

und s o z i a l e r

ständnis

die

definiert

ein

ist

vorliegendes

auch

Dimenhier

GeschichtsVer-

3.2.) • Geschichtsverständnisse, stammen,

kritische

stellen

Anfrage

die

freilich

an i h r e n

auch

heutigen

die umge-

Inter-

dar.

Auf das durch den Wandel von Erfahrungsstrukturen bedingte

"hermeneuti-

sche" Problem wurde eingangs b e r e i t s hingewiesen. Neben dem Problem des Verstehens fremder GeschichtsVerständnisse s t e l l t s i c h aber jedem V e r such e i n e r Rückfrage h i n t e r diese das Problem der M ö g l i c h k e i t

histori-

scher E r k e n n t n i s des i n ihnen ( v e r m e i n t l i c h ) Verstandenen - d.h. die Frage nach den K r i t e r i e n h i s t o r i s c h e r

Kritik.

Die wohl bekannteste Antwort auf d i e s e Frage hat E . T r o e l t s c h i n s e i n e r A r b e i t "Über h i s t o r i s c h e und dogmatische Methode i n der T h e o l o g i e " (1898) 187 gegeben : " ( D ) a s M i t t e l , wodurch K r i t i k überhaupt e r s t möglich wird, i s t die Anwendung der A n a l o g i e " , d.h. die Annahme der " p r i n z i p i e l l e ( n ) 188 G l e i c h a r t i g k e i t a l l e s h i s t o r i s c h e n Geschehens" ; hinzu kommt d i e Annahme, "daß a l l e s Geschehen i n einem beständigen k o r r e l a t i v e n Zusammenhange s t e h t und notwendig einen Fluß b i l d e n muß, indem A l l e s und 189 Jedes zusammenhängt und j e d e r Vorgang i n R e l a t i o n zu anderen s t e h t " . Auf diesen Grundlagen i s t " h i s t o r i s c h e K r i t i k " möglich, die " a u f h i s t o r i s c h e m Ge190 b i e t nur W a h r s c h e i n l i c h k e i t s u r t e i l e " begründen kann 191 A l s "adäquater Ausdruck n e u z e i t l i c h e n Denkens" k o n z i p i e r t eine so d e f i n i e r t e h i s t o r i s c h e K r i t i k zu ü b e r l i e f e r t e n Geschichten aus anderen Epochen konkurrierende Geschichten unter Voraussetzung

gegenwärtiger

Erfahrungen und Konzepte. Ermöglicht s i e so d i e k r i t i s c h e Rückfrage h i n t e r ü b e r l i e f e r t e Geschichten und Geschichtskonzepte, besteht i h r e Gefahr

187 188 189 190 191

V g l . dazu e t w a P a n n e n b e r g , Troeltsch, Methode, 732. A.a.O. , 733. A.a.O., 731. O e m i n g , T h e o l o g i e n , 220.

Heilsgeschehen,

46ff.

Zur

48

Präzisierung

der

Fragestellung

d a r i n , daß s i e - gerade w e i l i h r e k o n z e p t i o n e l l e n Voraussetzungen a l s "Ausdruck n e u z e i t l i c h e n Denkens" s e l b s t v e r s t ä n d l i c h und allgemein g ü l t i g zu s e i n scheinen - dazu v e r l e i t e n kann, d i e mit i h r e n M i t t e l n r e k o n s t r u i e r t e Geschichte u n k r i t i s c h mit dem " V o r g a n g " , dem Geschehen, das die 192 der K r i t i k unterworfene Geschichte bezeichnet, zu i d e n t i f i z i e r e n und dabei zu übersehen, daß " d i e epochalen E i n s t e l l u n g e n und P e r s p e k t i v e n ebenso maßgebend s i n d f ü r die Gegenstandswelten und Gegenstandsbestimmth e i t e n , auf d i e s i c h d i e Aussagen beziehen, wie f ü r i h r e l i n g u i s t i s c h e n 193 und konzeptuellen Voraussetzungen" : " D i e s u b j e k t i v i e r e n d e n Faktoren der Weltansichten heben n i c h t auf, daß es im Rahmen i h r e r Weltentwürfe F e s t s t e l l b a r k e i t und T a t s ä c h l i c h k e i t g i b t , eine B e d i n g t h e i t der Wahrheit a l s o durch von außen bestimmende a p o s t e r i o r i s c h e Faktoren i n Gegensatz und W i d e r s p i e l zu den formalen, durch die S u b j e k t i v i t ä t g e s e t z t e n Vorbe194 dingungen" Es

zeigt

schichte

sich

unabhängig nis. W e i l einem

ist

bestimmten

enthoben ein

von

sein.

durch

Einheit

Frage

nämlich:

Es zu

ermöglicht.

und den Zusammenhang und i n

er

der

liehen

G e s c h e h e n s 195 . D i e s e

in

Tat

Anspruch

Kritik der

Geschichtsnicht

historische

Kritik

sondern

als

Auseinandersetzung Verständnissen

ei-

Verständigungsversuch

die

objektiver

Zeit

nehmen muß

(s.o.

"Analogie"

-

selbst

Kritik

zu d e f i n i e r e n ,

verschiedenen

Da j e d e r

stellt

selbst

eine

Genicht

GeschichtsVerständ-

deshalb,

das

einer

Geschehen)

neuzeitlichen

sie

sich

konzipieren,

voraussetzen

192 193 194 195

"dem"

Kriterien

zwischen

dem i n

bzw.

historischer

können

empfiehlt

nach

nach ihrem

Kriterien

apriorische

Verfahren Vorgangs

-

Frage

(dem " V o r g a n g "

entsprechen,

und V e r s t ä n d i g u n g nes

daß d i e

der

Troeltschs

verständnis nicht

also,

Verstandenen

und

immer

2.3.3),

"Korrelation"

Unterstellung

ist

schon unter-

allen

jedoch

zeit-

zunächst

Dieser Gefahr erliegt m.E. Hartlich, Methode. Thum, Wahrheit, 153f. A . a . O . , 161; v g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 4 3 f f . Im A n s c h l u ß an H u s s e r l s A n a l y s e der E r f a h r u n g w ä r e T r o e l t s c h s P r i n zip d e r " K o r r e l a t i o n " zu r e k o n s t r u i e r e n a l s die A n n a h m e , daß die "Wahrnehmungen und Erfahrungen aller miteinander sich verständigend e n I c h s u b j e k t e (...) h i n s i c h t l i c h i h r e r i n t e n t i o n a l e n G e g e n s t ä n d e in Z u s a m m e n h a n g ( s t e h e n ) - im Z u s a m m e n h a n g e i n e r in a l l e n i h r e n s u b jektiven Zeiten sich konstituierenden objektiven Zeit und einer sich in ihr k o n s t i t u i e r e n d e n o b j e k t i v e n W e l t " ( H u s s e r l , E r f a h r u n g , 1 9 3 f ;

49

Geschichte fornal und abstrakt. Material einzulösen Verständigungsprozessen.

i s t sie in k o n k r e t e n

Hier kann a b e r d e n E r f a h r u n g e n u n d

Konzepten des Interpreten

kein p r i n z i p i e l l e r V o r r a n g v o r

d e n e n , die in d e n zu i n t e r p r e t i e r e n d e n T e x t e n i h r e n 196 schlag gefunden haben, eingeräumt werden

Nieder-

Das historische "Problem anderer Epochen" ist demnach als Sonderfall des Problems einer Verständigung zwischen verschiedenen "Lebensformen" 197 zu begreifen

. Seine Eigenart besteht in der asymmetrischen Struktur

der Verständigungssituation: antike Texte verändern sich i.d.R. nicht; sie (bzw. ihre Autoren und ersten Rezipienten) können auf ihre Interpretation nicht mehr reagieren. Hinzu kommen Unterschiede im Wissen über den "Vorgang", auf den eine zu interpretierende Geschichte sich bezieht, zwischen Autor(en) und Interpret(en): "Wir wissen einfach zu viel, um in der Lage zu sein, uns in jenen Zustand der Unwissenheit über die Zukunft zu versetzen - und dementsprechend über die Gegenwart, denn es ist schließlich die Zukunft, die rückwirkend der Gegenwart Gestalt und Farbe gibt -, in dem sich jene, die die Ereignisse durchlebt haben, vermutlich 198 befunden haben müssen"

. Dieses "Mehr-Wissen" ist insofern ein "Weni-

ger-Wissen", als es dazu verleiten kann, gegenwärtige Gegenwart und Vergangenheit mit vergangener Zukunft zu identifizieren und sich so der Möglichkeit einer Kritik faktischer Geschichtsprozesse durch das 199 Aufdecken in ihnen unrealisiert gebliebener Möglichkeiten zu begeben Andererseits "verfügen wir doch" auch "über ein besseres Verständnis" vergangener Lebensformen, "als sie selbst besessen haben mögen, und zwar vermöge jenes Umstandes"

196

197 198 199 200

des "Mehr-Wissens" - etwa in Gestalt des

im O r i g . z . T . h e r v o r g e h . ) . T r o e l t s c h s P r i n z i p d e r " A n a l o g i e " e n t s p r ä che d a n n b e i H u s s e r l d i e " a s s o z i a t i v e S t r u k t u r " d e s " F e l d ( s ) p a s s i ver V o r g e g e b e n h e i t e n " ( a . a . O . , 7 4 f f ) , d i e d i e " H e r s t e l l u n g e i n e s anschaulichen Z u s a m m e n h a n g s z w i s c h e n a l l e n k o n s t i t u t i e r t e n G e g e n ständlichkeiten" ermöglicht (a.a.O., 204ff; Hervorh. T.K.). A u f d a s P r o b l e m e i n e s " g e w i s s e ( n ) Imperialismus d e r j e t z i g e n G e g e n wart gegenüber den früheren G e g e n w a r t e n " weist Moltmann, Zeiten, 219 hin. Die gegenläufige Gefahr einer Übermacht der " T r a d i t i o n " stellt z u r e c h t O e m i n g , T h e o l o g i e n , 4 8 f f in A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t G a d a m e r , W a h r h e i t h e r a u s . Z u m P r o b l e m v g l . auch W a l d e n f e l s ' ( R a t i o n a l i s i e r u n g ; V e r n u n f t o r d n u n g ) " ( k ) r i t i s c h e Ü b e r l e g u n g e n zu H a b e r m a s 1 T h e o r i e d e s kommunikativen Handelns" (Habermas, Theorie). Vgl. Danto, Philosophie, 407ff. A.a.O., 420. Vgl. Moltmann, Zeiten, 219. Danto, Philosophie, 425.

Zur

50

Präzisierung

der

Fragestellung

Wissens um Folgen von Entscheidungen i n vergangenen Gegenwarten, die i n deren Horizonten n i c h t abzusehen waren. Angesichts storischer einer

der

skizzierten

Kritik

Geschichte

-

als

Versuch

verstandenen

schichtsverständnisses atl.)

Texte

wärtiger "Zugang

als

-

der

Zeugnisse

Vergangenheit zu V o r g ä n g e n

von J . K e g l e r

Sachlage einer

Eigenart

u n d

Gegenwart

zu t r a g e n

"Schritte"

in

(hier:

u n d

können

hi-

Gegegen-

versuchen.

Vergangenheit"

vorgeschlagenen

des

ihres

überlieferter

vergangener

der

Verfahren

Rekonstruktion

Geschehens

Rechnung

in

muß d a s

Für

den

dabei die 201 sein :

hilfreich

"a) Erhebung der Aussage e i n e s Textes über e i n . . . Geschehen, b) V e r g l e i c h d i e s e r Aussage mit Aussagen anderer Texte über das g l e i che Geschehen (Widerspruch; U n g l e i c h h e i t e n ; verschiedene A k z e n t u i e rung e t c . ) , c) Einordnung der Aussagen i n den H o r i z o n t a l t o r i e n t a l i s c h e r über ä h n l i c h e Vorgänge

Aussagen

(Analogieverfahren),

d) k r i t i s c h e K o n f r o n t a t i o n der durch a ) , b) und c) gewonnenen E r g e b n i s s e mit a r c h ä o l o g i s c h e n und h i s t o r i s c h e n Für aber

die

Frage

nicht

nur

zu d i e s e m wärtiger Gefahr

In

lichkeit)

die

dieser

zu ihm.

gegenwärtige eine

atl.

zu i d e n t i f i z i e r e n . in

gleicher

gegenwärtiger

erst

vorweg

Rekonstruktion

den s i c h

erfordert

Konfrontation"

Vorgangs

ist

dann

Verhältnis

werden, auf

vorschnell

heitsfindung

Erkenntnissen".

eines

der ... überlieferten A u s s a g e 202 zu u n t e r s u c h e n " , sondern auch das gegen-

Vorgang

begegnet

bezieht,

nicht

"das

dem V e r s t ä n d n i s

historischer

"dem V o r g a n g " ,

nisse.

nach

fest.

201 K e g l e r , G e s c h e h e n , 3 1 . 202 E b d . ( H e r v o r h . T . K . ) .

aol.

eine

der mit

Wahr-

"kritische

Geschichtsverständ-

muß W a h r h e i t ihr

kann

Geschichte

Historische

Weise

werden;

so

Rekonstruktion

oder

und a n t i k e r

Konfrontation

"ausgehandelt"

Nur

(bzw.

Ergebnis

Wahrscheinsteht

Geschichtserfahrung 4. G e s c h i c h t s e r f a h r u n g

Eine U n t e r s u c h u n g

nicht vorbeigehen,

schichtsverständnis

kann an der

von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g

dieser Geschichtskonzepte

51

Gotteserfahrung

atl. G e s c h i c h t s k o n z e p t e

ge nach dem V e r h ä l t n i s fahrung

und

und G o t t e s e r f a h r u n g

und

b e s t e h t doch e i n e gegenüber

Fra-

Gotteser-

Eigenart

"dem" n e u z e i t l i c h e n

Ge-

- m i n d e s t e n s im Falle des EB - g e r a d e

d a r i n , daß sie in dem G e s c h e h e n ,

auf das sie Bezug

wie auch in ihrem e i g e n e n Z u s t a n d e k o m m e n

nehmen,

in i r g e n d e i n e r

se den G o t t J a h w e w i r k s a m s e h e n . Nun s t e h t a l l e r d i n g s B e g r i f f " ' G o t t ' h e u t e im V e r d a c h t , n i c h t s als ein danke, eine religiöse Vorstellung P e r i o d e der M e n s c h h e i t s g e s c h i c h t e

Wei-

der

Glaubensge-

aus e i n e r h e u t e ü b e r h o l t e n 203 zu sein" . S t r i t t i g ist

d a b e i n i c h t nur, ob es e i n e n G o t t gibt; u n k l a r ist

schon,

was mit dem A u s d r u c k "Gott" ü b e r h a u p t g e m e i n t sein Mag eine " N o m i n a l d e f i n i t i o n " von "Gott" als " a l l e s 204

könnte. bestim-

mende Wirklichkeit" einigermaßen

w e n i g s t e n s in T h e o l o g e n k r e i s e n

konsensfähig

sein - der V a r i a t i o n s b r e i t e

noch atl.

A u s s a g e n über G o t t bzw. G ö t t e r wird sie kaum g e r e c h t .

Dies

z e i g t s c h o n ein Blick auf d i e j e n i g e n T e x t e des AT und

des

A0, in d e n e n - ganz im Sinne m y t h i s c h e r sung - "die G o t t h e i t als H a n d l u n g s t r ä g e r

Wirklichkeitserfasihrem

H a n d205 lungsraum

n i c h t i m m e r mit v o l l e r S o u v e r ä n i t ä t g e g e n ü b e r s t e h t "

. Wie

im Fall von " G e s c h i c h t e " ist d e s h a l b a u c h h i e r e i n e

Klärung

des F r a g e h o r i z o n t s

der I n t e r p r e t a t i o n

a n g e z e i g t . Auch

ist sie als Frage n a c h der K o n s t i t u t i o n Erfahrungen durchzuführen. Erfahrung

der

"Will man" n ä m l i c h

"religiöser

n i c h t von v o r n e h e r e i n i h r e n A n s p r u c h auf

göttlicher Wirklichkeit abstreiten, unmitttelbarer

Erfahrung

derartige Ansprüche

hier

entsprechenden

so ist die

von Gott z u z u g e s t e h e n , wie

im E i n z e l f a l l zu b e u r t e i l e n

Erfassung

Möglichkeit i206 mmer

sind"

G e s t e h t man aber d i e s e M ö g l i c h k e i t - und sei es nur als 203 204 205 206

Pannenberg, Wissenschaftstheorie, Vgl. a . a . O . , 3 0 4 f . Müller, Gott, 102. Pannenberg, a.a.O., 303.

300f.

pro-

52

Zur P r ä z i s i e r u n g

blematische

der

und h y p o t h e t i s c h e

versuchsweise

Fragestellung

- zu, muß m a n - w e n i g s t e n s

- auch der G o t t e s e r f a h r u n g

der K o n s t i t u t i o n von E r f a h r u n g A n g e s i c h t s der P r o b l e m a t i k

e i n e n Ort im

g e g e n w ä r t i g e n R e d e n s von

e m p f i e h l t es s i c h , hier mit e i n e m Ü b e r b l i c k t u r e n der G o t t e s e r f a h r u n g

über

Grundstruk-

- G r u n d z ü g e e i n e r AT und AO 207 "common t h e o l o g y " r e k o n s t r u i e r e n l a s s e n , die

nur kanpp n a c h den w e s e n t l i c h e n G e s i c h t s p u n k t e n

Vor-

Eigenarten

atl. G o t t e s v e r s t ä n d n i s s e s

werden

Gott

im AT und im AO e i n z u s e t z e n .

a u s g e s e t z t ist d a b e i , daß sich - u n b e s c h a d e t der

samen

Prozeß

zuweisen.

gemeinhier

skizziert

müssen.

4.1. G r u n d s t r u k t u r e n

der G o t t e s e r f a h r u n g

4 . 1 . 1 . Die E r f a h r u n g

des W i r k e n s der G o t t h e i t in

der

im AT und im AO Strukturen

Erfahrungswirklichkeit

Für AT und AO u m f a ß t der W i r k u n g s b e r e i c h

von

Gottheiten 208 s o w o h l das G e b i e t der " K u l t u r " als auch das der " N a t u r " G o t t h e i t e n f u n g i e r e n als S c h ö p f e r und G a r a n t e n m e h r weniger umgreifender Ordnungsstrukturen

oder

der e r f a h r b a r e n

l i c h k e i t . Ihr W i r k e n ist in den O r d n u n g e n des R a u m e s le - p r o f a n e S p h ä r e , R e l i g i o n s g e o g r a p h i e ) , l e n d e r , r i t e s de p a s s a g e ) Gesetzgebung,

und des R e c h t s

Rechtsfindung,

ven Charakter

(sakra(Festka-

( T a b u - V o r s c209 hriften,

"Vergeltung")

K o n s t i t u t i o n von O r d n u n g s s t r u k t u r e n T h e m a des M y t h o s :

der Z e i t

Wirk-

erfahrbar

. Die

durch Gottheiten

ist ein

"das m y t h i s c h e G e s c h e h e n

(trägt)

(...). Es s c h a f f t die W e l t , es s e t z t

die d a u e r n d e n B e s t a n d h a b e n , es v e r w e i s t auch auf

normatiOrdnungen, Gegensätze,

207 S . v . a . S m i t h , T h e o l o g y ; A l b r e k t s o n , H i s t o r y ; S a g g s , E n c o u n t e r ; G o t t w a l d , T r i b e s , 6 6 7 f f ; vgl. j e t z t B r u e g g e m a n n , S h a p e 1, 3 1 f f . 208 V g l . S m i t h , T h e o l o g y , 141 m i t A n m . 20f; A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 1 6 f f ; Gottwald Tribes, 677.679f; Saggs, Encounter, 30ff.93ff; Brueggemann, S h a p e I, 3 6 f f . 209 V g l . (auf b r e i t e r e r B a s i s ) L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 6 6 f f.

Geschichtserfahrung

und

Gotteserfahrung

53

210 die e w i g e G ü l t i g k e i t b e s i t z e n "

. A b e r auch a n d e r e ,

nicht-

m y t h i s c h e S t o r i e s k ö n n e n das E n t s t e h e n von O r d n u n g e n aus

dem

W i r k e n e i n e r G o t t h e i t e r z ä h l e n d e r k l ä r e n , wie es etwa in der Priesterschrift

g e s c h i e h t , die "das Herauswachsen bestimmter 211 k u l t i s c h e r I n s t i t u t i o n e n aus der G e s c h i c h t e " z e i g t . Die E r f a h r u n g des W i r k e n s e i n e r G o t t h e i t zur ( W i e d e r - ) H e r s t e l lung von O r d n u n g s s t r u k t u r e n der W i r k l i c h k e i t s c h l ä g t sich n i e d e r im H y m n u s 212 . B e s t e h e n d e O r d n u n g e n w e r d e n b e s c h r i e b e n 213 im R a h m e n der W e i s h e i t ; auch hier k ö n n e n sie - w e n n auch

m e i s t w e i t w e n i g e r u n m i t t e l b a r als im H y m n u s - a u f die G o t t 214 heit z u r ü c k g e f ü h r t w e r d e n . W i r d d a b e i in der R e f l e x i o n " W e i s h e i t " z u g l e i c h als P r i n z i p m e n s c h l i c h e n göttlichen Ordnungshandelns

verstanden

w i r d d a m i t s c h l i e ß l i c h auch die E r f a h r u n g Ordnungsstrukturen der G o t t h e i t

Erkennens

und

(vgl. z.B. Spr

3,19),

und E r k e n n t n i s

der W i r k l i c h k e i t s e l b s t auf das

von

Wirken

zurückgeführt.

4 . 1 . 2 . Die E r f a h r u n g i n n e r h a l b der

des W i r k e n s der G o t t h e i t in

Ereignissen

Erfahrungswirklichkeit

I n n e r h a l b der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t

k ö n n e n v.a. " h i s t o r i 215 cal e v e n t s as d i v i n e a c t i o n s " e r f a h r e n w e r d e n , insbesondere K r i e g e , N a t u r k a t a s t r o p h e n lektiv r e l e v a n t s i n d . M e h r e r e

u.a., die für ein g r ö ß e r e s Ereignisse

nem " c o u r s e of e v e n t s " z u s a m m e n s216 chließen, plan in h i s t o r y " e r k e n n b a r w i r d E r f a h r u n g e n der i n d i v i d u e l l e n

k ö n n e n s i c h zu in dem ein

"divine

. In g l e i c h e r W e i s e

Lebensgeschichte

auf

Kolei-

können

das

" s c h ü t z e n d e ( . ) und b e w a h r e n d e ( . ) H a n d e l n 217 G o t t e s , w e n n der E i n z e l n e in G e f a h r oder akute Not g e r ä t " , zurückgeführt

210 A . a . O . , 5 9 . 211 V . Rad, T h e o l o g i e I, 2 4 6 . 2 1 2 V g l . S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 0 f f ; K r a u s , P s a l m e n , 4 6 f f ; V. R a d , T h e o l o g i e I, 3 7 1 f f . 2 1 3 V g l . v.a. V . R a d , W e i s h e i t . 214 V g l . O e r s . , T h e o l o g i e I, 4 5 0 f f . 215 V g l . A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 2 4 f f . 9 8 f f ; S m i t h , T h e o l o g y , 1 4 0 f ; Encounter, 64ff. 216 Vgl. Albrektson, History, 68ff. 217 Albertz, Frömmigkeit, 160; vgl. 66ff.ll5ff.

Saggs,

54

Zur P r ä z i s i e r u n g

w e r d e n : Die G o t t h e i t

der

Fragestellung

" p r o t e c t s o r d i n a r y men, c u r e s

diseases

and g r a n t s o t h e r m a t e r i a l f a v o r s , c l e a n s e s sin, and 218 the a f f l i c t e d "

. Als W i r k e n e i n e r G o t t h e i t s i n d

dabei i n s b e s o n d e r e

d a r a n k e n n t l i c h , daß sie

Ordnungsstrukturen

in S i t u a t i o n e n der B e d r o h u n g

wiederherstellen

comforts

Ereignisse

übergreifende sichern

oder

- etwa im Krieg des V o l k e s g e g e n s e i n e

de oder in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g

des E i n z e l n e n mit

Fein-

seinen

G e g n e r n - oder u m g e k e h r t g e f ä h r d e n und z e r s t ö r e n . Sie

offen-

baren dabei ü b e r a l l i.W. "the 219 same few t h i n g s : the p o w e r , mercy or w r a t h of the g o d " . Hier ist die " M a c h t " der G o t t heit i n s o f e r n e n t s c h e i d e n d ,

als es um E r e i g n i s s e

Ordnungsstrukturen tangieren,

geht,

die

über die der M e n s c h n i c h t

f ü g e n kann, s o n d e r n die er für sein E r k e n n e n und i m m e r s c h o n in A n s p r u c h n e h m e n m u ß . D e s h a l b

ver-

Handeln

g e h ö r t es

"zum

B e g r i f f der G o t t h e i t , daß sie g e w a l t i g e M a c h t hat, j 220 edenf a l l s bei w e i t e m m e h r M a c h t als der s c h w a c h e M e n s c h " : Sie kann "do the t h i n g s w h i c h are most p r a y e d for by the p e o p l e 221 und "is r e g u l a r l y d e s c r i b e d

who have m o s t cause to pray"

by c o m p a r i s o n s w i t h the m o s t c o n s p i c u o u s or the m o s t 222 culture"

power-

ful o b j e c t s known to t h e

4 . 1 . 3 . Die s o z i a l e D i m e n s i o n der Das G o t t e s v e r s t ä n d n i s 223 Funktion

Gotteserfahrung

hat in AT und AO immer auch

soziale

. Die s o z i a l e D i m e n s i o n der G o t t e s e r f a h r u n g

sich auch in w e i t e r e n B e r e i c h e n der

zeigt

Religionsgeschichte:

G o t t h e i t e n sind "nicht nur d u r c h ihre N a t u r , s o n d e r n

auch

durch ihnen zugewiesene Aufgabengebiete,

im

menschlichen Sozialleben, bestimmt lienleben

(...) steht, e b e n s o wie die B e r u f e

ihnen dienenden Örtlichkeiten

218 219 220 221 222 223

bes(onders)

... Das H a u s - und

unter i h r e m oft

Fami-

(...) und

die

spezialisier-

S m i t h , T h e o l o g y , 142. A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 114; vgl. G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 7 . Gunkel, Art. Gott, 1513. S m i t h , T h e o l o g y , 142. A . a . O . , 141; vgl. G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 7 . 6 8 2 f f . D i e s b e t o n t b e s o n d e r s G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 9 f f ; vgl. d a z u die s c h e n A n m e r k u n g e n von B r u e g g e m a n n , S h a p e 1, 3 3 f f .

kriti-

Geschichtserfahrung ten Schutz

und G o t t e s e r f a h r u n g

(...). Der Ertrag des S a m m e i n s

55

und der J a g d

die F r u c h t b a r k e i t der H e r d e n und Ä c k e r , H a n d e l und g e i s t i g e A r b e i t und die K u n s t , das K u l t l e b e n und A k t e des K r i e g e s w e r d e n ebenso wie Orte N a t i o n e n und R e i c h e u n t e r S c h u t z g o t t h e i t e n Der s o z i a l e B e z u g s r a h m e n nem f a m i l i ä r e n

(...),

Personen

Stämme, 224 g e s t e l l t ..."

der G o t t e s e r f a h r u n g

auch d e r e n S t r u k t u r und A r t i k u l a t i o n :

(...),

Handwerk,

(...),

bestimmt

aber

"Ein E i n z e l n e r in

L e b e n s b e r e i c h e r f ä h r t G o t t so, wie ein

s e i n e n V a t e r oder seine M u t t e r e r f ä h r t , d a g e g e n e r l e b t G r o ß g r u p p e G o t t so, wie ein S t a m m oder eine S t a d t Stammesführer

sei-

Kind die

seinen

oder i h r e n König e r l e b t . Für das H a n d e l n

Got-

tes am E i n z e l n e n sind die k r e a t ü r l i c h - f a m i l i ä r e n , für sein H a n d e l n am Volk d a g e g e n die p o l i t i s c h - g e s c h i c h t l i c h e n S t r u k 225 turen bestimmend" . Der s o z i a l e B e z u g s r a h m e n von G o t t e s e r f a h r u n g e n s c h l ä g t sich in ihrer " s o z i o m o r p h e n " A r t i k u l a t i o n n i e d e r 226 . G o t t e s e r f a h r u n g e n können a b e227 r auch d u r c h I n s t i t u t i o n e n e x p l i z i t s o z i a l v e r m i t t e l t sein . Hier sind im atl./aol. Bereich

v.a. die I n s t i t u t i o n e n des K ö n i g t u m s ,

Kults und der P r o p h e t i e schreibungen

von B e d e u t u n g .

göttlicher Wirksamkeit

E r f a h r u n g e n und

können schließlich

derum s o z i a l e O r g a n i s a t i o n s s t r u k t u r e n

s t ü t z e n und

des Bewie-

legitimie-

ren 228 4 . 1 . 4 . Die g e s c h i c h t l i c h e D i m e n s i o n der Eine e x p l i z i t g e s c h i c h t l i c h e

Gotteserfahrung

Dimension gewinnen

Gotteser-

f a h r u n g e n , w e n n sie auf die W i r k s a m k e i t e i n e r G o t t h e i t R a h m e n e i n e r G e s c h i c h t e Bezug n e h m e n

(s.o. 4 . 1 . 2 . ) .

liche P r o z e s s e des W a n d e l s von S t r u k t u r e n auch ohne d i r e k t e B e z u g n a h m e

k ö n n e n sich

etwa in M y t h e n

im

Geschichtaber

niederschla-

224 G o l d a m m e r , A r t . G o t t , 1 7 0 4 . 225 A l b e r t z , F r ö m m i g k e i t , 164; d a b e i w ä r e im H i n b l i c k auf u n t e r s c h i e d l i che s o z i a l e B e z u g s g r u p p e n n o c h w e i t e r zu d i f f e r e n z i e r e n ; s. e t w a die H i n w e i s e bei L o h f i n k , J a h w e , 52 A n m . 1 1 6 . 226 V g l . R i t s e h l , L o g i k , 3 0 f f . 6 0 f f . 227 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 8 4 f f ; S a g g s , E n c o u n t e r , 125ff; Gottwald, Tribes, 678.689ff. 2 2 8 V g l , v.a. B r u e g g e m a n n , S h a p e 1: " S t r u c t u r e L e g i t i m a t i o n " .

Zur P r ä z i s i e r u n g

56

der

Fragestellung

229 gen

; sie m ü s s e n hier erst d u r c h k r i t i s c h e

der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e

Rekonstruktion

des betr. M y t h o s f r e i g e l e g t

Ganz a l l g e m e i n g i l t , daß G o t t e s e r f a h r u n g e n wie alle gen i m m e r s c h o n in einem H o r i z o n t von E r i n n e r u n g e n tungen statthaben

und

und zu i h r e r A r t i k u l a t i o n auf e i n e

che" m i t s a m t den in ihr a u f b e w a h r t e n

"sedimentierte"

E r f a h r u n g s g e s c h i c h t e v o r a u s , die t r a d i t i o n s - und 230 g e s c h i c h t l i c h zu r e k o n s t r u i e r e n ist Monotheismus

Erwar-

"Spra-

Traditionselementen

z u r ü c k g r e i f e n m ü s s e n . Sie s e t z e n also eine

4 . 1 . 5 . P o l y t h e i s m u s und

werden.

Erfahrun-

konzeptions-

231

Die E n t s t e h u n g

des M o n o t h e i s m u s g e h ö r t zu den z e n t r a l e n 232 P r o b l e m e n atl. und aol. R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . Zunehmend d e u t l i c h e r w i r d , daß der Ü b e r g a n g

zwischen Polytheismus

M o n o t h e i s m u s f l i e ß e n d ist: Zum einen k o n z e n t r i e r t sich in einem p o l y t h e i s t i s c h e n

M i l i e u der k o n k r e233 te

v.a. das G e b e t , m e i s t auf e i n e Monolatrie);

M y t h o l o g i e eine G ö t t e r v i e l f a l t e i n e

Kultvollzug,

Gottheit

zum a n d e r e n ist auch im B e r e i c h

(Henotheismus, von M y t h o s

häufig h i e r a r c h i s c h ,

exponierte Gottheit hingeordnet,

und auch

und

auf

organisiert

(Hoch-

g o t t g l a u b e ) . G l e i c h w o h l läßt sich g e n e r e l l f e s t s t e l l e n , daß ein p o l y t h e i s t i s c h e s G o t t e s v e r s t ä n d n i s in s e i n e r K o m p l e x i 234 tat

W i d e r s p r ü c h e n und W a n d l u n g s p r o z e s s e n

rungswirklichkeit

in der

Erfah-

i . d235 . R . l e i c h t e r g e r e c h t w e r d e n kann

ein m o n o t h e i s t i s c h e s

. Z u g l e i c h l ä u f t es aber G e f a h r ,

l i c h k e i t nur noch als K o n g l o m e r a t d i s p a r a t e r an der e r f a h r u n g s s t r u k t u r i e r e n d e n (vgl. o. 4.1.1.)

Wirk-

Zuständigkeits-

b e r e i c h e v e r s c h i e d e n e r G ö t t e r w a h r n e h m e n zu k ö n n e n und rung

als

F u n k t i o n der

damit

Gotteserfah-

l e t z t l i c h zu s c h e i t e r n - eine

Gefahr,

229 V g l . z.B. S t o l z , S t r u k t u r e n , 3 8 f f ; M ü l l e r , G o t t , 1 0 7 f . 230 D i e s I s t - in B e z u g a u f das AT - t r a d i t i o n e l l A u f g a b e d e r " R e l i g i onsgeschichte Israels"; vgl. z.B. Fohrer, Geschichte; Schmidt, Glaube. 231 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 4 5 f f . 232 V g l . v.a. L a n g , G o t t ; K e e l , M o n o t h e i s m u s ; T h e i s s e n , G l a u b e , 6 5 f f . 233 V g l . S m i t h , T h e o l o g y , 1 3 7 f f . 234 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 5 0 f f . 235 V g l . e t w a M a r q u a r d s "Lob des P o l y t h e i s m u s " .

Geschichtserfahrung der i n n e r h a l b

und G o t t e s e r f a h r u n g

57

polytheistischen

Gottesverständnisses Konzepte 236 wie e i n e " G l e i c h s e t z u n g s t h e o l o g i e " o d e r die U n t e r o r d n u n g der V i e l z a h l von G o t t h e i t e n u n t e r e i n e

Ordnung 237 wie die m a a t in Ä g y p t e n oder die m o i r a in G r i e c h e n l a n d zu begegnen

numinose

v e r s u c h e n . Einem m o n o t h e i s t i s c h e n

korrespondiert

Gottesverständnis

d a g e g e n ein K o n z e p t der E i n h e i t der

rungswirklichkeit:

Erfah-

"the p o s i t i n g of a sole u l t i m a t e a c t o r

in

all p h e n o m e n a of d e c i s i v e i m p o r t a n c e to a c o m m u n i t y " und "the t e n d e n c y to see all p h e n o m e n a in a m o r e u n i t a r y m a n n e r " h ä n g e n eng z u s a m m e n 238 ; " m o n o t h e i s m n a t u r a l l y does not a l l o w of any i d e a s of r i v a l p l a n s and c o n f l i c t i n g

d i v i n e aims,

strongly

perspective

e n h a n c e s the t e n d e n c y to a u n i t a r y 239

history"

. D a s P r o b l e m einer m o n o t h e i s t i s c h e n

Konzeption

b e s t e h t d a r i n , daß sie die B e h a u p t u n g

der E i n h e i t der

rungswirklichkeit

konkreter

in der V e r a r b e i t u n g

Ü b e r s p i e l e n von

nach der K o n s t i t u t i o n

kann a n s e t z e n bei der B e o b a c h t u n g , heit in e n g e r B e z i e h u n g übergreifenden

der

von

Gotteserfahrung

Gotteserfahrung

daß das W i r k e n e i n e r

zu mehr oder w e n i g e r

in ihrer G e f ä h r d u n g

oder aber z e r s t ö r t bzw. t r a n s f o r m i e r t w e r d e n , Perspektive

erfahren

bekräftigt l i e g t - in

der

von AO und AT - mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t

das

Wirken einer Gottheit Nun k o n s t i t u i e r e n

vor.

sich S t r u k t u r e n der

keit in der alle E r f a h r u n g bestimmenden

Erfahrungswirklich-

- auf a l l e n K o n s t i t u t i o n s e b e n e n

Horizontstruktur:

Jede E r f a h r u n g

vollzieht

in einem H o r i z o n t , der e i n e n B e r e i c h e r w a r t b a r e r n e u e r

236 237 238 239

Gott-

umfassenden,

S t r u k t u r e n der E r f a h r e n s w i r k l i c h k e i t

w i r d . Wo s o l c h e S t r u k t u r e n

einem

Widersprüchen.

4.2. V e r s u c h e i n e r K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e Die R ü c k f r a g e

Erfah-

Erfahrungen

e i n l ö s e n und b e w ä h r e n muß. Die G e f a h r b e s t e h t hier in ideologischen

but of

Vgl. Lanczkowski, Religionsphänomenologie, V g l . a . a . O . , 66f. Gottwald, Tribes, 680f. A l b r e k t s o n , History, 96.

54.

-

sich Erfah-

58

Zur Präzisierung der Fragestellung

rungen, Erkenntnisse und Verständigungsprozesse mehr oder weniger unbestimmt absteckt. Jede neue Erfahrung

verschiebt

gleichsam nur diesen Erfahrungshorizont; bei jeder

Explika-

tion oder Kommunikation von Erfahrungen verbleibt "ein unge240 klärter Resthorizont" . Selbst die reflexive Selbstaufklärung von Erfahrung führt - radikal durchgeführt - nicht zu einer restlosen Transparenz, sondern auf einen

"unreflektier-

ten Untergrund(.)" aller Erfahrung, "den sie voraussetzt" 241 und "aus dem sie sich nährt" . "Welt" bleibt so als Hori242 zont und "Glaubensboden" der Erfahrung dieser vorgegeben und von ihr nicht restlos einholbar. Entsprechendes gilt aber für das Handeln: Erfahrung der Welt und Handeln in der Welt fußen auf einer Einheit der Welt und sind auf solche Einheit aus, die jedoch aufgrund ihres Horizontcharakters abstrakt und formal bleibt, weil jede Erfüllung von Horizonterwartungen in konkreter Erfahrung wieder ihre eigenen, neu243 en Horizonte hat Angesichts dieser Sachlage können Möglichkeit und Wirklichkeit von Erfahrung grundsätzlich auf zweierlei Weise gedeutet E n t w e des d e rSinnes" "gründet" einerwerden: "Abgründigkeit 244 , o Erfahrung d e r als letztlich "Grund derin Vorgegebenheit sinnhafter Wirklichkeit" wird "Transzendenz 245 in Anspruch genommen" . Im zweiten Falle könnte dann unter "Transzendenzerfahrung" der Grenzfall einer

"horizontlo-

sen" Erfahrung verstanden werden, d.h. einer Erfahrung, in 240 241 242 243

H u s s e r l , E r f a h r u n g , 141. M e r l e a u - P o n t y , P h ä n o m e n o l o g i e , 283; v g l . 2 8 1 f f . Vgl. Husserl, Erfahrung, 23ff. Vgl. Lange, Erfahrung, 46ff; ähnlich Waldenfels, Abgründigkeit, 30f: e i n e " V e r e i n h e i t l i c h u n g der v e r s c h i e d e n e n D e u t u n g s - und S t r u k t u r s y s t e m e " der E r f a h r u n g (30) ist " d u r c h e i n R e d e n ü b e r E r f a h r u n g a l l e i n n i c h t zu e r r e i c h e n . U n d d a s S i c h e i n l a s s e n a u f die E r f a h r u n g m i t i h r e n v a r i a b l e n S t r u k t u r e n ist es g e r a d e , w a s e i n e r V e r e i n h e i t l i c h u n g G r e n z e n a u f e r l e g t " (31). 244 V g l . W a l d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t . 245 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 75; d o r t h e i ß t es: "Als d e r G r u n d d e r V o r g e g e b e n h e i t s i n n h a f t e r W i r k l i c h k e i t a u B T r a n s z e n d e n z in A n spruch genommen werden" (Hervorh. T.K.; ähnlich Lange, Erfahrung, 8 1 ) . H i e r k a n n es s i c h j e d o c h m . E . nur um e i n e K o n d i t i o n a l a u s s a g e h a n d e l n , die dann p r ä z i s e r l a u t e n m ü ß t e : " W e n n e i n G r u n d der V o r g e g e b e n h e i t ... a n g e n o m m e n w i r d , d a n n m u ß es T r a n s z e n d e n z s e i n " .

Geschichtserfahrung deren Vollzug

und G o t t e s e r f a h r u n g

s c h e i n b a r alle ihre H o r i z o n t e m i t e r f a h r e n

den und so " z u s a m m e n f a l l e n "

- im d o p p e l t e n S i n n e des

e n t w e d e r so, daß eine u m f a s s e n d e

E i n h e i t der

l i c h k e i t in der E r f a h r u n g e r s c h e i n t , Erfahrung

59 wer-

Wortes:

Erfahrungswirk-

oder so, daß sie in der

z e r b r i c h t . Eben dies sind aber k o n s t i t u t i v e

Momen-

te der G o t t e s e r f a h r u n g , wird:

"fascinosum"

wie sie im AO und im AT e r k e n n b a r 246 und " t r e m e n d u m " ; " S t a u n e n " über das

G e l i n g e n von E i n i g u n g

in E r f a h r u n g , E r k e n n t n i s und

Verständi-

gung und " E r s c h r e c k e n " vor ihrem247M i ß l i n g e n , "vor der Z e r s t ö rung von L e b e n , Glück und Sinn" ; " S e n s i b i l i t ä t für R e s o 248 nanz und A b s u r d i t ä t der W i r k l i c h k e i t " Mit d i e s e n H i n w e i s e n ist f r e i l i c h Gottes e r f a h r u n g a b s t r a k t und f o r m a l c h a r a k t e r i s i e r t ; ihrer Möglichkeit,

es sind nur

n i c h t auch die B e d i n g u n g e n

keit e r f a ß t . K o n k r e t e G o t t e s e r f a h r u n g e n , atl. Texte b e r i c h t e n , sind E r f a h r u n g e n Zerbrechens

ihrer

Wirklich-

von d e n e n aol.

und

der E i n h e i t bzw.

des

konkreter Erfahrungshorizonte:

Dissonanzerfahrungen

erst

Bedingungen

Resonanz-

haben eine unterschiedliche

oder

konkrete

G e s t a l t , je n a c h d e m , ob sie sich im E r f a h r u n g s h o r i z o n t F a m i l i e oder dem des V o l k e s e r e i g n e n

(s.o. 4 . 1 . 3 . ) ;

zen in je v e r s c h i e d e n e r W e i s e eine S t r u k t u r i e r u n g rungswirklichkeit 4.1.4.)

durch traditionale

(und hier i n s o n d e r h e i t :

s o z i a l - und

der

Konzepte voraus

usw. D a m i t sind sie aber auch o f f e n für

(s.o.

konzeptionsgeschichtliund

in den T e x t e n auf K o n s t i t u t i o n s l e i s t u n g e n

kreter Subjekte

zurückführt

t i o n zu e r h e l l e n v e r s u c h t , von G o t t e s e r f a h r u n g e n ,

set-

Erfah-

historische

che) K r i t i k . Indem s o l c h e Kritik G o t t e s e r f a h r u n g e n Niederschlag

der

sie

und den P r o z e ß i h r e r

ihren kon-

Konstitu-

kann sie die k o r r e l a t i v e n

Momente

R e s o n a n z - und D i s s o n a n z e r f a h r u n g ,

das s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e schichtlich tendenziell

246 V g l . O t t o , D a s H e i l i g e . 247 L a n g e , E r f a h r u n g , 8 2 . 248 T h e i s s e n , A r g u m e n t e , 4 9 .

Wechselspiel

von -

"konservativer"

auf

konzeptionsge-

- "structure

legiti-

Zur P r ä z i s i e r u n g

60

der Fragestellung

m a t i o n " und - k o n z e p t i o n s g e s c h i c h t l i c h t e n d e n z i e l l 249 s i v e r " - " e m b r a c e of pain" b e z i e h e n Die K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e

der Erfahrung

begründet

"progres-

insofern

die M ö g l i c h k e i t s o l c h e r K r i t i k , als sie d e u t l i c h m a c h t , daß konstituierte den T e x t e n )

Erfahrungsschichten

(und ihre N i e d e r s c h l ä g e in

die K o m p l e x i t ä t d e r sie k o n s t i t u i e r e n d e n

Wirk-

l i c h k e i t n o t w e n d i g r e d u z i e r e n . Da eben dies aber auch für die K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e

s e l b s t gilt - und d i e s e d i e M ö g -

lichkeit von Gotteserfahrung

nicht grundsätzlich

bestrei-

t e t - , b e g r ü n d e t sie z u g l e i c h die G r e n z e n s o z i a l - u n d k o n z e p tionsgeschichtlicher

Kritik.

D a m i t s t e h t die k r i t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n f r e m d e r u n d g e schichtlich abständiger Gotteserfahrungen

vor dem s e l b e n

P r o b l e m w i e die e n t s p r e c h e n d e r G e s c h i c h t s e r f a h r u n g e n 3 . 3 . ) : Es s c h e i n t keine f e s t s t e h e n d e n zu g e b e n , s o n d e r n n u r e i n V e r f a h r e n ,

(vgl.o.

K r i t e r i e n d e r Kritik das bemüht ist, die T e x -

te in g l e i c h e r W e i s e e r n s t zu n e h m e n w i e ihren

gegenwärtigen

Interpreten.

5.

Zusammenfassung

Die Ü b e r l e g u n g e n d i e s e s K a p i t e l s n a h m e n i h r e n A u s g a n g b e i der P r o b l e m s t e l l u n g

d i e s e r A r b e i t . D i e Frage nach

"Geschichts-

k o n z e p t e n im EB" e r w i e s sich i n s o f e r n a l s p r o b l e m a t i s c h , als sie nach dem G e s c h i c h t s V e r s t ä n d n i s

von T e x t e n f r a g t , die (1)

kein s p r a c h l i c h e s Ä q u i v a l e n t f ü r d e n A u s d r u c k verwenden,

"Geschichte"

(2) g l e i c h w o h l allem A n s c h e i n nach von G e s c h i c h t e

249 I c h n e h m e h i e r d i e v o n B r u e g g e m a n n , S h a p e (I.II) v o r g e s c h l a g e n e n I n t e r p r e t a t i o n s k a t e g o r i e n atl. T h e o l o g i e g e s c h i c h t e auf: "Any t h e o logy m u s t be b i - p o l a r t o r e f l e c t t h e c e n t r a l t e n s i o n of t h e l i t e r a t u r e . T h e bi-polar c o n s t r u c t I s u g g e s t is t h a t 0T f a i t h s e r v e s b o t h to legitimate structure a n d to eabrace pain" (I, 3 0 ) . D a g e g e n e r scheint mir Brueggemanns Zuordnung: "structure legitimation"/Partizip a t i o n an d e r " c o m m o n t h e o l o g y " d e s AO - " e m b r a c e of p a i n " / B e f r e i u n g von d e r " c o m m o n t h e o l o g y " d e s AO (I, 31) zu s t a r k v e r e i n f a c h t .

61

Zusammenfassung r e d e n , d a b e i aber

(3) a u g e n s c h e i n l i c h

ein a n d e r e s

nis von G e s c h i c h t e h a b e n , als es g e g e n w ä r t i g

Verständ-

geläufig

Es z e i g t e sich so, daß das s c h e i n b a r u n v e r f ä n g l i c h e , men atl. F o r s c h u n g

nicht gerade außergewöhnliche

ser A r b e i t ein h o c h k o m p l e x e s sich

"hermeneutisches"

Thema

Rahdie-

Problem

in

birgt.

Der Versuch, dieses Problem wenigstens

ansatzweise

die S k i z z e e i n e r A n a l y s e der K o n s t i t u t i o n fahrung

der T e x t e f o l g e n d e n E r t r a g :

wie w e n i g s e l b s t v e r s t ä n d l i c h gie und b i b l i s c h e r Wesen"

von

gegenwärtige

Exegese verbreitete

"der G e s c h i c h t e "

M o m e n t e und A s p e k t e

- auch in

- und f a k t i s c h v o r l i e g e n d e r (2) D u r c h den A u f w e i s

Theolo"das für

- Ge-

verschiedener und i h r e s

konsti-

- sowie den H i n w e i s auf m ö g l i c h e

hungen zwischen Geschichtserfahrung

Bezie-

und G o t t e s e r f a h r u n g

P r o b l e m , das sich im R a h m e n " n e u z e i t l i c h e r " w i e s er eine R i c h t u n g , G e m e i n s a m k e i t e n

und

Geschichtsverständnisse

stellt)

Geschichtsverständnisse,

erfas-

Ziel d i e s e s V e r f a h r e n s schen v e r s c h i e d e n e n

der un-

stehen.

ist es, zu e i n e r V e r s t ä n d i g u n g

"Lebensformen"

v e r s c h i e d e n e n T e x t e n des AT ben g e g e n w ä r t i g e r

und Kritik

Hin-

die h i n t e r den im F o l g e n d e n zu

t e r s u c h e n d e n T e x t e n des EB

-

Besonderheiten s a c h g e m ä ß zu

(3) D a b e i e r g a b e n sich L e i t f r a g e n und m e t h o d i s c h e

w e i s e für ein V e r f a h r e n zur R e k o n s t r u k t i o n

(ein

Auseinanderset-

zung m i t atl. T e x t e n in b e s o n d e r e r D r i n g l i c h k e i t unterschiedlicher

zeigte,

- A n n a h m e n über

von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g

tutiven Zusammenhangs

exegeti-

(1) Er

sind, und w e c k t e so ein G e s p ü r

den S p i e l r a u m m ö g l i c h e r schichtsverständnisse.

durch

Geschichtser-

zu b e a r b e i t e n , e r b r a c h t e für die k o n k r e t e

sche U n t e r s u c h u n g

sen.

ist. im

b e i z u t r a g e n , wie sie

(und NT), aber auch in den

Interpretationen

druck k o m m e n , - als V e r s t ä n d i g u n g

b i b l i s c h e r T e x t e zum über e r f a h r e n e und

bare W i r k l i c h k e i t in ihrem g e s c h i c h t l i c h e n

Wandel.

zwiin VorgaAus-

erfahr-

II. DIE BEZUGNAHNE AUF GESCHICHTE IN RAHNEN DER GERICHTSPROPHEZEIUNG: EZ 5,5-17

D a r s t e l l u n g e n des " G e s c h i c h t s b i l d e s " lich bei den a u s f ü h r l i c h e n

des EB s e t z e n

"geschichtlichen

1

Kap. 16; 20 und 23 a n . Ein Kap. 16 und 23 A u f r i ß der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s

gewöhn-

Rückblenden"

von

vergleichbarer

f i n d e t sich aber s c h o n

in

Ez 5 , 5 - 1 7 . D i e s e r A b s c h n i t t e i g n e t sich gut zum E i n s t i e g die e x e g e t i s c h e n

Einzeluntersuchungen,

w e i l er zum

einen

w e i t w e n i g e r u m f a n g r e i c h ist als Kap. 16 und 23, so daß Grundzüge

seines Geschichtskonzeptes

vermutlich

in die

schärfer

zu

T a g e t r e t e n , zum a n d e r e n s t ä r k e r als Kap. 16; 20 und 23 in s e i n e n K o n t e x t im EB e i n g e b u n d e n ist, w o r a u s sich Aufschlüsse

über seine F u n k t i o n und s e i n e n

Hintergrund

ergeben

1. A b g r e n z u n g

könnten.

und S t r u k t u r des

Textes

Ez 5,5-17 ist T e i l der an den Komplex richts

(Kap. 1-3) a n s c h l i e ß e n d e n

e i n h e i t von G e r i c h t s o r a k e l n die Z e i c h e n h a n d l u n g e n judgment,

des

Einsetzungsbe-

ersten redaktionellen

ordered sequentially

"three m a j o r o r a c l e s

to a d d r e s s an

Jerusalem; 7,1-27

(i.e., the w h o l e l a n d ) . T h i s

q u e n c e c r e a t e s a c l i m a c t i c buildup c o n c e r n i n g

z.B. v. R a d , T h e o l o g i e

II,

235ff;

auf

of

ever-widening

5 , 5 - 1 7 is a g a i n s t

6 , 1 - 1 4 is a g a i n s t the m o u n t a i n s of all I s r a e l ; a g a i n s t the four c o r n e r s

Groß-

im EB, Kap. 4 - 7 . Hier f o l g e n

von 4 , 1 - 5 , 4

area of the land of I s r a e l .

1 Vgl.

weitere

konzeptionellen

the

Koch, Profeten

is se-

intensity

II,

107ff.

64

Geschichte

im

Rahmen

der

Gerichtsprophezeiung

2 of

the

heit tiv

divine

nach

wrath"

hinten

.

Während

gegenüber

unproblematisch

ist,

die

Abgrenzung

dieser

dem V i s i o n s k o m p l e x

ist

ihr

Anfang

weit

Kap.

Großein-

8-11

weniger

rela-

klar

markiert. E i n e n E i n s c h n i t t macht z w e i f e l l o s d i e m i t e i n e r Z e i t a n g a b e W o r t e r e i g n i s f o r m e l "WIN1? '"7N H i n ' i n

'im

den Beginn e i n e r g r ö ß e r e n T e x t e i n h e i t m a r k i e r t d i e Phrase m n '

"P Dt» '"7N ' n m

d i e im EB

. Entsprechendes g i l t

i n 3,22, d i e s i c h - mit k l e i n e n

nen - noch i n 1,3b; 8 , 1 ; 3 7 , 1 ; 4 0 , 1 und 33,22 f i n d e t , nahme 4 d e r z u l e t z t genannten S t e l l e leitet

verbundene

i n 3,16 k e n n t l i c h , 3

wo s i e - m i t

Aus-

- d i e Beschreibung e i n e r V i s i o n

ein-

. D i e Wendung (¡UH) D7N 12 nnNI (3,25; 4 , 1 )

s c h l i e ß l i c h kann s o -

w o h l e i n e Zäsur i n n e r5h a l b e i n e r Jahwerede a l s auch den E i n s a t z neuen Rede m a r k i e r e n Nun s t e l l t

für

Variatio-

einer

.

aber 3,16-27 e i n e n im H i n b l i c k

auf seinen s a c h l i c h e n

wie auf s e i n e l i t e r a r i s c h e G e s t a l t gleichermaßen v i e l s c h i c h t i g e n

Gehalt und

k o m p l i z i e r t e n T e x t d a r , der im r e d a k t i o n e l l e n Zusammenhang des EB d i e F u n k t i o n e i n e r Ü b e r l e i t u n g vom B e r i c h t der c E i n s e t z u n g des P r o p h e t e n Wiedergabe s e i n e r Worte und T a t e n wahrnimmt

, d i e i n 4 , 1 m i t einem

zur rela-

t i v e n N e u e i n s a t z b e g i n n t . So kann Kap. 4 - 7 a l s gegenüber dem K o n t e x t relativ

a b g e s c h l o s s e n e r Textkomplex im EB b e t r a c h t e t

Innerhalb

der

eignisformel

in

Großeinheit

Kap.

6,1

4,1-5,17;

und

7,1

eigenständige

Worteinheiten

haltlich

klare

tragung

eine zu

einer

Botenformel n1 n' Absender In

formel steht

2 3 4 5 6 7

Jahwe

5,5-17

'11K

im

EB

von TBK

l3*7

gewöhnlich

¡13

in

5,5

Rede"

"dem

Worter-

7,1-27 zeigt

enthält

eine

die

als in-

Beauf-

während

die

Propheten

vom

eröffnet^. zweimal

Einschnitt

einer

die

und

4,1-5,17

4,1-5,4

zunächst

einen an

durch

6,1-14

Zeichenhandlungen,

aufgetragene

kennzeichnet

sind

abgegrenzt.

Zweiteilung:

Reihe

verbundenes

4-7

werden.

ein

mit

(7,8).

"Nahtstelle

vom

der

Diese

BotenWendung

ersten

Teil

B o a d t , S t r a t e g i e s , 9 (vgl. 8ff) . Vgl. H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 26ff. Vgl. Z i m m e r l i , 22. Vgl. H o s s f e l d , a . a . O . , 35f. Vgl. Z i m m e r l i , lOOff u. unten V . 2 . 3 . 4 . a . H o s s f e l d , a . a . O . , 31 (vgl. 3 0 f f ) . G u n t e r s t r e i c h t d i e s e n E i n s c h n i t t , indem sie in 5,4b z w i s c h e n B N NXJ1 1JIM und "7(01»' H ' 2 "73 *7N K O L e p e u s (= milNl ) e i n f ü g t (vgl. BHS) und so e i n e n a u s g e f ü h r t e n R e d e auftrag an den P r o p h e t e n e r h ä l t .

Abgrenzung einer

und Struktur

s c h o n d u r c h die B o t e n f o r m e l

Jahwerede

Textes

k a u s a lp z u e i n a n d e r

- Konsequenzen)"

ausgewiesenen

(-»jn »n

) verstärktes

bzw. unterstreichende schlossene

'Hin

13*7 e i n e Z ä s u r . A l s g Kontextformel"

"leicht

fungiert

5,5-17

in 13, die h i e r d u r c h d a s

strukturierender

Einen weiteren

kann

an

der und

werden.

Gesichtspunkt

die R e l a t i o n

zur S t r u k t u r i e r u n g

zwischen Sprecher,

Adressat

s t a n d d e r R e d e d a r . In 5 - 6 w i r d ü b e r J e r u s a l e m der Stadt

ange-

kombinier 10t

Abschluß

Formeln

DKJ

Erkennt-

d e m n a c h in 5 - 6 . 7 . 8 - 9 T 1 0 . 1 1 - 1 3 . 1 4 - 1 5

untergliedert

stellt

11 ('3TX

gliedernde

die

mit der W o r t b e k r ä f t i g u n g s f o r m e l

des G e b r a u c h s

Begründung

, in

i s t . D i e s e z e i g t in 15 u n d 17 e i n e n r e l a t i v e n Abschnitt

verhalten

(nach d e m V e r h ä l t n i s

) und G o t t e s s p r u c h f o r m e l

n i s f o r m e l niil' ' 3 N »3 1 J I T 1

16-17

öffentlichen

. In 10 m a r k i e r t e i n f a c h e s

durch Schwurformel

Aufgrund

65

zu d e r e n z w e i t e n T e i l ; die b e i d e n T e i l e

sich meist

il 1 il>

des

(und um s i e h e r u m ? )

des

und

Textes

Gegen-

und die

lebenden Israeliten

(s.

in dazu

u. 4 . 1 . 1 . ) g e s p r o c h e n ( 3 . P e r s . S g . / P l . ) ; in 7 w e r d e n d a n n l e t z t e r e a n g e r e d e t (2 . P e r s . P I . ) , w ä h r e n d in 8 - 1 5 zu J e r u s a 11 lern ( 2 . P e r s . S g . chen wird, (2.Pers.

) ü b e r die I s r a e l i t e n

u n d in 1 6 - 1 7 s c h l i e ß l i c h auf den Zeitbezug

17 z w e i A b s c h n i t t e auf v e r g a n g e n e s ,

sind

aller

lung"

- in 7 / 8 - 9 a .

"Auflösung

9b/10.

die

wortes mit seiner

auf z u k ü n f t i g e s

Geschehen.

k e h r t die

Kleinen mehrfach

"Polarität

5,5-

vorwiegend

lla/llbff

"Grundstruktur"

in

5-7 verweist

der Form durch Häufung

und A n k ü n d i g u n g " i m

in Ez 5 , 5 - 1 7

können schließlich

gebildet werden:

8-17 vorwiegend

Trotz

8 9 10 11

gespro-

angeredet

Sg./Pl.).

Mit Rücksicht

Anklage

(3.Pers.PI.)

beide

und

"Polarität

wieder

des p r o p h e t i s c h e n

von A n k l a g e

und

Wiederho- ist

von so

Gerichts-

Ankündigung"

H o s s f e l d , a . a . O . , 32f. A . a . O . , 54 (vgl. 4 0 f f ) . Vgl. a . a . O . , 4 9 f f . In 15 Ist s t a t t n n ' i l l , das In S p a n n u n g zum f o l g e n d e n S u f f i x der 2. P e r s . f . s g . ( T n i 3 ' ' 3 D ) s t e h t , mit den V e r s i o n e n n " Fll zu l e s e n (vgl. BHSJ . M k ö n n t e auf eine z u H v e r s c h r i e b e n e D i t t o g r a p h i e des f o l g e n d e n II z u r ü c k g e h e n (Zimnterli, 99).

66

Geschichte

im R a h m e n der

d e u t l i c h zu e r k e n n e n

12

Gerichtsprophezeiung

; in 5-7 und 8-17 e n t h ä l t der Text

Schuldaufweis

und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g die k o n s t i t u i t v e n 13 m e n t e einer G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g . S e i n e S t r u k t u r laßt zusammenfassend 5-7

folgendermaßen

mit Elesich

skizzieren:

SCHULDAUFWEIS 5-6

(über Jerusalem und die Israeliten)

7

(an die Israeliten)

8-17 GERICHTSANKÜNDIGUNG 8-15 (an Jerusalem, Ober die Israeliten) 8-9. 10. 11-13. 14-15 16-17 (an Jerusalem und die Israeliten)

2. L i t e r a r k r i t i s c h e

Probleme

14 Die z a h l r e i c h e n D o p p e l u n g e n und W i e d e r h o l u n g e n im T e x t haben A n l a ß zu v i e l f ä l t i g e n l i t e r a r k r i t i s c h e n I n t e r p r e t a t i o n s v e r s u c h e n g e g e b e n . D a b e i w i r d z u n ä c h s t m e i s t 16-17 als " G l o s s e n h a u f e n ( . ) " 15 a u s g e s c h i e d e n . D a r ü b e r h i n a u s s t r e i c h t etwa E i c h r o d t neben 10 und 13 in 8 die B o t e n f o r m e l als " f a l 16 sehe W i e d e r h o l u n g aus V.7" . F o h r e r e r k e n n t (neben k l e i n e ren Z u s ä t z e n )

in 7. 8b. 9b. 10-11.

12ay,7 ( 8 ) . S e i n e Folgen s t e l l t 14f durch e i n e B e s c h r e i bung der neuen S t e l l u n g Jerusalemsl 7 ni2'1P IfN D'IA1? /D'lAl d a r . Während ten

Jerusalem

Geschichte

Völkerwelt Epoche tät

ein

und

(II)

behält,

(III)

verändert.

die

Damit

Moment

durch

hindurch wird

alle

vier

(räumliche)

durch

das

Stellung

seiner

tritt

die

der

einerseits

an

((III)

Bewohner, der (IV)

dargestellin

Eingreifen der den

der in

Israeliten,

räumlichen

zwischen

und)

der

Stellung

göttliche

Seite

Diskontinuität und

Epochen

seine

Kontinui-

Epochen

(I)

andererseits:

Ist

47 W i l d b e r g e r , a . a . O . , 8 8 4 . 48 G e r l e m a n , M e n g e , 7 2 . B a u m a n n , A r t . nnil , 4 4 6 , f ü h r t " h ä m ä h u n d s e i n e D e r i v a t e " a l l g e m e i n e r a u f die " k o n r e t e ( . ) V o r s t e l l u n g e i n e s D u r c h e i n a n d e r s von G e r ä u s c h und B e w e g u n g " z u r ü c k . S . E . s t e l l t " ( d ) a s w i l d w o g e n d e M e e r " e h e r e i n e " V e r a n s c h a u l i c h u n g d e s C h a o t i s c h e n " a l s den u r s p r ü n g l i c h e n " V o r s t e l l u n g s h i n t e r g r u n d " von n n n u s w . dar ( a . a . O . , 4 4 9 ) . In s e i n e r A n a l y s e d e s S i n n - und B e d e u t u n g s f e l d e s d i e s e r A u s d r ü c k e im a k t u e l l e n G e b r a u c h k o m m t er a b e r "zu e i n e m w e i t g e h e n d ä h n l i c h e n E r g e b n i s " w i e G e r l e m a n (ebd.). 49 G e r l e m a n ,

A.a.O.,

73.

74

Geschichte

unter

"Jerusalem"

im R a h m e n in

5ff

wohnern

v e r s t a n d e n , so 50 Ruine , denn d u r c h

te

der

die

Gerichtsprophezeiung

Stadt in

samt

14f

ihren

ist

es

nur

noch

das

Gerichtshandeln

Ein-(und eine

Jahwes

Um-)

unbewohnwird

nach

51

12 j e

ein

Drittel

(l7ni373P) vgl.

10b)

Eine hebt

der

Jerusalem zerstreut

stellung

die von

Aussage ilfyN

in

bzw.

(131113)

"in

alle

und

um

Winde"

"73 , 7 )

(nn

werden.

Diskontinuität

auch

Israeliten

umkommen zwischen von

N"7 t b n

9b nxi

Vergangenheit

hervor, und

in

'n'üiy

der

und "die

Zukunft Gegenüber-

N"7 "ibin nN d i e

Einma-

l i g k e i t des z u k ü n f t i g e n Handelns ( s c . Jahwes) (13 'Jl'E/yi) d r a s t i s c h u n t e r s t r e i c h t , d i e noch d u r c h d i e Wendung n y inn3 52 hervorgehoben Kontinuität hensablaufs den

Diskontinuität

Jerusalems,

nicht

rein

haft-offene deln

und

werden

der

freilich

"mechanisch"

Korrelation

zurückzuführen

des

zusammengehalten

Ursache-Wirkungs-Zusammenhang

Ergehen tes

wird"

von

dargestellten durch

zwischen nach

abläuft,

den

einen

Verhalten Aussagen

sondern

göttlichem

Gesche-

übergreifen-

auf

und

des

eine

Texsinn-

und m e n s c h l i c h e m

Han-

ist.

Während der Übergang zwischen den Epochen ( I ) und ( I I ) kontingente Verhalten Jerusalems/Israels

a l s durch das

(6: . . . i n n i ) v e r u r s a c h t d a r g e -

s t e l l t w i r d , b e s t e h t zwischen den Epochen ( I I )

und ( I I I )

nach 7 f f e i n

V e r h ä l t n i s von Ursache ( i y ) und Wirkung (13*7 ) . V e r h a l t e n und Ergehen J e r u s a l e m s / I s r a e l s stehen miteinander i n " k a u s a l e m " Zusammenhang, w e i l beide i n i h r e r R e l a t i o n zu Jahwe a l s handelnder I n s t a n z e r f a ß t werden: J e r u s a l e m / I s r a e l hat mit seinem V e r h a l t e n gegenüber den " S a t z u n g e n und Rechten" Jahwes ( 6 f f ) sowie gegenüber seinem H e i l i g t u m ( I I a ) s e i n V e r h ä l t n i s zu Jahwe i n e i n e r Weise g e s t ö r t , d i e d i e s e n n ö t i g t , z u r Wieder-

50 G w e i c h t in 14 f an m e h r e r e n S t e l l e n von M ab. iisnirtl (14) ist in G n i c h t b e z e u g t . Wie in 13 (s.o.) l i e g t h i e r e i n W o r t s p i e l vor ( H D i n ^ l ) , d a s im G r i e c h i s c h e n n i c h t n a c h v o l l z o g e n w e r d e n k o n n t e (and e r s Z i m m e r l i , 9 9 ) . In 15 hat G kein Ä q u i v a l e n t für H D C n i T D i n und b i e t e t für n n n n i t l D i m n n n n HfO nur e v EHÖLxnoei, Sojiou viou . Da G a b e r s e l b s t z . T . u n v e r s t ä n d l i c h i s t (was b e d e u t e t d a s H a p a x l e g o m e n o n öriAauaxri ?) , s o l l t e sie m . E . hier n i c h t a l s G r u n d l a g e t e x t k r i t i s c h e r Eingriffe herangezogen werden (anders Zimmerli, 99). 51 vn»1?!•) zu B e g i n n von 12 "ist aus in'«)1?!!) v e r s c h r i e b e n , vgl. MSS e n " (Zimmerli, 98). 52 L i w a k , P r o b l e m e , 75.

Die S t r u k t u r i e r u n g

des

75

Zeitablaufs

herstellung des Rechtszustandes einzugreifen (10b: C D g u "|1 'n'öyi ). In Epoche (IV) ist die Ordnung von Epoche (I) wiederhergestellt (14f: Jerusalem inmitten der Völker) und das diese Ordnung störende Element - die Israeliten - beseitigt.

3.3.

Zusammenfassung

Die s k i z z i e r t e n B e o b a c h t u n g e n h a b e n g e z e i g t , daß in Ez 5,5-17 eine S t r u k t u r g e s c h i c h t e von vier

te J e r u s a l e m s

Abfolge Geschich-

erzählt. Leitender Gesichtspunkt

dieser Ge53 der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t , ihre

s c h i c h t e ist die O r d n u n g Störung

v o r l i e g t , die eine

" E p o c h e n " der v e r g a n g e n e n und z u k ü n f t i g e n

und W i e d e r h e r s t e l l u n g

durch m e n s c h l i c h e s

ches H a n d e l n . Itire G r u n d s t r u k t u r des " v i e r - E p o c h e n - S c h e m a s " (A) H e r s t e l l u n g

läßt sich - in

- folgendermaßen

eines Ordnungs-Zustands

und

göttli-

Vereinfachung

angeben:

d u r c h das

Handeln

Jahwes, (B) S t ö r u n g

dieses Ordnungs-Zustands

d u r c h das

Verhalten

Jerusalems, (C) B e s e i t i g u n g

der O r d n u n g s - S t ö r u n g

und

der O r d n u n g

d u r c h das E i n g r e i f e n

Jahwes.

Das T h e m a

Wiederherstellung

" O r d n u n g " b e s t i m m t als l e i t e n d e r

der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g ve, i n n e r h a l b

von Ez 5,5-17 auch d e r e n

Perspekti-

d e r e r der r ä u m l i c h e und der r e c h t l i c h e

u n t e r s c h i e d e n w e r d e n k ö n n e n . Die A b f o l g e von Störung

Gesichtspunkt

und W i e d e r h e r s t e l l u n g

R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s

der O r d n u n g

setzt

implizite

v o r a u s , die, w i e sich

zeigte,

s o w o h l eine K o r r e l a t i o n von T a t und E r g e h e n auf der menschlichen Verhaltens

Aspekt

Herstellung,

als auch eine K o r r e l a t i o n

Ebene

von

göttli-

53 " O r d n u n g s d e n k e n " und " G e s c h i c h t e " k ö n n e n also - m i n d e s t e n s in der Interpretation dieses Textes - nicht gegeneinander ausgespielt werd e n (so e t w a S c h m i d , V e r s t ä n d n i s , 21: " G e s c h i c h t e (ist n i c h t ) d a s Hauptthema a l t t e s t a m e n t l i c h e r Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e und Theologie ... H a u p t t h e m a ist v i e l m e h r ... die F r a g e , w i e die W e l t zu e i n e r u m g r e i f e n d e n G e o r d n e t h e i t ... g e l a n g e n b z w . d a r i n b l e i b e n k ö n n e " . ) ; v i e l m e h r s i n d sie im S i n n e von D a r s t e l l u n g und k o n z e p t i o n e l l e m R a h men konstitutiv a u f e i n a n d e r bezogen.

76

Geschichte

chem

im R a h m e n

und m e n s c h l i c h e m

Damit sind die

der

Gerichtsprophezeiung

Handeln begründen.

wesentlichen Elemente

der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g n u n im E i n z e l n e n

und in

des

v o n Ez 5 , 5 - 1 7

Rahmenkonzepts

genannt.

ihrem Zusammenhang

Sie

näher

sollen

betrachtet

werden.

4. D e r k o n z e p t i o n e l l e

4.1. Die Perspektive 4.1.1.

Jerusalem,

bien u m

der

Israel

Zur S t r u k t u r i e r u n g räumlichen

Rahmen der

Dimension

bedient

(10.12).

Mit ihrer Hilfe Ordnung

ker"

(0 1 A : 5 . ( 6 . ) Doch

sich der Text

8.14.15)

das sich vom Zentrum

und

12)

des

wahrscheinlich,

Jahwes

ihrer

und m l

als Z e n t r u m

"Länder"

(niXIN; selbst

und fernere

*73'7 konzen-

über seine

erstreckt,

(nKttV 'UTRIl n N

daß dem Text ein

ly7)

der 5.6)

(131111: (nn

"Völim

in s i c h

nähere

mit der

kon-

8.10.12)

"73'7 :

in 12 a n g e k ü n d i g t e n

Jerusalems

Himmelsrichtungen

des Heiligtums

in

Lokaladver-

Ausdruck.

Sie hat ein Zentrum

(TnilUD:

Die B e g r ü n d u n g

b i s in a l l e

zum

ist dabei Jerusalem

strukturiert.

der

(5.6.7.12.14.15)

ist auch die Größe J e r u s a l e m

und eine nähere Umgebung.

Völker

b r i n g t er d a s K o n z e p t e i n e r

des Raumes

Linie

7

zentrisch

und die

der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t

trischen

Blick.

Geschichtsdarstellung

(5.8.10.12), nil'aD

In e r s t e r

Geschichtsdarstellung

10.12)

Unheils, Umgebung Entweihung

in 11 m a c h t

"in k o n z e n t r i s c h e n

es

Kreisen

um J e r u s a l e m

organisierte(s) Weltbild abgestufter Segensnähe 54 m i t d e r M i t t e im T e m p e l " z u g r u n d e l i e g t , w i e es a u c h im 55 H i n t e r g r u n d a n d e r e r T e x t e d e s EB zu e r k e n n e n i s t

54 O t t o , J e r u s a l e m , 59 (im R a h m e n s e i n e r R e l i g i o n im v o r e x i l i s c h e n J e r u s a l e m " , 55 V g l . u . V . 3 . 3 . 1 . b . ( 1 ) .

B e s c h r e i b u n g der a.a.O., 57ff).

"JHWH-

Der

konzeptionelle

Rahmen der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

77

Die Zentralstellung Jerusalems in der Völkerwelt in Ez 5,5-17 wird 56 häufig

zum antiken "Omphalos"-Gedanken in Beziehung gesetzt. Dagegen

meint Greenberg, daß der Text "cannot be made to bear the later Jewish cosmogonic doctrine (derived probably from Greek thought) that Jerusalem was 'the navel of the earth' - i.e., the place from which the earth was 57 formed"

. Nun ist freilich das Verständnis des Tempels als "Bereich,

von dem nach der Überwindung des Chaos die geordnete Welt und das durch sie ermöglichte Leben ihren Ausgang genommen haben"''®, schon im AO weit verbreitet. In der Tat kann aber diese Vorstellung aus Ez 5,5 kaum herausgelesen werden, da hier nicht von Jerusalem aus die Völkerwelt erschaffen, sondern Jerusalem in deren Mitte gesetzt wird. Das Konzept einer Zentralstellung von Tempel und Tempelstadt innerhalb der Erfahrungswirklichkeit ist freilich in AO und AT nicht nur im Bereich der Kosmogonie verwurzelt, sondern auch im Zusammenhang der Vor59 Stellungen von "Völkerkampf" und "Völkerwallfahrt" . Allerdings ist in der neueren Forschung der traditions- und konzeptionsgeschichtliche Zusammenhang der einschlägigen atl. Aussagen mit dem aus dem AO bekannten 60 Material ebenso umstritten wie das Alter der entsprechenden atl. Tradi61 : Setzen sie "die theologische Verarbeitung des Exilsgeschicks" tionen als "Hintergrund" voraus 62 , oder nehmen die Texte "von Fall zu Fall nur Aktualisierungen von Teilen des ganzen" - ihnen "schon vorliegenden und 63 wesentlich reichhaltigeren" - "Vorstellungskreises" vor , der dann genau umgekehrt den "Hintergrund" ihrer "theologischen Verarbeitung" ge-

56 57 58 59

V g l . z.B. Z i m m e r l i , 133. Greenberg, llOf. K e l l , W e l t , 154; vgl. l O O f f . V g l . et *Q S c h m i d t , G l a u b e , 1 1 4 f ; S t o l z , S t r u k t u r e n , 7 2 f f ( M e s o p o t a m i en) u. 8 6 f f (AT). 60 V g l . e t w a K a i s e r , E r f a h r u n g , 4 5 2 : "Hit W a n k e und M ü l l e r t e i l e i c h die M e i n u n g , daß s i c h d a s V ö l k e r k a m p f m o t i v in der s p e z i f i s c h e n F o r m , w i e es in den Z i o n s l i e d e r n und in den o b e n a n g e s p r o c h e n e n A b s c h n i t t e n des J e s a j a b u c h e s (sc. Jes 1 7 , 1 2 - 1 4 ; 2 9 , 1 - 8 ; 3 0 , 2 7 - 3 3 ; 3 1 , 4 - 9 ) b e g e g n e t , a u ß e r h a l b des A l t e n T e s t a m e n t e s in s e i n e r U m w e l t n i c h t n a c h w e i s e n l ä ß t " (unter B e r u f u n g auf W a n k e , Z i o n s t h e o l o g i e , 7 2 f f ; M ü l l e r , U r s p r ü n g e , 44 A n m . 7 8 ) ; d g g . e t w a S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 6 f f . 61 Zur S p ä t d a t i e r u n g vgl. e t w a K a i s e r , e b d . ; D e r s . , J e s a j a 1 - 1 2 , 6 2 f ; W a n k e , Z i o n s t h e o l o g i e , 7 4 f f . l 0 6 f f ; dgg. L u t z , J a h w e , 1 4 7 f f ; M ü l l e r , U r s p r ü n g e , 3 8 f f ; S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 6 f f ; O t t o , J e r u s a l e m , 5 7 f f (vgl. die Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r w i c h t i g s t e n A r g u m e n t e bei K r a u s , T h e o l o g i e , 102f). 62 K a i s e r , J e s a j a 1 - 1 2 , 62; v g l . D e r s . , E r f a h r u n g , 4 5 9 f . 63 V. R a d , T h e o l o g i e II, 3 0 6 (zu J e s 2,4ff u n d 4 9 , 1 4 f f ) .

78

Geschichte

schichtlicher

im

Rahmen

Erfahrungen

der

Gerichtsprophezeiung

darstellt?

D i e s e F r a g e kann und muß h i e r n i c h t a b s c h l i e ß e n d e n t s c h i e d e n Doch i s t zuletzt

deutlich,

werden.

daß u n t e r d e r - h y p o t h e t i s c h e n - V o r a u s s e t z u n g von Ez 5 , 5 f f

genannten I n t e r p r e t a t i o n das V e r s t ä n d n i s

e r l e i c h t e r t w i r d : D e r von L i w a k v e r m i ß t e " l o g i s c h e ( . ) schen der "Setzung Jerusalems

der

wesentlich

Zusammenhang"

zwi-

( d u r c h Jahwe) i n d i e M i t t e d e r

Völkerwelt" 64 und "dem V e r h a l t e n J e r u s a l e m s g e g e n ü b e r den n i p n und D ' U a u n J a h w e s "

w i r d n ä m l i c h u n s c h w e r e r k e n n t l i c h v o r dem H i n t e r g r u n d e i n e s w i e e s e x e m p l a r i s c h i n J e s 2 , 2 - 4 und M i 4 , 1 - 4 zum A u s d r u c k

Konzeptes, 65 kommt

J e r u s a l e m " s o l l s i c h d i e Welt nach G o t t e s W i l l e n o r i e n t i e r e n , w e i l i h r e M a c h t und K u l t u r d i e W e l t h e r r s c h a f t b e a n s p r u c h t , w e i l der W e l t g o t t h i e r wohnt, anvertraut i s t ,

die

(das i s t

s o n d e r n w e i l i h r e i n e neue

2,2ff.)

auch

von h i e r i n d i e W e l t a u s s t r a h l e n s o l l "

i n s Zentrum der V ö l k e r w e l t i s t

nicht,

nicht,

Rechtsordnung

d e r d a h i n t e r s t e h e n d e Gedanke,

Jesaja seine bestechendste Formulierung erhalten hat, 66

: An

aber

vgl.

der

durch

Jes

l,21ff.;

. Die Setzung

Jerusalems

nach diesem V e r s t ä n d n i s m i t e i n e r

Rechts-

s e t z u n g v e r b u n d e n ; r ä u m l i c h e und r e c h t l i c h e O r d n u n g s d i m e n s i o n hängen eng zusammen. D e s h a l b kann Ez 5 , 6 d a s V e r h a l t e n J e r u s a l e m s zu den

"Satzungen

und R e c h t e n " Jahwes a l s W i d e r s p r u c h gegen s e i n e ihm von Jahwe

zugedach-

t e Z e n t r a l s t e l l u n g i n der V ö l k e r w e l t Entscheidend

für

differenzierte t r i t t

12!) als

Größe

im

seiner

lokaler

Größe,

Befinden

in

Deckung

sowohl durch Als

im das

-

als

5-7

als

als in

ist

einheitliche

sich

nun

Instanz,

differenzierte soziale

Be-(und

Um-)wohner,

von

"Jerusalem"

der

Völkerwelt,

anfänglich

beschreibt als

auch

die im

beide

Gerichtshandeln

differenzierte

-,

treten

Jahwes

Größe

(vgl.

Größe, als

unterschieden

Aspekte

Zentralstellung Plural

eine

Jerusalem

als

Zentrum

sich

fem.

Textes

Jerusalem:

"Jerusalem"

angekündigte in

des

Größe

kann

sich

Singular

soziale,

masc.

Dadurch

werden.

der

Singular

Plural

auf.

Inbegriff

im

brandmarken.

Argumentation

Betrachtung

einerseits

andererseits

die

(5)

wird

"Jerusalems" Jerusalems sie

dann

auseinander: Jerusalem

64 Liwak, Probleme, 71f. 65 Wohlgemerkt wollen hier nicht diese Texte (vgl. die Argumente für eine nachexilische Ansetzung von Mi 4,1-4 bei Wolff, Micha, 87ff), sondern das von ihnen repräsentierte Konzept als traditionsgeschichtlicher Hintergrund von Ez 5,5ff in Anspruch genommen werden! 66 Eichrodt, 32.

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

79

nach 12 zu zwei Dritteln v e r n i c h t e t ; das letzte D r i t t e l ,

der

"Rest" Größe

(lObß) wird

"in alle W i n d e " z e r s t r e u t . Als

bleibt Jerusalem

dagegen

der V ö l k e r w e l t

- nun eine Ruine

lokale

- Zentrum

(14f).

Die P o i n t e d i e s e r D i f f e r e n z i e r u n g

wird deutlich, wenn

sie mit e i n e r m ö g l i c h e n G e g e n p o s i t i o n

etwa in 11,3 im Z i t a t der nach 597 in J e r u s a l e m b e n e n zum A u s d r u c k

kommt:

"(Die Stadt)

"der w e r t v o l l e Rest

Zurückgeblie-

"meinen sie" n i c h t

(zu s e i n ) , der u n t e r dem

unverbrüchliche des s o z i a l e n

des l o k a l e n

in A n s p r u c h g e n o m m e n

und

- was

Nur u n t e r V o r a u s s e t z u n g

ser e n g e n Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t6 8 kann die Zusage S c h u t z e s für die G o t t e s s t a d t

die

("Topf")

(."Fleisch") A s p e k t s der G r ö ß e J e r u s a l e m

ist der T o p f ohne das F l e i s c h ? !

nur,

Deportati-

; sie b e h a u p t e n z u n ä c h s t e i n m a l

Zusammengehörigkeit

als

besonderen

S c h u t z J a h w e s s t e h t , da sie vor dem S c h i c k s a l der 67 on b e w a h r t b l i e b e n "

sie

ist der T o p f , und wir

sind das F l e i s c h ! " W e n n die T r ä g e r d i e s e r P a r o l e sich "das F l e i s c h im T o p f " b e z e i c h n e n ,

man

k o n f r o n t i e r t , wie

die-

göttlichen

von d e r e n B e w o h n e r n für

sich

werden.

Indem die P r o p h e z e i u n g Ez 5,5-17 die m y t h i s c h e E i n h e i t von G o t t h e i t , S t a d t und Volk a u f b r i c h t , die für die " Z i o n - T h e o l o 69 gie"

mit ihrer zentralen

" A u s s a g e von der S c h u t z m a c h t

ü b e r l e g e n e n K r a f t des G o t t e s I s r a e l s , n e n d , für sein Volk e i n t r i t t

der, auf dem Z i o n

(Ps 4 6 , 2 . 4 . 8 . 1 2 ) "

70

und thro-

bestimmend

ist, kann sie ein u m f a s s e n d e s G e r i c h t über J e r u s a l e m (als s o z i a l e Größe) a n k ü n d i g e n , ohne seine " u n i v e r s a l e S p i t z e n 71 Stellung" reduziert)

(nun f r e i l i c h auf J e r u s a l e m ausdrücklich

als lokale

n e g i e r e n zu m ü s s e n . Ein

A u f b r e c h e n m y t h i s c h e r E i n h e i t läßt sich im von r ä u m l i c h e m

67 68 69 70 71

Auseinandertreten

und r e c h t l i c h e m O r d n u n g s a s p e k t

F u h s , 60; vgl. Z i m m e r l i , 243. V g l . z.B. Ps 4 6 , 6 ; 4 8 , 4 . 9 ; 8 7 , 5 . Vgl. Kraus, Theologie, 94ff. A . a . O . , 98 ( H e r v o r h . T . K . ) . A . a . O . , 95.

Größe

analoges

beobachten.

80

Geschichte

4.1.2.

Es im

Jahwes

Argumentation

6 -

verständlich

wird

Konzeptes,

das

in

und

kommt:

Die

Mi

räumlicher

in

die

"Uli

und

exponierter

licher

Völkerwelt

daß

vom Z i o n

Völkerwelt

: Jes

für

2,3;

weite

Thronsitz

Rechtsdurchsetzung

Die

gen

Gerichtsprognose von

und

lems, lung

räumlicher Rechte"

an in

der der

ser

Norm,

wie

es

selbst D'ÜDf

die

es

Jahwes als

sich

(vgl.

8b:

Mi

dem

hier

der

ist

5,5-17

nun

zum

eng

verknüpft

die

göttliche

(min

NXn

Einheit

aber

ll'xn von

ebenfalls

"Zion-Theologie":

und

Ort g ö t t 72 Völkerwelt ;

der

diese

Ordnung

Norm

des

seine

bewähren

Aus-

Zion/Jerusalem

bricht

zur

v.a.

Jerusalems

vom G o t t e s d i e n s t

Größe

hat.

darstellt, " p i m

Israels

mythische

auf:

Die

Ein-

"Satzun-

Verhaltens

lokale

Gerichtshandeln

D'ugun

-

Hinter-

4,1-4

Diese

ist

Israel

werden

zu

5,5-17

vor

Zentrum

4,2).

wollen

"Zion-Theologie"

richten

als

rechtlicher

das

ist

Bereiche

soziale

Völkerwelt

kann

Ez

und

Mi

Jahwes in

Ez

ausstrahlt

Ordnung

" ' R e c h t und G e r e c h t i g k e i t ' u ..73 ausgehen" heit

2,2-4

von

"Spitzenstellung"

der

rechtlicher

charakteristisch Als

in

Vorstellung,

iilil'

Jes

topologische

4,1)

Rechtsordnung nVBITn

Rechte"

die

des

der

und

Gerichtsprophezeiung

daß

druck

mit

der

5 zu

von

grund

2,2;

Rahmen

"Satzungen

zeigte s i c h ,

Übergang

(Jes

im

Jerusa-

Zentralstel-

Scheitert

es

Jahwes

Jerusalem,

auch

in

gegen

'n'üyi;

10b:

an

die-

Jerusalem Ti'H/yi

11).

Der Text b e z e i c h n e t d i e r e c h t l i c h e Ordnung d e r m i t den T e r m i n i n i p n

Erfahrungswirklichkeit

und D ' U D u n . " D i e D o p p e l a u s s a g e

k e h r t b e i Ez a u ß e r i n 5 , 6 f . noch i n 1 1 , 2 0 ;

18,9.17;

7

mpn

- 'OQü/n

...

20,11.13.16.19.21.24;

3 7 , 2 4 ( m i t masc. p l u r . von pn verbunden i n 1 1 , 1 2 ; 2 0 , 1 8 . 2 5 ; 3 6 , 2 7 )

wie-

d e r . J e r u s a l e m s V e r s ü n d i g u n g i s t n i c h t s Unbestimmtes, s o n d e r n V e r s t o ß 74 gegen k l a r e s , g e o f f e n b a r t e s G o t t e s r e c h t " . Besteht ein Bedeutungsunters c h i e d z w i s c h e n ¡7n und ÜSIMl m ö g l i c h e r w e i s e d a r i n , daß " i m U n t e r s c h i e d z u r e i n m a l f e s t g e s e t z t e n höq-Ordnung

. . . die mispät-Ordnung e i n f a c h

vor-

72 Vgl. Ps 9,5f.8f; (ll,4ff;) 48,llff; 50,2ff; (89,15;) 97,2ff. 73 Kraus, Theologie, 125 mit Verweis auf Ps 37,28; 50,16ff; 82,3; 98,9; 99,4; 103,6ff; 119,5ff; 146,7; 147,19. 74 Zimmerli, 133f.

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der

Geschichtsdarstellung

81

75 h a n d e n " ist

, ist doch in Reihungen von "Termini für Gebote und Rechts-

sätze" die Bedeutung der einzelnen Ausdrücke "meist völlig nivelliert; die Wörter dienen dann synonym zur Bezeichnung der Anordnungen und Gebo76 te Jahwes"

. Das Gottesrecht als Norm des Verhaltens Jerusalems wird

also in Ez 5,6f mit den Ausdrücken mj7n und 0 7 U9fn relativ abstrakt bezeichnet; es zielt über fixierte Rechtssätze hinaus auf einen umfassenden Rechtsanspruch Jahwes gegenüber Jerusalem/Israel, wie er - in wechselnder Terminologie - in der weisheitlichen und prophetischen Tradition laut w i r d ^ . Die Kombinationen von ¡7n und 03fD im AT lassen sich traditionsgeschichtlich relativ gut zuordnen: "Für Dtn ist die Reihung mispätlm/huqqlm kennzeichnend (...), für H und Ez mispätTm/huqqöt, beim Dtr. begegnen die Termini mispätlm/huqqim/huqqöt/miswöt (...) in fast jeder möglichen Kombination, Chr. schließt sich wieder enger an Dtn an" 78 . Während die in 79 Ez 5,6f vorliegenden Verbindungen von tPugtun mit den Verben Dun und 80 81 nuy sowie von nipn mit l"7il in den genannten Traditionsbereichen in

75 L i e d k e , A r t . 0 3 » , 1 0 0 5 ; v g l . O e r s . , Art.¡7(7(1 , 629 . 76 L i e d k e , A r t . D O " , 1 0 0 9 ; ä h n l i c h R i n g g r e n , A r t . p p n , 1 5 2 f ; vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 271 A n m . 108: "Es d ü r f t e w e d e r e i n e A u f t e i l u n g in k a s u i s t i s c h e s (D?U9l!>n) und a p o d i k t i s c h e s (nij7n) R e c h t r a t s a m e r s c h e i n e n , die W. Z i m m e r l i ( K o m m e n t a r , S. 133f) in A n l e h n u n g an A. A l t (Die U r s p r ü n ge d e s i s r a e l i t i s c h e n R e c h t s , K l e i n e S c h r i f t e n I, H ü n c h e n 1 9 5 3 , S. 2 7 8 f f ) v o r n i m m t (vgl. a u c h L i e d k e , G e s t a l t , 9 4 f f . l 7 7 f f ; T . K . ) , n o c h etwa eine Abgrenzung zwischen einem "Privilegrecht Jahwes" und "Bes t i m m u n g e n z i v i l r e c h t l i c h e r A r t " , die F . H o r s t ( G o t t e s R e c h t , S t u d i e n zum R e c h t im A l t e n T e s t a m e n t , ThB 12, M ü n c h e n 1 9 6 1 , S . 1 5 0 ) f ü r d a s

77 78 79 80 81

Ot a u f g r u n d d e s W o r t p a a r e s D'pn vorschlägt". Fragwürdig ers c h e i n t m i r a u c h K o c h s ( P r o f e t e n II, 102) D i f f e r e n z i e r u n g s v e r s u c h : "Hit h u q q o t w i r d s t e t s die m e n s c h l i c h e A u f g a b e v e r b u n d e n , d a r i n zu w a n d e l n (hlk) ; also h a n d e l t es s i c h um v o r g e g e b e n e B a h n e n , a u s d e n e n e i n H e n s c h z w a r a u s s c h e r e n k a n n z u m e i g e n e n S c h a d e n , zu d e r e n G e s t a l t u n g er a b e r n i c h t s a k t i v b e i t r ä g t , d e r e n E i n h a l t u n g so s e l b s t v e r s t ä n d l i c h s e i n s o l l t e , daß sie a n s c h e i n e n d n o c h n i c h t e i n m a l e i n e n p o s i t i v e n T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g ins D a s e i n r u f t . ... m i s p a t i m h i n g e g e n s i n d v o n H e n s c h e n zu t u n oder ' b e w a h r e n d zu t u n ' (smr u n d c a § a ) . H i e r h a n d e l t es s i c h also um V o r s c h r i f t e n , s p e z i e l l f ü r d e n A l l t a g , die b e f o l g t w e r d e n w o l l e n und d e r e n V e r w i r k l i c h u n g d e m T ä t e r eine Heilsfäre vermittelt". Vgl. Zimmerli, Gottesrecht. L i e d k e , A r t . USI9, 1 0 0 9 (mit V e r w e i s auf die Z u s a m m e n s t e l l u n g der Belege bei Ders., G e s t a l t , T a b e l l e n 13-16, 1B5). B e l e g e b e i L i e d k e , A r t . 0319 , 1 0 0 9 ; L i w a k , P r o b l e m e , 79. B e l e g e bei L i e d k e , e b d . B e l e g e b e i L i w a k , P r o b l e m e , 79

82

Geschichte

im Rahmen d e r

Gerichtsprophezeiung

r e l a t i v b r e i t e r Streuung b e l e g t s i n d , f i n d e t s i c h die Wendung nN m n ( h i . ) O'Oawn

m.W. nur i n Ez 5 , 6 .

Die Terminologie von Ez 5 , 6 f kann t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h a l s Reflex der vom Deuteronomium " a l s Antwort auf die p r o f e t i s c h e Herausforderung" e _ 83 entwickelten neuen " s daqä-Konzeption" verstanden werden. Damit i s t

82

aber " ( d ) e r Schluß, daß h i e r eine d t r geprägte V o r s t e l l u n g v o r l i e g t " , 84 keineswegs schon "zwingend" . Vielmehr scheinen die " d e u t e r o n o m i s t i 85 sehe" und die " p r i e s t e r l i c h e " T r a d i t i o n s s t r ö m u n g sowie das EB Impulse des Deuteronomiums i n j e e i g e n s t ä n d i g e r Weise zu v e r a r b e i t e n und w e i t e r zuentwickeln. So i s t etwa d i e Anwendung der "Satzungen und Rechte" J a h wes auf das Verhalten Jerusalems i n Ez 5,6 ohne A n a l o g i e im d t r .

Traditi-

onsbereich 86 . Gleichwohl s t e h t Ez 5,5-17 mit s e i n e r Konzeption der dtn./ 87 d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g s i c h e r näher a l s etwa Kap. 20 Der

Vorwurf

wes w i r d i n Völker, die

der

gehandelt!" el

habe

D'lAil

Damit

sich

in

Mißachtung

der

"Satzungen

7b n o c h ü b e r b o t e n : " N i c h t r i n g s um e u c h h e r u m s i n d , 88 noch

wird

der

Vorwurf

chaotischer

) aufgenommen.

relativ

eigenständige

Rechtsordnung

spricht

dies

dem K o n z e p t ,

druck

kommt:

den e i n s t noch

sachlich Israel

auch

"jedes

alle

geht

mit

Völker

im Namen s e i n e s

von

verhalten

Wenn h i e r

seinem

7a, als

auch

Jah-

Jerusalem/Isradie

Völker

den V ö l k e r n

zugestanden das

in

Mi 4,5

Verhalten

gehen werden Gottes"

und R e c h t e "

e i n m a l den R e c h t e n der entsprechend habt i h r

(V.2)"

wandeln.

wird, zum

(D33nn

eine entAus-

d 8 e9n "Weg . . . , , die jetzt Entsprechend

82 K o c h , P r o f e t e n II, 19. 83 A . a . O . , 17. 84 So L l w a k , P r o b l e m e , 79. L l w a k s A r g u m e n t a t i o n s e t z t die Z u o r d n u n g der B e l e g e von n 1 ¡711 und [PD9ÜH1 in H zur d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g d u r c h T h i e l , E r w ä g u n g e n , 6 9 f v o r a u s ; v g l . d g g . die v o r s i c h t i g e r e B e u r t e i lung d u r c h W e i n f e l d , D e u t e r o n o m y , 3 3 7 , a u f die L i w a k , a . a . O . , 266 A n m . 54 s e l b s t h i n w e i s t . 85 V g l . S t e c k , S t r ö m u n g e n . 86 Zu e r w ä g e n w ä r e f r e i l i c h , ob in d e n d t n . / d t r . A u s s a g e n ü b e r I s r a e l (als p l u r a l i s c h e G r ö ß e ) a l s Z e n t r u m d e r V ö l k e r w e l t (vgl. D t n 6 , 1 4 ; 1 3 , 8 ; 1 7 , 1 4 ; Ri 2 , 1 2 ; 2 Kön 1 7 , 1 5 ; s. L i w a k , P r o b l e m e , 80; w e i t e r e B e l e g e e b d . u. a . a . O . , 2 6 7 f A n m . 66ff) b e r e i t s e i n e K r i t i k an d e r " Z i o n - T h e o l o g i e " m i t z u h ö r e n i s t , w i e sie in der d t n . / d t r . " O P - T h e o l o g i e " (vgl. H e t t i n g e r , D e t h r o n e m e n t , 3 8 f f ) g r e i f b a r w i r d . 87 V g l . u. IV. E x k u r s . 88 Zum T e x t vgl. Z i m m e r l i , 9 8 . 89 W o l f f , M i c h a , 9 4 .

Der hätte

konzeptionelle nach

"in

die

die

Völker

salem

Ez

Welt

"nicht

ihren

Verhalten

nichteinmal nur

seine

volle

Wirkung

für

Logik

rin,

daß

verhält ker,

"jedes sich

wenn e s

4,5

die

"Mein

es

Wenn n u n

Jeru91 angleicht ,

"verstößt"

Gottesrecht

vielmehr

es

...

dessen

(Volk)

in

Weise

dieser

all

heil-

Ordnung

umgeht

(vgl.

etwa

darin

den

der

Tat mit

auch "Weg

Jer ...,

(Wolff),

daß

es

widerspricht

Jerusalem

mit

seinem

Verhalten

der

seiner

"im

die Ez

5,5-17

hast

du

entweiht

Greueln!"

der

Gottes Gott

2,llf). den in

Ez

als

und

da-

5,11a in

so

die

Völ-

dessen

Hei-

nach

auch

Namen J a h w e s

Zentralstellung

(IIa).

wandelt",

Geht

einst

in

Völkerwelt

"chaotischer" seinem

einzige

in

deinen

im Namen s e i n e s in

auch

Jerusalem

Heiligtum

und m i t

Jerusalem

Tat

Völker

einhält,

schließlich

gegen

relative

gerade werden"

dem d e r

wird

Anklage

Israel

in

83

Völker" 4,5

ligtum gehen

handeln.

geoffenbartes

Scheusalen

Mi

nur

b l o c k9 2i e r t

verständlich:

nach

Rechten

Standards

klar

Mi

der

deinen

Besteht

nicht

die

mit

Konkretisierung all

eigenen

Verweigerung

Im V e r g l e i c h ihrer

Geschichtsdarstellung

J e r u s a l e m die " R e c h t s o r d n u n g " Jahwes 90 sollen , i n der v o r l ä u f i g noch

deren

. . . gegen

Durch

mit

von

der

ausstrahlen"

nach

sein

sondern

5,5ff

Rahmen

Mi

alle

4,5 Völker

wandelt", dargestellten der

Völker-

weit . Den Widerspruch des V e r h a l t e n s Jerusalems gegen s e i n e ihm von Jahwe zugedachte "Wesensbestimmung" betont d 93 i e zweimalige Summierung des S c h u l d a u f w e i s e s mit dem Ausdruck n i y i n ( 9 b . H a ß ) . " D a s , was durch d i e eigene Wesensbestimmung a u s g e s c h l o s s e n i s t , was a l s o g e f ä h r l i c h oder c 94 u n h e i m l i c h e r s c h e i n e n muß, kann im AT mit t ö eba bezeichnet werden" Dabei i s t i n s b e s o n d e r e an " B e t r u g , Lüge und anderes a s o z i a l e s

Verhalten

( v g l . Spr 6 , 1 6 - 1 9 ; 1 7 , 1 5 ; 20,10 . . . ; 1 1 , 1 . 2 0 ; 12,22; 1 6 , 5 u s w . ) " und an " K u l t v e r g e h e n und A b g ö t t e r e i ( v g l . Dtn 7 , 2 5 ; 1 7 , 1 ; S p r 1 5 , 8 ;

28,9)"

90 E i c h r o d t , 3 2 . 91 D i e s i s t der V o r w u r f g e g e n I s r a e l in Ez 1 1 , 1 2 ; vgl. Lev 2 0 , 2 3 ; 2 Kön 17,8. 92 F u h s , 37. 93 V g l . H u m b e r t , S u b s t a n t i f ; L u s t , T r a d i t i e , 1 1 3 f f u . u n t e n V . 3 . 3 . 1 . b . (3) . 94 G e r s t e n b e r g e r , A r t . 3 y n , 1 0 5 3 .

84

Geschichte

im R a h m e n

der

Gerichtsprophezeiung

95 gedacht

. "Im k u l t i s c h e n B e r e i c h werden fremde Kultgebräuche und - g e g e n -

stände t a b u i s i e r t Götterbilder

( v g l . besonders Dtn und E z ) : D i r n e n l o h n (Dtn 2 3 , 1 9 ) ,

(Dtn 7 , 2 5 f . ) , S e x u a l r i t e n (Ez 2 2 , 1 1 ) ,

Kinderverbrennung

(Dtn 1 2 , 3 1 ) , f a l s c h e O p f e r t i e r e (Dtn 17,1) 96 oder S p e i s e n (Dtn 14,3) e t c . machen d i e eigenen Kultbemühungen z u n i c h t e " 97 Auch über den - f ü r den S c h u l d a u f w e i s im EB c h a r a k t e r i s t i s c h e n - Terminus

rnyin

bestehen t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e Beziehungen zwischen dem EB

und der d t n . / d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g . H i e r i s t der B e g r i f f

"erheblich

g e f ü l l t e r und mehr mit dem Gottesvolkgedanken verbunden, a l s d i e s s o n s t z . B . i n der W e i s h e i t s l i t e r a t u r der F a l l i s t

( . . . ) , und das ( d t r )

Dtn

v e r b i n d e t auch d i e s e s Reden von ' G r e u e l ' eng mit seinem 98 Gedanken der E i n h e i t und E i n z i g a r t i g k e i t 'Jahwes, u n s e r e s G o t t e s ' " . Wird j e d e n f a l l s " i n der t 6 c e b ä - F o r m e l und i h r e n A n a l o g i e b i l d u n g e n

... ein dtn/dtr 99 , i s t die l i t e c —

V e r b i n d u n g s g l i e d zwischen Gesetz und W e i s h e i t f a ß b a r "

r a r g e s c h i c h t l i c h e Einordnung der "Gruppe der durch d i e t ö eba-Formel a b g e s c h l o s s e n e n G e s e t z e " ^ ® s t r i t t i g : Gehören s i e zum Bestand des " U r d e u t e r o n o m i u m s " ^ ^ oder zu e i n e r vordeuteronomischen In

seiner

Konzeption

rungswirklichkeit, n i p n , D'B3l!»n

wie

undinyin

der

rechtlichen

sie

in

der

erkennbar

Gesetzessammlung^^?

Ordnung

Verwendung wird,

läßt

Ez

e i n e r sakramentalen V e r m i t t l u n g der F ä vhigkeit G u t e n , wie s i e d e r V o r s t e l l u n g von m i s p a t und Arnos Mit

und J e s a j a der

Betonung

Worte

Gottes

wobei

es

sich

in

noch

zugrunde

dernipn

liegt,

undO'PDÜ/n

den V o r d e r g r u n d

freilich

-

wie

der

des

der

der

5,5-17

"von

zum T u-n d e s e s daqa b e i

nichtsmehr "treten

Erfah-

Ausdrücke

103

erkennen"

formulierte

religiösen

Ausdruck n i y i n

Interesses", unterstreicht

95 E b d . 96 A . a . O . , 1 0 5 4 . 97 M e h r als 36% der a t l . B e l e g e von iliyill f i n d e n s i c h (nach L i s o w s k i , K o n k o r d a n z , 1 5 1 2 f ) im EB, das ca. 6% d e s T e x t u m f a n g s d e s h e b r ä i s c h e n AT u m f a ß t . 98 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 1 8 1 f . 99 A . a . O . , 119. 100 A . a . O . , 1 1 8 . "Zu i h n e n w e r d e n g e r e c h n e t : Dtn 1 6 , 2 1 - 1 7 , 1 ; 1 8 , 1 0 - 1 2 a ; 2 2 , 5 ; 2 3 , 1 8 - 1 9 b ; 2 5 , 1 3 - 1 6 ; vgl. d a z u d a s 'ein G r e u e l f ü r J a h w e ' in 7 , 2 5 f . ; 1 2 , 3 1 u n d das a b s o l u t e ' G r e u e l ' in 7 , 2 6 ; 1 3 , 1 5 ; 1 4 , 3 ; 1 7 , 4 ; 1 8 , 9 ; 2 0 , 1 8 ; vgl. 2 4 , 4 " ( e b d . ) . 101 So z . B . F o h r e r , E i n l e i t u n g , 185; s. P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 38. 102 So z . B . L ' H o u r , I n t e r d i t s ; s. P r e u s s , a . a . O . , 119. 103 K o c h , P r o f e t e n II, 104.

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

- l e t z t l i c h um "das G e w o h n h e i t s r e c h t 104 te" h a n d e l t Gottesrecht

vergangener

85

Jahrhunder-

. W i r d so das - e x p l i z i t e und i m p l i z i t e zur Norm des V e r h a l t e n s J e r u s a l e m s

(und

els) , w i r d a b e r auch die m y t h i s c h e E i n h e i t von

-

Isra-

räumlicher

und r e c h t l i c h e r O r d n u n g , wie sie in der " Z i o n - T h e o l o g i e " Ausdruck

kommt,

zum

problematisch.

So o r d n e t sich der T e x t in s e i n e r F r o n t s t e l l u n g b e s t i m m t e R e z e p t i o n der " Z i o n - T h e o l o g i e " , wie sie

gegen

eine

ausweis-

lich des Z i t a t s in Ez 11,3 105 zur Zeit Z e d e k i a s in vertreten werden konnte , der T r a d i t i o n e i n e r Infragestellung

Jerusalem "kritische(n 106 der T r a d i t i o n d u r c h die P r o p h e t i e " ein.

Wie bei J e s a j a w i r d d a b e i die " Ü b e r l i e f e r u n g einfach negiert, sondern

"unter

vom Z i o n "

... V o r b e h a l t

gestellt"

nicht 107

G e s c h i e h t dies bei J e s a j a d u r c h die " F o r d e r u n g des G l a u 108 109 bens" (Jes 2 8 , 1 6 ; vgl. 7,9 ) und die E i n s c h r ä n k u n g , daß 110 "(n)ur für die 'Armen' ... Zion Z u f l u c h t " ist (Jes 14,32) so in Ez 5 , 5 f f - unter dem E i n f l u ß d t n . / d t r . G e d a n k e n d u r c h die E i n f ü h r u n g

-

der " S a t z u n g e n und R e c h t e " J a h w e s

der N o r m , an der J e r u s a l e m in s e i n e m V e r h a l t e n

als

s e i n e ihm

J a h w e z u g e d a c h t e S t e l l u n g in der V ö l k e r w e l t zu b e w ä h r e n Unter Voraussetzung

der b i s h e r r e k o n s t r u i e r t e n

von hat.

Elemente

s e i n e s k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n s ist der T e x t in der L a g e , M ö g l i c h k e i t e i n e s g ö t t l i c h e n G e r i c h t s über J e r u s a l e m tig zu m a c h e n : Die m y t h i s c h e E i n h e i t von G o t t , S t a d t und Volk

die

einsich

(Tempel-)

k a n n d u r c h das V e r h a l t e n des V o l k e s und der

S t a d t g e s t ö r t und z e r b r o c h e n w e r d e n . S e l b s t w e n n nun

aber

z u g e s t a n d e n w i r d , daß J e r u s a l e m / I s r a e l

ent-

sich in e i n e r

104 E b d . 105 V g l . a u c h J e r 2 1 , 1 3 (im K o n t e x t von 2 1 , 1 1 - 1 4 ) ; 2 1 , 2 ; 7 , 1 0 ( T h i e l , R e d a k t i o n (I), 238 A n m . 2 1 m e i n t a l l e r d i n g s , daß 2 1 , 1 3 f "erst e i n e m p o s t - d t r . E i n s a t z s e i n e g e g e n w ä r t i g e S t e l l u n g v e r d a n k t " ; ob es s i c h b e i dem W e c h s e l v o n S i n g u l a r u n d P l u r a l in 13f w i r k l i c h um e i n e "(s)tilistische Uneinheitlichkeit" handelt (ebd.), wäre allerdings a n g e s i c h t s d e s a n a l o g e n B e f u n d e s in Ez 5 , 5 f f n e u zu p r ü f e n ) u. u n ten V.3.3.l.b.(1) . 106 V g l . Z i m m e r l i , I n f r a g e s t e l l u n g . 107 A . a . O . , 7 3 . 108 A . a . O . , 72. 109 V g l . h i e r z u B a r t e l m u s , J e s 7 , 1 - 1 7 . 110 Z i m m e r l i , a . a . O . , 73.

86

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

Gerichtsprophezeiung

s p r e c h e n d e n M e i s e v e r h a l t e n hat und v e r h ä l t , Übergang

erfordert

der

von der A n a l y s e zur P r o g n o s e , vom S c h u l d a u f w e i s

Gerichtsankündigung,

w e i t e r e R e g e l n , w e n n das

E i n g r e i f e n J a h w e s n i c h t nur als m ö g l i c h , der Text z w e i f e l l o s s u g g e r i e r t

zur

angekündigte

s o n d e r n - wie

- als n o t w e n d i g oder

es

minde-

stens w a h r s c h e i n l i c h e r s c h e i n e n s o l l . Diese R e g e l n , die

als

" i m p l i z i t e A x i o m e " der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

gilt

es nun zu

fungieren,

rekonstruieren.

4.2. Die R e g e l n des

Geschichtsablaufs

4 . 2 . 1 . Die K o r r e l a t i o n von Tat und

Ergehen

K. Koch b e s c h r e i b t die " m e t a h i s t o r i s c h e

Begrifflichkeit",

d.h. die i m p l i z i t e n R e g e l n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g 5,5-17 folgendermaßen:

"Wo eine M e n s c h e n g r u p p e

sich

von Ez konstant

v e r f e h l t hat, g r e i f e n f a t a l e M e c h a n i s m e n i n e i n a n d e r . t e r s t die sich v o l l e n d e n d e T u n - E r g e h e n - S f ä r e ,

Zuun-

darüber

k u n g s g r ö ß e n wie S e u c h e , H u n g e r , S c h w e r t , w e i t e r oben Wesenheiten Schnauben

und Glut und z u l e t z t der

Wirdie

personale

B r e n n p u n k t in Jahwe s e l b s t , der e r k a n n t w e r d e n w i l l und zu d i e s e m Zweck m i t l e i d s l o s 111 eingreift"

. Wichtig

und voll E i f e r in die

Geschichte

an d i e s e r i.W. z u t r e f f e n d e n

Darstel-

lung ist, daß der B e r e i c h der R e g e l n , die den Ü b e r g a n g der V e r g a n g e n h e i t

zur Z u k u n f t J e r u s a l e m s / I s r a e l s

schichtsdarstellung

des T e x t e s p l a u s i b e l m a c h e n ,

sinnhaft-offenen

Handeln andererseits,

von

Nun t r i t t a l l e r d i n g s das K o n z e p t des

(Hervorh.

T.K.).

von

von g ö t t112 lichem

und

Bedeutung "Tat-Ergehen-Zusammen-

h a n g s " in Ez 5,5-17 im V e r g l e i c h zum K o n t e x t d i e s e s

111 K o c h , P r o f e t e n II, 97 112 V g l . o. 1 . 3 . 2 .

Neben-

"personalen",

R e g e l n in G e s t a l t der K o r r e l a t i o n

m e n s c h l i c h e m Tun und E r g e h e n e i n e r s e i t s , menschlichem

und

Ge-

in sich

d i f f e r e n z i e r t und g e s c h i c h t e t ist. D a b e i ist v.a. das e i n a n d e r und G e g e n ü b e r von " m e c h a n i s c h e n "

von

in der

Ab-

Der

konzeptionelle

schnitts grund;

(vgl.

"der

gründige fenden

4,17;

göttlichen auch

7,4.8f.13.16.27)

(73"7 - ly ) z w i s c h e n

Er

wird

5,7ff

ein

Verhalten

zum A u s d r u c k kommt, menhangs" für weite 114 ist

, erscheint

hier

näher

einzugehen.

Das

Konzept

bleibt von

in

den

noch

87

Hinter-

eine

vorder-

einer

weitausgrei113 und Z i e l s e t z u n g " . Da a b e r

Ursache-Wirkungs-Verhältnis und E r g e h e n

Jerusalems/Israels

und d a s K o n z e p t d e s " T a t - E r g e h e n - Z u s a m T e i l e d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g im EB

bestimmend

EXKURS:

stark

umgriffen

Wirkungsebene

in

7

etwas

Geschichtsdarstellung

Tun-Ergehen-Zusammenhang

Sichtweise.

zweifellos

Rahmen d e r

des

es

sinnvoll,

auf

dieses

Konzept

"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"

Der s e i n e r z e i t " v ö l l i g u n b e s t r i t t e n ( e n ) " Meinung, "daß die Beziehung zwischen Tat und Ergehen sowohl I s r a e l s überhaupt wie s e i n e r e i n z e l n e n G l i e d e r nach der Auffassung des A l t e n Testaments durch die Vergeltung 115 Jahwes bestimmt s e i "

, hat Klaus Koch 1955 i n seinem A u f s a t z " G i b t es

e i n Vergeltungsdogma im A l t e n Testament?" die These entgegengesetzt, daß i n der S i c h t großer T e i l e des AT " e i n e böse Tat - der Notwendigkeit

ei-

nes Naturgesetzes v e r g l e i c h b a r - unheilvolles Ergehen zwangsläufig zur Folge" habe 116 . Tat und Ergehen s e i e n im Sinne der b e r e i t s 1932 von 117 K . H . J . F a h l g r e n r e k o n s t r u i e r t e n " s y n t h e t i s c h e n Lebensauffassung" durch eine " s c h i c k s a l w i r k e n d e Tatsphäre" miteinander v e r k n ü p f t : "Durch s e i n Tun ' s c h a f f t '

der Mensch s i c h eine Sphäre, die i h n bleibend h e i l - oder 118 . A l l e r d i n g s t r i t t die "Auswirkung s o l c h e r Taten

unheilwirkend umgibt"

. . . n i c h t s o f o r t e i n , sondern e n t w i c k e l t s i c h wie eine Pflanze aus dem 119 Keim" , so daß man s t a t t von e i n e r "Sphäre" v i e l l e i c h t besser von e i 120 121 nem "Strom" oder einem " P r o z e ß " sprechen s o l l t e . D i e s e s Konzept

113 114 115 116 117 118 119 120 121

K o c h , P r o f e t e n II, 96. Vgl.u. V.3.3.1.b.(3). K o c h , V e r g e l t u n g s d o g m a , 130. A . a . O . , 132. Fahlgren, Sedaqa. K o c h , a . a . O . , 166. Ebd. M i l l e r , S i n , 136 ( " s t r e a m " ) . K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 75 ("ein in e i n e m k o n t i n u i e r l i c h e n g e s c h i c h t l i c h e n P r o z e ß s i c h v o l l e n d e n d e s , U r s a c h e und W i r k u n g u m f a s s e n d e s , einheitliches, zielgerichtetes Geschehen").

88

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

Gerichtsprophezeiung

des Tat-Ergehen-Zusammenhangs kann nun nach Koch nicht mit dem "Gedanken der Vergeltung" erfaßt werden, da dieser beinhalte, "daß eine richterliche Instanz dem Täter, dessen persönliche Freiheit und wirtschaftliche Stellung durch seine Tat keineswegs verändert ist, eine solche 'Veränderung' seines Besitzes, seiner Freiheit oder gar seines Lebens auferlegt als 'Lohn' oder 'Strafe'", wobei "Strafe wie Lohn... soMohl den Wesen des Täters wie dem Akt seiner Tat fremd (sind), ... ihm von einer übergeordneten Größe" - "nach einer vorgegebenen Nona" - "zugemessen und 122 gleichsam von außen an ihn herangetragen (werden)" . Im konzeptionellen Zusammenhang des Tat-Ergehen-Zusammenhangs dagegen werde Jahwe "zwar als eine dem Menschen übergeordnete GröBe genannt, aber diese handelt nicht juristisch, indem sie Lohn und Strafe nach einer Norm bemißt und zuteilt, sondern sie leistet sozusagen 'Hebammendienst', 123 indem sie das von Menschen Angelegte zur völligen Entfaltung bringt" . "Jahwes Handeln" sei dementsprechend "als In-Kraft-Setzen und Vollenden des SündeUnheil Zusamengangs bzw. des Guttat-Heil-Zusannenhangs" zu verste. „124 hen"

125

Kochs Studie hat eine lebhafte und fruchtbare Diskussion ausgelost

,

die m.E. die Notwendigkeit einer Revision und Relativierung einiger von Koch in der Polemik gegen das "Vergeltungsdogma" überspitzter Thesen erwiesen hat. So ist es durchaus fraglich, ob die Verknüpfung von Handeln und Ergehen im Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs generell "der Notwendigkeit 126 eines Naturgesetzes vergleichbar" ist. "Das Tatsphärengeschehen kann ... sowohl dynamistisch-eigengesetzlicher Qualität als auch insgesamt 127 von Jahwe konstituiert sein" . "Nach einzelnen Texten sowohl des Alten Orients als auch des Alten Testaments vollzieht sich der Zusammenhang von Tat und Ergehen gleichsam automatisch, aus innerer Notwendigkeit, 128 nach anderen ist die (Schöpfungs-)Gottheit sein Vollstrecker" . Auf-

122 123 124 125

K o c h , a . a . O . , 133. A . a . O . , 135. A . a . O . , 138. V g l . v.a. die in K o c h (Hg.), P r i n z i p g e s a m m e l t e n A u f s ä t z e s o w i e G e s e , L e h r e , 4 2 f f ; L i c h t e n s t e i n , P o e t r y ; B a r t o n , Law; S c h o t t r o f f , A r t . T p a , 479f; Seybold, Art. Gericht, 463f; Hiller, sin, v.a.

