In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge
201 109 21MB
German Pages 538 [536] Year 1989
Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Zur Präzisierung Oer Fragestellung
II. Die Bezugnahne Auf Geschichte In Rahnen Der Gerichtsprophezeiung: Ez 5,5-17
III. Die Gerichtsprophezeiung Als "Geschichtsentwurf": Ez 16,1-43 Und 23,1-30
IV. Die Restitutionsprophezeiung Als "Geschichtsentwurf": Ez 20
V. Versuch Einer Redaktionsgeschichtlichen Einordnung Der Geschichtskonzepte Im Eb
Erträge Und Perspektiven
Literaturverzeichnis
Anhang: Übersicht Über Die Behandelten Texte Des Eb Und Ihre Redaktionsgeschichtliche Zuordnung
Thomas Krüger Geschichtskonzepte im Ezechielbuch
Thomas Kriiger
Geschichtskonzepte im Ezechielbuch
W DE
G_
Walter de Gruyter • Berlin • New York 1989
Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Otto Kaiser 180
Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — pH 7, neutral)
CIP-Titelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Krüger, Thomas: Geschichtskonzepte im Ezechielbuch / Thomas Krüger. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1989 (Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ; 180) Zugl.: München, Univ., Diss., 1986 ISBN 3-11-011473-9 NE: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beiheft
ISSN 0934-2575 © Copyright 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
VORWORT
Die vorliegende Untersuchung wurde im S o m m e r s e m e s t e r von der E v a n g e l i s c h - T h e o l o g i s c h e n
Fakultät der
1986
Universität
München als D i s s e r t a t i o n a n g e n o m m e n . Für den Druck wurde nur geringfügig
sie
überarbeitet.
Viele haben dazu b e i g e t r a g e n , daß diese A r b e i t
Zustande-
kommen konnte. Danken möchte ich an dieser Stelle
zuerst
meinem Lehrer, Prof.Dr. Klaus Baltzer. Er hat die
Fragestel-
lung dieser Studien angeregt und ihr Entstehen mit Interesse und seiner u n e r m ü d l i c h e n
seinem
Gesprächsbereitschaft
begleitet und g e f ö r d e r t . Dankbar bin ich auch für
mancherlei
Kritik und Ermutigung durch andere G e s p r ä c h s p a r t n e r am testamentlichen
Institut in München, für die ich hier
v e r t r e t e n d Prof.Dr. Jörg Jeremias, der
Altstell-
freundlicherweise
auch das Korreferat ü b e r n o m m e n hat, Priv.Doz.Dr.
Rüdiger
B a r t e l m u s und Dr. Helmut U t z s c h n e i d e r nennen m ö c h t e . ge A n r e g u n g e n für die " h e r m e n e u t i s c h e " Reflexion
Wichti-
verdanke
ich Prof.Dr. Eilert Herms. Prof. Dr. Otto Kaiser danke für seine freundliche B e r e i t s c h a f t , der Beihefte zur ZAW
die Arbeit in die
Reihe
aufzunehmen.
Die Beschäftigung mit dem Ezechielbuch und seinen s c h i c h t s k o n z e p t e n wurde mir e r m ö g l i c h t durch ein zur Förderung des w i s s e n s c h a f t l i c h e n
Ge-
Stipendium
N a c h w u c h s e s an den
H o c h s c h u l e n in Bayern. Zur Drucklegung dieser Arbeit die Evang.-Luth.
ich
Kirche in Bayern und meine Eltern
Zuschüsse beigetragen. Das M a n u s k r i p t hat Frau für den Druck ins Reine
haben
durch
ChristaKöpl
geschrieben.
Danken möchte ich s c h l i e ß l i c h - last, but not least meiner Frau, ohne deren geduldige Begleitung chung sicher nicht z u s t a n d e g e k o m m e n I n g o l s t a d t , im Juni
1988
diese
wäre.
Thomas
Krüger
Untersu-
INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG I. ZUR PRÄZISIERUNG DER FRAGESTELLUNG
1 11
1. Die Notwendigkeit einer Klärung des Fragehorizonts der Interpretation
11
2. Zeit
19
2.1. Das Zeitverständnis der "natürlichen Einstellung"
19
2.2. Probleme des Zeitverständnisses der "natürlichen Einstellung" 22 2.3. Konstitutionsstufen der Zeiterfahrung
25
2.4. Die Kommunikation von Zeiterfahrungen in "Stories"
30
3. Geschichte
38
3.1. "Story" und "Geschichte"
38
3.2. Die Sozialität von Geschichte
40
3.3. Die zeitliche Dimension von Geschichte
44
4. Geschichtserfahrung und Gotteserfahrung 4.1. Grundstrukturen der Gotteserfahrung im AT und im AO
50 52
4.1.1. Die Erfahrung des Wirkens der Gottheit in Strukturen der Erfahrungswirklichkeit
52
4.1.2. Die Erfahrung des Wirkens der Gottheit in Ereignissen innerhalb der Erfahrungswirklichkeit
53
4.1.3. Die soziale Dimension der Gotteserfahrung
54
4.1.4. Die geschichtliche Dimension der Gotteserfahrung
55
4.1.5. Polytheismus und Monotheismus
56
4.2. Versuch einer Konstitutionsanalyse der Gotteserfahrung 5. Zusammenfassung
57 60
II. DIE BEZUGNAHME AUF GESCHICHTE IM RAHMEN DER GERICHTSPROPHEZEIUNG: EZ 5,5-17
63
1. Abgrenzung und Struktur des Textes
63
2. Literarkritische Probleme
66
3. Die Strukturierung des Zeitablaufs durch die Geschichtsdarstellung 69 3.1. "Epochen" der Geschichte Jerusalems
69
3.2. Zusammenhänge zwischen den "Epochen" der Geschichte Jerusalems
71
3.3. Zusammenfassung
75
VIII
Inhaltsverzeichnis
4. Der konzeptionelle Rahmen der Geschichtsdarstellung 4.1. Die Perspektive der Geschichtsdarstellung
76 76
4.1.1. Jerusalem, Israel und die Völker
76
4.1.2. Jahwes "Satzungen und Rechte"
80
4.2. Die Regeln des Geschichtsablaufs 4.2.1. Die Korrelation von Tat und Ergehen EXKURS: Das Konzept des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs" 4.2.2. Die Korrelation von göttlichem und menschlichem Handeln EXKURS: Das Konzept des "Bundes" 4.3. Zusammenfassung 5. Der Zusammenhang zwischen Gerichtsprophezeiung (Ez 5,5-17) und Zeichenhandlungen (Ez 4,1-5,4)
86 86 87 96 101 111 113
5.1. Literarische Verbindungen
114
5.2. Zusammenhang und konzeptioneller Hintergrund der Zeichenhandlungen in Ez 4,1-5,4
115
5.2.1. Zur Funktion prophetischer Zeichenhandlungen
115
5.2.2. Die Struktur des Textes
119
5.2.3. Literarkritische Probleme
121
5.2.4. Das Programm der Zeichenhandlungen in Ez 4,1-5,4
127
5.2.5. Zusammenfassung
135
5.3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bezugnahme auf Geschichte in Ez 4,1-5,4 und 5,5-17
137
III. DIE GERICHTSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 16,1-43 UND 23,1-30 1. Abgrenzung und Struktur der Texte
139 139
1.1. Ez 16,1-43
139
1.2. Ez 23,1-30
143
2. Literarkritische Probleme
146
3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Geschichtsdarstellung in Ez 5,5-17 und 16,1-43; 23,1-30
152
3.1. Die Struktur der Geschichtsdarstellung
152
3.2. Strukturgeschichte und Ereignisgeschichte
153
3.2.1. Brüche in der Struktur des Geschichtsablaufs
153
3.2.2. Die Ambivalenz der "Ursprungsgeschichte" Jerusalems
157
3.2.3. Die Ambivalenz der "Erinnerung"
161
3.3. Zusammenfassung 4. Der konzeptionelle Rahmen der Geschichtsdarstellung 4.1. Die Perspektive der Geschichtsdarstellung
163 164 164
Inhaltsverzeichnis 4.1.1. Jerusalem als untreue Ehefrau Jahwes 4.1.2. Stadt-Geschichte und Volks-Geschichte 4.2. Die Regeln des Geschichtsablaufs
IX 164 181 188
4.2.1. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge
188
4.2.2. Göttliches und menschliches Handeln
192
4.3. Zusammenfassung
197
IV. DIE RESTITUTIONSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 20
199
1. Abgrenzung und Struktur des Textes
200
2. Literarkritische Probleme
207
3. Der situative Rahmen des Textes und seine argumentative Frontstellung
214
3.1. Die Erwartung der Fragesteller und ihr konzeptioneller Hintergrund
215
3.2. Die Destruktion "falscher" Heilshoffnungen durch den "Geschichtsentwurf"
220
3.3. Die Begründung einer eigenständigen Restitutionsprognose durch den "Geschichtsentwurf" 3.4. Zusammenfassung 4. Die Rekonstruktion der Vergangenheit Israels 4.1. Die Selektivität und Perspektivität der Geschichtsdarstellung 4.2. Die Strukturierung des Geschichtsablaufs
224 227 228 228 233
4.2.1. Die Periodisierung des Geschichtsablaufs
233
4.2.2. Entwicklungstendenzen im Geschichtsablauf
237
a) Die Entwicklung der Initiative Jahwes in der Geschichte Israels
238
b) Die Entwicklung des Widerspruchs Israels gegen Jahwes Initiative
247
c) Die Entwicklung der Reaktion Jahwes auf Israels "Widerspenstigkeit"
248
4.3. Die "Regeln" des Geschichtsablaufs 4.4. Zusammenfassung 5. Die Prognose der Zukunft Israels 5.1. Die Restitution Israels im Lande (39-44)
249 258 260 260
5.2. Das Gericht in der "Wüste der Völker" (32-38)
266
5.3. Das Verhältnis von 32-38 und 39-44
270
5.4. Zusammenfassung
273
EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen Einordnung von Ez 20
274
X
Inhaltsverzeichnis
V. VERSUCH EINER REDAKTIONSGESCHICHTLICHEN EINORDNUNG DER GESCHICHTSKONZEPTE IM EB
283
1. Ausgangspunkt und Fragestellung der weiteren Untersuchungen
283
2. Methodische und inhaltliche Vorgaben der weiteren Untersuchungen
292
3. Bedeutung und Funktion der rekonstruierten Geschichtskonzepte in der Entstehungsgeschichte des EB - Versuch einer historischen Rekonstruktion
298
3.1. Das vorliegende EB
298
3.2. Das "ältere EB"
306
3.2.1. Das Problem der Fremdvölkerworte
307
3.2.2. Das Problem des "Verfassungsentwurfs"
311
3.2.3. Das Restitutionsprogramm des "älteren EB"
317
a) Die Gola als Boden der Neukonstituierung Israels: 11,14-21
318
b) Die Restitution Jerusalems: 16,44-63
325
c) Die Restitution der Königsherrschaft: 17,22-24
332
3.2.4. "Wächteramt", "Umkehrruf" und "individuelle Vergeltungslehre" a) Der Prophet als "Wächter"
341 345
b) "Umkehr" als Möglichkeit menschlichen Handelns
355
c) Individuum und Kollektiv
382
3.3. Das im "älteren EB" verarbeitete Material als Dokument des Wirkens Ezechiels 3.3.1. Die Gerichtsprophezeiungen
394 398
a) Die Kritik an der Bündnispolitik Zedekias
399
b) Die Generalisierung und Radikalisierung der Gerichtsprophezeiung
407
(1) Die Ausweitung der Gerichtsprophezeiung auf Jerusalem/Israel
407
(2) Die Erweiterung und Vertiefung des Schuldaufweises
411
(3) Die Profilierung des konzeptionellen Rahmens der Gerichtsprophezeiung c) Spannungen in der Gerichtsprophezeiung Ezechiels 3.3.2. Die Restitutionsprophezeiungen a) Die Restitution als "Neuschöpfung" Israels durch Jahwe
416 419 424 426
b) Die Restitution als Resultat der Sorge Jahwes um seinen "Namen" c) "Differenzierende Prophezeiungen" 3.4. Zusammenfassung
441 449 464
Inhaltsverzeichnis
XI
ERTRÄGE UND PERSPEKTIVEN
473
Literaturverzeichnis
489
Anhang: Übersicht über die behandelten Texte des EB und ihre redaktionsgeschichtliche Zuordnung
523
EINLEITUNG
Die gie
Bedeutung
läßt
rungen über
sich
Gerhard
von
"Typologische
"Das A . T . i s t In
des
diesem
ments"
ein
Sinne
davon
Themas
"Geschichte"
illustrieren Rads.
an
einigen
1952/3
Auslegung
stellt
des 1
für
die
atl.
Theolo-
programmatischen
Alten
er
in
seinem
Testaments"
Aufsatz fest:
Geschichtsbuch." geht
er
in
seiner
"Theologie
des
Alten
fundiert
Er weiß s i c h gegründet a u f G e s c h i c h t s t a t s a c h e n und w e i ß
gestaltet
Testa-
aus,
"daß d e r Glaube I s r a e l s g r u n d s ä t z l i c h g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h ist.
Äuße-
und u m g e s t a l t e t von F a k t e n ,
wirksam s a h .
. . . Auch da, wo d i e s e r Bezug a u f g ö t t l i c h e
ten nicht unmittelbar sichtbar i s t ,
sich
i n denen e r d i e Hand Jahwes Geschichtsfak-
w i e z . B. i n e i n i g e n Psalmen,
e r i m p l i c i t doch vorhanden; und da, wo e r w i r k l i c h f e h l t ,
ist
w i e etwa im
Buch H i o b oder im P r e d i g e r Salomo, s t e h t gerade d i e s e s F e h l e n i n engem Zusammenhang m i t den schweren A n f e c h t u n g e n ,
von denen b e i d e Werke
reden." Diese ist on
geschichtstheologische
für und
von
Rad
Kriterium
nicht
nur
Gegenstand
wertender
Norm t h e o l o g i s c h e r
Fundierung
des
historischer
Interpretation,
Rezeption
des
AT
Glaubens
in
der
sie
Israels
Deskripti-
ist
zugleich
Gegenwart:
" D i e l e g i t i m s t e Form t h e o l o g i s c h e n Redens vom A l t e n Testament i s t
3
h a l b immer noch d i e An über
diesem
Ansatz
"Aspekte
sätzlich
Nacherzählung." hält
von
Rad
auch
alttestamentlichen
1964
in
seiner
chen S e l b s t e r w e i s i n d e r
1 2 3 4
Arbeit
Weltverständnisses"
grund-
fest:
"Der Glaube I s r a e l s bezog s i c h immer 4 a u f e i n Geschehen, Der
des-
Bereich
der
einen
göttli-
Geschichte."
Psalmen-
V. Rad, A u s l e g u n g , 278. O e r s . , T h e o l o g i e I, 118. A . a . O . , 134f. D e r s . , A s p e k t e , 311.
und
Weisheitsliteratur
mit
seinen
Einleitung
2
z . T . w e i t s t ä r k e r auf "Natur" als auf " G e s c h i c h t e "
bezogenen
A u s s a g e n wird von ihm nun aber n i c h t mehr wie in der gie" als " i m p l i c i t " g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h vereinnahmt,
sondern
zur G e l t u n g . Dann ist
in d i e s e n
kommt s t ä r k e r in seinem
"TheoloAnsatz
Eigengewicht
aber
"mit dem Hinweis auf die Geschichtsbezogenheit ... das Weltverständnis des alttestamentlichen Israel noch lange nicht erschöpfend bestimmt. Der große Sektor all jener Aussagen über den Bereich, den wir 'Natur' nennen, ist damit noch nicht zur Sprache gekommen. Sehe ich recht, so sind wir heute in der Gefahr, die theologischen Probleme des Alten Testaments zu einseitig im Bereich des Geschichtstheologi5 sehen zu sehen." Damit ist im G r u n d e die Frage nach dem S t e l l e n w e r t "Geschichte" gleich
im R a h m e n atl. T h e o l o g i e neu g e s t e l l t - und
(in e i n e r n i c h t u n p r o b l e m a t i s c h e n
P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s "Schö gpfungstheologie" gie"
von
von " G e s c h i c h t s t h e o l o g i e "
im " G e s a m t h o r i z o n t
zugespitzt: Bleibt
Engführung)
t o r " des " a l t t e s t a m e n t l i c h e n
Theolo-
auch als
Weltverständnisses"
der B e d e u t u n g
von " G e s c h i c h t e "
l o g i s c h e r R e z e p t i o n des Die neuere D i s k u s s i o n
Dimension
kristallisiert
Problem
zur F r a g e
nach
im R a h m e n g e g e n w ä r t i g e r
theo-
AT? dieses Fragenbereichs
muß hier
e r n e u t r e f e r i e r t w e r d e n ^ ; es g e n ü g t , drei z e n t r a l e kreise zu s k i z z i e r e n ,
nicht
Problem-
die sich in d i e s e r D i s k u s s i o n
heraus-
haben:
(1) Hier ist z u n ä c h s t die von G e r h a r d von Rad b e r e i t s gesprochene
Frage nach dem V e r h ä l t n i s
ker " g e s c h i c h t s o r i e n t i e r t e r " t u r - " bzw.
"Sek-
fundierend
für den G l a u b e n I s r a e l s ? Und wie v e r h ä l t sich d i e s e s in s e i n e r h i s t o r i s c h - d e s k r i p t i v e n
das
und
biblischer
"Geschichtstheologie"
zu-
auf
und t e n d e n z i e l l
"schöpfungsorientierter"
nen, die das P a u s c h a l u r t e i l
von t e n d e n z i e l l stärker
"na-
L i t e r a t u r im AT zu
"Das A.T. ist ein
an-
stärnen-
Geschichtsbuch"
5 Ebd. 6 V g l . den p r o g r a m m a t i s c h e n U n t e r t i t e l von S c h m i d , S c h ö p f u n g : " ' S c h ö p fungstheologie' als G e s a m t h o r i z o n t biblischer Theologie." 7 V g l . z. B. R e v e n t l o w , H a u p t p r o b l e m e , 6 5 f f ; H a y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 239ff. , 260ff; Hasel, Issues, 34ff; Lemke, Revelation.
3
Einleitung problematisch
e r s c h e i n e n l ä ß t . Sie s t e l l t sich auf der
Ebene
des K a n o n s als Frage nach dem V e r h ä l t n i s der atl. " G e s c h i c h t s zur W e i s h e i t s l i t e r a t u r
w e r k e " und P r o p h e t e n b ü c h e r T e i l der P s a l m e n - kurz:
"Where Is W i s d o m to Be
D a b e i ist g r u n d s ä t z l i c h z w i s c h e n der
und
einem g
Placed?"
historisch-religionsge-
s c h i c h t l i c h e n D i m e n s i o n d i e s e s P r o b l e m s und s e i n e r B e d e u t u n g für die g e g g e n w ä r t i g e t h e o l o g i s c h e R e z e p t i o n des AT zu u n t e r scheiden.
Dies gilt a u c h , w e n n mit der Frage
nach dem
h ä l t n i s von " G e s c h i c h t e " und " W e i s h e i t " h i n t e r K a n o n s z u r ü c k g e g a n g e n w i r d , was u n u m g ä n g l i c h
Ver-
die Ebene
erscheint
des
auf-
g r u n d der E i n s i c h t , daß s o w o h l e i n e r s e i t s die " G e s c h i c h t s 10 11 werke" und P r o p h e t e n b ü c h e r des AT a u s g e p r ä g t e " w e i s h e i t l i c h e " E l e m e n t e e n t h a l t e n , als auch a n d e r e r s e i t s " G e s c h i c h te" d u r c h a u s ein m ö g l i c h e s T h e m a der W e i s h e i t s l i t e r a t u r d a r 12 D a b e i z e i g t sich dann auch, daß " G e s c h i c h t e "
stellt.
"Natur" nur zwei " A s p e k t e a l t t e s t a m e n t l i c h e n
und
Weltverständnis-
ses" s i n d , d e n e n etwa die B e r e i c h e des K u l t s und der
Mytholo-
gie, des R e c h t s und der P o l i t i k als w e i t e r e " A s p e k t e " , die d u r c h a u s e i g e n e s G e w i c h t h a b e n , zur S e i t e zu s t e l l e n w ä 13 ren.
Und s e l b s t i n n e r h a l b
von T e x t e n , die " G e s c h i c h t e "
T h e m a h a b e n , ist n i c h t nur von " G e s c h i c h t s t a t s a c h e n " Rede,
"in d e n e n
... die Hand J a h w e s w i r k s a m "
ist
s o n d e r n s t e h t n e b e n dem " H a n d e l n " G o t t e s in der sein G e s c h i c h t e d e u t e n d e s einer
(von
zum
die Rad),
Geschichte
"Reden" als 14 k o n s t i t u t i v e s M o m e n t D i e s e H i n w e i s e , die
"RevClation Through History."
u n s c h w e r e r g ä n z t und d i f f e r e n z i e r t w e r d e n daß " G e s c h i c h t s e r f a h r u n g " n u r lichkeitserfahrung Bedeutung
könnten,
zeigen,
ein Teil bzw. M o m e n t der
"des" a l t e n I s r a e l d a r s t e l l t ,
für den " G l a u b e n I s r a e l s " wie für die
Wirk-
nach d e s s e n gegenwärtige
8 Priest, Wisdom. 9 Als e x e m p l a r i s c h e t h e o l o g i s c h e S t e l l u n g n a h m e n zur Bedeutung "der" a t l . W e i s h e i t s l i t e r a t u r vgl. P r e u s s , E r w ä g u n g e n ( n e g a t i v ) und B r u e g g e m a n n , Man (positiv). 10 V g l . z. B. R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 1 1 6 f . l 3 3 . 11 V g l . nur e x e m p l a r i s c h W o l f f , Arnos1 g e i s t i g e H e i m a t . 12 V g l . n u r aus dem " a p o k r y p h e n " B e r e i c h Sir 4 4 f f ; W e i s h l O f f . 13 V g l . z. B. R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 80 ff; O e m i n g , T h e o l o g i e n , 155. 14 V g l . B a r r , R e v e l a t i o n ; zur V i e l f a l t der K o n z e p t i o n e n v o n " O f f e n b a r u n g " im AT s. K n i e r i m , O f f e n b a r u n g .
Einleitung
4
t h e o l o g i s c h e R e z e p t i o n des AT zu f r a g e n
ist.
(2) A u f g r u n d der u n ü b e r s e h b a r e n " t e n s i o n b e t w e e n the h i s t o ry of I s r a e l as r e p o r t e d in the Old T e s t a m e n t and the h i s t o ry of I s r a e l as r e c o n s t r u c t e d t h r o u g h h i s t o r i c a l - c r i t i c a l 15 scholarship"
muß das V e r h ä l t n i s von
s c h i c h t e " und
("interpretierender")
nis" und " D e u t u n g " ,
("faktischer")
"Überlieferung",
" s t o r y " und " h i s t o r y " zu e i n e m
Problem religionsgeschichtlicher scher Interpretation
wie i n s b e s o n d e r e
"Ge"Ereig-
zentralen theologi-
des AT w e r d e n . S o l l d i e s e i h r e n
Aus-
g a n g s p u n k t bei der h i s t o r i s c h - k r i t i s c h16 r e k o n s t r u i e r t e n sächlichen" Geschichte Israels nehmen ? Oder soll sie "geschichtliche(n)
"tatden
C h a r a k t e r der O f f e n b a r u n g "
(!) P r o z e ß der T r a d i t i o n s b i l d u n g
p r i m ä r "als 17 greifbar" machen - der
dann freilich seinerseits
"is h i s t o r i c a l and t h e r e f o r e very 18 much open to the h i s t o r i c a l - c r i t i c a l d i s c i p l i n e s " ? M.a.W.: Liegt einer gegenwärtig
zu v e r a n t w o r t e n d e n
theologischen
R e z e p t i o n des AT d i e s19 e s als "a h i s t o r y book" oder als
"a
story b o o k " z u g r u n d e
mit
? Auch und g e r a d e w e n n man aber
von Rad d a r a n f e s t h a l t e n w i l l , daß "(a)uch das sche' B i l d " der G e s c h i c h t e I s r a e l s w e i t von u n s e r e m Fingern gesogen
(ist)"
sächlicher" Geschichte tionsbildung
"(und zwar auch da, wo es
historisch-kritischen
in der r e a l e n G e s c h i c h t20 e
(gründet)
und
Bild a b w e i c h t ! )
(...)
(...) n i c h t aus
den
, w i r d n e b e n dem G e g e n ü b e r
von
"tat-
I s r a e l s und G e s c h i c h t e der atl.
der g e s c h i c h t l i c h e
Überlieferungsprozesses
'kerygmati-
im
Tradi-
P r o z e ß der K o n s t i t u t i o n
P r o z e ß der " r e a l e n "
des
Geschichte
zu einem w e i t e r e n P r o b l e m t h e o l o g i s c h e r wie h i s t o r i s c h e r terpretation digt w e r d e n
des AT, das nicht e i n f a c h mit dem H i n w e i s kann,
"daß I s r a e l mit s e i n e n A u s s a g e n aus
einer
T i e f e n s c h i c h t g e s c h i c h t l i c h e n E r l e b e n s kommt, die für die 21 storisch-kritsche Betrachtungsweise unerreichbar ist."
15 16 17 18 19 20 21
H a y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 243. So v . a . H e s s e , E r f o r s c h u n g ; K e r y g m a ; vgl. O e m i n g , T h e o l o g i e n , G e s e , T r a d i t i o n , 91; vgl. O e m i n g , T h e o l o g i e n , 1 0 4 f f . Thompson, Historicity, 329. Vgl. Barr, Story. V. R a d , T h e o l o g i e I, 120. Ebd.
In-
erlehi-
155ff.
Einleitung
(3) S o w o h l e i n e h i s t o r i s c h e
5
Rekonstruktion
des
Sachgehalts
a t l . T e x t e als auch d e r V e r s u c h , ihre G e l t u n g s - und heitsansprüche
Wahr-
- in der h i s t o r i s c h e n S i t u a t i o n i h r e r
s t e h u n g w i e auch in i h r e r bis in die G e g e n w a r t Rezeptionsgeschichte
Ent-
reichenden
- k r i t i s c h zu p r ü f e n , s t e h e n
aufgrund
der "vast d i f f e r e n c e b e t w e e n o u r s e l v e s and the B i b l e
concer-
ning c o s m o l o g y
and so c o n c e r n i n g the c o n c r e t e c h a r a c t e r of 22 t h e d i v i n e a c t i v i t y in h i s t o r y " vor dem e l e m e n t a r e n P r o b l e m , daß " ( w ) h e n we say
'God a c t s ' , we m e a n s o m e t h i n g
different
c o s m o l o g i c a l l y t h a n t h e w i r t e r s of JED and P, or even t h a n 23 Calvin, did."
D a r a u s e r w ä c h s t die F o r d e r u n g
g i c a l o n t o l o g y t h a t w i l l put i n t e l l i g i b l e
nach "a t h e o l o -
and c r e d i b l e
mean-
ings into our a n a l o g i c a l c a t e g o r i e s of d i v i n e d e e d s and of divine self-manifestations an o n t o l o g i c a l
through events.
... w i t h o u t
basis t h e l a n g u a g e of b i b l i c a l t h e o l o g y
such is
n e i t h e r u n i v o c a l nor a n a l o g i c a l but e q u i v o c a l , and24 so it Nicht
r e m a i n s e m p t y , a b s t r a c t , and s e l f - c o n t r a d i c t o r y . " erst
"a c o n t e m p o r a r y
understanding
of a n c i e n t
scriptures",
s c h o n der V e r s u c h e i n e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n i h r e s G e h a l t s " d e p e n d s ... on a c a r e f u l a n a l y s i s of our p r e s e n t p r e s u p p o s i t i o n s . " 25 Nur so k ö n n e n die " k o s m o l o g i s c h e n " bzw. "ontologischen" - allgemein: "metaphysischen" oder"metahisto26 rischen"
- Rahmenkonzepte,
die atl. A u s s a g e n über
"Ge-
s c h i c h t e " ü b e r h a u p t e r s t v e r s t ä n d l i c h m a c h e n , in i h r e n m e i n s a m k e i t e n m i t und U n t e r s c h i e d e n zu e n t s p r e c h e n d e n t e n des E x e g e t e n e r f a ß t
GeKonzep-
werden.
22 G i l k e y , C o s m o l o g y , 196; v g l . a u c h K i n g , A m b i g u i t i e s ; B l a i k i e , Christianity. 23 G i l k e y , a . a . O . , 2 0 4 . 24 A . a . O . , 2 0 3 . 25 A . a . O . , 2 0 5 . 26 Z u m h i e r v o r a u s g e s e t z t e n " M e t a p h y s i k " ~ B e g r i f f s. z . B . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 4 1 f f ; zur K r i t i k e i n e r g e w i s s e n " a n t i - m e t a f y s i s c h e t e n d e n s in de h u i d i g e t h e o l o g i s c h e o n t w i k k e l i n g " v g l . e t w a K u i t e r t , R e a l i t e i t . K o c h , P r o f e t e n I, 84 (u.ö.) b e v o r z u g t zur B e z e i c h n u n g d e r von a t l . , i n s o n d e r h e i t p r o p h e t i s c h e n A u s s a g e n ü b e r " G e s c h i c h t e " v o r a u s g e s e t z t e n "ontologische(n) Struktur" den Ausdruck " H e t a h i s t o r i e " , der die k o n s t i t u t i v e B e z o g e n h e i t der e n t s p r e c h e n d e n R a h m e n k o n z e p t e auf die m i t i h r e r H i l f e e r f a ß t e " G e s c h i c h t e " u n t e r s t r e i c h e n soll: "Gemeint ist keine zeitlose G e s c h i c h t s j e n s e i t i g k e i t , sondern e i n e T h e o r i e ü b e r den Z u s a m m e n h a n g a l l e s W i r k l i c h e n a l s e i n e s
Einleitung
6
Die E i n s i c h t , daß die D i f f e r e n z e n Interpretation geschichtlicher in atl. T e x t e n , a n d e r e r s e i t s
zwischen
Erfahrung
P r o z e s s e , wie sie
und
einerseits
in nach den M a ß s t ä b e n
histo-
risch-kritischer Wissenschaft
verfahrenden gegenwärtigen
k o n s t r u k t i o n e n der G e s c h i c h t e
I s r a e l s und s e i n e r
zum A u s d r u c k
kommen
(2), auf u n t e r s c h i e d l i c h e
s c h e " bzw. " m e t a h i s t o r i s c h e " fahrung
zurückgehen
T h e s e zu b e s t ä t i g e n ,
Rahmenkonzepte
Re-
Traditionen
"metaphysi-
der
Geschichtser-
(3), s c h e i n t auf den e r s t e n B l i c k
die
daß die im R a h m e n des AT v.a. im
Be-
r e i c h der " W e i s h e i t " e n t w i c k e l t e
"'Schöpfungstheologie1
als
G e s a m t h o r i z o n t b i b l i s c h e r T h e o l o g i e " zu f u n g i e r e n h a b e . 27 (H.H. Schmid) (1). Eine in d i e s e m H o r i z o n t k o n z i p i e r t e T h e o l o g i e des AT m ü ß t e j e d o c h e n t w e d e r den U n t e r s c h i e d schen F o r m e n und R a h m e n k o n z e p t i o n e n Geschichtserfahrung
atl. und
(und W i k l i c h k e i t s e r f a h r u n g
z u g u n s t e n atl. T e x t e oder e i n e r g e g e n w ä r t i g scheinenden Wirklichkeitsauffassung sie m ü ß t e s e l b s t eine so a b s t r a k t e zeption entwickeln, gegenwärtigem
überhaupt)
vertretbar
vernachlässigen, "metaphysische"
daß die D i f f e r e n z e n
Wirklichkeitsbewußtsein
zwi-
gegenwärtiger er-
oder
Rahmenkon-
z w i s c h e n atl.
und
als a k z i d e n z i e l l e
Un-
t e r s c h i e d e z w i s c h e n in i h r e r S u b s t a n z ü b e r e i n s t i m m e n d e n K o n 28 zepten begriffen werden können. Die e r s t g e n a n n t e M ö g l i c h keit f ü h r t d a z u , daß e n t w e d e r die g e g e n w ä r t i g e
Vertretbarkeit
o d e r die h i s t o r i s c h e A d ä q u a n z der I n t e r p r e t a t i o n
und
t i o n atl. T e x t e v e r l o r e n g e h t , w ä h r e n d die z w e i t e
M ö g l i 29 chkeit
G e f a h r l ä u f t , s o w o h l d i e s e als a u c h j e n e zu
verfehlen.
D i e s e n G e f a h r e n kann eine atl. T h e o l o g i e nur
entgehen,
w e n n sie die R a h m e n k o n z e p t e atl. wie g e g e n w ä r t i g e r keitserfahrung
Rezep-
als in i h r e r s p e z i f i s c h e n A u s p r ä g u n g
Wirklichdurch
u m f a s s e n d e n , a b e r k o m p l e x e n P r o z e s s e s ..." ( e b d . ) . In d i e s e m S i n n e ist h i e r und im f o l g e n d e n a u c h d e r B e g r i f f " M e t a p h y s i k " zu verstehen. 27 V g l . zu d i e s e r K o n z e p t i o n O e m i n g , T h e o l o g i e n , 9 5 f f . 28 A l s d e r a r t i g e R a h m e n k o n z e p t i o n f u n g i e r t im " B e t h e l e r M o d e l l " von H. H. S c h m i d , U. Luck und D. L ü h r m a n n das " W e l t o r d n u n g s d e n k e n " als "anthropologisches Apriori" (Oeming, a.a.O., 95). 29 H i e r l i e g t die S c h w ä c h e des " B e t h e l e r M o d e l l s " ; vgl. die K r i t i k von Crüsemann, G e r e c h t i g k e i t ; Halbe, W e l t o r d n u n g s d e n k e n und Oeming, Theologien, lOOf.
Einleitung bestimmte
geschichtliche
begreiflich
machen
Rahmenkonzeption theologische" Erfahrungen ses
der
kann.
keine
sein
kann,
(nämlich
als
fungstheologie einvon
und
als
"Metaphysik"
Sofern
so
und
t,
empirische
hat
und
sie
Gegenstand gendes
enthalten
daß
die
werden,
zusammen
eigene
"schöpfungs-
geschichtliche
Erfahrung
des
Prozes-
Rahmenkonzeptionen
muß.
D.h.
einer
stellt
dieser
der
"Geschichte"
biblischer
sondern mit
bedingt
ihre
oder
Spezialproblem
konzipierte
Aussagen
Inetahistorische" Umstände
konkrete
Gesamthorizont
und
aber,
mit-)
"'Schöp-
Theologie" als
selbst
Korrelat
diesen
"Ge-
dar.
eine
kategoriale
sondern
"metaphysischer"
untergeordnet
samthorizont"
bedeutet
"metaphysische"
theologisches 1
(zumindest:
insbesondere:
Veränderung
nicht
Das
rein
Wirklichkeitserfahrung) kann
Umstände
7
bzw.
atl.
Rahmenkonzepte
Aussagen
Prozesse
selbst gerecht
den
(über
ihrer
biblische)
der
die
Theologie
("metaphysische"/
Wirklichkeitserfahrung)
Erfahrung
geschichtlicher
Veränderung)
Status
werden,
(oder
Aussagensysteme
einer
aufeinander bezieh30 Theorie . W i l l s i e ihrem
muß d i e s e
Theorie
mindestens
fol-
leisten :
(1) S i e muß d i e Wechselwirkung zwischen konkreten E r f a h r u n g e n und i h r e n Rahmenkonzepten im Rahmen der " F r a g e , wie d i e V e r m i t t l u n g von S u b j e k t und Objekten s i c h k o n s t i t u i e r e , und wie d i e j e h i s t o r i s c h konkrete Weise dieser Vermittlung zugleich die Möglichkeit i n t e r s u b j e k t i v e r Verständi31 gung und Wechselwirkung begründe" r e k o n s t r u i e r e n ; d . h . s i e muß e i n e 32 T h e o r i e der E r f a h r u n g b e i n h a l t e n . (2) S o f e r n i h r Gegenstand d i e Veränderung von E r f a h r u n g s w e i s e n - nämlich d i e Veränderung k o n k r e t e r E r f a h r u n g e n , i h r e r Rahmenkonzepte und deren Wechselwirkung - i n einem g e s c h i c h t l i c h e n Prozeß i s t , muß s i e e i n e Theor i e der G e s c h i c h t e
beinhalten.
(3) Da i n den Rahmenkonzepten z a h l r e i c h e r a t l . Texte wie auch i n den von d i e s e n Texten b e r i c h t e t e n E r f a h r u n g e n Gott e i n e z e n t r a l e und k o n s t i t u t i ve R o l l e s p i e l t , muß s i e s c h l i e ß l i c h auch d i e Dimension e i n e r t h e o l o g i schen T h e o r i e a u f w e i s e n . 30 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 4 2 f . 31 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 239. 32 V g l . a . a . O . , 2 1 4 f f .
Einleitung
8
Zu d i e s e r k o m p l e x e n T h e o r i e soll die v o r l i e g e n d e
Arbeit
e i n e n k l e i n e n B a u s t e i n b e i s t e u e r n : eine U n t e r s u c h u n g Veränderung
von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g e n
und i h r e n
t e n , wie sie sich in T e x t e n des E z e c h i e l b u c h e s geschlagen
der
Rahmenkonzep(=EB)
nieder-
hat.
Die Wahl des EB als Textbasis der Untersuchung ist v.a. dadurch motiviert, daß dieses Buch mehrere "Geschichtsentwürfe" ("einschlägig" sind die Kap. 16; 20 und 23) enthält, die auf der einen Seite breit genug ausgeführt sind, um Phänomene wie Auswahl, Gewichtung, Periodisierung des erfaßten Geschehens und dgl. erkennen zu lassen, auf der anderen Seite aber auch in ihrem Umfang begrenzt genug sind, um für die exegetische Analyse überschaubar zu bleiben. Hinzu kommt, daß - wie ein Blick auf Kap. 20 im Vergleich zu Kap. 16 unschwer erkennen läßt - diese "Geschichtsentwürfe" sich nicht nur im Hinblick auf die in ihnen verarbeiteten Erfahrungen, sondern auch hinsichtlich ihres konzeptionellen Rahmens z.T. erheblich unterscheiden, so daß die Annahme einer konzeptionellen Entwicklung naheliegt. Auch von seiner Entstehungszeit her bietet sich das EB für eine exemplarische Untersuchung des skizzierten Themas an, gehört doch die Zeit des babylonischen Exils zu den vergleichsweise gut rekonstruierbaren Epochen der Geschichte Israels, was gerade auch eine kritische Infragestellung des vom vorliegenden EB mit seinen Datierungen in Anspruch genommenen zeitlichen Rahmens erleichtert. Überdies spielt in der zu einer "Spätdatierung" neigenden Richtung 33 die "Epoche der ausgehenden Königszeit und
gegenwärtiger atl. Exegese
33 D i e m i t d i e s e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n v e r b u n d e n e n s y s t e m a t i s c h t h e o l o g i s c h e n I n t e r e s s e n w e r d e n b e s o n d e r s bei H . H . S c h m i d d e u t l i c h : M i t d e m N a c h w e i s , "daß d a s g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h e D e n k e n d e s A l t e n T e s t a m e n t s ü b e r h a u p t als r e l a t i v e r S p ä t l i n g in d e r R e l i g i o n s - und Theologiegeschichte Israels anzusehen ist" (Schmid, Jahwist, 175), s o l l z u g l e i c h g e z e i g t w e r d e n , daß " ( d ) e r b i b l i s c h e G l a u b e " " s e i n e n O r t u n d s e i n e n G e g e n s t a n d in der d e m M e n s c h e n a l s M e n s c h e n e i g e n e n M e l t e r f a h r u n g und den m i t i h r v e r k n ü p f t e n , a l l g e m e i n - m e n s c h l i c h e n (im F a l l e I s r a e l s als ' n a t i o n a l r e l i g i ö s ' zu b e s c h r e i b e n d e n ) V o r F o r m e n von ' G l a u b e n ' h a t , und " ' O f f e n b a r u n g ' " " s i c h da ( e r e i g n e t ) , wo s i c h a n g e s i c h t s d e r E r f a h r u n g der B r ü c h i g k e i t s o l c h e r zu e n g e r V e r m e n g u n g von G o t t u n d W e l t G l a u b e n s - u n d V e r s t e h e n s f o r m e n e r ö f f n e n , w e l c h e die E r f a h r u n g w e d e r v e r l e u g n e n n o c h zum a l l e i n i g e n K r i t e r i u m d e r W i r k l i c h k e i t m a c h e n ..." ( a . a . O . , 1 8 2 f ) . " D a r i n l i e g t die t h e o l o gisch fundamentale Bedeutsamkeit der Spätdatierung des sogenannten J a h w i s t e n " (zum P r o b l e m v g l . e t w a K ö c k e r t , S u c h e ) z u r B e g r ü n d u n g
Einleitung des beginnenden E x i l s " "religiöse(n)
34
9
e i n e besondere R o l l e , s o f e r n s i e a l s Z e i t e i n e r 35 36 und " K r i s e der G e s c h i c h t e " für Israel
Katastrophe"
" A n l a ß " gegeben habe, " G e s c h i c h t e a l s s o l c h e und i n i h r e r 37 Relevanz zu erkennen"
,
theologischen
u. d . h . l e t z t l i c h den Boden d a r s t e l l e n
soll,
a u f dem d i e großen " G e s c h i c h t s w e r k e " der a t l . L i t e r a t u r gewachsen s i n d . Damit d ü r f t e n i c h t nur e i n t r a d i t i o n s - und
konzeptionsgeschichtlicher
V e r g l e i c h der Texte des EB mit d i e s e n " G e s c h i c h t s w e r k e n " a l s
historisch
l e g i t i m einigermaßen k o n s e n s f ä h i g s e i n ; ebenso e r g i b t s i c h auch umgek e h r t d i e M ö g l i c h k e i t , d i e These, e s s e i gerade d i e E r f a h r u n g gewesen, "daß s i c h Jahwes H e i l s w i l l e an der gegenwärtigen G e s c h i c h t e n i c h t (mehr) 38 ausweisen l i e ß "
, d i e zu einem v e r s t ä r k t e n Rekurs a u f " G e s c h i c h t e "
genö-
t i g t habe, am EB zu ü b e r p r ü f e n . S c h l i e ß l i c h - und n i c h t z u l e t z t - hat e i n e Untersuchung des EB den V o r t e i l , a u f b r e i t e e x e g e t i s c h e V o r a r b e i t e n z u r ü c k g r e i f e n zu können, unter denen der imposante Kommentar Waither Z i m m e r i i s e i n e herausragende S t e l l u n g einnimmt. Die
Problemstellung
exegetischen einzusetzen ten
-
auch
Analyse
dieser
Arbeit
einzelner
(II.-IV).
Erst
im H o r i z o n t
der
legt
es
nahe,
mit
"Geschichtsentwürfe"
wenn i h r e großen
der
im
konzeptionellen
EB
Eigenar-
"Traditionsströmungen"
des
39 AT
-
schen
herausgearbeitet Rekonstruktion
zesses Auch
der
nicht rie,
34 35 36 37 38 39
auf
darauf zu
der
sind,
kann
Schwergewicht
im
der
EB
verzichtet einen
werden,
Beitrag
Versuch
den
einer
unternommen Gebiet
werden
Pro(V.).
Untersuchungen liegt,
Gesamthorizont
liefern
histori-
(und W i r k u n g s - ! )
folgenden
historisch-exegetischem sie
der
Entstehungs-
Geschichtskonzepte
wenn d a s
demnach
des
sollen,
im
kann der
doch Theo-
Vorgriff
dieser systematisch-theologischen Thesen Schmids - unbeschadet ihrer m ö g l i c h e n W a h r h e i t - kaum e t w a s a u s z u t r a g e n v e r m a g , s o l l t e n a c h den in d i e s e r A r b e i t s k i z z i e r t e n Ü b e r l e g u n g e n d e u t l i c h w e r d e n : M i t der F r a g e n a c h d e r D a t i e r u n g des " J a h w i s t e n " s t e h t n ä m l i c h n i c h t zur D e b a t t e , ob " G l a u b e " und " O f f e n b a r u n g " e t w a s m i t " W e l t e r f a h r u n g " zu t u n h a b e n , s o n d e r n a i t w e l c h e n k o n k r e t e n E r f a h r u n g e n sie es im F a l l e des " J a h w i s t e n " zu t u n h a b e n (vgl. K ö c k e r t , S u c h e , 5 4 f f ) . S c h m i d , J a h w i s t , 177. Ebd. A . a . O . , 182. Ebd. Ebd. Vgl. Steck, Strömungen.
Einleitung
10 wenigstens
a n s a t z w e i s e als F r a g e - H o r i z o n t zu
(I.). Dies kann n i c h t nur zu e i n e r s t ä r k e r e n und F a l s i f i z i e r b a r k e i t
explizieren Kritisierbarkeit
der e x e g e t i s c h e n A n a l y s e n
beitragen;
es m a c h t es auch - "da F r a g e n in g e w i s s e r W e i s e die 40 ten b e s t i m m e n "
- im G r u n d e erst m ö g l i c h , a b s c h l i e ß e n d
Ertrag der U n t e r s u c h u n g te P e r s p e k t i v e n
Antwor-
zu
und m ö g l i c h e r w e i s e
d u r c h sie
eröffne-
formulieren.
40 R. B u l t m a n n in e i n e m B r i e f an E. F o e r s t e r
von W . S c h m i t h a l s (hier: 7 1 ) .
(Brief)
den
veröffentlichten
I. ZUR PRÄZISIERUNG OER FRAGESTELLUNG
1. Die N o t w e n d i g k e i t
e i n e r K l ä r u n g des F r a g e h o r i z o n t s
der
Interpretation Die e i n l e i t e n d e n B e m e r k u n g e n
zur B e d e u t u n g
s c h i c h t e " für die atl. T h e o l o g i e
des T h e m a s
konnten z u n ä c h s t den
druck e r w e c k e n , es sei s e l b s t v e r s t ä n d l i c h
klar, was hier
" G e s c h i c h t e " g e m e i n t sei. Der im A n s c h l u ß an L . G i l k e y z i e r t e H i n w e i s auf die u n t e r s c h i e d l i c h e n bzw. " m e t a h i s t o r i s c h e n " A u s s a g e n über
Rahmenkonzepte
n i c h t der F a l l ist, w e s h a l b suppositions"
1
"metaphysischen"
atl. und
gegenwärtiger dies
die Frage nach der E i g e n a r t
"a c a r e f u l a n a l y s i s of our p r e s e n t
atl.
pre-
voraussetzt.
Die N o t w e n d i g k e i t der I n t e r p r e t a t i o n ,
2
einer solchen Klärung
der
"Vorgaben"
die schon ihre F r a g e s t e l l u n g
w i r d noch u n t e r s t r i c h e n ,
bestimmen,
w e n n man sich b e w u ß t m a c h t , daß
neuzeitliche Geschichtsbegriff, lektivsingular"
mit
skiz-
" G e s c h i c h t e " m a c h t e j e d o c h d e u t l i c h , daß
Geschichtskonzepte
"Ge-
Ein-
in dem " G e s c h i c h t e " als
zu e i n e r "Art t r a n s z e n d e n t a l e r
der "Kol-
Kategorie"
1 Gilkey, Cosmology, 205. 2 Der H i n w e i s a u f " V o r g a b e n " der I n t e r p r e t a t i o n i s t n i c h t in dem S i n n e m i ß z u v e r s t e h e n , als solle durch ein " V o r v e r s t ä n d n i s " = " V o r e n t s c h e i d u n g " = " V o r u r t e i l " im v o r h i n e i n ü b e r den G e h a l t d e r T e x t e e n t s c h i e d e n w e r d e n (vgl. die P o l e m i k von N y g r e n , S i n n , 2 3 3 f f ) . V i e l m e h r g e h t es um e i n e K l ä r u n g d e s s e n , w a s N y g r e n , a . a . O . , 3 9 5 f f die " G r u n d v o r a u s s e t z u n g e n " d e s H i s t o r i k e r s n e n n t : "Er s e l b s t l e b t in e i n e r b e s t i m m t e n Z e i t u n d ist von i h r e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n V o r a u s s e t z u n g e n b e h e r r s c h t ... D e r G e g e n s t a n d s e i n e r U n t e r s u c h u n g g e h ö r t a b e r e i n e r a n d e r e n Z e i t an u n d ist von a n d e r e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n V o r a u s s e t zungen b e h e r r s c h t " (a.a.O., 397). Auf eben diesen Sechverhalt weist aber Gadamer (Wahrheit) zunächst mit den Sichworten "Vorstruktur", " V o r m e i n u n g " , " V o r u r t e i l " usw. hin (vgl. T ü r k , W a h r h e i t , 1 3 4 f f ) . Zu den " h e r m e n e u t i s c h " zu r e f l e k t i e r e n d e n V o r g a b e n d e r I n t e r p r e t a t i on g e h ö r t n a t ü r l i c h p r i n z i p i e l l der g e s a m t e " L e b e n s z u s a m m e n h a n g d e s E x e g e t e n " ( D i e b n e r , O f f e n b a r u n g s - A r c h i o l o g i e , 46; v g l . G o l l w i t z e r , B e f r e i u n g , 38 ff), der h i e r j e d o c h eus R a u m g r ü n d e n n i c h t v e r h a n d e l t werden kann.
12
Zur P r ä z i s i e r u n g
w i r d und als " W e l t g e s c h i c h t e " geschichtliche
der unter
Fragestellung " V e r z i c h t auf eine
I n s t a n z " vom M e n s c h e n e r k e n n e n d und
handelnd
3
erst hervorzubringen Begriffsgeschichte
ist
vorneuzeitliche
, R e s u l t a t e i n e s U m b r u c h s in der
von " G e s c h i c h t e " im 18. Jh. ist.
kann eine U n t e r s u c h u n g
von G e s c h i c h t s k o n z e p t e n ,
Begriffe
außer-
Deshalb
die
"auch
von G e s c h i c h t e e r f a s s e n w i l l ,
n i c h t den n e u z e i t l i c h e n G e s c h i c h t s b e g r i f f
unbefragt
...
zugrunde
legen."4 Eine s o l c h e U n t e r s u c h u n g
kann aber im Falle des EB - wie
des AT i n s g e s a m t - auch n i c h t b e g r i f f s g e s c h i c h t l i c h ren, denn "(f)ür den d e u t s c h e n B e g r i f f G e s c h i c h t e S p r a c h e n des A l t e r t u m s
keine E n t s p r e c h u n g ;
die
hin m i t Z e i t , S c h i c k s a l , Weg, W o r t u.ä. ü b e r s e t z t
"einschlägige(.) also
Konzeptionen"
"(n)ichtsdestoweniger
turen relativ
früh
die
g e m5e i n -
werden."
K. Kochs b e s a g t f r e i l i c h auch s c h o n ,
t r o t z des F e h l e n s e i n e s Ä q u i v a l e n t s
daß
für " G e s c h i c h t e " im AO
von G e s c h i c h t e
vorliegen,
(...) M e n s c h e n in d i e s e n
(beginnen),
die
einschlägigen
Konzeptionen werden durch Ausdrücke wiedergegeben, Diese Feststellung
verfah-
bieten
sich g e s c h i c h t l i c h
zu
daß
Hochkulverste-
g hen"
. Dies ist in der Tat V o r a u s s e t z u n g
ge nach G e s c h i c h t s k o n z e p t e n setzt jedoch seinerseits "Geschichte" Texten a l s
FraEs
v o r a u s , daß es m ö g l i c h ist, den mit
bezeichneten Sachverhalt
zu e x p l i z i e r e n ,
d a f ü r , daß die
im EB ü b e r h a u p t s i n n v o l l ist.
daß "die e i n s c h l ä g i g e n
s o w e i t zu k l ä r e n Konzeptionen"
K o n z e p t i o n e n von " G e s c h i c h t e "
und
in den
identifiziert
werden können . Probleme einer zu wenig reflektierten Eintragung spezifisch neuzeitlicher Fragestellungen in die Interpretation atl. Texte zeigen sich z.B. in G. Savocas Untersuchung der "teologia della storia" Ezechiels: Savoca 3 Koselleck, Verfügbarkeit, 318f; vgl. Ders., Art. Geschichte. 4 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 10. 5 K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 570; v g l . die s e m a n t i s c h e n A n a l y s e n bei K e g l e r , G e s c h e h e n , lff. 6 Koch, ebd. 7 E i n e s o l c h e K l ä r u n g des S a c h g e h a l t s von " G e s c h i c h t e " s k i z z i e r t K o c h , e b d . in dem N e b e n s a t z : " B e g r e i f t m a n u n t e r G e s c h i c h t e e i n e n u n u m k e h r b a r e n P r o z e ß , w e l c h e r , n a c h t y p i s c h e n R e g e l n v e r l a u f e n d , für m e n s c h l i c h e s L e b e n b e d e u t s a m e r s c h e i n t ..."
Die N o t w e n d i g k e i t
einer Klärung
des F r a g e h o r i z o n t s
13 g
geht aus von den "problemi attuali della visione biblica della storia" . Hier steht neben Fragen wie der nach dem Ursprung "des" biblischen Geschichtsverständnisses ("problema dell' origine della concezione biblica della storia") oder der nach dem Verständnis von "Geschichte" und "Offenbarung" ("problema della relazione tra evento, parola, rivelazione personale") etwa auch das Problem des Verhältnisses von "Heils-" und "Profangeschichte" ("problema del rapporto fra storia sacra e storia profana"), das die seit dem Ende des 16. Jh. vollzogene "Ablösung der menschlichen Geschichte als Profangeschichte von der theologischen Geschichtsinterpretation" voraussetzt, durch die erst in g dieser Weise "das Thema Geschichte für die Theologie zum Problem" wurde . Die Gefahren einer solchen, unkritischen Eintragung neuzeitlicher Problemstellungen in die Interpretation atl. Texte zeigen sich dann bei Savoca, wenn er unter der Überschrift "Rapporto tra storia sacra e storia profana universale" Geschichte Israels und Geschichte der Völker bzw. 10"moralità interna" und "prosperiti esterna" einander gegenüberstellt - Distinktionen, die - ihre (mindestens im zweiten Fall m.E. fragwürdige) exegetische Sachgemäßheit einmal dahingestellt - der zwischen "Heils-" und "Profangeschichte" kaum einfach entsprechen. R. Schmitt ist sich dagegen der Differenzen zwischen "biblischem" und neuzeitlichem (hier insbesondere: "positivistischem") Geschichtsverständnis stärker bewußt. Er lehnt es deshalb ab, den Begriff "Geschichte" (bzw. "Heilsgeschichte") in der biblischen Exegese "vom alltäglichen Sprachgebrauch und/oder einem geschichtswissenschaftlich gebräuchlichen 11 Begriff"
her definiert zu verwenden. Auch wenn "es sich bei dem Termi-
nus Heilsgeschichte" um "eine Deutekategorie" handelt, also "nicht um einen bilblischen, sondern um einen wissenschaftlich-theologischen ... Begriff" 12 , soll er doch "seine Prägung durch diese (sc. die biblischen) Zeugnisse" selbst erhalten, die "nur mit Hilfe solcher an ihnen gewonne13 nen Kategorien angemessen interpretiert werden" können . Auch eine sol-
8 S a v o c a , P r o f e t a , 15f; d e r h i e r e n t w i c k e l t e P r o b l e m h o r i z o n t ist d a n n a u c h b e s t i m m e n d für die a b s c h l i e ß e n d e n " ( s ) i n t e s i d e l l e idee di Ezechiele" (a.a.O., 167ff). 9 Pannenberg, Art. Geschichte, 658. 10 S a v o c a , a . a . O . , 1 6 9 f f . 11 S c h m i t t , A b s c h i e d , 13. 12 A . a . O . , 16. 13 A . a . O . , 14
14
Zur P r ä z i s i e r u n g
der
Fragestellung
che "Prägung" des Interpretationsrahmens atl. Texte durch diese selbst ist freilich eine Interpretationsleistung. Sie erfordert eine Auswahl bestimmter Züge "des jeweiligen Gottes-, Menschen- und Weltverständnis14 ses" der Texte "unter dem Aspekt ihres Geschichtsverständnisses" . "Denn nicht in allen biblischen Zeugnissen spielt Heilsgeschichte eine Rolle, 15 auch ist nicht jedes Reden von Geschichte heilsgeschichtlich " Diese Auswahl ist aber jedenfalls nicht nur von den "biblischen Zeugnissen" selbst bestimmt, sondern mindestens auch von einem Vorverständnis des Exegeten, das natürlich seinerseits durchaus schon von einer Kenntnis der Texte geprägt ist. Schmitt expliziert dieses Vorverständnis 16 in Auseinandersetzung mit dem "positivistischen Geschichtsbegriff" F. Hes17 ses
. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung - "daß unter den konstitu-
tiven theologischen Voraussetzungen der biblischen Zeugnisse von Geschichte anders gesprochen wird - gesprochen werden 18 muß, als das unter den Bedingungen historischer Methode möglich ist" - bleibt aber insofern unbefriedigend, als es eine Vergleichbarkeit verschiedener Geschichtsverständnisse ("unter den konstitutiven Voraussetzungen der biblischen Zeugnisse" - "unter den Bedingungen historischer Methode") unterstellt, ohne die Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Vergleichs zu reflektieren. Ein Vergleich verschiedener "Geschichtsverständnisse", der ein Bewußtsein für die Variationsbreite und den Spielraum "geschichtlichen Denkens" vermitteln kann, ist aber immer schon von Voraussetzungen geleitet, 19 . So ist etwa der "Sitz im Le-
die einer kritischen Reflexion bedürfen
ben" der Texte und der von ihnen repräsentierten Konzepte, die miteinander verglichen werden sollen, zu 20 berücksichtigen: Ein Vergleich der "Geschichtsbild(er) der Religionen" wird anders ausfallen als eine Gegen21 Überstellung von "Typen der Geschichtsphilosophie" oder theologischen
14 15 16 17 18 19
A . a . O . , 15. A . a . O . , 14. A.a.O., 18ff. Hesse, Abschied. Schmitt, Abschied, 46. V g l . a l l g e m e i n zum P r o b l e m v e r g l e i c h e n d e r U n t e r s u c h u n g e n im B e r e i c h v o n A0 und AT z.B. T a l m o n , M e t h o d . 20 V g l . L e n c z k o w s k i , A r t . G e s c h i c h t e , 5 6 5 f f ; D e r s . , R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , lOOff; Ders., Religionsphänomenologie, 118ff. 21 V g l . L a n d m a n n , A r t . G e s c h i c h t e , 6 8 6 f f .
Die N o t w e n d i g k e i t
einer Klärung
des F r a g e h o r i z o n t s
15
22 Geschichtskonzeptionen
. Von ebenso großer Bedeutung ist der Abstrak-
tionsgrad einer vergleichenden Betrachtung: Was etwa in der Gegenüberstellung von "antikem" und "neuzeitlichem" Geschichtsverständnis als Einheit erscheint, zerfällt in differenzierte Elemente, sobald z.B. dort zwischen "aol.", "atl." und "griechisch-hellenistischem", hier zwischen "alltäglichem" und "wissenschaftlichem" Geschichtsbild unterschieden 23 wird usw.
Ein weiteres Problem stellt die Zuordnung von Elementen und
Strukturen der zu vergleichenden Konzeptionen zueinander dar: Wenn z.B. im "mythischen" Welt- und Geschichtsverständnis Archäi eine strukturell den Regeln und Gesetzen im "neuzeitlich-wissenschaftlichen" entsprechen24 de Rolle spielen
, besteht doch ein wichtiger Unterschied darin, "daß
Gegenstände wissenschaftlich durch Begriffe Gesetzen und Regeln zugeordnet werden", "mythisch aber ... durch numinose Eigennamen mit den ent25 sprechenden Archäi in Verbindung" stehen . Entscheidend ist aber m.E. ein weiteres Problem jeder vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Geschichtskonzepte: Sie muß immer schon unterstellen, daß es sich bei den zu vergleichenden Konzeptionen um Konzeptionen eines - wenigstens 26in seinen Grundzügen - identischen Sachverhalts ("Geschichte") handelt
. Diese Unterstellung ist aber keineswegs
selbstverständlich und wird zusätzlich problematisch, wenn die vergleichende Analyse schließlich zu der Einsicht führt, daß die untersuchten Verständnisse von Welt und Geschichte letztlich selbst "geschichtlich" bedingt sind 27 : In powelchem Verständnis ist in dieser Aussage von "Geschichte" die Rede ?
22 V g l . P a n n e n b e r g , A r t . G e s c h i c h t e , 6 6 0 f f . 23 H i n w e i s e auf die e i n s c h l ä g i g e L i t e r a t u r f i n d e n s i c h in den g e n a n n t e n T B E - A r t i k e l n ü b e r " G e s c h i c h t e " ; vgl. a u c h H ü b n e r , W a h r h e i t , 1 2 9 f f . 1 4 2 f f u.ö. s o w i e D e r s . , Z e i t b e g r i f f e . 24 V g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 6 0 f f . 25 A . a . O . , 140; v g l . z . B . a u c h die von M e i e r , A l l t a g , 5 2 f f s k i z z i e r t e n P r o b l e m e e i n e s V e r g l e i c h s a n t i k e r und n e u z e i t l i c h e r F o r t s c h r i t t s konzepte . 26 Daß d i e s e U n t e r s t e l l u n g h e u t e g e w ö h n l i c h n i c h t b e w u ß t w i r d , d ü r f t e g e r a d e auf die " n e u z e i t l i c h e " A u s w e i t u n g von " G e s c h i c h t e " zu e i n e r allumfassenden, "transzöendentalen Kategorie" (Koselleck) zurückzuführen sein. 27 V g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 3 9 f f ; S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 8 9 f f. 28 V g l . in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g H ü b n e r s ( a . a . O . , 3 6 6 f f ) Ü b e r l e g u n g e n zu den M ö g l i c h k e i t e n und G r e n z e n " m y t h i s c h e r " o d e r " w i s s e n s c h a f t l i c h e r " E r k l ä r u n g e n d e r G e s c h i c h t e der V e r d r ä n g u n g d e s M y t h o s .
Zur Präzisierung
16 Die
skizzierten
Hinweise
der
Fragestellung
sollen die N o t w e n d i g k e i t
Klärung
des mit
Gestalt
der F r a g e nach der K o n s t i t u t i o n
Geschichte
zur Bereitstellung
tionsrahmens einsichtig
"Geschichte"
für die Frage
bezeichneten
einer
Sachverhalts
der Erfahrung
eines sachgemäßen
in von
Interpreta-
nach Geschichtskonzepten
im
EB
machen.
Die Wendung zum Thema "Erfahrung" von Geschichte wird unumgänglich angesichts der Tatsache, daß ein Vergleich verschiedener Geschichtskonzepte (dessen grundsätzliche Möglichkeit hier vorausgesetzt wird) immer schon unterstellen muß, "daß auch identische Gegebenheiten verschieden aufgefaßt und durch unterschiedliche Weisen des Verhaltens praktisch 29 beantwortet werden"
. Darüber hinaus kann aber auch nicht von vornehe-
rein die Möglichkeit ausgeschlossen werden, "daß die Auffassungsformen des Subjekts und die Gegebenheitsweisen der Objekte sich aneinander ent30 wickeln"
. Sowohl die Verschiedenheit vorliegender Geschichtskonzeptio-
nen als auch die Einsicht in ihre geschichtliche Bedingtheit nötigen also zu der "Frage ..., von welchen Bedingungen es abhänge, ob und wie das Bewußtsein für die Erfassung von Wirklichkeit offen, ob und wie Wirk31 - wobei es hier insbesondere
liches für ein Bewußtsein zugänglich ist" um "geschichtliche" Wirklichkeit geht.
32
Somit soll also hier die "transzendental-philosophische"
Fragestel-
lung Kants - in modifizierter Gestalt - aufgenommen werden: Bei der Frage nach der Konstitution von Geschichtserfahrung geht es immer auch um deren Möglichkeitsbedingungen, ohne daß freilich - dem Kant eigenen universalen Anspruch entsprechend - bereits "die a p r i o r i s c h e n Bedingungen festzulegen" wären, "denen die historisch-geschichtliche Konstruktion als notwendigen Bedingungen ihrer Möglichkeit a 33 p r i o r i unterworfen ist und daher in jedem konkreten Falle genügen muß"
. Denn die Beobachtung
eines "Wandel(s) der Bewußtseinsformen und der Strukturen der Objektvermittlung" macht es wahrscheinlich, "daß nicht die historisch sich ablösenden Bewußtseinformen und Wahrheitshorizonte ihren festen Platz in einem übergreifenden ewigen System finden, sondern daß umgekehrt jene
29 30 31 32 33
Schaeffler, Geschichtsphilosophie, A.a.O., 221 (Hervorh. T.K.). A.a.O., 215. Zur B e g r i f f s k l ä r u n g vgl. e b d . B a u m g a r t n e r , T h e s e n , 277 ( H e r v o r h .
220.
T.K.).
Die N o t w e n d i g k e i t
e i n e r K l ä r u n g des F r a g e h o r i z o n t s
17
leitenden Perspektiven, die jeweils eine Systembildung ermöglichen, sich nur innerhalb je einer bestimmten historischen Weise der Subjekt-Objekt34 Vermittlung ergeben"
. Gleichwohl kann auf solche "leitenden Perspekti-
ven" und "Systembildungen" - die angesichts ihrer geschichtlichen Wandelbarkeit nur den hypothetischen Status einer Theorie für sich beanspruchen können - nicht verzichtet werden, wenn der Wandel von in Erfahrung gründenden Konzepten geschichtlicher Wirklichkeit überhaupt erfaßt werden soll. Ihrer Funktion, eine Verständigung zwischen verschiedenen Weisen der Geschichtserfahrung zu ermöglichen 35 , entsprechend, soll die transzendental-philosophische Fragestellung hier im Sinne der Phänomenologie Hus36 serls als Rückfrage nach der "Konstitution" von Geschichtserfahrung aufgenommen werden. Gefragt wird also nicht "nach Gründen für die Erfahrung" , sondern "nach Grundlagen unseres Erkennens und Handelns in der 37 Erfahrung selber-
. Vorausgesetzt ist dabei, daß die verschiedenen Wei-
sen der Geschichtserfahrung, wie sie in unterschiedlichen Geschichtskonzepten zum Ausdruck kommen, in sich so strukturiert sind, daß in ihnen mehr oder weniger "fundamentale" "Schichten" unterschieden werden können. Der Rückgang auf konstituierende Schichten der Geschichtserfahrung erlaubt es zugleich, i n dieser Allgemeines und Besonderes zu unterscheiden und damit nicht nur die Verschiedenheit, sondern auch den Wandel konkreter Geschichtskonzepte verständlich zu machen: "Wir könnten" ein "bestimmte(s) historische(s) Entspringen von Sinnesleistungen ... nicht verstehen, wenn wir diese Leistungen nicht ... nachvollziehen ..., also 38 nicht ... diesen Rückgang ... vollziehen könnten" . Als Rückfrage hinter konkrete Gestalten faktischer Geschichtserfahrung bleibt dieser "Rück34 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 2 1 7 f . 35 Zur B e d e u t u n g der " K o n f r o n t a t i o n m i t f r e m d e n W e l t e n " a l s A n l e ß d e r F r a g e n a c h g e m e i n s a m e m A l l g e m e i n e m v g l . die H i n w e i s e b e i W a l d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t , 31. 36 V . a . in i h r e r d u r c h die ( n i c h t u n b e d i n g t p r ä z i s e n ) " S c h l a g w o r t e v o n d e r Z u w e n d u n g z u r G e s c h i c h t e u n d zur v o r w i s s e n s c h a f t l i c h e n L e b e n s w e l t " a n g e d e u t e t e n " E n d g e s t a l t " (s. J a n s s e n , H u s s e r l , 1 2 5 f f ) , w i e sie v.a. in H u s s e r l , K r i s i s u n d D e r s . , E r f a h r u n g zum A u s d r u c k k o m m t . Einen Oberblick Ober neuere W e i t e r e n t w i c k l u n g e n der P h ä n o m e n o l o g i e H u s s e r l s g i b t A g u i r r e , P h ä n o m e n o l o g i e . Zu i h r e r R e l e v a n z für d a s P r o b l e m " G e s c h i c h t e " s. z . B . L a n d g r e b e , P r o b l e m . G r u n d b e g r i f f e u n d Modelle "phänomenologischer Exegese" referiert Detweiler, Story. 37 W a i d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t , 15. 38 H u s s e r l , E r f a h r u n g , 4 8 .
18
Zur P r ä z i s i e r u n g
der
Fragestellung
gang" aber zugleich an diese als seinen Ausgangpunkt zurückgebunden, 39 verleugnet also nicht seine eigene geschichtliche Bedingtheit
39 In der Konsequenz dieser Gedanken liegt das Programm einer "Philosophie der Endlichkeit", als die R. Boehm in seiner "Vorrede" die "Phänomenologie der Wahrnehmung" Merleau-Pontys interpretiert, und wie sie sich aus Husserls Einsicht in die "Horizont"-Struktur von Erfahrung ergibt: "Ein jeder Gesichtspunkt schränkt die Sicht ein. Wenn aber ein Gesichtspunkt transzendentale Bedingung der Möglichkeit der Sicht ist, dann ist die Beschränkung, die Einschränkung der Sicht selbst transzendentale Bedingung ihrer Möglichkeit. Dann aber bedeutet die Einschränkung aller Sicht durch ihre notwendige Bindung an einen Gesichtspunkt, daß nicht etwa in Abwesenheit einer solchen Schranke - an sich und idealiter - eine schrankenlose Sicht vorzustellen wäre, sondern daß ohne dergleichen Einschränkung im Gegenteil die Sicht erblindete und alles Sehen aufhören würde" (a.a.O., VI). "Dies gilt für die sinnliche Wahrnehmung" ebenso wie für "die Sicht des Geistes" mit "ihrem - geschichtlich gegründeten - Gesichtspunkt" (a.a.O., V). Deshalb ist - mit Husserl, gegen Kant - daran festzuhalten, "daß es nicht damit getan sein kann, nach den Möglichkeitsbedingungen unserer Erfahrungswelt zu fragen, ohne zu zeigen, wie diese selbst in unseren Erfahrungen entsteht ... Dies besagt aber auch, daß die konkrete Vereinheitlichung der Erfahrung nur auf der mittleren Ebene geschehen kann, wo b e s t i n t e spezifische Ordnungen entstehen". "Einigung" ist dann "nicht mehr in einer universalen Synthese zu suchen, sondern in Prozessen der Transformation und der "Übersetzung" (Waidenfels, Abgründigkeit, 27). Wenn damit "die Einheit der Subjektivität ihre Selbstverständlichkeit (verliert)", "die eine Lebenswelt sich in ein Netz und eine Kette von Sonderwelten verwandelt", und "(d)ie Vernunft als Totalität (...) auseinander(tritt) in Sinnfelder, in Rationalitäten" (ebd.), schließt dies freilich die Möglichkeit des Gelingens universaler "Einigung" durch konkrete Prozesse der "Transformation" und Übersetzung" ebensowenig a priori aus wie die ihrer Antizipation in der Horizontstruktur der Erfahrung (vgl. u. 4.2.). - Vgl. zum Problem von ("synchroner") Konstitution und ("diachroner") Entwicklung von Erfahrung und Rationalität auch Markis, Protophilosophie, v.a. 34ff. Zuletzt scheint hier freilich im Sinne Hegels doch wieder das "System" über die "Geschichte" in einer Weise die Oberhand zu behaupten (vgl. a.a.O., 277: "Der Wandel findet ... innerhalb des einen, sich selbst entwickelnden Systems statt und nicht zwischen den Systemen."), deß eine geschichtliche Ablösung dieses umgreifenden Systems selber nichteinmal mehr als offen-unbestimmter Erwartungshorizont in den Blick kommt.
19
Zeit 2. Zeit
Es b e d a r f w o h l k e i n e r B e g r ü n d u n g Zeit k o n s t i t u t i v zur K l ä r u n g
von E r f a h r u n g ü b e r h a u p t a n z u s e t z e n .
an die V o r g e h e n s w e i s e
Verständnis
der " n a t ü r l i c h e n
Das Z e i t v e r s t ä n d n i s
der " n a t ü r l i c h e n
Einstellung"
Einstellung"
s k i z z i e r t w e r d e n . Der A n s a t z
nis zum e i n e n in der G r a m m a t i k
bei "der"
gleichsam
lich m i t z e i t l i c h b e g r e n z t e n oder u n b e g r e n z t e n Die Z e i t b e z ü g e
(allgemeingültigen)
gaben, Zeitpositionsangaben
eingeht.
oder
der
grundsätzgenerellen)
Sachverhalten
kann sie d u r c h
zu t u n . Zeitmaßan-
und Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n
und Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n
"metrische" Strukturierung durch Einteilung
vorliegt, Untersu-
Voraussetzung
. D a b e i hat sie es
solcher Sachverhalte
len. Z e i t m a ß a n g a b e n
"geronnen"
(individuellen
41
Sprache
von S p r a42 c h e ist die D a r s t e l l u n g
von S a c h v e r h a l t e n
Un-
Zeitverständ-
und s p r a c h a n a l y t i s c h e
c h u n g e n m e i s t als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e Eine G r u n d f u n k t i o n
kann
und s p r a c h a n a l y t i s c h e
legt sich d e s h a l b n a h e , w e i l das " n a t ü r l i c h e "
Zeitbezüge
lockerer
werden.
der " n a t ü r l i c h e n
zum a n d e r e n in l i n g u i s t i s c h e
In
der
soll d a b e i vom Z e i t 40 Einstellung" a u s g e h e n d nach
hier im A n s c h l u ß an l i n g u i s t i s c h e tersuchungen
bei
Husserls
seiner Konstitution zurückgefragt
2.1. Das Z e i t v e r s t ä n d n i s
daß
nahe,
der K o n s t i t u t i o n von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g
Zeitstruktur Anlehnung
für die B e h a u p t u n g ,
für G e s c h i c h t e ist. So l e g t es sich
herstel-
erfordern
der Zeit, d e r e n t s p r e c h e n d ,
des Z e i t v e r l a u f e s in J a h r e , M o n a t e ,
eine "etwa
Tage,
40 V g l . zur B e d e u t u n g u n d F u n k t i o n d i e s e s B e g r i f f s J a n s s e n , H u s s e r l , 6 3 f f . 7 5 f . 1 4 7 f f ; zu H u s s e r l s A n a l y s e der Z e i t e r f a h r u n g : H u s s e r l , V o r lesungen; Landgrebe, Zeitanalyse. 41 Dem b e s c h r ä n k t e n A n s p r u c h der hier zu e n t w i c k e l n d e n A n a l y s e n e n t s p r e c h e n d w i r d im F o l g e n d e n a u f T h e o r i e n z u r ü c k g e g r i f f e n , die m i n d e s t e n s a u f die d e u t s c h e und die b i l b i s c h - h e b r ä i s c h e S p r a c h e a n w e n d b a r s i n d . 42 V g l . h i e r z u u n d zum F o l g e n d e n v . a . O e n z , V e r b a l s y n t a * , 7ff u n d B a r telmus, HYH, 35ff.
20
Zur P r ä z i s i e r u n g
der
Fragestellung
S t u n d e n , M i n u t e n und S e k u n d e n , j e d e r Z e i t a b s c h n i t t e i n e
be-
s t i m m t e D a u e r hat und für j e d e s E r e i g n i s f e s t s t e h t , w a s
unter
Gleichzeitigkeit anderer, nämlich entfernterer 43 v e r s t e h e n ist" , während Zeitrelationsangaben
Ereignisse
zu
lediglich
die - s o g l e i c h zu s k i z z i e r e n d e n - " t o p o l o g i s c h e n " E i g e n s c h a f 44 t e n der Zeit v o r a u s s e t z e n . L e t z t e r e sind auch d e s h a l b als die f u n d a m e n t a l e W e i s e des Z e i t b e z u g s
von S a c h v e r h a l t e n
"raumzeitlichen
uns n i c h t s s a g e n d "
"wenn w i r n i c h t w ü ß t e n , in w e l c h e r
raumzeitlichen
blieben,
Angaben
anzu-
s e h e n , w e i l die m e t r i s c h e n
... für
R e l a t i o n u n s e r Hier und J e t z t sich zu den
o b j e k t i v e n B e z u g s p u n k t e n d i e s e r r a u m"45 zeitlichen Angaben Greenwich, Christi Geburt) befindet Die Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e 46 che
in der b i b l i s c h - h e b r ä i s c h e n
läßt sich n ä h e r h i n b e s c h r e i b e n mit den
Kategorien Zeitlageverhältnis tiv) , R i c h t u n g s k o e f f i z i e n t und A b l a u f s a r t
- 0 -
(punktuell - durativ). Dieser
l i e g t ein V e r s t ä n d n i s von Z e i t als e i n e * . Der e i n d e u t i g e n G e r i c h t e t h e i t
- imperfek-
prospektiv)
Beschreibung
eindimensionalen,
in e i n e47 R i c h t u n g v e r l a u f e n d e n u n d i r r e v e r s i b l e n gründe
Spra-
grammatischen
(Aspekt: p e r f e k t i v
(retrospektiv
(wie
und
"FluB"
zu-
Irreversibilität
des Z e i t - " F l u s s e s " t u t dabei k e i n e n A b b r u c h , daß "man im P r i n z i p zwei
'Zeitrichtungsbezüge'
feststellen"
n a c h d e m w e l c h e n Z e i t s t e l l e n w e r t man als f e s t e n nimmt":
"Ist der G e g e n w a r t s p u n k t
so w a n d e r n die Z e i t s t e l l e n w e r t e aus der Z u k u n f t auf
der fixe
kann,
"(j)e
Bezugspunkt
Zeitstellenwert,
der S a c h v e r h a l t e
(den) G ( e g e n w a r t s p u n k t )
ran v o r b e i und b l e i b e n in der V e r g a n g e n h e i t
gleichsam
zu, h u s c h e n stehen(?);
d a g e g e n der Z e i t s t e l l e n w e r t e i n e s S ( a c h - ) V ( e r h a l t s ) p u n k t des B e t r a c h t e r s , r ü c k t das Ich aus der
daist
der
Fix-
Vergangenheit
auf den Z e i t s t e l l e n w e r t zu, an ihm v o r b e i und von ihm
immer
43 H ü b n e r , W a h r h e i t , 1 5 6 f . 44 D e m e n t s p r e c h e n d k a n n D e n z ( V e r b a l s y n t a x , lOff) in s e i n e n g r a p h i s c h e n D a r s t e l l u n g e n der Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n auf e i n e M e t r i k d e r " Z e i t g e r a den" verzichten. 45 T u g e n d h a t , S e l b s t b e w u ß t s e i n , 77. 46 V g l . D e n z , V e r b a l s y n t a x , l O f f u n d die E r g ä n z u n g e n f ü r das b i b l i s c h hebräische Tempussystem durch Bartelmus, HYH, 40ff. 47 V g l . die P u n k t e (3), (4) und (6) der C h a r a k t e r i s i e r u n g des " h e u t i gen" Zeitverständnisses durch Hübner, Mehrheit, 156.
Zeit w e i t e r fort in die Z u k u n f t " der B e s c h r e i b u n g
48
21
. Hier w i r d d e u t l i c h , daß
der Z e i t r e l a t i o n s a n g a b e n
Z e i t - " F l u ß " als r e l a t i v e
"Bewegung" zwischen einem
Gegen-
w a r t s p u n k t und e i n e n in sich " s t a r r e n " K o n t i n u u m von stellen
Zeit-
(das n i c h t n o t w e n d i g m e t r i s c h g e g l i e d e r t sein
verstanden
ist
der
zugrundeliegende
muß)
49 50
Zeitrelationsangaben aus. Zur B e z e i c h n u n g lichen Ausdrücke
s e t z e n also Z e i t s t e l l e n a n g a b e n
von Z e i t s t e l l e n a n g a b e n
"jetzt",
vor-
d i e n e n die
sprach-
"dann", " d a m a l s " u s w . , die wie
"ich", "du" usw., "hier", "dort" usw. und "dies", " j e n e s " 51 usw. zur K l a s s e der I n d e x w o r t e bzw. d e i k t i s c h e n A u s d r ü c k e g e h ö r e n , die i h r e r s e i t s eine U n t e r k l a s s e gulären Termini
(wie z.B. noch E i g e n n a m e n ,
darstellt. Charakteristisch
ich-du-er", wobei
eines Ausdrucks einer Gruppe
scher W e i s e mit der V e r w e n d u53 ng ben G r u p p e z u s a m m e n ( h ä n g t ) "
daß
Kommunikationssituati-
und F e l d e r b i l d e n , d.h. " z u s a m m e n h ä n g e n d e
pen: h i e r - d o r t , j e t z t - d a n n - d a m a l s , Verwendung
sin52 Kennzeichnungen)
für s o l c h e I n d e x w o r t e ist,
sie e i n e n u n m i t t e l b a r e n Bezug auf die on h e r s t e l l e n
der K l a s s e der
(...) in
"die
systemati-
der a n d e r e n A u s d r ü c k e
. R a u m - und Z e i t f e l d
Grup-
dersel-
ermögli-
chen die " B e z u g n a h m e auf e i n e n G e g e n s t a n d " bzw. S a c h v e r h a l t , die m i t h i n "immer s c h o n in e i n e m M a n n i g f a l t i g k e i t s f e l d " 54 steht
. Mit H i l f e von R a u m - und Z e i t - S t e l l e n - und
onsangaben
kann "ein S p r e c h e r
Relati-
... a n g e b e n55 ..., w e l c h e r
a l l e n G e g e n s t ä n d e n es ist, den er m e i n t "
. Sofern aber
von "Exi-
s t e ndem z " s" oBeebzeeni c hs ek ni bz az ri ke er it te "n S und bl ai rc kh ee in t" in i n n em i ti hm ip nl i z"iIedretn5t6i ,f i z ei re mr ög
48 B a r t e l m u s , H Y H , 39f; es h a n d e l t s i c h h i e r nur um " v e r s c h i e d e n e (.) A s p e k t e " einer " Z e i t b e w e g u n g " ( C o n r a d - M a r t i u s , Z e i t , 3 5 ) . 49 Es i s t a l s o "ein J e t z t a l s G e g e n w a r t vor a n d e r e n Z e i t a b s c h n i t t e n ausgezeichnet und h e r v o r g e h o b e n " (Hübner, Wahrheit, 156). 50 Z e i t s t e l l e n a n g a b e n s i n d n i c h t m i t Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n zu v e r w e c h s e l n , da sie n i c h t w i e d i e s e e i n e M e t r i k d e r Z e i t v o r a u s s e t z e n ! 51 V g l . d a z u C a s t a ñ e d a , I n d i c a t o r s ; T u g e n d h a t , V o r l e s u n g e n , 4 2 6 f f . 52 V g l . T u g e n d h a t / W o l f , P r o p ä d e u t i k , 1 4 6 f f . 53 T u g e n h a t , S e l b s t b e w u ß t s e i n , 73. 54 A . a . O . , 74; zur " F e l d " - S t r u k t u r d e r E r f a h r u n g vgl. a u c h H u s s e r l , E r f a h r u n g , 74 ff. 55 T u g e n d h a t , a . a . O . , 76. 56 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 60.
Zur P r ä z i s i e r u n g
22
der
Fragestellung
R a u m - und Z e i t f e l d auch die B e h a u p t u n g genständen
bzw. S a c h v e r h a l t e n :
der E x i s t e n z
von
Ge-
"For an e x t e n d e d t h i n g to
be
. .. m e a n s to be p r e s e n t s o m e w h e r e in space d u r i n g a c e r t a i n 57 time" . E x i s t e n z ist dabei - " a l t h o u g h t i m e and s p a c e are equally
e s s e n t i a l for the i d e n t i f i c a t i o n of the t h i n g " 58 insofern "essentially temporal" , als "(a) full i d e n t i f i c a t i o n of the the thing t h r o u g h o u t its e x i s t e n c e w o u l d m e a n t r a c i n g it t h r o u g h all the l o c a t i o n s it o c c u p i e s in its l i f e 59 time
. Diese Beschreibung
der Z e i t s t e l l e n a n g a b e
F u n k t i o n für s p r a c h l i c h e V e r s t ä n d i g u n g
s e t z t ein
und
ihrer
Verständnis
von Z n e m G ek go en nt si tn äu ni de er n l i cbzw. hen S und Ma eu ds i6 um der Ee ri ft a h rals ung ei von a c h vuemrfha as ls te en nd e nv o r 0
2.2. P r o b l e m e des Z e i t v e r s t ä n d n i s s e s
der
"natürlichen
Ein-
stellung" (1) Als k o n t i n u i e r l i c h e s rung ist Zeit die B e d i n g u n g
und u m f a s s e n d e s M e d i u m der M ö g l i c h k e i t ,
auf
der
Erfah-
Gegenstände
bzw. S a c h v e r h a l t e Bezug zu n e h m e n , sie zu i d e n t i f i z i e r e n ihre E x i s t e n z zu b e h a u p t e n . A n d e r e r s e i t s s t e l l e n für sich n i c h t w a h r n e h m b a r len u n t e r s c h e i d e n wahrnehmbarer
... Um R a u m - und
und
"RaumzeitZeitstel-
und i d e n t i f i z i e r e n
Gegenstände,
z e i g t sich also,
sind aber
zu k ö n n e n , b e d a r f es 61 die die S t e l l e n m a r k i e r e n " . Es
"that the i d e n t i f i c a t i o n
of
particulars
d e p e n d s on t w o e s s e n t i a l f a c t o r s : f i r s t t h e r e m u s t be thing like a f i e l d for a p l u r a l i t y
some
and
second
t h e r e must be a f a c t o r of d i s t i n c t n e s s w h i c h a l l o w s to
delim-
it p a r t i c u l a r
of p a r t i c u l a r s ,
items in t h i s f i e l d . The f a c t o r of
distinctness
is m a d e p o s s i b l e by t h i n g s and e v e n t s ,6 2w h e r e a s the u n d e r l y i n g f i e l d is f u r n i s h e d by s p a c e and t i m e " . Das kontinuierliche
57 T u g e n d h a t , E x i s t e n c e , 28. 58 Ebd. 59 A . a . O . , 25; v g l . D e r s . , V o r l e s u n g e n , 4 5 4 . 60 V g l . die P u n k t e (1) u n d (2) der C h a r a k t e r i s i e r u n g d e r " h e u t i g e n " Z e i t a u f f a s s u n g d u r c h H ü b n e r , W a h r h e i t , 156. 61 T u g e n d h a t , V o r l e s u n g e n , 4 4 3 f f . 4 7 3 f f ; D e r s . , E r f a h r u n g , 1 8 8 f f . 62 T u g e n d h a t , E x i s t e n c e , 27 ( H e r v o r h . T . K . ) .
23
Zeit Zeitfeld
und das Feld diskreter
te können
also
nur
chen" Erfahrung . 63 den
Gegenstände
a l s in d e r Z e i t s t r u k t u r
zusammen
konstituierte
bzw. einer
Sachverhal"ursprüngli-
begriffen
Größen
Zur Markierung d i s k r e t e r Z e i t s t e l l e n im k o n t i n u i e r l i c h e n
wer-
Zeitfeld
s i n d offenkundig nur solche Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e g e e i g n e t , die bestimmt abgegrenzt s i n d und n i c h t g e t e i l t werden können, ohne i h r e I d e n t i t ä t zu v e r l i e r e n , d.h. Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e , die durch sog. 64 sortale Prädikate
zu bezeichnen s i n d . Zur Markierung von Z e i t
stel-
len s i n d näherhin s p e z i f i s c h z e i t l i c h e Gegenstände bzw. S a c h v e r h a l t e , d.h. E r e i g n i s s e e r f o r d e r l i c h . Unter " E r e i g n i s s e n " s i n d dabei im engeren Sinne Veränderungen zu verstehen, die 65 "durch den Übergang von einem Zustand zu einem anderen d e f i n i e r t " s i n d . Für jedes E r e i g n i s g i l t dann: Es " b e s t e h t . . . aus z e i t l i c h e n T e i l e n , mindestens aus den beiden Z u s t ä n den, aus dem und i n den die Veränderung s t a t t f i n d e t , und normalerweise (immer dann, wenn es solche g i b t ) aus den Zwischenphasen, und auf keine d i e s e r T e i l e l ä ß t s i c h das 66 P r ä d i k a t anwenden, mit dem die Veränderung a l s ganze bezeichnet w i r d " . Ereignisse finden also innerhalb eines k o n t i n u i e r l i c h e n (Raum-)Zeitfeldes s t a t t und s t r u k t u r i e r e n
ihrerseits
d i e s e s Feld s o , daß bestimmte S t e l l e n i n ihm i d e n t i f i z i e r b a r werden. Da E r e i g n i s s e durch Dauer (Zustände) und Wandel (Veränderung)
definiert
s i n d , i s t deren Erfahrung Voraussetzung der K o n s t i t u t i o n von Z e i t - und Gegenstandsfeld. (2)
Dem V e r s t ä n d n i s
Richtung
verlaufenden
kann Gegenwart gangenheit cy
in
nur
gedacht
language
to
als
von Z e i t
als
eindimensionalem,
und i r r e v e r s i b l e n "reiner
werden. use terms
Dies
Übergang" kommt
connected
in
"Fluß"
in
eine
entsprechend
von
Zukunft
in
der
"strong
tenden-
with
the
'present'
Verin
63 V g l . H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 4 4 3 f f . 4 7 3 f f ; D e r s . , E r f a h r u n g , 1 8 8 f f . 64 " Z . B . ist ' K a t z e ' e i n s o l c h e s P r ä d i k a t : e i n e K a t z e ist von e i n e r a n d e r e n b e s t i m m t a b g e g r e n z t , und e i n e n T e i l e i n e r K a t z e kann m a n n i c h t s e i n e r s e i t s als K a t z e b e z e i c h n e n . H i n g e g e n s i n d z.B. 'rot' oder 'Wasser' nicht Prädikate dieser Art. Wenn zwei rote Gegenstände b e s t i m m t g e g e n e i n a n d e r a b g e g r e n z t s i n d , d a n n n i c h t d a d u r c h , daß sie r o t s i n d ; u n d das P r ä d i k a t w i d e r s e t z t s i c h a u c h n i c h t e i n e r b e l i e b i g e n T e i l u n g ; j e d e r T e i l e i n e r r o t e n F l ä c h e i s t i m m e r n o c h r o t " (Tugendhat, Vorlesungen, 453). 65 A . a . O . , 4 5 7 . 66 Ebd.
24
Zur P r ä z i s i e r u n g
der
Fragestellung
67 raanner" zum A u s d r u c k : G e g e n w a r t ist
an ever s t r i c t e r
"nur noch ein m a t h e m a t i s c h e r
Punkt ohne jede
dann
Ausdehnung,
denn auch der u n e n d l i c h s t e B r u c h t e i l der S e k u n d e , der
Gegen-
w a r t zu sein s c h e i n t , ist e n t w e d e r doch s c h o n v e r g a n g e n und d a m i t V e r g a n g e n h e i t oder s t e h t doch noch aus und ist d a m i t 68 Zukunft"
. D a m i t "fehlt" aber "der G e g e n w a r t j e g l i c h e r
raum für d e f i n i t e s oder auch nur m ö g l i c h e s S e i n , oder jegliche Spielzeit, möglichkeiten
in die a b g e s c h l o s s e n e s69 Sein o d e r
aufgenommen werden
Seins-
. D i e s ist
könnten"
aber
für das Z e i t f e l d als M i t t e l s p r a c h l i c h e r V e r s t ä n d i g u n g fern r u i n ö s , als die G e g e n w a r t des
E r f a h r u n g als a u s g e d e h n t e u n d
de zu d e n k e n , in der sich die V o r s t e l l u n g losen Gegenwartpunkts kunft a l l e r e r s t
eines
ausdehnungs-
als G r e n z e von V e r g a n g e n h e i t des Z e i t - " F l u s s e s "
gung" z w i s c h e n einem G e g e n w a r t s p u n k t ren", linearen Kontinuum
und
als r e l a t i v e
s c h l i e ß t , da es g r u n d s ä t z l i c h Gegenwarten vorstellt"70, a l l e i n d u r c h seine punkt ausgezeichnet
"Vergangenheit
"star-
" B e r ü h r u n g " mit dem f l i e ß e n d e n ist. D a m i t w i r d n ä m l i c h das
als " o b j e k t i v e W e l t von den 71
in d e n e n sie sich e r s c h l i e ß t "
bzw. S e i n - W e r d e n s . Die V o r s t e l l u n g
F i n d l a y , T i m e , 41; v g l . 4 1 f f . K e i l , G r u n d r i ß , 29. Ebd. Merleau-Ponty, Phänomenologie, A.a.O., 468. Ebd.
469.
Gegenwarts-
Kontinuum
Perspektiven und Z u k u n f t
und des
Per... 72
Nichtseins"
Möglich-Seins
des Z e i t - " F l u s s e s "
" B e w e g u n g " z w i s c h e n einem G e g e n w a r t s p u n k t
in sich " s t a r r e n " , l i n e a r e n K o n t i n u u m
wie
Jetzt"
. Nur solche
M ö g l i c h k e i t des
e i n r ä u m e n , n ä m l i c h des G e w e s e n - S e i n s
er-
und Z u k u n f t
u n t e r d e n e n das " a k t u e l l e
eine ihrem W e s e n e n t s p r e c h e n d e
67 68 69 70 71 72
"Bewe-
und einem in sich
s p e k t i v e n aber sind es, die " V e r g a n g e n h e i t
relative
Zu-
von Z e i t s t e l l e n ist n i c h t in der
Lage, Zeit so zu e r f a s s e n , wie sie sich der E r f a h r u n g
von Z e i t s t e l l e n
Gegen-
fließen-
konstituiert.
(3) Das V e r s t ä n d n i s
ab(gelost),
inso-
KommunikationsVollzugs
s e i n e n l e t z t e n B e z u g s p u n k t d a r s t e l l t . D e s h a l b ist die wart "ursprünglicher"
Spiel-
besser:
und
von Z e i t s t e l l e n
als einem kann
25
Zeit
d e s h a l b nur a l s i n 73 ner" "Vernetzung den .
2.3.
"ursprünglichen" Erfahrung "polypho74 Zeiten" konstituiert begriffen wer-
der
Konstitutionsstufen
Ohne zu
der
den
den
Anspruch
"letzten
lockerer
(1)
Eine
der
gegenwärtigen
bung
hat
Husserl
"Protention"
Vollständigkeit
die
der
Analysen
Struktur
der
die
Begriffe 75
vorgeschlagen
Gegenwart"
der
.
E.Husserls
eines
"Impression", ihrer
Wahrnehmung
Betrachte i c h z.B. eine Metallkugel,
-
läßt
sich
einfachen,
Zu
ihrer
dau-
Beschrei-
"Retention"
Hilfe
läßt
und
sich
so
die sich
f ü g e n zu e i n e r e i n h e i t l i c h e n Wahrnehmung. D i e s e w e i s t a l s o d i e einer
"Abschattung"
nen und I m p r e s s i o n e n i n den r e t e n t i o n a l e n B e r e i c h a u f , a l s B e r e i c h der f l i e ß e n d e n Gegenwart!) rung und E r k e n n t n i s d a r s t e l l t
den e i g e n t l i c h e n
der
Rück-
zusammenzeitliche
von P r o t e n t i o (wohlgemerkt:
" O r t " von
- denn r e t e n t i o n a l abgesunken s i n d
Protentionen gegenwärtig,
mit
und dem E r w a r t u n g s h o r i z o n t
d i e i c h gerade n i c h t sehe)
S t r u k t u r eines beständigen " F l i e ß e n s " ,
die
analysieren.
b e v o r s t e h e n d e r Wahrnehmungen ( P r o t e n t i o n e n - etwa d i e
s e i t e des Gegenstandes b e t r e f f e n d ,
in Kon-
d i e i c h i n der Hand h a l t e ,
eben-vergangenen Wahrnehmungen ( R e t e n t i o n e n )
sionen u n d
-
einige
habe i c h bestimmte a k t u e l l e Wahrnehmungen ( I m p r e s s i o n e n ) ,
unmittelbar
Rückgang nun
werden.
Zeiterfahrung
aufzeigen.
Mit
einen
sollen
skizziert
Wahrnehmung
Gegenstandes
oder
Erfahrung
Zeiterfahrung
sinnlichen
ernd
"fließende
an
der
elementare
am B e i s p i e l
Zeiterfahrung
Fundamenten"
Anlehnung
stitutionsstufen
auf
der
ErfahImpres-
deren Übereinstimmung oder
Übereinstimmung s i c h im r e t e n i o n a l e n B e r e i c h z e i g t ,
Nicht-
d e r - da i n ihm n e -
ben "abgesunkenen" I m p r e s s i o n e n auch i m p r e s s i o n a l b e s t ä t i g t e oder
auf-
grund von I m p r e s s i o n e n " d 76 urchgestrichene" Protentionen gegenwärtig - i n sich geschichtet i s t
73 74 75 76
Vgl. Keil, G r u n d r i ß , 21ff. Vgl. H o l t m a n n , Z e i t e n , 216f. Vgl. H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 3 9 0 f f . Oer P r o z e ß r e t e n t i o n s l e r A b s c h a t t u n g ist d e s h a l b r ä u m l i c h (wenn ü b e r h a u p t ) nur in einem m i n d e s t e n s z w e i d i m e n s i o n a l e n Bild d a r s t e l l b a r ; vgl. die S k i z z e n bei H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 389 und
sind
Zur
26
Präzisierung
der
Fragestellung
" P a s s i v i t ä t " und " A k t i v i t ä t " s i n d i n d i e s e r elementaren S t r u k t u r der Z e i t e r f a h r u n g eng miteinander v e r s c h r ä n k t . E i n e r s e i t s muß nämlich der Wahrnehmungsgegenstand " a l s E i n h e i t der Dauer passiv vorgegeben"
sein,
a n d e r e r s e i t s wird er zum Gegenstand der Wahrnehmung e r s t durch eine 78 fassende A k t i v i t ä t "
"er-
, die die auf einen e i n h e i l t i c h e n Gegenstand verwei-
senden Impressionen, Retentionen und Protentionen aus der Masse der i n ihrem H o r i z o n t gegenwärtigen e r g r e i f t und im G r i f f b e h ä l t . D i e s
z79 eigt, . Es
"daß die Scheidung von A k t i v i t ä t und P a s s i v i t ä t keine s t a r r e i s t " bedeutet aber auch, daß die p r i n z i p i e l l e
S e l e k t i v i t ä t schon der elemen-
t a r e n Wahrnehmung n i c h t nur auf die ( " a k t i v e " ) S e l e k t i o n e i n e s wahrnehmenden S u b j e k t s zurückgeht, sondern auch i n der ( " p a s s i v e n " ) V o r s t r 80 uktur i e r t h e i t des Gegenstandsfeldes mit seinen Horizonten begründet i s t Genauer gesagt s i n d wahrnehmendes Bewußtsein und Gegenstand der Wahrneh81 mung a l s i n d i e s e r a l l e r e r s t k o n s t i t u i e r t e Größen zu b e g r e i f e n (2)
Mit
der
und G e g e n s t a n d
Unterscheidung der
mungsgegenstandes tionen, für
eine
von wahrnehmendem
Wahrnehmung u.d.h.
Impressionen
ein
wird
Bruch
ein in
und R e t e n t i o n e n
konstituierte
Form d e r
der
Kette
möglich,
Zeiterfahrung
den B e g r i f f e n " E r f a h r u n g " , " E r i n n e r u n8g2" s c h r i e b e n und a n a l y s i e r t werden kann
Bewußtsein
Wechsel
und
des
Wahrneh-
von
Proten-
der ist,
bestimmend die
"Erwartung"
mit be-
Merleau-Ponty, Phänomenologie, 474. H u s s e r l , E r f a h r u n g , 117. Ebd. A . a . O . , 119. V g l . a . a . O . , 7 4 f f (§16) s o w i e T h u m , W a h r h e i t , 1 5 6 f . In d i e s e m S i n n e ist m . E . die Rede vom z e i t k o n s t i t u i e r e n d e n B e w u ß t s e i n s s t r o m bei H u s s e r l (vgl. v.a. V o r l e s u n g e n , 4 2 8 f f . 4 6 3 f f ) zu r e k o n s t r u i e r e n . D i e s e r ist j e d e n f a l l s n i c h t m i t dem " I c h " der W a h r n e h mung als e i n e m i n d i v i d u e l l e n Z e i t b e w u B t s e i n i d e n t i s c h . (Wenn H u s s e r l ihn als " a b s o l u t e S u b j e k t i v i t ä t " b e z e i c h n e t , die s i c h s e l b s t k o n s t i t u i e r t , s e t z t er i h n - b e w u ß t o d e r u n b e w u ß t - in A n a l o g i e zum G o t t e s b e g r i f f e i n e r b e s t i m m t e n T r a d i t i o n c h r i s t l i c h e r T h e o l o g i e . ) D a s "Ges c h e h e n e . ) dar Z e i t b i l d u n g ... i s t ' a n o n y m ' , a b e r in e i n e r W e i s e , daß es von uns s e l b s t e r f a h r e n und e r f a h r b a r ist ..." ( L a n d g r e b e , Z e i t a n a l y s e , 30). V e r s t e h t (bzw. e n t w i c k e l t ) m a n H u s s e r l s P h ä n o m e n o l o g i e in d i e s e m S i n n e , kann s e i n e T h e o r i e der E r f a h r u n g n i c h t in e i n e m A u f w a s c h m i t der E r k e n n t n i s t h e o r i e K a n t s im R ü c k g r i f f a u f W i t t g e n s t e i n e r l e d i g t w e r d e n , wie F r o m m , E r k e n n t n i s s p i e l e , 21ff zu m e i nen s c h e i n t . 82 V g l . H u s s e r l , V o r l e s u n g e n , 3 9 5 f f ; H u s s e r l s p r i c h t von " p r i m ä r e r " ( = R e t e n t i o n ) und " s e k u n d ä r e r " ( = E r i n n e r u n g ) " E r i n n e r u n g " .
77 78 79 80 81
Zeit
27
Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen weisen jeweils selbst die Struktur von Impression, Retention und Protention auf. Dieser Tatbestand kann dadurch verdeckt werden, daß "Gegenständlichkeiten, die sich originär in Zeitprozessen gliedweise oder phasenweise konstituierend aufbauen (als Korrelate kontinuierlich und vielgestaltig zusammenhängender und einheitlicher Akte), (...) sich in einem Zurückschauen so erfassen (las83 sen), als wären sie in einem Zeitpunkt fertige Gegenstände" . Er tritt 84 jedoch zutage in der "Explikation in der Erinnerung" : "Wir werfen etwa im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick durch ein Gartentor und machen uns erst nachher, wenn wir schon vorbei sind, klar, 'was wir da eigentlich 85 gesehen haben"1 . Aber auch die Struktur von Erfahrung, Erinnerung und Erwartung selbst kann in der Erinnerung oder Erwartung auftreten. 86
Diese "polyphone"
Zeiterfahrung erfordert eine Unterscheidung zwi-
schen der Zeitstelle des Aktes und der des Gegenstands der Erinnerung oder Erwartung, wobei - da hier Erfahrungsakte selbst Gegenstand der Erfahrung werden können - beide Zeitstellen sich in e i n Zeitkontinuum einordnen. Da nämlich "jede Phase" des Bewußtseinsstroms "die voranliegende retentional bewußt hat, beschließt sie in einer Kette von mittelba87 ren Intentionen die gesamte Reihe der ablaufenden Retentionen in sich" Aufgrund der Einheit des Zeitkontinuums "besteht die Möglichkeit, in der Reflexion auf das konstituierte Erlebnis und auf die konstituierenden 88 Phasen hinzusehen"
. Damit konstituiert sich im Rahmen der Zeiterfah-
rung in ihrer konstituierten Gestalt Reflexivität zusammen mit dem Auseinandertreten von "Sein" und "Bewußtsein". Das so konstituierte, auf sich selbst und zugleich auf ein von ihm unterschiedenes Sein bezogene Bewußtsein ist nun Bedingung der Möglich89 keit der Personalität
empirischer Subjekte, ohne selbst schon ein sol-
ches zu sein. Träger eines in der Struktur von Erfahrung, Erinnerung und Erwartung Bewußtseins ebenso ein lektiv wie zu einbeschreibenden Individuum sein zu können scheint 90 . Dies nämlich würde bedeuten, daßKoldie
83 84 85 86 87 88 89 90
A.a.O., 397. Vgl. H u s s e r l , E r f a h r u n g , 144ff. A . a . O . , 146. Vgl. Keil, Grundriß, 21ff; Moltmann, Zeiten, Husserl, Vorlesungen, 472. A.a.O. , 473. Vgl. Härle/Herms, Rechtfertigung, 79ff. Vgl., Halbwachs, Gedächtnis.
216f.
Zur
28
Präzisierung
der
Fragestellung
K o n s t i t u t i o n von i n d i v i d u e l l e r S u b j e k t i v i t ä t zu anderer i n d i v i d u e l l e r S u b j e k t i v i t ä t über zu k o l l e k t i v e r S u b j e k t i v i t ä t
(Personalität)
im Gegenüber
( I n t e r s u b j e k t i v i t ä t ) wie im Gegen-
( S o z i a l i t ä t ) a l s i h r e n notwendigen
K o r r e l a t e n i n der k o n s t i t u i e r t e n Z e i t e r f a h r u n g a l s e i n h e i t l i c h e r Prozeß 91 zu b e g r e i f e n i s t (3)
Werden
. nun i n
Kommunikation
eigene
gen zu f r e m d e n
in
die
korrelative Zeit
intersubjektiver
Erfahrungen,
Beziehung
her-konstituierten" tiver"
Prozessen
Form d e r
v o9 n2
sozialer
und
k a n n man v o n
Zeiterfahrung
Unterscheidung
charakteristisch
Erinnerungen
gesetzt,
und
Erwartuneiner
sprechen,
"subjektiver"
"hö-
für
und
die
"objek-
ist
Kommunikation i s t nämlich nur möglich, wenn das von verschiedenen S u b j e k t e n Erfahrene, E r i n n e r t e und/oder Erwartete, s e i es a l s Z e i c h e n t r ä g e r oder a l s Bezeichnetes, derselben " o b j e k t i v e n W e l t " , d.h. - im w e i t e s t e n H o r i z o n t - der "Lebenswelt der Menschheit, a l s der umfassenden Gemein93 s c h a f t möglicher V e r s t ä n d i g u n g " zugehört. Jeder Versuch e i n e r V e r s t ä n digung muß u n t e r s t e l l e n , daß d i e "Wahrnehmungen und Erfahrungen a l l e r miteinander s i c h verständigenden I c h s u b j e k t e ( . . . ) h i n s i c h t l i c h
ihrer
i n t e n t i o n a l e n Gegenstände i n Zusammenhang (stehen) - im Zusammenhang e i n e r i n a l l e n i h r e n s u b j e k t i v e n Z e i t e n s i c h k o n s t i t u i e r e n d e n94 o b j e k t i v e n Z e i t und e i n e r s i c h i n i h r k o n s t i t u i e r e n d e n o b j e k t i v e n Welt"
. In die-
sem Sinne erweist s i c h " d i e Zeit" a l s "die Form der Sinnlichkeit, und darum" a l s " d i e Form j e d e r möglichen Welt o b j e k t i v e r E r f a h r u n g " 95
91 D i e s k a n n h i e r nur als T h e s e zur D i s k u s s i o n g e s t e l l t w e r d e n (vgl. dgg. z . B . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 1 0 3 f f ; zu den P r o b l e m e n d e r H u s s e r l ' s e h e n T h e o r i e der I n t e r s u b j e k t i v i t ä t und S o z i a l i t ä t v g l . e t w a A g u i r r e , P h ä n o m e n o l o g i e , 5 f f , in A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t M a i d e n f e l s , Z w i s c h e n r e i c h ) . I c h s e h e n i c h t , w i e a u f a n d e r e W e i s e e t w a die " m y t i s c h e " K o n z e p t i o n des V e r h ä l t n i s s e s von E i n z e l n e m und G e m e i n s c h a f t (vgl. z . B . H ü b n e r , W a h r h e i t , 129f) v e r s t ä n d l i c h g e m a c h t w e r den könnte. 92 " O b j e k t i v e Z e i t " i s t h i e r im S i n n e von " i n t e r s u b j e k t i v g ü l t i g e Z e i t " g e b r a u c h t u n d b e z e i c h n e t n i c h t s c h o n die " a b s t r a k t e " , " v o l l k o m m e n homogene Zeit der Mechanik und der Physik" (Halbwachs, G e d ä c h t n i s , 9 2 ) , die a u f die n e u z e i t l i c h e " M a t h e m a t i s i e r u n g d e r N a t u r " (vgl. Husserl, Krisis (ed.Ströker), 22ff; Hübner, Wahrheit, 28ff) zurückgeht . 93 H u s s e r l , E r f a h r u n g , 189 A n m . l . 94 A . a . O . , 1 9 3 f (im O r i g . z . T . h e r v o r g e h . ) . 95 A . a . O . , 1 9 1 .
Zeit
29
"Die Einordnung aller Zeitmomente in einen einzigen homophonen Zeitablauf" objektiver Zeit, die "eine Linearisierung der Zeit möglich" 96 macht
, ist also eine formale Bedingung der Möglichkeit kommunikativer
Verständigung, die aber durch konkrete, intersubjektive und soziale Verständigungsprozesse erst material einzulösen ist. Deshalb bleibt die "homophone" objektive Zeit auf "polyphone" subjektive Zeiten konstitutiv bezogen. Da an Prozessen intersubjektiver und sozialer Verständigung mehrere - individuelle bzw. kollektive - Subjekte beteiligt sind, deren Zeitbewußtsein je selbst schon "polyphon" strukturiert ist (s.o. 2), korrelieren der "homophonen" objektiven Zeit "poly-polyphone" subjektive Zeiten: Zum einen gehen für jedes am Verständigungsprozeß beteiligte Subjekt in die "Rekonstruktion" des Bereichs der objektiven Welt, der Gegenstand und Thema der Verständigung ist, "Annahmen über die Möglichkeiten ein, die mit den Tatsächlichkeiten der Gegenwart gegeben sind. Der Zukunftsbezug ist nur möglich aufgrund von Erinnerung, in der Erfahrungen und Möglichkeiten vergangenen Geschehens präsent sind und aufgrund einer Projektion gegenwärtiger Erfahrungen und Möglichkeiten in 97 die Zukunft" . Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind also im Bewußtsein "polyphon", in komplexer wechselseitiger Bestimmung aufeinander 98 bezogen
. Zum anderen bringt jedes an Verständigungsprozeß beteiligte
Subjekt in diesen je andere konkrete Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen ein. Kommunikative Verständigung erfordert deshalb eine "Einfühlung" eines Subjekts in ein anderes, die "nichts anderes ist als eine besondere Gruppe von positionalen Vergegenwärtigungen, gegenüber den Erinnerungen und 99 Erwartungen"
. "In ihr konstituiert sich eine intersubjektiv gemeinsame
objektive Zeit, in die alles Individuelle an Erlebnissen und an intentio96 K e i l , G r u n d r i ß , 23. 97 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 15. 98 I n s o f e r n e r s c h e i n t m i r e i n e e i n s e i t i g e A u s z e i c h n u n g d e r Z u k u n f t als " U r s p r u n g und Q u e l l e d e r g e s c h i c h t l i c h e n Z e i t " , wie sie M o l t m a n n , Z e i t e n , 218 v o r n i m m t (vgl. s u c h d e s e b d . a n g e f ü h r t e Z i t a t a u s H e i d e g g e r , "Sein, 3 2 9 : "Das p r i m ä r e P h ä n o m e n der u r s p r ü n g l i c h e n u n d e i g e n t l i c h e n Z e i t l i c h k e i t i s t die Z u k u n f t " ) , p r o b l e m a t i s c h . B e i M o l t m a n n s (vgl. e b d . , A n m . 1 5 ) G e w ä h r s m a n n B e n j a m i n ( B e g r i f f ) k o r r e s p o n d i e r t j e d e n f a l l s der B e t o n u n g d e r Z u k u n f t (als Z e i t der e r w a r t e t e n " E r l ö s u n g " , vgl. z.B. a . a . O . , 251) e i n " K a m p f ( . ) für die u n t e r d r ü c k t e V e r g a n g e n h e i t " ( a . a . O . , 2 6 0 ; v g l . a u c h 261: A n h a n g B) . 99 H u s s e r l ,
Erfahrung,
192.
Zur
30
Präzisierung
der
Fragestellung
n a l e n G e g e n s t ä n d l i c h k e i t e n muß e i n g e o r d n e t werden k ö n n e n " ^ ^ .
Vorzügli-
ches M i t t e l s o l c h e r " E i n f ü h l u n g " i s t d i e Sprache. Deren Grenzen l i e g e n f r e i l i c h d a r i n , daß s i e i n i h r e n ( h i e r v . a . : semantischen)
Konventionen
i n gewissem S i n n e d i e V e r s t ä n d i g u n g schon u n t e r s t e l l t , d i e s i e
ermögli-
chen und zu der s i e b e i t r a g e n s o l l . I n P r o z e s s e n s p r a c h l i c h e r
Verständi101 gung k o r r e l i e r t deshalb n i c h t nur dem " G e s a g t e n " das " U n g e s a g t e " ,
102
sondern auch dem " S a g b a r e n " das " U n s a g b a r e "
als konstitutiver
z o n t . Auch h i e r s t e h t a l s o der "Homophonie" o b j e k t i v e r
Hori-
Sprachkonventio-
nen d i e " P o l y p h o n i e " s u b j e k t i v e r Weisen des Sprachgebrauchs z u r S e i t e . D a r i n i s t l e t z t l i c h das W e c h s e l s p i e l von ( s y n c h r o n e r ) 103 "Unveränderlichk e i t " und ( d i a c h r o n e r ) " V e r ä n d e r l i c h k e i t " der Sprache a l s Träger " s e d i m e n t i e r t e r " E r f a h r u n g s - , E r i n n e r u n g s - und E r w a r t u n g s h o r i z o n t e
begrün-
det.
2.4.
Die
Kommunikation
Grundlegendes sind von
Texte,
die
Ereignissen
Mittel ein
von
Zeiterfahrungen
der
Kommunikation
Ereignis
bezeichnen.
(s.o. Solche
2.2.1) Texte
in"Stories"
von
Zeiterfahrungen
oder können
eine
Sequenz
allgemein
als
" E r z ä h l u n g e n " o d e r - um e i n e n i n d e r g e s c h i c h t s p h i l o s o 104 105 phischen wie i n der e x e g e t i s c h e n Diskussion gleichermaßen e i n g e f ü h r t e n A u s d r u c k z u g e b r a u c h e n - " S t o r i e s " be-
100 E b d . 101 Zur B e d e u t u n g etwa Schmidt,
der " P r ä s u p p o s i t i o n e n " Texttheorie, 92ff.
im K o m m u n i k a t i o n s p r o z e ß
vgl.
102 V g l . F r a n k , D a s S a g b a r e . In A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t der k o n v e n t i o n a l i s t i s c h e n Z e i c h e n t h e o r i e f r a g t F r a n k m . E . z u r e c h t : " G i b t es e i n e n k o n t i n u i e r l i c h e n Ü b e r g a n g von d e r E b e n e der u n i v e r s e l l e n B e d e u t u n g e n e i n e r S p r a c h e (oder e i n e s T e x t e s ) zur i n d i v i d u e l l e n S i n n g e b u n g in der R e d e ? " und p l ä d i e r t "für e i n e ( R ü c k - ) B e s i n n u n g a u f die D i a l e k t i k , die z w i s c h e n dem ' S a g b a r e n ' und dem ' U n s a g b a r e n ' v e r m i t t e l t : z w i s c h e n der O r d n u n g d e r Z e i c h e n n ä m l i c h und der A n a r c h i e des I n d i v i d u u m s , das s i c h i h r e r b e d i e n t , um - wer w e i ß ? - e t w a s a n d e r e s als das d a m i t a u s z u d r ü c k e n , w a s die R e g e l n , die K o n v e n t i o n e n , die N o r m e n v o r s c h r e i b e n " ( a . a . O . , 10). 103 V g l . De S a u s s u r e , G r u n d f r a g e n , 8 3 f f . 104 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e (In der d e u t s c h e n Ü b e r s e t z u n g i s t " s t o r y " w e c h s e l w e i s e mit "Geschichte" oder "Erzählung" w i e d e r g e g e b e n . ) . 105 V g l . v.a. B a r r , Story u n d W h a r t o n , O c c a s i o n ( r e f e r i e r t b e i J o n e s , Story-Konzept) sowie z.B. Coggins, History; Aichele, Limits (weitere L i t e r a t u r bei H a s e l , I s s u e s , 4 8 ) .
Zeit z e i•c hun e t Im
wer^ d e n 106
Anschluß
maren"
31
an
Story
(1)
x ist
(2)
H ereignet
Danto
107
läßt
folgendermaßen
F zum Z e i t p u n k t
sich
die
Struktur
einer
"ato-
sogleich
kritisch
beschreiben:
t^;
s i c h m i t x zum Z e i t p u n k t
t_;
108 (3)
x ist
G zum Z e i t p u n k t
tg
Diese Strukturbeschreibung
Dantos i s t
freilich
zu
r e l a t i v i e r e n : s i e s e t z t ( i m Rahmen d e r " n a t ü r l i c h e n E i n s t e l l u n g " )109d i e I d e n t i t ä t des " S u b j e k t s " d e r S t o r y (x) s e l b s t v e r s t ä n d l i c h v o r a u s , repräsentiert
also
e i n S t o r y - M o d e l l , d a s m i t dem S c h l a g w o r t " R e l a t i o n a l i 110 c h a r a k t e r i s i e r t werden k a n n . D i e oben ( 2 . 3 . )
tät-durch-Iderrtität" skizzierte
Konstitutionsanalyse
noch e i n z w e i t e s ,
mit
nendes S t o r y - M o d e l l grund i h r e r als
render
(a = b)
Durch plexere
"ist"
denkbar.
sowohl i n
Zwischen Beziehungen
Formulierung
prädizierender
mehrerer
insofern
(ye P) 112 a l s
werden.
verschiedenen
Stories
ist
für
daneben kennzeichjedoch
beide
auch i n
auf-
Modelle
identifizie-
kann
"atomarer"
gebildet
vorliegen.
zu
Dantos S t r u k t u r b e s c h r e i b u n g
F u n k t i o n v e r s t a n d e n werden
Kombination Stories
macht a b e r 111
"Identität-durch-Relationalität"
umgangssprachlichen
offen,
der Zeiterfahrung
Stories
können
Grundsätzlich
können
kom-
verschiedenartige
bestehen
folgende
Mög-
lichkeiten: (1)
Zwei S t o r i e s ,
kurrenz m i t e i n a n d e r . history
of I s r a e l
die denselben Sachverhalt Ein Beispiel
hierfür
ist
bezeichnen, die
as r e p o r t e d i n t h e Old Testament
stehen i n
"tension
between
and t h e
history
Konthe
106 Vgl. R i t s c h i , Story, 18: "Story ist ... ein k u r z e r oder l a n g e r K o m plex von S ä t z e n , die sich mit einem E r e i g n i s oder einer S e q u e n z von E r e i g n i s s e n oder auch T a t e n so b e f a s s e n , daß diese E r e i g n i s s e , T a t e n oder G e d a n k e n mehr oder w e n i g e r k o h ä r e n t e r s c h e i n e n " . 107 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 376. 108 Die Z e i t s t e l l e n t m ü s s e n debei nicht d u r c h m e t r i s c h e Z e i t p o s i t i o n s a n g a b e n i d e n t i f i z i e r t sein. 109 So e x p l i z i t Danto, P h i l o s o p h i e , 398 u.ö. 110 Vgl. H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 175. 111 Vgl. ebd. 112 Das Problem des " S u b j e k t s " der Story ist v e r m i e d e n in D a n t o s (a.a.O., 399) g r a p h i s c h e r D a r s t e l l u n g der S t r u k t u r einer a t o m a r e n S t o r y : FG /./ - "wobei die S t r i c h e die E n d p u n k t e einer V e r ä n d e r u n g d a r s t e l l e n und der Punkt die U r s a c h e dieser V e r ä n d e r u n g " .
Zur P r ä z i s i e r u n g
32
der
Fragestellung 113
of Israel as reconstructed through historical-critical scholarship" (2) Mehrere Einzelstories können "parataktisch" zu einer Gesamtstory verbunden werden, z.B. die Abraham-Story mit der Isaak- und der Jakob114 Story u.a. zur Erzväter-Story usw. (3) Eine Einzelstory kann "hypotalctisch" in eine vorgegebene Gesamt115 story eingeordnet werden, die dann als "Meta-Story" fungiert; so wird z.B. die Ruth-Story durch Ru 1,1 und 4,18-22 in die Meta-Story der Richter- und beginnenden Königszeit integriert. (4) Dasselbe Geschehen kann von verschiedenen Stories mehr oder weniger ausführlich erzählt werden. Im letzteren Fall kann man von der "Summierung" einer Story sprechen. Derartige Summierungen liegen etwa in den 116 sog. geschichtlichen Credo-Texten des AT vor Die M ö g l i c h k e i t
dieser verschiedenartigen
Beziehungen
schen S t o r i e s g r ü n d e t in der a l l e n S t117 ories gemeinsamen g e n h e i t auf e i n e , piellen
o b j e k t i v e Zeit
und in i h r e r
zwiBezo-
prinzi-
Selektivität.
Als Mittel sprachlicher Verständigung beziehen sich Stories notwendig auf den Zusammenhang der einen, objektiven Zeit (s.o. 2.3.3). Zur Einlösung dieser zunächst formalen Bezogenheit in konkreten Verständigungsprozessen wird mit zunehmender Komplexität dieser Verständigungsprozesse eine Strulcturierung der Zeit durch Sortale (s.o. 2.2.1) erforderlich. Hier sollen kurz einige Möglichkeiten der Zeitstrukturierung genannt werden: (1) Die Zeit kann durch in der Story selbst erzählte Ereignisse strukturiert werden ("story-interne Sortale"). So werden im biblischen Hebräisch erzählte - vergangene oder zukünftige - Sachverhalte durch die Progreß-Verbformen wayyiqtol bzw. w'qatal in die Ordnung eines zeitlichen 118 Nacheinander gebracht . Bei der Verknüpfung mehrerer Geschehensabläufe
113 H e y e s / P r u s s n e r , T h e o l o g y , 243. 114 H i e r s o l l w o h l g e m e r k t a u f e i n l o g i s c h e s V e r h ä l t n i s d e r G e n e s i s = T e x t e zueinander hingewiesen, nicht ihre Entstehungsgeschichte skizziert werden ! 115 R i t s e h l , S t o r y , 2 2 f f g e b r a u c h t d e n A u s d r u c k " M e t a - S t o r y " in a n d e r e m Sinne ! 116 A u c h hier g e h t es z u n ä c h s t um ein e r k e n n t n i s l o g i s c h e s , n i c h t s c h o n um ein l i t e r a r h i s t o r i s c h e s V e r h ä l t n i s z w i s c h e n v e r s c h i e d e n e n T e x t e n ! 117 D i e s g i l t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t m i n d e s t e n s i n d i r e k t a u c h für " f i k t i o n a l e " S t o r i e s ; vgl. O e m i n g , B e d e u t u n g ; A i c h e l e , L i m i t s , 5 3 f f ; aber auch Husserl, Erfahrung, 195ff. 118 V g l . B a r t e l m u s , H Y H , 6 7 f f .
Zeit kann die Wendung iÜNil D ' i n n O m N
Cn'l)
33 (z.B. Gen 15,1; 21,1;
22,1.20; 39,7; 40,1; 48,1) im Sinne des deutschen "danach" die "Funktion 119 der Zusammenfassung voraufgehend erwähnter Ereignisse" wahrnehmen Mit O l u n d
Infinitiv können dann z.B. später erzählte Ereignisse be120 reits berichteten als gleichzeitig zugeordnet werden (2) Die Stellung einer Story als Ganzer in der Zeit kann durch ihre Einordnung in eine übergreifende Meta-Story markiert werden. So ereignet sich etwa das in der Ruth-Story erzählte Geschehen nach Ru 1,1 "zu der Zeit als die Richter regierten" (D'Paivn PBB 'n'l '¡l'l). Die Kenntnis der Meta-Story ist für das Gelingen dieses Modells der Zeitstrukturierung unabdingbar. Das Anfangsereignis der Ruth-Story wird so in den Zusammenhang der objektiven Zeit eingeordnet; die weitere Zeitstrukturierung leisten die im Fortgang dieser Story erzählten Ereignisse selbst. (3) Eine weitere Möglichkeit der Zeitstrukturierung stellt die Erzählung gleichartiger Ereignisse dar ("Sortal-Stories"). Ein Beispiel hierfür findet sich ebenfalls im Ruth-Buch: "Das ist die Geschlechterfolge (niT7in ) nach Perez: Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, ... Isai zeugte David" (Ru 4,18-22). Die Zeit wird hier strukturiert durch gleichartige, in ihrer Art jedermann bekannte Ereignisse des Typs "A zeugt B". Damit wird ein relativ langes Zeitintervall darstellbar, in dem sich nichts für die Story Relevantes ereignet hat. (Der Verfasser von Ru 4,18ff ist allein an einer Einordnung Ruths in die Ahnenreihe Davids interessiert.) (4) Schließlich kann die Zeit durch gleichartige Ereignisse strukturiert werden, die eine identische Zeitdauer definieren ("metrische Sortal-Stories") . So wird z.B. in Gen 1 die zählbare Zeiteinheit "Tag" durch die Ereignisse "es wird Abend" und "es wird Morgen" definiert. In den Genalogien der Priesterschrift überlagert die Zeitstrukturierung mit Hilfe der - summierten - Sortal-Story des Jahreszyklus die Strukturierung der Zeit nach Modell (3), so z.B. in Gen 5: "... (6) Seth war 105 Jahre alt, da zeugte er Enosch. (7). Nach der Geburt des Enosch lebte Seth noch 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. (8) Die gesamte Lebenszeit des Seth betrug 912 Jahre, dann starb er. (9) Enosch war 90 Jahre alt, da zeugte er Kenan ..."
119 K e g l e r , G e s c h e h e n , 120 S . u . I V . 4 . 1 .
9.
Zur P r ä z i s i e r u n g
34
der
Fragestellung
Die genannten Möglichkeiten der Zeitstrukturierung weisen einen zunehmend höheren Abstraktionsgrad auf. Mit der rein genealogischen überbrükkung relativ langer Zeitintervalle wird im Sinne einer "konkreten Abstraktion" die objektive Zeit praktisch nur noch in ihrem formalen Aspekt 121 bezeichnet
. Je abstrakter und formaler freilich die Beziehungen zwi-
schen verschiedenen Stories werden, um so drängender stellt sich die Frage nach ihren materialen Relationen. Da solche in konkreten Verständigungsprozessen je neu erst herzustellen bzw. aufzudecken 122 sind, lassen sich hierzu "nur sehr schwer generelle Sätze bilden" Neben der Bezogenheit auf den Zusammenhang der einen, objektiven Zeit ist allen Stories eine prinzipielle S e l e k t i v i t ä t gemeinsam: Im Verständigungsprozeß zwischen verschiedenen Subjekten gehen deren "polyphone" selbst schon selektive (s.o. 2.3.1) - Zeitbewußtseine nicht restlos in den konstituierten Zusammenhang der "homophonen", objektiven Zeit ein (s.o. 2.3.3). Es läßt sich aber auch unabhängig von der oben skizzierten Konstitutionsanalyse zeigen, daß selbst eine hypothetisch konstruierbare "Ideale Chronik" (=I.C.), die die "vollständige Beschreibung" eines jeden Ereignisses bietet, sobald es "sicher in die Vergangenheit eingegangen ist" 123 , weder alle möglichen wahren Sätze aller möglichen Sto124 ries enthalten, noch selbst eine kohärente Story darstellen wurde Die von e i n e r Story v o l l z o g e n e S e l e k t i o n ist f r e i l i c h 125 ; sie muß sich einem l e i t e n d e n G e s i c h t s -
nicht beliebig
121 V g l . H ü b n e r s ( W a h r h e i t , 1 4 4 f f ) I n t e r e s s a n t e Ü b e r l e g u n g e n zum Z u s a m m e n hang von G e n e a l o g i e und Z e i t v e r s t ä n d n i s bei den " s p ä t e r e n g r i e c h i sehen Logographen, Genealogen und Mythographen". 122 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 13. - "Ein E r k ä r u n g s m o d e l l w i e das m a r x i s t i s c h e , das die V e r b u n d e n h e i t der G e s c h i c h t e n des Ü b e r b a u s m i t d e n e n des U n t e r b a u s d u r c h ö k o n o m i s c h b e d i n g t e K a u s a l i t ä t e r k l ä r e n w i l l , hat E n g e l s s e l b s t in s e i n e r R e i c h w e i t e e i n g e g r e n z t " ( e b d . ) . 123 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 2 4 1 ; vgl. 2 4 0 f f . 124 Die " I . C . " e n t h i e l t e f r e i l i c h S t o r i e s - a b e r n u r s o l c h e , die von S u b j e k t e n in k o n k r e t e n V e r s t ä n d i g u n g s p r o z e s s e n (die ja a u c h im Z u s a m m e n h a n g d e r o b j e k t i v e n Z e i t s t a t t f i n d e n und d e s h a l b von der " I . C . " r e g i s t r i e r t w e r d e n ) p r o d u z i e r t s i n d . S ä m t l i c h e für S t o r i e s b z w . " N a r r e m e " k o n s t i t u t i v e n " A u s s a g e s c h e m a t a b z w . U r t e i l s s t r u k t u r e n " (vgl. B a u m g a r t n e r , T h e s e n , 2 9 5 f f ) w ü r d e n s i c h in der " I . C . " e i n g e b e t t e t in solche Stories finden. 125 V g l . O a n t o s ( P h i l o s o p h i e , 193) B e i s p i e l e i n e s s e l e k t i v e n T e x t e s , der kaum für i r g e n d j e m a n d als k o h ä r e n t e S t o r y a k z e p t a b e l s e i n d ü r f t e : " N a r a m Siu e r b a u t e d e n S o n n e n t e m p e l bei S i p p a r ; d a n n v e r b a n n t e P h i l i p p III den M o r i s c o s ; d a n n b e s i e g t e U r g u i z a die S t r e i t k r ä f t e von B u e n o s A i r e s bei C e p a d a ; d a n n e r w a c h t e A r t h u r D a n t o S c h l a g 7 U h r am 20. O k t o b e r 1 9 6 1 " .
Zeit
35
p u n k t der Story z u o r d n e n l a s s e n , der ein e n t s c h e i d e n d e s ment ihrer Kohärenz
und A k z e p t a b i l i t ä t
die " n a r r a t i v e O r g a n i s a t i o n " Ereignisse
126
darstellt.
der in der Story
Er
Mo-
leistet
erzählten
und e r l a u b t eine G e w i c h t u n g
der " R e l e v a n z " von 127 E r e i g n i s s e n für die Story und i n n e r h a l b der Story . Der leitende Gesichtspunkt Kohärenz
einer Story
und A k z e p t a b i l i t ä t
F u n k t i o n im P r o z e ß k o m m u n i k a t i v e r E i n e
- und d a m i t auch
- h ä n g t eng z u s a m m e n mit Verständigung.
ihre ihrer 128
F u n k t i o n von S t o r i e s ist die der E r k l ä r u n g
kann etwa die oben s k i z z i e r t e der Z u s t a n d s V e r ä n d e r u n g
" a t o m a r e " Story
als
. So
Erklärung
F-»G durch H verstanden werden.
to i l l u s t r i e r t d i e s e F u n k t i o n von S t o r i e s an f o l g e n d e m
DanBei-
s p i e l : "I. Das Auto ist u n v e r b e u l t in t - 1 . II. Das A u t o w i r d von y a n g e s t o s s e n in t - 2 . III. Das Auto ist v e r b e u l t in 129 t-3"
. Die E'rklärungskräftigkeit
d i e s e r Story mag
selbst-
v e r s t ä n d l i c h e r s c h e i n e n . E r s e t z t man j e d o c h i h r e n Satz II etwa d u r c h f o l g e n d e n S a t z : " I I 1 . Der F a h r e r des A u t o s h u s t e t in t - 2 " 130 , d ü r f t e d e u t l i c h w e r d e n , daß l e t z t l i c h " ( j ) e d e E r k l ä r u n g ... eine R e g e l v o r a u s ( s e t z t ) , nach w e l c h e r das Ex131 p l a n a n d u m sich aus dem E x p l a n a n s e r g i b t " "Immer w e n n 'I' und
'II', dann
"Immer w e n n expliziten
'III'" ist w e i t w e n i g e r p r o b l e m a t i s c h
'I' und
' I I " , dann
'III'". H i n s i c h t l i c h
oder i m p l i z i t e n - R e g e l b e z u g s
entsprechen
als ihres "narra-
126 A . a . O . , 2 3 0 . 127 V g l . a . a . O . , 2 1 5 : "jede E r z ä h l u n g (ist) e i n e d e n E r e i g n i s s e n u n t e r l e g t e S t r u k t u r (...), die e i n i g e von i h n e n m i t a n d e r e n g r u p p i e r t , e i n i g e a n d e r e w i e d e r u m a u s s o n d e r t , w e i l es i h n e n an R e l e v a n z m a n gelt" . 128 Die e r k l ä r e n d e F u n k t i o n v o n S t o r i e s w i r d von D e n t o - in A n b e t r a c h t der w i s s e n s c h a f t s t h e o r e t i s c h e n D i s k u s s i o n um " E r k l ä r e n und V e r s t e h e n " (vgl. z . B . P a n n e n b e r g , W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e , 1 3 6 f f ) - b e s o n d e r s b e t o n t ; vgl. z.B. s e i n e " B e h a u p t u n g ..., daß e i n e E r z ä h l u n g i h r e m W e s e n n a c h b e r e i t s e i n e F o r a der E r k l ä r u n g s e i " ( P h i l o s o p h i e , 3 2 1 ) . Es e m p f i e h l t s i c h a b e r m . E . , z u n ä c h s t z w i s c h e n der e r k e n n t n i s l o g i s c h r e k o n s t r u i e r t e n und der k o m m u n i k a t i v - i n t e n d i e r t e n F u n k t i o n e i n e r S t o r y zu u n t e r s c h e i d e n . H i e r kann d a n n e t w a e i n e a p p e l l a t i v e F u n k t i on d o m i n i e r e n . 129 D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 7 9 . 130 V g l . a . a . O . , 3 8 0 f . 131 S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 254 ( H e r v o r h . T . K . ) ; vgl. D a n t o , Philosophie, 321ff.
36
Zur P r ä z i s i e r u n g
der
Fragestellung
tive" Erklärungen
den auch " w i s s e n s c h a f t l i c h e n
zugrundeliegenden
" S c h e m a " in s e i n e r
Die E r k l ä r u n g
Erklärungen" 132 "allgemeinen Form"
e i n e s E r e i g n i s s e s d u r c h eine Story m i t -
e x p l i z i t e m o d e r i m p l i z i t e m - Bezug auf R e g e l n e r f o r d e r t aber eine B e s c h r e i b u n g d i e s e s E r e i g n i s s e s in e i n e r " P e r s p e k t i 133 ve"
, die es auf d i e s e R e g e l n hin t r a n s p a r e n t m a c h t .
z e i g t sich also,
Es
"daß die Frage der a l l g e m e i n e n G e s e t z e
in
einem b e d e u t s a m e n S i n n e mit der Frage v e r b u n d e n ist,1 3 4wie P h ä n o m e n e und E r e i g n i s s e b e s c h r i e b e n w e r d e n s o l l e n " . Die N o t w e n d i g k e i t des Z u s a m m e n h a n g s
von R e g e l b e z u g
und
Perspekti-
v i t ä t e i n e r Story w i r d e i n s i c h t i g , w e n n beide als in den mehr oder w e n i g e r o f f e n e n H o r i z o n t e n der E r f a h r u n g
korrela-
tiv k o n s t i t u i e r t e
Perspekti-
M o m e n t e b e g r i f f e n w e r d e n . In der
ve e i n e r Story l i e g t aber w i e d e r u m ein M o m e n t der S e l e k t i v i . ... 1 3 5 tat Die Ü b e r l e g u n g e n zur E r k l ä r u n g s f u n k t i o n von S t o r i e s z e i g e n , daß eine Story nur v e r s t ä n d l i c h ist im R a h m e n e i n e s
umfas-
136
senden "Konzeptes"
. K o n z e p t e sind m i t den T e x t e n , von
nen sie r e p r ä s e n t i e r t w e r d e n , n i c h t i d e n t i s c h . Sie
de-
können
als v o r a u s g e s e t z t e r H i n t e r g r u n d in i h n e n nur a n g e d e u t e t s e i n . D e r s e l b e Text kann auf m e h r e r e , auch k o n k u r r i e r e n d e K o n z e p t e 137 Bezug n e h m e n
. Das e i n e r Story
zugrundeliegende
b e s t i m m t nun s o w o h l ihre P e r s p e k t i v e
als auch den
Konzept Bereich
132 S. H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 4 4 f ; vgl. z.B. a u c h S t e g m ü l l e r , E r k l ä r u n g e n ; zur w e i t e r e n D i f f e r n e z i e r u n g s.u. 133 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 8 6 . 134 A . a . O . , 3 4 8 . 135 V g l . D a n t o , P h i l o s o p h i e , 3 4 8 f : "Es s i n d n i c h t P h ä n o m e n e a l s s o l c h e , die e r k l ä r t w e r d e n . Es sind d i e s l e d i g l i c h i n e i n e B e s c h r e i b u n g a u f g e n o u e n e P h ä n o m e n e , w e l c h e e i n e r E r k l ä r u n g f ä h i g s i n d ... W e n n es nun unbestimmt viele mögliche B e s c h r e i b u n g e n eines Phänomens gibt, d a n n k a n n es e b e n s o g u t u n b e s t i m m t v i e l e m ö g l i c h e , v e r s c h i e d e n e E r k l ä r u n g e n für j e n e s P h ä n o m e n g e b e n , u n d es g i b t d a n n v i e l l e i c h t t a t s ä c h l i c h B e s c h r e i b u n g e n j e n e s P h ä n o m e n s , bei d e r e n Z u g r u n d e l e g u n g es überhaupt nicht erklärt werden kann". 136 I c h ü b e r n e h m e d e n B e g r i f f " K o n z e p t " als g r u n d l e g e n d e K a t e g o r i e d e r E x e g e s e von K . B a l t z e r (vgl. z.B. d i e e i n l e i t e n d e n A u s f ü h r u n g e n in Ders., Liberation). 137 Die d a m i t e n t s t e h e n d e k o n z e p t i o n e l l e I n k o h ä r e n z e i n e s T e x t e s kann etwa durch seine kommunikative Funktion kompensiert werden. Gerade "Konsenstexte" mit einer breiten Akzeptanz sind häufig konzeptionell inkohärent!
37
Zeit der in ihr v o r a u s g e s e t z t e n
Regeln.
Von Bedeutung für die konzeptionell bedingte Perspektive eines Textes ist die von seinem konzeptionellen Rahmen bereitgestellte "Sprache" (im weitesten Sinne), in der Erfahrungs-, Erinnerungs- und Erwartungshorizonte gleichsam in "sedimentierter" Gestalt vorliegen. Hier sind neben Phonetik, Lexikon und Syntax v.a. komplexe Zeichen von Interesse. So stellt die Sprache etwa Textsorten bzw. Gattungen zur Verfügung, die die Form "variabler Stories" oder "Story-Gerüste" haben können - wie z.B. das Formular des "heiligen Krieges". Daneben enthält sie geprägte Ausdrücke (Begriffe, Sätze, Bilder, Symbole usw.), die in besonderem Maße semantisch gefüllt sind. Solche konzeptionell ausgezeichneten Sprachelemente können z.T. als Abstraktionen konkreter Erfahrungen verstanden und so zu Stories in Beziehung gesetzt werden: "Von Summierungen können Ableitungen, von ihnen wieder Ableitungen zweiten, dritten Grades etc. vorgenommen werden. Zeigen- die Ableitungen noch den Zusammenhang mit der ursprünglichen 'Story'", kann man "von abgeleiteten Begriffen (sprechen), zeigen 138 sie ihn nicht mehr, ... von autonomen Begriffen" Wie die Perspektive eines Textes durch konzeptionell ausgezeichnete Sprachelemente bestimmt ist, so der Bereich der in ihm wirksamen Regeln durch "regulative Sätze"
(bzw. "inplizite Axiome"), die als "Steuerungs-
mechanismen ... bei einem Menschen oder bei einer Gruppe für 139 überprüfba. Ihre Funk-
res Denken und Sprechen und für geordnetes Handeln sorgen"
tionen sind vielfältig: Neben "empirischen Gesetzen" stehen "axiomatische Voraussetzungen a priori", "judicale" und "ontologische Festsetzungen", 140 aber auch Normen und eine Logik im weitesten Sinne . "Sie sind nicht unbedingt und in jedem Fall sprachlich ausformulierte Sätze, sie verlieren aber an Steuerungswert, wenn sie sich der Formulierung völlig entziehen. Auf der anderen Seite liegt die Gefahr ihrer vorschnellen Ausformulierung in unerwünschter Fixierung und 141 damit nicht selten in inhaltlieher Verflachung und Trivialisierung" K o n z e p t e w i r k e n sich mit ihrer
" S p r a c h e " und i h r e n
l a t i v e n S ä t z e n " in S t o r i e s v o r w i e g e n d i n d i r e k t und
138 139 140 141
R i t s e h l , L o g i k , 48; vgl. D e r s . , R i t s e h l , L o g i k , 142. Vgl. Hübner, Wahrheit, 243ff. R i t s e h l , L o g i k , 142.
