Bewältigung der Katastrophe: Untersuchungen zu ausgewählten Fremdvölkersprüchen im Ezechielbuch [Reprint 2019 ed.] 3110136422, 9783110136425

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

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German Pages 362 [360] Year 1992

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Bewältigung der Katastrophe: Untersuchungen zu ausgewählten Fremdvölkersprüchen im Ezechielbuch [Reprint 2019 ed.]
 3110136422, 9783110136425

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung
1. Worte gegen die Nachbarn Israels (Ez 25,1-26,6)
2. Das Prachtschiff - Ez 27
3. Der Herrscher von Tyrus - Ezechiel 28,1-19
4. Ägypten: Ez 29
5. "Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26
6. Zusammenfassung
"Ausblick"
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Bibelstellenregister (in Auswahl)

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Friedrich Fechter Bewältigung der Katastrophe

w DE

G

Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft

Herausgegeben von Otto Kaiser

Band 208

Walter de Gruyter • Berlin • New York

1992

Friedrich Fechter

Bewältigung der Katastrophe Untersuchungen zu ausgewählten Fremdvölkersprüchen im Ezechielbuch

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1992

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek



CIP-Einheitsaufnahme

Fechter, Friedrich: Bewältigung der Katastrophe : Untersuchungen zu ausgewählten Fremdvölkersprüchen im Ezechielbuch / Friedrich Fechter. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1992 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ; Bd. 208) Zugl.: Erlangen, Nürnberg, Univ., Diss., 1991 ISBN 3-11-013642-2 NE: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beihefte

ISSN 0934-2575 © Copyright 1992 by Walter de Gruyter Sc Co., Berlin 30 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz und Bauer, Berlin 61

Vorwort Die vorliegende Untersuchung stellt die gekürzte Fassung meiner Dissertation dar, die im Wintersemester 1990/91 der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegen hat. Seit 1991 erschienene neuere Literatur konnte leider nicht mehr aufgenommen werden. Ich danke all denen, die zum Werden der Arbeit beigetragen haben. An erster Stelle ist dies mein Lehrer, Prof. Dr. Gunther Wanke. Er hat nicht nur die Fragestellung zu dieser Untersuchung angeregt, sondern hat sie auch in allen ihren schwierigen Entstehungsphasen durch unermüdliche und hilfreiche Begleitung getragen und gefördert. In ihm durfte ich einen Doktorvater finden, dem dieser Titel wirklich zukommt. Dankbar bin ich auch meinem Dienstvorgesetzten, Herrn Prof. Dr. Ludwig Schmidt, der nicht erst durch sein Zweitgutachten zahlreiche weiterführende Gesichtspunkte zur Dissertation beigesteuert hat. Viele standen mir mit Kritik und Ermutigung bei: Dies sind in erster Linie die Angehörigen des Instituts für Altes Testament der Theologischen Fakultät Erlangen, aber auch Herr Dr. Hans Werner Hoffmann und die Teilnehmer am Doktoranden-Kolloquium am Jordanweg in Erlangen. Ihnen allen bin ich zu Dank verpflichtet. Das Abstract seiner 1973 in Ivrit verfaßten Dissertation hat mir freundlicherweise Herr Prof. Dr. Yair Hoffmann, Tel Aviv University, überlassen. Herrn Prof. Dr. Otto Kaiser danke ich für seine Bereitschaft, die Untersuchung in die Reihe der Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft aufzunehmen. Die Beschäftigung mit den Fremdvölkersprüchen wurde vor meiner Anstellung am Institut durch ein Stipendium zur Förderung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses an den Hochschulen in Bayern ermöglicht. Nicht zuletzt danke ich meiner Frau Ulrike - sie hat all das aufgefangen, was an Enttäuschungen und Ärger mit der Arbeit verbunden gewesen ist, sie hat einen häufig zerstreuten und schwierigen Ehemann ertragen und war ihm stets eine Partnerin, die ihm sowohl mit Verständnis als auch mit Kritik begegnete und auf diese Weise Mut zum Weitermachen gab. Erlangen, im Juni 1992

Friedrich Fechter

Inhaltsverzeichnis Vorwort

v

0.

Einleitung

1-25

0.1

Forschungs überblick

0.2

Zur forschungsgeschichtlichen Situation der Ezechiel-FVS .

16

0.3

Methodische Hinweise

19

0.3.1 0.3.2 0.3.3

Anmerkungen zur gegenwärtigen Methodendiskussion Anmerkungen zum Verfahren Zum Aufbau der Arbeit

19 21 24

1.

Worte gegen die Nachbarn Israels (Ez 25,1-26,6)

26-103

1.1

Text- und Literarkritik zu 25,1-17

29

1.1.1 1.1.2 1.1.2.1 1.1.2.2 1.1.2.2.1 1.1.2.2.2

Textkritik Literarkritik Der Kontext Abgrenzung von kleinen Einheiten in Ez 25 Die Redestruktur des Kapitels Das literarkritische Ergebnis

29 36 36 37 37 35

1.2

Zum Ammon-Wort: 25,1-5

55

1.2.1 1.2.1.1 1.2.1.2 1.2.1.3 1.2.1.4 1.2.2

Sprachliche Analyse und Ermittlung der Struktur Abtrennung von Äußerungseinheiten Anmerkungen zur Syntax Semantische Beobachtungen Folgerungen für Struktur und Gattung Adressaten und Verfasser: Die Frage nach der Überlieferung . . .

55 55 56 75 81 82

1.2.3

Funktion des Textes und Intention des Autors

84

1.3

Zum Tyrus-Wort in Ez 26

86

1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.3.1 1.3.3.2 1.3.3.3 1.3.3.4 1.4

Textkritische Entscheidungen Zum Werden von Ez 26 Struktur und Funktion von Ez 26,1-6 Die Datierung: Problemanzeige Herkunft und Funktion von 26,lb-5a Das Datum in 26,1a Zur Funktion von 26,l-5a Folgerungen für die Redaktion von Ez 25 und 26

86 88 94 94 95 97 98 101

1.4.1 1.4.2

Zur Redaktion der ältesten Texte Der "ezechielische Kreis"

101 102

2.

Das Prachtschiff - Ez 27

2.1

Die Herausarbeitung der ursprünglichen Qina

3

104-124 104

VIII 2.1.1 2.1.2 2.1.2.1 2.1.2.2

Inhaltsverzeichnis Textkritik Literarkritik Zur Einleitung Zur eigentlichen Qina

104 114 114 116

2.2

Zur sprachlichen Gestaltung der Qina

120

2.2.1 2.2.2 2.2.3

Metrum und Struktur Übersetzung der ursprünglichen Qina Ertrag für die weitere Arbeit

120 122 123

3.

Der Herrscher von Tyrus - Ezechiel 28,1-19

3.1

Gegen den Fürsten von Tyrus - Ez 28,1-10

125

3.1.1 3.1.2 3.1.2.1 3.1.2.2 3.1.3 3.1.3.1 3.1.3.1.1 3.1.3.1.2 3.1.3.1.3 3.1.3.1.4 3.1.3.1.5 3.1.3.2 3.1.3.3 3.1.3.4 3.1.4 3.1.4.1 3.1.4.2 3.1.4.3 3.1.5 3.1.5.1 3.1.5.2 3.1.5.3 3.1.6 3.1.7 3.1.7.1 3.1.7.1.1 3.1.7.1.2 3.1.7.1.3 3.1.7.2

Textkritik Literarkritik Beginn und Ende der Texteinheit Die Frage nach der inneren Einheitlichkeit Sprachliche Analyse der einfachen Einheit 28,1.2.7*.8-10 Zur Syntax Abtrennung von Äußerungseinheiten Beobachtungen auf der Satzebene Satzreihengliederung Beobachtungen auf der Wortebene Stilistische Analyse Begriffsklärungen Funktion der Texteinheit Ez 28,1.2.7*.8-10 Zum literarischen Horizont Formen- und Gattungskritik Die Struktur von Ez 28,1.2.7*.8-10 Gattungsfrage Sitz im Leben Motiv- und Traditionskritik Feststellen geprägter Bedeutungssyndrome Klassifizierung der geprägten Bedeutungssyndrome Funktion der geprägten Bedeutungssyndrome Überlieferungsgeschichte Komposition und Redaktion Die Erweiterung Ez 28,3-6 Zur Syntax Zur Semantik Struktur: Zusammenfassung der Analyse Der Werdegang von Ez 28,1-10 und die Verfasserintention

125 125 125 126 129 129 129 130 130 131 133 134 146 147 148 148 150 151 152 152 153 153 153 155 155 155 156 159 160

3.2

Trauer um einen Siegelring - Ez 28,11-19

163

3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.4.1 3.2.4.2 3.2.4.3 3.2.4.4

Textkritik Übersetzung des ursprünglichen Textes Literarkritik Sprachliche Analyse Abtrennung von Äußerungseinheiten Textgliederung Stiluntersuchung Begriffsklärungen

163 170 170 178 178 178 180 183

125-207

Inhaltsverzeichnis

IX

3.2.4.5 3.2.5 3.2.5.1 3.2.5.2 3.2.5.2.1 3.2.5.2.2

Funktion und Struktur des Textes Überlieferung und Redaktion Die Frage nach der ursprünglichen Verkündigungssituation Redaktionelle Einbindung Untersuchung der einzelnen Ergänzungen Werdegang und Intention

193 195 195 198 198 205

4.

Ägypten: Ez 29

4.1

Textkritik

208

4.2

Literarkritik

213

4.3

Analyse von 29,1-5*

224

4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5

Der Redegang v 3aa2-5 Anmerkungen zur Datierung Folgerungen für Form und Gattung Geprägte Bedeutungssyndrome Aussage und Intention des Verfassers von 29,l-6a*

224 234 238 238 241

4.4

Zur Redaktion von Ez 29,1-16

243

4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4

Anmerkungen zur Redaktion von 29,l-6a Die Ergänzung in 29,9b-12*.16b Die Erweiterung in 29,6b-9a Die Funktion von 29,llb.l2a*.13-16a

243 244 245 248

4.5

Bemerkungen zu Ez 29,17-21

254

5.

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

5.1

Text- und Literarkritik

261

5.2

Sprachliche Untersuchung

266

5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4

Struktur und Funktion des ältesten Textstückes: 28,24 Die erste Erweiterung: Sidon Die Erweiterung des Sidonspruches Das Heilswort 28,25f

266 269 273 274

6.

Zusammenfassung

6.1

Reflexion über die Vorgehensweise

282

6.2

Zur Funktion der FVS

286

6.2.1 6.2.2 6.2.2.1

Die ältesten Texte Die übrigen Texte Tyrus

286 290 290

6.2.2.2

Jüngeres Material

292

6.3

Redaktion

294

6.3.1 6.3.2 6.3.2.1 6.3.2.2

"Die Verächter ringsum" "Tyrus" Das Zusammenwachsen der Einzeltexte Schönheit und Weisheit: Die erste Tyrusredaktion

294 295 295 295

208-259

260-281

282-303

X

Inhaltsverzeichnis

6.3.2.3 6.3.2.4 6.3.3 6.3.3.1 6.3.3.2 6.3.4

Der "Fall Tyrus": Die zweite Redaktion Der "tyrische Mythos": Die Arbeit der Letztredaktion "Ägypten" Die jüngere Bearbeitung Die erste Redaktion Hinweise auf weitere Nacharbeit

297 298 299 299 300 302

"Ausblick"

304-306

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

307-343

Abkürzungen im Text der Arbeit Symbole Abkürzungen zum Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis 1. Textausgaben 2. sonstige Sekundärliteratur Bibelstellenregister (in Auswahl)

307 308 308 312 312 313 344-350

Verzeichnis der Exkurse Anmerkungen zur hebräischen Metrik und zur Qina Geprägte Sprachstruktur in den Fremdvölkersprüchen Gottesbezeichnungen im Ezechielbuch Zitate in den FVS Zum Verhältnis von Ez 28 und Ex 28/39 Zur Geschichte Ägyptens nach 587

105-109 57-73 29-34 41-48 172-174 251-252

Verzeichnis der Abbildungen Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Redestruktur von Ez 25,1-17 Ez 25,1-5: Metrum von R 4 Struktur von Ez 25,1-5 Redestruktur von Ez 26,lb-5a Struktur des Klageliedes in Ez 27* Stilistische Struktur der Qina in Ez 28 Metrum der Qina in Ez 28 Struktur der Qina [Metrum der Ankündigung in 29,3-5] Struktur von Ez 29,3aa2-5 Daten in den FVS Struktur des Sidonspruches Struktur von Ez 28,25f

29 57 81 89 120 182 183 193 227 234 236 271 275

0. Einleitung Das Alte Testament scheint auf den ersten Blick eine Sammlung von Schriften zu sein, deren Adressaten Israeliten waren. Dementsprechend wird auch bei der Suche nach einer "Mitte" meist so (oder ähnlich) formuliert: Das Alte Testament halte fest "an dem Glauben an die Selbigkeit des Gottes, den es unter dem Namen Jahwe" kenne, und glaube "durch allen Wandel hindurch, daß dieser Gott Jahwe es mit seinem Volke Israel zu tun haben" wolle1. Doch ein Element dieser allgemeinen Einschätzung erweist sich bei näherem Zusehen als nicht immer zutreffend. Viele der Texte wenden sich implizit oder ausdrücklich anderen Empfängern zu, nämlich nicht-israelitschen Völkern oder einzelnen Vertretern aus solchen. Im Hinblick auf die Tatsache, daß es sich beim Alten Testament um das wesentliche Dokument der israelitisch-jüdischen Glaubensgeschichte handelt, ist diese Beobachtung doch sehr bemerkenswert, umso mehr, wenn man bedenkt, daß die fraglichen Texte, aneinandergereiht, im Umfang an das Jeremiabuch heranreichen würden 2 . Daneben finden sich Texte, welche sich "den Israeliten" als Empfängern zuwenden, die aber auch vom Geschick fremder Nationen handeln, genauer vom zukünftigen Geschick anderer Nationen 3 . Auch dies ist nicht ohne weiteres selbstverständlich: Die in diesen Texten zum Ausdruck gebrachte Daseinsorientierung schaut nicht nur nach "innen", sondern hat auch ein theologisches Interesse am Ergehen anderer. Der israelitische Glaube enthielt offensichtlich also auch "relationale" Elemente, das heißt, apologetische und missionarische Züge. Diese beiden Textgruppen sind deshalb interessant, weil durch sie die Verbindung zu anderen Völkern und Religionen hergestellt wird. Innerhalb dieser, im einzelnen recht disparaten, Textgruppe 4 fallen die sogenannten "Fremdvölkersprüche" (FVS) als eigene Größe auf, vor allem deshalb, weil sie im Bereich der schriftprophetischen Überlieferung gehäuft in Sammlungen 5 begegnen 6 . Aber

1

Zimmerli: Theologie, 11.

2

Am Rande eine interessante Beobachtung: In der gegenwärtigen kirchlichen Praxis der öffentlichen Verkündigung (z.B. in Predigt und Unterricht) spielen diese Texte überhaupt keine Rolle\ nicht einer von ihnen ist als (Teil einer) Perikope einer gottesdienstlichen Lesung oder Predigt vorgesehen. Auch im Rahmen der Lehrpläne begegnen nur ganz selten einmal Hinweise darauf. M.W. ist kein einziger dieser Texte als Lerninhalt vorgesehen. Es sei dahingestellt, ob dieses Ausklammern großer Teile der biblischen Überlieferung mit Recht vollzogen wird.

3

Nicht gemeint sind also Darstellungen vergangener Ereignisse, sofern sie nicht ebenfalls transparent gemacht werden für die Zukunft.

4

Vgl. z.B. Gen 12,1-3 einerseits und Ps 137,7-9 andererseits!

5

D i e auffälligeren Komplexe sind: Jes 13-21; 23; 34; Jer 25,15-38; 46-51; Ez 25-32; 35,136,15; 38f; A m 1,3-2,16; Ob 2-21; Nah 1,1.9-3,19; Zef 2,3-15; Sach 9,1-8.

2

Einleitung

auch im Pentateuch gibt es Stellen, welche den F V S verwandt scheinen 7 . Betrachtet man die F V S genauer, so fällt zunächst auf, daß die fremden Völker mit ihren N a m e n genannt werden. Es handelt sich also um konkrete Bezüge. D i e nicht in Sammlungen stehenden Texte tragen dieses Kennzeichen nur zum Teil, zum andern Teil sind es Stücke, in welchen im allgemeinen Sinne von "Völkern" die R e d e ist. Häufig stehen die letztgenannten Texte auch im Zusammenhang mit Ankündigungen heilvoller Zukunft für Israel. BEGRIFFSBESTIMMUNG:

W e n n im folgenden von den "Fremdvölkersprüchen" die R e d e ist, so soll damit die Art von Texten gemeint sein, deren inhaltlicher Schwerpunkt das Geschick konkreter, nicht-israelitischer Völker ist und die vorwiegend in größeren Komplexen als Sammlungen begegnen. Im einzelnen bestehen zu große Verschiedenheiten, um diese Definition genauer fassen zu können. Folgende vier Gesichtspunkte müssen jedoch berücksichtigt werden: 1. Der Begriff "Fremdvölkerspruch" ist nicht als Gattungsbezeichnung verwendbar, da er Texte völlig unterschiedlicher Struktur benennt. Gemeinsam sind ihnen lediglich das inhaltliche Merkmal, konkrete nicht-israelitische Völker im Blick zu haben, und das literarische Kennzeichen, mit Texten des gleichen inhaltlichen Merkmals zusammengestellt worden zu sein. 2. Von da her ist der oft gebrauchte Begriff "Fremdvölkerorakel" unpassend 8 . Ein "Orakel" ist eine Redegattung 9 , welche ursprünglich mit dem Kultprophetentum in Verbindung gestanden hat: Man holte sich Orakel "als Antwort auf die Befragung der Gottheit durch ihn [seil, den Kultpropheten] oder durch eine an ihn gerichtete Anfrage" ein 10 . Das Orakel kündigt die "nächste Zukunft auf Grund der gegenwärtigen Situation an" 11 . Von dieser Bestimmung aber unterscheiden sich die prophetischen FVS erheblich; hier liegt offenbar eine spätere Entwicklung des Prophetenspruches vor: "Der Übergang vom eigentlichen Orakel zum heil- oder unheilkündenden Prophetenspruch ergibt sich, wenn das Orakel wie II Kön 20,1 ungefragt erteilt wird."12. Weder die Situation einer Befragung noch die Verbindung zum Kultprophetentum sind unmittelbar gegeben; bestenfalls gilt dies für einige wenige Texte (z.B. könnte dies für die Sprüche bei Nahum vermutet werden) 13 . Auch

6

Daneben gibt es eine Fülle offenbar verwandter Texte, z.B. Jes 63,1-6; Jer 12,14-17; Ez 21,33-37; Joel 4, Am 9,12; Mi 4,11-13; Hab 1,5-11; Zef 3,9f; Hag 2,21-23; Sach 14,1-21; Mal 1,2-5, welche nicht in die genannten Sammlungen einbezogen sind.

7 8

Vgl. Zobel: Israel, 2, der diese Stellen den Segen- und Fluchsprüchen zuordnet. Die These, mit den FVS liege eine (einheitliche) Gattung vor, hat vor allem die angloamerikanische und israelische Diskussion geprägt, vgl. erst jüngst wieder: Geyer: Mythology, 129: "[...] the three major prophets should be taken together since they share the same form". Sehr ausführlich zu dieser Bestimmung äußert sich Schmerl, 10-17. Fohrer: Einleitung, 386. Fohrer: Einleitung, 386. Fohrer: Einleitung, 386. U m die terminologische Frage ging es bereits H.Greßmann (Greßmann: Messias, 94 [1929]), der zwischen allgemeinen "Völkerorakeln" und spezifischen, konkrete Völker betreffenden "Heidenorakeln" unterschied. C.Schmerl (1939) hatte es sich im dritten Kapitel seiner Heidelberger Dissertation zur Aufgabe gesetzt, dem terminologischen Problem formkritisch nachzugehen, ist aber durch den Krieg an der Fertigstellung der Arbeit gehindert worden. Vgl. zur Frage auch Childs: Isaiah (1967), 62.

9 10 11 12 13

0. Einleitung

3

P.Höffken hat die Problematik des Begriffes14 erkannt: Er wolle in seiner Untersuchung "Völkerorakel" als konventionellen Begriff für Sprüche verwenden, "die sich gegen ein bestimmtes (u.U. auch 2), namentlich genanntes Volk (Volksgruppe, Staat) richten", wobei die Bezeichnung "Orakel" "dabei nichts über eine bestimmte Herkunft des Begriffs (etwa aus der Befragungspraxis)" präjudiziere15. Es sei jedoch dazu bemerkt, daß mit solcher Übernahme "konventioneller Begrifflichkeit" nicht immer zu genauer Fassung der Terminologie beigetragen wird16. 3. Die FVS begegnen überwiegend in Sammlungen, in welchen sich jedoch auch Texte finden. die dem beschriebenen inhaltlichen Merkmal nicht oder nur teilweise entsprechen . Diese "Fremdkörper" werden dennoch unter den Oberbegriff "FVS" gestellt. 4. Schließlich sind auch Fälle zu beobachten, wo umgekehrt das inhaltliche Moment zwar gegeben ist, nicht jedoch das oben genannte literarische Kennzeichen18, nach welchem die Texte in größeren Sammlungen begegnen. Auch hier ist zweckmäßigerweise von FVS zu sprechen. Vor allem die Sammlungen boten in der Vergangenheit Anlaß dazu, sich mit den FVS als eigener Größe alttestamentlicher Überlieferung auseinanderzusetzen, wird doch durch die geordnete Aufstellung der Texte der Eindruck planvoller Anlage vermittelt. In der Folgezeit verschob sich das Forschungsinteresse jedoch rasch auf die Frage nach den Verfassern dieser Worte. Bis in die jüngste Zeit hinein bildet dieses Problem einen der Schwerpunkte der FVS-Exegese.

0.1 Forschungsüberblick Die Schwierigkeit einer sachgemäßen Darstellung der Forschungsgeschichte zu den FVS hängt mit einer merkwürdigen Beobachtung zusammen: Während es auf der einen Seite (bis in die sechziger Jahre zumindest) nur relativ wenige monographische Abhandlungen zum Thema gab, wurden auf der andern Seite in sehr vielen Arbeiten mit anderer Frage-

14 Ausdrücklich auf diese Problematik der Begrifflichkeit geht M.Sasbo (1969) ein, auch in Auseinandersetzung mit H.Greßmanns These (Saeb0, 162 Anm.4): In den FVS lägen unterschiedliche Formen und Gattungen vor, aber mit relativ geschlossener Phraseologie, v.a., militärische Ausdrücke beherrschten die Worte (Saebo, 161-169; zu Saeb0s Position vgl. weiter unten); vgl. auch Müller, Hans-Peter: Eschatologie, 121f. 15 Höffken: Untersuchungen, 388 Anm.3. 16 Das Problem wird dort anschaulich, wo der Begriff tatsächlich zur Benennung einer "Gattung" verwendet wird. Ausdrücklich sei hier der Definition D.L.Christensens widersprochen, der in den FVS "the form of oracular poems" als eigene Größe außerhalb der übrigen prophetischen Überlieferung sieht (Christensen: Transformation, 1), da die beiden implizierten Grundannahmen ("mündlich", "Gedicht") sich als hinderlich für eine sachgerechte Exegese erweisen dürften. 17 Vgl. z.B. Ez 28,25f; 39,23-29; Am 2,5-16. 18 Z.B. die oben, Anm.6, genannten.

4

Einleitung

Stellung Thesen zu Entstehung, Funktion und Interpretation dieser Texte geäußert 19 . Dadurch aber wird die Forschungslage extrem unübersichtlich. Es ist nicht sinnvoll, in der Breite auf alle vertretenen Ansätze einzugehen. Vielmehr soll die Aufgabe dieses Überblicks darin bestehen, jene unübersichtliche Lage durch Aufzeigen der Hauptlinien möglichst zu entwirren. Die Geschichte der kritischen Erforschung der FVS setzt etwa im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts ein. Geht man dieser Geschichte entlang, so ist eine gewisse Regelmäßigkeit zu entdecken, welche im Hinblick auf dieses nicht gerade zentrale Thema älttestamentlicher Wissenschaft erstaunt. Zunächst fällt auf, daß in etwa gleichbleibenden Abständen ein verstärktes Interesse an diesen Texten aufzukommen scheint 20 . Ein Grund läßt sich dafür leicht finden: Mit der Entwicklung einer jeweils neuen methodischen Zugangsweise zu den Texten wurde diese auch auf die FVS angewandt, meist jedoch - was der Bedeutung der Thematik entspricht - erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Die erste größere Studie befaßte sich mit der Sammlung der FVS im Jeremiabuch 21 und wurde von B.Stades Schüler F.Schwally (1888)22 vorgelegt. Gleich der erste Satz dieser Arbeit ist bezeichnend für beides, forschungsgeschichtliche Situation und Zielsetzung: "Kraft ihrer Stellung im Kanon wollen diese Kapitel von Jeremia geschrieben sein." (S.177) Damit ordnet sich Schwallys Ansatz in die Phase der historisch-kritischen Exegese ein, welche im Gefolge von J.Wellhausen vor allem die FRAGE NACH DEM VERFASSER stellte. Bekanntlich besteht bei den FVS im Jeremiabuch eine deutliche Divergenz zwischen Septuaginta und masoretischem Text. Die dadurch entstehende Frage nach der ursprünglichen Textgestalt beantwortet Schwally durch die These, daß "das Corpus [seil. Jer 46-51] von seinem ursprünglichen Orte [seil, nach Jer 25] entfernt worden" sei (S.189), wodurch "die Ordnung der alexandrinischen Recension des Jeremiabuches [...] als die ursprüngli-

19

Der Grund dafür hegt in der besonderen Stellung der FVS in den prophetischen Büchern; wurde z.B. die Frage nach der Redaktion aufgeworfen, so war der Verfasser gezwungen, auch die FVS in seine Überlegungen einzubeziehen. Aber auch bei anderer methodischer Fragestellung mußte häufig das Phänomen der FVS-Verkündigung eines Propheten bedacht werden. 20 Deutliche Schwerpunkte bilden die Jahre um die Jahrhundertwende, das Jahrzehnt vor dem Zweiten Weltkrieg und die Zeit zwischen 1960 und 1970. Allerdings ist nach 1970 - wohl auch im Zuge des allgemeinen Anstiegs der Zahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen in dieser Zeit - keine spezifische Schwerpunktbildung mehr feststellbar. Umfangreichere Arbeiten zum Thema erschienen jedoch etwa im ZehnJahres-Rhythmus. Dies scheint nicht unwichtig im Blick auf die forschungsgeschichtliche Allgemeinsituation dieser Zeiträume. 21 Auch in der Folgezeit standen die FVS dieses Prophetenbuches im Vordergrund des Interesses. In jüngerer Zeit wurde verstärkt über das Problem von Am 1,3-2,16 nachgedacht. Weniger zahlreich sind die Untersuchungen zu den Texten aus dem Jesajabuch. Nur eingeschränkt schien sich die Forschung bislang für die ezechielischen FVS erwärmen zu können: Eine Untersuchung, welche den gesamten Komplex der Texte berücksichtigt hätte, wurde m.W. nie verfaßt - nicht einmal zu Ez 25-32! 22 Die Seitenangaben in Klammern beziehen sich auf im folgenden auf Schwally: Reden.

0.1 Forschungsüberblick

5

chere erwiesen" werde 23 . Jer 25,14ff müsse als "Index" zu den FVS verstanden werden (S.189) und sei "gegenüber den Veränderungen, denen das Corpus im Laufe der Zeiten ausgesetzt war, intact geblieben" (S.190). Der Verfasser kommt aufgrund eines Vergleichs der theologischen Vorstellungen der übrigen Jeremiaüberlieferungen mit denen der FVS in Jer 46-4924 zu dem Ergebnis, daß Jahwe in den letzteren "durchgehends als Rachegott" auftrete (S.204), worin die FVS von Jeremia erheblich abwichen; die gelegentlichen Restitutionsaussagen25 könnten ebenfalls "nicht im entferntesten mit jenen eben genannten jeremianischen Ideen verglichen werden" (S.205) - der Gedanke der Restitution sei interpoliert. Im Unterschied zum Amosbuch aber sei die Drohung gegen fremde Völker im Jeremiabuch nicht auf Israel bezogen26. Schließlich spreche der unselige und verworrene Charakter "voll Wiederholungen, ohne jede Disposition" gegen die Echtheit der FVS (S.206). Auch aus den Sprüchen selbst könnten keine Indizien für ihre Echtheit entnommen werden (S.214-216); der Verfasser bleibe anonym27. Mit Hilfe eines Vergleichs mit FVS anderer Prophetenbücher 28 glaubt Schwally, die Frage der Beziehung der "jeremianischen" zu den anderen so entscheiden zu können, daß er nicht mit literarischer, sondern mit traditionsgeschichtlicher Abhängigkeit rechnet29. Die Arbeit Schwallys30 ist bedeutungsvoll, weil sie einen Stein ins Rollen brachte. Die wesentlichen Fragestellungen hatte sie angestoßen: a) die literarkritische (Verfasserproblem), b) die "traditionsgeschichtliche" (Herkunft) und c) die theologische (Verkündigungsinhalte). Noch nicht im Blick waren form- und redaktionskritische Probleme. Die weitere Forschungsgeschichte nach Schwally31 ist wesentlich von der Frage nach der "Echtheit" der FVS geprägt. Wie P.Höffken richtig feststellt 32 , sind dafür drei entscheidende methodische Zugangsweisen von Bedeutung gewe-

23 Schwally: Reden, 190. Diese Erkenntnis Schwallys wurde in E.Costes Arbeit wieder aufgenommen. Coste gab allgemein eher dem griechischen Text den Vorzug vor der masoretischen Überlieferung, wenn er im einzelnen auch ein sehr differenziertes Urteil abgegeben hat. 24 Für die Babelsprüche kann Schwally auf bereits geleistete Vorarbeiten verweisen, welche zu demselben literarischen Ergebnis gekommen sind wie er für Jer 46-49. 25 Jer 46,26; 48,47; 49,6.39. 26 Schwally: Reden, 206. Diese Beurteilung der Amos-FVS war bis in jüngste Zeit opinio communis der Forschung, vgl. aber neuerdings die grundsätzüch andere Sicht bei Fritz: Fremdvölkersprüche (1987). 27 Schwally diskutiert noch nicht die Möglichkeit mehrerer Verfasser. 28 V.a. Jes 15; 16; 24 (!); Ob; Ez 25-32; 38. 29 Schwally verwendet diesen Begriff natürlich noch nicht, sondern sagt, daß alle diese Texte "in die Zeit der reproducirenden prophetischen Schriftstellerei" verwiesen (Schwally: Reden, 213). 30 In der These ist der Ansatz übrigens nicht neu gewesen: Bereits W.Vatke hatte die Autorenfrage ähnlich beantwortet (allerdings ohne nähere Begründung), wie Schwally: Reden, 177 (hier auch die ältere Forschungsgeschichte), notiert. 31 Vgl. dazu die wirklich umfassenden Berichte bei Hayes: Oracles, 14-38, und Höffken: Untersuchungen, 12-36! Mit Hilfe dieser beiden Darstellungen läßt sich ein sehr guter Einblick in den Gang der Diskussion gewinnen. 32 Höffken: Untersuchungen, 12.

6

Einleitung

sen: Zum einen das Vorgehen der Literarkritik, dann die Frage nach der historischen Situation und schließlich Überlegungen zur Vereinbarkeit der in den FVS zutage tretenden Vorstellungen mit denen des jeweiligen Prophetenbuches. Der zuletzt genannte Punkt hing wesentlich davon ab, wie der jeweilige Autor die Rolle der vorexilischen Propheten beurteilte: Sah er in ihnen reine Unheilsverkünder, so mußte der Bestand an FVS von vornherein (zumindest auf weite Teile) den Propheten abgesprochen werden 33 , weil diese Texte als implizite Heilsverkündigung für Israel gewertet werden konnten 34 . In diesem Falle lag der Schluß nahe, daß "die VO [seil.: Völkerorakel] nicht von vorne herein oder zumindest zum Teil als schriftliche Produkte zu gelten haben"35. Mit dem Emporkommen der religionsgeschichtlichen Schule verschob sich das Interesse der Forschung auf die GATTUNGSFRAGE. H.Gunkel war der erste, der sich in dieser Richtung äußerte 36 . Gunkel sah die "eigentlich prophetische Gattung" in den "Verheißungen" und "Drohungen" vertreten37, "besonders deutliche Muster dieses Stils [seien] die Orakel über die fremden Völker" (S.XLVI). Gunkel beschreibt den Stil des prophetischen Orakels ausführlich: Er werde charakterisiert durch einen dämonisch-rätselhaften Ton (S.XLVI), durch das Vermeiden von Namen (XLVif) und genauen Zahlenangaben (XLVII) und durch das Bevorzugen des "unbestimmten Ausdrucks" (XLVII) und von Bildern (XLVII), die zur Allegorie ausgeweitet (XLVIIf) oder zu Metaphern ohne tertium comparationis (Gunkel nennt dies "Geheimworte") verschlüsselt werden können (XLVIII). Das Orakel setze "geheimnisvoll ein" (XLVIII) und verbleibe in diesem Ton "besonders dann, wenn das A u f t r e t e n d e s G ö t t l i c h e n in der Geschichte geschildert werden soll" (XLVIII). Charakteristisch sei die Verwendung mythologischer Elemente (XLVIIIf), gerade wenn der "Gegensatz zwischen Gegenwart und Zukunft" ausgemalt werden solle (LIII). Ein weiteres Kennzeichen sei der eigentümlich springende Stil (IL), bereits deutlich am "gewaltsamen Anfang der Rede" (L), aber auch im Spruch selbst. Außerordentlich konkret seien die Weissagungen formuliert, von ungemeiner Wucht der Leidenschaft, die "sich in einer Fülle von Wortspielen, Anklängen, Anspielungen, ironischen und sarkastischen Wendungen" entlade (LH). In stilistischer Hinsicht seien die Verwendung von Zeitformen der Zukunft aber auch des Perfekt propheticum (LIV Anm.4) und die direkte Anrede (oft als Befehlsform) bezeichnend (LIVf). Im Spätstadium der Prophetie seien die Propheten zu Dichtern38 und Denkern geworden (LVI), unter Aufnahme ihnen eigentlich fremder (vor allem poetischer)

33 Es ist offensichtlich, daß diese Beurteilung eng mit der Sicht der "eschatologischen Prophetie" verbunden ist. Sieht man in letzterer "das Ergebnis der epigonalen Entartung der vorexilischen Prophetie" (Fohrer: Eschatologie, 58), so liegt dieses Urteil auch für die FVS sehr nahe. 34 Mit Recht sieht Höffken: Untersuchungen, 389 Anm.7, in R.Smend d.Ä. den Begründer dieser These. Allerdings geht sie in ihrem Kern auf eine bestimmte Beurteilung der Geschichte Israels zurück, die sich bereits bei J.Wellhausen abgezeichnet hatte, nämlich die Abwertung der exilisch-nachexilischen Zeit. 35 Höffken: Untersuchungen, 13. - Der erste, der die geschilderte Ansicht bezüglich der FVS im Ezechielbuch vertrat, war A.Bertholet (1897, Bertholet: KHC, 131). 36 V.a. in: Schmidt, Hans: SAT 2/2, XLVI-LVI. Die Seitenangaben in Klammern beziehen sich im folgenden auf dieses Werk. 37 Gunkel, in: Schmidt, Hans: SAT 2/2, XLVI, führte dies besonders an Beispielen des Jeremiabuches vor. 38 Nicht umsonst lautet einer der Untertitel von Hölschers Ezechiel-Arbeit: "Der Dichter und sein Buch"!

0.1 Forschungsüberblick

7

Gattungen 39 ihre Verkündigung gestaltet hätten (LXIII). Eine neue Gattung, nämlich die "Scheltrede" sei von ihnen geschaffen worden (LXII), häufig gekleidet in die "Gerichtsrede" (LXIII). Später seien dann Mahnrede (Bußpredigt) (LXIII) und Thora (LXIVf) (also Gattungen, die vor allem in prophetischen Antworten auf Anfragen ihren Sitz gehabt hätten), ebenso die Geschichtserzählung (LXVI) dazugetreten. Gunkels Ansatz hat eine gewaltige Wirkungsgeschichte gehabt 40 , indem er der Prophetenforschung eine neue Richtung gab. Auch auf die FVS wurden Gunkels Erkenntnisse angewandt 41 . Nun bedeutete diese neue Fragerichtung in gewisser Hinsicht eine Gegenbewegung zur bisherigen rein literarkritischen Forschung: War diese letztlich zum Ergebnis gelangt, die FVS seien (zum überwiegenden Teil zumindest) reine Schreibtischprodukte und deshalb von relativ "jungem" Alter, kam jene auf gattungsgeschichtlichem Weg zur Ansicht, die FVS besäßen eine sehr alte Herkunft. Vor allem H.Greßmann 4 2 ist diesen Weg gegangen 43 . Nach ihm sei der traditionsgeschichtliche Hintergrund der "Heidenorakel" 44 mit dem der Verheißungen gleichzusetzen, da es sich in beiden Fällen um die israelitische Heilsprophetie handle. Mit seiner Beurteilung schuf Greßmann die Voraussetzung für die spätere redaktionskritische Beurteilung des Aufbaus der prophetischen Bücher. P.Humbert 45 war der erste, der Nahums Prophetie gegen Ninive als kultische Liturgie ansah 46 . Die Worte des Propheten seien aufgrund einer Adaption eines liturgischen Schemas zu verstehen, was auch für Habakuk und Joel gelten könne 47 . Humbert selbst hat seine These in Verbindung gesehen mit der vor allem im skandinavischen Bereich weitverbreiteten "Festtheorie" 48 . 49 Die gattungskritisch orientierte Phase der Erforschung der FVS kam an ihr vorläufiges Ende, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die letzte jenen Fragestellungen gewidmete

39

Gunkel meint besonders das Leichenlied. Man beachte jedoch, daß Gunkel noch nicht zwischen Totenklage und Leichenlied unterscheidet; vgl. auch die Arbeit seiner Schülerin H.Jahnow (1923) zu diesem Thema! 40 Man konnte Ende der sechziger und in den siebziger Jahren das Phänomen beobachten, daß die von Gunkel gefundenen Gattungsbezeichnungen plötzlich zum Gegenstand mehrer umfangreicher Untersuchungen gemacht wurden (auch die im LVZ angeführte Arbeit von L.Markert [1977] zum "Scheltwort" gehört dazu!). 41 Offensichtlich versuchte C.Schmerl (1939) die Gunkel'schen Thesen an diesen Texten zu verifizieren, ist aber - wie erwähnt (Anm.13) - nicht an sein Ziel gelangt. 42 Greßmann: Messias (1929). 43 Ausführlicher auf Greßmann geht Höffken: Untersuchungen, 392 Anm.30, ein. 44 Zum Begriff vgl.o., Anm.13! 45 Humbert: Essai (1926), Humbert: Vision (1928/1929). 46 Humbert: Vision, 19. 47 Vgl. Humbert: Essai, 280. 48 Dazu und besonders zu Mowinckel vgl. Höffken: Untersuchungen, 20-23. 49 Humbert: Essai, 280, Humbert: Vision, 19. In den sechziger Jahren erfreute sich die "Festtheorie" auch außerhalb Skandinaviens einer gewissen Beliebtheit, vgl. die Ausführungen bei Hayes: Oracles, 295f, zu Jer 51,34-40.

8

Einleitung

Arbeit scheint die unvollständige Heidelberger Dissertation C.Schmerls gewesen zu sein, der die Absicht hatte, die Vorgaben Gunkels und Greßmanns ausbauen zu wollen 50 . Mit H. Graf Reventlow 51 ist dieser Uberblick zunächst zu beschließen. Ihm ging es u.a. darum, das Auseinandertreten von Heils- und Gerichtsverkündigung zu vermeiden. Beides sei im "Amt" des Propheten begründet: "Hierin ist sowohl das Gericht gegen fremde Völker wie auch gegen das Bundesvolk selbst einbegriffen" 52 . Das Amt des Propheten mit seinem "gesamtisraelitischen Blickpunkt" 53 weise "auf die Beziehung der prophetischen Verkündigung zu dem im Bundesrecht niedergelegten Gotteswillen" hin 54 . Reventlow nimmt als Hintergrund ein Fluchritual im Rahmen der Bundesfestverkündigung an.

Graf Reventlows Thesen 55 lassen bereits eine andere Tendenz erkennen, die ab den fünfziger Jahren die gattungskritischen Problemstellungen ergänzten: Die von Gunkel angestoßene und von Greßmann ausgebaute und systematisch entfaltete T R A D m o N S G E S C H i c H T L i c H E FRAGE entwickelte sich als eigenständige Forschungsrichtung weiter, und zwar in verschiedenen Hinsichten. Die Greßmann'sche These über die ursprüngliche Verbindung von Heilsprophetie und FVS fand eine Fortsetzung in F.Hesses 56 These über deren Sitz im Leben: Es habe zur "Funktion der israelitischen Kultpropheten" gehört, den Fremdvölkern Gericht zu verkündigen 57 . Der Grund dafür sei gewesen, daß die Kultpropheten "den Sälom des eigenen Volkes, auf den sie hinzuwirken hatten, auf dem düsteren Hintergrunde des Schicksals, das auf die anderen Völker wartete, um so leuchtender hervorheben konnten." 58 Hesse betrachtete also die FVS als Funktion einer Institution, gegen welche sich die großen prophetischen Einzelgestalten gewandt hätten. Damit wurden die FVS unvereinbar mit deren Botschaft und mußten ihnen abgesprochen werden. Reventlow hatte sich bei seiner Untersuchung der FVS im Amosbuch5® auf einen forschungsgeschichtlich bedeutenden Artikel A.Bentzens (1950) bezogen 60 , der seinerseits den

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Vgl. den der Arbeit beigegebenen Inhaltsüberblick über die nicht fertiggestellten Kapitel der Arbeit. Reventlow: Amt (1962), Reventlow: Wächter (1962). Reventlow: Amt, 66. Reventlow: Amt, 113. Reventlow: Amt, 114. Die von Reventlow gleichzeitig betonte Beziehung zum "Amphiktyonie"-Begriff kann hier unberücksichtigt bleiben. Man berücksichtige das Erscheinungsjahr der genannten Werke! Hesse: Gerichtsrede (1953). Hesse: Gerichtsrede, 46. Hesse gewinnt seine Ansicht in Auseinandersetzung mit E.Würthweins Amos-Studien, vgl. Hesse: Gerichtsrede, 45. Würthwein hatte in seiner Amos-Interpretation eine Entwicklung des Propheten vorausgesetzt: "Arnos war zunächst ein Nabi, der die Funktionen seines Amtes [...] ausübte, und erst allmählich zu der ganz persönlichen Gewißheit des kommenden Unheils geführt wurde" (Würthwein: Amos-Studien, 87). Aus der Frühzeit seiner Verkündigung stammten auch die FVS, weil sich Arnos in seiner Prophetie nirgends von den üblicherweise durch die Heilspropheten verkündigten Worten gegen andere Nationen absetze (Würthwein: Amos-Studien, 93f).

58 59 60

Hesse: Gerichtsrede, 52. Reventlow: Amt, 56-75. Reventlow war Bentzen gefolgt.

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0.1 Forschungsüberblick

9

Beginn einer breiten Diskussion um die These eines in den FVS verwendeten "pattern" ("Muster", "Modell") auslöste 61 : "The speech [seil. Am 1.2-2,16] is modelled on a cultic pattern, resembling the ritual behind the Egyptian Execration Texts" 62 . Das Überzeugende an dieser These 6 3 schien in ihrer verblüffenden Einfachheit zu liegen 64 . Vor allem die mit der These verbundene Behauptung der Echtheit des Großteils von FVS in A m 1,3-2,16 hat ihr jedoch schließlich das E n d e bereitet. Mit H. Graf Reventlow ist der letzte große Verfechter der (ausschließlich) kultprophetischen Herleitung der FVS genannt worden 6 5 . Die traditionsgeschichtlich orientierte Forschung entwickelte jedoch einen weiteren Ansatz, mit dessen Hilfe die Einordnung der FVS vorgenommen werden sollte: die Deutung der Worte als Funktion im Kriegshandeln (sehr wichtig ist hierfür G.v.Rads Konzept über den "Heiligen Krieg" gewesen 6 6 ). Ursprünglich sei der charismatische Heerführer bei der Kriegführung seines Volkes mit der Aufgabe betraut gewesen, den Gegner durch Fluchandrohungen zu schwächen 67 , das eigene Heer jedoch durch Aufforderungen zum Kampf zu ermutigen und zu stärken 6 8 . M.Sasbo hat darauf aufmerksam gemacht, daß "die Phraseologie weithin militärische Redensarten oder überhaupt Traditionsgut der Kriegspsalmen aufweist" 69 , was das "konstante Element der Völkerworte" ausmache 7 0 . In der späteren Entwicklung aber seien die

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Besonders hinsichtlich der Anordnung der Sprüche innerhalb der Sammlungen wurden aufgrund dieser These Bentzens vielfach Vermutungen angestellt. G.Fohrer ist einer der herausragenden Rezipienten. Allerdings scheint sich Fohrer seiner Sache nicht ganz sicher gewesen zu sein: Über das Ordnungsprinzip gehen seine Ansichten auseinander (zu Ezechiel vgl. Fohrer: HAT, 144, anders in Fohrer: Einleitung, 477, anders in Fohrer: Magie, 259). - M.Weiss (1969) hat Fohrer heftigst angegriffen und erklärt, er habe einfach behauptet, das Modell der ägyptischen Ächtungstexte sei (nach Abzug der Edom- und Tyrusstrophe) Grundlage für Arnos gewesen. Wie aber ein Blick in die Anordnung der ägyptischen Texte selbst zeige (vgl. Sethe, 19), stellten nur Nubien, Asien und Lybien die für Ägypter relevante Welt dar, andere Länder nicht (Weiss: Execration, 154f, verweist auf Sethe, 72). Die Hauptrichtung sei der Süden gewesen (Weiss: Execration, 156, unter Verweis auf A O A T , 20), im Unterschied zu den Semiten, die sich nach Westen orientiert hätten. Ergo: "The view shared by the majority of the biblical scholars that some prophetic passages exhibit traces of an execration text pattern does not stand up under critical examination." (Weiss, 157).

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Bentzen: Introduction 2, 140. Z u den "Ächtungstexten" vgl. Sethes wichtige Veröffentlichung der Berliner Tonscherbenfragmente.

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A m besten dargestellt und kritisch beleuchtet bei Wolff: BK.AT 14/2, 175-178. Vgl. auch die Auseinandersetzung bei Saebo, 164-166! Hayes: Oracles, 183, hat, daran anschließend, die interessante These vorgelegt, daß die FVS bei Arnos gerade keine "oracles of salvation adressed to Israel" seien, sondern "genuine judgment speeches against the countries themselves".

64

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Aus diesem Grunde mußte Graf Reventlow hier noch einmal genannt werden. - Höffken führt in diesem Zusammenhang auch W.Zimmerli mit seiner "Erweisworthypothese" an. Weder von der Gattungsbestimmung noch von dem in Zimmerli: BK entwikkelten Prophetenbild her wird diese Einschätzung dem Anliegen Zimmeriis gerecht!

66 67

Rad: Krieg (1951), vgl. Rad: Theologie 2, 132. Die These wird in unterschiedlicher Modifikation vertreten. Hier ist, beispielhaft, die Position Y.Hoffmanns referiert. Ähnlich auch Scherer, 69-99.

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Vgl.bes. Bach, 96.101.

69

Saebo, 166.

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Saeb0, 169.

10

Einleitung

Vorstellungen vom Krieg mehr und mehr zur alleinigen Sache Jahwes gemacht worden. In diesem Zusammenhang spielte auch das Verständnis des Tages Jahwes eine Rolle. G.v.Rad hatte die These vertreten, die Tag-Jahwes-Vorstellung sei den Propheten als ein Element "aus den alten Jahweüberheferungen" 71 geläufig gewesen. In der späteren Entwicklung dieses Motivs sei es zu einer Überhöhung im Verständnis vom Eingreifen Jahwes gekommen: "Das Ereignis hat sich zu einem Phänomen von kosmischer Bedeutung ausgeweitet". Und am Ende sei dieses Thema (bei Joel und Sacharja) "zu einem festen Requisit prophetischer Rede geworden" 72 . Hier seien die FVS überlieferungsgeschichtlich einzuordnen: Traditionsgeschichtlich aus der Jahwekriegsvorstellung (besonders aus dem geprägten Bedeutungssyndrom des Tages Jahwes) herzuleiten, stellen sie späte Adaptionen jener alten Vorstellungen dar. Bei dieser Zuordnung der FVS stand am Ende ein vergleichbares Ergebnis wie bei Hesses Ansatz: Die FVS sind eigentlich an Israel gerichtete Worte, die ihm letztlich Heil zusagen 73 . Als weiterer wichtiger Beitrag der traditionsgeschichtlichen Forschung zum Verständnis der FVS ist die Frage nach dem Verhältnis zu außerbiblischem Material 74 zu nennen 75 ; besonders assyrische, babylonische und ugaritische Texte sind zum Vergleich herangezogen worden. In jüngerer Zeit scheinen sich zwei Schwerpunkte herausgebildet zu haben: Das Verhältnis zur Mari-Prophetie und zu entsprechenden Phänomenen in Ägypten. Wie die Geschichte der Forschung zeigt, sind zu d e n von Schwally aufgeworf e n e n Fragestellungen weitere hinzugetreten, die sehr unterschiedliche Beantwortung fanden. Alle V e r s u c h e der Erhellung des P h ä n o m e n s "Fremdvölkersprüche" kreisen letztlich um das Problem der ursprünglichen F u n k t i o n der Texte, welche immer noch nicht hinreichend geklärt ist. Die meisten der in d e n siebziger und achtziger J a h r e n erschienenen Untersuchungen zu diesem T h e m a sind deshalb an der Geschichte der F V S interessiert. Dabei spielen die vielfältigen Einflüsse von a u ß e n eine e b e n s o wichtige Rolle wie die Frage nach den Institutionen des Kultus, immer wieder auch das formkritische Problem und neuerdings erstmals die redaktionsgeschichtliche Fragestellung 7 6 . Die traditionsgeschichtlich orientierten Arbeiten waren, wie schon die gattungskritischen Ansätze, auf die FVS in ihrer Gesamtheit gerichtet. Deshalb verwundert es nicht, daß M.Sa;b0s erklärter Versuch, "das umfassende Material zu überblicken" 77 von P.Höffken sehr positiv gewürdigt wird. Höffkens Arbeit stellt nämlich die herausragende

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76 77

Rad: Theologie 2, 133. Rad: Theologie 2, 133. Müller, Hans-Peter: Eschatologie, 122. Ahnherr auch dieser Fragestellung ist wieder H.Gunkel, dem die Einführung der Arbeitsmethode des "religionsgeschichtlichen Vergleichs" zu danken ist. Dieser Zweig der Forschung hat sich als eigenständiges Spezialgebiet weiterentwikkelt. Zur näheren Information sei noch einmal auf Höffkens sehr ausführüche Darstellung zu diesem Punkt hingewiesen (Höffken: Untersuchungen, 31-35 und 410 Anmn. 169 und 170). Vor allem die Arbeiten B.Gosses sind hier zu nennen. Sasbo, 162.

0.1 Forschungsüberblick

11

Vertreterin einer INTEGRATTVEn PHASE der Forschung dar, in welcher beide Ansätze miteinander verknüpft wurden: Gattungskritische Fragestellungen wurden mit den traditionskritischen Modellen konfrontiert. Gerade für ein solches Vorhaben aber ist die Berücksichtigung des gesamten Textmaterials unbedingt erforderlich 78 . P.Höffkens Arbeit muß damit als die wichtigste und umfassendste Studie zu den FVS in ihrer Gesamtheit angesehen werden - und es sollte auch die letzte dieser Art in der jüngsten Forschungsgeschichte bleiben. Und dennoch ist eine hier Einschränkung zu machen: Obwohl Höffken das gesamte Material in den Blick nimmt, beschränkt er seine Darstellung auf die Begründungselemente 79 . Das Recht zu diesem Ansatz ergibt sich zum einen aus der Forschungsgeschichte selbst, zum anderen aber aus der Vermutung, daß sich vornehmlich aus diesen Teilen der FVS Hinweise würden entnehmen lassen können über die Anlässe, die zum Entstehen der Texte geführt haben. Aus diesem Grunde liegen die Schwerpunkte der Arbeit, wie bereits erwähnt, bei den form- und traditionsgeschichtlichen Fragen. Das Problem dieser materialreichen Studie liegt jedoch darin, daß der diachrone Aspekt vom Autor zwar berücksichtigt wird, im Ergebnis jedoch verschwindet 80 . Zwar behauptet Höffken, daß die festgestellte "Festigkeit der Form von Droh- und Scheltwort" auf ein vorprophetisches Alter der Verkündigung verweise (S.334), doch bleibt er eine Begründung für diese Behauptung, was die FVS betrifft, schuldig 81 . Die Differenz zwischen Fremdvölker- und Israelspruch sieht er nicht in formaler Hinsicht, sondern darin, daß unterschiedliche Traditionsbereiche verwendet werden (S.143): Der Israelspruch beziehe sich vornehmlich auf die Bereiche "Recht" und "Weisheit". In den "Völkerorakeln" hingegen seien eher Bezüge zur "Königsideologie"82, zur "Landvorstellung", zur "Zionsideologie", zu gewissen rechtlichen Vorstellungen "und höchstwahrscheinlich früher schon die Verbindung zum Vertragsdenken" (S.143) angelegt. Höffken entwickelt eine Geschichte der Begründungen: Die ältere Art sei die der feindlichen Haltung gegen Israel, was später ersetzt worden sei durch das Motiv der Schmähung (S.334); ganz "jung" sei die "Thematik der allgemeinen, universalen Vergehen, die sachgemäß für Großreiche formulierbar sind" (S.334). Überlieferungsgeschichtlich am ältesten hingegen seien fremdvolkspezifische Begründungen. Die Traditionsgeschichte der FVS führt Höffken zum einen auf eine Verbindung mit dem Königtum zurück (seine Beweisführung zu diesem Punkt wirkt jedoch weniger überzeugend 83 ), zum andern auf eine Verbindung zum Kultus, womit ein Teil des Ergebnisses der Arbeit Höffkens als Fortführung der Ansätze aus den sechziger Jahren kenntlich wird 84 . Die große Leistung Höffkens besteht sicher darin, daß es ihm gelungen ist, die pauschale Deutung der FVS als indirekte Heilsworte für Israel relativiert zu haben. Die vielfältigen traditionsgeschichtlichen Bezüge der Begründungen lassen eine solche Funktion

78 79 80

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Die Seitenangaben in Klammern beziehen sich im folgenden auf Höffken: Untersuchungen. Ein von Höffken in seinem Schlußwort gefordertes Gegenstück zu den "Drohworten" ist (m.W.) noch nicht veröffentücht worden. Oder auch, wie sich an der Behandlung von Ez 25 und 35 zeigt (Höffken: Untersuchungen, 75-80), z.T. eingeebnet wird. Eine sachgemäße Berücksichtigung der Ergebnisse von Zimmeriis Kommentar hätte ein weit vorsichtigeres Urteil verlangt. Vgl. z.B. auch seine einfach dahingestellte Behauptung, daß "VO ohne Begründung gewiß die ältere Sprachform darstellen" (Höffken: Untersuchungen, 145). Belegen kann Höffken diese These allerdings lediglich mit Jes 7 und außerbiblischem Material (Höffken: Untersuchungen, 68-75). Vgl. die unter Anm.82 erhobenen Bedenken. Im einzelnen wird auf Höffkens "Untersuchungen" im Rahmen der Analyse an geeignetem Ort eingegangen werden. In diesem Überbück ging es im wesentlichen um die Einordnung des Ansatzes in die Hauptlinien der Forschung.

12

Einleitung

nur für einen Teil der Texte wahrscheinlich werden 85 . Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe anderer Texte, die sich hinsichtlich ihrer Begründungen kaum von den "Israelsprüchen" unterscheiden : Die unmittelbare Auseinandersetzung zwischen Jahwe und Fremdvolk bewegt sich demnach vielfach auf dem Hintergrund des Alleinigkeitsanspruches Jahwes 87 . Etwa zur gleichen Zeit wie P.Höffkens Arbeit erschienen weitere Untersuchungen mit ähnlichen Interessenschwerpunkten an traditions- und formkritischen Fragen. Es würde zu weit führen, auf alle diese Ansätze im einzelnen einzugehen. Darum soll hier exemplarisch die Dissertation von Y.Hoffmann genannt werden, weil diese Studie als charakteristisch für eine bestimmte Forschungsrichtung erscheint 88 . Hoffmann unterscheidet zwischen "prophecies of doom against the nations" (DPAN) und "prophecies against foreign nations" (PAFN) und strebt eine "scientific definition" dieser Textarten an (xi). Er wendet sich gegen Greßmanns Unterscheidung, weil sich dafür kein "real and essentiai common denominator" finden lasse (xii). Hoffmann kommt seinerseits zur Auffassung, daß die DPAN bestimmt seien von a) konkreter Namenszuweisung des Fremdvolkes, dem b) ein Unheil angekündigt werde, welches c) von historischer, nicht von eschatologischer Art sei. d) Es erfolgen klare Unheilsbegründungen "and they are to be traced back to sin". e) Der Charakter der Prophezeiung sei der eines "decree of fate" ("Schicksalsereignis") und zeige eine Warnung an mit dem Ziel, die Nation zur Umkehr zu bewegen 89 . DPAN gehörten zur Gattung der PAFN (xiv), die ihrerseits durch das Vorliegen der Punkte a) und b) bestimmt werde. Die Probleme einer solchen Gattungsbestimmung liegen vor allem in den Punkten a) und e): Unter a) wird ein Element der Bedeutungsseite einer Redeeinheit genannt und zu einem Gattungskriterium erhoben. Dies ist deshalb problematisch, weil die Punkte b) bis e) auch Texten zugeordnet werden können, die sich nicht an ein Fremdvolk wenden. Heißt das also, daß "DPAN" sich von anderen prophetischen Sprüchen nur anhand der Adressatenangaben unterscheiden lassen? Dies wäre keine sachgemäße Gattungsbestimmung! Will man hier nicht in Definitionsprobleme geraten, braucht man unbedingt ein weiteres, an der Ausdrucksseite eines Textes orientiertes Kriterium, das eine eindeutige Abgrenzung der DPAN ermöglicht. Oder man muß von der Annahme ausgehen, daß das Gros der prophetischen begründeten Unheilsankündigungen Nachbildungen der DPAN seien 90 . Kriterium e) ist ebenfalls problematisch: "Umkehr" kann ja nur dann beabsichtigt sein, wenn der Adressat direkt von der Ankündigung erfahren kann. Dies darf in fast allen

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Hier ist vor allem das "Schmähungsmotiv" zu nennen. Dies wird auch die vorliegende Untersuchung für einige der FVS des Ezechielbuches erweisen. So hatte dies Höffken allerdings nicht formuliert. Die Arbeit ist leider in Ivrit verfaßt und mir nur über das freundlicherweise vom Autor zur Verfügung gestellte abstract in englischer Sprache zugänglich gewesen. Alle im folgenden aufgeführten Zitate sind dieser Zusammenfassung entnommen und werden durch Anführen der Seitenangaben in Klammern belegt. Y.Hoffmann hat seine Thesen in einem 1980 in der Zeitschrift JNES erschienenen Aufsatz einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Hoffmann, Yair: Oracle). Die Aufstellung findet sich auf S.xiii. Hoffmann führt als ein weiteres Element der DPAN den Bezug zur "deliverance of Israel" an, das jedoch nicht zwingend dazugehöre. Es sei nur darauf hingewiesen, daß dieses Problem in äußerst scharfsinniger Weise bereits von H.Gunkel erkannt wurde (Gunkel, in: Schmidt, Hans: SAT 2/2, XLVI)!

0.1 Forschungsüberblick

13

Fällen nicht vorausgesetzt werden 91 . Wenn aber die Übermittlung der Botschaft an den Adressaten überhaupt nicht in der Absicht des Propheten liegt, so fällt der gesamte Ansatz Hoffmanns. Das Konzept beruht nämlich 92 auf der Annahme, daß in den FVS Elemente aus der Jahwe-Kriegs-Ideologie übernommen seien. Die FVS hätten demnach nicht die Funktion, auf das nationale Wohlergehen Israels hinzuzielen (xvii-xix). Aus diesem Grunde lehnt Hoffmann auch jede Beziehung zu den ägyptischen Achtungstexten ab; den traditionsgeschichtlichen Hintergrund bilde vielmehr das oracle before the battle 93 . Es stellt gewiß keine allzu grobe Verallgemeinerung dar, wenn man behauptet, ein Großteil der Arbeiten aus den siebziger Jahren hätte die formkritische Frage in den Mittelpunkt ihres Interesses gestellt 94 . Verbunden damit war stets

91

Man beachte, daß diese Schwierigkeit von Brownlee: Son ins Positive gewendet wird, indem der Verfasser eine umfangreiche Reisetätigkeit des Propheten Ezechiel zu den fremden Völkern annimmt. Auf die Position Brownlees wird ausführlicher im Rahmen des Exkurses "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.3.1.2 eingegangen werden. 92 Ähnlich auch dasjenige von D.L.Christensen, der nachweisen wollte, daß das "war oracle" oder "oracle before the battle" den traditionsgeschichtlichen Hintergrund der Fremdvölkerverkündigung darstelle. - Christensen zeichnet die historische Entwicklung des Kriegsorakels in Israel von seinen Anfängen bis zum Beginn des Exils nach. Das Kriegsorakel sei nach Christensen bestimmt von unterschiedlichen Gattungselementen: Aufforderung zum Kampf (Christensen: Transformation, 38-46), zur Flucht (Christensen: Transformation, 47ff) und zur Klage, Kriegsfluch, Ankündigung von Sieg (Christensen: Transformation, 28f) oder Niederlage, Sieges- und Spottlied (Christensen: Transformation, 48f), Gerichtsankündigung (Christensen: Transformation, 32f), priesterliches (!) Heilsorakel (Christensen bezieht sich ausdrücklich auf Begrichs einschlägigen Artikel!). An zwei Punkten der Geschichte dieser Gattung (OAN kürzt Christensen ab) sei jeweils ein Wechsel (oder Übergang, Christensen verwendet den Begriff "transition") feststellbar: bei Amos und bei Jeremía. Amos habe das frühere "Kriegsorakel" (oracle before the battle; bei Hoffmann "OBB" abgekürzt) in eine Gerichtsrede gegen fremde Völker umgewandelt, um das Reich der Davididen stützen zu können (die Judastrophe ist dann als Erweiterung zu beurteilen, Christensen: Transformation, 68-72). Bei Jeremía sei ein weiterer Übergang feststellbar, nämlich von der Gerichtsrede gegen fremde Völker hin zur Idee der Bewahrung Israels. In seinem Aufsatz über die Amossprüche (Christensen: Amos 1-2) meint Christensen, als Hintergrund der Amosworte den Heiligen Krieg ansehen zu müssen. Das von S.M.Paul behauptete "concatenous literary pattern" (vgl. Paul: Amos 1:3-2:3), mit dem jener Autor die Einheitlichkeit der Texte begründen wollte (Paul: Amos 1:3-2:3, 402), sei Ergebnis der Verbindung zweier Strukturmuster, die möglicherweise bereits auf mündlicher Ebene vorgenommen worden sei. Die Verbindungen zu bereits dargestellten Tendenzen der Forschung in den sechziger Jahren sind unverkennbar bei diesem Ansatz! 93 Nach all diesen Einlassungen verwundert es nicht, daß Hoffmann die überwiegende Mehrzahl an "PAFN" den jeweiligen Propheten zuschreibt. Es ist jedoch zu fragen, ob dies nicht von vornherein in der Absicht des Autors gelegen haben könnte: Vieles an seiner Polemik gegen Greßmann (und gegen Y.Kaufmann, dessen "nni>m" [in deutscher Übertragung ist nur eine Zusammenfassung unter dem Titel "The Religion of Israel" erschienen] vielfach den argumentativen Hintergrund für Y.Hoffmanns Thesen zu bilden scheinen) deutet darauf hin! 94 Anders ist dies etwa bei den Arbeiten von H.Barth (1974/1977) und F.Huber (1976). Huber ging es wesentlichen um die Intention der Verkündigung Jesajas bzw. der als nichtjesajanisch erkannten Stücke in den FVS (Huber, 1.175. Einer der Schwerpunkte der Fremdvölkerverkündigung sei die Darstellung des "souveränen Verfügens" Jahwes

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Einleitung

auch die Suche nach einem adäquaten traditionsgeschichtlichen Hintergrund. Dies änderte sich jedoch durch das Aufkommen der REDAKTiONSGESCHiCHTLiCHEn ZUGANGSWEISE. Diese Neuentwicklung in der Forschung zu den Prophetenbüchern hat bereits eine Reihe von höchst interessanten Ergebnissen hervorgebracht95. Es ist unmöglich, die Hypothesenbildung allein zu den FVS auch nur kurz referieren zu wollen. Darum sei hier exemplarisch nur ein einziger Ansatz genannt, der einerseits als charakteristisch für diese jüngste Phase der Forschung gelten könnte und andererseits dadurch auffällt, daß er sich vornehmlich auf Studien zu den FVS beschränkt: Gemeint ist der Ansatz von B.Gosse. B.Gosse hat in einer ganzen Reihe von Artikeln die redaktionsgeschichtliche Frage zu den FVS aufgeworfen 96 . Die 1988 erschienene Studie zu Jes ist als ein vorläufiger Höhepunkt seiner Bemühungen um die Frage nach Sammlungen und Redaktionen der FVS 9 zu beurteilen. Gosse ist durch seine vorausliegenden Veröffentlichungen in der Lage gewesen, in diese Untersuchung auch Studien zu Arnos, zu den Ächtungstexten und zu Jes 21,1-10 einarbeiten zu können, so daß man erstmals seit Höffken fast wieder von der Entwicklung eines Gesamtbildes sprechen kann. Gosse ordnet seine Untersuchung der Babelworte in Jes 13f in das Gesamt der Fremdvölkertexte des Protojesajabuches ein und kommt anschließend zu dem erstaunlichen Ergebnis, daß zwischen Jes 14 und Ez 32,17ff gewisse Beziehungen bestehen (S.199), die sich als Ergebnis wechselseitiger Beeinflussung herausstellen: Der Kern von Ez 32,17ff habe zur Ausarbeitung von Jes 14 geführt; dieser Text habe seinerseits die Grundlage einer Überarbeitung des Ezechielstückes gebildet. Schließlich habe Ez 32 wiederum die Erweiterungen in Jes 14 hervorgerufen, wodurch aus diesem Text eine redaktionelle Einheit geworden sei (S.276). Jes 13f sei vor der endgültigen Zerstörung Babylons redigiert worden (S.274). Der Grund für die Entstehung des Komplexes sei darin zu sehen, daß diese Stadt zu jenem Zeitpunkt das "Mal radical" repräsentiert habe (S.27T). Die Texte gegen Babylon seien als Vorformen der apokalyptischen Literatur zu werten . Das Faszinierende an diesem Ansatz B.Gosses ist, daß der Autor mit einer wechselseitigen Beeinflussung bislang als völlig selbständig geltender Literaturkomplexe rechnet und daß er in der Lage ist, eine plausibel klingende Erklärung abgeben zu können für zwei

über die Völker [Huber, 202], Hubers Konzeption stellt somit in gewisser Weise eine Fortführung des Ansatzes von H.W.Hoffmann (Hoffmann, Hans Werner [1974]) dar, der ebenfalls nach Jesajas Verkündigungsabsicht gefragt hatte (vgl. die kritische, m.E. allerdings nicht immer sachgerechte, Besprechung dieser Arbeiten bei Hardmeier: Jesajaforschung). 95

96

97 98 99

Als erstes müßten hier die Arbeiten von W.Thiel und H.Barth genannt werden. Das Interesse an dieser Fragestellung wuchs in der Folgezeit enorm, so daß man heute davon ausgehen kann, daß beinahe jede Untersuchung, die dies in den Blick nimmt, sich in irgendeiner Weise zum Problem der FVS äußert. Gosse: Isaie XIII,1-XIV,23 (1985), Gosse: recueil, in: RB 93 (1986, zur Redaktion der Ezechiel-FVS), Gosse: recueil, in: VT 38 (1988, zur Redaktion der Amos-FVS), Gosse: 28,11-19 (1988, zu redaktionellem Werden und zur Stellung von Ez 28,11-19), Gosse: L'emploi (1990, Kennzeichen redaktioneller Arbeit im Ezechielbuch). Gosse: Isaie. - Die folgenden Seitenangaben in Klammern beziehen sich darauf. Zu erwarten ist, daß Gosse demnächst eine vergleichbare Studie zu den Ezechieltexten volegen wird: Dies liegt in der Tendenz der jüngst erschienenen Aufsätze. Gosse: Isaie, 272; vgl. schon Gosse: Isaie XIII,1-XIV,23, wo diese These grundlegend entwickelt wurde.

0.1 Forschungsüberblick

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in der Forschung höchst kontrovers diskutierte Abschnitte aus den FVS100. Gosse hat außerdem zeigen können, daß Tendenzen der vorausgegangenen Forschung dort in eine Sackgasse gelangt waren, wo zu unvermittelt nach einem "Gemeinsamen" in den FVS gesucht wurde. Die Lösung der Probleme muß komplizierter sein; die Suche nach einer einheitlichen Traditionslinie101 war ein - wenn auch notwendiger - Irrweg der Forschung. Weiterführende Erkenntnisse sind nur zu gewinnen, wenn die literarischen Fragen neu aufgerollt und die Redaktionen der Prophetenbücher zum Gegenstand der exegetischen Bemühungen gemacht werden. Damit ist das Feld abgesteckt für die weitere Forschungsarbeit zu den FVS. Die vor rund zehn Jahren von Y.Hoffmann formulierten wesentlichen Problemstellungen müssen demnach (auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt) als noch nicht befriedigend geklärt gelten: 1. Was ist der Grund für die Entstehung der FVS? Diese Frage richtet sich auf das Problem der Funktion der Texte und der Intention des Autors. 2. Kann man von einer Gattung "Fremdvölkerspruch" sprechen? Wie wäre dann der Sitz im Leben zu bestimmen? 3. Welche Bedeutung haben die Verbindungen zu außerbiblischen Phänomenen? 4. Wie ist die Verfasserfrage zu beurteilen? 102 Dazu tritt jetzt neu 5. die redaktionsgeschichtliche Frage: Wie kam es zur Einbindung der Texte in die vorliegenden Überlieferungskomplexe und wie hat man sich diese Vorgänge vorzustellen? Nach dem gegenwärtigen Stand der Diskussion dürfte es kaum möglich sein, ohne genaue Textuntersuchungen befriedigende Antworten auf diese Fragen finden zu können. Nur wenn man versucht, die Struktur der einzelnen Texte zu erhellen, könnte es gelingen, das Gattungsproblem einer sachgemäßen Lösung zuzuführen. Erst wenn dies geschehen ist, kann eine begründete Antwort auf die Fragen nach ursprünglicher Funktion und Intention erwartet werden. Es dürfte nahezu unmöglich sein, all dies in der zu fordernden Genauigkeit für Etile in Frage kommenden Texte durchzuführen. Darum verwundert es nicht, daß es seit P. Höffkens umfangreicher Arbeit niemandem mehr gelungen ist, den gesamten Komplex der FVS im Alten Testament in einer einzigen Untersuchung in den Griff zu bekommen. Das von Höffken erhoffte Gegenstück zu seiner Arbeit, welches sich

100 Man vergleiche nur die Arbeit von B.Gosse mit der Vorgängerin, die von S.Erlandsson verfaßt wurde, der noch ganz in den Fragen der Traditionsgeschichte verhaftet war: Er verglich die Jesajaworte gegen Babylon mit Texten aus der Mari-Prophetie und kam zu dem Ergebnis, die FVS seien als Heilsweissagungen für Israel zu verstehen (Erlandsson, 65ff). Ursprünglicher Sitz der FVS sei die Zionstheologie (Erlandsson, 103-105). Gosses Arbeit hat hingegen zeigen können, daß man von einer differenzierteren Sicht ausgehen muß und die FVS keinesfalls zu einlinig sehen darf, da sonst die Arbeit der Redaktion aus dem Blick gerät bzw. mit der Funktion der einzelnen Texte selbst verwechselt werden kann. 101 Vgl. z.B. noch Christensens Ansatz! 102 Nach Hoffmann, Yair: Oracle, 75.

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Einleitung

mit den "Drohworten" hätte beschäftigen sollen 103 , wird so bald wohl nicht geschrieben werden.

Die Zukunft liegt jetzt bei den Textanalysen. Es bietet sich an, bei einer der großen Sammlungen einzusetzen; in Frage kommen, nach Lage der Forschung, nur die Texte im Jeremia- oder Ezechielbuch 104 . Ezechiel scheint einen sehr interessanten Ansatzpunkt zu bieten: In keinem anderen alttestamentlichen Prophetenbuch scheinen FVS und sonstige Überlieferung des Propheten so eng verwandt 105 . Könnte es also sein, daß man in Ezechiel einen der Urheber der prophetischen FVS sehen müßte? Heißt dies dann, daß die Exilserfahrung und die damit verbundene notwendige Uminterpretation von Daseinshaltung und Handlungsorientierung zum Entstehen dieser Texte maßgeblich beigetragen haben? Oder werden Hinweise auf die Verarbeitung älteren Materials greifbar, die auf eine Art "Institution der Fremdvölker-Verkündigung" schließen läßt? Die vorliegende Arbeit soll versuchen, diese Fragen einer Beantwortung näherzubringen.

0.2 Zur forschungsgeschichtlichen Situation der Ezechiel-FVS Das Thema "FVS im Ezechielbuch" ist noch nicht einmal formuliert worden: Niemand hat es bislang unternommen, das gesamte Material in diesem Buch zu untersuchen. Auch diese Arbeit wird dies nicht leisten: Aufgabe wird es vielmehr sein, mittels genauer Untersuchungen der Texte zu einigermaßen gesicherten Ergebnissen zu gelangen. Dazu ist eine geschickte Auswahl der untersuchten Stücke erforderlich 106 . Doch hat bisher auch noch niemand den Versuch unternommen, den Zugang zu den FVS des Ezechielbuches als einer eigenen Größe im Buchganzen zu suchen, obwohl natürlich in sämtlichen Kommentaren und Monographien zu dieser Prophetenschrift immer unbefangen von der "Sammlung" der FVS gesprochen wird. Dieser Sammlung wird höchst unterschiedliche Funktion zugeschrieben (es handelt sich im folgenden nur um eine sehr schmale Auswahl aus dem breiten Spektrum der Meinungen): Während etwa R.W.Klein (1988) behauptet, Zentralthema der FVS sei der Heiligkeitserweis Jahwes 107 , sieht Höffken das Interesse der Redaktion "im Insistieren auf

103 Vgl. im Schlußabschnitt der "Untersuchungen". 104 Nach der Arbeit von Gosse dürfte das Thema der Jesaja-FVS (zunächst) nicht mehr interessant sein. 105 Es gilt als breiter Konsens der Forschung, daß zumindest ein Teil der FVS des Ezechielbuches auf den Propheten selbst zurückgeht. 106 Zu diesem Punkt vgl.u. 0.3.3. 107 Klein: Ezekiel, 130.

0.2 Zur forschungsgeschichtlichen Situation der Ezechiel-FVS

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dem Land Israel als Heilsgut" 108 . G.R.Hamborg (1981) jedoch wendet sich gegen eine Isolierung der FVS von ihrem Kontext und sieht politische Gründe für die Entstehung und Weitergabe der Texte, die als Funktion im Rahmen der Prophetenverkündigung einen erklärbaren Ort hätten 109 . A.Cody (1984) erkennt "a level of poetic expression quite untypical of the rest of the Book of Ezekiel" 110 , ohne jedoch Folgerungen daraus zu ziehen. J.Garscha (1974) ordnet zwar einen (geringen) Teil der ezechielischen FVS seinem Schichtenmodell zu, weiß aber vor allem mit der Tyrustext-Sammlung offenbar nichts Rechtes anzufangen, da er fast alle Texte aus Ez 26-28 "Sondertraditionen" zuweist 111 oder sie erst gar nicht einordnet (z.B. 26,7-14). Ganz in der Tradition der sechziger Jahre stehend erweist sich H.Fuhs (1986), der die FVS ohne weitere Differenzierung als Heilsverkündigung für Israel deutet 112 . Das extreme Gegenstück stellt J.K.Eakins (1971) dar, der die FVS (die er im übrigen als Einheit betrachtet ["there is little doubt that this is true" 113 ]), zu dem Zweck verfaßt sieht, daß die Nationen zur Anerkenntnis Jahwes geführt werden sollten. Deuterojesaja habe dasselbe Interesse verfolgt wie Ezechiel; beide Propheten aber hätten "no active missionary endeavor" betrieben 114 . In ganz ähnlicher Weise hat dann rund 15 Jahre später K.P.Darr (1987) die Grundthese Eakins' wiederholt (ohne diesen jedoch zu zitieren; es ist fraglich, ob Eakins' unveröffentlichte Dissertation überhaupt einem breiteren Forschungspublikum zugänglich war) in gegenteiliger Auffassung über die literarische Frage: Die tiefe Absicht der "authors of Ezekiel" sei "Yahweh's reputation among the nations" gewesen 115 . M.EAndrew sieht als Funktion der FVS-Sammlung im Ezechielbuch hingegen die Anerkenntnis der "realities of the interdependent life of all nations" 116 Einen mythologischen Hintergrund der FVS möchte J.B.Geyer (1988) erkannt haben mit zwei Ausnahmen: Am lf und Ez 25 117 , was auf das Vorliegen zweier "types of oracles" hinweise (die zur Begründung für die Interpretation vorgelegte "form-critical analysis" stellt jedoch eine bloße Auflistung inhaltlicher und syntaktischer Beobachtungen dar und reicht weder als Argumentationsbasis gegen die Thesen von Bentzen und Wolff zu Am lf [wird komplett für unecht erklärt 118 ] noch zur Deutung von Ez 25 aus).

Bisher war noch niemand in der Lage, eine wirklich schlüssige und vor allem begründete redaktionsgeschichtliche These zur Frage vorlegen zu können, wie es von der Entstehung der Einzeltexte zur Einbindung ins Buchganze gekommen

108 109 110 111 112 113 114 115 116

Höffken: Heilszusätze (1977), 412. Hamborg, 145. Cody: OTMes 11, 121. Garscha, 305f. Fuhs: Ez 24, 266. Eakins, 76. Eakins, 202. Darr, 275. Andrew, 126. Wie sich herausstellen wird, hat Andrew hier eine wahrscheinlich zutreffende Funktionsbeschreibung (zumindest, was eine der Redaktionen der FVS betrifft) vorgenommen.

117 Geyer: Mythology, 131. 118 Geyer: Mythology, 140.

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Einleitung

sei 1 1 9 . Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß man mit dem Vorliegen kleinerer Spruchsammlungen zu rechnen habe. D o c h wie von diesen aus das Anwachsen des Gesamtkomplexes vorstellbar sei, blieb bis jetzt im unklaren, erst recht, welche Beweggründe die zu vermutenden Redaktoren zu dieser Arbeit veranlaßt haben könnten. Leichter tun sich hier natürlich diejenigen, welche im Ezechielbuch eine insgesamt einheitliche Gestaltung zu erkennen glauben, die entweder auf Ezechiel selbst oder auf einen anonymen Verfasser der Alexanderzeit zurückzuführen sei 1 2 0 . D o c h auch die Vertreter solcher Modelle tun sich schwer mit der Zuordnung von Stellen wie Ez 28,20-26 oder 29,21 (wenn das Problem überhaupt als solches erkannt wird). D i e bisher vorgelegten Studien zu F V S des Ezechielbuches befaßten sich vornehmlich mit Teilkomplexen. Es lag nahe, vor allem die Tyrus- und Ägyptenworte näher zu betrachten. Beachtliches wurde zur Frage nach dem Verhältnis von Gen 2f (und Jes 14) zu dem seltsamen Lied auf den Tyrerkönig in Ez 28,11-19 gesagt 121 , doch auch jüngste Beiträge hierzu 122 kommen kaum über das bereits in den fünfziger und sechziger Jahren zu diesem Text Gesagte hinaus. Stets lautet die Grundfrage: Wie sind die (zweifellos vorhandenen) traditionsgeschichtlichen Abhängigkeiten zu bestimmen? Eine genaue literarische Analyse ist seit der (jetzt mittlerweile immerhin über zwei Jahrzehnte alten) hervorragenden Studie in W.Zimmerlis Kommentar nicht mehr vorgelegt worden. Weniger stark war das Interesse der Forschung an dem Prachtschifflied in Ez 27. Seit H.P.Rügers (unveröffentlichter) Dissertation 123 , mittlerweile dreißig Jahre alt, und W.Zimmerlis Analyse im Kommentar sind keine jüngeren Studien veröffentlicht worden, die das immer noch nicht befriedigend beantwortete Problem betroffen hätten, wie es zur Einbindung dieses Textes in die FVS-Sammlung gekommen sei. Die jüngsten Aufsätze, die Ez 27

119 Einen ersten Ansatz hierzu legte jüngst B.Gosse vor (Gosse: in RB 93). Er sagte "les oracles contre l'Egypte avaient pour but de dissuader les Israélites de mettre leur confiance en l'Égypte." (Gosse: in RB 93, 561). Die Tyrustexte hingegen prangerten die Stadt als Symbol des Widerstandes gegen Babylon an (Gosse: in: RB 93, 561). Wichtig für die Beurteilung der redaktionellen Stellung der FVS seien 24,1.25-27 und 33,21f: "Les raisons de ce retournement sont clairement exposées au chapitre xxv xxvi: ce sont les railleries exercées par les nations à l'égard de Jérusalem au moment de ca destruction, qui, elle, avait été voulue peu Dieu." (Gosse: in: RB 93, 561). Wie sich herausstellen wird (vgl. 6.3), stimmen diese Behauptungen Gosses zum Teil mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung überein. 120 Zu einzelnen Positionen vgl. bei Lang: Ezechiel oder Zimmerli: BK. 121 Die wesentlichen Positionen sind in Kap. 3.2 dargestellt. 122 Bogaert: Montagne (1983); Fauth (1987), Gosse: 28,11-19 (1988), Hirth (1989), Seters: Création (1989). 123 Rüger: Tyrusorakel (1961).