12 Iff.

126 K o c h , V e r g e l t u n g s d o g m a , 127 K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 128 S c h m i d , S c h ö p f u n g , 14.

132. S3.

E X K U R S : Das K o n z e p t des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "

89

grund dieses - von Koch durchaus registrierten - Sachverhalts erscheint es sachgemäßer, die Alternative "Naturnotwendigkeit" vs. "göttliche Vergeltung" durch die Frage zu ersetzen, ob Jahwe "als ein von aussen auf die Welt einwirkendes höheres Wesen" oder "als der sittlich bestimmte Grund alles Wirklichen und die positive Kraft des Wirklichkeitsprozes129 ses" zu begreifen sei

. Auch dann läßt sich aber das Zugeständnis kaum

umgehen, daß an einer Vielzahl atl. Belegstellen die Beziehung von Handeln und Ergehen "is not necessary internal but is perceived as resting in the divine decision and not happening apart from that decision or decree" 130 , daß m.a.W. im AT "there is also a sharp sense of judgment as 131 retribution, negatively seen as punishment by God" , was zu einer stärker "multi-faceted or multi-dimensional perception 132 of the nature and meaning of Israel's experience of judgment" nötigt Zu wenig berücksichtigt scheint bei Koch auch die Rolle menschlicher Instanzen bei der Realisierung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, die sowohl als "Mittel ..., deren sich Jahwe bei seinem ahndenden Einschreiten 133 134 bedient" , erscheinen als auch in Gestalt der Rechtsgemeinschaft eigenständig in Aktion treten können. Der atl. Textbefund zeigt hier "a kind of synergism in which divine and human action are forged into a single whole or the divine intention of judgment is wrought out through 135 human agency" Mit den genannten Einwänden wird aber auch die "anti-juristische" Spitze der These Kochs problematisch; "the deed-result-connection (,) can be understood quite clearly within a juridical context" 136 , was sich sowohl in "profanen" Gerichtstexten als auch in der prophetischen Gerichtsrede 137 belegen läßt . Als "vorgegebene Norm" können dabei Gesetzesvorschriften, "covenant curses" 138 oder auch ein stärker impliziter "consensus 139 about what sort of acts are just and unjust" fungieren.

129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139

Koch/Roloff, Art. Tat-Ergehen-Zusammenhang, 486. Miller, Sin, 134. A.a.O., 136. A.a.O., 121. Schottroff, Art. 7i73, 480. Vgl. Knierim, Hauptbegriffe, 78; Horst, Recht; Reventlow, 417ff. Miller, Sin, 138. A.a.O., 135. Vgl. a.a.O., 135f. A.a.O., 136. Barton, Law, 13.

Blut,

Geschichte

90

im R a h m e n d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

Trotz dieser kritischen Einwände bleibt aber Kochs Hypothese des TatErgehen-Zusammenhangs als eines konzeptionellen Rahmens der Wirklichkeitserfahrung, wie sie in großen Teilen des AT ihren Niederschlag gefunden hat, im Kern berechtigt. Eine die skizzierten Kritikpunkte aufnehmende Rekonstruktion dieses Konzepts wird die zeitliche Dimension des TatErgehen-Zusammenhangs, die bei Koch durch das räumliche Bild der "Sphäre" etwas in den Hintergrund gerückt wird, stärker zu berücksichtigen haben: Das von Koch beschriebene Konzept des Zusammenhangs von Handeln und Ergehen impliziert, daß die einer Tat immanenten Folgen für den Täter sich nicht sogleich realisieren. Zahlreiche atl. Texte spiegeln die Erfahrung, daß "there are times when it does not appear that there will be any results unless Yahweh moves and sets in motion consequences that 140

will have the character of judgment"

. Wenn es etwa dem "Frevler" nach

seiner "frevlerischen Tat" zunächst gut geht, ihn später aber Unheil trifft, ist es keineswegs selbstverständlich, daß darin eine "Nachwirkung" der Tat "auf den Täter"141 zu sehen ist, "die ... zu einem späteren Zeitpunkt erst spürbar wird"

. Dies wird erst dann einsichtig, wenn

das erfahrene Leben dieses Menschen nach Maßgabe des Konzepts des TatErgehen-Zusammenhangs interpretiert wird. Demnach scheint es sich bei diesem Konzept weniger um eine einfache Abstraktion und Generalisierung von Einzelerfahrungen zu handeln als um einen Rahmen der Organisation und Interpretation von Einzelerfahrungen, der seinerseits von bestimmten "theoretischen" Prämissen - Koch selbst nennt als bestimmendes Moment der spezifisch atl. "Ausprägung der Auffassung von schicksalwirkender 142 Tat auf dem Boden des alten Orients" den "'existentielle(n)' Monothe143

ismus"

- bestimmt ist. "The deed-consequence relationship was proba-

bly not so much a carefully worked out theological interpretation of the causal nexus in human events as it was a theological conclusion growing out of the experience of the relationship (and not just by scribes and sages) which was integrated with 144 convictions about the divine activity and control of human events"

. Die Funktion dieses Konzepts ist dement-

sprechend mehrdimensional: Es bewahrt nicht nur Erfahrungen "schicksal-

140 141 142 143 144

Miller, Sin, 134. Koch, Vergeltungsdogma, 136. A.a.O., 179f. A.a.O., 179. Hiller, Sin, 134.

EXKURS: Das Konzept des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs"

91

wirkender Tat", sondern bekräftigt auch das Vertrauen in eine "sittliche Weltordnung" angesichts widerstreitender Erfahrungen und beinhaltet ei145 nen Appell, dieser Weltordnung entsprechend zu handeln Eine gewisse Flexibilität erhält das Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs auch dadurch, daß eine "Aufhebung der Einheit 146 von Tat und Tatfolge" - zwar nicht durch "Magie und Vielgötterei" wie in der Umwelt Israels, aber doch - in Form von "Vergebung" oder "Versöhnung" prinzipi147 eil möglich ist , wie sie etwa durch kultische Sühnepraxis vermittelt werden kann. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung von "sühnba148 rer" und "unsühnbarer" Schuld von Bedeutung , wobei auffällt, daß im AT auf die "Frage, warum für einen Teil der Vergehen eine Aufhebung des Tat-Folge-Zusammenhangs, für einen anderen Teil jedoch dessen Vollstrekkung bezeugt wird, den Texten weder der Versuch einer systematischen Antwort entnommen werden noch auch eine etwa 149 durchgängig einheitliche Linie in der Praxis erkannt werden" kann

145 D a s K o n z e p t d e s T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s w e i s t so a u c h e i n e g r ö ß e r e F l e x i b i l i t ä t f ü r d i e V e r a r b e i t u n g auch w i d e r s t r e i t e n d e r E r f a h r u n g e n auf, a l s es b e i K o c h zum A u s d r u c k k o m m t . D a s P r o b l e m , d a s d i e B ü c h e r Hiob und Kohelet auf je unterschiedliche Weise bearbeiten, ist als "durchgreifende(r) Zweifel an der Auffassung einer schicksalwirkenden TatsphSre" (Koch, V e r g e l t u n g s d o g m a , 1 6 9 ) w o h l n u r u n z u r e i c h e n d bestimmt - zumal weder bei Hiob noch bei Kohelet ein " g r u n d s ä t z l i cher Durchbruch zu einea anderen Denkscheaa" e r k e n n b a r i s t ( a . a . O . , 173.) Hier f i n d e t e h e r d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t e i n e r " I d e o l o g i s i e r u n g d e s a l t t e s t a m e n t l i c h e n G l a u b e n s " s t a t t , in d e r " d i e a l t e r e l i g i ö s e Z u s a m m e n b i n d u n g v o n G e r e c h t i g k e i t u n d L e b e n zu e i n e m G e s e t z erhoben wurde, das keine Ausnahme zuläßt" (Kaiser, Ideologie, 30). Die a p p e l l a t i v e D i m e n s i o n d e s T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s w i r d v o n K o c h a u s g e b l e n d e t , w e n n er etwa v o n S p r 2 8 , 1 7 ( " E i n M e n s c h , d e n d a s B l u t ( f r e m d e n ) L e b e n s d r ü c k t , i s t f l ü c h t i g b i s zum G r a b - n i e m a n d h e l f e i h m ! " ) d e n l e t z t e n T e i l n i c h t z i t i e r t (Koch, a . a . O . , 1 3 2 ) . 146 147 148 149

Koch, Vergeltungsdogma, 179. Vgl. Knierim, Hauptbegriffe, 91ff. Vgl. Maag, Schuld. K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 9 4 . Im A u s s c h l u ß d e r M ö g l i c h k e i t e i n e r A u f h e bung d e r E i n h e i t v o n T a t u n d E r g e h e n s c h e i n t g e r a d e e i n C h a r a k t e r i s t i k u m d e r g e r i c h t s p r o p h e t i s c h e n T r a d i t i o n s s t r ö m u n g zu l i e g e n . So n e n n t e t w a H o s e e s e i n e T o c h t e r HOn") K1! , w e i l J a h w e " d e m H a u s I s r a e l f o r t h i n n i c h t m e h r g n ä d i g s e i n " w i l l , "um i h m zu v e r g e b e n " (Hos 1 , 6 ) . So s t e l l t im A m o s b u c h J a h w e kurz und b ü n d i g f e s t : " D a s E n d e i s t g e kommen über mein Volk Israel; ich will ihm nicht länger vergeben!" (Am 8 , 2 ) . So l e h n t in J e r 1 4 , l f f J a h w e d a s " R i t u a l e i n e r B u ß e " ( K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 93) ab: " J a h w e h a t k e i n G e f a l l e n an i h n e n ; j e t z t w i r d er i h r e r V e r s c h u l d u n g g e d e n k e n und i h r e V e r f e h l u n g h e i m s u c h e n " .

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

92

Gerichtsprophezeiung

Die Tatsache, daß die Folgen seines Handelns an den Handelnden nicht 150 "von außen ... herangetragen" werden , schließt offenbar nicht aus, daß der Zusammenhang von Tat und Ergehen "einer vorgegebenen Norm" ent151 spricht

. Dies wird dann als möglich begreifbar, wenn sowohl der Tat-

Ergehen-Zusammenhang als auch die mit ihm zusammenhängenden Normen als Elemente eines umfassenden Ordnungskonzepts erkannt werden. Wenn etwa in 152 den von Koch herangezogenen Weisheitssprüchen undYfT , "Gerechter" und "Frevler" o.a. einander gegenübergestellt werden, verweist dies 153 154 auf die Sozialgemeinschaft als engeren und den Kosmos als weite155 ren Ordnungshorizont . Dem Schutz und der Erhaltung der durch solche vorgegebenen Ordnungsstrukturen eröffneten Lebensmöglichkeiten dienen 156 sowohl mehr oder weniger explizierte und differenzierte Verhaltens157 normen

als auch eine dem Tat-Ergehen-Zusammenhang entsprechende Korre-

lation von Handeln und Ergehen, die - vermittelt über das Ergehen des Täters - die Reproduktion der Guttat ermöglicht, die frevelhaften Verhaltens dagegen unterbindet. Mit diesem weiteren konzeptionellen Rahmen dürfte es zusammenhängen, daß "die Auffassung von schicksalwirkender Tat im Alten Testament ... keine Grade, sondern nur Verderben oder Wohlergehen schlechthin" kennt^®: Es geht hier um grundlegende Ordnungen und damit um "Leben" oder "Tod". In Anbetracht der Pluri-Funktionalität des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, seiner relativen Flexibilität in Bezug auf konkrete Erfahrungen und seines Eingebundenseins in eine umgreifende Ordnungsvorstellung ist auch die Frage nach dem Verhältnis der Anwendung dieses Konzepts auf Erfahrun-

150 151 152 153 154 155

156

157 156

- Die Tatsache, daß eine Zeitspanne zwischen der Übeltat und dem ihr entsprechenden Ergehen verstreicht, wird hier offenkundig auf das Erbarmen und die Vergebungsbereitschaft Jahwes zurückgeführt. Mit Koch, Vergeltungsdogma, 133. Gegen Koch, ebd. Vgl. a.a.O., 132. Vgl. Koch, Art. ¡7T3f . Vgl. Schmid, Gerechtigkeit. Die Kontroverse darüber, welcher dieser Ordnungshorizonte der für die Interpretation der atl. (H )|7T2f - Konzeption entscheidende sei, ist in diesem Zusammenhang nicht von grundsätzlicher Bedeutung. Koch, Profeten II, 17 sieht im Dtn den Übergang von "'naturwüchsigen 1 Gemeinschaftsbindungen" zu der "später(en) Überzeugung ..., daß die göttlichen Gebote und nicht spontanes Solidaritätsempfinden den Leitfaden für das bieten, was heilschaffende Geaeinschaftstreue beinhaltet", angelegt. Vgl. dazu (immer noch) V.Rad, Theologie I, 207ff. Koch, Vergeltungsdogma, 167.

E X K U R S : D a s K o n z e p t des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "

93

gen des Einzelnen zu seiner Anwendung auf Erfahrungen der Gemeinschaft neu zu stellen. Daß "das Schicksal des Volkes in gleicher Weise auf Gut159 oder Übeltaten zurückgeführt (wird) wie das Schicksal des einzelnen" , ist keineswegs selbstverständlich. "Daß Israel als ganzes Jahwe gegenüber schuldig werden und deswegen als ganzes verworfen werden könnte, wie es ein Amos verkündigt, ist" - zumindest nach der Rekonstruktion von J.Jeremias - "in der kultischen Fluchverkündigung Israels und in den priesterlichen Ausrottungsforderungen ebensowenig ins Auge gefaßt wie in 160 der kultprophetischen Gerichtsverkündigung" . Damit ist freilich nicht ausgeschlossen, daß Israel als Ganzes in Unheil gerät. Dieses Unheil wird aber gerade auf das Handeln Einzelner zurückgeführt, "das Wirken der Frevler", das "Israel in eine 1 6umfassende Not (führt), die das gesam1 . Zu seiner Beseitigung wird folge-

te Volk in Mitleidenschaft zieht"

richtig ein göttliches Eingreifen erwartet, in dem "Jahwe alle Frevler vernichte(n) und •damit dem 162 menschlichen Zusammenleben sein Fundament zurück(.)geben (...) wird" . Wird in dieser Weise das Ergehen der 163 Gemeinschaft als Folge des Handelns Einzelner begriffen , bleibt die Volksgemeinschaft umfassender Ordnungshorizont - was "für das Lebensge164 fühl von Brügern antiker Großreiche" das Normale ist Dagegen erfordert die "gerichtsprophetische Anwendung des Tat-ErgehenZusammenhangs auf die Gemeinschaft als handelnde Instanz eine Ausweitung des Ordnungshorizonts. Dieser muß nun den Bereich der Fremdvölker ein-165 schließen, die nicht mehr einfach "zur kosmosfeindlichen Wirklichkeit" gerechnet werden können, wenn der Untergang Israels als Wiederherstellung gestörter Ordnung begriffen werden soll. In diesem Zusammenhang wird die argumentative Funktion einer Aussage wie Am 9,7 verständlich: "Seid ihr nicht wie die Kuschiten für mich, ihr Israeliten, spricht Jahwe? Habe ich nicht Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt, die Philister aus Kaphtor und Aram aus Kir?" Dem entspricht etwa bei Jeremia seine Einsetzung "über Völker und Königreiche" (Jer 1,10). In der 159 E b d . 160 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 133; zur K r i t i k an der Q u a l i f i k a t i o n des H a b a k u k b u c h s (bzw. e i n e r b e s t i m m t e n Ü b e r l i e f e r u n g s s c h i c h t d a r i n ) a l s " k u l t p r o p h e t i s c h " s. z . B . R u d o l p h , H a b a k u k , 193f u.ö. 161 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 130. 162 A . a . O . , 1 3 1 . 163 V g l . K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 9 7 f f . 164 H a a g , S c h u l d , 2 4 1 . 165 A . a . O . , 2 4 2 .

94

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

Gerichtsprophezeiung

Konsequenz dieser Ausdehnung des Herrschaftsbereichs Jahwes auf die ganze Völkerwelt liegt es, wenn die "gerichtsprophetischen" Fremdvölkerorakel nicht nur dazu dienen, "Israels Heilszustand und Integrität gegen Gefahren zu sichern, die von außen durch politische Feinde" drohen, sondern in ihnen "(d)ie Völker ... prinzipiell mit Israel auf eine Stufe gestellt, dem gleichen heiligen Willen Jahwes unterworfen, dem gleichen

166

Gericht überantwortet" werden Trotz aller notwendigen

Kritik

Kochs H i n w e i s auf das K o n z e p t des

und M o d i f i k a t i o n

bleibt

"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"

- als e i n e r " S c h i c h t " atl. und aol.

WirklichkeitsVerständnis-

ses, die in den T e x t e n n i c h t i m m e r in " c h e m i s c h r e i n e r " v o r l i e g t , s o n d e r n oft d u r c h k o n z e p t i o n e l l e

Rekonstruktion

erst zutage zu f ö r d e r n ist - g r u n d s ä t z l i c h b e r e c h t i g t . diesem Zusammenhang

In

k ö n n e n die A u s s a g e n über den "Zorn"

wes in Ez 5 , 5 - 1 7 v e r s t ä n d l i c h g e m a c h t Vom g ö t t l i c h e n

Form

"Zorn"

(v.a. TN

t r i e r t in 13 und 15 die R e d e .

Jah-

werden.

undiinn ) ist im T e x t

"Gerichtsprophetischer"

t i o n e n t s p r e c h e n d f u n g i e r t er hier als " B i n d e g l i e d

konzenTradi-

. . . zwi-

schen dem V e r g e h e n I s r a e l s , g e g e n das der P r o p h e t A n k l a g e e r h e b t , und dem s t r a f e n d e n E i n g r e i f e n , das aus dem Zorn G o t 167 tes r e s u l t i e r t " : Das E n t b r e n n e n des Z o r n e s G o t t e s soll die N o t w e n d i g k e i t der Folge der G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g 1 R fi unterstreichen"

auf

die

Anklage

Mit der T r a d i t i o n s t i m m t der T e x t s o w o h l in der hensfolge Schuld Israels ü b e r e i n als auch d a r i n ,

- Zorn G o t t e s - G o t t e s "daß der Zorn G o t t e s das

l i e h e , ganz und gar U n g e w ö h n l i c h e

und B e s o n d e r e

"Gesche1 cü

Gericht"

Außerordent170 ist"

(vgl. 9!), daß er sich g e g e n I s r a e l r i c h t e t , in V e r n i c h t u n g 171 a u s w i r k t und z e i t l i c h b e g r e n z t ist (vgl. 13). A u c h hier " e n t b r e n n t " J a h w e s Zorn

"an dem K o n t r a s t z w i s c h e n dem,

G o t t in s e i n e r G ü t e an s e i n e m Volk g e t a n hat, und

166 167 168 169 170 171

Jeremia s, Kultprophetie , 178 Westermann, Boten, 97. A.a.O. , 100. A.a.O. , 102. A.a.O. , 101. A.a.O. , 98.

was

dessen

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

95

172 unbegreiflicher

Reaktion darauf"

d a g e g e n eine A b w e n d u n g tende Eintreten eines

. Ausgeschlossen

des g ö t t l i c h e n

erscheint

Z o r n s d u r c h das

" M i t t l e r ( s ) " , der "vom Zorn

fürbit-

Gottes

nicht betroffen" Auswirkung

ist, 173 " z w i s c h e n den Zorn G o t t e s und d e s s e n im G e r i c h t " . V i e l m e h r kommt J a h w e s Zorn erst

"zum Ende" und "zur R u h e "

(n*73; m l

hi.: 13), w e n n sich

angekündigte totale Katastrophe Jerusalems/Israels e n d e t hat

(vgl. 16,42; 2 1 , 2 2 ;

Die U n a b w e n d b a r k e i t gütig

blicken

von 11: "Mein Auge w i r d

(Din), und ich w e r d e m i c h nicht

("7nn)", die E n t s p r e c h u n g e n

voll-

24,13).

des g ö t t l i c h e n Z o r n s w i r d noch

s t r i c h e n d u r c h die A u s s a g e

die

(12)

in a n d e r e n

unter-

nicht

erbarmen

Gerichtsankündigungen

des EB hat

(7,4.9; 8,18; 9,10; vgl. auch 2 0 , 1 7 ; 9,5; 16,5 174 sowie Dtn 7,16; Gen 45,20) . D a m i t ist die in der S o u v e r ä -

nität Jahwes begründete Möglichkeit einer Suspendierung Tat-Ergehen-Zusammenhangs chanism(us)" (Koch)

explizit ausgeschlossen.

der "sich v o l l e n d e n d e ( n )

Der

Entscheidung

Jahwes.

in der Tat "der T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g einer weitausgreifenden

"perso-

Insofern

Entscheidung

göttlichen Wirkungsebene"

von

(Koch) . seine

v e r w i e s e n w i r d , den " M e c h a n i s m u s "

Tat-Ergehen-Zusammenhangs

"erbarmungslos"

lassen,

des g ö t t l i c h e n

ist K o c h s D e u t u n g

hypostasierte,

ist

. . . umgriffen

S o f e r n aber in der R e d e vom "Zorn" J a h w e s g e r a d e auf personale

"Me-

Tun-Ergehen-Sfäre"

v e r d a n k t seine W i r k s a m k e i t also gerade e i n e r

nalen", sinnhaft-offenen

des

sich a u s w i r k e n Z o r n s als

"metahistorisch-mythologische

des zu

gleichsam

Wesenheit,

die

172 E b d . 173 Ebd. 174 In d i e s e m Z u s a m m e n h a n g d ü r f t e der S a t z "Ich w e r d e m i c h t r ö s t e n " (13) zu v e r s t e h e n s e i n , in dem d e r G e b r a u c h d e s V e r b s D I U ni. - ä h n l i c h wie in J e s 1,24 - a u f f ä l l t . D o r t ist es w o h l so zu v e r s t e h e n , "daß J a h w e s i c h an s e i n e n G e g n e r n ' t r ö s t e n ' , also n i c h t m e h r ü b e r s e i n e die S t r a f e a u s s e t z e n d e L a n g m u t Reue e m p f i n d e n w i l l " ( S t o e b e , A r t . • [13, 64). E i n e P o i n t e der V e r w e n d u n g des V e r b s Q n J ni. in Ez 5,13 k ö n n t e d a r i n l i e g e n , daß dem G e d a n k e n d a r a n , daß J a h w e s e i n a n g e k ü n d i g t e s G e r i c h t s h a n d e l n n o c h " b e r e u e n " k ö n n t e (vgl. 2 4 , 1 4 ) , s c h o n s p r a c h l i c h d e r B o d e n e n t z o g e n w e r d e n s o l l : "Der G e w i ß h e i t , m i t der das a n g e s a g t e G e r i c h t e i n t r i f f t , k o r r e s p o n d i e r t ein S t r a f w i l l e J a h w e s , der k e i n e n H e m m u n g e n und k e i n e r Z u r ü c k h a l t u n g im B l i c k auf I s r a els G e s c h i c k u n t e r l i e g t " ( J e r e m i a s , R e u e , 5 1 ) .

96

Geschichte

sich

von

Jahwä

Untergang

mit

Zutreffend des men"

ist

göttlichen des

im R a h m e n

her

der

Gerichtsprophezeiung

auf

d i e M e n s c h e n z u b e w e g t und i n d e r e n 175 untergeht" , m.E. n i c h t unproblematisch. aber Zorns

zweifellos als

sein

Tat-Ergehen-Zusammenhangs

Brennpunkt

in

4.2.2.

Korrelation

Die

Jahwä

Hinweis

Bindeglied

auf

zwischen und

dem

den

die

Funktion

"Mechanis-

"personale(n)

selbst". von

göttlichem

und

menschlichem

Handeln Konkrete sich wie

Prognosen

im T e x t

v.a.

reichhaltiges

einzelnen

in

des

Ergehens

10.

12.

atl.

Ankündigungen

zelnen

kurz

strebt

wäre.

gezeigt

und

14f

Jerusalems/Israels und

16f.

Dabei

fällt

finden auf,

V e r g l e i c h s m a t e r i a l zu den 176 vorliegt . D i e s s o l l h i e r im E i n -

werden,

aol.

ohne

daß

Vollständigkeit

ange-

D i e Ankündigung des " K a n n i b a l i s m u s " i n J e r u s a l e m von 177 10: " V ä t e r werden Söhne e s s e n i n d i r , und Söhne werden i h r e V ä t e r e s s e n "

, hat P a r a l l e -

l e n i n Lev 2 6 , 2 9 ; Dtn 2 8 , 5 3 ; J e s 9 , 1 9 f und J e r 1 9 , 9 . 2 Kön 6 , 2 8 f und K l g l 4 , 1 0 ( v g l . 2,20) b l i c k e n a u f entsprechende E r e i g n i s s e im b e l a g e r t e n Jerusalem z u r ü c k . Läßt s i c h so d i e s e r Topos im AT v . a . i n der " d t r

Lite-

r a t u r " , j e d e n f a l l s mit S i c h e r h e i t " e r s t i n n a c h e x i l i s c h e n T e x t e n " n a c h weisen 178 , l ä ß t s i c h doch s e i n e T r a d i t i o n s g e s c h i c h t e im a o l . B e r e i c h 179 wesentlich weiter zurückverfolgen . H i e r f i n d e n s i c h A n s p i e l u n g e n auf d e r a r t i g e " K a n n i b a l i s m u s " etwa im A t r a h a s i s - E p o s oder im B e r i c h t über A s s u r b a n i p a l s F e l d z u g gegen d i e A r a b e r , v . a . aber i n V e r t r a g s t e x t e n wie dem V a s a l l e n v e r t r a g Asarhaddons mit medischen F ü r s t e n . Im F l u c h von A g a de h e i ß t e s : "May t h e o x e n - s l a u g h t e r e r s l a u g h t e r ( h 180 is) wife (instead), may your sheep-butcher butcher h i s c h i l d ( i n s t e a d ) " . Dabei i s t deut-

175 K o c h , P r o f e t e n II, 97; vgl. u. I I I . 4 . 2 . 2 . 176 Das a t l . V e r g l e i c h s m a t e r i a l 1st v . a . b e i C o o k e , 6 0 f f g e n a n n t . 177 N a c h den a r t i k e l - und s u f f i x l o s e n N o m i n a n i l N u n d 0 7 3 1 (2x) f ä l l t das s u f f i g i e r t e O n i l N am Ende, von 10a a u f . G h a t a u c h h i e r e i n f a c h e s TtaxepaSi w ä h r e n d S u n d T s c h o n in 1 0 a a s t a t t D ' J l b n j h w n b i e t e n ( s . B H S ) . B e i d e V a r i a n t e n d ü r f t e n a b e r a l s G l ä t t u n g von M zu b e u r t e i len s e i n , der j e d e n f a l l s die l e c t i o d i f f i c i l i o r b i e t e t . 178 L i w a k , P r o b l e m e , 81. 179 V g l . H i l l e r s , H i s t o r y , 1 5 7 f f ; D e r s . , T r e a t y - C u r s e s , 6 2 f . 180 Ü b e r s e t z u n g von H i l l e r s , H i s t o r y , 158.

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

97

181 lieh, daß "cannibalism is the limit, the extreme stage"

- in Ez 5,10

noch insofern gesteigert, als "auch Kinder sich an ihren Vätern vergreifen sollen - ein auf dem Hintergrund 182 der strengen at.liehen Pietätsforderung doppelt grauenhaftes Tun" , in dem sich die mayill Jerusalems (9b) auswirken. Auffällig

ist die "very frequent occurrence of cannibal-

ism among the treaty-curses"; das Auftreten dieses Topos in "historischen" Texten dürfte daraus zu erklären sein, "that the treaty-pattern, 183 or covenant theology ..., may have shaped Assyrian 'history'" Die Ankündigung der Zerstreuung "in alle Winde" (10) findet sich im EB neben 5,2.12 noch in 12,14; 17,21. Eine Zerstreuung "in die Länder" kündigt Jer 49,32.36 Damaskus und Elam an (vgl. Ez 6,8; 12,15 u.ö.). Lev 26,33 spricht von einer Zerstreuung "unter die Völker" in unmittelbarem Zusammenhang mit zwei weiteren Ankündigungen, die sich auch in Ez 5,5-17 finden: Lev 26,33 Euch aber werde ich unter die Völker zerstreuen (niT). und das Schwert werde ich hinter euch her zücken (¡j^t hi.), und euer Land soll zur Wüste (nnneO und eure Städte zu Trümmern (min) werden.

Ez 5 (10) (Ich) werde deinen ganzen Rest in alle Winde zerstreuen (niT) ... (12) (Ich) werde das Schwert zükken (p^T hi.) hinter ihnen her ... (14) ... ich werde dich zur Trümmerstätte (nnn) und zum Spott machen ... (15) ... 'du' wirst Spott und Hohn, Warnung und Entsetzen (nnim) sein ...

Daß von einer Stadt nur Trümmer übrigbleiben werden (14f), kündigen auch Lev 26,31 und - bezogen auf den Tempel - 1 Kön 9,8 (= 2 Chr 7,21) an, in Verbindung mit ihrer Verspottung durch die "Vorübergehenden" Zeph 2,15 (gegen Ninive); Jer 49,17 (gegen Edom); 18,16; 19,8 (unmittelbar vor der Ankündigung des Kannibalismus in 19,9!). "Die Möglichkeit, daß das Volk zum Gespött der Völker wird, ist exemplarisch in Dt 28,37 ausge184 drückt"

(vgl. auch 1 Kön 9,7). Der entsprechenden Ankündigung geht

"in Analogie zu Ez 5,12 in Jer 29,17f ebenfalls eine typisierende Aufzäh-

181 E b d . 182 Z i m m e r l i , 1 3 4 . 183 H i l l e r s , H i s t o r y , 159; v g l . z . B . F a l e s , C o d e , 1 9 8 f , der a u f " t h e e n e m y ' s l a c k of r e s p e c t of p a c t s , t r e a t i e s , e t c . " a l s frequenter) Topos der Inschriften A s s u r b a n i p a l s hinweist. 184 L i w e k , P r o b l e m e , 84.

98

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

Gerichtsprophezeiung

lung von Strafmitteln voraus (...)> die durch die Trias 'Schwert', 'Hun1 RR ger' und 'Pest' ausgedrückt wird" (vgl. auch Jer 44,12). Der Schluß 186 von diesen Parallelformulierungen auf ein Vorliegen "dtr Diktion" in Ez 5,14f ist jedoch problematisch angesichts der Variationen im sprachli187 chen Ausdruck

; auch hier empfiehlt es sich, sich in stärkerer Zurück-

haltung mit der Feststellung zu begnügen, daß "um die Zeit des Exils 189 herum das Motiv (verbreitet) war" Entsprechendes gilt für die Trias "Pest - Hunger - Schwert" (12), die in den Gerichtsprophezeiungen des EB mehrfach wiederkehrt (6,llf; 7,15; 12,16; 14,13.17.19; vgl. auch 33,27: "Schwert - wilde Tiere - Pest") und 190 im ('dtr.') Jeremiabuch "a standing formula" darstellt (neben Jer 14,12 noch 14x): Sie bringt im Grunde nur auf eine prägnante Begrifflichkeit, was im gesamten aol. Bereich Inhalt von Unheilsprophezeiungen ist: "drought or flood, famine, pestilence, internal discord, or defeat by an 191 enemy"

. In Lev 26,25 sind "Schwert" und "Pest" genannt; im folgenden

Vers 26 ist vom "Zerbrechen des Brotstabes" (vgl. Ez 5,16) die

Rede.

Die Viererreihe "Hunger - wilde Tiere - Pest und Blut - Schwert" (17) findet sich im EB noch in 14,21 ("Pest und Blut": 28,23; 38,22), im Jeremiabuch in 15,3. Von einer durch "wilde Tiere" verursachten Kinderlosigkeit spricht auch Lev 26,22. Daß Jahwe hinter den Vertriebenen her das Schwert zücken werde (12), sagt ausdrücklich nur noch Lev 26,33 (s.o.; vgl. Ez 28,7; 30,11). Vergleichbare Aussagen finden sich aber auch in den Gerichtsorakeln der Propheten Jeremia und Arnos. Während in Jer 15,9 die dem Gericht zunächst Entronnenen "dem Schwert ihrer Feinde" preisgegeben werden, erscheint in Am 9,4; Jer 9,15 das Schwert wie in Ez 5 als relativ selbständige Wirkungsgröße. Der Ausdruck "das Schwert bringen über ..." (17) findet sich im EB noch mehrmals (6,3; 11,8; 14,17; 29,8; 33,2), daneben wieder in Lev 26,25. Es ist "not an expression used by other prophets" 192

185 E b d . 186 Ebd. 187 V g l . a . a . O . , 2 7 0 A n m . 9 3 f f ; die A n n a h m e " d t r " P r o v e n i e n z kann j e d e n f a l l s n i c h t a l s g e s i c h e r t g e l t e n , vgl. P r e u s s , um, 59. 189 L i w a k , P r o b l e m e , 270 A n m . 100. 190 C o o k e , 61; vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 8 1 f f . 191 S m i t h , T h e o l o g y , 1 4 5 . 192 C o o k e , 62.

von D t n 28 Deuteronomi-

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

99

Von göttlichen "Pfeilen" - allerdings nicht "Pfeilen des Hungers" (16) - spricht schließlich noch Dtn 32,33. Die T a b e l l e

auf der f o l g e n d e n Seite s t e l l t n o c h e i n m a l

I n v e n t a r an T o p e n der G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g atl. V e r g l e i c h s t e x t e n che " F l u c h f o r m u l a r " , Texte"

mit

zusammen,

die d a b e i in die T e x t b e r e i 193 "Gerichtsprophezeiung" und " s o n s t i g e

(v.a. g e s c h i c h t l i c h e

exemplarischer

in Ez 5 , 5 f f

das

Rückblicke)

aol. V e r g l e i c h s t e x t

f o r m u l a r " der V a s a l l e n v e r t r a g

e i n g e t e i l t sind.

ist in der S p a l t e

Als

"Fluch-

Asarhaddons mit medischen

Für-

194 sten

aufgenommen

Bei aller U n V o l l s t ä n d i g k e i t einige Schlußfolgerungen:

erlaubt diese Übersicht

Die T o p e n der

doch

Gerichtsankündigung

in Ez 5 , 5 - 1 7 sind in atl. T e x t e n , die dem Exil z e i t l i c h stehen, relativ

breit g e s t r e195 ut.

v.a. in F l u c h f ö r m u l a r e n auf keln w e r d e n e i n z e l n e

Im Z u s a m m e n h a n g t r e t e n

. In p r o p h e t i s c h e n

Flüche aktualisiert;

im

Gerichtsora-

geschichtlichen

Rückblick

(v.a. in Klgl)

Situation

als F o l g e des F l u c h s i n t e r p r e t i e r t w e r d e n

Klgl

kann die g e g e n w ä r t i g

nahe sie

erfahrbare (vgl.

2,17)196.

193 H i t "F" s i n d h i e r F r e m d v ö l k e r w o r t e g e k e n n z e i c h n e t . 194 S. T U Ä T 1/2, 1 6 0 f f ; i c h ü b e r n e h m e die d o r t g e b o t e n e P a r a g r a p h e n E i n t e i l u n g ; w e i t e r e s V e r g l e i c h s m e t e r i a l bei H i l l e r s , T r e a t y - C u r s e s . 195 D a b e i z e i g t Ez 5 , 5 - 1 7 b e s o n d e r s e n g e B e r ü h r u n g e n m i t Lev 26. A u f die b r e i t e D i s k u s s i o n zum V e r h ä l t n i s von Lev 26 (und H) zum EB k a n n hier n i c h t n ä h e r e i n g e g a n g e n w e r d e n (vgl. d a z u e t w a L a n g , E z e c h i e l , 8 0 f ; K a i s e r , E i n l e i t u n g , 1 2 2 ) . E i n w e s e n t l i c h e r U n t e r s c h i e d z w i s c h e n Ez 5 , 5 f f u n d Lev 26 b e s t e h t d a r i n , daß Ez 5 , 5 f f e i n a b s c h l i e ß e n d e s .tot a l e s G e r i c h t J a h w e s a n k ü n d i g t , w ä h r e n d Lev 2 6 , 4 0 ff im R a h m e n d e s B u n d e s k o n z e p t e s eine Z u k u n f t s p e r s p e k t i v e für Israel über das Gericht hinaus entwickelt. Das l i t e r a r g e s c h i c h t l i c h e Verhältnis zwischen b e i d e n T e x t e n l i e ß e s i c h nur u n t e r V o r a u s s e t z u n g e i n e r s o r g f ä l t i g e n A n a l y s e der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e von Lev 26 k l ä r e n . V o r l ä u f i g w i r d "man s i c h w o h l m i t d e r A u s k u n f t b e g n ü g e n ( m ü s s e n ) , s e i n e (sc. E z e c h i e l s ) T h e o l o g i e o r i e n t i e r e s i c h an s a k r a l r e c h t l i c h e n u n d t r a d i t i o n e l l - p r o p h e t i s c h e n V o r s t e l l u n g e n " (Lang, E z e c h i e l , 8 1 ) , d i e a u c h in Lev 26 zum A u s d r u c k k o m m e n . 196 Zur R ü c k w i r k u n g d e r a r t i g e r Ü b e r n a h m e der F l u c h f o l g e n a u f die l i t e r a r i s c h e G e s t a l t d e r F l u c h f o r m u l a r e Lev 26 u n d D t n 28 v g l . B a l t z e r , B u n d e s f o r m u l a r , 1 5 8 f f . - S c h o t t r o f f , F l u c h s p r u c h hat g e z e i g t , daß das V o r l i e g e n v o n F l ü c h e n in e i n e m T e x t n i c h t n o t w e n d i g I n d i z d a f ü r ist, daß das B u n d e s k o n z e p t seinen k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen darstellt. S e i n e D i s k u s s i o n d e s V e r h ä l t n i s s e s von F l u c h und B u n d in a t l . T e x t e n (vgl. v.a. a . a . O . , 2 1 7 f f ) i s t a b e r m . E . i n s o f e r n p r o b l e m a t i s c h , als sie zum e i n e n " B u n d " u n d " K u l t " zu w e n i g d i f f e r e n z i e r t , zum a n d e r e n

G e s c h i c h t e im R a h m e n der

100

Gerichtsprophezeiung

b

der

bietet 7

mit

Gerichts

in

und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g und a b s c h l i e ß e n d

der

7

IDV

nochmal

die

eine

die

inhaltliche

(a.ba) enthält 4 Charakteristik der Ge-

JN 0A1:

der

und

Tatbestandsaufnahme, 43

Schuldaufweis

(... mit

J3il

141

zu h ö r e n ,

zunächst

folgt.

zusammenfassende

Texte

Jahwes

zusammenfassende

göttlichen eine

das

eingeführt

richtsprophezeiung, miert

und S t r u k t u r

(...

TBK

ly7:

43a)

43ba)

nocheinmal

resüm-

Gottesformel

bekräftigt

wer-

den . Ein tes

weiterer

ergibt

Darstellung.

aus

Unter

sich

etwa

l-3act

Einleitung

3aß-34

Gesichtspunkt

sich

folgende

für

dem W e c h s e l

die von

Berücksichtigung

Strukturierung 1. der

und 3 .

Pers.

des in

Inhaltsseite

Texder

ergibt

Gliederung:

SCHULDAUFWEIS 3aß-14

Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Jerusalem durch Jahwe 3aß-5 Vorgeschichte Jerusalems

6-7

3aß.b

Herkunft und Abstammung

4-5

Geburt und Aussetzung

K i n d h e i t und Jugend Jerusalems 5 6-7aa E r s t e s E i n g r e i f e n Jahwes: Lebenszusage 7aß.b

8

Heranwachsen Jerusalems

Eheschluß Jahwes mit Jerusalem 8.a.bct Zweites E i n g r e i f e n Jahwes: Ehe-Bund 8bß

9-14

Jerusalem a l s Ehefrau Jahwes

A u s s t a t t u n g der Ehefrau durch Jahwe 9-12

Handeln Jahwes

13-14a Folgen f ü r Jerusalem 14b

Rückverweis auf das Handeln Jahwes

4 V g l . K o c h , F o r m g e s c h i c h t e , 232 5 Zum T e x t s. Z i m m e r l i , 335.

u.ö.

142

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g 15-34

als

"Geschichtsentwurf"

Widerspruch Jerusalems gegen seine Beziehung zu Jahwe 15-26

Untreue Jerusalems

27

15

Hurerei

16-19

Mißbrauch der Gaben Jahwes

20-21

Opfer der gemeinsamen Kinder

22

Vergessen der Jugendzeit

23-26

Hurerei, insbesondere mit den Ägyptern

Eingreifen Jahwes: Auslieferung Jerusalems an die Philister

28-34

Fortsetzung der Untreue Jerusalems 28

Hurerei mit den Assyrern

29

Hurerei mit den Chaldäern

30-34

Analogielosigkeit und Widersinn des Verhaltens Jerusalems

35-43

GERICHTSANKÜNDIGUNG Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 35-36

37-39aa^

Einleitung 35

Anrede Jerusalems

36

Resümmee des Schuldaufweises

Gerichtshandeln Jahwes an Jerusalem 37

Bloßstellung Jerusalems vor seinen Liebhabern und Feinden

38

Vollstreckung des Gerichts

39aa^

Übergabe an die Liebhaber und Feinde

39aa2~41a Gerichtshandeln der Liebhaber und Feinde an Jerusalem 39ac*2-b

Zerstörung der Hügel und Höhen; Entkleidung Jerusalems

40a

Aufgebot einer "Versammlung" gegen Jerusalem

40aß-41a Steinigung und Tötung Jerusalems; Verbrennen seiner Häuser; Vollstreckung des Gerichts 41b-42

43a. boc

Resultat des Gerichts 41b

Beendigung der Hurerei Jerusalems

42

Beruhigung des Zorns Jahwes

Abschließende Charakteristik der Gerichtsprophezeiung

Abgrenzung 1.2. Ez

und S t r u k t u r

der

143

Texte

23,1-30

Wie Kap. 16 ist auch Kap. 23 d u r c h die W o r t e r e i g n i s f o r m e l 23,1 und 24,1 sowie seine von Kap. 22 und 24 in sich r e l a t i v

einheitliche Thematik

m e n h a n g d e u t l i c h als e i g e n s t ä n d i g e r des EB

in

verschiedene,

und s e i n e n

Textkomplex

Bildzusaminnerhalb

abgegrenzt.

Innerhalb

des K a p i t e l s

"(weisen)

I n h a l t und

Sprachgebrauch

(...) 36-49 als s e k u n d ä r e s , stark von Z i t a t e n l e b e n d e s d e r s t ü c k aus. T h e m a , e i n l e i t e n d e B o t e n - und Gottesspruchformel

abschließende

l a s s e n auch in 32-34 ein r e l a t i v

diges Lied vom T a u m e l b e c h e r e r k e n n e n . D u r c h den vers 31 ist es an die v o r h e r g e h e n d e T h e m a t i k In 35 ist noch ein b e g r ü n d e t e s ger E i n l e i t u n g s f o r m e l wickelt

angefügt"

(iy) g

D r o h w o r t mit

selbständi-

in

Schuldaufweis

Der mit der k n a p p e n A n r e d e

(2a) e i n g e l e i t e t e

Schuldaufweis

men V o r g e s c h i c h t e

O h o l a s und O h o l i b a s Oholas

ent-

Zusätze

Prognose^.

1-30 z e i g t wie 1 6 , 1 - 4 3 eine Z w e i t e i l u n g

b e r i c h t e t nach der (2b-4)

DIN

12

gemeinsa-

zunächst

von

(5-8) und J a h w e s R e a k t i o n d a r a u f

10; e i n g e l e i t e t mit 13*7 ), dann vom v e r g a n g e n e n Oholibas

Überleitungs-

. A n d e r s als in Kap. 16

eine das G e r i c h t t r a n s z e n d i e r e n d e

der V e r s c h u l d u n g

selbstän-

angeschlossen.

keiner d i e s e r v e r m u t l i c h später a n g e f ü g t e n

und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g .

Son-

(9-

Verhalten

(11-21). Hier b i l d e n 13 und 18b, die j e w e i l s

von

6 A . a . O . , 5 3 7 . V g l . a b e r a u c h u. A n m . 3 0 9 . 7 D i e s s p r i c h t m . E . f ü r die A n n a h m e e i n e r g r ö ß e r e n z e i t l i c h e n N ä h e v o n 2 3 , 3 1 - 3 5 , das " s p r a c h l i c h und i n h a l t l i c h n o c h n a h e beim P r o p h e t e n und s e i n e m W o r t " s t e h t ( Z i m m e r l i , 5 5 3 ) , zum G r u n d b e s t a n d des K a p i t e l s , als sie für die E r g ä n z u n g e n in Kap. 16 a n z u n e h m e n i s t . W e n n in 2 3 , 3 6 - 4 9 " ( d ) i e B e r i c h t e 16 und 23 (...) zur b e i s p i e l h a f t e n L e h r Erzählung eines gerechten göttlichen Gerichtes über sündige, ehebrec h e r i s c h e u n d m ö r d e r i s c h e F r a u e n g e w o r d e n ( s i n d ) , die a l s w a r n e n d e s E x e m p e l d a z u h e l f e n s o l l , daß a n d e r e F r a u e n in Z u k u n f t n i c h t s ä h n l i c h e s b e g e h e n " ( Z i m m e r l i , 555; v g l . B e t t e n z o l i , G e i s t , 1 6 2 f f ) , muß d i e s m . E . n o c h n i c h t a l s "von e i n e m k l e i n e n G e i s t v o l l z o g e n e K l e i n m ü n z u n g p r o p h e t i s c h e n G e r i c h t s w o r t e s zur m o r a l i s c h e n W a r n r e d e " ( Z i m m e r l i , ebd.) ( a b - ) q u a l i f i z i e r t w e r d e n . V i e l m e h r w ä r e zu f r a g e n , ob s i c h n i c h t h i e r die in K a p . 18 und 33 (vgl.22) e r k e n n b a r e T e n d e n z der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n E B " n i e d e r g e s c h l a g e n h a t , k o n k r e t e V e r h a l t e n s n o r m e n f ü r d e n E i n z e l n e n im V o r f e l d der R e s t i t u t i o n I s r a e l s zu e n t w i c k e l n (vgl. u. V . 3 . 2 . 4 . ) .

144

Die

Gerichtsprophezeiung

einer

Reaktion

Jahwes

das

Verhalten

Übergang

zur

Gerichtsankündigung

Einschnitte.

Der

Anrede

der

markiert. ...

7

Auffällig

33i1 i l l l l '

Wechsels

von

gliedern. ergibt l-2a

)• 1.

Unter

sich

"Geschichtsentwurf"

auf

mit

13*7,

als

ist

in

ist

Neueinsatz

in

sich

dem G e s i c h t s p u n k t

22-30

läßt Pers.

in

Berücksichtigung etwa

folgende

unter der

und

7

der

der

Botenformel

berichten,

ni'VilN,

und 3 .

damit

Oholibas

28

('37N

Darstellung

der

3in

TUN ¡13

weiter

Inhaltsseite

22

klar

des

des unter-

Textes

Gliederung:

Einleitung

2 b - 2 1 SCHULDAUFWEIS 2b-4

Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Ohola/Oholiba durch Jahwe 2b-3

Vorgeschichte Oholas und O h o l i b a s 2b Abstammung 3

4

Jugend: H u r e r e i i n Ägypten

Eheschluß Jahwes mit Ohola und Oholiba (und I d e n t i f i Q

k a t i o n der Frauen mit Samaria und Jerusalem ) 5-8

Widerspruch Oholas gegen ihre Beziehung zu Jahwe 5-7

H u r e r e i mit den A s s y r e r n

8

Keine Abwendung vom V e r h a l t e n i h r e r Jugend

(Hurerei

mit den Ägyptern) 9-10

Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 9

Übergabe Oholas an die A s s y r e r durch Jahwe

10

V o l l s t r e c k u n g des G e r i c h t s an Ohola durch d i e A s s y rer

11-21

Widerspruch Oholibas gegen ihre Beziehung zu Jahwe 11

Zusammenfassende C h a r a k t e r i s i e r u n g des V e r h a l t e n s O h o l i b a s im V e r g l e i c h zu dem Oholas

12

H u r e r e i mit den A s s y r e r n

13

E r s t e Reaktion Jahwes ( V e r g l e i c h Ohola-Oholiba)

14-18a H u r e r e i mit den B a b y l o n i e r n

8 Die m e i s t v o r g e n o m m e n e S t r e i c h u n g von 4b (s. z . B . B H S ; Z i m m e r l i , 542) s e t z t v o r a u s , daß d e r B i l d z u s a m m e n h a n g des T e x t e s " v e r h ü l l e n d e (.)" ( Z i m m e r l i , e b d . ) F u n k t i o n h a t , w a s w e n i g w a h r s c h e i n l i c h i s t (s.u. 3.) .

Abgrenzung

22-30

und S t r u k t u r der

Texte

145

18b

Erneute Reaktion Jahwes (Vergleich Ohola-Oholiba)

19-21

Hurerei mit den Ägyptern in Erinnerung an das Verhalg ten ihrer Jugend

GERICHTSANKÜNDIGUNG Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 22-27 Erster Teil 22aa^

Einleitung

22aa2"26

Vollstreckung des Gerichts an Oholiba 22ao 2 ~23

Aufgebot der Babylonier und Assyrer

24a

Vorgehen der Assyrer und Babylonier

24ba

Vorlage des Rechtsfalls durch Jahwe

24bß

Urteil durch die Feinde

25aa^

Jahwe legt seinen Eifer auf Oholiba

25ac»2-26

Vollstreckung des Urteils durch die

gegen Oholiba durch Jahwe gegen Oholiba

Feinde 27

Resultat des Gerichts an Oholiba (Ende der Unzucht Oholibas in Erinnerung an Ägypten)

28-30

Zweiter Teil 28aa

Einleitung

28aß-29ba Vollstreckung des Gerichts an Oholiba

10 29bß-30

28aß.b

Übergabe an die Feinde durch Jahwe

29a.ba

Verfahren der Feinde mit Oholiba

Abschließende Charakteristik der Gerichtsprophezeiung

9 21 l e i t e t zur - im F o l g e n d e n d u r c h g e h a l t e n e n - d i r e k t e n A n r e d e an O h o l i b a ü b e r . Da d i e s e s P h ä n o m e n in A n k l a g e r e d e n m e h r f a c h b e l e g t i s t (vgl. B o e c k e r , R e d e f o r m e n , 7 1 f ) , ist es n o c h n i c h t a l s I n d i z für d a s V o r l i e g e n e i n e r " n a c h t r ä g l i c h e ( n ) E r w e i t e r u n g " (so Z i m m e r l i , 5 3 2 ; v g l . 5 4 8 , u . a . ) zu w e r t e n ( v g l . u . 2 . ( 4 ) ) . 10 29bß d ü r f t e m i t V zu 30 zu z i e h e n s e i n (vgl. Z i m m e r l i , 5 3 4 ; B H S ) . In 30 i s t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t lüy s t a t t ¡10y zu l e s e n (vgl. pc M s s ; T; Z i m m e r l i , e b d . ; B H S ) . "Der i n f . a b s . d e s M i s t e i n e V e r l e g e n heitsvokalisierung infolge der falschen V e r s a b t r e n n u n g . Zur A u s s a g e f o r m vgl. J e r 4 , 1 8 " ( Z i m m e r l i , e b d . ) .

146

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

2. L i t e r a r k r i t i s c h e

als

Probleme

W ä h r e n d in der n e u e r e n F o r s c h u n g b e s t e h t , daß der G r u n d b e s t a n d 11 16,1-43

"Geschichtsentwurf"

und 2 3 , 1 - 3 0

ein w e i t g e h e n d e r

Konsens

der Kap. 16 und 23 des EB in

zu s u c h e n ist, ist d e s s e n

im E i n z e l n e n doch stark u m s t r i t t e n .

Die

Abgrenzung

literarkritische

A n a l y s e der T e x t e w i r d e r s c h w e r t durch z a h l r e i c h e P r o b l e m e der T e x t k r i t i k und der Ü b e r s e t z u n g , vor die sie den E x e g e t e n 12 stellen

. Eine a u s f ü h r l i c h e

Einzelbeobachtungen nicht

Besprechung

aller

relevanten

ist d e s h a l b im R a h m e n d i e s e r

Arbeit

möglich.

Die D i s k u s s i o n

ist zudem b e l a s t e t durch die

unterschiedli-

s ä t zbei e der m m e n"tsattrourcetnu .r e Kaum wchen ird m soe t hk oo dn is se cq hu ee nn t A n wie G r e ennebueerr ge n13 K ovon and je t h e m e s " des T e x t e s in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t a u s g e g a n 14 gen. V o r h e r r s c h e n d ist eine "Suche nach Z u s ä t z e n " , die im E x t r e m f a l l den E i n d r u c k

erwecken

kann, a l l e s , was

"ohne

Schwierigkeiten

g e s t r i c h e n w e r d e n " kann und 15" n i c h t n o t w e n d i g zum u r s p r ü n g l i c h e n T e x t b e s t a n d g e h ö r e n " muß , werde sogleich

für s e k u n d ä r e r k l ä r t .

Nun ist die l i t e r a r k r i t i s c h e

nach einem a n a l y t i s c h

zu e r m i t t e l n d e n , m i n i m a l e n

Textbestand

(nach " k l e i n e n E i n h e i t e n " )

l e g i t i m ; die v o r s c h n e l l e

methodisch

Identifikation

T e x t - R e k o n s t r u k t s mit einem

des so

"Grundbestand"

s e h e n S i n n e ist j e d o c h

höchst problematisch

eine G e f a h r d e r a r t i g e r

Rekonstruktionen

Kriterium

häufig f u n g i e r t ,

nen l o g i s c h e n ,

zweifellos

gewonnenen literarhistori-

. Zudem

besteht

d a r i n , daß als

"was dem h e u t i g e n L e s e r m i t

stilistischen

einem T e x t u n s t i m m i g

im 16

Suche

kohärenten

ihr sei-

und s a c h l i c h e n A n f o r d e r u n g e n

e r s c h e i n t " , w ä h r e n d die

als h i s t o r i s c h e d a r a u f zu r i c h t e n " w ä r e ,

an

"Fragestellung

"was zur Z e i t

der

11 D a g e g e n m e i n t G a r s c h a , S t u d i e n , 2 7 6 f f , 1 6 , 3 - 3 0 * h a b e s e i n e u r s p r ü n g l i c h e F o r t s e t z u n g in 4 4 f * g e h a b t . S e i n e A r g u m e n t a t i o n kann j e d o c h kaum ü b e r z e u g e n . 12 V g l . z.B. die a u s f ü h r l i c h e D i s k u s s i o n bei Z i m m e r l i , 3 3 4 f f . 5 3 0 f f . 13 V g l . v.a. G r e e n b e r g , 2 9 2 f f (zu K a p . 16). 14 Z i m m e r l i , 3 4 3 . 15 G a r s c h a , S t u d i e n , 57 - die A u s d r ü c k e s i n d s y m p t o m a t i s c h für das V o r gehen Garschas. 16 V g l . R i c h t e r , E x e g e s e , 6 6 f f (mit A n m . 7 0 ! ) .

Literarkritische

literarischen nicht" Im zes

1 7

Gestaltung

des

Textes

der

Fragestellung

auf

der

"mittleren

Ebene"

und

23,1-30

ihrer

Untersuchung

aber

wenigstens

mit

den

gemacht

Grundtext

in

in

und

Arbeit

und

ihres

werden.

ab:

12-14a.

21.

diese zahlreichen merlis wesentliche

des

legt

Dieses

Analysen

es

was

sich

Gestalt

Ansat-

nahe,

der

Verfahren

Ez

weite-

s o l l

hier

Auseinandersetzung

W.Zimmeriis

plausibel

20 und 2 3 , 1 - 3 0

13aa2ß.bß.

23aß.b.

Stellen

EB

vorliegenden

19 16,1-43

16,9aß.

18.

dieser

exemplarischer

f o r m e l ) - 3 8 ( a u ß e r 3 7 a a * : T»2ilNn

prüft

ist

18

zugrundezulegen. kurz,

literarkritischen

ZimmerIi hebt i n

10b.

möglich

.

Rahmen

16,1-43 ren

147

Probleme

14.

...

25b.

folgende Ergänzungen

16-23.

>J3il).

25a.

41b-43;

26. 28-30.

23,

Es i s t

e i n z e l n durchzugehen.

Argumente f ü r

26-34.

4b.

hier

7b.

8.

nicht

Stattdessen

i h r e Ausscheidung

vom

36(außer

Boten9b.

möglich,

sollen

vorgestellt

Zim-

und

ge-

werden.

(1) Stilistische Argumente:

" D i f f e r e n z e n i n Redeweise

und S t i l "

gehören

z u d e n i n e i n e r " U n t e r s u c h u n g d e r l i t e r a r i s c h e n I n t e g r i t ä t v o n 21T e x t e n " zu r e g i s t r i e r e n d e n "Anzeichen l i t e r a r i s c h e r U n e i n h e i t l i c h k e i t " . Dabei 22 ist

jedoch

"Stil"

Schwierigkeiten literarischer

eine i n

hohem Maße p r o b l e m a t i s c h e

der Unterscheidung

Entscheidungen i n

von P o e s i e

Ez 16 und 2 3 w e i s t

d e r s e t z u n g m i t den R e k o n s t r u k t i o n s v e r s u c h e n einen Grundbestand mit

klarem

Kategorie

und P r o s a a l s

Zimmerli i n

G.Hölschers,

17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

(Hilfs-)Argumente

der

die

Auseinan-

jeweils

"Strophenbau"

herauszuarbeiten versucht, 23 "Kurzvers-Theorie" zugrundeliegt,

und G . F o h r e r s , d e s s e n A n a l y s e n s e i n e 24 selbst hin . G l e i c h w o h l kann auch b e i ihm " p r o s a i s c h " d ä r " s e i n 25 . M e i s t f ü h r t e r j e d o c h s t a t t d e s s e n ä u ß e r s t tungen a l s

. Auf

Kriterium

für literarkritische

Indiz

für

"sekun-

vage S t i l b e o b a c h 26 E n t s c h e i d u n g e n an

B a r t h / S t e c k , E x e g e s e , 36. S.o. II.2. S. z u s a m m e n f a s s e n d : Z i m m e r l i , 362f. S. z u s a m m e n f a s s e n d : a.a.O., 537f. S. B a r t h / S t e c k , Exegese, 34. Vgl. z.B. G o o d m a n , Status. Zur Kritik vgl. auch Kühl, Stand, 14f; B o a d t , P r o b l e m s , 4 9 8 f . Zimmerli, 342f.538. Vgl. Z i m m e r l i , 352 (zu 1 6 , 1 3 a « . ß ) . 353 (zu 1 6 , 1 4 ) . 544 (zu 2 3 , 7 b ) . Vgl. Z i m m e r l i , 3 5 1 f (zu 16,9aß). 352 (zu 1 6 , 1 3 a a 2 . ß : " e n t f e r n t sich von der klaren K n a p p h e i t der b i s h e r i g e n S c h i l d e r u n g " ) . 35B (zu 1 6 , 2 6 - 2 9 : "zeigt auch s p r a c h l i c h n i c h t mehr die S t r a f f u n g von

148

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

Die Ambivalenz stilistischer Argumente zeigt sich in Zimmeriis eigener Behandlung von 16,16-20: Der Abschnitt steht s.E. stilistisch und sprachlich "dem Grundtext nicht ferne", ist aber aus inhaltlichen Gründen se27 kundär

. Stilistische Argumente sind demnach jedenfalls nicht allein

schon hinreichend zur Begründung literarkritischer Entscheidungen; umgekehrt sind sie für solche (2) Widerholungen u.dgl.: 29 wegnahmen , gelegentlich 31 - von "Wiederaufnahmen"

aber auch nicht notwendig. Die Beobachtung von Wiederholungen 28 bzw. Vor30 auch - unter wiederholtem Verweis auf C.Kuhl stutzt bei Zimmerli häufig literarkritische

Operationen. Daß auch sie keineswegs eindeutig ist, zeigt sich etwa, wenn Zimmerli 23,12 ausscheidet, weil es "die Beschreibung aus 5f. wie32 derholt" , 23,10b dagegen u.a. deshalb für sekundär erklärt, weil "in 33 der voller ausgestalteten Oholibaszene eine Entsprechung fehlt" , also gerade keine Wiederholung vorliegt. Auch die Beobachtung von Wiederholungen u.dgl. kann sonach allenfalls anderweitig begründeteliterarkritische Entscheidungen stützen. (3) Als sekundäre Weiterführungen und Ausgestaltungen betrachtet Zimmer34 Ii etwa 23,18 und 25b . Wenn aber s.E. 25b als "auslegende Zusatzbemer35 kung" die "Unklarheit des n'lflN von 25ay" beseitigt , kann man m.E. fragen, ob hier nicht die literarkritische Analyse die Probleme erst schafft, die sie dann erklären will. Einige andere Zusätze werden von Zimmerli auf einen "Drang zu größerer historischer Vollständigkeit" zu-

27 28

29 30 31

32 33 34 35

1 6 f f . " , " b l a ß " ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 a : " u m s t ä n d l i c h e . ) " ) . 537 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 : " b l a s s e r ( . ) " ) . 544 (zu 2 3 , 8 : " e h e r m a t t " ) , e b d . (zu 2 3 , 1 0 b : " u n g e s c h i c k t " ) . 5 4 5 (zu 2 3 , 1 3 : "fast e t w a s p e d a n t i s c h " ) . Zimmerli, 356. V g l . Z i m m e r l i , 352 (zu 1 6 , 1 3 ) . 358 (zu 1 6 , 2 5 b ß ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 a ) . 537 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 ) . 544 (zu 2 3 , 8 ) . 545 (zu 2 3 , 1 2 ) . 5 4 8 (zu 2 3 , 2 1 ) . 549 (zu 23 , 23aß . b) . V g l . Z i m m e r l i , 544 (zu 2 3 , 1 7 b ) . 548 (zu 2 3 , 1 8 ) . Kühl, W i e d e r a u f n a h m e ; genannt bei Zimmerli, 542.545. V g l . Z i m m e r l i , 352 (zu 2 3 , 4 b ) . 544 (zu 2 3 , 9 b ) . 5 4 5 (zu 2 3 , 1 4 a ) . Zur t e r m i n o l o g i s c h e n P r ä z i s i e r u n g s o l l t e m a n m . E . von " W i e d e r a u f n a h m e " n u r d a n n s p r e c h e n , w e n n "ein Z u s a t z X in e i n e n T e x t a b n a c h der W e i s e a X a b e i n g e f ü g t w i r d , w o b e i die W i e d e r h o l u n g von a die A b f o l ge a b u n g e s t ö r t l ä ß t " (Lang, E z e c h i e l , 2 6 f ) . D i e s e r F a l l l i e g t a b e r w e d e r in 2 3 , 4 b n o c h in 2 3 , 9 b n o c h in 2 3 , 1 4 a v o r . Zimmerli, 545. Ebd. S. Z i m m e r l i , 5 4 8 . 5 4 9 . Zimmerli, 549.

Literarkritische rückgeführt

Probleme

149

36

. Umgekehrt kann jedoch auch die mangelnde Historizität 37 einer Aussage ihre Ausscheidung begründen . Auch hier bedarf der Nachweis von Zusätzen - so plausibel die Annahme "historisierender Ausgestaltungen" im Grundsatz sein mag - zusätzlicher Argumente. (4) Solche sind am ehesten da zu suchen, wo Zimmerli "inhaltliche Span38 nungen und Unebenheiten sowie gattungsatypische Elemente" erkennt. So "sprengt" s.E. 23,18 "den Zusammenhang von 17b und 19 in unguter Weise" 39

und ist deshalb als Zusatz zu betrachten

. Dagegen ist jedoch einzuwen-

den, daß Ez 16 und 23 offenbar bewußt Reaktionen Jahwes auf 40 das Verhalten 41 ; 23,13 ).

Jerusalems schon im Schuldaufweis vorwegnehmen (vgl. 16,27

Zudem beobachtet Zimmerli ein ganz ähnliches Phänomen im unmittelbaren Fortgang des Textes: 23,21 knüpft 42 über 20 hinweg an 19 an. Hier scheidet er aber nicht 20, sonder 21 aus . Dieser Eingriff wird freilich zusätz43 lieh begründet durch die gattungsatypische, "verfrühte direkte Anrede" 44 an Oholiba in 23,21. So gattungsatypisch ist diese jedoch gar nicht Nicht unproblematisch ist schließlich auch Zimmerlis Argumentation mit der Kohärenz des thematischen und Bild-Zusammenhangs der Texte. 45 Wenn etwa s.E. mit 16,13bß "das ursprungliche Bild verlassen" ist , wäre mit Fohrer darauf hinzuweisen, daß schon 9-12 das aol. Brauch entsprechende 46 "Konigsspiel der Neuvermählten" darstellt , die Bemerkung 13bß sich also gerade vom Bildzusammenhang her durchaus nahelegt. Auch ob 16,20 47 "über den Horizont des Grundtextes hinaus" führt , und durch 23,7b

36 Z i m m e r l i , 5 4 5 (zu 2 3 , 1 2 - 1 4 a ) ; v g l . 544 (zu 2 3 , 7 b ) 358 (zu 1 6 , 2 7 ) . G a r s c h a , S t u d i e n , 63 n i m m t in W e i t e r f ü h r u n g d i e s e r A r g u m e n t a t i o n s linie Zimmerlis eine extensive " h i s t o r i s i e r e n d ( e ) " Bearbeitung von K a p . 23 in 3. (4b.) 7a. 8. l l b - 1 4 a . 15b. 17. 1 8 a . 1 9 - 2 1 . 2 3 - 2 4 a . 27 an . 37 So Z i m m e r l i , 532 zu 2 3 a S . b , wo ihm "die N e n n u n g d e r A s s y r e r ... geschichtlich fragwürdig erscheint". 38 B a r t h / S t e c k , E x e g e s e , 34 ( H e r v o r h . T . K . ) . 39 Z i m m e r l i , 5 4 8 . 40 V o n Z i m m e r l i , 358 als " v e r f r ü h t e r E i n b r u c h von S t r a f S c h i l d e r u n g " g e strichen. 4 1 V o n Z i m m e r l i , 545 a l s " f a s t e t w a s p e d a n t i s c h " b e u r t e i l t und g e s t r i c h e n (s. d a z u u. 3 . 2 . 1 . ) . 42 Z i m m e r l i , 5 4 8 . 43 E b d . 44 S. B o e c k e r , R e d e f o r m e n , 71f. 45 Z i m m e r l i , 3 5 3 . 4 6 F o h r e r , 88. 47 Z i m m e r l i , 3 5 6 .

150

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

"(d)as Bild ... gestört" wird 49 ler Sprache"

48

als

"Geschichtsentwurf"

, muß angesichts der Flexibilität "figura-

fragwürdig erscheinen.

(5) Zimmeriis Argumentation mit der Kohärenz des thematischen und BildZusammenhangs der Texte hängt eng zusammen mit seiner Annahme einer wechselseitigen Beeinflussung von Kap. 16 und 23 in ihrem 50 literarischen 51 Entstehungsprozeß: Einen Großteil der Zusätze in 16,1-43

und 23,1-30

führt Zimmerli auf das Interesse einer nachträglichen Angleichung der beiden Texte zurück. Ursprünglich habe Kap. 16 die Schuld Jerusalems im Fremdgötterkult gesehen, Kap. 23 dagegen in der Außenpolitik. Als einzigen Anhalt für diese Hypothese am vorliegenden Text führt Zimmerli die "Zweiteilung" des Gerichtshandelns an Jerusalem in 16,39ff in ein solches der Liebhaber (39) und eines des von ihnen aufgebotenen "7nj7 (4041a) an: Sie zeige, "daß mit den Liebhabern im Grundtext nicht die Völker gemeint sind - sie würden ja ganzC O unmittelbar den "7i1i7 bilden, der mit dem vollen Gericht betraut wird"

. Doch ist der Ausdruck "7ni7 für

den Text in mehreren semantischen Dimensionen funktional: so ist er in besonderer Weise geeignet, die angekündigte 53 militärische Katastrophe Jerusalems (Vnp als "Aufgebot" im Krieg! ) als Rechtsakt (Vilp als "Ge54 richtsgemeinde"!

) zu interpretieren. Zudem würde Zimmerlis Interpreta-

tion voraussetzen, daß - nachdem der Großteil von 16,36-38 bereits als 55 "kräftige Theologisierung" gestrichen ist - "die Götter der Fremdkulte" 56 im Gericht an Jerusalem die Initiative ergreifen - ein für das EB doch wohl höchst erstaunlicher Gedanke! Zudem spricht gegen die Annahme *

eines rein kultisch orientierten Schuldaufweises in Kap. 16 , "dass bei Ezechiel im Gegensatz zu Hosea und Jeremia die Kanaanäische Kultterminologie praktisch fehlt, und dass insbesondere nie von Baal die Rede

48 A . a . O . , 5 4 4 . 49 V g l . U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 5 7 f ( 5 4 f f ; zu Hos 1 - 3 ) ; v g l . u . 4 . 1 . 1 . ) . 50 V g l . Z i m m e r l i , 353 (zu 1 6 , 1 4 ) . 358 (zu 1 6 , 2 6 - 2 9 ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 b 3 4 ) . 361 (zu 1 6 , ( 3 6 . ) 3 7 f ) . e b d . (zu 1 6 , 4 1 b ( - 4 3 ) ) . G a r s c h a , S t u d i e n , 279 b e t r a c h t e t d a n n 1 6 , ( 2 . ) 2 6 - 4 1 (ohne 30) i n s g e s a m t a l s s e k u n d ä r e A n g l e i c h u n g an K a p . 23. 51 V g l . Z i m m e r l i , 544 (zu 2 3 , 8 ( b ) ) . 545 (zu 2 3 , 1 0 b ) . 550 (zu 2 3 , 2 6 ) . 551 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 ) . 52 Z i m m e r l i , 3 6 0 . 53 S. M ü l l e r , A r t . "7HP, 612; vgl. Ez 1 7 , 1 7 ; 2 6 , 7 ; 2 7 , 2 7 ; 3 2 , 2 3 ; 38,4.7.13. 54 S. M ü l l e r , a . a . O . , 6 1 2 f . 55 Z i m m e r l i , 3 6 1 . 56 A . a . O . , 3 6 3 .

Literarkritische

ist" Bild

57

Probleme

151

. So d ü r f t e i n Ez 16 von A n f a n g an " w i e b e i Nahum . . . 58

für

die Außenpolitik

einer Stadt

und p o l i t i s c h e

Dimension der

kultische

gebraucht

sein"

"Hurerei"

das znh

. Sachlich

Jerusalems

Mit

der

Infragestellung

Argumente

die

"ursprüngliche"

und

23,1-30

gründet rakter

der

ihrer

es

und

machen,

kritische

23,1-30 zum

hier

verbietet

Gestalt

schon

Überlegungen.

allein,

zum

auf

"mittleren

der

in

ihrer

anderen,

Operationen

an

einen

der Sinn den

einzelnen

etwa von

16,1-43

behauptet

der

und

der

d.h.

folgenbei

Gestalt,

des

beCha-

voranstehenden

Ansatz

anzudeuten, Texten

umgekehrt Ez

exemplarische

Ebene",

vorliegenden

wenigstens

eng

der

l i t e r a r k r i t i -

nicht

Integrität

vorliegenden

Dies

Untersuchungen

16,1-43 zu

ist

wesentlichen

s o l l

literarische

skizzierten

Bemerkungen den

in

werden.

der

W.Zimmeriis

mit

als

hängen

ohnehin

zusammen, i s t d o c h e i n B ü n d n i s m i t f r e m d e n G r o ß5m 9 ächten i . d . R . " Ü b e r n a h m e f r e m d e r K u l t e und K u l t u r v e r b u n d e n " 60 schen

...

daß EB

nur

Ez

plausibel l i t e r a r auf

dem

H i n t e r g r u n d e i n e r u m f a s s e n d e n r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n6 1 H y p o t h e s e z u m EB e i n i g e W a h r s c h e i n l i c h k e i t gewinnen können

57 W i n t e r , Frau, 611; gegen Z i m m e r l i , 353. 58 W i n t e r , a . a . O . , 612. 59 Fohrer, 134; vgl. Fuhs, 82; i n s o f e r n e r s c h e i n t mir auch W i n t e r s (a. a.0., 612) These, die V e r m i s c h u n g von " p o l i t i s c h e ( r ) " und " r e l i g i ö se(r)" H u r e r e i gehe erst auf eine " N a c h i n t e r p r e t a t i o n " in A n l e h n u n g an J e r e m i a " z u r ü c k , f r a g l i c h . 60 H i n g e w i e s e n sei noch d a r a u f , daß Z i m m e r l i s A r g u m e n t a t i o n "den A n s c h e i n (macht), daß ein g r o ß e r Teil der H o s e a - und J e r e m i a - A n k l ä n g e ... b i b l i z i s t i s c h e A n r e i c h e r u n g e n s p ä t e r e r E r g ä n z e r d a r s t e l l t " (Winter, a . a . O . , 609). Hier ist m.E. doch einer t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i chen Erklärung der Vorzug zu g e b e n . 61 V g l . u . V.

152

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

3. G e m e i n s a m k e i t e n

als

"Geschichtsentwurf"

und U n t e r s c h i e d e

in Ez 5 , 5 - 1 7 und 1 6 , 1 - 4 3 ;

3.1. Die S t r u k t u r der

der

Geschichtsdarstellung

23,1-30

Geschichtsdarstellung

Wie Ez 5,5-17 z e i g e n auch 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 e i n e Zweiteilung

in S c h u l d a u f w e i s

d a m i t die G r u n d s t r u k t u r 63 dort

klare

und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g und 62 der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g . H i e r wie

w i r d von der G e g e n w a r t der Rede aus auf das

ne V e r h a l t e n J e r u s a l e m s als d e s s e n K o n s e q u e n z

(und S a m a r i a s )

ein u n m i t t e l b a r

l i c h e s G e r i c h t über J e r u s a l e m

vergange-

z u r ü c k g e b l i c k t64 und bevorstehendes

gott-

a n g e k ü n d i g t . S c h u l d und

richt werden dabei einem Vergangenheit

und Z u k u n f t

Ge-

umgreifen-

den " G e s c h i c h t s e n t w u r f "

e i n g e o r d n e t und m i t einem

Verweis

auf die " V o r g e s c h i c h t e "

Jerusalems

sowie

auf

das R e s u l t a t des G e r i c h t s g e r a h m t . D i e s e r " G e s c h i c h t s e n t w u r f " hat in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 65

wie

in 5 , 5 - 1 7

eine d r e i t e i l i g e

(A) H e r s t e l l u n g durch

der B e z i e h u n g

(und S a m a r i a s )

Struktur: z w i s c h e n J a h w e und

Jerusalem

Jahwe;

(B) W i d e r s p r u c h J e r u s a l e m s g e g e n seine B e z i e h u n g (C) B e s e i t i g u n g

des W i d e r s p r u c h s

durch

z u g r u n d e . A n d e r s als in 5 , 5 - 1 7

Strukturge-

w e r d e n aber

1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 die " E p o c h e n " d i e s e r G e s c h i c h t e rein

" f l ä c h i g " d a r g e s t e l l t . Die hier b e r i c h t e t e n

d i e n e n n i c h t nur der C h a r a k t e r i s i e r u n g

Jahwe;

Jahwe.

A l l e n drei T e x t e n l i e g t also i.W. d i e s6e6l b e schichte

zu

dieser

in

nicht

Ereignisse

"Epochen"

i h r e r z e i t l i c h e n A b f o l g e ; sie s t e h e n auch s e l b s t

in

zueinander

im V e r h ä l t n i s e i n e s z e i t l i c h e n N a c h e i n a n d e r . Dies

zeigt

s c h o n die im V e r g l e i c h zu 5 , 5 - 1 7 u n g l e i c h g r ö ß e r e

Häufigkeit

der Rrogreß-Verbformen w a y y i q t o l 62 S . o . I l . l . 63 S . o . I I . 3 . 64 V g l . die W e n d u n g derungsformel T"7y 65 S . o . I I . 3 . 3 . 66 V g l . o. I I . 3 . 1 .

bzw. w ' q a t a l in

mit Ptz. (16,37; in 5 , 8 !

23,22.28)

Schuldauf-

mit der

Hereusfor-

Gemeinsamkeiten weis

bzw.

wird

die

leitete

ohne

Unterschiede

Gerichtsankündigung aus

der

Weise

Aspekte

der

d.Geschichtsdarstellung

von

Grundstruktur

Strukturgeschichte

schiedlicher Beide

u.

in

überlagert

16,1-43

der

16

von

einer

Brüche

schichtsablaufs

kommen h i e r

stärker

was

nicht

3.2.

ohne

Folgen

Die ganz

Brüche

in

"Epoche" durch

das

der

der

gegen

und

findet

ein

dagegen

nen J a h w e s

Gericht, schon

auf

das

23

in

je

abge-

unter-

Ereignisgeschichte. fügen

sich

nicht

und A m b i v a l e n z e n zum A u s d r u c k

des

als

konzeptionellen

Ge-

in

5,5-

Rahmen

der

Ereignisgeschichte des

Verschuldung

Widerspruchs

ten

und

Verhalten

durch

den

Struktur

des

angekündigte

für

So

bleibt.

Strukturgeschichte

3.2.1.

und

Geschichtsdarstellung

zueinander.

17,

23,1-30.

Gerichtsprophezeiung

Kap.

Spannungen

Geschichtsdarstellung

und

153

der

ein

Jerusalems

Stadt

ihr Ende.

im Rahmen

des

schuldhafte

ist

bestimmt.

göttliches 16,27

und

in

Sie

vorausgehendes

neuerliches ihr

Geschichtsablaufs

Zeit

Handeln

Jahwes

Eingreifen,

23,13.18b

Schuldaufweises Verhalten

5,5-17 ist

von

das

berichReaktio-

Jerusalems.

Im E i n z e l n e n s i n d d i e s e Reaktionen u n t e r s c h i e d l i c h s t a r k : I n 23,13 v e r h ä l t s i c h Jahwe r e i n r e z e p t i v : "Da sah i c h , daß s i e

(sc.

Oholiba)

s i c h v e r u n r e i n i g t h a t t e . Beide ( s . c . Ohola und O h o l i b a ) g i n g e n denselben Weg" ( Iii7711/7 "TriN " P D . Damit w i r d zunächst k o n s t a t i e r t , "daß das Tun der 67 O h o l i b a d a s s e l b e i s t wie das Tun der Ohola" . Da aber I i i "Lebensweg 68 wie Lebenswandel z u g l e i c h meint" , deutet s i c h h i e r - gerade auch a n g e s i c h t s des zuvor g e s c h i l d e r t e n S c h i c k s a l s Oholas - b e r e i t s das zu e r w a r tende, seinem Handeln entsprechende Ergehen Jerusalems an. Daß Jahwe dem h i e r anklingenden Tat-Ergehen-Zusammenhang n i c h t

Einhalt

g e b i e t e n w i r d , i s t nach 23,18b d e u t l i c h . Der S a t z n 7 "7yn 7i»D3 yi?ni , "da 69 r i ß i c h mich von i h r l o s " , b e s c h r e i b t das abrupte Zerbrechen ( v g l . Gen

67 Z i m m e r l i , 5 4 5 . 68 K o c h , P r o f e t e n 1 1 , 3 6 ; v g l . 106; S a u e r , A r t . "|TI , 4 5 8 . 69 Z u r Ü b e r s e t z u n g vgl. F o h r e r , 133.

154

Die

Gerichtsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf"

32,26) der Beziehung zwischen Jahwe und Jerusalem ( v g l . J e r 6 , 8 ) ^ , sen S c h i c k s a l damit im Grunde schon b e s i e g e l t

des-

ist.

Während 2 3 , 1 3 und 18b d i e f o l g e n d e G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

vorbereiten,

b e r i c h t e t 1 6 , 2 7 , hervorgehoben durch das e i n l e i t e n d e n i m , von einem d i r e k t e n E i n g r e i f e n Jahwes i n d i e G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s während der " E p o che" s e i n e r V e r s c h u l d u n g . Dabei d ü r f t e an den E i n g r i f f S a n h e r i b s i n Juda 71 72 unter H i s k i a im Jahre 7 0 1 gedacht s e i n , durch den i n der Tat der H e r r s c h a f t s b e r e i c h J e r u s a l e m s zugunsten " p h i l i s t ä i s c h e r " 73 schneidend " b e s c h n i t t e n " wurde ( y - u : v g l . 5 , 1 1 ! ) Mit

der

23,13.18b

Vorbereitung erhält

die

von

der

23,11-21

Die

"Liebschaften"

loniern 18b

einander; wie zu

die 22ff

sie

"Epoche"

der

und

den

addieren die

"Akkumulation"

genen

Geschichte

Bezugnahme

auf

der

23,1-30

schon

Erstreckung

der

durch

die

Zeitangabe

die

Abfolge

Verhaltens

tiv

die

Ähnliche frühte(r)

4,4ffzu "390

und A k k u m u l a t i o n der

die

es

Funktion

Stadt

Einbruch

mit

des

in

über

und auf-

so, 18b

bis

Andeutung seiner

auf,

vergan-

die

für

die

p r o p h e t i s c h e n Ge74 e r k e n n e n war : Die z e i t Jerusalems

Jahre", -

Handeln

auch

13

einfach

13

Baby-

der

in

16,27

-

in

4,4ff

23,llff

Stadien

des

der

erzeugt haben,

Strafschilderung"

und

durch

schuldhaf-

unterstreicht

Wirksamwerdens

seinem

durch

dieser

Funktion

mehrerer

angezeigt

könnte von

die

Verschuldung

Unabwendbarkeit

Tatsphären,

in

Mit

den

vergrößern

von

Jerusalems

im Rahmen

liche

die

und

Gefälle:

(12),

nicht

Jahwes

Oholibas. Schuld

richtsankündigung

ten

(19-21), folgen

durch

Jerusalems,

inneres

Assyrern

zueinander

Reaktion

Geschichte

formale

den

werden,

sich

der

nimmt

mit

ein-

23,22ff

Verschuldung

gewisses

Ägyptern

Schuld

einer

der

ein

Stadt

abgesetzt

Verschärfung zeigt,

Gerichtsankündigung

berichtet,

(14-18a)

voneinander

der

Städte

argumenta-

unheilvollen hat.

das

als

"ver-

"geschichtlich

70 yjf> h i . / h o . b e z e i c h n e t im Num 2 5 , 4 ; 2 Sam 2 1 , 6 . 9 . 1 3 e i n e F o r m der Strafe mit T o d e s f o l g e . 71 V g l . 2 K ö n 18f u n d d e n B e r i c h t in den A n n a l e n S a n h e r i b s (TGI, 6 7 f f ) . 72 So E i s s f e l d t , E z e c h i e l . 73 V g l . T G I , 69: " S e i n e (sc. H i s k i a s ) S t ä d t e , die i c h (sc. S a n h e r i b ) g e p l ü n d e r t h a t t e , t r e n n t e ich von s e i n e m L a n d e ab und g a b sie M i t i n t i , dem K ö n i g von A s d o d , P a d T , dem König von E k r o n u n d S i l b e l , dem K ö n i g von G a z a , und v e r k l e i n e r t e so s e i n L a n d " . 74 V g l . o . I I . 5 . 3 .

Gemeinsamkeiten

u. U n t e r s c h i e d e

d.Geschichtsdarstellung

155

75 exemplifizierende(r) Möglicherweise

Zusatz"

kaum z u r e i c h e n d e r f a ß t

ist d i e s e r H i n w e i s auf ein s t r a f e n d e s

fen J a h w e s i n n e r h a l b der Zeit der V e7 r6s c h u l d u n g "im S i n n e von Am 4 , 6 f f . Jes 9 . 7 f f . " "Jahwes G e r i c h t s t a t e n Fehlreaktionen

Jerusalems

zu i n t e r p r e t i e r e n ,

als R e i z u n g e n zur U m k e h r " ^

w e r d e n , d e n e n auf S e i t e n I s r a e l s

ist. Eingreiwo

aufgezählt

"eine Kette vergangener 78 e n t s p r i c h t . Seine

... als S c h u l d a n s a m m l u n g "

F u n k t i o n w ü r d e dann der von 2 3 , 1 3 . 1 8 b w e i t g e h e n d D a r ü b e r h i n a u s w ä r e aber zu e r w ä g e n ,

d u r c h die Form der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g h a n g s des G e r i c h t s v e r f a h r e n s

entsprechen.

ob 16,27 im R a h m e n angezeigten

als A p o l o g i e des K l ä g e r s

i n t e n d i e r t sein k ö n n t e : N i c h t nur hat er s e l b s t keinen A n l a ß zu d e s s e n F e h l v e r h a l t e n Jes 5,4; Jer 2 , 4 f f ; Mi 6,2ff);

gegeben

des

ZusammenJahwe

Jerusalem

(16,9ff;

er hat auch auf d i e s e s

vgl. Fehl-

v e r h a l t e n z u n ä c h s t m a ß v o l l r79 e a g i e r t und so den nun f ä l l i g e n P r o z e ß zu v e r m e i d e n g e s u c h t . Auch in d i e s e m V e r s t ä n d n i s würde

16,27 der in 1 6 , 1 5 f f d a r g e s t e l l t e n V e r s c h u l d u n g 80 lems ein M o m e n t der S t e i g e r u n g verleihen. In a n d e r e r W e i s e w i r d die G r u n d s t r u k t u r des

w u r f s in 2 3 , 5 - 1 0 d u r c h b r o c h e n :

Die D a r s t e l l u n g

Geschichtsentvon

Schuld

und U n t e r g a n g O h o l a s / S a m a r i a s

s p i e g e l t im K l e i n e n

die z w e i t e i l i g e G r u n d s t r u k t u r

der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

75 76 77 78

Jerusa-

bereits (vgl.

Zimmerli, 358. Z i m m e r l i , e b d . (mit F r a g e z e i c h e n ) . W o l f f , Arnos, 2 5 7 . A . a . O . , 2 6 0 . V g l . a u c h V o l l m e r , R ü c k b l i c k e , 16: "Die V e r s t o c k t h e i t I s r a e l s h a t e i n e n s o l c h e n G r a d e r r e i c h t , daß w e i t e r e B e m ü h u n g e n J a h w e s a u s s i c h t s l o s e r s c h e i n e n ... - das e n d g ü l t i g e V e r n i c h t u n g s g e r i c h t ist d a m i t u n a u s w e i c h l i c h " . Ebd. m e i n t V o l l m e r f r e i l i c h a u c h : "DaB er (sc. Arnos) so v i e l W e r t auf die B e g r ü n d u n g (sc. des b e v o r s t e h e n d e n E n d e s d u r c h d a s v e r g a n g e n e V e r h a l t e n I s r a e l s ) l e g t , ist nur v e r s t ä n d l i c h , w e n n er in l e t z t e r S t u n d e d o c h n o c h e i n e n m ö g l i c h e n A u s w e g s i e h t : w i r k l i c h e U m k e h r bis zu J a h w e " . D i e s w ä r e m . E . zu p r ü f e n (vgl. u. V . 3 . 2 . 4 . 8 . ) . 79 Zum v o r r a n g i g e n I n t e r e s s e an e i n e r " P r o z e ß v e r m e i d u n g " im A0 s. B a l t zer, B i o g r a p h i e , 1 3 3 . 1 5 6 (mit V e r w e i s auf S e i d l , E i n f ü h r u n g , 3 5 f f ) ; vgl. a u c h B o e c k e r , R e c h t , 18: "In j e d e m S t a d i u m d e s P r o z e s s e s w a r der V e r g l e i c h der P a r t e i e n m ö g l i c h , und von d i e s e r M ö g l i c h k e i t h a t m a n n a c h A u s w e i s der a l t b a b y l o n i s c h e n U r k u n d e n h ä u f i g G e b r a u c h g e m a c h t , m a n c h m a l s o g a r vor der f ö r m l i c h e n P r o z e ß e r ö f f n u n g " . 80 Es w i r d z u s ä t z l i c h u n t e r s t r i c h e n d u r c h die A u s d r ü c k e H21 hi. (16,25. 29 - hier im K o n t r a s t zu 7! - ; 2 3 , 1 9 ) u n d 1 0 ' hi. ( 2 3 , 1 4 ) ; vgl. a u c h i 6 , 2 i b (... o y n n ) . 29b (yntl N"7).

156

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

die Ü b e r l e i t u n g m i t 13"7

als

"Geschichtsentwurf"

in 9!) w i d e r , die nun aber g a n z

die V e r g a n g e n h e i t t r a n s p o n i e r t ist. D i e s e r H i n w e i s auf vergangene,

a b g e s c h l o s s e n e G e s c h i c h t e S a m a r i a s als

ster" J e r u s a l e m s schichtige

"Schwe-

n i m m t im K o n t e x t von 2 3 , 1 - 3 0 eine

viel-

F u n k t i o n w a h r . Neu g e g e n ü b e r den b i s h e r

ten E l e m e n t e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g , angelegte Strukturgeschichte

betrachte-

die die in

durchbrechen,

5,5-17

ist, daß er

der v e r g a n g e n e n und z u k ü n f t i g e n G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s gen, a l l e r d i n g s

bereits abgeschlossenen

P r o z e ß als

d e n z f a l l " e i n f ü h r t , der die G e r i c h t s p r o g n o s e argumentativ

stützt.

Eine v e r g l e i c h b a r e

els und J u d a s in je ihrem V e r h ä l t n i s F a z i t dtr. D e n k a r b e i t " r e i c h s als v e r d i e n t e wes F o r d e r u n g e n

"Präze-

gegen

Jerusalem

zu J a h w e mit dem als

vor. "Hier w i r d der Fall des

Folge seines Ungehorsams

interpretiert,

anschließend

d a s s e l b e V e r d i k t über Juda a u s g e s p r o c h e n , be S c h i c k s a l für Juda p r ä j u d i z i e r t

einen analo-

"Konfrontation

nis a n a l o g e r V e r s c h u l d u n g " l i e g t in 2 Kön 1 7 , 7 - 2 3

IsraErgeb"ein

Nord-

gegenüber

aber

Jah-

(13.19)

so daß auch

erscheint"

in die

dassel-

81

H i n z u k o m m t , wie Ez 23,11 u n t e r s t r e i c h t , in E n t s p r e c h u n g 82 zu Jer 3 , 6 - 1 3 - einem A b s c h n i t t , d e s s e n " r e d a k t i o n s g e 83 s c h i c h t l i c h e E i n o r d n u n g . . . sehr s c h w i e r i g " ist - ein M o m e n t der S t e i g e r u n g

im s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n

Jerusalems

81 T h i e l , R e d a k t i o n (I), 90. 82 "Die B e r ü h r u n g m i t dem ¡17111' iimilN ¡VT1A3 ¡ l m m von J e r 3,7 r e i c h t bis in d e n W o r t l a u t von (Ez 2 3 , ) 1 1 h i n e i n " ( Z i m m e r l i , 5 4 5 ) . G e g e n die g e l e g e n t l i c h v e r t r e t e n e A n n a h m e e i n e r A b h ä n g i g k e i t des A b s c h n i t t s J e r 3 , 6 - 1 3 v o n Ez 23 (und 16) vgl. T h i e l , R e d a k t i o n (I), 90 (mit A n m . 4 0 ) . 83 W i n t e r , F r a u , 606 A n m . 692; T h i e l R e d a k t i o n (I), 83ff s c h r e i b t Jer 3 , 6 - 1 3 in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t (als A u s g e s t a l t u n g des v o r g e g e b e n e n S p r u c h s 1 2 a ß - 1 3 t a ) der d t r . R e d a k t i o n des J e r e m i a b u c h s zu. M i t K o c h , P r o f e t e n II, 37 w ä r e zu e r w ä g e n , ob der U m k e h r r u f an ( N o r d - ) I s r a e l in Jer 3 , 1 2 "im Z u s a m m e n h a n g m i t ... m i l i t ä r i s c h e n O p e r a t i o n e n J o s c h i j a s von J u d a " s t e h t , "der a n g e s i c h t s des n i e d e r g e h e n d e n A s s y r e r r e i c h e s s i c h a n s c h i c k t , e h e m a l s n o r d i s r a e l i t i s c h e G e b i e t e zu e r o b e r n u n d m i t J u d a w i e d e r zu v e r e i n i g e n " . Die von K o c h , e b d . g l e i c h w o h l v e r m u t e t e k r i t i s c h e H a l t u n g J e r e m i a s g e g e n ü b e r der J e r u s a l e m e r H o f i d e o l o g i e k ö n n t e a b e r g e r a d e in der V o r s c h a l t u n g von Jer 3 , 6 f f zum A u s d r u c k k o m m e n : M i t d e r " R ü c k k e h r " d e s N o r d r e i c h s i s t keineswegs ein u r s p r ü n g l i c h e r H e i l s z u s t a n d w i e d e r h e r g e s t e l l t ; vielm e h r s t e h t e i n dem S c h i c k s a l des N o r d r e i c h s e n t s p r e c h e n d e s G e r i c h t über das Südreich noch aus!

Gemeinsamkeiten

u. U n t e r s c h i e d e

d.Geschichtsdarstellung

157

g e g e n ü b e r dem S a m a r i a s . S c h o n Jer 3 , 6 f f " ( b e u r t e i l t ) S c h u l d J u d a s als s c h w e r w i e g e n d e r

die 84 (...) als die I s r a e l s " :

"Weil Juda sich das S c h i c k s a l der t r e u l o s e n S c h w e s t e r el

nicht zur W a r n u n g

nahm, w ep icl es l e i c h t f e r t i g

t e , t r i f f t es g r ö ß e r e S c h u l d "

Isra-

weiterhur-

. Dementsprechend

hat auch

in

E z 2 3 , l - 3 0 die G e s c h i c h t e S a m a r i a s die F u n k t i o n e i n e s

warnen-

den E x e m p e l s für J e r u s a l e m :

können,

"was zu t u n oder zu l a s s e n Zusammenfassend

Es 8 hätte an ihr " l e r n e n " 6 sei"

kann f e s t g e h a l t e n w e r d e n : Die B r ü c h e

der aus 5,5-17 ü b e r n o m m e n e n S t r u k t u r der l u n g , wie sie in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 nen d u r c h w e g

der a r g u m e n t a t i v e n

vom v e r g a n g e n e n

in

Geschichtsdarstel-

zu e r k e n n e n s i n d ,

Stützung

der

die-

Extrapolation

und g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n J e r u s a l e m s

die P r o g n o s e e i n e s u n m i t t e l b a r G e r i c h t s . Sie u n t e r s t r e i c h e n

bevorstehenden

die " A k k u m u l a t i o n "

in der v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s

auf

göttlichen von

Schuld

(23,13.18b;

16,27).

Die S t a d t hat das w a r n e n d e E x e m p e l des S c h i c k s a l s

Samarias

(23,5-10)

(16,27)

und ihres e i g e n e n E r g e h e n s im J a h r e 701

n i c h t als C h a n c e einer V e r h a l t e n s ä n d e r u n g s t e h t auch ihr, dem " P r ä z e d e n z f a l l " sprechend,

der U n t e r g a n g

3 . 2 . 2 . Die A m b i v a l e n z

wahrgenommen.

Samaria

(23,5-10)

bevor.

der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "

Jerusalems

Wie in 5,5-17 ist auch in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 dem chen S c h u l d a u f w e i s eine " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " (und S a m a r i a s )

vorgeschaltet. Gegenüber

eigentli-

Jerusalems

5,5aß.b ist

diese

aber in 2 3 , 2 b - 4 und v.a. in 1 6 , 3 a ß - 1 4 n i c h t nur b r e i t e r g e f ü h r t ; sie z e i g t hier auch eine s p e z i f i s c h e die sich ä u ß e r l i c h d a r i n a u s d r ü c k t , daß dem deln J a h w e s an J e r u s a l e m "Vorgeschichte"

der S t a d t

wird.

84 T h i e l , R e d a k t i o n (I), 85 H i n t e r , F r a u , 606. 86 S . o . 1 . 3 . 1 .

90.

So

ent-

aus-

Ambivalenz,

"Ursprungs"-Han-

(16,6-14; 23,4) eine

eigenständige

(16,3aß-5; 2 3 , 2 b - 3 )

vorangestellt

158

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

In 23,2b-3 ist diese "Vorgeschichte" äußerst knapp gehalten: Ohola und Oholiba sind "Töchter einer Mutter" (2b). Dahinter mag auch "das Bekennt87 nis zur Einheit Israels" stehen; v.a. aber werden Jerusalem und Sama88 ria "beide auf die gleiche Stufe" gestellt - und damit der in der "Zion-Theologie" behaupteten Überlegenheit Jerusalems über Samaria (vgl. 89 Ps 78,67f

) widersprochen. In 3 folgt eine Notiz über die Hurerei Oho-

las und Oholibas in Ägypten vor ihrem Eheschluß mit Jahwe (4), die von Hos 1,2 angeregt sein könnte. Demgegenüber ist die "Vorgeschichte" Jerusalems in 16,3aß-5 breiter ausgeführt. Auch hier steht zu Beginn ein Hinweis auf Herkunft und Abstammung ( m i M , 117*7in) der Stadt: "Nach deiner Herkunft und deiner Abstammung stammst du aus dem Land der Kanaaniter. Dein Vater war der Amoriter, deine Mutter eine Hethiterin" (3aß.b) 90 . Dabei geht es wohl 91 weniger um "eine blutmäßige ... Zuordnung Jerusalems" ; vielmehr "greift" der Text "auf die Anfänge Jerusalems zurück, um sein eigentli92 ches Wesen zu enthüllen" , wie es in seinem vergangenen und gegenwärtigen Verhalten erfahrbar ist. Grundsätzlich sind Genealogien in AO und AT "not intended to be historical records", sondern deuten gegenwärtige 93 Verhaltnisse "for domestic, politico-jural, and religious purposes" Die Ausdrücke ("Kanaaniter",) "Hethiter" und "Amoriter", mit denen Jerusalems "Verwandtschaft" hier beschrieben 94 wird, finden sich im AT vorwiegend im Rahmen umfangreicherer Listen . In ihnen spiegelt sich weniger "historische" Erinnerung als politischer Sprachgebrauch der assyrischbabylonischen Zeit: "By the time of Sargon (ca. 720 B.C.) 'Hittite' and 'Amorite' are virtually synonymous archaic 95 terms which stand for the indigenous inhabitants of Syria-Palestine" ; "these nations rhetorical-

87 Z i m m e r l i , 5 4 0 . 88 F o h r e r , 132. 89 Ps 78 w i l l v i e l l e i c h t "in d e n K ä m p f e n um die N e u g r ü n d u n g d e s n o r d i s r a e l i t i s c h e n H e i l i g t u m s der Samaritaner noch einmal auf die Schuld d e s a b t r ü n n i g e n V o l k e s u n d a u f die V e r w e r f u n g d e s ' Z e l t e s (!) J o s e p h s ' a u f m e r k s a m m a c h e n (67)'', g r e i f t aber d a z u a u f die (alte) " Ü b e r l i e f e r u n g des Z i o n " z u r ü c k ( K r a u s , P s a l m e n , 7 1 2 ) . 90 Zum T e x t s. Z i m m e r l i , 3 3 4 . 91 E b d . 92 F o h r e r , 84. 93 W i l s o n , G e n e a l o g y , 1 9 9 . 94 V g l . Gen 1 5 , 2 0 f ; Ex 3 , 8 . 1 7 ; 1 3 , 5 ; 2 3 , 2 3 ; 3 3 , 2 ; 3 4 , 1 1 ; N u n 1 3 , 2 9 ; Dtn 7,1; 2 0 , 1 7 ; J o s 3 , 1 0 ; 9 , 1 ; 1 1 , 3 ; 1 2 , 8 ; 2 4 , 1 1 ; 1 K o n 9 , 2 0 ; 2 C h r 8,7; Esr 9,1; Neh 9,8. 95 V a n S e t e r s , T e r m s , 66.

Gemeinsamkeiten

u.

Unterschiede

ly represent" "primordial e v i l "

d. G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

159

96

. I h r " b a r b a r i s c h e s " Wesen z e i g t s i c h i n 97 ) des K i n d e s J e r u s a 98 lern, wie s i e 1 6 , 4 - 5 - v i e l l e i c h t angeregt durch Hos 2 , 5 - berichtet. 99 Das " t y p i s c h e ( . ) ' W a n d e r m o t i v " ' der Aussetzung und wunderbaren Bewahden Umständen der Geburt und Aussetzung ("i^u h i .

rung ( 1 6 , 6 - 7 ) e i n e s K i n d e s "empfahl s i c h " - wie etwa s e i n e Verwendung i n der a k k a d i s c h e n Sargon-Legende z e i g t ^ ^ - " a l s E r s a t z f ü r Stammbaum und 101 legitime Abkunft"

. Ez 1 6 , 3 f f v e r l e i h t ihm aber mit der " d u n k l e n E r b b e -

l a s t u n g " ^ ^ J e r u s a l e m s e i n e besondere Auf

die

"Vorgeschichte"

der

"Eheschluß"

die

Beschreibung

durch

Jahwe

Die

noch

14 u n d

der

23,2b-4

der

Texte

Jahwe

der

(16,8;

Ausstattung

weiter

im V e r g l e i c h

Darstellung tion

mit

Spitze''^.

Jerusalems

zu in

komplexere

mehrfacher

funktional.

So

Beziehung

salem,

nur

ihr

nicht

folgt

16,9-14

als

durch

Ehefrau

vielschichtigere

Jerusalems für

unterstreicht

der

sie

und

Hinsicht

Selbstverständlichkeit indem

in

wird.

"Ursprungsgeschichte" ist

der

Jerusalems

ausgeführt

5,5

(und S a m a r i a s )

23,4),

in

die

sie

zwischen

die

Jahwe

geschichtliches

16,3aß-

ArgumentaNichtund

Jeru-

Zustandekom-

104 men b e t o n t

, sondern

auch

in

der

Erzählung

vor

sie

zurück-

geht . 96 97 98 99

100 101 102 103

104

A . a . O . , 81. Vgl. Cogan, Exposure. So Z i m m e r l i , 346. R T A T , 123; vgl. die bei J e n s e n , A r t . A u s s e t z u n g s g e s c h i c h t e n g e n a n n t e n T e x t e ; zum s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d v g l . E b e l i n g , A r t . Aussetzung. S. z . B . R T A T , 1 2 3 f . A . a . O . , 123 A n m . 151; zur K r i t i k der I n t e r p r e t a t i o n G u n k e l s (Märc h e n , 1 1 2 f f ) s. G r e e n b e r g , 3 0 0 f . Zimmerli, 346. S a r g o n s V s t e r ist u n b e k a n n t ( " m e i n e n V a t e r k e n n e i c h n i c h t " ) ; s e i n e M u t t e r j e d o c h i s t e i n e " e n i t u m " , d.h. ~ w e n n " e n i t u m " als " e n t u P r i e s t e r i n " zu d e u t e n ist - sie b e k l e i d e t " e i n e n h o h e n Rang (etwa 1 H o h e p r i e s t e r i n ' ) , den o f t P r i n z e s s i n n e n e i n n a h m e n " . S e i n e A b k u n f t ist d a m i t zwar i l l e g i t i m , denn "die e n i t u m d u r f t e z w a r h e i r a t e n , d o c h w a r ihr K i n d e r l o s i g k e i t a u f e r l e g t " , aber d o c h h o c h r a n g i g (RTAT, 123 m i t A n m . 152; a n d e r s E . A . S p e i s e r , A N E T , 119, der " e n i t u m " m i t "changeling"/Wechselbalg" übersetzt). V g l . o . I I . 4 . 3 . / 5 . 3 . K a u m z u f ä l l i g w i r d der E h e s c h l u ß J a h w e s m i t J e r u s a l e m in 1 6 , 8 als 7P*12 b e z e i c h n e t - w a s vom B i l d z u s a m m e n h a n g her j e d e n f a l l s n i c h t n o t w e n d i g ist, d e n n " n o w h e r e is m a r r i a g e e x p r e s s l y c a l l e d a c o v e n a n t or t h e h u s b a n d c h a r g e d w i t h an o a t h " ( G r e e n b e r g , 278; vgl. a l l e r d i n g s Z i m m e r l i , 351; de V a u x , L e b e n s o r d n u n g e n I, 66, m i t H i n w e i s a u f M a l 2 , 1 4 ; Spr 2 , 1 7 ) .

160

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

105 A n d e r s als in 5,5ff "Ursprungs-"

b e s t e h t in Kap. 16 und 23

und " S c h u l d g e s c h i c h t e "

zwischen

Jerusalems nicht

V e r h ä l t n i s e i n e s rein d i s k o n t i n u i e r l i c h e n ,

das

kontingenten

Über-

g a n g s . V i e l m e h r a k t u a l i s i e r t nach 2 3 , 2 1 J e r u s a l e m

(ebenso

wie nach 23,8 S a m a r i a )

seine

sprüngliche

"Hurerei"

in s e i n e r S c h u l d g e s c h i c h t e in Ä g y p t e n

d u r c h die g e n e a l o g i s c h e

(23,3). E n t s p r e c h e n d

Einordnung

Jerusalems

ur-

ist

in 16,3

"(d)er

F a l l ins k a n a a n ä i s c h e W e s e n , den H o s e a und J e r e m i a als

etwas

im Lauf der G e s c h i c h t e

be-

richten,

unerklärlicherweise

Geschehenes

... s c h o n in die V o r v e r g a n g e n h e i t "

Jerusalems

"her-

106 eingeholt" lems

- b r i n g e n doch die V ö l k e r , die hier als

Versuchung (vgl.

zum F r e m d g o t t e r k u l t

31b-34) J e r u s a l e m

(10-14)

verschleudert,

. Und w e n n nach

derherstellt, alisierung

"Strip-Tease"

vgl.

(7: " n a c k t und bloß")

wie-

s e i n e r dem " E h e s c h l u ß " mit J a h w e Indem so auch die

"Ursprungsgeschichte"

durch einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang

mit

v e r k n ü p f t w i r d , e r h ä l t die

ge der G e s c h i c h t s " e p o c h e n "

in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

5,5-17 e i n e g r ö ß e r e i n n e r e G e s c h l o s s e n h e i t D i e s hat aber für den k o n z e p t i o n e l l e n zur

Mit der V o r s c h a l t u n g

und von

einer

"Vorgeschichte"

g e s c h i c h t e " der S t a d t i n s g e s a m t a m b i v a l e n t .

Geschichts-

Ursache-Wirvor den die

er e n t h ä l t zwei M ö g l i c h k e i t e n :

Ehe-

"Ursprungs-

Ihr U r s p r u n g

n i c h t m e h r wie in 5 , 5 f f eo ipso n o r m a t i v für ihr seinem geschichtlichen

gegenüber

Folge^1^.

s c h l u ß J e r u s a l e m s mit J a h w e w i r d s c h l i e ß l i c h

Handeln;

Abfol-

Konsequenz.

R a h m e n der

eine s t ä r k e r e D i f f e r e n z i e r u n g

kungs-Zusammenhängen

Aktu-

vorausliegenden

seiner weiteren Geschichte

darstellung

Gaben

(36;

z e i g t sich auch hier die T e n d e n z zu e i n e r

"Vorgeschichte". Jerusalems

16,16-21

die ihm von J a h w e v e r l i e h e n e n

ja mit s e i n e m

25) den Z u s t a n d s e i n e r J u g e n d z e i t

H a n d e l n a n k n ü p f e n an s e i n e n

s.o. Ii.3.2. Z i m m e r n , 346. Vgl. etwa Ex 23,23; 34,11; Otn 7,1; 20,17; Jos 24,15. S.u. 4.2.1.

ist

weiteres

Jerusalem

kann

in

"Ehe-

s c h l u ß " m i t J a h w e o d e r an seine d i e s e m v o r a u s l i e g e n d e 105 106 107 108

Jerusa-

" E l t e r n " p r ä s e n t i e r t w e r d e107 n , I s r a e l i m m e r w i e d e r in die

"Vor-

Gemeinsamkeiten geschichte". zeigt

u. U n t e r s c h i e d e

Diese Ambivalenz

sich deutlich

seiner

d.Geschichtsdarstellung

seiner

"Ursprungsgeschichte"

in d e r u n t e r s c h i e d l i c h e n

"Erinnerung"

an d i e s e

3.2.3. Die Ambivalenz

der

in K a p .

16 u n d

" E r i n n e r u n g " m e i n t in AT u n d AO k e i n e n abgelösten

Der hebräische

Bedeutung

schon einen über blosses Denken

tathaften

Bezug

ihrer Hurerei entspricht

Terminus

von a k t u e l l e n

zu den O b j e k t e n Oholiba,

in Ä g y p t e n

sachlich

(3),

13T i m p l i z i e r t

des

"gedacht" IWT

"in

seiner

hinausreichenden 109 Gedenkens"

der "Tage

21a: "Pliya

Hand-

Vorstel-

Denk- oder

lungsakt.

bezichtigt

Beurteilung 23.

"Erinnerung"

lungen und Verhaltensweisen

Ez 2 3 , 1 9

161

ihrer Jugend", (T3T)

d.h.

zu h a b e n .

Dem

'7¡73111 . D a s V e r b "TiiQ

v e r s t ä r k t hier die " E r i n n e r u n g " durch das Moment " e m p h a t i s c h e ( r ) A n t e i l n a h m e " im S i n n e v o n " v e r m i s s e n " , " s i c h s e h n e n 110 nach"

. Auch Ohola

Hurerei

in Ä g y p t e n

schichte" stellt,

"abgelassen"

ist hier gleichsam und S a m a r i a s

deutlich

entfernt

an i h r e

negativ

ihre

Gericht

der Ägypter

nicht mehr

0n7,7i< T i ' y

' K W H N"71 u n t e r s t r e i c h t

"gedenken"

"Vorge-

Sphäre

hat. Die

"Jugendzeit"

qualifiziert.

nach 23,27 das angekündigte

ursprunglichen

(2Ty);

als räumliche

aus der sie sich nicht

Jerusalems 23,1-30

hat nach 23,8 von ihrer

nicht

vorge"Erinnerung"

ist also

in

Dementsprechend

dazu führen,

(T3T) w i r d .

daß

Das

hier wieder

wird

Oholiba

parallele

die

aktuelle

B e d e u t u n g d e r " E r i n n e r u n g " , z i e l t d o c h d a s " E r h e b e n d e r 111 Aug e n " w a h r s c h e i n l i c h ü b e r die M e t a p h e r d e r " L i e b e s k u n s t " 112 hinaus auf konkrete politische V e r h ä l t n i s s e Umgekehrt nicht

sieht nun

"der T a g e

hier: der Zeit, pelnd dalag

109 110 111 112

16,22.43

seiner Jugend

die S c h u l d J e r u s a l e m s gedacht"

a l s es n a c k t u n d b l o ß ,

(22; v g l .

(73T)

in s e i n e m

6f). Seine E r i n n e r u n g

darin,

zu h a b e n , Blut

an s e i n e n

d.h. zapUr-

S c h o t t r o f f , A r t . 1 3 7 , 510; vgl. E i s i n g , A r t . " O T . 573. S c h o t t r o f f , A r t . *Tj73 , 4 7 1 . S t o l z , A r t . N Ü J , 112. Im U g a r i t i s c h e n i s t " d ä g i l p S n i s u " / " o n e w h o l o o k s u p o n his f a c e " g l e i c h b e d e u t e n d m i t "his v a s s a l " ( B u c c e l l a t i , C i t i e s , 4 9 ) .

162

Die

sprung

Gerichtsprophezeiung

hätte

ihm

Lebenszusage

als

"Geschichtsentwurf"

hier

seine

Angewiesenheit

und

seine

Gaben

von

16,1-43

(6b)

(10-14)

auf

Jahwe,

bewußt

dessen

machen

kön-

nen . In

der

Zusammenschau

eine

differenzierte

auch

in

lenz

der

anderen

Texten

"Erinnerung"

gangenen

Geschichte

von Anfang "das

Beurteilung

an

des

EB

Jerusalems, der

23,1-30

zeigt

sich

so

" E r i n n e r u n g " , wie s i e 113 erkennbar wird . Die Ambiva-

entspricht

nebeneinander

Geschichtsbild

und

her

der

dabei in

der

einer

Sicht

" H 1e 1i 4l

und

(laufen)"

kritischen

Profetie

der

. Wird mit

ver-

Unheil so

der

im

(...) EB

doppelt-

g e b r o c h e n e n L i n i e . . . : a n f ä n g l i c h e H e i l s g e s c h i c h t e , dann Verfallsgeschichte, zuletzt eschatologisch bessere Heilsge115 schichte"

aufgenommen

ker R e d u k t i o n der völligem Verzicht schichte"!)

und

in

einzigartiger

(16,1-43;

23,1-30),

schichte"

Elemente

werden,

ist

geschichte" ohne

jede

seine

indem des

schon

"Unheils"

kritische

Jerusalems

Analogie

(5,5-17

-

allerdings

schon

"anfängliche(n) Heilsgeschichte" auf eine " e s c h a t o l o g i s c h bessere

in

(und der

Weise in

die

und

Israels,

star-

radikalisiert "anfängliche

"Verfalls"

Beurteilung

mit

und u n t e r Heilsgell 6

auch

der

s.Kap.20!)

gerichtsprophetischen

Heilsge-

eingebracht "Ursprungsdoch

nicht

Traditions-

strömung . Während im Hoseabuch d i e Z e i t der "Jugend" I s r a e l s , d i e h i e r l i c h a l s Z e i t des Auszugs aus Ägypten bezeichnet w i r d , p o s i t i v bewertet i s t

ausdrück-

augenscheinlich

(Hos 2 , 1 7 ) , f i n d e n s i c h im Jeremiabuch sowohl p o s i -

t i v e ( v g l . J e r 2 , 2 : W ü s t e n z e i t ; 3 , 4 ) a l s auch n e g a t i v e ( v g l . 3 , 2 4 f ; 3 1 , 1 9 ; 32,30) Aussagen über d i e " J u g e n d z e i t " I s r a e l s , J e r u s a l e m s oder Ephraims 117 . Die Ambivalenz i s t d e u t l i c h i n J e r 2 2 , 2 1 , " d a s an e i n Femi118 ninum, o f f e n b a r Jerusalem, g e r i c h t e t i s t " : " I c h (Jahwe) habe zu d i r gesprochen i n (= z u r Z e i t ? ) d e i n e r S i c h e r h e i t . Du h a s t g e s a g t : I c h w i l l

113 114 115 116 117

Die S t e l l e n s i n d g e n a n n t bei de V r i e s , R e m e m b r a n c e . K o c h , P r o f e t e n II, 109. E b d . ; v g l . a . a . O . , I, 1 5 2 f . V g l . e t w a Z i m m e r l i , 8 8 * f f ; K o c h , P r o f e t e n II, 1 0 9 . Die A m b i v a l e n z der A u s s a g e n in J e r 2-3 w i r d a u c h d u r c h und r e d a k t i o n s k r i t i s c h e n O p e r a t i o n e n T h i e l s ( R e d e k t i o n v g l . K a i s e r , E i n l e i t u n g , 256) n i c h t b e s e i t i g t . 118 T h i e l , a . a . O . , 2 4 2 .

die l i t e r a r (I), 8 0 f f ;

Gemeinsamkeiten

u. U n t e r s c h i e d e

d.Geschichtsdarstellung

163

nicht hören! Das ist dein Weg seit deiner Jugend ..." Den (positiven) Möglichkeiten der Zuwendung Jahwes steht hier von Anfang an die (negative) Reaktion Jerusalems (?) gegenüber. Die im EB aus dieser Ambivalenz der "Ursprungsgeschichte" entwickelte Ambivalenz der "Erinnerung" kehrt dann bei Deuteroj esaj a in abstrakterer Gestalt wieder (vgl. Jes 43,18 mit 46,9).

3.3.

Zusammenfassung

Wie Ez 5 , 5 - 1 7 e n t w i c k e l n

auch 16,1-43 und 2 3 , 1 - 3 0 in

stalt einer Gerichtsprophezeiung Geschichtsentwurf,

e i n e n i.W.

der die H e r s t e l l u n g

s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m , J e r u s a l e m s s p r u c h d a g e g e n und die B e s e i t i g u n g ein g ö t t l i c h e s G e r i c h t s h a n d e l n

Ge-

dreiteiligen

der B e z i e h u n g schuldhaften

zwi-

Wider-

dieses Widerspruchs

d a r s t e l l t bzw.

durch

ankündigt.