Story,
25ff.
"regu-
implizit
38
Zur P r ä z i s i e r u n g
aus
der
Fragestellung
142
. Sie m ü s s e n d e s h a l b d u r c h e x e g e t i s c h e 143
tion
erst a u s d r ü c k l i c h
Struktur durchsichtig
und in i h r e r
Rekonstruk-
erkenntnislogischen
g e m a c h t w e r d e n . Ihre K o n s t i t u t i o n
den mehr oder w e n i g e r b e s t i m m t e n E r f a h r u n g s h o r i z o n t e n s c h i e d e n e r an V e r s t ä n d i g u n g s p r o z e s s e n
beteiligter
m a c h t es von v o r n e h e r e i n w a h r s c h e i n l i c h , schen R e k o n s t r u k t i o n nie r e s t l o s
der k o n z e p t i o n144 elle
a u f g e k l a r t w e r d e n kann
den V e r s u c h s o l c h e r R e k o n s t r u k t i o n
3.
Subjekte
daß in der
exegeti-
Rahmen eines
Textes
. Gleichwohl
kann
nicht verzichtet
wvon enn Te Ax ut se s na g egne m aüber den h r u n g s145 - (und cht w e r d eEnr f asollen
in
ver-
auf
werden,
Wahrheits-)Gehalt
Geschichte
3.1.
"Story" und
"Geschichte"
Was im v o r a n g e h e n d e n A b s c h n i t t über
"Stories" gesagt
(2.4.), d e c k t sich w e i t g e h e n d mit dem, w a s in chem V e r s t ä n d n i s
unter
"Geschichte(n)"
h e i ß t es etwa im a l l g e m e i n e n s c h a f t e n von J a b l o n s k i
wurde
vorneuzeitli-
verstanden wird,
L e x i k o n der Künste und
so
Wissen-
(1748):
142 W i s s e n s c h a f t l i c h e T h e o r i e n k ö n n e n als S o n d e r f a l l von K o n z e p t e n b e t r a c h t e t w e r d e n , der - w e n i g s t e n s dem A n s p r u c h n a c h - d u r c h ein b e s o n d e r s h o h e s Haß an A u s d r ü c k l i c h k e i t und B e w u ß t h e i t d e s k o n z e p t i o nellen Rahmens ausgezeichnet ist. 143 V g l . h i e r z u e t w a H u b b e l i n g , R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e , 6 6 f f . 144 Hier l i e g t m . E . das r e l a t i v e R e c h t des etwa von D o n a g a n ( Ü b e r l e g u n gen) g e l t e n d g e m a c h t e n " m e t h o d o l o g i s c h e n S k e p t i z i s m u s " (197) g e g e n über einer "theoretische(n) Soziologie" und G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t , die "die E r f o r s c h u n g der A n g e l e g e n h e i t e n des M e n s c h e n d a d u r c h v e r s t ü m m e l t , d a ß " sie "die S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n zu e i n e m s c h l e c h t e n A b k l a t s c h d e r P h y s i k u m g e s t a l t e t " (206). 145 D i e s i s t a b e r - in B e z u g auf die b i b l i s c h e n T e x t e - e i n e G r u n d f u n k t i o n von T h e o l o g i e ; vgl. etwa R i t s e h l , S t o r y , 3 6 f f ; D e r s . , L o g i k , 142ff.
39
Geschichte
"Die Geschichte sind ein Spiegel der Tugend und Laster, darinnen man durch fremde Erfahrung lernen kann, was zu tun oder zu lassen sei; 146 sie sind ein Denkmal der bösen sowohl als der löblichen Taten" An dieser Umschreibung ist Folgendes bemerkenswert: (1) "Geschichte" s i n d hier verstanden als eine "Summe von 147 Einzelgeschichten", deren jede "ihren begrenzten Zusammenhang" hat . Wie 148 Stories sind "Geschichte" erzähltes Geschehen ; sie können zueinander in Beziehung gesetzt, ineinander integriert werden usw. Wie Stories beziehen sich "Geschichte" auf einen einheitlichen Zeitzusammenhang (s.u. 3), nicht aber schon auf e i n materiales, umfassendes und erzählbares 149 "Geschichte"
.
(2) Wie für Stories sind für "Geschichte" Sozialität und Intersubjektivität konstitutiv - in ihnen begegnet "fremde Erfahrung". "Geschichte" sind aber auch - und darin stellen sie einen Sonderfall von Stories dar - intersubjektiv und sozial relevant: "man" kann in ihnen "lernen ..., was zu tun oder zu lassen sei". (3) Wie Stories beziehen sich "Geschichte" auf den einheitlichen Zusammenhang der objektiven Zeit - als Elemente gegenwärtiger Verständigungsprozesse verweisen sie auf Vergangenes ("Denkmal") und Zukünftiges (hier vermittelt über generell Gültiges: "was zu tun oder zu lassen sei"). Dabei deutet sich im Ausdruck "Denkmal" eine besondere "geschichtliche" Zeitdimension unbestimmt an, die Stories zu "Geschichte" macht: Ein "Denkmal" wird dann erforderlich, wenn Vergangenes vom Vergessen bedroht ist. D i e s e drei E l e m e n t e b l e i b e n auch für den Geschichtsbegriff
bestimmend.
d a r i n , daß sie als A s p e k t e te "an sich" b e g r i f f e n
neuzeitlichen
Sein C h a r a k t e r i s t i k u m
bzw. M o m e n t e
"der" einen
besteht Geschich-
werden.
146 Z i t . n a c h K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 22f ( H e r v o r h . T . K . ) . 147 K o s e l l e c k , a . a . O . , 23. 148 " G e s c h i c h t e m e i n t e f r ü h e r v o r w i e g e n d B e g e b e n h e i t , S c h i c k s a l , Z u f a l l , b e s o n d e r s eine Folge g e t ä t i g t e r oder erlittener H a n d l u n g e n . Historie m e i n t e v o r z ü g l i c h die K u n d e d a v o n , i h r e E r f o r s c h u n g , d e n B e r i c h t und die E r z ä h l u n g d a r ü b e r . Im L a u f e des 17., b e s o n d e r s des 18. J h s . ü b e r l a p p t e n s i c h z u n e h m e n d die b e i d e n d e u t l i c h t r e n n b a r e n B e d e u t u n g s f e l d e r . E r e i g n i s und E r z ä h l u n g w u c h s e n in b e i d e n W o r t b e d e u t u n g e n z u s a m m e n ..." ( a . a . O . , 2 2 ) . 149 S i n g u l a r zu " G e s c h i c h t e " ist u r s p r ü n g l i c h "das G e s c h i c h t e " o d e r "die G e s c h i e h t " ; s. H e r r m a n n , Z e i t , 22.
Zur
40
Präzisierurig
der
Fragestellung
D i e
Geschichte i s t h i e r " d i e Bedingung der M ö g l i c h k e i t a l l e r E i n z e l 150 151 . Als "subjektive Bewußtseinskategorie" i s t sie "die 152 Geschichte a l l e r " und f ü r das Handeln der Menschheit r e l e v a n t : Man geschichten"
kann "Geschichte machen, planen" und/oder " s i c h dem v e r m e i n t l i c h e n W i l 153 . Und s c h l i e ß l i c h wird " d i e Summe" der
l e n der Geschichte unterwerfen"
"temporalen Erfahrungen unserer Neuzeit . . . i n dem K o l l e k t i v s i n g u l a r 154 von Geschichte auf i h r e n B e g r i f f gebracht" So e r s c h e i n t griffs liche
folgende
"Geschichte"
Geschichtsbegriffe
derheiten
zu e r f a s s e n :
nen für ein Kollektiv Gegenwart 2.4.
zu
in
des
Interpretationsbe-
neuzeitliche
ihren
und
vorneuzeit-
Gemeinsamkeiten
"Geschichte"
und
ist eine Story,
Beson-
die
ei-
r e l e v a n t e n 1 5T 5e i l s e i n e r V e r g a n g e n h e i t , . U b e r d a s im A b s c h n i t t
und Zukunft bezeichnet
"Story"
Klärung
des
Geschichte zu
Umschreibung
geeignet,
Entwickelte
Fragehorizonts (3.2.)
und i h r e
hinaus dieser
sind Arbeit
zeitliche
deshalb die
zur
weiteren
Sozialität
Dimension
(3.3.)
von näher
betrachten.
3.2.
Die
Jede vität
Story aller ^
von
Geschichte
konstituiert
und S o z i a l i t ä t
Bereich stung"
Sozialität
(s.o.
möglichen
eines
sich
Stories
Kollektivs
im M e d i u m v o n
2.3.3). als
Eine
Intersubjekti-
Geschichte
ist
im
"Selbstverständigungslei-
ausgezeichnet^"^.
150 K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 23. 151 Ebd. 152 D r o y s e n , H i s t o r i k , z i t . n a c h dem in O e l m ü l l e r / D ö l l e / P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 2 1 8 f f a b g e d r u c k t e n A u s z u g , h i e r : 219. 153 K o s e l l e c k , H i s t o r i e , 23. 154 Ebd. 155 D i e s e U m s c h r e i b u n g von " G e s c h i c h t e " s t i m m t i.W. m i t der von P i e p m e i er, G e s c h i c h t e , lOff e n t w i c k e l t e n ü b e r e i n . 156 A . a . O . , 11. 157 V g l . die D e f i n i t i o n H u i z i n g a s ( D e f i n i t i o n , 9; zit. bei V a n S e t e r s , S e a r c h , 1): " H i s t o r y is t h e i n t e l l e c t u a l f o r m in w h i c h a c i v i l i z a t i o n r e n d e r s a c c o u n t to i t s e l f of its p a s t " .
41
Geschichte Der
Umfang des
Kollektivs,
das
Träger
einer
Geschichte 158
ist,
und f ü r
schieden
das
weit
eine
Geschichte
relevant
ist
, kann
ver-
sein.
"Bekannte, Freunde und Liebende erzählen Geschichten z u r Unterhaltung, aber auch zur Erinnerung an gemeinsame beglückende oder bedrückende Erfahrungen und W i d e r f a h r n i s s e , oder wenn s i e s i c h gemeinsame Erwartungen und Hoffnungen ausmalen. Herrschende Mächte, aber auch u n t e r d r ü c k t e s o z i a l e Gruppen, V ö l k e r und Minderheiten berufen s i c h b e i der Rechtf e r t i g u n g bzw. K r i t i k dessen, was i s t , oder b e i der P r ä s e n t a t i o n d e s sen, was s i e s e i n möchten, auf Geschichten, auch auf vergessene und verdrängte . . . F a m i l i e n , W i r t s c h a f t s b e t r i e b e , V ö l k e r , S t a a t e n ,
Kirchen
und andere I n s t i t u t i o n e n haben i h r e F e i e r - und F e s t t a g e , an denen s i e 159 s i c h i h r e r i d e n t i t ä t s s t i f t e n d e n Geschichten e r i n n n e r n . . . " Diese
Andeutungen
des
Kollektivs,
der
Frage
(mit en)
nach
ihren
zeigen,
für
das
seinen
daß d i e
eine
Geschichte
bzw.
nach
dem
relevant
zu a n d e r e n
Beziehungen
Geschichten)
Frage
Individuen
Umfang
ist,
mit
Kollektiven
(mit
ihren
Biographi-
zusammenhängt.
Ebenso
ist
aber
nach Organisationsstrukturen
des
Kollek-
t i v s s e l b s t zu f r a g e n , d i e a l s R a h m e n b e d i n g u n g e n s o z i a l e r Kommunikation i h r e r s e i t s auf die s o z i a l e " K o n s t r u k t i o n der W i r k l i c h k e i t " 160 Prozesse mit
durch
wachsender
zurückwirken.
Institutionen
Die
161
Arbeitsteilung
Strukturierung
und R o l l e n
zunehmende
-
162
sozialer
bedingt
eine
Distribution
-
des
163
Wissens ihren Die das 158 159 160 161
, die
sich
Rahmenkonzepten Kenntnis
Träger
der
einer
in
der
Konstitution
von G e s c h i c h t e n
und
niederschlägt.
Organisationsstrukturen
Geschichte
ist,
sowie
der
des
Kollektivs,
möglicherweise
Zum P r o b l e m s o z i a l e r R e l e v a n z vgl. die A n a l y s e n von S c h ü t z , P r o b l e m . O e l m ü l l e r , V o r w o r t , 5. Vgl. Berger/Luckmann, Konstruktion. V g l . a . a . O . , 58: " I n s t i t u t i o n a l i s i e r u n g f i n d e t s t a t t , s o b a l d h a b i t u a l i s i e r t e H a n d l u n g e n d u r c h T y p e n von H a n d l u n g e n r e z i p r o k t y p i s i e r t w e r d e n ... I n s t i t u t i o n p o s t u l i e r t , daß H a n d l u n g e n d e s T y p u s X von H a n d e l n d e n des T y p u s X a u s g e f ü h r t w e r d e n " . 162 V g l . a . a . O . , 78: "Als T r ä g e r e i n e r R o l l e - o d e r e i n i g e r R o l l e n - h a t der E i n z e l n e A n t e i l an e i n e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n W e l t , die s u b j e k t i v d a d u r c h für ihn w i r k l i c h w i r d , daß er s e i n e R o l l e n i n t e r n a l i s i e r t " . 163 V g l . a . a . O . , 81: "Oer W i s s e n s v o r r a t e i n e r G e s e l l s c h a f t ist v e r t e i l t je n a c h der R e l e v a n z f ü r alle o d e r für b e s o n d e r e R o l l e n " .
Zur P r ä z i s i e r u n g
42
darin angelegten
der
Fragestellung
K o n f l i k t e ist von B e d e u t u n g
s t r u k t i o n der I n t e n t i o n e n und I n t e r e s s e n , und die T r a d i e r u n g
die die
Rekon-
Produktion
(durch R e p r o d u k t i o n und M o d i f i k a t i o n )
Geschichte motivieren.
der
können etwa p r i m ä r 164 oder k o g n i t i v e r N a t u r sein . Ihre B e -
sozio-ökonomischer deutung
für die
für P r o z e s s e
Solche Interessen
der P r o d u k t i o n
s c h i c h t e n ist heute v i e l f ä l t i g
und R e z e p t i o n
von
Ge-
erfahrbar.
So ist z.B. die "Artikulation bisher nicht anerkannter Gruppen ... eng verbunden mit dem Bemühen, sich eine eigene Geschichte zu rekonstruieren. Heute z.B. beginnen Frauen, die Geschichte der Frauen zu schreiben, und Regionalisten versuchen, zu einer Anerkennung zu gelangen, indem sie die Geschichte ihrer Region, für die sie (mehr) Unabhängig165 keit erreichen wollen, schreiben" Die E i n o r d n u n g
der P r o d u k t i o n
ten in ein G e f l e c h t essen unterstellt ein T e i l b e r e i c h
und R e z e p t i o n von
sozialer Strukturen,
b e r e i t s , daß k o m m u n i k a t i v e s
s o z i a l e n H a n d e l n s ist.
lung w i r d in j e d e m F a l l ein S a c h v e r h a l t einer
(handelnden)
Instanz ausgeht,
Geschich-
Konflikte
und
Handeln
Internur
"Mit dem B e g r i f f bezeichnet,
der
Handvon
und zwar so, daß er von
dieser Instanz von
g e w ä h l t ist. 166 H a n d l u n g e n sind also W a h l a k t e (handelnden) Instanzen" . Von " H a n d e l n " kann d e s h a l b
s i n n v o l l nur g e s p r o c h e n w e r d e n , w e n n im R a h m e n des von Geschichte schieden
b e z e i c h n e t e n G e s c h e h e n s zwei " S c h i c h t e n "
(nicht: g e t r e n n t ! )
Geschehen, hang") Instanz
zurechenbar
ist
spielraum,
164 165 166 167
das der W a h l d i e s e r 167 . Mit s e i n e r
("Ereigniszusammenhang")
G e s c h i c h t e d e f i n i e r t ein K o l l e k t i v zit i m m e r a u c h
von
sinnhaft-offenen
("Handlungszusammen-
und eine S c h i c h t von G e s c h e h e n , e n t z o g e n ist
unter-
w e r d e n k ö n n e n : eine S c h i c h t
das e i n e r I n s t a n z als von ihr in
Wahlakten verursacht
einer
demnach mindestens
s e i n e n bzw. s e i n e r A n g e h ö r i g e n
g r e n z t es sich n i c h t nur von a n d e r e n
Vgl. a.a.O., 90f. P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 13. H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 145. Ich ü b e r n e h m e d i e s e A u s d r ü c k e von H ä r l e / H e r m s , de sie a b e r in e t w a s a n d e r e m S i n n e .
a.a.O.,
impli-
FreiheitsKollektiven,
174ff,
verwen-
Geschichte
43
andertreten
168 "Natur" ab . Dieses 169 von N a t u r und K u l t u r " ist f u n d i e r t im
andertreten
von "Sein" und " B e w u ß t s e i n "
sondern
als " K u l t u r "
jedoch seinerseits
von einer
(s.o. 2 . 3 . 1 ) :
eng i n e i n a n d e r
einer Symbiose",
vorausgeht,
gedachten
Verhalten
... in
unse-
(zeigt),
das
uns in e i n e r n a t ü r l i c h e n und s o z i a l e n W e l t v e r a n k e r t 170 ü b e r h a u p t erst eine L e b e n s - W e l t e n t s t e h e n laßt" Mit der U n t e r s c h e i d u n g
von E r e i g n i s - und
W ä h r e n d G e s e t z e die V e r ä n d e r u n g bestimmten Rahmenbedingungen
und
Handlungszusammen-
sich die im k o n z e p t i o n e l l e n
G e s c h i c h t e e n t h a l t e n e n R e g e l n in " G e s e t z e "
sind
Indifferenz
die sich "auf a l l t ä g l i c h e W e i s e
hang d i f f e r e n z i e r e n
in
verschränkt
ist die r e l a t i v e
rem l e i b l i c h e n und z w i s c h e n l e i b l i c h e n
das
gründet,
"Was j e d e r g e l e b t e n und n i c h t nur
Differenzierung
Ausein-
(s.o. 2 . 3 . 2 ) ,
in e i n e r E r f a h r u n g s s c h i c h t
der A k t i v i t ä t und P a s s i v i t ä t
"Ausein-
und
Rahmen
einer
"Normen".
eines Ausgangszustands
unter
- und sei es nur s t a t i s t i s c h
d e t e r m i n i e r e n , w i r k e n N o r m e n , indem sie von p e r s o n a l e n j e k t e n in s i n n h a f t - o f f e n e n W a h l a k t e n als g ü l t i g
-
Sub-
akzeptiert
171 werden rizont,
. G e s e t z e und N o r m e n bilden z u s a m m e n den in dem ein K o l l e k t i v
sich s e l b s t und seine
OrdnungshoGeschich-
te v e r s t e h t . D i e s e r kann s o w o h l als v o r g e g e b e n , a l l u m f a s s e n d und u n v e r ä n d e r l i c h , als auch als s o z i a l k o n s t r u i e r t , b e 172 s c h r ä n k t und w a n d e l b a r v o r g e s t e l l t w e r d e n Angesichts der in 2.3. skizzierten Konstitutionsanalyse der Erfahrung wird man zunächst beiden Ordnungsverständnissen ihr relatives Recht einzuräumen haben; denn die "gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit" (Berger/Luckmann) geht einerseits auf konstituierende Leistungen des Kollektivs zurück, das sich in strukturierenden, die "Komplexität" 168
169 170 171
172
"Natur ist dasjenige Seiende, dessen A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit seiner U m w e l t a u s s c h l i e ß l i c h d u r c h die U m w e l t v e r a n l a ß t w i r d und n u r n a c h R e g e l n v e r l ä u f t , die i h a , a b e r n i c h t v o n i h a g e s e t z t s i n d " ( a . a . O . , 178) . M a i d e n f e l s , R a t i o n a l i s i e r u n g , 114. Ebd. E i n e v o l l s t ä n d i g e E r k l ä r u n g des A k z e p t i e r e n s o d e r N i c h t - A k z e p t i e r e n s von N o r m e n "auf G r u n d von p s y c h o l o g i s c h e n , b i o l o g i s c h e n , p h y s i k a l i s c h e n G e s e t z e n u s f . " ( H ü b n e r , W a h r h e i t , 4 3 5 A n m . 2) w ä r e n a t ü r l i c h d e n k b a r ; sie w ü r d e a b e r p e r s o n a l e S u b j e k t i v i t ä t (und d a m i t l e t z t l i c h s i c h s e l b s t als E r k l ä r u n g ? ) z u n i c h t e m a c h e n . V g l . z.B. M a i d e n f e l s , Das G e r e g e l t e , 8 0 f f .
Zur
44
Präzisierung
der
Fragestellung 173
s e i n e r Erfahrungswelt " r e d u z i e r e n d e n " Akten
s e i n e Lebenswelt a l l e r -
e r s t s c h a f f t ( v g l . 2 . 3 . 3 ) ; a n d e r e r s e i t s fußen d i e s e Akte auf e i n e r V o r s t r u k t u r i e r t h e i t der E r f a h r u n g s w e l t ( v g l . 2 . 3 . 1 ) , i n der R e f l e x i v i t ä t zusammen mit dem Auseinandertreten von " S e i n " und "Bewußtsein" s i c h a l s Bedingungen i h r e r M ö g l i c h k e i t k o n s t i t u i e r e n ( v g l . In
Anbetracht
des
faktisch
Organisationsformen der
Rekonstruktion
Rückfrage nach
2.3.2). Wandels
und O r d n u n g s v e r s t ä n d n i s s e von G e s c h i c h t s k o n z e p t e n
ihren
Wirkungsbedingungen Geschichte
erfahrbaren
sozialgeschichtlichen möglich.
sozialer
wird
eine
im
Rahmen
kritische
Entstehungs-
D a z u muß man im B l i c k
auf
und eine
unterscheiden:
"a) den Vorgang" (d.h. das Geschehen, das von e i n e r Geschichte b e z e i c h net w i r d ) , "b) die Reproduktion des Vorgangs" (d.h. die Geschichte a l s " c ) den Vorgang, der die Reproduktion m o t i v i e r t "
(d.h. die -
Story), historisch-
e x e g e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n d e - Entstehungsgeschichte der S t o r y ) , "d) den Wandel der Reproduktion und dessen Bedingungen im Prozeß des T r a d i e r e n s " (d.h. die - h i s t o r i s c h - e x e g e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n d e 174 U b e r l i e f e r u n g s - und Wirkungsgeschichte der S t o r y )
3.3.
Die
Jede
zeitliche
Geschichte
rungen
auf
ist
Zudem w i r d
Handeln
der
ihren
durch
reflexiven
Gleichwohl
Bezug
ist
nicht nach
jeder
Konstitution und Z u k u n f t
Geschichte Bezug .. .
173 V g l . L u h m a n n , R e c h t s s o z i o l o g i e 174 K e g l e r , G e s c h e h e n , 3 0 . 175 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 15.
I,
und
Erfah-
bezogen
Gegenwart 175 hergestellt"
explizit
(s.o. zum
Institutionen"
. . . zur
Verständnis
27ff.
in
"Zusammenhang
von V e r g a n g e n h e i t ,
Geschichte
landläufigem
ihr
Gruppen
Zukunft
Zusammenhang in
ihrer
sozialen
zur
Geschichte
Gegenwart
eine
"grundlegenden
muß d e r
und Z u k u n f t Vielmehr
für
Individuen, ihren
von
aufgrund
Vergangenheit,
2.3.3). erst
Dimension
-
Gegenwart
zutage
gerade
und
der
liegen. Vergan-
Geschichte genheitsbezug
für G e s c h i c h t e
45
konstitutiv
176
m i t z u s a m m e n , daß sich für den H i s t o r i k e r Erkenntnisprobleme
ihm aber keine
"Zeugnisse"
z u g ä n g l i c h ist, für das 177 " Z e u g e n " mehr zur V e r f ü g u n g s t e h e n . "Gezeitliche
Dimension:
Sie g r e i f t über den H o r i z o n t in e i g e n e r E r f a h r u n g (und/oder E r w a r t u n g e n )
Angehörigen ihres Trägerkollektivs Die " q u a n t i t a t i v e " d e l von S t r u k t u r e n ,
der g e g e n w ä r t i g
Zeit-Dimension
Umbruchzeiten
lebenden
einer Geschichte Bedeutung,
ist für
als ein
die g e g e n ü b e r sich e r e i g n e n d e m
konstant dauern,
gründender
aus.
sie i n s o f e r n auch von " q u a l i t a t i v e r " relativ
rekon-
(Dokumen-
S p u r e n u.dgl.)
s c h i c h t e " e r h ä l t dann eine s p e z i f i s c h e Erinnerungen
da-
charakteristische
dann s t e l l e n , wenn er ein G e s c h e h e n
s t r u i e r e n w i l l , das ihm nur n o c h d u r c h te, a r c h ä o l o g i s c h e
. Dies h ä n g t
Wan-
Geschehen
- a b g e s e h e n von e x t r e m e n K r i s e n
- erst im R a h m e n von G e s c h i c h t e n
d a r s t e l l b a r w i r d , die r e l a t i v
große Z e i t r ä u m e
und
erfahrbar umfassen.
und Erst
dann n ä m l i c h k ö n n e n " G e s c h i c h t e n aus E r e i g n i s g e s c h i c h t e n und 178 Strukturgeschichten" k o n s t i t u i e r t w e r d e n , in d e n e n E r e i g nis und S t r u k t u r als "kurzer Z e179 i t a b l a u f " und " l a n g e r lauf" a u f e i n a n d e r b e z o g e n s i n d . Hier b e s t e h t aber
ein
enger Zusammenhang
und der
z w i s c h e n der z e i t l i c h e n D i m e n s i o n
s o z i a l e n F u n k t i o n von G e s c h i c h t e n : strukturen
soziale
Zeitab-
Organisations-
e r h a l t e n für ein S u b j e k t e r s t dann den
Status
objektiver Faktizität, wenn ihre Entstehung stand seiner erinnerten
Eigenerfahrungen
n icht mehr Gegen180 ist ; zugleich
d a m i t w e r d e n sie aber der - " g e s c h i c h t l i c h e n "
-
Legitimation
176 Vgl. z.B. Faber, Theorie, 35: "Die den Historiker interessierende Geschichte umfaßt menschliches Tun und Leiden in der Vergangenheit" (zit. bei Kegler, Geschehen, 1; Hervorh. T.K.). Auch die hebräischen Ausdrücke ( D ' ) i n und m i ^ U l verweisen vornehmlich auf vergangenes Geschehen, vgl. Kegler, a.a.O., 25ff. 177 Vgl. z.B. Schaeffler, Geschichtsphilosophie, Bf; diese spezifisch "geschichtliche" Zeitdimension geht bei Schaeffler schon in seine "Nominaldefinition" von "Geschichte" ein: "Geschichte ist die Abfolge von Veränderungen menschlicher Lebensverhältnisse, sofern sie fSr uns durch Interpretation von Zeugnissen rekonstruierbar wird" (a.a.O., 6; Hervorh. T.K.). 178 Piepmeier, Geschichte, 17; vgl. Koselleck, Darstellung. 179 Vgl. Braudel, Geschichte, 50. 180 Vgl. Berger/Luckmann, Konstuktion, 62ff.
Zur
46 bedürftig
181
Präzisierung
, sobald
seits
und i h r e s
seits
ins
die
Fragestellung
Möglichkeit
Scheiterns
Bewußtsein
der
Übertretung einer182 Wirklichkeit anderer-
an d e r
ihrer
tritt:
" E i n I n t e r e s s e am P r ä s e n t h a l t e n e i n e r n i c h t s e l b s t e r l e b t e n Geschichte mit größerer T i e f e n s c h ä r f e e n t s t e h t mit der Ausdifferenzierung politischer Herrschaftsrollen im Zusammenhang mit der U n g183 esichertheit i h r e s A k t i o n s r a d i u s und i h r e r Die
Erinnerung
valent:
Sie
Legitimationsbedürftigkeit"
an S t r u k t u r w a n d e l
kann g e g e n w ä r t i g e
ist
k r i t i s i e r e n 184 . E n t s p r e c h e n d e s
wie
Erinnerungen Durch
die
motivierte
freilich genden
für
ambi-
legitimieren
durch
derartige 185
Strukturwandel können
werden.
Gesichtspunkt
Strukturgeschichte
funktional
ebenso
von
von S t r u k t u r e n
"Epochen" m a r k i e r t
vom l e i t e n d e n
gilt
Erwartungen
Veränderung
geschichtlicher
dabei
Strukturen
der
die
Diese
ihnen
Grenzen bleiben
zugrundelie-
abhängig:
" F ü r jeden K u n s t h i s t o r i k e r d ü r f t e es unbefriedigend s e i n , von der Ges c h i c h t s z e i t der p o l i t i s c h e n Geschichte her die Abfolge der S t i l e
zeit-
l i c h einzuordnen. S t a d t g e s c h i c h t l i c h e Forschung z e i g t , daß d i e S o z i a l g e s c h i c h t e e i n e r Stadt weder von der G e s c h i c h t s z e i t der p o l i t i s c h e n Geschichte noch von der der r e l i g i ö s e n Veränderungen unmittelbar zu *
•
+n186
erfassen i s t " Die des
ihres sich
Frage,
ob s i c h
Strukturwandels
konzeptionellen dann das
Problem
lungszusammenhang Kollektiv, von
181 182 183 184
eine
außen
als
ist
Rahmens der
erneut
das T r ä g e r oder
Geschichte
bezieht,
der
für
die
insofern
Abgrenzung stellt:
Wird
Geschichte
Resultat
u.a.
seines
auch
auf
Prozesse
Rekonstruktion
von B e d e u t u n g ,
von E r e i g n i s der ist,
und
als Hand-
Strukturwandel als
Handelns
vom
Widerfahrnis
erfahren?
Mit
Vgl. a.a.O., 66ff. Vgl. Luhmann, Weltzeit, 348. A.a.O., 359. M a n v e r g l e i c h e e t w a die a m b i v a l e n t e B e u r t e i l u n g der E n t s t e h u n g d e s K ö n i g t u m s im AT (s. C r ü s e m a n n , W i d e r s t a n d , v.a. 2 1 5 f f ) . 185 V g l . die in v e r s c h i e d e n e n R e l i g i o n e n b e l e g t e n " P e r i o d i s i e r u n g e n d e r G e s c h i c h t e " (s. L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , 1 0 2 f f ) - die n a c h der hier v o r g e s c h l a g e n e n Terminologie S t r u k t u r g e s c h i c h t e n d a r s t e l len - , in d e n e n n e b e n M o d e l l e n f o r t s c h r e i t e n d e n V e r f a l l s s o l c h e sukzessiver Vervollkommnung stehen. 186 P i e p m e i e r , G e s c h i c h t e , 16f.
47
Geschichte einer
Geschichte,
schließt, ner
Angehörigen
keiten, In
diesen
Anbetracht
sion
kritische aus
handelnd der
kehrt preten
selbst
des
Kollektiv zu
Strukturwandels nicht
Zusammenhänge
Epochen
eine
ein-
seinen
sondern
zwischen
auch
und
die
sei-
Möglich-
zeitlicher
von G e s c h i c h t e n
hinter
(vgl.o.
nur
verändern.
Funktion
Rückfrage möglich
vergangenen
Prozesse
ein
Freiheitsspielraum,
und s o z i a l e r
ständnis
die
definiert
ein
ist
vorliegendes
auch
Dimenhier
GeschichtsVer-
3.2.) • Geschichtsverständnisse, stammen,
kritische
stellen
Anfrage
die
freilich
an i h r e n
auch
heutigen
die umge-
Inter-
dar.
Auf das durch den Wandel von Erfahrungsstrukturen bedingte
"hermeneuti-
sche" Problem wurde eingangs b e r e i t s hingewiesen. Neben dem Problem des Verstehens fremder GeschichtsVerständnisse s t e l l t s i c h aber jedem V e r such e i n e r Rückfrage h i n t e r diese das Problem der M ö g l i c h k e i t
histori-
scher E r k e n n t n i s des i n ihnen ( v e r m e i n t l i c h ) Verstandenen - d.h. die Frage nach den K r i t e r i e n h i s t o r i s c h e r
Kritik.
Die wohl bekannteste Antwort auf d i e s e Frage hat E . T r o e l t s c h i n s e i n e r A r b e i t "Über h i s t o r i s c h e und dogmatische Methode i n der T h e o l o g i e " (1898) 187 gegeben : " ( D ) a s M i t t e l , wodurch K r i t i k überhaupt e r s t möglich wird, i s t die Anwendung der A n a l o g i e " , d.h. die Annahme der " p r i n z i p i e l l e ( n ) 188 G l e i c h a r t i g k e i t a l l e s h i s t o r i s c h e n Geschehens" ; hinzu kommt d i e Annahme, "daß a l l e s Geschehen i n einem beständigen k o r r e l a t i v e n Zusammenhange s t e h t und notwendig einen Fluß b i l d e n muß, indem A l l e s und 189 Jedes zusammenhängt und j e d e r Vorgang i n R e l a t i o n zu anderen s t e h t " . Auf diesen Grundlagen i s t " h i s t o r i s c h e K r i t i k " möglich, die " a u f h i s t o r i s c h e m Ge190 b i e t nur W a h r s c h e i n l i c h k e i t s u r t e i l e " begründen kann 191 A l s "adäquater Ausdruck n e u z e i t l i c h e n Denkens" k o n z i p i e r t eine so d e f i n i e r t e h i s t o r i s c h e K r i t i k zu ü b e r l i e f e r t e n Geschichten aus anderen Epochen konkurrierende Geschichten unter Voraussetzung
gegenwärtiger
Erfahrungen und Konzepte. Ermöglicht s i e so d i e k r i t i s c h e Rückfrage h i n t e r ü b e r l i e f e r t e Geschichten und Geschichtskonzepte, besteht i h r e Gefahr
187 188 189 190 191
V g l . dazu e t w a P a n n e n b e r g , Troeltsch, Methode, 732. A.a.O. , 733. A.a.O., 731. O e m i n g , T h e o l o g i e n , 220.
Heilsgeschehen,
46ff.
Zur
48
Präzisierung
der
Fragestellung
d a r i n , daß s i e - gerade w e i l i h r e k o n z e p t i o n e l l e n Voraussetzungen a l s "Ausdruck n e u z e i t l i c h e n Denkens" s e l b s t v e r s t ä n d l i c h und allgemein g ü l t i g zu s e i n scheinen - dazu v e r l e i t e n kann, d i e mit i h r e n M i t t e l n r e k o n s t r u i e r t e Geschichte u n k r i t i s c h mit dem " V o r g a n g " , dem Geschehen, das die 192 der K r i t i k unterworfene Geschichte bezeichnet, zu i d e n t i f i z i e r e n und dabei zu übersehen, daß " d i e epochalen E i n s t e l l u n g e n und P e r s p e k t i v e n ebenso maßgebend s i n d f ü r die Gegenstandswelten und Gegenstandsbestimmth e i t e n , auf d i e s i c h d i e Aussagen beziehen, wie f ü r i h r e l i n g u i s t i s c h e n 193 und konzeptuellen Voraussetzungen" : " D i e s u b j e k t i v i e r e n d e n Faktoren der Weltansichten heben n i c h t auf, daß es im Rahmen i h r e r Weltentwürfe F e s t s t e l l b a r k e i t und T a t s ä c h l i c h k e i t g i b t , eine B e d i n g t h e i t der Wahrheit a l s o durch von außen bestimmende a p o s t e r i o r i s c h e Faktoren i n Gegensatz und W i d e r s p i e l zu den formalen, durch die S u b j e k t i v i t ä t g e s e t z t e n Vorbe194 dingungen" Es
zeigt
schichte
sich
unabhängig nis. W e i l einem
ist
bestimmten
enthoben ein
von
sein.
durch
Einheit
Frage
nämlich:
Es zu
ermöglicht.
und den Zusammenhang und i n
er
der
liehen
G e s c h e h e n s 195 . D i e s e
in
Tat
Anspruch
Kritik der
Geschichtsnicht
historische
Kritik
sondern
als
Auseinandersetzung Verständnissen
ei-
Verständigungsversuch
die
objektiver
Zeit
nehmen muß
(s.o.
"Analogie"
-
selbst
Kritik
zu d e f i n i e r e n ,
verschiedenen
Da j e d e r
stellt
selbst
eine
Genicht
GeschichtsVerständ-
deshalb,
das
einer
Geschehen)
neuzeitlichen
sie
sich
konzipieren,
voraussetzen
192 193 194 195
"dem"
Kriterien
zwischen
dem i n
bzw.
historischer
können
empfiehlt
nach
nach ihrem
Kriterien
apriorische
Verfahren Vorgangs
-
Frage
(dem " V o r g a n g "
entsprechen,
und V e r s t ä n d i g u n g nes
daß d i e
der
Troeltschs
verständnis nicht
also,
Verstandenen
und
immer
2.3.3),
"Korrelation"
Unterstellung
ist
schon unter-
allen
jedoch
zeit-
zunächst
Dieser Gefahr erliegt m.E. Hartlich, Methode. Thum, Wahrheit, 153f. A . a . O . , 161; v g l . H ü b n e r , W a h r h e i t , 2 4 3 f f . Im A n s c h l u ß an H u s s e r l s A n a l y s e der E r f a h r u n g w ä r e T r o e l t s c h s P r i n zip d e r " K o r r e l a t i o n " zu r e k o n s t r u i e r e n a l s die A n n a h m e , daß die "Wahrnehmungen und Erfahrungen aller miteinander sich verständigend e n I c h s u b j e k t e (...) h i n s i c h t l i c h i h r e r i n t e n t i o n a l e n G e g e n s t ä n d e in Z u s a m m e n h a n g ( s t e h e n ) - im Z u s a m m e n h a n g e i n e r in a l l e n i h r e n s u b jektiven Zeiten sich konstituierenden objektiven Zeit und einer sich in ihr k o n s t i t u i e r e n d e n o b j e k t i v e n W e l t " ( H u s s e r l , E r f a h r u n g , 1 9 3 f ;
49
Geschichte fornal und abstrakt. Material einzulösen Verständigungsprozessen.
i s t sie in k o n k r e t e n
Hier kann a b e r d e n E r f a h r u n g e n u n d
Konzepten des Interpreten
kein p r i n z i p i e l l e r V o r r a n g v o r
d e n e n , die in d e n zu i n t e r p r e t i e r e n d e n T e x t e n i h r e n 196 schlag gefunden haben, eingeräumt werden
Nieder-
Das historische "Problem anderer Epochen" ist demnach als Sonderfall des Problems einer Verständigung zwischen verschiedenen "Lebensformen" 197 zu begreifen
. Seine Eigenart besteht in der asymmetrischen Struktur
der Verständigungssituation: antike Texte verändern sich i.d.R. nicht; sie (bzw. ihre Autoren und ersten Rezipienten) können auf ihre Interpretation nicht mehr reagieren. Hinzu kommen Unterschiede im Wissen über den "Vorgang", auf den eine zu interpretierende Geschichte sich bezieht, zwischen Autor(en) und Interpret(en): "Wir wissen einfach zu viel, um in der Lage zu sein, uns in jenen Zustand der Unwissenheit über die Zukunft zu versetzen - und dementsprechend über die Gegenwart, denn es ist schließlich die Zukunft, die rückwirkend der Gegenwart Gestalt und Farbe gibt -, in dem sich jene, die die Ereignisse durchlebt haben, vermutlich 198 befunden haben müssen"
. Dieses "Mehr-Wissen" ist insofern ein "Weni-
ger-Wissen", als es dazu verleiten kann, gegenwärtige Gegenwart und Vergangenheit mit vergangener Zukunft zu identifizieren und sich so der Möglichkeit einer Kritik faktischer Geschichtsprozesse durch das 199 Aufdecken in ihnen unrealisiert gebliebener Möglichkeiten zu begeben Andererseits "verfügen wir doch" auch "über ein besseres Verständnis" vergangener Lebensformen, "als sie selbst besessen haben mögen, und zwar vermöge jenes Umstandes"
196
197 198 199 200
des "Mehr-Wissens" - etwa in Gestalt des
im O r i g . z . T . h e r v o r g e h . ) . T r o e l t s c h s P r i n z i p d e r " A n a l o g i e " e n t s p r ä che d a n n b e i H u s s e r l d i e " a s s o z i a t i v e S t r u k t u r " d e s " F e l d ( s ) p a s s i ver V o r g e g e b e n h e i t e n " ( a . a . O . , 7 4 f f ) , d i e d i e " H e r s t e l l u n g e i n e s anschaulichen Z u s a m m e n h a n g s z w i s c h e n a l l e n k o n s t i t u t i e r t e n G e g e n ständlichkeiten" ermöglicht (a.a.O., 204ff; Hervorh. T.K.). A u f d a s P r o b l e m e i n e s " g e w i s s e ( n ) Imperialismus d e r j e t z i g e n G e g e n wart gegenüber den früheren G e g e n w a r t e n " weist Moltmann, Zeiten, 219 hin. Die gegenläufige Gefahr einer Übermacht der " T r a d i t i o n " stellt z u r e c h t O e m i n g , T h e o l o g i e n , 4 8 f f in A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t G a d a m e r , W a h r h e i t h e r a u s . Z u m P r o b l e m v g l . auch W a l d e n f e l s ' ( R a t i o n a l i s i e r u n g ; V e r n u n f t o r d n u n g ) " ( k ) r i t i s c h e Ü b e r l e g u n g e n zu H a b e r m a s 1 T h e o r i e d e s kommunikativen Handelns" (Habermas, Theorie). Vgl. Danto, Philosophie, 407ff. A.a.O., 420. Vgl. Moltmann, Zeiten, 219. Danto, Philosophie, 425.
Zur
50
Präzisierung
der
Fragestellung
Wissens um Folgen von Entscheidungen i n vergangenen Gegenwarten, die i n deren Horizonten n i c h t abzusehen waren. Angesichts storischer einer
der
skizzierten
Kritik
Geschichte
-
als
Versuch
verstandenen
schichtsverständnisses atl.)
Texte
wärtiger "Zugang
als
-
der
Zeugnisse
Vergangenheit zu V o r g ä n g e n
von J . K e g l e r
Sachlage einer
Eigenart
u n d
Gegenwart
zu t r a g e n
"Schritte"
in
(hier:
u n d
können
hi-
Gegegen-
versuchen.
Vergangenheit"
vorgeschlagenen
des
ihres
überlieferter
vergangener
der
Verfahren
Rekonstruktion
Geschehens
Rechnung
in
muß d a s
Für
den
dabei die 201 sein :
hilfreich
"a) Erhebung der Aussage e i n e s Textes über e i n . . . Geschehen, b) V e r g l e i c h d i e s e r Aussage mit Aussagen anderer Texte über das g l e i che Geschehen (Widerspruch; U n g l e i c h h e i t e n ; verschiedene A k z e n t u i e rung e t c . ) , c) Einordnung der Aussagen i n den H o r i z o n t a l t o r i e n t a l i s c h e r über ä h n l i c h e Vorgänge
Aussagen
(Analogieverfahren),
d) k r i t i s c h e K o n f r o n t a t i o n der durch a ) , b) und c) gewonnenen E r g e b n i s s e mit a r c h ä o l o g i s c h e n und h i s t o r i s c h e n Für aber
die
Frage
nicht
nur
zu d i e s e m wärtiger Gefahr
In
lichkeit)
die
dieser
zu ihm.
gegenwärtige eine
atl.
zu i d e n t i f i z i e r e n . in
gleicher
gegenwärtiger
erst
vorweg
Rekonstruktion
den s i c h
erfordert
Konfrontation"
Vorgangs
ist
dann
Verhältnis
werden, auf
vorschnell
heitsfindung
Erkenntnissen".
eines
der ... überlieferten A u s s a g e 202 zu u n t e r s u c h e n " , sondern auch das gegen-
Vorgang
begegnet
bezieht,
nicht
"das
dem V e r s t ä n d n i s
historischer
"dem V o r g a n g " ,
nisse.
nach
fest.
201 K e g l e r , G e s c h e h e n , 3 1 . 202 E b d . ( H e r v o r h . T . K . ) .
aol.
eine
der mit
Wahr-
"kritische
Geschichtsverständ-
muß W a h r h e i t ihr
kann
Geschichte
Historische
Weise
werden;
so
Rekonstruktion
oder
und a n t i k e r
Konfrontation
"ausgehandelt"
Nur
(bzw.
Ergebnis
Wahrscheinsteht
Geschichtserfahrung 4. G e s c h i c h t s e r f a h r u n g
Eine U n t e r s u c h u n g
nicht vorbeigehen,
schichtsverständnis
kann an der
von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g
dieser Geschichtskonzepte
51
Gotteserfahrung
atl. G e s c h i c h t s k o n z e p t e
ge nach dem V e r h ä l t n i s fahrung
und
und G o t t e s e r f a h r u n g
und
b e s t e h t doch e i n e gegenüber
Fra-
Gotteser-
Eigenart
"dem" n e u z e i t l i c h e n
Ge-
- m i n d e s t e n s im Falle des EB - g e r a d e
d a r i n , daß sie in dem G e s c h e h e n ,
auf das sie Bezug
wie auch in ihrem e i g e n e n Z u s t a n d e k o m m e n
nehmen,
in i r g e n d e i n e r
se den G o t t J a h w e w i r k s a m s e h e n . Nun s t e h t a l l e r d i n g s B e g r i f f " ' G o t t ' h e u t e im V e r d a c h t , n i c h t s als ein danke, eine religiöse Vorstellung P e r i o d e der M e n s c h h e i t s g e s c h i c h t e
Wei-
der
Glaubensge-
aus e i n e r h e u t e ü b e r h o l t e n 203 zu sein" . S t r i t t i g ist
d a b e i n i c h t nur, ob es e i n e n G o t t gibt; u n k l a r ist
schon,
was mit dem A u s d r u c k "Gott" ü b e r h a u p t g e m e i n t sein Mag eine " N o m i n a l d e f i n i t i o n " von "Gott" als " a l l e s 204
könnte. bestim-
mende Wirklichkeit" einigermaßen
w e n i g s t e n s in T h e o l o g e n k r e i s e n
konsensfähig
sein - der V a r i a t i o n s b r e i t e
noch atl.
A u s s a g e n über G o t t bzw. G ö t t e r wird sie kaum g e r e c h t .
Dies
z e i g t s c h o n ein Blick auf d i e j e n i g e n T e x t e des AT und
des
A0, in d e n e n - ganz im Sinne m y t h i s c h e r sung - "die G o t t h e i t als H a n d l u n g s t r ä g e r
Wirklichkeitserfasihrem
H a n d205 lungsraum
n i c h t i m m e r mit v o l l e r S o u v e r ä n i t ä t g e g e n ü b e r s t e h t "
. Wie
im Fall von " G e s c h i c h t e " ist d e s h a l b a u c h h i e r e i n e
Klärung
des F r a g e h o r i z o n t s
der I n t e r p r e t a t i o n
a n g e z e i g t . Auch
ist sie als Frage n a c h der K o n s t i t u t i o n Erfahrungen durchzuführen. Erfahrung
der
"Will man" n ä m l i c h
"religiöser
n i c h t von v o r n e h e r e i n i h r e n A n s p r u c h auf
göttlicher Wirklichkeit abstreiten, unmitttelbarer
Erfahrung
derartige Ansprüche
hier
entsprechenden
so ist die
von Gott z u z u g e s t e h e n , wie
im E i n z e l f a l l zu b e u r t e i l e n
Erfassung
Möglichkeit i206 mmer
sind"
G e s t e h t man aber d i e s e M ö g l i c h k e i t - und sei es nur als 203 204 205 206
Pannenberg, Wissenschaftstheorie, Vgl. a . a . O . , 3 0 4 f . Müller, Gott, 102. Pannenberg, a.a.O., 303.
300f.
pro-
52
Zur P r ä z i s i e r u n g
blematische
der
und h y p o t h e t i s c h e
versuchsweise
Fragestellung
- zu, muß m a n - w e n i g s t e n s
- auch der G o t t e s e r f a h r u n g
der K o n s t i t u t i o n von E r f a h r u n g A n g e s i c h t s der P r o b l e m a t i k
e i n e n Ort im
g e g e n w ä r t i g e n R e d e n s von
e m p f i e h l t es s i c h , hier mit e i n e m Ü b e r b l i c k t u r e n der G o t t e s e r f a h r u n g
über
Grundstruk-
- G r u n d z ü g e e i n e r AT und AO 207 "common t h e o l o g y " r e k o n s t r u i e r e n l a s s e n , die
nur kanpp n a c h den w e s e n t l i c h e n G e s i c h t s p u n k t e n
Vor-
Eigenarten
atl. G o t t e s v e r s t ä n d n i s s e s
werden
Gott
im AT und im AO e i n z u s e t z e n .
a u s g e s e t z t ist d a b e i , daß sich - u n b e s c h a d e t der
samen
Prozeß
zuweisen.
gemeinhier
skizziert
müssen.
4.1. G r u n d s t r u k t u r e n
der G o t t e s e r f a h r u n g
4 . 1 . 1 . Die E r f a h r u n g
des W i r k e n s der G o t t h e i t in
der
im AT und im AO Strukturen
Erfahrungswirklichkeit
Für AT und AO u m f a ß t der W i r k u n g s b e r e i c h
von
Gottheiten 208 s o w o h l das G e b i e t der " K u l t u r " als auch das der " N a t u r " G o t t h e i t e n f u n g i e r e n als S c h ö p f e r und G a r a n t e n m e h r weniger umgreifender Ordnungsstrukturen
oder
der e r f a h r b a r e n
l i c h k e i t . Ihr W i r k e n ist in den O r d n u n g e n des R a u m e s le - p r o f a n e S p h ä r e , R e l i g i o n s g e o g r a p h i e ) , l e n d e r , r i t e s de p a s s a g e ) Gesetzgebung,
und des R e c h t s
Rechtsfindung,
ven Charakter
(sakra(Festka-
( T a b u - V o r s c209 hriften,
"Vergeltung")
K o n s t i t u t i o n von O r d n u n g s s t r u k t u r e n T h e m a des M y t h o s :
der Z e i t
Wirk-
erfahrbar
. Die
durch Gottheiten
ist ein
"das m y t h i s c h e G e s c h e h e n
(trägt)
(...). Es s c h a f f t die W e l t , es s e t z t
die d a u e r n d e n B e s t a n d h a b e n , es v e r w e i s t auch auf
normatiOrdnungen, Gegensätze,
207 S . v . a . S m i t h , T h e o l o g y ; A l b r e k t s o n , H i s t o r y ; S a g g s , E n c o u n t e r ; G o t t w a l d , T r i b e s , 6 6 7 f f ; vgl. j e t z t B r u e g g e m a n n , S h a p e 1, 3 1 f f . 208 V g l . S m i t h , T h e o l o g y , 141 m i t A n m . 20f; A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 1 6 f f ; Gottwald Tribes, 677.679f; Saggs, Encounter, 30ff.93ff; Brueggemann, S h a p e I, 3 6 f f . 209 V g l . (auf b r e i t e r e r B a s i s ) L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 6 6 f f.
Geschichtserfahrung
und
Gotteserfahrung
53
210 die e w i g e G ü l t i g k e i t b e s i t z e n "
. A b e r auch a n d e r e ,
nicht-
m y t h i s c h e S t o r i e s k ö n n e n das E n t s t e h e n von O r d n u n g e n aus
dem
W i r k e n e i n e r G o t t h e i t e r z ä h l e n d e r k l ä r e n , wie es etwa in der Priesterschrift
g e s c h i e h t , die "das Herauswachsen bestimmter 211 k u l t i s c h e r I n s t i t u t i o n e n aus der G e s c h i c h t e " z e i g t . Die E r f a h r u n g des W i r k e n s e i n e r G o t t h e i t zur ( W i e d e r - ) H e r s t e l lung von O r d n u n g s s t r u k t u r e n der W i r k l i c h k e i t s c h l ä g t sich n i e d e r im H y m n u s 212 . B e s t e h e n d e O r d n u n g e n w e r d e n b e s c h r i e b e n 213 im R a h m e n der W e i s h e i t ; auch hier k ö n n e n sie - w e n n auch
m e i s t w e i t w e n i g e r u n m i t t e l b a r als im H y m n u s - a u f die G o t t 214 heit z u r ü c k g e f ü h r t w e r d e n . W i r d d a b e i in der R e f l e x i o n " W e i s h e i t " z u g l e i c h als P r i n z i p m e n s c h l i c h e n göttlichen Ordnungshandelns
verstanden
w i r d d a m i t s c h l i e ß l i c h auch die E r f a h r u n g Ordnungsstrukturen der G o t t h e i t
Erkennens
und
(vgl. z.B. Spr
3,19),
und E r k e n n t n i s
der W i r k l i c h k e i t s e l b s t auf das
von
Wirken
zurückgeführt.
4 . 1 . 2 . Die E r f a h r u n g i n n e r h a l b der
des W i r k e n s der G o t t h e i t in
Ereignissen
Erfahrungswirklichkeit
I n n e r h a l b der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t
k ö n n e n v.a. " h i s t o r i 215 cal e v e n t s as d i v i n e a c t i o n s " e r f a h r e n w e r d e n , insbesondere K r i e g e , N a t u r k a t a s t r o p h e n lektiv r e l e v a n t s i n d . M e h r e r e
u.a., die für ein g r ö ß e r e s Ereignisse
nem " c o u r s e of e v e n t s " z u s a m m e n s216 chließen, plan in h i s t o r y " e r k e n n b a r w i r d E r f a h r u n g e n der i n d i v i d u e l l e n
k ö n n e n s i c h zu in dem ein
"divine
. In g l e i c h e r W e i s e
Lebensgeschichte
auf
Kolei-
können
das
" s c h ü t z e n d e ( . ) und b e w a h r e n d e ( . ) H a n d e l n 217 G o t t e s , w e n n der E i n z e l n e in G e f a h r oder akute Not g e r ä t " , zurückgeführt
210 A . a . O . , 5 9 . 211 V . Rad, T h e o l o g i e I, 2 4 6 . 2 1 2 V g l . S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 0 f f ; K r a u s , P s a l m e n , 4 6 f f ; V. R a d , T h e o l o g i e I, 3 7 1 f f . 2 1 3 V g l . v.a. V . R a d , W e i s h e i t . 214 V g l . O e r s . , T h e o l o g i e I, 4 5 0 f f . 215 V g l . A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 2 4 f f . 9 8 f f ; S m i t h , T h e o l o g y , 1 4 0 f ; Encounter, 64ff. 216 Vgl. Albrektson, History, 68ff. 217 Albertz, Frömmigkeit, 160; vgl. 66ff.ll5ff.
Saggs,
54
Zur P r ä z i s i e r u n g
w e r d e n : Die G o t t h e i t
der
Fragestellung
" p r o t e c t s o r d i n a r y men, c u r e s
diseases
and g r a n t s o t h e r m a t e r i a l f a v o r s , c l e a n s e s sin, and 218 the a f f l i c t e d "
. Als W i r k e n e i n e r G o t t h e i t s i n d
dabei i n s b e s o n d e r e
d a r a n k e n n t l i c h , daß sie
Ordnungsstrukturen
in S i t u a t i o n e n der B e d r o h u n g
wiederherstellen
comforts
Ereignisse
übergreifende sichern
oder
- etwa im Krieg des V o l k e s g e g e n s e i n e
de oder in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g
des E i n z e l n e n mit
Fein-
seinen
G e g n e r n - oder u m g e k e h r t g e f ä h r d e n und z e r s t ö r e n . Sie
offen-
baren dabei ü b e r a l l i.W. "the 219 same few t h i n g s : the p o w e r , mercy or w r a t h of the g o d " . Hier ist die " M a c h t " der G o t t heit i n s o f e r n e n t s c h e i d e n d ,
als es um E r e i g n i s s e
Ordnungsstrukturen tangieren,
geht,
die
über die der M e n s c h n i c h t
f ü g e n kann, s o n d e r n die er für sein E r k e n n e n und i m m e r s c h o n in A n s p r u c h n e h m e n m u ß . D e s h a l b
ver-
Handeln
g e h ö r t es
"zum
B e g r i f f der G o t t h e i t , daß sie g e w a l t i g e M a c h t hat, j 220 edenf a l l s bei w e i t e m m e h r M a c h t als der s c h w a c h e M e n s c h " : Sie kann "do the t h i n g s w h i c h are most p r a y e d for by the p e o p l e 221 und "is r e g u l a r l y d e s c r i b e d
who have m o s t cause to pray"
by c o m p a r i s o n s w i t h the m o s t c o n s p i c u o u s or the m o s t 222 culture"
power-
ful o b j e c t s known to t h e
4 . 1 . 3 . Die s o z i a l e D i m e n s i o n der Das G o t t e s v e r s t ä n d n i s 223 Funktion
Gotteserfahrung
hat in AT und AO immer auch
soziale
. Die s o z i a l e D i m e n s i o n der G o t t e s e r f a h r u n g
sich auch in w e i t e r e n B e r e i c h e n der
zeigt
Religionsgeschichte:
G o t t h e i t e n sind "nicht nur d u r c h ihre N a t u r , s o n d e r n
auch
durch ihnen zugewiesene Aufgabengebiete,
im
menschlichen Sozialleben, bestimmt lienleben
(...) steht, e b e n s o wie die B e r u f e
ihnen dienenden Örtlichkeiten
218 219 220 221 222 223
bes(onders)
... Das H a u s - und
unter i h r e m oft
Fami-
(...) und
die
spezialisier-
S m i t h , T h e o l o g y , 142. A l b r e k t s o n , H i s t o r y , 114; vgl. G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 7 . Gunkel, Art. Gott, 1513. S m i t h , T h e o l o g y , 142. A . a . O . , 141; vgl. G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 7 . 6 8 2 f f . D i e s b e t o n t b e s o n d e r s G o t t w a l d , T r i b e s , 6 7 9 f f ; vgl. d a z u die s c h e n A n m e r k u n g e n von B r u e g g e m a n n , S h a p e 1, 3 3 f f .
kriti-
Geschichtserfahrung ten Schutz
und G o t t e s e r f a h r u n g
(...). Der Ertrag des S a m m e i n s
55
und der J a g d
die F r u c h t b a r k e i t der H e r d e n und Ä c k e r , H a n d e l und g e i s t i g e A r b e i t und die K u n s t , das K u l t l e b e n und A k t e des K r i e g e s w e r d e n ebenso wie Orte N a t i o n e n und R e i c h e u n t e r S c h u t z g o t t h e i t e n Der s o z i a l e B e z u g s r a h m e n nem f a m i l i ä r e n
(...),
Personen
Stämme, 224 g e s t e l l t ..."
der G o t t e s e r f a h r u n g
auch d e r e n S t r u k t u r und A r t i k u l a t i o n :
(...),
Handwerk,
(...),
bestimmt
aber
"Ein E i n z e l n e r in
L e b e n s b e r e i c h e r f ä h r t G o t t so, wie ein
s e i n e n V a t e r oder seine M u t t e r e r f ä h r t , d a g e g e n e r l e b t G r o ß g r u p p e G o t t so, wie ein S t a m m oder eine S t a d t Stammesführer
sei-
Kind die
seinen
oder i h r e n König e r l e b t . Für das H a n d e l n
Got-
tes am E i n z e l n e n sind die k r e a t ü r l i c h - f a m i l i ä r e n , für sein H a n d e l n am Volk d a g e g e n die p o l i t i s c h - g e s c h i c h t l i c h e n S t r u k 225 turen bestimmend" . Der s o z i a l e B e z u g s r a h m e n von G o t t e s e r f a h r u n g e n s c h l ä g t sich in ihrer " s o z i o m o r p h e n " A r t i k u l a t i o n n i e d e r 226 . G o t t e s e r f a h r u n g e n können a b e227 r auch d u r c h I n s t i t u t i o n e n e x p l i z i t s o z i a l v e r m i t t e l t sein . Hier sind im atl./aol. Bereich
v.a. die I n s t i t u t i o n e n des K ö n i g t u m s ,
Kults und der P r o p h e t i e schreibungen
von B e d e u t u n g .
göttlicher Wirksamkeit
E r f a h r u n g e n und
können schließlich
derum s o z i a l e O r g a n i s a t i o n s s t r u k t u r e n
s t ü t z e n und
des Bewie-
legitimie-
ren 228 4 . 1 . 4 . Die g e s c h i c h t l i c h e D i m e n s i o n der Eine e x p l i z i t g e s c h i c h t l i c h e
Gotteserfahrung
Dimension gewinnen
Gotteser-
f a h r u n g e n , w e n n sie auf die W i r k s a m k e i t e i n e r G o t t h e i t R a h m e n e i n e r G e s c h i c h t e Bezug n e h m e n
(s.o. 4 . 1 . 2 . ) .
liche P r o z e s s e des W a n d e l s von S t r u k t u r e n auch ohne d i r e k t e B e z u g n a h m e
k ö n n e n sich
etwa in M y t h e n
im
Geschichtaber
niederschla-
224 G o l d a m m e r , A r t . G o t t , 1 7 0 4 . 225 A l b e r t z , F r ö m m i g k e i t , 164; d a b e i w ä r e im H i n b l i c k auf u n t e r s c h i e d l i che s o z i a l e B e z u g s g r u p p e n n o c h w e i t e r zu d i f f e r e n z i e r e n ; s. e t w a die H i n w e i s e bei L o h f i n k , J a h w e , 52 A n m . 1 1 6 . 226 V g l . R i t s e h l , L o g i k , 3 0 f f . 6 0 f f . 227 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 8 4 f f ; S a g g s , E n c o u n t e r , 125ff; Gottwald, Tribes, 678.689ff. 2 2 8 V g l , v.a. B r u e g g e m a n n , S h a p e 1: " S t r u c t u r e L e g i t i m a t i o n " .
Zur P r ä z i s i e r u n g
56
der
Fragestellung
229 gen
; sie m ü s s e n hier erst d u r c h k r i t i s c h e
der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e
Rekonstruktion
des betr. M y t h o s f r e i g e l e g t
Ganz a l l g e m e i n g i l t , daß G o t t e s e r f a h r u n g e n wie alle gen i m m e r s c h o n in einem H o r i z o n t von E r i n n e r u n g e n tungen statthaben
und
und zu i h r e r A r t i k u l a t i o n auf e i n e
che" m i t s a m t den in ihr a u f b e w a h r t e n
"sedimentierte"
E r f a h r u n g s g e s c h i c h t e v o r a u s , die t r a d i t i o n s - und 230 g e s c h i c h t l i c h zu r e k o n s t r u i e r e n ist Monotheismus
Erwar-
"Spra-
Traditionselementen
z u r ü c k g r e i f e n m ü s s e n . Sie s e t z e n also eine
4 . 1 . 5 . P o l y t h e i s m u s und
werden.
Erfahrun-
konzeptions-
231
Die E n t s t e h u n g
des M o n o t h e i s m u s g e h ö r t zu den z e n t r a l e n 232 P r o b l e m e n atl. und aol. R e l i g i o n s g e s c h i c h t e . Zunehmend d e u t l i c h e r w i r d , daß der Ü b e r g a n g
zwischen Polytheismus
M o n o t h e i s m u s f l i e ß e n d ist: Zum einen k o n z e n t r i e r t sich in einem p o l y t h e i s t i s c h e n
M i l i e u der k o n k r e233 te
v.a. das G e b e t , m e i s t auf e i n e Monolatrie);
M y t h o l o g i e eine G ö t t e r v i e l f a l t e i n e
Kultvollzug,
Gottheit
zum a n d e r e n ist auch im B e r e i c h
(Henotheismus, von M y t h o s
häufig h i e r a r c h i s c h ,
exponierte Gottheit hingeordnet,
und auch
und
auf
organisiert
(Hoch-
g o t t g l a u b e ) . G l e i c h w o h l läßt sich g e n e r e l l f e s t s t e l l e n , daß ein p o l y t h e i s t i s c h e s G o t t e s v e r s t ä n d n i s in s e i n e r K o m p l e x i 234 tat
W i d e r s p r ü c h e n und W a n d l u n g s p r o z e s s e n
rungswirklichkeit
in der
Erfah-
i . d235 . R . l e i c h t e r g e r e c h t w e r d e n kann
ein m o n o t h e i s t i s c h e s
. Z u g l e i c h l ä u f t es aber G e f a h r ,
l i c h k e i t nur noch als K o n g l o m e r a t d i s p a r a t e r an der e r f a h r u n g s s t r u k t u r i e r e n d e n (vgl. o. 4.1.1.)
Wirk-
Zuständigkeits-
b e r e i c h e v e r s c h i e d e n e r G ö t t e r w a h r n e h m e n zu k ö n n e n und rung
als
F u n k t i o n der
damit
Gotteserfah-
l e t z t l i c h zu s c h e i t e r n - eine
Gefahr,
229 V g l . z.B. S t o l z , S t r u k t u r e n , 3 8 f f ; M ü l l e r , G o t t , 1 0 7 f . 230 D i e s I s t - in B e z u g a u f das AT - t r a d i t i o n e l l A u f g a b e d e r " R e l i g i onsgeschichte Israels"; vgl. z.B. Fohrer, Geschichte; Schmidt, Glaube. 231 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 4 5 f f . 232 V g l . v.a. L a n g , G o t t ; K e e l , M o n o t h e i s m u s ; T h e i s s e n , G l a u b e , 6 5 f f . 233 V g l . S m i t h , T h e o l o g y , 1 3 7 f f . 234 V g l . L a n c z k o w s k i , R e l i g i o n s p h ä n o m e n o l o g i e , 5 0 f f . 235 V g l . e t w a M a r q u a r d s "Lob des P o l y t h e i s m u s " .
Geschichtserfahrung der i n n e r h a l b
und G o t t e s e r f a h r u n g
57
polytheistischen
Gottesverständnisses Konzepte 236 wie e i n e " G l e i c h s e t z u n g s t h e o l o g i e " o d e r die U n t e r o r d n u n g der V i e l z a h l von G o t t h e i t e n u n t e r e i n e
Ordnung 237 wie die m a a t in Ä g y p t e n oder die m o i r a in G r i e c h e n l a n d zu begegnen
numinose
v e r s u c h e n . Einem m o n o t h e i s t i s c h e n
korrespondiert
Gottesverständnis
d a g e g e n ein K o n z e p t der E i n h e i t der
rungswirklichkeit:
Erfah-
"the p o s i t i n g of a sole u l t i m a t e a c t o r
in
all p h e n o m e n a of d e c i s i v e i m p o r t a n c e to a c o m m u n i t y " und "the t e n d e n c y to see all p h e n o m e n a in a m o r e u n i t a r y m a n n e r " h ä n g e n eng z u s a m m e n 238 ; " m o n o t h e i s m n a t u r a l l y does not a l l o w of any i d e a s of r i v a l p l a n s and c o n f l i c t i n g
d i v i n e aims,
strongly
perspective
e n h a n c e s the t e n d e n c y to a u n i t a r y 239
history"
. D a s P r o b l e m einer m o n o t h e i s t i s c h e n
Konzeption
b e s t e h t d a r i n , daß sie die B e h a u p t u n g
der E i n h e i t der
rungswirklichkeit
konkreter
in der V e r a r b e i t u n g
Ü b e r s p i e l e n von
nach der K o n s t i t u t i o n
kann a n s e t z e n bei der B e o b a c h t u n g , heit in e n g e r B e z i e h u n g übergreifenden
der
von
Gotteserfahrung
Gotteserfahrung
daß das W i r k e n e i n e r
zu mehr oder w e n i g e r
in ihrer G e f ä h r d u n g
oder aber z e r s t ö r t bzw. t r a n s f o r m i e r t w e r d e n , Perspektive
erfahren
bekräftigt l i e g t - in
der
von AO und AT - mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t
das
Wirken einer Gottheit Nun k o n s t i t u i e r e n
vor.
sich S t r u k t u r e n der
keit in der alle E r f a h r u n g bestimmenden
Erfahrungswirklich-
- auf a l l e n K o n s t i t u t i o n s e b e n e n
Horizontstruktur:
Jede E r f a h r u n g
vollzieht
in einem H o r i z o n t , der e i n e n B e r e i c h e r w a r t b a r e r n e u e r
236 237 238 239
Gott-
umfassenden,
S t r u k t u r e n der E r f a h r e n s w i r k l i c h k e i t
w i r d . Wo s o l c h e S t r u k t u r e n
einem
Widersprüchen.
4.2. V e r s u c h e i n e r K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e Die R ü c k f r a g e
Erfah-
Erfahrungen
e i n l ö s e n und b e w ä h r e n muß. Die G e f a h r b e s t e h t hier in ideologischen
but of
Vgl. Lanczkowski, Religionsphänomenologie, V g l . a . a . O . , 66f. Gottwald, Tribes, 680f. A l b r e k t s o n , History, 96.
54.
-
sich Erfah-
58
Zur Präzisierung der Fragestellung
rungen, Erkenntnisse und Verständigungsprozesse mehr oder weniger unbestimmt absteckt. Jede neue Erfahrung
verschiebt
gleichsam nur diesen Erfahrungshorizont; bei jeder
Explika-
tion oder Kommunikation von Erfahrungen verbleibt "ein unge240 klärter Resthorizont" . Selbst die reflexive Selbstaufklärung von Erfahrung führt - radikal durchgeführt - nicht zu einer restlosen Transparenz, sondern auf einen
"unreflektier-
ten Untergrund(.)" aller Erfahrung, "den sie voraussetzt" 241 und "aus dem sie sich nährt" . "Welt" bleibt so als Hori242 zont und "Glaubensboden" der Erfahrung dieser vorgegeben und von ihr nicht restlos einholbar. Entsprechendes gilt aber für das Handeln: Erfahrung der Welt und Handeln in der Welt fußen auf einer Einheit der Welt und sind auf solche Einheit aus, die jedoch aufgrund ihres Horizontcharakters abstrakt und formal bleibt, weil jede Erfüllung von Horizonterwartungen in konkreter Erfahrung wieder ihre eigenen, neu243 en Horizonte hat Angesichts dieser Sachlage können Möglichkeit und Wirklichkeit von Erfahrung grundsätzlich auf zweierlei Weise gedeutet E n t w e des d e rSinnes" "gründet" einerwerden: "Abgründigkeit 244 , o Erfahrung d e r als letztlich "Grund derin Vorgegebenheit sinnhafter Wirklichkeit" wird "Transzendenz 245 in Anspruch genommen" . Im zweiten Falle könnte dann unter "Transzendenzerfahrung" der Grenzfall einer
"horizontlo-
sen" Erfahrung verstanden werden, d.h. einer Erfahrung, in 240 241 242 243
H u s s e r l , E r f a h r u n g , 141. M e r l e a u - P o n t y , P h ä n o m e n o l o g i e , 283; v g l . 2 8 1 f f . Vgl. Husserl, Erfahrung, 23ff. Vgl. Lange, Erfahrung, 46ff; ähnlich Waldenfels, Abgründigkeit, 30f: e i n e " V e r e i n h e i t l i c h u n g der v e r s c h i e d e n e n D e u t u n g s - und S t r u k t u r s y s t e m e " der E r f a h r u n g (30) ist " d u r c h e i n R e d e n ü b e r E r f a h r u n g a l l e i n n i c h t zu e r r e i c h e n . U n d d a s S i c h e i n l a s s e n a u f die E r f a h r u n g m i t i h r e n v a r i a b l e n S t r u k t u r e n ist es g e r a d e , w a s e i n e r V e r e i n h e i t l i c h u n g G r e n z e n a u f e r l e g t " (31). 244 V g l . W a l d e n f e l s , A b g r ü n d i g k e i t . 245 V g l . H ä r l e / H e r m s , R e c h t f e r t i g u n g , 75; d o r t h e i ß t es: "Als d e r G r u n d d e r V o r g e g e b e n h e i t s i n n h a f t e r W i r k l i c h k e i t a u B T r a n s z e n d e n z in A n spruch genommen werden" (Hervorh. T.K.; ähnlich Lange, Erfahrung, 8 1 ) . H i e r k a n n es s i c h j e d o c h m . E . nur um e i n e K o n d i t i o n a l a u s s a g e h a n d e l n , die dann p r ä z i s e r l a u t e n m ü ß t e : " W e n n e i n G r u n d der V o r g e g e b e n h e i t ... a n g e n o m m e n w i r d , d a n n m u ß es T r a n s z e n d e n z s e i n " .
Geschichtserfahrung deren Vollzug
und G o t t e s e r f a h r u n g
s c h e i n b a r alle ihre H o r i z o n t e m i t e r f a h r e n
den und so " z u s a m m e n f a l l e n "
- im d o p p e l t e n S i n n e des
e n t w e d e r so, daß eine u m f a s s e n d e
E i n h e i t der
l i c h k e i t in der E r f a h r u n g e r s c h e i n t , Erfahrung
59 wer-
Wortes:
Erfahrungswirk-
oder so, daß sie in der
z e r b r i c h t . Eben dies sind aber k o n s t i t u t i v e
Momen-
te der G o t t e s e r f a h r u n g , wird:
"fascinosum"
wie sie im AO und im AT e r k e n n b a r 246 und " t r e m e n d u m " ; " S t a u n e n " über das
G e l i n g e n von E i n i g u n g
in E r f a h r u n g , E r k e n n t n i s und
Verständi-
gung und " E r s c h r e c k e n " vor ihrem247M i ß l i n g e n , "vor der Z e r s t ö rung von L e b e n , Glück und Sinn" ; " S e n s i b i l i t ä t für R e s o 248 nanz und A b s u r d i t ä t der W i r k l i c h k e i t " Mit d i e s e n H i n w e i s e n ist f r e i l i c h Gottes e r f a h r u n g a b s t r a k t und f o r m a l c h a r a k t e r i s i e r t ; ihrer Möglichkeit,
es sind nur
n i c h t auch die B e d i n g u n g e n
keit e r f a ß t . K o n k r e t e G o t t e s e r f a h r u n g e n , atl. Texte b e r i c h t e n , sind E r f a h r u n g e n Zerbrechens
ihrer
Wirklich-
von d e n e n aol.
und
der E i n h e i t bzw.
des
konkreter Erfahrungshorizonte:
Dissonanzerfahrungen
erst
Bedingungen
Resonanz-
haben eine unterschiedliche
oder
konkrete
G e s t a l t , je n a c h d e m , ob sie sich im E r f a h r u n g s h o r i z o n t F a m i l i e oder dem des V o l k e s e r e i g n e n
(s.o. 4 . 1 . 3 . ) ;
zen in je v e r s c h i e d e n e r W e i s e eine S t r u k t u r i e r u n g rungswirklichkeit 4.1.4.)
durch traditionale
(und hier i n s o n d e r h e i t :
s o z i a l - und
der
Konzepte voraus
usw. D a m i t sind sie aber auch o f f e n für
(s.o.
konzeptionsgeschichtliund
in den T e x t e n auf K o n s t i t u t i o n s l e i s t u n g e n
kreter Subjekte
zurückführt
t i o n zu e r h e l l e n v e r s u c h t , von G o t t e s e r f a h r u n g e n ,
set-
Erfah-
historische
che) K r i t i k . Indem s o l c h e Kritik G o t t e s e r f a h r u n g e n Niederschlag
der
sie
und den P r o z e ß i h r e r
ihren kon-
Konstitu-
kann sie die k o r r e l a t i v e n
Momente
R e s o n a n z - und D i s s o n a n z e r f a h r u n g ,
das s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e schichtlich tendenziell
246 V g l . O t t o , D a s H e i l i g e . 247 L a n g e , E r f a h r u n g , 8 2 . 248 T h e i s s e n , A r g u m e n t e , 4 9 .
Wechselspiel
von -
"konservativer"
auf
konzeptionsge-
- "structure
legiti-
Zur P r ä z i s i e r u n g
60
der Fragestellung
m a t i o n " und - k o n z e p t i o n s g e s c h i c h t l i c h t e n d e n z i e l l 249 s i v e r " - " e m b r a c e of pain" b e z i e h e n Die K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e
der Erfahrung
begründet
"progres-
insofern
die M ö g l i c h k e i t s o l c h e r K r i t i k , als sie d e u t l i c h m a c h t , daß konstituierte den T e x t e n )
Erfahrungsschichten
(und ihre N i e d e r s c h l ä g e in
die K o m p l e x i t ä t d e r sie k o n s t i t u i e r e n d e n
Wirk-
l i c h k e i t n o t w e n d i g r e d u z i e r e n . Da eben dies aber auch für die K o n s t i t u t i o n s a n a l y s e
s e l b s t gilt - und d i e s e d i e M ö g -
lichkeit von Gotteserfahrung
nicht grundsätzlich
bestrei-
t e t - , b e g r ü n d e t sie z u g l e i c h die G r e n z e n s o z i a l - u n d k o n z e p tionsgeschichtlicher
Kritik.
D a m i t s t e h t die k r i t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n f r e m d e r u n d g e schichtlich abständiger Gotteserfahrungen
vor dem s e l b e n
P r o b l e m w i e die e n t s p r e c h e n d e r G e s c h i c h t s e r f a h r u n g e n 3 . 3 . ) : Es s c h e i n t keine f e s t s t e h e n d e n zu g e b e n , s o n d e r n n u r e i n V e r f a h r e n ,
(vgl.o.
K r i t e r i e n d e r Kritik das bemüht ist, die T e x -
te in g l e i c h e r W e i s e e r n s t zu n e h m e n w i e ihren
gegenwärtigen
Interpreten.
5.
Zusammenfassung
Die Ü b e r l e g u n g e n d i e s e s K a p i t e l s n a h m e n i h r e n A u s g a n g b e i der P r o b l e m s t e l l u n g
d i e s e r A r b e i t . D i e Frage nach
"Geschichts-
k o n z e p t e n im EB" e r w i e s sich i n s o f e r n a l s p r o b l e m a t i s c h , als sie nach dem G e s c h i c h t s V e r s t ä n d n i s
von T e x t e n f r a g t , die (1)
kein s p r a c h l i c h e s Ä q u i v a l e n t f ü r d e n A u s d r u c k verwenden,
"Geschichte"
(2) g l e i c h w o h l allem A n s c h e i n nach von G e s c h i c h t e
249 I c h n e h m e h i e r d i e v o n B r u e g g e m a n n , S h a p e (I.II) v o r g e s c h l a g e n e n I n t e r p r e t a t i o n s k a t e g o r i e n atl. T h e o l o g i e g e s c h i c h t e auf: "Any t h e o logy m u s t be b i - p o l a r t o r e f l e c t t h e c e n t r a l t e n s i o n of t h e l i t e r a t u r e . T h e bi-polar c o n s t r u c t I s u g g e s t is t h a t 0T f a i t h s e r v e s b o t h to legitimate structure a n d to eabrace pain" (I, 3 0 ) . D a g e g e n e r scheint mir Brueggemanns Zuordnung: "structure legitimation"/Partizip a t i o n an d e r " c o m m o n t h e o l o g y " d e s AO - " e m b r a c e of p a i n " / B e f r e i u n g von d e r " c o m m o n t h e o l o g y " d e s AO (I, 31) zu s t a r k v e r e i n f a c h t .
61
Zusammenfassung r e d e n , d a b e i aber
(3) a u g e n s c h e i n l i c h
ein a n d e r e s
nis von G e s c h i c h t e h a b e n , als es g e g e n w ä r t i g
Verständ-
geläufig
Es z e i g t e sich so, daß das s c h e i n b a r u n v e r f ä n g l i c h e , men atl. F o r s c h u n g
nicht gerade außergewöhnliche
ser A r b e i t ein h o c h k o m p l e x e s sich
"hermeneutisches"
Thema
Rahdie-
Problem
in
birgt.
Der Versuch, dieses Problem wenigstens
ansatzweise
die S k i z z e e i n e r A n a l y s e der K o n s t i t u t i o n fahrung
der T e x t e f o l g e n d e n E r t r a g :
wie w e n i g s e l b s t v e r s t ä n d l i c h gie und b i b l i s c h e r Wesen"
von
gegenwärtige
Exegese verbreitete
"der G e s c h i c h t e "
M o m e n t e und A s p e k t e
- auch in
- und f a k t i s c h v o r l i e g e n d e r (2) D u r c h den A u f w e i s
Theolo"das für
- Ge-
verschiedener und i h r e s
konsti-
- sowie den H i n w e i s auf m ö g l i c h e
hungen zwischen Geschichtserfahrung
Bezie-
und G o t t e s e r f a h r u n g
P r o b l e m , das sich im R a h m e n " n e u z e i t l i c h e r " w i e s er eine R i c h t u n g , G e m e i n s a m k e i t e n
und
Geschichtsverständnisse
stellt)
Geschichtsverständnisse,
erfas-
Ziel d i e s e s V e r f a h r e n s schen v e r s c h i e d e n e n
der un-
stehen.
ist es, zu e i n e r V e r s t ä n d i g u n g
"Lebensformen"
v e r s c h i e d e n e n T e x t e n des AT ben g e g e n w ä r t i g e r
und Kritik
Hin-
die h i n t e r den im F o l g e n d e n zu
t e r s u c h e n d e n T e x t e n des EB
-
Besonderheiten s a c h g e m ä ß zu
(3) D a b e i e r g a b e n sich L e i t f r a g e n und m e t h o d i s c h e
w e i s e für ein V e r f a h r e n zur R e k o n s t r u k t i o n
(ein
Auseinanderset-
zung m i t atl. T e x t e n in b e s o n d e r e r D r i n g l i c h k e i t unterschiedlicher
zeigte,
- A n n a h m e n über
von G e s c h i c h t s e r f a h r u n g
tutiven Zusammenhangs
exegeti-
(1) Er
sind, und w e c k t e so ein G e s p ü r
den S p i e l r a u m m ö g l i c h e r schichtsverständnisse.
durch
Geschichtser-
zu b e a r b e i t e n , e r b r a c h t e für die k o n k r e t e
sche U n t e r s u c h u n g
sen.
ist. im
b e i z u t r a g e n , wie sie
(und NT), aber auch in den
Interpretationen
druck k o m m e n , - als V e r s t ä n d i g u n g
b i b l i s c h e r T e x t e zum über e r f a h r e n e und
bare W i r k l i c h k e i t in ihrem g e s c h i c h t l i c h e n
Wandel.
zwiin VorgaAus-
erfahr-
II. DIE BEZUGNAHNE AUF GESCHICHTE IN RAHNEN DER GERICHTSPROPHEZEIUNG: EZ 5,5-17
D a r s t e l l u n g e n des " G e s c h i c h t s b i l d e s " lich bei den a u s f ü h r l i c h e n
des EB s e t z e n
"geschichtlichen
1
Kap. 16; 20 und 23 a n . Ein Kap. 16 und 23 A u f r i ß der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s
gewöhn-
Rückblenden"
von
vergleichbarer
f i n d e t sich aber s c h o n
in
Ez 5 , 5 - 1 7 . D i e s e r A b s c h n i t t e i g n e t sich gut zum E i n s t i e g die e x e g e t i s c h e n
Einzeluntersuchungen,
w e i l er zum
einen
w e i t w e n i g e r u m f a n g r e i c h ist als Kap. 16 und 23, so daß Grundzüge
seines Geschichtskonzeptes
vermutlich
in die
schärfer
zu
T a g e t r e t e n , zum a n d e r e n s t ä r k e r als Kap. 16; 20 und 23 in s e i n e n K o n t e x t im EB e i n g e b u n d e n ist, w o r a u s sich Aufschlüsse
über seine F u n k t i o n und s e i n e n
Hintergrund
ergeben
1. A b g r e n z u n g
könnten.
und S t r u k t u r des
Textes
Ez 5,5-17 ist T e i l der an den Komplex richts
(Kap. 1-3) a n s c h l i e ß e n d e n
e i n h e i t von G e r i c h t s o r a k e l n die Z e i c h e n h a n d l u n g e n judgment,
des
Einsetzungsbe-
ersten redaktionellen
ordered sequentially
"three m a j o r o r a c l e s
to a d d r e s s an
Jerusalem; 7,1-27
(i.e., the w h o l e l a n d ) . T h i s
q u e n c e c r e a t e s a c l i m a c t i c buildup c o n c e r n i n g
z.B. v. R a d , T h e o l o g i e
II,
235ff;
auf
of
ever-widening
5 , 5 - 1 7 is a g a i n s t
6 , 1 - 1 4 is a g a i n s t the m o u n t a i n s of all I s r a e l ; a g a i n s t the four c o r n e r s
Groß-
im EB, Kap. 4 - 7 . Hier f o l g e n
von 4 , 1 - 5 , 4
area of the land of I s r a e l .
1 Vgl.
weitere
konzeptionellen
the
Koch, Profeten
is se-
intensity
II,
107ff.
64
Geschichte
im
Rahmen
der
Gerichtsprophezeiung
2 of
the
heit tiv
divine
nach
wrath"
hinten
.
Während
gegenüber
unproblematisch
ist,
die
Abgrenzung
dieser
dem V i s i o n s k o m p l e x
ist
ihr
Anfang
weit
Kap.
Großein-
8-11
weniger
rela-
klar
markiert. E i n e n E i n s c h n i t t macht z w e i f e l l o s d i e m i t e i n e r Z e i t a n g a b e W o r t e r e i g n i s f o r m e l "WIN1? '"7N H i n ' i n
'im
den Beginn e i n e r g r ö ß e r e n T e x t e i n h e i t m a r k i e r t d i e Phrase m n '
"P Dt» '"7N ' n m
d i e im EB
. Entsprechendes g i l t
i n 3,22, d i e s i c h - mit k l e i n e n
nen - noch i n 1,3b; 8 , 1 ; 3 7 , 1 ; 4 0 , 1 und 33,22 f i n d e t , nahme 4 d e r z u l e t z t genannten S t e l l e leitet
verbundene
i n 3,16 k e n n t l i c h , 3
wo s i e - m i t
Aus-
- d i e Beschreibung e i n e r V i s i o n
ein-
. D i e Wendung (¡UH) D7N 12 nnNI (3,25; 4 , 1 )
s c h l i e ß l i c h kann s o -
w o h l e i n e Zäsur i n n e r5h a l b e i n e r Jahwerede a l s auch den E i n s a t z neuen Rede m a r k i e r e n Nun s t e l l t
für
Variatio-
einer
.
aber 3,16-27 e i n e n im H i n b l i c k
auf seinen s a c h l i c h e n
wie auf s e i n e l i t e r a r i s c h e G e s t a l t gleichermaßen v i e l s c h i c h t i g e n
Gehalt und
k o m p l i z i e r t e n T e x t d a r , der im r e d a k t i o n e l l e n Zusammenhang des EB d i e F u n k t i o n e i n e r Ü b e r l e i t u n g vom B e r i c h t der c E i n s e t z u n g des P r o p h e t e n Wiedergabe s e i n e r Worte und T a t e n wahrnimmt
, d i e i n 4 , 1 m i t einem
zur rela-
t i v e n N e u e i n s a t z b e g i n n t . So kann Kap. 4 - 7 a l s gegenüber dem K o n t e x t relativ
a b g e s c h l o s s e n e r Textkomplex im EB b e t r a c h t e t
Innerhalb
der
eignisformel
in
Großeinheit
Kap.
6,1
4,1-5,17;
und
7,1
eigenständige
Worteinheiten
haltlich
klare
tragung
eine zu
einer
Botenformel n1 n' Absender In
formel steht
2 3 4 5 6 7
Jahwe
5,5-17
'11K
im
EB
von TBK
l3*7
gewöhnlich
¡13
in
5,5
Rede"
"dem
Worter-
7,1-27 zeigt
enthält
eine
die
als in-
Beauf-
während
die
Propheten
vom
eröffnet^. zweimal
Einschnitt
einer
die
und
4,1-5,17
4,1-5,4
zunächst
einen an
durch
6,1-14
Zeichenhandlungen,
aufgetragene
kennzeichnet
sind
abgegrenzt.
Zweiteilung:
Reihe
verbundenes
4-7
werden.
ein
mit
(7,8).
"Nahtstelle
vom
der
Diese
BotenWendung
ersten
Teil
B o a d t , S t r a t e g i e s , 9 (vgl. 8ff) . Vgl. H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 26ff. Vgl. Z i m m e r l i , 22. Vgl. H o s s f e l d , a . a . O . , 35f. Vgl. Z i m m e r l i , lOOff u. unten V . 2 . 3 . 4 . a . H o s s f e l d , a . a . O . , 31 (vgl. 3 0 f f ) . G u n t e r s t r e i c h t d i e s e n E i n s c h n i t t , indem sie in 5,4b z w i s c h e n B N NXJ1 1JIM und "7(01»' H ' 2 "73 *7N K O L e p e u s (= milNl ) e i n f ü g t (vgl. BHS) und so e i n e n a u s g e f ü h r t e n R e d e auftrag an den P r o p h e t e n e r h ä l t .
Abgrenzung einer
und Struktur
s c h o n d u r c h die B o t e n f o r m e l
Jahwerede
Textes
k a u s a lp z u e i n a n d e r
- Konsequenzen)"
ausgewiesenen
(-»jn »n
) verstärktes
bzw. unterstreichende schlossene
'Hin
13*7 e i n e Z ä s u r . A l s g Kontextformel"
"leicht
fungiert
5,5-17
in 13, die h i e r d u r c h d a s
strukturierender
Einen weiteren
kann
an
der und
werden.
Gesichtspunkt
die R e l a t i o n
zur S t r u k t u r i e r u n g
zwischen Sprecher,
Adressat
s t a n d d e r R e d e d a r . In 5 - 6 w i r d ü b e r J e r u s a l e m der Stadt
ange-
kombinier 10t
Abschluß
Formeln
DKJ
Erkennt-
d e m n a c h in 5 - 6 . 7 . 8 - 9 T 1 0 . 1 1 - 1 3 . 1 4 - 1 5
untergliedert
stellt
11 ('3TX
gliedernde
die
mit der W o r t b e k r ä f t i g u n g s f o r m e l
des G e b r a u c h s
Begründung
, in
i s t . D i e s e z e i g t in 15 u n d 17 e i n e n r e l a t i v e n Abschnitt
verhalten
(nach d e m V e r h ä l t n i s
) und G o t t e s s p r u c h f o r m e l
n i s f o r m e l niil' ' 3 N »3 1 J I T 1
16-17
öffentlichen
. In 10 m a r k i e r t e i n f a c h e s
durch Schwurformel
Aufgrund
65
zu d e r e n z w e i t e n T e i l ; die b e i d e n T e i l e
sich meist
il 1 il>
des
(und um s i e h e r u m ? )
des
und
Textes
Gegen-
und die
lebenden Israeliten
(s.
in dazu
u. 4 . 1 . 1 . ) g e s p r o c h e n ( 3 . P e r s . S g . / P l . ) ; in 7 w e r d e n d a n n l e t z t e r e a n g e r e d e t (2 . P e r s . P I . ) , w ä h r e n d in 8 - 1 5 zu J e r u s a 11 lern ( 2 . P e r s . S g . chen wird, (2.Pers.
) ü b e r die I s r a e l i t e n
u n d in 1 6 - 1 7 s c h l i e ß l i c h auf den Zeitbezug
17 z w e i A b s c h n i t t e auf v e r g a n g e n e s ,
sind
aller
lung"
- in 7 / 8 - 9 a .
"Auflösung
9b/10.
die
wortes mit seiner
auf z u k ü n f t i g e s
Geschehen.
k e h r t die
Kleinen mehrfach
"Polarität
5,5-
vorwiegend
lla/llbff
"Grundstruktur"
in
5-7 verweist
der Form durch Häufung
und A n k ü n d i g u n g " i m
in Ez 5 , 5 - 1 7
können schließlich
gebildet werden:
8-17 vorwiegend
Trotz
8 9 10 11
gespro-
angeredet
Sg./Pl.).
Mit Rücksicht
Anklage
(3.Pers.PI.)
beide
und
"Polarität
wieder
des p r o p h e t i s c h e n
von A n k l a g e
und
Wiederho- ist
von so
Gerichts-
Ankündigung"
H o s s f e l d , a . a . O . , 32f. A . a . O . , 54 (vgl. 4 0 f f ) . Vgl. a . a . O . , 4 9 f f . In 15 Ist s t a t t n n ' i l l , das In S p a n n u n g zum f o l g e n d e n S u f f i x der 2. P e r s . f . s g . ( T n i 3 ' ' 3 D ) s t e h t , mit den V e r s i o n e n n " Fll zu l e s e n (vgl. BHSJ . M k ö n n t e auf eine z u H v e r s c h r i e b e n e D i t t o g r a p h i e des f o l g e n d e n II z u r ü c k g e h e n (Zimnterli, 99).
66
Geschichte
im R a h m e n der
d e u t l i c h zu e r k e n n e n
12
Gerichtsprophezeiung
; in 5-7 und 8-17 e n t h ä l t der Text
Schuldaufweis
und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g die k o n s t i t u i t v e n 13 m e n t e einer G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g . S e i n e S t r u k t u r laßt zusammenfassend 5-7
folgendermaßen
mit Elesich
skizzieren:
SCHULDAUFWEIS 5-6
(über Jerusalem und die Israeliten)
7
(an die Israeliten)
8-17 GERICHTSANKÜNDIGUNG 8-15 (an Jerusalem, Ober die Israeliten) 8-9. 10. 11-13. 14-15 16-17 (an Jerusalem und die Israeliten)
2. L i t e r a r k r i t i s c h e
Probleme
14 Die z a h l r e i c h e n D o p p e l u n g e n und W i e d e r h o l u n g e n im T e x t haben A n l a ß zu v i e l f ä l t i g e n l i t e r a r k r i t i s c h e n I n t e r p r e t a t i o n s v e r s u c h e n g e g e b e n . D a b e i w i r d z u n ä c h s t m e i s t 16-17 als " G l o s s e n h a u f e n ( . ) " 15 a u s g e s c h i e d e n . D a r ü b e r h i n a u s s t r e i c h t etwa E i c h r o d t neben 10 und 13 in 8 die B o t e n f o r m e l als " f a l 16 sehe W i e d e r h o l u n g aus V.7" . F o h r e r e r k e n n t (neben k l e i n e ren Z u s ä t z e n )
in 7. 8b. 9b. 10-11.
12ay,7 ( 8 ) . S e i n e Folgen s t e l l t 14f durch e i n e B e s c h r e i bung der neuen S t e l l u n g Jerusalemsl 7 ni2'1P IfN D'IA1? /D'lAl d a r . Während ten
Jerusalem
Geschichte
Völkerwelt Epoche tät
ein
und
(II)
behält,
(III)
verändert.
die
Damit
Moment
durch
hindurch wird
alle
vier
(räumliche)
durch
das
Stellung
seiner
tritt
die
der
einerseits
an
((III)
Bewohner, der (IV)
dargestellin
Eingreifen der den
der in
Israeliten,
räumlichen
zwischen
und)
der
Stellung
göttliche
Seite
Diskontinuität und
Epochen
seine
Kontinui-
Epochen
(I)
andererseits:
Ist
47 W i l d b e r g e r , a . a . O . , 8 8 4 . 48 G e r l e m a n , M e n g e , 7 2 . B a u m a n n , A r t . nnil , 4 4 6 , f ü h r t " h ä m ä h u n d s e i n e D e r i v a t e " a l l g e m e i n e r a u f die " k o n r e t e ( . ) V o r s t e l l u n g e i n e s D u r c h e i n a n d e r s von G e r ä u s c h und B e w e g u n g " z u r ü c k . S . E . s t e l l t " ( d ) a s w i l d w o g e n d e M e e r " e h e r e i n e " V e r a n s c h a u l i c h u n g d e s C h a o t i s c h e n " a l s den u r s p r ü n g l i c h e n " V o r s t e l l u n g s h i n t e r g r u n d " von n n n u s w . dar ( a . a . O . , 4 4 9 ) . In s e i n e r A n a l y s e d e s S i n n - und B e d e u t u n g s f e l d e s d i e s e r A u s d r ü c k e im a k t u e l l e n G e b r a u c h k o m m t er a b e r "zu e i n e m w e i t g e h e n d ä h n l i c h e n E r g e b n i s " w i e G e r l e m a n (ebd.). 49 G e r l e m a n ,
A.a.O.,
73.
74
Geschichte
unter
"Jerusalem"
im R a h m e n in
5ff
wohnern
v e r s t a n d e n , so 50 Ruine , denn d u r c h
te
der
die
Gerichtsprophezeiung
Stadt in
samt
14f
ihren
ist
es
nur
noch
das
Gerichtshandeln
Ein-(und eine
Jahwes
Um-)
unbewohnwird
nach
51
12 j e
ein
Drittel
(l7ni373P) vgl.
10b)
Eine hebt
der
Jerusalem zerstreut
stellung
die von
Aussage ilfyN
in
bzw.
(131113)
"in
alle
und
um
Winde"
"73 , 7 )
(nn
werden.
Diskontinuität
auch
Israeliten
umkommen zwischen von
N"7 t b n
9b nxi
Vergangenheit
hervor, und
in
'n'üiy
der
und "die
Zukunft Gegenüber-
N"7 "ibin nN d i e
Einma-
l i g k e i t des z u k ü n f t i g e n Handelns ( s c . Jahwes) (13 'Jl'E/yi) d r a s t i s c h u n t e r s t r e i c h t , d i e noch d u r c h d i e Wendung n y inn3 52 hervorgehoben Kontinuität hensablaufs den
Diskontinuität
Jerusalems,
nicht
rein
haft-offene deln
und
werden
der
freilich
"mechanisch"
Korrelation
zurückzuführen
des
zusammengehalten
Ursache-Wirkungs-Zusammenhang
Ergehen tes
wird"
von
dargestellten durch
zwischen nach
abläuft,
den
einen
Verhalten Aussagen
sondern
göttlichem
Gesche-
übergreifen-
auf
und
des
eine
Texsinn-
und m e n s c h l i c h e m
Han-
ist.
Während der Übergang zwischen den Epochen ( I ) und ( I I ) kontingente Verhalten Jerusalems/Israels
a l s durch das
(6: . . . i n n i ) v e r u r s a c h t d a r g e -
s t e l l t w i r d , b e s t e h t zwischen den Epochen ( I I )
und ( I I I )
nach 7 f f e i n
V e r h ä l t n i s von Ursache ( i y ) und Wirkung (13*7 ) . V e r h a l t e n und Ergehen J e r u s a l e m s / I s r a e l s stehen miteinander i n " k a u s a l e m " Zusammenhang, w e i l beide i n i h r e r R e l a t i o n zu Jahwe a l s handelnder I n s t a n z e r f a ß t werden: J e r u s a l e m / I s r a e l hat mit seinem V e r h a l t e n gegenüber den " S a t z u n g e n und Rechten" Jahwes ( 6 f f ) sowie gegenüber seinem H e i l i g t u m ( I I a ) s e i n V e r h ä l t n i s zu Jahwe i n e i n e r Weise g e s t ö r t , d i e d i e s e n n ö t i g t , z u r Wieder-
50 G w e i c h t in 14 f an m e h r e r e n S t e l l e n von M ab. iisnirtl (14) ist in G n i c h t b e z e u g t . Wie in 13 (s.o.) l i e g t h i e r e i n W o r t s p i e l vor ( H D i n ^ l ) , d a s im G r i e c h i s c h e n n i c h t n a c h v o l l z o g e n w e r d e n k o n n t e (and e r s Z i m m e r l i , 9 9 ) . In 15 hat G kein Ä q u i v a l e n t für H D C n i T D i n und b i e t e t für n n n n i t l D i m n n n n HfO nur e v EHÖLxnoei, Sojiou viou . Da G a b e r s e l b s t z . T . u n v e r s t ä n d l i c h i s t (was b e d e u t e t d a s H a p a x l e g o m e n o n öriAauaxri ?) , s o l l t e sie m . E . hier n i c h t a l s G r u n d l a g e t e x t k r i t i s c h e r Eingriffe herangezogen werden (anders Zimmerli, 99). 51 vn»1?!•) zu B e g i n n von 12 "ist aus in'«)1?!!) v e r s c h r i e b e n , vgl. MSS e n " (Zimmerli, 98). 52 L i w a k , P r o b l e m e , 75.
Die S t r u k t u r i e r u n g
des
75
Zeitablaufs
herstellung des Rechtszustandes einzugreifen (10b: C D g u "|1 'n'öyi ). In Epoche (IV) ist die Ordnung von Epoche (I) wiederhergestellt (14f: Jerusalem inmitten der Völker) und das diese Ordnung störende Element - die Israeliten - beseitigt.
3.3.
Zusammenfassung
Die s k i z z i e r t e n B e o b a c h t u n g e n h a b e n g e z e i g t , daß in Ez 5,5-17 eine S t r u k t u r g e s c h i c h t e von vier
te J e r u s a l e m s
Abfolge Geschich-
erzählt. Leitender Gesichtspunkt
dieser Ge53 der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t , ihre
s c h i c h t e ist die O r d n u n g Störung
v o r l i e g t , die eine
" E p o c h e n " der v e r g a n g e n e n und z u k ü n f t i g e n
und W i e d e r h e r s t e l l u n g
durch m e n s c h l i c h e s
ches H a n d e l n . Itire G r u n d s t r u k t u r des " v i e r - E p o c h e n - S c h e m a s " (A) H e r s t e l l u n g
läßt sich - in
- folgendermaßen
eines Ordnungs-Zustands
und
göttli-
Vereinfachung
angeben:
d u r c h das
Handeln
Jahwes, (B) S t ö r u n g
dieses Ordnungs-Zustands
d u r c h das
Verhalten
Jerusalems, (C) B e s e i t i g u n g
der O r d n u n g s - S t ö r u n g
und
der O r d n u n g
d u r c h das E i n g r e i f e n
Jahwes.
Das T h e m a
Wiederherstellung
" O r d n u n g " b e s t i m m t als l e i t e n d e r
der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g ve, i n n e r h a l b
von Ez 5,5-17 auch d e r e n
Perspekti-
d e r e r der r ä u m l i c h e und der r e c h t l i c h e
u n t e r s c h i e d e n w e r d e n k ö n n e n . Die A b f o l g e von Störung
Gesichtspunkt
und W i e d e r h e r s t e l l u n g
R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s
der O r d n u n g
setzt
implizite
v o r a u s , die, w i e sich
zeigte,
s o w o h l eine K o r r e l a t i o n von T a t und E r g e h e n auf der menschlichen Verhaltens
Aspekt
Herstellung,
als auch eine K o r r e l a t i o n
Ebene
von
göttli-
53 " O r d n u n g s d e n k e n " und " G e s c h i c h t e " k ö n n e n also - m i n d e s t e n s in der Interpretation dieses Textes - nicht gegeneinander ausgespielt werd e n (so e t w a S c h m i d , V e r s t ä n d n i s , 21: " G e s c h i c h t e (ist n i c h t ) d a s Hauptthema a l t t e s t a m e n t l i c h e r Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e und Theologie ... H a u p t t h e m a ist v i e l m e h r ... die F r a g e , w i e die W e l t zu e i n e r u m g r e i f e n d e n G e o r d n e t h e i t ... g e l a n g e n b z w . d a r i n b l e i b e n k ö n n e " . ) ; v i e l m e h r s i n d sie im S i n n e von D a r s t e l l u n g und k o n z e p t i o n e l l e m R a h men konstitutiv a u f e i n a n d e r bezogen.
76
Geschichte
chem
im R a h m e n
und m e n s c h l i c h e m
Damit sind die
der
Gerichtsprophezeiung
Handeln begründen.
wesentlichen Elemente
der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g n u n im E i n z e l n e n
und in
des
v o n Ez 5 , 5 - 1 7
Rahmenkonzepts
genannt.
ihrem Zusammenhang
Sie
näher
sollen
betrachtet
werden.
4. D e r k o n z e p t i o n e l l e
4.1. Die Perspektive 4.1.1.
Jerusalem,
bien u m
der
Israel
Zur S t r u k t u r i e r u n g räumlichen
Rahmen der
Dimension
bedient
(10.12).
Mit ihrer Hilfe Ordnung
ker"
(0 1 A : 5 . ( 6 . ) Doch
sich der Text
8.14.15)
das sich vom Zentrum
und
12)
des
wahrscheinlich,
Jahwes
ihrer
und m l
als Z e n t r u m
"Länder"
(niXIN; selbst
und fernere
*73'7 konzen-
über seine
erstreckt,
(nKttV 'UTRIl n N
daß dem Text ein
ly7)
der 5.6)
(131111: (nn
"Völim
in s i c h
nähere
mit der
kon-
8.10.12)
"73'7 :
in 12 a n g e k ü n d i g t e n
Jerusalems
Himmelsrichtungen
des Heiligtums
in
Lokaladver-
Ausdruck.
Sie hat ein Zentrum
(TnilUD:
Die B e g r ü n d u n g
b i s in a l l e
zum
ist dabei Jerusalem
strukturiert.
der
(5.6.7.12.14.15)
ist auch die Größe J e r u s a l e m
und eine nähere Umgebung.
Völker
b r i n g t er d a s K o n z e p t e i n e r
des Raumes
Linie
7
zentrisch
und die
der E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t
trischen
Blick.
Geschichtsdarstellung
(5.8.10.12), nil'aD
In e r s t e r
Geschichtsdarstellung
10.12)
Unheils, Umgebung Entweihung
in 11 m a c h t
"in k o n z e n t r i s c h e n
es
Kreisen
um J e r u s a l e m
organisierte(s) Weltbild abgestufter Segensnähe 54 m i t d e r M i t t e im T e m p e l " z u g r u n d e l i e g t , w i e es a u c h im 55 H i n t e r g r u n d a n d e r e r T e x t e d e s EB zu e r k e n n e n i s t
54 O t t o , J e r u s a l e m , 59 (im R a h m e n s e i n e r R e l i g i o n im v o r e x i l i s c h e n J e r u s a l e m " , 55 V g l . u . V . 3 . 3 . 1 . b . ( 1 ) .
B e s c h r e i b u n g der a.a.O., 57ff).
"JHWH-
Der
konzeptionelle
Rahmen der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
77
Die Zentralstellung Jerusalems in der Völkerwelt in Ez 5,5-17 wird 56 häufig
zum antiken "Omphalos"-Gedanken in Beziehung gesetzt. Dagegen
meint Greenberg, daß der Text "cannot be made to bear the later Jewish cosmogonic doctrine (derived probably from Greek thought) that Jerusalem was 'the navel of the earth' - i.e., the place from which the earth was 57 formed"
. Nun ist freilich das Verständnis des Tempels als "Bereich,
von dem nach der Überwindung des Chaos die geordnete Welt und das durch sie ermöglichte Leben ihren Ausgang genommen haben"''®, schon im AO weit verbreitet. In der Tat kann aber diese Vorstellung aus Ez 5,5 kaum herausgelesen werden, da hier nicht von Jerusalem aus die Völkerwelt erschaffen, sondern Jerusalem in deren Mitte gesetzt wird. Das Konzept einer Zentralstellung von Tempel und Tempelstadt innerhalb der Erfahrungswirklichkeit ist freilich in AO und AT nicht nur im Bereich der Kosmogonie verwurzelt, sondern auch im Zusammenhang der Vor59 Stellungen von "Völkerkampf" und "Völkerwallfahrt" . Allerdings ist in der neueren Forschung der traditions- und konzeptionsgeschichtliche Zusammenhang der einschlägigen atl. Aussagen mit dem aus dem AO bekannten 60 Material ebenso umstritten wie das Alter der entsprechenden atl. Tradi61 : Setzen sie "die theologische Verarbeitung des Exilsgeschicks" tionen als "Hintergrund" voraus 62 , oder nehmen die Texte "von Fall zu Fall nur Aktualisierungen von Teilen des ganzen" - ihnen "schon vorliegenden und 63 wesentlich reichhaltigeren" - "Vorstellungskreises" vor , der dann genau umgekehrt den "Hintergrund" ihrer "theologischen Verarbeitung" ge-
56 57 58 59
V g l . z.B. Z i m m e r l i , 133. Greenberg, llOf. K e l l , W e l t , 154; vgl. l O O f f . V g l . et *Q S c h m i d t , G l a u b e , 1 1 4 f ; S t o l z , S t r u k t u r e n , 7 2 f f ( M e s o p o t a m i en) u. 8 6 f f (AT). 60 V g l . e t w a K a i s e r , E r f a h r u n g , 4 5 2 : "Hit W a n k e und M ü l l e r t e i l e i c h die M e i n u n g , daß s i c h d a s V ö l k e r k a m p f m o t i v in der s p e z i f i s c h e n F o r m , w i e es in den Z i o n s l i e d e r n und in den o b e n a n g e s p r o c h e n e n A b s c h n i t t e n des J e s a j a b u c h e s (sc. Jes 1 7 , 1 2 - 1 4 ; 2 9 , 1 - 8 ; 3 0 , 2 7 - 3 3 ; 3 1 , 4 - 9 ) b e g e g n e t , a u ß e r h a l b des A l t e n T e s t a m e n t e s in s e i n e r U m w e l t n i c h t n a c h w e i s e n l ä ß t " (unter B e r u f u n g auf W a n k e , Z i o n s t h e o l o g i e , 7 2 f f ; M ü l l e r , U r s p r ü n g e , 44 A n m . 7 8 ) ; d g g . e t w a S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 6 f f . 61 Zur S p ä t d a t i e r u n g vgl. e t w a K a i s e r , e b d . ; D e r s . , J e s a j a 1 - 1 2 , 6 2 f ; W a n k e , Z i o n s t h e o l o g i e , 7 4 f f . l 0 6 f f ; dgg. L u t z , J a h w e , 1 4 7 f f ; M ü l l e r , U r s p r ü n g e , 3 8 f f ; S t o l z , S t r u k t u r e n , 8 6 f f ; O t t o , J e r u s a l e m , 5 7 f f (vgl. die Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r w i c h t i g s t e n A r g u m e n t e bei K r a u s , T h e o l o g i e , 102f). 62 K a i s e r , J e s a j a 1 - 1 2 , 62; v g l . D e r s . , E r f a h r u n g , 4 5 9 f . 63 V. R a d , T h e o l o g i e II, 3 0 6 (zu J e s 2,4ff u n d 4 9 , 1 4 f f ) .
78
Geschichte
schichtlicher
im
Rahmen
Erfahrungen
der
Gerichtsprophezeiung
darstellt?
D i e s e F r a g e kann und muß h i e r n i c h t a b s c h l i e ß e n d e n t s c h i e d e n Doch i s t zuletzt
deutlich,
werden.
daß u n t e r d e r - h y p o t h e t i s c h e n - V o r a u s s e t z u n g von Ez 5 , 5 f f
genannten I n t e r p r e t a t i o n das V e r s t ä n d n i s
e r l e i c h t e r t w i r d : D e r von L i w a k v e r m i ß t e " l o g i s c h e ( . ) schen der "Setzung Jerusalems
der
wesentlich
Zusammenhang"
zwi-
( d u r c h Jahwe) i n d i e M i t t e d e r
Völkerwelt" 64 und "dem V e r h a l t e n J e r u s a l e m s g e g e n ü b e r den n i p n und D ' U a u n J a h w e s "
w i r d n ä m l i c h u n s c h w e r e r k e n n t l i c h v o r dem H i n t e r g r u n d e i n e s w i e e s e x e m p l a r i s c h i n J e s 2 , 2 - 4 und M i 4 , 1 - 4 zum A u s d r u c k
Konzeptes, 65 kommt
J e r u s a l e m " s o l l s i c h d i e Welt nach G o t t e s W i l l e n o r i e n t i e r e n , w e i l i h r e M a c h t und K u l t u r d i e W e l t h e r r s c h a f t b e a n s p r u c h t , w e i l der W e l t g o t t h i e r wohnt, anvertraut i s t ,
die
(das i s t
s o n d e r n w e i l i h r e i n e neue
2,2ff.)
auch
von h i e r i n d i e W e l t a u s s t r a h l e n s o l l "
i n s Zentrum der V ö l k e r w e l t i s t
nicht,
nicht,
Rechtsordnung
d e r d a h i n t e r s t e h e n d e Gedanke,
Jesaja seine bestechendste Formulierung erhalten hat, 66
: An
aber
vgl.
der
durch
Jes
l,21ff.;
. Die Setzung
Jerusalems
nach diesem V e r s t ä n d n i s m i t e i n e r
Rechts-
s e t z u n g v e r b u n d e n ; r ä u m l i c h e und r e c h t l i c h e O r d n u n g s d i m e n s i o n hängen eng zusammen. D e s h a l b kann Ez 5 , 6 d a s V e r h a l t e n J e r u s a l e m s zu den
"Satzungen
und R e c h t e n " Jahwes a l s W i d e r s p r u c h gegen s e i n e ihm von Jahwe
zugedach-
t e Z e n t r a l s t e l l u n g i n der V ö l k e r w e l t Entscheidend
für
differenzierte t r i t t
12!) als
Größe
im
seiner
lokaler
Größe,
Befinden
in
Deckung
sowohl durch Als
im das
-
als
5-7
als
als in
ist
einheitliche
sich
nun
Instanz,
differenzierte soziale
Be-(und
Um-)wohner,
von
"Jerusalem"
der
Völkerwelt,
anfänglich
beschreibt als
auch
die im
beide
Gerichtshandeln
differenzierte
-,
treten
Jahwes
Größe
(vgl.
Größe, als
unterschieden
Aspekte
Zentralstellung Plural
eine
Jerusalem
als
Zentrum
sich
fem.
Textes
Jerusalem:
"Jerusalem"
angekündigte in
des
Größe
kann
sich
Singular
soziale,
masc.
Dadurch
werden.
der
Singular
Plural
auf.
Inbegriff
im
brandmarken.
Argumentation
Betrachtung
einerseits
andererseits
die
(5)
wird
"Jerusalems" Jerusalems sie
dann
auseinander: Jerusalem
64 Liwak, Probleme, 71f. 65 Wohlgemerkt wollen hier nicht diese Texte (vgl. die Argumente für eine nachexilische Ansetzung von Mi 4,1-4 bei Wolff, Micha, 87ff), sondern das von ihnen repräsentierte Konzept als traditionsgeschichtlicher Hintergrund von Ez 5,5ff in Anspruch genommen werden! 66 Eichrodt, 32.
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
79
nach 12 zu zwei Dritteln v e r n i c h t e t ; das letzte D r i t t e l ,
der
"Rest" Größe
(lObß) wird
"in alle W i n d e " z e r s t r e u t . Als
bleibt Jerusalem
dagegen
der V ö l k e r w e l t
- nun eine Ruine
lokale
- Zentrum
(14f).
Die P o i n t e d i e s e r D i f f e r e n z i e r u n g
wird deutlich, wenn
sie mit e i n e r m ö g l i c h e n G e g e n p o s i t i o n
etwa in 11,3 im Z i t a t der nach 597 in J e r u s a l e m b e n e n zum A u s d r u c k
kommt:
"(Die Stadt)
"der w e r t v o l l e Rest
Zurückgeblie-
"meinen sie" n i c h t
(zu s e i n ) , der u n t e r dem
unverbrüchliche des s o z i a l e n
des l o k a l e n
in A n s p r u c h g e n o m m e n
und
- was
Nur u n t e r V o r a u s s e t z u n g
ser e n g e n Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t6 8 kann die Zusage S c h u t z e s für die G o t t e s s t a d t
die
("Topf")
(."Fleisch") A s p e k t s der G r ö ß e J e r u s a l e m
ist der T o p f ohne das F l e i s c h ? !
nur,
Deportati-
; sie b e h a u p t e n z u n ä c h s t e i n m a l
Zusammengehörigkeit
als
besonderen
S c h u t z J a h w e s s t e h t , da sie vor dem S c h i c k s a l der 67 on b e w a h r t b l i e b e n "
sie
ist der T o p f , und wir
sind das F l e i s c h ! " W e n n die T r ä g e r d i e s e r P a r o l e sich "das F l e i s c h im T o p f " b e z e i c h n e n ,
man
k o n f r o n t i e r t , wie
die-
göttlichen
von d e r e n B e w o h n e r n für
sich
werden.
Indem die P r o p h e z e i u n g Ez 5,5-17 die m y t h i s c h e E i n h e i t von G o t t h e i t , S t a d t und Volk a u f b r i c h t , die für die " Z i o n - T h e o l o 69 gie"
mit ihrer zentralen
" A u s s a g e von der S c h u t z m a c h t
ü b e r l e g e n e n K r a f t des G o t t e s I s r a e l s , n e n d , für sein Volk e i n t r i t t
der, auf dem Z i o n
(Ps 4 6 , 2 . 4 . 8 . 1 2 ) "
70
und thro-
bestimmend
ist, kann sie ein u m f a s s e n d e s G e r i c h t über J e r u s a l e m (als s o z i a l e Größe) a n k ü n d i g e n , ohne seine " u n i v e r s a l e S p i t z e n 71 Stellung" reduziert)
(nun f r e i l i c h auf J e r u s a l e m ausdrücklich
als lokale
n e g i e r e n zu m ü s s e n . Ein
A u f b r e c h e n m y t h i s c h e r E i n h e i t läßt sich im von r ä u m l i c h e m
67 68 69 70 71
Auseinandertreten
und r e c h t l i c h e m O r d n u n g s a s p e k t
F u h s , 60; vgl. Z i m m e r l i , 243. V g l . z.B. Ps 4 6 , 6 ; 4 8 , 4 . 9 ; 8 7 , 5 . Vgl. Kraus, Theologie, 94ff. A . a . O . , 98 ( H e r v o r h . T . K . ) . A . a . O . , 95.
Größe
analoges
beobachten.
80
Geschichte
4.1.2.
Es im
Jahwes
Argumentation
6 -
verständlich
wird
Konzeptes,
das
in
und
kommt:
Die
Mi
räumlicher
in
die
"Uli
und
exponierter
licher
Völkerwelt
daß
vom Z i o n
Völkerwelt
: Jes
für
2,3;
weite
Thronsitz
Rechtsdurchsetzung
Die
gen
Gerichtsprognose von
und
lems, lung
räumlicher Rechte"
an in
der der
ser
Norm,
wie
es
selbst D'ÜDf
die
es
Jahwes als
sich
(vgl.
8b:
Mi
dem
hier
der
ist
5,5-17
nun
zum
eng
verknüpft
die
göttliche
(min
NXn
Einheit
aber
ll'xn von
ebenfalls
"Zion-Theologie":
und
Ort g ö t t 72 Völkerwelt ;
der
diese
Ordnung
Norm
des
seine
bewähren
Aus-
Zion/Jerusalem
bricht
zur
v.a.
Jerusalems
vom G o t t e s d i e n s t
Größe
hat.
darstellt, " p i m
Israels
mythische
auf:
Die
Ein-
"Satzun-
Verhaltens
lokale
Gerichtshandeln
D'ugun
-
Hinter-
4,1-4
Diese
ist
Israel
werden
zu
5,5-17
vor
Zentrum
4,2).
wollen
"Zion-Theologie"
richten
als
rechtlicher
das
ist
Bereiche
soziale
Völkerwelt
kann
Ez
und
Mi
Jahwes in
Ez
ausstrahlt
Ordnung
" ' R e c h t und G e r e c h t i g k e i t ' u ..73 ausgehen" heit
2,2-4
von
"Spitzenstellung"
der
rechtlicher
charakteristisch Als
in
Vorstellung,
iilil'
Jes
topologische
4,1)
Rechtsordnung nVBITn
Rechte"
die
des
der
und
Gerichtsprophezeiung
daß
druck
mit
der
5 zu
von
grund
2,2;
Rahmen
"Satzungen
zeigte s i c h ,
Übergang
(Jes
im
Jerusa-
Zentralstel-
Scheitert
es
Jahwes
Jerusalem,
auch
in
gegen
'n'üyi;
10b:
an
die-
Jerusalem Ti'H/yi
11).
Der Text b e z e i c h n e t d i e r e c h t l i c h e Ordnung d e r m i t den T e r m i n i n i p n
Erfahrungswirklichkeit
und D ' U D u n . " D i e D o p p e l a u s s a g e
k e h r t b e i Ez a u ß e r i n 5 , 6 f . noch i n 1 1 , 2 0 ;
18,9.17;
7
mpn
- 'OQü/n
...
20,11.13.16.19.21.24;
3 7 , 2 4 ( m i t masc. p l u r . von pn verbunden i n 1 1 , 1 2 ; 2 0 , 1 8 . 2 5 ; 3 6 , 2 7 )
wie-
d e r . J e r u s a l e m s V e r s ü n d i g u n g i s t n i c h t s Unbestimmtes, s o n d e r n V e r s t o ß 74 gegen k l a r e s , g e o f f e n b a r t e s G o t t e s r e c h t " . Besteht ein Bedeutungsunters c h i e d z w i s c h e n ¡7n und ÜSIMl m ö g l i c h e r w e i s e d a r i n , daß " i m U n t e r s c h i e d z u r e i n m a l f e s t g e s e t z t e n höq-Ordnung
. . . die mispät-Ordnung e i n f a c h
vor-
72 Vgl. Ps 9,5f.8f; (ll,4ff;) 48,llff; 50,2ff; (89,15;) 97,2ff. 73 Kraus, Theologie, 125 mit Verweis auf Ps 37,28; 50,16ff; 82,3; 98,9; 99,4; 103,6ff; 119,5ff; 146,7; 147,19. 74 Zimmerli, 133f.
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der
Geschichtsdarstellung
81
75 h a n d e n " ist
, ist doch in Reihungen von "Termini für Gebote und Rechts-
sätze" die Bedeutung der einzelnen Ausdrücke "meist völlig nivelliert; die Wörter dienen dann synonym zur Bezeichnung der Anordnungen und Gebo76 te Jahwes"
. Das Gottesrecht als Norm des Verhaltens Jerusalems wird
also in Ez 5,6f mit den Ausdrücken mj7n und 0 7 U9fn relativ abstrakt bezeichnet; es zielt über fixierte Rechtssätze hinaus auf einen umfassenden Rechtsanspruch Jahwes gegenüber Jerusalem/Israel, wie er - in wechselnder Terminologie - in der weisheitlichen und prophetischen Tradition laut w i r d ^ . Die Kombinationen von ¡7n und 03fD im AT lassen sich traditionsgeschichtlich relativ gut zuordnen: "Für Dtn ist die Reihung mispätlm/huqqlm kennzeichnend (...), für H und Ez mispätTm/huqqöt, beim Dtr. begegnen die Termini mispätlm/huqqim/huqqöt/miswöt (...) in fast jeder möglichen Kombination, Chr. schließt sich wieder enger an Dtn an" 78 . Während die in 79 Ez 5,6f vorliegenden Verbindungen von tPugtun mit den Verben Dun und 80 81 nuy sowie von nipn mit l"7il in den genannten Traditionsbereichen in
75 L i e d k e , A r t . 0 3 » , 1 0 0 5 ; v g l . O e r s . , Art.¡7(7(1 , 629 . 76 L i e d k e , A r t . D O " , 1 0 0 9 ; ä h n l i c h R i n g g r e n , A r t . p p n , 1 5 2 f ; vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 271 A n m . 108: "Es d ü r f t e w e d e r e i n e A u f t e i l u n g in k a s u i s t i s c h e s (D?U9l!>n) und a p o d i k t i s c h e s (nij7n) R e c h t r a t s a m e r s c h e i n e n , die W. Z i m m e r l i ( K o m m e n t a r , S. 133f) in A n l e h n u n g an A. A l t (Die U r s p r ü n ge d e s i s r a e l i t i s c h e n R e c h t s , K l e i n e S c h r i f t e n I, H ü n c h e n 1 9 5 3 , S. 2 7 8 f f ) v o r n i m m t (vgl. a u c h L i e d k e , G e s t a l t , 9 4 f f . l 7 7 f f ; T . K . ) , n o c h etwa eine Abgrenzung zwischen einem "Privilegrecht Jahwes" und "Bes t i m m u n g e n z i v i l r e c h t l i c h e r A r t " , die F . H o r s t ( G o t t e s R e c h t , S t u d i e n zum R e c h t im A l t e n T e s t a m e n t , ThB 12, M ü n c h e n 1 9 6 1 , S . 1 5 0 ) f ü r d a s
77 78 79 80 81
Ot a u f g r u n d d e s W o r t p a a r e s D'pn vorschlägt". Fragwürdig ers c h e i n t m i r a u c h K o c h s ( P r o f e t e n II, 102) D i f f e r e n z i e r u n g s v e r s u c h : "Hit h u q q o t w i r d s t e t s die m e n s c h l i c h e A u f g a b e v e r b u n d e n , d a r i n zu w a n d e l n (hlk) ; also h a n d e l t es s i c h um v o r g e g e b e n e B a h n e n , a u s d e n e n e i n H e n s c h z w a r a u s s c h e r e n k a n n z u m e i g e n e n S c h a d e n , zu d e r e n G e s t a l t u n g er a b e r n i c h t s a k t i v b e i t r ä g t , d e r e n E i n h a l t u n g so s e l b s t v e r s t ä n d l i c h s e i n s o l l t e , daß sie a n s c h e i n e n d n o c h n i c h t e i n m a l e i n e n p o s i t i v e n T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g ins D a s e i n r u f t . ... m i s p a t i m h i n g e g e n s i n d v o n H e n s c h e n zu t u n oder ' b e w a h r e n d zu t u n ' (smr u n d c a § a ) . H i e r h a n d e l t es s i c h also um V o r s c h r i f t e n , s p e z i e l l f ü r d e n A l l t a g , die b e f o l g t w e r d e n w o l l e n und d e r e n V e r w i r k l i c h u n g d e m T ä t e r eine Heilsfäre vermittelt". Vgl. Zimmerli, Gottesrecht. L i e d k e , A r t . USI9, 1 0 0 9 (mit V e r w e i s auf die Z u s a m m e n s t e l l u n g der Belege bei Ders., G e s t a l t , T a b e l l e n 13-16, 1B5). B e l e g e b e i L i e d k e , A r t . 0319 , 1 0 0 9 ; L i w a k , P r o b l e m e , 79. B e l e g e bei L i e d k e , e b d . B e l e g e b e i L i w a k , P r o b l e m e , 79
82
Geschichte
im Rahmen d e r
Gerichtsprophezeiung
r e l a t i v b r e i t e r Streuung b e l e g t s i n d , f i n d e t s i c h die Wendung nN m n ( h i . ) O'Oawn
m.W. nur i n Ez 5 , 6 .
Die Terminologie von Ez 5 , 6 f kann t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h a l s Reflex der vom Deuteronomium " a l s Antwort auf die p r o f e t i s c h e Herausforderung" e _ 83 entwickelten neuen " s daqä-Konzeption" verstanden werden. Damit i s t
82
aber " ( d ) e r Schluß, daß h i e r eine d t r geprägte V o r s t e l l u n g v o r l i e g t " , 84 keineswegs schon "zwingend" . Vielmehr scheinen die " d e u t e r o n o m i s t i 85 sehe" und die " p r i e s t e r l i c h e " T r a d i t i o n s s t r ö m u n g sowie das EB Impulse des Deuteronomiums i n j e e i g e n s t ä n d i g e r Weise zu v e r a r b e i t e n und w e i t e r zuentwickeln. So i s t etwa d i e Anwendung der "Satzungen und Rechte" J a h wes auf das Verhalten Jerusalems i n Ez 5,6 ohne A n a l o g i e im d t r .
Traditi-
onsbereich 86 . Gleichwohl s t e h t Ez 5,5-17 mit s e i n e r Konzeption der dtn./ 87 d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g s i c h e r näher a l s etwa Kap. 20 Der
Vorwurf
wes w i r d i n Völker, die
der
gehandelt!" el
habe
D'lAil
Damit
sich
in
Mißachtung
der
"Satzungen
7b n o c h ü b e r b o t e n : " N i c h t r i n g s um e u c h h e r u m s i n d , 88 noch
wird
der
Vorwurf
chaotischer
) aufgenommen.
relativ
eigenständige
Rechtsordnung
spricht
dies
dem K o n z e p t ,
druck
kommt:
den e i n s t noch
sachlich Israel
auch
"jedes
alle
geht
mit
Völker
im Namen s e i n e s
von
verhalten
Wenn h i e r
seinem
7a, als
auch
Jah-
Jerusalem/Isradie
Völker
den V ö l k e r n
zugestanden das
in
Mi 4,5
Verhalten
gehen werden Gottes"
und R e c h t e "
e i n m a l den R e c h t e n der entsprechend habt i h r
(V.2)"
wandeln.
wird, zum
(D33nn
eine entAus-
d 8 e9n "Weg . . . , , die jetzt Entsprechend
82 K o c h , P r o f e t e n II, 19. 83 A . a . O . , 17. 84 So L l w a k , P r o b l e m e , 79. L l w a k s A r g u m e n t a t i o n s e t z t die Z u o r d n u n g der B e l e g e von n 1 ¡711 und [PD9ÜH1 in H zur d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g d u r c h T h i e l , E r w ä g u n g e n , 6 9 f v o r a u s ; v g l . d g g . die v o r s i c h t i g e r e B e u r t e i lung d u r c h W e i n f e l d , D e u t e r o n o m y , 3 3 7 , a u f die L i w a k , a . a . O . , 266 A n m . 54 s e l b s t h i n w e i s t . 85 V g l . S t e c k , S t r ö m u n g e n . 86 Zu e r w ä g e n w ä r e f r e i l i c h , ob in d e n d t n . / d t r . A u s s a g e n ü b e r I s r a e l (als p l u r a l i s c h e G r ö ß e ) a l s Z e n t r u m d e r V ö l k e r w e l t (vgl. D t n 6 , 1 4 ; 1 3 , 8 ; 1 7 , 1 4 ; Ri 2 , 1 2 ; 2 Kön 1 7 , 1 5 ; s. L i w a k , P r o b l e m e , 80; w e i t e r e B e l e g e e b d . u. a . a . O . , 2 6 7 f A n m . 66ff) b e r e i t s e i n e K r i t i k an d e r " Z i o n - T h e o l o g i e " m i t z u h ö r e n i s t , w i e sie in der d t n . / d t r . " O P - T h e o l o g i e " (vgl. H e t t i n g e r , D e t h r o n e m e n t , 3 8 f f ) g r e i f b a r w i r d . 87 V g l . u. IV. E x k u r s . 88 Zum T e x t vgl. Z i m m e r l i , 9 8 . 89 W o l f f , M i c h a , 9 4 .
Der hätte
konzeptionelle nach
"in
die
die
Völker
salem
Ez
Welt
"nicht
ihren
Verhalten
nichteinmal nur
seine
volle
Wirkung
für
Logik
rin,
daß
verhält ker,
"jedes sich
wenn e s
4,5
die
"Mein
es
Wenn n u n
Jeru91 angleicht ,
"verstößt"
Gottesrecht
vielmehr
es
...
dessen
(Volk)
in
Weise
dieser
all
heil-
Ordnung
umgeht
(vgl.
etwa
darin
den
der
Tat mit
auch "Weg
Jer ...,
(Wolff),
daß
es
widerspricht
Jerusalem
mit
seinem
Verhalten
der
seiner
"im
die Ez
5,5-17
hast
du
entweiht
Greueln!"
der
Gottes Gott
2,llf). den in
Ez
als
und
da-
5,11a in
so
die
Völ-
dessen
Hei-
nach
auch
Namen J a h w e s
Zentralstellung
(IIa).
wandelt",
Geht
einst
in
Völkerwelt
"chaotischer" seinem
einzige
in
deinen
im Namen s e i n e s in
auch
Jerusalem
Heiligtum
und m i t
Jerusalem
Tat
Völker
einhält,
schließlich
gegen
relative
gerade werden"
dem d e r
wird
Anklage
Israel
in
83
Völker" 4,5
ligtum gehen
handeln.
geoffenbartes
Scheusalen
Mi
nur
b l o c k9 2i e r t
verständlich:
nach
Rechten
Standards
klar
Mi
der
deinen
Besteht
nicht
die
mit
Konkretisierung all
eigenen
Verweigerung
Im V e r g l e i c h ihrer
Geschichtsdarstellung
J e r u s a l e m die " R e c h t s o r d n u n g " Jahwes 90 sollen , i n der v o r l ä u f i g noch
deren
. . . gegen
Durch
mit
von
der
ausstrahlen"
nach
sein
sondern
5,5ff
Rahmen
Mi
alle
4,5 Völker
wandelt", dargestellten der
Völker-
weit . Den Widerspruch des V e r h a l t e n s Jerusalems gegen s e i n e ihm von Jahwe zugedachte "Wesensbestimmung" betont d 93 i e zweimalige Summierung des S c h u l d a u f w e i s e s mit dem Ausdruck n i y i n ( 9 b . H a ß ) . " D a s , was durch d i e eigene Wesensbestimmung a u s g e s c h l o s s e n i s t , was a l s o g e f ä h r l i c h oder c 94 u n h e i m l i c h e r s c h e i n e n muß, kann im AT mit t ö eba bezeichnet werden" Dabei i s t i n s b e s o n d e r e an " B e t r u g , Lüge und anderes a s o z i a l e s
Verhalten
( v g l . Spr 6 , 1 6 - 1 9 ; 1 7 , 1 5 ; 20,10 . . . ; 1 1 , 1 . 2 0 ; 12,22; 1 6 , 5 u s w . ) " und an " K u l t v e r g e h e n und A b g ö t t e r e i ( v g l . Dtn 7 , 2 5 ; 1 7 , 1 ; S p r 1 5 , 8 ;
28,9)"
90 E i c h r o d t , 3 2 . 91 D i e s i s t der V o r w u r f g e g e n I s r a e l in Ez 1 1 , 1 2 ; vgl. Lev 2 0 , 2 3 ; 2 Kön 17,8. 92 F u h s , 37. 93 V g l . H u m b e r t , S u b s t a n t i f ; L u s t , T r a d i t i e , 1 1 3 f f u . u n t e n V . 3 . 3 . 1 . b . (3) . 94 G e r s t e n b e r g e r , A r t . 3 y n , 1 0 5 3 .
84
Geschichte
im R a h m e n
der
Gerichtsprophezeiung
95 gedacht
. "Im k u l t i s c h e n B e r e i c h werden fremde Kultgebräuche und - g e g e n -
stände t a b u i s i e r t Götterbilder
( v g l . besonders Dtn und E z ) : D i r n e n l o h n (Dtn 2 3 , 1 9 ) ,
(Dtn 7 , 2 5 f . ) , S e x u a l r i t e n (Ez 2 2 , 1 1 ) ,
Kinderverbrennung
(Dtn 1 2 , 3 1 ) , f a l s c h e O p f e r t i e r e (Dtn 17,1) 96 oder S p e i s e n (Dtn 14,3) e t c . machen d i e eigenen Kultbemühungen z u n i c h t e " 97 Auch über den - f ü r den S c h u l d a u f w e i s im EB c h a r a k t e r i s t i s c h e n - Terminus
rnyin
bestehen t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e Beziehungen zwischen dem EB
und der d t n . / d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g . H i e r i s t der B e g r i f f
"erheblich
g e f ü l l t e r und mehr mit dem Gottesvolkgedanken verbunden, a l s d i e s s o n s t z . B . i n der W e i s h e i t s l i t e r a t u r der F a l l i s t
( . . . ) , und das ( d t r )
Dtn
v e r b i n d e t auch d i e s e s Reden von ' G r e u e l ' eng mit seinem 98 Gedanken der E i n h e i t und E i n z i g a r t i g k e i t 'Jahwes, u n s e r e s G o t t e s ' " . Wird j e d e n f a l l s " i n der t 6 c e b ä - F o r m e l und i h r e n A n a l o g i e b i l d u n g e n
... ein dtn/dtr 99 , i s t die l i t e c —
V e r b i n d u n g s g l i e d zwischen Gesetz und W e i s h e i t f a ß b a r "
r a r g e s c h i c h t l i c h e Einordnung der "Gruppe der durch d i e t ö eba-Formel a b g e s c h l o s s e n e n G e s e t z e " ^ ® s t r i t t i g : Gehören s i e zum Bestand des " U r d e u t e r o n o m i u m s " ^ ^ oder zu e i n e r vordeuteronomischen In
seiner
Konzeption
rungswirklichkeit, n i p n , D'B3l!»n
wie
undinyin
der
rechtlichen
sie
in
der
erkennbar
Gesetzessammlung^^?
Ordnung
Verwendung wird,
läßt
Ez
e i n e r sakramentalen V e r m i t t l u n g der F ä vhigkeit G u t e n , wie s i e d e r V o r s t e l l u n g von m i s p a t und Arnos Mit
und J e s a j a der
Betonung
Worte
Gottes
wobei
es
sich
in
noch
zugrunde
dernipn
liegt,
undO'PDÜ/n
den V o r d e r g r u n d
freilich
-
wie
der
des
der
der
5,5-17
"von
zum T u-n d e s e s daqa b e i
nichtsmehr "treten
Erfah-
Ausdrücke
103
erkennen"
formulierte
religiösen
Ausdruck n i y i n
Interesses", unterstreicht
95 E b d . 96 A . a . O . , 1 0 5 4 . 97 M e h r als 36% der a t l . B e l e g e von iliyill f i n d e n s i c h (nach L i s o w s k i , K o n k o r d a n z , 1 5 1 2 f ) im EB, das ca. 6% d e s T e x t u m f a n g s d e s h e b r ä i s c h e n AT u m f a ß t . 98 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 1 8 1 f . 99 A . a . O . , 119. 100 A . a . O . , 1 1 8 . "Zu i h n e n w e r d e n g e r e c h n e t : Dtn 1 6 , 2 1 - 1 7 , 1 ; 1 8 , 1 0 - 1 2 a ; 2 2 , 5 ; 2 3 , 1 8 - 1 9 b ; 2 5 , 1 3 - 1 6 ; vgl. d a z u d a s 'ein G r e u e l f ü r J a h w e ' in 7 , 2 5 f . ; 1 2 , 3 1 u n d das a b s o l u t e ' G r e u e l ' in 7 , 2 6 ; 1 3 , 1 5 ; 1 4 , 3 ; 1 7 , 4 ; 1 8 , 9 ; 2 0 , 1 8 ; vgl. 2 4 , 4 " ( e b d . ) . 101 So z . B . F o h r e r , E i n l e i t u n g , 185; s. P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 38. 102 So z . B . L ' H o u r , I n t e r d i t s ; s. P r e u s s , a . a . O . , 119. 103 K o c h , P r o f e t e n II, 104.
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
- l e t z t l i c h um "das G e w o h n h e i t s r e c h t 104 te" h a n d e l t Gottesrecht
vergangener
85
Jahrhunder-
. W i r d so das - e x p l i z i t e und i m p l i z i t e zur Norm des V e r h a l t e n s J e r u s a l e m s
(und
els) , w i r d a b e r auch die m y t h i s c h e E i n h e i t von
-
Isra-
räumlicher
und r e c h t l i c h e r O r d n u n g , wie sie in der " Z i o n - T h e o l o g i e " Ausdruck
kommt,
zum
problematisch.
So o r d n e t sich der T e x t in s e i n e r F r o n t s t e l l u n g b e s t i m m t e R e z e p t i o n der " Z i o n - T h e o l o g i e " , wie sie
gegen
eine
ausweis-
lich des Z i t a t s in Ez 11,3 105 zur Zeit Z e d e k i a s in vertreten werden konnte , der T r a d i t i o n e i n e r Infragestellung
Jerusalem "kritische(n 106 der T r a d i t i o n d u r c h die P r o p h e t i e " ein.