0.2 Zur forschungsgeschichtlichen Situation der Ezechiel-FVS

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in den Blick nehmen 124 , befassen sich sämtlich mit Teilaspekten zum Verständnis der Textaussagen, zum Gebrauch der Metapher und zu nautischen Fragen. In nur geringem Maße hat die Forschung bisher nach dem Komplex der Ägyptenworte gefragt. Neuerdings ist das Problem von Ez 31 verstärkt diskutiert worden 125 .

Vor allem an diesen und anderen jüngeren Ansätzen zeigt sich erstmals ein deutlicheres Aufkommen an redaktionsgeschichtlichen Fragestellungen. Dabei kommen die Texte erstaunlicherweise weniger in ihrem Charakter als Fremdvölkerworte in den Blick, sondern mehr hinsichtlich ihrer inhaltlichen Aussagen oder in ihrem Verhältnis zu anderen Texten im Buch. Aus diesen Beobachtungen läßt sich der Schluß ziehen, daß es an der Zeit ist für einen neuen Zugang zu diesen Texten. Aus der Forschungsgeschichte zu den FVS im allgemeinen hat sich der Schluß ergeben, daß man nun anhand genauer Textanalysen nach der Funktion der Texte und nach der Intention ihrer Verfasser zu fragen hat. Der Überblick über die Forschung zum Ezechielbuch hat ergeben, daß die Probleme der Redaktion noch nicht genügend geklärt sind. Anhand des Überblicks über die Arbeiten zu den FVS wurde deutlich, daß diese Ungeklärtheiten insbesondere an den unbefriedigenden Entstehungshypothesen zu diesen Texten liegen. Aus diesen Gründen unternimmt diese Arbeit den Versuch, durch die Gegenüberstellung des FVS-Komplexes zur übrigen Überlieferung des Ezechielbuches einen Beitrag zu 1. den Fragen nach Form und Funktion der FVS des Ezechielbuches und der Intention ihrer Autoren und 2. zur Frage nach der FVSRedaktion des Ezechielbuches zu liefern. Dieser Beitrag läßt sich m.E. jedoch nur mit Hilfe von Textanalysen gewinnen, so daß einer Ausweitung der Ergebnisse auf das ganze Ezechielbuch allein schon vom zu erwartenden Umfang der Arbeit her Grenzen gezogen sein dürften.

0.3 Methodische Hinweise 0.3.1 Anmerkungen zur gegenwärtigen Methodendiskussion "Das Ziel einer atl. Exegese ist es, die Aussageabsicht der im AT zusammengetragenen Texte zu verstehen" 126 - auf diesen Grundkonsens könnte man sich 124 Good, Edwin M. (1970), McLaurin (1978, zu archäologischen und nautischen Gesichtspunkten; für die weiteren Beiträge zu diesen Fragen vgl. in Kap. 2.1.1 zur Textkritik von 27,7), Berger (1982, zu semantischen Erwägungen), Garr (1983, zur Qina), Newsom (1984, eigentlich zum gesamten Tyruskomplex), um die wesentlichen Beiträge zu nennen. 125 Vgl. Haag, Ernst: Ez 31; Schweizer: Sturz; Schweizer: Katastrophe und ganz neu: Pohlmann: Frage. 126 Schweizer: Grammatik, 4.

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noch einigen. Nun hat jedoch in den vergangenen zwanzig Jahren ein Prozeß eingesetzt, welcher den Weg, auf dem dieses Ziel zu erreichen sei, ganz neu zur Diskussion gestellt hat. In diesen zwei Jahrzehnten haben die Ansätze der Sprachlogik und Textlinguistik verstärkt Aufnahme gefunden in der Methodik der Exegese 1 2 7 . Ein Auslegungsentwurf wird heute kaum mehr umhin können, mit diesen Ansätzen 1 2 8 in Auseinandersetzung zu treten. Die vorliegende Arbeit versucht - im Hinblick auf die gegenwärtige Methodendiskussion - einen Kompromiß einzuschlagen. Es ist unmöglich, im zur Verfügung stehenden Rahmen den Ansprüchen der textlinguistisch orientierten Ansätze annähernd gerecht werden zu können, weil das Ziel der Arbeit in einer anderen Richtung liegt. Dennoch kann exegetische Arbeit ohne methodische Reflexion kaum mehr auskommen. Grundlage der in dieser Untersuchung angewandten Methodik ist im wesentlichen das in Erlangen entwickelte Konzept 1 2 9 , welches sowohl dem Richter'schen Anliegen gerecht zu werden sucht, als auch zielgerichtet die Synthese als notwendiges Gegenüber der analytischen Untersuchungsschritte im Blick hat. Der zentrale Teil einer nach diesem exegetischen Modell entworfenen Auslegung ist die sogenannte "sprachliche Analyse", da alle folgenden exegetischen Schritte von Beobachtungen ausgehen, "die sich aus der sprachlichen Analyse des Textes ergeben" 130 .

127 Wegweisend hierfür war der Ansatz W.Richters (Richter: Exegese, 1971), aus dessen Schule sich mittlerweile eine Art eigener Forschungszweig entwickelt hat, der vor allem dem literaturwissenschaftlichen Konzept Richters verpflichtet ist. Kennzeichnend hierfür sind die in der Reihe "Münchner Universitätsschriften. Arbeiten zu Text und Sprache des Alten Testaments" veröffentlichten Studien. 128 Einen literaturwissenschaftlichen Zugang zu den Texten beschritten etwa die Beiträge von Hardmeier: Texttheorie (1978); Wehrle (1980/1987); Bartelmus (1982); Willmes: Ez 34 (1984); Schweizer: Sturz (1985); Richter: Untersuchungen (1986); Schweizer: Katastrophe (1986); Willmes: Exegese (1990). Grundlegend sind: das Sammelwerk "Methoden der Stilanalyse", hg.v. B.Spillner (1984, Allgemeines zur Literaturtheorie und zur anzuwendenden Methodik; interessant sind hier vor allem die Beiträge von HJunker, M.Metzeltin und B.Spillner), Schweizer: Grammatik (1981) und Schweizer: Texte (1986). 129 Fohrer u.a.: Exegese, (1973) 5. Aufl., 1989. 130 Wanke in: Fohrer u.a.: Exegese, 58. Es ist falsch, wenn B.Willmes meint, nach diesem Modell kämen die Erkenntnisse der sprachlichen Analyse für die Literarkritik zu spät (Willmes: Exegese, 70). F.Huber, der in dem Erlanger Methodenbuch den Paragraphen "Literarkritik" erarbeitet hat, macht ausdrücklich darauf aufmerksam, daß das von ihm vorgestellte Verständnis von Literarkritik vom "herkömmlichen" wesentlich abweiche (Huber in: Fohrer u.a.: Exegese, 47), weil in ihm von vornherein weder die Kategorie "echt/unecht" noch das Problem der Quellenzugehörigkeit eine Rolle spiele (vgl. in kritischer Auseinandersetzung zu dieser von W.Richter entwickelten Auffassung L.Schmidts demnächst erscheinenden Artikel "Literarkritik" in der TRE). Als methodische Kriterien werden von Huber ausdrücklich genannt: inhaltliche Widersprüche, unterschiedliche Terminologie, syntaktische Spannungen (Huber in, Fohrer u.a.: Exegese, 53). Dies aber sind Kriterien, wie sie nicht anders die sprachliche Analyse entwickeln könnte. Genauso sind nach Hubers Modell auch Ergebnisse der Textpragmatik bereits berücksichtigt (vgl. Willmes: Exegese, 73). Es handelt sich bei dem "Erlanger Modell" in der Praxis also um ein Wechselspiel der Methodenschritte,

0.3.1 Anmerkungen zur gegenwärtigen Methodendiskussion

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Nun hat H.Schweizer darauf aufmerksam gemacht, daß viel stärker als bisher Syntax, Semantik und Pragmatik getrennt werden müßten 131 . Dazu gibt er dem Exegeten ein umfangreiches Methodenarsenal an die Hand. Wichtig an Schweizers Ansatz ist dabei die Einsicht, daß sich Ausdrucks- und Bedeutungsseite nicht streng voneinander trennen lassen. Grundsätzlich ist der genannte Dreischritt ein Zirkel, der durch die Tatsache bedingt ist, daß Untersuchungsobjekt (Text) und Untersuchungsinstrument (Sprache) derselben Ebene angehören132. Das heißt auch: Ohne ein "Vorverständnis" kann niemand an einen Text herangehen. Dies wird auch in Schweizers Modell deutlich: Beim "Vor-Schritt", der Gliederung eines Textes in "Sätze" oder "Äußerungseinheiten"133 ist bereits ein VorWissen über die syntaktischen und semantischen Zusammenhänge erforderlich. Es ist von da her ungerechtfertigt, wenn Willmes Schweizer vorwirft, er lege das vage Kriterium der "ausreichenden Kompetenz des Lesers" zugrunde134. Schließlich setzt auch der Methodenkanon von Willmes eine bestimmte Kompetenz voraus, indem er die Ergebnisse der sprachlichen Analyse zu Kriterien der Literarkritik machen möchte. Wo anders aber leiteten sich diese Ergebnisse her als aus der Vorarbeit eines "kompetenten Lesers" (wie auch immer man diesen definieren mag)? Das durchaus berechtigte Anliegen Schweizers findet zum Teil Aufnahme in dem dieser Arbeit zugrundegelegten methodischen Konzept. Vieles wird jedoch weitgehend ausgeklammert, da der zu erwartende Ertrag für die aufgeworfene Fragestellung zweifelhaft ist, bzw. in keinem Verhältnis zum Einsatz stünde135.

0.3.2 Anmerkungen zum Verfahren Zur Textkritik: Bei einigen der Analysekapitel wird die enorme Länge der textkritischen Erörterungen auffallen. Dies ist in jedem Fall angemessen. Der Ezechieltext gehört - wie die Forschung seit langem erkannt hat - zu den am meisten angefochtenen des Alten Testaments. Ähnlich wie im Jeremiabuch sind gravierende Unterschiede zwischen masoretischer und griechischer Überlieferung feststellbar, welche sich nicht nur als einfache Verschreibungen erklären lassen. Eine eingehende Diskussion der Probleme erweist sich so in vielen Fällen als unbedingt notwendig. Hinzu kommt außerdem, daß sich aus einigen der textkritischen Entscheidungen weitreichende Konsequenzen für die Klärung des Textverständnisses ergeben136. Eine gut abgesicherte Diskussion der Probleme ist deshalb unabdingbar. Neuere exegetische Arbeiten haben zudem das Problem des "nicht sinnvollen Textes" neu aufgeworfen, indem sie von der These ausgingen, vieles, was bislang aufgrund

131 132 133 134 135 136

Anlage des Buches (es handelt sich ja in erster Linie um ein didaktisch orientiertes Werk!) vielleicht nicht in der wünschenswerten Deutlichkeit zutage tritt. Schweizer: Grammatik, Schweizer: Texte. N.B.: Das Problem kann auch dann nicht vermieden werden, wenn es sich um eine künstliche Metasprache handelt! Vgl. dazu die eingehende Diskussion in Schweizer: Grammatik, 17-28. S. dazu S.22. Willmes: Exegese, 72f. Vgl. etwa allein die Bestimmungen zum Problem der Illokution (Schweizer: Grammatik, 88-109). Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Ez 28,11-19 werden.

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dieses Kriteriums geändert worden sei, könne beibehalten werden, weil sich diesen Stellen dennoch ein akzeptabler Sinn abgewinnen lassen könne137. Ohne eine begründete Auseinandersetzung mit deren Ergebnissen repräsentiert die Textkritik nicht "den Stand der Forschung". Die Literarkritik geht rein äußerlich nach bekannten Prinzipien vor. Im Einzelfall wird jedoch die Anregung von B.Willmes138 aufgegriffen, stärker die Erkenntnisse bereits der sprachlichen Analyse zu berücksichtigen. Da es sich bei allen Texten des Ezechielbuches um Reden handelt, bringt eine genaue Untersuchung der Redestruktur oft entscheidende Hilfen für die literarkritischen Entscheidungen. Auch syntaktische Erwägungen werden aus demselben Grund gegebenenfalls vorgezogen. Ausgangspunkt der an die Literarkritik sich anschließenden Exegeseschritte ist stets der gewonnene "einfache Text". Wie jedoch Zimmerli und Hossfeld deutlich gemacht haben, kommt man ohne eine Berücksichtigung der "Makrostruktur"139 nicht zu Ergebnissen, die dem Ezechielbuch angemessen sind. Darum muß in besonderem Maß die Verbindung von Literar- und Redaktionskritik deutlich gemacht werden. Auf keinen der beiden Arbeitsschritte kann jeweils verzichtet werden. Zur sprachlichen Analyse: Im Zusammenhang mit diesem Schritt wird der Text in "Äußerungseinheiten" (ÄE) gegliedert, die sich zweckmäßigerweise an der vorgegebenen Verszählung, nicht jedoch an der masoretischen Versteilung orientiert. Einzelne ÄE werden also immer mit Verszahl in arabischen Ziffern und beigesetztem Kleinbuchstaben bezeichnet140, nicht jedoch durch Vorsetzen von "v", um die Unterscheidung von der literarkritischen Unterteilung deutlich werden zu lassen. Zum Begriff "Äußerungseinheit", der gegenüber der Benennung "Satz" bzw. "Sätze" wegen seiner schärferen Faßbarkeit in der vorliegenden Arbeit bei der Textgliederung Verwendung findet, vgl. H.Schweizer141. Uber das dort Gesagte hinaus sind folgende Punkte festzuhalten: a. Infinitivkonstruktionen mit entleerter Bedeutungskomponente werden nicht abgetrennt (klassisches Beispiel: vielmehr als Redeweiser verstanden. b. Vokative haben immer aufmerksamkeitserregende bzw. redekontakterhaltende Funktion. Bereits in der Umgangssprache wird deutlich, daß solche Äußerungen als "satzähnlich" verstanden zu werden pflegen. Dasselbe gilt für jede Art von Ausrufen. Demzufolge müssen rnn, nxn oder die ezechieltypische Anrede cnx~"p als eigene ÄE verstanden werden. c. Das Problem von Schachtelsätzen wird so bearbeitet, daß ein übergeordnetes "Syntagma" gekennzeichnet und eingeschobene Hypotaxen entsprechend notiert werden. Dadurch ist es weitgehend möglich, ohne Differenzierung mit Indexziffern auskommen zu können142.

137 Im Bereich der FVS des Ezechielbuches sind dies vor allem die Dahood-Schüler H.J.v.Dijk und L.Boadt gewesen. 138 Willmes: Exegese. 139 Vgl. Hossfeld: Untersuchungen, 30. 140 Dies bedeutet, daß es Texte geben kann, in denen lediglich eine Äußerungseinheit ...a begegnet, zum Beispiel: 25,1 ist ÄE la, da "ßxb nicht als syntaktisch selbständige Größe bezeichnet wird. 141 Schweizer: Grammatik, 31-39; Kriterien für die Abgrenzung finden sich dort auf S.31f. 142 Schweizer: Grammatik, 32.

0.3.2 A n m e r k u n g e n z u m V e r f a h r e n

23

Im übrigen besteht die sprachliche Analyse im wesentlichen aus Überlegungen zur Syntax, zur Semantik und zur Struktur. In diese Überlegungen eingebettet sind die üblicherweise vorgenommenen Betrachtungen zu Stil, Wortgebrauch und literarischem Horizont. Dabei kommt dem Abschnitt Semantik eine besondere Rolle zu. Hier soll das jeweilige Bedeutungssprektrum der einzelnen Begriffe eines Textabschnitts untersucht und hinsichtlich seiner besonderen Aussagerichtungen im Zusammenhang befragt werden. Dabei werden allerdings nur diejenigen "Seme" betrachtet, die besondere Problemfragen aufwerfen könnten. Immer spielt hier auch der Konkordanzbefund im Zusammenhang der Ezechielüberlieferung eine wichtige Rolle. Der Frage, wie sich der Sprachgebrauch im Verhältnis zu dem des übrigen Buches verhält, wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Zusammenhang wird ein Verfahren angewandt, das von einem bestimmten Grundbestand an sogenannter "echter Ezechielüberlieferung" ausgeht. In der Regel werden hierfür die Erkenntnisse Zimmeriis und Fohrers herangezogen, weil man davon ausgehen kann, daß diese Forscher eine Art "Maximalkonsens" in dieser Frage formuliert haben. Mit anderen Worten: Wenn sich herausstellt, daß ein Text keine signifikanten Unterschiede im Sprachgebrauch, in seinem zugrundeliegenden Vorstellungshorizont oder in seiner Struktur zu jener als "echt ezechielisch" vorausgesetzten Textbasis aufweist, so kann er mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Propheten selbst zurückgeführt werden. Entsprechendes gilt jedoch im umgekehrten Fall, sogar mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit 143 . Der Einwand, daß es sich hierbei um einen Zirkel handeln könne, muß in Kauf genommen werden. Diese Art des Verfahrens wird aber im übrigen in allen Untersuchungsbereichen alttestamentlicher Literatur seit Wellhausen angewandt 144 . Auch wenn man das Recht der Literarkritik grundsätzlich bestreitet, so bleiben wohl kaum weitere Möglichkeiten, um das Problem der Frage nach dem Verfasser (und damit nach der Verkündigungsintention!) einigermaßen begründet in den Griff zu bekommen. Es erübrigt sich, auf weitere exegetische Schritte näher einzugehen, da sich in dieser Hinsicht kaum Unterschiede zu dem oben genannten "Erlanger Modell" finden.

143 Gerade deshalb sind Fohrer und Zimmerli als "Referenzpositionen" gewählt worden, weil sie allgemein als "konservativ" bzw. "vermittelnd" angesehen werden (vgl. z.B. die Ausführungen bei Lang: Ezechiel): Wenn sich wahrscheinlich machen läßt, daß einer der untersuchten Texte deutliche Unterschiede zu Ezechiels eigener Sprache aufweist, so liegt der Schluß nahe, daß er nicht auf den Propheten selbst zurückgehen kann. 144 Jüngst hat C.Hardmeier gegen W.Werner (der seine Entscheidungen vor allem mit Hilfe stilistischer Analysen und Erwägungen zum Vokabular vorgenommen hat [Werner, 12]) polemisiert, seine Arbeitsweise zeuge von einer "positivistische[n] Überschätzung von Sprachbefunden" (Hardmeier: Jesajaforschung, 14). Diese Anschuldigung kann nicht unwidersprochen stehenbleiben: Seit dem Aufkommen der Literarkritik ist mit Hilfe von "Sprachbefunden" für oder gegen die Einheitlichkeit von Texten, ja sogar für oder gegen die Quellenzugehörigkeit ganzer Überlieferungsstränge argumentiert worden. U m Werners Arbeit zu hinterfragen, bedarf es weit besser durchdachter Argumentationen!

24

Einleitung

0.3.3 Zum Aufbau der Arbeit Im Ezechielbuch folgen die Texte der FVS einer klaren Gliederung: Die Kapitel 25 bis 28 richten sich an die unmittelbaren Nachbarn Israels (Ammon, Moab, Edom/Seir, Philistäa, Tyrus und Sidon) und 29-32 an Ägypten als der neben Babylonien zur Zeit des Unterganges Judas wichtigsten politischen Macht mit Einfluß auf Palästina. Um Struktur und Funktion der FVS des Ezechielbuches erfassen zu können, ist es notwendig, die Anlage der Sprüche zu berücksichtigen. Natürlich kommt den Tyrus-Texten dabei eine besondere Rolle zu, da deren Textbestand nach den Ägypten-Worten den größten Umfang aufweist. Dem soll dadurch Rechnung getragen werden, daß dem ganzen Kapitel 28 ein ausführlicher Untersuchungsgang gewidmet wird. Dies liegt allerdings auch an anderen Gründen: Ez 28,11-19 hat von allen Texten der FVS des Ezechielbuches die größte Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren, da man hier einen Text zu finden glaubt, der mit der Überlieferung über Erschaffung und Sündenfall des ersten Menschen in Gen 2f zusammenzuhängen scheint 145 . Nur am Rande kann allerdings auf die Prachtschiff-Qina in Ez 27* eingegangen werden: Eine ausführliche Darstellung der Untersuchungsergebnisse würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Darum wird Kapitel 2 dieser Untersuchung auch eine völlig andere Gestalt haben als die übrigen Analyseteile, weil hier nur die Herausarbeitung des ursprünglichen Klageliedes wiedergegeben werden soll. Zur Frage nach Funktion und Intention der FVS trägt der Text wenig bei. Andererseits aber ergeben sich aus den text- und literarkritischen Erörterungen einige Hinweise auf die redaktionelle Arbeit an den FVS, weshalb nicht völlig auf eine Darstellung zu Ez 27 verzichtet werden kann 146 . Aus dem anderen großen Komplex, den Ägyptenworten, wird Ez 29 exemplarisch herausgegriffen, an dem sich wichtige Fragestellungen zeigen lassen. Die "Worte gegen die unmittelbaren Nachbarn Israels" müssen demzufolge auch in Auswahl behandelt werden. Wie die Analyse ergeben hat, sind besonders das Wort gegen Ammon und der erste Tyrusspruch (26,1-5a, vgl. 1.3.2) interessant. Die Analyse des Ammonwortes wird ausführlicher, die des Tyrustextes überblickshaft vorgetragen. Aus diesen Überlegungen ergibt sich folgendes für den Aufbau der Untersuchung: 1. Ez 25,1-5 und Ez 26,1-6 liefern Hypothesen über die Funktion der "kleinen Einheiten".

145 Im einzelnen zu dieser Fragestellung vgl. zu 3.2! 146 Um dennoch die Linien der Interpretation andeuten zu können, soll eine Übersetzung des ursprünglichen Klageliedes dieses kurze Kapitel beschließen.

0.3.3 Zum Aufbau der Arbeit

25

2. Ez 27*: Die Qina ist eine in den FVS häufiger verwendete Gattung. Hier interessiert vor allem die literarische Weiterarbeit. 3. 28,1-10 und 28,11-19 sind in der Forschung sehr umstritten. Eine genaue Exegese zu diesen Texten könnte einen Beitrag zu den aufgeworfenen Fragestellungen liefern. Kap. 3 führt exemplarisch die Methodik der Untersuchung vor, weshalb es sich hier um den umfangreichsten Untersuchungsgang handelt. 4. Ez 29,1-16: Aus der Analyse dieses Abschnittes dürften sich wesentliche Erkenntnisse zu den Ägyptensprüchen des Ezechielbuches ergeben 147 . Anhangsweise wird auch auf Ez 29,17-21 eingegangen werden, das für die Frage nach der Dauer der Verkündigung Ezechiels in der Forschung von nicht unbedeutendem Gewicht ist. 5. Ein eigener Untersuchungsgang zu Ez 28,20-26, das seit langem als Ergebnis eines längeren Wachstumsprozesses erkannt ist, dient der Erhellung der FVSRedaktion(en). Es läßt sich zeigen, daß mit Hilfe dieser Untersuchungen ein fast vollständiges Bild zumindest vom Komplex Ez 25-29 zu gewinnen ist, vor allem hinsichtlich der wesentlichen Fragestellungen nach ursprünglicher Funktion der Texte und Intention der Verfasser. Von da ausgehend lassen sich vorsichtige Schlüsse ziehen auf die übrigen FVS und auf die redaktionelle Einbindung der Texte ins Ezechielbuch. Diese Schlußfolgerungen finden sich dann in Kapitel 6: "Zusammenfassung". In einem "Ausblick" am Ende der Arbeit werden weiterführende Hypothesen und ungelöste Probleme angesprochen.

147 Es sei nur darauf hingewiesen, daß zu Ez 30,1-19 eine ausführliche Untersuchung von F.L.Hossfeld (in: Hossfeld: Untersuchungen) vorliegt, so daß auf eine Darstellung der Analyse verzichtet werden kann. Ez 31 fällt wegen seines besonderen Charakters aus den übrigen Ägyptensprüchen heraus. Zu diesem Kapitel könnte sich eine eigene Studie als lohnend erweisen. Auf die Ergebnisse zu den übrigen Texten wird an gegebenem Ort verwiesen.

1. Worte gegen die Nachbarn Israels (Ez 25,1-26,6) In seinem großen Kommentar erhebt Zimmerli die Forderung1, man müsse die Aufgliederung des Ezechielbuches in 52 Worteinheiten für die Auslegung berücksichtigen. Seine wichtigsten Kriterien für die Abgrenzung sind WEF 2 (welche fast immer den Beginn einer neuen Redeeinheit markiere3) und Datumsangabe4. Zwar finde sich im Ezechielbuch die Datumsangabe zumeist mit der WEF verbunden5, manchmal jedoch leiteten Datierungen auch Visionen6, einmal einen kurzen "Geschehnisbericht" ein7. Andererseits aber fehlten am Beginn von Ez 19 und 37 entsprechende "Eingangsmerkmale"8, obwohl sich diese Kapitel deutlich als selbständig vom Vorausgehenden trennen ließen. Außerdem müßte man 11,1-13 und 11,14-21 aus der großen Visionsschilderung 8-11 herauslösen, so daß "sich im Grunde 52 Worteinheiten zählen" ließen9. Hossfeld ist hinsichtlich dieser Kriterien Zimmerli im wesentlichen gefolgt. Nach ihm sei die WEF "das wichtigste Anfangssyntagma"10 und bestimme Anfang und Ende von Texten, "indem sie in der Sukzessivität des Buches jeweils einen neuen Textanfang" setze11. Ganz im Sinne Zimmeriis werden aber auch die fünf Visionsberichte12 als "Großkompositionen" angesehen13; auch die Datierungen signalisieren einen Neuanfang14, so daß "sich das Ezechielbuch in 52 Einheiten bzw. klar abgegrenzte Makrotexte" aufteilt; "jede weitere Analyse muß von diesen

1 2 3 4 5

6 7 8 9 10 11 12 13 14

Zimmerli: BK, 38*f. Dazu vgl. den Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." (S.57-73)! Ausnahmen seien 12,8; 17,11; 21,6: Hier werde die jeweils vorausgehende Bildrede (17,110; 21,1-5) bzw. Zeichenhandlung durch ein "Wortereignis" werde (Zimmerli: BK, 38*). Auf das Problem der Datierungen wird im Zusammenhang mit 29,1 eingegangen werden. Allerdings meist nicht in der von Zimmerli behaupteten Gestalt "^X n w -Q"T TPI (Zimmerli: BK, 38*), sondern, wie er später im Kommentar richtig feststellt, mit einer leichten Umbildung (Zimmerli: BK, 88). 8,1; 40,1; evtl. auch 1,3. 33,21f. Vgl. Zimmerli: BK, 38*! Zimmerli: B K 38*. Zimmerli: BK, 39*. Hossfeld: Untersuchungen, 27. Hossfeld: Untersuchungen, 27. Hossfeld: Untersuchungen, 30. Vgl. Hossfeld: Untersuchungen, 27-29. Hossfeld: Untersuchungen, 30.

1. Worte gegen die Nachbarn Israels (Ez 25,1-26,6)

27

Einteilungen ausgehen15. Nach diesem Grundsatz repräsentieren die in Ez 25 vorliegenden Worte in ihrer Gesamtheit einen Vertreter jener "Makrotexte" des Ezechielbuches, der gesondert vom Kontext und als ganzer untersucht werden muß. Bei näherem Zusehen zeigt sich jedoch eine schwierigere Problemlage: Eine Redeeinheit 16 sollte folgenden Kriterien genügen: (relative) Geschlossenheit des Aufbaus, Identität von Sprecher und Adressat, Einheitlichkeit des Themas oder aber folgerichtige Entfaltung eines solchen und Formulierung eines Ergebnisses. Dies ist in Ez 25 aber nicht gegeben: Nach der recht umfangreichen Redeeinleitung (v 13b einschließlich BF) erwartet man eine durchgehend als Jahwewort gestaltete Anrede an die "pD5> Dieses Wort endet aber bereits in v 5. Zwar scheinen in v 6f dieselben Adressaten angesprochen, doch setzt v 6 unverkennbar neu ein. Noch einmal (v 10) werden dann die Ammoniter erwähnt. Dies wirkt aber merkwürdig, da der Kontext ein Wort gegen Moab17 ist. Auch kann man feststellen, daß sich nur in den v 3-7 eine direkte Anrede an die Ammoniter findet. Die Frage, wer denn dann Adressat der Worte von v 8-17 sei, läßt sich nicht dadurch lösen, daß man in Ez 25 einen "Makrotext" zu finden glaubt: In diesem Falle müßte man nämlich von der merkwürdigen Annahme ausgehen, daß als Adressaten dieses "Makrotextes" stets die Ammoniter im Blick wären - anders ließe sich das syntaktische Gefüge von Einleitung (v l-3a) und Folgetext nicht deuten. Ohne die Bedeutung der Ansätze Zimmeriis und Hossfelds abwerten zu wollen, wird doch deutlich, daß ohne weitere Abgrenzungen "kleiner Einheiten" nicht zurechtzukommen ist18. Außerdem fragt sich, wieso 26,1-6 nicht ebenfalls zum "Makrotext" Ez 25 gehören solle. 26,1 ff wird zwar ebenfalls durch eine WEF (sogar mit Datumsangabe!) eröffnet, doch hat 26,1-6 - und das nicht nur auf den ersten Blick! - mit einigen Textstücken aus 25,1-17 strukturell mehr gemein als mit den nachfolgenden Texten: Da ist zum einen die Form des Wortes, die, ähnlich wie in Kap. 25 zu beobachten, durch die Konjunktionen I V und "pb in zwei Abschnitte gegliedert ist. Zum andern folgt auf die zweite Konjunktion - wie in 25,13.16 - eine BF. Drittens wird an "ly - ähnlich wie in 25,3.8 - ein Zitat des Adressaten der nachfolgenden Unheilsankündigung angeschlossen. Und schließlich schließt auch 26,1-6 - genau wie die Worte in 25 - mit einer formelhaften Wendung19. Obwohl die WEF eine besonders deutliche Zäsur markiert, muß die Literarkri-

15 16 17 18

19

Hossfeld: Untersuchungen, 30. Wenn man diesen Begriff als Teil des Oberbegriffes "Text" verstehen will im Sinne von Richter (vgl. Richter: Exegese, 49-72), so wird das Gemeinte noch deutlicher. Zur doppelten Adressatenangabe in v 8 vgl. die textkritischen Erörterungen! Weder Zimmerli noch Hossfeld sind der Meinung, daß literarkritische Operationen unterhalb der "Makrotextebene" auszuschließen wären. Es geht beiden vielmehr darum, daß das kompositionelle Prinzip deutlich werden kann. Deshalb stellt Hossfeld: Untersuchungen, 30, auch die Forderung, daß "Teilkomplexe [...] zuerst bezüglich ihres Standortes in einer der 52 Einheiten geortet werden" müssen. Zur Literarkritik von 26,6 s.u.! Auch wenn v 5b.6 sich als ergänzt erweisen sollten, schlösse der Text in 26,5a/? mit einer formelhaften Wendung (vgl. auch 25,14b/?!).

28

Worte gegen die Nachbarn Israels

tik dennoch nach den Grenzen des kleinsten Textstückes und nach seinen Bezügen zum Kontext fragen20. Die WEF ist also nicht alleiniges Kriterium für Textabgrenzung. Wie der Vergleich zeigt, liegt in Ez 25 ein Fall vor, wo über die Grenze einer WEF hinaus engere Verbindungen zum Kontext bestehen. Deshalb spielt bei den folgenden Überlegungen auch das Stück 26,1-6 eine wichtige Rolle. Innerhalb von Ez 25 muß man also nach weiteren textgliedernden Elementen fragen. Die BF etwa eröffnet fast immer21 einen neuen Redegang. Dieser Redegang ist jeweils klar gegliedert in einen ersten Teil, der mit l y eingeleitet wird, und einen zweiten, dessen Beginn die Konjunktion "pb bildet. Diese kleineren Redeeinheiten werden jedoch nicht nur durch die BF, sondern auch durch andere Formeln voneinander abgegrenzt: Viermal bildet die EF, einmal die GSFn einen Abschluß. So lassen sich fünf strukturell ähnliche Textstücke und ein anders geartetes aus der Großeinheit 25,1-17 herausarbeiten: 3b-5.6f.8-ll. 12-14.15-17 bilden die ähnlichen Stücke; l-3a steht diesen Texten gegenüber. Dieses Zwischenergebnis bildet im folgenden die Basis der Untersuchung, die sich auf die Texte gegen Ammon konzentriert. Allerdings wird in Text- und Literarkritik das Ganze in den Blick genommen. Im letztgenannten Untersuchungsschritt wird dann nach dem Verhältnis der Textstücke 3b-5 und 6f einerseits und 13a andererseits zu den übrigen Texten des Kapitels gefragt werden.

20 Das Pauschalurteil, Ez 25 sei im Vergleich zu den folgenden Texten der FVS "out of character" (Geyer: Mythology, 131) vermag allein schon wegen der angesprochenen Beobachtungen nicht zu überzeugen. 21 Ausnahmen stellen v 13 und v 16 dar.

1.1 Text- und Literarkritik zu 25,1-17 1.1.1 Textkritik v 3: (vgl. BHS Anm. a!) - Elliger (BHS) und Bewer (BHK) vermuten eine Zufügung des h rtx im MT und verweisen auf den ursprünglichen Text von G 22 , der die Gottesbezeichnung nicht enthalten habe (BHK führt zusätzlich die Vetus Latina [nach Dold] an 23 ). Es handelt sich bei dieser Stelle um eines der klassischen Probleme der Ezechielforschung, nämlich das der "Gottesbezeichnungen im Ezechielbuch". (Ende des folgenden Exkurses: S.34)

EXKURS: GOTTESBEZEICHNUNGEN IM EZECHIELBUCH 2 4

Wenn von einem "Problem der Gottesbezeichnungen" im Ezechielbuch die Rede ist, muß man sich darüber im klaren sein, daß hier im wesentlichen zwei voneinander abhängige Fragenkreise angesprochen werden. Der eine von beiden, nämlich der der Textkritik, läßt sich grob so umreißen: Während der MT sehr häufig die Verbindung ¡nrp "^tx liest, findet sich an vielen dieser Stellen im Text der G nur einfaches Kvpcoq. Das damit aufgeworfene Problem des ursprünglichen Textes25 läßt sich jedoch nicht auf eindeutige Art und Weise lösen26, weil damit der zweite Fragenkreis, nämlich der der geprägten Sprachmuster27,

22 Mit dem Ausdruck "ursprünglicher Text von G" wird die nach textkritischer Arbeit hergestellte Textgestalt der Septuagjnta bezeichnet. Dabei kommt der Gewichtung der griechischen Textzeugen große Bedeutung zu. In dem vorliegenden Fall sieht dies so aus: Mit dem Begriff "ursprünglicher Text der G" ist der Text bezeichnet, der mit Hilfe des "B-Textes" (benennt die mit dem Kodex Vatikanus gehenden griech. Zeugen [vgl. die Ausführungen Zieglers, in: G, 23-28], unter denen der Chester-Beatty-Papyrus [für die FVS: John-H.-Scheide-Papyrus] eine hervorragende Position einnimmt [dazu Ziegler: 967], des alexandrinischen Textes (um den Kodex Alexandrinus als Hauptzeugen [vgl. Ziegler, in: G, 29-32]) und wichtiger Teile der hexaplarischen (eine Überlieferung im Umkreis des Kodex Marchalianus, der von Origenes in seiner Hexapla verarbeitet wurde [vgl. Ziegler, in: G, 32-44]) und der Lukian-Rezension (eine Textüberlieferung aus dem syrischen Raum [vgl. Ziegler, in: G, 44-57]) hergestellt wurde. 23 Mit Recht weist Zimmerli: BK, 584, auf ein Versehen Zieglers im kritischen Apparat zu G (G, 206) hin, der als Textzeugen u.a. den Würzburger Kodex (Siglum in G : L a w ) anführt, welcher aber das fragliche Textstück nicht enthalten hat. Korrekterweise müßten La s (St.-Gallener-Fragmente) und L a c (Konstanzer Kodex) genannt werden (Ziegler ordnet in G, 13f, die entsprechenden Textpassagen zu). 24 Vgl. dazu: Baumgärtel: Gottesnamen; Jenni: Jahwe (Lit.!); Schmidt, Werner H.: ,ae löhim; Zimmerli: BK, 1250-1258 ("Exkurs I: Der Gottesname im Buche Ezechiel"). 25 M.W. zum ersten Mal von C.H.Cornill aufgegriffen (vgl. seinen entsprechenden Exkurs: Cornill, 172ff!). 26 Diese Feststellung galt nicht schon immer: Als vor etwa hundert Jahren die erste Phase kritischer Reflexion über die literarische Entwicklung des Ezechielbuches einzusetzen begann, geschah dies zuerst beim Text des Buches, den man als "schlecht erhalten" ansah (z.B. Smend: KEH 8, XXIX). Cornill, der wohl als erster den Wert der G für die textkritische Arbeit am Ezechielbuch erkannt hatte (allerdings greift er hierfür die

30

Worte gegen die Nachbarn Israels

untrennbar verbunden ist 28 . Mit den folgenden Ausführungen soll versucht werden, im wesentlichen auf beide Fragenkreise so einzugehen, daß auch der Ertrag für die Fragen der Textkritik deutlich werden kann. 1. Das angesprochene textkritische Problem ist Teil der sehr schwierig zu beurteilenden Fragestellung, die durch die G-Überlieferung aufgegeben ist. Diese ist nämlich in sich selbst uneinheitlich! Der Vatikanus30 als Hauptzeuge bietet ein disparates Bild 31 : Überwiegend liest er an Stellen, wo der MT nirT"1 bietet, nur einfaches Kvpu was already in the Ezekiel text by the time that the book was translated into Greek" (McGregor, 77). McGregor setzt sich des weiteren mit den Argumenten gegen die Ürsprünglichkeit der Gottesbezeichnung auseinander und kommt zu dem (überzeugenden) Ergebnis, daß "the originality of the form < ' [... bis zum Versende eigene Formulierung {v 12}] "Ob + BF ' r r o m tmx-^y "niMi [... eigene Formulierung bis zum Versende {v 13}] [Abtretung {"inj"} der Rache Jahwes {"TiDp3"} an Israel, welches an Edom {"Dnxa"} vollstrecken { " n W } soll. Folge: Erfahrung der Rache Jahwes { "^Dpr}] GSFn

BF + 1»Dpi i c p r i ropro QTiübD mrav [... bis zum Versende eigene Formulierung {v 14}] 13b + BF Triam D"wbs~bv rro-n ^ r r

[Jahwe vollstreckt {"nun»"} große Racheiaten niDpr'}. Folge: Erfahrung Jahwes, indem er seine Rache {"TiDpi"} an ihnen {"DD"} ausführt p n r a " } ]

D i e Gegenüberstellung zeigt, daß die Annahme literarischer Abhängigkeit sehr nahe liegt 176 , da man die Übereinstimmungen und Abweichungen nicht mehr als zufällig ansehen kann: An allen Stellen, die nahezu wörtlich übereinstimmen bzw. an denen Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind, bietet das PhilisterWort den jeweils einfacheren Text 177 . Dazu tritt die Auffälligkeit in der Abwandlung der Erfahrungsaussage: Im Handeln Israels kann Edom keine Jahwe-Erfahrung machen, sondern nur die Macht seiner Rache ablesen. Weil aber das Rachehandeln in dem folgenden Wort ganz allein in der Hand Jahwes verbleibt, wird Jahwe von den Philistern erfahren werden. Indem an die E F die Infinitivkonstruktion in deutlicher Beziehung zu v 14aaj angeschlossen ist, wird diese Beziehung beider Texte zueinander und die Abhängigkeit des Philisterwortes vom Edom-Wort klar ersichtlich 178 . - D a ß bei dem letztgenannten Text eine bewußte literarische Gestaltung vorliegt, zeigt sich schließlich an der Aufnahme von Elementen aus weiteren Stücken von Kapitel 25: am Anschluß mit "O^H + Partizip, am Anschluß an R E 4 5 und am Gebrauch des Verbums "QX (vgl. v 7). Somit könnte in v 15-17 der zuletzt entstandene Abschnitt von Ez 25 gesehen werden 1 7 9 . 1 8 0

176 Gegen Zimmerli: BK, 595. 177 Vgl. nur den Unterschied im Anschluß an die jeweils zweite BF! 178 Nach Höffken: Untersuchungen, 95, sollen Edom- und Philisterwort aus einer Hand stammen. Die Argumentation hierfür aber widerlegt Höffken selbst, weil er deutliche Unterschiede zwischen beiden Texten feststellt. 179 Interessant ist darüber hinaus auch, daß mit der Wendung obiv riD'X eine Beziehung zum Edomkapitel (35,5 [!]) hergestellt wird, ebenso auch durch den Begriff m x w , der nur noch in 9,8 und 11,13 im Eigenwort des Propheten und in 36,3-5 (ter) vorkommt. Auch das DTT lirr fällt auf, es begegnet im Alten Testament nur noch einmal, nämlich in Jer 47,7, einem Fremdvölkerwort gegen - Philistäa! 180 Müller, David Heinrich: Komposition, 44, hat die These aufgestellt, Ez 25 sei aufgrund von Zef 2 gebildet worden. Hinsichtlich der deutlich zutage tretenden Differenzen (vgl. Müller, David Heinrich: Komposition, 45) erklärt er z.B., die Abänderung von DTro (Zef 2,3) in bloßes D'RRO (Ez 25,16) "ungeschickt": "die deutsche Nation in Amerika bedeutet doch ganz etwas anderes als Deutschland", wobei Müller verkennt, daß das bei Ezechiel gebrauchte Nomen nicht nur den Landes- sondern auch den Volksnamen

1.1.2.2.1 Die Redestruktur des Kapitels

53

Die nachstehende Abbildung veranschaulicht die auf sehr abstraktem Wege gewonnenen Ergebnisse. Größere Zwischenräume grenzen literarische Einheiten voneinander ab. RE 1 WP.F [v i] R 1: v 2...

[keine SF] ...v 17 [keine SF] ...v 17 SF 3j EF |v5b| ...v 5 SF 4! = SF 3j ...v 5 [keine SF)

R E 2 Sterblicher, richte..., rede prophetisch... und sprich... [v 3aQ)

R 2: v 2a/?... R E 3 j AuR [v 3a/?] R 3j: v 3b... R E 4,

BF [v 3ha,,] R 4y V 3ba, R E 5| Weil du sagst [v 3bOj».) R

5

nxrr RE32

la

" + BF [v 6aQf]

R 3 2 : v 6a/?... RE 3 3

BF [v 8a]

R 3 3 : v 8b... R E 43

RE 3 4

RE 3-

Weil Moab sagt [v 8ha] R 4y V 8b/?

BF (v 12aa|

R 34: v 12a/?... RE 4 4 "pb + BF [v 13aa) R 44: V 13a/?... BF |v 15a«]

R 3 5 : v 15a/?... R E 45

ABB. 1

"p? + BF [v ltoa]

R 45: v 16a/?... Redestruktur von Ez 25,1-17

R

5

lb

roan

R

5

lc

R

"3

5

id

SF 3 2 F.F [v 71)] ...v 7 SF 3 3 RF [v IIb] ...v 11b [keine SFj

S F 3 4 GSFn [v 14b/?| ...V 14

SF 44

£

SF 3 4 ...v 14

SF 3 S HF erw. |v 171)] ...V 17 SF 4S ^ SF 3 S ...v 17

1.1.2.2.2 Das literarhitische Ergebnis 25,1-17 ist literarisch uneinheitlich. Die Stucke v 1-5.6-7.8-11.12-14 und 15-17 müssen jeweils voneinander geschieden werden. Das älteste dieser Redestücke ist das Ammon-Wort in v 1-5. Einleitung und eigentlicher Spruch gehören literarisch zusammen.

darstellen kann: die "Kreter", nicht nur "Kreta". Auch seine Begründung für das ezechielische n ~ gegen das "rax bei Zefanja stimmt nicht: Weil im Zefanja-Wort die Philister an erster Stelle, bei Ezechiel jedoch an letzter genannt würden, habe die "Änderung" hier nicht stattgefunden. Außerdem liege in Ez 25,16 ein Wortspiel mit dem Namen vor. Es ist vielmehr so, daß hier unterschiedliche Verfasser im Ezechieltext am Werk waren. Der Hinweis Müllers führt wohl eher in Richtung Traditionsgeschichte!

54

Worte gegen die Nachbarn Israels

Das Moab-Wort in v 8-11 setzt das schriftlich bereits vorliegende Ammon-Wort voraus. V 10a ist keine Ankündigung, sondern eine deklaratorische Aussage Jahwes. Eine eigene Bildung ist auch das Edom-Wort in v 12-14. Es ist vom Aufbau her verwandt mit 26,1-5 und 29,6b-9a. Es ist denkbar, daß 26,1-5 in formkritischer Hinsicht Modell für die vorliegende Bildung von 25,12-14 gewesen ist und daß zu 29,6b-9a literarische Beziehungen bestehen. 25,12-14 war - in Verbindung bereits mit dem restlichen Spruchmaterial von Ez 25 - Vorlage für den Philisterspruch 25,15-17, der das jüngste Textstück der Worte gegen Judas Nachbarn darstellt. Gleichzeitig (oder vorher?) muß bereits das Ammon-Wort in 6f eingefügt worden sein. Dies könnte notwendig geworden sein, weil der Moab-Spruch in v 8-11 angekündigt hatte, daß der Ammoniter nicht mehr gedacht werden solle bei den Völkern. Dies aber ging aus v 4f nicht hervor. V 6f sollten also v 10b verständlicher erscheinen zu lassen. Ganz zuletzt geriet noch eine Randglosse (in v 7) in den Text, welche die Ankündigungen gegen Ammon zusammenfassen wollte. Die Annahme eines mehrstufigen Wachstumsprozesses von Ez 25 vermag demnach die Entstehung des ersten FVS-Kapitels am besten zu erklären. Hier schließen sich zwei Folgerungen an: 1. Fragt man nach der ursprünglichen Funktion der FVS und nach der Absicht ihrer Verfasser, so liegt es nahe, vor allem die literarisch ältesten Texte genauer zu untersuchen, noch dazu dann, wenn sich die jüngeren Stücke als literarische (Nach-) Bildungen erwiesen haben. Darum werden die v 1-5 genauer untersucht; die übrigen Texte spielen dann erst bei der Beurteilung der Redaktionsgeschichte eine Rolle. 2. In der Literarkritik ist an einer Stelle die formkritische Beziehung zu 26,1-5 deutlich hervorgetreten. Dieses erste Wort aus der Tyrus-Text-Gruppe verdient demnach ebenfalls ein Mehr an Aufmerksamkeit. Es wird im Anschluß an das Ammon-Wort genauer betrachtet werden. So läßt sich ein erster Einblick in die vermutliche Intention des Verfassers (oder der Verfasser?) der (ursprünglichen) FVS gewinnen. Daß dabei der Frage nach der Person des Autors besonderes Gewicht zukommt, dürfte im Hinblick auf die Forschungsgeschichte naheliegen.

1.2 Zum Ammon-Wort: 25,1-5 1.2.1 Sprachliche Analyse und Ermittlung der Struktur 1 . 2 . 1 . 1 ABTRENNUNG VON ÄUBERUNGSEINHEITEN

-ßxb 'bx m i r — m T r i mx-p •pD5> " w b x t m O^W Dirb» x s a m "liD3> ••23b m o x i m m -^nx—m rnm ^:nx 1DXTT3 [3f] ^UHpD-bx [3e] "Pdx T ^ [3h] n m r r sra-bxi [3g] b x i W r m x - b x i rrxn 3e bnr^ 3f raun ^3 3g nbia3 i3bn •n 3h la 2a 2b 2c 3a 3b 3c 3d

4a 4b 4c 4d 4e 4f 5a 5b 5c

isb rramob m p - ^ n b -|3 DrfWPD " D a n arraattro 13 -nnm T"IQ i b a x ' norr 13bn inur rom D'bDJ r m b r n v n x vimi i x x - y a - ß b n o v , 33-nxi Dny-n

Anmerkungen zu den Abgrenzungen: 1. Der Infinitiv constructus in v 1 wird nicht als eigene Äußerungseinheit angesehen. Zwar könnte er als syntaktisch eigenständig beurteilt werden, doch zeigt der semantische Befund eine weitgehende Entleerung: Seine Funktion ist die eines Satzweisers (Einleitung zu wörtlicher R e d e o.ä.). 2. Mit H.Schweizer ist o i x ~ p als aphrastische Äußerungseinheit 1 8 1 zu verstehen und demnach abzutrennen 1 8 2 . D e m entspricht der sonstige Befund im Ezechielbuch, wo diese Morphemverbindung vielfach begegnet, oft in ähnlicher Stellung in vokativischer Funktion. 3. V 3b, der bereits hinsichtlich seiner schachtelartigen Konstruktion aufgefallen war, wird, im Unterschied zur üblichen Weise, so dargestellt, daß das fortlaufende Satzgerüst wie auch die syntaktische Gestaltung der eingesprengten Zitate kenntlich werden können 1 8 3 . 4. Mit Schweizer 1 8 4 ist 4a wegen seiner "sprechkontakterhaltenden Funktion" abzutrennen. 5. V 5a: Dieses überlange Gebilde muß als eine einzige Äußerungseinheit beurteilt werden, wiewohl es das gleichgeordnete Nebeneinander zweier Objektsaussagen auch ermöglichen würde, hier aufzuteilen.

181 Zu diesem Begriff vgl. erstmals Hardmeier: Texttheorie, 179f.l88-193.196-199. 182 "Auch Vokative im Kontrast zur semantischen Botschaft ihrer Umgebung sind als Ä E für sich zu nehmen", Schweizer: Grammatik, 37. 183 Höffken: Untersuchungen, 169, behauptet, das Zitat sei ein auf ein "Ha!" reduziertes Feindzitat. Dies ist falsch: Weder wird irgendwo im Text vom Motiv der Feindschaft geredet (dies wird die Exegese zeigen), noch ist das Zitat "reduziert", wie die o.a. Abgrenzung deutlich zu machen sucht. Außerdem müßte man eine Vorform des Zitates postulieren, womit man in unabsehbare Schwierigkeiten geraten würde. 184 Schweizer: Grammatik, 37.

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Worte gegen die Nachbarn Israels 1 . 2 . 1 . 2 ANMERKUNGEN ZUR SYNTAX

Der Text ist syntaktisch stark gegliedert: Zum einen fallen die bereits erwähnten verschiedenen Redeeinleitungen auf. Auch innerhalb des Komplexes Ä E 3d-5c (R 4) ist eine mehrteilige Durchstrukturierung zu beobachten: Obwohl durch die Verwendung enklitischer Personalpronomina (ÄE 3d.4b.c.d.f) und durch den Gebrauch des Aufmerksamkeitserregers (ÄE 4a) der Zusammenhang des Redestückes deutlich wird, werden durch Subjektwechsel (vor allem in den Ä E [4a.] 4b.5a.5b) 185 dreimal Zäsuren gesetzt. Die erste Zäsur entsteht dadurch, daß der erste Teil von R 4 (er wurde durch I V eröffnet) endet und der zweite (mit 13b am Beginn) anfängt. Die syntaktische Makrostruktur erklärt somit diese Beobachtung. Die nächste Zäsur markiert den Schlußsatz der Ankündigung (ÄE 5a). Dieser Satz fällt außerdem durch seine Länge auf. Interessant daran ist, daß mit Ä E 3d, einem ebenso umfangreichen Gebilde, welches dem Schlußsatz gegenübersteht, die Rede eingeleitet wird. Ä E 3d wirkt insgesamt durch seine "Schachtelsatzkonstruktion" sehr "überladen". Da es sich um den Teil des Textes handelt, also um die Begründung für das folgende, könnte absichtliche Gestaltung der Grund dafür sein: In dreifacher Weise (ÄE 3f-h) hat sich der Angeredete gegen (i>xi ... bx-, ... bx) "Israel" geäußert; Ä E 3e steht deutlich als übergeordneter Satz diesen Äußerungen voran. Also sollte in dem "iv-Teil der Rede eine möglichst umfassende Begründung dargetan werden. Genauso ist im "pb-Teil eine dreifache Ankündigung erkennbar: Während Ä E 4b den übergeordneten Satz bildet, stellen 4c.d, 4e.f und 5a jeweils einen besonderen Aspekt der Ankündigung heraus, was syntaktisch an der jeweils gleichartigen Konstruktion innerhalb dieser Teilstücke erkennbar wird. Die Verwendung des Perfekt consecutivum im "p^-Teil von R 4 (ÄE 4c.d.5a.b) ist bezogen auf das Partizip am Beginn dieses Abschnittes, Woraus sich folgern läßt, daß eine nachzeitige Zeitrelation hergestellt werden soll zu den im IV-Teil begegnenden Aussagen. Hier fehlt eine finite Verbform, welche den Zeitbezug verdeutlichen könnte. Vom l"b-Teil her steht fest, daß die in Ä E 3d geschilderten Umstände gegenüber der Ankündigung vorzeitig sein müssen. Es fehlt jedoch ein Zeitbezug zur Redeeinleitung R E 4. Dies bedeutet, daß die Zitate als "mehrfach gesprochen" gedacht werden, also keinen abgeschlossenen Redevorgang bezeichnen. Sie veranschaulichen demnach die Haltung des Angeredeten, nicht jedoch ein konkretes Verhalten. Im Perfekt stehen BF (ÄE 3c: Formel!) und die Zitatsätze (ÄE 3f-h). Letztere stellen Tatbestände fest, erkennbar an dem assertorischen mit dem jeder von ihnen eingeleitet wird. - Durch die Verwendung von Wortpaaren 1 8 6 im "pi'-Teil der Rede R 4 werden 4c/d, 4e/f und 5a/a als synonyme Parallelismen gestaltet, denen in 4a.b ein offenbar außerhalb dieser Ordnung stehendes Glied vorausgeht. Ähnlich liegt der Fall im IVTeil: Auch hier ist das erste Stück (bis 3e einschließlich) einer Dreiergruppe vorgeschaltet, welche der Anordnung AB-A'B'-A"B" folgt.

185 Die übrigen im Text vorkommenden Subjektwechsel werden in ihrer trennenden Wirkung entweder aufgehoben durch übergeordnete syntaktische Zusammenhänge (z.B. von Ä E 5b nach 5c) oder sind einfach als Folge der Redestruktur erklärbar. 186 - n u n / i n n ^ (4c/d); o r r m - r ö / o r r a m D (4c/d); ibzxyriw^ (4e/f); (4e/f); r m / w (5a/a); e r b w r r a i y i x s Yi"ßi5 (5a/a).

1.2.1.2 Anmerkungen zur Syntax

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Stellt man das zugehörige Metrum 1 8 7 auf, Zweiter Redeteil: j | Erster Redeteil: so ergibt sich nebenstehender Aufbau. Es ist | deutlich, daß IV- und "pb-Teil einander pa¡"Auftakt": "Auftakt": _Hcn "Vorspruch": 3 "Vorspruch": 2 rallelgeordnet sind, wobei die Elemente des 1 + 1 3 + 3 ersten gegenüber denen des zweiten weniger 2 + 2 3 + 3 188 Hebungen haben . Im ersten Teil liegt eine 2 + 3 4 + 3 189 Klimax vor . - Der Rahmen zu dieser Rede - hier ist poetische Gestaltung wohl nicht A b b - 2 Ez 25,1-5: Metrum von R 4 anzunehmen - besteht aus einer Fülle von geprägten Redefiguren, die sich als Formeln oder als typische Wendungen des Ezechielbuches erweisen. Dies ist umso auffälliger, als sich innerhalb von R 4 nichts Derartiges finden läßt. Es ist deshalb notwendig, zunächst nach Gebrauch und Funktion geprägter Wendungen in den FVS im Vergleich zum übrigen Ezechielbuch zu fragen. (Ende des folgenden Exkurses: S.73)

EXKURS: GEPRÄGTE SPRACHSTRUKTUR IN DEN FREMDVÖLKERSPRÜCHEN

Im Ezechielbuch gibt es ein Phänomen, das so in anderen Prophetenbüchern des AT nicht zu beobachten ist: Das vielfache massierte Vorkommen von Formeln. Außerdem findet sich eine Fülle von typischen, feststehenden Wortverbindungen und Sätzen. Ein flüchtiger Blick auf die Texte zeigt sehr unterschiedliche Verwendung dieser "Sprachmuster": Während einige Kapitel nur am Anfang und am Schluß solch geprägtes Gut aufweisen, wirken andere geradezu "überladen". Einige der Wendungen scheinen sich auf gewisse Komplexe der Ezechielüberlieferung zu beschränken, andere kommen überall vor. Gerade in den FVS begegnen Formeln und typischen Wendungen gehäuft. Ist also mit ihrer Verwendung ein besonderes Interesse verbunden? Dem soll im folgenden nachgegangen werden. 1. DIE WORTEREIGNISFORMEL ( W E F )

Die WEF begegnet im Ezechielbuch meist in der Gestalt iDXt> "bx m r r i m * m 1 9 0 , welche bis auf 1,3 und 24,20 nur in den FVS zu finden ist. Seltener kommt die WEF mit perfekti-

187 Nach dem akzentuierenden System. 188 Die Abbildung veranschaulicht, daß leichte Unregelmäßigkeiten vorliegen. Die Zählung der Hebungen erfolgt nach den masoretischen Vorgaben, wonach Maqqef-Verbindungen für gewöhnlich nur einen einzigen Akzent tragen. Deshalb kommt es zu scheinbaren Unregelmäßigkeiten (vgl. 5a/a, wo die offensichtlich parallelen, mit b angeschlossenen, Objekte unterschiedlich beurteilt werden müssen; wahrscheinlich haben die Punktatoren das Verb als dem restlichen Stück vorgeordnet verstanden). Unter Berücksichtigung dieses Aspektes ergäbe sich eine völlig ebenmäßige Gliederung. 189 Bereits diese stilistische Beobachtung läßt Höffkens Einschätzung zweifelhaft werden, hier liege eine "abnehmende Reihung" vor (Höffken: Untersuchungen, 169). Die Zusammenstellung der drei Teile erfolgt vielmehr unter anderen Gesichtspunkten, vgl.u.! 190 In 12,8 und 24,1 treten zwischen die beiden zuletzt genannten Satzteile Zeitangaben.

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Worte gegen die Nachbarn Israels

schem rrrc vor 191 . Die W E F ist ein Charakteristikum des Ezechielbuches 192 , stellt aber eine echte Formel dar, da sie in vielen, voneinander nicht abhängigen literarischen Einheiten begegnet 193 . Die Formel wird im Ezechielbuch ausschließlich als Einleitungsformel zu Redeeinheiten 194 verwendet 195 und steht hier stets allen andern Formeln voran. Deshalb kommt der W E F eine eminente Bedeutung für die Gliederung des gesamten Buches zu 196 ,

191 So mehrmals i.V.m. Datumsangaben (nicht an allen diesen Stellen!): l,2f; 26,1; 29,1.17; 30,20; 31,1; 32,1.17. Die Perfektform begegnet jedoch auch 24,20, weil sie hier in ein Zitat eingebunden und deshalb umstrukturiert wird. Ganz auffällig ist l,2f konstruiert (die Verstärkungsform mit dem Infinitivus absolutus von HTt [in der sonst nur noch in I Reg 13,32 belegten Form ¡"nrj!] ist als Dittographie zu erklären [vgl. V: factum est, S, T: mn, aber auch G: Kai e^eueTo]), da hier - singulär im Ezechielbuch! - der Adressat in der 3. Person steht. Zum Datum vgl. auch zu 29,1! 192 Sie kommt hier am häufigsten von allen alttestamentlichen Büchern vor, 41mal in der "Narrativ-", neunmal in der "Perfekt-Form". 193 Sehr ausführlich auf Vorkommen und Gebrauch der Formel ist P.K.D.Neumann eingegangen (Neumann: Wort); für Einzelfragen sei deshalb auf seine Untersuchung verwiesen. Weiter seien genannt: Bartelmus, 151-154, Gerleman: Wort, Grether, Hossfeld: Untersuchungen, 26-30, Ratschow, 34-36 und Zimmerli: BK, 38*.88-90. - Vgl. auch das unter 3.1.3.2 zur Wortverbindung m i r i m Gesagte! 194 l,2f scheint eine Ausnahme zu bilden: Hier erfordern jedoch literar- und redaktionskritische Überlegungen (vgl. auch Zimmerli: BK, 22f) eine differenziertere Sicht. - In 24,20 wird die Formel atypisch gebraucht, da sie der Prophet innerhalb seiner Rede zur Legitimation seines Wortes als Jahwewort einsetzt. - Auch hinsichtlich 12,8 könnte man fragen, ob hier die Formel wirklich einen neuen Redegang einleitet (Hossfeld: Untersuchungen, 27, behauptet, hier stehe die Formel in "Kontextposition"), da sie ein Jahwewort eröffnet, das als Deutewort einer symbolischen Handlung fungiert. Doch auch hier grenzt die W E F den vorausgehenden Bericht ab von dem nachfolgenden Geschehen: Deutlich wird dies an der in die W E F eingebauten Zeitangabe "ip^X 195 Neumann unterscheidet von der mit Imperfekt konstruierten W E F die perfektische "Wortgeschehensformel" (Neumann: Wort, 193. Neumann würdigt zu wenig, daß auch im Ezechielbuch perfektische Formen vorkommen [vgl. Neumann: Wort, 213 Anm. 3!] und daß einmal nicht mit der l.c.sg. auf den Verfasser verwiesen wird [vgl. Neumann: Wort, 191!]). Dabei legt er Wert auf eine Differenzierung zwischen " m und "iDX (Neumann: Wort, 212f), die zwar grundsätzlich behauptet werden kann, in ihrer Konsequenz jedoch unhaltbar sein dürfte: Neumann meint nämlich, das "iDXb am Ende der W E F habe "die Funktion, das »Geschehen« Qiajä) des Jahwädabar zu modifizieren, es als sprachliches Geschehen zu charakterisieren" (Neumann: Wort, 213). Dieser Auffassung widerspricht jedoch die sonstige Verwendung des Morphems da es mit Formen sowohl von l e x wie auch von "OT verbunden wird, ohne daß ein Unterschied festgestellt werden kann: Vgl. z.B. Gen 8,15; 17,3; 23,3; Jos 1,1; Jes 16,14; Ez 9,11 einerseits und Gen 9,8; 21,22; 31,29; 39,14; Ex 12,1; 32,12; Jdc 15,13; Jer 18,11; Ez 33,24 andererseits. Neumanns Ziel ist es, die Verwendung der "Wortgeschehensformel" im Jeremiabuch einer Stufe der Redaktion zuzuweisen, welche den notwendigen "Abstand zum Reflexionsobjekt" bereits besaß, um eine "systematische Theorie über den göttlichen dabaf, d.h., eine "Worttheologie" entwickeln und sie in ihrer Komposition des Buches zur Geltung bringen zu können (Neumann: Wort, 217). - Auch Zimmerli: BK, 89, fragt, ob "man von einer in den Prophetenkreisen herausgebildeten »prophetischen Wort-Theologie« reden" solle. Er bezieht sich dabei auf die Untersuchung Grethers (Grether, 150-158), der von einer "Hypostasierung" des Wortes spricht. Letzteres geht jedoch - zumindest was die Texte im Buch Ezechiel betrifft - zu weit, da sich hierfür keinerlei Anhaltspunkte finden lassen. 196 Zimmerli hat - wie bereits ausgeführt - weitgehend mit Hilfe dieser Formel das Buch strukturiert; der Aufbau des Kommentars folgt jener vorgegebenen Gliederung in verschiedene Redeeinheiten (vgl. Zimmerli: BK, 38*f). Auch Hossfeld: Untersuchungen,

Exkurs: Geprägte Sprachstruktur in den FVS

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und die anderen Formeln sind daraufhin zu befragen, "in welchem Verhältnis sie zur Wortereignisformel stehen"197. Gerade für die Texte der FVS relevant ist die Verbindung der WEF mit Datumsangaben, was die Vermutung stützt, mit der Formel solle "auch der Hinweis auf den eminent geschichtlichen Charakter und die Ereignishaftigkeit des Gotteswortes" betont werden 198 . Eine wichtige Rolle für diese Deutung der Funktion der WEF spielt dabei das Verb rrn, welches hinsichtlich seiner Verwendung und Bedeutung erstmals von C.H.Ratschow eingehender untersucht1 Q Owurde. Ratschow kam zu dem Ergebnis, daß das Verb "das Werden »^aa wie das Sein" umgreife und deshalb "auf ein 'wirken' hin ausgerichtet" sei . Am Gebrauch spiegle sich diese Spannung: "Mit der ontologischen Realität eines Fluches oder anderer Mächte ist ihre ganz akute stets potentielle Wirksamkeit gesetzt"201, so daß eine Übersetzung "den durch hajah gegebenen Tatbestand immer nur halb zu fassen" vermöge 202 . Ratschows Untersuchung hat forschungsgeschichtlich203 eine eminente Bedeutung erlangt. Ratschows Deutung von rrn ist neuerdings durch R.Bartelmus bestritten worden. Bei seiner Untersuchung der WEF verweist Bartelmus 204 auf Sach 4,6, wo die "stark schematisierende redaktionelle Überarbeitung der Prophetenbücher, die an vielen Stellen den Text um die stereotype Wendung ..3x mrp~~m ^ m ergänzt" habe, "erfreulicherweise [...] zumindest an einer Stelle eine Formulierung übrig gelassen" habe, aus der diese 205 "nicht an der Verwendung von HYH hängt, sondern allein daran, daß das Wort, von dem die Rede ist, das Wort eines, wo nicht des einzigen, mächtigen Gottes ist" (S.151). Warum das Wort rrn überhaupt verwendet werde, liege nur daran, daß die Formel "stets der erzählerischen Einleitung zu einem einzelnen oder zu einer Sammlung von Jahweworten" diene (S.152). Gen 15,4 und I Reg 19,9, wo die Formel nominal mit rram eingeleitet wird, bedeuteten keinen Widerspruch dazu, da diese Form "eher zur Heraushebung von außergewöhnlichen Ereignissen als zum Ausdruck von wiederholten Sachverhalten" diene (S.152). Letzteres sei aber die Funktion in den Prophetenbüchern 206 . Die Ereignishaftigkeit erkläre sich vielmehr von den verwende-

27, bemerkt mit Recht, daß sich mit Hilfe der WEF der Begriff "Text" im Ezechielbuch definieren lasse "als das Redestück, das einer Wortereignisformel zugehört und bis zur nächsten Wortereignisformel reicht." Nur werden sich durch diese Bestimmung natürlich Probleme ergeben, da man einerseits die Verquickung der Daten in die umgestaltete WEF beobachten kann, andererseits jedoch festeilen muß, daß sich die Daten immer nur auf die Einheit im unmittelbaren Anschluß beziehen (so schon Kraetzschmar: HK 3/3/1, Xlf). Insofern ist zu fragen, wie hilfreich die o.g. Bestimmungen sind: Die Untergliederung des Ezechielbuches in "52 Einheiten" (Hossfeld: Untersuchungen, 30; so auch Zimmerli: BK, 39*) bedeutet, daß sich der Ausleger immer nach dem Ort von Teilkomplexen innerhalb dieser Einheiten fragen muß (Hossfeld: Untersuchungen, 30), welcher Grundsatz von einigen der neueren Untersuchungen sträflich mißachtet worden ist (als Beispiele seien genannt: Garscha, Schulz, Simian). 197 198 199 200 201 202 203

Hossfeld: Untersuchungen, 27. Zimmerli: BK, 89, bezieht sich hier auf die einschlägige Untersuchung Ratschows. Ratschow, 29. Ratschow, 30. Ratschow, 51. Ratschow, 51. Man beachte die Konsequenzen für die Deutung von Ex 3,14 (vgl. die gängigen Deutungen in den "Theologien des Alten Testaments", z.B. Zimmerli: Theologie, 14f)! 204 Die Seitenangaben in Klammern beziehen sich im folgenden auf Bartelmus. 205 ... auch von Zimmerli vertretene Deutung der hinnehmenden Gewalt des Jahwewortes (Zimmerli: BK, 90, zitiert hier Ratschow, 34f; Bartelmus, 151, greift dieses Zitat polemisch auf)... 206 Entsprechend beurteilt Bartelmus dann auch die übrigen verblosen Sätze, die Anklänge an die WEF darstellen: Bartelmus, 152.

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ten Verbformen her, nicht aus dem Charakter des Lexems (S.153). Eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Ansatz von Bartelmus würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Deshalb seien an dieser Stelle nur einige Punkte herausgegriffen: 1. Bartelmus stellt fest (S.87), daß nvr aus dem System der sonstigen hebräischen Verbformen falle, vor allem was die Verwendung einer "qotel"-Form betrifft (sie kommt insgesamt nur einmal vor: Ex 9,3). Diese Form aber markiert im hebräischen Verbsystem (von Bartelmus als ein "relatives" bezeichnet [vgl. S.40-47]) die "Gleichzeitigkeit" ("durative" Ablaufsart, kein Richtungskoeffizient, imperfektives Zeitablaufsverhältnis [S.49]).20 Andererseits würden im Hebräischen gleichzeitige Sachverhalte mit der noetischen Konnotation "Dauer" mit Partizip "oder einer anderen Nominalform" ausgedrückt; zur Beschreibung von prozeßhaftem Werden werde nicht HYH, sondern "ein Verb der Bewegung in stark desemantisierter Bedeutung" verwendet (S.112f). Kurz ausgedrückt: rrn bedeute weder "werden" noch "existieren" noch "geschehen" (S.113). 2. rrrr diene demnach, da es "als Träger der tempusrelevanten grammatischen Morpheme" "keinen spezifischen lexikalisch-semantischen Wert hat" lediglich zur Festlegung des Tempus; Bartelmus nennt es einen "Tempusmarker" (S.114).208 3. Daß von diesem Ansatz her - der für Bartelmus "unter sprachstatistischen Gesichtspunkten [...] für die Wurzel HYH als hinreichend abgesichert" gilt (S.204) - Ex 3,14 eine neue, aber durchaus bedenkenswerte, Deutung erfährt (S.226-235), überrascht nicht: "Ich werde sein, wer immer ich sein werde" (S.232). Die Untersuchung besticht vor allem durch die umfassende Fülle des berücksichtigten Materials wie auch durch das konsequente Durchhalten eines in sich stimmigen Theoriesystems. Allerdings bleiben einige Fragen, welche zur Kritik herausfordern: 1. Das Fehlen einer "qotel-Form" bei einem Verb ist nichts Außergewöhnliches: Auch für q., bbp q., ipT, 1 " q. und viele andere (sog. "Zustandsverben") finden sich keine "Partizip"-Formen. Sind die Konsequenzen, die Bartelmus für rpn daraus zieht, nicht zu einlinig? Was würde diese Beobachtung andererseits für die o.g. Verben bedeuten? 2. Bartelmus muß sich fragen lassen, wie denn das Vorkommen einer Infinitivform bei einem Verb zu beurteilen sei, das lediglich den Charakter eines Tempusweisers besitzen soll. Zwar behauptet er, daß sich eine nachzeitige "Aussage in einem Kontext, der eine nominale Ausdrucksweise nahelegt, [...] selbstverständlich auch in eine Fügung mit Infinitiv transformieren" lasse (S.124), doch löst seine Behauptung das Problem nicht: Ein Infinitiv kann eben nicht den Zeitbezug markieren! 3. Schließlich erweist sich die Auffassung als problematisch, rpn habe in einer Existenzaussage nur eine "verzeitende Rolle" (S.142). Kein einziges Beispiel läßt sich nämlich im Alten Testament finden209, wo eine Existenzaussage nicht entweder mit rpn oder entsprechender Partikel gebildet wäre: r m p ) (Gen 15,17; I Reg 1,23; Jes 40,9; 45,5.6.18.22), VX (I Sam 21,5), UP (Jes 43,8; Ps 58,12) und das komparativische "5 xb c~) (I Reg 19,4). Wenn dem so ist, muß dem rpn eine semantische Qualität in der Existenzaussage zukommen über die - von Bartelmus zweifelsohne nachgewiesene! - tempusweisende Funktion hinaus. Trotz der so umfassend angelegten Untersuchung von Bartelmus bleibt "der alte Streitpunkt, ob VF von HYY nur Verbformen generieren oder auch noch Verbbedeutungen tragen, [...] weiter bestehen"210. Allerdings glaubt neuerdings J.P.Floß, nachgewiesen zu

207 Zur Herleitung und Einordnung der linguistischen Termini s. Bartelmus, 44-47. 208 Trotz dieser Bestimmung von Bartelmus wird daran festgehalten, in den mit n'n konstruierten Sätzen "Verbalsätze" zu sehen, rrn selbst wird weder der Klasse "Handlungs-" noch "Verbalverb" zugeordnet. - Beachtenswert sind - bezüglich der "Existenzaussagen" - die Ausführungen von J.P.Floß, der zu dem Ergebnis kommt, daß die "syntaktische Formation HYY+ l.Sy+ (P) [...] als verbalisierter NS zu werten [sei] und keinesfalls [...] als VS" (Floß, 75; für die Begründung muß auf den Aufsatz verwiesen werden). 209 Vgl. die Auflistung bei Bartelmus, 144. Ps 115,7 ist darunter ein unglückliches Beispiel, da der Kontext der Stelle zeigt, daß hier textkritisch geändert werden muß, so daß sich keine "Existenzaussage" ergibt. 210 Floß, 97.

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haben, daß die Basis HYY tatsächlich einen semantischen Nullwert besitze 211 . Als Ergebnis dieser Diskussion um Funktion und Bedeutung des "Allerweltswortes"212 rrrr in bezug auf die WEF kann somit festgehalten werden: Der durch den Satz "iCXb 'bx mrr "im "vn ausgedrückte Sachverhalt wird durch den Terminus "Wortereignis" korrekt beschrieben, insofern damit nicht eine besondere Bedeutung des Wortes rrrr gemeint ist. Daß sich Jahwes Wort als wirkmächtig an dem Angeredeten erweist, ergibt sich allein aus der Tatsache, daß hier ein Mensch 21 mit der Wirklichkeit und "Wirkmächtigkeit" des redenden und handelnden Gottes konfrontiert wird. Eine Hypothese zur Funktion der WEF soll diesen Untersuchungsschritt abrunden: Die WEF erscheint als ein "echt" ezechielisches Redemuster: Sie wurde von Ezechiel übernommen 2 1 4 und konsequent zur Beschreibung von persönlichen Jahweoffenbarungen verwendet 215 . Mit Hilfe dieser Formel drückt Ezechiel die spezifische Gotteserfahrung aus: "Jahwe hat zu mir geredet". Dieses Geschehen empfand der Prophet als etwas ganz Außerordentliches, da dadurch die als sehr tief empfundene Kluft zwischen seinem Menschsein und Jahwes Gottsein überbrückt wurde. Von da aus läßt sich auch die Funktion der Formel (s.o.) als Markierung für größere Texteinheiten ableiten: Diese Jahweerfahrungen bedeuteten die das Leben des Propheten entscheidend prägenden "Ereignisse". Insofern bildet der Begriff "Wortereignisformel" eine adäquate Bezeichnung. 2. DIE BOTENFORMEL ( B F ) 2 1 6

Die Wendung mrr -^ix -CX rn 2 1 7 steht immer innerhalb eines an den Propheten gerichteten Redeauftrages 218 . Allerdings sind dabei große Unterschiede in ihrer Funktion zu beobachten 219 , die z.T. davon abhängen, an welcher Stelle die Formel zum Einsatz kommt. Seit der grundlegenden Arbeit von Köhler 220 werden die zugehörigen Redegattungen unter den Oberbegriff "Botenspruch" subsumiert 221 . Diese Benennung ist für die Funktionsbestimmung jedoch insofern wenig hilfreich, als dieser Begriff lediglich das allgemeine Kennzeichen prophetischen Redens benennt, nämlich als von Jahwe in Auftrag gegebenes zu erscheinen 222 . Die Botenformel wird im Ezechielbuch in unterschiedlicher Weise eingesetzt: 1. Sie steht - erkennbar am vorausgehenden Redeauftrag - als "Eröffnung der dem

211 Floß, 97. Der gesamte Aufsatz dient dem Nachweis dieser Behauptung. Allerdings geht auch Floß nicht auf die o.a. Anfragen an Bartelmus ein. 212 So im Titel der Arbeit von Bartelmus. 213 Vgl. dazu die Ausführungen zum ezechielischen mx~"p in 3.1.3.2! 214 Zur Geschichte der Formel vgl. Neumann: Wort und Zimmerli: BK, 89. 215 Die einzige Ausnahme in l,2f erweist sich somit als redaktionelle Bildung. 216 Die Literaturfülle zu dieser Formel ist immens. Hingewiesen sei hier nur auf die entsprechenden Artikel zu IDX in den Theologischen Wörterbüchern (Schmid: sagen, Wagner: ThWAT 1), sowie auf die forschungsgeschichtlich wichtigen Arbeiten von A.J.Bj0rndalen (Bjorndalen: Zeitstufen), R.Rendtorff (Rendtorff: Botenformel), C.Westermann (Westermann: Grundformen, bes. S.71-91) und H.W.Wolff (Wolff: Zitat). 217 Insgesamt 126mal im Ezechielbuch belegt. - Wie bereits erwähnt, fehlt darunter dreimal die Gottesbezeichnung, einmal ist der (fehlende) Jahwename zu ergänzen (vgl. Anm. 47). 218 Auch wenn Stellen wie 5,5 dagegen zu sprechen scheinen, muß dies so beurteilt werden, da die "übergeordnete Größe" jeweils immer durch die WEF bestimmt ist, die selbst den Redeauftrag markiert. 219 Hossfeld: Untersuchungen, 31-35, hat bereits eine umfassende Darstellung hierzu vorgelegt, so daß darauf verwiesen werden kann. 220 Köhler: Deuterojesaja, bes. S.102-109! 221 Vgl. Schmid: sagen, 215. 222 Auf die damit gegebenen - auch hermeneutischen - Probleme kann hier nicht eingegangen werden.