A n d e r s als in Kap. 5 w i r d aber hier die S t r u k t u r d i e s e s schichtsentwurfs mehrfach durchbrochen,

indem sie im

w i e d e r h o l t w i r d . D a m i t w i r d eine " A k k u m u l a t i o n " in der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s e r z ä h l b a r ,

von

und d i e s e

Schuld

kann

samt zum " P r ä z e d e n z f a l l " S a m a r i a in B e z i e h u n g g e s e t z t w o d u r c h j e w e i l s die E x t r a p o l a t i o n vom S c h u l d a u f w e i s Gerichtsprognose

argumentativ

bare Ü b e r l a g e r u n g

insgewerden,

auf

g e s t ü t z t w i r d . Die hier

der in 5 , 5 - 1 7 a n g e l e g t e n

erkenn-

z e i g t sich auch in der

v a l e n z der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "

Jerusalems

keit der B e z i e h u n g

Ambi-

Samarias)

von

16,1-43

Nicht-Selbstverständlich-

z w i s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m .

noch als in 5 , 5 - 1 7 ist hier die m y t h i s c h e und S t a d t s c h o n im A n s a t z a u f g e b r o c h e n : Gottesbeziehung

(und

an sie in der D a r s t e l l u n g

und 2 3 , 1 - 3 0 . Sie u n t e r s t r e i c h t die

die

Strukturgeschich-

te d u r c h eine E r e i g n i s g e s c h i c h t e und der " E r i n n e r u n g "

Ge-

Kleinen

Stärker

E i n h e i t von

Als "Ehe" ist

Gott die

J e r u s a l e m s n i c h t nur k o n t i n g e n t und in der

Zeit k o n s t i t u i e r t ;

sie s t e h t g e r a d e z u im W i d e r s t r e i t zu

genealogisch-vorgegebenen

"Verwandtschaftsbeziehungen"

Stadt. Aufgrund dieser Ambivalenzen

ist der " U r s p r u n g "

den der Jeru-

s a l e m s in Kap. 16 und 23 n i c h t mehr als s o l c h e r n o r m a t i v sein g e s c h i c h t l i c h e s

Handeln.

für

164

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

In 16,1-43 und 23,1-30 ist sonach eine Aufnahme und W e i t e r entwicklung stellung

von Strukturen und Elementen der

Geschichtsdar-

von 5,5-17 zu vermuten. Diese Vermutung ist nun in

der Frage nach dem k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen der stellung zu

Geschichtsdar-

überprüfen.

4. Der konzeptionelle

Rahmen der

4.1. Die Perspektive der

Geschichtsdarstellung

Geschichtsdarstellung

4.1.1. J e r u s a l e m als untreue Ehefrau

Jahwes

Ez 16,1-43 und 23,1-30 stellen die Beziehung zwischen

Jah119 (sowie Samaria) im Soziomorphem der Ehe 120 dar. Als "Allegorie" wäre diese Weise der Darstellung nur 121 unzureichend gekennzeichnet : "Die W i r k l i c h k e i t ist nicht

we und J e r u s a l e m

nur künstlerisch a b g e b i l d e t . Sie ist in ihrer u n h e i m l i c h e n 122 Kraft im Bild gegenwärtig" . Es empfiehlt sich, die "figu123 rale Sprache"

des Textes zunächst

m e n t e n und deren s t r u k t u r e l l e m sodann

(1) in ihren

Zusammenhang

(2) ihren t r a d i t i o n s - und

zu

Grundele-

beschreiben,

konzeptionsgeschichtlichen

H i n t e r g r u n d zu skizzieren, um schließlich

(3) ihre

argumenta-

tive Funktion in Ez 16 und 23 klären zu können. (1) In 16,1-43 und 23,1-30 spricht Jahwe als 124 betrogener Mann. Seine Frau(en) J e r u s a l e m durch "Hurerei"

(und Samaria)

(¡1JT und A b l e i t u n g e n :

hat

Ehe-

(haben)

16,15ff; 23,3ff)

mit

119 V g l . zum s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d de V a u x , L e b e n s o r d n u n g e n I, 5 2 f f ( L i t e r a t u r h i n w e i s e a . a . O . , 3 4 3 f f ) . 120 So z . B . de V a u x , a . a . O . , 55; F o h r e r , 83; E i s s f e l d t , E i n l e i t u n g , 5 1 1 . 121 V g l . die k r i t i s c h e n H i n w e i s e bei Zimnterli, 3 4 3 f ; W i n t e r , F r a u , 6 0 8 Anm.699. 122 Z i m m e r l i , 3 4 4 . Z i m m e r l i , 3 4 3 f u n d W i n t e r , F r a u , 608 A n m . 6 9 9 v e r w e i s e n a u f R o b i n s o n , C o n c e p t i o n (hier 52 d e r H i n w e i s a u f Ez 16 u n d 2 3 ) . 1 2 3 S. U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 5 7 f . 124 Die E h e b e z i e h u n g w i r d in 1 6 , 8 ; 2 3 , 4 m i t d e m T e r m i n u s 'j il' ¡1 b e s c h r i e b e n ; v g l . e t w a D t n 2 1 , 1 3 . Z u m A u s d r u c k Jl' T 2 in 1 6 , 8 s . o . A n m . 104.

Der k o n z e p t i o n e l l e anderen Männern (TNI

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

( G o t t h e i t e n bzw. V ö l k e r n )

die Ehe

ten Geschichte(n) Mutter

auf: So w e r d e n V a t e r

(16,3; 23,2) J e r u s a l e m s

gibt e h e l i c h e K i n d e r ,

schließlich "Völker"

auch " F e i n d e "

(16,31b-34).

näher-

frevelhaften Jerusalem

Neben

(16,37; vgl. 23,28?)

( D n y ) , wie 23,24 in D u r c h b r e c h u n g

16,40; 23,24)

Es 23,4.

Jerusalem

(und S a m a r i a s )

7

hangs f o r m u l i e r t ,

und

(16,41; 2 3 , 1 0 ) ,

(16,27), und s o l c h e , die wie

"Liebhabern" Jerusalems

einige

(16,20f.36;

e m p f i n d e n über den

" E h e b r u c h " und " H u r e r e i " t r e i b e n (männlichen)

erzähl-

genannt.

(und S a m a r i a ) . N e b e n

(und S a m a r i a ) t r e t e n a n d e r e F r a u e n auf hin s o l c h e , die " B e s c h ä m u n g

(16,3)

(und S a m a r i a s )

"Söhne und T ö c h t e r "

10.25) J a h w e s mit J e r u s a l e m

Wandel" Jerusalems

Damit

der in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

g e n a n n t . D a r ü b e r h i n a u s t r e t e n noch

A k t e u r e in " N e b e n r o l l e n "

bzw.

des

den sind weitere

Bildzusammen-

als M i t g l i e d e r der " G e r i c h t s g e m e i n d e "

("7 n ¡7 :

genannt.

Diese E l e m e n t e des B i l d z u s a m m e n h a n g s der D a r s t e l l u n g

geschichtlicher

n e r h a l b d e s s e n ein S p i e l r a u m Akzentsetzungen

besteht:

w e r d e n an P u n k t e n ,

stellen einen

Prozesse

zur V e r f ü g u n g ,

"Die B i l d e r können

... v e r s c h i e d e n e n

. D a m i t s t e h t eine f l e x i b l e

und

Zusammenhang

Zusammenhängen

" S p r a c h e " zur

zum

kommt

Zu-

Verfügung,

komplexe Geschehenszusammenhänge

z i e r t zu e r f a s s e n und

in-

aufgegriffen

j e w e i l s ein a n d e r e r A s p e k t des B i l d z u s a m m e n h a n g s 125 die es e r l a u b t ,

Rahmen

für w e i t e r e A u s g e s t a l t u n g e n

an d e n e n es im j e w e i l i g e n

t u n l i c h e r s c h e i n t . In

ge"

gebrochen

q.: 16,38; pi.: 16,32; vgl. auch 2 3 , 3 7 . 4 3 . 4 5 ) .

sind die " H a u p t d a r s t e l l e r "

165

differen-

darzustellen.

(2) Der t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e

Hintergrund

des

Bildzusam-

m e n h a n g s von Ez 16 und 23 l i e g t für den B e r e i c h der prophetischen Traditionsströmung z u t a g e . Hier

"kam es

"überraschend

g126 erichtsoffen"

..., s o w e i t wir s e h e n , e r s t m a l s

bei

H o s e a dazu, daß das s ü n d i g e I s r a e l in s e i n e m H a n d e l n in der G e s t a l t einer D ' J U T HöN (Hos 1,2; vgl. 2,4 ...) d a r g e s t e l l t w u r d e " 127 . Die " f i g u r a l e S p r a c h e " von Hos 1-3 ist v i e l l e i c h t

125 U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 56; vgl. 54ff 126 Z i m m e r l i , 5 3 9 ; vgl. 3 4 3 f . 5 3 8 f . 127 A . a . O . , 344 ( H e r v o r h . T . K . ) .

(zu H o s

1-3).

166

Die

Gerichtsprophezeiung

ihrerseits

angeregt

rerei"

Bezeichnung

mit

zur

Abscheu 128

rung

durch

genannten

die

von

als

Verwendung

"Israel

Sexualriten"

. Das

daraus

entwickelte

"Erfahrungen

Hoseas

aus

Erfahrungen

aus

der

und z u g l e i c h

Bindung

Gottes

in

der

Ausdrucks

und im AT

auf

auf

Gomer Israels

aus

der

"Hustets

Elisa-Überliefe-

"Ehegleichnis"

E r f a h1r2u9n g e n

an I s r a e l "

des

fremden

Ehe m i t

dem S e x u a l k u l t

4,13f.)

"Geschichtsentwurf"

...

ist

geeignet,

(1,3;

Höhen

3.1ff.),

(2,13ff.;

geschichtlichen

den B e g r i f f

zu

bringen.

Zur D T 313T nöN wird I s r a e l i n den Augen Hoseas zunächst durch s e x u e l l e K u l t p r a k t i k e n ( v g l . Hos 4 , l l f f ) .

"Das z e n t r a l e znh i n Hos 1,2 i s t

...

durchaus n i c h t nur im übertragenen Sinn ( ) , sondern auch im w ö r t l i 130 chen S i n n zu v e r s t e h e n " . I n umfassenderem Sinne b e s c h r e i b t aber der Bildzusammenhang das G o t t e s v e r h ä l t n i s I s r a e l s im Ganzen; " d a s Land I s r a e l (wird) a l s Hure und Ehebrecherin g e s c h i l d e r t ( . . . ) , die i h r e n L i e b h a c 131 bern (m'hbjm), . . , den Baalen (b l j m ) , n a c h l ä u f t " . Worin s i e h t Hosea 132 h i e r konkret die " H u r e r e i " I s r a e l s ? I n einem " b a a l i s i e r t e n Jahwäkult" oder i n einem r e l i g i ö s e n P l u r a l i s m u s , i n dem " d i e seßhaften

Israeliten

Jahwe a l s i h r e n Baal" ansehen, aber "dennoch zu den k a n a a n i t i s c h e n Baalen 133 um gute E r n t e n " beten

? Die zweite I n t e r p r e t a t i o n s c h e i n t dem komple-

xen Textbefund im Hoseabuch eher gerecht werden zu können: Hos 2,18 134 s e t z t offenbar " e i n e n Synkretismus v o r a u s , der Jahwe als Baal v e r e h r t " , während der Vorwurf an I s r a e l , " h i n t e r anderen herzugehen"

(Hos 2 , 7 . 1 5 ;

1 1 , 2 ) , " s i c h anderen zuzuwenden" (Hos 3,1) u . ä . kaum anders denn a l s " A b f a l l von Jahwe" und Hinwendung zum " B a a l k u l t " 135 verstanden werden kann. Darüber h i n a u s ü b e r t r ä g t Hos 8 , 8 f das " B i l d der Hure vom k u l t i 136

sehen auf das a u ß e n p o l i t i s c h e V e r h a l t e n I s r a e l s "

128 J e r e m i a s , H o s e a , 28 A n m . 4; vgl. W i n t e r , F r a u , 5 7 7 f f . 129 J e r e m i a s , H o s e a , 4 0 f . G e g e n e i n e w e i t h i n v o r h e r r s c h e n d e I n t e r p r e t a t i o n s t e n d e n z s p r i c h t s i c h v . a . K o c h , P r o f e t e n I, 8 9 f f d a f ü r a u s , " ( d ) a s h o s e a n i s c h e E h e - u n d F a m i l i e n d r a m a 1 1 als E r f a h r u n g s b a s i s d e s T e x t e s e r n s t zu n e h m e n : " N i c h t s an d e r E r z ä h l u n g e r l a u b t , an der T a t s ä c h l i c h k e i t zu z w e i f e l n " ( a . a . O . , 9 0 ) . 130 W i n t e r , F r a u , 590; zu E i n z e l h e i t e n v g l . - n e b e n den K o m m e n t a r e n a . a . O . , 5 8 9 f f ; K o c h , P r o f e t e n I, 9 4 f f . 131 W i n t e r , a . a . O . , 5 9 2 . 132 K o c h , P r o f e t e n I, 97; z u s t i m m e n d a u f g e n o m m e n v o n W i n t e r , F r a u , 5 9 2 . 133 S m i t h , P a r t e i e n , 33; v g l . L a n g , J a h w e - a l l e i n - B e w e g u n g , 6 3 f f . 134 W o l f f , H o s e a , 60. 135 A . a . O . , 257 (zu Hos 1 1 , 2 ) . 136 A . a . O . , 1 8 4 ; v g l . K o c h , P r o f e t e n I, 99.

Der

konzeptionelle

Rahmen der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

167

Der Bildzusammenhang der Ehe zwischen Jahwe und Israel ist also im Hoseabuch geeignet, höchst unterschiedliche Tatbestände zusammenzufassen und auf den Begriff zu bringen. Gemeinsam ist ihnen in der Sicht Hoseas, daß sie dem AusschlleBlichkeitsanspruch Jahwes widersprechen. Der

im H o s e a b u c h

hang wird

erstmals

mit unterschiedlicher entwickelt. 3,4)

breiter

in der p r o p h e t i s c h e n

Akzentuierung

Nahum b e z e i c h n e t

ausgeführte

Bildzusammen-

Traditionsströmung

Ninive

- aufgenommen als

"Hure"

mehrfach und

-

weiter-

(ilJlT : Nah

137

, " v e r w e n d e t d a s W o r t a b e r g e r a d e n i c h t im S p r a c h g e •t q o brauch Hoseas" . " H u r e " ist h i e r P r ä d i k a t der H a u p t s t a d t der f r e m d e n G r o ß m a c h t A s s u r , d i e m i t i h r e r " p s y c h o l o g i s c h e n 139 Kriegsführung"

die p o l i t i s c h e

und damit das G o t t e s v e r h ä l t n i s Dagegen

kann J e s a j a

und kultische

Judas

Jerusalem

Integrität

gefährdet.

alsilJIT

bezeichnen

(Jes

1 , 2 1 ) , w ä h r e n d er im " W e i n b e r g l i e d " J e s 140 5,1-7 mit seinem "parabolisch-gleichnishaften Charakter" die B e z i e h u n g "Hauses

Israel"

(7) zu J a h w e

und G ä r t n e r u . d . h . 141

zwischen

als B e z i e h u n g Braut

zwischen

und B r ä u t i g a m

des

Weinberg

erfaßt

und

dann wieder

die

darstellt Stärkere

Anklänge

an d a s H o s e a b u c h

zeigt

D a r s t e l l u n g von " I s r a e l und Juda als h u r e r i s c h e ( n ) E h e b r e c h e r i n n e n (Jer 2; 3 und 1 3 ) " 142 b e i J e r e m i a . D e r V o r w u r f d e s "Hurens" wird deropfer, 32,35), jedem

hier verschärft

durch

den H i n w e i s a u f d a s 143 auf das Jer 2,23 wohl a n s p i e l t (vgl. 7 , 3 1 ;

und d i e g e n e r a l i s i e r e n d e

hohen

H ü g e l und u n t e r j e d e m

Umstandsbestimmung grünen Baum"

(Jer

Kin19,5;

"auf 2,20;

137 V g l . W i n t e r , F r a u , 6 0 0 f f . Zur K r i t i k der T h e s e J e r e m i a s ' ( K u l t p r o p h e t i e , 3 4 f f ) , m i t d e r " H u r e " s e i hier u r s p r ü n g l i c h J e r u s a l e m g e m e i n t g e w e s e n , s. a . a . O . , 6 0 1 f f . 138 W i n t e r , F r a u , 601; vgl. R u d o l p h , N a h u m , 177. 139 W i n t e r , a . a . O . , 603. 140 K a i s e r , J e s a j a 1 - 1 2 , 98. 141 K a i s e r , a . a . O . , 100 m e i n t im A n s c h l u ß an V e r m e y l e n , I s a i e 1 , 1 6 3 : " E n t g e g e n der a l l g e m e i n e n A n s i c h t der G e l e h r t e n h a n d e l t es s i c h b e i d e m W e i n b e r g l i e d in 5 , 1 - 7 n i c h t um e i n e j e s a j a n i s c h e P r o p h e t i e , s o n d e r n m i t V e r m e y l e n um e i n e im S c h a t t e n der d e u t e r o n o m i s t i s c h e n B e w e g u n g s t e h e n d e , r ü c k w ä r t s g e w a n d t e Geschich'ts'theologie , , . 142 W i n t e r , F r a u , 6 0 4 ( f f ) . 143 A . a . O . , 6 0 6 .

168

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

3,6.13;

17,2)

144

als

"Geschichtsentwurf"

. D a m i t sind ebenso A u s s a g e n und M o t i v e

von

Ez 16 und 23 v o r b e r e i t e t wie m i t der G e g e n ü b e r s t e l l u n g von 145 ( N o r d - ) I s r a e l und Juda in Jer 3 , 6 - 1 3 , wo diese - ä h n l i c h Samaria

und J e r u s a l e m

Hurerei

(6.8.9) und E h e b r u c h

in Ez 23 - als S c h w e s t e r n

w e r d e n und f e s t e B e i n a m e n e r h a l t e n min'

m(i)A2:

die

dargestellt

(*7kTBü : Ex 25,4; 26,1.31.36; 27,9.16.18; 28,5.6.8. 15.39; 35,6.23.25.35; 36,8.35.37; 38,9.16.18.23; 39,2.3.5.8.27.28.29 (daneben Ez 27,7; Gen 41, 42; Spr 31,22); Ojn : Ex 26,36; 27,16; 28,39; 35,35; 36,37; 38,18.23; 39,29 (Ptz. pu. : Ps 139,15; ilöin : Ez 16,13.18; 17,3; 26,16; 27,7.16.24; Ri 5,30; Ps 45,15). 259 Vgl. dazu demnächst H.Utzschneider. 260 Vgl. Utzschneider, Hosea, 129ff zum "Verfassungsentwurf im Hoseabuch".

Der

konzeptionelle

Rahmen

der

Geschichtsdarstellung

187

" h i e r o k r a t i s c h e n " ! ) , T e m p e l - o r i e n t i e r t e n M o d e l l J e r u s a l e m s würde er mit 261 dem " V e r f a s s u n g s e n t w u r f " des EB übereinstimmen Auch (und

wenn

Elemente

Samarias)

Folie

für

in

seine

diese

in

Geschichte

de T e n d e n z e n .

doch Mit

"Ursprungsgeschichte"

16,1-43

(ihre)

bleibt der

der

Ez

und

Stadt

seiner

ner M ö g l i c h k e i t

gesellschaftlicher

Sicht

die

der

Texte

eingesetzt

. Von A n f a n g konkurrierende

Realisierung

Katastrophe

Jerusalems

argumentativ

"Schu2 l d6 2 geschichte"

ambivalent der

23,1-30

der

an

zeigen

und

sich

konfligieren-

Monarchie

Organisation

Jerusalems

als werden,

ist

als in

eider

vorprogrammiert.

Eine Ez 16 und 23 v e r g l e i c h b a r e g e s c h i c h t l i c h e P e r s p e k t i v e , d i e i n d i e Z e i t v o r der E t a b l i e r u n g der Monarchie i n I s r a e l z u r ü c k g r e i f t , z e i g t im AT v . a . das d e u t e r o n o m i s t i s c h e G e s c h i c h t s w e r k . S e i n e S t e l l u n g zu Tempel und Königtum i s t n i c h t ganz e i n d e u t i g . Einem v e r b r e i t e t e n r e d a k t i o n s g e 263 schichtlichen Erklärungsmodell z u f o l g e würde e r s t s e i n e zweite Redakt i o n s s c h i c h t , " D t r P ( , ) der I n s t i t u t i o n des Königtums k r i t i s c h gegenu b e r " s t e h e n 264 , wahrend das u r s p r u n g l i c h e " D t r G e i n e am Jerusalemer H e i pec l i g t u m und Könighaus o r i e n t i e r t e T h e o l o g i e " v e r t r ä t e . Ez 16 und 23 würden dann d i e k ö n i g s k r i t i s c h e Tendenz von " D t r P " t e i l e n , wobei a l l e r d i n g s Kap. 16 anders a l s " D t r P " n i c h t an dem mit "DtrG/H"

vorgegebenen

G e s c h i c h t s a u f r i ß 266 f e s t h a l t e n würde - i n dem j a d i e E r r i c h t u n g des Tem267 p e l s Werk des j e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s e s i s t - , sondern d i e L e g i t i m a t i o n des H e i l i g t u m s aus der Z e i t vormonarchischer E x i s t e n z I s r a e l s t e n würde und d a r i n dem Entwurf der " P r i e s t e r s c h r i f t "

ablei-

nahestünde.

261 V g l . u . V . 3 . 2 . 2 . 262 S.o. 3 . 2 . 2 . 263 V g l . R o t h , A r t . D e u t e r o n o m i s t i s c h e s G e s c h i c h t s w e r k , 544; S m e n d , E n t s t e h u n g , l l l f f ; K a i s e r , E i n l e i t u n g , 1 7 2 f f . - E n t g e g e n der in d i e s e m M o d e l l v e r t r e t e n e n A n n a h m e des F a l l s J e r u s a l e m s 587 als t e r m i n u s a quo der " G r u n d s c h i c h t " des G e s a m t w e r k s ( D t r G / H ) b l e i b t f r e i l i c h m . E . die A n n a h m e e i n e r " R e d a k t i o n " (so v.a. C r o s s , M y t h , 2 7 4 f f ; vgl. N e l s o n , R e d a c t i o n ) o d e r m e h r e r e r " r e d a k t i o n e l l e r B l ö c k e " aus v o r e x i l i s c h e r Z e i t (vgl. L o h f i n k , K e r y g m a t a ) als V o r s t u f e ( n ) des DtrG w a h r s c h e i n l i c h (vgl. W e i p p e r t , G e s c h i c h t s w e r k ) . 264 R o t h , a . a . O . , 5 4 5 . 2 6 5 Ebd. ( H e r v o r h . T . K . ) 266 V g l . R o t h , a . a . O . , 5 4 7 f ; K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 5 7 9 f f . 267 "Der T e a p e l e r h ä l t s e i n e L e g i t i m a t i o n d u r c h die in ihm a u f g e s t e l l t e Lade J a h w e s und d u r c h die g ö t t l i c h e G e w ä h r u n g d e s T e m p e l w e i h g e b e t s des K ö n i g s S a l o m o (I Reg 8 , 1 - 2 1 ; 9 , 2 - 3 ) " (Roth, e . a . O . , 5 4 9 ) .

188

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

4.2. Die R e g e l n des 4.2.1.

als

"Geschichtsentwurf"

Geschichtsablaufs

Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge

Wie in 5 . 5 - 1 7 2 6 8

sind auch in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

und E r g e h e n J e r u s a l e m s g e m ä ß dem K o n z e p t des Zusammenhangs" miteinander 23,29bß.30 jeweils

v e r k n ü p f t . Die in 16,43

vorliegende abschließende

der v o r a n g e h e n d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g Zusammenhang

in b e i d e n F ä l l e n

Handeln

"Tat-Ergehenund

Charakteristik

formuliert

diesen

ausdrücklich:

"Dein Frevel und deine Hurerei haben dir das angetan, weil du hinter den Völkern her gehurt, weil du dich mit ihren Götzen unrein gemacht hast" (23,29bß.30 269 ). "Weil du dich nicht an die Tage deiner Jugend erinnert und mich mit alledem beleidigt hast, sieh, so habe auch ich deinen Mandel auf 'dei270 nen' Kopf gelegt - Spruch des Herrn Jahwe" (16,43a.ba ). Zwischen diesen beiden Aussagen bestehen Unterschiede N u a n c i e r u n g . W ä h r e n d in 2 3 , 2 9 b ß . 3 0271iWT und IlllTn als vollendende Tun-Ergehen-Sfare(n)"

selbständig,

in der "sich

gleichsam

" m e c h a n i s c h " w i r k s a m w e r d e n , ist es nach 16,43 die

personale

I n s t a n z J a h w e , die J e r u s a l e m "ihre Wege auf ihr H a u p t (gibt)" und so "den I n h a l t der n e g a t i v e n T a t h ü l l e am T ä t e r sich a u s 272 toben

(laßt)"

. Hier zeigt sich eine a h n l i c h e

und Ü b e r l a g e r u n g

von " m e c h a n i s c h e n "

h a f t - o f f e n e n U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h ä n273 gen t e n und E r g e h e n J e r u s a l e m s wie in Die K o r r e l a t i o n in 1 6 , 1 - 4 3

"Schichtung"

und " p e r s o n a l e n " , zwischen

Verhal-

5,5-17

z w i s c h e n Tun und E r g e h e n J e r u s a l e m s

und 2 3 , 1 - 3 0 noch u n t e r s t r i c h e n d u r c h die

p o n d e n z von E l e m e n t e n der

sinn-

(Bild-)Sprache

in der

wird

Korres-

Beschreibung

von S c h u l d und S t r a f e . So w u r d e n nach 2 3 , 3 . 8 . 2 1 in

Ägypten

268 S.o. II.4.2.1. 269 Z u r T e x t k r i t i k s . o . A n m . 1 0 . 270 I c h l e s e m i t 3 M s s , G, S, V: 1 0 N 1 2 s t a t t P N U , vgl. 9 , 1 0 ; 1 1 , 2 1 ; 2 2 , 3 1 ; vgl. 8 H S ; Z i m m e r l i , 3 4 0 . W e s s e n " K o p f " g e m e i n t i s t , i s t a u c h in M k l a r . 271 K o c h , P r o f e t e n II, 9 7 . 272 A . a . O . , 108. 273 S.o. II.4.2.1.

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

die B r ü s t e O h o l a s und O h o l i b a s

189

" g e d r ü c k t " . Das Verb

HPy 274 I I / " d r ü c k e n " ist nur an d i e s e n S t e l l e n im AT b e l e g t . Es

w ä r e f r e i l i c h zu e r w ä g e n , ob n i c h t auch in 2 3 , 2 5 . 2 9 das löyi als pi. von iivy II

("sie w e r d e n dich - nun

Verb

freilich

n i c h t mehr l i e b e v o l l ! - d r ü c k e n " ) zu l e s e n sein k ö n n t e , w a s vom K o n s o n a n t e n b e s t a n d des T e x t e s (iniN IBiyi) her d u r c h a u s m ö g l i c h ist 275 . Dann läge hier eine E n t s p r e c h u n g von V e r h a l 276

ten und E r g e h e n O h o l i b a s

vor

Die H u r e r e i O h o l i b a s / J e r u s a l e m s sie vor i h r e n L i e b h a b e r n

2 3 , 1 8 ) . Dem k o r r e s p o n d i e r t , menhang

impliziert

naturgemäß,

"ihre Blöße a u f d e c k t "

daß ihre L i e b h a b e r ihr im

des a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t s

daß

(16,36;

"die K l e i d e r

Zusam-

ausziehen"

(16,39; 2 3 , 2 6 ) , und "ihre B l ö ß e a u f g e d e c k t " w i r d

(16,37;

2 3 , 2 9 ) . Hier l i e g t s o w o h l eine K o r r e s p o n d e n z von "¿(7v7) e r b s d e s c r i b i n g p u n i s h m e n t " u n d " v e r b s d e s c r i b i n g crime" (iiny + n"7A : 1 6 , 3 6 / 3 7 ;

23,18/29)

als

auch eine K o r r e s p o n d e n z

auf

278

der B i l d - E b e n e

vor: J a h w e

"vollzieht

... vor den

versam-

m e l t e n L i e b h a b e r n n o c h m a l s den g l e i c h e n G e s t u s , mit dem Hure b i s h e r ihre und J e r e m i a

'Show' d a r b o t . Wie s c h o n bei Hosea

(13,26f.) w i r d d i e s e r nun aber in der

ten S i t u a t i o n des G e r i c h t s als p e i n l i c h e

die

(2,12)

veränder-

Entblössung

erfah-

ren"279. Daß das J e r u s a l e m

angekündigte

E r g e h e n in seinem

schon a n g e l e g t ist, u n t e r s t r e i c h t in Kap. 16 die denz von 33 und 37: J e r u s a l e m

hatte m i t s e i n e n

Verhalten

Korrespon-

Geschenken

274 V g l . L i s o w s k y , K o n k o r d a n z , 1137 s o w i e die bei V o l l m e r , A r t . ilfy , 360 g e n a n n t e L i t e r a t u r . In 2 3 , 3 ist v i e l l e i c h t s t a t t pi. pu. zu v o k a l i s i e r e n (vgl. Z i m m e r l i , 5 3 0 ) ; in 21 ist e n t w e d e r m i t G und e i n e m Ms • '"1X133 zu l e s e n und 711t!fy2 als pu. zu p u n k t i e r e n o d e r m i t z w e i Mss D ' i x n zu l e s e n und n i P y i a l s pi. zu v o k a l i s i e r e n (vgl. B H S ) . 2 7 5 V e r s t e h t m a n 1 B»y 1 als "sie w e r d e n t u n / v e r f a h r e n " , w ä r e a u f g r u n d d e r f o l g e n d e n U m s t a n d s b e s t i m m u n g (iinni bzw. n N 3 C 2 ) e h e r ~|7)N ("mit d i r " ) s t a t t "IIUN zu e r w a r t e n , w i e BHS m i t v i e l e n Mss zu l e s e n v o r s c h l ä g t . V g l . a l l e r d i n g s Z i m m e r i i s (8f, zu 2,1) H i n w e i s auf den P r o m i s c u e G e b r a u c h von A k k u s a t i v p a r t i k e l J\H und P r ä p o s i t i o n J1N im EB. 276 V g l . K a t e g o r i e I.C. in M i l l e r s (Sin, l l l f f ) " C l a s s i f i c a t i o n of t h e P a t t e r n s of C o r r e s p o n d e n c e " : " V e r b s d e s c r i b i n g p u n i s h m e n t are t h e s a m e as v e r b s d e s c r i b i n g c r i m e " ( a . a . O . , 1 1 2 ) . 277 M i l l e r , Sin, 112. 278 V g l . a . a . O . , 1 1 3 f f . 279 W i n t e r , F r a u , 613.

190

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

L i e b h a b e r a n g e l o c k t 2 ' 2 D n V"7y X12"7

(33) . W e n n nun J a h w e

37 a n k ü n d i g t : a'lDIJ T»"7y O n « 'nY2j7l , v e r w i r k l i c h t was J e r u s a l e m m i t s e i n e m V e r h a l t e n

provozierte;

er

in

nur,

"(t)he

judg-

m e n t is w o r k e d out in t e r m s of the i n t e n d e d r e s u l t of t h e 280 sin" - aber "the i n t e n d e d r e s u l t is f r u s t r a t e d " : Die " L i e b h a b e r " e r s c h e i n e n n i c h t zu dem von J e r u s a l e m Amüsement

(niJTn: 33), s o n d e r n

zum G e r i c h t

"die G e i s t e r , die sie r i e f " , die J e r u s a l e m los

nun n i c h t

sind mehr

wird.

Daß sich J e r u s a l e m m i t s e i n e r dem F e u e r " e i n g e l a s s e n

" H u r e r e i " auf ein " S p i e l

hat, m a c h t in Kap. 23 die n a h e z u

tische Beschreibung

seiner

Gerichtsankündigung

deutlich

. Was nach 2 3 , 6 . 1 2 die ausgemacht

hatte,

sich in 23 a l s - i h r e t ö d l i c h e G e f ä h r l i c h k e i t : ... sin b e c o m e s the i n s t r u m e n t of S c h l i e ß l i c h w i r d der Ü b e r g a n g richtsankündigung

...

Handelns mehrerer personaler

und

"Rei-

entpuppt

"the

i n282 strument

punishment"

vom S c h u l d a u f w e i s

in den T e x t e n auch durch eine

von Tat und E r g e h e n m o t i v i e r t ,

zur

Ge-

Korrelation

die über die K o r r e l a t i o n

Instanzen vermittelt

g l e i c h w o h l aber noch ganz auf der " m e n s c h l i c h e n "

des

ist, Ebene

ange-

s i e d e l t ist. So ist in 2 3 , 2 2 f f das G e r i c h t über O h o l i b a Racheakt ihrer "verschmähten a n n "|t/3J

Liebhaber"

: 22; vgl. 17bß) d a r g e s t e l l t .

mit iden-

" 281 L i e b h a b e r " in S c h u l d a u f w e i s

ze" der A s s y r e r und B a b y l o n i e r of

ersehnten

(39ff). Es

(nyj7j TBK

als

... vailNIl

Wie in Kap. 17

deckt

hier die Logik des B i l d z u s a m m e n h a n g s die " p o l i t i s c h e L o g i k " 283 des b e z e i c h n e t e n G e s c h e h e n s auf : Z e d e k i a s bzw. " J e r u s a lems" politische Wendung das E i n g r e i f e n

nach Ä g y p t e n

der B a b y l o n i e r

(23,19-21)

provoziert

( 2 3 , 1 3 - 1 7 ) . A n d e r s als in

17 e r h ä l t f r e i l i c h in Kap. 23 s c h o n die V e r b i n d u n g lon das n e g a t i v e V o r z e i c h e n

der " H u r e r e i " . Hier w i e

b e g r ü n d e t aber die B e z i e h u n g

personaler

auf der " m e n s c h l i c h e n "

(Kap. 17: das

Ebene

z w i s c h e n Z e d e k i a und N e b u k a d n e z a r ;

280 281 282 283

Hiller, Sin, 114f. V g l . o. 4 . 2 . 1 . H i l l e r , S i n , 113. V g l . Lang, A u f s t a n d ,

4 6 f f u. u n t e n

mit

Kap. Baby-

dort

Handlungsinstanzen BundesVerhältnis

Kap. 23: die

V.3.3.1.a.

"Liebesaffä-

Der k o n z e p t i o n e l l e

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

re" zwischen Jerusalem

und den B a b y l o n i e r n )

v e r h ä l t n i s eine e i g e n e

" S c h i c h t " im

menhang

von Tat und

191

n e b e n dem

Gottes-

Ursache-Wirkungs-Zusam-

Ergehen.

E r g i b t sich in Kap. 23 die " p o l i t i s c h e aus der a k t u e l l e n A u ß e n p o l i t i k

L o g i k " des

Jerusalems unter

Bildes

Zedekia,

l i e g t in Kap. 16 ein ä h n l i c h e s P h ä n o m e n in abstrakterer, ker in den B i l d z u s a m m e n h a n g

e i n g e b u n d e n e r G e s t a l t vor:

16,37 v e r s a m m e l t J a h w e gegen J e r u s a l e m 284

"alle, die du

hast und

"The

alle, die du g e h a ß t h a s t " .

'all you h a t e d ' a p p a r e n t l y

stärNach

geliebt

... r e f e r e n c e

a l l u d e s to the P h i l i s t i n e s

(vs.

27), who i n d e e dp owere l a t e r c o n d e m n e d for t a k i n g r e v e n g e c Judah

(25:15)"

. Auch hier deckt die Logik des

to

on

Bildzusam-

m e n h a n g s b e s t i m m t e Züge des d a r g e s t e l l t e n G e s c h e h e n s in ihrer p o l i t i s c h e n des " H a s s e s "

Logik auf: Nach 16,27 b e s t e h t eine

(Wz. N 3 P )

der P h i l i s t e r "

zwischen Jerusalem

in i h r e r E i g e n s c h a f t

und den

"Töchtern

als " F r a u e n " , die

für das V e r h a l t e n i h r e r " G e s c h l e c h t s g e n o s s i n " gegenüber

Beziehung

den

" s c h ä m e n " . D a h i n t e r d ü r f t e eine p o l i t i s c h e

t i o n s t e h e n , die dem le V o r h e r r s c h a f t

"vorderasiatischen

Kampf(.)

der g r o ß e n M ä c h t e " e b e n & o

ü b e r s t e h t wie der " F r e i h e i t s p o l i t i k - s o f e r n sie d u r c h A n b i e d e r u n g

um

kritisch

der k l e i n e n

(vgl. Kap. 25; 3 6 , 2 f ) . D a r ü b e r hinaus

könnte h i n t e r

"mythische

(mythischen)

samten Völkerwelt widersprechen.

Jerusa-

in der

in s e i n e r

s t r o p h e w e r d e n nun alle - " g e l i e b t e " wie " g e h a ß t e "

ge-

Kata-

Völker

versammelt.

1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 richtsankündigung,

284

16,37

Präferenzen

Zentralstellung Wenigstens

Vor-

sucht

Logik" stehen:

lem hat mit s e i n e r " H u r e r e i " unter den V ö l k e r n

nach J e r u s a l e m

g e g e on oc

an die G r o ß m a c h t e i g e n e zu e r r e i c h e n

g e s e t z t , die seiner

Konzepimperia-

Staaten"

t e i l e auf K o s t e n der noch S c h w ä c h e r e n aber auch noch eine g e w i s s e

sich

"Männern"

v e r b i n d e n also S c h u l d a u f w e i s

Vergangenheit

und Z u k u n f t

*7y d ü r f t e h i e r im S i n n e von "was zu e i n e m ein a n d e r e s d a r a u f k o m m t " ( G e s e n i u s / B u h l , verstehen sein. 285 G r e e n b e r g , 2 8 6 . 286 L a n g , E z e c h i e l , 91.

und

Ge-

Jerusalems

a n d e r e n h i n z u , eig. auf H a n d w ö r t e r b u c h , 587) zu

192

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

durch einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang E r g e h e n , der in sich v i e l s c h i c h t i g che W e i s e zum A u s d r u c k

zwischen Tat

ist und auf

gebracht wird. Dieser

unterschiedli-

Tat-Ergehen-

Z u s a m m e n h a n g w i r d nun aber ü b e r l a g e r t von einem gegenüber

zweiten,

5,5-17 n e u e n U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h a n g ,

Verbindungen

z w i s c h e n der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "

n ä h e r h i n der " V o r g e s c h i c h t e " Jerusalems

- und der

der

- und

hier

"Schuldgeschichte"

herstellt.

In Kap. 23 b e s t e h t die K o n t i n u i t ä t z w i s c h e n d i e s e n " E p o c h e n " der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s daß O h o l a und O h o l i b a

(und S a m a r i a s )

in i h r e r " H u r e r e i " mit

F r e m d v ö l k e r n das V e r h a l t e n i h r e r 287 sieren

und

. Nach 1 6 , 1 6 - 2 1 ( . 31b-34)

- wie m i t s e i n e m

"Strip-Tease"

vgl. 25) - die T e n d e n z , "nackt und bloß")

verschleudert (10-14)

aktuali-

Jerusalem

und z e i g t

vor s e i n e n L i e b h a b e r n

zu s e i n e m288u r s p r ü n g l i c h e n

damit (36;

Zustand

(7:

zurückzukehren

Mit d i e s e r Ü b e r l a g e r u n g

zweier

Ursache-Wirkungs-Zusammen-

h ä n g e , die V e r b i n d u n g e n

einerseits zwischen

schuldhaftem Verhalten,

andererseits

hen J e r u s a l e m s

darin,

verschiedenen

" J u g e n d z e i t " je neu

die ihm von J a h w e v e r l i e h e n e n G a b e n

beiden

"Ursprung"

z w i s c h e n Tun und

und Erge-

h e r s t e l l e n , g e w i n n t aber die K o r r e l a t i o n

Tat und E r g e h e n i h r e r s e i t s eine neue N u a n c e : Mit s e i n e m h a l t e n baut J e r u s a l e m

im G r u n d e n i c h t m e h r eine

re" auf, s o n d e r n eher eine " H e i l s s p h ä r e "

von Ver-

"Unheilssphä-

ab, in die es d u r c h

das k o n t i n g e n t e H a n d e l n J a h w e s v e r s e t z t w o r d e n w a r . Im G e r i c h t k o m m t n i c h t nur zur A u s w i r k u n g , was im H a n d e l n

Jerusa-

lems a n g e l e g t ist, s o n d e r n auch, was a n g e s i c h t s s e i n e r kunft und V o r g e s c h i c h t e

- vor s e i n e m

o h n e h i n zu e r w a r t e n g e w e s e n 4.2.2. Göttliches

Her-

"Eheschluß" mit Jahwe

-

wäre.

und m e n s c h l i c h e s

Handeln

289 Wie Ez 5 , 5 - 1 7

g e h e n auch 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

daß z w i s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m s o w i e S a m a r i a e i n 287 S . o . 3 . 2 . 3 . 288 S . o . 3 . 2 . 2 . 289 V g l . o . I I . 4 . 2 . 2 .

davon

aus,

Bundesver-

Der

konzeptionelle

hältnis

besteht:

hältnis seitig J11DN3 tionen

Jerusalems

16,38

im

zeichnet als

Im B i l d als

verpflichtend in

der

der

in

und

der -

der

"Ehe"

stellen

Zeit

wie -

sie

Hinweis

rechtlich

auf

und

dar.

Jerusalem

193

Gottesver-

die

geregelt

einschließend

Jahwe

das

zustandegekommen,

der

Verletzung zwischen

Geschichtsdarstellung

"Ehe"

unterstreicht

Falle die

Rahmen

wechsel'U3wn

sowie 16,8

Sankbe-

ausdrücklich

IP12.

Unter

Voraussetzung

Jerusalem

richts"-Handeln 23,24).

dieses

angekündigte

Hier

"Zorn"

Jahwes

Folge,

daB

Jahwes

wie

dort

wie

interpretiert wirkt

(nnn ;ilN3i7

Jerusalem

entsprechenden

Bundesverhältnisses

Katastrophe

:

im

dem

werden

kann als

(16,38;

23,25)

die "Ge-

vgl.

Gericht aus

-

der

mit

der

Tat-Ergehen-Zusammenhang 291 wird

überlassen

Der H i n w e i s a u f Jahwes «INJP, s e i n e n " E i f e r " , " d i e Verehrung a n d e r e r G ö t t e r

erregt" wird

hang d e r T e x t e besonders p l a s t i s c h ,

der insbesondere 292

durch

, w i r k t im Bildzusammen-

da NJp p i . 293 und HN]p im z w i s c h e n -

menschlichen Bereich d i e " e h e l i c h e E i f e r s u c h t " Num 5 , 1 4 f . 1 8 . 2 5 . 2 9 f ;

5,8.10

göttlichen

16,38".42;

seinem

Schicksal

sich

in

b e z e i c h n e n können

(vgl.

Spr 6,34; 2 7 , 4 ) . Im Bildzusammenhang von Kap. 23

s i n d auch "Grimm" (nnn: 23,25) und "Haß" Liebhaber" gut v e r s t ä n d l i c h ,

(HKJI9: 23,29) d e r

"verschmähten

d i e den g ö t t l i c h e n Zorn g l e i c h s a m a u f

der

" m e n s c h l i c h e n " Ebene v e r d o p p e l n . Daß Jahwes Zorn, d e r " s i c h von Jahwä her a u f d i e Menschen zubewegt", 294 nicht

" i n deren Untergang m i t u n t e r g e h t "

, g e h t aus 16,42 k l a r

hervor,

wo a u f das "Zur-Ruhe-Kommen" des g ö t t l i c h e n

"Grimms" a u f J e r u s a l e m

"U 'reo¡7

von ihm f o l g t

) das "Weichen" s e i n e s " E i f e r s "

(TUU?

(Tiruni

mDI

290 16,38b (roujil nWl D l VJ1IU ) ist in H allem A n s c h e i n nach k o r r u m p i e r t . G (HOL. 9r|CTO) oe e v aoyciTi, d u y o u x a i S n X o u ) l i e g t H o f f e n b a r s c h o n vor, den sie " n o t d ü r f t i g ü b e r s e t z t " (Zimmerli, 339). "Wenn man in DT T l i n j l nicht e i n f a c h eine aus 39a (DT»Jl "llUN ' M U l ) s t a m m e n d e v e r t i k a l e d i t t o g r . a n n e h m e n und in bß eine B e s t i m m u n g zu a '... in G r i m m und E i f e r ' sehen w i l l , e m p f i e h l t s i c h am e h e s t e n die Heilung des T e x t e s nach 2 3 , 2 5 : ilN!?! n n n 1 2 'IHU1 (Toy, B e r t h o l e t ) " (ebd.). G r e e n b e r g , 272 ü b e r s e t z t H: "I w i l l ... t u r n you into a b l o o d y o b j e c t of fury and p a s s i o n " , was der m a s o r e t i s c h e n P u n k t i e r u n g und A k z e n t u ierung e n t s p r i c h t . - Klar ist j e d e n f a l l s , daß es sich hier um "Grimm" und " E i f e r s u c h t " J a h w e s handien muß (vgl. G r e e n b e r g , 2 8 6 . ) . 291 V g l . o . I I . 4 . 2 . 1 . 292 S a u e r , Art. D N l p , 649. 293 A . a . O . , 648. 294 So Koch, P r o f e t e n II, 97; vgl.o. I I . 4 . 2 . 1 .

194

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

"IM). Ebensowenig wie 5,13 dürfte 16,42 als Andeutung der "Hoffnung auf 295 eine heilvolle Zuwendung Gottes nach dem Gericht" zu verstehen sein; die Aussage intendiert "not a consolation (...) but a notice that God 296 will not rest until he has inflicted the extreme penalty" - 40f hatte ja bereits eine vollständige Extermination Jerusalems angekündigt! Daß J a h w e im Zorn J e r u s a l e m seinem S c h i c k s a l ü b e r l ä ß t , 297 u n t e r s t r e i c h t die U b e r g a b e f o r m e l in3 in 1 6 , 3 9 ; 2 3 , 2 8 298 Es w u r d e b e r e i t s

darauf hingewiesen,

in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

daß d i e s e s

nicht nur von einem

Tat-Ergehen-Zusammenhang,

s o n d e r n auch von der

Interaktion

sinnhaft-offen

handelnder,

"menschlichen"

Ebene b e s t i m m t ist. Wie in 5,5-17

der g ö t t l i c h e

personaler

I n s t a n z e n auf 299 der fungiert

"Zorn" hier als M i t t e l g l i e d z w i s c h e n

Schuld Jerusalems

der

und dem den T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g

sierenden Gerichtshandeln

J a h w e s ; er s c h l i e ß t ein

E i n g r e i f e n J a h w e s in der S i t u a t i o n der B e d r o h u n g d u r c h fremde V ö l k e r Gegenüber

Schicksal

"mechanischen"

Jerusalems

aus.

5,5-17 s c h e i n t aber der Z u s a m m e n h a n g

von

Zorn und G e r i c h t in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 g e l o c k e r t . 16,26 hat J e r u s a l e m

reali-

rettendes

schon f r ü h e r den Zorn J a h w e s

i n d e m es ihn " g e k r ä n k t "

bzw. " b e l e i d i g t "

hat

Schuld,

Nach

provoziert,

(DJO h i . ) .

Wie

IN, nnn und nNJP b e z e i c h n e t auch das Verb PY3 "eine sehr i n t e n s i v e G e f ü h l s r e g u n g ; in 16,42 s t e h t es p a r a l l e l zu 301 nnn und iliOR be"

. Auch 16,27 b e r i c h t e t nun von e i n e r

( IIU) J e r u s a l e m s an die F e i n d e als Folge der

J a h w e s ; ein " G e r i c h t " f i n d e t hier j e d o c h noch n i c h t 295 296 297 298 299 300 301

"Uberga-

Beleidigung statt.

So F u h s , 85; vgl. z . B . s u c h Z i m m e r l i , 3 6 2 . Greenberg, 288. S . d a z u o. 4 . 1 . 1 . S.o. 4.2.1. S.o. II.4.2.1. Stolz, Art. , 839. Im A n s c h l u ß an H o s e a (12,15) e r h ä l t DJ/3 " (b) e s o n d e r e t h e o l o g i s c h e B e d e u t u n g " im " d e u t e r o n o m i s t i s c h e n S p r a c h g e b r a u c h " ( a . a . O . , 8 4 0 ) . S e i n e V e r w e n d u n g b e i J e r e m i a u n d E z e c h i e l (vgl. a . a . O . , 8 4 1 ) i s t a b e r " n i c h t d u r c h w e g d e u t e r o n o m i s t i s c h g e p r ä g t " ( a . a . O . , 8 4 2 ) . Ob " ( i ) n Ez 1 6 , 2 6 ... F o r m u l i e r u n g u n d S i n n ganz an den d t r . S p r a c h g e b r a u c h a n g e l e h n t " s i n d ( a . a . O . , 8 4 1 ) , i s t m . E . f r a g l i c h , da es im K o n t e x t j e d e n f a l l s n i c h t nur "um F r e m d g ö t t e r - und N a t u r k u l t " ( e b d . ) , s o n d e r n a u c h um die " A u ß e n p o l i t i k " J e r u s a l e m s g e h t .

Der k o n z e p t i o n e l l e R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g Wie d u r c h 23,13 und 18b w i r d d a d u r c h die 302 vorbereitet

Gerichtsankündigung

, indem auf die " e m o t i o n a l e " R e a k t i o n

auf J e r u s a l e m s

schuldhaftes Verhalten hingewiesen

Für die A r g u m e n t a t i o n der T e x t e

195

Jahwes

wird.

ist es nun aber

entschei-

d e n d , daß der "Zorn" J a h w e s sich n i c h t u n m i t t e l b a r

im

Ge-

r i c h t a u s w i r k t . Nur so ist es ihnen m ö g l i c h , z u g l e i c h

einer-

s e i t s an der r e g e l h a f t e n A b f o l g e von S c h u l d , Zorn und

Ge-

richt festzuhalten,

die die E x t r a p o l a t i o n

zur G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

plausibel machen

s e i t s die " S c h u l d g e s c h i c h t e " "Akkumulation"

vom

Schuldaufweis

soll, und

andorer-

J e r u s a l e m s303als G e s c h i c h t e

von S c h u l d zu b e g r e i f e n

, w o d u r c h die

w e n d b a r k e i t der dem s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n J e r u s a l e m s r e n t e n F o l g e n - und d a m i t l e t z t l i c h e b e n f a l l s die t i o n vom S c h u l d a u f w e i s

Unabinhä-

Extrapola-

auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

- einsich-

tig g e m a c h t w e r d e n soll. W e r d e n so die b e i d e n in Kap. erkennbaren

einer

4-5

argumentativen

F u n k t i o n e n der 304 B e z u g n a h m e auf G e s c h i c h t e für die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g aufgenommen, zeigen sich hier gerade in i h r e r K o m b i n a t i o n aber auch G r e n z e n : Hat n ä m l i c h Jahwe in der V e r g a n g e n h e i t s e i n e n Zorn o f f e n k u n d i g zugnahme

zurückgehalten,

auf die V e r g a n g e n h e i t

so kann aus der

allein nicht dargetan

daß d i e s e r Zorn sich in der u n m i t t e l b a r

einer Situation,

Stringenz

Die E r w a r t u n g

Zu-

gewinnt

von Kap. 16 und 23 d e s h a l b erst in

in der eine e x i s t e n t i e l l e B e d r o h u n g

lems d u r c h f r e m d e V ö l k e r a b s e h b a r ist - und in der t i o n mit k o n k u r r i e r e n d e n

Be-

werden,

bevorstehenden

kunft voll a u s w i r k e n w e r d e . A r g u m e n t a t i v e die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

ihre

Jerusalems

Interpretationen

dieser

eines E i n g r e i f e n J a h w e s z u g u n s t e n

kann sie bei d i e s e n R a h m e n b e d i n g u n g e n tionellen Voraussetzungen

Situation: Jerusalems

- u n t e r ihren

- mit g u t e n G r ü n d e n

Jerusa-

Konfronta-

konzep-

bestreiten.

Entsprechende situative Rahmenbedingungen sind in der Zeit zwischen 597 und 587 gegeben, in die der Grundbestand von Kap. 16 und 23 gewöhn305 lieh datiert wird . Die Bedrohung Jerusalems durch eine fremde Groß-

302 303 304 305

Vgl.o. 3.2.1. Vgl.o. 3.2.1. Vgl.o. II.5.3. Vgl.z.B. Zimmerli, 363.540.

196

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

macht war 597 bedrängend und unmißverständlich erfahren worden. Ambivalent war dagegen ihr Ausgang: War mit der Deportation der "oberen Zehntausend" im Sinne eines "Reinigungsgerichts" (vgl. Jes l,24ff) die mythische Einheit von Gott, Stadt und Volk wiederhergestellt, Zion wieder zur "Zuflucht für die Armen" (Jes 14,32) geworden? Oder stellten die Ereignisse des Jahres 597 nur den Anfang eines umfassenden, totalen Gerichts 306 Jahwes über Jerusalem und Israel dar ? In ihrer Argumentation für die zweite Interpretation ließen die Zeichenhandlungen 4,1-5,4 eine gewisse Überlagerung von Erinnerung und Er307 Wartung erkennen

: Die Szene von 4,1-2 konnte zunächst als Wiederho-

lung der traumatischen Erfahrungen des Jahres 597 interpretiert werden; erst 5,1-4 - und auch hier strenggenommen erst 5,4 - bezog sich eindeutig auf ein zukünftiges Geschehen und machte die Ereignisse des Jahres 597 zum "Vorspiel" der noch ausstehenden totalen Katastrophe Jerusalems. Von dieser Beobachtung aus wäre zu fragen, ob auch die Zweistufigkeit des in 16,39-41a angekündigten Gerichtshandelns der Völker in diesem Sinne zu interpretieren ist. Am Ende von 39 sind "Sockel" und "Hochstät308 te(n)"

Jerusalems zerstört, "Kleider" und "Schmuck" weggenommen, und

die Stadt liegt "nackt und bloß" da - aber sie lebt noch! Erst der von den "Liebhabern" aufgebotene 7nj7 tötet Jerusalem (40) und verbrennt seine Häuser (41a). - Stellt 39 die Situation Jerusalems unter Zedekia dar - die danninterpretiert durch ihre Einordnung vom Ende" würde 309 ? in die Gerichtsankündigung als "Anfang

306 Vgl.o. II.4.1./5.2.5. u.u. V.3.3.1.b. 307 S . o . I I . 5 . 2 . 4 . 3 0 8 S t a t t 1 ' H m i s t m i t G, L S v i e l l e i c h t " | M n zu l e s e n (vgl. 1 6 , 2 4 f . 3 1 ; Zimmerli, 339). 309 S o l l t e d i e s e D e u t u n g z u t r e f f e n , w ä r e die l i t e r a r k r i t i s c h e A n a l y s e v o n K a p . 23 n e u zu ü b e r d e n k e n . H i e r e n t s p r e c h e n n ä m l i c h die A n k ü n d i g u n g e n v o n 26 u n d 29 i n h a l t l i c h 1 6 , 3 7 . 3 9 ; e i n e 1 6 , 4 0 f e n t s p r e c h e n d e P r o g n o s e d e r T ö t u n g J e r u s a l e m s f i n d e t s i c h d a g e g e n e r s t in 2 3 , 4 7 . 2 3 , 4 5 - 4 9 ist a l l e r d i n g s als G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g an O h o l a u n d O h o l i b a u n m o t i v i e r t , n a c h d e m 2 3 , 1 0 b e r e i t s die T ö t u n g O h o l a s b e r i c h t e t h a t t e . Zu f r a g e n w i r e j e d o c h , ob 2 3 , 3 1 - 3 5 im K o n t e x t v o n K e p . 23 die Funktion hat, eine 16,40f entsprechende zweite Stufe des angekündigt e n G e r i c h t s an J e r u s a l e m d a r z u s t e l l e n . D e n n daß J e r u s a l e m d e n " B e c h e r " S a m a r i a s t r i n k e n m u ß , h i e ß t d o c h z w e i f e l l o s , daß es " d a s s e l b e G e s c h i c k " zu e r l e i d e n h a t (Fuhs, 125) - u . d . h . n a c h 2 3 , 1 0 : d e n T o d . So w ä r e zu ü b e r l e g e n , ob 2 3 , 3 1 - 3 5 n i c h t d o c h die u r s p r ü n g l i c h e F o r t s e t z u n g d e s V o r h e r g e h e n d e n d a r s t e l l t . ( Z i m m e r l i , 552 m e i n t : " S p r a c h l i c h u n d s t i l i s t i s c h l a s s e n s i c h g e g e n die H e r l e i t u n g d e s G r u n d t e x t e s in 3 2 - 3 4 v o n Ez s e l b e r k e i n e z w i n g e n d e n G r ü n d e a n f ü h r e n " u n d

Der k o n z e p t i o n e l l e 4.3.

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

197

Zusammenfassung

Die r ä u m l i c h e P e r s p e k t i v e kerwelt)

( J e r u s a l e m als Z e n t r u m

der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

der

Völ-

von Ez 5 , 5 - 1 7 ist a u c h

in

1 6 , 1 - 4 3 ; 2 3 , 1 - 3 0 n o c h zu e r k e n n e n ; sie t r i t t aber s t ä r k e r

in

den H i n t e r g r u n d . B e s t i m m e n d für die " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " Kap. 16 und 23 ist d e m g e g e n ü b e r die r e c h t l i c h e

wie sie im S o z i o m o r p h e m der " G o t t e s e h e " zum A u s d r u c k Die B e z i e h u n g

Jerusalems

zu J a h w e ist in der Z e i t

kommt.

kontingent

k o n s t i t u i e r t und hat den C h a r a k t e r w e c h s e l s e i t i g e r t u n g ; im F a l l e der N i c h t - E i n h a l t u n g

Verpflich-

dieser Verpflichtung

S e i t e n J e r u s a l e m s ist sie a u f l ö s b a r . Z e i g t sich hier 5,5-17 analoges Bestreben, stitutive mythische

die für die " Z i o n - T h e o l o g i e "

Kap. 16 und 23 d a r g e s t e l l t e n S t a d t - G e s c h i c h t e ( n )

E i n h e i t von G o t t ,

(Tempel-)Stadt

sie J a h w e in s e i n e m

auf die

lung die G e r i c h t s p r o g n o s e ,

und Volk z e r b r o c h e n ,

wie

an J e r u s a l e m der

indem sie den

von m e n s c h l i c h e m

inten-

Geschichtsdarstel-

Geschichtsablauf

auf m ö g l i c h e U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h ä n g e Korrelation

hat die

d i e r t h a t t e . S t ü t z t so die P e r s p e k t i v e

greifende

der in

selbst

"Ursprungs"handeln

Politik

und die sie

und g ö t t l i c h e m

deln hin t r a n s p a r e n t m a c h t , v e r l e i h t sie dem erkennbare Überlagerung

riß bestimmenden Strukturgeschichte in sie e i n g e p a ß t e n

Geschichtsentder

der i h r e n

mit e i n e r n i c h t

Ereignisgeschichte

5 , 5 - 1 7 h ö h e r e s Maß an

um-

Han-

w u r f doch auch - ä h n l i c h wie schon die an der S t r u k t u r Geschichtsdarstellung

kon-

aufzu-

des V o l k e s I s r a e l : Als K ö n i g s - S t a d t

Jerusalem mit seiner machtorientierten

auf

ein

E i n h e i t von G o t t , S t a d t und Volk

b r e c h e n , gilt d i e s um so m e h r für die T r a n s p a r e n z ("Ur-n)Geschichte

von

Perspektive,

Auf-

bruchlos

- ein im V e r g l e i c h

zu

Ambivalenz.

w e i s t auf "den G r u n d b e s t a n d d e s S c h w e r t l i e d e s von 2 1 , 2 3 - 3 2 " a l s " n a he f o r m a l e P a r . " hin. F o h r e r , 136 b e t r a c h t e t 2 8 - 3 0 . 3 1 - 3 4 . 35 a l s d r e i e z e c h i e l i s c h e N a c h t r ä g e zu 1 - 2 7 . E i c h r o d t , 2 2 1 s i e h t in 3 1 - 3 4 e i n e n e z e c h i e l i s c h e n A n h a n g zu 1 - 2 7 . A . a . O . , 220 A n m . 1 m a c h t er a l l e r d i n g s a u f "die m e r k w ü r d i g e R e i h e n f o l g e der G e r i c h t s a k t e in V . 2 5 und 2 6 " a u f m e r k s a m , die er a u f " e i n e S t ö r u n g " z u r ü c k f ü h r t , "die in dem A n h a n g V. 4 6 f . z u r e c h t g e r ü c k t zu w e r d e n s c h e i n t " . )

198

Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

Entsprechendes

als

"Geschichtsentwurf"

gilt für die g e g e n ü b e r 5,5-17 s t ä r k e r

f e r e n z i e r t e n R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s , tion vom S c h u l d a u f w e i s

die die

auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

s o l l e n : Auch in 16,1-43

und 2 3 , 1 - 3 0 ist diese

b e s t i m m t von der A n n a h m e e i n e r K o r r e l a t i o n und m e n s c h l i c h e m

stützen

Extrapolation

von

H a n d e l n , die die K o r r e l a t i o n

göttlichem von Tun

E r g e h e n J e r u s a l e m s u m g r e i f t und in K r a f t s e t z t . Der Ergehen-Zusammenhang" von J e r u s a l e m

ist hier j e d o c h w e n i g e r als

handelnd aufgebauter,

Auswirkung "Tatsphäeröffne-

ter " H e i l s s p h ä r e n " g e f a ß t . Er s c h l i e ß t ü b e r d i e s e i n e n tiv s e l b s t ä n d i g e n S e k t o r von G e s e t z m ä ß i g k e i t e n Logik" ein. Der in der - im S o z i o m o r p h e m der von g ö t t l i c h e m

de Z u s a m m e n h a n g

und m e n s c h l i c h e m

Die Ü b e r l a g e r u n g

5,5-17 e t w a s

Handeln

der in 5 , 5 - 1 7 e n t w o r f e n e n

in i h r e r r e l a t i v e n

Differenzierung

und

lung so auch an K o n k r e t i o n

und E r f a h r u n g s n ä h e , wie etwa und

in 5 , 5 - 1 7 mit der in Kap. 16 und 23 Jerusalems

größere

und in

Interpretationen

E i n b u ß e an

der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s

erzähl-

deutlich machen kann.

Konfrontation mit konkurrierenden S i t u a t i o n kann so die r e l a t i v e

Zumal der

dieser

argumentativer

aufgrund

vorausgesetzter

kompensiert werden durch

"Wirklichkeits"-nähe .

ein

"flächigen"

in e i n e r S i t u a t i o n a k u t e r B e d r o h u n g J e r u s a l e m s

relativ

Strin-

Geschichtsdarstel-

V e r g l e i c h des i.W. doch r e c h t g e n e r e l l e n

Stringenz

von

regelge-

Gegenwart

J e r u s a l e m s auf seine zu e r w a r t e n d e Z u k u n f t hier an g e n z . A n d e r e r s e i t s g e w i n n t f r e i l i c h die

Maße

Abfolge

R a h m e n s der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

l e i t e t e E x t r a p o l a t i o n von der V e r g a n g e n h e i t

Schuldaufweises

16,1-43

die in h ö h e r e m

1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 n i e d e r . D a m i t v e r l i e r t aber die

ten Schuldgeschichte

gründen-

Strukturge-

chronologischen

a u f n i m m t , s c h l ä g t sich so in e i n e r s t ä r k e r e n des k o n z e p t i o n e l l e n

-

gelockert.

s c h i c h t e d u r c h eine E r e i g n i s g e s c h i c h t e , Einzel"daten"

ver-

erfaßten

von S c h u l d , Zorn und G e r i c h t ist in

und 2 3 , 1 - 3 0 g e g e n ü b e r

rela-

"politischer

(als B u n d

"Ehe" z w i s c h e n Jahwe und J e r u s a l e m

Korrelation

und

"Tat-

unheilwirkender

r e n " , denn als z u n e h m e n d e r A b b a u von J a h w e g r u n d l o s

standenen)

dif-

Extrapola-

eine

IV. DIE RESTITUTIONSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 20

Wie b e r e i t s in der E i n f ü h r u n g "das" G e s c h i c h t s b i l d

zu Kap. II b e m e r k t ,

des EB häufig aus e i n e r

wird

Zusammenschau

von Ez 16; 20 und 23 e r h o b e n . Gegen eine v o r s c h n e l l e

"Synthe-

se" d i e s e r T e x t e s p r i c h t j e d o c h nicht nur, daß Ez 20

anders

als Kap. 16 und 23 n i c h t die G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s r i a s ) , s o n d e r n die I s r a e l s e r z ä h l t , s o n d e r n der R ü c k b l i c k

auf die V e r g a n g e n h e i t

bisher betrachteten Texten nicht gung, s o n d e r n

(auch)

(nur) eine

begründet

d i e s e r Text auch nach A b h e b e n der in 1 6 , 4 4 - 6 3 als r e l a t i v

hinausführenfreilich

Gestalt; während

Restitutionsankündigung(en)

Ergebnis

den b i s h e r b e t r a c h t e t e n

- die, u n b e s c h a d e t

zutage g e t r e t e n e n ,

z.T. d u r c h a u s n i c h t u n e r h e b l i c h e n

der in ihrem

r e n z e n im E i n z e l n e n , g e g e n ü b e r Kap. 20 als einheitlicher Textbereich

überzustellen,

"Ge-

Vergleich Diffe-

konzeptionell

des EB e r s c h e i n e n

- gegen-

in d e n e n der R e k u r s auf " G e s c h i c h t e " der

einer Gerichtsankündigung

Die d a m i t a n g e z e i g t e ,

grundlegend

neue F u n k t i o n der

R a h m e n der

ist

A u f g a b e der f o l g e n d e n A n a l y s e n wie die U n t e r s u c h u n g "Geschichtsentwürfe" die B e a r b e i t u n g

in K o n t i n u i t ä t

Bezugauch

Geschichtsdarstellung

in d i e s e m T e x t e r w a r t e n . D i e s e n h e r a u s z u a r b e i t e n zum G e s c h i c h t s k o n z e p t

Be-

diente.

nahme auf " G e s c h i c h t e " in Ez 20 läßt von v o r n e h e r e i n einen n e u e n k o n z e p t i o n e l l e n

in

(2). So ist Ez 20

schichtsentwürfen"

Verhältnisses

und

bleibt, f ü h r t ein e n t s p r e c h e n d e s V e r f a h r e n

als R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

gründung

aber

eigenständiges Ganzes sinnvoll

Kap. 20 zu keinem b e f r i e d i g e n d e n

relativ

daß

Gerichtsankündi-

(1). Dies gilt

auch für Ez 16 in s e i n e r v o r l i e g e n d e n

verständlich

v.a. auch,

Sama-

hier a n d e r s als in den

eine über die K a t a s t r o p h e

de R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e

(und

der b i s h e r

ebenso seines

betrachteten

und D i s k o n t i n u i t ä t

der d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n d e n

Frage nach

sowie Ge-

200 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g meinsamkeiten struierenden

als

"Geschichtsentwurf"

und U n t e r s c h i e d e n der - h y p o t h e t i s c h zu r e k o n - Erfahrungsbasis

und i h r e r A r g u m e n t a t i o n .

und F r o n t s t e l l u n g

Die K o m p l e x i t ä t d i e s e r

der

lung - wie a u c h des T e x t e s Ez 20 s e l b s t - n ö t i g t zu vom in den b e i d e n v o r a n g e g a n g e n e n geübten Verfahren

Kapiteln dieser

(4) und Z u k u n f t

(5) b e z o g e n e n

des T e x t e s s o l l j e w e i l s zum e i n e n nach den sie K o n z e p t e n und K o n z e p t - E l e m e n t e n e i n e r s e i t s Erfahrungen

und K o n f l i k t e n

die a r g u m e n t a t i v e

Arbeit Unter-

Gegenwart

Abschnitten

bestimmenden

sowie

aktuellen

a n d e r e r s e i t s g e f r a g t , zum

anderen

F u n k t i o n des T e x t - T e i l s im G a n z e n des

t e l s und für d i e s e s e r m i t t e l t

1. A b g r e n z u n g

einem

a b w e i c h e n d e n V o r g e h e n der f o l g e n d e n

s u c h u n g : A u s g e h e n d von den t e n d e n z i e l l s t ä r k e r auf (3), V e r g a n g e n h e i t

Texte

Fragestel-

und S t r u k t u r des

Ez 20 ist ein t h e m a t i s c h ter, in sich r e l a t i v

Kapi-

werden.

Textes

von Kap. 19 und 21 klar

einheitlicher Textkomplex

abgegrenz-

des EB. In

20,2 und 21,1 m a r k i e r t j e w e i l s die W o r t e r e i g n i s f o r m e l ,

die

in 2 0 , l f mit e i n e r D a t u m s a n g a b e und e i n e r k n a p p e n S k i z z e der 1 R e d e - S i t u a t i o n v e r b u n d e n ist , e i n e n t h e m a t i s c h e n N e u e i n s a t z . Innerhalb

des T e x t e s m a r k i e r e n z u n ä c h s t g e p r ä g t e

rungen Einschnitte: Relative Neueinsätze

Formulie-

signalisieren

der -

j e w e i l s von der B o t e n f o r m e l 2 g e f o l g t e - A u f t r a g an den P r o p h e ten, zu r e d e n ( 3 . 4 f . 2 7 . 3 0 ) , die B o t e n f o r m e l ( 3 . 5 . 2 7 . 3 0 . 3 9 ) ,

1 V g l . l , 2 f ; 3 , 1 6 ; 1 2 , 8 ; 2 4 , 1 ; 2 6 , 1 ; 2 9 , 1 . 1 7 ; 3 0 , 2 0 ; 3 2 , 1 . 1 7 (vgl. 4 0 , 1 ) : D a t i e r u n g ; 1 4 , l f (vgl. 8 , 1 ) : S i t u a t i o n s - S k i z z e . 2 Der A u s d r u c k illil' 7 3 1 N 1 D K n3 (Dil'^N) m i l N l (3.5) i s t im EB h ä u f i g b e l e g t (vgl. 2 , 4 ; 3 . 1 1 . 2 7 ; 1 3 , 1 8 ; 1 6 , 3 ; 1 7 , 3 u . ö . ) . "Es h a n d e l t s i c h ... um e i n e g ä n g i g e F o r m u l i e r u n g , die b r e i t g e s t r e u t i s t " ( L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 7 ) . Die K o m b i n a t i o n ... m l l N l ... 137 (3.27) f i n d e t s i c h im EB n o c h in 1 4 , 4 ; 2 9 , 3 ; 3 3 , 2 . " Ü b e r a u s h ä u f i g v e r w e n d e t w i r d d i e s e P h r a s e o l o g i e in p r i e s t e r l i c h e n R e d e n , v g l . Lev 1,2; 1 8 , 2 ; 2 3 , 2 . 1 0 ; 2 5 , 2 ; 2 7 , 2 ; Nu 5 , 1 2 ; 6 , 2 ; 1 5 , 2 u.ö. A d r e s s a t e n s i n d d u r c h w e g w i e in Ez 3 3 , 2 die I s r a e l i t e n a l l g e m e i n , nur in Ez 1 4 , 1 und 2 0 , 3 s i n d es die ' Ä l t e s t e n ' " ( a . a . O . , 1 5 7 ) .

Abgrenzung

und S t r u k t u r des

Textes

201

die in 27 und 30 d u r c h v o r a n g e s t e l l t e s ID^ , in 39 d u r c h vorangehende

AnredeVNIW»

n ' l DHK1

hält, und die S c h w u r f o r m e l '3N 'n ren die G o t t e s s p r u c h f o r m e l kenntnisformel

zusätzliches Gewicht (3.31.33), l e i c h t e r e

(3.31.33.36.40.44)

des T e x t e s ist d a r ü b e r h i n a u s eines vergangenen

der V e r b f o r m e n qatal und w a y y i q t o l , w ä h r e n d sehen vom z w e i m a l i g e n TDK schen, die g e g e n w ä r t i g e s

Geschehens

und z u k ü n f t i g e s G e s c h e h e n

in der V e r g a n g e n h e i t

1-2

in 3-5aoi^ - a b g e -

der B o t e n f o r m e l - T e m p o r a

(q'tol, y i q t o l , w ' q a t a l , q o t e l ) .

zählung

Er-

seine

von I n t e r e s s e . Die S i t u a t i o n s - S k i z z e

b e d i e n t sich zur S c h i l d e r u n g

nen

und die

erZäsu-

([26.]38.42.44).

Für die G l i e d e r u n g Tempus-Struktur

die

vorherrbezeich-

In öaa^ s e t z t eine

(dominierende V e r b f o r m :

Er-

wayyiq-

tol)

ein, die - u n t e r b r o c h e n vom R e d e - A u f t r a g an den P r o p h e 3 ten in 27a - bis 29 r e i c h t . I n n e r h a l b d i e s e r E r z ä h l u n g ers c h e i n e n in der d i r e k t e n Rede I m p e r a t i v - und men

(7.18-20). Mit einem n e u e r l i c h e n

r e i c h t die E r z ä h l u n g

Prohibitivfor-

Rede-Auftrag

den G e g e n w a r t s p u n k t

(30act)

der Rede

er-

(30aß-

3 1 a a : q o t e l ) ; 31aß.b l e i t e t mit seinen y i q t o l - F o r m e n

zur

Zukunftsschilderung

yiqtol

in 32-44 über, in der die F o r m e n

und w ' q a t a l d o m i n i e r e n .

Sie w i r d u n t e r b r o c h e n

p e r a t i v e in 39a als E l e m e n t e des a k t u e l l e n I n n e r h a l b der E r z ä h l u n g

durch die

in 5-44 sind w e i t e r h i n im

auf den Ort der H a n d l u n g A b s c h n i t t e zu e r k e n n e n : "im Land Ä g y p t e n " ,

10-26

"in der W ü s t e " ,

27-29

"im

Israel".

Handeln

(s.u.), zum a n d e r e n

I s r a e l s , in 18-26 die G e n e r a t i o n jeweils

erzählten

E i n s c h n i t t e im T e x t . Zum e i n e n w e c h s e l n

ches und m e n s c h l i c h e s

- mit A u s n a h m e

ihrer

spielt

Land",

S c h l i e ß l i c h m a r k i e r t der W e c h s e l der A k t e u r e des

das G e g e n ü b e r J a h w e s : In 5 - 1 7 ist es die

Hinblick

5-9

32-38 in der "Wüste der V ö l k e r " und 39-44 im "Land Geschehens

Im-

Diskurses.

göttliwechselt

Auszugsgeneration

"Söhne", von

der e i n g e s c h a l t e t e n

denen

direkten Reden

in der 3 . P e r s . P l . g e s p r o c h e n wird; 27-29 b e r i c h t e t von

-

den

3 Der S a t z 2 2 a a , der in G * , S f e h l t , ist a u f g r u n d des s y n t a k t i s c h u n m ö g l i c h e n T . l B n i zu s t r e i c h e n (vgl. BHS; Z i m m e r l i , 4 3 5 ; B a r t e l m u s , Ez 37, 374 A n m . 4 4 ) .

202 D i e

Restitutionsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf" 4

"Vätern"

des g e g e n w ä r t i g e n

vom g e g e n w ä r t i g e n me v o n 40

"Hauses

und z u k ü n f t i g e n

(3.Pers.PI.)

in

der

Israel" "Haus

direkten

; 30-44

Israel" Anrede

-

spricht mit

Ausnah-

(30-39.41-44:

2.Pers.PI.). Unter B e r ü c k s i c h t i g u n g Text

vorläufig

dieser

Beobachtungen

etwa f o l g e n d e r m a ß e n

läßt

sich

der

strukturieren:

1 - 3 Einleitung ( s i t u a t i v e r Rahmen des T e x t e s : GEGENWART) 1

Situations-Skizze:

"Befragung" Jahwes durch d i e Ä l t e s t e n

2 - 3 Jahwewort an d i e Ä l t e s t e n 2-3aß E i n l e i t u n g : W o r t e r e i g n i s f o r m e l , Rede-Auftrag an den Propheten , Botenformel 3ay.b Ablehnung der "Befragung" durch Jahwe 4-44 Jahwerede an d i e Ä l t e s t e n (5) und das "Haus I s r a e l " 4-5ac^

(30)

E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten, Botenformel

5aa 2 -29 Rückblick auf die VERGANGENHEIT Israels 5aa2"10 Phase 1: Die e r s t e Generation des 'Hauses I s r a e l " i n Ägypten

11-17

5aa2-7

Handeln Jahwes

8a

Reaktion I s r a e l s

8b-10

R e a k t i o n Jahwes

Phase 2: Die e r s t e Generation des 'Hauses I s r a e l " i n der Wüste 11-12

18-26

Handeln Jahwes

13a

Reaktion I s r a e l s

13b-17

R e a k t i o n Jahwes

Phase 3: Die zweite Generation des "Hauses I s r a e l " i n der Wüste 18-20

Handeln Jahwes

21a

Reaktion I s r a e l s

21b-26

R e a k t i o n Jahwes

4 A u s dem T e x t g e h t n i c h t klar h e r v o r , G e n e r a t i o n h a n d e l t wie in 1 8 - 2 6 .

ob es s i c h h i e r

um

dieselbe

Abgrenzung 27-29

und S t r u k t u r

des

Textes

203

Phase 4: Die "Väter" des gegenwärtigen "Hauses I s r a e l " im Land 27a

E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten,

27b-28

Handeln der "Väter"

29

Reaktion Jahwes

Botenformel

30-31

Konsequenzen f ü r d i e GEBENWART I s r a e l s 30aa

E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten, Botenformel

32-44

30aß-31aa

Handeln I s r a e l s

31aß.b

Reaktion Jahwes:Ablehnung der "Befragung"

Ausblick auf d i e ZUKUNFT I s r a e l s 32-38

Ankündigung des Gerichts i n der "Wüste der Völker" 32

Zurückweisung der Handlungsabsichten I s r a e l s

" 33-38 39-44

Hinsichtlich Text (1)

ein

sehr

39

Handlungsanweisung an I s r a e l

40-44

Ankündigung des Handelns I s r a e l s und Jahwes

der

Thema von 1 - 3 . 3 0 f . darauf trag, mit

Verwendung

komplexes

Die Ablehnung

Propheten,

Ankündigung des Handelns Jahwes

Ankündigung der R e s t i t u t i o n I s r a e l s im "Land I s r a e l "

eines

ergehenden

auf

um " B e f r a g u n g "

von den Ä l t e s t e n 'befragen'"

Jahwewort

im Namen Jahwes

einem V e r w e i s

zu

Formen z e i g t

der

Bild: Ersuchens

Leute

"um Jahwe

vorgeprägter

(2)

(mil'

erhält

die

Befragung

die

Schuld

der

der

Jahwes

Israels

nN i m 1 ? : 1 ) . Prophet

abzulehnen

den

(3),

Fragesteller

ist

kommen zum

in

Im Auf-

was

er

30f

tut. 1-3.30f enthält "tous l e s éléments de base d'un v r a i oracle à l a 5 . Der Abschnitt hat eine enge P a r a l l e l e i n Ez 14,1c 11, einem s e i n e r s e i t s formal sehr komplexen Text . Entsprechungen zu

manière d ' E z é c h i e l "

20,1-3.30f finden s i c h v.a. i n 14,1-3(.4):

5 L u s t , Ez., XX, 130. 6 Vgl. Zimmerli, 302ff;

Ders.,

Eigenart.

204 Die Restitutionsprophezeiung als "Geschichtsentwurf" Situationsangabe Wortereignisformel Anrede DIN 12 (Rede-Auftrag (Botenformel Schuldaufweis Ablehnung der "Befragung"

14,1 2 3

20,1 2 3 3 3 30f 3.31

(4) ) (4) ) 3 3 (2) Der Abschnitt 32-38 ist formal als "Disputationswort" zu kennzeichnen^. Als Vergleichstexte im EB wären v.a. 12,21ff. 26ff zu nennen (vgl. Il,2ff.l5ff; 18,2ff; 33,17ff.24ff; o 37,llff) . Dem Ansinnen des Volkes (32) wird eine "Gerichtsg drohung gegen Deportierte" (33-38) entgegengesetzt: Jahwe wird sie "aus den Völkern herausführen und aus den Ländern sammeln", in die sie "zerstreut" sind (34), um in der "Wüste der Völker" (35) in seinem "Zorn" (33.34) ein Scheidungs-"Gericht" (36) an ihnen zu vollziehen, in dem die "Abtrünnigen" vor dem Einzug ins Land Israel "ausgesondert" werden (38). (3) Da die Aufforderung von 39 inhaltlich an die in 32 zitierte Absicht des Volkes anklingt, kann man auch den Abschnitt 39-44 noch 10 als Teil des "Disputationswortes" von 32ff ansprechen , zumal der dort (38) stillschweigend als bevorstehend vorausgesetzte Einzug ins Land Israel erst hier thematisch wird. 40-44 ist nun aber nicht mehr "Gerichtsdrohung", sondern "Verheißungswort Jahwes an das 'Haus Isra11 el 1 " und enthält die wesentlichen Strukturelemente des im EB wiederkehrenden (vgl. 11,16-21; 36,22-32; 37,19-23; 39,25-29) "oracle of deliverance" 1 2 : God intervenes to deliver his people (from exile): 40a.41aci2ß( .b) .42a God reinitiates a relationship with his people: 40b.41aa^ God creates a transformation: 43-44 7 V g l . Z i m m e r l i , 4 5 2 f ; G r a f f y , P r o p h e t , 6 5 f f ( b e z o g e n auf 3 2 - 4 4 ) . 8 Vgl. Zimmerli, 275; Wolff, Zitat; Graffy, Prophet. 9 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3; v g l . F o h r e r , H a u p t p r o b l e m e , 94 A n m . 154 ( b e z o gen auf 33-44). 10 So z u l e t z t G r a f f y , P r o p h e t , 6 5 f f . 11 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3. 12 S . R a i t t , T h e o l o g y , 1 2 8 f f ; v g l . s c h o n H o s 2 , 1 6 - 2 0 ; 1 4 , 4 - 7 und J e r 24,4-7; 32,36-41; 33,6-9; 50,18-20.

Abgrenzung

und S t r u k t u r des

(4) U n g l e i c h g r ö ß e r e S c h w i e r i g k e i t e n Beschreibung 5-29,

205

b e r e i t e t die

formale

des R ü c k b l i c k s auf die V e r g a n g e n h e i t

Israels

was b e r e i t s auf eine r e l a t i v

T e x t e s in d i e s e m A b s c h n i t t 13 J.Lust

Textes

hohe E i g e n s t ä n d i g k e i t

in des

hindeutet.

erkennt in 4-26 eine literarisch eigenständige, aus "Anklage"

und "Gerichtswort" zusammengesetzte Gerichtsprophezeiung. Während der Schuldaufweis in 16 und 24 mit ly7 eingeführt sei, werde die Gerichtsankündigung in 15. 23 und 25 mit der Wendung 7 3N DA (1 ) eingeleitet, die "remplace en quelque sorte l'adverbe lâkën, usité plus souvent comme 14 . Doch ist in 15. 23 und 25 keineswegs

introduction à une condamnation"

der Gegenwartspunkt der Rede erreicht, d.h. es ergeht hier keine aktuelle Gerichtsankündigung, sondern es wird von einer vergangenen - und mindestens teilweise schon realisierten - Gerichtsankündigung erzählt. Die Gattung der Gerichtsprophezeiung liegt also hier allenfalls in übertragenem und abgewandeltem Gebrauch vor. W.Zimmerli sieht in 4-26 eine "geschichtstheologische(.) Scheltrede", die das ihr "vorliegende geheiligte Element der Credoformulierung aufgreift und aus ihr heraus Israels Geschichte erzählt" 15 , bestimmt aber die Bezugnahme des Textes auf die - in ihrem Alter mittlerweile stärker 16 17 umstrittenen - "Credotexte" sogleich als "antithetisch" , so daß auch hier allenfalls von einer gebrochenen Aufnahme einer vorgeprägten Gattung gesprochen werden könnte. In seiner Kritik an Zimmerli kommt J.Lust zu dem Schluß, "dat in Ez., XX geen sprake is van een Credo. Veleer ontdekt men in dit hoofdstuk een treffende verwantschap met het literair genre van de 'historische prolo18 gen'" (des Bundesformulars) . Da der geschichtliche Rückblick hier dem Schuldaufweis dient, könnte man dann mit G.Savoca seinen formgeschichtlichen Hintergrund näherhin im 19 "formulario dei patti-giudizi internazionaIi tra sovrano e vassallo" sehen. Doch haben nicht alle Elemente der

13 L u s t , Ez. , XX, 1 4 1 f ; D e r s . , T r a d i t i e , U l f . 14 L u s t , E z . , X X , 142; e b d . A n m . 4 6 f v e r w e i s t L u s t zum V e r g l e i c h a u f Ez 5 , 8 . 1 1 ; 8 , 1 8 ; 9 , 1 0 ; 2 1 , 2 2 ; 2 4 , 1 9 ; ( 2 3 , 3 5 ; ) Mi 6 , 1 3 ; M a l 2,9; Jes 6 6 , 4 ; Jer 3 1 , 3 7 ; Am 4 , 6 f ; Ri 2 , 2 1 . 15 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 16 V g l . z . B . W a l l i s , E r f a h r u n g . 17 Z i m m e r l i , 4 4 0 . 18 L u s t , T r a d i t i e , 152. 19 S a v o c a , P r o f e t a , 43; v g l . 6 9 f . l 6 7 f f ; m i t V e r w e i s auf H a r v e y , P l a i d o y e r ; vgl. a u c h D e r s . , R I B - P a t t e r n ; W r i g h t , L a w s u i t ; H u f f m o n , L a w s u i t

206 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als " G e s c h i c h t s e n t w u r f "

Darstellung der ersten drei Phasen der Vergangenheit Israels in Ez 20 20,5ff Entsprechungen in diesem "formulario" . Zudem würde die erzählerische Umsetzung zugleich eine Umprägung der vorgegebenen Form bedeu21 ten . So wird m a n sich m i t d e r F e s t s t e l l u n g b e g n ü g e n m ü s s e n , daß 5 - 2 9 in K a p . 20 die A b l e h n u n g

der Befragung

Jahwes

(30-31)

und die f o l g e n d e G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g (32-38) b e g r ü n d e t und 22 so die F u n k t i o n d e r " S c h e l t r e d e " bzw. des Schuldaufweises in d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g sierung

w a h r n i m m t . Auch diese

Charakteri-

des A b s c h n i t t s m u ß aber s o g l e i c h r e l a t i v i e r t

da 5 - 2 9 auch die R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e

(39-44)

werden,

argumentativ

stützt. Ez 20 e r w e i s t sich so f o r m a l als e i n h o c h k o m p l e x e s de; o f f e n b a r

Gebil-

" s p i e g e l t die Form der 23 S t o f f b e w ä l t i g u n g d e n wider" . Die vier u n t e r f o r m a -

starken Reflexionscharakter len G e s i c h t s p u n k t e n

zu u n t e r s c h e i d e n d e n

Abschnitte

(4+)5-29. 32-38 und 39-44 w e r d e n z u s a m m e n g e h a l t e n nen sie u m f a s s e n d e n schehensablauf Geschehens

"Geschichtsentwurf".

l-3+30f. durch ei-

Ein kohärenter G e -

läßt sich v . a . an der A b f o l g e der O r t e d e s

erkennen:

Ägypten (5-10)

».Wüste (11-26)

•Land (27-29)

Exil/Zerstreuung 24 (1-3.30f)—»-Wüste der Völker (32-38)—» Land (39-44)

und die kritischen Hinweise dazu bei Clements, Prophecy, 1 7 f f . 20 S . S a v o c a , P r o f e t a , 4 3 . G a r m u s , J u i z o , 4 1 w i l l K a p . 20 i n s g e s a m t a l s " c o v e n a n t - l a w s u i t " i n t e r p r e t i e r e n : " E x a m i n a n d o Ez 20 p u d e m o s i d e n t i f i c a r os s e g u i n t e s e l e m e n t o s : a) p r e l i m i n a r e s do p r o c e s s o ( 2 0 , 1 - 2 ) , b) interrfigatorio ( 2 0 , 3 - 4 ) , c) p r o c e s s o ( 2 0 , 5 - 2 5 ) , d) d e c l a r a d o de c u l p a b i l i d a d e ( 2 0 , 3 0 - 3 1 ) , e) ameaijas ( 2 0 , 3 2 - 3 8 ) , f) u l t i m a t o (20,39) e d e c r e t o ( 2 0 , 4 0 - 4 4 ) " . - E i n e n t s c h e i d e n d e s P r o b l e m l i e g t d a b e i in d e r I n t e r p r e t a t i o n v o n 39 a l s " u l t i m a t o " ( s . u . 5 . 1 . ) . 21 "La c o n c e c i o n e d e l l a s t o r i a di E z e c h i e l e n o n è la p u r e t r a s p o s i z i o n e d e g l i e l e m e n t i di un g i u d i z i o t r e un re e il p r i n c i p l e v a s s a l l o , ... ma a n z i t u t t o il r i f l e s s o di una profonda visione t e o l o g i c a " ( S a v o c a , a.a.O., 70; entsprechend betont auch Lust, Traditie, 152ff gegen Reventlow, Wächter, 7 u.passim die E i g e n s t ä n d i g k e i t der I n t e r p r e t a t i o n d e r G e s c h i c h t e in Ez 2 0 ) . 22 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 23 L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 4 . 24 D a ß d a s in 3 0 f a n g e s p r o c h e n e " H a u s I s r a e l " s i c h - m i n d e s t e n s z . T . im E x i l b e f i n d e t , g e h t n i c h t n u r d a r a u s h e r v o r , d a ß e s , w i e d i e A u f n a h m e d e s T h e m a s " B e f r a g u n g " J a h w e s a u s 1 - 3 in 31 z e i g t , v o n d e n

Literarkritische Dieser

"Geschichtsentwurf"

bildet den - engeren

Väter"!]. 32-38) und weiteren Ablehnung

(27-29["eure

(5-26. 39-44) - Horizont

der "Befragung" Jahwes

- zunächst rein zeitlich

207

Probleme

der

(1-3.30f). Inwiefern

dieser

bestimmte - Horizont für die

Ableh-

nung der "Befragung" Jahwes auch argumentative

Bedeutung

hat, ob also etwa die "geschichtstheologische( .) Scheltrede" 25 5-29 mehr als nur einen "Umweg" zu dieser darstellt, wird zu fragen

sein.

In seiner vorliegenden Gestalt kann Ez 20 trotz der im Text enthaltenen Gerichtsankündigung(en) insgesamt als Resti26 tutionsprophezeiung

angesprochen werden, da hier - anders

als in den bisher betrachteten

und zahlreichen

anderen

ten des EB - das angekündigte Gericht nicht das Ende Geschichte

Israels darstellt, sondern

sende Zukunftsperspektive

eine darüber

hinauswei-

entwickelt wird. Damit steht hier in einem ganz

Tex-

der

die Bezugnahme

auf "Geschichte"

argumentativen

Kontext als in den bisher betrachteten

aber

anderen Tex-

ten .

2. Literarkritische

Probleme

In der neueren Forschung werden v.a. folgende sche Probleme des Textes diskutiert: 27 (1) Gehören

1-31

und 32-44 ursprunglich

(2) Ist der Abschnitt 27-29 ursprünglicher ersten Teils des

literarkriti-

zusammen? Bestandteil

des

Textes?

- exilierten - "Ältesten Israels" (1) repräsentiert wird, sondern ist auch in 34.38 ausdrücklich vorausgesetzt und durch die Ankündigung in 23 vorbereitet. 25 Zimmerli, 439. 26 Zur Terminologie s.u. V.3.1. 27 Die Unmöglichkeit, 32 noch zum ersten Teil des Textes zu ziehen oder als isolierten Einzelvers zu betrachten (vgl. Bertholet, 75; Fohrer, 107ff; Herntrich, Ezechielprobleme, 104), hat Zimmerli, 438 überzeugend nachgewiesen.

208 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

(3) S i n d i n n e r h a l b des z w e i t e n T e i l s 3 2 - 3 8 und 3 9 - 4 4 ursprünglich

unabhängige

(4) Ist der Z u s a m m e n h a n g

von " R a h m e n "

g u n g " d u r c h die Ä l t e s t e n : 1 - 3 . 3 0 f ) und erst s e k u n d ä r

zwei

Abschnitte? (Ablehnung

der

"Befra-

"Geschichtsentwurf"

hergestellt?

(Ad 1) In der neueren Forschung mehren sich die Stimmen, die gegen Versuche einer literarkritischen Scheidung der Zukunftsankündigung(en) in 28 Ez 20 vom Rückblick auf die Vergangenheit die Annahme einer ursprüngli29 chen Zusammengehörigkeit beider Teile des Textes vertreten Für die Annahme einer "nachträgliche(n) Erweiterung des Gerichtswortes 30 der ersten Hälfte durch die Heilsverheißung der zweiten" können nach 31 Zimmerli

i.W. drei Argumente ins Feld geführt werden:

(a) Angesichts der analogen Ausgangssituation in Ez 8-11; 14,1-11 und 20 wäre hier nur eine Ablehnung der Befragung Jahwes in Verbindung mit einer Gerichtsankündigung zu erwarten. Unter dieser Voraussetzung stellt Ez 20,1-31 einen abgeschlossenen Text dar. (b) Auf die 20,4 vergleichbaren Rede-Aufträge an den Propheten in 16,2; 22,2 und 23,36 folgen dort keine Heilsverheißungen. (c) Die Entsprechungen zwischen beiden Kapitelhälften in Stil und Ausdruck sind weniger eng, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Wiederholung der Schwurformel von 31 in

33 stellt eine besondere stili-

stische Härte im Übergang vom ersten zum zweiten Teil des Textes dar. Diese Argumente sind jedoch nur begrenzt stichhaltig. (Ad a) Die Text(komplex)e Ez 8-11; 14,1-11 und 20 weisen so gravierende Unterschiede auf, daß aus der in 8,1; 14,1 und 20,1 dargestellten RedeSituation kaum auf den zu erwartenden weiteren Verlauf des jeweiligen Textes geschlossen werden kann. In 8,1 ist von einer "Befragung" (KIT) Jahwes überhaupt nicht die Rede; 11,25 vermerkt ausdrücklich, der Pro-

28 V g l . H ö l s c h e r , P r o f e t e n , 4 1 5 ; Herrinann, 1 2 2 f ; B e r t h o l e t , 7 5 ; F o h r e r , 107ff; Wevers, 150f; Zimmerli, 437ff; Beuken, Ez.20. 29 V g l . G a r s c h a , S t u d i e n , 1 1 5 f f ; L i w a k , P r o b l e m e , 1 4 6 f f ; B e t t e n z o l i , G e i s t , 199; Lang, E z e c h i e l , 27; G r e e n b e r g , 3 7 6 f f ; vgl. s c h o n Höls c h e r , 1 0 8 f f ( V . B . 1 1 0 ) ; A a l d e r s , 3 1 7 f f ; C o o k e , 2 1 3 ; May, 1 6 7 ; E i c h r o d t , 1 6 9 f f ; R e v e n t l o w , W ä c h t e r , 7 5 f f . B a l t z e r , E z e c h i e l , 8 A n m . 37 h ä l t im A n s c h l u ß an Z i m m e r l i a l l e n f a l l s e i n e s u k z e s s i v e E n t s t e h u n g des T e x t e s für m ö g l i c h , n i c h t aber e i n e H e r k u n f t b e i d e r T e i l e von verschiedenen Verfassern. 30 Z i m m e r l i , 4 3 7 . 31 V g l . a . a . O . , 4 3 7 f .

Literarkritische

Probleme

209

phet habe den Verbannten - ungefragt! - ausführlichen Bericht über sein visionäres Erlebnis erstattet. In 14,1-11 wird die Ablehnung der "Befragung" mit dem - gegenwärtigen! - "Götzendienst" der Fragesteller begründet (3); auf sie folgt dort eine (konditionale) Gerichtsdrohung. Dagegen fehlt in 20,1-31 eine ausdrückliche Gerichtsankündigung; "als Abschluß •32 33 ist 20,31 viel zu dürftig" . Das Verb Ü3» findet sich erst in 35f . (Ad b) Die Gegenüberstellung beider Kapitelhälften als "Gerichtswort" und "Heilsverheißung" ist fragwürdig. "One may wonder

whether such

terms do justice to the angry tone of most of vss. 32-44, whether the forecast of a compulsory exodus from exile, a purge in the 'wilderness of the peoples,' and the future self-loathing of the redeemed really 34 depart from the condemnations of the first part of the oracle" . In 35f 35 findet sich immerhin dreimal das Stichwort B3W . Erst in 34 ist im Rahmen der Zukunftsankündigung vom "ausgeschütteten Grimm" (113131» iinn) Jahwes die Rede, während Jahwe in der Vergangenheit seinen Zorn zurückgehalten hatte (8.13.21). So könnte man aufgrund der - überdies fragwürdigen 3 6 - "Analogie" zu 16,1-43; 22,1-16 und 23,36-49 allenfalls 20,39-44 als sekundäre "Heilsverheißung" betrachten. (Ad c) Bei allen inhaltlichen und stilistischen Unterschieden weisen 37 beide Kapitelhälften doch eine Vielzahl gemeinsamer Topen auf und sind in einen konsequent fortschreitenden Erzählzusammenhang eingebunden. So zieht sich das Interesse am Verhältnis einer Generation zu ihren "Vätern" ebenso durch den gesamten Text (4.18.24.27.30.36.42) wie das am Opfer (26.28.31.40) und am Problem der "Götzen" (D'3fli70: 7.8.30;D7,7T7A : 7.8.16.18.24.31.39). In Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befindet sich Israel gleichermaßen im Blickfeld der Völker (D'IA: 9.14.22.23.32. 41; D'ny: 34.41). Schließlich korrespondiert dem zeitlichen Erzählungsfortschritt eine konsequent konzipierte Abfolge der Orte der Handlung 32 H ö l s c h e r , 110. 33 2 0 , 4 0 n i m m t v i e l l e i c h t b e w u ß t des S t i c h w o r t |>m aus 1 . 3 . 3 1 e u f : J a h w e , der s i c h n i c h t " b e f r a g e n " l ä ß t , w i r d s t a t t d e s s e n s e i n e r s e i t s v o n Isreel Opfergaben "fordern". 34 G r e e n b e r g , 3 7 7 ; vgl. s c h o n H e r m a n n , 127: "Man ü b e r s e h e f r e i l i c h n i c h t , daß a u c h 3 2 f f . n i c h t b l o ß l i e b l i c h e H e i l s a n s a g e b r i n g e n s o n d e r n ernste, g e w i s s e n w e c k e n d e A n k ü n d i g u n g e i n e s n o c h b e v o r s t e h e n d e n Läuterungsgerichts". 35 E r s t in 36 w i r d das V e r f a h r e n J a h w e s m i t den " V ä t e r n " in der " W ü s t e des L a n d e s Ä g y p t e n " als " G e r i c h t " ( U D f n i . ) q u a l i f i z e i r t ! 36 S . u . 3 . 1 . 37 V g l . die T a b e l l e b e i G r e e n b e r g , 3 8 1 .

210 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

(s.o.)- Neben diesen "thematic correspondences, there is an impressive congruence of terms and concepts (synonymous, antithetic) throughout 38 this oracle" . Die Wahrnehmung einer "besondere(n) stilistische(n) Härte" 39 im zweimaligen 7 3N 7 n von 31 und 33 könnte allenfalls die literarkritische Ausscheidung von 32-38 begründen, verliert aber angesichts der 40 Häufung der Schwurformel in 14,16.18.20; 17,16.19 ohnedies an Gewicht . Die von Zimmerli zusammenfassend vorgetragenen Argumente sind also nicht geeignet, eine literarkritische Scheidung der beiden Hauptteile von Kap. 20 plausibel zu machen. (Ad 2) Der Abschnitt 27-29 wird häufig als sekundärer Nachtrag ausge41 42 schieden . Als Gründe dafür können im Anschluß an Zimmerli genannt werden: (a) Der Abschnitt ist in 27 mit 13*7 und folgendem Rede-Auftrag eingeleitet (vgl. 30), führt aber inhaltlich noch nicht zur Prognose, sondern bleibt beim Schuldaufweis. (b) Er hebt sich in seinem Aufbau von den vorangehenden, untereinander strukturgleichen Abschnitten 5-10. 11-17. 18-26 ab. (c) Sprache und Ausdruck von 27-29 sind für das EB ungewöhnlich und ste43 hen (wie in 6,13aß-14 ) der dtr. Traditionsströmung nahe. (d) Der Abschnitt scheint die Geschichte Israels im Lande nachtragen zu wollen; mit nXT Tiy (27) gibt er sich ausdrücklich als Nachtrag zu erkennen (vgl. 36,37). Dagegen ist jedoch geltend zu machen: (Ad a) 13*7 hat in 27 zwar nicht 44 die Funktion der Überleitung vom Schuldaufweis zur Gerichtsankündigung , ist aber auch nicht ganzlich funktionslos. Vielmehr markiert es den Übergang von dem relativ langen erzäh38 A . a . O . , 3 8 0 . 39 Z i m m e r l i , 4 3 8 . 40 Z i m m e r l i , 438 b e h a u p t e t o h n e n ä h e r e B e g r ü n d u n g : "das N e b e n e i n a n d e r in d e n P a r a l l e l f o r m u l i e r u n g e n 1 4 , 1 6 . 1 8 . 2 0 und 1 7 , 1 6 . 1 9 b i l d e t d a z u (sc. zu 2 0 , 3 1 . 3 3 ) k e i n e c h t e s A n a l o g o n " . 41 S. z.B. H ö l s c h e r , 1 0 9 f A n m . l ; C o o k e , 2 1 9 ; Z i m m e r l i , 4 3 9 ; L u s t , T r a d i t i e , 1 0 2 f ; L i w a k , P r o b l e m e , 149; L a n g , E z e c h i e l , 27; B e u k e n , E z , 2 0 , 4 2 f f ; vgl. a u c h R e v e n t l o w , W ä c h t e r , 81. G a r s c h a , S t u d i e n , 115. 120 s c h e i d e t 3 a y . b . 2 7 - 3 1 als z u s a m m e n h ä n g e n d e " B e a r b e i t u n g " a u s . E i c h r o d t , 1 6 7 f . l 7 5 s c h l ä g t e i n e U m s t e l l u n g von 28 v o r 23 vor und s t r e i c h t 24 u n d 29. 42 V g l . Z i m m e r l i , 4 3 8 f . 4 5 0 . 43 V g l . d a z u a . a . O . , 1 5 6 f . 44 V g l . K o c h , F o r m g e s c h i c h t e , 2 5 8 f f (zur Ü b e r l e i t u n g s f u n k t i o n von TD1? v.a. 260.262}.

Literarkritische

211

Probleme

lenden Abschnitt 5aou-26, in dem die Adressaten des Textes nicht direkt 45

angesprochen wurden, zur Anrede in der 2.Pers. (D3T12K!)

(Ad b) Daß 27-29 das Strukturschema von 5-10. 11-17 und 18-26 nicht wei46 terführt

, ist vom Inhalt des Textes her durchaus folgerichtig, denn

"since God's rejection of Israel has been completed by the end of the third stage, the pattern of God's address and the people's defiance cannot be repeated. After vss. 23-26 Israel can only act out its assigned 47 role and defile itself through a perverse cult until it is desolated" (Ad c) Zwar sind das Verb HTA pi. (27) und das Nomen D)D (28) im EB sonst nicht mehr belegt, wohl aber die jeweils stammverwandten Ausdrücke n a n A (5,15) bzw. pyD (q.: 16,42; hi.: 8,17; 16,26; 32,9). Zudem ist auch außerhalb dieses Abschnitts etwa das Verb i m (20,5) nur an dieser Stelle im EB belegt. In Sprache und Ausdruck weist schließlich das gesamte Kap. 20 Berührungen mit der 48 "deuteronomistischen" (und "priesterlichen") Traditionsströmung auf . Bei allen terminologischen Eigenarten zeigt 27-29 aber auch Verbindungen zum Kontext: 28 erwähnt iuy VY "73 als Ort des Opferdienstes der Väter - nach 32 wollen die gegenwärtigen Israeliten laxi vy HIB. Den illegitimen Opfern auf nnT. nyiA

VOn

28 stellt

40 die zukünftigen legitimen Opfer "iNlf7 O n n 1?U gegenüber. Das Problem des legitimen oder illegitimen Kultortes wird durch wiederholtes Of (4x in 28, lx in 29, 3x in 40) unterstrichen. Schließlich opferten die Väter nach 28 on'mrPS m ,

während in 41 Jahwe ankündigt: nxiN nn'J n n a

.

(Ad d) Sollte die "Schilderung der Landnahme" im Grundbestand des Textes gefehlt haben, weil sie "ein Element der hellen Gnadengeschichte bedeutete" 50 ? Auch im vorliegenden Zusammenhang ist "die Gewährung der Land-

45 Der Ü b e r g a n g zur d i r e k t e n A n r e d e (vgl. 2 3 , 2 1 , s. dazu o. I I . A n m . 9 ) s c h l i e ß t n i c h t aus, daß die E r z ä h l u n g w i e d e r a u f g e g r i f f e n ( V e r b f o r m q a t a l ) und w e i t e r g e f ü h r t w i r d ( w a y y i q t o l ) . D u r c h das S u f f . 2 . P e r s . PI. w e r d e n die H ö r e r nun u n m i t t e l b a r in die " S t o r y " m i t e i n b e z o g e n , deren aktuelle Relevanz damit unterstrichen wird. 46 I m m e r h i n w i r d a u c h in 29 wie in 8 a . 1 3 a . 2 1 a die R e a k t i o n J a h w e s auf das s c h u l d h a f t e V e r h a l t e n I s r a e l s m i t l D N l eingeleitet! 47 G r e e n b e r g , 3 7 8 ; den Z u s e m m e n h a n g m i t dem V o r h e r g e h e n d e n hebt auch F o h r e r , 112 h e r v o r , der 2 7 - 2 8 k o m m e n t i e r t : "Die I s r a e l i t e n h a b e n s i c h d e n n a u c h so v e r h a l t e n , wie J a h w e es b e a b s i c h t i g t e " . 48 - w e s h a l b L i w a k , P r o b l e m e , 192f Kap. 20 i n s g e s a m t (wie a u c h K a p . 6: a . a . O . , 108f) a u f " p r i e s t e r l i c h e K r e i s e ..., die ihr A n l i e g e n m i t H i l f e dtr T r a d i t i o n v o r b r a c h t e n " ( a . a . O . , 108) z u r ü c k f ü h r t (zur Diskussion d i e s e r T h e s e s.u. E x k u r s ) . 49 V g l . a u c h die G e g e n ü b e r s t e l l u n g bei G r e e n b e r g , 3 7 9 . 50 Z i m m e r l i , 4 4 0 .

212 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

nähme verbunden mit der Ankündigung späterer Wegnahme des Pfandes der göttlichen Huld, in dem die Erwählungsaussage ja recht eigentlich ge51 schichtskonkret geworden war (6)" und damit in gleicher Weise wie der Exodus aus Ägypten und die Zeit der Wüstenwanderung in ihrer "heils"geschichtlichen Bedeutung in Frage gestellt. Ja, mit dem Verweis auf die Landgabe in 28 wird das Moment der Diskontinuität zwischen Vergangenheit und Zukunft Israels 52 noch unterstrichen: Die Zusage der Landgabe ist wie die des Exodus (6) von Jahwe schon in der Vergangenheit eingelöst worden. Sie bietet also keinen Anknüpfungspunkt für etwaige Hoffnungen 53 der Exilierten Auch die literarkritische Ausscheidung von 27-29 als Nachtrag kann also vom vorliegenden Text her nicht überzeugend motiviert werden. (Ad 3) Der Abschnitt 32-38 hebt sich als "Gerichtsdrohung gegen Depor-54 tierte" von 39-44, einem "Verheißungswort Jahwes an das 'Haus Israel'"

,

inhaltlich ab. Da 39-44 wie 5-31 das "Haus Israel" als Ganzes im Blick hat, wäre es denkbar, daß die Ankündigung eines "Scheidungsgerichts" innerhalb Israels in "V.32ff ... als Korrektiv zu V.39ff konzipiert" 55 ist

. Freilich ist im vorliegenden Textzusammenhang die antitypische

Entsprechung von Zukunft (Herausführung - Wüste: 32-38 - Land: 39-44) und Vergangenheit (Herausführung: 5-10 - Wüste: 11-26 - Land: 27-29) so deutlich, daß die Beseitigung der vermeintlichen inhaltlichen Inkohärenz von 32-44 durch literarkritische Ausscheidung von 32-38 ihrerseits eine kohärente Struktur des vorliegenden Textes zerstören würde. Zudem setzt die Beurteilung von "V.32ff ... als Korrektiv zu V.39ff" voraus, daß die Pointe des Textes ursprünglich in einer "Heils"ankündigung bestand, die erst zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Gerichtsdrohung relativiert wurde. Die Analyse des situativen Rahmens des Textes wird jedoch zeigen, daß es ihm von Anfang an um die Auseinandersetzung mit "Heils"erwartun51 A . a . O . , 449 52 A . a . O . , 4 5 2 . 53 J1NT l i y s c h e i n t zwar in 2 3 , 3 8 (vgl. Z i m m e r l i , 554) und 3 6 , 3 7 (vgl. a . a . O . , 882) N a c h t r ä g e zu k e n n z e i c h n e n . In 2 0 , 2 7 k ö n n t e es a b e r g e r a d e die P o i n t e der V e r w e n d u n g d i e s e s A u s d r u c k s s e i n , den L a n d b e s i t z I s r a e l s , d e s s e n V e r l u s t für die E x i l i e r t e n w o h l das P r o b l e m d a r s t e l l t e , als b l o ß e n " N a c h t r a g " zur ( S ü n d e n - ) G e s c h i c h t e d e s " H a u s e s I s r a el" abzuwerten. 54 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3. 55 L i w a k , P r o b l e m e , 149. L a n g , E z e c h i e l , 27 s i e h t in 3 2 - 3 8 " z w e i f e l l o s ein s e l b s t ä n d i g e s e z e c h i e l i s c h e s J a h w e w o r t " , das in den K o n t e x t v o n K a p . 20 r e d a k t i o n e l l e i n g e f ü g t w u r d e .

Literarkritische

Probleme

213

56 geri seiner Adressaten geht

. Eine literarkritische Entscheidung war der

eingehenden Analyse des Gehalts des Textes ist in diesem Fall besonders problematisch^7. (Ad 4) Eine ursprüngliche Unabhängigkeit des Orakels an das 58 Haus Israel . Seine

in 4-26 von dem an die Ältesten in 1-3 vertritt v.a. J.Lust

Argumentation setzt jedoch die Annahme einer usprünglichen literarischen Unabhängigkeit der beiden Hauptteile des Kapitels, 1-31 und 32-44, ebenso voraus wie die Beurteilung von 27-29 und 30-31 als "twee secundaire uitweidingen" 59 - zwei literarkritische Hypothesen, die sich bereits als 60 unwahrscheinlich erwiesen haben . J.Garscha betrachtet 20,3ay.b. 27-31 als "Erweiterung", die "ohne Schwierigkeiten ausgeschieden werden kann 61 und sich vom übrigen Zusammenhang abhebt" . Dagegen ist jedoch einzuwenden, daß 32 an 31 weit besser anschließt als an 26. Der Übergang von der Darstellung in der 3.Pers. (5-26) zur direkten Anrede ist im vorliegenden Text weit besser motiviert als in dem von Garscha rekonstruierten Grundbestand. Die Tatsache, "daß ein von den Ältesten erwartetes Gotteswort abgelehnt (V 3 vgl. V 31b) und diese Ablehnung dennoch vom Prophe62 ten in einem ausführlichen Gotteswort vorgebracht wird" , kann nur dann als Indiz einer Inkonsistenz des vorliegenden Textes betrachtet werden, wenn man das Ansinnen des ilin' nN »TT als Ersuchen um irgendein Jahwewort interpretiert, was wenig wahrscheinlich ist. Auch hier erweist sich eine der sorgfältigen inhaltlichen Analyse des Textes vorausgehende literarkritische Entscheidung als problematisch. Die k r i t i s c h e D u r c h s i c h t der w i c h t i g s t e n s c h e n H y p o t h e s e n der n e u e r e n F o r s c h u n g sam e r s c h e i n e n ,

zu Ez 20 läßt es r a t -

den f o l g e n d e n U n t e r s u c h u n g e n

t h e s e der l i t e r a r i s c h e n

literarkriti-

I n t e g r i t ä t des T e x t e s

die

gen. A u c h bei d i e s e m Text wird eine ü b e r z e u g e n d e 56 57 58 59 60

Arbeitshypo-

zugrundezuleRekonstruk-

S.u. 3.2. V g l . u . 5.3. Vgl. Lust, Ez.,XX, 128ff; Ders., Traditie, lOOff. L u s t , T r a d i t i e , 101. Z u d e m w ü r d e in 1 - 3 J a h w e die B e f r e g u n g d u r c h die Ä l t e s t e n o h n e j e d e Begründung ablehnen! 61 G a r s c h a , S t u d i e n , 120; vgl. 115. 62 A . a . O . , 115. 63 Zur S t r e i c h u n g der E r w ä h n u n g e n der " S a b b a t e " in 1 2 f . 1 6 . 2 0 f . 2 4 als Niederschlag priesterlicher S o n d e r i n t e r e s s e n durch Eichrodt, 170f; v g l . O e r s . , S a b b a t und b e r e i t s H ö l s c h e r , 110 A n m . l s. L u s t , E z . , X X , 145ff; Ders., Traditie, 126ff.

214 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

tion seiner Entstehungsgeschichte

"Geschichtsentwurf"

n i c h t ohne ein

r e s k o n z e p t i o n s - und r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e s lich

umfassende-

Modell

mög-

sein.

3. Der s i t u a t i v e

R a h m e n des T e x t e s und seine

argumentative

Frontstellung

Ez 20 ist e i n e r der w e n i g e n T e x t e des EB, die a u f bestimmte

Kommunikationssituation

Bezug n e h m e n

eine

(vgl. noch

8-

11; 1 4 , 1 - 1 1 ) . Er v e r k n ü p f t den in ihm e n t h a l t e n e n ,

in

Restitutionsprognose

m i t der

Ablehnung

mündenden

des A n s i n n e n s e i n i g e r 7

Israels"

("7NTU

J a h w e zu

'befragen'"

"Geschichtsentwurf" "Männer von den

Ältesten

"»J ¡7 T n O'IVJN) , die zum P r o p h e t e n (nin7

nN m f 7 :

fung von " G e s c h i c h t s e n t w u r f "

kommen,

1). Ist d i e s e

und s i t u a t i v e m

n i c h t wie

"Rahmen"

. . . eine d i r e k t e E n t h ü l l u n g

"in der P a r a l l e l e

der B e f r a g e r als

mehr einer

14,1-11

64 Götzendiener"

a u s r e i c h e n ? Ist n i c h t s o g a r ein W i d e r s p r u c h d a r i n zu "daß ein von den Ä l t e s t e n e r w a r t e t e s G o t t e s w o r t (V 3 vgl. V 31b)

und d i e s e A b l e h n u n g

in einem a u s f ü h r l i c h e n G o t t e s w o r t in 1 4 , 1 - 1 1 und dem s c h e i n b a r 3 . 1 0 f ein w e s e n t l i c h e r

d e n n o c h vom

n"7Nn

!) z u r ü c k g e w i e s e n .

der sich in e n t s p r e c h e n d e r (8:7ny

Jahwes 20,1-

In 14,1-3 w e r d e n

D'KJN

(SrD'K'lKn

Im F o l g e n d e n w i r d dann j e d e m

( "7mi!i' Jl'in V H VH:

dem Volk a n g e d r o h t

?

in

"7NtU' '3PTD (1) a u f g r u n d i h r e s e i g e n e n V e r h a l t e n s nen Israeliten

P r 6o p5 h e t e n

der " B e f r a g u n g "

"parallelen" Vorgang

Unterschied:

sehen,

abgelehnt

vorgebracht wird"

Nun b e s t e h t z w i s c h e n der A b l e h n u n g

einzel-

4.7; vgl. 8 : N i n n WH2

),

W e i s e v e r h ä l t , die A u s r o t t u n g

aus

"|1nn l'msill ). D e m g e g e n ü b e r

20,3 die " B e f r a g u n g " J a h w e s d u r c h die Ä l t e s t e n z u n ä c h s t

64 Zimmerli, 439. 65 Garscha, Studien,

115.

"um

Verknüp-

oder w e n i g e r z u f ä l l i g ? W ü r d e für "die Z u r ü c k w e i s u n g A n f r a g e der Ä l t e s t e n "

eine

weist ohne

Der s i t u a t i v e R a h m e n des Begründung

z u r ü c k . 30f ist dann g a r n i c h t mehr nur an die

sprünglichen

"Fragesteller",

s o n d e r n an das "Haus

insgesamt gerichtet. Dessen Verhalten nun n i c h t nur die Z u r ü c k w e i s u n g Ansinnens,

215

Textes

begründet

des in 1 g e n a n n t e n

s o n d e r n die g e n e r e l l e

J a h w e s für das g e s a m t e

(30-31aa)

konkreten

"Unbefragbarkeit"

"Haus I s r a e l " . Für diese

ur-

Israel"

(tm

ni.)