Wie bei J e s a j a w i r d d a b e i die " Ü b e r l i e f e r u n g einfach negiert, sondern
"unter
vom Z i o n "
... V o r b e h a l t
gestellt"
nicht 107
G e s c h i e h t dies bei J e s a j a d u r c h die " F o r d e r u n g des G l a u 108 109 bens" (Jes 2 8 , 1 6 ; vgl. 7,9 ) und die E i n s c h r ä n k u n g , daß 110 "(n)ur für die 'Armen' ... Zion Z u f l u c h t " ist (Jes 14,32) so in Ez 5 , 5 f f - unter dem E i n f l u ß d t n . / d t r . G e d a n k e n d u r c h die E i n f ü h r u n g
-
der " S a t z u n g e n und R e c h t e " J a h w e s
der N o r m , an der J e r u s a l e m in s e i n e m V e r h a l t e n
als
s e i n e ihm
J a h w e z u g e d a c h t e S t e l l u n g in der V ö l k e r w e l t zu b e w ä h r e n Unter Voraussetzung
der b i s h e r r e k o n s t r u i e r t e n
von hat.
Elemente
s e i n e s k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n s ist der T e x t in der L a g e , M ö g l i c h k e i t e i n e s g ö t t l i c h e n G e r i c h t s über J e r u s a l e m tig zu m a c h e n : Die m y t h i s c h e E i n h e i t von G o t t , S t a d t und Volk
die
einsich
(Tempel-)
k a n n d u r c h das V e r h a l t e n des V o l k e s und der
S t a d t g e s t ö r t und z e r b r o c h e n w e r d e n . S e l b s t w e n n nun
aber
z u g e s t a n d e n w i r d , daß J e r u s a l e m / I s r a e l
ent-
sich in e i n e r
104 E b d . 105 V g l . a u c h J e r 2 1 , 1 3 (im K o n t e x t von 2 1 , 1 1 - 1 4 ) ; 2 1 , 2 ; 7 , 1 0 ( T h i e l , R e d a k t i o n (I), 238 A n m . 2 1 m e i n t a l l e r d i n g s , daß 2 1 , 1 3 f "erst e i n e m p o s t - d t r . E i n s a t z s e i n e g e g e n w ä r t i g e S t e l l u n g v e r d a n k t " ; ob es s i c h b e i dem W e c h s e l v o n S i n g u l a r u n d P l u r a l in 13f w i r k l i c h um e i n e "(s)tilistische Uneinheitlichkeit" handelt (ebd.), wäre allerdings a n g e s i c h t s d e s a n a l o g e n B e f u n d e s in Ez 5 , 5 f f n e u zu p r ü f e n ) u. u n ten V.3.3.l.b.(1) . 106 V g l . Z i m m e r l i , I n f r a g e s t e l l u n g . 107 A . a . O . , 7 3 . 108 A . a . O . , 72. 109 V g l . h i e r z u B a r t e l m u s , J e s 7 , 1 - 1 7 . 110 Z i m m e r l i , a . a . O . , 73.
86
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
Gerichtsprophezeiung
s p r e c h e n d e n M e i s e v e r h a l t e n hat und v e r h ä l t , Übergang
erfordert
der
von der A n a l y s e zur P r o g n o s e , vom S c h u l d a u f w e i s
Gerichtsankündigung,
w e i t e r e R e g e l n , w e n n das
E i n g r e i f e n J a h w e s n i c h t nur als m ö g l i c h , der Text z w e i f e l l o s s u g g e r i e r t
zur
angekündigte
s o n d e r n - wie
- als n o t w e n d i g oder
es
minde-
stens w a h r s c h e i n l i c h e r s c h e i n e n s o l l . Diese R e g e l n , die
als
" i m p l i z i t e A x i o m e " der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
gilt
es nun zu
fungieren,
rekonstruieren.
4.2. Die R e g e l n des
Geschichtsablaufs
4 . 2 . 1 . Die K o r r e l a t i o n von Tat und
Ergehen
K. Koch b e s c h r e i b t die " m e t a h i s t o r i s c h e
Begrifflichkeit",
d.h. die i m p l i z i t e n R e g e l n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g 5,5-17 folgendermaßen:
"Wo eine M e n s c h e n g r u p p e
sich
von Ez konstant
v e r f e h l t hat, g r e i f e n f a t a l e M e c h a n i s m e n i n e i n a n d e r . t e r s t die sich v o l l e n d e n d e T u n - E r g e h e n - S f ä r e ,
Zuun-
darüber
k u n g s g r ö ß e n wie S e u c h e , H u n g e r , S c h w e r t , w e i t e r oben Wesenheiten Schnauben
und Glut und z u l e t z t der
Wirdie
personale
B r e n n p u n k t in Jahwe s e l b s t , der e r k a n n t w e r d e n w i l l und zu d i e s e m Zweck m i t l e i d s l o s 111 eingreift"
. Wichtig
und voll E i f e r in die
Geschichte
an d i e s e r i.W. z u t r e f f e n d e n
Darstel-
lung ist, daß der B e r e i c h der R e g e l n , die den Ü b e r g a n g der V e r g a n g e n h e i t
zur Z u k u n f t J e r u s a l e m s / I s r a e l s
schichtsdarstellung
des T e x t e s p l a u s i b e l m a c h e n ,
sinnhaft-offenen
Handeln andererseits,
von
Nun t r i t t a l l e r d i n g s das K o n z e p t des
(Hervorh.
T.K.).
von
von g ö t t112 lichem
und
Bedeutung "Tat-Ergehen-Zusammen-
h a n g s " in Ez 5,5-17 im V e r g l e i c h zum K o n t e x t d i e s e s
111 K o c h , P r o f e t e n II, 97 112 V g l . o. 1 . 3 . 2 .
Neben-
"personalen",
R e g e l n in G e s t a l t der K o r r e l a t i o n
m e n s c h l i c h e m Tun und E r g e h e n e i n e r s e i t s , menschlichem
und
Ge-
in sich
d i f f e r e n z i e r t und g e s c h i c h t e t ist. D a b e i ist v.a. das e i n a n d e r und G e g e n ü b e r von " m e c h a n i s c h e n "
von
in der
Ab-
Der
konzeptionelle
schnitts grund;
(vgl.
"der
gründige fenden
4,17;
göttlichen auch
7,4.8f.13.16.27)
(73"7 - ly ) z w i s c h e n
Er
wird
5,7ff
ein
Verhalten
zum A u s d r u c k kommt, menhangs" für weite 114 ist
, erscheint
hier
näher
einzugehen.
Das
Konzept
bleibt von
in
den
noch
87
Hinter-
eine
vorder-
einer
weitausgrei113 und Z i e l s e t z u n g " . Da a b e r
Ursache-Wirkungs-Verhältnis und E r g e h e n
Jerusalems/Israels
und d a s K o n z e p t d e s " T a t - E r g e h e n - Z u s a m T e i l e d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g im EB
bestimmend
EXKURS:
stark
umgriffen
Wirkungsebene
in
7
etwas
Geschichtsdarstellung
Tun-Ergehen-Zusammenhang
Sichtweise.
zweifellos
Rahmen d e r
des
es
sinnvoll,
auf
dieses
Konzept
"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"
Der s e i n e r z e i t " v ö l l i g u n b e s t r i t t e n ( e n ) " Meinung, "daß die Beziehung zwischen Tat und Ergehen sowohl I s r a e l s überhaupt wie s e i n e r e i n z e l n e n G l i e d e r nach der Auffassung des A l t e n Testaments durch die Vergeltung 115 Jahwes bestimmt s e i "
, hat Klaus Koch 1955 i n seinem A u f s a t z " G i b t es
e i n Vergeltungsdogma im A l t e n Testament?" die These entgegengesetzt, daß i n der S i c h t großer T e i l e des AT " e i n e böse Tat - der Notwendigkeit
ei-
nes Naturgesetzes v e r g l e i c h b a r - unheilvolles Ergehen zwangsläufig zur Folge" habe 116 . Tat und Ergehen s e i e n im Sinne der b e r e i t s 1932 von 117 K . H . J . F a h l g r e n r e k o n s t r u i e r t e n " s y n t h e t i s c h e n Lebensauffassung" durch eine " s c h i c k s a l w i r k e n d e Tatsphäre" miteinander v e r k n ü p f t : "Durch s e i n Tun ' s c h a f f t '
der Mensch s i c h eine Sphäre, die i h n bleibend h e i l - oder 118 . A l l e r d i n g s t r i t t die "Auswirkung s o l c h e r Taten
unheilwirkend umgibt"
. . . n i c h t s o f o r t e i n , sondern e n t w i c k e l t s i c h wie eine Pflanze aus dem 119 Keim" , so daß man s t a t t von e i n e r "Sphäre" v i e l l e i c h t besser von e i 120 121 nem "Strom" oder einem " P r o z e ß " sprechen s o l l t e . D i e s e s Konzept
113 114 115 116 117 118 119 120 121
K o c h , P r o f e t e n II, 96. Vgl.u. V.3.3.1.b.(3). K o c h , V e r g e l t u n g s d o g m a , 130. A . a . O . , 132. Fahlgren, Sedaqa. K o c h , a . a . O . , 166. Ebd. M i l l e r , S i n , 136 ( " s t r e a m " ) . K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 75 ("ein in e i n e m k o n t i n u i e r l i c h e n g e s c h i c h t l i c h e n P r o z e ß s i c h v o l l e n d e n d e s , U r s a c h e und W i r k u n g u m f a s s e n d e s , einheitliches, zielgerichtetes Geschehen").
88
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
Gerichtsprophezeiung
des Tat-Ergehen-Zusammenhangs kann nun nach Koch nicht mit dem "Gedanken der Vergeltung" erfaßt werden, da dieser beinhalte, "daß eine richterliche Instanz dem Täter, dessen persönliche Freiheit und wirtschaftliche Stellung durch seine Tat keineswegs verändert ist, eine solche 'Veränderung' seines Besitzes, seiner Freiheit oder gar seines Lebens auferlegt als 'Lohn' oder 'Strafe'", wobei "Strafe wie Lohn... soMohl den Wesen des Täters wie dem Akt seiner Tat fremd (sind), ... ihm von einer übergeordneten Größe" - "nach einer vorgegebenen Nona" - "zugemessen und 122 gleichsam von außen an ihn herangetragen (werden)" . Im konzeptionellen Zusammenhang des Tat-Ergehen-Zusammenhangs dagegen werde Jahwe "zwar als eine dem Menschen übergeordnete GröBe genannt, aber diese handelt nicht juristisch, indem sie Lohn und Strafe nach einer Norm bemißt und zuteilt, sondern sie leistet sozusagen 'Hebammendienst', 123 indem sie das von Menschen Angelegte zur völligen Entfaltung bringt" . "Jahwes Handeln" sei dementsprechend "als In-Kraft-Setzen und Vollenden des SündeUnheil Zusamengangs bzw. des Guttat-Heil-Zusannenhangs" zu verste. „124 hen"
125
Kochs Studie hat eine lebhafte und fruchtbare Diskussion ausgelost
,
die m.E. die Notwendigkeit einer Revision und Relativierung einiger von Koch in der Polemik gegen das "Vergeltungsdogma" überspitzter Thesen erwiesen hat. So ist es durchaus fraglich, ob die Verknüpfung von Handeln und Ergehen im Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs generell "der Notwendigkeit 126 eines Naturgesetzes vergleichbar" ist. "Das Tatsphärengeschehen kann ... sowohl dynamistisch-eigengesetzlicher Qualität als auch insgesamt 127 von Jahwe konstituiert sein" . "Nach einzelnen Texten sowohl des Alten Orients als auch des Alten Testaments vollzieht sich der Zusammenhang von Tat und Ergehen gleichsam automatisch, aus innerer Notwendigkeit, 128 nach anderen ist die (Schöpfungs-)Gottheit sein Vollstrecker" . Auf-
122 123 124 125
K o c h , a . a . O . , 133. A . a . O . , 135. A . a . O . , 138. V g l . v.a. die in K o c h (Hg.), P r i n z i p g e s a m m e l t e n A u f s ä t z e s o w i e G e s e , L e h r e , 4 2 f f ; L i c h t e n s t e i n , P o e t r y ; B a r t o n , Law; S c h o t t r o f f , A r t . T p a , 479f; Seybold, Art. Gericht, 463f; Hiller, sin, v.a.
12 Iff.
126 K o c h , V e r g e l t u n g s d o g m a , 127 K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 128 S c h m i d , S c h ö p f u n g , 14.
132. S3.
E X K U R S : Das K o n z e p t des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "
89
grund dieses - von Koch durchaus registrierten - Sachverhalts erscheint es sachgemäßer, die Alternative "Naturnotwendigkeit" vs. "göttliche Vergeltung" durch die Frage zu ersetzen, ob Jahwe "als ein von aussen auf die Welt einwirkendes höheres Wesen" oder "als der sittlich bestimmte Grund alles Wirklichen und die positive Kraft des Wirklichkeitsprozes129 ses" zu begreifen sei
. Auch dann läßt sich aber das Zugeständnis kaum
umgehen, daß an einer Vielzahl atl. Belegstellen die Beziehung von Handeln und Ergehen "is not necessary internal but is perceived as resting in the divine decision and not happening apart from that decision or decree" 130 , daß m.a.W. im AT "there is also a sharp sense of judgment as 131 retribution, negatively seen as punishment by God" , was zu einer stärker "multi-faceted or multi-dimensional perception 132 of the nature and meaning of Israel's experience of judgment" nötigt Zu wenig berücksichtigt scheint bei Koch auch die Rolle menschlicher Instanzen bei der Realisierung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, die sowohl als "Mittel ..., deren sich Jahwe bei seinem ahndenden Einschreiten 133 134 bedient" , erscheinen als auch in Gestalt der Rechtsgemeinschaft eigenständig in Aktion treten können. Der atl. Textbefund zeigt hier "a kind of synergism in which divine and human action are forged into a single whole or the divine intention of judgment is wrought out through 135 human agency" Mit den genannten Einwänden wird aber auch die "anti-juristische" Spitze der These Kochs problematisch; "the deed-result-connection (,) can be understood quite clearly within a juridical context" 136 , was sich sowohl in "profanen" Gerichtstexten als auch in der prophetischen Gerichtsrede 137 belegen läßt . Als "vorgegebene Norm" können dabei Gesetzesvorschriften, "covenant curses" 138 oder auch ein stärker impliziter "consensus 139 about what sort of acts are just and unjust" fungieren.
129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139
Koch/Roloff, Art. Tat-Ergehen-Zusammenhang, 486. Miller, Sin, 134. A.a.O., 136. A.a.O., 121. Schottroff, Art. 7i73, 480. Vgl. Knierim, Hauptbegriffe, 78; Horst, Recht; Reventlow, 417ff. Miller, Sin, 138. A.a.O., 135. Vgl. a.a.O., 135f. A.a.O., 136. Barton, Law, 13.
Blut,
Geschichte
90
im R a h m e n d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
Trotz dieser kritischen Einwände bleibt aber Kochs Hypothese des TatErgehen-Zusammenhangs als eines konzeptionellen Rahmens der Wirklichkeitserfahrung, wie sie in großen Teilen des AT ihren Niederschlag gefunden hat, im Kern berechtigt. Eine die skizzierten Kritikpunkte aufnehmende Rekonstruktion dieses Konzepts wird die zeitliche Dimension des TatErgehen-Zusammenhangs, die bei Koch durch das räumliche Bild der "Sphäre" etwas in den Hintergrund gerückt wird, stärker zu berücksichtigen haben: Das von Koch beschriebene Konzept des Zusammenhangs von Handeln und Ergehen impliziert, daß die einer Tat immanenten Folgen für den Täter sich nicht sogleich realisieren. Zahlreiche atl. Texte spiegeln die Erfahrung, daß "there are times when it does not appear that there will be any results unless Yahweh moves and sets in motion consequences that 140
will have the character of judgment"
. Wenn es etwa dem "Frevler" nach
seiner "frevlerischen Tat" zunächst gut geht, ihn später aber Unheil trifft, ist es keineswegs selbstverständlich, daß darin eine "Nachwirkung" der Tat "auf den Täter"141 zu sehen ist, "die ... zu einem späteren Zeitpunkt erst spürbar wird"
. Dies wird erst dann einsichtig, wenn
das erfahrene Leben dieses Menschen nach Maßgabe des Konzepts des TatErgehen-Zusammenhangs interpretiert wird. Demnach scheint es sich bei diesem Konzept weniger um eine einfache Abstraktion und Generalisierung von Einzelerfahrungen zu handeln als um einen Rahmen der Organisation und Interpretation von Einzelerfahrungen, der seinerseits von bestimmten "theoretischen" Prämissen - Koch selbst nennt als bestimmendes Moment der spezifisch atl. "Ausprägung der Auffassung von schicksalwirkender 142 Tat auf dem Boden des alten Orients" den "'existentielle(n)' Monothe143
ismus"
- bestimmt ist. "The deed-consequence relationship was proba-
bly not so much a carefully worked out theological interpretation of the causal nexus in human events as it was a theological conclusion growing out of the experience of the relationship (and not just by scribes and sages) which was integrated with 144 convictions about the divine activity and control of human events"
. Die Funktion dieses Konzepts ist dement-
sprechend mehrdimensional: Es bewahrt nicht nur Erfahrungen "schicksal-
140 141 142 143 144
Miller, Sin, 134. Koch, Vergeltungsdogma, 136. A.a.O., 179f. A.a.O., 179. Hiller, Sin, 134.
EXKURS: Das Konzept des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs"
91
wirkender Tat", sondern bekräftigt auch das Vertrauen in eine "sittliche Weltordnung" angesichts widerstreitender Erfahrungen und beinhaltet ei145 nen Appell, dieser Weltordnung entsprechend zu handeln Eine gewisse Flexibilität erhält das Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs auch dadurch, daß eine "Aufhebung der Einheit 146 von Tat und Tatfolge" - zwar nicht durch "Magie und Vielgötterei" wie in der Umwelt Israels, aber doch - in Form von "Vergebung" oder "Versöhnung" prinzipi147 eil möglich ist , wie sie etwa durch kultische Sühnepraxis vermittelt werden kann. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung von "sühnba148 rer" und "unsühnbarer" Schuld von Bedeutung , wobei auffällt, daß im AT auf die "Frage, warum für einen Teil der Vergehen eine Aufhebung des Tat-Folge-Zusammenhangs, für einen anderen Teil jedoch dessen Vollstrekkung bezeugt wird, den Texten weder der Versuch einer systematischen Antwort entnommen werden noch auch eine etwa 149 durchgängig einheitliche Linie in der Praxis erkannt werden" kann
145 D a s K o n z e p t d e s T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s w e i s t so a u c h e i n e g r ö ß e r e F l e x i b i l i t ä t f ü r d i e V e r a r b e i t u n g auch w i d e r s t r e i t e n d e r E r f a h r u n g e n auf, a l s es b e i K o c h zum A u s d r u c k k o m m t . D a s P r o b l e m , d a s d i e B ü c h e r Hiob und Kohelet auf je unterschiedliche Weise bearbeiten, ist als "durchgreifende(r) Zweifel an der Auffassung einer schicksalwirkenden TatsphSre" (Koch, V e r g e l t u n g s d o g m a , 1 6 9 ) w o h l n u r u n z u r e i c h e n d bestimmt - zumal weder bei Hiob noch bei Kohelet ein " g r u n d s ä t z l i cher Durchbruch zu einea anderen Denkscheaa" e r k e n n b a r i s t ( a . a . O . , 173.) Hier f i n d e t e h e r d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t e i n e r " I d e o l o g i s i e r u n g d e s a l t t e s t a m e n t l i c h e n G l a u b e n s " s t a t t , in d e r " d i e a l t e r e l i g i ö s e Z u s a m m e n b i n d u n g v o n G e r e c h t i g k e i t u n d L e b e n zu e i n e m G e s e t z erhoben wurde, das keine Ausnahme zuläßt" (Kaiser, Ideologie, 30). Die a p p e l l a t i v e D i m e n s i o n d e s T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s w i r d v o n K o c h a u s g e b l e n d e t , w e n n er etwa v o n S p r 2 8 , 1 7 ( " E i n M e n s c h , d e n d a s B l u t ( f r e m d e n ) L e b e n s d r ü c k t , i s t f l ü c h t i g b i s zum G r a b - n i e m a n d h e l f e i h m ! " ) d e n l e t z t e n T e i l n i c h t z i t i e r t (Koch, a . a . O . , 1 3 2 ) . 146 147 148 149
Koch, Vergeltungsdogma, 179. Vgl. Knierim, Hauptbegriffe, 91ff. Vgl. Maag, Schuld. K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 9 4 . Im A u s s c h l u ß d e r M ö g l i c h k e i t e i n e r A u f h e bung d e r E i n h e i t v o n T a t u n d E r g e h e n s c h e i n t g e r a d e e i n C h a r a k t e r i s t i k u m d e r g e r i c h t s p r o p h e t i s c h e n T r a d i t i o n s s t r ö m u n g zu l i e g e n . So n e n n t e t w a H o s e e s e i n e T o c h t e r HOn") K1! , w e i l J a h w e " d e m H a u s I s r a e l f o r t h i n n i c h t m e h r g n ä d i g s e i n " w i l l , "um i h m zu v e r g e b e n " (Hos 1 , 6 ) . So s t e l l t im A m o s b u c h J a h w e kurz und b ü n d i g f e s t : " D a s E n d e i s t g e kommen über mein Volk Israel; ich will ihm nicht länger vergeben!" (Am 8 , 2 ) . So l e h n t in J e r 1 4 , l f f J a h w e d a s " R i t u a l e i n e r B u ß e " ( K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 93) ab: " J a h w e h a t k e i n G e f a l l e n an i h n e n ; j e t z t w i r d er i h r e r V e r s c h u l d u n g g e d e n k e n und i h r e V e r f e h l u n g h e i m s u c h e n " .
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
92
Gerichtsprophezeiung
Die Tatsache, daß die Folgen seines Handelns an den Handelnden nicht 150 "von außen ... herangetragen" werden , schließt offenbar nicht aus, daß der Zusammenhang von Tat und Ergehen "einer vorgegebenen Norm" ent151 spricht
. Dies wird dann als möglich begreifbar, wenn sowohl der Tat-
Ergehen-Zusammenhang als auch die mit ihm zusammenhängenden Normen als Elemente eines umfassenden Ordnungskonzepts erkannt werden. Wenn etwa in 152 den von Koch herangezogenen Weisheitssprüchen undYfT , "Gerechter" und "Frevler" o.a. einander gegenübergestellt werden, verweist dies 153 154 auf die Sozialgemeinschaft als engeren und den Kosmos als weite155 ren Ordnungshorizont . Dem Schutz und der Erhaltung der durch solche vorgegebenen Ordnungsstrukturen eröffneten Lebensmöglichkeiten dienen 156 sowohl mehr oder weniger explizierte und differenzierte Verhaltens157 normen
als auch eine dem Tat-Ergehen-Zusammenhang entsprechende Korre-
lation von Handeln und Ergehen, die - vermittelt über das Ergehen des Täters - die Reproduktion der Guttat ermöglicht, die frevelhaften Verhaltens dagegen unterbindet. Mit diesem weiteren konzeptionellen Rahmen dürfte es zusammenhängen, daß "die Auffassung von schicksalwirkender Tat im Alten Testament ... keine Grade, sondern nur Verderben oder Wohlergehen schlechthin" kennt^®: Es geht hier um grundlegende Ordnungen und damit um "Leben" oder "Tod". In Anbetracht der Pluri-Funktionalität des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, seiner relativen Flexibilität in Bezug auf konkrete Erfahrungen und seines Eingebundenseins in eine umgreifende Ordnungsvorstellung ist auch die Frage nach dem Verhältnis der Anwendung dieses Konzepts auf Erfahrun-
150 151 152 153 154 155
156
157 156
- Die Tatsache, daß eine Zeitspanne zwischen der Übeltat und dem ihr entsprechenden Ergehen verstreicht, wird hier offenkundig auf das Erbarmen und die Vergebungsbereitschaft Jahwes zurückgeführt. Mit Koch, Vergeltungsdogma, 133. Gegen Koch, ebd. Vgl. a.a.O., 132. Vgl. Koch, Art. ¡7T3f . Vgl. Schmid, Gerechtigkeit. Die Kontroverse darüber, welcher dieser Ordnungshorizonte der für die Interpretation der atl. (H )|7T2f - Konzeption entscheidende sei, ist in diesem Zusammenhang nicht von grundsätzlicher Bedeutung. Koch, Profeten II, 17 sieht im Dtn den Übergang von "'naturwüchsigen 1 Gemeinschaftsbindungen" zu der "später(en) Überzeugung ..., daß die göttlichen Gebote und nicht spontanes Solidaritätsempfinden den Leitfaden für das bieten, was heilschaffende Geaeinschaftstreue beinhaltet", angelegt. Vgl. dazu (immer noch) V.Rad, Theologie I, 207ff. Koch, Vergeltungsdogma, 167.
E X K U R S : D a s K o n z e p t des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "
93
gen des Einzelnen zu seiner Anwendung auf Erfahrungen der Gemeinschaft neu zu stellen. Daß "das Schicksal des Volkes in gleicher Weise auf Gut159 oder Übeltaten zurückgeführt (wird) wie das Schicksal des einzelnen" , ist keineswegs selbstverständlich. "Daß Israel als ganzes Jahwe gegenüber schuldig werden und deswegen als ganzes verworfen werden könnte, wie es ein Amos verkündigt, ist" - zumindest nach der Rekonstruktion von J.Jeremias - "in der kultischen Fluchverkündigung Israels und in den priesterlichen Ausrottungsforderungen ebensowenig ins Auge gefaßt wie in 160 der kultprophetischen Gerichtsverkündigung" . Damit ist freilich nicht ausgeschlossen, daß Israel als Ganzes in Unheil gerät. Dieses Unheil wird aber gerade auf das Handeln Einzelner zurückgeführt, "das Wirken der Frevler", das "Israel in eine 1 6umfassende Not (führt), die das gesam1 . Zu seiner Beseitigung wird folge-
te Volk in Mitleidenschaft zieht"
richtig ein göttliches Eingreifen erwartet, in dem "Jahwe alle Frevler vernichte(n) und •damit dem 162 menschlichen Zusammenleben sein Fundament zurück(.)geben (...) wird" . Wird in dieser Weise das Ergehen der 163 Gemeinschaft als Folge des Handelns Einzelner begriffen , bleibt die Volksgemeinschaft umfassender Ordnungshorizont - was "für das Lebensge164 fühl von Brügern antiker Großreiche" das Normale ist Dagegen erfordert die "gerichtsprophetische Anwendung des Tat-ErgehenZusammenhangs auf die Gemeinschaft als handelnde Instanz eine Ausweitung des Ordnungshorizonts. Dieser muß nun den Bereich der Fremdvölker ein-165 schließen, die nicht mehr einfach "zur kosmosfeindlichen Wirklichkeit" gerechnet werden können, wenn der Untergang Israels als Wiederherstellung gestörter Ordnung begriffen werden soll. In diesem Zusammenhang wird die argumentative Funktion einer Aussage wie Am 9,7 verständlich: "Seid ihr nicht wie die Kuschiten für mich, ihr Israeliten, spricht Jahwe? Habe ich nicht Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt, die Philister aus Kaphtor und Aram aus Kir?" Dem entspricht etwa bei Jeremia seine Einsetzung "über Völker und Königreiche" (Jer 1,10). In der 159 E b d . 160 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 133; zur K r i t i k an der Q u a l i f i k a t i o n des H a b a k u k b u c h s (bzw. e i n e r b e s t i m m t e n Ü b e r l i e f e r u n g s s c h i c h t d a r i n ) a l s " k u l t p r o p h e t i s c h " s. z . B . R u d o l p h , H a b a k u k , 193f u.ö. 161 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 130. 162 A . a . O . , 1 3 1 . 163 V g l . K n i e r i m , H a u p t b e g r i f f e , 9 7 f f . 164 H a a g , S c h u l d , 2 4 1 . 165 A . a . O . , 2 4 2 .
94
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
Gerichtsprophezeiung
Konsequenz dieser Ausdehnung des Herrschaftsbereichs Jahwes auf die ganze Völkerwelt liegt es, wenn die "gerichtsprophetischen" Fremdvölkerorakel nicht nur dazu dienen, "Israels Heilszustand und Integrität gegen Gefahren zu sichern, die von außen durch politische Feinde" drohen, sondern in ihnen "(d)ie Völker ... prinzipiell mit Israel auf eine Stufe gestellt, dem gleichen heiligen Willen Jahwes unterworfen, dem gleichen
166
Gericht überantwortet" werden Trotz aller notwendigen
Kritik
Kochs H i n w e i s auf das K o n z e p t des
und M o d i f i k a t i o n
bleibt
"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"
- als e i n e r " S c h i c h t " atl. und aol.
WirklichkeitsVerständnis-
ses, die in den T e x t e n n i c h t i m m e r in " c h e m i s c h r e i n e r " v o r l i e g t , s o n d e r n oft d u r c h k o n z e p t i o n e l l e
Rekonstruktion
erst zutage zu f ö r d e r n ist - g r u n d s ä t z l i c h b e r e c h t i g t . diesem Zusammenhang
In
k ö n n e n die A u s s a g e n über den "Zorn"
wes in Ez 5 , 5 - 1 7 v e r s t ä n d l i c h g e m a c h t Vom g ö t t l i c h e n
Form
"Zorn"
(v.a. TN
t r i e r t in 13 und 15 die R e d e .
Jah-
werden.
undiinn ) ist im T e x t
"Gerichtsprophetischer"
t i o n e n t s p r e c h e n d f u n g i e r t er hier als " B i n d e g l i e d
konzenTradi-
. . . zwi-
schen dem V e r g e h e n I s r a e l s , g e g e n das der P r o p h e t A n k l a g e e r h e b t , und dem s t r a f e n d e n E i n g r e i f e n , das aus dem Zorn G o t 167 tes r e s u l t i e r t " : Das E n t b r e n n e n des Z o r n e s G o t t e s soll die N o t w e n d i g k e i t der Folge der G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g 1 R fi unterstreichen"
auf
die
Anklage
Mit der T r a d i t i o n s t i m m t der T e x t s o w o h l in der hensfolge Schuld Israels ü b e r e i n als auch d a r i n ,
- Zorn G o t t e s - G o t t e s "daß der Zorn G o t t e s das
l i e h e , ganz und gar U n g e w ö h n l i c h e
und B e s o n d e r e
"Gesche1 cü
Gericht"
Außerordent170 ist"
(vgl. 9!), daß er sich g e g e n I s r a e l r i c h t e t , in V e r n i c h t u n g 171 a u s w i r k t und z e i t l i c h b e g r e n z t ist (vgl. 13). A u c h hier " e n t b r e n n t " J a h w e s Zorn
"an dem K o n t r a s t z w i s c h e n dem,
G o t t in s e i n e r G ü t e an s e i n e m Volk g e t a n hat, und
166 167 168 169 170 171
Jeremia s, Kultprophetie , 178 Westermann, Boten, 97. A.a.O. , 100. A.a.O. , 102. A.a.O. , 101. A.a.O. , 98.
was
dessen
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
95
172 unbegreiflicher
Reaktion darauf"
d a g e g e n eine A b w e n d u n g tende Eintreten eines
. Ausgeschlossen
des g ö t t l i c h e n
erscheint
Z o r n s d u r c h das
" M i t t l e r ( s ) " , der "vom Zorn
fürbit-
Gottes
nicht betroffen" Auswirkung
ist, 173 " z w i s c h e n den Zorn G o t t e s und d e s s e n im G e r i c h t " . V i e l m e h r kommt J a h w e s Zorn erst
"zum Ende" und "zur R u h e "
(n*73; m l
hi.: 13), w e n n sich
angekündigte totale Katastrophe Jerusalems/Israels e n d e t hat
(vgl. 16,42; 2 1 , 2 2 ;
Die U n a b w e n d b a r k e i t gütig
blicken
von 11: "Mein Auge w i r d
(Din), und ich w e r d e m i c h nicht
("7nn)", die E n t s p r e c h u n g e n
voll-
24,13).
des g ö t t l i c h e n Z o r n s w i r d noch
s t r i c h e n d u r c h die A u s s a g e
die
(12)
in a n d e r e n
unter-
nicht
erbarmen
Gerichtsankündigungen
des EB hat
(7,4.9; 8,18; 9,10; vgl. auch 2 0 , 1 7 ; 9,5; 16,5 174 sowie Dtn 7,16; Gen 45,20) . D a m i t ist die in der S o u v e r ä -
nität Jahwes begründete Möglichkeit einer Suspendierung Tat-Ergehen-Zusammenhangs chanism(us)" (Koch)
explizit ausgeschlossen.
der "sich v o l l e n d e n d e ( n )
Der
Entscheidung
Jahwes.
in der Tat "der T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g einer weitausgreifenden
"perso-
Insofern
Entscheidung
göttlichen Wirkungsebene"
von
(Koch) . seine
v e r w i e s e n w i r d , den " M e c h a n i s m u s "
Tat-Ergehen-Zusammenhangs
"erbarmungslos"
lassen,
des g ö t t l i c h e n
ist K o c h s D e u t u n g
hypostasierte,
ist
. . . umgriffen
S o f e r n aber in der R e d e vom "Zorn" J a h w e s g e r a d e auf personale
"Me-
Tun-Ergehen-Sfäre"
v e r d a n k t seine W i r k s a m k e i t also gerade e i n e r
nalen", sinnhaft-offenen
des
sich a u s w i r k e n Z o r n s als
"metahistorisch-mythologische
des zu
gleichsam
Wesenheit,
die
172 E b d . 173 Ebd. 174 In d i e s e m Z u s a m m e n h a n g d ü r f t e der S a t z "Ich w e r d e m i c h t r ö s t e n " (13) zu v e r s t e h e n s e i n , in dem d e r G e b r a u c h d e s V e r b s D I U ni. - ä h n l i c h wie in J e s 1,24 - a u f f ä l l t . D o r t ist es w o h l so zu v e r s t e h e n , "daß J a h w e s i c h an s e i n e n G e g n e r n ' t r ö s t e n ' , also n i c h t m e h r ü b e r s e i n e die S t r a f e a u s s e t z e n d e L a n g m u t Reue e m p f i n d e n w i l l " ( S t o e b e , A r t . • [13, 64). E i n e P o i n t e der V e r w e n d u n g des V e r b s Q n J ni. in Ez 5,13 k ö n n t e d a r i n l i e g e n , daß dem G e d a n k e n d a r a n , daß J a h w e s e i n a n g e k ü n d i g t e s G e r i c h t s h a n d e l n n o c h " b e r e u e n " k ö n n t e (vgl. 2 4 , 1 4 ) , s c h o n s p r a c h l i c h d e r B o d e n e n t z o g e n w e r d e n s o l l : "Der G e w i ß h e i t , m i t der das a n g e s a g t e G e r i c h t e i n t r i f f t , k o r r e s p o n d i e r t ein S t r a f w i l l e J a h w e s , der k e i n e n H e m m u n g e n und k e i n e r Z u r ü c k h a l t u n g im B l i c k auf I s r a els G e s c h i c k u n t e r l i e g t " ( J e r e m i a s , R e u e , 5 1 ) .
96
Geschichte
sich
von
Jahwä
Untergang
mit
Zutreffend des men"
ist
göttlichen des
im R a h m e n
her
der
Gerichtsprophezeiung
auf
d i e M e n s c h e n z u b e w e g t und i n d e r e n 175 untergeht" , m.E. n i c h t unproblematisch. aber Zorns
zweifellos als
sein
Tat-Ergehen-Zusammenhangs
Brennpunkt
in
4.2.2.
Korrelation
Die
Jahwä
Hinweis
Bindeglied
auf
zwischen und
dem
den
die
Funktion
"Mechanis-
"personale(n)
selbst". von
göttlichem
und
menschlichem
Handeln Konkrete sich wie
Prognosen
im T e x t
v.a.
reichhaltiges
einzelnen
in
des
Ergehens
10.
12.
atl.
Ankündigungen
zelnen
kurz
strebt
wäre.
gezeigt
und
14f
Jerusalems/Israels und
16f.
Dabei
fällt
finden auf,
V e r g l e i c h s m a t e r i a l zu den 176 vorliegt . D i e s s o l l h i e r im E i n -
werden,
aol.
ohne
daß
Vollständigkeit
ange-
D i e Ankündigung des " K a n n i b a l i s m u s " i n J e r u s a l e m von 177 10: " V ä t e r werden Söhne e s s e n i n d i r , und Söhne werden i h r e V ä t e r e s s e n "
, hat P a r a l l e -
l e n i n Lev 2 6 , 2 9 ; Dtn 2 8 , 5 3 ; J e s 9 , 1 9 f und J e r 1 9 , 9 . 2 Kön 6 , 2 8 f und K l g l 4 , 1 0 ( v g l . 2,20) b l i c k e n a u f entsprechende E r e i g n i s s e im b e l a g e r t e n Jerusalem z u r ü c k . Läßt s i c h so d i e s e r Topos im AT v . a . i n der " d t r
Lite-
r a t u r " , j e d e n f a l l s mit S i c h e r h e i t " e r s t i n n a c h e x i l i s c h e n T e x t e n " n a c h weisen 178 , l ä ß t s i c h doch s e i n e T r a d i t i o n s g e s c h i c h t e im a o l . B e r e i c h 179 wesentlich weiter zurückverfolgen . H i e r f i n d e n s i c h A n s p i e l u n g e n auf d e r a r t i g e " K a n n i b a l i s m u s " etwa im A t r a h a s i s - E p o s oder im B e r i c h t über A s s u r b a n i p a l s F e l d z u g gegen d i e A r a b e r , v . a . aber i n V e r t r a g s t e x t e n wie dem V a s a l l e n v e r t r a g Asarhaddons mit medischen F ü r s t e n . Im F l u c h von A g a de h e i ß t e s : "May t h e o x e n - s l a u g h t e r e r s l a u g h t e r ( h 180 is) wife (instead), may your sheep-butcher butcher h i s c h i l d ( i n s t e a d ) " . Dabei i s t deut-
175 K o c h , P r o f e t e n II, 97; vgl. u. I I I . 4 . 2 . 2 . 176 Das a t l . V e r g l e i c h s m a t e r i a l 1st v . a . b e i C o o k e , 6 0 f f g e n a n n t . 177 N a c h den a r t i k e l - und s u f f i x l o s e n N o m i n a n i l N u n d 0 7 3 1 (2x) f ä l l t das s u f f i g i e r t e O n i l N am Ende, von 10a a u f . G h a t a u c h h i e r e i n f a c h e s TtaxepaSi w ä h r e n d S u n d T s c h o n in 1 0 a a s t a t t D ' J l b n j h w n b i e t e n ( s . B H S ) . B e i d e V a r i a n t e n d ü r f t e n a b e r a l s G l ä t t u n g von M zu b e u r t e i len s e i n , der j e d e n f a l l s die l e c t i o d i f f i c i l i o r b i e t e t . 178 L i w a k , P r o b l e m e , 81. 179 V g l . H i l l e r s , H i s t o r y , 1 5 7 f f ; D e r s . , T r e a t y - C u r s e s , 6 2 f . 180 Ü b e r s e t z u n g von H i l l e r s , H i s t o r y , 158.
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
97
181 lieh, daß "cannibalism is the limit, the extreme stage"
- in Ez 5,10
noch insofern gesteigert, als "auch Kinder sich an ihren Vätern vergreifen sollen - ein auf dem Hintergrund 182 der strengen at.liehen Pietätsforderung doppelt grauenhaftes Tun" , in dem sich die mayill Jerusalems (9b) auswirken. Auffällig
ist die "very frequent occurrence of cannibal-
ism among the treaty-curses"; das Auftreten dieses Topos in "historischen" Texten dürfte daraus zu erklären sein, "that the treaty-pattern, 183 or covenant theology ..., may have shaped Assyrian 'history'" Die Ankündigung der Zerstreuung "in alle Winde" (10) findet sich im EB neben 5,2.12 noch in 12,14; 17,21. Eine Zerstreuung "in die Länder" kündigt Jer 49,32.36 Damaskus und Elam an (vgl. Ez 6,8; 12,15 u.ö.). Lev 26,33 spricht von einer Zerstreuung "unter die Völker" in unmittelbarem Zusammenhang mit zwei weiteren Ankündigungen, die sich auch in Ez 5,5-17 finden: Lev 26,33 Euch aber werde ich unter die Völker zerstreuen (niT). und das Schwert werde ich hinter euch her zücken (¡j^t hi.), und euer Land soll zur Wüste (nnneO und eure Städte zu Trümmern (min) werden.
Ez 5 (10) (Ich) werde deinen ganzen Rest in alle Winde zerstreuen (niT) ... (12) (Ich) werde das Schwert zükken (p^T hi.) hinter ihnen her ... (14) ... ich werde dich zur Trümmerstätte (nnn) und zum Spott machen ... (15) ... 'du' wirst Spott und Hohn, Warnung und Entsetzen (nnim) sein ...
Daß von einer Stadt nur Trümmer übrigbleiben werden (14f), kündigen auch Lev 26,31 und - bezogen auf den Tempel - 1 Kön 9,8 (= 2 Chr 7,21) an, in Verbindung mit ihrer Verspottung durch die "Vorübergehenden" Zeph 2,15 (gegen Ninive); Jer 49,17 (gegen Edom); 18,16; 19,8 (unmittelbar vor der Ankündigung des Kannibalismus in 19,9!). "Die Möglichkeit, daß das Volk zum Gespött der Völker wird, ist exemplarisch in Dt 28,37 ausge184 drückt"
(vgl. auch 1 Kön 9,7). Der entsprechenden Ankündigung geht
"in Analogie zu Ez 5,12 in Jer 29,17f ebenfalls eine typisierende Aufzäh-
181 E b d . 182 Z i m m e r l i , 1 3 4 . 183 H i l l e r s , H i s t o r y , 159; v g l . z . B . F a l e s , C o d e , 1 9 8 f , der a u f " t h e e n e m y ' s l a c k of r e s p e c t of p a c t s , t r e a t i e s , e t c . " a l s frequenter) Topos der Inschriften A s s u r b a n i p a l s hinweist. 184 L i w e k , P r o b l e m e , 84.
98
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
Gerichtsprophezeiung
lung von Strafmitteln voraus (...)> die durch die Trias 'Schwert', 'Hun1 RR ger' und 'Pest' ausgedrückt wird" (vgl. auch Jer 44,12). Der Schluß 186 von diesen Parallelformulierungen auf ein Vorliegen "dtr Diktion" in Ez 5,14f ist jedoch problematisch angesichts der Variationen im sprachli187 chen Ausdruck
; auch hier empfiehlt es sich, sich in stärkerer Zurück-
haltung mit der Feststellung zu begnügen, daß "um die Zeit des Exils 189 herum das Motiv (verbreitet) war" Entsprechendes gilt für die Trias "Pest - Hunger - Schwert" (12), die in den Gerichtsprophezeiungen des EB mehrfach wiederkehrt (6,llf; 7,15; 12,16; 14,13.17.19; vgl. auch 33,27: "Schwert - wilde Tiere - Pest") und 190 im ('dtr.') Jeremiabuch "a standing formula" darstellt (neben Jer 14,12 noch 14x): Sie bringt im Grunde nur auf eine prägnante Begrifflichkeit, was im gesamten aol. Bereich Inhalt von Unheilsprophezeiungen ist: "drought or flood, famine, pestilence, internal discord, or defeat by an 191 enemy"
. In Lev 26,25 sind "Schwert" und "Pest" genannt; im folgenden
Vers 26 ist vom "Zerbrechen des Brotstabes" (vgl. Ez 5,16) die
Rede.
Die Viererreihe "Hunger - wilde Tiere - Pest und Blut - Schwert" (17) findet sich im EB noch in 14,21 ("Pest und Blut": 28,23; 38,22), im Jeremiabuch in 15,3. Von einer durch "wilde Tiere" verursachten Kinderlosigkeit spricht auch Lev 26,22. Daß Jahwe hinter den Vertriebenen her das Schwert zücken werde (12), sagt ausdrücklich nur noch Lev 26,33 (s.o.; vgl. Ez 28,7; 30,11). Vergleichbare Aussagen finden sich aber auch in den Gerichtsorakeln der Propheten Jeremia und Arnos. Während in Jer 15,9 die dem Gericht zunächst Entronnenen "dem Schwert ihrer Feinde" preisgegeben werden, erscheint in Am 9,4; Jer 9,15 das Schwert wie in Ez 5 als relativ selbständige Wirkungsgröße. Der Ausdruck "das Schwert bringen über ..." (17) findet sich im EB noch mehrmals (6,3; 11,8; 14,17; 29,8; 33,2), daneben wieder in Lev 26,25. Es ist "not an expression used by other prophets" 192
185 E b d . 186 Ebd. 187 V g l . a . a . O . , 2 7 0 A n m . 9 3 f f ; die A n n a h m e " d t r " P r o v e n i e n z kann j e d e n f a l l s n i c h t a l s g e s i c h e r t g e l t e n , vgl. P r e u s s , um, 59. 189 L i w a k , P r o b l e m e , 270 A n m . 100. 190 C o o k e , 61; vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 8 1 f f . 191 S m i t h , T h e o l o g y , 1 4 5 . 192 C o o k e , 62.
von D t n 28 Deuteronomi-
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
99
Von göttlichen "Pfeilen" - allerdings nicht "Pfeilen des Hungers" (16) - spricht schließlich noch Dtn 32,33. Die T a b e l l e
auf der f o l g e n d e n Seite s t e l l t n o c h e i n m a l
I n v e n t a r an T o p e n der G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g atl. V e r g l e i c h s t e x t e n che " F l u c h f o r m u l a r " , Texte"
mit
zusammen,
die d a b e i in die T e x t b e r e i 193 "Gerichtsprophezeiung" und " s o n s t i g e
(v.a. g e s c h i c h t l i c h e
exemplarischer
in Ez 5 , 5 f f
das
Rückblicke)
aol. V e r g l e i c h s t e x t
f o r m u l a r " der V a s a l l e n v e r t r a g
e i n g e t e i l t sind.
ist in der S p a l t e
Als
"Fluch-
Asarhaddons mit medischen
Für-
194 sten
aufgenommen
Bei aller U n V o l l s t ä n d i g k e i t einige Schlußfolgerungen:
erlaubt diese Übersicht
Die T o p e n der
doch
Gerichtsankündigung
in Ez 5 , 5 - 1 7 sind in atl. T e x t e n , die dem Exil z e i t l i c h stehen, relativ
breit g e s t r e195 ut.
v.a. in F l u c h f ö r m u l a r e n auf keln w e r d e n e i n z e l n e
Im Z u s a m m e n h a n g t r e t e n
. In p r o p h e t i s c h e n
Flüche aktualisiert;
im
Gerichtsora-
geschichtlichen
Rückblick
(v.a. in Klgl)
Situation
als F o l g e des F l u c h s i n t e r p r e t i e r t w e r d e n
Klgl
kann die g e g e n w ä r t i g
nahe sie
erfahrbare (vgl.
2,17)196.
193 H i t "F" s i n d h i e r F r e m d v ö l k e r w o r t e g e k e n n z e i c h n e t . 194 S. T U Ä T 1/2, 1 6 0 f f ; i c h ü b e r n e h m e die d o r t g e b o t e n e P a r a g r a p h e n E i n t e i l u n g ; w e i t e r e s V e r g l e i c h s m e t e r i a l bei H i l l e r s , T r e a t y - C u r s e s . 195 D a b e i z e i g t Ez 5 , 5 - 1 7 b e s o n d e r s e n g e B e r ü h r u n g e n m i t Lev 26. A u f die b r e i t e D i s k u s s i o n zum V e r h ä l t n i s von Lev 26 (und H) zum EB k a n n hier n i c h t n ä h e r e i n g e g a n g e n w e r d e n (vgl. d a z u e t w a L a n g , E z e c h i e l , 8 0 f ; K a i s e r , E i n l e i t u n g , 1 2 2 ) . E i n w e s e n t l i c h e r U n t e r s c h i e d z w i s c h e n Ez 5 , 5 f f u n d Lev 26 b e s t e h t d a r i n , daß Ez 5 , 5 f f e i n a b s c h l i e ß e n d e s .tot a l e s G e r i c h t J a h w e s a n k ü n d i g t , w ä h r e n d Lev 2 6 , 4 0 ff im R a h m e n d e s B u n d e s k o n z e p t e s eine Z u k u n f t s p e r s p e k t i v e für Israel über das Gericht hinaus entwickelt. Das l i t e r a r g e s c h i c h t l i c h e Verhältnis zwischen b e i d e n T e x t e n l i e ß e s i c h nur u n t e r V o r a u s s e t z u n g e i n e r s o r g f ä l t i g e n A n a l y s e der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e von Lev 26 k l ä r e n . V o r l ä u f i g w i r d "man s i c h w o h l m i t d e r A u s k u n f t b e g n ü g e n ( m ü s s e n ) , s e i n e (sc. E z e c h i e l s ) T h e o l o g i e o r i e n t i e r e s i c h an s a k r a l r e c h t l i c h e n u n d t r a d i t i o n e l l - p r o p h e t i s c h e n V o r s t e l l u n g e n " (Lang, E z e c h i e l , 8 1 ) , d i e a u c h in Lev 26 zum A u s d r u c k k o m m e n . 196 Zur R ü c k w i r k u n g d e r a r t i g e r Ü b e r n a h m e der F l u c h f o l g e n a u f die l i t e r a r i s c h e G e s t a l t d e r F l u c h f o r m u l a r e Lev 26 u n d D t n 28 v g l . B a l t z e r , B u n d e s f o r m u l a r , 1 5 8 f f . - S c h o t t r o f f , F l u c h s p r u c h hat g e z e i g t , daß das V o r l i e g e n v o n F l ü c h e n in e i n e m T e x t n i c h t n o t w e n d i g I n d i z d a f ü r ist, daß das B u n d e s k o n z e p t seinen k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen darstellt. S e i n e D i s k u s s i o n d e s V e r h ä l t n i s s e s von F l u c h und B u n d in a t l . T e x t e n (vgl. v.a. a . a . O . , 2 1 7 f f ) i s t a b e r m . E . i n s o f e r n p r o b l e m a t i s c h , als sie zum e i n e n " B u n d " u n d " K u l t " zu w e n i g d i f f e r e n z i e r t , zum a n d e r e n
G e s c h i c h t e im R a h m e n der
100
Gerichtsprophezeiung
b
der
bietet 7
mit
Gerichts
in
und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g und a b s c h l i e ß e n d
der
7
IDV
nochmal
die
eine
die
inhaltliche
(a.ba) enthält 4 Charakteristik der Ge-
JN 0A1:
der
und
Tatbestandsaufnahme, 43
Schuldaufweis
(... mit
J3il
141
zu h ö r e n ,
zunächst
folgt.
zusammenfassende
Texte
Jahwes
zusammenfassende
göttlichen eine
das
eingeführt
richtsprophezeiung, miert
und S t r u k t u r
(...
TBK
ly7:
43a)
43ba)
nocheinmal
resüm-
Gottesformel
bekräftigt
wer-
den . Ein tes
weiterer
ergibt
Darstellung.
aus
Unter
sich
etwa
l-3act
Einleitung
3aß-34
Gesichtspunkt
sich
folgende
für
dem W e c h s e l
die von
Berücksichtigung
Strukturierung 1. der
und 3 .
Pers.
des in
Inhaltsseite
Texder
ergibt
Gliederung:
SCHULDAUFWEIS 3aß-14
Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Jerusalem durch Jahwe 3aß-5 Vorgeschichte Jerusalems
6-7
3aß.b
Herkunft und Abstammung
4-5
Geburt und Aussetzung
K i n d h e i t und Jugend Jerusalems 5 6-7aa E r s t e s E i n g r e i f e n Jahwes: Lebenszusage 7aß.b
8
Heranwachsen Jerusalems
Eheschluß Jahwes mit Jerusalem 8.a.bct Zweites E i n g r e i f e n Jahwes: Ehe-Bund 8bß
9-14
Jerusalem a l s Ehefrau Jahwes
A u s s t a t t u n g der Ehefrau durch Jahwe 9-12
Handeln Jahwes
13-14a Folgen f ü r Jerusalem 14b
Rückverweis auf das Handeln Jahwes
4 V g l . K o c h , F o r m g e s c h i c h t e , 232 5 Zum T e x t s. Z i m m e r l i , 335.
u.ö.
142
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g 15-34
als
"Geschichtsentwurf"
Widerspruch Jerusalems gegen seine Beziehung zu Jahwe 15-26
Untreue Jerusalems
27
15
Hurerei
16-19
Mißbrauch der Gaben Jahwes
20-21
Opfer der gemeinsamen Kinder
22
Vergessen der Jugendzeit
23-26
Hurerei, insbesondere mit den Ägyptern
Eingreifen Jahwes: Auslieferung Jerusalems an die Philister
28-34
Fortsetzung der Untreue Jerusalems 28
Hurerei mit den Assyrern
29
Hurerei mit den Chaldäern
30-34
Analogielosigkeit und Widersinn des Verhaltens Jerusalems
35-43
GERICHTSANKÜNDIGUNG Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 35-36
37-39aa^
Einleitung 35
Anrede Jerusalems
36
Resümmee des Schuldaufweises
Gerichtshandeln Jahwes an Jerusalem 37
Bloßstellung Jerusalems vor seinen Liebhabern und Feinden
38
Vollstreckung des Gerichts
39aa^
Übergabe an die Liebhaber und Feinde
39aa2~41a Gerichtshandeln der Liebhaber und Feinde an Jerusalem 39ac*2-b
Zerstörung der Hügel und Höhen; Entkleidung Jerusalems
40a
Aufgebot einer "Versammlung" gegen Jerusalem
40aß-41a Steinigung und Tötung Jerusalems; Verbrennen seiner Häuser; Vollstreckung des Gerichts 41b-42
43a. boc
Resultat des Gerichts 41b
Beendigung der Hurerei Jerusalems
42
Beruhigung des Zorns Jahwes
Abschließende Charakteristik der Gerichtsprophezeiung
Abgrenzung 1.2. Ez
und S t r u k t u r
der
143
Texte
23,1-30
Wie Kap. 16 ist auch Kap. 23 d u r c h die W o r t e r e i g n i s f o r m e l 23,1 und 24,1 sowie seine von Kap. 22 und 24 in sich r e l a t i v
einheitliche Thematik
m e n h a n g d e u t l i c h als e i g e n s t ä n d i g e r des EB
in
verschiedene,
und s e i n e n
Textkomplex
Bildzusaminnerhalb
abgegrenzt.
Innerhalb
des K a p i t e l s
"(weisen)
I n h a l t und
Sprachgebrauch
(...) 36-49 als s e k u n d ä r e s , stark von Z i t a t e n l e b e n d e s d e r s t ü c k aus. T h e m a , e i n l e i t e n d e B o t e n - und Gottesspruchformel
abschließende
l a s s e n auch in 32-34 ein r e l a t i v
diges Lied vom T a u m e l b e c h e r e r k e n n e n . D u r c h den vers 31 ist es an die v o r h e r g e h e n d e T h e m a t i k In 35 ist noch ein b e g r ü n d e t e s ger E i n l e i t u n g s f o r m e l wickelt
angefügt"
(iy) g
D r o h w o r t mit
selbständi-
in
Schuldaufweis
Der mit der k n a p p e n A n r e d e
(2a) e i n g e l e i t e t e
Schuldaufweis
men V o r g e s c h i c h t e
O h o l a s und O h o l i b a s Oholas
ent-
Zusätze
Prognose^.
1-30 z e i g t wie 1 6 , 1 - 4 3 eine Z w e i t e i l u n g
b e r i c h t e t nach der (2b-4)
DIN
12
gemeinsa-
zunächst
von
(5-8) und J a h w e s R e a k t i o n d a r a u f
10; e i n g e l e i t e t mit 13*7 ), dann vom v e r g a n g e n e n Oholibas
Überleitungs-
. A n d e r s als in Kap. 16
eine das G e r i c h t t r a n s z e n d i e r e n d e
der V e r s c h u l d u n g
selbstän-
angeschlossen.
keiner d i e s e r v e r m u t l i c h später a n g e f ü g t e n
und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g .
Son-
(9-
Verhalten
(11-21). Hier b i l d e n 13 und 18b, die j e w e i l s
von
6 A . a . O . , 5 3 7 . V g l . a b e r a u c h u. A n m . 3 0 9 . 7 D i e s s p r i c h t m . E . f ü r die A n n a h m e e i n e r g r ö ß e r e n z e i t l i c h e n N ä h e v o n 2 3 , 3 1 - 3 5 , das " s p r a c h l i c h und i n h a l t l i c h n o c h n a h e beim P r o p h e t e n und s e i n e m W o r t " s t e h t ( Z i m m e r l i , 5 5 3 ) , zum G r u n d b e s t a n d des K a p i t e l s , als sie für die E r g ä n z u n g e n in Kap. 16 a n z u n e h m e n i s t . W e n n in 2 3 , 3 6 - 4 9 " ( d ) i e B e r i c h t e 16 und 23 (...) zur b e i s p i e l h a f t e n L e h r Erzählung eines gerechten göttlichen Gerichtes über sündige, ehebrec h e r i s c h e u n d m ö r d e r i s c h e F r a u e n g e w o r d e n ( s i n d ) , die a l s w a r n e n d e s E x e m p e l d a z u h e l f e n s o l l , daß a n d e r e F r a u e n in Z u k u n f t n i c h t s ä h n l i c h e s b e g e h e n " ( Z i m m e r l i , 555; v g l . B e t t e n z o l i , G e i s t , 1 6 2 f f ) , muß d i e s m . E . n o c h n i c h t a l s "von e i n e m k l e i n e n G e i s t v o l l z o g e n e K l e i n m ü n z u n g p r o p h e t i s c h e n G e r i c h t s w o r t e s zur m o r a l i s c h e n W a r n r e d e " ( Z i m m e r l i , ebd.) ( a b - ) q u a l i f i z i e r t w e r d e n . V i e l m e h r w ä r e zu f r a g e n , ob s i c h n i c h t h i e r die in K a p . 18 und 33 (vgl.22) e r k e n n b a r e T e n d e n z der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n E B " n i e d e r g e s c h l a g e n h a t , k o n k r e t e V e r h a l t e n s n o r m e n f ü r d e n E i n z e l n e n im V o r f e l d der R e s t i t u t i o n I s r a e l s zu e n t w i c k e l n (vgl. u. V . 3 . 2 . 4 . ) .
144
Die
Gerichtsprophezeiung
einer
Reaktion
Jahwes
das
Verhalten
Übergang
zur
Gerichtsankündigung
Einschnitte.
Der
Anrede
der
markiert. ...
7
Auffällig
33i1 i l l l l '
Wechsels
von
gliedern. ergibt l-2a
)• 1.
Unter
sich
"Geschichtsentwurf"
auf
mit
13*7,
als
ist
in
ist
Neueinsatz
in
sich
dem G e s i c h t s p u n k t
22-30
läßt Pers.
in
Berücksichtigung etwa
folgende
unter der
und
7
der
der
Botenformel
berichten,
ni'VilN,
und 3 .
damit
Oholibas
28
('37N
Darstellung
der
3in
TUN ¡13
weiter
Inhaltsseite
22
klar
des
des unter-
Textes
Gliederung:
Einleitung
2 b - 2 1 SCHULDAUFWEIS 2b-4
Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Ohola/Oholiba durch Jahwe 2b-3
Vorgeschichte Oholas und O h o l i b a s 2b Abstammung 3
4
Jugend: H u r e r e i i n Ägypten
Eheschluß Jahwes mit Ohola und Oholiba (und I d e n t i f i Q
k a t i o n der Frauen mit Samaria und Jerusalem ) 5-8
Widerspruch Oholas gegen ihre Beziehung zu Jahwe 5-7
H u r e r e i mit den A s s y r e r n
8
Keine Abwendung vom V e r h a l t e n i h r e r Jugend
(Hurerei
mit den Ägyptern) 9-10
Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 9
Übergabe Oholas an die A s s y r e r durch Jahwe
10
V o l l s t r e c k u n g des G e r i c h t s an Ohola durch d i e A s s y rer
11-21
Widerspruch Oholibas gegen ihre Beziehung zu Jahwe 11
Zusammenfassende C h a r a k t e r i s i e r u n g des V e r h a l t e n s O h o l i b a s im V e r g l e i c h zu dem Oholas
12
H u r e r e i mit den A s s y r e r n
13
E r s t e Reaktion Jahwes ( V e r g l e i c h Ohola-Oholiba)
14-18a H u r e r e i mit den B a b y l o n i e r n
8 Die m e i s t v o r g e n o m m e n e S t r e i c h u n g von 4b (s. z . B . B H S ; Z i m m e r l i , 542) s e t z t v o r a u s , daß d e r B i l d z u s a m m e n h a n g des T e x t e s " v e r h ü l l e n d e (.)" ( Z i m m e r l i , e b d . ) F u n k t i o n h a t , w a s w e n i g w a h r s c h e i n l i c h i s t (s.u. 3.) .
Abgrenzung
22-30
und S t r u k t u r der
Texte
145
18b
Erneute Reaktion Jahwes (Vergleich Ohola-Oholiba)
19-21
Hurerei mit den Ägyptern in Erinnerung an das Verhalg ten ihrer Jugend
GERICHTSANKÜNDIGUNG Beseitigung des Widerspruchs durch Jahwe 22-27 Erster Teil 22aa^
Einleitung
22aa2"26
Vollstreckung des Gerichts an Oholiba 22ao 2 ~23
Aufgebot der Babylonier und Assyrer
24a
Vorgehen der Assyrer und Babylonier
24ba
Vorlage des Rechtsfalls durch Jahwe
24bß
Urteil durch die Feinde
25aa^
Jahwe legt seinen Eifer auf Oholiba
25ac»2-26
Vollstreckung des Urteils durch die
gegen Oholiba durch Jahwe gegen Oholiba
Feinde 27
Resultat des Gerichts an Oholiba (Ende der Unzucht Oholibas in Erinnerung an Ägypten)
28-30
Zweiter Teil 28aa
Einleitung
28aß-29ba Vollstreckung des Gerichts an Oholiba
10 29bß-30
28aß.b
Übergabe an die Feinde durch Jahwe
29a.ba
Verfahren der Feinde mit Oholiba
Abschließende Charakteristik der Gerichtsprophezeiung
9 21 l e i t e t zur - im F o l g e n d e n d u r c h g e h a l t e n e n - d i r e k t e n A n r e d e an O h o l i b a ü b e r . Da d i e s e s P h ä n o m e n in A n k l a g e r e d e n m e h r f a c h b e l e g t i s t (vgl. B o e c k e r , R e d e f o r m e n , 7 1 f ) , ist es n o c h n i c h t a l s I n d i z für d a s V o r l i e g e n e i n e r " n a c h t r ä g l i c h e ( n ) E r w e i t e r u n g " (so Z i m m e r l i , 5 3 2 ; v g l . 5 4 8 , u . a . ) zu w e r t e n ( v g l . u . 2 . ( 4 ) ) . 10 29bß d ü r f t e m i t V zu 30 zu z i e h e n s e i n (vgl. Z i m m e r l i , 5 3 4 ; B H S ) . In 30 i s t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t lüy s t a t t ¡10y zu l e s e n (vgl. pc M s s ; T; Z i m m e r l i , e b d . ; B H S ) . "Der i n f . a b s . d e s M i s t e i n e V e r l e g e n heitsvokalisierung infolge der falschen V e r s a b t r e n n u n g . Zur A u s s a g e f o r m vgl. J e r 4 , 1 8 " ( Z i m m e r l i , e b d . ) .
146
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
2. L i t e r a r k r i t i s c h e
als
Probleme
W ä h r e n d in der n e u e r e n F o r s c h u n g b e s t e h t , daß der G r u n d b e s t a n d 11 16,1-43
"Geschichtsentwurf"
und 2 3 , 1 - 3 0
ein w e i t g e h e n d e r
Konsens
der Kap. 16 und 23 des EB in
zu s u c h e n ist, ist d e s s e n
im E i n z e l n e n doch stark u m s t r i t t e n .
Die
Abgrenzung
literarkritische
A n a l y s e der T e x t e w i r d e r s c h w e r t durch z a h l r e i c h e P r o b l e m e der T e x t k r i t i k und der Ü b e r s e t z u n g , vor die sie den E x e g e t e n 12 stellen
. Eine a u s f ü h r l i c h e
Einzelbeobachtungen nicht
Besprechung
aller
relevanten
ist d e s h a l b im R a h m e n d i e s e r
Arbeit
möglich.
Die D i s k u s s i o n
ist zudem b e l a s t e t durch die
unterschiedli-
s ä t zbei e der m m e n"tsattrourcetnu .r e Kaum wchen ird m soe t hk oo dn is se cq hu ee nn t A n wie G r e ennebueerr ge n13 K ovon and je t h e m e s " des T e x t e s in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t a u s g e g a n 14 gen. V o r h e r r s c h e n d ist eine "Suche nach Z u s ä t z e n " , die im E x t r e m f a l l den E i n d r u c k
erwecken
kann, a l l e s , was
"ohne
Schwierigkeiten
g e s t r i c h e n w e r d e n " kann und 15" n i c h t n o t w e n d i g zum u r s p r ü n g l i c h e n T e x t b e s t a n d g e h ö r e n " muß , werde sogleich
für s e k u n d ä r e r k l ä r t .
Nun ist die l i t e r a r k r i t i s c h e
nach einem a n a l y t i s c h
zu e r m i t t e l n d e n , m i n i m a l e n
Textbestand
(nach " k l e i n e n E i n h e i t e n " )
l e g i t i m ; die v o r s c h n e l l e
methodisch
Identifikation
T e x t - R e k o n s t r u k t s mit einem
des so
"Grundbestand"
s e h e n S i n n e ist j e d o c h
höchst problematisch
eine G e f a h r d e r a r t i g e r
Rekonstruktionen
Kriterium
häufig f u n g i e r t ,
nen l o g i s c h e n ,
zweifellos
gewonnenen literarhistori-
. Zudem
besteht
d a r i n , daß als
"was dem h e u t i g e n L e s e r m i t
stilistischen
einem T e x t u n s t i m m i g
im 16
Suche
kohärenten
ihr sei-
und s a c h l i c h e n A n f o r d e r u n g e n
e r s c h e i n t " , w ä h r e n d die
als h i s t o r i s c h e d a r a u f zu r i c h t e n " w ä r e ,
an
"Fragestellung
"was zur Z e i t
der
11 D a g e g e n m e i n t G a r s c h a , S t u d i e n , 2 7 6 f f , 1 6 , 3 - 3 0 * h a b e s e i n e u r s p r ü n g l i c h e F o r t s e t z u n g in 4 4 f * g e h a b t . S e i n e A r g u m e n t a t i o n kann j e d o c h kaum ü b e r z e u g e n . 12 V g l . z.B. die a u s f ü h r l i c h e D i s k u s s i o n bei Z i m m e r l i , 3 3 4 f f . 5 3 0 f f . 13 V g l . v.a. G r e e n b e r g , 2 9 2 f f (zu K a p . 16). 14 Z i m m e r l i , 3 4 3 . 15 G a r s c h a , S t u d i e n , 57 - die A u s d r ü c k e s i n d s y m p t o m a t i s c h für das V o r gehen Garschas. 16 V g l . R i c h t e r , E x e g e s e , 6 6 f f (mit A n m . 7 0 ! ) .
Literarkritische
literarischen nicht" Im zes
1 7
Gestaltung
des
Textes
der
Fragestellung
auf
der
"mittleren
Ebene"
und
23,1-30
ihrer
Untersuchung
aber
wenigstens
mit
den
gemacht
Grundtext
in
in
und
Arbeit
und
ihres
werden.
ab:
12-14a.
21.
diese zahlreichen merlis wesentliche
des
legt
Dieses
Analysen
es
was
sich
Gestalt
Ansat-
nahe,
der
Verfahren
Ez
weite-
s o l l
hier
Auseinandersetzung
W.Zimmeriis
plausibel
20 und 2 3 , 1 - 3 0
13aa2ß.bß.
23aß.b.
Stellen
EB
vorliegenden
19 16,1-43
16,9aß.
18.
dieser
exemplarischer
f o r m e l ) - 3 8 ( a u ß e r 3 7 a a * : T»2ilNn
prüft
ist
18
zugrundezulegen. kurz,
literarkritischen
ZimmerIi hebt i n
10b.
möglich
.
Rahmen
16,1-43 ren
147
Probleme
14.
...
25b.
folgende Ergänzungen
16-23.
>J3il).
25a.
41b-43;
26. 28-30.
23,
Es i s t
e i n z e l n durchzugehen.
Argumente f ü r
26-34.
4b.
hier
7b.
8.
nicht
Stattdessen
i h r e Ausscheidung
vom
36(außer
Boten9b.
möglich,
sollen
vorgestellt
Zim-
und
ge-
werden.
(1) Stilistische Argumente:
" D i f f e r e n z e n i n Redeweise
und S t i l "
gehören
z u d e n i n e i n e r " U n t e r s u c h u n g d e r l i t e r a r i s c h e n I n t e g r i t ä t v o n 21T e x t e n " zu r e g i s t r i e r e n d e n "Anzeichen l i t e r a r i s c h e r U n e i n h e i t l i c h k e i t " . Dabei 22 ist
jedoch
"Stil"
Schwierigkeiten literarischer
eine i n
hohem Maße p r o b l e m a t i s c h e
der Unterscheidung
Entscheidungen i n
von P o e s i e
Ez 16 und 2 3 w e i s t
d e r s e t z u n g m i t den R e k o n s t r u k t i o n s v e r s u c h e n einen Grundbestand mit
klarem
Kategorie
und P r o s a a l s
Zimmerli i n
G.Hölschers,
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
(Hilfs-)Argumente
der
die
Auseinan-
jeweils
"Strophenbau"
herauszuarbeiten versucht, 23 "Kurzvers-Theorie" zugrundeliegt,
und G . F o h r e r s , d e s s e n A n a l y s e n s e i n e 24 selbst hin . G l e i c h w o h l kann auch b e i ihm " p r o s a i s c h " d ä r " s e i n 25 . M e i s t f ü h r t e r j e d o c h s t a t t d e s s e n ä u ß e r s t tungen a l s
. Auf
Kriterium
für literarkritische
Indiz
für
"sekun-
vage S t i l b e o b a c h 26 E n t s c h e i d u n g e n an
B a r t h / S t e c k , E x e g e s e , 36. S.o. II.2. S. z u s a m m e n f a s s e n d : Z i m m e r l i , 362f. S. z u s a m m e n f a s s e n d : a.a.O., 537f. S. B a r t h / S t e c k , Exegese, 34. Vgl. z.B. G o o d m a n , Status. Zur Kritik vgl. auch Kühl, Stand, 14f; B o a d t , P r o b l e m s , 4 9 8 f . Zimmerli, 342f.538. Vgl. Z i m m e r l i , 352 (zu 1 6 , 1 3 a « . ß ) . 353 (zu 1 6 , 1 4 ) . 544 (zu 2 3 , 7 b ) . Vgl. Z i m m e r l i , 3 5 1 f (zu 16,9aß). 352 (zu 1 6 , 1 3 a a 2 . ß : " e n t f e r n t sich von der klaren K n a p p h e i t der b i s h e r i g e n S c h i l d e r u n g " ) . 35B (zu 1 6 , 2 6 - 2 9 : "zeigt auch s p r a c h l i c h n i c h t mehr die S t r a f f u n g von
148
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
Die Ambivalenz stilistischer Argumente zeigt sich in Zimmeriis eigener Behandlung von 16,16-20: Der Abschnitt steht s.E. stilistisch und sprachlich "dem Grundtext nicht ferne", ist aber aus inhaltlichen Gründen se27 kundär
. Stilistische Argumente sind demnach jedenfalls nicht allein
schon hinreichend zur Begründung literarkritischer Entscheidungen; umgekehrt sind sie für solche (2) Widerholungen u.dgl.: 29 wegnahmen , gelegentlich 31 - von "Wiederaufnahmen"
aber auch nicht notwendig. Die Beobachtung von Wiederholungen 28 bzw. Vor30 auch - unter wiederholtem Verweis auf C.Kuhl stutzt bei Zimmerli häufig literarkritische
Operationen. Daß auch sie keineswegs eindeutig ist, zeigt sich etwa, wenn Zimmerli 23,12 ausscheidet, weil es "die Beschreibung aus 5f. wie32 derholt" , 23,10b dagegen u.a. deshalb für sekundär erklärt, weil "in 33 der voller ausgestalteten Oholibaszene eine Entsprechung fehlt" , also gerade keine Wiederholung vorliegt. Auch die Beobachtung von Wiederholungen u.dgl. kann sonach allenfalls anderweitig begründeteliterarkritische Entscheidungen stützen. (3) Als sekundäre Weiterführungen und Ausgestaltungen betrachtet Zimmer34 Ii etwa 23,18 und 25b . Wenn aber s.E. 25b als "auslegende Zusatzbemer35 kung" die "Unklarheit des n'lflN von 25ay" beseitigt , kann man m.E. fragen, ob hier nicht die literarkritische Analyse die Probleme erst schafft, die sie dann erklären will. Einige andere Zusätze werden von Zimmerli auf einen "Drang zu größerer historischer Vollständigkeit" zu-
27 28
29 30 31
32 33 34 35
1 6 f f . " , " b l a ß " ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 a : " u m s t ä n d l i c h e . ) " ) . 537 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 : " b l a s s e r ( . ) " ) . 544 (zu 2 3 , 8 : " e h e r m a t t " ) , e b d . (zu 2 3 , 1 0 b : " u n g e s c h i c k t " ) . 5 4 5 (zu 2 3 , 1 3 : "fast e t w a s p e d a n t i s c h " ) . Zimmerli, 356. V g l . Z i m m e r l i , 352 (zu 1 6 , 1 3 ) . 358 (zu 1 6 , 2 5 b ß ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 a ) . 537 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 ) . 544 (zu 2 3 , 8 ) . 545 (zu 2 3 , 1 2 ) . 5 4 8 (zu 2 3 , 2 1 ) . 549 (zu 23 , 23aß . b) . V g l . Z i m m e r l i , 544 (zu 2 3 , 1 7 b ) . 548 (zu 2 3 , 1 8 ) . Kühl, W i e d e r a u f n a h m e ; genannt bei Zimmerli, 542.545. V g l . Z i m m e r l i , 352 (zu 2 3 , 4 b ) . 544 (zu 2 3 , 9 b ) . 5 4 5 (zu 2 3 , 1 4 a ) . Zur t e r m i n o l o g i s c h e n P r ä z i s i e r u n g s o l l t e m a n m . E . von " W i e d e r a u f n a h m e " n u r d a n n s p r e c h e n , w e n n "ein Z u s a t z X in e i n e n T e x t a b n a c h der W e i s e a X a b e i n g e f ü g t w i r d , w o b e i die W i e d e r h o l u n g von a die A b f o l ge a b u n g e s t ö r t l ä ß t " (Lang, E z e c h i e l , 2 6 f ) . D i e s e r F a l l l i e g t a b e r w e d e r in 2 3 , 4 b n o c h in 2 3 , 9 b n o c h in 2 3 , 1 4 a v o r . Zimmerli, 545. Ebd. S. Z i m m e r l i , 5 4 8 . 5 4 9 . Zimmerli, 549.
Literarkritische rückgeführt
Probleme
149
36
. Umgekehrt kann jedoch auch die mangelnde Historizität 37 einer Aussage ihre Ausscheidung begründen . Auch hier bedarf der Nachweis von Zusätzen - so plausibel die Annahme "historisierender Ausgestaltungen" im Grundsatz sein mag - zusätzlicher Argumente. (4) Solche sind am ehesten da zu suchen, wo Zimmerli "inhaltliche Span38 nungen und Unebenheiten sowie gattungsatypische Elemente" erkennt. So "sprengt" s.E. 23,18 "den Zusammenhang von 17b und 19 in unguter Weise" 39
und ist deshalb als Zusatz zu betrachten
. Dagegen ist jedoch einzuwen-
den, daß Ez 16 und 23 offenbar bewußt Reaktionen Jahwes auf 40 das Verhalten 41 ; 23,13 ).
Jerusalems schon im Schuldaufweis vorwegnehmen (vgl. 16,27
Zudem beobachtet Zimmerli ein ganz ähnliches Phänomen im unmittelbaren Fortgang des Textes: 23,21 knüpft 42 über 20 hinweg an 19 an. Hier scheidet er aber nicht 20, sonder 21 aus . Dieser Eingriff wird freilich zusätz43 lieh begründet durch die gattungsatypische, "verfrühte direkte Anrede" 44 an Oholiba in 23,21. So gattungsatypisch ist diese jedoch gar nicht Nicht unproblematisch ist schließlich auch Zimmerlis Argumentation mit der Kohärenz des thematischen und Bild-Zusammenhangs der Texte. 45 Wenn etwa s.E. mit 16,13bß "das ursprungliche Bild verlassen" ist , wäre mit Fohrer darauf hinzuweisen, daß schon 9-12 das aol. Brauch entsprechende 46 "Konigsspiel der Neuvermählten" darstellt , die Bemerkung 13bß sich also gerade vom Bildzusammenhang her durchaus nahelegt. Auch ob 16,20 47 "über den Horizont des Grundtextes hinaus" führt , und durch 23,7b
36 Z i m m e r l i , 5 4 5 (zu 2 3 , 1 2 - 1 4 a ) ; v g l . 544 (zu 2 3 , 7 b ) 358 (zu 1 6 , 2 7 ) . G a r s c h a , S t u d i e n , 63 n i m m t in W e i t e r f ü h r u n g d i e s e r A r g u m e n t a t i o n s linie Zimmerlis eine extensive " h i s t o r i s i e r e n d ( e ) " Bearbeitung von K a p . 23 in 3. (4b.) 7a. 8. l l b - 1 4 a . 15b. 17. 1 8 a . 1 9 - 2 1 . 2 3 - 2 4 a . 27 an . 37 So Z i m m e r l i , 532 zu 2 3 a S . b , wo ihm "die N e n n u n g d e r A s s y r e r ... geschichtlich fragwürdig erscheint". 38 B a r t h / S t e c k , E x e g e s e , 34 ( H e r v o r h . T . K . ) . 39 Z i m m e r l i , 5 4 8 . 40 V o n Z i m m e r l i , 358 als " v e r f r ü h t e r E i n b r u c h von S t r a f S c h i l d e r u n g " g e strichen. 4 1 V o n Z i m m e r l i , 545 a l s " f a s t e t w a s p e d a n t i s c h " b e u r t e i l t und g e s t r i c h e n (s. d a z u u. 3 . 2 . 1 . ) . 42 Z i m m e r l i , 5 4 8 . 43 E b d . 44 S. B o e c k e r , R e d e f o r m e n , 71f. 45 Z i m m e r l i , 3 5 3 . 4 6 F o h r e r , 88. 47 Z i m m e r l i , 3 5 6 .
150
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
"(d)as Bild ... gestört" wird 49 ler Sprache"
48
als
"Geschichtsentwurf"
, muß angesichts der Flexibilität "figura-
fragwürdig erscheinen.
(5) Zimmeriis Argumentation mit der Kohärenz des thematischen und BildZusammenhangs der Texte hängt eng zusammen mit seiner Annahme einer wechselseitigen Beeinflussung von Kap. 16 und 23 in ihrem 50 literarischen 51 Entstehungsprozeß: Einen Großteil der Zusätze in 16,1-43
und 23,1-30
führt Zimmerli auf das Interesse einer nachträglichen Angleichung der beiden Texte zurück. Ursprünglich habe Kap. 16 die Schuld Jerusalems im Fremdgötterkult gesehen, Kap. 23 dagegen in der Außenpolitik. Als einzigen Anhalt für diese Hypothese am vorliegenden Text führt Zimmerli die "Zweiteilung" des Gerichtshandelns an Jerusalem in 16,39ff in ein solches der Liebhaber (39) und eines des von ihnen aufgebotenen "7nj7 (4041a) an: Sie zeige, "daß mit den Liebhabern im Grundtext nicht die Völker gemeint sind - sie würden ja ganzC O unmittelbar den "7i1i7 bilden, der mit dem vollen Gericht betraut wird"
. Doch ist der Ausdruck "7ni7 für
den Text in mehreren semantischen Dimensionen funktional: so ist er in besonderer Weise geeignet, die angekündigte 53 militärische Katastrophe Jerusalems (Vnp als "Aufgebot" im Krieg! ) als Rechtsakt (Vilp als "Ge54 richtsgemeinde"!
) zu interpretieren. Zudem würde Zimmerlis Interpreta-
tion voraussetzen, daß - nachdem der Großteil von 16,36-38 bereits als 55 "kräftige Theologisierung" gestrichen ist - "die Götter der Fremdkulte" 56 im Gericht an Jerusalem die Initiative ergreifen - ein für das EB doch wohl höchst erstaunlicher Gedanke! Zudem spricht gegen die Annahme *
eines rein kultisch orientierten Schuldaufweises in Kap. 16 , "dass bei Ezechiel im Gegensatz zu Hosea und Jeremia die Kanaanäische Kultterminologie praktisch fehlt, und dass insbesondere nie von Baal die Rede
48 A . a . O . , 5 4 4 . 49 V g l . U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 5 7 f ( 5 4 f f ; zu Hos 1 - 3 ) ; v g l . u . 4 . 1 . 1 . ) . 50 V g l . Z i m m e r l i , 353 (zu 1 6 , 1 4 ) . 358 (zu 1 6 , 2 6 - 2 9 ) . 359 (zu 1 6 , 3 1 b 3 4 ) . 361 (zu 1 6 , ( 3 6 . ) 3 7 f ) . e b d . (zu 1 6 , 4 1 b ( - 4 3 ) ) . G a r s c h a , S t u d i e n , 279 b e t r a c h t e t d a n n 1 6 , ( 2 . ) 2 6 - 4 1 (ohne 30) i n s g e s a m t a l s s e k u n d ä r e A n g l e i c h u n g an K a p . 23. 51 V g l . Z i m m e r l i , 544 (zu 2 3 , 8 ( b ) ) . 545 (zu 2 3 , 1 0 b ) . 550 (zu 2 3 , 2 6 ) . 551 (zu 2 3 , 2 8 - 3 0 ) . 52 Z i m m e r l i , 3 6 0 . 53 S. M ü l l e r , A r t . "7HP, 612; vgl. Ez 1 7 , 1 7 ; 2 6 , 7 ; 2 7 , 2 7 ; 3 2 , 2 3 ; 38,4.7.13. 54 S. M ü l l e r , a . a . O . , 6 1 2 f . 55 Z i m m e r l i , 3 6 1 . 56 A . a . O . , 3 6 3 .
Literarkritische
ist" Bild
57
Probleme
151
. So d ü r f t e i n Ez 16 von A n f a n g an " w i e b e i Nahum . . . 58
für
die Außenpolitik
einer Stadt
und p o l i t i s c h e
Dimension der
kultische
gebraucht
sein"
"Hurerei"
das znh
. Sachlich
Jerusalems
Mit
der
Infragestellung
Argumente
die
"ursprüngliche"
und
23,1-30
gründet rakter
der
ihrer
es
und
machen,
kritische
23,1-30 zum
hier
verbietet
Gestalt
schon
Überlegungen.
allein,
zum
auf
"mittleren
der
in
ihrer
anderen,
Operationen
an
einen
der Sinn den
einzelnen
etwa von
16,1-43
behauptet
der
und
der
d.h.
folgenbei
Gestalt,
des
beCha-
voranstehenden
Ansatz
anzudeuten, Texten
umgekehrt Ez
exemplarische
Ebene",
vorliegenden
wenigstens
eng
der
l i t e r a r k r i t i -
nicht
Integrität
vorliegenden
Dies
Untersuchungen
16,1-43 zu
ist
wesentlichen
s o l l
literarische
skizzierten
Bemerkungen den
in
werden.
der
W.Zimmeriis
mit
als
hängen
ohnehin
zusammen, i s t d o c h e i n B ü n d n i s m i t f r e m d e n G r o ß5m 9 ächten i . d . R . " Ü b e r n a h m e f r e m d e r K u l t e und K u l t u r v e r b u n d e n " 60 schen
...
daß EB
nur
Ez
plausibel l i t e r a r auf
dem
H i n t e r g r u n d e i n e r u m f a s s e n d e n r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n6 1 H y p o t h e s e z u m EB e i n i g e W a h r s c h e i n l i c h k e i t gewinnen können
57 W i n t e r , Frau, 611; gegen Z i m m e r l i , 353. 58 W i n t e r , a . a . O . , 612. 59 Fohrer, 134; vgl. Fuhs, 82; i n s o f e r n e r s c h e i n t mir auch W i n t e r s (a. a.0., 612) These, die V e r m i s c h u n g von " p o l i t i s c h e ( r ) " und " r e l i g i ö se(r)" H u r e r e i gehe erst auf eine " N a c h i n t e r p r e t a t i o n " in A n l e h n u n g an J e r e m i a " z u r ü c k , f r a g l i c h . 60 H i n g e w i e s e n sei noch d a r a u f , daß Z i m m e r l i s A r g u m e n t a t i o n "den A n s c h e i n (macht), daß ein g r o ß e r Teil der H o s e a - und J e r e m i a - A n k l ä n g e ... b i b l i z i s t i s c h e A n r e i c h e r u n g e n s p ä t e r e r E r g ä n z e r d a r s t e l l t " (Winter, a . a . O . , 609). Hier ist m.E. doch einer t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i chen Erklärung der Vorzug zu g e b e n . 61 V g l . u . V.
152
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
3. G e m e i n s a m k e i t e n
als
"Geschichtsentwurf"
und U n t e r s c h i e d e
in Ez 5 , 5 - 1 7 und 1 6 , 1 - 4 3 ;
3.1. Die S t r u k t u r der
der
Geschichtsdarstellung
23,1-30
Geschichtsdarstellung
Wie Ez 5,5-17 z e i g e n auch 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 e i n e Zweiteilung
in S c h u l d a u f w e i s
d a m i t die G r u n d s t r u k t u r 63 dort
klare
und G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g und 62 der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g . H i e r wie
w i r d von der G e g e n w a r t der Rede aus auf das
ne V e r h a l t e n J e r u s a l e m s als d e s s e n K o n s e q u e n z
(und S a m a r i a s )
ein u n m i t t e l b a r
l i c h e s G e r i c h t über J e r u s a l e m
vergange-
z u r ü c k g e b l i c k t64 und bevorstehendes
gott-
a n g e k ü n d i g t . S c h u l d und
richt werden dabei einem Vergangenheit
und Z u k u n f t
Ge-
umgreifen-
den " G e s c h i c h t s e n t w u r f "
e i n g e o r d n e t und m i t einem
Verweis
auf die " V o r g e s c h i c h t e "
Jerusalems
sowie
auf
das R e s u l t a t des G e r i c h t s g e r a h m t . D i e s e r " G e s c h i c h t s e n t w u r f " hat in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 65
wie
in 5 , 5 - 1 7
eine d r e i t e i l i g e
(A) H e r s t e l l u n g durch
der B e z i e h u n g
(und S a m a r i a s )
Struktur: z w i s c h e n J a h w e und
Jerusalem
Jahwe;
(B) W i d e r s p r u c h J e r u s a l e m s g e g e n seine B e z i e h u n g (C) B e s e i t i g u n g
des W i d e r s p r u c h s
durch
z u g r u n d e . A n d e r s als in 5 , 5 - 1 7
Strukturge-
w e r d e n aber
1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 die " E p o c h e n " d i e s e r G e s c h i c h t e rein
" f l ä c h i g " d a r g e s t e l l t . Die hier b e r i c h t e t e n
d i e n e n n i c h t nur der C h a r a k t e r i s i e r u n g
Jahwe;
Jahwe.
A l l e n drei T e x t e n l i e g t also i.W. d i e s6e6l b e schichte
zu
dieser
in
nicht
Ereignisse
"Epochen"
i h r e r z e i t l i c h e n A b f o l g e ; sie s t e h e n auch s e l b s t
in
zueinander
im V e r h ä l t n i s e i n e s z e i t l i c h e n N a c h e i n a n d e r . Dies
zeigt
s c h o n die im V e r g l e i c h zu 5 , 5 - 1 7 u n g l e i c h g r ö ß e r e
Häufigkeit
der Rrogreß-Verbformen w a y y i q t o l 62 S . o . I l . l . 63 S . o . I I . 3 . 64 V g l . die W e n d u n g derungsformel T"7y 65 S . o . I I . 3 . 3 . 66 V g l . o. I I . 3 . 1 .
bzw. w ' q a t a l in
mit Ptz. (16,37; in 5 , 8 !
23,22.28)
Schuldauf-
mit der
Hereusfor-
Gemeinsamkeiten weis
bzw.
wird
die
leitete
ohne
Unterschiede
Gerichtsankündigung aus
der
Weise
Aspekte
der
d.Geschichtsdarstellung
von
Grundstruktur
Strukturgeschichte
schiedlicher Beide
u.
in
überlagert
16,1-43
der
16
von
einer
Brüche
schichtsablaufs
kommen h i e r
stärker
was
nicht
3.2.
ohne
Folgen
Die ganz
Brüche
in
"Epoche" durch
das
der
der
gegen
und
findet
ein
dagegen
nen J a h w e s
Gericht, schon
auf
das
23
in
je
abge-
unter-
Ereignisgeschichte. fügen
sich
nicht
und A m b i v a l e n z e n zum A u s d r u c k
des
als
konzeptionellen
Ge-
in
5,5-
Rahmen
der
Ereignisgeschichte des
Verschuldung
Widerspruchs
ten
und
Verhalten
durch
den
Struktur
des
angekündigte
für
So
bleibt.
Strukturgeschichte
3.2.1.
und
Geschichtsdarstellung
zueinander.
17,
23,1-30.
Gerichtsprophezeiung
Kap.
Spannungen
Geschichtsdarstellung
und
153
der
ein
Jerusalems
Stadt
ihr Ende.
im Rahmen
des
schuldhafte
ist
bestimmt.
göttliches 16,27
und
in
Sie
vorausgehendes
neuerliches ihr
Geschichtsablaufs
Zeit
Handeln
Jahwes
Eingreifen,
23,13.18b
Schuldaufweises Verhalten
5,5-17 ist
von
das
berichReaktio-
Jerusalems.
Im E i n z e l n e n s i n d d i e s e Reaktionen u n t e r s c h i e d l i c h s t a r k : I n 23,13 v e r h ä l t s i c h Jahwe r e i n r e z e p t i v : "Da sah i c h , daß s i e
(sc.
Oholiba)
s i c h v e r u n r e i n i g t h a t t e . Beide ( s . c . Ohola und O h o l i b a ) g i n g e n denselben Weg" ( Iii7711/7 "TriN " P D . Damit w i r d zunächst k o n s t a t i e r t , "daß das Tun der 67 O h o l i b a d a s s e l b e i s t wie das Tun der Ohola" . Da aber I i i "Lebensweg 68 wie Lebenswandel z u g l e i c h meint" , deutet s i c h h i e r - gerade auch a n g e s i c h t s des zuvor g e s c h i l d e r t e n S c h i c k s a l s Oholas - b e r e i t s das zu e r w a r tende, seinem Handeln entsprechende Ergehen Jerusalems an. Daß Jahwe dem h i e r anklingenden Tat-Ergehen-Zusammenhang n i c h t
Einhalt
g e b i e t e n w i r d , i s t nach 23,18b d e u t l i c h . Der S a t z n 7 "7yn 7i»D3 yi?ni , "da 69 r i ß i c h mich von i h r l o s " , b e s c h r e i b t das abrupte Zerbrechen ( v g l . Gen
67 Z i m m e r l i , 5 4 5 . 68 K o c h , P r o f e t e n 1 1 , 3 6 ; v g l . 106; S a u e r , A r t . "|TI , 4 5 8 . 69 Z u r Ü b e r s e t z u n g vgl. F o h r e r , 133.
154
Die
Gerichtsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf"
32,26) der Beziehung zwischen Jahwe und Jerusalem ( v g l . J e r 6 , 8 ) ^ , sen S c h i c k s a l damit im Grunde schon b e s i e g e l t
des-
ist.
Während 2 3 , 1 3 und 18b d i e f o l g e n d e G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
vorbereiten,
b e r i c h t e t 1 6 , 2 7 , hervorgehoben durch das e i n l e i t e n d e n i m , von einem d i r e k t e n E i n g r e i f e n Jahwes i n d i e G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s während der " E p o che" s e i n e r V e r s c h u l d u n g . Dabei d ü r f t e an den E i n g r i f f S a n h e r i b s i n Juda 71 72 unter H i s k i a im Jahre 7 0 1 gedacht s e i n , durch den i n der Tat der H e r r s c h a f t s b e r e i c h J e r u s a l e m s zugunsten " p h i l i s t ä i s c h e r " 73 schneidend " b e s c h n i t t e n " wurde ( y - u : v g l . 5 , 1 1 ! ) Mit
der
23,13.18b
Vorbereitung erhält
die
von
der
23,11-21
Die
"Liebschaften"
loniern 18b
einander; wie zu
die 22ff
sie
"Epoche"
der
und
den
addieren die
"Akkumulation"
genen
Geschichte
Bezugnahme
auf
der
23,1-30
schon
Erstreckung
der
durch
die
Zeitangabe
die
Abfolge
Verhaltens
tiv
die
Ähnliche frühte(r)
4,4ffzu "390
und A k k u m u l a t i o n der
die
es
Funktion
Stadt
Einbruch
mit
des
in
über
und auf-
so, 18b
bis
Andeutung seiner
auf,
vergan-
die
für
die
p r o p h e t i s c h e n Ge74 e r k e n n e n war : Die z e i t Jerusalems
Jahre", -
Handeln
auch
13
einfach
13
Baby-
der
in
16,27
-
in
4,4ff
23,llff
Stadien
des
der
erzeugt haben,
Strafschilderung"
und
durch
schuldhaf-
unterstreicht
Wirksamwerdens
seinem
durch
dieser
Funktion
mehrerer
angezeigt
könnte von
die
Verschuldung
Unabwendbarkeit
Tatsphären,
in
Mit
den
vergrößern
von
Jerusalems
im Rahmen
liche
die
und
Gefälle:
(12),
nicht
Jahwes
Oholibas. Schuld
richtsankündigung
ten
(19-21), folgen
durch
Jerusalems,
inneres
Assyrern
zueinander
Reaktion
Geschichte
formale
den
werden,
sich
der
nimmt
mit
ein-
23,22ff
Verschuldung
gewisses
Ägyptern
Schuld
einer
der
ein
Stadt
abgesetzt
Verschärfung zeigt,
Gerichtsankündigung
berichtet,
(14-18a)
voneinander
der
Städte
argumenta-
unheilvollen hat.
das
als
"ver-
"geschichtlich
70 yjf> h i . / h o . b e z e i c h n e t im Num 2 5 , 4 ; 2 Sam 2 1 , 6 . 9 . 1 3 e i n e F o r m der Strafe mit T o d e s f o l g e . 71 V g l . 2 K ö n 18f u n d d e n B e r i c h t in den A n n a l e n S a n h e r i b s (TGI, 6 7 f f ) . 72 So E i s s f e l d t , E z e c h i e l . 73 V g l . T G I , 69: " S e i n e (sc. H i s k i a s ) S t ä d t e , die i c h (sc. S a n h e r i b ) g e p l ü n d e r t h a t t e , t r e n n t e ich von s e i n e m L a n d e ab und g a b sie M i t i n t i , dem K ö n i g von A s d o d , P a d T , dem König von E k r o n u n d S i l b e l , dem K ö n i g von G a z a , und v e r k l e i n e r t e so s e i n L a n d " . 74 V g l . o . I I . 5 . 3 .
Gemeinsamkeiten
u. U n t e r s c h i e d e
d.Geschichtsdarstellung
155
75 exemplifizierende(r) Möglicherweise
Zusatz"
kaum z u r e i c h e n d e r f a ß t
ist d i e s e r H i n w e i s auf ein s t r a f e n d e s
fen J a h w e s i n n e r h a l b der Zeit der V e7 r6s c h u l d u n g "im S i n n e von Am 4 , 6 f f . Jes 9 . 7 f f . " "Jahwes G e r i c h t s t a t e n Fehlreaktionen
Jerusalems
zu i n t e r p r e t i e r e n ,
als R e i z u n g e n zur U m k e h r " ^
w e r d e n , d e n e n auf S e i t e n I s r a e l s
ist. Eingreiwo
aufgezählt
"eine Kette vergangener 78 e n t s p r i c h t . Seine
... als S c h u l d a n s a m m l u n g "
F u n k t i o n w ü r d e dann der von 2 3 , 1 3 . 1 8 b w e i t g e h e n d D a r ü b e r h i n a u s w ä r e aber zu e r w ä g e n ,
d u r c h die Form der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g h a n g s des G e r i c h t s v e r f a h r e n s
entsprechen.
ob 16,27 im R a h m e n angezeigten
als A p o l o g i e des K l ä g e r s
i n t e n d i e r t sein k ö n n t e : N i c h t nur hat er s e l b s t keinen A n l a ß zu d e s s e n F e h l v e r h a l t e n Jes 5,4; Jer 2 , 4 f f ; Mi 6,2ff);
gegeben
des
ZusammenJahwe
Jerusalem
(16,9ff;
er hat auch auf d i e s e s
vgl. Fehl-
v e r h a l t e n z u n ä c h s t m a ß v o l l r79 e a g i e r t und so den nun f ä l l i g e n P r o z e ß zu v e r m e i d e n g e s u c h t . Auch in d i e s e m V e r s t ä n d n i s würde
16,27 der in 1 6 , 1 5 f f d a r g e s t e l l t e n V e r s c h u l d u n g 80 lems ein M o m e n t der S t e i g e r u n g verleihen. In a n d e r e r W e i s e w i r d die G r u n d s t r u k t u r des
w u r f s in 2 3 , 5 - 1 0 d u r c h b r o c h e n :
Die D a r s t e l l u n g
Geschichtsentvon
Schuld
und U n t e r g a n g O h o l a s / S a m a r i a s
s p i e g e l t im K l e i n e n
die z w e i t e i l i g e G r u n d s t r u k t u r
der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
75 76 77 78
Jerusa-
bereits (vgl.
Zimmerli, 358. Z i m m e r l i , e b d . (mit F r a g e z e i c h e n ) . W o l f f , Arnos, 2 5 7 . A . a . O . , 2 6 0 . V g l . a u c h V o l l m e r , R ü c k b l i c k e , 16: "Die V e r s t o c k t h e i t I s r a e l s h a t e i n e n s o l c h e n G r a d e r r e i c h t , daß w e i t e r e B e m ü h u n g e n J a h w e s a u s s i c h t s l o s e r s c h e i n e n ... - das e n d g ü l t i g e V e r n i c h t u n g s g e r i c h t ist d a m i t u n a u s w e i c h l i c h " . Ebd. m e i n t V o l l m e r f r e i l i c h a u c h : "DaB er (sc. Arnos) so v i e l W e r t auf die B e g r ü n d u n g (sc. des b e v o r s t e h e n d e n E n d e s d u r c h d a s v e r g a n g e n e V e r h a l t e n I s r a e l s ) l e g t , ist nur v e r s t ä n d l i c h , w e n n er in l e t z t e r S t u n d e d o c h n o c h e i n e n m ö g l i c h e n A u s w e g s i e h t : w i r k l i c h e U m k e h r bis zu J a h w e " . D i e s w ä r e m . E . zu p r ü f e n (vgl. u. V . 3 . 2 . 4 . 8 . ) . 79 Zum v o r r a n g i g e n I n t e r e s s e an e i n e r " P r o z e ß v e r m e i d u n g " im A0 s. B a l t zer, B i o g r a p h i e , 1 3 3 . 1 5 6 (mit V e r w e i s auf S e i d l , E i n f ü h r u n g , 3 5 f f ) ; vgl. a u c h B o e c k e r , R e c h t , 18: "In j e d e m S t a d i u m d e s P r o z e s s e s w a r der V e r g l e i c h der P a r t e i e n m ö g l i c h , und von d i e s e r M ö g l i c h k e i t h a t m a n n a c h A u s w e i s der a l t b a b y l o n i s c h e n U r k u n d e n h ä u f i g G e b r a u c h g e m a c h t , m a n c h m a l s o g a r vor der f ö r m l i c h e n P r o z e ß e r ö f f n u n g " . 80 Es w i r d z u s ä t z l i c h u n t e r s t r i c h e n d u r c h die A u s d r ü c k e H21 hi. (16,25. 29 - hier im K o n t r a s t zu 7! - ; 2 3 , 1 9 ) u n d 1 0 ' hi. ( 2 3 , 1 4 ) ; vgl. a u c h i 6 , 2 i b (... o y n n ) . 29b (yntl N"7).
156
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
die Ü b e r l e i t u n g m i t 13"7
als
"Geschichtsentwurf"
in 9!) w i d e r , die nun aber g a n z
die V e r g a n g e n h e i t t r a n s p o n i e r t ist. D i e s e r H i n w e i s auf vergangene,
a b g e s c h l o s s e n e G e s c h i c h t e S a m a r i a s als
ster" J e r u s a l e m s schichtige
"Schwe-
n i m m t im K o n t e x t von 2 3 , 1 - 3 0 eine
viel-
F u n k t i o n w a h r . Neu g e g e n ü b e r den b i s h e r
ten E l e m e n t e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g , angelegte Strukturgeschichte
betrachte-
die die in
durchbrechen,
5,5-17
ist, daß er
der v e r g a n g e n e n und z u k ü n f t i g e n G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s gen, a l l e r d i n g s
bereits abgeschlossenen
P r o z e ß als
d e n z f a l l " e i n f ü h r t , der die G e r i c h t s p r o g n o s e argumentativ
stützt.
Eine v e r g l e i c h b a r e
els und J u d a s in je ihrem V e r h ä l t n i s F a z i t dtr. D e n k a r b e i t " r e i c h s als v e r d i e n t e wes F o r d e r u n g e n
"Präze-
gegen
Jerusalem
zu J a h w e mit dem als
vor. "Hier w i r d der Fall des
Folge seines Ungehorsams
interpretiert,
anschließend
d a s s e l b e V e r d i k t über Juda a u s g e s p r o c h e n , be S c h i c k s a l für Juda p r ä j u d i z i e r t
einen analo-
"Konfrontation
nis a n a l o g e r V e r s c h u l d u n g " l i e g t in 2 Kön 1 7 , 7 - 2 3
IsraErgeb"ein
Nord-
gegenüber
aber
Jah-
(13.19)
so daß auch
erscheint"
in die
dassel-
81
H i n z u k o m m t , wie Ez 23,11 u n t e r s t r e i c h t , in E n t s p r e c h u n g 82 zu Jer 3 , 6 - 1 3 - einem A b s c h n i t t , d e s s e n " r e d a k t i o n s g e 83 s c h i c h t l i c h e E i n o r d n u n g . . . sehr s c h w i e r i g " ist - ein M o m e n t der S t e i g e r u n g
im s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n
Jerusalems
81 T h i e l , R e d a k t i o n (I), 90. 82 "Die B e r ü h r u n g m i t dem ¡17111' iimilN ¡VT1A3 ¡ l m m von J e r 3,7 r e i c h t bis in d e n W o r t l a u t von (Ez 2 3 , ) 1 1 h i n e i n " ( Z i m m e r l i , 5 4 5 ) . G e g e n die g e l e g e n t l i c h v e r t r e t e n e A n n a h m e e i n e r A b h ä n g i g k e i t des A b s c h n i t t s J e r 3 , 6 - 1 3 v o n Ez 23 (und 16) vgl. T h i e l , R e d a k t i o n (I), 90 (mit A n m . 4 0 ) . 83 W i n t e r , F r a u , 606 A n m . 692; T h i e l R e d a k t i o n (I), 83ff s c h r e i b t Jer 3 , 6 - 1 3 in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t (als A u s g e s t a l t u n g des v o r g e g e b e n e n S p r u c h s 1 2 a ß - 1 3 t a ) der d t r . R e d a k t i o n des J e r e m i a b u c h s zu. M i t K o c h , P r o f e t e n II, 37 w ä r e zu e r w ä g e n , ob der U m k e h r r u f an ( N o r d - ) I s r a e l in Jer 3 , 1 2 "im Z u s a m m e n h a n g m i t ... m i l i t ä r i s c h e n O p e r a t i o n e n J o s c h i j a s von J u d a " s t e h t , "der a n g e s i c h t s des n i e d e r g e h e n d e n A s s y r e r r e i c h e s s i c h a n s c h i c k t , e h e m a l s n o r d i s r a e l i t i s c h e G e b i e t e zu e r o b e r n u n d m i t J u d a w i e d e r zu v e r e i n i g e n " . Die von K o c h , e b d . g l e i c h w o h l v e r m u t e t e k r i t i s c h e H a l t u n g J e r e m i a s g e g e n ü b e r der J e r u s a l e m e r H o f i d e o l o g i e k ö n n t e a b e r g e r a d e in der V o r s c h a l t u n g von Jer 3 , 6 f f zum A u s d r u c k k o m m e n : M i t d e r " R ü c k k e h r " d e s N o r d r e i c h s i s t keineswegs ein u r s p r ü n g l i c h e r H e i l s z u s t a n d w i e d e r h e r g e s t e l l t ; vielm e h r s t e h t e i n dem S c h i c k s a l des N o r d r e i c h s e n t s p r e c h e n d e s G e r i c h t über das Südreich noch aus!
Gemeinsamkeiten
u. U n t e r s c h i e d e
d.Geschichtsdarstellung
157
g e g e n ü b e r dem S a m a r i a s . S c h o n Jer 3 , 6 f f " ( b e u r t e i l t ) S c h u l d J u d a s als s c h w e r w i e g e n d e r
die 84 (...) als die I s r a e l s " :
"Weil Juda sich das S c h i c k s a l der t r e u l o s e n S c h w e s t e r el
nicht zur W a r n u n g
nahm, w ep icl es l e i c h t f e r t i g
t e , t r i f f t es g r ö ß e r e S c h u l d "
Isra-
weiterhur-
. Dementsprechend
hat auch
in
E z 2 3 , l - 3 0 die G e s c h i c h t e S a m a r i a s die F u n k t i o n e i n e s
warnen-
den E x e m p e l s für J e r u s a l e m :
können,
"was zu t u n oder zu l a s s e n Zusammenfassend
Es 8 hätte an ihr " l e r n e n " 6 sei"
kann f e s t g e h a l t e n w e r d e n : Die B r ü c h e
der aus 5,5-17 ü b e r n o m m e n e n S t r u k t u r der l u n g , wie sie in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 nen d u r c h w e g
der a r g u m e n t a t i v e n
vom v e r g a n g e n e n
in
Geschichtsdarstel-
zu e r k e n n e n s i n d ,
Stützung
der
die-
Extrapolation
und g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n J e r u s a l e m s
die P r o g n o s e e i n e s u n m i t t e l b a r G e r i c h t s . Sie u n t e r s t r e i c h e n
bevorstehenden
die " A k k u m u l a t i o n "
in der v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s
auf
göttlichen von
Schuld
(23,13.18b;
16,27).
Die S t a d t hat das w a r n e n d e E x e m p e l des S c h i c k s a l s
Samarias
(23,5-10)
(16,27)
und ihres e i g e n e n E r g e h e n s im J a h r e 701
n i c h t als C h a n c e einer V e r h a l t e n s ä n d e r u n g s t e h t auch ihr, dem " P r ä z e d e n z f a l l " sprechend,
der U n t e r g a n g
3 . 2 . 2 . Die A m b i v a l e n z
wahrgenommen.
Samaria
(23,5-10)
bevor.
der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "
Jerusalems
Wie in 5,5-17 ist auch in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 dem chen S c h u l d a u f w e i s eine " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " (und S a m a r i a s )
vorgeschaltet. Gegenüber
eigentli-
Jerusalems
5,5aß.b ist
diese
aber in 2 3 , 2 b - 4 und v.a. in 1 6 , 3 a ß - 1 4 n i c h t nur b r e i t e r g e f ü h r t ; sie z e i g t hier auch eine s p e z i f i s c h e die sich ä u ß e r l i c h d a r i n a u s d r ü c k t , daß dem deln J a h w e s an J e r u s a l e m "Vorgeschichte"
der S t a d t
wird.
84 T h i e l , R e d a k t i o n (I), 85 H i n t e r , F r a u , 606. 86 S . o . 1 . 3 . 1 .
90.
So
ent-
aus-
Ambivalenz,
"Ursprungs"-Han-
(16,6-14; 23,4) eine
eigenständige
(16,3aß-5; 2 3 , 2 b - 3 )
vorangestellt
158
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
In 23,2b-3 ist diese "Vorgeschichte" äußerst knapp gehalten: Ohola und Oholiba sind "Töchter einer Mutter" (2b). Dahinter mag auch "das Bekennt87 nis zur Einheit Israels" stehen; v.a. aber werden Jerusalem und Sama88 ria "beide auf die gleiche Stufe" gestellt - und damit der in der "Zion-Theologie" behaupteten Überlegenheit Jerusalems über Samaria (vgl. 89 Ps 78,67f
) widersprochen. In 3 folgt eine Notiz über die Hurerei Oho-
las und Oholibas in Ägypten vor ihrem Eheschluß mit Jahwe (4), die von Hos 1,2 angeregt sein könnte. Demgegenüber ist die "Vorgeschichte" Jerusalems in 16,3aß-5 breiter ausgeführt. Auch hier steht zu Beginn ein Hinweis auf Herkunft und Abstammung ( m i M , 117*7in) der Stadt: "Nach deiner Herkunft und deiner Abstammung stammst du aus dem Land der Kanaaniter. Dein Vater war der Amoriter, deine Mutter eine Hethiterin" (3aß.b) 90 . Dabei geht es wohl 91 weniger um "eine blutmäßige ... Zuordnung Jerusalems" ; vielmehr "greift" der Text "auf die Anfänge Jerusalems zurück, um sein eigentli92 ches Wesen zu enthüllen" , wie es in seinem vergangenen und gegenwärtigen Verhalten erfahrbar ist. Grundsätzlich sind Genealogien in AO und AT "not intended to be historical records", sondern deuten gegenwärtige 93 Verhaltnisse "for domestic, politico-jural, and religious purposes" Die Ausdrücke ("Kanaaniter",) "Hethiter" und "Amoriter", mit denen Jerusalems "Verwandtschaft" hier beschrieben 94 wird, finden sich im AT vorwiegend im Rahmen umfangreicherer Listen . In ihnen spiegelt sich weniger "historische" Erinnerung als politischer Sprachgebrauch der assyrischbabylonischen Zeit: "By the time of Sargon (ca. 720 B.C.) 'Hittite' and 'Amorite' are virtually synonymous archaic 95 terms which stand for the indigenous inhabitants of Syria-Palestine" ; "these nations rhetorical-
87 Z i m m e r l i , 5 4 0 . 88 F o h r e r , 132. 89 Ps 78 w i l l v i e l l e i c h t "in d e n K ä m p f e n um die N e u g r ü n d u n g d e s n o r d i s r a e l i t i s c h e n H e i l i g t u m s der Samaritaner noch einmal auf die Schuld d e s a b t r ü n n i g e n V o l k e s u n d a u f die V e r w e r f u n g d e s ' Z e l t e s (!) J o s e p h s ' a u f m e r k s a m m a c h e n (67)'', g r e i f t aber d a z u a u f die (alte) " Ü b e r l i e f e r u n g des Z i o n " z u r ü c k ( K r a u s , P s a l m e n , 7 1 2 ) . 90 Zum T e x t s. Z i m m e r l i , 3 3 4 . 91 E b d . 92 F o h r e r , 84. 93 W i l s o n , G e n e a l o g y , 1 9 9 . 94 V g l . Gen 1 5 , 2 0 f ; Ex 3 , 8 . 1 7 ; 1 3 , 5 ; 2 3 , 2 3 ; 3 3 , 2 ; 3 4 , 1 1 ; N u n 1 3 , 2 9 ; Dtn 7,1; 2 0 , 1 7 ; J o s 3 , 1 0 ; 9 , 1 ; 1 1 , 3 ; 1 2 , 8 ; 2 4 , 1 1 ; 1 K o n 9 , 2 0 ; 2 C h r 8,7; Esr 9,1; Neh 9,8. 95 V a n S e t e r s , T e r m s , 66.
Gemeinsamkeiten
u.
Unterschiede
ly represent" "primordial e v i l "
d. G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
159
96
. I h r " b a r b a r i s c h e s " Wesen z e i g t s i c h i n 97 ) des K i n d e s J e r u s a 98 lern, wie s i e 1 6 , 4 - 5 - v i e l l e i c h t angeregt durch Hos 2 , 5 - berichtet. 99 Das " t y p i s c h e ( . ) ' W a n d e r m o t i v " ' der Aussetzung und wunderbaren Bewahden Umständen der Geburt und Aussetzung ("i^u h i .
rung ( 1 6 , 6 - 7 ) e i n e s K i n d e s "empfahl s i c h " - wie etwa s e i n e Verwendung i n der a k k a d i s c h e n Sargon-Legende z e i g t ^ ^ - " a l s E r s a t z f ü r Stammbaum und 101 legitime Abkunft"
. Ez 1 6 , 3 f f v e r l e i h t ihm aber mit der " d u n k l e n E r b b e -
l a s t u n g " ^ ^ J e r u s a l e m s e i n e besondere Auf
die
"Vorgeschichte"
der
"Eheschluß"
die
Beschreibung
durch
Jahwe
Die
noch
14 u n d
der
23,2b-4
der
Texte
Jahwe
der
(16,8;
Ausstattung
weiter
im V e r g l e i c h
Darstellung tion
mit
Spitze''^.
Jerusalems
zu in
komplexere
mehrfacher
funktional.
So
Beziehung
salem,
nur
ihr
nicht
folgt
16,9-14
als
durch
Ehefrau
vielschichtigere
Jerusalems für
unterstreicht
der
sie
und
Hinsicht
Selbstverständlichkeit indem
in
wird.
"Ursprungsgeschichte" ist
der
Jerusalems
ausgeführt
5,5
(und S a m a r i a s )
23,4),
in
die
sie
zwischen
die
Jahwe
geschichtliches
16,3aß-
ArgumentaNichtund
Jeru-
Zustandekom-
104 men b e t o n t
, sondern
auch
in
der
Erzählung
vor
sie
zurück-
geht . 96 97 98 99
100 101 102 103
104
A . a . O . , 81. Vgl. Cogan, Exposure. So Z i m m e r l i , 346. R T A T , 123; vgl. die bei J e n s e n , A r t . A u s s e t z u n g s g e s c h i c h t e n g e n a n n t e n T e x t e ; zum s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d v g l . E b e l i n g , A r t . Aussetzung. S. z . B . R T A T , 1 2 3 f . A . a . O . , 123 A n m . 151; zur K r i t i k der I n t e r p r e t a t i o n G u n k e l s (Märc h e n , 1 1 2 f f ) s. G r e e n b e r g , 3 0 0 f . Zimmerli, 346. S a r g o n s V s t e r ist u n b e k a n n t ( " m e i n e n V a t e r k e n n e i c h n i c h t " ) ; s e i n e M u t t e r j e d o c h i s t e i n e " e n i t u m " , d.h. ~ w e n n " e n i t u m " als " e n t u P r i e s t e r i n " zu d e u t e n ist - sie b e k l e i d e t " e i n e n h o h e n Rang (etwa 1 H o h e p r i e s t e r i n ' ) , den o f t P r i n z e s s i n n e n e i n n a h m e n " . S e i n e A b k u n f t ist d a m i t zwar i l l e g i t i m , denn "die e n i t u m d u r f t e z w a r h e i r a t e n , d o c h w a r ihr K i n d e r l o s i g k e i t a u f e r l e g t " , aber d o c h h o c h r a n g i g (RTAT, 123 m i t A n m . 152; a n d e r s E . A . S p e i s e r , A N E T , 119, der " e n i t u m " m i t "changeling"/Wechselbalg" übersetzt). V g l . o . I I . 4 . 3 . / 5 . 3 . K a u m z u f ä l l i g w i r d der E h e s c h l u ß J a h w e s m i t J e r u s a l e m in 1 6 , 8 als 7P*12 b e z e i c h n e t - w a s vom B i l d z u s a m m e n h a n g her j e d e n f a l l s n i c h t n o t w e n d i g ist, d e n n " n o w h e r e is m a r r i a g e e x p r e s s l y c a l l e d a c o v e n a n t or t h e h u s b a n d c h a r g e d w i t h an o a t h " ( G r e e n b e r g , 278; vgl. a l l e r d i n g s Z i m m e r l i , 351; de V a u x , L e b e n s o r d n u n g e n I, 66, m i t H i n w e i s a u f M a l 2 , 1 4 ; Spr 2 , 1 7 ) .
160
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
105 A n d e r s als in 5,5ff "Ursprungs-"
b e s t e h t in Kap. 16 und 23
und " S c h u l d g e s c h i c h t e "
zwischen
Jerusalems nicht
V e r h ä l t n i s e i n e s rein d i s k o n t i n u i e r l i c h e n ,
das
kontingenten
Über-
g a n g s . V i e l m e h r a k t u a l i s i e r t nach 2 3 , 2 1 J e r u s a l e m
(ebenso
wie nach 23,8 S a m a r i a )
seine
sprüngliche
"Hurerei"
in s e i n e r S c h u l d g e s c h i c h t e in Ä g y p t e n
d u r c h die g e n e a l o g i s c h e
(23,3). E n t s p r e c h e n d
Einordnung
Jerusalems
ur-
ist
in 16,3
"(d)er
F a l l ins k a n a a n ä i s c h e W e s e n , den H o s e a und J e r e m i a als
etwas
im Lauf der G e s c h i c h t e
be-
richten,
unerklärlicherweise
Geschehenes
... s c h o n in die V o r v e r g a n g e n h e i t "
Jerusalems
"her-
106 eingeholt" lems
- b r i n g e n doch die V ö l k e r , die hier als
Versuchung (vgl.
zum F r e m d g o t t e r k u l t
31b-34) J e r u s a l e m
(10-14)
verschleudert,
. Und w e n n nach
derherstellt, alisierung
"Strip-Tease"
vgl.
(7: " n a c k t und bloß")
wie-
s e i n e r dem " E h e s c h l u ß " mit J a h w e Indem so auch die
"Ursprungsgeschichte"
durch einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang
mit
v e r k n ü p f t w i r d , e r h ä l t die
ge der G e s c h i c h t s " e p o c h e n "
in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
5,5-17 e i n e g r ö ß e r e i n n e r e G e s c h l o s s e n h e i t D i e s hat aber für den k o n z e p t i o n e l l e n zur
Mit der V o r s c h a l t u n g
und von
einer
"Vorgeschichte"
g e s c h i c h t e " der S t a d t i n s g e s a m t a m b i v a l e n t .
Geschichts-
Ursache-Wirvor den die
er e n t h ä l t zwei M ö g l i c h k e i t e n :
Ehe-
"Ursprungs-
Ihr U r s p r u n g
n i c h t m e h r wie in 5 , 5 f f eo ipso n o r m a t i v für ihr seinem geschichtlichen
gegenüber
Folge^1^.
s c h l u ß J e r u s a l e m s mit J a h w e w i r d s c h l i e ß l i c h
Handeln;
Abfol-
Konsequenz.
R a h m e n der
eine s t ä r k e r e D i f f e r e n z i e r u n g
kungs-Zusammenhängen
Aktu-
vorausliegenden
seiner weiteren Geschichte
darstellung
Gaben
(36;
z e i g t sich auch hier die T e n d e n z zu e i n e r
"Vorgeschichte". Jerusalems
16,16-21
die ihm von J a h w e v e r l i e h e n e n
ja mit s e i n e m
25) den Z u s t a n d s e i n e r J u g e n d z e i t
H a n d e l n a n k n ü p f e n an s e i n e n
s.o. Ii.3.2. Z i m m e r n , 346. Vgl. etwa Ex 23,23; 34,11; Otn 7,1; 20,17; Jos 24,15. S.u. 4.2.1.
ist
weiteres
Jerusalem
kann
in
"Ehe-
s c h l u ß " m i t J a h w e o d e r an seine d i e s e m v o r a u s l i e g e n d e 105 106 107 108
Jerusa-
" E l t e r n " p r ä s e n t i e r t w e r d e107 n , I s r a e l i m m e r w i e d e r in die
"Vor-
Gemeinsamkeiten geschichte". zeigt
u. U n t e r s c h i e d e
Diese Ambivalenz
sich deutlich
seiner
d.Geschichtsdarstellung
seiner
"Ursprungsgeschichte"
in d e r u n t e r s c h i e d l i c h e n
"Erinnerung"
an d i e s e
3.2.3. Die Ambivalenz
der
in K a p .
16 u n d
" E r i n n e r u n g " m e i n t in AT u n d AO k e i n e n abgelösten
Der hebräische
Bedeutung
schon einen über blosses Denken
tathaften
Bezug
ihrer Hurerei entspricht
Terminus
von a k t u e l l e n
zu den O b j e k t e n Oholiba,
in Ä g y p t e n
sachlich
(3),
13T i m p l i z i e r t
des
"gedacht" IWT
"in
seiner
hinausreichenden 109 Gedenkens"
der "Tage
21a: "Pliya
Hand-
Vorstel-
Denk- oder
lungsakt.
bezichtigt
Beurteilung 23.
"Erinnerung"
lungen und Verhaltensweisen
Ez 2 3 , 1 9
161
ihrer Jugend", (T3T)
d.h.
zu h a b e n .
Dem
'7¡73111 . D a s V e r b "TiiQ
v e r s t ä r k t hier die " E r i n n e r u n g " durch das Moment " e m p h a t i s c h e ( r ) A n t e i l n a h m e " im S i n n e v o n " v e r m i s s e n " , " s i c h s e h n e n 110 nach"
. Auch Ohola
Hurerei
in Ä g y p t e n
schichte" stellt,
"abgelassen"
ist hier gleichsam und S a m a r i a s
deutlich
entfernt
an i h r e
negativ
ihre
Gericht
der Ägypter
nicht mehr
0n7,7i< T i ' y
' K W H N"71 u n t e r s t r e i c h t
"gedenken"
"Vorge-
Sphäre
hat. Die
"Jugendzeit"
qualifiziert.
nach 23,27 das angekündigte
ursprunglichen
(2Ty);
als räumliche
aus der sie sich nicht
Jerusalems 23,1-30
hat nach 23,8 von ihrer
nicht
vorge"Erinnerung"
ist also
in
Dementsprechend
dazu führen,
(T3T) w i r d .
daß
Das
hier wieder
wird
Oholiba
parallele
die
aktuelle
B e d e u t u n g d e r " E r i n n e r u n g " , z i e l t d o c h d a s " E r h e b e n d e r 111 Aug e n " w a h r s c h e i n l i c h ü b e r die M e t a p h e r d e r " L i e b e s k u n s t " 112 hinaus auf konkrete politische V e r h ä l t n i s s e Umgekehrt nicht
sieht nun
"der T a g e
hier: der Zeit, pelnd dalag
109 110 111 112
16,22.43
seiner Jugend
die S c h u l d J e r u s a l e m s gedacht"
a l s es n a c k t u n d b l o ß ,
(22; v g l .
(73T)
in s e i n e m
6f). Seine E r i n n e r u n g
darin,
zu h a b e n , Blut
an s e i n e n
d.h. zapUr-
S c h o t t r o f f , A r t . 1 3 7 , 510; vgl. E i s i n g , A r t . " O T . 573. S c h o t t r o f f , A r t . *Tj73 , 4 7 1 . S t o l z , A r t . N Ü J , 112. Im U g a r i t i s c h e n i s t " d ä g i l p S n i s u " / " o n e w h o l o o k s u p o n his f a c e " g l e i c h b e d e u t e n d m i t "his v a s s a l " ( B u c c e l l a t i , C i t i e s , 4 9 ) .
162
Die
sprung
Gerichtsprophezeiung
hätte
ihm
Lebenszusage
als
"Geschichtsentwurf"
hier
seine
Angewiesenheit
und
seine
Gaben
von
16,1-43
(6b)
(10-14)
auf
Jahwe,
bewußt
dessen
machen
kön-
nen . In
der
Zusammenschau
eine
differenzierte
auch
in
lenz
der
anderen
Texten
"Erinnerung"
gangenen
Geschichte
von Anfang "das
Beurteilung
an
des
EB
Jerusalems, der
23,1-30
zeigt
sich
so
" E r i n n e r u n g " , wie s i e 113 erkennbar wird . Die Ambiva-
entspricht
nebeneinander
Geschichtsbild
und
her
der
dabei in
der
einer
Sicht
" H 1e 1i 4l
und
(laufen)"
kritischen
Profetie
der
. Wird mit
ver-
Unheil so
der
im
(...) EB
doppelt-
g e b r o c h e n e n L i n i e . . . : a n f ä n g l i c h e H e i l s g e s c h i c h t e , dann Verfallsgeschichte, zuletzt eschatologisch bessere Heilsge115 schichte"
aufgenommen
ker R e d u k t i o n der völligem Verzicht schichte"!)
und
in
einzigartiger
(16,1-43;
23,1-30),
schichte"
Elemente
werden,
ist
geschichte" ohne
jede
seine
indem des
schon
"Unheils"
kritische
Jerusalems
Analogie
(5,5-17
-
allerdings
schon
"anfängliche(n) Heilsgeschichte" auf eine " e s c h a t o l o g i s c h bessere
in
(und der
Weise in
die
und
Israels,
star-
radikalisiert "anfängliche
"Verfalls"
Beurteilung
mit
und u n t e r Heilsgell 6
auch
der
s.Kap.20!)
gerichtsprophetischen
Heilsge-
eingebracht "Ursprungsdoch
nicht
Traditions-
strömung . Während im Hoseabuch d i e Z e i t der "Jugend" I s r a e l s , d i e h i e r l i c h a l s Z e i t des Auszugs aus Ägypten bezeichnet w i r d , p o s i t i v bewertet i s t
ausdrück-
augenscheinlich
(Hos 2 , 1 7 ) , f i n d e n s i c h im Jeremiabuch sowohl p o s i -
t i v e ( v g l . J e r 2 , 2 : W ü s t e n z e i t ; 3 , 4 ) a l s auch n e g a t i v e ( v g l . 3 , 2 4 f ; 3 1 , 1 9 ; 32,30) Aussagen über d i e " J u g e n d z e i t " I s r a e l s , J e r u s a l e m s oder Ephraims 117 . Die Ambivalenz i s t d e u t l i c h i n J e r 2 2 , 2 1 , " d a s an e i n Femi118 ninum, o f f e n b a r Jerusalem, g e r i c h t e t i s t " : " I c h (Jahwe) habe zu d i r gesprochen i n (= z u r Z e i t ? ) d e i n e r S i c h e r h e i t . Du h a s t g e s a g t : I c h w i l l
113 114 115 116 117
Die S t e l l e n s i n d g e n a n n t bei de V r i e s , R e m e m b r a n c e . K o c h , P r o f e t e n II, 109. E b d . ; v g l . a . a . O . , I, 1 5 2 f . V g l . e t w a Z i m m e r l i , 8 8 * f f ; K o c h , P r o f e t e n II, 1 0 9 . Die A m b i v a l e n z der A u s s a g e n in J e r 2-3 w i r d a u c h d u r c h und r e d a k t i o n s k r i t i s c h e n O p e r a t i o n e n T h i e l s ( R e d e k t i o n v g l . K a i s e r , E i n l e i t u n g , 256) n i c h t b e s e i t i g t . 118 T h i e l , a . a . O . , 2 4 2 .
die l i t e r a r (I), 8 0 f f ;
Gemeinsamkeiten
u. U n t e r s c h i e d e
d.Geschichtsdarstellung
163
nicht hören! Das ist dein Weg seit deiner Jugend ..." Den (positiven) Möglichkeiten der Zuwendung Jahwes steht hier von Anfang an die (negative) Reaktion Jerusalems (?) gegenüber. Die im EB aus dieser Ambivalenz der "Ursprungsgeschichte" entwickelte Ambivalenz der "Erinnerung" kehrt dann bei Deuteroj esaj a in abstrakterer Gestalt wieder (vgl. Jes 43,18 mit 46,9).
3.3.
Zusammenfassung
Wie Ez 5 , 5 - 1 7 e n t w i c k e l n
auch 16,1-43 und 2 3 , 1 - 3 0 in
stalt einer Gerichtsprophezeiung Geschichtsentwurf,
e i n e n i.W.
der die H e r s t e l l u n g
s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m , J e r u s a l e m s s p r u c h d a g e g e n und die B e s e i t i g u n g ein g ö t t l i c h e s G e r i c h t s h a n d e l n
Ge-
dreiteiligen
der B e z i e h u n g schuldhaften
zwi-
Wider-
dieses Widerspruchs
d a r s t e l l t bzw.
durch
ankündigt.
A n d e r s als in Kap. 5 w i r d aber hier die S t r u k t u r d i e s e s schichtsentwurfs mehrfach durchbrochen,
indem sie im
w i e d e r h o l t w i r d . D a m i t w i r d eine " A k k u m u l a t i o n " in der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s e r z ä h l b a r ,
von
und d i e s e
Schuld
kann
samt zum " P r ä z e d e n z f a l l " S a m a r i a in B e z i e h u n g g e s e t z t w o d u r c h j e w e i l s die E x t r a p o l a t i o n vom S c h u l d a u f w e i s Gerichtsprognose
argumentativ
bare Ü b e r l a g e r u n g
insgewerden,
auf
g e s t ü t z t w i r d . Die hier
der in 5 , 5 - 1 7 a n g e l e g t e n
erkenn-
z e i g t sich auch in der
v a l e n z der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "
Jerusalems
keit der B e z i e h u n g
Ambi-
Samarias)
von
16,1-43
Nicht-Selbstverständlich-
z w i s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m .
noch als in 5 , 5 - 1 7 ist hier die m y t h i s c h e und S t a d t s c h o n im A n s a t z a u f g e b r o c h e n : Gottesbeziehung
(und
an sie in der D a r s t e l l u n g
und 2 3 , 1 - 3 0 . Sie u n t e r s t r e i c h t die
die
Strukturgeschich-
te d u r c h eine E r e i g n i s g e s c h i c h t e und der " E r i n n e r u n g "
Ge-
Kleinen
Stärker
E i n h e i t von
Als "Ehe" ist
Gott die
J e r u s a l e m s n i c h t nur k o n t i n g e n t und in der
Zeit k o n s t i t u i e r t ;
sie s t e h t g e r a d e z u im W i d e r s t r e i t zu
genealogisch-vorgegebenen
"Verwandtschaftsbeziehungen"
Stadt. Aufgrund dieser Ambivalenzen
ist der " U r s p r u n g "
den der Jeru-
s a l e m s in Kap. 16 und 23 n i c h t mehr als s o l c h e r n o r m a t i v sein g e s c h i c h t l i c h e s
Handeln.
für
164
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
In 16,1-43 und 23,1-30 ist sonach eine Aufnahme und W e i t e r entwicklung stellung
von Strukturen und Elementen der
Geschichtsdar-
von 5,5-17 zu vermuten. Diese Vermutung ist nun in
der Frage nach dem k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen der stellung zu
Geschichtsdar-
überprüfen.
4. Der konzeptionelle
Rahmen der
4.1. Die Perspektive der
Geschichtsdarstellung
Geschichtsdarstellung
4.1.1. J e r u s a l e m als untreue Ehefrau
Jahwes
Ez 16,1-43 und 23,1-30 stellen die Beziehung zwischen
Jah119 (sowie Samaria) im Soziomorphem der Ehe 120 dar. Als "Allegorie" wäre diese Weise der Darstellung nur 121 unzureichend gekennzeichnet : "Die W i r k l i c h k e i t ist nicht
we und J e r u s a l e m
nur künstlerisch a b g e b i l d e t . Sie ist in ihrer u n h e i m l i c h e n 122 Kraft im Bild gegenwärtig" . Es empfiehlt sich, die "figu123 rale Sprache"
des Textes zunächst
m e n t e n und deren s t r u k t u r e l l e m sodann
(1) in ihren
Zusammenhang
(2) ihren t r a d i t i o n s - und
zu
Grundele-
beschreiben,
konzeptionsgeschichtlichen
H i n t e r g r u n d zu skizzieren, um schließlich
(3) ihre
argumenta-
tive Funktion in Ez 16 und 23 klären zu können. (1) In 16,1-43 und 23,1-30 spricht Jahwe als 124 betrogener Mann. Seine Frau(en) J e r u s a l e m durch "Hurerei"
(und Samaria)
(¡1JT und A b l e i t u n g e n :
hat
Ehe-
(haben)
16,15ff; 23,3ff)
mit
119 V g l . zum s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d de V a u x , L e b e n s o r d n u n g e n I, 5 2 f f ( L i t e r a t u r h i n w e i s e a . a . O . , 3 4 3 f f ) . 120 So z . B . de V a u x , a . a . O . , 55; F o h r e r , 83; E i s s f e l d t , E i n l e i t u n g , 5 1 1 . 121 V g l . die k r i t i s c h e n H i n w e i s e bei Zimnterli, 3 4 3 f ; W i n t e r , F r a u , 6 0 8 Anm.699. 122 Z i m m e r l i , 3 4 4 . Z i m m e r l i , 3 4 3 f u n d W i n t e r , F r a u , 608 A n m . 6 9 9 v e r w e i s e n a u f R o b i n s o n , C o n c e p t i o n (hier 52 d e r H i n w e i s a u f Ez 16 u n d 2 3 ) . 1 2 3 S. U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 5 7 f . 124 Die E h e b e z i e h u n g w i r d in 1 6 , 8 ; 2 3 , 4 m i t d e m T e r m i n u s 'j il' ¡1 b e s c h r i e b e n ; v g l . e t w a D t n 2 1 , 1 3 . Z u m A u s d r u c k Jl' T 2 in 1 6 , 8 s . o . A n m . 104.
Der k o n z e p t i o n e l l e anderen Männern (TNI
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
( G o t t h e i t e n bzw. V ö l k e r n )
die Ehe
ten Geschichte(n) Mutter
auf: So w e r d e n V a t e r
(16,3; 23,2) J e r u s a l e m s
gibt e h e l i c h e K i n d e r ,
schließlich "Völker"
auch " F e i n d e "
(16,31b-34).
näher-
frevelhaften Jerusalem
Neben
(16,37; vgl. 23,28?)
( D n y ) , wie 23,24 in D u r c h b r e c h u n g
16,40; 23,24)
Es 23,4.
Jerusalem
(und S a m a r i a s )
7
hangs f o r m u l i e r t ,
und
(16,41; 2 3 , 1 0 ) ,
(16,27), und s o l c h e , die wie
"Liebhabern" Jerusalems
einige
(16,20f.36;
e m p f i n d e n über den
" E h e b r u c h " und " H u r e r e i " t r e i b e n (männlichen)
erzähl-
genannt.
(und S a m a r i a ) . N e b e n
(und S a m a r i a ) t r e t e n a n d e r e F r a u e n auf hin s o l c h e , die " B e s c h ä m u n g
(16,3)
(und S a m a r i a s )
"Söhne und T ö c h t e r "
10.25) J a h w e s mit J e r u s a l e m
Wandel" Jerusalems
Damit
der in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
g e n a n n t . D a r ü b e r h i n a u s t r e t e n noch
A k t e u r e in " N e b e n r o l l e n "
bzw.
des
den sind weitere
Bildzusammen-
als M i t g l i e d e r der " G e r i c h t s g e m e i n d e "
("7 n ¡7 :
genannt.
Diese E l e m e n t e des B i l d z u s a m m e n h a n g s der D a r s t e l l u n g
geschichtlicher
n e r h a l b d e s s e n ein S p i e l r a u m Akzentsetzungen
besteht:
w e r d e n an P u n k t e n ,
stellen einen
Prozesse
zur V e r f ü g u n g ,
"Die B i l d e r können
... v e r s c h i e d e n e n
. D a m i t s t e h t eine f l e x i b l e
und
Zusammenhang
Zusammenhängen
" S p r a c h e " zur
zum
kommt
Zu-
Verfügung,
komplexe Geschehenszusammenhänge
z i e r t zu e r f a s s e n und
in-
aufgegriffen
j e w e i l s ein a n d e r e r A s p e k t des B i l d z u s a m m e n h a n g s 125 die es e r l a u b t ,
Rahmen
für w e i t e r e A u s g e s t a l t u n g e n
an d e n e n es im j e w e i l i g e n
t u n l i c h e r s c h e i n t . In
ge"
gebrochen
q.: 16,38; pi.: 16,32; vgl. auch 2 3 , 3 7 . 4 3 . 4 5 ) .
sind die " H a u p t d a r s t e l l e r "
165
differen-
darzustellen.
(2) Der t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e
Hintergrund
des
Bildzusam-
m e n h a n g s von Ez 16 und 23 l i e g t für den B e r e i c h der prophetischen Traditionsströmung z u t a g e . Hier
"kam es
"überraschend
g126 erichtsoffen"
..., s o w e i t wir s e h e n , e r s t m a l s
bei
H o s e a dazu, daß das s ü n d i g e I s r a e l in s e i n e m H a n d e l n in der G e s t a l t einer D ' J U T HöN (Hos 1,2; vgl. 2,4 ...) d a r g e s t e l l t w u r d e " 127 . Die " f i g u r a l e S p r a c h e " von Hos 1-3 ist v i e l l e i c h t
125 U t z s c h n e i d e r , H o s e a , 56; vgl. 54ff 126 Z i m m e r l i , 5 3 9 ; vgl. 3 4 3 f . 5 3 8 f . 127 A . a . O . , 344 ( H e r v o r h . T . K . ) .
(zu H o s
1-3).
166
Die
Gerichtsprophezeiung
ihrerseits
angeregt
rerei"
Bezeichnung
mit
zur
Abscheu 128
rung
durch
genannten
die
von
als
Verwendung
"Israel
Sexualriten"
. Das
daraus
entwickelte
"Erfahrungen
Hoseas
aus
Erfahrungen
aus
der
und z u g l e i c h
Bindung
Gottes
in
der
Ausdrucks
und im AT
auf
auf
Gomer Israels
aus
der
"Hustets
Elisa-Überliefe-
"Ehegleichnis"
E r f a h1r2u9n g e n
an I s r a e l "
des
fremden
Ehe m i t
dem S e x u a l k u l t
4,13f.)
"Geschichtsentwurf"
...
ist
geeignet,
(1,3;
Höhen
3.1ff.),
(2,13ff.;
geschichtlichen
den B e g r i f f
zu
bringen.
Zur D T 313T nöN wird I s r a e l i n den Augen Hoseas zunächst durch s e x u e l l e K u l t p r a k t i k e n ( v g l . Hos 4 , l l f f ) .
"Das z e n t r a l e znh i n Hos 1,2 i s t
...
durchaus n i c h t nur im übertragenen Sinn ( ) , sondern auch im w ö r t l i 130 chen S i n n zu v e r s t e h e n " . I n umfassenderem Sinne b e s c h r e i b t aber der Bildzusammenhang das G o t t e s v e r h ä l t n i s I s r a e l s im Ganzen; " d a s Land I s r a e l (wird) a l s Hure und Ehebrecherin g e s c h i l d e r t ( . . . ) , die i h r e n L i e b h a c 131 bern (m'hbjm), . . , den Baalen (b l j m ) , n a c h l ä u f t " . Worin s i e h t Hosea 132 h i e r konkret die " H u r e r e i " I s r a e l s ? I n einem " b a a l i s i e r t e n Jahwäkult" oder i n einem r e l i g i ö s e n P l u r a l i s m u s , i n dem " d i e seßhaften
Israeliten
Jahwe a l s i h r e n Baal" ansehen, aber "dennoch zu den k a n a a n i t i s c h e n Baalen 133 um gute E r n t e n " beten
? Die zweite I n t e r p r e t a t i o n s c h e i n t dem komple-
xen Textbefund im Hoseabuch eher gerecht werden zu können: Hos 2,18 134 s e t z t offenbar " e i n e n Synkretismus v o r a u s , der Jahwe als Baal v e r e h r t " , während der Vorwurf an I s r a e l , " h i n t e r anderen herzugehen"
(Hos 2 , 7 . 1 5 ;
1 1 , 2 ) , " s i c h anderen zuzuwenden" (Hos 3,1) u . ä . kaum anders denn a l s " A b f a l l von Jahwe" und Hinwendung zum " B a a l k u l t " 135 verstanden werden kann. Darüber h i n a u s ü b e r t r ä g t Hos 8 , 8 f das " B i l d der Hure vom k u l t i 136
sehen auf das a u ß e n p o l i t i s c h e V e r h a l t e n I s r a e l s "
128 J e r e m i a s , H o s e a , 28 A n m . 4; vgl. W i n t e r , F r a u , 5 7 7 f f . 129 J e r e m i a s , H o s e a , 4 0 f . G e g e n e i n e w e i t h i n v o r h e r r s c h e n d e I n t e r p r e t a t i o n s t e n d e n z s p r i c h t s i c h v . a . K o c h , P r o f e t e n I, 8 9 f f d a f ü r a u s , " ( d ) a s h o s e a n i s c h e E h e - u n d F a m i l i e n d r a m a 1 1 als E r f a h r u n g s b a s i s d e s T e x t e s e r n s t zu n e h m e n : " N i c h t s an d e r E r z ä h l u n g e r l a u b t , an der T a t s ä c h l i c h k e i t zu z w e i f e l n " ( a . a . O . , 9 0 ) . 130 W i n t e r , F r a u , 590; zu E i n z e l h e i t e n v g l . - n e b e n den K o m m e n t a r e n a . a . O . , 5 8 9 f f ; K o c h , P r o f e t e n I, 9 4 f f . 131 W i n t e r , a . a . O . , 5 9 2 . 132 K o c h , P r o f e t e n I, 97; z u s t i m m e n d a u f g e n o m m e n v o n W i n t e r , F r a u , 5 9 2 . 133 S m i t h , P a r t e i e n , 33; v g l . L a n g , J a h w e - a l l e i n - B e w e g u n g , 6 3 f f . 134 W o l f f , H o s e a , 60. 135 A . a . O . , 257 (zu Hos 1 1 , 2 ) . 136 A . a . O . , 1 8 4 ; v g l . K o c h , P r o f e t e n I, 99.