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Propheten vom Absender Jahwe aufgetragenen Rede"223. 2. Vor allem in den mit 13b eingeleiteten Worten begegnet die Formel224. 3. Schließlich kann die BF einen eigenen Redegang eröffnen 225 . In der Forschungsgeschichte ist auch die Frage der sachgemäßen Übersetzung der BF diskutiert worden, wobei vor allem die Zeitrelation zum Inhalt des "Botenwortes" umstritten war. W.Zimmerli z.B. gibt die BF konsequent mit Präteritum wieder: "So hat Jahwe gesprochen"226. Dieser Deutung hat vor allem A.J.Bj0rndalen widersprochen und dazu die Funktion dieser Aussage im profanen Botenwort227 untersucht228. Er kommt zur Auffassung, daß die Botenformel "normalerweise die Zeitstufe Präsens hatte"229 und deshalb auch präsentisch wiedergegeben werden müsse, da im Sprechakt erst die Botschaft gegenwärtig werde230, nicht schon bei der Beauftragung: "So spricht Jahwe"231. Gerade die Tatsache, daß im Ezechielbuch die BF der WEF untergeordnet ist, läßt die zuletzt genannte Interpretation

223 Hossfeld: Untersuchungen, 31. 224 Hossfeld unterschiedet hier noch einmal sehr genau zwischen der Funktion, "den Übergang von einer privaten Rede Jahwes" bzw. des Propheten "zu einer öffentlichen Rede Jahwes durch seinen Boten" (so oft in den Iv-pb-Worten) zu markieren (Hossfeld: Untersuchungen, 32) und der Funktion, "nur die Zäsur zwischen beiden durch läken verbundenen (und gegliederten) Teilen" zu unterstreichen (Hossfeld: Untersuchungen, 33). Letzteres muß jedoch nicht so verstanden werden, wie die Analyse der Redestruktur von Ez 25,12-14.15-17 zu zeigen vermag. Die Botenformel kann als "Neueröffnung einer Jahwerede innerhalb einer übergeordneten Jahwerede" verstanden werden und bekommt somit in allen Fällen jene - auch von Hossfeld angeführte - Funktion, auf die öffentliche Verkündigungssituation hinzuweisen. 225 Die Belegstellen Hossfelds (Untersuchungen, 33 Anm 48) sind häufig vorschnell der Aussage zugeordnet, die Botenformel trete "unvermittelt an den Anfang eines neuen Kleintextes" und habe "ihre Situierung zwischen Botenauftrag und Botenspruch" aufgegeben (Hossfeld: Untersuchungen, 34). Hier ist m.E. zu wenig die jeweilige Redestruktur beachtet (vgl. die vorgelegte Analyse der Redestruktur von Ez 25!). Gerade Hossfeld, der so viel Wert legt auf die besondere Bedeutung der WEF, hätte an dieser Stelle zurückhaltender sein müssen, da er den der BF vorausgehenden "Schlußsyntagmen" ohne Vorbehalt literarkritische Relevanz zuweist. Ein solches Kriterium aber bedarf unbedingt der Ergänzung durch andere (vgl. die Anm. 246 angeführte Auseinandersetzung mit Levin zur GSFn!). Erst wenn dies der Fall ist, darf man sagen, die BF wandle "ihre Funktion von einer textgliedernden Redeformel [...] zu einer textabgrenzenden Redeformel" (Hossfeld: Untersuchungen, 34). - Die Behauptung F.Baumgärtels, die BF stehe "niemals am Ende oder inmitten eines Spruches", sondern leite ihn immer ein (Baumgärtel: Formel, 284), erweist sich dann als korrekt, solange damit nicht das literarkritische Argument mitgemeint ist. - N.B.: In Ez 25,1-17 hat sich Hossfelds Behauptung bestätigt - die literarischen Entscheidungen wurden aber nicht damit begründet, daß die Texte sich durch ihre formelhafte Rahmung als erweitert erwiesen, sondern mittels anderer Kriterien. Erst im Rückschluß erweist sich so die BF in v 6.8.12.15 als textabgrenzend. Das Problematische an Hossfelds Darstellung liegt in dem Ort, an dem Hossfeld dies diskutiert, nämlich im Vorfeld seiner eigentlichen Analysen! 226 Auch die Stellen 2,4; 3,11.27, wo die Botenformel als angekündigtes Zitat dem Propheten in den Mund gelegt wird, werden so von Zimmerli wiedergegeben. 227 Vgl. Gen 32,2-4. 228 Vgl. Bjorndalen: Zeitstufen. 229 Bjorndalen: Zeitstufen, 397. 230 Björndalen: Zeitstufen, 398: "Wo die Formel mit Vokativ des Empfängers oder der Empfänger kombiniert ist, ist die Zeitstufe zwingend Präsenz". Schrittweise gelangt Bj0rndalen dann zur genannten allgemeinen Beurteilung. 231 So auch Koch: Formgeschichte, 232 Anm. 12.

Exkurs: Geprägte Sprachstruktur in den FVS

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als die wahrscheinlichere erscheinen: Das Jahwewort "ereignet sich" erst in der jeweiligen Situation 232 . Eine etwas andersgeartete Herleitung und Deutung der BF hat Baumgärtel 2 3 3 vorgelegt, der gegen die Botenspruchtheorie anführte, daß die "enge, sicher uralte Verbindung zwischen 1DX rra und 'ü etwas zu tun haben müsse "mit dem ursprünglichen Sinn und inhaltlichen Wesen von ~ox m" 2 3 5 . Dies sei nur erklärbar, wenn die Redeeinleitung "~ßx rra die Stilform des priesterlichen Orakels" sei 236 . Zusätzlich führt Baumgärtel den "Unbedingtheitscharakter" der mit der Formel verbundenen Botschaft an, welcher sich durch die Unbedingtheit der mit der Formel verbundenen Botschaft erklären lasse 237 . Problematisch an dieser Sicht ist, daß Baumgärtel keine alten Belege dieses Formelgebrauchs benennen kann, da die BF mit der Gottesbezeichnung mxaü erst ab Jeremia verstärkt in Gebrauch kommt , es sich also zwar um eine "enge" aber keinesfalls "uralte" Verbindung handeln kann. Schließlich wirkt die Bestimmung "Unbedingtheitscharakter" sehr diffus: Was ist damit eigentlich gemeint? Daß die Botschaft den Adressaten "unbedingt" angehe? Dies würde aber durch die "Botentheorie" wesentlich besser erklärt als durch Baumgärtels "Orakeltheorie". Oder meint er, daß die Botschaft "un-bedingt" sei? Dem aber widerspricht der Aufbau der mit der BF eingeleiteten Worte, vor allem derer, die vor der Verwendung der Gottesbezeichnung mxn'i anzusetzen sind . Der Versuch, die BF aus dem Priestertum herzuleiten, dürfte somit als gescheitert anzusehen sein. Zur theologischen Aussage der BF hat Zimmerli das Nötige gesagt, allerdings nur in einer Hinsicht, nämlich auf die Legitimation des Übermittlers der Botschaft hin. Wesentlich an der Botentheorie ist jedoch der Gedanke, daß der Prophet Zwischeninstanz ist 240 zwischen Jahwe, dem Sender der Nachricht, und den jeweiligen Adressaten. Die Botenformel leistet kommunikationstheoretisch gesehen - die Ermöglichung der Kommunikation. "Durch die Botenformel ist der Sendende dem Empfänger genauso nah und spricht zu ihm in der gleichen Tonart, als stände man sich Auge in Auge gegenüber" 241 . Darum kommt es nicht nur auf die Auftragserteilung (d.h., die Legitimation des Boten), sondern auch auf die Situation der "Be-Nachrichtigung" im aktuellen Sprechakt an (d.h., auf die Legitimation der Nachricht). Hier liegt die zweite theologische Dimension der BF: Nur durch Voranstellen der BF erfährt ja der Adressat, wer der Sender ist und welchen Stellenwert er der übermittelten Nachricht beimessen muß. Von dieser Funktion her muß der Einsatz der BF im Ezechielbuch gewertet werden. Jede Redeeinheit, welche mit dieser Formel eröffnet wird, ist auf das Verhältnis von Einleitung und Rede hin zu befragen - auch in theologischer Hinsicht.

232 Zimmerli, dessen Begründung der Übersetzung nur indirekt zu erschließen ist, scheint besonderes Gewicht auf den "zurückliegenden Botschaftsempfang", also auf die Frage nach der Legitimation des Boten, zu legen (Zimmerli: Bk, 39* und 73). Dies ist sicher ein bedenkenswerter Aspekt, trifft aber, wie Bj0rndalen mit Recht einwendet, nicht den Kern des Redeauftrages. Darum auch nennt Bjerndalen die BF "Zitatformel". 233 Baumgärtel: Gottesnamen, 20-24. 234 Kürzel für mxax m r r . 235 236 237 238 239

Baumgärtel: Gottesnamen, 23. Baumgärtel: Gottesnamen, 24. Baumgärtel: Gottesnamen, 24. Vgl. nur die Tabelle in: Baumgärtel: Gottesnamen, 1. Vgl. hier die instruktiven Ausführungen L.Markerts zur "begründeten Unheilsankündigung" (Markert, 214-223). 240 Diese Rolle ist im ezechielischen Kreis offenbar vielfach diskutiert worden, wie die "Wächterstellen" (3,16-21; 33,1-9) und die Schilderung der Berufung zeigen. 241 Koch: Formgeschichte, 232.

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Worte gegen die Nachbarn Israels

3. DIE GOTTESSPRUCHFORMEL ( G S F )

3.1 Nominale Form (GSFn) 2 4 2 Die allgemein unter dem Namen "Gottesspruchformel" bekannte geprägte Wortverbindung rnrr p n X ) bx3 kommt im Ezechielbuch meist in dieser Form, außerhalb jedoch häufiger ohne die Gottesbezeichnung ^ n x vor 2 4 3 . Sie ist insgesamt 365mal im Alten Testament belegt 2 4 4 , im Ezechielbuch 85mal. Ihre Herleitung aus der alten Seherspruchformel 2 4 5 scheint gesichert. Im Alten Testament wird diese Formel erstmals mit Jahwe als Subjekt verwendet. Bezüglich des Buches Jeremia (wo diese Formel doppelt so oft auftaucht wie im Ezechielbuch) behauptet C.Levin, hier einen stets "objektiven" Hinweis "auf einen synthetischen Text" finden zu können 2 4 6 . Wie auch immer diese Position zum Jeremiabuch zu beurteilen ist , ist sie doch bedingt auf das Problem der FVS im Ezechielbuch anwendbar: Es zeigt sich, daß diese Formel häufig jeweils das E n d e einer Redeeinheit markiert und zugleich den Beginn eines redaktionellen Eingriffs in den Text 2 4 8 . In den FVS steht der GSFn dann eine B F vorauslaufend gegenüber 2 4 9 , wenn die GSFn nicht mit der SchwF kombiniert wird 2 5 0 . Daneben ist eine Anzahl an Stellen zu finden, wo die GSFn einer B F nicht direkt folgt, sondern das Ende von Sammlungen markiert 2 5 1 . Schließlich begegnet die GSFn in Kontextstellung, aber nur in einem einzigen Textbereich: im Gog-Magog-Text 2 5 2 . Entsprechend dieser systematischen Aufgliederung ist auch die jeweilige Funktion zu bestimmen: 1. Tritt die GSFn der B F gegenüber, so m u ß die Funktion der Formel mit der der B F zusammenhängen: Das dazwischenstehende Wort wird dem Adressaten als Botschaft Jahwes kenntlich gemacht.

242 Vgl. Baumgärtel: Formel, Rendtorff: Gebrauch (v.a. zum Jer-Buch). 243 So - wie erwähnt - auch vereinzelt in Ez: 13,6.7; 16,58; 37,14. 244 Vetter: Ausspruch, 1. 245 Vetter: Seherspruch, 29f. 246 Levin, 162f Anm. 49. - Levin führt diese Behauptung anschaulich vor. M a n beachte seine Betrachtungen zu Jer 31,15-22, wo das ne'um yhwh jeweils "[...] eine eigene literarische Stufe" markieren soll. Es ist zu fragen, ob diese Behauptung in ihrer Allgemeinheit nicht viel zu weit über das eigentliche Ziel hinausschießt, nämlich in der stereotypen Verwendung geprägter Sprachmuster Hinweise auf den redaktionellen Charakter von Texträndern erkennen zu können. Es bleibt dabei: Sprache ist (auch wenn es sich um eine sogenannte "tote" Sprache handelt!) an solch starre Regeln nicht zu binden. 247 D a ß Levins Hypothesen - gerade hinsichtlich der literarkritischen Beurteilung - nicht unumstritten sind, läßt sich anhand der recht unterschiedlichen Stimmen von Rezensenten seines Werkes nachvollziehen (R.Gnuse, in: CBQ 48, 723f z.B. notiert "several reservations", G.Wanke, in: Z A W 98, 149f, nennt Levins Urteile "bemerkenswert selbstsicher"; vgl. auch E.Zengers Beitrag in TheolRev 85 von 1989!). Neuerdings hat sich Krüger methodenkritisch mit dem Levin'schen Ansatz auseinandergesetzt und wirft ihm ein Ausspielen der Literarkritik gegen die Redaktionskritik vor (Krüger, 290). 248 Die Stellen 25,14; 26,5.14.21; 28,10; 29,20; 30,6 (gegen Hossfeld: Untersuchungen, 38 Anm. 57); 31,18; 32,8.14 (gegen Hossfeld: Untersuchungen, 38 Anm. 57). 31.32; 35,6.11.14 (gegen Hossfeld: Untersuchungen, 38 Anm. 57). 15 zeigen dies - anders könnte der Fall liegen bei 38,18.21; 39,8.10.13.20.29, wo wohl eher gliedernde Funktion intendiert ist. 249 25,13/14; 26,3/5. 7/14. 19/21; 28,6/10; 29,19/20; 31,15/18; 32,3/8. 11/14; 35,13/14; 38,17/18; 39,1/5. 17/20. 250 35,6.11. 251 32,16.31.32; 36,15; 39,29. 252 38,21; 39,8.10.13.

Exkurs: G e p r ä g t e Sprachstruktur in d e n F V S

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2. Ist die GSFn mit der SchwF verbunden, so bekommt erstere verstärkende Funktion. 3. Die übrigen Stellen - bis auf 38,21 - haben offenbar eine literarische Funktion, da sie einen Redeteil beenden, erkennbar an dem jeweiligen Neubeginn im folgenden Vers. 3.2 verbale Form (GSFv) 2 5 3 Im Ezechielbuch sind folgende "Fassungen" dieser geprägten Wortverbindungen zu beobachten: 1. T n m ^D254, 2. T i - m m i r "ox p s ] 2 5 5 . Häufig lassen sich Einbindungen der Fassungen 1 und 2 in andere Formeln bzw. Verknüpfungen mit Erweiterungen beobachten 2 5 6 . Es ist interessant, sich an dieser Stelle etwas genauer mit den Ausführungen F.Hossfelds 2 5 7 zu befassen, der im Einleitungsteil seiner "Untersuchungen" die Formeln im Ezechielbuch einer Prüfung unterzogen hat im Hinblick auf ihre literarkritische Relevanz als Einleitungs-bzw. Schlußsyntagmen^ Hossfeld differenziert die "Wortbekräftigungsformeln" in zwei Typen (1.: " k f ^ n f d i b b a r t r ^ ' u m ( ,a don (Hos 10,14; Mi 1,9; Ob 13; Ruth 3,11; Ps 46,8 [nach erfolgter Umvokalisation]; 62,8f [! - vgl. dagegen die Erwägungen bei Kraus: BK.AT 15/2, 595!]; Jer 4,11 [mit w-explicativum bei "Jerusalem"]; 8,5 [unter Verkennung des parallelismus membrorum]; Jes 2,6; 40,lf; 52,9; vgl. Dijk, 58) vermögen diese zu stützen, noch können die These über enklitisches m (Dijk, 5), die Erklärung des Suffixes als bestimmter Artikel (Dijk, 6) noch die Auffassung, in Jer 4,11 liege ein w-explicativum vor (Dijk, 7), überzeugen. V.Dijks Argumentation (die letztlich nur dem Zweck dient, den Konsonantenbestand von MT halten zu können!) steht in allen Punkten auf tönernen Füßen.

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W o r t e gegen die Nachbarn Israels

Die Wendung wird sonst im Alten Testament verwendet, um das Einbrechen durch verschlossene Türen zu bezeichnen. In Ez 48,31 findet sich in einer später zugefügten Glosse 472 die Aussage, die Tore der künftigen Jahwestadt seien nach den Namen der israelitischen Stämme zu benennen, die in der jeweiligen Himmelsrichtung der Tore angesiedelt sein würden. Diese Art der Benennung von Toren scheint in späterer Zeit häufiger der Fall gewesen zu sein473. Könnte es sein, daß hinter der auffälligen Wortverbindung in v 2 diese Vorstellung steht und man die Wendung so verstehen müßte: "Ha, zerbrochen sind die Türflügel zu den Völkern"? Oder liegen alle Probleme einer sachgemäßen Interpretation daran, daß man es hier mit einer Übersetzung eines tyrischen Ausspruches zu tun hätte 474 ? Eine wirklich befriedigende Deutung konnte die Forschung bislang noch nicht finden. Die Wortwahl des Zitats ist "unezechielisch" 475 ; sie steht in engerer Beziehung zur Terminologie in den FVS. Dies widerrät auch, hier ein sogenanntes "echtes" Zitats aus Tyrus zu vermuten. V 2 könnte eine Ad-hoc-Bildung des Autors sein (ähnlich also wie in 25,3). Auch der Ankündigungsteil in 26,3b-5aa zeigt eine Sprache, die dem Propheten Ezechiel fremd ist: Die Wortverbindung D"T3 476 , das Piel von 5TTO, das 477 478 Nomen HD in , das Verb D1H , die Nomina blSD 4 7 9 , rrrtbl und y b o 4 8 0 , die

472 Zimmerli: BK, 1236. 473 Vgl. Neh 12,39; in neutestamentlicher Zeit erhielten einige der Tore Jerusalems offenbar die Namen der Orte, zu denen man von diesen Toren aus für gewöhnlich aufzubrechen pflegte (vgl. auch Herders Bibel-Atlas, 166f Abb.2). 474 Vgl. aber die Überlegungen im folgenden! 475 Auf eine ausführliche Begründung wird hier verzichtet. Folgende Hinweise mögen genügen: 1) Das Nifal von kommt außerhalb der FVS (hier siebenmal) noch in 6,4; 34,4.16 vor (zur literarischen Beurteilung dieser in der Forschung umstrittenen Stellen vgl. v.a. in Kap. 5); in der Funktion, zerstörerische Aggression auszudrücken, ist es nur in den FVS belegt. 2) nxn kommt nur in den FVS vor. 3) Der Begriff n^T kommt im Ezechielbuch nur an Stellen vor, die Zimmerli dem Propheten abspricht. 4) Der Gebrauch von 330 im Ezechielbuch fällt auf: Während das Nomen (vgl. dazu unter 5.2.2.2) auffällig oft vorkommt, ist das Verb insgesamt nur 13mal zu finden, achtmal davon im Nifal, fast stets in der Grundbedeutung "sich wenden" (nur in den Visionen über die mir" T " : 1,9.12.17; 10,11 [bis], 16) bzw. "ringsum sein" (41,7). Auch die übrigen Aktionsarten des Verbums unterscheiden sich in ihrer Semantik nicht wesentlich von diesem Befund (q: 42,19; hi: 7,22; 41,24; 47,2). Nur in 26,2 ist die Bedeutung "in jemandes Besitz übergehen" (vgl. Jer 6,12) belegt (in Ez 36,2 ist dagegen die wesentlich einfachere Gestaltung mit rrn zu finden). 5) Der Stamm 3in kann als "Vorzugswort" der FVS (56mal, 48mal im ganzen übrigen Buch) bezeichnet werden; das Hofal des Verbums kommt ausschließlich hier vor (man beachte die Vorstellung vom "Verwüstet-Werden der Städte", wie sie auch in 29,12 begegnet; wahrscheinlich aus 19,7 entlehnt). 476 Die einzelnen Begriffe für sich genommen kommen recht häufig im Ezechielbuch vor, doch die Verbindung ist ein Spezifikum der FVS. Zum Begriff ^ vgl. den entsprechenden Exkurs unter 5.2.5.2. 477 Der Singular kommt nur in den FVS und im TBB, der Plural nur in den Tyrustexten vor. 478 Bestenfalls Ez 13,14 könnte auf Ezechiel selbst zurückgeführt werden; vgl. Zimmerli: BK, 286-288.294. 479 Nur in den Tyrustexten zu finden.

1.3.3.2 Herkunft und Funktion von 26,lb-5a

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Nomina nütZJD, DT! und D*"481. Wenn also die meisten der in der Ankündigung verwendeten Wörter vom Propheten nicht oder nur ganz vereinzelt verwendet wurden, so dürfte dies als Beweis gegen seine Verfasserschaft ausreichen482. D i e F o r m von 26,l-5a unterscheidet sich - abgesehen von der Datierung - von den meisten der "|J> , -"p^-Strukturen an einem gewichtigen Punkt: £s ist dies die B F nach der einleitenden Konjunktion "pb. D u r c h diese Formel werden v 3aß-5a als B o t e n r e d e gekennzeichnet. Diese Struktur wurde auch schon in 25,12-14 und 25,15-17 gefunden. D u r c h einen Vergleich (S.52) dieser beiden Texte war aufgefallen, d a ß der erste mit GSFn, der zweite aber mit erweiterter E F endete. A u ß e r d e m erwies sich der erste der beiden als literarische Vorlage des zweiten. In den FVS des Ezechielbuches ist die F o r m von 26,lb-5a und 25,12-14 sonst nicht m e h r zu finden483. Wahrscheinlich orientierte sich der Verfasser des Edomwortes in formaler Hinsicht am Tyruswort.

Ezechiel hat Kap. 26 nicht verfaßt. Dann aber ist es unwahrscheinlich, daß der Prophet später selbst das Datum vor den Spruch gesetzt hätte.

1 . 3 . 3 . 3 D A S D A T U M IN 2 6 , 1 A

Eine Durchsicht der Datierungen des Ezechielbuches 4 8 4 ergibt einen erstaunlichen Befund: Die Kombination -RR-I + Datumsangabe + "IDX!> MRR~M RRRR ist ausschließlich und stereotyp 4 8 5 in den FVS verwendet worden 4 8 6 . Auch kann man feststellen, d a ß nur in den

480 M a n bemerkt mit Staunen, daß diese drei Begriffe noch einmal in einem Text des Ezechielbuches vorkommen, nämlich in dem zweifelsohne als Ergänzung zu beurteilenden Stück 24,6-8 (vgl. Z i m m e r ü : BK, 560f.565f). 481 Bei Q- handelt es sich u m einen der Zentralbegriffe der FVS. Hier k o m m t das N o m e n im Gegensatz zum T B B (dort 35mal, meist in der Bedeutung "Westen") - i m m e r in seiner eigentlichen Bedeutung vor. Z u m Begriff vgl. auch unter 3.1.3.2. Im übrigen Ezechielbuch ist das W o r t nicht zu finden. 482 Dazu k o m m e n BI (nur hier im Ezechielbuch) und das Hapaxlegomenon NRTD. 483 Hossfeld legte eine Analyse zu 28,1-10 vor (Hossfeld: Untersuchungen, 183ff): E r beurteilt die zweite B F in v 6 als ursprünglich, wodurch sich ein drittes Exemplar dieser F o r m ergäbe. Hossfelds Lösung ist in formkritischer Hinsicht die elegantere, dürfte sich jedoch nicht halten lassen, wie die Literarkritik in 3.1.2.3 zeigen wird. Im Ezechielbuch ist mehrfach festzustellen, daß B F nach 13b und GSFn einander gegenüberstehen (11,7/8; 12,23/25; evtl. auch 20,30/31; 24,9/14). Meist folgt die E F als Abschluß. 484 G e n a u e r e s findet sich dazu in 4.3.2. 485 Einzige A u s n a h m e ist 29,1, wo das einleitende T r i fehlt. E i n e einleuchtende Erklärung dazu hat E.Kutsch gefunden. Darauf wird im R a h m e n von Kap. 4 eingegangen. 486 l,2f scheint ähnlich, doch ist zwischen D a t u m und W E F am Beginn von v 3 der Infinitiv gestellt (ob es sich tatsächlich um eine aus ursprünglich rrrj entstandene Verschreibung handelt, die dann als Dittographie zu beurteilen wäre (vgl. Elliger in B H S zu v 3 A n m . a), soll hier nicht entschieden werden; die Struktur des D a t u m s unterscheidet sich auch sonst wegen der in ihm vorgenommenen Synchronisierung von den übrigen. E s ist auch möglich, daß l,2f absichtlich in dieser "volltönenden" Gestalt gebildet wurde und die Versionen den Infinitiv (weil ungebräuchlich) falsch interpretierten.

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Worte gegen die Nachbarn Israels

FVS Datierungen direkt vor Reden stehen 487 . Nur an 3,16, einer Datierung, die völlig aus dem System herausfällt, wird eine Jahwerede unmittelbar angeschlossen - dort aber steht die WEF in der üblichen Form mit "'¡rn. Diese doch bedenkenswerten Eigentümlichkeiten der FVS-Datierungen scheinen bisher noch niemandem aufgefallen zu sein 488 , wiewohl aus diesen Angaben für gewöhnlich sehr weitreichende Schlüsse entweder auf die Zelt der Wirksamkeit Ezechiels oder auf die redaktionsgeschichtliche Entstehung des Buches gezogen werden. Unter allem Vorbehalt kann aus diesen Beobachtungen gefolgert werden, daß die Datierungen in den FVS von derselben Hand stammen; dies aber kann nicht Ezechiel selbst gewesen sein, weil sich damit weder die einheitliche Gestaltung in Kap. 26 und 29-32 noch die Unterschiede zu den restlichen Angaben erklären lassen. - Nur noch ein einziges Mal, in 33,21, läßt sich feststellen, daß nach der mit TPI eingeleiteten Datumsangabe ein Perfektsatz folgt. Nun ist 33,21f an sich auffällig, da durch das Gegenüber dieses Textes zu 24,24 ein Textblock umgriffen wird, der im wesentlichen die FVS enthält. Sollte sich hier eine Redaktorenhand bemerkbar machen, die von der Form in 33,21 aus die Gestaltung der Datierungen in den FVS vorgenommen hätte? Zwar läßt sich von den einzelnen Texten her nirgends der Verdacht erhärten, daß Datum und zugehöriges Prophetenwort literarisch getrennt werden müßten 489 . Aber es ist denkbar, daß die Zeitangaben erst später zu den einzelnen Worten hinzugetreten sind, indem in eine WEF die Datumsangabe + rrrr eingepaßt worden sein müßte 490 . Diese Hypothese dürfte jedoch kaum eindeutig zu belegen sein.

1.3.3.4 ZUR FUNKTION VON 26,1-5A Zwei Besonderheiten des Ankündigungsteils in 26,3b-5aa fallen auf: 1. Wiewohl der Verfasser offenbar sehr darauf bedacht ist, das Charakteristische der Insellage von Tyrus in seiner Formulierung zur Geltung zu bringen, bleibt die Ausgestaltung des angekündigten Unheils seltsam unanschaulich: Was sollte sich der Hörer oder Leser unter dem "Heranführen vieler Völker" vorzustellen haben? Wie soll das "Wegfegen der Erde" vonstatten gehen? 2. Subjekt der Ankündigung ist Jahwe. D e n Völkern kommt die Aufgabe zu, Mauern und Türme einzureißen. Der Vergleich zwischen der Herbeiführung der Völker und dem Meer, das seine Wellen auftürmt, zeigt, daß hier primär von der Ortslage von Tyrus her gedacht ist, weniger von konkreten Vorstellungen aus. Der Verfasser hatte also keine bestimmten Ereignisse im Blick, als er diese Ankündigung ausgestaltete. Worauf das ganze eher hinausläuft, ist die Beobachtung, daß die Stadt in ihrer "splendid isolation" vom Festland her mit gewöhnlichen Mitteln nicht einnehmbar war; Jahwe höchstselbst muß das Unheil ausführen. Er ist es auch, der das "Völkermeer" herbeiführt.

487 In 20,1 folgt auf die Datumsangabe eine Art Bericht, bevor die WEF eine Rede eröffnet. Meist stehen die Datumsangaben im Ezechielbuch vor Visionsschilderungen. 488 Auch Garscha (auf S.141-149 behandelt er die Datierungen) ist dies entgangen. 489 Dies hatte sich ja auch bei 26,1 gezeigt; dies wird erneut bei 29,1 festzustellen sein. 490 Diese Aussage soll in ihrer vagen Art der Formulierung so stehen bleiben. Redaktionskritische Erwägungen im Schlußkapitel werden dies noch einmal aufgreifen.

1.3.3.4 Zur Funktion von 26,1-5a

99

Nun spricht der Begründungsteil davon, daß sich Tyrus als "lachender Dritter" verstanden habe, als Nebukadnezars Truppen durch die "Türflügel der Völker" in die judäische Hauptstadt eingedrungen sind. Nun hoffe die Inselfestung von ihrer gesicherten Position darauf, Jerusalem beerben zu können. Auf welches Erbe aber hätte die reiche Phönizierstadt hoffen wollen? Jerusalem war keine Handelsmetropole. Umgekehrt hätte Tyrus aufgrund seiner Randlage niemals die politische Funktion Jerusalems übernehmen können 491 : Die Inselstadt engagierte sich offenbar weit stärker "in Übersee" 492 als in Richtung Palästina. Vielmehr ist das Zitat ein reines Konstrukt des Verfassers 493 . Zu welchem Zweck aber hat er es geschaffen? Das Zitat setzt die Zerstörung Jerusalems und die Deportation der judäischen Führungsschicht voraus. Vorausgesetzt ist außerdem, daß Tyrus selbst nicht erobert wurde. Nun läßt das Nebeneinander der Tyrustexte in Ez 26-28 und die Korrektur dazu in 29,17-20 keinen anderen Schluß zu als den, daß es eine Belagerung durch Nebukadnezars Truppen tatsächlich gegeben hat. Weil die babylonische Chronik jedoch ab 594 eine Lücke aufweist, läßt sich heute nicht genau feststellen, wann der Chaldäer mit seiner Aktion gegen die Phönizierstadt begonnen hat. Es legt sich von allen verfügbaren Quellen her 494 nahe, daß die Belagerung wohl Mitte der achtziger Jahre des 6. Jahrhunderts begonnen haben könnte. Dabei ist jedoch nicht auszuschließen, daß Nebukadnezar nicht schon vorher, auf seinem Weg Richtung Süden, bereits einen ersten Eroberungsversuch gemacht haben könnte und die vorläufige Aussichtslosigkeit eines Handstreiches einsehen mußte 495 . Dies könnte den Hintergrund des Tyrusspruches in Ez 26,lb-5a abgeben. Der Verfasser leidet unter der Tatsache, daß Jerusalem zerstört ist. Er leidet aber ebenso daran, daß Tyrus, das in derselben antibabylonischen Koalition gestanden hatte wie Juda, nicht vom gleichen Schicksal getroffen wurde, sondern sich den Babyloniern bislang erfolgreich hat widersetzen können. In dieser Situation erwartet der Verfasser ein Eingreifen Jahwes: Dieser allein ist in der Lage, Völker wie Meeresbrandung gegen die uneinnehmbare Stadt heranzuführen, Jahwe allein kann den Inselfelsen blankfegen. Im Unterschied zu 25,1-5 hat der Verfasser sein Wort nicht mit der E F abgeschlossen, sondern mit der GSFv. Diese Formel hat die Funktion (wie schon

491 Jer 27,3 könnte darauf schließen lassen, daß Jerusalem eine gewisse Vorreiterrolle in der antibabylonischen Koalition der palästinischen Kleinstaaten zugekommen sein könnte, doch scheint es eher die geographische Mittelpunktslage gewesen zu sein, die Jerusalem als Versammlungsort nahelegte. Auch daß in der babylonischen Chronik B.M.21946 Rev.l2f (Wiseman: Chronicles, 72f) "nach der Zerstörung von Askalon im Jahre 605 [...] innerhalb von Hatti-Land nur noch »die Stadt Judas« ausdrücklich als Ziel eines babylonischen Eingreifens genannt wird" (Zimmerli: BK, 614), sollte man nicht überinterpretieren. 492 Vgl. die Ausführungen unter 3.1.3.2! 493 Das o.a. sprachliche Argument wird durch diese inhaltlichen Überlegungen also gestützt. 494 Es gibt leider nur wenige, vgl. in 3.1.3.2 und in 4.5. 495 Wie die Chronik (Wiseman: Chronicles, 68-71) zeigt, hat der König auch die philistäischen Küstenstädte eingenommen, um sich den Rücken freihalten zu können.

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Worte gegen die Nachbarn Israels

mehrfach betont wurde), die Gültigkeit des Jahwewortes herauszustellen. Damit bringt der Verfasser zum Ausdruck, daß es seiner Meinung nach unbedingter Wille Jahwes ist, Tyrus zu vernichten, weil es sich lästerlich gegen Jerusalem geäußert hat. Es dürfte damit deutlich geworden sein, daß die Stadt Tyrus nicht der eigentliche Adressat der Rede gewesen ist. Vielmehr wollte der Verfasser die Menschen seiner Umgebung mit dem Tyruswort ansprechen. Für Ezechiel hatte festgestanden, daß Nebukadnezar Jahwes Beauftragter war, der das Gericht an Israel/Juda zu vollstrecken habe. Nicht anders können die Berichte über die symbolischen Handlungen im Ezechielbuch verstanden werden, nicht anders auch die Bildworte in Ez 15 und 17 und vor allem nicht das Schwertkapitel Ez 21496. Von da her ist es nur logisch, daß nirgends im Ezechielbuch an Nebukadnezar Kritik geübt wird; ja, es ist völlig abwegig, unter den FVS ein entsprechendes Wort gegen Babylon erwarten zu wollen 497 . Die politisch-militärischen Ereignisse um 587 werden jedenfalls ganz unter diesem Aspekt beurteilt. Nun stellt man fest, daß die Inselstadt von Nebukadnezar nicht eingenommen werden konnte. Daran, daß der Babylonier die Stadt belagern ließ, konnte man nach Überzeugung des Verfassers den Willen Jahwes zur Vernichtung von Tyrus gleichsam ablesen. Der Widerstand konnte also nicht anders als eine Auflehnung gegen Jahwe selbst verstanden werden. Deshalb schließt die Unheilsankündigung in v 5a mit der GSFv, die die Gültigkeit des Jahwewortes hervorhebt. Daß sich daran außerdem noch die GSFn anschließt 498 , kann nichts anderes bedeuten, als daß der Verfasser seinen Text als eine vollgültig legitimierte Jahwebotschaft sah 499 : Der Vernichtungsbeschluß über Tyrus war an der Belagerung der Inselstadt ablesbar (von diesen Erwägungen aus legt es sich sehr nahe, daß die Datierung in 26,1a, wiewohl literarisch vielleicht nicht ursprünglich, so doch historisch zuverlässig diesen Spruch in das Jahr 586 v.Chr. weist500). Der Sprachgebrauch beweist, daß der Verfasser in den engsten Kreis um den Propheten gehört haben muß, da er die Formelsprache Ezechiels kennt und beherrscht. Die Adressaten des Autors müssen ebenfalls in diesem Kreis zu suchen sein. Mit seinem Text gibt der Verfasser die Antwort auf die diesen Kreis bewegende Frage nach der Durchsetzung des Jahwewillens. Wie das immense Wachstum der Tyruskapitel zeigt, ist diese Frage nicht verstummt. Eine letzte, zugleich aber auch ausweichende Antwort findet das Pro-

496 Dabei ist es völlig gleichgültig, ob alle diese Texte auf den Propheten selbst zurückgehen. Im negativen Fall wäre dann zumindest die Redaktion dieser Meinung gewesen. 497 Damit ist nicht gesagt, daß hinter dem recht jungen Gog-Magog-Text nicht versteckte Anspielungen auf Babylon zu vermuten sein könnten. 498 Diese Formel hat ja die Funktion, eine Jahwerede als solche zu kennzeichnen. 499 Zur Verdeutlichung: Der Verfasser wollte nicht nur, daß dies den Anschein hätte, für ihn selbst war dies Jahwewort. 500 Kutsch: Daten, 63-65, erwägt eine Ergänzung der Monatsangabe. Dies ist zwar möglich, aber nur dann, wenn das Datum ursprünglich zur Einheit hinzugehört hätte. Das aber erscheint angesichts des o. vorgenommenen Vergleichs als eher unwahrscheinlich.

1.3.3.4 Zur Funktion von 26,l-5a

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blem später durch 29,17-20, wo von einer Selbstkorrektur Jahwes ausgegangen wird. Nur so war letztlich das theologische Problem lösbar geworden, das durch die Nicht-Einnehmbarkeit der Inselfeste entstanden war.

1.4 Folgerungen für die Redaktion von Ez 25 und 2 6 1.4.1 Zur Redaktion der ältesten Texte Die Analyse ergab, daß Ez 26,lb-5a (als ältester der Tyrustexte im Ezechielbuch) wahrscheinlich im oder kurz nach dem Jahr 586 v.Chr. verfaßt wurde. Ein Späterer hat dann 26,7-14 gebildet, indem er 26,lb-5a als Vorlage zur Neuformulierung einer reinen Unheilsankündigung benutzte. Der Grund dafür ist leicht zu erkennen: Die Ankündigung von v 3b-5a war sehr unanschaulich geblieben - es wurde ein persönliches Eingreifen Jahwes erwartet. 26,7-14 trägt die vermißte Konkretion nach: "Der König der Könige" (Nebukadnezar) und seine Truppen handeln als Jahwes Beauftragte. Sie werden "wie Meeresbrandung" (vgl. v 3) mit Pferden, Streitwagen, Reitern und einer großen Volksmenge (v 7) gegen Tyrus anrücken, die Bauwerke einreißen (vgl. v 4 mit v 9 und 12) und alles am Ende ins Meer werfen (v 12), so daß der Tyrusfelsen wie blankgefegt aussehen wird (v 4) und nur noch als Trockenplatz für Fischnetze verwendet werden kann (vgl. v 5 mit v 14). Der Verfasser von 26,7-14 geht sogar noch weiter, indem er nicht nur vom Ergehen der Stadt spricht, sondern auch von dem ihrer Bewohner (v 11.13), und indem er die Endgültigkeit der Vernichtung unterstreicht (v 14). Es ist davon auszugehen, daß 26,7-14 erst nach einem gewissen zeitlichen Abstand zu 26,lb-5a verfaßt wurde, weil sich in dem zweiten Text Hinweise auf den tyrischen Handel finden ("|nb3"l in v 12). Dies stellt eine Beziehung zu Ez 27 her (von welcher Art diese Beziehung war, läßt sich jetzt nicht mehr sagen). Als ein Redaktor das schriftlich vorliegende Material zu einem schlüssigen Ganzen zusammenstellte, hat er 26,5b.6 formuliert, um 26,lb-5a und 26,7-14 verbinden zu können. Interessanterweise verwendete dieser Redaktor zum Abschluß seiner Notiz die EF, die in Ez 26,1-28,19 scnst nicht mehr vorkommt. Also müssen nicht nur die beiden Tyrustexte, sondern auch die ebenfalls bereits schriftlich vorliegenden Stücke aus Ez 25 zu jener ersten Sammlung gehört haben. Es läßt sich ja feststellen, daß 25,8-11 aufgrund von 25,1-5 gebildet worden ist und mit dem älteren Text über 25,6f verbunden wurde. Darin zeigt sich also ein analoger Vorgang wie bei der Verknüpfung von 26,lb-5a und 26,7-14: Es wurde ein Ausgleich der Aussagen angestrebt. Die erste "Fremdvölkerredaktion" hat 25,1-5.8-11.12-14; 26,1b5a.7-14 miteinander durch Einfügung von 25,6f und 26,5b.6 verbunden unter dem Gesichtspunkt, alle FVS auf die E F hinlaufen zu lassen. Damit erklärt sich auch die

102

Worte gegen die Nachbarn Israels

auffällige Gemeinsamkeit zwischen 25,6f und 26,5b.6 ( ü ^ b 7üb). Doch die Arbeit dieser Redaktion ist dadurch noch nicht hinreichend beschrieben. Der Philisterspruch in 25,15-17 weist so enge Beziehungen zum Edomwort in 25,12-14 auf, daß er nur aufgrund dieses Textes gebildet worden sein kann. Andererseits unterscheidet sich 25,15-17 aber formal von 25,12-14 durch den Abschluß mit (erweiterter) EF. Darüber hinaus sind auch Bezüge zur Ergänzung in 25,6f feststellbar - und zu Ez 28,24: An allen drei Stellen (und nur dort in den FVS!) wird das Verb IDXtU zur Beschreibung der Haltung der Fremdvölker gegenüber Israel verwendet (vgl. 5.2.2). Diese deutliche, exklusive Verbindung führt, unter Berücksichtigung der wahrscheinlichen Entstehungsgeschichte des Philisterwortes, zu der Erkenntnis, daß die Redaktion auch 25,15-17 und 28,24 gebildet hat. Der Grund für die Neubildung des Philisterwortes ist leicht einzusehen: Einerseits liegen die genannten Völker auf einem fast vollen Kreis rund um Juda, andererseits könnte ein Wort gegen die Küstenbewohner deshalb vermißt worden sein, weil die Babylonier gegen diese Stadtstaaten vorgegangen waren. In jedem Falle ist 25,15-17 als rein literarische Bildung zu beurteilen, für die es wohl keinen konkreten historischen Anlaß gegeben haben dürfte. 501

1.4.2 Der "ezechielische Kreis" Ezechiel ist zwar als herausgehobene Einzelgestalt in der Gola zu sehen, doch muß man ihn verstehen als eingebunden in einen Kreis von Personen, die mit seiner Verkündigung aufs engste vertraut gewesen sind. Was hätte man sich unter diesem "ezechielischen Kreis" vorzustellen? Nach der Buchüberschrift war Ezechiel Sohn des Priesters Busi. Zwar wird man den Propheten selbst wohl nicht unbedingt als Priester sehen dürfen, weil die Überschrift sonst anders formuliert worden wäre. Aber es ist davon auszugehen, daß Ezechiel als Sohn eines Priesters nach dem Ableben des Vaters dessen einstige Funktionen hätte übernehmen sollen. Die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels bedeutete, daß ab 587 die volle Ausübung eines Priesteramtes unmöglich geworden war. Auch war in der Gola ein Opferdienst nach der bislang geübten Praxis ausgeschlossen. Dies könnte die Erklärung dafür liefern, daß Ezechiel zwar

501 Vielleicht geht auf die Hand dieses(r) Redaktors(en) auch 28,20-22baj zurück: Für diese These spräche, daß das Sidonwort seltsam blaß wirkt und offenbar nur deshalb ergänzt wurde, um den geographischen Kreis um Israel/Juda vervollständigen zu können, und daß dieses Wort ebenfalls mit der EF beschlossen wird. Dagegen aber ist anzuführen, daß das Wort keine Begründung enthält, wie sich eine solche auch in 25,6f.l5-17 findet, und sich ein Grund angeben lassen müßte, warum die Redaktion ihrem Prinzip untreu geworden sein sollte, die Einzelworte einander angleichen zu wollen. Der Sidonspruch könnte von einem jüngeren Ergänzer stammen, der einerseits den Norden in der Reihung vermißt hat, andererseits der Tatsache Rechnung tragen wollte, daß Sidon zu seiner Zeit Tyrus an Bedeutung überflügelt hat (s. auch 5.1.2.2 und 5.2.3).

1.4.2 Der "ezechielische Kreis"

103

nicht als Priester bezeichnet wird, durch Sprache und Vorstellungswelt aber als Mensch erscheint, der mit dem Priestertum engstens vertraut war. Als Priestersohn gehörte Ezechiel zu den Gebildeten in Juda. Unter der Gola wird er nicht nur aufgrund seiner aufsehenerregenden Botschaften und Zeichenhandlungen, sondern auch wegen seiner Stellung eine besondere Beachtung gefunden haben502. Von seiner (künftigen?) Funktion her aber wird Ezechiel mit Menschen zusammengewesen sein, die im Heimatland eine ähnliche Rolle innegehabt hätten, wie sie ihm unter anderen Umständen zugekommen wäre. Diese engeren Vertrauten seiner Umgebung werden mit dem Begriff "ezechielischer Kreis" bezeichnet. Dieser Kreis wird sich vermutlich aus ehemalige Priestern oder Söhnen von Priestern zusammengesetzt haben. Es dürfte sich dabei um mehr als um eine Art "Notgemeinschaft" gehandelt haben: In diesem Kreis wurde das aktuelle Geschehen diskutiert und die Frage nach dem Jahweglauben immer wieder neu gestellt, der dann durch die Eroberung Jerusalems so massiv erschüttert wurde. Es überrascht nicht, daß in diesem Kreis auch Gedanken zur theologischen Bewältigung der Katastrophe von 587 entworfen, weitergedacht und entfaltet worden sind. Dies ist der Hintergrund der Worte gegen die Nachbarvölker und der FVS-Sammlung in Ez 25,1-26,14; 28,(20-22bQj).24. Der Prophet hat sich zu diesen Fragen - zumindest nach dem, was vorliegt - nicht geäußert. Seine Mission richtete sich an das eigene Volk, nicht nach außen. Nicht umsonst findet sich in der (wahrscheinlich) redaktionellen Passage in 3,4-9 die Aussage: "Ja, nicht zu C l I CDV sende ich dich [...], deren Worte du nicht verstehst", die eine möglicherweise zutreffende Bestimmung der Sendung Ezechiels wiedergibt. Es ist aber wahrscheinlich, daß er an der Auseinandersetzung um jene Themen selbst beteiligt war.

502 Darauf weisen die Texte hin, die von den Adressaten seiner Verkündigung ausdrücklich sprechen, vgl. z.B. 3,11.15; 8,1; 12,9f; 14,1; 20,1; 24,18f.

2. Das Prachtschiff - Ez 27 2.1 Die Herausarbeitung der ursprünglichen Qina Wie bereits unter 0.3.3 ausgeführt, fällt die Darstellung zu Ez 27 aus dem üblichen Rahmen. Obwohl das Lied über das "Prachtschiff Tyrus" zu den poetisch schönsten Stücken des Alten Testaments gehören dürfte und sich schon deshalb eine Herausarbeitung der sprachlichen Gestalt lohnen würde, wird hier aus Platzgründen darauf verzichtet (notwendige Hinweise werden in Text- und Literarkritik gegeben). Das Problem der in die Qina eingearbeiteten Handelsliste 1 wird nur insoweit zur Sprache kommen, als es dem Zweck dieses Kapitels dient. Mit H.-P.Rügers detaillierter Untersuchung liegt bereits eine Studie vor, welche die wesentlichen Fragen zu Überlieferung, Sprache und Traditionen ausführlich behandelt. Um dem vorliegenden Kapitel eine abgerundete Gestalt geben zu können, wird am Ende eine Übersetzung der ursprünglichen Qina beigegeben.

2.1.1 Textkritik Den textkritischen Überlegungen kommt ein gewisses Gewicht zu, da an einigen Stellen von den vollzogenen Entscheidungen wesentliche Folgerungen für die Interpretation abhängen. Das Material soll jedoch nur an problematischen Stellen berücksichtigt werden. Auch wird nur der Textteil diskutiert, der zur ursprünglichen Qina gehört hat (vgl. den Abschnitt "2.1.2 Literarkritik"). Für alle weiterführenden Fragen sei vor allem auf Rügers Arbeit und auf Zimmeriis Kommentar verwiesen. v 3: (vgl. BHS Anm. b-b2) - G, V und S lesen bei Q'; nx*ntr!5J> anders als A/T3, wodurch eine Verschreibung aus ursprünglich OTT x i 3 D " b s > nahegelegt werden könnte4.

1

2 3 4

Daß es sich um eine Zusammenarbeitung handelt, wurde erstmals von C.H.Manchot herausgearbeitet und gilt heute als opinio communis der Forschung (Es gibt natürlich auch Stimmen, die davon nichts wissen wollen und die Liste als ursprünglich zum Text gehörig ansehen wollen. Als einer der Vertreter dieser Ansicht sei hier Sidney Smith genannt, der in der Aufstellung von v 12-24 die Ladung des Schiffes glaubte erkennen zu können). Umstritten ist lediglich die Abgrenzung. Tnarn (vgl. BHS Anm. a) ist Ketib ("-compaginis, vgl. Gesenius/Kautzsch § 90 m.n). MT: "an (den) Eingängen eines Meeres" - G (und S): "am Eingang des Meeres". Der Plural des Wortes X"QD ist im Ezechielbuch außer an dieser Stelle nur noch in 26,10 (textlich umstritten, aber beizubehalten); 43,11 (Vokalisation zu ändern) belegt, dort jedoch in m. Bildung. Auch sonst ist die Pluralform kaum zu finden, bestenfalls in II Sam 3,23 (hier aber textkritisch strittig, wahrscheinlich ist Qere zu lesen!). Über die Möglichkeit einer f. Bildung kann deshalb keine Aussage gemacht werden. Ande-

2.1.1 Textkritik

105

(vgl. BHS Anm. d-d) - Elliger (BHS) schlägt vor, statt der Worte snqx den Begriff zu lesen. Bewer (BHK), der denselben Vorschlag macht, denkt daneben auch an die Möglichkeit, daß ein ursprüngliches rt'ix zwischen Verb und Personalpronomen gestanden haben könnte und ausgefallen wäre. Diese Konjektur geht bereits auf Wellhausen zurück 5 . Meist wird der Text an dieser Stelle mit Hinweis auf Haplographie geändert 6 . Doch scheint dies nicht der wirkliche Grund zu sein, da der MT ja einen guten Sinn ergibt 7 . Zimmerli liefert den Hinweis auf die tatsächlichen Beweggründe, die hinter dieser Konjektur stehen: Der vorliegende Text in v 3b/3n bereite "angesichts des im folgenden eingehaltenen nrp-Metrums [...] erhebliche Schwierigkeiten" 8 ; er könne nicht anders als ein Doppeldreier gelesen werden 9 . Da nicht nur in der Argumentation Zimmeriis mehrfach das metrische Argument genannt wird, muß im folgenden etwas ausführlicher auf das Problem der hebräischen Metrik eingegangen werden unter besonderer Berücksichtigung der Qina 10 . (Ende des folgenden Exkurses: S.109)

E X K U R S : A N M E R K U N G E N ZUR HEBRÄISCHEN METRIK U N D ZUR Q I N A

Textänderungen metri causa sind damit belastet, daß man auch heute noch viel zu wenig über das Problem der metrischen Gestaltung hebräischer Texte weiß. Ein Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Zählung von "Hebungen" zeigt 11 , daß die zu Buddes Zeiten bestehende Unsicherheit bezüglich des Metrums keineswegs ausgeräumt ist 12 . Hält man sich dies vor Augen und berücksichtigt zudem Watsons Aussage, "that no single poem is consistently written in one metrical pattern" 13 , so erstaunt die Sicherheit, mit welcher Textänderungen metri causa vollzogen werden. Nur dann

5 6

7

8 9 10 11

12 13

rerseits ist eine Verwendung von als nomen rectum ohne Artikel mit der Bedeutung "Meer" im Ezechielbuch ungewöhnlich; daß hier die Bedeutung "Westen" gemeint sein könne, wird durch den Kontext (vgl. D"X) ausgeschlossen. Hinweis bei Smend: KEH, 195. Vgl. z.B. Bertholet: KHC, 140; Bertholet: HAT, 94f; Fohrer: HAT, 153, Fohrer: Propheten des frühen 6. Jahrhunderts, 148; Carley: CBC, 182 (er behält aber MT in seiner Übersetzung bei) und vor allem Zimmerli: BK, 626. Good, Edwin M., 82 Anm. 6, beläßt das Personalpronomen: "The association with 'nyh is present in the sound of 'ny, and that is sufficient justification for the poem that follows." Diese Argumentation überzeugt kaum: Man müßte ja annehmen, daß jeder bei der bloßen Nennung eines ^ x gleich diese Assoziation vernehmen würde! Goods Einlassungen sind aus der Kenntnis des nachfolgenden Textes bedingt und entbehren der sachlichen Grundlage. In diesem Zusammenhang muß Fohrers Behauptung, der Text sei verderbt, zurückgewiesen werden (Fohrer: HAT, 153). Wenn ein sinnvoller Text vorliegt, sollte ohne weiteren Grund nicht geändert werden (vgl. in dem von Fohrer mit herausgegebenen Methodenbuch: Fohrer u.a., 41f!). Zimmerli: BK, 626. -D"jx / mDX nx i n . Vgl. in diesem Zusammenhang vor allem 3.2.3! Das derzeitige Standardwerk zur hebräischen Poesie, Watson: Poetry, stellt dem "akzentuierenden System" (nach welchem jedes Wort bzw. jede Wortverbindung mit masoretischem Akzent eine Hebung trägt) fünf (!) weitere Vorschläge zur Seite (Watson: Poetry, 106-110). Budde: Leichenlied (1888). Watson: Poetry, 98.

106

Das Prachtschiff - Ez 27

könnten solche Konjekturen14 einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit erreichen, wenn sich herausstellt, daß ein bestimmtes Metrum in einem Text derart dominiert, so daß eine Abweichung davon nur störend wirken würde. Da sich bei einer Entscheidung über derartige Probleme stilkritische, formgeschichtliche und gattungskritische Aspekte mit den Fragen der Textkritik vermengen, muß die Kontrollfrage stets lauten: Wo liegen Vorentscheidungen aus anderen methodischen Ebenen der Behandlung des fraglichen Problems zugrunde und wie sind diese Vorentscheidungen jeweils begründet? Natürlich kann man auch hier das Vorliegen sogenannter "hermeneutischer Zirkelschlüsse" beobachten, da sich die Zuordnung eines Textes zu einer bestimmten Gattung stets auf die vorher vollzogenen Abgrenzungen der Text- und Literarkritik berufen muß, umgekehrt aber deren Entscheidungen oft von der formkritischen Einschätzung abhängig gemacht werden. Nun hat die Forschung ergeben15, daß mit der Qina das Phänomen einer Textart vorliegen könnte, deren Metrum tatsächlich von großer Regelmäßigkeit ist. C.Budde war der erste, der anhand von Untersuchungen der Klagelieder im Buch Threni diese These aufgestellt hat 16 , die bis heute weitgehend unangefochtene Gültigkeit hat 17 . Die Qina ist demnach ein Klagelied (von der Wehklage zu unterscheiden!), welches metrisch geformt ist und häufig ein Versmaß aufweist, in welchem das erste Glied länger und das zweite kürzer ist. HJahnow, welche eine bislang noch nicht überholte Untersuchung zu den Qinot im Alten Testament verfaßt hat18, schränkt ebenfalls ein, daß man nicht berechtigt sei, "den Fünfer als einziges Versmaß der Qina anzunehmen" . Man kann als gegenwärtigen Stand der Diskussion auf folgendes hinweisen: Den Vers in der Qina definiert W.R.Garr so: "That two parts of the poetic line may be isolated is evident from the fact that the first part of the line (A) contains a complete sentence whereas the second half (B) either completes and modifies the first, or contains an independent statement."20 Es muß dabei beachtet werden, daß im Fall der Qina nicht unbedingt parallelismus membrorum gegeben ist, sondern die Möglichkeit besteht, daß das Verhältnis zwischen längerer und kürzerer Verszeile auf "imitation or »echoing«" beruht 21 . Man kann also sagen, "the B line functions as a modifier or as a statement adjunct to the first"22.

14 Zur Verdeutlichung: Das Problem besteht ausschließlich dann, wenn es sich um Konjekturen handelt. In anderen Fällen wird man das metrische Argument selbstverständlich zur Stützung einer anderweitig vollzogenen Korrektur heranziehen dürfen! 15 Die Forschungsgeschichte zur Qina wird nicht referiert. Hervorragend zusammengefaßt hat sie Garr, 54-59.61 (weitere Hinweise auf Forschungspositionen im Aufsatz). 16 Allerdings rechnet Budde mit Ausnahmen seiner berühmten Regel, in den Qinot werde das "hinkende Klageliedmetrum" (3+2 Hebungen) verwendet. Die bekannteste Ausnahme ist Davids Klagelied über Saul und Jonatan. Ein wichtiges Ergebnis Buddes lautete: "Damit ist einerseits bewiesen, daß als das Entscheidende und Charakteristische an dieser Versart nicht eine bestimmte Länge der Glieder, nach Worten, Hebungen, Silben abgezählt erschien, sondern das Verhältniß des ersten Gliedes zum zweiten, das Uberwiegen desselben, die Geltung des zweiten als eines kürzeren Nachhalls." (Budde: Leichenlied, 19). 17 Vgl. z.B. Alonso-Schökel: Testament, v.a. lOOff., und Garr (1983), der die m.W. neueste Studie hierzu verfaßt hat. 18 Jahnow, 1923. 19 Jahnow, 92. In ihrer Behandlung von Ez 27 (Jahnow, 212-218) ist sie ihrer vorsichtigen Maxime jedoch nicht gefolgt, sondern versucht, mit Hilfe von Textänderungen das reine Qina-Metrum 3+2 herzustellen. 20 Garr, 67. 21 Garr, 68. 22 Garr, 74.

Exkurs: Zur hebräischen Metrik und zur Qina

107

Die Bestimmung eines Textes als Qina hängt demnach nicht vom Metrum allein ab; weitere syntaktische Aspekte treten hinzu. Darüber hinaus lassen sich charakteristische strukturelle Merkmale benennen, die die Gattung konstituieren, so daß die Bestimmung eines festen Metrums sich als sekundäre Aufgabe erweist. Diese Merkmale sind im wesentlichen: 1. Qinot sind immer am Ergehen von einzelnen interessiert. Das heißt nicht, daß wie hier in Ez 27 - nicht auch eine Gruppe gemeint sein kann: Die Gemeinschaft wird in diesem Falle als Einheit verstanden. 2. Eine Qina besteht - zumindest in den älteren Formen - aus mehreren Teilen. Konstitutiv sind: a) Schilderung von vergangenen Zuständen oder Verhaltensweisen, b) Anzeichen für einen plötzlichen Umschwung, der zum Untergang der "Hauptperson" (angesprochenen Gruppe o.a.) führt, c) Schilderungen der gegenwärtigen Folgen. Dies kann mit Hilfe von a) Zustandsbeschreibungen, ß) Beschreibungen von Reaktionen mittelbar Betroffener (sog. "Chorschluß") "/) oder Benennung von Folgen für Außenstehende geschehen. Es ist möglich, daß sich mehrere oder alle Elemente in einer Qina finden. d) Nicht konstitutiv, aber möglich, sind Ausblicke auf eine fernere Zukunft. Da es sich beim Grundtext von Ez 27 um eine Qina 23 handelt (vgl. S.116-120), kann man mit einer gewissen Sicherheit die den Qinot zugrundeliegenden stilistischen Kriterien zur Entscheidung der textkritischen Probleme heranziehen. Dabei ist jedoch in jedem Falle zu bedenken, daß eine Konjektur metri causa dann abzulehnen ist, wenn sie nicht durch weitere Argumente gestützt werden kann, weil auch das Metrum der Qinot nicht immer der Regel "3 + 2" zu folgen braucht. Es gilt vielmehr der allgemeinere Grundsatz: "Kolon A > Kolon B". Nach allen Erkenntnissen der Forschung könnte auch dieses Prinzip im einzelnen Fall durchaus einmal durchbrochen werden. Wesentlich wichtiger sind daher die oben genannten strukturellen Merkmale, vor allem die Tatsache, daß die als Qina zu bezeichnenden Texte nach dem Schema "Einst und Jetzt" gebildet sind. Auch die Rahmenelemente der Qinot im Ezechielbuch sind interessant. Die Einleitung findet sich voller ausgestaltet in 27,l-3ba; 28,11.12a.b«; 32,lb.2aa/?. Danach gehören folgende Strukturelemente zur Redeeröffnung:

23

Welche Texte man im einzelnen der Gattung zuzuordnen hat, ist umstritten: Von der äußeren Anlage her (und ohne Berücksichtigung weiterer literarkritischer Abgrenzungen) sind 19,1-14; 26,17f; 27,1-36; 28,11-19; 32,1-16 zu nennen. Die Qinot sind also hauptsächlich in den FVS vertreten. Problematisch ist der sehr junge Text 32,17-32, dessen ursprüngliche Textgestalt Zimmerli (Zimmerli: BK, 779f) mit 19.22.23-26*.27f angibt. In seiner Struktur unterscheidet sich dieser Text erheblich von den Qinot. Auch die im Rahmenstück v 17f angegebene Bezeichnung Tn markiert eine Differenz. Vor allem die Beobachtung, daß die für eine Qina konstitutiven Aufbauelemente hier völlig fehlen (weder Teil A noch Teil B sind vorhanden [dazu vgl.u. die Zusammenfassung zum Exkurs]; man könnte höchstens das Element "Untergang" finden - dieses aber begegnet in einer völlig anderen Gestaltung, nämlich als breit ausgemalte Ankündigung), widerrät, 32,17-32* der Gattung Qina zuzuweisen. Gestützt wird diese These durch die Tatsache, daß eine Rekonstruktion des hinkenden Metrums völlig unmöglich ist (anders noch Budde, 21). Auch Zimmerli: BK, 781, will darum diesen Text nicht als Qina bezeichnen. Zur inhaltlichen Differenz zwischen 32,17-32 und den eigentlichen Klageliedern vgl. besonders Jahnow, 236f. Wenn es eine eigene Gattung v n gegeben haben sollte, so könnte man entfernt vielleicht Jer 9,18 anführen.

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Das Prachtschiff - Ez 27

1. WEF 24 , 2. Vokativ, 3. Aufforderung zum Anstimmen einer Qina, 4. Nennung des Beklagten mit bv, 5. mit Perf.cons. angeschlossene Redeaufforderung, 6. erneute Nennung des Beklagten25. Ein Vergleich aller Einleitungen zu den Qinot im Ezechielbuch beweist, daß es sich bei den Punkten 3. bis 5. um fest geprägte Gestaltung handelt26. Diese Form der Klageeröffnung ist ezechieltypisch: Die Formulierung nvp X bv [xttn] könnte traditionell vorgebildet sein27, doch hat der Rahmen nur im Ezechielbuch die feste Gestaltung gefunden. Der Beschluß der Qinot hingegen ist auf den ersten Blick weniger einheitlich, doch weist auch er meist eine formelhafte Ausbildung auf: Während 19,14b und 32,16aa den Klageliedcharakter des vorausgehenden Textes scheinen betonen zu wollen, beenden 26,18; 27,35f; 28,19 die Qina in einer Art Chorschluß. Auch in 19,9 und 32,10 sind vergleichbare Schlußnotizen zu finden, in welchen die Wirkung des Geschehens auf die Umwelt geschildert wird. An beide Stellen schließen sich jeweils klar als Erweiterungen erkennbare Stükke an, so daß davon ausgegangen werden muß, daß auch die Wendungen in 19,14b und 32,16aa redaktionelle Zufügungen sind und ursprünglich nicht zu den gattungstypischen Elementen gehört haben können. Indem jeweils der Klageliedcharakter des vorausgehenden Stückes stark herausgehoben wird, zeigt sich das Interesse des Ergänzers, das von ihm angefügte Stück als Element der Qina erscheinen zu lassen. Eine vergleichbare Funktion könnte die Schlußnotiz von Kap. 26 haben, weil hier dieselbe Begrifflichkeit wie in 27,36b und 28,19b auftaucht: mnbn, irx-« und obiv. Allerdings ist die Formulierung in 26,21 gegenüber den geprägten Wendungen in den beiden anderen Stellen erweitert und konkretisiert und wird mit Hilfe der GSFn abgeschlossen. Daraus könnte zu folgern sein, daß ein Grundbestand dieser Schlußnotiz in einer Fassung ähnlich der in 27,36b und 28,19b zunächst unmittelbar auf v 18 gefolgt war28, nach Einfügung von v 19f aber ans Ende des Kapitels gerückt und um die summarische Aussage in v 21ba und die GSFn 29 erweitert wurde.

24 25 26

27 28

29

In 32,1b ist die WEF aufgrund der vorgesetzten Datumsangabe perfektisch formuliert. Zur Gestalt der Datierungen im Ezechielbuch vgl. 4.3.2! In 27,3 und 28,12 findet sich außerdem noch die BF angefügt. Auch in 19,1.28^ ist die geprägte Klageeröffnung zu finden. - Obwohl die Rahmung in 26,17 narrativ gebildet ist, d.h., daß das Element "Redeaufforderung" umgebildet ist zu einer Formulierung im Berichtstil, kann man die genannten Punkte auch hier feststellen. Dies gilt genauso für 27,32a (dort ist Punkt 5. nicht mit einer Form von "iDS, sondern mit VP gestaltet; das Verb findet sich im Ezechielbuch nur noch in 32,16, die Wendung m'p VP ist noch in II Sam 1,17 belegt). - Diese feinen Unterschiede in der Gestaltung (außerdem erfolgt die erste Nennung des Adressaten zwischen Verb und Verbobjekt) könnten dadurch bedingt sein, daß es sich in beiden Fällen um die berichtende Wiedergabe eines Klageaktes handelt. Vgl. Am 5,1; Jer 7,29; auch Jer 9,9. Anzunehmen ist, daß diese Schlußnotiz an der ehemaligen Stelle redaktionell war (vgl. die Ausführungen in 2.1.2.2). Die weitere Textentstehung muß man sich so vorstellen: V 21a könnte in die Struktur der Rede von v 19f durch Ersetzen eines ursprünglichen nrrn zum jetzt vorliegenden "pnx eingepaßt worden sein. Hinter dem DblJÒ "PV könnte sich noch ein ursprüngliches Dbivry verbergen (vgl. Zimmerli: BK, 611). Die Aussage "und du wirst gesucht, nicht aber gefunden werden" könnte eingefügt worden sein, um das Ergebnis der in v 19f angekündigten "Höllenfahrt" darzustellen (Hinweis: Ein Teil der G-Zeugen läßt diese Notiz aus, weil die Parallelität zu 27,36; 28,19 hergestellt werden sollte [gegen Zimmerli: BK, 611, und die meisten]). Als Gegenüber zur BF in v 19 wurde diese Formel als notwendig empfunden.

Exkurs: Zur hebräischen Metrik und zur Qina

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Unter dem Vorbehalt, daß im konkreten Fall auch Abweichungen vorkommen können, kann nun nachstehende literarkritische Grundregel aufgestellt werden. Nach dieser Grundregel können auch die Qinot in den FVS des Ezechielbuches behandelt werden30.31 Ein poetisch geformter Text, der als Qina zu bezeichnen ist, enthält in der Regel drei konstitutive Teile: 1. Teil A beschreibt Zustände/Verhaltensweisen unter dem Aspekt"vorzeitig". 2. Ein Zwischenteil - ebenfalls vorzeitig zur "erzählten Zeit" - markiert einen Umschwung. 3. Teil B nennt Zustände/Verhaltensweisen unter dem Aspekt "gegenwärtig noch andauernd". 4 und B entsprechen sich: Elemente mit präteritalem Bezug können in Teil B nui dann genannt werden, wenn sie bereits in Teil A angelegt wurden (Ausnahmen dieser Regel müssen begründbar sein). Nicht erlaubt ist der Umkehrschluß: Zustände und Verhaltensweisen, die in Teil A genannt werden, müssen nicht notwendig auch ein Gegenüber in Teil B besitzen. - Ende des Exkurses -

Zurück zum Problem in v 3: Zimmeriis Vorschlag, das Personalpronomen als Folge des Mißverständnisses eines ursprünglichen anzusehen, hat sehr viel für sich: Der ganze Text lebt von dem bildhaften Vergleich "Tyrus = Prachtschiff'. Es wäre seltsam, wenn dieser Vergleich nicht bereits am Beginn des Textes eingeführt worden sein sollte, sondern dem Hörer oder Leser "gleichsam durch die Hintertür"32 erst mit fortschreitender Gedankenentwicklung klar werden müßte. MT ist also zu ändern damit aber fällt auch das Verb mox als sekundär durch das Mißverständnis des 'ix als Personalpronomen notwendig gewordenes Interpretament heraus, ^ x ist eine Sonderform mit singularischer Bedeutung gegenüber dem sonst üblichen rrix. Zimmerli begründet diese Bedeutung mit Hilfe des Amarnabriefes Nr.24533. Auch in Jes 33,21 legt sich diese Deutung nahe.35

30 In 3.2.3.2 wird der Versuch unternommen, die Urform des Klageliedes über den "vollkommenen Siegelring" herauszuarbeiten. 31 Von den genannten strukturellen Merkmalen her ist es nicht verwunderlich, daß J.Kraäovec in Ez 27 "the best example of the Utility of antithesis" zu sehen glaubt (Kraäovec, 136). Diese antithetische Struktur ist jedoch nicht aus sich heraus begründet, wie Kraäovec glauben machen möchte, sondern durch die Qina-Struktur, die dem Schema "einst und jetzt" folgt. Kraäovec hat übersehen, daß auch dem Element "plötzlicher Umschwung" eine wichtige Funktion zukommt (vgl. Kraäovec, 105f). 32 Zimmerli: BK, 626. 33 ANET 2 , S.245; Zimmerli: BK, 626. 34 Vgl. Übersetzung und Textkritik bei Wildberger: BKAT 10/3, 1309.1311! 35 Sehr eingehend hat Michel (31-33) das Problem "Kollektivbegriff / nomen unitatis" dargestellt (bezüglich der Zahlworte) und vor allem 64-68. Zwar behauptet er, daß ""ix "deutlich als collectivum Flotte" bedeute (Michel, 65) - was m.E. nicht zutrifft: an allen Stellen, wo dieses Nomen vorkommt, ist durchaus auch die Bedeutung "großes Schiff', "Prachtschiff' möglich, vgl. dazu im folgenden - doch gesteht er zu, daß einige der Paarungen nach der Gestalt "X" / "n,X'" auch die semantischen Aspekte "übersteigert / normal, klein" tragen können (Michel, 67). Bei dem Paar z.B. trifft dies zu (Jes 28,25). Zu fragen wäre, ob dies teilweise nicht auch für "WD/m5>D gilt (man kann IVO in II Reg 2,1.11; Jes 40,24; 41,16; Jer 23,19; 25,32; 30,23; Ez 1,4; Jo-

110

Das Prachtschiff - Ez 27

v 4: (vgl. BHS Anm. a-a) - Ein vieldiskutiertes Problem stellt die Wortverbindung •^33 'ipbiss dar. Der Singular des Nomens kommt im Ezechielbuch fast nur im TBB vor36, der Plural wäre hier singulär37. Die Versionen scheinen MT eher zu stützen 38 . Das Problem des MT liegt darin, daß die "Rede vom Schiff [...] verlassen ist"39. Aus diesem Grunde wurde in der Forschung eine Fülle von Konjekturvorschlägen gemacht 40 . Das Partizip stört die meisten Exegeten metri causa. Außerdem wird es seit Jahnow 41 und Hölscher 42 als Vorwegnahme von in v 5 empfunden 43 . Dagegen aber ließe sich einwenden, daß der Sinn der beiden Stellen unterschiedlich ist: Während v 4 vom Vervollkommnen spricht, handelt v 5 von einer einzigen Baumaßnahme. Zimmerli 44 übernimmt einen Vorschlag Drivers45 und will (von "bauen", "formen") lesen. Genauso verfährt Rüger 46 . Diese Korrektur ist zwar ihrerseits nicht ohne Schwierigkeit, weil das konjizierte Wort ein Hapaxlegomenon ist. Außerdem muß man die Annahme machen, daß die Verschreibung sehr früh erfolgt sein müßte, weil die Versionen mit MT gehen. Aber dennoch scheint sich keine bessere Lösung des Textproblems ergeben zu können: MT wird im Sinne von Driver geändert, das "Ha als erklärende Glosse gestrichen, v 5: (vgl. BHS Anmn. b und c) - Wie seit langem beobachtet wurde, stellt der Schluß von v 5 ein Problem dar: Cornili47 bemerkte als erster, daß G, S und V die Stellung der beiden letzten Worte vertauscht hätten. Dies erklärt sich damit, daß in MT ein Bezug zum Redeadressaten vermißt wurde48. Eine Textänderung hier ist jedoch nicht nötig.

na 1,4 durchaus mit "Sturm", Wirbelsturm" oder "Orkan" übersetzen [anders aber Am 1,14; Ps 55,9; 83,16!]; die steigernde Absicht von mvD zu "WD wird besonders in Jer 23,19 [par? 30,23] deutlich). Ahnlich liegt der Fall auch für mD/mnc (vgl. etwa Gen 34,12; Num 18,11 mit Num 18,6.7; Dtn 16,17). - Insgesamt kann festgehalten werden, daß die genannten Beobachtungen den Ergebnissen Michels nicht widersprechen, sondern eher zu deren Präzisierung beitragen: Der quantitative Unterschied zwischen Nominapaaren nach der Gestalt " n ^ ' / X" kann sich entweder auf die (nicht mehr zahlenmäßig faßbare) Anzahl oder auf die außerordentlich übersteigerte Größe gegenüber dem Einzelstück oder -fall beziehen. An allen alttestamentlichen Stellen, die das Nomen enthalten, paßt die Bedeutung "großes Schiff', "Kommandoschiff oder "Prachtschiff' besser als die übliche Übersetzung "Flotte" (I Reg 9,26f; 10,11.22; Jes 33,21 [hier besonders deutlich!]). 36 Außerhalb in ll,10f; 29,12. 37 Die Pluralform ist belegt in I Sam 5,6; II Reg 15,16; 18,8; Jes 60,18; Jer 15,13; 17,3. 38 G: TußeXti/, Vetus Latina enthält Verlesungen, V geht unmittelbar mit MT, T mit "IDirm ebenfalls. 39 Zimmerli: BK, 627. 40 Cornill schlägt vor, "da die ganze Anrede bis v. 9 an ein Schiff ergeht" (Cornill, 344). Dagegen meint Chajes, daß die Bedeutung des konjizierten Wortes nicht bekannt sei. Er schlägt deshalb vor (Chajes, 79). Bertholet: KHC, 140, denkt an b n j ("Los") oder an die Verbform "pt>"n ("sie machen dich groß"); so auch im HATKommentar. Auf diese Lösung greift später wieder Fohrer: HAT, 153, zurück. 41 Jahnow, 213. 42 Hölscher, 138. 43 Vgl. auch Zimmerli: BK, 627. 44 Zimmerli: BK, 672. 45 Driver: Bib.19, 177. Ihm folgt auch Elliger (BHS); Bewer (BHK) ändert nicht. 46 Rüger: Tyrusorakel, 6 (Begründung könnte sein, daß MT mit dem Partizip das unverständliche l i b n j habe deuten wollen). 47 Cornill, 345. 48 Darum liest man häufig statt "pfi suffigiertes "pm (Rüger: Tyrusorakel, 7, u.a.).

2.1.1 Textkritik

111

Anders liegt der Fall hingegen beim Übergang von v 5 nach v 6, weil nach MT sowohl in v 5 wie auch in v 6 das Qina-Metrum verlassen ist und gleichzeitig die Regel "Kolon A > Kolon B" nicht gilt. Seit Cooke 49 wird für gewöhnlich das "rty in geändert und zu v 6 gezogen. Da sich nur auf diese Weise die Struktur der Qina halten läßt, wird hier ausnahmsweise metri causa gegen MT konjiziert. v 6: (vgl. BHS Anmn. a und b-b) - Die Wendung ist problematisch51: MT scheint 52 keinen Sinn zu ergeben . T zieht die Maqqef-Verbindung D'HöXTQ zu einem Wort zusammen ("T5>~oum), was auf D'ou/xro führen würde 53 . Zimmerli meint das 3 sei erst durch Zufügung der beiden vorausgehenden Worte nötig geworden . Nun hat sich aber jüngst P.-R.Berger gegen die Annahme einer Dittographie ausgesprochen: Das in der Forschung meist als sinnlos empfundene müsse "Elefanten" bedeuten , so daß man MT einen guten Sinn abgewinnen könne. Interessant ist Bergers zusammenfassende Bemerkung: "Ez 27,6 enthält demnach die kulturhistorisch bemerkenswerte Information, daß offenbar noch die letzten Exemplare der Elefanten auf den Inseln des zyprischen Einflußbereiches ihrer Ausrottung entgegensahen"56. Wenn man Berger folgt, dann lautet die Übersetzung von MT: "Dein Deck machten sie aus Elfenbeinzahn von den Inseln der Kitäer"57. v 7: (vgl. BHS Anm. a-a) - Elliger sieht in üjb srrrb eine Glosse58. Eine Ausscheidung

49 50

51 52 53 54 55 56 57 58

Cooke, 269. Damit fügt sich v 6 auch besser in den Duktus des ersten Qinateiles ein, da er die "höchsten Eichen vom Basan" erwähnt. Die Ortsnamen werden im Kontext offenbar deshalb genannt, weil dadurch "nicht nur das Typische für diesen Ort angedeutet [wird], sondern umgekehrt auch die höchste Qualität eines Produktes" (Wyk, 299). Eine Handschrift nur das Verb gelesen, weshalb Elliger (BHS) das Nomen als Dittographie streichen möchte. "Dein Deck machten sie elfenbeinern, eine Tochter von Schritten [so wörtlich; sollte man mit "Wandelhalle" übersetzen?] von den Inseln der Kitäer." "aus [einem] Zeder[nbaum]" oder "aus Zypresse[nholz]". Zimmerli: BK, 628. Berger, 54-66, begründet diese These in aller Ausführlichkeit; für nähere Information muß auf diesen Beitrag verwiesen werden. Berger, 57. Insgesamt behauptet Berger, in der Forschung sei "eine starke Überschätzung der LXX-Version" zu beobachten (Berger, 77). Qere o ^ r o ist zu lesen. Berger identifiziert n " m mit den Inseln und Küstenbereichen im Umfeld von Zypern. Die Auscheidung dieser Textstelle geht auf Cornill, 345-347, zurück, dessen Ausführungen zur Gestalt antiker Schiffe beeindrucken: 03 könne kaum "Segel" bedeuten, sondern nur "Wimpel". Einen Wimpel aber könne man auf fast keiner antiken Schiffsdarstellung erkennen. Da außerdem die Infinitivkonstruktion den Parallelismus empfindlich störe, sei sie als nicht ursprünglich auszuscheiden. Sehr oft werden diese Äußerungen Cornills in der Forschung übernommen. - Da im folgenden nicht auf die Frage nach der Gestalt altorientalischer Schiffe eingegangen werden kann, sollen hier nur einige der wesentlichen Hinweise auf die Forschung gegeben werden: Umfassende Darstellungen finden sich bei Höckmann; Klengel (interessant ist hier eine Schiffsdarstellung auf einer Münze aus Sidon aus dem 5. Jahrhundert, vgl. bei Klengel, Abb.53); McLaurin; Smith, Sidney, und Strömberg; vgl. auch Good, Edwin M.; nach wie vor von großem Wert sind die alten Untersuchungen von Abraham und Köster. Ein hochinteressanter Fund eines zypriotischen Schiffswracks vor der türkischen Südküste bei Ulu Burun (entdeckt im Jahre 1982 von dem türkischen Taucher M.Qakir, ab 1984 genauer erforscht durch ein Team um den amerikanischen Unterwasser-Archäologen D.Frey vom Institute of Nautical Archaeology der Texas Agricultural and Mechanical University; Erstveröffentlichung m.W. in der Zeitschrift "Geo" 1/1989,

112

Das Prachtschiff - E z 27 des Stückes kann textkritisch nicht vorgenommen werden. Zimmerli 59 sieht eine "unverkennbar parallele Anlage von 7a und 7b", die durch v 7a/3 unterbrochen wird. Nach Ausscheidung dieses Stückes könnte der übrige Bestand nach dem Qina-Metrum gegliedert werden. Das aber heißt, man muß gegen v Ibß metri causa argumentieren. MT ist deshalb vorerst beizubehalten: Der Infinitiv wird von den Versionen bezeugt (wenn auch unterschiedlich!), das Nomen Dl muß nicht als "Segel" oder "Wimpel" verstanden werden, sondern kann auch "Feldzeichen"60 oder "Zeichen"61, mitunter sogar "Feldzeichenstange"62 heißen. Damit könnte es möglich sein, daß T und S mit ihren Übersetzungen, die auf "Zeichen" hindeuten, gegen 563 im Recht sind.

(vgl. BHS Anm. c 6 4 ) - Das 1MD (Partizip Piel) ist an hier schwierig, weshalb es Elliger (BHS) durch das Nomen i|D3D ersetzen möchte65. Da auf letzteres auch die Versionen 66 hindeuten und der Parallelismus membrorum eher das Substantiv erwarten läßt, wird MT geändert. Eine Bedeutungsverschiebung ist damit nicht gegeben, v 8: (vgl. BHS Anm. b-b 67 ) - Wie Zimmerli mit Recht bemerkt, überrascht die Erwähnung

S.84-98 [leider konnte eine wissenschaftliche Publikation dazu noch nicht gefunden werden]) könnte Licht werfen auf die Handelswege der Spätbronze- und Eisenzeit (vgl. Bass, 94f), auf die jeweils umgeschlagenen Waren und deren Herkunftsorte (vgl. Bass, 94f.96f) und auf die Art der Schiffskonstruktionen (vgl. Bass, 90f). 59

Zimmerli: BK, 628.

60

Ex 17,15.16 (Konjektur nach Noth: A T D 5, 115, und Childs: Exodus, 311f, u.a.); Jes 5,25; 13,2; 18,3.

61

Num 26,10; Jes 11,10.12.

62

Num 21,8f; Jes 30,17.

63

"Ruhm", "Ehre".

64

Anm. b bezieht sich auf den Doppelausdruck IDMIXT der noch 24mal in Ex 25 bzw. 39 belegt ist. Häufig wird metri causa einer der beiden Begriffe für sekundär erklärt (vgl. Elliger, BHS, Zimmerli: BK, 629, Carley: CBC, 182, u.a.), was jedoch unnötig ist (vgl. zum grundsätzlichen Problem den obenstehenden Exkurs). Der Verweis auf das ähnlich gelagerte Problem in v 24 in der G-Überlieferung (Alexandrinus versus Vatikanus, vgl. zu v 24 den Hinweis in BHS Anm. b) trägt allerdings als Argumentationshilfe nichts aus. MT wird beibehalten.

65

So ändern z.B. auch Bertholet: H A T , 95, Eichrodt: A T D 22/2, 257, Fohrer: H A T , 153, Heinisch, 132, Ziegler: E B A T 6, 83, Zimmerli: BK, 628, anders May/Allen, 211, Carley: CBC, 181 u.a.

66

G: irepoßöXata, V: operimentum, S: rrran, T: trao.