Ausweitung

des K o m m u n i k a t i o n s h o r i z o n t s

ist aber die v o r a n g e h e n d e "ge66 schichtstheologische(.) Scheltrede" , die die S c h u l d I s r a els a u f d e c k t , a r g u m e n t a t i v e r f o r d e r l i c h ; sie s t e l l t nicht 67 nur e i n e n

"Umweg"

zur e r n e u t e n A b l e h n u n g

der

"Befragung"

J a h w e s in 30f dar. D a g e g e n muß die w e i t e r f ü h r e n d e

Zukunfts-

p r o g n o s e von 32-44 z u n ä c h s t in der Tat ü b e r s c h ü s s i g nen: W e n n J a h w e sich n i c h t

erschei-

" b e f r a g e n " läßt, w a r u m t e i l t

er

dies alles dann I s r a e l ü b e r h a u p t m i t ? So ist zu f r a g e n ,

ob

auch die B e z u g n a h m e auf die z u k ü n f t i g e G e s c h i c h t e

Israels

vom s i t u a t i v e n R a h m e n des T e x t e s her m o t i v e r t ist. Dazu nun d i e s e r

" R a h m e n " n ä h e r zu

3.1. Die E r w a r t u n g

ist

betrachten.

der F r a g e s t e l l e r

und ihr

konzeptioneller

Hintergrund Als A n l i e g e n der " M ä n n e r von den Ä l t e s t e n I s r a e l s " , zum P r o p h e t e n

kommen, n e n n t 1: illil' UN fTT . im

Sinn des " B e f r a g e n s " J a h w e s b e z e i c h n e t ganz z e n t r a l e

und k o n s t i t u t i v e

technischen

011 (1.3.31)

F u n k t i o n der

die

"eine 68

Propheten"

"Es geht d a b e i n i c h t nur um eine A u s k u n f t , die man von J a h w e 69 . Von d a h e r ist

haben w i l l , s o n d e r n um die Wende e i n e r Not"

66 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 67 Ebd. 68 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 142; vgl. 1 4 0 f f ; W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 177ff; Lust, Traditie, 33f; G e r s t e n b e r g e r , Mensch, 148f; Gerleman/ R u p r e c h t , A r t . KITT, 4 6 2 f ; a n d e r s z . B . B a l e n t i n e , P r o p h e t , der d a r a u f h i n w e i s t , daß "the p r o p h e t s who are a p p r o a c h e d w i t h a p e t i t i o n to ' i n q u i r e of t h e L o r d 1 are p r i m a r y t h o s e w h o are a c t i v e in t h e t e n t h to t h e n i n t h c e n t u r y - A h i j a h , H i c a j a h , E l i s h a " ( a . a . O . , 1 6 7 ) , und m e i n t , daß n ( e ) v e n for J e r e m i a h and E z e k i e l t h e o c c a s i o n s of i n q u i r y are m e n t i o n e d t o o i n f r e q u e n t l y to s u g g e s t t h a t s u c h a r o l e was p a r t of t h e i r r o u t i n e r e s p o n s i b i l i t i e s " ( a . a . O . , 1 6 7 f ) . 69 W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 180.

216 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g es w a h r s c h e i n l i c h , Anfrage

als

"Geschichtsentwurf"

daß auch in Ez 20 "die Ä l t e s t e n m i t

... ein P r o p h e t e n w o r t e r f l e h e n , das die

chung der D e p o r t a t i o n

... a n k ü n d i g t " ^

ihrer

Rückgängigma-

- jedenfalls aber

"Heils"-orakel.

ein

71

D i e s b e s t ä t i g t der e i g e n t ü m l i c h f o r m u l i e r t e von 4: D y ' i i n o n m N

myin

n« IHN

Rede-Auftrag

la u i a u n n n n N u a w n n . Die

b e i d e n F r a g e s ä t z e i n t e r p r e t i e r t Z i m m e r l i als 72 " B e f e h l an den P r o p h e t e n , ü b e r die F r a g e r G e r i c h t zu h a l t e n " . Wahrend 73 sich d i e s e s V e r s t ä n d n i s in 22,2 und 2 3 , 3 6 a u f g r u n d der syndetisch

angehängten Aufforderung

n a h e l e g e n m a g , ist es im

F a l l e von 20,4 s y n t a k t i s c h m i n d e s t e n s a c h t e t m a n z u d e m , daß "(o)nly

nicht notwendig.

in t h e s e p a s s a g e s

(sc.

Be-

22,2;

2 3 , 3 6 und - s c h e i n b a r 74- 20,4) is t h e p r o p h e t c a l l e d upon to j u d g e his c o u n t r y m e n " , w ä h r e n d das " G e r i c h t " (Wz. U 3 W ) im 75 EB s o n s t i m m e r " J a h w e v o r b e h a l t e n ist , wird es v o l l e n d s unwahrscheinlich:

Mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t

die F r a g e von 4a: " W i l l s t du s i e

'richten'

R e c h t v e r h e l f e n ' ! ) ? W i l l s t du, M e n s c h sie selbstverständlich

ist

(ihnen

vielmehr 'zu

ihrem

'richten'?"

zu v e r n e i n e n d e zu v e r s t e h e n . D a n n

als könnte

aber im Verb uge» g e r a d e das A n l i e g e n der " F r a g e s t e l l e r " Ausdruck

" e i n e r s e i t s den Klang von von

zum

k o m m e n , ist es doch i n s o f e r n a m b i v a l e n t , als es

'gerechtsprechen,

'verurteilen'

(...),

andererseits

zum R e c h t v e r h e l f e n ' " hat und im

zwei-

70 Z i m m e r l i , 4 4 1 . M a l a m a t , T w i l i g h t , 130 s t e l l t e i n e n Z u s a m m e n h a n g her z w i s c h e n d e r A n f r a g e d e r Ä l t e s t e n in Ez 20 u n d d e m O r a k e l H a n a n j a s von J e r 2 8 , 2 - 4 , d e s s e n E r f ü l l u n g n a c h d e n D a t i e r u n g e n in J e r 2 8 , 1 u n d Ez 2 0 , 1 n u n f ä l l i g w ä r e . Da im EB a b e r " s t e t s z w i s c h e n d e r C h r o n o l o g i e d e s R e d a k t o r s u n d der w i r k l i c h e n C h r o n o l o g i e v o n E z e c h i e l s L e b e n (zu) u n t e r s c h e i d e n " ist (Lang, E z e c h i e l , 5 5 ) , i s t die A u s w e r t u n g s e i n e r c h r o n o l o g i s c h e n A n g a b e n für die h i s t o r i s c h e S i t u i e r u n g von E i n z e l t e x t e n h ö c h s t p r o b l e m a t i s c h . 71 D e n H i n w e i s a u f d i e s e E i g e n t ü m l i c h k e i t e n v e r d a n k e ich R . B a r t e l m u s (mündl.). 72 Z i m m e r l i , 4 4 1 ; ä h n l i c h die m e i s t e n K o m m e n t a t o r e n , vgl. z . B . F u h s , 102; F o h r e r , 109; E i c h r o d t , 166; H e r r m a n n , 1 2 2 f ; C o o k e , 2 1 4 ; G r e e n berg, 363. 73 B e i d e S t e l l e n s i n d a l s r e d a k t i o n e l l v e r d ä c h t i g ; vgl. o. 1 1 1 . 1 . 2 . zu 2 3 , 3 6 f f u . u . V . 3 . 2 . 4 . b . zu K a p . 22. 74 C o o k e , 2 1 4 . 75 D i e s s c h e i n t G a u f g e f a l l e n zu s e i n , die in 2 0 , 4 a J a h w e zum S u b j e k t d e s " R i c h t e n s " m a c h t : E L exöLxriaii) a u r o t f s e x Ö L X t f a e t , ;

217

Der s i t u a t i v e R a h m e n d e s T e x t e s

76 t e n Fall g e r a d e z u Die Ä l t e s t e n

" a l s 'retten' v e r s t a n d e n " w e r d e n

kämen dann zum P r o p h e t e n in d e r E r w a r t u n g e i -

ner " W i e d e r h e r s t e l l u n g spektive

der Ordnung"

, die - in i h r e r P e r -

- mit ihrer Exilssituation

gestört ist, durch ein

Eingreifen

Jahwes.

W o r i n i s t diese E r w a r t u n g im Verb

kann

b e g r ü n d e t ? Hier s c h e i n t

wiederum

u n e i n S c h l ü s s e l zum V e r s t ä n d n i s d e s T e x t e s u n d

s e i n e r a r g u m e n t a t i v e n F r o n t s t e l l u n g zu l i e g e n . A n g e s i c h t s der M ö g l i c h k e i t , sich in N o t l a g e n an andere G ö t t e r zu w e n den 7 8 , b e i n h a l t e t n ä m l i c h der A k t d e r 'Befragung' J a h w e s z u g l e i c h auch ein " B e k e n n t n i s " , Sinne Hin7

79 zu ihm . In eben

diesem

kann aber in d e r p r o p h e t i s c h e n T r a d i t i o n s s t r ö m u n g ein (nK) i m g e f o r d e r t und m i t einer k o n d i t i o n a l e n

kündigung

verbunden werden:

ihr l e b e n ! "

"Fragt nach J a h w e , dann

Heilsanwerdet

(Am 5,6; v g l . 4; H o s 10,12, sowie - n e g a t i v g e -

w e n d e t - J e s 9 , 1 2 ; 3 1 , 1 ; Zeph 1,6; J e r 10,21; 3 0 , 1 4 ) .

Dabei

ist d e r Ü b e r g a n g von d e r " t e c h n i s c h e n " B e d e u t u n g des 80 m ilin7 (HN)als B e f r a g u n g J a h w e s durch e i n e n P r o p h e t e n zu 81 "der a b g e s c h l i f f e n e n B e d e u t u n g 'sich zu J a h w e h a l t e n ' " , in d e r " a u s d e r e i n m a l i g e n H a n d l u n g , die e i n e s Anlasses

bestimmten

bedarf, eine H a l t u n g , e i n H a b i t u s " w i r d , und "die

V e r m i t t l u n g d e s G o t t e s b e f r a g e n s durch e i n e n G o t t e s m a n n 82 83 lieh w e g ( . ) f a l l e n " kann , fließend 76 77 78 79 80

gänz-

Liedke, Art. D E M , 1002. Ebd. S . G e r l e m a n / R u p r e c h t , A r t . KITT , 4 6 4 ; W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 1 8 2 f . V . R a d , T h e o l o g i e I, 3 6 5 . S i e n i m m t W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 1 8 2 w e n i g s t e n s für Am 5 , 4 f f ; J e s 3 1 , 1 (vgl. 3 0 , 2 ) a n . 81 A . a . O . , 1 8 3 ( f f ) . 82 A . a . O . , 1 8 4 . 83 V o n d a h e r w ä r e m . E . W e s t e r m a n n s T h e s e , d e r "Wandel 1 1 in d e r B e d e u t u n g von H i n 7 (TIN) Bill s e i " d a m i t e i n ( g e t r e t e n ) , daß d i e Institutionen, d u r c h die s i c h d a s B e f r a g e n G o t t e s v o l l z o g , a u f h ö r t e n " ( a . a . O . , 1 8 9 ) , k r i t i s c h zu ü b e r p r ü f e n . A u c h f ü r d i e Z e i t n a c h J e r e m i a u n d E z e c h i e l b e l e g t e t w a Hag 3 , 1 1 e i n e " B e f r a g u n g " (*7Nk!>) von P r i e s t e r n ( W e s t e r mann bespricht diese Stelle nicht). Und wenn W e s t e r m a n n , a.a.O., 188 in d e r g e w a n d e l t e n B e d e u t u n g d e s M i l 7 (I1N) f T T a l s " S i c h - H a l t e n an G o t t ... e i n e w i c h t i g e , c h a r a k t e r i s t i s c h e B e z e i c h n u n g d e s G o t t e s v e r h ä l t n i s s e s von der deuteronoHischen Zeit an b i s z u r Z e i t d e s C h r o n i s t e n " s i e h t ( H e r v o r h . T . K . , v g l . a . a . O . , 1 8 4 ) , b e d e u t e t d i e s , daß die B e d e u t u n g s e n t w i c k l u n g s c h o n vor d e m E n d e d e r " I n s t i t u t i o n e n " d e r

218 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

W o l l e n also die Ä l t e s t e n , die nach Ez 20,1 zum k o m m e n fllil7 TIN i m 1 ? , d a m i t ihr " B e k e n n t n i s "

Propheten

zu J a h w e

demon-

strieren,

und e r w a r t e n sie d e s h a l b - vor dem H i n t e r g r u n d der 84 " V e r h e i ß u n g ... für das S i c h - H a l t e n an J a h w e " (vgl. z.B.

Am 5,6; Hos 10,12; Klgl 3,25; Jes 55,6f) - ein H e i l s o r a k e l , 85 das i h n e n die "Wende" i h r e r "Not" , "die R ü c k g ä n g i g m a c h u n g 86 der D e p o r t a t i o n "

ankündigt?

D a f ü r s p r e c h e n m.E. dem d t n . / d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h s t e h e n d e A u s s a g e n , in d e n e n das "Sich W e n d e n " bzw. H a l t e n an Jahwe" e i n e n W e n d e p u n k t

nahe-

"Sich

in der G e s c h i c h t e

Israels

nach der K a t a s t r o p h e des J a h r e s 587 m a r k i e r t . So h e i ß t es in Jer 2 9 , 1 3 f , im R a h m e n des S c h r e i b e n s J e r e m i a s an die E x i l i e r 87 ten

: "(13)

Ihr w e r d e t m i c h suchen

(Wi72 pi.) und

m i c h f i n d e n , w e n n ihr nach mir f r a g t zen.

werdet

(KIT) von g a n z e m

Her-

(14) Ich w e r d e m i c h von euch f i n d e n l a s s e n - S p r u c h

J a h w e s - und euer G e s c h i c k w e n d e n . Ich w e r d e euch

sammeln

aus a l l e n V ö l k e r n und von a l l e n O r t e n , w o h i n ich e u c h s t o ß e n habe - S p r u c h J a h w e s - und euch z u r ü c k b r i n g e n

verzu dem

Ort, von dem ich euch d e p o r t i e r t h a b e " . Ä h n l i c h , w e n n auch v e r h a l t e n e r , ä u ß e r t K l g l 3,25 H o f f n u n g in der E r f a h r u n g der 88 Katastrophe

: "Gütig ist J a h w e zu dem, der auf ihn

zu dem, der nach ihm f r a g t

(um)".

g r ü n d e t mit dem " E r b a r m e n "

(nrn pi.)

Jahwes

Diese Hoffnung

und der " G n a d e "

(32) . Der B e t e r s i e h t sein " R e c h t "

(UDWU)

(35!) und e r w a r t e t von J a h w e , daß er s e i n e n

84 85 86 87 88

hofft,

wird

be-

(Tun)

gebeugt

"Rechtsstreit

Gottesbefragung bei Jer und Ez eingesetzt hat. Statt eines sauberen (traditions-)geschichtlichen Nacheinanders von "Entscheidungsfrage" an das priesterliche Losorakel, "Gottesbefragung" durch den Propheten und "Sich-Halten an Gott" (vgl. a.a.O., 187ff) dürfte eher mit der Gleichzeitigkeit verschiedener (auch konkurrierender!) Möglichkeiten des "Sich-Wendens an Gott" zu rechnen sein. Uestermenn, Begriffe, 186. A.a.O., 180. Zimmerli, 441. Zur literar- und redaktionskritischen Analyse vgl. Thiel, Redaktion (II), s. Kaiser, Einleitung, 256. Albertz, Frömmigkeit, 184f ordnet Klgl 3 wohl zurecht dem geschichtlichen Zusammenhang der "Rettung der Religion Israels durch die persönliche Frömmigkeit im Exil" zu (a.a.O., 178ff - es ist dies freilich nur eine "im Exil" entwickelte Möglichkeit dpr "Rettung der Religion Israels"!).

Der s i t u a t i v e R a h m e n des führt"

CW3J

... m i :

Textes

219

58) und ihm "zum R e c h t

verhilft"

püDein iiuae»: 5 9 ! ) . Die hier sich a n d e u t e n d e F u n k t i o n ,

eine P e r s p e k t i v e

über

die K a t a s t r o p h e des E x i l s h i n a u s zu e n t w i c k e l n ,

hat das f"n

illil' IlNdann in Dtn 4 , 2 9 im R a h m e n e i n e s b r e i t e r

ausgestalte-

t e n E n t w u r f s der R e s t i t u t i o n I s r a e l s die V ö l k e r z e r s t r e u t e ren G ö t t e r n ,

unter

(27) Volk wird im Exil z u n ä c h s t

"Holz und S t e i n " ,

dienen

sich dann aber w i e d e r Jahwe z u w e n d e n Hü)

(4,25-40): Das

und auf seine S t i m m e h ö r e n

(28; vgl. (29f:

ande-

28,36.64), pi.,nm

(30) . Daß d i e s e r

,

daraufhin

sein Volk ins Land z u r ü c k f ü h r e n w e r d e , w i r d dann zwar

nicht

a u s d r ü c k l i c h g e s a g t , doch d i e n t der V e r w e i s auf s e i n e

ver-

g a n g e n e n H e i l s t a t e n - seine Liebe zu den V ä t e r n und die wählung ihrer Nachkommen (34,37)

und H o r e b / S i n a i

de H o f f n u n g e n

zu

Die K o n z e p t i o n

(37: y"lT! , vgl. Ez 2 0 , 5 ) , (33.36)

wort i m

als l i t e r a 89 spät b e u r t e i l t w i r d , zeigt

zu a n d e r e n dtr. T e x t e n , in d e n e n das

Stich-

(2.8.10), dem H ö r e n auf das W o r t J a h w e s

10) und H a l t e n s e i n e r G e b o t e

(3f) und ins

zerLand

(5) zu w e r d e n . J a h w e w i r d sich " e r b a r m e n "

und den H e i l s z u s t a n d ja noch ü b e r b i e t e n

der " V ä t e r " - Z e i t w i e d e r h e r s t e l l e n

(5). 1 Kön 8 , 4 6 - 5 3 s i e h t n a c h der

(46) die M ö g l i c h k e i t e i n e r

d a r a u f h i n s e i n e m Volk

"Umkehr"

"Recht s c h a f f e n "

wird - denn J a h w e hat sich I s r a e l Erde a u s g e s o n d e r t zum E i g e n t u m " aus Ä g y p t e n g e f ü h r t hat (48)

(3) (9),

Deporta-

(47f) zu J a h w e ,

(49: D D S c n

der

n'fyi!)

"aus a l l e n V ö l k e r n

der

(53; vgl. 51f), als er es

(53). Die K o n t i n u i t ä t

Israels

die K a t a s t r o p h e des Exils hinweg s t e l l e n hier L a n d , und T e m p e l

"Um(2.8.

(8.10) eine C h a n c e für das

(1.3) I s r a e l , von J a h w e g e s a m m e l t

zurückgeführt

tion

der g e m e i n h i n

a l l e r d i n g s f e h l t . So sieht Dtn 3 0 , 1 - 1 4 in der

kehr" I s r a e l s streute

entsprechen-

stützen. dieses Abschnitts,

r i s c h u n e i n h e i t l i c h und r e l a t i v enge B e r ü h r u n g e n

- offenbar dazu,

Er-

Exodus

über

Stadt

sicher.

89 V g l . z.B. R o s e , A u s s c h l i e ß l i c h k e i t s a n s p r u c h , 1 4 9 . 1 5 2 f f ; P r e u s s , D e u teronomium, 47.84ff; Rofe, Argumentation, 441ff; aber auch Baltzer, B u n d e s f o r m u l a r , 4 2 f e i n e r s e i t s und L o h f i n k , V e r k ü n d i g u n g a n d e r e r s e i t s s o w i e n e u e r l i c h M a y e s , D e u t e r o n o m y 4.

220 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g In d i e s e n T e x t e n w i r d ein der K a t a s t r o p h e

als

("dtr.")

"Geschichtsentwurf" K o n z e p t der

Bewältigung 90 ,

von 587 und des f o l g e n d e n Exils g r e i f b a r

das k e i n e s w e g s n o t w e n d i g als " s p ä t ( . ) " - d.h. e r h e b l i c h nach 91 587 - a n z u s e h e n ist : Im R ü c k g r i f f auf Israels " v e r g a n g e n e ( . ) 92 G e s c h i c h t e " w i r d hier " W e g w e i s u n g für eine neue Z u k u n f t " entwickelt. sung"

"Gehorsame Hinwendung

zu J a h w e hat noch

Verheis-

!

3.2. Die D e s t r u k t i o n

"falscher" Heilshoffnungen

durch

den

"Geschichtsentwurf" Vor d i e s e m

konzeptionellen

H i n t e r g r u n d der

g e w i n n t nun die A r g u m e n t a t i o n den, i n s b e s o n d e r e

von Ez 20 an P r o f i l : Hier

im R ü c k b l i c k

(5-29), p r a k t i s c h s ä m t l i c h e

auf die V e r g a n g e n h e i t

Elemente destruiert

r i e r t , die d o r t A n k n ü p f u n g s p u n k t e dung zu J a h w e v e r b u n d e n e

und

für die m i t der eines

so daß ein g e d e i h l i c h e r

Der T e x t läßt eine klare els b i n n e n k o m s t

"Verkehr

"theologische

(sc. Israel)

Gotteszutiefst

zwischen

ist. ontkenning

en b e s t a a n in het l a n d " e r k e n n e n :

in het land h e e f t het

Zukunft

heilvollen

v e r h ä l t n i s s e l b s t z e r b r o c h e n ; G e s e t z und Kult sind korrumpiert,

desavou-

Rückwen-

ist ebenso v e r l o r e n , wie d i e s e s

M e n s c h und G o t t " n i c h t mehr m ö g l i c h

wer-

Israels

H o f f n u n g auf eine h e i l v o l l e

d a r s t e l l e n : Das Land als R e p r ä s e n t a t i o n GottesVerhältnisses

"Fragesteller"

eigenlijk

van

Isra-

"Gewoond

n i e t : w e l in de

geografische,

niet in de g e l o v i g e zin van het w o o r d , i n d i e n 94 wij dit o n d e r s c h e i d m ö g e n m a k e n " . Von A n f a n g an s t a n d die E x i s t e n z der V ä t e r im Land - das in 27-29 w o h l b e w u ß t

nicht

als "Land I s r a e l " b e z e i c h n e t w i r d - im S c h a t t e n der - a n d e r s als etwa in Lev 2 6 , 3 3 ; Dtn 4,26 u n b e d i n g t e n der Z e r s t r e u u n g

Israels

"in die L ä n d e r "

90 V g l . d a z u W o l f f , K e r y g m a . 91 So e t w a P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 92 Ebd. 93 E b d . 94 B e u k e n , E z . 2 0 , 4 8 .

24.

- Ankündigung

(23).

Eigentliche

Der s i t u a t i v e R a h m e n des T e x t e s Konsequenz

der für I s r a e l k o n s t i t u t i v e n G e s c h i c h t s e p o c h e

E x o d u s und W ü s t e n z u g Landnahme,

221

ist in der Sicht des T e x t e s n i c h t

s o n d e r n das Exil. D a m i t k e h r t sich die

sche P r o b l e m s t e l l u n g s o n d e r n die T a t s a c h e ,

zu b e w ä l t i g e n

daß I s r a e l gut ein h a l b e s

verheißene

"Land I s r a e l "

noch

steht jedenfalls

Im V e r g l e i c h zu Ez 5 , 5 - 1 7 ; 20 eine a u s d r ü c k l i c h e

gilt,

Einzug

ins

aus.

1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 , wo

lem im Z e n t r u m der D a r s t e l l u n g

das

Jahrhundert

"im Land" v e r b r a c h t hat! Der von Jahwe (38.42)

die

theologi-

s e i n e r G e g e n w a r t r a d i k a l um: N i c h t

Exil ist das P r o b l e m , das es t h e o l o g i s c h

von

Jerusa-

stand, f ä l l t auf, daß in

E r w ä h n u n g der S t a d t und des

Kap.

Tempels

f e h l t . F r e i l i c h w i r d der ' m p meist

"in // "7N1I»' m i n in von 20,40 95 (in n i c h t ganz u n p r o b l e m a t i s c h e r W e i s e ) mit J e r u s a -

lem und dem Zion i d e n t i f i z i e r t .

Diesem

zukünftigen

men und z e n t r a l e n - K u l t o r t I s r a e l s e n t s p r e c h e n Vergangenheit

antitypisch

- offenbar illegitime sche E n t s p r e c h u n g

- legiti-

aber in

der

nm

nyaA 9 6 "73 (28) und nni (29) als - Kultorte . N i c h t nur d i e s e a n t i t y p i -

in der S t r u k t u r des T e x t e s , s o n d e r n

auch

die 7T a t s a c h e , daß J e r u s a l e m in p r o p h e t i s c h97 e r Kritik als min m m b e z e i c h n e t w e r d e n kann (Mi 1,5 ), legt es n a h e , in der

nni von 29 eine A n s p i e l u n g auf J e r u s a l e m und den T e m 98 pel zu sehen . Als K u l t z e n t r u m wird es n i c h t nur d u r c h die 99 anrüchige Vokabel nna e n t w e r t e t , s o n d e r n auch d a d u r c h , daß es nur einer von m e h r e r e n

"hohen H ü g e l n "

(28) ist, auf

nen die I s r a e l i t e n ihr U n w e s e n t r e i b e n .

Ebensowenig

Land können d e m n a c h die S t a d t J e r u s a l e m

und der T e m p e l

Kontinuität zwischen heilvoller

V e r g a n g e n h e i t und

Z u k u n f t I s r a e l s über das Exil hinweg

95 96 97 98

herstellen

de-

wie

das eine

heilvoller

(vgl.

dgg.

S . u . 5.1. S.o. 2.(Ad 2.c.). Zum T e x t v g l . W o l f f , M i c h a , 11. E i n e r v o r s c h n e l l e n A u s s c h e i d u n g von 29 als G l o s s e (so z . B . B e r t h o l e t , 73; H e r n t r i c h , E z e c h i e l p r o b l e m e , 104; H e r r m a n n , 120 - L i w a k , P r o b l e me, 149, dem s i c h L a n g , E z e c h i e l , 27 a n s c h l i e ß t , b e t r a c h t e t d e n V e r s als " F r a g m e n t " ; ä h n l i c h - v o r s i c h t i g e r - Z i m m e r l i , 451) w i d e r r ä t der h ä u f i g e - für den m o d e r n e n E x e g e t e n oft s c h w e r n a c h v o l l z i e h b a r e "use of p a r o n o m a s i a e v e n in the m o s t s e r i o u s c o n t e x t " ( G r e e n b e r g , 370 mit weiteren Literaturhinweisen). 99 V g l . z.B. W h i t n e y , B a m o t h ; S c h u n c k , A r t . ilM .

222 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g 1 Kön 8 , 4 8 ! ) . Ein l e g i t i m e s I s r a e l ganz in der Dasselbe

als

"Geschichtsentwurf"

kultisches Zentrum liegt

für

Zukunft.

gilt für den "Bund"

( n 7 l 2 : 37) z w i s c h e n J a h w e

s e i n e m V o l k . Das in 5 - 7 . 11-12 und 18-20 d a r g e s t e l l t e che H a n d e l n kann als " B u n d e s ( e r n e u e r u n g s ) a n g e b o t " w e r d e n , s o f e r n es auf eine zu einem b e s t i m m t e n zustandekommende

Beziehung

verstanden

Zeitpunkt

z w i s c h e n Gott und Volk z i e l t ,

der das H a n d e l n b e i d e r I n s t a n z e n d u r c h e x p l i z i t e N o r m e n prok t y p i s i e r t ist; doch

"das W o r t

unwillkürlich

aufdrängt,

fehlt"^^.

fortgesetzten

Rebellion Israels nicht zustandegekommen,

Beziehung

z w i s c h e n G o t t und Volk

'Bund', das sich

hier

geschlossenen

s c h e n G o t t und- Volk und in V e r b i n d u n g

Bund

d a m i t auf J a h w e s

die zwiGnade

(vgl. 16,60; Dtn 4,31; Lev 2 6 , 4 2 . 4 4 f ;

Ps

abgeschnitten.

Mit dem B u n d e s v e r h ä l t n i s

z w i s c h e n G o t t und Volk sind

die N o r m e n zu s e i n e r B e w a h r u n g Von J a h w e g e g e b e n e mehr Leben

und E r n e u e r u n g

(25). Die " R e c h t e und S a t z u n g e n " der

kein m ö g l i c h e r Weg zur R e s t i t u t i o n

nicht

Vorfahren

"Gesetzesgehorsam" Israels

auch

dahingefallen.

" R e c h t e und S a t z u n g e n " e r m ö g l i c h e n

(18) k o n k u r r i e r e n m i t d e n e n J a h w e s . 4,40;

der die

aufgekündigt

(26). D a m i t ist aber g e g e n w ä r t i g j e d e Z u k u n f t s h o f f n u n g ,

106,45),

in rezi-

Ein "Bund" ist w e g e n

(5.7.12.19.20)

sich auf e i n e n in der V e r g a n g e n h e i t und E r b a r m e n s t ü t z t

und

göttli-

(vgl. dgg.

ist Dtn

30,8.10).

Ausgeschlossen

ist s c h l i e ß l i c h auch eine k u l t i s c h e

nung der G o t t h e i t . Der in V e r g a n g e n h e i t t i z i e r t e Kult m a c h t I s r a e l " u n r e i n " ist a u g e n s c h e i n l i c h

prak-

(Wz.NIlü : 2 6 . 3 0 ) .

Dabei

n i c h t nur an F r e m d g ö t t e r k u l t e

s o n d e r n auch an K u l t h a n d l u n g e n ,

die im B e w u ß t s e i n

(30.31), der

f ü h r e n d e n d u r c h a u s auf J a h w e b e z o g e n sind, g e d a c h t . f a l l s w e r d e n die A u s d r ü c k e (28) und

H J n n (26.31.39),

mi?

Aus-

Jeden-

(28),n2T

1D3 (28) im AT auch - w e n n n i c h t nur - für 101 . n n 7 3 n'T (28) w i r d im T e x t

Jahweopfer gebraucht

Versöh-

und G e g e n w a r t

legitime selbst

100 Zimmerli, 444. 1 0 1 Zu i l j n n s.u. 4 . 2 . 2 . a . ; zu 111p vgl. 4 0 , 4 3 ; Lev 2 , 1 2 . 1 3 ; 3 , 2 . 8 u.B.; Num 7 , 1 7 . 2 3 . 2 9 u.ö.; zu m T vgl. 3 9 , 1 7 . 1 9 ; 4 0 , 4 2 ; 4 4 , 1 1 ; 4 6 , 2 4 ; Ex 1 0 , 2 5 ; 1 8 , 1 2 ; Lev 1 7 , 8 ; Num 1 5 , 5 ; Dtn 1 2 , 6 u.ö.; zu 103 vgl. 4 5 , 1 7 ;

Der

situative

Rahmen

des

Textes

223

als

Element des z u k ü n f t i g e n , l e g i t i m e n J a h w e k u l t s erwähnt 102 (41) . U n t e r den B e d i n g u n g e n e i n e s g e s t ö r t e n G o t t e s v e r h ä l t -

nisses Sicht Mit hung ein

ist

aber

des

Textes

Land zu

und

Jahwe

bestimmtes

deln lung"

ein

legitimer 103 unmöglich

Bund, und

die

Handeln

wahrscheinlich (5)

Das Verb

Gesetz

zu

und e f f i z i e n t e r

und

Kult

Möglichkeiten, ein

für

machen,

es

hat in

Israel ihrem

heilvolles

verloren.

Kult

Es

in

der

seine

Rahmen

Beziedurch

göttliches hat

seine

Han"Erwäh-

verspielt. "KU f i n d e t s i c h nur an d i e s e r S t e l l e im EB. Da s i c h e i n a u s -

g e p r ä g t e s Konzept der " E r w ä h l u n g " des V o l k e s u n t e r Verwendung d i e s e s A u s d r u c k s e r s t im d t n . / d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h f i n d e t " ^ , w i r d f ü r Ez 105 20(,5) häufig dtr. Einfluß p o s t u l i e r t I n der Tat f ä l l t a u f , daß im Kontext der Aussagen über d i e Erwählung des V o l k e s im ( " d t r . " )

Dtn ( v g l . 4 , 3 7 ; 7 , 6 f ; 1 0 , 1 5 ; 14,2) wie i n Ez 20

von der Gabe des Landes ( 4 , 3 8 ) , dem Bund zwischen Jahwe und I s r a e l ( 7 , 9 ) , dem Gesetz ( 7 , 3 6 ; v g l . 4 , 6 f f )

und der k u l t i s c h e n 106 Absonderung . Was a l l e r -

I s r a e l s von den e s umgebenden V ö l k e r n ( 7 , 4 ) d i e Rede i s t

d i n g s im Gegensatz zu d i e s e n Aussagen " i n Ez 2 0 , 5 n i c h t d i s k u t i e r t

wird,

i s t das M o t i v Jahwes; nach Dt 4,37 b e i s p i e l s w e i s e i s t e s d i e Liebe107zum V o l k und das Halten des E i d e s , der den Vätern zugeschworen wurde" Damit w i r d aber h i e r gerade d i e M ö g l i c h k e i t a u s g e s c h l o s s e n , daß I s r a e l b e i einem s e i n e r Erwählung w i d e r s t r e i t e n d e n Handeln und entsprechendem

102 103 104

105

106 107

Ex 2 9 , 4 0 f ; 3 0 , 9 ; Lev 2 3 , 1 3 . 1 8 . 3 7 ; Num 6 , 1 5 . 1 7 u . ö . ( l e g i t i m ) ; J e r 7,18; 19,13; 32,29 u.ö. (illegitim). V g l . 6 , 1 3 ; 1 6 , 1 9 ; Ex 2 9 , 1 8 . 2 5 . 4 1 ; Lev 1 , 9 . 1 3 . 1 7 u . ö . V g l . u. 4 . 2 . 2 . 6 . / 5 . 1 . Da d i e s e s K o n z e p t p r i n z i p i e l l a u c h ohne den T e r m i n u s "Hll f o r m u l i e r t w e r d e n kann und der S p r a c h g e b r a u c h d e s Dtn b e r e i t s f e s t g e p r ä g t i s t , ist e i n e w e i t e r z u r ü c k r e i c h e n d e T r a d i t i o n s - b z w . K o n z e p t i o n s g e s c h i c h te w a h r s c h e i n l i c h , vgl. M i l d b e r g e r , A r t . i n i , 284; S e e b a s s , A r t . E r w ä h l u n g , 186; D e r s . , A r t . 1112 , 6 0 3 . V o r - d t n . T r a d i t i o n e n k ö n n t e n etwa in Ps 3 3 , 1 2 ; 4 7 , 5 ; 135,4 b e w a h r t s e i n ( W i l d b e r g e r , e b d . ; vgl. K o c h , G e s c h i c h t e ) . Zu S h a f e r , R o o t , vgl. S e e b a s s , b h r . V g l . z . B . V r i e z e n , E r w ä h l u n g , 48 ( n a c h - d t r . ) ; W i l d b e r g e r , E i g e n t u m s v o l k , 109; L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 7 f f . K o c h , G e s c h i c h t e s i e h t Ez 20 b e e i n f l u ß t d u r c h Dt und P s a l m e n . In Dtn 4 , 3 7 ; 1 0 , 1 5 b e z i e h t s i c h ä h n l i c h w i e in Ez 2 0 , 5 die " E r w ä h l u n g " a u f die " N a c h k o m m e n " (J/TT ) der V ä t e r . L i w a k , P r o b l e m e , 299 A n m . 38.

224 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

Geschick an eine hinter der "Erwählung" liegende Motivation Jahwes appellieren kann. Mit dem dtn./dtr. Traditionsbereich hat Ez 20 - im Gegensatz zu Dtjes (vgl. Jes 41,8f; 44,lf; 43,10; 49,7) - v.a. die Bindung der "Realisie108 rung der Erwählung an die Gehorsamsforderung" gemeinsam. "Jahwes Erwählung ist ... nicht nur ein Verhängnis der Gnade. Sie ist antwortheisehender Ruf" 109 . Liwak kommentiert diese Aussage ZimmerIis: "Genau das 110 ist die dt-dtr Konzeption" und nimmt dementsprechend dtr. beeinflußte Kreise als Verfasser von Ez 20 an. Dabei übersieht er freilich die Unterschiede in der Argumentation mit der Verbindung von "Erwählung" und "Gehorsamsforderung" . Zwar hat nämlich in der Sicht des DtrG das Volk "(d)ie unerhörten Möglichkeiten, die Jahwe Israel durch die Erwählung und indirekt durch die des Königs und der Tempelstätte - eröffnet hatte, ... gründlich vertan" 111 ; doch will das ("dtr.") Dtn zugleich mit seiner 112 Gehorsamsforderung, deren "Motivation" das Erwählungsmotiv dient , augenscheinlich in der Situation des Exils eine Zukunftsperspektive entwickeln: "Hoffnung auf Heimkehr stellt sich im exilischen dtr Dtn als Aufruf zu neuem Gehorsam gegenüber dem Jahwewillen dar, wie er im Dtn vorliegt und wie er aufgrund der Treue Gottes neu versucht werden 113 kann"

. Dagegen gehört ein der gottlichen Erwahlung entsprechender

Gehorsam, der eine (neue) Realisierung der Erwählung durch Jahwe erwarten ließe, in Ez 20 wirklich zur geschichtlichen Vergangenheit Israels. Er ist als Handlungsmöglichkeit nicht mehr aktuell, zumal keine Normen mehr zur Verfügung stehen, an denen er sich orientieren könnte.

3.3. Die B e g r ü n d u n g se d u r c h den

T r o t z a l l e r Kritik ten entwickelt

Restitutionsprogno-

an den H e i l s e r w a r t u n g e n

Ez 20 e r s t a u n l i c h e r w e i s e

ständige Prognose

108 109 110 111 112 113

einer eigenständigen

"Geschichtsentwurf" seiner

der R e s t i t u t i o n I s r a e l s , s e i n e r

A.a.O. , 159. Zimmerli, 445. Liwak, Probleme, 159. Wildberger, Art. i m , 289. Vgl. a.a.O., 285. Preuss, Deuteronomium, 201.

Adressa-

doch auch eine

eigen-

Sammlung

225

Der situative Rahmen des Textes aus der Diaspora

(41) und Rückführung ins Land (42) zum

t e s d i e n s t " auf dem "hohen Berg Israels" die kritische A u s e i n a n d e r s e t z u n g

mit den

"Got-

(40) . Damit ist aber "Fragestellern",

ihren Erwartungen und deren konzeptionellem

Hintergrund

kei-

neswegs aufgegeben, wie schon die formale S t i l i s i e r u n g der 114 Prognosen von 32-38 und 39-44 als " D i s p u t a t i o n s w o r t e " zeigt. Der in 32 zitierte "Gedanke(.), der unter den Exulanten hochgekommen ist ( z u D o n n 7y n*7yn vgl. 11,5, auch 14,4.7; 115 38,10)"

, hat Anlaß zu verschiedenen I n t e r p r e t a t i o n e n

ben. "(S)piegelt" er schlicht "eine Reaktion auf die

gege-

Exilie-

rung insofern als? Oder die Gefahr A n g ldie e i c hAbsicht u n g an die Heidenwider, gesehen wird" 116 steht einer dahinter 117 einer "Einfuhrung des O p f e r d i e n s t e s " im Exil oder der Anfertigung eines J a h w e b i l d e s "in Anlehnung an die 118 und nach den b a b y l o n i s c h e n V o r b i l d e r n " ?

Umgebung

Gegen die zweite Deutung spricht nicht nur die A u f f o r d e rung an die "Fragesteller": "Auf! Dient ein j e d e r seinen 119 Götzen!" (39 ), sondern auch, daß "(d)ie Redewendung vom 120 Dienst an 'Holz und S t e i n ' " (32) im AT durchweg zur Bezeichnung von F r e m d g ö t t e r k u l t e n gebraucht wird (vgl. Dtn 29,16; 121 2 Kön 19,18; Jes 37,19; Jer 2,27) . A n d e r e r s e i t s verwendet 32 zur Bezeichnung des "Dienstes an Holz und S t e i n "

nicht

das gebräuchliche Verb -fiy , sondern m » , das im AT - mit A u s n a h m e von Ez 44,12 - immer den "Jahwe-Dienst"

bezeich-

114 S . o . 1 . ( 2 ) / ( 3 ) . 115 Zimmerli, 453. 116 G a r s c h a , S t u d i e n , 118: " s p i e l t " es für d i e s e I n t e r p r e t a t i o n w i r k l i c h " k e i n e R o l l e , ob m a n d a s 0 7 1 A 3 SPiU k o h o r t a t i v (laßt u n s ) ü b e r s e t z t ( G . H ö l s c h e r , D i c h t e r , S . 1 1 0 ) o d e r in i h m 'den A u s d r u c k d e r t i e f e n N i e d e r g e s c h l a g e n h e i t ' (wir w e r d e n sein) f i n d e t . W . Z i m m e r l i , B K , S. 4 5 3 " (so G a r s c h a , a . a . O . , A n m . 3 4 1 ) ? 117 M e n e s , T e m p e l , 2 7 3 im A n s c h l u ß an F r i e d m a n , 1 1 ' y n ; a u f g e n o m m e n von B e w e r , B e i t r ä g e ; E i c h r o d t , 181. 118 F o h r e r , 108. 119 Zum T e x t s . u . 5 . 1 . 120 Z i m m e r l i , 4 5 3 . 121 Zum w e i t e r e n t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n H o r i z o n t s. z . B . e b d . ; S o g g i n , A r t . yy, 3 5 7 .

226 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

122 net

. B e r ü c k s i c h t i g t man nun, daß das "Holz und S t e i n

nen" in Dtn 4,28 eine E t a p p e auf dem Weg von der

Die-

Exilie-

rung I s r a e l s (27) über seine R ü c k w e n d u n g zu Jahwe (29f) zur R e s t i t u t i o n d a r s t e l l t , legt sich die A n n a h m e e i n e r " i r o n i s i e 123 rend(en)"

Redeweise

in Ez 20,32 nahe: Wenn die

"Fragestel-

ler" mit ihrem Ulil' J1N Ein im S i n n e der K o n z e p t i o n

von

Dtn

4 , 2 5 f f die W e n d e zum "Heil" h e r b e i f ü h r e n w o l l e n - m ü ß t e n dann n i c h t z u n ä c h s t w ä r e dann k o h o r a t i v

sie

n'nj "Holz und S t e i n d i e n e n " ? ! Das Verb 124 ("wir w o l l e n s e i n . . . " ) zu v e r s t e h e n ,

w ü r d e g l e i c h w o h l aber nur eine den I s r a e l i t e n t e r s t e l l t e A b s i c h t zum A u s d r u c k

polemisch

un-

b r i n g e n . Doch kann auch

eine

indikativische

("wir w e r d e n sein 125 ...") D e u t u n g als " A u s d r u c k der t i e f e n N i e d e r g e s c h l a g e n h e i t " nicht ausgeschlossen werden. Angesichts

der h i n t e r dem niil' UN t m

"Heils"erwartungen

der A d r e s s a t e n d ü r f t e diese

schlagenheit"

dann a l l e r d i n g s

zu

vermutenden

"Niederge-

kaum d e r e n u r s p r ü n g l i c h e

Hal-

tung w i d e r s p i e g e l n ,

s o n d e r n e r s t ihre R a k t i o n auf "die 126 der a u s w e g l o s e n V e r k ü n d i g u n g von 1 - 3 1 " "Ausweglos"

ist diese f r e i l i c h nur im H i n b l i c k

F u n k t i o n der D e s t r u k t i o n

seiner Adressaten. Daneben

sich in 5 - 2 9 aber auch eine A r g u m e n t a t i o n s l i n i e , einer Restitution

- in V o r w e g n a h m e

ihre

von - in der S i c h t des T e x t e s :

schen - "Heils"erwartungen Erwartung

auf

Logik

die

die

I s r a e l127 s b e g r ü n d e t . Sie sei

von w e i t e r u n t e n

noch n ä h e r

fal-

zeigt hier

Auszuführen-

dem - nur kurz s k i z z i e r t : Dem für J a h w e s H a n d e l n in der gangenheit maßgeblichen Interesse "Entweihung" seines

" N a m e n s " vor den V ö l k e r n

s p r i c h t die E x i l i e r u n g Verhalten,

an der V e r m e i d u n g

das diese v e r a n l a ß t e .

seines Namens willen"

(9.14.22)

I s r a e l s e b e n s o wie sein

Ver-

einer wider-

schuldhaftes

D e s h a l b muß J a h w e - "um

(44)! - I s r a e l ins Land z u r ü c k f ü h r e n

122 S. Westermann, Art. m » , 1020f; vgl. im EB 40,46; 42,14; 44,11.15ff; 45,4f. 123 Liwak, Probleme, 185. 124 So z.B. Hölscher, 110; Fohrer, 113; Greenberg, 371. 125 Zimmerli, 453; vgl. Beuken, Ez.20, 49f; H e r m a n n , 125. 126 Zimmerli, 454. 127 S.u. 4.3.

43,19;

-

Der s i t u a t i v e R a h m e n des z u g l e i c h aber v e r h i n d e r n , heiligen Namen entweiht" gangenheit

227

Textes

daß das Volk dort e r n e u t (39). Die R e k o n s t r u k t i o n

I s r a e l s b e g r ü n d e t so eine s p e z i f i s c h

ge R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e :

"seinen der

Ver-

eigenständi-

Die in 32-44 a n g e k ü n d i g t e

Restitu-

t i o n I s r a e l s ist n i c h t e i n f a c h eine W i e d e r h e r s t e l l u n g s t a t u s quo a n t e . Sie s c h l i e ß t eine " T r a n s f o r m a t i o n wußtseins"

I s r a e l s ein

richt" voraus

3.4.

(43f) , und ihr geht ein

Be-

"Läuterungsge-

(33-38) .

Zusammenfassung

Zahlreiche mentative

I n d i z i e n d e u t e n auf eine r e l a t i v

Frontstellung

mit b e s t i m m t e n

des T e x t e s :

"Heils"erwartungen

komplexe

Er setzt sich

auseinan-

von H a n d e l n

wes und H a n d e l n I s r a e l s auch über die K a t a s t r o p h e

des

h i n a u s b e s t i m m e n d ist: Wenn I s r a e l sich w i e d e r J a h w e (im),

w i r d dieser die d u r c h das Exil g e s t ö r t e

wiederherstellen Hintergrundes

(U9K>). Der D e s t r u k t i o n des

derartiger

"Heils"hoffnungen

argu-

kritisch

seiner Adressaten

der, für die die A n n a h m e e i n e r K o r r e l a t i o n

det

des

des

JahExils

zuwen-

Ordnung

konzeptionellen d i e n t die

Rekon-

s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s in 5 - 2 9 . Sie m a c h t

frei-

lich n i c h t die E r w a r t u n g

sol-

che z u n i c h t e ,

einer Restitution

sondern b e g r ü n d e t s e l b s t eine

Restitutionsprognose

I s r a e l s als

eigenständige

(32-44).

Diese die A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s k e n n z e i c h n e n d e , tisch-relativierende Adressaten

von " H e i l s " e r w a r t u n g e n

kriseiner

läßt - ebenso wie die T a t s a c h e , daß 2 0 , 3 4 . 4 1

"Zerstreuung" Konfliktlage Datierung

Aufnahme

Israels als F a k t u m v o r a u s s e t z e n s c h l i e ß e n , die - e n t g e g e n der 129

in 20,1

- auf

eine

redaktionellen

- am e h e s t e n n a c h der K a t a s t r o p h e

J a h r e s 587 v o r s t e l l b a r

ist. D i e s e V e r m u t u n g w i r d der

128 S . o . A n m . 70. 129 Sie e n t s p r i c h t n a c h K u t s c h , E z e c h i e l , 35: 1 4 . 8 . 5 9 1 ) .

Daten,

die

60 dem 2 4 . 8 . 5 9 2

(anders

128

des

Versuch

Lang,

228 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf" 130

einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

von Kap.

20

erhärten. Die K o m p l e x i t ä t der a r g u m e n t a t i v e n

Frontstellung

tes s c h l ä g t sich in s e i n e r G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g konzeptionellen Vergangenheit

des

und

R a h m e n n i e d e r . Da die R e k o n s t r u k t i o n

I s r a e l s s o w o h l die A b l e h n u n g

der

des Hin» I1N

(30f) als auch die P r o g n o s e n in 3 2 - 3 8 . 3 9 - 4 4 ihr für die A r g u m e n t a t i o n

Tex-

ihrem w n

begründet,

kommt

des T e x t e s b e s o n d e r e B e d e u t u n g

Es e m p f i e h l t sich d e s h a l b , sie z u n ä c h s t g e s o n d e r t zu

zu.

betrach-

ten .

4. Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t

4.1. Die S e l e k t i v i t ä t

und P e r s p e k t i v i t ä t

Israels

der

Geschichtsdar-

stellung Der A b s c h n i t t 5 - 2 9 e r z ä h l t die G e s c h i c h t e ner " E r w ä h l u n g " in Ä g y p t e n ... K i n n

(5:

...

7

Israels

(29: ¡ITH Dl'il ly

I n n e r h a l b d i e s e r Z e i t s p a n n e s e t z t er aber d e u t l i c h e zudem w e i s t er in m e h r f a c h e r H i n s i c h t über sich

genen Geschichte

in der D a r s t e l l u n g

I s r a e l s : E x o d u s und W ü s t e n z e i t ,

...).

Akzente;

hinaus.

zu 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 z e i g t Kap. 20

völlig andersartige Gewichtung

sei-

" i m 01»:i; vgl. 6: tll'a

) bis zur G e g e n w a r t der Rede

Im V e r g l e i c h

von

eine

der auf

vergandie

dort im R a h m e n der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "

J e r u s a l e m s (und 131 S a m a r i a s : 1 6 , 4 f f ; 23,3) a n g e s p i e l t w u r d e , sind hier r e l a tiv a u s f ü h r l i c h e r z ä h l t

(20,5-26), w ä h r e n d sich die

lung der Zeit I s r a e l s im L a n d e , die dort als

Darstel-

"Schuldgeschich-

t e " J e r u s a l e m s (und S a m a r i a s ) v e r h ä l t n i s m ä ß i g b reit ausge132 f ü h r t w a r , in 2 0 , 2 7 - 2 9 wie ein A n h a n g a u s n i m m t . "Wo b l e i -

130 S.u. V.3.3.2.b. 131 S.o. III.3.2.2./4.1.2. 132 Vgl.o. Anm. 53.

Die R e k o n s t r u k t i o n ben D a v i d , der T e m p e l b a u , 133 zu n e n n e n ? "

der V e r g a n g e n h e i t

Israels

H i s k i a und J o s i a , um nur

229

einiges

Die in Kap. 16 und 23 b e r e i t s e r k e n n b a r e

t i v i e r u n g der " a n f ä n g l i c h e ( n ) H e i l s g e s c h i c h t e " als des " G e s c h i c h t s b i l d ( s ) der k r i t i s c h e n P r o f e t i e " 134

Rela-

Element durch

eine B e t o n u n g der A m b i v a l e n z der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " J e 135 r u s a l e m s (und S a m a r i a s ) ist in Kap. 20 - b e z o g e n auf I s r a el - noch w e i t e r g e t r i e b e n : Die " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " els ist n i c h t nur a m b i v a l e n t ,

e n t h ä l t n i c h t nur

Isra-

Möglichkei-

ten " h e i l v o l l e n " und " u n h e i l v o l l e n " w e i t e r e n V e r h a l t e n s und E r g e h e n s ; in ihrem E r g e b n i s ist sie als " m i ß g l ü c k t e ( . ) B u n 136 desgeschichte"

eindeutig

S c h o n vor der L a n d n a h m e

keine "Heilsgeschichte"

ist das w e i t e r e G e s c h i c k

a b z u s e h e n - und dies n i c h t unter der B e d i n g u n g

mehr.

Israels

eines

bestimm-

ten F e h l v e r h a l t e n s des V o l k e s ! S c h o n ist "das E x i l und dereinstige Zerstreuung ne S a c h e

I s r a e l s u n t e r die V ö l k e r "

(23). " A u ß e r d e m t e i l t " Jahwe

die

beschlosse-

"zusätzlich

'nicht-

gute h u q q i m und s c h ä d137 l i c h e m i s p a t i m ' mit, d a m i t I s r a e l selbst verunreinige"

sich l a d e . "Was h e r a u s k o m m t , schichte'

ist eine

'Travestie

der

auf

Heilsge-

(v.Rad)"138.

N i c h t nur in der i n n e r e n G e w i c h t u n g z e i g t die D a r s t e l l u n g

des

Geschichtsablaufs

von 5 - 2 9 eine s t a r k e S e l e k t i v i t ä t ;

w e i s t auch in m e h r e r e R i c h t u n g e n m e h r o d e r w e n i g e r "erwählte",

in 5 als a p y

damit durch seine genealogische

sie

ausdrück-

lich über sich h i n a u s . So w i r d " I s r a e l " , das J a h w e zu in Ä g y p t e n

sich

(25f) und d a m i t n o c h m e h r S c h u l d

Beginn

n'2 yiT b e z e i c h n e t

H e r k u n f t b e s t i m m t . Der

und Text

kennt also e i n e n in ihm s e l b s t n i c h t t h e m a t i s i e r t e n A b s c h n i t t der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s , die V ä t e r z e i t 139 . Die

133 134 135 136 137 138 139

Fohrer, 113. K o c h , P r o f e t e n II, 109. S.o. III.3.2.2. K o c h , P r o f e t e n II, 108. Ebd. A . a . O . , 1 0 9 ; vgl. v . R a d , T h e o l o g i e II, 2 3 6 . A b g e s e h e n von den auf "das K o l l e k t i v u m J a k o b " b e z o g e n e n A u s s a g e n 2 8 , 2 5 f ; 3 7 , 2 5 ; 3 9 , 2 5 " f e h l t bei Ez j e d e a u s d r ü c k l i c h e p o s i t i v e E r wähnung der V ä t e r g e s c h i c h t e " (Zimmerli, 63*), während 32,24 explizit k r i t i s c h a u f e i n e b e s t i m m t e R e z e p t i o n der A b r a h a m - T r a d i t i o n B e z u g nimmt.

230

Die

nach

Restitutionsprophezeiurig

23

zu

erwartende

ist

in

Der

Abschnitt

Mit

dem b i s

der

lich

29

Wendung ' i m

scheint

der

vorausgesetzte in aus

Richtung 140

auf

Zerstreuung

erzählten

5-29

als

ist

also 7

Ol !

Israels

seinen

die

nicht

offen

zukünftiges

auf

zu B e g i n n

Bezug

unter

Geschehen

"Geschichtsentwurf"

"Story"

"Geschichtsentwurf"

zu

des auf

nehmen,

traditionalen

Völker

eingetroffen.

Abschnitts eine d.h.

Kontext

als er

Geschehen. schließbekannt

weist

über

auch

sich

hin-

Zimmerli s c h r e i b t der Wendung 0 T > 1 + I n f i n i t i v

d i e F u n k t i o n der E i n l e i 141 t u n g e i n e r " S c h i l d e r u n g von A n f a n g s g e s c h e h n i s s e n " zu und v e r w e i s t zum V e r g l e i c h a u f Gen 2 , 4 b ; 5 , 1 sowie 1 , 1 , wo s . E . " d a s e i n l e i t e n d e

ni'2

sinngemäß durch n ' ü w u e r s e t z t , das f o l g e n d e Wort . . . a l s i n f . N13 142 lesen" i s t

...

zu

. Doch f u n g i e r t d i e s e Wendung i n der w e i t überwiegenden

Z a h l der Belege s c h l i c h t a l s Rück- oder V o r v e r w e i s i n n e r h a l b e i n e s T e x t e s oder über d i e Grenzen des im Text e r z ä h l t e n Geschehens h i n a u s und e n t s p r i c h t dem deutschen " a l s "

( z . B . Ex 6 , 2 8 ; Num 3 , 1 3 ; 8 , 1 7 ; J o s 9 , 1 2 ;

1 4 , 1 1 ; 2 Sam 2 1 , 1 2 ) , "wenn" ( z . B . Gen 2 , 1 7 ; 3 , 5 ; Ex 1 0 , 2 8 ; 3 2 , 3 4 ; J e s 1 4 , 3 ; 1 7 , 1 1 ; 30,26) oder "immer wenn", " s o b a l d " u . d g l .

( z . B . Lev 7 , 1 6 . 3 5 ;

1 3 , 1 4 ; 1 4 , 2 ; Dtn 2 1 , 1 6 ) . I n der Nähe e i n e s ( r e l a t i v e n )

Textanfangs

fin-

det s i c h d i e Wendung nur i n Gen 2 , 4 ; 5 , 1 ; Num 3 , 1 ; 7 , 1 ; 9 , 1 5 ; J o s 1 0 , 1 2 ; 2 Sam 2 2 , 1 ; Ps 1 8 , 1 ( v g l . -»n'2 + I n f . : Ru 1 , 1 ) . I n Gen 2 , 4 1 4 3 ; 5 , 1 ; Num 3 , 1 geht i h r d i e " T o l e d o t f o r m e l " v o r a u s ; i n Num 7 , 1 ; Ru 1 , 1 i s t T P 1 , i n Num 9 , 1 5 d i e Copula 1 v o r a n g e s t e l l t . B e i den ü b r i g e n genannten Belegen s t e h t d i e Wendung n i c h t am S a t z a n f a n g . D i e Wendung D l + I n f .

kennzeichnet an d i e s e n S t e l l e n d i e Einordnung

des T e x t e s i n e i n e n a l s bekannt v o r a u s g e s e t z t e n

(Ps 1 8 , 1 ; Ru 1,1)

im Kontext a u s g e f ü h r t e n (2 Sam 2 2 , 1 ; Gen 5 , 1 ; Num 3,1)

oder

Erzählzusammen-

hang, dessen Wiederaufnahme nach Einschöben (Num 7 , 1 ) oder e i n e n Nacht r a g zu b e r e i t s Erzähltem (Num 9 , 1 5 ; J o s 1 0 , 1 2 ? ) . So d ü r f t e s i e auch i n Ez 2 0 , 5 auf a l s bekannt V o r a u s g e s e t z t e s

verweisen.

140 D a r a u f d e u t e t a u c h der f ü r das EB s i n g u l a r e G e b r a u c h des V e r b s (s.o.) . 141 Z i m m e r l i , 442 m i t V e r w e i s a u f F i s c h e r , S i l o a h i n s c h r i f t , 8 0 4 . 142 Z i m m e r l i , 3 4 8 f . 143 D i e A n a l o g i e von Gen 5 , 1 und Num 3,1 w i d e r r ä t der T r e n n u n g von Gen 2 , 4 a und b (so z.B. a u c h T e n g s t r ö m , T o l e d o t f o r m e l , 55).

Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t

Wie stark die V e r g a n g e n h e i t

Israels

I s r a e l s in Ez 2 0 , 5 - 2 9

s t r u i e r t ist, zeigt sich neben der S e l e k t i v i t ä t schichtsdarstellung s o w o h l die 5 , 5 - 1 7 ;

rung der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g Bildzusammenhang

der G e s c h i c h t e

ist

Zentrie-

als auch

von Kap. 16 und 23 v e r l a s s e n ;

20 mit seiner D a r s t e l l u n g

Zwar

bestimmende

auf J e r u s a l e m

re-kon-

der G e -

auch in i h r e r P e r s p e k t i v i t ä t . 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0

231

der

ist aber

des V o l k e s in

nen v e r s c h i e d e n e n G e n e r a t i o n e n d e s h a l b schon

Kap. sei-

"realisti-

scher"?144 Zunächst wird festzustellen Darstellung

sein, daß b e s t i m m t e Züge

I s r a e l ü b e r t r a g e n w e r d e n . S t a n d dort J e r u s a l e m der " V ö l k e r und L ä n d e r " te I s r a e l s

im

Zentrum

(5,5), s p i e l t sich hier die

"vor den A u g e n der V ö l k e r " ab

das I s r a e l v e r h e i ß e n e unter

der

J e r u s a l e m s in Kap. 5; 16 und 23 in Ez 20 auf

Land n i m m t eine e x p o n i e r t e

"allen L ä n d e r n " ein

Geschich-

(20,9.14.22),

und

Stellung

(20,6). Wie in Kap. 16 und 23

r u s a l e m , t r i t t in Ez 20 die k o l l e k t i v e G r ö ß e

"Israel"

e i n h e i t l i c h h a n d e l n d e I n s t a n z auf. Hier wie dort w i r d die D i f f e r e n z z w i s c h e n dem K o l l e k t i v nicht einfach unterschlagen:

In der

und s e i n e n

Je-

als dabei

Angehörigen

(pluralischen)

Anrede

I s r a e l ist auch j e d e r e i n z e l n e I s r a e l i t a n g e s p r o c h e n

an

(B'N:

7.8; vgl. 1 1 . 1 3 . 2 1 : Dl Nil) . W ä h r e n d j e d o c h Kap. 16 und 23 i n s o f e r n w e n i g s t e n s A n s ä t z e und M ö g l i c h k e i t e n render Wahrnehmung

enthielten,

der " c o r p o r a t e p e r s o n a l i t y "

die a n g e s p r o c h e n e n

mit J e r u s a l e m i d e n t i s c h w a r e n

differenzie-

als zwar e i n e r s e i t s im .andererseits

aber auch

Bild der "Söhne und T ö c h t e r " als L e i d t r a g e n d e

des

und E r g e h e n s der S t a d t in den Blick k o m m e n k o n n t e n auch 4 , 1 4 ! ) , nahe:

kommt Ez 20 dem K o n z e p t e i n e r

"weil alle schuldig

Sinne

Israeliten im

Handelns (vgl.

"Kollektivschuld"

s i n d , k ö n n e n alle b e s t r a f t

wer-

den"145.

144 V g l . z . B . G r e e n b e r g , 3 6 3 : Ez 20 " p r e s e n t s in r e a l i s t i c t e r m s of g e n e r a t i o n s t h e m e s s a g e s of chs. 16 und 23"; Z i m m e r l i , 50* n e n n t Ez 20 "ein g r o ß e s B e i s p i e l g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h e r E r z ä h l u n g , die v ö l l i g a u f die B i l d v e r h ü l l u n g (!) v e r z i c h t e t " , w e i s t a b e r z u g l e i c h a u f die "fest k a s u i s t i s c h e ( . ) S t r u k t u r i e r u n g der G e s c h i c h t s p h a s e n " t die " S t e r e o t y p i e der S p r a c h e " und die " M o n o t o n i e " der D a r s t e l l u n g h i n . 1 4 5 L a n g , E z e c h i e l , 103. Lang s i e h t f r e i l i c h d e n " G e d a n k e n ( . ) der K o l l e k -

232

Die Restitutionsprophezeiung

Dafür der

kommt

einer

schichtlichen schiedene solcher die

Jerusalems

kollektiven

Wandel.

"Väter"

a l s Akteure

und D'USIvn w i r k t Überschneidung wird

("eure

dabei Väter"

blieb: -

hier:

von der "Bühne" abgelöst; noch

der Lebenszeit

ebenso

ausgeblendet

im L a n d )

Biogra-

das Problem der Israel

Israels

ab. Ausdrücklich

i h r Handeln

Darstellung

der i n d i v i d u e l l e n

nur i n 17f erzählt:

von den " S ö h n e n "

D'pn

29

einander

freilich

sche"

Größe

was i n d e r

I n der Geschichte

Generationen

Übergang

und werden

nen"

im B i l d

i n Ez 16 und 23 a u s g e b l e n d e t

Identität

"Geschichtsentwurf"

i n K a p . 20 z u r S p r a c h e ,

Geschichte

phie

als

-

im g e -

lösen verwird

M i t 17

ein treten

des Geschehens

nur i n Gestalt nach

(18). Die

von " V ä t e r n "

"fakti-

und " S ö h -

w i e im Ü b e r g a n g

zu 3 0 - 3 1 ( I s r a e l

ab ihrer

im E x i l

von 2 7 als

deren

Nachkommen). D i e s f ä l l t um s o mehr a u f , a l s d i e r e b e l l i s c h e V ä t e r - G e n e r a t i o n i n der Wüste nach 17 gerade n i c h t wie i n Dtn 1 , 3 5 - 3 9 ; 2 , 1 4 f ; J o s 5 , 4 - 7 a u s g e 146 h a t d a r a u f h i n g e w i e s e n , daß d a s Problem der 147 E r k l ä r u n g d e s - z u n ä c h s t p a r t i e l l e n , dann t o t a l e n - L a n d v e r l u s t e s

r o t t e t w i r d . R. Adamiak

durch e i n e R e k o n s t r u k t i o n des Landgewinns im d t n . / d t r .

Traditionsbereich

u n t e r s c h i e d l i c h g e l ö s t w i r d : Der K o n z e p t i o n , daß " d e s p i t e t h e e v i l n a t u r e o f t h e w i l d e r n e s s g e n e r a t i o n , t h i s g e r e r a t i o n w i l l i n h e r i t t h e Promi s e d Land" 148 , wobei " ( p ) o s s e s s i o n i s open o n l y t o t h o s e who have s u r 149 v i v e d t h e punishments i n f l i c t e d on t h a t g e n e r a t i o n " , s t e h t d i e an den genannten S t e l l e n e n t w i c k e l t e V o r s t e l l u n g gegenüber, daß " ( t ) h e

146 147 148 149

wilder-

t i v s c h u l d " g l e i c h e r m a ß e n in K a p . 1 6 ; 20 u n d 23 a u s g e d r ü c k t ( e b d . ) . D a b e i ü b e r s i e h t er j e d o c h d i e h i e r n a m h a f t g e m a c h t e n k o n z e p t i o n e l l e n U n t e r s c h i e d e . D i e S ä t z e : " S e i t a l t e r s h a t s i c h I s r a e l als Ganzes gegen Jahwe aufgelehnt und verfällt daher auch als Ganzes der Straf e " , u n d : " w e i l alle s c h u l d i g s i n d , k ö n n e n a l l e b e s t r a f t w e r d e n " (ebd., z w e i t e H e r v o r h . T . K . ) , d i e b e i Lang in ( v e r m e i n t l i c h ) s y n o n y mem Parallelismus den "Gedanken!.) der Kollektivschuld" umschreiben sollen, sind gerade nicht völlig gleichbedeutend. Der erste gibt b e z o g e n a u f J e r u s a l e m - d a s K o n z e p t von K a p . 16 u n d 23 r i c h t i g w i e der; der zweite trifft hingegen allenfalls auf Kap. 20, v . a . aber a u f K a p . 22 ( v g l . V . 3 0 ! ) z u . Adamiak, Justice, 43ff. Weippert, Fragen, 4 3 5 b e z e i c h n e t das DtrG zutreffend als "eine einzige g r o ß e Ätiologie des Landverlus'tes". A d a m i a k , J u s t i c e , 55. A.a.O., 56.

Die

Rekonstruktion

der

n e s s g e n e r a t i o n i s punished by death"

Vergangenheit

233

Israels

150

und i n f o l g e d e s s e n " ( t ) h o s e who 151 e n t e r t h e l a n d are members o f t h e p e r f e c t g e n e r a t i o n " Ez 20 " l a c k s t h e almost mathematical p r e c i s i o n o f D t , D t r und P.

Dif-

f e r e n t g e n e r a t i o n s e x i s t but t h e s e do not c o r r e s p o n d t o 152 the generations o f t h e o t h e r accounts nor t o t h e i r r e t r i b u t i v e s y s t e m s " . Während s e i ne S i c h t Jahwes " a s r e s t r a i n i n g H i s anger f o r H i s own sake i n E g y153 pt, the w i l d e r n e s s and t h e l a n d , even when t h e people m e r i t d e s t r u c t i o n " (älteren)

, der

" d t " Konzeption n a h e s t e h t , e n t s p r i c h t der Generationenwechsel

i n der Wüste dem ( s p ä t e r e n , e x i l i s c h e n )

" d t r " B i l d , dem jedoch wiederum

d i e Behauptung e i n e r V e r s c h u l d u n g der zweiten G e n e r a t i o n schon v o r dem E i n z u g i n s Land w i d e r s p r i c h t . Auch h i e r l i e g t a l s o e i n I n d i z d a f ü r v o r , daß Ez 20 s i c h i n s e i n e r Argumentation mit d t n . / d t r . Konzepten a u s e i n a n ^d e r s e 4t z t4.154

4.2.

Die

4.2.1. Auf der zeit

Die den

die

ersten

werden

in

Blick

drei

mit

dessen

7.11-12.18-20),

der

fällt

Geschichtsablaufs in

20,5-26

Israels

auf.

strukturgleichen Dabei er

Verhalten (B)

Geschichtsablaufs

des

Geschichte

dargestellt.

Jahwes, für

des

Periodisierung

vergangenen

18-26) tive

Strukturierung

ein

folgt

sich

in

eine

Widerspruch

Periodisierung

Exodus-

Phasen

jeweils

bestimmte

die

auf

(5-10. (A)

Relation

Normen

und

11-17.

eine

zu

gegen

Initia-

Israel

beinhaltet

Israels

Wüsten-

setzt

(5-

diese

Nor-

150 A . a . O . , 7 2 . 151 A . a . O . , 74; A d a m i a k o r d n e t d i e s e b e i d e n K o n z e p t i o n e n v e r s c h i e d e n e n S c h i c h t e n d e s D J r G zu ( " D t " u n d " D t r " ) , d i e , s o w e i t i c h s e h e , i . W . " D t r " u n d "Dtr " im M o d e l l C r o s s ' (SjO.III. A n m . 2 6 3 ) - a l l e r d i n g s m i t e t w a s s p ä t e r e r D a t i e r u n g von " D t r " ? - e n t s p r e c h e n . 152 A d a m i a k , a . a . O . , 80f. 153 A . a . O . , 81. 154 Eine g e n a u e r e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e E i n o r d n u n g ist a u f g r u n d der k o m p l i z i e r t e n u n d in d e r F o r s c h u n g u m s t r i t t e n e n Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e des DtrG s c h w i e r i g : W e n d e t sich die B e h a u p t u n g einer V e r s c h u l d u n g d e r z w e i t e n G e n e r a t i o n I s r a e l s v o r d e m E i n z u g i n s L a n d in Ez 20 g e g e n d i e " d t r . " K o n z e p t i o n , o d e r i s t d i e s e b e r e i t s a l s K o r r e k t u r am K o n z e p t von Ez 20 zu b e u r t e i l e n ?

234 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g men

als

( 8 a . 1 3 a . 2 1 a ) , auf den hin Jahwe

tionen

gegen

Israel

verhängt

"Geschichtsentwurf" (C) - b e g r e n z t e

- Sank-

(8b-10.13b-17.21b-26) .

Während die grundsätzliche Beobachtung, daß die Darstellung der vergangenen Geschichte Israels in 5-26 strukturgleiche Phasen erkennen läßt, als Konsens der Forschung gelten darf, ist die Abgrenzung dieser Phasen stark umstritten

.

Die hier

vertretene Gliederung stimmt mit der 157 von Greenberg (5-10.11-17.18-26) und - bis auf die Zuordnung von 10 158 i.W. auch mit der von Herrmann u.a. (5-9.10-17.18-26) vorgeschlagenen überein. Sie fußt auf der Beobachtung, daß in 8f,13f und 21f dreimal, praktisch gleichlautend, von der "Widerspenstigkeit" Israels gegen Jahwe (... •»! m r i : 8a.13a.21a) und dessen Reaktion darauf C n n n n3f'7 "WN1 ... D'iAn •>:py,7 "7nn •»n'72'7 ->w lyn"? (n)tiyNi...m^D1?...ari^y

:

8bf.i3bf.

21bf) berichtet wird. Die "Widerspenstigkeit" Israels richtet sich dabei gegen Jahwes vorangehendes Handeln (5-7.11-12.18-20), während die Reaktion Jahwes einerseits ('tif iytf7!) an sein vorangehendes Initiativ-Werden anknüpft und es weiterführt (6 -> 10a -> 17b; 5ay.b -> 26bßy[?]), andererseits im Sinne einer Sanktion ('nnn n3W"7) von diesem zunächst Abstriche macht (10b - von einem Zug durch die "Wüste" war in 6 nicht die Rede!), es dann direkt in der Gerichtsdrohung zurücknimmt (6 -> 15) und schließlich negativ überbietet (6 -> 23; 11.19 -> 25). Der Text scheint also mit der dreimaligen Wiederkehr derselben Formulierungen in 8f. 13f und 21f selbst eine Strukturierung von 5-26 in die drei Abschnitte 510.11-17 und 18-26 vorauszusetzen, wobei 10 und 17 jeweils als "bridge 159 to next stage" eine Phase abschließen. Es empfiehlt sich nicht, 8f. 13f und 21f als "Refrain" zu betrachten, 160 , da in der dann vorzunehmenden

der jeweils eine "Strophe" abschließt

Gliederung von 5-26 in fünf Abschnitte bzw. "Strophen" (5-9.10-14.15-17. 1 ßl 18-22.23-26)

15-17 und 23-26 kaum sinnvoll unterzubringen sind - es

sei denn, man geht davon aus, "daß die ursprüngliche Anordnung der

155 Vgl. den Überblick

über verschiedene

Vorschläge bei Lust,

Traditie,

6f. 156 Vgl.o. 1. 157 Greenberg, 377f. 158 Herrmann, 123ff; vgl. Zimmerli, 442; Fuhs, 103ff sowie Lust, Traditio, 105 (Tabel II = Oers., Ez.,XX, 136: Schema II). 159 Greenberg, 377. 160 So Bettenzoli, Geist, 196f. 161 So neben Bettenzoli, ebd. z.B. Cooke, 213, ähnlich Fohrer, llOff (49ba. 9bß-14. 15-22 23-31a).

Die

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

235

162 Verse s t e l l e n w e i s e a r g g e s t ö r t " i s t , und nimmt dementsprechend S t r e i 163 chungen und/oder Umstellungen vor . P r o b l e m a t i s c h i s t auch e i n e E i n t e i l u n g von 5 - 2 6 i n d i e " 4 Phasen" 5 - 1 0 . 1 1 - 1 4 . 1 5 - 1 7 . 1 8 - 2 6 , " v o n denen jede v i e r t a k t i g i s t (1. S e l b s t o f f e n b a r u n g Jahwes, 2. Ungehorsam, 3. Z o r n , 164 4. V e r s c h o n u n g ) "

. Denn anders a l s i n 8a.13a und 21a w i r d i n 16 d i e

Verschuldung I s r a e l s n i c h t i n der Progreßform w a y y i q t o l a l s z e i t l i c h a u f d i e vorangehende I n i t i a t i v e Jahwes f o l g e n d d a r g e s t e l l t ; zudem wäre i n d i e s e r G l i e d e r u n g des Textes 11-14 d i e e i n z i g e " P h a s e " , d i e mit der s t e reotypen Formulierung von 13bf ( v g l . 8 b f . 2 1 b f ) a b s c h l i e ß e n würde, ohne daß d i e s e näher auf i h r e Konsequenzen h i n e n t f a l t e t würde. So l i e g t

es

näher, 15-16 und 23-26 a l s i n d i e d r e i " P h a s e n " 5 - 1 0 . 1 1 - 1 7 und 1 8 - 2 6 e i n g e s c h a l t e t e " G e r i c h t s d r o h u n g e n " zu b e t r a c h t e n , durch d i e s i e i n Abfolge " e i n inneres g e s c h i c h t l i c h e s Gefälle auf e i n Gericht h i n "

ihrer erhal-

ten165. D i e h i e r v e r t r e t e n e G l i e d e r u n g von 5 - 2 6 i n d r e i Phasen w i r d g e s t ü t z t durch d i e A b f o l g e der Orte der d a r g e s t e l l t e n Handlung sowie i h r e r A k t e u r e (im Gegenüber zu Jahwe) im T e x t , d i e s i c h s c h e m a t i s c h folgendermaßen darstellen

läßt:

Ä g y p t e n i5

W ü s t e 10 . 1 1

17 i . i18

26 i

V ä t e r

S ö h n e

Durch d i e s e d i s k r e t e , jedoch n i c h t - s y n c h r o n e Veränderung der Parameter " O r t " und " A k t e u r " s i n d d i e d r e i Phasen von 5 - 2 6 z u g l e i c h k l a r

voneinan-

der abgegrenzt und zu einem Kontinuum verbunden. In dung (B)

der

Abfolge

einer

von

Relation

(A) zu

Norm-Widerspruch

Initiativ-Werden

Israel

Israels

und

chen S a n k t i o n e n gegen I s r a e l der " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " von 166 wiederzuerkennen aber

in

Kap.

. Anders

20 m e h r f a c h

Reduplizierung

ist

in

mit

Jahwes

normativen (C)

-

zur

Begrün-

Implikationen,

begrenzten

-

göttli-

i s t unschwer die G r u n d s t r u k t u r 5 , 5 - 1 7 ; 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 als

in

5,5-17

wiederholt.

16,1-43

und

Die

23,1-30

ist

diese

Abfolge

Möglichkeit bereits

dieser

angelegt,

162 Bertholet, 71. 163 Vgl. auch Lust, Traditie, 106 (Tabel III = Ders., Ex.,XX, Schéma III); Eichrodt, 174ff. 164 V.Rad, Theologie II, 236. 165 Zimmerli, 442. 166 Vgl.o. II.3.3./III.3.1.

137:

236 D i e R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g wo s c h o n mende te

als

"Geschichtsentwurf"

im Rahmen d e s S c h u l d a u f w e i s e s

bzw. v o r b e r e i t e n d e

göttliche

Sanktionen

Reaktionen

das Gericht

Jahwes

oder

vorwegneh-

auch

gegen J e r u s a l e m / I s r a e l

begrenz-

dargestellt

167 werden

. Anders

einfach licher

dadurch Schuld,

und e i n e eine

a l s dort

göttlichem

größere Jahwes

Interesse zierten

daran,

Zorn

seinen

an I s r a e l

seits i s t e r d a r a n schworene Augen

Gefahr

der Völker

miteinander; Kompromiß

beiden

zu e n t s p r e c h e n

a l s in 16,1-43

nicht Ganzen

i n Frage

gestellt.

seines

i s t aber

heraufbev o r den

Interessen

Verhalten

Jahwes

a l s recht

-

i n Kap. 20, an-

der regelhafte Zorn

provo-

anderer-

"Namens"

Beide

Zusammenhang

und G e r i c h t

Dem e n t s p r i c h t ,

die Struktur

hier

des V o l k e s

dadurch

das t a t s ä c h l i c h e

göttlichem

wird

"Maximen" des

(8b.13b.21b),

d i e eben

Damit

wird

Einerseits h a t J a h w e e i n

(9.14.22).

und 2 3 , 1 - 3 0 ,

Schuld,

mehr w i e d o r t

vielmehr zwei

d a r , d e r - mehr s c h l e c h t sucht.

nicht

von mensch-

gelockert

das Verhalten

"Entweihung"

zu vermeiden

einen

sätzlich

gebracht:

durch

stellt

von m e n s c h l i c h e r

erhält; zwischen

interessiert,

einer

i n K a p . 20

und G e r i c h t

auszulassen

konfligieren

ders

Zorn

Spannung

ins Spiel

aber

daß d e r Zusammenhang

Flexibilität

grundsätzliche

Handelns

i s t dies

ermöglicht,

daß e r

grund-

hier

des " G e s c h i c h t s e n t w u r f s "

im

bestimmt.

R. Liwak nimmt eine t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e Abhängigkeit der P e r i o d i s i e r u n g des G e s c h i c h t s a b l a u f s i n Ez 20,5-26 vom " z y k l i s c h e ( n ) " Ges c h i c h t s a u f r i ß des d t r . R i c h t e r b u c h s ( v . a . R i 2 , 1 0 f f ; v g l . auch Neh lfifl 9 , 2 6 f f ) an

. Doch "haben" d i e e i n z e l n e n "Phasen" von Ez 2 0 , 5 - 2 6

keines-

wegs " e i n e n z y k l i s c h e n V e r l a u f " ; " s i e l a u f e n " gerade169n i c h t " a n den Punkt zurück, an dem d i e vorhergehende schon geendet h a t " . Dies zeigte s i c h b e r e i t s an dem F o r t s c h r i t t von Orten und Akteuren des Geschehens; es wird noch d e u t l i c h e r a n g e s i c h t s der s o g l e i c h herauszuarbeitenden w e i t e r e n Entwicklungstendenzen im G e s c h i c h t s a b l a u f , wie i h n Ez 2 0 , 5 - 2 6 d a r s t e l l t . E i n weiterer w e s e n t l i c h e r Unterschied zwischen Ez 2 0 , 5 f f und R i 167 V g l . o . I I I . 3 . 2 . 1 . 168 L i w a k , P r o b l e m e , 2 1 5 . Z u r w e i t e r e n S t r u k t u r i e r u n g d e s d t r . R i c h t e r buchs durch "stereotype R a h a e n n o t i z e n " , die dem G e s c h i c h t s a u f r i ß von Ri 2 , l O f f e n t s p r e c h e n ( v g l . 3 , 7 - 1 5 ; 4 , 1 - 6 ; 6 , 1 - 1 4 ; 1 0 , 6 - 1 3 ; 1 3 , 1 - 5 ) , s. e t w a K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 5 8 0 . 169 G e g e n v . R a d , T h e o l o g i e I I , 2 3 6 f .

Die

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

237

2 , 1 0 f f b e s t e h t d a r i n , daß h i e r weder i n j e d e r Phase d e r Z o r n Jahwes i n e i n e r Übergabe I s r a e l s

" i n d i e Hand s e i n e r F e i n d e " a u s w i r k t

(so

sich Ri

2 , 1 4 f ) , noch d i e d a r a u f e r f o l g e n d e h e i l v o l l e Wendung des g ö t t l i c h e n H a n d e l n s durch die " K l a g e " ilin

7

"7K . . .

"Mitleid

(Dj7N3) I s r a e l s

lj7yT'l: 3,9.15;

( R i 2 3 , 1 8 ; v g l . das

6 , 6 ; 1 0 , 1 0 ) und d a s d a d u r c h

stereotype

hervorgerufene

(DfU n i . : R i 2 , 1 8 ) Jahwes m o t i v i e r t i s t . Das i n R i 2 , 1 0 f f zum

A u s d r u c k kommende Konzept e i n e r M ö g l i c h k e i t f ü r I s r a e l ,

bereits

eingetre-

t e n e F o l g e n g ö t t l i c h e n G e r i c h t s h a n d e l n s d u r c h Rückwendung zu Jahwe zu ü b e r w i n d e n , w i r d , wie d i e U n t e r s u c h u n g des H i n t e r g r u n d s d e r A b l e h n u n g 170 des illil 7 nN m i z e i g t e allenfalls

, i n Ez 20 gerade b e s t r i t t e n . So w i r d man h i e r

von e i n e r k r i t i s c h e n Bezugnahme a u f den G e s c h i c h t s a u f r i ß

des

d t r . R i c h t e r b u c h s s p r e c h e n können. 4.2.2.

Entwicklungstendenzen

Trotz te

ihrer

Israels

einzelnen

Periodisierung

in

Ez

20,5ff

Phasen

des

hin"

Gericht

transzendierende

zelnen den

der

vergangenen

aufgezeigt

Jahwes

auf

und die

soll

Der

dabei

Jahwes des

in

zunächst der

(c)

in

der

die

einfach

schon "ein

nur

geendet

inneres

"auf

Abfolge soll

Struktur (a)

die

Geschichte

"Widersprenstigkeit"

S.o. 3. So v.Rad, a.a.O. So Zimmerli, 442. S.o. 3.3.

nicht

Abfolge

Israels

inneren

Widerspruchs

schließlich

werden.

170 171 172 173

kehren

die

ein

auf eine dieses 173 Israels . Dieses

Gefälle"

Geschichte

werden.

Entwicklung

Initiativen

ihrer

Restitution

geschichtliche(.)

entsprechend

die

in

Geschich-

Verlauf";

vorhergehende

zuläuft

Initiativ-Werdens (b)

dem d i e sie

vergangene

G e f ä l l e " , das f r e i l i c h n i c h t 172 , sondern ebenso auch

Gericht

Perioden

die

"zyklischen

Geschichtsablaufs

den P u n k t z u r ü c k , an 171 hat" . Vielmehr zeigen geschichtliches

Geschichtsablauf

erhält

keinen

"an

"inneref.)

im

im

Ein-

Perio-

Entwicklung

gegen

Entwicklung Israels

nun

dieser

Israels,

Israels

der

der

näher

des

sodann Jahwes Reaktion betrachtet

238

a)

Die

Die

Restitutionsprophezeiung

Entwicklung

der

als

Initiative

"Geschichtsentwurf"

Jahwes

in

der

Geschichte

Israels Ein

"inneres

wicklung nen

des

Phasen

ersten

eine das

setzt

Da'il ?«

ilin

sich 7

'JN

Jahwe

von

Israels

für wie

(5).

Handeln

23

in

aus

und

Beginn

in

Akt

eine

damit

Jerusalem

7). in wie

einzel-

In

der

für

Land,

6)

und

ilin7

das

zu

Israel

das :

für

Ent-

Relation

ODTOn

Normen

der

der

in 174

hat

D7"7T7A:

entspricht

in

eröffnet

Ägypten

"Ursprungshandeln",

auf

v.a.

erkennen.

Aussage

bestimmte

Jahwes

Bezug

der

D 7 2Mj7B

der

dem g ö t t l i c h e n

und

zu

"ausgekundschaftet"

7 unterstreicht,

struktur

Dieser

(Auszug

ist

zu

zunächst

Wiederholung

(Beseitigung

dargestellte

16

Israel die

Jahwes

Israels

Jahwe

Zukunftsperspektive

Ende

5;

Vergangenheit

1

gründet,

Gefälle"

Initiativ-Werdens

der

Phase

Israel:

geschichtliches

7

in

5-7

seiner es

am

Handeln

Das

dargestellt

be-

3N

Grund-

in

Kap.

wurde.

I n den Versen 5 und 6 f i n d e t s i c h d r e i m a l d i e Aussage, Jahwe habe

"sei-

ne Hand erhoben" ("I7 [JIM] Ntw), e i n A u s d r u c k , d e r i n Kap. 20 noch i n 15.23.28 und 42 w i e d e r k e h r t . D i e s e Handlung w i r d m e i s t a l s "Schwur"-Ge175 ste i n t e r p r e t i e r t Jahwe a l s S u b j e k t

. Doch w e i s e n d i e a t l . (vgl.

B e l e g e d i e s e s Ausdrucks

Ez 36,7; 44,12; 47,14;

Ex 6 , 8 ; Num 14,30;

32,40; J e s 49,22; Ps 10,12; 106,26; Neh 9,15) a u f e i n e n b r e i t e r e n tungsbereich,

dessen Kern etwa m i t " i n a c t i e komen t e n g u n s t e o f

mit Dtn Bedeu-

ten

176 n a d e l e van iemand"

umschrieben werden kann.

Eine D u r c h s i c h t der Belege z e i g t , Beziehung a u f e i n e andere I n s t a n z Ez 44,12; m i t *7N: J e s 49,22) gen e i n l e i t e t

daß Jahwe " s e i n e Hand e r h e b t "

(mit V neben Ez 20: Ps 106,26; m i t "7)1:

und damit w e i t e r e E r e i g n i s s e bzw.

oder e r w a r t e n l ä ß t

Ez 36,7; m i t

Ez 44,12; J e s 4 9 , 2 2 ) . S o f e r n d i e "Handerhebung" Jahwes a u f

gung, Zusage

(vgl.

h a t s i e dann a l l e r d i n g s Ez 2 0 , 5 : . . .

Handlun-

( m i f 7 + I n f . neben Ez 20: Ez 47,14; Ex

6 , 8 ; Num 14,30; Ps 106,26; Neh 9,15; m i t y i q t o l :

Geschehen v e r w e i s t ,

in

m i r t Dn"7

7

w'qatal:

zukünftiges

d i e Konnotation der

T» NfNI ) oder

t u n g und kann d e s h a l b auch m i t d e r S c h w u r p a r t i k e l

Ankündi-

Selbstverpflich-

n"7 dn (Ez 36,7)

oder

174 Diese A u s s a g e ist im AT s i n g u l ä r . Nach Num 13f haben von Mose a u s g e sandte K u n d s c h a f t e r das Land e r k u n d e t ; nach Dtn 1,33 hat Jahwe, nach Num 10,33 die Lade L a g e r s t ä t t e n in der Wüste e r k u n d e t . 175 So z.B. Z i m m e r l i , 443; G r e e n b e r g , 363; S t o l z , A r t . N B I , 111. 176 So Lust, T r a d i t i e , 1 5 4 ( f f ) ; vgl. Ders., E z . , X X , 156ff.

Die R e k o n s t r u k t i o n d e r V e r g a n g e n h e i t

239

Israels

einem expliziten Eid (Dtn 32,40: ...UN D'jy'? ''DIN Tl) verbunden werden. Damit wird sie aber nicht schon selbst zum Schwurgestus (was im Falle von Jes 49,22 und Ps 10,12 ohnehin unmöglich sein dürfte), zumal das Erheben der Hand auch im menschlichen Bereich kein spezifischer Schwurgestus zu sein scheint (vgl. allerdings Gen 14,22 ["P 011] und die speziellere Handlung Gen 24,2; 47,29). Es kann hier eine Geste der Bitte (vgl. Ps 28,2; 63,5; Klgl 2,19), des Segens (vgl. Lev 9,22) oder auch 177

der Aggression (vgl. 2 Sam 18,28; 20,21) sein

Im Zusammenhang mit der Ankündigung der Landgabe steht "P [UN] 17fl außer in Ez 20 noch in Ez 47,14; Ex 6,8; Num 14,30 und Neh 9,15 . Dieser Sprachgebrauch weicht deutlich von dem in "J" (vgl. Gen 24,7; 50,24; Ex 33,1; Num 14,23; 32,11), "E" (vgl. Gen 26,3; Ex 32,13) und der dtn./dtr. Traditionsströmung (vgl. Dtn 1,8.35; 4,31; 6,10.18.23 u.ö.; Jos 1,6; 5,6 u.ö.; Ri 2,1) ab, der die Zusage der Landgabe mit dem Verb yif 179 ni. verbindet

. V.a. für die dtn./dtr. Theologie ist "die Landverheis-

sung ... von besonderer Bedeutung". Sie "wird zunächst zum 'Schwur' Jahwes aufgehöht (... vor allem in sing, wie plur. Rahmenstücken des Dtn.s und in späten Texten dieses Buches). Dieser Landverheißungsschwur wird durch die Kategorie einer b e rit mit den Vätern unterbaut, und diese b rit wird dabei auch als Selbstverpflichung Jahwes durch einen Landverheißungseid interpretiert (7,9.12; 8,18; vgl. 4,31; 29,12; auch 1 Kön 177 V g l . L u s t , T r a d i t i e , 1 5 7 f ; S t o l z , A r t . HtlJ , 1 1 1 . 178 Ex 6 , 8 h a t m i t Ez 2 0 , 2 8 . 4 2 die W e n d u n g lOfl '"P II«

V H N 'JN

.. ."7 nn(l) M ( + « 1 2 h i . ) g e m e i n s a m . - Z u r V e r b i n d u n g d e s A u s d r u c k s K D ] f (J1N) m i t d e r V e r w e i g e r u n g d e s E i n z u g s i n s L a n d f ü r d i e E x o d u s G e n e r a t i o n (Ez 2 0 , 1 5 ) u n d d e r A n k ü n d i g u n g d e r Z e r s t r e u u n g an d e r e n N a c h k o m m e n (Ez 2 0 , 2 3 ) v g l . Ps 1 0 6 , 2 6 . D i e s e r T e x t i s t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t s p ä t e r e n D a t u m s a l s Ez 20 ( v g l . S t e c k , I s r a e l , 1 1 2 ) . - W ä h r e n d d i e P r ä d i k a t i o n d e s L a n d e s a l s " Z i e r d e " ( ' 3 X ) r e l a t i v jung sein dürfte (vgl. Jer 3,19; Dan 8,9; 11,16.41.45), findet sich " ( d ) i e Rede v o m L a n d , d a s von M i l c h u n d H o n i g f l i e ß t ... s c h o n in den ä l t e r e n P e n t a t e u c h q u e l l e n ... (Ex 3 , 8 . 1 7 ; 3 3 , 3 ; Nu 1 6 , 1 3 f . ) , und in Dt (6,3; 1 1 , 9 ; 2 6 , 9 . 1 5 ) , H (Lv 2 0 , 2 4 ) u n d P (Nu 1 4 , 8 . . . ) " ( Z i m merli, 444f) . Typisch für den "dtr." S p r a c h g e b r a u c h ist die V e r b i n dung d i e s e r C h a r a k t e r i s i e r u n g d e s L a n d e s m i t d e r A u s s a g e d e r H e r a u s f ü h r u n g (NY' h i . ) a u s Ä g y p t e n ( v g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 6 8 f ) ; d o c h f e h l t in Ez 2 0 , 6 d e r T e r m i n u s " H e r e i n f ü h r u n g " (ins L a n d : « 1 3 h i . ) ; er e r s c h e i n t e r s t in V . 1 5 - u n d hier " n e g a t i v g e w e n d e t " ( a . a . O . , 1 6 8 ) . D i e s e u n d a n d e r e B e o b a c h t u n g e n ( v g l . Z i m m e r l i , 4 4 4 u n d die f o l g e n d e n B e m e r k u n g e n z u m L a n d v e r h e i B u n g s - S c h w u r ) l a s s e n die S c h l u ß f o l g e r u n g L i w a k s ( a . a . O . , 1 6 9 ) : " D i e " d t r . " P o s i t i o n deckt sich m i t Ez 2 0 , 6 b . 1 5 b " ( H e r v o r h . T . K . ) , zu p a u s c h a l e r s c h e i n e n . 179 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 6 2 .

240 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

180 3,6; 8,23 ...)"

• Schon im Sprachgebrauch setzt sich Ez 20 von dieser

Theologie ab. Darin steht der Text den "P-tradities" nahe, die "nooit het werkwoord sb c gebruiken met 181 Jhwh": "in priesterlijke kringen vermijdt men Jhwh te laten zweren" Dahinter steht das Interesse an einer Betonung der Freiheit und Souveränität des Handelns Jahwes, yif ni. bezeichnet nämlich "ein feierlietwas unter ches, Umständen unwiderrufliches 182Verpflichtung, allen zu tun Versprechen bzw. nicht zu..., tun"die . "Auch ein leichtfertig ausgesprochenes Versprechen muß grundsätzlich erfüllt werden, ohne Rück183 sieht auf gute oder schlechte Folgen (Lev 5,4)" . "Der Gebrauch der Vokabel weist also darauf hin, daß Jahwe sein Handeln voraus anzeigt, und daß diese Anzeige unwiderruflich, für ihn selber verpflichtend 184 ist"

. Dagegen kann Jahwe in Ez 20 seine mit erhobener Hand kundgetane

Absicht der Landgabe (6; vgl. 28,42) mit erhobener Hand zurücknehmen (15) und mit der Ankündigung der Zerstreuung negativ überbieten (23). Der Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Israel geht in 5 die 185 ) Jahwes an Israel voraus (vgl. 9). Die

Selbstoffenbarung (yr> ni.

Beziehung ist damit als sinnhaft-offene, personale Relation qualifiziert . Von einer "Selbstoffenbarung" Jahwes ist auch in Ex 6,3; 25,22; Jes 19,21; Ez 35,11; 38,23; Ps 9,17; 48,4; 76,2 die Rede. Dabei macht Jahwe insbesondere seinen Namen (vgl. Ex 6,3; Ps 76,2) und bestimmte Eigenschaften (vgl. Ps 48,4; 1 Kön 18,36) bekannt. Die Grenzen zwischen der Selbstoffenbarung Jahwes in seinem Handeln (vgl. Ps 9,17) und der Offenbarung seines Handelns (yr> ni./hi.: vgl. Ps 79,10; 98,2; 103,7), seiner "Hand" (vgl. Jes 66,14; Jer 16,21) und seiner Macht (vgl. Ps 77,15; 186 106,8) sind fließend

. Die Rahmung der Aussage über Jahwes Selbstoffen-

barung durch Aussagen über ein Initiativ-Werden zugunsten Israels (NUJ 7» ) unterstreicht, daß sich diese Selbstoffenbarung nicht neben, sondern in seinem erfahrbaren geschichtlichen Handeln vollzieht. Doch ist

180 181 182 183 184 185 186

P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 186. L u s t , T r e d i t i e , 161; vgl. nur Num 1 4 , 2 3 ("J") m i t V . 3 0 ("P"). K e l l e r , A r t . J/2V, 8 5 8 . A.a.O., 859. A.a.O., 862. V g l . S c h o t t r o f f , A r t . y"P , 6 9 3 f (mit w e i t e r e n L i t e r a t u r h i n w e i s e n ) . Jahwes Handeln ist keineswegs j e d e r z e i t und allerorten problemlos o f f e n b a r (vgl. Ps 7 7 , 2 0 ; 8 8 , 1 3 ) !

Die

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

241

s i e a l s S e l b s t - O f f e n b a r u n g Jahwes von "bestimmte(n) i n h a l t l i c h e ( n ) 187 gaben Jahwes"

- wie der der Gebote i n 11 ( y P

hi.)

Kund-

- zu u n t e r s c h e i -

den. Daß d i e Gottesbeziehung I s r a e l s E x k l u s i v i t ä t b e a n s p r u c h t , z e i g t d i e A u f f o r d e r u n g z u r B e s e i t i g u n g der D'XlpW und D'17'I,7A i n 7. D i e s e

"Rechts-

f o r d e r u n g Jahwes" hat d a r i n , daß s i e "den R e c h t s s a t z a u f den e i n z e l n e n hin i n d i v i d u a l i s i e r t " ,

i n i h r e r "(g)ehobene(n) R e c h t s s p r a c h e " , der " D o p -

pelung des R e c h t s s a t z e s " und " d e r U n t e r s t r e i c h u n g der R e c h t s f o r d e r u n g durch d i e ' m o t i v e c 188 lause1 ( ) der S e l b s t p r o k l a m a t i o n " " r e i c h e s P a r a l l e l e n m a t e r i a l i n H" . Um so mehr f ä l l t a u f , daß d i e A u f f o r d e r u n g von 7 im Gegensatz zu 1 1 n i c h t f ö r m l i c h a l s Gesetzgebungsakt d a r g e s t e l l t

ist.

Man s o l l t e d e s h a l b m.E. an d i e s e r S t e l l e b e s s e r n i c h t von e i n e r " V e r k o p 189 190 pelung von Landverheißung und Gesetzesgehorsam" sprechen. Jahwes

Handeln

Geschichte der

Norm-Setzung

Akt

der

net. schen

Gesetz

Funktion Leben

11=13.21), Beziehung

zu B e g i n n

Israels

von

der

7 dar.

mpn

Es

während

die

der

Aussage

DB1I?n

umschrieben

ist

und

D3TI^N

Phase

i.W.

nun

gebung

(Dül

Sabbate

Jahwe

wandlung

-

sich

und D ' D B ü n

ermöglichen

zwischen

zweiten

stellt

(nii7n/D'U3l!»n) der

zu

(llf)

aber (Wz.

Jahwes

'fll

¡llil'

'iN

sind, von

vergangenen

Weiterführung

ausdrücklich als 191 1IU) bezeich-

ist

es,

DIKH DniN

"Zeichen"

Israel

der

als

(niK: die 5.7

dem

iiwy 12) nun -

-

mit

Men-

1I»N

...:

für

die

in

Ab-

¡im'

'3N

wird.

Im V e r g l e i c h mit Kap. 5 f ä l l t a u f , daß d i e Gabe der " S a t z u n g e n und Rechte" Jahwes h i e r k l a r vom g ö t t l i c h e n " U r s p r u n g s h a n d e l n "

abgesetzt

i s t . E r s t "wegen der Ü b e r t r e t u n g e n " w i r d das " G e s e t z " " h i n z u g e f ü g t " 3 , 1 9 ) - a l s R e a k t i o n auf d i e R e b e l l i o n

187 188 189 190

(Gal

Israels.

Schottroff, a.a.O., 694. Zimmerli, 455. L i w a k , P r o b l e m e , 163. Die in 7 v o r a u s g e s e t z t e A n n a h m e e i n e s F r e m d g ö t t e r k u l t e s I s r a e l s in Ä g y p t e n ist im AT o h n e E n t s p r e c h u n g . Am n ä c h s t e n k o m m t ihr w o h l die A u s s a g e von J o s 2 4 , 2 , die " V ä t e r " h ä t t e n " j e n s e i t s des S t r o m e s a n d e r e n G ö t t e r n g e d i e n t " (vgl. auch G e n 3 5 , 2 ) . 191 N a c h L i w a k , P r o b l e m e , 176 s t e h t i m "im Z u s a m m e n h a n g der G e b o t s ü b e r m i t t l u n g n e b e n Ez 2 0 , 1 1 . 2 5 a u s s c h l i e ß l i c h in d e r d t r L i t e r a t u r , vgl. l . K ö n 9 , 6 ; J e r 9 , 1 2 ; 2 6 , 4 ; 3 1 , 3 3 ; 4 4 , 1 0 ; D a n 9 , 1 0 ; Neh 9 , 1 3 (vgl. a u c h Esra 7 , 6 ; Neh 1 0 , 3 0 n i f ) " .

242 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

Die Funktion der göttlichen Rechtsordnung, Leben zu ermöglichen, betonen auch Ex 20,12; Lev 18,5; Neh 9,29, wobei "die beiden letzten Stellen in der Aussageform ein erstaunliches Maß an Übereinstimmung mit der Phraseologie in Ez 20,11.12.21" haben 1 9 2 (vgl. auch Ez 33,15: 0'Tin nipri). Anders als im dtn./dtr. Traditionsbereich ist das durch die göttliche Rechtsordnung ermöglichte Leben hier jedoch nicht als Leben im Lande qualifiziert. Nach dem Dtn soll Israel "Jahwes Gebote halten, um im Land zu bleiben und sie im Land zu tun ('wenn dich Jahwe bringt ...' oder ähnlich; 5,16.31; 6,1.10; 7,lf.ll; 8,9ff.; ll,22.29.31f; 12,1.19; 15,4f. 7; 17,14; 18,9; 19,1.8f.l4; 25,15; 26,1), aber Jahwes Gebote auch tun, um (wieder) ins Land zu kommen ("tue so, damit

'=l e ma c Sn; 4,1; 6,17f.;

8,1; 11,8.22-25; 12,1.28; 16,20; 18,9; 19,8-10; 21,1; 23,21; 27,3 ...); aber auch ein 'wenn du in das Land kommst' zielt mit auf neuen Gehorsam 193 im neu gegebenen Land (vgl. das Miteinander in 11,8f.; 12,1; 27,1-3)" Angesichts der Unterschiede dieser Konzeption zur Funktion der "Satzungen und Rechte" Jahwes in Ez 20 dürfte der traditionsgeschichtliche Hintergrund von Ez 20,11 doch eher im kultischen Bereich - etwa im "Heiligtums-Zulassungsrecht" 194 - als im dtr. Traditionsbereich zu suchen . 195 sein 196 Zu den "Satzungen und Rechten" treten in 12 Jahwes "Sabbate" . Da 197 ihre Einhaltung auch außerhalb des Landes möglich ist , gewinnen sie zusammen mit der Beschneidung - gerade im Exil besondere Bedeutung als 198 Zeichen des Bekenntnisses zu Jahwe 12 hat eine besonders enge sachliche und sprachliche Parallele in Ex 31,12ff. Auch hier ist von Jahwes Sabbaten (»nna»: 13) die Rede, die als D3ÜRRJ7N. ITIRP

73N

-»3 ny-R"7 O A ' I R N 1 ? W I ' N

' J ' I

...

IHN (13)

bezeichnet

192 L i w a k , a . a . O . , 178. 193 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 193. 1 9 4 Ziminerli, 4 4 7 ; v g l . 3 9 9 f ; O e r s . , L e b e n ; v . R a d , G e r e c h t i g k e i t . 1 9 5 D i e K r i t i k L i w a k s ( P r o b l e m e , 1 7 7 ) en Z i m m e r i i s T h e s e i s t n i c h t ü b e r zeugend . 196 G e g e n L u s t ( E z . , X X , 1 4 4 f ; T r a d i t i e , 1 2 2 f f ) d ü r f t e h i e r d o c h an d i e S a b b a t - T a g e und n i c h t an S a b b a t - J a h r e g e d a c h t s e i n . Die D e u t u n g des E x i l s a l s E r s a t z d e r S a b b a t - J a h r e d e s L a n d e s (!) i n L e v 2 6 , 3 4 f f ü h r t ü b e r d i e K o n z e p t i o n v o n Ez 20 w e i t h i n e u s . Z u d e m i s t e i n e E n t w e i h u n g des S a b b a t - J a h r e s in der W ü s t e kaum m ö g l i c h . 1 9 7 Ez 2 2 , 8 ; 2 3 , 3 8 s t e h t a l l e r d i n g s d i e E n t w e i h u n g d e r S a b b a t e n e b e n d e r V e r u n r e i n i g u n g d e s H e i l i g t u m s ; i n Ez 4 0 f f s t e h t d i e S a b b a t f e i e r m i t dem T e m p e l in V e r b i n d u n g (vgl. 4 5 , 1 7 ; 4 6 , 1 . 3 . 4 . 1 2 ) . 198

Vgl.

z.B.

Schmidt,

Glaube,

87;

Stolz,

Art.

HIB/,

867.

Die

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

243

werden. Demjenigen, der den Sabbat " e n t w e i h t " ( W n p i . , v g l . noch Jes 5 6 , 2 . 6 ; Neh 1 3 , 1 7 f ) , w i r d d i e T o d e s s t r a f e angedroht ( 1 4 ) . D i e Nähe von Ex 3 1 , 1 2 f f zu Ez 20,12 i s t mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t a l s I n d i z

für 199

d i e Nähe der T r a d e n t e n k r e i s e der beiden Texte zueinander zu werten

,

ohne daß e i n e l i t e r a r i s c h e A b h ä n g i g k e i t i n der e i n e n oder anderen R i c h t u n g festzumachen wäre. Im V e r g l e i c h der beiden Texte f ä l l t a u f , daß Ez 20,12 d i e F u n k t i o n der Sabbate n i c h t a u s d r ü c k l i c h auch f ü r d i e folgenden Generationen f e s t s c h r e i b t . Zudem d ü r f t e i h r Z e i c h e n c h a r a k t e r ^ ^

hier

weniger i n dem Verweis auf d i e Schöpfung (Ex 3 1 , 1 7 ; v g l . 2 0 , 1 1 ) a l s dem auf den Exodus ( v g l . Dtn 5 , 1 5 )

in

bestehen.

Die Beziehung zwischen Jahwe und I s r a e l , f ü r d i e d i e Sabbate Zeichen s e i n s o l l e n , w i r d i n 12 n i c h t wie i n 5 . 7 ( . 1 9 . 2 0 ) mit U ' i f t N ill.V 7 J N , sondern mit D m p n niil 7 7 3Numschrieben ( v g l . 3 7 , 2 8 ; Ex 3 1 , 1 3 ; Lev 2 0 , 8 ; 201 2 1 , 8 ; 22,32)

. Im Kontext könnte d i e s e V a r i a t i o n (wie dann auch d i e i n

26, s . u . ) s i g n a l i s i e r e n , daß das G o t t e s v e r h ä l t n i s der e r s t e n G e n e r a t i o n I s r a e l s n i c h t mehr u n g e t r ü b t i s t , sondern aufgrund i h r e r R e b e l l i o n von Jahwe aus - durch d i e Gabe s e i n e r Gebote und Sabbate - e r s t

bereinigt

werden muß. Zu B e g i n n Israels

der

dritten

(18-20)

in

neuen

Handlungsanweisungen, von

leichter nen

rnpn für

der

oder

Jahwe

von

llf

vergangenen neuen

Ihr

bekräftigt -

die

Generation

von

-

Jahwe der

Normen

angebotenen

Implikationen

gegebenen

Wüste

i2n0 2 1 9 f und i n gegebe-

stehen

Normen

Handeln

in

-

ihrer

Gottesverhältnis

entsprechendes

3N

Israekeine

geschichtlichen

( 1 8 ) , den

Handelns

7

den V ä t e r n

der der

von

zunächst

vielmehr

schon

in

Väter

des

er

037n"7N illil7

seine

Geschichte

Generation

erteilt

und n i n i u , A u f g r u n d

und D 7 U 3 f n

expliziten?

dem v o n tiven

gegenüber.

zweiten

diese

der

einer

Relationsaussage

Variation

d e n Q 7 j7n

mit

199 200 201 202

der

, Q7USlvn

Situation aber

Wüste

Phase

Jahwe

liten

gerahmt

der

steht

nun

Konflikt

impliziten Vorfahren.

und d e s s e n ist

für

die

Ein normazwei-

So z . B . a u c h Z i m m e r l i , 4 4 7 ; L i w a k , P r o b l e m e , 182. Vgl. S t o l z , A r t . H I N . Vgl. Müller, Art. ¡7 , v . a . 6 0 6 . Es ist n i c h t g a n z d e u t l i c h , "ob das ü b e r l e i t e n d e D 3 7 n ^ K illil1 7 3 N (19aa) als u n t e r s t r e i c h e n d e r B e g r ü n d u n g s s a t z zu 18 (...) o d e r im S i n n des k l a s s i s c h e n D e k a l o g s (auch Lv 1 8 , 2 f . ) als P r ä a m b e l der G e b o te von 19f. zu v e r s t e h e n i s t " ( Z i m m e r l i , 4 4 8 ) .

244 te

Die

Restitutionsprophezeiung

Generation

nur

bei

als

"Geschichtsentwurf"

gleichzeitigem

nealogisch-geschichtlicher

bewußtem B r u c h

Kontinuität

mit

ge-

möglich.

Das Handeln der " V ä t e r " i s t a l s o v e r m i t t e l t durch " T r a d i t i o n e n "

im

Leben der " S ö h n e " g e s c h i c h t s w i r k s a m . Vom Bestehen e i n e s T a t - E r g e h e n Zusammenhangs über d i e Generationengrenze hinweg l ä ß t der Text weder h i e r noch i n ( 4 . ) 3 0 f etwas v e r l a u t e n . N i c h t f ü r d i e S c h u l d der V ä t e r werden d i e Söhne g e r i c h t e t , sondern d a f ü r , daß s i e d i e s e -

"Tradition"

gewordene - S c h u l d i n ihrem eigenen Handeln r e p r o d u z i e r e n , s t a t t s i c h 203 von i h r zu d i s t a n z i e r e n . Das ü b e r s i e h t Liwak, wenn er f e s t s t e l l t , i n Ez 20 stünden " d a s R i c h t e n der gegenwärtigen G e n e r a t i o n und d i e G r e u e l 204 und f o l g e r t : " D i e s e r

der V ä t e r i n einem u r s ä c h l i c h e n Zusammenhang"

Konnex kann n i c h t a u f E z e c h i e l z u r ü c k g e f ü h r t werden, der i n Kap. 18 so 205 p o i n t i e r t d i e E i g e n v e r a n t w o r t l i c h k e i t des I n d i v i d u u m s u n t e r s t r e i c h t " Ein

letztes

Handeln genen

Geschichte

(25f): n'pfl

Jahwe

und D Dgein sondern auf

Israel

berichtet Rahmen

eine

(inj )

zu

5-26 in

schlechte,

(25) , mit

Auflösung

der

wie

von der

denen

Israel

(NMJ

Norm-setzenden Phase

göttlichen

nicht pi.:

Leben

nicht 26)

Beziehung

das

a b s c h l i e ß e n d e illil7

ilirP

7

3N

zwischen

mehrfach

der

vergan-

Sanktionen ermöglichende

"geheiligt"

wird

der

im V o r h e r g e h e n d e n

R e l a t i o n s a u s s a g e DO'fl'iN

einem dritten

aufgeführten

"verunreinigt"

hinausläuft,

im K o n t r a s t

der

Israels

gibt

7

(12), lich

Mal

Jahwes-im

-

was

Jahwe 7

JN

letztund

206

(26)

wiederholten

signalisiert.

D i e Aussagen von 2 5 f haben i n der R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e des T e x t e s fachen Anstoß e r r e g t ( o b g l e i c h d i e V o r s t e l l u n g e i n e s g ö t t l i c h e n z e s " , das "hinzugekommen" i s t ,

viel-

"Geset-

"damit d i e Übertretung mächtiger w e r d e " ,

2 0 3 V g l . B e u k e n , Ez 20, 4 7 : "De z o n e n b l i j k e n n i e t a n d e r s t e z i j n d e n h u n v a d e r e n : zij w o r d e n n i e t g e v o n n i e t om z o n d e n die hun v r e e m d z i j n (vgl. E z . 1 8 ) , de o e r o u d e a f g o d e r i j d e r v a d e r e n l e e f t in h e n v o o r t . " 204 L i w a k , P r o b l e m e , 156. 2 0 5 A . a . O . , 1 5 5 ; ä h n l i c h F i s h b a n e , S i n , 143. 206 D e r S a t z H i n ' ' I N T B K l y T T Ö N iyn"7 (26bB) w i r d , da er in G* u . a . f e h l t u n d d u r c h die u n g e w ö h n l i c h e K o n s t r u k t i o n der E r k e n n t n i s f o r m e l a u f f ä l l t , m e i s t als G l o s s e g e s t r i c h e n (vgl. z . B . B H S ; Z i m m e r l i , 4 3 6 ) . Es w ä r e a b e r i m m e r h i n d e n k b a r , daß die u m s t ä n d l i c h e E i n l e i t u n g d e r E r k e n n t n i s f o r m e l h i e r b e w u ß t a l s S i g n a l e i n g e s e t z t i s t , d a s die A u f m e r k s a m k e i t auf das f o l g e n d e ¡11 il7 7 3 N l e n k e n s o l l , das in t e x t i m m a n e n t e r O p p o s i t i o n zur R e l a t i o n s a u s s a g e U D T l ^ N illil7 7 J X s t e h t . D i e s e i s t m . E . in L i w a k s ( P r o b l e m e , 1 6 0 f ) an d i e s e F o r m e l n a n k n ü p f e n d e n traditionsgeschichtlichen Überlegungen übersehen.

Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t

Israels

245

mindestens im Rahmen christlicher Theologie nicht allzu fremdartig anmuten sollte - s.Röm 5,20). Zahlreiche Exegeten neigen dazu, den Text so zu verstehen, daß Jahwe nur eine falsche Interpretation seiner im Grunde 207 guten Gesetze durch das Volk zugelassen habe . Doch spricht 25 wie 11 von einer "Gabe" (1113) der Satzungen und Rechte durch Jahwe. Zwar kann man in dem Ausdruck O'PQIMJl ... 0'i7n (25) im Gegenüber zu den in 11.13. 16.19.21.24 mit suffigierten Formen bezeichneten Satzungen und Rechten Jahwes ein "terminologisches Abrücken des unheilvollen vom heilvollen 208 Gotteswillen"

sehen; gleichwohl sind aber die "schlechten" Satzungen

und Rechte - anders als die der Väter (18) - eben von Jahwe gegeben. Damit wird auch der Interpretationsvorschlag von J.Lust, die "schlechten" Gesetze von dans 25 seien "imposées à 209 Israel par les nations qui sont des instruments la main de Jahvé" , unwahrscheinlich. 210 Will man nicht gleich den Text andern , bleibt als Möglichkeit, ihn 211 zu entschärfen, noch das bereits von C.C.Torrey vorgeschlagene und 212 neuerlich wieder von E.Vogt favorisierte Verständnis von 25f als 213 "Fragesatze, auf die eine verneinende Antwort erwartet wird" . Dann fällt es aber schwer, zu begründen, warum die formal gleich eingeleiteten Sätze 15 und 23 nicht als derartige Fragesätze aufzufassen sein sollten. So wird man kaum darum herumkommen, die Gabe 214 schlechter Gebote als Teil des Strafhandelns Jahwes zu verstehen . Dann stellt sich aber die Frage, welche Gesetze der Text in 25f dabei im Auge hat. J.Garscha zieht in Erwägung, ob "in V 26 Vorschriften gemeint (sind), die unter bestimmten Umständen nicht eingehalten werden können 215 (z.B. im Exil, bei zerstörtem Tempel oder einfach in fremdem Land") , wobei dann insbesondere an

207 V g l . H e i n i s c h , 101; A u v r a y , 79; de V a u x , S a c r i f i c e s , 66; ä h n l . s c h o n T (Übs. b e i G r e e n b e r g , 3 6 9 ) . 208 Z i m m e r l i , 4 4 9 . 209 L u s t , E x . , X X , 150. 210 So B e w e r , N o t e s , 1 5 9 f f . 211 T o r r e y , P s e u d o - E z e k i e l , 8 8 f f ; d g g . s c h o n S p i e g e l , E z e k i e l . 212 V o g t , U n t e r s u c h u n g e n , 1 2 2 f f . 213 A . a . O . , 1 2 2 . 214 V g l . K r a e t z s c h m a r , 1 7 3 ; B e r t h o l e t , 73; H e r r m a n n , 124; C o o k e , 2 1 8 ; F o h r e r , 1 1 2 ; E i c h r o d t , 177; Z i m m e r l i , 4 9 9 ; G r e e n b e r g , 3 6 8 f . - Zur I l l u s t r a t i o n w i r d i m m e r w i e d e r (s. z u l e t z t G r e e n b e r g , 369) a u f d e n G e d a n k e n e i n e r von J a h w e b e w i r k t e n " V e r s t o c k u n g " h i n g e w i e s e n , v g l . Ex 9 , 1 6 ; 1 0 , 2 ; J e s 6 , 9 f f ; 6 3 , 1 7 u n d Ez 1 4 , 9 ; 1 K ö n 2 2 , 2 1 f f , der a b e r nur eine sehr begrenzte Analogie darstellt. 215 G a r s c h a , S t u d i e n , 119.

246 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

"Schwierigkeiten ..., die das Deuteronomium mit seiner Kultzentralisa216 tionsforderung für Israeliten im Ausland mit sich brachte" , zu denken wäre, will aber auch die Möglichkeit nicht ausschließen, daß "hier nur die Unzuverlässigkeit der Menschen bei der Befolgung einzelner Gebote 217 gemeint (ist)"

. Doch scheint der Text nicht an Gesetze zu denken, die

schwierig (oder unter bestimmten Umständen nicht) einzuhalten sind, sondern an solche, deren Befolgung (Dill!) Leben nicht ermöglicht. Weiter kann hier H.Geses Beobachtung führen, daß in 26 "das b e ha c a bir kol-paetaer räham (...) exakt dem w e ha c a bartä kol-paetaer-raehaem l e Jhwh von Ex 13,12 (entspricht)" 218 (vgl. Ex 34,19; 22,28f). Damit verliert die gelegentlich vertretene Deutung von 26 (im Lichte von 31) auf Kinderopfer 219 an Wahrscheinlichkeit; vielmehr sieht der Text im "Gesetz des tierischen Erstgeburtsopfers ... ein Beispiel für die nicht zum Leben 220 führende Zweitoffenbarung" , da - aus der Sicht der dtn./dtr. Kultzentralisationsforderung - "die Erstgeburtsopfer als die einzigen Tieropfer, die nicht zu profanieren sind, Israel in die Situation gebracht haben, einen Opferkult an Heiligtümern durchführen zu müssen, also einen Höhenkult, solange das Jerusalemer Heiligtum nicht bestand, und in Fortsetzung der alten Praxis noch lange 221 nachher bis zur Zeit der deuteronomisehen Abschaffung der Kulthöhen" . Die "historische Unlogik" des so rekonstruierten "Gedankengangs" von 25f ließe sich dann zwar "aus der 222 Befangenheit des Propheten in einem vorgegebenen Denksystem" erklären. Dennoch entschärft aber auch diese Interpretation den Text insofern, als sie die schlechten Gesetze von 25 als nur unter bestimmten Umständen schlecht versteht. So scheint ein weiterer Hinweis Geses auf den "gerade im Erstgeburtsopfer zum Ausdruck kommende(n) Charakter des Opfers als anerkennende Ga-

216 217 218 219

A . a . O . , 117 A n m . 3 3 7 ; v g l . 1 2 0 . A.a.O., 119f. G e s e , E z e c h i e l 2 0 , 2 5 f . , 146. Z.B. Z i m m e r l i , 4 4 9 ; v o r s i c h t i g e r K a i s e r , D i e E r s t g e b o r e n e n , 4 0 f . G r e e n b e r g , 3 6 9 f e r k e n n t z w a r in 2 6 . 3 1 "the u n p r e c e d e n t e d a n d i n c r e d i ble c h a r g e t h a t I s r a e l i t e s r e g u l a r l y o f f e r e d up e v e r y f i r s t b o r n as a s a c r i f i c e - a m a n i f e s t e x a g g e r a t i o n " (370), l e h n t a b e r die von Z i m m e r l i ( a . a . O . ) u . a . v e r t r e t e n e I n t e r p r e t a t i o n , h i e r s e i d a s G e b o t Ex 2 2 , 2 8 b w ö r t l i c h g e n o m m e n w o r d e n , als " i n t r i n s i c a l l y i m p r o b a b l e " ab (396) . 220 G e s e , E z e c h i e l 2 0 , 2 5 f . , 146. 221 A . a . O . , 149. 222 L a n g , E z e c h i e l , 83.