Der
konzeptionelle
Rahmen der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
167
Der Bildzusammenhang der Ehe zwischen Jahwe und Israel ist also im Hoseabuch geeignet, höchst unterschiedliche Tatbestände zusammenzufassen und auf den Begriff zu bringen. Gemeinsam ist ihnen in der Sicht Hoseas, daß sie dem AusschlleBlichkeitsanspruch Jahwes widersprechen. Der
im H o s e a b u c h
hang wird
erstmals
mit unterschiedlicher entwickelt. 3,4)
breiter
in der p r o p h e t i s c h e n
Akzentuierung
Nahum b e z e i c h n e t
ausgeführte
Bildzusammen-
Traditionsströmung
Ninive
- aufgenommen als
"Hure"
mehrfach und
-
weiter-
(ilJlT : Nah
137
, " v e r w e n d e t d a s W o r t a b e r g e r a d e n i c h t im S p r a c h g e •t q o brauch Hoseas" . " H u r e " ist h i e r P r ä d i k a t der H a u p t s t a d t der f r e m d e n G r o ß m a c h t A s s u r , d i e m i t i h r e r " p s y c h o l o g i s c h e n 139 Kriegsführung"
die p o l i t i s c h e
und damit das G o t t e s v e r h ä l t n i s Dagegen
kann J e s a j a
und kultische
Judas
Jerusalem
Integrität
gefährdet.
alsilJIT
bezeichnen
(Jes
1 , 2 1 ) , w ä h r e n d er im " W e i n b e r g l i e d " J e s 140 5,1-7 mit seinem "parabolisch-gleichnishaften Charakter" die B e z i e h u n g "Hauses
Israel"
(7) zu J a h w e
und G ä r t n e r u . d . h . 141
zwischen
als B e z i e h u n g Braut
zwischen
und B r ä u t i g a m
des
Weinberg
erfaßt
und
dann wieder
die
darstellt Stärkere
Anklänge
an d a s H o s e a b u c h
zeigt
D a r s t e l l u n g von " I s r a e l und Juda als h u r e r i s c h e ( n ) E h e b r e c h e r i n n e n (Jer 2; 3 und 1 3 ) " 142 b e i J e r e m i a . D e r V o r w u r f d e s "Hurens" wird deropfer, 32,35), jedem
hier verschärft
durch
den H i n w e i s a u f d a s 143 auf das Jer 2,23 wohl a n s p i e l t (vgl. 7 , 3 1 ;
und d i e g e n e r a l i s i e r e n d e
hohen
H ü g e l und u n t e r j e d e m
Umstandsbestimmung grünen Baum"
(Jer
Kin19,5;
"auf 2,20;
137 V g l . W i n t e r , F r a u , 6 0 0 f f . Zur K r i t i k der T h e s e J e r e m i a s ' ( K u l t p r o p h e t i e , 3 4 f f ) , m i t d e r " H u r e " s e i hier u r s p r ü n g l i c h J e r u s a l e m g e m e i n t g e w e s e n , s. a . a . O . , 6 0 1 f f . 138 W i n t e r , F r a u , 601; vgl. R u d o l p h , N a h u m , 177. 139 W i n t e r , a . a . O . , 603. 140 K a i s e r , J e s a j a 1 - 1 2 , 98. 141 K a i s e r , a . a . O . , 100 m e i n t im A n s c h l u ß an V e r m e y l e n , I s a i e 1 , 1 6 3 : " E n t g e g e n der a l l g e m e i n e n A n s i c h t der G e l e h r t e n h a n d e l t es s i c h b e i d e m W e i n b e r g l i e d in 5 , 1 - 7 n i c h t um e i n e j e s a j a n i s c h e P r o p h e t i e , s o n d e r n m i t V e r m e y l e n um e i n e im S c h a t t e n der d e u t e r o n o m i s t i s c h e n B e w e g u n g s t e h e n d e , r ü c k w ä r t s g e w a n d t e Geschich'ts'theologie , , . 142 W i n t e r , F r a u , 6 0 4 ( f f ) . 143 A . a . O . , 6 0 6 .
168
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
3,6.13;
17,2)
144
als
"Geschichtsentwurf"
. D a m i t sind ebenso A u s s a g e n und M o t i v e
von
Ez 16 und 23 v o r b e r e i t e t wie m i t der G e g e n ü b e r s t e l l u n g von 145 ( N o r d - ) I s r a e l und Juda in Jer 3 , 6 - 1 3 , wo diese - ä h n l i c h Samaria
und J e r u s a l e m
Hurerei
(6.8.9) und E h e b r u c h
in Ez 23 - als S c h w e s t e r n
w e r d e n und f e s t e B e i n a m e n e r h a l t e n min'
m(i)A2:
die
dargestellt
(*7kTBü : Ex 25,4; 26,1.31.36; 27,9.16.18; 28,5.6.8. 15.39; 35,6.23.25.35; 36,8.35.37; 38,9.16.18.23; 39,2.3.5.8.27.28.29 (daneben Ez 27,7; Gen 41, 42; Spr 31,22); Ojn : Ex 26,36; 27,16; 28,39; 35,35; 36,37; 38,18.23; 39,29 (Ptz. pu. : Ps 139,15; ilöin : Ez 16,13.18; 17,3; 26,16; 27,7.16.24; Ri 5,30; Ps 45,15). 259 Vgl. dazu demnächst H.Utzschneider. 260 Vgl. Utzschneider, Hosea, 129ff zum "Verfassungsentwurf im Hoseabuch".
Der
konzeptionelle
Rahmen
der
Geschichtsdarstellung
187
" h i e r o k r a t i s c h e n " ! ) , T e m p e l - o r i e n t i e r t e n M o d e l l J e r u s a l e m s würde er mit 261 dem " V e r f a s s u n g s e n t w u r f " des EB übereinstimmen Auch (und
wenn
Elemente
Samarias)
Folie
für
in
seine
diese
in
Geschichte
de T e n d e n z e n .
doch Mit
"Ursprungsgeschichte"
16,1-43
(ihre)
bleibt der
der
Ez
und
Stadt
seiner
ner M ö g l i c h k e i t
gesellschaftlicher
Sicht
die
der
Texte
eingesetzt
. Von A n f a n g konkurrierende
Realisierung
Katastrophe
Jerusalems
argumentativ
"Schu2 l d6 2 geschichte"
ambivalent der
23,1-30
der
an
zeigen
und
sich
konfligieren-
Monarchie
Organisation
Jerusalems
als werden,
ist
als in
eider
vorprogrammiert.
Eine Ez 16 und 23 v e r g l e i c h b a r e g e s c h i c h t l i c h e P e r s p e k t i v e , d i e i n d i e Z e i t v o r der E t a b l i e r u n g der Monarchie i n I s r a e l z u r ü c k g r e i f t , z e i g t im AT v . a . das d e u t e r o n o m i s t i s c h e G e s c h i c h t s w e r k . S e i n e S t e l l u n g zu Tempel und Königtum i s t n i c h t ganz e i n d e u t i g . Einem v e r b r e i t e t e n r e d a k t i o n s g e 263 schichtlichen Erklärungsmodell z u f o l g e würde e r s t s e i n e zweite Redakt i o n s s c h i c h t , " D t r P ( , ) der I n s t i t u t i o n des Königtums k r i t i s c h gegenu b e r " s t e h e n 264 , wahrend das u r s p r u n g l i c h e " D t r G e i n e am Jerusalemer H e i pec l i g t u m und Könighaus o r i e n t i e r t e T h e o l o g i e " v e r t r ä t e . Ez 16 und 23 würden dann d i e k ö n i g s k r i t i s c h e Tendenz von " D t r P " t e i l e n , wobei a l l e r d i n g s Kap. 16 anders a l s " D t r P " n i c h t an dem mit "DtrG/H"
vorgegebenen
G e s c h i c h t s a u f r i ß 266 f e s t h a l t e n würde - i n dem j a d i e E r r i c h t u n g des Tem267 p e l s Werk des j e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s e s i s t - , sondern d i e L e g i t i m a t i o n des H e i l i g t u m s aus der Z e i t vormonarchischer E x i s t e n z I s r a e l s t e n würde und d a r i n dem Entwurf der " P r i e s t e r s c h r i f t "
ablei-
nahestünde.
261 V g l . u . V . 3 . 2 . 2 . 262 S.o. 3 . 2 . 2 . 263 V g l . R o t h , A r t . D e u t e r o n o m i s t i s c h e s G e s c h i c h t s w e r k , 544; S m e n d , E n t s t e h u n g , l l l f f ; K a i s e r , E i n l e i t u n g , 1 7 2 f f . - E n t g e g e n der in d i e s e m M o d e l l v e r t r e t e n e n A n n a h m e des F a l l s J e r u s a l e m s 587 als t e r m i n u s a quo der " G r u n d s c h i c h t " des G e s a m t w e r k s ( D t r G / H ) b l e i b t f r e i l i c h m . E . die A n n a h m e e i n e r " R e d a k t i o n " (so v.a. C r o s s , M y t h , 2 7 4 f f ; vgl. N e l s o n , R e d a c t i o n ) o d e r m e h r e r e r " r e d a k t i o n e l l e r B l ö c k e " aus v o r e x i l i s c h e r Z e i t (vgl. L o h f i n k , K e r y g m a t a ) als V o r s t u f e ( n ) des DtrG w a h r s c h e i n l i c h (vgl. W e i p p e r t , G e s c h i c h t s w e r k ) . 264 R o t h , a . a . O . , 5 4 5 . 2 6 5 Ebd. ( H e r v o r h . T . K . ) 266 V g l . R o t h , a . a . O . , 5 4 7 f ; K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 5 7 9 f f . 267 "Der T e a p e l e r h ä l t s e i n e L e g i t i m a t i o n d u r c h die in ihm a u f g e s t e l l t e Lade J a h w e s und d u r c h die g ö t t l i c h e G e w ä h r u n g d e s T e m p e l w e i h g e b e t s des K ö n i g s S a l o m o (I Reg 8 , 1 - 2 1 ; 9 , 2 - 3 ) " (Roth, e . a . O . , 5 4 9 ) .
188
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
4.2. Die R e g e l n des 4.2.1.
als
"Geschichtsentwurf"
Geschichtsablaufs
Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge
Wie in 5 . 5 - 1 7 2 6 8
sind auch in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
und E r g e h e n J e r u s a l e m s g e m ä ß dem K o n z e p t des Zusammenhangs" miteinander 23,29bß.30 jeweils
v e r k n ü p f t . Die in 16,43
vorliegende abschließende
der v o r a n g e h e n d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g Zusammenhang
in b e i d e n F ä l l e n
Handeln
"Tat-Ergehenund
Charakteristik
formuliert
diesen
ausdrücklich:
"Dein Frevel und deine Hurerei haben dir das angetan, weil du hinter den Völkern her gehurt, weil du dich mit ihren Götzen unrein gemacht hast" (23,29bß.30 269 ). "Weil du dich nicht an die Tage deiner Jugend erinnert und mich mit alledem beleidigt hast, sieh, so habe auch ich deinen Mandel auf 'dei270 nen' Kopf gelegt - Spruch des Herrn Jahwe" (16,43a.ba ). Zwischen diesen beiden Aussagen bestehen Unterschiede N u a n c i e r u n g . W ä h r e n d in 2 3 , 2 9 b ß . 3 0271iWT und IlllTn als vollendende Tun-Ergehen-Sfare(n)"
selbständig,
in der "sich
gleichsam
" m e c h a n i s c h " w i r k s a m w e r d e n , ist es nach 16,43 die
personale
I n s t a n z J a h w e , die J e r u s a l e m "ihre Wege auf ihr H a u p t (gibt)" und so "den I n h a l t der n e g a t i v e n T a t h ü l l e am T ä t e r sich a u s 272 toben
(laßt)"
. Hier zeigt sich eine a h n l i c h e
und Ü b e r l a g e r u n g
von " m e c h a n i s c h e n "
h a f t - o f f e n e n U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h ä n273 gen t e n und E r g e h e n J e r u s a l e m s wie in Die K o r r e l a t i o n in 1 6 , 1 - 4 3
"Schichtung"
und " p e r s o n a l e n " , zwischen
Verhal-
5,5-17
z w i s c h e n Tun und E r g e h e n J e r u s a l e m s
und 2 3 , 1 - 3 0 noch u n t e r s t r i c h e n d u r c h die
p o n d e n z von E l e m e n t e n der
sinn-
(Bild-)Sprache
in der
wird
Korres-
Beschreibung
von S c h u l d und S t r a f e . So w u r d e n nach 2 3 , 3 . 8 . 2 1 in
Ägypten
268 S.o. II.4.2.1. 269 Z u r T e x t k r i t i k s . o . A n m . 1 0 . 270 I c h l e s e m i t 3 M s s , G, S, V: 1 0 N 1 2 s t a t t P N U , vgl. 9 , 1 0 ; 1 1 , 2 1 ; 2 2 , 3 1 ; vgl. 8 H S ; Z i m m e r l i , 3 4 0 . W e s s e n " K o p f " g e m e i n t i s t , i s t a u c h in M k l a r . 271 K o c h , P r o f e t e n II, 9 7 . 272 A . a . O . , 108. 273 S.o. II.4.2.1.
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
die B r ü s t e O h o l a s und O h o l i b a s
189
" g e d r ü c k t " . Das Verb
HPy 274 I I / " d r ü c k e n " ist nur an d i e s e n S t e l l e n im AT b e l e g t . Es
w ä r e f r e i l i c h zu e r w ä g e n , ob n i c h t auch in 2 3 , 2 5 . 2 9 das löyi als pi. von iivy II
("sie w e r d e n dich - nun
Verb
freilich
n i c h t mehr l i e b e v o l l ! - d r ü c k e n " ) zu l e s e n sein k ö n n t e , w a s vom K o n s o n a n t e n b e s t a n d des T e x t e s (iniN IBiyi) her d u r c h a u s m ö g l i c h ist 275 . Dann läge hier eine E n t s p r e c h u n g von V e r h a l 276
ten und E r g e h e n O h o l i b a s
vor
Die H u r e r e i O h o l i b a s / J e r u s a l e m s sie vor i h r e n L i e b h a b e r n
2 3 , 1 8 ) . Dem k o r r e s p o n d i e r t , menhang
impliziert
naturgemäß,
"ihre Blöße a u f d e c k t "
daß ihre L i e b h a b e r ihr im
des a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t s
daß
(16,36;
"die K l e i d e r
Zusam-
ausziehen"
(16,39; 2 3 , 2 6 ) , und "ihre B l ö ß e a u f g e d e c k t " w i r d
(16,37;
2 3 , 2 9 ) . Hier l i e g t s o w o h l eine K o r r e s p o n d e n z von "¿(7v7) e r b s d e s c r i b i n g p u n i s h m e n t " u n d " v e r b s d e s c r i b i n g crime" (iiny + n"7A : 1 6 , 3 6 / 3 7 ;
23,18/29)
als
auch eine K o r r e s p o n d e n z
auf
278
der B i l d - E b e n e
vor: J a h w e
"vollzieht
... vor den
versam-
m e l t e n L i e b h a b e r n n o c h m a l s den g l e i c h e n G e s t u s , mit dem Hure b i s h e r ihre und J e r e m i a
'Show' d a r b o t . Wie s c h o n bei Hosea
(13,26f.) w i r d d i e s e r nun aber in der
ten S i t u a t i o n des G e r i c h t s als p e i n l i c h e
die
(2,12)
veränder-
Entblössung
erfah-
ren"279. Daß das J e r u s a l e m
angekündigte
E r g e h e n in seinem
schon a n g e l e g t ist, u n t e r s t r e i c h t in Kap. 16 die denz von 33 und 37: J e r u s a l e m
hatte m i t s e i n e n
Verhalten
Korrespon-
Geschenken
274 V g l . L i s o w s k y , K o n k o r d a n z , 1137 s o w i e die bei V o l l m e r , A r t . ilfy , 360 g e n a n n t e L i t e r a t u r . In 2 3 , 3 ist v i e l l e i c h t s t a t t pi. pu. zu v o k a l i s i e r e n (vgl. Z i m m e r l i , 5 3 0 ) ; in 21 ist e n t w e d e r m i t G und e i n e m Ms • '"1X133 zu l e s e n und 711t!fy2 als pu. zu p u n k t i e r e n o d e r m i t z w e i Mss D ' i x n zu l e s e n und n i P y i a l s pi. zu v o k a l i s i e r e n (vgl. B H S ) . 2 7 5 V e r s t e h t m a n 1 B»y 1 als "sie w e r d e n t u n / v e r f a h r e n " , w ä r e a u f g r u n d d e r f o l g e n d e n U m s t a n d s b e s t i m m u n g (iinni bzw. n N 3 C 2 ) e h e r ~|7)N ("mit d i r " ) s t a t t "IIUN zu e r w a r t e n , w i e BHS m i t v i e l e n Mss zu l e s e n v o r s c h l ä g t . V g l . a l l e r d i n g s Z i m m e r i i s (8f, zu 2,1) H i n w e i s auf den P r o m i s c u e G e b r a u c h von A k k u s a t i v p a r t i k e l J\H und P r ä p o s i t i o n J1N im EB. 276 V g l . K a t e g o r i e I.C. in M i l l e r s (Sin, l l l f f ) " C l a s s i f i c a t i o n of t h e P a t t e r n s of C o r r e s p o n d e n c e " : " V e r b s d e s c r i b i n g p u n i s h m e n t are t h e s a m e as v e r b s d e s c r i b i n g c r i m e " ( a . a . O . , 1 1 2 ) . 277 M i l l e r , Sin, 112. 278 V g l . a . a . O . , 1 1 3 f f . 279 W i n t e r , F r a u , 613.
190
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
L i e b h a b e r a n g e l o c k t 2 ' 2 D n V"7y X12"7
(33) . W e n n nun J a h w e
37 a n k ü n d i g t : a'lDIJ T»"7y O n « 'nY2j7l , v e r w i r k l i c h t was J e r u s a l e m m i t s e i n e m V e r h a l t e n
provozierte;
er
in
nur,
"(t)he
judg-
m e n t is w o r k e d out in t e r m s of the i n t e n d e d r e s u l t of t h e 280 sin" - aber "the i n t e n d e d r e s u l t is f r u s t r a t e d " : Die " L i e b h a b e r " e r s c h e i n e n n i c h t zu dem von J e r u s a l e m Amüsement
(niJTn: 33), s o n d e r n
zum G e r i c h t
"die G e i s t e r , die sie r i e f " , die J e r u s a l e m los
nun n i c h t
sind mehr
wird.
Daß sich J e r u s a l e m m i t s e i n e r dem F e u e r " e i n g e l a s s e n
" H u r e r e i " auf ein " S p i e l
hat, m a c h t in Kap. 23 die n a h e z u
tische Beschreibung
seiner
Gerichtsankündigung
deutlich
. Was nach 2 3 , 6 . 1 2 die ausgemacht
hatte,
sich in 23 a l s - i h r e t ö d l i c h e G e f ä h r l i c h k e i t : ... sin b e c o m e s the i n s t r u m e n t of S c h l i e ß l i c h w i r d der Ü b e r g a n g richtsankündigung
...
Handelns mehrerer personaler
und
"Rei-
entpuppt
"the
i n282 strument
punishment"
vom S c h u l d a u f w e i s
in den T e x t e n auch durch eine
von Tat und E r g e h e n m o t i v i e r t ,
zur
Ge-
Korrelation
die über die K o r r e l a t i o n
Instanzen vermittelt
g l e i c h w o h l aber noch ganz auf der " m e n s c h l i c h e n "
des
ist, Ebene
ange-
s i e d e l t ist. So ist in 2 3 , 2 2 f f das G e r i c h t über O h o l i b a Racheakt ihrer "verschmähten a n n "|t/3J
Liebhaber"
: 22; vgl. 17bß) d a r g e s t e l l t .
mit iden-
" 281 L i e b h a b e r " in S c h u l d a u f w e i s
ze" der A s s y r e r und B a b y l o n i e r of
ersehnten
(39ff). Es
(nyj7j TBK
als
... vailNIl
Wie in Kap. 17
deckt
hier die Logik des B i l d z u s a m m e n h a n g s die " p o l i t i s c h e L o g i k " 283 des b e z e i c h n e t e n G e s c h e h e n s auf : Z e d e k i a s bzw. " J e r u s a lems" politische Wendung das E i n g r e i f e n
nach Ä g y p t e n
der B a b y l o n i e r
(23,19-21)
provoziert
( 2 3 , 1 3 - 1 7 ) . A n d e r s als in
17 e r h ä l t f r e i l i c h in Kap. 23 s c h o n die V e r b i n d u n g lon das n e g a t i v e V o r z e i c h e n
der " H u r e r e i " . Hier w i e
b e g r ü n d e t aber die B e z i e h u n g
personaler
auf der " m e n s c h l i c h e n "
(Kap. 17: das
Ebene
z w i s c h e n Z e d e k i a und N e b u k a d n e z a r ;
280 281 282 283
Hiller, Sin, 114f. V g l . o. 4 . 2 . 1 . H i l l e r , S i n , 113. V g l . Lang, A u f s t a n d ,
4 6 f f u. u n t e n
mit
Kap. Baby-
dort
Handlungsinstanzen BundesVerhältnis
Kap. 23: die
V.3.3.1.a.
"Liebesaffä-
Der k o n z e p t i o n e l l e
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
re" zwischen Jerusalem
und den B a b y l o n i e r n )
v e r h ä l t n i s eine e i g e n e
" S c h i c h t " im
menhang
von Tat und
191
n e b e n dem
Gottes-
Ursache-Wirkungs-Zusam-
Ergehen.
E r g i b t sich in Kap. 23 die " p o l i t i s c h e aus der a k t u e l l e n A u ß e n p o l i t i k
L o g i k " des
Jerusalems unter
Bildes
Zedekia,
l i e g t in Kap. 16 ein ä h n l i c h e s P h ä n o m e n in abstrakterer, ker in den B i l d z u s a m m e n h a n g
e i n g e b u n d e n e r G e s t a l t vor:
16,37 v e r s a m m e l t J a h w e gegen J e r u s a l e m 284
"alle, die du
hast und
"The
alle, die du g e h a ß t h a s t " .
'all you h a t e d ' a p p a r e n t l y
stärNach
geliebt
... r e f e r e n c e
a l l u d e s to the P h i l i s t i n e s
(vs.
27), who i n d e e dp owere l a t e r c o n d e m n e d for t a k i n g r e v e n g e c Judah
(25:15)"
. Auch hier deckt die Logik des
to
on
Bildzusam-
m e n h a n g s b e s t i m m t e Züge des d a r g e s t e l l t e n G e s c h e h e n s in ihrer p o l i t i s c h e n des " H a s s e s "
Logik auf: Nach 16,27 b e s t e h t eine
(Wz. N 3 P )
der P h i l i s t e r "
zwischen Jerusalem
in i h r e r E i g e n s c h a f t
und den
"Töchtern
als " F r a u e n " , die
für das V e r h a l t e n i h r e r " G e s c h l e c h t s g e n o s s i n " gegenüber
Beziehung
den
" s c h ä m e n " . D a h i n t e r d ü r f t e eine p o l i t i s c h e
t i o n s t e h e n , die dem le V o r h e r r s c h a f t
"vorderasiatischen
Kampf(.)
der g r o ß e n M ä c h t e " e b e n & o
ü b e r s t e h t wie der " F r e i h e i t s p o l i t i k - s o f e r n sie d u r c h A n b i e d e r u n g
um
kritisch
der k l e i n e n
(vgl. Kap. 25; 3 6 , 2 f ) . D a r ü b e r hinaus
könnte h i n t e r
"mythische
(mythischen)
samten Völkerwelt widersprechen.
Jerusa-
in der
in s e i n e r
s t r o p h e w e r d e n nun alle - " g e l i e b t e " wie " g e h a ß t e "
ge-
Kata-
Völker
versammelt.
1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 richtsankündigung,
284
16,37
Präferenzen
Zentralstellung Wenigstens
Vor-
sucht
Logik" stehen:
lem hat mit s e i n e r " H u r e r e i " unter den V ö l k e r n
nach J e r u s a l e m
g e g e on oc
an die G r o ß m a c h t e i g e n e zu e r r e i c h e n
g e s e t z t , die seiner
Konzepimperia-
Staaten"
t e i l e auf K o s t e n der noch S c h w ä c h e r e n aber auch noch eine g e w i s s e
sich
"Männern"
v e r b i n d e n also S c h u l d a u f w e i s
Vergangenheit
und Z u k u n f t
*7y d ü r f t e h i e r im S i n n e von "was zu e i n e m ein a n d e r e s d a r a u f k o m m t " ( G e s e n i u s / B u h l , verstehen sein. 285 G r e e n b e r g , 2 8 6 . 286 L a n g , E z e c h i e l , 91.
und
Ge-
Jerusalems
a n d e r e n h i n z u , eig. auf H a n d w ö r t e r b u c h , 587) zu
192
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
durch einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang E r g e h e n , der in sich v i e l s c h i c h t i g che W e i s e zum A u s d r u c k
zwischen Tat
ist und auf
gebracht wird. Dieser
unterschiedli-
Tat-Ergehen-
Z u s a m m e n h a n g w i r d nun aber ü b e r l a g e r t von einem gegenüber
zweiten,
5,5-17 n e u e n U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h a n g ,
Verbindungen
z w i s c h e n der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "
n ä h e r h i n der " V o r g e s c h i c h t e " Jerusalems
- und der
der
- und
hier
"Schuldgeschichte"
herstellt.
In Kap. 23 b e s t e h t die K o n t i n u i t ä t z w i s c h e n d i e s e n " E p o c h e n " der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s daß O h o l a und O h o l i b a
(und S a m a r i a s )
in i h r e r " H u r e r e i " mit
F r e m d v ö l k e r n das V e r h a l t e n i h r e r 287 sieren
und
. Nach 1 6 , 1 6 - 2 1 ( . 31b-34)
- wie m i t s e i n e m
"Strip-Tease"
vgl. 25) - die T e n d e n z , "nackt und bloß")
verschleudert (10-14)
aktuali-
Jerusalem
und z e i g t
vor s e i n e n L i e b h a b e r n
zu s e i n e m288u r s p r ü n g l i c h e n
damit (36;
Zustand
(7:
zurückzukehren
Mit d i e s e r Ü b e r l a g e r u n g
zweier
Ursache-Wirkungs-Zusammen-
h ä n g e , die V e r b i n d u n g e n
einerseits zwischen
schuldhaftem Verhalten,
andererseits
hen J e r u s a l e m s
darin,
verschiedenen
" J u g e n d z e i t " je neu
die ihm von J a h w e v e r l i e h e n e n G a b e n
beiden
"Ursprung"
z w i s c h e n Tun und
und Erge-
h e r s t e l l e n , g e w i n n t aber die K o r r e l a t i o n
Tat und E r g e h e n i h r e r s e i t s eine neue N u a n c e : Mit s e i n e m h a l t e n baut J e r u s a l e m
im G r u n d e n i c h t m e h r eine
re" auf, s o n d e r n eher eine " H e i l s s p h ä r e "
von Ver-
"Unheilssphä-
ab, in die es d u r c h
das k o n t i n g e n t e H a n d e l n J a h w e s v e r s e t z t w o r d e n w a r . Im G e r i c h t k o m m t n i c h t nur zur A u s w i r k u n g , was im H a n d e l n
Jerusa-
lems a n g e l e g t ist, s o n d e r n auch, was a n g e s i c h t s s e i n e r kunft und V o r g e s c h i c h t e
- vor s e i n e m
o h n e h i n zu e r w a r t e n g e w e s e n 4.2.2. Göttliches
Her-
"Eheschluß" mit Jahwe
-
wäre.
und m e n s c h l i c h e s
Handeln
289 Wie Ez 5 , 5 - 1 7
g e h e n auch 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
daß z w i s c h e n J a h w e und J e r u s a l e m s o w i e S a m a r i a e i n 287 S . o . 3 . 2 . 3 . 288 S . o . 3 . 2 . 2 . 289 V g l . o . I I . 4 . 2 . 2 .
davon
aus,
Bundesver-
Der
konzeptionelle
hältnis
besteht:
hältnis seitig J11DN3 tionen
Jerusalems
16,38
im
zeichnet als
Im B i l d als
verpflichtend in
der
der
in
und
der -
der
"Ehe"
stellen
Zeit
wie -
sie
Hinweis
rechtlich
auf
und
dar.
Jerusalem
193
Gottesver-
die
geregelt
einschließend
Jahwe
das
zustandegekommen,
der
Verletzung zwischen
Geschichtsdarstellung
"Ehe"
unterstreicht
Falle die
Rahmen
wechsel'U3wn
sowie 16,8
Sankbe-
ausdrücklich
IP12.
Unter
Voraussetzung
Jerusalem
richts"-Handeln 23,24).
dieses
angekündigte
Hier
"Zorn"
Jahwes
Folge,
daB
Jahwes
wie
dort
wie
interpretiert wirkt
(nnn ;ilN3i7
Jerusalem
entsprechenden
Bundesverhältnisses
Katastrophe
:
im
dem
werden
kann als
(16,38;
23,25)
die "Ge-
vgl.
Gericht aus
-
der
mit
der
Tat-Ergehen-Zusammenhang 291 wird
überlassen
Der H i n w e i s a u f Jahwes «INJP, s e i n e n " E i f e r " , " d i e Verehrung a n d e r e r G ö t t e r
erregt" wird
hang d e r T e x t e besonders p l a s t i s c h ,
der insbesondere 292
durch
, w i r k t im Bildzusammen-
da NJp p i . 293 und HN]p im z w i s c h e n -
menschlichen Bereich d i e " e h e l i c h e E i f e r s u c h t " Num 5 , 1 4 f . 1 8 . 2 5 . 2 9 f ;
5,8.10
göttlichen
16,38".42;
seinem
Schicksal
sich
in
b e z e i c h n e n können
(vgl.
Spr 6,34; 2 7 , 4 ) . Im Bildzusammenhang von Kap. 23
s i n d auch "Grimm" (nnn: 23,25) und "Haß" Liebhaber" gut v e r s t ä n d l i c h ,
(HKJI9: 23,29) d e r
"verschmähten
d i e den g ö t t l i c h e n Zorn g l e i c h s a m a u f
der
" m e n s c h l i c h e n " Ebene v e r d o p p e l n . Daß Jahwes Zorn, d e r " s i c h von Jahwä her a u f d i e Menschen zubewegt", 294 nicht
" i n deren Untergang m i t u n t e r g e h t "
, g e h t aus 16,42 k l a r
hervor,
wo a u f das "Zur-Ruhe-Kommen" des g ö t t l i c h e n
"Grimms" a u f J e r u s a l e m
"U 'reo¡7
von ihm f o l g t
) das "Weichen" s e i n e s " E i f e r s "
(TUU?
(Tiruni
mDI
290 16,38b (roujil nWl D l VJ1IU ) ist in H allem A n s c h e i n nach k o r r u m p i e r t . G (HOL. 9r|CTO) oe e v aoyciTi, d u y o u x a i S n X o u ) l i e g t H o f f e n b a r s c h o n vor, den sie " n o t d ü r f t i g ü b e r s e t z t " (Zimmerli, 339). "Wenn man in DT T l i n j l nicht e i n f a c h eine aus 39a (DT»Jl "llUN ' M U l ) s t a m m e n d e v e r t i k a l e d i t t o g r . a n n e h m e n und in bß eine B e s t i m m u n g zu a '... in G r i m m und E i f e r ' sehen w i l l , e m p f i e h l t s i c h am e h e s t e n die Heilung des T e x t e s nach 2 3 , 2 5 : ilN!?! n n n 1 2 'IHU1 (Toy, B e r t h o l e t ) " (ebd.). G r e e n b e r g , 272 ü b e r s e t z t H: "I w i l l ... t u r n you into a b l o o d y o b j e c t of fury and p a s s i o n " , was der m a s o r e t i s c h e n P u n k t i e r u n g und A k z e n t u ierung e n t s p r i c h t . - Klar ist j e d e n f a l l s , daß es sich hier um "Grimm" und " E i f e r s u c h t " J a h w e s handien muß (vgl. G r e e n b e r g , 2 8 6 . ) . 291 V g l . o . I I . 4 . 2 . 1 . 292 S a u e r , Art. D N l p , 649. 293 A . a . O . , 648. 294 So Koch, P r o f e t e n II, 97; vgl.o. I I . 4 . 2 . 1 .
194
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
"IM). Ebensowenig wie 5,13 dürfte 16,42 als Andeutung der "Hoffnung auf 295 eine heilvolle Zuwendung Gottes nach dem Gericht" zu verstehen sein; die Aussage intendiert "not a consolation (...) but a notice that God 296 will not rest until he has inflicted the extreme penalty" - 40f hatte ja bereits eine vollständige Extermination Jerusalems angekündigt! Daß J a h w e im Zorn J e r u s a l e m seinem S c h i c k s a l ü b e r l ä ß t , 297 u n t e r s t r e i c h t die U b e r g a b e f o r m e l in3 in 1 6 , 3 9 ; 2 3 , 2 8 298 Es w u r d e b e r e i t s
darauf hingewiesen,
in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
daß d i e s e s
nicht nur von einem
Tat-Ergehen-Zusammenhang,
s o n d e r n auch von der
Interaktion
sinnhaft-offen
handelnder,
"menschlichen"
Ebene b e s t i m m t ist. Wie in 5,5-17
der g ö t t l i c h e
personaler
I n s t a n z e n auf 299 der fungiert
"Zorn" hier als M i t t e l g l i e d z w i s c h e n
Schuld Jerusalems
der
und dem den T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g
sierenden Gerichtshandeln
J a h w e s ; er s c h l i e ß t ein
E i n g r e i f e n J a h w e s in der S i t u a t i o n der B e d r o h u n g d u r c h fremde V ö l k e r Gegenüber
Schicksal
"mechanischen"
Jerusalems
aus.
5,5-17 s c h e i n t aber der Z u s a m m e n h a n g
von
Zorn und G e r i c h t in 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 g e l o c k e r t . 16,26 hat J e r u s a l e m
reali-
rettendes
schon f r ü h e r den Zorn J a h w e s
i n d e m es ihn " g e k r ä n k t "
bzw. " b e l e i d i g t "
hat
Schuld,
Nach
provoziert,
(DJO h i . ) .
Wie
IN, nnn und nNJP b e z e i c h n e t auch das Verb PY3 "eine sehr i n t e n s i v e G e f ü h l s r e g u n g ; in 16,42 s t e h t es p a r a l l e l zu 301 nnn und iliOR be"
. Auch 16,27 b e r i c h t e t nun von e i n e r
( IIU) J e r u s a l e m s an die F e i n d e als Folge der
J a h w e s ; ein " G e r i c h t " f i n d e t hier j e d o c h noch n i c h t 295 296 297 298 299 300 301
"Uberga-
Beleidigung statt.
So F u h s , 85; vgl. z . B . s u c h Z i m m e r l i , 3 6 2 . Greenberg, 288. S . d a z u o. 4 . 1 . 1 . S.o. 4.2.1. S.o. II.4.2.1. Stolz, Art. , 839. Im A n s c h l u ß an H o s e a (12,15) e r h ä l t DJ/3 " (b) e s o n d e r e t h e o l o g i s c h e B e d e u t u n g " im " d e u t e r o n o m i s t i s c h e n S p r a c h g e b r a u c h " ( a . a . O . , 8 4 0 ) . S e i n e V e r w e n d u n g b e i J e r e m i a u n d E z e c h i e l (vgl. a . a . O . , 8 4 1 ) i s t a b e r " n i c h t d u r c h w e g d e u t e r o n o m i s t i s c h g e p r ä g t " ( a . a . O . , 8 4 2 ) . Ob " ( i ) n Ez 1 6 , 2 6 ... F o r m u l i e r u n g u n d S i n n ganz an den d t r . S p r a c h g e b r a u c h a n g e l e h n t " s i n d ( a . a . O . , 8 4 1 ) , i s t m . E . f r a g l i c h , da es im K o n t e x t j e d e n f a l l s n i c h t nur "um F r e m d g ö t t e r - und N a t u r k u l t " ( e b d . ) , s o n d e r n a u c h um die " A u ß e n p o l i t i k " J e r u s a l e m s g e h t .
Der k o n z e p t i o n e l l e R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g Wie d u r c h 23,13 und 18b w i r d d a d u r c h die 302 vorbereitet
Gerichtsankündigung
, indem auf die " e m o t i o n a l e " R e a k t i o n
auf J e r u s a l e m s
schuldhaftes Verhalten hingewiesen
Für die A r g u m e n t a t i o n der T e x t e
195
Jahwes
wird.
ist es nun aber
entschei-
d e n d , daß der "Zorn" J a h w e s sich n i c h t u n m i t t e l b a r
im
Ge-
r i c h t a u s w i r k t . Nur so ist es ihnen m ö g l i c h , z u g l e i c h
einer-
s e i t s an der r e g e l h a f t e n A b f o l g e von S c h u l d , Zorn und
Ge-
richt festzuhalten,
die die E x t r a p o l a t i o n
zur G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
plausibel machen
s e i t s die " S c h u l d g e s c h i c h t e " "Akkumulation"
vom
Schuldaufweis
soll, und
andorer-
J e r u s a l e m s303als G e s c h i c h t e
von S c h u l d zu b e g r e i f e n
, w o d u r c h die
w e n d b a r k e i t der dem s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n J e r u s a l e m s r e n t e n F o l g e n - und d a m i t l e t z t l i c h e b e n f a l l s die t i o n vom S c h u l d a u f w e i s
Unabinhä-
Extrapola-
auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
- einsich-
tig g e m a c h t w e r d e n soll. W e r d e n so die b e i d e n in Kap. erkennbaren
einer
4-5
argumentativen
F u n k t i o n e n der 304 B e z u g n a h m e auf G e s c h i c h t e für die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g aufgenommen, zeigen sich hier gerade in i h r e r K o m b i n a t i o n aber auch G r e n z e n : Hat n ä m l i c h Jahwe in der V e r g a n g e n h e i t s e i n e n Zorn o f f e n k u n d i g zugnahme
zurückgehalten,
auf die V e r g a n g e n h e i t
so kann aus der
allein nicht dargetan
daß d i e s e r Zorn sich in der u n m i t t e l b a r
einer Situation,
Stringenz
Die E r w a r t u n g
Zu-
gewinnt
von Kap. 16 und 23 d e s h a l b erst in
in der eine e x i s t e n t i e l l e B e d r o h u n g
lems d u r c h f r e m d e V ö l k e r a b s e h b a r ist - und in der t i o n mit k o n k u r r i e r e n d e n
Be-
werden,
bevorstehenden
kunft voll a u s w i r k e n w e r d e . A r g u m e n t a t i v e die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
ihre
Jerusalems
Interpretationen
dieser
eines E i n g r e i f e n J a h w e s z u g u n s t e n
kann sie bei d i e s e n R a h m e n b e d i n g u n g e n tionellen Voraussetzungen
Situation: Jerusalems
- u n t e r ihren
- mit g u t e n G r ü n d e n
Jerusa-
Konfronta-
konzep-
bestreiten.
Entsprechende situative Rahmenbedingungen sind in der Zeit zwischen 597 und 587 gegeben, in die der Grundbestand von Kap. 16 und 23 gewöhn305 lieh datiert wird . Die Bedrohung Jerusalems durch eine fremde Groß-
302 303 304 305
Vgl.o. 3.2.1. Vgl.o. 3.2.1. Vgl.o. II.5.3. Vgl.z.B. Zimmerli, 363.540.
196
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
macht war 597 bedrängend und unmißverständlich erfahren worden. Ambivalent war dagegen ihr Ausgang: War mit der Deportation der "oberen Zehntausend" im Sinne eines "Reinigungsgerichts" (vgl. Jes l,24ff) die mythische Einheit von Gott, Stadt und Volk wiederhergestellt, Zion wieder zur "Zuflucht für die Armen" (Jes 14,32) geworden? Oder stellten die Ereignisse des Jahres 597 nur den Anfang eines umfassenden, totalen Gerichts 306 Jahwes über Jerusalem und Israel dar ? In ihrer Argumentation für die zweite Interpretation ließen die Zeichenhandlungen 4,1-5,4 eine gewisse Überlagerung von Erinnerung und Er307 Wartung erkennen
: Die Szene von 4,1-2 konnte zunächst als Wiederho-
lung der traumatischen Erfahrungen des Jahres 597 interpretiert werden; erst 5,1-4 - und auch hier strenggenommen erst 5,4 - bezog sich eindeutig auf ein zukünftiges Geschehen und machte die Ereignisse des Jahres 597 zum "Vorspiel" der noch ausstehenden totalen Katastrophe Jerusalems. Von dieser Beobachtung aus wäre zu fragen, ob auch die Zweistufigkeit des in 16,39-41a angekündigten Gerichtshandelns der Völker in diesem Sinne zu interpretieren ist. Am Ende von 39 sind "Sockel" und "Hochstät308 te(n)"
Jerusalems zerstört, "Kleider" und "Schmuck" weggenommen, und
die Stadt liegt "nackt und bloß" da - aber sie lebt noch! Erst der von den "Liebhabern" aufgebotene 7nj7 tötet Jerusalem (40) und verbrennt seine Häuser (41a). - Stellt 39 die Situation Jerusalems unter Zedekia dar - die danninterpretiert durch ihre Einordnung vom Ende" würde 309 ? in die Gerichtsankündigung als "Anfang
306 Vgl.o. II.4.1./5.2.5. u.u. V.3.3.1.b. 307 S . o . I I . 5 . 2 . 4 . 3 0 8 S t a t t 1 ' H m i s t m i t G, L S v i e l l e i c h t " | M n zu l e s e n (vgl. 1 6 , 2 4 f . 3 1 ; Zimmerli, 339). 309 S o l l t e d i e s e D e u t u n g z u t r e f f e n , w ä r e die l i t e r a r k r i t i s c h e A n a l y s e v o n K a p . 23 n e u zu ü b e r d e n k e n . H i e r e n t s p r e c h e n n ä m l i c h die A n k ü n d i g u n g e n v o n 26 u n d 29 i n h a l t l i c h 1 6 , 3 7 . 3 9 ; e i n e 1 6 , 4 0 f e n t s p r e c h e n d e P r o g n o s e d e r T ö t u n g J e r u s a l e m s f i n d e t s i c h d a g e g e n e r s t in 2 3 , 4 7 . 2 3 , 4 5 - 4 9 ist a l l e r d i n g s als G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g an O h o l a u n d O h o l i b a u n m o t i v i e r t , n a c h d e m 2 3 , 1 0 b e r e i t s die T ö t u n g O h o l a s b e r i c h t e t h a t t e . Zu f r a g e n w i r e j e d o c h , ob 2 3 , 3 1 - 3 5 im K o n t e x t v o n K e p . 23 die Funktion hat, eine 16,40f entsprechende zweite Stufe des angekündigt e n G e r i c h t s an J e r u s a l e m d a r z u s t e l l e n . D e n n daß J e r u s a l e m d e n " B e c h e r " S a m a r i a s t r i n k e n m u ß , h i e ß t d o c h z w e i f e l l o s , daß es " d a s s e l b e G e s c h i c k " zu e r l e i d e n h a t (Fuhs, 125) - u . d . h . n a c h 2 3 , 1 0 : d e n T o d . So w ä r e zu ü b e r l e g e n , ob 2 3 , 3 1 - 3 5 n i c h t d o c h die u r s p r ü n g l i c h e F o r t s e t z u n g d e s V o r h e r g e h e n d e n d a r s t e l l t . ( Z i m m e r l i , 552 m e i n t : " S p r a c h l i c h u n d s t i l i s t i s c h l a s s e n s i c h g e g e n die H e r l e i t u n g d e s G r u n d t e x t e s in 3 2 - 3 4 v o n Ez s e l b e r k e i n e z w i n g e n d e n G r ü n d e a n f ü h r e n " u n d
Der k o n z e p t i o n e l l e 4.3.
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
197
Zusammenfassung
Die r ä u m l i c h e P e r s p e k t i v e kerwelt)
( J e r u s a l e m als Z e n t r u m
der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
der
Völ-
von Ez 5 , 5 - 1 7 ist a u c h
in
1 6 , 1 - 4 3 ; 2 3 , 1 - 3 0 n o c h zu e r k e n n e n ; sie t r i t t aber s t ä r k e r
in
den H i n t e r g r u n d . B e s t i m m e n d für die " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " Kap. 16 und 23 ist d e m g e g e n ü b e r die r e c h t l i c h e
wie sie im S o z i o m o r p h e m der " G o t t e s e h e " zum A u s d r u c k Die B e z i e h u n g
Jerusalems
zu J a h w e ist in der Z e i t
kommt.
kontingent
k o n s t i t u i e r t und hat den C h a r a k t e r w e c h s e l s e i t i g e r t u n g ; im F a l l e der N i c h t - E i n h a l t u n g
Verpflich-
dieser Verpflichtung
S e i t e n J e r u s a l e m s ist sie a u f l ö s b a r . Z e i g t sich hier 5,5-17 analoges Bestreben, stitutive mythische
die für die " Z i o n - T h e o l o g i e "
Kap. 16 und 23 d a r g e s t e l l t e n S t a d t - G e s c h i c h t e ( n )
E i n h e i t von G o t t ,
(Tempel-)Stadt
sie J a h w e in s e i n e m
auf die
lung die G e r i c h t s p r o g n o s e ,
und Volk z e r b r o c h e n ,
wie
an J e r u s a l e m der
indem sie den
von m e n s c h l i c h e m
inten-
Geschichtsdarstel-
Geschichtsablauf
auf m ö g l i c h e U r s a c h e - W i r k u n g s - Z u s a m m e n h ä n g e Korrelation
hat die
d i e r t h a t t e . S t ü t z t so die P e r s p e k t i v e
greifende
der in
selbst
"Ursprungs"handeln
Politik
und die sie
und g ö t t l i c h e m
deln hin t r a n s p a r e n t m a c h t , v e r l e i h t sie dem erkennbare Überlagerung
riß bestimmenden Strukturgeschichte in sie e i n g e p a ß t e n
Geschichtsentder
der i h r e n
mit e i n e r n i c h t
Ereignisgeschichte
5 , 5 - 1 7 h ö h e r e s Maß an
um-
Han-
w u r f doch auch - ä h n l i c h wie schon die an der S t r u k t u r Geschichtsdarstellung
kon-
aufzu-
des V o l k e s I s r a e l : Als K ö n i g s - S t a d t
Jerusalem mit seiner machtorientierten
auf
ein
E i n h e i t von G o t t , S t a d t und Volk
b r e c h e n , gilt d i e s um so m e h r für die T r a n s p a r e n z ("Ur-n)Geschichte
von
Perspektive,
Auf-
bruchlos
- ein im V e r g l e i c h
zu
Ambivalenz.
w e i s t auf "den G r u n d b e s t a n d d e s S c h w e r t l i e d e s von 2 1 , 2 3 - 3 2 " a l s " n a he f o r m a l e P a r . " hin. F o h r e r , 136 b e t r a c h t e t 2 8 - 3 0 . 3 1 - 3 4 . 35 a l s d r e i e z e c h i e l i s c h e N a c h t r ä g e zu 1 - 2 7 . E i c h r o d t , 2 2 1 s i e h t in 3 1 - 3 4 e i n e n e z e c h i e l i s c h e n A n h a n g zu 1 - 2 7 . A . a . O . , 220 A n m . 1 m a c h t er a l l e r d i n g s a u f "die m e r k w ü r d i g e R e i h e n f o l g e der G e r i c h t s a k t e in V . 2 5 und 2 6 " a u f m e r k s a m , die er a u f " e i n e S t ö r u n g " z u r ü c k f ü h r t , "die in dem A n h a n g V. 4 6 f . z u r e c h t g e r ü c k t zu w e r d e n s c h e i n t " . )
198
Die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
Entsprechendes
als
"Geschichtsentwurf"
gilt für die g e g e n ü b e r 5,5-17 s t ä r k e r
f e r e n z i e r t e n R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s , tion vom S c h u l d a u f w e i s
die die
auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
s o l l e n : Auch in 16,1-43
und 2 3 , 1 - 3 0 ist diese
b e s t i m m t von der A n n a h m e e i n e r K o r r e l a t i o n und m e n s c h l i c h e m
stützen
Extrapolation
von
H a n d e l n , die die K o r r e l a t i o n
göttlichem von Tun
E r g e h e n J e r u s a l e m s u m g r e i f t und in K r a f t s e t z t . Der Ergehen-Zusammenhang" von J e r u s a l e m
ist hier j e d o c h w e n i g e r als
handelnd aufgebauter,
Auswirkung "Tatsphäeröffne-
ter " H e i l s s p h ä r e n " g e f a ß t . Er s c h l i e ß t ü b e r d i e s e i n e n tiv s e l b s t ä n d i g e n S e k t o r von G e s e t z m ä ß i g k e i t e n Logik" ein. Der in der - im S o z i o m o r p h e m der von g ö t t l i c h e m
de Z u s a m m e n h a n g
und m e n s c h l i c h e m
Die Ü b e r l a g e r u n g
5,5-17 e t w a s
Handeln
der in 5 , 5 - 1 7 e n t w o r f e n e n
in i h r e r r e l a t i v e n
Differenzierung
und
lung so auch an K o n k r e t i o n
und E r f a h r u n g s n ä h e , wie etwa und
in 5 , 5 - 1 7 mit der in Kap. 16 und 23 Jerusalems
größere
und in
Interpretationen
E i n b u ß e an
der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s
erzähl-
deutlich machen kann.
Konfrontation mit konkurrierenden S i t u a t i o n kann so die r e l a t i v e
Zumal der
dieser
argumentativer
aufgrund
vorausgesetzter
kompensiert werden durch
"Wirklichkeits"-nähe .
ein
"flächigen"
in e i n e r S i t u a t i o n a k u t e r B e d r o h u n g J e r u s a l e m s
relativ
Strin-
Geschichtsdarstel-
V e r g l e i c h des i.W. doch r e c h t g e n e r e l l e n
Stringenz
von
regelge-
Gegenwart
J e r u s a l e m s auf seine zu e r w a r t e n d e Z u k u n f t hier an g e n z . A n d e r e r s e i t s g e w i n n t f r e i l i c h die
Maße
Abfolge
R a h m e n s der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
l e i t e t e E x t r a p o l a t i o n von der V e r g a n g e n h e i t
Schuldaufweises
16,1-43
die in h ö h e r e m
1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 n i e d e r . D a m i t v e r l i e r t aber die
ten Schuldgeschichte
gründen-
Strukturge-
chronologischen
a u f n i m m t , s c h l ä g t sich so in e i n e r s t ä r k e r e n des k o n z e p t i o n e l l e n
-
gelockert.
s c h i c h t e d u r c h eine E r e i g n i s g e s c h i c h t e , Einzel"daten"
ver-
erfaßten
von S c h u l d , Zorn und G e r i c h t ist in
und 2 3 , 1 - 3 0 g e g e n ü b e r
rela-
"politischer
(als B u n d
"Ehe" z w i s c h e n Jahwe und J e r u s a l e m
Korrelation
und
"Tat-
unheilwirkender
r e n " , denn als z u n e h m e n d e r A b b a u von J a h w e g r u n d l o s
standenen)
dif-
Extrapola-
eine
IV. DIE RESTITUTIONSPROPHEZEIUNG ALS "GESCHICHTSENTWURF": EZ 20
Wie b e r e i t s in der E i n f ü h r u n g "das" G e s c h i c h t s b i l d
zu Kap. II b e m e r k t ,
des EB häufig aus e i n e r
wird
Zusammenschau
von Ez 16; 20 und 23 e r h o b e n . Gegen eine v o r s c h n e l l e
"Synthe-
se" d i e s e r T e x t e s p r i c h t j e d o c h nicht nur, daß Ez 20
anders
als Kap. 16 und 23 n i c h t die G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s r i a s ) , s o n d e r n die I s r a e l s e r z ä h l t , s o n d e r n der R ü c k b l i c k
auf die V e r g a n g e n h e i t
bisher betrachteten Texten nicht gung, s o n d e r n
(auch)
(nur) eine
begründet
d i e s e r Text auch nach A b h e b e n der in 1 6 , 4 4 - 6 3 als r e l a t i v
hinausführenfreilich
Gestalt; während
Restitutionsankündigung(en)
Ergebnis
den b i s h e r b e t r a c h t e t e n
- die, u n b e s c h a d e t
zutage g e t r e t e n e n ,
z.T. d u r c h a u s n i c h t u n e r h e b l i c h e n
der in ihrem
r e n z e n im E i n z e l n e n , g e g e n ü b e r Kap. 20 als einheitlicher Textbereich
überzustellen,
"Ge-
Vergleich Diffe-
konzeptionell
des EB e r s c h e i n e n
- gegen-
in d e n e n der R e k u r s auf " G e s c h i c h t e " der
einer Gerichtsankündigung
Die d a m i t a n g e z e i g t e ,
grundlegend
neue F u n k t i o n der
R a h m e n der
ist
A u f g a b e der f o l g e n d e n A n a l y s e n wie die U n t e r s u c h u n g "Geschichtsentwürfe" die B e a r b e i t u n g
in K o n t i n u i t ä t
Bezugauch
Geschichtsdarstellung
in d i e s e m T e x t e r w a r t e n . D i e s e n h e r a u s z u a r b e i t e n zum G e s c h i c h t s k o n z e p t
Be-
diente.
nahme auf " G e s c h i c h t e " in Ez 20 läßt von v o r n e h e r e i n einen n e u e n k o n z e p t i o n e l l e n
in
(2). So ist Ez 20
schichtsentwürfen"
Verhältnisses
und
bleibt, f ü h r t ein e n t s p r e c h e n d e s V e r f a h r e n
als R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
gründung
aber
eigenständiges Ganzes sinnvoll
Kap. 20 zu keinem b e f r i e d i g e n d e n
relativ
daß
Gerichtsankündi-
(1). Dies gilt
auch für Ez 16 in s e i n e r v o r l i e g e n d e n
verständlich
v.a. auch,
Sama-
hier a n d e r s als in den
eine über die K a t a s t r o p h e
de R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e
(und
der b i s h e r
ebenso seines
betrachteten
und D i s k o n t i n u i t ä t
der d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n d e n
Frage nach
sowie Ge-
200 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g meinsamkeiten struierenden
als
"Geschichtsentwurf"
und U n t e r s c h i e d e n der - h y p o t h e t i s c h zu r e k o n - Erfahrungsbasis
und i h r e r A r g u m e n t a t i o n .
und F r o n t s t e l l u n g
Die K o m p l e x i t ä t d i e s e r
der
lung - wie a u c h des T e x t e s Ez 20 s e l b s t - n ö t i g t zu vom in den b e i d e n v o r a n g e g a n g e n e n geübten Verfahren
Kapiteln dieser
(4) und Z u k u n f t
(5) b e z o g e n e n
des T e x t e s s o l l j e w e i l s zum e i n e n nach den sie K o n z e p t e n und K o n z e p t - E l e m e n t e n e i n e r s e i t s Erfahrungen
und K o n f l i k t e n
die a r g u m e n t a t i v e
Arbeit Unter-
Gegenwart
Abschnitten
bestimmenden
sowie
aktuellen
a n d e r e r s e i t s g e f r a g t , zum
anderen
F u n k t i o n des T e x t - T e i l s im G a n z e n des
t e l s und für d i e s e s e r m i t t e l t
1. A b g r e n z u n g
einem
a b w e i c h e n d e n V o r g e h e n der f o l g e n d e n
s u c h u n g : A u s g e h e n d von den t e n d e n z i e l l s t ä r k e r auf (3), V e r g a n g e n h e i t
Texte
Fragestel-
und S t r u k t u r des
Ez 20 ist ein t h e m a t i s c h ter, in sich r e l a t i v
Kapi-
werden.
Textes
von Kap. 19 und 21 klar
einheitlicher Textkomplex
abgegrenz-
des EB. In
20,2 und 21,1 m a r k i e r t j e w e i l s die W o r t e r e i g n i s f o r m e l ,
die
in 2 0 , l f mit e i n e r D a t u m s a n g a b e und e i n e r k n a p p e n S k i z z e der 1 R e d e - S i t u a t i o n v e r b u n d e n ist , e i n e n t h e m a t i s c h e n N e u e i n s a t z . Innerhalb
des T e x t e s m a r k i e r e n z u n ä c h s t g e p r ä g t e
rungen Einschnitte: Relative Neueinsätze
Formulie-
signalisieren
der -
j e w e i l s von der B o t e n f o r m e l 2 g e f o l g t e - A u f t r a g an den P r o p h e ten, zu r e d e n ( 3 . 4 f . 2 7 . 3 0 ) , die B o t e n f o r m e l ( 3 . 5 . 2 7 . 3 0 . 3 9 ) ,
1 V g l . l , 2 f ; 3 , 1 6 ; 1 2 , 8 ; 2 4 , 1 ; 2 6 , 1 ; 2 9 , 1 . 1 7 ; 3 0 , 2 0 ; 3 2 , 1 . 1 7 (vgl. 4 0 , 1 ) : D a t i e r u n g ; 1 4 , l f (vgl. 8 , 1 ) : S i t u a t i o n s - S k i z z e . 2 Der A u s d r u c k illil' 7 3 1 N 1 D K n3 (Dil'^N) m i l N l (3.5) i s t im EB h ä u f i g b e l e g t (vgl. 2 , 4 ; 3 . 1 1 . 2 7 ; 1 3 , 1 8 ; 1 6 , 3 ; 1 7 , 3 u . ö . ) . "Es h a n d e l t s i c h ... um e i n e g ä n g i g e F o r m u l i e r u n g , die b r e i t g e s t r e u t i s t " ( L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 7 ) . Die K o m b i n a t i o n ... m l l N l ... 137 (3.27) f i n d e t s i c h im EB n o c h in 1 4 , 4 ; 2 9 , 3 ; 3 3 , 2 . " Ü b e r a u s h ä u f i g v e r w e n d e t w i r d d i e s e P h r a s e o l o g i e in p r i e s t e r l i c h e n R e d e n , v g l . Lev 1,2; 1 8 , 2 ; 2 3 , 2 . 1 0 ; 2 5 , 2 ; 2 7 , 2 ; Nu 5 , 1 2 ; 6 , 2 ; 1 5 , 2 u.ö. A d r e s s a t e n s i n d d u r c h w e g w i e in Ez 3 3 , 2 die I s r a e l i t e n a l l g e m e i n , nur in Ez 1 4 , 1 und 2 0 , 3 s i n d es die ' Ä l t e s t e n ' " ( a . a . O . , 1 5 7 ) .
Abgrenzung
und S t r u k t u r des
Textes
201
die in 27 und 30 d u r c h v o r a n g e s t e l l t e s ID^ , in 39 d u r c h vorangehende
AnredeVNIW»
n ' l DHK1
hält, und die S c h w u r f o r m e l '3N 'n ren die G o t t e s s p r u c h f o r m e l kenntnisformel
zusätzliches Gewicht (3.31.33), l e i c h t e r e
(3.31.33.36.40.44)
des T e x t e s ist d a r ü b e r h i n a u s eines vergangenen
der V e r b f o r m e n qatal und w a y y i q t o l , w ä h r e n d sehen vom z w e i m a l i g e n TDK schen, die g e g e n w ä r t i g e s
Geschehens
und z u k ü n f t i g e s G e s c h e h e n
in der V e r g a n g e n h e i t
1-2
in 3-5aoi^ - a b g e -
der B o t e n f o r m e l - T e m p o r a
(q'tol, y i q t o l , w ' q a t a l , q o t e l ) .
zählung
Er-
seine
von I n t e r e s s e . Die S i t u a t i o n s - S k i z z e
b e d i e n t sich zur S c h i l d e r u n g
nen
und die
erZäsu-
([26.]38.42.44).
Für die G l i e d e r u n g Tempus-Struktur
die
vorherrbezeich-
In öaa^ s e t z t eine
(dominierende V e r b f o r m :
Er-
wayyiq-
tol)
ein, die - u n t e r b r o c h e n vom R e d e - A u f t r a g an den P r o p h e 3 ten in 27a - bis 29 r e i c h t . I n n e r h a l b d i e s e r E r z ä h l u n g ers c h e i n e n in der d i r e k t e n Rede I m p e r a t i v - und men
(7.18-20). Mit einem n e u e r l i c h e n
r e i c h t die E r z ä h l u n g
Prohibitivfor-
Rede-Auftrag
den G e g e n w a r t s p u n k t
(30act)
der Rede
er-
(30aß-
3 1 a a : q o t e l ) ; 31aß.b l e i t e t mit seinen y i q t o l - F o r m e n
zur
Zukunftsschilderung
yiqtol
in 32-44 über, in der die F o r m e n
und w ' q a t a l d o m i n i e r e n .
Sie w i r d u n t e r b r o c h e n
p e r a t i v e in 39a als E l e m e n t e des a k t u e l l e n I n n e r h a l b der E r z ä h l u n g
durch die
in 5-44 sind w e i t e r h i n im
auf den Ort der H a n d l u n g A b s c h n i t t e zu e r k e n n e n : "im Land Ä g y p t e n " ,
10-26
"in der W ü s t e " ,
27-29
"im
Israel".
Handeln
(s.u.), zum a n d e r e n
I s r a e l s , in 18-26 die G e n e r a t i o n jeweils
erzählten
E i n s c h n i t t e im T e x t . Zum e i n e n w e c h s e l n
ches und m e n s c h l i c h e s
- mit A u s n a h m e
ihrer
spielt
Land",
S c h l i e ß l i c h m a r k i e r t der W e c h s e l der A k t e u r e des
das G e g e n ü b e r J a h w e s : In 5 - 1 7 ist es die
Hinblick
5-9
32-38 in der "Wüste der V ö l k e r " und 39-44 im "Land Geschehens
Im-
Diskurses.
göttliwechselt
Auszugsgeneration
"Söhne", von
der e i n g e s c h a l t e t e n
denen
direkten Reden
in der 3 . P e r s . P l . g e s p r o c h e n wird; 27-29 b e r i c h t e t von
-
den
3 Der S a t z 2 2 a a , der in G * , S f e h l t , ist a u f g r u n d des s y n t a k t i s c h u n m ö g l i c h e n T . l B n i zu s t r e i c h e n (vgl. BHS; Z i m m e r l i , 4 3 5 ; B a r t e l m u s , Ez 37, 374 A n m . 4 4 ) .
202 D i e
Restitutionsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf" 4
"Vätern"
des g e g e n w ä r t i g e n
vom g e g e n w ä r t i g e n me v o n 40
"Hauses
und z u k ü n f t i g e n
(3.Pers.PI.)
in
der
Israel" "Haus
direkten
; 30-44
Israel" Anrede
-
spricht mit
Ausnah-
(30-39.41-44:
2.Pers.PI.). Unter B e r ü c k s i c h t i g u n g Text
vorläufig
dieser
Beobachtungen
etwa f o l g e n d e r m a ß e n
läßt
sich
der
strukturieren:
1 - 3 Einleitung ( s i t u a t i v e r Rahmen des T e x t e s : GEGENWART) 1
Situations-Skizze:
"Befragung" Jahwes durch d i e Ä l t e s t e n
2 - 3 Jahwewort an d i e Ä l t e s t e n 2-3aß E i n l e i t u n g : W o r t e r e i g n i s f o r m e l , Rede-Auftrag an den Propheten , Botenformel 3ay.b Ablehnung der "Befragung" durch Jahwe 4-44 Jahwerede an d i e Ä l t e s t e n (5) und das "Haus I s r a e l " 4-5ac^
(30)
E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten, Botenformel
5aa 2 -29 Rückblick auf die VERGANGENHEIT Israels 5aa2"10 Phase 1: Die e r s t e Generation des 'Hauses I s r a e l " i n Ägypten
11-17
5aa2-7
Handeln Jahwes
8a
Reaktion I s r a e l s
8b-10
R e a k t i o n Jahwes
Phase 2: Die e r s t e Generation des 'Hauses I s r a e l " i n der Wüste 11-12
18-26
Handeln Jahwes
13a
Reaktion I s r a e l s
13b-17
R e a k t i o n Jahwes
Phase 3: Die zweite Generation des "Hauses I s r a e l " i n der Wüste 18-20
Handeln Jahwes
21a
Reaktion I s r a e l s
21b-26
R e a k t i o n Jahwes
4 A u s dem T e x t g e h t n i c h t klar h e r v o r , G e n e r a t i o n h a n d e l t wie in 1 8 - 2 6 .
ob es s i c h h i e r
um
dieselbe
Abgrenzung 27-29
und S t r u k t u r
des
Textes
203
Phase 4: Die "Väter" des gegenwärtigen "Hauses I s r a e l " im Land 27a
E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten,
27b-28
Handeln der "Väter"
29
Reaktion Jahwes
Botenformel
30-31
Konsequenzen f ü r d i e GEBENWART I s r a e l s 30aa
E i n l e i t u n g : Rede-Auftrag an den Propheten, Botenformel
32-44
30aß-31aa
Handeln I s r a e l s
31aß.b
Reaktion Jahwes:Ablehnung der "Befragung"
Ausblick auf d i e ZUKUNFT I s r a e l s 32-38
Ankündigung des Gerichts i n der "Wüste der Völker" 32
Zurückweisung der Handlungsabsichten I s r a e l s
" 33-38 39-44
Hinsichtlich Text (1)
ein
sehr
39
Handlungsanweisung an I s r a e l
40-44
Ankündigung des Handelns I s r a e l s und Jahwes
der
Thema von 1 - 3 . 3 0 f . darauf trag, mit
Verwendung
komplexes
Die Ablehnung
Propheten,
Ankündigung des Handelns Jahwes
Ankündigung der R e s t i t u t i o n I s r a e l s im "Land I s r a e l "
eines
ergehenden
auf
um " B e f r a g u n g "
von den Ä l t e s t e n 'befragen'"
Jahwewort
im Namen Jahwes
einem V e r w e i s
zu
Formen z e i g t
der
Bild: Ersuchens
Leute
"um Jahwe
vorgeprägter
(2)
(mil'
erhält
die
Befragung
die
Schuld
der
der
Jahwes
Israels
nN i m 1 ? : 1 ) . Prophet
abzulehnen
den
(3),
Fragesteller
ist
kommen zum
in
Im Auf-
was
er
30f
tut. 1-3.30f enthält "tous l e s éléments de base d'un v r a i oracle à l a 5 . Der Abschnitt hat eine enge P a r a l l e l e i n Ez 14,1c 11, einem s e i n e r s e i t s formal sehr komplexen Text . Entsprechungen zu
manière d ' E z é c h i e l "
20,1-3.30f finden s i c h v.a. i n 14,1-3(.4):
5 L u s t , Ez., XX, 130. 6 Vgl. Zimmerli, 302ff;
Ders.,
Eigenart.
204 Die Restitutionsprophezeiung als "Geschichtsentwurf" Situationsangabe Wortereignisformel Anrede DIN 12 (Rede-Auftrag (Botenformel Schuldaufweis Ablehnung der "Befragung"
14,1 2 3
20,1 2 3 3 3 30f 3.31
(4) ) (4) ) 3 3 (2) Der Abschnitt 32-38 ist formal als "Disputationswort" zu kennzeichnen^. Als Vergleichstexte im EB wären v.a. 12,21ff. 26ff zu nennen (vgl. Il,2ff.l5ff; 18,2ff; 33,17ff.24ff; o 37,llff) . Dem Ansinnen des Volkes (32) wird eine "Gerichtsg drohung gegen Deportierte" (33-38) entgegengesetzt: Jahwe wird sie "aus den Völkern herausführen und aus den Ländern sammeln", in die sie "zerstreut" sind (34), um in der "Wüste der Völker" (35) in seinem "Zorn" (33.34) ein Scheidungs-"Gericht" (36) an ihnen zu vollziehen, in dem die "Abtrünnigen" vor dem Einzug ins Land Israel "ausgesondert" werden (38). (3) Da die Aufforderung von 39 inhaltlich an die in 32 zitierte Absicht des Volkes anklingt, kann man auch den Abschnitt 39-44 noch 10 als Teil des "Disputationswortes" von 32ff ansprechen , zumal der dort (38) stillschweigend als bevorstehend vorausgesetzte Einzug ins Land Israel erst hier thematisch wird. 40-44 ist nun aber nicht mehr "Gerichtsdrohung", sondern "Verheißungswort Jahwes an das 'Haus Isra11 el 1 " und enthält die wesentlichen Strukturelemente des im EB wiederkehrenden (vgl. 11,16-21; 36,22-32; 37,19-23; 39,25-29) "oracle of deliverance" 1 2 : God intervenes to deliver his people (from exile): 40a.41aci2ß( .b) .42a God reinitiates a relationship with his people: 40b.41aa^ God creates a transformation: 43-44 7 V g l . Z i m m e r l i , 4 5 2 f ; G r a f f y , P r o p h e t , 6 5 f f ( b e z o g e n auf 3 2 - 4 4 ) . 8 Vgl. Zimmerli, 275; Wolff, Zitat; Graffy, Prophet. 9 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3; v g l . F o h r e r , H a u p t p r o b l e m e , 94 A n m . 154 ( b e z o gen auf 33-44). 10 So z u l e t z t G r a f f y , P r o p h e t , 6 5 f f . 11 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3. 12 S . R a i t t , T h e o l o g y , 1 2 8 f f ; v g l . s c h o n H o s 2 , 1 6 - 2 0 ; 1 4 , 4 - 7 und J e r 24,4-7; 32,36-41; 33,6-9; 50,18-20.
Abgrenzung
und S t r u k t u r des
(4) U n g l e i c h g r ö ß e r e S c h w i e r i g k e i t e n Beschreibung 5-29,
205
b e r e i t e t die
formale
des R ü c k b l i c k s auf die V e r g a n g e n h e i t
Israels
was b e r e i t s auf eine r e l a t i v
T e x t e s in d i e s e m A b s c h n i t t 13 J.Lust
Textes
hohe E i g e n s t ä n d i g k e i t
in des
hindeutet.
erkennt in 4-26 eine literarisch eigenständige, aus "Anklage"
und "Gerichtswort" zusammengesetzte Gerichtsprophezeiung. Während der Schuldaufweis in 16 und 24 mit ly7 eingeführt sei, werde die Gerichtsankündigung in 15. 23 und 25 mit der Wendung 7 3N DA (1 ) eingeleitet, die "remplace en quelque sorte l'adverbe lâkën, usité plus souvent comme 14 . Doch ist in 15. 23 und 25 keineswegs
introduction à une condamnation"
der Gegenwartspunkt der Rede erreicht, d.h. es ergeht hier keine aktuelle Gerichtsankündigung, sondern es wird von einer vergangenen - und mindestens teilweise schon realisierten - Gerichtsankündigung erzählt. Die Gattung der Gerichtsprophezeiung liegt also hier allenfalls in übertragenem und abgewandeltem Gebrauch vor. W.Zimmerli sieht in 4-26 eine "geschichtstheologische(.) Scheltrede", die das ihr "vorliegende geheiligte Element der Credoformulierung aufgreift und aus ihr heraus Israels Geschichte erzählt" 15 , bestimmt aber die Bezugnahme des Textes auf die - in ihrem Alter mittlerweile stärker 16 17 umstrittenen - "Credotexte" sogleich als "antithetisch" , so daß auch hier allenfalls von einer gebrochenen Aufnahme einer vorgeprägten Gattung gesprochen werden könnte. In seiner Kritik an Zimmerli kommt J.Lust zu dem Schluß, "dat in Ez., XX geen sprake is van een Credo. Veleer ontdekt men in dit hoofdstuk een treffende verwantschap met het literair genre van de 'historische prolo18 gen'" (des Bundesformulars) . Da der geschichtliche Rückblick hier dem Schuldaufweis dient, könnte man dann mit G.Savoca seinen formgeschichtlichen Hintergrund näherhin im 19 "formulario dei patti-giudizi internazionaIi tra sovrano e vassallo" sehen. Doch haben nicht alle Elemente der
13 L u s t , Ez. , XX, 1 4 1 f ; D e r s . , T r a d i t i e , U l f . 14 L u s t , E z . , X X , 142; e b d . A n m . 4 6 f v e r w e i s t L u s t zum V e r g l e i c h a u f Ez 5 , 8 . 1 1 ; 8 , 1 8 ; 9 , 1 0 ; 2 1 , 2 2 ; 2 4 , 1 9 ; ( 2 3 , 3 5 ; ) Mi 6 , 1 3 ; M a l 2,9; Jes 6 6 , 4 ; Jer 3 1 , 3 7 ; Am 4 , 6 f ; Ri 2 , 2 1 . 15 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 16 V g l . z . B . W a l l i s , E r f a h r u n g . 17 Z i m m e r l i , 4 4 0 . 18 L u s t , T r a d i t i e , 152. 19 S a v o c a , P r o f e t a , 43; v g l . 6 9 f . l 6 7 f f ; m i t V e r w e i s auf H a r v e y , P l a i d o y e r ; vgl. a u c h D e r s . , R I B - P a t t e r n ; W r i g h t , L a w s u i t ; H u f f m o n , L a w s u i t
206 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als " G e s c h i c h t s e n t w u r f "
Darstellung der ersten drei Phasen der Vergangenheit Israels in Ez 20 20,5ff Entsprechungen in diesem "formulario" . Zudem würde die erzählerische Umsetzung zugleich eine Umprägung der vorgegebenen Form bedeu21 ten . So wird m a n sich m i t d e r F e s t s t e l l u n g b e g n ü g e n m ü s s e n , daß 5 - 2 9 in K a p . 20 die A b l e h n u n g
der Befragung
Jahwes
(30-31)
und die f o l g e n d e G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g (32-38) b e g r ü n d e t und 22 so die F u n k t i o n d e r " S c h e l t r e d e " bzw. des Schuldaufweises in d e r G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g sierung
w a h r n i m m t . Auch diese
Charakteri-
des A b s c h n i t t s m u ß aber s o g l e i c h r e l a t i v i e r t
da 5 - 2 9 auch die R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e
(39-44)
werden,
argumentativ
stützt. Ez 20 e r w e i s t sich so f o r m a l als e i n h o c h k o m p l e x e s de; o f f e n b a r
Gebil-
" s p i e g e l t die Form der 23 S t o f f b e w ä l t i g u n g d e n wider" . Die vier u n t e r f o r m a -
starken Reflexionscharakter len G e s i c h t s p u n k t e n
zu u n t e r s c h e i d e n d e n
Abschnitte
(4+)5-29. 32-38 und 39-44 w e r d e n z u s a m m e n g e h a l t e n nen sie u m f a s s e n d e n schehensablauf Geschehens
"Geschichtsentwurf".
l-3+30f. durch ei-
Ein kohärenter G e -
läßt sich v . a . an der A b f o l g e der O r t e d e s
erkennen:
Ägypten (5-10)
».Wüste (11-26)
•Land (27-29)
Exil/Zerstreuung 24 (1-3.30f)—»-Wüste der Völker (32-38)—» Land (39-44)
und die kritischen Hinweise dazu bei Clements, Prophecy, 1 7 f f . 20 S . S a v o c a , P r o f e t a , 4 3 . G a r m u s , J u i z o , 4 1 w i l l K a p . 20 i n s g e s a m t a l s " c o v e n a n t - l a w s u i t " i n t e r p r e t i e r e n : " E x a m i n a n d o Ez 20 p u d e m o s i d e n t i f i c a r os s e g u i n t e s e l e m e n t o s : a) p r e l i m i n a r e s do p r o c e s s o ( 2 0 , 1 - 2 ) , b) interrfigatorio ( 2 0 , 3 - 4 ) , c) p r o c e s s o ( 2 0 , 5 - 2 5 ) , d) d e c l a r a d o de c u l p a b i l i d a d e ( 2 0 , 3 0 - 3 1 ) , e) ameaijas ( 2 0 , 3 2 - 3 8 ) , f) u l t i m a t o (20,39) e d e c r e t o ( 2 0 , 4 0 - 4 4 ) " . - E i n e n t s c h e i d e n d e s P r o b l e m l i e g t d a b e i in d e r I n t e r p r e t a t i o n v o n 39 a l s " u l t i m a t o " ( s . u . 5 . 1 . ) . 21 "La c o n c e c i o n e d e l l a s t o r i a di E z e c h i e l e n o n è la p u r e t r a s p o s i z i o n e d e g l i e l e m e n t i di un g i u d i z i o t r e un re e il p r i n c i p l e v a s s a l l o , ... ma a n z i t u t t o il r i f l e s s o di una profonda visione t e o l o g i c a " ( S a v o c a , a.a.O., 70; entsprechend betont auch Lust, Traditie, 152ff gegen Reventlow, Wächter, 7 u.passim die E i g e n s t ä n d i g k e i t der I n t e r p r e t a t i o n d e r G e s c h i c h t e in Ez 2 0 ) . 22 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 23 L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 4 . 24 D a ß d a s in 3 0 f a n g e s p r o c h e n e " H a u s I s r a e l " s i c h - m i n d e s t e n s z . T . im E x i l b e f i n d e t , g e h t n i c h t n u r d a r a u s h e r v o r , d a ß e s , w i e d i e A u f n a h m e d e s T h e m a s " B e f r a g u n g " J a h w e s a u s 1 - 3 in 31 z e i g t , v o n d e n
Literarkritische Dieser
"Geschichtsentwurf"
bildet den - engeren
Väter"!]. 32-38) und weiteren Ablehnung
(27-29["eure
(5-26. 39-44) - Horizont
der "Befragung" Jahwes
- zunächst rein zeitlich
207
Probleme
der
(1-3.30f). Inwiefern
dieser
bestimmte - Horizont für die
Ableh-
nung der "Befragung" Jahwes auch argumentative
Bedeutung
hat, ob also etwa die "geschichtstheologische( .) Scheltrede" 25 5-29 mehr als nur einen "Umweg" zu dieser darstellt, wird zu fragen
sein.
In seiner vorliegenden Gestalt kann Ez 20 trotz der im Text enthaltenen Gerichtsankündigung(en) insgesamt als Resti26 tutionsprophezeiung
angesprochen werden, da hier - anders
als in den bisher betrachteten
und zahlreichen
anderen
ten des EB - das angekündigte Gericht nicht das Ende Geschichte
Israels darstellt, sondern
sende Zukunftsperspektive
eine darüber
hinauswei-
entwickelt wird. Damit steht hier in einem ganz
Tex-
der
die Bezugnahme
auf "Geschichte"
argumentativen
Kontext als in den bisher betrachteten
aber
anderen Tex-
ten .
2. Literarkritische
Probleme
In der neueren Forschung werden v.a. folgende sche Probleme des Textes diskutiert: 27 (1) Gehören
1-31
und 32-44 ursprunglich
(2) Ist der Abschnitt 27-29 ursprünglicher ersten Teils des
literarkriti-
zusammen? Bestandteil
des
Textes?
- exilierten - "Ältesten Israels" (1) repräsentiert wird, sondern ist auch in 34.38 ausdrücklich vorausgesetzt und durch die Ankündigung in 23 vorbereitet. 25 Zimmerli, 439. 26 Zur Terminologie s.u. V.3.1. 27 Die Unmöglichkeit, 32 noch zum ersten Teil des Textes zu ziehen oder als isolierten Einzelvers zu betrachten (vgl. Bertholet, 75; Fohrer, 107ff; Herntrich, Ezechielprobleme, 104), hat Zimmerli, 438 überzeugend nachgewiesen.
208 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
(3) S i n d i n n e r h a l b des z w e i t e n T e i l s 3 2 - 3 8 und 3 9 - 4 4 ursprünglich
unabhängige
(4) Ist der Z u s a m m e n h a n g
von " R a h m e n "
g u n g " d u r c h die Ä l t e s t e n : 1 - 3 . 3 0 f ) und erst s e k u n d ä r
zwei
Abschnitte? (Ablehnung
der
"Befra-
"Geschichtsentwurf"
hergestellt?
(Ad 1) In der neueren Forschung mehren sich die Stimmen, die gegen Versuche einer literarkritischen Scheidung der Zukunftsankündigung(en) in 28 Ez 20 vom Rückblick auf die Vergangenheit die Annahme einer ursprüngli29 chen Zusammengehörigkeit beider Teile des Textes vertreten Für die Annahme einer "nachträgliche(n) Erweiterung des Gerichtswortes 30 der ersten Hälfte durch die Heilsverheißung der zweiten" können nach 31 Zimmerli
i.W. drei Argumente ins Feld geführt werden:
(a) Angesichts der analogen Ausgangssituation in Ez 8-11; 14,1-11 und 20 wäre hier nur eine Ablehnung der Befragung Jahwes in Verbindung mit einer Gerichtsankündigung zu erwarten. Unter dieser Voraussetzung stellt Ez 20,1-31 einen abgeschlossenen Text dar. (b) Auf die 20,4 vergleichbaren Rede-Aufträge an den Propheten in 16,2; 22,2 und 23,36 folgen dort keine Heilsverheißungen. (c) Die Entsprechungen zwischen beiden Kapitelhälften in Stil und Ausdruck sind weniger eng, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Wiederholung der Schwurformel von 31 in
33 stellt eine besondere stili-
stische Härte im Übergang vom ersten zum zweiten Teil des Textes dar. Diese Argumente sind jedoch nur begrenzt stichhaltig. (Ad a) Die Text(komplex)e Ez 8-11; 14,1-11 und 20 weisen so gravierende Unterschiede auf, daß aus der in 8,1; 14,1 und 20,1 dargestellten RedeSituation kaum auf den zu erwartenden weiteren Verlauf des jeweiligen Textes geschlossen werden kann. In 8,1 ist von einer "Befragung" (KIT) Jahwes überhaupt nicht die Rede; 11,25 vermerkt ausdrücklich, der Pro-
28 V g l . H ö l s c h e r , P r o f e t e n , 4 1 5 ; Herrinann, 1 2 2 f ; B e r t h o l e t , 7 5 ; F o h r e r , 107ff; Wevers, 150f; Zimmerli, 437ff; Beuken, Ez.20. 29 V g l . G a r s c h a , S t u d i e n , 1 1 5 f f ; L i w a k , P r o b l e m e , 1 4 6 f f ; B e t t e n z o l i , G e i s t , 199; Lang, E z e c h i e l , 27; G r e e n b e r g , 3 7 6 f f ; vgl. s c h o n Höls c h e r , 1 0 8 f f ( V . B . 1 1 0 ) ; A a l d e r s , 3 1 7 f f ; C o o k e , 2 1 3 ; May, 1 6 7 ; E i c h r o d t , 1 6 9 f f ; R e v e n t l o w , W ä c h t e r , 7 5 f f . B a l t z e r , E z e c h i e l , 8 A n m . 37 h ä l t im A n s c h l u ß an Z i m m e r l i a l l e n f a l l s e i n e s u k z e s s i v e E n t s t e h u n g des T e x t e s für m ö g l i c h , n i c h t aber e i n e H e r k u n f t b e i d e r T e i l e von verschiedenen Verfassern. 30 Z i m m e r l i , 4 3 7 . 31 V g l . a . a . O . , 4 3 7 f .
Literarkritische
Probleme
209
phet habe den Verbannten - ungefragt! - ausführlichen Bericht über sein visionäres Erlebnis erstattet. In 14,1-11 wird die Ablehnung der "Befragung" mit dem - gegenwärtigen! - "Götzendienst" der Fragesteller begründet (3); auf sie folgt dort eine (konditionale) Gerichtsdrohung. Dagegen fehlt in 20,1-31 eine ausdrückliche Gerichtsankündigung; "als Abschluß •32 33 ist 20,31 viel zu dürftig" . Das Verb Ü3» findet sich erst in 35f . (Ad b) Die Gegenüberstellung beider Kapitelhälften als "Gerichtswort" und "Heilsverheißung" ist fragwürdig. "One may wonder
whether such
terms do justice to the angry tone of most of vss. 32-44, whether the forecast of a compulsory exodus from exile, a purge in the 'wilderness of the peoples,' and the future self-loathing of the redeemed really 34 depart from the condemnations of the first part of the oracle" . In 35f 35 findet sich immerhin dreimal das Stichwort B3W . Erst in 34 ist im Rahmen der Zukunftsankündigung vom "ausgeschütteten Grimm" (113131» iinn) Jahwes die Rede, während Jahwe in der Vergangenheit seinen Zorn zurückgehalten hatte (8.13.21). So könnte man aufgrund der - überdies fragwürdigen 3 6 - "Analogie" zu 16,1-43; 22,1-16 und 23,36-49 allenfalls 20,39-44 als sekundäre "Heilsverheißung" betrachten. (Ad c) Bei allen inhaltlichen und stilistischen Unterschieden weisen 37 beide Kapitelhälften doch eine Vielzahl gemeinsamer Topen auf und sind in einen konsequent fortschreitenden Erzählzusammenhang eingebunden. So zieht sich das Interesse am Verhältnis einer Generation zu ihren "Vätern" ebenso durch den gesamten Text (4.18.24.27.30.36.42) wie das am Opfer (26.28.31.40) und am Problem der "Götzen" (D'3fli70: 7.8.30;D7,7T7A : 7.8.16.18.24.31.39). In Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befindet sich Israel gleichermaßen im Blickfeld der Völker (D'IA: 9.14.22.23.32. 41; D'ny: 34.41). Schließlich korrespondiert dem zeitlichen Erzählungsfortschritt eine konsequent konzipierte Abfolge der Orte der Handlung 32 H ö l s c h e r , 110. 33 2 0 , 4 0 n i m m t v i e l l e i c h t b e w u ß t des S t i c h w o r t |>m aus 1 . 3 . 3 1 e u f : J a h w e , der s i c h n i c h t " b e f r a g e n " l ä ß t , w i r d s t a t t d e s s e n s e i n e r s e i t s v o n Isreel Opfergaben "fordern". 34 G r e e n b e r g , 3 7 7 ; vgl. s c h o n H e r m a n n , 127: "Man ü b e r s e h e f r e i l i c h n i c h t , daß a u c h 3 2 f f . n i c h t b l o ß l i e b l i c h e H e i l s a n s a g e b r i n g e n s o n d e r n ernste, g e w i s s e n w e c k e n d e A n k ü n d i g u n g e i n e s n o c h b e v o r s t e h e n d e n Läuterungsgerichts". 35 E r s t in 36 w i r d das V e r f a h r e n J a h w e s m i t den " V ä t e r n " in der " W ü s t e des L a n d e s Ä g y p t e n " als " G e r i c h t " ( U D f n i . ) q u a l i f i z e i r t ! 36 S . u . 3 . 1 . 37 V g l . die T a b e l l e b e i G r e e n b e r g , 3 8 1 .
210 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
(s.o.)- Neben diesen "thematic correspondences, there is an impressive congruence of terms and concepts (synonymous, antithetic) throughout 38 this oracle" . Die Wahrnehmung einer "besondere(n) stilistische(n) Härte" 39 im zweimaligen 7 3N 7 n von 31 und 33 könnte allenfalls die literarkritische Ausscheidung von 32-38 begründen, verliert aber angesichts der 40 Häufung der Schwurformel in 14,16.18.20; 17,16.19 ohnedies an Gewicht . Die von Zimmerli zusammenfassend vorgetragenen Argumente sind also nicht geeignet, eine literarkritische Scheidung der beiden Hauptteile von Kap. 20 plausibel zu machen. (Ad 2) Der Abschnitt 27-29 wird häufig als sekundärer Nachtrag ausge41 42 schieden . Als Gründe dafür können im Anschluß an Zimmerli genannt werden: (a) Der Abschnitt ist in 27 mit 13*7 und folgendem Rede-Auftrag eingeleitet (vgl. 30), führt aber inhaltlich noch nicht zur Prognose, sondern bleibt beim Schuldaufweis. (b) Er hebt sich in seinem Aufbau von den vorangehenden, untereinander strukturgleichen Abschnitten 5-10. 11-17. 18-26 ab. (c) Sprache und Ausdruck von 27-29 sind für das EB ungewöhnlich und ste43 hen (wie in 6,13aß-14 ) der dtr. Traditionsströmung nahe. (d) Der Abschnitt scheint die Geschichte Israels im Lande nachtragen zu wollen; mit nXT Tiy (27) gibt er sich ausdrücklich als Nachtrag zu erkennen (vgl. 36,37). Dagegen ist jedoch geltend zu machen: (Ad a) 13*7 hat in 27 zwar nicht 44 die Funktion der Überleitung vom Schuldaufweis zur Gerichtsankündigung , ist aber auch nicht ganzlich funktionslos. Vielmehr markiert es den Übergang von dem relativ langen erzäh38 A . a . O . , 3 8 0 . 39 Z i m m e r l i , 4 3 8 . 40 Z i m m e r l i , 438 b e h a u p t e t o h n e n ä h e r e B e g r ü n d u n g : "das N e b e n e i n a n d e r in d e n P a r a l l e l f o r m u l i e r u n g e n 1 4 , 1 6 . 1 8 . 2 0 und 1 7 , 1 6 . 1 9 b i l d e t d a z u (sc. zu 2 0 , 3 1 . 3 3 ) k e i n e c h t e s A n a l o g o n " . 41 S. z.B. H ö l s c h e r , 1 0 9 f A n m . l ; C o o k e , 2 1 9 ; Z i m m e r l i , 4 3 9 ; L u s t , T r a d i t i e , 1 0 2 f ; L i w a k , P r o b l e m e , 149; L a n g , E z e c h i e l , 27; B e u k e n , E z , 2 0 , 4 2 f f ; vgl. a u c h R e v e n t l o w , W ä c h t e r , 81. G a r s c h a , S t u d i e n , 115. 120 s c h e i d e t 3 a y . b . 2 7 - 3 1 als z u s a m m e n h ä n g e n d e " B e a r b e i t u n g " a u s . E i c h r o d t , 1 6 7 f . l 7 5 s c h l ä g t e i n e U m s t e l l u n g von 28 v o r 23 vor und s t r e i c h t 24 u n d 29. 42 V g l . Z i m m e r l i , 4 3 8 f . 4 5 0 . 43 V g l . d a z u a . a . O . , 1 5 6 f . 44 V g l . K o c h , F o r m g e s c h i c h t e , 2 5 8 f f (zur Ü b e r l e i t u n g s f u n k t i o n von TD1? v.a. 260.262}.
Literarkritische
211
Probleme
lenden Abschnitt 5aou-26, in dem die Adressaten des Textes nicht direkt 45
angesprochen wurden, zur Anrede in der 2.Pers. (D3T12K!)
(Ad b) Daß 27-29 das Strukturschema von 5-10. 11-17 und 18-26 nicht wei46 terführt
, ist vom Inhalt des Textes her durchaus folgerichtig, denn
"since God's rejection of Israel has been completed by the end of the third stage, the pattern of God's address and the people's defiance cannot be repeated. After vss. 23-26 Israel can only act out its assigned 47 role and defile itself through a perverse cult until it is desolated" (Ad c) Zwar sind das Verb HTA pi. (27) und das Nomen D)D (28) im EB sonst nicht mehr belegt, wohl aber die jeweils stammverwandten Ausdrücke n a n A (5,15) bzw. pyD (q.: 16,42; hi.: 8,17; 16,26; 32,9). Zudem ist auch außerhalb dieses Abschnitts etwa das Verb i m (20,5) nur an dieser Stelle im EB belegt. In Sprache und Ausdruck weist schließlich das gesamte Kap. 20 Berührungen mit der 48 "deuteronomistischen" (und "priesterlichen") Traditionsströmung auf . Bei allen terminologischen Eigenarten zeigt 27-29 aber auch Verbindungen zum Kontext: 28 erwähnt iuy VY "73 als Ort des Opferdienstes der Väter - nach 32 wollen die gegenwärtigen Israeliten laxi vy HIB. Den illegitimen Opfern auf nnT. nyiA
VOn
28 stellt
40 die zukünftigen legitimen Opfer "iNlf7 O n n 1?U gegenüber. Das Problem des legitimen oder illegitimen Kultortes wird durch wiederholtes Of (4x in 28, lx in 29, 3x in 40) unterstrichen. Schließlich opferten die Väter nach 28 on'mrPS m ,
während in 41 Jahwe ankündigt: nxiN nn'J n n a
.
(Ad d) Sollte die "Schilderung der Landnahme" im Grundbestand des Textes gefehlt haben, weil sie "ein Element der hellen Gnadengeschichte bedeutete" 50 ? Auch im vorliegenden Zusammenhang ist "die Gewährung der Land-
45 Der Ü b e r g a n g zur d i r e k t e n A n r e d e (vgl. 2 3 , 2 1 , s. dazu o. I I . A n m . 9 ) s c h l i e ß t n i c h t aus, daß die E r z ä h l u n g w i e d e r a u f g e g r i f f e n ( V e r b f o r m q a t a l ) und w e i t e r g e f ü h r t w i r d ( w a y y i q t o l ) . D u r c h das S u f f . 2 . P e r s . PI. w e r d e n die H ö r e r nun u n m i t t e l b a r in die " S t o r y " m i t e i n b e z o g e n , deren aktuelle Relevanz damit unterstrichen wird. 46 I m m e r h i n w i r d a u c h in 29 wie in 8 a . 1 3 a . 2 1 a die R e a k t i o n J a h w e s auf das s c h u l d h a f t e V e r h a l t e n I s r a e l s m i t l D N l eingeleitet! 47 G r e e n b e r g , 3 7 8 ; den Z u s e m m e n h a n g m i t dem V o r h e r g e h e n d e n hebt auch F o h r e r , 112 h e r v o r , der 2 7 - 2 8 k o m m e n t i e r t : "Die I s r a e l i t e n h a b e n s i c h d e n n a u c h so v e r h a l t e n , wie J a h w e es b e a b s i c h t i g t e " . 48 - w e s h a l b L i w a k , P r o b l e m e , 192f Kap. 20 i n s g e s a m t (wie a u c h K a p . 6: a . a . O . , 108f) a u f " p r i e s t e r l i c h e K r e i s e ..., die ihr A n l i e g e n m i t H i l f e dtr T r a d i t i o n v o r b r a c h t e n " ( a . a . O . , 108) z u r ü c k f ü h r t (zur Diskussion d i e s e r T h e s e s.u. E x k u r s ) . 49 V g l . a u c h die G e g e n ü b e r s t e l l u n g bei G r e e n b e r g , 3 7 9 . 50 Z i m m e r l i , 4 4 0 .
212 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
nähme verbunden mit der Ankündigung späterer Wegnahme des Pfandes der göttlichen Huld, in dem die Erwählungsaussage ja recht eigentlich ge51 schichtskonkret geworden war (6)" und damit in gleicher Weise wie der Exodus aus Ägypten und die Zeit der Wüstenwanderung in ihrer "heils"geschichtlichen Bedeutung in Frage gestellt. Ja, mit dem Verweis auf die Landgabe in 28 wird das Moment der Diskontinuität zwischen Vergangenheit und Zukunft Israels 52 noch unterstrichen: Die Zusage der Landgabe ist wie die des Exodus (6) von Jahwe schon in der Vergangenheit eingelöst worden. Sie bietet also keinen Anknüpfungspunkt für etwaige Hoffnungen 53 der Exilierten Auch die literarkritische Ausscheidung von 27-29 als Nachtrag kann also vom vorliegenden Text her nicht überzeugend motiviert werden. (Ad 3) Der Abschnitt 32-38 hebt sich als "Gerichtsdrohung gegen Depor-54 tierte" von 39-44, einem "Verheißungswort Jahwes an das 'Haus Israel'"
,
inhaltlich ab. Da 39-44 wie 5-31 das "Haus Israel" als Ganzes im Blick hat, wäre es denkbar, daß die Ankündigung eines "Scheidungsgerichts" innerhalb Israels in "V.32ff ... als Korrektiv zu V.39ff konzipiert" 55 ist
. Freilich ist im vorliegenden Textzusammenhang die antitypische
Entsprechung von Zukunft (Herausführung - Wüste: 32-38 - Land: 39-44) und Vergangenheit (Herausführung: 5-10 - Wüste: 11-26 - Land: 27-29) so deutlich, daß die Beseitigung der vermeintlichen inhaltlichen Inkohärenz von 32-44 durch literarkritische Ausscheidung von 32-38 ihrerseits eine kohärente Struktur des vorliegenden Textes zerstören würde. Zudem setzt die Beurteilung von "V.32ff ... als Korrektiv zu V.39ff" voraus, daß die Pointe des Textes ursprünglich in einer "Heils"ankündigung bestand, die erst zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Gerichtsdrohung relativiert wurde. Die Analyse des situativen Rahmens des Textes wird jedoch zeigen, daß es ihm von Anfang an um die Auseinandersetzung mit "Heils"erwartun51 A . a . O . , 449 52 A . a . O . , 4 5 2 . 53 J1NT l i y s c h e i n t zwar in 2 3 , 3 8 (vgl. Z i m m e r l i , 554) und 3 6 , 3 7 (vgl. a . a . O . , 882) N a c h t r ä g e zu k e n n z e i c h n e n . In 2 0 , 2 7 k ö n n t e es a b e r g e r a d e die P o i n t e der V e r w e n d u n g d i e s e s A u s d r u c k s s e i n , den L a n d b e s i t z I s r a e l s , d e s s e n V e r l u s t für die E x i l i e r t e n w o h l das P r o b l e m d a r s t e l l t e , als b l o ß e n " N a c h t r a g " zur ( S ü n d e n - ) G e s c h i c h t e d e s " H a u s e s I s r a el" abzuwerten. 54 B a l t z e r , E z e c h i e l , 3. 55 L i w a k , P r o b l e m e , 149. L a n g , E z e c h i e l , 27 s i e h t in 3 2 - 3 8 " z w e i f e l l o s ein s e l b s t ä n d i g e s e z e c h i e l i s c h e s J a h w e w o r t " , das in den K o n t e x t v o n K a p . 20 r e d a k t i o n e l l e i n g e f ü g t w u r d e .
Literarkritische
Probleme
213
56 geri seiner Adressaten geht
. Eine literarkritische Entscheidung war der
eingehenden Analyse des Gehalts des Textes ist in diesem Fall besonders problematisch^7. (Ad 4) Eine ursprüngliche Unabhängigkeit des Orakels an das 58 Haus Israel . Seine
in 4-26 von dem an die Ältesten in 1-3 vertritt v.a. J.Lust
Argumentation setzt jedoch die Annahme einer usprünglichen literarischen Unabhängigkeit der beiden Hauptteile des Kapitels, 1-31 und 32-44, ebenso voraus wie die Beurteilung von 27-29 und 30-31 als "twee secundaire uitweidingen" 59 - zwei literarkritische Hypothesen, die sich bereits als 60 unwahrscheinlich erwiesen haben . J.Garscha betrachtet 20,3ay.b. 27-31 als "Erweiterung", die "ohne Schwierigkeiten ausgeschieden werden kann 61 und sich vom übrigen Zusammenhang abhebt" . Dagegen ist jedoch einzuwenden, daß 32 an 31 weit besser anschließt als an 26. Der Übergang von der Darstellung in der 3.Pers. (5-26) zur direkten Anrede ist im vorliegenden Text weit besser motiviert als in dem von Garscha rekonstruierten Grundbestand. Die Tatsache, "daß ein von den Ältesten erwartetes Gotteswort abgelehnt (V 3 vgl. V 31b) und diese Ablehnung dennoch vom Prophe62 ten in einem ausführlichen Gotteswort vorgebracht wird" , kann nur dann als Indiz einer Inkonsistenz des vorliegenden Textes betrachtet werden, wenn man das Ansinnen des ilin' nN »TT als Ersuchen um irgendein Jahwewort interpretiert, was wenig wahrscheinlich ist. Auch hier erweist sich eine der sorgfältigen inhaltlichen Analyse des Textes vorausgehende literarkritische Entscheidung als problematisch. Die k r i t i s c h e D u r c h s i c h t der w i c h t i g s t e n s c h e n H y p o t h e s e n der n e u e r e n F o r s c h u n g sam e r s c h e i n e n ,
zu Ez 20 läßt es r a t -
den f o l g e n d e n U n t e r s u c h u n g e n
t h e s e der l i t e r a r i s c h e n
literarkriti-
I n t e g r i t ä t des T e x t e s
die
gen. A u c h bei d i e s e m Text wird eine ü b e r z e u g e n d e 56 57 58 59 60
Arbeitshypo-
zugrundezuleRekonstruk-
S.u. 3.2. V g l . u . 5.3. Vgl. Lust, Ez.,XX, 128ff; Ders., Traditie, lOOff. L u s t , T r a d i t i e , 101. Z u d e m w ü r d e in 1 - 3 J a h w e die B e f r e g u n g d u r c h die Ä l t e s t e n o h n e j e d e Begründung ablehnen! 61 G a r s c h a , S t u d i e n , 120; vgl. 115. 62 A . a . O . , 115. 63 Zur S t r e i c h u n g der E r w ä h n u n g e n der " S a b b a t e " in 1 2 f . 1 6 . 2 0 f . 2 4 als Niederschlag priesterlicher S o n d e r i n t e r e s s e n durch Eichrodt, 170f; v g l . O e r s . , S a b b a t und b e r e i t s H ö l s c h e r , 110 A n m . l s. L u s t , E z . , X X , 145ff; Ders., Traditie, 126ff.
214 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
tion seiner Entstehungsgeschichte
"Geschichtsentwurf"
n i c h t ohne ein
r e s k o n z e p t i o n s - und r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e s lich
umfassende-
Modell
mög-
sein.
3. Der s i t u a t i v e
R a h m e n des T e x t e s und seine
argumentative
Frontstellung
Ez 20 ist e i n e r der w e n i g e n T e x t e des EB, die a u f bestimmte
Kommunikationssituation
Bezug n e h m e n
eine
(vgl. noch
8-
11; 1 4 , 1 - 1 1 ) . Er v e r k n ü p f t den in ihm e n t h a l t e n e n ,
in
Restitutionsprognose
m i t der
Ablehnung
mündenden
des A n s i n n e n s e i n i g e r 7
Israels"
("7NTU
J a h w e zu
'befragen'"
"Geschichtsentwurf" "Männer von den
Ältesten
"»J ¡7 T n O'IVJN) , die zum P r o p h e t e n (nin7
nN m f 7 :
fung von " G e s c h i c h t s e n t w u r f "
kommen,
1). Ist d i e s e
und s i t u a t i v e m
n i c h t wie
"Rahmen"
. . . eine d i r e k t e E n t h ü l l u n g
"in der P a r a l l e l e
der B e f r a g e r als
mehr einer
14,1-11
64 Götzendiener"
a u s r e i c h e n ? Ist n i c h t s o g a r ein W i d e r s p r u c h d a r i n zu "daß ein von den Ä l t e s t e n e r w a r t e t e s G o t t e s w o r t (V 3 vgl. V 31b)
und d i e s e A b l e h n u n g
in einem a u s f ü h r l i c h e n G o t t e s w o r t in 1 4 , 1 - 1 1 und dem s c h e i n b a r 3 . 1 0 f ein w e s e n t l i c h e r
d e n n o c h vom
n"7Nn
!) z u r ü c k g e w i e s e n .
der sich in e n t s p r e c h e n d e r (8:7ny
Jahwes 20,1-
In 14,1-3 w e r d e n
D'KJN
(SrD'K'lKn
Im F o l g e n d e n w i r d dann j e d e m
( "7mi!i' Jl'in V H VH:
dem Volk a n g e d r o h t
?
in
"7NtU' '3PTD (1) a u f g r u n d i h r e s e i g e n e n V e r h a l t e n s nen Israeliten
P r 6o p5 h e t e n
der " B e f r a g u n g "
"parallelen" Vorgang
Unterschied:
sehen,
abgelehnt
vorgebracht wird"
Nun b e s t e h t z w i s c h e n der A b l e h n u n g
einzel-
4.7; vgl. 8 : N i n n WH2
),
W e i s e v e r h ä l t , die A u s r o t t u n g
aus
"|1nn l'msill ). D e m g e g e n ü b e r
20,3 die " B e f r a g u n g " J a h w e s d u r c h die Ä l t e s t e n z u n ä c h s t
64 Zimmerli, 439. 65 Garscha, Studien,
115.
"um
Verknüp-
oder w e n i g e r z u f ä l l i g ? W ü r d e für "die Z u r ü c k w e i s u n g A n f r a g e der Ä l t e s t e n "
eine
weist ohne
Der s i t u a t i v e R a h m e n des Begründung
z u r ü c k . 30f ist dann g a r n i c h t mehr nur an die
sprünglichen
"Fragesteller",
s o n d e r n an das "Haus
insgesamt gerichtet. Dessen Verhalten nun n i c h t nur die Z u r ü c k w e i s u n g Ansinnens,
215
Textes
begründet
des in 1 g e n a n n t e n
s o n d e r n die g e n e r e l l e
J a h w e s für das g e s a m t e
(30-31aa)
konkreten
"Unbefragbarkeit"
"Haus I s r a e l " . Für diese
ur-
Israel"
(tm
ni.)
Ausweitung
des K o m m u n i k a t i o n s h o r i z o n t s
ist aber die v o r a n g e h e n d e "ge66 schichtstheologische(.) Scheltrede" , die die S c h u l d I s r a els a u f d e c k t , a r g u m e n t a t i v e r f o r d e r l i c h ; sie s t e l l t nicht 67 nur e i n e n
"Umweg"
zur e r n e u t e n A b l e h n u n g
der
"Befragung"
J a h w e s in 30f dar. D a g e g e n muß die w e i t e r f ü h r e n d e
Zukunfts-
p r o g n o s e von 32-44 z u n ä c h s t in der Tat ü b e r s c h ü s s i g nen: W e n n J a h w e sich n i c h t
erschei-
" b e f r a g e n " läßt, w a r u m t e i l t
er
dies alles dann I s r a e l ü b e r h a u p t m i t ? So ist zu f r a g e n ,
ob
auch die B e z u g n a h m e auf die z u k ü n f t i g e G e s c h i c h t e
Israels
vom s i t u a t i v e n R a h m e n des T e x t e s her m o t i v e r t ist. Dazu nun d i e s e r
" R a h m e n " n ä h e r zu
3.1. Die E r w a r t u n g
ist
betrachten.
der F r a g e s t e l l e r
und ihr
konzeptioneller
Hintergrund Als A n l i e g e n der " M ä n n e r von den Ä l t e s t e n I s r a e l s " , zum P r o p h e t e n
kommen, n e n n t 1: illil' UN fTT . im
Sinn des " B e f r a g e n s " J a h w e s b e z e i c h n e t ganz z e n t r a l e
und k o n s t i t u t i v e
technischen
011 (1.3.31)
F u n k t i o n der
die
"eine 68
Propheten"
"Es geht d a b e i n i c h t nur um eine A u s k u n f t , die man von J a h w e 69 . Von d a h e r ist
haben w i l l , s o n d e r n um die Wende e i n e r Not"
66 Z i m m e r l i , 4 3 9 . 67 Ebd. 68 J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 142; vgl. 1 4 0 f f ; W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 177ff; Lust, Traditie, 33f; G e r s t e n b e r g e r , Mensch, 148f; Gerleman/ R u p r e c h t , A r t . KITT, 4 6 2 f ; a n d e r s z . B . B a l e n t i n e , P r o p h e t , der d a r a u f h i n w e i s t , daß "the p r o p h e t s who are a p p r o a c h e d w i t h a p e t i t i o n to ' i n q u i r e of t h e L o r d 1 are p r i m a r y t h o s e w h o are a c t i v e in t h e t e n t h to t h e n i n t h c e n t u r y - A h i j a h , H i c a j a h , E l i s h a " ( a . a . O . , 1 6 7 ) , und m e i n t , daß n ( e ) v e n for J e r e m i a h and E z e k i e l t h e o c c a s i o n s of i n q u i r y are m e n t i o n e d t o o i n f r e q u e n t l y to s u g g e s t t h a t s u c h a r o l e was p a r t of t h e i r r o u t i n e r e s p o n s i b i l i t i e s " ( a . a . O . , 1 6 7 f ) . 69 W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 180.
216 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g es w a h r s c h e i n l i c h , Anfrage
als
"Geschichtsentwurf"
daß auch in Ez 20 "die Ä l t e s t e n m i t
... ein P r o p h e t e n w o r t e r f l e h e n , das die
chung der D e p o r t a t i o n
... a n k ü n d i g t " ^
ihrer
Rückgängigma-
- jedenfalls aber
"Heils"-orakel.
ein
71
D i e s b e s t ä t i g t der e i g e n t ü m l i c h f o r m u l i e r t e von 4: D y ' i i n o n m N
myin
n« IHN
Rede-Auftrag
la u i a u n n n n N u a w n n . Die
b e i d e n F r a g e s ä t z e i n t e r p r e t i e r t Z i m m e r l i als 72 " B e f e h l an den P r o p h e t e n , ü b e r die F r a g e r G e r i c h t zu h a l t e n " . Wahrend 73 sich d i e s e s V e r s t ä n d n i s in 22,2 und 2 3 , 3 6 a u f g r u n d der syndetisch
angehängten Aufforderung
n a h e l e g e n m a g , ist es im
F a l l e von 20,4 s y n t a k t i s c h m i n d e s t e n s a c h t e t m a n z u d e m , daß "(o)nly
nicht notwendig.
in t h e s e p a s s a g e s
(sc.
Be-
22,2;
2 3 , 3 6 und - s c h e i n b a r 74- 20,4) is t h e p r o p h e t c a l l e d upon to j u d g e his c o u n t r y m e n " , w ä h r e n d das " G e r i c h t " (Wz. U 3 W ) im 75 EB s o n s t i m m e r " J a h w e v o r b e h a l t e n ist , wird es v o l l e n d s unwahrscheinlich:
Mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t
die F r a g e von 4a: " W i l l s t du s i e
'richten'
R e c h t v e r h e l f e n ' ! ) ? W i l l s t du, M e n s c h sie selbstverständlich
ist
(ihnen
vielmehr 'zu
ihrem
'richten'?"
zu v e r n e i n e n d e zu v e r s t e h e n . D a n n
als könnte
aber im Verb uge» g e r a d e das A n l i e g e n der " F r a g e s t e l l e r " Ausdruck
" e i n e r s e i t s den Klang von von
zum
k o m m e n , ist es doch i n s o f e r n a m b i v a l e n t , als es
'gerechtsprechen,
'verurteilen'
(...),
andererseits
zum R e c h t v e r h e l f e n ' " hat und im
zwei-
70 Z i m m e r l i , 4 4 1 . M a l a m a t , T w i l i g h t , 130 s t e l l t e i n e n Z u s a m m e n h a n g her z w i s c h e n d e r A n f r a g e d e r Ä l t e s t e n in Ez 20 u n d d e m O r a k e l H a n a n j a s von J e r 2 8 , 2 - 4 , d e s s e n E r f ü l l u n g n a c h d e n D a t i e r u n g e n in J e r 2 8 , 1 u n d Ez 2 0 , 1 n u n f ä l l i g w ä r e . Da im EB a b e r " s t e t s z w i s c h e n d e r C h r o n o l o g i e d e s R e d a k t o r s u n d der w i r k l i c h e n C h r o n o l o g i e v o n E z e c h i e l s L e b e n (zu) u n t e r s c h e i d e n " ist (Lang, E z e c h i e l , 5 5 ) , i s t die A u s w e r t u n g s e i n e r c h r o n o l o g i s c h e n A n g a b e n für die h i s t o r i s c h e S i t u i e r u n g von E i n z e l t e x t e n h ö c h s t p r o b l e m a t i s c h . 71 D e n H i n w e i s a u f d i e s e E i g e n t ü m l i c h k e i t e n v e r d a n k e ich R . B a r t e l m u s (mündl.). 72 Z i m m e r l i , 4 4 1 ; ä h n l i c h die m e i s t e n K o m m e n t a t o r e n , vgl. z . B . F u h s , 102; F o h r e r , 109; E i c h r o d t , 166; H e r r m a n n , 1 2 2 f ; C o o k e , 2 1 4 ; G r e e n berg, 363. 73 B e i d e S t e l l e n s i n d a l s r e d a k t i o n e l l v e r d ä c h t i g ; vgl. o. 1 1 1 . 1 . 2 . zu 2 3 , 3 6 f f u . u . V . 3 . 2 . 4 . b . zu K a p . 22. 74 C o o k e , 2 1 4 . 75 D i e s s c h e i n t G a u f g e f a l l e n zu s e i n , die in 2 0 , 4 a J a h w e zum S u b j e k t d e s " R i c h t e n s " m a c h t : E L exöLxriaii) a u r o t f s e x Ö L X t f a e t , ;
217
Der s i t u a t i v e R a h m e n d e s T e x t e s
76 t e n Fall g e r a d e z u Die Ä l t e s t e n
" a l s 'retten' v e r s t a n d e n " w e r d e n
kämen dann zum P r o p h e t e n in d e r E r w a r t u n g e i -
ner " W i e d e r h e r s t e l l u n g spektive
der Ordnung"
, die - in i h r e r P e r -
- mit ihrer Exilssituation
gestört ist, durch ein
Eingreifen
Jahwes.
W o r i n i s t diese E r w a r t u n g im Verb
kann
b e g r ü n d e t ? Hier s c h e i n t
wiederum
u n e i n S c h l ü s s e l zum V e r s t ä n d n i s d e s T e x t e s u n d
s e i n e r a r g u m e n t a t i v e n F r o n t s t e l l u n g zu l i e g e n . A n g e s i c h t s der M ö g l i c h k e i t , sich in N o t l a g e n an andere G ö t t e r zu w e n den 7 8 , b e i n h a l t e t n ä m l i c h der A k t d e r 'Befragung' J a h w e s z u g l e i c h auch ein " B e k e n n t n i s " , Sinne Hin7
79 zu ihm . In eben
diesem
kann aber in d e r p r o p h e t i s c h e n T r a d i t i o n s s t r ö m u n g ein (nK) i m g e f o r d e r t und m i t einer k o n d i t i o n a l e n
kündigung
verbunden werden:
ihr l e b e n ! "
"Fragt nach J a h w e , dann
Heilsanwerdet
(Am 5,6; v g l . 4; H o s 10,12, sowie - n e g a t i v g e -
w e n d e t - J e s 9 , 1 2 ; 3 1 , 1 ; Zeph 1,6; J e r 10,21; 3 0 , 1 4 ) .
Dabei
ist d e r Ü b e r g a n g von d e r " t e c h n i s c h e n " B e d e u t u n g des 80 m ilin7 (HN)als B e f r a g u n g J a h w e s durch e i n e n P r o p h e t e n zu 81 "der a b g e s c h l i f f e n e n B e d e u t u n g 'sich zu J a h w e h a l t e n ' " , in d e r " a u s d e r e i n m a l i g e n H a n d l u n g , die e i n e s Anlasses
bestimmten
bedarf, eine H a l t u n g , e i n H a b i t u s " w i r d , und "die
V e r m i t t l u n g d e s G o t t e s b e f r a g e n s durch e i n e n G o t t e s m a n n 82 83 lieh w e g ( . ) f a l l e n " kann , fließend 76 77 78 79 80
gänz-
Liedke, Art. D E M , 1002. Ebd. S . G e r l e m a n / R u p r e c h t , A r t . KITT , 4 6 4 ; W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 1 8 2 f . V . R a d , T h e o l o g i e I, 3 6 5 . S i e n i m m t W e s t e r m a n n , B e g r i f f e , 1 8 2 w e n i g s t e n s für Am 5 , 4 f f ; J e s 3 1 , 1 (vgl. 3 0 , 2 ) a n . 81 A . a . O . , 1 8 3 ( f f ) . 82 A . a . O . , 1 8 4 . 83 V o n d a h e r w ä r e m . E . W e s t e r m a n n s T h e s e , d e r "Wandel 1 1 in d e r B e d e u t u n g von H i n 7 (TIN) Bill s e i " d a m i t e i n ( g e t r e t e n ) , daß d i e Institutionen, d u r c h die s i c h d a s B e f r a g e n G o t t e s v o l l z o g , a u f h ö r t e n " ( a . a . O . , 1 8 9 ) , k r i t i s c h zu ü b e r p r ü f e n . A u c h f ü r d i e Z e i t n a c h J e r e m i a u n d E z e c h i e l b e l e g t e t w a Hag 3 , 1 1 e i n e " B e f r a g u n g " (*7Nk!>) von P r i e s t e r n ( W e s t e r mann bespricht diese Stelle nicht). Und wenn W e s t e r m a n n , a.a.O., 188 in d e r g e w a n d e l t e n B e d e u t u n g d e s M i l 7 (I1N) f T T a l s " S i c h - H a l t e n an G o t t ... e i n e w i c h t i g e , c h a r a k t e r i s t i s c h e B e z e i c h n u n g d e s G o t t e s v e r h ä l t n i s s e s von der deuteronoHischen Zeit an b i s z u r Z e i t d e s C h r o n i s t e n " s i e h t ( H e r v o r h . T . K . , v g l . a . a . O . , 1 8 4 ) , b e d e u t e t d i e s , daß die B e d e u t u n g s e n t w i c k l u n g s c h o n vor d e m E n d e d e r " I n s t i t u t i o n e n " d e r
218 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
W o l l e n also die Ä l t e s t e n , die nach Ez 20,1 zum k o m m e n fllil7 TIN i m 1 ? , d a m i t ihr " B e k e n n t n i s "
Propheten
zu J a h w e
demon-
strieren,
und e r w a r t e n sie d e s h a l b - vor dem H i n t e r g r u n d der 84 " V e r h e i ß u n g ... für das S i c h - H a l t e n an J a h w e " (vgl. z.B.
Am 5,6; Hos 10,12; Klgl 3,25; Jes 55,6f) - ein H e i l s o r a k e l , 85 das i h n e n die "Wende" i h r e r "Not" , "die R ü c k g ä n g i g m a c h u n g 86 der D e p o r t a t i o n "
ankündigt?
D a f ü r s p r e c h e n m.E. dem d t n . / d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h s t e h e n d e A u s s a g e n , in d e n e n das "Sich W e n d e n " bzw. H a l t e n an Jahwe" e i n e n W e n d e p u n k t
nahe-
"Sich
in der G e s c h i c h t e
Israels
nach der K a t a s t r o p h e des J a h r e s 587 m a r k i e r t . So h e i ß t es in Jer 2 9 , 1 3 f , im R a h m e n des S c h r e i b e n s J e r e m i a s an die E x i l i e r 87 ten
: "(13)
Ihr w e r d e t m i c h suchen
(Wi72 pi.) und
m i c h f i n d e n , w e n n ihr nach mir f r a g t zen.
werdet
(KIT) von g a n z e m
Her-
(14) Ich w e r d e m i c h von euch f i n d e n l a s s e n - S p r u c h
J a h w e s - und euer G e s c h i c k w e n d e n . Ich w e r d e euch
sammeln
aus a l l e n V ö l k e r n und von a l l e n O r t e n , w o h i n ich e u c h s t o ß e n habe - S p r u c h J a h w e s - und euch z u r ü c k b r i n g e n
verzu dem
Ort, von dem ich euch d e p o r t i e r t h a b e " . Ä h n l i c h , w e n n auch v e r h a l t e n e r , ä u ß e r t K l g l 3,25 H o f f n u n g in der E r f a h r u n g der 88 Katastrophe
: "Gütig ist J a h w e zu dem, der auf ihn
zu dem, der nach ihm f r a g t
(um)".
g r ü n d e t mit dem " E r b a r m e n "
(nrn pi.)
Jahwes
Diese Hoffnung
und der " G n a d e "
(32) . Der B e t e r s i e h t sein " R e c h t "
(UDWU)
(35!) und e r w a r t e t von J a h w e , daß er s e i n e n
84 85 86 87 88
hofft,
wird
be-
(Tun)
gebeugt
"Rechtsstreit
Gottesbefragung bei Jer und Ez eingesetzt hat. Statt eines sauberen (traditions-)geschichtlichen Nacheinanders von "Entscheidungsfrage" an das priesterliche Losorakel, "Gottesbefragung" durch den Propheten und "Sich-Halten an Gott" (vgl. a.a.O., 187ff) dürfte eher mit der Gleichzeitigkeit verschiedener (auch konkurrierender!) Möglichkeiten des "Sich-Wendens an Gott" zu rechnen sein. Uestermenn, Begriffe, 186. A.a.O., 180. Zimmerli, 441. Zur literar- und redaktionskritischen Analyse vgl. Thiel, Redaktion (II), s. Kaiser, Einleitung, 256. Albertz, Frömmigkeit, 184f ordnet Klgl 3 wohl zurecht dem geschichtlichen Zusammenhang der "Rettung der Religion Israels durch die persönliche Frömmigkeit im Exil" zu (a.a.O., 178ff - es ist dies freilich nur eine "im Exil" entwickelte Möglichkeit dpr "Rettung der Religion Israels"!).
Der s i t u a t i v e R a h m e n des führt"
CW3J
... m i :
Textes
219
58) und ihm "zum R e c h t
verhilft"
püDein iiuae»: 5 9 ! ) . Die hier sich a n d e u t e n d e F u n k t i o n ,
eine P e r s p e k t i v e
über
die K a t a s t r o p h e des E x i l s h i n a u s zu e n t w i c k e l n ,
hat das f"n
illil' IlNdann in Dtn 4 , 2 9 im R a h m e n e i n e s b r e i t e r
ausgestalte-
t e n E n t w u r f s der R e s t i t u t i o n I s r a e l s die V ö l k e r z e r s t r e u t e ren G ö t t e r n ,
unter
(27) Volk wird im Exil z u n ä c h s t
"Holz und S t e i n " ,
dienen
sich dann aber w i e d e r Jahwe z u w e n d e n Hü)
(4,25-40): Das
und auf seine S t i m m e h ö r e n
(28; vgl. (29f:
ande-
28,36.64), pi.,nm
(30) . Daß d i e s e r
,
daraufhin
sein Volk ins Land z u r ü c k f ü h r e n w e r d e , w i r d dann zwar
nicht
a u s d r ü c k l i c h g e s a g t , doch d i e n t der V e r w e i s auf s e i n e
ver-
g a n g e n e n H e i l s t a t e n - seine Liebe zu den V ä t e r n und die wählung ihrer Nachkommen (34,37)
und H o r e b / S i n a i
de H o f f n u n g e n
zu
Die K o n z e p t i o n
(37: y"lT! , vgl. Ez 2 0 , 5 ) , (33.36)
wort i m
als l i t e r a 89 spät b e u r t e i l t w i r d , zeigt
zu a n d e r e n dtr. T e x t e n , in d e n e n das
Stich-
(2.8.10), dem H ö r e n auf das W o r t J a h w e s
10) und H a l t e n s e i n e r G e b o t e
(3f) und ins
zerLand
(5) zu w e r d e n . J a h w e w i r d sich " e r b a r m e n "
und den H e i l s z u s t a n d ja noch ü b e r b i e t e n
der " V ä t e r " - Z e i t w i e d e r h e r s t e l l e n
(5). 1 Kön 8 , 4 6 - 5 3 s i e h t n a c h der
(46) die M ö g l i c h k e i t e i n e r
d a r a u f h i n s e i n e m Volk
"Umkehr"
"Recht s c h a f f e n "
wird - denn J a h w e hat sich I s r a e l Erde a u s g e s o n d e r t zum E i g e n t u m " aus Ä g y p t e n g e f ü h r t hat (48)
(3) (9),
Deporta-
(47f) zu J a h w e ,
(49: D D S c n
der
n'fyi!)
"aus a l l e n V ö l k e r n
der
(53; vgl. 51f), als er es
(53). Die K o n t i n u i t ä t
Israels
die K a t a s t r o p h e des Exils hinweg s t e l l e n hier L a n d , und T e m p e l
"Um(2.8.
(8.10) eine C h a n c e für das
(1.3) I s r a e l , von J a h w e g e s a m m e l t
zurückgeführt
tion
der g e m e i n h i n
a l l e r d i n g s f e h l t . So sieht Dtn 3 0 , 1 - 1 4 in der
kehr" I s r a e l s streute
entsprechen-
stützen. dieses Abschnitts,
r i s c h u n e i n h e i t l i c h und r e l a t i v enge B e r ü h r u n g e n
- offenbar dazu,
Er-
Exodus
über
Stadt
sicher.
89 V g l . z.B. R o s e , A u s s c h l i e ß l i c h k e i t s a n s p r u c h , 1 4 9 . 1 5 2 f f ; P r e u s s , D e u teronomium, 47.84ff; Rofe, Argumentation, 441ff; aber auch Baltzer, B u n d e s f o r m u l a r , 4 2 f e i n e r s e i t s und L o h f i n k , V e r k ü n d i g u n g a n d e r e r s e i t s s o w i e n e u e r l i c h M a y e s , D e u t e r o n o m y 4.
220 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g In d i e s e n T e x t e n w i r d ein der K a t a s t r o p h e
als
("dtr.")
"Geschichtsentwurf" K o n z e p t der
Bewältigung 90 ,
von 587 und des f o l g e n d e n Exils g r e i f b a r
das k e i n e s w e g s n o t w e n d i g als " s p ä t ( . ) " - d.h. e r h e b l i c h nach 91 587 - a n z u s e h e n ist : Im R ü c k g r i f f auf Israels " v e r g a n g e n e ( . ) 92 G e s c h i c h t e " w i r d hier " W e g w e i s u n g für eine neue Z u k u n f t " entwickelt. sung"
"Gehorsame Hinwendung
zu J a h w e hat noch
Verheis-
!
3.2. Die D e s t r u k t i o n
"falscher" Heilshoffnungen
durch
den
"Geschichtsentwurf" Vor d i e s e m
konzeptionellen
H i n t e r g r u n d der
g e w i n n t nun die A r g u m e n t a t i o n den, i n s b e s o n d e r e
von Ez 20 an P r o f i l : Hier
im R ü c k b l i c k
(5-29), p r a k t i s c h s ä m t l i c h e
auf die V e r g a n g e n h e i t
Elemente destruiert
r i e r t , die d o r t A n k n ü p f u n g s p u n k t e dung zu J a h w e v e r b u n d e n e
und
für die m i t der eines
so daß ein g e d e i h l i c h e r
Der T e x t läßt eine klare els b i n n e n k o m s t
"Verkehr
"theologische
(sc. Israel)
Gotteszutiefst
zwischen
ist. ontkenning
en b e s t a a n in het l a n d " e r k e n n e n :
in het land h e e f t het
Zukunft
heilvollen
v e r h ä l t n i s s e l b s t z e r b r o c h e n ; G e s e t z und Kult sind korrumpiert,
desavou-
Rückwen-
ist ebenso v e r l o r e n , wie d i e s e s
M e n s c h und G o t t " n i c h t mehr m ö g l i c h
wer-
Israels
H o f f n u n g auf eine h e i l v o l l e
d a r s t e l l e n : Das Land als R e p r ä s e n t a t i o n GottesVerhältnisses
"Fragesteller"
eigenlijk
van
Isra-
"Gewoond
n i e t : w e l in de
geografische,
niet in de g e l o v i g e zin van het w o o r d , i n d i e n 94 wij dit o n d e r s c h e i d m ö g e n m a k e n " . Von A n f a n g an s t a n d die E x i s t e n z der V ä t e r im Land - das in 27-29 w o h l b e w u ß t
nicht
als "Land I s r a e l " b e z e i c h n e t w i r d - im S c h a t t e n der - a n d e r s als etwa in Lev 2 6 , 3 3 ; Dtn 4,26 u n b e d i n g t e n der Z e r s t r e u u n g
Israels
"in die L ä n d e r "
90 V g l . d a z u W o l f f , K e r y g m a . 91 So e t w a P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 92 Ebd. 93 E b d . 94 B e u k e n , E z . 2 0 , 4 8 .
24.
- Ankündigung
(23).
Eigentliche
Der s i t u a t i v e R a h m e n des T e x t e s Konsequenz
der für I s r a e l k o n s t i t u t i v e n G e s c h i c h t s e p o c h e
E x o d u s und W ü s t e n z u g Landnahme,
221
ist in der Sicht des T e x t e s n i c h t
s o n d e r n das Exil. D a m i t k e h r t sich die
sche P r o b l e m s t e l l u n g s o n d e r n die T a t s a c h e ,
zu b e w ä l t i g e n
daß I s r a e l gut ein h a l b e s
verheißene
"Land I s r a e l "
noch
steht jedenfalls
Im V e r g l e i c h zu Ez 5 , 5 - 1 7 ; 20 eine a u s d r ü c k l i c h e
gilt,
Einzug
ins
aus.
1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 , wo
lem im Z e n t r u m der D a r s t e l l u n g
das
Jahrhundert
"im Land" v e r b r a c h t hat! Der von Jahwe (38.42)
die
theologi-
s e i n e r G e g e n w a r t r a d i k a l um: N i c h t
Exil ist das P r o b l e m , das es t h e o l o g i s c h
von
Jerusa-
stand, f ä l l t auf, daß in
E r w ä h n u n g der S t a d t und des
Kap.
Tempels
f e h l t . F r e i l i c h w i r d der ' m p meist
"in // "7N1I»' m i n in von 20,40 95 (in n i c h t ganz u n p r o b l e m a t i s c h e r W e i s e ) mit J e r u s a -
lem und dem Zion i d e n t i f i z i e r t .
Diesem
zukünftigen
men und z e n t r a l e n - K u l t o r t I s r a e l s e n t s p r e c h e n Vergangenheit
antitypisch
- offenbar illegitime sche E n t s p r e c h u n g
- legiti-
aber in
der
nm
nyaA 9 6 "73 (28) und nni (29) als - Kultorte . N i c h t nur d i e s e a n t i t y p i -
in der S t r u k t u r des T e x t e s , s o n d e r n
auch
die 7T a t s a c h e , daß J e r u s a l e m in p r o p h e t i s c h97 e r Kritik als min m m b e z e i c h n e t w e r d e n kann (Mi 1,5 ), legt es n a h e , in der
nni von 29 eine A n s p i e l u n g auf J e r u s a l e m und den T e m 98 pel zu sehen . Als K u l t z e n t r u m wird es n i c h t nur d u r c h die 99 anrüchige Vokabel nna e n t w e r t e t , s o n d e r n auch d a d u r c h , daß es nur einer von m e h r e r e n
"hohen H ü g e l n "
(28) ist, auf
nen die I s r a e l i t e n ihr U n w e s e n t r e i b e n .
Ebensowenig
Land können d e m n a c h die S t a d t J e r u s a l e m
und der T e m p e l
Kontinuität zwischen heilvoller
V e r g a n g e n h e i t und
Z u k u n f t I s r a e l s über das Exil hinweg
95 96 97 98
herstellen
de-
wie
das eine
heilvoller
(vgl.
dgg.
S . u . 5.1. S.o. 2.(Ad 2.c.). Zum T e x t v g l . W o l f f , M i c h a , 11. E i n e r v o r s c h n e l l e n A u s s c h e i d u n g von 29 als G l o s s e (so z . B . B e r t h o l e t , 73; H e r n t r i c h , E z e c h i e l p r o b l e m e , 104; H e r r m a n n , 120 - L i w a k , P r o b l e me, 149, dem s i c h L a n g , E z e c h i e l , 27 a n s c h l i e ß t , b e t r a c h t e t d e n V e r s als " F r a g m e n t " ; ä h n l i c h - v o r s i c h t i g e r - Z i m m e r l i , 451) w i d e r r ä t der h ä u f i g e - für den m o d e r n e n E x e g e t e n oft s c h w e r n a c h v o l l z i e h b a r e "use of p a r o n o m a s i a e v e n in the m o s t s e r i o u s c o n t e x t " ( G r e e n b e r g , 370 mit weiteren Literaturhinweisen). 99 V g l . z.B. W h i t n e y , B a m o t h ; S c h u n c k , A r t . ilM .
222 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g 1 Kön 8 , 4 8 ! ) . Ein l e g i t i m e s I s r a e l ganz in der Dasselbe
als
"Geschichtsentwurf"
kultisches Zentrum liegt
für
Zukunft.
gilt für den "Bund"
( n 7 l 2 : 37) z w i s c h e n J a h w e
s e i n e m V o l k . Das in 5 - 7 . 11-12 und 18-20 d a r g e s t e l l t e che H a n d e l n kann als " B u n d e s ( e r n e u e r u n g s ) a n g e b o t " w e r d e n , s o f e r n es auf eine zu einem b e s t i m m t e n zustandekommende
Beziehung
verstanden
Zeitpunkt
z w i s c h e n Gott und Volk z i e l t ,
der das H a n d e l n b e i d e r I n s t a n z e n d u r c h e x p l i z i t e N o r m e n prok t y p i s i e r t ist; doch
"das W o r t
unwillkürlich
aufdrängt,
fehlt"^^.
fortgesetzten
Rebellion Israels nicht zustandegekommen,
Beziehung
z w i s c h e n G o t t und Volk
'Bund', das sich
hier
geschlossenen
s c h e n G o t t und- Volk und in V e r b i n d u n g
Bund
d a m i t auf J a h w e s
die zwiGnade
(vgl. 16,60; Dtn 4,31; Lev 2 6 , 4 2 . 4 4 f ;
Ps
abgeschnitten.
Mit dem B u n d e s v e r h ä l t n i s
z w i s c h e n G o t t und Volk sind
die N o r m e n zu s e i n e r B e w a h r u n g Von J a h w e g e g e b e n e mehr Leben
und E r n e u e r u n g
(25). Die " R e c h t e und S a t z u n g e n " der
kein m ö g l i c h e r Weg zur R e s t i t u t i o n
nicht
Vorfahren
"Gesetzesgehorsam" Israels
auch
dahingefallen.
" R e c h t e und S a t z u n g e n " e r m ö g l i c h e n
(18) k o n k u r r i e r e n m i t d e n e n J a h w e s . 4,40;
der die
aufgekündigt
(26). D a m i t ist aber g e g e n w ä r t i g j e d e Z u k u n f t s h o f f n u n g ,
106,45),
in rezi-
Ein "Bund" ist w e g e n
(5.7.12.19.20)
sich auf e i n e n in der V e r g a n g e n h e i t und E r b a r m e n s t ü t z t
und
göttli-
(vgl. dgg.
ist Dtn
30,8.10).
Ausgeschlossen
ist s c h l i e ß l i c h auch eine k u l t i s c h e
nung der G o t t h e i t . Der in V e r g a n g e n h e i t t i z i e r t e Kult m a c h t I s r a e l " u n r e i n " ist a u g e n s c h e i n l i c h
prak-
(Wz.NIlü : 2 6 . 3 0 ) .
Dabei
n i c h t nur an F r e m d g ö t t e r k u l t e
s o n d e r n auch an K u l t h a n d l u n g e n ,
die im B e w u ß t s e i n
(30.31), der
f ü h r e n d e n d u r c h a u s auf J a h w e b e z o g e n sind, g e d a c h t . f a l l s w e r d e n die A u s d r ü c k e (28) und
H J n n (26.31.39),
mi?
Aus-
Jeden-
(28),n2T
1D3 (28) im AT auch - w e n n n i c h t nur - für 101 . n n 7 3 n'T (28) w i r d im T e x t
Jahweopfer gebraucht
Versöh-
und G e g e n w a r t
legitime selbst
100 Zimmerli, 444. 1 0 1 Zu i l j n n s.u. 4 . 2 . 2 . a . ; zu 111p vgl. 4 0 , 4 3 ; Lev 2 , 1 2 . 1 3 ; 3 , 2 . 8 u.B.; Num 7 , 1 7 . 2 3 . 2 9 u.ö.; zu m T vgl. 3 9 , 1 7 . 1 9 ; 4 0 , 4 2 ; 4 4 , 1 1 ; 4 6 , 2 4 ; Ex 1 0 , 2 5 ; 1 8 , 1 2 ; Lev 1 7 , 8 ; Num 1 5 , 5 ; Dtn 1 2 , 6 u.ö.; zu 103 vgl. 4 5 , 1 7 ;
Der
situative
Rahmen
des
Textes
223
als
Element des z u k ü n f t i g e n , l e g i t i m e n J a h w e k u l t s erwähnt 102 (41) . U n t e r den B e d i n g u n g e n e i n e s g e s t ö r t e n G o t t e s v e r h ä l t -
nisses Sicht Mit hung ein
ist
aber
des
Textes
Land zu
und
Jahwe
bestimmtes
deln lung"
ein
legitimer 103 unmöglich
Bund, und
die
Handeln
wahrscheinlich (5)
Das Verb
Gesetz
zu
und e f f i z i e n t e r
und
Kult
Möglichkeiten, ein
für
machen,
es
hat in
Israel ihrem
heilvolles
verloren.
Kult
Es
in
der
seine
Rahmen
Beziedurch
göttliches hat
seine
Han"Erwäh-
verspielt. "KU f i n d e t s i c h nur an d i e s e r S t e l l e im EB. Da s i c h e i n a u s -
g e p r ä g t e s Konzept der " E r w ä h l u n g " des V o l k e s u n t e r Verwendung d i e s e s A u s d r u c k s e r s t im d t n . / d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h f i n d e t " ^ , w i r d f ü r Ez 105 20(,5) häufig dtr. Einfluß p o s t u l i e r t I n der Tat f ä l l t a u f , daß im Kontext der Aussagen über d i e Erwählung des V o l k e s im ( " d t r . " )
Dtn ( v g l . 4 , 3 7 ; 7 , 6 f ; 1 0 , 1 5 ; 14,2) wie i n Ez 20
von der Gabe des Landes ( 4 , 3 8 ) , dem Bund zwischen Jahwe und I s r a e l ( 7 , 9 ) , dem Gesetz ( 7 , 3 6 ; v g l . 4 , 6 f f )
und der k u l t i s c h e n 106 Absonderung . Was a l l e r -
I s r a e l s von den e s umgebenden V ö l k e r n ( 7 , 4 ) d i e Rede i s t
d i n g s im Gegensatz zu d i e s e n Aussagen " i n Ez 2 0 , 5 n i c h t d i s k u t i e r t
wird,
i s t das M o t i v Jahwes; nach Dt 4,37 b e i s p i e l s w e i s e i s t e s d i e Liebe107zum V o l k und das Halten des E i d e s , der den Vätern zugeschworen wurde" Damit w i r d aber h i e r gerade d i e M ö g l i c h k e i t a u s g e s c h l o s s e n , daß I s r a e l b e i einem s e i n e r Erwählung w i d e r s t r e i t e n d e n Handeln und entsprechendem
102 103 104
105
106 107
Ex 2 9 , 4 0 f ; 3 0 , 9 ; Lev 2 3 , 1 3 . 1 8 . 3 7 ; Num 6 , 1 5 . 1 7 u . ö . ( l e g i t i m ) ; J e r 7,18; 19,13; 32,29 u.ö. (illegitim). V g l . 6 , 1 3 ; 1 6 , 1 9 ; Ex 2 9 , 1 8 . 2 5 . 4 1 ; Lev 1 , 9 . 1 3 . 1 7 u . ö . V g l . u. 4 . 2 . 2 . 6 . / 5 . 1 . Da d i e s e s K o n z e p t p r i n z i p i e l l a u c h ohne den T e r m i n u s "Hll f o r m u l i e r t w e r d e n kann und der S p r a c h g e b r a u c h d e s Dtn b e r e i t s f e s t g e p r ä g t i s t , ist e i n e w e i t e r z u r ü c k r e i c h e n d e T r a d i t i o n s - b z w . K o n z e p t i o n s g e s c h i c h te w a h r s c h e i n l i c h , vgl. M i l d b e r g e r , A r t . i n i , 284; S e e b a s s , A r t . E r w ä h l u n g , 186; D e r s . , A r t . 1112 , 6 0 3 . V o r - d t n . T r a d i t i o n e n k ö n n t e n etwa in Ps 3 3 , 1 2 ; 4 7 , 5 ; 135,4 b e w a h r t s e i n ( W i l d b e r g e r , e b d . ; vgl. K o c h , G e s c h i c h t e ) . Zu S h a f e r , R o o t , vgl. S e e b a s s , b h r . V g l . z . B . V r i e z e n , E r w ä h l u n g , 48 ( n a c h - d t r . ) ; W i l d b e r g e r , E i g e n t u m s v o l k , 109; L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 7 f f . K o c h , G e s c h i c h t e s i e h t Ez 20 b e e i n f l u ß t d u r c h Dt und P s a l m e n . In Dtn 4 , 3 7 ; 1 0 , 1 5 b e z i e h t s i c h ä h n l i c h w i e in Ez 2 0 , 5 die " E r w ä h l u n g " a u f die " N a c h k o m m e n " (J/TT ) der V ä t e r . L i w a k , P r o b l e m e , 299 A n m . 38.