67

BHS Anm. a bezieht sich auf ein Problem, das durch die (textlich sicher bezeugte) GTradition eingebracht wird: A m Versanfang steht dort Kai ctpxoi/Te geworden. V 11 versucht auch, die

94

Zimmerli: BK, 637f.

95

Dabei etwa an "Beiboote" zu denken, verbietet sich schon von der Formulierung crr r r n x ("Meeresschiffe", sicher im Sinne von "seetüchtige", "große Schiffe" zu verstehen) her. - V.Dijk möchte das Problem dadurch lösen, daß er das vn in diesem Vers als "kommen zu" verstehen will ("to appear, to come", Dijk, 72). Das aber ist verfehlt, wie der Vergleich mit den vorausgehenden Verszeilen bestätigt, wo dieselbe Wendung begegnet. V.Dijk übersetzt im übrigen an diesen Stellen im "normalen" Sinn mit "sein" (Dijk, 66.69.71), ohne auf die Differenz einzugehen. V 13.17.19; vgl. auch v 25.27.33.34. Außerhalb von Ez 27 kommt der Stamm im Ezechielbuch nicht mehr vor (30,5 enthält den Begriff "Mischvolk", ist aber möglicherweise in ["Araber", vgl. 27,21] zu ändern; vgl. schon Cornill z.St.).

96

97

Rüger: Tyrusorakel, 10.21a.

98

Zimmerli: BK, 636, weist darauf hin, daß dieser Vorschlag von Cheminant (dessen Werk stand leider nicht zur Verfügung) gemacht worden sei.

99

Wie auch schon Rüger nachgewiesen hat (Rüger: Tyrusorakel, 21).

118

Das Prachtschiff - Ez 27

Rede vom tyrischen Heer in v 10 zu erläutern, indem die Personengruppen näher genannt werden, aus denen sich dieses Heer im wesentlichen zusammensetzt: Arwaditer und Gamaditer 100 stellen das Aufgebot 101 . Die weitere Abgrenzung der Qina bereitet kaum Probleme: V 12-25a zeigen eine stereotype Gestaltung und werden von Rüger als Liste der Handelsbeziehungen von Tyrus bezeichnet. Diese Liste basiert ihrerseits auf einer "Importstatistik nach Warengruppen"102. Wo ist nun die Fortsetzung der Qina zu finden? V 25b ist umstritten. Meist nimmt man ihn zum Klagelied hinzu103. Bereits C.Kuhl hat dies so abgrenzen wollen: "In die große Leichenklage über Tyrus (Hes 27) ist in Prosa eine Militärliste und ein Verzeichnis der Handelsbeziehungen von Tyrus (v. 9b-24) eingefügt", was auch jetzt noch durch die Wiederaufnahme der Begriffe "Schiffe" und "Handelsware" in v 25a (vgl. v 9b!) erkennbar werde 104 . Auf den ersten Blick scheint diese Argumentation zu überzeugen. Wenn aber v 25b die ursprüngliche Fortsetzung der Qina gebildet haben sollte, so wird i x e •nnDm '•xbDm unerklärbar: Damit kann nicht das in v 3b/?-9a Beschriebene gemeint sein, weil dieses Stück nicht auf ein Gefüllt-Werden (XbD ni.) hinzielt, sondern die Pracht der Schiffsausstattung schildern möchte. Auch wirkt das Gegenüber des Ausdrucks ••'D^nbn 1 0 5 hier merkwürdig neben dem anschließenden v 26, nachdem erst hier von der Ausfahrt des Schiffes die Rede ist. Sollte aber mit dem Ausdruck, wie vielleicht in v 4, auf die Ortslage der Inselstadt angespielt sein, so verwundert dies ebenfalls, weil in v 26 damit zweifellos die "hohe See"106 gemeint ist.

100 D"HD:n: Gegen das Mißverständnis der Versionen ("Wächter") ist hier der Volksname zu belassen (vgl. V: pygmaei und noch deutlicher T: , xpoi2p ["Kappadokier"]). 101 Interessant am Rande: Während v 10 davon redet, daß jeder Krieger Schild ("|MD) und Helm (also die wesentlichen Rüstungsteile) in Tyrus aufgehängt habe, spricht v 11 vom Aufhängen der D'öbtu an den Mauern. "PD scheint eine kleinere Art Schild zu bezeichnen, der für gewöhnlich vom einzelnen Krieger getragen wurde (vgl. z.B. I Sam 1,21; I Chr 5,18; II Chr 17,17; Jer 46,9) und ihm Schutz vor feindlichen Hieben, Stichen und Pfeilschüssen bot. Größer muß die niü gewesen sein; möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Art Standschild (vgl. v.a. I Reg 10,16f und z.T. die eben genannten Stellen). Was man sich unter einem Bijty vorzustellen hat, ist unsicher (der Begriff hängt wahrscheinlich mit obttJ "herrschen" zusammen). Es könnte sich möglicherweise um einen Pfeilköcher handeln (vgl. Jer 51,11; vielleicht auch II Sam 8,7 [par. I Chr 18,7]; II Reg 11,10 [par. II Chr 23,9]; vgl. auch Cant 4,4). Meist wird Bi>tö ebenfalls mit "Schild" wiedergegeben. Wenn die genannte Bedeutung "Pfeilköcher" zutrifft, so erklärt sich damit der Unterschied: Helm und Schild legt der Krieger dort ab, wo sie ihm persönlich rasch zugänglich sind; Pfeile hingegen werden zur Verteidigung unmittelbar an den Mauern benötigt. 102 Rüger: Tyrusorakel, 21-23.51.60. 103 Vgl. z.B. die drucktechnische Gestaltung in BHS. 104 Kühl: Wiederaufnahme, 3f. 105 Zu dieser Wortverbindung vgl. genauer unter 3.1.3.2. 106 Natürlich ist es klar, daß der Verfasser der Qina mit der Doppeldeutigkeit des Ausdruckes spielt: "The apparent solidity and security of the island is revealed as an illusion of perspective" formuliert Newsom, 155, in bezug auf Ez 26,1-5, eine Aussage,

2.1.2.2 Zur eigentlichen Qina

119

V 25b möchte vielmehr den Text von Qina und Handelsliste verbinden: Tyrus, die Inselstadt, wird "voll" und "bedeutend" durch den Handel mit den vorher genannten Gütern; Tyrus, das Schiff, wird "gefüllt" und damit "schwer"107. Mit v 26 wird die plötzliche Wende geschildert: Nachdem die Werftarbeiten abgeschlossen sind (v 4-7) und die Besatzung an Bord ist (v 8.9a), erfolgt die Ausfahrt (v 26a). Auf hoher See kommt es infolge eines starken Ostwindes zum Schiffbruch (v 26b). Die ganze Dramatik des Geschehens wird reduziert auf ein schlichtes Nebeneinander zweier in fast chiastischer Stellung angeordneter Aussagen. Gerade in diesem Teil zeigt sich die poetische Kraft dieser Dichtung 108 . Der Folgetext bis zum Schluß erweist sich als ein geschicktes redaktionelles Ineinander von ursprünglicher Qina und Zufügungen. Letztere geben sich immer dadurch zu erkennen, daß sie thematisch auf die Handelsliste zurückgreifen und von dieser aus die Linien der eigentlichen Qina ausziehen. Das aber bedeutet, daß der Redaktor das Klagelied zur Grundlage seines Textes gemacht hat und nicht einfach beide Stücke nacheinanderschalten wollte. V 27.33 und 34b stammen demnach von seiner Hand. Nimmt man diese Teile heraus, so bleibt ein schlüssiges Ganzes übrig. V 36 gibt sich dann bereits von seiner äußeren Gestalt her als Erweiterung zu erkennen, weil die Qinavers-Struktur aufgegeben ist. Es handelt sich hier um eine Schlußnotiz, die den vorliegenden Gesamttext (also Qina mit eingearbeiteter Handelsliste) zusammenfaßt: Man kann nicht einfach v 36a als Werk desselben Redaktors ansehen, der die bereits genannten Verbindungsstücke geschaffen hat: Im Gegensatz zu diesem hat der Verfasser von v 36 nämlich das Interesse, eine poetische Gestaltung (zweimal 2 + 2 Hebungen sind feststellbar) sichtbar werden zu lassen; beide Versteile stehen deutlich parallel. Man stellt fest, daß v 36b und 28,19b fast identisch sind. Hinzu kommt, daß sich auch in 26,21, am Ende des ersten Tyruskapitels, bereits eine vergleichbare Notiz findet. Daraus läßt sich der Schluß ziehen, daß hier ein und dieselbe redaktionelle Hand gewirkt hat, welcher wahrscheinlich die Anordnung der Tyruskapitel nach dem Schema "Unheilsankündigung / Qina" zu verdanken ist. Ursprünglich gehörten v 3b/?*.4*.5f.7aa.b*.8*.9a.26.28-32.34a.35 zur Qina. Ein Späterer wollte die ihm ebenfalls vorliegende "Liste der Handelsbeziehungen" (v 12-24) in diese Qina einarbeiten und schuf zu diesem Zweck rahmende und verbindende Versteile, die das Bild des Prachtschiffes durch die Rede von der Handelsmetropole Tyrus ausgestaltete. Damit aber brach das Bild auseinander: Von seiner Hand stammen in v 3aaj, v 3aa2ß in der Einleitung und v 9b.10.25 109 .27.33.34b. Noch spätere Eingriffe in den Text stellen dann verdeutlichende Notizen dar: Das in v 2, das in v 4, die Glosse in v laß, die

die sich sehr gut auch auf die Qina übertragen läßt. 107 Der Verfasser dieses Versteils scheint mit der Doppeldeutigkeit von 133 zu spielen. 108 C.Newsom, die sich mit dem Gebrauch der metaphorischen Redeweise in den Tyrustexten befaßt hat, sagt zu dieser Stelle: "Immediately the sense of the fragility of the ship dominates the connotations present to the reader" (Newsom, 157). Allerdings möchte man der folgenden Aussage widersprechen: "The sea, the element from which Tyre drew its power and protection, is made the metaphor of Yahweh's judgment" (Newsom, 158), da in der Qina von einem Handeln Jahwes nirgends die Rede ist. 109 V 25a gehört nicht ursprünglich zur Handelsliste, sondern ist ebenfalls ergänzt.

120

Das Prachtschiff - Ez 27

Änderung in v 8b und v 11. Wann diese Eingriffe in den Text erfolgt sind, läßt sich nicht mehr feststellen; da es sich jeweils um Erklärungen handelt, legt sich die Annahme einer einzigen Verfasserhand nahe. Das Schlußsummarium in v 36 stammt von einem Redaktor, der das Ganze der Tyrustexte vor sich hat.

2.2 Zur sprachlichen Gestaltung der Qina 2.2.1 Metrum und Struktur

TEIL A: "EINST" 1. Summarium

(Doppelzeile bis v 4)

2. Ausstattung des Schiffes a) Rumpf und Mast b) Deck und Ruder c) Segel und Sonnensegel

(drei Doppelzeilen bis v 7) (v 5) (v 6) (v 7)

3. Besatzung des Schiffes a) Ruderer aus Sidon und Arwad b) Steuerleute aus Zemar c) Ausbesserer aus Gebal

(drei einfache Zeilen bis v 9a) (v 8a) (v 8b) (v 9a)

UMSCHWUNG: AUSFAHRT UND SCHIFFBRUCH

(Doppelzeile, v 26)

TEIL B: "JETZT"

ABB. 5

1. Summarium: Bedeutung des Geschehens: Meerbeben, andere Schiffer verlassen ihre Boote

(Doppelzeile v 28.29a)

2. Man vollzieht Trauerriten: a) allgemeines Klagegeschrei b) spezifische Trauerbräuche c) Anstimmen einer Qina - Qina der mittelbar Betroffenen "Einst" Umschwung "Jetzt"

(Doppelzeile v 29b.30a) (Doppelzeile v 30b.31a) (Doppelzeile v 31b.32a) (zwei Doppelzeilen v 32b.34a.35) (v 32b) (v 34a) (v 35)

Struktur des Klageliedes in Ez 27*

Die in der Literarkritik herausgearbeitete Qina in Ez 27* hat eine fast ebenmäßige metrische Struktur, die weithin dem bekannten "hinkenden Klagemetrum" (3+2 Hebungen)110 folgt.

110 Abweichungen gibt es nur in v 5a (4+2), v 8a (3+3), v 8b (4+2) und v 9a (4+2): Wenn die dort vorkommenden suffigierten Präpositionen keinen Ton tragen, so ergibt sich ebenfalls jeweils das klassische Qina-Metrum. - In v 29a legt die masoretische Versteilung das Metrum 2 + 3 nahe, doch kann hier unbedenklich die Gliederung auch anders vollzogen werden, indem das bn mit zu Kolon A gezählt wird.

2.2.1 Metrum und Struktur

121

Die für die ausgebildeten Qinot charakteristische dreistufige Gliederung scheint sich hier mehrfach niedergeschlagen zu haben. Wie man sehr gut erkennen kann, liegt dem Klagelied ein klar durchdachter Aufbau zugrunde: Drei Ausstattungsmerkmale entsprechen drei Besatzungsgruppen und auch einer dreifachen Schilderung der Folgen. ANMERKUNGEN ZU A B B . 5 :

zu v 3f: Die Rede von der "vollendeten Schönheit" begegnet erneut in der Qina über den kostbaren Siegelring, dort ebenfalls in der überschriftartigen Eröffnung. Auch Ez 28,7 scheint von der Schönheit (des tyrischen Fürsten) zu reden. Auffällig ist der terminologische Unterschied: Während 27,3 und 28,12 jeweils ^ verwenden, liest 28,7 ursprünglich nya-1 (s. 3.1.2.3). Die Annahme eines geprägten Motivs ist nicht von der Hand zu weisen, nach welchem die Inselstadt als besonders "schön" gegolten hätte. Unter anderem von da her könnte die Zuweisung der ursprünglich nicht an den Tyrerkönig gerichteten Qina in Ez 28,11-19* veranlaßt worden sein. Wieso es nun dazu kommt, daß sowohl in 28,12 als auch in 27,3 dieselbe Formulierung vorkommt, läßt sich nicht sicher sagen. Während der Grundtext der Qina in Ez 28 möglicherweise sogar von Ezechiel selbst stammen könnte (dies läßt sich nicht eindeutig ausschließen), zeigt eine Untersuchung des Wortgebrauchs für die Qina in Ez 27 einen negativen Befund . Auf keinen Fall läßt sich jedoch die These aufstellen, in beiden Texten sei derselbe Verfasser am Werk, da sich dann weder Übereinstimmungen noch Unterschiede schlüssig erklären lassen . Sollte die Qina in Ez 27 der in 28 nachgebildet sein und sich in v 3 noch ein schwacher Hinweis darauf finden lassen? Zumindest an einigen weiteren Stellen 113 könnte man dies bestätigt finden; zudem scheint die Rede von der Schönheit durch die doppelte Erwähnung in 28,12 und 17 114 in der Qina um den schönen Siegelring besser verhaftet. Es könnte sich bei 27,3b"y* schließlich auch um eine literarische Ergänzung handeln. Dann wäre diese aufgrund von v 4b gebildet, der sich seinerseits als Aufnahme des geprägten Motivs erweist: In diesem Falle hätte die "Überschrift" nur drei Zeilen. Welche "Lösung" man auch veranschlagt: Es gibt zu wenige Anhaltspunkte für eine Entscheidung 115 . zu v 7: "ID3D bedeutet eigentlich "Bedeckung" und scheint eine Art Leinwand aus blauem und roten Purpur 1 1 6 zu sein, die eventuell zum Schutz vor zu intensiver Sonneneinstrahlung und anderen Witterungseinflüssen über die Decksladung gespannt werden konnte. Am besten übersetzt man deshalb mit "Sonnensegel" oder "Persenning". - Am Doppelaus-

111 Dies muß thetisch hingestellt werden, ohne dies ausführlich nachzuweisen. Zwar ist die gesamte Sprache - besonders in Teil A - sehr spezifisch auf die Beschreibung des Schiffes zugeschnitten (woraus sich m.E. keine Folgerungen für die Verfasserschaft ergeben). Doch weist besonders der literarisch von Teil A nicht zu trennenden Teil B Auffälligkeiten auf, die die Sprache deutlich von der des Propheten abheben: Gerade der Vergleich der Trauerbräuche (dazu sei hingewiesen auf Hardmeier: Texttheorie, 208-210) in v 30f zu denen in 24,15-24 zeigt klare Unterschiede. Hinzu kommen häufig anderer Wortgebrauch und die Verwendung unterschiedlicher Wendungen. 112 Dies wird vor allem von denjenigen übersehen, die hier unbefangen Ezechiels eigenes Wort zu vernehmen glauben. 113 Vgl. die Formulierungen in der Qina der Seeleute in v 35a mit denen in v 19a. In beiden Texten ist außerdem von Königen als Zeugen die Rede. 114 Dort aber leider in einer Formulierung, die der in 28,2 sehr ähnlich ist! 115 Am besten ließe sich die Entstehung von Ez 27* noch dadurch erklären, daß der Verfasser ein Parallelstück zu Ez 28,11-19* hätte schaffen wollen. Doch dies bleibt reine Spekulation! Eine Entscheidung muß offen bleiben, was in der abschließenden Übersetzung dadurch kenntlich gemacht wird, daß v 3b"y* in Klammern gesetzt wird. 116 Zur Identifikation von sibin vgl. Ziderman und McGovern/Michel!

122

Das Prachtschiff - Ez 27

druck lD:nxi nban fällt auf (was im übrigen vielfach in Teil A feststellbar ist!), daß die genannten Fachtermini vielfach und ausschließlich noch im Zusammenhang der Anordnungen über die Errichtung der "Stiftshütte" (Ex 26 bzw. 36) vorkommen117: Von dieser Beobachtung aus ist eine Beziehung der Verfasser nicht von der Hand zu weisen. Ahnliche Phänomene von Verbindungen zwischen priesterschriftlichen Texten und Stücken aus den ezechielischen FVS begegnen immer wieder118. Wenn auch die These kaum zutreffen dürfte, daß der Prophet Ezechiel als Verfasser der Priesterschrift zu gelten hätte 119 , so könnte sie ohne weiteres für einen Teil der FVS des Ezechielbuches nahegelegt werden. Eine rein auf sprachliche Indizien zu gründende Argumentation reicht hierfür jedoch nicht aus. zu v 28: m»~oo muß, wenn man nicht schon textkritisch ändern will120, analog 26,15b/? (dort steht in einer ähnlichen Wendung D ,, xn) einen Begriff bezeichnen, der mit dem Meer zu tun hat (vgl- V: classes), da die normale Wiedergabe mit "(Weide-) Triften" als sinnlos ausscheidet . Driver122 und Rüger 123 möchten darunter "Wellen" verstehen124, was den Sinn vielleicht am besten trifft.

2.2.2 Übersetzung der ursprünglichen Qina125 Da geschah das Wort Jahwes an mich so: Du aber, Sterblicher, stimm an ein Klagelied und sprich: So spricht der Herr Jahwe: »Tyrus, du Prachtschiff, (vollkommen an Schönheit) 126 inmitten von Meeren bildeten sie dich, vervollkommneten sie deine Schönheit. Mit Zypressen vom Senir bauten sie dir deine [beiden Seiten-] Planken, eine Zeder vom Libanon nahmen sie zur Herstellung eines Mastbaums. Aus hochgewachsenen Eichen vom Basan fertigten sie deine [Doppel-] Ruder, dein Deck machten sie aus Elfenbeinzahn von den Inseln der Kitäer. Buntgewebtes Leinen aus Ägypten war dein Segel,

117 118 119 120 121 122 123 124

Diese Feststellung gilt jedoch erstaunlicherweise nur für den Grundtext der Qina! Vgl. nur die Untersuchung zur Qina in Ez 28! So zuletzt A.Hurvitz. Cornills m w i D läge wegen des Deuteversuches der Versionen noch am nächsten. Gegen Zimmerli: BK, 633. Driver: Bib.35. Rüger: Tyrusorakel, 34. Es ist unverständlich, warum Zimmerli diese Lösung ablehnt - angeblich, weil es sich vom Sinn her nicht empfehle (Zimmerli: BK, 633). 125 Die folgende Übersetzung versucht, den sprachlichen Duktus des Textes nachzuzeichnen unter Berücksichtigung der exegetischen Erkenntnisse. Im Einzelfall kommt es deshalb zu kleinen Abweichungen von der wörtlichen Bedeutung. Verdeutlichende Hinzufügungen sind in [Klammern] gesetzt. Um Verwirrung zu vermeiden, wird auf Anführungszeichen als Redemarker verzichtet. 126 Sollte dieses Stück herauszunehmen sein (vgl. oben, S.121), so müßte man in Abb. 5 den Rest von v 3 als Überschrift werten und könnte nur v 4 als Summarium zu Teil A verstehen. Die Argumente für eine derartige Annahme sind jedoch m.E. zu schwach.

2.2.2 Übersetzung der ursprünglichen Qina

123

blauer und roter Purpur von den Gestaden Lissas127 dein Sonnensegel. Die Einwohner von Sidon und Arwad dienten dir als Ruderknechte; die Weisen von Zemar waren in dir, sie waren deine Steuerleute; die Ältesten von Byblos waren in dir als deine Leckausbesserer. Durch mächtige Wasser führten dich die, welche dich ruderten; der Oststurm aber zerbrach dich auf hoher See. Vom lauten Schreien deiner Steuerleute beben 128 die Wellen, so daß aus ihren Schiffen steigen alle, die ein Ruder anpacken. Seeleute, [ja,] alle Steuerleute des Meeres - ans Land gehen sie und lassen über dich ihre Stimmen erschallen und schreien bitterlich! Und sie streuen Erde auf ihre Häupter, im Staub wälzen sie sich und scheren sich wegen dir kahl und umgürten sich mit Trauerschurzen. Und sie weinen wegen dir mit bitterem Gefühl, - ein bitteres Klagen129! und stimmen wegen dir unter Wehklagen ein Klagelied an und klagen über dich: "Wer ist je wie Tyrus still geworden mitten im Meer! Jetzt bist du zerbrochen von den Meeren her in tiefem Wasser. Alle Einwohner der Inseln sind erschüttert über dich, ihre Könige hat ein Schauer erfaßt, verstört sind ihre Gesichter/"«

2.2.3 Ertrag für die weitere Arbeit Ez 27 weist eine mehrstufige Entstehungsgeschichte auf: Aus ursprünglich zwei selbständigen Stücken ist redaktionell ein Ganzes geworden, das seinerseits wieder mindestens zweimal erweitert worden ist. Das heißt folglich, daß man mindestens 130 drei Stufen der Redaktion feststellen kann. Nachdem sich der Grundtext des verarbeiteten Klageliedes nicht auf den Propheten selbst zurückführen läßt, kommt man mit der Verfasserfrage in erhebliche Schwierigkeiten. Einzige Anhaltspunkte für eine Eingrenzung scheinen drei wichtige Beobachtungen zu sein: a) Sprache und Vorstellungswelt weisen auf den ezechielischen Kreis hin. b) Große Verwandtschaft besteht zu den Texten um den Bau der Stiftshütte im Buch Exodus; allgemeiner: Es lassen sich Bezüge zur Priesterschrift feststellen.

127 Berger hat m.E. überzeugend nachgewiesen, daß rrurbx mit der Stadt Lissa auf Kreta zu identifizieren ist (Berger, 57-60.71f.77). Folglich muß das "XD mit "von den Gestaden" wiedergegeben werden. 128 Mit Recht darf man hier nicht futurisch übersetzen. Vielmehr wird durch die Zeitform "Imperfekt" (und Perfekt consecutivum im folgenden) herausgestellt, daß es sich um einen Vorgang der Vergangenheit handelt, der gegenwärtig noch andauert. Darum wird im folgenden im Deutschen Präsens gewählt. 129 Nach Hardmeier: Texttheorie, 210, bezeichnet "tDDD das Klagegeschrei. 130 Ob es sich eventuell um noch weitere Redaktionsstufen handelt, hängt letztlich von der (unsicheren) Beurteilung von Qina und Handelsliste ab.

124

Das Prachtschiff - Ez 27

c) Die Beziehung des Prachtschiffliedes zum Grundtext der Qina in Ez 28 läßt sich nicht genauer eingrenzen. Relativ sicher ist, daß beide Texte von unterschiedlichen Händen stammen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit könnte der Verfasser von Ez 27* den anderen Text bereits gekannt haben. Wenn die genannte Folgerung zutrifft, so können alle Stufen der Textentstehung in ein schlüssiges Gesamtmodell der Redaktion eingeordnet werden; falls nicht, gelingt dies nur für die erste und letzte Redaktionsstufe: Die Verbindung von Qina und Handelsliste ist Voraussetzung für eine der Überarbeitungen der übrigen Tyrustexte, vor allem in Ez 28 (vgl. dazu Kap. 3); die letzte Stufe hat den gesamten Tyruskomplex vorliegen. "Die Importstatistik nach Warengruppen stammt vermutlich aus Kaufmannskreisen." 131 "Man möchte in ihr am liebsten die nüchterne Aufzeichnung aus einem großen Kaufmannshaus oder einer staatlichen Stelle sehen." 132 Nach Überzeugung Rügers sei der Bearbeiter Judäer gewesen 133 , was sich durch die Analyse dahingehend modifizieren läßt, daß der Abfassungsort sicher im babylonischen Exil liegen muß. Als terminus a quo bestimmt Rüger 549-540 und legt sich schließlich auf die Jahre zwischen 484 und 482134 fest. Seine Argumentation stützt Rüger darauf, daß in der Liste weder Ägypten noch Babylon genannt seien und deshalb von der Bedeutungslosigkeit dieser Staaten zur Zeit der Abfassung dieser Liste ausgegangen werden müsse. Das aber ist einerseits ein Trugschluß, weil die Nichterwähnung auch ganz andere Gründe haben kann. Andererseits hat Zimmerli darauf aufmerksam gemacht, daß keiner der in der Qina genannten Orte in der Handelsliste vorkommt 135 , was sicher auf die Absicht des Redaktors zurückzuführen ist. In v 7 aber wird beispielsweise Ägypten genannt. Aus dem Fehlen dieses Namens in der Handelsliste lassen sich daher überhaupt keine Schlüsse ziehen. Zimmerli möchte die Liste als vorexilisch ansehen, wenn er auch abschließend festhält: "Jede Vermutung bleibt hier aber sehr unbestimmt" 136 . Eine Auffälligkeit sollte dennoch festgehalten werden, nämlich die unzweifelhaft enge Beziehung zu Gen 10137, womit sich erneut eine Verbindung zu priesterlichen Traditionen zeigt.

131 132 133 134 135 136 137

Rüger: Tyrusorakel, 118. Zimmerli: BK, 659. Rüger: Tyrusorkel, 118. Rüger: Tyrusorakel, 122f. Zimmerli: BK, 660. Zimmerli: BK, 661. Vgl. den Aufsatz P.-R.Bergers und Zimmeriis Bemerkung, man werde traditionsgeschichtlich Ez 27,12ff von Gen 10 nicht trennen können (Zimmerli: BK, 660).

3. Der Herrscher von Tyrus - Ezechiel 28,1-19 3.1 Gegen den Fürsten von Tyrus - Ez 28,1-10 An der Einheitlichkeit halten z.B. Pennacchini (ihn interessiert - wie bereits der Titel seiner Arbeit "Temi mitici in Ezechiele 28,1-19" zeigt - vorwiegend die Frage nach motiv- und traditionsgeschichtlicher Herkunft der, beiden Textteilen gemeinsamen, Elemente) und Loretz 1 fest. Wie die Analyse ergeben wird, muß aber zwischen beiden Teilen von E z 2 8 unterschieden werden.

3 . 1 . 1 Textkritik v 5: Die Bemerkung Zimmeriis zur Stelle, 3-5 sprengten das Satzgefüge "in unerträglicher Weise" 2 ist literarkritischer Natur und wird daher unter 3.1.2.2 verhandelt, v 9f: (vgl. BHS Anm. a!) - Wie ein Blick in eine Vielzahl anderer Textzeugen zeigt (G, V, S, viele Handschriften und Editionen), muß im MT bei ein Schreibfehler vorliegen; richtig ist wohl eher Vi'jn. (vgl. BHS Anmn. b-b und c!) - Es scheint deutlich, daß G zumindest die beiden letzten Wörter von v 9 (VBBRTD ~P3) nicht gelesen hat und am Beginn von v 10 EV wXijtiei. bietet. Da aber T mit "lbsriD und V mit "in manu accidentium te" die Ginsburg-Variante Var G V^btiD stützen, wird der masoretische Konsonantenbestand gegen G beibehalten und mit Var G geändert.3

3.1.2 Literarkritik 3 . 1 . 2 . 1 BEGINN UND E N D E DER TEXTEINHEIT

Der Beginn der Texteinheit ist gekennzeichnet durch die Häufung der Formeln in 28,lf: W E F mit "IDX^

und dem nachfolgenden Vokativ m X " p . 4

Das

Thema des voranstehenden Abschnitts ist im vorliegenden Text verlassen: Handelte es sich dort noch um Schilderungen von Pracht und Untergang des Tyrusschiffes (bzw. des Handelsplatzes Tyrus, vgl. Kap. 2!), so hier um eine R e d e an

1

Loretz: Sturz, 455-458

2

Zimmerli: BK, 663.

3

Vgl. dazu die Bemerkungen v.Dijks bezüglich der Versenden von 7 und 8: Dijk, U l f .

4

In den FVS erstmals in 25,lf, in der übrigen Ez-Überlieferung 3,16b.l7aaj (u.ö.).

126

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

den "P31 Es besteht allerdings ein lockerer Zusammenhang zum Vorherigen durch den Bezug zu Tyrus (ähnlich wie zwischen Ez 26 und 27). Die doppelte Schlußformel (GSFv: TO ^ X GSFn: m i T DXÜ) zeigt, daß das Ende der Texteinheit mit v 10 erreicht ist. Das daran anschließende Stück wird wieder wie in v 1.2aaj mit WEF + Adressat und Vokativ eröffnet. Auch thematisch differieren 28,1-10 und 28,11-19: Während der Inhalt der Jahwerede im ersten Abschnitt nach Art einer begründeten Unheilsankündigung an den T " formuliert ist, folgt auf die Einleitungsworte in v 11.12a.ba eine als Qina bezeichnete Jahwerede an den H ü Dabei unterscheiden sich sowohl Unheilsbegründung und Schilderung der einstigen Herrlichkeit als auch Unheilsankündigung und Schilderung des Untergangs klar voneinander. 5

3 . 1 . 2 . 2 D I E F R A G E NACH DER INNEREN EINHEITLICHKEIT

Beobachtungen Der hier vorliegende Komplex (28,1-10) ist als Rede mit Einleitungs- und Schlußteilen zu bezeichnen. Auf die Redeeinleitung durch die WEF in v 1 folgt eine Aufforderung an den OiX'13, zu dem "PM ZU reden. Die Rede selbst beginnt wieder mit einer formelhaften Redeeröffnung, nämlich mit der Botenformel (BF), die ein mit i v einsetzendes Jahwewort einleitet. Dieses Jahwewort enthält nach einer feststellenden Aussage - "pi> TOS - ein diese Aussage begründendes Zitat des Adressaten, als solches gekennzeichnet durch "iDxm. Dieses Zitat besteht aus einer nominal formulierten Selbstprädikation, welche mit einer mit Ortsdeixis verbundenen Selbstaussage versehen ist. Durch das Anredepronomen rwxi, das v 2b eröffnet, wird kenntlich gemacht, daß das Zitat mit v 2a endet.6 Hier ergeht eine den Inhalt des Zitats aufgreifende kontradiktorische Aussage des Sprechers Jahwe, welche ebenfalls zunächst nominal, dann verbal formuliert ist.7 - Mit v 3 wird das Textgerüst nur scheinbar fortgeführt - es fällt die Eröffnung des Verses mit nürr auf, weil hierdurch das syntaktische Gefüge aufgesprengt wird. Darüber hinaus wird ein bisher noch nicht genanntes Thema ("Wissen", "Klugheit", "Weisheit") aufgegriffen und mit zwei vergleichenden Formulierungen dargestellt. Dieses Thema setzt sich in v 4 fort, erweitert um das Motiv des Reichtums. Letzteres - in v 4 noch durch die beiden Begriffe "Gold" und "Silber" angesprochen - stellt v 5 in den Zusammenhang des Handels. Eine summarische Aussage

5

6 7

Die Abgrenzung des Textes nach hinten ist umstritten. Oft wird der Komplex 28,1-19 als einheitlich gesehen (neben Loretz z.B. auch v.Dijk, Yaron u.a.). Seltsam wirkt die Abgrenzung W.Richters (Richter: Valenz, 36f) nach v 8, der dies damit begründet, daß "die FrPtk [seil.: Fragepartikel] in 9a stärker gliedert". Daß dies kein hinreichendes literarkritisches Kriterium ist, braucht nicht weiter ausgeführt werden. In dieser Hinsicht wäre nämlich nicht einzusehen, warum dann nicht auch entsprechende Einschnitte vor und nach den v 3, 4 und 5 vorzunehmen wären, die hinsichtlich ihrer syntaktischen (An-) Bindung ähnlich wie v 9 beurteilt werden müßten. Würde man das Zitat hier nicht als beendet ansehen, wäre mit dem in v 2b folgenden Stück Jahwe oder mx"|3 angeredet! Fohrers Einwand, es handle sich hier um eine "variierende Glosse" (Fohrer: HAT, S. 159), verliert durch diese Beobachtung seine Schlagkraft.

3.1.2.2 Die Frage nach der inneren Einheitlichkeit

127

in v 5b nimmt die ersten Worte der Jahwerede von v 2 auf, variiert allerdings den Wortgebrauch. - V 6 eröffnet, gekennzeichnet durch "pi> + BF, einen neuen Redegang. Doch statt der häufig auf solche Einleitung folgenden Unheilsansage8 wird mit IV erneut eine Begründung angegeben, die der vorherigen aus v 2bß recht ähnlich ist. Erst an diese schließt sich (v 7) in gewohnter Weise eine Unheilsankündigung an mit eröffnendem ,33fT 13b. Hier fällt auf, daß ein gegenüber v 2-6 neues Element hinzugetreten ist: die Schönheit des Adressaten. Abgeschlossen wird der Redegang mit einer (rhetorischen) Frage - welche Formulierungen aus der in v 2ba gesprochenen Begründung aufgreift - und mit einer zusammenfassenden Notiz über den Ausgang des angekündigten Unheilsgeschehens. Die doppelte Gottesspruchformel in v 10bo und v 10b/? fällt auf. Es stellen sich folgende Fragen: 1. Wie ist die formale "Überfüllung" der beiden mit gegebenen Begründungen zu beurteilen? 2. Welche Erklärung findet sich für das syntaktisch problematische Gebilde der ersten Begründung? 3. Was ist zu den thematischen Unausgeglichenheiten zwischen erster und zweiter Begründung 9 zu sagen? 4. Warum wird nur ein Teil der in den Begründungen vorkommenden Elemente in der Unheilsankündigung wieder aufgenommen, aber in dieser das vorher nicht genannte Motiv der Schönheit ganz neu formuliert? Folgerungen Üblicherweise erscheint in den durch gegliederten Formen 10 das auf die Begründungspartikel folgende Gefüge als eine kurze, oft als Zitat begegnende Aussage in den FVS11. Nun wiederholt aber v 6b die Aussage von 2bß (s.o.!). Der Schluß liegt nahe, als Grund für solche Doppelung die dazwischenstehenden Verse anzusehen (v 3-5),12 die

8 9

Vgl. z.B. 25,4.7.9.13.16; 26,3; 29,8.19; 30,22; 36,5; mit SchwF statt BF in 35,6.11. Die Motive "Selbstbezeichnung bx", "Wohnsitz", "Weisheit", "Stärke", "Reichtum", "Handelsgüter" in der ersten Begründung kommen in der zweiten nicht vor. 10 Der Begriff "Form" wird hier ganz im Sinne von L.Markert (in: Fohrer u.a.: Exegese, 86) verstanden als "ein Vertreter einer Klasse strukturähnlicher Texte", die sich letztlich den Kriterien einer gemeinsamen Gattung zuordnen lassen. 11 Dieser Grundsatz ist sogar in dem relativ kompliziert aufgebauten 25,3 eingehalten; vgl.: 25,8.12.15; 26,2; 35,5.10; 36,2. Anders: 28,2-5 und 29,6-9 (dazu aber in Kap.4). 12 Erstmals ausgearbeitet wurde die Hypothese von C.Kuhl, der in seinem Aufsatz "Die 'Wiederaufnahme' - ein literarkritisches Prinzip?" darlegte (Kühl, 2), Wiederholungen seien weithin dadurch bedingt, "daß in dem ursprünglichen Text ein Einschub erfolgt ist, und daß nach solchem Einschub der ursprüngliche Faden der Erzählung durch Wiederholung der letzten Worte, ja ganzer Sätze und zum Teil sogar größerer Abschnitte, wieder aufgenommen wird." Dieses unter dem Begriff "Kuhl'sches Prinzip" bekannte Kriterium ist hier gemeint. - Lang: Method, 43, steht dem distanziert gegenüber: "His »law« [seil.: die Wiederaufnahme] ist rather a description of certain cases than a hard-and-fast-rule". Lang möchte lieber das "Brinkmann'sche Gesetz" (Lang: Method, 44) angewandt sehen, nach welchem sich die Entstehung einer "Wiederaufnahme" damit erklären würde, daß ursprünglich an den Rand geschriebene Glossen "because of the copyist's ignorance or because of reverance for the alleged prophetic word" in den Text gekommen seien (Lang: Method, 43). Lang ist skeptisch ge-

128

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

demnach erst später hinzugekommen sein müssen. Der "Formzwang" (iV-Sätze sollen grundsätzlich knapp und prägnant bleiben) hat dann dazu geführt, daß eine weitere l^"1Eröffnung beigegeben werden mußte (v 6b). Diese Annahme wird auch durch andere Beobachtungen gestützt: 1. A n nahezu allen Stellen, an denen die Aufmerksamkeitspartikel "siehe" in den FVS vorkommt, wird ",33rr verwendet 13 - v 3 eröffnet mit rt^n (gegenüber in v 7!). 2. Zwar ist mn auch an anderen Stellen der FVS im Ezechielbuch zu beobachten, doch sind für alle diese Vorkommen plausible Gründe anzuführen: 25.8

ist ein Zitat "im Munde Moabs";

30.9

ist zum einen Erweiterung 14 , zum andern muß man n x i narr Munde der traxbo verstehen;

39,8

gehört zu der Erweiterung 39,6-8, wobei der Ausdruck rrtrrm rrxa mrr deutlich

als Zitat im

21,12 zum Vorbild hat; 30,21 und 31,3 lassen sich aus dem Textentstehungsprozeß heraus erklären. 3. In den FVS steht das Morphem ab 15 viel häufiger als das Morphem aab 16 . Es ist bemerkenswert, daß der Text Ez 28,1-10 ausgerechnet in dem wahrscheinlich erweiterten Textstück v 3-6 diese besondere Lexemgestalt aufweist, im übrigen Text jedoch nicht. Leicht erklärt sich, warum in v 6 beide Möglichkeiten nebeneinander stehen: Der Verfasser dieses Stückes hatte v 2 im Blick, als er seine Ergänzung in das Textkorpus einpaßte: Nach dem Prinzip einer Wiederaufnahme übertrug wahrscheinlich er den Ausdruck OTrbx aba von dort in den neu geschaffenen Textzusammenhang.

So ergibt sich: Ein Späterer verfolgte das Interesse, dem Angeredeten die Eigenschaft großer Weisheit zuzuschreiben, um damit ein Erklärungsmuster für das Entstehen des ungeheuren tyrischen Reichtums zu haben. Der Ergänzer fügte also die v 3-5 ein, wobei er am Ende dieser Einfügung geschickt das Begründungsthema von v 2 aufgriff. Um dem "Zwang" der Form Genüge zu tun, schuf er ein weiteres ergänzendes Element: v 6. Ursprünglich wird also auf v 2b unmittelbar v 7 gefolgt sein. Damit aber sind die Themen "Weisheit", "Stärke", "Reichtum" und "Handel" anfänglich im I v - S a t z nicht enthalten gewesen. Von dieser Feststellung aus muß angenommen werden, daß auch die mit 13b eröffnete Unheilsankündigung diese Begriffe zunächst nicht enthalten hatte. Also muß die "auffallende Redewendung" 17 "]nD3rr

entweder als ergänzt gelten oder anstelle eines

ursprünglichen "pb5> an dieser Stelle eingefügt worden sein, um dem Interesse, das Thema

genüber all diesen literar- und redaktionskritischen Regeln, weil sie eine Tendenz zur Verselbständigung hätten: Die Alttestamentler hätten genug an daraus resultierenden "shaky theories" (Lang: Method, 44). Auch Anbar, 308, beurteilt die Wiederaufnahme ("reprise") als Kriterium der Literarkritik zurückhaltend: Man müsse jeweils den ganzen Kontext mit untersuchen, "pour décider s'il s'agit d'une addition ou au contraire d'un texte original." Hingegen lehnt Greenberg: Criteria, 134, das Verfahren grundsätzlich ab, es sei denn "the repeated matter is utterly otiose". Das sei aber nur überprüfbar "by a comprehensive study of the ancient author's style." N.B.: Im vorliegenden Fall jedoch wird dieses Kriterium durch weitere Indizien gestützt. 13

25,4.7.9.16; 26,3.7; 28,7.22; 29,3.8.10.19; 30,22; 35,3; 36,6.9; 38,3; 39,1.

14

Vgl. Zimmerli: BK, 733: er sieht hierin "Auslegung der Schrift durch die Schrift".

15

Ez 27,4.25.26.27; 28,2.6.8.17, 32,9.

16

Meist nur in Ergänzungen: Ez 28,5.6; 36,5; 38,10; in besonderer Funktion in 31,10.

17

Zimmerli, B K 13/2, 664.

3.1.2.2 Die Frage nach der inneren Einheitlichkeit

129

"Weisheit" auch im Teil der Unheilsankündigung einen angemessenen Platz zukommen zu lassen, Genüge zu tun 18 . Gestützt wird diese Annahme außerdem durch die Abweichung in den Begriffen für "Schönheit": Während in v Iba das Lexem 'D* gebraucht wird, liest v Ibß Interessant an dieser Beobachtung scheint vor allem, daß Letzteres nur noch einmal, nämlich in v 17a/? - dort allerdings in einem deutlich vom Textzusammenhang v 7.8 abhängigen Stück -, vorkommt, während das 'S"1 im ursprünglichen Text von 27,3.4 fest verankert ist. Ist darin ein erster Hinweis auf eine Gesamtredaktion der Tyruskapitel greifbar? Zusammenfassend bleibt jedoch die Feststellung, daß die Notiz über die Schönheit in dem "pb-Teil gegenüber dem iv-Teil "überschießt". Allerdings könnte dies mit noch zu erhellenden Vorstellungen im Umkreis mit der in v 2 stehenden Selbstprädikation •^x bx des Angeredeten zusammenhängen. Ez 28,1-10 ist somit als erweiterte Einheit anzusehen. Ursprünglicher Text war eine Redeeinheit, die - will man die Redeeinleitung als ursprünglich zum Text gehörig hinzunehmen - die Verse 1.2.7*.8-10 umfaßt hat. Dabei ist es möglich, daß die Doppelung der formelhaften Wendungen am Ende des letzten Verses kein literarisches Problem darstellen müssen: Formeln - das zeigte bereits die Durchsicht der Kurztexte in Ez 25 - dienen weithin der Legitimation des Sprechers als "zum ezechielischen Kreise gehörig". Eine - möglicherweise zweistufige Ergänzung stellen die v 3-6 dar zusammen mit "|riD3n in v Iba, welche ein ursprüngliches

verdrängt haben könnte 19 .

3.1.3 Sprachliche Analyse der einfachen Einheit 28,1.2.7*.8-10 3.1.3.1 ZUR SYNTAX 3.1.3.1.1 Abtrennung von Äußerungseinheiten la 2a 2b 2c 2d 2e 2f

iDXb 'bx r n r r ~ m t t i DlX"p -ix tmì> nox T T "51X iDX-m -pi> raa "|y iDxm -3X bX

2g 2h 2i 7a 7b 7c 7d

d^d1* ròa - m a r D-rròx 3®id mx rrnxi trrròx ròì mi? inm irò D—IT -|ròy X"nD irò» Dma-in i p n m -|n5>9- liròT

18 So ähnlich auch Zimmerli, BK, 664: Er verweist auf die Fassung der G, in der beides, das èiri aè... und der Text des MT nacheinander gelesen werden. 19 Üblicherweise wird die BF in v 6 zum ursprünglichen Text gerechnet (vgl. Hossfeld: Untersuchungen, 155-161, der von einem Grundtext in v lf.6a.7-10 ausgeht). Ahnlich hat wohl auch Höffken: Untersuchungen, 295-297, entschieden. Abgesehen von diesen kleineren Differenzen stimmen die hier vorgelegte und Hossfelds Analyse in vielem überein, weshalb auf eine nähere Auseinandersetzung verzichtet werden kann, soweit keine gravierenden Probleme zu diskutieren sind. Es dürfte durch die im folgenden vorgelegten Ausführungen, besonders zur Semantik, deutlich werden, daß Hossfeld noch nicht das letzte Wort zu diesem Abschnitt gesprochen hat. Da er keine weiteren Analysen zu den Tyrus-Texten vorgelegt hat, sind seine Überlegungen zu übergeordneten Fragestellungen auch entsprechend hypothetisch.

130

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

8a

- p - n v nrrob D , D" 1 a i n bbn

8b

9a: 9b

9a 2

9c

T ^ n o T-a bx-xbi m x nnxi

THDD NNDI

10a

D , N T - T , A NIDRI D^INY TIID

mxn -nxrr

10b 10c

"mm ^x ^ m r r ' n x QX2

"3X OTI^X

Tain

3.1.3.1.2 Beobachtungen auf der Satzebene Nur vergleichsweise wenige Ä E werden durch "i als Satzweiser eröffnet: 1.2e.h.i.7c.d.8b.9c (8 von 22), wobei nur 2e.i.7c.d.8b mit "i-consecutivum eingeleitet werden. Diese Beobachtung deutet auf einen eher argumentativen als auf einen erzählenden Text. Allerdings überwiegen die Verbalsätze (14, davon vier iVS) gegenüber fünf Nominalsätzen, einem Vokativ (2a), einer Interjektion (7a) und einer Partizipialkonstruktion (7b). Die invertierten Verbalsätze stehen an jeweils hervorgehobener Stelle: 2g schließt ein Zitat ab, 8a eröffnet im Redegang die Schilderung des Todes, 10a schließt dieselbe ab und 10b hat als Formel eine feste Gestalt, in welcher durch die Inversion das durch seine explizite Nennung ohnehin betonte "X besonders herausgestellt werden soll. Auch die Nominalsätze stehen an funktional wichtigen Stellen: 1. Die Partizipialkonstruktion bringt eine rhetorische Wirkung zur Geltung (Aspekt: Dauer). 2. 2f ist ein Zitat, dem 2h die Negation entgegenstellt. 9b nimmt das Zitat 2f auf, 9c die Negation. 3. 10c hat als Formel wieder eine feste Gestalt und betont den Abschluß. Dazu treten der Vokativ, welcher die Rede eröffnet, und die Interjektion, die den Beginn der Unheilsankündigung markiert. Es fällt auf, daß - wie schon öfter beobachtet - eine mehrschichtige Redestruktur vorliegt, die den Text syntaktisch stark bündelt: Den meisten Redeeinleitungen (RE 1: Ä E la; R E 2: Ä E 2b; R E 3: Ä E 2c; R E 4a: Ä E 2e; R E 4b: Ä E 9a) entsprechen deutlich erkennbare Schlußformulierungen bzw. unübersehbare Neueinsätze (NE) innerhalb der Rede (vgl. la/lOc, 2b/10b, 2e/2h, 9a/9b). Es fällt auf, daß die Schlußformulierung SF 1 in ihrer (formelhaften!) Kennzeichnung des Redenden in 3. Person außerhalb der Rede R 1 steht, also als vom Sprecher von v 1 stammend gedacht ist, während die Schlußformeln SF 2 und SF 3 (die zusammenfallen) innerhalb der durch sie beschlossenen Redestücke R 2 und R 3 zu stehen kommen, also als vom Sprecher von R 1, R 2 und R 3 formuliert verstanden werden sollen. - Die hier aufgezeigte Redestruktur des Textes verweist stark auf Muster, die dem Bereich der "Diskussion" zuzuweisen wären.

3.1.3.1.3 Satzreihengliederung Abgesehen von der die synaktische Makrostruktur maßgeblich prägenden Gliederung durch die dargestellte "Redenschachtelung" finden sich folgende verbindende Elemente: Das enklitische Personalpronomen (ePP) in l a weist auf den größeren Kontext, in welchen die Einheit eingebettet ist. In 2d weist das ePP auf den Redeadressaten aus R E 2 zurück, ebenso in 2i.7b.c.d.8a.9a. Rückweisende Funktion besitzen auch die Personalpronomina (ProP) in 2h (t 2b), ebenso - bedingt durch die Redestruktur - diejenigen in 2f und

3.1.3.1.3 Satzreihengliederung

131

9a (t 2b). Gleichzeitig aber verweisen andere ProP auch auf das redende Subjekt, das (meist) im Satz vorher genannt wird (2h T 2f; 9b t 9a t ; 10b R la). Da die meisten Subjektwechsel auf der "Textemebene" gliedernde Funktion haben (bedingt durch den Wechsel von R E und R, R und SF/RE), wirken sie im Textaufbau nicht trennend, sondern verbindend. Die Subjektwechsel von 2d nach 2e und von 8a nach 8b werden durch Objektaufnahmen in ihrer Trennerwirkung aufgehoben, ebenso die Wechsel von 2i bis 7c, da hier ein durchlaufendes Anredemuster vorliegt. Keiner der vorliegenden Subjektwechsel besitzt also eine trennende Funktion. Des weiteren wirken folgende syntaktischen Besonderheiten verbindend: - Der Imperativ in 2b schließt das darauf Folgende eng zusammen, da von 2c bis 10b der Befehlsinhalt genannt wird. Ein diesem Befehl entsprechender Ausführungsbericht fehlt allerdings; dies ist durch die Textstruktur erklärbar: Ein solcher Ausführungsbericht würde den knappen Aufbau sprengen. - 9b umklammert durch Aufnahme von 2h die dazwischenstehenden Teile. - 9a.9a1 greifen 2e.f in abgewandelter Form auf. (8b) stimmt mit dem Schluß von 2g überein. Trennende Elemente finden sich kaum, da die allgemein als solche zu beurteilenden Subjektwechsel im syntaktischen Gefüge in ihrer Wirkung aufgehoben werden. - Eine deutlichere Zäsur tritt zwischen der Nebensatzkonstruktion 2d-i und der Hauptsatzreihe 7a-8b ein. Etwas weniger schwer wiegt dagegen der Einschnitt zwischen 8b und 9a. Zusammenfassen läßt sich die Satzreihenstruktur wie folgt: Nach mehrstufiger Redeeinleitung eröffnet ein mit I V eingeleitetes dreiteiliges Konditionalsatzgefüge mit darin als Zitat eingebauter Rede und nominal angeschlossener Umstandsbestimmung einen Redegang. Dessen Hauptsatz - voran steht die aufmerksamkeitserregende Interjektion ""Jun stellt eine parataktisch anordnende, dreigliedrige Reihung dar, die durch eine (syntaktisch betrachtet) subjektslose Partizipialkonstruktion eingeleitet ist. Daran schließt sich eine ebenfalls parataktisch gefaßte Hauptsatzreihe an mit einem invertierten Verbalsatz als deren erstem Glied. Nach einer als Fragesatz formulierten Redeeinleitung, die das im Konditionalsatzgefüge eingebaute Zitat folgen läßt und daran eine nominal formulierte Zustandsbeschreibung adversativ anfügt, beendet ein invertierter Verbalsatz die Hauptsatzreihe. Die gesamte Rede wird durch formelhafte Wendungen umklammert.

3.1.3.1.4 Beobachtungen auf der Wortebene Nomina, Verben und selbständige grammatische Morpheme 2 0 stehen in der Einheit im Verhältnis 21 5 : 2 : 2 . Ein Anteil von nur 17 Verben bei 22 Äußerungseinheiten zeigt, daß hier von einem eher "nominalen" Stil gesprochen werden muß. - Die Tempusverteilung der Verben22 zeigt eindeutig, daß die erzählenden Teile des Textes (= Rederahmung) und die

20 21

22

Zum Begriff "selbständige grammatische Morpheme" vgl. Wankes Darstellungen in: Fohrer u.a.: Exegese, 61 (dazu die Beispiele auf S.68f). In nominaler Funktion stehendes Partizip wird als "Nomen" gewertet; entsprechend gelten als "Verb" nur die in verbaler Funktion stehenden Verben. Das statistische Ergebnis wird davon nicht betroffen. Verben mit "präteritaler" Bedeutung - Perfekt, Narrativ, im vorliegenden Text auch der Imperativ in 2b - finden sich nur in der Rederahmung und im Konditionalteil der Rede, solche mit "futurischer" Bedeutung - Imperfekt, Perfekt consecutivum - nur in der Hauptsatzreihe. - Da bei Partizipien und Infinitiven dieser Aspekt zunächst offen

132

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

in begründender Funktion stehende Konditionalsatzreihe (IV"1!) dem Hauptsatzblock zeitlich vorgeordnet verstanden werden müssen - bei letzterem muß es sich also um Beschreibung zukünftigen Geschehens handeln. Dabei fällt auf, daß das Verb ~lDX sechsmal verwendet wird (was sich rasch durch die komplizierte Redestruktur erklärt), dreimal der Stamm b b f t 2 3 (möglicherweise liegt hier ein Aussageschwerpunkt). Von den 43 Nomen des Textes sind nur 17 selbständig; die übrigen sind in Status-constructus-Verbindungen eingebunden. Nur dreimal steht eine solche Verbindung als Subjekt, zweimal ein selbständiges Nomen (das Subjekt ist in den meisten Fällen in der Verbform enthalten bzw. indirekt zu erschließen). Meist dienen die Nomina der Subjektsprädikation (stets in Nominalsätzen!). Selten wird die Status-constructus-Verbindung als Objekt gebraucht (zweimal), etwas häufiger (viermal) steht sie selbständig oder als Umstands- bzw. Ortsbestimmung (2g.8a.b.9a.b.l0a). Es fällt auf, daß nur ein einziges Adjektiv im Text vorkommt (7b). Mit großer Wahrscheinlichkeit kann es sich daher nicht um einen wertenden Text handeln. Das meistverwendete Nomen ist i b (fünfmal), oix, mrr und DTt^x kommen je dreimal vor. Wenn man das zweimal verwendete ""fX dazunimmt, stellt man fest, daß insgesamt elfmal eine Gottesbezeichnung24 gebraucht wird. Ein Blick auf die sonstigen selbständigen grammatischen Morpheme zeigt, welch wichtige Funktion den Personalpronomen zukommt, wobei die Verteilung auf erste und zweite Person den Eindruck des "Diskussionsstils" verstärken. Daß zweimal das Adverb gebraucht wird, stützt ebenso diese These wie das zweimalige Tbv 2 5 und der Gebrauch einer offensichtlich nur rhetorisch26 gemeinten Frage. Betrachtet man nun die semantisch relevanten Merkmale der Nomina, so zeigt sich, daß der überwiegende Teil den Bereichen "konkret" und "menschlich" entnommen ist; dazu

23 24 25 26

ist, muß jeweils nach der durch den Kontext festgelegten Zeitbestimmung gefragt werden: Der Infinitiv in la erweist sich durch den ihn näherbestimmenden Narrativ als präterital, der in 9a ist Verstärkung des nachfolgenden Imperfekts (ein geläufiges hebräisches Sprachmuster). Das einzige in verbaler Funktion stehende Partizip in 7b wird durch das nachfolgende Perfekt consecutivum als futurisch ausgewiesen; seine Verwendung erklärt sich daraus, daß offenbar, im Unterschied zu den nachfolgenden Prädikaten, ein durativer Aspekt ausgedrückt werden soll (vgl. aber u., Semantik!). Nur einmal jedoch als Verb - außerdem einmal als Partizip in nominaler Bedeutung und einmal als Nomen. Daß flirr den Gottesname« wiedergibt, ändert nichts am Ergebnis. Zu vgl. 3.1.3.2. Vgl. die literarkritischen Erwägungen unter 3.1.2.2. Daß es sich um eine solche handelt, legt das Aufgreifen des Zitats aus v 2 nahe: Da die Frage vom Tempusgebrauch her zukunftsorientiert formuliert ist, das Zitat in v 2 jedoch ein vergangenes Reden aufnimmt, ist in v 9 das wiederholte Sprechen des zitierten Satzes durch den Adressaten gemeint. Die Verbindung aber des dieses Sprechen einleitenden "iDX mit dem auf der gleichen Zeitstufe stehenden ain zeigt an, daß hier ironisierende Redeweise vorliegt: Beide Tätigkeiten schließen einander aus. Also kann die in v 9 einsetzende Frage nur rhetorischen Charakter haben.

3.1.3.1.4 Beobachtungen auf der Wortebene

133

treten Eigennamen - meist handelt es sich um Gottesbezeichnungen27

welche insgesamt

28

vier- bis siebenmal verwendet werden. Der bei den Verben dominierende Stamm ~ox (s.o.), der stets in Verbindung mit Eigennamen, konkret-menschlichen Nomina oder Personalpronomina vorkommt, weist auf eine gegenständliche Sphäre. Allerdings ist ein hoher Anteil an "uneigentlicher Redeweise" feststellbar (dazu s.u. unter "Stilistische Analyse"). Es werden fast nur Handlungsverben29 verwendet, so daß man den Text von den semantisch relevanten Merkmalen der Lexeme her charakterisieren kann als zweiteilige, an vergangenen und zukünftigen, in der konkret-menschlichen Welt feststellbaren Handlungen orientierte Jahwerede mit Stilelementen der Diskussion. 3.1.3.1.5 Stilistische Analyse Die beiden Lexemverbindungen o-D" a!» (2g.8b) und CHX nnxi bx~xin (2h.9c) sind "Schlüsselwendungen", da beide an zentralen Stellen mitten in dem jeweiligen Redeteil stehen. Übertragenen Sprachgebrauch kann man feststellen bei allen mit ab konstruierten Wortverbindungen, dazu in den Wendungen T'-^" ibbrri, i n - p nn»b, TbbHD Ta, triny TnD und T a . Als antithetisches Wortpaar werden bK und D1K verwendet (ÄE 2h; in Variation in v 9 ebenso). Stilistisch relevant ist auch die Beobachtung, daß sich an den "Texträndern" eine Massierung von Formeln (WEF, BF, GSF) und für das Ezechielbuch typischen Wendungen in 2a30; "sprich zu x" in 2b31) beobachten läßt. Die für den Textkomplex der Tyrusworte so charakteristische Ortsbestimmung D-,D'' aba 32 und die offensichtlich auch im

27 Hier muß zwischen "Gottesbezeichnung" und "Gottesname" differenziert werden; vgl. im Gegensatz dazu Anm. 24! 28 Die genaue Zahl hängt sehr davon ab, wie man das Lexem bx in 2f.h und 9b bewertet; dabei ist es durchaus möglich, daß sogar innerhalb des Textes zu differenzieren wäre: Immerhin ist denkbar, daß bx einmal die kanaanäische Gottheit benennt, das andere Mal aber das Synonym zu cpnbx darstellt. Eine Entscheidung darüber findet sich innerhalb des Abschnitts "Motiv- und Traditionsgeschichte". 29 Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses Urteil als rein grammatisches ergeht oder als eines, das die konkrete Einbindung des einzelnen Wortes im Text in den Blick nimmt. Im ersten Fall muß rna als "Zustandsverb" gesehen werden (zu rrrr vgl. im Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.3.1.2); in der hier vorliegenden Bedeutung muß man aber mit "erheben", "hoch machen" übersetzen. Im andern Fall muß berücksichtigt werden, daß beim Verb aur im Text nicht ein Aspekt des Tätigseins, sondern der Befindlichkeit im Vordergrund steht. Ob dann allerdings der Begriff "Zustandsverb" eine angemessene Bezeichnung darstellt, ist fraglich. 30 Vgl. unter 3.1.3.2. 31 Vgl. dazu 17,9; 22,24; 24,21; 36,22,39,17. Häufiger jedoch wird mit bx/bv konstruiert. 32 27,4.25-27; 28,2.8; vgl. darüber hinaus auch 26,5.12.17.18; 27,3.32. Einmal ist die Verbindung von Ortsdeixis "pn und "Wasser" auch im Ägyptenkapitel nachweisbar: 29,4 nie jedoch außerhalb der FVS im Ez-Buch! Außerhalb des Ez-Buches ist die Wendung nur noch in Ps 46,3 und Jona 2,4 zu finden: dort jedoch jedesmal mit der Form blbb ymmym. - Zu der genannten constructus-Verbindung s.u., S.143.

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

allgemeinen Sprachgebrauch beheimateten Wortverbindungen ain p^i 33 und nn» TT134 stehen mitten in den Redeteilen.35

3 . 1 . 3 . 2 BEGRIFFSKLÄRUNGEN

m x ' i n 3 6 : Die constructus-Verbindung stellt eine ezechielische Eigenart dar. Zwar ist auch im übrigen Alten Testament diese Wortverbindung gebräuchlich, doch nie in dieser spezifischen Ausrichtung: 93mal findet sie sich im Ezechielbuch, wird nur als von Jahwe gesprochen gedacht und bezeichnet die Anrede Jahwes an den Propheten. Daß dabei nicht an eine besondere Qualifizierung Ezechiels zu denken ist, sondern, im Gegenteil, das Gewicht der Wendung auf dem mx liegt, wodurch der scharfe Gegensatz zum redenden Ich der Gottheit prägnant zum Ausdruck kommt, ist deutlich. "P meint demzufolge auch nicht "Sohn" oder "Kind", sondern ist Ausdruck der Herkunftsbezeichnung eines Individuums37. Es ist allerdings nicht zu erkennen, inwiefern bei dieser Wortverbindung von einem "Aramaismus"38 gesprochen werden kann. Die Verbindung zeigt vielmehr den Singulativ39 an für den Kollektivbegriff mx. Da dieser Begriff eines der häufigsten alttestamentlichen Nomina (über 550mal) darstellt und besonders oft von Qohelet und Ezechiel (132mal) verwendet wird, lohnt ein Blick auf das Bedeutungsspektrum von cnx. Im Alten Testament wird überwiegend dort vom D"rx geredet, "wo dieses Wesen in irgendeiner Weise in Beziehung auf sein Geschaffensein oder ein besonderes Element seines Geschaffenseins gesehen wird... Gottes spezifisches Heilshandeln, Gottes Geschichte

33 Ex 15,9; Lev 26,33; Ez 5,2.12; 12,14; 28,7. 34 Ps 30,10; 55,24; Hi 33,24. 35 An dieser Stelle bietet sich eine Untersuchung der Lautebene an. Beim vorliegenden Text trägt dies wenig aus, weshalb hier nur das Wichtigste wiedergegeben werden soll: Statistisch gesehen sind ' und / die meistbenutzten Laute; besonders in Verben werden sie häufig verwendet. Ob dies geplant geschieht - immerhin könnte eine Häufung des "Knacklautes" ' zu der These Anlaß geben, der Autor habe einen "stakkatoartigen" Redeklang beabsichtigt -, scheint fraglich. Hingegen kann (mit einem gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit) die Verwendung einiger Stilfiguren festgestellt werden: Alliterationen liegen möglicherweise in la.2h.7c.8b.9 vor; Assonanzen lassen sich in 2d.g.h.i, am Ende von 7b und in 9c beobachten; Reime finden sich am Ende von 7c/7d. Von einer spezifischen Verwendung dieser Figuren kann kaum gesprochen werden. In Verbindung mit der poetischen Formung von Textteilen bekommen diese Stilfiguren die Funktion, die sprachliche Besonderheit des kunstvollen Charakters des Textes zu betonen. VERSUCH EINER RHYTHMISCHEN GLIEDERUNG

36 37 38 39

Eine poetische Struktur, die sich aufgrund der Beobachtung von Parallelismen ergäbe, ist nicht aufweisbar. Eine rhythmische Formung des Textes läßt sich deshalb nicht erkennen. Erst ab ÀE 7a könnte sich möglicherweise folgende Gliederung wahrscheinlich machen lassen: Vers Stichen mit Hebungen Vers Stichen mit Hebungen 1 (Auftakt?) 2 , 3 + 2 , 3 + 2 9 2+2+2,2+2+2 8 2,3+2 10 3+2,3+3 Da sich ohne gewaltsame Textänderungen keinerlei Regelmäßigkeiten finden lassen, muß der Versuch einer metrischen Textgliederung als gescheitert angesehen werden. Zur Wortverbindung ¡TiiT " m wurde bereits einiges im Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." (s.unter 1.2.1.2) gesagt, so daß sich weitere Erörterungen hier erübrigen. So auch z.B. Fohrer: HAT, 15. Hölscher: Hesekiel, 10, und Fohrer: Hauptprobleme, 239. Michel, 85.

3.1.3.2 Begriffsklärungen

135

mit seinem Volk hat es nicht mit dem ' a d a m zu tun."40 Der Mensch wird stets als von Gott abhängig gesehen 41 . 13 heißt meist "Sohn" (auch - wenn auf Tiere ausgeweitet - "männlicher Nachkomme") und kann auch ein nicht-leibliches Sohnesverhältnis bezeichnen42. Beide Begriffe zusammengelesen meinen den einzelnen Menschen in seiner Befindlichkeit vor Gott 43 . Klein hat also mit seiner Übersetzung "mortal" durchaus den Kern des Gemeinten getroffen 44 45 Das möglicherweise von "m hi. abzuleitende Nomen 46 bezeichnete in der Frühzeit Israels wohl die Jahwebindung des Königs47. In der späteren Zeit kann der Titel auch für Ausländer gebraucht werden , als Bezeichnung für Amtsvorsteher dienen 49 oder in der Weisheitsliteratur (Prv 8,6 u.ö.) - allgemein "Vornehmer" heißen. "Der Terminus nagid kann Personen bezeichnen, die König werden, ihm aber vor der Königsakklamation nicht gleichgestellt werden."50 Während der Stamm iMi (das Verb und das Nomen "TJJ zusammengerechnet) elfmal im Ezechielbuch vorkommen51, taucht der Titel nur hier in Ez 28,2 auf.

40 Westermann: Mensch, 44f. 41 Auch Boadt: Strageties, 199, betont, daß mit dem Ausdruck die grundsätzliche Differenz zwischen Gott und Mensch hervorgehoben werden solle. Die Wortverbindung kennzeichne so die Transzendenz Jahwes. Mit dieser Feststellung Boadts stimmen viele der bisherigen Beobachtungen zum Sprachgebrauch des ezechielischen Kreises überein, vgl. v.a. die Ausführungen im Exkurs "Gottesbezeichnungen..." unter 1.1.1. 42 Z.B. wird das Lehrer-Schüler-Verhältnis so bezeichnet, Prv 1,10 u.ö., oder das JüngerSein o-x-arr -33, I Reg 20,25, schließlich häufig die Volkszugehörigkeit bx-ittr-^3. 43 Vgl. etwa Jes 31,3. 44 Klein: Ezekiel, 3. 45 An dieser Stelle muß auf den Beitrag C.B.Houks verwiesen werden, in welchem der Autor die Meinung vertritt, daß man mit Hilfe der "mx'p-patterns" verschiedene "editorial passages" bestimmen könne. WEF + m x ~ p ("A-form") werde vorwiegend in Ez 12-38 verwendet. So glaubt Houk, "a collection of prophecies" in Kap. 20-24; 1218 und 25-38 finden zu können (Houk: Patterns, 186). Die Formel m x " p "iDX'i ("B-form") gehöre zu einem "booklet or tract of visions" (Kap. 2f; 8; 37; 40; 43; 44; 47; Houk: Patterns, 186). mx~m rrrixi werde "at various places scattered throughout the book" verwendet (Houk: Patterns, 187), so daß sich 3,22-27; 8,1-4; 24,25-27; 33,21f und 40,1-3 als zusammengehörig erwiesen (Houk: Pattern, 188). Die letztgenannte Textgruppe gehe auf den Herausgeber des Buches zurück (Houk: Pattern, 190), die beiden anderen ordnet Houk nicht näher ein; es scheint jedoch so, als wolle er der Quellenhypothese zu erneuter Geltung verhelfen. - Zu diesem Ansatz ist folgendes zu sagen: Mögen die Beobachtungen scharfsinnig sein, die Folgerungen sind dennoch nicht zwingend. Vor allem wird dadurch nicht erklärt, wieso es auch selbständige Textstükke gibt, die ohne eine einzige der "mx~"p-patterns" eingeleitet werden (37,1-14; mehrere Stücke im TBB). Außerdem werden auf diese Weise Texte auf verschiedene Schichten verteilt, die offensichtlich zusammengehören (z.B. in der Kapitelfolge 8-11, deren redaktionelle Gestaltung sicher anders zu erklären ist, als daß einfach Kap. 8 vom folgenden getrennt und einer eigenen "Visionsschicht" zugewiesen wird). 46 47 48 49 50 51

Vgl. aber: Westermann: mitteilen, 32. Westermann: mitteilen, 34. Vgl. die parallele Formulierung in Ps 76,13; s. auch Dan 9,26. Jer 20,1; I Chr 9,20 u.ö. im chronistischen Werk. Hasel, 209. 23,36; 24,19; 37,18; 40,4; 43,10; TJJ: 40,13; 41,16; 42,1.3(zweimal).

136

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

"Tyrus". Der Ort lag ursprünglich auf einer vom Festland isolierten Felsinsel, etwa 50 km nördlich des Karmelvorsprungs; ihm gegenüber auf dem Festland war das sogenannte TlaXaco Tvpos, womit die in 26,6.8 genannten Töchter(orte)" bezeichnet wurden. Die früheste geschichtliche Erwähnung 52 der Stadt findet sich in den Amarna-Briefen (Nrn. 146-155). Allerdings taucht der Tyrus-Name wahrscheinlich bereits in den Ächtungstexten auf: In f findet sich der Name Iuatji, wahrscheinlich von akk. uüu (Palaiotyrus, vgl. äg. 't: teil reschedije) her zu verstehen 53 . Im Alten Testament wird der tyrische Herrscher Hiram 5 4 als Zeitgenosse (Davids und) Salomos erwähnt 55 ; mit dem jungen Großisrael wurden zu jener Zeit offenbar freundschaftliche Beziehungen unterhalten. Etwa hundert Jahre später ging Ahab mit der tyrischen Prinzessin Isebel eine Ehe ein, wodurch im Jahweglauben bisher latent vorhandene baalistische Einflüsse verstärkt wurden. - Die phönizische Küstenstadt ist als eine der Handelszentren der alten Welt anzusehen mit einem nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die jeweiligen Herrschermächte des Nahen

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Die Informationen entstammen im wesentlichen dem Artikel Rügers in B H H 3, 2035f. Sethe, 56, führt unter Nr. f 3 aus, bei dem regelmäßig an zweiter Stelle genannten Ländernamen handle es sich um 'Iwtw, "das nach dem Pap. Anast. I 21,1 [s. ANET 2 , 477, d.Verf.] zwischen Sarepta und Tyros lag und das man gewiß richtig mit dem in den Keilschrifttexten von El Amarna als Wasserstelle von Tyros genannten Uzu oder Usu, dem Palaityros der griechischen Quellen, identifiziert hat." Bedeutsam sei, daß das eigentliche Tyros daneben nicht genannt werde. Hiram hat durch Aufschüttung von Lagunen das Stadtgebiet vergrößert; ihm ist auch die Errichtung des Melqart-Tempels zu verdanken. II Sam 5,11 (ob die vorausgesetzte zeitgeschichtliche Parallelisierung von David und Hiram korrekt ist, ist fraglich); I Reg 5,15-26; 7,13f; 9,11.26-28. I Reg 16,31 berichtet von der Heirat: Isebel wird als Tochter des Sidoniers Ethbaal bezeichnet. - Zum Namen der Prinzessin, die wohl eher mit Tyrus als mit Sidon in Verbindung zu bringen ist (darauf deuten sowohl der Vatername Ethbaal - zu jener Zeit [Ethbaal I.] Stadtherr von Tyrus und Sidon [vgl. FlJos.: Ant. VIII, 317 und IX, 138; in Ant. VIII, 324, bezeichnet Josephus ihn nur als König von Tyrus] - als auch die eindeutig bezeugte Vorherrschaft der Inselstadt über "Sidon" [dazu s. Katzenstein: History, 131: "Tyre's supremacy over her neighbours [...] in the last years of the first decade of Ethbaal's reign"]; mit "Sidon" wird im AT häufig ganz Phönizien gekennzeichnet [deutlich in I Reg 5,20!]), vgl. Katzenstein: History, S.146 Anm.85. Bereits im Papyrus Anastasi I (B.M. 10247) wird der Stadtname "Tyrus-Hafen" (Tyrethe-Port, ANET 2 , 477) genannt. Die Stadt besaß später(?) zwei Häfen, den sogenannten "ägyptischen" im Süden und den "syrischen" bzw. "sidonischen" im Norden (Schiffahrt und Handel bildeten das Hauptgewerbe). - Es handelt sich bei dem letztgenannten um den älteren von beiden, eine natürliche Bucht, welche durch künstliche Anhäufung von Felsen und durch Einfriedung mittels Molen den Charakter eines "geschlossenen" Hafens (XL/ir/v KXecaröt;; Katzenstein: History, 11 Anm.39 verweist auf Strabo XVI, 2, 23) erhielt. Auch die südliche Hafenanlage, welche 1935 durch A.Poidebards Unterwasser- und Luftbeobachtungen im Schlamm des Meeresbodens (Kampagne von 1934 bis 1936) entdeckt wurde (Poidebard: Bericht 1 verweist auf die Ubereinstimmung seiner Ergebnisse mit im heutigen Sur umlaufenden Überlieferungen und Berichten Strabos und Arrians), muß ein Hohes Alter besitzen (Poidebard: Bericht 2 berichtet von einer byzantinischen und einer sehr viel älteren Bauperiode; Katzenstein: History, 11-13, diskutiert ausführlichst die archäologischen Befunde samt deren in Frage kommenden Deutungen und gelangt zu dem Ergebnis, daß der Südhafen wahrscheinlich seit der Mitte des neunten Jahrhunderts v.Chr., sicher jedoch ab Sanheribs Zeit nachzuweisen ist). - Zur Veranschaulichung vgl. auch Poidebard: Tyr, mit den entsprechenden Fotografien und ausführlichem Kartenmaterial.

3.1.3.2 Begriffsklärungen

137

Ostens 5 8 . Von den Assyrern und Babyloniern ist Tyrus belagert - allerdings (wahrscheinlich) nicht erobert worden 5 9 . Dieser Erfolg ist erst Alexander dem Großen beschieden gewesen im Jahre 332 v.Chr.: E r ließ einen D a m m aufschütten gegen die Inselfeste, wodurch seine Truppen in der Lage waren, die Mauern der Stadt zu erstürmen. Diese Aktion hat in der Folgezeit dazu geführt, daß durch Sedimentansammlung (besonders bedingt durch die von Ägypten her die Küste entlanglaufende Meeresströmung) Tyrus seinen Inselcharakter verlor und jetzt eine Art Halbinsel bildet. Unter Ptolemäus II. Philadelphos bekam Tyrus Verwaltungsautonomie zugebilligt, welche der Stadt 198 v.Chr. durch die Seleukiden wieder entzogen, ihr 126 v.Chr. erneut übertragen und 64 v.Chr. von Pompeius bestätigt wurde. - Archäologisch sind im wesentlichen römische Funde interessant und ein phönizischer Tempel aus dem 6. Jahrhundert. Die an dieser Stelle notwendig zu diskutierende Frage lautet, ob es dem Babylonier Nebukadnezar gelungen sei, Tyrus zu erobern. Katzenstein 6 1 behauptet - unter anderem unter Berufung auf E z 29,18 -, Nebukadnezar habe die Inselstadt 13 Jahre lang belagert. Auf einem in Istanbul 6 2 aufbewahrten Tonprisma findet sich der "Hof-und Staatskalender" Nebukadnezars 6 3 , in welchem in Kolumne V, Zeile 23 folgende Worte enthalten sind: äarru Sa m a t u Zu-u[r-ru] (... der König, der vom Lande Tyfrus] ist ...) Offenbar ist dieser König unter den hochgestellten Persönlichkeiten am Hofe Nebukadnezars gewesen, die laut Kolumne III, Zeile 33f, desselben Prismas zu Dienstleistungen herangezogen wurden. Des weiteren sei mehreren Rechtsurkunden 6 4 zu entnehmen, daß Nebukadnezars Belagerung etwa 585 begonnen haben könnte. Regierender König in Tyrus war zu jener Zeit Ithobaal, der nach 13 Jahren der Belagerung im Jahre 572 durch den Vasallenkönig Baal ersetzt wurde, welcher seinerseits einem babylonischen Oberkommissar unterstellt wurde 6 5 . Allerdings ist keiner einzigen der auffindbaren Quellen der sichere

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Daß im Jahre 814 von Tyrus aus Karthago (laut Flavius Josephus, Contra Apionem 1,18 [Niese 5, 110], welcher hier Menander zitiert) durch die Prinzessin Dido (tyrisch: Elissa) gegründet worden sein soll (neuerdings in Zweifel gezogen durch W.Elliger [Elliger: Karthago, 32-34]), zeugt von solchem Einfluß.

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Nebukadnezar zerstörte jedoch Palaiotyrus, wie auch E z 26,6a zeigt. O b es ihm auch gelungen ist, die Muttersiedlung auf der Insel zu erobern, bildet eine in der Forschung noch strittige Frage. Darauf ist weiter unten einzugehen.

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Unter anderem: Straße, Hippodrom, Arena, Thermen und Nekropole.

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Katzenstein: Tyre, 24. Nationalmuseum Nr.7834.

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Ersthinweis bei Unger, Eckhard: Staatskalender, lf; vollständige Edition bei Unger, Eckhard: Babylon, 282-294; vgl. auch A N E T 2 308a. Vgl. Unger, Eckhard: Namen, 314f. 2 A N E T 308 übersetzt den Text Babylon 28122, aus dem sich die Anwesenheit von tyrischen Männern in Babylon entnehmen läßt. O b sich dies jedoch auf eine vorausgegangene Eroberung bezieht, ist nicht sicher. Die genannte Notiz stammt aus dem Kontext einer Öl-Rationen-Liste. Die hier aufgeführten 126 Männer - offenbar Geiseln oder Deportierte - wurden am babylonischen Hof versorgt. Möglicherweise bedeutet dies, daß Tyrus mit den Babyloniern ein Abkommen geschlossen hat, dergestalt, daß die Insel für tributpflichtig erklärt wurde, wobei als Sicherheit jene 126 (möglicherweise besonders qualifizierten, da neben herausragenden Einzelpersonen genannten) Einwohner nach Babylon verbracht wurden. - Laut einer Notiz bei Josephus (Contra Ap. I, 158), welche dieser wiederum einer phönizischen Urkunde entnommen haben will (Contra Ap. I, 155: "irpoa^au 6e Kai rctq TÜIU QOLVLKUV äva'ipatpdH;") habe man nach Babylonien gesandt, um einen gewissen Merbal anzufordern, der vier Jahre in Tyrus regiert habe. Anschließend habe man seinen Bruder Hiram (E¿pvß) - ob dieser ebenfalls aus Babylon geholt wurde, kann aus der Formulierung des Josephus nicht sicher geschlossen werden - in die Regierungsverantwor-

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138

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Hinweis auf eine vollendete Einnahme der Stadt zu entnehmen. In Verbindung mit Ez 29.17-20 66 ist diese Frage nochmals zu diskutieren. 67 H b H33: Das Verb m a 6 8 q. ist außerhalb der Fremdvölkertexte 6 9 nur in 19,11 in einem TA T\

^

"echten" Ezechielwort verwendet , und bedeutet "hoch sein" . - Die Begriffe kommen im Alten Testament 853mal vor, und werden im Ezechielbuch sehr häufig verwendet 7 4 . Sie bezeichnen das Körperorgan Herz, in übertragenem Sinne auch die "Mitte" tung bestellt, der dann zwanzig Jahre an der Macht gewesen sei. Inzwischen sei dann Kyros von Persien König geworden. Stimmt diese Nachricht des Josephus mit den tatsächlichen Ereignissen überein, so ist zweierlei daraus zu folgern: 1. Tyrus hat Nebukadnezars Truppen zwar standgehalten, mußte aber ein Vasallitätsverhältnis zu Babylon eingehen (nur so läßt sich jenes "Anfordern" von Tyrern edlen Geblütes aus dem Zweistromland erklären); 2. Tyrus blieb so lange Vasall Babylons, bis dieses in seiner Herrschaft durch Persien abgelöst wurde. Hieraus ergibt sich nun die Möglichkeit, die relative Chronologie mit Hilfe der Zuweisung von Jahreszahlangaben in eine absolute überführen zu können: In Contra Ap. I, 159, schreibt Josephus eßSöpijj ß e u iap erei. rfjq NaßovxoSovooöpov ßaacXetaq habe die Belagerung von Tyrus begonnen (wobei aufgrund eines Textfehlers statt des siebten Jahrs Nebukadnezars wahrscheinlich das siebte Ithobaals zu lesen ist, welches etwa mit dem 17. Jahr des Babyloniers = 587/586 gleichzusetzen ist). Weiter führt Josephus an, daß reaaapeaKacSeKdiTi^ 6'erec r f f q ^¡Ipüifiov KV/KX; 6 Hepar/s TÖ Kpctrcx; irape\aßev. Diese Angabe führt entweder auf das Jahr 559 (Thronbesteigung des Kyros) oder auf 539 (Einnahme Babylons). Letzteres ist dabei die wahrscheinlichere Annahme, da Josephus die ganze Zeitspanne als ¿rr] uO' Kai. rpelc, nfjueq ("54 Jahre und drei Monate") zählt (das bedeutet: ganz gleich, wie seine Zählung im Vergleich mit Contra Ap. I, 156-158, bewertet wird [wo sich ca. 55 Jahre ergeben], deutet alles auf das Jahr 539 hin). Somit hätte jener Hiram etwa von 554/553 bis 534/533 in Tyrus regiert. 66 67

Siehe dazu die entsprechenden Ausführungen in Kap.4. Vgl. auch die Darstellung zur Geschichte Sidons unten, Kap.5.