Die

be"

223

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

247

, der im EB überwunden s e i , dem Sinn des Textes am nächsten zu

kommen: n u n n

(26.31.39) gehören weder i n Ez 20,40 noch i n Ez 4 0 f f , wo

"Opfer nur noch i n i h r e r sühnenden Funktion und n i c h t a l s Gabe des Men224 sehen Opfer s i n d ( v g l . 45,15.17 und 4 5 , 1 8 f f . 2 5 ) n l e g i t i m e n Jahwekult

, zum z u k ü n f t i g e n ,

( v g l . dgg. Ex 28,38; Num 18,29; Lev 23,38; Dtn

16,17). K r i t i s i e r t der Text T e i l e der a t l . Opfergesetzgebung,

i n denen

er e i n " f a l s c h e s " O p f e r v e r s t ä n d n i s wirksam s i e h t ? Macht e r s i c h dabei e i n e ihm i n der " J / E " - S i n a i ü b e r l i e f e r u n g b e r e i t s v o r l i e g e n d e dung von " E r s t o f f e n b a r u n g " fenbarung"

(mit dem Sabbatgebot: Ex 2 0 , 8 f f )

Unterscheiund " Z w e i t o f 225

(mit dem Gebot des E r s t g e b u r t s o p f e r s : Ex 34,19f) zunutze

?

J e d e n f a l l s e r g i b t s i c h aus ihm a l s Konsequenz f ü r s e i n e Gegenwart d i e Forderung nach einem k r i t i s c h e n Umgang mit T r a d i t i o n e n ,

der s i c h

nicht

auf d i e T r a d i t i o n e n der " V ä t e r " beschränkt, sondern von Jahwe gegebene Normen e i n b e z i e h t . b)

Die

Entwicklung

des

Widerspruchs

Israels

gegen

Jahwes

Initiative Nicht

nur

Geschichte Handeln

das

Israels,

sondern

Volkes

unterliegt

des

lung,

die

benen

Normen

Generation Jahwe (8),

der

kommt

genau

in

der

in

gegen

die

bekräftigten (21a.24a), derung

Jahwes

zendienst DH12K

-

Phase

Besteht darin,

der

die sich

nicht

Phase

dazu

Jahwe

(19f)

-

auch

gegebenen

der

gegen

zweiten die

-

göttlichen darin,

nicht

"Väter"

von

den

(24b).

zu

der - wie

der

(llf)

Gesetze

Generation

und

und

von

sondern

auf

rebelliert

der

und

Sabbadann

Jahwe

Sabbate

entgegen

"Traditionen"

von

Wider-

liegt

gegenüber

sich

gegeersten

distanzieren

noch

Gebote sie

der

Entwick-

Jahwe

(16b)

ihr

distanziert,

bleibt

Gese, a.a.O., 150 Anm.36. Ebd. V g l . a . a . O . , 150 A n m . 3 7 .

daß

von

Schuld

zweiten

sie

ausgerichtet

Entwicklung

in

widersprechende

Götzendienst

daß

ihrer

ihm

Jahwes

geschichtlichen

ihrem

von

(18)

das

einer

von

Schuld

als

auch

und

ersten

Die

darin,

Initiativ-Werden

entspricht:

(7)

der

(13a.16a).

sowohl

223 224 225

Entfaltung

gefordert

spruch te

Norm-setzende

Auffor-

dem

die

Göt-

'^l'iA

248 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

Dem Text g e l i n g t es so, P r o z e s s e g e s c h i c h t l i c h e r 226 t i o n " von S c h u l d

"Akkumula-

zu e r f a s s e n , ohne die T a t s a c h e

Generationenwechsels

eines

in der G e s c h i c h t e des K o l l e k t i v s

b l e n d e n zu m ü s s e n . N i c h t d u r c h e i n e n " m e c h a n i s c h e n " , Generationengrenze

übergreifenden

Entscheidung

spruch gegen Jahwes Initiativ-Werden mit seinen - innerhalb

und im Ü b e r g a n g

die

Tat-Ergehen-Zusammenhang,

s o n d e r n d u r c h die je neue, p e r s o n a l e Implikationen

aus-

der G e s c h i c h t e e i n e r

zum

Wider-

normativen Generation

zwischen einander ablösenden Generationen

s t e i g e r t sich die V e r s c h u l d u n g

I s r a e l s im F o r t g a n g

des

-

Ge-

schichtsprozesses. c) Die E n t w i c k l u n g

der R e a k t i o n J a h w e s auf I s r a e l s

"Wider-

spenstigkeit" Eine E n t w i c k l u n g

der

in der A b f o l g e der drei e r s t e n P h a s e n

v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e I s r a e l ist s c h l i e ß l i c h auch in der Steigerung

der g ö t t l i c h e n S a n k t i o n e n g e g e n die

"Widerspen-

s t i g k e i t " I s r a e l s zu e r k e n n e n . Z u n ä c h s t e r f ü l l t J a h w e Ankündigung

ihm " a u s g e k u n d s c h a f t e t e "

Land h i n e i n z u f ü h r e n , w e g e n der

b e l l i o n I s r a e l s nur p a r t i e l l : Er f ü h r t das Volk aus heraus

seine

von 6, I s r a e l aus Ä g y p t e n h i n a u s - und in das

von Re-

Ägypten

(10a) , aber n i c h t - wie von 6 her zu e r w a r t e n - in

das Land, s o n d e r n

"in die W ü s t e "

(10b). Erst in der

P h a s e n i m m t J a h w e dann die L a n d v e r h e i ß u n g

zweiten

von 6 - z u n ä c h s t

aber nur für die e r s t e G e n e r a t i o n der I s r a e l i t e n - zurück (15). In der d r i t t e n P h a s e e r f o l g t s c h l i e ß l i c h eine Überbietung

der L a n d g a b e v e r h e i ß u n g

Zerstreuung

(23) sowie der G a b e des G e s e t z e s

d u r c h die G a b e " s c h l e c h t e r S a t z u n g e n

(llf; vgl.

und R e c h t e " , die

L e b e n b e w a h r e n d e E x i s t e n z I s r a e l s - i n n e r h a l b wie des L a n d e s - v e r u n m ö g l i c h e n

eine

außerhalb

in 23 und 25f g e r a t e n

g ö t t l i c h e n S a n k t i o n e n l e t z t e n d l i c h in W i d e r s p r u c h

zu

I n t e n t i o n e n des H a n d e l n s J a h w e s : Sie

nun n i c h t m e h r der D u r c h s e t z u n g zug ins Land

der 19f)

(25f).

In i h r e r l e t z t e n Z u s p i t z u n g ursprünglichen

negative

d u r c h die A n k ü n d i g u n g

den dienen

die den

Ein-

(6f) bzw. die E x i s t e n z auch a u ß e r h a l b des

Lan-

226 Vgl.o. III.3.2.1.

von O r d n u n g e n ,

die

Die R e k o n s t r u k t i o n des

(llf.l9f)

der Vergangenheit

ermöglichen.

el v e r u n r e i n i g e n (Dill!» hi. : 2 6 ) ,

Zudem bringen

( HliV p i . )

den

"vor d e n A u g e n d e r V ö l k e r Strafabsichten

am E n d e

"nicht doch

entweiht

Jahwes.

(trotz

22)

und d i e V o l l e n d u n g d e s Z o r n e s 227

zugleich

Handelns

perspektive

Die

"Regeln"

Betrachtet schichte

des

als die

vor-

ob

sie

(üin^DV:13)

(D [ il] 3 ' Q N nT73"7:8.21)

Israels

bestimmenden durchgängig

des T e x t e s

im G a n z e n ,

von d e n A n f ä n g e n

über

sich

also

bezüglich

- , die

des

Konsequen-

und seine

Zukunfts-

bestimmt

der von Anfang

in Ä g y p t e n

gegen Jahwes

an b o r n i e r t s e i n e i g e n e s

. Damit provoziert

der am E n d e d a s V o l k m i t s c h l e c h t e n überläßt

und ihm die Z e r s t r e u u n g

Das gegenwärtig

eigener Verschuldung Zwischen

erfahrbare

Israels

Vergangenheit

Ordnungs-

Gesetzen

unter die

interpretiert

so

und

besteht

Völals

er- wie

5; 16 u n d 23 z w i s c h e n V e r g a n g e n h e i t / G e g e n w a r t

227 Z i m m e r U , 449. 228 Koch, Profeten II, 109.

er-

Reaktio-

Exil wird

und G e g e n w a r t

die

nie

schärfere

sich selbst

EB

ist

Heil ablehnt,

es z u n e h m e n d

der

des

Verband,

seines Gottes

nen Jahwes,

ker a n k ü n d i g t .

- in

Exil nach Maßgabe

a l s ein m e n s c h l i c h e r Gesetze

Ge-

b i s zum

Israels Verhalten

vom W i d e r s p r u c h

und einsichtigen

zunächst

der

Gerichtsprophezeiungen

Axiome":

"erscheint

gewinnt man

Rekonstruktion

- gegenwärtigen

"impliziten

das Volk

sinnvollen 2 28

- v.a.

Intentionen

einer rückblickenden

für die bisher b e t r a c h t e t e n

in K a p .

Gefahr,

Geschichtsablaufs

m a n Ez 2 0 , 5 - 2 9

der Sicht des Textes

klärt.

Isra-

haben.

den Eindruck

Folge

in

kann fragen,

die V e r n i c h t u n g

und Konflikte

und seiner

zen für die G e g e n w a r t s a n a l y s e

füllt"

zu w e r d e n " ,

Ja, man

sie

preisgeben

der drei Phasen von 5-26 entwickeln

auch Spannungen

göttlichen

willen;

indem

249

bedeuten

Im F o r t g a n g

4.3.

sie,

und der V e r w a h r l o s u n g

"Namen" Jahwes nicht weniger

maligen

Israel"

Israels

und

250 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g Zukunft

- eine B e z i e h u n g

derer näherhin

als

von U r s a c h e und W i r k u n g ,

unterschieden werden

manenten" Tat-Ergehen-Zusammenhang den K o r r e l a t i o n

"Geschichtsentwurf"

von m e n s c h l i c h e m

innerhalb

kann z w i s c h e n einem und e i n e r ihn

und g ö t t l i c h e m

Handeln.

L e t z t e r e t r i t t in der s t e r e o t y p e n S t r u k t u r i e r u n g Perioden

der

drei

5 - 1 0 . 11-17 und 18-26 d e u t l i c h h e r v o r : I s r a e l s

derspenstigkeit" sen "Zorn" laden sucht ten läßt

"im-

umgreifen-

g e g e n Jahwe

(illll: 8 . 1 3 . 2 1 )

provoziert

(nnn, TN; e b d . ) , der sich im S t r a f h a n d e l n (n'ia: 8.21)

und die V e r n i c h t u n g

außen an die " S c h u l d " sich s e l b s t

herangetragen; "Götzendienst"

des-

zu

des V o l k e s

(n"73: 13). D a b e i ist aber die " S t r a f e " n i c h t

i n h ä r e n t . Mit s e i n e m

sie ist d i e s e r "verunreinigt"

"Wienterwar-

von

bereits Israel

(Knu ni.: 7.18); w e n n s c h l i e ß l i c h J a h w e das Volk

"durch seine O p f e r g a b e n

u n r e i n w e r d e n " läßt

(«110 pi.:

setzt er d a m i t im G r u n d e nur die von I s r a e l l ä n g s t ten, u n h e i l v o l l e n

" T a t s p h ä r e n " in K r a f t . Mit s e i n e m

spruch gegen Jahwes

" S a t z u n g e n und R e c h t e " w e i s t

s e l b s t die d a r i n e n t h a l t e n e n

Lebensmöglichkeiten

21; vgl. 11); wenn J a h w e am Ende dem Volk er d a m i t nur die " T r a d i t i o n " "Widerspenstigkeit" Jahwe das Volk

Israel zurück

(13.

D'pn

(25),

bestätigt

(D'j7n und D ' U Q U n : 18)

gewordene

Israels. Schließlich

Zeit I s r a e l s im Lande

Wider-

"schlechte"

und D ' u a u n g i b t , die n i c h t Leben e r m ö g l i c h e n

26),

aufgebau-

ist die

gesamte

(27-29) d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,

sich s e l b s t ü b e r l ä ß t :

Keine

daß

Aufforderung, 229

kein A n g e b o t der V e r h a l t e n s ä n d e r u n g

e r g e h t m e h r an I s r a e l

wie es zu B e g i n n der e r s t e n drei P h a s e n , 26 noch der Fall

,

18-

war.

Die R e k o n s t r u k t i o n

der v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e

2 0 , 5 - 2 9 a r b e i t e t so in dem d a r g e s t e l l t e n übergreifende

5 - 1 0 . 1 1 - 1 7 und

Entwicklungstendenzen

Israels

in

Geschichtsabschnitt

h e r a u s , die das Exil

als

229 D e r W e c h s e l von Z e i t e n g e s c h i c h t l i c h e r A k t i v i t ä t der G o t t h e i t und Z e i t e n , in d e n e n sie dem W e l t g e s c h e h e n w e i t g e h e n d d i s t a n z i e r t g e g e n ü b e r s t e h t , e r i n n e r t an P i a t o n , P o l i t i k o s , 2 6 9 e f f : "Zu g e w i s s e n Z e i t e n w i r d d e r K o s m o s von e i n e r f r e m d e n g ö t t l i c h e n U r s a c h e S c h r i t t für S c h r i t t g e f ü h r t ... Zu g e w i s s e n Z e i t e n a b e r w i r d er l o s g e l a s s e n , um d u r c h sich s e l b s t s e i n e W e g e zu g e h e n ... D a n n aber s i e h t der G o t t w i e er in N o t ist ... und ü b e r n i m m t w i e d e r s e i n e n P l a t z am S t e u e r r u der ..." (zit. n a c h S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 91 A n m . 5).

Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t

Israels

251

Folge des s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n s I s r a e l s e i n s i c h t i g Die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g der k o n t i n u i e r l i c h e n

m a c h t die z u n e h m e n d e

"Widerspenstigkeit"

machen.

Auswirkung

I s r a e l s im

Sinne

des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s " d e u t l i c h , w o b e i d i e s e r 230 wie schon in Kap. 16 und 23 - im G r u n d e eher als A b b a u von " H e i l s s p h ä r e n "

denn als A u f b a u von " U n h e i l s s p h ä r e n "

charakterisieren

ist. In K r a f t g e s e t z t ist d i e s e r

hen-Zusammenhang

durch das H a n d e l n J a h w e s , das als

auf die " W i d e r s p e n s t i g k e i t " korrelativ

I s r a e l s auf d e s s e n

Reaktion

Verhalten

b e z o g e n ist. Die z u n e h m e n d e R e a l i s i e r u n g

Ergehen-Zusammenhangs

zu

Tat-Erge-

des

Tat-

geht e i n h e r mit e i n e r z u n e h m e n d e n

Auf-

lösung der B i n d u n g J a h w e s an I s r a e l : Hatte er sich in

Ägyp-

ten z u n ä c h s t o f f e n b a r t

han-

(yT

ni.) als D3'n"7K fllil» (5),

delt er z u l e t z t mit dem Ziel nin» In d i e s e r G e s a m t t e n d e n z 5-29

TUN l y n

k o n z e p t i o n e l l i.W. von d e n s e l b e n

des G e s c h i c h t s a b l a u f s von 5 , 5 - 1 7 ;

tun lyn^

(26).

ist die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g "impliziten

von

Regeln"

b e s t i m m t wie 231 die " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " . Sie läßt sich in d i e s e r

1 6 , 1 - 4 3 und 23,1-30

H i n s i c h t als r ü c k b l i c k e n d e Gerichtsprophezeiungen

Bestätigung

der dort

entwickelten

l e s e n . Diese ü b e r g r e i f e n d e

denz von 5 - 2 9 fügt sich aber n i c h t ohne S p a n n u n g e n denz der drei e r s t e n , p e r i o d i s i e r t e n

P h a s e n des

p r o z e s s e s und den i h r e n A b l a u f b e s t i m m e n d e n diese sind in sich s e l b s t

Gesamttenzur

Ten-

Geschichts-

R e g e l n - ja,

spannungsreich.

Den R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s in den " G e s c h i c h t s e n t w ü r 232 fen" von Kap. 5; 16 und 23 e n t s p r i c h t es, w e n n J a h w e in R e a k t i o n auf die " W i d e r s p e n s t i g k e i t " I s r a e l s hier j e w e i l s poq z u n ä c h s t d a r a n d e n k t (TDN) Dii'Vy 'nnn naü»'7 (8b.13b.21b) .

230 S . o . I I I . 4 . 2 . 1 . 231 S.o. I I . 4 . 2 . / I I I . 4 . 2 . 232 D i e s e l b e " G e s e t z m ä ß i g k e i t " g e s c h i c h t l i c h e r P r o z e s s e i s t a u c h "im A u f b a u des dtr G e s c h i c h t s w e r k e s f e s t v e r a n k e r t " ( L i w a k , P r o b l e m e , 1 7 3 ) : "In d e n dtr T e x t e n ... ist ... die R e d e vom V e r n i c h t e n des V o l k e s als A u s f l u ß d e s Z o r n s J a h w e s g e d e u t e t , d e r d i e A n t w o r t a u f den G ö t z e n d i e n s t i s t " ( a . a . O . , 174; vgl. die a . a . O . , 1 7 3 f . 3 0 6 f A n m . 153ff angeführten Belege) . 233 D a b e i m a c h t es von der S e c h e her kaum e i n e n U n t e r s c h i e d , ob J a h w e s e i n e n Z o r n (TN) an I s r a e l "sich voll a u s w i r k e n l a s s e n " (Wz. il^IJ: 8 b . 2 1 b ) o d e r I s r a e l s e l b s t " v e r n i c h t e n " (Wz. il^O: 13b) w i l l . In b e i -

252 D i e Das

Restitutionsprophezeiung

hier

zum A u s d r u c k

Sanktionierung

kommende

Interesse

zu s e i n e m

Interesse

Namens

den A u g e n

der

1

O'lAil

"7nn ' n ^ a ?

Handelns den

Jahwes" Kap.

nicht

diesen,

selbst 'DU des

nicht

sondern

Handelns,

willen"

Israels

zeigt

in

sich

Handelns als

Motiv

Zukunft) nicht

der

Jahwes" des des

das

Betonung

Volkes

gänzlich

dieses

des

so

in

ein

eingebracht,

erster

in

Absehung

das

dies,

an den R a n d wird,

daß er

(vgl. lyil^

jede

Handelns

von

in

als

und

(auch

es

seines "um

36,22). auf

im und

wie

des So des

Israel

Vergangenheit

zu d r ä n g e n vgl.

Motiv

"Beweggrund

Rücksicht der

"um nicht

auch

ein

Israels

bestimmt,

Wenn J a h w e

verfährt des

Linie

zum V e r h a l t e n

u n d dem V o l k

Bestreben,

eliminiert

ist

Geschichtsdarstellung

und i n

bedeutet

willen"

das

die

unterstreicht:

göttlichen

(il)uyNl

modifiziert.

Jahwe

handelt,

Verhaltens

lyn^

"Beweggrund

Element

im

seines

Geschichtsdarstellung

Korrelation

zwischen

dann 44 a b s c h l i e ß e n d Namens

auch

zunächst

zu s e i n e r

Beziehung

dem z w e i t e n

Rahmen d e r

einer aber

"Heiligung"

dem S t i c h w o r t T1U iyn"7

unwesentlich

göttlichen

an

steht

( 9 . 1 4 . 2 2 : >n»

16 u n d 23 n e u e s

iyn"7 b e z e i c h n e t

Widerstreit zur

5;

Jahwes

Israels

an d e r

Völker"

) als

. Mit

konzeptionellen

gegenüber nur

"Geschichtsentwurf"

von O r d n u n g s v e r s t ö ß e n

Widerstreit "vor

als

(und

wenn

sie

17).

M i t der Wendung 'Iii» iyn"7 nimmt der Text h i e r z u w a h r s c h e i n l i c h einen schon t r a d i t i o n a l vorgeprägten Sprachgebrauch auf, s p i t z t i h n aber im S i n n e e i n e r s t ä r k e r e n Ent-Bindung des Handelns Jahwes von I s r a e l und 235 seinem V e r h a l t e n e i g e n s t ä n d i g zu 236 Die " n a c h - d t n . Wendung" iytf7+DI!/+Suffix (bezogen auf Jahwe) b e z e i c h net im AT meist e i n Motiv des Handelns Jahwes (Ausnahmen : Jes 66,5;

1

Kön 8,41// 2 Chr 6 , 3 2 ) . I h r e Bedeutung deckt s i c h weitgehend mit der von Tliyi+DW+Suff.

( 1 Sam 12,22) und iyn*7+Suff. ( v g l . 2 Kön 19,34//Jes 37,35;

2 Kön 20,6; Jes 43,25; 48,11; Dan 9,17[txt.em. ] . 1 9 ) " men f u n g i e r t die Wendung IM!» iyrf7 a l s

234 235 236 237

. "In ...

Klagepsal-

. . . A p p e l l an Gottes Barmherzig-

d e n F ä l l e n w ä r e die E x t e r m i n a t i o n I s r a e l s 4.2.1.; ähnlich Liwak, Probleme, 174). B r o n g e r s , iyn"7 , 94. Vgl. auch Simisn, Nachgeschichte, 338ff. V a n der W o u d e , A r t . D D , 9 5 9 . V g l . B r o n g e r s , lyö^ , 92f.

zu e r w a r t e n

(vgl.o.

II.

Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t

Israels

253

keit" 2 3 8 (vgl. Ps 25,11; 31,4; 79,9; 109,21; 143,11; Jer 14,7.21). Als Hinweis auf Jahwes eigene Interessen tritt er v.a. angesichts der Schuld des (bzw. der) Beter(s) (Jer 14,7; Ps 25,11; 79,9; vgl. 106,6ff) neben den Appell an seine Gnade (TDn: p s 31,17; 109,21.26; 143,12), Güte (31»: Ps 31,20; vgl. 109,21.26) und Treue (npix: Ps 31,2; 143,11) und sein 239 Erbarmen (O'nm: Ps 79,8) sowie seine Bundes-Verpflichtungen (Jer 240 14,21)

. Betont der Appell an Jahwes Sorge um seinen Namen gegenüber

solchen Hinweisen auf bestimmte Strukturen der Relation Jahwes zu Israel stärker dessen Eigeninteressen - etwa seine Selbstdarstellung in Beziehung auf die Völker (vgl. Ps 79,10: "Warum sollen die Völker sagen: Wo ist nun ihr Gott?") - setzt doch auch er eine Bindung des göttlichen "Namens" an das Volk voraus (vgl. Jos 7,9); so heißt es in Jer 14,9 ausdrücklich, Jahwes Name sei "ausgerufen" (NIP ni.) über Israel. Das Konzept einer besonderen Bindung des "Namens" Jahwes an Israel und seine Institutionen (v.a. Jerusalem mit dem Tempel), das in Jer 14 durchaus problematisiert wird, findet sich v.a. im dtr. Traditionsbereich241 242 T.N.D.Mettinger hat gezeigt, daß die dtr. "Of-Theologie" wie die 243 v.a. in "P" und dem EB vertretene priesterliche "7113-Theologie" einen Versuch darstellt, die Infragestellung der "Zion-Sabaoth-Theology of the 244 Jerusalem Cult Tradition" durch die Ereignisse von 597 und 587 zu bearbeiten 245 . Durch sie wird etwa im (dtr.) Dtn "Jahwe etwas mehr von

238 A . a . O . , 9 4 . 239 V g l . a u c h Dan 9 ,17 (1. : " i W ? ) - 1 9 . 240 E n t s p r e c h e n d e s g i l t im e r z ä h l e n d e n B e r e i c h für Ps 106; vgl. im K o n t e x t von V . 8 . (in» iyn"7) : 6f. 4 4 - 4 6 . 2 4 1 J a h w e s N a m e i s t a u s g e r u f e n (N1j7 ni.) ü b e r d a s V o l k (Dtn 2 8 , 1 0 ; J e r 1 4 , 9 ; D a n 9 , 1 9 ; 2 C h r 7 , 1 4 ) , J e r u s a l e m (Jer 2 5 , 2 9 (?) ; D a n 9 , 1 8 f ) , d e n T e m p e l (1 K o n 8 , 4 3 / / 2 Chr 6 , 3 3 ; Jer 7 , 1 0 . 1 1 . 1 4 . 3 0 ; 3 2 , 3 4 ; 3 4 , 1 5 ) , die L a d e (2 Sam 6,2// 1 Chr 13,6) o d e r a u c h ü b e r den P r o p h e t e n (Jer 1 5 , 1 6 ) . N a c h dem ( " d t r . " ) D t n e r w ä h l t (1IU) J a h w e e i n e n O r t , um s e i n e n N a m e n d o r t w o h n e n (1319) zu l a s s e n (Dtn 1 2 , 1 1 ; 1 4 , 2 3 ; 1 6 , 2 . 6 . 1 1 ; 2 6 , 2 ; vgl. Jer 7 , 1 2 ; Esr 6 , 1 2 ; N e h 1,9) b z w . h i n z u s e t z e n (D1!»: D t n 1 2 , 5 . 2 1 ; 1 4 , 2 4 ; vgl. 1 Kön 9,3; 2 K ö n 2 1 , 7 // 2 C h r 3 3 , 7 [ T e m p e l ] ; 1 K ö n 1 1 , 3 6 ; 1 4 , 2 1 // 2 Chr 1 2 , 1 3 ; 2 Kön 2 1 , 4 [ J e r u s a l e m ] ) . D e r T e m p e l w i r d g e b a u t als H a u s H i n ' Di/1? (2 Sam 7 , 1 3 ; 1 Kön 3,2; 5 , 1 7 . 1 9 ; 8 , 1 7 // 2 Chr 6,7; 1 Kön 8 , 1 8 f f // 2 C h r 6 , 8 f f ; 1 Chr 2 2 , 7 . 8 . 1 0 . 1 9 ; 2 8 , 3 ; 2 9 , 1 6 ; 2 Chr 1 , 1 8 ; 2 , 3 ) ; vgl. M e t t i n g e r , D e t h r o n e m e n t , 3 9 f . 242 M e t t i n g e r , a . a . O . , 3 8 f f . 243 A . a . O . , 80ff. 244 A . a . O . , 1 9 f f . 2 4 5 L e i d e r g e h t M e t t i n g e r auf die p r o f i l i e r t e A r g u m e n t a t i o n m i t d e m D f J a h w e s im EB u n d ihr V e r h ä l t n i s zur I l l O - T h e o l o g i e s o w i e zur d t r . •lü-Theologie n i c h t e i n . M a n w i r d z w a r n i c h t e i n f a c h s a g e n k ö n n e n ,

254 D i e

Restitutionsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf"

Stadt und Tempel g e t r e n n t " , damit z u g l e i c h aber e r m ö g l i c h t , daß "man dann an Jahwe t r o t z des V e r l u s t e s von Tempel und Jerusalem f e s t h a l t e n " 246. kann Z e i g t so die Rede vom OV Jahwes i n der d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g das doppelte Bestreben, zugleich durch eine gegenüber den i h r

vorgegebenen

T r a d i t i o n e n der " Z i o n - T h e o l o g i e " s t ä r k e r e Transzendierung Jahwes dessen Bindung an I s r a e l zu r e l a t i v i e r e n und doch im Grundsatz an i h r

festzuhal-

t e n , s t e l l t demgegenüber das EB i n s e i n e r Argumentation mit dem g ö t t l i chen Df s t ä r k e r die Unabhängigkeit Jahwes von I s r a e l und seinem V e r h a l ten heraus: Jahwes Handeln ' B f iytf7 i s t einem Handeln mit R ü c k s i c h t auf Israel

(36,22) und s e i n Verhalten (20,44) k l a r

Diese

Unabhängigkeit

motivierten wird

noch

Jahwes Jahwes

Handelns

des

Jahwes

unterstrichen

von der von

dadurch,

entgegengesetzt.

Sorge

Israel daß

um s e i n e n

und s e i n e m

die

"Namen" Verhalten

Argumentation

mit

DW d e s s - e n B e z i e h u n g zu d e n " V ö l k e r n " i n s S p i e l b r i n g t : "Name" d r o h t " v o r den Augen d e r V ö l k e r " "entweiht" ?47

(Wz: für

^n) seinen

den V ö l k e r n

zu werden "Namen" (36,23;

(20,9.14.22;

führt

zum E r w e i s

36,20f); seiner

sein

Eintreten

Heiligkeit

vor

39,7.25-27)248.

Daß auch und gerade e i n vom " Z o r n " Jahwes g e l e i t e t e s

Gerichtshandeln

an I s r a e l seinen "Namen" vor den Völkern i n Gefahr bringen würde, s e t z t v o r a u s , daß den " V ö l k e r n " die vergangene Geschichte I s r a e l s n i c h t

als

" S c h u l d g e s c h i c h t e " e i n s i c h t i g i s t , bzw. daß die r e g e l h a f t e Abfolge von S c h u l d , g ö t t l i c h e m Zorn und G e r i c h t f ü r s i e j e d e n f a l l s keinen s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen der I n t e r p r e t a t i o n

geschichtlicher

daß " ( f ) o r E z e k i e l ... Y a h w e h ' s n a m e w a s m o r e i m p o r t a n t t h a n his g l o r y " (LUC, T h e o l o g y , 1 3 7 ) ; d o c h s i n d - z u m i n d e s t im v o r l i e g e n d e n G e s a m t z u s a m m e n h a n g d e s EB - z w e i f e l l o s die "two m o v e m e n t s of G o d ' s g l o r y " (Kap. 10 und 43) " r e s u l t s of his d e c i s i o n to p u n i s h and to r e s t o r e t h e p e o p l e " , die i h r e r s e i t s - im F e l l e des G e r i c h t s : r ü c k b l i c k e n d von der R e s t i t u t i o n s v e r k ü n d i g u n g E z e c h i e l s a u s g e s e h e n "was b a s e d on his c o n c e r n for his n a m e " ( e b d . ) . 246 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 17. 247 G e s e t z e z u r V e r h i n d e r u n g e i n e r " E n t w e i h u n g " d e s N a m e n s J a h w e s f i n d e n s i c h in H: Lev 2 0 , 3 ; 2 2 , 2 . 3 2 . Zur A n k l a g e d e r " E n t w e i h u n g " des N a m e n s J a h w e s in d e r P r o p h e t i e v g l . Anm 2 , 7 ; J e r 3 4 , 1 6 ; Ez 2 2 , 2 6 ; vgl. a u c h S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e , 165. 248 A u c h im " m e n s c h l i c h e n " B e r e i c h b e z e i c h n e t DK? im EB h ä u f i g den ( g u t e n o d e r s c h l e c h t e n ) " R u f " , das " A n s e h e n " , d a s eine I n s t a n z bei e i n e r a n d e r e n g e n i e ß t ; vgl. 1 6 , 1 4 f ; 2 2 , 5 ( 9 ) ; 2 3 , 1 0 ; 3 4 , 2 9 ; 3 9 , 1 3 .

Die

Rekonstruktion

der

Vergangenheit

Israels

255

249 Prozesse d a r s t e l l t

. So sehen d i e " V ö l k e r " , denen Ez 3 6 , 2 0 den A u s -

s p r u c h i n den Mund l e g t : " D a s V o l k Jahwes s i n d s i e - und doch mußen s i e s e i n ( ! ) Land v e r l a s s e n , " i n der E x i l i e r u n g I s r a e l s o f f e n b a r e i n Zeichen der Schwäche Jahwes 250 . Würden s i e dagegen schon j e t z t "erkennen, daß 251 das Haus I s r a e l wegen s e i n e r S c h u l d v e r s c h l e p p t wurde" (39,23 ) , wäre Jahwes " R u f " b e i ihnen n i c h t durch s e i n G e r i c h t s h a n d e l n an I s r a e l

be-

droht. Indem so u n t e r s c h i e d l i c h e P e r s p e k t i v e n der Wahrnehmung des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s a l s d i e s e n mit-bedingend b e g r i f f e n werden, " g r e i f t " n i c h t nur "ein universalistischer

. . . Zug i n das s i c h a u f den e r s t e n B l i c k 252

zwischen Jahwe und seinem V o l k a b s p i e l e n d e Geschehen h i n e i n "

nur - die

V ö l k e r waren b e r e i t s i n den " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e n " von Kap. 5; 16 und 23 mit im B l i c k . Vielmehr hat s i c h der S t e l l e n w e r t der V ö l k e r i n der Ges c h i c h t e I s r a e l s i n Kap. 20 gegenüber Ez 5; 16 und 23 i n s o f e r n

tiefgrei-

fend v e r ä n d e r t , a l s s i e n i c h t nur a l s von I s r a e l s S c h u l d b e t r o f f e n e bzw. daran b e t e i l i g t e und Jahwes G e r i c h t v o l l s t r e c k e n d e I n s t a n z e n

agieren,

sondern mit i h r e r eigenen E r f a h r u n g und I n t e r p r e t a t i o n der G e s c h i c h t e I s r a e l s deren A b l a u f entscheidend mitbestimmen. Neben

der

und

seinem

mit

ihrem

rizont Sorge des

Ent-Bindung Verhalten

-

beschränkten

bewirkt

göttlichen

ursprüngliches Volk

die

um s e i n e n

aus

des

sowie -

göttlichen seiner

Erfahrungs-

Motivierung

"Namen" Handelns

der

Initiativ-Werden

Ägypten

zu

des

schließlich in

führen

und

Handelns

Beziehung und

auch

(T

NBiJ) Land

von

Israel

die

"Völker"

Interpretationsho-

Handelns

Jahwes

eine

Geschichte ins

auf

Israels mit

zu

durch

die

Rück-Bindung an

sein

dem Z i e l ,

bringen

(6).

das Die

249 Daß e i n e G o t t h e i t in i h r e m Z o r n m e n s c h l i c h e S c h u l d b e s t r a f t i s t f r e i l i c h aol. D e n k e n so f r e m d n i c h t ; vgl. e t w a das s o g . " 2 . P e s t g e b e t M u r s i i i s II." R T A T , 1 9 1 f f ) oder die M e s c h a - I n s c h r i f t (RTAT, 2 5 3 f f ) ; d a z u z.B. A l b r e k t s o n , H i s t o r y , l O O f f . ( Z e u g t Ez 20 von e i n e r v e r b r e i teten Geringschätzung "fremder" Kulturen?) 250 Z u d e m u n t e r s t e l l e n sie e i n e B i n d u n g von G o t t und Land ("sein L a n d " ! ) , die in der S i c h t des EB für J a h w e als den H e r r n der g a n z e n V ö l k e r welt sicher nicht zutrifft. 251 Der S a t z w i r d m e i s t e i n e r r e l a t i v s p ä t e n R e d a k t i o n s s c h i c h t des EB z u g e r e c h n e t ; vgl. z.B. F o h r e r , 218; E i c h r o d t , 3 6 4 f f ; Z i m m e r l i , 9 6 8 f U . U . V . 3 . 1 . m i t Anm. 72. 252 R e v e n t l o w , V ö l k e r , 4 0 . Ob m a n d i e s e n " Z u g " d e s h a l b g l e i c h s c h o n als " m i s s i o n a r i s c h g e r i c h t e t ( . ) " (ebd.) q u a l i f i z i e r e n k a n n , i s t m e h r a l s f r a g l i c h . B e i R e v e n t l o w w i r d der ' U n i v e r s a l i s m u s ' d e s EB w o h l d o c h "überbewertet" (Zimmerli, Wahrheitserweis, 203).

256 D i e R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g "Völker",

als

in d e r e n A u g e n J a h w e s

ja gerade diejenigen,

"Name" gefährdet

ist,

sind

"vor d e r e n A u g e n i c h m i c h i h n e n

(sc.

den Israeliten)

offenbart

herauszuführen"

(9), b z w . d i e j e n i g e n ,

sie h e r a u s g e f ü h r t "Völkern"

hatte"

hatte,

zu

Ägypten

"vor d e r e n A u g e n

Jahwes Beziehung

i s t es a l s o , die i h n n ö t i g t , auf I s r a e l

zu

ich den

seinen

ursprünglichen

in d e r

Geschichte

bleiben

Der Spannung tionierung

zwischen

dem I n t e r e s s e J a h w e s

von O r d n u n g s v e r s t ö ß e n

und s e i n e r S o r g e

um s e i n e n

•»nu ) a u f d e r E b e n e die A m b i v a l e n z Handelns

sie aus dem L a n d e

(14.22).

H a n d l u n g s a b s i c h t e n in B e z u g 253 treu

"Geschichtsentwurf"

"Namen"

der Motive

seines

Israels

vor d e n

"Verschonung"

"Völkern"

(lyn1?

"faktisch" erfahrbaren

(10b . 15 . 23 . 25f) des Volkes

sein ursprüngliches

TDU 1 ?)

seines Handelns

neben einer

(9-10a.14.17.22),

Initiativ-Werden

7

Sank-

nnn

(Dn 7y

in d e r G e s c h i c h t e :254H i e r s t e h t s e i n

Eingreifen

an e i n e r 7

entspricht

und

erfahrenen

"strafendes" kontinuierlichen mit der Jahwe

zugunsten

Israels

an

an-

knüpft, während sein "strafendes" Eingreifen diesem wider• U^-255 spricht M i t d i e s e r h o c h k o m p l e x e n und in s i c h s p a n n u n g s r e i c h e n D a r stellung

und I n t e r p r e t a t i o n

des vergangenen

Handelns

Jahwes

w i r d n u n die in 5 - 2 9 z u n ä c h s t e r k e n n b a r e G e s a m t t e n d e n z , das " i n n e r e ( . ) g e s c h i c h t l i c h e (.) G e f ä l l e " d e r D a r s t e l l u n g "auf 256 ein Gericht

hin"

vergangenen

Geschichte

, kräftig relativiert: Israels

te z e i g t a u c h d a s g e g e n w ä r t i g gende Ambivalenz. ste a n g e k ü n d i g t e

W i e die in gewirkten

Einschnit-

erfahrbare

Exil eine

grundle-

Es i s t z u g l e i c h - I s r a e l s c h o n (23)

der

von J a h w e

- "Strafe"

in d e r

und "Verschonung"

- hat

Wüdoch

253 Jahwe ist also in Ez 20 k e i n e s w e g s "als ein l a u n i s c h e r G o t t d a r g e s t e l l t , der die g e s c h i c h t l i c h e n Fakten n i c h t e r n s t n i m m t " (so B e t t e n zoli, G e i s t , 203), v i e l m e h r als ein Gott, der die w i d e r s p r ü c h l i c h e n " g e s c h i c h t l i c h e n F a k t e n " so "ernst n i m m t " , daß sie ihn zu einem w i dersprüchlichen Handeln nötigen! 254 Als solches ist es außer in 10b d u r c h seine V e r b i n d u n g m i t einem e r n e u t e n S c h u l d a u f w e i s ( e i n g e l e i t e t mit i y : 16.24) d e u t l i c h g e k e n n z e i c h n e t . G r e e n b e r g , 365 b e m e r k t z u r e c h t , daß "when G o d ' s r e g a r d for his r e p u t a t i o n r e s t r a i n s his deadly fury, he n o n t h e l e s s i n f l i c t s p u n i s h m e n t of a sort on the r e b e l s " . 255 Vgl. v.a. 1 0 . 1 5 . 2 3 mit 6 und 25 m i t 1 1 . 1 3 . 2 1 ! 256 Z i m m e r l i , 442.

Die R e k o n s t r u k t i o n

der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s

257

Jahwe

k e i n e s w e g s , wie es die w o h l r a d i k a l s t e G e r i c h t s p r o g n o 257 se im EB, 2 1 , 3 3 f f * , e r w a r t e t e , das A n d e n k e n I s r a e l s a u s g e l ö s c h t : Es gibt noch ein - von " Ä l t e s t e n " r e p r ä s e n t i e r t e s "Haus I s r a e l "

-

(20,1) !

Das g e g e n w ä r t i g

erfahrbare

Exil ist aber n i c h t nur

lent, s o n d e r n - a n g e s i c h t s der u n t e r s c h i e d l i c h e n

ambiva-

Beweggründe

des H a n d e l n s J a h w e s , wie sie in s e i n e r V o r g e s c h i c h t e g e t r e t e n w a r e n - auch w i d e r s p r ü c h l i c h : "Ruf" in der V ö l k e r w e l t

zutage

Jahwes "Name",

ist ja s o w o h l d u r c h ein

V e r h a l t e n I s r a e l s - v.a. im k u l t i s c h e n B e r e i c h

sein

schuldhaftes (vgl.

20,39;

43,7f) - als auch d u r c h J a h w e s - eben d a d u r c h p r o v o z i e r t e s (43,8)! - e i g e n e s G e r i c h t s h a n d e l n an I s r a e l g e f ä h r d e t (20,9. 258 14.22; 3 6 , 2 0 f f )

. D a m i t b i r g t aber auch das

gegenwärtige

Exil I s r a e l s die G e f a h r in s i c h , daß J a h w e s "Name vor A u g e n der V ö l k e r e n t w e i h t " w i r d . D e s h a l b - und nur (vgl. 2 0 , 4 4 ) ! - ist eine R e s t i t u t i o n

den

deshalb

I s r a e l s im Lande

zu

erwarten. D i e s e R e s t i t u t i o n muß aber - soll n i c h t das " S p i e l " Verschuldung,

Strafe und V e r s c h o n u n g

J a h w e s sich e n d l o s w i e d e r h o l e n

in Sorge

des " N a m e n s " J a h w e s vor " E n t w e i h u n g " eine Israels einschließen,

um den

- zur d a u e r h a f t e n

von "Namen"

Sicherung

"Transformation"

die eine n e u e r l i c h e V e r s c h u l d u n g

V o l k e s u n m ö g l i c h oder doch m i n d e s t e n s u n w a h r s c h e i n l i c h (vgl. 3 9 b ! ) . Eben dies ist die P o i n t e der sen in 3 2 - 3 8 und Die D a r s t e l l u n g so - z u n ä c h s t

des macht

Restitutionsprogno-

39-44. der V e r g a n g e n h e i t

"untergründig"

I s r a e l s in 5 - 2 9

bereitet

- die A b l ö s u n g e i n e s n a c h

be des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "

korrelativ

auf das

MaßgaVerhal-

2 5 7 Daß d i e s e s O r a k e l u r s p r ü n g l i c h g e g e n I s r a e l g e r i c h t e t w a r , h a t L a n g , M e t h o d g e z e i g t ; vgl. a u c h u. V . A n m . 161. 258 G r e e n b e r g s (384) T h e s e , 3 6 , 1 6 - 3 8 r e p r ä s e n t i e r e ein g e g e n ü b e r K a p . 20 w e i t e r e n t w i c k e l t e s K o n z e p t , da h i e r "the e x i l e is n o t c o u n t e d a m o n g t h e t h r e a t s to G o d ' s r e p u t a t i o n - d u o b t l e s s b e c a u s e p r i o r to t h e d i s a s t e r of 586 i t s f u l l w e i g h t (and s h a m e ) w e r e n o t y e t f e l t " , w ä h r e n d "in 3 6 : 2 0 f f . ... t h e e x i l e is t h e p r i m e c a u s e of d e s e c r a t i o n of God's name", ist nicht überzeugend. Unter k o n z e p t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n G e s i c h t s p u n k t e n l i e g t die u m g e k e h r t e A n n a h m e n ä h e r , daß K a p . 20 die A r g u m e n t a t i o n von 3 6 , 1 6 - 3 8 * a u f n i m m t u n d w e i t e r e n t w i c k e l t ; s . u . V . 3 . 3 . 2. b .

258 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

t e n I s r a e l s b e z o g e n e n H a n d e l n s J a h w e s durch ein a l l e i n der " H e i l i g u n g " s e i n e s " N a m e n s " vor den " V ö l k e r n " tes Handeln

ess

historical

"(t)he m o t i f of G o d ' s c o n c e r n for his name

the l o g i c a l link b e t w e e n I s r a e l ' s p ast survival, 260 j u d g m e n t and f u t u r e s a l v a t i o n " dar

4.4.

bestim-

proc259 of G o d ' s n a m e " ,

... m o v e d by the c e n t r a l c o n s i d e r a t i o n

und s t e l l t

orientier-

vor, wie es dann für die Z u k u n f t I s r a e l s

mend w i r d . I n s o f e r n ist in der Tat " I s r a e l ' s

an

...

present

Zusammenfassung

Die D a r s t e l l u n g

der V e r g a n g e n h e i t

I s r a e l s in Ez 20

zeigt

e i n e n g e g e n ü b e r Kap 5; 16 und 23 d e u t l i c h v e r ä n d e r t e n t i o n e l l e n R a h m e n . Das S c h w e r g e w i c h t

der

lung l i e g t hier ganz auf der " U r s p r u n g s " g e s c h i c h t e die s e l b s t b e r e i t s zur " S c h u l d g e s c h i c h t e " t i v e des G e s c h i c h t s e n t w u r f s

ist die der

die G e s c h i c h t e des K u l t - Z e n t r u m s

w i r d . Die

20 g l e i c h s t r u k t u r i e r t e , nen G e s c h i c h t e gierende

An die

Stelle

von Kap. 5; 16 und 23 t r e t e n in Ez periodisierte

" P h a s e n " der

vergange-

übergreifende

in ihrem i n t e r n e n A b l a u f s c h e m a

" R e g e l n " des G e s c h i c h t s a b l a u f s

sprüchlichen

Perspek-

Kult-Zentren)

I s r a e l s , die in i h r e r A b f o l g e

Entwicklungstendenzen,

Israels,

"Volksgeschichte";

(bzw. der

I s r a e l s w i r d dieser e i n - und u n t e r g e o r d n e t . der G e s c h i c h t s - " E p o c h e n "

in G e s t a l t

" M o t i v e n " des H a n d e l n s J a h w e s e r k e n n e n

Die den G e s c h i c h t s p r o z e ß

konzep-

Geschichtsdarstel-

in der D a r s t e l l u n g

und 23 b e s t i m m e n d e , r e g e l h a f t e

Abfolge

von

konfli-

von

wider-

lassen.

von Kap. 5; 16 menschlicher

S c h u l d , g ö t t l i c h e m Zorn und G e r i c h t im S i n n e e i n e s von

der

Korrelation

Jah-

von H a n d e l n J e r u s a l e m s / I s r a e l s

wes u m g r i f f e n e n und in K r a f t g e s e t z t e n

und H a n d e l n

Tat-Ergehen-Zusammen-

h a n g s w i r d in Ez 20 d u r c h k r e u z t und r e l a t i v i e r t wes H a n d e l n b e s t i m m e n d e n

von dem

Motiv der S o r g e um s e i n e n

Jah-

"Namen".

259 L u c , T h e o l o g y , 139. 260 So m i t R e c h t Luc, a . a . O . , 142 g e g e n R a i t t s ( T h e o l o g y , 1 4 5 . 2 5 5 ) B e h a u p t u n g , die " H e i l s a n k ü n d i g u n g e n " im EB s e i e n wie die d e s J e r e m i a buchs durchweg unbegründet.

Die R e k o n s t r u k t i o n Im U n t e r s c h i e d

der V e r g a n g e n h e i t

zu den b i s h e r b e t r a c h t e t e n

Israels

259

"Geschichtsentwür-

fen" wird d a m i t e i n e r s e i t s die B e z i e h u n g J a h w e s zu den kern", a n d e r e r s e i t s seiner Eingriffe sprünglichen"

- dadurch

v e r m i t t e l t - die

in die G e s c h i c h t e

Initiativ-Werden

Israels

"Völ-

Beziehung

zu s e i n e m

"ur-

z u g u n s t e n des V o l k e s als

s t i m m e n d e s M o m e n t des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s n e l l e n R a h m e n seiner D a r s t e l l u n g

in den

integriert.

d a m i t eine s t ä r k e r e i n n e r e G e s c h l o s s e n h e i t ,

Diese

erhält

w e i s t aber

g l e i c h auch in h ö h e r e m Maße i n t e r n e S p a n n u n g e n

be-

konzeptio-

und

zu-

Konflikte

auf. Diese s t a r k e n M o d i f i k a t i o n e n zeptionellen Rahmens

und T r a n s f o r m a t i o n e n

l e g e n den S c h l u ß auf eine g e w a n d e l t e kommunikative

Frontstellung

Erfahrungsbasis

der A r g u m e n t a t i o n

des

erwies

und

wahr-

: A n g e s i c h t s der " F a l s i f i k a t i o n "

Prognosen eines "Totalgerichts"

der

über J e r u s a l e m / I s r a e l

- die

f r e i l i c h im E n t w u r f von Kap. 20 i n s o f e r n ihr r e l a t i v e s b e h a l t e n , als sie als P r o k l a m a t i o n e n ins Auge g e f a ß t e n den w e r d e n

des von J a h w e

(... "lßKI !) H a n d e l n s

k ö n n e n - durch die E r e i g n i s s e des J a h r e s

l i c h e n dort e n t w i c k e l t e n E i n s i c h t e n

neuer

f r u c h t b a r zu m a c h e n : Die 587 e r f a h r e n e r e l a t i v e und " V e r s c h o n u n g "

die

v e r 2s t62 an587 wesent-

und k o n z e p t i o n e l l e n

zu b e w a h r e n und für die V e r a r b e i t u n g

I s r a e l s w i d e r l e g t w e d e r die z w i s c h e n Gott und Volk

cher" Q u a l i t ä t ! Diese V e r b i n d u n g gewonnenen

von

"Bewahrung"

prophetisch

e r l a u b t es nun, "auch nach

be-

"übergeschichtli-

des F e s t h a l t e n s

an

E i n s i c h t e n mit i h r e r W e i t e r e n t w i c k l u n g

neuer E r f a h r u n g e n

Ele-

Erfahrungen

a u f g e d e c k t e S c h u l d des V o l k e s , noch z e u g t sie von e i n e r sonderen Bindung

Recht

zunächst

(8b.13b.21b)

läßt der T e x t das B e s t r e b e n e r k e n n e n , g l e i c h w o h l mente

kon-

Textes

n a h e , wie sie sich b e r e i t s aus a n d e r e n G r ü n d e n als 261 scheinlich

des

in Ez 20 g e g e n ü b e r Kap. 5; 16 und 23

einmal

angesichts

enttäuschten

(... f a l s i f i z i e r t e n ) E r w a r t u n g e n in b e g r ü n263 d e t e r W e i s e ... neue b e g r e n z t e E r w a r t u n g e n a u s z u s p r e c h e n " . Ihr R a h m e n ist

261 s . o . 3. 262 V g l . dazu a u c h u. V . 3 . 3 . 2 . a . 263 G e n a u d a r i n e r w e i s t s i c h n a c h S a u t e r ,

Grundzüge,

268

(zit.

bei

Pfül-

260 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g d u r c h die R e k o n s t r u k t i o n 29 a b g e s t e c k t :

als

"Geschichtsentwurf"

der V e r g a n g e n h e i t

Jahwe wird eingreifen,

Israels

in

20,5-

um zu v e r h i n d e r n ,

daß

sein "Name vor den A u g e n der V ö l k e r e n t w e i h t " w i r d . Dazu er zum e i n e n I s r a e l ins Land z u r ü c k f ü h r e n , auch v e r h i n d e r n ,

zum a n d e r e n

daß das Volk dort e r n e u t d u r c h sein

haftes Verhalten Jahwes

"Namen e n t w e i h t " . D a m i t sind

schulddie

G r u n d l i n i e n der A u f n a h m e und der k r i t i s c h e n K o r r e k t u r "Heils"erwartungen sen des T e x t e s

der A d r e s s a t e n in den

muß

aber

von

Restitutionsprogno-

vorgezeichnet.

5. Die P r o g n o s e der Z u k u n f t

Israels

Die b e i d e n T e i l e der Z u k u n f t s a n k ü n d i g u n g

in Kap. 20

(32-

s o l l e n hier z u n ä c h s t g e s o n d e r t b e t r a c h t e t

werden;

s o d a n n soll nach i h r e m V e r h ä l t n i s z u e i n a n d e r g e f r a g t

werden.

38. 39-44)

5.1. Die R e s t i t u t i o n I s r a e l s im Lande Die p o l e m i s c h e A u f f o r d e r u n g

(39-44)

von 39:

"Ihr aber, Haus Israel, so hat der Herr Jahwe gesprochen: Auf,dient ein jeder seinen Götzen! Danach aber, wenn ihr nicht auf mich hört, werdet ihr doch meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen mit euren 264 Opfergeschenken und mit euren Götzen!" unterstreicht gegenwärtige liten

g l e i c h zu A n f a n g des A b s c h n i t t s 3 9 - 4 4 , daß H a n d e l n I s r a e l s wie auch j e d e s e i n z e l n e n

(U'N) für die a l l e i n in der S o r g e J a h w e s um

" N a m e n " b e g r ü n d e t e Z u k u n f t I s r a e l s ohne B e d e u t u n g

das

Israe-

seinen ist:

ler, T h e o l o g i e , 86) " ( t ) h e o l o g i s c h e s R e d e n " a l s " l e b e n d i g u n d l e r n fähig"! 264 Z u r Ü b e r s e t z u n g v g l . H u l d e r , E z e k i e l XX 39, 2 3 6 ; G r e e n b e r g , 3 7 4 . F o h r e r , 115 i n t e r p r e t i e r t den S a t z ... » V « D'yni» D D J ' N D K a i s S c h w u r s a t z (vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 190: " p o s i t i v m i t b e t e u e r n d e m A k z e n t " ) , "but t h e o a t h p a r t i c l e s are 'm 1* p l u s f i n i t e v e r b , n o t 'm 'yn p l u s participle" (Greenberg, 374).

Die P r o g n o s e der Z u k u n f t Selbst Fremdgätterkult

Israels

261

auf S e i t e n I s r a e l s w i r d J a h w e s

"Namen"

n i c h t m e h r in G e f a h r b r i n g e n können. Denn J a h w e w i r d die seinen

"Ruf" u n t e r den V ö l k e r n so b e d e u t s a m e B i n d u n g

G o t t , Volk und Land

(vgl. 36,20!) w i e d e r h e r s t e l l e n

(20,40-

42) und sich so "vor den A u g e n der V ö l k e r als h e i l i g sen"

(m?

ni.: 41; vgl. 28,25; 3 6 , 2 3 ; 3 8 , 1 6 ;

für

von erwei-

39,27).

Insofern fügt sich 39 in seiner in M vorliegenden Gestalt nahtlos in die Argumentation des Textes ein. Gleichwohl empfinden offenbar zahlreiche neuere Kommentatoren wie schon G "scruples to put such strong words ... into God's mouth" 2 6 5 und korrigieren den Satz n a y 13"7 1'irtJ WH zu 266 einer Aufforderung, den Götzendienst zu beseitigen . Doch besteht zu einer Korrektur des Textes keine Veranlassung, da M sowohl verständlich ist als auch in jedem Fall die lectio difficilior bietet. Der a u f f ä l l i g e B e f u n d ,

"daß die Z u s a g e J a h w e s z u n ä c h s t

3 . p e r s . über das Haus I s r a e l g e s p r o c h e n ist

(40aba), um

in dann

in 4 0 b ß . 4 1 f f w i e d e r in die d i r e k t e Rede der v o r h e r g e h e n d e n 267 Verse zurückzufallen" , ist v e r m u t l i c h auch als Indiz d a für zu w e r t e n , über

"daß 40aba

als g r u n d l e g e n d e r

Gottesspruch

'das Haus I s r a e l268 ' mit e i n e m g e w i s s e n N a c h d r u c k

g e h o b e n w e r d e n soll"

. Wahrscheinlich

über h i n a u s auch eine D i f f e r e n z i e r u n g

z w i s c h e n dem

s c h e n " , d u r c h die Ä l t e s t e n r e p r ä s e n t i e r t e n sprochenen,

und dem " i d e a l e n " ,

vgl. 11,15; 36,10)

"ganzen"

s o f e r n die

deln J a h w e s ;

bei-

Kontinuität

Restitution

des V o l k e s n i c h t in s e i n e n g e g e n w ä r t i g e n H a n d l u n g e n scheidungen

ange-

n 7 l *73 ;

Zwischen

den G r ö ß e n b e s t e h t ein V e r h ä l t n i s g l e i c h z e i t i g e r Diskontinuität,

dar-

"empiri-

und in 39

(n"73 V N T W

"Haus I s r a e l " b e a b s i c h t i g t .

und D i s k o n t i n u i t ä t :

heraus-

ist hier aber

und

Ent-

b e g r ü n d e t ist, s o n d e r n a l l e i n im s o u v e r ä n e n

Han-

Kontinuität,

s o f e r n die g e g e n w ä r t i g e n

des " a l t e n " I s r a e l vom "neuen" j e d e n f a l l s n i c h t ausgeschlossen

Glieder

explizit

sind.

2 6 5 H u l d e r , a . a . O . , 236 A n m . 9 . 266 V g l . die b e i Z i m m e r l i , 437 und L i w a k , P r o b l e m e , schläge . 267 Z i m m e r l i , 4 5 7 . 268 E b d .

189 r e f e r i e r t e n

Vor-

262 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

Die durch die Voranstellung von 39 unterstrichene Pointe der Restitutionsprognose, die Unabhängigkeit der Zukunft des "Hauses Israel" von seinem und seiner Angehörigen gegenwärtigem Verhalten, schließt weder die Annahme aus, daß alle, die der polemischen Aufforderung zum Götzendienst in 39 (noch) folgen, (später doch) zum "neuen Israel" gehören werden, noch ihr Gegenteil. Sie läßt so verschiedene Möglichkeiten der Konkretisierung der Erwartung offen. Logisch ist mit ihr sowohl die Prognose einer "Transformation" Israels im Land (43f) als auch die eines 269 "Läuterungsgerichts" vor dem Einzug ins Land (33ff) kompatibel K o n s t i t u t i v e s E l e m e n t der R e s t i t u t i o n I s r a e l s ist Herausführung "im L a n d e "

aus den V ö l k e r n und L ä n d e r n

(40), auf dem "Boden

k o m m t die E r m ö g l i c h u n g ligen Berg" Jahwes

(41) und

(iltnN) I s r a e l s "

eines neuen Opferkultes

seine Sammlung

(42). auf dem

('»"TP Iii) , dem "hohen Berg I s r a e l s "

Hinzu "hei("in

"7N-M' D11I1: 40) . Die Bedeutung der Rückführung ins Land für die Restitution Israels270und seines Gottesverhältnisses unterstreicht das Wortspiel DJHN DP Y1N2 Das Verb HYT stellt hier eine Verbindung zwischen Land (IHN) und Kult her: Es kann - wie dann in 41 - das göttliche "Wohlgefallen" angesichts ihm dargebrachter Opfer bezeichnen. Der Text entspricht dabei aber weder "der priesterlichen Kulttheologie, wo rsh ni. (Lev 1,4; 7,18; 19,7; 22,23.25.27) und räsön (Ex 28,38; Lev 1,3; 19,5; 22,19.20.21.29; 23,11; vgl. Jes 56,7; 58,5; 60,7 u.ö.) als termini technici erscheinen" noch "der prophetischen Polemik gegen diese priesterliche sog. Anrechnungstheologie (Jer 14,10.12; Hos 8,13; Am 5,22; Mi 6,7; Mal 1,8.10.13; räsön Jer 271 6,20 ...)"

völlig. Das - unbedingt schon als "priesterlich" anzuspre-

chende? - Interesse an der Wiedereinrichtung eines Opferkultes ist gebrochen und relativiert durch das "prophetische" Bewußtsein geschichtlicher Bedingtheit der Möglichkeit solchen Kultes.

269 V g l . u . 5.3. 270 G r e e n b e r g , 375. Das F e h l e n von \ n i Q in G, L und S ist kein hinreic h e n d e r G r u n d , es a l s " v e r d e u t l i c h e n d e G l o s s e " ( Z i m m e r l i , 4 3 7 ) zu streichen. 2 7 1 G e r l e m a n , A r t . ilül, 8 1 2 . L i w e k s ( P r o b l e m e , 191) B e h a u p t u n g : " D i e S c h i l d e r u n g des z u k ü n f t i g e n G e s c h e h e n s , d a s s i c h a u f dem h e i l i g e n B e r g n a c h V . 4 0 b (vgl. V . 4 1 a ) v o l l z i e h e n w i r d , e n t s p r i c h t g a n z p r i e s t e r l i c h e m I n t e r e s s e " , ist zu p a u s c h a l .

Die Prognose

der Zukunft

Israels

263

Während die Bezeichnung des zukünftigen Kultortes als 7 Vlp Iii im EB nur hier belegt ist (vgl. Jes 11,9; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20; Jo 2,1; 4^17; Ob 16; Zeph 3,11; Ps 2,6), kommt der Ausdruck "710W' n n n in nur im EB vor (vgl. 17,23; 40,2; PI.: 34,14, und das ebenfalls nur im EB belegte Vhnö"» ' i n 2 7 2 : 6,2f; 19,9; 33,28; 34,13f; 35,12; 36,1.4.8; 37,22; 38,8; 39,2.4.17; Sg.: Jos 11,16.21). Es ist keineswegs selbstverständlich, daß diese Ausdrücke "Zion's'",hill - the temple mount -" und "Jeru273 salem" bezeichnen

. Vielmehr tritt in der "Erhöhung des neuen Tempel-

berges über das Jerusalem der geschichtlichen Tage Jerusalems ... das Element endzeitlicher (?) Überhöhung der gottfernen Gegenwart, das in Isa 2:2=Mic 4:1 seine ausdrücklichste Ausgestaltung erfahren hat, als Element der Diskontinuität besonders stark heraus. Es ist ein auch geo274 graphisch verwandelter Ort der Gottes-(Tempel-)-Stadt" . Dies bestätigt die Beobachtung, daß "Zion" im gesamten EB, "Jerusalem" - mit Ausnahme 275 der vermutlich sekundären Stelle 36,38 - im Rahmen der Restitutionsprophezeiungen nicht genannt wird. Der "hohe Berg Israels" als neues politisches (17,23) und kultisches (20,40; vgl. 40,2) Zentrum des 276 Volkes kann, muß aber nicht mit Jerusalem und dem Zion identisch sein . In dieser (kritischen) Betonung der Diskontinuität zwischen Vergangenheit 277 und Zukunft steht Ez 20 - ebenso wie der "Verfassungsentwurf" des EB - der Konzeption des Heiligtums in den "priesterlichen Heiligtumstexten" nahe, in denen es "nicht mehr das Heiligtum von Jerusalem, nicht mehr das Heiligtum der Davidsdynastie, auch nicht das Heiligtum des Zion ... vielmehr das Heiligtum des Gottes Israels für das ganze Volk Israel"

272 273 274 275 276

Vgl. dazu Zimmerli, 146f. So G r e e n b e r g , 3 7 4 f . Zimmerli, Jerusalem, 422. Vgl. Zimmerli, 882. A n s a t z w e i s e k o m m t d i e s e V e r g a n g e n h e i t und G e g e n w e r t - w i e a u c h g e o g r a p h i s c h e G e g e b e n h e i t e n - t r a n s z e n d i e r e n d e D i m e n s i o n des R e s t i t u t i o n s e n t w u r f s im EB b e i L e v e n s o n , T h e o l o g y in den B l i c k , w e n n er in s e i n e r U n t e r s u c h u n g d e r " t r a d i t i o n s b e h i n d the v i s i o n " von Ez 4 0 f f (5ff) d e n " M o u n t a i n of E z e k i e l ' s V i s i o n " z u g l e i c h "as M o u n t Z i o n " (7ff), "as t h e G a r d e n of E d e n " (25ff) und "as M o u n t S i n a i and as M o u n t A b a r i m " (37ff) b e s c h r i e b e n s i e h t . 277 S . u . V . 3 . 2 . 2 . 278 So H . U t z s c h n e i d e r in e i n e m E n t w u r f zu s e i n e r d e m n ä c h s t e r s c h e i n e n d e n A r b e i t ü b e r die " p r i e s t e r l i c h e n H e i l i g t u m s t e x t e " .

264

Die

Restitutionsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf"

An diesem neuen K u l t o r t , dessen Bedeutung das d r e i m a l i g e DK> i n 40 h e r v o r h e b t , w i r d nun I s r a e l Jahwe " d i e n e n "

( T i y ) und Jahwe von I s r a e l

Opfer " f o r d e r n "

(UTT: 4 0 ) . Ez 2 0 , 4 0 i s t d i e e i n z i g e S t e l l e im AT, an der 279 Jahwe von I s r a e l Opfer " f o r d e r t " (0TT) . Demgegenüber b e s t r e i t e t etwa M i 6 , 2 - 8 , " e i n e s t r a f f e Summierung 280 Mahnreden"

deuteronomisch-deuteronomistischer

, d i e Forderung des O p f e r s durch Jahwe. D i e beiden Aussagen

s t e h e n e i n a n d e r jedoch n i c h t s o f e r n , wie e s a u f den e r s t e n B l i c k

er-

s c h e i n e n mag. B e s t r e i t e t M i 6 , 2 f f d i e M ö g l i c h k e i t e i n e r Sühnung von " A u f s ä s s i g k e i t " und " S ü n d e " (7) durch Opfer f ü r e i n e " Z w i s c h e n z e i t der Ge-

281 schichte"

, f a ß t Ez 2 0 , 4 0 f f ü r d i e z u k ü n f t i g e R e s t i t u t i o n I s r a e l s den

O p f e r k u l t a l s Zeichen e i n e s von Jahwe aus b e r e i n i g t e n

Gottesverhältnis-

s e s i n s Auge. M i t n n i i n , Ii» W O und iwwn 282 verwendet der Text h i e r

relativ

u n s p e z i f i s c h e und a l l g e m e i n e B e g r i f f e Von den A b s c h n i t t e n im EB, d i e d i e R e s t i t u t i o n I s r a e l s zum Thema h a ben, betont 2 0 , 3 9 - 4 4 neben Kap. 4 0 - 4 8 am s t ä r k s t e n den " k u l t i s c h e n " A s p e k t , der aber auch s o n s t n i c h t ganz f e h l t , wenn etwa im Zusammenhang der W i e d e r h e r s t e l l u n g des V o l k e s von e i n e r B e s e i t i g u n g der " G ö t z e n " , 1i 8t t; e nv "g l .des3 6V, 2o5l k; e s37,23) Bd e si et a nRede d desi s tg,ö t oder t l i c h eI n tume s "i "( i1n1m ( 3 8 , 2 6und - 2 8 )dem O D O s r a"eHle i-l i gmit 284 ner i n den " K u l t t r a d i t i o n e n J e r u s a l e m s " beheimateten Metapher - a l s "Herde" der"Weide" Jahwes bezeichnet w i r d ( 3 4 , 3 1 ; v g l . Die

äußere

Restitution

den mit

einer

44):

und m i t

...2

An

illil7

erkennen, vation 'nf

'3N;

: 44),

die

Volkes des

dem a n g e k ü n d i g t e n 42.44)

sondern

seines

des

"Transformation

Handelns ein

werden

die

insbesondere in

der

im Lande

36,37f). ist

Bewußtseins" Handeln

Jahwes

Israeliten

auch Sorge

die

nun

verbun-

Israels

nicht

(?3 nur

(42-

OnyT 1 Jahwe

ausschließliche

um s e i n e n

"Namen"

dem T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g

Moti-

( lyBV

entsprechen-

Vgl. Gerleman/Ruprecht, Art. B I T , 462. Wolff, Micha, 157. A.a.O. , 158. n n n n f i n d e t s i c h im EB n o c h in 4 4 , 3 0 ; 4 5 ; 4 8 ; J l ' f N T in 4 4 , 3 0 ; 4 8 , 1 4 ; r m v n i s t nur h i e r im EB b e l e g t . nW7j7 b e z e i c h n e t g a n z a l l g e m e i n d e n T a b u c h a r a k t e r der Gabe" (Zimmerli, 4 5 8 ) . 283 Z i m m e r l i , 909 ordnet 36,24b-28 wie 28,25f "eine(r) j ü n g s t e ( n ) , sic h e r n i c h t m e h r aus d e r H a n d d e s P r o p h e t e n s e l b e r s t e m m e n d e ( n ) P h a s e der B u c h g e s t a l t u n g " ( a . a . O . , 696) zu; v g l . u. V . 3 . 3 . 2 . b . 284 K r a u s , P s a l m e n , 337 zu Ps 2 3 , 1 ; v g l . Ps 7 4 , 1 ; 7 9 , 1 3 ; 9 5 , 7 ; 1 0 0 , 3 ; Jer 23,1.

279 280 281 282

Die des

Verfahren

ninneun

Jahwes )

Diese sie

in

Die

"Erinnerung"

bereits

ni.)

ekeln" also

vielmehr

Vergangenheit

des

der 2 8 6

haben,

(D3'332

seine

erst

265

Israels

( 4 4 : DO'niV'Vyai tpyin n3'3TT3

Bewußtseins"

die

der

,

bewirkt,

Bedingungen

adäquat

erfassen

an i h r e

denen daß

O n i W I : 43).

Vergangenheit

V o r a u s s e t z ung

I s r a e l s , wie 285. vorweggenommen wurde

Israeliten mit

ist

Vergangenheit

prophetisch

(T3T)

(O'an , n W y )

(xnP

Zukunft

Israel

Rekonstruktion

20,5-29

"Taten"

macht

neue

der

ausschließt.

eine

selbst

mit

"Transformation

für

nigt"

Prognose

sie Die

nicht her,

sie

"verunrei -

sich

"sich

vor

sich I s r ae l s

Restitution

vergessen;

unter 287

denen

un d

"Wege"

sie

s t e11t

Israel

kann

E i n e 2 0 , 4 2 - 4 4 v e r g l e i c h b a r e " T r a n s f o r m a t i o n des B e w u ß t s e i n s " im menhang der R e s t i t u t i o n I s r a e Ol sD O kündigen im EB auch 1 1 , 1 6 - 2 0 ; und 37,21-24- ( v g l . 6 , 8 - 1 0 ) an einem aus e i n e r " E r i n n e r u n g " selbst"

seine Zusam-

36,24-32

. I n 6 , 9 und 3 6 , 3 1 i s t wie i n 2 0 , 4 3 von (13T) I s r a e l s r e s u l t i e r e n d e n " E k e l v o r

sich

(l?1|7 n i . + 0 ' 3 3 2 + S u f f . ) d i e Rede. Während e s d a b e i aber i n

3 6 , 3 1 wie i n 20,43 um d i e E r i n n e r u n g an das eigene Handeln i n der V e r g a n g e n h e i t g e h t , h e i ß t es i n 6 , 9 : " E u r e Entronnenen werden s i c h meiner

(sc.

Jahwes) e r i n n e r n . . . " Zudem hat d i e s e r Prozeß nach 2 0 , 4 3 und 3 6 , 3 1 im Lande, nach der Rückführung durch Jahwe, nach 6 , 9 dagegen i n der Z e r s t r e u u n g s t a t t . A l s " T r a n s f o r m a t i o n des B e w u ß t s e i n s " i s t er

ausdrücklich

g e k e n n z e i c h n e t , wo er a l s " H e r z "

Israeliten

(2"7) und " G e i s t "

( f l l l ) der

285 Die Z u k u n f t w i r d a l s o die p r o p h e t i s c h e P r o g n o s e n i c h t n u r i n s o f e r n b e s t ä t i g e n , a l s sie e i n t r e t e n l ä ß t , w a s d e r P r o p h e t a n g e k ü n d i g t h a t (vgl. Dtn 1 8 , 2 1 f ) , s o n d e r n a u c h , i n d e m sie ein a l l g e m e i n e s B e w u ß t s e i n s c h a f f t , in d e s s e n R a h m e n die p r o p h e t i s c h v o r w e g g e n o m m e n e R e k o n s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s a l l g e m e i n e v i d e n t w e r d e n k a n n . I n d e m so - z u m i n d e s t in A n s ä t z e n - "die H i s t o r i z i t ä t des e i g e n e n Verstehens mitverstanden wird" (Schaeffler, Geschichtsphilosophie, 95) , z e i g t d e r T e x t e i n e n h ö h e r e n R e f l e x i o n s g r a d a l s die b i s h e r b e s p r o c h e n e n G e s c h i c h t s e n t w ü r f e des EB. 286 Zur P a r a l l e l i s i e r u n g d i e s e r A u s d r ü c k e vgl. 1 4 , 2 2 f ; 2 4 , 1 4 ; 3 6 , 1 7 . 1 9 . " S i e e n t s p r i c h t den (z.T. dtr) J e r e m i a t e x t e n , in d e n e n D ' D T T (bzw. i n ) und D ' ^ y n (vgl. 4 , 1 8 ; 7 , 3 . 5 ; 1 7 , 1 0 ; 1 8 , 1 1 ; 2 3 , 2 2 , 2 5 , 5 ; 2 6 , 1 3 ; 3 2 , 1 9 ) z u s a m m e n a u f t r e t e n w i e in den d t r S t e l l e n Ri 2 , 1 9 und S a c h 1,4.6" (Liwak, Probleme, 191). 287 Die n e u e " E r i n n e r u n g " ist d e s h a l b m e h r a l s "nur die d u n k l e F o l i e , a u f der s i c h das g e g e n w ä r t i g e S e i n I s r a e l s in s e i n e r B e s t i m m t h e i t d u r c h das n e u e T u n J a h w e s e r h e b t " ( S c h o t t r o f f , G e d e n k e n , 1 5 2 ) ; sie ist konstitutives Homent des "neuen Seins" Israels! 288 Zur r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n E i n o r d n u n g s . u . V . 3 . 2 . 3 . a . / 3 . 3 . 2 . a ./b .

266

Die

Restitutionsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf" poq

b e t r e f f e n d e s Geschehen e n t f a l t e t w i r d ( 6 , 9 ; 1 1 , 1 9 ; 36,26)

. Folge d i e -

s e r T r a n s f o r m a t i o n , d i e auch a l s " R e i n i g u n g " durch Jahwe b e s c h r i e b e n werden kann ("liiD: 3 6 , 2 5 . 2 9 ; 3 7 , 2 3 ) , i s t - a l s Konsequenz des w i e d e r h e r g e s t e l l t e n , mit der " B u n d e s f o r m e l "

( 1 1 , 2 0 ; 36,28) umschriebenen G o t t e s v e r -

h ä l t n i s s e s - neben e i n e r B e s e i t i g u n g der " G ö t z e n "

(11,18; 36,25;

e i n e r n e u e r t e r Wandel i n Jahwes " S a t z u n g e n und Rechten" ( 1 1 , 2 0 ; 3 7 , 2 4 ) . Es f ä l l t a u f , daß 2 0 , 4 0 f f s o l c h e F o l g e n n i c h t

37,23) 36,27;

ausdrücklich

nennt.

5.2.

Das

Wie Bezug

Gericht

39-44 auf

in

das

in

39

der

"Wüste

nimmt

Handeln

in

bzw.

32

der auch

Völker" dieser

bestimmte

(32-38) Abschnitt

zunächst

Handlungsabsichten

Isra-

els : "Was da i n eurem G e i s t a u f s t e i g t , s o l l a u f keinen F a l l geschehen

-

daß i h r nämlich s a g t : Wir wollen/werden s e i n wie d i e V ö l k e r , wie d i e S i p p e n der Länder, indem w i r Holz und S t e i n d i e n e n . " 290 Trotz a l l e r Interpretationsprobleme w i r d man s a g e n nen,

daß

kunft und

Israels

32 wie von

Erwartungen

Das als

auch

"König-Sein"

HDIDB/ n n n n

-

seinem

u.a.

-

eigenen

die

Unabhängigkeit

Handeln,

seinen

kön-

der

Zu-

Absichten

betont.

zukünftige

ausgerecktem

39

Handeln über

Arm u n d il'iwa

Jahwes

Israel

wird

(DD'"7y

ausgegossenem )

in

33

") 1 "7DN ) Zorn"

programmatisch "mit

(yillll

starker ilpTn

Hand,

T 1

angekündigt.

Neben 17,16 (wo es s i c h a u f den i r d i s c h e n König b e z i e h t ) i s t

diese

S t e l l e der e i n z i g e B e l e g des Verbs n"7n im EB. Im V e r g l e i c h mit anderen 291 a t l . Aussagen über d i e K o n i g s h e r r s c h a f t Jahwes , i n deren "Zusammenhang ( . . . ) o f t a u s d r ü c k l i c h Jahwes Hinwendung zu seinem V o l k h e r a u s g e 292 stellt

(wird)"

, f ä l l t i n Ez 20,33 d i e f ü r I s r a e l b e d r o h l i c h e Dimension

des K ö n i g - S e i n s Jahwes a u f . D i e Aussage " s t e h t

289 290 291 292

Vgl. Wolff, Anthropologie, 57ff. S.o. 3.3. V g l . S o g g i n , A r t . "I^U , 9 1 4 f f . L i w a k , P r o b l e m e , 186.

. . . i n der Ü b e r l i e f e r u n g

Die

Prognose

der

Zukunft

Israels

267

S i n g u l a r da mit der n e g a t i v e n Bestimmung des V e r h ä l t n i s s e s Jahwe - V o l k Israel"293. Nun f e h l t zwar im EB e i n w e i t e r e r Beleg des V e r b s "ftn mit Jahwe a l s S u b j e k t , doch k ü n d i g t 3 4 , l l f f im B i l d des " H i r t e n " e b e n f a l l s d i e K ö n i g s 294 h e r r s c h a f t Jahwes Ober s e i n V o l k f ü r d i e Zukunft an . Auch h i e r b e i n h a l t e t s i e e i n G e r i c h t s h a n d e l n Jahwes am V o l k ( 1 7 - 2 2 ) , das a l l e r d i n g s e r s t nach der Sammlung I s r a e l s aus den Ländern und der H e r e i n f ü h r u n g Land I s r a e l Mährend

(13f) in

sehen" Kap.

statthat.

Kap.

nigsherrschaft

34

durch

Hoffnungen

20 m i t der

für

schaft

Jahwes

die

Erwartung

Jahwe

kritisch

seiner

tonung

ins

allem

der

Ausübung

Anschein

nach

gegenübergestellt

traditionsgeschichtlich

Israel

bedrohlichen

an d i e s e

selbst

Kö-

wird

,

tritt

singulären

Dimension

geknüpften

seiner

" m2 e9 5s s i a n i -

der

Be-

Königsherr-

"Heils"erwartungen

entgegen. D i e z u r D a r s t e l l u n g d i e s e r b e d r o h l i c h e n Dimension gebrauchte Formel ilJlQö n n r u i i l ' l U l y n m

n^rn T>a, d i e i n 34 w i e d e r h o l t w i r d , i s t

in

i h r e n e r s t e n beiden G l i e d e r n - z . T . noch e r w e i t e r t - r e l a t i v h ä u f i g b e legt

( v g l . Dtn 4 , 3 4 ; 5 , 1 5 ; 1 1 , 2 ; 2 6 , 8 ; J e r 3 2 , 2 1 ; Ps 1 3 6 , 1 2 ) , wobei d i e

Verbindung mit dem Exodus f ü r 296 den d t n . / d t r . b e e i n f l u ß t e n r e i c h t y p i s c h zu s e i n s c h e i n t

Literaturbe-

. E i n z i g i n J e r 2 1 , 5 i s t Jahwes

"ausge-

r e c k t e Hand" und s e i n " s t a r k e r Arm" gegen I s r a e l g e r i c h t e t und d i e Formel e r g ä n z t mit "717A I X j m n n n i l 1N21. H i e r z e i g t s i c h wie i n Ez 2 0 , 3 3 f p r o p h e t i s c h e Brechung " h e i l s " g e s c h i c h t l i c h e r

Traditionen.

Durch den H i n w e i s a u f den " a u s g e g o s s e n e n " Zorn Jahwes wie auch das d r e i m a l i g e USB» n i . i n 3 5 f i s t der A b s c h n i t t 3 2 - 3 8 a l s

Gerichtsankündi-

gung g e k e n n z e i c h n e t . Die Zukunft u n t e r s c h e i d e t s i c h von der Vergangenh e i t d a r i n , daß Jahwe s e i n e n Zorn nun n i c h t mehr z u r ü c k h a l t e n w i r d ! 3 4 f s c h i l d e r t den " n e u e n E x o d u s " dern in a n t i t y p i s c h e r Entsprechung Ägypten 297 . " D a s E i g e n t ü m l i c h e der

293 Ebd. 294 V g l . S o g g i n , A r t . iiyT, 7 9 3 f . B e z e i c h n u n g J a h w e s als e i n e s 'König' ist" (a.a.O., 793). 295 S . u . V . 3 . 3 . 2 . C . 296 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 8 6 f . 297 Vgl. Zimmerli, Exodus.

a u s den V ö l k e r n und L ä n zum " a l t e n E x o d u s " a u s Ausgestaltung

des

Auszugs-

"In v i e l e n F ä l l e n i s t d e u t l i c h , daß die H i r t e n V a r i a n t e zum T i t e l (.) m a & l e e k

268 D i e

Restitutionsprophezeiung

themas"

liegt

digung zugs

dabei

"im

als

"Geschichtsentwurf"

betonten

Einweben der Gerichtsverkün298 in die Exodusterainologie" . E r s t e S t a t i o n des A u s -

ist

nun d i e

entsprechend "Wüste

der

der

"Wüste

Völker"

des

Landes

Ägypten"

(36)

(34).

Der Gedanke, I s r a e l müsse nocheinmal i n die Wüste zurück, e r i n n e r t an Hos 2 , 1 6 f f . Er " t r i t t dort dem noch im Lande b e f i n d l i c h e n Volk drohend a l s M ö g l i c h k e i t des G e r i c h t e s über das i n Kanaan sattgewordene

(Nord-)

I s r a e l entgegen", e n t h ä l t aber z u g l e i c h "auch die Verheißung e i n e r neuen Liebesgemeinschaft Jahwes" mit I s r a e l , " a u s der es dann wieder zu e i n e r 299 Beschenkung mit Weinbergen (im Lande) kommen kann" . D a r i n , daß Ez 2 0 , 3 2 f f die Wüste a u s s c h l i e ß l i c h a l s Ort des G e r i c h t s v e r s t e h t , geht der Text über Hos 2 , 1 6 f f h i n a u s . Der Ausdruck "Wüste der V ö l k e r " i s t

dabei

eine i n A n a l o g i e zum " e r s t e n " Exodus "ganz schematisch g e b i l d e t e Neuprä„300 gung" 37-39 kündigen e i n " G e r i c h t " i n der "Wüste der V ö l k e r " an, in

dem J a h w e

die

•>2 D ' y u i a n l sondern"

)

(na)

dem G e r i c h t Dagegen

in

der

druck

es

wird.

Wüste

so

und

Land aus

in

die

der

"Wüste

Beobachtung:

es

(O'ninn

dem V o l k

ausdrücklich

des "Ein

Landes

"ausmit

Ägypten".

Scheidungsge-

w i r d , h a t J a h w e an d e n V ä t e r n 301 vollzogen" . So e n t s t e h t d e r E i n -

nicht

"neuem"

"Rebellischen"

beschrieben

gleichzeitiger

"altem"

ins

36 p a r a l l e l i s i e r t

freilich hier

und

dem E i n z u g

an d e n V ä t e r n

steht

richt, wie

"Abtrünnigen" vor

Kontinuität

und D i s k o n t i n u i t ä t

zwischen

Exodus.

Von großer Bedeutung f ü r das V e r s t ä n d n i s des A b s c h n i t t s i s t die I n t e r p r e t a t i o n des t e x t k r i t i s c h

problematischen S a t z e s 38b: D3I1K T I N a m

n ' H i l m u n i . Gegen d i e h ä u f i g v e r t r e t e n e Emendation nach G (xaii e£aa£oü 302 303 lSyäs ev api-Syif) i s t , wie n e u e r l i c h Greenberg eingehend begründet hat, an M a l s der l e c t i o d i f f i c i l i o r f e s t z u h a l t e n und zu übersetzen: " I c h werde euch i n d i e B u n d e s - V e r p f l i c h t u n g b r i n g e n " . " A l t e r " und " n e u e r "

2 9 8 B a l t z e r , E z e c h i e l , 8. 299 Z i m m e r l i , 4 5 4 . 3 0 0 Z i m m e r l i , 4 5 5 f . " T e r m i n o l o g i s c h w i r d die A n a l o g i e a u c h d u r c h d a s W o r t p a a r K ' X 1 n - « ' I i i u n t e r s t r i c h e n , d a s in 2 0 , 3 4 f m i t 2 0 , 1 0 k o r r e s p o n d i e r t " (Liwak, P r o b l e m e , 3 1 3 A n m . 2 6 0 ) . 3 0 1 B a l t z e r , E z e c h i e l , 8. 3 0 2 V g l . Z i m m e r l i , 4 3 7 ; L i w a k , P r o b l e m e , 188; d o r t s i n d w e i t e r e E m e n d a tionsvorschläge referiert. 303 Greenberg, MSRT HBRYT.

Die

Prognose

der

Zukunft

Israels

269

Exodus entsprechen einander auch i n diesem Punkt: Wie Jahwe den Vätern i n der Wüste s e i n e "Satzungen und Rechte" gegeben hat ( 1 1 ) , wird er I s r a e l i n der "Wüste der V ö l k e r " i n d i e " B u n d e s - V e r p f l i c h t u n g " b r i n g e n wobei der "Bund" ä h n l i c h wie d i e K ö n i g s h e r r s c h a f t Jahwes durch m w i einen s i c h e r n i c h t a l l z u f r e u n d l i c h e n B e i k l a n g e r h ä l t . Wie der e r s t e n Generat i o n I s r a e l s aufgrund i h r e r Verschuldungen der Einzug i n s Land verwehrt b l i e b ( 1 5 ) , so wird er es auch f ü r d i e i n der "Wüste der V ö l k e r " aus I s r a e l ausgesonderten s e i n . Der

entscheidende

Exodus

besteht

nun d a r i n ,

bundenen

Gericht

rer,

nicht

die

Unterschied

Land

tive

wird:

Individuen liegt die

innerhalb

dabei

genau

Israeliten

in

der

Ton d i e s e r

Israel licht

ein

zeigt

-

gerade

Zu e i n e r tung". v.a. mu

genaues

solchen

Das

in

im n i .

29;

betreffenden

darauf,

kommt e s

als

daß der

Lev "neue

qualitative

nach

um d a s s e l b e

der

112,

Verb

ermög-

Lev

27,33 305 Auslese

Wortfeld

und 1 U

wie

beschriebenen

ganz

"Bundes-Verpflich-

, zeigt, geht

- wie

dessen

1112

läßt

lassen"

schon erst

Jahwe

liegt

Exodus"

hindurchgehen

eine

auf Jahwes

Wenn

27,32),

aber

überschneidet "Reinigung"

Generation

Handeln

beinhaltet

38 g e b r a u c h t e

zwi-

hindurchgehen"

33,13;

dem S t a b

auch

mehr

zu einem

zielenden

dem S t a b

Jer

u n d d e n D e r i v a t e n3 0 6"la,

weitgehend 37,23

"unter vgl.

verde-

of r e t r i b u t i o n , collec304 each o c c u p a t i o n " . Der

to

Kollektiv

Zählen,

"Läuterungsgericht"

einer

innerhalb

"Bundes-Verpflichtung":

"Unter

nicht

nun n i c h t

Kollektivs

Aussage

betrifft.

letzterem

des

37a;

"neuem"

und A u s s o n d e r u n g

der

zunächst

(Dawn nnn -uy h i . :

und

systems

correspond

von einem das

"altem"

dem m i t

werden,

sondern

"Two d i s t i n c t

and i n d i v i d u a l ,

Übergang

in

Scheidung

geführt

schen zwei G e n e r a t i o n e n , vollzogen

daß d i e

vollzogene

ins

zwischen

daß es bei

-

mit

bei

der

in

sich dem

-

von

diesem 36,25.

"Transformation

des

304 A d a m i a k , J u s t i c e , 8 1 . 3 0 5 A n d e r s G r e e n b e r g , M S R T H B R Y T , 42, der d a n n j e d o c h vor der S c h w i e r i g k e i t s t e h t , daß s o w o h l in 3 7 a a l s a u c h in 38 v o n e i n e r "selection 1 1 d i e R e d e i s t . S e i n e B e h a u p t u n g , daß 38 "is ... an e l a b o r a t i o n (and a r e t u r n to t h e t o p i c ) of v 3 7 a " (42) i s t e i n e - a n g e s i c h t s der in 3 7 f eindeutig vorliegenden ProgreBtempora äußerst fragwürdige - Verlegenheitsauskunft. 3 0 6 V g l . M a a s s , A r t . lilD, 6 4 8 .

270

Die

Restitutionsprophezeiung

Bewußtseins" nämlich,

unter

den

"Entweihung" Verschuldungen Kontinuität

an

Exodus der

Im B i l d

sie

der

wie

durch

sind

unter

kann,

denen

ihn

sogleich

Jahwe

im

darum seinen

Israels potentielle

wieder

zwischen

"Namens"

v o n 37 i s t

hatte,

durch

gleichermaßen

seines

des " H i r t e n s t a b e s "

Thema

Restitution

ohne

Israeliten

demnach

zum

eine

Diskontinuität

Heiligung

"Geschichtsentwurf"

20,43f

schaffen,

sichern

den.

"neuem"

zu

Völkern

neue

wes

wie

Bedingungen

"Namen" gegen

Israels,

als

zu

gefähr-

"altem"

und

Interesse

Jah-

begründet.

wiederum e i n e Berührung

A b s c h n i t t s m i t Kap.

34 z u e r k e n n e n .

nigs

ni3"7n 132B»). Zudem k ö n n t e i n 021!» d a s d r e i m a l i g e üDK»

(vgl.

ni.

Ps 4 5 , 7 :

Ü b e r i D i n 02V

von 3 5 f n a c h k l i n g e n . T

könnte

(n 1in)

gende ' l i n n

mwi assoziiert

(38)

an.

DIU i s t

aber auch A t t r i b u t

dieses

(Spr 22,15; 7

sein.

n 13 k l i n g t

- Eine erstauliche

Fülle

vgl.

des

23,13;

13,24)

wiederum an das

und D i c h t e

von

Kö-

fol-

Wort"spie-

len"!307 S o f e r n das " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " von 2 0 , 3 3 f f 308

stellen,

i m EB n e b e n 3 4 , 1 0 n o c h 1 3 , 2 3 und 1 7 , 2 0 f f

wo v o n e i n e r

Das

Die

die on

Verhältnis

Abschnitte

nicht in

Lande

32-38

5-29

zutage

"Namens"

und

schließt

dieser

in

stärker

32-38

seiner

und

39-44

Beide

indem

und

Jahwes

mindestens

32-38

wären ihm

er

durch

das

widersprechen

eine

eine

eine

307 Vgl. G r e e n b e r g , MSRT H B R Y T , 308 B a l t z e r , E z e c h i e l , 9.

der

des

macht.

aus

43.

Einzelnen

im

"Entweihung"

zurückgekehrten In

"Transformation" des

der

E x i l s s i t u a t i Israels

neuerliche

Handeln

einander Prozeß,

Restitution

Transformation

Zusammensetzung

einen

Widersprüche

unwahrscheinlich

Prozeß

Un-

39-44

eine

zugleich

sein

als

zu

ist.

schildern

getretenen

auflöst,

herbeiführt

Volkes

lich

von

kontradiktorisch.

Israels

des

d u r c h J a h w e d i e Rede

Volkes

zur Seite

R e t t u n g d e s V o l k e s a u s d e r Hand d e r f ü r

h e i l Verantwortlichen

5.3.

"Befreiung des

v e r s t a n d e n werden kann,

von seinen unwürdigen Gliedern" Vergleichstexte

als

beiden Israels

Kollektivs (es

wird

Fällen ein

-

hinsichtdurch

Die P r o g n o s e Ausscheidung

der Z u k u n f t

der O ' T i n und D ' y u i D

ker eine T r a n s f o r m a t i o n

g e r e i n i g t ) , in 39-44

aller einzelnen Israeliten

w u ß t s e i n " w i r d d u r c h die R e k o n s t r u k t i o n neu b e s t i m m t ) . Entsprechungen

beide

haben

beide

zwischen 32-38

zu m a c h e n s c h e i n t : Sind

die " A b t r ü n n i g e n "

"Be-

Abschnit-

und

daß j e d e r d i e s e r A b s c h n i t t e den

weils anderen überflüssig "Transformation

(ihr

EB.

Der E i n d r u c k e i n e r g e w i s s e n S p a n n u n g

eine

stär-

Vergangenheit

komplementär. Schließlich

in a n d e r e n T e x t e n des

39-44 e n t s t e h t d a r a u s , c h e n d 32-38)

ihrer

In d i e s e r H i n s i c h t e n t s p r e c h e n

te e i n a n d e r s o z u s a g e n

271

Israels

einmal

je-

(entspre-

"ausgesondert",

scheint

des B e w u ß t s e i n s " , wie sie in 3 9 - 4 4

be-

s c h r i e b e n ist, n i c h t mehr nötig zu s e i n . W i r d u m g e k e h r t s p r e c h e n d 39-44) miert",

das " B e w u ß t s e i n " aller I s r a e l i t e n

"transfor-

könnte d i e s e r P r o z e ß im G r u n d e doch auch die

n i g e n " mit e i n s c h l i e ß e n ,

(ent-

"Abtrün-

deren in 32-38 d a r g e s t e l l t e

"Ausson-

d e r u n g " d a m i t ü b e r f l ü s s i g w ü r d e . So s c h e i n t sich in der

Tat

der S c h l u ß a u f z u d r ä n g e n , daß "V.32ff ... als K o r r e k t i v zu 309 V . 3 9 f f k o n z i p i e r t " ist und " e x p r e s s i s v e r b i s eine i n k l u s i 310 ve H e i l s k o n z e p t i o n a b ( . ) l e h n t " Dazu ist j e d o c h z w e i e r l e i zu b e d e n k e n : Fortsetzung

(1) 32-38 ist

von 1 - 3 1 e b e n s o g u t v o r s t e l l b a r wie 3 9 - 4 4 .

als Beide

A b s c h n i t t e e n t h a l t e n T o p e n , die s o l c h e n aus dem e r s t e n von Kap. 20 k o r r e s p o n d i e r e n .

Von daher w ä r e es

d e n k b a r , daß 3 9 - 4 4 ein n a c h t r ä g l i c h e s ven" H e i l s k o n z e p t i o n

Kor rektiv 311

von 3 2 - 3 8 d a r s t e l l t

der

und

(a) wer zum

des O r a k e l s als " A b t r ü n n i g e r "

(b) daß keiner der g e g e n w ä r t i g e n

aber

einer

die Rede sein kann. Dies

nur dann der Fall, w e n n f e s t s t ü n d e , der Ä u ß e r u n g

"exklusi-

. (2) Es ist

s c h o n zu f r a g e n , ob in Bezug auf 32-38 z u r e c h t von "exklusiven Heilskonzeption"

Teil

genausogut

wäre

Zeitpunkt

anzusehen

"Abtrünnigen"

ist,

die

l i c h k e i t hat, zum Z e i t p u n k t des a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t s

Mögzu

309 L i w a k , P r o b l e m e , 1 4 9 . 310 A . a . O . , 193. 311 So w i r d d e n n s u c h g e l e g e n t l i c h 3 9 - 4 4 als s p ä t e r e Z u f ü g u n g b e t r e c h t e t ; vgl. M e s s e l , E z e c h i e l f r a g e n , 84; van d e n B o r n , 1 2 9 f f ; W e v e r s , 1 5 1 . 1 5 8 . Die von L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 2 f f a u f g e f ü h r t e n s t i l i s t i s c h e n Unterschiede zwischen 32-38 und 39-44 sind nicht signifikant genug, um die P r i o r i t ä t von 3 9 - 4 4 b e g r ü n d e n zu k ö n n e n .

272 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g den " N i c h t - A b t r ü n n i g e n " Orakel

als

"Geschichtsentwurf"

zu g e h ö r e n , d.h. in R e a k t i o n auf

"umzukehren".

Diese Voraussetzungen 312 dem T e x t g e r a d e n i c h t h e r v o r

g e h e n aber

So ist es i m m e r h i n m ö g l i c h , 32-44 als e i n h e i t l i c h pierten Textabschnitt

aus

konzi-

zu v e r s t e h e n . Dies w ü r d e b e d e u t e n ,

die aus der A n a l y s e der V e r g a n g e n h e i t

gewonnene

daß eine mit einem T r a n s f o r m a t i o n s p r o z e ß für k o n k r e t e E r w a r t u n g e n

T e i l von Kap. 20

nebeneinanderstellt,

Gerade

verschiedene

w ü r d e er dann

diesen

S p i e l r a u m o f f e n h a l t e n . D a m i t könnte der Text s e i n e n t e n z u g l e i c h d e u t l i c h m a c h e n , daß die R e s t i t u t i o n von ihrem e i g e n e n H a n d e l n g r u n d s ä t z l i c h

Restitu-

Spielraum

und P r o g n o s e n o f f e n l ä ß t .

d a d u r c h , daß der p r o g n o s t i s c h e

daß

Überzeugung,

verbundene

t i o n I s r a e l s d u r c h J a h w e zu e r w a r t e n ist, e i n e n

Möglichkeiten

das

Israels

unabhängig

44), und daß doch für ihr i n d i v i d u e l l e s G e s c h i c k

Adressaist

im

(39-

Zusammen-

hang d i e s e r R e s t i t u t i o n des K o l l e k t i v s ihre R e a k t i o n auf prophetische

Orakel nicht gleichgültig

ist

D i e s e r e l a t i v e O f f e n h e i t des E r w a r t u n g s r a u m e s

erwächst

aber k o n s e q u e n t aus der A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s : Die

Sorge

J a h w e s um die " H e i l i g u n g " s e i n e s N a m e n s "vor den A u g e n V ö l k e r " n ö t i g t ihn zu e i n e r R e s t i t u t i o n einer

"Transformation"

der

I s r a e l s im L a n d e

des V o l k e s , die eine n e u e r l i c h e

Lande a u s s c h l i e ß t . W i e J a h w e diese T r a n s f o r m a t i o n extrapolieren

ist aus V e r g a n g e n h e i t

und

"Ent-

w e i h u n g " des N a m e n s J a h w e s d u r c h s c h u l d h a f t e s V e r h a l t e n bewerkstelligt,

das

(32-38) .

im

konkret

und G e g e n w a r t

nicht

- wohl aber, daß J a h w e bei seinem H a n d e l n

zu

mit

(^Nlf7

n72),

son-

dern auch an j e d e m e i n z e l n e n s e i n e r A n g e h ö r i g e n

(üi'N)

inter-

I s r a e l nicht nur an d i e s e m als K o l l e k t i v 313 e s s i e r t ist

. Daß d i e s e b e i d e n

"Ebenen" des

göttlichen

H a n d e l n s in Bezug auf I s r a e l sich in der k o n k r e t e n n i c h t ohne j e d e S p a n n u n g

zueinander

Erwartung

fügen, l i e g t in der

Na-

312 E r s t r e c h t k e i n e n A n h e l t am T e x t hat die B e h a u p t u n g , daß das " V e r h e i ß u n g s w o r t " 3 9 - 4 4 "für die in v . 3 2 A n g e r e d e t e n k e i n e G ü l t i g k e i t h a t " ( B a l t z e r , E z e c h i e l , 11). 3 1 3 S . o . 4.1.

Die Prognose der Zukunft

Israels

273

314 tur der Sache

. Gegenüber literargeschichtlichen

schlüssen ist von daher m.E. Vorsicht

5.4.

Rück-

geboten.

Zusammenfassung

Mit seiner A n k ü n d i g u n g der H e r a u s f ü h r u n g Israels aus den Völkern und seiner H e r e i n f ü h r u n g ins Land nimmt Ez 20 offen315 bar Erwartungen seiner A d r e s s a t e n auf . D a b e i läßt der Text a l l e r d i n g s das Bemühen erkennen, trotz der daß sich die in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

Erfahrung,

des EB

artikulier-

te Erwartung eines "Totalgerichts" Jahwes an Israel

nicht

erfüllt hat, dort gewonnene G r u n d e i n s i c h t e n und - e r k e n n t n i s se zu bewahren, aufzunehmen und produktiv w e i t e r z u e n t w i k 316 kein

. Daraus erwächst eine kritische R e l a t i v i e r u n g

M o d i f i k a t i o n der im Grundsatz a u f g e n o m m e n e n

und

"Heils"erwartun-

gen der A d r e s s a t e n des Textes. Daß - wie die R e k o n s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t Israels in 5-29 h e r a u s g e s t e l l t hatte - die Sorge Jahwes um seinen men vor den Augen der Völker" den letztlich

"Na-

entscheidenden

Motor des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s darstellt, u n t e r s t r e i c h e n Zukunftsprognosen

von 32-44, indem sie die

der R e s t i t u t i o n Israels vom Verhalten des V o l k e s G l e i c h g ü l t i g , ob Israel wird "wie die Völker" we durch O p f e r g a b e n zu versöhnen versucht Jahwe im Land "dienen"

die

Unabhängigkeit betonen:

(32) oder Jah-

(39) - Israel w i r d

(40)! Die Sorge Jahwes um seinen

"Na-

men" als alleiniges Motiv der R e s t i t u t i o n Israels hat weiter zur Folge, daß zu dieser eine t i e f g r e i f e n d e

"Transformation"

des Volkes als konstitutives Moment h i n z u g e h ö r t : So wird der Ankündigung der Rückkehr die eines " S c h e i d u n g s g e r i c h t s " der "Wüste der Völker"

(33-38) vor- und die einer

mation des B e w u ß t s e i n s " Israels

Damit

Unabhängig-

keit der Restitution Israels als Ganzem von seinem 314 Vgl. auch U.V.3.2.4.C. 315 Vgl.o. 3.1. 316 Vgl.o. 4.4.

"Transfor-

(43-44) n a c h g e s t e l l t .

gelingt es zugleich, trotz der g r u n d s ä t z l i c h e n

in

Verhal-

274 Die Restitutionsprophezeiung

als

"Geschichtsentwurf"

ten, den einzelnen Israeliten gleichwohl vor die Entscheidung zu stellen, ob er sich in die ihm kundgemachten Absichten Jahwes mit Israel einfügen, oder als "Abtrünniger" vom neuen Israel ausgeschlossen werden will. Die Kommunikationssituation des Textes wird damit zu einer den Anfängen der drei Phasen der vergangenen Geschichte des Volkes entsprechenden Entscheidungssituation. Anders als damals steht nun freilich nicht das Geschick Israels als Kollektiv, sondern das der einzelnen Israeliten zur Disposition. Hier liegt ein entscheidendes Moment der Diskontinuität im Geschichtsablauf, in dem sich ansonsten - wie v.a. in der Abfolge der Handlungsorte deutlich wird - Vergangenheit und Zukunft weitgehend

entsprechen.

Die voranstehenden Analysen zu Ez 20 haben versucht, den Text als einen traditionsgeschichtlich

höchst

eigenständigen

"Geschichtsentwurf" deutlich und verständlich zu machen. Gleichwohl zeigte er in seiner argumentativen

Frontstellung

und Auseinandersetzung auch Berührungen mit traditional vorgeprägten Vorstellungskreisen und Konzepten, v.a. mit der "dtn,/dtr." und der "priesterlichen"

Traditionsströmung.

Abschließend soll im folgenden Exkurs die Frage nach der traditionsgeschichtlichen Einordnung des Textes noch einmal zusammenhängend aufgenommen und diskutiert werden. Gerade im Vergleich mit mehr oder weniger nahestehenden Konzepten kann das Geschichtskonzept von Ez 20 dabei zusätzlich an Profil gewinnen. EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen

Einordnung von Ez 20

Die Einzelanalysen zu Ez 20 haben eine Reihe von Anklängen an Formulierungen und konzeptionelle Elemente aus der "dtn./dtr." wie auch aus der "priesterlichen" Traditionsströmung zutage gefördert. Während eine "priesterliche" Prägung der Sprach- und Gedankenwelt für das EB insge317 , gilt dies nicht in gleichem Maße für die

samt charakteristisch ist

317 S. z . B . Z i m m e r l i , 7 0 * f f ; v . a . 79*: "P ( s c h ö p f t ) aus d e m g r o ß e n S t r o m p r i e s t e r l i c h e r T r a d i t i o n (...), a u s dem a u c h d a s W o r t des P r i e s t e r p r o p h e t e n E z e c h i e l (in e i n e m f r ü h e r e n Z e i t p u n k t ) s i c h g e n ä h r t h a t " .

E X K U R S : Zur t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n

Einordnung

275

"dtn./dtr." Elemente. Deshalb postuliert R.Liwak eine dtr. Bearbeitung des EB, die auf priesterliche Kreise zurückgehe, und deren Niederschläge er neben Ez 2,2b-3,ll; 5,4b-17; 6; 11,14-21 auch in Kap. 20 zu erkennen meint 3 1 8 . Nun haben sich in der Analyse von Ez 20 auch z.T. erhebliche Unterschiede zur dtn./dtr. Gedankenwelt gezeigt, so daß sich in den meisten Fällen eher die Annahme einer kritischen Rezeption dtn./dtr. Traditionselemente nahelegte als die einer traditionsgeschichtlichen Abhängigkeit des Textes von diesem Traditionsbereich. So stellt sich die Frage: Ist Ez 20 aufgrund seiner Berührungen mit der dtn./dtr. Traditionsströmung dieser traditionsgeschichtlich - trotz aller Kritik im Einzelnen - einzuordnen, oder ist der Text eher als Produkt der Auseinandersetzung mit und Abgrenzung von diesem Traditionsbereich zu begreifen? Es ist ein Verdienst der Untersuchung liwaks, daß sie den wirkungsgeschichtlichen Aspekt in die Diskussion dieses Problems einbezieht, indem sie "die Beispiele postezechielischer Bearbeitung im Zusammenhang exi319 lisch-nachexilischer Uberlieferungen" untersucht. Liwak betrachtet dabei "die außeralttestamentlichen Überlieferungen ..., in denen das dtr Geschichtsverständnis in Entsprechung zu den dtr Texten des Ezechielbu320 ches artikuliert ist" . Was aber ist "das dtr Geschichtsverständnis"? Hier verweist Liwak auf "(d)as von O.H.Steck aus den gesamten dtr Texten 321 eruierte Strukturmuster" , aus dem sich s.E. "folgendes Schema abstrahieren (läßt)" 322 : "A: Heilssetzung Jahwes B: Ungehorsam des Volkes C: Gericht Jahwes" 0 ". Dieses Schema, über dessen Signifikanz man in Anbetracht seines hohen Abstraktionsgrads streiten könnte, erwies sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung als Grundmuster der "Geschichtsentwürfe" in Ez 5,5-17;

318 319 320 321 322 323

Vgl. auch Fohrer, H a u p t p r o b l e m e , 148ff; Lang, Ezechiel, 77ff. Hurv i t z ' (Study) V e r s u c h , n a c h z u w e i s e n , daß P ä l t e r ist als E z e c h i e l b z w . das EB, ist kaum g e g l ü c k t . Vgl. Liwak, Probleme, zusammenfassend 205ff. Liwak, Probleme, 194(ff). A . a . O . , 194. A . a . O . , 2 0 7 ; v g l . S t e c k , I s r a e l , l l O f f ("Die a l t t e s t a m e n t l i c h - s p ä t jüdische Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e des dtr. G e s c h i c h t s b i l d e s " ) . Liwak, Probleme, 214. A.a.O., 215.

276 Die Restitutionsprophezeiung als "Geschichtsentwurf" 16,1-43 und 23,1-30 (von denen die beiden letztgenannten kaum "dtr." Provenienz sein dürften) - allerdings nicht bezogen auf das Volk Israel, sondern auf die Stadt Jerusalem. Es zeigte sich, daß es in Kap. 20 nicht einfach "auf einzelne Geschehnisphasen aufgeteilt wird, die zyklisch 324 wiederkehren" , sondern durch ein Handeln Jahwes "um seines Namens willen" durchbrochen wird. Mährend Liwak sein "dtr. EB" in der Rekonstruktion der Vergangenheit Israels in voller Übereinstimmung mit dem dtr. Traditionsstrom in seiner ganzen Breite sieht, schreibt er ihm "eine wesentliche Strukturveränderung325 in der Konzeption die auf die Zukunft des Volkes bezogen ist" zu. Diese Konzeption skizziert er - in Fortschreibung des bereits genannten Schemas - folgendermaßen: "D: Einsicht des Volkes E: Heilssetzung Jahwes F: Gehorsam des Volkes G: Integres Verhältnis Jahwe-Volk"326. (Topos D findet sich allerdings nach Liwak nur in Ez 6,9f.) Die "wesentliche Strukturveränderung" in der Prognose gegenüber dem dtr. Traditionsbereich besteht nun darin, daß "(d)er Gedanke einer Gehorsamsforderung als Bedingung des Heils ( ) im Ezechielbuch aufgegeben (scheint), 3 0 7 weil für den Verfasser das Handeln Jahwes unverfügbar ist (vgl. 2,5)" Diese Strukturveränderung ist nun - zumal wenn man sie, wie an Kap. 20 gezeigt, in ihrem konzeptionellen Zusammenhang betrachtet - in der Tat wesentlich und signifikant. Sie bedeutet nicht nur eine fundamentale Innovation gegenüber der dtr. Traditionsströmung - sie hat in ihr auch keine Wirkungen gezeitigt. Dies soll am Beispiel einiger der von Liwak angeführten Texte kurz demonstriert werden. Dan 9,4-19 ist nach O.H.Steck, dem sich Liwak anschließt, "(v)om dtr G(eschichts-)B(ild)qog... im ganzen wie in den einzelnen Wendungen durch und durch geprägt" . Der an das ">nvi iyn"7 von Ez 20 erinnernde Appell, Jahwe möge um seinetwillen ("pyn1?: 17 (txt.em.) .19) handeln, wird hier unterstrichen durch den Hinweis, der Name Jahwes sei über seiner Stadt

324 E b d . 325 Ebd. 326 A . a . O . , 2 1 6 . 327 Ebd. 328 S t e c k , I s r a e l ,

114.

EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen

Einordnung

277

(und seinem Volk) ausgerufen (18.19). Er ist funktional gleichwertig mit dem Appell an Jahwes Erbarmen (D'lim): "Nicht im Vertrauen auf unsere Gerechtigkeitserweise (!) legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen" (18). Hier ist der Argumentation mit dem "Namen" Jahwes, wie sie sich in Ez 20 fand, die Spitze abgebrochen. Jahwes Sorge um seinen "Namen" wird nicht nur zu einem ihm von Israel vorgehaltenen Motiv seines Handelns - was in der Sicht von Ez 20 selbst schon an Unverschämtheit grenzen muß -; sie ist seiner Bindung an das Volk gerade nicht mehr entgegengesetzt. - So werden konzeptionelle Innovationen des EB in "dtr." Rezeption "domestiziert" und entschärft! Zu dem sowohl von Dan 9 als auch vom "dtr. Geschichtsbild" beeinfluß329 ten Text Bar 1,15-3,8 bemerkt Liwak: "Die Kongruenz zu den dtr Aussa330 gen des Ezechielbuches ist frappierend" (vgl. v.a. Bar 2,29f mit Ez 2,4f; 3,7). Doch zeigt sich auch hier eine von Ez 20 charakteristisch abweichende Konzeption des "Namens" Jahwes: Dieser ist nach Bar 2,15 "über Israel und seinem Stamm", nach 2,16 Ober den Tempel "ausgerufen". Der Appell in 3,5: "Denk nicht mehr an die schlechten Taten unserer Väter, sondern denk jetzt an deine Hand und deinen Namen", erinnert zunächst an Ez 20,44 - nur daß dem dortigen Kontext entsprechend von den eigenen Taten der Beter die Rede sein müßte. Bar 3,7: "Wir haben unser Herz abgekehrt von aller Bosheit unserer Väter ...", beschreibt ein Handeln, das Ez 20,30 bei seinen Adressaten vermißte, doch wenn Bar 3,8 sogleich weiterführt: "Siehe, wir sind noch heute in den Ländern unserer Verbannung, in die du uns versprengt hast ... entsprechend (xaxa) allen schlechten Taten unserer Väter ...", entspricht dies eher einer im EB durchweg bestrittenen Konzeption als der von 331 Ez 20. Dagegen bekennt der Beter von Tob 3,1-6 in 5 seine eigene Schuld, 332 die er mit der seiner Väter zusammenschaut (3). Die in Tob 13,1-18 entfaltete Prognose aber mag dem "dtr. Geschichtsbild" entsprechen seine "wesentliche Strukturveränderung" im EB vollzieht sie jedenfalls nicht nach. Liwak meint zwar: "Expressis verbis ist ... die Sammlung durch Jahwe nicht an die Umkehr des Volkes gebunden" - ergänzt aber so-

329 330 331 332

Vgl. Liwak, Probleme, 195ff; Steck, Israel, 115f. L i w a k , P r o b l e m e , 197. Vgl. Liwak, Probleme, 194f; Steck, Israel, 113. Vgl. Steck, Israel, 147ff.

278 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

als

"Geschichtsentwurf"

gleich selbst: "wohl aber die generell verstandene Zuwendung Jahwes"

333

Die Vorstellung , daß Jahwe "züchtigt" und doch "auch wieder Erbarmen hat" (2: yaaxi/yoC xaii eXeeC ; 5: uaaTYN l"7yn von 17,20bß. Es d ü r f t e deshalb a l s

redaktionelle

Ergänzung anzusprechen s e i n , d i e d i e F u n k t i o n von Kap. 18 u n t e r s t r e i c h e n soll,

zu z e i g e n , daß das i n Ez 17 und 19 Zedekia angekündigte

Unheil

abwendbar gewesen wäre: Weder das Handeln s e i n e r Vorgänger noch s e i n eigenes s c h u l d h a f t e s V e r h a l t e n verwehrten ihm g r u n d s ä t z l i c h d i e M ö g l i c h keit einer Darüber

"Umkehr"! hinaus

17,22-24

ins

Jojachins

-

wird

-

begründet

Auge der

Herrscher

gefaßte

ja

im

18,1-20

die

Möglichkeit,

EB n i r g e n d s

als

im n e u k o n s t i t u i e r t e n

von

der

Redaktion

daß

ein

Nachkomme

"gerecht" Israel

in

dargestellt 336 kann

sein

335 Z i m m e r n , 110*. 336 Vgl. Hitzig, 121. - In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch von Interesse, daB der das Handeln des gerechten Vaters wie das seines gerechten Enkels zusammenfassende Ausdruck nj7"TXl UO0I1 ilOy (18,5.19: vgl. 21.27) "defines the divine and royal Standard of conduct" (Greenberg, 343, Hervorh. T.K.; vgl. 343f).

Das

Auch

in

dieser

zwischen

17

Hinsicht

und

19

"ältere

liegt

EB"

die

im I n t e r e s s e

357

Einordnung

der

von

Redaktion

Kap.

des

18

"älteren

EB" . Interpretation

Diese schöpft aus.

freilich

Sie

stellt

retischen" tion

Gehalts

konkreter

gelesen

den nur

zeigt

von

Ez

18

Sachgehalt

seiner

18

literarischen

des

Textes

Möglichkeit

eine

der

Argumentation

geschichtlicher Kap.

im

einen

keineswegs

Anwendung auf

Prozesse

höheren

Kontext

die

dar.

voll

des

"theo-

Interpreta-

Für

sich

selbst

Abstraktionsgrad:

" E s i s t m ü ß i g , h i e r etwa nach den g e s c h i c h t l i c h e n G e s t a l t e n z u s u c h e n , welche i n d e r F o l g e o r d n u n g : G e r e c h t e r - U n g e r e c h t e r - G e r e c h t e r

ge-

meint s e i n k ö n n t e n ( H ö l s c h e r , 1 0 3 f . : J o s i a , s e i n e d r e i g o t t l o s e n Söhne J o a h a s , J o j a k i m , Z e d e k i a , s e i n frommer E n k e l J o j a c h i n ; Cooke erwägt d a r ü b e r h i n a u s d i e F o l g e H i s k i a - Manasse - J o s i a ) . Der ganze A u f r i ß i s t n i c h t von der Geschichte

(im S i n n e e i n e s bestimmten G e s c h e h e n s , 337 T . K . ) , s o n d e r n von d e r R e c h t s k a s u i s t i k h e r g e d a c h t " Diese

relative

rischen in

Unabhängigkeit

Kontext

erlaubt

vorliterarischen

Parallele

in

Rückfrage

literarische erst

einmal

der hier

zunächst

die

-

ohne

beiden

18,21-32//33,10-20

(1)

Ez

18,1-20

ist

terisieren,

für

das

Adressaten,

die

in

den

von

nach

Anschein

Argumentation

und

stitutiv

Rückfrage

damit

Einheitlichkeit für

Textes

seinem

seiner

Kommunikationszusammenhängen.

33,10-20

Eigenständigkeit diese

die

des

die

Ez

18

getrennt als

18,21ff

erweckt,

zitiert

werden

die

(3)

18,1-20

unternommen

mit

soll

über

vorwegzunehmen

-

(1)

werden.