224 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
Geschick an eine hinter der "Erwählung" liegende Motivation Jahwes appellieren kann. Mit dem dtn./dtr. Traditionsbereich hat Ez 20 - im Gegensatz zu Dtjes (vgl. Jes 41,8f; 44,lf; 43,10; 49,7) - v.a. die Bindung der "Realisie108 rung der Erwählung an die Gehorsamsforderung" gemeinsam. "Jahwes Erwählung ist ... nicht nur ein Verhängnis der Gnade. Sie ist antwortheisehender Ruf" 109 . Liwak kommentiert diese Aussage ZimmerIis: "Genau das 110 ist die dt-dtr Konzeption" und nimmt dementsprechend dtr. beeinflußte Kreise als Verfasser von Ez 20 an. Dabei übersieht er freilich die Unterschiede in der Argumentation mit der Verbindung von "Erwählung" und "Gehorsamsforderung" . Zwar hat nämlich in der Sicht des DtrG das Volk "(d)ie unerhörten Möglichkeiten, die Jahwe Israel durch die Erwählung und indirekt durch die des Königs und der Tempelstätte - eröffnet hatte, ... gründlich vertan" 111 ; doch will das ("dtr.") Dtn zugleich mit seiner 112 Gehorsamsforderung, deren "Motivation" das Erwählungsmotiv dient , augenscheinlich in der Situation des Exils eine Zukunftsperspektive entwickeln: "Hoffnung auf Heimkehr stellt sich im exilischen dtr Dtn als Aufruf zu neuem Gehorsam gegenüber dem Jahwewillen dar, wie er im Dtn vorliegt und wie er aufgrund der Treue Gottes neu versucht werden 113 kann"
. Dagegen gehört ein der gottlichen Erwahlung entsprechender
Gehorsam, der eine (neue) Realisierung der Erwählung durch Jahwe erwarten ließe, in Ez 20 wirklich zur geschichtlichen Vergangenheit Israels. Er ist als Handlungsmöglichkeit nicht mehr aktuell, zumal keine Normen mehr zur Verfügung stehen, an denen er sich orientieren könnte.
3.3. Die B e g r ü n d u n g se d u r c h den
T r o t z a l l e r Kritik ten entwickelt
Restitutionsprogno-
an den H e i l s e r w a r t u n g e n
Ez 20 e r s t a u n l i c h e r w e i s e
ständige Prognose
108 109 110 111 112 113
einer eigenständigen
"Geschichtsentwurf" seiner
der R e s t i t u t i o n I s r a e l s , s e i n e r
A.a.O. , 159. Zimmerli, 445. Liwak, Probleme, 159. Wildberger, Art. i m , 289. Vgl. a.a.O., 285. Preuss, Deuteronomium, 201.
Adressa-
doch auch eine
eigen-
Sammlung
225
Der situative Rahmen des Textes aus der Diaspora
(41) und Rückführung ins Land (42) zum
t e s d i e n s t " auf dem "hohen Berg Israels" die kritische A u s e i n a n d e r s e t z u n g
mit den
"Got-
(40) . Damit ist aber "Fragestellern",
ihren Erwartungen und deren konzeptionellem
Hintergrund
kei-
neswegs aufgegeben, wie schon die formale S t i l i s i e r u n g der 114 Prognosen von 32-38 und 39-44 als " D i s p u t a t i o n s w o r t e " zeigt. Der in 32 zitierte "Gedanke(.), der unter den Exulanten hochgekommen ist ( z u D o n n 7y n*7yn vgl. 11,5, auch 14,4.7; 115 38,10)"
, hat Anlaß zu verschiedenen I n t e r p r e t a t i o n e n
ben. "(S)piegelt" er schlicht "eine Reaktion auf die
gege-
Exilie-
rung insofern als? Oder die Gefahr A n g ldie e i c hAbsicht u n g an die Heidenwider, gesehen wird" 116 steht einer dahinter 117 einer "Einfuhrung des O p f e r d i e n s t e s " im Exil oder der Anfertigung eines J a h w e b i l d e s "in Anlehnung an die 118 und nach den b a b y l o n i s c h e n V o r b i l d e r n " ?
Umgebung
Gegen die zweite Deutung spricht nicht nur die A u f f o r d e rung an die "Fragesteller": "Auf! Dient ein j e d e r seinen 119 Götzen!" (39 ), sondern auch, daß "(d)ie Redewendung vom 120 Dienst an 'Holz und S t e i n ' " (32) im AT durchweg zur Bezeichnung von F r e m d g ö t t e r k u l t e n gebraucht wird (vgl. Dtn 29,16; 121 2 Kön 19,18; Jes 37,19; Jer 2,27) . A n d e r e r s e i t s verwendet 32 zur Bezeichnung des "Dienstes an Holz und S t e i n "
nicht
das gebräuchliche Verb -fiy , sondern m » , das im AT - mit A u s n a h m e von Ez 44,12 - immer den "Jahwe-Dienst"
bezeich-
114 S . o . 1 . ( 2 ) / ( 3 ) . 115 Zimmerli, 453. 116 G a r s c h a , S t u d i e n , 118: " s p i e l t " es für d i e s e I n t e r p r e t a t i o n w i r k l i c h " k e i n e R o l l e , ob m a n d a s 0 7 1 A 3 SPiU k o h o r t a t i v (laßt u n s ) ü b e r s e t z t ( G . H ö l s c h e r , D i c h t e r , S . 1 1 0 ) o d e r in i h m 'den A u s d r u c k d e r t i e f e n N i e d e r g e s c h l a g e n h e i t ' (wir w e r d e n sein) f i n d e t . W . Z i m m e r l i , B K , S. 4 5 3 " (so G a r s c h a , a . a . O . , A n m . 3 4 1 ) ? 117 M e n e s , T e m p e l , 2 7 3 im A n s c h l u ß an F r i e d m a n , 1 1 ' y n ; a u f g e n o m m e n von B e w e r , B e i t r ä g e ; E i c h r o d t , 181. 118 F o h r e r , 108. 119 Zum T e x t s . u . 5 . 1 . 120 Z i m m e r l i , 4 5 3 . 121 Zum w e i t e r e n t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n H o r i z o n t s. z . B . e b d . ; S o g g i n , A r t . yy, 3 5 7 .
226 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
122 net
. B e r ü c k s i c h t i g t man nun, daß das "Holz und S t e i n
nen" in Dtn 4,28 eine E t a p p e auf dem Weg von der
Die-
Exilie-
rung I s r a e l s (27) über seine R ü c k w e n d u n g zu Jahwe (29f) zur R e s t i t u t i o n d a r s t e l l t , legt sich die A n n a h m e e i n e r " i r o n i s i e 123 rend(en)"
Redeweise
in Ez 20,32 nahe: Wenn die
"Fragestel-
ler" mit ihrem Ulil' J1N Ein im S i n n e der K o n z e p t i o n
von
Dtn
4 , 2 5 f f die W e n d e zum "Heil" h e r b e i f ü h r e n w o l l e n - m ü ß t e n dann n i c h t z u n ä c h s t w ä r e dann k o h o r a t i v
sie
n'nj "Holz und S t e i n d i e n e n " ? ! Das Verb 124 ("wir w o l l e n s e i n . . . " ) zu v e r s t e h e n ,
w ü r d e g l e i c h w o h l aber nur eine den I s r a e l i t e n t e r s t e l l t e A b s i c h t zum A u s d r u c k
polemisch
un-
b r i n g e n . Doch kann auch
eine
indikativische
("wir w e r d e n sein 125 ...") D e u t u n g als " A u s d r u c k der t i e f e n N i e d e r g e s c h l a g e n h e i t " nicht ausgeschlossen werden. Angesichts
der h i n t e r dem niil' UN t m
"Heils"erwartungen
der A d r e s s a t e n d ü r f t e diese
schlagenheit"
dann a l l e r d i n g s
zu
vermutenden
"Niederge-
kaum d e r e n u r s p r ü n g l i c h e
Hal-
tung w i d e r s p i e g e l n ,
s o n d e r n e r s t ihre R a k t i o n auf "die 126 der a u s w e g l o s e n V e r k ü n d i g u n g von 1 - 3 1 " "Ausweglos"
ist diese f r e i l i c h nur im H i n b l i c k
F u n k t i o n der D e s t r u k t i o n
seiner Adressaten. Daneben
sich in 5 - 2 9 aber auch eine A r g u m e n t a t i o n s l i n i e , einer Restitution
- in V o r w e g n a h m e
ihre
von - in der S i c h t des T e x t e s :
schen - "Heils"erwartungen Erwartung
auf
Logik
die
die
I s r a e l127 s b e g r ü n d e t . Sie sei
von w e i t e r u n t e n
noch n ä h e r
fal-
zeigt hier
Auszuführen-
dem - nur kurz s k i z z i e r t : Dem für J a h w e s H a n d e l n in der gangenheit maßgeblichen Interesse "Entweihung" seines
" N a m e n s " vor den V ö l k e r n
s p r i c h t die E x i l i e r u n g Verhalten,
an der V e r m e i d u n g
das diese v e r a n l a ß t e .
seines Namens willen"
(9.14.22)
I s r a e l s e b e n s o wie sein
Ver-
einer wider-
schuldhaftes
D e s h a l b muß J a h w e - "um
(44)! - I s r a e l ins Land z u r ü c k f ü h r e n
122 S. Westermann, Art. m » , 1020f; vgl. im EB 40,46; 42,14; 44,11.15ff; 45,4f. 123 Liwak, Probleme, 185. 124 So z.B. Hölscher, 110; Fohrer, 113; Greenberg, 371. 125 Zimmerli, 453; vgl. Beuken, Ez.20, 49f; H e r m a n n , 125. 126 Zimmerli, 454. 127 S.u. 4.3.
43,19;
-
Der s i t u a t i v e R a h m e n des z u g l e i c h aber v e r h i n d e r n , heiligen Namen entweiht" gangenheit
227
Textes
daß das Volk dort e r n e u t (39). Die R e k o n s t r u k t i o n
I s r a e l s b e g r ü n d e t so eine s p e z i f i s c h
ge R e s t i t u t i o n s p r o g n o s e :
"seinen der
Ver-
eigenständi-
Die in 32-44 a n g e k ü n d i g t e
Restitu-
t i o n I s r a e l s ist n i c h t e i n f a c h eine W i e d e r h e r s t e l l u n g s t a t u s quo a n t e . Sie s c h l i e ß t eine " T r a n s f o r m a t i o n wußtseins"
I s r a e l s ein
richt" voraus
3.4.
(43f) , und ihr geht ein
Be-
"Läuterungsge-
(33-38) .
Zusammenfassung
Zahlreiche mentative
I n d i z i e n d e u t e n auf eine r e l a t i v
Frontstellung
mit b e s t i m m t e n
des T e x t e s :
"Heils"erwartungen
komplexe
Er setzt sich
auseinan-
von H a n d e l n
wes und H a n d e l n I s r a e l s auch über die K a t a s t r o p h e
des
h i n a u s b e s t i m m e n d ist: Wenn I s r a e l sich w i e d e r J a h w e (im),
w i r d dieser die d u r c h das Exil g e s t ö r t e
wiederherstellen Hintergrundes
(U9K>). Der D e s t r u k t i o n des
derartiger
"Heils"hoffnungen
argu-
kritisch
seiner Adressaten
der, für die die A n n a h m e e i n e r K o r r e l a t i o n
det
des
des
JahExils
zuwen-
Ordnung
konzeptionellen d i e n t die
Rekon-
s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s in 5 - 2 9 . Sie m a c h t
frei-
lich n i c h t die E r w a r t u n g
sol-
che z u n i c h t e ,
einer Restitution
sondern b e g r ü n d e t s e l b s t eine
Restitutionsprognose
I s r a e l s als
eigenständige
(32-44).
Diese die A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s k e n n z e i c h n e n d e , tisch-relativierende Adressaten
von " H e i l s " e r w a r t u n g e n
kriseiner
läßt - ebenso wie die T a t s a c h e , daß 2 0 , 3 4 . 4 1
"Zerstreuung" Konfliktlage Datierung
Aufnahme
Israels als F a k t u m v o r a u s s e t z e n s c h l i e ß e n , die - e n t g e g e n der 129
in 20,1
- auf
eine
redaktionellen
- am e h e s t e n n a c h der K a t a s t r o p h e
J a h r e s 587 v o r s t e l l b a r
ist. D i e s e V e r m u t u n g w i r d der
128 S . o . A n m . 70. 129 Sie e n t s p r i c h t n a c h K u t s c h , E z e c h i e l , 35: 1 4 . 8 . 5 9 1 ) .
Daten,
die
60 dem 2 4 . 8 . 5 9 2
(anders
128
des
Versuch
Lang,
228 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf" 130
einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
von Kap.
20
erhärten. Die K o m p l e x i t ä t der a r g u m e n t a t i v e n
Frontstellung
tes s c h l ä g t sich in s e i n e r G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g konzeptionellen Vergangenheit
des
und
R a h m e n n i e d e r . Da die R e k o n s t r u k t i o n
I s r a e l s s o w o h l die A b l e h n u n g
der
des Hin» I1N
(30f) als auch die P r o g n o s e n in 3 2 - 3 8 . 3 9 - 4 4 ihr für die A r g u m e n t a t i o n
Tex-
ihrem w n
begründet,
kommt
des T e x t e s b e s o n d e r e B e d e u t u n g
Es e m p f i e h l t sich d e s h a l b , sie z u n ä c h s t g e s o n d e r t zu
zu.
betrach-
ten .
4. Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t
4.1. Die S e l e k t i v i t ä t
und P e r s p e k t i v i t ä t
Israels
der
Geschichtsdar-
stellung Der A b s c h n i t t 5 - 2 9 e r z ä h l t die G e s c h i c h t e ner " E r w ä h l u n g " in Ä g y p t e n ... K i n n
(5:
...
7
Israels
(29: ¡ITH Dl'il ly
I n n e r h a l b d i e s e r Z e i t s p a n n e s e t z t er aber d e u t l i c h e zudem w e i s t er in m e h r f a c h e r H i n s i c h t über sich
genen Geschichte
in der D a r s t e l l u n g
I s r a e l s : E x o d u s und W ü s t e n z e i t ,
...).
Akzente;
hinaus.
zu 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 z e i g t Kap. 20
völlig andersartige Gewichtung
sei-
" i m 01»:i; vgl. 6: tll'a
) bis zur G e g e n w a r t der Rede
Im V e r g l e i c h
von
eine
der auf
vergandie
dort im R a h m e n der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e "
J e r u s a l e m s (und 131 S a m a r i a s : 1 6 , 4 f f ; 23,3) a n g e s p i e l t w u r d e , sind hier r e l a tiv a u s f ü h r l i c h e r z ä h l t
(20,5-26), w ä h r e n d sich die
lung der Zeit I s r a e l s im L a n d e , die dort als
Darstel-
"Schuldgeschich-
t e " J e r u s a l e m s (und S a m a r i a s ) v e r h ä l t n i s m ä ß i g b reit ausge132 f ü h r t w a r , in 2 0 , 2 7 - 2 9 wie ein A n h a n g a u s n i m m t . "Wo b l e i -
130 S.u. V.3.3.2.b. 131 S.o. III.3.2.2./4.1.2. 132 Vgl.o. Anm. 53.
Die R e k o n s t r u k t i o n ben D a v i d , der T e m p e l b a u , 133 zu n e n n e n ? "
der V e r g a n g e n h e i t
Israels
H i s k i a und J o s i a , um nur
229
einiges
Die in Kap. 16 und 23 b e r e i t s e r k e n n b a r e
t i v i e r u n g der " a n f ä n g l i c h e ( n ) H e i l s g e s c h i c h t e " als des " G e s c h i c h t s b i l d ( s ) der k r i t i s c h e n P r o f e t i e " 134
Rela-
Element durch
eine B e t o n u n g der A m b i v a l e n z der " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " J e 135 r u s a l e m s (und S a m a r i a s ) ist in Kap. 20 - b e z o g e n auf I s r a el - noch w e i t e r g e t r i e b e n : Die " U r s p r u n g s g e s c h i c h t e " els ist n i c h t nur a m b i v a l e n t ,
e n t h ä l t n i c h t nur
Isra-
Möglichkei-
ten " h e i l v o l l e n " und " u n h e i l v o l l e n " w e i t e r e n V e r h a l t e n s und E r g e h e n s ; in ihrem E r g e b n i s ist sie als " m i ß g l ü c k t e ( . ) B u n 136 desgeschichte"
eindeutig
S c h o n vor der L a n d n a h m e
keine "Heilsgeschichte"
ist das w e i t e r e G e s c h i c k
a b z u s e h e n - und dies n i c h t unter der B e d i n g u n g
mehr.
Israels
eines
bestimm-
ten F e h l v e r h a l t e n s des V o l k e s ! S c h o n ist "das E x i l und dereinstige Zerstreuung ne S a c h e
I s r a e l s u n t e r die V ö l k e r "
(23). " A u ß e r d e m t e i l t " Jahwe
die
beschlosse-
"zusätzlich
'nicht-
gute h u q q i m und s c h ä d137 l i c h e m i s p a t i m ' mit, d a m i t I s r a e l selbst verunreinige"
sich l a d e . "Was h e r a u s k o m m t , schichte'
ist eine
'Travestie
der
auf
Heilsge-
(v.Rad)"138.
N i c h t nur in der i n n e r e n G e w i c h t u n g z e i g t die D a r s t e l l u n g
des
Geschichtsablaufs
von 5 - 2 9 eine s t a r k e S e l e k t i v i t ä t ;
w e i s t auch in m e h r e r e R i c h t u n g e n m e h r o d e r w e n i g e r "erwählte",
in 5 als a p y
damit durch seine genealogische
sie
ausdrück-
lich über sich h i n a u s . So w i r d " I s r a e l " , das J a h w e zu in Ä g y p t e n
sich
(25f) und d a m i t n o c h m e h r S c h u l d
Beginn
n'2 yiT b e z e i c h n e t
H e r k u n f t b e s t i m m t . Der
und Text
kennt also e i n e n in ihm s e l b s t n i c h t t h e m a t i s i e r t e n A b s c h n i t t der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s , die V ä t e r z e i t 139 . Die
133 134 135 136 137 138 139
Fohrer, 113. K o c h , P r o f e t e n II, 109. S.o. III.3.2.2. K o c h , P r o f e t e n II, 108. Ebd. A . a . O . , 1 0 9 ; vgl. v . R a d , T h e o l o g i e II, 2 3 6 . A b g e s e h e n von den auf "das K o l l e k t i v u m J a k o b " b e z o g e n e n A u s s a g e n 2 8 , 2 5 f ; 3 7 , 2 5 ; 3 9 , 2 5 " f e h l t bei Ez j e d e a u s d r ü c k l i c h e p o s i t i v e E r wähnung der V ä t e r g e s c h i c h t e " (Zimmerli, 63*), während 32,24 explizit k r i t i s c h a u f e i n e b e s t i m m t e R e z e p t i o n der A b r a h a m - T r a d i t i o n B e z u g nimmt.
230
Die
nach
Restitutionsprophezeiurig
23
zu
erwartende
ist
in
Der
Abschnitt
Mit
dem b i s
der
lich
29
Wendung ' i m
scheint
der
vorausgesetzte in aus
Richtung 140
auf
Zerstreuung
erzählten
5-29
als
ist
also 7
Ol !
Israels
seinen
die
nicht
offen
zukünftiges
auf
zu B e g i n n
Bezug
unter
Geschehen
"Geschichtsentwurf"
"Story"
"Geschichtsentwurf"
zu
des auf
nehmen,
traditionalen
Völker
eingetroffen.
Abschnitts eine d.h.
Kontext
als er
Geschehen. schließbekannt
weist
über
auch
sich
hin-
Zimmerli s c h r e i b t der Wendung 0 T > 1 + I n f i n i t i v
d i e F u n k t i o n der E i n l e i 141 t u n g e i n e r " S c h i l d e r u n g von A n f a n g s g e s c h e h n i s s e n " zu und v e r w e i s t zum V e r g l e i c h a u f Gen 2 , 4 b ; 5 , 1 sowie 1 , 1 , wo s . E . " d a s e i n l e i t e n d e
ni'2
sinngemäß durch n ' ü w u e r s e t z t , das f o l g e n d e Wort . . . a l s i n f . N13 142 lesen" i s t
...
zu
. Doch f u n g i e r t d i e s e Wendung i n der w e i t überwiegenden
Z a h l der Belege s c h l i c h t a l s Rück- oder V o r v e r w e i s i n n e r h a l b e i n e s T e x t e s oder über d i e Grenzen des im Text e r z ä h l t e n Geschehens h i n a u s und e n t s p r i c h t dem deutschen " a l s "
( z . B . Ex 6 , 2 8 ; Num 3 , 1 3 ; 8 , 1 7 ; J o s 9 , 1 2 ;
1 4 , 1 1 ; 2 Sam 2 1 , 1 2 ) , "wenn" ( z . B . Gen 2 , 1 7 ; 3 , 5 ; Ex 1 0 , 2 8 ; 3 2 , 3 4 ; J e s 1 4 , 3 ; 1 7 , 1 1 ; 30,26) oder "immer wenn", " s o b a l d " u . d g l .
( z . B . Lev 7 , 1 6 . 3 5 ;
1 3 , 1 4 ; 1 4 , 2 ; Dtn 2 1 , 1 6 ) . I n der Nähe e i n e s ( r e l a t i v e n )
Textanfangs
fin-
det s i c h d i e Wendung nur i n Gen 2 , 4 ; 5 , 1 ; Num 3 , 1 ; 7 , 1 ; 9 , 1 5 ; J o s 1 0 , 1 2 ; 2 Sam 2 2 , 1 ; Ps 1 8 , 1 ( v g l . -»n'2 + I n f . : Ru 1 , 1 ) . I n Gen 2 , 4 1 4 3 ; 5 , 1 ; Num 3 , 1 geht i h r d i e " T o l e d o t f o r m e l " v o r a u s ; i n Num 7 , 1 ; Ru 1 , 1 i s t T P 1 , i n Num 9 , 1 5 d i e Copula 1 v o r a n g e s t e l l t . B e i den ü b r i g e n genannten Belegen s t e h t d i e Wendung n i c h t am S a t z a n f a n g . D i e Wendung D l + I n f .
kennzeichnet an d i e s e n S t e l l e n d i e Einordnung
des T e x t e s i n e i n e n a l s bekannt v o r a u s g e s e t z t e n
(Ps 1 8 , 1 ; Ru 1,1)
im Kontext a u s g e f ü h r t e n (2 Sam 2 2 , 1 ; Gen 5 , 1 ; Num 3,1)
oder
Erzählzusammen-
hang, dessen Wiederaufnahme nach Einschöben (Num 7 , 1 ) oder e i n e n Nacht r a g zu b e r e i t s Erzähltem (Num 9 , 1 5 ; J o s 1 0 , 1 2 ? ) . So d ü r f t e s i e auch i n Ez 2 0 , 5 auf a l s bekannt V o r a u s g e s e t z t e s
verweisen.
140 D a r a u f d e u t e t a u c h der f ü r das EB s i n g u l a r e G e b r a u c h des V e r b s (s.o.) . 141 Z i m m e r l i , 442 m i t V e r w e i s a u f F i s c h e r , S i l o a h i n s c h r i f t , 8 0 4 . 142 Z i m m e r l i , 3 4 8 f . 143 D i e A n a l o g i e von Gen 5 , 1 und Num 3,1 w i d e r r ä t der T r e n n u n g von Gen 2 , 4 a und b (so z.B. a u c h T e n g s t r ö m , T o l e d o t f o r m e l , 55).
Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t
Wie stark die V e r g a n g e n h e i t
Israels
I s r a e l s in Ez 2 0 , 5 - 2 9
s t r u i e r t ist, zeigt sich neben der S e l e k t i v i t ä t schichtsdarstellung s o w o h l die 5 , 5 - 1 7 ;
rung der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g Bildzusammenhang
der G e s c h i c h t e
ist
Zentrie-
als auch
von Kap. 16 und 23 v e r l a s s e n ;
20 mit seiner D a r s t e l l u n g
Zwar
bestimmende
auf J e r u s a l e m
re-kon-
der G e -
auch in i h r e r P e r s p e k t i v i t ä t . 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0
231
der
ist aber
des V o l k e s in
nen v e r s c h i e d e n e n G e n e r a t i o n e n d e s h a l b schon
Kap. sei-
"realisti-
scher"?144 Zunächst wird festzustellen Darstellung
sein, daß b e s t i m m t e Züge
I s r a e l ü b e r t r a g e n w e r d e n . S t a n d dort J e r u s a l e m der " V ö l k e r und L ä n d e r " te I s r a e l s
im
Zentrum
(5,5), s p i e l t sich hier die
"vor den A u g e n der V ö l k e r " ab
das I s r a e l v e r h e i ß e n e unter
der
J e r u s a l e m s in Kap. 5; 16 und 23 in Ez 20 auf
Land n i m m t eine e x p o n i e r t e
"allen L ä n d e r n " ein
Geschich-
(20,9.14.22),
und
Stellung
(20,6). Wie in Kap. 16 und 23
r u s a l e m , t r i t t in Ez 20 die k o l l e k t i v e G r ö ß e
"Israel"
e i n h e i t l i c h h a n d e l n d e I n s t a n z auf. Hier wie dort w i r d die D i f f e r e n z z w i s c h e n dem K o l l e k t i v nicht einfach unterschlagen:
In der
und s e i n e n
Je-
als dabei
Angehörigen
(pluralischen)
Anrede
I s r a e l ist auch j e d e r e i n z e l n e I s r a e l i t a n g e s p r o c h e n
an
(B'N:
7.8; vgl. 1 1 . 1 3 . 2 1 : Dl Nil) . W ä h r e n d j e d o c h Kap. 16 und 23 i n s o f e r n w e n i g s t e n s A n s ä t z e und M ö g l i c h k e i t e n render Wahrnehmung
enthielten,
der " c o r p o r a t e p e r s o n a l i t y "
die a n g e s p r o c h e n e n
mit J e r u s a l e m i d e n t i s c h w a r e n
differenzie-
als zwar e i n e r s e i t s im .andererseits
aber auch
Bild der "Söhne und T ö c h t e r " als L e i d t r a g e n d e
des
und E r g e h e n s der S t a d t in den Blick k o m m e n k o n n t e n auch 4 , 1 4 ! ) , nahe:
kommt Ez 20 dem K o n z e p t e i n e r
"weil alle schuldig
Sinne
Israeliten im
Handelns (vgl.
"Kollektivschuld"
s i n d , k ö n n e n alle b e s t r a f t
wer-
den"145.
144 V g l . z . B . G r e e n b e r g , 3 6 3 : Ez 20 " p r e s e n t s in r e a l i s t i c t e r m s of g e n e r a t i o n s t h e m e s s a g e s of chs. 16 und 23"; Z i m m e r l i , 50* n e n n t Ez 20 "ein g r o ß e s B e i s p i e l g e s c h i c h t s t h e o l o g i s c h e r E r z ä h l u n g , die v ö l l i g a u f die B i l d v e r h ü l l u n g (!) v e r z i c h t e t " , w e i s t a b e r z u g l e i c h a u f die "fest k a s u i s t i s c h e ( . ) S t r u k t u r i e r u n g der G e s c h i c h t s p h a s e n " t die " S t e r e o t y p i e der S p r a c h e " und die " M o n o t o n i e " der D a r s t e l l u n g h i n . 1 4 5 L a n g , E z e c h i e l , 103. Lang s i e h t f r e i l i c h d e n " G e d a n k e n ( . ) der K o l l e k -
232
Die Restitutionsprophezeiung
Dafür der
kommt
einer
schichtlichen schiedene solcher die
Jerusalems
kollektiven
Wandel.
"Väter"
a l s Akteure
und D'USIvn w i r k t Überschneidung wird
("eure
dabei Väter"
blieb: -
hier:
von der "Bühne" abgelöst; noch
der Lebenszeit
ebenso
ausgeblendet
im L a n d )
Biogra-
das Problem der Israel
Israels
ab. Ausdrücklich
i h r Handeln
Darstellung
der i n d i v i d u e l l e n
nur i n 17f erzählt:
von den " S ö h n e n "
D'pn
29
einander
freilich
sche"
Größe
was i n d e r
I n der Geschichte
Generationen
Übergang
und werden
nen"
im B i l d
i n Ez 16 und 23 a u s g e b l e n d e t
Identität
"Geschichtsentwurf"
i n K a p . 20 z u r S p r a c h e ,
Geschichte
phie
als
-
im g e -
lösen verwird
M i t 17
ein treten
des Geschehens
nur i n Gestalt nach
(18). Die
von " V ä t e r n "
"fakti-
und " S ö h -
w i e im Ü b e r g a n g
zu 3 0 - 3 1 ( I s r a e l
ab ihrer
im E x i l
von 2 7 als
deren
Nachkommen). D i e s f ä l l t um s o mehr a u f , a l s d i e r e b e l l i s c h e V ä t e r - G e n e r a t i o n i n der Wüste nach 17 gerade n i c h t wie i n Dtn 1 , 3 5 - 3 9 ; 2 , 1 4 f ; J o s 5 , 4 - 7 a u s g e 146 h a t d a r a u f h i n g e w i e s e n , daß d a s Problem der 147 E r k l ä r u n g d e s - z u n ä c h s t p a r t i e l l e n , dann t o t a l e n - L a n d v e r l u s t e s
r o t t e t w i r d . R. Adamiak
durch e i n e R e k o n s t r u k t i o n des Landgewinns im d t n . / d t r .
Traditionsbereich
u n t e r s c h i e d l i c h g e l ö s t w i r d : Der K o n z e p t i o n , daß " d e s p i t e t h e e v i l n a t u r e o f t h e w i l d e r n e s s g e n e r a t i o n , t h i s g e r e r a t i o n w i l l i n h e r i t t h e Promi s e d Land" 148 , wobei " ( p ) o s s e s s i o n i s open o n l y t o t h o s e who have s u r 149 v i v e d t h e punishments i n f l i c t e d on t h a t g e n e r a t i o n " , s t e h t d i e an den genannten S t e l l e n e n t w i c k e l t e V o r s t e l l u n g gegenüber, daß " ( t ) h e
146 147 148 149
wilder-
t i v s c h u l d " g l e i c h e r m a ß e n in K a p . 1 6 ; 20 u n d 23 a u s g e d r ü c k t ( e b d . ) . D a b e i ü b e r s i e h t er j e d o c h d i e h i e r n a m h a f t g e m a c h t e n k o n z e p t i o n e l l e n U n t e r s c h i e d e . D i e S ä t z e : " S e i t a l t e r s h a t s i c h I s r a e l als Ganzes gegen Jahwe aufgelehnt und verfällt daher auch als Ganzes der Straf e " , u n d : " w e i l alle s c h u l d i g s i n d , k ö n n e n a l l e b e s t r a f t w e r d e n " (ebd., z w e i t e H e r v o r h . T . K . ) , d i e b e i Lang in ( v e r m e i n t l i c h ) s y n o n y mem Parallelismus den "Gedanken!.) der Kollektivschuld" umschreiben sollen, sind gerade nicht völlig gleichbedeutend. Der erste gibt b e z o g e n a u f J e r u s a l e m - d a s K o n z e p t von K a p . 16 u n d 23 r i c h t i g w i e der; der zweite trifft hingegen allenfalls auf Kap. 20, v . a . aber a u f K a p . 22 ( v g l . V . 3 0 ! ) z u . Adamiak, Justice, 43ff. Weippert, Fragen, 4 3 5 b e z e i c h n e t das DtrG zutreffend als "eine einzige g r o ß e Ätiologie des Landverlus'tes". A d a m i a k , J u s t i c e , 55. A.a.O., 56.
Die
Rekonstruktion
der
n e s s g e n e r a t i o n i s punished by death"
Vergangenheit
233
Israels
150
und i n f o l g e d e s s e n " ( t ) h o s e who 151 e n t e r t h e l a n d are members o f t h e p e r f e c t g e n e r a t i o n " Ez 20 " l a c k s t h e almost mathematical p r e c i s i o n o f D t , D t r und P.
Dif-
f e r e n t g e n e r a t i o n s e x i s t but t h e s e do not c o r r e s p o n d t o 152 the generations o f t h e o t h e r accounts nor t o t h e i r r e t r i b u t i v e s y s t e m s " . Während s e i ne S i c h t Jahwes " a s r e s t r a i n i n g H i s anger f o r H i s own sake i n E g y153 pt, the w i l d e r n e s s and t h e l a n d , even when t h e people m e r i t d e s t r u c t i o n " (älteren)
, der
" d t " Konzeption n a h e s t e h t , e n t s p r i c h t der Generationenwechsel
i n der Wüste dem ( s p ä t e r e n , e x i l i s c h e n )
" d t r " B i l d , dem jedoch wiederum
d i e Behauptung e i n e r V e r s c h u l d u n g der zweiten G e n e r a t i o n schon v o r dem E i n z u g i n s Land w i d e r s p r i c h t . Auch h i e r l i e g t a l s o e i n I n d i z d a f ü r v o r , daß Ez 20 s i c h i n s e i n e r Argumentation mit d t n . / d t r . Konzepten a u s e i n a n ^d e r s e 4t z t4.154
4.2.
Die
4.2.1. Auf der zeit
Die den
die
ersten
werden
in
Blick
drei
mit
dessen
7.11-12.18-20),
der
fällt
Geschichtsablaufs in
20,5-26
Israels
auf.
strukturgleichen Dabei er
Verhalten (B)
Geschichtsablaufs
des
Geschichte
dargestellt.
Jahwes, für
des
Periodisierung
vergangenen
18-26) tive
Strukturierung
ein
folgt
sich
in
eine
Widerspruch
Periodisierung
Exodus-
Phasen
jeweils
bestimmte
die
auf
(5-10. (A)
Relation
Normen
und
11-17.
eine
zu
gegen
Initia-
Israel
beinhaltet
Israels
Wüsten-
setzt
(5-
diese
Nor-
150 A . a . O . , 7 2 . 151 A . a . O . , 74; A d a m i a k o r d n e t d i e s e b e i d e n K o n z e p t i o n e n v e r s c h i e d e n e n S c h i c h t e n d e s D J r G zu ( " D t " u n d " D t r " ) , d i e , s o w e i t i c h s e h e , i . W . " D t r " u n d "Dtr " im M o d e l l C r o s s ' (SjO.III. A n m . 2 6 3 ) - a l l e r d i n g s m i t e t w a s s p ä t e r e r D a t i e r u n g von " D t r " ? - e n t s p r e c h e n . 152 A d a m i a k , a . a . O . , 80f. 153 A . a . O . , 81. 154 Eine g e n a u e r e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e E i n o r d n u n g ist a u f g r u n d der k o m p l i z i e r t e n u n d in d e r F o r s c h u n g u m s t r i t t e n e n Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e des DtrG s c h w i e r i g : W e n d e t sich die B e h a u p t u n g einer V e r s c h u l d u n g d e r z w e i t e n G e n e r a t i o n I s r a e l s v o r d e m E i n z u g i n s L a n d in Ez 20 g e g e n d i e " d t r . " K o n z e p t i o n , o d e r i s t d i e s e b e r e i t s a l s K o r r e k t u r am K o n z e p t von Ez 20 zu b e u r t e i l e n ?
234 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g men
als
( 8 a . 1 3 a . 2 1 a ) , auf den hin Jahwe
tionen
gegen
Israel
verhängt
"Geschichtsentwurf" (C) - b e g r e n z t e
- Sank-
(8b-10.13b-17.21b-26) .
Während die grundsätzliche Beobachtung, daß die Darstellung der vergangenen Geschichte Israels in 5-26 strukturgleiche Phasen erkennen läßt, als Konsens der Forschung gelten darf, ist die Abgrenzung dieser Phasen stark umstritten
.
Die hier
vertretene Gliederung stimmt mit der 157 von Greenberg (5-10.11-17.18-26) und - bis auf die Zuordnung von 10 158 i.W. auch mit der von Herrmann u.a. (5-9.10-17.18-26) vorgeschlagenen überein. Sie fußt auf der Beobachtung, daß in 8f,13f und 21f dreimal, praktisch gleichlautend, von der "Widerspenstigkeit" Israels gegen Jahwe (... •»! m r i : 8a.13a.21a) und dessen Reaktion darauf C n n n n3f'7 "WN1 ... D'iAn •>:py,7 "7nn •»n'72'7 ->w lyn"? (n)tiyNi...m^D1?...ari^y
:
8bf.i3bf.
21bf) berichtet wird. Die "Widerspenstigkeit" Israels richtet sich dabei gegen Jahwes vorangehendes Handeln (5-7.11-12.18-20), während die Reaktion Jahwes einerseits ('tif iytf7!) an sein vorangehendes Initiativ-Werden anknüpft und es weiterführt (6 -> 10a -> 17b; 5ay.b -> 26bßy[?]), andererseits im Sinne einer Sanktion ('nnn n3W"7) von diesem zunächst Abstriche macht (10b - von einem Zug durch die "Wüste" war in 6 nicht die Rede!), es dann direkt in der Gerichtsdrohung zurücknimmt (6 -> 15) und schließlich negativ überbietet (6 -> 23; 11.19 -> 25). Der Text scheint also mit der dreimaligen Wiederkehr derselben Formulierungen in 8f. 13f und 21f selbst eine Strukturierung von 5-26 in die drei Abschnitte 510.11-17 und 18-26 vorauszusetzen, wobei 10 und 17 jeweils als "bridge 159 to next stage" eine Phase abschließen. Es empfiehlt sich nicht, 8f. 13f und 21f als "Refrain" zu betrachten, 160 , da in der dann vorzunehmenden
der jeweils eine "Strophe" abschließt
Gliederung von 5-26 in fünf Abschnitte bzw. "Strophen" (5-9.10-14.15-17. 1 ßl 18-22.23-26)
15-17 und 23-26 kaum sinnvoll unterzubringen sind - es
sei denn, man geht davon aus, "daß die ursprüngliche Anordnung der
155 Vgl. den Überblick
über verschiedene
Vorschläge bei Lust,
Traditie,
6f. 156 Vgl.o. 1. 157 Greenberg, 377f. 158 Herrmann, 123ff; vgl. Zimmerli, 442; Fuhs, 103ff sowie Lust, Traditio, 105 (Tabel II = Oers., Ez.,XX, 136: Schema II). 159 Greenberg, 377. 160 So Bettenzoli, Geist, 196f. 161 So neben Bettenzoli, ebd. z.B. Cooke, 213, ähnlich Fohrer, llOff (49ba. 9bß-14. 15-22 23-31a).
Die
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
235
162 Verse s t e l l e n w e i s e a r g g e s t ö r t " i s t , und nimmt dementsprechend S t r e i 163 chungen und/oder Umstellungen vor . P r o b l e m a t i s c h i s t auch e i n e E i n t e i l u n g von 5 - 2 6 i n d i e " 4 Phasen" 5 - 1 0 . 1 1 - 1 4 . 1 5 - 1 7 . 1 8 - 2 6 , " v o n denen jede v i e r t a k t i g i s t (1. S e l b s t o f f e n b a r u n g Jahwes, 2. Ungehorsam, 3. Z o r n , 164 4. V e r s c h o n u n g ) "
. Denn anders a l s i n 8a.13a und 21a w i r d i n 16 d i e
Verschuldung I s r a e l s n i c h t i n der Progreßform w a y y i q t o l a l s z e i t l i c h a u f d i e vorangehende I n i t i a t i v e Jahwes f o l g e n d d a r g e s t e l l t ; zudem wäre i n d i e s e r G l i e d e r u n g des Textes 11-14 d i e e i n z i g e " P h a s e " , d i e mit der s t e reotypen Formulierung von 13bf ( v g l . 8 b f . 2 1 b f ) a b s c h l i e ß e n würde, ohne daß d i e s e näher auf i h r e Konsequenzen h i n e n t f a l t e t würde. So l i e g t
es
näher, 15-16 und 23-26 a l s i n d i e d r e i " P h a s e n " 5 - 1 0 . 1 1 - 1 7 und 1 8 - 2 6 e i n g e s c h a l t e t e " G e r i c h t s d r o h u n g e n " zu b e t r a c h t e n , durch d i e s i e i n Abfolge " e i n inneres g e s c h i c h t l i c h e s Gefälle auf e i n Gericht h i n "
ihrer erhal-
ten165. D i e h i e r v e r t r e t e n e G l i e d e r u n g von 5 - 2 6 i n d r e i Phasen w i r d g e s t ü t z t durch d i e A b f o l g e der Orte der d a r g e s t e l l t e n Handlung sowie i h r e r A k t e u r e (im Gegenüber zu Jahwe) im T e x t , d i e s i c h s c h e m a t i s c h folgendermaßen darstellen
läßt:
Ä g y p t e n i5
W ü s t e 10 . 1 1
17 i . i18
26 i
V ä t e r
S ö h n e
Durch d i e s e d i s k r e t e , jedoch n i c h t - s y n c h r o n e Veränderung der Parameter " O r t " und " A k t e u r " s i n d d i e d r e i Phasen von 5 - 2 6 z u g l e i c h k l a r
voneinan-
der abgegrenzt und zu einem Kontinuum verbunden. In dung (B)
der
Abfolge
einer
von
Relation
(A) zu
Norm-Widerspruch
Initiativ-Werden
Israel
Israels
und
chen S a n k t i o n e n gegen I s r a e l der " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " von 166 wiederzuerkennen aber
in
Kap.
. Anders
20 m e h r f a c h
Reduplizierung
ist
in
mit
Jahwes
normativen (C)
-
zur
Begrün-
Implikationen,
begrenzten
-
göttli-
i s t unschwer die G r u n d s t r u k t u r 5 , 5 - 1 7 ; 1 6 , 1 - 4 3 und 2 3 , 1 - 3 0 als
in
5,5-17
wiederholt.
16,1-43
und
Die
23,1-30
ist
diese
Abfolge
Möglichkeit bereits
dieser
angelegt,
162 Bertholet, 71. 163 Vgl. auch Lust, Traditie, 106 (Tabel III = Ders., Ex.,XX, Schéma III); Eichrodt, 174ff. 164 V.Rad, Theologie II, 236. 165 Zimmerli, 442. 166 Vgl.o. II.3.3./III.3.1.
137:
236 D i e R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g wo s c h o n mende te
als
"Geschichtsentwurf"
im Rahmen d e s S c h u l d a u f w e i s e s
bzw. v o r b e r e i t e n d e
göttliche
Sanktionen
Reaktionen
das Gericht
Jahwes
oder
vorwegneh-
auch
gegen J e r u s a l e m / I s r a e l
begrenz-
dargestellt
167 werden
. Anders
einfach licher
dadurch Schuld,
und e i n e eine
a l s dort
göttlichem
größere Jahwes
Interesse zierten
daran,
Zorn
seinen
an I s r a e l
seits i s t e r d a r a n schworene Augen
Gefahr
der Völker
miteinander; Kompromiß
beiden
zu e n t s p r e c h e n
a l s in 16,1-43
nicht Ganzen
i n Frage
gestellt.
seines
i s t aber
heraufbev o r den
Interessen
Verhalten
Jahwes
a l s recht
-
i n Kap. 20, an-
der regelhafte Zorn
provo-
anderer-
"Namens"
Beide
Zusammenhang
und G e r i c h t
Dem e n t s p r i c h t ,
die Struktur
hier
des V o l k e s
dadurch
das t a t s ä c h l i c h e
göttlichem
wird
"Maximen" des
(8b.13b.21b),
d i e eben
Damit
wird
Einerseits h a t J a h w e e i n
(9.14.22).
und 2 3 , 1 - 3 0 ,
Schuld,
mehr w i e d o r t
vielmehr zwei
d a r , d e r - mehr s c h l e c h t sucht.
nicht
von mensch-
gelockert
das Verhalten
"Entweihung"
zu vermeiden
einen
sätzlich
gebracht:
durch
stellt
von m e n s c h l i c h e r
erhält; zwischen
interessiert,
einer
i n K a p . 20
und G e r i c h t
auszulassen
konfligieren
ders
Zorn
Spannung
ins Spiel
aber
daß d e r Zusammenhang
Flexibilität
grundsätzliche
Handelns
i s t dies
ermöglicht,
daß e r
grund-
hier
des " G e s c h i c h t s e n t w u r f s "
im
bestimmt.
R. Liwak nimmt eine t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e Abhängigkeit der P e r i o d i s i e r u n g des G e s c h i c h t s a b l a u f s i n Ez 20,5-26 vom " z y k l i s c h e ( n ) " Ges c h i c h t s a u f r i ß des d t r . R i c h t e r b u c h s ( v . a . R i 2 , 1 0 f f ; v g l . auch Neh lfifl 9 , 2 6 f f ) an
. Doch "haben" d i e e i n z e l n e n "Phasen" von Ez 2 0 , 5 - 2 6
keines-
wegs " e i n e n z y k l i s c h e n V e r l a u f " ; " s i e l a u f e n " gerade169n i c h t " a n den Punkt zurück, an dem d i e vorhergehende schon geendet h a t " . Dies zeigte s i c h b e r e i t s an dem F o r t s c h r i t t von Orten und Akteuren des Geschehens; es wird noch d e u t l i c h e r a n g e s i c h t s der s o g l e i c h herauszuarbeitenden w e i t e r e n Entwicklungstendenzen im G e s c h i c h t s a b l a u f , wie i h n Ez 2 0 , 5 - 2 6 d a r s t e l l t . E i n weiterer w e s e n t l i c h e r Unterschied zwischen Ez 2 0 , 5 f f und R i 167 V g l . o . I I I . 3 . 2 . 1 . 168 L i w a k , P r o b l e m e , 2 1 5 . Z u r w e i t e r e n S t r u k t u r i e r u n g d e s d t r . R i c h t e r buchs durch "stereotype R a h a e n n o t i z e n " , die dem G e s c h i c h t s a u f r i ß von Ri 2 , l O f f e n t s p r e c h e n ( v g l . 3 , 7 - 1 5 ; 4 , 1 - 6 ; 6 , 1 - 1 4 ; 1 0 , 6 - 1 3 ; 1 3 , 1 - 5 ) , s. e t w a K o c h , A r t . G e s c h i c h t e , 5 8 0 . 169 G e g e n v . R a d , T h e o l o g i e I I , 2 3 6 f .
Die
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
237
2 , 1 0 f f b e s t e h t d a r i n , daß h i e r weder i n j e d e r Phase d e r Z o r n Jahwes i n e i n e r Übergabe I s r a e l s
" i n d i e Hand s e i n e r F e i n d e " a u s w i r k t
(so
sich Ri
2 , 1 4 f ) , noch d i e d a r a u f e r f o l g e n d e h e i l v o l l e Wendung des g ö t t l i c h e n H a n d e l n s durch die " K l a g e " ilin
7
"7K . . .
"Mitleid
(Dj7N3) I s r a e l s
lj7yT'l: 3,9.15;
( R i 2 3 , 1 8 ; v g l . das
6 , 6 ; 1 0 , 1 0 ) und d a s d a d u r c h
stereotype
hervorgerufene
(DfU n i . : R i 2 , 1 8 ) Jahwes m o t i v i e r t i s t . Das i n R i 2 , 1 0 f f zum
A u s d r u c k kommende Konzept e i n e r M ö g l i c h k e i t f ü r I s r a e l ,
bereits
eingetre-
t e n e F o l g e n g ö t t l i c h e n G e r i c h t s h a n d e l n s d u r c h Rückwendung zu Jahwe zu ü b e r w i n d e n , w i r d , wie d i e U n t e r s u c h u n g des H i n t e r g r u n d s d e r A b l e h n u n g 170 des illil 7 nN m i z e i g t e allenfalls
, i n Ez 20 gerade b e s t r i t t e n . So w i r d man h i e r
von e i n e r k r i t i s c h e n Bezugnahme a u f den G e s c h i c h t s a u f r i ß
des
d t r . R i c h t e r b u c h s s p r e c h e n können. 4.2.2.
Entwicklungstendenzen
Trotz te
ihrer
Israels
einzelnen
Periodisierung
in
Ez
20,5ff
Phasen
des
hin"
Gericht
transzendierende
zelnen den
der
vergangenen
aufgezeigt
Jahwes
auf
und die
soll
Der
dabei
Jahwes des
in
zunächst der
(c)
in
der
die
einfach
schon "ein
nur
geendet
inneres
"auf
Abfolge soll
Struktur (a)
die
Geschichte
"Widersprenstigkeit"
S.o. 3. So v.Rad, a.a.O. So Zimmerli, 442. S.o. 3.3.
nicht
Abfolge
Israels
inneren
Widerspruchs
schließlich
werden.
170 171 172 173
kehren
die
ein
auf eine dieses 173 Israels . Dieses
Gefälle"
Geschichte
werden.
Entwicklung
Initiativen
ihrer
Restitution
geschichtliche(.)
entsprechend
die
in
Geschich-
Verlauf";
vorhergehende
zuläuft
Initiativ-Werdens (b)
dem d i e sie
vergangene
G e f ä l l e " , das f r e i l i c h n i c h t 172 , sondern ebenso auch
Gericht
Perioden
die
"zyklischen
Geschichtsablaufs
den P u n k t z u r ü c k , an 171 hat" . Vielmehr zeigen geschichtliches
Geschichtsablauf
erhält
keinen
"an
"inneref.)
im
im
Ein-
Perio-
Entwicklung
gegen
Entwicklung Israels
nun
dieser
Israels,
Israels
der
der
näher
des
sodann Jahwes Reaktion betrachtet
238
a)
Die
Die
Restitutionsprophezeiung
Entwicklung
der
als
Initiative
"Geschichtsentwurf"
Jahwes
in
der
Geschichte
Israels Ein
"inneres
wicklung nen
des
Phasen
ersten
eine das
setzt
Da'il ?«
ilin
sich 7
'JN
Jahwe
von
Israels
für wie
(5).
Handeln
23
in
aus
und
Beginn
in
Akt
eine
damit
Jerusalem
7). in wie
einzel-
In
der
für
Land,
6)
und
ilin7
das
zu
Israel
das :
für
Ent-
Relation
ODTOn
Normen
der
der
in 174
hat
D7"7T7A:
entspricht
in
eröffnet
Ägypten
"Ursprungshandeln",
auf
v.a.
erkennen.
Aussage
bestimmte
Jahwes
Bezug
der
D 7 2Mj7B
der
dem g ö t t l i c h e n
und
zu
"ausgekundschaftet"
7 unterstreicht,
struktur
Dieser
(Auszug
ist
zu
zunächst
Wiederholung
(Beseitigung
dargestellte
16
Israel die
Jahwes
Israels
Jahwe
Zukunftsperspektive
Ende
5;
Vergangenheit
1
gründet,
Gefälle"
Initiativ-Werdens
der
Phase
Israel:
geschichtliches
7
in
5-7
seiner es
am
Handeln
Das
dargestellt
be-
3N
Grund-
in
Kap.
wurde.
I n den Versen 5 und 6 f i n d e t s i c h d r e i m a l d i e Aussage, Jahwe habe
"sei-
ne Hand erhoben" ("I7 [JIM] Ntw), e i n A u s d r u c k , d e r i n Kap. 20 noch i n 15.23.28 und 42 w i e d e r k e h r t . D i e s e Handlung w i r d m e i s t a l s "Schwur"-Ge175 ste i n t e r p r e t i e r t Jahwe a l s S u b j e k t
. Doch w e i s e n d i e a t l . (vgl.
B e l e g e d i e s e s Ausdrucks
Ez 36,7; 44,12; 47,14;
Ex 6 , 8 ; Num 14,30;
32,40; J e s 49,22; Ps 10,12; 106,26; Neh 9,15) a u f e i n e n b r e i t e r e n tungsbereich,
dessen Kern etwa m i t " i n a c t i e komen t e n g u n s t e o f
mit Dtn Bedeu-
ten
176 n a d e l e van iemand"
umschrieben werden kann.
Eine D u r c h s i c h t der Belege z e i g t , Beziehung a u f e i n e andere I n s t a n z Ez 44,12; m i t *7N: J e s 49,22) gen e i n l e i t e t
daß Jahwe " s e i n e Hand e r h e b t "
(mit V neben Ez 20: Ps 106,26; m i t "7)1:
und damit w e i t e r e E r e i g n i s s e bzw.
oder e r w a r t e n l ä ß t
Ez 36,7; m i t
Ez 44,12; J e s 4 9 , 2 2 ) . S o f e r n d i e "Handerhebung" Jahwes a u f
gung, Zusage
(vgl.
h a t s i e dann a l l e r d i n g s Ez 2 0 , 5 : . . .
Handlun-
( m i f 7 + I n f . neben Ez 20: Ez 47,14; Ex
6 , 8 ; Num 14,30; Ps 106,26; Neh 9,15; m i t y i q t o l :
Geschehen v e r w e i s t ,
in
m i r t Dn"7
7
w'qatal:
zukünftiges
d i e Konnotation der
T» NfNI ) oder
t u n g und kann d e s h a l b auch m i t d e r S c h w u r p a r t i k e l
Ankündi-
Selbstverpflich-
n"7 dn (Ez 36,7)
oder
174 Diese A u s s a g e ist im AT s i n g u l ä r . Nach Num 13f haben von Mose a u s g e sandte K u n d s c h a f t e r das Land e r k u n d e t ; nach Dtn 1,33 hat Jahwe, nach Num 10,33 die Lade L a g e r s t ä t t e n in der Wüste e r k u n d e t . 175 So z.B. Z i m m e r l i , 443; G r e e n b e r g , 363; S t o l z , A r t . N B I , 111. 176 So Lust, T r a d i t i e , 1 5 4 ( f f ) ; vgl. Ders., E z . , X X , 156ff.
Die R e k o n s t r u k t i o n d e r V e r g a n g e n h e i t
239
Israels
einem expliziten Eid (Dtn 32,40: ...UN D'jy'? ''DIN Tl) verbunden werden. Damit wird sie aber nicht schon selbst zum Schwurgestus (was im Falle von Jes 49,22 und Ps 10,12 ohnehin unmöglich sein dürfte), zumal das Erheben der Hand auch im menschlichen Bereich kein spezifischer Schwurgestus zu sein scheint (vgl. allerdings Gen 14,22 ["P 011] und die speziellere Handlung Gen 24,2; 47,29). Es kann hier eine Geste der Bitte (vgl. Ps 28,2; 63,5; Klgl 2,19), des Segens (vgl. Lev 9,22) oder auch 177
der Aggression (vgl. 2 Sam 18,28; 20,21) sein
Im Zusammenhang mit der Ankündigung der Landgabe steht "P [UN] 17fl außer in Ez 20 noch in Ez 47,14; Ex 6,8; Num 14,30 und Neh 9,15 . Dieser Sprachgebrauch weicht deutlich von dem in "J" (vgl. Gen 24,7; 50,24; Ex 33,1; Num 14,23; 32,11), "E" (vgl. Gen 26,3; Ex 32,13) und der dtn./dtr. Traditionsströmung (vgl. Dtn 1,8.35; 4,31; 6,10.18.23 u.ö.; Jos 1,6; 5,6 u.ö.; Ri 2,1) ab, der die Zusage der Landgabe mit dem Verb yif 179 ni. verbindet
. V.a. für die dtn./dtr. Theologie ist "die Landverheis-
sung ... von besonderer Bedeutung". Sie "wird zunächst zum 'Schwur' Jahwes aufgehöht (... vor allem in sing, wie plur. Rahmenstücken des Dtn.s und in späten Texten dieses Buches). Dieser Landverheißungsschwur wird durch die Kategorie einer b e rit mit den Vätern unterbaut, und diese b rit wird dabei auch als Selbstverpflichung Jahwes durch einen Landverheißungseid interpretiert (7,9.12; 8,18; vgl. 4,31; 29,12; auch 1 Kön 177 V g l . L u s t , T r a d i t i e , 1 5 7 f ; S t o l z , A r t . HtlJ , 1 1 1 . 178 Ex 6 , 8 h a t m i t Ez 2 0 , 2 8 . 4 2 die W e n d u n g lOfl '"P II«
V H N 'JN
.. ."7 nn(l) M ( + « 1 2 h i . ) g e m e i n s a m . - Z u r V e r b i n d u n g d e s A u s d r u c k s K D ] f (J1N) m i t d e r V e r w e i g e r u n g d e s E i n z u g s i n s L a n d f ü r d i e E x o d u s G e n e r a t i o n (Ez 2 0 , 1 5 ) u n d d e r A n k ü n d i g u n g d e r Z e r s t r e u u n g an d e r e n N a c h k o m m e n (Ez 2 0 , 2 3 ) v g l . Ps 1 0 6 , 2 6 . D i e s e r T e x t i s t m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t s p ä t e r e n D a t u m s a l s Ez 20 ( v g l . S t e c k , I s r a e l , 1 1 2 ) . - W ä h r e n d d i e P r ä d i k a t i o n d e s L a n d e s a l s " Z i e r d e " ( ' 3 X ) r e l a t i v jung sein dürfte (vgl. Jer 3,19; Dan 8,9; 11,16.41.45), findet sich " ( d ) i e Rede v o m L a n d , d a s von M i l c h u n d H o n i g f l i e ß t ... s c h o n in den ä l t e r e n P e n t a t e u c h q u e l l e n ... (Ex 3 , 8 . 1 7 ; 3 3 , 3 ; Nu 1 6 , 1 3 f . ) , und in Dt (6,3; 1 1 , 9 ; 2 6 , 9 . 1 5 ) , H (Lv 2 0 , 2 4 ) u n d P (Nu 1 4 , 8 . . . ) " ( Z i m merli, 444f) . Typisch für den "dtr." S p r a c h g e b r a u c h ist die V e r b i n dung d i e s e r C h a r a k t e r i s i e r u n g d e s L a n d e s m i t d e r A u s s a g e d e r H e r a u s f ü h r u n g (NY' h i . ) a u s Ä g y p t e n ( v g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 6 8 f ) ; d o c h f e h l t in Ez 2 0 , 6 d e r T e r m i n u s " H e r e i n f ü h r u n g " (ins L a n d : « 1 3 h i . ) ; er e r s c h e i n t e r s t in V . 1 5 - u n d hier " n e g a t i v g e w e n d e t " ( a . a . O . , 1 6 8 ) . D i e s e u n d a n d e r e B e o b a c h t u n g e n ( v g l . Z i m m e r l i , 4 4 4 u n d die f o l g e n d e n B e m e r k u n g e n z u m L a n d v e r h e i B u n g s - S c h w u r ) l a s s e n die S c h l u ß f o l g e r u n g L i w a k s ( a . a . O . , 1 6 9 ) : " D i e " d t r . " P o s i t i o n deckt sich m i t Ez 2 0 , 6 b . 1 5 b " ( H e r v o r h . T . K . ) , zu p a u s c h a l e r s c h e i n e n . 179 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 6 2 .
240 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
180 3,6; 8,23 ...)"
• Schon im Sprachgebrauch setzt sich Ez 20 von dieser
Theologie ab. Darin steht der Text den "P-tradities" nahe, die "nooit het werkwoord sb c gebruiken met 181 Jhwh": "in priesterlijke kringen vermijdt men Jhwh te laten zweren" Dahinter steht das Interesse an einer Betonung der Freiheit und Souveränität des Handelns Jahwes, yif ni. bezeichnet nämlich "ein feierlietwas unter ches, Umständen unwiderrufliches 182Verpflichtung, allen zu tun Versprechen bzw. nicht zu..., tun"die . "Auch ein leichtfertig ausgesprochenes Versprechen muß grundsätzlich erfüllt werden, ohne Rück183 sieht auf gute oder schlechte Folgen (Lev 5,4)" . "Der Gebrauch der Vokabel weist also darauf hin, daß Jahwe sein Handeln voraus anzeigt, und daß diese Anzeige unwiderruflich, für ihn selber verpflichtend 184 ist"
. Dagegen kann Jahwe in Ez 20 seine mit erhobener Hand kundgetane
Absicht der Landgabe (6; vgl. 28,42) mit erhobener Hand zurücknehmen (15) und mit der Ankündigung der Zerstreuung negativ überbieten (23). Der Herstellung der Beziehung zwischen Jahwe und Israel geht in 5 die 185 ) Jahwes an Israel voraus (vgl. 9). Die
Selbstoffenbarung (yr> ni.
Beziehung ist damit als sinnhaft-offene, personale Relation qualifiziert . Von einer "Selbstoffenbarung" Jahwes ist auch in Ex 6,3; 25,22; Jes 19,21; Ez 35,11; 38,23; Ps 9,17; 48,4; 76,2 die Rede. Dabei macht Jahwe insbesondere seinen Namen (vgl. Ex 6,3; Ps 76,2) und bestimmte Eigenschaften (vgl. Ps 48,4; 1 Kön 18,36) bekannt. Die Grenzen zwischen der Selbstoffenbarung Jahwes in seinem Handeln (vgl. Ps 9,17) und der Offenbarung seines Handelns (yr> ni./hi.: vgl. Ps 79,10; 98,2; 103,7), seiner "Hand" (vgl. Jes 66,14; Jer 16,21) und seiner Macht (vgl. Ps 77,15; 186 106,8) sind fließend
. Die Rahmung der Aussage über Jahwes Selbstoffen-
barung durch Aussagen über ein Initiativ-Werden zugunsten Israels (NUJ 7» ) unterstreicht, daß sich diese Selbstoffenbarung nicht neben, sondern in seinem erfahrbaren geschichtlichen Handeln vollzieht. Doch ist
180 181 182 183 184 185 186
P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 186. L u s t , T r e d i t i e , 161; vgl. nur Num 1 4 , 2 3 ("J") m i t V . 3 0 ("P"). K e l l e r , A r t . J/2V, 8 5 8 . A.a.O., 859. A.a.O., 862. V g l . S c h o t t r o f f , A r t . y"P , 6 9 3 f (mit w e i t e r e n L i t e r a t u r h i n w e i s e n ) . Jahwes Handeln ist keineswegs j e d e r z e i t und allerorten problemlos o f f e n b a r (vgl. Ps 7 7 , 2 0 ; 8 8 , 1 3 ) !
Die
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
241
s i e a l s S e l b s t - O f f e n b a r u n g Jahwes von "bestimmte(n) i n h a l t l i c h e ( n ) 187 gaben Jahwes"
- wie der der Gebote i n 11 ( y P
hi.)
Kund-
- zu u n t e r s c h e i -
den. Daß d i e Gottesbeziehung I s r a e l s E x k l u s i v i t ä t b e a n s p r u c h t , z e i g t d i e A u f f o r d e r u n g z u r B e s e i t i g u n g der D'XlpW und D'17'I,7A i n 7. D i e s e
"Rechts-
f o r d e r u n g Jahwes" hat d a r i n , daß s i e "den R e c h t s s a t z a u f den e i n z e l n e n hin i n d i v i d u a l i s i e r t " ,
i n i h r e r "(g)ehobene(n) R e c h t s s p r a c h e " , der " D o p -
pelung des R e c h t s s a t z e s " und " d e r U n t e r s t r e i c h u n g der R e c h t s f o r d e r u n g durch d i e ' m o t i v e c 188 lause1 ( ) der S e l b s t p r o k l a m a t i o n " " r e i c h e s P a r a l l e l e n m a t e r i a l i n H" . Um so mehr f ä l l t a u f , daß d i e A u f f o r d e r u n g von 7 im Gegensatz zu 1 1 n i c h t f ö r m l i c h a l s Gesetzgebungsakt d a r g e s t e l l t
ist.
Man s o l l t e d e s h a l b m.E. an d i e s e r S t e l l e b e s s e r n i c h t von e i n e r " V e r k o p 189 190 pelung von Landverheißung und Gesetzesgehorsam" sprechen. Jahwes
Handeln
Geschichte der
Norm-Setzung
Akt
der
net. schen
Gesetz
Funktion Leben
11=13.21), Beziehung
zu B e g i n n
Israels
von
der
7 dar.
mpn
Es
während
die
der
Aussage
DB1I?n
umschrieben
ist
und
D3TI^N
Phase
i.W.
nun
gebung
(Dül
Sabbate
Jahwe
wandlung
-
sich
und D ' D B ü n
ermöglichen
zwischen
zweiten
stellt
(nii7n/D'U3l!»n) der
zu
(llf)
aber (Wz.
Jahwes
'fll
¡llil'
'iN
sind, von
vergangenen
Weiterführung
ausdrücklich als 191 1IU) bezeich-
ist
es,
DIKH DniN
"Zeichen"
Israel
der
als
(niK: die 5.7
dem
iiwy 12) nun -
-
mit
Men-
1I»N
...:
für
die
in
Ab-
¡im'
'3N
wird.
Im V e r g l e i c h mit Kap. 5 f ä l l t a u f , daß d i e Gabe der " S a t z u n g e n und Rechte" Jahwes h i e r k l a r vom g ö t t l i c h e n " U r s p r u n g s h a n d e l n "
abgesetzt
i s t . E r s t "wegen der Ü b e r t r e t u n g e n " w i r d das " G e s e t z " " h i n z u g e f ü g t " 3 , 1 9 ) - a l s R e a k t i o n auf d i e R e b e l l i o n
187 188 189 190
(Gal
Israels.
Schottroff, a.a.O., 694. Zimmerli, 455. L i w a k , P r o b l e m e , 163. Die in 7 v o r a u s g e s e t z t e A n n a h m e e i n e s F r e m d g ö t t e r k u l t e s I s r a e l s in Ä g y p t e n ist im AT o h n e E n t s p r e c h u n g . Am n ä c h s t e n k o m m t ihr w o h l die A u s s a g e von J o s 2 4 , 2 , die " V ä t e r " h ä t t e n " j e n s e i t s des S t r o m e s a n d e r e n G ö t t e r n g e d i e n t " (vgl. auch G e n 3 5 , 2 ) . 191 N a c h L i w a k , P r o b l e m e , 176 s t e h t i m "im Z u s a m m e n h a n g der G e b o t s ü b e r m i t t l u n g n e b e n Ez 2 0 , 1 1 . 2 5 a u s s c h l i e ß l i c h in d e r d t r L i t e r a t u r , vgl. l . K ö n 9 , 6 ; J e r 9 , 1 2 ; 2 6 , 4 ; 3 1 , 3 3 ; 4 4 , 1 0 ; D a n 9 , 1 0 ; Neh 9 , 1 3 (vgl. a u c h Esra 7 , 6 ; Neh 1 0 , 3 0 n i f ) " .
242 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
Die Funktion der göttlichen Rechtsordnung, Leben zu ermöglichen, betonen auch Ex 20,12; Lev 18,5; Neh 9,29, wobei "die beiden letzten Stellen in der Aussageform ein erstaunliches Maß an Übereinstimmung mit der Phraseologie in Ez 20,11.12.21" haben 1 9 2 (vgl. auch Ez 33,15: 0'Tin nipri). Anders als im dtn./dtr. Traditionsbereich ist das durch die göttliche Rechtsordnung ermöglichte Leben hier jedoch nicht als Leben im Lande qualifiziert. Nach dem Dtn soll Israel "Jahwes Gebote halten, um im Land zu bleiben und sie im Land zu tun ('wenn dich Jahwe bringt ...' oder ähnlich; 5,16.31; 6,1.10; 7,lf.ll; 8,9ff.; ll,22.29.31f; 12,1.19; 15,4f. 7; 17,14; 18,9; 19,1.8f.l4; 25,15; 26,1), aber Jahwes Gebote auch tun, um (wieder) ins Land zu kommen ("tue so, damit
'=l e ma c Sn; 4,1; 6,17f.;
8,1; 11,8.22-25; 12,1.28; 16,20; 18,9; 19,8-10; 21,1; 23,21; 27,3 ...); aber auch ein 'wenn du in das Land kommst' zielt mit auf neuen Gehorsam 193 im neu gegebenen Land (vgl. das Miteinander in 11,8f.; 12,1; 27,1-3)" Angesichts der Unterschiede dieser Konzeption zur Funktion der "Satzungen und Rechte" Jahwes in Ez 20 dürfte der traditionsgeschichtliche Hintergrund von Ez 20,11 doch eher im kultischen Bereich - etwa im "Heiligtums-Zulassungsrecht" 194 - als im dtr. Traditionsbereich zu suchen . 195 sein 196 Zu den "Satzungen und Rechten" treten in 12 Jahwes "Sabbate" . Da 197 ihre Einhaltung auch außerhalb des Landes möglich ist , gewinnen sie zusammen mit der Beschneidung - gerade im Exil besondere Bedeutung als 198 Zeichen des Bekenntnisses zu Jahwe 12 hat eine besonders enge sachliche und sprachliche Parallele in Ex 31,12ff. Auch hier ist von Jahwes Sabbaten (»nna»: 13) die Rede, die als D3ÜRRJ7N. ITIRP
73N
-»3 ny-R"7 O A ' I R N 1 ? W I ' N
' J ' I
...
IHN (13)
bezeichnet
192 L i w a k , a . a . O . , 178. 193 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 193. 1 9 4 Ziminerli, 4 4 7 ; v g l . 3 9 9 f ; O e r s . , L e b e n ; v . R a d , G e r e c h t i g k e i t . 1 9 5 D i e K r i t i k L i w a k s ( P r o b l e m e , 1 7 7 ) en Z i m m e r i i s T h e s e i s t n i c h t ü b e r zeugend . 196 G e g e n L u s t ( E z . , X X , 1 4 4 f ; T r a d i t i e , 1 2 2 f f ) d ü r f t e h i e r d o c h an d i e S a b b a t - T a g e und n i c h t an S a b b a t - J a h r e g e d a c h t s e i n . Die D e u t u n g des E x i l s a l s E r s a t z d e r S a b b a t - J a h r e d e s L a n d e s (!) i n L e v 2 6 , 3 4 f f ü h r t ü b e r d i e K o n z e p t i o n v o n Ez 20 w e i t h i n e u s . Z u d e m i s t e i n e E n t w e i h u n g des S a b b a t - J a h r e s in der W ü s t e kaum m ö g l i c h . 1 9 7 Ez 2 2 , 8 ; 2 3 , 3 8 s t e h t a l l e r d i n g s d i e E n t w e i h u n g d e r S a b b a t e n e b e n d e r V e r u n r e i n i g u n g d e s H e i l i g t u m s ; i n Ez 4 0 f f s t e h t d i e S a b b a t f e i e r m i t dem T e m p e l in V e r b i n d u n g (vgl. 4 5 , 1 7 ; 4 6 , 1 . 3 . 4 . 1 2 ) . 198
Vgl.
z.B.
Schmidt,
Glaube,
87;
Stolz,
Art.
HIB/,
867.
Die
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
243
werden. Demjenigen, der den Sabbat " e n t w e i h t " ( W n p i . , v g l . noch Jes 5 6 , 2 . 6 ; Neh 1 3 , 1 7 f ) , w i r d d i e T o d e s s t r a f e angedroht ( 1 4 ) . D i e Nähe von Ex 3 1 , 1 2 f f zu Ez 20,12 i s t mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t a l s I n d i z
für 199
d i e Nähe der T r a d e n t e n k r e i s e der beiden Texte zueinander zu werten
,
ohne daß e i n e l i t e r a r i s c h e A b h ä n g i g k e i t i n der e i n e n oder anderen R i c h t u n g festzumachen wäre. Im V e r g l e i c h der beiden Texte f ä l l t a u f , daß Ez 20,12 d i e F u n k t i o n der Sabbate n i c h t a u s d r ü c k l i c h auch f ü r d i e folgenden Generationen f e s t s c h r e i b t . Zudem d ü r f t e i h r Z e i c h e n c h a r a k t e r ^ ^
hier
weniger i n dem Verweis auf d i e Schöpfung (Ex 3 1 , 1 7 ; v g l . 2 0 , 1 1 ) a l s dem auf den Exodus ( v g l . Dtn 5 , 1 5 )
in
bestehen.
Die Beziehung zwischen Jahwe und I s r a e l , f ü r d i e d i e Sabbate Zeichen s e i n s o l l e n , w i r d i n 12 n i c h t wie i n 5 . 7 ( . 1 9 . 2 0 ) mit U ' i f t N ill.V 7 J N , sondern mit D m p n niil 7 7 3Numschrieben ( v g l . 3 7 , 2 8 ; Ex 3 1 , 1 3 ; Lev 2 0 , 8 ; 201 2 1 , 8 ; 22,32)
. Im Kontext könnte d i e s e V a r i a t i o n (wie dann auch d i e i n
26, s . u . ) s i g n a l i s i e r e n , daß das G o t t e s v e r h ä l t n i s der e r s t e n G e n e r a t i o n I s r a e l s n i c h t mehr u n g e t r ü b t i s t , sondern aufgrund i h r e r R e b e l l i o n von Jahwe aus - durch d i e Gabe s e i n e r Gebote und Sabbate - e r s t
bereinigt
werden muß. Zu B e g i n n Israels
der
dritten
(18-20)
in
neuen
Handlungsanweisungen, von
leichter nen
rnpn für
der
oder
Jahwe
von
llf
vergangenen neuen
Ihr
bekräftigt -
die
Generation
von
-
Jahwe der
Normen
angebotenen
Implikationen
gegebenen
Wüste
i2n0 2 1 9 f und i n gegebe-
stehen
Normen
Handeln
in
-
ihrer
Gottesverhältnis
entsprechendes
3N
Israekeine
geschichtlichen
( 1 8 ) , den
Handelns
7
den V ä t e r n
der der
von
zunächst
vielmehr
schon
in
Väter
des
er
037n"7N illil7
seine
Geschichte
Generation
erteilt
und n i n i u , A u f g r u n d
und D 7 U 3 f n
expliziten?
dem v o n tiven
gegenüber.
zweiten
diese
der
einer
Relationsaussage
Variation
d e n Q 7 j7n
mit
199 200 201 202
der
, Q7USlvn
Situation aber
Wüste
Phase
Jahwe
liten
gerahmt
der
steht
nun
Konflikt
impliziten Vorfahren.
und d e s s e n ist
für
die
Ein normazwei-
So z . B . a u c h Z i m m e r l i , 4 4 7 ; L i w a k , P r o b l e m e , 182. Vgl. S t o l z , A r t . H I N . Vgl. Müller, Art. ¡7 , v . a . 6 0 6 . Es ist n i c h t g a n z d e u t l i c h , "ob das ü b e r l e i t e n d e D 3 7 n ^ K illil1 7 3 N (19aa) als u n t e r s t r e i c h e n d e r B e g r ü n d u n g s s a t z zu 18 (...) o d e r im S i n n des k l a s s i s c h e n D e k a l o g s (auch Lv 1 8 , 2 f . ) als P r ä a m b e l der G e b o te von 19f. zu v e r s t e h e n i s t " ( Z i m m e r l i , 4 4 8 ) .
244 te
Die
Restitutionsprophezeiung
Generation
nur
bei
als
"Geschichtsentwurf"
gleichzeitigem
nealogisch-geschichtlicher
bewußtem B r u c h
Kontinuität
mit
ge-
möglich.
Das Handeln der " V ä t e r " i s t a l s o v e r m i t t e l t durch " T r a d i t i o n e n "
im
Leben der " S ö h n e " g e s c h i c h t s w i r k s a m . Vom Bestehen e i n e s T a t - E r g e h e n Zusammenhangs über d i e Generationengrenze hinweg l ä ß t der Text weder h i e r noch i n ( 4 . ) 3 0 f etwas v e r l a u t e n . N i c h t f ü r d i e S c h u l d der V ä t e r werden d i e Söhne g e r i c h t e t , sondern d a f ü r , daß s i e d i e s e -
"Tradition"
gewordene - S c h u l d i n ihrem eigenen Handeln r e p r o d u z i e r e n , s t a t t s i c h 203 von i h r zu d i s t a n z i e r e n . Das ü b e r s i e h t Liwak, wenn er f e s t s t e l l t , i n Ez 20 stünden " d a s R i c h t e n der gegenwärtigen G e n e r a t i o n und d i e G r e u e l 204 und f o l g e r t : " D i e s e r
der V ä t e r i n einem u r s ä c h l i c h e n Zusammenhang"
Konnex kann n i c h t a u f E z e c h i e l z u r ü c k g e f ü h r t werden, der i n Kap. 18 so 205 p o i n t i e r t d i e E i g e n v e r a n t w o r t l i c h k e i t des I n d i v i d u u m s u n t e r s t r e i c h t " Ein
letztes
Handeln genen
Geschichte
(25f): n'pfl
Jahwe
und D Dgein sondern auf
Israel
berichtet Rahmen
eine
(inj )
zu
5-26 in
schlechte,
(25) , mit
Auflösung
der
wie
von der
denen
Israel
(NMJ
Norm-setzenden Phase
göttlichen
nicht pi.:
Leben
nicht 26)
Beziehung
das
a b s c h l i e ß e n d e illil7
ilirP
7
3N
zwischen
mehrfach
der
vergan-
Sanktionen ermöglichende
"geheiligt"
wird
der
im V o r h e r g e h e n d e n
R e l a t i o n s a u s s a g e DO'fl'iN
einem dritten
aufgeführten
"verunreinigt"
hinausläuft,
im K o n t r a s t
der
Israels
gibt
7
(12), lich
Mal
Jahwes-im
-
was
Jahwe 7
JN
letztund
206
(26)
wiederholten
signalisiert.
D i e Aussagen von 2 5 f haben i n der R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e des T e x t e s fachen Anstoß e r r e g t ( o b g l e i c h d i e V o r s t e l l u n g e i n e s g ö t t l i c h e n z e s " , das "hinzugekommen" i s t ,
viel-
"Geset-
"damit d i e Übertretung mächtiger w e r d e " ,
2 0 3 V g l . B e u k e n , Ez 20, 4 7 : "De z o n e n b l i j k e n n i e t a n d e r s t e z i j n d e n h u n v a d e r e n : zij w o r d e n n i e t g e v o n n i e t om z o n d e n die hun v r e e m d z i j n (vgl. E z . 1 8 ) , de o e r o u d e a f g o d e r i j d e r v a d e r e n l e e f t in h e n v o o r t . " 204 L i w a k , P r o b l e m e , 156. 2 0 5 A . a . O . , 1 5 5 ; ä h n l i c h F i s h b a n e , S i n , 143. 206 D e r S a t z H i n ' ' I N T B K l y T T Ö N iyn"7 (26bB) w i r d , da er in G* u . a . f e h l t u n d d u r c h die u n g e w ö h n l i c h e K o n s t r u k t i o n der E r k e n n t n i s f o r m e l a u f f ä l l t , m e i s t als G l o s s e g e s t r i c h e n (vgl. z . B . B H S ; Z i m m e r l i , 4 3 6 ) . Es w ä r e a b e r i m m e r h i n d e n k b a r , daß die u m s t ä n d l i c h e E i n l e i t u n g d e r E r k e n n t n i s f o r m e l h i e r b e w u ß t a l s S i g n a l e i n g e s e t z t i s t , d a s die A u f m e r k s a m k e i t auf das f o l g e n d e ¡11 il7 7 3 N l e n k e n s o l l , das in t e x t i m m a n e n t e r O p p o s i t i o n zur R e l a t i o n s a u s s a g e U D T l ^ N illil7 7 J X s t e h t . D i e s e i s t m . E . in L i w a k s ( P r o b l e m e , 1 6 0 f ) an d i e s e F o r m e l n a n k n ü p f e n d e n traditionsgeschichtlichen Überlegungen übersehen.
Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t
Israels
245
mindestens im Rahmen christlicher Theologie nicht allzu fremdartig anmuten sollte - s.Röm 5,20). Zahlreiche Exegeten neigen dazu, den Text so zu verstehen, daß Jahwe nur eine falsche Interpretation seiner im Grunde 207 guten Gesetze durch das Volk zugelassen habe . Doch spricht 25 wie 11 von einer "Gabe" (1113) der Satzungen und Rechte durch Jahwe. Zwar kann man in dem Ausdruck O'PQIMJl ... 0'i7n (25) im Gegenüber zu den in 11.13. 16.19.21.24 mit suffigierten Formen bezeichneten Satzungen und Rechten Jahwes ein "terminologisches Abrücken des unheilvollen vom heilvollen 208 Gotteswillen"
sehen; gleichwohl sind aber die "schlechten" Satzungen
und Rechte - anders als die der Väter (18) - eben von Jahwe gegeben. Damit wird auch der Interpretationsvorschlag von J.Lust, die "schlechten" Gesetze von dans 25 seien "imposées à 209 Israel par les nations qui sont des instruments la main de Jahvé" , unwahrscheinlich. 210 Will man nicht gleich den Text andern , bleibt als Möglichkeit, ihn 211 zu entschärfen, noch das bereits von C.C.Torrey vorgeschlagene und 212 neuerlich wieder von E.Vogt favorisierte Verständnis von 25f als 213 "Fragesatze, auf die eine verneinende Antwort erwartet wird" . Dann fällt es aber schwer, zu begründen, warum die formal gleich eingeleiteten Sätze 15 und 23 nicht als derartige Fragesätze aufzufassen sein sollten. So wird man kaum darum herumkommen, die Gabe 214 schlechter Gebote als Teil des Strafhandelns Jahwes zu verstehen . Dann stellt sich aber die Frage, welche Gesetze der Text in 25f dabei im Auge hat. J.Garscha zieht in Erwägung, ob "in V 26 Vorschriften gemeint (sind), die unter bestimmten Umständen nicht eingehalten werden können 215 (z.B. im Exil, bei zerstörtem Tempel oder einfach in fremdem Land") , wobei dann insbesondere an
207 V g l . H e i n i s c h , 101; A u v r a y , 79; de V a u x , S a c r i f i c e s , 66; ä h n l . s c h o n T (Übs. b e i G r e e n b e r g , 3 6 9 ) . 208 Z i m m e r l i , 4 4 9 . 209 L u s t , E x . , X X , 150. 210 So B e w e r , N o t e s , 1 5 9 f f . 211 T o r r e y , P s e u d o - E z e k i e l , 8 8 f f ; d g g . s c h o n S p i e g e l , E z e k i e l . 212 V o g t , U n t e r s u c h u n g e n , 1 2 2 f f . 213 A . a . O . , 1 2 2 . 214 V g l . K r a e t z s c h m a r , 1 7 3 ; B e r t h o l e t , 73; H e r r m a n n , 124; C o o k e , 2 1 8 ; F o h r e r , 1 1 2 ; E i c h r o d t , 177; Z i m m e r l i , 4 9 9 ; G r e e n b e r g , 3 6 8 f . - Zur I l l u s t r a t i o n w i r d i m m e r w i e d e r (s. z u l e t z t G r e e n b e r g , 369) a u f d e n G e d a n k e n e i n e r von J a h w e b e w i r k t e n " V e r s t o c k u n g " h i n g e w i e s e n , v g l . Ex 9 , 1 6 ; 1 0 , 2 ; J e s 6 , 9 f f ; 6 3 , 1 7 u n d Ez 1 4 , 9 ; 1 K ö n 2 2 , 2 1 f f , der a b e r nur eine sehr begrenzte Analogie darstellt. 215 G a r s c h a , S t u d i e n , 119.
246 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
"Schwierigkeiten ..., die das Deuteronomium mit seiner Kultzentralisa216 tionsforderung für Israeliten im Ausland mit sich brachte" , zu denken wäre, will aber auch die Möglichkeit nicht ausschließen, daß "hier nur die Unzuverlässigkeit der Menschen bei der Befolgung einzelner Gebote 217 gemeint (ist)"
. Doch scheint der Text nicht an Gesetze zu denken, die
schwierig (oder unter bestimmten Umständen nicht) einzuhalten sind, sondern an solche, deren Befolgung (Dill!) Leben nicht ermöglicht. Weiter kann hier H.Geses Beobachtung führen, daß in 26 "das b e ha c a bir kol-paetaer räham (...) exakt dem w e ha c a bartä kol-paetaer-raehaem l e Jhwh von Ex 13,12 (entspricht)" 218 (vgl. Ex 34,19; 22,28f). Damit verliert die gelegentlich vertretene Deutung von 26 (im Lichte von 31) auf Kinderopfer 219 an Wahrscheinlichkeit; vielmehr sieht der Text im "Gesetz des tierischen Erstgeburtsopfers ... ein Beispiel für die nicht zum Leben 220 führende Zweitoffenbarung" , da - aus der Sicht der dtn./dtr. Kultzentralisationsforderung - "die Erstgeburtsopfer als die einzigen Tieropfer, die nicht zu profanieren sind, Israel in die Situation gebracht haben, einen Opferkult an Heiligtümern durchführen zu müssen, also einen Höhenkult, solange das Jerusalemer Heiligtum nicht bestand, und in Fortsetzung der alten Praxis noch lange 221 nachher bis zur Zeit der deuteronomisehen Abschaffung der Kulthöhen" . Die "historische Unlogik" des so rekonstruierten "Gedankengangs" von 25f ließe sich dann zwar "aus der 222 Befangenheit des Propheten in einem vorgegebenen Denksystem" erklären. Dennoch entschärft aber auch diese Interpretation den Text insofern, als sie die schlechten Gesetze von 25 als nur unter bestimmten Umständen schlecht versteht. So scheint ein weiterer Hinweis Geses auf den "gerade im Erstgeburtsopfer zum Ausdruck kommende(n) Charakter des Opfers als anerkennende Ga-
216 217 218 219
A . a . O . , 117 A n m . 3 3 7 ; v g l . 1 2 0 . A.a.O., 119f. G e s e , E z e c h i e l 2 0 , 2 5 f . , 146. Z.B. Z i m m e r l i , 4 4 9 ; v o r s i c h t i g e r K a i s e r , D i e E r s t g e b o r e n e n , 4 0 f . G r e e n b e r g , 3 6 9 f e r k e n n t z w a r in 2 6 . 3 1 "the u n p r e c e d e n t e d a n d i n c r e d i ble c h a r g e t h a t I s r a e l i t e s r e g u l a r l y o f f e r e d up e v e r y f i r s t b o r n as a s a c r i f i c e - a m a n i f e s t e x a g g e r a t i o n " (370), l e h n t a b e r die von Z i m m e r l i ( a . a . O . ) u . a . v e r t r e t e n e I n t e r p r e t a t i o n , h i e r s e i d a s G e b o t Ex 2 2 , 2 8 b w ö r t l i c h g e n o m m e n w o r d e n , als " i n t r i n s i c a l l y i m p r o b a b l e " ab (396) . 220 G e s e , E z e c h i e l 2 0 , 2 5 f . , 146. 221 A . a . O . , 149. 222 L a n g , E z e c h i e l , 83.
Die
be"
223
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
247
, der im EB überwunden s e i , dem Sinn des Textes am nächsten zu
kommen: n u n n
(26.31.39) gehören weder i n Ez 20,40 noch i n Ez 4 0 f f , wo
"Opfer nur noch i n i h r e r sühnenden Funktion und n i c h t a l s Gabe des Men224 sehen Opfer s i n d ( v g l . 45,15.17 und 4 5 , 1 8 f f . 2 5 ) n l e g i t i m e n Jahwekult
, zum z u k ü n f t i g e n ,
( v g l . dgg. Ex 28,38; Num 18,29; Lev 23,38; Dtn
16,17). K r i t i s i e r t der Text T e i l e der a t l . Opfergesetzgebung,
i n denen
er e i n " f a l s c h e s " O p f e r v e r s t ä n d n i s wirksam s i e h t ? Macht e r s i c h dabei e i n e ihm i n der " J / E " - S i n a i ü b e r l i e f e r u n g b e r e i t s v o r l i e g e n d e dung von " E r s t o f f e n b a r u n g " fenbarung"
(mit dem Sabbatgebot: Ex 2 0 , 8 f f )
Unterscheiund " Z w e i t o f 225
(mit dem Gebot des E r s t g e b u r t s o p f e r s : Ex 34,19f) zunutze
?
J e d e n f a l l s e r g i b t s i c h aus ihm a l s Konsequenz f ü r s e i n e Gegenwart d i e Forderung nach einem k r i t i s c h e n Umgang mit T r a d i t i o n e n ,
der s i c h
nicht
auf d i e T r a d i t i o n e n der " V ä t e r " beschränkt, sondern von Jahwe gegebene Normen e i n b e z i e h t . b)
Die
Entwicklung
des
Widerspruchs
Israels
gegen
Jahwes
Initiative Nicht
nur
Geschichte Handeln
das
Israels,
sondern
Volkes
unterliegt
des
lung,
die
benen
Normen
Generation Jahwe (8),
der
kommt
genau
in
der
in
gegen
die
bekräftigten (21a.24a), derung
Jahwes
zendienst DH12K
-
Phase
Besteht darin,
der
die sich
nicht
Phase
dazu
Jahwe
(19f)
-
auch
gegebenen
der
gegen
zweiten die
-
göttlichen darin,
nicht
"Väter"
von
den
(24b).
zu
der - wie
der
(llf)
Gesetze
Generation
und
und
von
sondern
auf
rebelliert
der
und
Sabbadann
Jahwe
Sabbate
entgegen
"Traditionen"
von
Wider-
liegt
gegenüber
sich
gegeersten
distanzieren
noch
Gebote sie
der
Entwick-
Jahwe
(16b)
ihr
distanziert,
bleibt
Gese, a.a.O., 150 Anm.36. Ebd. V g l . a . a . O . , 150 A n m . 3 7 .
daß
von
Schuld
zweiten
sie
ausgerichtet
Entwicklung
in
widersprechende
Götzendienst
daß
ihrer
ihm
Jahwes
geschichtlichen
ihrem
von
(18)
das
einer
von
Schuld
als
auch
und
ersten
Die
darin,
Initiativ-Werden
entspricht:
(7)
der
(13a.16a).
sowohl
223 224 225
Entfaltung
gefordert
spruch te
Norm-setzende
Auffor-
dem
die
Göt-
'^l'iA
248 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
Dem Text g e l i n g t es so, P r o z e s s e g e s c h i c h t l i c h e r 226 t i o n " von S c h u l d
"Akkumula-
zu e r f a s s e n , ohne die T a t s a c h e
Generationenwechsels
eines
in der G e s c h i c h t e des K o l l e k t i v s
b l e n d e n zu m ü s s e n . N i c h t d u r c h e i n e n " m e c h a n i s c h e n " , Generationengrenze
übergreifenden
Entscheidung
spruch gegen Jahwes Initiativ-Werden mit seinen - innerhalb
und im Ü b e r g a n g
die
Tat-Ergehen-Zusammenhang,
s o n d e r n d u r c h die je neue, p e r s o n a l e Implikationen
aus-
der G e s c h i c h t e e i n e r
zum
Wider-
normativen Generation
zwischen einander ablösenden Generationen
s t e i g e r t sich die V e r s c h u l d u n g
I s r a e l s im F o r t g a n g
des
-
Ge-
schichtsprozesses. c) Die E n t w i c k l u n g
der R e a k t i o n J a h w e s auf I s r a e l s
"Wider-
spenstigkeit" Eine E n t w i c k l u n g
der
in der A b f o l g e der drei e r s t e n P h a s e n
v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e I s r a e l ist s c h l i e ß l i c h auch in der Steigerung
der g ö t t l i c h e n S a n k t i o n e n g e g e n die
"Widerspen-
s t i g k e i t " I s r a e l s zu e r k e n n e n . Z u n ä c h s t e r f ü l l t J a h w e Ankündigung
ihm " a u s g e k u n d s c h a f t e t e "
Land h i n e i n z u f ü h r e n , w e g e n der
b e l l i o n I s r a e l s nur p a r t i e l l : Er f ü h r t das Volk aus heraus
seine
von 6, I s r a e l aus Ä g y p t e n h i n a u s - und in das
von Re-
Ägypten
(10a) , aber n i c h t - wie von 6 her zu e r w a r t e n - in
das Land, s o n d e r n
"in die W ü s t e "
(10b). Erst in der
P h a s e n i m m t J a h w e dann die L a n d v e r h e i ß u n g
zweiten
von 6 - z u n ä c h s t
aber nur für die e r s t e G e n e r a t i o n der I s r a e l i t e n - zurück (15). In der d r i t t e n P h a s e e r f o l g t s c h l i e ß l i c h eine Überbietung
der L a n d g a b e v e r h e i ß u n g
Zerstreuung
(23) sowie der G a b e des G e s e t z e s
d u r c h die G a b e " s c h l e c h t e r S a t z u n g e n
(llf; vgl.
und R e c h t e " , die
L e b e n b e w a h r e n d e E x i s t e n z I s r a e l s - i n n e r h a l b wie des L a n d e s - v e r u n m ö g l i c h e n
eine
außerhalb
in 23 und 25f g e r a t e n
g ö t t l i c h e n S a n k t i o n e n l e t z t e n d l i c h in W i d e r s p r u c h
zu
I n t e n t i o n e n des H a n d e l n s J a h w e s : Sie
nun n i c h t m e h r der D u r c h s e t z u n g zug ins Land
der 19f)
(25f).
In i h r e r l e t z t e n Z u s p i t z u n g ursprünglichen
negative
d u r c h die A n k ü n d i g u n g
den dienen
die den
Ein-
(6f) bzw. die E x i s t e n z auch a u ß e r h a l b des
Lan-
226 Vgl.o. III.3.2.1.
von O r d n u n g e n ,
die
Die R e k o n s t r u k t i o n des
(llf.l9f)
der Vergangenheit
ermöglichen.
el v e r u n r e i n i g e n (Dill!» hi. : 2 6 ) ,
Zudem bringen
( HliV p i . )
den
"vor d e n A u g e n d e r V ö l k e r Strafabsichten
am E n d e
"nicht doch
entweiht
Jahwes.
(trotz
22)
und d i e V o l l e n d u n g d e s Z o r n e s 227
zugleich
Handelns
perspektive
Die
"Regeln"
Betrachtet schichte
des
als die
vor-
ob
sie
(üin^DV:13)
(D [ il] 3 ' Q N nT73"7:8.21)
Israels
bestimmenden durchgängig
des T e x t e s
im G a n z e n ,
von d e n A n f ä n g e n
über
sich
also
bezüglich
- , die
des
Konsequen-
und seine
Zukunfts-
bestimmt
der von Anfang
in Ä g y p t e n
gegen Jahwes
an b o r n i e r t s e i n e i g e n e s
. Damit provoziert
der am E n d e d a s V o l k m i t s c h l e c h t e n überläßt
und ihm die Z e r s t r e u u n g
Das gegenwärtig
eigener Verschuldung Zwischen
erfahrbare
Israels
Vergangenheit
Ordnungs-
Gesetzen
unter die
interpretiert
so
und
besteht
Völals
er- wie
5; 16 u n d 23 z w i s c h e n V e r g a n g e n h e i t / G e g e n w a r t
227 Z i m m e r U , 449. 228 Koch, Profeten II, 109.
er-
Reaktio-
Exil wird
und G e g e n w a r t
die
nie
schärfere
sich selbst
EB
ist
Heil ablehnt,
es z u n e h m e n d
der
des
Verband,
seines Gottes
nen Jahwes,
ker a n k ü n d i g t .
- in
Exil nach Maßgabe
a l s ein m e n s c h l i c h e r Gesetze
Ge-
b i s zum
Israels Verhalten
vom W i d e r s p r u c h
und einsichtigen
zunächst
der
Gerichtsprophezeiungen
Axiome":
"erscheint
gewinnt man
Rekonstruktion
- gegenwärtigen
"impliziten
das Volk
sinnvollen 2 28
- v.a.
Intentionen
einer rückblickenden
für die bisher b e t r a c h t e t e n
in K a p .
Gefahr,
Geschichtsablaufs
m a n Ez 2 0 , 5 - 2 9
der Sicht des Textes
klärt.
Isra-
haben.
den Eindruck
Folge
in
kann fragen,
die V e r n i c h t u n g
und Konflikte
und seiner
zen für die G e g e n w a r t s a n a l y s e
füllt"
zu w e r d e n " ,
Ja, man
sie
preisgeben
der drei Phasen von 5-26 entwickeln
auch Spannungen
göttlichen
willen;
indem
249
bedeuten
Im F o r t g a n g
4.3.
sie,
und der V e r w a h r l o s u n g
"Namen" Jahwes nicht weniger
maligen
Israel"
Israels
und
250 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g Zukunft
- eine B e z i e h u n g
derer näherhin
als
von U r s a c h e und W i r k u n g ,
unterschieden werden
manenten" Tat-Ergehen-Zusammenhang den K o r r e l a t i o n
"Geschichtsentwurf"
von m e n s c h l i c h e m
innerhalb
kann z w i s c h e n einem und e i n e r ihn
und g ö t t l i c h e m
Handeln.
L e t z t e r e t r i t t in der s t e r e o t y p e n S t r u k t u r i e r u n g Perioden
der
drei
5 - 1 0 . 11-17 und 18-26 d e u t l i c h h e r v o r : I s r a e l s
derspenstigkeit" sen "Zorn" laden sucht ten läßt
"im-
umgreifen-
g e g e n Jahwe
(illll: 8 . 1 3 . 2 1 )
provoziert
(nnn, TN; e b d . ) , der sich im S t r a f h a n d e l n (n'ia: 8.21)
und die V e r n i c h t u n g
außen an die " S c h u l d " sich s e l b s t
herangetragen; "Götzendienst"
des-
zu
des V o l k e s
(n"73: 13). D a b e i ist aber die " S t r a f e " n i c h t
i n h ä r e n t . Mit s e i n e m
sie ist d i e s e r "verunreinigt"
"Wienterwar-
von
bereits Israel
(Knu ni.: 7.18); w e n n s c h l i e ß l i c h J a h w e das Volk
"durch seine O p f e r g a b e n
u n r e i n w e r d e n " läßt
(«110 pi.:
setzt er d a m i t im G r u n d e nur die von I s r a e l l ä n g s t ten, u n h e i l v o l l e n
" T a t s p h ä r e n " in K r a f t . Mit s e i n e m
spruch gegen Jahwes
" S a t z u n g e n und R e c h t e " w e i s t
s e l b s t die d a r i n e n t h a l t e n e n
Lebensmöglichkeiten
21; vgl. 11); wenn J a h w e am Ende dem Volk er d a m i t nur die " T r a d i t i o n " "Widerspenstigkeit" Jahwe das Volk
Israel zurück
(13.
D'pn
(25),
bestätigt
(D'j7n und D ' U Q U n : 18)
gewordene
Israels. Schließlich
Zeit I s r a e l s im Lande
Wider-
"schlechte"
und D ' u a u n g i b t , die n i c h t Leben e r m ö g l i c h e n
26),
aufgebau-
ist die
gesamte
(27-29) d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
sich s e l b s t ü b e r l ä ß t :
Keine
daß
Aufforderung, 229
kein A n g e b o t der V e r h a l t e n s ä n d e r u n g
e r g e h t m e h r an I s r a e l
wie es zu B e g i n n der e r s t e n drei P h a s e n , 26 noch der Fall
,
18-
war.
Die R e k o n s t r u k t i o n
der v e r g a n g e n e n G e s c h i c h t e
2 0 , 5 - 2 9 a r b e i t e t so in dem d a r g e s t e l l t e n übergreifende
5 - 1 0 . 1 1 - 1 7 und
Entwicklungstendenzen
Israels
in
Geschichtsabschnitt
h e r a u s , die das Exil
als
229 D e r W e c h s e l von Z e i t e n g e s c h i c h t l i c h e r A k t i v i t ä t der G o t t h e i t und Z e i t e n , in d e n e n sie dem W e l t g e s c h e h e n w e i t g e h e n d d i s t a n z i e r t g e g e n ü b e r s t e h t , e r i n n e r t an P i a t o n , P o l i t i k o s , 2 6 9 e f f : "Zu g e w i s s e n Z e i t e n w i r d d e r K o s m o s von e i n e r f r e m d e n g ö t t l i c h e n U r s a c h e S c h r i t t für S c h r i t t g e f ü h r t ... Zu g e w i s s e n Z e i t e n a b e r w i r d er l o s g e l a s s e n , um d u r c h sich s e l b s t s e i n e W e g e zu g e h e n ... D a n n aber s i e h t der G o t t w i e er in N o t ist ... und ü b e r n i m m t w i e d e r s e i n e n P l a t z am S t e u e r r u der ..." (zit. n a c h S c h a e f f l e r , G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e , 91 A n m . 5).
Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t
Israels
251
Folge des s c h u l d h a f t e n V e r h a l t e n s I s r a e l s e i n s i c h t i g Die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g der k o n t i n u i e r l i c h e n
m a c h t die z u n e h m e n d e
"Widerspenstigkeit"
machen.
Auswirkung
I s r a e l s im
Sinne
des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s " d e u t l i c h , w o b e i d i e s e r 230 wie schon in Kap. 16 und 23 - im G r u n d e eher als A b b a u von " H e i l s s p h ä r e n "
denn als A u f b a u von " U n h e i l s s p h ä r e n "
charakterisieren
ist. In K r a f t g e s e t z t ist d i e s e r
hen-Zusammenhang
durch das H a n d e l n J a h w e s , das als
auf die " W i d e r s p e n s t i g k e i t " korrelativ
I s r a e l s auf d e s s e n
Reaktion
Verhalten
b e z o g e n ist. Die z u n e h m e n d e R e a l i s i e r u n g
Ergehen-Zusammenhangs
zu
Tat-Erge-
des
Tat-
geht e i n h e r mit e i n e r z u n e h m e n d e n
Auf-
lösung der B i n d u n g J a h w e s an I s r a e l : Hatte er sich in
Ägyp-
ten z u n ä c h s t o f f e n b a r t
han-
(yT
ni.) als D3'n"7K fllil» (5),
delt er z u l e t z t mit dem Ziel nin» In d i e s e r G e s a m t t e n d e n z 5-29
TUN l y n
k o n z e p t i o n e l l i.W. von d e n s e l b e n
des G e s c h i c h t s a b l a u f s von 5 , 5 - 1 7 ;
tun lyn^
(26).
ist die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g "impliziten
von
Regeln"
b e s t i m m t wie 231 die " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e " . Sie läßt sich in d i e s e r
1 6 , 1 - 4 3 und 23,1-30
H i n s i c h t als r ü c k b l i c k e n d e Gerichtsprophezeiungen
Bestätigung
der dort
entwickelten
l e s e n . Diese ü b e r g r e i f e n d e
denz von 5 - 2 9 fügt sich aber n i c h t ohne S p a n n u n g e n denz der drei e r s t e n , p e r i o d i s i e r t e n
P h a s e n des
p r o z e s s e s und den i h r e n A b l a u f b e s t i m m e n d e n diese sind in sich s e l b s t
Gesamttenzur
Ten-
Geschichts-
R e g e l n - ja,
spannungsreich.
Den R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s in den " G e s c h i c h t s e n t w ü r 232 fen" von Kap. 5; 16 und 23 e n t s p r i c h t es, w e n n J a h w e in R e a k t i o n auf die " W i d e r s p e n s t i g k e i t " I s r a e l s hier j e w e i l s poq z u n ä c h s t d a r a n d e n k t (TDN) Dii'Vy 'nnn naü»'7 (8b.13b.21b) .
230 S . o . I I I . 4 . 2 . 1 . 231 S.o. I I . 4 . 2 . / I I I . 4 . 2 . 232 D i e s e l b e " G e s e t z m ä ß i g k e i t " g e s c h i c h t l i c h e r P r o z e s s e i s t a u c h "im A u f b a u des dtr G e s c h i c h t s w e r k e s f e s t v e r a n k e r t " ( L i w a k , P r o b l e m e , 1 7 3 ) : "In d e n dtr T e x t e n ... ist ... die R e d e vom V e r n i c h t e n des V o l k e s als A u s f l u ß d e s Z o r n s J a h w e s g e d e u t e t , d e r d i e A n t w o r t a u f den G ö t z e n d i e n s t i s t " ( a . a . O . , 174; vgl. die a . a . O . , 1 7 3 f . 3 0 6 f A n m . 153ff angeführten Belege) . 233 D a b e i m a c h t es von der S e c h e her kaum e i n e n U n t e r s c h i e d , ob J a h w e s e i n e n Z o r n (TN) an I s r a e l "sich voll a u s w i r k e n l a s s e n " (Wz. il^IJ: 8 b . 2 1 b ) o d e r I s r a e l s e l b s t " v e r n i c h t e n " (Wz. il^O: 13b) w i l l . In b e i -
252 D i e Das
Restitutionsprophezeiung
hier
zum A u s d r u c k
Sanktionierung
kommende
Interesse
zu s e i n e m
Interesse
Namens
den A u g e n
der
1
O'lAil
"7nn ' n ^ a ?
Handelns den
Jahwes" Kap.
nicht
diesen,
selbst 'DU des
nicht
sondern
Handelns,
willen"
Israels
zeigt
in
sich
Handelns als
Motiv
Zukunft) nicht
der
Jahwes" des des
das
Betonung
Volkes
gänzlich
dieses
des
so
in
ein
eingebracht,
erster
in
Absehung
das
dies,
an den R a n d wird,
daß er
(vgl. lyil^
jede
Handelns
von
in
als
und
(auch
es
seines "um
36,22). auf
im und
wie
des So des
Israel
Vergangenheit
zu d r ä n g e n vgl.
Motiv
"Beweggrund
Rücksicht der
"um nicht
auch
ein
Israels
bestimmt,
Wenn J a h w e
verfährt des
Linie
zum V e r h a l t e n
u n d dem V o l k
Bestreben,
eliminiert
ist
Geschichtsdarstellung
und i n
bedeutet
willen"
das
die
unterstreicht:
göttlichen
(il)uyNl
modifiziert.
Jahwe
handelt,
Verhaltens
lyn^
"Beweggrund
Element
im
seines
Geschichtsdarstellung
Korrelation
zwischen
dann 44 a b s c h l i e ß e n d Namens
auch
zunächst
zu s e i n e r
Beziehung
dem z w e i t e n
Rahmen d e r
einer aber
"Heiligung"
dem S t i c h w o r t T1U iyn"7
unwesentlich
göttlichen
an
steht
( 9 . 1 4 . 2 2 : >n»
16 u n d 23 n e u e s
iyn"7 b e z e i c h n e t
Widerstreit zur
5;
Jahwes
Israels
an d e r
Völker"
) als
. Mit
konzeptionellen
gegenüber nur
"Geschichtsentwurf"
von O r d n u n g s v e r s t ö ß e n
Widerstreit "vor
als
(und
wenn
sie
17).
M i t der Wendung 'Iii» iyn"7 nimmt der Text h i e r z u w a h r s c h e i n l i c h einen schon t r a d i t i o n a l vorgeprägten Sprachgebrauch auf, s p i t z t i h n aber im S i n n e e i n e r s t ä r k e r e n Ent-Bindung des Handelns Jahwes von I s r a e l und 235 seinem V e r h a l t e n e i g e n s t ä n d i g zu 236 Die " n a c h - d t n . Wendung" iytf7+DI!/+Suffix (bezogen auf Jahwe) b e z e i c h net im AT meist e i n Motiv des Handelns Jahwes (Ausnahmen : Jes 66,5;
1
Kön 8,41// 2 Chr 6 , 3 2 ) . I h r e Bedeutung deckt s i c h weitgehend mit der von Tliyi+DW+Suff.
( 1 Sam 12,22) und iyn*7+Suff. ( v g l . 2 Kön 19,34//Jes 37,35;
2 Kön 20,6; Jes 43,25; 48,11; Dan 9,17[txt.em. ] . 1 9 ) " men f u n g i e r t die Wendung IM!» iyrf7 a l s
234 235 236 237
. "In ...
Klagepsal-
. . . A p p e l l an Gottes Barmherzig-
d e n F ä l l e n w ä r e die E x t e r m i n a t i o n I s r a e l s 4.2.1.; ähnlich Liwak, Probleme, 174). B r o n g e r s , iyn"7 , 94. Vgl. auch Simisn, Nachgeschichte, 338ff. V a n der W o u d e , A r t . D D , 9 5 9 . V g l . B r o n g e r s , lyö^ , 92f.
zu e r w a r t e n
(vgl.o.
II.
Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t
Israels
253
keit" 2 3 8 (vgl. Ps 25,11; 31,4; 79,9; 109,21; 143,11; Jer 14,7.21). Als Hinweis auf Jahwes eigene Interessen tritt er v.a. angesichts der Schuld des (bzw. der) Beter(s) (Jer 14,7; Ps 25,11; 79,9; vgl. 106,6ff) neben den Appell an seine Gnade (TDn: p s 31,17; 109,21.26; 143,12), Güte (31»: Ps 31,20; vgl. 109,21.26) und Treue (npix: Ps 31,2; 143,11) und sein 239 Erbarmen (O'nm: Ps 79,8) sowie seine Bundes-Verpflichtungen (Jer 240 14,21)
. Betont der Appell an Jahwes Sorge um seinen Namen gegenüber
solchen Hinweisen auf bestimmte Strukturen der Relation Jahwes zu Israel stärker dessen Eigeninteressen - etwa seine Selbstdarstellung in Beziehung auf die Völker (vgl. Ps 79,10: "Warum sollen die Völker sagen: Wo ist nun ihr Gott?") - setzt doch auch er eine Bindung des göttlichen "Namens" an das Volk voraus (vgl. Jos 7,9); so heißt es in Jer 14,9 ausdrücklich, Jahwes Name sei "ausgerufen" (NIP ni.) über Israel. Das Konzept einer besonderen Bindung des "Namens" Jahwes an Israel und seine Institutionen (v.a. Jerusalem mit dem Tempel), das in Jer 14 durchaus problematisiert wird, findet sich v.a. im dtr. Traditionsbereich241 242 T.N.D.Mettinger hat gezeigt, daß die dtr. "Of-Theologie" wie die 243 v.a. in "P" und dem EB vertretene priesterliche "7113-Theologie" einen Versuch darstellt, die Infragestellung der "Zion-Sabaoth-Theology of the 244 Jerusalem Cult Tradition" durch die Ereignisse von 597 und 587 zu bearbeiten 245 . Durch sie wird etwa im (dtr.) Dtn "Jahwe etwas mehr von
238 A . a . O . , 9 4 . 239 V g l . a u c h Dan 9 ,17 (1. : " i W ? ) - 1 9 . 240 E n t s p r e c h e n d e s g i l t im e r z ä h l e n d e n B e r e i c h für Ps 106; vgl. im K o n t e x t von V . 8 . (in» iyn"7) : 6f. 4 4 - 4 6 . 2 4 1 J a h w e s N a m e i s t a u s g e r u f e n (N1j7 ni.) ü b e r d a s V o l k (Dtn 2 8 , 1 0 ; J e r 1 4 , 9 ; D a n 9 , 1 9 ; 2 C h r 7 , 1 4 ) , J e r u s a l e m (Jer 2 5 , 2 9 (?) ; D a n 9 , 1 8 f ) , d e n T e m p e l (1 K o n 8 , 4 3 / / 2 Chr 6 , 3 3 ; Jer 7 , 1 0 . 1 1 . 1 4 . 3 0 ; 3 2 , 3 4 ; 3 4 , 1 5 ) , die L a d e (2 Sam 6,2// 1 Chr 13,6) o d e r a u c h ü b e r den P r o p h e t e n (Jer 1 5 , 1 6 ) . N a c h dem ( " d t r . " ) D t n e r w ä h l t (1IU) J a h w e e i n e n O r t , um s e i n e n N a m e n d o r t w o h n e n (1319) zu l a s s e n (Dtn 1 2 , 1 1 ; 1 4 , 2 3 ; 1 6 , 2 . 6 . 1 1 ; 2 6 , 2 ; vgl. Jer 7 , 1 2 ; Esr 6 , 1 2 ; N e h 1,9) b z w . h i n z u s e t z e n (D1!»: D t n 1 2 , 5 . 2 1 ; 1 4 , 2 4 ; vgl. 1 Kön 9,3; 2 K ö n 2 1 , 7 // 2 C h r 3 3 , 7 [ T e m p e l ] ; 1 K ö n 1 1 , 3 6 ; 1 4 , 2 1 // 2 Chr 1 2 , 1 3 ; 2 Kön 2 1 , 4 [ J e r u s a l e m ] ) . D e r T e m p e l w i r d g e b a u t als H a u s H i n ' Di/1? (2 Sam 7 , 1 3 ; 1 Kön 3,2; 5 , 1 7 . 1 9 ; 8 , 1 7 // 2 Chr 6,7; 1 Kön 8 , 1 8 f f // 2 C h r 6 , 8 f f ; 1 Chr 2 2 , 7 . 8 . 1 0 . 1 9 ; 2 8 , 3 ; 2 9 , 1 6 ; 2 Chr 1 , 1 8 ; 2 , 3 ) ; vgl. M e t t i n g e r , D e t h r o n e m e n t , 3 9 f . 242 M e t t i n g e r , a . a . O . , 3 8 f f . 243 A . a . O . , 80ff. 244 A . a . O . , 1 9 f f . 2 4 5 L e i d e r g e h t M e t t i n g e r auf die p r o f i l i e r t e A r g u m e n t a t i o n m i t d e m D f J a h w e s im EB u n d ihr V e r h ä l t n i s zur I l l O - T h e o l o g i e s o w i e zur d t r . •lü-Theologie n i c h t e i n . M a n w i r d z w a r n i c h t e i n f a c h s a g e n k ö n n e n ,
254 D i e
Restitutionsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf"
Stadt und Tempel g e t r e n n t " , damit z u g l e i c h aber e r m ö g l i c h t , daß "man dann an Jahwe t r o t z des V e r l u s t e s von Tempel und Jerusalem f e s t h a l t e n " 246. kann Z e i g t so die Rede vom OV Jahwes i n der d t r . T r a d i t i o n s s t r ö m u n g das doppelte Bestreben, zugleich durch eine gegenüber den i h r
vorgegebenen
T r a d i t i o n e n der " Z i o n - T h e o l o g i e " s t ä r k e r e Transzendierung Jahwes dessen Bindung an I s r a e l zu r e l a t i v i e r e n und doch im Grundsatz an i h r
festzuhal-
t e n , s t e l l t demgegenüber das EB i n s e i n e r Argumentation mit dem g ö t t l i chen Df s t ä r k e r die Unabhängigkeit Jahwes von I s r a e l und seinem V e r h a l ten heraus: Jahwes Handeln ' B f iytf7 i s t einem Handeln mit R ü c k s i c h t auf Israel
(36,22) und s e i n Verhalten (20,44) k l a r
Diese
Unabhängigkeit
motivierten wird
noch
Jahwes Jahwes
Handelns
des
Jahwes
unterstrichen
von der von
dadurch,
entgegengesetzt.
Sorge
Israel daß
um s e i n e n
und s e i n e m
die
"Namen" Verhalten
Argumentation
mit
DW d e s s - e n B e z i e h u n g zu d e n " V ö l k e r n " i n s S p i e l b r i n g t : "Name" d r o h t " v o r den Augen d e r V ö l k e r " "entweiht" ?47
(Wz: für
^n) seinen
den V ö l k e r n
zu werden "Namen" (36,23;
(20,9.14.22;
führt
zum E r w e i s
36,20f); seiner
sein
Eintreten
Heiligkeit
vor
39,7.25-27)248.
Daß auch und gerade e i n vom " Z o r n " Jahwes g e l e i t e t e s
Gerichtshandeln
an I s r a e l seinen "Namen" vor den Völkern i n Gefahr bringen würde, s e t z t v o r a u s , daß den " V ö l k e r n " die vergangene Geschichte I s r a e l s n i c h t
als
" S c h u l d g e s c h i c h t e " e i n s i c h t i g i s t , bzw. daß die r e g e l h a f t e Abfolge von S c h u l d , g ö t t l i c h e m Zorn und G e r i c h t f ü r s i e j e d e n f a l l s keinen s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n k o n z e p t i o n e l l e n Rahmen der I n t e r p r e t a t i o n
geschichtlicher
daß " ( f ) o r E z e k i e l ... Y a h w e h ' s n a m e w a s m o r e i m p o r t a n t t h a n his g l o r y " (LUC, T h e o l o g y , 1 3 7 ) ; d o c h s i n d - z u m i n d e s t im v o r l i e g e n d e n G e s a m t z u s a m m e n h a n g d e s EB - z w e i f e l l o s die "two m o v e m e n t s of G o d ' s g l o r y " (Kap. 10 und 43) " r e s u l t s of his d e c i s i o n to p u n i s h and to r e s t o r e t h e p e o p l e " , die i h r e r s e i t s - im F e l l e des G e r i c h t s : r ü c k b l i c k e n d von der R e s t i t u t i o n s v e r k ü n d i g u n g E z e c h i e l s a u s g e s e h e n "was b a s e d on his c o n c e r n for his n a m e " ( e b d . ) . 246 P r e u s s , D e u t e r o n o m i u m , 17. 247 G e s e t z e z u r V e r h i n d e r u n g e i n e r " E n t w e i h u n g " d e s N a m e n s J a h w e s f i n d e n s i c h in H: Lev 2 0 , 3 ; 2 2 , 2 . 3 2 . Zur A n k l a g e d e r " E n t w e i h u n g " des N a m e n s J a h w e s in d e r P r o p h e t i e v g l . Anm 2 , 7 ; J e r 3 4 , 1 6 ; Ez 2 2 , 2 6 ; vgl. a u c h S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e , 165. 248 A u c h im " m e n s c h l i c h e n " B e r e i c h b e z e i c h n e t DK? im EB h ä u f i g den ( g u t e n o d e r s c h l e c h t e n ) " R u f " , das " A n s e h e n " , d a s eine I n s t a n z bei e i n e r a n d e r e n g e n i e ß t ; vgl. 1 6 , 1 4 f ; 2 2 , 5 ( 9 ) ; 2 3 , 1 0 ; 3 4 , 2 9 ; 3 9 , 1 3 .
Die
Rekonstruktion
der
Vergangenheit
Israels
255
249 Prozesse d a r s t e l l t
. So sehen d i e " V ö l k e r " , denen Ez 3 6 , 2 0 den A u s -
s p r u c h i n den Mund l e g t : " D a s V o l k Jahwes s i n d s i e - und doch mußen s i e s e i n ( ! ) Land v e r l a s s e n , " i n der E x i l i e r u n g I s r a e l s o f f e n b a r e i n Zeichen der Schwäche Jahwes 250 . Würden s i e dagegen schon j e t z t "erkennen, daß 251 das Haus I s r a e l wegen s e i n e r S c h u l d v e r s c h l e p p t wurde" (39,23 ) , wäre Jahwes " R u f " b e i ihnen n i c h t durch s e i n G e r i c h t s h a n d e l n an I s r a e l
be-
droht. Indem so u n t e r s c h i e d l i c h e P e r s p e k t i v e n der Wahrnehmung des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s a l s d i e s e n mit-bedingend b e g r i f f e n werden, " g r e i f t " n i c h t nur "ein universalistischer
. . . Zug i n das s i c h a u f den e r s t e n B l i c k 252
zwischen Jahwe und seinem V o l k a b s p i e l e n d e Geschehen h i n e i n "
nur - die
V ö l k e r waren b e r e i t s i n den " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e n " von Kap. 5; 16 und 23 mit im B l i c k . Vielmehr hat s i c h der S t e l l e n w e r t der V ö l k e r i n der Ges c h i c h t e I s r a e l s i n Kap. 20 gegenüber Ez 5; 16 und 23 i n s o f e r n
tiefgrei-
fend v e r ä n d e r t , a l s s i e n i c h t nur a l s von I s r a e l s S c h u l d b e t r o f f e n e bzw. daran b e t e i l i g t e und Jahwes G e r i c h t v o l l s t r e c k e n d e I n s t a n z e n
agieren,
sondern mit i h r e r eigenen E r f a h r u n g und I n t e r p r e t a t i o n der G e s c h i c h t e I s r a e l s deren A b l a u f entscheidend mitbestimmen. Neben
der
und
seinem
mit
ihrem
rizont Sorge des
Ent-Bindung Verhalten
-
beschränkten
bewirkt
göttlichen
ursprüngliches Volk
die
um s e i n e n
aus
des
sowie -
göttlichen seiner
Erfahrungs-
Motivierung
"Namen" Handelns
der
Initiativ-Werden
Ägypten
zu
des
schließlich in
führen
und
Handelns
Beziehung und
auch
(T
NBiJ) Land
von
Israel
die
"Völker"
Interpretationsho-
Handelns
Jahwes
eine
Geschichte ins
auf
Israels mit
zu
durch
die
Rück-Bindung an
sein
dem Z i e l ,
bringen
(6).
das Die
249 Daß e i n e G o t t h e i t in i h r e m Z o r n m e n s c h l i c h e S c h u l d b e s t r a f t i s t f r e i l i c h aol. D e n k e n so f r e m d n i c h t ; vgl. e t w a das s o g . " 2 . P e s t g e b e t M u r s i i i s II." R T A T , 1 9 1 f f ) oder die M e s c h a - I n s c h r i f t (RTAT, 2 5 3 f f ) ; d a z u z.B. A l b r e k t s o n , H i s t o r y , l O O f f . ( Z e u g t Ez 20 von e i n e r v e r b r e i teten Geringschätzung "fremder" Kulturen?) 250 Z u d e m u n t e r s t e l l e n sie e i n e B i n d u n g von G o t t und Land ("sein L a n d " ! ) , die in der S i c h t des EB für J a h w e als den H e r r n der g a n z e n V ö l k e r welt sicher nicht zutrifft. 251 Der S a t z w i r d m e i s t e i n e r r e l a t i v s p ä t e n R e d a k t i o n s s c h i c h t des EB z u g e r e c h n e t ; vgl. z.B. F o h r e r , 218; E i c h r o d t , 3 6 4 f f ; Z i m m e r l i , 9 6 8 f U . U . V . 3 . 1 . m i t Anm. 72. 252 R e v e n t l o w , V ö l k e r , 4 0 . Ob m a n d i e s e n " Z u g " d e s h a l b g l e i c h s c h o n als " m i s s i o n a r i s c h g e r i c h t e t ( . ) " (ebd.) q u a l i f i z i e r e n k a n n , i s t m e h r a l s f r a g l i c h . B e i R e v e n t l o w w i r d der ' U n i v e r s a l i s m u s ' d e s EB w o h l d o c h "überbewertet" (Zimmerli, Wahrheitserweis, 203).
256 D i e R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g "Völker",
als
in d e r e n A u g e n J a h w e s
ja gerade diejenigen,
"Name" gefährdet
ist,
sind
"vor d e r e n A u g e n i c h m i c h i h n e n
(sc.
den Israeliten)
offenbart
herauszuführen"
(9), b z w . d i e j e n i g e n ,
sie h e r a u s g e f ü h r t "Völkern"
hatte"
hatte,
zu
Ägypten
"vor d e r e n A u g e n
Jahwes Beziehung
i s t es a l s o , die i h n n ö t i g t , auf I s r a e l
zu
ich den
seinen
ursprünglichen
in d e r
Geschichte
bleiben
Der Spannung tionierung
zwischen
dem I n t e r e s s e J a h w e s
von O r d n u n g s v e r s t ö ß e n
und s e i n e r S o r g e
um s e i n e n
•»nu ) a u f d e r E b e n e die A m b i v a l e n z Handelns
sie aus dem L a n d e
(14.22).
H a n d l u n g s a b s i c h t e n in B e z u g 253 treu
"Geschichtsentwurf"
"Namen"
der Motive
seines
Israels
vor d e n
"Verschonung"
"Völkern"
(lyn1?
"faktisch" erfahrbaren
(10b . 15 . 23 . 25f) des Volkes
sein ursprüngliches
TDU 1 ?)
seines Handelns
neben einer
(9-10a.14.17.22),
Initiativ-Werden
7
Sank-
nnn
(Dn 7y
in d e r G e s c h i c h t e :254H i e r s t e h t s e i n
Eingreifen
an e i n e r 7
entspricht
und
erfahrenen
"strafendes" kontinuierlichen mit der Jahwe
zugunsten
Israels
an
an-
knüpft, während sein "strafendes" Eingreifen diesem wider• U^-255 spricht M i t d i e s e r h o c h k o m p l e x e n und in s i c h s p a n n u n g s r e i c h e n D a r stellung
und I n t e r p r e t a t i o n
des vergangenen
Handelns
Jahwes
w i r d n u n die in 5 - 2 9 z u n ä c h s t e r k e n n b a r e G e s a m t t e n d e n z , das " i n n e r e ( . ) g e s c h i c h t l i c h e (.) G e f ä l l e " d e r D a r s t e l l u n g "auf 256 ein Gericht
hin"
vergangenen
Geschichte
, kräftig relativiert: Israels
te z e i g t a u c h d a s g e g e n w ä r t i g gende Ambivalenz. ste a n g e k ü n d i g t e
W i e die in gewirkten
Einschnit-
erfahrbare
Exil eine
grundle-
Es i s t z u g l e i c h - I s r a e l s c h o n (23)
der
von J a h w e
- "Strafe"
in d e r
und "Verschonung"
- hat
Wüdoch
253 Jahwe ist also in Ez 20 k e i n e s w e g s "als ein l a u n i s c h e r G o t t d a r g e s t e l l t , der die g e s c h i c h t l i c h e n Fakten n i c h t e r n s t n i m m t " (so B e t t e n zoli, G e i s t , 203), v i e l m e h r als ein Gott, der die w i d e r s p r ü c h l i c h e n " g e s c h i c h t l i c h e n F a k t e n " so "ernst n i m m t " , daß sie ihn zu einem w i dersprüchlichen Handeln nötigen! 254 Als solches ist es außer in 10b d u r c h seine V e r b i n d u n g m i t einem e r n e u t e n S c h u l d a u f w e i s ( e i n g e l e i t e t mit i y : 16.24) d e u t l i c h g e k e n n z e i c h n e t . G r e e n b e r g , 365 b e m e r k t z u r e c h t , daß "when G o d ' s r e g a r d for his r e p u t a t i o n r e s t r a i n s his deadly fury, he n o n t h e l e s s i n f l i c t s p u n i s h m e n t of a sort on the r e b e l s " . 255 Vgl. v.a. 1 0 . 1 5 . 2 3 mit 6 und 25 m i t 1 1 . 1 3 . 2 1 ! 256 Z i m m e r l i , 442.
Die R e k o n s t r u k t i o n
der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s
257
Jahwe
k e i n e s w e g s , wie es die w o h l r a d i k a l s t e G e r i c h t s p r o g n o 257 se im EB, 2 1 , 3 3 f f * , e r w a r t e t e , das A n d e n k e n I s r a e l s a u s g e l ö s c h t : Es gibt noch ein - von " Ä l t e s t e n " r e p r ä s e n t i e r t e s "Haus I s r a e l "
-
(20,1) !
Das g e g e n w ä r t i g
erfahrbare
Exil ist aber n i c h t nur
lent, s o n d e r n - a n g e s i c h t s der u n t e r s c h i e d l i c h e n
ambiva-
Beweggründe
des H a n d e l n s J a h w e s , wie sie in s e i n e r V o r g e s c h i c h t e g e t r e t e n w a r e n - auch w i d e r s p r ü c h l i c h : "Ruf" in der V ö l k e r w e l t
zutage
Jahwes "Name",
ist ja s o w o h l d u r c h ein
V e r h a l t e n I s r a e l s - v.a. im k u l t i s c h e n B e r e i c h
sein
schuldhaftes (vgl.
20,39;
43,7f) - als auch d u r c h J a h w e s - eben d a d u r c h p r o v o z i e r t e s (43,8)! - e i g e n e s G e r i c h t s h a n d e l n an I s r a e l g e f ä h r d e t (20,9. 258 14.22; 3 6 , 2 0 f f )
. D a m i t b i r g t aber auch das
gegenwärtige
Exil I s r a e l s die G e f a h r in s i c h , daß J a h w e s "Name vor A u g e n der V ö l k e r e n t w e i h t " w i r d . D e s h a l b - und nur (vgl. 2 0 , 4 4 ) ! - ist eine R e s t i t u t i o n
den
deshalb
I s r a e l s im Lande
zu
erwarten. D i e s e R e s t i t u t i o n muß aber - soll n i c h t das " S p i e l " Verschuldung,
Strafe und V e r s c h o n u n g
J a h w e s sich e n d l o s w i e d e r h o l e n
in Sorge
des " N a m e n s " J a h w e s vor " E n t w e i h u n g " eine Israels einschließen,
um den
- zur d a u e r h a f t e n
von "Namen"
Sicherung
"Transformation"
die eine n e u e r l i c h e V e r s c h u l d u n g
V o l k e s u n m ö g l i c h oder doch m i n d e s t e n s u n w a h r s c h e i n l i c h (vgl. 3 9 b ! ) . Eben dies ist die P o i n t e der sen in 3 2 - 3 8 und Die D a r s t e l l u n g so - z u n ä c h s t
des macht
Restitutionsprogno-
39-44. der V e r g a n g e n h e i t
"untergründig"
I s r a e l s in 5 - 2 9
bereitet
- die A b l ö s u n g e i n e s n a c h
be des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "
korrelativ
auf das
MaßgaVerhal-
2 5 7 Daß d i e s e s O r a k e l u r s p r ü n g l i c h g e g e n I s r a e l g e r i c h t e t w a r , h a t L a n g , M e t h o d g e z e i g t ; vgl. a u c h u. V . A n m . 161. 258 G r e e n b e r g s (384) T h e s e , 3 6 , 1 6 - 3 8 r e p r ä s e n t i e r e ein g e g e n ü b e r K a p . 20 w e i t e r e n t w i c k e l t e s K o n z e p t , da h i e r "the e x i l e is n o t c o u n t e d a m o n g t h e t h r e a t s to G o d ' s r e p u t a t i o n - d u o b t l e s s b e c a u s e p r i o r to t h e d i s a s t e r of 586 i t s f u l l w e i g h t (and s h a m e ) w e r e n o t y e t f e l t " , w ä h r e n d "in 3 6 : 2 0 f f . ... t h e e x i l e is t h e p r i m e c a u s e of d e s e c r a t i o n of God's name", ist nicht überzeugend. Unter k o n z e p t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n G e s i c h t s p u n k t e n l i e g t die u m g e k e h r t e A n n a h m e n ä h e r , daß K a p . 20 die A r g u m e n t a t i o n von 3 6 , 1 6 - 3 8 * a u f n i m m t u n d w e i t e r e n t w i c k e l t ; s . u . V . 3 . 3 . 2. b .
258 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
t e n I s r a e l s b e z o g e n e n H a n d e l n s J a h w e s durch ein a l l e i n der " H e i l i g u n g " s e i n e s " N a m e n s " vor den " V ö l k e r n " tes Handeln
ess
historical
"(t)he m o t i f of G o d ' s c o n c e r n for his name
the l o g i c a l link b e t w e e n I s r a e l ' s p ast survival, 260 j u d g m e n t and f u t u r e s a l v a t i o n " dar
4.4.
bestim-
proc259 of G o d ' s n a m e " ,
... m o v e d by the c e n t r a l c o n s i d e r a t i o n
und s t e l l t
orientier-
vor, wie es dann für die Z u k u n f t I s r a e l s
mend w i r d . I n s o f e r n ist in der Tat " I s r a e l ' s
an
...
present
Zusammenfassung
Die D a r s t e l l u n g
der V e r g a n g e n h e i t
I s r a e l s in Ez 20
zeigt
e i n e n g e g e n ü b e r Kap 5; 16 und 23 d e u t l i c h v e r ä n d e r t e n t i o n e l l e n R a h m e n . Das S c h w e r g e w i c h t
der
lung l i e g t hier ganz auf der " U r s p r u n g s " g e s c h i c h t e die s e l b s t b e r e i t s zur " S c h u l d g e s c h i c h t e " t i v e des G e s c h i c h t s e n t w u r f s
ist die der
die G e s c h i c h t e des K u l t - Z e n t r u m s
w i r d . Die
20 g l e i c h s t r u k t u r i e r t e , nen G e s c h i c h t e gierende
An die
Stelle
von Kap. 5; 16 und 23 t r e t e n in Ez periodisierte
" P h a s e n " der
vergange-
übergreifende
in ihrem i n t e r n e n A b l a u f s c h e m a
" R e g e l n " des G e s c h i c h t s a b l a u f s
sprüchlichen
Perspek-
Kult-Zentren)
I s r a e l s , die in i h r e r A b f o l g e
Entwicklungstendenzen,
Israels,
"Volksgeschichte";
(bzw. der
I s r a e l s w i r d dieser e i n - und u n t e r g e o r d n e t . der G e s c h i c h t s - " E p o c h e n "
in G e s t a l t
" M o t i v e n " des H a n d e l n s J a h w e s e r k e n n e n
Die den G e s c h i c h t s p r o z e ß
konzep-
Geschichtsdarstel-
in der D a r s t e l l u n g
und 23 b e s t i m m e n d e , r e g e l h a f t e
Abfolge
von
konfli-
von
wider-
lassen.
von Kap. 5; 16 menschlicher
S c h u l d , g ö t t l i c h e m Zorn und G e r i c h t im S i n n e e i n e s von
der
Korrelation
Jah-
von H a n d e l n J e r u s a l e m s / I s r a e l s
wes u m g r i f f e n e n und in K r a f t g e s e t z t e n
und H a n d e l n
Tat-Ergehen-Zusammen-
h a n g s w i r d in Ez 20 d u r c h k r e u z t und r e l a t i v i e r t wes H a n d e l n b e s t i m m e n d e n
von dem
Motiv der S o r g e um s e i n e n
Jah-
"Namen".
259 L u c , T h e o l o g y , 139. 260 So m i t R e c h t Luc, a . a . O . , 142 g e g e n R a i t t s ( T h e o l o g y , 1 4 5 . 2 5 5 ) B e h a u p t u n g , die " H e i l s a n k ü n d i g u n g e n " im EB s e i e n wie die d e s J e r e m i a buchs durchweg unbegründet.
Die R e k o n s t r u k t i o n Im U n t e r s c h i e d
der V e r g a n g e n h e i t
zu den b i s h e r b e t r a c h t e t e n
Israels
259
"Geschichtsentwür-
fen" wird d a m i t e i n e r s e i t s die B e z i e h u n g J a h w e s zu den kern", a n d e r e r s e i t s seiner Eingriffe sprünglichen"
- dadurch
v e r m i t t e l t - die
in die G e s c h i c h t e
Initiativ-Werden
Israels
"Völ-
Beziehung
zu s e i n e m
"ur-
z u g u n s t e n des V o l k e s als
s t i m m e n d e s M o m e n t des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s n e l l e n R a h m e n seiner D a r s t e l l u n g
in den
integriert.
d a m i t eine s t ä r k e r e i n n e r e G e s c h l o s s e n h e i t ,
Diese
erhält
w e i s t aber
g l e i c h auch in h ö h e r e m Maße i n t e r n e S p a n n u n g e n
be-
konzeptio-
und
zu-
Konflikte
auf. Diese s t a r k e n M o d i f i k a t i o n e n zeptionellen Rahmens
und T r a n s f o r m a t i o n e n
l e g e n den S c h l u ß auf eine g e w a n d e l t e kommunikative
Frontstellung
Erfahrungsbasis
der A r g u m e n t a t i o n
des
erwies
und
wahr-
: A n g e s i c h t s der " F a l s i f i k a t i o n "
Prognosen eines "Totalgerichts"
der
über J e r u s a l e m / I s r a e l
- die
f r e i l i c h im E n t w u r f von Kap. 20 i n s o f e r n ihr r e l a t i v e s b e h a l t e n , als sie als P r o k l a m a t i o n e n ins Auge g e f a ß t e n den w e r d e n
des von J a h w e
(... "lßKI !) H a n d e l n s
k ö n n e n - durch die E r e i g n i s s e des J a h r e s
l i c h e n dort e n t w i c k e l t e n E i n s i c h t e n
neuer
f r u c h t b a r zu m a c h e n : Die 587 e r f a h r e n e r e l a t i v e und " V e r s c h o n u n g "
die
v e r 2s t62 an587 wesent-
und k o n z e p t i o n e l l e n
zu b e w a h r e n und für die V e r a r b e i t u n g
I s r a e l s w i d e r l e g t w e d e r die z w i s c h e n Gott und Volk
cher" Q u a l i t ä t ! Diese V e r b i n d u n g gewonnenen
von
"Bewahrung"
prophetisch
e r l a u b t es nun, "auch nach
be-
"übergeschichtli-
des F e s t h a l t e n s
an
E i n s i c h t e n mit i h r e r W e i t e r e n t w i c k l u n g
neuer E r f a h r u n g e n
Ele-
Erfahrungen
a u f g e d e c k t e S c h u l d des V o l k e s , noch z e u g t sie von e i n e r sonderen Bindung
Recht
zunächst
(8b.13b.21b)
läßt der T e x t das B e s t r e b e n e r k e n n e n , g l e i c h w o h l mente
kon-
Textes
n a h e , wie sie sich b e r e i t s aus a n d e r e n G r ü n d e n als 261 scheinlich
des
in Ez 20 g e g e n ü b e r Kap. 5; 16 und 23
einmal
angesichts
enttäuschten
(... f a l s i f i z i e r t e n ) E r w a r t u n g e n in b e g r ü n263 d e t e r W e i s e ... neue b e g r e n z t e E r w a r t u n g e n a u s z u s p r e c h e n " . Ihr R a h m e n ist
261 s . o . 3. 262 V g l . dazu a u c h u. V . 3 . 3 . 2 . a . 263 G e n a u d a r i n e r w e i s t s i c h n a c h S a u t e r ,
Grundzüge,
268
(zit.
bei
Pfül-
260 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g d u r c h die R e k o n s t r u k t i o n 29 a b g e s t e c k t :
als
"Geschichtsentwurf"
der V e r g a n g e n h e i t
Jahwe wird eingreifen,
Israels
in
20,5-
um zu v e r h i n d e r n ,
daß
sein "Name vor den A u g e n der V ö l k e r e n t w e i h t " w i r d . Dazu er zum e i n e n I s r a e l ins Land z u r ü c k f ü h r e n , auch v e r h i n d e r n ,
zum a n d e r e n
daß das Volk dort e r n e u t d u r c h sein
haftes Verhalten Jahwes
"Namen e n t w e i h t " . D a m i t sind
schulddie
G r u n d l i n i e n der A u f n a h m e und der k r i t i s c h e n K o r r e k t u r "Heils"erwartungen sen des T e x t e s
der A d r e s s a t e n in den
muß
aber
von
Restitutionsprogno-
vorgezeichnet.
5. Die P r o g n o s e der Z u k u n f t
Israels
Die b e i d e n T e i l e der Z u k u n f t s a n k ü n d i g u n g
in Kap. 20
(32-
s o l l e n hier z u n ä c h s t g e s o n d e r t b e t r a c h t e t
werden;
s o d a n n soll nach i h r e m V e r h ä l t n i s z u e i n a n d e r g e f r a g t
werden.
38. 39-44)
5.1. Die R e s t i t u t i o n I s r a e l s im Lande Die p o l e m i s c h e A u f f o r d e r u n g
(39-44)
von 39:
"Ihr aber, Haus Israel, so hat der Herr Jahwe gesprochen: Auf,dient ein jeder seinen Götzen! Danach aber, wenn ihr nicht auf mich hört, werdet ihr doch meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen mit euren 264 Opfergeschenken und mit euren Götzen!" unterstreicht gegenwärtige liten
g l e i c h zu A n f a n g des A b s c h n i t t s 3 9 - 4 4 , daß H a n d e l n I s r a e l s wie auch j e d e s e i n z e l n e n
(U'N) für die a l l e i n in der S o r g e J a h w e s um
" N a m e n " b e g r ü n d e t e Z u k u n f t I s r a e l s ohne B e d e u t u n g
das
Israe-
seinen ist:
ler, T h e o l o g i e , 86) " ( t ) h e o l o g i s c h e s R e d e n " a l s " l e b e n d i g u n d l e r n fähig"! 264 Z u r Ü b e r s e t z u n g v g l . H u l d e r , E z e k i e l XX 39, 2 3 6 ; G r e e n b e r g , 3 7 4 . F o h r e r , 115 i n t e r p r e t i e r t den S a t z ... » V « D'yni» D D J ' N D K a i s S c h w u r s a t z (vgl. L i w a k , P r o b l e m e , 190: " p o s i t i v m i t b e t e u e r n d e m A k z e n t " ) , "but t h e o a t h p a r t i c l e s are 'm 1* p l u s f i n i t e v e r b , n o t 'm 'yn p l u s participle" (Greenberg, 374).