68 69

Zum folgenden s.: Stähli. Hier in 28,2.5; 31,3.5.10.14.

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Zu 19,10-14 vgl. aber das in Kap.2 im Exkurs zu den Qinot Erwogene! - 16,50, wo das Verb außerdem vorkommt, steht in einem deutlich als Nachtrag erscheinenden Text. Auch die übrigen Vorkommen des Wortstammes bestätigen diese Verteilung: FVS: 31,3.10.14 (Adjektiv/Nomen) "echt": 21,31 (Verb im hi.); 19,11; 21,31 (Adjektiv/Nomen) "unecht": 17,24 (Verb im hi.); 1,18; 17,22.24 (Adjektiv/Nomen) TBB: 40,2.42; 41,8.22 (Adjektiv/Nomen).

71

72

Eine eingehende Untersuchung hat W.Richter vorgelegt (Richter: Valenz), der zu dem Ergebnis gelangt, es handle sich bei GBH um ein intransitives Zustandsverb, das allgemein die semantischen Aspekte "Dimension" und "lokativ" trage (Richter: Valenz, 118). - Dieses Ergebnis findet sich bereits in den bekannten Wörterbüchern, was auch W.Richter selbst (nach Auflistung einiger Unterschiede) bezüglich KBL sagt: "Im übrigen sind die Ergebnisse recht verwandt" (Richter: Valenz, 118 Anm.171).

73 74

Zum folgenden s. Stolz: Herz. 41mal Ib und sechsmal Ibb (wobei sich fünf dieser Vorkommen in den FVS finden, das sechste in 3,10). - 3,10f ist mit Vieweger, 78f, als sekundäre Bildung anzusehen, welche die vorher beschriebene Thematik der Beauftragung interpretiert. Vieweger nennt das Phänomen mit dem Zimmerli'schen Terminus "Fortschreibung" (Vieweger, 88). Schon Fohrer: HAT, 21, hatte in diesen Versen einen späteren Nachtrag erkannt, ihn jedoch noch auf Ezechiel selber zurückgeführt. Zimmerli bestreitet den sekundären Charakter mit dem Hinweis, wer "unbefangen den Zusammenhang der Gottesrede 2j-3u" überschaue, werde "sich zu solcher Trennung keinesfalls gedrängt fühlen"!

3.1.3.2 Begriffsklärungen

139

von etwas. Von der Grundbedeutung aus ist der Bezug erweitert worden, so daß mit den Lexemen auch der Sitz der Gefühle, der Erkenntnis, Erinnerung, Fertigkeit, des Willens, der Planung gemeint sein kann 75 . Weil also Ib/lbb edle Bereiche menschlichen Existierens betreffen können 76 , finden die Lexeme auch als pars-pro-toto-Begriffe Verwendung 77 . Bei Ezechiel ist oft von "Verbohrtheit" des Herzens die Rede, welche die Aufnahme der prophetischen Botschaft verhindert 78 (wovon die "Verstockung" unterscheiden ist"). Die feste Wortverbindung ab H23 heißt "(das) Herz ist stolz" mit meist negativer Grundbedeutung 80 , nur einmal, dort allerdings auf die "Wege Jahwes" bezogen 81 , in positiver. Eine so bezeichnete Haltung des Menschen kommt einer Mißachtung Gottes gleich, was zur Folge hat, daß das Hohe erniedrigt (und das Niedrige erhöht) wird . Die im Alten Testament 283mal vorkommende Bezeichnung bx "begegnet [...] gerne in rhythmisch geformten Texten"83. Auffällig an der Verteilung ist weniger das NichtVorkommen in einzelnen Büchern des Alten Testaments (Jer, chronistisches Werk) als vielmehr das gänzliche Fehlen einer Femininform wie auch das nur dreimalige Auftauchen einer Pluralbildung 84 . Da dieses Lexem sowohl Appellativum wie Eigenname 85 sein kann 86 , muß an strittigen Stellen 87 recht vorsichtig verfahren werden.

(Zimmerli: BK, 32). - Der Prophet Ezechiel hat nur die Form 3b verwendet. - Im übrigen sind literarkritische Operationen aufgrund derartiger Differenzierungen zwischen Morphemstrukturen in anderen Zusammenhängen bereits des öfteren praktiziert worden: Zwischen Jahwist (3b) und Elohist (33b), zwischen dem Propheten Jesaja (33b) und späteren Ergänzern (3b; siehe die umstrittenen Stellen 6,10[?]; 15,5; 24,7; 29,13; 32,6; 33,18; 35,4). Mehrere derartige Indizien zusammengenommen könnten durchaus hinreichende Kriterien für ein solches Vorgehen bieten. 75 76 77 78 79

80 81 82 83 84 85

86

87

Vgl. v.Rads Darstellung über das Wesen des Menschen: Rad: Theologie 1, 166f. Stolz: Herz, 863. Ez 21,12.20; 32,9 - wobei diese Stellen zeigen, daß nicht nur einzelne, sondern auch Gruppen in den Blick genommen werden können. Z.B.: 2,4; 3,7. Während im Ezechielbuch ausschließlich der Mensch für die Herzensverhärtung verantwortlich gemacht wird, findet sich im Exodusbuch auch eine Linie, die Jahwe als Subjekt der Vestockung bezeichnet (z.B. Ex 7,3; 9,12; anders etwa in Ex 8,11.27; hier zeigen sich unterschiedliche theologische Konzeptionen!). - Vgl. Stolz: Herz, 865f; dazu auch: Rad: Theologie 2, 158-162. V.Rad stellt jedoch auf S.160 fest "Eine einigermaßen einheitliche, zusammenhängende Vorgeschichte [sc. v.Rad bezieht sich auf Jes 6] von der Verstockungsvorstellung gibt es nicht." Die Verteilung über das AT: Ez 28,2.5.17; Ps 131,1 (hier in negierter Formulierung); Prv 18,12; II Chr 26,16; 32,25 (in jeweils eigenen Formulierungen des Chronisten). II Chr 17,6. Ez 17,22-24 und 21,31. Zit. aus: Schmidt, Werner H.: el, 142; vgl. zum folgenden den ganzen Artikel. Ex 15,11; Ps 29,11; 89,7. El war in Ras Schamra / Ugarit Haupt des Götterpantheons, hat jedoch im Laufe der Tradition seine Vorrangstellung gegenüber Baal verloren. Zu den damit verbundenen Fragen vgl. Eißfeldt: El, und Pope: El. Wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, gibt Hossfelds Aussage: "Die Alternative, ob 'el Appelativum oder Eigenname des ugaritischen Götterkönigs sei, ist mittlerweile entschieden zugunsten des Appelativum." (Hossfeld: Untersuchungen, 165) nicht den gegenwärtigen Diskussionsstand wieder. Auf die Doppeldeutigkeit und die Gefahr einer Fehlinterpretation hat auch Höffken: Untersuchungen, 217, aufmerksam gemacht.

140

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

In den Vätererzählungen wird bx mit anderen Lexemen verbunden, was zur Bezeichnung oft ortsgebundener Gottheiten dient88. Der Name "HB bx fällt auf, weil diese Gottheit ortsungebunden ist; nur von der Priesterschrift wird er verwendet. Erstaunlich ist die Tatsache, daß auch in Ez 10,5 diese "priesterliche" El-Bezeichnung vorkommt. Der hier zur Diskussion stehende Text enthält nun in einer Selbstprädikation die Formulierung ^ x bx89, im Rückbezug in v 9 aber "W crnbx. Nimmt man diese Nebeneinanderstellung als zufällig so entstanden, legt es sich nahe, beim Begriff bx an das Appellativum zu denken. Dazu kommt, daß sowohl 2h als auch 9c auf den Gegensatz GottMensch abheben.90 - Bei diesen Überlegungen blieb jedoch der wichtige Aspekt noch außer Betracht, daß die Selbstprädikation 2e als Zitat des "P33 gedacht ist. Der dadurch vorgestellte Stil ist der von Mowinckel beschriebene des Selbsthymnus91.92 Eißfeldt 93 geht deshalb von einer selbstverständlichen Identifikation des Redenden mit dem kanaanäischen El-Gott aus, schärfer noch formuliert hier Yaron94, etwas modifizierter äußern sich Pope und Cassuto95. In sehr vorsichtiger Weise wendet sich Zimmerli gegen eine vorschnelle Gleichsetzung von bx im Text mit dem El aus Ugarit96, wohingegen v.Dijk - das gegenteilige Extrem zu Yaron darstellend - derartige Versuche strikt von sich weist97. Wahrscheinlich unbeabsichtigt macht Zimmerli dabei noch auf ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang aufmerksam: Er übersetzt die fragliche Textpassage mit "Gott bin ich" und setzt damit eine (wie auch immer zu beurteilende!) monotheistischen Vorstellung hinter diesem Zitat voraus98. Es handelt sich um ein äußerst schwieriges Problem: Letztlich kann kaum einer der Forscher eine triftige Begründung für seine Entscheidung geben. Es läßt sich aber eine Lösung finden, wenn auch dazu einige Zwischenüberlegungen notwendig werden. In der "Motiv- und Traditionsgeschichte" soll dies dann dargetan werden (s. S.153). DTlbX Die Gottesbezeichnung D^nbx trägt in sich grundsätzlich die Möglichkeit singularischen wie pluralischen Gebrauchs. Im Ezechielbuch ist das Lexem selten ver-

88 Gen 16,13; 21,33; 28,22; 35,7. 89 Man beachte zum Vergleich die Stellen Jes 43,12; 45,22 und 46,9 (hier mit -33X). 90 Als Vergleiche böten sich etwa Jes 31,3 und - in der umgekehrten Formulierung Hos 11,9 und Nu 23,19 (dort aber eine Er-Aussage) an. Selbstverständlich ist an keiner dieser Stellen das ugaritische Götterpantheon im Blick. 91 Mowinckel: Fürsteninschriften, 315f; Vergleichbar sind sicher die Selbstvorstellungsformeln wie in Gen 28,13 oder Ex 3,6. Zu beachten bleibt aber, daß an allen von Mowinckel aufgeführten Textstellen die Reihenfolge lautet: "ich bin x..." und nicht, wie hier, "x bin ich...". Dies ist besonders wichtig im Blick auf Zimmeriis These zur Herleitung der EF (vgl. den Exkurs "Geprägte Sprachstruktur...", unter 1.2.1.2) aus der "Selbstvorstellungsformel", welche in der Anordnung der des "Selbsthymnus" folgt. Daß die hier vorliegende Formulierung in bewußter Antithese zur Gestaltung der EF erfolgt sein könnte, scheint jedoch völlig unwahrscheinlich. 92 Einst wurde die Aussage ,3X bx noch auf die Uneinnehmbarkeit der Stadt Tyrus gedeutet (so Bertholet: HAT, 117; Heinisch, 177; Smend: KEH 8, 208). Wie die folgenden Überlegungen zeigen werden, ist dies wahrscheinlich nicht gemeint. 93 Eißfeldt: El. 94 Yaron, 48 - Interessant: Bereits vier Seiten später im selben Aufsatz kommt Yaron zur gegenteiligen Aussage. 95 Pope: El, 97; Cassuto: Anath, 57. 96 Zimmerli: BK, 667. 97 Dijk, 95f. 98 Wenn dem so wäre, so hätte sich der Sprecher des Zitats an Jahwes Stelle zu setzen versucht. Der Text aber differenziert allein von der Wortwahl her. Korrekterweise ist also - im Sinne Zimmeriis - nur die Übersetzung "ein Gott bin ich" möglich.

3.1.3.2 Begriffsklärungen

141

wendet: Nur zwölfmal kommt es als Form ohne Artikel, Präfix und Suffix vor, wobei die meisten Belege innerhalb der FVS stehen. An den übrigen Stellen dient das Wort dem Begriff m x - ß " als Näherbestimmung (die Visionen werden als "von göttlicher Seite herkommend" charakterisiert) bzw. steht in Verbindung mit rrn 100 (drückt sich hier "vorjahwistische Sprachgewöhnung" aus 101 ?). Die übrigen Vorkommen sind genauer zu betrachten, wobei zunächst vom Gebrauch des Begriffs als Singular auszugehen ist: crnbxb ist in der "Bundesformel" ("Zueignungsformel") fest verankert. 104 T 6 X 1 0 3 ist nur in dem stehenden Ausdruck B X I U R - N B X gebraucht . MT6X 105 begegnet ausschließlich in Selbstvorstellungsaussagen. Drrr6x 106 kommt nur in der EF vor. Nur ein einziges Mal wird ein eindeutig als Singular zu identifizierendes crni>xn außerhalb von fest geprägter Sprache verwendet - und steht in 31,9, also im Kontext der FVS! Wenn man nach der Möglichkeit eines pluralischen Gebrauchs des Lexems sucht, so kommen nur wenige Stellen in Betracht , alle innerhalb der FVS, alle in (vom ersten Blick her gesehen) mythologischen Zusammenhängen. Im Ezechielbuch wird - abgesehen von den FVS - die genannte Gottesbezeichnung also nur dort verwendet, wo sie technischer Gebrauch notwendig werden läßt oder wo geprägte Sprache einen anderslautenden Begriff nicht zuläßt. Wendet man sich jedoch den FVS zu, so steht DTT^X dort nur dreimal als Folge eines derartigen Sprach"zwangs"108, sonst jedoch in freien Formulierungen. Stets aber ist dann ein "mythologischer" Kontext zu erkennen. Dieses Ergebnis ist äußerst wichtig in bezug auf die Verfasserfrage! Es bedeutet letztlich einen weiteren Baustein zur oben 1 vorgenommenen Differenzierung der Verfasserschaft zwischen dem "genuinen" Ezechielmaterial und den Texten der FVS. Das Lexem Dttro kommt im Ez-Buch nur in 8,3; 28,2; 45,15 im Singular vor. Die Pluralform I (maskuline Bildung) ist in 34,13, II (feminine Bildung) in 6,6.14 und 37,23110 belegt. Es fällt auf, daß die Bedeutungsvariante "Sitz", "Ort", "Thron" nur für 28,2 (und 34,13) angenommen werden kann 111 . Was bedeutet nun die Verbindung der beiden Begriffe im vorliegenden Text? Im ugaritischen Baals-Epos findet sich in der sogenannten "Tafel der Göttin Anath"112 der Ausdruck mtb Hl, was Cassuto 113 mit bx wiedergibt. Hiermit ist eindeutig die

99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110

1,1; 8,3; 40,2. 11,24 - man beachte, daß sonst vom Geist Jahwes (11,5; 37,1) die Rede ist. Zimmerli: BK, 1252. 11,20; 14,11; 34,24; 36,28; 37,23.27. 8,4; 9,3; 10,19; 10,20; 11,22; 43,2; 44,22. S. dazu: Steuernagel, 329ff. 20,5.7.19.20; 34,31. 28,26; 34,30; 39,22.28. 28,2.13.14.16; 31,8 (bis). 28,26; 39,22.28. S. unter 1.4.2. Hier ist allerdings der Textbestand gestört: vgl. BHS und BHK und Zimmerli: BK, 905. 111 Damit soll nicht gesagt werden, daß in 28,2 und 34,13 nicht auch die Bedeutung "Wohnung" gemeint sein kann. Es ist jedoch so, daß die übrigen Stellen nur die Bedeutungen "Wohngebiet" oder "Wohnort" zulassen (bzw. durch verbale Funktion des auno [im Sinne von "wohnen", "sich aufhalten": 6,6.14; 8,3] in diese Richtung deuten. 112 KTU 1.3 = CTA 3. 113 Cassuto: Anath, 98.

142

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Wohnung der Gottheit gemeint. Dieser Aufenthaltsort / diese Wohnung Eis wird mit ['ap]q [thm]tm = Q^n*iD*inn ^fTSX114 bezeichnet, was daran denken läßt, die Gotteswohnung in der Nähe von Wasser oder gar im Wasser zu lokalisieren. Pope denkt dabei an den Alters- (= Verbannungs-) -sitz Eis 115 , welche Deutung von Zimmerli 116 zu Recht unter Bezug auf den Text - "eindeutig selbstrühmende Akzentuierung von v 2" - als wenig wahrscheinlich abgelehnt wird. Nirgends im Alten Testament ist aber ein Gottes- bzw. 117 11ft Göttersitz im Wasser/Meer belegt, wohl aber auf einem Berg , dessen Identität 119 durchaus wechseln konnte . Die "Jahwesierung" der zugrundeliegenden kanaanäischen Vorstellungen ließen in der Folgezeit den Zion als Wohnstatt der Gottheit erscheinen 120 , was auch im Ez-Buch greifbar ist 121 . Der Zion kann dabei Thron 122 , Fußschemel 123 oder beides zugleich124 sein. Zwei religionsgeschichtlich bedenkenswerte Herleitungen sind in der Forschung vertreten und mehr oder weniger breit rezipiert worden. Jeremias 126 vermutet bezüglich dieser Wendung eine Beziehung zu Eas Wohnsitz in der Unterwelt / in Eridu, wobei die Verbindung mit dem Ausdruck D'D"1 eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Morgenstern 127 bezeichnet nunD als "dwelling-place" von Baal Schamem, der tyrischen Stadtgottheit, deren Tempel einst auf der Insel gestanden hat. Es gibt mehrere Gründe, welche für diese zweite der beiden Herleitungen sprechen: Erstens leistet Morgensterns These erheblich mehr, da sie die Problempunkte des Textes zu erhellen vermag . Zweitens erklärt sie die Verbindung der Motive mit dem "ix "PM. Und drittens zeigt die in Ugarit-Texten belegte Lokalisierung des Göttersitzes / der Götterwohnung "zwischen den Strömen" sich als recht gut vereinbar mit der in den Tyruskapiteln (aber nirgends sonst) des Ez-Buches mehrmals begegnenden Ortsdeixis trcr 3in, die im vorliegenden Text ausgerechnet mit der DTrbx aaro verbunden ist. Es ist deshalb kaum von der Hand zu weisen, daß hier tyrisches "Lokalkolorit" im Hintergrund steht 129 .

114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124

125 126 127 128 129

Cassuto: Anath, 100. Pope: El, 98f. Zimmerli: BK, 668. Außer den genannten Derivaten von aur kämen dafür Ableitungen von 13®, unp, bar und XD3 in Frage. Am deutlichsten in Jes 14,13f. Dazu Eißfeldt: Baal Zaphon, 1-30; Lauha: Zaphon. Dies konnte Eißfeldt zeigen: Baal Zaphon, 46-48. So deutlich in Ps 48,3f; Jes 8,18 u.ö. - vgl. besonders Wanke: Zionstheologie, 64ff. 20,40 u.ö. Ps 9,12; 68,17; Jer 14,19-21. Ps 99,5.9; Thr 2,1. Ez 43,7 - zeigt sich etwa hier ein Zusammenfließen der beiden zunächst getrennten Traditionselemente? Vgl. aber die recht vorsichtigen Erwägungen Zimmeriis: BK, 1079-1081, wobei allerdings angefragt werden kann, inwieweit Jes 60,13 überhaupt als Vergleichstext herangezogen werden kann, da dort eine doch deutlich von Ez 43,7 verschiedene Vorstellung beschrieben wird. Vgl. hierzu Metzger: Wohnstatt, 156. Jeremias, Alfred: Licht, 77-85.627f. Morgenstern: King-God, 153. Genaueres dazu unter 3.1.6! Zimmerli: BK, 668, diskutiert verschiedene Positionen zum Problem der "Divine Kingship" (so aus einem Titel von Engnell) und faßt zusammen, man werde bei "Ezechiel kein näheres Studium dieser Differenzierungen in seiner Umwelt voraussetzen dürfen" - immerhin aber ist mit gewisser Detailkenntnis über religiöse Praktiken bei den Nachbarn Israels gerade in priesterlichen Kreisen zu rechnen. Von da her gesehen

3.1.3.2 Begriffsklärungen

143

Daß Ib hier eine einfache Ortsangabe - "in der Mitte von" - darstellt und keine tieferen Bedeutungen in sich schließt, läßt bereits die constructus-Verbindung erken130 nen . Ob jedoch mit dem Ausdruck lediglich die Insellage der Stadt näher charakterisiert werden soll , läßt sich schon im Hinblick darauf fragen, daß Ib ja eigentlich das Zentrum einer Sache meint - wohingegen Tyrus zwar eine Insel, aber doch eine küstennahe, gewesen ist. Die einzigen Stellen im Alten Testament 132 , wo sich die gleiche Ortsbestimmung - aber dort in der Form ctd^ m i n ! - noch findet (Ps 46,3; Jona 2,4) meinen eher die "Tiefe" des Meeres 133 , wobei weniger die Ortslage als vielmehr das Bedrohliche daran der semantische Schwerpunkt 134 ist. Eine mythische Konnotation verbietet sich an allen Stellen in den Tyruskapiteln. Zwar wäre für 27,25-27 wohl ein Verständnis im Sinne von Ps 46,3; Jona 2,4 möglich, doch ist die klar beabsichtigte Beziehung dieser Verse zu 27,4 135 zu berücksichtigen. Die constructus-Verbindung ist eine für die Tyrustexte des Ez-Buches "typische Wendung". Auch dadurch wird ganz offensichtlich wieder "tyrisches Lokalkolorit" eingebracht: Tyrus besaß zwei Häfen, die nach den Zielpunkten der jeweils von ihnen ihren Ausgang nehmenden Seereisen genannt wurden (s. Anm.57). Entsprechend wird man den zugehörigen Meeresbuchten verschiedene Namen gegeben haben , so daß dann die constructusVerbindung zu übersetzen wäre mit "zwischen (= in der Mitte von) [den] Meeren". bX D1X n n j O ; Diese Antithese greift zurück auf 2f und versteht bx als Appellativum, das dem Nomen CHX gegenübersteht, mit dem ebenfalls kein Name gemeint sein kann. Bei der Bedeutungsklärung ist in jedem Fall zu beachten, wie der Ausdruck D"TX~"p in Ez verwendet wird (s. S.134): Durch die Feststellung 2h 137 wird auf die grundsätzliche Differenz Gott-Mensch abgehoben, so daß dem Sprecher quasi unterstellt wird, er habe dem Alleinigkeitsanspruch Jahwes sträflich widersprochen. Hier hegt demnach der Kern der Begründung für v 7-10! X ^ D : Das Lexem X"Q kommt in der Ez-Überlieferung 191mal vor und ist damit - nach ~IDX, RRRR und NUN> - das vierthäufigste Verb im Ez-Buch. Der Anteil an Hifil-Formen ist auffälligerweise bei Ez mit 30% vom Gesamtvorkommen ungleich höher als in der Verteilung über das gesamte Alte Testament (etwa 21%) 138 . Betrachtet man die Verteilung

erscheint Morgensterns These, soweit referiert, durchaus als nachvollziehbar. - Vor einer allzu raschen Identifizierung der altkanaanäischen Vorstellungen mit den Elementen des Textes hat Höffken: Untersuchungen, 218, gewarnt. Dennoch räumt auch Höffken ein, daß eine gewisse Kenntnis syrisch-phönikischer Mythologie - gerade in priesterlichen Kreisen - nicht unwahrscheinlich ist (Höffken: Untersuchungen, 219). 130 Auch der o.a. ugaritische Referenztext läßt für Ib nichts anderes erwarten. 131 So die Mehrzahl der Ausleger, z.B. Fohrer: HAT, 160; Zimmerli: BK, 666. Anders H.N.Wallace, der auf die "berühmten" Stellen aus dem Anat-Mythos (KTU 1.3.5.47; 4.1.14; 4.4.52; und auch in anderen Texten aus Ugarit: KTU 1.16.5.24; 1.23.19) verweist, wo von einem Aufenthaltsort Eis mtb 'il "in der Mitte der Wasser(kanäle)" die Rede ist (Wallace, 79): •'D* nbo habe sowohl geographische als auch mythologische Konnotationen (Wallace führt als Beleg für letzteres Ps 46,3 an, Wallace, 96 Anm.63). und meinen "Mitte eines Meeres". Ex 15,8; Prv 23,34; 30,19 lesen D"1 Vgl. etwa den deutschen Ausdruck: "auf hoher See". Vgl. nochmals Wallace, 79, 96 Anm.63. - S. auch oben, Kap.2. Vgl. aber die Ausführungen im Rahmen der Zusammenfassung. Daß es sich bei den Meeren um Großbritannien um ein vergleichbares Phänomen handelt, soll nur aus Gründen der Illustration erwähnt werden. 137 Den Satzteil bezeichnet Fohrer leichthin als "variierende Glosse": Fohrer: HAT, 159! 138 Ähnliche Verhältnisse finden sich nur in den Büchern Ex bis Nu und in Neh - sie können aber statistisch nicht als Vergleich herangezogen werden, da sie mit insgesamt

132 133 134 135 136

144

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

innerhalb des Buches genauer, so stellt man wiederum Erstaunliches fest: Im Qal sind von fast 120 Vorkommen nur 13 innerhalb der FVS 139 zu finden 140 . Während also im Ez-Buch das Verb zum allgemeinen Wortschatz gehört, muß für die Texte der FVS das Gegenteil behauptet werden . 142 Das Partizip hi. findet sich dreimal in den FVS im Kontext einer festen Wendung: "... y ... xbv K^io welche man mit Blick auf deren recht häufige Verwendung in durchaus unterschiedlichen Zusammenhängen 143 ohne Zweifel als Formel sehen kann, und die vielleicht mit dem Ausdruck "Heranführungsformer bezeichnet werden könnte. Ist Jahwe das Subjekt, dann wird Xia stets im Hifil 144 konstruiert; in dem vorliegenden Zusammenhang ist Jahwe als Heerführer fremder Völker 145 gedacht. Die Herkunft der von diesem Verb bestimmten Formel ist sicher in dem "Jahwe-als-Krieger-Motivkreis" zu suchen; falls Ex 10,4 tatsächlich dem Jahwisten146 zuzuordnen ist147, traditionsgeschichtlich recht früh, falls nicht, dann dürfte die Formel, da erst im Jeremiabuch nachweisbar148, kaum als alt zu bezeichnen sein. "IT: Der (allgemein nicht häufige) Begriff kommt außer in Prv, Jes und Num anteilig am häufigsten im Ez-Buch (siebenmal) vor. Die Streuung der Belege zeigt, daß es sich um ein

nur 62 Vorkommen unterhalb der Signifikanzgrenze liegen. 139 Achtmal allein in Ez 38f, fünfmal innerhalb 25-32. 140 Hifil (ohne Partizip): FVS 8; TBB 15; übrige Überlieferung: 33 (Partizip hi: FVS 3; TBB 1; übrige Überlieferung: 2). Hofal: je 1 Vorkommen in FVS, TBB und übriger Überlieferung. 141 Es muß hier noch einmal darauf verwiesen werden, daß die Texte der FVS ein rundes Viertel des Gesamtbestandes des Buches aufweisen. Statistisch müßte demnach ein "Allerweltswort" anteilig ebenfalls zu ca. 25% in diesen Kapiteln vorkommen. 142 Letztlich bedeutet auch dieser Befund wieder einen Baustein für die These, die FVS seien literarisch von der genuinen Ez-Überlieferung zu differenzieren; s.o. 1.5.2. 143 Vgl.: I Reg 14,10; 21,21; II Reg 21,12; 22,16 (II Chr 34,24); Jes 4,6 (einzige Jes-Stelle!); Jer 5,15; 11,11; 49,5; Ez 26,7; 28,7; 29,8. - Außerdem wären zu nennen: - Gen 6,17; Jer 19,3: wo "y" und "x i>v[bx]" vertauscht sind; - II Reg 22,20 (II Chr 34,28); Jer 42,17; 51,64: in einer Relativsatzkonstruktion; - Ex 10,4; Ez 37,5: wo mit 3 konstruiert ist; - Jer 6,19; Ez 6,3: wo das Subjekt "OiX ausdrücklich genannt wird; - Jer 32,42, wo beides, Unheil und Heil, genannt ist; - Jer 35,17; 45,5: Hier fehlt das Element "y"; - obwohl anders formuliert, doch hier zu nennen: Jer 39,16. 144 Fredriksson, 11. 145 Vgl. Fredriksson, 23f. 146 Setzt man überhaupt die Existenz einer selbständigen Pentateuchquellenschrift dieses Namens voraus, ist - trotz der vielfach unternommenen Versuche von Spätdatierungen - am ehesten noch an der Fristansetzung im davidisch-salomonischen Großreich festzuhalten. Vgl. die Darstellung der gegenwärtigen Diskussion in: Schmidt, Ludwig: Studien, 127-141, am Beispiel der Josephsgeschichte und die dort vollzogenen Grundentscheidungen bezüglich der Einordnung des Jahwisten, von denen hier im wesentlichen ausgegangen wird. - Eine grundsätzlich andere Position wird etwa von Blum vertreten, der die Behauptung aufstellt, ein Modell, das "an dem selbst im Widerspruch noch an der Urkundenhypothese orientierten Bild des einen Schriftstellers, der das Pentateuchmaterial durchgehend in einem Werk gestaltet, festhält," könne "den vielfältigen Kompositionsvorgängen [...] nicht gerecht werden." (Blum, 476). 147 Dieser Meinung ist zumindest Preuß: ThWAT 1, 585. 148 Wobei noch zu diskutieren wäre, ob die Vorkommen nicht durchweg auf deuteronomistische Hände zurückzuführen wären!

3.1.3.2 Begriffsklärungen

145

recht junges Wort handeln muß. Von allen Stellen im Ez-Buch 149 scheint nur 11,9 mit größerer Wahrscheinlichkeit von Ezechiel selbst zu stammen 150 . Die klangliche Nähe zu bestimmt auch für TT151 das Bedeutungsspektrum: "Der Fremde bedeutet fast immer eine Bedrohung" 152 . Interessant ist die Feststellung, das Wort sei gleichbedeutend mit D ^ n y "Usurpatoren", "Tyrannen" oder mit ' i n v "gewalttätige Völker" 153 , da hier im Text beides nebeneinandergestellt ist. D"1*!} Sowohl das Verb als auch die constructus-Verbindung werden im Ez-Buch nur innerhalb der FVS benutzt 154 . Das Verb, das "mächtig" oder "gewalttätig sein" bedeutet, hat im Ugaritischen eine direkte Entsprechung: 'rz. In den übrigen FVS werden Nebukadnezar und sein Heer mit diesen "gewalttätigen Völkern" gleichgesetzt, so daß sich diese Identifizierung hier nahelegt. P ^ l : Das Verb ist terminus technicus 155 im Ausdruck "das Schwert zücken". "inys" 1 Die Wurzel bbn kommt im Alten Testament in drei verschiedenen Bedeutungsspektren vor 156 ; hier ist wahrscheinlich I pi. anzunehmen (Grundbedeutung: "entwei15 hen" , was in der Verbindung mit dem Nomen "Schönheit" am besten wohl mit "schänden" wiedergegeben wird), das im Ez-Buch 22mal vorkommt, in den FVS allerdings nur in 25,3; 28,7.16.18. Es fällt auf, daß die Stellen in Kap 28 die einzigen im Ez-Buch sind, wo das Entweihen weder auf Gott und seinen Namen , den Sabbat 159 noch auf den Tempel 160 bezogen ist, sondern auf (nichtisraelitische) Menschen und auf deren "Heiligtümer" (vgl. aber die Erwägungen im Schlußkapitel dieser Arbeit). Dies ist nicht nur für das EzBuch singulär, sondern auch für das ganze Alten Testament. Im Alten Testament wird sonst nur dann von der Entheiligung von Personen gesprochen, wenn sie als Priester Funktionen am Jahweheiligtum ausüben 161 .

149 Das Verb i n II ist in 14,5 als Nifal-Form, das Adjektiv (nur in Pluralformen!) in 7,21; 11,9; 16,32; 28,7.10; 30,12; 31,12 belegt. 150 16,32 gehört sicher zu einem ergänzten Textstück - vgl. Fohrer: HAT, 90f; Zimmerli: BK, 359; - 7,21 wird von Zimmerli (BK, 183) ebenfalls als jünger angesehen. 151 S.P.Garfinkel stellt den Begriff in die Nähe von akkad. zä'iru ("Feind") (Garfinkel, 85f) und betrachtet diese etymologische Zuordnung als "sicher" ("definite") (Garfinkel, 15). 152 Martin-Achard: fremd, 522. 153 Snijders, 522. 154 28,7; 30,11;31,12;32,12. - Die Wortverbindung kennt im übrigen nur das Ez-Buch; das einzige Vorkommen außerhalb, in Jes 25,3, stellt beide Begriffe um. 155 5,2.12; 12,14;28,7; 30,11. Zu diesen Stellen wären etwa Ex 15,9 und Lev 26,33 zu vergleichen. - Ein anderer Gebrauch als dieser technische liegt in 24,11 vor. 156 bbn I ("losbinden", "auflösen"); bbn II ("bohren", "holen"); bbn III ("pfeifen"). Gesenius: HAHAT differenziert die Bedeutungen II und III nicht, wohl aber HAL; Mandelkern zählt außerdem eine Bedeutung IV, die aber dem Hifil von I entspricht. 157 Denkbar wäre genauso II, was im pi. "durchbohren" heißt. Newsom, 159, sieht in dieser Möglichkeit eine Absicht des Verfassers: Hier liege ein Wortspiel mit den semantischen Möglichkeiten des Verbums vor. 158 13,19; 20,9.14.39; 36,20-23. 159 20,13.16.21.24; 22,8; 23,38. 160 Z.B. 7,21f; 22,26; 23,39; 25,3 (als Zitat "im Munde Ammons"); 44,7. In besonderer Weise akzentuiert ist in diesem Falle 24,21; 7,24 redet vom "Entweihen" von Tempeln, die offenbar nicht Jahwe zugehören; allerdings ist hierbei auch zu berücksichtigen, daß diese Stelle mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Ezechiel selbst stammt und nicht im pi., sondern im ni. formuliert ist. 161 Ob in Jes 47,6 bbn I zu lesen ist, ist umstritten; vgl. dazu Dommershausen, 978.

146

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

" P T V nntyb: Der Stamm rrna ist im Ez-Buch nur in 19,4.8 und hier in 28,7 belegt. Die eigentliche Bedeutung des Nomens ist "Grube", "Fanggrube", wie auch die Verwendung in Ez 19 zeigt, hier aber muß - wie an vielen späten Stellen des Alten Testaments - "Grab" oder "Scheol" gemeint sein. Die Verbindung der beiden Wörter kommt außer an dieser Stelle noch in Ps 30,10 und Hi 33,24 vor und beschreibt den Vorgang des (gewaltsamen) Sterbens, wobei ein ordnungsgemäßes Begrabenwerden nicht ohne weiteres erwartet werden kann 162 . 163 mD: Der im gesamten Buch fünfzigmal gebrauchte Stamm wird von den FVS offensichtlich gemieden ; die Vorkommen konzentrieren sich auf den hier untersuchten Text.165 Bei diesem Wort zeigt sich erneut ein sehr auffälliger Befund: Das ganze Thema "Beschneidung" wird im Ez-Buch vollkommen vermieden1 , taucht aber (vor allem in Kap 32) in den FVS auf. Doch auch hierbei ist noch eine Differenzierung feststellbar: Während die Verwendung des Lexems in den Ägyptentexten auf eine formelhafte Sprache verweist167, ist hier eine abstrahierende Redeweise zu beobachten. Was mit dem "Tod von Unbeschnittenen" letztlich gemeint ist, kann vom vorliegenden Text her nur vermutet werden. Sieht man sich jedoch die nähere Umgebung des Begriffes genauer an, so stellt man fest, daß mit dem dreimaligen Gebrauch des Verbs bbrt offenbar das entscheidende Stichwort gefallen ist: Die formelhafte Wendung aus Ez 31f wird assoziiert. Nur so erklärt sich der Gebrauch von Vw hier. 3.1.3.3 FUNKTION DER TEXTEINHEIT EZ 28,1.2.7*.8-10 Deutlich ist im Verlaufe der Analyse der zweiteilige Aufbau der Texteinheit erkennbar geworden. Ein syntaktisches Charakteristikum des ersten Teils ist die Verwendung von Narrativ und einfachem Perfekt, was eine präteritale Zeitstufe zur Folge hat. Im Gegensatz dazu weist der zweite Block durch Imperfekt und Perfekt consecutivum einen futurischen Aspekt auf. Das Textgerüst wird durch Formelsprache und stark gegliederte Redestruktur bestimmt, wodurch eine sehr

162 Die Möglichkeiten, den Tod durch das Herausgreifen des Elements "Hinuntermüssen in einen den Toten reservierten Ort", sind im Hebräischen (wie auch im Deutschen) sehr zahlreich. Die Stellen: Gen 42,38; Ex 31,14; Jes 14,15 und 19; Ez 26,20; Ps 22,30; 55,24; 115,17; Prv 5,5 zeigen die Variationsbreite. 163 Es ist zu beachten, daß das Verb TT1 in der genuinen Überlieferung des Propheten nicht verwendet wird: Es kommt 25mal (!) in den FVS vor, zweimal in Ez 47 und einmal in 34, 26 (von Zimmerli aus der echten Uberlieferung ausgeklammert) - dort aber in einer Art des Gebrauchs, die sich von der in den FVS deutlich abhebt! 164 Die fünf Vorkommen verteilen sich wie folgt: zweimal steht das Verb (nur q. ist belegt: 28,7.10), einmal der Singulargebrauch des Nomens, (31,14), einmal der Plural (28,10) und einmal das plurale tantum DTIIDD (28,8), das im übrigen außer an dieser Stelle nur noch in Jer 16,4 im Alten Testament zu finden ist. 165 Im Gegensatz zu ÜID wird das Verb in den FVS mehrfach gebraucht, kommt aber im übrigen Ez-Buch seltener vor (9,6; 21,16; 23,10; 37,96). 166 Die einzige Stelle außerhalb der FVS ist 44,7.9, wo die zweimalige Nebeneinanderstellung von "unbeschnittenen Herzen" und "unbeschnittenem Fleisch" sofort zeigt, worauf die Ez-Tradition Wert legt: Die Beschneidung ist zwar vorausgesetzt, ist aber kein Rechtsakt, der das Jahwe-Volk-Verhältnis betrifft, sondern sie wird gleichsam "transzendiert". Der Bildcharakter ("Beschneidung des Herzens") überdeckt völlig die eigentliche Bedeutung. Der Gegensatz zu Gen 17 z.B. ist enorm. 167 Ez 31,18; 32,19.21.24-30.32.

3.1.3.3 Funktion der Texteinheit Ez 28,l-2.7*.8-10

147

enge Beziehung zum übrigen Ezechielbuch entsteht. Auf der anderen Seite steht diesem Befund eine Diskrepanz im Gebrauch nicht geprägter Sprache gegenüber, wie die semantischen Einzeluntersuchungen ergeben haben. Die sprachliche Analyse läßt kaum einen anderen Schluß zu als den, daß in der einfachen Einheit Ez 28,1.2.7*.8-10 der Prophet Ezechiel nicht zu Worte kommt. Beachtet man dieses Ergebnis, dann heißt dies, daß der starke Gebrauch von geprägten Sprachmustern auf eine bestimmte Funktion der Einheit schließen läßt, die vom Sitz im Leben dieser Formeln und typischen Wendungen abhängig ist (nämlich der prophetischen Verkündigung des Ezechiel): 1. Die Funktion einer Art Signalsetzung nämlich, um die Hörer von der Zugehörigkeit des Sprechers zur Gruppe der engen Vertrauten des Propheten Ezechiel zu überzeugen, 2. den Sprecher als "Insider" zu erweisen, 3. Sprecher und Hörer also einander anzunähern, positiv formuliert, "Vergewisserung" zu erzielen. Abgesehen vom ohne Zweifel gezielten Einsatz der formelhaften Sprache können aber noch weitere Funktionen der Einheit herausgearbeitet werden: 1. Am zweiteiligen Aufbau, 2. dem mehrmaligen Vorkommen invertierter Verbalsätze (Aufmerksamkeitserregung) und 3. der hervorgehobenen Stellung der Xb-Sätze i.V.m. 4. dem Spiel mit der Homonymität des Morphems bx, 5. am gezielten Einsatz der Partikel b v und 6. an der mehrfach umschriebenen Todesthematik im futurisch gestalteten zweiten Textteil lassen sich apologetisch-adversative und Unheil ankündigende Funktionen der Texteinheit erkennen. Das Ziel des Textes ist - unter Berücksichtigung der Bedeutungsseite wichtiger Lexeme - zukünftiges Geschehen anzukündigen, das für den Adressaten einen unwiderruflich negativen Ausgang nehmen wird.

3 . 1 . 3 . 4 Z U M LITERARISCHEN H O R I Z O N T

Vor allem Beginn und Ende des Textes weisen über ihn hinaus. Er setzt wie selbstverständlich im Selbstbericht ein, ohne den Redenden näher vorzustellen. Nach dem oben Gesagten kann es also nur darum gehen, dieses Textstück als Element der Gesamtverkündigung des Ezechiel erscheinen zu lassen. Auch am Schluß zeigt sich Offenheit: Die Zukunftsansagen lassen einen Bericht vom Eintreffen des angekündigten Geschehens erwarten 168 . - Es fällt auf, daß sich meh-

168 Damit ist selbstverständlich nicht gesagt, daß ein solcher "Bericht" auch erfolgen muß: Abgesehen von der Möglichkeit, daß Texte auch im Hinblick auf die Zeit des Redenden verfaßt sind, ist - gerade bei prophetischen Texten - damit zu rechnen, daß das Eintreffen angekündigter Ereignisse jenseits des Verkündigungsinteresses des jeweiligen Verfassers liegt, anders ausgedrückt: Der "Bericht" über das erwartete Geschehen

148

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

rere Lexeme im Text finden, die sich zwar im näheren, nicht aber im weiteren Kontext der Einheit finden, woraus sich der Schluß ergibt, daß dieser Text zu einer ehemals kleineren Gruppe von Einheiten gehört haben könnte, die erst später in ihren jetzigen Kontext gestellt wurden. Erst wenn sich nach Durchsicht aller dieser Texte diese Vermutung bestätigt, so ist diese Einheit einer Art älteren "Schicht" zuzuordnen. - Fragt man nun nach dem soziokulturellen Hintergrund, so muß zunächst allgemein die Prophetie, genauer die Prophetie der exilischnachexilischen Zeit genannt werden169; interessant daran ist, daß nicht wenige Lexeme auf außerisraelitische (phönizische) Bereiche verweisen.

3.1.4 Formen- und Gattungskritik 3 . 1 . 4 . 1 DIE STRUKTUR VON EZ 2 8 , 1 . 2 . 7 * . 8 - 1 0

Der Mittelteil der dreigliedrigen Einheit besteht aus zwei etwa gleich großen Abschnitten, die durch das Konjunktionenpaar "|y 170 / "pb miteinander in der Form von Begründung und Zukunftsankündigung verbunden sind. Charakteristisch ist dabei die präteritale Zeitstufe im "IV- und die futurische im •pb-Satz. Die Rahmenteile des Textes tragen stark formelhaftes Gepräge. Diese Kurzbeschreibung in Verbindung mit der folgenden Aufstellung ist als Grundlage für einen Strukturvergleich mit ähnlichen Texten aus dem Ezechielbuch heranzuziehen, um den Kriterien für die Bestimmung von Gattungen gerecht zu werden, wie sie von Markert aufgestellt worden sind 171 . Dabei kann zunächst der formelhafte Rahmen außer acht bleiben. Zimmerli bestimmt die Einheit als Gerichtswort mit scheltender Begründung 172 , Fohrer als "begründetes Drohwort" 173 . Ein Scheltwort muß jedoch laut Markert 1 7 4 folgenden Strukturmerkmalen genügen: a) Beschreibungen von Handlungen, Haltungen oder Verhaltensweisen, die ... im Augenblick der Rede entweder noch andauern oder in ihrer Wirkung noch gegenwärtig sind; b) Subjekt dieser Handlungen, Haltungen oder Verhal-

ist eine der prophetischen Literatur zunächst "fremde" Gattung. 169 Wie vor allem die semantischen Untersuchungen gezeigt haben, enthält der Text eine Fülle an Begriffen und Wendungen, die vor dieser Zeit nicht belegt sind. 170 Zu dieser Partikel vgl. den instruktiven Beitrag M.J.Mulders, der herausgefunden hat, daß es sich hierbei um eine typisch prophetische Konjunktion handle; Mulder möchte sie sogar als "technischen Fachausdruck" bezeichnen (Mulder: Partikel, 53.83). 171 In: Fohrer u.a.: Exegese, S.87f stellt Markert im wesentlichen folgende Aufgaben der Methode fest: 1. Strukturvergleich (= Formenkritik), 2. Bestimmung des Texttypus (= Gattungskritik), 3. Frage nach der typischen Situation (= Sitz im Leben), 4. Vergleich mit literarischer Funktion des Textes und (falls nötig) 5. Gattungsgeschichte. 172 Zimmerli: BK, 664f. 173 Fohrer: HAT, 159. 174 Vgl. Markert: Struktur und Bezeichnung des Scheltworts. Eine gattungskritische Studie anhand des Amosbuches, BZAW 140,Berlin / New York, 1977.

3.1.4.1 D i e Struktur von Ez 28,1.2.7*.8-10

149

STRUKTURELEMENTE

HINWEISE

1. Einleitung zu Jahwerede

UEF + Adressat

Jahwe

"Mensch" "rede!" + Adressat

Mensch 2a 2b

BF

Jahwe

2c

Begründepartikel, Perfektreihe

Fürst

2d

Folgepart, mit Aufmerksamkeitserreger, Partizipialeröffnung, Imperfektreihe

7a Jahwe 7b -> Feinde 7c -> Fürst 8a

2. Jahwerede: a) Anrede b) Redeaufforderung a) Rede: • Redeeinleitung •• Rede: i) Begründung mit Zitat des Angeredeten ii) Folgebeschreibung mit eingeschobener rhetorischer Frage

ß) Redeschluß "Jahwerede" 11

3. Redeschluß "Botenrede

SUBJEKT

Jahwe

GSFv GSFn

ÄE 1a

10b 10c

tensweisen ist/sind die Adressat(en); c) Ablehnung dieser Handlungen, Haltungen oder Verhaltensweisen durch Wertungen, das Stilmittel der vorwurfsvollen Frage, Adversativsätze, Kritik am Adressaten; d) emotionale Beteiligung des Sprechers; e) Konzentration auf den Angeredeten. Zwar sind im ersten Abschnitt des Textmittelteils Elemente dieses Schemas enthalten, aber zwei wesentliche Elemente fehlen, nämlich die vorwurfsvolle Frage/Aussage und die emotionale Betroffenheit 175 . Die syntaktische Zuordnung der IV13b-Sätze verweist auf das Schema der "begründeten Unheilsankündigung" 176 , mit der Begründung in 2d-i und die Ankündigung in 7a-10a. Ein Vergleich der iy-13b-Konstruktionen im Ezechiel-Buch ist also erforderlich. (Anm. zur folgenden Übersicht: Die Ausdrücke "Perfekt-" bzw. "Imperfekt-Reihe" zeigen jeweils syntaktische Konstruktionen an, welche die Zeitstufen "präterital" und "futurisch" zum Ausdruck bringen. Es ist durchaus möglich, daß eine "Imperfekt-Reihe" z.B. mit Partizip eröffnet und mit Perf. consecutivum fortgeführt wird [wie auch in 28,lff|. Entscheidend ist jeweils nur die fragliche Zeitstufe. - Ez 35,1-5, ein Sonderfall verschachtelter Konstruktion, ist als Gesamttext aufgeführt.) TEXT

BEGINN

1^-SATZREIHE

"pb-SATZREIHE

ENDE

5,7f 5,9b.10 5,11ff 13,8 13,22f

13b + BF [fragmentar.] 13b+SchwF+GSFn 13b + BF

BF +Vb5> - a m +Impf.-Reihe Imperfekt-Reihe ohne 13b, Imperfekt-Reihe

-

16,36ff 16,43 21,9

BF

21,29

13b + BF

22,19ff

13b + BF

Perfekt-Reihe (nominal, perfektisch) Perfekt-Reihe Perfekt-Reihe Perf.-Reihe mit adversativen Einschüben Perfekt-Reihe + -IU7X + Perfekt + "TOX + Perfekt (l.c.sg.!) doppelter IV-Satz, Perfekt-Reihe Infinitv

-

-

175 Vgl. Markerts Beispiele, 243-257. 176 So hat es Markert, 214-223, entwickelt.

D3 , bx -^n

Imperfekt-Reihe + Imperfekt-Reihe kein 13b, Perfekte!) Imperfekt

_ -

GSFn EF -

GSFn [10: erwei terte EF]

nur Kurzsatz: Imperfekt

-

• • ^ n +Ptz. +Impf.-Reihe

erw. EF

150

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

23,,35 25,,3-5

+ BF (RAufF + AuR + ) BF 25,,6f -3 + BF 25,,8-11 BF 25,,12-14 BF

Perfekt-Reihe Perfekt-Reihe

imperativischer Folgesatz + + Imperfekt-Reihe

Perfekt-Reihe (Infinitiv, perfektisch) Perfekt-Reihe

25,,15-17 BF 26,,2-5 28,,2-10* 29,,6b-9a 29,,9b-12 31,,10ff M b * BF 34,,8f SchwF + GSF 35,,5f 35,,10f

Perfekt-Reihe + -lU« + Perfekt Perfekt-Reihe Perfekt-Reihe Perfekt H Ö X + Perfekt-Reihe Perfekt-Reihe Perfekt-Reihe Infinitiv (perfektisch) [perfektisch]

EF 'iiH+Perf.(!)+Impf.-Reihe 'iirr + Imperfekt-Reihe EF GSFn BF + Impferfekt-Reihe ebenfalls mit arab. gamma in Verbindung und deutet die Pluralform als constructio ad sensum. - Ganz anders v.Dijk, der eine Interpretation seines Lehrers M.Dahood aus dessen Psalmenkommentar übernimmt: "No mystery is too deep for you" (Dijk, 92). Dahoods Herleitung führte von ddp über PD5> und über eine ugaritische Parallele in KTU 1.17 IV 45 auf die Wurzel QV, welche dann v.Dijk mit "Festung, Stärke, Stadt" wiedergegeben wissen will. Dieser Umdeutungsversuch führt u.a. dazu, daß das HBV mxn^ mn"1 - Ps 46,8.12 - aufgrund eines falsch interpretierten Parallelismus membrorum umpunktiert wird in 15DV, wogegen Ps 46,6 und die in Jes 7,14 greifbare Tradition sprechen (Dijk, 6f; vgl.o. zu 26,2!). Wie so oft scheint v.Dijk der Faszination des ugaritischen Textmaterials erlegen. - Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die grundlegende Bestreitung eines ugaritischen DD? bei Dietrich u.a.: Lexikographie, 44f. Auf S.45 des genannten Aufsatzes wird festgehalten, es sei Dahood hinsichtlich seiner Interpretation des hebräischen Begriffs im Sinne von "to be strong, wire" ein überzeugender Beweis für diese Bedeutung nicht gelungen. 225 Eine gewisse Schwerpunktbildung ist in der Weisheitsliteratur, bei Jesaja, im chronistischen Werk und im Danielbuch feststellbar. 226 Ex 31,10; Jer 10,12 (und 51,15); Ob 8; Ps 49,4; Hi 12,12f; Prv 8,1; 21,30 (hier in Verbindung mit nü5> als Dreiergruppe); 24,4 (als Dreiergruppe mit nvr). 227 Eising, 908. 228 FVS: 26,12; 27,10.11; 28,4.5(bis); 29,18(bis).19; 32,31; 38,4.15; sonst: 17,17; 37,10. Beide Vorkommen außerhalb der FVS zielen auf die Bedeutung "Heer".

3.1.7.1.2 Zur Semantik

159

Besitz gewisser intellektueller Fähigkeiten wurde offensichtlich als eine Voraussetzung für den Erwerb von Reichtum gesehen . H M T nrrT: Die Begriffe "Gold" 230 und "Silber" 231 begegnen im Ezechielbuch häufig als Wortpaar 2 3 2 . 2 3 3 Interessant ist die Beobachtung, daß die Reihenfolge "Gold und Silber" erst in nachexilischer Zeit nachweisbar ist 234 . Im vorliegenden Text spielt sicher die "Idealsymbolik" 235 des Goldes (und Silbers) für "Reichtum" eine wesentliche Rolle. T£"lX: Dieses Wort kommt im Ezechielbuch nur hier vor. Es bezeichnet zunächst das Aufbewahrte: Vorräte , Schätze , aber auch den Ort des Aufbewahrens: Schatz- oder Vorratshaus 239 . An einigen Stellen ist übertragener Sprachgebrauch zu beobachten 2 4 0 . 2 4 1

3.1.7.1.3 Struktur: Zusammenfassung der Analyse Nach einer überschriftartigen Prädikation des Angeredeten (ÄE 3a.b) werden die Folgen der darin beschriebenen Eigenschaften dargestellt, zunächst allgemein, dann spezifiziert, dann wieder allgemein. Eine zweite Folgerung, die sich aus der ersten ergibt, lenkt zum Textthema der ursprünglichen einfachen Einheit zurück. Die vorgegebene

229 Das zeigt sich nicht nur hier, sondern auch in I Reg 3, wo das Motiv als selbständig ausformuliertes Thema verwendet wird. Häufig - besonders in weisheitlich geprägten Texttraditionen - ist eine Höherwertung der "Weisheit" gegenüber dem Materiellen zu vernehmen (vgl. Qoh 7,12): Man ist zugleich der Meinung, daß Wohlstand als eine Folgeerscheinung weisheitlich geprägter Haltung sich "von selbst" einstellen werde (vgl. Prv 3,13-18; 8,12-19; vgl. aber die grundsätzlich andere Sicht des Qoheletbuches). 230 Ausnahmen von der ansonsten eindeutigen Bedeutung: In Sach 4,12 ist für am die Bedeutung "goldhelles Öl" belegt; Ryckmans, 375, nimmt (ausgehend von arab. dhb) für Ps 72,15 und Jes 60,6 "Weihrauch", "aromatisches Gewürz" an. - Zur Etymologie und zum diachronen Gebrauch vgl. v.a. Cooper, 12-16. 231 Während der Hebräer für "Gold" mehrere Begriffe kannte (Cooper, 12-23, diskutiert Bedeutung, Etymologie und Verwendung), scheint es für "Silber" nur diesen einen Ausdruck gegeben zu haben. Singer sieht eine Verwandtschaft zu arab. kSf. Etymologisch hängt das Nomen möglicherweise von akk. kaspu ab (Singer, 41; Cooper, 23). 232 7,19; 16,13.17; 28,4; 38,13; am allein: 27,22; 28,13; I M allein: 22,18.20.22; 27,12. 233 Alternativausdrücke für am im Ezechielbuch sind Otis, ? n n , TS und "rya, für loa gibt es - wie bereits erwähnt - kein Synonym. 234 So Singer, 138f, welcher eine Entwicklung (unter iranischem Einfluß) von ursprünglich "Silber-Gold" hin zur Reihenfolge "Gold-Silber" feststellt (Singer, 141). Etwas modifizierter stellt dies Rooker, 174f, dar, welcher meint, "75% of the occurrences [...] are in LBH [late biblical Hebrew, F.F.]" (Rooker, 174); die Ansicht Rookers scheint jedoch sehr von einem "konservativen" literarhistorischen Urteil der Texte bedingt. 235 Vgl. hierzu Singer, 154-158. 236 So auch Singer, 191. Coopers Arbeit über Metalle im Alten Testament konzentriert sich leider auf Realienfragen, nicht auf die literarischen Verwendungen der Termini. 237 Neh 12,44; 13,12; II Chr 8,18 (hier ist sicher auch die Bedeutung "Schätze" denkbar). 238 Jer 15,13 (vgl. Jer 17,3); I Reg 14,26. 239 I Reg 7,51; Mal 3,10; Neh 10,39. 240 Dtn 28,12; 32,34; Ps 135,7; vgl. Hi 38,22f: An allen Stellen ist von einer Art "himmlischen Bevorratung" die Rede, wobei Konkretes (Witterung) oder Unanschauliches (Segen) gemeint sein kann; Dtn 28,12 zeigt den fließenden Übergang beider Aspekte. 241 Zu vgl. auch Kap.2; 33b wurde oben auf S.128 und 138 ausführlich diskutiert.

160

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Struktur wird durch die Einfügung aufgebrochen, so daß sich ein Anakoluth ergibt. Um diese Härte zu mildern, wird die Struktur aufgegriffen und durch Zwischenschaltung einer Botenformel autorisiert. Der ergänzte I V - S a t z greift dabei sehr geschickt sowohl das Ende des IV^-Satzes der ursprünglichen Einheit als auch das Ende des ergänzten Teiles auf und verknüpft beides, so daß die syntaktische Einfügung gelingt. - Deutlich hat die Ergänzung die Funktion, den Inhalt von 2i zu erläutern und zu motivieren. Die Schlüsselbegriffe Q3H, b^n und führen aus dem Text heraus und verweisen auf den Zusammenhang mit Ez 27. Der Ergänzer hat das Korpus der Tyrustexte in einer ersten Gesamtredaktion vor Augen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind dies der um den Angriffsbericht (26,7-14) erweiterte Grundbestand von 26,1-5a und das Prachtschifflied (mit[?] eingearbeiteter Handelsliste [27]).

3 . 1 . 7 . 2 D E R WERDEGANG VON E Z 2 8 , 1 - 1 0 UND DIE VERFASSERINTENTION

Die Untersuchung hat ergeben, daß Ez 28,1-10 folgende Entstehungsgeschichte besitzt: 1. Eine begründete Unheilsankündigung mit FVS-typischer I V - ' p b - S t r u k t u r (28,1.2.7*.8-10) wurde um die v 3-5 erweitert in der Absicht, einerseits die Begründung für die Überhebung des angeredeten Tyrusfürsten nachzuschieben, andererseits darzustellen, daß nur zum Anhäufen von Reichtümern verwendete Weisheit in Jahwes Augen hybrides Verhalten ist. Dabei greifen interessanterweise die ergänzten Redeteile auf Elemente zurück, die sich - wie schon in der ursprünglichen Einheit - im nordwestsyrischen Bereich lokalisieren lassen. Der Ergänzer formulierte mit v 6 eine redaktionelle Überleitung zur in v 7 weiterlaufenden ursprünglichen Einheit. 2. Beim Verfasser der einfachen Einheit handelt es sich nicht um Ezechiel 242 , sondern um jemanden, der mit Sprache und Vorstellungswelt des Propheten eng-

242 Erst recht betrifft dieses Urteil den Ergänzer! - Meist wurde in der bisherigen Forschung an der Verfasserschaft des Propheten festgehalten, vgl. z.B. Born: BOT; Cody; Cooke; Eichrodt: ATD 22/2; Klein: Ezekiel, 132; Wevers; Zimmerli: BK. Anders natürlich Garscha, 160f.l64, der behauptet, daß "der Gedanke von der Höllenfahrt" (v 8) "mit der Tradition in 32,17ff' eng verwandt sei (Garscha, 161), so daß der Grundtext (Garscha folgt ja, wie stets, literarkritisch Zimmerli) einer Ergänzerhand zuzuweisen sei, die "den Gedanken des Höllensturzes der jeweiligen Macht" nachtrage (Garscha, 306). Man kann aber erstens in v 8 keinesfalls den Zentralgedanken des Textes sehen, zweitens ist es fraglich, ob in dem Ausdruck T"1"1"1 nntüb überhaupt das Motiv der "Höllenfahrt" begegnet (vgl. die obigen Ausführungen zur Semantik), drittens unterscheidet sich der Gebrauch des Nomens in 28,8 deutlich von dem (eher formelhaften) im Ägyptenkapitel (s.o. zum Begriff), was Garscha durch seine einfache Auflistung (Garscha, 161 Anm.489) verwischt und viertens wird durch solches Herausgreifen eines Elements das Bild vollkommen verfälscht, da die vielfältigen sonstigen Bezüge von 28,1-10* als unbedeutend abgetan werden. - Die m.W. jüngste, eingehende Untersuchung (Hossfeld: Untersuchungen, 153-183) kommt in der Verfasserfrage zum selben Ergebnis (Hossfeld: Untersuchungen, 179).

3.1.7.2 Der Werdegang von Ez 28,1-10

161

stens vertraut gewesen sein muß; ob die Bezeichnung "Schüler" hier so einfach angewendet werden darf, bleibt fraglich. Immerhin muß es in dem Kreis der Ezechiel-Vertrauten eine gewisse Sprachtradition gegeben haben, wobei sich Elemente der Ausdrucksseite (Formeln, typische Wendungen, geprägte Strukturen) leichter weitergeben ließen als solche der Bedeutungsseite (wie dies die semantische Untersuchung zweifelsohne ergeben hat). Ein "Insider" erweist sich demnach am korrekten und massierten Einsatz der "normierten" Elemente, unterscheidet sich jedoch signifikant dort, wo eingewurzelter Sprachgebrauch243 den Formzwang durchbricht.

Der Verfasser des ursprünglichen Textes zeigt Einblick in Gegebenheiten der phönikischen Topographie, Kultur und Religionsausübung, was er der Intention seiner Unheilsverkündigung einzugliedern weiß. 3. Der Ergänzer muß gegenüber dem Verfasser zeitlich erheblich später in den Text eingegriffen haben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dies erst nachexilisch anzusetzen ist. Dabei ist vorauszusetzen, daß die Einarbeitung der Handelsliste in Ez 21244 bereits erfolgt ist (wofür die Verbindung von Weisheit und Handel spricht). Was ist die Absicht der Verfasser gewesen? 1. Ziel ist es, eine Auseinandersetzung zwischen dem Alleinigkeitsanspruch Jahwes und dem als Selbstvergottung empfundenen Ausspruch "OK bX im Munde eines Menschen245 herbeizuführen, denn nur so will der Verfasser der einfachen Einheit das (eigentlich anders gemeinte) Zitat verstanden wissen. Die Auseinandersetzung Jahwe - Mensch muß für letzteren tödlich enden, da es (das ist die dahinterstehende unausgesprochene Konsequenz!) andernfalls zur Entmachtung Jahwes kommen würde. Gerade deshalb setzt der Verfasser fast "zynisch" seine rhetorische Frage in v 9 dem Angeredeten entgegen: Es kommt nicht einmal zu einer direkten Konfrontation Jahwe - Mensch, da bereits Jahwes menschliche Strafinstanz zur Unterwerfung ausreicht. 2. Durch die Anrede an den "Iii bekommt der Text eine weitere Spitze: Es geht letztlich um die Gültigkeit selbst dieses Alleinigkeitsanspruches Jahwes. Denn der Text gibt Antwort auf die Fragen, ob denn in der Zeit nach der eingetroffenen Katastrophe über Staat und Staatskult dieser Anspruch noch bestehe und wie dieser Anspruch nach dem Wegfall der vormaligen Kennzeichen offizieller Religionsausübung gedacht (und damit geglaubt) werden könne. Der Verfasser wagt den kühnen Schritt, über die bisherigen "'"^-Grenzen hinauszugehen. Mit seinem Text entfaltet er ein Programm der theologischen Neubesinnung, das so offenbar erst durch das Exil möglich geworden ist: Jahwes 243 Ein klares Indiz bieten immer wieder die frappierenden Unterschiede beim Gebrauch von "Allerweltswörtern" wie xia oder rrtyy. 244 Zur Entstehung der "Importstatistik" (= Liste der Handelsbeziehungen, die in Ez 27 eingearbeitet ist) um 484 v.Chr. vgl. Rüger: Tyrusorakel, 122f. Da es sich bei Ez 27 um eine Ad-hoc-Zusammenarbeitung beider Texte handelt, dürfte der Gesamttext nicht wesentlich jüngeren Datums sein als jene Warenhandelsliste. 245 Dies ist wichtig, nicht, daß ein fremder Herrscher diese Worte spricht!

162

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Alleinigkeitsanspruch bleibt bestehen, ja, er muß viel weiter gedacht werden als dies bisher geschah und geschehen konnte. Auch ein tyrischer Herrscher ist von diesem Anspruch betroffen und wird die Folgen solcher Betroffenheit erfahren müssen. In letzter Konsequenz heißt dies aber auch: Es ist kein Raum der Welt und keine Zeit denkbar, da Jahwe nicht der einzige und einzig wirkmächtige Gott wäre 246 . In ganz anderer Richtung bewegt sich jedoch der Ergänzer: Ihm scheint die Herkunft des doch sehr anstößig wirkenden Zitats aus ÄE 2f.g unbekannt gewesen zu sein. Mit der Erweiterung verfolgt er das Ziel, dem aus diesem Zitat resultierenden Anspruch, der den frommen Leser brüskieren mußte, die Schärfe zu nehmen: Es konnte ja nicht anders kommen bei einem Menschen mit solchen Erfolgen! So wird die Aussage erklärbar, das Anstößige daran, weil nachvollziehbar geworden, beseitigt. Daß damit zugleich das Gesamtthema der Tyrustexte, nämlich der unvorstellbare Reichtum des Inselstaates, in den Blick genommen und auf diese Art die Verknüpfung von 28,1-10 mit dem vorangehenden Text geleistet wird, liegt sicher auch in der Absicht dieses Ergänzers. Das große theologische Problem des Autors der ursprünglichen einfachen Einheit ist damit natürlich in den Hintergrund getreten. Das in Ez 28,1-10 greifbare Denkmodell tritt neben die großen theologischen Neuansätze, welche die Exilserfahrung hervorgebracht hat. Dieses Modell ist geprägt vom "ezechielischen Grunderlebnis", der Jahweerfahrung 247 , welche die gesamte Existenz erfaßt. Insofern ist der "Schüler" dem Propheten gefolgt. Allerdings geht sein Blick über den des "Lehrers" hinaus, der seine Verkündigung auf die Golah und auf die Daheimgebliebenen beschränkt hat 248 .

246 Der Gedanke der Hinwendung zu anderen Völkern scheint nicht neu: Bereits beim Jahwisten (zur wahrscheinlichen zeitlichen und literarischen Ansetzung vgl. Anm.146!) in Gen 12,1-3 (vgl. hierzu die Ausführungen bei Köckert, 250-299, bes.265f, die eine grundsätzlich andere, von R.Rendtoff und E.Blum bestimmte Position erkennen lassen) ist ein theologisches Denkmodell faßbar, das den Blick auf "die draußen" richtet. Ein erheblicher Unterschied zu Ez 28,1-10 besteht jedoch im "Standpunkt": Während für den Jahwisten der Erwerb des Segens (sc.: spezifischer Gebrauch des Nifal bei TO! [vgl. die Überlegungen bei Schreiner: Segen, 7, zur Übersetzung von Gen 12,3!]) sich entscheidet an der Haltung zu "Abraham" (dieser Name ist hier sicher transparent im Blick auf die Größe "Israel"), vermeidet der Verfasser von Ez 28,1-10 eine derartige Verknüpfung: Die "Begegnung" zwischen Fremdvolk und Jahwe ist als eine unvermittelte gedacht. 247 Diese Erfahrung wird augenfällig in der drastischen Darstellung der ezechielischen Zeichenhandlungen. 248 Darauf deuten nicht nur die Betonung der "Sendung" zum bxnw rrn hin, die konsequente Ausrichtung der Ankündigungen auf die Adressaten im eigenen Volk und die Themen sämtlicher überlieferter Zeichenhandlungen; dies scheint sich auch noch in der Redaktion des Ezechielbuches zu spiegeln: vgl. 3,5-9.10f!

3.2 Trauer um einen Siegelring - Ez 28,11-19 3.2.1 Textkritik Obwohl die folgenden Ausführungen den gegenteiligen Eindruck erwecken könnten: Es wird nur das für die weiteren exegetischen Schritte unbedingt Nötige diskutiert249. Da jedoch von wenigstens zwei der im folgenden dargelegten Entscheidungen äußerst wichtige Folgerungen abhängen, muß eine fundierte Begründung erbracht werden. v 12: (vgl. BHS Anm. b!250) - Während MT mit onin das Partizip ("Siegelnder") liest, weisen G mit cnsoo; T: "VT xunp -no bv; S: xrrbxTTOTI|21xnisa m n m ; V: in monte sancto Dei.

168

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Bereits Ehrlich wollte ©np als "Variante zu o^nbx" streichen295; Fohrer 296 sieht im Versteil ab crrtbx wiederum eine "variierende Glosse"297. Besser als Zimmerli298 argumentiert Cornill299, der den Parallelismus als Grund angibt, um tinp nicht dem ursprünglichen Text zuzurechnen: rr-rr DTri>x anp -na r\3i>nnn wx-^ax Tina Diese Gegenüberstellung zeigt nun deutlich, daß durch das snp ein syntaktisches Problem entstanden isP 10 . Erklärbar wird das Adjektiv nur als Produkt eines Ergänzers, der die Absicht verfolgte, trnbx (wie oben beschrieben) als Näherbestimmung des Satzsubjekts "du" erscheinen zu lassen301. Er hatte deutlich den Zusammenhang mit 28,1-10 im Auge, v 16: (vgl. BHS Anm. b!) - 1^13 wird von einigen Handschriften als ixi>Q wiedergegeben. G und S lesen Zm.pf.pi.302 Dies könnte auf die Lösung hindeuten: Veranlaßt durch Haplographie könnte ein n entfallen und ursprüngliches * in 1 geändert worden sein, so daß der Text n^D gelautet hätte 303 . (vgl. BHS Anm. c!) ist entweder als Sonderpunktation zu beurteilen oder mit vielen Handschriften und Editionen in l ^ n x i zu ändern 304 . (vgl. BHS Anm. d!) - n g x i : Wörtlich "Da verdarb ich dich"305. Das nachfolgende "PDn a n a müßte deshalb als Vokativ306 verstanden werden in konsequenter Fortsetzung des (rr)nx aus v 14 (Vgl. V\ et perdidi te o cherub protegens; T: "p^iaxi). G

294 Es dürfte deutlich geworden sein, daß man es hier eigentlich mit einem Problem der Literarkritik zu tun hat. Dieses wird nur deshalb bereits an dieser Stelle verhandelt, weil es forschungsgeschichtlich stets im Rahmen der Textkritik aufgenommen wurde. 295 Ehrlich, 109. - Ihm folgt Hölscher: Hesekiel, 141 Anm.l, der grundsätzlich alles für sekundär hält, "was von der Weisheit und von der Heiligkeit, und was vom tyrischen Handel spricht" (womit er intuitiv Entscheidendes erkannt hat, vgl. S.171!). 296 Fohrer: HAT, 163. 297 Ähnlich urteilt auch Cooke, 318.323. 298 Zimmerli: BK, 675, spricht von "überfüllt" und "metrisch überschießend". 299 Cornill, 361. 300 Vgl. Gesenius-Kautzsch § 132 a: nomen regens und nomen rectum bilden eine unzertrennliche Einheit, die gewöhnlich nicht durch ein Adjektiv aufgesprengt werden darf. 301 "Auf dem heiligen Berg warst du (ein) Gott". - Vgl. Fohrer: HAT, 161, der das als Glosse eingeschätzte Stück ähnlich übersetzt. Neuerdings nimmt auch V.Hirth an, daß unp ursprünglich ist und übersetzt dann: "'Du warst ein Gott (göttlich)'" (Hirth, 21). 302 Die grammatische Form der MT-Lesart erklärt Meyer, Rudolf, 721f (Wagner, 138, stellt die Existenz von Analogieformen nach n"b [vgl. Gesenius-Kautzsch § 75 qq] fest) als 3.c.pl.perf. Die Syntax bleibt aber wegen der Pluralform (die sich mit XDnm stößt) schwierig. V.Dijk will durch bloßes Umpunktieren in i^D (inf.abs.pi. - warum eigentlich nicht q.?) den Konsonantentext wider bessere Einsicht retten, wodurch aber die Erklärung Meyers ihre Geltung verliert, da sie nur für die 3.c.pl. gedacht ist. V.Dijk überträgt einfach die Regel auf den inf.abs. Die von ihm angeführten Textbelege (abgesehen davon, daß es sich um textlich unsichere Stellen handelt) gehen allein schon wegen der dort umgekehrten Reihenfolge von inf.abs. und Perfektform fehl. 303 Dagegen denken Jahn, 202, Fohrer: HAT, 163 u.a. an einen Schreibfehler und ziehen Verb und Objekt zusammen: ^flax^D (allerdings hat noch niemand erklärt, wie es zur [recht unwahrscheinlichen] Verschreibung von H zu 1 gekommen sein soll). 304 G scheint eine pu.-Form zu lesen: i^nni. 305 l.c.sg.nar.pi. mit Suff. 2.m.sg. - Zur Möglichkeit der "Verschlingung" des x vgl. Gesenius-Kautzsch § 23 c und § 68 k. 306 Jahn, 202.

3.2.1 Textkritik

169

£ ov

(Kai ij-ya-ye ae tö x P ß', ähnlich S: X3113 "paixi) versteht dagegen "Cherub" als Satzsubjekt. Niemals im Alten Testament überträgt jedoch G "tax mit ä^u. Vielmehr liest G bei Verwendum* dieses Wortes in der hebräischen Vorlage höchstens hi. oder bn-1 hi. 307 Cornill diskutiert ein 1"J3X1, was grammatikalisch zumindest höchst ungewöhnlich309 wäre. Zimmeriis Lösung scheint die beste zu sein: Er nimmt den Ausfall eines ^ an: (vgl. BHS Anm. e!l fehlt laut Elliger (BHS) im ursprünglichen Text der G, was auch bei Ziegler 31 so wiedergegeben ist. Dagegen enthält der Chester-Beatty-Papyrus (bzw. in diesem Fall der John-H.-Scheide-Papyrus311) ein (aufgrund Haplographie verkürztes?) ro ae\, das deutlich transskribiertes IDn anzeigt. Ziegler hat dies als vorhexaplarische Korrektur nach MT abgetan312, was jedoch als unwahrscheinlich zu bezeichnen ist: Wieso sollte jemand einen zunächst lesbaren Text durch eine dem griechisch sprechenden Leser unverständliche Transskription entstellt haben? Tatsächlich wird von den meisten griechischen Textzeugen das "po schlicht ausgelassen worden sein 314 . Für diese Hypothese liegt mit Papyrus 967 ausnahmsweise einmal ein nahezu sicheres Indiz vor! v 18: (vgl. BHS Anm. a!) - Anstatt überliefern zwei Fragmente aus der Kairoer Geniza, viele Handschriften und Editionen, T und S den Singular. V und G gehen jedoch mit MT315. Der Text gibt einen Sinn und wird als lectio difficilior beibehalten. Die Wiederherstellung des wahrscheinlich ältesten Textes ist also mit enormen Schwierigkeiten verbunden. Deshalb wird hier eine Übersetzung des Textes beigegeben. Auch hat der Leser dann die Möglichkeit, diesen Text, der ja die schriftliche Erstgestalt wiedergibt, mit dem ursprünglichen Text der Qina zu vergleichen, welcher im folgenden Exegeseschritt herausgearbeitet werden soll.

307 308 309 310 311 312 313 314 315

Zimmerli: BK, 676, ändert wohl aus diesem Grund. Cornill, 362. Pf.cons. zum vorausgehenden nar.! Vgl. die G-Ausgabe von Ziegler, 224. Dazu und zur kritischen Würdigung der Textüberlieferung: Ziegler: 967, 76-94. Ziegler: 967, 85. Immerhin findet sich in einigen von ihnen die Textform to (av)cTiccdfov! Gegen z.B. Fohrer: HAT, 163. Im - des MT will van Dijk, 122, eine alte Genitiv-Endung sehen, weshalb er lediglich die Punktation in Vi'iv abändert. Unter Hinweis auf Gesenius-Kautzsch § 90 m muß dies jedoch als kaum wahrscheinliche Lösung betrachtet werden. - Das Argument Zimmeriis (BK, 676), im übrigen Ez-Buch komme der m. Plural von "P? nicht vor, dürfte problematisch sein: Zimmerli bedenkt nicht, daß a) alle f. Pluralformen in Ez außerhalb der FVS stehen (32,27 ist zu ändern), b) innerhalb dieser Textgruppe das Wort überhaupt nur dreimal (durchweg im Singular) verwendet wird und c) eine m. Pluralbildung im AT generell sehr selten (fünfmal, alles sehr junge Texte)zu beobachten ist. Insofern ist Zimmeriis Argumentation der Boden entzogen.

170

D e r Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

3.2.2 Übersetzung des ursprünglichen Textes 316 11 l

- Da geschah das Wort Jahwes an mich so: ^"Sterblicher, stimm an eine Klage über den König von Tyrus und sprich zu ihm: 'So spricht der Herr Jahwe: »Du bist ein vollendetes Siegel gewesen, [...] vollkommen an Schönheit. 13) In Eden, dem Gottesgarten, bist du gewesen. Allerlei kostbares Gestein war deine Einbettung [...], Gold deine Fassung. D e i n e Ziselierungen und Haltebohrungen waren an dir am Tage, da du geschaffen wurdest [...]. U)Dem Cheruben Mimschach, dem Schützenden, übergab ich dich. Auf dem Berge Gottes warst du. Inmitten von Feuersteinen wandeltest du. 15 ^Ohne Fehl warst du in deinen W e g e n vom Tage an, da du geschaffen wurdest - bis Übles an dir entdeckt wurde. 1 6 ) Durch den Umfang deines Handels erfülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Da stieß ich dich weg vom Berg Gottes, und der Cherub, der Schützende, vertilgte dich aus der Mitte der Feuersteine. ^ E r h o b e n hatte sich dein Herz wegen deiner Schönheit, zerstört hattest du deine Weisheit um deiner Schönheit willen - zur Erde hinab schmiß ich dich, Königen warf ich dich als Schaustück hin! 18 - ) Wegen der Menge an Schlechtigkeit und wegen des Übels deines Handels hattest du deine Heiligtümer entweiht - da ließ ich Feuer aus deiner Mitte hervorbrechen: das fraß dich auf! Und ich warf dich in den Staub auf der Erde vor den Augen aller Schaulustigen. 19^Alle, die dich kannten unter den Völkern sind erschüttert über dich, Schrecknis bist du, ein Niemand für immer!« ' "

3.2.3 Literarkritik317 Im folgenden wird versucht, die mögliche literarische Grundgestalt des Textes herauszuarbeiten. Neben den üblichen Fragen nach Spannungen, Brüchen und störenden Wiederholungen sind dabei zwei weitere Gesichtspunkte zu beachten: 1. Der in v 11 Angeredete wird aufgefordert, eine Qina anzustimmen. Diese Bezeichnung ruft Assoziationen wach zu Ez 19 und 27, wo sich einigermaßen problemlos Formen dieser Gattung von ihrer späteren Übermalung lösen lassen. Darum besteht Grund zur Annahme, daß auch in 28,11-19 ein Klagegedicht vergleichbarer Struktur vorgelegen hat, das dann später überarbeitet wurde. Mit einigem Recht kann deshalb bereits im Rahmen der Literarkritik das Kriterium der poetischen Gestaltung herangezogen werden 318 .