"Disputationswort"

Rede

die

relativen

Entscheidung

Auseinandersetzung

direkter

Funktion Da

einer

Argumentationsgänge

(2)

formal

von

von eine

litera-

zu

charak-

Meinungen (2.19)

der

kon-

ist.

Im V e r g l e i c h z u anderen T e x t e n d i e s e s T y p s f ä l l t h i e r a u f , daß " t h e 338 d i s p u t a t i o n speech i s e x t e n d e d " . Den e i g e n t l i c h e n K e r n d e r A r g u m e n t a t i o n b i l d e n d i e a u f d i e E i n l e i t u n g ( 339 l - 2 a ) f o l g e n d e " Q u o t a t i o n " (2b) und i h r e "Programmatic R e f u t a t i o n " (3-4) . Dieser Argumentationskern i s t

337 Zimmerli, 397. 338 Graffy, Prophet, 58. 339 A.a.O., 60.

358

Versuch

einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

340 erweitert um eine "Refutation (in three parts)" in 5-18 und den Ab141 Schluß in 19-20 mit "Rejoinder and Reply" . Für das V e r s t ä n d n i s Rekonstruktion dersetzt,

der A r g u m e n t a t i o n

der G e g e n p o s i t i o n ,

des T e x t e s ist

m i t d e r er s i c h

die

auseinan-

entscheidend.

Hier muß es v.a. um den Sinn des Maschal in 18,2 gehen, der "eine 342 Schlüsselr'olle für das Verständnis des Kapitels 18 spielt" . Das Sprichwort "Väter essen saure Trauben, und/aber die Zähne der Söhne werden stumpf" (nj-»nj7n D ' ] n 'JB/1 I M l"73N> IlUK) wird auch in Jer 343 31,29 (im Rahmen eines gemeinhin als "dtr." angesehenen Abschnitts ) zi344 tiert

- ein Indiz dafür, daß es sich wirklich um ein im Land umlaufen-

des "geflügeltes Wort" handelt. Seine Bedeutung geht aus der im Rückblick auf die "Fallstudie" in 5-18 formulierte Frage von 19: "Warum trug nicht der Sohn mit

an der Schuld des Vaters?" (liyi i m NI93 N7 yin

1NH klar hervor: Die Folgen Handelns346 reichen - auch wo dies )nicht offen zutage liegt menschlichen - in einer "Familie" mit regelhafter Notwendigkeit über die Grenzen der Generationen hinaus; die Söhne haben 347 an der Schuld ihrer Väter mitzutragen . Diese (vermeintliche) Erfahrung, "daß die Strafe eines Menschen seine nächste Umgebung, also zunächst seine Familie, in Mitleidenschaft zieht", ist "auch der Weisheit

340 34a 342 343

A.a.O., 61. A . a . O . , 63. Schenker, Trauben, 456. V g l . K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 214 m i t A n m . 24; v g l . j e t z t a u c h die d i f f e r e n z i e r t e A n a l y s e v o n Jer 3 1 , 2 7 - 3 4 b e i L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 2 f f . 344 T r o t z u n t e r s c h i e d l i c h e r T e m p u s s t r u k t u r (Jer 3 1 , 2 9 : 1 P 1 i V j N H 1 2 N ,., " V ä t e r h a b e n s a u r e T r a u b e n g e g e s s e n . ..") h a b e n b e i d e A u s s a g e n d e n s e l b e n S i n n : Sie b e z e i c h n e n e i n e n g e n e r e l l e n S a c h v e r h a l t , w i e s c h o n d u r c h die I n d é t e r m i n a t i o n von n i 3 N an b e i d e n S t e l l e n und D ' i l in J e r 3 1 , 2 9 d e u t l i c h w i r d (Ez 1 8 , 2 u n t e r s t r e i c h t m i t d e m d e t e r m i n i e r t e n D T 12il im N a c h s a t z , daß es s i c h um N a c h k o m m e n d e r im V o r d e r s a t z g e n a n n t e n " V ä t e r " h a n d e l t ) . Ez 1 8 , 2 b e t o n t m i t dem z w e i m a l i g e n y i q t o l s t ä r k e r die G e n e r a l i t ä t d e r A u s s a g e , w ä h r e n d J e r 3 1 , 2 9 m i t der A b f o l g e von q a t a l u n d y i q t o l die z e i t l i c h e R e l a t i o n des H a n d e l n s der V ä t e r und d e s E r g e h e n s der S ö h n e h e r v o r h e b t . 3 4 5 Da a u ß e r 1 8 , 1 9 f ( l i y i NÏIJ) im EB i m m e r 11y NKI3 s t e h t , i s t m i t e i n e m B e d e u t u n g s u n t e r s c h i e d d e r b e i d e n A u s d r ü c k e zu r e c h n e n : 1 1 y i NEU b e z e i c h n e t in e i n e m s p e z i e l l e r e n S i n n e als lly NPi das Hit-Tragen an einer Schuld (anders z.B. Greenberg, 332). 3 4 6 Im S i n n e der h e b r ä i s c h e n vgl. z.B. J e n n i , A r t . n ' 3 , 3 1 1 f ; Wolff, Anthropologie, 310. 347 V g l . S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 7 .

Das " ä l t e r e bekannt" hen"

349

348

EB"

359

. "In diesem Zusammenhang ist auch Ex 20,5; 34,7 zu verste-

(vgl. auch Dtn 5,9f; Num 14,18) 350 .

Welche Stellung beziehen nun die Gegner des Propheten zu dem Sachverhalt, auf den sie mit dem Maschal von 18,2 Bezug nehmen? "Fast einhellig vermuten die Kommentatoren von Schroeder (1873) bis Zimmerli hinter der Redensart eine frivole, freche oder zynische Gesinnung und Kritik an der Gerechtigkeit Jahwes ... Allein Hitzig (1847), dem sich Schenker anschließt, versteht die Redensart aus dem Kontext von 18 und der parallelen Stelle 33,10-20. Darin äußert sich keine Kritik, es wird vielmehr eine schlichte Erfahrungstatsache festgestellt ..," 3 5 1 Daß das Sprichwort sich nicht kritisch auf den von ihm bezeichneten Sachverhalt bezieht, legt sich in der Tat nicht nur von der Überlegung her nahe, daß "Sprichwörter ... meistens keine kritische Funktion haben, sondern eher neutral und ohne Werturteil der Welt Lauf, wie er eben ist, 352 in eine Sentenz einfangen" , sondern erscheint auch deshalb wahrscheinlich, weil es im Text kein Indiz dafür gibt, daß hinter 2 und 19 verschiedene Positionen stünden. Dies aber müßte andernfalls angenommen werden, denn die Frage von 19 setzt voraus: "Schwierig und erklärungsbedürftig ist nicht die Bestrafung der Nachfahren mit der Schuld ihrer Vorväter, sondern umgekehrt: Schwierig und der 353 Erklärung bedürftig ist die Straflosigkeit der Söhne schuldiger Väter!" Dagegen muß es fraglich erscheinen, ob das Zitat von 18,2(.19) in seinem Sinn mit dem in 33,10 zitierten Wort übereinstimmt. Die Argumentation von 33,10-20 hat ihre Parallele in 18,21ff und ist gegenüber 18,1-

3 4 8 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 217 (mit e i n i g e n B e i s p i e l e n ) . 349 Ebd. 350 M ö g l i c h e r w e i s e i s t die F o r m u l i e r u n g in Ex 2 0 , 5 ; Dtn 5,9 i h r e r s e i t s von Ez 18 b e e i n f l u ß t : "The a d d i t i o n of t h e p h r a s e 'to t h o s e w h o h a t e 3 m e ' (1 S o n ' ä y ) , s h o u l d ... be c o n s t r u e d as an a t t e m p t by t h e D e u t e r o n o m i c e d i t o r of t h e D e c a l o g u e to r e c o n c i l e t h i s old f o r m u l a (poqed ca c c v Y ec —c v o n 'abot al-banim al-sillesim v a l - r i b b e im) w i t h a m o r e r e f l e c t i v e a p p r o a c h to t h e e t h i c a l r e s p o n s i b i l i t y of t h e i n d i v i d u a l f o u n d in l a t e r p r o p h e t i c t e x t s (Jer. 3 1 : 2 9 ; E z e k . 1 8 ) a n d e m b o d i e d in t h e a c t u a l a d m i n i s t r a t i o n of j u s t i c e ( D e u t . 2 4 : 1 6 cf. 2 K i n g s 1 4 : 6 ) " ( B l e n k i n s o p p , A b r a h a m , 124 m i t V e r w e i s a u f P h i l l i p s , D e u t e r o n o m y , 164f; Mayes, Deuteronomy, 326). 3 5 1 F u h s , 9 4 f ; vgl. den F o r s c h u n g s ü b e r b l i c k b e i S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 1 f f u n d K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 210 m i t A n m . 2. 352 S c h e n k e r , T r a u b e n , 457 (mit H i n w e i s a u f J o l l e s , F o r m e n , 1 5 0 f f ) . 353 S c h e n k e r , a.a.O., 457.

360

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

20 relativ selbständig. Vordergründig scheint es sogar so zu sein, "that the .affirmation of the expungeability of a wicked past and the assurance of life to the penitent better answers to the despair expressed in 33:10 (...) than to the proverb that gave occasion to our oracle (sc. Kap. 18)"

. Die in 33,10ff bestrittene Ansicht ist mit 18,1-20 durchaus 355 vereinbar: "The people now acknowledge their sins" ! Von daher scheint sich eine Interpretation des Textes nahezulegen, die seinen Adressaten den Versuch unterstellt, ein Auseinandertreten von Handeln und entsprechendem Ergehen zur Deutung ihrer eigenen Situation (affirmativ) in Anspruch zu nehmen. Dann ergeben sich näherhin zwei Möglichkeiten, die Haltung der Gegner des Propheten zu deuten: (i) Sie meinen, von den Folgen ihres eigenen, schuldhaften Verhaltens verschont zu bleiben. Diese Interpretation vertritt Raschi, der den Maschal von 18,2 paraphrasiert: "So ist Gottes Handlungsweise: wieviele Jahre haben Judas Könige gesündigt, bevor sie (schließlich) deportiert wurden! So brauchen auch wir uns keine Sorgen zu machen, daß wir für 356 unsere Sünden bestraft werden" . Gegen diese Deutung spricht jedoch, daß in 19 nur von einem Mit-Tragen der Söhne an der Schuld der Väter die Rede ist, womit ein (mindestens partielles) Einstehen der Väter für ihr eigenes Handeln nicht ausgeschlossen ist, die den Gegnern des Propheten von Raschi unterstellte Erwartung also unbegründet wäre. (ii) So wird der Interpretation Raschis jedenfalls eine Deutung vorzuziehen sein, die die Gegner des Propheten so versteht, daß sie der Meinung sind, die Schuld ihrer Väter tragen zu müssen 357 - eine Vorstellung, die (vielleicht aus größerer Distanz formuliert ) dann auch in Klgl 5,7 zum Ausdruck käme: "Unsere Väter haben gesündigt. Sie sind nicht mehr. Wir haben ihre Schuld getragen." In diesem Sinne versteht z.B. Fohrer die argumentative Frontstellung des Textes: "Die Deportierten ... hielten die ... Katastrophe, die sie betroffen hatte, für unverdient und führten sie auf das Verhalten der Väter zurück. Denn diese sind es ja, die unreife Trauben gegessen hatten, die als Delikatesse galten; sie haben besonders unter Manasse in Reichtum

354 G r e e n b e r g , 3 3 8 (s. a b e r u. (2)!). 355 L i n d a r s , E z e k i e l , 4 6 5 . 356 Z i t . bei S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 1 . 357 V g l . K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 218 m i t A n m . 41; d e r , 161.

anders

Plöger,

Klagelie-

Das "ältere

EB"

361

und Wohlergehen geschwelgt und Jahwe dadurch erzürnt. Sie haben sich gegen ihn vergangen (cf 2 R 23,26; 24,3; Jer 15,14), aber er ... sucht die Sünde erst an den Kindern heim. Die Deportierten halten sich im Vergleich mit der Zeit Manasses für bedeutend besser und jahwetreuer, 358 so daß die Deportation sie unverschuldet getroffen hat ..." Dem Hinweis dieser Interpretation auf das Bestreben der Gegner des Propheten, Ursachen für die gegenwärtig erfahrbare Situation im Handeln vergangener Generationen zu suchen, ist m.E. voll zuzustimmen. Dieselbe Frontstellung macht nämlich ein charakteristisches Phänomen des Schuldaufweises in den Gerichtsprophezeiungen des EB begreiflich: seine zeitliche "Raffung" und In-Eins-Setzung gegenwärtiger Vergehen Israels mit 359 solchen der Zeit Manasses . Zudem gewinnt in dieser Deutung der konzeptionelle Hintergrund der Position der Gegner an Profil, ist es doch worauf v.Rad hinweist - "(d)ie dtr. Geschichtstheologie", die "diese die Generationen überschneidende Wirkung des Bösen ... als einen wesentlichen Faktor ihrer ganzen Geschichtsbetrachtung deutlich in Rechnung" stellt 3 6 0 (vgl. 2 Kön 21,10ff; 23,26; 24,2). Der Gedanke einer Haftung der Söhne für die Schuld der Väter wird im DtrG eingesetzt zur theologisehen Bewältigung der Katastrophe von 587, die damit akzeptabel wird

358 F o h r e r , 99 ( F o h r e r u n t e r s t e l l t a l l e r d i n g s d e n T r ä g e r n des M a s c h a l zugleich einen Protest gegen Jahwes "ungerecht(es)" Verfahren). Vgl. z . B . a u c h G r e e n b e r g , 3 3 9 : " E z e k i e l ' s g e n e r a t i o n ... w e r e c o n s c i o u s of t h e i r r e l i g i o u s s u p e r i o r i t y O v e r t h e i r a n c e s t o r s of t h e t i m e of M a n a s s e h a n d A m o n " , und K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 219: "Was a l s z y n i scher Angriff gegen Jahwes G e r i c h t s h a n d e l n gewertet wird, ist e i g e n t l i c h ... K r i t i k an d e n ' V ä t e r n ' " . 359 V g l . u . 3 . 3 . 1 . b . ( 2 ) . 360 V . R a d , T h e o l o g i e I, 4 0 5 ; vgl. W o l f f , K e r y g m a , 3 1 4 . 361 A l l e r d i n g s f i n d e n s i c h im D t r G a u c h A u s s a g e n , die zu d i e s e m G e d a n k e n in S p a n n u n g s t e h e n : (1) Ihm s t e h t die d u r c h g ä n g i g n e g a t i v e B e u r t e i lung der N a c h f o l g e r J o s i a s : J o a h a s (2 Kön 2 3 , 3 2 ) , J o j a k i m ( 2 3 , 3 7 ) , J o j a c h i n (24,9) und Z e d e k i a (24,19) u n v e r m i t t e l t zur S e i t e , so daß l e t z l i c h o f f e n b l e i b t , in w e l c h e m V e r h ä l t n i s die E i g e n v e r a n t w o r t u n g d e r v o n d e n K a t a s t r o p h e n der J a h r e 597 u n d 587 B e t r o f f e n e n f ü r ihr S c h i c k s a l zu d e r i h r e r V ä t e r s t e h t . (2) Ihm w i d e r s p r i c h t d e r Ez 1 8 , 2 0 n a h e s t e h e n d e R e c h t s s a t z D t n 2 4 , 1 6 , n a c h dem A m a z j a in 2 K ö n 14,6 h a n d e l t . - D i e s e z w e i t e S p a n n u n g i n n e r h a l b d e s DtrG k ö n n t e s i c h j e d o c h aus e i n e r R e z e p t i o n d e r K o n z e p t i o n von Ez 18 in der " d t r . S c h u l e " e r k l ä r e n ( v g l . o . A n m . 3 5 0 ) . A n d e r n f a l l s w ä r e Ez 18 a l s V e r s u c h zu v e r s t e h e n , die " d t r . T h e o l o g i e " d u r c h A u f w e i s und B e h e b u n g i h r e r I n k o n s i s t e n z e n zu ü b e r w i n d e n . (Vgl. etwa die v o r s i c h t i g e n Ü b e r l e g u n g e n zu Dtn 2 4 , 1 6 b e i K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 218 A n m . 4 2 . )

362

Versuch

einer

Die entscheidende liegt

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Schwäche d e r von F o h r e r v o r g e t r a g e n e n

jedoch darin,

daß s i e

Interpretation

d i e Gegner des P r o p h e t e n u n t e r den

Deportier-

t e n s u c h e n muß, w ä h r e n d n a c h 1 8 , 2 d a s S p r i c h w o r t " a u f dem B o d e n 362 O N I W n m n Vy) , d . h . i n P a l ä s t i n a u m l ä u f t . H i n z u kommt, d a ß gen,

die die Frage

18,19 äußern,

offenbar

Israels" diejeni-

"das Mittragen der S t r a f e

wol-

363 len oder g a r fordern" ken"

beurteilen

identifizieren zu l e i d e n Diesen Annahme Land das

, was man kaum a n d e r s denn a l s

k a n n , wenn man a n n i m m t ,

Schwierigkeiten

597

als

"unter

Gedan-

'Söhnen' Generation

haben"

entgangen

der

" s i c h m i t den

und d o c h u n t e r den F e h l e r n d e r v o r h e r g e h e n d e n 364

werden

Manasse

Jahwe

dadurch

nen",

sehen

in

Reichtum

Träger

m.E. mit

ihr

den

einfachsten Sprichwort Geschick,

verarbeiten

Familien

.

Nun

Maschal

Gericht

an

der 18,2

im

sondern Viel

haben,

geschwelgt

endlich,

das

mit von

wollen:

angehört

un 3d 65 Wohlergehen

haben des

am dem

eigenes

deutend

diese

erzürnt"

die

daß

nicht

Deportierten

jene

kann

werden,

Zurückgebliebene

eher

daß s i e

"absurden

den

Jahwes

die

und "Söhsich

362 F o h r e r , 97 l i e s t d e n n a u c h m i t G ( e v T O L S ui/OUS I a p a n A ) , d o c h i s t d i e s e r L e s e a r t " n i c h t zu f o l g e n , da G u o o t IopariX a u c h an a n d e r e n S t e l l e n (3,1; 4 , 3 ; 1 2 , 2 4 ; 2 7 , 1 7 ; 4 4 , 2 8 , vgl. a u c h 4 4 , 1 3 ; 4 7 , 1 3 ) g e g e n d e n in Ez ü b l i c h e n S p r a c h g e b r e u c h (...) e i n t r ä g t " ( Z i m m e r l i , 3 9 2 ) . S c h a r b e r t , S o l i d a r i t ä t , 2 2 3 A n m . 369 v e r s t e h t VN"!»' IffllK "7y im S i n n e von " ü b e r d a s Land I s r a e l " - e i n e Ü b e r s e t z u n g , die s i c h vom K o n t e x t her kaum n a h e l e g t . 3 6 3 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 212. H i e r l i e g t m . E . der e n t s c h e i d e n d e U n t e r s c h i e d in d e r F u n k t i o n d e s S p r i c h w o r t s für s e i n e T r ä g e r z w i s c h e n Ez 18,2 u n d Jer 3 1 , 2 9 . "The a u t h o r of J e r . 3 1 : 2 9 - 3 0 a g r e e s t h a t t h e p r o v erb p a i n t s an a c c u r a t e p i c t u r e of l i f e , i m p l i e s s u p p o r t f o r t h e c o m p l a i n t it e m b o d i e s a n d p r o m i s e s t h a t t h i n g s w i l l be d i f f e r e n t in t h e age to c o m e . E z e k . 1 8 , on t h e o t h e r h a n d , a s s e r t s f i r m l y t h a t h e r e a n d now t h e p r o v e r b is f a l s e and m u s t n o t be u s e d " ( J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 1 8 9 ) . Die A u f h e b u n g des m i t dem M a s c h a l b e z e i c h n e t e n S a c h v e r h a l t s w i r d o f f e n b a r v o n d e n in J e r 3 1 , 2 9 f A n g e s p r o c h e n e n eis " H e i l s w e i s s a g u n g " b e g r ü ß t , w ä h r e n d s i c h die A d r e s s a t e n von Ez 18 d e g e g e n w e h r e n (V.19)! 364 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 212. K i l p p s c h l i e ß t d a r a u s : " E i n e e r n s t h a f t e W i r k l i c h k e i t s i n t e r p r e t a t i o n h a t h i e r der A u t o r von Ez 18 s e i n e m e i g e nen V o r h e b e n a n g e p a ß t " (ebd.). 3 6 5 F o h r e r , 99. W e n n K i l p p , a . a . O . , 219 f e s t s t e l l t : "Da m i t dem B e g r i f f ' V ä t e r ' ... die E n t s c h e i d u n g s m ä c h t i g k e i t m i t s c h w i n g t , w i r d m a n an v e r f e h l t e E n t s c h e i d u n g e n d e n k e n m ü s s e n und d a m i t an die G r u p p e n , die in der l e t z t e n K ö n i g s z e i t e i n e a n t i - b a b y l o n i s c h e P o l i t i k d u r c h z u s e t zen v e r m o c h t e n " , s i n d d i e s e G r u p p e n - z u m a l in der von K i l p p a n g e n o m m e n e n E n t s t e h u n g s z e i t n a c h 587 (s. d a z u u.) - in der G o l a zu s u c h e n , n i c h t m e h r ^ i O K P H U T « *7y I

Das "ältere

EB"

363

vollenden

- und b e h a r r e n d a r a u f , daß dies so seine

Richtig-

keit habe

(18,19)! T r i f f t diese I n t e r p r e t a t i o n des

Textes

zu, fügt sich Ez 18,1-20 ü b e r r a s c h e n d lung eines G r o ß t e i l s

gut in die

der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

Frontstelim EB

gegen

eine in J e r u s a l e m u m l a u f e n d e D e u t u n g der E r e i g n i s s e des qcc

res 597 als " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " 11,3:

"(Die Stadt)

Jahwes

Behauptung

. Das Zitat in Ez

ist der T o p f , und w i r sind das

(vgl. 2 4 , 3 f f ) , i l l u s t r i e r t e x e m p l a r i s c h

"die

Fleisch"

rücksichtslose

der nach 598/7 in J e r u s a l e m G e b l i e b e n e n ,

nun das Volk J e r u s a l e m s seien rung e i n e s Z u s t a n d e s ,

Jah-

... Es ist die

daß

sie

Definitiv-Erklä-

den s o w o h l die auf die R ü c k k e h r

der

V e r b a n n t e n H o f f e n d e n wie auch der um ein noch b e v o r s t e h e n d e s G e r i c h t w i s s e n d e P r o p h e t als ein P r o v i s o r i u m a n s e h e n m ü s 367

sen"

. G e g e n diese im I n t e r e s s e der nach 597 in

Verbliebenen

liegende Geschichtsdeutung

Eigenverantwortung

Jerusalem

macht Ezechiel

der D e p o r t i e r t e n für ihr G e s c h i c k

t e n d . Dann k ö n n e n sich aber auch die Z u r ü c k g e b l i e b e n e n als v e r m e i n t l i c h

"geläutertes" Gottesvolk

die

gel-

in S i c h e r h e i t

gen; auch sie w e r d e n bei ihrer S c h u l d b e h a f t e t w e r d e n :

nicht wie"Wer

s ü n d i g t , muß s t e r b e n ! " (18,4.20). Einer A n s e t z u n g von Ez 1 8 , 1 - 2 0 ( * ) z w i s c h e n 597 und 587 3 ß 8 s t e h t bei diesem V e r s t ä n d nis n i c h t s im Wege

366 367 368 369

OßQ

Vgl.u. 3.3.1.b.(l) u.o. II.4.1.1. Zimmerli, 243. So z.B. a u c h F o h r e r , 9 9 ; v . R a d , T h e o l o g i e I, 4 0 6 f . D i e E i n w ä n d e K i l p p s ( I n t e r p r e t a t i o n , 214) g e g e n e i n e A n s e t z u n g d e s A b s c h n i t t s vor 587 w e r d e n m i t d e r hier s k i z z i e r t e n I n t e r p r e t a t i o n h i n f ä l l i g . S e i n e B e m e r k u n g : "Die A n s e t z u n g d e s S p r u c h e s (sc. Ez 18,2) in die Z e i t n a c h d e r e r s t e n D e p o r t e t i o n 597 g r ü n d e t a u f d e r C h r o n o l o g i e d e s E z e c h i e l b u c h e s (vgl. 8,1; 2 0 , 1 ) , ü b e r s i e h t j e d o c h , daß die u r s p r ü n g l i c h z u s a m m e n g e h ö r e n d e n K a p . 17 und 19 d u r c h Ez 18 g e s p r e n g t w e r d e n " , kann a l l e n f a l l s e i n A r g u m e n t f ü r den t e r m i n u s a quo der r e d a k t i o n e l l e n E i n o r d n u n g des T e x t e s in den v o r l i e g e n d e n l i t e r a r i s c h e n Z u s a m m e n h a n g , n i c h t aber für d e n s e i n e r E n t s t e h u n g e b g e b e n . Daß " a u c h J e r 3 1 , 2 9 f " , d e s s e n " K o n t e x t (Jer 3 0 , 3 ; 3 1 , 2 3 ; 3 1 , 3 8 f f . ) (...) d e s E x i l v o r a u s ( s e t z t ) " , " ( f ) ü r e i n e n U r s p r u n g des S p r i c h w o r t e s in P e l ä s t i n a n a c h d e r Z e r s t ö r u n g J e r u s a l e m s s p r i c h t " , k ö n n t e a l s A r g u m e n t nur g e l t e n , w e n n s i c h e r w ä r e , daß d e r S p r u c h n i c h t d e n V e r f a s s e r n d i e s e s T e x t e s s c h o n v o r g e g e b e n ist - w a s K i l p p j e d o c h s e l b s t a n n i m m t . Der im A n s c h l u ß an F o h r e r , 99 f o r m u l i e r t e E i n w a n d s c h l i e ß l i c h , deß der M a s c h a l "in J e r u s a l e m n a c h 597 n i c h t g u t g e s a g t w e r d e n k o n n t e , w e i l d o r t zu d e r Z e i t v i e l e m i t d e r D e p o r t e t i o n der Oberschicht profitiert hätten", wird unter Voraussetzung

364

Versuch

einer redaktionsgeschichtlichen

Die B e o b a c h t u n g e n schen K o n t e x t

zur Funktion

zeigten

allerdings,

auch für die R e d a k t i o n deutung

sein m u ß t e ,

konnte doch

eines Nachfolgers Jojachins

tualisierenden tion

des

1 8 , 1 - 2 0 die

als H e r r s c h e r

"re-lecture"

Als ein c h a r a k t e r i s t i s c h e r gesetzten

Situation

Landbewohnern

aber mit z u n e h m e n d e m Abstammungsnachweis rechtlich

Gründen

Abstand

Zug der im "älteren

372 373 374

EB"

voraus-

zwischen

Gola und 370 herausgestellt mußte

nun

von 5 9 7 / 8 7 der 371 g e n e a l o g i s c h e gewinnen . "Während in

'Vaterhaus'

nur f a m i l i e n -

ist, wird

und

es nach der

der

erb-

Katastro-

Sippenorganisation

der m i s p l h i 372 (...) zur g r u n d l e g e n , zur " g r u n d s ä t z l i -

Einheit

der B ü r g e r - T e m p e l - G e m e i n d e

6.-4. J h . v . u . Z . " 373 . Mit dem V e r w e i s

370 371

Redak-

wahrscheinlich.

des G e m e i n w e s e n s "

chein) strukturelle(n)

rum w a r e n

seine

ak-

an B e d e u t u n g

mit sich b r i n g t , a n s t e l l e

auf die

b e s t i m m t e n ni2N H ' 2 b e g r ü n d e t e n 374

ner mit einem

Kontext

einer

der B e s i t z t i t e l D e p o r t i e r t e r

(!) von B e d e u t u n g

chen von E x u l a n t e n

neukonstituier-

dieses T e x t e s durch

phe von 587, die den Z u s a m m e n b r u c h

zu einem

im

Be-

Legitimation

1 8 , 1 - 2 0 im

hat sich der K o n f l i k t

Zeit das

den Zelle im A u f b a u

Textkamplex

die A n n a h m e

um den B e s i t z des Landes

Für die L e g i t i m a t i o n

vorexilischer

man

EB", wird

aber auch noch aus anderen

literari-

EB" von b e s o n d e r e r

Betrachtet

"älteren

18 im

daß dieser

des "älteren

ten I s r a e l u n t e r s t ü t z e n . der S i t u a t i o n

von Kap.

Einordnung

Landbesitzansprü-

konnte nun von Seiten

Schuldvorwurf

gegen

im

Zugehörigkeit

der

Landesbewoh-

die b e t r e f f e n d e n

ni3N

sie denn von Jahwe ins E x i l g e f ü h r t w o r d e n ? ! )

(waund

der oben skizzierten Interpretation eher zu einem Argument für eine Ansetzung zwischen 597 und 587. S.o. 3.2.3.8. Die Bedeutung von Genealogien (vgl. dazu allgemein Wilson, Genealogy) in nachexilischer Zeit illustrieren Esr 2; 8,lff; Neh 7,6ff. Aufgelistet sind hier die nilNil '»NT (vgl. z.B. Esr 1,5; 2,68), wie hier (und z.B. auch 1 Chr 8,28; 24,31) in Abkürzung des in P gebräuchlichen terminus technicus H12N H'2 Ü/KT (vgl. z.B. Num 7,2; 17,18) formuliert wird (vgl. Jenni, Art. 2N, 7f; Müller, Art. öfO , 705f). Jenni, a.a.O., 7. Weinberg, Beit 'Äbit, 414; vgl. Ders., Agrarverhältnisse (s.Schottroff, Sozialgeschichte, 61f). Nach Weinberg, Beit 'Abot, 409 begründet die Zugehörigkeit zu einer H13N I P 2 mindestens ein "latente(s) Erbrecht".

Das der

Behauptung

ihrer In

"Väter" dieser

einer

Haftung

begegnet leisten:

des

Vaters"

-

Schuld

des

Sohnes"

(18,20)

Vater

handelt" Beweis

(18,14).

möglich

war

Verhaltens

in

die

der

"Söhne"

für

Ez

dies das und

18,1-20

die

Gola

Schuld

an

der

an

der

"ein

Vater

"all

die

... es

und n i c h t nun a b e r

Kriterien

(1) (2)

auch

geeignet

der

eines

unter

den

Sünden,

Genau

"gerechten"

und

die

desgleichen weiter

unter

"gerechten" Bedingungen

erscheinen

Landesbewohner

zu z e r s t r e u e n .

Argumen-

mit

wie

galt

Kataloge

der

nicht

wenn er

Dazu waren

Exilierten

erfüllen

-

sieht

und B e f ü r c h t u n g e n

kehrwilligen rungen

hat,

erforderlich,

Exils

Bedenken

365

Sohn t r ä g t

ebensowenig

Eben

zu s t e l l e n .

Handelns des

begangen

auch

konnte

"Ein

Schuld sein

EB"

werden.

Konfliktlage

tationshilfe

"ältere

konnte,

gegenüber diese

rück-

Anforde-

"ungerechten"

18,5-17.

S y n t a k t i s c h s i n d die Tatbestandskataloge i n 6 - 9 a . l l b - 1 3 a und 15-17a r e l a t i v l o c k e r mit dem Kontext v e r k n ü p f t . So f i n d e t der K o n d i t i o n a l s a t z i n 5 ( . . . F ' T X H ' i T ' 3 V H ) s e i n e Fortsetzung n i c h t i n 6 f f («"7 D'inn "7N ... I M

) 3 7 5 , sondern i n der D e k l a r a t i o n :

. . . H T P n ' n Nin ¡7'TX

(9b)376.

Zwischen diese beiden zusammengehörigen G l i e d e r i s t 6-9a i n e x p l i k a t i v e r 377 Asyndese zu 5 eingeschoben. Entsprechendes g i l t f ü r 10a ( l l b - 1 3 a ) 13b und 14 (15-17a) 17b. A u f f ä l l i g s i n d weiter die r e l a t i v großen U n t e r s c h i e de der d r e i Reihen i n 6-9a. l l378 b - 1 3 a und 15-17a i n Umfang und Reihenfolge der a u f g e l i s t e t e n Tatbestände . "Such V a r i a t i o n , Wevers has noted, argues against taking this list as some case of well-known Standard, 379 l i k e the Decalogue"

; s i e überrascht aber doch auch a n g e s i c h t s der

s o n s t so strengen, r e p e t i t i v e n " K a s u i s t i k " des Textes. S c h l i e ß l i c h b e s t e hen i n n e r h a l b der Reihen s e l b s t z . T . s y n t a k t i s c h e Brüche: 6 f f f o r m u l i e r t

3 7 5 D i e s w ü r d e s c h o n e u f g r u n d der T e m p u s s t r u k t u r u n w a h r s c h e i n l i c h s e i n : " W e n n e i n e r g e r e c h t i s t (il'iV : g e n e r e l l e r S a c h v e r h a l t ) , (dann) h a t er n i c h t a u f d e n B e r g e n g e g e s s e n C7DN) ..."?! Die K o m m e n t a r e v e r schleiern diesen Sachverhalt i.d.R. durch präsentische Übersetzung von 6 f f ; v g l . z . B . E i c h r o d t , 144; F o h r e r , 99; Z i m m e r l i , 3 9 1 ; F u h s , 95; G r e e n b e r g , 3 2 5 . 376 Vgl. Schulz, Todesrecht, 169ff. 377 Zu den t e x t k r i t i s c h p r o b l e m a t i s c h e n S ä t z e n 10b und IIa vgl. Z i m m e r li, 3 9 3 f u n d G r e e n b e r g , 3 3 1 . 3 7 8 V g l . die T a b e l l e b e i G r e e n b e r g , 342. 379 Ebd.

366

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

zunächst perfektisch [KW

Einordnung

... "7DN) , wechselt dann unvermittelt ins Imper-

fekt (T7il' ... ni7') , um schließlich perfektisch abzuschließen (1BB0. In llff wird eine Reihe von Perfekten ("7TA ... "73«, np*7 ... NB»3) durch das Imperfekt 2'f7 unterbrochen, während 15ff durchgängig im Perfekt formuT • 4.380 lxert ist Diese Beobachtungen sind m.E. als Indizien für eine - lebhafte und vielleicht mehrschichtige - Überarbeitung dieser Tatbestandskataloge zu werten, die ihrerseits auf aktuelle Interessen der Bearbeiter hin. .381 weist Inhaltlich weisen die aufgelisteten Tatbestände eine große Spannweite auf. Abgesehen von den allgemein gehaltenen, abschließenden Formulierungen in 9aa und 17aß zeigen nur das "Essen auf den Bergen" (6.11.15) und das "Erheben der Augen zu den Götzen (des Hauses Israel)" (6.12.15) engere Bezüge zu den gängigen Topen im Schuldaufweis der Gerichtsprophezeiungen des EB (mit Ausnahme von Kap. 22 - dazu unten!): "Die geraffte Formulierung D'inn "7V "73N ... liegt auf der Linie der kultisch-rituellen Versündigungen von 8,6 (...) und 8,16(17bß?) (...), vgl. auch die Polemik gegen die 'Berge' Ez 6. ... Das 'Aufheben der Augen zu den Götzen des Hauses Israel' ist ganz in ezechielischer Terminologie formuliert.'"il^A VN-lil' IP2 außer in 18,6.15 noch in 8,10. "7N D'J'y M M in 18,6.12.15; 382

23,27; 33,25"

. Ähnliche Vergehen werden auch in 33,25 den Landesbewoh-

nern vorgehalten, wo sich auch der Topos "Verunreinigung der Frau des Nächsten" findet (33,26; vgl. 18,5.11.15 und 22,11). Dieser bezeichnet aber schon weit stärker als jene einen Handlungsbereich, in dem sich gerade auch ein exilierter Israelit bewähren konnte.

380 Zu r e g i s t r i e r e n i s t f e r n e r ein W e c h s e l v o n S y n d e s e u n d A s y n d e s e in d e n d r e i R e i h e n , der k a u m e i n e R e g e l e r k e n n e n l ä ß t . A u f 6 a a f o l g e n z u n ä c h s t v i e r s y n d e t i s c h (mit 1) a n g e r e i h t e S ä t z e , an d i e in 7 a ß . y z w e i A u s s a g e n a s y n d e t i s c h a n g e h ä n g t s i n d . 7b (vgl. 1 6 b ) . 8 a a (vgl. 13a) und 9aot (anders 17aß) s i n d als P a a r e s y n d e t i s c h v e r b u n d e n e r S ä t z e zu e r k e n n e n . V i e l l e i c h t ist 1 5 - 1 6 , wo j e w e i l s z w e i A u s s a g e n syndetisch miteinander verknüpft sind, nach diesem Vorbild gestaltet . 3 8 1 D e r W e c h s e l von q a t a l u n d y i q t o l in 6ff u n d llff k ö n n t e s i c h e t w e a u s d e r d o p p e l t e n F u n k t i o n (s.o.) d i e s e r T a t b e s t a n d s k a t a l o g e e r k l ä r e n , die z u g l e i c h (1) a u f v e r g a n g e n e s und (2) auf e r w a r t b a r e s z u k ü n f t i g e s V e r h a l t e n z i e l t . - D e n " V e r d a c h t ..., d a s s sie (sc. " d i e d r e i l a n g e n K a t a l o g e von b ö s e n u n d g u t e n T a t e n in V . 6 - 8 , V . l l b - 1 3 a , u n d V . 1 5 - 1 7 a a n ) später eingefügt wurden", äußert auch Vogt, U n t e r s u c h u n g e n , 113. 382 Z i m m e r l i , 4 0 5 .

Das " ä l t e r e

EB"

367

Auffällig ist, wie umfangreich in den Tatbestandskatalogen von Kap. 18 das Verhalten im ökonomischen (7-8aa. 12a. 13a. 16-17aa) und rechtlichen 383 (8aß.b, auch 17aß?) Bereich berücksichtigt ist . Ist dies zunächst Indiz für eine intensive Teilnahme Deportierter "am Handels- und Gewerbe384 leben ihrer Umwelt"

, könnte es darüber hinaus weiteres Licht auf den

im "älteren EB" vorausgesetzten Konflikt zwischen Gola und Landesbewohqoc nern werfen. Für diese mußten ja die deportierten Familien der Jerusalemer Oberschicht ihre und ihrer Väter ehemalige Unterdrücker und Ausbeuter repräsentieren 386 , von deren Rückkehr nichts Gutes zu erwarten sein konnte - eine anscheinend nicht ganz unberechtigte Befürchtung, wie das Akutwerden des Problems der Schuldknechtschaft in persischer Zeit 387 zeigt

. Mit den ökonomischen Verhaltensstandards von Ez 18,5ff konnte

die Redaktion des "älteren EB" solchen Befürchtungen entgegentreten ^ nicht ohne zugleich rückkehrwillige Deportierte auf ein entsprechendes Verhalten zu verpflichten. Hierbei konnte sie offenbar auf neue "Verhaltensregeln" zurückgreifen, die sich in der Exilsituation herausgebildet hatten, um es zu ermöglichen, daß "Israel als Volk und Bundesgemeinde seine Identität behalten und ... die Grundsätze bisheriger Ethik erhalten bleiben" konnten, "(n)achdem die 'naturwüchsigen' Gemeinschaftsformen wie Sippe, Stamm, Königsvolk durch die Kriegsfolgen auseinandergebrochen waren", und "es dem spontanen Solidaritätsgefühl an klaren Bezugs388 punkten für heilwirkendes gemeinschaftsgemäßes Verhalten (mangelte)" S o l l t e nun die E i n h a l t u n g

dieser Verhaltensregeln

chen der A b k e h r der " S ö h n e " vom V e r h a l t e n m u ß t e aber auch r ü c k b l i c k e n d Maßstab

Kennzei-

ihrer "Väter"

das H a n d e l n der "Väter"

u n t e r w o r f e n w e r d e n . In d i e s e r A b s i c h t s c h e i n t

die

R e d a k t i o n des "älteren EB" Kap. 22, m i n d e s t e n s aber den s c h n i t t 2 2 , 6 - 1 2 v e r f a ß t zu 363 384 385 386

sein,

diesem Ab-

haben389.

V g l . d a z u im E i n z e l n e n Z i m m e r l i , 4 0 5 f f ; G r e e n b e r g , 3 2 9 f f . R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 67. Vgl.o. 3.2.3. Zu d e n S o z i a l v e r h ä l t n i s s e n der i s r a e l i t i s c h e n K ö n i g s z e i t und der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k an i h n e n vgl. etwa D o n n e r , B o t s c h a f t ; K o c h , Entstehung; Lang, Prophetie; Ders., Organization. 387 V g l . B a l t z e r , L i b e r a t i o n ; K i p p e n b e r g , E n t l a s s u n g , 9 1 f f ; ä l t e r e L i t e r a t u r i s t g e n a n n t bei S c h o t t r o f f , S o z i a l g e s c h i c h t e , 5 9 f f . 388 K o c h , P r o f e t e n II, 105. 389 E i n e g e n a u e A b g r e n z u n g des A n t e i l s " d e r " R e d a k t i o n am T e x t ist s c h w i e r i g . E i c h r o d t , 2 0 4 f f s i e h t 6 - 1 6 a l s W e r k von " S c h ü l e r ( n ) H e s e k i e l s " an ( a . a . O . , 2 0 6 ) , w ä h r e n d F o h r e r , 128 6 - 1 3 . 1 5 - 1 6 als s e l b -

368

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Die P a r a l l e l e n der h i e r erhobenen Anklagen zu den Tatbestandskatalogen 390 i n 1 8 , 5 f f s i n d frappierend . Dagegen sucht man " ( e ) i n e g e s c h i c h t l i c h e Konkretisierung . . . i n dem großen Korpus der Anklagerede, das i n 6-12 391 auf den Anruf 3aß-5 f o l g t , v e r g e b l i c h " . 22,6-12 e n t s p r i c h t aber eben392 so wie die "rückschauende Ständerede" 22,23-31 auch i n s o f e r n den I n teressen der Redaktion, a l s hier das Gericht über das K o l l e k t i v Jerusalem/Israel mit einer Verschuldung a l l e r einzelnen seiner Glieder begründet und so ein K o n f l i k t zwischen den k o l l e k t i v e n Gerichtsprophezeiungen im EB und der Lebenszusage an den Gerechten i n Kap. 18 vermieden wird. (2)

Mit

V.21 beginnt

in

Kap.

18 e i n

neuer

der s c h e i n b a r " b e t t e r answers to the 33:10 ( . . . ) than to the proverb that 393 18

. Deshalb

tionsstruktur

soll

18,2 v e r g l e i c h b a r Zitat

einer

taten

und u n s e r e

Aussage

die

Verzweiflung

ten)

klagenden

kein

"Sprichwort"

Aussage und i h r e

setzt des

- in

seiner

parallele

-

wir

vor,

Abschnitt

auf

uns,

"Unsere

und i n

ihnen

(33,10).

. Anders das

als

gegenwärtige Folgen

"Haus

"So

in

verkom-

18,2 l i e g t

).

sich

stilisier-

Sachverhalt

Israel"

ilTiJ

Frevel-

spricht

selber

Situation

(Ipf.:

m i t dem

ein:

i n3 9 5(vom P r o p h e t e n

beschreibt

eigene,

Israels"

das einen g e n e r e l l e n

zu e r w a r t e n d e n

Argumenta-

Disputationswort

da l e b e n ? "

Worten a u s "

in Ez

394

dieses

"Hauses

Israels

vielmehr

seine

der

werden.

Sünden l i e g e n

Wie s o l l e n

zeichnet;

zunächst

18,21-32 weitgehend

33,10-20 b e s p r o c h e n

men w i r .

hier

Argumentationsgang,

despair expressed gave o c c a s i o n t o "

hier be-

mit

dieser

(Ptz.:

D'pBJ)

Diese

Deutung

s t ä n d i g e s , n i c h t - e z e c h i e l i s c h e s " S c h e i t - und D r o h w o r t g e g e n die s ü n d i g e n I s r a e l i t e n " b e t r a c h t e t . F u h s , 117, der s i c h F ü h r e r s A b g r e n z u n g a n s c h l i e ß t , m a c h t a u f die M ö g l i c h k e i t e i n e s V e r s t ä n d n i s s e s d i e s e s A b s c h n i t t s als F o r t s c h r e i b u n g des v o r l i e g e n d e n S t ü c k s 1 - 5 . 1 4 a u f m e r k sam: "Ein S p ä t e r e r h e t das G e r i c h t s w o r t des P r o p h e t e n in e i n s a k r a l r e c h t l i c h e s D e k l a r a t i o n s w o r t (vgl. 1 4 . 1 8 ) u m g e f o r m t : V o r d e r s a t z (3aß.6) - s a k r a l r e c h t l i c h e E n t f a l t u n g ( 3 b . 7 - 1 2 ) - S a n k t i o n ( 4 f . l 3 16)". Durch diese Überarbeitung kommt 22,1-16 auch formal 18,1-20 n a h e . V g l . a u c h G a r s c h a , S t u d i e n , 4 8 f f , d e r 2 2 , 6 - 1 3 ( . 1 4 ) der " s a k r a l r e c h t l i c h e n S c h i c h t " d e s EB z u r e c h n e t . 390 391 392 393 394 395

V g l . die G e g e n ü b e r s t e l l u n g bei G r e e n b e r g , Zimmerli, 508. A . a . O . , 523. Greenberg, 338. Vgl. Graffy, Prophet, 72ff. Zimmerli, 804.

343.

Das des

eigenen

Schicksals

-

(doch wohl

aus

Folge

v.a.

EB"

369

im E x i l )

leidvoll

erfahrenen

-

Fehlverhaltens entspricht sach396 l i e h d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB - wie auch e i n e r 397 A r g u m e n t a t i o n s l i n i e des DtrG . Nicht sie wird dementsprechend

als

"ältere

im f o l g e n d e n

ihr

Lande

Disputationswort

abgeleitete

auf"

die

früheren

Prognose,

Deportierten

"daß

bestritten, nur

"warte,

der

sondern

T o d im

die

unreinen

nachdem s c h o n

vorher

a l l e s , was d a s L e b e n l e b e n s w e 3 r t9 8 m a c h t , . . . u n t e r d e n T r ü m mern J e r u s a l e m s b e g r a b e n l a g " : Jedem E i n z e l n e n s t e h t d i e M ö g l i c h k e i t d e r Umkehr a l s e i n e r 399 ben" o f f e n ; Jahwe h a t " k e i n e n lers,

sondern

u n d am L e b e n Auch ren

die

daß der

Frevler

bleibt"

(33,11;

18,23,

bestrittene

und e r n e u e r t e n

Entsprechungen 5,1-4 el

ebenso

im B l i c k

tion

des

in

gegen

Israel.

zit

auch gegen

-

"Lebens"

ein totales wie

für

vgl. der

Israel

EB" die

das

gegen sich

am T o d d e s s e i n e m Weg

die

also

Konzeption

wohl

freilich

des

EB.

Ez 3 3 , 1 0 f f

So

Jahwes

schärfste,

eines

Frev-

32)!

hat

Ammoniter

Le-

umkehrt

Unmöglichkeit

Vernichtungsgericht

21,33-37*,

Wendet

des

Prognose

von

Gerichtsprophezeiungen

"älteren

phezeiungen

Gefallen

daran,

so

vom T o d e z u m

"Wendung

von

gewendete -

Teils

weiteihre hat

etwa

an

Isra-

der

zumindest der

Redak-

Wort impli-

Gerichtspro-

EB?

Z a h l r e i c h e Kommentatoren sehen einen entscheidenden U n t e r s c h i e d z w i schen der I n t e r p r e t a t i o n des Geschicks I s r a e l s i n den G e r i c h t s p r o p h e z e i ungen des EB und s e i n e r Deutung durch die i n 33,10 z i t i e r t e n Gegner des Propheten d a r i n , daß d i e s e gegen das G e r i c h t s h a n d e l n s Jahwes aufbegehr e n . D i e s z e i g e i h r i n 33,17.20 (und 18,25.29) g l e i c h l a u t e n d Einwurf:

7

" N ITT p i l

7

zitierter

tft. Diesen Satz ü b e r s e t z t z . B . Zimmerli: "Der Weg

'Jahwes' i s t n i c h t r i c h t i g " ^ ® , und i n t e r p r e t i e r t i h n a l s

"frontale(n)

396 V g l . zu l i y i ¡»nj : 4 , 1 7 ; 2 4 , 2 3 ; a u c h Lev 2 6 , 3 9 , h i e r " b e z e i c h n e n d e r w e i s e von dem im E x i l u n t e r die V ö l k e r g e s t r e u t e n , d e m V e r n i c h t u n g s t o d e n t g a n g e n e n 'Rest''' ( Z i m m e r l i , 8 0 4 ) ; zur V o r s t e l l u n g des " A u f l e g e n s " u n d " T r a g e n s " von S c h u l d : 7 , 3 f . 8 f ; 9 , 1 0 ; 1 1 , 2 1 ; 1 6 , 4 3 . 5 2 . 5 4 . 5 8 ; 17,19; 22,31; 23,35.49. 3 9 7 V g l . Z i m m e r l i , 804 u . o . A n m . 3 6 1 . 398 E i c h r o d t , 3 1 4 f . 399 A . a . O . , 3 1 5 . 400 Zimmerli, 392.

370

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Angriff" gegen "Jahwes Handeln (wörtl. -|TT 'Weg, Wandel'...)", das "in seiner Ordnung

(un) total und ohne jede Eingrenzung auf die Generatio-

nenfolge in Frage gestellt" werde^'''. Beachtet man jedoch die Argumentationsstruktur des Textes, ist eher anzunehmen, daß die Einwürfe der Gegner in 33,17.20 (und 18,25.29) nicht als wertender Kommentar zu ihrer in 33,10 zitierten Aussage zu verstehen sind, sondern sich - wie schon 18,19 - auf die unmittelbar vorangehende Gegenargumentation des Propheten beziehen. Mit 13J17 N"7 wird also nicht das alle zukünftigen Lebensmöglichkeiten abschneidende Gerichtshandeln Jahwes qualifiziert und kritisiert, sondern seine "befremdende(.) Entscheidung, die den Gottlosen dem Frommen gleichstellt und das dem Frommen ach so unentbehrliche Überlegenheitsgefühl über den Sünder vernich402 tet"

, indem beide nach ihrem aktuellen Verhalten, ohne Rücksicht auf

ihre Vergangenheit beurteilt werden. Welche Bedeutung hat nun aber der Satz 'JTN "|TT 13n7 N"7 ? Die Kommentatoren sind sich hier weitgehend einig: Jahwes Weg ist "nicht richtig" (Zimmerli), "nicht in Ordnung" (Fohrer, Eichrodt), "nicht dem Maß, der 403 Regel entsprechend" (Fuhs), "nicht sachgemäß", "unlogisch" (Schenker ) Das ni. der Wurzel lan , als deren Bedeutung im q. "prüfen" (Spr 16,2; 21,2; 24,12), im pi. "(be-)messen", "bestimmen" (Jes 40,2f; Hi 28,25; Ps 404 75,4) anzunehmen ist , wird hier als "der Prüfung nicht stand(hal405 ten)"

verstanden. Diese Bedeutung wäre dann allerdings nur in Ez 18

und 33 belegt. In 1 Sam 2,3 (Q), einer textkritisch freilich unsicheren Aussage^'*', scheint ]on ni. das Passiv zum q. zu sein und "geprüft werden" zu bedeuten. Von daher könnte der folgende Hinweis Greenbergs in die Richtung einer zwangloseren Interpretation von Ez 18,25.29; 33,17.20 weisen: "More in accord with the attested sense of tkn ist the sense 'determinded' or, better (as tolerative nif al), 'determinable', i.e., 407 . Auch hier bleibt jedoch zu fragen,

God's way is erratic, arbitrary"

ob die Aussage im Munde der Gegner des Propheten wirklich einen negativen Beiklang ("arbitrary") hat. Immerhin nimmt Jes 40,12f in Form rheto401 402 403 404 405 406 407

A.a.O., 413. Eichrodt, 316. Schenker, Trauben, 458. V g l . D e l c o r , A r t . IDn . S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 8 ; vgl. D e l c o r , Vgl. Delcor, ebd. Greenberg, 333.

a.a.O.,

1044.

Das "ältere EB"

371

rischer Fragen einen im Kontext durchaus positiv gewerteten Sachverhalt in den Blick: "Niemand kann die Schöpfung ermessen, erst recht niemand Gottes wunderbar wirkende Kraft"^®. Dem entspricht die Betonung der Überlegenheit der "Wege" Jahwes über die Israels am Ende des Dtjes-Buchs (Jes 55,8f). Deuterojesaja nimmt hier offenbar ein - bei seinen Hörern als bekannt vorausgesetztes - Wissen um die Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit des göttlichen Handelns auf, das auch Teil atl. Weisheits409 Überlieferung ist: "die gottliche Allmacht versteht der Mensch nicht" Angesichts der Replik in Ez 33,17: 13I17 N"7 D a n nnni (vgl. 18,25.29: Cl)33n7 N"7 U373Tf ifJTÖ ist es nun interessant, daß dieser Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit des göttlichen Handelns eine Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit seines eigenen Handelns für den Menschen korrespondieren kann: Es steht weder "in des Menschen Gewalt, seinen Weg zu bestimmen" (1317 aitö N"7: Jer 10,23), noch auch nur, "seinen Weg zu verstehen" (Spr 20,"24; vgl. z.B. auch Spr 16,2; 19,21). Die Betonung der Grenze der Erkennbarkeit und Beeinflußbarkeit göttlichen wie menschlichen Handelns für den Menschen kann der Bekräftigung "dogmatischer" Aussagen angesichts widerstreitender Erfahrungen dienen: Daß Jahwe "dem Menschen nach seinem Tun vergilt" (Spr 24,12), bleibt auch dann gültig, wenn der nach außen sichtbare Lebenswandel ("Weg") eines Menschen seinem Ergehen nicht entspricht; denn Jahwe läßt sich in seinem Verfahren mit dem Menschen nicht von dessen "Weg" leiten, sondern von dessen "Herz" und "Geist", die er - und nur er! - "prüft" (13Ilq.: Spr 16,2; 21,2; 24,12). Damit wird natürlich zugleich die Bestätigung der "dogmatischen" Aussage, daß Jahwe "dem Menschen nach seinem Tun vergilt", an der Erfahrung problematisch. Die Annahme hat also einige Wahrscheinlichkeit für sich, daß die in Ez 33,17.20

(und 18,25.29) zu Worte

Gegner des Propheten gegen dessen Argumentation

kommenden einwenden

wollen, sie mache göttliches wie menschliches Handeln in einer Weise durchschaubar und "nachprüfbar", die der Be-

4 0 8 D e l c o r , a . a . O . , 1044 im A n s c h l u ß an W e s t e r m a n n , J e s a j a 4 0 - 6 6 , 4 4 f ; E l l i g e r , D e u t e r o j e s a j a , 50f. 409 fiinggren, S p r ü c h e , 80 (zu S p r 2 0 , 2 4 ) ; v . a . K o h e l e t b e t o n t , daß "das W e r k G o t t e s ... j e d e m M e n s c h e n a u g e und j e d e r M e n s c h e n w e i s h e i t e n t z o g e n b l e i b t " ( Z i m m e r l i , P r e d i g e r , 236 zu K o h 1 1 , 5 ; vgl. a u c h 3 , 1 1 ; 7,13; 8,16f).

372

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

grenztheit menschlicher 410 spricht

Erkenntnisfähigkeit

nicht

ent-

. In d i e s e r P o s i t i o n l i e g t in der S i c h t

3 3 , 1 0 f f - e b e n s o wie in dem B e w u ß t s e i n , zu m ü s s e n

Einordnung

von

alte S c h u l d

(33,10) - die G e f a h r e i n e r Lähmung

der

s c h a f t zum H a n d e l n in der a k t u e l l e n G e g e n w a r t ,

abtragen

Bereit-

zur

des e i g e n e n V e r h a l t e n s wie auch der M ö g l i c h k e i t e n

Prüfung veränder-

t e r P r a x i s . D a g e g e n m a c h t der Text die M ö g l i c h k e i t der kehr" g e l t e n d und r u f t d i r e k t dazu auf

"Um-

(33,11).

D i e s e r A u f r u f zur " U m k e h r " ist, wie die U n t e r s u c h u n g e n " W ä c h t e r a m t " des P r o p h e t e n w a h r s c h e i n l i c h

gemacht

zum

haben,

s o w o h l in einem f r ü h e n S t a d i u m der im EB d o k u m e n t i e r t e n

Ge-

r i c h t s v e r k ü n d i g u n g (für Ezechiel) als auch im R a h m e n der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n (für die R e d a k t i o n des "älteren 411 EB")

verstandlich

. Das im Z i t a t von 33,10 zum

kommende Schuldbewußtsein Ansetzung

Ausdruck

der A d r e s s a t e n m a c h t j e d o c h

von 3 3 , 1 0 - 2 0 nach 587 w a h r s c h e i n l i c h .

Die

eine

Redakti-

on des " ä l t e r e n EB" f a v o r i s i e r t mit d i e s e m , d u r c h s e i n e positorische

Stellung

im Buch h e r v o r g e h o b e n e n

wie mit 3 3 , 1 - 9 - e i n e P e r s p e k t i v e der von ihr nen R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n . "Jeden von euch w e r d e ich eines

"Läuterungsgerichts"

z e i u n g e n des EB

(Jahwe) s e i n e n W e g e n im R a h m e n der

(vgl. 2 0 , 3 3 f f ; 3 4 , 1 7 f f )

u n t e r s t r e i c h t die V e r a n t w o r t u n g

vorgefunde-

Der a b s c h l i e ß e n d e

r i c h t e n , Haus I s r a e l " , s e t z t den A b s c h n i t t zur

kom-

T e x t - ebenso V.20b:

entsprechend Erwartung

Restitutionsprophein B e z i e h u n g

des E i n z e l n e n , mit

g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e412 n über seine Z u g e h ö r i g k e i t I s r a e l zu e n t s c h e i d e n

und

seinem

zum

neuen

410 Da es s i c h in 1 8 , 2 5 . 2 9 ; 3 3 , 1 7 . 2 0 n a c h d i e s e m V e r s t ä n d n i s k e i n e s w e g s um e i n " r e b e l l i s c h e ( s ) W o r t " ( Z i m m e r l i , 3 9 5 ) h a n d e l t , d ü r f t e ' 3 7 N (M) k a u m , w i e Z i m m e r l i , e b d . m e i n t , "als A b m i l d e r u n g " e i n e s u r s p r ü n g l i c h e n illil7 "aus d o g m a t i s c h e n R ü c k s i c h t e n zu v e r s t e h e n s e i n " , s o n dern e h e r a l s b e w u ß t e A n s p i e l u n g a u f d a s S o z i o m o r p h e m " H e r r - K n e c h t " (vgl. B a l t z e r , L i b e r a t i o n ) , das d e n A b s t a n d z w i s c h e n G o t t u n d M e n s c h unterstreicht. 411 V g l . a u c h P a r e i r a , C a l l , 4 9 f f . 412 3 3 , 1 7 - 2 0 i s t v i e l l e i c h t a l s s e k u n d ä r e r , r e d a k t i o n e l l e r N a c h t r a g zu b e u r t e i l e n (vgl. Z i m m e r l i , 807) - w e n n n i c h t 3 3 , 1 0 - 2 0 i n s g e s a m t a l s P r o d u k t der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" a n z u s p r e c h e n i s t . Es f ä l l t j e d e n f a l l s a u f , daß d i e s e r A b s c h n i t t a n d e r s a l s K a p . 18 n i c h t auf einen Umkehrruf zuläuft.

Das Ein

Indiz

tativen

dafür,

Gegner, das

wie

Bewußtsein

(so

"Gedanken" als

Adressaten Interesse (3)

des

in

daran,

Von d a h e r -

entgegen

18,1-20 keit

ist

Diese

gewinnen,

über

einer

erkennbare

"Wege"

zu f r a g e n , ist

als

in

ob d i e

Anschein mit

kommt:

gelänge,

aus-

Erhabenheit

der

geradezu

Umkehr

(6f)

fungiert. der

V.17

unterstellten 413 " g e p r ü f t " werden doch

33,10

gewisse

Kap. 18(*)

nes, konsequent fortschreitendes

Durch-

Möglichkeit

(8f)

nicht

in

der

Daß

Israels

Argumentation

-

der

und

die

Schuldbewußtsein

nicht

Annahme w ü r d e e i n e wenn e s

Position

keineswegs

wo d i e

die

z u dem i h n e n

dem e r s t e n

(17.20)

Schuldigen

Möglichkeit

daß i h r e

verknüpft

position.

55,6ff,

Spannung

der

Nachprüfbarkeit

Handelns

argumen-

Argumentationsmuster

u n d 20 zum A u s d r u c k

Jahwes

33,10

skizzierten

Inkonsistenz

zeigt

für d i e in

älteres

des

Jes

373

der

Geschicks

"Wege"

das

EB"

in

begrenzten

göttlichen

10),

Argument

Zudem s t e h t

ein

gewisse

33,10.17

einer

und

auf

eine

in

des

Wendung

schließt

32

ist

sie

schaubarkeit einer

daß 3 3 , 1 0 - 2 0

Frontstellung

zurückgreift,

"ältere

von

18,21-

stärker

zitierten

mit

Gegen-

Wahrscheinlichals

geschlosse-

und im R a h a e n e i n e r

einheit-

lichen Frontstellung

sinnvolles Argumentationsgefüge

ver-

ständlich

Dies

werden.

zu machen.

soll

im F o l g e n d e n

versucht

Anlaß der i n Kap. 18 dokumentierten Auseinandersetzung i s t , wie das i n 2 z i t i e r t e Sprichwort z e i g t , die Erfahrung der E r e i g n i s s e i n Jerusalem im Jahre 597, d i e zur D e p o r t a t i o n der Oberschicht der S t a d t (2 Kön 2 4 , 1 4 f f ) und i n f o l g e d e s s e n - da d i e s e offenbar n i c h t durch " i m p o r t i e r t e " babylonische Beamte e r s e t z t wurde - zu einem r e l a t i v e n s o z i a l e n A u f s t i e g der zurückgebliebenen " G e r i n g e n " (ynNfi Dy n"77 : 2 Kön 24,14) f ü h r t e n . Die Gegner der Auseinandersetzung nehmen diese E r e i g n i s s e aus u n t e r s c h i e d l i chen P e r s p e k t i v e n wahr: E z e c h i e l betrachtet s i e aus der S i c h t e i n e s Angeh ö r i g e n der d e p o r t i e r t e n O b e r s c h i c h t , der a l l e r d i n g s zu deren V e r h a l t e n m i t t l e r w e i l e eine k r i t i s c h e E i n s t e l l u n g gewonnen hat, während s e i n e Gegner a l s vormals am V e r h a l t e n der Oberschicht Leidtragende nun von deren Deportation p r o f i t i e r e n - oder s i c h wenigstens entsprechende Hoffnungen machen.

4 1 3 S e l b s t w e n n m a n "JD7P N*7 h i e r im S i n n e v o n " n i c h t r i c h t i g s e i n " s t ü n d e , m ü ß t e d o c h a u f f a l l e n , daß d i e s d e n S p r e c h e r n v o n 3 3 , 1 0 aus b e w u ß t s e i n s o l l t e .

verdurch-

374

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Hinsichtlich der Interpretation dieser Erfahrungen stimmen Ezechiel und seine Gegner zumindest darin überein, daß sie als Gerichtshandeln Jahwes zu deuten sind. Unter Voraussetzung der Konzeption eines "TatErgehen-Zusammenhangs" bedeutet "Gericht" dabei eine Unterbindung lebensfeindlichen Verhaltens. Zum Konflikt zwischen Ezechiel und seinen Gegnern kommt es dann in der Frage, welchen Sinn und welche Folgen das erfahrene Gerichtshandeln Jahwes habe. Ezechiels Gegner verstehen es, wie die Sentenz "Väter essen saure Trauben, und die Zähne der Söhne werden stumpf" (2) zeigt, als Bestrafung der Jerusalemer Oberschicht in ihrer geschichtlichen, "Väter" wie "Söhne" umfassenden Erstreckung: Im Sinne eines "Läuterungsgerichts" an Jerusalem hat Jahwe die Schuldigen und/ bzw. ihre Nachkommen aus der Stadt entfernt, um den von ihnen (ehemals) unterdrückten neue Lebensmöglichkeiten zu verschaffen. In der Sicht des Propheten dagegen mußte 597 die Jerusalemer Oberschicht mindestens auch für ihr eigenes, aktuelles Verhalten einstehen. Die Ereignisse dieses Jahres sind für ihn nur der Beginn eines göttlichen "Totalgerichts" über Israel, in dem "jeder, der sündigt, sterben wird" (4.20). In diesem Interpretations-Konflikt spiegelt sich ein Interessen-Konflikt zwischen Ezechiel und seinen Gegnern. Ihre Deutung der Ereignisse von 597 als Umsturz und Beseitigung ungerechter Verhältnisse ist in der Lage, einen politischen und ökonomischen Neuanfang in Jerusalem ideologisch zu unterstützen. Dem steht auf Seiten Ezechiels nun nicht einfach ein gegenläufiges Interesse an einer Selbstbehauptung der Gola entgegen, sondern die in seiner Analyse zutage getretene, über den politisch-ökonomischen Bereich hinausgehende Verschuldung Israels auf kultischem Gebiet, sein gestörtes Gottesverhältnis. Wenigstens in der Solidarität dieser Schuld bleiben Deportierte und Zurückgebliebene als Einheit ("Haus Israel") im Gegenüber zu Jahwe verbunden. Die relative Distanz Ezechiels zu den Interessen seiner Exilsgenossen erlaubt es ihm nun, in diesem Konflikt nicht einfach in der Weise Stellung zu beziehen, daß Interesse gegen Interesse, Perspektive gegen Perspektive, Position gegen Position ausgespielt wird. Vielmehr kann er den Versuch einer argumentativen Klärung des Konflikts unternehmen, d.h. einer Prüfung der Übereinstimmung von deutender "Theorie" und gedeuteter "Erfahrung" mit dem Ziel, eine konsistente Konzeption der erfahrenen Wirklichkeit zu entwickeln oder wenigstens dazu beizutragen.

Das "ältere

EB"

375

Eine Ezechiel und seinen Gegnern gemeinsame Vorgabe der Interpretation ihrer Erfahrungen ist die "Theorie" des Tat-Ergehen-Zusammenhangs: "Wer sündigt, wird sterben" (4.20). Diese "Theorie" steht in offenkundiger Spannung zur erfahrbaren Wirklichkeit: Keineswegs stirbt jeder, der sündigt - jedenfalls nicht in unmittelbarer Folge seines schuldhaften Verhaltens. Auch diese Spannung zwischen "Theorie" und Empirie" ist sowohl dem Propheten als auch seinen Kontrahenten bewußt: diesen, sofern sie der Meinung sind, 597 hätten erst die "Söhne" für das Verhalten ihrer "Väter" einstehen müssen (2), jenem, sofern er dem Frevler immerhin noch Zeit läßt, Nachkommen in die Welt zu setzen (14) bzw. umzukehren (21.27). Beide Parteien verstehen demnach den Tat-Ergehen-Zusammenhang als eine "Theorie" zeitlicher Prozesse; sie rechnen mit einem zeitlichen Abstand zwischen Handeln und entsprechendem Ergehen einer Instanz. Ihre Positionen unterscheiden sich in der Bestimmung des zeitlichen Umfangs derartiger Prozesse. Während Ezechiels Gegner damit rechnen, daß sich der Zusammenhang von Tat und Ergehen über die Grenze zwischen Generationen erstrecken kann und faktisch erstreckt, behauptet der Prophet eine prinzipielle Begrenzbarkeit des Tat-Ergehen-Zusammenhangs - zwischen verschiedenen Generationen wie auch in der Biographie des Einzelnen - durch 414 menschliches Verhalten ("Umkehr") Die unterschiedliche Bestimmung des zeitlichen Umfangs des Tat-Ergehen-Zusammenhangs hängt zusammen mit einem unterschiedlichen Verständnis seiner Zeit-Struktur, des erfahrbaren Auseinandertretens von Handeln und Ergehen. Die Gegner des Propheten "erklären" die (vermeintliche) Erfahrung, daß 597 erst die "Söhne" für das Verhalten ihrer "Väter" (wie auch für ihr eigenes Handeln) einstehen mußten (2), daß mithin "Gottes Mühlen langsam mahlen", mit der "Nicht-Nachprüfbarkeit" der "Wege" Jahwes (25. 29), dem "Geheimnis" des göttlichen Handelns - und verzichten damit im Grunde auf eine Erklärung. Ezechiel dagegen versucht, die zeitliche Erstreckung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs und die von ihm angenommene Mög-

414 S e g e n v e r b r e i t e t e I n t e r p r e t a t i o n s - K l i s c h e e s b e t o n t S c h e n k e r , T r a u ben, 463 mit Recht: "Es wäre u n z u t r e f f e n d , E z e c h i e l unter die G e g n e r des T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s e i n z u o r d n e n . Er u n t e r s c h e i d e t sich von der G e g e n s e i t e der D i s p u t a t i o n nur in d i e s e m einen P u n k t : dort wo eine W e n d u n g g e s c h i e h t , und n u r dort; w i r d dem F o r t w i r k e n der V e r g a n g e n h e i t , sei es als w e i t e r f r e s s e n d e S c h u l d oder als Leben z u f ü h r e n des V e r d i e n s t , die Spitze a b g e b r o c h e n und E i n h a l t g e b o t e n " .

376

Versuch

einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

lichkeit ihrer Begrenzung durch menschliches Handeln aus einer grund415 sätzlichen "Parteilichkeit" Jahwes "für das Leben des Menschen" zu erklären. Die Klärung der "theoretischen" Vorgaben der Konfliktpartner stellt den ersten Schritt der Argumentation von Kap. 18 dar. Der Argumentationsgang 4-20 macht - neben anderem - deutlich: Die dem Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs entsprechende Unterbindung lebensfeindlichen Verhaltens dient der Bewahrung von Lebensmöglichkeiten. Die Tatsache - und Forderung -, daß "wer sündigt, sterben wird/soll" (4.20), hat ihren Sinn nicht in sich selbst. "Wer sündigt", ist ja genau der "Gewalttäter", der "Blut vergießt" (10) und damit anderen ihre Lebensmöglichkeiten nimmt oder einschränkt (10-13.18). Der Tod des Frevlers ist also deshalb wünschenswert - und unter Voraussetzung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs zu erwarten -, weil er dem Leben seiner Opfer dient. Der in 23 und 32 artikulierte Gedanke einer "Parteilichkeit Jahwes für das Leben" ist mithin auch dem ersten Teil von Kap. 18 nicht fremd. Der Bearbeitung und Klärung des Konflikts dient weiterhin eine Erweiterung und Differenzierung des für die Diskussion relevanten Erfahrungsmatorials: Neben einer Bewahrung und Steigerung von Lebensmöglichkeiten durch die Beseitigung lebensfeindlichen Verhaltens, einem Schutz der Opfer des Frevlers durch dessen Tod (4-20), ist auch eine Bewahrung und möglicherweise Steigerung - von Lebensmöglichkeiten trotz einer Nicht-Beseitigung lebensfeindlichen Verhaltens denkbar und erfahrbar: Es gibt Frevler, die gerechte Nachkommen erzeugen (14), und es gibt Frev416 ler, die ihren Lebenswandel ändern und zu Gerechten werden (21f.27) Zwischen dem so erweiterten und differenzierten Erfahrungsmaterial und den durch ein Verständnis des Tat-Ergehen-Zusammenhangs im Rückgang auf seinen Sinn geklärten "theoretischen" Vorgaben besteht nun ein höheres Maß an Übereinstimmung, als es zunächst den Anschein haben mochte: Es widerspricht nicht dem Sinn des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, wenn Jahwe

415 Zimmerli, 413. 4 1 6 H i t d i e s e r E r w e i t e r u n g d e s E r f a h r u n g s h o r i z o n t s w i r d z u g l e i c h das W a h r n e h m u n g s r a s t e r "Täter-Opfer" durchbrochen. Dazu trägt das hohe A b s t r a k t i o n s n i v e a u des Textes ("Leben-Tod") bei, auf dem das Leben des T ä t e r s u n d das L e b e n d e s O p f e r s g l e i c h e r m a ß e n " L e b e n " s i n d . V o r a u s s e t z u n g d e r A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s i s t , daß f r e v e l h a f t e s o d e r g e r e c h t e s H a n d e l n d a s " L e b e n " d e r h a n d e l n d e n I n s t a n z n i c h t in s e i n e r ganzen Fülle bestimmt.

Das "ältere

EB"

377

den Frevler noch eine Weile am Leben läßt; und daß er dies tut, hat eben den Sinn, den Frevler - auch gegen seinen Millen - durch biologische Fortpflanzung zur Möglichkeit neuen Lebens (und gerechten Verhaltens) beitragen zu lassen, bzw. ihm selbst die Möglichkeit einer Änderung seines Verhaltens einzuräumen. Damit erweist sich sowohl die Tatsache einer zeitlichen Erstreckung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs als auch die von Ezechiel vertretene Möglichkeit ihrer Begrenzung durch menschliches Handeln als dem Sinn des Tat-Ergehen-Zusammenhangs und der erfahrbaren Wirklichkeit entsprechend. Bemerkenswert ist, daß auch in der Konzeption von Ez 18 eine gewisse Ambivalenz der erfahrenen Wirklichkeit erhalten bleibt. Sie wird zurückgeführt auf eine Ambivalenz des göttlichen Handelns: Jahwe bewirkt den 417 Tod des Sünders (4), hat aber "keinen Gefallen" daran (23.32) . In dieser Ambivalenz bleibt auch für Ezechiel das Handeln Jahwes im Letzten 418 "unberechenbar"

. Das "Geheimnis" des göttlichen Handelns ist jedoch

in seiner Sicht kein "numinoses" wie bei seinen Kontrahenten, sondern ein "rational geklärtes": Es ist begründet in einem präzise angebbaren Zielkonflikt des Handelns Jahwes: Soll er Lebensmöglichkeiten bewahren

417 D i e s e S p a n n u n g z w i s c h e n H a n d e l n und W o l l e n J a h w e s g e h t l e t z t l i c h a u f die S p a n n u n g z w i s c h e n F r e i h e i t und O r d n u n g s b i n d u n g des g ö t t l i c h e n H a n d e l n s z u r ü c k . D i e s e S p a n n u n g d e u t e t s i c h b e r e i t s an im N e b e n e i n a n d e r von " m e c h a n i s c h e m " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g und " p e r s o n a l e r " K o r r e l a t i o n von g ö t t l i c h e m u n d m e n s c h l i c h e m H a n d e l n ("Bund") im B e r e i c h der " R e g e l n " im k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g in Ez 5 (vgl. o. 1 1 . 4 . 2 . u . u . 3 . 3 . I . e . ) . Sie k a n n a u c h im R a h m e n des B u n d e s k o n z e p t s als S p a n n u n g z w i s c h e n e i n e m den im B u n d v o r g e s e h e n e n S a n k t i o n e n e n t s p r e c h e n d e n H a n d e l n und e i n e m H a n d e l n , das s i c h in p e r s o n a l e r F r e i h e i t ü b e r d i e s e " R e g e l n " h i n w e g s e t z t , b e g r i f f e n w e r d e n (in d i e s e m S i n n e v e r s u c h t G e y e r , E z e k i e l 18 K a p . 18 zu deuten). 4 1 8 D e s h a l b t r i f f t d e r V o r w u r f e i n e s " S c h i c k s a l s s c h e m a t i s m u s " , in dem die " S c h i c k s a l s m a x i m e n J a h w ä s ... d u r c h s i c h t i g , b e k a n n t , k o n t r o l l i e r bar, b e r e c h e n b a r " w e r d e n (Maag, H i o b , 7 1 ) , in d i e s e r P a u s c h a l i t ä t die A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 n i c h t , die d u r c h a u s n o c h " R a u m " h a t "für die U n d u r c h s c h a u b a r k e i t des S c h i c k s a l s und für die V o r s t e l l u n g vom ' v e r b o r g e n e n G o t t ' " (gegen H a a g , ebd.) - n u r e b e n e i n e n in a n d e r e r W e i s e b e g r ü n d e t e n und g e k l ä r t e n " R a u m " , a l s i h n das 7 3 T N ITT I D n ' N1? der Gegner Ezechiels annimmt!

378

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

und schützen durch den Tod des Frevlers, der sie bedroht, oder dadurch, 419 daß er ihn am Leben läßt? Für die F r a g e nach der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e des in ihm v e r a r b e i t e t e n esse das V e r h ä l t n i s

des EB

M a t e r i a l s ist von b e s o n d e r e m

der in Kap. 18 e n t w i c k e l t e n

zu den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

im EB. Eine

und Inter-

Konzeption

grundsätzliche

419 W e n i g s t e n s a n m e r k u n g s w e i s e sei h i e r a u c h der V e r s u c h e i n e r W e r t u n g der in Ez 18 e n t w i c k e l t e n K o n z e p t i o n s k i z z i e r t . Sie ist in i h r e r k o m m u n i k a t i v e n F r o n t s t e l l u n g der A r g u m e n t a t i o n i h r e r G e g n e r m . E . m i n d e s t e n s i n s o f e r n u b e r l e g e n , als sie (1) s i c h auf e i n e n b r e i t e r e n und s t ä r k e r d i f f e r e n z i e r t e n B e r e i c h m ö g l i c h e r E r f a h r u n g e n s t ü t z t , (2) e i n e g r ö ß e r e E r k l ä r u n g s r e i c h w e i t e b e s i t z t - a u c h sie s t ö ß t z w a r l e t z t e n d l i c h auf e i n u n d u r c h s c h a u b a r e s " G e h e i m n i s " d e s g ö t t l i c h e n H a n d e l n s , d o c h e r s t in e i n e m s p ä t e r e n S t a d i u m des E r k l ä r u n g s p r o z e s ses - u n d (3) e i n e n h ö h e r e n G r a d an Ü b e r e i n s t i m m u n g v o n " T h e o r i e " und " E r f a h r u n g " für s i c h b e a n s p r u c h e n k a n n . - A u s g r ö ß e r e r h i s t o r i s c h e r D i s t a n z zu i h r e r k o m m u n i k a t i v e n F r o n t s t e l l u n g b e t r a c h t e t , z e i g t g l e i c h w o h l a u c h die A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 G r e n z e n i h r e r P l a u s i b i l i t ä t : (1) Sie b e r u h t auf e i n e r dem - z w i s c h e n E z e c h i e l und s e i nen G e g n e r n n i c h t g r u n d s ä t z l i c h s t r i t t i g e n - K o n z e p t d e s T a t - E r g e hen-Zusammenhangs entsprechenden, jedoch keineswegs selbstverständlic h e n " I n t e r p u n k t i o n " (vgl. W a t z l a w i c k u . a . , K o m m u n i k a t i o n , 57ff) e r f a h r b a r e r P r o z e s s e : Der F r e v l e r b l e i b t nur d e s w e g e n am L e b e n , um m ö g l i c h e r w e i s e e i n e n - m ö g l i c h e r w e i s e - g e r e c h t e n N a c h k o m m e n zu e r z e u g e n , o d e r m ö g l i c h e r w e i s e s e l b s t e i n G e r e c h t e r zu w e r d e n . P r i n z i piell könnte man auch gegenläufig "interpunktieren": Gerechte leben nur d a z u , um F r e v l e r n p o t e n t i e l l e O p f e r zu v e r s c h a f f e n - e i n e M ö g l i c h k e i t , die in Ez 18 g e r a d e n i c h t d u r c h e i n ü b e r g e o r d n e t e s " F o r t s c h r i t t s " - K o n z e p t , dem e n t s p r e c h e n d das V e r h ä l t n i s von G e r e c h t e n zu F r e v l e r n in e i n e m P r o z e ß " g e s c h i c h t l i c h e r " D i m e n s i o n k o n t i n u i e r l i c h z u n ä h m e , a u s g e s c h l o s s e n i s t . (2) A u c h sie v e r f ü g t i n s o f e r n nur ü b e r e i n e b e g r e n z t e E r k l ä r u n g s k r a f t , als in ihr d a s H a n d e l n J a h w e s n i c h t a l l e i n von s e i n e r F r e i h e i t (und " P a r t e i l i c h k e i t für das L e b e n " ) o d e r a l l e i n von s e i n e r O r d n u n g s b i n d u n g (an den " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g " ) b e s t i m m t i s t . D a s g ö t t l i c h e H a n d e l n ist n i c h t als K o r r e l a t m e n s c h l i chen H a n d e l n s " b e r e c h e n b a r " , s t ö ß t a b e r an ihm an die G r e n z e s e i n e r F r e i h e i t : J a h w e g i b t dem F r e v l e r die M ö g l i c h k e i t zur U m k e h r , z w i n g t i h n a b e r n i c h t d a z u . (3) H i n s i c h t l i c h der F r a g e n a c h d e r Ü b e r e i n s t i m m u n g von " T h e o r i e " u n d " E r f a h r u n g " s t e l l t z w a r n i c h t m e h r das L e b e n des F r e v l e r s , w o h l a b e r der T o d des G e r e c h t e n e i n E l e m e n t d e r E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t d a r , das zur K o n e z p t i o n v o n Ez 18 in S p a n n u n g s t e h t - a l l e r d i n g s e t w a s a b g e m i l d e r t d u r c h die als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h und u n p r o b l e m a t i s c h v o r a u s g e s e t z t e E r f a h r u n g des u n i v e r s a l e n T o d e s s c h i c k s a l s a l l e r M e n s c h e n . G e r a d e d i e s e E r f a h r u n g i s t j e d o c h in d e r L a g e , die B e h a u p t u n g e i n e r " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s f ü r d a s L e b e n " in F r a g e zu s t e l l e n : H a t n i c h t am E n d e d o c h der T o d das l e t z t e W o r t ? - T r o t z der w e i t g e h e n d e n A b s t r a k t i o n von der a k t u e l l e n K o n f l i k t l a g e b l e i b t also a u c h die K o n z e p t i o n und A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 d u r c h die V o r g a b e n u n d V o r a u s s e t z u n g e n i h r e r E n t s t e h u n g s s i t u a t i o n in i h r e r Plausibilität begrenzt.

Das " ä l t e r e Übereinstimmung

EB"

379

mit d i e s e n ist s i c h e r l i c h in der A n n a h m e

e r k e n n e n , daß das G e r i c h t J a h w e s die davon B e t r o f f e n e n i h r e r e i g e n e n S c h u l d b e h a f t e t - was eine D i m e n s i o n des S c h u l d a u f w e i s e s

keineswegs

D a g e g e n ist eine g e w i s s e S p a n n u n g

zu

bei

"geschichtliche" 420 ausschließt

darin w a h r z u n e h m e n ,

daß

Ez 18 m i t s e i n e r B e t o n u n g der " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für Leben" t e n d e n z i e l l A n l a ß zu der E r w a r t u n g g e b e n w ü r d e , J a h w e eher auf ein G e r i c h t an F r e v l e r n z u g u n s t e n des Gerechter

(und der M ö g l i c h k e i t e i n e r U m k e h r der

das

daß

Lebens

Frevler)

v e r z i c h t e n w ü r d e - was a l l e r d i n g s schon in Kap. 18 d u r c h Aussagen

von 4 und 20 r e l a t i v i e r t w i r d - , w ä h r e n d w e i t e

le der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

im EB den E i n d r u c k

erwecken,

J a h w e w ü r d e um des G e r i c h t s an den F r e v l e r n w i l l e n eher Tod G e r e c h t e r in Kauf n e h m e n

(vgl. nur

Der A u f r u f zur U m k e h r in 1 8 , 3 0 - 3 2 Versuch

(vgl. 3 3 , 1 1 )

v e r s t a n d e n w e r d e n , diese S p a n n u n g

kann

Im

SelbstverständGerichtsVerkün-

d i g u n g , wie es in den T e x t e n über das " W ä c h t e r a m t "

artiku-

l i e r t ist, läßt der - nun n i c h t m e h r an E i n z e l n e in

Israel,

Israel selbst gerichtete! - Aufruf

zur U m k e h r die p r o p h e t i s c h e G e r i c h t s V e r k ü n d i g u n g Ausdruck

als

auszugleichen:

n i s s e s E z e c h i e l s in e i n e r f r ü h e n Phase s e i n e r

an das K o l l e k t i v

den

21,8f!).

R ü c k g r i f f auf ein E l e m e n t des p r o p h e t i s c h e n

sondern

die Tei-

selbst

der " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für das L e b e n "

als

verste-

hen, e r ö f f n e t sie doch I s r a e l eine l e t z t e C h a n c e der

Wendung

zum L e b e n . Daß der P r o p h e t mit e i n e r s o l c h e n W e n d u n g

nicht

(mehr) r e c h n e t , beschließenden

kann man v i e l l e i c h t aus der den Frage:

Umkehrruf

"Warum w o l l t ihr s t e r b e n ? " (31),

heraus-

hören . In diesem Zusammenhang ist erneut nach der Bedeutung von "Leben" und "Tod" in Ez 18 zu fragen. W.Zimmerli, der das Kapitel "eher in die Situa421 ansetzen möchte, sieht den

tion nach dem großen Zusammenbruch 587"

Hintergrund der Aussagen über "Leben" und "Tod" in Ez 3; 18 und 33 in 422 einer "in der Liturgie des Tempelgottesdienstes geformten Sprache"

420 V g l . u . 3 . 3 . 1 . 421 Zimmerli, 401. 422 Z i m m e r l i , 4 0 0 ; vgl. 3 9 9 f ; D e r s . , L e b e n ; k e i t ; R i n a l d i , T e r m i n i ; Lang, E z e c h i e l ,

vgl. a u c h 98f.

v.Rad,

Gerechtig-

380

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

D e s h a l b b e d e u t e t " L e b e n " i n Ez 18 s . E . n i c h t " p h y s i s c h e s Leben . . . ,

son-

d e r n . . . d i e L e b e n s k r a f t , d i e e i n u n t e r Jahwes Segen s t e h e n d e r Mensch 423 e r h ä l t und d i e ihm v e r l o r e n g e h t s o b a l d Jahwe s e i n e n Segen e n t z i e h t " I s t a b e r d i e s e r T e x t v o r d i e K a t a s t r o p h e von 587 zu d a t i e r e n , wie e s s e i n e a r g u m e n t a t i v e F r o n t s t e l l u n g w a h r s c h e i n l i c h gemacht h a t ,

dürften

s e i n e n A u s s a g e n über e i n d u r c h "Umkehr" m ö g l i c h e s " L e b e n " doch e h e r

Stel-

l e n wie J e r 2 1 , 9 ; 3 8 , 2 . 1 7 z u r S e i t e zu s t e l l e n s e i n , an denen " g a n z

phy-

s i s c h vom e i n f a c h e n Ü b e r l e b e n i n d e r a k u t e n Bedrohung d e r B e l a g e r u n g " 424 d i e Rede i s t

( v g l . auch J e r 2 7 , 1 2 . 1 7 ) . Daß s i e d a b e i a u f den von Z i m -

m e r l i namhaft gemachten S p r a c h b e r e i c h z u r ü c k g r e i f e n und nach 587

stärker

i n dem von ihm r e k o n s t r u i e r t e n S i n n v e r s t a n d e n wurden, s o l l damit wegs b e s t r i t t e n werden; f ü r l e t z t e r e s s p r i c h t im G e g e n t e i l d i e

keines-

Intention

von 3 3 , 1 0 - 2 0 . Setzt

also

bearbeitete

der

Konflikt

verkündigung aus,

der

schieden immer

v.a.

Zu

fragen

ist in

aus

von

zu,

zwischen

so

von

in

Kap. ist

20;

"Unheils"-

423 Lang, Ezechiel, 98f. 424 Zimmerli, 400.

und

Formulierung haben.

in

denen

zwi-

unter-

Auslegungsgeschichte Vergeltungslehre" sie

im

des

folgenden

Hypothesen, um d i e

ist,

und

kollektiven) ihrem

Annahme

des

Aufrufs

Restitutionsprophezeiungen

erwachsen

(in

ge-

zu

dem V e r h ä l t n i s

den

entwickelten

34ff

"(d)ie

vor-

werden.

nach

und

die

Text

Gerichtsnach

Kollektivs

sollen

Auseinandersetzung 587

diesem

Kapitels

Interesse,

der

sind,

zu

auf

dem d e s

der

vor

dieses

zurückgewirkt

hier

(nicht-konditionalen

setzt,

Sachgehalt

"individuelle

33

in

(kollektive)

die

Ezechiels

zeiungen

die

der

die

und

besprochen

und

wie

ihrem

EB

Texte

Bedeutung

18

-

umgekehrt

im

schließlich

Ez

Treffen

Ganzes

digung die

auch

für

angenommene

-

EB

Einzelner sie

18

Argumentation

doch

gesondert

Umkehr EB.

Da

besonderer

Abschnitt

als

der

im

diejenigen

wird.

wieder

von

im

in

dem G e s c h i c k

Ez

überhaupt

Israel

Einsichten

sind

schen

zur

die

in

Gerichtsprophezeiungen

Hier

EB

gegen

scheinen

wonnenen

Umkehrruf

daß

18

Gerichtsverkündaß

Ez

33,10-20

Restitutionsprophe-

Grundbestand)

einer

Ez

voraus-

Zwischenperiode

"Heilsverkündigung"),

in

welcher

(sc. der

Das " ä l t e r e P r o p h e t nur eine b e d i n g t e " , de " H e i l s z u s a g e

381

die U m k e h r I s r a e l s

g i b t " , in der Tat " ä u ß e r s t

Ebenso unwahrscheinlich Umkehrruf

EB"

enthaltene

"gesamte Tätigkeit

ist f r e i l i c h

voraussetzen425 fragwürdig

auch die T h e s e , die

" b e d i n g t e426H e i l s z u s a g e "

begleitet"

eine frühe Phase seiner Gerichtsverkündigung

"Wächters"

durchgängig

I n t e n t i o n zu w e r t e n , s o n d e r n eher als ein

V e r s u c h zu v e r s t e h e n ist, d e r e n k o n z e p t i o n e l l e sie in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g

in

g e h ö r t , und der

in Kap. 18 n i c h t

als Indiz für die s e i n e G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g bestimmende

Grun-

Selbstverständnis

(zur U m k e h r r u f e n d e n )

R ü c k g r i f f auf die M ö g l i c h k e i t der U m k e h r

im

Ezechiels

. V i e l m e h r l i e ß e n sich

de für die A n n a h m e g e l t e n d m a c h e n , daß das des P r o p h e t e n als e i n e s

habe

zutage t r e t e n ,

erster

Probleme,

zu

wie

bearbeiten.

Z w i s c h e n den - n i c h t - k o n d i t427 ional formulierten Restitutionsprog n o s e n von Kap. 20; 3 4 f f * und dem U m k e h r r u f in Kap. 18; 428 33 ist s c h l i e ß l i c h "eine g e w i s s e l o g i s c h e S p a n n u n g " nicht zu ü b e r s e h e n , w e n n hier I s r a e l a u f g e f o r d e r t w i r d , s e l b s t "ein n e u e s Herz und e i n e n n e u e n G e i s t " zu

sich "schaffen"

(18,31), dort aber eben dies als - v o r a u s s e t z u n g s l o s e s Handeln Jahwes angekündigt wird der V e r k ü n d i g u n g ausschließen,

nebeneinander

(36,26). herlaufen

sondern sinnvoll ergänzen"

"(D)aß beide und sich

Formen

keineswegs

- s o f e r n sich

näm-

lich " ( d ) e r neue G e i s t , den man sich s e l b e r s c h a f f t , ... als G e s c h e n k b e g r e i f e n (läßt), mit dem G o t t dem M e n s c h e n z u v o r 429 kommt" - , ist ein G e d a n k e , der - a b g e s e h e n von s e i n e n l o g i s c h e n P r o b l e m e n 430 - mit der a r g u m e n t a t i v e n F r o n t s t e l -

4 2 5 L a n g , E z e c h i e l , 54; d i e s e A n n a h m e v e r t r e t e n z . B . F o h r e r , X X I f ; D e l o r m e , C o n v e r s i o n ; R o s s e l , E z e c h i e l , 2 8 1 f (s.o. A n m . 2 8 4 ) . 4 2 6 L a n g , E z e c h i e l , 55. 4 2 7 2 0 , 3 9 f f u n t e r s t r e i c h t a u s d r ü c k l i c h die U n a b h ä n g i g k e i t der N e u k o n s t i t u i e r u n g I s r a e l s vom g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n d e s V o l k e s . Die A u s s a ge: " E i n e n j e d e n von e u c h w e r d e ich n a c h s e i n e m W a n d e l r i c h t e n " (18,30) w i d e r s p r i c h t 2 0 , 4 4 ; 3 6 , 2 2 . 4 2 8 L a n g , E z e c h i e l , 115. 429 Ebd. 430 Es s i n d d i e s - w o r a u f w e n i g s t e n s a n m e r k u n g s w e i s e h i n g e w i e s e n s e i i . M . d i e s e l b e n P r o b l e m e , w i e sie die s c h o l a s t i s c h e G n a d e n l e h r e (vgl. e t w a H a m m , R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e , 6ff) a u f w e i s t , und die l e t z t l i c h auf e i n e K o n f u s i o n von g ö t t l i c h e m und m e n s c h l i c h e m H a n d e l n h i n a u s laufen bzw. zurückgehen.

382

Versuch

einer

lung

der

kaum

vereinbar

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung 431

daktion fern durch

Restitutionsprophezeiungen des

sein

"älteren

aufgehoben, den

dürfte.

freien

EB"

In

ist

der

hier

"Leben

...

Lebenserlaß

Kap.

20;

34ff*

Gesamtkonzeption

diese

als

von

Spannung

des

Hauses

seines

der

freilich Israel

Gottes

inso-

...

. ..

Renur

möglich"

i s t , f ü r den E i n z e l n e n a b e r d i e s e s " L e b e n immer w i e d e r d a s i n Umkehr und G e h o r s a m v o r G o t t e s R e c h t G r e i f b a r e " 432 ist

. Damit

werden

aber

die

Restitutionsprophezeiungen zunächst

in

den B e r e i c h

der

Redaktion

im R ü c k g r i f f

der

ihr

auf

vorgegebenen ein

vorliegenden

d i g u n g e n g e h ö r t e , neu i n t e r p r e t i e r t c). I n d i v i d u u m u n d K o l l e k t i v

und

nur

Element,

das

Gerichtsankün-

weitergeführt.

D i e T e x t e E z 3 , 1 6 - 2 1 ; 18 u n d 3 3 , 1 - 2 0 w e r d e n h ä u f i g - z u s a m men m i t 1 4 , 1 2 f f - a l s B e l e g f ü r e i n e " i n d i v i d u e l l e Vergel433 tungslehre" standing

of

im EB a n g e s e h e n : the

purpose

is

to

against

ideas

chapter

assert of

(sc.

Ez

individual

collective

"A 18)

very is

widespread that

its

r e 4s 3p 4o n s i b i l i t y

under-

essential for

sin

over

guilt"

S e l b s t wenn d i e s e I n t e r p r e t a t i o n z u t r ä f e , würde der T e x t ( b e r e i c h ) mit doch n i c h t s g r u n d s ä t z l i c h Neues i n d i e a t l . "Gedankenwelt"

da-

einfüh-

r e n . Zwar l e b t " ( d ) e r E i n z e l n e . . . im a l t e n I s r a e l durchweg f e s t e i n g e g l i e d e r t i n den Verband s e i n e r F a m i l i e und damit s e i n e s V o l k e s . Wo er abgesondert w i r d oder v e r e i n s a m t , g e s c h i e h t etwas Ungewöhnliches, wenn n i c h t B e d r o h l i c h e s " 435 - aber eben doch n i c h t s Unmögliches! So hat es im B e r e i c h des i s r a e l i t i s c h e n Rechts "immer e i n e 436 le'

Haftung gegeben"

'individuel-

. I h r s t e h t h i e r f r e i l i c h d i e P r a x i s der

"Blutra-

che" z u r S e i t e , d i e "einem Rechtsdenken (entstammt), das v ö l l i g an der Gruppe o r i e n t i e r t i s t . Wird durch d i e Tötung e i n e s G r u p p e n m i t g l i e d s

die

e i n e Gruppe geschwächt, so s o l l durch den V o l l z u g der B l u t r a c h e e i n e entsprechende Schädigung der anderen Gruppe e r r e i c h t werden, um damit das zwischen den Gruppen bestehende G l e i c h g e w i c h t w i e d e r h e r z u s t e l l e n " 437

431 432 433 434 435 436 437

S.u. 3.3.2. Z i m m e r l i , L e b e n , 191. Vgl. Lang, Ezechiel, lOlff. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 185. Wolff, Anthropologie, 309. S c h m i d t , De D e o , 145. B o e c k e r , R e c h t , 28.

Das "ältere

EB"

383

Diese Praxis, an der "(t)heoretisch ... bis in die nachexilische Zeit ... fesgehalten worden" ist, und die "praktisch ... auf jeden Fall bis 438 in die Königszeit hinein in Geltung" blieb , ergänzt das Prinzip einer individuellen Haftung insofern, als sie eine In-Kraft-Setzung der rechtlich geforderten Folgen schuldhaften Handelns für die handelnde Instanz auch dann ermöglicht, wenn der Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann 439 - wobei das "Talionsprinzip" eine "Eskalation der Vergeltung u. „440 ... verhindert Die Praxis der Blutrache hat zur Folge, "daß ein ungesühntes Verbrechen eines Angehörigen einer Gemeinschaft diese selbst mit einer Schuld441 realität belastet"

. Dieser erfahrbare Sachverhalt kann abstrahiert

und generalisiert werden zu einem "Prinzip der kollektiven Haftung", dementsprechend "das Vergehen des Einzelnen der Gesamtheit zur Last (fällt), wenn sie ihn nicht aus der Gemeinschaft ausschließt" 442 (vgl. etwa Jos 7). So kommt es zu einem "Nebeneinander von kollektiver und 443 individueller Verantwortlichkeit und Haftung" , das sich außer im Bereich des Rechts auch im Rahmen des Kultes und der Weisheit findet: "Individuelle und kollektive Haftung sind im Bereich des Rechts insofern miteinander verbunden, als die Gemeinschaft sich selbst schuldig macht, wenn sie den Frevler als Gerechten behandelt und die Folgen dieses Tuns zu tragen hat. Im Rahmen des Kultes und der Weisheit findet sich jedoch keine Brücke, 444 durch die die verschiedenen Anschauungen miteinander verbunden sind"

438 E b d . 439 Der " D e l i k t s a h n d u n g in den F ä l l e n , bei d e n e n der T ä t e r u n b e k a n n t ist und d e s h a l b n i c h t d i r e k t zur V e r a n t w o r t u n g g e z o g e n w e r d e n k a n n " , d i e n t a u c h "das A u s s p r e c h e n " e i n e r " F l u c h f o r m e l " ( a . a . O . , 174; vgl. Schottroff, Fluchspruch, 231ff). 440 B o e c k e r , R e c h t , 153. 4 4 1 A . a . O . , 174. D i e s e V o r s t e l l u n g b e l e g t D t n 2 1 , 1 - 9 . Der T e x t z e u g t i n s o f e r n b e r e i t s von e i n e r w e i t e r e n t w i c k e l t e n R e c h t s k o n z e p t i o n , a l s h i e r (1) a n s t e l l e e i n e r V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e (Sippe) die G r u p p e der " A n g e h ö r i g e n des O r t e s , a u f d e r e n G e m a r k u n g d e r T o t e g e f u n d e n w o r d e n i s t , m i t B l u t s c h u l d b e l a s t e t " w i r d , und (2) die B l u t r a c h e d u r c h "ein k o m p l i z i e r t e s Z e r e m o n i e l l " e r s e t z t ist, " d u r c h das d i e s e B l u t s c h u l d beseitigt werden kann" (ebd.). 442 S c h m i d t , De D e o , 146. 4 4 3 A . a . O . , 148. 444 A . a . O . , 1 4 6 f .

384

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

I n diesem Nebeneinander w i r d z u g l e i c h " d e r Mensch unter einem j e v e r 445 schiedenen Aspekt gesehen" : Er i s t e i n e r s e i t s E i n z e l n e r , der e i n s e i nem V e r h a l t e n a l s Gerechter oder F r e v l e r entsprechendes Ergehen zu erwar t e n h a t , a n d e r e r s e i t s G l i e d s e i n e r Gemeinschaft, das an deren H e i l oder U n h e i l p a r t i z i p i e r t . D i e s e " b e i d e ( n ) Aspekte stehen unverbunden . . . beneinander, s i e werden o f f e n b a r a l s i n g l e i c h e r Weise g ü l t i g

anerkannt"

wozu b e i t r a g e n mag, "daß e i n e äußere Bedrohung der Gemeinschaft

nicht

d i e R e g e l sondern d i e Ausnahme i s t , K r i e g e und N a t u r k a t a s t r o p h e n nen s i c h n i c h t Mit el

schaft",

Gerichtsprophezeiungen

nun

ja

aber

deren

dem V e r h ä l t n i s

das

von

Kap.

4f

nur

Unreinheit aus

EB

"eine

Untergang

von

an.

: Der

im R a h m e n (4,9-17)

sich

schon

Prophet der

Damit und an i n hier

(mit)

Jerusalem

Bedrohung

wird

die

den als

Isra

Gemein nach

Haftung

Zeichenhandlungen Unschuldiger

Schuld

zu t r a g e n ;

"Totalgericht"

und

der

Frage

kollektiver

Zeichenhandlung

Israels

dem a n g e k ü n d i g t e n

hat

gegen

äußere

individueller

virulent. Das Problem deutet 447 nicht

ereig-

täglich"^®.

seinen

kündigt

ne-

über

er

(4,14)

(4,4-8) wird

Jerusalem

und auch

und

Isra

e l n i c h t ausgenommen ( 5 , 1 - 4 ) . H i e r wie auch i n den a n d e r e n T e x t e n d e s EB b e s t e h t o f f e n b a r - a n d e r s a l s e t w a i n Gen 1 8 , 2 2 - 3 3 448 - k e i n B e d ü r f n i s nach e i n e r " R e c h t f e r t i g u n g des 449 G e r i c h t s Jahwes über e i n e ganze S t a d t " bzw. e i n g a n z e s Volk.

"Daß

Israel

als

ganzes

Jahwe

gegenüber

schuldig

werden

4 4 5 A . a . O . , 147. 4 4 6 A . a . O . , 148. Die B e h a u p t u n g : " K o l l e k t i v e und i n d i v i d u e l l e V e r g e l t u n g im A l t e n T e s t a m e n t v e r h a l t e n s i c h z u e i n a n d e r wie die b e z i e h u n g s v o l l e U n t e r s c h i e d e n h e i t von G o t t e s g e r e c h t i g k e i t und S t r a f r e c h t " ( L e v i n , V e r h e i ß u n g , 46; vgl. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 186; L i n d a r s , E z e k i e l , 4 5 6 ) , w i r d der K o m p l e x i t ä t des T e x t b e f u n d s m . E . n i c h t g e r e c h t . Sie ist auch durch Levins (a.a.O., 40ff) r e c h t s g e s c h i c h t l i c h e R e k o n s t r u k t i o n - die z u d e m die B e d e u t u n g von B l u t r a c h e u n d F l u c h s p r u c h w o h l zu g e r i n g v e r a n s c h l a g t - m . E . n i c h t g e d e c k t . D i e s e kann a l l e i n L e v i n s ( a . a . O . , 46) S c h l u ß f o l g e r u n g b e g r ü n d e n : "Ein e n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t l i c h e s N a c h e i n a n d e r von K o l l e k t i v s t r a f e u n d i n d i v i d u e l l e r S t r a f v e r f o l gung b e s t e h t n i c h t " . G e n a u das z e i g e n a b e r a u c h die h i e r s k i z z i e r t e n Überlegungen. 447 S.o. II.5. 4 4 8 V g l . d a z u S c h m i d t , De D e o , 449 S c h m i d t , De D e o , 143.

131ff;

Blenkinsopp,

Abraham.

Das " ä l t e r e

EB"

385

und d e s w e g e n als g a n z e s v e r w o r f e n w e r d e n " kann eine G r u n d a n n a h m e

gerichtsprophetischer

nicht problematisch.

, ist von

s p i t z t sich unter

zu auf die F r a g e nach der R o l l e

indi-

dieser

individuellen

H a n d e l n s und E r g e h e n s im R a h m e n der a n g e k ü n d i g t e n phe des

als

T r a d i t i o n für das EB

Die Frage nach dem V e r h ä l t n i s

v i d u e l l e r und k o l l e k t i v e r H a f t u n g Voraussetzung

450

Katastro-

Kollektivs.

W e l c h e n B e i t r a g l e i s t e t die in Ez 18 e n t w i c k e l t e on zur B e a r b e i t u n g

d i e s e r F r a g e ? Hier ist z u n ä c h s t

t e n , daß das P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s

Konzeptifestzuhal-

von i n d i v i d u e l l e m

k o l l e k t i v e m H a n d e l n und E r g e h e n in d i e s e m T e x t n i c h t lich t h e m a t i s c h ist. W e d e r w i r d hier noch "(spielt)

eigent-

"jegliches Denken,

von e i n e r G e m e i n s c h a f t a u s g e h t , für u n s a c h g e m ä ß

und das

erklärt",

das Volk (...) ü b e r h a u p t 451 keine R o l l e "mehr", wie etwa L . S c h m i d t m e i n t . Für u n s a c h g e mäß e r k l ä r t w i r d v i e l m e h r g e n a u die " B r ü c k e , d u r c h d i e " 452 nach S c h m i d t

die G e m e i n s c h a f t ,

- "die v e r s c h i e d e n e n A n s c h a u u n g e n

v i d u e l l e und k o l l e k t i v e H a f t u n g ) m i t e i n a n d e r

(sc.

verbunden

indisind":

die A n n a h m e , daß "das V e r g e h e n des E i n z e l n e n der G e s a m t h e i t " - und v e r m i t t e l t über sie a n d e r e n E i n z e l n e n - "zur Last (fällt)" 4SI . Und die G e m e i n s c h a f t , das V o l k , s p i e l t in Ez 18 i n s o f e r n eine z e n t r a l e R o l l e , als der T e x t - wie S c h m i d t 454 selbst unterstreicht - auf den " A u f r u f an das 'Haus I s r a el'

(!) u m z u k e h r e n " hin z u l ä u f t . Die R e k o n s t r u k t i o n d e r

mentativen Frontstellung

des K a p i t e l s z e i g t e

daß es das I n t e r e s s e v e r f o l g t , die k o l l e k t i v e n p h e z e i u n g e n des EB g e g e n k o n k u r r i e r e n d e

argu-

schließlich, Gerichtspro-

Interpretationen

E r e i g n i s s e des J a h r e s 597 zu v e r t e i d i g e n . Von daher ist

der die

A r g u m e n t a t i o n m i t T u n und E r g e h e n e i n z e l n e r M e n s c h e n in Ez 18 kaum als Indiz für e i n e n e t h i s c h e n

"Individualismus"

w e r t e n , s o n d e r n eher als ein w e i t e r e r Beleg für das auch anderen Gerichtsprophezeiungen

450 451 452 453 454

J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 133. Schmidt, a.a.O., 148.149. A . a . O . , 147. A.a.O., 146. A.a.O., 149.

des EB e r k e n n b a r e

zu in

Phänomen,

386

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

daß die G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s individueller

Biographie

und I s r a e l s in den

und - b e u r t e i l u n g " in " E z e c h i e l s

... fern vom K u l t r a u m des T e m p e l s 455 ans g a n z e Volk g e r i c h t e t w i r d " Daß das P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s

d.h.

priesterlichen

Verkündigung

kollektiver Haftung

Kategorien

e r f a ß t und i n t e r p r e t i e r t ,

"(d)ie P r a x i s " der "dem E i n z e l n e n e r t e i l t e n Thorabelehrung

Einordnung

radikaler prophetisch

von i n d i v i d u e l l e r

in Ez 18 n i c h t im V o r d e r g r u n d

e s s e s s t e h t , g e s c h w e i g e denn z u g u n s t e n e r s t e r e r

dieses

tes für diese Frage völlig i r r e l e v a n t w ä r e . Sie ist von B e d e u t u n g

sie eine V e r m i t t l u n g

Inter-

entschieden

ist, b e d e u t e t nun aber n i c h t , daß die K o n z e p t i o n zunächst insofern

und

des

für ihre B e a r b e i t u n g ,

von i n d i v i d u e l l e r

als

und k o l l e k t i v e r

tung d u r c h die A n n a h m e e i n e r n o t w e n d i g e n W i r k u n g

Tex-

vielmehr

der

Haf-

Schuld

E i n z e l n e r auf die G e m e i n s c h a f t a u s s c h l i e ß t . D a m i t w i r d

die

Möglichkeit

ver-

eröffnet,

" I n d i v i d u u m " und " K o l l e k t i v " als

s c h i e d e n e P e r s p e k t i v e n der O r g a n i s a t i o n wahrnehmbarer

Prozesse

Interpretation

- also als in der E r f a h r u n g

ierte, ihr nicht s e l b s t v e r s t ä n d l i c h begreifen:

und

konstitu-

v o r g e g e b e n e G r ö ß e n - zu

" I s r a e l " ist dann nicht e i n f a c h i d e n t i s c h mit

Summe a l l e r I s r a e l i t e n ; der n i c h t n o t w e n d i g renden Einzelnen

ein U n t e r g a n g

Israels wird

z u g l e i c h das Ende aller zu I s r a e l

Gerichtsprophe-

z e i u n g e n des EB r e a l i s i e r t und in e i n i g e T e x t e erst d u r c h n a c h t r ä g l i c h e

Überarbeitung

bindung mit dem durch die A r g u m e n t a t i o n

vielleicht

eingetragen.

In V e r -

von Kap. 18

eines dem " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g "

c h e n d e n g ö t t l i c h e n H a n d e l n s e r g e b e n sich d a r a u s Möglichkeiten

gehö-

bedeutet.

Diese M ö g l i c h k e i t ist k e i n e s w e g s in a l l e n

ten S p i e l r a u m

der

denkbar,

eröffneentspre-

verschiedene

konkreter Gerichtserwartung :

(1) Vom Untergang des Kollektivs sind "Gerechte" und "Frevler" gleichermaßen betroffen. Diese Erwartung spricht am deutlichsten 21,8 aus: "Sieh, ich (gehe) gegen dich (vor). Ich werde mein Schwert aus der Scheide ziehen und aus

455 Zimmerli,

Eigenart,

1 7 2 f ; vgl. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y ,

192.

387

Das " ä l t e r e EB" dir ausrotten (ITO) Gerecht (e) (¡77120

und Frevler (ym)!"

456

Diese Ankün-

digung Jahwes scheint auf den ersten Blick in schärfstem Widerspruch zu den Aussagen von Ez 18 zu stehen. Setzt sich nicht hier gegen alles "Unwirkliche (.) und Postulatorische(.)" der dort entwickelten Konzeption 457 "einmal die grausame Unmoral der Wirklichkeit" durch ?! Zu einer ersten Korrektur dieses Eindrucks nötigt die Einsicht, daß der "Doppelausdruck" y i m ¡7712( "den Gerechten und den Gottlosen nicht kasuistisch vereinzeln will, sondern ... in der Zusammenfassung von zwei 458 Gegensätzen ein ungeschiedenes Ganzes aussagt" . D.h. das Kollektiv (Jerusalem/Israel) dominiert die Perspektive der Prognose so sehr, daß "Gerechter" und "Frevler" gar nicht als Einzelne in den Blick kommen. Für das Kollektiv trifft aber genau zu, was Kap. 18 feststellt bzw. fordert: "Wer sündigt, wird/muß sterben!" Wenn vom Untergang des Kollektivs einzelne Gerechte und Frevler gleichermaßen betroffen sind, widerspricht das der Lebenszusage an den Gerechten von Kap. 18 grundsätzlich nicht mehr oder weniger als das auch dort nicht in Frage gestellte universale Todesschicksal aller Menschen: Auch in Ez 18 wird dem Gerechten kein unbegrenztes Leben zugesprochen; in der prinzipiellen Begrenztheit seines Lebens durch den Tod unterscheidet er sich auch dort nicht vom Frevler! Auf eben diesen Sachverhalt will m.E. die - vielleicht nachgetrage459 ne

- Fortsetzung von 21,8 in V.9 hinweisen: "Weil (ibn iy») ich aus

dir ausgerottet habe Gerecht(e) und Frevler, deshalb (p*7) wird mein Schwert ausgehen aus seiner Scheide gegen ALLES FLEISCH (IUI "73) von Süd 'nach' 460 Nord". Zimmerli 461 meint, daß "die Logik des I V - ^ - S a t zes nicht recht zu fassen" sei. Könnte seine "Logik" nicht gerade darin

456 Die nicht d e t e r m i n i e r t e n , s i n g u l a r i s c h e n A u s d r ü c k e i7'"TY und y e n b e z e i c h n e n " e t w a s , d a s zu d e r Klasse d e s ¡7'"TY- b z w . y ü H - S e i e n d e n g e hört". Die A u s s a g e b e s a g t also nicht, daß J a h w e alle G e r e c h t e n und F r e v l e r a u s r o t t e n w i r d , w o h l aber, daß er bei seinem G e r i c h t an J e r u s a l e m / I s r a e l keinen U n t e r s c h i e d z w i s c h e n (einzelnen) G e r e c h t e n und Frevlern machen wird. 457 Lang, A u f s t a n d , 1 3 0 . 1 3 1 . Die A u s s a g e ist schon früh als a n s t ö ß i g e m p f u n d e n w o r d e n ; vgl. die K o n j e k t u r e n in G u n d T (s. BHS) u n d die D i s k u s s i o n im T a l m u d (b.Abode zara 4 a ; b.Baba q a m m a 6 0 a ; s. F o h r e r , 119 Anm. 1). 458 Z i m m e r l i , 467 m i t H i n w e i s auf H o n e y m a n , M e r i s m u s . 459 V g l . z.B. F o h r e r , 119; Z i m m e r l i , 4 6 7 ; Fuhs, 110. 460 M i t e i n i g e n M s s dürfte iU19X s t a t t 119? zu lesen sein; vgl. B H S . 461 Z i m m e r l i , 4 6 7 .

388

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

liegen, angesichts des gleichen Schicksals von Gerechten und Frevlern im Untergang des Kollektivs darauf hinzuweisen, daß auch der Gerechte i m e r schon über nur begrenzte Lebensmöglichkeiten verfügt, weil er - wie der Frevler - "Fleisch" ist? Der Oberbegriff "1ÜQ "73, der in 21,9 i7'-rjf und yWT unter sich begreift, unterscheidet "das Fleisch, d.h. die Menschheit, wegen seiner Vergänglichkeit und Ohnmacht qualitativ vom göttli462 chen Wesen"

. Wird so der Tod Einzelner in der kollektiven Katastrophe

als Aktualisierung des alle Menschen erwartenden Todesschicksals bewußt gemacht, wird "(a)n der umfassenden Vernichtung" weiterhin erkennbar, "daß nicht automatisch nach den Taten und Untaten vergolten wird, sondern daß wirklich das Richtschwert des heiligen und furchtbaren Gottes Israels am Werk ist. Gerade weil auch die Gerechten umkommen, ist es 463 Jahwe, der um seiner vernichtenden Heiligkeit willen handelt" . Damit wird die in Ez 18 entwickelte Wahlfreiheit des göttlichen Handelns im Rahmen (!) des mit dem Tat-Ergehen-Zusammenhang gegebenen Ordnungskonzepts um einen neuen Aspekt bereichert: Jahwe hat nicht nur die Wahl, durch Tod oder Leben des Frevlers den Schutz und die Bewahrung von Lebensmöglichkeiten zu realisieren, wie es der "Tat-Ergehen-Zusammenhang" fordert; er kann sein Handeln auch am Verhalten des Kollektivs oder an dem des Individuums orientieren. Kann er durch Extermination des Kollektivs Jerusalem/Israel lebensfeindliches Verhalten unterbinden, so kann 464 er zu diesem Zweck den Tod einzelner Gerechter in Kauf nehmen . Dieser Gedanke mag anstößig sein - der Konzeption von Ez 18 widerspricht er nicht 4 6 5 !

462 Gerleman, A r t . 1 » a , 379. 4 6 3 F o h r e r , 119. 464 A u c h w e n n J a h w e bei s e i n e r R e a k t i o n a u f d a s H a n d e l n d e s K o l l e k t i v s d e n T o d e i n z e l n e r G e r e c h t e r in K a u f n i m m t , w i d e r s p r i c h t d a s n i c h t d e r K o n z e p t i o n von Ez 18. D o r t i s t ja u n t e r d e m y g e n a u e i n D l T D f v e r s t a n d e n . L ä B t J a h w e i h n g e w ä h r e n , n i m m t er a u c h d o r t in K a u f , d a B er u n t e r d e s s e n w e i t e r d a s B l u t G e r e c h t e r v e r g i e ß t . 4 6 5 D a ß 2 1 , 6 - 1 0 " ( d ) i e ... P e r s p e k t i v e d e r W e n d e a l s M ö g l i c h k e i t z u r U m k e h r ... f r e m d zu s e i n ( s c h e i n t ) " , i s t k e i n A r g u m e n t d a f ü r , daß " ( d ) a s W o r t ... n i c h t von Ez. ( s t a m m t ) " (so F u h s , 110; v g l . B e r t h o l e t , 7 7 ) . F a s t a l l e an d a s K o l l e k t i v J e r u s a l e m / I s r a e l g e r i c h t e t e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB r e c h n e n n i c h t m i t e i n e r " U m k e h r " d e s V o l k e s . D a m i t ist a b e r die M ö g l i c h k e i t e i n e r U m k e h r n i c h t ( k e t e g o r i al) a u s g e s c h l o s s e n - s i e i s t n u r ( e m p i r i s c h ) a l s e x t r e m u n w a h r s c h e i n lich betrachtet.