Die P r o g n o s e der Z u k u n f t Selbst Fremdgätterkult
Israels
261
auf S e i t e n I s r a e l s w i r d J a h w e s
"Namen"
n i c h t m e h r in G e f a h r b r i n g e n können. Denn J a h w e w i r d die seinen
"Ruf" u n t e r den V ö l k e r n so b e d e u t s a m e B i n d u n g
G o t t , Volk und Land
(vgl. 36,20!) w i e d e r h e r s t e l l e n
(20,40-
42) und sich so "vor den A u g e n der V ö l k e r als h e i l i g sen"
(m?
ni.: 41; vgl. 28,25; 3 6 , 2 3 ; 3 8 , 1 6 ;
für
von erwei-
39,27).
Insofern fügt sich 39 in seiner in M vorliegenden Gestalt nahtlos in die Argumentation des Textes ein. Gleichwohl empfinden offenbar zahlreiche neuere Kommentatoren wie schon G "scruples to put such strong words ... into God's mouth" 2 6 5 und korrigieren den Satz n a y 13"7 1'irtJ WH zu 266 einer Aufforderung, den Götzendienst zu beseitigen . Doch besteht zu einer Korrektur des Textes keine Veranlassung, da M sowohl verständlich ist als auch in jedem Fall die lectio difficilior bietet. Der a u f f ä l l i g e B e f u n d ,
"daß die Z u s a g e J a h w e s z u n ä c h s t
3 . p e r s . über das Haus I s r a e l g e s p r o c h e n ist
(40aba), um
in dann
in 4 0 b ß . 4 1 f f w i e d e r in die d i r e k t e Rede der v o r h e r g e h e n d e n 267 Verse zurückzufallen" , ist v e r m u t l i c h auch als Indiz d a für zu w e r t e n , über
"daß 40aba
als g r u n d l e g e n d e r
Gottesspruch
'das Haus I s r a e l268 ' mit e i n e m g e w i s s e n N a c h d r u c k
g e h o b e n w e r d e n soll"
. Wahrscheinlich
über h i n a u s auch eine D i f f e r e n z i e r u n g
z w i s c h e n dem
s c h e n " , d u r c h die Ä l t e s t e n r e p r ä s e n t i e r t e n sprochenen,
und dem " i d e a l e n " ,
vgl. 11,15; 36,10)
"ganzen"
s o f e r n die
deln J a h w e s ;
bei-
Kontinuität
Restitution
des V o l k e s n i c h t in s e i n e n g e g e n w ä r t i g e n H a n d l u n g e n scheidungen
ange-
n 7 l *73 ;
Zwischen
den G r ö ß e n b e s t e h t ein V e r h ä l t n i s g l e i c h z e i t i g e r Diskontinuität,
dar-
"empiri-
und in 39
(n"73 V N T W
"Haus I s r a e l " b e a b s i c h t i g t .
und D i s k o n t i n u i t ä t :
heraus-
ist hier aber
und
Ent-
b e g r ü n d e t ist, s o n d e r n a l l e i n im s o u v e r ä n e n
Han-
Kontinuität,
s o f e r n die g e g e n w ä r t i g e n
des " a l t e n " I s r a e l vom "neuen" j e d e n f a l l s n i c h t ausgeschlossen
Glieder
explizit
sind.
2 6 5 H u l d e r , a . a . O . , 236 A n m . 9 . 266 V g l . die b e i Z i m m e r l i , 437 und L i w a k , P r o b l e m e , schläge . 267 Z i m m e r l i , 4 5 7 . 268 E b d .
189 r e f e r i e r t e n
Vor-
262 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
Die durch die Voranstellung von 39 unterstrichene Pointe der Restitutionsprognose, die Unabhängigkeit der Zukunft des "Hauses Israel" von seinem und seiner Angehörigen gegenwärtigem Verhalten, schließt weder die Annahme aus, daß alle, die der polemischen Aufforderung zum Götzendienst in 39 (noch) folgen, (später doch) zum "neuen Israel" gehören werden, noch ihr Gegenteil. Sie läßt so verschiedene Möglichkeiten der Konkretisierung der Erwartung offen. Logisch ist mit ihr sowohl die Prognose einer "Transformation" Israels im Land (43f) als auch die eines 269 "Läuterungsgerichts" vor dem Einzug ins Land (33ff) kompatibel K o n s t i t u t i v e s E l e m e n t der R e s t i t u t i o n I s r a e l s ist Herausführung "im L a n d e "
aus den V ö l k e r n und L ä n d e r n
(40), auf dem "Boden
k o m m t die E r m ö g l i c h u n g ligen Berg" Jahwes
(41) und
(iltnN) I s r a e l s "
eines neuen Opferkultes
seine Sammlung
(42). auf dem
('»"TP Iii) , dem "hohen Berg I s r a e l s "
Hinzu "hei("in
"7N-M' D11I1: 40) . Die Bedeutung der Rückführung ins Land für die Restitution Israels270und seines Gottesverhältnisses unterstreicht das Wortspiel DJHN DP Y1N2 Das Verb HYT stellt hier eine Verbindung zwischen Land (IHN) und Kult her: Es kann - wie dann in 41 - das göttliche "Wohlgefallen" angesichts ihm dargebrachter Opfer bezeichnen. Der Text entspricht dabei aber weder "der priesterlichen Kulttheologie, wo rsh ni. (Lev 1,4; 7,18; 19,7; 22,23.25.27) und räsön (Ex 28,38; Lev 1,3; 19,5; 22,19.20.21.29; 23,11; vgl. Jes 56,7; 58,5; 60,7 u.ö.) als termini technici erscheinen" noch "der prophetischen Polemik gegen diese priesterliche sog. Anrechnungstheologie (Jer 14,10.12; Hos 8,13; Am 5,22; Mi 6,7; Mal 1,8.10.13; räsön Jer 271 6,20 ...)"
völlig. Das - unbedingt schon als "priesterlich" anzuspre-
chende? - Interesse an der Wiedereinrichtung eines Opferkultes ist gebrochen und relativiert durch das "prophetische" Bewußtsein geschichtlicher Bedingtheit der Möglichkeit solchen Kultes.
269 V g l . u . 5.3. 270 G r e e n b e r g , 375. Das F e h l e n von \ n i Q in G, L und S ist kein hinreic h e n d e r G r u n d , es a l s " v e r d e u t l i c h e n d e G l o s s e " ( Z i m m e r l i , 4 3 7 ) zu streichen. 2 7 1 G e r l e m a n , A r t . ilül, 8 1 2 . L i w e k s ( P r o b l e m e , 191) B e h a u p t u n g : " D i e S c h i l d e r u n g des z u k ü n f t i g e n G e s c h e h e n s , d a s s i c h a u f dem h e i l i g e n B e r g n a c h V . 4 0 b (vgl. V . 4 1 a ) v o l l z i e h e n w i r d , e n t s p r i c h t g a n z p r i e s t e r l i c h e m I n t e r e s s e " , ist zu p a u s c h a l .
Die Prognose
der Zukunft
Israels
263
Während die Bezeichnung des zukünftigen Kultortes als 7 Vlp Iii im EB nur hier belegt ist (vgl. Jes 11,9; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20; Jo 2,1; 4^17; Ob 16; Zeph 3,11; Ps 2,6), kommt der Ausdruck "710W' n n n in nur im EB vor (vgl. 17,23; 40,2; PI.: 34,14, und das ebenfalls nur im EB belegte Vhnö"» ' i n 2 7 2 : 6,2f; 19,9; 33,28; 34,13f; 35,12; 36,1.4.8; 37,22; 38,8; 39,2.4.17; Sg.: Jos 11,16.21). Es ist keineswegs selbstverständlich, daß diese Ausdrücke "Zion's'",hill - the temple mount -" und "Jeru273 salem" bezeichnen
. Vielmehr tritt in der "Erhöhung des neuen Tempel-
berges über das Jerusalem der geschichtlichen Tage Jerusalems ... das Element endzeitlicher (?) Überhöhung der gottfernen Gegenwart, das in Isa 2:2=Mic 4:1 seine ausdrücklichste Ausgestaltung erfahren hat, als Element der Diskontinuität besonders stark heraus. Es ist ein auch geo274 graphisch verwandelter Ort der Gottes-(Tempel-)-Stadt" . Dies bestätigt die Beobachtung, daß "Zion" im gesamten EB, "Jerusalem" - mit Ausnahme 275 der vermutlich sekundären Stelle 36,38 - im Rahmen der Restitutionsprophezeiungen nicht genannt wird. Der "hohe Berg Israels" als neues politisches (17,23) und kultisches (20,40; vgl. 40,2) Zentrum des 276 Volkes kann, muß aber nicht mit Jerusalem und dem Zion identisch sein . In dieser (kritischen) Betonung der Diskontinuität zwischen Vergangenheit 277 und Zukunft steht Ez 20 - ebenso wie der "Verfassungsentwurf" des EB - der Konzeption des Heiligtums in den "priesterlichen Heiligtumstexten" nahe, in denen es "nicht mehr das Heiligtum von Jerusalem, nicht mehr das Heiligtum der Davidsdynastie, auch nicht das Heiligtum des Zion ... vielmehr das Heiligtum des Gottes Israels für das ganze Volk Israel"
272 273 274 275 276
Vgl. dazu Zimmerli, 146f. So G r e e n b e r g , 3 7 4 f . Zimmerli, Jerusalem, 422. Vgl. Zimmerli, 882. A n s a t z w e i s e k o m m t d i e s e V e r g a n g e n h e i t und G e g e n w e r t - w i e a u c h g e o g r a p h i s c h e G e g e b e n h e i t e n - t r a n s z e n d i e r e n d e D i m e n s i o n des R e s t i t u t i o n s e n t w u r f s im EB b e i L e v e n s o n , T h e o l o g y in den B l i c k , w e n n er in s e i n e r U n t e r s u c h u n g d e r " t r a d i t i o n s b e h i n d the v i s i o n " von Ez 4 0 f f (5ff) d e n " M o u n t a i n of E z e k i e l ' s V i s i o n " z u g l e i c h "as M o u n t Z i o n " (7ff), "as t h e G a r d e n of E d e n " (25ff) und "as M o u n t S i n a i and as M o u n t A b a r i m " (37ff) b e s c h r i e b e n s i e h t . 277 S . u . V . 3 . 2 . 2 . 278 So H . U t z s c h n e i d e r in e i n e m E n t w u r f zu s e i n e r d e m n ä c h s t e r s c h e i n e n d e n A r b e i t ü b e r die " p r i e s t e r l i c h e n H e i l i g t u m s t e x t e " .
264
Die
Restitutionsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf"
An diesem neuen K u l t o r t , dessen Bedeutung das d r e i m a l i g e DK> i n 40 h e r v o r h e b t , w i r d nun I s r a e l Jahwe " d i e n e n "
( T i y ) und Jahwe von I s r a e l
Opfer " f o r d e r n "
(UTT: 4 0 ) . Ez 2 0 , 4 0 i s t d i e e i n z i g e S t e l l e im AT, an der 279 Jahwe von I s r a e l Opfer " f o r d e r t " (0TT) . Demgegenüber b e s t r e i t e t etwa M i 6 , 2 - 8 , " e i n e s t r a f f e Summierung 280 Mahnreden"
deuteronomisch-deuteronomistischer
, d i e Forderung des O p f e r s durch Jahwe. D i e beiden Aussagen
s t e h e n e i n a n d e r jedoch n i c h t s o f e r n , wie e s a u f den e r s t e n B l i c k
er-
s c h e i n e n mag. B e s t r e i t e t M i 6 , 2 f f d i e M ö g l i c h k e i t e i n e r Sühnung von " A u f s ä s s i g k e i t " und " S ü n d e " (7) durch Opfer f ü r e i n e " Z w i s c h e n z e i t der Ge-
281 schichte"
, f a ß t Ez 2 0 , 4 0 f f ü r d i e z u k ü n f t i g e R e s t i t u t i o n I s r a e l s den
O p f e r k u l t a l s Zeichen e i n e s von Jahwe aus b e r e i n i g t e n
Gottesverhältnis-
s e s i n s Auge. M i t n n i i n , Ii» W O und iwwn 282 verwendet der Text h i e r
relativ
u n s p e z i f i s c h e und a l l g e m e i n e B e g r i f f e Von den A b s c h n i t t e n im EB, d i e d i e R e s t i t u t i o n I s r a e l s zum Thema h a ben, betont 2 0 , 3 9 - 4 4 neben Kap. 4 0 - 4 8 am s t ä r k s t e n den " k u l t i s c h e n " A s p e k t , der aber auch s o n s t n i c h t ganz f e h l t , wenn etwa im Zusammenhang der W i e d e r h e r s t e l l u n g des V o l k e s von e i n e r B e s e i t i g u n g der " G ö t z e n " , 1i 8t t; e nv "g l .des3 6V, 2o5l k; e s37,23) Bd e si et a nRede d desi s tg,ö t oder t l i c h eI n tume s "i "( i1n1m ( 3 8 , 2 6und - 2 8 )dem O D O s r a"eHle i-l i gmit 284 ner i n den " K u l t t r a d i t i o n e n J e r u s a l e m s " beheimateten Metapher - a l s "Herde" der"Weide" Jahwes bezeichnet w i r d ( 3 4 , 3 1 ; v g l . Die
äußere
Restitution
den mit
einer
44):
und m i t
...2
An
illil7
erkennen, vation 'nf
'3N;
: 44),
die
Volkes des
dem a n g e k ü n d i g t e n 42.44)
sondern
seines
des
"Transformation
Handelns ein
werden
die
insbesondere in
der
im Lande
36,37f). ist
Bewußtseins" Handeln
Jahwes
Israeliten
auch Sorge
die
nun
verbun-
Israels
nicht
(?3 nur
(42-
OnyT 1 Jahwe
ausschließliche
um s e i n e n
"Namen"
dem T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g
Moti-
( lyBV
entsprechen-
Vgl. Gerleman/Ruprecht, Art. B I T , 462. Wolff, Micha, 157. A.a.O. , 158. n n n n f i n d e t s i c h im EB n o c h in 4 4 , 3 0 ; 4 5 ; 4 8 ; J l ' f N T in 4 4 , 3 0 ; 4 8 , 1 4 ; r m v n i s t nur h i e r im EB b e l e g t . nW7j7 b e z e i c h n e t g a n z a l l g e m e i n d e n T a b u c h a r a k t e r der Gabe" (Zimmerli, 4 5 8 ) . 283 Z i m m e r l i , 909 ordnet 36,24b-28 wie 28,25f "eine(r) j ü n g s t e ( n ) , sic h e r n i c h t m e h r aus d e r H a n d d e s P r o p h e t e n s e l b e r s t e m m e n d e ( n ) P h a s e der B u c h g e s t a l t u n g " ( a . a . O . , 696) zu; v g l . u. V . 3 . 3 . 2 . b . 284 K r a u s , P s a l m e n , 337 zu Ps 2 3 , 1 ; v g l . Ps 7 4 , 1 ; 7 9 , 1 3 ; 9 5 , 7 ; 1 0 0 , 3 ; Jer 23,1.
279 280 281 282
Die des
Verfahren
ninneun
Jahwes )
Diese sie
in
Die
"Erinnerung"
bereits
ni.)
ekeln" also
vielmehr
Vergangenheit
des
der 2 8 6
haben,
(D3'332
seine
erst
265
Israels
( 4 4 : DO'niV'Vyai tpyin n3'3TT3
Bewußtseins"
die
der
,
bewirkt,
Bedingungen
adäquat
erfassen
an i h r e
denen daß
O n i W I : 43).
Vergangenheit
V o r a u s s e t z ung
I s r a e l s , wie 285. vorweggenommen wurde
Israeliten mit
ist
Vergangenheit
prophetisch
(T3T)
(O'an , n W y )
(xnP
Zukunft
Israel
Rekonstruktion
20,5-29
"Taten"
macht
neue
der
ausschließt.
eine
selbst
mit
"Transformation
für
nigt"
Prognose
sie Die
nicht her,
sie
"verunrei -
sich
"sich
vor
sich I s r ae l s
Restitution
vergessen;
unter 287
denen
un d
"Wege"
sie
s t e11t
Israel
kann
E i n e 2 0 , 4 2 - 4 4 v e r g l e i c h b a r e " T r a n s f o r m a t i o n des B e w u ß t s e i n s " im menhang der R e s t i t u t i o n I s r a e Ol sD O kündigen im EB auch 1 1 , 1 6 - 2 0 ; und 37,21-24- ( v g l . 6 , 8 - 1 0 ) an einem aus e i n e r " E r i n n e r u n g " selbst"
seine Zusam-
36,24-32
. I n 6 , 9 und 3 6 , 3 1 i s t wie i n 2 0 , 4 3 von (13T) I s r a e l s r e s u l t i e r e n d e n " E k e l v o r
sich
(l?1|7 n i . + 0 ' 3 3 2 + S u f f . ) d i e Rede. Während e s d a b e i aber i n
3 6 , 3 1 wie i n 20,43 um d i e E r i n n e r u n g an das eigene Handeln i n der V e r g a n g e n h e i t g e h t , h e i ß t es i n 6 , 9 : " E u r e Entronnenen werden s i c h meiner
(sc.
Jahwes) e r i n n e r n . . . " Zudem hat d i e s e r Prozeß nach 2 0 , 4 3 und 3 6 , 3 1 im Lande, nach der Rückführung durch Jahwe, nach 6 , 9 dagegen i n der Z e r s t r e u u n g s t a t t . A l s " T r a n s f o r m a t i o n des B e w u ß t s e i n s " i s t er
ausdrücklich
g e k e n n z e i c h n e t , wo er a l s " H e r z "
Israeliten
(2"7) und " G e i s t "
( f l l l ) der
285 Die Z u k u n f t w i r d a l s o die p r o p h e t i s c h e P r o g n o s e n i c h t n u r i n s o f e r n b e s t ä t i g e n , a l s sie e i n t r e t e n l ä ß t , w a s d e r P r o p h e t a n g e k ü n d i g t h a t (vgl. Dtn 1 8 , 2 1 f ) , s o n d e r n a u c h , i n d e m sie ein a l l g e m e i n e s B e w u ß t s e i n s c h a f f t , in d e s s e n R a h m e n die p r o p h e t i s c h v o r w e g g e n o m m e n e R e k o n s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t I s r a e l s a l l g e m e i n e v i d e n t w e r d e n k a n n . I n d e m so - z u m i n d e s t in A n s ä t z e n - "die H i s t o r i z i t ä t des e i g e n e n Verstehens mitverstanden wird" (Schaeffler, Geschichtsphilosophie, 95) , z e i g t d e r T e x t e i n e n h ö h e r e n R e f l e x i o n s g r a d a l s die b i s h e r b e s p r o c h e n e n G e s c h i c h t s e n t w ü r f e des EB. 286 Zur P a r a l l e l i s i e r u n g d i e s e r A u s d r ü c k e vgl. 1 4 , 2 2 f ; 2 4 , 1 4 ; 3 6 , 1 7 . 1 9 . " S i e e n t s p r i c h t den (z.T. dtr) J e r e m i a t e x t e n , in d e n e n D ' D T T (bzw. i n ) und D ' ^ y n (vgl. 4 , 1 8 ; 7 , 3 . 5 ; 1 7 , 1 0 ; 1 8 , 1 1 ; 2 3 , 2 2 , 2 5 , 5 ; 2 6 , 1 3 ; 3 2 , 1 9 ) z u s a m m e n a u f t r e t e n w i e in den d t r S t e l l e n Ri 2 , 1 9 und S a c h 1,4.6" (Liwak, Probleme, 191). 287 Die n e u e " E r i n n e r u n g " ist d e s h a l b m e h r a l s "nur die d u n k l e F o l i e , a u f der s i c h das g e g e n w ä r t i g e S e i n I s r a e l s in s e i n e r B e s t i m m t h e i t d u r c h das n e u e T u n J a h w e s e r h e b t " ( S c h o t t r o f f , G e d e n k e n , 1 5 2 ) ; sie ist konstitutives Homent des "neuen Seins" Israels! 288 Zur r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n E i n o r d n u n g s . u . V . 3 . 2 . 3 . a . / 3 . 3 . 2 . a ./b .
266
Die
Restitutionsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf" poq
b e t r e f f e n d e s Geschehen e n t f a l t e t w i r d ( 6 , 9 ; 1 1 , 1 9 ; 36,26)
. Folge d i e -
s e r T r a n s f o r m a t i o n , d i e auch a l s " R e i n i g u n g " durch Jahwe b e s c h r i e b e n werden kann ("liiD: 3 6 , 2 5 . 2 9 ; 3 7 , 2 3 ) , i s t - a l s Konsequenz des w i e d e r h e r g e s t e l l t e n , mit der " B u n d e s f o r m e l "
( 1 1 , 2 0 ; 36,28) umschriebenen G o t t e s v e r -
h ä l t n i s s e s - neben e i n e r B e s e i t i g u n g der " G ö t z e n "
(11,18; 36,25;
e i n e r n e u e r t e r Wandel i n Jahwes " S a t z u n g e n und Rechten" ( 1 1 , 2 0 ; 3 7 , 2 4 ) . Es f ä l l t a u f , daß 2 0 , 4 0 f f s o l c h e F o l g e n n i c h t
37,23) 36,27;
ausdrücklich
nennt.
5.2.
Das
Wie Bezug
Gericht
39-44 auf
in
das
in
39
der
"Wüste
nimmt
Handeln
in
bzw.
32
der auch
Völker" dieser
bestimmte
(32-38) Abschnitt
zunächst
Handlungsabsichten
Isra-
els : "Was da i n eurem G e i s t a u f s t e i g t , s o l l a u f keinen F a l l geschehen
-
daß i h r nämlich s a g t : Wir wollen/werden s e i n wie d i e V ö l k e r , wie d i e S i p p e n der Länder, indem w i r Holz und S t e i n d i e n e n . " 290 Trotz a l l e r Interpretationsprobleme w i r d man s a g e n nen,
daß
kunft und
Israels
32 wie von
Erwartungen
Das als
auch
"König-Sein"
HDIDB/ n n n n
-
seinem
u.a.
-
eigenen
die
Unabhängigkeit
Handeln,
seinen
kön-
der
Zu-
Absichten
betont.
zukünftige
ausgerecktem
39
Handeln über
Arm u n d il'iwa
Jahwes
Israel
wird
(DD'"7y
ausgegossenem )
in
33
") 1 "7DN ) Zorn"
programmatisch "mit
(yillll
starker ilpTn
Hand,
T 1
angekündigt.
Neben 17,16 (wo es s i c h a u f den i r d i s c h e n König b e z i e h t ) i s t
diese
S t e l l e der e i n z i g e B e l e g des Verbs n"7n im EB. Im V e r g l e i c h mit anderen 291 a t l . Aussagen über d i e K o n i g s h e r r s c h a f t Jahwes , i n deren "Zusammenhang ( . . . ) o f t a u s d r ü c k l i c h Jahwes Hinwendung zu seinem V o l k h e r a u s g e 292 stellt
(wird)"
, f ä l l t i n Ez 20,33 d i e f ü r I s r a e l b e d r o h l i c h e Dimension
des K ö n i g - S e i n s Jahwes a u f . D i e Aussage " s t e h t
289 290 291 292
Vgl. Wolff, Anthropologie, 57ff. S.o. 3.3. V g l . S o g g i n , A r t . "I^U , 9 1 4 f f . L i w a k , P r o b l e m e , 186.
. . . i n der Ü b e r l i e f e r u n g
Die
Prognose
der
Zukunft
Israels
267
S i n g u l a r da mit der n e g a t i v e n Bestimmung des V e r h ä l t n i s s e s Jahwe - V o l k Israel"293. Nun f e h l t zwar im EB e i n w e i t e r e r Beleg des V e r b s "ftn mit Jahwe a l s S u b j e k t , doch k ü n d i g t 3 4 , l l f f im B i l d des " H i r t e n " e b e n f a l l s d i e K ö n i g s 294 h e r r s c h a f t Jahwes Ober s e i n V o l k f ü r d i e Zukunft an . Auch h i e r b e i n h a l t e t s i e e i n G e r i c h t s h a n d e l n Jahwes am V o l k ( 1 7 - 2 2 ) , das a l l e r d i n g s e r s t nach der Sammlung I s r a e l s aus den Ländern und der H e r e i n f ü h r u n g Land I s r a e l Mährend
(13f) in
sehen" Kap.
statthat.
Kap.
nigsherrschaft
34
durch
Hoffnungen
20 m i t der
für
schaft
Jahwes
die
Erwartung
Jahwe
kritisch
seiner
tonung
ins
allem
der
Ausübung
Anschein
nach
gegenübergestellt
traditionsgeschichtlich
Israel
bedrohlichen
an d i e s e
selbst
Kö-
wird
,
tritt
singulären
Dimension
geknüpften
seiner
" m2 e9 5s s i a n i -
der
Be-
Königsherr-
"Heils"erwartungen
entgegen. D i e z u r D a r s t e l l u n g d i e s e r b e d r o h l i c h e n Dimension gebrauchte Formel ilJlQö n n r u i i l ' l U l y n m
n^rn T>a, d i e i n 34 w i e d e r h o l t w i r d , i s t
in
i h r e n e r s t e n beiden G l i e d e r n - z . T . noch e r w e i t e r t - r e l a t i v h ä u f i g b e legt
( v g l . Dtn 4 , 3 4 ; 5 , 1 5 ; 1 1 , 2 ; 2 6 , 8 ; J e r 3 2 , 2 1 ; Ps 1 3 6 , 1 2 ) , wobei d i e
Verbindung mit dem Exodus f ü r 296 den d t n . / d t r . b e e i n f l u ß t e n r e i c h t y p i s c h zu s e i n s c h e i n t
Literaturbe-
. E i n z i g i n J e r 2 1 , 5 i s t Jahwes
"ausge-
r e c k t e Hand" und s e i n " s t a r k e r Arm" gegen I s r a e l g e r i c h t e t und d i e Formel e r g ä n z t mit "717A I X j m n n n i l 1N21. H i e r z e i g t s i c h wie i n Ez 2 0 , 3 3 f p r o p h e t i s c h e Brechung " h e i l s " g e s c h i c h t l i c h e r
Traditionen.
Durch den H i n w e i s a u f den " a u s g e g o s s e n e n " Zorn Jahwes wie auch das d r e i m a l i g e USB» n i . i n 3 5 f i s t der A b s c h n i t t 3 2 - 3 8 a l s
Gerichtsankündi-
gung g e k e n n z e i c h n e t . Die Zukunft u n t e r s c h e i d e t s i c h von der Vergangenh e i t d a r i n , daß Jahwe s e i n e n Zorn nun n i c h t mehr z u r ü c k h a l t e n w i r d ! 3 4 f s c h i l d e r t den " n e u e n E x o d u s " dern in a n t i t y p i s c h e r Entsprechung Ägypten 297 . " D a s E i g e n t ü m l i c h e der
293 Ebd. 294 V g l . S o g g i n , A r t . iiyT, 7 9 3 f . B e z e i c h n u n g J a h w e s als e i n e s 'König' ist" (a.a.O., 793). 295 S . u . V . 3 . 3 . 2 . C . 296 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 1 8 6 f . 297 Vgl. Zimmerli, Exodus.
a u s den V ö l k e r n und L ä n zum " a l t e n E x o d u s " a u s Ausgestaltung
des
Auszugs-
"In v i e l e n F ä l l e n i s t d e u t l i c h , daß die H i r t e n V a r i a n t e zum T i t e l (.) m a & l e e k
268 D i e
Restitutionsprophezeiung
themas"
liegt
digung zugs
dabei
"im
als
"Geschichtsentwurf"
betonten
Einweben der Gerichtsverkün298 in die Exodusterainologie" . E r s t e S t a t i o n des A u s -
ist
nun d i e
entsprechend "Wüste
der
der
"Wüste
Völker"
des
Landes
Ägypten"
(36)
(34).
Der Gedanke, I s r a e l müsse nocheinmal i n die Wüste zurück, e r i n n e r t an Hos 2 , 1 6 f f . Er " t r i t t dort dem noch im Lande b e f i n d l i c h e n Volk drohend a l s M ö g l i c h k e i t des G e r i c h t e s über das i n Kanaan sattgewordene
(Nord-)
I s r a e l entgegen", e n t h ä l t aber z u g l e i c h "auch die Verheißung e i n e r neuen Liebesgemeinschaft Jahwes" mit I s r a e l , " a u s der es dann wieder zu e i n e r 299 Beschenkung mit Weinbergen (im Lande) kommen kann" . D a r i n , daß Ez 2 0 , 3 2 f f die Wüste a u s s c h l i e ß l i c h a l s Ort des G e r i c h t s v e r s t e h t , geht der Text über Hos 2 , 1 6 f f h i n a u s . Der Ausdruck "Wüste der V ö l k e r " i s t
dabei
eine i n A n a l o g i e zum " e r s t e n " Exodus "ganz schematisch g e b i l d e t e Neuprä„300 gung" 37-39 kündigen e i n " G e r i c h t " i n der "Wüste der V ö l k e r " an, in
dem J a h w e
die
•>2 D ' y u i a n l sondern"
)
(na)
dem G e r i c h t Dagegen
in
der
druck
es
wird.
Wüste
so
und
Land aus
in
die
der
"Wüste
Beobachtung:
es
(O'ninn
dem V o l k
ausdrücklich
des "Ein
Landes
"ausmit
Ägypten".
Scheidungsge-
w i r d , h a t J a h w e an d e n V ä t e r n 301 vollzogen" . So e n t s t e h t d e r E i n -
nicht
"neuem"
"Rebellischen"
beschrieben
gleichzeitiger
"altem"
ins
36 p a r a l l e l i s i e r t
freilich hier
und
dem E i n z u g
an d e n V ä t e r n
steht
richt, wie
"Abtrünnigen" vor
Kontinuität
und D i s k o n t i n u i t ä t
zwischen
Exodus.
Von großer Bedeutung f ü r das V e r s t ä n d n i s des A b s c h n i t t s i s t die I n t e r p r e t a t i o n des t e x t k r i t i s c h
problematischen S a t z e s 38b: D3I1K T I N a m
n ' H i l m u n i . Gegen d i e h ä u f i g v e r t r e t e n e Emendation nach G (xaii e£aa£oü 302 303 lSyäs ev api-Syif) i s t , wie n e u e r l i c h Greenberg eingehend begründet hat, an M a l s der l e c t i o d i f f i c i l i o r f e s t z u h a l t e n und zu übersetzen: " I c h werde euch i n d i e B u n d e s - V e r p f l i c h t u n g b r i n g e n " . " A l t e r " und " n e u e r "
2 9 8 B a l t z e r , E z e c h i e l , 8. 299 Z i m m e r l i , 4 5 4 . 3 0 0 Z i m m e r l i , 4 5 5 f . " T e r m i n o l o g i s c h w i r d die A n a l o g i e a u c h d u r c h d a s W o r t p a a r K ' X 1 n - « ' I i i u n t e r s t r i c h e n , d a s in 2 0 , 3 4 f m i t 2 0 , 1 0 k o r r e s p o n d i e r t " (Liwak, P r o b l e m e , 3 1 3 A n m . 2 6 0 ) . 3 0 1 B a l t z e r , E z e c h i e l , 8. 3 0 2 V g l . Z i m m e r l i , 4 3 7 ; L i w a k , P r o b l e m e , 188; d o r t s i n d w e i t e r e E m e n d a tionsvorschläge referiert. 303 Greenberg, MSRT HBRYT.
Die
Prognose
der
Zukunft
Israels
269
Exodus entsprechen einander auch i n diesem Punkt: Wie Jahwe den Vätern i n der Wüste s e i n e "Satzungen und Rechte" gegeben hat ( 1 1 ) , wird er I s r a e l i n der "Wüste der V ö l k e r " i n d i e " B u n d e s - V e r p f l i c h t u n g " b r i n g e n wobei der "Bund" ä h n l i c h wie d i e K ö n i g s h e r r s c h a f t Jahwes durch m w i einen s i c h e r n i c h t a l l z u f r e u n d l i c h e n B e i k l a n g e r h ä l t . Wie der e r s t e n Generat i o n I s r a e l s aufgrund i h r e r Verschuldungen der Einzug i n s Land verwehrt b l i e b ( 1 5 ) , so wird er es auch f ü r d i e i n der "Wüste der V ö l k e r " aus I s r a e l ausgesonderten s e i n . Der
entscheidende
Exodus
besteht
nun d a r i n ,
bundenen
Gericht
rer,
nicht
die
Unterschied
Land
tive
wird:
Individuen liegt die
innerhalb
dabei
genau
Israeliten
in
der
Ton d i e s e r
Israel licht
ein
zeigt
-
gerade
Zu e i n e r tung". v.a. mu
genaues
solchen
Das
in
im n i .
29;
betreffenden
darauf,
kommt e s
als
daß der
Lev "neue
qualitative
nach
um d a s s e l b e
der
112,
Verb
ermög-
Lev
27,33 305 Auslese
Wortfeld
und 1 U
wie
beschriebenen
ganz
"Bundes-Verpflich-
, zeigt, geht
- wie
dessen
1112
läßt
lassen"
schon erst
Jahwe
liegt
Exodus"
hindurchgehen
eine
auf Jahwes
Wenn
27,32),
aber
überschneidet "Reinigung"
Generation
Handeln
beinhaltet
38 g e b r a u c h t e
zwi-
hindurchgehen"
33,13;
dem S t a b
auch
mehr
zu einem
zielenden
dem S t a b
Jer
u n d d e n D e r i v a t e n3 0 6"la,
weitgehend 37,23
"unter vgl.
verde-
of r e t r i b u t i o n , collec304 each o c c u p a t i o n " . Der
to
Kollektiv
Zählen,
"Läuterungsgericht"
einer
innerhalb
"Bundes-Verpflichtung":
"Unter
nicht
nun n i c h t
Kollektivs
Aussage
betrifft.
letzterem
des
37a;
"neuem"
und A u s s o n d e r u n g
der
zunächst
(Dawn nnn -uy h i . :
und
systems
correspond
von einem das
"altem"
dem m i t
werden,
sondern
"Two d i s t i n c t
and i n d i v i d u a l ,
Übergang
in
Scheidung
geführt
schen zwei G e n e r a t i o n e n , vollzogen
daß d i e
vollzogene
ins
zwischen
daß es bei
-
mit
bei
der
in
sich dem
-
von
diesem 36,25.
"Transformation
des
304 A d a m i a k , J u s t i c e , 8 1 . 3 0 5 A n d e r s G r e e n b e r g , M S R T H B R Y T , 42, der d a n n j e d o c h vor der S c h w i e r i g k e i t s t e h t , daß s o w o h l in 3 7 a a l s a u c h in 38 v o n e i n e r "selection 1 1 d i e R e d e i s t . S e i n e B e h a u p t u n g , daß 38 "is ... an e l a b o r a t i o n (and a r e t u r n to t h e t o p i c ) of v 3 7 a " (42) i s t e i n e - a n g e s i c h t s der in 3 7 f eindeutig vorliegenden ProgreBtempora äußerst fragwürdige - Verlegenheitsauskunft. 3 0 6 V g l . M a a s s , A r t . lilD, 6 4 8 .
270
Die
Restitutionsprophezeiung
Bewußtseins" nämlich,
unter
den
"Entweihung" Verschuldungen Kontinuität
an
Exodus der
Im B i l d
sie
der
wie
durch
sind
unter
kann,
denen
ihn
sogleich
Jahwe
im
darum seinen
Israels potentielle
wieder
zwischen
"Namens"
v o n 37 i s t
hatte,
durch
gleichermaßen
seines
des " H i r t e n s t a b e s "
Thema
Restitution
ohne
Israeliten
demnach
zum
eine
Diskontinuität
Heiligung
"Geschichtsentwurf"
20,43f
schaffen,
sichern
den.
"neuem"
zu
Völkern
neue
wes
wie
Bedingungen
"Namen" gegen
Israels,
als
zu
gefähr-
"altem"
und
Interesse
Jah-
begründet.
wiederum e i n e Berührung
A b s c h n i t t s m i t Kap.
34 z u e r k e n n e n .
nigs
ni3"7n 132B»). Zudem k ö n n t e i n 021!» d a s d r e i m a l i g e üDK»
(vgl.
ni.
Ps 4 5 , 7 :
Ü b e r i D i n 02V
von 3 5 f n a c h k l i n g e n . T
könnte
(n 1in)
gende ' l i n n
mwi assoziiert
(38)
an.
DIU i s t
aber auch A t t r i b u t
dieses
(Spr 22,15; 7
sein.
n 13 k l i n g t
- Eine erstauliche
Fülle
vgl.
des
23,13;
13,24)
wiederum an das
und D i c h t e
von
Kö-
fol-
Wort"spie-
len"!307 S o f e r n das " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " von 2 0 , 3 3 f f 308
stellen,
i m EB n e b e n 3 4 , 1 0 n o c h 1 3 , 2 3 und 1 7 , 2 0 f f
wo v o n e i n e r
Das
Die
die on
Verhältnis
Abschnitte
nicht in
Lande
32-38
5-29
zutage
"Namens"
und
schließt
dieser
in
stärker
32-38
seiner
und
39-44
Beide
indem
und
Jahwes
mindestens
32-38
wären ihm
er
durch
das
widersprechen
eine
eine
eine
307 Vgl. G r e e n b e r g , MSRT H B R Y T , 308 B a l t z e r , E z e c h i e l , 9.
der
des
macht.
aus
43.
Einzelnen
im
"Entweihung"
zurückgekehrten In
"Transformation" des
der
E x i l s s i t u a t i Israels
neuerliche
Handeln
einander Prozeß,
Restitution
Transformation
Zusammensetzung
einen
Widersprüche
unwahrscheinlich
Prozeß
Un-
39-44
eine
zugleich
sein
als
zu
ist.
schildern
getretenen
auflöst,
herbeiführt
Volkes
lich
von
kontradiktorisch.
Israels
des
d u r c h J a h w e d i e Rede
Volkes
zur Seite
R e t t u n g d e s V o l k e s a u s d e r Hand d e r f ü r
h e i l Verantwortlichen
5.3.
"Befreiung des
v e r s t a n d e n werden kann,
von seinen unwürdigen Gliedern" Vergleichstexte
als
beiden Israels
Kollektivs (es
wird
Fällen ein
-
hinsichtdurch
Die P r o g n o s e Ausscheidung
der Z u k u n f t
der O ' T i n und D ' y u i D
ker eine T r a n s f o r m a t i o n
g e r e i n i g t ) , in 39-44
aller einzelnen Israeliten
w u ß t s e i n " w i r d d u r c h die R e k o n s t r u k t i o n neu b e s t i m m t ) . Entsprechungen
beide
haben
beide
zwischen 32-38
zu m a c h e n s c h e i n t : Sind
die " A b t r ü n n i g e n "
"Be-
Abschnit-
und
daß j e d e r d i e s e r A b s c h n i t t e den
weils anderen überflüssig "Transformation
(ihr
EB.
Der E i n d r u c k e i n e r g e w i s s e n S p a n n u n g
eine
stär-
Vergangenheit
komplementär. Schließlich
in a n d e r e n T e x t e n des
39-44 e n t s t e h t d a r a u s , c h e n d 32-38)
ihrer
In d i e s e r H i n s i c h t e n t s p r e c h e n
te e i n a n d e r s o z u s a g e n
271
Israels
einmal
je-
(entspre-
"ausgesondert",
scheint
des B e w u ß t s e i n s " , wie sie in 3 9 - 4 4
be-
s c h r i e b e n ist, n i c h t mehr nötig zu s e i n . W i r d u m g e k e h r t s p r e c h e n d 39-44) miert",
das " B e w u ß t s e i n " aller I s r a e l i t e n
"transfor-
könnte d i e s e r P r o z e ß im G r u n d e doch auch die
n i g e n " mit e i n s c h l i e ß e n ,
(ent-
"Abtrün-
deren in 32-38 d a r g e s t e l l t e
"Ausson-
d e r u n g " d a m i t ü b e r f l ü s s i g w ü r d e . So s c h e i n t sich in der
Tat
der S c h l u ß a u f z u d r ä n g e n , daß "V.32ff ... als K o r r e k t i v zu 309 V . 3 9 f f k o n z i p i e r t " ist und " e x p r e s s i s v e r b i s eine i n k l u s i 310 ve H e i l s k o n z e p t i o n a b ( . ) l e h n t " Dazu ist j e d o c h z w e i e r l e i zu b e d e n k e n : Fortsetzung
(1) 32-38 ist
von 1 - 3 1 e b e n s o g u t v o r s t e l l b a r wie 3 9 - 4 4 .
als Beide
A b s c h n i t t e e n t h a l t e n T o p e n , die s o l c h e n aus dem e r s t e n von Kap. 20 k o r r e s p o n d i e r e n .
Von daher w ä r e es
d e n k b a r , daß 3 9 - 4 4 ein n a c h t r ä g l i c h e s ven" H e i l s k o n z e p t i o n
Kor rektiv 311
von 3 2 - 3 8 d a r s t e l l t
der
und
(a) wer zum
des O r a k e l s als " A b t r ü n n i g e r "
(b) daß keiner der g e g e n w ä r t i g e n
aber
einer
die Rede sein kann. Dies
nur dann der Fall, w e n n f e s t s t ü n d e , der Ä u ß e r u n g
"exklusi-
. (2) Es ist
s c h o n zu f r a g e n , ob in Bezug auf 32-38 z u r e c h t von "exklusiven Heilskonzeption"
Teil
genausogut
wäre
Zeitpunkt
anzusehen
"Abtrünnigen"
ist,
die
l i c h k e i t hat, zum Z e i t p u n k t des a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t s
Mögzu
309 L i w a k , P r o b l e m e , 1 4 9 . 310 A . a . O . , 193. 311 So w i r d d e n n s u c h g e l e g e n t l i c h 3 9 - 4 4 als s p ä t e r e Z u f ü g u n g b e t r e c h t e t ; vgl. M e s s e l , E z e c h i e l f r a g e n , 84; van d e n B o r n , 1 2 9 f f ; W e v e r s , 1 5 1 . 1 5 8 . Die von L i w a k , P r o b l e m e , 1 5 2 f f a u f g e f ü h r t e n s t i l i s t i s c h e n Unterschiede zwischen 32-38 und 39-44 sind nicht signifikant genug, um die P r i o r i t ä t von 3 9 - 4 4 b e g r ü n d e n zu k ö n n e n .
272 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g den " N i c h t - A b t r ü n n i g e n " Orakel
als
"Geschichtsentwurf"
zu g e h ö r e n , d.h. in R e a k t i o n auf
"umzukehren".
Diese Voraussetzungen 312 dem T e x t g e r a d e n i c h t h e r v o r
g e h e n aber
So ist es i m m e r h i n m ö g l i c h , 32-44 als e i n h e i t l i c h pierten Textabschnitt
aus
konzi-
zu v e r s t e h e n . Dies w ü r d e b e d e u t e n ,
die aus der A n a l y s e der V e r g a n g e n h e i t
gewonnene
daß eine mit einem T r a n s f o r m a t i o n s p r o z e ß für k o n k r e t e E r w a r t u n g e n
T e i l von Kap. 20
nebeneinanderstellt,
Gerade
verschiedene
w ü r d e er dann
diesen
S p i e l r a u m o f f e n h a l t e n . D a m i t könnte der Text s e i n e n t e n z u g l e i c h d e u t l i c h m a c h e n , daß die R e s t i t u t i o n von ihrem e i g e n e n H a n d e l n g r u n d s ä t z l i c h
Restitu-
Spielraum
und P r o g n o s e n o f f e n l ä ß t .
d a d u r c h , daß der p r o g n o s t i s c h e
daß
Überzeugung,
verbundene
t i o n I s r a e l s d u r c h J a h w e zu e r w a r t e n ist, e i n e n
Möglichkeiten
das
Israels
unabhängig
44), und daß doch für ihr i n d i v i d u e l l e s G e s c h i c k
Adressaist
im
(39-
Zusammen-
hang d i e s e r R e s t i t u t i o n des K o l l e k t i v s ihre R e a k t i o n auf prophetische
Orakel nicht gleichgültig
ist
D i e s e r e l a t i v e O f f e n h e i t des E r w a r t u n g s r a u m e s
erwächst
aber k o n s e q u e n t aus der A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s : Die
Sorge
J a h w e s um die " H e i l i g u n g " s e i n e s N a m e n s "vor den A u g e n V ö l k e r " n ö t i g t ihn zu e i n e r R e s t i t u t i o n einer
"Transformation"
der
I s r a e l s im L a n d e
des V o l k e s , die eine n e u e r l i c h e
Lande a u s s c h l i e ß t . W i e J a h w e diese T r a n s f o r m a t i o n extrapolieren
ist aus V e r g a n g e n h e i t
und
"Ent-
w e i h u n g " des N a m e n s J a h w e s d u r c h s c h u l d h a f t e s V e r h a l t e n bewerkstelligt,
das
(32-38) .
im
konkret
und G e g e n w a r t
nicht
- wohl aber, daß J a h w e bei seinem H a n d e l n
zu
mit
(^Nlf7
n72),
son-
dern auch an j e d e m e i n z e l n e n s e i n e r A n g e h ö r i g e n
(üi'N)
inter-
I s r a e l nicht nur an d i e s e m als K o l l e k t i v 313 e s s i e r t ist
. Daß d i e s e b e i d e n
"Ebenen" des
göttlichen
H a n d e l n s in Bezug auf I s r a e l sich in der k o n k r e t e n n i c h t ohne j e d e S p a n n u n g
zueinander
Erwartung
fügen, l i e g t in der
Na-
312 E r s t r e c h t k e i n e n A n h e l t am T e x t hat die B e h a u p t u n g , daß das " V e r h e i ß u n g s w o r t " 3 9 - 4 4 "für die in v . 3 2 A n g e r e d e t e n k e i n e G ü l t i g k e i t h a t " ( B a l t z e r , E z e c h i e l , 11). 3 1 3 S . o . 4.1.
Die Prognose der Zukunft
Israels
273
314 tur der Sache
. Gegenüber literargeschichtlichen
schlüssen ist von daher m.E. Vorsicht
5.4.
Rück-
geboten.
Zusammenfassung
Mit seiner A n k ü n d i g u n g der H e r a u s f ü h r u n g Israels aus den Völkern und seiner H e r e i n f ü h r u n g ins Land nimmt Ez 20 offen315 bar Erwartungen seiner A d r e s s a t e n auf . D a b e i läßt der Text a l l e r d i n g s das Bemühen erkennen, trotz der daß sich die in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
Erfahrung,
des EB
artikulier-
te Erwartung eines "Totalgerichts" Jahwes an Israel
nicht
erfüllt hat, dort gewonnene G r u n d e i n s i c h t e n und - e r k e n n t n i s se zu bewahren, aufzunehmen und produktiv w e i t e r z u e n t w i k 316 kein
. Daraus erwächst eine kritische R e l a t i v i e r u n g
M o d i f i k a t i o n der im Grundsatz a u f g e n o m m e n e n
und
"Heils"erwartun-
gen der A d r e s s a t e n des Textes. Daß - wie die R e k o n s t r u k t i o n der V e r g a n g e n h e i t Israels in 5-29 h e r a u s g e s t e l l t hatte - die Sorge Jahwes um seinen men vor den Augen der Völker" den letztlich
"Na-
entscheidenden
Motor des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s darstellt, u n t e r s t r e i c h e n Zukunftsprognosen
von 32-44, indem sie die
der R e s t i t u t i o n Israels vom Verhalten des V o l k e s G l e i c h g ü l t i g , ob Israel wird "wie die Völker" we durch O p f e r g a b e n zu versöhnen versucht Jahwe im Land "dienen"
die
Unabhängigkeit betonen:
(32) oder Jah-
(39) - Israel w i r d
(40)! Die Sorge Jahwes um seinen
"Na-
men" als alleiniges Motiv der R e s t i t u t i o n Israels hat weiter zur Folge, daß zu dieser eine t i e f g r e i f e n d e
"Transformation"
des Volkes als konstitutives Moment h i n z u g e h ö r t : So wird der Ankündigung der Rückkehr die eines " S c h e i d u n g s g e r i c h t s " der "Wüste der Völker"
(33-38) vor- und die einer
mation des B e w u ß t s e i n s " Israels
Damit
Unabhängig-
keit der Restitution Israels als Ganzem von seinem 314 Vgl. auch U.V.3.2.4.C. 315 Vgl.o. 3.1. 316 Vgl.o. 4.4.
"Transfor-
(43-44) n a c h g e s t e l l t .
gelingt es zugleich, trotz der g r u n d s ä t z l i c h e n
in
Verhal-
274 Die Restitutionsprophezeiung
als
"Geschichtsentwurf"
ten, den einzelnen Israeliten gleichwohl vor die Entscheidung zu stellen, ob er sich in die ihm kundgemachten Absichten Jahwes mit Israel einfügen, oder als "Abtrünniger" vom neuen Israel ausgeschlossen werden will. Die Kommunikationssituation des Textes wird damit zu einer den Anfängen der drei Phasen der vergangenen Geschichte des Volkes entsprechenden Entscheidungssituation. Anders als damals steht nun freilich nicht das Geschick Israels als Kollektiv, sondern das der einzelnen Israeliten zur Disposition. Hier liegt ein entscheidendes Moment der Diskontinuität im Geschichtsablauf, in dem sich ansonsten - wie v.a. in der Abfolge der Handlungsorte deutlich wird - Vergangenheit und Zukunft weitgehend
entsprechen.
Die voranstehenden Analysen zu Ez 20 haben versucht, den Text als einen traditionsgeschichtlich
höchst
eigenständigen
"Geschichtsentwurf" deutlich und verständlich zu machen. Gleichwohl zeigte er in seiner argumentativen
Frontstellung
und Auseinandersetzung auch Berührungen mit traditional vorgeprägten Vorstellungskreisen und Konzepten, v.a. mit der "dtn,/dtr." und der "priesterlichen"
Traditionsströmung.
Abschließend soll im folgenden Exkurs die Frage nach der traditionsgeschichtlichen Einordnung des Textes noch einmal zusammenhängend aufgenommen und diskutiert werden. Gerade im Vergleich mit mehr oder weniger nahestehenden Konzepten kann das Geschichtskonzept von Ez 20 dabei zusätzlich an Profil gewinnen. EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen
Einordnung von Ez 20
Die Einzelanalysen zu Ez 20 haben eine Reihe von Anklängen an Formulierungen und konzeptionelle Elemente aus der "dtn./dtr." wie auch aus der "priesterlichen" Traditionsströmung zutage gefördert. Während eine "priesterliche" Prägung der Sprach- und Gedankenwelt für das EB insge317 , gilt dies nicht in gleichem Maße für die
samt charakteristisch ist
317 S. z . B . Z i m m e r l i , 7 0 * f f ; v . a . 79*: "P ( s c h ö p f t ) aus d e m g r o ß e n S t r o m p r i e s t e r l i c h e r T r a d i t i o n (...), a u s dem a u c h d a s W o r t des P r i e s t e r p r o p h e t e n E z e c h i e l (in e i n e m f r ü h e r e n Z e i t p u n k t ) s i c h g e n ä h r t h a t " .
E X K U R S : Zur t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n
Einordnung
275
"dtn./dtr." Elemente. Deshalb postuliert R.Liwak eine dtr. Bearbeitung des EB, die auf priesterliche Kreise zurückgehe, und deren Niederschläge er neben Ez 2,2b-3,ll; 5,4b-17; 6; 11,14-21 auch in Kap. 20 zu erkennen meint 3 1 8 . Nun haben sich in der Analyse von Ez 20 auch z.T. erhebliche Unterschiede zur dtn./dtr. Gedankenwelt gezeigt, so daß sich in den meisten Fällen eher die Annahme einer kritischen Rezeption dtn./dtr. Traditionselemente nahelegte als die einer traditionsgeschichtlichen Abhängigkeit des Textes von diesem Traditionsbereich. So stellt sich die Frage: Ist Ez 20 aufgrund seiner Berührungen mit der dtn./dtr. Traditionsströmung dieser traditionsgeschichtlich - trotz aller Kritik im Einzelnen - einzuordnen, oder ist der Text eher als Produkt der Auseinandersetzung mit und Abgrenzung von diesem Traditionsbereich zu begreifen? Es ist ein Verdienst der Untersuchung liwaks, daß sie den wirkungsgeschichtlichen Aspekt in die Diskussion dieses Problems einbezieht, indem sie "die Beispiele postezechielischer Bearbeitung im Zusammenhang exi319 lisch-nachexilischer Uberlieferungen" untersucht. Liwak betrachtet dabei "die außeralttestamentlichen Überlieferungen ..., in denen das dtr Geschichtsverständnis in Entsprechung zu den dtr Texten des Ezechielbu320 ches artikuliert ist" . Was aber ist "das dtr Geschichtsverständnis"? Hier verweist Liwak auf "(d)as von O.H.Steck aus den gesamten dtr Texten 321 eruierte Strukturmuster" , aus dem sich s.E. "folgendes Schema abstrahieren (läßt)" 322 : "A: Heilssetzung Jahwes B: Ungehorsam des Volkes C: Gericht Jahwes" 0 ". Dieses Schema, über dessen Signifikanz man in Anbetracht seines hohen Abstraktionsgrads streiten könnte, erwies sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung als Grundmuster der "Geschichtsentwürfe" in Ez 5,5-17;
318 319 320 321 322 323
Vgl. auch Fohrer, H a u p t p r o b l e m e , 148ff; Lang, Ezechiel, 77ff. Hurv i t z ' (Study) V e r s u c h , n a c h z u w e i s e n , daß P ä l t e r ist als E z e c h i e l b z w . das EB, ist kaum g e g l ü c k t . Vgl. Liwak, Probleme, zusammenfassend 205ff. Liwak, Probleme, 194(ff). A . a . O . , 194. A . a . O . , 2 0 7 ; v g l . S t e c k , I s r a e l , l l O f f ("Die a l t t e s t a m e n t l i c h - s p ä t jüdische Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e des dtr. G e s c h i c h t s b i l d e s " ) . Liwak, Probleme, 214. A.a.O., 215.
276 Die Restitutionsprophezeiung als "Geschichtsentwurf" 16,1-43 und 23,1-30 (von denen die beiden letztgenannten kaum "dtr." Provenienz sein dürften) - allerdings nicht bezogen auf das Volk Israel, sondern auf die Stadt Jerusalem. Es zeigte sich, daß es in Kap. 20 nicht einfach "auf einzelne Geschehnisphasen aufgeteilt wird, die zyklisch 324 wiederkehren" , sondern durch ein Handeln Jahwes "um seines Namens willen" durchbrochen wird. Mährend Liwak sein "dtr. EB" in der Rekonstruktion der Vergangenheit Israels in voller Übereinstimmung mit dem dtr. Traditionsstrom in seiner ganzen Breite sieht, schreibt er ihm "eine wesentliche Strukturveränderung325 in der Konzeption die auf die Zukunft des Volkes bezogen ist" zu. Diese Konzeption skizziert er - in Fortschreibung des bereits genannten Schemas - folgendermaßen: "D: Einsicht des Volkes E: Heilssetzung Jahwes F: Gehorsam des Volkes G: Integres Verhältnis Jahwe-Volk"326. (Topos D findet sich allerdings nach Liwak nur in Ez 6,9f.) Die "wesentliche Strukturveränderung" in der Prognose gegenüber dem dtr. Traditionsbereich besteht nun darin, daß "(d)er Gedanke einer Gehorsamsforderung als Bedingung des Heils ( ) im Ezechielbuch aufgegeben (scheint), 3 0 7 weil für den Verfasser das Handeln Jahwes unverfügbar ist (vgl. 2,5)" Diese Strukturveränderung ist nun - zumal wenn man sie, wie an Kap. 20 gezeigt, in ihrem konzeptionellen Zusammenhang betrachtet - in der Tat wesentlich und signifikant. Sie bedeutet nicht nur eine fundamentale Innovation gegenüber der dtr. Traditionsströmung - sie hat in ihr auch keine Wirkungen gezeitigt. Dies soll am Beispiel einiger der von Liwak angeführten Texte kurz demonstriert werden. Dan 9,4-19 ist nach O.H.Steck, dem sich Liwak anschließt, "(v)om dtr G(eschichts-)B(ild)qog... im ganzen wie in den einzelnen Wendungen durch und durch geprägt" . Der an das ">nvi iyn"7 von Ez 20 erinnernde Appell, Jahwe möge um seinetwillen ("pyn1?: 17 (txt.em.) .19) handeln, wird hier unterstrichen durch den Hinweis, der Name Jahwes sei über seiner Stadt
324 E b d . 325 Ebd. 326 A . a . O . , 2 1 6 . 327 Ebd. 328 S t e c k , I s r a e l ,
114.
EXKURS: Zur traditionsgeschichtlichen
Einordnung
277
(und seinem Volk) ausgerufen (18.19). Er ist funktional gleichwertig mit dem Appell an Jahwes Erbarmen (D'lim): "Nicht im Vertrauen auf unsere Gerechtigkeitserweise (!) legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen" (18). Hier ist der Argumentation mit dem "Namen" Jahwes, wie sie sich in Ez 20 fand, die Spitze abgebrochen. Jahwes Sorge um seinen "Namen" wird nicht nur zu einem ihm von Israel vorgehaltenen Motiv seines Handelns - was in der Sicht von Ez 20 selbst schon an Unverschämtheit grenzen muß -; sie ist seiner Bindung an das Volk gerade nicht mehr entgegengesetzt. - So werden konzeptionelle Innovationen des EB in "dtr." Rezeption "domestiziert" und entschärft! Zu dem sowohl von Dan 9 als auch vom "dtr. Geschichtsbild" beeinfluß329 ten Text Bar 1,15-3,8 bemerkt Liwak: "Die Kongruenz zu den dtr Aussa330 gen des Ezechielbuches ist frappierend" (vgl. v.a. Bar 2,29f mit Ez 2,4f; 3,7). Doch zeigt sich auch hier eine von Ez 20 charakteristisch abweichende Konzeption des "Namens" Jahwes: Dieser ist nach Bar 2,15 "über Israel und seinem Stamm", nach 2,16 Ober den Tempel "ausgerufen". Der Appell in 3,5: "Denk nicht mehr an die schlechten Taten unserer Väter, sondern denk jetzt an deine Hand und deinen Namen", erinnert zunächst an Ez 20,44 - nur daß dem dortigen Kontext entsprechend von den eigenen Taten der Beter die Rede sein müßte. Bar 3,7: "Wir haben unser Herz abgekehrt von aller Bosheit unserer Väter ...", beschreibt ein Handeln, das Ez 20,30 bei seinen Adressaten vermißte, doch wenn Bar 3,8 sogleich weiterführt: "Siehe, wir sind noch heute in den Ländern unserer Verbannung, in die du uns versprengt hast ... entsprechend (xaxa) allen schlechten Taten unserer Väter ...", entspricht dies eher einer im EB durchweg bestrittenen Konzeption als der von 331 Ez 20. Dagegen bekennt der Beter von Tob 3,1-6 in 5 seine eigene Schuld, 332 die er mit der seiner Väter zusammenschaut (3). Die in Tob 13,1-18 entfaltete Prognose aber mag dem "dtr. Geschichtsbild" entsprechen seine "wesentliche Strukturveränderung" im EB vollzieht sie jedenfalls nicht nach. Liwak meint zwar: "Expressis verbis ist ... die Sammlung durch Jahwe nicht an die Umkehr des Volkes gebunden" - ergänzt aber so-
329 330 331 332
Vgl. Liwak, Probleme, 195ff; Steck, Israel, 115f. L i w a k , P r o b l e m e , 197. Vgl. Liwak, Probleme, 194f; Steck, Israel, 113. Vgl. Steck, Israel, 147ff.
278 Die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
als
"Geschichtsentwurf"
gleich selbst: "wohl aber die generell verstandene Zuwendung Jahwes"
333
Die Vorstellung , daß Jahwe "züchtigt" und doch "auch wieder Erbarmen hat" (2: yaaxi/yoC xaii eXeeC ; 5: uaaTYN l"7yn von 17,20bß. Es d ü r f t e deshalb a l s
redaktionelle
Ergänzung anzusprechen s e i n , d i e d i e F u n k t i o n von Kap. 18 u n t e r s t r e i c h e n soll,
zu z e i g e n , daß das i n Ez 17 und 19 Zedekia angekündigte
Unheil
abwendbar gewesen wäre: Weder das Handeln s e i n e r Vorgänger noch s e i n eigenes s c h u l d h a f t e s V e r h a l t e n verwehrten ihm g r u n d s ä t z l i c h d i e M ö g l i c h keit einer Darüber
"Umkehr"! hinaus
17,22-24
ins
Jojachins
-
wird
-
begründet
Auge der
Herrscher
gefaßte
ja
im
18,1-20
die
Möglichkeit,
EB n i r g e n d s
als
im n e u k o n s t i t u i e r t e n
von
der
Redaktion
daß
ein
Nachkomme
"gerecht" Israel
in
dargestellt 336 kann
sein
335 Z i m m e r n , 110*. 336 Vgl. Hitzig, 121. - In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch von Interesse, daB der das Handeln des gerechten Vaters wie das seines gerechten Enkels zusammenfassende Ausdruck nj7"TXl UO0I1 ilOy (18,5.19: vgl. 21.27) "defines the divine and royal Standard of conduct" (Greenberg, 343, Hervorh. T.K.; vgl. 343f).
Das
Auch
in
dieser
zwischen
17
Hinsicht
und
19
"ältere
liegt
EB"
die
im I n t e r e s s e
357
Einordnung
der
von
Redaktion
Kap.
des
18
"älteren
EB" . Interpretation
Diese schöpft aus.
freilich
Sie
stellt
retischen" tion
Gehalts
konkreter
gelesen
den nur
zeigt
von
Ez
18
Sachgehalt
seiner
18
literarischen
des
Textes
Möglichkeit
eine
der
Argumentation
geschichtlicher Kap.
im
einen
keineswegs
Anwendung auf
Prozesse
höheren
Kontext
die
dar.
voll
des
"theo-
Interpreta-
Für
sich
selbst
Abstraktionsgrad:
" E s i s t m ü ß i g , h i e r etwa nach den g e s c h i c h t l i c h e n G e s t a l t e n z u s u c h e n , welche i n d e r F o l g e o r d n u n g : G e r e c h t e r - U n g e r e c h t e r - G e r e c h t e r
ge-
meint s e i n k ö n n t e n ( H ö l s c h e r , 1 0 3 f . : J o s i a , s e i n e d r e i g o t t l o s e n Söhne J o a h a s , J o j a k i m , Z e d e k i a , s e i n frommer E n k e l J o j a c h i n ; Cooke erwägt d a r ü b e r h i n a u s d i e F o l g e H i s k i a - Manasse - J o s i a ) . Der ganze A u f r i ß i s t n i c h t von der Geschichte
(im S i n n e e i n e s bestimmten G e s c h e h e n s , 337 T . K . ) , s o n d e r n von d e r R e c h t s k a s u i s t i k h e r g e d a c h t " Diese
relative
rischen in
Unabhängigkeit
Kontext
erlaubt
vorliterarischen
Parallele
in
Rückfrage
literarische erst
einmal
der hier
zunächst
die
-
ohne
beiden
18,21-32//33,10-20
(1)
Ez
18,1-20
ist
terisieren,
für
das
Adressaten,
die
in
den
von
nach
Anschein
Argumentation
und
stitutiv
Rückfrage
damit
Einheitlichkeit für
Textes
seinem
seiner
Kommunikationszusammenhängen.
33,10-20
Eigenständigkeit diese
die
des
die
Ez
18
getrennt als
18,21ff
erweckt,
zitiert
werden
die
(3)
18,1-20
unternommen
mit
soll
über
vorwegzunehmen
-
(1)
werden.
"Disputationswort"
Rede
die
relativen
Entscheidung
Auseinandersetzung
direkter
Funktion Da
einer
Argumentationsgänge
(2)
formal
von
von eine
litera-
zu
charak-
Meinungen (2.19)
der
kon-
ist.
Im V e r g l e i c h z u anderen T e x t e n d i e s e s T y p s f ä l l t h i e r a u f , daß " t h e 338 d i s p u t a t i o n speech i s e x t e n d e d " . Den e i g e n t l i c h e n K e r n d e r A r g u m e n t a t i o n b i l d e n d i e a u f d i e E i n l e i t u n g ( 339 l - 2 a ) f o l g e n d e " Q u o t a t i o n " (2b) und i h r e "Programmatic R e f u t a t i o n " (3-4) . Dieser Argumentationskern i s t
337 Zimmerli, 397. 338 Graffy, Prophet, 58. 339 A.a.O., 60.
358
Versuch
einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
340 erweitert um eine "Refutation (in three parts)" in 5-18 und den Ab141 Schluß in 19-20 mit "Rejoinder and Reply" . Für das V e r s t ä n d n i s Rekonstruktion dersetzt,
der A r g u m e n t a t i o n
der G e g e n p o s i t i o n ,
des T e x t e s ist
m i t d e r er s i c h
die
auseinan-
entscheidend.
Hier muß es v.a. um den Sinn des Maschal in 18,2 gehen, der "eine 342 Schlüsselr'olle für das Verständnis des Kapitels 18 spielt" . Das Sprichwort "Väter essen saure Trauben, und/aber die Zähne der Söhne werden stumpf" (nj-»nj7n D ' ] n 'JB/1 I M l"73N> IlUK) wird auch in Jer 343 31,29 (im Rahmen eines gemeinhin als "dtr." angesehenen Abschnitts ) zi344 tiert
- ein Indiz dafür, daß es sich wirklich um ein im Land umlaufen-
des "geflügeltes Wort" handelt. Seine Bedeutung geht aus der im Rückblick auf die "Fallstudie" in 5-18 formulierte Frage von 19: "Warum trug nicht der Sohn mit
an der Schuld des Vaters?" (liyi i m NI93 N7 yin
1NH klar hervor: Die Folgen Handelns346 reichen - auch wo dies )nicht offen zutage liegt menschlichen - in einer "Familie" mit regelhafter Notwendigkeit über die Grenzen der Generationen hinaus; die Söhne haben 347 an der Schuld ihrer Väter mitzutragen . Diese (vermeintliche) Erfahrung, "daß die Strafe eines Menschen seine nächste Umgebung, also zunächst seine Familie, in Mitleidenschaft zieht", ist "auch der Weisheit
340 34a 342 343
A.a.O., 61. A . a . O . , 63. Schenker, Trauben, 456. V g l . K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 214 m i t A n m . 24; v g l . j e t z t a u c h die d i f f e r e n z i e r t e A n a l y s e v o n Jer 3 1 , 2 7 - 3 4 b e i L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 2 f f . 344 T r o t z u n t e r s c h i e d l i c h e r T e m p u s s t r u k t u r (Jer 3 1 , 2 9 : 1 P 1 i V j N H 1 2 N ,., " V ä t e r h a b e n s a u r e T r a u b e n g e g e s s e n . ..") h a b e n b e i d e A u s s a g e n d e n s e l b e n S i n n : Sie b e z e i c h n e n e i n e n g e n e r e l l e n S a c h v e r h a l t , w i e s c h o n d u r c h die I n d é t e r m i n a t i o n von n i 3 N an b e i d e n S t e l l e n und D ' i l in J e r 3 1 , 2 9 d e u t l i c h w i r d (Ez 1 8 , 2 u n t e r s t r e i c h t m i t d e m d e t e r m i n i e r t e n D T 12il im N a c h s a t z , daß es s i c h um N a c h k o m m e n d e r im V o r d e r s a t z g e n a n n t e n " V ä t e r " h a n d e l t ) . Ez 1 8 , 2 b e t o n t m i t dem z w e i m a l i g e n y i q t o l s t ä r k e r die G e n e r a l i t ä t d e r A u s s a g e , w ä h r e n d J e r 3 1 , 2 9 m i t der A b f o l g e von q a t a l u n d y i q t o l die z e i t l i c h e R e l a t i o n des H a n d e l n s der V ä t e r und d e s E r g e h e n s der S ö h n e h e r v o r h e b t . 3 4 5 Da a u ß e r 1 8 , 1 9 f ( l i y i NÏIJ) im EB i m m e r 11y NKI3 s t e h t , i s t m i t e i n e m B e d e u t u n g s u n t e r s c h i e d d e r b e i d e n A u s d r ü c k e zu r e c h n e n : 1 1 y i NEU b e z e i c h n e t in e i n e m s p e z i e l l e r e n S i n n e als lly NPi das Hit-Tragen an einer Schuld (anders z.B. Greenberg, 332). 3 4 6 Im S i n n e der h e b r ä i s c h e n vgl. z.B. J e n n i , A r t . n ' 3 , 3 1 1 f ; Wolff, Anthropologie, 310. 347 V g l . S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 7 .
Das " ä l t e r e bekannt" hen"
349
348
EB"
359
. "In diesem Zusammenhang ist auch Ex 20,5; 34,7 zu verste-
(vgl. auch Dtn 5,9f; Num 14,18) 350 .
Welche Stellung beziehen nun die Gegner des Propheten zu dem Sachverhalt, auf den sie mit dem Maschal von 18,2 Bezug nehmen? "Fast einhellig vermuten die Kommentatoren von Schroeder (1873) bis Zimmerli hinter der Redensart eine frivole, freche oder zynische Gesinnung und Kritik an der Gerechtigkeit Jahwes ... Allein Hitzig (1847), dem sich Schenker anschließt, versteht die Redensart aus dem Kontext von 18 und der parallelen Stelle 33,10-20. Darin äußert sich keine Kritik, es wird vielmehr eine schlichte Erfahrungstatsache festgestellt ..," 3 5 1 Daß das Sprichwort sich nicht kritisch auf den von ihm bezeichneten Sachverhalt bezieht, legt sich in der Tat nicht nur von der Überlegung her nahe, daß "Sprichwörter ... meistens keine kritische Funktion haben, sondern eher neutral und ohne Werturteil der Welt Lauf, wie er eben ist, 352 in eine Sentenz einfangen" , sondern erscheint auch deshalb wahrscheinlich, weil es im Text kein Indiz dafür gibt, daß hinter 2 und 19 verschiedene Positionen stünden. Dies aber müßte andernfalls angenommen werden, denn die Frage von 19 setzt voraus: "Schwierig und erklärungsbedürftig ist nicht die Bestrafung der Nachfahren mit der Schuld ihrer Vorväter, sondern umgekehrt: Schwierig und der 353 Erklärung bedürftig ist die Straflosigkeit der Söhne schuldiger Väter!" Dagegen muß es fraglich erscheinen, ob das Zitat von 18,2(.19) in seinem Sinn mit dem in 33,10 zitierten Wort übereinstimmt. Die Argumentation von 33,10-20 hat ihre Parallele in 18,21ff und ist gegenüber 18,1-
3 4 8 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 217 (mit e i n i g e n B e i s p i e l e n ) . 349 Ebd. 350 M ö g l i c h e r w e i s e i s t die F o r m u l i e r u n g in Ex 2 0 , 5 ; Dtn 5,9 i h r e r s e i t s von Ez 18 b e e i n f l u ß t : "The a d d i t i o n of t h e p h r a s e 'to t h o s e w h o h a t e 3 m e ' (1 S o n ' ä y ) , s h o u l d ... be c o n s t r u e d as an a t t e m p t by t h e D e u t e r o n o m i c e d i t o r of t h e D e c a l o g u e to r e c o n c i l e t h i s old f o r m u l a (poqed ca c c v Y ec —c v o n 'abot al-banim al-sillesim v a l - r i b b e im) w i t h a m o r e r e f l e c t i v e a p p r o a c h to t h e e t h i c a l r e s p o n s i b i l i t y of t h e i n d i v i d u a l f o u n d in l a t e r p r o p h e t i c t e x t s (Jer. 3 1 : 2 9 ; E z e k . 1 8 ) a n d e m b o d i e d in t h e a c t u a l a d m i n i s t r a t i o n of j u s t i c e ( D e u t . 2 4 : 1 6 cf. 2 K i n g s 1 4 : 6 ) " ( B l e n k i n s o p p , A b r a h a m , 124 m i t V e r w e i s a u f P h i l l i p s , D e u t e r o n o m y , 164f; Mayes, Deuteronomy, 326). 3 5 1 F u h s , 9 4 f ; vgl. den F o r s c h u n g s ü b e r b l i c k b e i S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 1 f f u n d K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 210 m i t A n m . 2. 352 S c h e n k e r , T r a u b e n , 457 (mit H i n w e i s a u f J o l l e s , F o r m e n , 1 5 0 f f ) . 353 S c h e n k e r , a.a.O., 457.
360
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
20 relativ selbständig. Vordergründig scheint es sogar so zu sein, "that the .affirmation of the expungeability of a wicked past and the assurance of life to the penitent better answers to the despair expressed in 33:10 (...) than to the proverb that gave occasion to our oracle (sc. Kap. 18)"
. Die in 33,10ff bestrittene Ansicht ist mit 18,1-20 durchaus 355 vereinbar: "The people now acknowledge their sins" ! Von daher scheint sich eine Interpretation des Textes nahezulegen, die seinen Adressaten den Versuch unterstellt, ein Auseinandertreten von Handeln und entsprechendem Ergehen zur Deutung ihrer eigenen Situation (affirmativ) in Anspruch zu nehmen. Dann ergeben sich näherhin zwei Möglichkeiten, die Haltung der Gegner des Propheten zu deuten: (i) Sie meinen, von den Folgen ihres eigenen, schuldhaften Verhaltens verschont zu bleiben. Diese Interpretation vertritt Raschi, der den Maschal von 18,2 paraphrasiert: "So ist Gottes Handlungsweise: wieviele Jahre haben Judas Könige gesündigt, bevor sie (schließlich) deportiert wurden! So brauchen auch wir uns keine Sorgen zu machen, daß wir für 356 unsere Sünden bestraft werden" . Gegen diese Deutung spricht jedoch, daß in 19 nur von einem Mit-Tragen der Söhne an der Schuld der Väter die Rede ist, womit ein (mindestens partielles) Einstehen der Väter für ihr eigenes Handeln nicht ausgeschlossen ist, die den Gegnern des Propheten von Raschi unterstellte Erwartung also unbegründet wäre. (ii) So wird der Interpretation Raschis jedenfalls eine Deutung vorzuziehen sein, die die Gegner des Propheten so versteht, daß sie der Meinung sind, die Schuld ihrer Väter tragen zu müssen 357 - eine Vorstellung, die (vielleicht aus größerer Distanz formuliert ) dann auch in Klgl 5,7 zum Ausdruck käme: "Unsere Väter haben gesündigt. Sie sind nicht mehr. Wir haben ihre Schuld getragen." In diesem Sinne versteht z.B. Fohrer die argumentative Frontstellung des Textes: "Die Deportierten ... hielten die ... Katastrophe, die sie betroffen hatte, für unverdient und führten sie auf das Verhalten der Väter zurück. Denn diese sind es ja, die unreife Trauben gegessen hatten, die als Delikatesse galten; sie haben besonders unter Manasse in Reichtum
354 G r e e n b e r g , 3 3 8 (s. a b e r u. (2)!). 355 L i n d a r s , E z e k i e l , 4 6 5 . 356 Z i t . bei S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 1 . 357 V g l . K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 218 m i t A n m . 41; d e r , 161.
anders
Plöger,
Klagelie-
Das "ältere
EB"
361
und Wohlergehen geschwelgt und Jahwe dadurch erzürnt. Sie haben sich gegen ihn vergangen (cf 2 R 23,26; 24,3; Jer 15,14), aber er ... sucht die Sünde erst an den Kindern heim. Die Deportierten halten sich im Vergleich mit der Zeit Manasses für bedeutend besser und jahwetreuer, 358 so daß die Deportation sie unverschuldet getroffen hat ..." Dem Hinweis dieser Interpretation auf das Bestreben der Gegner des Propheten, Ursachen für die gegenwärtig erfahrbare Situation im Handeln vergangener Generationen zu suchen, ist m.E. voll zuzustimmen. Dieselbe Frontstellung macht nämlich ein charakteristisches Phänomen des Schuldaufweises in den Gerichtsprophezeiungen des EB begreiflich: seine zeitliche "Raffung" und In-Eins-Setzung gegenwärtiger Vergehen Israels mit 359 solchen der Zeit Manasses . Zudem gewinnt in dieser Deutung der konzeptionelle Hintergrund der Position der Gegner an Profil, ist es doch worauf v.Rad hinweist - "(d)ie dtr. Geschichtstheologie", die "diese die Generationen überschneidende Wirkung des Bösen ... als einen wesentlichen Faktor ihrer ganzen Geschichtsbetrachtung deutlich in Rechnung" stellt 3 6 0 (vgl. 2 Kön 21,10ff; 23,26; 24,2). Der Gedanke einer Haftung der Söhne für die Schuld der Väter wird im DtrG eingesetzt zur theologisehen Bewältigung der Katastrophe von 587, die damit akzeptabel wird
358 F o h r e r , 99 ( F o h r e r u n t e r s t e l l t a l l e r d i n g s d e n T r ä g e r n des M a s c h a l zugleich einen Protest gegen Jahwes "ungerecht(es)" Verfahren). Vgl. z . B . a u c h G r e e n b e r g , 3 3 9 : " E z e k i e l ' s g e n e r a t i o n ... w e r e c o n s c i o u s of t h e i r r e l i g i o u s s u p e r i o r i t y O v e r t h e i r a n c e s t o r s of t h e t i m e of M a n a s s e h a n d A m o n " , und K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 219: "Was a l s z y n i scher Angriff gegen Jahwes G e r i c h t s h a n d e l n gewertet wird, ist e i g e n t l i c h ... K r i t i k an d e n ' V ä t e r n ' " . 359 V g l . u . 3 . 3 . 1 . b . ( 2 ) . 360 V . R a d , T h e o l o g i e I, 4 0 5 ; vgl. W o l f f , K e r y g m a , 3 1 4 . 361 A l l e r d i n g s f i n d e n s i c h im D t r G a u c h A u s s a g e n , die zu d i e s e m G e d a n k e n in S p a n n u n g s t e h e n : (1) Ihm s t e h t die d u r c h g ä n g i g n e g a t i v e B e u r t e i lung der N a c h f o l g e r J o s i a s : J o a h a s (2 Kön 2 3 , 3 2 ) , J o j a k i m ( 2 3 , 3 7 ) , J o j a c h i n (24,9) und Z e d e k i a (24,19) u n v e r m i t t e l t zur S e i t e , so daß l e t z l i c h o f f e n b l e i b t , in w e l c h e m V e r h ä l t n i s die E i g e n v e r a n t w o r t u n g d e r v o n d e n K a t a s t r o p h e n der J a h r e 597 u n d 587 B e t r o f f e n e n f ü r ihr S c h i c k s a l zu d e r i h r e r V ä t e r s t e h t . (2) Ihm w i d e r s p r i c h t d e r Ez 1 8 , 2 0 n a h e s t e h e n d e R e c h t s s a t z D t n 2 4 , 1 6 , n a c h dem A m a z j a in 2 K ö n 14,6 h a n d e l t . - D i e s e z w e i t e S p a n n u n g i n n e r h a l b d e s DtrG k ö n n t e s i c h j e d o c h aus e i n e r R e z e p t i o n d e r K o n z e p t i o n von Ez 18 in der " d t r . S c h u l e " e r k l ä r e n ( v g l . o . A n m . 3 5 0 ) . A n d e r n f a l l s w ä r e Ez 18 a l s V e r s u c h zu v e r s t e h e n , die " d t r . T h e o l o g i e " d u r c h A u f w e i s und B e h e b u n g i h r e r I n k o n s i s t e n z e n zu ü b e r w i n d e n . (Vgl. etwa die v o r s i c h t i g e n Ü b e r l e g u n g e n zu Dtn 2 4 , 1 6 b e i K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 218 A n m . 4 2 . )
362
Versuch
einer
Die entscheidende liegt
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Schwäche d e r von F o h r e r v o r g e t r a g e n e n
jedoch darin,
daß s i e
Interpretation
d i e Gegner des P r o p h e t e n u n t e r den
Deportier-
t e n s u c h e n muß, w ä h r e n d n a c h 1 8 , 2 d a s S p r i c h w o r t " a u f dem B o d e n 362 O N I W n m n Vy) , d . h . i n P a l ä s t i n a u m l ä u f t . H i n z u kommt, d a ß gen,
die die Frage
18,19 äußern,
offenbar
Israels" diejeni-
"das Mittragen der S t r a f e
wol-
363 len oder g a r fordern" ken"
beurteilen
identifizieren zu l e i d e n Diesen Annahme Land das
, was man kaum a n d e r s denn a l s
k a n n , wenn man a n n i m m t ,
Schwierigkeiten
597
als
"unter
Gedan-
'Söhnen' Generation
haben"
entgangen
der
" s i c h m i t den
und d o c h u n t e r den F e h l e r n d e r v o r h e r g e h e n d e n 364
werden
Manasse
Jahwe
dadurch
nen",
sehen
in
Reichtum
Träger
m.E. mit
ihr
den
einfachsten Sprichwort Geschick,
verarbeiten
Familien
.
Nun
Maschal
Gericht
an
der 18,2
im
sondern Viel
haben,
geschwelgt
endlich,
das
mit von
wollen:
angehört
un 3d 65 Wohlergehen
haben des
am dem
eigenes
deutend
diese
erzürnt"
die
daß
nicht
Deportierten
jene
kann
werden,
Zurückgebliebene
eher
daß s i e
"absurden
den
Jahwes
die
und "Söhsich
362 F o h r e r , 97 l i e s t d e n n a u c h m i t G ( e v T O L S ui/OUS I a p a n A ) , d o c h i s t d i e s e r L e s e a r t " n i c h t zu f o l g e n , da G u o o t IopariX a u c h an a n d e r e n S t e l l e n (3,1; 4 , 3 ; 1 2 , 2 4 ; 2 7 , 1 7 ; 4 4 , 2 8 , vgl. a u c h 4 4 , 1 3 ; 4 7 , 1 3 ) g e g e n d e n in Ez ü b l i c h e n S p r a c h g e b r e u c h (...) e i n t r ä g t " ( Z i m m e r l i , 3 9 2 ) . S c h a r b e r t , S o l i d a r i t ä t , 2 2 3 A n m . 369 v e r s t e h t VN"!»' IffllK "7y im S i n n e von " ü b e r d a s Land I s r a e l " - e i n e Ü b e r s e t z u n g , die s i c h vom K o n t e x t her kaum n a h e l e g t . 3 6 3 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 212. H i e r l i e g t m . E . der e n t s c h e i d e n d e U n t e r s c h i e d in d e r F u n k t i o n d e s S p r i c h w o r t s für s e i n e T r ä g e r z w i s c h e n Ez 18,2 u n d Jer 3 1 , 2 9 . "The a u t h o r of J e r . 3 1 : 2 9 - 3 0 a g r e e s t h a t t h e p r o v erb p a i n t s an a c c u r a t e p i c t u r e of l i f e , i m p l i e s s u p p o r t f o r t h e c o m p l a i n t it e m b o d i e s a n d p r o m i s e s t h a t t h i n g s w i l l be d i f f e r e n t in t h e age to c o m e . E z e k . 1 8 , on t h e o t h e r h a n d , a s s e r t s f i r m l y t h a t h e r e a n d now t h e p r o v e r b is f a l s e and m u s t n o t be u s e d " ( J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 1 8 9 ) . Die A u f h e b u n g des m i t dem M a s c h a l b e z e i c h n e t e n S a c h v e r h a l t s w i r d o f f e n b a r v o n d e n in J e r 3 1 , 2 9 f A n g e s p r o c h e n e n eis " H e i l s w e i s s a g u n g " b e g r ü ß t , w ä h r e n d s i c h die A d r e s s a t e n von Ez 18 d e g e g e n w e h r e n (V.19)! 364 K i l p p , I n t e r p r e t a t i o n , 212. K i l p p s c h l i e ß t d a r a u s : " E i n e e r n s t h a f t e W i r k l i c h k e i t s i n t e r p r e t a t i o n h a t h i e r der A u t o r von Ez 18 s e i n e m e i g e nen V o r h e b e n a n g e p a ß t " (ebd.). 3 6 5 F o h r e r , 99. W e n n K i l p p , a . a . O . , 219 f e s t s t e l l t : "Da m i t dem B e g r i f f ' V ä t e r ' ... die E n t s c h e i d u n g s m ä c h t i g k e i t m i t s c h w i n g t , w i r d m a n an v e r f e h l t e E n t s c h e i d u n g e n d e n k e n m ü s s e n und d a m i t an die G r u p p e n , die in der l e t z t e n K ö n i g s z e i t e i n e a n t i - b a b y l o n i s c h e P o l i t i k d u r c h z u s e t zen v e r m o c h t e n " , s i n d d i e s e G r u p p e n - z u m a l in der von K i l p p a n g e n o m m e n e n E n t s t e h u n g s z e i t n a c h 587 (s. d a z u u.) - in der G o l a zu s u c h e n , n i c h t m e h r ^ i O K P H U T « *7y I
Das "ältere
EB"
363
vollenden
- und b e h a r r e n d a r a u f , daß dies so seine
Richtig-
keit habe
(18,19)! T r i f f t diese I n t e r p r e t a t i o n des
Textes
zu, fügt sich Ez 18,1-20 ü b e r r a s c h e n d lung eines G r o ß t e i l s
gut in die
der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
Frontstelim EB
gegen
eine in J e r u s a l e m u m l a u f e n d e D e u t u n g der E r e i g n i s s e des qcc
res 597 als " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " 11,3:
"(Die Stadt)
Jahwes
Behauptung
. Das Zitat in Ez
ist der T o p f , und w i r sind das
(vgl. 2 4 , 3 f f ) , i l l u s t r i e r t e x e m p l a r i s c h
"die
Fleisch"
rücksichtslose
der nach 598/7 in J e r u s a l e m G e b l i e b e n e n ,
nun das Volk J e r u s a l e m s seien rung e i n e s Z u s t a n d e s ,
Jah-
... Es ist die
daß
sie
Definitiv-Erklä-
den s o w o h l die auf die R ü c k k e h r
der
V e r b a n n t e n H o f f e n d e n wie auch der um ein noch b e v o r s t e h e n d e s G e r i c h t w i s s e n d e P r o p h e t als ein P r o v i s o r i u m a n s e h e n m ü s 367
sen"
. G e g e n diese im I n t e r e s s e der nach 597 in
Verbliebenen
liegende Geschichtsdeutung
Eigenverantwortung
Jerusalem
macht Ezechiel
der D e p o r t i e r t e n für ihr G e s c h i c k
t e n d . Dann k ö n n e n sich aber auch die Z u r ü c k g e b l i e b e n e n als v e r m e i n t l i c h
"geläutertes" Gottesvolk
die
gel-
in S i c h e r h e i t
gen; auch sie w e r d e n bei ihrer S c h u l d b e h a f t e t w e r d e n :
nicht wie"Wer
s ü n d i g t , muß s t e r b e n ! " (18,4.20). Einer A n s e t z u n g von Ez 1 8 , 1 - 2 0 ( * ) z w i s c h e n 597 und 587 3 ß 8 s t e h t bei diesem V e r s t ä n d nis n i c h t s im Wege
366 367 368 369
OßQ
Vgl.u. 3.3.1.b.(l) u.o. II.4.1.1. Zimmerli, 243. So z.B. a u c h F o h r e r , 9 9 ; v . R a d , T h e o l o g i e I, 4 0 6 f . D i e E i n w ä n d e K i l p p s ( I n t e r p r e t a t i o n , 214) g e g e n e i n e A n s e t z u n g d e s A b s c h n i t t s vor 587 w e r d e n m i t d e r hier s k i z z i e r t e n I n t e r p r e t a t i o n h i n f ä l l i g . S e i n e B e m e r k u n g : "Die A n s e t z u n g d e s S p r u c h e s (sc. Ez 18,2) in die Z e i t n a c h d e r e r s t e n D e p o r t e t i o n 597 g r ü n d e t a u f d e r C h r o n o l o g i e d e s E z e c h i e l b u c h e s (vgl. 8,1; 2 0 , 1 ) , ü b e r s i e h t j e d o c h , daß die u r s p r ü n g l i c h z u s a m m e n g e h ö r e n d e n K a p . 17 und 19 d u r c h Ez 18 g e s p r e n g t w e r d e n " , kann a l l e n f a l l s e i n A r g u m e n t f ü r den t e r m i n u s a quo der r e d a k t i o n e l l e n E i n o r d n u n g des T e x t e s in den v o r l i e g e n d e n l i t e r a r i s c h e n Z u s a m m e n h a n g , n i c h t aber für d e n s e i n e r E n t s t e h u n g e b g e b e n . Daß " a u c h J e r 3 1 , 2 9 f " , d e s s e n " K o n t e x t (Jer 3 0 , 3 ; 3 1 , 2 3 ; 3 1 , 3 8 f f . ) (...) d e s E x i l v o r a u s ( s e t z t ) " , " ( f ) ü r e i n e n U r s p r u n g des S p r i c h w o r t e s in P e l ä s t i n a n a c h d e r Z e r s t ö r u n g J e r u s a l e m s s p r i c h t " , k ö n n t e a l s A r g u m e n t nur g e l t e n , w e n n s i c h e r w ä r e , daß d e r S p r u c h n i c h t d e n V e r f a s s e r n d i e s e s T e x t e s s c h o n v o r g e g e b e n ist - w a s K i l p p j e d o c h s e l b s t a n n i m m t . Der im A n s c h l u ß an F o h r e r , 99 f o r m u l i e r t e E i n w a n d s c h l i e ß l i c h , deß der M a s c h a l "in J e r u s a l e m n a c h 597 n i c h t g u t g e s a g t w e r d e n k o n n t e , w e i l d o r t zu d e r Z e i t v i e l e m i t d e r D e p o r t e t i o n der Oberschicht profitiert hätten", wird unter Voraussetzung
364
Versuch
einer redaktionsgeschichtlichen
Die B e o b a c h t u n g e n schen K o n t e x t
zur Funktion
zeigten
allerdings,
auch für die R e d a k t i o n deutung
sein m u ß t e ,
konnte doch
eines Nachfolgers Jojachins
tualisierenden tion
des
1 8 , 1 - 2 0 die
als H e r r s c h e r
"re-lecture"
Als ein c h a r a k t e r i s t i s c h e r gesetzten
Situation
Landbewohnern
aber mit z u n e h m e n d e m Abstammungsnachweis rechtlich
Gründen
Abstand
Zug der im "älteren
372 373 374
EB"
voraus-
zwischen
Gola und 370 herausgestellt mußte
nun
von 5 9 7 / 8 7 der 371 g e n e a l o g i s c h e gewinnen . "Während in
'Vaterhaus'
nur f a m i l i e n -
ist, wird
und
es nach der
der
erb-
Katastro-
Sippenorganisation
der m i s p l h i 372 (...) zur g r u n d l e g e n , zur " g r u n d s ä t z l i -
Einheit
der B ü r g e r - T e m p e l - G e m e i n d e
6.-4. J h . v . u . Z . " 373 . Mit dem V e r w e i s
370 371
Redak-
wahrscheinlich.
des G e m e i n w e s e n s "
chein) strukturelle(n)
rum w a r e n
seine
ak-
an B e d e u t u n g
mit sich b r i n g t , a n s t e l l e
auf die
b e s t i m m t e n ni2N H ' 2 b e g r ü n d e t e n 374
ner mit einem
Kontext
einer
der B e s i t z t i t e l D e p o r t i e r t e r
(!) von B e d e u t u n g
chen von E x u l a n t e n
neukonstituier-
dieses T e x t e s durch
phe von 587, die den Z u s a m m e n b r u c h
zu einem
im
Be-
Legitimation
1 8 , 1 - 2 0 im
hat sich der K o n f l i k t
Zeit das
den Zelle im A u f b a u
Textkamplex
die A n n a h m e
um den B e s i t z des Landes
Für die L e g i t i m a t i o n
vorexilischer
man
EB", wird
aber auch noch aus anderen
literari-
EB" von b e s o n d e r e r
Betrachtet
"älteren
18 im
daß dieser
des "älteren
ten I s r a e l u n t e r s t ü t z e n . der S i t u a t i o n
von Kap.
Einordnung
Landbesitzansprü-
konnte nun von Seiten
Schuldvorwurf
gegen
im
Zugehörigkeit
der
Landesbewoh-
die b e t r e f f e n d e n
ni3N
sie denn von Jahwe ins E x i l g e f ü h r t w o r d e n ? ! )
(waund
der oben skizzierten Interpretation eher zu einem Argument für eine Ansetzung zwischen 597 und 587. S.o. 3.2.3.8. Die Bedeutung von Genealogien (vgl. dazu allgemein Wilson, Genealogy) in nachexilischer Zeit illustrieren Esr 2; 8,lff; Neh 7,6ff. Aufgelistet sind hier die nilNil '»NT (vgl. z.B. Esr 1,5; 2,68), wie hier (und z.B. auch 1 Chr 8,28; 24,31) in Abkürzung des in P gebräuchlichen terminus technicus H12N H'2 Ü/KT (vgl. z.B. Num 7,2; 17,18) formuliert wird (vgl. Jenni, Art. 2N, 7f; Müller, Art. öfO , 705f). Jenni, a.a.O., 7. Weinberg, Beit 'Äbit, 414; vgl. Ders., Agrarverhältnisse (s.Schottroff, Sozialgeschichte, 61f). Nach Weinberg, Beit 'Abot, 409 begründet die Zugehörigkeit zu einer H13N I P 2 mindestens ein "latente(s) Erbrecht".
Das der
Behauptung
ihrer In
"Väter" dieser
einer
Haftung
begegnet leisten:
des
Vaters"
-
Schuld
des
Sohnes"
(18,20)
Vater
handelt" Beweis
(18,14).
möglich
war
Verhaltens
in
die
der
"Söhne"
für
Ez
dies das und
18,1-20
die
Gola
Schuld
an
der
an
der
"ein
Vater
"all
die
... es
und n i c h t nun a b e r
Kriterien
(1) (2)
auch
geeignet
der
eines
unter
den
Sünden,
Genau
"gerechten"
und
die
desgleichen weiter
unter
"gerechten" Bedingungen
erscheinen
Landesbewohner
zu z e r s t r e u e n .
Argumen-
mit
wie
galt
Kataloge
der
nicht
wenn er
Dazu waren
Exilierten
erfüllen
-
sieht
und B e f ü r c h t u n g e n
kehrwilligen rungen
hat,
erforderlich,
Exils
Bedenken
365
Sohn t r ä g t
ebensowenig
Eben
zu s t e l l e n .
Handelns des
begangen
auch
konnte
"Ein
Schuld sein
EB"
werden.
Konfliktlage
tationshilfe
"ältere
konnte,
gegenüber diese
rück-
Anforde-
"ungerechten"
18,5-17.
S y n t a k t i s c h s i n d die Tatbestandskataloge i n 6 - 9 a . l l b - 1 3 a und 15-17a r e l a t i v l o c k e r mit dem Kontext v e r k n ü p f t . So f i n d e t der K o n d i t i o n a l s a t z i n 5 ( . . . F ' T X H ' i T ' 3 V H ) s e i n e Fortsetzung n i c h t i n 6 f f («"7 D'inn "7N ... I M
) 3 7 5 , sondern i n der D e k l a r a t i o n :
. . . H T P n ' n Nin ¡7'TX
(9b)376.
Zwischen diese beiden zusammengehörigen G l i e d e r i s t 6-9a i n e x p l i k a t i v e r 377 Asyndese zu 5 eingeschoben. Entsprechendes g i l t f ü r 10a ( l l b - 1 3 a ) 13b und 14 (15-17a) 17b. A u f f ä l l i g s i n d weiter die r e l a t i v großen U n t e r s c h i e de der d r e i Reihen i n 6-9a. l l378 b - 1 3 a und 15-17a i n Umfang und Reihenfolge der a u f g e l i s t e t e n Tatbestände . "Such V a r i a t i o n , Wevers has noted, argues against taking this list as some case of well-known Standard, 379 l i k e the Decalogue"
; s i e überrascht aber doch auch a n g e s i c h t s der
s o n s t so strengen, r e p e t i t i v e n " K a s u i s t i k " des Textes. S c h l i e ß l i c h b e s t e hen i n n e r h a l b der Reihen s e l b s t z . T . s y n t a k t i s c h e Brüche: 6 f f f o r m u l i e r t
3 7 5 D i e s w ü r d e s c h o n e u f g r u n d der T e m p u s s t r u k t u r u n w a h r s c h e i n l i c h s e i n : " W e n n e i n e r g e r e c h t i s t (il'iV : g e n e r e l l e r S a c h v e r h a l t ) , (dann) h a t er n i c h t a u f d e n B e r g e n g e g e s s e n C7DN) ..."?! Die K o m m e n t a r e v e r schleiern diesen Sachverhalt i.d.R. durch präsentische Übersetzung von 6 f f ; v g l . z . B . E i c h r o d t , 144; F o h r e r , 99; Z i m m e r l i , 3 9 1 ; F u h s , 95; G r e e n b e r g , 3 2 5 . 376 Vgl. Schulz, Todesrecht, 169ff. 377 Zu den t e x t k r i t i s c h p r o b l e m a t i s c h e n S ä t z e n 10b und IIa vgl. Z i m m e r li, 3 9 3 f u n d G r e e n b e r g , 3 3 1 . 3 7 8 V g l . die T a b e l l e b e i G r e e n b e r g , 342. 379 Ebd.
366
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
zunächst perfektisch [KW
Einordnung
... "7DN) , wechselt dann unvermittelt ins Imper-
fekt (T7il' ... ni7') , um schließlich perfektisch abzuschließen (1BB0. In llff wird eine Reihe von Perfekten ("7TA ... "73«, np*7 ... NB»3) durch das Imperfekt 2'f7 unterbrochen, während 15ff durchgängig im Perfekt formuT • 4.380 lxert ist Diese Beobachtungen sind m.E. als Indizien für eine - lebhafte und vielleicht mehrschichtige - Überarbeitung dieser Tatbestandskataloge zu werten, die ihrerseits auf aktuelle Interessen der Bearbeiter hin. .381 weist Inhaltlich weisen die aufgelisteten Tatbestände eine große Spannweite auf. Abgesehen von den allgemein gehaltenen, abschließenden Formulierungen in 9aa und 17aß zeigen nur das "Essen auf den Bergen" (6.11.15) und das "Erheben der Augen zu den Götzen (des Hauses Israel)" (6.12.15) engere Bezüge zu den gängigen Topen im Schuldaufweis der Gerichtsprophezeiungen des EB (mit Ausnahme von Kap. 22 - dazu unten!): "Die geraffte Formulierung D'inn "7V "73N ... liegt auf der Linie der kultisch-rituellen Versündigungen von 8,6 (...) und 8,16(17bß?) (...), vgl. auch die Polemik gegen die 'Berge' Ez 6. ... Das 'Aufheben der Augen zu den Götzen des Hauses Israel' ist ganz in ezechielischer Terminologie formuliert.'"il^A VN-lil' IP2 außer in 18,6.15 noch in 8,10. "7N D'J'y M M in 18,6.12.15; 382
23,27; 33,25"
. Ähnliche Vergehen werden auch in 33,25 den Landesbewoh-
nern vorgehalten, wo sich auch der Topos "Verunreinigung der Frau des Nächsten" findet (33,26; vgl. 18,5.11.15 und 22,11). Dieser bezeichnet aber schon weit stärker als jene einen Handlungsbereich, in dem sich gerade auch ein exilierter Israelit bewähren konnte.
380 Zu r e g i s t r i e r e n i s t f e r n e r ein W e c h s e l v o n S y n d e s e u n d A s y n d e s e in d e n d r e i R e i h e n , der k a u m e i n e R e g e l e r k e n n e n l ä ß t . A u f 6 a a f o l g e n z u n ä c h s t v i e r s y n d e t i s c h (mit 1) a n g e r e i h t e S ä t z e , an d i e in 7 a ß . y z w e i A u s s a g e n a s y n d e t i s c h a n g e h ä n g t s i n d . 7b (vgl. 1 6 b ) . 8 a a (vgl. 13a) und 9aot (anders 17aß) s i n d als P a a r e s y n d e t i s c h v e r b u n d e n e r S ä t z e zu e r k e n n e n . V i e l l e i c h t ist 1 5 - 1 6 , wo j e w e i l s z w e i A u s s a g e n syndetisch miteinander verknüpft sind, nach diesem Vorbild gestaltet . 3 8 1 D e r W e c h s e l von q a t a l u n d y i q t o l in 6ff u n d llff k ö n n t e s i c h e t w e a u s d e r d o p p e l t e n F u n k t i o n (s.o.) d i e s e r T a t b e s t a n d s k a t a l o g e e r k l ä r e n , die z u g l e i c h (1) a u f v e r g a n g e n e s und (2) auf e r w a r t b a r e s z u k ü n f t i g e s V e r h a l t e n z i e l t . - D e n " V e r d a c h t ..., d a s s sie (sc. " d i e d r e i l a n g e n K a t a l o g e von b ö s e n u n d g u t e n T a t e n in V . 6 - 8 , V . l l b - 1 3 a , u n d V . 1 5 - 1 7 a a n ) später eingefügt wurden", äußert auch Vogt, U n t e r s u c h u n g e n , 113. 382 Z i m m e r l i , 4 0 5 .
Das " ä l t e r e
EB"
367
Auffällig ist, wie umfangreich in den Tatbestandskatalogen von Kap. 18 das Verhalten im ökonomischen (7-8aa. 12a. 13a. 16-17aa) und rechtlichen 383 (8aß.b, auch 17aß?) Bereich berücksichtigt ist . Ist dies zunächst Indiz für eine intensive Teilnahme Deportierter "am Handels- und Gewerbe384 leben ihrer Umwelt"
, könnte es darüber hinaus weiteres Licht auf den
im "älteren EB" vorausgesetzten Konflikt zwischen Gola und Landesbewohqoc nern werfen. Für diese mußten ja die deportierten Familien der Jerusalemer Oberschicht ihre und ihrer Väter ehemalige Unterdrücker und Ausbeuter repräsentieren 386 , von deren Rückkehr nichts Gutes zu erwarten sein konnte - eine anscheinend nicht ganz unberechtigte Befürchtung, wie das Akutwerden des Problems der Schuldknechtschaft in persischer Zeit 387 zeigt
. Mit den ökonomischen Verhaltensstandards von Ez 18,5ff konnte
die Redaktion des "älteren EB" solchen Befürchtungen entgegentreten ^ nicht ohne zugleich rückkehrwillige Deportierte auf ein entsprechendes Verhalten zu verpflichten. Hierbei konnte sie offenbar auf neue "Verhaltensregeln" zurückgreifen, die sich in der Exilsituation herausgebildet hatten, um es zu ermöglichen, daß "Israel als Volk und Bundesgemeinde seine Identität behalten und ... die Grundsätze bisheriger Ethik erhalten bleiben" konnten, "(n)achdem die 'naturwüchsigen' Gemeinschaftsformen wie Sippe, Stamm, Königsvolk durch die Kriegsfolgen auseinandergebrochen waren", und "es dem spontanen Solidaritätsgefühl an klaren Bezugs388 punkten für heilwirkendes gemeinschaftsgemäßes Verhalten (mangelte)" S o l l t e nun die E i n h a l t u n g
dieser Verhaltensregeln
chen der A b k e h r der " S ö h n e " vom V e r h a l t e n m u ß t e aber auch r ü c k b l i c k e n d Maßstab
Kennzei-
ihrer "Väter"
das H a n d e l n der "Väter"
u n t e r w o r f e n w e r d e n . In d i e s e r A b s i c h t s c h e i n t
die
R e d a k t i o n des "älteren EB" Kap. 22, m i n d e s t e n s aber den s c h n i t t 2 2 , 6 - 1 2 v e r f a ß t zu 363 384 385 386
sein,
diesem Ab-
haben389.
V g l . d a z u im E i n z e l n e n Z i m m e r l i , 4 0 5 f f ; G r e e n b e r g , 3 2 9 f f . R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 67. Vgl.o. 3.2.3. Zu d e n S o z i a l v e r h ä l t n i s s e n der i s r a e l i t i s c h e n K ö n i g s z e i t und der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k an i h n e n vgl. etwa D o n n e r , B o t s c h a f t ; K o c h , Entstehung; Lang, Prophetie; Ders., Organization. 387 V g l . B a l t z e r , L i b e r a t i o n ; K i p p e n b e r g , E n t l a s s u n g , 9 1 f f ; ä l t e r e L i t e r a t u r i s t g e n a n n t bei S c h o t t r o f f , S o z i a l g e s c h i c h t e , 5 9 f f . 388 K o c h , P r o f e t e n II, 105. 389 E i n e g e n a u e A b g r e n z u n g des A n t e i l s " d e r " R e d a k t i o n am T e x t ist s c h w i e r i g . E i c h r o d t , 2 0 4 f f s i e h t 6 - 1 6 a l s W e r k von " S c h ü l e r ( n ) H e s e k i e l s " an ( a . a . O . , 2 0 6 ) , w ä h r e n d F o h r e r , 128 6 - 1 3 . 1 5 - 1 6 als s e l b -
368
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Die P a r a l l e l e n der h i e r erhobenen Anklagen zu den Tatbestandskatalogen 390 i n 1 8 , 5 f f s i n d frappierend . Dagegen sucht man " ( e ) i n e g e s c h i c h t l i c h e Konkretisierung . . . i n dem großen Korpus der Anklagerede, das i n 6-12 391 auf den Anruf 3aß-5 f o l g t , v e r g e b l i c h " . 22,6-12 e n t s p r i c h t aber eben392 so wie die "rückschauende Ständerede" 22,23-31 auch i n s o f e r n den I n teressen der Redaktion, a l s hier das Gericht über das K o l l e k t i v Jerusalem/Israel mit einer Verschuldung a l l e r einzelnen seiner Glieder begründet und so ein K o n f l i k t zwischen den k o l l e k t i v e n Gerichtsprophezeiungen im EB und der Lebenszusage an den Gerechten i n Kap. 18 vermieden wird. (2)
Mit
V.21 beginnt
in
Kap.
18 e i n
neuer
der s c h e i n b a r " b e t t e r answers to the 33:10 ( . . . ) than to the proverb that 393 18
. Deshalb
tionsstruktur
soll
18,2 v e r g l e i c h b a r Zitat
einer
taten
und u n s e r e
Aussage
die
Verzweiflung
ten)
klagenden
kein
"Sprichwort"
Aussage und i h r e
setzt des
- in
seiner
parallele
-
wir
vor,
Abschnitt
auf
uns,
"Unsere
und i n
ihnen
(33,10).
. Anders das
als
gegenwärtige Folgen
"Haus
"So
in
verkom-
18,2 l i e g t
).
sich
stilisier-
Sachverhalt
Israel"
ilTiJ
Frevel-
spricht
selber
Situation
(Ipf.:
m i t dem
ein:
i n3 9 5(vom P r o p h e t e n
beschreibt
eigene,
Israels"
das einen g e n e r e l l e n
zu e r w a r t e n d e n
Argumenta-
Disputationswort
da l e b e n ? "
Worten a u s "
in Ez
394
dieses
"Hauses
Israels
vielmehr
seine
der
werden.
Sünden l i e g e n
Wie s o l l e n
zeichnet;
zunächst
18,21-32 weitgehend
33,10-20 b e s p r o c h e n
men w i r .
hier
Argumentationsgang,
despair expressed gave o c c a s i o n t o "
hier be-
mit
dieser
(Ptz.:
D'pBJ)
Diese
Deutung
s t ä n d i g e s , n i c h t - e z e c h i e l i s c h e s " S c h e i t - und D r o h w o r t g e g e n die s ü n d i g e n I s r a e l i t e n " b e t r a c h t e t . F u h s , 117, der s i c h F ü h r e r s A b g r e n z u n g a n s c h l i e ß t , m a c h t a u f die M ö g l i c h k e i t e i n e s V e r s t ä n d n i s s e s d i e s e s A b s c h n i t t s als F o r t s c h r e i b u n g des v o r l i e g e n d e n S t ü c k s 1 - 5 . 1 4 a u f m e r k sam: "Ein S p ä t e r e r h e t das G e r i c h t s w o r t des P r o p h e t e n in e i n s a k r a l r e c h t l i c h e s D e k l a r a t i o n s w o r t (vgl. 1 4 . 1 8 ) u m g e f o r m t : V o r d e r s a t z (3aß.6) - s a k r a l r e c h t l i c h e E n t f a l t u n g ( 3 b . 7 - 1 2 ) - S a n k t i o n ( 4 f . l 3 16)". Durch diese Überarbeitung kommt 22,1-16 auch formal 18,1-20 n a h e . V g l . a u c h G a r s c h a , S t u d i e n , 4 8 f f , d e r 2 2 , 6 - 1 3 ( . 1 4 ) der " s a k r a l r e c h t l i c h e n S c h i c h t " d e s EB z u r e c h n e t . 390 391 392 393 394 395
V g l . die G e g e n ü b e r s t e l l u n g bei G r e e n b e r g , Zimmerli, 508. A . a . O . , 523. Greenberg, 338. Vgl. Graffy, Prophet, 72ff. Zimmerli, 804.
343.
Das des
eigenen
Schicksals
-
(doch wohl
aus
Folge
v.a.
EB"
369
im E x i l )
leidvoll
erfahrenen
-
Fehlverhaltens entspricht sach396 l i e h d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB - wie auch e i n e r 397 A r g u m e n t a t i o n s l i n i e des DtrG . Nicht sie wird dementsprechend
als
"ältere
im f o l g e n d e n
ihr
Lande
Disputationswort
abgeleitete
auf"
die
früheren
Prognose,
Deportierten
"daß
bestritten, nur
"warte,
der
sondern
T o d im
die
unreinen
nachdem s c h o n
vorher
a l l e s , was d a s L e b e n l e b e n s w e 3 r t9 8 m a c h t , . . . u n t e r d e n T r ü m mern J e r u s a l e m s b e g r a b e n l a g " : Jedem E i n z e l n e n s t e h t d i e M ö g l i c h k e i t d e r Umkehr a l s e i n e r 399 ben" o f f e n ; Jahwe h a t " k e i n e n lers,
sondern
u n d am L e b e n Auch ren
die
daß der
Frevler
bleibt"
(33,11;
18,23,
bestrittene
und e r n e u e r t e n
Entsprechungen 5,1-4 el
ebenso
im B l i c k
tion
des
in
gegen
Israel.
zit
auch gegen
-
"Lebens"
ein totales wie
für
vgl. der
Israel
EB" die
das
gegen sich
am T o d d e s s e i n e m Weg
die
also
Konzeption
wohl
freilich
des
EB.
Ez 3 3 , 1 0 f f
So
Jahwes
schärfste,
eines
Frev-
32)!
hat
Ammoniter
Le-
umkehrt
Unmöglichkeit
Vernichtungsgericht
21,33-37*,
Wendet
des
Prognose
von
Gerichtsprophezeiungen
"älteren
phezeiungen
Gefallen
daran,
so
vom T o d e z u m
"Wendung
von
gewendete -
Teils
weiteihre hat
etwa
an
Isra-
der
zumindest der
Redak-
Wort impli-
Gerichtspro-
EB?
Z a h l r e i c h e Kommentatoren sehen einen entscheidenden U n t e r s c h i e d z w i schen der I n t e r p r e t a t i o n des Geschicks I s r a e l s i n den G e r i c h t s p r o p h e z e i ungen des EB und s e i n e r Deutung durch die i n 33,10 z i t i e r t e n Gegner des Propheten d a r i n , daß d i e s e gegen das G e r i c h t s h a n d e l n s Jahwes aufbegehr e n . D i e s z e i g e i h r i n 33,17.20 (und 18,25.29) g l e i c h l a u t e n d Einwurf:
7
" N ITT p i l
7
zitierter
tft. Diesen Satz ü b e r s e t z t z . B . Zimmerli: "Der Weg
'Jahwes' i s t n i c h t r i c h t i g " ^ ® , und i n t e r p r e t i e r t i h n a l s
"frontale(n)
396 V g l . zu l i y i ¡»nj : 4 , 1 7 ; 2 4 , 2 3 ; a u c h Lev 2 6 , 3 9 , h i e r " b e z e i c h n e n d e r w e i s e von dem im E x i l u n t e r die V ö l k e r g e s t r e u t e n , d e m V e r n i c h t u n g s t o d e n t g a n g e n e n 'Rest''' ( Z i m m e r l i , 8 0 4 ) ; zur V o r s t e l l u n g des " A u f l e g e n s " u n d " T r a g e n s " von S c h u l d : 7 , 3 f . 8 f ; 9 , 1 0 ; 1 1 , 2 1 ; 1 6 , 4 3 . 5 2 . 5 4 . 5 8 ; 17,19; 22,31; 23,35.49. 3 9 7 V g l . Z i m m e r l i , 804 u . o . A n m . 3 6 1 . 398 E i c h r o d t , 3 1 4 f . 399 A . a . O . , 3 1 5 . 400 Zimmerli, 392.
370
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Angriff" gegen "Jahwes Handeln (wörtl. -|TT 'Weg, Wandel'...)", das "in seiner Ordnung
(un) total und ohne jede Eingrenzung auf die Generatio-
nenfolge in Frage gestellt" werde^'''. Beachtet man jedoch die Argumentationsstruktur des Textes, ist eher anzunehmen, daß die Einwürfe der Gegner in 33,17.20 (und 18,25.29) nicht als wertender Kommentar zu ihrer in 33,10 zitierten Aussage zu verstehen sind, sondern sich - wie schon 18,19 - auf die unmittelbar vorangehende Gegenargumentation des Propheten beziehen. Mit 13J17 N"7 wird also nicht das alle zukünftigen Lebensmöglichkeiten abschneidende Gerichtshandeln Jahwes qualifiziert und kritisiert, sondern seine "befremdende(.) Entscheidung, die den Gottlosen dem Frommen gleichstellt und das dem Frommen ach so unentbehrliche Überlegenheitsgefühl über den Sünder vernich402 tet"
, indem beide nach ihrem aktuellen Verhalten, ohne Rücksicht auf
ihre Vergangenheit beurteilt werden. Welche Bedeutung hat nun aber der Satz 'JTN "|TT 13n7 N"7 ? Die Kommentatoren sind sich hier weitgehend einig: Jahwes Weg ist "nicht richtig" (Zimmerli), "nicht in Ordnung" (Fohrer, Eichrodt), "nicht dem Maß, der 403 Regel entsprechend" (Fuhs), "nicht sachgemäß", "unlogisch" (Schenker ) Das ni. der Wurzel lan , als deren Bedeutung im q. "prüfen" (Spr 16,2; 21,2; 24,12), im pi. "(be-)messen", "bestimmen" (Jes 40,2f; Hi 28,25; Ps 404 75,4) anzunehmen ist , wird hier als "der Prüfung nicht stand(hal405 ten)"
verstanden. Diese Bedeutung wäre dann allerdings nur in Ez 18
und 33 belegt. In 1 Sam 2,3 (Q), einer textkritisch freilich unsicheren Aussage^'*', scheint ]on ni. das Passiv zum q. zu sein und "geprüft werden" zu bedeuten. Von daher könnte der folgende Hinweis Greenbergs in die Richtung einer zwangloseren Interpretation von Ez 18,25.29; 33,17.20 weisen: "More in accord with the attested sense of tkn ist the sense 'determinded' or, better (as tolerative nif al), 'determinable', i.e., 407 . Auch hier bleibt jedoch zu fragen,
God's way is erratic, arbitrary"
ob die Aussage im Munde der Gegner des Propheten wirklich einen negativen Beiklang ("arbitrary") hat. Immerhin nimmt Jes 40,12f in Form rheto401 402 403 404 405 406 407
A.a.O., 413. Eichrodt, 316. Schenker, Trauben, 458. V g l . D e l c o r , A r t . IDn . S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 5 8 ; vgl. D e l c o r , Vgl. Delcor, ebd. Greenberg, 333.
a.a.O.,
1044.
Das "ältere EB"
371
rischer Fragen einen im Kontext durchaus positiv gewerteten Sachverhalt in den Blick: "Niemand kann die Schöpfung ermessen, erst recht niemand Gottes wunderbar wirkende Kraft"^®. Dem entspricht die Betonung der Überlegenheit der "Wege" Jahwes über die Israels am Ende des Dtjes-Buchs (Jes 55,8f). Deuterojesaja nimmt hier offenbar ein - bei seinen Hörern als bekannt vorausgesetztes - Wissen um die Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit des göttlichen Handelns auf, das auch Teil atl. Weisheits409 Überlieferung ist: "die gottliche Allmacht versteht der Mensch nicht" Angesichts der Replik in Ez 33,17: 13I17 N"7 D a n nnni (vgl. 18,25.29: Cl)33n7 N"7 U373Tf ifJTÖ ist es nun interessant, daß dieser Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit des göttlichen Handelns eine Unverfügbarkeit und Undurchschaubarkeit seines eigenen Handelns für den Menschen korrespondieren kann: Es steht weder "in des Menschen Gewalt, seinen Weg zu bestimmen" (1317 aitö N"7: Jer 10,23), noch auch nur, "seinen Weg zu verstehen" (Spr 20,"24; vgl. z.B. auch Spr 16,2; 19,21). Die Betonung der Grenze der Erkennbarkeit und Beeinflußbarkeit göttlichen wie menschlichen Handelns für den Menschen kann der Bekräftigung "dogmatischer" Aussagen angesichts widerstreitender Erfahrungen dienen: Daß Jahwe "dem Menschen nach seinem Tun vergilt" (Spr 24,12), bleibt auch dann gültig, wenn der nach außen sichtbare Lebenswandel ("Weg") eines Menschen seinem Ergehen nicht entspricht; denn Jahwe läßt sich in seinem Verfahren mit dem Menschen nicht von dessen "Weg" leiten, sondern von dessen "Herz" und "Geist", die er - und nur er! - "prüft" (13Ilq.: Spr 16,2; 21,2; 24,12). Damit wird natürlich zugleich die Bestätigung der "dogmatischen" Aussage, daß Jahwe "dem Menschen nach seinem Tun vergilt", an der Erfahrung problematisch. Die Annahme hat also einige Wahrscheinlichkeit für sich, daß die in Ez 33,17.20
(und 18,25.29) zu Worte
Gegner des Propheten gegen dessen Argumentation
kommenden einwenden
wollen, sie mache göttliches wie menschliches Handeln in einer Weise durchschaubar und "nachprüfbar", die der Be-
4 0 8 D e l c o r , a . a . O . , 1044 im A n s c h l u ß an W e s t e r m a n n , J e s a j a 4 0 - 6 6 , 4 4 f ; E l l i g e r , D e u t e r o j e s a j a , 50f. 409 fiinggren, S p r ü c h e , 80 (zu S p r 2 0 , 2 4 ) ; v . a . K o h e l e t b e t o n t , daß "das W e r k G o t t e s ... j e d e m M e n s c h e n a u g e und j e d e r M e n s c h e n w e i s h e i t e n t z o g e n b l e i b t " ( Z i m m e r l i , P r e d i g e r , 236 zu K o h 1 1 , 5 ; vgl. a u c h 3 , 1 1 ; 7,13; 8,16f).
372
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
grenztheit menschlicher 410 spricht
Erkenntnisfähigkeit
nicht
ent-
. In d i e s e r P o s i t i o n l i e g t in der S i c h t
3 3 , 1 0 f f - e b e n s o wie in dem B e w u ß t s e i n , zu m ü s s e n
Einordnung
von
alte S c h u l d
(33,10) - die G e f a h r e i n e r Lähmung
der
s c h a f t zum H a n d e l n in der a k t u e l l e n G e g e n w a r t ,
abtragen
Bereit-
zur
des e i g e n e n V e r h a l t e n s wie auch der M ö g l i c h k e i t e n
Prüfung veränder-
t e r P r a x i s . D a g e g e n m a c h t der Text die M ö g l i c h k e i t der kehr" g e l t e n d und r u f t d i r e k t dazu auf
"Um-
(33,11).
D i e s e r A u f r u f zur " U m k e h r " ist, wie die U n t e r s u c h u n g e n " W ä c h t e r a m t " des P r o p h e t e n w a h r s c h e i n l i c h
gemacht
zum
haben,
s o w o h l in einem f r ü h e n S t a d i u m der im EB d o k u m e n t i e r t e n
Ge-
r i c h t s v e r k ü n d i g u n g (für Ezechiel) als auch im R a h m e n der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n (für die R e d a k t i o n des "älteren 411 EB")
verstandlich
. Das im Z i t a t von 33,10 zum
kommende Schuldbewußtsein Ansetzung
Ausdruck
der A d r e s s a t e n m a c h t j e d o c h
von 3 3 , 1 0 - 2 0 nach 587 w a h r s c h e i n l i c h .
Die
eine
Redakti-
on des " ä l t e r e n EB" f a v o r i s i e r t mit d i e s e m , d u r c h s e i n e positorische
Stellung
im Buch h e r v o r g e h o b e n e n
wie mit 3 3 , 1 - 9 - e i n e P e r s p e k t i v e der von ihr nen R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n . "Jeden von euch w e r d e ich eines
"Läuterungsgerichts"
z e i u n g e n des EB
(Jahwe) s e i n e n W e g e n im R a h m e n der
(vgl. 2 0 , 3 3 f f ; 3 4 , 1 7 f f )
u n t e r s t r e i c h t die V e r a n t w o r t u n g
vorgefunde-
Der a b s c h l i e ß e n d e
r i c h t e n , Haus I s r a e l " , s e t z t den A b s c h n i t t zur
kom-
T e x t - ebenso V.20b:
entsprechend Erwartung
Restitutionsprophein B e z i e h u n g
des E i n z e l n e n , mit
g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e412 n über seine Z u g e h ö r i g k e i t I s r a e l zu e n t s c h e i d e n
und
seinem
zum
neuen
410 Da es s i c h in 1 8 , 2 5 . 2 9 ; 3 3 , 1 7 . 2 0 n a c h d i e s e m V e r s t ä n d n i s k e i n e s w e g s um e i n " r e b e l l i s c h e ( s ) W o r t " ( Z i m m e r l i , 3 9 5 ) h a n d e l t , d ü r f t e ' 3 7 N (M) k a u m , w i e Z i m m e r l i , e b d . m e i n t , "als A b m i l d e r u n g " e i n e s u r s p r ü n g l i c h e n illil7 "aus d o g m a t i s c h e n R ü c k s i c h t e n zu v e r s t e h e n s e i n " , s o n dern e h e r a l s b e w u ß t e A n s p i e l u n g a u f d a s S o z i o m o r p h e m " H e r r - K n e c h t " (vgl. B a l t z e r , L i b e r a t i o n ) , das d e n A b s t a n d z w i s c h e n G o t t u n d M e n s c h unterstreicht. 411 V g l . a u c h P a r e i r a , C a l l , 4 9 f f . 412 3 3 , 1 7 - 2 0 i s t v i e l l e i c h t a l s s e k u n d ä r e r , r e d a k t i o n e l l e r N a c h t r a g zu b e u r t e i l e n (vgl. Z i m m e r l i , 807) - w e n n n i c h t 3 3 , 1 0 - 2 0 i n s g e s a m t a l s P r o d u k t der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" a n z u s p r e c h e n i s t . Es f ä l l t j e d e n f a l l s a u f , daß d i e s e r A b s c h n i t t a n d e r s a l s K a p . 18 n i c h t auf einen Umkehrruf zuläuft.
Das Ein
Indiz
tativen
dafür,
Gegner, das
wie
Bewußtsein
(so
"Gedanken" als
Adressaten Interesse (3)
des
in
daran,
Von d a h e r -
entgegen
18,1-20 keit
ist
Diese
gewinnen,
über
einer
erkennbare
"Wege"
zu f r a g e n , ist
als
in
ob d i e
Anschein mit
kommt:
gelänge,
aus-
Erhabenheit
der
geradezu
Umkehr
(6f)
fungiert. der
V.17
unterstellten 413 " g e p r ü f t " werden doch
33,10
gewisse
Kap. 18(*)
nes, konsequent fortschreitendes
Durch-
Möglichkeit
(8f)
nicht
in
der
Daß
Israels
Argumentation
-
der
und
die
Schuldbewußtsein
nicht
Annahme w ü r d e e i n e wenn e s
Position
keineswegs
wo d i e
die
z u dem i h n e n
dem e r s t e n
(17.20)
Schuldigen
Möglichkeit
daß i h r e
verknüpft
position.
55,6ff,
Spannung
der
Nachprüfbarkeit
Handelns
argumen-
Argumentationsmuster
u n d 20 zum A u s d r u c k
Jahwes
33,10
skizzierten
Inkonsistenz
zeigt
für d i e in
älteres
des
Jes
373
der
Geschicks
"Wege"
das
EB"
in
begrenzten
göttlichen
10),
Argument
Zudem s t e h t
ein
gewisse
33,10.17
einer
und
auf
eine
in
des
Wendung
schließt
32
ist
sie
schaubarkeit einer
daß 3 3 , 1 0 - 2 0
Frontstellung
zurückgreift,
"ältere
von
18,21-
stärker
zitierten
mit
Gegen-
Wahrscheinlichals
geschlosse-
und im R a h a e n e i n e r
einheit-
lichen Frontstellung
sinnvolles Argumentationsgefüge
ver-
ständlich
Dies
werden.
zu machen.
soll
im F o l g e n d e n
versucht
Anlaß der i n Kap. 18 dokumentierten Auseinandersetzung i s t , wie das i n 2 z i t i e r t e Sprichwort z e i g t , die Erfahrung der E r e i g n i s s e i n Jerusalem im Jahre 597, d i e zur D e p o r t a t i o n der Oberschicht der S t a d t (2 Kön 2 4 , 1 4 f f ) und i n f o l g e d e s s e n - da d i e s e offenbar n i c h t durch " i m p o r t i e r t e " babylonische Beamte e r s e t z t wurde - zu einem r e l a t i v e n s o z i a l e n A u f s t i e g der zurückgebliebenen " G e r i n g e n " (ynNfi Dy n"77 : 2 Kön 24,14) f ü h r t e n . Die Gegner der Auseinandersetzung nehmen diese E r e i g n i s s e aus u n t e r s c h i e d l i chen P e r s p e k t i v e n wahr: E z e c h i e l betrachtet s i e aus der S i c h t e i n e s Angeh ö r i g e n der d e p o r t i e r t e n O b e r s c h i c h t , der a l l e r d i n g s zu deren V e r h a l t e n m i t t l e r w e i l e eine k r i t i s c h e E i n s t e l l u n g gewonnen hat, während s e i n e Gegner a l s vormals am V e r h a l t e n der Oberschicht Leidtragende nun von deren Deportation p r o f i t i e r e n - oder s i c h wenigstens entsprechende Hoffnungen machen.
4 1 3 S e l b s t w e n n m a n "JD7P N*7 h i e r im S i n n e v o n " n i c h t r i c h t i g s e i n " s t ü n d e , m ü ß t e d o c h a u f f a l l e n , daß d i e s d e n S p r e c h e r n v o n 3 3 , 1 0 aus b e w u ß t s e i n s o l l t e .
verdurch-
374
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Hinsichtlich der Interpretation dieser Erfahrungen stimmen Ezechiel und seine Gegner zumindest darin überein, daß sie als Gerichtshandeln Jahwes zu deuten sind. Unter Voraussetzung der Konzeption eines "TatErgehen-Zusammenhangs" bedeutet "Gericht" dabei eine Unterbindung lebensfeindlichen Verhaltens. Zum Konflikt zwischen Ezechiel und seinen Gegnern kommt es dann in der Frage, welchen Sinn und welche Folgen das erfahrene Gerichtshandeln Jahwes habe. Ezechiels Gegner verstehen es, wie die Sentenz "Väter essen saure Trauben, und die Zähne der Söhne werden stumpf" (2) zeigt, als Bestrafung der Jerusalemer Oberschicht in ihrer geschichtlichen, "Väter" wie "Söhne" umfassenden Erstreckung: Im Sinne eines "Läuterungsgerichts" an Jerusalem hat Jahwe die Schuldigen und/ bzw. ihre Nachkommen aus der Stadt entfernt, um den von ihnen (ehemals) unterdrückten neue Lebensmöglichkeiten zu verschaffen. In der Sicht des Propheten dagegen mußte 597 die Jerusalemer Oberschicht mindestens auch für ihr eigenes, aktuelles Verhalten einstehen. Die Ereignisse dieses Jahres sind für ihn nur der Beginn eines göttlichen "Totalgerichts" über Israel, in dem "jeder, der sündigt, sterben wird" (4.20). In diesem Interpretations-Konflikt spiegelt sich ein Interessen-Konflikt zwischen Ezechiel und seinen Gegnern. Ihre Deutung der Ereignisse von 597 als Umsturz und Beseitigung ungerechter Verhältnisse ist in der Lage, einen politischen und ökonomischen Neuanfang in Jerusalem ideologisch zu unterstützen. Dem steht auf Seiten Ezechiels nun nicht einfach ein gegenläufiges Interesse an einer Selbstbehauptung der Gola entgegen, sondern die in seiner Analyse zutage getretene, über den politisch-ökonomischen Bereich hinausgehende Verschuldung Israels auf kultischem Gebiet, sein gestörtes Gottesverhältnis. Wenigstens in der Solidarität dieser Schuld bleiben Deportierte und Zurückgebliebene als Einheit ("Haus Israel") im Gegenüber zu Jahwe verbunden. Die relative Distanz Ezechiels zu den Interessen seiner Exilsgenossen erlaubt es ihm nun, in diesem Konflikt nicht einfach in der Weise Stellung zu beziehen, daß Interesse gegen Interesse, Perspektive gegen Perspektive, Position gegen Position ausgespielt wird. Vielmehr kann er den Versuch einer argumentativen Klärung des Konflikts unternehmen, d.h. einer Prüfung der Übereinstimmung von deutender "Theorie" und gedeuteter "Erfahrung" mit dem Ziel, eine konsistente Konzeption der erfahrenen Wirklichkeit zu entwickeln oder wenigstens dazu beizutragen.
Das "ältere
EB"
375
Eine Ezechiel und seinen Gegnern gemeinsame Vorgabe der Interpretation ihrer Erfahrungen ist die "Theorie" des Tat-Ergehen-Zusammenhangs: "Wer sündigt, wird sterben" (4.20). Diese "Theorie" steht in offenkundiger Spannung zur erfahrbaren Wirklichkeit: Keineswegs stirbt jeder, der sündigt - jedenfalls nicht in unmittelbarer Folge seines schuldhaften Verhaltens. Auch diese Spannung zwischen "Theorie" und Empirie" ist sowohl dem Propheten als auch seinen Kontrahenten bewußt: diesen, sofern sie der Meinung sind, 597 hätten erst die "Söhne" für das Verhalten ihrer "Väter" einstehen müssen (2), jenem, sofern er dem Frevler immerhin noch Zeit läßt, Nachkommen in die Welt zu setzen (14) bzw. umzukehren (21.27). Beide Parteien verstehen demnach den Tat-Ergehen-Zusammenhang als eine "Theorie" zeitlicher Prozesse; sie rechnen mit einem zeitlichen Abstand zwischen Handeln und entsprechendem Ergehen einer Instanz. Ihre Positionen unterscheiden sich in der Bestimmung des zeitlichen Umfangs derartiger Prozesse. Während Ezechiels Gegner damit rechnen, daß sich der Zusammenhang von Tat und Ergehen über die Grenze zwischen Generationen erstrecken kann und faktisch erstreckt, behauptet der Prophet eine prinzipielle Begrenzbarkeit des Tat-Ergehen-Zusammenhangs - zwischen verschiedenen Generationen wie auch in der Biographie des Einzelnen - durch 414 menschliches Verhalten ("Umkehr") Die unterschiedliche Bestimmung des zeitlichen Umfangs des Tat-Ergehen-Zusammenhangs hängt zusammen mit einem unterschiedlichen Verständnis seiner Zeit-Struktur, des erfahrbaren Auseinandertretens von Handeln und Ergehen. Die Gegner des Propheten "erklären" die (vermeintliche) Erfahrung, daß 597 erst die "Söhne" für das Verhalten ihrer "Väter" (wie auch für ihr eigenes Handeln) einstehen mußten (2), daß mithin "Gottes Mühlen langsam mahlen", mit der "Nicht-Nachprüfbarkeit" der "Wege" Jahwes (25. 29), dem "Geheimnis" des göttlichen Handelns - und verzichten damit im Grunde auf eine Erklärung. Ezechiel dagegen versucht, die zeitliche Erstreckung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs und die von ihm angenommene Mög-
414 S e g e n v e r b r e i t e t e I n t e r p r e t a t i o n s - K l i s c h e e s b e t o n t S c h e n k e r , T r a u ben, 463 mit Recht: "Es wäre u n z u t r e f f e n d , E z e c h i e l unter die G e g n e r des T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s e i n z u o r d n e n . Er u n t e r s c h e i d e t sich von der G e g e n s e i t e der D i s p u t a t i o n nur in d i e s e m einen P u n k t : dort wo eine W e n d u n g g e s c h i e h t , und n u r dort; w i r d dem F o r t w i r k e n der V e r g a n g e n h e i t , sei es als w e i t e r f r e s s e n d e S c h u l d oder als Leben z u f ü h r e n des V e r d i e n s t , die Spitze a b g e b r o c h e n und E i n h a l t g e b o t e n " .
376
Versuch
einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
lichkeit ihrer Begrenzung durch menschliches Handeln aus einer grund415 sätzlichen "Parteilichkeit" Jahwes "für das Leben des Menschen" zu erklären. Die Klärung der "theoretischen" Vorgaben der Konfliktpartner stellt den ersten Schritt der Argumentation von Kap. 18 dar. Der Argumentationsgang 4-20 macht - neben anderem - deutlich: Die dem Konzept des Tat-Ergehen-Zusammenhangs entsprechende Unterbindung lebensfeindlichen Verhaltens dient der Bewahrung von Lebensmöglichkeiten. Die Tatsache - und Forderung -, daß "wer sündigt, sterben wird/soll" (4.20), hat ihren Sinn nicht in sich selbst. "Wer sündigt", ist ja genau der "Gewalttäter", der "Blut vergießt" (10) und damit anderen ihre Lebensmöglichkeiten nimmt oder einschränkt (10-13.18). Der Tod des Frevlers ist also deshalb wünschenswert - und unter Voraussetzung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs zu erwarten -, weil er dem Leben seiner Opfer dient. Der in 23 und 32 artikulierte Gedanke einer "Parteilichkeit Jahwes für das Leben" ist mithin auch dem ersten Teil von Kap. 18 nicht fremd. Der Bearbeitung und Klärung des Konflikts dient weiterhin eine Erweiterung und Differenzierung des für die Diskussion relevanten Erfahrungsmatorials: Neben einer Bewahrung und Steigerung von Lebensmöglichkeiten durch die Beseitigung lebensfeindlichen Verhaltens, einem Schutz der Opfer des Frevlers durch dessen Tod (4-20), ist auch eine Bewahrung und möglicherweise Steigerung - von Lebensmöglichkeiten trotz einer Nicht-Beseitigung lebensfeindlichen Verhaltens denkbar und erfahrbar: Es gibt Frevler, die gerechte Nachkommen erzeugen (14), und es gibt Frev416 ler, die ihren Lebenswandel ändern und zu Gerechten werden (21f.27) Zwischen dem so erweiterten und differenzierten Erfahrungsmaterial und den durch ein Verständnis des Tat-Ergehen-Zusammenhangs im Rückgang auf seinen Sinn geklärten "theoretischen" Vorgaben besteht nun ein höheres Maß an Übereinstimmung, als es zunächst den Anschein haben mochte: Es widerspricht nicht dem Sinn des Tat-Ergehen-Zusammenhangs, wenn Jahwe
415 Zimmerli, 413. 4 1 6 H i t d i e s e r E r w e i t e r u n g d e s E r f a h r u n g s h o r i z o n t s w i r d z u g l e i c h das W a h r n e h m u n g s r a s t e r "Täter-Opfer" durchbrochen. Dazu trägt das hohe A b s t r a k t i o n s n i v e a u des Textes ("Leben-Tod") bei, auf dem das Leben des T ä t e r s u n d das L e b e n d e s O p f e r s g l e i c h e r m a ß e n " L e b e n " s i n d . V o r a u s s e t z u n g d e r A r g u m e n t a t i o n des T e x t e s i s t , daß f r e v e l h a f t e s o d e r g e r e c h t e s H a n d e l n d a s " L e b e n " d e r h a n d e l n d e n I n s t a n z n i c h t in s e i n e r ganzen Fülle bestimmt.
Das "ältere
EB"
377
den Frevler noch eine Weile am Leben läßt; und daß er dies tut, hat eben den Sinn, den Frevler - auch gegen seinen Millen - durch biologische Fortpflanzung zur Möglichkeit neuen Lebens (und gerechten Verhaltens) beitragen zu lassen, bzw. ihm selbst die Möglichkeit einer Änderung seines Verhaltens einzuräumen. Damit erweist sich sowohl die Tatsache einer zeitlichen Erstreckung des Tat-Ergehen-Zusammenhangs als auch die von Ezechiel vertretene Möglichkeit ihrer Begrenzung durch menschliches Handeln als dem Sinn des Tat-Ergehen-Zusammenhangs und der erfahrbaren Wirklichkeit entsprechend. Bemerkenswert ist, daß auch in der Konzeption von Ez 18 eine gewisse Ambivalenz der erfahrenen Wirklichkeit erhalten bleibt. Sie wird zurückgeführt auf eine Ambivalenz des göttlichen Handelns: Jahwe bewirkt den 417 Tod des Sünders (4), hat aber "keinen Gefallen" daran (23.32) . In dieser Ambivalenz bleibt auch für Ezechiel das Handeln Jahwes im Letzten 418 "unberechenbar"
. Das "Geheimnis" des göttlichen Handelns ist jedoch
in seiner Sicht kein "numinoses" wie bei seinen Kontrahenten, sondern ein "rational geklärtes": Es ist begründet in einem präzise angebbaren Zielkonflikt des Handelns Jahwes: Soll er Lebensmöglichkeiten bewahren
417 D i e s e S p a n n u n g z w i s c h e n H a n d e l n und W o l l e n J a h w e s g e h t l e t z t l i c h a u f die S p a n n u n g z w i s c h e n F r e i h e i t und O r d n u n g s b i n d u n g des g ö t t l i c h e n H a n d e l n s z u r ü c k . D i e s e S p a n n u n g d e u t e t s i c h b e r e i t s an im N e b e n e i n a n d e r von " m e c h a n i s c h e m " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g und " p e r s o n a l e r " K o r r e l a t i o n von g ö t t l i c h e m u n d m e n s c h l i c h e m H a n d e l n ("Bund") im B e r e i c h der " R e g e l n " im k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g in Ez 5 (vgl. o. 1 1 . 4 . 2 . u . u . 3 . 3 . I . e . ) . Sie k a n n a u c h im R a h m e n des B u n d e s k o n z e p t s als S p a n n u n g z w i s c h e n e i n e m den im B u n d v o r g e s e h e n e n S a n k t i o n e n e n t s p r e c h e n d e n H a n d e l n und e i n e m H a n d e l n , das s i c h in p e r s o n a l e r F r e i h e i t ü b e r d i e s e " R e g e l n " h i n w e g s e t z t , b e g r i f f e n w e r d e n (in d i e s e m S i n n e v e r s u c h t G e y e r , E z e k i e l 18 K a p . 18 zu deuten). 4 1 8 D e s h a l b t r i f f t d e r V o r w u r f e i n e s " S c h i c k s a l s s c h e m a t i s m u s " , in dem die " S c h i c k s a l s m a x i m e n J a h w ä s ... d u r c h s i c h t i g , b e k a n n t , k o n t r o l l i e r bar, b e r e c h e n b a r " w e r d e n (Maag, H i o b , 7 1 ) , in d i e s e r P a u s c h a l i t ä t die A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 n i c h t , die d u r c h a u s n o c h " R a u m " h a t "für die U n d u r c h s c h a u b a r k e i t des S c h i c k s a l s und für die V o r s t e l l u n g vom ' v e r b o r g e n e n G o t t ' " (gegen H a a g , ebd.) - n u r e b e n e i n e n in a n d e r e r W e i s e b e g r ü n d e t e n und g e k l ä r t e n " R a u m " , a l s i h n das 7 3 T N ITT I D n ' N1? der Gegner Ezechiels annimmt!