316 Kursiv sind Textänderungen, [...] Auslassungen. Es handelt sich nicht in jedem Fall um genaue Übersetzung, da versucht wurde, dem Textduktus gerecht zu werden. 317 Beginn und Ende der Texteinheit sind klar abgegrenzt zum Kontext: Einleitungsformeln und neuer Adressat markieren den Anfang, den Schluß die formelhafte Wendung obiy-l5> -p-xi (vgl. 27,36). Die Formelhäufung in v 20-22aa und die neue Anrede heben das Folgende von v 11-19 deutlich ab. 318 Ob dies jedoch so weit gehen darf wie bei Zimmerli, der sich bei der literarkritischen Beurteilung besonders von v 15-19 sehr stark von metrischen Erwägungen leiten läßt,

3.2.3 Literarkritik

171

2. In der Literarkritik läßt sich die Ausdrucks- von der Bedeutungsseite kaum trennen. Ist nämlich erst einmal die Behauptung aufgestellt, es habe sich beim ursprünglichen Text tatsächlich um eine Qina gehandelt, so werden "makrostrukturelle" Erwägungen bei der Beurteilung auch einzelner Versteile (die, vom parallelismus membrorum aus betrachtet, "stimmig" sind) dazu führen müssen, diese Stücke als Erweiterungen anzusehen. Wie schon oft in den FVS beobachtet, besitzt auch dieser Text eine relativ komplexe Redestruktur: D i e eigentliche Rede, die in v 12 als Qina qualifiziert wird, beginnt erst nach einer dreistufigen Einleitung. So kompliziert dies erscheint: D i e s e Rahmenstruktur ist literarisch einheitlich. D i e syntaktischen Bezüge führen klar auf die Botenformel der dritten Redeeinleitung zu. 319 D i e Beurteilung der eigentlichen Qina geht davon aus, daß im ersten Teil einer Klage die Beschreibung einstiger Größe und Bedeutung des Beklagten zu finden ist. Was sich an derartigen Elementen nur im zweiten Teil eines solchen Textes findet, erweist sich somit als später hinzugefügt. D i e Begründung für diese Behauptung liegt in der Tatsache, daß das im Zusammenhang mit dem "Fall" eines Beklagten ergehende Urteil Jahwes in den Qinagedichten stets in der Beschreibung des vergangenen Lebens verankert wird 320 . Dies betrifft zunächst das Thema der "Weisheit", das im ersten Textteil 321 nicht enthalten ist 322 : Es muß also in v 17 erst später hinzugefügt worden sein. Dasselbe gilt dann für das Motiv des Handel-Treibens (v 16.18), da auch dieses als Prädikation einstigen Verhaltens des Beklagten nicht im zweiten Qina-Teil allein stehen kann 323 . EINZELNES

(1) V I2bß* eröffnet mit einer nominal formulierten allgemeinen Charakterisierung des Angeredeten das Klagegedicht (genauer: dessen Teil, der die Beschreibung einstiger Größe enthält). Im daran anschließenden v 13 folgt ein Komplex aus Ortsbestimmung (invertierter Verbalsatz: v 13aa), spezifizierter Charakteristik (Nominalsätze: v 13a/?.ba.b/J)324 und Zeitbestimmung (Nominalsatz 325 : v 13bf). Bereits bei dieser Aufzählung fällt v 13aa als einziger Verbalsatz auf, mehr noch: Durch die Inversion wird die Ortsdeixis in besonderer Weise betont. Dazu aber besteht kein Anlaß. Auch verwundert die Stellung dieser Ortsbestimmung, da sie eine ansonsten glatt durchlaufende Beschreibung der äußeren

319

320 321 322 323 324 325

scheint zweifelhaft, schon allein deshalb, weil ein starres Prinzip ("3 + 2 Hebungen") sich nicht beweisen läßt (vgl. Garr, 62, der gleichsam die "opinio communis" formuliert: "the second poetic stich is shorter than the first"). Deshalb bleibt die Frage noch unbeantwortet, ob der formalhafte Beginn als später ergänzt oder als ursprünglich zur Einheit hinzugehörig anzusehen ist. Dies kann erst zu einem späteren Zeitpunkt der Untersuchung entschieden werden. Vgl. den Aufbau von Ez 19 und 27! Dieser erstreckt sich bis v 15a. Zu den Überlegungen die zur Ausscheidung einer entsprechenden Notiz geführt haben s. S.164! Wie bereits S.165 erwähnt, hat Hölscher dieses längst erkannt. Zu der auch literarkritisch bedenkenswerten Edelsteinliste s. den Exkurs S.172-174! Der Infinitiv steht nicht in verbaler Funktion.

172

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Erscheinung des Angeredeten unvermittelt unterbricht. Nimmt man jedoch v 13aa heraus, so ergibt sich ein gut durchstrukturiertes Satzgebilde aus drei Doppelzeilen für v 13. Der Grund für die Einfügung von v 13aa ist leicht nachzuvollziehen: Ganz offensichtlich wollte jemand den Cheruben (v 14) im Gottesgarten lokalisiert wissen326. (Ende des folgenden Exkurses: S.174)

EXKURS: Z U M VERHÄLTNIS VON E Z 2 8 UND E X 2 8 / 3 9

Seit langem ist die Beziehung zwischen der Aufzählung von Edelsteinnamen in Ez 28,13 und der Beschreibung des hohenpriesterlichen Brustschildes in Ex 28 und 39327 erkannt worden. Dort werden jedoch außer den neun aus Ez bekannten Steinen noch Dtilrt, "|3X und nxbD genannt. Interessant ist, daß in Ex 28,20 und 39,13 (am Ende der Edelsteinreihe) eine Einfassung mit Gold (3HT) angeführt wird. Dann taucht auch in Ex 28,3 das Thema "Weisheit"328 auf. Es liegt nahe, für Ez 28 Einflüsse der Exodustexte anzunehmen329. Bevor man sich mit der Frage befaßt, in welchem Verhältnis die Texte zueinander stehen, muß man sich über das Zustandekommen des Ez-Textes Klarheit verschaffen. Mehrere Faktoren im Vorfeld waren entscheidend: Zum einen wurde der Adressat der Jahwerede mit dem in v 14.16 genannten Cheruben identifiziert (das hatte ja bereits die Textkritik ergeben), was ihn zum handelnden Subjekt des Textes werden ließ330. Konsequent auf dieser Linie liegt auch die Änderung des ursprünglichen - passivische Bedeutung implizierenden! - DnirT in Dnirr (MT). Liest man jedoch mit MT, so m u ß die in Ez 28,13

folgende Beschreibung des Angeredeten damit übereinstimmen. Das heißt z.B., daß das "iroDD nur verständlich ist, wenn man es von "PD 3 3 1 (im Sinne von "Bedeckung", "Decke" o.ä) ableitet. Noch V hat genau dies getan; die meisten Ausleger übernehmen diese Deutung332. Unmittelbare Folge dieser Lesart war, daß die m i r injcbn als Besatz dieses Klei-

326 Es sei nur angemerkt, daß dem Ergänzer nur diese Stelle für die Einfügung geblieben ist, nachdem er sich an allen anderen Textfugen schwergetan hätte: 1. Ausgeschlossen war der Redeeinstieg, weil die Ortsbeschreibung dort völlig unmotiviert gewirkt hätte; 2. ausgeschlossen war ebenso das Versende, denn durch die Aussage "in Eden, dem Gottesgarten, warst du am Tage deiner Erschaffung" wäre der Sinn verdreht worden; 3. die Einfügung an allen anderen Stellen von v 13 hätte einen Stilbruch bewirkt. Im folgenden v 14 aber hätte die Lokalisierung keinen sinnvollen Ort mehr gefunden. 327 S.v.Gliszynski und H.Quiring haben zu den einzelnen Steinen ausführliche Diskussionen um Namen und Identifikation vorgelegt. Zur Beantwortung von Einzelproblemen sei deshalb auf diese instruktiven Untersuchungen (und natürlich auf die Kommentare Cooke's und Zimmeriis) verwiesen. Der Stand der neueren Forschung ist im Artikel von H.Weippert zu finden (Weippert, Helga: Edelstein). 328 Ob dies zum gleichen literarischen Bestand gehört, müßte untersucht werden. 329 Daß auch im Anat-Epos von einem mit Edelsteinen besetzten Brustschmuck Anats die Rede ist (KTU 1.3.III.17-18), sollte hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden: edelsteinbesetzter Brust- oder Halsschmuck ist in den meisten der bekannten Kulturen gebräuchlich (gegen Fauth, 60, der hier zu schnell eine Beziehung herstellt). 330 Wird dies nicht so gesehen, ergeben sich natürlich völlig andere Gesichtspunkte, vgl. z.B. Pennacchini, 144f. 331 Das in unpunktierter Schreibweise vorliegende "imoo von v 13 konnte ja gleichermaßen von "PD wie auch von "PD her interpretiert werden, vgl. Gesenius: HAHAT. 332 Auch Zimmerli: BK, 672, folgt mit seiner Übersetzung "Gewand" dieser Linie, grenzt sie jedoch gegen die Ex 28/39 aufgreifende Bedeutung "Decke" ab.

Exkurs: Zum Verhältnis von Ez 28 und Ex 28/39

173

dungsstückes oder Zierumhanges verstanden werden mußten. Für jemanden, dem die Beschreibung des hohenpriesterlichen Ornats nicht nur bekannt, sondern sogar vertraut gewesen ist, mußte sie sich als Illustration für ein derartiges edelsteinbesetztes Kleidungsstück geradezu aufdrängen. Es ist also recht wahrscheinlich, daß das in Ez 28 auf die geschilderte Art mißverstandene " i r o D D sozusagen mit Hilfe des Anschauungsmaterials, das der Efod bot, konkretisiert wurde. Möglicherweise geriet eine entsprechende Glosse später unbeabsichtigt in den Text333. Wie aber erklären sich dann die Differenzen zu den Exodustexten? Macht man die Voraussetzung, Ex 28 par. habe als schriftliche Vorlage dem Glossator vorgelegen, so kann man sich nicht damit begnügen, schlicht von einer Ungenauigkeit beim Abschreiben des Textes auszugehen. Ein etwas genauerer Vergleich der fraglichen Texte wird notwendig samt einer Hypothese über die Entstehung der Unterschiede334. Dabei stellt man fest, daß die beiden Exodustexte hinsichtlich der Reihenfolge und Anordnung der Steine vollkommen identisch sind: In vier Dreierreihen zieren Juwelen den Brustschild. Weist man jedem der Steine in der Reihenfolge von Ex eine Nummer zu, so bietet der Ez-Text die Anordnung: 1-2-6-10-11-12-5-4-3. Dabei ist nicht unwichtig, daß Ez 28 eine reine Auflistung bringt, während die Ex-Texte die genaue Anordnung pro Reihe und innerhalb der Reihen zum Ziel haben. Außerdem betont jeweils der Abschlußvers (Ex 28,21 / 39,1433S) nochmals die Anzahl von zwölf Steinen. Auf diese beiden Punkte konnte es dem Glossator in Ez 28 nicht angekommen sein. Es scheint vielmehr so, als habe er aus dem Gedächtnis zitiert336. Dafür spricht folgendes: Nur die jeweils letzten Steine einer Reihe sind in Ex durch 1 mit dem Text verbunden. Wegen ihrer Stellung als letztes von drei Gliedern und durch die Beifügung der Kopula prägen sie sich dem Gedächtnis recht gut ein. Im allgemeinen leicht erlernbar sind Anfang und Schluß von Aufzählungen. Dagegen wird in der Mitte Stehendes eher vergessen bzw. oft nur unvollständig oder in falscher Reihenfolge wiedergegeben. Wenn man also nach dem Verhältnis von Ez 28 und Ex 28 par. fragt, so muß man davon ausgehen, daß die Edelsteinreihe nicht von der schriftlichen Vorlage her übernommen und dann bewußt umgestaltet worden wäre337, sondern lediglich aus der Erinnerung zur Illustration des Ausdruckes "allerlei kostbares

333 Aus der Fülle der Erklärungsansätze sei noch A.A.Bevans Modell herausgegriffen: Die Liste der Edelsteine sei von Ezechiel eingefügt worden, um den priesterlichen Status des tyrischen Königs zu illustrieren (zum Ansatz Bevans vgl. Anm.575!). 334 Der bereits genannte Versuch bei Cooke, 323, befriedigt nicht völlig: Cooke geht davon aus, daß dem Ergänzer die Stellung des nDttr als sechstem der Reihe wesentlich gewesen sei. Cooke behauptet weiterhin, der Glossator habe eine Änderung der Abfolge beabsichtigt, weil er gewisse starke Einflüsse der Septuaginta (!) auf den Exodustext habe berücksichtigen wollen. Die Konstruktion wirkt wenig überzeugend, weil Cooke einerseits die hervorgehobene Stellung des now nicht wirklich zu erklären vermag und andererseits die im zweiten Teil der These enthaltene Voraussetzung sehr unwahrscheinlich klingt, zur Zeit des Texteinschubs in Ez 28 müsse die griechische Übersetzung für Ex 28 bereits vorgelegen haben: Die dann noch möglichen Abfassungszeiträume für Ez 28 schrumpfen dann auf ein (kaum faßbares) Minimum zusammen. Und dann stellt sich doch die Frage, ob ein aufs Ganze gesehen doch eher marginales Problem Grund genug sein kann für derart weitreichende Folgen. 335 Aus dem Vergleich der beiden wird im übrigen deutlich, daß Ex 28 unzweifelhaft den Eindruck der älteren Textfassung macht. 336 Bei einer nur zu Illustrationszwecken gedachten Anmerkung reicht ein "ungefähres" Wiedergeben ja vollkommen aus. 337 Zum gleichen Ergebnis kommt auch Wallace, 186, der von "fluid oral tradition or a written tradition still employing oral techniques" spricht.

174

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Gestein" an den Rand geschrieben wurde. Besonders nahe lag die Einfügung hier, weil genau wie in Ex 28 - danach die "Goldfassung" erwähnt wird. - Ende des Exkurses -

(2) Mit v 14 tut sich ein schwieriges Problem auf, dessen Lösung, wie auch immer sie aussehen mag, grundsätzliche Bedeutung für die Gesamtinterpretation des Textes zukommt: Während offenbar eine Parallelisierung von v 14ba und v 14b/? beabsichtigt ist, fehlt zu 338 v 14a ein Pendant . Als Lösung müßte man annehmen, daß 1. v 14a als Kurzvers oder 2. die drei Stücke als Tricolon gebildet sind; oder man sieht 3. den vorliegenden Text nicht als ursprünglich an und rechnet mit dem Ausfall eines zu v 14a parallelen Textgliedes oder damit, daß 4. ein oder mehrere Textteile Erweiterung(en) sind. Die ersten beiden Lösungen sind die unwahrscheinlichsten. Für 1. spricht nur die dann mögliche Beibehaltung des Textes, dagegen jedoch 339 , daß ein Kurzvers zwangsläufig das Zentrum der Qina bilden würde, was sich jedoch aus inhaltlichen wie aus strukturellen Gründen verbietet: Wieso sollte die Nennung des Cheruben so wichtig sein, daß dadurch eine derartige Aufsprengung der Qina-Struktur notwendig würde? Es läßt sich keine hinreichende Begründung hierfür finden. Im Gegenteil: Wenn in einer Qina überhaupt ein Kurzvers untergebracht werden müßte, dann doch dort, wo erster und zweiter Teil zusammentreffen, also an der Stelle des "Stimmungsumschwungs"! Für 2. gilt entsprechend wie für 1.: Ein Tricolon würde unweigerlich die Zentralaussage des Textes markieren. Doch auch die dritte Lösung muß ausgeschlossen werden. Der Ausfall eines Textstückes sollte ein äußerst selten anzunehmendes Modell innerhalb literarkritischer Argumentation bleiben, da mit einem solchen Vorgang nach aller bisherigen Kenntnis kaum zu rechnen sein dürfte. Es müßte dann in jedem Fall ganz genau nachgewiesen werden, was ausgefallen wäre und warum. Im speziellen Fall des vorliegenden Textes müßte darüber hinaus abgeklärt werden, was als logisches Gegenüber zu dem ausgefallenen Element im zweiten Qina-Teil anzusehen wäre. Auf keine dieser Fragen läßt sich hier eine Antwort finden340. Es bleibt Lösung 4.: Eines der Versglieder ist eine Erweiterung des ursprünglichen Textes. Um Genaueres aussagen zu können, muß man zwei Argumentationsstränge unterscheiden.

338 Dieses Problem stellt sich auch dann, wenn man Zimmeriis Vorschlag zur Verstrennung folgt: Er möchte das Verb am Ende von v 14 zu v 15 ziehen. 339 ... abgesehen von der an sich bereits problematischen Hypothese über den hebräischen Kurzvers! - Zum Kurzvers erstmals Fohrer: Kurzvers; eine kritische Würdigung findet sich in nahezu allen Einleitungen, vgl. auch Watson: Poetry, 168-174, der die möglichen Stellungen des "monocolon" genannten Kurzverses innerhalb größerer Abschnitte ("poems" und "stanzas") ausführlich diskutiert, dort finden sich auch einschlägige forschungsgeschichtliche Hinweise. 340 N.B.: Bereits an dieser Stelle wird klar, daß damit Zimmeriis These fallen muß, hier sei die letzte Erwähnung des Gottesberges zu finden (nach Ausscheidung aller Textzusätze). Ja, es fehlt sogar jeder Hinweis auf mythologische Anklänge. Einzig die Erwähnung des Cheruben bleibt - ein schwaches Indiz für die so sicher behauptete (vgl. neuerdings wieder V.Hirth: "Die Verbindung zu Gen 3,24 ist offensichtlich." Hirth, 19) Beziehung von Ez 28 zu Gen 2f!

3.2.3 Literarkritik

175

Einmal ist darauf zu achten, wie die entsprechenden Aussagen im Kontext des zweiten Qina-Teiles verankert sind 341 , d.h., ob sich aus einer möglichen Ergänzung in diesem Teil nicht bereits Hinweise auf die ursprüngliche Gestalt von v 14 ergeben. Zum andern ist die syntaktische Reihung in v 14 genau zu untersuchen. Setzt man zunächst bei letzterem ein, so fällt auf, daß mit dem erstmals Jahwe (das redende Subjekt) als Handelnder in der Qina vorkommt. Nun läßt sich dafür jedoch ein einleuchtender Grund nennen: Durch das vorausgehende ixinn ist seine Tätigkeit bereits implizit angesprochen worden 342 , v 14a ist damit deutlich vom Kontext legitimiert. Es fällt auf, wie eng v 14ba und v 14b/? zueinander parallelisiert sind das "klassische" Beispiel eines synonymen Parallelismus: Ortsbestimmung durch 3 Näherbestimmung desselben durch cs.-Verbindung - Verb im Pf. Eine derart genaue Parallelisierung konnte bislang im Text nicht gefunden werden. Von allen drei zur Diskussion stehenden Aussagen ist die Erwähnung des Aufenthaltsortes auf dem Gottesberg die allgemeinste. Auch ist eine gewisse Nähe zu 28,2 nicht von der Hand zu weisen. Schließlich ist v 14ba das einzige Stück, dessen Hinzukommen zum Text leicht erklärbar wäre: Die Erwähnung des Cheruben gab genug Anlaß für eine Zufügung des d t 6 x in, da Cheruben in den Bereich Gottes gehören 343 . Auch hat die Hinzufügung des tinp (vgl. S.167!) bereits die Zionstradition im Blick; daß der Zion die Apposition "pon trägt, könnte Grund genug für diese Assoziation gewesen sein. Betrachtet man nun die Gegenüberstellung der v 14 und 16, so zeigt sich dort zwar auch eine Dreigliederung (die Erwähnung des Handels in v 16a wurde ja später erst hinzugefügt), jedoch ist die Reihenfolge gegenüber v 14 vertauscht: Cherub/Gottesberg/Feuersteine (v 14) und Gottesberg/Cherub/Feuersteine (v 16). Zunächst muß wieder festgestellt werden, daß die Nennung der "Feuersteine" so spezifischen Charakter hat, daß hier unmöglich eine Ergänzung vorliegen kann. Zudem ist die syntaktische Einbindung dieser Nennung auf jeweils einander entsprechende Weise erfolgt. In v 16 läßt sich davon der Cherub-Satz nicht ohne Bruch lösen; anders jedoch beim Gottesberg-Satz, wo dies problemlos möglich ist. Schließlich muß bedacht werden, daß dieser Satz ein Element des persönlichen Strafeingreifens Jahwes, das erst ab v 17f beschrieben wird, vorwegnimmt 344 . Die einzig logische Folgerung ist, daß die Notizen über den Gottesberg spätere Hinzufügungen zum Text sind. In v 16 wurde der Satz sicher aufgrund von v 14 nachgetragen, da hier die syntaktische Einbindung nicht so glatt gelungen ist wie in v 14. Nur am Beginn von v 16 ist der Nachtrag möglich gewesen, da Cherub- und Feuersteine-Satz sich nicht voneinander trennen ließen. 345

341 Sie stehen alle in v 16. 342 Um mit der Terminologie H.Schweizers (Schweizer: Grammatik) zu sprechen: Auch bei einer "Nullstelle" (wie hier) ist der "1. Aktant" dieses Verbs stets Jahwe/Gott. 343 Vgl. dazu die Überlegungen zur Semantik, S.189-190. 344 Zimmerli: BK, 677. 345 Hinzugefügt werden muß noch eine Bemerkung über Zimmeriis Trennung zwischen v 14 und v 15, welche für die Textgliederung ohnehin nicht von Belang ist (allerdings muß Zimmerli natürlich das nnx in v 15 streichen): Für dieses Modell spricht seine Eleganz, da ein regelmäßiger Text erzielt wird. Es ist jedoch hauptsächlich metri causa gewonnen worden (man wird wohl kaum wie Zimmerli die Textübertragung der 5 und die beiden Bemerkungen des Origenes gegen MT ins Feld führen dürfen!) und wird daher nicht übernommen, weil grundsätzliche Vorbehalte bestehen gegenüber

176

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

(3) Der Textzusammenhang bietet nun keine besonderen Probleme mehr - bis auf v 18: In v 18ba nimmt der bislang klare Gedankenfortschritt plötzlich eine unerwartete Wendung: Während vorher und nachher die Rede davon ist, daß Jahwe den Angeredeten auf die Erde bzw. in den Staub wirft, soll in v 18ba Feuer aus seiner Mitte hervorbrechen346, das ihn auffrißt. Diese Aussage steht in seltsamem Widerspruch zum sonstigen Geschehensablauf, der das Gericht als Schaustück für andere darstellt. Deutlich sind hier Anklänge an 19,12.14 zu finden. V 18b/? erweist sich so als Ergänzung. (4) Es bleibt die Frage nach der ursprünglichen Gestalt des Qinaschlusses. Zunächst fällt v 19b auf, weil dieser Vers eine wörtliche Wiederholung von 27,36b darstellt. Zusammen mit Elementen aus 26,21 wird eine formelhafte Wendung gestaltet. Die Beobachtung läßt den Schluß zu, daß der Verfasser dieser Verse auf das Korpus aller Tyrusworte zurückblickt - er kann nicht mit dem Verfasser der Qina identisch sein. Allerdings gehört ein klarer Beschluß zu den Strukturelementen einer Qina, in welchem die Wirkung des Endes des Beklagten auf seine Umwelt geschildert zu werden pflegt. Angelegt ist dieses Element zwar bereits durch v 17b/J.18b/?, doch stellen diese Stücke nicht den eigentlichen Schlußgedanken her. Somit muß v 19a das Ende der ursprünglichen Qina gewesen sein347. Der durch mühevolle Kleinarbeit gewonnene ursprüngliche Text der Qina ist zwar in sich folgerichtig und stimmig aufgebaut, doch muß hier noch einmal das Problem in Erinnerung gerufen werden: Es handelt sich um eine Textgestalt, die erst im Zusammenspiel vieler Hypothesen ermittelt werden konnte.348 Im folgenden wird dieser Text in deutscher Ubersetzung angeboten. Die ursprüngliche Qina im Deutschen Du bist ein vollendetes Siegel gewesen, vollkommen an Schönheit: Allerlei kostbares Gestein war deine Einbettung Gold deine Fassung. Deine Ziselierungen und Haltebohrungen waren an dir am Tage, da du geschaffen wurdest. Dem Cheruben Mimschach, dem Schützenden, übergab ich dich. Inmitten von Feuersteinen wandeltest du. Ohne Fehl warst du in deinen Wegen vom Tage an, da du geschaffen wurdest - bis Übles an dir entdeckt wurde

dieser unsicheren Materie. 346 Diese Unausgeglichenheit könnte auch der Grund für die Elliger'sche Konjektur (vgl. BHS Anm. d zu v 18!) sein, der "Mitte" auf "Heiligtum" bezogen wissen wollte. 347 Zwar sind auch hier Bezüge zu 27,36a nicht von der Hand zu weisen, doch könnten diese durchaus strukturell bedingt sein. 348 Andere Grundentscheidungen in der Textkritik könnten zu einem völlig abweichenden Ergebnis führen. - Der vorliegende Entwurf stellt jedoch zumindest einen Versuch dar, die bislang stillschweigend mitgeschleppte Vorentscheidung, hier habe man es mit einer "Parallel"-Überlieferung zu Gen 2f zu tun (so zuletzt erneut wieder: Bogaert: Montagne; Fauth; Hirth), aus der literarkritischen Untersuchung auszuklammern, um so einer möglichst nur mit textgebundenen Kriterien erarbeiteten ursprünglichen Fassung der Qina möglichst nahe zu kommen. Es bleibt jedoch unbenommen, auf einer anderen Untersuchungsebene erneut nach dem Verhältnis zu Gen 2f zu fragen.

3.2.3 Literarkritik

177

und du sündigtest. Da vertilgte dich der Cherub, der Schützende, aus der Mitte der Feuersteine. Erhoben hatte sich dein Herz wegen deiner Schönheit - zur Erde hinab schmiß ich dich. Königen warf ich dich als Schaustück hin! Und ich warf dich in den Staub auf der Erde vor den Augen aller Schaulustigen. Alle, die dich kannten unter den Völkern sind erschüttert über dich. Zur Literargeschichte Es lohnt sich, an dieser Stelle nach der Literargeschichte zu fragen. Der Grundtext wurde wahrscheinlich zunächst in den Kontext mit 28,1-10* gestellt. Dadurch kam es zum "Schlüsselereignis": Im Blick auf 28,2 ( D T 6 x ÜUnD) und 28,14a wurde v 14ba gebildet und an seine jetzige Stelle gesetzt. Gleichzeitig oder wenig später wurde die entsprechende Notiz in v 16ba nachgetragen. Auf derselben literarischen Stufe wie 28.3-5.6 steht die Notiz über die Weisheit in v 17a/?349. Erst als die Zusammenarbeitung aller Tyrusworte erfolgte, wurden die Bemerkungen über den tyrischen Handel (v 16a. 18a) und das Schlußsummarium v 19b/? zugefügt. Unter Hinblick auf Ez 19 wurde dann bei der Zusammenarbeitung der FVS mit dem Ezechielbuch v 18ba ergänzt. Aufgrund der Annahme, mit "irOOD werde ein Kleidungsstück bezeichnet, wurde die illustrierende Glosse der Edelsteinreihe an den Rand geschrieben und geriet später in den fortlaufenden Text. Etwa zur gleichen Zeit müssen die Eintragung der Weisheitsnotiz in v 12 und die Näherbestimmung des Gottesberges als DTlbX~"p " p y und als tZHp erfolgt sein. Die letzgenannten Eingriffe fanden so spät statt, daß sich Hinweise darauf noch in der Textüberlieferung erhalten haben. Man hat es hier also mit einem Text zu tun, dessen Werden und Wachsen anschauliche Hinweise auf seine Einarbeitung in den Kontext verrät. In seiner jetzigen Gestalt ist daraus ein stark mythologisch eingefärbtes Stück geworden 350 . "Schuld" an dieser mythologi-

349 V.Seters behauptet: "It is quite significant the Ezekiel 28 includes references to both the royal qualities of wisdom and beauty as well as the king's regalia, given to the king at his creation" (Seters: Creation, 338). Auch wenn hier v.Seters nicht von der frühesten literarischen Stufe ausgeht, sind die von ihm getroffenen Schlußfolgerungen (er fragt ja nach einer Art Ur-Mythos hinter Gen 2, Ps 8 und Ez 28) nicht möglich! 350 W.Fauth hat nicht recht, wenn er - die diachrone Ebene anscheinend völlig mißachtend - behauptet, daß "die Ausdeutungen bestimmter Passagen ausnahmslos in irgendeiner Weise am Ideengut und Gestaltenkreis des altorientalischen Paradieses als der Ursprungszelle kosmisch-göttlicher Kräfte anknüpfen" (Fauth, 61). Fauth kommt zu diesem Ergebnis, weil er die Frage nach einem ursprünglichen Text nicht stellt, sondern lieber von "wohl bewußt erzeugten Ambivalenzen" schreibt, das "fazettenhafte [sie!] Schillern, die kryptische Mehrdeutigkeit des Textes" behauptet und schließlich alles in der Aussage gipfeln läßt, daß dadurch "die Grundkonturen der [...] Anschauung vom Weilen und Wirken des Sakralherrschers innerhalb eines diesseitigen oder

178

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

sehen Übermalung ist letztlich der 3*l~0351 - und zwei eigentlich lächerliche Lesefehler: Daß man das Siegel zum "Siegelnden" (v 12) machte und diesen mit dem Cheruben identifiziert hat (v 14.16). Auch dies ist recht spät erst geschehen. Ursprünglich beherrscht die Qina nur das eine Bild: rT33n Dmn, "das vollkommene Siegel".

3.2.4 Sprachliche Analyse 3.2.4.1 IIa 12a 12b 12c 12d 12e 13a 13b 13c 14a 14b

ABTRENNUNG VON AUBERUNGSEINHEITEN

-DXÎ5 'bx m m — m -rrn o-rx-p nix n r p xw ii> niDxn nnrr -IDX na •'D- b'ba m a n omn nnx irODD m p ' 13X-Î5D -|snxl?D nm nx-iarr on*a na vaiMn -pon Vnsnî nanDn ntzrao ama _ nx nabnnn u>x—:ax -pra

15a 15b 16a 16b 17a 17b 17c 17d 18a 19a

ixnan Dn'D "pavra rmx q^DÜ na nrftny x s a r n y xormn mx-sax -pno naon a n a -pax-i VD-a iai> rna -prabttm ynx-bv -pnrü D'abD 'îcb i a mx-ib TX"rî>a "ryî? y-ixrrby -oxt> -pnxn T b v iDD» o^Dva - p y ^ - b a

Ob Ä E 13c und 15a nochmals zu unterteilen wären, entscheidet sich am Verständnis der Infinitive; da sie jedoch als Teile von st.-cs.-Verbindungen gebraucht werden, scheinen die syntaktischen Verbindungen zu den voranstehenden Stücken hinreichend gesichert. - Ä E 17d: Es wäre zu überlegen, ob das mxnb verbal oder als Objekt zu 17c gesehen werden muß. Wegen das 12, das als Objekt zu lesen ist, dominiert jedoch der Handlungsaspekt.

3 . 2 . 4 . 2 TEXTGLIEDERUNG

Der Text ist syntaktisch gut gegliedert. Trennende Elemente gibt es kaum 352 . Fast alle Äußerungseinheiten 353 weisen zwar Subjektwechsel auf, diese fallen jedoch als Trenner nicht ins Gewicht, da gleichzeitig Subjekt-Objekt-Übergänge zu beobachten sind 354 . In jeder Ä E der Qina ist das Du des Beklagten in irgendeiner Weise enthalten. Diese strenge

351

352 353 354

jenseitigen Paradiesbezirks [...]" nirgends gestört, sondern noch "vertieft" werden würden! Eine ins einzelne gehende Auseinandersetzung soll dem Leser erspart bleiben. Hierzu sind die instruktiven Einlassungen V.Hirths mitzubedenken, der einerseits zwischen den Cheruben-Funktionen ("Schutz, Markierung und Träger des Heiligen) differenziert, aber zugleich feststellt: "Die Übergänge sind fließend" (Hirth, 19). Die Redeeinleitungen stellen natürlich derartige Trenner dar, vor allem Ä E 12d, doch hat dies rein gliedernde Funktion. Zu 14a vgl. die Ausführungen S.175! ... bzw. Objekt-Subjekt-Wechsel; häufig jedoch wird "pars-pro-toto-Rede" gebraucht: Logisches Subjekt (Objekt) bleibt der Angeredete, obwohl von ihm syntaktisch nicht die Rede ist (vgl. 17a: Subjekt -pi>).

3.2.4.2 Textgliederung

179

Zentrierung bewirkt zum großen Teil die innere Stimmigkeit des syntaktischen Aufbaus. Zum andern wird sie erreicht durch zahlreiche Rückweiser 355 . Auffällig sind deutliche Unterschiede der Syntax, die sich im Verlauf des Textes bemerkbar machen: Während der formelhafte Hinleitungsteil im wesentlichen aus Verbalsätzen besteht, weist der erste Teil der Qina fast nur Nominalsätze auf. Durch die Inversion in den beiden einzigen Verbalsätzen (ÄE 14a.b) liegt auch dort der Ton nicht auf der Handlung, sondern gewissermaßen auf der Beschreibung der Handlungsergebnisse: An der Aussage von 14a ist nicht entscheidend, daß gegeben, sondern wem gegeben wird; 14b betont nicht das 'Wandeln'356, sondern den besonderen Ort des "Wandeins". Der erste Teil der Qina möchte also Zustände beschreiben und Eigenschaften darstellen. Völlig anders sieht es im zweiten Teil aus: Hier dominiert der Verbalsatz 357 . Die klare Zweigliederung der Qina wird durch die Verteilung der Satzarten deutlich bestätigt 358 . Das statistische Verteilungsverhältnis der Wortarten 3 5 9 im Text beträgt ungefähr: Nomen : Verben : Sonstige - 3 : 1 : 1 . Auch hier lohnt es sich, noch einmal genauer zu differenzieren, da sich Einleitung 360 und die beiden Teile der Qina 3 6 1 eindeutig voneinander abheben lassen, wodurch die Beobachtung auf der Satzebene gestützt wird. Die Verben sind meist der präteritalen Zeitstufe zuzuordnen. Präsentischen Gebrauch kann man nur in der Einleitung zum Qina-Gedicht feststellen (12b-d) 362 und für die letzte Ä E des Textes annehmen 3 6 3 . Diese Beobachtung läßt darauf schließen, daß ein vergangenes Geschehen in den Blick genommen wird. Nur wenige Verben kommen gehäuft vor: Zweimal (in der Redeeinleitung) wird "idx gebraucht, zweimal (13d, 15c) x-Q 364 in einer

355 Mit diesen sind nicht nur die fast schon stereotyp am Ende einer (fast) jeden Ä E gebrauchten ePP der 2.m.sg. gemeint, sondern auch die durch die Qinastruktur bedingten Aufnahmen von Elementen des ersten Teils im zweiten. 356 Ob hier nicht sogar die Bedeutung "sich aufhalten" im Blick ist? 357 Obwohl es auch hier mehrere Inversionen gibt, haben diese doch eine ganz andere Funktion als im ersten Qinateil: 17b stellt den Gegensatz heraus (gerade an der Stellung des Verbums wird dies deutlich), 17c unterstreicht den Handlungsaspekt durch Zusammenstellung von finiter Form und Inf.cs. in 17d. - Nur in 19a steht nicht der Handlungsaspekt im Vordergrund, sondern das handelnde Subjekt. 358 Man könnte sogar in Ä E 15b eine besondere Funktion der passivisch zu verstehenden Nifal-Form vermuten, da dies der Punkt des Übergangs ist vom "Beschreibungs-" zum "Handlungsteil". - Interessanterweise ist nämlich die einzige "echte" Handlung des Betrauerten nur in der folgenden Ä E 16a zu finden (17a ist als verdeutlichende Ausführung dazu zu verstehen); 15b bereitet gewissermaßen darauf vor. 359 Es ist zu beachten, daß dabei die Funktion des jeweiligen Wortes im Text im Vordergrund steht (z.B. wird das "PDrr [obwohl als Verbform zu deuten] in 14a.l6b als Nomen, das [obwohl von einem Nomen abzuleiten] in 17c als Präposition gezählt). 360 Nomen : Verben : Sonstige - 2 : 1 : 1 . 361 1. Teil: N : V : S - 5 : 1 : 1; 2. Teil: N : V : S - 2 : 1 : 1. 362 Diskutieren ließe sich darüber, ob die Imperativreihe r m x i ... x© nicht eher futurischen Aspekt trage. Der Duktus der Einleitung läßt jedoch darauf schließen, daß Redeaufforderung und -ausführung als unmittelbar zusammengehörig gedacht wurden, weshalb hier von präsentischer Bedeutung der Imperativkette ausgegangen wird. 363 Korrekterweise muß so vorsichtig formuliert werden, da sich aus dem Text selbst keinerlei Hinweise auf präsentischen Gebrauch desTODtt)entnehmen lassen. 364 Obwohl X"Q im Text nur in nominaler Funktion gebraucht wird (vgl. Anm.359!), wird hier nach der Grundbedeutung gefragt.

180

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

festen Wortverbindung, dreimal (14a, 17c, 18a) im, das stets mit dem redenden Ich als Subjekt und dem angeredeten Du des Adressaten als Objekt konstruiert ist. Über die Hälfte der Nomina stehen in status-constructus-Verbindungen. Also müssen bestimmte Aussagen des Textes zu Näherbestimmungen von Umständen, Eigenschaften oder Verhaltensweisen dienen 365 . Nur fünfmal sind selbständig verwendete Nomina Subjekt eines Satzes. Adjektive sind selten 366 : Wertung ist nicht das Ziel des Textes. Weitere Beobachtungen: Wieder fällt übertragener Wortgebrauch bei der Verbindung von irrt mit "OT (Ha) auf, ebenso beim ab in 17a, das dort Handlungsträger ist. Allgemein ist festzustellen, das Nomina, die dem "menschlichen/belebten" Bedeutungsspektrum zuzuordnen wären, bis v 16 recht selten als Subjekt Verwendung finden, weil konsequent am Bild des Siegels festgehalten wird, das ja im konkret-nichtmenschlichen Bereich beheimatet ist. Dagegen wird die Unheilsschilderung wesentlich stärker von Nomina geprägt, die dem konkret-menschlichen Bereich zuzuweisen sind. Abstrakta sind selten.

3 . 2 . 4 . 3 STILUNTERSUCHUNG

Der Text zeigt mehrfach übertragenen Wortgebrauch: 1. Zunächst fällt die Rede vom DII'N auf, da sie durch die Identifikation mit dem Adressaten (nnx) deutlich metaphorischen Charakter 367 besitzt. Ohne Bruch wird dieses Bild durchgehalten mindestens bis ÄE 14a; nimmt man "|bn hitp. als Äquivalent zu rrn 3 6 8 , dann sogar bis 15b. Danach wechselt die Rede zwischen Bild- und Bedeutungsseite 369 . 2. Metaphorische Redeweise ist auch für die Ausdrücke (!3iDn rraroD) ai-o und robnnn wjc^mx -pro anzunehmen. 3. Daß die Wendung 3b übertragen gebraucht wird, wurde bereits festgestellt 370 . Die Qina weist einige wenige Wortpaare auf 371 . Synonym werden die Begriffe m s n und ("'S') b'b3 (12e) und irODD und "|!ixbD (13a/b) verwendet. Einige Ausdrücke scheinen zwei Teile eines Ganzen bezeichnen zu wollen: I3X("b3) mn-1 und 3m offenbar die kostbar gestaltete Umrahmung des Siegels, T3p3"i TQfi das, was an der "Substanz" des Siegels verändert (weggeschnitten bzw. durchbohrt?) worden ist. Die Qina ist poetisch gestaltet. Da nur wenige Wortpaarungen festgestellt werden konnten, kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, daß sich viele synonyme oder antithetische Parallelismen finden lassen 372 : In den meisten Fällen dürfte es sich eher

365 Diese Aussage leuchtete umso mehr ein, wenn man bedenkt, daß nur ganz selten stcs-Verbindungen als Satzsubjekt stehen. 366 b^bai (I2e - es besteht jedoch die Möglichkeit, das Morphem als Substantiv zu lesen: In diesem Falle müßte von 12e nochmals eine ÄE abgetrennt werden), m i r (13a), möglicherweise ITODD (14a - falls darin nicht, wie angenommen [vgl. oben, S.167!] ein Eigenname zu finden sein sollte) und tron (15a). 367 Es ist ja nicht ein einfacher Vergleich, sondern unmittelbare Gleichsetzung! 368 Vgl.Anm.356! 369 Anschaulich wird dies beim Vergleich von 17a und 17b. 370 S. dazu die Ausführungen unter 3.1.3.2. 371 In der Redeeinleitung sind keine Wortpaare zu finden. 372 Dies verwundert bei einer Qina auch nicht weiter: Bereits Budde stellt in seiner klassischen Untersuchung dieser Gattung (Budde: Leichenlied) fest, daß das zweite Glied eines Verses (meist) kürzer als das erste sei, so daß ein Vorkommen der ge-

3.2.4.3 Stiluntersuchung

181

um sogenannte "synthetische" handeln, in denen das zweite (kürzere) Glied das erste fortführt oder spezifiziert373. Wenn man allerdings den Text genauer untersucht, so stellt man erstaunlicherweise fest, daß diese Vorerwartung nicht zutrifft: 1. "Synonyme" Parallelismen sind: 12e: m a n omrr rrnx 'D"1 b^bm 13a/b: imDD rn|r -px-in inxbD nrtT 15b/16a: 13 nnbiv xssr-ry xonm

Genaugenommen fehlen Entsprechungen zu den beiden ersten Elementen. Man beachte hier, daß im zweiten Glied die gesamte Aussage des ersten (bis auf die Zeitdeixis) wiederholt wird!

18a:

ynxrrbJ> icxb i^nxi Txvbs -ryb 2. "Antithetisch" sind folgende Parallelismen geformt: 17a/b: vn*3 13b rT33 Tmbum y-ix'bv 14a/b: T?in3 isinn todd 31-Q-nx Das Beispiel scheint falsch eingeordnet: rnbrmn ©x-^nx l i r a Wegen der deutlichen Gegenüberstellung von handelnden Personen, Tätigkeiten und Ortsbestimmung muß es jedoch als antithetisch verstanden werden. 3. Die übrigen Stücke der Qina kann man als synthetische Parallelismen verstehen; das jeweils zweite Glied ist stets Umstandsbestimmung zum ersten 374 (Ausnahme: ÄE 19a). Nur auf den ersten Blick sind diese Parallelismen willkürlich im Text verteilt. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich nämlich, daß dahinter ein offensichtlich planvoller Aufbau steht: Konzentrisch um die "Zentralstelle" (ÄE 15b/16a) herum verteilen sich die übrigen Parallelismen, wobei sich je ein Paar des ersten Teils und des zweiten der Klasse nach gleichen. Aus diesem System fallen Anfang und Ende der Qina heraus. 12e als Textbeginn bekommt so den Charakter einer Überschrift, 19a übernimmt (also nicht nur inhaltlich!) die Funktion, den Abschluß zu markieren375. Abb. 6 veranschaulicht dieses Phänomen376. Im Blick auf die Lautgestalt des Textes fällt der fast durchgängige Beschluß der Äußerungseinheiten mit k oder ka auf. Ausnahmen bilden lediglich die "Überschrift" 12e, 14b,

373 374 375 376

nannten Typen des hebräischen Parallelismus von vornherein nahezu ausgeschlossen werden muß. Auch können "Leerstellen" im jeweils zweiten Glied vorkommen. - Vgl. zur Diskussion über Metrik und poetische Gattung den Exkurs unter 2.1.1! Nicht in jedem Fall müssen Stichos und Äußerungseinheit übereinstimmen! Hinsichtlich der Zeit (13c.l5a), des Ortes (16b), des Zieles / der Absicht (17c/d). 19a fällt auch als synthetischer Parallelismus charakteristisch aus der Reihe der übrigen heraus, da hier das einzige Mal im Text das zweite Glied nicht der Näherbestimmung des ersten dient, wie dies sonst bei den synthetischen Parallelismen der Fall ist. Die Strophengliederung Zimmeriis (BK, 679) kann aus den genannten Gründen nicht nachvollzogen werden. Noch weniger überzeugen die Versuche von Jahnow, Hölscher u.a., die den Gegensatz zwischen Mythos und Geschichte hervorheben möchten.

182

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Abb. 6 Stilistische Struktur der Qina in Ez 28 16a und 16b 377 . In reichem Maße werden die hinlänglich bekannten poetischen Stilmittel eingesetzt. Bedingt durch die Endungslaute ak, eka und ctka entstehen End- und (seltener) Binnenreime. Mehrfach ist Assonanz, manchmal sogar Paronomasie zu finden378. Ausnahmsweise soll hier auch auf die Verteilung^ der_ einzelnen Phone hingewiesen "l"JO T01 >

werden

. k ist mit 11% Anteil am Qinatext (!) der bei weitem häufigste Laut

Es liegt nun nahe, nach einer metrischen Durchformung

.

des Qinatextes zu fragen 382 .

Das bekannte "3 + 2-Schema" wird im ganzen Text durchgehalten, außer in 14a/b, 15b/16a 377 Die Regelmäßigkeit ist so auffällig, daß umgekehrt nach dem Grund für das Abweichen bei den genannten Ä E gefragt werden müßte: 12e und 16a hebt ihre Stellung im Text heraus, was durch die abweichende Endung unterstrichen sein könnte; 14b und 16b waren sicher nicht anders zu konstruieren. Man beachte allerdings, daß in beiden Ä E die ©x _ , iax vorkommen - sollte eine Betonung beabsichtigt worden sein? 378 Folgende Beispiele - bei denen z.T. die Stilfiguren gemeinsam auftreten mögen genügen^ 13a/b: trfsukatceka / millu'atxka\ 14a/b: netattika / hithaiiakta; 15a^b: hibbaf'äk / 'aw*lätä\ 16a/b: wattaeh^tä' / waf'abbee(fka\ 18a/19a: käl-ro'&ka / käl-ydd'&ka / [$amem]ü 'al&ka. ' ' 379 Da Althebräisch eine "tote" Sprache ist, bleiben derartige Überlegungen in der Regel unberücksichtigt - eine Kontrollmöglichkeit ist sowieso ausgeschlossen. 380 Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß k 38mal, y 27mal, t 22mal, b und ' je 20mal, ... i keinmal vorkommen - bis auf den überproportional hohen Anteil für k liegen die statistischen Werte im Durchschnitt des allgemeinen Vorkommens. 381 Über die Funktion dieser Häufung lassen sich nur Vermutungen anstellen: Sollte die Massierung des k- in Verbindung mit dem a-Laut den Trauercharakter der Qina unterstreichen? Ist ein aggressiver Unterton beabsichtigt? Oder soll gar Bedauern ("leider" - vgl. den Anklang an ix!) ausgedrückt werden? 382 Das akzentuierende System wird zugrundegelegt.

3.2.4.3 Stiluntersuchung

183

und 19a. Das Hauptkriterium ("Kolon A > Kolon B") ist dennoch erfüllt 383 . Es läßt sich auch eine strophische Gliederung aufweisen, so daß sich folgende Struktur erkennen läßt: 1. Ein Kolon zu drei und eines zu zwei Füßen bilden im Regelfall einen Vers. Das längere kann aus drei bis fünf, das kürzere aus einem bis drei Wörtern bestehen. 2. Die Grobstruktur enthält neben den beiden Hauptteilen B und C 3 8 4 eine Art "Vorspruch" A und einen "Abgesang" D. 3. B und C gliedern sich ihrerseits jeweils in Strophen, die untereinander durch "externe Parallelismen" oder ähnliche stilistische Verbinder verknüpft werden: 13b//13c; 14b//15a x ; 17c//18aj; 17d//18a 2 . 12e.: 3 13a: 3 13c.: 3 14a: 4 15a.: 3 15b: 3 16b.: 3 17a: 3 17c: 3 18a.: 3 n e 2 : 2 13b: 2 13c 2 : 2 14b: 3 153^: 2 16a: 1 16b 2 : 2 17b: 2 17d: 2 18a 2 : 2 Strophe 1 Teil A

Strophe 2

Teil 8

Strophe 1

19a.: 3 19a,: 2

Strophe 2 Teil C

Teil D

ABB. 7 Metrum der Qina in Ez 28 Wie sich noch zeigen wird, haben diese stilistisch aufweisbaren Gliederungselemente auch eine Funktion für die Textaussage 385 .

3.2.4.4

BEGRIFFSKLÄRUNGEN 3 8 6

n r p Xt273: Das Verb Xtm ist im Buche Ezechiel 68mal - 16mal davon in den FVS • • "\R1 T D O belegt. Die Imperativform X® kommt nur in Verbindung mit dem Terminus rn'p vor xun wurde offenbar gehäuft im ezechielischen Kreis verwendet. - Die Wortverbindung 389 ist terminus technicus für das Erheben der (Leichen-) Klage und kommt bei Jeremia ,

383 Deshalb reicht für 14a/b die Tatsache, daß dort 4 + 2 Hebungen festzustellen sind, für eine textkritische Änderung nicht aus (gegen Zimmerli: BK, z.St., der neben textkritischen auch das metrische Argument anführt, s. S.166 Anm.284!). Nach der Studie von M.CA.Korpel und J.C. de Moor, die den Feststellungen W.G.E.Watsons im wesentlichen folgen (vgl. Korpel/Moor, 173, Anm.l), können Kola hinsichtlich ihrer "Fußzahl" zwischen 1 und 5, hinsichtlich ihrer Wortzahl zwischen 1 und 6 variieren (Korpel/Moor, 177-181). Die grundlegenden Erkenntnisse Buddes von 1881 werden also nicht revidiert. In allen Teilen stimmt der metrische Befund mit Budde überein. 384 Vgl. die "canticles" bei Korpel/Moor, 198-201. Watson spricht von "stanzas". 385 S.u. zu "Funktion und Struktur"! 386 Zu BF und WEF s. Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.2.1.2; zu mx"ia s.z. 28,2; zu n x ebenfalls zu 28,2! 387 19,1; 27,2; 28,12 und 32,2. 388 Ein (fem.) Imp. kommt nur in 8,5 an einer als "echt" zu beurteilenden Stelle im Buch vor (16,52, wo sich zweimal findet, und 23,35, sind nach Zimmerli nicht vom Propheten verfaßt; Fohrer sieht nur in 16,52 einen andern am Werk). 389 Bzw. TT3 xun, vgl. Jer 9,9.17. 390 Auch in Jer 7,29.

184

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Arnos 391 und Ezechiel 392 vor. Relativ selten findet sich im Ezechielbuch der Stamm "TP393. Die Form Xb [nox] X bx/bv n r p [xun] E D C B A kommt in den FVS in 26,17; 27,2 394 ; 28,12; 27,32 395 und 32,2 396 vor. In 19,1 wird C vollständig weggelassen. Ein Vergleich mit den (intentional anders eingesetzten) Texten Am 5,1; Jer 7,29; 9,9.17 zeigt, daß die Kombination [Xtzn] + X'bv + " n v r a / n r p typisch ist für die Eröffnung einer Klage 397 . Von diesen Beobachtungen ausgehend, könnte man Ä E 12b( + c) als "Klageerhebungsformel" bezeichnen, die aus den Elementen [X'in] + bx/b'J Klageobjekt + rrrp zusammengesetzt ist und bei Ezechiel die besondere Ausprägung einer Erweiterung des Prädikats mit [T^X] + Objekt erhält. 398 Das Nomen kommt bei Ezechiel relativ häufig vor 399 , jedoch kaum in Texten, die dem Propheten selber zuzuweisen wären 400 . Eine spezifische Bedeutung für die Vorkommen in den FVS läßt sich nicht aufzeigen 401 . 402

391 Am 5,1. 392 Noch zu nennen wären 26,17 und 27,32, wo das Verb nicht im Imp. steht. 393 Neunmal in den FVS, zweimal in 19 und als Besonderheit in 2,10, wo die seltene Pluralbildung O ' r p begegnet. 394 B und C vertauscht, E durch zwei Appositionen ersetzt. 395 Es fehlen D und E bzw. werden durch C + v p ersetzt. 396 Abgewandelt in ABCDC*. 397 In II Sam 1,17; Ez 19,14; 32,16 wird n r p mit Formen von TP konstruiert. Nur noch in II Chr 35,25 kommt der Begriff n ^ p vor - dort steht er jedoch in einem beschreibenden Aussagesatz und ist mit "IDX verbunden. 398 An dieser Stelle sei noch einmal betont, daß diese "Klageerhebungsformel" im Buch Ezechiel nur einmal außerhalb der FVS begegnet, und zwar in 19, einem Text, der in mancher Hinsicht Beziehungen zu 28 aufweist (vgl. S.170, S.171 Anm.320, S.176; s. auch im Verlauf der folgenden Untersuchungsschritte!). 399 37mal, über das Buch verteilt, kommt I^Q, zweimal hd^ç und viermal i"nî?tjD vor. Das Verb ist nur in 17,6 und 20,33 (übrigens der einzigen Stelle, an der nicht ein Mensch als Subjekt bzw. als Funktionsträger im Blick ist!) vertreten. 400 Mit 21 Vorkommen in den FVS liegt hier ein Schwerpunkt. - Hingewiesen sei auf einen interessanten Nebenaspekt: An allen Stellen außerhalb der FVS, die sowohl von Zimmerli als auch von Fohrer dem Propheten selbst zugewiesen werden, steht ibo als nomen rectum nur vor dem Namen (17,12; 19,9; 21,24.26; 24,2); absolut bzw. als nomen regens dagegen ausschließlich in bezug auf Israel (bzw. Juda: 7,27; 17,12; 37,22.24), sogar wenn der Plural steht (43,7[bis].9). Vgl. die letztgenannten Stellen mit 28,17, um die charakteristischen Unterschiede im Wortgebrauch wahrzunehmen! 401 Ausnahme: Der Plural begegnet im Ezechielbuch nur im TBB (Ez 43) und in den FVS, hier jedoch nicht auf Israel bezogen. 402 Hingewiesen sei auf eine Hypothese von J.Dus (der sich seinerseits auf J.Steinmann bezieht; dessen Buch mit dem Titel "Le prophète Ezéchiel" aus der Reihe LeDiv, Paris, 1953, war mir leider nicht zugänglich): In 28,11-19 begegne ein Gerichtswort an Melqart, den Stadtgott von Tyrus, das im Gegenüber zu 28,1-10, das sich an den irdischen König gerichtet habe, formuliert worden sei (also erklären sich die Differenzen zwischen beiden Texten aus dem Unterschied der Adressaten, vgl. Dus, 183f). Diese Hypothese setzt voraus, daß der Angeredeten mit dem Cheruben identifiziert werden muß (Dus, 180). In 28,11-19 trete die "apokalyptische »Theologie der Völkerengel«" zutage, die ihrerseits nur eine Abwandlung der "zu Ezechiels Zeit noch lebendigen »Theologie der Völkergötter«" darstelle (Dus, 181). Als "Parallele zum Ps 82" (Dus, 182) sei dieser Text zu verstehen, so daß Melqart - von Jahwe erschaffen und in

3.2.4.4 Begriffsklärungen

185

D m n : Das Lexem ist nur hier im Ezechielbuch vertreten. Die weite Streuung im Alten Testament kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich um einen sehr jungen Begriff (spätvorexilisch[?]-exilisch) handelt 40 . Hier bezeichnet der Begriff wahrscheinlich nicht ein Rollsiegel, sondern - was aus der nachfolgenden Beschreibung zu erschließen ist - einen runden, möglicherweise auch ovalen (sog. "Skaraboid") Siegelstein. Es ist interessant, daß sich auf einigen der bekannten Siegel Flügelsonnen404 und zwei- oder vierflüglige Skarabäen abgebildet finden405. Wenn man bedenkt, wie stark ägyptische Kultur auf den syropalästinischen Raum eingewirkt hat 406 , so ist durchaus denkbar, daß mit dem Begriff nmn Vorstellungen in der Art der beschriebenen Skaraboiden im Blick waren; ja, es könnte sich über die Erinnerung an solche Siegel die Verbindung mit dem "porr erklären 407 . - Anbei sei angemerkt, daß sich in Jer 22,24f ebenfalls eine Stelle findet, wo der Vergleich eines Königs (Jojachin) mit einem Siegelring begegnet. rrDDH408, von "pn409, bedeutet (durch das parallele b-in gestützt) "Vollkommenheit"410. ist in "echten" Ezechieltexten nicht zu finden411. An allen Stellen ist die Grundbedeutung "prächtig" enthalten, meist bezogen auf eine Stadt 412 oder auf Kleidung413. Allgemein bedeutet das Nomen einfach "ganz", "vollständig"414 (und - von da aus "Ganzopfer").

seine Funktion eingesetzt - als Gottwesen zu verstehen sei, das für seine Vergehen bestraft werde (Dus, 182f). - Diese Hypothese von J.Dus (zur Auseinandersetzung vgl. v.a. Zimmerli: BK, 681) ist, wie die bisherigen Ausführungen gezeigt haben dürfen, unhaltbar und nur deshalb von Bedeutung, weil sie jüngst von P.-M.Bogaert (und damit indirekt von B.Gosse: 28,11-19 und ders.: L'emploi) aufgenommen und ausgebaut wurde (Bogaert: Montagne, 136). Allerdings sei dieser Bezug auf Melqart nicht das Werk Ezechiels (so noch J.Dus), sondern das der Redaktion, die das ursprüngliche Wort gegen Jerusalem (vgl. Anm.514!) auf Tyrus übertragen wollte. 403 Der Begriff kommt auch in der (möglicherweise alten) Familiengeschichte Gen 38 (Westermann: BKAT 1/3, 43.51) vor. - Die aufgestellte Behauptung hat nichts damit zu tun, daß Siegel seit uralter Zeit verwendet werden: Immerhin sind Siegel im syrisch-palästinischen Raum bereits aus dem lJtsd. v.Chr. bekannt (Welten, 299f). 404 Welten, 301-305, Abb.29-31. 405 Welten, 301-305, Abb.78: 4,12,17,21,27,28. 406 Vgl. dazu G.Hölbls Aufsatz in Or.58. Wie Hölbl wahrscheinlich zu machen versteht, scheint es sich bei der Aufnahme von ägyptischen Kulturelementen um ein recht pragmatisches Vorgehen gehandelt zu haben - das Ergebnis war eine Vermischung auch religiöser Elemente (für Einzelfragen sei auf den Aufsatz verwiesen). 407 Die auf den Siegeln dargestellten Motive sollten vor allem schützend und heilbringend wirken, weshalb Skaraboiden zum Teil als Amulett verwendet wurden (Welten, 300). 408 Zum Vorkommen s. S.163 Anm.251 und S.163 Anm.253! 409 Im Ez-Buch hauptsächlich in 18 und im TBB. - Zur Diskussion um die möglichen Bedeutungen vgl. S.164! 410 Die Ergebnisse der oben dargestellte Diskussion zu 43,10 (s. Anm.251!) sprechen gegen P.-M.Bogaerts und B.Gosses Behauptung, daß man aus der Verwendung von sv-^n in 28,12 weitergehende Schlüsse auf die Redaktion des Textes ziehen kann (B.Gosse: 28,11-19, 34f, Bogaert: Montagne, 152 Anm.56). 411 16,14 und 23,12 spricht Zimmerli dem Propheten ab. In den FVS kommt das Nomen in 27,3.24; 28,12 vor; das Verb wird im ganzen AT nur in Ez (in 27,4.11) verwendet. 412 16,14; 27,3.4.11. 413 23,12; 27,24; 38,4. 414 Ausnahme: Thr 2,15 (Jerusalem); man beachte die sprachliche Verwandtschaft zu 27,3!

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

Die einzelnen Nomina tauchen im Ezechielbuch relativ gleichmäßig gestreut415 auf 416 , die Wortverbindung dagegen ist singulär417. Die konkrete Bedeutung dieses Ausdrucks kann nur erschlossen werden. Der eigentliche Feuerstein (Flint) wurde in Palästina offenbar zur Herstellung diverser Haushaltsgeräte, Werkzeuge und Waffen benutzt418; es handelte sich also um einen alltäglichen Werkstoff. Eine Hervorhebung der OW^nx wäre kaum nötig gewesen. wenn man mit der Wortverbindung nur den einfachen Flint hätte bezeichnen wollen . - M.Pope hat sich intensiv mit der Bedeutung dieses Begriffes auseinandergesetzt420. Er folgt in gewisser Hinsicht U.Cassuto421, welcher von der wörtlichen Bedeutung ausgeht: Durch akkad. aban isiti 4 2 2 findet M.Pope eine dem Cassuto-Vorschlag ähnelnde Interpretationsmöglichkeit. M.Pope bringt nämlich Ez 28 mit dem Mythos vom Tempelbau Baals424 in Verbindung, wo sich dargestellt findet, daß das Baumaterial sieben Tage lang durch Schmelzen in Feuer 425 zu Platten aus Silber und zu Backsteinen aus Gold geworden sei. Mit dem Ausdruck töx—'inx werde auf diesen Zug des Baalsmythos angespielt: Denkbar sei, daß der Aufenthaltsort des Angeredeten als Palast gedacht war - ähnlich dem Baals -, mit "blinkenden Steinen" versehen 426 . 427 - Häufiger rezipiert wird auch RJ.Clifford's Vorschlag428: Er vermutet eine

415 p x , Singular: 1,26; 10,1.9; 11,19; 16,40; 20,32; 23,47; 27,22; 28,13; 36,26; Plural: 13,11.13; 26,12; 28,14.16; 38,22; 40,42. ®X: 47mal im Ez-Buch (13mal FVS), wobei 8,2 wahrscheinlich aufgrund G korrigiert werden muß (s. BHS z.St.). 416 Allerdings findet sich die Pluralbildung von "px nur in 13,13 an einer "echten" Stelle. 417 Sie kommt auch in I Hen 18,6-9 vor. - Nach M.Black (Black, 159) bezeichnet dort das griechische Ait)oz irvppov eher den sonst im Hebr. mit D"jx, griech. aapSLOU (= Karneol, Sarder) benannten Stein. Der Verfasser von I Hen steht eindeutig in der Tradition von Ez 28. Daß der Verfasser dieses Textes den Ausdruck so verstanden wissen wollte, ist unwahrscheinlich. Immerhin zeigt die in I Hen vorliegende Verbindung der Elemente "Göttersitz", "edle Steine", "Engel", "Abgrund" (vgl. Ez 28,8: nn») und "Strafe für Sünde", daß dem Verfasser von I Hen das ganze Kapitel 28 vorgelegen hat. 418 Vgl. etwa Galling/Weippert: Holzbearbeitung, 148, Abb.39, und Galling/Weippert: Schleuder, 282. 419 Black, 159. 420 Pope: El, 99f. - Pope lehnt Textänderungen in (erstmals: Dussaud) oder (Bertholet: HAT) ab (gelegentlich auch wieder in neuerer Literatur). 421 Cassuto: Epic, 106. 422 S.P.Garfinkel sucht Einflüsse des Akkadischen auf die Wortwahl des Propheten nachzuweisen. Er stellt ein fünfstufiges Kategoriensystem bezüglich der etymologischen Zuordnung auf, das von "sicher" ("definit") bis "unmöglich" ("impossible") reicht (Garfinkel, 12). Die oben genannte Herleitung ist der Stufe "2. probable" ("wahrscheinlich") zugewiesen (Garfinkel, 14), wobei Garfinkel feststellt, falls diese Annahme zutreffe, sei von einem verallgemeinerten Gebrauch des eigentlich den Pyrit bezeichnenden Ausdrucks auszugehen (Garfinkel, 25). 423 p-D ("Blitz-Steine", "blitzende Steine"), Cassuto: Epic, 106. 424 KTU 1.4.V.14-19. 425 KTU 1.4.VI.22-35. 426 Die Interpretation M.Pope's scheint eine ganze Reihe von Forschern sehr fasziniert zu haben - sie wurde vielfach aufgenommen und weiter ausgebaut. 427 Zimmerli gibt gegen diese Interpretation zu bedenken (Zimmerli: BK, 685), daß der Text in einem solchen Fall wohl offen von einem "Wohnen im Palast" geredet haben müßte. - Allerdings übersieht Zimmerli, daß es sich bei Ez 28,12-14 um eine voll durchgehaltene Rede im Bild handelt: Ein Siegel aber "wohnt" nicht in einem Palast. 428 Clifford, 173.

3.2.4.4 Begriffsklärungen

187

Beziehung des Ezechieltextes zum Lied über den Fall Helel-ben-Sahars in Jes 14,1220.429 Dort ist von den i>x- , :m3 die Rede, die Clifford unter Verweis auf Hi 38,7 mit den "Söhnen Eis" identifiziert. Aus den "Feuersteinen" des Ezechieltextes werden so Mitglieder der himmlischen Versammlung... Zimmerli versucht, der "Faszination des Mythischen" zu entgehen und liest den Ausdruck als "Mitbewohner", "Lichtwesen"430, wofür es jedoch (ebenfalls) keinen Anhalt im Text gibt. Will man die wissenschaftliche Diskussion im positiven Sinne aufnehmen, so kommt man zu dem Schluß, die Wortverbindung wolle die besonders edle Umgebung des Siegels bezeichnen431. Möglich ist ein Verständnis, das in Richtung "feurig funkelnde Steine" geht. m p ' ' "pX: Diese Wortverbindung kommt im Alten Testament überwiegend an exilischnachexilischen Stellen vor 432 , wobei sowohl "Edelstein" als auch "edler (Bau-) Stein" gemeint sein kann, letzteres besonders bei pluralischem Gebrauch . Hier ist sicher "Edelsteine" im Blick . Man beachte, daß die in Ex 28,17-20 (par) genannten Edelsteine als Gravurgrund für die Namen der zwölf Stämme Israels gedient haben, so daß dadurch eine Beziehung hergestellt ist zu den israelitischen Namenssiegeln435. Es könnte von da her gefragt werden, ob mit dem (doch recht dunklen) m a n in 12e nicht ebenfalls ein Name bezeichnet werde. Allerdings bleibt diese Spekulation völlig hypothetisch, weshalb darauf nur hingewiesen sein soll. mOD, das man von "PD "bedecken", "schützen" oder von "po "umhegen", "umzäunen"436 herleiten könnte 437 , wird am ehesten als "Einbettung", "Umrahmung" zu verstehen sein.

nxbo

bedeutet eigentlich "Besatz" (mit Steinen) 438 und ist von xbo abgeleitet. Das Verb kommt bei Ezechiel häufiger vor, nicht jedoch das Nomen. Dieses ist, v.a. in seiner Plural-

429 Clifford liegt damit sicher richtig: Strukturelle und inhaltliche Bezüge tauchen auf. Da aber in Jes 14 deutlich sowohl die in Ez 28,1-10 enthaltenen Vorstellungen (Göttersitz, die sich "im Herzen" vollziehende Hybris, "Hinabfahren" in die Grube) wie auch die in der Qina feststellbaren Traditionen (Schönheit des Angeredeten, Berg der Versammlung, Zeugenschaft Dritter) gemeinsam vorkommen, muß der "Jesaja"-Text (wesentlich?) jünger sein als die beiden Ezechielstücke. Literarische Abhängigkeit liegt nicht vor; zu vermuten ist eine traditionsgeschichtlich späte Aufnahme einer der letzten Redaktionsstufen (da man auch andere Motiv-Aufnahmen beobachten kann: Schwerterschlagene, Nicht-begraben-Werden, Verderbnis des eigenen Landes). 430 431 432 433 434

435 436 437

438

Zimmerli: BK, 685. Dabei an die Palastwohnung Baals zu denken, scheint doch etwas gewagt! II Sam 12,30; I Reg 10,2.10.11; Dan 11,38; I Chr 20,2; 29,2; II Chr 3,1; 9,1.9; 32,27. I Reg 5,31; 7,9.10.11. Als Illustration für Siegel, die aus "Edelsteinen" gefertigt sind, könnte man etwa die in Abb. 4,8 und 12 dargestellten bei James, 332f, heranziehen: Scarabäen bzw. CarneolPerlen sind hier das Siegelmaterial. Welten, 302-307. So auch neuerdings Kronholm, 854. - Die Etymologie erscheint wegen der geringen Basis der Belege in Ez als problematisch, vgl. aber Mi 7,14: "Dornenhecke". Immerhin zeigt das Umfeld von 13a, daß manches für diese Herleitung spricht. Zur Diskussion der Möglichkeiten s. S.165f! - Da man es hier mit Begriffen zu tun hat, die sonst im Alten Testament in dieser Weise nicht verwendet werden, kommt es natürlich auch zu wilden Spekulationen. Instruktiv ist ein Überblick, den man durch W.Fauths Darstellung gewinnen kann (Fauth, 61f). Vgl. HAL 2, 554.

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

form Q^xbD (von xibD) in Ex 29 und in Lev 8 mehrmals zu finden und bedeutet "(Ein-) Weihung". Die fem. Form ist hier wohl mit "(Gold-)Besatz" bzw. "Fassung" zu übertragen. und 3P3: Der Zugang zum Verständnis der beiden "Kunstausdrücke des Goldschmiedehandwerks"439 muß über erfolgen, da in "Handtrommel", "Tambourin" wohl kaum im Blick sein kann440. Heb. hat an allen Stellen die Bedeutung "durchbohren' oder "bestimmen", "(be-)zeichnen" in positivem wie negativem Sinne, wobei letzteres sicher von "durchbohren" abgeleitet ist. Die Übersetzung "mine" (= "Mine")443 ist zwar möglich, hier aber nicht sinnvoll444. Wenn man sich die Fassung eines Edelsteines oder Siegelringes) vorstellt und sich fragt, an welchen Stellen ein Goldschmied "durchbohren" müßte, so erscheint es als plausibel, wenn man mit D^pi die "Haltebohrungen" an der Seite des Siegels/Steines bezeichnet sieht, wo die Haltestifte der Fassung befestigt werden445. Was aber bedeutet Hfi? Ugaritische Texte, die ein tp lesen446, deuten alle auf das bereits diskutierte "Handpauke", "Tambourin". Interessant sind jedoch zwei andere Stellen447, für welche AJirku die Übersetzung "[...] sie macht sich schön mit [...]" wählt448. Daß Jirku mit dieser Übertragung nicht unrecht hat, beweist ein weiterer Text , in dem das dort zu lesende tp von wpy her zu verstehen450 und damit als töpe zu lesen ist. Das in aus ÄE 13c könnte damit durchaus verwandt sein. Dann wäre mit diesem Begriff etwas bezeichnet worden, was als besonders schön oder verschönernd galt451. Bei Edelsteinen könnte man etwa an "Facette" denken, bei einem Siegel an eingegrabene oder erhabene Ornamentik452. X"Q: Das in den FVS453 nur im Nifal stehende Verb 454 wird zusammen mit x~a III (Piel) mit "abhauen", "abholzen", "zerhauen" in Verbindung zu bringen sein455, so daß eine Grundform "Q "schneiden", "teilen", anzunehmen wäre. Zur Abfassungszeit von Ez 28* muß man jedoch von einer grundsätzlichen Bedeutungsdifferenzierung der Stämme I und III ausgehen. Also ist xin I (in der Bedeutung "(er-)schaffen" im Ezechielbuch nur im

439 Cornill, 360; Zimmerli: BK, 674; vgl. S.165! - Bemerkenswert, daß bereits Hitzig den Text so interpretiert hatte. Er übersetzt mit "Stempel" und "Ringkasten" (Hitzig, 250). 440 Vgl. Anm.273! 441 Vgl. arab. naqaba "durchbohren", akkad. naqabu "entjungfern". Zur Etymologie vgl. die Diskussion bei Garfmkel, 114f, der eine Herleitung von akkad. nekepu ablehnt. 442 II Reg 12,10; 18,21 ( / / Jes 36,6); Hab 3,14; Hag 1,6. 443 Albright: Inscriptions, 13f Anm.39. 444 Zimmerli: BK, 675. 445 Dieser Auffassung stehen Widengren, der mit "setting" (Widengren: Myths, 166) und Jahnow, die mit "Eingrabungen" übersetzt (Jahnow, 222: VninB - sie übernimmt eine Interpretation Frankenbergs), offenbar recht nahe. 446 KTU 1.113.1; 1.113.5; 1.108.4 und - falls so interpretierbar - KTU 1.16.1.41. 447 KTU 1.3.III.1; 1.3.IV.45. 448 Jirku: Mythen, 28.32 - Er übersetzt das ttpp offensichtlich als Form von wpy. 449 KTU 1.96.2. 450 Vgl. Albright: Yahweh, 114f, Anm.54. 451 Das Abstraktnomen "Schönheit" selbst kann jedoch damit nicht gemeint sein, wie v.Dijk meint (Dijk, 118f). 452 Der aus der Silberschmiedekunst stammende Ausdruck "Ziselierung", der für die Übersetzung gewählt wurde, trifft das Gemeinte wohl noch am besten. 453 Außerhalb kommt es im Piel vor: in 23,47 (von Zimmerli und Fohrer als "nichtezechielisch" beurteilt) und in 21,24. 454 21,35; 28,13.15. 455 Schmidt, Werner H.: schaffen, 336.

3.2.4.4 Begriffsklärungen

189

Nifal und demzufolge ausschließlich in den FVS zu finden (hier jedoch auch nur dreimal). Bekanntermaßen kann nur Gott handelndes Subjekt zum Verb sein. Von Gewicht scheint die Bemerkung W.H.Schmidts zu sein, durch X"Q werde ausgedrückt, daß Gott "etwas Neues, das (so) zuvor nicht da war, entstehen läßt"456, da textpragmatisch gesehen - dieses Element die Verbindung zur Gott-Mensch-Thematik in Ez 28,1-10 herstellt. G übersetzt konsequent mit ¿KTLodrn, worin ihr die späteren griechischen Texttraditionenen Aquila, Symmachus und Theodotion nicht folgen. !2*I"D: Diese Form des Lexems kommt nur in Texten vor, die dem Propheten abzusprechen sein dürften 457 : mit Artikel 3*n3n dagegen auch in von Zimmerli als "echt" beurteilten458. Ist schon diese Beobachtung auffällig, so doch noch mehr der Umstand, daß innerhalb der Kapitel 1-3 des Ezechielbuches der Ausdruck vollkommen gemieden wird. Möglicherweise handelt es sich bei dem Begriff um ein akkad. Lehnwort 459 aus karäbu "segnen", "grüßen", "bitten/beten", "weihen". Der arab. Titel mkrb, der sich noch in der Bezeichnung der Gebetsnische in der Mosche mihrab erhalten hat, bezeichnet den Opferer bzw. den Anführer, Vorbeter oder auch "den König. Doch gerade ugaritische/phönizische Vorkommen der Wurzel krb - wenn überhaupt als solche zu lesen sind leider sehr selten460. Was ist mit diesem Ausdruck gemeint? Allgemein bezeichnet der Begriff Wesen, die der "himmlischen Sphäre" zuzuordnen und der völligen Verfügungsgewalt Jahwes unterworfen sind. Für die besondere Funktion dieser Gestalt in Ez28 4 ist ein Vergleich mit Gen 3 462 und mit anderen Texten des Alten Testaments aufschlußreich: 1. In Ez 28 ist der Cherub eine einsame Gestalt 463 ; 2. alle übrigen Belege im Alten Testament lassen ein solch selbständiges Handeln des Cheruben wie in Ez 28 nicht erkennen 465 . Im Eze-

456 457 458 459 460 461

462 463

464

465

Schmidt, Werner H.: schaffen, 338. Außer 28,14.16 sind dies 10,20; 41,18(ter).25. 9,3; 10,2(bis).7(ter).18.19. Freedman/O'Connor, 324. Freedman/O'Connor, 325. "In Ez 28,14.16 liegt nun aber ein besonders wichtiger Beleg vor, weil er nicht nur wie andere Stellen die Lebendigkeit des Mythos belegt, sondern zugleich eine im Alten Testament einmalige Erinnerung an die Göttlichkeit dieser Mischwesen ist." (Hirth, 20) - Wodurch V.Hirth zu dieser Aussage kommt, ist allerdings nicht ersichtlich. Vgl. Freedman/O'Connor, 326f. - Insgesamt muß festgestellt werden, daß die Verfasser leider allzu unkritisch den doch sehr zweifelhaften Auslassungen v.Dijks folgen. Wie undifferenziert hier die Forschung über diese (zugegeben: feinen) Unterschiede hinwegzugehen pflegt, sei am (willkürlich herausgegriffenen) Beispiel v.Rads veranschaulicht, der von der "Schilderung des ersten Menschen auf dem Gottesberg unter Cheruben" spricht (Rad: Theologie 1, 154). Einschränkend sei aber angemerkt, daß auch in Ez 28 der Cherub nicht im Vollsinne selbständig ist. Bereits die Formulierung von 14a und die offenkundige Parallelisierung von 16b und 17a zeigen, daß er als Ausführungsorgan Jahwes verstanden werden muß. Was auf den ersten Blick verwirrt, ist nur die fehlende explizite Anweisung zum Handeln an den Cherub (Vgl. hierzu die Überlieferung von Gen 3,26 - wobei es keine Rolle spielt, ob man G oder MT folgt -, wo durch das Hifil von 13UJ [MT] bzw. D^tt) [so wohl nach G: Kai ¿ra^ev] das befehlende Handeln Jahwes vorausgesetzt ist!). In Abgenzung zur ixbo-Vorstellung formuliert V.Hirth: "Sie sind nicht Boten der Gottheit, sondern markieren deren Erscheinen." (Hirth, 15). - Für B.Gosse ist die Verwendung des Lexems, das sonst bei Ezechiel nur i.V.m. dem Jerusalem Tempel begegne, ein weiterer Hinweis darauf, daß 28,11-19 ursprünglich auf Jerusalem bezogen war (Gosse: 28,11-19, 35).

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

chielbuch stellen die Cheruben Mischwesen dar, die entweder mit dem Bewachen heiliger Vegetation oder mit dem Bewegen der Gottheit betraut waren467. Die Herkunft der Cherubenvorstellung in der Umwelt Israels ist umstritten. Sicher auszumachen sind drei Vorstellungskreise: geflügelte Zwei- und Vierfüßer (Sphingen468), Vögel und Drachen, wobei letztere zur Klärung der alttestamentlichen Vorstellungen wohl nicht herangezogen werden dürfen 469 . Besser paßt hier die Vorstellung vom "Vogelmonster", da hier außerdem die auf alten Skaraboiden dargestellte geflügelte Sonnenscheibe als Motiv zu beachten ist. Der Text ist so zu verstehen: Jahwe übergibt das Siegel einer schutzbringenden Instanz, dem Cheruben, wobei nicht davon gesprochen wird, ob der Cherub Wächteraufgaben für das Siegel übernimmt oder ob er es als kostbares Geschenk erhält470. "pDri: Das Verb "PD bezieht sich überall, wo es im Alten Testament vorkommt471, auf Cheruben und bezeichnet die geprägte Vorstellung, daß diese Wesen ihre Flügel "ausbreiten". Die durch solches Ausbreiten entstehende Fläche wurde des öfteren als Thronsitz Jahwes interpretiert472. Häufig wird deshalb auch hier eine Anspielung auf die Zionstradition vermutet473. Dazu allerdings gibt es (auf der Ebene der ursprünglichen Qina) keinen zureichenden Grund. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß der Verfasser den von der Zionstradition vorgegebenen Bildhintergrund als "Anschauungsmaterial" verwendet hat. Welche "geistigen Verrenkungen" notwendig werden, um den Ausdruck ~pDn einigermaßen verstehbar zu machen, nachdem man Siegel, Cherub und Adressat der Qina miteinander gleichgesetzt hat 474 , führt T.Kronholm in seinem Artikel vor: "Dieser eindrucksvolle Text [sc.: Ez 28,11-19] besagt nicht, daß der Kerub mit dem ersten Menschen identisch ist. nur daß er einmal auf einem mit Edelsteinen besetzten Gottesberg gewesen ist."4 In diesem Erklärungsmodell bleibt vollkommen unklar, was der Cherub eigentlich zu schützen hatte! - Es ist vielmehr so, daß an der Differenzierung zwischen Siegel und Cherub festgehalten werden muß: Letzterem wird das kostbare Stück anvertraut476. D^Dn leitet sich her von üon "vollständig sein". Dreimal sooft wie das Verb 477 kommt das Nomen bei Ezechiel vor, allerdings fast nur im Tempelbaubericht478 und dort nur an

466 "Nei capitoli 1 e 9-10 del libro die Ezechiele i kerubim hanno appunto il compito di sostenare e transportare la gloria di Dio" (Pennacchini, 145). 467 Freedman/O'Connor, 327f. 468 Vgl. zur Illustration Klengel, Abb.20! 469 So zu Recht Freddman/O'Connor, 331. - Zur religionsgeschichtlichen, tiefenpsychologischen und kulturgeschichtlichen Deutung der Drachenvorstellung vgl. Steffen. 470 Die zweite beider Möglichkeiten scheint weniger wahrscheinlich: Erstens ist der Cherub nicht die Zentralfigur des Textes: Nirgendwo steht, warum er die Kostbarkeit als Geschenk erhalten hätte. Zweitens wird in diesem Falle v 16 vollkommen unverständlich, wo Strafhandeln Jahwes und Handeln des Cheruben parallelisiert sind. Der Cherub muß vielmehr als "verlängerter Arm" Jahwes gesehen werden! 471 Ausnahme: Hi 40,22 - hier sind crtxü ([Lotos-?] Blüten) Subjekt des Bedeckens. 472 Zur Illustration dieser Vorstellung vgl. Keel: Bildsymbolik, 149f, Abb.231-235! 473 So etwa Zimmerli: BK, 684, und Kronholm, 843. 474 Dies tun seit v.Dijk die meisten Ausleger. 475 Kronholm, 843. 476 S. S.190! 477 Es ist im Ezechielbuch nur in 22,15; 24,10.11 und 47,12 belegt. 478 43,22; 43,23(bis).25; 45,18.23; 46,4(bis).6(bis).13. -15,5 ist die einzige Stelle, die auf ein genuines Prophetenwort zurückgehen dürfte.