Das "ältere

EB"

389

(2) Dem Untergang des Kollektivs können einzelne "Gerechte" entgehen. Diese Möglichkeit zieht der Abschnitt 14,12-20 in Betracht. Hier wird zwischen individuellem und kollektivem Tun und Ergehen differenziert. Die Gerichtsankündigung gegen das Kollektiv ("Land") steht dabei nicht zur Diskussion (vgl. 13.15.17.19). Sie wird jedoch ergänzt um "die alte Vorstellung von der Bewahrung des Frommen", die "freilich dadurch modifiziert (ist), daß jetzt auch die Familie des Gerechten nicht mehr an seiner Rettung teilhat"^**. Zeigt schon diese Modifikation, daß es dem Text nicht um eine Einschränkung, sondern gerade um eine Bekräftigung der kollektiven Gerichtsprognose geht, wird dies vollends deutlich ange467 sxchts der Tatsache, daß er - anders als Jer 15,1-4 - drei Nicht-Israeliten als exemplarische Gerechte anführt, was darauf hindeutet, daß er nicht damit rechnet, "daß es solche Beispiele von Gerechtigkeit und Frömmigkeit in Israels überschaubarer Geschichte und aktueller Gegenwart ... gibt" 468 . So ist es wahrscheinlich, daß die Argumentation von 14,1220 von vorneherein auf die Fortsetzung in 21-23 hin konzipiert ist und 469 erst hier zu ihrem eigentlichen Anliegen kommt , mit dem zugleich eine neue Möglichkeit der Gerichtserwartung eröffnet wird: (3) Dem Untergang des Kollektivs können einzelne Schuldige entgehen. Damit tritt 14,21-23 zunächst einem möglichen Mißverständnis der vorangegangenen Argumentation entgegen: "Aus der Tatsache, daß sonst nur die Gerechten gerettet werden, darf man nicht schließen, daß die der Kata470 Strophe Jerusalems Entronnenen gerecht sind" ! Ein Rückschluß vom Ergehen auf das Tun eines Menschen ist - infolge der "Parteilichkeit Jahwes für das Leben", die auch dem Frevler Zeit zur Umkehr läßt (18,21ff) 471 nicht möglich. So kommt auch hier die "göttlich souveräne Freiheit" Jahwes zum Zuge, in der er zur Ermöglichung und Bewahrung von Leben auch lebensfeindliches Verhalten dulden kann. Der Sinnhorizont dieser Duldung wird hier über die in Kap. 18 genannten Aspekte der Zeugung eines (mögli466 S c h m i d t , De D e o , 156. 4 6 7 Z i m m e r l i , 318 v e r m u t e t e i n e l i t e r a r i s c h e " A b h ä n g i g k e i t " des A b s c h n i t t s Ez 1 4 , 1 2 f f von d i e s e m T e x t , der a l l e r d i n g s n a c h T h i e l , R e d a k t i o n (1) n i c h t zum G r u n d b e s t a n d des J e r e m i a b u c h s g e h ö r e n w ü r d e (s.Kaiser, Einleitung, 256). 4 6 8 F u h s , 77. 4 6 9 V g l . z . B . Z i m m e r l i , 3 1 7 f ; F o h r e r , 78; E i c h r o d t , 111. 470 S c h m i d t , De D e o , 157. 471 Eichrodt, 111.

390

V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n

Einordnung

cherweise gerechten) Nachkommens und der möglichen eigenen Umkehr hinaus um eine weitere Möglichkeit bereichert: Die aus Jerusalem entkommenen "Frevler" werden als Frevler zu einem "leibhafte(n) Beweiszeichen (Zimmerli, Erkenntnis Gottes 49-57) für die in der Geschichte mächtige Gültigkeit der gerechten Ordnung Jahwes. Das Auftauchen der Reste der bösen Bevölkerung Jerusalems unter den Deportierten ist ein lauterer Erweis der Gerechtigkeit Jahwes, als es das bloße Erlöschen des zerstörten Jeru472 salem ... sein könnte"

. Eine gewisse Spannung zur Konzeption von Ez

18 entsteht dabei dadurch, daß das Verhalten der dem Untergang Jerusalems Entgangenen (DDTI, OJll,7',7y: 22.23) Jahwes Gericht über die Stadt rechtfertigt, daß m.a.W. das Handeln Einzelner (mindestens) Indikator für den Zustand des Kollektivs ist. Da damit keine Übertragung der Schuld einzelner auf die Gemeinschaft behauptet wird, kommt es jedoch nicht zu einem echten Widerspruch zu Kap. 18. Es deutet sich aber hier an, daß die Möglichkeiten der Beziehung zwischen individueller Lebensgeschichte und Geschichte des Kollektivs vielfältiger sind, als es dort zum Ausdruck und in der Argumentation zum Tragen kommt. Diese Spannung zwischen konkreter Erfahrung (bzw. Erwartung) und "theoretischer" Konzeption zeigt die Vorläufigkeit und Revisionsbedürftigkeit der letzteren an. W.Zimmerli wird darin zuzustimmen sein, daß in 14,12-23 - ebenso wie in 6,8-20 und 12,16 - "(d)ie Aussage über den um seiner Frömmigkeit mit dem Leben davongekommenen Rest (sc. in 9,4.6) ... transformiert, in neuer Gestalt 'fortgeschrieben'" und so "der radikalen Anklage Jahwes gegen sein Volk, die auch sonst die Verkündigung Ezechiels kennzeichnet" funk473 tional eingeordnet und angepaßt ist . Auch hier dominiert also völlig die Perspektive einer kollektiven Gerichtsankündigung. (4) Dem Untergang des Kollektivs entgehen diejenigen, die unter seinem schuldhaften Verhalten leiden, die "Männer, die seufzen und stöhnen wegen all der Greuel, die in ihrer (sc. der Stadt Jerusalem) Mitte begangen werden" (9,4). Der dem kollekti474 ven Gericht entgehende (9,6) "Rest" ist dabei weder als Gruppe der "Gerechten" - ausschlaggebend ist nicht das "aktive", sonder das "passive" Sozialverhalten! - noch als Gruppe der "Unschuldigen" - dann wäre zu erwarten, daß Kinder dem Gericht entkommen, was nicht der Fall ist 472 Z i m m e r n , 323. 473 Zimmerli, Phänomen, 186. 474 Vgl. dazu Wildberger, Art. INI», 848ff.

Das " ä l t e r e

391

EB"

(9,6) - definiert. Zimmerli erwägt, "ob es Kreise der zadokidischen Priesterschaft sind, die dann seltsam einflußlos den Greueln hätten zusehen müssen. Oder denkt Ez an prophetische Kreise, etwa die Kreise um Jeremia? Oder ist wie bei Elia an ein dem Propheten selber unbekanntes, ihm aber von Jahwe genanntes, nun von ihm zu glaubendes, verborgenes Häuflein zu denken, in dem Jahwe eine Zukunft seines erwählten Volkes in Jerusalem ahnen läßt?" 4 7 5 Wahrscheinlich handelt es sich einfach um die Leidtragenden der Zustän47R 477 und "Stöhnen" (¡7JN ni.) sind

de in Jerusalem. "Seufzen" (rUN ni.)

Reaktionen auf von außen kommendes Unglück - wie den Tod der Ehefrau (vgl. 24,17) oder den eigenen Tod im Krieg (vgl. 26,15). Spr 29,2 zeigt, daß "Seufzen" (njN) durch politische Mißstände verursacht sein kann: "Wenn Gerechte mächtig sind, freut sich das Volk, doch wenn ein Frevler herrscht, seufzt das Volk". Der Übergang vom "Seufzen" zum "Zeterge478 schrei"

ist offenbar fließend (vgl. Ex 2,23: ns« neben W ) ;

beides

ruft zu tätiger Hilfe auf (vgl. Klgl 1,21). Das Gerichtshandeln Jahwes scheint demnach hier als Befreiung Leidender von den ihr Leid verursachenden Zuständen verstanden zu sein. Es werden demnach nicht 479 nur "einzelne aus dem der Gesamtheit drohenden Gericht ausgenommen" - das Gericht an der Gesamtheit scheint geradezu um dieser Einzelnen willen stattzufinden! Gleichwohl dominiert auch hier die Perspektive eines kollektiven Gerichts. Die in 9,8 folgende Frage des Propheten: "Ach, Herr Jahwe, willst du denn den ganzen Rest Israels verderben", macht m.E. deutlich, daß mit dem Verfahren von 9,4.6 die Katastrophe des Kollektivs keineswegs "auf ein Maß" begrenzt wird, "das einen Neuanfang offenhält"

- "wo (soll) denn ein Rest des Gottesvolkes überhaupt noch eine

Möglichkeit der Bergung bei Gott finden (...), wenn die 481 Mitte des Lebens, der Ort der göttlichen Gegenwart, zerstört ist" ? Diesen vier Möglichkeiten einer Konkretisierung der kollektiven Gerichtserwartung im EB sei der Vollständigkeit halber noch eine fünfte

475 Z i m m e r l i , 2 2 8 . 4 7 6 V g l . n o c h Ez 2 1 , 1 1 ( 2 x ) . 1 2 ; Ex 2 , 2 3 ; Jes 2 4 , 7 ; Klgl 1,4.8.11.21. 477 V g l . n o c h Ez 2 4 , 1 7 ; q.: 2 6 , 1 5 ; Jer 5 1 , 5 2 . 478 Vgl. dazu Boecker, Recht, 40ff. 479 S c h m i d t , E i n f ü h r u n g , 2 5 4 . 480 So F u h s , 55. 4 8 1 Z i m m e r l i , 229.

Joel

1,18;

Spr

29,2;

392

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

hinzugefügt, die jedoch erst in dem wohl redaktionellen, jedenfalls aber im Rückblick auf die Ereignisse von 587 formulierten Kap. 22 vorliegt: (5) Der Untergang des Kollektivs trifft alle seine Angehörigen, da alle Frevler sind. 482 Mit diesem Gedanken einer "Kollektivschuld"

setzt sich das Ordnungs-

denken des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs" gegen mögliche widerstreitende Erfahrungen durch. Der in Ez 18 entwickelte Spielraum des Handelns Jahwes kommt dabei ebensowenig zum Zuge wie die damit begründete Möglichkeit, widersprüchliche und ambivalente Erfahrungen konzeptionell zu verarbeiten. Die in 22,30 formulierte Möglichkeit, daß ein Einzelner durch sein Handeln das Kollektiv hätte retten können, ist - gerade auch in Bezug auf das Verständnis der Funktion des Propheten - bedenkenswert, widerspricht aber 14,12ff. Neben Gerichtsankündigungen gegen das Kollektiv Jerusalem/Israel finden sich im EB freilich auch Prophezeiungen gegen einzelne Israeliten bzw. Repräsentanten von Institutionen Israels. Auf die "individualisierende" Tendenz des Orakels gegen Zedekia in Kap. 17 wurde oben bereits 483 hingewiesen

. Während hier das Geschick des Volkes nicht in den Blick

kommt, dient das in Kap. 13 angekündigte Gericht über die Prophet(inn)en Israels ebenso wie das in Kap. 34 prognostizierte über Israels "Hirten" ausdrücklich der Rettung des Volkes (vgl. 13,23; 34,10): (6) Das Gericht Jahwes an Einzelnen erhöht die Lebensmöglichkeiten des Kollektivs (vgl. auch 20,38). Die Texte die diese Perspektive belegen, gehören jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in den Bereich der Restitutionsprophezeiungen des E B ^ ^ . Zusammenfassend

kann f e s t g e h a l t e n w e r d e n : Eine

le V e r g e l t u n g s l e h r e "

"individuel-

in dem S i n n , daß das G e s c h i c k

des

Ein-

z e l n e n "nur von ihm s e l b s t und in k e i n e m P u n k t m e h r von der 485 G e m e i n s c h a f t , in der er l e b t , a b h ä n g i g " w ä r e , l i e g t im EB

482

" K o l l e k t i v s c h u l d " und "Schuld des Kollektivs" sind nach dem bisher A u s g e f ü h r t e n zu u n t e r s c h e i d e n . K a p . 16 u n d 23 s i n d d a n n g e r a d e k e i n B e l e g f ü r die V o r s t e l l u n g e i n e r " K o l l e k t i v s c h u l d " (so L a n g , E z e c h i e l , 1 0 3 ) , d e r s i c h e r s t Ez 20 a n n ä h e r t (s.o. I V . 4 . 1 . ) . 4 8 3 V g l . a u c h u. 3 . 3 . 1 . a . 484 Vgl.u. 3.3.2.C. 4 8 5 S c h m i d t , De O e o , 149.

Das " ä l t e r e

EB"

393

n i c h t vor. Das g ö t t l i c h e G e r i c h t am K o l l e k t i v

Jerusalem/Isra-

el s t e h t an keiner S t e l l e des B u c h e s zur D i s k u s s i o n . Wo es in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

nicht t h e m a t i s c h

ist, ist es

e n t w e d e r noch n i c h t im Blick - wie in Kap. 17 - oder bereits geschehen vorausgesetzt e n t h ä l t Kap. 18 das P o t e n t i a l vidueller" wie "kollektiver"

- wie in Kap. 34. W o h l

einer Kritik j e g l i c h e r - "Vergeltungslehre"

so eine Reihe h ö c h s t d i f f e r e n z i e r t e r A s p e k t e des V e r h ä l t n i s s e s

als

und

Erfahrungen

von K o l l e k t i v

aber

-

"indisetzt

möglicher

und I n d i v i d u u m

im EB

f r e i . D a m i t w i r d dann f r e i l i c h auch dem E i n z e l n e n ein

erwei-

terter

und d i f f e r e n z i e r t e r

seine

eigene

Lebensgeschichte

t i v s , dem er a n g e h ö r t ,

Möglichkeitsraum

eröffnet,

im K o n t e x t der G e s c h i c h t e des zu v e r s t e h e n . K o m m t so das

im EB in s t ä r k e r e m Maße zur Geltung henden gerichtsprophetischen

als in der ihm

vorausge-

T r a d i t i o n , ist dies doch

lange n i c h t e i n e r " p r o c l a m a t i o n de 1 ' i n d i v i d u a l i s m e 486 gral"

gleichzusetzen.

daß die E r f a h r u n g

noch

inte-

Zudem sollte n i c h t ü b e r s e h e n

der I n d i v i d u a l i s i e r u n g

den E i n z e l n e n l e i d v o l l e

Kollek-

Individuum

und s c h m e r z l i c h e

werden,

auch im EB eine b l e i b t : Der

für

Prophet

muß a n g e s i c h t s der T a t s a c h e , daß "(s)ein e i g e n e s L e b e n (...) h e r e i n g e r i s s e n (ist) in den iy ( S c h u l d - S t r a f e ) des V o l 487 kes"

(4,4ff), die H i n f ä l l i g k e i t s e i n e s i n d i v i d u e l l e n

bensplanes erkennen

g a n g e n e n E i n z e l n e n sind von all dem a b g e s c h n i t t e n , geläufigem Verständnis

Leben ermöglichen

wenn nach der K a t a s t r o p h e "individualisierten" werden

Le-

(4,14); die dem k o l l e k t i v e n G e r i c h t könnte

neue P e r s p e k t i v e n

stärker

entwickelt

(18,5ff), g e s c h i e h t dies vor dem H i n t e r g r u n d

v o l l e n E r f a h r u n g , daß "die

'naturwüchsigen'

nach

(9,4ff);

einer

E x i s t e n z als " G e r e c h t e r "

was

ent-

der

leid-

Gemeinschafts-

f o r m e n wie S i p p e , S t a m m , K ö n i g s v o l k d u r c h die K r i e g s f o l g e n 488 a u s e i n a n d e r g e b r o c h e n " sind ; und w e n n s c h l i e ß l i c h die R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" mit dem b e t o n t e n A u f r u f zur an den E i n z e l n e n d i e s e m die E n t s c h e i d u n g

über seine

r i g k e i t zum n e u e n I s r a e l s e l b s t a n h e i m s t e l l t 486 C a u s s e , G r a u p e , 200 (zit. n a c h 4 8 7 Z i m m e r l i , 117. 488 K o c h , P r o f e t e n II, 1 0 5 .

Lang,

Ezechiel,

Umkehr Zugehö-

(33,10-20),

142 A n m .

348).

394

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

m u t e t sie ihm d a m i t z u g l e i c h die B e r e i t s c h a f t noch von den l e t z t e n d e n e n des ( m ) 2 N

verbliebenen

n'l,

Die k o n z e p t i o n e l l e nis von I n d i v i d u u m

gegebenenfalls Bearbeitung

und K o l l e k t i v

zu, sich

auch

Gemeinschaftsbindungen, zu lösen

(Kap.

18).

der Frage nach dem

Verhält-

im EB b l e i b t h i n t e r

der

dieses Verhältnisses,

wie

sie

in e i n z e l n e n T e x t e n des B u c h e s d o k u m e n t i e r t ist, z u r ü c k .

Die

Vielfalt möglicher Erfahrungen Stärke

des EB liegt hier eher in e i n e r P r o b l e m a n z e i g e

einer Problemlösung.

Ein i n n o v a t i v e r

tion in Kap. 18 liegt s i c h e r l i c h gen von S c h u l d in e i n e r Weise ner S c h u l d ü b e r t r a g u n g fragwürdig

begrenzt,

J a h w e und s e i n e n e i n h e i t l i c h e n der um 587 w o h l

(noch)

Wirkun-

grundsätzlichen

verbreiteten

Problem

beider G r ö ß e n

Rechtswillen

- was

Bereitschaft,

des W i r k e n s

M a t e r i a l als

zwischen

Die E r w ä g u n g e n zu S t r u k t u r , daß ein r e l a t i v hin a n z u n e h m e n

zu

Dokument

Ezechiels h i s t o r i s c h e m Ort und

n e l l e r T e n d e n z des "älteren EB" m a c h e n es Textmaterials

auf

angesichts

" p e r s ö n l i c h e r F r ö m m i g k e i t " und " o f f i z i e l l e r R e l i g i o n " 489 trennen , k e i n e s w e g s s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ist.

3.3. Das im "älteren EB" v e r a r b e i t e t e

ei-

Gemeinschaft

und K o l l e k t i v wird das

v e r s c h ä r f t wie mit der B e z i e h u n g

als in

Argumenta-

die die A n n a h m e

vom E i n z e l n e n auf die

von I n d i v i d u u m

der

d a r i n , daß sie die

m a c h t . Mit der darin i m p l i z i e r t e n

Unterscheidung ebenso

Beitrag

g r o ß e r T e i l des in d i e s e m Werk

seiner R e d a k t i o n

redaktio-

wahrscheinlich, überlieferten

b e r e i t s v o r l a g . Dies ist

näher-

für

(1) einen Grundbestand der Gerichtsprophezeiungen an Jerusalem/Israel in Kap. 1-24 (einschließlich 3,16-21 und Kap. 18*, jedoch ohne die eingeschalteten Restitutionsprognosen 11,14-21; 16,44-63; 17,22-24 und höchstwahrscheinlich ohne das "ex eventu" formulierte Kap. 22), (2) einen Grundbestand der Fremdvölkerorakel in Kap. 25-32, (3) einen Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen an Israel in Kap.

489 V g l . A l b e r t z ,

Frömmigkeit;

Rose,

Ausschließlichkeitsanspruch.

Das

im

"älteren

EB"

verarbeitete

395

Material 490

33-37 (dessen Umfang noch näher zu bestimmen s e i n w i r d (4) den Grundbestand des " V e r f a s s u n g s e n t w u r f s "

) und

von Kap. 4 0 - 4 8 (ohne den

v i e l l e i c h t a u f d i e Redaktion des " ä l t e r e n EB" zurückgehenden

"Amts-

t r ä g e r k o m p l e x " 4 4 , 4 - 4 6 , 1 8 und ohne d i e w a h r s c h e i n l i c h s p ä t e r e n E r gänzungen 4 6 , 1 9 - 2 4 und 4 8 , 3 0 - 3 5 ) . Daß in

dieses

Gestalt

vorlag,

ist

auch

hier

doch

ist

Material

eines

möglich,

Spannungen (bzw.

der

Redaktion

des

zusammenhängenden,

sind)

aber

"älteren

komplexen

unwahrscheinlich.

zwischen keine

einzelnen

EB"

bereits

Textganzen

Zwar

bestehen

Text(komplex)en,

übergreifende(n)

Gesamtkonzep-

t i o n ( e n ) ( m e h r ? ) z u e 4r k9 e1 n n e n , d i e redaktionsgeschichtliche Rückschlüsse zuließen . M ö g l i c h , wenn n i c h t w a h r s c h e i n l i c h ist

allerdings,

daß

das

r i a l b e r e i t s i n mehr r e ( n ) Sammlungen" 493 vom K o m p l e x

der

selbst

bereits 494

führen

ist

19;

23),

8-11; oder

verarbeitete Mate492 oder weniger umfangreichen "älteo r g a n i s i e r t war. H i e r wäre - a b g e s e h e n

relativ

etwa

auch

an

Redaktion

40-48

(Kap.

(4-5;

- jeweils

"thematische

25-32*),

selbständige

an S a m m l u n g e n

Zeichenhandlungen

37,1-14;

der

Fremdvölkerworte auf

-

von

von

12;

Bildworten

24)

oder

(z.B.

wohl zurückzu(15-17;

Visionen

im G r u n d b e s t a n d

Einheit(en)"

der

Sammlungen

der

(1-3;

Texte),

21+23-24)

zu

denken495. M i t der R e k o n s t r u k t i o n des M a t e r i a l s , das der Redaktion des

"älteren

EB" b e r e i t s v o r l a g , s i n d nun f r e i l i c h keineswegs schon " i p s i s s i m a

verba"

E z e c h i e l s bzw. s e i n e eigenen l i t e r a r i s c h e n Produkte gewonnen; es s o l l t e 496 n i c h t v o r s c h n e l l a l s " H i n t e r l a s s e n s c h a f t des Propheten" identifiziert werden. Es i s t a l l e r d i n g s damit zu rechnen, daß E z e c h i e l - o b g l e i c h ihm 490 S . u . 3 . 3 . 2 . 4 9 1 Die R e d a k t i o n s c h e i n t - a b g e s e h e n von der o b e n b e h a n d e l t e n G r o b s t r u k t u r i e r u n g des B u c h e s - die von ihr v o r g e f u n d e n e n E i n z e l t e x t e v.a. n a c h dem G e s i c h t s p u n k t e i n e r t h e m a t i s c h e n bzw. S t i c h w o r t - A s s o z i a t i o n a n g e o r d n e t zu h a b e n ; vgl. C a s s u t o , A r r a n g e m e n t . 492 Daß d e r G r u n d b e s t a n d von K a p . 1 - 2 4 ; 3 3 f f auf e i n e n " p r o p h e t i s c h e n S e l b s t b e r i c h t (.)" E z e c h i e l s in G e s t a l t e i n e r " D e n k s c h r i f t " z u r ü c k g e h t ( E i c h r o d t , 15*; vgl. 1 4 * f f ; E i s s f e l d t , E i n l e i t u n g , 5 0 9 . 5 1 3 f ; A u v r a y , E z & c h i e l I - I H , 5 0 0 f ) e r s c h e i n t m i r u n w a h r s c h e i n l i c h (vgl. Fohrer, Hauptprobleme, 42ff). 4 9 3 F u h s , 9. 494 V g l . Z i m m e r l i , A r t . E z e c h i e l , 768 u.o. 3 . 1 . / 3 . 2 . 1 . 4 9 5 F u h s , 9. 496 L a n g , E z e c h i e l , 30.

396

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

eine "Niederschrift des gesprochenen Wortes ... anders als Jesaja (30,8, 497 auch 8,16?) und Jeremia (36) nie geboten" wird - "neben der mündlichen Verkündigung rhythmisch geformter498 Worte, welche die Verkündigungs, auch schriftliche Texte produ-

weise der älteren Prophetie aufnimmt"

ziert hat. Dafür dürfte jedoch weder sein besonderer Charakter als499 "Schriftsteller" und zurückgezogen wirkender "Schreibtischprophet" , noch primär sein Interesse an einer "autobiographischen" Dokumentation seiner Wirksamkeit verantwortlich sein, sondern vielmehr die besondere historische Situation seines Wirkens: Als Angehöriger der Gola konnte er seinem eigenen, "gesamt-israelitischen" Anspruch

- vorausgesetzt, die Annahme seiner zeitweiligen Wirk501 samkeit in Jerusalem ist als "Irrweg der Forschung" abzulehnen - nur gerecht werden, wenn er mindestens einen Teil seiner Äußerungen auch nach Palästina übermittelte, wofür sich die schriftliche Form anbieten mußte (vgl. Jer 29). Der Rekonstruktion Josephus' wird demnach i.W. zuzustimmen sein: "In Babylonien prophezeite Ezechiel das künftige Geschick 502 seines Volkes; er schrieb es auf und schickte es nach Jerusalem" Diese aus der Spannung zwischen Anspruch und Situation Ezechiels erwachsende Notwendigkeit einer schriftlichen Übermittlung seiner Äußerungen über relativ große Entfernungen hat weitere Konsequenzen: (1) Es ist mit einer Mehrfach-Ausfertigung und relativ breiten Streuung des Materials zu rechnen. Der Anteil der Dokumentation und Selektion an 497 Zimmerli, 104*. 498 A.a.O., 109*. 499 V g l . zu d i e s e r ( ä l t e r e n ) S i c h t Z i m m e r l i , 4 * f f ; L a n g , A u f s t a n d , 152ff. 500 V g l . Z i m m e r l i , 1 2 5 8 f f ; O e r s . , I s r a e l . 501 L a n g , E z e c h i e l , 3 0 . B e t t e n z o l i s (Geist, 14ff) an Ez 1 1 , 1 - 1 3 e n t w i k k e l t e T h e s e , der P r o p h e t habe vor 597 in J e r u s a l e m g e w i r k t , v e r m a g e b e n s o w e n i g zu ü b e r z e u g e n w i e ä l t e r e und n e u e r e H y p o t h e s e n (s. L a n g , E z e c h i e l , llf) e i n e r a u s s c h l i e ß l i c h e n W i r k s a m k e i t d e s " h i s t o r i s c h e n " E z e c h i e l in P a l ä s t i n a ( B r o w n l e e ; vgl. D e r s . , P a r a b l e , 3 9 7 ; D e r s . , S o n ) , e i n e r A b f o l g e s e i n e s W i r k e n s in J e r u s a l e m (vor 587) und der Gola (Herntrich, Ezechielprobleme; Bertholet; Auvray; Steinmann; vgl. I r w i n , P r o b l e m ; O e r s . , P r o b l e m ... T o d a y ) b z w . e i n e s z w i s c h e n z e i t l i c h e n W i r k e n s (vor 587) in P a l ä s t i n a n a c h s e i n e r B e r u f u n g im E x i l (May, 5 1 f ; vgl. P f e i f f e r , I n t r o d u c t i o n , 5 3 1 . 5 3 5 f f ) o d e r gar die A n n a h m e , die T e x t e des EB g i n g e n auf z w e i v e r s c h i e d e n e P r o p h e t e n z u r ü c k , d e r e n e i n e r in J e r u s a l e m a u f g e t r e t e n s e i , w ä h r e n d d e r a n d e re ( s p ä t e r ) im E x i l g e w i r k t h a b e ( H a r f o r d , S t u d i e s ) . V g l . d g g . H o w i e , Date, 5ff; Orlinsky, Call; Fohrer, Hauptprobleme, 203ff; Rowley, Book, 173ff; Greenberg, 15ff. 502 A n t . X, 106

(zit. n a c h

Lang, Aufstand,

162).

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

397

der redaktionellen Arbeit wird deshalb vergleichsweise hoch zu veranschlagen sein. Sichere Indizien für seine Rekonstruktion fehlen jedoch. (2) Der Prophet ist für die Kommunikation mit Jerusalem auf Dritte angewiesen - nicht nur für den rein "materiellen" Transport seiner Texte im Karawanenverkehr, sondern auch für Informationen über Ereignisse und Zustände in der Stadt und für das "feed back" seiner Verkündigung. Hat er auch seine Zeichenhandlungen durch Abgesandte in Jerusalem dramatisch aufführen lassen? (3) Ein nicht zu unterschätzendes Moment der Situation des Auftretens Ezechiels dürfte der Faktor der "Zeitverschiebung" zwischen Produktion (im Exil) und Rezeption (im Exil und in Jerusalem) seiner Texte darstellen. Die "Reisezeit einer Eilkarawane von Nippur nach Jerusalem" betrug 503 nach der Schätzung von B.Lang zwischen 26 und 45 Tagen . In dieser Zeit konnte in den ereignisreichen Jahren vor 587 ein Prophetenwort bei seiner Ankunft in Jerusalem bereits aktualisierungsbedürftig werden. Hat Ezechiel eine solche Aktualisierung gegebenenfalls seinen "Verbindungsleuten" anheimgestellt? V.a. der zuletzt genannte Apsekt könnte in Beziehung gesetzt werden zu dem v.a. von Zimmerli herausgearbeiteten "Phänomen der 'Fortschreibung1 im Buche Ezechiel" 504 . Er könnte erklären, warum es "im Einzelfall oft nicht möglich (ist), die Grenzlinie festzustellen, an der des Propheten 505 eigene Arbeit in die der Schule übergeht" - wobei man statt von einer 506 "Schule"

vielleicht besser von einem "Büro" Ezechiels sprechen soll-

te. Ist aber die Arbeit des Propheten mit hoher Wahrscheinlichkeit von 503 L a n g , A u f s t a n d , 1 6 2 f . 504 S . o . 1. 505 Z i m m e r l i , 1 0 9 * . M ä h r e n d Z i m m e r l i (ebd.) m . E . z u r e c h t f e s t s t e l l t : "Die M ö g l i c h k e i t , daß im H a u s e E z e c h i e l s von d i e s e m s e l b e r n o c h e i n g a n z e r T e i l der ' s c h u l m ä ß i g e n ' W e i t e r ü b e r l i e f e r u n g und des ' F o r t s c h r e i b e n s ' m a n c h e r W o r t e e r f o l g t e , i s t k e i n e s w e g s g a n z von d e r H a n d zu w e i s e n " , s i e h t H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 5 2 3 a u f g r u n d s e i n e r " A n a l y s e n . .. k e i n A n z e i c h e n d a f ü r ..., daß E z e c h i e l s e i n e e i g e n e V e r k ü n digung literarisch beerbeitet hat", schränkt aber dieses Ergebnis s o g l e i c h d u r c h die B e m e r k u n g ein, daß " d i e s e F r a g e e r s t n a c h e i n e r a u s r e i c h e n d e n Z a h l von g l e i c h a r t i g e n A n a l y s e n an b e n a c h b a r t e n T e x t e n s i c h e r e n t s c h i e d e n w e r d e n " kann (ebd.). 506 Z i m m e r l i , 109* u. p a s s i m , m i t B e r u f u n g a u f M o w i n c k e l , P r o p h e c y . D i e im G e f o l g e Z i m m e r i i s i m m e r w i e d e r als B e l e g f ü r e i n e "Art ' L e h r h a u s B e t r i e b ' " ( Z i m m e r l i , e b d . ) im U m k r e i s E z e c h i e l s a n g e f ü h r t e n T e x t e Ez 18 und 3 3 , 1 0 - 2 0 ( i n w i e f e r n 3 3 , 3 0 - 3 3 ein B e l e g f ü r d e n " T y p u s s c h u l m ä ß i g e r U n t e r w e i s u n g " s e i n s o l l , wie F u h s , 10 m e i n t , i s t mir n i c h t d e u t l i c h ) z e u g e n , w i e die R e k o n s t r u k t i o n i h r e s k o m m u n i k a t i v e n K o n -

398

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

v o r n e h e r e i n so s t a r k s o z i a l eingebunden, w i r d d i e Frage nach s e i n e n " i p s i s s i m a v e r b a " p r o b l e m a t i s c h . Zudem i s t dann mit e i n e r

"Fortschrei-

bung" s e i n e r Äußerungen n i c h t nur i n d i a c h r o n e r , sondern auch i n s y n c h r o 507 ner S t a f f e l u n g zu rechnen . Diese Vorbehalte s o l l t e n i n Erinnerung b l e i b e n , wenn im Folgenden von "dem Propheten E z e c h i e l " d i e Rede i s t . Daß s i e e i n e R e k o n s t r u k t i o n des Wirkens E z e c h i e l s i n s e i n e r

geschichtli-

chen E n t w i c k l u n g n i c h t g ä n z l i c h verunmöglichen, s o l l der f o l g e n d e V e r such z e i g e n . Für

die

im EB

in

Frage der

völkerworte, den

Da d i e

Textgruppen Kap.

20

Gerichts-

Ez

(sowie und

kann

ausgegangen

werden,

EB"

vorgegebenen

eng

miteinander

Eine gegen

Zedekia

-

das

eine

von

16,1-43 auf

und

der

einer in

Analyse

dieser

dem d e r

Redaktion

Anschein

verknüpft

waren

als

im

auf

Seite

der zugleich

einander

beiden nach

in

blei-

repräsentie-

23,1-30

anderen

allem

der

Eindruck

gegen-

Textbereiche

des

"älteren

noch

weniger

EB"^1^.

"älteren

-

der

von

Gerichtsprophezeiungen

einer

gewissen

allerdings

Jerusalemer

vorwiegend Reihe

5,5-17;

Fremd-

ausgeklammert

Geschichtskonzepte

36,16ff)

die

können

"Verfassungsentwurf"

weitgehend

Material

Durchsicht den

denen

und

Geschichtskonzepte Ezechiel

Gerichtsprophezeiungen

weckt und

der

Propheten

Restitutionsprophezeiungen

überstehen,

Die

des

unterschiedliche

einen,

3.3.1.

Entstehung

Untersuchungen

renden als

der

Einsetzungsbericht

folgenden

ben.

nach

Wirksamkeit

nicht

Königshaus

"politische"

Worten

gegen

Ambivalenz: (in

Kap.

12;

Ez

4-24

Neben

namentlich

Vorgänge

Jerusalem

in

genannt

17;

thematisch und I s r a e l ,

er-

Orakeln

19), sind, die

wird in steht

v.a.

t e x t s g e z e i g t hat, e h e r von e i n e r " s c h u l m ä ß i g e n " V o r b i l d u n g des P r o p h e t e n (vgl. L a n g , E z e c h i e l , 7 7 f f . 9 9 ) a l s von e i n e r von ihm a u s g e h e n den " S c h u l t r a d i t i o n " . 507 S e l b s t H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 5 2 2 , d e r i m m e r h i n s e c h s v e r s c h i e d e ne, d u r c h d a s g e s a m t e EB l a u f e n d e S c h i c h t e n der " F o r t s c h r e i b u n g " e r k e n n e n zu k ö n n e n m e i n t , n i m m t an, daß d i e s e " s i c h in z i e m l i c h e r Dichte hintereinander staffeln". 508 Eine w i c h t i g e A u s n a h m e w ü r d e a l l e r d i n g s eine der R e d a k t i o n b e r e i t s v o r l i e g e n d e " V i s i o n s s a m m l u n g " (Kap. 1 - 3 ; 8 - 1 1 ; 3 7 , 1 - 1 4 ; 4 0 - 4 8 * ) d a r s t e l l e n , z u m a l hier e u c h s a c h l i c h e B e z i e h u n g e n z w i s c h e n R e s t i t u t i o n s - und G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g b e s t e h e n ( v g l . u . 3 . 3 . 2 . a . ) .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

399

"kultische" Mißstände

a n p r a n g e r n . D i e s e r B e f u n d legt - t r o t z 509 aller (besonders von H . R e v e n t l o w vorgebrachten) Einwände 510 - die A n n a h m e e i n e r E n t w i c k l u n g in der G e r i c h t s v e r k ü n digung des P r o p h e t e n n a h e . Eine d e r a r t i g e dann g r u n d s ä t z l i c h

E n t w i c k l u n g ist 511 in zwei R i c h t u n g e n d e n k b a r . Dafür,

"daß E z e c h i e l s B e r u f u n g

nicht zufällig

in M o n a t e

erregter

p o l i t i s c h e r A t m o s p h ä r e f ä l l t , n ä m l i c h in die Zeit der standsbewegung

im v i e r t e n J a h r Z i d k i512 jas

v o r n h e r e i n p o l i t i s c h m o t i v i e r t ist"

(Jer 2 7 f f . ) ,

Aufund

, daß also die

von

Orakel

g e g e n Z e d e k i a und das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s an den

Anfang

der W i r k s a m k e i t des P r o p h e t e n g e h ö r e n , s p r i c h t , daß

insbeson-

dere Kap. 17 und 19 e i n e n w e i t w e n i g e r p i o f i l i e r t e n

konzep-

tionellen

R a h m e n a u f w e i s e n als z.B. die obön

untersuchten

T e x t e aus Kap. 4f; 16 und 23. Die A n n a h m e e i n e r Ausarbeitung

des k o n z e p t i o n e l l e n

R a h m e n s der

zeiungen dürfte nämlich plausibler

Gerichtsprophe-

sein als die

ge, der P r o p h e t habe mit s e i n e r W e n d u n g Diese

gegenläufi-

zu k o n k r e t e n

s c h e n P r o b l e m e n p l ö t z l i c h das c h a r a k t e r i s t i s c h e ner A r g u m e n t a t i o n a u f g e g e b e n .

sukzessiven

Profil

angesehen werden

ai Die Kritik an der B ü n d n i s p o l i t i k

sei-

"Entwicklungs-Hypothese"

l i e g t der f o l g e n d e n D u r c h s i c h t der T e x t e z u g r u n d e , als ihre erste B e w ä h r u n g s p r o b e

politi-

die

damit

kann.

Zedekias

Ez 17 w u r d e schon in r a b b i n i s c h e r

Zeit als f r ü h e s t e Ä u ß e 513 rung des P r o p h e t e n E z e c h i e l a n g e s e h e n , und s e l b s t J . G a r scha r e c h n e t "(d)ie G r u n d l a g e in Kp 1 7 , 1 - 1 0 " zu dem (wenigen) "vom V e r f a s s e r des P r o p h e t e n b u c h e s v e r a r b e i t e t e ( n ) Mat e r i a l " 514 und m e i n t , sie könne wie die von Kap. 23 "auf

509 R e v e n t l o w , W ä c h t e r , v . a . 167. 510 V g l . L a n g , E z e c h i e l , 4 4 f f . 511 V g l . L a n g , A u f s t a n d , 1 6 4 f f (Lang n e n n t d r e i M ö g l i c h k e i t e n , von d e n e n s i c h die b e i d e n l e t z t e n j e d o c h w e i t g e h e n d d e c k e n ) . 512 A . a . O . , 1 6 4 f . 513 S p i e g e l , E z e k i e l , 159 A n m . 76 n e n n t als B e l e g s t e l l e n : " M e k h i l t a , S h i r a h 7, 4 0 b ; cf. a l s o T o s . S o t a 6 , 1 1 " und w e i s t d a r a u f h i n , daß "the r a b b i s h o l d t h a t t h e a r r a n g e m e n t of the c h a p t e r s in E z e k i e l is n o t c h r o n o l o g i c a l " ( a . a . O . , 1 5 9 ) . Zur r a b b i n i s c h e n S i c h t d e r R e d a k t i o n s g e s c h i c h t e des EB vgl. a u c h b . B a b a B a t h r a 15a. 514 G a r s c h a , S t u d i e n , 2 8 4 ; vgl. 2 6 f f .

400

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

515 genuine B.Lang der

-

prophetische hat

gezeigt,

nach d e r

Unruhen i n

Tradition daß Ez

anfänglichen

Jerusalem,

in

die

zurückgehen"

17 a l s

prophetische

Unterdrückung offenbar

Kritik

an

antibabylonischer

auch d i e

Nachbarn

Isra-

e l s (Edom, verwickelt

Moab, Amnion, T y r u s und S i d o n , v g l . J e r 27, 3) w a r e n , d u r c h Z e d e k i a ( v g l . J e r 5 1 , 5 9 ) doch w o h l 516 überraschenden - a n t i b a b y l o n i s c h e n , mit e i n e r "Allianz m i t Ä g y p t e n " 517 v e r b u n d e n e n Wendung d e r P o l i t i k Z e d e k i a s , 518 d e r e n U r s a c h e n " n i c h t mehr b e f r i e d i g e n d a u f z u h e l l e n " s i n d , 519 v e r s t a n d e n werden kann Im B i l d vom Weinstock zwischen den zwei Adlern (1-10) und seiner wei520 terführenden Entfaltung i n 11-21 f ü h r t der Text die zu erwartenden Konsequenzen dieser "Wendepolitik" Zedekias vor Augen: Als Eid (rftN)und Vertrags (n'l3)bruch gegenüber Nebukadnezar und Jahwe i s t s i e zum Scheitern v e r u r t e i l t . Die Fragen von 10 ("Wird er gedeihen?") und 15 ("Wird es ihm glücken?") sind mit einem klaren "Nein!" zu beantworten. Die zu erwartenden Konsequenzen der Aufstandspolitik 521 Zedekias macht der Text mit H i l f e der "natürliche(n) Logik der B i l d e r " von 1-10 deut522 l i e h , hinter der s i c h eine " p o l i t i s c h e Logik" v e r b i r g t . Das Argumentat i o n s g e f ä l l e von 11-21 l ä ß t aber erkennen, daß i n der Sicht des Textes wichtiger noch a l s dieser, " n a t ü r l i c h e r " und " p o l i t i s c h e r " Logik entsprechende Zusammenhang von Tat und Ergehen Zedekias die Beurteilung seines Verhaltens i n " s a k r a l r e c h t l i c h e r " Perspektive i s t : Es wird a l s "Treue-

515 516 517 518 519

A.a.O., 286. V g l . L a n g , A u f s t a n d , 139. Ebd. Herrmann, Geschichte, 344. V g l . L a n g , A u f s t a n d , 2 8 f f ; zum z e i t g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d v . a . a.a.O., 135ff; Ders., Ezechiel, 84ff; Smelik, Dokumente, 118ff. 520 L a n g , A u f s t a n d , 5 1 f f hat g e z e i g t , daß 1 7 , 1 1 - 2 1 w e d e r a l s " p o s t e v e n t u m " a n g e h ä n g t e n o c h als d u r c h s t a r k e Ü b e r a r b e i t u n g e n t s t e l l t e u r s p r ü n g l i c h e " D e u t u n g " des - in sich d u r c h a u s k l a r e n - B i l d e s von 1 - 1 0 v e r s t a n d e n w e r d e n m u ß : " E z e c h i e l b e n ü t z t das z u n ä c h s t für s i c h s t e h e n d e und für s i c h b e d e u t s a m e B i l d s o z u s a g e n in e i n e m z w e i t e n r h e t o r i s c h e n A n l a u f als a u s f ü h r l i c h e E x p o s i t i o n für s e i n e k a s u i s t i s c h e Züge t r a g e n d e A n a l y s e : in z w e i s p r a c h l i c h und i n h a l t l i c h ä h n lichen Fügungen wird nun Zidkijas Verbrechen untersucht, zuerst als V e r b r e c h e n g e g e n ü b e r N e b u k a d n e z z a r , s e i n e m p o l i t i s c h e n O b e r h e r r n und m e n s c h l i c h e n V e r t r a g s p a r t n e r ( V . 1 6 - 1 8 ) , d e n n als V e r b r e c h e n g e g e n über Jahwe (V.19-21)" (a.a.O., 52). 521 Lang, a.a.O., 28(ff). 522 A . a . O . , 4 6 ( f f ) .

Das

im

"älteren

523

b r u c h " (7yn: 20)

EB"

verarbeitete

Material

gegenüber Jahwe q u a l i f i z i e r t , der e i n

401

göttliches

"Gericht"

(U3B n i . : 20) an Zedekia p r o v o z i e r t . Den U r t e i l s s p r u c h Jahwes 524 nimmt der Text i n 16 vorweg : " B e i meinem Leben . . . i n Babel w i r d er s t e r b e n ( n i n ' ) ! " M i t der V o l l s t r e c k u n g d i e s e s U r t e i l s w i r d der T a t - E r g e hen-Zusammenhang i n K r a f t g e s e t z t : " B e i meinem Leben: I c h werde s e i n e n b e i mir geschworenen E i d , den e r mißachtet, und den v o r mir g e s c h l o s s e nen V e r t r a g , den e r gebrochen h a t , a u f s e i n e n Kopf t u n (H9N12 1 ' n i U l : 19)!" Ez

17,1-21

vergangenen Zedekia) durch

argumentiert und

auf

die

deren

mit

zukünftiges

der

Gesetzmäßigkeit

im T e x t des

einer

Verhalten

die

Geltung

auf

zwei

Extrapolation einer

Ergehen,

"meta-geschichtliche"

Zusammenhangs", als

also

gegenwärtigen

vom

Instanz

(König

ermöglicht

eines

ist

"Tat-Ergehen-

unterscheidbaren

Geschichtsprozesses

Ebenen

fungiert:

(1) a u f der " p o l i t i s c h e n " Ebene - "Nebukadnezzars F r i e d e n s d i k t a t von 525 597" s i e h t a l l e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t nach bestimmte S a n k t i o n e n f ü r den F a l l des V e r t r a g s b r u c h s s e i t e n s s e i n e s V a s a l l e n Zedekia v o r - und (2) a u f der " s a k r a l r e c h t l i c h e n "

( " r e l i526 giösen")

v e r g e h t s i c h Z i d k i j a gegen Jahwe"

Ebene - " i m E i d b r u c h

und s e t z t s i c h damit d e s s e n

Gericht aus. Die

Verbindung

Vertrag

schlossen von

Handelns te

wurde

Handeln

schen"

zwischen

zwischen und

zweier

Ebene

bestimmte

fälle

des

er

auf

an

17!).

Reaktionen

Diskussion

des

der

Prognose

verliert

"theologischer"

Ebenen über

durch

auf

der

Jahwes. die

zweite

"rein

Stringenz.

an

darin,

"vor"

ist

daß

Jahwe

die

eine

der

ge-

Korrelation

Korrelation

Auf

sein

der

des

"politi-

Verhalten

bestimm-

"sakralrechtlichen"

Weil

das

Ebene

Argumentationsgezuläuft,

politischen"

weitgehend

damit

besteht

Instanzen:

Zedekia

auf

Er

beiden

vermittelt

stark

im R a h m e n

doch

Auf

Ebenen

Nebukadnezar

verschiedener

Textes

eine

und

Nebukadnezars,

Ebene

ten

(19).

Ergehen

provoziert

Reaktionen

beiden

Zedekia

Faktors

verzichten

"politischer",

"Ezechiel

kann Ägyp-

(vgl.

gewinnt

(unternimmt

jeaber

es),

die

5 2 3 V g l . M i l g r o m , C o n c e p t ; K n i e r i m , A r t . "7yn. 524 " V . 1 6 (ist) n a c h d e n K o n v e n t i o n e n I s r a e l s e i n e r i c h t e r l i c h e U r t e i l s f o r m u l i e r u n g " (Lang, A u f s t a n d , 59; vgl. L i e d k e , G e s t a l t , 1 2 8 f ) . 525 Lang, a.e.O., 54(ff). 526 A . a . O . , 60.

402

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Geschichte

Einordnung

und P o l i t i k unter fast a u s s c h l i e ß l i c h

Gesichtspunkten

zu sehen, ja P o l i t i k

vörderst sakralrechtliche

religiösen

auf R e l i g i o n und

Fragen zurückzuführen".

P r o p h e t den E i d b r u c h Z i d k i j a s als R e l i g i o n s f r e v e l

zu-

"Wenn

der

(sc. V y n )

b r a n d m a r k t , dann o f f e n b a r t die S p r a c h e seine p r i e s t e r l i c h e 527 Herkunft" . D a s s e l b e gilt für die " i n d i v i d u a l i s t i s c h e T e n 528 denz"

des T e x t e s . S c h o n hier z e i g t sich also s o w o h l

für das EB t y p i s c h e

Interpretation

"politischen"

in " p r i e s t e r l i c h - s a k r a l r e c h t l i c h e n "

Kategorien

charakteristische

des

Zweischichtigkeit

die

Geschehens

als auch

die

Regelzusammenhangs

11 im im R a h m e n der k oGnezreipcthitosnperlolpehne z R ea i hu mn eg n529der "Geschichtsentwürfe H i n s i c h t l i c h der K o n z e n t r a t i o n auf den König sind Kap. 17 530 die T e x t e Ez 19 und 1 2 , 1 - 1 5 zur S e i t e zu s t e l l e n . Kap.

19, das mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t Zusammenhang als W a r n u n g 532 den

e i n m a l in l i t e r a r i s c h e m 531 mit 1 7 , 1 - 2 1 g e s t a n d e n hat , kann e b e n f a l l s

vor der A u f s t a n d s p o l i t i k

Zedekias gelesen

wer-

. Die I n t e r p r e t a t i o n d i e s e s T e x t e s ist a l l e r d i n g s

hohem Maße u m s t r i t t e n . sichtig)

Einigermaßen

d e u t l i c h ist seine

k ö n i g s k r i t i s c h e T e n d e n z ; daß der V e r f a s s e r

in (vor-

von

19,1-9 " s c h l i c h t um seine Könige ( t r a u e r t ) , deren er mit u n v e r h o h l e n e m Stolz ... g e d e n k t " 533 , mag als e r s t e r E i n d r u c k i n t e n d i e r t sein - im Bild des m e n s c h e n f r e s s e n d e n Löwen (3b. 534 6bf; vgl. 11,6; 22,25) m e l d e t sich j e d o c h m i n d e s t e n s hintergründig

Kritik

Königshauses

am p o l i t i s c h e n G r ö ß e n w a h n des

an, dem die N i e d e r l a g e

(4.8f) ein Ende b e r e i t e n

Jerusalemer

im Kampf g e g e n den

Feind

wird.

Auf welche konkreten Herrschergestalten spielt aber der Text in den Chiffren der Löwin, ihrer beiden Jungen und des Weinstocks an? Von den

527 528 529 530 531 532 533 534

L a n g , A u f s t a n d , 60. A . a . O . , 59; v g l . o . 3 . 2 . 4 . a . Vgl.o. II.5.2.5./4.2. Zu K a p . 3 4 v g l . u . 3 . 3 . 2 . Vgl.o. 3.2.4.b. So L a n g , A u f s t a n d , 8 9 f f . G a r s c h a , S t u d i e n , 285; vgl. 4 1 . V g l . Lang, A u f s t a n d , 1 0 4 f f .

Das

im

"älteren

EB"

verarbeitete

Material

403

535 z a h l r e i c h e n i n der Forschung v e r t r e t e n e n M ö g l i c h k e i t e n zwei e i n e g e w i s s e W a h r s c h e i n l i c h k e i t f ü r s i c h

können v . a .

beanspruchen:

(1) Die Löwin s t e h t f ü r Juda bzw. das d a v i d i s c h e K ö n i g s h a u s , i h r e beiden Jungen f ü r Joahas und J o j a c h i n , d i e nach Ägypten bzw. B a b y l o n i e n

depor-

t i e r t wurden, und im - v i e l l e i c h t s p ä t e r angefügten 536 - B i l d des Weins t o c k s i s t (wie i n Kap.17) auf Zedekia a n g e s p i e l t (2) I n G e s t a l t der Löwin und i h r e r beiden Jungen s p i e l t der Text a u f Hamutal und i h r e beiden Söhne Joahas und Zedekia an ( v g l . 2 Kön 2 3 , 3 0 f ; 2 4 , 1 7 f ; anders 1 Chr 3 , 1 6 ; 2 Chr 3 6 , 1 0 [ M ] ) . Im B i l d des W e i n s t o c k s w i r d dann Zedekia a n g e s i c h t s s e i n e s - noch bevorstehenden? - S c h i c k s a l s xT o4. t e n ku-il a g e gesungen 537

die

M ö g l i c h e r w e i s e haben beide Deutungen i h r r e l a t i v e s Recht: "während der Zuhörer (oder L e s e r ) zunächst meint, der Prophet rede über Vergangenes, über d i e b e r e i t s d e p o r t i e r t e n Könige Joahas und J o j a c h i n , w i r d er durch d i e Löwin a l s Mutter b e i d e r Könige a u f Hamutal aufmerksam und entdeckt den eminent gegenwärtigen S i n n des L ö w e n l i e d e s : das S c h i c k s a l des J o j a c h i n w i r d auch s e i n e n N a c h f o l g e r Z i d k i j a e r e i l e n - d i e 538

Deportation

i n e i n fremdes Land" Konzeptionell

spiegelt

der

Text

-

v.a.

in

lOff

-

die

Kri-

t i k a n e i n e r h y b r i d e n A u ß e n p o l i t i k w i d e r , w i e s i e a u c h im R a h m e n d e r F r e m d v ö l k e r w o r t e d e s EB l a u t w i r d ( v g l . 27,3; 539 28,2.9;

29,3.9)

. Er

sche"

Konzept

le(n)

Vorherrschaft

übersteht -

auf

wie

Kosten

schaft

Jahwes -

Wie

in

der der

Israel

einen Kap.

ordnet

zahlreicher der

großen

die

ganze

"Verzicht ist

auch

ein

Zusammenhang

bar.

ist

vermittelt

535 536 537 536 539 540 541

auf in

das das

der

Die

Welt

Ez

"imperia-

kritisch

g5e4g0e n Staaten"

kleinen -

der

Herr-

z u m i n d e s t 5 4f 1ü r Ansprüche"

19 d a r g e s t e l l t e n

Handeln

und

vorgegebene

V g l . das R e f e r a t bei L a n g , a . a . O . ,102. So z . B . Z i m m e r l i , 4 2 3 f . So z . B . F o h r e r , 106; E i c h r o d t , 1 6 1 f f . L a n g , A u f s t a n d , 103. Vgl. dgg. a.a.O., 105f; s.o. 3.1. L a n g , E z e c h i e l , 91. Ebd.

"außenpolitider

Anerkennung

politische

dem i n eine

ebenso

impliziert

große

zwischen

durch

in

EB e i n ,

Mächte"

Kleineren.

schehen Er

damit

des

"Freiheitspolitik noch

über 17

sich

Texte

Ergehen Ordnung,

Geerkennderen

404

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Störung

ihre e i g e n e B e s e i t i g u n g

herausfordert. Diese

menhang

des T e x t e s d u r c h den

ge(n) W u c h s ( e s ) "

10-14

des V e r h a l t e n s Z e d e k i a s ganz im

des "für die k l i m a t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e 542

Palästinas

Wäh-

Bildzusam-

und ihn d u r c h b r i c h t , w i r d in

hindurchscheint

die O r d n u n g s w i d r i g k e i t

Ordnung

(DT1A: 4.8).

ist in 19,1-9 e i n d e u t i g die der V ö l k e r w e l t r e n d hier das O r d n u n g s k o n z e p t

Einordnung

Bild

ungünsti-

des W e i n s t o c k s e r f a ß t . Im V e r g l e i c h

mit

Kap. 17 f ä l l t auf, daß Ez 19 ganz auf der " p o l i t i s c h e n " mentationsebene

b l e i b t . Eine e x p l i z i t e R e l a t i o n i e r u n g

dargestellten Geschehens

zu J a h w e

Argu-

des

fehlt.

Über Ez 17 geht Kap. 19 darin h i n a u s , daß es die

Extrapola-

t i o n vom v e r g a n g e n e n und g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n e i n e r

In-

stanz auf ihr z u k ü n f t i g e s

daß

Ergehen dadurch untermauert,

es auf e i n e n a n a l o g e n , a b g e s c h l o s s e n e n und v e r g a n g e n e n zeß als " P r ä z e d e n z f a l l "

v e r w e i s t : Wie es dem e r s t e n

Pro-

Löwenjun-

gen e r g i n g , w i r d es dem z w e i t e n , das sich e b e n s o

verhält,

auch e r g e h e n . D a b e i w i r d der A n a l o g i e s c h l u ß

dadurch

noch

g e s t ü t z t , daß es sich um N a c h k o m m e n d e r s e l b e n M u t t e r

han-

d e l t . Hier l i e g t b e r e i t s in nuce die A r g u m e n t a t i o n s f i g u r 23,1-30

von

vor.

Ez 1 2 , 1 - 1 5 s t e h t Kap. 17 und 19 nahe

(vgl. z.B. 12,13

mit

17,16.20;

19,8 und 12,14 mit 17,21). Auch dieser - viel543 leicht überarbeitete - T e x t ist auf den J e r u s a l e m e r "Fürsten"

(xE* J: 12) und seine U m g e b u n g

(14) k o n z e n t r i e r t .

b e v o r s t e h e n d e s S c h i c k s a l w i r d in e i n e r Z e i c h e n h a n d l u n g A u g e n g e f ü h r t . Daß d i e s e der Gola w a r n e n d

Sein vor

demonstrieren

s o l l , w o h i n die von ihr z u m i n d e s t z.T. unterstützte Auf544 standspolitik Zedekias führen wird , ist a n g e s i c h t s der Nähe zu Kap. 17 m ö g l i c h ,

aus dem T e x t s e l b s t j e d o c h n i c h t

zu

belegen. Im V e r g l e i c h zu Kap. 17 und 19 f ä l l t in Ez 1 2 , 1 - 1 5 - in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t - die d o p p e l t e auf: E i n e r s e i t s w i r d die Z e i c h e n h a n d l u n g

Frontstellung

in i h r e r

Interpre-

t a t i o n d u r c h 10-15 - und hier g e r a d e auch d u r c h den 542 F u h s , 101. 543 V g l . die K o m m e n t a r e und L a n g , A u f s t a n d , 544 So Lang, a . a . O . , 24.

17ff.

schwer

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l verständlichen,

möglicherweise

auf r e d a k t i o n e l l e E i n a r b e i 545 zurückzuführenden V.10 - auf

tung z w e i e r M a r g i n a l g l o s s e n

den " F ü r s t " Z e d e k i a und seine T r u p p e n b e z o g e n .

Andererseits

f i n d e t sich in den r a h m e n d e n S ä t z e n 2 und 9 eine g e g e n das P u b l i k u m des P r o p h e t e n , das "Haus des ( 7 i n n'2: 2 . 9 ) , d e s s e n A n g e h ö r i g e

spruchs"

405

Polemik Wider-

"Augen haben,

zu s e h e n , aber n i c h t s e h e n , O h r e n h a b e n , um zu h ö r e n , nicht hören" Auffällig Zedekia

um

aber

(2). ist w e i t e r h i n das F e h l e n e i n e r B e g r ü n d u n g

und s e i n e n T r u p p e n a n g e k ü n d i g t e n G e s c h i c k s .

des

Sie

s c h e i n t als - aus Kap. 17 und 19? - b e k a n n t v o r a u s g e s e t z t

zu

sein. Ihr F e h l e n könnte sich aber auch d a r a u s e r k l ä r e n ,

daß

der T e x t in e i n e r g e g e n ü b e r 17 und 19 n e u e n W e n d u n g

Poin-

tierung

Erfahrungen mangelnder

R e s o n a n z der

und

Gerichtsprophe-

z e i u n g e n geg-en das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s bei der Gola wie 546 bei den Z u r ü c k g e b l i e b e n e n v e r a r b e i t e t . Darauf könnte jedenfalls deuten,

daß im A u f t r a g wie im

der Z e i c h e n h a n d l u n g risierung wird

Ausführungsbericht

(3-7) m e h r f a c h auf die p a r a d o x e

der A d r e s s a t e n

"vor i h r e n A u g e n "

'"71N: 3), zumal die H a n d l u n g

(oni •»: 4.7)

Handlung

( Qil' 3' y"7: 7x in 3 - 7 ) a u s g e f ü h r t

ohne daß d a m i t s i c h e r g e s t e l l t w ä r e , daß sie auch (IXT

Charakte-

von 2 a n g e s p i e l t w i r d : Die

"am

h i n a u s in die " D u n k e l h e i t "

"sehen"

(hellichten)

b e g i n n t , aber bis über den " A b e n d "

-

Tag"

(znyi:

(nu7yi: 6.7) der N a c h t

4.7)

hinein-

r e i c h t , in der man um so w e n i g e r s e h e n k a n n , w e n n man

wie

der P r o p h e t - der ja als " Z e i c h e n für das Haus I s r a e l " (nsin: 6, vgl. 11) - sein G e s i c h t v e r h ü l l t

(6).

Möglicher-

w e i s e ist es also g a r n i c h t das p r i m ä r e I n t e r e s s e handlung

und i h r e r I n t e r p r e t a t i o n ,

anzukündigen;

vielmehr

der

ein z u k ü n f t i g e s

könnte es d a r i n l i e g e n ,

keit der A d r e s s a t e n der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k

steht

die

an der

Zeichen-

Geschehen UnwilligPolitik

Z e d e k i a s , wie sie in Kap. 17 und 19 g r e i f b a r w i r d , die aufgedeckten Tatbestände

zu "sehen", in k a r i k i e r e n d e r

zung d r a s t i s c h d a r z u s t e l l e n :

hier Zuspit-

Das P u b l i k u m des P r o p h e t e n

ist

545 So L a n g , a . a . O . , 1 8 f f . 546 D i e s e P o i n t e des T e x t e s h ä t t e der für s e i n e Z u s a m m e n s t e l l u n g m i t 12,21-25. 26-28 Verantwortliche dann durchaus richtig erkannt!

406

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

so " b l i n d " , daß es n i c h t e i n m a l tig w a h r n e h m e n w ü r d e

seine e i g e n e D e p o r t a t i o n

(bzw. w a h r g e n o m m e n

Diese Interpretation

Einordnung

des T e x t e s als R e a k t i o n auf den

e r f o l g " der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k , das A u s b l e i b e n intendierten Wirkungen, rung

Anklang

von Ez 12,2 an Jes 6,9f

Schwierigkeiten 548 Ordnung

•547

(vgl. auch Jer 5,21;

- doch w o h l eben d e r a r t i g e

ihr

Erfah-

deutlichen

, e i n e n T e x t , der - bei

seiner Interpretation

"Miß-

der von

und als e r s t e r V e r s u c h , diese

zu v e r a r b e i t e n , w i r d m.E. g e s t ü t z t d u r c h den

43,8; Dtn 29,3; Mk 8,18)

rich-

hat)!

Jes

allen

und h i s t o r i s c h e n Erfahrungen

Ein-

widerspie-

gelt . Das A u s b l e i b e n der W i r k u n g e n der g e g e n die Zedekias gerichteten Gerichtsprophezeiungen

Aufstandspolitik Ezechiels

macht

nun aber das E i n t r e f f e n des in i h n e n a n g e k ü n d i g t e n

Gesche-

hens in hohem G r a d e w a h r s c h e i n l i c h :

Städte

werden veröden,

"Die b e w o h n t e n

und das Land wird zur W ü s t e w e r d e n , " wie

im u n m i t t e l b a r f o l g e n d e n A b s c h n i t t A n k l a n g an Jes 6,11!)

12,17-20

(mit

erneutem

heißt. Z u g l e i c h w e r d e n nun die

unwilli-

gen H ö r e r n e b e n Z e d e k i a und s e i n e n H a n d l a n g e r n für das s c h e h e n in J e r u s a l e m m i t v e r a n t w o r t l i c h m i t b e t r o f f e n : Die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

und von s e i n e n

sie "wegen der G e w a l t t a t salem) w o h n e n "

(Dlin) a l l e r , die d a r i n

(sc. in

Jeru-

vorliegenden der

Gerichts-

E z e c h i e l s . Seine G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

sich mit i h r e r Kritik

nun in e i n e r A u s w e i t u n g

des

wenden

Blickwin-

und I s r a e l als G a n z e m zu und v e r d i c h t e n

in i h r e r P r o g n o s e bis zur G e w i ß h e i t des E i n t r e f f e n s des kündigten

"Betrifft

(19).

Kap. 12 m a r k i e r t also - z u m i n d e s t in s e i n e r

kels J e r u s a l e m

Folgen

(19); U n h e i l

G e s t a l t - e i n e n W e n d e p u n k t in der E n t w i c k l u n g verkündigung

Ge-

gilt j e t z t a l l e n

w o h n e r n J e r u s a l e m s auf dem B o d e n I s r a e l s "

es

Gerichts.

547 Vgl. z.B. Zimmerli, 260. 548 Vgl. z.B. Kaiser, Jesaja 1-12, 121ff.

sich ange-

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l b) Die Generalisierurig

und R a d i k a l i s i e r u n g

der

407

Gerichtspro-

phezeiung Im V e r g l e i c h zu Kap. 17 und 19 ist der G r o ß t e i l der richtsprophezeiungen gehalten:

in Ez 4-24 g e n e r e l l e r

und

Ge-

radikaler

(1) Der P r o p h e t w e n d e t sich n i c h t nur g e g e n

die

I n s t i t u t i o n des K ö n i g s ( h a u s e s ) , s o n d e r n g e g e n J e r u s a l e m I s r a e l im G a n z e n . prophezeiung

(2) Die S c h u l d , d e r e n A u f w e i s die

Vergehen werden angeprangert. H o r i z o n t des S c h u l d a u f w e i s e s prophezeiung

erweitert werden:

kann die G e s t a l t e i n e s

Gerichtsankündigung konzeptionellen

und v.a.

zeitliche

die

Gerichts-

"Geschichtsentwurfs"

vom S c h u l d a u f w e i s

w i r d d u r c h einen s t ä r k e r

R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

auf

die

profilierten

- Dies s o l l hier kurz im E i n z e l n e n

(1) Die A u s w e i t u n g

Be-

"kultische"

D a b e i kann auch der

(3) Die E x t r a p o l a t i o n

verschärft.

Gerichts-

d i e n t , ist n i c h t nur im " a u ß e n p o l i t i s c h e n "

r e i c h g e s e h e n ; auch " i n n e n p o l i t i s c h e "

annehmen.

und

gestützt belegt

auf

und

werden.

Jerusalem/Is-

rael S c h o n bei einem f l ü c h t i g e n auf, wie viele T e x t e i n h e i t e n die S t a d t J e r u s a l e m

Überblick

über Ez 4-24

fällt

sich ganz oder v o r w i e g e n d

und ihre B e w o h n e r b e z i e h e n . D i e s e

z e n t r a t i o n auf J e r u s a l e m

s p i e g e l t die p o l i t i s c h e

Situation

in P a l ä s t i n a nach 597 z u t r e f f e n d w i d e r . V i e l m e h r als S t a d t s t a a t d ü r f t e Z e d e k i a als H e r r s c h a f t s b e r e i c h b l i e b e n sein. Das j u d ä i s c h e nezar wahrscheinlich abgetrennt, 1 3 , 1 8 f .)

von H e b r o n v e r l i e f

(so nach

wurde

Zeit, Jer

.

Ein T e x t , der wie 1 2 , 1 7 - 2 0 von den " B e w o h n e r n ( •"iWlT' menhang

ver-

Nebukad-

Der N e g e b

s o d a ß von nun an wie noch in p e r s i s c h e r

die S ü d g r e n z e n ö r d l i c h

ein

nicht

" S t a a t s g e b i e t w u r d e von

erheblich verkleinert.

auf Kon-

Jerusalems"

6) s p r i c h t , ist Kap. 15. Mit s e i n e m ("Holz des W e i n s t o c k s " :

Bildzusam-

2) s t e h t er 1 7 , 1 - 1 5

1 9 , 1 0 - 1 4 n a h e . Kap. 12; 17 und 19 ist er auch d a r i n g l e i c h b a r , daß er sich in s e i n e r A r g u m e n t a t i o n

549 G u n n e w e g ,

Geschichte,

124.

und ver-

der für

die

408

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

m e i s t e n a n d e r e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n des EB c h a r a k t e r i s t i 550 sehen konzeptionellen Elemente nicht bedient. Nichteinmal w i r d hier wie in Kap. 17 ein Z u s a m m e n h a n g hen e x p l i z i t f o r m u l i e r t

von T a t und

(vgl. 17,19) oder das

Erge-

angekündigte

G e s c h e h e n als " G e r i c h t s " h a n d e l n J a h w e s k e n n t l i c h

gemacht

(vgl. 1 7 , 2 0 ) . Einzig das aus 17,20 b e k a n n t e S t i c h w o r t ^J"! kehrt in dem k n a p p e n S c h u l d a u f w e i s

15,8

wieder.

A u s 15,7 geht klar h e r v o r , daß der T e x t "die in der kenntnisformel

(7ba) in d i r e k t e r Rede A n g e s p r o c h e n e n

Bewohnern Jerusalems,

die in 3 . p l u r . g e n a n n t w e r d e n

Ervon

den

(, u n t e r -

s c h e i d e t ) . Der P r o p h e t s p r i c h t seine E x i l s u m g e b u n g als die von J a h w e s G e r i c h t an J e r u s a l e m zur E r k e n n t n i s G e r u f e n e n 551 an"

. S t e h t hinter d i e s e r G e g e n ü b e r s t e l l u n g

von Gola

B e w o h n e r n J e r u s a l e m s ein K o n f l i k t z w i s c h e n d i e s e n G r u p p e n , der m ö g l i c h e r w e i s e

auch die m a n g e l n d e R e s o n a n z

prophetischen Gerichtsbotschaft Die A n k ü n d i g u n g kommen

von 15,7:

in der S t a d t e r k l ä r e n

"Aus dem F e u e r sind sie

(Ni'l, aber das F e u e r w i r d sie f r e s s e n

jedenfalls

der

kann?

herausge-

C73N)",

legt

die A n n a h m e n a h e , daß b r e i t e K r e i s e der 597 in

der S t a d t Z u r ü c k g e b l i e b e n e n Deportierten

sich als - im G e g e n s a t z

- der K a t a s t r o p h e

Entkommene

E r e i g n i s s e des J a h r e s 597 i n t e r p r e t i e r t e n "Läuterungsgericht"

den Die

sie als eine

J a h w e s : Mit der E x i l i e r u n g

"gereinigt" worden;

zu

verstanden.

der J e r u s a l e m e r O b e r s c h i c h t ist die S t a d t von Elementen

und

beiden

großer

Art Teile

schuldigen

nun kann ein neuer A n f a n g

ge-

m a c h t w e r d e n , zumal mit Z e d e k i a die d a v i d i s c h e H e r r s c h a f t Jerusalem

k o n t i n u i e r l i c h f o r t g e s e t z t w i r d , die S t a d t

hin "Holz vom W e i n s t o c k "

in

weiter-

ist552.

Eine entsprechende Interpretation war bereits aus der argumentativen Frontstellung von Ez 18 und 4-5 zu erschließen. Sie wird auch in 11,3 550 s . u . (3). 551 Z i m m e r l i , 3 2 7 f . 552 E i n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n d i e s e r I n t e r p r e t a t i o n der E r e i g n i s s e von 597 a l s " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " u n d d e r A u f S t a n d p o l i t i k Z e d e k i a s w ü r d e a u f d e r H a n d l i e g e n : H a t B a b y l o n i e n die F u n k t i o n als " G e i ß e l " J e r u s a l e m s 597 e r f ü l l t , h a t d a s " g e l ä u t e r t e " J e r u s a l e m von d i e s e r S e i t e n i c h t s m e h r zu b e f ü r c h t e n . Zu v e r g l e i c h e n w ä r e etwa J e s 1 0 , 1 2 , d e s s e n A l t e r j e d o c h s t a r k u m s t r i t t e n ist (vgl. z . B . K a i s e r , J e s a j a 1 12, 2 2 0 , W i l d b e r g e r , J e s a j a , 4 0 2 f ) .

Das

im

"älteren

l a u t , der " r ü c k s i c h t s l o s e ( n )

EB"

verarbeitete

409

Material

Behauptung der nach 598/7 i n Jerusalem Ge-

b l i e b e n e n , daß s i e nun das V o l k Jerusalems s e i e n " , d i e der

"Definitiv-

E r k l ä r u n g e i n e s Z u s t a n d e s " gleichkommt, "den sowohl d i e a u f d i e Rückkehr der Verbannten Hoffenden wie auch der um e i n noch bevorstehendes 553

Gericht

wissende Prophet a l s e i n P r o v i s o r i u m ansehen müssen" Gegen

ein

solches

Jerusalemer, wendet

sich

ihren Kap.

"falsche(s) garnicht

15:

Weil

so

Selbstverständnis

zu

dessen

der

Kritik

verschließen,

werden

auf

als

Jerusalem

"heimlichen

"die"

dieses

prophetischen

Selbstbewußtsein"

Bewohner

eigen

Schuldaufweis

Ganzes

und

der 555 Anspruch" ,

Jerusalems

machen

an d e r

554

und

sich

sich infolge-

Außenpolitik

Zedekias

Gerichtsankündigung

ausgedehnt.

M i t d i e s e r Ausweitung b e r e i t e t s i c h nun schon h i e r das Problem v o r , 556 das a n g e s i c h t s der i n Kap. 18 e n t w i c k e l t e n Konzeption d e u t l i c h wurde : Ist

" J e r u s a l e m a l s Ganzes" mit der Summe s e i n e r Bewohner g l e i c h z u s e t z e n ,

oder i s t es a l s I n s t a n z im Gegenüber zu Jahwe auf andere Weise d e f i n i e r t ? - Ez 15 z e i g t i n d i e s e r H i n s i c h t e i n e g e w i s s e Ambivalenz: salem" i s t e i n e r s e i t s d i e Menge der "Bewohner"

"Jeru-

(D 7 1I!' , ) der S t a d t ,

ande-

r e r s e i t s aber i n der C h i f f r e des 557 " W e i n s t o c k s " f u n k t i o n a l bestimmt a l s politische Zentralinstanz I s r a e l s . I n d i e s e r Ambivalenz s i n d d i e b e i den M ö g l i c h k e i t e n e i n e r " a d d i t i v e n " B e s c h r e i b u n g J e r u s a l e m s ( s . Kap. 22) und e i n e r " s y n t h e t i s c h e n " E r f a s s u n g J e r u s a l e m s a l s cher H a n d l u n g s i n s t a n z

v.a.

einheitli-

(wie s i e v . a . i n Kap. 16 und 23 a u s g e f ü h r t

ist)

a n g e l e g t . Im Zuge der Ausdehnung der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g mußte s i c h z u n ä c h s t v . a . d i e zweite M ö g l i c h k e i t nahelegen. S i e e r l a u b t zum e i n e n e i n e k o n z i s e Bestimmung der S c h u l d J e r u s a l e m s , z . B . i n der K o n f r o n t a t i o n der beiden Modelle s e i n e r F u n k t i o n a l s " p o l i t i s c h e " "kultische"

(Königsstadt)

oder

(Tempelstadt) Z e n t r a l i n s t a n z I s r a e l s , wie s i e i n Kap. 16 zu

erkennen i s t ; zum anderen macht s i e e i n Ü b e r g r e i f e n des angekündigten G e r i c h t s von Jerusalem a u f ganz I s r a e l

553 554 555 556 557

plausibel.

Zimmerli, 243. F u h s , 79. Zimmerli, 330. S.o. 3.2.4.C. B e i d e S i c h t w e i s e n " J e r u s a l e m s " h ä n g e n i n s o f e r n z u s a m m e n , als s i c h die B e w o h n e r d e r S t a d t o f f e n b a r s e l b s t a l s "Holz d e s W e i n s t o c k s " verstehen.

410

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Daß "ganz I s r a e l " von der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s fen ist, ist kaum erst I n t e r p r e t a t i o n

der R e d a k t i o n des

t e r e n EB", in dem m e h r f a c h auf W o r t e g e g e n che g e g e n

24,1-14/15-27

auch um ein S t r u k t u r m e r k m a l ner k l e i n e r e r

"Sammlungen"

- es könnte sich

der R e d a k t i o n b e r e i t s handeln!). Dieselbe

l i e g t schon in m e h r e r e n E i n z e l t e x t e n Zorn über J e r u s a l e m des

(l y) J e r u s a l e m

korrespondiert

bzw. das "Land"

hier

vor: Wenn J a h w e

seinen

Vernichtung

Jl'TNE» "73: 9 , 8 ) . Der

das "freie F e l d "

"Stadt"

(ilTB : 7,15)

(VTN : 7,23; 9,9; 21,7; vgl. 1 2 , 2 0 ) . Der

(15,6.8). Die K a t a s t r o p h e

das ganze

vgl.

vorgegebe-

t e r g a n g der " B e w o h n e r J e r u s a l e m s " w i r k t sich auf das aus

"Haus I s r a e l " über

der S t a d t g r e i f t wie F e u e r (5,1-4), oder - wie in

te "Haus I s r a e l " w i r d in J e r u s a l e m

zum G e r i c h t

auf

einem gesam-

"versammelt"

22,17-22).

In d i e s e n A u s s a g e n w i r d ein " k o n z e n t r i s c h e s zept" e r k e n n b a r , das auch für die des EB

Un-

"Land"

genau k o m p l e m e n t ä r e n Bild f o r m u l i e r t w e r d e n kann - das (V2j7:

"älsol-

Konzeption

a u s g i e ß t , b e d e u t e t dies die

"ganzen R e s t s I s r a e l s " (^NHü 7

7

"Jerusalem"

(so z.B. in Kap. 4 - 5 / 6 - 7 ;

"Israel" folgen

22,1-16/17-22.23-31;

mitbetrof-

(v.a. Kap. 40-48)

b e s t i m m e n d ist, ein

s c h e n K r e i s e n um J e r u s a l e m

Ordnungskon-

Restitutionsprophezeiungen

organisierte(s)

"in

konzentri-

Weltbild

abgestuf-

ter S e g e n s n ä h e mit der Mitte im T e m p e l auf dem G o t t e s b e r g

in

558 Jerusalem"

: Jerusalem,

(9,6f; 2 1 , 7 ( ? ) ; Judas

ist

Mittelpunkt

(21,25[G])

der V ö l k e r w e l t

bzw. I s r a e l s und 559 - in w e i t e r e m H o r i z o n t (5,5; vgl. 26,2 ). Im R a h m e n d i e s e s " k o n z e n -

trischen Ordnungskonzepts" des

d e s s e n Z e n t r u m das H e i l i g t u m

vgl. 3 7 , 2 6 - 2 8 ; 4 8 , 8 . 1 0 ) , ist

b l e i b t die Gola - s o w o h l als

"Hauses I s r a e l " als auch als G r u p p e im B e r e i c h der

k e r w e l t - auf J e r u s a l e m

b e z o g e n . Sie ist von dem S t a d t ,

Teil VölLand

558 O t t o , J e r u s a l e m , 58f; ob d i e s e s K o n z e p t s c h o n für d a s S e l b s t v e r s t ä n d n i s d e s " d a v i d i s c h e ( n ) und s a l o m o n i s c h e ( n ) J e r u s a l e m " ( a . a . O . , 4 2 f f ) b e s t i m m e n d i s t , i s t in der F o r s c h u n g b e k a n n t l i c h s t r i t t i g ; s . o . 11. 4.1. 5 5 9 M i t Z i m m e r l i , 6 0 7 ; v g l . 6 1 3 f d ü r f t e hier D ' n y i l H i n 1 ? ! , "Tor der V ö l ker" zu l e s e n s e i n . - A u c h im B e r e i c h d e r F r e m d v ö l k e r ist v o r a u s g e s e t z t , daß S t ä d t e als " Z i e r d e d e s L a n d e s " ( p « ' 2 Y : 2 5 , 9 ) eine h e r a u s g e h o b e n e S t e l l u n g e i n n e h m e n (vgl. 2 9 , 1 2 ; 3 0 , 7 ) .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

und Volk a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t m i t b e t r o f f e n . liche D i f f e r e n z i e r u n g einerseits

Eine

und der im Lande V e r b l i e b e n e n der Z u r ü c k g e b l i e b e n e n

E z e c h i e l s im J e r u s a l e m

Ezechiels

liegt

nicht vor.

Den

g e g e n ü b e r der G o l a , die

als

Botschaft

Z e d e k i a s zu v e r m u t e n w a r e n - die

i h r e r s e i t s m i t zur A u s w e i t u n g p h e z e i u n g A n l a ß gab

Gola

andererseits

e i n e r der G r ü n d e für die m a n g e l n d e R e s o n a n z der

läufige Ansprüche

grundsätz-

z w i s c h e n Tun und E r g e h e n der

d e m n a c h in der G e r i c h t s V e r k ü n d i g u n g Ansprüchen

411

Material

und V e r t i e f u n g

der

s e t z t der P r o p h e t n i c h t e i n f a c h

der E x u l a n t e n e n t g e g e n , d e n e n er ja

gegeneben-

f a l l s nur " B l i n d h e i t " g e g e n ü b e r ihrem e i g e n e n G e s c h i c k scheinigen

kann

(12,1-15). V i e l m e h r holt er den

s e l b s t in der E r w a r t u n g fenden Gerichts

be-

Konflikt

e i n e s Gola und L a n d e s b e w o h n e r

tref-

ein.

(2) Die E r w e i t e r u n g

und V e r t i e f u n g

des

Schuldaufweises

In der A n k l a g e gegen das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s n e n n t 17 " a u ß e n p o l i t i s c h e "

Vergehen

Bild des m e n s c h e n f r e s s e n d e n

(Vertragsbruch),

der Könige

S c h u l d in i h r e r " s a k r a l r e c h t l i c h e n "

ihrer Bedeutung

für das G o t t e s v e r h ä l t n i s

sind drei H a u p t r i c h t u n g e n

der E r w e i t e r u n g

ses in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

l e t z t l i c h als die d o m i n i e r e n d e

die Damit

Schuldaufwei-

Ezechiels angezeigt.

ist, wie stark d i e s e d r e i B e r e i c h e m i t e i n a n d e r

n e t z t sind, w o b e i sich die D i m e n s i o n des

die

Dimension,

aufzuzeigen. des

Kap. das

bezogen

kann. Ez 17 z e i g t e d a r ü b e r hinaus die T e n d e n z ,

angegriffene

fällig

während

L ö w e n von 1 9 , 3 . 6 s o w o h l auf

" I n n e n - " als auch auf die " A u ß e n p o l i t i k " werden

dann

Gerichtspro-

Aufver-

Gottesverhältnisses

herausstellt.

Die ausführlichste Auflistung von Vergehen nach innen findet sich freilich erst in dem redaktionellen Abschnitt 22,6-12, der im Rahmen der Kritik der "Blutstadt" (Kap. 22-24) "Vergehen sozialer Art" nennt, "die in der Tat auch im ganz gegenständlichen Sinne zum Blutvergießen führen 560 können"

. Die Reihe gipfelt in dem Vorwurf, Jerusalem habe Jahwe "ver-

gessen" (22,12). "Darin wird ... ganz offen sichtbar, daß es in der ganzen, reichen Aufzählung verletzten Gebotes nicht um ein vielerlei, sondern letzten Endes um ein einziges, die Abkehr von dem das vielerlei an 560 Z i m m e r U ,

509.

412

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

C(?1

Lebensordnung setzenden Herrn, geht"

. Entsprechendes gilt für den Ab-

schnitt 22,23-31. In 25 und 27 werden hier die D'N'UJ und D'IU mit Menschen bedrohenden Raubtieren verglichen. Wenn 25 von den "Fürsten" sagt: "Seine (sc. des Landes) Witwen haben sie in seiner Mitte zahlreich gemacht", wird wohl nicht nur "an Königsverbrechen wie 2 S 11 und 1 K 21, 562 , sondern auch an die innenpolitischen auch Jer 22,17" zu denken sein Folgen der Kriegspolitik. Auch außerhalb des vermutlich weitgehend redaktionellen Kap. 22 kehren aber die Anklagepunkte: Gewalttätigkeit gegenüber sozial Schwachen, v.a. Frauen und Armen (Dffll: 7,11.23; 8,17; 12,19; vgl. 28,16; 45,9) 5 6 3 ; Blutschuld und Blutvergießen (DT: 7,23; 9,9; 16,36.38; 22,2-4.6.9.12f.27; 23,37.45; 24,6-9; 33,25; 36,18; vgl. 18,10; 35,6) 5 6 4 und Rechtsbeugung (nun: 9,9[hap. ]; vgl. 22,29: VWitl

) häufig wieder. Im engeren Sinne

ökonomische Vergehen hat 7,llff im Auge (vgl. auch die Kritik an Zinsgeschäften in 22,12; 18,8.13.17). Die vielleicht sekundäre "Kommentie565 rung"

7,19 stellt eine Verbindung zwischen Wohlstand und "Götzenkult"

her: Reichtum ist ein "Anstoß zur Verschuldung" ( n y ^lmn: vgl. 14,3. 4.7; 18,30; 44,12; auch 3,20; 21,20) 5 6 6 . Kritik am Verhalten Jerusalems nach außen wird am deutlichsten in Kap. 16 und 23 laut. Sie ist hier eng mit der Anklage des Fremdgötterkults verbunden. Anders als in Kap. 17 wird hier jedoch nicht Bündnisuntreue, sondern Bündnispolitik überhaupt kritisiert. Diese Radikalisierung des Schuldaufweises hängt offenbar zusammen mit seiner zunehmenden Konzentration auf das Gottesverhältnis: Der Bund Jerusalems mit Jahwe (16,8) schließt Bündnisse mit anderen Völkern aus! "Ein wesentliches Merkmal von Ezechiels theologischer Heimat ist die konsequente Alleinverehrung Jahwes. Diese äußert sich in einer das ganze Buch ein, durchziehenden Kritik an 'Götzendienst' und trug Ezechiel das in UrC C T . Der teil er sei 'mehr ein Ketzerrichter als ein Prophet'"

561 562 563 564 565 566

A . a . O . , 511. A . a . O . , 542. Vgl. S t o e b e , Art. P n n . Vgl. G e r l e m a n , Art. D T . So Z i m m e r l i , 182. "... ein c h a r a k t e r i s t i s c h e r A u s d r u c k des K r e i s e s Ez's und s e i n e r S c h u l e , der sich sonst im AT n i c h t mehr f i n d e t " (Zimmerli, 182). Die Hälfte der atl. B e l e g e des N o m e n s *71W3I1 findet sich im EB. 567 Lang, E z e c h i e l , 81; das z i t i e r t e U r t e i l stammt von W e l l h a u s e n (Ges c h i c h t e , 419) .

Das

im

"älteren

EB"

verarbeitete

Material

413

Jahwes a l l e i n i g e r H e r r s c h a f t über d i e ganze Welt begründete Anspruch auf a l l e i n i g e Verehrung i s t am s t ä r k s t e n g e f ä h r d e t , wo an s e i n e r

Stelle

0'2Mi7ö (etwa: " S c h e u s a l e " : 5 , 1 1 ; 7 , 2 0 ; 1 1 , 1 8 . 2 1 ; 2 0 , 7 . 8 . 3 0 ; 37,23)

und

D ' V l V A (etwa: " M i s t d i n g e r " : 6 , 4 - 6 . 9 . 1 3 ; 8 , 1 0 ; 1 4 , 4 - 7 ; 16,36;

18,6.12.15;

20,7f.16.18.24.31.39;

36,18.25;

22,3f; 23,7.30.37.39.49; 30,13; 33,25;

3 7 , 2 3 ; 4 4 , 1 0 . 1 2 ) , wie Fremdgötter und K u l t b i l d e r im EB a b s c h ä t z i g

be-

z e i c h n e t werden, k u l t i s c h e Verehrung z u t e i l w i r d , wobei v . a . das f ü r E z e c h i e l " s o bezeichnende Wort" D 7 "?! 1 ?* " i n e i n e r umfassenden Weise das zusammenfaßt, was der Prophet a l s V e r l e t z u n g von Jahwes A l l e i n r e c h t und 568 s e i n e r h e i l i g e n R e i n h e i t a n g r e i f e n muß" . Demgegenüber t r i t t d i e f ü r den d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h c h a r a k t e r i s t i s c h e K r i t i k an den "Höhen"

(IIIöl;

6 , 3 . 6 ; 1 6 , 1 6 ; 2 0 , 2 9 ; 3 6 , 2 ; 4 3 , 7 ) z u r ü c k . Kap. 16 und 23 machen exemplar i s c h den Zusammenhang zwischen " G ö t z e n d i e n s t " und m a c h t o r i e n t i e r t e r A u ß e n p o l i t i k , 1 6 , 1 6 f f darüber h i n a u s auch d i e ökonomische Dimension des "Götzendienstes" -

Die

Schuld

wie

schon

(Verschwendung von Ressourcen) Jerusalems

die

des

aktuellen

in

Vergangenheit.

det

sich

ein

nun

-

Königshauses

seinem die

ist

Verhalten "Bei

gleichartig

v.a. in

gesehen; keinem

totales

deutlich. in

Kap. sie

Kap.

5;

19 n i c h t erstreckt

anderen Verdikt

16 nur

weit

...

Israels

fin-

gesam-

t e G e s c h i c h t e von i h r e n e r s t e n A n f ä n g e n E z e c h i e l i n n i c h t mehr zu ü b e r b i e t e n d e r 569

h e r , wie es b e i Härte f o r m u l i e r t

ist"

freilich

. Dieses

hier

entwürfe" und

Urteil

vorgelegten 23)

tung

und

entwurf" Blick

-

im R a h m e n

der

der

Modifikation

Vertiefung im EB was

Zimmerlis

Untersuchungen

der

nicht

Problem

Blick der

ihrer

von

(in

und P r ä z i s i e r u n g .

So

Gerichtsprophezeiung "Israel",

Bedeutung wie

erfaßt ihn

ist,

als

dann

Kap.

"eine(r)

Kap. die

5;

16

Auswei-

"Geschichts-

"Jerusalem"

diese

kann, 20

den

"Geschichts-

hat

sondern

werden

nach

zum

im g e s c h i c h t l i c h e n

Wenn zudem i n

zwischen

568 Z i m m e r l i , 9 1 * . 569 A . a . O . , 8 8 * .

Gerichtsprophezeiung

Identität

kommen m ü ß t e .

Kontrast

die

Kontinuität

dem G e n e r a t i o n e n w e c h s e l , das

auf

primär

insofern

geschichtlicher

bedarf im B l i c k

23

in

sich

Propheten über

und

Größe

ohne

daß

im in mit

thematisiert, Wandel

in

den

diesen

Geschichtsabrissen

lichte(n)

Anfangsgeschichte"

414

Versuch einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n

Einordnung

570 und "der dann folgenden Verderbnis"

weit w e n i g e r

hervortritt als in vergleichbaren Texten anderer bücher

stark

Propheten-

(vgl. z.B. Hos 2,17; Jes 1,21.26; Jer 2,2),

bleibt

doch auch hier der "Ursprung" Jerusalems - bei aller

Ambiva-

lenz - insofern ein a u s g e z e i c h n e t e r A b s c h n i t t seiner

Ge-

schichte, als er diejenige Ordnung begründet bzw.

wenigstens

als Möglichkeit andeutet, in deren Störung bzw.5 7 1N i c h t - R e a l i sierung dann die Schuld der Stadt gesehen wird Daneben dient, wie sich zeigte, der Rekurs auf V e r g a n g e n h e i t in der G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g dazu, einen Prozeß der "Akkumulation

Jerusalems

Ezechiels

auch

von Schuld" in der Ge-

schichte zu erfassen und darzustellen, der die

Extrapolation

vom S c h u l d a u f w e i s auf die Gerichts a n kündigung

argumentativ

stützt. Dazu muß aber das gegenwärtige V e r h a l t e n der Stadt und des Volkes in Kontinuität zu ihrem vergangenen begriffen werden: Weil "die Israeliten gegen mich r e b e l l i e r t haben

(Tin), sie und ihre Väter sich

Handeln (Jahwe)

aufgelehnt

haben

(ywQ) gegen mich bis zum heutigen Tag",5 7 2wie Ez 2,3 in einer gewissen Nahe zu "dtr." F o r m u l i e r u n g e n sagt, kann das Volk auch in seiner g e s c h i c h t l i c h e n Erstreckung

als

"Haus des W i d e r s p r u c h s "

12,9.

('in

IPI:

2,5-8;

3,9.26.27;

12f.25; 17,12; 24,3; vgl. 44,6) angesprochen

werden.

Dann wirft freilich nicht erst die Diskussion von Kap. 18, sondern schon die "überhöhende(.) Konzentration von Vorgängen aus verschiedenen Zeiten" 573 , wie sie im Schuldaufweis zahlreicher Gerichtsprophezeiungen Ezechiels zu beobachten ist - etwa wenn in Kap. 8 "mit dem Zeitraffer Vergehungen aus verschiedenen Phasen der Tempelgeschichte zusammengeholt" 574 werden -, die Frage auf, ob nicht in dem angekündigten Gericht die

570 E b d . 571 H i e r k o m m t m . E . K o c h s ( P r o f e t e n II, 109) B e s c h r e i b u n g d e r S a c h e n ä h e r , der f e s t s t e l l t , daß im EB " u n v e r k e n n b a r d a s G e s c h i c h t s b i l d der kritischen Profetie mit der d o p p e l t - g e b r o c h e n e n Linie aufgenommen (wird): a n f ä n g l i c h e H e i l s g e s c h i c h t e , d a n n V e r f a l l s g e s c h i c h t e , z u l e t z t e s c h a t o l o g i s c h b e s s e r e H e i l s g e s c h i c h t e " , um s o g l e i c h d a r a u f h i n z u w e i s e n : " N i c h t s d e s t o w e n i g e r v e r l ä u f t die g e s a m t e G e s c h i c h t e bei E z e c h i e l e i n l i n i g e r , z e i g t n i c h t m e h r die c h a r a k t e r i s t i s c h e n K n i c k e . H e i l und U n h e i l l a u f e n von A n f a n g an n e b e n e i n a n d e r h e r " . 572 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 5 8 f f . 573 Z i m m e r l i , E z e c h i e l , 41. 574 Z i m m e r l i , 9 0 * .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

415

"Söhne" für die Schuld ihrer "Väter" behaftet werden. Sind es nicht "die Sünden der Zeit Manasses, die schon mehrere Generationen zurückliegt", 575 die "der Prophet visionär schaut und verurteilt"? Die Beurteilung dieses Phänomens in der Forschung reicht von einer zeitlichen Neuansetzung des "historischen" Ezechiel in die Zeit Manas576 ses

über den Vorwurf des Anachronismus an den (babylonisch-exili-

schen) Propheten^^ bis zur Verteidigung der "Veracity of Ezekiel"^®. Auch wenn m.E. die von den Vertretern der zuletzt genannten Deutung vorgetragenen Argumente für die zeitgeschichtliche Zuverlässigkeit des Schuldaufweises Ezechiels - beziehe sich seine Kritik auf die "offizielle Religion" (Smith) oder die, Vielleicht aufgrund ökonomischer Interessen der Priesterschaft im Tempel tolerierte (Carroll), "Volksfrömmigkeit" (Rose) im vor- und frühexilischen Jerusalem - i.W. überzeugen können, bleibt doch seine Transparenz für "die Sünden der Zeit Manasses" auffällig. Sie läßt sich in ihrer íhtention zwanglos erklären, wenn sie in ähnlicher Weise wie die Argumentation von Kap. 18 im Horizont einer argumentativen Frontstellung gegen die Inanspruchnahme einer "ethischen Superiorität" gegenüber der herrschenden Schicht früherer 579 Zeiten durch die "neuen Herren" in Jerusalem nach 597 verstanden wird : Wenn Ezechiel im Schuldaufweis seiner Gerichtsprophezeiungen wie "mit dem Zeitraffer Vergehungen aus verschiedenen Phasen" der Geschichte zusammenholt (ZimmerIi) und so zugleich "die Summe aus anderthalb Jahrhunderten kritischer 580 Profetie" zieht

, betont er damit nachdrücklich die Schuld und Eigen-

verantwortung seiner gegenwärtigen Adressaten: Sie handeln im Blick auf das Gottesverhältnis i.W. genauso wie das Israel zur Zeit Manasses; aufgrund seines eigenen Verhaltens kann sich das gegenwärtige Israel nicht von der Schuld seiner Vorfahren distanzieren. "Was Hosea an Sexualriten, Jesaja als politisch-religiöse Anbiederung an die Großmächte, Jeremia als verhängnisvolle Astralkulte gerügt hatte - aus dem Blickwinkel

575 576 577 578

Lang, E z e c h i e l , 82. V g l . v.a. S m i t h , B o o k . V g l . K a u f m a n n , R e l i g i o n , 430; G r e e n b e r g , P r o l e g o m e n o n , X V I I I f f . Smith, Veracity; Rose, Ausschließlichkeitsanspruch, 196ff; Carroll, Prophecy, 50ff. 579 V g l . o . 3 . 2 . 4 . b . 580 K o c h , P r o f e t e n II, 107.

416

Versuch

einer

redaktiorisgeschichtlichen

Einordnung 581

des E x i l s l i e g t e s a u f e i n e r L i n i e , i s t e s d a s s e l b e

Fehlverhalten"

D i e E i g e n a r t des S c h u l d a u f w e i s e s E z e c h i e l s kann s o a u s demselben ben e r k l ä r t werden, A n a l o g i e n z w i s c h e n v e r s c h i e d e n e n

geschichtlichen

P r o z e s s e n und Epochen a u f z u w e i s e n , wie e s - m i t etwas a n d e r e r t u n g - auch i n Kap. 19 und 23 e r k e n n b a r (3)

Die

Profilierung

des

Bestre-

Zielrich-

ist.

konzeptionellen

Rahmens

der

Ge-

r i c h t s prophezeiung Ez

17,1-10

seiner tion

und

inneren

19

enthalten

Logik

eine

vom g e g e n w ä r t i g e n

ges

Ergehen.

gie

des

Zedekia Kopf einem

17,19

Konzepts den

legen"

von

ihm

(1BIN13

Verhalten

expliziert

des

in

Bildzusammenhang

Begründung

Zedekias

diese

Logik

auf in

der

gebrochenen

Eid

und

Vertrag

Menschliches

Ergehen

in

doppelter

zukünfti-

TerminoloJahwe "auf

Handeln

mit

Extrapola-

sein der

"Tat-Ergehen-Zusammenhangs":

T M U D .

entsprechenden

ihrem

implizite

seinen

ist

Hinsicht

wird

so

mit

verknüpft:

(1) Das z u k ü n f t i g e E r g e h e n i s t im g e g e n w ä r t i g e n Handeln b e r e i t s a n g e 582 l e g t ; im S i n n e e i n e r " s c h i c k s a l w i r k e n d e n T a t s p h ä r e " sammelt s i c h d i e V e r s c h u l d u n g e i n e s Menschen " a u f seinem K o p f " ; Handeln und E r g e h e n a l s ein " i n einem k o n t i n u i e r l i c h e n

und Wirkung u m f a s s e n d e s , e i n h e i t l i c h e s , miteinander

sind

. . . Prozeß s i c h vollendendes, zielgerichtetes

U583 rsache Geschehen"

verknüpft.

(2) D i e s e r Zusammenhang von T a t und E r g e h e n w i r d d u r c h das Handeln J a h wes i n K r a f t g e s e t z t und v e r w i r k l i c h t ;

d i e K o r r e l a t i o n von H a n d e l n und

entsprechendem G e s c h i c k e i n e s Menschen i s t v e r m i t t e l t d u r c h e i n e

Korre-

l a t i o n von g ö t t l i c h e m und menschlichem H a n d e l n ; im Wirksamwerden d e r " T a t s p h ä r e " v o l l z i e h t s i c h z u g l e i c h das g ö t t l i c h e G e r i c h t 17,20)

(U3f;

vgl.

über e i n e n Menschen.

Aussagen,

die

wie

17,19

-

mehr

oder

weniger

deutlich

-

auf das Konzept des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s " verweisen, f i n d e n s i c h i n d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB r e l a t i v h ä u f i g 5 8 4 . An e i n i g e n S t e l l e n i s t d i e I n - K r a f t - S e t z u n g die-

581 582 583 584

A.a.O., 107f. Vgl. Koch, Vergeltungsdogma. Knierim, Hauptbegriffe, 75. Vgl. 4,4-6.17; 5,9; 7.3f.8f.13.16.27; 9,10; 11,21; 12,19; 16,43.52. 54.58f; 21,28f; 22,4.31; 23,29f.35.49; 24,14.23 sowie 33,29; 35,6. 11.15; 36,7.19; 39,23f; 44,10-13; zu Kap. 3; 18; 33 s.o. 3.2.4.

Das i m ses

"älteren

Zusammenhangs

net,

so

z.B.

in

EB"

verarbeitete

ausdrücklich

als

Material

"Gericht"

Jahwes

417 bezeich-

7,3f:

" I c h w i l l meinen Zorn («IN) gegen dich l o s l a s s e n und dich r i c h t e n (U3ö) entsprechend (3) deinem Mandel ( y n ) und d i r a l l deine Greuel auflegen. Mein Auge s o l l n i c h t g ü t i g auf dich b l i c k e n , und i c h w i l l mich n i c h t erbarmen, sondern deinen Wandel auf dich legen, 585 und deine Greuel werden i n deiner M i t t e s e i n ( s i c h auswirken)" Die

für

die

Korrelation siert und 23

einen

erwächst,

und d e r

erst

von Jahwe g e s e t z t e

Jahwes,

in

der

Eine

bestimmende

so e n t f a l t e t ,

präzi-

Rahmen e i n g e o r d n e t ,

"Geschichtsentwürfe"

20 überwunden w i r d :

gegen e i n e den Z o r n

der

Ezechiels

und E r g e h e n w i r d

konzeptionellen

Grundstuktur

von Kap.

stanz

von H a n d e l n

und i n

dem d i e

Gerichtsprophezeiungen

Kap.

5;

16

Geschichtsdarstellung

handelnde

Ordnung;

was zum g ö t t l i c h e n

in

aus

damit

Gericht

Instanz

verstößt

provoziert über

diese

sie In-

führt.

Der f ü r E z e c h i e l c h a r a k t e r i s t i s c h e Ausdruck z u r Bezeichnung 586 von Schuld a l s Verstoß gegen vorgegebene Ordnungen i s t i u y i n , "Greuel" . Demgegenüber t r i t t die Charakterisierung der Schuld I s r a e l s a l s Verstoß gegen Jahwes "Satzungen und Rechte" (O'DDEMl Tinj7n) im EB eher i n den H i n t e r grund 587 . Während h i e r die Konnotation einer gewissen " P o s i t i v i t ä t " der 588 Normen, an denen menschliches Verhalten gemessen w i r d , mitschwingt , v e r w e i s t i u y m s t ä r k e r auf i m p l i z i t e ,

" s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e " Normen und

"Wertsysteme" - " ( d ) a s , was durch die eigene Wesensbestimmung ausges c h l o s s e n , was a l s o g e f ä h r l i c h oder unheimlich erscheinen muß", "was aufgrund von Gruppennormen a l s g e f ä h r l i c h und darum angst- und e k589 elerregend gelten muß", im k u l t i s c h e n , r e c h t l i c h e n und s o z i a l e n Bereich Die a l s r u y i n q u a l i f i z i e r t e Schuld I s r a e l s b e t r i f f t - auch v e r m i t t e l t über s o z i a l e Vergehen - s e i n G o t t e s v e r h ä l t n i s . Die Gerichtsprophezeiungen des EB g r e i f e n durchgängig solche n i i y i n an, deren Beseitigung durch 585 586 587 588

Vgl. 7,27; 24,14; 35,11; 36,19. Vgl.o. II.4.1.2. V g l . 5 , 6 . 7 ; 1 1 , 1 2 ; 2 0 , 1 1 . 1 3 . 1 6 . 1 9 . 2 1 . 2 5 ; zu K a p . 18 s . o . 3 . 2 . 4 . b . V g l . z . B . L i e d k e , A r t . ¡7j7n, 629: "höq i s t die G r e n z l i n i e , die d e r H e r r s c h e r s e i n e m U n t e r g e b e n e n v o r z e i c h n e t ..." 589 G e r s t e n b e r g e r , A r t . 2yil, 1 0 5 3 f .

418

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

soziale Mechanismen versagt. Deshalb provozieren diese Vergehen den Zorn Jahwes (v.a.HN, nnn) o a u , der sich im göttlichen Gericht (Wz. entlädt. Da Jahwes Zorn als eine "in ihren Motiven zwar durch ähnliche menschliche Verhaltensweisen erklärbare, aus ihnen aber nicht ableitbare Reaktion ... auf die das Wesen und die Gebote dieses Gottes verletzenden 592 mit einer gewissen Kontingenz behaftet ist, muß

Taten der Menschen"

zur Begründung der Gerichtsprognose die Möglichkeit seines "Erbarmens" 593 ausdrücklich ausgeschlossen werden . Die Notwendigkeit und innere Folgerichtigkeit des Ablaufs von Schuld, Zorn und Gericht wird so unterstrichen und damit die Extrapolation vom Schuldaufweis auf die Gerichtsankündigung unterstrichen. Einer Verschärfung der Korrelation von Handeln und Ergehen scheint auch die Qualifikation der Schuld Jerusalems/Israels als "Verunreinigung" 594 595 (Wz. H W , "7"7n) zu dienen: Jahwes Heiligtum , seine Sabbate , ja er 596 597 selbst bzw. sein Name sind entweiht und verunreinigt. Mit seinem 598 599 Verhalten im sozialen und kultischen Bereich hat Jerusalem/Israel sich selbst verunreinigt

. Da diese Verunreinigung nach 24,1-14 ebenso-

wenig durch Reinigungshandlungen zu beseitigen ist wie nach 4,1-5,4 die Schuld Israels durch Sühneriten, wird der Untergang unausweichlich. Jah601 we selbst wird sein Heiligtum entweihen (lassen) - Tat und Ergehen entsprechen einander. Die P r o f i l i e r u n g prophezeiung

des k o n z e p t i o n e l l e n

R a h m e n s der

Gerichts-

geht s o n a c h e i n h e r mit e i n e r V e r s c h ä r f u n g

Gerichtserwartung:

Die K a t a s t r o p h e w i r d nun p r a k t i s c h

der unaus-

590 V g l . 5 . 1 3 . 1 5 ; 6 , 1 2 ; 7 , 3 . 8 ; 8,18; 9,8; 1 3 , 1 3 . 1 5 ; 14,9; 1 6 , 3 8 . 4 2 ; 20,8.13.21.33.34; 21,22; 22,20-22.31; 23,25; 36,18; 43,8 sowie 19,12; 24,8.13; 25,14.17; 30,15; 35,11; 36,5f; 38,18f; 39,25. 591 V g l . 5 , 8 . 1 0 . 1 5 ; 7 , 3 . 8 . 2 7 ; 1 1 , 9 - 1 1 ; 1 4 , 2 1 ; 1 6 , 3 8 ; 1 7 , 2 0 ; 2 0 , 3 5 f ; 21,35; 24,14; 33,20; 34,17.20.22; 36,19 sowie 16,41; 18,30; 20,4; 22,2; 2 3 , 1 0 . 2 4 . 3 6 . 4 5 ; 2 5 , 1 1 ; 2 8 , 2 2 . 2 6 ; 3 0 , 1 4 . 1 9 ; 3 5 , 1 1 ; 3 8 , 2 2 ; 39,21. 592 S a u e r , A r t . IN , 2 2 3 . 593 V g l . 5 , 1 1 ; 7 , 4 . 9 ; 8 , 1 8 ; 9 , ( 5 . ) 1 0 ; 2 4 , 1 4 ; a n d e r s nur 2 0 , 1 7 . 594 V g l . 5 , 1 1 ; 2 2 , 2 6 ; 2 3 , 3 8 f ; 4 4 , 7 . 595 V g l . 2 0 , 1 3 . 1 6 . 2 1 . 2 4 ; 2 2 , 8 ; 2 3 , 3 8 . 596 V g l . 1 3 , 1 9 ; 2 2 , 2 6 . 597 V g l . 2 0 , 3 9 ; 3 6 , 2 0 f f ; 3 9 , 7 ; 4 3 , 7 f . 598 V g l . 1 8 , 6 . 1 1 . 1 5 ; 2 2 , 1 0 f ; 3 3 , 2 6 . 599 V g l . 2 0 , 7 . 1 8 . 2 6 . 3 1 ; 2 2 , 3 f ; 2 3 , 7 . 3 0 ; 3 6 , 1 8 . 2 5 ; 3 7 , 2 3 . 600 Vgl. 1 4 , 1 1 ; 2 0 , 3 0 . 4 3 ; 2 2 , 5 . 1 5 ; 2 3 , 1 3 . 1 7 ; 2 4 , 1 1 . 1 3 ; 3 6 , 1 7 . 2 9 ; 3 9 , 2 4 . 601 Vgl. 7,21f.24; 9,7; 24,21 sowie 25,3.

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e weichlich.

Material

Die E r f a h r u n g , daß die p r o p h e t i s c h e

419

Kritik

els bei i h r e n A d r e s s a t e n n i c h t auf die i n t e n d i e r t e s t ö ß t und eine A b w e n d u n g des U n t e r g a n g s d e s h a l b

Ezechi-

Resonanz

unwahrschein-

l i c h ist, w i r d so in i h r e r k o n z e p t i o n e l l e n V e r a r b e i t u n g g l e i c h ü b e r b o t e n und m o d i f i z i e r t : Als "Haus des

Wider-

s p r u c h s " , g e f a n g e n in den F o l g e n s e i n e r S c h u l d ,

kann

gar n i c h t a n d e r s als sich der p r o p h e t i s c h e n W a r n u n g tik zu v e r s c h l i e ß e n . Mit den W o r t e n des H o s e a b u c h s chen: Gott"

(Hos

5,4)

Israel und zu

Ezechiels

Der V e r s u c h e i n e r Z u s a m m e n s c h a u der ins " ä l t e r e EB" nommenen Gerichtsprophezeiungen

ergibt ein k o m p l e x e s

B i l d . N i c h t alle D i f f e r e n z e n

GerichtsVerkündigung gegangenen Abschnitte

e i n e n n i c h t in B e z i e h u n g zu e i n e r fenden Gesamtkonzeption(en) sind n i c h t

konzeptionelle

erklärbar

sche S p a n n u n g e n in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n Frontstellung

der G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g

ren s i n d , die in d i e s e r

"Verkündigung"

inner-

Spannungen

sein s c h e i n e n . So l i e g t die A n n a h m e n ä h e r , daß S i t u a t i o n und

zum

übergrei-

können - solche

k e n n b a r sind, die n i c h t l i t e r a r g e s c h i c h t l i c h

c h r o n " auf die s p a n n u n g s v o l l e

zu

lassen

zu, da sie

(oder m e h r e r e n )

gesetzt werden

und

(mehr?) e r k e n n b a r - , und zum a n d e r e n auch

halb e i n z e l n e r T e x t ( k o m p l e x ) e

Komplexität

voran-

h y p o t h e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n

v e r s u c h t e n . Die v e r b l e i b e n d e n S p a n n u n g e n

sich

in der

E z e c h i e l s e r k l ä r e n , wie sie die

Rückschlüsse

ein-

lassen

bzw. d u r c h eine E n t w i c k l u n g

kaum r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e

aufgeund

zwischen

zelnen Text(komplex)en mit ihren Rahmenkonzepten redaktionsgeschichtlich

skizzieren

ihrem

.

c) S p a n n u n g e n in der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

spannungsreiehes

Kri-

gespro-

"Ihre T a t e n g e s t a t t e n i h n e n n i c h t , u m z u k e h r e n 602

zu-

erzu

charakteristides EB

"syn-

argumentative

Ezechiels

zurückzufüh-

n i c h t in i h r e r

k o n z e p t i o n e l l e i n g e h o l t und v e r a r b e i t e t

ganzen

ist.

In

602 A u c h im H o s e a b u c h s c h e i n t s i c h d i e s e B e h a u p t u n g e i n e m P r o z e ß d e r R a d i k a l i s i e r u n g der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g a n g e s i c h t s m a n g e l n d e r R e s o n a n z zu v e r d a n k e n ; v g l . J e r e m i a s , H o s e a , 76: "Was 2,9 und 3,5 a l s Z i e l d e s g ö t t l i c h e n S t r a f h a n d e l n s e r w a r t e n , w a s 7 , 1 0 . 1 6 u n d 1 1 , 5 als V e r w e i g e r u n g I s r a e l s b e s c h r e i b e n ("sie v e r w e i g e r n die U m k e h r " , 1 1 , 5 ) , d a s w i r d hier v i e l h ä r t e r n o c h a l s U n m ö g l i c h k e i t I s r a e l s d a r g e s t e l l t " (vgl. a u c h Jer 13 ,23) .

420

Versuch

solchen

Rahmens

rem Rahmen Als

ander

der

und G e g e n ü b e r mündet,

die

Schuld

die

angekündigte

lassen^"''. der

Das

erweist

der

Argumentation

und

derjenigen

Katastrophe

Problem

als

liegt

als

der

und

der

in

EB

an.

das

18,

ih-

Nebenein-

die

"unsühnbar"

unausweichlich von

wie

in

der

sich

und

einen

damit

erscheinen

zeigte®*^,

"Individualismus"

im G e g e n ü b e r

"Möglichkeit

"Unausweichlichkeit

Ez

konzep-

des

zunächst von

des

Gerichtsprophezeiungen,

dabei,

Spannung

sondern

prinzipiellen

sich

Einordnung

Grenzen

"Geschichtsentwürfe"

(vermeintlichen)

phezeiungen

zugleich

Jerusalems/Israels

"Kollektivismus", einer

sich

Gerichtsprophezeiungen

entwickelten

die

die

deuten

spannungsgeladen

"Umkehrruf"

in

redaktionsgeschichtlichen

Spannungen

tionellen (1)

einer

der

Argumentation

Umkehr"

Katastrophe"

in

nicht und

und den

der

mit

Tendenz,

Gerichtspro-

herauszuarbeiten.

T r i f f t d i e o b e n ^ ® s k i z z i e r t e A n a l y s e von Ez 1 8 ( * ) zu, i s t d i e s e S p a n nung weder r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h noch durch e i n e E n t w i c k l u n g der

"Ver-

k ü n d i g u n g " E z e c h i e l s zu e r k l ä r e n . Vielmehr e r s c h e i n e n beide P o l e im Rahmen e i n e r i n i h r e n Grundzügen e i n h e i t l i c h e n , von der mangelnden Resonanz der p r o p h e t i s c h e n G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g b e i i h r e n A d r e s s a t e n g e p r ä g t e n argumentativen F r o n t s t e l l u n g f u n k t i o n a l : I s r a e l " w i l l n i c h t ( 3 , 7 ) , es " w i l l s t e r b e n "

hören"

( 1 8 , 3 1 ) . Aber auch d i e h a r m o n i s i e r e n d e Annahme,

d i e im Umkehrruf e n t h a l t e n e " b e d i n g t e H e i l s z u s a g e " habe E z e c h i e l s " g e 606 samte T ä t i g k e i t b e g l e i t e t " , erwies s i c h a l s unwahrscheinlich. V i e l mehr s c h e i n t der Umkehrruf i n Kap. 1 8 ( * ) e i n e n e r s t e n V e r s u c h l e n , i n der konkreten A u s e i n a n d e r s e t z u n g zutage g e t r e t e n e

darzustel-

grundsätzliche

Probleme des k o n z e p t i o n e l l e n Rahmens der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g zu b e a r b e i ^ 607 ten Die

Spannung

weichlichkeit nellen Tendenz lation

603 604 605 606 607

zwischen der

Spannung

"Möglichkeit

Katastrophe"

zwischen

Ezechiels,

seine

vom S c h u l d a u f w e i s

S . o . b. S.o. 3.2.4.C. 3.2.4.b. Lang, E z e c h i e l , 55. S.o. 3.2.4.b.(3) .

der

-

der

erwächst zunehmend

Umkehr" aus

die

und

"Unaus-

konzeptio-

radikalisierten

Gerichtsprognosen auf

der durch

die

Gerichtsankündigung

-

Extrapounter

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e Voraussetzung

Material

des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "

m ä ß i g k e i t des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s und s e i n e r B e t o n u n g

als

argumentativ

Gesetz-

zu

stützen,

der F r e i h e i t und P e r s o n a l i t ä t

Sie ist im G r u n d e b e r e i t s a n g e l e g t in der

421

Jahwes.

"Zweischichtig-

keit" des die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g von 5 , 5 - 1 7 b e s t i m m e n d e n 608 (impliziten) R e g e l z u s a m m e n h a n g s : Wie v e r h ä l t sich das göttliche

H a n d e l n in s e i n e r F r e i h e i t zur im K o n z e p t

"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"

des

e r f a ß t e n bzw. p o s t u l i e r t e n

n u n g ? G e h t J a h w e s H a n d e l n darin auf, die

Ord-

"Tausch-Mecha-

nik"®'"'® des T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s in K r a f t zu s e t z e n und in Gang zu h a l t e n , muß er l e t z t l i c h zum " G e r e c h t i g k e i t s - A u t o 610 maten"

ohne j e d e p e r s o n a l e F r e i h e i t w e r d e n . S e t z t

d a g e g e n J a h w e in s e i n e r S o u v e r ä n i t ä t Tat-Ergehen-Zusammenhangs

über die O r d n u n g in i h r e r

vom

argumenta-

gefährdet.

Beide Extrem-Möglichkeiten Einstellung"

des

h i n w e g , ist die E x t r a p o l a t i o n

S c h u l d a u f w e i 3 auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g tiven Stringenz

sich

l a u f e n o f f e n b a r der

"Grund-

E z e c h i e l s z u w i d e r . D e s h a l b t r i t t , wo er

stärker

vom T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g

her a r g u m e n t i e r t ,

an die

der r e g e l h a f t - " m e c h a n i s c h e n "

Extrapolation

Schuldaufweis

vom

der H i n w e i s auf611J a h w e s sich n i c h t zu " e r b a r m e n " . Und

Seite

auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g

"persona-

le" E n t s c h e i d u n g ,

umgekehrt

w i r d in Kap. 18(*), das in s e i n e r A r g u m e n t a t i o n der F r e i h e i t J a h w e s

(und s e i n e s m e n s c h l i c h e n

stärker

von

Gegenübers)

a u s g e h t , der T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g n i c h t p r i n z i p i e l l für u n g ü l t i g e r k l ä r t , s o n d e r n nur in s e i n e r R e i c h w e i t e e i n g e 612 schränkt

. So w e r d e n zwei k o n f l i g i e r e n d e

T e n d e n z e n in der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g ven F r o n t s t e l l u n g 608 609 610 611 612

Argumentations-

mit ihrer

in e i n e r s p a n n u n g s v o l l e n

argumentati-

Einheit

zusammen-

S.o. II.4.2. Bloch, Atheismus, 135. A . a . O . , 132. S . o . b. (3) . S . o . 3 . 2 . 4 . b . ( 3 ) u. S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 6 3 . - Daß a u c h h i e r die S p a n nung z w i s c h e n g ö t t l i c h e r F r e i h e i t und B i n d u n g d e s H a n d e l n s J a h w e s ari die O r d n u n g des T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s n i c h t a u f g e l ö s t i s t , z e i g t s i c h d a r a n , daß J a h w e " k e i n G e f a l l e n h a t am T o d e d e s s e n , d e r " e n t s p r e c h e n d o d e r e n t g e g e n dem T a t - E r g e h e n - Z u s e m m e n h a n g - " s t i r b t " (18,32).

422

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

g e h a l t e n . In i h r e r S p a n n u n g l i e g t aber z u g l e i c h das tial einer konzeptionellen Weiterentwicklung ten s i t u a t i v e n

unter

Potengewandel-

Rahmenbedingungen.