378
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
und schützen durch den Tod des Frevlers, der sie bedroht, oder dadurch, 419 daß er ihn am Leben läßt? Für die F r a g e nach der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e des in ihm v e r a r b e i t e t e n esse das V e r h ä l t n i s
des EB
M a t e r i a l s ist von b e s o n d e r e m
der in Kap. 18 e n t w i c k e l t e n
zu den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
im EB. Eine
und Inter-
Konzeption
grundsätzliche
419 W e n i g s t e n s a n m e r k u n g s w e i s e sei h i e r a u c h der V e r s u c h e i n e r W e r t u n g der in Ez 18 e n t w i c k e l t e n K o n z e p t i o n s k i z z i e r t . Sie ist in i h r e r k o m m u n i k a t i v e n F r o n t s t e l l u n g der A r g u m e n t a t i o n i h r e r G e g n e r m . E . m i n d e s t e n s i n s o f e r n u b e r l e g e n , als sie (1) s i c h auf e i n e n b r e i t e r e n und s t ä r k e r d i f f e r e n z i e r t e n B e r e i c h m ö g l i c h e r E r f a h r u n g e n s t ü t z t , (2) e i n e g r ö ß e r e E r k l ä r u n g s r e i c h w e i t e b e s i t z t - a u c h sie s t ö ß t z w a r l e t z t e n d l i c h auf e i n u n d u r c h s c h a u b a r e s " G e h e i m n i s " d e s g ö t t l i c h e n H a n d e l n s , d o c h e r s t in e i n e m s p ä t e r e n S t a d i u m des E r k l ä r u n g s p r o z e s ses - u n d (3) e i n e n h ö h e r e n G r a d an Ü b e r e i n s t i m m u n g v o n " T h e o r i e " und " E r f a h r u n g " für s i c h b e a n s p r u c h e n k a n n . - A u s g r ö ß e r e r h i s t o r i s c h e r D i s t a n z zu i h r e r k o m m u n i k a t i v e n F r o n t s t e l l u n g b e t r a c h t e t , z e i g t g l e i c h w o h l a u c h die A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 G r e n z e n i h r e r P l a u s i b i l i t ä t : (1) Sie b e r u h t auf e i n e r dem - z w i s c h e n E z e c h i e l und s e i nen G e g n e r n n i c h t g r u n d s ä t z l i c h s t r i t t i g e n - K o n z e p t d e s T a t - E r g e hen-Zusammenhangs entsprechenden, jedoch keineswegs selbstverständlic h e n " I n t e r p u n k t i o n " (vgl. W a t z l a w i c k u . a . , K o m m u n i k a t i o n , 57ff) e r f a h r b a r e r P r o z e s s e : Der F r e v l e r b l e i b t nur d e s w e g e n am L e b e n , um m ö g l i c h e r w e i s e e i n e n - m ö g l i c h e r w e i s e - g e r e c h t e n N a c h k o m m e n zu e r z e u g e n , o d e r m ö g l i c h e r w e i s e s e l b s t e i n G e r e c h t e r zu w e r d e n . P r i n z i piell könnte man auch gegenläufig "interpunktieren": Gerechte leben nur d a z u , um F r e v l e r n p o t e n t i e l l e O p f e r zu v e r s c h a f f e n - e i n e M ö g l i c h k e i t , die in Ez 18 g e r a d e n i c h t d u r c h e i n ü b e r g e o r d n e t e s " F o r t s c h r i t t s " - K o n z e p t , dem e n t s p r e c h e n d das V e r h ä l t n i s von G e r e c h t e n zu F r e v l e r n in e i n e m P r o z e ß " g e s c h i c h t l i c h e r " D i m e n s i o n k o n t i n u i e r l i c h z u n ä h m e , a u s g e s c h l o s s e n i s t . (2) A u c h sie v e r f ü g t i n s o f e r n nur ü b e r e i n e b e g r e n z t e E r k l ä r u n g s k r a f t , als in ihr d a s H a n d e l n J a h w e s n i c h t a l l e i n von s e i n e r F r e i h e i t (und " P a r t e i l i c h k e i t für das L e b e n " ) o d e r a l l e i n von s e i n e r O r d n u n g s b i n d u n g (an den " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g " ) b e s t i m m t i s t . D a s g ö t t l i c h e H a n d e l n ist n i c h t als K o r r e l a t m e n s c h l i chen H a n d e l n s " b e r e c h e n b a r " , s t ö ß t a b e r an ihm an die G r e n z e s e i n e r F r e i h e i t : J a h w e g i b t dem F r e v l e r die M ö g l i c h k e i t zur U m k e h r , z w i n g t i h n a b e r n i c h t d a z u . (3) H i n s i c h t l i c h der F r a g e n a c h d e r Ü b e r e i n s t i m m u n g von " T h e o r i e " u n d " E r f a h r u n g " s t e l l t z w a r n i c h t m e h r das L e b e n des F r e v l e r s , w o h l a b e r der T o d des G e r e c h t e n e i n E l e m e n t d e r E r f a h r u n g s w i r k l i c h k e i t d a r , das zur K o n e z p t i o n v o n Ez 18 in S p a n n u n g s t e h t - a l l e r d i n g s e t w a s a b g e m i l d e r t d u r c h die als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h und u n p r o b l e m a t i s c h v o r a u s g e s e t z t e E r f a h r u n g des u n i v e r s a l e n T o d e s s c h i c k s a l s a l l e r M e n s c h e n . G e r a d e d i e s e E r f a h r u n g i s t j e d o c h in d e r L a g e , die B e h a u p t u n g e i n e r " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s f ü r d a s L e b e n " in F r a g e zu s t e l l e n : H a t n i c h t am E n d e d o c h der T o d das l e t z t e W o r t ? - T r o t z der w e i t g e h e n d e n A b s t r a k t i o n von der a k t u e l l e n K o n f l i k t l a g e b l e i b t also a u c h die K o n z e p t i o n und A r g u m e n t a t i o n von Ez 18 d u r c h die V o r g a b e n u n d V o r a u s s e t z u n g e n i h r e r E n t s t e h u n g s s i t u a t i o n in i h r e r Plausibilität begrenzt.
Das " ä l t e r e Übereinstimmung
EB"
379
mit d i e s e n ist s i c h e r l i c h in der A n n a h m e
e r k e n n e n , daß das G e r i c h t J a h w e s die davon B e t r o f f e n e n i h r e r e i g e n e n S c h u l d b e h a f t e t - was eine D i m e n s i o n des S c h u l d a u f w e i s e s
keineswegs
D a g e g e n ist eine g e w i s s e S p a n n u n g
zu
bei
"geschichtliche" 420 ausschließt
darin w a h r z u n e h m e n ,
daß
Ez 18 m i t s e i n e r B e t o n u n g der " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für Leben" t e n d e n z i e l l A n l a ß zu der E r w a r t u n g g e b e n w ü r d e , J a h w e eher auf ein G e r i c h t an F r e v l e r n z u g u n s t e n des Gerechter
(und der M ö g l i c h k e i t e i n e r U m k e h r der
das
daß
Lebens
Frevler)
v e r z i c h t e n w ü r d e - was a l l e r d i n g s schon in Kap. 18 d u r c h Aussagen
von 4 und 20 r e l a t i v i e r t w i r d - , w ä h r e n d w e i t e
le der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
im EB den E i n d r u c k
erwecken,
J a h w e w ü r d e um des G e r i c h t s an den F r e v l e r n w i l l e n eher Tod G e r e c h t e r in Kauf n e h m e n
(vgl. nur
Der A u f r u f zur U m k e h r in 1 8 , 3 0 - 3 2 Versuch
(vgl. 3 3 , 1 1 )
v e r s t a n d e n w e r d e n , diese S p a n n u n g
kann
Im
SelbstverständGerichtsVerkün-
d i g u n g , wie es in den T e x t e n über das " W ä c h t e r a m t "
artiku-
l i e r t ist, läßt der - nun n i c h t m e h r an E i n z e l n e in
Israel,
Israel selbst gerichtete! - Aufruf
zur U m k e h r die p r o p h e t i s c h e G e r i c h t s V e r k ü n d i g u n g Ausdruck
als
auszugleichen:
n i s s e s E z e c h i e l s in e i n e r f r ü h e n Phase s e i n e r
an das K o l l e k t i v
den
21,8f!).
R ü c k g r i f f auf ein E l e m e n t des p r o p h e t i s c h e n
sondern
die Tei-
selbst
der " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für das L e b e n "
als
verste-
hen, e r ö f f n e t sie doch I s r a e l eine l e t z t e C h a n c e der
Wendung
zum L e b e n . Daß der P r o p h e t mit e i n e r s o l c h e n W e n d u n g
nicht
(mehr) r e c h n e t , beschließenden
kann man v i e l l e i c h t aus der den Frage:
Umkehrruf
"Warum w o l l t ihr s t e r b e n ? " (31),
heraus-
hören . In diesem Zusammenhang ist erneut nach der Bedeutung von "Leben" und "Tod" in Ez 18 zu fragen. W.Zimmerli, der das Kapitel "eher in die Situa421 ansetzen möchte, sieht den
tion nach dem großen Zusammenbruch 587"
Hintergrund der Aussagen über "Leben" und "Tod" in Ez 3; 18 und 33 in 422 einer "in der Liturgie des Tempelgottesdienstes geformten Sprache"
420 V g l . u . 3 . 3 . 1 . 421 Zimmerli, 401. 422 Z i m m e r l i , 4 0 0 ; vgl. 3 9 9 f ; D e r s . , L e b e n ; k e i t ; R i n a l d i , T e r m i n i ; Lang, E z e c h i e l ,
vgl. a u c h 98f.
v.Rad,
Gerechtig-
380
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
D e s h a l b b e d e u t e t " L e b e n " i n Ez 18 s . E . n i c h t " p h y s i s c h e s Leben . . . ,
son-
d e r n . . . d i e L e b e n s k r a f t , d i e e i n u n t e r Jahwes Segen s t e h e n d e r Mensch 423 e r h ä l t und d i e ihm v e r l o r e n g e h t s o b a l d Jahwe s e i n e n Segen e n t z i e h t " I s t a b e r d i e s e r T e x t v o r d i e K a t a s t r o p h e von 587 zu d a t i e r e n , wie e s s e i n e a r g u m e n t a t i v e F r o n t s t e l l u n g w a h r s c h e i n l i c h gemacht h a t ,
dürften
s e i n e n A u s s a g e n über e i n d u r c h "Umkehr" m ö g l i c h e s " L e b e n " doch e h e r
Stel-
l e n wie J e r 2 1 , 9 ; 3 8 , 2 . 1 7 z u r S e i t e zu s t e l l e n s e i n , an denen " g a n z
phy-
s i s c h vom e i n f a c h e n Ü b e r l e b e n i n d e r a k u t e n Bedrohung d e r B e l a g e r u n g " 424 d i e Rede i s t
( v g l . auch J e r 2 7 , 1 2 . 1 7 ) . Daß s i e d a b e i a u f den von Z i m -
m e r l i namhaft gemachten S p r a c h b e r e i c h z u r ü c k g r e i f e n und nach 587
stärker
i n dem von ihm r e k o n s t r u i e r t e n S i n n v e r s t a n d e n wurden, s o l l damit wegs b e s t r i t t e n werden; f ü r l e t z t e r e s s p r i c h t im G e g e n t e i l d i e
keines-
Intention
von 3 3 , 1 0 - 2 0 . Setzt
also
bearbeitete
der
Konflikt
verkündigung aus,
der
schieden immer
v.a.
Zu
fragen
ist in
aus
von
zu,
zwischen
so
von
in
Kap. ist
20;
"Unheils"-
423 Lang, Ezechiel, 98f. 424 Zimmerli, 400.
und
Formulierung haben.
in
denen
zwi-
unter-
Auslegungsgeschichte Vergeltungslehre" sie
im
des
folgenden
Hypothesen, um d i e
ist,
und
kollektiven) ihrem
Annahme
des
Aufrufs
Restitutionsprophezeiungen
erwachsen
(in
ge-
zu
dem V e r h ä l t n i s
den
entwickelten
34ff
"(d)ie
vor-
werden.
nach
und
die
Text
Gerichtsnach
Kollektivs
sollen
Auseinandersetzung 587
diesem
Kapitels
Interesse,
der
sind,
zu
auf
dem d e s
der
vor
dieses
zurückgewirkt
hier
(nicht-konditionalen
setzt,
Sachgehalt
"individuelle
33
in
(kollektive)
die
Ezechiels
zeiungen
die
der
die
und
besprochen
und
wie
ihrem
EB
Texte
Bedeutung
18
-
umgekehrt
im
schließlich
Ez
Treffen
Ganzes
digung die
auch
für
angenommene
-
EB
Einzelner sie
18
Argumentation
doch
gesondert
Umkehr EB.
Da
besonderer
Abschnitt
als
der
im
diejenigen
wird.
wieder
von
im
in
dem G e s c h i c k
Ez
überhaupt
Israel
Einsichten
sind
schen
zur
die
in
Gerichtsprophezeiungen
Hier
EB
gegen
scheinen
wonnenen
Umkehrruf
daß
18
Gerichtsverkündaß
Ez
33,10-20
Restitutionsprophe-
Grundbestand)
einer
Ez
voraus-
Zwischenperiode
"Heilsverkündigung"),
in
welcher
(sc. der
Das " ä l t e r e P r o p h e t nur eine b e d i n g t e " , de " H e i l s z u s a g e
381
die U m k e h r I s r a e l s
g i b t " , in der Tat " ä u ß e r s t
Ebenso unwahrscheinlich Umkehrruf
EB"
enthaltene
"gesamte Tätigkeit
ist f r e i l i c h
voraussetzen425 fragwürdig
auch die T h e s e , die
" b e d i n g t e426H e i l s z u s a g e "
begleitet"
eine frühe Phase seiner Gerichtsverkündigung
"Wächters"
durchgängig
I n t e n t i o n zu w e r t e n , s o n d e r n eher als ein
V e r s u c h zu v e r s t e h e n ist, d e r e n k o n z e p t i o n e l l e sie in der A u s e i n a n d e r s e t z u n g
in
g e h ö r t , und der
in Kap. 18 n i c h t
als Indiz für die s e i n e G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g bestimmende
Grun-
Selbstverständnis
(zur U m k e h r r u f e n d e n )
R ü c k g r i f f auf die M ö g l i c h k e i t der U m k e h r
im
Ezechiels
. V i e l m e h r l i e ß e n sich
de für die A n n a h m e g e l t e n d m a c h e n , daß das des P r o p h e t e n als e i n e s
habe
zutage t r e t e n ,
erster
Probleme,
zu
wie
bearbeiten.
Z w i s c h e n den - n i c h t - k o n d i t427 ional formulierten Restitutionsprog n o s e n von Kap. 20; 3 4 f f * und dem U m k e h r r u f in Kap. 18; 428 33 ist s c h l i e ß l i c h "eine g e w i s s e l o g i s c h e S p a n n u n g " nicht zu ü b e r s e h e n , w e n n hier I s r a e l a u f g e f o r d e r t w i r d , s e l b s t "ein n e u e s Herz und e i n e n n e u e n G e i s t " zu
sich "schaffen"
(18,31), dort aber eben dies als - v o r a u s s e t z u n g s l o s e s Handeln Jahwes angekündigt wird der V e r k ü n d i g u n g ausschließen,
nebeneinander
(36,26). herlaufen
sondern sinnvoll ergänzen"
"(D)aß beide und sich
Formen
keineswegs
- s o f e r n sich
näm-
lich " ( d ) e r neue G e i s t , den man sich s e l b e r s c h a f f t , ... als G e s c h e n k b e g r e i f e n (läßt), mit dem G o t t dem M e n s c h e n z u v o r 429 kommt" - , ist ein G e d a n k e , der - a b g e s e h e n von s e i n e n l o g i s c h e n P r o b l e m e n 430 - mit der a r g u m e n t a t i v e n F r o n t s t e l -
4 2 5 L a n g , E z e c h i e l , 54; d i e s e A n n a h m e v e r t r e t e n z . B . F o h r e r , X X I f ; D e l o r m e , C o n v e r s i o n ; R o s s e l , E z e c h i e l , 2 8 1 f (s.o. A n m . 2 8 4 ) . 4 2 6 L a n g , E z e c h i e l , 55. 4 2 7 2 0 , 3 9 f f u n t e r s t r e i c h t a u s d r ü c k l i c h die U n a b h ä n g i g k e i t der N e u k o n s t i t u i e r u n g I s r a e l s vom g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n d e s V o l k e s . Die A u s s a ge: " E i n e n j e d e n von e u c h w e r d e ich n a c h s e i n e m W a n d e l r i c h t e n " (18,30) w i d e r s p r i c h t 2 0 , 4 4 ; 3 6 , 2 2 . 4 2 8 L a n g , E z e c h i e l , 115. 429 Ebd. 430 Es s i n d d i e s - w o r a u f w e n i g s t e n s a n m e r k u n g s w e i s e h i n g e w i e s e n s e i i . M . d i e s e l b e n P r o b l e m e , w i e sie die s c h o l a s t i s c h e G n a d e n l e h r e (vgl. e t w a H a m m , R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e , 6ff) a u f w e i s t , und die l e t z t l i c h auf e i n e K o n f u s i o n von g ö t t l i c h e m und m e n s c h l i c h e m H a n d e l n h i n a u s laufen bzw. zurückgehen.
382
Versuch
einer
lung
der
kaum
vereinbar
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung 431
daktion fern durch
Restitutionsprophezeiungen des
sein
"älteren
aufgehoben, den
dürfte.
freien
EB"
In
ist
der
hier
"Leben
...
Lebenserlaß
Kap.
20;
34ff*
Gesamtkonzeption
diese
als
von
Spannung
des
Hauses
seines
der
freilich Israel
Gottes
inso-
...
. ..
Renur
möglich"
i s t , f ü r den E i n z e l n e n a b e r d i e s e s " L e b e n immer w i e d e r d a s i n Umkehr und G e h o r s a m v o r G o t t e s R e c h t G r e i f b a r e " 432 ist
. Damit
werden
aber
die
Restitutionsprophezeiungen zunächst
in
den B e r e i c h
der
Redaktion
im R ü c k g r i f f
der
ihr
auf
vorgegebenen ein
vorliegenden
d i g u n g e n g e h ö r t e , neu i n t e r p r e t i e r t c). I n d i v i d u u m u n d K o l l e k t i v
und
nur
Element,
das
Gerichtsankün-
weitergeführt.
D i e T e x t e E z 3 , 1 6 - 2 1 ; 18 u n d 3 3 , 1 - 2 0 w e r d e n h ä u f i g - z u s a m men m i t 1 4 , 1 2 f f - a l s B e l e g f ü r e i n e " i n d i v i d u e l l e Vergel433 tungslehre" standing
of
im EB a n g e s e h e n : the
purpose
is
to
against
ideas
chapter
assert of
(sc.
Ez
individual
collective
"A 18)
very is
widespread that
its
r e 4s 3p 4o n s i b i l i t y
under-
essential for
sin
over
guilt"
S e l b s t wenn d i e s e I n t e r p r e t a t i o n z u t r ä f e , würde der T e x t ( b e r e i c h ) mit doch n i c h t s g r u n d s ä t z l i c h Neues i n d i e a t l . "Gedankenwelt"
da-
einfüh-
r e n . Zwar l e b t " ( d ) e r E i n z e l n e . . . im a l t e n I s r a e l durchweg f e s t e i n g e g l i e d e r t i n den Verband s e i n e r F a m i l i e und damit s e i n e s V o l k e s . Wo er abgesondert w i r d oder v e r e i n s a m t , g e s c h i e h t etwas Ungewöhnliches, wenn n i c h t B e d r o h l i c h e s " 435 - aber eben doch n i c h t s Unmögliches! So hat es im B e r e i c h des i s r a e l i t i s c h e n Rechts "immer e i n e 436 le'
Haftung gegeben"
'individuel-
. I h r s t e h t h i e r f r e i l i c h d i e P r a x i s der
"Blutra-
che" z u r S e i t e , d i e "einem Rechtsdenken (entstammt), das v ö l l i g an der Gruppe o r i e n t i e r t i s t . Wird durch d i e Tötung e i n e s G r u p p e n m i t g l i e d s
die
e i n e Gruppe geschwächt, so s o l l durch den V o l l z u g der B l u t r a c h e e i n e entsprechende Schädigung der anderen Gruppe e r r e i c h t werden, um damit das zwischen den Gruppen bestehende G l e i c h g e w i c h t w i e d e r h e r z u s t e l l e n " 437
431 432 433 434 435 436 437
S.u. 3.3.2. Z i m m e r l i , L e b e n , 191. Vgl. Lang, Ezechiel, lOlff. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 185. Wolff, Anthropologie, 309. S c h m i d t , De D e o , 145. B o e c k e r , R e c h t , 28.
Das "ältere
EB"
383
Diese Praxis, an der "(t)heoretisch ... bis in die nachexilische Zeit ... fesgehalten worden" ist, und die "praktisch ... auf jeden Fall bis 438 in die Königszeit hinein in Geltung" blieb , ergänzt das Prinzip einer individuellen Haftung insofern, als sie eine In-Kraft-Setzung der rechtlich geforderten Folgen schuldhaften Handelns für die handelnde Instanz auch dann ermöglicht, wenn der Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann 439 - wobei das "Talionsprinzip" eine "Eskalation der Vergeltung u. „440 ... verhindert Die Praxis der Blutrache hat zur Folge, "daß ein ungesühntes Verbrechen eines Angehörigen einer Gemeinschaft diese selbst mit einer Schuld441 realität belastet"
. Dieser erfahrbare Sachverhalt kann abstrahiert
und generalisiert werden zu einem "Prinzip der kollektiven Haftung", dementsprechend "das Vergehen des Einzelnen der Gesamtheit zur Last (fällt), wenn sie ihn nicht aus der Gemeinschaft ausschließt" 442 (vgl. etwa Jos 7). So kommt es zu einem "Nebeneinander von kollektiver und 443 individueller Verantwortlichkeit und Haftung" , das sich außer im Bereich des Rechts auch im Rahmen des Kultes und der Weisheit findet: "Individuelle und kollektive Haftung sind im Bereich des Rechts insofern miteinander verbunden, als die Gemeinschaft sich selbst schuldig macht, wenn sie den Frevler als Gerechten behandelt und die Folgen dieses Tuns zu tragen hat. Im Rahmen des Kultes und der Weisheit findet sich jedoch keine Brücke, 444 durch die die verschiedenen Anschauungen miteinander verbunden sind"
438 E b d . 439 Der " D e l i k t s a h n d u n g in den F ä l l e n , bei d e n e n der T ä t e r u n b e k a n n t ist und d e s h a l b n i c h t d i r e k t zur V e r a n t w o r t u n g g e z o g e n w e r d e n k a n n " , d i e n t a u c h "das A u s s p r e c h e n " e i n e r " F l u c h f o r m e l " ( a . a . O . , 174; vgl. Schottroff, Fluchspruch, 231ff). 440 B o e c k e r , R e c h t , 153. 4 4 1 A . a . O . , 174. D i e s e V o r s t e l l u n g b e l e g t D t n 2 1 , 1 - 9 . Der T e x t z e u g t i n s o f e r n b e r e i t s von e i n e r w e i t e r e n t w i c k e l t e n R e c h t s k o n z e p t i o n , a l s h i e r (1) a n s t e l l e e i n e r V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e (Sippe) die G r u p p e der " A n g e h ö r i g e n des O r t e s , a u f d e r e n G e m a r k u n g d e r T o t e g e f u n d e n w o r d e n i s t , m i t B l u t s c h u l d b e l a s t e t " w i r d , und (2) die B l u t r a c h e d u r c h "ein k o m p l i z i e r t e s Z e r e m o n i e l l " e r s e t z t ist, " d u r c h das d i e s e B l u t s c h u l d beseitigt werden kann" (ebd.). 442 S c h m i d t , De D e o , 146. 4 4 3 A . a . O . , 148. 444 A . a . O . , 1 4 6 f .
384
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
I n diesem Nebeneinander w i r d z u g l e i c h " d e r Mensch unter einem j e v e r 445 schiedenen Aspekt gesehen" : Er i s t e i n e r s e i t s E i n z e l n e r , der e i n s e i nem V e r h a l t e n a l s Gerechter oder F r e v l e r entsprechendes Ergehen zu erwar t e n h a t , a n d e r e r s e i t s G l i e d s e i n e r Gemeinschaft, das an deren H e i l oder U n h e i l p a r t i z i p i e r t . D i e s e " b e i d e ( n ) Aspekte stehen unverbunden . . . beneinander, s i e werden o f f e n b a r a l s i n g l e i c h e r Weise g ü l t i g
anerkannt"
wozu b e i t r a g e n mag, "daß e i n e äußere Bedrohung der Gemeinschaft
nicht
d i e R e g e l sondern d i e Ausnahme i s t , K r i e g e und N a t u r k a t a s t r o p h e n nen s i c h n i c h t Mit el
schaft",
Gerichtsprophezeiungen
nun
ja
aber
deren
dem V e r h ä l t n i s
das
von
Kap.
4f
nur
Unreinheit aus
EB
"eine
Untergang
von
an.
: Der
im R a h m e n (4,9-17)
sich
schon
Prophet der
Damit und an i n hier
(mit)
Jerusalem
Bedrohung
wird
die
den als
Isra
Gemein nach
Haftung
Zeichenhandlungen Unschuldiger
Schuld
zu t r a g e n ;
"Totalgericht"
und
der
Frage
kollektiver
Zeichenhandlung
Israels
dem a n g e k ü n d i g t e n
hat
gegen
äußere
individueller
virulent. Das Problem deutet 447 nicht
ereig-
täglich"^®.
seinen
kündigt
ne-
über
er
(4,14)
(4,4-8) wird
Jerusalem
und auch
und
Isra
e l n i c h t ausgenommen ( 5 , 1 - 4 ) . H i e r wie auch i n den a n d e r e n T e x t e n d e s EB b e s t e h t o f f e n b a r - a n d e r s a l s e t w a i n Gen 1 8 , 2 2 - 3 3 448 - k e i n B e d ü r f n i s nach e i n e r " R e c h t f e r t i g u n g des 449 G e r i c h t s Jahwes über e i n e ganze S t a d t " bzw. e i n g a n z e s Volk.
"Daß
Israel
als
ganzes
Jahwe
gegenüber
schuldig
werden
4 4 5 A . a . O . , 147. 4 4 6 A . a . O . , 148. Die B e h a u p t u n g : " K o l l e k t i v e und i n d i v i d u e l l e V e r g e l t u n g im A l t e n T e s t a m e n t v e r h a l t e n s i c h z u e i n a n d e r wie die b e z i e h u n g s v o l l e U n t e r s c h i e d e n h e i t von G o t t e s g e r e c h t i g k e i t und S t r a f r e c h t " ( L e v i n , V e r h e i ß u n g , 46; vgl. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y , 186; L i n d a r s , E z e k i e l , 4 5 6 ) , w i r d der K o m p l e x i t ä t des T e x t b e f u n d s m . E . n i c h t g e r e c h t . Sie ist auch durch Levins (a.a.O., 40ff) r e c h t s g e s c h i c h t l i c h e R e k o n s t r u k t i o n - die z u d e m die B e d e u t u n g von B l u t r a c h e u n d F l u c h s p r u c h w o h l zu g e r i n g v e r a n s c h l a g t - m . E . n i c h t g e d e c k t . D i e s e kann a l l e i n L e v i n s ( a . a . O . , 46) S c h l u ß f o l g e r u n g b e g r ü n d e n : "Ein e n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t l i c h e s N a c h e i n a n d e r von K o l l e k t i v s t r a f e u n d i n d i v i d u e l l e r S t r a f v e r f o l gung b e s t e h t n i c h t " . G e n a u das z e i g e n a b e r a u c h die h i e r s k i z z i e r t e n Überlegungen. 447 S.o. II.5. 4 4 8 V g l . d a z u S c h m i d t , De D e o , 449 S c h m i d t , De D e o , 143.
131ff;
Blenkinsopp,
Abraham.
Das " ä l t e r e
EB"
385
und d e s w e g e n als g a n z e s v e r w o r f e n w e r d e n " kann eine G r u n d a n n a h m e
gerichtsprophetischer
nicht problematisch.
, ist von
s p i t z t sich unter
zu auf die F r a g e nach der R o l l e
indi-
dieser
individuellen
H a n d e l n s und E r g e h e n s im R a h m e n der a n g e k ü n d i g t e n phe des
als
T r a d i t i o n für das EB
Die Frage nach dem V e r h ä l t n i s
v i d u e l l e r und k o l l e k t i v e r H a f t u n g Voraussetzung
450
Katastro-
Kollektivs.
W e l c h e n B e i t r a g l e i s t e t die in Ez 18 e n t w i c k e l t e on zur B e a r b e i t u n g
d i e s e r F r a g e ? Hier ist z u n ä c h s t
t e n , daß das P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s
Konzeptifestzuhal-
von i n d i v i d u e l l e m
k o l l e k t i v e m H a n d e l n und E r g e h e n in d i e s e m T e x t n i c h t lich t h e m a t i s c h ist. W e d e r w i r d hier noch "(spielt)
eigent-
"jegliches Denken,
von e i n e r G e m e i n s c h a f t a u s g e h t , für u n s a c h g e m ä ß
und das
erklärt",
das Volk (...) ü b e r h a u p t 451 keine R o l l e "mehr", wie etwa L . S c h m i d t m e i n t . Für u n s a c h g e mäß e r k l ä r t w i r d v i e l m e h r g e n a u die " B r ü c k e , d u r c h d i e " 452 nach S c h m i d t
die G e m e i n s c h a f t ,
- "die v e r s c h i e d e n e n A n s c h a u u n g e n
v i d u e l l e und k o l l e k t i v e H a f t u n g ) m i t e i n a n d e r
(sc.
verbunden
indisind":
die A n n a h m e , daß "das V e r g e h e n des E i n z e l n e n der G e s a m t h e i t " - und v e r m i t t e l t über sie a n d e r e n E i n z e l n e n - "zur Last (fällt)" 4SI . Und die G e m e i n s c h a f t , das V o l k , s p i e l t in Ez 18 i n s o f e r n eine z e n t r a l e R o l l e , als der T e x t - wie S c h m i d t 454 selbst unterstreicht - auf den " A u f r u f an das 'Haus I s r a el'
(!) u m z u k e h r e n " hin z u l ä u f t . Die R e k o n s t r u k t i o n d e r
mentativen Frontstellung
des K a p i t e l s z e i g t e
daß es das I n t e r e s s e v e r f o l g t , die k o l l e k t i v e n p h e z e i u n g e n des EB g e g e n k o n k u r r i e r e n d e
argu-
schließlich, Gerichtspro-
Interpretationen
E r e i g n i s s e des J a h r e s 597 zu v e r t e i d i g e n . Von daher ist
der die
A r g u m e n t a t i o n m i t T u n und E r g e h e n e i n z e l n e r M e n s c h e n in Ez 18 kaum als Indiz für e i n e n e t h i s c h e n
"Individualismus"
w e r t e n , s o n d e r n eher als ein w e i t e r e r Beleg für das auch anderen Gerichtsprophezeiungen
450 451 452 453 454
J e r e m i a s , K u l t p r o p h e t i e , 133. Schmidt, a.a.O., 148.149. A . a . O . , 147. A.a.O., 146. A.a.O., 149.
des EB e r k e n n b a r e
zu in
Phänomen,
386
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
daß die G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s individueller
Biographie
und I s r a e l s in den
und - b e u r t e i l u n g " in " E z e c h i e l s
... fern vom K u l t r a u m des T e m p e l s 455 ans g a n z e Volk g e r i c h t e t w i r d " Daß das P r o b l e m des V e r h ä l t n i s s e s
d.h.
priesterlichen
Verkündigung
kollektiver Haftung
Kategorien
e r f a ß t und i n t e r p r e t i e r t ,
"(d)ie P r a x i s " der "dem E i n z e l n e n e r t e i l t e n Thorabelehrung
Einordnung
radikaler prophetisch
von i n d i v i d u e l l e r
in Ez 18 n i c h t im V o r d e r g r u n d
e s s e s s t e h t , g e s c h w e i g e denn z u g u n s t e n e r s t e r e r
dieses
tes für diese Frage völlig i r r e l e v a n t w ä r e . Sie ist von B e d e u t u n g
sie eine V e r m i t t l u n g
Inter-
entschieden
ist, b e d e u t e t nun aber n i c h t , daß die K o n z e p t i o n zunächst insofern
und
des
für ihre B e a r b e i t u n g ,
von i n d i v i d u e l l e r
als
und k o l l e k t i v e r
tung d u r c h die A n n a h m e e i n e r n o t w e n d i g e n W i r k u n g
Tex-
vielmehr
der
Haf-
Schuld
E i n z e l n e r auf die G e m e i n s c h a f t a u s s c h l i e ß t . D a m i t w i r d
die
Möglichkeit
ver-
eröffnet,
" I n d i v i d u u m " und " K o l l e k t i v " als
s c h i e d e n e P e r s p e k t i v e n der O r g a n i s a t i o n wahrnehmbarer
Prozesse
Interpretation
- also als in der E r f a h r u n g
ierte, ihr nicht s e l b s t v e r s t ä n d l i c h begreifen:
und
konstitu-
v o r g e g e b e n e G r ö ß e n - zu
" I s r a e l " ist dann nicht e i n f a c h i d e n t i s c h mit
Summe a l l e r I s r a e l i t e n ; der n i c h t n o t w e n d i g renden Einzelnen
ein U n t e r g a n g
Israels wird
z u g l e i c h das Ende aller zu I s r a e l
Gerichtsprophe-
z e i u n g e n des EB r e a l i s i e r t und in e i n i g e T e x t e erst d u r c h n a c h t r ä g l i c h e
Überarbeitung
bindung mit dem durch die A r g u m e n t a t i o n
vielleicht
eingetragen.
In V e r -
von Kap. 18
eines dem " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g "
c h e n d e n g ö t t l i c h e n H a n d e l n s e r g e b e n sich d a r a u s Möglichkeiten
gehö-
bedeutet.
Diese M ö g l i c h k e i t ist k e i n e s w e g s in a l l e n
ten S p i e l r a u m
der
denkbar,
eröffneentspre-
verschiedene
konkreter Gerichtserwartung :
(1) Vom Untergang des Kollektivs sind "Gerechte" und "Frevler" gleichermaßen betroffen. Diese Erwartung spricht am deutlichsten 21,8 aus: "Sieh, ich (gehe) gegen dich (vor). Ich werde mein Schwert aus der Scheide ziehen und aus
455 Zimmerli,
Eigenart,
1 7 2 f ; vgl. J o y c e , R e s p o n s i b i l i t y ,
192.
387
Das " ä l t e r e EB" dir ausrotten (ITO) Gerecht (e) (¡77120
und Frevler (ym)!"
456
Diese Ankün-
digung Jahwes scheint auf den ersten Blick in schärfstem Widerspruch zu den Aussagen von Ez 18 zu stehen. Setzt sich nicht hier gegen alles "Unwirkliche (.) und Postulatorische(.)" der dort entwickelten Konzeption 457 "einmal die grausame Unmoral der Wirklichkeit" durch ?! Zu einer ersten Korrektur dieses Eindrucks nötigt die Einsicht, daß der "Doppelausdruck" y i m ¡7712( "den Gerechten und den Gottlosen nicht kasuistisch vereinzeln will, sondern ... in der Zusammenfassung von zwei 458 Gegensätzen ein ungeschiedenes Ganzes aussagt" . D.h. das Kollektiv (Jerusalem/Israel) dominiert die Perspektive der Prognose so sehr, daß "Gerechter" und "Frevler" gar nicht als Einzelne in den Blick kommen. Für das Kollektiv trifft aber genau zu, was Kap. 18 feststellt bzw. fordert: "Wer sündigt, wird/muß sterben!" Wenn vom Untergang des Kollektivs einzelne Gerechte und Frevler gleichermaßen betroffen sind, widerspricht das der Lebenszusage an den Gerechten von Kap. 18 grundsätzlich nicht mehr oder weniger als das auch dort nicht in Frage gestellte universale Todesschicksal aller Menschen: Auch in Ez 18 wird dem Gerechten kein unbegrenztes Leben zugesprochen; in der prinzipiellen Begrenztheit seines Lebens durch den Tod unterscheidet er sich auch dort nicht vom Frevler! Auf eben diesen Sachverhalt will m.E. die - vielleicht nachgetrage459 ne
- Fortsetzung von 21,8 in V.9 hinweisen: "Weil (ibn iy») ich aus
dir ausgerottet habe Gerecht(e) und Frevler, deshalb (p*7) wird mein Schwert ausgehen aus seiner Scheide gegen ALLES FLEISCH (IUI "73) von Süd 'nach' 460 Nord". Zimmerli 461 meint, daß "die Logik des I V - ^ - S a t zes nicht recht zu fassen" sei. Könnte seine "Logik" nicht gerade darin
456 Die nicht d e t e r m i n i e r t e n , s i n g u l a r i s c h e n A u s d r ü c k e i7'"TY und y e n b e z e i c h n e n " e t w a s , d a s zu d e r Klasse d e s ¡7'"TY- b z w . y ü H - S e i e n d e n g e hört". Die A u s s a g e b e s a g t also nicht, daß J a h w e alle G e r e c h t e n und F r e v l e r a u s r o t t e n w i r d , w o h l aber, daß er bei seinem G e r i c h t an J e r u s a l e m / I s r a e l keinen U n t e r s c h i e d z w i s c h e n (einzelnen) G e r e c h t e n und Frevlern machen wird. 457 Lang, A u f s t a n d , 1 3 0 . 1 3 1 . Die A u s s a g e ist schon früh als a n s t ö ß i g e m p f u n d e n w o r d e n ; vgl. die K o n j e k t u r e n in G u n d T (s. BHS) u n d die D i s k u s s i o n im T a l m u d (b.Abode zara 4 a ; b.Baba q a m m a 6 0 a ; s. F o h r e r , 119 Anm. 1). 458 Z i m m e r l i , 467 m i t H i n w e i s auf H o n e y m a n , M e r i s m u s . 459 V g l . z.B. F o h r e r , 119; Z i m m e r l i , 4 6 7 ; Fuhs, 110. 460 M i t e i n i g e n M s s dürfte iU19X s t a t t 119? zu lesen sein; vgl. B H S . 461 Z i m m e r l i , 4 6 7 .
388
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
liegen, angesichts des gleichen Schicksals von Gerechten und Frevlern im Untergang des Kollektivs darauf hinzuweisen, daß auch der Gerechte i m e r schon über nur begrenzte Lebensmöglichkeiten verfügt, weil er - wie der Frevler - "Fleisch" ist? Der Oberbegriff "1ÜQ "73, der in 21,9 i7'-rjf und yWT unter sich begreift, unterscheidet "das Fleisch, d.h. die Menschheit, wegen seiner Vergänglichkeit und Ohnmacht qualitativ vom göttli462 chen Wesen"
. Wird so der Tod Einzelner in der kollektiven Katastrophe
als Aktualisierung des alle Menschen erwartenden Todesschicksals bewußt gemacht, wird "(a)n der umfassenden Vernichtung" weiterhin erkennbar, "daß nicht automatisch nach den Taten und Untaten vergolten wird, sondern daß wirklich das Richtschwert des heiligen und furchtbaren Gottes Israels am Werk ist. Gerade weil auch die Gerechten umkommen, ist es 463 Jahwe, der um seiner vernichtenden Heiligkeit willen handelt" . Damit wird die in Ez 18 entwickelte Wahlfreiheit des göttlichen Handelns im Rahmen (!) des mit dem Tat-Ergehen-Zusammenhang gegebenen Ordnungskonzepts um einen neuen Aspekt bereichert: Jahwe hat nicht nur die Wahl, durch Tod oder Leben des Frevlers den Schutz und die Bewahrung von Lebensmöglichkeiten zu realisieren, wie es der "Tat-Ergehen-Zusammenhang" fordert; er kann sein Handeln auch am Verhalten des Kollektivs oder an dem des Individuums orientieren. Kann er durch Extermination des Kollektivs Jerusalem/Israel lebensfeindliches Verhalten unterbinden, so kann 464 er zu diesem Zweck den Tod einzelner Gerechter in Kauf nehmen . Dieser Gedanke mag anstößig sein - der Konzeption von Ez 18 widerspricht er nicht 4 6 5 !
462 Gerleman, A r t . 1 » a , 379. 4 6 3 F o h r e r , 119. 464 A u c h w e n n J a h w e bei s e i n e r R e a k t i o n a u f d a s H a n d e l n d e s K o l l e k t i v s d e n T o d e i n z e l n e r G e r e c h t e r in K a u f n i m m t , w i d e r s p r i c h t d a s n i c h t d e r K o n z e p t i o n von Ez 18. D o r t i s t ja u n t e r d e m y g e n a u e i n D l T D f v e r s t a n d e n . L ä B t J a h w e i h n g e w ä h r e n , n i m m t er a u c h d o r t in K a u f , d a B er u n t e r d e s s e n w e i t e r d a s B l u t G e r e c h t e r v e r g i e ß t . 4 6 5 D a ß 2 1 , 6 - 1 0 " ( d ) i e ... P e r s p e k t i v e d e r W e n d e a l s M ö g l i c h k e i t z u r U m k e h r ... f r e m d zu s e i n ( s c h e i n t ) " , i s t k e i n A r g u m e n t d a f ü r , daß " ( d ) a s W o r t ... n i c h t von Ez. ( s t a m m t ) " (so F u h s , 110; v g l . B e r t h o l e t , 7 7 ) . F a s t a l l e an d a s K o l l e k t i v J e r u s a l e m / I s r a e l g e r i c h t e t e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB r e c h n e n n i c h t m i t e i n e r " U m k e h r " d e s V o l k e s . D a m i t ist a b e r die M ö g l i c h k e i t e i n e r U m k e h r n i c h t ( k e t e g o r i al) a u s g e s c h l o s s e n - s i e i s t n u r ( e m p i r i s c h ) a l s e x t r e m u n w a h r s c h e i n lich betrachtet.
Das "ältere
EB"
389
(2) Dem Untergang des Kollektivs können einzelne "Gerechte" entgehen. Diese Möglichkeit zieht der Abschnitt 14,12-20 in Betracht. Hier wird zwischen individuellem und kollektivem Tun und Ergehen differenziert. Die Gerichtsankündigung gegen das Kollektiv ("Land") steht dabei nicht zur Diskussion (vgl. 13.15.17.19). Sie wird jedoch ergänzt um "die alte Vorstellung von der Bewahrung des Frommen", die "freilich dadurch modifiziert (ist), daß jetzt auch die Familie des Gerechten nicht mehr an seiner Rettung teilhat"^**. Zeigt schon diese Modifikation, daß es dem Text nicht um eine Einschränkung, sondern gerade um eine Bekräftigung der kollektiven Gerichtsprognose geht, wird dies vollends deutlich ange467 sxchts der Tatsache, daß er - anders als Jer 15,1-4 - drei Nicht-Israeliten als exemplarische Gerechte anführt, was darauf hindeutet, daß er nicht damit rechnet, "daß es solche Beispiele von Gerechtigkeit und Frömmigkeit in Israels überschaubarer Geschichte und aktueller Gegenwart ... gibt" 468 . So ist es wahrscheinlich, daß die Argumentation von 14,1220 von vorneherein auf die Fortsetzung in 21-23 hin konzipiert ist und 469 erst hier zu ihrem eigentlichen Anliegen kommt , mit dem zugleich eine neue Möglichkeit der Gerichtserwartung eröffnet wird: (3) Dem Untergang des Kollektivs können einzelne Schuldige entgehen. Damit tritt 14,21-23 zunächst einem möglichen Mißverständnis der vorangegangenen Argumentation entgegen: "Aus der Tatsache, daß sonst nur die Gerechten gerettet werden, darf man nicht schließen, daß die der Kata470 Strophe Jerusalems Entronnenen gerecht sind" ! Ein Rückschluß vom Ergehen auf das Tun eines Menschen ist - infolge der "Parteilichkeit Jahwes für das Leben", die auch dem Frevler Zeit zur Umkehr läßt (18,21ff) 471 nicht möglich. So kommt auch hier die "göttlich souveräne Freiheit" Jahwes zum Zuge, in der er zur Ermöglichung und Bewahrung von Leben auch lebensfeindliches Verhalten dulden kann. Der Sinnhorizont dieser Duldung wird hier über die in Kap. 18 genannten Aspekte der Zeugung eines (mögli466 S c h m i d t , De D e o , 156. 4 6 7 Z i m m e r l i , 318 v e r m u t e t e i n e l i t e r a r i s c h e " A b h ä n g i g k e i t " des A b s c h n i t t s Ez 1 4 , 1 2 f f von d i e s e m T e x t , der a l l e r d i n g s n a c h T h i e l , R e d a k t i o n (1) n i c h t zum G r u n d b e s t a n d des J e r e m i a b u c h s g e h ö r e n w ü r d e (s.Kaiser, Einleitung, 256). 4 6 8 F u h s , 77. 4 6 9 V g l . z . B . Z i m m e r l i , 3 1 7 f ; F o h r e r , 78; E i c h r o d t , 111. 470 S c h m i d t , De D e o , 157. 471 Eichrodt, 111.
390
V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n
Einordnung
cherweise gerechten) Nachkommens und der möglichen eigenen Umkehr hinaus um eine weitere Möglichkeit bereichert: Die aus Jerusalem entkommenen "Frevler" werden als Frevler zu einem "leibhafte(n) Beweiszeichen (Zimmerli, Erkenntnis Gottes 49-57) für die in der Geschichte mächtige Gültigkeit der gerechten Ordnung Jahwes. Das Auftauchen der Reste der bösen Bevölkerung Jerusalems unter den Deportierten ist ein lauterer Erweis der Gerechtigkeit Jahwes, als es das bloße Erlöschen des zerstörten Jeru472 salem ... sein könnte"
. Eine gewisse Spannung zur Konzeption von Ez
18 entsteht dabei dadurch, daß das Verhalten der dem Untergang Jerusalems Entgangenen (DDTI, OJll,7',7y: 22.23) Jahwes Gericht über die Stadt rechtfertigt, daß m.a.W. das Handeln Einzelner (mindestens) Indikator für den Zustand des Kollektivs ist. Da damit keine Übertragung der Schuld einzelner auf die Gemeinschaft behauptet wird, kommt es jedoch nicht zu einem echten Widerspruch zu Kap. 18. Es deutet sich aber hier an, daß die Möglichkeiten der Beziehung zwischen individueller Lebensgeschichte und Geschichte des Kollektivs vielfältiger sind, als es dort zum Ausdruck und in der Argumentation zum Tragen kommt. Diese Spannung zwischen konkreter Erfahrung (bzw. Erwartung) und "theoretischer" Konzeption zeigt die Vorläufigkeit und Revisionsbedürftigkeit der letzteren an. W.Zimmerli wird darin zuzustimmen sein, daß in 14,12-23 - ebenso wie in 6,8-20 und 12,16 - "(d)ie Aussage über den um seiner Frömmigkeit mit dem Leben davongekommenen Rest (sc. in 9,4.6) ... transformiert, in neuer Gestalt 'fortgeschrieben'" und so "der radikalen Anklage Jahwes gegen sein Volk, die auch sonst die Verkündigung Ezechiels kennzeichnet" funk473 tional eingeordnet und angepaßt ist . Auch hier dominiert also völlig die Perspektive einer kollektiven Gerichtsankündigung. (4) Dem Untergang des Kollektivs entgehen diejenigen, die unter seinem schuldhaften Verhalten leiden, die "Männer, die seufzen und stöhnen wegen all der Greuel, die in ihrer (sc. der Stadt Jerusalem) Mitte begangen werden" (9,4). Der dem kollekti474 ven Gericht entgehende (9,6) "Rest" ist dabei weder als Gruppe der "Gerechten" - ausschlaggebend ist nicht das "aktive", sonder das "passive" Sozialverhalten! - noch als Gruppe der "Unschuldigen" - dann wäre zu erwarten, daß Kinder dem Gericht entkommen, was nicht der Fall ist 472 Z i m m e r n , 323. 473 Zimmerli, Phänomen, 186. 474 Vgl. dazu Wildberger, Art. INI», 848ff.
Das " ä l t e r e
391
EB"
(9,6) - definiert. Zimmerli erwägt, "ob es Kreise der zadokidischen Priesterschaft sind, die dann seltsam einflußlos den Greueln hätten zusehen müssen. Oder denkt Ez an prophetische Kreise, etwa die Kreise um Jeremia? Oder ist wie bei Elia an ein dem Propheten selber unbekanntes, ihm aber von Jahwe genanntes, nun von ihm zu glaubendes, verborgenes Häuflein zu denken, in dem Jahwe eine Zukunft seines erwählten Volkes in Jerusalem ahnen läßt?" 4 7 5 Wahrscheinlich handelt es sich einfach um die Leidtragenden der Zustän47R 477 und "Stöhnen" (¡7JN ni.) sind
de in Jerusalem. "Seufzen" (rUN ni.)
Reaktionen auf von außen kommendes Unglück - wie den Tod der Ehefrau (vgl. 24,17) oder den eigenen Tod im Krieg (vgl. 26,15). Spr 29,2 zeigt, daß "Seufzen" (njN) durch politische Mißstände verursacht sein kann: "Wenn Gerechte mächtig sind, freut sich das Volk, doch wenn ein Frevler herrscht, seufzt das Volk". Der Übergang vom "Seufzen" zum "Zeterge478 schrei"
ist offenbar fließend (vgl. Ex 2,23: ns« neben W ) ;
beides
ruft zu tätiger Hilfe auf (vgl. Klgl 1,21). Das Gerichtshandeln Jahwes scheint demnach hier als Befreiung Leidender von den ihr Leid verursachenden Zuständen verstanden zu sein. Es werden demnach nicht 479 nur "einzelne aus dem der Gesamtheit drohenden Gericht ausgenommen" - das Gericht an der Gesamtheit scheint geradezu um dieser Einzelnen willen stattzufinden! Gleichwohl dominiert auch hier die Perspektive eines kollektiven Gerichts. Die in 9,8 folgende Frage des Propheten: "Ach, Herr Jahwe, willst du denn den ganzen Rest Israels verderben", macht m.E. deutlich, daß mit dem Verfahren von 9,4.6 die Katastrophe des Kollektivs keineswegs "auf ein Maß" begrenzt wird, "das einen Neuanfang offenhält"
- "wo (soll) denn ein Rest des Gottesvolkes überhaupt noch eine
Möglichkeit der Bergung bei Gott finden (...), wenn die 481 Mitte des Lebens, der Ort der göttlichen Gegenwart, zerstört ist" ? Diesen vier Möglichkeiten einer Konkretisierung der kollektiven Gerichtserwartung im EB sei der Vollständigkeit halber noch eine fünfte
475 Z i m m e r l i , 2 2 8 . 4 7 6 V g l . n o c h Ez 2 1 , 1 1 ( 2 x ) . 1 2 ; Ex 2 , 2 3 ; Jes 2 4 , 7 ; Klgl 1,4.8.11.21. 477 V g l . n o c h Ez 2 4 , 1 7 ; q.: 2 6 , 1 5 ; Jer 5 1 , 5 2 . 478 Vgl. dazu Boecker, Recht, 40ff. 479 S c h m i d t , E i n f ü h r u n g , 2 5 4 . 480 So F u h s , 55. 4 8 1 Z i m m e r l i , 229.
Joel
1,18;
Spr
29,2;
392
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
hinzugefügt, die jedoch erst in dem wohl redaktionellen, jedenfalls aber im Rückblick auf die Ereignisse von 587 formulierten Kap. 22 vorliegt: (5) Der Untergang des Kollektivs trifft alle seine Angehörigen, da alle Frevler sind. 482 Mit diesem Gedanken einer "Kollektivschuld"
setzt sich das Ordnungs-
denken des "Tat-Ergehen-Zusammenhangs" gegen mögliche widerstreitende Erfahrungen durch. Der in Ez 18 entwickelte Spielraum des Handelns Jahwes kommt dabei ebensowenig zum Zuge wie die damit begründete Möglichkeit, widersprüchliche und ambivalente Erfahrungen konzeptionell zu verarbeiten. Die in 22,30 formulierte Möglichkeit, daß ein Einzelner durch sein Handeln das Kollektiv hätte retten können, ist - gerade auch in Bezug auf das Verständnis der Funktion des Propheten - bedenkenswert, widerspricht aber 14,12ff. Neben Gerichtsankündigungen gegen das Kollektiv Jerusalem/Israel finden sich im EB freilich auch Prophezeiungen gegen einzelne Israeliten bzw. Repräsentanten von Institutionen Israels. Auf die "individualisierende" Tendenz des Orakels gegen Zedekia in Kap. 17 wurde oben bereits 483 hingewiesen
. Während hier das Geschick des Volkes nicht in den Blick
kommt, dient das in Kap. 13 angekündigte Gericht über die Prophet(inn)en Israels ebenso wie das in Kap. 34 prognostizierte über Israels "Hirten" ausdrücklich der Rettung des Volkes (vgl. 13,23; 34,10): (6) Das Gericht Jahwes an Einzelnen erhöht die Lebensmöglichkeiten des Kollektivs (vgl. auch 20,38). Die Texte die diese Perspektive belegen, gehören jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in den Bereich der Restitutionsprophezeiungen des E B ^ ^ . Zusammenfassend
kann f e s t g e h a l t e n w e r d e n : Eine
le V e r g e l t u n g s l e h r e "
"individuel-
in dem S i n n , daß das G e s c h i c k
des
Ein-
z e l n e n "nur von ihm s e l b s t und in k e i n e m P u n k t m e h r von der 485 G e m e i n s c h a f t , in der er l e b t , a b h ä n g i g " w ä r e , l i e g t im EB
482
" K o l l e k t i v s c h u l d " und "Schuld des Kollektivs" sind nach dem bisher A u s g e f ü h r t e n zu u n t e r s c h e i d e n . K a p . 16 u n d 23 s i n d d a n n g e r a d e k e i n B e l e g f ü r die V o r s t e l l u n g e i n e r " K o l l e k t i v s c h u l d " (so L a n g , E z e c h i e l , 1 0 3 ) , d e r s i c h e r s t Ez 20 a n n ä h e r t (s.o. I V . 4 . 1 . ) . 4 8 3 V g l . a u c h u. 3 . 3 . 1 . a . 484 Vgl.u. 3.3.2.C. 4 8 5 S c h m i d t , De O e o , 149.
Das " ä l t e r e
EB"
393
n i c h t vor. Das g ö t t l i c h e G e r i c h t am K o l l e k t i v
Jerusalem/Isra-
el s t e h t an keiner S t e l l e des B u c h e s zur D i s k u s s i o n . Wo es in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
nicht t h e m a t i s c h
ist, ist es
e n t w e d e r noch n i c h t im Blick - wie in Kap. 17 - oder bereits geschehen vorausgesetzt e n t h ä l t Kap. 18 das P o t e n t i a l vidueller" wie "kollektiver"
- wie in Kap. 34. W o h l
einer Kritik j e g l i c h e r - "Vergeltungslehre"
so eine Reihe h ö c h s t d i f f e r e n z i e r t e r A s p e k t e des V e r h ä l t n i s s e s
als
und
Erfahrungen
von K o l l e k t i v
aber
-
"indisetzt
möglicher
und I n d i v i d u u m
im EB
f r e i . D a m i t w i r d dann f r e i l i c h auch dem E i n z e l n e n ein
erwei-
terter
und d i f f e r e n z i e r t e r
seine
eigene
Lebensgeschichte
t i v s , dem er a n g e h ö r t ,
Möglichkeitsraum
eröffnet,
im K o n t e x t der G e s c h i c h t e des zu v e r s t e h e n . K o m m t so das
im EB in s t ä r k e r e m Maße zur Geltung henden gerichtsprophetischen
als in der ihm
vorausge-
T r a d i t i o n , ist dies doch
lange n i c h t e i n e r " p r o c l a m a t i o n de 1 ' i n d i v i d u a l i s m e 486 gral"
gleichzusetzen.
daß die E r f a h r u n g
noch
inte-
Zudem sollte n i c h t ü b e r s e h e n
der I n d i v i d u a l i s i e r u n g
den E i n z e l n e n l e i d v o l l e
Kollek-
Individuum
und s c h m e r z l i c h e
werden,
auch im EB eine b l e i b t : Der
für
Prophet
muß a n g e s i c h t s der T a t s a c h e , daß "(s)ein e i g e n e s L e b e n (...) h e r e i n g e r i s s e n (ist) in den iy ( S c h u l d - S t r a f e ) des V o l 487 kes"
(4,4ff), die H i n f ä l l i g k e i t s e i n e s i n d i v i d u e l l e n
bensplanes erkennen
g a n g e n e n E i n z e l n e n sind von all dem a b g e s c h n i t t e n , geläufigem Verständnis
Leben ermöglichen
wenn nach der K a t a s t r o p h e "individualisierten" werden
Le-
(4,14); die dem k o l l e k t i v e n G e r i c h t könnte
neue P e r s p e k t i v e n
stärker
entwickelt
(18,5ff), g e s c h i e h t dies vor dem H i n t e r g r u n d
v o l l e n E r f a h r u n g , daß "die
'naturwüchsigen'
nach
(9,4ff);
einer
E x i s t e n z als " G e r e c h t e r "
was
ent-
der
leid-
Gemeinschafts-
f o r m e n wie S i p p e , S t a m m , K ö n i g s v o l k d u r c h die K r i e g s f o l g e n 488 a u s e i n a n d e r g e b r o c h e n " sind ; und w e n n s c h l i e ß l i c h die R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" mit dem b e t o n t e n A u f r u f zur an den E i n z e l n e n d i e s e m die E n t s c h e i d u n g
über seine
r i g k e i t zum n e u e n I s r a e l s e l b s t a n h e i m s t e l l t 486 C a u s s e , G r a u p e , 200 (zit. n a c h 4 8 7 Z i m m e r l i , 117. 488 K o c h , P r o f e t e n II, 1 0 5 .
Lang,
Ezechiel,
Umkehr Zugehö-
(33,10-20),
142 A n m .
348).
394
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
m u t e t sie ihm d a m i t z u g l e i c h die B e r e i t s c h a f t noch von den l e t z t e n d e n e n des ( m ) 2 N
verbliebenen
n'l,
Die k o n z e p t i o n e l l e nis von I n d i v i d u u m
gegebenenfalls Bearbeitung
und K o l l e k t i v
zu, sich
auch
Gemeinschaftsbindungen, zu lösen
(Kap.
18).
der Frage nach dem
Verhält-
im EB b l e i b t h i n t e r
der
dieses Verhältnisses,
wie
sie
in e i n z e l n e n T e x t e n des B u c h e s d o k u m e n t i e r t ist, z u r ü c k .
Die
Vielfalt möglicher Erfahrungen Stärke
des EB liegt hier eher in e i n e r P r o b l e m a n z e i g e
einer Problemlösung.
Ein i n n o v a t i v e r
tion in Kap. 18 liegt s i c h e r l i c h gen von S c h u l d in e i n e r Weise ner S c h u l d ü b e r t r a g u n g fragwürdig
begrenzt,
J a h w e und s e i n e n e i n h e i t l i c h e n der um 587 w o h l
(noch)
Wirkun-
grundsätzlichen
verbreiteten
Problem
beider G r ö ß e n
Rechtswillen
- was
Bereitschaft,
des W i r k e n s
M a t e r i a l als
zwischen
Die E r w ä g u n g e n zu S t r u k t u r , daß ein r e l a t i v hin a n z u n e h m e n
zu
Dokument
Ezechiels h i s t o r i s c h e m Ort und
n e l l e r T e n d e n z des "älteren EB" m a c h e n es Textmaterials
auf
angesichts
" p e r s ö n l i c h e r F r ö m m i g k e i t " und " o f f i z i e l l e r R e l i g i o n " 489 trennen , k e i n e s w e g s s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ist.
3.3. Das im "älteren EB" v e r a r b e i t e t e
ei-
Gemeinschaft
und K o l l e k t i v wird das
v e r s c h ä r f t wie mit der B e z i e h u n g
als in
Argumenta-
die die A n n a h m e
vom E i n z e l n e n auf die
von I n d i v i d u u m
der
d a r i n , daß sie die
m a c h t . Mit der darin i m p l i z i e r t e n
Unterscheidung ebenso
Beitrag
g r o ß e r T e i l des in d i e s e m Werk
seiner R e d a k t i o n
redaktio-
wahrscheinlich, überlieferten
b e r e i t s v o r l a g . Dies ist
näher-
für
(1) einen Grundbestand der Gerichtsprophezeiungen an Jerusalem/Israel in Kap. 1-24 (einschließlich 3,16-21 und Kap. 18*, jedoch ohne die eingeschalteten Restitutionsprognosen 11,14-21; 16,44-63; 17,22-24 und höchstwahrscheinlich ohne das "ex eventu" formulierte Kap. 22), (2) einen Grundbestand der Fremdvölkerorakel in Kap. 25-32, (3) einen Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen an Israel in Kap.
489 V g l . A l b e r t z ,
Frömmigkeit;
Rose,
Ausschließlichkeitsanspruch.
Das
im
"älteren
EB"
verarbeitete
395
Material 490
33-37 (dessen Umfang noch näher zu bestimmen s e i n w i r d (4) den Grundbestand des " V e r f a s s u n g s e n t w u r f s "
) und
von Kap. 4 0 - 4 8 (ohne den
v i e l l e i c h t a u f d i e Redaktion des " ä l t e r e n EB" zurückgehenden
"Amts-
t r ä g e r k o m p l e x " 4 4 , 4 - 4 6 , 1 8 und ohne d i e w a h r s c h e i n l i c h s p ä t e r e n E r gänzungen 4 6 , 1 9 - 2 4 und 4 8 , 3 0 - 3 5 ) . Daß in
dieses
Gestalt
vorlag,
ist
auch
hier
doch
ist
Material
eines
möglich,
Spannungen (bzw.
der
Redaktion
des
zusammenhängenden,
sind)
aber
"älteren
komplexen
unwahrscheinlich.
zwischen keine
einzelnen
EB"
bereits
Textganzen
Zwar
bestehen
Text(komplex)en,
übergreifende(n)
Gesamtkonzep-
t i o n ( e n ) ( m e h r ? ) z u e 4r k9 e1 n n e n , d i e redaktionsgeschichtliche Rückschlüsse zuließen . M ö g l i c h , wenn n i c h t w a h r s c h e i n l i c h ist
allerdings,
daß
das
r i a l b e r e i t s i n mehr r e ( n ) Sammlungen" 493 vom K o m p l e x
der
selbst
bereits 494
führen
ist
19;
23),
8-11; oder
verarbeitete Mate492 oder weniger umfangreichen "älteo r g a n i s i e r t war. H i e r wäre - a b g e s e h e n
relativ
etwa
auch
an
Redaktion
40-48
(Kap.
(4-5;
- jeweils
"thematische
25-32*),
selbständige
an S a m m l u n g e n
Zeichenhandlungen
37,1-14;
der
Fremdvölkerworte auf
-
von
von
12;
Bildworten
24)
oder
(z.B.
wohl zurückzu(15-17;
Visionen
im G r u n d b e s t a n d
Einheit(en)"
der
Sammlungen
der
(1-3;
Texte),
21+23-24)
zu
denken495. M i t der R e k o n s t r u k t i o n des M a t e r i a l s , das der Redaktion des
"älteren
EB" b e r e i t s v o r l a g , s i n d nun f r e i l i c h keineswegs schon " i p s i s s i m a
verba"
E z e c h i e l s bzw. s e i n e eigenen l i t e r a r i s c h e n Produkte gewonnen; es s o l l t e 496 n i c h t v o r s c h n e l l a l s " H i n t e r l a s s e n s c h a f t des Propheten" identifiziert werden. Es i s t a l l e r d i n g s damit zu rechnen, daß E z e c h i e l - o b g l e i c h ihm 490 S . u . 3 . 3 . 2 . 4 9 1 Die R e d a k t i o n s c h e i n t - a b g e s e h e n von der o b e n b e h a n d e l t e n G r o b s t r u k t u r i e r u n g des B u c h e s - die von ihr v o r g e f u n d e n e n E i n z e l t e x t e v.a. n a c h dem G e s i c h t s p u n k t e i n e r t h e m a t i s c h e n bzw. S t i c h w o r t - A s s o z i a t i o n a n g e o r d n e t zu h a b e n ; vgl. C a s s u t o , A r r a n g e m e n t . 492 Daß d e r G r u n d b e s t a n d von K a p . 1 - 2 4 ; 3 3 f f auf e i n e n " p r o p h e t i s c h e n S e l b s t b e r i c h t (.)" E z e c h i e l s in G e s t a l t e i n e r " D e n k s c h r i f t " z u r ü c k g e h t ( E i c h r o d t , 15*; vgl. 1 4 * f f ; E i s s f e l d t , E i n l e i t u n g , 5 0 9 . 5 1 3 f ; A u v r a y , E z & c h i e l I - I H , 5 0 0 f ) e r s c h e i n t m i r u n w a h r s c h e i n l i c h (vgl. Fohrer, Hauptprobleme, 42ff). 4 9 3 F u h s , 9. 494 V g l . Z i m m e r l i , A r t . E z e c h i e l , 768 u.o. 3 . 1 . / 3 . 2 . 1 . 4 9 5 F u h s , 9. 496 L a n g , E z e c h i e l , 30.
396
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
eine "Niederschrift des gesprochenen Wortes ... anders als Jesaja (30,8, 497 auch 8,16?) und Jeremia (36) nie geboten" wird - "neben der mündlichen Verkündigung rhythmisch geformter498 Worte, welche die Verkündigungs, auch schriftliche Texte produ-
weise der älteren Prophetie aufnimmt"
ziert hat. Dafür dürfte jedoch weder sein besonderer Charakter als499 "Schriftsteller" und zurückgezogen wirkender "Schreibtischprophet" , noch primär sein Interesse an einer "autobiographischen" Dokumentation seiner Wirksamkeit verantwortlich sein, sondern vielmehr die besondere historische Situation seines Wirkens: Als Angehöriger der Gola konnte er seinem eigenen, "gesamt-israelitischen" Anspruch
- vorausgesetzt, die Annahme seiner zeitweiligen Wirk501 samkeit in Jerusalem ist als "Irrweg der Forschung" abzulehnen - nur gerecht werden, wenn er mindestens einen Teil seiner Äußerungen auch nach Palästina übermittelte, wofür sich die schriftliche Form anbieten mußte (vgl. Jer 29). Der Rekonstruktion Josephus' wird demnach i.W. zuzustimmen sein: "In Babylonien prophezeite Ezechiel das künftige Geschick 502 seines Volkes; er schrieb es auf und schickte es nach Jerusalem" Diese aus der Spannung zwischen Anspruch und Situation Ezechiels erwachsende Notwendigkeit einer schriftlichen Übermittlung seiner Äußerungen über relativ große Entfernungen hat weitere Konsequenzen: (1) Es ist mit einer Mehrfach-Ausfertigung und relativ breiten Streuung des Materials zu rechnen. Der Anteil der Dokumentation und Selektion an 497 Zimmerli, 104*. 498 A.a.O., 109*. 499 V g l . zu d i e s e r ( ä l t e r e n ) S i c h t Z i m m e r l i , 4 * f f ; L a n g , A u f s t a n d , 152ff. 500 V g l . Z i m m e r l i , 1 2 5 8 f f ; O e r s . , I s r a e l . 501 L a n g , E z e c h i e l , 3 0 . B e t t e n z o l i s (Geist, 14ff) an Ez 1 1 , 1 - 1 3 e n t w i k k e l t e T h e s e , der P r o p h e t habe vor 597 in J e r u s a l e m g e w i r k t , v e r m a g e b e n s o w e n i g zu ü b e r z e u g e n w i e ä l t e r e und n e u e r e H y p o t h e s e n (s. L a n g , E z e c h i e l , llf) e i n e r a u s s c h l i e ß l i c h e n W i r k s a m k e i t d e s " h i s t o r i s c h e n " E z e c h i e l in P a l ä s t i n a ( B r o w n l e e ; vgl. D e r s . , P a r a b l e , 3 9 7 ; D e r s . , S o n ) , e i n e r A b f o l g e s e i n e s W i r k e n s in J e r u s a l e m (vor 587) und der Gola (Herntrich, Ezechielprobleme; Bertholet; Auvray; Steinmann; vgl. I r w i n , P r o b l e m ; O e r s . , P r o b l e m ... T o d a y ) b z w . e i n e s z w i s c h e n z e i t l i c h e n W i r k e n s (vor 587) in P a l ä s t i n a n a c h s e i n e r B e r u f u n g im E x i l (May, 5 1 f ; vgl. P f e i f f e r , I n t r o d u c t i o n , 5 3 1 . 5 3 5 f f ) o d e r gar die A n n a h m e , die T e x t e des EB g i n g e n auf z w e i v e r s c h i e d e n e P r o p h e t e n z u r ü c k , d e r e n e i n e r in J e r u s a l e m a u f g e t r e t e n s e i , w ä h r e n d d e r a n d e re ( s p ä t e r ) im E x i l g e w i r k t h a b e ( H a r f o r d , S t u d i e s ) . V g l . d g g . H o w i e , Date, 5ff; Orlinsky, Call; Fohrer, Hauptprobleme, 203ff; Rowley, Book, 173ff; Greenberg, 15ff. 502 A n t . X, 106
(zit. n a c h
Lang, Aufstand,
162).
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
397
der redaktionellen Arbeit wird deshalb vergleichsweise hoch zu veranschlagen sein. Sichere Indizien für seine Rekonstruktion fehlen jedoch. (2) Der Prophet ist für die Kommunikation mit Jerusalem auf Dritte angewiesen - nicht nur für den rein "materiellen" Transport seiner Texte im Karawanenverkehr, sondern auch für Informationen über Ereignisse und Zustände in der Stadt und für das "feed back" seiner Verkündigung. Hat er auch seine Zeichenhandlungen durch Abgesandte in Jerusalem dramatisch aufführen lassen? (3) Ein nicht zu unterschätzendes Moment der Situation des Auftretens Ezechiels dürfte der Faktor der "Zeitverschiebung" zwischen Produktion (im Exil) und Rezeption (im Exil und in Jerusalem) seiner Texte darstellen. Die "Reisezeit einer Eilkarawane von Nippur nach Jerusalem" betrug 503 nach der Schätzung von B.Lang zwischen 26 und 45 Tagen . In dieser Zeit konnte in den ereignisreichen Jahren vor 587 ein Prophetenwort bei seiner Ankunft in Jerusalem bereits aktualisierungsbedürftig werden. Hat Ezechiel eine solche Aktualisierung gegebenenfalls seinen "Verbindungsleuten" anheimgestellt? V.a. der zuletzt genannte Apsekt könnte in Beziehung gesetzt werden zu dem v.a. von Zimmerli herausgearbeiteten "Phänomen der 'Fortschreibung1 im Buche Ezechiel" 504 . Er könnte erklären, warum es "im Einzelfall oft nicht möglich (ist), die Grenzlinie festzustellen, an der des Propheten 505 eigene Arbeit in die der Schule übergeht" - wobei man statt von einer 506 "Schule"
vielleicht besser von einem "Büro" Ezechiels sprechen soll-
te. Ist aber die Arbeit des Propheten mit hoher Wahrscheinlichkeit von 503 L a n g , A u f s t a n d , 1 6 2 f . 504 S . o . 1. 505 Z i m m e r l i , 1 0 9 * . M ä h r e n d Z i m m e r l i (ebd.) m . E . z u r e c h t f e s t s t e l l t : "Die M ö g l i c h k e i t , daß im H a u s e E z e c h i e l s von d i e s e m s e l b e r n o c h e i n g a n z e r T e i l der ' s c h u l m ä ß i g e n ' W e i t e r ü b e r l i e f e r u n g und des ' F o r t s c h r e i b e n s ' m a n c h e r W o r t e e r f o l g t e , i s t k e i n e s w e g s g a n z von d e r H a n d zu w e i s e n " , s i e h t H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 5 2 3 a u f g r u n d s e i n e r " A n a l y s e n . .. k e i n A n z e i c h e n d a f ü r ..., daß E z e c h i e l s e i n e e i g e n e V e r k ü n digung literarisch beerbeitet hat", schränkt aber dieses Ergebnis s o g l e i c h d u r c h die B e m e r k u n g ein, daß " d i e s e F r a g e e r s t n a c h e i n e r a u s r e i c h e n d e n Z a h l von g l e i c h a r t i g e n A n a l y s e n an b e n a c h b a r t e n T e x t e n s i c h e r e n t s c h i e d e n w e r d e n " kann (ebd.). 506 Z i m m e r l i , 109* u. p a s s i m , m i t B e r u f u n g a u f M o w i n c k e l , P r o p h e c y . D i e im G e f o l g e Z i m m e r i i s i m m e r w i e d e r als B e l e g f ü r e i n e "Art ' L e h r h a u s B e t r i e b ' " ( Z i m m e r l i , e b d . ) im U m k r e i s E z e c h i e l s a n g e f ü h r t e n T e x t e Ez 18 und 3 3 , 1 0 - 2 0 ( i n w i e f e r n 3 3 , 3 0 - 3 3 ein B e l e g f ü r d e n " T y p u s s c h u l m ä ß i g e r U n t e r w e i s u n g " s e i n s o l l , wie F u h s , 10 m e i n t , i s t mir n i c h t d e u t l i c h ) z e u g e n , w i e die R e k o n s t r u k t i o n i h r e s k o m m u n i k a t i v e n K o n -
398
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
v o r n e h e r e i n so s t a r k s o z i a l eingebunden, w i r d d i e Frage nach s e i n e n " i p s i s s i m a v e r b a " p r o b l e m a t i s c h . Zudem i s t dann mit e i n e r
"Fortschrei-
bung" s e i n e r Äußerungen n i c h t nur i n d i a c h r o n e r , sondern auch i n s y n c h r o 507 ner S t a f f e l u n g zu rechnen . Diese Vorbehalte s o l l t e n i n Erinnerung b l e i b e n , wenn im Folgenden von "dem Propheten E z e c h i e l " d i e Rede i s t . Daß s i e e i n e R e k o n s t r u k t i o n des Wirkens E z e c h i e l s i n s e i n e r
geschichtli-
chen E n t w i c k l u n g n i c h t g ä n z l i c h verunmöglichen, s o l l der f o l g e n d e V e r such z e i g e n . Für
die
im EB
in
Frage der
völkerworte, den
Da d i e
Textgruppen Kap.
20
Gerichts-
Ez
(sowie und
kann
ausgegangen
werden,
EB"
vorgegebenen
eng
miteinander
Eine gegen
Zedekia
-
das
eine
von
16,1-43 auf
und
der
einer in
Analyse
dieser
dem d e r
Redaktion
Anschein
verknüpft
waren
als
im
auf
Seite
der zugleich
einander
beiden nach
in
blei-
repräsentie-
23,1-30
anderen
allem
der
Eindruck
gegen-
Textbereiche
des
"älteren
noch
weniger
EB"^1^.
"älteren
-
der
von
Gerichtsprophezeiungen
einer
gewissen
allerdings
Jerusalemer
vorwiegend Reihe
5,5-17;
Fremd-
ausgeklammert
Geschichtskonzepte
36,16ff)
die
können
"Verfassungsentwurf"
weitgehend
Material
Durchsicht den
denen
und
Geschichtskonzepte Ezechiel
Gerichtsprophezeiungen
weckt und
der
Propheten
Restitutionsprophezeiungen
überstehen,
Die
des
unterschiedliche
einen,
3.3.1.
Entstehung
Untersuchungen
renden als
der
Einsetzungsbericht
folgenden
ben.
nach
Wirksamkeit
nicht
Königshaus
"politische"
Worten
gegen
Ambivalenz: (in
Kap.
12;
Ez
4-24
Neben
namentlich
Vorgänge
Jerusalem
in
genannt
17;
thematisch und I s r a e l ,
er-
Orakeln
19), sind, die
wird in steht
v.a.
t e x t s g e z e i g t hat, e h e r von e i n e r " s c h u l m ä ß i g e n " V o r b i l d u n g des P r o p h e t e n (vgl. L a n g , E z e c h i e l , 7 7 f f . 9 9 ) a l s von e i n e r von ihm a u s g e h e n den " S c h u l t r a d i t i o n " . 507 S e l b s t H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 5 2 2 , d e r i m m e r h i n s e c h s v e r s c h i e d e ne, d u r c h d a s g e s a m t e EB l a u f e n d e S c h i c h t e n der " F o r t s c h r e i b u n g " e r k e n n e n zu k ö n n e n m e i n t , n i m m t an, daß d i e s e " s i c h in z i e m l i c h e r Dichte hintereinander staffeln". 508 Eine w i c h t i g e A u s n a h m e w ü r d e a l l e r d i n g s eine der R e d a k t i o n b e r e i t s v o r l i e g e n d e " V i s i o n s s a m m l u n g " (Kap. 1 - 3 ; 8 - 1 1 ; 3 7 , 1 - 1 4 ; 4 0 - 4 8 * ) d a r s t e l l e n , z u m a l hier e u c h s a c h l i c h e B e z i e h u n g e n z w i s c h e n R e s t i t u t i o n s - und G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g b e s t e h e n ( v g l . u . 3 . 3 . 2 . a . ) .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
399
"kultische" Mißstände
a n p r a n g e r n . D i e s e r B e f u n d legt - t r o t z 509 aller (besonders von H . R e v e n t l o w vorgebrachten) Einwände 510 - die A n n a h m e e i n e r E n t w i c k l u n g in der G e r i c h t s v e r k ü n digung des P r o p h e t e n n a h e . Eine d e r a r t i g e dann g r u n d s ä t z l i c h
E n t w i c k l u n g ist 511 in zwei R i c h t u n g e n d e n k b a r . Dafür,
"daß E z e c h i e l s B e r u f u n g
nicht zufällig
in M o n a t e
erregter
p o l i t i s c h e r A t m o s p h ä r e f ä l l t , n ä m l i c h in die Zeit der standsbewegung
im v i e r t e n J a h r Z i d k i512 jas
v o r n h e r e i n p o l i t i s c h m o t i v i e r t ist"
(Jer 2 7 f f . ) ,
Aufund
, daß also die
von
Orakel
g e g e n Z e d e k i a und das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s an den
Anfang
der W i r k s a m k e i t des P r o p h e t e n g e h ö r e n , s p r i c h t , daß
insbeson-
dere Kap. 17 und 19 e i n e n w e i t w e n i g e r p i o f i l i e r t e n
konzep-
tionellen
R a h m e n a u f w e i s e n als z.B. die obön
untersuchten
T e x t e aus Kap. 4f; 16 und 23. Die A n n a h m e e i n e r Ausarbeitung
des k o n z e p t i o n e l l e n
R a h m e n s der
zeiungen dürfte nämlich plausibler
Gerichtsprophe-
sein als die
ge, der P r o p h e t habe mit s e i n e r W e n d u n g Diese
gegenläufi-
zu k o n k r e t e n
s c h e n P r o b l e m e n p l ö t z l i c h das c h a r a k t e r i s t i s c h e ner A r g u m e n t a t i o n a u f g e g e b e n .
sukzessiven
Profil
angesehen werden
ai Die Kritik an der B ü n d n i s p o l i t i k
sei-
"Entwicklungs-Hypothese"
l i e g t der f o l g e n d e n D u r c h s i c h t der T e x t e z u g r u n d e , als ihre erste B e w ä h r u n g s p r o b e
politi-
die
damit
kann.
Zedekias
Ez 17 w u r d e schon in r a b b i n i s c h e r
Zeit als f r ü h e s t e Ä u ß e 513 rung des P r o p h e t e n E z e c h i e l a n g e s e h e n , und s e l b s t J . G a r scha r e c h n e t "(d)ie G r u n d l a g e in Kp 1 7 , 1 - 1 0 " zu dem (wenigen) "vom V e r f a s s e r des P r o p h e t e n b u c h e s v e r a r b e i t e t e ( n ) Mat e r i a l " 514 und m e i n t , sie könne wie die von Kap. 23 "auf
509 R e v e n t l o w , W ä c h t e r , v . a . 167. 510 V g l . L a n g , E z e c h i e l , 4 4 f f . 511 V g l . L a n g , A u f s t a n d , 1 6 4 f f (Lang n e n n t d r e i M ö g l i c h k e i t e n , von d e n e n s i c h die b e i d e n l e t z t e n j e d o c h w e i t g e h e n d d e c k e n ) . 512 A . a . O . , 1 6 4 f . 513 S p i e g e l , E z e k i e l , 159 A n m . 76 n e n n t als B e l e g s t e l l e n : " M e k h i l t a , S h i r a h 7, 4 0 b ; cf. a l s o T o s . S o t a 6 , 1 1 " und w e i s t d a r a u f h i n , daß "the r a b b i s h o l d t h a t t h e a r r a n g e m e n t of the c h a p t e r s in E z e k i e l is n o t c h r o n o l o g i c a l " ( a . a . O . , 1 5 9 ) . Zur r a b b i n i s c h e n S i c h t d e r R e d a k t i o n s g e s c h i c h t e des EB vgl. a u c h b . B a b a B a t h r a 15a. 514 G a r s c h a , S t u d i e n , 2 8 4 ; vgl. 2 6 f f .
400
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
515 genuine B.Lang der
-
prophetische hat
gezeigt,
nach d e r
Unruhen i n
Tradition daß Ez
anfänglichen
Jerusalem,
in
die
zurückgehen"
17 a l s
prophetische
Unterdrückung offenbar
Kritik
an
antibabylonischer
auch d i e
Nachbarn
Isra-
e l s (Edom, verwickelt
Moab, Amnion, T y r u s und S i d o n , v g l . J e r 27, 3) w a r e n , d u r c h Z e d e k i a ( v g l . J e r 5 1 , 5 9 ) doch w o h l 516 überraschenden - a n t i b a b y l o n i s c h e n , mit e i n e r "Allianz m i t Ä g y p t e n " 517 v e r b u n d e n e n Wendung d e r P o l i t i k Z e d e k i a s , 518 d e r e n U r s a c h e n " n i c h t mehr b e f r i e d i g e n d a u f z u h e l l e n " s i n d , 519 v e r s t a n d e n werden kann Im B i l d vom Weinstock zwischen den zwei Adlern (1-10) und seiner wei520 terführenden Entfaltung i n 11-21 f ü h r t der Text die zu erwartenden Konsequenzen dieser "Wendepolitik" Zedekias vor Augen: Als Eid (rftN)und Vertrags (n'l3)bruch gegenüber Nebukadnezar und Jahwe i s t s i e zum Scheitern v e r u r t e i l t . Die Fragen von 10 ("Wird er gedeihen?") und 15 ("Wird es ihm glücken?") sind mit einem klaren "Nein!" zu beantworten. Die zu erwartenden Konsequenzen der Aufstandspolitik 521 Zedekias macht der Text mit H i l f e der "natürliche(n) Logik der B i l d e r " von 1-10 deut522 l i e h , hinter der s i c h eine " p o l i t i s c h e Logik" v e r b i r g t . Das Argumentat i o n s g e f ä l l e von 11-21 l ä ß t aber erkennen, daß i n der Sicht des Textes wichtiger noch a l s dieser, " n a t ü r l i c h e r " und " p o l i t i s c h e r " Logik entsprechende Zusammenhang von Tat und Ergehen Zedekias die Beurteilung seines Verhaltens i n " s a k r a l r e c h t l i c h e r " Perspektive i s t : Es wird a l s "Treue-
515 516 517 518 519
A.a.O., 286. V g l . L a n g , A u f s t a n d , 139. Ebd. Herrmann, Geschichte, 344. V g l . L a n g , A u f s t a n d , 2 8 f f ; zum z e i t g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d v . a . a.a.O., 135ff; Ders., Ezechiel, 84ff; Smelik, Dokumente, 118ff. 520 L a n g , A u f s t a n d , 5 1 f f hat g e z e i g t , daß 1 7 , 1 1 - 2 1 w e d e r a l s " p o s t e v e n t u m " a n g e h ä n g t e n o c h als d u r c h s t a r k e Ü b e r a r b e i t u n g e n t s t e l l t e u r s p r ü n g l i c h e " D e u t u n g " des - in sich d u r c h a u s k l a r e n - B i l d e s von 1 - 1 0 v e r s t a n d e n w e r d e n m u ß : " E z e c h i e l b e n ü t z t das z u n ä c h s t für s i c h s t e h e n d e und für s i c h b e d e u t s a m e B i l d s o z u s a g e n in e i n e m z w e i t e n r h e t o r i s c h e n A n l a u f als a u s f ü h r l i c h e E x p o s i t i o n für s e i n e k a s u i s t i s c h e Züge t r a g e n d e A n a l y s e : in z w e i s p r a c h l i c h und i n h a l t l i c h ä h n lichen Fügungen wird nun Zidkijas Verbrechen untersucht, zuerst als V e r b r e c h e n g e g e n ü b e r N e b u k a d n e z z a r , s e i n e m p o l i t i s c h e n O b e r h e r r n und m e n s c h l i c h e n V e r t r a g s p a r t n e r ( V . 1 6 - 1 8 ) , d e n n als V e r b r e c h e n g e g e n über Jahwe (V.19-21)" (a.a.O., 52). 521 Lang, a.a.O., 28(ff). 522 A . a . O . , 4 6 ( f f ) .
Das
im
"älteren
523
b r u c h " (7yn: 20)
EB"
verarbeitete
Material
gegenüber Jahwe q u a l i f i z i e r t , der e i n
401
göttliches
"Gericht"
(U3B n i . : 20) an Zedekia p r o v o z i e r t . Den U r t e i l s s p r u c h Jahwes 524 nimmt der Text i n 16 vorweg : " B e i meinem Leben . . . i n Babel w i r d er s t e r b e n ( n i n ' ) ! " M i t der V o l l s t r e c k u n g d i e s e s U r t e i l s w i r d der T a t - E r g e hen-Zusammenhang i n K r a f t g e s e t z t : " B e i meinem Leben: I c h werde s e i n e n b e i mir geschworenen E i d , den e r mißachtet, und den v o r mir g e s c h l o s s e nen V e r t r a g , den e r gebrochen h a t , a u f s e i n e n Kopf t u n (H9N12 1 ' n i U l : 19)!" Ez
17,1-21
vergangenen Zedekia) durch
argumentiert und
auf
die
deren
mit
zukünftiges
der
Gesetzmäßigkeit
im T e x t des
einer
Verhalten
die
Geltung
auf
zwei
Extrapolation einer
Ergehen,
"meta-geschichtliche"
Zusammenhangs", als
also
gegenwärtigen
vom
Instanz
(König
ermöglicht
eines
ist
"Tat-Ergehen-
unterscheidbaren
Geschichtsprozesses
Ebenen
fungiert:
(1) a u f der " p o l i t i s c h e n " Ebene - "Nebukadnezzars F r i e d e n s d i k t a t von 525 597" s i e h t a l l e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t nach bestimmte S a n k t i o n e n f ü r den F a l l des V e r t r a g s b r u c h s s e i t e n s s e i n e s V a s a l l e n Zedekia v o r - und (2) a u f der " s a k r a l r e c h t l i c h e n "
( " r e l i526 giösen")
v e r g e h t s i c h Z i d k i j a gegen Jahwe"
Ebene - " i m E i d b r u c h
und s e t z t s i c h damit d e s s e n
Gericht aus. Die
Verbindung
Vertrag
schlossen von
Handelns te
wurde
Handeln
schen"
zwischen
zwischen und
zweier
Ebene
bestimmte
fälle
des
er
auf
an
17!).
Reaktionen
Diskussion
des
der
Prognose
verliert
"theologischer"
Ebenen über
durch
auf
der
Jahwes. die
zweite
"rein
Stringenz.
an
darin,
"vor"
ist
daß
Jahwe
die
eine
der
ge-
Korrelation
Korrelation
Auf
sein
der
des
"politi-
Verhalten
bestimm-
"sakralrechtlichen"
Weil
das
Ebene
Argumentationsgezuläuft,
politischen"
weitgehend
damit
besteht
Instanzen:
Zedekia
auf
Er
beiden
vermittelt
stark
im R a h m e n
doch
Auf
Ebenen
Nebukadnezar
verschiedener
Textes
eine
und
Nebukadnezars,
Ebene
ten
(19).
Ergehen
provoziert
Reaktionen
beiden
Zedekia
Faktors
verzichten
"politischer",
"Ezechiel
kann Ägyp-
(vgl.
gewinnt
(unternimmt
jeaber
es),
die
5 2 3 V g l . M i l g r o m , C o n c e p t ; K n i e r i m , A r t . "7yn. 524 " V . 1 6 (ist) n a c h d e n K o n v e n t i o n e n I s r a e l s e i n e r i c h t e r l i c h e U r t e i l s f o r m u l i e r u n g " (Lang, A u f s t a n d , 59; vgl. L i e d k e , G e s t a l t , 1 2 8 f ) . 525 Lang, a.e.O., 54(ff). 526 A . a . O . , 60.
402
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Geschichte
Einordnung
und P o l i t i k unter fast a u s s c h l i e ß l i c h
Gesichtspunkten
zu sehen, ja P o l i t i k
vörderst sakralrechtliche
religiösen
auf R e l i g i o n und
Fragen zurückzuführen".
P r o p h e t den E i d b r u c h Z i d k i j a s als R e l i g i o n s f r e v e l
zu-
"Wenn
der
(sc. V y n )
b r a n d m a r k t , dann o f f e n b a r t die S p r a c h e seine p r i e s t e r l i c h e 527 Herkunft" . D a s s e l b e gilt für die " i n d i v i d u a l i s t i s c h e T e n 528 denz"
des T e x t e s . S c h o n hier z e i g t sich also s o w o h l
für das EB t y p i s c h e
Interpretation
"politischen"
in " p r i e s t e r l i c h - s a k r a l r e c h t l i c h e n "
Kategorien
charakteristische
des
Zweischichtigkeit
die
Geschehens
als auch
die
Regelzusammenhangs
11 im im R a h m e n der k oGnezreipcthitosnperlolpehne z R ea i hu mn eg n529der "Geschichtsentwürfe H i n s i c h t l i c h der K o n z e n t r a t i o n auf den König sind Kap. 17 530 die T e x t e Ez 19 und 1 2 , 1 - 1 5 zur S e i t e zu s t e l l e n . Kap.
19, das mit hoher W a h r s c h e i n l i c h k e i t Zusammenhang als W a r n u n g 532 den
e i n m a l in l i t e r a r i s c h e m 531 mit 1 7 , 1 - 2 1 g e s t a n d e n hat , kann e b e n f a l l s
vor der A u f s t a n d s p o l i t i k
Zedekias gelesen
wer-
. Die I n t e r p r e t a t i o n d i e s e s T e x t e s ist a l l e r d i n g s
hohem Maße u m s t r i t t e n . sichtig)
Einigermaßen
d e u t l i c h ist seine
k ö n i g s k r i t i s c h e T e n d e n z ; daß der V e r f a s s e r
in (vor-
von
19,1-9 " s c h l i c h t um seine Könige ( t r a u e r t ) , deren er mit u n v e r h o h l e n e m Stolz ... g e d e n k t " 533 , mag als e r s t e r E i n d r u c k i n t e n d i e r t sein - im Bild des m e n s c h e n f r e s s e n d e n Löwen (3b. 534 6bf; vgl. 11,6; 22,25) m e l d e t sich j e d o c h m i n d e s t e n s hintergründig
Kritik
Königshauses
am p o l i t i s c h e n G r ö ß e n w a h n des
an, dem die N i e d e r l a g e
(4.8f) ein Ende b e r e i t e n
Jerusalemer
im Kampf g e g e n den
Feind
wird.
Auf welche konkreten Herrschergestalten spielt aber der Text in den Chiffren der Löwin, ihrer beiden Jungen und des Weinstocks an? Von den
527 528 529 530 531 532 533 534
L a n g , A u f s t a n d , 60. A . a . O . , 59; v g l . o . 3 . 2 . 4 . a . Vgl.o. II.5.2.5./4.2. Zu K a p . 3 4 v g l . u . 3 . 3 . 2 . Vgl.o. 3.2.4.b. So L a n g , A u f s t a n d , 8 9 f f . G a r s c h a , S t u d i e n , 285; vgl. 4 1 . V g l . Lang, A u f s t a n d , 1 0 4 f f .
Das
im
"älteren
EB"
verarbeitete
Material
403
535 z a h l r e i c h e n i n der Forschung v e r t r e t e n e n M ö g l i c h k e i t e n zwei e i n e g e w i s s e W a h r s c h e i n l i c h k e i t f ü r s i c h
können v . a .
beanspruchen:
(1) Die Löwin s t e h t f ü r Juda bzw. das d a v i d i s c h e K ö n i g s h a u s , i h r e beiden Jungen f ü r Joahas und J o j a c h i n , d i e nach Ägypten bzw. B a b y l o n i e n
depor-
t i e r t wurden, und im - v i e l l e i c h t s p ä t e r angefügten 536 - B i l d des Weins t o c k s i s t (wie i n Kap.17) auf Zedekia a n g e s p i e l t (2) I n G e s t a l t der Löwin und i h r e r beiden Jungen s p i e l t der Text a u f Hamutal und i h r e beiden Söhne Joahas und Zedekia an ( v g l . 2 Kön 2 3 , 3 0 f ; 2 4 , 1 7 f ; anders 1 Chr 3 , 1 6 ; 2 Chr 3 6 , 1 0 [ M ] ) . Im B i l d des W e i n s t o c k s w i r d dann Zedekia a n g e s i c h t s s e i n e s - noch bevorstehenden? - S c h i c k s a l s xT o4. t e n ku-il a g e gesungen 537
die
M ö g l i c h e r w e i s e haben beide Deutungen i h r r e l a t i v e s Recht: "während der Zuhörer (oder L e s e r ) zunächst meint, der Prophet rede über Vergangenes, über d i e b e r e i t s d e p o r t i e r t e n Könige Joahas und J o j a c h i n , w i r d er durch d i e Löwin a l s Mutter b e i d e r Könige a u f Hamutal aufmerksam und entdeckt den eminent gegenwärtigen S i n n des L ö w e n l i e d e s : das S c h i c k s a l des J o j a c h i n w i r d auch s e i n e n N a c h f o l g e r Z i d k i j a e r e i l e n - d i e 538
Deportation
i n e i n fremdes Land" Konzeptionell
spiegelt
der
Text
-
v.a.
in
lOff
-
die
Kri-
t i k a n e i n e r h y b r i d e n A u ß e n p o l i t i k w i d e r , w i e s i e a u c h im R a h m e n d e r F r e m d v ö l k e r w o r t e d e s EB l a u t w i r d ( v g l . 27,3; 539 28,2.9;
29,3.9)
. Er
sche"
Konzept
le(n)
Vorherrschaft
übersteht -
auf
wie
Kosten
schaft
Jahwes -
Wie
in
der der
Israel
einen Kap.
ordnet
zahlreicher der
großen
die
ganze
"Verzicht ist
auch
ein
Zusammenhang
bar.
ist
vermittelt
535 536 537 536 539 540 541
auf in
das das
der
Die
Welt
Ez
"imperia-
kritisch
g5e4g0e n Staaten"
kleinen -
der
Herr-
z u m i n d e s t 5 4f 1ü r Ansprüche"
19 d a r g e s t e l l t e n
Handeln
und
vorgegebene
V g l . das R e f e r a t bei L a n g , a . a . O . ,102. So z . B . Z i m m e r l i , 4 2 3 f . So z . B . F o h r e r , 106; E i c h r o d t , 1 6 1 f f . L a n g , A u f s t a n d , 103. Vgl. dgg. a.a.O., 105f; s.o. 3.1. L a n g , E z e c h i e l , 91. Ebd.
"außenpolitider
Anerkennung
politische
dem i n eine
ebenso
impliziert
große
zwischen
durch
in
EB e i n ,
Mächte"
Kleineren.
schehen Er
damit
des
"Freiheitspolitik noch
über 17
sich
Texte
Ergehen Ordnung,
Geerkennderen
404
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Störung
ihre e i g e n e B e s e i t i g u n g
herausfordert. Diese
menhang
des T e x t e s d u r c h den
ge(n) W u c h s ( e s ) "
10-14
des V e r h a l t e n s Z e d e k i a s ganz im
des "für die k l i m a t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e 542
Palästinas
Wäh-
Bildzusam-
und ihn d u r c h b r i c h t , w i r d in
hindurchscheint
die O r d n u n g s w i d r i g k e i t
Ordnung
(DT1A: 4.8).
ist in 19,1-9 e i n d e u t i g die der V ö l k e r w e l t r e n d hier das O r d n u n g s k o n z e p t
Einordnung
Bild
ungünsti-
des W e i n s t o c k s e r f a ß t . Im V e r g l e i c h
mit
Kap. 17 f ä l l t auf, daß Ez 19 ganz auf der " p o l i t i s c h e n " mentationsebene
b l e i b t . Eine e x p l i z i t e R e l a t i o n i e r u n g
dargestellten Geschehens
zu J a h w e
Argu-
des
fehlt.
Über Ez 17 geht Kap. 19 darin h i n a u s , daß es die
Extrapola-
t i o n vom v e r g a n g e n e n und g e g e n w ä r t i g e n V e r h a l t e n e i n e r
In-
stanz auf ihr z u k ü n f t i g e s
daß
Ergehen dadurch untermauert,
es auf e i n e n a n a l o g e n , a b g e s c h l o s s e n e n und v e r g a n g e n e n zeß als " P r ä z e d e n z f a l l "
v e r w e i s t : Wie es dem e r s t e n
Pro-
Löwenjun-
gen e r g i n g , w i r d es dem z w e i t e n , das sich e b e n s o
verhält,
auch e r g e h e n . D a b e i w i r d der A n a l o g i e s c h l u ß
dadurch
noch
g e s t ü t z t , daß es sich um N a c h k o m m e n d e r s e l b e n M u t t e r
han-
d e l t . Hier l i e g t b e r e i t s in nuce die A r g u m e n t a t i o n s f i g u r 23,1-30
von
vor.
Ez 1 2 , 1 - 1 5 s t e h t Kap. 17 und 19 nahe
(vgl. z.B. 12,13
mit
17,16.20;
19,8 und 12,14 mit 17,21). Auch dieser - viel543 leicht überarbeitete - T e x t ist auf den J e r u s a l e m e r "Fürsten"
(xE* J: 12) und seine U m g e b u n g
(14) k o n z e n t r i e r t .
b e v o r s t e h e n d e s S c h i c k s a l w i r d in e i n e r Z e i c h e n h a n d l u n g A u g e n g e f ü h r t . Daß d i e s e der Gola w a r n e n d
Sein vor
demonstrieren
s o l l , w o h i n die von ihr z u m i n d e s t z.T. unterstützte Auf544 standspolitik Zedekias führen wird , ist a n g e s i c h t s der Nähe zu Kap. 17 m ö g l i c h ,
aus dem T e x t s e l b s t j e d o c h n i c h t
zu
belegen. Im V e r g l e i c h zu Kap. 17 und 19 f ä l l t in Ez 1 2 , 1 - 1 5 - in s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t - die d o p p e l t e auf: E i n e r s e i t s w i r d die Z e i c h e n h a n d l u n g
Frontstellung
in i h r e r
Interpre-
t a t i o n d u r c h 10-15 - und hier g e r a d e auch d u r c h den 542 F u h s , 101. 543 V g l . die K o m m e n t a r e und L a n g , A u f s t a n d , 544 So Lang, a . a . O . , 24.
17ff.
schwer
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l verständlichen,
möglicherweise
auf r e d a k t i o n e l l e E i n a r b e i 545 zurückzuführenden V.10 - auf
tung z w e i e r M a r g i n a l g l o s s e n
den " F ü r s t " Z e d e k i a und seine T r u p p e n b e z o g e n .
Andererseits
f i n d e t sich in den r a h m e n d e n S ä t z e n 2 und 9 eine g e g e n das P u b l i k u m des P r o p h e t e n , das "Haus des ( 7 i n n'2: 2 . 9 ) , d e s s e n A n g e h ö r i g e
spruchs"
405
Polemik Wider-
"Augen haben,
zu s e h e n , aber n i c h t s e h e n , O h r e n h a b e n , um zu h ö r e n , nicht hören" Auffällig Zedekia
um
aber
(2). ist w e i t e r h i n das F e h l e n e i n e r B e g r ü n d u n g
und s e i n e n T r u p p e n a n g e k ü n d i g t e n G e s c h i c k s .
des
Sie
s c h e i n t als - aus Kap. 17 und 19? - b e k a n n t v o r a u s g e s e t z t
zu
sein. Ihr F e h l e n könnte sich aber auch d a r a u s e r k l ä r e n ,
daß
der T e x t in e i n e r g e g e n ü b e r 17 und 19 n e u e n W e n d u n g
Poin-
tierung
Erfahrungen mangelnder
R e s o n a n z der
und
Gerichtsprophe-
z e i u n g e n geg-en das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s bei der Gola wie 546 bei den Z u r ü c k g e b l i e b e n e n v e r a r b e i t e t . Darauf könnte jedenfalls deuten,
daß im A u f t r a g wie im
der Z e i c h e n h a n d l u n g risierung wird
Ausführungsbericht
(3-7) m e h r f a c h auf die p a r a d o x e
der A d r e s s a t e n
"vor i h r e n A u g e n "
'"71N: 3), zumal die H a n d l u n g
(oni •»: 4.7)
Handlung
( Qil' 3' y"7: 7x in 3 - 7 ) a u s g e f ü h r t
ohne daß d a m i t s i c h e r g e s t e l l t w ä r e , daß sie auch (IXT
Charakte-
von 2 a n g e s p i e l t w i r d : Die
"am
h i n a u s in die " D u n k e l h e i t "
"sehen"
(hellichten)
b e g i n n t , aber bis über den " A b e n d "
-
Tag"
(znyi:
(nu7yi: 6.7) der N a c h t
4.7)
hinein-
r e i c h t , in der man um so w e n i g e r s e h e n k a n n , w e n n man
wie
der P r o p h e t - der ja als " Z e i c h e n für das Haus I s r a e l " (nsin: 6, vgl. 11) - sein G e s i c h t v e r h ü l l t
(6).
Möglicher-
w e i s e ist es also g a r n i c h t das p r i m ä r e I n t e r e s s e handlung
und i h r e r I n t e r p r e t a t i o n ,
anzukündigen;
vielmehr
der
ein z u k ü n f t i g e s
könnte es d a r i n l i e g e n ,
keit der A d r e s s a t e n der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k
steht
die
an der
Zeichen-
Geschehen UnwilligPolitik
Z e d e k i a s , wie sie in Kap. 17 und 19 g r e i f b a r w i r d , die aufgedeckten Tatbestände
zu "sehen", in k a r i k i e r e n d e r
zung d r a s t i s c h d a r z u s t e l l e n :
hier Zuspit-
Das P u b l i k u m des P r o p h e t e n
ist
545 So L a n g , a . a . O . , 1 8 f f . 546 D i e s e P o i n t e des T e x t e s h ä t t e der für s e i n e Z u s a m m e n s t e l l u n g m i t 12,21-25. 26-28 Verantwortliche dann durchaus richtig erkannt!
406
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
so " b l i n d " , daß es n i c h t e i n m a l tig w a h r n e h m e n w ü r d e
seine e i g e n e D e p o r t a t i o n
(bzw. w a h r g e n o m m e n
Diese Interpretation
Einordnung
des T e x t e s als R e a k t i o n auf den
e r f o l g " der p r o p h e t i s c h e n K r i t i k , das A u s b l e i b e n intendierten Wirkungen, rung
Anklang
von Ez 12,2 an Jes 6,9f
Schwierigkeiten 548 Ordnung
•547
(vgl. auch Jer 5,21;
- doch w o h l eben d e r a r t i g e
ihr
Erfah-
deutlichen
, e i n e n T e x t , der - bei
seiner Interpretation
"Miß-
der von
und als e r s t e r V e r s u c h , diese
zu v e r a r b e i t e n , w i r d m.E. g e s t ü t z t d u r c h den
43,8; Dtn 29,3; Mk 8,18)
rich-
hat)!
Jes
allen
und h i s t o r i s c h e n Erfahrungen
Ein-
widerspie-
gelt . Das A u s b l e i b e n der W i r k u n g e n der g e g e n die Zedekias gerichteten Gerichtsprophezeiungen
Aufstandspolitik Ezechiels
macht
nun aber das E i n t r e f f e n des in i h n e n a n g e k ü n d i g t e n
Gesche-
hens in hohem G r a d e w a h r s c h e i n l i c h :
Städte
werden veröden,
"Die b e w o h n t e n
und das Land wird zur W ü s t e w e r d e n , " wie
im u n m i t t e l b a r f o l g e n d e n A b s c h n i t t A n k l a n g an Jes 6,11!)
12,17-20
(mit
erneutem
heißt. Z u g l e i c h w e r d e n nun die
unwilli-
gen H ö r e r n e b e n Z e d e k i a und s e i n e n H a n d l a n g e r n für das s c h e h e n in J e r u s a l e m m i t v e r a n t w o r t l i c h m i t b e t r o f f e n : Die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
und von s e i n e n
sie "wegen der G e w a l t t a t salem) w o h n e n "
(Dlin) a l l e r , die d a r i n
(sc. in
Jeru-
vorliegenden der
Gerichts-
E z e c h i e l s . Seine G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
sich mit i h r e r Kritik
nun in e i n e r A u s w e i t u n g
des
wenden
Blickwin-
und I s r a e l als G a n z e m zu und v e r d i c h t e n
in i h r e r P r o g n o s e bis zur G e w i ß h e i t des E i n t r e f f e n s des kündigten
"Betrifft
(19).
Kap. 12 m a r k i e r t also - z u m i n d e s t in s e i n e r
kels J e r u s a l e m
Folgen
(19); U n h e i l
G e s t a l t - e i n e n W e n d e p u n k t in der E n t w i c k l u n g verkündigung
Ge-
gilt j e t z t a l l e n
w o h n e r n J e r u s a l e m s auf dem B o d e n I s r a e l s "
es
Gerichts.
547 Vgl. z.B. Zimmerli, 260. 548 Vgl. z.B. Kaiser, Jesaja 1-12, 121ff.
sich ange-
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l b) Die Generalisierurig
und R a d i k a l i s i e r u n g
der
407
Gerichtspro-
phezeiung Im V e r g l e i c h zu Kap. 17 und 19 ist der G r o ß t e i l der richtsprophezeiungen gehalten:
in Ez 4-24 g e n e r e l l e r
und
Ge-
radikaler
(1) Der P r o p h e t w e n d e t sich n i c h t nur g e g e n
die
I n s t i t u t i o n des K ö n i g s ( h a u s e s ) , s o n d e r n g e g e n J e r u s a l e m I s r a e l im G a n z e n . prophezeiung
(2) Die S c h u l d , d e r e n A u f w e i s die
Vergehen werden angeprangert. H o r i z o n t des S c h u l d a u f w e i s e s prophezeiung
erweitert werden:
kann die G e s t a l t e i n e s
Gerichtsankündigung konzeptionellen
und v.a.
zeitliche
die
Gerichts-
"Geschichtsentwurfs"
vom S c h u l d a u f w e i s
w i r d d u r c h einen s t ä r k e r
R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
auf
die
profilierten
- Dies s o l l hier kurz im E i n z e l n e n
(1) Die A u s w e i t u n g
Be-
"kultische"
D a b e i kann auch der
(3) Die E x t r a p o l a t i o n
verschärft.
Gerichts-
d i e n t , ist n i c h t nur im " a u ß e n p o l i t i s c h e n "
r e i c h g e s e h e n ; auch " i n n e n p o l i t i s c h e "
annehmen.
und
gestützt belegt
auf
und
werden.
Jerusalem/Is-
rael S c h o n bei einem f l ü c h t i g e n auf, wie viele T e x t e i n h e i t e n die S t a d t J e r u s a l e m
Überblick
über Ez 4-24
fällt
sich ganz oder v o r w i e g e n d
und ihre B e w o h n e r b e z i e h e n . D i e s e
z e n t r a t i o n auf J e r u s a l e m
s p i e g e l t die p o l i t i s c h e
Situation
in P a l ä s t i n a nach 597 z u t r e f f e n d w i d e r . V i e l m e h r als S t a d t s t a a t d ü r f t e Z e d e k i a als H e r r s c h a f t s b e r e i c h b l i e b e n sein. Das j u d ä i s c h e nezar wahrscheinlich abgetrennt, 1 3 , 1 8 f .)
von H e b r o n v e r l i e f
(so nach
wurde
Zeit, Jer
.
Ein T e x t , der wie 1 2 , 1 7 - 2 0 von den " B e w o h n e r n ( •"iWlT' menhang
ver-
Nebukad-
Der N e g e b
s o d a ß von nun an wie noch in p e r s i s c h e r
die S ü d g r e n z e n ö r d l i c h
ein
nicht
" S t a a t s g e b i e t w u r d e von
erheblich verkleinert.
auf Kon-
Jerusalems"
6) s p r i c h t , ist Kap. 15. Mit s e i n e m ("Holz des W e i n s t o c k s " :
Bildzusam-
2) s t e h t er 1 7 , 1 - 1 5
1 9 , 1 0 - 1 4 n a h e . Kap. 12; 17 und 19 ist er auch d a r i n g l e i c h b a r , daß er sich in s e i n e r A r g u m e n t a t i o n
549 G u n n e w e g ,
Geschichte,
124.
und ver-
der für
die
408
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
m e i s t e n a n d e r e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n des EB c h a r a k t e r i s t i 550 sehen konzeptionellen Elemente nicht bedient. Nichteinmal w i r d hier wie in Kap. 17 ein Z u s a m m e n h a n g hen e x p l i z i t f o r m u l i e r t
von T a t und
(vgl. 17,19) oder das
Erge-
angekündigte
G e s c h e h e n als " G e r i c h t s " h a n d e l n J a h w e s k e n n t l i c h
gemacht
(vgl. 1 7 , 2 0 ) . Einzig das aus 17,20 b e k a n n t e S t i c h w o r t ^J"! kehrt in dem k n a p p e n S c h u l d a u f w e i s
15,8
wieder.
A u s 15,7 geht klar h e r v o r , daß der T e x t "die in der kenntnisformel
(7ba) in d i r e k t e r Rede A n g e s p r o c h e n e n
Bewohnern Jerusalems,
die in 3 . p l u r . g e n a n n t w e r d e n
Ervon
den
(, u n t e r -
s c h e i d e t ) . Der P r o p h e t s p r i c h t seine E x i l s u m g e b u n g als die von J a h w e s G e r i c h t an J e r u s a l e m zur E r k e n n t n i s G e r u f e n e n 551 an"
. S t e h t hinter d i e s e r G e g e n ü b e r s t e l l u n g
von Gola
B e w o h n e r n J e r u s a l e m s ein K o n f l i k t z w i s c h e n d i e s e n G r u p p e n , der m ö g l i c h e r w e i s e
auch die m a n g e l n d e R e s o n a n z
prophetischen Gerichtsbotschaft Die A n k ü n d i g u n g kommen
von 15,7:
in der S t a d t e r k l ä r e n
"Aus dem F e u e r sind sie
(Ni'l, aber das F e u e r w i r d sie f r e s s e n
jedenfalls
der
kann?
herausge-
C73N)",
legt
die A n n a h m e n a h e , daß b r e i t e K r e i s e der 597 in
der S t a d t Z u r ü c k g e b l i e b e n e n Deportierten
sich als - im G e g e n s a t z
- der K a t a s t r o p h e
Entkommene
E r e i g n i s s e des J a h r e s 597 i n t e r p r e t i e r t e n "Läuterungsgericht"
den Die
sie als eine
J a h w e s : Mit der E x i l i e r u n g
"gereinigt" worden;
zu
verstanden.
der J e r u s a l e m e r O b e r s c h i c h t ist die S t a d t von Elementen
und
beiden
großer
Art Teile
schuldigen
nun kann ein neuer A n f a n g
ge-
m a c h t w e r d e n , zumal mit Z e d e k i a die d a v i d i s c h e H e r r s c h a f t Jerusalem
k o n t i n u i e r l i c h f o r t g e s e t z t w i r d , die S t a d t
hin "Holz vom W e i n s t o c k "
in
weiter-
ist552.
Eine entsprechende Interpretation war bereits aus der argumentativen Frontstellung von Ez 18 und 4-5 zu erschließen. Sie wird auch in 11,3 550 s . u . (3). 551 Z i m m e r l i , 3 2 7 f . 552 E i n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n d i e s e r I n t e r p r e t a t i o n der E r e i g n i s s e von 597 a l s " L ä u t e r u n g s g e r i c h t " u n d d e r A u f S t a n d p o l i t i k Z e d e k i a s w ü r d e a u f d e r H a n d l i e g e n : H a t B a b y l o n i e n die F u n k t i o n als " G e i ß e l " J e r u s a l e m s 597 e r f ü l l t , h a t d a s " g e l ä u t e r t e " J e r u s a l e m von d i e s e r S e i t e n i c h t s m e h r zu b e f ü r c h t e n . Zu v e r g l e i c h e n w ä r e etwa J e s 1 0 , 1 2 , d e s s e n A l t e r j e d o c h s t a r k u m s t r i t t e n ist (vgl. z . B . K a i s e r , J e s a j a 1 12, 2 2 0 , W i l d b e r g e r , J e s a j a , 4 0 2 f ) .
Das
im
"älteren
l a u t , der " r ü c k s i c h t s l o s e ( n )
EB"
verarbeitete
409
Material
Behauptung der nach 598/7 i n Jerusalem Ge-
b l i e b e n e n , daß s i e nun das V o l k Jerusalems s e i e n " , d i e der
"Definitiv-
E r k l ä r u n g e i n e s Z u s t a n d e s " gleichkommt, "den sowohl d i e a u f d i e Rückkehr der Verbannten Hoffenden wie auch der um e i n noch bevorstehendes 553
Gericht
wissende Prophet a l s e i n P r o v i s o r i u m ansehen müssen" Gegen
ein
solches
Jerusalemer, wendet
sich
ihren Kap.
"falsche(s) garnicht
15:
Weil
so
Selbstverständnis
zu
dessen
der
Kritik
verschließen,
werden
auf
als
Jerusalem
"heimlichen
"die"
dieses
prophetischen
Selbstbewußtsein"
Bewohner
eigen
Schuldaufweis
Ganzes
und
der 555 Anspruch" ,
Jerusalems
machen
an d e r
554
und
sich
sich infolge-
Außenpolitik
Zedekias
Gerichtsankündigung
ausgedehnt.
M i t d i e s e r Ausweitung b e r e i t e t s i c h nun schon h i e r das Problem v o r , 556 das a n g e s i c h t s der i n Kap. 18 e n t w i c k e l t e n Konzeption d e u t l i c h wurde : Ist
" J e r u s a l e m a l s Ganzes" mit der Summe s e i n e r Bewohner g l e i c h z u s e t z e n ,
oder i s t es a l s I n s t a n z im Gegenüber zu Jahwe auf andere Weise d e f i n i e r t ? - Ez 15 z e i g t i n d i e s e r H i n s i c h t e i n e g e w i s s e Ambivalenz: salem" i s t e i n e r s e i t s d i e Menge der "Bewohner"
"Jeru-
(D 7 1I!' , ) der S t a d t ,
ande-
r e r s e i t s aber i n der C h i f f r e des 557 " W e i n s t o c k s " f u n k t i o n a l bestimmt a l s politische Zentralinstanz I s r a e l s . I n d i e s e r Ambivalenz s i n d d i e b e i den M ö g l i c h k e i t e n e i n e r " a d d i t i v e n " B e s c h r e i b u n g J e r u s a l e m s ( s . Kap. 22) und e i n e r " s y n t h e t i s c h e n " E r f a s s u n g J e r u s a l e m s a l s cher H a n d l u n g s i n s t a n z
v.a.
einheitli-
(wie s i e v . a . i n Kap. 16 und 23 a u s g e f ü h r t
ist)
a n g e l e g t . Im Zuge der Ausdehnung der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g mußte s i c h z u n ä c h s t v . a . d i e zweite M ö g l i c h k e i t nahelegen. S i e e r l a u b t zum e i n e n e i n e k o n z i s e Bestimmung der S c h u l d J e r u s a l e m s , z . B . i n der K o n f r o n t a t i o n der beiden Modelle s e i n e r F u n k t i o n a l s " p o l i t i s c h e " "kultische"
(Königsstadt)
oder
(Tempelstadt) Z e n t r a l i n s t a n z I s r a e l s , wie s i e i n Kap. 16 zu
erkennen i s t ; zum anderen macht s i e e i n Ü b e r g r e i f e n des angekündigten G e r i c h t s von Jerusalem a u f ganz I s r a e l
553 554 555 556 557
plausibel.
Zimmerli, 243. F u h s , 79. Zimmerli, 330. S.o. 3.2.4.C. B e i d e S i c h t w e i s e n " J e r u s a l e m s " h ä n g e n i n s o f e r n z u s a m m e n , als s i c h die B e w o h n e r d e r S t a d t o f f e n b a r s e l b s t a l s "Holz d e s W e i n s t o c k s " verstehen.
410
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Daß "ganz I s r a e l " von der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s fen ist, ist kaum erst I n t e r p r e t a t i o n
der R e d a k t i o n des
t e r e n EB", in dem m e h r f a c h auf W o r t e g e g e n che g e g e n
24,1-14/15-27
auch um ein S t r u k t u r m e r k m a l ner k l e i n e r e r
"Sammlungen"
- es könnte sich
der R e d a k t i o n b e r e i t s handeln!). Dieselbe
l i e g t schon in m e h r e r e n E i n z e l t e x t e n Zorn über J e r u s a l e m des
(l y) J e r u s a l e m
korrespondiert
bzw. das "Land"
hier
vor: Wenn J a h w e
seinen
Vernichtung
Jl'TNE» "73: 9 , 8 ) . Der
das "freie F e l d "
"Stadt"
(ilTB : 7,15)
(VTN : 7,23; 9,9; 21,7; vgl. 1 2 , 2 0 ) . Der
(15,6.8). Die K a t a s t r o p h e
das ganze
vgl.
vorgegebe-
t e r g a n g der " B e w o h n e r J e r u s a l e m s " w i r k t sich auf das aus
"Haus I s r a e l " über
der S t a d t g r e i f t wie F e u e r (5,1-4), oder - wie in
te "Haus I s r a e l " w i r d in J e r u s a l e m
zum G e r i c h t
auf
einem gesam-
"versammelt"
22,17-22).
In d i e s e n A u s s a g e n w i r d ein " k o n z e n t r i s c h e s zept" e r k e n n b a r , das auch für die des EB
Un-
"Land"
genau k o m p l e m e n t ä r e n Bild f o r m u l i e r t w e r d e n kann - das (V2j7:
"älsol-
Konzeption
a u s g i e ß t , b e d e u t e t dies die
"ganzen R e s t s I s r a e l s " (^NHü 7
7
"Jerusalem"
(so z.B. in Kap. 4 - 5 / 6 - 7 ;
"Israel" folgen
22,1-16/17-22.23-31;
mitbetrof-
(v.a. Kap. 40-48)
b e s t i m m e n d ist, ein
s c h e n K r e i s e n um J e r u s a l e m
Ordnungskon-
Restitutionsprophezeiungen
organisierte(s)
"in
konzentri-
Weltbild
abgestuf-
ter S e g e n s n ä h e mit der Mitte im T e m p e l auf dem G o t t e s b e r g
in
558 Jerusalem"
: Jerusalem,
(9,6f; 2 1 , 7 ( ? ) ; Judas
ist
Mittelpunkt
(21,25[G])
der V ö l k e r w e l t
bzw. I s r a e l s und 559 - in w e i t e r e m H o r i z o n t (5,5; vgl. 26,2 ). Im R a h m e n d i e s e s " k o n z e n -
trischen Ordnungskonzepts" des
d e s s e n Z e n t r u m das H e i l i g t u m
vgl. 3 7 , 2 6 - 2 8 ; 4 8 , 8 . 1 0 ) , ist
b l e i b t die Gola - s o w o h l als
"Hauses I s r a e l " als auch als G r u p p e im B e r e i c h der
k e r w e l t - auf J e r u s a l e m
b e z o g e n . Sie ist von dem S t a d t ,
Teil VölLand
558 O t t o , J e r u s a l e m , 58f; ob d i e s e s K o n z e p t s c h o n für d a s S e l b s t v e r s t ä n d n i s d e s " d a v i d i s c h e ( n ) und s a l o m o n i s c h e ( n ) J e r u s a l e m " ( a . a . O . , 4 2 f f ) b e s t i m m e n d i s t , i s t in der F o r s c h u n g b e k a n n t l i c h s t r i t t i g ; s . o . 11. 4.1. 5 5 9 M i t Z i m m e r l i , 6 0 7 ; v g l . 6 1 3 f d ü r f t e hier D ' n y i l H i n 1 ? ! , "Tor der V ö l ker" zu l e s e n s e i n . - A u c h im B e r e i c h d e r F r e m d v ö l k e r ist v o r a u s g e s e t z t , daß S t ä d t e als " Z i e r d e d e s L a n d e s " ( p « ' 2 Y : 2 5 , 9 ) eine h e r a u s g e h o b e n e S t e l l u n g e i n n e h m e n (vgl. 2 9 , 1 2 ; 3 0 , 7 ) .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
und Volk a n g e k ü n d i g t e n G e r i c h t m i t b e t r o f f e n . liche D i f f e r e n z i e r u n g einerseits
Eine
und der im Lande V e r b l i e b e n e n der Z u r ü c k g e b l i e b e n e n
E z e c h i e l s im J e r u s a l e m
Ezechiels
liegt
nicht vor.
Den
g e g e n ü b e r der G o l a , die
als
Botschaft
Z e d e k i a s zu v e r m u t e n w a r e n - die
i h r e r s e i t s m i t zur A u s w e i t u n g p h e z e i u n g A n l a ß gab
Gola
andererseits
e i n e r der G r ü n d e für die m a n g e l n d e R e s o n a n z der
läufige Ansprüche
grundsätz-
z w i s c h e n Tun und E r g e h e n der
d e m n a c h in der G e r i c h t s V e r k ü n d i g u n g Ansprüchen
411
Material
und V e r t i e f u n g
der
s e t z t der P r o p h e t n i c h t e i n f a c h
der E x u l a n t e n e n t g e g e n , d e n e n er ja
gegeneben-
f a l l s nur " B l i n d h e i t " g e g e n ü b e r ihrem e i g e n e n G e s c h i c k scheinigen
kann
(12,1-15). V i e l m e h r holt er den
s e l b s t in der E r w a r t u n g fenden Gerichts
be-
Konflikt
e i n e s Gola und L a n d e s b e w o h n e r
tref-
ein.
(2) Die E r w e i t e r u n g
und V e r t i e f u n g
des
Schuldaufweises
In der A n k l a g e gegen das J e r u s a l e m e r K ö n i g s h a u s n e n n t 17 " a u ß e n p o l i t i s c h e "
Vergehen
Bild des m e n s c h e n f r e s s e n d e n
(Vertragsbruch),
der Könige
S c h u l d in i h r e r " s a k r a l r e c h t l i c h e n "
ihrer Bedeutung
für das G o t t e s v e r h ä l t n i s
sind drei H a u p t r i c h t u n g e n
der E r w e i t e r u n g
ses in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
l e t z t l i c h als die d o m i n i e r e n d e
die Damit
Schuldaufwei-
Ezechiels angezeigt.
ist, wie stark d i e s e d r e i B e r e i c h e m i t e i n a n d e r
n e t z t sind, w o b e i sich die D i m e n s i o n des
die
Dimension,
aufzuzeigen. des
Kap. das
bezogen
kann. Ez 17 z e i g t e d a r ü b e r hinaus die T e n d e n z ,
angegriffene
fällig
während
L ö w e n von 1 9 , 3 . 6 s o w o h l auf
" I n n e n - " als auch auf die " A u ß e n p o l i t i k " werden
dann
Gerichtspro-
Aufver-
Gottesverhältnisses
herausstellt.
Die ausführlichste Auflistung von Vergehen nach innen findet sich freilich erst in dem redaktionellen Abschnitt 22,6-12, der im Rahmen der Kritik der "Blutstadt" (Kap. 22-24) "Vergehen sozialer Art" nennt, "die in der Tat auch im ganz gegenständlichen Sinne zum Blutvergießen führen 560 können"
. Die Reihe gipfelt in dem Vorwurf, Jerusalem habe Jahwe "ver-
gessen" (22,12). "Darin wird ... ganz offen sichtbar, daß es in der ganzen, reichen Aufzählung verletzten Gebotes nicht um ein vielerlei, sondern letzten Endes um ein einziges, die Abkehr von dem das vielerlei an 560 Z i m m e r U ,
509.
412
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
C(?1
Lebensordnung setzenden Herrn, geht"
. Entsprechendes gilt für den Ab-
schnitt 22,23-31. In 25 und 27 werden hier die D'N'UJ und D'IU mit Menschen bedrohenden Raubtieren verglichen. Wenn 25 von den "Fürsten" sagt: "Seine (sc. des Landes) Witwen haben sie in seiner Mitte zahlreich gemacht", wird wohl nicht nur "an Königsverbrechen wie 2 S 11 und 1 K 21, 562 , sondern auch an die innenpolitischen auch Jer 22,17" zu denken sein Folgen der Kriegspolitik. Auch außerhalb des vermutlich weitgehend redaktionellen Kap. 22 kehren aber die Anklagepunkte: Gewalttätigkeit gegenüber sozial Schwachen, v.a. Frauen und Armen (Dffll: 7,11.23; 8,17; 12,19; vgl. 28,16; 45,9) 5 6 3 ; Blutschuld und Blutvergießen (DT: 7,23; 9,9; 16,36.38; 22,2-4.6.9.12f.27; 23,37.45; 24,6-9; 33,25; 36,18; vgl. 18,10; 35,6) 5 6 4 und Rechtsbeugung (nun: 9,9[hap. ]; vgl. 22,29: VWitl
) häufig wieder. Im engeren Sinne
ökonomische Vergehen hat 7,llff im Auge (vgl. auch die Kritik an Zinsgeschäften in 22,12; 18,8.13.17). Die vielleicht sekundäre "Kommentie565 rung"
7,19 stellt eine Verbindung zwischen Wohlstand und "Götzenkult"
her: Reichtum ist ein "Anstoß zur Verschuldung" ( n y ^lmn: vgl. 14,3. 4.7; 18,30; 44,12; auch 3,20; 21,20) 5 6 6 . Kritik am Verhalten Jerusalems nach außen wird am deutlichsten in Kap. 16 und 23 laut. Sie ist hier eng mit der Anklage des Fremdgötterkults verbunden. Anders als in Kap. 17 wird hier jedoch nicht Bündnisuntreue, sondern Bündnispolitik überhaupt kritisiert. Diese Radikalisierung des Schuldaufweises hängt offenbar zusammen mit seiner zunehmenden Konzentration auf das Gottesverhältnis: Der Bund Jerusalems mit Jahwe (16,8) schließt Bündnisse mit anderen Völkern aus! "Ein wesentliches Merkmal von Ezechiels theologischer Heimat ist die konsequente Alleinverehrung Jahwes. Diese äußert sich in einer das ganze Buch ein, durchziehenden Kritik an 'Götzendienst' und trug Ezechiel das in UrC C T . Der teil er sei 'mehr ein Ketzerrichter als ein Prophet'"
561 562 563 564 565 566
A . a . O . , 511. A . a . O . , 542. Vgl. S t o e b e , Art. P n n . Vgl. G e r l e m a n , Art. D T . So Z i m m e r l i , 182. "... ein c h a r a k t e r i s t i s c h e r A u s d r u c k des K r e i s e s Ez's und s e i n e r S c h u l e , der sich sonst im AT n i c h t mehr f i n d e t " (Zimmerli, 182). Die Hälfte der atl. B e l e g e des N o m e n s *71W3I1 findet sich im EB. 567 Lang, E z e c h i e l , 81; das z i t i e r t e U r t e i l stammt von W e l l h a u s e n (Ges c h i c h t e , 419) .
Das
im
"älteren
EB"
verarbeitete
Material
413
Jahwes a l l e i n i g e r H e r r s c h a f t über d i e ganze Welt begründete Anspruch auf a l l e i n i g e Verehrung i s t am s t ä r k s t e n g e f ä h r d e t , wo an s e i n e r
Stelle
0'2Mi7ö (etwa: " S c h e u s a l e " : 5 , 1 1 ; 7 , 2 0 ; 1 1 , 1 8 . 2 1 ; 2 0 , 7 . 8 . 3 0 ; 37,23)
und
D ' V l V A (etwa: " M i s t d i n g e r " : 6 , 4 - 6 . 9 . 1 3 ; 8 , 1 0 ; 1 4 , 4 - 7 ; 16,36;
18,6.12.15;
20,7f.16.18.24.31.39;
36,18.25;
22,3f; 23,7.30.37.39.49; 30,13; 33,25;
3 7 , 2 3 ; 4 4 , 1 0 . 1 2 ) , wie Fremdgötter und K u l t b i l d e r im EB a b s c h ä t z i g
be-
z e i c h n e t werden, k u l t i s c h e Verehrung z u t e i l w i r d , wobei v . a . das f ü r E z e c h i e l " s o bezeichnende Wort" D 7 "?! 1 ?* " i n e i n e r umfassenden Weise das zusammenfaßt, was der Prophet a l s V e r l e t z u n g von Jahwes A l l e i n r e c h t und 568 s e i n e r h e i l i g e n R e i n h e i t a n g r e i f e n muß" . Demgegenüber t r i t t d i e f ü r den d t r . T r a d i t i o n s b e r e i c h c h a r a k t e r i s t i s c h e K r i t i k an den "Höhen"
(IIIöl;
6 , 3 . 6 ; 1 6 , 1 6 ; 2 0 , 2 9 ; 3 6 , 2 ; 4 3 , 7 ) z u r ü c k . Kap. 16 und 23 machen exemplar i s c h den Zusammenhang zwischen " G ö t z e n d i e n s t " und m a c h t o r i e n t i e r t e r A u ß e n p o l i t i k , 1 6 , 1 6 f f darüber h i n a u s auch d i e ökonomische Dimension des "Götzendienstes" -
Die
Schuld
wie
schon
(Verschwendung von Ressourcen) Jerusalems
die
des
aktuellen
in
Vergangenheit.
det
sich
ein
nun
-
Königshauses
seinem die
ist
Verhalten "Bei
gleichartig
v.a. in
gesehen; keinem
totales
deutlich. in
Kap. sie
Kap.
5;
19 n i c h t erstreckt
anderen Verdikt
16 nur
weit
...
Israels
fin-
gesam-
t e G e s c h i c h t e von i h r e n e r s t e n A n f ä n g e n E z e c h i e l i n n i c h t mehr zu ü b e r b i e t e n d e r 569
h e r , wie es b e i Härte f o r m u l i e r t
ist"
freilich
. Dieses
hier
entwürfe" und
Urteil
vorgelegten 23)
tung
und
entwurf" Blick
-
im R a h m e n
der
der
Modifikation
Vertiefung im EB was
Zimmerlis
Untersuchungen
der
nicht
Problem
Blick der
ihrer
von
(in
und P r ä z i s i e r u n g .
So
Gerichtsprophezeiung "Israel",
Bedeutung wie
erfaßt ihn
ist,
als
dann
Kap.
"eine(r)
Kap. die
5;
16
Auswei-
"Geschichts-
"Jerusalem"
diese
kann, 20
den
"Geschichts-
hat
sondern
werden
nach
zum
im g e s c h i c h t l i c h e n
Wenn zudem i n
zwischen
568 Z i m m e r l i , 9 1 * . 569 A . a . O . , 8 8 * .
Gerichtsprophezeiung
Identität
kommen m ü ß t e .
Kontrast
die
Kontinuität
dem G e n e r a t i o n e n w e c h s e l , das
auf
primär
insofern
geschichtlicher
bedarf im B l i c k
23
in
sich
Propheten über
und
Größe
ohne
daß
im in mit
thematisiert, Wandel
in
den
diesen
Geschichtsabrissen
lichte(n)
Anfangsgeschichte"
414
Versuch einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n
Einordnung
570 und "der dann folgenden Verderbnis"
weit w e n i g e r
hervortritt als in vergleichbaren Texten anderer bücher
stark
Propheten-
(vgl. z.B. Hos 2,17; Jes 1,21.26; Jer 2,2),
bleibt
doch auch hier der "Ursprung" Jerusalems - bei aller
Ambiva-
lenz - insofern ein a u s g e z e i c h n e t e r A b s c h n i t t seiner
Ge-
schichte, als er diejenige Ordnung begründet bzw.
wenigstens
als Möglichkeit andeutet, in deren Störung bzw.5 7 1N i c h t - R e a l i sierung dann die Schuld der Stadt gesehen wird Daneben dient, wie sich zeigte, der Rekurs auf V e r g a n g e n h e i t in der G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g dazu, einen Prozeß der "Akkumulation
Jerusalems
Ezechiels
auch
von Schuld" in der Ge-
schichte zu erfassen und darzustellen, der die
Extrapolation
vom S c h u l d a u f w e i s auf die Gerichts a n kündigung
argumentativ
stützt. Dazu muß aber das gegenwärtige V e r h a l t e n der Stadt und des Volkes in Kontinuität zu ihrem vergangenen begriffen werden: Weil "die Israeliten gegen mich r e b e l l i e r t haben
(Tin), sie und ihre Väter sich
Handeln (Jahwe)
aufgelehnt
haben
(ywQ) gegen mich bis zum heutigen Tag",5 7 2wie Ez 2,3 in einer gewissen Nahe zu "dtr." F o r m u l i e r u n g e n sagt, kann das Volk auch in seiner g e s c h i c h t l i c h e n Erstreckung
als
"Haus des W i d e r s p r u c h s "
12,9.
('in
IPI:
2,5-8;
3,9.26.27;
12f.25; 17,12; 24,3; vgl. 44,6) angesprochen
werden.
Dann wirft freilich nicht erst die Diskussion von Kap. 18, sondern schon die "überhöhende(.) Konzentration von Vorgängen aus verschiedenen Zeiten" 573 , wie sie im Schuldaufweis zahlreicher Gerichtsprophezeiungen Ezechiels zu beobachten ist - etwa wenn in Kap. 8 "mit dem Zeitraffer Vergehungen aus verschiedenen Phasen der Tempelgeschichte zusammengeholt" 574 werden -, die Frage auf, ob nicht in dem angekündigten Gericht die
570 E b d . 571 H i e r k o m m t m . E . K o c h s ( P r o f e t e n II, 109) B e s c h r e i b u n g d e r S a c h e n ä h e r , der f e s t s t e l l t , daß im EB " u n v e r k e n n b a r d a s G e s c h i c h t s b i l d der kritischen Profetie mit der d o p p e l t - g e b r o c h e n e n Linie aufgenommen (wird): a n f ä n g l i c h e H e i l s g e s c h i c h t e , d a n n V e r f a l l s g e s c h i c h t e , z u l e t z t e s c h a t o l o g i s c h b e s s e r e H e i l s g e s c h i c h t e " , um s o g l e i c h d a r a u f h i n z u w e i s e n : " N i c h t s d e s t o w e n i g e r v e r l ä u f t die g e s a m t e G e s c h i c h t e bei E z e c h i e l e i n l i n i g e r , z e i g t n i c h t m e h r die c h a r a k t e r i s t i s c h e n K n i c k e . H e i l und U n h e i l l a u f e n von A n f a n g an n e b e n e i n a n d e r h e r " . 572 V g l . L i w a k , P r o b l e m e , 5 8 f f . 573 Z i m m e r l i , E z e c h i e l , 41. 574 Z i m m e r l i , 9 0 * .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
415
"Söhne" für die Schuld ihrer "Väter" behaftet werden. Sind es nicht "die Sünden der Zeit Manasses, die schon mehrere Generationen zurückliegt", 575 die "der Prophet visionär schaut und verurteilt"? Die Beurteilung dieses Phänomens in der Forschung reicht von einer zeitlichen Neuansetzung des "historischen" Ezechiel in die Zeit Manas576 ses
über den Vorwurf des Anachronismus an den (babylonisch-exili-
schen) Propheten^^ bis zur Verteidigung der "Veracity of Ezekiel"^®. Auch wenn m.E. die von den Vertretern der zuletzt genannten Deutung vorgetragenen Argumente für die zeitgeschichtliche Zuverlässigkeit des Schuldaufweises Ezechiels - beziehe sich seine Kritik auf die "offizielle Religion" (Smith) oder die, Vielleicht aufgrund ökonomischer Interessen der Priesterschaft im Tempel tolerierte (Carroll), "Volksfrömmigkeit" (Rose) im vor- und frühexilischen Jerusalem - i.W. überzeugen können, bleibt doch seine Transparenz für "die Sünden der Zeit Manasses" auffällig. Sie läßt sich in ihrer íhtention zwanglos erklären, wenn sie in ähnlicher Weise wie die Argumentation von Kap. 18 im Horizont einer argumentativen Frontstellung gegen die Inanspruchnahme einer "ethischen Superiorität" gegenüber der herrschenden Schicht früherer 579 Zeiten durch die "neuen Herren" in Jerusalem nach 597 verstanden wird : Wenn Ezechiel im Schuldaufweis seiner Gerichtsprophezeiungen wie "mit dem Zeitraffer Vergehungen aus verschiedenen Phasen" der Geschichte zusammenholt (ZimmerIi) und so zugleich "die Summe aus anderthalb Jahrhunderten kritischer 580 Profetie" zieht
, betont er damit nachdrücklich die Schuld und Eigen-
verantwortung seiner gegenwärtigen Adressaten: Sie handeln im Blick auf das Gottesverhältnis i.W. genauso wie das Israel zur Zeit Manasses; aufgrund seines eigenen Verhaltens kann sich das gegenwärtige Israel nicht von der Schuld seiner Vorfahren distanzieren. "Was Hosea an Sexualriten, Jesaja als politisch-religiöse Anbiederung an die Großmächte, Jeremia als verhängnisvolle Astralkulte gerügt hatte - aus dem Blickwinkel
575 576 577 578
Lang, E z e c h i e l , 82. V g l . v.a. S m i t h , B o o k . V g l . K a u f m a n n , R e l i g i o n , 430; G r e e n b e r g , P r o l e g o m e n o n , X V I I I f f . Smith, Veracity; Rose, Ausschließlichkeitsanspruch, 196ff; Carroll, Prophecy, 50ff. 579 V g l . o . 3 . 2 . 4 . b . 580 K o c h , P r o f e t e n II, 107.
416
Versuch
einer
redaktiorisgeschichtlichen
Einordnung 581
des E x i l s l i e g t e s a u f e i n e r L i n i e , i s t e s d a s s e l b e
Fehlverhalten"
D i e E i g e n a r t des S c h u l d a u f w e i s e s E z e c h i e l s kann s o a u s demselben ben e r k l ä r t werden, A n a l o g i e n z w i s c h e n v e r s c h i e d e n e n
geschichtlichen
P r o z e s s e n und Epochen a u f z u w e i s e n , wie e s - m i t etwas a n d e r e r t u n g - auch i n Kap. 19 und 23 e r k e n n b a r (3)
Die
Profilierung
des
Bestre-
Zielrich-
ist.
konzeptionellen
Rahmens
der
Ge-
r i c h t s prophezeiung Ez
17,1-10
seiner tion
und
inneren
19
enthalten
Logik
eine
vom g e g e n w ä r t i g e n
ges
Ergehen.
gie
des
Zedekia Kopf einem
17,19
Konzepts den
legen"
von
ihm
(1BIN13
Verhalten
expliziert
des
in
Bildzusammenhang
Begründung
Zedekias
diese
Logik
auf in
der
gebrochenen
Eid
und
Vertrag
Menschliches
Ergehen
in
doppelter
zukünfti-
TerminoloJahwe "auf
Handeln
mit
Extrapola-
sein der
"Tat-Ergehen-Zusammenhangs":
T M U D .
entsprechenden
ihrem
implizite
seinen
ist
Hinsicht
wird
so
mit
verknüpft:
(1) Das z u k ü n f t i g e E r g e h e n i s t im g e g e n w ä r t i g e n Handeln b e r e i t s a n g e 582 l e g t ; im S i n n e e i n e r " s c h i c k s a l w i r k e n d e n T a t s p h ä r e " sammelt s i c h d i e V e r s c h u l d u n g e i n e s Menschen " a u f seinem K o p f " ; Handeln und E r g e h e n a l s ein " i n einem k o n t i n u i e r l i c h e n
und Wirkung u m f a s s e n d e s , e i n h e i t l i c h e s , miteinander
sind
. . . Prozeß s i c h vollendendes, zielgerichtetes
U583 rsache Geschehen"
verknüpft.