3.2.4.4 Begriffsklärungen

191

Stellen, die sowohl Fohrer als auch Zimmerli für nicht "echt" halten 479 . In Ez 43-46 wird mit dem Begriff "eine nachprüfbare einwandfreie körperliche Beschaffenheit" der Opfertiere bezeichnet 480 . In 15,5 wird D'Dri in der Bedeutung "ganz", "unversehrt" auf das Holz eines Weinstocks angewandt. Ez 28,15 meint demgegenüber die "ungetrübte menschliche Gottesbeziehung" 481 , wie dies auch vereinzelt in der Priesterschrift oder im deuteronomistischen Geschichtswerk begegnet. ~P"1, "Weg", gehört zu den ezechielischen "Lieblingswörtern"482, kommt aber in den FVS nur hier vor. Insbesondere in Ez 18 werden der Weg Jahwes und der Weg des Menschen einander gegenübergestellt. Eine Durchsicht der Stellen läßt erkennen, daß häufig eine Übersetzung mit "Verhalten" oder - noch weiter gefaßt - mit "Ethos" angemessen ist. Es liegt nahe, dieses Verständnis auf Ez 28,15 zu übertragen: "Ohne Fehl warst du in deinem Verhalten". Warum dies die einzige Stelle innerhalb der FVS ist, an der dieser für den ezechielischen Kreis doch wichtige Begriff vorkommt, läßt sich vorerst schwer beantworten: Vermutet werden könnte, Ez 28,15 sei der einzige Text, der von einem ursprünglich unbelasteten Verhältnis zwischen Jahwe und einem Nicht-Israeliten spricht 483 . "QX, hier: "vernichten", "vertilgen". - Piel und Hifil werden oft in prophetischen Gerichtsdrohungen gebraucht, jedoch überwiegend erst ab der Exilszeit484, was entsprechend auch für die "bedingten Fluchdrohungen und die weisheitlich geprägten Erwägungen zum Tun-Ergehens-Zusammenhang gilt. In den FVS des Ezechielbuches kommt nur Hifil vor. Das Verb wird in genuin ezechielischen Texten nie mit by verknüpft 486 . Die unmittelbare Verbindung dieser Partikel mit dem Nomen 487 ist selten 488 .

479 U.a. diese statistische Beobachtung zieht B.Gosse als Beleg dafür heran, daß 28,11-19 ursprünglich auf Jerusalem bezogen gewesen sei (Gosse: 28,11-19). 480 Koch: vollständig sein, 1048. 481 Koch: vollständig sein, 1048. 482 Es kommt 107mal vor. Besonders oft (85mal) wird der Singular gebraucht. 483 Abgesehen davon, daß 14,14.20 außerhalb der FVS stehen, dürften diese Stellen wohl kaum als Gegenbeispiel herangezogen werden: Hier wird ganz offensichtlich auf geprägte Vorstellungen zurückgegriffen. 484 Jes 26,14; Jer 12,17; 15,7; 51,55; Ez 6,3, 28,16; Zef 2,13. 485 Vornehmlich im Heiligkeitsgesetz und in deuteronomistischen Zusammenhängen. 486 Allerdings gibt es vier Stellen, wo mit Hilfe anderer Präposition die Ortsbestimmung "wohin" ausgedrückt wird: 5,4 (bx) "ins Feuer werfen"; 7,19 (3) "auf die Gassen werfen"; 16,5 (bx, Hofal!) "aufs Feld werfen"; 19,12 (b, Hofal!) "auf die Erde werfen" (vgl. außerdem 43,24 [orrby] "... sie [sc. Opfertiere] mit Salz 'bewerfen' [= bestreuen]"). - Außerdem sind noch folgende Fälle belegt: In 18,31 liest man statt einer Ortsbestimmung "wohin" ein cn'bvD ("von euch weg"); in 20,7.8 und in 23,35 wird an das Verb ein Akkusativ-Objekt angeschlossen. 487 Es ist interessant, an dieser Stelle den Blick auf einige statistische Einzelheiten zu richten: Das im Ezechielbuch sehr häufige (ca. 191mal: von textkritischen Einzelentscheidungen abhängig) Nomen Y~iX kommt gleichmäßig über alle Texte verteilt (FVS: 71 Vorkommen) vor. Auffällig ist jedoch der Gebrauch des Artikels: Während die FVS offensichtlich eher die 1 ohne Art. mit Art. mit Suff. Form ohne Artikel bevorzugen, zeigt die übrige Ezechielüberlieferung das gegenteilige Sg. PI. Sg. PI. Bild, so daß hier wieder ein Baustein zur UnFVS 34 4 24 4 5 termauerung der literarkritischen Hypothese zu finden ist, die FVS seien nicht vom Prosonst 23 79 16 1 1 pheten selbst verfaßt.

192

D e r Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

rnxib, Infinitiv constructus

von nx"i, ist eine singuläre Form im Alten Testament 489 und muß ironische Konnotation tragen 490 . Die angemessene Übersetzung lautet dann entweder "zum Ergötzen" oder - neutraler - "als Schaustück"491. Das Partizip492 (ÄE 18a) ist eine sehr seltene Form dieses (auch bei Ezechiel 493 ) häufigen Wortstammes. V"P 4 9 4 , bedeutet im ganzen Ezechielbuch (wenn es mit einem menschlichen Subjekt verbunden ist) zunächst die Ermöglichung der Gotteserkenntnis49S bzw. der Erkenntnis göttlicher Eigenschaften, Handlungen und all dessen, was der Sphäre Gottes zuzuordnen ist 496 . Dieses Erkennen schließt zugleich das Erkennen und Eingestehen-Müssen menschlicher Verschuldung ein 497 . Jahwe erschließt sich dem Erkennenden selber oder tut dies durch Vermittlung. Nur an drei Stellen ist ein davon grundverschiedener Gebrauch des Wortes »"P feststellbar: In 28,18 ist das "Kennen" von Menschen, in 32,9 die "Kunde" von Ländern und in 38,14 die Selbsterkenntnis bzw. Einschätzung der eigenen Lage im Blick. ZUSAMMENFASSUNG

Die sprachlichen Beobachtungen haben ergeben, daß sich (manchmal deutliche) Differenzen zur genuinen Ezechiel-Überlieferung zeigen. Diese Unterschiede fallen aber weniger stark ins Gewicht wie bei anderen FVS.

Eine Hypothese über Pseudonyme Verfasserschaft ist an dieser Stelle daher noch nicht ohne weiteres zu belegen, da wortstatistische498 und strukturelle Beobachtungen zwar

488 Außerhalb der FVS findet sich nur die Verbindung mit I>X: 16,29; 17,4; 19,4; 20,6; 40,2; innerhalb dieser Textgruppe ist beides zu beobachten: mit bx sind 30,25; 31,14.18; 32,18.24 und 38,8, mit bv 28,17; 29,14; 38,11 gebildet. Häufiger zu beobachten ist die Konstruktion y i x ^ a o b v (z.B. 38,14 u.ö.). 489 Zur Form s. Gesenius/Kautzsch § 75 n. 490 Darauf weist der Textzusammenhang hin. 491 S. die Übersetzung S.176! 492 Im Ezechielbuch nur hier belegt. 493 rrxi scheint auch zu den "Lieblingswörtern" Ezechiels gehört zu haben: Der Stamm kommt im Ezechielbuch 113mal (textkritisch bedingte Schwankungen möglich) vor, 36mal davon allein das Abstraktnomen rrx"iD "Vision", "Schauung". Es überrascht, daß dieses "Lieblingswort" in den FVS nur fünfmal (!) zu finden ist, zweimal davon in den Gog-Magog-Texten, zweimal in 28,11-19*, einmal in Ez 32. 494 Nur hier im Ezechielbuch im Partizip Qal! - Zur Wortstatistik vgl. den Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.3.1.2. 495 Hier werden - der opinio communis der Forschung folgend - die Begriffe "Erkenntnis" bzw. "erkennen" gebraucht, obwohl die EF den kognitiven Aspekt nicht im Blick hat. Von da her kommen die Ausdrücke "Erfahrung" bzw. "erfahren" der intendierten Bedeutung wesentlich näher. Ob sich dies jedoch auf alle Stellen übertragen läßt, an denen das Verbum VP gebraucht wird, scheint fraglich. 496 Vgl. 10,20; 36,32; 43,11; 44,23 - um nur einige Stellen zu nennen. 497 Vgl. 16,2; 20,4; 22,2. 498 Einige der hier nicht behandelten Begriffe kommen im Buch weit gestreut vor, allerdings etliche Male mit spezifischer Verteilung (vordergründig am auffälligsten ist das nur hier im Ezechielbuch begegnende "HX). Darauf wird dann gegebenenfalls im Zusammenhang mit anderen Texten der FVS eingegangen.

3.2.4.4 Begriffsklärungen

193

Differenzen zur "genuinen" Prophetenüberlieferung erkennen lassen, zugleich aber die festgestellten Abweichungen sich auch als textbedingte Varianzen deuten ließen. 499

3 . 2 . 4 . 5 FUNKTION UND STRUKTUR DES TEXTES

Anmerkungen zur Gattungsfrageso°: Was die Untersuchung über die stilistische Struktur der Qina ergeben hat, läßt sich nun mit Hilfe der übrigen Schritte der sprachlichen Analyse noch ein wenig genauer fassen: Man hat es mit einem Text zu tun, der aus zwei Hauptteilen, dazwischenstehender "Überleitung" (im folgenden "Zwischenteil" genannt), vorgeschalteter Einleitung (einer Art "Überschrift") und einem Epilog aufgebaut ist. Jeder der Hauptteile enthält außerdem zwei Untergruppen an Aussagen 501 , die sich wieder zu Abschnitten zusammenfassen lassen (s. Abb. 8!).

ABB. 8 Struktur der Qina Die vorliegende Struktur der Qina erlaubt nun unmittelbare Schlüsse auf die Funktion der Einheit: Es geht auf den ersten Blick nicht um Ankündigung zukünftigen Geschehens, sondern um Mitteilung vergangener Ereignisse in der Absicht, gegenwärtig einer breiten Öffentlichkeit vor Augen stehende Wirklich-

499 Mehrfach wurden Beziehungen zu Ez 3; 18; 19; 33 festgestellt. Während noch Fohrer und Zimmerli - zumindest hinsichtlich eines Grundbestandes - an der "Echtheit" dieser Kapitel wenig Zweifel zu zeigen schienen, wird in neuester Zeit gerade an diesen Punkten die Verfasserschaft Ezechiels in Frage gestellt (zuletzt Pohlmann: Frage). 500 Strukturvergleich, Diskussion der Gattungsfrage und Bestimmung des Sitzes im Leben sind ausführlich zu Ez 27 dargestellt. Es erübrigt sich daher ein genaues Darstellen dieses Punktes. Lediglich die wichtigsten Folgerungen werden wiedergegeben. 501 Damit ist das bereits von HJahnow beschriebene Schema "Einst und Jetzt" (Jahnow, 99) auch für Ez 28,12.19 bestätigt.

194

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

keit als Folge jener Ereignisse verstehbar werden zu lassen. Der einzelne, welcher davon unmittelbar betroffen ist, steht im Blickpunkt des Interesses dieser Öffentlichkeit. Sein Geschick wird als Folge eines Strafhandelns Jahwes gedeutet. Nicht erst durch die Situationsvorgaben der vorgeschalteten Redeeinleitung ("und sprich zu ihm", v 12baj), sondern bereits durch die durchgängige Du-Anrede wird eine Spannung aufgebaut: Als gegenwärtig gültiger Zustand wird nämlich die Nicht-mehr-Existenz des Angeredeten festgestellt502. Man hat es also mit der Anrede an einen Toten zu tun. Dies ist zwar ein für die Leichenklage charakteristisches Stilelement 503 , kommt allerdings meist nur in kurzen Ausrufen, selten in ganzen Klageliedern vor. Zwei unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten des Phänomens sind denkbar: 1. Die vorausgesetzte Situation ist fingiert: Der Text wurde zu einem Zweck verfaßt, der nicht dem Sitz im Leben einer Qina entspricht. 2. Die Gattung der Qina ist funktionsatypisch verwendet. Beide Erklärungsmodelle tragen die Voraussetzung in sich, daß die geschilderten Ereignisse (noch) nicht stattgefunden haben. Diese Spannung stellt den Schlüssel zum Verständnis der Funktion des Textes dar: Indem das Geschehen - obwohl es sich offensichtlich noch nicht ereignet hat - als ein bereits vergangenes geschildert wird, soll es als sicher in der (nächsten) Zukunft eintreffend erscheinen. Somit wird aus dem Trauergesang eine Unheilsankündigung. Hinsichtlich der Adressaten des Textes dürfte damit klar werden, daß in erster Linie nicht der in v 12 Angeredete gemeint ist, sondern die in v 19 genannten "mittelbar Betroffenen" 504 . Wie auch in Ez 28,1.2.7*.8-10 liegt hier das Interesse darin, zukünftiges Geschehen anzukündigen, das für den Adressaten einen unwiderruflich negativen Ausgang nehmen wird UND - und das ist die Akzenterweiterung gegenüber jenem Text - die eigentlichen Adressaten davon zu überzeugen, daß dies auch wirklich eintreffen wird. Durch das Stilmittel der Qina wird dieses Ziel erreicht. Alle sprachlichen Indizien deuten also darauf hin, daß die Gattung der Qina hier funktionsatypisch verwendet ist505, es handelt sich um eine nachgeahmte Qi-

502 Darauf verweist auch die Ergänzung in v 19b: "irm. 503 Nach HJahnow sind in der direkten Anrede an den Toten Reste alter animistischer Vorstellungen greifbar (Jahnow, 100). Ob jedoch der von HJahnow implizit vorausgesetzte Leib-Seele-Dualismus ("würde seine Seele nicht in der Nähe des toten Körpers vorgestellt, dann wäre nach antiken Begriffen eine solche Anrede sinnlos"; Jahnow, 50) ohne weiteres für die israelitischen Anschauungen über Verstorbene zutrifft (vgl. Ps 6,6), scheint fraglich. Wie die alttestamentlichen Beispiele (vgl. II Sam 1,26; 3,33; Ez 19,2.10) nämlich zeigen, ist eine derartige Übertragung griechisch-hellenistischen Gedankenguts auf das alte Israel überhaupt nicht nötig. 504 Mit Recht betont H.Graf Reventlow die enge Beziehung der Formulierung Txrl>i zur Formel D ^ n welche die Zeugenschaft Dritter an einem Geschehen bezeichnet: "es gibt keine unbeteiligten Zuschauer" (Reventlow: Völker, 40). 505 Damit hat HJahnow recht, die festgestellt hat, daß im Buch Ezechiel nur epigonale Formen dieser Gattung anzutreffen seien: Sie spricht von übertragener Anwendung

3.2.4.5 Funktion und Struktur des Textes na506.

195

Sitz im L e b e n und Kommunikationssituation haben miteinander nichts zu

tun. Vielmehr muß davon ausgegangen werden, daß - ähnlich wie etwa bei der Totenklage in A m 5 , l f - das Klagelied eine verschärfte Form prophetischer U n heilsankündigung sein möchte, welche das sichere Eintreffen betont 5 0 7 . Anmerkungen

zum Horizont:

Im Unterschied zu Ez 28,1-10* fällt auf, daß deutli-

che Hinweise auf eine Kontexteinbindung der Qina fehlen - im Gegenteil: Erst die Einleitung leistet die Verknüpfung mit den übrigen Tyrustexten. Strukturelle und semantische Einzelzüge verweisen vielmehr auf andere Stücke des Ezechielbuches: 3; 18; 33 (von der Bedeutungsseite her) und 19 (von der Ausdrucksseite her) beschreiben den literarischen Horizont 5 0 8 . 5 0 9

3.2.5 Ü b e r l i e f e r u n g u n d R e d a k t i o n 5 1 0 3 . 2 . 5 . 1 D I E F R A G E NACH DER URSPRÜNGLICHEN

VERKÜNDIGUNGSSITUATION

Geht man zunächst vom Text der eigentlichen Qina aus, so stellt sich die Frage nach der ursprünglichen Verkündigungssituation. Wie die Untersuchung der Bedeutungselemente des Textes gezeigt hat, weisen einige Begriffe und Wendungen der Qina auf Texte hin, die von Fohrer und Zimmerli dem Propheten zugewiesen werden 511 , andere wiederum nicht 512 . Einige der hier nicht unter-

und von "Auflösung der charakteristischen Merkmale der Gattung (Jahnow, 197). 506 HJahnow, die von einer völlig anderen literarkritischen Einschätzung des Stückes ausgeht (vgl. Jahnow, 223-228), meint am Ende ihrer Darlegungen, "die Gattung des Leichenliedes" habe "es nicht vermocht, diesem Gebilde ihren Stilcharakter deutlich aufzuprägen". Dieses Urteil kann nicht aufrecht erhalten werden. 507 Zunächst gilt dies für den Text sowohl mit wie auch ohne vorgeschalteter Redeeinleitung. Durch letztere wird nur die Festlegung auf einen bestimmten Adressaten erreicht (zum Problem des Verhältnisses beider Textteile wird im Punkt "Redaktionskritik" Stellung genommen, s.u.!). 508 Das heißt noch nicht, daß diese Kapitel vom gleichen Verfasser stammen müssen. 509 Auch B.Gosse hat diese Bezüge erkannt und will deshalb den ursprünglichen Text der Qina (er übernimmt dies offenbar von P.-M.Bogaert [vgl. Bogaert: Montagne, bes. S.144-146.152f]) auf Jerusalem bezogen wissen (Gosse: 28,11-19, 38) und zwischen Ez 18 und 19 stellen (Gosse: L'emploi, 25). Den Text von Ez 28,11-19 erklärt er neuerdings (Gosse: L'emploi im Unterschied noch zu Gosse: 28,11-19) dadurch, daß er sich ursprünglich auf den Hohenpriester von Jerusalem bezogen habe. 510 Fragen der Motiv- und Traditionskritik sind in der Semantik zu finden. 511 Auf Ez (3) 18 und 33 verweisen: der Stamm p n (v 12), i n (v 15), nnbny (v 15), Korr (v 16). Auf Ez 19 verweisen nna (hier jedoch in der sonst im Ez-Buch nur in 28 begegnenden festen Wortverbindung •£> rrai, s. 3.1.3.2!), das Hitp. von lirr, ibtü (v 17). 5 1 2 Dmrt, s r M t i , m t r - p x , w ^ n x ,

r n o D , n x b o , i n ( i m d a r g e s t e l l t e n S i n n e ) , n r » , X"G ( b e s .

im Nifal), 3"i"o, rruJDD, eron (hier auf die Gottesbeziehung angewandt!), xxd, y-ix-ijy Formen von rixi, die deutlich vom ezechielischen Gebrauch abweichende Verwendung des Begriffes y i \ Man beachte, daß sich unter den aufgelisteten Begriffen überproportional viele (allgemein sehr seltene) Fachausdrücke befinden.

196

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

suchten Ausdrücke kommen über das ganze Buch gestreut vor 513 . Eine eindeutige Entscheidung bezüglich der Verfasserfrage ist demnach nicht zu fällen 514 . Bevor diese Frage angegangen wird, soll ein bislang in der Schwebe gehaltener Punkt 515 präzisiert werden: Das Verhältnis von Redeeinleitung und Qina. Wenn man nach den literarischen Beziehungen zwischen v ll-12aa und dem daran anschließenden Stück fragt, so ist auf die Punkte zu achten, durch welche die Redeeinleitung und der Qinatext miteinander korreliert werden: Als einziger Punkt bleibt hierfür die Aufforderung rrrp KW an den Sprecher, denn durch Stil und Struktur des Folgetextes wird eine eindeutige Beziehung zur Redeeinleitung hergestellt 516 , nicht jedoch durch die Nennung des Adressaten. Daher ist anzunehmen, daß die Redeeinleitung dem Text erst nachträglich vorangestellt worden ist - zumindest die Benennung des Angeredeten, da diese keinen Haftpunkt im Text hat (will man genau sein, so hat mit Ä E 17c höchstens die Adresse "gegen einen/den König" eine Entsprechung in der Qina). Denkbar wären zwei Modelle: 1. Die Qina besaß überhaupt keine Einleitung 517 . Erst als der Text in die Ezechielüberlieferung eingebunden werden sollte, wurde eine Verdeutlichung notwendig. 2. Die Qina wurde zusammen mit der vorliegenden Einleitung ohne den Namen n s überliefert, so daß die Anrede entweder ib niDXi -\ba~bv rn-p x » 5 1 8 gelautet oder anstelle des vollen Namens ein Kürzel oder eine unleserliche Textstelle gehabt hätte 5 1 9 .

513 Di", ins, Tin, -nx, "D-1, y-ix, nv (dazu s.z. 25,7!), DDW. 514 M.E. ist es zu einfach, wenn P.-M.Bogaert eine Art "Urtext" zu rekonstruieren versucht, der zunächst auf Jerusalem bezogen gewesen ("Un tel oracle convient parfaitement contre Jerusalem", Bogaert: Montagne, 145), durch den Redaktor vom ersten Teil des Ezechielbuches in den zweiten verlegt worden sei (Bogaert: Montagne, 147) und "ultérieurement retourné contre Tyr" (Bogaert: Montagne, 146). Die "Vertreibung aus dem Paradies" ("L'exil du paradis", Bogaert: Montagne, 146) habe im Urtext das Babylonische Exil bedeutet. Bei dieser Lösung werden die verschiedenen textlichen Probleme, vor allem die sich aus der Qina-Struktur ergebenden, ungenügend erklärt. 515 Vgl. die Ausführungen am Ende von 3.2.3.1! 516 Man beachte folgendes: In der Einleitung zur Literarkritik wurde dargetan, daß die Herausarbeitung des literarisch ältesten Textes von eben dieser Selbstbezeichnung des Textes als Qina ausgehen könne. Jetzt aber wird behauptet, daß dies der einzige Punkt sei, an dem beide Textteile miteinander verbunden seien. Man könnte einwenden, daß dies ein unzulässiges Verfahren sei. Tatsächlich handelte es sich um einen Zirkel, wenn der Schritt der sprachlichen Analyse nicht ergänzend das Bild präzisiert hätte: Dort zeigte sich nämlich die Bestätigung der Vorannahmen der Literarkritik, daß v 12-19* mit Recht als Qina zu bezeichnen waren. 517 Da sie von vornherein schriftlich abgefaßt worden sein muß, erscheint ein nachträgliches "Abbrechen" einer Redeeinleitung als nahezu unwahrscheinlich. 518 In diesem Falle würde man dann wohl eher "iborrbv erwarten. 519 Das Problem der Namensabkürzungen ist sehr strittig. Ob es solche Fälle im Alten Testament gegeben hat, ist in Zweifel zu ziehen. Ausdrücklich hat G.R.Driver dies behauptet: "Proper names of persons and places, especially those which occur often, seem to have been commonly abbreviatet [...]" (Driver: Abbreviations, 121). Driver führt Beispiele aus der Zeit ab Arnos auf (Am 3,9 - ob hier Driver recht hat, muß sehr bezweifelt werden); Häufungen soll es dann etwa ab Jeremia gegeben zu haben.

3.2.5.1 Frage nach der urspr. Verkündigungssituation

197

Problematisch an Modell 1 ist, daß damit nicht erklärt werden kann, warum die Qina sich plötzlich im Kontext der Fremdvölkersprüche als Klagelied über den tyrischen König wiederfindet: War dies reiner Zufall? Warum dann die Differenzierungen zwischen -nx "VM in 28,2 und n ^ ibo in 28,12? Modell 2 erscheint wesentlich wahrscheinlicher: Es ist durchaus denkbar, daß ursprünglich Zedekia im Blick gewesen ist520. War der Name unleserlich521, dann ist eine Umdeutung auf den "König von Tyrus" möglich geworden; vor allem ist dies denkbar bei Kreisen, die kein Interesse an der Applizierung des Textes auf den judäischen Herrscher hatten 522 . Gestützt wird diese Hypothese durch die Beobachtung, daß auch in der Einleitung zu Ez 19 eine konkrete Adressatenangabe unterbleibt; die Differenzen von G und MT an dieser Stelle 523 beweisen, daß nachfolgende Generationen solches Fehlen als Problem empfunden haben. Der als Modell 2 geschilderte Fall liegt also durchaus im Rahmen des Möglichen. 1. Es ist damit zu rechnen, daß der Grundbestand der Qina (ohne die Präzisierung in der Einleitung) auf den Propheten selber zurückgehen könnte. Wie die sprachliche Analyse nahelegt, ist die gegenteilige Annahme zwar wahrscheinlicher; es könnte aber in einem solchen Fall - mangels sicherer Gegenbeweise die Verfasserschaft Ezechiels angenommen werden. Dann ist nach dem ursprünglichen Ort der Qina im Rahmen der Verkündigung Ezechiels zu fragen. Wie bereits oben diskutiert, muß das 19. Kapitel des nach ihm benannten Buches zum Vergleich herangezogen werden. Da sich dort die einzigen Hinweise auf den Adressaten nur in der Uberschrift finden, werden die zeitgeschichtlichen Bezüge erst dann eindeutig, wenn man 19,1 in die Interpretation mit einbezieht. Während nun Ez 19 sehr viele derartiger Bezüge aufweist, fehlen solche in der Qina in Ez 28 fast völlig. Auch hier gibt erst die Überschrift einen - deutlichen - Hinweis. Führt man den Text des Klageliedes auf den Propheten Ezechiel selbst zurück, dann spricht sehr vieles dafür, daß die Qina ursprünglich (wie Ez 19*) auf den judäischen König gemünzt war in der Absicht, die theologische Dimension in die Klage über das Scheitern Zedekias einzubringen. 2. Genausogut könnte man annehmen, verfaßt, sondern einer seiner "Schüler".

der Prophet selbst habe die Qina

nicht

Wie schon oben festgehalten, sprechen ja die semantischen Hinweise eher für diese Lösung. In diesem Falle muß davon ausgegangen werden, daß der Verfasser auf der Grundlage von Ez 19 seinen Text formal gestaltet habe. Ob nun Fall 1 oder Fall 2 zutrifft - von einer ursprünglich mündlichen Verkündigungssituation darf man sicher nicht ausgehen: Wortgebrauch, stilistische Formung, Aufbau und Aussage sprechen dagegen. Hier ist jemand am Werk

520 Hier soll nochmals hingewiesen werden auf Jer 22,24f, wo der Vergleich Jojachins mit einem "Siegel an der Rechten Jahwes" begegnet - es handelt sich also um eine geprägte Vorstellung, die hier übernommen worden sein könnte. 521 Die Möglichkeit der Abkürzung kommt m.E. eher nicht in Betracht. 522 Immerhin wird das Siegel als mit den hervorragendsten Eigenschaften ausgestattet geschildert: ""D* sei es gewesen und D'Dn in seinem Verhalten. - Ob man dies Zedekia hat zubilligen wollen? 523 Vgl. BHS Anm. c zu 19,1!

198

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

gewesen, der lange an der kunstvollen Gestaltung der Qina gearbeitet haben muß. Der Text wurde dann durch die Ergänzung in der Redeeinleitung auf den tyrischen König gemünzt524.

3 . 2 . 5 . 2 REDAKTIONELLE EINBINDUNG

3.2.5.2.1 Untersuchung der einzelnen Ergänzungen Da Ez 28,11-19 eine komplizierte Entstehungsgeschichte besitzt, lohnt sich die Frage nach der Intention der einzelnen Ergänzer, die das Stück mitgestaltet haben. Denn jeder von ihnen drückt durch seine Einfügung ein spezifisches Neuverstehen aus, was letztlich bis hin zur heute fast allgemein vertretenen Forschungsmeinung führt, man habe es mit einem durch und durch mythologisch gefärbten Text zu tun, der durch seine Beziehung zu Gen 2f wichtige Aufschlüsse über Entstehung und Traditionshintergründe der (jahwistischen?) Schöpfungserzählung biete. Infolgedessen zielt die Diskussion meist auf die Frage, wo der überlieferungsgeschichtlich "alte Kern" zu finden, wie die traditionsgeschichtliche Beziehung zwischen beiden Texten zu fassen und wie man dann die Schöpfungserzählung der Genesis literarisch zu beurteilen habe525. Die bisherige Untersuchung hat eindeutig ergeben, daß man - zumindest auf der frühesten literarischen Stufe des Ezechieltextes - diese Fragen negativ beantworten muß, da das "Klagelied vom verworfenen Siegel" keinerlei Bezüge zu Gen 2f erkennen läßt. Denkbar ist dies jedoch auf einer späteren Redaktionsstu-

524 Diese These ist in ihrer Stoßrichtung (ursprünglicher Bezug auf Israel) nicht neu: P.M.Bogaert (vgl. Anm.514!) und - ihm folgend - B.Gosse (am ausführlichsten Gosse: 28,11-19) vertraten sie. B.Gosse begründet seine Sicht mit der Beobachtungen, daß sich gewisse Wendungen des Textes nur in Ez 26,1-28,10 finden lassen; diese Wendungen geben nach Gosse Hinweise auf die Endredaktion ("rédaction définitive") des Ezechielbuches, der an dieser Einbindung von 28,11-19 in den Kontext der Tyrusworte gelegen habe. Zu solchen Wendungen zählt Gosse u.a. das Adjektiv i i r , das nur noch in 27,22 belegt ist (Gosse: 28,11-19, 31f; der Stamm begegnet allerdings auch noch in 22,25, was Gosse unterschlägt), den Ausdruck rrran xbo, der "une sagesse commerciale" sei (Gosse: 28,11-19, 33), und den Begriff n i m . Die Septuaginta habe aber einen "état primitif du texte" überliefert, in welchem noch "Jérusalem était concernée" (Gosse: 28,11-19, 34). Nach dem Fall von Jerusalem sei aber dieser Text für die Redaktion unerträglich geworden, da ihr an der Verkündigung der Heilshoffnung gelegen habe (sehr deutlich hier Bogaert: Montagne, 146: "l'oracle aura paru d'une sévérité insoutenable"!) Als Begründung für die "Umwidmung" stellt Gosse die Frage in den Raum: "On peut se demander si l'oracle de 28,24-26 n'était, dans un premier temps, un oracle de salut tendant à effacer la terrible condamnation de 28,11-19." [Gosse: 28,11-19, 37]). Die Bogaert-Gosse-These aber vernachlässigt in unzulässiger Weise das allmähliche Wachsen des Textes. In Verkennung der literarischen Geschichte werden nach wie vor aus dem Vorkommen "nombreux éléments cultuels" im ursprünglichen Text weitreichende Konsequenzen gezogen bis hin zur These, "la création même de Jérusalem était mise en cause en Ez 28,11-19." (Gosse: 28,11-19, 38). 525 Darauf liegt wohl im Moment das Hauptgewicht, was angesichts der verwirrenden Diskussion um die Entstehungsgeschichte des Pentateuch auch verständlich erscheint.

3.2.5.2.1 Untersuchung der einzelnen Ergänzungen

199

fe 5 2 6 . Macht man sich dies bewußt, so sind die Konsequenzen für die Einschätzung des Verhältnisses beider Texte äußerst sorgfältig abzuwägen. Grundsätzlich sind nämlich drei Möglichkeiten anzunehmen: 1. D e r Genesistext ist literarisch und traditionsgeschichtlich der ältere Text: Dann sind die Einfügungen in Ez 28 möglicherweise durch die Kenntnis der Sündenfallerzählung bedingt. 2. Gen 2f ist traditionsgeschichtlich gleichzeitig oder jünger als Ez 28: Dann muß die Erzählung von einem Verfasser stammen, der exilischnachexilisch anzusetzen ist. In diesem Falle müßte man entweder dem Jahwisten den Text absprechen 527 oder eine Spätdatierung der Quellenschrift 528 vornehmen. 3. Beide Texte haben auf keiner ihrer literarischen Stufen nachweisbare Abhängigkeiten: In diesem Falle ist auch eine Interpretationsmöglichkeit des einen durch den andern Text ausgeschlossen. 1. Zur Ergänzung

in v

]3aa^

,

rrTT D" nbx~ia "i-yn ist ein invertierter Verbalsatz mit dem Zustandsverb im Perfekt. Der Ortsname "p5>529 mit lokal verwendetem 3 wird durch die in Apposition stehende Status-constructus-Verbindung (bestehend aus konkret-unbelebtem Nomen und Gottesbezeichnung) näherbestimmt. Das Subjekt der Äußerungseinheit entspricht dem aus v I2bß, wodurch die Einfügung in den Kontext erreicht wird. Textpragmatisch gesehen ist v 13aaj Prädikation zum Subjekt des vorausgehenden Versteiles und hat die Funktion, eine in der Exposition der Qina vermißte Näherbestimmung des Ortes einzutragen. - Das Nomen "py kommt nur an nichtezechielischen Stellen des Buches vor 530 . Der von "py "schwelgen", "ein Wohlleben führen" 531 abgeleitete Eigenname symbolisiert - ähnlich unserem Wort "Paradies" - Vorstellungen eines von Belastungen, Entbehrungen, Ängsten, Leiden und Sterben freien Ortes. Da die Alltagserfahrung lehrt, daß dem Menschen ein so geartetes Leben nicht verfügbar ist, wird der Ort in unerreichbare Ferne verlegt 532 . 533 Der Begriff 13

526 Meist wird dies nicht erkannt. Auch die neuesten Untersuchungen befassen sich eingehend mit dem Verhältnis beider Texte, kommen aber zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: V.Seters z.B., der sich mit der Aufarbeitung eines neu aufgefundenen babylonischen Dokuments befaßt (veröffentlicht durch: Meyer, Werner R.; diskutiert von Müller, Hans-Peter: Menschenschöpfungserzählung; v.Seters ist im übrigen der Meinung, dieser Text "says nothing about the primeval iniquity or fall of the king from favor" [Seters: Craetion, 339]), meint, "that behind the biblical texts of Genesis, Ps 8 and Ez 28 there are two quite distinctive conceptions of creation [...] There is no basis for reconstructing a primitive myth about an Urmensch who is the origin and patriarch of both mankind in general and the king in particular." (Seters: Craetion, 338). 527 Zumindest die Stücke, in welchen man die Beziehungen zu Ez 28 zu finden glaubt. 528 Etwa nach dem Konzept von J.v.Seters (vgl. z.B. Seters: Abraham, 310): "[...] that the Yahwist Version of the tradition dates to the exilic period". 529 V liest deliciae; die syntaktische Struktur des MT deutet auf ein nomen proprium. 530 31,9.16.18; 36,35; vgl außerdem 27,23 (MT): TT?]! 531 Kedar-Kopfstein, 1055. 532 B.Kedar-Kopfstein zeigt auf, daß dies sowohl in zeitlicher wie auch in örtlicher Hinsicht gilt (Keder-Kopfstein, 1055).

200

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

("Garten") findet sich an fast den gleichen Stellen wie der Eigenname534, wird auch oft mit letzterem verknüpft: Diese Bezeichnung soll, im Unterschied zur Wortverbindung nicht auf mesopotamische, sondern auf altkanaanäische Vorstellungen zurückgehen 535 . Wenn dies zutrifft, so zeigt die Zusammenstellung beider Elemente in Ez 28,13 eine religionsgeschichtlich späte Stufe an. Bereits A.Brock-Utne hat die verschiedenen Ausprägungen der "Gottesgartenidee"536 dargelegt: Fruchtbarkeit, die Verbindung mit "Eden" und eine sich darin abspielende Tragödie, die ihre Wurzeln in der Sünde hat. Verbreitet sind Einzelzüge (auch in Ez 28 anzutreffen): Schöpfung, Weisheit, Cherubim (!). Was in der Tradition variiert, sind die genaue Bezeichnung537, Lage538, Aussehen 539 , Bewohner540 und Ablauf der Tragödie541. Sollte Brock-Utne - einmal von den literarischen Entscheidungen abgesehen - im Kern dieser Thesen recht haben, so dürfte der Grund für die Einfügung in den Kontext sich als traditionsgeschichtlich motiviert erweisen: Die im Text der Qina vorhandenen542 Elemente wurden als zur "Gottesgartenidee" zugehörig verstanden. Nachdem die Ortsdeixis vermißt worden war, bot sich daher die Nennung des Gottesgartens samt der Identifikation mit Eden an. Der Verfasser dieser Ergänzung las also bereits "mythologisch". 2. Die Ergänzung in v 14b: Wie im Rahmen der Literarkritik dargelegt wurde, lautete die Ergänzung zunächst: rrTT DTibx Inn. Dabei handelt es sich um einen invertierten Verbalsatz, der durch seine Wortstellung die in Form einer Status-constructus-Verbindung stehende Ortsdeixis hervorhebt. Dadurch erhielt die Ergänzung fast dieselbe syntaktische Gestalt wie ÄE 14b. Da das Subjekt das gleiche wie in den ursprünglichen Äußerungseinheiten ist, fügt sich die Erweiterung gut in die Satzreihenstruktur ein.543 Die Ergänzung hatte die Funktion, eine bis dahin noch fehlende Näherbestimmung des Ortes nachzutragen. Mit der Erwähnung des "Berges Gottes"544 muß demnach eine bestimmte Intention verbunden worden sein. - Der

533 Diese Vorstellung ist gemeinsemitisch: Man vergleiche z.B. KTU 1.6.I.5f, wo dem den Menschen unerreichbaren Göttersitz "paradiesische" Eigenschaften zuerkannt werden. 534 28,13, 31,8.9; 36,35. 535 Jacobs-Hornig, 39f. 536 Brock-Utne, 129. 537 Jahwegarten, Gottesgarten, Garten Eden, Eden. 538 Berg (Ez 28), Libanon (Ez 31), "im Osten" (Gen 2,8). 539 Obstgarten (Gen 2f), Wald (Ez 31). 540 "Prachtvoller Urmensch" (Ez 28), zwei einfache Gartenarbeiter (Gen 2f). 541 Vertreibung der Bewohner (Gen 2f; Ez 28), Zerstörung des Gartens (Ez 31). 542 N.B.: ursprünglich so nicht gemeinten! 543 Der Versuch N. Wyatts, die Status-constructus-Verbindung zu trennen, ist ohne Textgrundlage: Die syntaktische Stellung Ortsdeixis - Subjekt - Verb ist zu ungewöhnlich (Wyatt, 415, bes. Anm. 25). Seine Interpretation geht zurück auf Mettinger. Wyatt aber übersieht, daß Mettinger, der das onp beibehält und dieses in orilj umvokalisiert, die Status-constructus-Verbindung mit "Heiliges (Eigentum) Gottes" (holy property of God) übersetzt (Mettinger: King, 271, Anm. 16), wodurch die Trennung möglich wird. 544 Zur Begriffsklärung s. die folgenden Ausführungen. Vgl. auch Levenson, 7-36!

3.2.5.2.1 Untersuchung der einzelnen Ergänzungen

201

Begriff Iii kommt im Ezechielbuch 47mal vor, jedoch meist nicht im Singular (wie hier und in Kapitel 3S545); der Plural begegnet vor allem546 in 31f; 36 und in den Gog-MagogTexten547. Die Wortverbindung DTiiWirr548 mit nicht determinierter Gottesbezeichnung ist singulär im Alten Testament. Was ist damit gemeint? Denkbar sind - man beachte die von Clifford behauptete Beziehung zu Jes 14550 - zwei Deutemöglichkeiten: "Gottesberg" (womit der Zion gemeint wäre) und "Götterberg" (der in Jes 14,13551 genannte -rvitr-in)552. Es verbietet sich von vornherein, DTtbx'irr553 gleichzusetzen mit a^nbxmrr 554 , da letzteres eine Festlegung des Numerus impliziert und traditionsgeschichtlich mit Sinai/Horeb identifiziert wird. Diese Tradition555 hat dann "in Verschmelzung mit kanaanäisch-phönizischer Tradition" unter Aufnahme des Zaphonmotivs556 dem Zionsberg die Rolle des Gottesberges übertragen. Diese Stufe findet sich z.B. in Ps 48,3. Leider gibt keine der einschlägigen Untersuchungen Auskunft darüber, warum nur hier in Ez 28 eine Determination der Gottesbezeichnung unterbleibt. Daß dies jedoch seit alters ein Problem bedeutet hat, macht die Zufügung des Bio deutlich, denn dadurch wurde der Berg mit dem Zion gleichgesetzt557. Der Grund für diese Ergänzung wird erst dann verstehbar, wenn man Ez 28,1-10* in die Überlegungen mit einbezieht. Dort war ja die Ortsbestimmung (v 2) so formuliert, daß auf die "Götterwohnung" angespielt wurde. Es ist anzunehmen, daß die Einfügung in Ez 28,14.16 erfolgt ist, um beide Stücke (Unheilsankündigung und Qina) auf denselben Nenner bringen zu können. Daß im Unterschied zu v 2 dann der "Berg" genannt wird, hat seinen einfachen Grund im "Hinabschleudern" in v 17. Dem Ergänzer war demnach die Lokalisierung der "Götterwohnung" auf dem "Göttersberg" bekannt. Verknüpft man diese Überlegungen mit denen zur Überlieferungsge-

545 Dort öfters in der Wortverbindung "i'sann. 546 Die 18 Belege außerhalb der FVS verteilen sich ziemlich gleichmäßig: 6,2.3(bis).13; 7,7.16; 18,6.11.15; 19,9; 22,9; 33,28; 34,6.13.14(bis); 37,22; 43,15. 547 In 35,8, wo MT ebenfalls den Plural liest, ist der Ausdruck zu streichen (vgl. den ursprünglichen Text der G!). 548 Zur Gottesbezeichnung s. unter 3.1.3.2. 549 Ps 68,16 ist kein Gegenbeweis, da der Psalm zum "elohistischen Psalter" gehört und deshalb mrr"irr gelesen werden muß. - Dan 9,20 findet sich ein "rrbx ttnmn. 550 Clifford, 173. - Jes 14 hat - ebenso wie Ez 28 - eine Fülle unterschiedlichster Deutevarianten hervorgerufen (vgl. z.B. Craigie: Helel; Etz; Grelot: Isai'e XIV 12-15). 551 Wie Craigie: Helel darzutun versucht, stehen hinter Jes 14,12-15 ebenfalls aus dem ugaritischen Bereich stammende Motive: "The most suitable explanation of the admittedly close parallels between the Greek Phaethon myth and the Hebrew Helel account would seem to lie in the independent use and adaption in both Greek and Hebrew literature of an earlier Athtar myth." - Zu Jes 14 vgl. Höffken: Untersuchungen, 224-229, und Gosse: Isai'e; die m.E. den Stand der Forschung wiedergeben. 552 M.W. zuerst bei Gray, John: Legacy, 21 Anm.7, dem Zimmerli: BK, 685, folgt. 553 Nur in Ez 28,14.16! 554 Ex 3,1; 4,27; 18,5; 24,13; I Reg 19,8. 555 Dies betont Zimmerli: BK, 685, mit Recht. 556 Vgl. Lauha: Zaphon, 42f; Pennacchini, 69-71; Wanke: Zionstheologie, 65f; und schon Eißfeldt: Baal Zaphon, 21. 557 Vgl. Ps 48,2.

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

schichte der Qina, so liegt der Schluß nahe, der Ergänzer sei dieselbe Person wie derjenige, welcher den Tyrusnamen in der Überschrift untergebracht hat: Ihm lag an der Verbindung zwischen 28,1-10 mit dem Text der Qina. - Die Einfügung des ttnp geschah erst nach einer gewissen Zeit der schriftlichen Weitergabe des Gesamttextes, weil die Erwähnung eines "Götterberges" anstößig geworden war.

3. Die Ergänzung in v 16a: Diese Ergänzung hat die Funktion, das in v 15 stehende nribiy zu erklären. Zu diesem Zweck werden Elemente aus Ez 27 aufgegriffen und in einem summarischen Satz dem xtsrrm vorangestellt. Die Wortverbindung 313 558 ist sonst nicht belegt. Dagegen wird das Verb x i > D 5 5 9 bei Ezechiel häufiger verwendet, einige Male findet es sich wie hier mit 561 DDn 5 6 0 verbunden . Es hat hier transitive Bedeutung und zieht ein Akkusativ-Objekt ohne 562 nx nach sich . Da sowohl DDn als auch Abstrakta sind, wird xbo hier übertragen verwendet: Da das "Innere" (Tin) mit DDn erfüllt ist, steht die Unabänderlichkeit des Strafhandelns Jahwes fest.

4. Die Ergänzung in v 16b: Diese Ergänzung greift auf die entsprechende Passage in v 14 zurück. Das Subjekt der nun vorausgehenden Ä E 16a wird als Akkusativobjekt aufgegriffen. Subjekt der Erweiterung ist das redende Ich Jahwes. Die Funktion ist klar: Eine dem Handeln des Cheruben entsprechende Tat Jahwes soll eingetragen werden. Die Stellung des Nachtrags verschiebt den Sinn der gesamten Aussage, da nun der Cherub - wie es der Tradition eher entspricht nur noch Vollstreckungsorgan der Gottheit ist. Der Ort der Einfügung bot sich von der Entsprechung in v 14 her geradezu an: Der Götterberg als Aufenthaltsort des Angeredeten hatte ihm gleichsam göttliche Privilegien verschafft. Durch die Vertreibung 563 werden diese entzogen. Dem Cheruben kommt im jetzigen Zusammenhang nurmehr die Aufgabe zu, den Verworfenen aus seinem besonders qualifizierten Umfeld zu entfernen, ihm gleichsam die Insignien seiner Göttlichkeit zu entreißen.

558 559 560 561

Die Stämme un i m (Ausnahme: 17,4) begegnen überwiegend in den FVS. Zur Schreibweise s. Textkritik! Kommt bei Ezechiel verbal (22,26) und nominal (7,11.23; 8,17; 12,19; 45,9) vor. 7,23; 8,17. Außerhalb des Ezechielbuches findet man die Verbindung stets als Begründungselement für Jahwes Strafhandeln: Weil die Erde mit DDn erfüllt ist, wird Jahwe sie verderben (Gen 6,11.13); weil die Reichen (die Stadt) mit DDrr erfüllen, wird Jahwe sie schlagen (Mi 6,12f); wer Jahwes Haus mit DDrr und Betrug füllt, wird sterben (Zef 1,9). Umgekehrt wird dies in der Gebetssituation (Ps 74): Jahwe (elohistischer Psalter!) soll eingreifen, weil die "Ecken des Landes" voll sind mit DDn.

562 Vgl. auch Jer 51,11; Ez 8,17. 563 Zum Verb ^ n s.o. zu 28,7! - Sicher ist die Verwendung dieses Verbums durch den Einfluß von 28,1-10* bedingt wie auch durch die Aussage über den Götterberg: i>i>n I besitzt ja auch die Bedeutung "entweihen".

203

3.2.5.2.1 Untersuchung der einzelnen Ergänzungen

5. Die Ergänzung in v 17a: In seiner syntaktischen Gestalt ist diese Aussage Ä E 17a nachgebildet 564 . Allerdings ist das grammatikalische Subjekt ein anderes als das im Vordersatz; vom semantischen Aspekt her ist es jedoch das gleiche 565 . Dennoch fällt auf, daß erstmals an dieser Stelle im zweiten Qinateil das Du des Angeredeten Handlungsträger 566 ist. Die Ergänzung unterbricht dadurch die klare Struktur des Grundtextes. Die Funktion auch dieser Erweiterung wird durch den Zusammenhang mit 28,1-10* erhellt 567 : Hier wie dort spielt die Verbindung der beiden "lyrischen Eigenschaften" Schönheit und Weisheit die Hauptrolle.

6. Die Ergänzung in v 18a: Diese Erweiterung fällt aus dem Rahmen der sonstigen Ergänzungen, da sie offenkundig zu summieren versucht. Wahrscheinlich hatte man eine spezifische Begründung für das eintreffende Unheil vermißt, das ja als recht schwerwiegend empfunden worden sein muß. Im jetzt vorliegenden Text ist eine vierfache Abstufung erkennbar: "Verstoßung vom Götterberg" und "Vertreibung aus der edlen Umgebung" stellen den Entzug einstiger Vorrechte dar; "Hinabschleudern auf die Erde" und "Zur-Schau-Stellung" bedeuten Entehrung. Für jeden einzelnen dieser Akte erwartete man wahrscheinlich eine eigene Begründung. Dem "Hinabschleudern auf die Erde" hatte bereits in der Qina das "Herz-Erheben" entsprochen. Dem "Zur-Schau-Stellen" (durch welches die Schönheit der Verachtung preisgegeben wird!) steht das Verderben der eigenen Weisheit um der Schönheit willen (Ergänzung in v 17a) gegenüber. Die Ungeheuerlichkeit der Verstoßung vom Götterberg und aus der edlen Umgebung jedoch besaß nur ein blasses Pendant in Ä E 15b.l6a. V 18a dient also zum einen der Ausmalung und Verdeutlichung: Der in v 16b genannten Bestrafung ist das Entweihen von Heiligtümern "angemessen". - Der Begriff Tiy 568 könnte ursprünglich eine nicht-theologische Bedeutung gehabt haben 569 , weist aber stets Bezüge auf zu Elementen des Jahweglaubens: Schwurformeln, bestimmte Rechtsauffassungen und Motive aus der judäischen Königsideologie. Tiv scheint ein Sammelbegriff zu sein für die

564 Anstatt der Präposition 1 findet sich ein bv. 565 Wie zu 28,2 dargestellt, ist identisch mit dem Selbst des Menschen. 566 Man beachte auch den feinen Unterschied zu ÄE 17a: Dort findet sich ein Zustandsverb (Grundbedeutung: "hoch sein"), das kein Akkusativobjekt nach sich hat. Der Ton liegt also nicht auf der Handlung, sondern auf dem Umstand, der beschrieben wird. Die Ergänzung gebraucht ein Handlungsverb, das mit einem Objektsakkusativ konstruiert ist. Hier wird das Tun hervorgehoben. 567 Man beachte hier wie dort das Nebeneinander der Begriffe für "Schönheit": "'er steht im Grundtext der Qina, n v c in der ursprünglichen Unheilsankündigung. Im Nebeneinander beider Formen sowohl in v 7 als auch in v 17 wird das Stadium der Verschmelzung beider Einheiten sichtbar. 568 Das Wort ist im Ezechielbuch sehr häufig (vor allem in Ez 7; 14; 18) und kommt vereinzelt auch im Plural vor - die maskuline Bildung begegnet jedoch nur in 28,18. Außer an dieser Stelle begegnet die Form nur noch in Jes 14,7(!); 64,5; Dan 9,13; Esra 9,13: Es könnte sich um eine grammatikalisch ziemlich "junge" Bildung handeln. 569 Darauf deutet der Gebrauch an vielen Stellen, I Sam 25,24; 28,10; II Sam 3,8; 14,9; 19,20 u.ö.

besonders

in

I/II Sam

hin:

204

Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

"verschiedenen Stadien eines Untat-Geschehensablaufes"570, wobei zu beachten ist, daß ein und derselbe Begriff einmal die Tat, das andere Mal die Folge benennen kann. Nun könnte bei derartiger Verwendung des Begriffes eine Bedeutungsdifferenzierung der beiden Pluralformen denkbar sein571, wobei es bei der maskulinen Bildung eher auf den qualitativen, bei der femininen mehr auf den quantitativen Aspekt anzukommen scheint.572 Die Wortverbindung läßt erkennen, daß die Ergänzung zu einem recht späten redaktionellen Stadium gehört: Einerseits wurde das nbiv (AE 15b) in seiner spezifischen Bedeutung573 eingeebnet zum geläufigeren Andererseits hat man offensichtlich eine Konkretion vermißt und durch die Erwähnung des "Handels" ein Element anderer Tyruskapitel eingebracht. Höchst auffällig ist die Wendung TttHpD nbbn574, da der Gebrauch des Nomens sonst nirgends im Alten Testament vorkommt: Nur hier bezeichnet der Plural von enpo nichtisraelitische Heiligtümer. Dafür sind zwei Erklärungsmöglichkeiten denkbar: Entweder war der Text zur Zeit der Einfügung dieser Ergänzung noch nicht auf den tyrischen König bezogen gewesen oder man hatte "tyrisches Lokalkolorit" einfließen lassen wollen, da man von der Existenz zweier Tempel in der Inselstadt wußte und dies durch den Plural zum Ausdruck bringen wollte. Die erste der beiden Möglichkeiten ist jedoch völlig unwahrscheinlich, da zu viele Indizien gegen eine frühe Ansetzung der Ergänzung sprechen.575 - Nun wird eine weitere Funktion der Erweiterung in v 18a erkennbar: Indem

570 Knierim: THAT, 245. 571 Diese Vermutung hat D.Michel dazu bewogen, "eine Veränderung des Sündenverständnisses" zu vermuten (Michel, 49): "Sünden werden nicht mehr einzeln gesehen, sondern als Gruppe, d.h. vielleicht: als Ergebnis eines sündigen Wesens". Daß diese Vermutung, die ja auf ein zeitliches Nacheinander beider Pluralformen abhebt, in der von Michel vorgelegten Form nicht haltbar ist, zeigt das Nebeneinander beider Formen in Esra 9,6.7.13. Man könnte aber Michels Aussage ein wenig modifizieren, um ein dem Textbefund nahekommendes Verständnis zu gewinnen: Der m-Plural scheint nämlich den Aspekt der (Auf-) Zählbarkeit, der D'-Plural aber den der Menge betonen zu wollen (was Michel sicher auch gemeint hat). Damit trifft sich die - ebenfalls durch Michel herausgestellte - Beobachtung, daß das nomen unitatis jeweils mit n,(was der Femininform entspricht) gebildet wird; die zugehörige Pluralform wird so verstehbar als "Vielzahl von Einzeldingen". 572 Im Deutschen wäre am zweckmäßigsten eine Übertragung, die dieser Beobachtung gerecht wird, z. B.: "durch deine ungeheure Verderbtheit". 573 Es handelt sich, wie oben dargelegt, um das nomen unitatis. 574 Zum Vorkommen von bbn s.z. 28,7. - I.V.m. "Heiligtum" begegnet das Piel noch in 23,39; 24,21 und 44,7, das Nifal in 7,24 und 25,3. - Man beachte: In 7,24 steht orröino ("die, welche sie geheiligt haben"). Zimmeriis Änderung (vgl. BK, 165) zu (mit G und V) stellt eine unnötige Glättung dar, da der Ton der Aussage darauf zu liegen scheint, daß hier von Heiligtümern die Rede ist, die durch Menschen zu solchen gemacht, d.h., "geheiligt" wurden. Der Plural von unpD kommt im Ezechielbuch nur hier vor (in 21,7 ist aus textkritischen Gründen der Singular zu lesen (mit G und zwei Handschriften; vgl. Zimmerli: BK, 462). Außerhalb des Ezechielbuches begegnet der Plural nur an wenigen Stellen (in Ps 68,36 und 73,17 ist der Singular zu lesen) und hat immer Israel im Blick: In Lev 21,33 und Jer 51,51 (hier ist textlich an MT festzuhalten) werden "heilige Gegenstände" genannt; in Lev 26,31 ist der Ausdruck "eure Heiligtümer" auf Israel bezogen, ebenso in Am 7,9 ("Heiligtümer Israels"). 575 Hingewiesen werden soll an dieser Stelle auf einen interessanten Gedanken, den A. A. Bevan bereits 1903 formuliert hat: Die Zerstörung des (!) tyrischen Heiligtums sei deshalb als strafwürdig erschienen, weil der Jerusalemer Tempel "a Tyrian importation" gewesen sein (Bevan, 503) - "the Tyrian sanctuary [...] must have borne a great

3.2.5.2.1 Untersuchung der einzelnen Ergänzungen

205

der Ergänzer Elemente aus unterschiedlichen Stücken der Qina wie auch aus den übrigen Tyruskapiteln aufnimmt, gibt er sich als Redaktor zu erkennen. Ihm lag vor allem an der inneren Stimmigkeit dieser Kapitel. Wahrscheinlich ist er auch für die Anordnung des Gesamtstoffes verantwortlich. 7. Die Ergänzung in v 18b: Mit dieser Aussage576 wird auf Ez 19,14aa zurückgegriffen, einem Satz, der - wegen seines Gegensatzes zu 19,12 - aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zum Grundbestand zu rechnen ist577. In Stellung und Sinngehalt steht v 18b im Gegensatz zu v 17b und v 18b/?. V 18a wird jedoch noch nicht vorausgesetzt578. Das hinter der Einfügung stehende Interesse ist unverkennbar das gleiche wie bei Ez 19,14: Vergehen und Strafe liegen so dicht beieinander, daß das Strafereignis geradezu denselben Ursprung haben kann wie die Verschuldung579. Diese Korrektur könnte bereits in einem sehr frühen Stadium (vor der Konkretion auf den König von Tyrus?) aus historischen Gründen zugefügt worden sein580.581 3.2.5.2.2 Werdegang und Intention Der von Anfang an schriftlich verfaßte Text bestand zunächst aus einer Qina mit Einleitung, welche an einen König gerichtet war. Dessen genauer Name stand unleserlich nach dem Titel oder wurde überhaupt nicht genannt. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß der judäische König Zedekia gemeint war582. - Der Angeredete wird mit einem Siegel von makelloser Schönheit verglichen. Dieses Bild durchzieht fast bruchlos die gesamte Qina. In Verbindung mit einer ausgefeilten sprachlichen Struktur entsteht auf diese Weise ein Gedicht, das bereits hinsichtlich seiner poetischen Gestalt besticht: Ausdrucks- und Bedeutungsseite korrelieren auf beeindruckende Weise: Dieses Klagelied gehört "poetisch zu den schönsten Stoffen, welche sich in der profetischen Literatur finden"583. Die Qina be-

576 577 578 579 580 581 582 583

resemblance to the temple at Jerusalem" (Bevan, 502). Während das Bauwerk Salomos den Garten Eden repräsentieren wollte, um wieviel mehr hätte man dies dem tyrischen "Prototypen" zugeschrieben (Bevan, 503). Auf wortstatistische Einzelfragen wird hier weitgehend verzichtet (vgl. aber oben zu WH!). Die Verbindung tax ... box ist eine stehende Wendung, die etwa 70mal im Alten Testament vorkommt und ist wörtlich zu übersetzen "Feuer ... frißt". 19,14aa wurde eingefügt, um das Unheil, welches das judäische Königshaus getroffen hat, nicht als fremdverschuldet erscheinen zu lassen: An seiner eigenen Schuld wird der König zugrundegehen. V 18a sieht den Angeredeten offenbar als tätige Person "|i>D), wogegen die Aufnahme des Begriffes "pn eher auf das Siegel bezogen zu sein scheint. Vgl.o. die Ausführungen zu "p3> und Anm.568! Man beachte die Beziehung zu Ez 19, die oben ausführlich diskutiert wurde! Zu Funktion und Bedeutungshintergrund von v 19b vgl. das zu Ez 27,36 Gesagte. Hier ist sicher dieselbe Hand am Werk gewesen, die für die Zusammenstellung der Tyruskapitel und für das Abfolgemuster "Unheilsankündigung - Qina" verantwortlich ist. "Judäische Bezüge" glaubt auch Höffken: Untersuchungen, 317, erkennen zu können. Koch: Profeten 2, 121.

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Der Herrscher von Tyrus - Ez 28,1-19

schreibt das Schicksal des Angeredeten im Bild: von seinem einstigen prachtvollen Zustand an über die Auffindung eines Fehlers bis hin zur Vernichtung des durch den Fehler wertlos gewordenen Siegels. Es wird nicht gesagt, worin der Fehler bestand584, auch nicht, was die konkreten Folgen für den König gewesen sind. Immer bleibt die Qina völlig im Bereich der Bildredc. Worauf es dem Verfasser ankam, war die theologische Deutung des (den Adressaten wahrscheinlich bekannten) Geschehens585. Auf diese Weise wird durch Ez 28,11-19* gleichsam die "Innenseite" der Ereignisse aufgetan, welche in der anderen Qina in Ez 19 politisch reflektiert wurden586. Hinsichtlich der Person des Verfassers deutet vieles auf einen der "Schüler" Ezechiels hin; mit Sicherheit läßt sich jedoch der Meister als Urheber des Gedichtes nicht ausschließen. Bezieht man beides, die unklare Adressatenangabe und das - im Unterschied etwa zu Ez 19 - fast völlige Fehlen von Konkretionen, welche eine Näherbestimmung ermöglicht hätten, in die Überlegungen mit ein, so erstaunt es in keiner Weise, daß die Qina in Ez 28 auf einen anderen Adressaten umgedeutet werden konnte587. - Die erste Rezeption des Textes führte zur Einfügung des Namens in die Einleitung. Ein Grund könnte darin gefunden werden, daß sowohl in Ez 28,1-10* wie auch im Grundtext der Qina vom "Erheben des Herzens" die Rede war. In keinem der beiden Texte ließ sich diese Aussage als später ergänzt erweisen. Die Verbindung beider Stücke könnte demnach aufgrund dieser Assoziation erfolgt sein. Damit wird aber der Unterschied zur Adressenangabe in Ez 28,2 verständlich: Dort war die Angabe ursprünglich, hier in 28,11-19* war nur der Titel vorgegeben. Die Übereinstimmung im Namen hat dann zur unmittelbaren Nebeneinanderstellung beider Texte geführt. Im Zuge dieses Vorgangs kam es auch zu Angleichungen: Konkretionen wurden eingefügt (v 14ba, vielleicht auch v löbßj, später v 7b/?), welche eine direkte Verbindung beider Texte möglich machten. Möglicherweise war die Abfolge "Unheilsankündigung-Qina" der Grund dafür, daß es zur Zusammenarbeitung mit den Texten aus Ez 26* und Ez 27 kam. Jedenfalls stellte diese Redaktion die Kapitel gleichsam unter die Über-

584 In der Bemerkung "... und du sündigtest" in v 15 ist ein schwacher Anklang an Konkretion zu finden. Hier begegnet auch das einzige Mal in der Qina ein "Überschritt" über die Grenzen des Bildes (sicher bedingt durch den Einfluß der Bedeutungsseite): Dem "Siegel" wird hier eine selbständige Handlung zugeordnet. 585 Es ist bemerkenswert, daß K.-F.Pohlmann (wenn auch ohne Genaueres sagen zu können) diese Funktion zu erkennen scheint: "Es ist m.E. durchaus damit zu rechnen, daß auch der Vergleich mit einem kostbaren Siegelring ursprünglich auf den besonderen Stellenwert Jerusalems bzw. seines Königtums zielte." (Pohlmann: Frage, 162). Allerdings ist die These von einer ursprünglichen Beziehung der Qina auf Jerusalem bereits bei P.-M.Bogaert (Bogaert: Montagne) - und in Aufnahme bei B.Gosse (Gosse: recueil, in: RB 93, ders.: L'emploi) zu finden (vgl. Anm.514). 586 Dies muß auch von den Redaktoren so gesehen worden sein, weil sie mehrfach versuchten, beide Texte einander anzugleichen, vgl. v 18ba, s.o.! 587 Mögliche Gründe für diese Umdeutung wurden oben genannt.

3.2.5.2.2 Werdegang und Intention

207

schrift: "Tyrus - die durch Weisheit reich, durch Reichtum schön gewordene Stadt". In Ez 28 sind die Hände dieser Redaktoren spürbar in den Ergänzungen, welche diese Themen zur Sprache bringen bzw. Elemente aus den übrigen Tyruskapiteln aufnehmen: v 3-5(.6).12b-y 1 588 .16a. 17a/?.18a 589 .19b. Ziel dieser Erweiterungen war allgemein die Angleichung 590 , im besonderen die bessere Verstehbarkeit des Textes. Die "Weiterarbeit" war damit noch nicht am Ende. Der solchermaßen überformte Text wurde von nachfolgenden Generationen gleichsam mit einer "mythologischen Brille" gelesen: Man fügte v 13aaj und das Wort in v 14 ein. Man identifizierte den Cheruben mit dem Angeredeten und gab ihm "Schlüsselgewalt" 591 über den Berg(!) Gottes, den Zion. Zwei Punkte waren entscheidend für diese Gewichtsverlagerung: Zum einen die durch die Zusammenschau mit Ez 28,1-10 erfolgte Identifizierung des Aufenthaltsortes des Siegels mit dem Götterberg, zum andern die sehr schwer verstehbaren Aussagen über 592 den Cheruben. Eine Verbindung mit der Überlieferung von Gen 2f und Jes 14 drängte sich schon deshalb auf, weil die Qina mit ihrem "Einst" und "Jetzt", die Beschreibung eines "Urzustandes" mit Hilfe des Verbums X"D und die Schilderung von Verfehlung und Fall genug Anlaß hierfür boten. Es ist damit zu rechnen, daß diese "mythologische Überformung" zu der Zeit einzusetzen begann, als die dritte Generation ursprüngliche Funktion und Intention bereits aus den Augen verloren hatte. Eine Korrelation mit absoluter Chronologie scheint jedoch ausgeschlossen.

588 Darauf ist im voranstehenden Abschnitt nicht eigens eingegangen worden: Möglicherweise handelt es sich auch um eine noch spätere Einfügung, die deshalb erfolgt sein könnte, weil man im ersten Qinateil eine v 17 entsprechende Notiz vermißt hatte. 589 Ob dieses Stück zu Recht bereits hier zu nennen ist, bleibt offen. Vieles deutet auf eine noch spätere Entstehung hin! 590 Dies machen auch die Untersuchungen von B.Gosse (Gosse: 28,11-19; ders.: L'emploi) und Bogaerts (Bogaert: Montagne) deutlich. 591 So ist die Lesart on^n zu deuten. 592 Mit Recht setzt auch B.Gosse diese Verbindung sehr "spät" an: Diese Parallelen seien noch später als die Übertragung des ursprünglichen Textes von 28,11-19 auf Tyrus (zu dieser These vgl. Anm.524!).

4. Ägypten: Ez 29 4.1 Textkritik VORBEMERKUNG: D i e im Ezechielbuch überlieferten Ägypten-Texte umfassen den größten Anteil der FVS des Prophetenbuches. Vielfach ist beobachtet worden, daß sie einem Ordnungsprinzip ähnlich dem der Tyrusworte zu folgen scheinen: Unheilsankündigung - Qina. D o c h diese Annahme stimmt nicht, wie ein etwas genauerer Blick in die Texte erkennen läßt. Vor allem Ez 29 ist von einer Struktur, die in dieser Weise bislang noch nicht zu beobachten war. Während im Tyrus-Teil der FVS die klare Abfolge: Unheilsankündigung gegen den Stadtstaat - Qina, Unheilsankündigung mit mythologischen Elementen - Qina, Unheilsankündigung gegen den Fürsten - Qina hervortrat, sind in Ez 29 die Themen vermischt, ja, es kommt sogar zu einer (wenn auch begrenzten) Heilsankündigung für den Adressaten und - und dies ist wohl das Merkwürdigste - zu einer Korrektur der Unheilsankündigungen gegen Tyrus. Diese schon äußerlich zu beobachtenden Unterschiede scheinen in einer recht komplizierten Geschichte des ersten Ägyptenkapitels ihre Ursache zu haben. Neben Ez 31 1 ist 29 der wohl umstrittenste Text im Urteil der Forschung. Nun kann auf den bereits geleisteten Vorarbeiten aufgebaut werden. Auf eine ins einzelne gehende Analyse wird möglichst verzichtet. Unumgänglich ist aber eine sorgfältige Literarkritik 2 und die dazu notwendigen Sprachuntersuchungen. Auf die zum Tragen kommenden Vorstellungsbereiche muß ebenfalls eingegangen werden, damit die Verknüpfung mit dem bisher untersuchten Textmaterial auf eine genügend breite Basis gestellt werden kann. Wichtig ist auch die Textkritik, was den Umfang der folgenden Ausführungen erklärt. Zur Divergenz zwischen MT und G bezüglich der Gottesbezeichnungen vgl. den Exkurs "Gottesbezeichnungen..." (Kap. 1). Der wechselnde Gebrauch von bv und bx ist als chrakteristische Aufweichung der Sprache zu beurteilen 3 (nicht jedoch im Sinne von L.Boadt als aramaisierender Einfluß! 4 ). v 1: (vgl. BHS Anm. a-a!) - Die Datumsangabe wird von den Textzeugen unterschiedlich wiedergegeben: Während die Hauptzeugen des G-Textes das Ereignis auf den Ersten des Monats datieren, V aber "undecima mensis" liest, gehen Aquila und Theodotion

1

2 3 4

Dazu vgl. Haag, Ernst: Ez 31, Schweizer: Katastrophe, Schweizer: Sturz und jüngst Pohlmann: Frage. Wie in 0.3.3 vermerkt, unterbleibt in dieser Arbeit eine Darstellung zu den übrigen Ägyptenkapiteln. Das Kapitel wird als ganzes behandelt (es handelt sich um zwei "Makrotexte", vgl. die Einleitung zu Kap.l), um das Vorgehen der Redaktion veranschaulichen zu können. Vgl. zum sprachgeschichtlichen Problem des Ezechielbuches M.F.Rooker. Vgl. Boadt: Oracles, 19.

4.1 Textkritik

209

mit MT auf den Zwölften des Monats. Außerdem hat ein nicht unwichtiger Teil der G-Zeugen das zwölfte statt des zehnten Jahres gelesen5. T geht genau mit MT. Erschwert wird das ganze, weil bei der Monatsangabe die G-Überlieferung selbst uneinheitlich ist: Einige der alexandrinischen Texte lesen den elften, syrohexaplarische, Lukian- und Catenen-Rezensionen und weitere Zeugen den zwölften Monat . Wie ist hier zu entscheiden? Fohrer möchte mit dem Vatikanus das zehnte in das zwölfte Jahr ändern7, weil dieses Ägyptenwort besser zu den späten Worten passe. Dem muß widersprochen werden, weil die Textbasis für eine solche Behauptung zu schmal ist. Garschas - freilich im Bereich der Spekulation bleibende - Konjektur, die Tagesangabe in "10" zu ändern 8 hat die Textbezeugung (wie er im übrigen selbst zugibt) gegen sich und ist lediglich aus dem Interesse begründet, die Datumsangabe in das eigenen redaktionelle Hypothesengebäude einpassen zu können. Wahrscheinlich ist MT korrekt: G läßt sich mit Zimmerli als "verschriebene Dittographie"9 erklären (aus (tt>)"rnt> entsteht tnx) oder als textliche Sondertradition. Darauf könnte die Lesart der V hindeuten, die wohl als Vermittlungsversuch zwischen beiden Zeugen gelten kann, v 3: (vgl. BHS Anm. a!) - "Q'i wird von G nicht übersetzt, wird aber von den übrigen Hauptzeugen wird bezeugt. Zimmerli10 sieht darin eine für den formelhaften Rahmen ungewöhnliche Form und streicht das Wort11. Der Imperativ 131 wird sonst immer planvoll verwendet, meist in der Einleitung zu einer Antwort Jahwes, die auf eine Befragung des Propheten folgt12. Einmal aber begegnet diese Form auch an anderem Ort, nämlich in 33,2, an der Schnittstelle nach den FVS. Alles deutet darauf hin, daß hier in 29,3 eine Glosse vorliegen könnte: Nach der umfangreichen Einleitung (die Adressatenangabe ist länger als gewöhnlich) könnte einem Späteren der unmittelbare Anschluß mit Perfekt consecutivum als zu gewagt erschienen sein, weshalb er zur Verdeutlichung den (notwendigen) Imperativ davorsetzte. (vgl. BHS Anm. d!) - D,3gn wird von vielen Handschriften als V?fjH gelesen, Elliger (BHS) verweist zusätzlich auf T (xrirt>) und S ( x r w ) . 32,2 (wo derselbe Begriff in der gleichen Bedeutung Verwendung findet) zeigt, daß hier nicht der Plural von in ("Schakal") gemeint ist, sondern offensichtlich eine Sonderform von V38 ("Seeungeheuer", "Seedrache", "Schlange"13). Der Text wird beibehalten14, (vgl. BHS Anm. e!) - Statt des vtfe; des MT liest 5 xnnm (ähnlich T). Dagegen stützen V und G MT. Wie die wenig später im Text begegnende, ebenfalls suffigierte Form "HX"1 zeigt, ist MT zu folgen. (vgl. BHS Anm. f!) - Das eben erwähnte "'"iX" ist mit G in die Pluralform ^IfP zu ändern, da nur dies einen logischen Sinn ergibt. Elligers Vorschlag (BHS), den nichtsuffigierten Plural D'nx-1 zu lesen, muß in den Konsonantenbestand eingreifen. Außerdem spricht gerade der von Elliger zur Stützung des Vorschlags angeführte v 9 dagegen: Dort ist nämlich die Wortstellung genau umgekehrt, weshalb dann kein Suffix

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

U.a. Vatikanus, Teile von Origenes- und Lukian-Rezensionen und etliche nicht unbedeutende Minuskelhandschriften und Übersetzungen. Zieglers Angabe im Apparat (G, 226), dies entspreche MT, ist nicht korrekt. Fohrer: HAT, 165f. Garscha, 147 Anm.441. Zimmerli: BK, 703. Zimmerli: BK, 703. Ebenso Fohrer: HAT, 165, Fuhs: NEB 22, 159 u.v.a. Das Urteil stimmt, wie etwa ein Vergleich mit 25,1-3 zeigt, wo sich eine bis auf den AuR ähnliche Struktur findet. 3,1; 12,23 im Anschluß an ein Zitat; 14,4; 20,3; 20,27 in Fortsetzung derselben Antwort (vgl. Zimmerli: BK, 450, der hier einen Ergänzer am Werk sieht); 37,19. Gesenius: HAHAT. Vgl. auch die überzeugenden Überlegungen bei Boadt: Oracles, 26.

210

Äypten: Ez 29

nötig ist. Die Versionen (S und, in Anlehnung [?] V) glätten, indem sie mit dem Singular statt des ungewöhnlichen "Nilarme" lieber "Nil" lesen. (vgl. BHS Anm. g!) - Statt des 'WtoJJ liest G exOLrioa avroik, wodurch das Prädikat auf die Q","iX"' fällt; V dagegen stützt die Selbstprädikation, S deutet auf eine Singularform (nmay [BHK hier fehlerhaft!]). MT ist grammatikalisch schwierig, da ja normalerweise an eine Form der l.c.sg. nicht ein Suffix derselben Person angefügt werden darf 15 . Sehr gut möglich ist eine Verschreibung eines ursprünglichen O'rrtyy zu ^'rrüiv aufgrund des vorausgehenden v 6: (vgl. BHS Anm. a!) - DnVn wird von G mit e^eurfäi]^, von V mit fuisti widergegeben; S weist noch auf die 2.m.sg. hin, T ebenfalls. V 7 macht deutlich, daß mit der EF ein Abschnitt zuende gegangen sein muß: V 6b eröffnet einen neuen Redegang. Damit muß mit G in inVn geändert werden17, v 7: (vgl. BHS Anm. a!) - 153318 wird von vielen Handschriften und Editionen bezeugt. G führt mit seinem rfi X£t-PD

3f 3g 3h 3i 3k

bnarr D-wn v-ix-1 l i r a ymn -iDX iwx "ix" -i> dtt©» ^xi

82

4a

DTTIT TIMI

4b 5a 5b 5c 5d 5e

T'ix" "pno r n ^ s n i TOTO -fruaton biDn marrr iDxn xb ynpn xbi rrboxb TTiria troam iiv^i yixn rrnb

ANMERKUNGEN ZUR SYNTAX

Syntaktisch lassen sich zwei Gruppen von Reihungen unterscheiden: 3c.e-g sind keine Sätze im eigentlichen Sinn83, 3d könnte bestenfalls als Nominalsatz aufgefaßt werden, und 3h ist bereits durch die Konjunktion als Nebensatz ausgewiesen. Demnach besteht der erste Teil des Textes aus einer überwiegend "aphrastischen Syntagmenfolge"84. Eine solche Reihe wird in gesprochener Rede häufig dort eingesetzt, wo appellative und affirmative Funktion auch syntaktisch unterstrichen werden soll. Typische Beispiele sind etwa militärische Befehle beim Exerzieren85, Schlußpassagen in Wahlkampfreden oder auf Flugblät-

82

83

Die folgende Aufstellung betrifft nur die eigentliche Rede nach der BF in v 3. Dies hat einen doppelten Grund: Zum einen ist das Problem des Datums zu klären. Dies kann unabhängig von der Untersuchung der eigentlichen Rede erfolgen. Außerdem ist der formelhafte Beginn stereotyp und soll im Rahmen der Untersuchung der Redestruktur analysiert werden. Zum andern müßte bei einer Einbeziehung des formelhaften Rahmens die in v 6a behauptete Vorform der EF genannt werden, was schlicht unmöglich ist, weil sich z.B. keine Hinweise darauf finden lassen, ob diese EF in 2. oder 3.m.sg. formuliert war; ja, es ist überhaupt nicht sicher, ob von Anfang an eine derartige Formel das Wort abgeschlossen hatte, wenn auch in Analogie zu anderen Texten mit der Existenz eines ursprünglichen Abschlusses durch die EF zu rechnen ist. Die Bezifferung der Äußerungseinheiten erfolgt jedoch korrekt und setzt mit "3c" ein.

Es handelt sich um "aphrastische Äußerungseinheiten"; auch die Partizipialkonstruktion in 3g gehört dazu: Sie steht zu 3e und f parallel, weshalb der verbale Aspekt des Partizips zurücktritt. Wenn im folgenden dennoch von Partizipial"konstruktion" die Rede ist, so nur deshalb, weil sich 3g eben auch in diesem Sinne verstehen läßt und die alternativ mögliche Bezeichnung "Nominalsatz" irreführend wäre. 84 Das Zitat fügt sich sehr gut in diese Folge ein, weil es in seinem ersten Teil ebenfalls nominal formuliert ist und insgesamt von möglichster Kürze und Prägnanz ist. 85 "Links um!" - "Stillgestanden!" (Deutlich hier: Eine Verlaufsform der Vergangenheit bekommt durch ihre syntaktische Verwendung Befehlscharakter). Hier wird besonders der appellative Gebrauch deutlich: Begründungen oder gar abwägende Formulierungen, die eine gegliederte Syntax erfordern, wären hier fehl am Platz.

4.3.1 Der Redegang v 3aa2-5

225

tern 8 6 oder auch gewisse Gebetsformulierungen (vor allem die sogenannten "Stoßgebete") 87 . Dagegen handelt es sich bei 4a-5e um eine Parataxe aus drei Verbal- (4a.b.5a) und vier invertierten Verbalsätzen (5b-e) in "Imperfekt-Reihe" (zur Besonderheit von 5e vgl.u.), also vorwiegend Futur anzeigenden Formen. Der Unterschied ist bedingt durch zwei semantische Faktoren: Im ersten Teil ist eine synchrone, im zweiten eine diachrone Sicht beschrieben, was bedeutet, daß nur im zweiten Teil ein Handlungsfortschritt erreicht wird (Perfekt consecutivum in 4a.b.5a!). Außerdem hat der erste Teil die Funktion, die Unmittelbarkeit der Beziehung zwischen Redendem und Angeredetem herauszustellen 8 8 und letzteren genauer zu charakterisieren (deshalb sind Ä E 3e-g appositionell auf 3d bezogen). Der zweite Teil hingegen beschäftigt sich mit der Beschreibung von Ereignissen, die zwar ebenfalls den Angeredeten betreffen, welche jedoch nicht von derselben Unmittelbarkeit der Beziehung zwischen Redendem und Adressaten bestimmt sind. Faßt man 3c-k als "Satz" 89 auf, so stellt man fest, daß von 3c bis 5a das "ich" des Sprechers Subjekt 9 0 bleibt. Der Subjektswechsel von 5a nach 5b (von 5b bis 5d ist das "du" des Angeredeten Subjekt) fällt deshalb auf. Hier werden auch andere Verbformen als vorher gewählt (Imperfekt statt Perfekt consecutivum), wenn auch die Zeitstufe konstant bleibt. In 5e handelt dann wieder das ursprüngliche Subjekt ("ich") - allerdings verläßt die Form "pnm die bisherige Zeitebene. Die Perfektform markiert einen abgeschlossenen, vorzeitigen Vorgang. Die gesamte Anlage des Textes legt jedoch nahe, diesen Vorgang ebenfalls als einen zukünftigen anzusehen. Somit hat 5e die Funktion, hinter die Ereignisse von 5b-d zurückzugehen: Was in den letztgenannten Äußerungseinheiten beschrieben ist, wird als Folge des in Ä E 5e genannten Vorgangs erklärt.