(2) Auf den K o n f l i k t z w i s c h e n F r e i h e i t und des g ö t t l i c h e n

Regelhaftigkeit

H a n d e l n s geht l e t z t l i c h auch die

der B e z u g n a h m e auf G e s c h i c h t e im R a h m e n der

Ambivalenz

Gerichtsprophe-

z e i u n g e n E z e c h i e l s z u r ü c k , auf die b e r e i t s m e h r f a c h h i n g e w i e 613 sen w u r d e : Der A u f w e i s e i n e r " A k k u m u l a t i o n von S c h u l d " in der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s / I s r a e l s ,

der unter

des K o n z e p t s des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "

Voraussetzung in der

vom S c h u l d a u f w e i s

kündigung argumentativ

zu s t ü t z e n , ist nur m ö g l i c h , w e n n

konzeptionellen

auf die

Lage

ist, die E x t r a p o l a t i o n

Gerichtsan-

R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g

regelhaften Korrelation

von g ö t t l i c h e m

deln g r ü n d e n d e G e s e t z m ä ß i g k e i t

und m e n s c h l i c h e m

der A b f o l g e von S c h u l d ,

und G e r i c h t g e l o c k e r t w i r d - die aber i h r e r s e i t s der zung der E x t r a p o l a t i o n

im

die in der

vom S c h u l d a u f w e i s auf die

HanZorn

Stüt-

Gerichtsan-

614 kundigung

diente

A u c h hier e r w e i s t sich die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g w i e s e n auf R a h m e n b e d i n g u n g e n "Offenbarung"

- wie: die B e r u f u n g

d u r c h J a h w e ; eine S i t u a t i o n ,

stenzielle Bedrohung Jerusalems/Israels Konfrontation mit konkurrierenden Situation

angeihre

in der die

a b z u s e h e n ist;

Interpretationen

-, die ihre a r g u m e n t a t i v e

Profilierung

als auf

exidie

dieser

Stringenz zusätzlich

ihres konzeptionellen Rahmens stützen,

zur

ohne

s e l b s t in d i e s e n e i n g e h o l t zu sein. (3) Eine w e i t e r e s c h w e r w i e g e n d e S p a n n u n g phezeiung Verhältnis

Ezechiels liegt schließlich von " m e t a h i s t o r i s c h e n "

Ordnungshorizonten

der E r f a h r u n g

und

in der

vor in dem

Gerichtsproungeklärten

"innergeschichtlichen"

und I n t e r p r e t a t i o n

des in

ihr - e x p l i z i t oder i m p l i z i t - t h e m a t i s c h e n

Geschichtsprozes-

ses: W i r d J e r u s a l e m / I s r a e l

"metahistori-

nach M a ß g a b e der

s c h e n " R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s ,

wie sie in der

t i o n e l l e n A n a l y s e der " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e "

613 Vgl.o. II.5.3./III.4.3. 614 Vgl.o. III.4.2.2.

konzep-

von Kap. 5; 16

Das

u n d 23 616 EB

615

im

, aber

"älteren

auch

EB"

anderer

zutage

traten,

eine

angekündigt,

so w i r d

damit

tigung

des

Widerspruchs

GottesVerhältnis gen,

wie

er

verarbeitete

Gerichtsprophezeiungen

totale ja

und

umfassende

im G r u n d e

nicht

Jerusalems/Israels

mitgesetzte

im S c h u l d a u f w e i s

423

Material

des

Katastrophe

nur

gegen

eine in

("innergeschichtliche") der

Besei-

seinem Ordnun-

Gerichtsprophezeiungen

nam-

617 haft

gemacht

eine

Beseitigung

Extermination Widerspruchs tern

eben

wird

, erwartet, dieser

sondern

Ordnungen

Jerusalems/Israels gegen

dieses

Jahwes

selbst.

Jahwes

zugleich

Bedeutet

im G e r i c h t

Ordnungswillen

Ordnungswillens

damit

in

also

aufgrund

zugleich

auch die

seines

das

Schei-

der

Geschichte?

D i e s e s Problem s c h e i n t i n den Texten - wenn auch eher

"untergründig"

und am Rande - durchaus wahrgenommen zu s e i n . So b l e i b t i n 5 , 5 - 1 7 J e r u s a lem auch nach der K a t a s t r o p h e , wenn auch nur a l s Trümmerstätte,

Zentrum

der V ö l k e r w e l t ; d i e im " U r s p r u n g s " h a n d e l618 n Jahwes an Jerusalem g e s e t z t e Ordnung w i r d a l s o n i c h t v ö l l i g z e r s t ö r t

. Wird h i e r d i e

Schlußfolge-

r u n g , i n der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s / I s r a e l s müsse l e t z t l i c h auch Jahwe mit seinem ( " i n n e r g e s c h i c h t l i c h e n " )

Ordnungswillen scheitern,

dadurch

vermieden, daß w e n i g s t e n s Rudimente d i e s e r Ordnung s i c h auch i n der D a r s t e l l u n g des G e r i c h t s und s e i n e r F o l g e n noch d u r c h h a l t e n , deutet

sich

v . a . i n den Fremdvölkerworten E z e c h i e l s noch eine andere M ö g l i c h k e i t an, e i n e t o t a l e K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s / I s r a e l s denkbar zu machen, ohne i n i h r z u g l e i c h den Zusammenbruch der von Jahwe " u r s p r ü n g l i c h " t e n Weltordnung sehen zu müssen. D i e s e bestand j a , wie v . a . i n 5 , 5 - 1 7 d e u t l i c h wurde

intendier-

619 , i n ihrem Kern

i n e i n e r Ordnung der V ö l k e r w e l t , i n der nach A r t k o n z e n t r i s c h e r

Kreise

Jahwes H e r r s c h a f t s - und R e c h t s w i l l e v e r m i t t e l t über den Tempel,

Jerusa-

lem und I s r a e l i n den B e r e i c h der V ö l k e r a u s s t r a h l t . Wenn nun i n

zahl-

r e i c h e n Fremdvölkerworten des EB e i n so " u n m i t t e l b a r e ( s ) Gegenüber J a h wes und des fremden V o l k e s oder F ü r s t e n " erkennbar w i r d , daß l e t z t l i c h "kaum mehr e i n g r u n d s ä t z l i c h e r U n t e r s c h i e d zwischen dem fremden V o l k und I s r a e l vorhanden" i s t 620 , könnte d a h i n t e r der Versuch E z e c h i e l s e r k e n n 615 616 617 618 619 620

S.o. I I . 4 . 2 . / I I I . 4 . 2 . S . o . b. ( 3 ) . S.o. I I . 4 . 1 . / I I I . 4 . 1 . / b . ( 2 ) . S.o. I I . 4 . 1 . 1 . S.o. I I . 4 . 1 . 1 . Reventlow, Wächter, 156.

424

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

bar s e i n , die H e r r s c h a f t Jahwes über d i e ganze Welt nach dem " A u s f a l l " I s r a e l s neu zu denken. I n diesem Zusammenhang könnte auch der s t a r k e R ü c k g r i f f auf m y t h ( o l o g ) i s c h e Ressourcen i n den Fremdvölkerworten zu verstehen s e i n , auf den j ü n g s t mit Recht wieder L.Boadt

621

hingewiesen

h a t : V i e l l e i c h t geht es E z e c h i e l h i e r "by e s t a b l i s h i n g a renewed m y t h i c a l 622 expression of I s r a e l ' s f a i t h " weniger darum, einen neuen, " p r o p e r myth for Israel" 623 zu entwickeln, a l s vielmehr darum, die Tatsache, 624 " t h a t Yahweh alone c r e a t e s and r u l e s a l l t h i n g s " für die Volker unter Voraussetzung i h r e r eigenen, mythischen Vorgaben v e r s t ä n d l i c h zu machen, nachdem I s r a e l s Abschied aus der V ö l k e r w e l t i n den Augen des Propheten abzusehen i s t . Daß d i e s e r Ansatz im EB n i c h t w e i t e r e n t w i c k e l t worden i s t - f r e i l i c h l ä ß t immerhin Kap. 20 noch E i n i g e s von einem " u n m i t t e l b a r e n Gegenüber Jahwes und des fremden V o l k e s " erkennen!

d ü r f t e darauf z u -

rückzuführen s e i n , daß das Jahr 587 n i c h t die vom Propheten erwartete v ö l l i g e Extermination I s r a e l s h e r b e i g e f ü h r t hat. Die

skizzierten

Spannungen

Gerichtsprophezeiungen senheit rungen tion

und U n V o l l s t ä n d i g k e i t und E r w a r t u n g e n ,

er

zeiung

entwickelt Ezechiels

ve S t r i n g e n z auch

im k o n z e p t i o n e l l e n

Ezechiels

ein

ist.

gefährden für

sie

können, zur

Erwartungen

die

die

enthalten

konzeptionelle

Entwicklung Die

für

Probleme,

Rahmen

der

Unabgeschlos-

den k o n k r e t e n

Verarbeitung

das

3.3.2.

gegenüber

zu d e r e n

und I n n o v a t i o n e n , neuer

dessen

Bedeuten

unerledigte

Potential

zeigen

und

Interpreta-

Gerichtsprophe-

ihre

sie

Erfah-

argumentati-

doch

zugleich

Weiterentwicklungen

Verarbeitung

neuer

fruchtbar

Erfahrungen

gemacht

werden

und

kann.

Restitutionsprophezeiungen 625

D.

Baltzer

hat

sich

"Systematisierung" gesprochen,

wie

ihn

"Heilserwartungen

621 622 623 624 625

der

jüngst

gegen

"Heilsprophetie

S.Herrmann

im B u c h e

Boadt, Stategies. A . a . O . , 7. A . a . O . , 16 ( H e r v o r h . T . K . ) . Ebd. Baltzer, Anmerkungen.

des

in

den V e r s u c h

einer

im E z e c h i e l b u c h "

seiner

Propheten

Untersuchung Ezechiel"

aus-

der

unternom-

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

425

cpc men hat

. Nun steht f r e i l i c h bei H e r r m a n n die Frage

der " S y s t e m a t i k "

der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n

nach

des EB erst

am Ende e i n e r Reihe von e x e g e t i s c h e n

Einzeluntersuchungen

der "Texte

enthalten,

..., die H e i l s e r w a r t u n g e n

und

zwar

ohne s y s t e m a t i s c h e O r d n u n g , l e d i g l i c h in der R e i h627 e n f o l g e , in der sie im B u c h e E z e c h i e l auf uns g e k o m m e n s i n d " . Gerade w e n n man aber m i t B a l t z e r die l i t e r a r h i s t o r i s c h e E i g e n s t ä n d i g k e i t der e i n z e l n e n R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n im EB b e t o 628 nen w i l l

, sind doch die w e i t g e h e n d e n t h e m a t i s c h e n

Gemein-

s a m k e i t e n z w i s c h e n den v e r s c h i e d e n e n T e x t e n e r s t a u n l i c h erklärungsbedürftig.

Dies gilt um so m e h r , w e n n man

s i c h t i g t , daß die T e x t e n i c h t nur in l i t e r a r - und geschichtlicher

H i n s i c h t ihre je s p e z i f i s c h e n

keiten aufweisen,

s o n d e r n auch gerade in i h r e r

ven und kon-zeptionellen E i n b e t t u n g

berück-

traditions-

Eigentümlichargumentati-

der E r w a r t u n g

einer

s t i t u t i o n I s r a e l s : Ist sie in e i n i g e n T e x t e n im Sinne "Neuschöpfung"

Israels durch Jahwe verstanden

und

(v.a.

Reeiner

37,1-

14), w i r d die R e s t i t u t i o n I s r a e l s in a n d e r e n T e x t e n aus der seine gesamte Geschichte bestimmenden "Namen"

begründet

Sorge J a h w e s um

(Kap. 20; 3 6 , 1 6 f f ) , w ä h r e n d w i e d e r

Texte angesichts erfahrbarer Mißstände als A s p e k t e e i n e r N e u o r d n u n g ankündigen

"Heil" und

der W i r k l i c h k e i t

"Gericht"

durch

(v.a. Kap. 34). T r o t z dieser U n t e r s c h i e d e

s c h e n den d r e i H a u p t - " T y p e n "

Jahwe zwi-

der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g

EB s c h e i n t h i n t e r i h n e n doch w i e d e r u m das g e m e i n s a m e ben zu s t e h e n , den P r o z e ß der R e s t i t u t i o n f a s s e n , daß die K o n t i n u i t ä t

seinen andere

zwischen

im

Bestre-

I s r a e l s so zu e r -

Vergangenheit/Gegenwart

und Z u k u n f t a l l e i n auf S e i t e n J a h w e s l i e g t , w ä h r e n d auf t e n I s r a e l s eine s t a r k e D i s k o n t i n u i t ä t

b e s t i m m e n d ist,

Seiwas

626 V g l . Herrinann, H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 4 1 f f ; h i e r b e s . die " Ü b e r s i c h t " ü b e r die " T h e m e n d e r H e i l s e r w a r t u n g e n im E z e c h i e l - B u c h e und e i n e R e i h e in ihr v e r w e n d e t e r b e m e r k e n s w e r t e r E i n z e l e l e m e n t e " ( a . a . O . , 2 8 6 f ) . Die S t i c h w o r t e " S y s t e m " , " S y s t e m a t i k " u. d g l . f i n d e n s i c h g e h ä u f t a . a . O . , 289. S. j e t z t a u c h W e s t e r m a n n , H e i l s w o r t e 1 2 9 f f . 627 A . a . O . , 2 4 3 . 628 - g e g e n den V e r s u c h , d u r c h g ä n g i g e B e a r b e i t u n g s s c h i c h t e n in d e n R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB n a c h z u w e i s e n , w i e i h n G a r s c h a , S t u d i en und H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n (vgl. a u c h S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e ) je a u f i h r e W e i s e u n t e r n e h m e n .

426

Versuch

die

Annahme

stellung ungen

einer einer

und

des

relativ

situativen

EB m i n d e s t e n s

keit

soll

drei

Haupt-"Typen"

prüft a)

in

der

einheitlichen

Einbettung möglich

folgenden

der

macht.

Einordnung

argumentativen

Front-

RestitutionsprophezeiIhre

exemplarischen

Wahrscheinlich-

Durchsicht

von

Restitutionsprophezeiungen

als

"Neuschöpfung"

der

i m EB

ge-

werden.

Die Ez

redaktionsgeschichtlichen

Restitution

37,1-14

gehört

sicher 629

wirkungsträchtigsten übrigen

zu

den

durch

des

EB.

Im V e r g l e i c h

des

Buches

den

Eindruck

einer

Jahwe

eindrucksvollsten

Restitutionsprophezeiungen

Abschnitt

Texten

Israels

starken

und

auch

mit

den

erweckt

der

"Ursprünglichkeit":

" D a s Z i t a t i n 11, von dem her d i e ganze E i n h e i t bestimmt i s t ,

führt

ganz so wie das Z i t a t von 33,10 i n e i n e n Z e i t p u n k t r e s i g n i e r t e r s c h l a g e n h e i t der Menschen i n der Umgebung des Propheten.

Zer-

. . . Man g e -

winnt aus diesem Wort n i c h t den E i n d r u c k , daß d i e p r o p h e t i s c h e

Heils-

verkündigung schon b r e i t e n Boden gewonnen h ä t t e . D i e polemische Formul i e r u n g der Ankündigung e i n e r neuen W i e d e r h e r s t e l l u n g l ä ß t zudem v e r muten, daß es s i c h auch beim Propheten s e l b e r n i c h t630um e i n e schon l a n ge v e r k ü n d i g t e , a u s g e s c h l i f f e n e B o t s c h a f t

handelt"

Die i n d i e s e n Bemerkungen W.Zimmeriis v o r a u s g e s e t z t e Annahme, daß d i e beiden T e i l e von 3 7 , 1 - 1 4 , V i s i o n ( 1 - 1 0 ) und D i s p u t a t i o n s w o r t

(11-14),

von Anfang an zusammengehörig und a u f e i n a n d e r bezogen s i n d , i s t

freilich

i n der neueren Forschung durchaus u m s t r i t t e n . Gegen 631 die i h r widersprechenden Thesen von B a l t z e r , H o s s f e l d und Höffken hat jedoch Bartelmus überzeugend nachweisen können, daß " ( v ) o n der l i t e r a r i s c h e n S t r u k t u r und von der T e x t ü b e r l i e f e r u n g her ( . . . ) k e i n A n l a ß ( b e s t e h t ) , an der i n n e r e n E i n h e i t von Ez 3 7 , 1 1 , und damit an der i n n e r e n E i n h e i t von Ez 3 7 , 1 - 1 4 zu z w e i f e l n " 632 . Entsprechendes g i l t aber auch f ü r d i e f o r m g e s c h i c h t l i c h e n und i n h a l t l i c h e n Argumente, d i e n e u e r l i c h G r a f f y gegen d i e E i n h e i t l i c h 633 k e i t von 3 7 , 1 - 1 4 g e l t e n d macht . D i e formale Beobachtung, daß d i e V i s i on i n I I a mit e i n e r " e x p l a n a t i o n " a b g e s c h l o s s e n i s t ,

"and a s e p a r a t e

629 V g l . etwa die W a n d m a l e r e i e n in der S y n a g o g e von D u r a - E u r o p o s (Lit. bei Z i m m e r l i , 1 3 0 * ) . 630 Z i m m e r l i , 891. 631 V g l . B a l t z e r , E z e c h i e l , l O O f f ; H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 3 4 1 f f ; Höffken, Beobachtungen, 305ff. 632 B a r t e l m u s , T e x t k r i t i k , 64. 633 V g l . G r a f f y , P r o p h e t , 8 3 f f .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

427

Material

unit begins in v.llb where the disputation speech structure becomes 634 apparent"

, erlaubt nicht auch schon den literarkritischen Schluß, daß

es sich in 1-lla und llb-14 um zwei ursprünglich selbständige Texte handelt, ist doch auch in anderen Texten des EB eine Kombination verschiedener formal vorgeprägter Elemente zu beobachten, die nicht literargeschichtlich, sondern von der Intention des Textes her zu erklären ist (vgl. o. zu Kap. 20). So bleibt als letztes - nun inhaltliches - Argument gegen die Einheitlichkeit des Textes "the change in the metaphor which becomes apparent in v.12, where people635 are to be raised up from tombs, not from dry bones lying on a piain" . Daß dieser "change in the metaphor" sich erst nach IIb vollzieht, der selbst noch voll dem Bild- und Wortzusammenhang von 1-lla entspricht, spricht aber angesichts der formalen Zusammengehörigkeit von IIb und 12ff im 636 "Disputationswort" eher für als gegen die Einheitlichkeit von 37,1-14 Unbeschadet der ursprünglichen Zusammengehörigkeit von Vision und Disputationswort weist aber der Text Indizien literarischer Uneinheitlichkeit auf, die von Bartelmus präzise herausgearbeitet worden sind. Seine Analyse, auf die hier nur verwiesen werden kann, führt zu dem Ergebnis, daß der Grundbestand des Textes in 1-6.7b.8a (ohne 'n'N"ll).10b-14 (ohne den Artikel bei I U I ) , eine Bearbeitungsschicht in 7a.8b-10a und den in 637 Klammern genannten Elementen vorliegt eqg Strukturell wie i n h a l t l i c h n i m m t die in IIb z i t i e r t e A u s s a g e der I s r a e l i t e n : 639 (und)

"Vertrocknet

sind unsere

z u n i c h t e ist unsere H o f f n u n g ; wir sind

(1 J "7 131TAJ u n i p n maxi lJ»mnxy i m » ) lung in 3 7 , 1 - 1 4 * ein. Sie b e s c h r e i b t

Gebeine, abgehauen"

, eine zentrale Stel-

und d e u t e t im

Rückgriff

634 A . a . O . , 83. 6 3 5 A . a . O . , 84. 636 G r a f f y s (ebd.) A u s f ü h r u n g e n : "The p h r a s e in t h e q u o t a t i o n , 'our b o n e s are d r i e d u p ' , w h i c h on g r o u n d s of v o c a b u l a r y m i g h t s e e m to be c l o s e l y t i e d to vv. 1 - l l a , is r a t h e r to be c o n s i d e r e d p a r t of t h e l a m e n t of t h e p e o p l e w h o c o n s i d e r t h e m s e l v e s c o n d e m n e d to w a s t e away u n t i l d e a t h a n d t h e t o m b . ... It s e e m s p r o b a b l e t h a t t h e r e f e r e n c e to dry b o n e s in t h e q u o t a t i o n of the d i s p u t a t i o n s p e e c h led to i t s b e i n g p l a c e d h e r e i m m e d i a t e l y a f t e r t h e c o n c l u s i o n of E z e k i e l ' s f a m o u s v i s i o n " , g e b e n s i c h als ad hoc - H y p o t h e s e zur S t ü t z u n g s e i ner l i t e r a r k r i t i s c h e n V o r - E n t s c h e i d u n g zu e r k e n n e n . 637 V g l . B a r t e l m u s , Ez 37, z u s a m m e n f a s s e n d : 3 8 4 . 638 V g l . a . a . O . , 3 7 9 f . 639 V g l . B H S .

428

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

auf das " W o r t - und B i l d g u t der P s a l m die S e l b s t e r f a h r u n g

der Z e i t -

Einordnung

(und Prov-)

(und Exils-)

Sprache"®^

Genossen

Ezechi-

els nach der Katastrophe von 587: " I s r a e l , das in den

Gescheh-

n i s s e n der J a h r e 7 3 3 / 3 2 ,

Unheil

722 und 597 i m m e r t i e f e r

in

und Z u s a m m e n b r u c h g e s t o ß e n w o r d e n war, s i e h t sich im G e s c h e 641 hen von 587 e n d g ü l t i g zum Tode v e r u r t e i l t " . E b e n s o wie 642 das in s e i n e r p o e t i s c h e n G e s t a l t v e r g l e i c h b a r e W o r t 33,10 (vgl. 24,23)

z e i g t auch das Z i t a t in 3 7 , 1 1 A n k l ä n g e

l i e r u n g e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n iQ'

des EB. So

an

Formu-

beschreibt

(als V e r b u m im Qal bzw. H i f ' i l sowie als A d j e k t i v )

17,9f(.24);

19,12; 21,3 F o l g e n des a n g e k ü n d i g t e n

in

Gerichtshan-

d e l n s J a h w e s , n x y s t e h t im R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g

in

R4T 6,5; 2 3 , ( 4 . 5 . ) 1 0 kommt dem

. Insbesondere

lj'nilliy

das n n '

ninxyni

von

von 3 7 , 1 1 in Bild und S p r a c h e

S c h o n die e r s t e n b e i d e n Worte der in IIb z i t i e r t e n

24,10 nahe.

Aussage

s i g n a l i s i e r e n a l s o : N i c h t i r g e n d e i n V e r h ä n g n i s ist es, I s r a e l g e t r o f f e n hat, s o n d e r n p r ä z i s e d a s j e n i g e deln J a h w e s , das E z e c h i e l a n g e k ü n d i g t richtsprognosen sierung

h a t t e . S o f e r n die

E z e c h i e l s im Zuge i h r e r z u n e h m e n d e n

und V e r s c h ä r f u n g

das a n g e k ü n d i g t e G e r i c h t

ker als v ö l l i g e n A b b r u c h und Ende der G e s c h i c h t e verstanden,

der I s r a e l i t e n in der Tat den

des " E n d g ü l t i g e n " (Zimmerli) . Ob aber aus IIb w i r k l i c h nur 644 ans L e b e n "

Ge-

Radikali-

immer

stär-

Israels

hat die im R ü c k g r i f f auf sie in 3 7 , 1 1

te S e l b s t e r f a h r u n g

das

Gerichtshan-

formulierCharakter

die " v e r z w e i f e l t e ( . )

s p r i c h t , wird f r a g l i c h , w e n n man die

A u s s a g e n des Z i t a t s auf ihren K o n n o t a t i o n s - H o r i z o n t

Absage weiteren hin

be-

t r a c h t e t . Zwar f i n d e t sich auch das Verb "TIN (in 645 q., pi. hi.) im R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n z e i g t der e i n z i g e w e i t e r e Beleg von m p n 640 641 642 643 644 645

des EB

und

, doch

im EB, an dem

die-

Z i m m e r l i , 897 (mit z a h l r e i c h e n B e l e g e n ) . Ebd. Vgl. Zimmerli, 897.804. V g l . R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 222. Eichrodt, 357. - und z w e r s o w o h l im R a h m e n des S c h u l d a u f w e i s e s (vgl. 2 2 , 2 7 [ ; 3 4 , 4 . 16]) a l s auch im Z u s a m m e n h a n g der B e s c h r e i b u n g des G e r i c h t s h a n d e l n s J a h w e s (vgl. 6 , 3 ; 7 , 2 6 ; 2 5 , 7 . 1 6 ; 2 6 , 1 7 ; 2 8 , 1 6 ; 3 0 , 1 3 ; 3 2 , 1 3 ) ; v g l . auch 12,22.

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

429

ses N o m e n e b e n f a l l s in V e r b i n d u n g m i t dem Verb 13N (19,5), daß " z u n i c h t e " g e w o r d e n e weitere Handlungsperspektive

"Hoffnung"

ausschließt.

(q.)

keineswegs

Und das

steht jede

"Abgehau-

("ITA ni. - das Verb ist im EB nur hier belegt)

kann

z w a r , wie Jes 53,8 z e i g t , den T o d zur Folge h a b e n , a b e r

auch

en-Sein"

eine S i t u a t i o n b e s c h r e i b e n , d u r c h a u s noch m ö g l i c h ist

aus der e i n e R e t t u n g d u r c h J a h w e 646 (vgl. Klgl 3,54ff) . Man kann

d e s h a l b f r a g e n , ob n i c h t in dem Ez 3 7 , 1 1 z i t i e r t e n W o r t ben "aller v e r z w e i f e l t e n A b s a g e ans Leben" s c h o n erste V e r s u c h e e i n e r B e w ä l t i g u n g

(Eichrodt)

der n a t i o n a l e n

ne-

auch Kata-

s t r o p h e d u r c h R ü c k g r i f f auf E l e m e n t e der " 647 persönlichen Frömmigkeit" ihren Niederschlag gefunden haben . Dann w ä r e aber die T a t s a c h e , daß die V i s i o n in 1-10 nur den T e i l des Z i t a t s von IIb ( U T n n Y y staltet, bereits bemerkenswert: erfahrung

ersten

IE/2') a u f g r e i f t und

E z e c h i e l s p i t z t die

ausge-

Selbst-

s e i n e r Z e i t g e n o s s e n auf d e n j e n i g e n A s p e k t zu,

ihre g e g e n w ä r t i g e S i t u a t i o n als E i n t r e f f e n des von 648 ihm kündigten totalen Gerichtshandelns Jahwes deutet

der ange-

Es s c h e i n t also n i c h t z u f ä l l i g zu s e i n , daß g e r a d e das Bild aus der in IIb z i t i e r t e n Klage "den P r o p h e t e n j ä h a n s p r i n g t und sich ihm zu e r l e b t e r v i s i o n ä r e r W i r k l i c h k e i t 649 wandelt" , d e s s e n H o r i z o n t die s t ä r k s t e n B e r u h r u n g e n zur 650 Gerichtsprophezeiung Ezechiels aufweist . Im R a h m e n der

646 K l g l 3 , 5 5 v e r w e n d e t zur B e s c h r e i b u n g der N o t l a g e m i t "112 e i n e Ez 3 7 , 1 2 f (Hj7) v e r w a n d t e M e t a p h e r ! 647 V g l . A l b e r t z , F r ö m m i g k e i t , 1 7 8 f f ; zu Ez 3 7 , 1 - 1 4 : 1 8 7 f . Die A n k n ü p fung an den " E r f a h r u n g s h i n t e r g r u n d der p e r s ö n l i c h e n F r ö m m i g k e i t " ( a . a . O . , 187) ist a b e r für das Z i t a t in Ez 3 7 , 1 1 w e i t s t ä r k e r b e s t i m m e n d a l s f ü r das O r a k e l E z e c h i e l s 3 7 , 1 - 1 4 * i n s g e s a m t . K a u m z u f ä l l i g k n ü p f t die V i s i o n 1 - 1 0 nur sehr s e l e k t i v an das Z i t a t IIb an (s.u.) . 648 F o x , R h e t o r i c , 5 w e i s t z u r e c h t a u f die "two m a i n o b j e c t i v e f a c t o r s " der " r h e t o r i c a l s i t u a t i o n " des T e x t e s hin: "The n a t i o n w a s in e x i l e ; a n d t h e s i t u a t i o n in e x i l e w a s n o t so bad for t h e i n d i v i d u a l J e w as m i g h t h a v e b e e n e x p e c t e d " . Dann e r s c h ö p f t s i c h der T e x t a b e r kaum in e i n e r " e x h o r t a t i o n " , d . h . dem B e s t r e b e n "to c r e a t e ... e x p e c t a t i o n s in h i s a u d i e n c e " ( a . a . O . , 7 ) . V i e l m e h r w i d e r s p r i c h t er z u g l e i c h b e stimmten "expectations"! 649 Z i m m e r l i , G o t t e s w o r t , 1 4 5 . 650 V o n d a h e r ist die A n n a h m e e i n e r E i n w i r k u n g von Jer 8 , 1 - 3 ( M i l l e r , V e r h ä l t n i s , 92) a u f E z e c h i e l s V i s i o n n i c h t s e h r w a h r s c h e i n l i c h . E b e n s o w e n i g kann m . E . die H y p o t h e s e ü b e r z e u g e n , E z e c h i e l h a b e d a s

430

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

visionär, sen(en)"

in einem

"dem n o r m a l e n A l l t a g s b e r e i c h e n t r i s 651 "Zustand" ü b e r h ö h t e n E r f a h r u n g des " g r o ß e ( n ) 652

Sterben(s)"

, das die G e r i c h t s p r o g n o s e n

t e n , w i r d nun in der Frage J a h w e s : (wieder)

Einordnung

leben?"

Ambivalenz

angekündigt

"Werden diese

hat-

Gebeine

(iOKD n i n x y n ilJ"nnil: 3 a y ) , die

implizite

der Klage von IIb a u s d r ü c k l i c h a r t i k u l i e r t :

die als T o d e s e r f a h r u n g

gedeutete Interpretation

der

on I s r a e l s nach 587 den C h a r a k t e r des " E n d g ü l t i g e n " , ist eine Ä n d e r u n g

d i e s e r S i t u a t i o n m ö g l i c h ? Wenn

auf diese Frage a n t w o r t e t : (3b), ist darin

es"

das B e k e n n t n i s der

...; z u g l e i c h aber das W i s s e n , beschnitten werden".

Ohn-

daß er dem

Gott a n t w o r t e t , d e s s e n M ö g l i c h k e i t e n n i c h t d u r c h der schen Unmöglichkeiten

oder

Ezechiel

"Mein H e r r J a h w e , du w e i ß t

"beides e n t h a l t e n :

m a c h t des M e n s c h e n

Men-

"So ist denn

des P r o p h e t e n A n t w o r t a l l e s aus des M e n s c h e n O h nmacht 653 Gottes machtvolle

Entscheidung

Wenn nun Jahwe seine E n t s c h e i d u n g

für die M ö g l i c h k e i t in die

den V i s i o n ä r in 7 b - 8 a . l 0 b s c h a u e n l ä ß t , ist d i e s e s t e h t aber g l e i c h w o h l in

des

Realität Entschei-

Kontinuität

zu dem Bild J a h w e s , das die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

von

1-24 bieten. S c h o n in der Frage nach der M ö g l i c h k e i t "Lebens"

mit

in

zurückgewiesen"

L e b e n s in 4-6 a u s s p r i c h t und ihre U m s e t z u n g dung zwar k o n t i n g e n t ,

Hat

Situati-

(ilTl) a n g e s i c h t s der e r f a h r e n e n G e g e n w a r t

Kap.

des

(3;

vgl.

33,10) klingen die A u s s a g e n über die " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für das Leben" (Zimmerli) von Kap. 3; 18 und 33 (vgl. auch 654 16,6

) an. Die g e g e n w ä r t i g

erfahrbare Situation

Israels

o f f e n b a r t so eine i n n e r e S p a n n u n g : Wie v e r t r ä g t sie sich Folge des G e r i c h t s h a n d e l n s

J a h w e s mit d e s s e n

für das L e b e n " ? Die A u f l ö s u n g

651 652 653 654

als

"Parteilichkeit

d i e s e r S p a n n u n g , w i e sie

4-6.

B i l d der h e r u m l i e g e n d e n G e b e i n e aus e i g e n e r A n s c h a u u n g z a r a t h u s t r i s c h e r " f u n e r a l g r o u n d s " ( " D e k h m e s " f vgl. die k n a p p e B e s c h r e i b u n g b e i G l a s e n a p p , R e l i g i o n e n , 298f) zur " i l l u s t r a t i o n " s e i n e r R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g " i n v e n t e d " (so L a n g , S t r e e t T h e a t e r ) . Zimmerli, 892. A . a . O . , 893. Ebd. D a s S t i c h w o r t il'n f i n d e t s i c h im EB f e r n e r in 1 3 , 1 9 . 2 1 ; 2 0 , 1 1 . 1 3 . 2 1 . 25 s o w i e im Z u s a m m e n h a n g der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n n e b e n 3 7 , 3 . 5 . 6 . 9 . 1 0 . 1 4 in 4 7 , 9 ( 2 x ) .

Das 7b-8a.l0b in

Gottes8-11

die

Kap. und

stellt.

zentralen

"älteren

ankündigt

formuliert, ungen

im

und

sie

1-24

EB"

darstellt,

neben v.a.

Funktion

wird

in

den

9.10.14).

t e dieses Ausdrucks

im EB

in

Material

nun die

in

in

431

einer

Weise

Gerichtsprophezei-

der

den V i s i o n e n

Jahwes 655

an

Horizont

insbesondere

der n n

D i e Verwendung von n n 656

wird

Anklängen

Selbsterfahrung Dies

verarbeitete

prophetischen von

deutlich 37,1-14

Kap.

1-3

angesichts (vgl.

und der

1.5.6.8.

i s t - im Rahmen der B e d e u t u n g s g e s c h i c h -

b e t r a c h t e t - i n mehrfacher H i n s i c h t

innovato-

r i s c h . D i e s g i l t s e l b s t f ü r den s o wenig s p e k t a k u l ä r e n S a c h v e r h a l t , nn

daß

im Rahmen der G e r i c h t s p i o p h e 2 e i u n g e n des Buches n i c h t nur den Wind 657

a l s " M i t t e l e i n e s konkreten g ö t t l i c h e n Handelns i n der G e s c h i c h t e " ( v g l . 1 3 , 1 1 . 1 3 ; 27,26) b e z e i c h n e t , sondern auch d i e R i c h t u n g a n g i b t ,

in

d i e Jahwe d i e I s r a e l i t e n z e r s t f f e u t i n n ,73'7 : 5 , 2 . 1 0 . 1 2 ; 1 2 , 1 4 ; 17,21)

-

" d i e R i c h t u n g s a n g a b e " hat siöft nämlich " e r s t r e l a t i v s p658 ä t (von Ez an) . Wenn nun i n

von der konkreten Bewegung des Windes" v e r s e l b s t ä n d i g t 1 7 , 1 0 ; 19,12 der "Wind" ( h n )

e i n e n Weinstock " v e r t r o c k n e n "

(kq'

l ä ß t , l e g t s i c h - i n Anbetracht der T a t s a c h e , daß " d e r s p e z i f i s c h

q.) theolo-

g i s c h e Gebrauch von ft) a h a l s G e i s t Jahwes oder G e i s t G o t t e s weder t e r m i n o l o g i s c h noch s a c h l i ß h s c h a r f von dem ' p r o f a n e n ' Gebrauch a b g e g r e n z t " 659 ist

- d i e A s s o z i a t i o n nahe, daß auch das " V e r t r o c k n e t - S e i n " der G e b e i -

ne i n 3 7 , l f f a u f d i e Wirkung e i n e r n n

zurückzuführen

ist.

Aber auch s e i n e v i s i o n ä r e Schau s e l b s t w i r d von E z e c h i e l a l s Wirkung einer n n

(1) - z w e i f e l s o h n e 660 der niiT» n n ,

p r o p h e t i e nur das EB s p r i c h t

von der i n n e r h a l b der S c h r i f t -

- e r f a h r e n und damit den V i s i o n e n von

Kap. 1 - 3 ; 8 - 1 1 und 4 0 f f zugeordnet, i n denen e b e n f a l l s - i n Aufnahme " v o r - s c h r i f t p r o p h e t i s c h e r "

erstmaliger

T r a d i t i o n e n ( v g l . 1 Kön 1 8 , 2 ; 2 Kön

12,16) i n n e r h a l b der S c h r i f t p r o p h e t i e - von der n n im Zusammenhang mit 661 662 der " E n t r ü c k u n g oder E n t f ü h r u n g e i n e s Propheten" d i e Rede i s t . Die 655 656 657 658 659 660 661 662

Vgl. zusammenfassend Zimmerli, 1262ff. Vgl. dazu v.a. A l b e r t z / W e s t e r m a n n , Art. H l l . S.a.a.O., 732. A.a.O., 729. A.a.O. , 742. S. a . a . O . , 7 4 8 . A.a.O., 733(f). Die n n s p i e l t in der T h r o n v i s i o n von K a p . 1 a u c h i n s o f e r n e i n e b e s o n d e r e R o l l e , als sie es i s t , die n a c h 1 , 1 2 "das h y b r i d e G e b i l d e z u s a m m e n ( h ä l t ) " , das der P r o p h e t s i e h t ( K e e l , J a h w e - V i s i o n e n , 1 6 7 ) .

432

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

Nähe von 37,1-14* zu d i e s e n V i s i o n e n w i r d noch d e u t l i c h e r weiterer Stichwortassoziationen:

m i t dem d i e Gebeine a n e i n a n d e r r ü c k e n

(37,7b),

i h r e Füße s t e l l e n "

(B)n "7117),

e r i n n e r t an das Geräusch

der Bewegung des H i n ' T I 2 3 (t/yi "7117: 3 , 1 2 f 6 6 3 ) . E i n g r e i f e n Jahwes d i e Gebeine,

angesichts

Das "rauschende Geräusch"

Und wenn s i c h nach dem

nachdem 1111 i n s i e gekommen i s t ,

(37,10b: D i T O v i "7y n n y ' l

l'fl'l

nn(il)

e n t s p r i c h t d i e s d e r S e l b s t e r f a h r u n g des P r o p h e t e n i n s e i n e n Visionen

(vgl.

2 , 2 ; 3 , 2 4 : '*7An "7y

7

3inym

(...)

nn

"auf

Dill NlOlil), früheren

¡am). 664

Angesichts

dieser

wahrscheinlich, wes

bewußt

die zu

als

Visionen erfassen

daß ein

von

Stichwortverknüpfungen das

in

37,1-14*

Handeln

Kap.

1-3

versuchten.

des und

ge,

traditional

vorgeprägte

ten

überlegene,

unfaßbare

Anschauung

zu

bringen"

ten

Überlegenheit

auf

diesen

nun

aber

schon

ganz

so zu

plausibel

vertrocknet völlig

scheinbar tl 6 6 6 k ann"

Majestät

und

Jahwes"

(hier

sind,

ein

ja

"um

und

die

Gewalt

"Bewußtsein 665

also

der

scheint,

Situation

Mit

obwohl

eine ...

10)

zur

unbeding-

dem

Hinweis

Jahwes "die

Hoffnung Jahwe

wieder

Bekann-

Jahwes

.

...

Jahden

1 und

allem

Aspekt

daß,

ist,

Kap.

bestimmenden machen,

aber

verschiedenarti-

vermitteln

illusorisch

hoffnungslosen

v.a.

kombinieren

es

Handeln

geschildert

Elemente,

Thronvisionen

37,1-14*

derbelebung der

die

Jahwe 8-11

Diese

ist

berichtete

zum

kann

Gebeine auf

sie

Wie-

trotz

Leben

brin-

H i n z u kommt aber noch e i n W e i t e r e s : Im B i l d der " v e r t r o c k n e t e n Knochen" w i r d d i e S i t u a t i o n I s r a e l s

a l s Zustand der U n r e i n h e i t

qualifi-

667 ziert

. D i e s g i b t aber n i c h t nur A n l a ß zu der F r a g e , warum "beim P r o -

pheten k e i n e R e a k t i o n gegenüber der U n r e i n h e i t d i e s e s Geländes und der Gefahr der V e r u n r e i n i g u n g ,

i n d i e er s i c h durch s e i n e Wanderschaft

über

663 Dies ist die einzige S t e l l e im EB, en der die C o n s t r u c t u s - V e r b i n d u n g öyT ^Ip noch b e l e g t ist. Zu ^ l p im K o n t e x t der T h r o n v i s i o n e n vgl. 1 , 2 4 . 2 5 . 2 8 ; 10,5; 4 3 , 2 . 664 Die V e r b i n d u n g e n zu den T h r o n v i s i o n e n hat o f f e n b a r auch der B e a r b e i ter von 3 7 , 1 - 1 4 w a h r g e n o m m e n , in dessen Beitrag sich "eine engere B e z i e h u n g zu Kap. *i" e r k e n n e n läßt (Höffken, B e o b a c h t u n g e n , 316; vgl. 307 Anm. 8; 310; 3 1 2 ) ; vgl. 37,7a mit 11,13; 37,9 mit 11,4. 665 Keel, J a h w e - V i s i o n e n , 249. 666 B a r t e l m u s , Ez 37, 383. 667 Vgl. Z i m m e r l i , 893.

Das

im

"älteren

EB"

verarbeitete

433

Material

fififl d i e s e s F e l d b e g i b t , angedeutet w i r d "

; v i e l mehr noch w i r f t es das

Problem a u f , ob und wie Jahwe, "der s e i n e anwesende H e i l i g k e i t schon durch das Wohnen Schwelle an Schwelle mit den Königen Judas,

' s o daß 669 (Ez 4 3 , 8 ) , b e f l e c k t s a h "

zwischen mir und ihnen nur eine Wand war'

( v g l . auch 3 9 , 1 2 f f ) , s i c h einem d e r a r t i g v e r u n r e i n i g t e n I s r a e l überhaupt zuwenden kann. A n g e s i c h t s der Bedeutung des Themas " U n r e i n h e i t " i n den Gerichtsprophezeiungen i s t kaum anzunehmen, daß d i e s e r Gesichtpunkt i n Ez 37 e i n f a c h ausgeblendet i s t ,

" w e i l der ganze Zusammenhang e n t s c h l o s s e n

auf den einen Gedanken 'Tod-Leben' a u s g e r i c h t e t s e i n und durch670keine Nebenerwägung über ' R e i n - U n r e i n ' davon abgelenkt werden w i l l " . Vielmehr s c h e i n t auch i n d i e s e r H i n s i c h t der Verweis auf das G o t t e s b i l d der T h r o n v i s i o n e n f u n k t i o n a l zu s e i n , d i e n t doch deren komplexe Abstufung des "Aussehens der G e s t a l t des m r P 1 1 1 3 " (1,28) gerade auch, wenn n i c h t i n e r s t e r L i n i e , dazu, eine Erscheinung Jahwes im unreinen Land v o r s t e l l bar zu machen, "die s e i n e R e i n h e i t n i c h t a n t a s t e t , s e i n e r Transzendenz 671 die M ö g l i c h k e i t a b g e s t u f t e r "Omnipräsenz" zur S e i t e zu s t e l l e n Mit also of

ihren der

Verbindungen

Vision

perception

das

of

Seiten

völlig

des

der

spektive Jahwes

des

stärker

668 669 670 671 672

des

von

IIb

ist,

seiner

verwunderlich wird

wie d i e s e der

in

nun a b e r ,

Gestalt

Vision

in

was

ist

für

die

zeigt,

notwendig eine

"old

frame-

Adressaten selektive

und

(2)

auf

Zukunftsper-

jede neue

für

Zuwendung

den P r o p h e t e n ,

der

Gerichtsprophezeiungen

her

als

Dessen

für

sein

demgegenüber neue

daß d i e

und s e i n e

sind,

1-lla*

es

frameworks

. Entscheidend

Ezechiel

DaB überhaupt

möglich

Propheten

"Deutung"

ist

für

gelingt

b r e6a7 k2 down o l d

new o n e s "

keineswegs

ausschließen.

zu I s r a e l

durchkreuzt, die

(1)

Adressaten

Erwartungshorizont gaben

Textes

"to

deckungsgleich

Zitats

den V o r a u s s e t z u n g e n weit

create

perception"

keineswegs Aufnahme

zu den T h r o n V i s i o n e n

37,1-lla*,

and t o

Verständnis

works

von

Zuwendung annimmt. llb-14

Ebd. Keel, Jahwe-Visionen, 233. So Z i m m e r l i , 893. V g l . K e e l , a . a . O . , 2 3 3 ; 254 A n m . F o x , R h e t o r i c , 9.

322.

Publikum.

weit

stärker

Jahwes In

unter

dieser

darin den

Hinsicht

aufschlußreich,

von

denkt,

die

Vorist das

434

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

M o m e n t der D i s k o n t i n u i t ä t

Einordnung

im P r o z e ß der R e s t i t u t i o n

Israels

673

stark

betont

Ziel des R e s t i f u t i o n s p r o z e s s e s

ist eine neue E x i s t e n z

Isra-

els im Land. D i e s e s Ziel w i r d nach der D a r s t e l l u n g

von

13a(.b)

unabhängi-

und

(13b-)14 in zwei s c h e i n b a r

voneinander

12aß-

gen P r o z e s s e n e r r e i c h t674und in 12b und 14aß auch s e l b s t schiedlich me in 12b

formuliert (mit

. Die A u s s a g e

Niahi.,

über die neue

vgl. 3 7 , 2 1 ; 36,24)

unter-

Landnah-

klingt d u r c h

ihre

V e r b i n d u n g mit der v o r a u s g e h e n d e n " H e r a u f f ü h r u n g aus den G r ä b e r n " (12a: il"7y hi.) an die " E x o d u s t e r m i n o l o g i e " an 6 7 5 , 676

n ä h e r h i n an die " H e r a u f f ü h r u n g s f o r m e l " Unterschied

. Ein

z w i s c h e n a l t e r und n e u e r L a n d n a h m e

in der - d u r c h den B i l d z u s a m m e n h a n g keren D i s k o n t i n u i t ä t

wichtiger besteht

aber

angezeigten - weit

des in Ez 37,12 b e s c h r i e b e n e n

stär-

Prozesses.

"Hier ist es n i c h t mehr das B i l d der u n b e g r a b e n auf dem de l i e g e n d e n K n o c h e n , s o n d e r n d a s j e n i g e nisses,

bei dem die Leiche in e i n e r H ö h l e oder auch in

G r u b e in der Erde v e r s c h l o s s e n der L e b e n d e n a b g e r i e g e l t gültig

des k o r r e k t e n

ausgeschlossen

"aus i h r e n G r ä b e r n

g r e i f t er also nicht nur - wie beim

wird"

heraufführt",

"alten" E x o d u s - in den

B e r e i c h e i n e r f r e m d e n G r o ß m a c h t ein, s o n d e r n in den unzugänglicheren

weit

B e r e i c h des T o d e s . H i n z u kommt a b e r ,

J a h w e aus den von ihm g e ö f f n e t e n G r ä b e r n doch w o h l nichts anderes

" h e r a u f f ü h r e n " w i r d als - v e r t r o c k n e t e "tertium

parationis"

Eine

" V i s i o n " und " D e u t u n g " :

daß

zunächst

chen. Hier erst l i e g t m.E. das e n t s c h e i d e n d e zwischen

einer

Zugriff

(...), aber d a m i t auch s e l b e6 r7 7 e n d -

vom B e r e i c h der L e b e n d e n

W e n n J a h w e die I s r a e l i t e n

und s i c h e r vor dem

Fel-

Begräb-

Knocom-

Rückfüh-

673 V o n d a h e r i s t m . E . Z i m m e r l i , 896 im R e c h t , w e n n er die V i s i o n als " e i n e A r t z e i c h e n h a f t e r V e r g e w i s s e r u n g f ü r den P r o p h e t e n s e l b e r " und 1 2 - 1 4 als "das ... dem V o l k zu V e r k ü n d e n d e " b e z e i c h n e t . 674 Daß es s i c h h i e r nur v o r d e r g r ü n d i g um e i n e D u b l e t t e h a n d e l t , w i r d sogleich klar werden. Damit erübrigt sich eine literarkritische Auss c h e i d u n g von 1 2 a ß - 1 3 (so z . B . F o h r e r , 210) o d e r 14 (so z.B. G a r s c h a , Studien, 219ff) . 675 Z i m m e r l i , 8 9 7 . 676 V g l . W e h m e i e r , A r t . ifty, 2 8 7 f f . Num 1 6 , 1 3 f ; 2 0 , 5 ; Ri 2,1; Jer 2 , 6 f " w i r d die H i n e i n f ü h r u n g I s r a e l s i n s L a n d (mit b ö ' hi. 'ael) n e b e n der H e r a u f f ü h r u n g aus Ä g y p t e n e r w ä h n t " ( a . a . O . , 2 8 9 ) . 677 Z i m m e r l i , 897.

Das rung

Israels

Ezechiel Israel

im

"älteren

ins

Land

EB"

ist

schlechterdings

"wiederbelebende"

-

verarbeitete weil

das

Volk

sinnlos

und

undenkbar

-

Rückführung

diese

grundlegende

"Transformation"

aber

ganz

chend

in -

14

-

als

der

Wirkung

Vision

der

Material

nil

des von

Volkes. 1-lla*

Jahwes

"tot"

435

ist

-

ohne

für

eine

-

begleitende,

Diese

(vgl.

wird

5!)

nun

entspre-

beschrieben.

H i e r l i e g t z u g l e i c h e i n e w e i t e r e und l e t z t e " t r a n s f o r m a t i o n i n t h e use

678

of rüah"

im Text v o r , d i e z u g l e i c h e i n e b e g r i f f s g e s c h i c h t l i c h e

Innova-

t i o n d a r s t e l l t , denn " d i e Verheißung e i n e r . . . V e r l e i h u n g des G e i s t e s an das ganze GC7Q o t t e s v o l k " i s t n i c h t nur " ( a ) m r e i c h s t e n . . . b e i E z e c h i e l

entwickelt"

(vgl. neben 37,14 mit 1113: 36,26f; mit TDBi : 39,29 sowie

d i e Aussagen über d i e nurrn n n

i n 1 1 , 1 9 ; 18,31; 3 6 , 2 6 6 8 0 ) ; s i e i s t

auch

im EB a l l e m A n s c h e i n nach e r s t m a l i g b e l e g t ( v g l . dann J e s 3 2 , 1 5 ; 4 4 , 3 ; 681 5 9 , 2 1 ; Hag 2 , 5 ; J o e l 3 , l f ) . D i e Auswirkungen d i e s e r G e i s t v e r l e i h u n g werden i n 37,14 n i c h t e n t f a l t e t ; w i c h t i g i s t h i e r a l l e i n , daß d i e t u t i o n I s r a e l s s e i n e A u s s t a t t u n682 g mit der n n W i l l e n s z e n t r u m " und "Vermögen" Liest bruchs'

man E z

37,1-14*

innerhalb

allgemeinem

Urteil

der

als

voraussetzt. Zeugnis

Verkündigung

nach

der

Resti-

Jahwes a l s einem " n e u e ( n ) "des

unerwarteten

Ezechiels,

Katastrophe

des

wie

Jahres

er

(')Umnach

587

einge-

678 F o x , R h e t o r i c , 14. 679 A l b e r t z / W e s t e r m a n n , A r t . fllT, 7 5 1 . 680 " A u c h hier s c h e i n t E z e c h i e l die a u s w e i t e n d e E n t w i c k l u n g d e s rü IiB e g r i f f e s e n t s c h e i d e n d m i t g e f ö r d e r t zu h a b e n " ( a . a . O . , 7 4 1 ) ! 681 V g l . a . a . O . , 7 5 1 . 682 V g l . a . a . O . , 741. - W e n n in 14aß d a n n "die Rede von der n e u e n L a n d n a h m e . . . m i t A b w a n d l u n g d e s ' n f O i l l von 12 in ' J i n J i l l r e k a p i t u l i e r t " w i r d ( Z i m m e r l i , 8 9 8 ) , k a n n in d e r im K o n t e x t d e r L a n d n a h m e e i n m a l i g e n V e r w e n d u n g von 1113 hi. im EB (vgl. zu "dem (meist d e u t e r o n o m i s t i s c h g e p r ä g t e n ) R e d e n ü b e r die L a n d n a h m e in P a l ä s t i n a " m i t 1113 hi.: S t o l z , A r t . (113, 4 5 f ) s o w o h l e i n H i n w e i s d a r a u f m i t z u h ö r e n s e i n , daß e i n e d a u e r h a f t e n e u e L a n d n a h m e e i n e T r a n s f o r m a t i o n I s r a e l s v o r a u s s e t z t , als a u c h e i n e A n s p i e l u n g a u f die p r o p h e t i s c h e S e l b s t e r f a h r u n g , in der (113 hi. W i r k u n g d e r (111 J a h w e s i s t (vgl. n e b e n 3 7 , 1 : 4 0 , 2 ) . J e d e n f a l l s w i r d m i t (113 hi. e i n g e g e n ü b e r den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n , die in der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s J a h w e s Z o r n (¡111(1) zur R u h e k o m m e n s a h e n ((III hi.: vgl. 5 , 1 3 ; 1 6 , 4 2 ; 2 1 , 2 2 ; 2 4 , 1 3 ) , n e u e r , s t a b i l e r Z u s t a n d b e z e i c h n e t , d e r d u r c h das g ö t t l i c h e H a n d e l n e r reicht wird.

436

V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n

t r e t e n ist"

683

, e r g e b e n sich H i n w e i s e

und M o t i v e d i e s e s von Z i m m e r l i

"Umbruchs",

Einordnung

auf die

Bedingungen

die zu M o d i f i k a t i o n e n der v.a. 684 dieses Phänomens Anlaß

vorgelegten Analyse

geben: Bedingung

der M ö g l i c h k e i t d i e s e s

der Tat die von Z i m m e r l i

"Umbruchs"

herausgestellte

ist in

"unableitbare(.)

685

Freiheit" Jahwes

, auf die 3 7 , 1 - 1 4 * mit s e i n e n

an die T h r o n V i s i o n e n , hinweist.

die diese F r e i h e i t

Die B e d i n g u n g

veranschaulichen,

seiner Wirklichkeit

Z i m m e r l i mit s e i n e r C h a r a k t e r i s i e r u n g

der

Anklängen

ist d a g e g e n

von

Restitutionsprophe-

zeiung E z e c h i e l s "als a n t i t h e t i s c h e V e r k ü n d i g u n g g e g e n t i e f r e s i g n i e r t e A u s s a g e n des V o l k e s " 686 nur u n z u r e i c h e n d bes t i m m t . Von den von ihm a n g e f ü h r t e n B e l e g e n Interpretation

kann nur 33,10

687

für

(red.?) w i r k l i c h als

diese "Israels

688

Bekenntnis

seiner Verlorenheit"

gelten. Dagegen

sind

t e r den z i t i e r t e n Ä u ß e r u n g e n des V o l k e s in 20,32 und

wie sich z e i g t e , d u r c h a u s - w e n n auch mehr oder w e n i g e r stimmte - Zukunftsperspektiven

zu e r k e n n e n - w o b e i

l e i c h t 37,11b s t ä r k e r auf R e s s o u r c e n

"persönlicher

keit" z u r ü c k g r e i f t , w ä h r e n d 20,32 schon einen

hin-

37,11b, unbe-

vielFrömmig-

"dtr."

gepräg-

ten E n t w u r f einer m ö g l i c h e n Z u k u n f t I s r a e l s als Volk

voraus-

683 B a r t h , E z e c h i e l 37, 41; v g l . L a n g , E z e c h i e l , 4 4 f f , der z w a r "die b i s h e r ü b l i c h e T r e n n u n g z w e i e r d u r c h die E r e i g n i s s e von 5 8 6 g e s c h i e d e n e r W i r k u n g s p e r i o d e n " E z e c h i e l s - n a c h dem h i e r E r a r b e i t e t e n : zu U n r e c h t - a b l e h n t ( a . a . O . , 52), g l e i c h w o h l a b e r - z u r e c h t - d a r a n f e s t h ä l t , daß "der P r o p h e t n a c h 586 w e n i g e r G r u n d zur U n h e i l s a n s a g e g e h a b t und s e i n e A u f g a b e m e h r in der H e i l s p r e d i g t g e f u n d e n h a b e n (dürfte) (vgl. Ez 3 7 ; 4 0 f f ) " ( a . a . O . , 5 4 ) . - F r e i l i c h s i n d die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n E z e c h i e l s s t ä r k e r als Lang h e r a u s s t e l l t , z u g l e i c h k r i t i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t " H e i l s " E r w a r t u n g e n und e n t h a l t e n - v . a . in K a p . 20 und den " d i f f e r e n z i e r e n d e n P r o p h e z e i u n g e n " (s.u. c.) - d u r c h a u s a u c h " U n h e i l s a n s a g e " . 684 V g l . B a r t h , E z e c h i e l 3 7 , 4 0 f . " A u f g r u n d s e i n e r e i n g e h e n d e n , l i t e r a r k r i t i s c h e n und t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n A n a l y s e v e r m a g Z i m m e r l i kaum m e h r als Ez 3 7 , 1 - 1 4 m i t S i c h e r h e i t vom P r o p h e t e n h e r z u l e i t e n " ( a . a . O . , 4 0 ) ; d a n e b e n k o m m e n für ihn aus dem B e r e i c h d e r R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n des EB a l l e n f a l l s n o c h 2 0 , 3 2 f f und 4 3 , l f f als m ö g l i c h e r w e i s e " e z e c h i e l i s c h " in F r a g e (s. a . a . O . , 4 0 f A n m . 8). 6 8 5 Z i m m e r l i , L e b e n , 189; vgl. Z i m m e r l i , 9 5 * f . 686 Z i m m e r l i , 9 6 * ; vgl. B a r t h , E z e c h i e l 37, 41. 687 Z i m m e r l i , 9 6 * : 2 0 , 3 2 ; 3 3 , 1 0 ; 3 7 , 1 1 . B a r t h , E z e c h i e l 3 7 , 41 A n m . 10 f ü g t n o c h 1 1 , 1 5 ; 2 5 , 3 ; 3 6 , 2 0 h i n z u , w o b e i es s i c h j e d o c h n i c h t um C h a r a k t e r i s i e r u n g e n d e r S i t u a t i o n d e r A d r e s s a t e n des P r o p h e t e n d u r c h diese selbst handelt. 688 Z i m m e r l i , 97*

Das setzt.

Dann

im " ä l t e r e n befindet

tionsprophezeiungen stellung:

aber

437

mit seinen

Restitu-

doppelten

argumentativen der Erfahrung,

te,

zu e i n e r

das

konzeptionelle

für

die Verarbeitung muß s i c h

und

Ezechiel

in einer

Katastrophe

von 587 n i c h t ,

vollständigen

Ausrottung

Potential neuer

wie er z u l e t z t

seiner

Israels

Gerichtsprophezeiungen

Erfahrungen

auseinandersetzen,

anschließen

Berechtigung

kann,

des Sachgehalts

fruchtbar

denen

weil e r a n d e r seiner

Frontdaß

erwartet hat689 geführt hat ,

andererseits m i t " H e i l s " e r w a r t u n g e n

Exilsgenossen

unkritisch

sich

Material

E r muß einerseits a n g e s i c h t s

die

er

EB" verarbeitete

m a c h e n . Und seiner

er s i c h

Zeit-

nicht

grundsätzlichen

Gerichtsprophezeiung

festhält. T r i f f t d i e s e r V e r s u c h e i n e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n der B e d i n g u n gen des Zustandekommens der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g E z e c h i e l s z u , e r g e ben s i c h aber w e i t r e i c h e n d e Konsequenzen f ü r d i e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i che A n a l y s e und B e u r t e i l u n g der entsprechenden Texte des EB: Anklänge an v o r g e p r ä g t e T r a d i t i o n e n , wie s i e i n Ez 3 3 f f v . a . f ü r d i e " d t n . / d t r . " T r a d i t i o n s s t r ö m u n g und f ü r e i n e " p r i e s t e r l i c h e " T h e o l o g i e , d i e i h r e n N i e d e r s c h l a g i n H und P gefunden h a t , namhaft gemacht werden können^^ 1 , s i n d n i c h t eo i p s o a l s I n d i z i e n f ü r e i n e t r a d i t i o n a l e A b h ä n g i g k e i t des (bzw. d e r ) Produzenten d i e s e r Texte zu werten, sondern können auch a l s Hinweise a u f s e i n e (bzw. i h r e ) A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit t r a d i t i o n a l b e stimmten Erwartungen der R e z i p i e n t e n zu v e r s t e h e n s e i n . Dann hat aber d i e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e A n a l y s e n i c h t n u r Übereinstimmungen m i t

689 V g l . F o x ' ( R h e t o r i c , 6) b e r e c h t i g t e H i n w e i s e : " L i f e in e x i l e d i d n o t c o n s i s t of i n c e s s a n t d i s e a s e , s t a r v a t i o n , s l a u g h t e r , t e r r o r , a n d p e r s e c u t i o n . ... t h e s i l e n c e of o u r s o u r c e s is e l o q u e n t h e r e , f o r the exilic prophets certainly would have d e s c r i b e d intense suffering, had it e x i s t e d , in o r d e r to i n t e r p r e t it as f o r e s e e n p u n i s h m e n t " . Ez 33,30ff zeigt, daß Ezechiel ebensowenig wie Jeremia (vgl. Jer 43!) "nach d e m F a l l J e r u s a l e m s " ( Z i m m e r l i , 8 2 2 ) a u t o m a t i s c h s c h o n b e i seinen Zeitgenossen aufgrund des "Eintreffens" seiner Gerichtsankünd i g u n g e n a l s l e g i t i m e r P r o p h e t g i l t : Es i s t e b e n k e i n e s w e g s so e i n d e u t i g , daß 5 8 7 d i e G e r i c h t s b o t s c h a f t d e r P r o p h e t e n s i c h " e r f ü l l t " hat! 690 V g l . z u s a m m e n f a s s e n d H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 8 9 f ; Z i m m e r l i , 7 0 * f f ; L a n g , E z e c h i e l , 7 7 f f (wobei d i e b e i d e n l e t z t e r e n d e n E i n f l u ß - bzw. die A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t - "dtn./dtr." T r a d i t i o n e n m . E . unterbewerten) und Baltzer, A n m e r k u n g e n , der die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB im R a h m e n d e s " W a c h s e n s e i n e r E x i l s t h e o l o g i e " b e t r a c h t e t , zu d e r " d t r . " w i e " p r i e s t e r l i c h e " T r a d i t i o n e n b e i g e t r a g e n h a b e n , u n d d i e s . E . a u c h im D t j e s - B u c h zu b e o b a c h t e n i s t .

438

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

v o r g e p r ä g t e n T r a d i t i o n e n zu r e g i s t r i e r e n , sondern auch und i n e r s t e r 691 L i n i e Abweichungen und F e h l s t e l l e n . D i e s e s V e r f a h r e n hat s i c h b e r e i t s i n der oben ( I V . ) d u r c h g e f ü h r t e n A n a l y s e bewährt; e s s o l l i n den f o l g e n den Untersuchungen w e i t e r e r p r o b t werden. In

der

skizzierten

argumenteiert Israels wes

als

stellt

in

derschlägt. i.W.

auch

43,1-11 lich

(2)

für

einfach

der

status

sind

in daß

(nicht

(inneren Diese

die

(im

so,

daß

Realisierung

dieser die in

Israel quo

Konzeption

Kontinuität der

und

(1) der

ante in

äußeren)

Konzeption

eingegangen

von

liegt,

werden

die

Re-

wiederhergedes

Restituti-

Meise

in

den

miteinHandlungs-

Realisierung

die

Diskontinuität

"Verfassung"

auf

Jah-

seiner

zur

repräsentieren

40-48*),

Restitution

der

allein

Restitutionsprophezeiungen

Rahmen

die

im P r o z e ß

Entscheidung Jahwes

Frontstellung

Möglichkeiten

und D i s k o n t i n u i t ä t

Möglichkeiten!)

der

argumentativen

und

verbunden,

bestimmter

37,1-14*

Kontinuität

möglichkeiten sich

wird,

nicht

wird.

onsprozesses ander

Ez

kontingente

begriffen

stitution

nun

doppelten

in

Israels

neben

37,1-14*

37,15-28

hier

nie-

nicht

und ausführ-

kann.

I n der neueren Forschung i s t - n i c h t ohne E r f o l g - " i n

unterschiedli-

cher Weise immer wieder v e r s u c h t worden, e i n e n i n h a l t l i c h e n Zusammenhang zwischen den beiden T e i l e n von Ez 37 zu f i n d e n , a l s o das K a p i t e l a l s 692 thematische E i n h e i t zu v e r s t e h e n " . Dabei b e s t e h t e i n weitgehender Konsens, daß es s i c h h i e r um eine gewachsene E i n h e i t h a n d e l t . l ä ß t s i c h aufgrund textimmanenter K r i t e r i e n i n d i e r e l a t i v A b s c h n i t t e 1 5 - 1 9 . 2 0 - 2 3 . 24a.24b. 25-28 u n t e r g l i e d e r n 0

37,15-28

selbständigen

. Während 15-19

v i e l l e i c h t u r s p r ü n g l i c h e i g e n s t ä n d i g k o n z i p i e r t und e r s t s p ä t e r

als

6 9 1 U n t e r d i e s e r V o r a u s s e t z u n g e r h a l t d a s e t w a a u c h von H e r r m a n n , a . a . 0., 280 r e g i s t r i e r t e P h ä n o m e n d e s "so s t a r k I n d i v i d u e l l e (n)" der T e x t e des EB n e b e n a l l e r t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n " A b h ä n g i g k e i t " e i n w e i t s t ä r k e r e s G e w i c h t f ü r die I n t e r p r e t a t i o n d i e s e r T e x t e , a l s es H e r r m a n n z u g e s t e h t . 692 B a r t h , E z e c h i e l 37, 45. 6 9 3 V g l . B a r t h , a . a . O . , 4 6 f ; B a l t z e r , A n m e r k u n g e n . Z i m m e r l i , 907 z i e h t 24b o h n e n ä h e r e B e g r ü n d u n g zu 2 5 - 2 8 . L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 1 4 f f s i e h t die z e n t r a l e Z ä s u r a u f g r u n d des t e x t e x t e r n e n K r i t e r i u m s der " A b h ä n g i g k e i t v o n d e r P a r a l l e l e 3 6 , 1 6 - 2 8 * " ( a . a . O . , 216 A n m . 73) e r s t n a c h 25a, i s t d a n n aber g e n ö t i g t , 22aß u n d 2 4 a , die t h e m a t i s c h ü b e r 36,16ff hinausgehen, neben "allerlei kürzere(n) Zusätze(n)" (a.a.O., 214) zu s t r e i c h e n (vgl. a . a . O . , 2 1 4 f ) .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l

439

694 "Deutung der Vision 37,lff"

eingesetzt ist, scheinen die folgenden

Abschnitte das jeweils Vorhergehende vorauszusetzen. 15-19 ist mit 1-14* über das Stichwort IIP (17; vgl. 7) verbunden. "Das ganze Haus Israel" von IIa wird hier - ganz im Sinne der "Landverteilung 47,13-48,29" - "in seiner ursprünglichen Größe" als - "das alle 12 695 . Damit Stämme umfassende Gesamtvolk" näherbestimmt wird vielleicht 696 im Rückgriff auf programmatische Perspektiven der Josia-Zeit - die Diskontinuität der Restitution Israels unterstrichen: Sie stellt nicht den Zustand unmittelbar vor der Katastrophe von 587, sondern den des davidisch-salomonischen Großreichs wieder her. Dieser Zustand wird in 20-23 im Hinblick auf die äußere (22: "ein Volk", "ein König") und innere (23: "Reinigung") Verfassung des Volkes entfaltet und abschließend mit der "Bundesformel" charakterisiert. Dabei klingen Themen und Motive aus 697 anderen Restitutionsprophezeiungen des EB, v.a. aus Kap. 34 und 36, an . 24a bestimmt den "einen König" von 22 näher als Jahwes "Knecht David" (vgl. 34,23f). Zu diesem "äußeren" Aspekt der Verfassung Israels trägt 24b wiederum den "inneren" Aspekt der Erfüllung der "Rechte und Satzungen" Jahwes nach (vgl. 11,20). 25-28 ergänzt die "äußere" Verfassung des neukonstituierten Israel um den kultischen Aspekt des neuen Heiligtums Jahwes. Dabei wird zugleich die im Vorhergehenden entfaltete Gestalt politischer Herrschaft relativiert: David ist nun nicht mehr l^fl, sondern N 7 fJ (25). Bestimmendes Stichwort des Abschnitts ist DViy: "Es geht um die Zusage der unver698 brüchlichen Dauer des von Gott neu Verheißenen" Auch dieser letzte Abschnitt des Textes zeigt Entsprechungen zu anderen Restitutionsprophezeiungen des EB (vgl. zu 25a: 28,25; zu 25b: 34, 23f; zu 26a: 16,60; 34,25; zu 26b-28: 40-48; 20,40ff). Da diese sich aber z.T. auf redaktionelle und/oder nach-redaktionelle Texte beziehen (16,60; 28,25), und der Abschnitt darüber hinaus terminologische Eigentümlichkeiten zeigt (I3ün: 27 findet sich als Bezeichnung des Jahwehei-

694 695 696 697

B a r t h , E z e c h i e l 37, 45. Zimmerli, 911. Vgl. a.a.O., 908. S. z . B . H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 273. V g l . zu 21: 3 6 , 2 4 s o w i e 1 1 , 1 7 ; 2 0 , 3 4 - 3 8 . 4 1 f ; 2 8 , 2 5 ; 3 4 , 1 3 ; 3 9 , 2 7 f ; zu 22: 3 4 , 2 3 ; zu 23: 3 6 , 2 5 ; zur " B u n d e s f o r m e l " : 1 1 , 2 0 ; 1 4 , 1 1 ; 3 4 , ( 2 4 . ) 3 0 . 698 Zimmerli, 913.

440

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

l i g t u m s nur h i e r im EB; v g l . noch 2 5 , 4 ) , d i e a u f den H i n t e r g r u n d der " p r i e s t e r l i c h e n " T h e o l o g i e von H deuten - " 2 7 b e r ü h r t s i c h 699 nahe mit Lv 2 6 , l l f . "

auffallend

dürfte dieser Abschnitt a l s r e l a t i v

später

Nachtrag zu b e u r t e i l e n s e i n ^ ^ . Dagegen i s t 2 0 - 2 3 . 2 4 a w e i t s t ä r k e r im thematischen I n v e n t a r der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n des EB v e r w u r z e l t ( v g l . u . ) , sodaß d i e Entstehung d i e s e r Ergänzungen von der des A b s c h n i t t s 701 15-19 m.E. n i c h t a l l z u w e i t abzurücken i s t Dafür s p r i c h t m.E. auch e i n e Übereinstimmung d i e s e s A b s c h n i t t s i n ner A r g u m e n t a t i o n s s t r u k t u r mit dem zweiten T e x t , a u f den h i e r

sei-

hinzuwei-

sen i s t , 4 3 , 1 - 1 1 : H i e r wie d o r t w i r d d i e D i s k o n t i n u i t ä t zwischen dem n e u k o n s t i t u i e r t e n und dem ( s p ä t - ) v o r e x i l i s c h e n I s r a e l durch Aussagen u n t e r s t r i c h e n , d i e besagen, daß j e n e s n i c h t mehr a u f e i n e bestimmte Weise handeln werde (n"7 + I m p e r f . + n y :

3 7 , 2 2 f ; 4 3 , 7 ; v g l . auch 2 0 , 3 9 ;

4 5 , 8 ) . I n 4 3 , 1 - 1 1 i s t d i e s e P e r s p e k t i v e e i n e s v e r ä n d e r t e n V e r h a l t e n s des n e u k o n s t i t u i e r t e n I s r a e l i n s o f e r n vom Kontext s t ä r k e r argumentativ

ge-

s t ü t z t , a l s das v o r m a l i g e V e r h a l t e n des V o l k e702 s r ü c k b l i c k e n d a l s Ursache der K a t a s t r o p h e namhaft gemacht w i r d ( 4 3 , 8 f )

. Auch h i e r i s t aber d i e

V e r h a l t e n s ä n d e r u n g " n i c h t Vorbedingung f ü r d i e Rückkehr Jahwes zu s e i nem V o l k e . D i e s e i s t ganz u n k o n d i t i o n a l a n g e s a g t . Wohl aber 703 s p r i c h t 9 d i e ganz u n a u s w e i c h l i c h e Konsequenz d i e s e s Geschehens a n " Mit

der

halten zen

Aufnahme

und

seiner

36,16ff dieser durch

Ergehen

eines

Restitution

und

Kap.

Rückblick Jahwe;

20

geschichtlichen

Israels

hier

die

bereitet

vor.

vielmehr

in

Anders

(noch?) "wird

in

Rückblicks

Darstellung

43,1-11 als

nicht

dort die

dieser

die

der

auf

Konzeption

motiviert

Ver-

Konsequenvon

jedoch

Restitution

rückblickenden

Israels Formu-

699 A . a . O . , 9 1 5 . 700 S e i n e F u n k t i o n k ö n n t e d a r i n b e s t e h e n , n a c h d e r E i n f ü g u n g von 3 8 , 1 3 9 , 2 2 d a s T h e m a " K u l t " (vgl. K a p . 4 0 f f ) a l s G e g e n g e w i c h t zum T h e m a " p o l i t i s c h e H e r r s c h a f t " s c h o n h i e r z u r G e l t u n g zu b r i n g e n . 701 D i e s s c h e i n t z.B. a u c h Z i m m e r l i , 912 a n z u n e h m e n , der m e i n t , daß 2 0 24a " v e r m u t l i c h e t w a s s p ä t e r , vom P r o p h e t e n s e l b e r o d e r von der s e i n Wort tradierenden 'Schule'" zugefügt wurde. - Eine Zwischenstellung n i m m t 24b e i n (vgl. 1 1 , 2 0 ; Lev 2 6 , 3 e i n e r s e i t s , Ez 3 6 , 2 7 b a n d e r e r seits ) . 702 I n h a l t l i c h g e h t es d a b e i um e i n e k l a r e T r e n n u n g v o n m e n s c h l i c h e r ( P a l a s t ) u n d g ö t t l i c h e r (Tempel) H e r r s c h a f t in I s r a e l . 7b u n d 9 k r i t i s i e r e n n a c h Z i m m e r l i , 1 0 8 2 f v e r m u t l i c h die " E r r i c h t u n g von M e m o r i a l s t e l e n d u r c h die K ö n i g e " im T e m p e l ( a . a . O . , 1 0 8 3 ) . 703 Z i m m e r l i , 1 0 8 4 .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l

441

l i e r u n g m i t t e n in der in die Z u k u n f t g e w e n d e t e n Z u s a g e an den P r o p h e t e n in a l l e r H ä r t e f e s t g e h a l t e n , daß das, was g e s c h e h e n ist, ein Ende (Kap. 7), e i n e n T o d (dazu 3 7 , l f f . ) be704 deute"

. So u n t e r s t r e i c h t

sie das M o m e n t der

Diskontinui-

t ä t im P r o z e ß der R e s t i t u t i o n I s r a e l s : "Die Z u k u n f t , in die I s r a e l g e h e n d a r f , ist das W u n d e r e i n e r N e u e r w e c k u n g " 705 b) Die R e s t i t u t i o n seinen

I s r a e l s als R e s u l t a t der S o r g e J a h w e s

Ez 3 6 , 1 6 f f b r i n g t - wie s c h o n 4 3 , 1 - 1 1 - im R a h m e n der stitutionsprophezeiung Gegenwart

E r f a h r u n g e n der V e r g a n g e n h e i t

I s r a e l s zur S p r a c h e . Diese b e g r ü n d e n aber

stituierten

I s r a e l , s o n d e r n auch die R e s t i t u t i o n

die " V ö l k e r " - als e i g e n s t ä n d i g gen i n t e r p r e t i e r e n d e

erfahrende

Ausweitung

der j e t z t

und ihre

Instanzen - einschließt.

Situation

"Name", sein "Ruf" in der V ö l k e r w e l t

Der B e s e i t i g u n g

3 6 , 1 6 f f mit Kap. 20 ü b e r e i n

des

Exils

gefährdet

ist.

der A r g u m e n t a t i o n

Isra-

stimmt

Ez

(s.o.IV.).

Da 3 6 , 2 2 f f i n h a l t l i c h r e i c h h a l t i g e r e Ankündigungen

deut-

Israels,

d i e s e s Z u s t a n d s d i e n t die R e s t i t u t i o n

els. In d i e s e r G r u n d s t r u k t u r

auch

Erfahrun-

So w i r d

l i c h , daß n i c h t nur d u r c h das v e r g a n g e n e V e r h a l t e n s o n d e r n auch d u r c h seine g e g e n w ä r t i g e

neukon-

Israels

d u r c h J a h w e s e l b s t . Dies w i r d m ö g l i c h d u r c h eine des E r f a h r u n g s - und I n t e r p r e t a t i o n s h o r i z o n t s ,

Re-

und hier

a n d e r s als dort n i c h t nur die v e r ä n d e r t e P r a x i s des

Jahwes

um

"Namen"

und

differenziertere

e n t h ä l t als 2 0 , 3 2 f f , kann der E i n d r u c k

entste-

hen, daß " 3 6 , 1 6 - 3 8

... die F o r t s e t z u n g des G e s c h i c h t s r ü c k 706 b l i c k s " von Kap. 20 " b i l d e n " . W ä h r e n d d i e s e r E i n d r u c k auf

der Ebene

"der K o m p o s i t i o n des B u c h e s E z e c h i e l " w o h l

t i g t ist, gilt doch kaum auch, daß der A b s c h n i t t n i c h t nur T h e m e n und F o r m u l i e r u n g e n sondern

"als b e w u ß t e F o r t s e t z u n g

von Kap. 20

aufgreift,

und W e i t e r f ü h r u n g

20" f o r m u l i e r t w o r d e n ist und d e s h a l b

berech-

36,16ff von

"nur" als s o l c h e

704 Ebd. 705 E b d . 706 So R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 222; vgl. z.B. G r e e n b e r g , A n m . 258) und n e u e r l i c h R e n d t o r f f , Ez 20.

384

(s.o.

Kap. "ver-

IV.

442

Versuch

einer redaktionsgeschichtlichen

standen werden"

k a n n ^ 1 ^ . V i e l m e h r s c h e i n t Ez 3 6 , 1 6 f f in s e i -

nem G r u n d b e s t a n d Entwicklung

Einordnung

ein früheres Stadium der konzeptionellen

der Restitutionsprophezeiung

E z e c h i e l s zu r e p r ä -

s e n t i e r e n a l s K a p . 20. Hier w i r d n ä m l i c h w i e in 4 3 , 8 b els V e r g a n g e n h e i t

Isra-

- ganz im S i n n e der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n

von K a p . 1 - 2 4 - im k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n d e r r e g e l h a f t e n 708 709 , Zorn J a h w e s und G e A b f o l g e von V e r s c h u l d u n g I s r a e l s 710 rieht b e g r i f f e n . Erst die g e g e n w ä r t i g e r f a h r b a r e n F o l g e n dieses Prozesses

n ö t i g e n nach 3 6 , 1 6 f f J a h w e zu e i n e r

Resti-

t u t i o n I s r a e l s im L a n d e . Dies h a t z u r F o l g e , d a ß J a h w e s H a n deln hier auf d a s I s r a e l s in V e r g a n g e n h e i t

und Z u k u n f t in

u n t e r s c h i e d l i c h e r W e i s e b e z o g e n i s t : W ä h r e n d J a h w e in d e r Vergangenheit

die I s r a e l i t e n

"nach ihrem V e r h a l t e n

und nach

i h r e n T a t e n g e r i c h t e t " h a t (36,19), wird er in Z u k u n f t euretwegen handeln"

(36,22.32). Diese antithetische

hung von V e r g a n g e n h e i t

(Gericht)

und Z u k u n f t

len R a h m e n d e s g e s a m t e n G e s c h i c h t s p r o z e s s e s

der Vergangenheit

H a n d e l n nach M a ß g a b e d e r K o r r e l a t i o n Es s c h e i n t a l s o , daß das Motiv N a m e n zunächst (36,20ff) transzendierenden tig e r f a h r b a r e r (20,5ff)

konzeptionel-

abgelöst: Die

"Namen" vor d e n V ö l k e r n

hier s c h o n in d e r D a r s t e l l u n g

überwiegt Israels

sein

von Schuld und Gericht.

der S o r g e J a h w e s um s e i n e n

der Begründung

Restitutionsprognose

einer das Gericht angesichts

gegenwär-

F o l g e n d i e s e s G e r i c h t s d i e n t u n d erst dann

auch f ü r die I n t e r p r e t a t i o n

der vergangenen Ge-

s c h i c h t e I s r a e l s f r u c h t b a r g e m a c h t w i r d . In d i e s e r tionellen Entwicklung

g e w i n n t die a r g u m e n t a t i v e

der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g und

Bezie-

(Restitution)

w i r d erst in K a p . 20 d u r c h e i n e n e i n h e i t l i c h e n S o r g e J a h w e s um s e i n e n

"nicht

konzep-

Begründung

z u n e h m e n d an G e s c h l o s s e n h e i t

Stringenz.

707 So R e n d t o r f f , Ez 2 0 , 2 6 2 . 708 " V e r u n r e i n i g u n g " (NflP p i . ) des N a m e n s J a h w e s (43,8b) b z w . d e s L a n d e s ( 3 6 , 1 7 f ) ; v g l . D t n 2 1 , 2 3 ; Lev 1 8 , 2 7 f ; J e r 2 , 7 (s. F r y m e r - K e n s k y , Pollution, 407ff). 709 t)K: 4 3 , 8 b ; iinn: 3 6 , 1 8 . 710 " V e r t i l g u n g " (n"73: 4 3 , 8 b ) b z w . " Z e r s t r e u u n g " (VIS h i . , i m n i . : 36,19).

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l Gleichwohl ist der Eindruck einer

"Weiterführung"

443 der Pro-

g n o s e n von 2 0 , 3 2 f f in 3 6 , 2 2 f f nicht ganz u n b e r e c h t i g t . sichts der Tatsache, stellung

von Vergangenheit

stark m i t e i n a n d e r

und Zukunft Israels weit

weniger

v e r k l a m m e r t sind a l s in K a p . 2 0 , dürfte er

als Indiz f ü r ein l i t e r a r i s c h e s W a c h s t u m ten

Ange-

daß in 3 6 , 1 6 f f die E i n z e l z ü g e d e r D a r -

von 3 6 , 1 6 f f zu w e r -

sein.

Die R e s t i t u t i o n

I s r a e l s i s t nach 3 6 , 1 6 f f d u r c h d e s s e n g e -

genwärtige Situation motiviert, Folge d e r V e r u n r e i n i g u n g

die einerseits n o t w e n d i g e

des L a n d e s d u r c h d a s Volk i s t (17-

19), andererseits aber den "Namen" J a h w e s b e i d e n " V ö l k e r n " der " E n t w e i h u n g "

preisgibt,

da diese die Z e r s t r e u u n g

Israels

- in U n k e n n t n i s i h r e r V o r g e s c h i c h t e (wie auch d e r D i m e n s i o 711 Jahwes ) - nur als Z e i c h e n der

nen des W i r k u n g s b e r e i c h s

Schwäche Jahwes deuten können:

"Das Volk J a h w e s sind s i e , 712 und doch m u ß t e n sie sein Land v e r l a s s e n ! " (20) . Will Jah-

we d i e s e r f ü r s e i n e n

"Namen" fatalen Situation entgehen, muß

er zum einen s e i n e über d e n B e r e i c h d e s L a n d e s I s r a e l h i n ausreichende

M a c h t d a d u r c h unter B e w e i s s t e l l e n , d a ß er I s r a -

el a u s d e n V ö l k e r n s a m m e l t und ins Land z u r ü c k f ü h r t ,

zum

anderen das Volk so r e s t i t u i e r e n , d a ß eine W i e d e r h o l u n g der Abfolge von Verschuldung lich

und G e r i c h t m i n d e s t e n s

unwahrschein-

wird.

Als a r g u m e n t a t i v

notwendig

e r w e i s e n sich d a m i t die f o l g e n -

den drei E l e m e n t e der R e s t i t u t i o n s a n k ü n d i g u n g e n (1) Die A n k ü n d i g u n g

in 3 6 , 2 2 f f :

d e s E i n t r e t e n s J a h w e s f ü r die Ehre s e i -

nes N a m e n s in d e r V ö l k e r w e l t

(22-23) .

Sie zeigt enge Berührungen zu den entsprechenden Aussagen in Kap. 20 und ist ansonsten in traditionsgeschichtlich singulärer Weise formu-

711 Ein A f f r o n t g e g e n J a h w e i s t es im G r u n d e s c h o n , w e n n d a s L a n d I s r a e l als " s e i n L a n d " b e z e i c h n e t w i r d - a l s s e i d a m i t s e i n H e r r s c h a f t s b e r e i c h u m s c h r i e b e n . N a t ü r l i c h f ü h r t J a h w e I s r a e l z u r ü c k "in e u e r Land"! 712 Da hier e i n d e u t i g d i e j e n i g e n a n g e s p r o c h e n s i n d , d i e d a s L a n d v e r l a s sen h a b e n , i s t es m . E . n i c h t g a n z so " s c h w e r " , w i e H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 7 2 m e i n t , zu e n t s c h e i d e n , "ob s i c h d a h i n t e r die E r f a h r u n gen der Exilierten oder der von ihren Nachbarn bedrohten, sicher i h n e n w e i t u n t e r l e g e n e n J u d ä e r in P a l ä s t i n a z u r Z e i t d e s E x i l s (oder vielleicht noch danach) spiegeln".

444

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

liert. Als konzeptionelles Element ist sie bei Deuterojesaja aufgenom713 men, wie die "auffallend enge sachliche Parallele in Jes 43,22-28" (vgl. auch 48,11!) zeigt; doch ist sie dort bereits durch den gewandelten konzeptionellen Kontext modifiziert: Anders als bei Deuterojesaja kommt bei Ezechiel weder "die lebendige Liebeszuwendung Jahwes" als Motiv, noch "die Tilgung der Schuld" als Ziel der Restitution Israels zur Sprache (2) Die A n k ü n d i g u n g

der R ü c k f ü h r u n g

Sie ist in 36,24 d r e i g l i e d r i g

I s r a e l s ins

Land.

formuliert:

"Ich werde euch aus den Völkern nehmen (ni7"7) und aus allen Ländern sammeln (yap pi.) und euch in euer Land bringen (N12 hi.)". Eine entsprechende, dreigliedrige Ankündigung der Rückführung (mit np1? q., Y2J7 pi. und i m

hi.) findet sich im EB nur noch in 37,21. Der einzi-

ge weitere atl. Beleg dieser Lexem-Kombination liegt in Dtn 30,3-5 vor. Der konzeptionelle Kontext weicht dort von dem im EB in charakteristischer Weise ab. So wird der Prozeß der Rückführung in Dtn 30,3 zusammenfassend als "Wendung des Geschicks" (nilf

Israels beschreiben. Der

Ausdruck nilf IIB findet sich im EB nur noch in 16,53 im Rahmen einer redaktionellen Restitutionsprognose sowie - im Zusammenhang mit der Ankündigung einer Rückführung ins Land — in 29,14 (mit IflR pi. und

llö

hi., bezogen auf Ägypten) und im redaktionellen Abschluß 39,25-29 (25; mit 11® hi., VIR pi. und pi. in 27f), ist also jedenfalls für den 715 Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen des EB untypisch . V.a.

713 Z i m m e r l i , 8 7 6 . 714 A . a . O . , 8 7 6 f . Als w e i t e r e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e N a c h w i r k u n g von Ez 3 6 , 2 2 f n e n n t Z i m m e r l i , 878 Ps 1 1 5 , l f , wo "ein G l a u b e zu W o r t e ( k o m m t ) , der d i e s e V e r k ü n d i g u n g v e r s t a n d e n h a t " . 715 V g l . W i d e n g r e n , G a t h e r i n g , 2 3 4 . S i g n i f i k a n t i s t m . E . , daß s i c h d i e K o m b i n a t i o n von yij7 pi. und 3 1 Ü hi. in der A n k ü n d i g u n g d e r R ü c k f ü h r u n g , die a u c h in Jer 2 3 , 3 ; 2 9 , 1 4 ; 3 2 , 3 7 v o r l i e g t , im EB n u r in den v e r m u t l i c h s p ä t e n S t ü c k e n 2 9 , 1 3 f und 3 9 , 2 7 f f i n d e t . Von d a h e r i s t H e r r m a n n s ( H e i l s e r w a r t u n g e n , 272 m i t A n m . 74) B e h a u p t u n g e i n e r " V e r w e n d u n g t r a d i t i o n e l l e r B e g r i f f e und v o r w i e g e n d d e u t e r o n o m i s t i s c h e r t h e o l o g i s c h e r G e d a n k e n " in Ez 3 6 , 2 4 ; 1 1 , 1 7 und Jer 2 3 , l f f in i h r e r P a u s c h a l i t ä t e b e n s o f r a g w ü r d i g wie L e v i n s ( V e r h e i ß u n g , 188 A n m . 136) U r t e i l : "Oer Ü b e r g a n g aus d e r j e r e m i a n i s c h e n in die e z e c h i e l i s c h e T r a d i t i o n i s t in Ez 1 1 , 1 7 < - J e r 3 2 , 3 7 und in Ez 3 4 , 1 3 < - J e r 23,3 zu v e r f o l g e n " . - Ez 1 1 , 1 7 s p r i c h t zwar in " d t r . " (und " p r i e s t e r l i c h e r " ) T e r m i n o l o g i e von e i n e r z u k ü n f t i g e n L a n d " g a b e " (IUI; vgl. L a b u s c h a g n e , A r t . i m , 139), h a t a b e r in d e r K o m b i n a t i o n von yij? pi. und IPK a u c h E n t s p r e c h u n g e n zu J e s 1 1 , 1 2 ; Hi 2 , 1 2 ; 4 , 6 .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

445

aber setzt die Rückführung Israels in Dtn 30,lf die Umkehr des Volkes voraus, während sie im EB durchweg inkonditional angekündigt wird. Schließlich wird sie in Dtn 30,3 in einer für das EB ganz unmöglichen Weise als Akt des "Erbarmens" ( n m p i . ) Jahwes qualifiziert. Diese konzeptionellen Differenzen sind - je nach zeitlicher Ansetzung von Dtn 30 - entweder so zu deuten, daß hier in Ez 36 "Heils"erwartungen des Publikums vom Propheten aufgegriffen und kritisch modifiziert werden, oder sie sind als Indiz für eine relative zeitliche Nachordnung von Dtn 30,111 hinter den Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen des EB anzusehen. Jedenfalls ist die Ankündigung der Rückführung in Ez 36,24; 37,21 716 in eigenständiger Weise formuliert Dies gilt noch stärker für Ez 34,13 (vgl. 20,34+38.41f), wo der "Sammlung" (yaj7 pi.) und "Heimführung" ( « 1 2 hi.) Israels seine "Herausführung" (NX' hi.) aus den Völkern 717 und Ländern vorausgeht. In diesem Sinne wird N2C nur"im EB gebraucht ; zu vergleichen sind dann die Aussagen über den "neuen Exodus" bei Deuterojesaja (Jes 48,20; 52,llf; 55,12). "Die entschlossene Aufnahme des Exodusthemas in der Vekündigung der beiden Exilspropheten Ezechiel und Deuterojesaja 718 schließt beide gegenüber der ihnen vorausgehenden Prophetie zusammen" . (Trotz ihrer relativ eigenständigen Formulierung im EB ist freilich die Vorstellung der Sammlung und Rückführung eines zerstreuten Volkes durch seine Gottheit als solche traditional vorgeprägt und etwa auch in "assyrisch-babyloni719 scher Verheißungssprache" zu belegen.) (3) Die A n k ü n d i g u n g stalt

einer "Transformation"

(a) s e i n e r R e i n i g u n g

und

I s r a e l s in

(b) e i n e r Ä n d e r u n g

Ge-

seines

Verhaltens. (a) Von einer "Reinigung" (Wz.lHü) Israels sprechen 36,25.29a.33a (vgl. 37,23). Hinter der Formulierung von 36,25 dürfte "das Vorbild eines rituellen Aktes der Besprengung mit Wasser zum Zwecke der kultischen Rei720 nigung zu erkennen sein" , ohne daß dabei "(d)ie Naivität des Glaubens an eine Wirkung des Ritus allein durch seinen formalen Vollzug ... zu

716 Zu v e r g l e i c h e n w ä r e n n o c h die R ü c k k e h r a n k ü n d i g u n g e n Jer 5 0 , 1 9 (21ü); Jes 5 6 , 8 (V2j7); Z e p h 3 , 1 9 f t V ^ R pi., N U h i . ) ; vgl. zum G a n z e n W i d e n g r e n , a.a.O., Lust, Gathering. 717 V g l . J e n n i , A r t . N Y 1 , 7 6 0 . 718 B a l t z e r , E z e c h i e l , 24 (vgl. a l l e r d i n g s H o s 2 , 1 4 ) . 719 L a n g , E z e c h i e l , 113; vgl. W i d e n g r e n , G a t h e r i n g , 2 3 4 f f . 720 Z i m m e r l i , 8 7 8 f ; vgl. Ex 2 4 , 6 ; Lev 1 , 5 . 1 1 u . ö . ; Num 1 9 , 9 f f .

446

V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n

unterstellen" wäre

721

Einordnung

. Die Ankündigung einer Reinigung des Volkes

722

im

Zusammenhang seiner Restitution findet sich noch in Jer 33,8 (vgl. Mal 3,3), wiederum in einem vom EB charakteristisch abweichenden konzeptionellen Kontext: Die Restitution ist in Jer 33,7 als "Wendung des Geschicks" (nilli IIB hi.) Judas und Israels begriffen; die Reinigung Israels entspricht nach Jer 33,8 einer "Vergebung" (n*7D) seiner Schuld ein Ausdruck, der im EB offenbar bewußt vermieden ist, weil er einem 723 "Nicht-mehr-Gedenken" an die Schuld gleichgesetzt werden kann (vgl. Jer 31,34), während im EB die Erinnerung Israels an seine schuldhafte Vergangenheit konstitutives Element der Restitutionsprognose ist (vgl. 36,31f; 20,43). So gilt hier - mutatis mutandis - das oben zum Verhält724 .

nis zwischen Ez 36,24(;37,21) und Dtn 30,3-5 Gesagte entsprechend

Die Ankündigung der "Reinigung" von 36,25 wird in 29a und 33a wieder aufgenommen. Diese Wiederaufnahme dürfte ein Indiz für ein literarisches Wachstum des Textes sein (s.u.). (b) Eine Transformation des Verhaltens Israels nimmt der Text in 26-27 und 31-32 in je unterschiedlicher Weise in den Blick. Dies wirft 725 die Frage auf, ob diese (sachliche) "Doppelung" ursprünglich ist , oder ob

721 722

H a a s s , A r t . lilD , 6 5 1 . Im G e g e n s a t z e t w a z u r K o n z e p t i o n v o n L e v 2 6 , 3 2 f f ( v g l . 2 C h r 3 6 , 2 1 ; F r y m e r - K e n s k y , P o l l u t i o n , 4 1 1 f ) i s t es n i c h t d a s L a n d , d a s g e r e i n i g t w e r d e n m u ß , s o n d e r n d a s V o l k . D i e K o n z e p t i o n d e s EB i s t h i e r v e r g l e i c h s w e i s e r a d i k a l e r : N i c h t s c h o n das E x i l s e l b s t in s e i n e r z e i t l i c h e n D a u e r f ü h r t e i n e " R e i n i g u n g " h e r b e i ; "a f u n d a m e n t a l c h a n g e i n the nature of man" (a.a.O., 412) ist V o r b e d i n g u n g der R e s t i t u t i o n ! (Diese konzeptionellen Differenzen werden m.E. bei F r y m e r - K e n s k y , e b d . zu s t a r k v e r w i s c h t . )

7 2 3 V g l . S t a m m , A r t . n"7D • 1 5 2 . 724 Nach T h i e l , R e d a k t i o n (II; s. K a i s e r , E i n l e i t u n g , 250f) g e h ö r t Jer 3 3 zu d e n n a c h - d t r . B e a r b e i t u n g e n d e s J e r e m i a b u c h s . V g l . d g g . j e t z t L e v i n , V e r h e i ß u n g , 174 A n m . 80: "Der A b s c h n i t t 3 3 , 1 - 9 i s t ä l t e r als die S a m m l u n g s - und B u n d e s v e r h e i ß u n g 32,36-41, die später seine Funkt i o n a l s G e g e n g e w i c h t zu 3 2 , 2 8 - 3 5 ü b e r n o m m e n h a t " ( v g l . a u c h a . a . O . , 202 f f ) . 725

So z . B . H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 2 8 7 f f ; v g l . 3 2 4 f f , d e r 2 3 b - 2 8 u n d 3 1 - 3 2 z u r s e l b e n " 4 . B e a r b e i t u n g s s c h i c h t " d e s EB r e c h n e t , d i e 1 6 - 2 2 ( = "3. B e a r b e i t u n g s s c h i c h t " ) e r g ä n z t h a b e . Vgl. a u c h G a r s c h a , S t u d i en, 122f; 216f, der 3 6 , 1 6 - 3 2 als e i n h e i t l i c h e n Text der " d e u t e r o e z e chielischen Bearbeitung" zuschreibt. Zum griechischen Papyrus 967, in dem 3 6 , 2 3 b ß - 3 8 f e h l e n , vgl. Lang, E z e c h i e l , 31. H i e r d ü r f t e doch wohl eher ein "Kopistenfehler(.) (Parablepsis durch Homoioteleuton)" (Lang, ebd.) oder "eine dogmatische Korrektur" (Garscha, Studien, 122 Anm. 349) v o r l i e g e n als ein Beleg für ein ä l t e r e s Ü b e r l i e f e r u n g s s t a d i u m d e s EB (so L u s t , S a m e n h a n g ) .

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

447

726 sie literargeschichtlich zu erklären ist

. 31-32 entspricht mit seiner

Darstellung einer "Transformation des Bewußtseins" Israels durch Erinnerung an seine früheren Verschuldungen 20,43f. Ansätze dieser Konzeption der Restitution Israels als Anlaß einer erneuerten "Erinnerung"727- "in - fin-

wirklichem Abscheu vor Schuld und Greuel der vergangenen Zeit"

den sich schon in 43,11 (vgl. 6,9). In ihrer 728 Radikalität ist diese Konzeption der Restitution einzigartig im AT . Darin, daß sie "nicht zu Jubel und Frohlocken angesichts der Tat Gottes aufruft, sondern zu scham729 voller Reue", ist sie nicht nur "tief von Dtjes verschieden" , sondern auch von Teilen der "Heilsprophetie" im Jeremiabuch (vgl. allerdings auch Jer 3,13!), die etwa in Kap. 30ff sehr wohl "Jubel und Frohlocken angesichts der Tat Gottes" darstellen (vgl. Jer 30,19; 31,4.7.12f u.ö.). Die Voraussetzung dafür kommt in Jer 31,34 zum Ausdruck: "unter alles 730 Bisherige ist ein Strich gemacht, ein neues Leben mit Gott hebt an" Daß auch diese Sicht der Restitution der Konzeption vOrl Ez 36,16ff eklatant widerspricht, ist deshalb von besonderem731 Interesse, weil für Ez 36,26-27 bisweilen eine traditionsgeschichtliche oder sogar literari732 sehe Abhängigkeit von Jer 31,31-34 (und 32,36-41) angenommen wird. Da Ez 36,26f im Kontext jedoch keineswegs als Korrektur, sondern eindeutig als Variation und Ausgestaltung von 31f (mit Anklang an 37,14.24b) fungiert, würde es als bewußte Aufnahme von Jer 31,31-34 zugleich seine Vorlage korrigieren 733 . Zu erwägen wäre freilich auch die umgekehrte

726 V g l . z.B. S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e , 9 2 f . l 6 0 , der 2 6 - 3 0 als N a c h t r a g zu 1 6 - 2 5 . 3 1 - 3 2 a b e t r a c h t e t , und L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 0 9 f f , der u m g e k e h r t den G r u n d b e s t a n d des T e x t e s in 1 6 - 2 8 e r k e n n t und in 2 9 - 3 2 e i n e n e r sten Nachtrag sieht. 727 Z i m m e r l i , 880. 728 W ä h r e n d sie in dem Z u w a c h s 1 6 , 6 1 . 6 3 h o c h b e w a h r t b l e i b t , w i r d sie in 3 9 , 2 6 in e i n e m s p ä t e r e n Ü b e r l i e f e r u n g s s t a d i u m auch im EB s e l b s t a b geschwächt . 729 Z i m m e r l i , 8 8 0 . 730 R u d o l p h , J e r e m i a , 185. 731 V g l . z . B . Z i m m e r l i , 8 7 9 f . 732 V g l . z u l e t z t L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 0 9 f f . 733 D i e s w ü r d e d a n n a u c h von der F o r t s e t z u n g in 28 g e l t e n , wo "die B u n d e s f o r m e l ... in der F a s s u n g von Jer 11,4 a n g e f ü h r t i s t " (womit "sich das im E z e c h i e l b u c h e i n m a l i g e ' 3 3 N ( e r k l ä r t ) " ) (Levin, V e r h e i ß u n g , 214 m i t A n m . 61): "Man s o l l n ä m l i c h " im K o n t e x t von Ez 3 6 , 1 6 f f g e r a d e nicht: m e h r "die d o r t i g e F o r t s e t z u n g h i n z u d e n k e n : '... a u f daß i c h a u f r i c h t e den S c h w u r , den i c h e u r e n V ä t e r n g e s c h w o r e n h a b e , i h n e n e i n L a n d zu g e b e n , da M i l c h u n d Honig f l i e ß t ' " (gegen L e v i n , a . a . O . , 214) .

448

Versuch

einer

redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

M ö g l i c h k e i t , daß J e r 3 1 , 3 1 - 3 4 i n s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t a l s bewußte K o r r e k t u r von Ez 3 6 , 1 6 f f k o n z i p i e r t i s t . E i n e K l ä r u n g des

literarischen

V e r h ä l t n i s s e s der beiden Texte i s t nur nach e i n e r n e u e r l i c h e n , den A n a l y s e , d i e auch i h r e k o n z e p t i o n e l l e n D i f f e r e n z e n

eingehen-

berücksichtigt,

m ö g l i c h . Doch hat m.E. auch d i e d r i t t e M ö g l i c h k e i t e i n i g e

Wahrscheinlich-

k e i t f ü r s i c h , daß J e r 3 1 , 3 1 f f und Ez 3 6 , 1 6 f f j e auf i h r e Weise i n der 734 E x i l s z e i t v i r u l e n t e Erwartungen aufnehmen und v e r a r b e i t e n Neben

diesen

36,22ff,

die

Gegenwart

von

weitere

hang

nicht

in

des

17-21

her

überschießend Sie Topos

der

Restitutionsprognose

Rekonstruktion

Ankündigungen,

nur

stehen.

deraufnahme

Elementen

der

Israels

noch

Spannung

drei

sind

in

der

motiviert

die

Vergangenheit sind,

stehen

im a r g u m e n t a t i v e n

wirken,

sondern

29a

33a

"Reinigung"

und aus

25

zu

jeweils

in und nun

Zusammen-

ihm

auch

durch

in

Wie-

eingeführt.

(1) 29b-30 b e s c h r e i b t d i e F r u c h t b a r k e i t des Landes nach der Heimführung ( v g l . 3 4 , 2 6 - 2 7 a ; 3 6 , 8 ; 4 7 , l f f ) . D i e Ankündigung i s t m o t i v i e r t durch d i e "Schmach der H u n g e r s n o t " , d i e I s r a e l " u n t e r den V ö l k e r n " zu t r a g e n h a t . D i e s e M o t i v a t i o n s t e h t aber n i c h t nur i n Spannung zu dem betonten " n i c h t um e u r e t w i l l e n " von 2 2 . 3 2 ; s i e s e t z t auch im Gegensatz zu 20 n i c h t e i n e E r f a h r u n g des e x i l i e r t e n V o l k e s , sondern d i e Lage der im Lande Z u r ü c k g e bliebenen voraus. (2) 33b-36 k ü n d i g t den Wiederaufbau der S t ä d t e und d i e

Rekultivierung

des Landes an ( v g l . 3 6 , 9 f ; 2 8 , 2 6 ) . Dabei " l i e g t e s diesem Nachtrag d a r a n , auch das Di1''3''yV von 23bß noch v o l l e r z u r Geltung zu b r i n g e n " ,

in-

dem d i e " n i c h t i s r a e l i t i s c h e n Beobachter . . . im Z i t a t i h r e r F e s t s t e l l u n 735 gen" zu Worte kommen . Anders a l s von 23bß her zu erwarten, s t e l l e n jedoch d i e V ö l k e r i n 35 n i c h t Jahwes Ehre, sondern d i e des Landes wieder h e r . Daß auch dessen " R u f " a u f dem S p i e l s t e h t , i s t aber e i n Gedanke, den e r s t der Nachtrag 29b-30 i n den Text e i n g e b r a c h t h a t t e . D i e dadurch

734 D i e s d ü r f t e j e d e n f a l l s h i n s i c h t l i c h d e r V o r s t e l l u n g g e l t e n , daß d a s V e r h a l t e n zu J a h w e s G e b o t e n ü b e r S e g e n u n d F l u c h e n t s c h e i d e t (vgl. Lev 26; Dtn 28). Ihr w i d e r s p r i c h t Ez 3 6 , 2 7 b (vgl. 3 7 , 2 4 b ) : Ein n e u es, d e n W e i s u n g e n J a h w e s e n t s p r e c h e n d e s L e b e n i s t e r s t n a c h e i n e r von J a h w e b e w i r k t e n T r a n s f o r m a t i o n I s r a e l s m ö g l i c h . - D a m i t i s t a u c h die v o r d e r K a t a s t r o p h e b e s t e h e n d e M ö g l i c h k e i t von 1 8 , 3 1 h i n f ä l l i g g e w o r d e n . Sie w i r d a l l e m A n s c h e i n n a c h e r s t von der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" a u c h für die R e s t i t u t i o n s v e r k ü n d i g u n g f r u c h t b a r g e macht . 7 3 5 Z i m m e r l i , 881.

Das

im

"älteren

EB"

verarbeitete

Material

449

entstandene Spannung i n der M o t i v a t i o n der R e s t i t u t i o n I s r a e l s w i r d i n 36 dadurch a u s g e g l i c h e n , daß d i e V ö l k e r s c h l i e ß l i c h h i n t e r der " F e s t 736 S t e l l u n g e i n e r bestimmten Z u s t ä n d l i c h k e i t im Lande" Jahwe s e l b s t am Werk erkennen. Dabei g r e i f t der Text " d i e b e i Ez nur i n der j ü n g e r e n Ergänzung 2 8 , 2 6 b e l e g b a r e , der Sprache Jeremias a n g e h ö r i g e A n t i t h e s e 717

' B a u e n - P f l a n z e n ' " auf

.

(3) 3 7 - 3 8 s c h l i e ß l i c h t r ä g t d i e Ankündigung e i n e r Vermehrung der B e v ö l kerung i n den S t ä d t e n nach ( v g l . 3 6 , 1 0 f ; 3 7 , 2 6 ) . Wenn d i e s h i e r

ausdrück-

l i c h damit begründet w i r d , "daß Jahwe s i c h f ü r das Haus I s r a e l z u r Tat 738 e r b i t t e n (erhören) l a s s e n w o l l e " , l i e g t d a r i n wiederum e i n W i d e r s p r u c h zum " n i c h t um e u r e t w i l l e n " von 22.32 v o r . Trotz

ihrer

Nachträge kürlich dazu,

Spannungen

in

29f.33-36

angehängt.

zum G r u n d t e x t

und

37f

Vielmehr

die -Ankündigung

sitorisch

anzubinden:

36,37f

von

auf,

zentrale

Thema

vorliegende

des

Text

hervorgegangen rung

des

dann

fällt

34

Orakels

von

zu

verheißenen

bestimmende

es

Thema

des

auf

kultische

könnte

ein

Indiz

in

einem

Zuge

mit

EB",

in

ausgeführt c)

des

ist,

der der

seiner

Gattung

736 737 738 739

sein,

EB"

Textes

nach

Tat

So

aus

kompo-

bestimmende auf

das

scheint dem

der

Bestreben

umfassende S c h i l d e 739 zu g e b e n " . Gerade

das

Kultes in

daß

Thema

die in

36,16ff

-

25 a b g e s e h e n die

Kap.

ja

d.h.

von von

-

Nachträge

von

Kult

wurden,

Prognose

33-37;

Das

36,16-38 40-48

ohnehin

vielleicht

20

Anspie-

fehlt.

in

am E n d e

Kap.

auf

im breit

die

Re-

B.Willmes

die

zurückgehen.

Prophezeiungen"

eingehenden

dieses

daß

Komposition das

ergänzt

"älteren

"Differenzierende In

neuen

1NY d a s verweist

zurück.

der

Anschein

die will-

möglichst

Praktiken

dafür

"älteren daktion

auf,

allem

sind

nicht

Vorhergehende

mit

Volksschicksales

freilich

lungen

in

"eine

Thematik

36,33-36

36,1-15

36,16-38

sein,

sie

an d a s

greift

und

36,16-28.31f

ihrer

dienen

36,22-32*

Stichwort

Kap.

in

-

Analyse bzw.

der

A.a.O., 882. A . a . O . , 8 7 3 ; vgl. B a c h , B a u e n . Z i m m e r l i , 882. H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 273.

von

Ez

34

hat

Teiltexte,

aus

denen

er

450

Versuch einer redaktionsgeschichtlichen

Einordnung

740 nach seiner A n a l y s e z u s a m m e n g e s e t z t ist - als " d i f f e r e n 741 zierende Prophezeiung" bestimmt . Als die "drei k e n n z e i c h nendein)

E l e m e n t e " d i e s e r G a t t u n g n e n n t er:

(mit E n t f a l t u n g ) " , ten)

(2) " G e r i c h t s a n s a g e

(1)

- ohne e i g e n t l i c h e U n h e i l s v e r k ü n d742 igung"

wort für eine a n d e r e G r u p p e

(Schafe)"

"Anklage

für eine G r u p p e und

(3)

. "Diese

(Hir-

"Heils-

Gattung

läßt sich auch in den E i n h e i t e n Jes 1 , 2 1 - 2 6 ; Am 9 , 8 - 1 0 ; 3 , 1 1 - 1 3 sowie in den w a h r s c h e i n l i c h

zusammengesetzten

Zef

Ein-

h e i t e n Zef 2 , 8 - 1 0 ; Obd 743 1 - 1 8 . 1 9 - 2 1 ; Jes 4 5 , 1 4 - 1 7 und 2 Kön 22,14-20 nachweisen" . Als w e i t e r e B e l e g e für eine K o m b i n a t i o n von " U n h e i l s w e i s s a g u n g e n

für eine G r u p p e

kündigungen

für eine a n d e r e G r u p p e " im EB f ü h r t

Ez 2 8 , 2 0 - 2 6

und 3 5 , 1 - 3 6 , 1 5 an

R a h m e n des K o m p l e x e s "differenzierenden Entwicklung

bietet schließlich

12,21-14,11,

die Ü b e r l e g u n g :

in die

diese

konzeptionelle

"Vielleicht

einzuordnen, z e i g t sich am

ein W a n d e l im S c h u l d v e r s t ä n d n i s

der A n n a h m e e i n e r K o l l e k t i v s c h u l d teilung

s . u . ) . Einen A n s a t z ,

(bzw. der T e x t e des EB)

Gebrauch dieser Gattung

H e i 744 lsan-

Willmes

( h i n z u z u f ü g e n w ä r e Kap. 13 im

Prophezeiungen"

Ezechiels

und

zur d i f f e r e n z i e r t e n

der j e w e i l s V e r a n t w o r t l i c h e n

(vgl. Ez 18;

von

Beur-

33,10-

20) 1 , 7 4 5 . Willmes' Analyse von Form und Funktion des Textes 746 Ez 34 kann m.E. eher uberzeugen als sein Versuch einer "Quellenscheidung" . Der Schluß von

740 Vgl. W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 181ff; z u s a m m e n f a s s e n d D e r s . , P r o p h e z e i u n g e n . W i l l m e s nimmt an, daß Ez 34 aus drei s e l b s t ä n d i g e n Texten und m e h r e r e n N a c h t r ä g e n z u s a m m e n g e s e t z t ist. Als N a c h t r ä g e e r k e n n t er 23f. 25-30 (zu u n t e r t e i l e n in 25-27. 2 8 - 3 0 ? ) . 31. 1 - 1 6 ist s.E. aus zwei T e x t e n z u s a m m e n g e s e t z t : "Text I": 1. 2 a . b a (bis D ' y T ^ J . ß . Y . 3. 6. 8b. 9. 10aa. llbß. 12b. 13. 14a. 15; "Text II": 2bci (ab B o t e n f o r m e l ) . 4. 5. 7. 8a. lla.ba. l O a ß . b . 12a. 16. D a g e g e n s t e l l t 17-22 e i n e n d r i t t e n , s e l b s t ä n d i g e n Text dar. - Zu den P r o b l e m e n d i e s e r l i t e r a r k r i t i s c h e n A n a l y s e s.u. Anm. 746. 741 Vgl. W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 234ff; D e r s . , P r o p h e z e i u n g e n , 2 5 0 f f . 742 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 250. 743 Ebd., vgl. D e r s . , H i r t e n a l l e g o r i e , 261ff. 744 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 252. 745 A . a . O . , 250. 746 Vgl. schon B e r t h o l e t , 119 und dazu W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 197ff. So wäre etwa W i l l m e s ' "Text I" des e i n z i g e O r a k e l im EB, das nach der E i n l e i t u n g d u r c h e i n e n P r o p h e z e i u n g s - A u f t r a g an den P r o p h e t e n nicht mit der B o t e n f o r m e l e r ö f f n e t wird (vgl. dgg 6,2; 11,4; 13,2. 17; 2 1 , 2 . 7 . 1 4 . 3 3 ; 25,2; 28,21; 29,2; 30,2; 35,2; 3 6 , 1 . 3 . ; 3 7 , 4 . 9 . 1 2 ;

Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e

Material

451

der Beobachtung, "daß in diesen Versen das Leitwort ixx (Kleinvieh/Schafe) manchmal maskulin und manchmal feminin gebraucht wird", "auf ver747 schiedene Verfasser" ist keineswegs zwingend. In 37,1-14 variiert in analoger Weise das Genus von 711 n V 4 8 , ohne daß hieraus literarkritische Konsequenzen zu ziehen wären. Und das gehäufte "Vorkommen gliedernder 749 Formeln"

erweist sich im Blick auf Struktur und Funktion des Textes

als durchaus sinnvoll. Im Abschnitt 1-16 wird durch Wortereignisformel (1), Redeauftrag und Botenformel (2) das Orakel eröffnet, das nach einem einleitenden Weheruf über die "Hirten Israels" mit einem Lagehinweis beginnt (2-6). Dieser entfaltet den in 2b angerissenen Kontrast zwischen tatsächlichem ("Hirten, die sich selber weiden") und gefordertem ("Sollen nicht die Hirten ihre Schafe weiden?") Verhalten der Hirten. Die Darstellung ihres Handelns in generellen Sachverhalten (3: yiqtol) mündet in die Feststellung: "Die Schafe weiden sie nicht!" 4 geht dann zur Auflistung des vergangenen Verhaltens (qatal) der Hirten über. 5-6 beschreiben die Situation der Schafe als Konsequenz des Verhaltens der Hirten (Progreßform wayyiqtol in 5!). In 6 wird dabei wieder die Gegenwart erreicht, die durch die Abfolge von yiqtol, qatal und partizipialen Nominalsätzen abschließend als Folge der Vergangenheit (6: 1X93 nimmt das zweimalige ¡13'3(13711 von 5 auf!) charakterisiert ist. Dasselbe Nebeneinander von Verhalten der Hirten (8aß.b) und Situation der Schafe (8aa) - nun in umgekehrter Reihenfolge - zeigt der zusammenfassend wiederholende, mit ly7 (nach 101?, Aufmerksamkeitsruf, Schwurformel und Gottesspruchformel) eingeleitete Lagehinweis 7-8. Dabei nimmt

3 8 , 1 4 ; 3 9 , 1 - in 4,7; 2 1 , 1 9 w i r d mit dem P r o p h e z e i u n g s - A u f t r a g kein O r a k e l e i n g e l e i t e t ) . Das w a y y i q t o l von 8bot (lyi'l) s c h l i e ß t an das im v o r l i e g e n d e n T e x t v o r a n g e h e n d e q a t a l (1WYI N1?!) n a h t l o s an, w ä h r e n d es in W i l l m e s ' "Text II" euf die zwei p a r t i z i p i a l e n N o m i n a l s ä t ze von 6bQ f o l g t , die zwar g r a m m a t i k a l i s c h V e r g a n g e n e s b e z e i c h n e n k ö n n e n (und von W i l l m e s so ü b e r s e t z t w e r d e n ) , im K o n t e x t von 6 j e d o c h eher e i n e n ( g e n e r e l l e n ) S a c h v e r h a l t der G e g e n w a r t b e z e i c h n e n d ü r f t e n . P r o b l e m a t i s c h ist m.E. auch der A n s c h l u ß mit ' 3 und B o t e n f o r m e l (11) an den m i t l y 7 e i n g e l e i t e t e n L e g e h i n w e i s (8) in W i l l m e s ' "Text II". Wäre hier n i c h t e n t w e d e r eine F o r t s e t z u n g ohne B o t e n f o r m e l (vgl. 3 4 , 2 1 f ) oder aber eine Ü b e r l e i t u n g mit 13*7 (so im v o r l i e g e n d e n T e x t : 8f) zu e r w a r t e n ? 747 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 248. 748 Vgl. z.B. Z i m m e r l i , 886. 749 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 248.

452

Versuch

einer redaktiorisgeschichtlichen

Einordnung

8aa neben mi/n n'n Va} n"7D>i7 ('JNY) n a » 7 n m mit njn T>xn auch nyi

7