(2) D i e s e r Zusammenhang von T a t und E r g e h e n w i r d d u r c h das Handeln J a h wes i n K r a f t g e s e t z t und v e r w i r k l i c h t ;
d i e K o r r e l a t i o n von H a n d e l n und
entsprechendem G e s c h i c k e i n e s Menschen i s t v e r m i t t e l t d u r c h e i n e
Korre-
l a t i o n von g ö t t l i c h e m und menschlichem H a n d e l n ; im Wirksamwerden d e r " T a t s p h ä r e " v o l l z i e h t s i c h z u g l e i c h das g ö t t l i c h e G e r i c h t 17,20)
(U3f;
vgl.
über e i n e n Menschen.
Aussagen,
die
wie
17,19
-
mehr
oder
weniger
deutlich
-
auf das Konzept des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s " verweisen, f i n d e n s i c h i n d e n G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB r e l a t i v h ä u f i g 5 8 4 . An e i n i g e n S t e l l e n i s t d i e I n - K r a f t - S e t z u n g die-
581 582 583 584
A.a.O., 107f. Vgl. Koch, Vergeltungsdogma. Knierim, Hauptbegriffe, 75. Vgl. 4,4-6.17; 5,9; 7.3f.8f.13.16.27; 9,10; 11,21; 12,19; 16,43.52. 54.58f; 21,28f; 22,4.31; 23,29f.35.49; 24,14.23 sowie 33,29; 35,6. 11.15; 36,7.19; 39,23f; 44,10-13; zu Kap. 3; 18; 33 s.o. 3.2.4.
Das i m ses
"älteren
Zusammenhangs
net,
so
z.B.
in
EB"
verarbeitete
ausdrücklich
als
Material
"Gericht"
Jahwes
417 bezeich-
7,3f:
" I c h w i l l meinen Zorn («IN) gegen dich l o s l a s s e n und dich r i c h t e n (U3ö) entsprechend (3) deinem Mandel ( y n ) und d i r a l l deine Greuel auflegen. Mein Auge s o l l n i c h t g ü t i g auf dich b l i c k e n , und i c h w i l l mich n i c h t erbarmen, sondern deinen Wandel auf dich legen, 585 und deine Greuel werden i n deiner M i t t e s e i n ( s i c h auswirken)" Die
für
die
Korrelation siert und 23
einen
erwächst,
und d e r
erst
von Jahwe g e s e t z t e
Jahwes,
in
der
Eine
bestimmende
so e n t f a l t e t ,
präzi-
Rahmen e i n g e o r d n e t ,
"Geschichtsentwürfe"
20 überwunden w i r d :
gegen e i n e den Z o r n
der
Ezechiels
und E r g e h e n w i r d
konzeptionellen
Grundstuktur
von Kap.
stanz
von H a n d e l n
und i n
dem d i e
Gerichtsprophezeiungen
Kap.
5;
16
Geschichtsdarstellung
handelnde
Ordnung;
was zum g ö t t l i c h e n
in
aus
damit
Gericht
Instanz
verstößt
provoziert über
diese
sie In-
führt.
Der f ü r E z e c h i e l c h a r a k t e r i s t i s c h e Ausdruck z u r Bezeichnung 586 von Schuld a l s Verstoß gegen vorgegebene Ordnungen i s t i u y i n , "Greuel" . Demgegenüber t r i t t die Charakterisierung der Schuld I s r a e l s a l s Verstoß gegen Jahwes "Satzungen und Rechte" (O'DDEMl Tinj7n) im EB eher i n den H i n t e r grund 587 . Während h i e r die Konnotation einer gewissen " P o s i t i v i t ä t " der 588 Normen, an denen menschliches Verhalten gemessen w i r d , mitschwingt , v e r w e i s t i u y m s t ä r k e r auf i m p l i z i t e ,
" s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e " Normen und
"Wertsysteme" - " ( d ) a s , was durch die eigene Wesensbestimmung ausges c h l o s s e n , was a l s o g e f ä h r l i c h oder unheimlich erscheinen muß", "was aufgrund von Gruppennormen a l s g e f ä h r l i c h und darum angst- und e k589 elerregend gelten muß", im k u l t i s c h e n , r e c h t l i c h e n und s o z i a l e n Bereich Die a l s r u y i n q u a l i f i z i e r t e Schuld I s r a e l s b e t r i f f t - auch v e r m i t t e l t über s o z i a l e Vergehen - s e i n G o t t e s v e r h ä l t n i s . Die Gerichtsprophezeiungen des EB g r e i f e n durchgängig solche n i i y i n an, deren Beseitigung durch 585 586 587 588
Vgl. 7,27; 24,14; 35,11; 36,19. Vgl.o. II.4.1.2. V g l . 5 , 6 . 7 ; 1 1 , 1 2 ; 2 0 , 1 1 . 1 3 . 1 6 . 1 9 . 2 1 . 2 5 ; zu K a p . 18 s . o . 3 . 2 . 4 . b . V g l . z . B . L i e d k e , A r t . ¡7j7n, 629: "höq i s t die G r e n z l i n i e , die d e r H e r r s c h e r s e i n e m U n t e r g e b e n e n v o r z e i c h n e t ..." 589 G e r s t e n b e r g e r , A r t . 2yil, 1 0 5 3 f .
418
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
soziale Mechanismen versagt. Deshalb provozieren diese Vergehen den Zorn Jahwes (v.a.HN, nnn) o a u , der sich im göttlichen Gericht (Wz. entlädt. Da Jahwes Zorn als eine "in ihren Motiven zwar durch ähnliche menschliche Verhaltensweisen erklärbare, aus ihnen aber nicht ableitbare Reaktion ... auf die das Wesen und die Gebote dieses Gottes verletzenden 592 mit einer gewissen Kontingenz behaftet ist, muß
Taten der Menschen"
zur Begründung der Gerichtsprognose die Möglichkeit seines "Erbarmens" 593 ausdrücklich ausgeschlossen werden . Die Notwendigkeit und innere Folgerichtigkeit des Ablaufs von Schuld, Zorn und Gericht wird so unterstrichen und damit die Extrapolation vom Schuldaufweis auf die Gerichtsankündigung unterstrichen. Einer Verschärfung der Korrelation von Handeln und Ergehen scheint auch die Qualifikation der Schuld Jerusalems/Israels als "Verunreinigung" 594 595 (Wz. H W , "7"7n) zu dienen: Jahwes Heiligtum , seine Sabbate , ja er 596 597 selbst bzw. sein Name sind entweiht und verunreinigt. Mit seinem 598 599 Verhalten im sozialen und kultischen Bereich hat Jerusalem/Israel sich selbst verunreinigt
. Da diese Verunreinigung nach 24,1-14 ebenso-
wenig durch Reinigungshandlungen zu beseitigen ist wie nach 4,1-5,4 die Schuld Israels durch Sühneriten, wird der Untergang unausweichlich. Jah601 we selbst wird sein Heiligtum entweihen (lassen) - Tat und Ergehen entsprechen einander. Die P r o f i l i e r u n g prophezeiung
des k o n z e p t i o n e l l e n
R a h m e n s der
Gerichts-
geht s o n a c h e i n h e r mit e i n e r V e r s c h ä r f u n g
Gerichtserwartung:
Die K a t a s t r o p h e w i r d nun p r a k t i s c h
der unaus-
590 V g l . 5 . 1 3 . 1 5 ; 6 , 1 2 ; 7 , 3 . 8 ; 8,18; 9,8; 1 3 , 1 3 . 1 5 ; 14,9; 1 6 , 3 8 . 4 2 ; 20,8.13.21.33.34; 21,22; 22,20-22.31; 23,25; 36,18; 43,8 sowie 19,12; 24,8.13; 25,14.17; 30,15; 35,11; 36,5f; 38,18f; 39,25. 591 V g l . 5 , 8 . 1 0 . 1 5 ; 7 , 3 . 8 . 2 7 ; 1 1 , 9 - 1 1 ; 1 4 , 2 1 ; 1 6 , 3 8 ; 1 7 , 2 0 ; 2 0 , 3 5 f ; 21,35; 24,14; 33,20; 34,17.20.22; 36,19 sowie 16,41; 18,30; 20,4; 22,2; 2 3 , 1 0 . 2 4 . 3 6 . 4 5 ; 2 5 , 1 1 ; 2 8 , 2 2 . 2 6 ; 3 0 , 1 4 . 1 9 ; 3 5 , 1 1 ; 3 8 , 2 2 ; 39,21. 592 S a u e r , A r t . IN , 2 2 3 . 593 V g l . 5 , 1 1 ; 7 , 4 . 9 ; 8 , 1 8 ; 9 , ( 5 . ) 1 0 ; 2 4 , 1 4 ; a n d e r s nur 2 0 , 1 7 . 594 V g l . 5 , 1 1 ; 2 2 , 2 6 ; 2 3 , 3 8 f ; 4 4 , 7 . 595 V g l . 2 0 , 1 3 . 1 6 . 2 1 . 2 4 ; 2 2 , 8 ; 2 3 , 3 8 . 596 V g l . 1 3 , 1 9 ; 2 2 , 2 6 . 597 V g l . 2 0 , 3 9 ; 3 6 , 2 0 f f ; 3 9 , 7 ; 4 3 , 7 f . 598 V g l . 1 8 , 6 . 1 1 . 1 5 ; 2 2 , 1 0 f ; 3 3 , 2 6 . 599 V g l . 2 0 , 7 . 1 8 . 2 6 . 3 1 ; 2 2 , 3 f ; 2 3 , 7 . 3 0 ; 3 6 , 1 8 . 2 5 ; 3 7 , 2 3 . 600 Vgl. 1 4 , 1 1 ; 2 0 , 3 0 . 4 3 ; 2 2 , 5 . 1 5 ; 2 3 , 1 3 . 1 7 ; 2 4 , 1 1 . 1 3 ; 3 6 , 1 7 . 2 9 ; 3 9 , 2 4 . 601 Vgl. 7,21f.24; 9,7; 24,21 sowie 25,3.
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e weichlich.
Material
Die E r f a h r u n g , daß die p r o p h e t i s c h e
419
Kritik
els bei i h r e n A d r e s s a t e n n i c h t auf die i n t e n d i e r t e s t ö ß t und eine A b w e n d u n g des U n t e r g a n g s d e s h a l b
Ezechi-
Resonanz
unwahrschein-
l i c h ist, w i r d so in i h r e r k o n z e p t i o n e l l e n V e r a r b e i t u n g g l e i c h ü b e r b o t e n und m o d i f i z i e r t : Als "Haus des
Wider-
s p r u c h s " , g e f a n g e n in den F o l g e n s e i n e r S c h u l d ,
kann
gar n i c h t a n d e r s als sich der p r o p h e t i s c h e n W a r n u n g tik zu v e r s c h l i e ß e n . Mit den W o r t e n des H o s e a b u c h s chen: Gott"
(Hos
5,4)
Israel und zu
Ezechiels
Der V e r s u c h e i n e r Z u s a m m e n s c h a u der ins " ä l t e r e EB" nommenen Gerichtsprophezeiungen
ergibt ein k o m p l e x e s
B i l d . N i c h t alle D i f f e r e n z e n
GerichtsVerkündigung gegangenen Abschnitte
e i n e n n i c h t in B e z i e h u n g zu e i n e r fenden Gesamtkonzeption(en) sind n i c h t
konzeptionelle
erklärbar
sche S p a n n u n g e n in den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n Frontstellung
der G e r i c h t s v e r k ü n d i g u n g
ren s i n d , die in d i e s e r
"Verkündigung"
inner-
Spannungen
sein s c h e i n e n . So l i e g t die A n n a h m e n ä h e r , daß S i t u a t i o n und
zum
übergrei-
können - solche
k e n n b a r sind, die n i c h t l i t e r a r g e s c h i c h t l i c h
c h r o n " auf die s p a n n u n g s v o l l e
zu
lassen
zu, da sie
(oder m e h r e r e n )
gesetzt werden
und
(mehr?) e r k e n n b a r - , und zum a n d e r e n auch
halb e i n z e l n e r T e x t ( k o m p l e x ) e
Komplexität
voran-
h y p o t h e t i s c h zu r e k o n s t r u i e r e n
v e r s u c h t e n . Die v e r b l e i b e n d e n S p a n n u n g e n
sich
in der
E z e c h i e l s e r k l ä r e n , wie sie die
Rückschlüsse
ein-
lassen
bzw. d u r c h eine E n t w i c k l u n g
kaum r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e
aufgeund
zwischen
zelnen Text(komplex)en mit ihren Rahmenkonzepten redaktionsgeschichtlich
skizzieren
ihrem
.
c) S p a n n u n g e n in der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
spannungsreiehes
Kri-
gespro-
"Ihre T a t e n g e s t a t t e n i h n e n n i c h t , u m z u k e h r e n 602
zu-
erzu
charakteristides EB
"syn-
argumentative
Ezechiels
zurückzufüh-
n i c h t in i h r e r
k o n z e p t i o n e l l e i n g e h o l t und v e r a r b e i t e t
ganzen
ist.
In
602 A u c h im H o s e a b u c h s c h e i n t s i c h d i e s e B e h a u p t u n g e i n e m P r o z e ß d e r R a d i k a l i s i e r u n g der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g a n g e s i c h t s m a n g e l n d e r R e s o n a n z zu v e r d a n k e n ; v g l . J e r e m i a s , H o s e a , 76: "Was 2,9 und 3,5 a l s Z i e l d e s g ö t t l i c h e n S t r a f h a n d e l n s e r w a r t e n , w a s 7 , 1 0 . 1 6 u n d 1 1 , 5 als V e r w e i g e r u n g I s r a e l s b e s c h r e i b e n ("sie v e r w e i g e r n die U m k e h r " , 1 1 , 5 ) , d a s w i r d hier v i e l h ä r t e r n o c h a l s U n m ö g l i c h k e i t I s r a e l s d a r g e s t e l l t " (vgl. a u c h Jer 13 ,23) .
420
Versuch
solchen
Rahmens
rem Rahmen Als
ander
der
und G e g e n ü b e r mündet,
die
Schuld
die
angekündigte
lassen^"''. der
Das
erweist
der
Argumentation
und
derjenigen
Katastrophe
Problem
als
liegt
als
der
und
der
in
EB
an.
das
18,
ih-
Nebenein-
die
"unsühnbar"
unausweichlich von
wie
in
der
sich
und
einen
damit
erscheinen
zeigte®*^,
"Individualismus"
im G e g e n ü b e r
"Möglichkeit
"Unausweichlichkeit
Ez
konzep-
des
zunächst von
des
Gerichtsprophezeiungen,
dabei,
Spannung
sondern
prinzipiellen
sich
Einordnung
Grenzen
"Geschichtsentwürfe"
(vermeintlichen)
phezeiungen
zugleich
Jerusalems/Israels
"Kollektivismus", einer
sich
Gerichtsprophezeiungen
entwickelten
die
die
deuten
spannungsgeladen
"Umkehrruf"
in
redaktionsgeschichtlichen
Spannungen
tionellen (1)
einer
der
Argumentation
Umkehr"
Katastrophe"
in
nicht und
und den
der
mit
Tendenz,
Gerichtspro-
herauszuarbeiten.
T r i f f t d i e o b e n ^ ® s k i z z i e r t e A n a l y s e von Ez 1 8 ( * ) zu, i s t d i e s e S p a n nung weder r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h noch durch e i n e E n t w i c k l u n g der
"Ver-
k ü n d i g u n g " E z e c h i e l s zu e r k l ä r e n . Vielmehr e r s c h e i n e n beide P o l e im Rahmen e i n e r i n i h r e n Grundzügen e i n h e i t l i c h e n , von der mangelnden Resonanz der p r o p h e t i s c h e n G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g b e i i h r e n A d r e s s a t e n g e p r ä g t e n argumentativen F r o n t s t e l l u n g f u n k t i o n a l : I s r a e l " w i l l n i c h t ( 3 , 7 ) , es " w i l l s t e r b e n "
hören"
( 1 8 , 3 1 ) . Aber auch d i e h a r m o n i s i e r e n d e Annahme,
d i e im Umkehrruf e n t h a l t e n e " b e d i n g t e H e i l s z u s a g e " habe E z e c h i e l s " g e 606 samte T ä t i g k e i t b e g l e i t e t " , erwies s i c h a l s unwahrscheinlich. V i e l mehr s c h e i n t der Umkehrruf i n Kap. 1 8 ( * ) e i n e n e r s t e n V e r s u c h l e n , i n der konkreten A u s e i n a n d e r s e t z u n g zutage g e t r e t e n e
darzustel-
grundsätzliche
Probleme des k o n z e p t i o n e l l e n Rahmens der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g zu b e a r b e i ^ 607 ten Die
Spannung
weichlichkeit nellen Tendenz lation
603 604 605 606 607
zwischen der
Spannung
"Möglichkeit
Katastrophe"
zwischen
Ezechiels,
seine
vom S c h u l d a u f w e i s
S . o . b. S.o. 3.2.4.C. 3.2.4.b. Lang, E z e c h i e l , 55. S.o. 3.2.4.b.(3) .
der
-
der
erwächst zunehmend
Umkehr" aus
die
und
"Unaus-
konzeptio-
radikalisierten
Gerichtsprognosen auf
der durch
die
Gerichtsankündigung
-
Extrapounter
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e Voraussetzung
Material
des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "
m ä ß i g k e i t des G e s c h i c h t s p r o z e s s e s und s e i n e r B e t o n u n g
als
argumentativ
Gesetz-
zu
stützen,
der F r e i h e i t und P e r s o n a l i t ä t
Sie ist im G r u n d e b e r e i t s a n g e l e g t in der
421
Jahwes.
"Zweischichtig-
keit" des die G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g von 5 , 5 - 1 7 b e s t i m m e n d e n 608 (impliziten) R e g e l z u s a m m e n h a n g s : Wie v e r h ä l t sich das göttliche
H a n d e l n in s e i n e r F r e i h e i t zur im K o n z e p t
"Tat-Ergehen-Zusammenhangs"
des
e r f a ß t e n bzw. p o s t u l i e r t e n
n u n g ? G e h t J a h w e s H a n d e l n darin auf, die
Ord-
"Tausch-Mecha-
nik"®'"'® des T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s in K r a f t zu s e t z e n und in Gang zu h a l t e n , muß er l e t z t l i c h zum " G e r e c h t i g k e i t s - A u t o 610 maten"
ohne j e d e p e r s o n a l e F r e i h e i t w e r d e n . S e t z t
d a g e g e n J a h w e in s e i n e r S o u v e r ä n i t ä t Tat-Ergehen-Zusammenhangs
über die O r d n u n g in i h r e r
vom
argumenta-
gefährdet.
Beide Extrem-Möglichkeiten Einstellung"
des
h i n w e g , ist die E x t r a p o l a t i o n
S c h u l d a u f w e i 3 auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g tiven Stringenz
sich
l a u f e n o f f e n b a r der
"Grund-
E z e c h i e l s z u w i d e r . D e s h a l b t r i t t , wo er
stärker
vom T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g
her a r g u m e n t i e r t ,
an die
der r e g e l h a f t - " m e c h a n i s c h e n "
Extrapolation
Schuldaufweis
vom
der H i n w e i s auf611J a h w e s sich n i c h t zu " e r b a r m e n " . Und
Seite
auf die G e r i c h t s a n k ü n d i g u n g
"persona-
le" E n t s c h e i d u n g ,
umgekehrt
w i r d in Kap. 18(*), das in s e i n e r A r g u m e n t a t i o n der F r e i h e i t J a h w e s
(und s e i n e s m e n s c h l i c h e n
stärker
von
Gegenübers)
a u s g e h t , der T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g n i c h t p r i n z i p i e l l für u n g ü l t i g e r k l ä r t , s o n d e r n nur in s e i n e r R e i c h w e i t e e i n g e 612 schränkt
. So w e r d e n zwei k o n f l i g i e r e n d e
T e n d e n z e n in der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g ven F r o n t s t e l l u n g 608 609 610 611 612
Argumentations-
mit ihrer
in e i n e r s p a n n u n g s v o l l e n
argumentati-
Einheit
zusammen-
S.o. II.4.2. Bloch, Atheismus, 135. A . a . O . , 132. S . o . b. (3) . S . o . 3 . 2 . 4 . b . ( 3 ) u. S c h e n k e r , T r a u b e n , 4 6 3 . - Daß a u c h h i e r die S p a n nung z w i s c h e n g ö t t l i c h e r F r e i h e i t und B i n d u n g d e s H a n d e l n s J a h w e s ari die O r d n u n g des T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s n i c h t a u f g e l ö s t i s t , z e i g t s i c h d a r a n , daß J a h w e " k e i n G e f a l l e n h a t am T o d e d e s s e n , d e r " e n t s p r e c h e n d o d e r e n t g e g e n dem T a t - E r g e h e n - Z u s e m m e n h a n g - " s t i r b t " (18,32).
422
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
g e h a l t e n . In i h r e r S p a n n u n g l i e g t aber z u g l e i c h das tial einer konzeptionellen Weiterentwicklung ten s i t u a t i v e n
unter
Potengewandel-
Rahmenbedingungen.
(2) Auf den K o n f l i k t z w i s c h e n F r e i h e i t und des g ö t t l i c h e n
Regelhaftigkeit
H a n d e l n s geht l e t z t l i c h auch die
der B e z u g n a h m e auf G e s c h i c h t e im R a h m e n der
Ambivalenz
Gerichtsprophe-
z e i u n g e n E z e c h i e l s z u r ü c k , auf die b e r e i t s m e h r f a c h h i n g e w i e 613 sen w u r d e : Der A u f w e i s e i n e r " A k k u m u l a t i o n von S c h u l d " in der G e s c h i c h t e J e r u s a l e m s / I s r a e l s ,
der unter
des K o n z e p t s des " T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g s "
Voraussetzung in der
vom S c h u l d a u f w e i s
kündigung argumentativ
zu s t ü t z e n , ist nur m ö g l i c h , w e n n
konzeptionellen
auf die
Lage
ist, die E x t r a p o l a t i o n
Gerichtsan-
R a h m e n der G e s c h i c h t s d a r s t e l l u n g
regelhaften Korrelation
von g ö t t l i c h e m
deln g r ü n d e n d e G e s e t z m ä ß i g k e i t
und m e n s c h l i c h e m
der A b f o l g e von S c h u l d ,
und G e r i c h t g e l o c k e r t w i r d - die aber i h r e r s e i t s der zung der E x t r a p o l a t i o n
im
die in der
vom S c h u l d a u f w e i s auf die
HanZorn
Stüt-
Gerichtsan-
614 kundigung
diente
A u c h hier e r w e i s t sich die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g w i e s e n auf R a h m e n b e d i n g u n g e n "Offenbarung"
- wie: die B e r u f u n g
d u r c h J a h w e ; eine S i t u a t i o n ,
stenzielle Bedrohung Jerusalems/Israels Konfrontation mit konkurrierenden Situation
angeihre
in der die
a b z u s e h e n ist;
Interpretationen
-, die ihre a r g u m e n t a t i v e
Profilierung
als auf
exidie
dieser
Stringenz zusätzlich
ihres konzeptionellen Rahmens stützen,
zur
ohne
s e l b s t in d i e s e n e i n g e h o l t zu sein. (3) Eine w e i t e r e s c h w e r w i e g e n d e S p a n n u n g phezeiung Verhältnis
Ezechiels liegt schließlich von " m e t a h i s t o r i s c h e n "
Ordnungshorizonten
der E r f a h r u n g
und
in der
vor in dem
Gerichtsproungeklärten
"innergeschichtlichen"
und I n t e r p r e t a t i o n
des in
ihr - e x p l i z i t oder i m p l i z i t - t h e m a t i s c h e n
Geschichtsprozes-
ses: W i r d J e r u s a l e m / I s r a e l
"metahistori-
nach M a ß g a b e der
s c h e n " R e g e l n des G e s c h i c h t s a b l a u f s ,
wie sie in der
t i o n e l l e n A n a l y s e der " G e s c h i c h t s e n t w ü r f e "
613 Vgl.o. II.5.3./III.4.3. 614 Vgl.o. III.4.2.2.
konzep-
von Kap. 5; 16
Das
u n d 23 616 EB
615
im
, aber
"älteren
auch
EB"
anderer
zutage
traten,
eine
angekündigt,
so w i r d
damit
tigung
des
Widerspruchs
GottesVerhältnis gen,
wie
er
verarbeitete
Gerichtsprophezeiungen
totale ja
und
umfassende
im G r u n d e
nicht
Jerusalems/Israels
mitgesetzte
im S c h u l d a u f w e i s
423
Material
des
Katastrophe
nur
gegen
eine in
("innergeschichtliche") der
Besei-
seinem Ordnun-
Gerichtsprophezeiungen
nam-
617 haft
gemacht
eine
Beseitigung
Extermination Widerspruchs tern
eben
wird
, erwartet, dieser
sondern
Ordnungen
Jerusalems/Israels gegen
dieses
Jahwes
selbst.
Jahwes
zugleich
Bedeutet
im G e r i c h t
Ordnungswillen
Ordnungswillens
damit
in
also
aufgrund
zugleich
auch die
seines
das
Schei-
der
Geschichte?
D i e s e s Problem s c h e i n t i n den Texten - wenn auch eher
"untergründig"
und am Rande - durchaus wahrgenommen zu s e i n . So b l e i b t i n 5 , 5 - 1 7 J e r u s a lem auch nach der K a t a s t r o p h e , wenn auch nur a l s Trümmerstätte,
Zentrum
der V ö l k e r w e l t ; d i e im " U r s p r u n g s " h a n d e l618 n Jahwes an Jerusalem g e s e t z t e Ordnung w i r d a l s o n i c h t v ö l l i g z e r s t ö r t
. Wird h i e r d i e
Schlußfolge-
r u n g , i n der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s / I s r a e l s müsse l e t z t l i c h auch Jahwe mit seinem ( " i n n e r g e s c h i c h t l i c h e n " )
Ordnungswillen scheitern,
dadurch
vermieden, daß w e n i g s t e n s Rudimente d i e s e r Ordnung s i c h auch i n der D a r s t e l l u n g des G e r i c h t s und s e i n e r F o l g e n noch d u r c h h a l t e n , deutet
sich
v . a . i n den Fremdvölkerworten E z e c h i e l s noch eine andere M ö g l i c h k e i t an, e i n e t o t a l e K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s / I s r a e l s denkbar zu machen, ohne i n i h r z u g l e i c h den Zusammenbruch der von Jahwe " u r s p r ü n g l i c h " t e n Weltordnung sehen zu müssen. D i e s e bestand j a , wie v . a . i n 5 , 5 - 1 7 d e u t l i c h wurde
intendier-
619 , i n ihrem Kern
i n e i n e r Ordnung der V ö l k e r w e l t , i n der nach A r t k o n z e n t r i s c h e r
Kreise
Jahwes H e r r s c h a f t s - und R e c h t s w i l l e v e r m i t t e l t über den Tempel,
Jerusa-
lem und I s r a e l i n den B e r e i c h der V ö l k e r a u s s t r a h l t . Wenn nun i n
zahl-
r e i c h e n Fremdvölkerworten des EB e i n so " u n m i t t e l b a r e ( s ) Gegenüber J a h wes und des fremden V o l k e s oder F ü r s t e n " erkennbar w i r d , daß l e t z t l i c h "kaum mehr e i n g r u n d s ä t z l i c h e r U n t e r s c h i e d zwischen dem fremden V o l k und I s r a e l vorhanden" i s t 620 , könnte d a h i n t e r der Versuch E z e c h i e l s e r k e n n 615 616 617 618 619 620
S.o. I I . 4 . 2 . / I I I . 4 . 2 . S . o . b. ( 3 ) . S.o. I I . 4 . 1 . / I I I . 4 . 1 . / b . ( 2 ) . S.o. I I . 4 . 1 . 1 . S.o. I I . 4 . 1 . 1 . Reventlow, Wächter, 156.
424
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
bar s e i n , die H e r r s c h a f t Jahwes über d i e ganze Welt nach dem " A u s f a l l " I s r a e l s neu zu denken. I n diesem Zusammenhang könnte auch der s t a r k e R ü c k g r i f f auf m y t h ( o l o g ) i s c h e Ressourcen i n den Fremdvölkerworten zu verstehen s e i n , auf den j ü n g s t mit Recht wieder L.Boadt
621
hingewiesen
h a t : V i e l l e i c h t geht es E z e c h i e l h i e r "by e s t a b l i s h i n g a renewed m y t h i c a l 622 expression of I s r a e l ' s f a i t h " weniger darum, einen neuen, " p r o p e r myth for Israel" 623 zu entwickeln, a l s vielmehr darum, die Tatsache, 624 " t h a t Yahweh alone c r e a t e s and r u l e s a l l t h i n g s " für die Volker unter Voraussetzung i h r e r eigenen, mythischen Vorgaben v e r s t ä n d l i c h zu machen, nachdem I s r a e l s Abschied aus der V ö l k e r w e l t i n den Augen des Propheten abzusehen i s t . Daß d i e s e r Ansatz im EB n i c h t w e i t e r e n t w i c k e l t worden i s t - f r e i l i c h l ä ß t immerhin Kap. 20 noch E i n i g e s von einem " u n m i t t e l b a r e n Gegenüber Jahwes und des fremden V o l k e s " erkennen!
d ü r f t e darauf z u -
rückzuführen s e i n , daß das Jahr 587 n i c h t die vom Propheten erwartete v ö l l i g e Extermination I s r a e l s h e r b e i g e f ü h r t hat. Die
skizzierten
Spannungen
Gerichtsprophezeiungen senheit rungen tion
und U n V o l l s t ä n d i g k e i t und E r w a r t u n g e n ,
er
zeiung
entwickelt Ezechiels
ve S t r i n g e n z auch
im k o n z e p t i o n e l l e n
Ezechiels
ein
ist.
gefährden für
sie
können, zur
Erwartungen
die
die
enthalten
konzeptionelle
Entwicklung Die
für
Probleme,
Rahmen
der
Unabgeschlos-
den k o n k r e t e n
Verarbeitung
das
3.3.2.
gegenüber
zu d e r e n
und I n n o v a t i o n e n , neuer
dessen
Bedeuten
unerledigte
Potential
zeigen
und
Interpreta-
Gerichtsprophe-
ihre
sie
Erfah-
argumentati-
doch
zugleich
Weiterentwicklungen
Verarbeitung
neuer
fruchtbar
Erfahrungen
gemacht
werden
und
kann.
Restitutionsprophezeiungen 625
D.
Baltzer
hat
sich
"Systematisierung" gesprochen,
wie
ihn
"Heilserwartungen
621 622 623 624 625
der
jüngst
gegen
"Heilsprophetie
S.Herrmann
im B u c h e
Boadt, Stategies. A . a . O . , 7. A . a . O . , 16 ( H e r v o r h . T . K . ) . Ebd. Baltzer, Anmerkungen.
des
in
den V e r s u c h
einer
im E z e c h i e l b u c h "
seiner
Propheten
Untersuchung Ezechiel"
aus-
der
unternom-
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
425
cpc men hat
. Nun steht f r e i l i c h bei H e r r m a n n die Frage
der " S y s t e m a t i k "
der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n
nach
des EB erst
am Ende e i n e r Reihe von e x e g e t i s c h e n
Einzeluntersuchungen
der "Texte
enthalten,
..., die H e i l s e r w a r t u n g e n
und
zwar
ohne s y s t e m a t i s c h e O r d n u n g , l e d i g l i c h in der R e i h627 e n f o l g e , in der sie im B u c h e E z e c h i e l auf uns g e k o m m e n s i n d " . Gerade w e n n man aber m i t B a l t z e r die l i t e r a r h i s t o r i s c h e E i g e n s t ä n d i g k e i t der e i n z e l n e n R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n im EB b e t o 628 nen w i l l
, sind doch die w e i t g e h e n d e n t h e m a t i s c h e n
Gemein-
s a m k e i t e n z w i s c h e n den v e r s c h i e d e n e n T e x t e n e r s t a u n l i c h erklärungsbedürftig.
Dies gilt um so m e h r , w e n n man
s i c h t i g t , daß die T e x t e n i c h t nur in l i t e r a r - und geschichtlicher
H i n s i c h t ihre je s p e z i f i s c h e n
keiten aufweisen,
s o n d e r n auch gerade in i h r e r
ven und kon-zeptionellen E i n b e t t u n g
berück-
traditions-
Eigentümlichargumentati-
der E r w a r t u n g
einer
s t i t u t i o n I s r a e l s : Ist sie in e i n i g e n T e x t e n im Sinne "Neuschöpfung"
Israels durch Jahwe verstanden
und
(v.a.
Reeiner
37,1-
14), w i r d die R e s t i t u t i o n I s r a e l s in a n d e r e n T e x t e n aus der seine gesamte Geschichte bestimmenden "Namen"
begründet
Sorge J a h w e s um
(Kap. 20; 3 6 , 1 6 f f ) , w ä h r e n d w i e d e r
Texte angesichts erfahrbarer Mißstände als A s p e k t e e i n e r N e u o r d n u n g ankündigen
"Heil" und
der W i r k l i c h k e i t
"Gericht"
durch
(v.a. Kap. 34). T r o t z dieser U n t e r s c h i e d e
s c h e n den d r e i H a u p t - " T y p e n "
Jahwe zwi-
der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g
EB s c h e i n t h i n t e r i h n e n doch w i e d e r u m das g e m e i n s a m e ben zu s t e h e n , den P r o z e ß der R e s t i t u t i o n f a s s e n , daß die K o n t i n u i t ä t
seinen andere
zwischen
im
Bestre-
I s r a e l s so zu e r -
Vergangenheit/Gegenwart
und Z u k u n f t a l l e i n auf S e i t e n J a h w e s l i e g t , w ä h r e n d auf t e n I s r a e l s eine s t a r k e D i s k o n t i n u i t ä t
b e s t i m m e n d ist,
Seiwas
626 V g l . Herrinann, H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 4 1 f f ; h i e r b e s . die " Ü b e r s i c h t " ü b e r die " T h e m e n d e r H e i l s e r w a r t u n g e n im E z e c h i e l - B u c h e und e i n e R e i h e in ihr v e r w e n d e t e r b e m e r k e n s w e r t e r E i n z e l e l e m e n t e " ( a . a . O . , 2 8 6 f ) . Die S t i c h w o r t e " S y s t e m " , " S y s t e m a t i k " u. d g l . f i n d e n s i c h g e h ä u f t a . a . O . , 289. S. j e t z t a u c h W e s t e r m a n n , H e i l s w o r t e 1 2 9 f f . 627 A . a . O . , 2 4 3 . 628 - g e g e n den V e r s u c h , d u r c h g ä n g i g e B e a r b e i t u n g s s c h i c h t e n in d e n R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB n a c h z u w e i s e n , w i e i h n G a r s c h a , S t u d i en und H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n (vgl. a u c h S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e ) je a u f i h r e W e i s e u n t e r n e h m e n .
426
Versuch
die
Annahme
stellung ungen
einer einer
und
des
relativ
situativen
EB m i n d e s t e n s
keit
soll
drei
Haupt-"Typen"
prüft a)
in
der
einheitlichen
Einbettung möglich
folgenden
der
macht.
Einordnung
argumentativen
Front-
RestitutionsprophezeiIhre
exemplarischen
Wahrscheinlich-
Durchsicht
von
Restitutionsprophezeiungen
als
"Neuschöpfung"
der
i m EB
ge-
werden.
Die Ez
redaktionsgeschichtlichen
Restitution
37,1-14
gehört
sicher 629
wirkungsträchtigsten übrigen
zu
den
durch
des
EB.
Im V e r g l e i c h
des
Buches
den
Eindruck
einer
Jahwe
eindrucksvollsten
Restitutionsprophezeiungen
Abschnitt
Texten
Israels
starken
und
auch
mit
den
erweckt
der
"Ursprünglichkeit":
" D a s Z i t a t i n 11, von dem her d i e ganze E i n h e i t bestimmt i s t ,
führt
ganz so wie das Z i t a t von 33,10 i n e i n e n Z e i t p u n k t r e s i g n i e r t e r s c h l a g e n h e i t der Menschen i n der Umgebung des Propheten.
Zer-
. . . Man g e -
winnt aus diesem Wort n i c h t den E i n d r u c k , daß d i e p r o p h e t i s c h e
Heils-
verkündigung schon b r e i t e n Boden gewonnen h ä t t e . D i e polemische Formul i e r u n g der Ankündigung e i n e r neuen W i e d e r h e r s t e l l u n g l ä ß t zudem v e r muten, daß es s i c h auch beim Propheten s e l b e r n i c h t630um e i n e schon l a n ge v e r k ü n d i g t e , a u s g e s c h l i f f e n e B o t s c h a f t
handelt"
Die i n d i e s e n Bemerkungen W.Zimmeriis v o r a u s g e s e t z t e Annahme, daß d i e beiden T e i l e von 3 7 , 1 - 1 4 , V i s i o n ( 1 - 1 0 ) und D i s p u t a t i o n s w o r t
(11-14),
von Anfang an zusammengehörig und a u f e i n a n d e r bezogen s i n d , i s t
freilich
i n der neueren Forschung durchaus u m s t r i t t e n . Gegen 631 die i h r widersprechenden Thesen von B a l t z e r , H o s s f e l d und Höffken hat jedoch Bartelmus überzeugend nachweisen können, daß " ( v ) o n der l i t e r a r i s c h e n S t r u k t u r und von der T e x t ü b e r l i e f e r u n g her ( . . . ) k e i n A n l a ß ( b e s t e h t ) , an der i n n e r e n E i n h e i t von Ez 3 7 , 1 1 , und damit an der i n n e r e n E i n h e i t von Ez 3 7 , 1 - 1 4 zu z w e i f e l n " 632 . Entsprechendes g i l t aber auch f ü r d i e f o r m g e s c h i c h t l i c h e n und i n h a l t l i c h e n Argumente, d i e n e u e r l i c h G r a f f y gegen d i e E i n h e i t l i c h 633 k e i t von 3 7 , 1 - 1 4 g e l t e n d macht . D i e formale Beobachtung, daß d i e V i s i on i n I I a mit e i n e r " e x p l a n a t i o n " a b g e s c h l o s s e n i s t ,
"and a s e p a r a t e
629 V g l . etwa die W a n d m a l e r e i e n in der S y n a g o g e von D u r a - E u r o p o s (Lit. bei Z i m m e r l i , 1 3 0 * ) . 630 Z i m m e r l i , 891. 631 V g l . B a l t z e r , E z e c h i e l , l O O f f ; H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 3 4 1 f f ; Höffken, Beobachtungen, 305ff. 632 B a r t e l m u s , T e x t k r i t i k , 64. 633 V g l . G r a f f y , P r o p h e t , 8 3 f f .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
427
Material
unit begins in v.llb where the disputation speech structure becomes 634 apparent"
, erlaubt nicht auch schon den literarkritischen Schluß, daß
es sich in 1-lla und llb-14 um zwei ursprünglich selbständige Texte handelt, ist doch auch in anderen Texten des EB eine Kombination verschiedener formal vorgeprägter Elemente zu beobachten, die nicht literargeschichtlich, sondern von der Intention des Textes her zu erklären ist (vgl. o. zu Kap. 20). So bleibt als letztes - nun inhaltliches - Argument gegen die Einheitlichkeit des Textes "the change in the metaphor which becomes apparent in v.12, where people635 are to be raised up from tombs, not from dry bones lying on a piain" . Daß dieser "change in the metaphor" sich erst nach IIb vollzieht, der selbst noch voll dem Bild- und Wortzusammenhang von 1-lla entspricht, spricht aber angesichts der formalen Zusammengehörigkeit von IIb und 12ff im 636 "Disputationswort" eher für als gegen die Einheitlichkeit von 37,1-14 Unbeschadet der ursprünglichen Zusammengehörigkeit von Vision und Disputationswort weist aber der Text Indizien literarischer Uneinheitlichkeit auf, die von Bartelmus präzise herausgearbeitet worden sind. Seine Analyse, auf die hier nur verwiesen werden kann, führt zu dem Ergebnis, daß der Grundbestand des Textes in 1-6.7b.8a (ohne 'n'N"ll).10b-14 (ohne den Artikel bei I U I ) , eine Bearbeitungsschicht in 7a.8b-10a und den in 637 Klammern genannten Elementen vorliegt eqg Strukturell wie i n h a l t l i c h n i m m t die in IIb z i t i e r t e A u s s a g e der I s r a e l i t e n : 639 (und)
"Vertrocknet
sind unsere
z u n i c h t e ist unsere H o f f n u n g ; wir sind
(1 J "7 131TAJ u n i p n maxi lJ»mnxy i m » ) lung in 3 7 , 1 - 1 4 * ein. Sie b e s c h r e i b t
Gebeine, abgehauen"
, eine zentrale Stel-
und d e u t e t im
Rückgriff
634 A . a . O . , 83. 6 3 5 A . a . O . , 84. 636 G r a f f y s (ebd.) A u s f ü h r u n g e n : "The p h r a s e in t h e q u o t a t i o n , 'our b o n e s are d r i e d u p ' , w h i c h on g r o u n d s of v o c a b u l a r y m i g h t s e e m to be c l o s e l y t i e d to vv. 1 - l l a , is r a t h e r to be c o n s i d e r e d p a r t of t h e l a m e n t of t h e p e o p l e w h o c o n s i d e r t h e m s e l v e s c o n d e m n e d to w a s t e away u n t i l d e a t h a n d t h e t o m b . ... It s e e m s p r o b a b l e t h a t t h e r e f e r e n c e to dry b o n e s in t h e q u o t a t i o n of the d i s p u t a t i o n s p e e c h led to i t s b e i n g p l a c e d h e r e i m m e d i a t e l y a f t e r t h e c o n c l u s i o n of E z e k i e l ' s f a m o u s v i s i o n " , g e b e n s i c h als ad hoc - H y p o t h e s e zur S t ü t z u n g s e i ner l i t e r a r k r i t i s c h e n V o r - E n t s c h e i d u n g zu e r k e n n e n . 637 V g l . B a r t e l m u s , Ez 37, z u s a m m e n f a s s e n d : 3 8 4 . 638 V g l . a . a . O . , 3 7 9 f . 639 V g l . B H S .
428
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
auf das " W o r t - und B i l d g u t der P s a l m die S e l b s t e r f a h r u n g
der Z e i t -
Einordnung
(und Prov-)
(und Exils-)
Sprache"®^
Genossen
Ezechi-
els nach der Katastrophe von 587: " I s r a e l , das in den
Gescheh-
n i s s e n der J a h r e 7 3 3 / 3 2 ,
Unheil
722 und 597 i m m e r t i e f e r
in
und Z u s a m m e n b r u c h g e s t o ß e n w o r d e n war, s i e h t sich im G e s c h e 641 hen von 587 e n d g ü l t i g zum Tode v e r u r t e i l t " . E b e n s o wie 642 das in s e i n e r p o e t i s c h e n G e s t a l t v e r g l e i c h b a r e W o r t 33,10 (vgl. 24,23)
z e i g t auch das Z i t a t in 3 7 , 1 1 A n k l ä n g e
l i e r u n g e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n iQ'
des EB. So
an
Formu-
beschreibt
(als V e r b u m im Qal bzw. H i f ' i l sowie als A d j e k t i v )
17,9f(.24);
19,12; 21,3 F o l g e n des a n g e k ü n d i g t e n
in
Gerichtshan-
d e l n s J a h w e s , n x y s t e h t im R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g
in
R4T 6,5; 2 3 , ( 4 . 5 . ) 1 0 kommt dem
. Insbesondere
lj'nilliy
das n n '
ninxyni
von
von 3 7 , 1 1 in Bild und S p r a c h e
S c h o n die e r s t e n b e i d e n Worte der in IIb z i t i e r t e n
24,10 nahe.
Aussage
s i g n a l i s i e r e n a l s o : N i c h t i r g e n d e i n V e r h ä n g n i s ist es, I s r a e l g e t r o f f e n hat, s o n d e r n p r ä z i s e d a s j e n i g e deln J a h w e s , das E z e c h i e l a n g e k ü n d i g t richtsprognosen sierung
h a t t e . S o f e r n die
E z e c h i e l s im Zuge i h r e r z u n e h m e n d e n
und V e r s c h ä r f u n g
das a n g e k ü n d i g t e G e r i c h t
ker als v ö l l i g e n A b b r u c h und Ende der G e s c h i c h t e verstanden,
der I s r a e l i t e n in der Tat den
des " E n d g ü l t i g e n " (Zimmerli) . Ob aber aus IIb w i r k l i c h nur 644 ans L e b e n "
Ge-
Radikali-
immer
stär-
Israels
hat die im R ü c k g r i f f auf sie in 3 7 , 1 1
te S e l b s t e r f a h r u n g
das
Gerichtshan-
formulierCharakter
die " v e r z w e i f e l t e ( . )
s p r i c h t , wird f r a g l i c h , w e n n man die
A u s s a g e n des Z i t a t s auf ihren K o n n o t a t i o n s - H o r i z o n t
Absage weiteren hin
be-
t r a c h t e t . Zwar f i n d e t sich auch das Verb "TIN (in 645 q., pi. hi.) im R a h m e n der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n z e i g t der e i n z i g e w e i t e r e Beleg von m p n 640 641 642 643 644 645
des EB
und
, doch
im EB, an dem
die-
Z i m m e r l i , 897 (mit z a h l r e i c h e n B e l e g e n ) . Ebd. Vgl. Zimmerli, 897.804. V g l . R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 222. Eichrodt, 357. - und z w e r s o w o h l im R a h m e n des S c h u l d a u f w e i s e s (vgl. 2 2 , 2 7 [ ; 3 4 , 4 . 16]) a l s auch im Z u s a m m e n h a n g der B e s c h r e i b u n g des G e r i c h t s h a n d e l n s J a h w e s (vgl. 6 , 3 ; 7 , 2 6 ; 2 5 , 7 . 1 6 ; 2 6 , 1 7 ; 2 8 , 1 6 ; 3 0 , 1 3 ; 3 2 , 1 3 ) ; v g l . auch 12,22.
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
429
ses N o m e n e b e n f a l l s in V e r b i n d u n g m i t dem Verb 13N (19,5), daß " z u n i c h t e " g e w o r d e n e weitere Handlungsperspektive
"Hoffnung"
ausschließt.
(q.)
keineswegs
Und das
steht jede
"Abgehau-
("ITA ni. - das Verb ist im EB nur hier belegt)
kann
z w a r , wie Jes 53,8 z e i g t , den T o d zur Folge h a b e n , a b e r
auch
en-Sein"
eine S i t u a t i o n b e s c h r e i b e n , d u r c h a u s noch m ö g l i c h ist
aus der e i n e R e t t u n g d u r c h J a h w e 646 (vgl. Klgl 3,54ff) . Man kann
d e s h a l b f r a g e n , ob n i c h t in dem Ez 3 7 , 1 1 z i t i e r t e n W o r t ben "aller v e r z w e i f e l t e n A b s a g e ans Leben" s c h o n erste V e r s u c h e e i n e r B e w ä l t i g u n g
(Eichrodt)
der n a t i o n a l e n
ne-
auch Kata-
s t r o p h e d u r c h R ü c k g r i f f auf E l e m e n t e der " 647 persönlichen Frömmigkeit" ihren Niederschlag gefunden haben . Dann w ä r e aber die T a t s a c h e , daß die V i s i o n in 1-10 nur den T e i l des Z i t a t s von IIb ( U T n n Y y staltet, bereits bemerkenswert: erfahrung
ersten
IE/2') a u f g r e i f t und
E z e c h i e l s p i t z t die
ausge-
Selbst-
s e i n e r Z e i t g e n o s s e n auf d e n j e n i g e n A s p e k t zu,
ihre g e g e n w ä r t i g e S i t u a t i o n als E i n t r e f f e n des von 648 ihm kündigten totalen Gerichtshandelns Jahwes deutet
der ange-
Es s c h e i n t also n i c h t z u f ä l l i g zu s e i n , daß g e r a d e das Bild aus der in IIb z i t i e r t e n Klage "den P r o p h e t e n j ä h a n s p r i n g t und sich ihm zu e r l e b t e r v i s i o n ä r e r W i r k l i c h k e i t 649 wandelt" , d e s s e n H o r i z o n t die s t ä r k s t e n B e r u h r u n g e n zur 650 Gerichtsprophezeiung Ezechiels aufweist . Im R a h m e n der
646 K l g l 3 , 5 5 v e r w e n d e t zur B e s c h r e i b u n g der N o t l a g e m i t "112 e i n e Ez 3 7 , 1 2 f (Hj7) v e r w a n d t e M e t a p h e r ! 647 V g l . A l b e r t z , F r ö m m i g k e i t , 1 7 8 f f ; zu Ez 3 7 , 1 - 1 4 : 1 8 7 f . Die A n k n ü p fung an den " E r f a h r u n g s h i n t e r g r u n d der p e r s ö n l i c h e n F r ö m m i g k e i t " ( a . a . O . , 187) ist a b e r für das Z i t a t in Ez 3 7 , 1 1 w e i t s t ä r k e r b e s t i m m e n d a l s f ü r das O r a k e l E z e c h i e l s 3 7 , 1 - 1 4 * i n s g e s a m t . K a u m z u f ä l l i g k n ü p f t die V i s i o n 1 - 1 0 nur sehr s e l e k t i v an das Z i t a t IIb an (s.u.) . 648 F o x , R h e t o r i c , 5 w e i s t z u r e c h t a u f die "two m a i n o b j e c t i v e f a c t o r s " der " r h e t o r i c a l s i t u a t i o n " des T e x t e s hin: "The n a t i o n w a s in e x i l e ; a n d t h e s i t u a t i o n in e x i l e w a s n o t so bad for t h e i n d i v i d u a l J e w as m i g h t h a v e b e e n e x p e c t e d " . Dann e r s c h ö p f t s i c h der T e x t a b e r kaum in e i n e r " e x h o r t a t i o n " , d . h . dem B e s t r e b e n "to c r e a t e ... e x p e c t a t i o n s in h i s a u d i e n c e " ( a . a . O . , 7 ) . V i e l m e h r w i d e r s p r i c h t er z u g l e i c h b e stimmten "expectations"! 649 Z i m m e r l i , G o t t e s w o r t , 1 4 5 . 650 V o n d a h e r ist die A n n a h m e e i n e r E i n w i r k u n g von Jer 8 , 1 - 3 ( M i l l e r , V e r h ä l t n i s , 92) a u f E z e c h i e l s V i s i o n n i c h t s e h r w a h r s c h e i n l i c h . E b e n s o w e n i g kann m . E . die H y p o t h e s e ü b e r z e u g e n , E z e c h i e l h a b e d a s
430
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
visionär, sen(en)"
in einem
"dem n o r m a l e n A l l t a g s b e r e i c h e n t r i s 651 "Zustand" ü b e r h ö h t e n E r f a h r u n g des " g r o ß e ( n ) 652
Sterben(s)"
, das die G e r i c h t s p r o g n o s e n
t e n , w i r d nun in der Frage J a h w e s : (wieder)
Einordnung
leben?"
Ambivalenz
angekündigt
"Werden diese
hat-
Gebeine
(iOKD n i n x y n ilJ"nnil: 3 a y ) , die
implizite
der Klage von IIb a u s d r ü c k l i c h a r t i k u l i e r t :
die als T o d e s e r f a h r u n g
gedeutete Interpretation
der
on I s r a e l s nach 587 den C h a r a k t e r des " E n d g ü l t i g e n " , ist eine Ä n d e r u n g
d i e s e r S i t u a t i o n m ö g l i c h ? Wenn
auf diese Frage a n t w o r t e t : (3b), ist darin
es"
das B e k e n n t n i s der
...; z u g l e i c h aber das W i s s e n , beschnitten werden".
Ohn-
daß er dem
Gott a n t w o r t e t , d e s s e n M ö g l i c h k e i t e n n i c h t d u r c h der schen Unmöglichkeiten
oder
Ezechiel
"Mein H e r r J a h w e , du w e i ß t
"beides e n t h a l t e n :
m a c h t des M e n s c h e n
Men-
"So ist denn
des P r o p h e t e n A n t w o r t a l l e s aus des M e n s c h e n O h nmacht 653 Gottes machtvolle
Entscheidung
Wenn nun Jahwe seine E n t s c h e i d u n g
für die M ö g l i c h k e i t in die
den V i s i o n ä r in 7 b - 8 a . l 0 b s c h a u e n l ä ß t , ist d i e s e s t e h t aber g l e i c h w o h l in
des
Realität Entschei-
Kontinuität
zu dem Bild J a h w e s , das die G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
von
1-24 bieten. S c h o n in der Frage nach der M ö g l i c h k e i t "Lebens"
mit
in
zurückgewiesen"
L e b e n s in 4-6 a u s s p r i c h t und ihre U m s e t z u n g dung zwar k o n t i n g e n t ,
Hat
Situati-
(ilTl) a n g e s i c h t s der e r f a h r e n e n G e g e n w a r t
Kap.
des
(3;
vgl.
33,10) klingen die A u s s a g e n über die " P a r t e i l i c h k e i t J a h w e s für das Leben" (Zimmerli) von Kap. 3; 18 und 33 (vgl. auch 654 16,6
) an. Die g e g e n w ä r t i g
erfahrbare Situation
Israels
o f f e n b a r t so eine i n n e r e S p a n n u n g : Wie v e r t r ä g t sie sich Folge des G e r i c h t s h a n d e l n s
J a h w e s mit d e s s e n
für das L e b e n " ? Die A u f l ö s u n g
651 652 653 654
als
"Parteilichkeit
d i e s e r S p a n n u n g , w i e sie
4-6.
B i l d der h e r u m l i e g e n d e n G e b e i n e aus e i g e n e r A n s c h a u u n g z a r a t h u s t r i s c h e r " f u n e r a l g r o u n d s " ( " D e k h m e s " f vgl. die k n a p p e B e s c h r e i b u n g b e i G l a s e n a p p , R e l i g i o n e n , 298f) zur " i l l u s t r a t i o n " s e i n e r R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g " i n v e n t e d " (so L a n g , S t r e e t T h e a t e r ) . Zimmerli, 892. A . a . O . , 893. Ebd. D a s S t i c h w o r t il'n f i n d e t s i c h im EB f e r n e r in 1 3 , 1 9 . 2 1 ; 2 0 , 1 1 . 1 3 . 2 1 . 25 s o w i e im Z u s a m m e n h a n g der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n n e b e n 3 7 , 3 . 5 . 6 . 9 . 1 0 . 1 4 in 4 7 , 9 ( 2 x ) .
Das 7b-8a.l0b in
Gottes8-11
die
Kap. und
stellt.
zentralen
"älteren
ankündigt
formuliert, ungen
im
und
sie
1-24
EB"
darstellt,
neben v.a.
Funktion
wird
in
den
9.10.14).
t e dieses Ausdrucks
im EB
in
Material
nun die
in
in
431
einer
Weise
Gerichtsprophezei-
der
den V i s i o n e n
Jahwes 655
an
Horizont
insbesondere
der n n
D i e Verwendung von n n 656
wird
Anklängen
Selbsterfahrung Dies
verarbeitete
prophetischen von
deutlich 37,1-14
Kap.
1-3
angesichts (vgl.
und der
1.5.6.8.
i s t - im Rahmen der B e d e u t u n g s g e s c h i c h -
b e t r a c h t e t - i n mehrfacher H i n s i c h t
innovato-
r i s c h . D i e s g i l t s e l b s t f ü r den s o wenig s p e k t a k u l ä r e n S a c h v e r h a l t , nn
daß
im Rahmen der G e r i c h t s p i o p h e 2 e i u n g e n des Buches n i c h t nur den Wind 657
a l s " M i t t e l e i n e s konkreten g ö t t l i c h e n Handelns i n der G e s c h i c h t e " ( v g l . 1 3 , 1 1 . 1 3 ; 27,26) b e z e i c h n e t , sondern auch d i e R i c h t u n g a n g i b t ,
in
d i e Jahwe d i e I s r a e l i t e n z e r s t f f e u t i n n ,73'7 : 5 , 2 . 1 0 . 1 2 ; 1 2 , 1 4 ; 17,21)
-
" d i e R i c h t u n g s a n g a b e " hat siöft nämlich " e r s t r e l a t i v s p658 ä t (von Ez an) . Wenn nun i n
von der konkreten Bewegung des Windes" v e r s e l b s t ä n d i g t 1 7 , 1 0 ; 19,12 der "Wind" ( h n )
e i n e n Weinstock " v e r t r o c k n e n "
(kq'
l ä ß t , l e g t s i c h - i n Anbetracht der T a t s a c h e , daß " d e r s p e z i f i s c h
q.) theolo-
g i s c h e Gebrauch von ft) a h a l s G e i s t Jahwes oder G e i s t G o t t e s weder t e r m i n o l o g i s c h noch s a c h l i ß h s c h a r f von dem ' p r o f a n e n ' Gebrauch a b g e g r e n z t " 659 ist
- d i e A s s o z i a t i o n nahe, daß auch das " V e r t r o c k n e t - S e i n " der G e b e i -
ne i n 3 7 , l f f a u f d i e Wirkung e i n e r n n
zurückzuführen
ist.
Aber auch s e i n e v i s i o n ä r e Schau s e l b s t w i r d von E z e c h i e l a l s Wirkung einer n n
(1) - z w e i f e l s o h n e 660 der niiT» n n ,
p r o p h e t i e nur das EB s p r i c h t
von der i n n e r h a l b der S c h r i f t -
- e r f a h r e n und damit den V i s i o n e n von
Kap. 1 - 3 ; 8 - 1 1 und 4 0 f f zugeordnet, i n denen e b e n f a l l s - i n Aufnahme " v o r - s c h r i f t p r o p h e t i s c h e r "
erstmaliger
T r a d i t i o n e n ( v g l . 1 Kön 1 8 , 2 ; 2 Kön
12,16) i n n e r h a l b der S c h r i f t p r o p h e t i e - von der n n im Zusammenhang mit 661 662 der " E n t r ü c k u n g oder E n t f ü h r u n g e i n e s Propheten" d i e Rede i s t . Die 655 656 657 658 659 660 661 662
Vgl. zusammenfassend Zimmerli, 1262ff. Vgl. dazu v.a. A l b e r t z / W e s t e r m a n n , Art. H l l . S.a.a.O., 732. A.a.O., 729. A.a.O. , 742. S. a . a . O . , 7 4 8 . A.a.O., 733(f). Die n n s p i e l t in der T h r o n v i s i o n von K a p . 1 a u c h i n s o f e r n e i n e b e s o n d e r e R o l l e , als sie es i s t , die n a c h 1 , 1 2 "das h y b r i d e G e b i l d e z u s a m m e n ( h ä l t ) " , das der P r o p h e t s i e h t ( K e e l , J a h w e - V i s i o n e n , 1 6 7 ) .
432
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
Nähe von 37,1-14* zu d i e s e n V i s i o n e n w i r d noch d e u t l i c h e r weiterer Stichwortassoziationen:
m i t dem d i e Gebeine a n e i n a n d e r r ü c k e n
(37,7b),
i h r e Füße s t e l l e n "
(B)n "7117),
e r i n n e r t an das Geräusch
der Bewegung des H i n ' T I 2 3 (t/yi "7117: 3 , 1 2 f 6 6 3 ) . E i n g r e i f e n Jahwes d i e Gebeine,
angesichts
Das "rauschende Geräusch"
Und wenn s i c h nach dem
nachdem 1111 i n s i e gekommen i s t ,
(37,10b: D i T O v i "7y n n y ' l
l'fl'l
nn(il)
e n t s p r i c h t d i e s d e r S e l b s t e r f a h r u n g des P r o p h e t e n i n s e i n e n Visionen
(vgl.
2 , 2 ; 3 , 2 4 : '*7An "7y
7
3inym
(...)
nn
"auf
Dill NlOlil), früheren
¡am). 664
Angesichts
dieser
wahrscheinlich, wes
bewußt
die zu
als
Visionen erfassen
daß ein
von
Stichwortverknüpfungen das
in
37,1-14*
Handeln
Kap.
1-3
versuchten.
des und
ge,
traditional
vorgeprägte
ten
überlegene,
unfaßbare
Anschauung
zu
bringen"
ten
Überlegenheit
auf
diesen
nun
aber
schon
ganz
so zu
plausibel
vertrocknet völlig
scheinbar tl 6 6 6 k ann"
Majestät
und
Jahwes"
(hier
sind,
ein
ja
"um
und
die
Gewalt
"Bewußtsein 665
also
der
scheint,
Situation
Mit
obwohl
eine ...
10)
zur
unbeding-
dem
Hinweis
Jahwes "die
Hoffnung Jahwe
wieder
Bekann-
Jahwes
.
...
Jahden
1 und
allem
Aspekt
daß,
ist,
Kap.
bestimmenden machen,
aber
verschiedenarti-
vermitteln
illusorisch
hoffnungslosen
v.a.
kombinieren
es
Handeln
geschildert
Elemente,
Thronvisionen
37,1-14*
derbelebung der
die
Jahwe 8-11
Diese
ist
berichtete
zum
kann
Gebeine auf
sie
Wie-
trotz
Leben
brin-
H i n z u kommt aber noch e i n W e i t e r e s : Im B i l d der " v e r t r o c k n e t e n Knochen" w i r d d i e S i t u a t i o n I s r a e l s
a l s Zustand der U n r e i n h e i t
qualifi-
667 ziert
. D i e s g i b t aber n i c h t nur A n l a ß zu der F r a g e , warum "beim P r o -
pheten k e i n e R e a k t i o n gegenüber der U n r e i n h e i t d i e s e s Geländes und der Gefahr der V e r u n r e i n i g u n g ,
i n d i e er s i c h durch s e i n e Wanderschaft
über
663 Dies ist die einzige S t e l l e im EB, en der die C o n s t r u c t u s - V e r b i n d u n g öyT ^Ip noch b e l e g t ist. Zu ^ l p im K o n t e x t der T h r o n v i s i o n e n vgl. 1 , 2 4 . 2 5 . 2 8 ; 10,5; 4 3 , 2 . 664 Die V e r b i n d u n g e n zu den T h r o n v i s i o n e n hat o f f e n b a r auch der B e a r b e i ter von 3 7 , 1 - 1 4 w a h r g e n o m m e n , in dessen Beitrag sich "eine engere B e z i e h u n g zu Kap. *i" e r k e n n e n läßt (Höffken, B e o b a c h t u n g e n , 316; vgl. 307 Anm. 8; 310; 3 1 2 ) ; vgl. 37,7a mit 11,13; 37,9 mit 11,4. 665 Keel, J a h w e - V i s i o n e n , 249. 666 B a r t e l m u s , Ez 37, 383. 667 Vgl. Z i m m e r l i , 893.
Das
im
"älteren
EB"
verarbeitete
433
Material
fififl d i e s e s F e l d b e g i b t , angedeutet w i r d "
; v i e l mehr noch w i r f t es das
Problem a u f , ob und wie Jahwe, "der s e i n e anwesende H e i l i g k e i t schon durch das Wohnen Schwelle an Schwelle mit den Königen Judas,
' s o daß 669 (Ez 4 3 , 8 ) , b e f l e c k t s a h "
zwischen mir und ihnen nur eine Wand war'
( v g l . auch 3 9 , 1 2 f f ) , s i c h einem d e r a r t i g v e r u n r e i n i g t e n I s r a e l überhaupt zuwenden kann. A n g e s i c h t s der Bedeutung des Themas " U n r e i n h e i t " i n den Gerichtsprophezeiungen i s t kaum anzunehmen, daß d i e s e r Gesichtpunkt i n Ez 37 e i n f a c h ausgeblendet i s t ,
" w e i l der ganze Zusammenhang e n t s c h l o s s e n
auf den einen Gedanken 'Tod-Leben' a u s g e r i c h t e t s e i n und durch670keine Nebenerwägung über ' R e i n - U n r e i n ' davon abgelenkt werden w i l l " . Vielmehr s c h e i n t auch i n d i e s e r H i n s i c h t der Verweis auf das G o t t e s b i l d der T h r o n v i s i o n e n f u n k t i o n a l zu s e i n , d i e n t doch deren komplexe Abstufung des "Aussehens der G e s t a l t des m r P 1 1 1 3 " (1,28) gerade auch, wenn n i c h t i n e r s t e r L i n i e , dazu, eine Erscheinung Jahwes im unreinen Land v o r s t e l l bar zu machen, "die s e i n e R e i n h e i t n i c h t a n t a s t e t , s e i n e r Transzendenz 671 die M ö g l i c h k e i t a b g e s t u f t e r "Omnipräsenz" zur S e i t e zu s t e l l e n Mit also of
ihren der
Verbindungen
Vision
perception
das
of
Seiten
völlig
des
der
spektive Jahwes
des
stärker
668 669 670 671 672
des
von
IIb
ist,
seiner
verwunderlich wird
wie d i e s e der
in
nun a b e r ,
Gestalt
Vision
in
was
ist
für
die
zeigt,
notwendig eine
"old
frame-
Adressaten selektive
und
(2)
auf
Zukunftsper-
jede neue
für
Zuwendung
den P r o p h e t e n ,
der
Gerichtsprophezeiungen
her
als
Dessen
für
sein
demgegenüber neue
daß d i e
und s e i n e
sind,
1-lla*
es
frameworks
. Entscheidend
Ezechiel
DaB überhaupt
möglich
Propheten
"Deutung"
ist
für
gelingt
b r e6a7 k2 down o l d
new o n e s "
keineswegs
ausschließen.
zu I s r a e l
durchkreuzt, die
(1)
Adressaten
Erwartungshorizont gaben
Textes
"to
deckungsgleich
Zitats
den V o r a u s s e t z u n g e n weit
create
perception"
keineswegs Aufnahme
zu den T h r o n V i s i o n e n
37,1-lla*,
and t o
Verständnis
works
von
Zuwendung annimmt. llb-14
Ebd. Keel, Jahwe-Visionen, 233. So Z i m m e r l i , 893. V g l . K e e l , a . a . O . , 2 3 3 ; 254 A n m . F o x , R h e t o r i c , 9.
322.
Publikum.
weit
stärker
Jahwes In
unter
dieser
darin den
Hinsicht
aufschlußreich,
von
denkt,
die
Vorist das
434
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
M o m e n t der D i s k o n t i n u i t ä t
Einordnung
im P r o z e ß der R e s t i t u t i o n
Israels
673
stark
betont
Ziel des R e s t i f u t i o n s p r o z e s s e s
ist eine neue E x i s t e n z
Isra-
els im Land. D i e s e s Ziel w i r d nach der D a r s t e l l u n g
von
13a(.b)
unabhängi-
und
(13b-)14 in zwei s c h e i n b a r
voneinander
12aß-
gen P r o z e s s e n e r r e i c h t674und in 12b und 14aß auch s e l b s t schiedlich me in 12b
formuliert (mit
. Die A u s s a g e
Niahi.,
über die neue
vgl. 3 7 , 2 1 ; 36,24)
unter-
Landnah-
klingt d u r c h
ihre
V e r b i n d u n g mit der v o r a u s g e h e n d e n " H e r a u f f ü h r u n g aus den G r ä b e r n " (12a: il"7y hi.) an die " E x o d u s t e r m i n o l o g i e " an 6 7 5 , 676
n ä h e r h i n an die " H e r a u f f ü h r u n g s f o r m e l " Unterschied
. Ein
z w i s c h e n a l t e r und n e u e r L a n d n a h m e
in der - d u r c h den B i l d z u s a m m e n h a n g keren D i s k o n t i n u i t ä t
wichtiger besteht
aber
angezeigten - weit
des in Ez 37,12 b e s c h r i e b e n e n
stär-
Prozesses.
"Hier ist es n i c h t mehr das B i l d der u n b e g r a b e n auf dem de l i e g e n d e n K n o c h e n , s o n d e r n d a s j e n i g e nisses,
bei dem die Leiche in e i n e r H ö h l e oder auch in
G r u b e in der Erde v e r s c h l o s s e n der L e b e n d e n a b g e r i e g e l t gültig
des k o r r e k t e n
ausgeschlossen
"aus i h r e n G r ä b e r n
g r e i f t er also nicht nur - wie beim
wird"
heraufführt",
"alten" E x o d u s - in den
B e r e i c h e i n e r f r e m d e n G r o ß m a c h t ein, s o n d e r n in den unzugänglicheren
weit
B e r e i c h des T o d e s . H i n z u kommt a b e r ,
J a h w e aus den von ihm g e ö f f n e t e n G r ä b e r n doch w o h l nichts anderes
" h e r a u f f ü h r e n " w i r d als - v e r t r o c k n e t e "tertium
parationis"
Eine
" V i s i o n " und " D e u t u n g " :
daß
zunächst
chen. Hier erst l i e g t m.E. das e n t s c h e i d e n d e zwischen
einer
Zugriff
(...), aber d a m i t auch s e l b e6 r7 7 e n d -
vom B e r e i c h der L e b e n d e n
W e n n J a h w e die I s r a e l i t e n
und s i c h e r vor dem
Fel-
Begräb-
Knocom-
Rückfüh-
673 V o n d a h e r i s t m . E . Z i m m e r l i , 896 im R e c h t , w e n n er die V i s i o n als " e i n e A r t z e i c h e n h a f t e r V e r g e w i s s e r u n g f ü r den P r o p h e t e n s e l b e r " und 1 2 - 1 4 als "das ... dem V o l k zu V e r k ü n d e n d e " b e z e i c h n e t . 674 Daß es s i c h h i e r nur v o r d e r g r ü n d i g um e i n e D u b l e t t e h a n d e l t , w i r d sogleich klar werden. Damit erübrigt sich eine literarkritische Auss c h e i d u n g von 1 2 a ß - 1 3 (so z . B . F o h r e r , 210) o d e r 14 (so z.B. G a r s c h a , Studien, 219ff) . 675 Z i m m e r l i , 8 9 7 . 676 V g l . W e h m e i e r , A r t . ifty, 2 8 7 f f . Num 1 6 , 1 3 f ; 2 0 , 5 ; Ri 2,1; Jer 2 , 6 f " w i r d die H i n e i n f ü h r u n g I s r a e l s i n s L a n d (mit b ö ' hi. 'ael) n e b e n der H e r a u f f ü h r u n g aus Ä g y p t e n e r w ä h n t " ( a . a . O . , 2 8 9 ) . 677 Z i m m e r l i , 897.
Das rung
Israels
Ezechiel Israel
im
"älteren
ins
Land
EB"
ist
schlechterdings
"wiederbelebende"
-
verarbeitete weil
das
Volk
sinnlos
und
undenkbar
-
Rückführung
diese
grundlegende
"Transformation"
aber
ganz
chend
in -
14
-
als
der
Wirkung
Vision
der
Material
nil
des von
Volkes. 1-lla*
Jahwes
"tot"
435
ist
-
ohne
für
eine
-
begleitende,
Diese
(vgl.
wird
5!)
nun
entspre-
beschrieben.
H i e r l i e g t z u g l e i c h e i n e w e i t e r e und l e t z t e " t r a n s f o r m a t i o n i n t h e use
678
of rüah"
im Text v o r , d i e z u g l e i c h e i n e b e g r i f f s g e s c h i c h t l i c h e
Innova-
t i o n d a r s t e l l t , denn " d i e Verheißung e i n e r . . . V e r l e i h u n g des G e i s t e s an das ganze GC7Q o t t e s v o l k " i s t n i c h t nur " ( a ) m r e i c h s t e n . . . b e i E z e c h i e l
entwickelt"
(vgl. neben 37,14 mit 1113: 36,26f; mit TDBi : 39,29 sowie
d i e Aussagen über d i e nurrn n n
i n 1 1 , 1 9 ; 18,31; 3 6 , 2 6 6 8 0 ) ; s i e i s t
auch
im EB a l l e m A n s c h e i n nach e r s t m a l i g b e l e g t ( v g l . dann J e s 3 2 , 1 5 ; 4 4 , 3 ; 681 5 9 , 2 1 ; Hag 2 , 5 ; J o e l 3 , l f ) . D i e Auswirkungen d i e s e r G e i s t v e r l e i h u n g werden i n 37,14 n i c h t e n t f a l t e t ; w i c h t i g i s t h i e r a l l e i n , daß d i e t u t i o n I s r a e l s s e i n e A u s s t a t t u n682 g mit der n n W i l l e n s z e n t r u m " und "Vermögen" Liest bruchs'
man E z
37,1-14*
innerhalb
allgemeinem
Urteil
der
als
voraussetzt. Zeugnis
Verkündigung
nach
der
Resti-
Jahwes a l s einem " n e u e ( n ) "des
unerwarteten
Ezechiels,
Katastrophe
des
wie
Jahres
er
(')Umnach
587
einge-
678 F o x , R h e t o r i c , 14. 679 A l b e r t z / W e s t e r m a n n , A r t . fllT, 7 5 1 . 680 " A u c h hier s c h e i n t E z e c h i e l die a u s w e i t e n d e E n t w i c k l u n g d e s rü IiB e g r i f f e s e n t s c h e i d e n d m i t g e f ö r d e r t zu h a b e n " ( a . a . O . , 7 4 1 ) ! 681 V g l . a . a . O . , 7 5 1 . 682 V g l . a . a . O . , 741. - W e n n in 14aß d a n n "die Rede von der n e u e n L a n d n a h m e . . . m i t A b w a n d l u n g d e s ' n f O i l l von 12 in ' J i n J i l l r e k a p i t u l i e r t " w i r d ( Z i m m e r l i , 8 9 8 ) , k a n n in d e r im K o n t e x t d e r L a n d n a h m e e i n m a l i g e n V e r w e n d u n g von 1113 hi. im EB (vgl. zu "dem (meist d e u t e r o n o m i s t i s c h g e p r ä g t e n ) R e d e n ü b e r die L a n d n a h m e in P a l ä s t i n a " m i t 1113 hi.: S t o l z , A r t . (113, 4 5 f ) s o w o h l e i n H i n w e i s d a r a u f m i t z u h ö r e n s e i n , daß e i n e d a u e r h a f t e n e u e L a n d n a h m e e i n e T r a n s f o r m a t i o n I s r a e l s v o r a u s s e t z t , als a u c h e i n e A n s p i e l u n g a u f die p r o p h e t i s c h e S e l b s t e r f a h r u n g , in der (113 hi. W i r k u n g d e r (111 J a h w e s i s t (vgl. n e b e n 3 7 , 1 : 4 0 , 2 ) . J e d e n f a l l s w i r d m i t (113 hi. e i n g e g e n ü b e r den G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n , die in der K a t a s t r o p h e J e r u s a l e m s J a h w e s Z o r n (¡111(1) zur R u h e k o m m e n s a h e n ((III hi.: vgl. 5 , 1 3 ; 1 6 , 4 2 ; 2 1 , 2 2 ; 2 4 , 1 3 ) , n e u e r , s t a b i l e r Z u s t a n d b e z e i c h n e t , d e r d u r c h das g ö t t l i c h e H a n d e l n e r reicht wird.
436
V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n
t r e t e n ist"
683
, e r g e b e n sich H i n w e i s e
und M o t i v e d i e s e s von Z i m m e r l i
"Umbruchs",
Einordnung
auf die
Bedingungen
die zu M o d i f i k a t i o n e n der v.a. 684 dieses Phänomens Anlaß
vorgelegten Analyse
geben: Bedingung
der M ö g l i c h k e i t d i e s e s
der Tat die von Z i m m e r l i
"Umbruchs"
herausgestellte
ist in
"unableitbare(.)
685
Freiheit" Jahwes
, auf die 3 7 , 1 - 1 4 * mit s e i n e n
an die T h r o n V i s i o n e n , hinweist.
die diese F r e i h e i t
Die B e d i n g u n g
veranschaulichen,
seiner Wirklichkeit
Z i m m e r l i mit s e i n e r C h a r a k t e r i s i e r u n g
der
Anklängen
ist d a g e g e n
von
Restitutionsprophe-
zeiung E z e c h i e l s "als a n t i t h e t i s c h e V e r k ü n d i g u n g g e g e n t i e f r e s i g n i e r t e A u s s a g e n des V o l k e s " 686 nur u n z u r e i c h e n d bes t i m m t . Von den von ihm a n g e f ü h r t e n B e l e g e n Interpretation
kann nur 33,10
687
für
(red.?) w i r k l i c h als
diese "Israels
688
Bekenntnis
seiner Verlorenheit"
gelten. Dagegen
sind
t e r den z i t i e r t e n Ä u ß e r u n g e n des V o l k e s in 20,32 und
wie sich z e i g t e , d u r c h a u s - w e n n auch mehr oder w e n i g e r stimmte - Zukunftsperspektiven
zu e r k e n n e n - w o b e i
l e i c h t 37,11b s t ä r k e r auf R e s s o u r c e n
"persönlicher
keit" z u r ü c k g r e i f t , w ä h r e n d 20,32 schon einen
hin-
37,11b, unbe-
vielFrömmig-
"dtr."
gepräg-
ten E n t w u r f einer m ö g l i c h e n Z u k u n f t I s r a e l s als Volk
voraus-
683 B a r t h , E z e c h i e l 37, 41; v g l . L a n g , E z e c h i e l , 4 4 f f , der z w a r "die b i s h e r ü b l i c h e T r e n n u n g z w e i e r d u r c h die E r e i g n i s s e von 5 8 6 g e s c h i e d e n e r W i r k u n g s p e r i o d e n " E z e c h i e l s - n a c h dem h i e r E r a r b e i t e t e n : zu U n r e c h t - a b l e h n t ( a . a . O . , 52), g l e i c h w o h l a b e r - z u r e c h t - d a r a n f e s t h ä l t , daß "der P r o p h e t n a c h 586 w e n i g e r G r u n d zur U n h e i l s a n s a g e g e h a b t und s e i n e A u f g a b e m e h r in der H e i l s p r e d i g t g e f u n d e n h a b e n (dürfte) (vgl. Ez 3 7 ; 4 0 f f ) " ( a . a . O . , 5 4 ) . - F r e i l i c h s i n d die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n E z e c h i e l s s t ä r k e r als Lang h e r a u s s t e l l t , z u g l e i c h k r i t i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t " H e i l s " E r w a r t u n g e n und e n t h a l t e n - v . a . in K a p . 20 und den " d i f f e r e n z i e r e n d e n P r o p h e z e i u n g e n " (s.u. c.) - d u r c h a u s a u c h " U n h e i l s a n s a g e " . 684 V g l . B a r t h , E z e c h i e l 3 7 , 4 0 f . " A u f g r u n d s e i n e r e i n g e h e n d e n , l i t e r a r k r i t i s c h e n und t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n A n a l y s e v e r m a g Z i m m e r l i kaum m e h r als Ez 3 7 , 1 - 1 4 m i t S i c h e r h e i t vom P r o p h e t e n h e r z u l e i t e n " ( a . a . O . , 4 0 ) ; d a n e b e n k o m m e n für ihn aus dem B e r e i c h d e r R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n des EB a l l e n f a l l s n o c h 2 0 , 3 2 f f und 4 3 , l f f als m ö g l i c h e r w e i s e " e z e c h i e l i s c h " in F r a g e (s. a . a . O . , 4 0 f A n m . 8). 6 8 5 Z i m m e r l i , L e b e n , 189; vgl. Z i m m e r l i , 9 5 * f . 686 Z i m m e r l i , 9 6 * ; vgl. B a r t h , E z e c h i e l 37, 41. 687 Z i m m e r l i , 9 6 * : 2 0 , 3 2 ; 3 3 , 1 0 ; 3 7 , 1 1 . B a r t h , E z e c h i e l 3 7 , 41 A n m . 10 f ü g t n o c h 1 1 , 1 5 ; 2 5 , 3 ; 3 6 , 2 0 h i n z u , w o b e i es s i c h j e d o c h n i c h t um C h a r a k t e r i s i e r u n g e n d e r S i t u a t i o n d e r A d r e s s a t e n des P r o p h e t e n d u r c h diese selbst handelt. 688 Z i m m e r l i , 97*
Das setzt.
Dann
im " ä l t e r e n befindet
tionsprophezeiungen stellung:
aber
437
mit seinen
Restitu-
doppelten
argumentativen der Erfahrung,
te,
zu e i n e r
das
konzeptionelle
für
die Verarbeitung muß s i c h
und
Ezechiel
in einer
Katastrophe
von 587 n i c h t ,
vollständigen
Ausrottung
Potential neuer
wie er z u l e t z t
seiner
Israels
Gerichtsprophezeiungen
Erfahrungen
auseinandersetzen,
anschließen
Berechtigung
kann,
des Sachgehalts
fruchtbar
denen
weil e r a n d e r seiner
Frontdaß
erwartet hat689 geführt hat ,
andererseits m i t " H e i l s " e r w a r t u n g e n
Exilsgenossen
unkritisch
sich
Material
E r muß einerseits a n g e s i c h t s
die
er
EB" verarbeitete
m a c h e n . Und seiner
er s i c h
Zeit-
nicht
grundsätzlichen
Gerichtsprophezeiung
festhält. T r i f f t d i e s e r V e r s u c h e i n e r h i s t o r i s c h e n R e k o n s t r u k t i o n der B e d i n g u n gen des Zustandekommens der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g E z e c h i e l s z u , e r g e ben s i c h aber w e i t r e i c h e n d e Konsequenzen f ü r d i e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i che A n a l y s e und B e u r t e i l u n g der entsprechenden Texte des EB: Anklänge an v o r g e p r ä g t e T r a d i t i o n e n , wie s i e i n Ez 3 3 f f v . a . f ü r d i e " d t n . / d t r . " T r a d i t i o n s s t r ö m u n g und f ü r e i n e " p r i e s t e r l i c h e " T h e o l o g i e , d i e i h r e n N i e d e r s c h l a g i n H und P gefunden h a t , namhaft gemacht werden können^^ 1 , s i n d n i c h t eo i p s o a l s I n d i z i e n f ü r e i n e t r a d i t i o n a l e A b h ä n g i g k e i t des (bzw. d e r ) Produzenten d i e s e r Texte zu werten, sondern können auch a l s Hinweise a u f s e i n e (bzw. i h r e ) A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit t r a d i t i o n a l b e stimmten Erwartungen der R e z i p i e n t e n zu v e r s t e h e n s e i n . Dann hat aber d i e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e A n a l y s e n i c h t n u r Übereinstimmungen m i t
689 V g l . F o x ' ( R h e t o r i c , 6) b e r e c h t i g t e H i n w e i s e : " L i f e in e x i l e d i d n o t c o n s i s t of i n c e s s a n t d i s e a s e , s t a r v a t i o n , s l a u g h t e r , t e r r o r , a n d p e r s e c u t i o n . ... t h e s i l e n c e of o u r s o u r c e s is e l o q u e n t h e r e , f o r the exilic prophets certainly would have d e s c r i b e d intense suffering, had it e x i s t e d , in o r d e r to i n t e r p r e t it as f o r e s e e n p u n i s h m e n t " . Ez 33,30ff zeigt, daß Ezechiel ebensowenig wie Jeremia (vgl. Jer 43!) "nach d e m F a l l J e r u s a l e m s " ( Z i m m e r l i , 8 2 2 ) a u t o m a t i s c h s c h o n b e i seinen Zeitgenossen aufgrund des "Eintreffens" seiner Gerichtsankünd i g u n g e n a l s l e g i t i m e r P r o p h e t g i l t : Es i s t e b e n k e i n e s w e g s so e i n d e u t i g , daß 5 8 7 d i e G e r i c h t s b o t s c h a f t d e r P r o p h e t e n s i c h " e r f ü l l t " hat! 690 V g l . z u s a m m e n f a s s e n d H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 8 9 f ; Z i m m e r l i , 7 0 * f f ; L a n g , E z e c h i e l , 7 7 f f (wobei d i e b e i d e n l e t z t e r e n d e n E i n f l u ß - bzw. die A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t - "dtn./dtr." T r a d i t i o n e n m . E . unterbewerten) und Baltzer, A n m e r k u n g e n , der die R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n d e s EB im R a h m e n d e s " W a c h s e n s e i n e r E x i l s t h e o l o g i e " b e t r a c h t e t , zu d e r " d t r . " w i e " p r i e s t e r l i c h e " T r a d i t i o n e n b e i g e t r a g e n h a b e n , u n d d i e s . E . a u c h im D t j e s - B u c h zu b e o b a c h t e n i s t .
438
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
v o r g e p r ä g t e n T r a d i t i o n e n zu r e g i s t r i e r e n , sondern auch und i n e r s t e r 691 L i n i e Abweichungen und F e h l s t e l l e n . D i e s e s V e r f a h r e n hat s i c h b e r e i t s i n der oben ( I V . ) d u r c h g e f ü h r t e n A n a l y s e bewährt; e s s o l l i n den f o l g e n den Untersuchungen w e i t e r e r p r o b t werden. In
der
skizzierten
argumenteiert Israels wes
als
stellt
in
derschlägt. i.W.
auch
43,1-11 lich
(2)
für
einfach
der
status
sind
in daß
(nicht
(inneren Diese
die
(im
so,
daß
Realisierung
dieser die in
Israel quo
Konzeption
Kontinuität der
und
(1) der
ante in
äußeren)
Konzeption
eingegangen
von
liegt,
werden
die
Re-
wiederhergedes
Restituti-
Meise
in
den
miteinHandlungs-
Realisierung
die
Diskontinuität
"Verfassung"
auf
Jah-
seiner
zur
repräsentieren
40-48*),
Restitution
der
allein
Restitutionsprophezeiungen
Rahmen
die
im P r o z e ß
Entscheidung Jahwes
Frontstellung
Möglichkeiten
und D i s k o n t i n u i t ä t
Möglichkeiten!)
der
argumentativen
und
verbunden,
bestimmter
37,1-14*
Kontinuität
möglichkeiten sich
wird,
nicht
wird.
onsprozesses ander
Ez
kontingente
begriffen
stitution
nun
doppelten
in
Israels
neben
37,1-14*
37,15-28
hier
nie-
nicht
und ausführ-
kann.
I n der neueren Forschung i s t - n i c h t ohne E r f o l g - " i n
unterschiedli-
cher Weise immer wieder v e r s u c h t worden, e i n e n i n h a l t l i c h e n Zusammenhang zwischen den beiden T e i l e n von Ez 37 zu f i n d e n , a l s o das K a p i t e l a l s 692 thematische E i n h e i t zu v e r s t e h e n " . Dabei b e s t e h t e i n weitgehender Konsens, daß es s i c h h i e r um eine gewachsene E i n h e i t h a n d e l t . l ä ß t s i c h aufgrund textimmanenter K r i t e r i e n i n d i e r e l a t i v A b s c h n i t t e 1 5 - 1 9 . 2 0 - 2 3 . 24a.24b. 25-28 u n t e r g l i e d e r n 0
37,15-28
selbständigen
. Während 15-19
v i e l l e i c h t u r s p r ü n g l i c h e i g e n s t ä n d i g k o n z i p i e r t und e r s t s p ä t e r
als
6 9 1 U n t e r d i e s e r V o r a u s s e t z u n g e r h a l t d a s e t w a a u c h von H e r r m a n n , a . a . 0., 280 r e g i s t r i e r t e P h ä n o m e n d e s "so s t a r k I n d i v i d u e l l e (n)" der T e x t e des EB n e b e n a l l e r t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n " A b h ä n g i g k e i t " e i n w e i t s t ä r k e r e s G e w i c h t f ü r die I n t e r p r e t a t i o n d i e s e r T e x t e , a l s es H e r r m a n n z u g e s t e h t . 692 B a r t h , E z e c h i e l 37, 45. 6 9 3 V g l . B a r t h , a . a . O . , 4 6 f ; B a l t z e r , A n m e r k u n g e n . Z i m m e r l i , 907 z i e h t 24b o h n e n ä h e r e B e g r ü n d u n g zu 2 5 - 2 8 . L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 1 4 f f s i e h t die z e n t r a l e Z ä s u r a u f g r u n d des t e x t e x t e r n e n K r i t e r i u m s der " A b h ä n g i g k e i t v o n d e r P a r a l l e l e 3 6 , 1 6 - 2 8 * " ( a . a . O . , 216 A n m . 73) e r s t n a c h 25a, i s t d a n n aber g e n ö t i g t , 22aß u n d 2 4 a , die t h e m a t i s c h ü b e r 36,16ff hinausgehen, neben "allerlei kürzere(n) Zusätze(n)" (a.a.O., 214) zu s t r e i c h e n (vgl. a . a . O . , 2 1 4 f ) .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l
439
694 "Deutung der Vision 37,lff"
eingesetzt ist, scheinen die folgenden
Abschnitte das jeweils Vorhergehende vorauszusetzen. 15-19 ist mit 1-14* über das Stichwort IIP (17; vgl. 7) verbunden. "Das ganze Haus Israel" von IIa wird hier - ganz im Sinne der "Landverteilung 47,13-48,29" - "in seiner ursprünglichen Größe" als - "das alle 12 695 . Damit Stämme umfassende Gesamtvolk" näherbestimmt wird vielleicht 696 im Rückgriff auf programmatische Perspektiven der Josia-Zeit - die Diskontinuität der Restitution Israels unterstrichen: Sie stellt nicht den Zustand unmittelbar vor der Katastrophe von 587, sondern den des davidisch-salomonischen Großreichs wieder her. Dieser Zustand wird in 20-23 im Hinblick auf die äußere (22: "ein Volk", "ein König") und innere (23: "Reinigung") Verfassung des Volkes entfaltet und abschließend mit der "Bundesformel" charakterisiert. Dabei klingen Themen und Motive aus 697 anderen Restitutionsprophezeiungen des EB, v.a. aus Kap. 34 und 36, an . 24a bestimmt den "einen König" von 22 näher als Jahwes "Knecht David" (vgl. 34,23f). Zu diesem "äußeren" Aspekt der Verfassung Israels trägt 24b wiederum den "inneren" Aspekt der Erfüllung der "Rechte und Satzungen" Jahwes nach (vgl. 11,20). 25-28 ergänzt die "äußere" Verfassung des neukonstituierten Israel um den kultischen Aspekt des neuen Heiligtums Jahwes. Dabei wird zugleich die im Vorhergehenden entfaltete Gestalt politischer Herrschaft relativiert: David ist nun nicht mehr l^fl, sondern N 7 fJ (25). Bestimmendes Stichwort des Abschnitts ist DViy: "Es geht um die Zusage der unver698 brüchlichen Dauer des von Gott neu Verheißenen" Auch dieser letzte Abschnitt des Textes zeigt Entsprechungen zu anderen Restitutionsprophezeiungen des EB (vgl. zu 25a: 28,25; zu 25b: 34, 23f; zu 26a: 16,60; 34,25; zu 26b-28: 40-48; 20,40ff). Da diese sich aber z.T. auf redaktionelle und/oder nach-redaktionelle Texte beziehen (16,60; 28,25), und der Abschnitt darüber hinaus terminologische Eigentümlichkeiten zeigt (I3ün: 27 findet sich als Bezeichnung des Jahwehei-
694 695 696 697
B a r t h , E z e c h i e l 37, 45. Zimmerli, 911. Vgl. a.a.O., 908. S. z . B . H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 273. V g l . zu 21: 3 6 , 2 4 s o w i e 1 1 , 1 7 ; 2 0 , 3 4 - 3 8 . 4 1 f ; 2 8 , 2 5 ; 3 4 , 1 3 ; 3 9 , 2 7 f ; zu 22: 3 4 , 2 3 ; zu 23: 3 6 , 2 5 ; zur " B u n d e s f o r m e l " : 1 1 , 2 0 ; 1 4 , 1 1 ; 3 4 , ( 2 4 . ) 3 0 . 698 Zimmerli, 913.
440
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
l i g t u m s nur h i e r im EB; v g l . noch 2 5 , 4 ) , d i e a u f den H i n t e r g r u n d der " p r i e s t e r l i c h e n " T h e o l o g i e von H deuten - " 2 7 b e r ü h r t s i c h 699 nahe mit Lv 2 6 , l l f . "
auffallend
dürfte dieser Abschnitt a l s r e l a t i v
später
Nachtrag zu b e u r t e i l e n s e i n ^ ^ . Dagegen i s t 2 0 - 2 3 . 2 4 a w e i t s t ä r k e r im thematischen I n v e n t a r der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g e n des EB v e r w u r z e l t ( v g l . u . ) , sodaß d i e Entstehung d i e s e r Ergänzungen von der des A b s c h n i t t s 701 15-19 m.E. n i c h t a l l z u w e i t abzurücken i s t Dafür s p r i c h t m.E. auch e i n e Übereinstimmung d i e s e s A b s c h n i t t s i n ner A r g u m e n t a t i o n s s t r u k t u r mit dem zweiten T e x t , a u f den h i e r
sei-
hinzuwei-
sen i s t , 4 3 , 1 - 1 1 : H i e r wie d o r t w i r d d i e D i s k o n t i n u i t ä t zwischen dem n e u k o n s t i t u i e r t e n und dem ( s p ä t - ) v o r e x i l i s c h e n I s r a e l durch Aussagen u n t e r s t r i c h e n , d i e besagen, daß j e n e s n i c h t mehr a u f e i n e bestimmte Weise handeln werde (n"7 + I m p e r f . + n y :
3 7 , 2 2 f ; 4 3 , 7 ; v g l . auch 2 0 , 3 9 ;
4 5 , 8 ) . I n 4 3 , 1 - 1 1 i s t d i e s e P e r s p e k t i v e e i n e s v e r ä n d e r t e n V e r h a l t e n s des n e u k o n s t i t u i e r t e n I s r a e l i n s o f e r n vom Kontext s t ä r k e r argumentativ
ge-
s t ü t z t , a l s das v o r m a l i g e V e r h a l t e n des V o l k e702 s r ü c k b l i c k e n d a l s Ursache der K a t a s t r o p h e namhaft gemacht w i r d ( 4 3 , 8 f )
. Auch h i e r i s t aber d i e
V e r h a l t e n s ä n d e r u n g " n i c h t Vorbedingung f ü r d i e Rückkehr Jahwes zu s e i nem V o l k e . D i e s e i s t ganz u n k o n d i t i o n a l a n g e s a g t . Wohl aber 703 s p r i c h t 9 d i e ganz u n a u s w e i c h l i c h e Konsequenz d i e s e s Geschehens a n " Mit
der
halten zen
Aufnahme
und
seiner
36,16ff dieser durch
Ergehen
eines
Restitution
und
Kap.
Rückblick Jahwe;
20
geschichtlichen
Israels
hier
die
bereitet
vor.
vielmehr
in
Anders
(noch?) "wird
in
Rückblicks
Darstellung
43,1-11 als
nicht
dort die
dieser
die
der
auf
Konzeption
motiviert
Ver-
Konsequenvon
jedoch
Restitution
rückblickenden
Israels Formu-
699 A . a . O . , 9 1 5 . 700 S e i n e F u n k t i o n k ö n n t e d a r i n b e s t e h e n , n a c h d e r E i n f ü g u n g von 3 8 , 1 3 9 , 2 2 d a s T h e m a " K u l t " (vgl. K a p . 4 0 f f ) a l s G e g e n g e w i c h t zum T h e m a " p o l i t i s c h e H e r r s c h a f t " s c h o n h i e r z u r G e l t u n g zu b r i n g e n . 701 D i e s s c h e i n t z.B. a u c h Z i m m e r l i , 912 a n z u n e h m e n , der m e i n t , daß 2 0 24a " v e r m u t l i c h e t w a s s p ä t e r , vom P r o p h e t e n s e l b e r o d e r von der s e i n Wort tradierenden 'Schule'" zugefügt wurde. - Eine Zwischenstellung n i m m t 24b e i n (vgl. 1 1 , 2 0 ; Lev 2 6 , 3 e i n e r s e i t s , Ez 3 6 , 2 7 b a n d e r e r seits ) . 702 I n h a l t l i c h g e h t es d a b e i um e i n e k l a r e T r e n n u n g v o n m e n s c h l i c h e r ( P a l a s t ) u n d g ö t t l i c h e r (Tempel) H e r r s c h a f t in I s r a e l . 7b u n d 9 k r i t i s i e r e n n a c h Z i m m e r l i , 1 0 8 2 f v e r m u t l i c h die " E r r i c h t u n g von M e m o r i a l s t e l e n d u r c h die K ö n i g e " im T e m p e l ( a . a . O . , 1 0 8 3 ) . 703 Z i m m e r l i , 1 0 8 4 .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l
441
l i e r u n g m i t t e n in der in die Z u k u n f t g e w e n d e t e n Z u s a g e an den P r o p h e t e n in a l l e r H ä r t e f e s t g e h a l t e n , daß das, was g e s c h e h e n ist, ein Ende (Kap. 7), e i n e n T o d (dazu 3 7 , l f f . ) be704 deute"
. So u n t e r s t r e i c h t
sie das M o m e n t der
Diskontinui-
t ä t im P r o z e ß der R e s t i t u t i o n I s r a e l s : "Die Z u k u n f t , in die I s r a e l g e h e n d a r f , ist das W u n d e r e i n e r N e u e r w e c k u n g " 705 b) Die R e s t i t u t i o n seinen
I s r a e l s als R e s u l t a t der S o r g e J a h w e s
Ez 3 6 , 1 6 f f b r i n g t - wie s c h o n 4 3 , 1 - 1 1 - im R a h m e n der stitutionsprophezeiung Gegenwart
E r f a h r u n g e n der V e r g a n g e n h e i t
I s r a e l s zur S p r a c h e . Diese b e g r ü n d e n aber
stituierten
I s r a e l , s o n d e r n auch die R e s t i t u t i o n
die " V ö l k e r " - als e i g e n s t ä n d i g gen i n t e r p r e t i e r e n d e
erfahrende
Ausweitung
der j e t z t
und ihre
Instanzen - einschließt.
Situation
"Name", sein "Ruf" in der V ö l k e r w e l t
Der B e s e i t i g u n g
3 6 , 1 6 f f mit Kap. 20 ü b e r e i n
des
Exils
gefährdet
ist.
der A r g u m e n t a t i o n
Isra-
stimmt
Ez
(s.o.IV.).
Da 3 6 , 2 2 f f i n h a l t l i c h r e i c h h a l t i g e r e Ankündigungen
deut-
Israels,
d i e s e s Z u s t a n d s d i e n t die R e s t i t u t i o n
els. In d i e s e r G r u n d s t r u k t u r
auch
Erfahrun-
So w i r d
l i c h , daß n i c h t nur d u r c h das v e r g a n g e n e V e r h a l t e n s o n d e r n auch d u r c h seine g e g e n w ä r t i g e
neukon-
Israels
d u r c h J a h w e s e l b s t . Dies w i r d m ö g l i c h d u r c h eine des E r f a h r u n g s - und I n t e r p r e t a t i o n s h o r i z o n t s ,
Re-
und hier
a n d e r s als dort n i c h t nur die v e r ä n d e r t e P r a x i s des
Jahwes
um
"Namen"
und
differenziertere
e n t h ä l t als 2 0 , 3 2 f f , kann der E i n d r u c k
entste-
hen, daß " 3 6 , 1 6 - 3 8
... die F o r t s e t z u n g des G e s c h i c h t s r ü c k 706 b l i c k s " von Kap. 20 " b i l d e n " . W ä h r e n d d i e s e r E i n d r u c k auf
der Ebene
"der K o m p o s i t i o n des B u c h e s E z e c h i e l " w o h l
t i g t ist, gilt doch kaum auch, daß der A b s c h n i t t n i c h t nur T h e m e n und F o r m u l i e r u n g e n sondern
"als b e w u ß t e F o r t s e t z u n g
von Kap. 20
aufgreift,
und W e i t e r f ü h r u n g
20" f o r m u l i e r t w o r d e n ist und d e s h a l b
berech-
36,16ff von
"nur" als s o l c h e
704 Ebd. 705 E b d . 706 So R e n d t o r f f , E i n f ü h r u n g , 222; vgl. z.B. G r e e n b e r g , A n m . 258) und n e u e r l i c h R e n d t o r f f , Ez 20.
384
(s.o.
Kap. "ver-
IV.
442
Versuch
einer redaktionsgeschichtlichen
standen werden"
k a n n ^ 1 ^ . V i e l m e h r s c h e i n t Ez 3 6 , 1 6 f f in s e i -
nem G r u n d b e s t a n d Entwicklung
Einordnung
ein früheres Stadium der konzeptionellen
der Restitutionsprophezeiung
E z e c h i e l s zu r e p r ä -
s e n t i e r e n a l s K a p . 20. Hier w i r d n ä m l i c h w i e in 4 3 , 8 b els V e r g a n g e n h e i t
Isra-
- ganz im S i n n e der G e r i c h t s p r o p h e z e i u n g e n
von K a p . 1 - 2 4 - im k o n z e p t i o n e l l e n R a h m e n d e r r e g e l h a f t e n 708 709 , Zorn J a h w e s und G e A b f o l g e von V e r s c h u l d u n g I s r a e l s 710 rieht b e g r i f f e n . Erst die g e g e n w ä r t i g e r f a h r b a r e n F o l g e n dieses Prozesses
n ö t i g e n nach 3 6 , 1 6 f f J a h w e zu e i n e r
Resti-
t u t i o n I s r a e l s im L a n d e . Dies h a t z u r F o l g e , d a ß J a h w e s H a n deln hier auf d a s I s r a e l s in V e r g a n g e n h e i t
und Z u k u n f t in
u n t e r s c h i e d l i c h e r W e i s e b e z o g e n i s t : W ä h r e n d J a h w e in d e r Vergangenheit
die I s r a e l i t e n
"nach ihrem V e r h a l t e n
und nach
i h r e n T a t e n g e r i c h t e t " h a t (36,19), wird er in Z u k u n f t euretwegen handeln"
(36,22.32). Diese antithetische
hung von V e r g a n g e n h e i t
(Gericht)
und Z u k u n f t
len R a h m e n d e s g e s a m t e n G e s c h i c h t s p r o z e s s e s
der Vergangenheit
H a n d e l n nach M a ß g a b e d e r K o r r e l a t i o n Es s c h e i n t a l s o , daß das Motiv N a m e n zunächst (36,20ff) transzendierenden tig e r f a h r b a r e r (20,5ff)
konzeptionel-
abgelöst: Die
"Namen" vor d e n V ö l k e r n
hier s c h o n in d e r D a r s t e l l u n g
überwiegt Israels
sein
von Schuld und Gericht.
der S o r g e J a h w e s um s e i n e n
der Begründung
Restitutionsprognose
einer das Gericht angesichts
gegenwär-
F o l g e n d i e s e s G e r i c h t s d i e n t u n d erst dann
auch f ü r die I n t e r p r e t a t i o n
der vergangenen Ge-
s c h i c h t e I s r a e l s f r u c h t b a r g e m a c h t w i r d . In d i e s e r tionellen Entwicklung
g e w i n n t die a r g u m e n t a t i v e
der R e s t i t u t i o n s p r o p h e z e i u n g und
Bezie-
(Restitution)
w i r d erst in K a p . 20 d u r c h e i n e n e i n h e i t l i c h e n S o r g e J a h w e s um s e i n e n
"nicht
konzep-
Begründung
z u n e h m e n d an G e s c h l o s s e n h e i t
Stringenz.
707 So R e n d t o r f f , Ez 2 0 , 2 6 2 . 708 " V e r u n r e i n i g u n g " (NflP p i . ) des N a m e n s J a h w e s (43,8b) b z w . d e s L a n d e s ( 3 6 , 1 7 f ) ; v g l . D t n 2 1 , 2 3 ; Lev 1 8 , 2 7 f ; J e r 2 , 7 (s. F r y m e r - K e n s k y , Pollution, 407ff). 709 t)K: 4 3 , 8 b ; iinn: 3 6 , 1 8 . 710 " V e r t i l g u n g " (n"73: 4 3 , 8 b ) b z w . " Z e r s t r e u u n g " (VIS h i . , i m n i . : 36,19).
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e M a t e r i a l Gleichwohl ist der Eindruck einer
"Weiterführung"
443 der Pro-
g n o s e n von 2 0 , 3 2 f f in 3 6 , 2 2 f f nicht ganz u n b e r e c h t i g t . sichts der Tatsache, stellung
von Vergangenheit
stark m i t e i n a n d e r
und Zukunft Israels weit
weniger
v e r k l a m m e r t sind a l s in K a p . 2 0 , dürfte er
als Indiz f ü r ein l i t e r a r i s c h e s W a c h s t u m ten
Ange-
daß in 3 6 , 1 6 f f die E i n z e l z ü g e d e r D a r -
von 3 6 , 1 6 f f zu w e r -
sein.
Die R e s t i t u t i o n
I s r a e l s i s t nach 3 6 , 1 6 f f d u r c h d e s s e n g e -
genwärtige Situation motiviert, Folge d e r V e r u n r e i n i g u n g
die einerseits n o t w e n d i g e
des L a n d e s d u r c h d a s Volk i s t (17-
19), andererseits aber den "Namen" J a h w e s b e i d e n " V ö l k e r n " der " E n t w e i h u n g "
preisgibt,
da diese die Z e r s t r e u u n g
Israels
- in U n k e n n t n i s i h r e r V o r g e s c h i c h t e (wie auch d e r D i m e n s i o 711 Jahwes ) - nur als Z e i c h e n der
nen des W i r k u n g s b e r e i c h s
Schwäche Jahwes deuten können:
"Das Volk J a h w e s sind s i e , 712 und doch m u ß t e n sie sein Land v e r l a s s e n ! " (20) . Will Jah-
we d i e s e r f ü r s e i n e n
"Namen" fatalen Situation entgehen, muß
er zum einen s e i n e über d e n B e r e i c h d e s L a n d e s I s r a e l h i n ausreichende
M a c h t d a d u r c h unter B e w e i s s t e l l e n , d a ß er I s r a -
el a u s d e n V ö l k e r n s a m m e l t und ins Land z u r ü c k f ü h r t ,
zum
anderen das Volk so r e s t i t u i e r e n , d a ß eine W i e d e r h o l u n g der Abfolge von Verschuldung lich
und G e r i c h t m i n d e s t e n s
unwahrschein-
wird.
Als a r g u m e n t a t i v
notwendig
e r w e i s e n sich d a m i t die f o l g e n -
den drei E l e m e n t e der R e s t i t u t i o n s a n k ü n d i g u n g e n (1) Die A n k ü n d i g u n g
in 3 6 , 2 2 f f :
d e s E i n t r e t e n s J a h w e s f ü r die Ehre s e i -
nes N a m e n s in d e r V ö l k e r w e l t
(22-23) .
Sie zeigt enge Berührungen zu den entsprechenden Aussagen in Kap. 20 und ist ansonsten in traditionsgeschichtlich singulärer Weise formu-
711 Ein A f f r o n t g e g e n J a h w e i s t es im G r u n d e s c h o n , w e n n d a s L a n d I s r a e l als " s e i n L a n d " b e z e i c h n e t w i r d - a l s s e i d a m i t s e i n H e r r s c h a f t s b e r e i c h u m s c h r i e b e n . N a t ü r l i c h f ü h r t J a h w e I s r a e l z u r ü c k "in e u e r Land"! 712 Da hier e i n d e u t i g d i e j e n i g e n a n g e s p r o c h e n s i n d , d i e d a s L a n d v e r l a s sen h a b e n , i s t es m . E . n i c h t g a n z so " s c h w e r " , w i e H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 2 7 2 m e i n t , zu e n t s c h e i d e n , "ob s i c h d a h i n t e r die E r f a h r u n gen der Exilierten oder der von ihren Nachbarn bedrohten, sicher i h n e n w e i t u n t e r l e g e n e n J u d ä e r in P a l ä s t i n a z u r Z e i t d e s E x i l s (oder vielleicht noch danach) spiegeln".
444
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
liert. Als konzeptionelles Element ist sie bei Deuterojesaja aufgenom713 men, wie die "auffallend enge sachliche Parallele in Jes 43,22-28" (vgl. auch 48,11!) zeigt; doch ist sie dort bereits durch den gewandelten konzeptionellen Kontext modifiziert: Anders als bei Deuterojesaja kommt bei Ezechiel weder "die lebendige Liebeszuwendung Jahwes" als Motiv, noch "die Tilgung der Schuld" als Ziel der Restitution Israels zur Sprache (2) Die A n k ü n d i g u n g
der R ü c k f ü h r u n g
Sie ist in 36,24 d r e i g l i e d r i g
I s r a e l s ins
Land.
formuliert:
"Ich werde euch aus den Völkern nehmen (ni7"7) und aus allen Ländern sammeln (yap pi.) und euch in euer Land bringen (N12 hi.)". Eine entsprechende, dreigliedrige Ankündigung der Rückführung (mit np1? q., Y2J7 pi. und i m
hi.) findet sich im EB nur noch in 37,21. Der einzi-
ge weitere atl. Beleg dieser Lexem-Kombination liegt in Dtn 30,3-5 vor. Der konzeptionelle Kontext weicht dort von dem im EB in charakteristischer Weise ab. So wird der Prozeß der Rückführung in Dtn 30,3 zusammenfassend als "Wendung des Geschicks" (nilf
Israels beschreiben. Der
Ausdruck nilf IIB findet sich im EB nur noch in 16,53 im Rahmen einer redaktionellen Restitutionsprognose sowie - im Zusammenhang mit der Ankündigung einer Rückführung ins Land — in 29,14 (mit IflR pi. und
llö
hi., bezogen auf Ägypten) und im redaktionellen Abschluß 39,25-29 (25; mit 11® hi., VIR pi. und pi. in 27f), ist also jedenfalls für den 715 Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen des EB untypisch . V.a.
713 Z i m m e r l i , 8 7 6 . 714 A . a . O . , 8 7 6 f . Als w e i t e r e t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e N a c h w i r k u n g von Ez 3 6 , 2 2 f n e n n t Z i m m e r l i , 878 Ps 1 1 5 , l f , wo "ein G l a u b e zu W o r t e ( k o m m t ) , der d i e s e V e r k ü n d i g u n g v e r s t a n d e n h a t " . 715 V g l . W i d e n g r e n , G a t h e r i n g , 2 3 4 . S i g n i f i k a n t i s t m . E . , daß s i c h d i e K o m b i n a t i o n von yij7 pi. und 3 1 Ü hi. in der A n k ü n d i g u n g d e r R ü c k f ü h r u n g , die a u c h in Jer 2 3 , 3 ; 2 9 , 1 4 ; 3 2 , 3 7 v o r l i e g t , im EB n u r in den v e r m u t l i c h s p ä t e n S t ü c k e n 2 9 , 1 3 f und 3 9 , 2 7 f f i n d e t . Von d a h e r i s t H e r r m a n n s ( H e i l s e r w a r t u n g e n , 272 m i t A n m . 74) B e h a u p t u n g e i n e r " V e r w e n d u n g t r a d i t i o n e l l e r B e g r i f f e und v o r w i e g e n d d e u t e r o n o m i s t i s c h e r t h e o l o g i s c h e r G e d a n k e n " in Ez 3 6 , 2 4 ; 1 1 , 1 7 und Jer 2 3 , l f f in i h r e r P a u s c h a l i t ä t e b e n s o f r a g w ü r d i g wie L e v i n s ( V e r h e i ß u n g , 188 A n m . 136) U r t e i l : "Oer Ü b e r g a n g aus d e r j e r e m i a n i s c h e n in die e z e c h i e l i s c h e T r a d i t i o n i s t in Ez 1 1 , 1 7 < - J e r 3 2 , 3 7 und in Ez 3 4 , 1 3 < - J e r 23,3 zu v e r f o l g e n " . - Ez 1 1 , 1 7 s p r i c h t zwar in " d t r . " (und " p r i e s t e r l i c h e r " ) T e r m i n o l o g i e von e i n e r z u k ü n f t i g e n L a n d " g a b e " (IUI; vgl. L a b u s c h a g n e , A r t . i m , 139), h a t a b e r in d e r K o m b i n a t i o n von yij? pi. und IPK a u c h E n t s p r e c h u n g e n zu J e s 1 1 , 1 2 ; Hi 2 , 1 2 ; 4 , 6 .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
445
aber setzt die Rückführung Israels in Dtn 30,lf die Umkehr des Volkes voraus, während sie im EB durchweg inkonditional angekündigt wird. Schließlich wird sie in Dtn 30,3 in einer für das EB ganz unmöglichen Weise als Akt des "Erbarmens" ( n m p i . ) Jahwes qualifiziert. Diese konzeptionellen Differenzen sind - je nach zeitlicher Ansetzung von Dtn 30 - entweder so zu deuten, daß hier in Ez 36 "Heils"erwartungen des Publikums vom Propheten aufgegriffen und kritisch modifiziert werden, oder sie sind als Indiz für eine relative zeitliche Nachordnung von Dtn 30,111 hinter den Grundbestand der Restitutionsprophezeiungen des EB anzusehen. Jedenfalls ist die Ankündigung der Rückführung in Ez 36,24; 37,21 716 in eigenständiger Weise formuliert Dies gilt noch stärker für Ez 34,13 (vgl. 20,34+38.41f), wo der "Sammlung" (yaj7 pi.) und "Heimführung" ( « 1 2 hi.) Israels seine "Herausführung" (NX' hi.) aus den Völkern 717 und Ländern vorausgeht. In diesem Sinne wird N2C nur"im EB gebraucht ; zu vergleichen sind dann die Aussagen über den "neuen Exodus" bei Deuterojesaja (Jes 48,20; 52,llf; 55,12). "Die entschlossene Aufnahme des Exodusthemas in der Vekündigung der beiden Exilspropheten Ezechiel und Deuterojesaja 718 schließt beide gegenüber der ihnen vorausgehenden Prophetie zusammen" . (Trotz ihrer relativ eigenständigen Formulierung im EB ist freilich die Vorstellung der Sammlung und Rückführung eines zerstreuten Volkes durch seine Gottheit als solche traditional vorgeprägt und etwa auch in "assyrisch-babyloni719 scher Verheißungssprache" zu belegen.) (3) Die A n k ü n d i g u n g stalt
einer "Transformation"
(a) s e i n e r R e i n i g u n g
und
I s r a e l s in
(b) e i n e r Ä n d e r u n g
Ge-
seines
Verhaltens. (a) Von einer "Reinigung" (Wz.lHü) Israels sprechen 36,25.29a.33a (vgl. 37,23). Hinter der Formulierung von 36,25 dürfte "das Vorbild eines rituellen Aktes der Besprengung mit Wasser zum Zwecke der kultischen Rei720 nigung zu erkennen sein" , ohne daß dabei "(d)ie Naivität des Glaubens an eine Wirkung des Ritus allein durch seinen formalen Vollzug ... zu
716 Zu v e r g l e i c h e n w ä r e n n o c h die R ü c k k e h r a n k ü n d i g u n g e n Jer 5 0 , 1 9 (21ü); Jes 5 6 , 8 (V2j7); Z e p h 3 , 1 9 f t V ^ R pi., N U h i . ) ; vgl. zum G a n z e n W i d e n g r e n , a.a.O., Lust, Gathering. 717 V g l . J e n n i , A r t . N Y 1 , 7 6 0 . 718 B a l t z e r , E z e c h i e l , 24 (vgl. a l l e r d i n g s H o s 2 , 1 4 ) . 719 L a n g , E z e c h i e l , 113; vgl. W i d e n g r e n , G a t h e r i n g , 2 3 4 f f . 720 Z i m m e r l i , 8 7 8 f ; vgl. Ex 2 4 , 6 ; Lev 1 , 5 . 1 1 u . ö . ; Num 1 9 , 9 f f .
446
V e r s u c h einer r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e n
unterstellen" wäre
721
Einordnung
. Die Ankündigung einer Reinigung des Volkes
722
im
Zusammenhang seiner Restitution findet sich noch in Jer 33,8 (vgl. Mal 3,3), wiederum in einem vom EB charakteristisch abweichenden konzeptionellen Kontext: Die Restitution ist in Jer 33,7 als "Wendung des Geschicks" (nilli IIB hi.) Judas und Israels begriffen; die Reinigung Israels entspricht nach Jer 33,8 einer "Vergebung" (n*7D) seiner Schuld ein Ausdruck, der im EB offenbar bewußt vermieden ist, weil er einem 723 "Nicht-mehr-Gedenken" an die Schuld gleichgesetzt werden kann (vgl. Jer 31,34), während im EB die Erinnerung Israels an seine schuldhafte Vergangenheit konstitutives Element der Restitutionsprognose ist (vgl. 36,31f; 20,43). So gilt hier - mutatis mutandis - das oben zum Verhält724 .
nis zwischen Ez 36,24(;37,21) und Dtn 30,3-5 Gesagte entsprechend
Die Ankündigung der "Reinigung" von 36,25 wird in 29a und 33a wieder aufgenommen. Diese Wiederaufnahme dürfte ein Indiz für ein literarisches Wachstum des Textes sein (s.u.). (b) Eine Transformation des Verhaltens Israels nimmt der Text in 26-27 und 31-32 in je unterschiedlicher Weise in den Blick. Dies wirft 725 die Frage auf, ob diese (sachliche) "Doppelung" ursprünglich ist , oder ob
721 722
H a a s s , A r t . lilD , 6 5 1 . Im G e g e n s a t z e t w a z u r K o n z e p t i o n v o n L e v 2 6 , 3 2 f f ( v g l . 2 C h r 3 6 , 2 1 ; F r y m e r - K e n s k y , P o l l u t i o n , 4 1 1 f ) i s t es n i c h t d a s L a n d , d a s g e r e i n i g t w e r d e n m u ß , s o n d e r n d a s V o l k . D i e K o n z e p t i o n d e s EB i s t h i e r v e r g l e i c h s w e i s e r a d i k a l e r : N i c h t s c h o n das E x i l s e l b s t in s e i n e r z e i t l i c h e n D a u e r f ü h r t e i n e " R e i n i g u n g " h e r b e i ; "a f u n d a m e n t a l c h a n g e i n the nature of man" (a.a.O., 412) ist V o r b e d i n g u n g der R e s t i t u t i o n ! (Diese konzeptionellen Differenzen werden m.E. bei F r y m e r - K e n s k y , e b d . zu s t a r k v e r w i s c h t . )
7 2 3 V g l . S t a m m , A r t . n"7D • 1 5 2 . 724 Nach T h i e l , R e d a k t i o n (II; s. K a i s e r , E i n l e i t u n g , 250f) g e h ö r t Jer 3 3 zu d e n n a c h - d t r . B e a r b e i t u n g e n d e s J e r e m i a b u c h s . V g l . d g g . j e t z t L e v i n , V e r h e i ß u n g , 174 A n m . 80: "Der A b s c h n i t t 3 3 , 1 - 9 i s t ä l t e r als die S a m m l u n g s - und B u n d e s v e r h e i ß u n g 32,36-41, die später seine Funkt i o n a l s G e g e n g e w i c h t zu 3 2 , 2 8 - 3 5 ü b e r n o m m e n h a t " ( v g l . a u c h a . a . O . , 202 f f ) . 725
So z . B . H o s s f e l d , U n t e r s u c h u n g e n , 2 8 7 f f ; v g l . 3 2 4 f f , d e r 2 3 b - 2 8 u n d 3 1 - 3 2 z u r s e l b e n " 4 . B e a r b e i t u n g s s c h i c h t " d e s EB r e c h n e t , d i e 1 6 - 2 2 ( = "3. B e a r b e i t u n g s s c h i c h t " ) e r g ä n z t h a b e . Vgl. a u c h G a r s c h a , S t u d i en, 122f; 216f, der 3 6 , 1 6 - 3 2 als e i n h e i t l i c h e n Text der " d e u t e r o e z e chielischen Bearbeitung" zuschreibt. Zum griechischen Papyrus 967, in dem 3 6 , 2 3 b ß - 3 8 f e h l e n , vgl. Lang, E z e c h i e l , 31. H i e r d ü r f t e doch wohl eher ein "Kopistenfehler(.) (Parablepsis durch Homoioteleuton)" (Lang, ebd.) oder "eine dogmatische Korrektur" (Garscha, Studien, 122 Anm. 349) v o r l i e g e n als ein Beleg für ein ä l t e r e s Ü b e r l i e f e r u n g s s t a d i u m d e s EB (so L u s t , S a m e n h a n g ) .
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
447
726 sie literargeschichtlich zu erklären ist
. 31-32 entspricht mit seiner
Darstellung einer "Transformation des Bewußtseins" Israels durch Erinnerung an seine früheren Verschuldungen 20,43f. Ansätze dieser Konzeption der Restitution Israels als Anlaß einer erneuerten "Erinnerung"727- "in - fin-
wirklichem Abscheu vor Schuld und Greuel der vergangenen Zeit"
den sich schon in 43,11 (vgl. 6,9). In ihrer 728 Radikalität ist diese Konzeption der Restitution einzigartig im AT . Darin, daß sie "nicht zu Jubel und Frohlocken angesichts der Tat Gottes aufruft, sondern zu scham729 voller Reue", ist sie nicht nur "tief von Dtjes verschieden" , sondern auch von Teilen der "Heilsprophetie" im Jeremiabuch (vgl. allerdings auch Jer 3,13!), die etwa in Kap. 30ff sehr wohl "Jubel und Frohlocken angesichts der Tat Gottes" darstellen (vgl. Jer 30,19; 31,4.7.12f u.ö.). Die Voraussetzung dafür kommt in Jer 31,34 zum Ausdruck: "unter alles 730 Bisherige ist ein Strich gemacht, ein neues Leben mit Gott hebt an" Daß auch diese Sicht der Restitution der Konzeption vOrl Ez 36,16ff eklatant widerspricht, ist deshalb von besonderem731 Interesse, weil für Ez 36,26-27 bisweilen eine traditionsgeschichtliche oder sogar literari732 sehe Abhängigkeit von Jer 31,31-34 (und 32,36-41) angenommen wird. Da Ez 36,26f im Kontext jedoch keineswegs als Korrektur, sondern eindeutig als Variation und Ausgestaltung von 31f (mit Anklang an 37,14.24b) fungiert, würde es als bewußte Aufnahme von Jer 31,31-34 zugleich seine Vorlage korrigieren 733 . Zu erwägen wäre freilich auch die umgekehrte
726 V g l . z.B. S i m i a n , N a c h g e s c h i c h t e , 9 2 f . l 6 0 , der 2 6 - 3 0 als N a c h t r a g zu 1 6 - 2 5 . 3 1 - 3 2 a b e t r a c h t e t , und L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 0 9 f f , der u m g e k e h r t den G r u n d b e s t a n d des T e x t e s in 1 6 - 2 8 e r k e n n t und in 2 9 - 3 2 e i n e n e r sten Nachtrag sieht. 727 Z i m m e r l i , 880. 728 W ä h r e n d sie in dem Z u w a c h s 1 6 , 6 1 . 6 3 h o c h b e w a h r t b l e i b t , w i r d sie in 3 9 , 2 6 in e i n e m s p ä t e r e n Ü b e r l i e f e r u n g s s t a d i u m auch im EB s e l b s t a b geschwächt . 729 Z i m m e r l i , 8 8 0 . 730 R u d o l p h , J e r e m i a , 185. 731 V g l . z . B . Z i m m e r l i , 8 7 9 f . 732 V g l . z u l e t z t L e v i n , V e r h e i ß u n g , 2 0 9 f f . 733 D i e s w ü r d e d a n n a u c h von der F o r t s e t z u n g in 28 g e l t e n , wo "die B u n d e s f o r m e l ... in der F a s s u n g von Jer 11,4 a n g e f ü h r t i s t " (womit "sich das im E z e c h i e l b u c h e i n m a l i g e ' 3 3 N ( e r k l ä r t ) " ) (Levin, V e r h e i ß u n g , 214 m i t A n m . 61): "Man s o l l n ä m l i c h " im K o n t e x t von Ez 3 6 , 1 6 f f g e r a d e nicht: m e h r "die d o r t i g e F o r t s e t z u n g h i n z u d e n k e n : '... a u f daß i c h a u f r i c h t e den S c h w u r , den i c h e u r e n V ä t e r n g e s c h w o r e n h a b e , i h n e n e i n L a n d zu g e b e n , da M i l c h u n d Honig f l i e ß t ' " (gegen L e v i n , a . a . O . , 214) .
448
Versuch
einer
redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
M ö g l i c h k e i t , daß J e r 3 1 , 3 1 - 3 4 i n s e i n e r v o r l i e g e n d e n G e s t a l t a l s bewußte K o r r e k t u r von Ez 3 6 , 1 6 f f k o n z i p i e r t i s t . E i n e K l ä r u n g des
literarischen
V e r h ä l t n i s s e s der beiden Texte i s t nur nach e i n e r n e u e r l i c h e n , den A n a l y s e , d i e auch i h r e k o n z e p t i o n e l l e n D i f f e r e n z e n
eingehen-
berücksichtigt,
m ö g l i c h . Doch hat m.E. auch d i e d r i t t e M ö g l i c h k e i t e i n i g e
Wahrscheinlich-
k e i t f ü r s i c h , daß J e r 3 1 , 3 1 f f und Ez 3 6 , 1 6 f f j e auf i h r e Weise i n der 734 E x i l s z e i t v i r u l e n t e Erwartungen aufnehmen und v e r a r b e i t e n Neben
diesen
36,22ff,
die
Gegenwart
von
weitere
hang
nicht
in
des
17-21
her
überschießend Sie Topos
der
Restitutionsprognose
Rekonstruktion
Ankündigungen,
nur
stehen.
deraufnahme
Elementen
der
Israels
noch
Spannung
drei
sind
in
der
motiviert
die
Vergangenheit sind,
stehen
im a r g u m e n t a t i v e n
wirken,
sondern
29a
33a
"Reinigung"
und aus
25
zu
jeweils
in und nun
Zusammen-
ihm
auch
durch
in
Wie-
eingeführt.
(1) 29b-30 b e s c h r e i b t d i e F r u c h t b a r k e i t des Landes nach der Heimführung ( v g l . 3 4 , 2 6 - 2 7 a ; 3 6 , 8 ; 4 7 , l f f ) . D i e Ankündigung i s t m o t i v i e r t durch d i e "Schmach der H u n g e r s n o t " , d i e I s r a e l " u n t e r den V ö l k e r n " zu t r a g e n h a t . D i e s e M o t i v a t i o n s t e h t aber n i c h t nur i n Spannung zu dem betonten " n i c h t um e u r e t w i l l e n " von 2 2 . 3 2 ; s i e s e t z t auch im Gegensatz zu 20 n i c h t e i n e E r f a h r u n g des e x i l i e r t e n V o l k e s , sondern d i e Lage der im Lande Z u r ü c k g e bliebenen voraus. (2) 33b-36 k ü n d i g t den Wiederaufbau der S t ä d t e und d i e
Rekultivierung
des Landes an ( v g l . 3 6 , 9 f ; 2 8 , 2 6 ) . Dabei " l i e g t e s diesem Nachtrag d a r a n , auch das Di1''3''yV von 23bß noch v o l l e r z u r Geltung zu b r i n g e n " ,
in-
dem d i e " n i c h t i s r a e l i t i s c h e n Beobachter . . . im Z i t a t i h r e r F e s t s t e l l u n 735 gen" zu Worte kommen . Anders a l s von 23bß her zu erwarten, s t e l l e n jedoch d i e V ö l k e r i n 35 n i c h t Jahwes Ehre, sondern d i e des Landes wieder h e r . Daß auch dessen " R u f " a u f dem S p i e l s t e h t , i s t aber e i n Gedanke, den e r s t der Nachtrag 29b-30 i n den Text e i n g e b r a c h t h a t t e . D i e dadurch
734 D i e s d ü r f t e j e d e n f a l l s h i n s i c h t l i c h d e r V o r s t e l l u n g g e l t e n , daß d a s V e r h a l t e n zu J a h w e s G e b o t e n ü b e r S e g e n u n d F l u c h e n t s c h e i d e t (vgl. Lev 26; Dtn 28). Ihr w i d e r s p r i c h t Ez 3 6 , 2 7 b (vgl. 3 7 , 2 4 b ) : Ein n e u es, d e n W e i s u n g e n J a h w e s e n t s p r e c h e n d e s L e b e n i s t e r s t n a c h e i n e r von J a h w e b e w i r k t e n T r a n s f o r m a t i o n I s r a e l s m ö g l i c h . - D a m i t i s t a u c h die v o r d e r K a t a s t r o p h e b e s t e h e n d e M ö g l i c h k e i t von 1 8 , 3 1 h i n f ä l l i g g e w o r d e n . Sie w i r d a l l e m A n s c h e i n n a c h e r s t von der R e d a k t i o n des " ä l t e r e n EB" a u c h für die R e s t i t u t i o n s v e r k ü n d i g u n g f r u c h t b a r g e macht . 7 3 5 Z i m m e r l i , 881.
Das
im
"älteren
EB"
verarbeitete
Material
449
entstandene Spannung i n der M o t i v a t i o n der R e s t i t u t i o n I s r a e l s w i r d i n 36 dadurch a u s g e g l i c h e n , daß d i e V ö l k e r s c h l i e ß l i c h h i n t e r der " F e s t 736 S t e l l u n g e i n e r bestimmten Z u s t ä n d l i c h k e i t im Lande" Jahwe s e l b s t am Werk erkennen. Dabei g r e i f t der Text " d i e b e i Ez nur i n der j ü n g e r e n Ergänzung 2 8 , 2 6 b e l e g b a r e , der Sprache Jeremias a n g e h ö r i g e A n t i t h e s e 717
' B a u e n - P f l a n z e n ' " auf
.
(3) 3 7 - 3 8 s c h l i e ß l i c h t r ä g t d i e Ankündigung e i n e r Vermehrung der B e v ö l kerung i n den S t ä d t e n nach ( v g l . 3 6 , 1 0 f ; 3 7 , 2 6 ) . Wenn d i e s h i e r
ausdrück-
l i c h damit begründet w i r d , "daß Jahwe s i c h f ü r das Haus I s r a e l z u r Tat 738 e r b i t t e n (erhören) l a s s e n w o l l e " , l i e g t d a r i n wiederum e i n W i d e r s p r u c h zum " n i c h t um e u r e t w i l l e n " von 22.32 v o r . Trotz
ihrer
Nachträge kürlich dazu,
Spannungen
in
29f.33-36
angehängt.
zum G r u n d t e x t
und
37f
Vielmehr
die -Ankündigung
sitorisch
anzubinden:
36,37f
von
auf,
zentrale
Thema
vorliegende
des
Text
hervorgegangen rung
des
dann
fällt
34
Orakels
von
zu
verheißenen
bestimmende
es
Thema
des
auf
kultische
könnte
ein
Indiz
in
einem
Zuge
mit
EB",
in
ausgeführt c)
des
ist,
der der
seiner
Gattung
736 737 738 739
sein,
EB"
Textes
nach
Tat
So
aus
kompo-
bestimmende auf
das
scheint dem
der
Bestreben
umfassende S c h i l d e 739 zu g e b e n " . Gerade
das
Kultes in
daß
Thema
die in
36,16ff
-
25 a b g e s e h e n die
Kap.
ja
d.h.
von von
-
Nachträge
von
Kult
wurden,
Prognose
33-37;
Das
36,16-38 40-48
ohnehin
vielleicht
20
Anspie-
fehlt.
in
am E n d e
Kap.
auf
im breit
die
Re-
B.Willmes
die
zurückgehen.
Prophezeiungen"
eingehenden
dieses
daß
Komposition das
ergänzt
"älteren
"Differenzierende In
neuen
1NY d a s verweist
zurück.
der
Anschein
die will-
möglichst
Praktiken
dafür
"älteren daktion
auf,
allem
sind
nicht
Vorhergehende
mit
Volksschicksales
freilich
lungen
in
"eine
Thematik
36,33-36
36,1-15
36,16-38
sein,
sie
an d a s
greift
und
36,16-28.31f
ihrer
dienen
36,22-32*
Stichwort
Kap.
in
-
Analyse bzw.
der
A.a.O., 882. A . a . O . , 8 7 3 ; vgl. B a c h , B a u e n . Z i m m e r l i , 882. H e r r m a n n , H e i l s e r w a r t u n g e n , 273.
von
Ez
34
hat
Teiltexte,
aus
denen
er
450
Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Einordnung
740 nach seiner A n a l y s e z u s a m m e n g e s e t z t ist - als " d i f f e r e n 741 zierende Prophezeiung" bestimmt . Als die "drei k e n n z e i c h nendein)
E l e m e n t e " d i e s e r G a t t u n g n e n n t er:
(mit E n t f a l t u n g ) " , ten)
(2) " G e r i c h t s a n s a g e
(1)
- ohne e i g e n t l i c h e U n h e i l s v e r k ü n d742 igung"
wort für eine a n d e r e G r u p p e
(Schafe)"
"Anklage
für eine G r u p p e und
(3)
. "Diese
(Hir-
"Heils-
Gattung
läßt sich auch in den E i n h e i t e n Jes 1 , 2 1 - 2 6 ; Am 9 , 8 - 1 0 ; 3 , 1 1 - 1 3 sowie in den w a h r s c h e i n l i c h
zusammengesetzten
Zef
Ein-
h e i t e n Zef 2 , 8 - 1 0 ; Obd 743 1 - 1 8 . 1 9 - 2 1 ; Jes 4 5 , 1 4 - 1 7 und 2 Kön 22,14-20 nachweisen" . Als w e i t e r e B e l e g e für eine K o m b i n a t i o n von " U n h e i l s w e i s s a g u n g e n
für eine G r u p p e
kündigungen
für eine a n d e r e G r u p p e " im EB f ü h r t
Ez 2 8 , 2 0 - 2 6
und 3 5 , 1 - 3 6 , 1 5 an
R a h m e n des K o m p l e x e s "differenzierenden Entwicklung
bietet schließlich
12,21-14,11,
die Ü b e r l e g u n g :
in die
diese
konzeptionelle
"Vielleicht
einzuordnen, z e i g t sich am
ein W a n d e l im S c h u l d v e r s t ä n d n i s
der A n n a h m e e i n e r K o l l e k t i v s c h u l d teilung
s . u . ) . Einen A n s a t z ,
(bzw. der T e x t e des EB)
Gebrauch dieser Gattung
H e i 744 lsan-
Willmes
( h i n z u z u f ü g e n w ä r e Kap. 13 im
Prophezeiungen"
Ezechiels
und
zur d i f f e r e n z i e r t e n
der j e w e i l s V e r a n t w o r t l i c h e n
(vgl. Ez 18;
von
Beur-
33,10-
20) 1 , 7 4 5 . Willmes' Analyse von Form und Funktion des Textes 746 Ez 34 kann m.E. eher uberzeugen als sein Versuch einer "Quellenscheidung" . Der Schluß von
740 Vgl. W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 181ff; z u s a m m e n f a s s e n d D e r s . , P r o p h e z e i u n g e n . W i l l m e s nimmt an, daß Ez 34 aus drei s e l b s t ä n d i g e n Texten und m e h r e r e n N a c h t r ä g e n z u s a m m e n g e s e t z t ist. Als N a c h t r ä g e e r k e n n t er 23f. 25-30 (zu u n t e r t e i l e n in 25-27. 2 8 - 3 0 ? ) . 31. 1 - 1 6 ist s.E. aus zwei T e x t e n z u s a m m e n g e s e t z t : "Text I": 1. 2 a . b a (bis D ' y T ^ J . ß . Y . 3. 6. 8b. 9. 10aa. llbß. 12b. 13. 14a. 15; "Text II": 2bci (ab B o t e n f o r m e l ) . 4. 5. 7. 8a. lla.ba. l O a ß . b . 12a. 16. D a g e g e n s t e l l t 17-22 e i n e n d r i t t e n , s e l b s t ä n d i g e n Text dar. - Zu den P r o b l e m e n d i e s e r l i t e r a r k r i t i s c h e n A n a l y s e s.u. Anm. 746. 741 Vgl. W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 234ff; D e r s . , P r o p h e z e i u n g e n , 2 5 0 f f . 742 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 250. 743 Ebd., vgl. D e r s . , H i r t e n a l l e g o r i e , 261ff. 744 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 252. 745 A . a . O . , 250. 746 Vgl. schon B e r t h o l e t , 119 und dazu W i l l m e s , H i r t e n a l l e g o r i e , 197ff. So wäre etwa W i l l m e s ' "Text I" des e i n z i g e O r a k e l im EB, das nach der E i n l e i t u n g d u r c h e i n e n P r o p h e z e i u n g s - A u f t r a g an den P r o p h e t e n nicht mit der B o t e n f o r m e l e r ö f f n e t wird (vgl. dgg 6,2; 11,4; 13,2. 17; 2 1 , 2 . 7 . 1 4 . 3 3 ; 25,2; 28,21; 29,2; 30,2; 35,2; 3 6 , 1 . 3 . ; 3 7 , 4 . 9 . 1 2 ;
Das im " ä l t e r e n EB" v e r a r b e i t e t e
Material
451
der Beobachtung, "daß in diesen Versen das Leitwort ixx (Kleinvieh/Schafe) manchmal maskulin und manchmal feminin gebraucht wird", "auf ver747 schiedene Verfasser" ist keineswegs zwingend. In 37,1-14 variiert in analoger Weise das Genus von 711 n V 4 8 , ohne daß hieraus literarkritische Konsequenzen zu ziehen wären. Und das gehäufte "Vorkommen gliedernder 749 Formeln"
erweist sich im Blick auf Struktur und Funktion des Textes
als durchaus sinnvoll. Im Abschnitt 1-16 wird durch Wortereignisformel (1), Redeauftrag und Botenformel (2) das Orakel eröffnet, das nach einem einleitenden Weheruf über die "Hirten Israels" mit einem Lagehinweis beginnt (2-6). Dieser entfaltet den in 2b angerissenen Kontrast zwischen tatsächlichem ("Hirten, die sich selber weiden") und gefordertem ("Sollen nicht die Hirten ihre Schafe weiden?") Verhalten der Hirten. Die Darstellung ihres Handelns in generellen Sachverhalten (3: yiqtol) mündet in die Feststellung: "Die Schafe weiden sie nicht!" 4 geht dann zur Auflistung des vergangenen Verhaltens (qatal) der Hirten über. 5-6 beschreiben die Situation der Schafe als Konsequenz des Verhaltens der Hirten (Progreßform wayyiqtol in 5!). In 6 wird dabei wieder die Gegenwart erreicht, die durch die Abfolge von yiqtol, qatal und partizipialen Nominalsätzen abschließend als Folge der Vergangenheit (6: 1X93 nimmt das zweimalige ¡13'3(13711 von 5 auf!) charakterisiert ist. Dasselbe Nebeneinander von Verhalten der Hirten (8aß.b) und Situation der Schafe (8aa) - nun in umgekehrter Reihenfolge - zeigt der zusammenfassend wiederholende, mit ly7 (nach 101?, Aufmerksamkeitsruf, Schwurformel und Gottesspruchformel) eingeleitete Lagehinweis 7-8. Dabei nimmt
3 8 , 1 4 ; 3 9 , 1 - in 4,7; 2 1 , 1 9 w i r d mit dem P r o p h e z e i u n g s - A u f t r a g kein O r a k e l e i n g e l e i t e t ) . Das w a y y i q t o l von 8bot (lyi'l) s c h l i e ß t an das im v o r l i e g e n d e n T e x t v o r a n g e h e n d e q a t a l (1WYI N1?!) n a h t l o s an, w ä h r e n d es in W i l l m e s ' "Text II" euf die zwei p a r t i z i p i a l e n N o m i n a l s ä t ze von 6bQ f o l g t , die zwar g r a m m a t i k a l i s c h V e r g a n g e n e s b e z e i c h n e n k ö n n e n (und von W i l l m e s so ü b e r s e t z t w e r d e n ) , im K o n t e x t von 6 j e d o c h eher e i n e n ( g e n e r e l l e n ) S a c h v e r h a l t der G e g e n w a r t b e z e i c h n e n d ü r f t e n . P r o b l e m a t i s c h ist m.E. auch der A n s c h l u ß mit ' 3 und B o t e n f o r m e l (11) an den m i t l y 7 e i n g e l e i t e t e n L e g e h i n w e i s (8) in W i l l m e s ' "Text II". Wäre hier n i c h t e n t w e d e r eine F o r t s e t z u n g ohne B o t e n f o r m e l (vgl. 3 4 , 2 1 f ) oder aber eine Ü b e r l e i t u n g mit 13*7 (so im v o r l i e g e n d e n T e x t : 8f) zu e r w a r t e n ? 747 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 248. 748 Vgl. z.B. Z i m m e r l i , 886. 749 W i l l m e s , P r o p h e z e i u n g e n , 248.
452
Versuch
einer redaktiorisgeschichtlichen
Einordnung
8aa neben mi/n n'n Va} n"7D>i7 ('JNY) n a » 7 n m mit njn T>xn auch nyi
7