86

87

"Nieder mit X!" - "Das Gebot der Stunde: umsichtiges Handeln!". Die Frage nach sachgemäßen Begründungen der jeweils aufgestellten Behauptungen und Handlungsanweisungen wird entweder an anderem Ort, z.B. im Hauptteil der R e d e bzw. des Flugblatts, oder überhaupt nicht zu finden sein. "Allmächtiger Gott, barmherziger Vater" - "Jesus, Maria und Josef!". Deutlich wird dies besonders in den prädikativen Teilen von Epiklesen, gerade wo eine Anrede gebraucht wird. - Die aphrastische Ausdrucksform findet bezeichnenderweise gerade dort bevorzugt Verwendung, wo alternatives Handeln ausgeschlossen werden soll, z.B. im Straßenverkehr oder bei Aufschriften an den Bedienteilen von Maschinen. Dies liegt nicht nur an der Knappheit des zur Verfügung stehenden Platzes, sondern vor allem auch an dem Bedürfnis, die störenden Einflüsse jeder zusätzlichen Information möglichst gering zu halten. In den Fällen, wo es zur Verwendung dieser Art von kommunikativen Elementen kommt, ist die Unmittelbarkeit zwischen Sender und Empfänger der Nachricht intendiert. Dies dürfte nicht unwichtig sein im Blick auf andere Situationen, in denen aphrastische Formen massiert auftreten (N.B.: Das einmalige oder unauffällige Vorkommen aphrastischer Äußerungseinheiten in einem Text m u ß deshalb in jedem Falle anders beurteilt werden. Hier kann es nur um Aufmerksamkeitserregung gehen [verblaßt: beim Vokativ]).

88

Vgl. zur "Herausforderungsformel" im Exkurs "Geprägte Sprachstruktur...".

89

3d wäre dann der übergeordnete "Hauptsatz", an dessen Objekt (im Suffix von Vbi> enthalten) mehrere Prädikationen appositionell angeschlossen sind und von dem der Relativsatz Ä E 3h abhängt. Dieser ist zugleich Redeeinleitung des Zitats 3i.k. Im einzelnen fällt beim Übergang von 3k nach 4a auf, daß jeweils grammatikalisch das gleiche Subjekt "ich" gebraucht wird; bedingt durch die Redestruktur ist in 3k der Angeredete, in 4a der Redende Subjekt. Dieses Nebeneinander (oder sollte man sagen "Gegeneinander"?) läßt auf bewußten Gestaltungsakt schließen: Die Konfrontation der beiden Handlungsträger kommt hierdurch überdeutlich zum Ausdruck.

90

226

Äypten: Ez 29

Die schon festgestellte Zweiteilung der Rede bestätigt sich auch auf der Wortebene: In Äe 3c-k finden sich nur zwei Handlungsverben (eines im Zitat, das andere in 3g [Y^i]) und ein Verbum dicendi (natürlich in der R E zum Zitat) finden, liegen im zweiten in jeder Ä E Handlungsverben vor. Das Verhältnis von Nomina zu Verben beträgt in 3c-k etwa 3 : 1, in 4a-5e hingegen 2 : 1. Der Gebrauch der Nomina scheint unspezifisch zu sein: Im ganzen Text werden vorwiegend Konkreta aus den semantischen Klassen "nichtmenschlich" und "zählbar" verwendet; Abstrakta werden durch Status-constructus-Verbindungen "konkretisiert". Eine Besonderheit verdient, an dieser Stelle erwähnt zu werden: Durch die appositionelle Reihung in 3d-f kommt es zur Zuordnung eigentlich nicht zusammengehöriger Begriffe, indem der nsna (3d), näherbestimmt als tnXD ibo (3e), als b n a n t r w n angesprochen wird, das heißt, hier werden der Klasse "menschlich" zugehörige Nomina verknüpft mit solchen der Klasse "nichtmenschlich". Es handelt sich hier also um die Einführung eines bildhaften Vergleichs. Dem entspricht in der Folge die Verbindung eines Verbums dicendi ("ßx) mit einem Nomen der Klasse "nichtmenschlich" (CTW). Schließlich fällt auf, daß das genannte Verbum zur Einführung einer Rede dient, in welcher das Nomen D'-iiO mit dem Verb ruuy verknüpft wird. Das bedeutet, daß hier eine Handlung beschrieben wird, die jenseits der menschlichen Möglichkeiten liegt. Das ist umso bedeutsamer, als Subjekt dieser Handlung das vorher sowohl mit menschlichen als mit nichtmenschlichen Nomina beschriebene Wesen ist. Der bildhafte Vergleich wird hier also über seine einfachen Möglichkeiten hinaus überhöht. Das am häufigsten begegnende Wort im Text, ix 1 ', kommt zweimal in einer Wortverbindung mit "pn vor. Diese Wortverbindung erinnert an einen ähnlichen Ausdruck aus den Tyrusworten, D^D* der wohl durch eine Gedankenassoziation zu topographischen Gegebenheiten der Inselstadt bedingt war 91 . Ein weiteres wichtiges Wort ist das Verb im, das am Beginn und am Ende des zweiten Redeteils steht und beide Male in adversativem Sinn verwendet wird. In der Wendung cpiüd ibo n m o scheint eine geprägte Wortverbindung vorzuliegen 92 . Man wird jedoch vorsichtig sein, hierin einen stehenden Ausdruck sehen zu wollen 93 . Der Gebrauch mehrerer Wortpaarungen fällt auf 94 : Zunächst muß hier nochmals auf 3e/f verwiesen werden und dann auf das Gegenüber von "pEr^ym und in 4b/5a, wo sich außerdem das Gegensatzpaar y i x - ' "priD / maiDir findet95. In vollkommener Parallelität stehen 5c und 5d. Wortpaare bilden schließlich auch yixn rrn und crc»7 in Ä E 5e. Die Beobachtung der Wortpaarungen führt auf die Frage nach der rhythmischen Durchformung des Textes. 3c und 3d könnten als eine Art "Überschrift" verstanden werden. 3e-g stellen dann die Einführung des oben genannten Vergleichs dar. Durch die syntaktische Zusammenbindung

91 92

93 94 95

Inwieweit hier auch die mythologische Redeweise vom Aufenthaltsort Eis "zwischen den beiden Strömen" beeinflussend wirkte, wurde in 3.1.3.2, diskutiert. Bei Ezechiel sechsmal belegt, außerdem in Gen 41,46; Ex 6,11.13.29; Dtn 7,8; 11,3; I Reg 3,1; 9,16; II Reg 18,21 par. Jes 36,6; Jer 25,19; außerdem in II Reg 23,29; Jer 46,2, wo zwischen r r v o und die Näherbestimmung der Name "Necho" tritt. Vgl. das in der Semantik zur Wortverbindung Gesagte (S.227f)! Vgl. Boadt: Problems, 32. Zur Verknüpfung von mtu und "mD vgl. neuerdings Avishur: Studies, 429. "OTD und i x 1 bilden zunächst kein echtes Gegensatzpaar. Durch zwei Momente wird der Gegensatz erst hergestellt: Durch die Kenntnis der ägyptischen Gegebenheiten (nämlich, daß das Land beherrscht wird durch die beiden Faktoren "Wüste" und "Nil") und durch die syntaktische Gegenüberstellung der Ortsweiser "pno und rr-locale.

4.3.1 Der Redegang v 3aa2-5

227

von Überschrift und Vergleichseinfiihrung wird deutlich, daß diese Stücke auch rhythmisch zusammenhängen. Es ergibt sich ein dreigliedriger Aufbau mit dem Metrum 3+3+3. Diese Dreigliedrigkeit hält sich die ganze Rede hindurch: Im Zitat mit Einführung (3h-k), in der "ich"-Ankündigung (4a-5a), in der Folgebeschreibung (5b-d) und in der Begründung der Folgebeschrcibung (s.o. S.225). Auch 1. Anrede und Vergleich (3c-g): 3+3+3 in metrischer Hinsicht unterscheiden sich 2+2+2 2. Zitat mit Einleitung (3h-k): beide Redeteile klar voneinander: Im 3. "Ich"-Ankündigung (4a-5a): 3+3+2 4. Folgebeschreibung (5b-d): 3+2+2 ersten Teil sind die Stichen in sich gleich5. Begründung der Folge (5e): 2+2+2 artig strukturiert, im zweiten nicht. Hier ist vielmehr ein stetes Abnehmen der Hebungen zu beobachten. So scheint die metrische Durchgestaltung der Aussage des Textes zu entsprechen: Schrittweise wird das "Verschwinden" des Angeredeten beschrieben.

Z U R SEMANTIK

"ibD ny~Q 96 : Das Vorkommen dieser Wortverbindung in Gen und Ex ist auf die Priesterschrift beschränkt 97 . In diesem Zusammenhang hochinteressant ist auch W.Thiels Feststellung zu Jer 25,19 mit dem dortigen Bezug auf den Pharao, die Stelle sei "postdtr."98. Schwierig zu beurteilen ist dagegen der literarische Ort von Dtn 7,8; 11,3; I Reg 3,1 und 9.1699. Zimmerli meint, daß NVID hier fast "im Sinne eines Eigennamens"

96

Zum Vorkommen dieser Wortverbindung vgl. Anm.92! ny-o begegnet im Ezechielbuch außerhalb der FVS nur in 17,17. 97 Falls man überhaupt mit der Existenz einer Quellenschrift "P" rechnet! Vgl. dazu Schmidt, Ludwig: Studien, 241; Westermann: BKAT 1/3, 100; Schmidt, Werner H.: BKAT 2/1, 271f.297.311. Aber auch die Bestreiter von P rechnen die genannten Stellen zu derselben "priesterlichen Bearbeitungsschicht". 98 Thiel: Jeremia 1-25, 234. 99 Es ist jedoch zu vermuten, daß alle diese Stellen Ergebnis späterer Bearbeitungen sind: - I Reg 3,1 ist "sekundär aus 7,8; 9,24 herausgesponnen" (Würthwein: ATD 11/1, 29; vgl. auch die G-Überlieferung [B-Text], die die Notiz über die Heirat Salomos erst nach 5,14 bringt). - I Reg 9,16f ist klar als Zusatz erkennbar (auch diese Notiz bringt der B-Text der G, zusammen mit 3,1 MT nach 5,14! Hentschel: NEB 10, 67, hält dagegen den Hinweis auf die Geschichte Gesers für "alt und zuverlässig", genauso, wie er I Reg 3,1 unter dem Sammelbegriff "alte Urkunden und Überlieferungen" aufführt [Hentschel: NEB 10, 9], was sich weder für die eine noch für die andere Stelle erweisen lassen dürfte). - Schwierig zu beurteilen ist II Reg 18,21: Würthwein: ATD 11/2, 419, rechnet den Vers zur Quelle B, die zu den ältesten Traditionen des Zusammenhanges 18,17-19,37 gehöre. Dies ist jedoch nicht erwiesen: II Reg 18,21 ist nämlich, wie auch Würthwein: ATD 11/2, 421, mit Recht bemerkt, in die Rede an den König "eingebaut". Fraglich ist auch, ob die Näherbestimmung "der König von Ägypten" nicht doch jünger als DtrH ist. - Auch die Stellen im Dtn scheinen spätere Ergänzungen zu sein: Vergleicht man nämlich die Notizen über die "Herausführung aus dem Diensthaus Ägypten", so wird an den alten Stellen 6,10-15; 8,7-20; 13,2-19 (vgl. Braulik: NEB 15, 10) niemals vom Pharao gesprochen. Erst recht ist 11,3 als Element der überbordenden Begründungskette Dtn 11,2-7 nicht als "alt" anzusehen, zeigt doch die Aufnahme der unterschiedlichen Traditionen in Dtn 11,2-7, daß man es hier höchstwahrscheinlich mit einer nachexilischen Überlieferung zu tun hat. Hinzu kommt, daß die Titelangabe CTT-TO in Dtn 11,3 vom Samaritanus nicht überliefert wird.

228

Äypten: Ez 29

Verwendung finde, welcher "erst durch einen besonderen Titel erläutert werden muß" 100 . mit der Näherbestimmung Es scheint jedoch so, als sei die Verwendung des Begriffes "König Ägyptens" erst relativ spät in Gebrauch gekommen. Keine der Stellen, an denen die Wortverbindung belegt ist, dürfte sich als vorexilisch erweisen lassen. Es bleibt die Frage, ob schon DtrH die Wendung in dieser Form verwendet hat. Es spricht jedenfalls mehr dagegen als dafür. - In 29,2f ist möglicherweise eine konkrete Herrschergestalt gemeint 101 . Bezüglich der historischen Frage im Blick auf 29,1-5* läßt sich folgendes sagen: Sofern sich die Texte auf aktuelle politische Ereignisse beziehen, müssen diese in dem Zeitraum um 587 stattgefunden haben - oder es müßte sich um noch weiter in die Vergangenheit zurückreichende Erinnerungen handeln. Dabei dürfte das Gefühl, durch die Ägypter im Stich gelassen worden zu sein, eine wesentliche Rolle gespielt haben. Es wird kaum möglich sein, von diesen Überlegungen her die Ägyptentexte in einen erheblich späteren Zeitraum zu stellen, es sei denn, man müßte von der Annahme literarisch fiktiver Bildungen ausgehen. T 3 r i : Die Form n-an stellt im Normalfall die Pluralform von in dar , von welchem das Lexem "Hn zu unterscheiden ist 103 . Beide Formen kommen im Alten Testament offenbar überwiegend in relativ jungen Texten vor. Der älteste Beleg dürfte Mi 1,8 sein. Hier ist noch deutlich die Bedeutung "Schakal" gemeint 104 . Von der grammatischen Form her müßte sich eigentlich auch für Ez 29,3 diese Bedeutung nahelegen 105 . Der Kontext macht jedoch deutlich, daß hier ein Wesen gemeint ist, welches im Wasser lebt 106 . Da es im Text ausdrücklich als "groß" näher bezeichnet ist, scheint eine Übersetzung mit "Seeungeheuer", "Schlange" oder "Drache" korrekt 107 . Diese Bedeutungsvarianten lassen sich Gen 1,21 und Ps 148,7 entnehmen, wo die "normale" Pluralform des Lexems VW, nämlich D'Vin, ver-

100 Zimmerli: BK, 706 (Zimmerli dürfte einem Fehlschluß erlegen sein: Formulierungen wie in Jer 46,2 und II Reg 23,29 zeigen dies, wo die Näherbestimmung deshalb eingefügt wird, weil der Name Necho mit dem Titel Pharao verbunden ist, weshalb nsno dort nicht als Name verstanden werden kann). Leider zieht Zimmerli aus seiner Beobachtung keine Schlüsse. Wieso taucht der Begriff nsns in der gesamten Ezechielüberlieferung nur in den FVS und in 17,17 auf? Nebukadnezar, als der neben dem ägyptischen Pharao das Geschick der Judäer maßgeblich beeinflussende Herrscher der damaligen Zeit, wird ja auch wesentlich häufiger im Ezechielbuch erwähnt. 101 Spekulationen, ob hier Hophra (= Apries) gemeint sein könne, sind häufig angestellt worden: Cooke: ICC, 325; Fohrer: HAT, 166; Boadt: Oracles, 17, u.v.a. Dagegen halten Zimmerli: BK, 706, und noch deutlicher Fuhs: NEB 22, 159, eine solche direkte Anrede an den Pharao Hophra für unwahrscheinlich. 102 Vgl. Jes 13,22; 34,13; 35,7; 44,20; Jer 9,10; 10,22; 14,6; 49,33; 51,37; Mi 1,8; Mal 1,3; Ps 44,20; Hi 30,29; Thr 4,3. 103 Gen 1,21; Ex 7,9.10.12; Dtn 32,33; Jes 51,9; Jer 31,34; Ps 74,13; 91,13; 148,7; Hi 7,12. 104 Ebenso wohl auch in Jes 13,22; 34,13; 35,7; 44,20; Mal 1,3; Thr 4,3. 105 Vgl. aber schon oben, in der Textkritik! 106 Etymologische Überlegungen tragen in diesem Fall wenig zur Klärung bei: Das akk. daninu(m) I - bzw. das Ädjektiv dannu(m) - führt auf die Grundbedeutungen "hart (sein)" und "schwierig (sein)", vgl. AHw 1, 158-161. 107 Könnte es möglich sein, daß hier ganz andere Einflüsse vorliegen sollten? In KTU 1.3.III 39f wird der "große Flußgott" Yam erwähnt und mit den Begriffen tnn und btn 'qltn näher bezeichnet. Von der ugaritischen Form her wäre Ez 29,3 leicht erklärbar. Es scheint aber sehr seltsam, daß sich ausgerechnet in einem Text, der mit einer ägyptischen Thematik befaßt ist, Einflüsse aus dem nordwestsyrischen Bereich niedergeschlagen hätten. Daß zwischen beiden Kulturkreisen sehr enge Beziehungen herrschten mit vielerlei gegenseitigen Beeinflussungen, machte jüngst G.Hölbl deutlich. Ausführlicher dazu Dothan: What we know, 41-44. Vgl. auch Giveons Studie!

4.3.1 Der Redegang v 3aa2-5

229

wendet wird 108 . In Jer 51,34 läßt sich dagegen ein weiteres Element feststellen, das über diese Grundbedeutung hinausführt: Hier ist nämlich davon die Rede, daß Nebukadnezar die "Bewohnerin Zions" (TPH mtir) verspeist habe "yim". In diesem bildhaften Vergleich ist also vorausgesetzt, daß das assoziierte Tier von stattlicher Größe sein muß. Eine noch weitergehende Entwicklung stellen dann Jes 51,9; Ps 74,13 und Hi 7,12 dar, wo eindeutig mythologische Konnotation eine Rolle spielt. An diesen Stellen sind außerdem die geprägten Traditionen "Schöpfung" und/oder "Exodus" angesprochen109. In apokalyptische Dimensionen weist die Verwendung des Begriffs in Jes 27,1. Was bedeutet es also, wenn in Ez 29,3 und 32,2 der Pharao als D'in angeredet wird? In Ez 29 ist jedenfalls die Verbindung zum Thema "Schöpfung" vorhanden, ist jedoch gleichsam umgekehrt, indem in einem Zitat davon gesprochen wird, daß der m n die Nilarme gemacht habe 110 . Nichts ist davon jedoch in Ez 32 zu merken. In beiden Ezechieltexten steht die Auseinandersetzung Jahwes mit dem rran im Mittelpunkt. Daß dies eine Reminiszenz an den Mythos des "Drachenkampfes" sein könnte, liegt nahe 111 . Im Unterschied zu Jes 27 und 51 wird aber der "l^n/crw weder zerteilt noch durchbohrt. Er wird vielmehr "geangelt" (Ez 29) bzw. mit dem Fischnetz eingefangen (Ez 32112). Aus diesen Beobachtungen läßt sich schließen, daß Ez 29 und 32 zwar eine ältere Tradition aufgreifen, sie aber bewußt umgestalten. Der Begriff wird seines mythologischen Hintergrundes entkleidet und in ein Bildwort mit anderer Zielrichtung eingearbeitet. Somit könnte es möglich sein, daß in den Ägyptentexten des Ezechielbuches (die gegenüber den Jesajastellen wahrscheinlich die literarisch älteren sind) eine traditionsgeschichtlich jüngere Sicht überliefert ist. Es dürfte nach dem bisher Gesagten klar sein, daß eine Übersetzung mit "Krokodil"113 auszuschließen ist 114 . Die Bezeichnung "Hfl scheint vielmehr gerade deshalb

108 In Ex 7,9.10.12 ist von den Schlangen des Schauwunders Moses und Aarons und der Magier des Pharaos die Rede. Dtn 32,33 (hier in Verbindung mit rran) spricht von "Schlangengift". In Ps 91,13 legt der Parallelismus die Bedeutung "Schlange" nahe. 109 Petersen, Claus, 140, bestreitet die Beziehung zum Exodusthema: "In Jes 51 ist aufgrund der Zusammengehörigkeit der v.9b und 10a die Tötung des Ungeheuers eng mit der Austrocknung des Meeres verbunden. Doch wird man beide Ereignisse nicht miteinander identifizieren dürfen" (Petersen wendet sich hier ausdrücklich gegen Gunkel: Schöpfung, 32). Eine Gleichsetzung der Austrocknung des Meeres mit dem Exodusgeschehen "verbietet sich jedoch sowohl in den meisten Fällen aufgrund des Kontexts [...] als auch aus sachlichen Gründen" (Petersen, Claus, 142). Die von Petersen angeführten sachlichen Gründe vermögen jedoch nicht voll zu überzeugen: Nach Hi 7,12 sei das Ungeheuer am Leben geblieben "und entgegen einer derartigen Interpretation von Ps 89,10f. hat Jahwe die Ägypter nicht etwa zerstreut [v.llb], sondern vollkommen vernichtet - nicht nur den Pharao" (Petersen, Claus, 142f). Aber: Muß denn auf das Exodusgeschehen explizit verwiesen werden? Oder kommt es nicht vielmehr darauf an, daß durch die bloße Anspielung auf das Austrocknen des Meeres bereits das geprägte Bedeutungssyndrom assoziiert wird! Jedem Israeliten war diese entscheidende Heilstat Jahwes so gegenwärtig, daß er sich unter den genannten Umständen daran erinnert fühlen mußte. 110 111 112 113

Zur Verwendung des Bedeutungssyndroms "Schöpfung" im Ezechielbuch vgl. 4.3.4. Vgl. zur Aufnahme dieses Mythos z.B. Kaiser: Bedeutung. Das Motiv stellt wohl eine Aufnahme aus Ez 12,13 dar. Vgl. z.B. Petersen, Claus, 134, Diaz, 299, Gosse: Isai'e, 184, und die meisten Kommentatoren. Höffken widerspricht sich in seinen Ausführungen selbst: Zum einen meint er, man müsse hier unbedingt mit "Drache" übersetzen, weil der Chaoskampf im Blick sei (Höffken: Untersuchungen, 222), später sagt er, der Begriff müsse mit "Krokodil" oder "Nilpferd" wiedergegeben werden (Höffken: Untersuchungen, 314). 114 Mit Boadt: Oracles, 27, gegen die meisten. Vgl. aber die vorsichtigen Erwägungen bei Führer: HAT, 166f. Beachtenswert ist die umsichtige Diskussion bei Zimmerli: BK, 708, der sich hier vor allem auf einen Hymnus Thutmoses III. bezieht (zugänglich bei

230

Ä y p t e n : E z 29

gewählt worden zu sein, weil der Begriff mit der "Schöpfungsthematik" in Verbindung gebracht werden konnte. Fredriksson spricht in bezug auf solche Vorgänge von einer "Historisierung des Mythus" 115 , wobei er voraussetzt, daß VW hier den Drachen bezeichnet, der zum Kampfmotiv der Gottheit mit dem mythischen Urtier 1 1 6 gehört. Die Herkunft dieses Mythos sei Babylon 117 . Vor allem die alttestamentlichen Vergleichsstellen verbieten - über das bei L.Boadt zu den ugaritischen Belegen Gesagte hinaus - den Schluß, D^n könne hier das Krokodil benennen 1 1 8 . Das Ziel der Verwendung des Begriffes liegt vielmehr darin, daß der Hörer an das auch hinter Jes 51,9f stehende Geschehen des Jahwekampfes mit dem Drachen 1 1 9 erinnert werden soll. Der Pharao wird mit dem Untier gleichgesetzt, das im Wasser lebt und von Jahwe besiegt wird. Nur so können gleichermaßen die Ortsangabe in 32,2 ( D , D , a ) wie auch die Selbstaussage in Ä E 29,3k verstehbar bleiben. Y m meint zunächst das "(behagliche) Sich-Lagern von Tier 1 2 0 und Mensch 121 , kann aber auch übertragen verwendet werden: Wasser "liegt"122, Fluch "lastet"123. In Ez 29,3 ist 2 Breastet, 194, und m A N E T , 374). In diesem Hymnus wird der Pharao in seiner Majestät mit dem "furchtbaren und unnahbaren Herrn des Wassers", dem Krokodil, verglichen. Mit Recht verweist Boadt: Oracles, 27, hier auf Gunkel, der scharfsinnig urteilt: "Das Krokodil kann vielleicht Herr, aber nicht Schöpfer des Nils sein" (Gunkel: Schöpfung, 73). Außerdem sprechen gegen die Heranziehung des o.g. Hymnus' weitere Gesichtspunkte: Zum einen ist der ägyptische Mythos zu berücksichtigen, in welchem vom Niederringen Seths (der in bildlichen Darstellung stets mit Krokodilskopf begegent, vgl. Steffen, 114, nach Keel: Bildsymbolik, und Höffken: Untersuchungen, 315) durch Horus die Rede ist. Seth ist aber Figur des Bösen (vgl. Petersen, Claus, 140 Anm.70), was von vornherein eine Identifizierung mit dem Pharao als problematisch erscheinen läßt. Außerdem wird der Pharao häufig als Krokodilsöekämpfer dargestellt. All dies spricht gegen Zimmeriis These. Neuerdings hat Höffken darauf aufmerksam gemacht, daß vor allem der Gott Sobek als "krokodilsgestaltartig" dargestellt werde. Dennoch widerrate die Verwendung des Bildes hier (ein Wassertier wird auf das ihm lebensfeindliche Land geworfen), eine vorschnelle Identifizierung vorzunehmen. Gegen Gunkel ist eine einfache Herleitung des hier offenbar zugrundeliegenden Mythos aus ägyptischen Bereichen (Gunkel: Schöpfung, 76f) unwahrscheinlich: Die o.g. Stelle aus dem Anat-Mythos (Anm.107) zeigt, daß derartige Mythen nicht auf einen geographischen Bereich zu beschränken sind. 115 Fredriksson, 74. Vgl. dazu auch die Auseinandersetzung bei Petersen, Claus, 38-40: Anhand der formalen Struktur von Jes 51,9f zeige sich, "daß in Israel zwischen urzeitlich-mythischen und geschichtlichen Ereignissen unterschieden worden ist." (Petersen, Claus, 40). Zur Historisierung des Mythos vgl. v.a. Preuß: Verspottung, 109. 116 Vgl. dazu auch Holmgrens Einlassungen zu Jes 63,1-6 (Holmgren, 147). Holmgren verweist auf den Kampf Marduks mit Tiamat: "[...] it is certain that Israel's prophets were well acquainted with the ancient myths." 117 Fredriksson, 75.78. 118 Eher würde man dann wohl imi> erwarten wie in Hi 40,25. Vgl. aber die Bedenken, die Petersen, Claus, 139f, gegen eine Differenzierung der Bezeichnungen i m b , n m und VM anführt. Das Problem seiner Ausführungen liegt darin, daß er wohl nachweisen kann, daß an gewissen Stellen (Parallelismus membrorum!) die Gleichsetzung angeraten erscheint, daß aber der Umkehrschluß nicht möglich ist: Anzunehmen ist, daß unterschiedene Morpheme in der Regel auch verschiedene Bedeutungen tragen! Der Beweis des Gegenteils ist durch Petersens Argumentation nicht erbracht. 119 Vgl. dazu auch Day: Conflict, 94f. 120 Z.B. Gen 29,2; Jes 11,6. 121 Z.B. Hi 11,19. 122 Dtn 33,13; vgl. Gen 49,25.

4.3.1 D e r R e d e g a n g v 3ao2-5

231

durchaus die semantische Möglichkeit "sich suhlen" anzunehmen. Der Stamm kommt im Ezechielbuch nur selten vor 124 . n n : Auch hier ist die statistische Verteilung interessant: Das Wort kommt im Alten Testament nur noch an drei Stellen vor 125 und findet sich im Ezechielbuch in 19,4.9; (hier sind Fanghaken gemeint) und in 29,4; 38,4. Hier bezeichnet es jeweils "Greifhaken" . - r i x Das Nomen begegnet nur hier im Ezechielbuch. Es könnte "Kinn(-backe)" 127 oder "Backe", "Wange" bedeuten 1 2 8 . Herodot berichtet, Krokodile würden mittels eines Hakens gefangen, den man durch ihre Kinnbacke schlage 129 . Gegen diese Deutung spricht jedoch hier, daß der Plural verwendet wird. Es handelt sich offenbar um Greifhaken: Von zwei Seiten wird das Untier "gehoben" und aufs Land gehievt. tZJtiü heißt eigentlich "sich selbst überlassen", "aufgeben" 130 , seltener "verwerfen" 131 . Hier ist eher "hinbreiten", vielleicht sogar im Sinne von "hinwerfen" anzunehmen 132 . "D1D: Auffälligerweise fehlt dieses im Ezechielbuch sonst relativ häufige 133 Wort in den FVS - nur hier, in 29,5, kommt es vor. Dieser statistische Befund hängt zusammen mit dem Gebrauch des Nomens im Ezechielbuch: In Ez 20 z.B. ist "Wüste" oder "Steppe" der theologisch gefüllte Begriff, der den Ort benennt, an dem die Gabe der Satzungen durch Jahwe erfolgt ist, an dem sich des Volkes Ungehorsam manifestierte, wo sich das bevorstehende Strafhandeln Jahwes ankündigte 134 . "Wertfrei" wird der Begriff in 23,42 135 gebraucht, wo das Land der trxnD 136 damit näher bezeichnet wird 137 . Völlig anders als in Ez 20 wird "mD in 19,13; 29,5 und - modifiziert - in 34,25 verwendet: In den beiden erstgenannten Stellen kommt der Wüste gleichsam die Funktion eines "Strafwerkzeugs" Jahwes zu. Ihre Lebensfeindlichkeit scheint zwar auch den Hintergrund von 34,25 zu bilden, doch ist hier an ein "Trotzdem-dort-leben-Können" gedacht 138 .

123 124 125 126

Dtn 29,19. In 19,2; 34,14 begegnet das Verb, in 25,5 das Nomen y : x . Eigentlich an vier: Ex 35,22; II Chr 33,11; Jes 37,29 und II Reg 19,28 sind parallel. Daß Gog die gleiche Art des Überwältig-Werdens durch Jahwe angekündigt wird (38,4) wie dem Pharao, könnte auf Abhängigkeit schließen lassen, gerade deshalb, weil der Einsatz dieser Geräte in Ez 38,4 sich von dem in 29,4 leicht unterscheidet. In Ez 19 sind es Menschen, die diese Geräte verwenden.

127 Vgl. Dtn 18,3. 128 Cant 1,10. Der wesentliche Beitrag zu dieser lexikalischen Frage stammt nach wie vor von P.Haupt (Haupt: cheek [1914!], bes.294). 129 Information entnommen aus Zimmerli: BK, 708. Es ist deutlich, daß Zimmerli mit diesem Hinweis seine Übersetzung stützen möchte. 130 Vgl. Jos 1,5; Dtn 31,6; Jer 12,7; Ps 27,9 u.ö. 131 Dtn 29,27; Jer 14,21. 132 Das Verb begegnet nur noch in 32,4 in fast der gleichen Aussage. Die Bezüge beider Texte sind unverkennbar! 133 134 135 136 137 138

13mal außerhalb der FVS, davon allein neunmal in Ez 20. Talmon, 482. Laut Fohrer: HAT und Zimmerli: BK nichtezechielisch. Qere ist zu lesen. Dieser Gebrauch stützt die Vermutung, daß die Stelle nicht von Ezechiel stammt. Im Blick auf 19,13 werden sowohl von Fohrer: HAT, 103 ("Glosse") als auch von Zimmerli: BK, 422.429f, Bedenken gegen die Ursprünglichkeit angemeldet, wobei Zimmerli an eine Ergänzung durch des Propheten eigene Hand denkt. Auch Ez 34,25 ist (gegen Fohrer: HAT, 195, und Zimmerli: BK, 831, ist keine Textänderung vorzuneh-

232

Äypten: Ez 29

Das Nomen wird hier, wie auch in 26,6.8; 32,4 im Gegenüber zu "Wasser" gebraucht. Anhand der wörtlichen Aufnahme in 39,5 und im Vergleich zu 16,5 kann man sehr schön erkennen, daß zwar an beiden Stellen das "Hinwerfen aufs (Acker-) Land" als ein Unheilsgeschehen gesehen wird, im Unterschied dazu aber hier das eigentlich Bedrohliche der Entzug des angestammten Lebensraumes des Q^ri ist. Insofern liegt 32,4 näher bei 29,5 als die beiden anderen Stellen. HDX, y n p : Der Stamm

HDX kommt im Ezechielbuch nur sechsmal vor, im "Aktiv" (Qal) nur außerhalb 140 , im "Passiv" (Nifal, Pual) nur innerhalb der FVS 141 . Der Befund zu ynn zeigt sich dem zu HDX verwandt 142 : Auch hier ist das "Passiv" nur in den FVS belegt . Interessanterweise findet sich nur in Ez 29,5 der Bedeutungsaspekt der Leichenbestattung 144 . Eine motivgeschichtlich engere Beziehung zu dieser Verwendung weisen einige Jeremiastellen 145 auf: Unbestattet soll Totes liegenbleiben 146 und zu Dune werden 1 4 7 bzw. Tieren zur Nahrung dienen . Diese Stellen aus dem Jeremiabuch scheinen allesamt deuteronomistischer Redaktion zuzugehören 150 . rrn : Der statistische Befund zu diesem Stamm ist wieder hochinteressant: Die Verbalformen kommen insgesamt 48mal (!) vor - kein einziges Mal jedoch in den FVS! In dieser Textgruppe begegnen nur Formen von n*n 151 und , n 1 5 2 . Insgesamt ist der Wortstamm 107mal im Ezechielbuch zu finden153. In 29,5 findet sich, singulär im ganzen Buch, die Wortverbindung ynxn-rrrr; lediglich 32,4 bildet eine Entsprechung: y - f c ? : ri"n154. Üblich ist sonst eher die Wortverbindung mtyrrrrn 1 5 5 oder bloßes rrn . Die übrigen Vorkommen des Nomens bezeichnen (in den meisten Fällen) visionär geschaute Wesen 1 5 7 . Ob die

139 140 141 142 143 144

men) von Zimmerli. BK, 847, vorsichtig abwägend als "aus dem Schülerkreis Ezechiels" herleitbar angesehen worden. Auch Willmes: Ez 34, 471-474, kommt zu dem Ergebnis, Ez 34,25-30 sei (dtr) ergänzt (zur These Willmes vgl. unter 5.2.3.3!). Zum statistischen Befund vgl.o. zu 26,6! 11,17; 24,4; 34,29. 29,5; 38,8; 39,17. Zehnmal außerhalb, sechsmal innerhalb der FVS. 29,5; 38,8; 39,17 - vgl. die eben zu HDX angeführten Stellen! Sawyer: sammeln, 585.

145 146 147 148 149 150

Jer 7,33, 8,2; 9,21; 14,6; 16,4; 19,7; 25,33; 34,20. Jer 14,16. Jer 9,21; 19,7; 34,20. Jer 7,33; 16,4. Den "normalen" Vorgang beschreibt II Sam 21,13. Thiel: Jermia 1-25, 196f. Thiel scheinen die Beziehungen zu II Sam 21 und zu Ez 29 entgangen zu sein. 151 29,5; 31,6.13; 32,4; 38,20; 39,4.17. 152 35,6.11 (in einer SchwF [diese auch noch 14mal im übrigen Ezechielbuch]); im Plural außerdem in 26,20; 32,23-27.32. Bei der Pluralbildung handelt es sich wahrscheinlich um eine sprachgeschichtlich relativ junge Form. 153 Das ist ein rundes Siebtel aller Vorkommen des Alten Testaments! Vgl. zur Wortstatistik auch die Tabelle bei Gerlemann: leben, 550. 154 Vgl. hier den deutlichen Glättungsversuch der Septuaginta, welche in ihrem ursprünglichen Text das Abstraktum voranstellt! 155 31,6.13; 34,5.8; 38,20; 39,4.17. 156 14,15.21 - Dabei dürfte es sich jedoch um einen nichtezechielischen Kontext handeln. 157 V.a. in Kap. 1 und 10.

4.3.1 D e r R e d e g a n g v 3ao2-5

233

"aus dem üblichen Rahmen fallende" Wortverbindung in 29,5 nur dadurch bedingt ist, daß schon vorher von mty die Rede war, scheint fraglich: Die übrigen Stellen im Ezechielbuch weisen vielmehr auf den Gebrauch einer geprägten Wendung hin. Hier dagegen ist das Gegensatzpaar ynx/D^Dtu im Blick! I I V : Im Gegensatz zu rrn kommt der Stamm TiJ> im Ezechielbuch nur in den FVS und in 44,31 158 vor. Darüber hinaus ist festzustellen, daß fast 159 alle übrigen Belege des Nomens ohne Artikel im Alten Testament nur in Status-constructus-Verbindung mit D'Dü stehen. D^DÜ kommt im Ezechielbuch ebenfalls recht selten vor: Fünf der acht Stellen finden sich in den Ägypten-Texten der FVS. Das Wortpaar ynx/D^DUr ist daher noch seltener: Nur in 8,3; 29,5 und 32,4 ist es belegt. An keiner dieser Stellen ist der feste Gebrauch im Sinne einer Beschreibung der Schöpfung in ihrer Gesamtheit 160 zu beobachten. Die Bedeutungsuntersuchung erbrachte als Ergebnis, daß der literarische Horizont, auf den im einzelnen verwiesen wird, kaum die "echte" Prophetenüberlieferung sein dürfte. Zwar sind einige Male Bezüge zu Ez 19 beobachtet worden, doch sind diese eher als Motivanleihen einzuschätzen. Die deutlicheren Verbindungen zu Ez 32,1-10 erklären sich als literarische Abhängigkeit des letztgenannten Texts von Ez 29 161 . STRUKTUR

Dieses Wort ist nicht nach dem so oft beobachteten Schema der l V - p b - W o r t e aufgebaut. Dennoch kann man sehr deutlich erkennen, daß hinter Teil 1 das Element "Begründung" erkennbar ist. Die syntaktische Verbindung der Herausforderungsformel mit "primi in 4a zeigt jedoch, daß es dem Verfasser nicht auf das V-^-Element angekommen ist, ja, indem die Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes an die Herausforderungsformel gekoppelt ist, wird deutlich, daß eine Begründung vermieden ist. Der Text beabsichtigt also eine reine Unheilsankündigung 162 . Der Unterschied zur Aufnahme des Motivs von Ä E 3i.k in v 9b wird dadurch deutlich unterstrichen: Dort hat der Verfasser das Zitat als Begründung verstanden und es in den IV'-Teil einer begründeten Unheilsankündigung gestellt.

158 Von Fohrer und Zimmerli wird diese Stelle dem Propheten allerdings abgesprochen. 159 Ausnahme: Gen 1,21. 160 Vgl. Ps 121,2 u.ö. Dazu vgl. auch den Exkurs in der Studie von C.Petersen zum Mythosbegriff (Petersen, Claus, 74-76) 161 Ez 32,1-10 ist als sehr junger Text im Zusammenhang der Ägyptenworte des Ezechielbuches zu beurteilen: Hier finden sich auch Aufnahmen aus Jes 13,10 (Motiv der apokalyptischen Schilderung) und aus Ez 12,13 (in v 3; vgl. aber die charakteristische Abwandlung, indem hier nicht von einer Deportation gesprochen wird!). Zimmerli: BK, 767, ist nicht im Recht, wenn er den Ausfall eines Textstückes ("verlorene Weiterführung der rr^f?") behauptet. Seine These ist bestimmt durch den unbedingten Willen, einen ursprünglichen Kern des Textes mit dem Datum in v 1 in Verbindung bringen zu können. Es handelt sich vielmehr um die Umformung einer ursprünglich in Anrede formulierten Qina. Wichtigstes Kriterium dafür ist die deutlich später eingefügte BF in v 3 und die konsequente Umarbeitung zur Jahwerede im Ich-Stil. Grund dafür war die Verbindung mit v 11-15. Aufgrund der Verbindung mußte dann auch v 16 gebildet werden, um den Klageliedcharakter des ganzen Abschnittes hervorzuheben. Hier sind deutlich Einflüsse greifbar, die an der bereits genannten Strukturierung der FVS nach dem Schema "Unheilsankündigung - Qina" interessiert waren! 162 O.Kaiser bezeichnet Ez 29,3ff seltsamerweise als "Leichenlied" (Einleitung, 267).

234

Äypten: Ez 29

ÄE

STRUKTURELEMENTE

BES. KENNZEICHEN

SUBJEKT

OBJEKT

3c d

Anrede

adversativ

("ich", Jahwe)

Pharao

3d k

1. Beschreibung des gegenwärtigen Zustands a) real (3d) b) bildlich (3e.f) c) Zitat

neutral

"du" (Pharao)

prädikativ: "ich"-Aussage adversativ

"ich" (Pharao) "ich" (Jahwe) "ich" (Jahwe)

deskriptiv

"du" (Pharao)

(Übereignung)

"ich" (Jahwe)

4a 5c 2. Ankündigung a) Tatbeschreibung, 3-ttg. (4a-5a) b) Folgebeschreibung, 3-tlg. (5b-d) c) Tatbeschreibung C5d>

Nilärme "du" (Pharao) "du" (Pharao)

"du" (Pharao) Vögel, Tiere ("dativisch")

ABB. 10 Struktur von Ez 29,3aa 2 -5

FUNKTION

Die straff durchgeformte Struktur des Textes, verbunden mit der äußerst gedrängten Zusammenstellung von Beschreibung des gegenwärtigen Zustands und Darstellung künftigen Geschehens, erzeugt eine doppelte Wirkung: Einerseits wird die Unabänderlichkeit des auf den Angeredeten hereinbrechenden Unheils prägnant vor Augen geführt. Dies wurde bereits durch die Betrachtung der Ausdrucksseite deutlich. Andererseits bewirkt die provozierende Sprache (vgl. etwa das Nebeneinander der beiden "Ichs" in Ä E 3k und 4a!), daß der Text sehr aggressiv gewirkt haben muß, als er erstmals "veröffentlicht" wurde. Der sich im Zitat ausdrückende Selbstanspruch des Angeredeten wird durch das über ihn hereinbrechende Geschehen ad absurdum geführt. Am Bild des c r w ist von Anfang bis Ende streng festgehalten. Unter diesem Gesichtspunkt bekommt die Wendung maiDn Trroom eine ganz neue Funktion: Sie unterstreicht den Gegensatz zwischen dem angestammten Lebensraum des Wesens in "seinen" D,"IX"' und dem Ort, wohin es verbracht wird. Ganz konsequent ist es, daß die Tiere dieser für den O^n lebensfeindlichen Umgebung es sein werden, die seine unbestatteten Überreste verzehren sollen: "Pharao can be brought into a incompatible sphere where he cannot survive"163. - Der Text läßt keinen historischen Bezug erkennen; zur Erfüllung der Funktion ist dies jedoch auch nicht erforderlich: Die verarbeitete Metaphorik ist beliebig anwendbar.

4.3.2 Anmerkungen zur Datierung164 Bislang wurde die Frage nach dem Datum in Ä E l a ausgeklammert. Es sei hier nur folgende Problemanzeige vorweggeschickt: Sollte sich das Datum als ursprünglich zur

163 Andrew, 138. 164 Die literarischen Fragen, die die Sonderform der FVS-Datierungen aufwerfen, wurden bereits in Kap. 1.4.3.3 diskutiert. In Kapitel 6 ist noch einmal darauf einzugehen.

4.3.2 Anmerkungen zur Datierung

235

Rede hinzugehörig erweisen, wäre damit ein Text gefunden, der zu den ältesten der FVS des Ezechielbuches 165 gehören würde. Hinsichtlich der historischen Verläßlichkeit des Datierungssystems im Ezechielbuch werden unterschiedliche Positionen vertreten. Zimmerli meint, die "These nachträglicher Fiktion [...] erscheint [...] wenig wahrscheinlich" 166 , weil sich die Daten um den Zeitpunkt der Eroberung Jerusalems häuften. Dieses Ereignis trete aber in der Verkündigung des Propheten ganz besonders hervor. Auch Fohrer betont die Zuverlässigkeit der Datierungen 167 . K.S.Freedy und D.B.Redford sehen ebenfalls diese Angaben als "significant for a historical interpretation" an 1 6 8 . Die "Unregelmäßigkeit in der Folge der Datierungen" ist der Grund dafür, daß auch F.Hossfeld die Datierungen für vertrauenswürdig hält 169 . Der jüngste umfassende Beitrag 170 zu dieser Thematik wurde von E.Kutsch verfaßt und scheint an der literarischen und historischen Validität der Datumsangaben keinen Zweifel zu hegen 171 , ebensowenig wie R.Klein in seiner Ezechielmonographie 172 . Nun gab und gibt es jedoch auch kritische Gegenstimmen. Seit G.Hölscher die Datierungen als "teilweise zweifelhaft" angesehen hatte 173 , war die Diskussion um dieses Problem nicht zur Ruhe gekommen. C.C.Torrey, der das Ezechielbuch als pseudepigraphes Spätwerk ansah, hielt die Datenangaben für unzutreffend 174 . I.G.Matthews führte die Worteinleitungen insgesamt auf redaktionelle Bearbeitungen zurück, so daß die Daten vom Kontext her gesehen "prove their independence" 175 . Das Problem aller dieser Bestreitungen liegt darin, daß sie die Gleichsetzung von "redaktionell" und "historisch unzutreffend" voraussetzen. Dieser Gedanke ist jedoch nicht zwingend. Im übrigen scheinen auch die Verfechter der Gegenposition stillschweigend von der - gleichfalls nicht notwendigen - Beurteilung auszugehen, literarische Ursprünglichkeit impliziere historische Sicherheit. Anders stellt sich die Problematik unter redaktionskritischem Aspekt dar. Die Datierungen können dann weder als literarisch ursprünglich noch als historisch zuverlässig beurteilt werden. Diese Angaben

165 Vgl. C.Hardmeier: "In Ez 29,lff. ist das älteste antiägyptische Wort Ezechiels erhalten, das nach V.l noch in die Zeit vor dem Fall Jerusalems, auf den 17. Januar 588 zu datieren ist." (Hardmeier: Prophetie, 339). Zur Historie der Ereignisse um 587 vgl. Kutsch: Daten, Gosse: Isafe, 179-183 und Hardmeier: Prophetie, 247-262.268-271.283286. S. auch die Überblicke in den Ausführungen zu "liDV^n" in 1.3.1.3, zu in 3.1.3.2, zu "D-HXD" o. 4.3.1.3 und zu " - p v r in 5.2.3.2 - außerdem s.u. zu Ez 29,17-20! 166 Zimmerli: BK, 15*. Zur Diskussion um die Daten vgl. Zimmerli: BK, 12*-33*. 167 Fohrer: Hauptprobleme, 105. Auf den folgenden Seiten dieser Arbeit gibt Fohrer ausführliche Begründungen für die Echtheit (nur zur Verdeutlichung: dies betrifft die historische wie die literarische Beurteilung!). Vgl. auch Fohrer: HAT, XIII. 168 Freedy/Redford, 462. 169 Hossfeld: Untersuchungen, 220 Anm.73. 170 Vgl. aber auch die sehr umsichtigen Überlegungen bei Gosse: Isafe, 172-179, der zwei Arten von Datierungssystemen zu erkennen glaubt: Eines werde von 24,1, das andere von 33,21 repräsentiert (Gosse: Isafe, 179). 171 Auf Kutsch wird im folgenden etwas genauer einzugehen sein. Vgl. auch unter 4.5.1. 172 Klein: Ezekiel, 5f und 12 Anm.5. 173 Hölscher, 11. 174 Vgl. z.B. zu 1,1 Torrey: Pseudo-Ezekiel, 59. 175 Matthews, xiv.

Äypten: Ez 29

236

wiesen auf das Konzept einer Redaktion hin und beruhten deshalb "nicht auf zutreffender historischer Überlieferung, sondern sind nachträglich konstruiert worden" 1 7 6 .

Da sich aus dem Text allein keine Hinweise auf die literarische Beziehung zwischen Datierung und Grundtext des Pharao-Wortes ergeben, könnte ein Vergleich der Daten im Ezechielbuch nähere Aufschlüsse dazu geben (s. Abb. 11). Zunächst einmal wird dieser Vergleich auf die FVS beschränkt, da es möglich ist, daß sich Unterschiede in den Datierungen zum sonstigen Buch ergeben könnten. TEXT

GESTALT

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TP!

ABB. 11 Daten in den FVS

Bis auf 29,1 sind die Datierungen syntaktisch gleich strukturiert: t p i + Zahlenangabe mit 3 + m© / Zahlangabe mit 3 (bei 32,1 zusätzlich mit ©an) / Zahlangabe mit 3 + ©inb (im folgenden "A-Form"). Nur in 29,1 fehlt ein t p i . Hier ist - wahrscheinlich aus dem gleichen Grund - auch die Jahresangabe anders formuliert, indem mit rn© ein 3 verbunden und die Ordinalzahl nachgestellt ist (im folgenden "B-Form"). Wie sieht dies in der übrigen Ezechielüberlieferung aus? Die A-Form findet sich auch in 1,1. 1,2 ist schon aus syntaktischen Gründen völlig anders gestaltet 1 7 7 . 2,16 kann hier als Datumsangabe außer Betracht bleiben. Interessant ist wieder 8,1, wo die A- mit der BForm verbunden ist. Das gleiche läßt sich in 20,1 entdecken. Schwierig zu beurteilen ist 24,1, weil hier eine W E F vorausgeht. Damit ergibt sich zwangsläufig die B-Form. Hier ist außerdem die Monats- wie üblicherweise die Jahresangabe als " » i m + Zahlwort" gestaltet. In 33,21 ist wieder die A-Form eingesetzt 178 . Aufgrund der Synchronismen (vgl. auch l,lf!) ist 40,1 völlig anders formuliert. - Nach dieser Durchsicht zeigt sich, daß Kutsch mit seiner Bemerkung durchaus im Recht sein könnte, daß überall dort, wo "eine Jahreszahl von 11 an aufwärts" genannt werde (wie z.B. in 1,1) mit der A-Form gearbeitet wird 1 7 9 .

176 Garscha, 149. Hossfeld kritisiert natürlich mit Recht an dieser Sicht, daß sie "uns zu global und unzureichend begründet" erscheine (Hossfeld: Untersuchungen, 221 Anm.73). Wie aber bereits Zimmerli: BK, XII, kritisch bemerkt hat, hängt das Konzept Garschas ganz entscheidend von der Beurteilung der Datierungen ab. Es ist unter diesem Aspekt besonders bedauerlich, daß in der neuen mit hohem Anspruch auftretenden Studie T.Krügers m.W. nichts zu diesem Problem gesagt wird. 177 Vgl. dazu auch Kutsch: Daten, 50-54. 178 Aufgrund dieser Differenz zwischen beiden Formen kommt übrigens Gosse: Isai'e, 179, zu seiner Hypothese über die Verwendung zweier Datierungssysteme. Wie sich jedoch im folgenden zeigen wird, kommt man mit der These von Kutsch gut zurecht, weshalb man das Problem nicht zusätzlich durch Differnzierungen belasten sollte. 179 Kutsch: Daten, 49.

4.3.2 Anmerkungen zur Datierung

237

Dies könnte auch erklären, wieso in 32,1 die ausgeweitete Form begegnet, da nur hier eine Monatszahl höher als "10" begegnet. Aus diesen Feststellungen ist zunächst zu folgern: Die planvolle Gestaltung der Datierungen läßt darauf schließen, daß diese Angaben, soweit sie den genannten Prinzipien folgen, aus ein und derselben Hand stammen könnten. Dazu gehören 1,1; 26,1; 29,17; 30,20; 31,1; 32,1; 32,17 und 33,21. Sie alle bilden die Angabe mit Hilfe der A-Form, wobei bei der Jahresangabe eine Zahl größer als 10 verwendet wird. Dann fallen 1,2; 2,16; 8,1; 20,1; 24,1 und 40,1 auf, weil hier die Gestaltung anders ist als an den übrigen Stellen. Formal gehören 8,1 und 20,1 zusammen, wo jeweils A- und B-Form "vermischt" zu sein scheinen. 29,1 ist mit 8,1 und 24,1 vergleichbar, hier fehlt aber ein einleitendes TPI. Man beachte, daß dies die einzige Datierung in den FVS ist, wo die Jahreszahl niedriger als 11 ist. Wie bereits erwähnt, fallen 1,2 und 40,1 aufgrund der in ihnen vorgenommenen Synchronismen aus der sonstigen Systematik heraus. Allerdings scheint auch hier das "Prinzip nach Kutsch" zu gelten: Ist die Zahl größer als 10, wird sie mit 3 versehen und dem absoluten natu vorausgestellt 180 , ist sie kleiner als 11, so steht sie determiniert nach einem m a n bzw. (1,2) nach einem m m 1 8 1 . Es fällt weiter auf, daß die Jahreszahlen unter 11 in aufsteigender Folge 182 , die über 10 jedoch ungeordnet vorkommen. Es handelt sich nach allen Beobachtungen um ein klug durchdachtes System der Zählungen. Wenn man nun beachtet, daß nach diesem Prinzip auch solche Texte eingeleitet sind, die sich nicht auf den Propheten Ezechiel selbst zurückführen lassen, so ist es die Frage, ob man den Datierungen des Ezechielbuches vorbehaltlos Vertrauen schenken darf, wie dies Zimmerli tut. Es geht dabei weniger um die historisch zutreffende Zuordnung 1 8 3 als um die literarische Ursprünglichkeit der Datierungen. Zumindest bei einigen der Texte müssen die Datierungen erst im nachhinein hinzugefügt worden sein. Bei 24,1 kann dies evident gemacht werden. Damit ist nicht behauptet, daß nicht einige der Daten von des Propheten eigener Hand stammen könnten. Vielmehr ist es wahrscheinlich, daß das System der Zeitangaben vom ezechielischen Kreis übernommen und zu einem redaktionellen Ordnungskriterium gemacht wurde. Ganz deutlich wird dies in den FVS, wo die syntaktische Einbindung in den jeweiligen Kontext einheitlich ist und sich eindeutig von den sonstigen Datumsangaben unterscheidet. Dieser Frage muß im Schlußkapitel noch einmal nachgegangen werden. Das Problem der Datierung in 29,1 läßt sich auf diese Weise jedenfalls nicht zuungunsten der literarischen Ursprünglichkeit entscheiden. Damit muß Ä E l a bis zum Beweis des Gegenteils als von Anfang an zur Texteinheit zugehörig angesehen werden.

180 1,1 (30.Jahr); 26,1 (12Jahr, vgl. 1.5.1); 29,17 (27Jahr); 30,20 ( H J a h r ) ; 31,1 ( U J a h r ) ; 32,1 (12Jahr); 32,17 (12Jahr); 33,21 (12Jahr); 40,1 (1.: 25Jahr, 2.: 14Jahr). 181 1,2 (5Jahr); 8,1 (6Jahr); 20,1 (7Jahr); 24,1 (9Jahr); 29,1 (lOJahr). 182 Daß die Zahl "8" fehlt, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 183 Dazu vgl. vor allem die Studien von Freedy/Redford, Kutsch: Daten und neuerdings Hardmeier: Prophetie, 247.

238

Äypten: Ez 29

4.3.3 Folgerungen für Form und Gattung Ez 29,1.2a.ba.3.4aa.ba.5aa 1 /?-7.b ist eine Unheilsankündigung ohne Begründung. In dieser Form ist sie vergleichbar mit der Erweiterung 28,20-22ba 184 , unterscheidet sich jedoch von diesem Text erheblich, weil in 29,1-5* eine deutlich ausgebildete Struktur der Ankündigung vorliegt, dort aber nicht. Die Form begründungsloser Unheilsankündigungen Findet sich im Ezechielbuch relativ selten: (6,17)*; 21,1-5.6-10; 35,1-4, 38,1-9. Doch fällt gegenüber den genannten Texten auf, daß 29,1-5* in v 3 eine den üblichen Begründungen verwandte Gestaltung besitzt. Es handelt sich also um eine abgewandelte Form der begründeten Unheilsankündigung, in welcher typische Elemente der sonst üblichen Begründung (die direkte Anrede, der Partizipialstil in ÄE 3f, der Relativsatz in 3g, die Aufnahme eines Zitats) in die Ankündigung eingebaut wurden. Sitz im Leben ist demnach die prophetische Verkündigung. Doch muß auch hier festgestellt, werden, daß atypischer Gebrauch vorliegt, da die Hinwendungsformel in ÄE 2b nicht im eigentlichen Sinn verwendet ist und die Anwesenheit des Adressaten nicht vorausgesetzt sein kann 185 .

4.3.4 Geprägte Bedeutungssyndrome In der Einheit Ez 29,1-5* findet sich eine Reihe geprägter Bedeutungssyndrome, auf deren Funktion hier kurz eingegangen werden muß. 1. D A S GROBE WASSERTIER

Die Rede vom großen Wassertier 186 umfaßt außer dem Begriff crw/^ün auch folgende Lexeme: i m b 1 8 ' , am 1 8 8 , urrn189, 5>ss190, r ® 1 9 1 , iD-stu192. Die derzeit breiteste Darstel-

184 Vgl. dazu im folgenden Kapitel! 185 Vgl. hier die Schlußüberlegungen zu Ez 25,1-5 in Kap. 1! 186 Vgl. grundlegend zu dieser Thematik die genannte Arbeit von C.Petersen. Nach wie vor interessant, v.a. im Blick auf die religionsgeschichtlichen Herleitungen ist W.W.Grafen Baudissins "Studien zur semitischen Religionsgeschichte". 187 Jes 27,1; Ps 74,14; 104,26; Hi 3,8; 40,25. 188 Jes 30,7; 51,9; Ps 87,4; 89,11; Hi 9,13; 40,25. 189 Ex 4,3; 7,15; II Reg 18,4; Jes 14,29; 27,1; Jer 8,17; 46,22; Am 5,19; 9,3; Mi 7,17; Ps 58,5; 140,4; Hi 26,13; Prv 30,19; 23,32; Qoh 10,8.11. Einzig Hi 26,13 legt eine mythologische Konnotation dieses Lexems nahe, da hier parallel zu 3 m steht. 190 Jes 11,8; 14,29; 59,5; Jer 8,17; Prv 23,32. Hier fällt auf, daß der Begriff häufig parallel zu um: steht. Mythologische Konnotation ist wohl nirgends anzunehmen. 191 Num 21,6; Dtn 8,15; Jes (6,2.6) 14,29; 30,6. Nirgends ist mythologische Konnotation feststellbar. 192 Hapaxlegomenon in Gen 49,17, bezeichnet möglicherweise die Viper.

4.3.4 Geprägte Bedeutungssyndrome

239

lung der hinter dem Bedeutungssyndrom "Schlange/Drache" stehenden Mythen ist m.W. U.Steffens Arbeit zum Drachenkampf. Bezüglich der Begriffsbestimmung bleibt Steffen ungenau 193 . Der Autor zeigt, daß die Rede vom "bösen" Drachen Teil eines Mythos ist, welcher nicht nur im vorderorientalischen Bereich beheimatet, sondern im Götter- und Dämonenglauben der gesamten westlichen Hemisphäre nachweisbar ist 194 . Das Bild ist negativ besetzt, da der Drache Symbol des Bösen ist 195 . Interessant ist es, daß das Motiv des "Angelns" des Schlangen-/Drachenwesens (Ez 29,4) sich offenbar auch in anderen Kulturkreisen nachweisen läßt . 2 . D I E WASSERMITTE

In Ä E 3f wird der Aufenthaltsort des o ^ n mit v w -pro angegeben. Dies verweist auf ein geprägtes Bedeutungssyndrom, das vor allem in den FVS des Ezechielbuches begegnet: das der "Wassermitte" . In den Tyrustexten ist dieses Motiv charakteristisch ausgestaltet zu D-D-' nbn 1 9 8 und könnte durchaus mit gewissen Vorstellungen der kanaanäischen Mythologie in Zusammenhang gebracht werden. Dabei wird eine nicht unwesentliche Rolle die Lage der einstigen Inselstadt Tyrus "zwischen den Meeren" gespielt haben 1 9 9 . Wasser als "Wohn-" oder "Aufenthaltsort" spielt sonst im Ezechielbuch keine Rolle. Weiter ist feststellbar, daß die Rede vom In-der-Mitte-von-etwas-Sein auf zwei verschiedene Arten ausgesagt werden kann: einmal, wie in Ez 29, mit "pro und das andere Mal, wie in den Tyrustexten, mit ~b3 200 . Tin ist ein sehr oft verwendeter Begriff im Ezechielbuch 201 ; Vergleichbares gilt für Im Ezechielbuch scheint "pro geradezu an die Stelle eines einfachen 3 zu treten 2 0 2 . Diese Beobachtung aber widerrät, alle Vorkommen dieses "pro mit dem ausdrücklichen "in der Mitte von" wiederzugeben; im einzelnen müßte dies jeweils überprüft werden (auffällig sind längere Passagen, in denen "pro überhaupt nicht verwendet wird, wohl aber die Relation "innen/außen" eine wesentliche Rolle spielt 203 ).

193 Vgl. Steffen, 83f. Das Buch wendet sich allerdings an ein breiteres Publikum. 194 Steffen, 26-28. 195 Insofern unterscheiden sich "westliche" und "östliche" (etwa chinesische) Vorstellungen grundlegend voneinander: In letzterem Kulturkreis ist das Drachensymbol positiv besetzt. Der Drache ist dort Figur der lebensspendenden Kraft, ist Wächter der Tugend und Schutzgott der Neugeborenen (was z.B. noch heute am Aufreihen bunter Papier"drachen" auf Leinen bei der Geburt eines Kindes sichtbar wird). Der Drache gehört nach der Yin-Yan-Lehre zu den notwendigen Urprinzipien der Welt. 196 Vgl. Steffen, 69 Abb. 15. 197 Wahrscheinlich aufgrund der Lokalisierung des "Pin in der "Wassermitte" kommt Höffken zu der irrigen Annahme, der Tannin repräsentiere das Meer (Höffken: Untersuchungen, 268). Das ist abwegig: Wie Höffken: Untersuchungen, 315f, selbst feststellt, kommt es im Bildwort gerade darauf an, daß das Lebewesen aus seinem angestammten Lebensbereich - dem Wasser! - entfernt werde. 198 199 200 201 202 203

26,12.18; 27,3.4.25-27.32; 28,2.8. Dazu genauer unter 3.1.3.2! Bereits Eißfeldt war dies aufgefallen, vgl. Eißfeldt: Baal Zaphon, 27. Von insgesamt 418 alttestamentlichen Vorkommen sind hier allein 116 belegt! Vgl. schon 1,1: "Ich aber war n ^ r r - p m " . Vgl. z.B. Ez 4 (vor allem v 13!), den ersten Teil von Ez 16, Ez 21,1-32, 23,1-34; Ez 25; Ez 32,1-16 (dies ist besonders auffällig, wenn man die literarischen Beziehungen zwischen diesem Text und Ez 29,1-5 bedenkt!); Ez 33,1-29; Ez 35,1-36,15, Ez 38f (Ausnahme: 39,7!); und die Kap. 40 und 45 des TBBs. Ob sich aus dieser Beobachtung Schlüsse ziehen lassen, sei dahingestellt.

Äypten: Ez 29

240 3 . SCHÖPFUNGSAUSSAGE

Zimmerli behauptet, in dem "¡TW sei "ezechielische Redeweise zu vernehmen" 204 , wobei er sich auf 17,24; 22,14 und andere, nicht näher genannte Stellen beziehen möchte. Diese Argumentation steht aber auf sehr schwachen Füßen: Abgesehen davon, daß Zimmerli selbst sowohl 17,24 205 wie auch 22,14 206 als Erweiterungen beurteilt (!), sind die wenigen Stellen im ganzen Prophetenbuch, an denen mit Hilfe des Verbums rroy eine Schöpfungsaussage formuliert ist, nur in den FVS zu finden!207. Wird anderswo das Verb nuiv in einer Selbstaussage Jahwes verwendet, dann nicht zur Beschreibung des schöpferischen Handelns Jahwes . Als "typisch ezechielische Redeweise" begegnet iTO3> vielmehr dort, wo Jahwes Gerichtshandeln beschrieben wird 209 . Im anderen Fall, wenn Menschen Subjekt sind, benennt das Verb das Unrecht-"Tun" Israels 210 . Und drittens beschreibt das Verb die Verbindung von Reden und Tun Jahwes 211 . Bemerkenswert ist auch der von diesen Befunden abweichende, häufig passivische, Gebrauch des Verbums im TBB: Hier steht handwerkliches Tun im Vordergrund 212 . Schöpfungsaussagen sind im Ezechielbuch also überaus selten. Auch das Verb JCO I begegnet insgesamt nur dreimal, und zwar in den FVS, jeweils in passiven Formen 2 1 3 . Gewiß ist die Vorstellung vom Schöpfungshandeln Jahwes Ezechiel nicht fremd gewesen. Nur: Er thematisiert es (bewußt?) nie. Wenn vom Handeln Jahwes die Rede ist, dann im oben genannten Sinn: richtend, redend oder - seltener verwandelnd. Auf das Bedeutungssyndrom wird also nur in bestimmten Texten der FVS verwiesen. Damit überschreiten diese Texte in gewisser Hinsicht den Vorstellungshorizont von Ezechiels Verkündigung. Zwar kann man kaum sagen, daß im Glauben Israels das schöpferische Handeln Jahwes nicht schon von alters her Raum gewesen wäre. Deutlich ist aber, daß das Verb X"Q I, welches ausschließlich mit Gott als handelndem Subjekt verbunden ist, erst ab der Exilszeit verstärkt in Gebrauch kommt, vor allem bei Deuterojesaja und in der Priesterschrift. Der einzig mögliche vorexilische Beleg könnte in Am 4,13 gesucht werden. Die FVS greifen damit also einen recht "jungen" Sprachgebrauch auf. Alter ist sicher die Verwendung von rrov in diesem Zusammenhang, das von der Grundbedeutung her ("machen", "tun", "herstellen", "verarbeiten zu") im handwerklichen Kontext seine Wurzeln hat. Damit wird der Gebrauch dieses Verbums in Ez 29,3 erklärbar: Zwar

204 205 206 207

Zimmerli: BK, 708. Zimmerli: BK, 377.388f, und v.a. Zimmerli: Fortschreibung, 187f. Zimmerli: BK, 512. Vgl. neben Ez 29,3.9 auch 31,9. In Ez 18,31 ist ein völlig anderer Gedanke im Blick: Zwar ist hier vom "Machen eines neuen Herzens" die Rede; Subjekt dieser als Aufforderung gestalteten Wendung ist jedoch "ihr, Haus Israel" (18,30). Also kann in v 31 nicht ein Schöpfungsakt gemeint sein.

208 209 210 211 212 213

Bestenfalls kann man an ein "umwandelndes" Handeln denken. 5,8-10; 11,9 u.ö.; vgl. am Ende von Ez 30 und in 39,21.24! Massiert in Ez 16, v.a. im Erweiterungsteil ab v 42, u.ö. im Ezechielbuch. Hier hat Zimmeriis Hinweis seinen rechten Ort. Vergleichbar sind 1,16; 7,23; 12,3; 15,3.5; 21,20. 21,35; 28,13.15. In 21,24 (bis; beide Vorkommen sind jedoch textlich angefochten und wahrscheinlich zu ändern) und in 23,47 ist das Piel verwendet, weshalb X " III "abhauen", "abholzen", "zerhauen" zu übersetzen ist (vgl Schmidt, Werner H.: schaffen, 336, weil zur Zeit des Exils die Bedeutungsdifferenzierung bereits stattgefunden hat (vgl. dazu unter 3.2.4.4!)

4.3.4 Geprägte Bedeutungssyndrome

241

bedeutet die Aussage des Pharao/VW in den Augen des Verfassers eine Selbstüberhebung214, doch ist dieses "Machen" keinem Schöpfungsakt Jahwes zu vergleichen. 4 . NICHT-BEGRABEN-WERDEN

Auch die Vorstellung vom Nicht-begraben- und Aufgezehrt-Werden des Leichnams durch Vögel und Landtiere (häufiger im Jeremiabuch anzutreffen) ist ein offenbar junges Motiv, das in der deuteronomistischen Fluchformulierung (Dtn 28,26!) seinen Ort hat 215 . In erzählerischer Form begegnet es in II Sam 21,10-14. Interessanterweise taucht das Motiv in nachexilischer Zeit nicht mehr auf 216 . Der Kern des Bedeutungssyndroms ist klar: Das unheilvolle Geschick betrifft den Menschen nicht nur in seinem Leben, sondern verfolgt ihn über den Tod hinaus. Indem sogar die Überreste des Leichnams verzehrt werden, wird das Ende in seiner Bedrohlichkeit überhöht. Da nun das Motiv vorwiegend in deuteronomistischen Zusammenhängen begegnet, könnte man versucht sein, Ez 29,1-5 mit der Deuteronomistik in Verbindung zu bringen. Doch genauere Beobachtungen raten hier zur Vorsicht: Wichtig könnte z.B. die Beobachtung der Reihenfolge sein: Während der Ezechieltext die Landtiere an erster Stelle nennt, kennen die deuteronomistischen Belege die umgekehrte Anordnung: Vögel - Tiere 217 . Die Abfolge in Ez 29 ist die gleiche in Texten, die dieser Traditionsströmung nicht zuzuweisen sincr18. Sehr bemerkenswert scheint die Tatsache, daß Ez 31,6.13; 32,4(!) und 38,20 die "deuteronomistische" Reihung aufweisen. Dies unterstützt die These, daß Ez 29,1-5 der vergleichsweise älteste dieser Texte ist: 32,4 ist - wie schon mehrfach erwähnt - unter Aufnahme von Ez 29 gestaltet worden. Dabei hat der Verfasser die Reihenfolge der Tiere vertauscht, offenbar, weil ihm die "deuteronomistische" Anordnung geläufiger war. Ez 29,5 weist, obwohl hier die gleiche Motivik im Hintergrund steht, eine deutlich andere Prägung auf. Wie die Vergleichstexte zeigen, ist diese traditionsgeschichtlich älter als die deuteronomistische. Ez 29 rückt aber gleichzeitig in größere Nähe zu priesterschriftlich zu ortenden Texten.

4.3.5 Aussage und Intention des Verfassers von 29,l-6a* Der Grundtext von Ez 29,1-5* ist nicht von Ezechiel selbst verfaßt, sondern von jemandem, der mit seiner Sprache und seiner Verkündigung vertraut war. Damit rückt dieser Verfasser in die Nähe der Personen, die auch in den übrigen FVS zu Worte kamen. Das Wort gegen den Pharao trägt eine Datierung, die wahrscheinlich von Anfang an zum Grundtext hinzugehört hat. Damit ergibt sich das Problem, daß der Verfasser wahrscheinlich bereits zu Lebzeiten des Propheten, ja, parallel zu dessen Verkündigung, das Wort gegen den Pharao gebildet hat. Es handelt sich um eine Unheilsankündigung, die ohne

214 Es sei an dieser Stelle betont, daß die Schöpfungsaussage im Mund des V3n/Pharao voraussetzt, daß die Pharaonen sich als Gottwesen gesehen haben. In diesem Zusammenhang soll auf den jüngst erschienen Beitrag R.Gundlachs verwiesen werden, der eine entwicklungsgeschichtliche Linie hin zur "Vergöttlichung" des Pharao meint feststellen zu können, was sich unter anderem auch anhand der Ausbildung entsprechender Hieroglyphen-Zeichen nachweisen lasse (Gundlach, v.a. 26-29). 215 Zu den Stellen s.o. "Semantik"! 216 Eine Ausnahme könnte die Reminiszenz in Jer 25,34 sein. Aber auch in Ps 79,2 wird das Motiv aufgenommen (vgl. dazu Kraus: BKAT 15/2, 588). 217 Vgl. z.B. I Sam 17,44.46; I Reg 14,11; 16,4; 21,24; Jer 7,33; 9,9; 16,4; 34,20. So auch in II Sam 21,10; Jer 15,3; Ps 79,2. 218 Gen 1,30; 9,2. Vgl. auch Gen 2,19f; Lev 17,13, Hos 2,20; 4,3; Ps 104,12.

242

Äypten: Ez 29

ausdrückliche Begründung gestaltet ist. Eine sonst in den FVS häufig verwendete Struktur (die der I ^ - I ^ - F o r m ) ist nicht verwendet. Leider ist auch nicht mehr zu erkennen, ob es sich bei der Vorform von v 6a wirklich um eine EF gehandelt hat oder nicht. Es spricht jedenfalls mehr dafür als dagegen. Unter der Voraussetzung, daß v 6a ursprünglich gelautet hätte: "Da wirst du erfahren, daß ich Jahwe bin!", können vorsichtige Folgerungen im Blick auf die Intention des Verfassers getroffen werden.

Der Autor des Textes hat ein Bildwort geschaffen, welches streng am Vergleich Pharaos mit einem großen Wassertier orientiert ist. Dieses Wort ist poetisch gestaltet und inhaltlich sorgfältig konzipiert, was etwa daran kenntlich ist, daß das Wassertier ausgerechnet Tieren aus den Lebensbereichen zum Fraß gegeben wird, die ehedem nicht zu seinem Verfügungsbereich gehörten 219 . Dem Wassertier wird eine Aussage in den Mund gelegt, die in den Ohren der Adressaten des Verfassers 220 als Blasphemie gegen Jahwe geklungen haben müssen: "Mir gehören die Nilarme, ich habe sie gemacht!" Schon von da her ist klar, daß das Wassertier nicht mit einem Krokodil gleichgesetzt werden darf, sondern daß hier der Mythos vom Drachenkampf assoziiert werden sollte. Dies scheint in der Absicht des Verfassers zu liegen, da er im Anschluß an diese Äußerung des Wassertiers eine Aktion Jahwes schildert, die die Aussage des Tieres als lächerlich entlarvt: Ausgerechnet aus dem Bereich, den es sich selbst geschaffen zu haben wähnte, zieht es Jahwe heraus und wirft es in eine Umgebung, in der es hilflos verenden muß. Die Vernichtung dieses Wesens wird drastisch geschildert: Niemand wird dasein, es zu begraben, sein Gedächtnis wird ausgelöscht, weil sogar der Leichnam den Vögeln und Tieren zur Speise dient. Der Verfasser hat dieses Bildwort221 möglicherweise mit einer E F abgeschlossen. Da dies nicht beweisbar ist, sind die folgenden Ausführungen unter einem gewissen Vorbehalt zu sehen: Hier liegt es besonders fern, diese Formel als "Erkenntnisformel" zu bezeichnen: Wer sollte denn noch da sein, Jahwe zu erkennen? Das Ziel dieser Formel muß in einer ganz anderen Richtung liegen: Der Pharao wird in seinem Untergang eine Jahweerfahrung machen. Hybris bedeutet Bestreitung der Wirkmacht Jahwes - dies steht im Hintergrund. Durch seinen Untergang wird der Pharao mit dieser Wirkmacht konfrontiert, sein eigener Anspruch ad absurdum geführt. Der, welcher meinte, sich seinen Lebensbereich selbst geschaffen zu haben, erfährt, daß Jahwe auch darüber völlig frei verfügen kann, ja, daß ihm alle denkbaren Weltbereiche untergeordnet sind. Der Pharao wird von dem Verfasser als Repräsentant der jahwefeindlichen Selbst-

219 Aus dem Text läßt sich nicht entnehmen, ob dieses Element weiter auszudeuten wäre. Die formelhafte Sprache an dieser Stelle widerrät, hier vorschnelle Schlüsse zu ziehen. 220 Als die man sich diejenigen vorstellen muß, die zum "ezechielischen Kreis" gehörten. 221 Ganz am Rande: Wenn ein solches Urteil überhaupt möglich ist, handelt es sich um ein besonders gelungenes Beispiel hebräischer Poesie: Bild und Sache entsprechen einander bis ins feinste Element, Aufbau und Metrum unterstützen die Aussage, Spannung entsteht im Widerspruch, der ungesagt bleibt und doch vom Hörer wahrgenommen wird, nichts scheint unnötig und überflüssig.

4.3.5 Aussage und Intention des Verfassers

243

Überschätzung gesehen. Darum braucht der Vernichtungsbeschluß Jahwes gar nicht erst näher begründet zu werden: Im Vorgang des restlosen Ausmerzens selbst liegt die Begründung für Jahwes Handeln. Auf welchem Hintergrund das ganze zu verstehen sein könnte, lassen die Einzeluntersuchungen vermuten: Es könnte um die Auseinandersetzungen über die Rolle Ägyptens in Palästina vor der Eroberung Jerusalems im Jahre 587 v.Chr. gehen. Nun sagt der Verfasser, der Pharao werde überhaupt keine Gelegenheit erhalten, "seine Nilarme" zu verlassen, in denen er so selbstgefällig "sich suhlt". Jahwe höchstselbst werde ihn dort herausziehen und der Vernichtung überantworten. Wollte der Verfasser der probabylonischen Opposition in Juda Argumentationshilfen liefern222? Handelt es sich bei 29,1-5* ebenfalls um einen der "Diskussionsbeiträge" aus dem ezechielischen Kreis, welcher um theologische Deutung gegenwärtiger politischer Ereignisse bemüht war? Ist das Datum am Beginn des Textes doch als später nachgetragen223 zu interpretieren, um das Wort vor den Fall Jerusalems im Sommer 587 datieren zu können?224 Leider bietet die vorliegende Analyse zu einer sicheren Beantwortung dieser Fragen zu wenig Material. In jedem Fall gehört 29,15* zu den ältesten Texten der FVS des Ezechielbuches.

4.4 Zur Redaktion von Ez 29,1-16 4.4.1 Anmerkungen zur Redaktion von 2 9 , l - 6 a Die Literarkritik hat erwiesen, daß Ez 29,l-6a Ergebnis einer redaktionellen Umgestaltung eines Wortes ist, das ursprünglich nur an den Pharao gerichtet war. Die Redaktion griff so in den Text ein, daß er jetzt die Einwohner Ägyptens einbezieht. Dies scheint durch die v 6b-9a veranlaßt, die mit der vorliegenden Einheit verbunden werden sollten. Die v 6b-9a sind aber eingefügt worden, um 29,1-6a* mit dem Folgetext ab v 9b verbinden zu können. Damit geriet das Land Ägypten als allgemeine Größe in den Blick. Die Differenz ist am vorliegenden Text deutlich erkennbar und war Grund für die textliche Veränderung in v 6b.

222 Vgl. die These Hardmeiers zu v 6b.7. 223 Der jüngste Beitrag hierzu (Gosse: Isafe, 179) geht davon aus, daß die Ägyptensprüche (Gosse meint hier einen Grundbestand) alle auf die Belagerungszeit Jerusalems führten und von da her als Unterstützung der probabylonischen Opposition gedacht waren. Gegen diese Deutung spricht jedoch, daß sich in keinem Wort Jeremias, der wohl als der herausragende Vertreter jener Opposition angesehen werden kann, ein Bezug zu den antiägyptischen Worten des Ezechielbuches findet. Bezeichnenderweise findet sich dann die Parallele zu v 6b.7 erst im deuteronomistischen Zusammenhang. 224 Es sei darauf hingewiesen, daß alle diese Fragen positiv beantwortet werden könnten: Dann handelte es sich um nachgetragene theologische Deutung des nicht erfolgten Eingreifens von Hophra bei der babylonischen Offensive.

244

Äypten: Ez 29

Die Redaktion orientierte sich an dem bildhaften Vergleich mit dem VW: Das große Wassertier, in den Nilarmen sich suhlend, wurde mit Fischen (3T225) beklebt (pm 2 2 6 ), die dann an seinen Schuppen (ncjptttp227) hängen. So gering der Textbestand der Ergänzungen ist, läßt sich doch festhalten, daß sein Sprachgebrauch wieder eine erstaunliche Nähe zu priesterschriftlichen Überlieferungen des Pentateuch aufweist. Überraschend ist, daß das große Tier durch die Einfügungen eine andere Gestalt gewinnt: Es ist jetzt mit mwpüp bekleidet, hat also einen Schuppenpanzer - aus dem Urtier, das im ursprünglichen Text Assoziationen an den Drachenkampf weckte, ist ein Krokodil geworden!

4 . 4 . 2 D i e E r g ä n z u n g in 2 9 , 9 b - 1 2 * . 1 6 b D i e Erweiterung Ez 29,9b-12*.16b hat die Struktur einer begründeten Unheilsankündigung nach der für die Ezechieltradition typischen l ^ - l ^ b - F o r m . Eine Redeeinleitung zu diesem Stück, in welcher die Nennung von Sprecher und Adressat zu erwarten wären, war nicht notwendig gewesen, weil v 9b sich ursprünglich unmittelbar an die v 1-5* anschloß. Zwischen beiden Stücken stand aller Wahrscheinlichkeit nach eine Vorform der jetzt vorliegenden pluralisch formulierten E F in v 6a. Wie bereits in der Literarkritik festgestellt, könnte als Grund für diese Erweiterung v 9b-12*.16b angenommen werden, daß ein Späterer die Ankündigung auf das Land Ägypten ausdehnen wollte. Der Ergänzer geht dabei geschickt vor: Er erkennt in Ä E 3i.k das Motiv für die Unheilsankündigung des Pharaowortes und stellt dieses Zitat deshalb in einen Iv-Satz. Charakteristisch sind die Umgestaltungen, die dabei vorgenommen wurden: Anstatt der Nilarme (Enx"1) ist jetzt der Nil ("ix") sowohl in der Besitz- wie auch in der "Schöpfungs"aussage genannt. Damit zeigt der Ergänzer, daß es ihm auf den in v 3 möglicherweise beabsichtigten Bezug auf zeitgeschichtliche Gegebenheiten weniger ankommt 228 . Aber auch in der Struktur der Ankündigung ("pi>-Satz) folgt die Erweiterung ihrer Vorgabe: An den Aufmerksamkeitserreger ^ n (vgl. ÄE 3c) schließt sich in der "Hinwendungsformel" eine Art Überschrift an (vgl. ÄE 3d), die syntaktisch mit der Perfekt-consecutivForm Tirm weitergeführt wird (vgl. Ä E 4a). Die Fortführung aber unterscheidet sich erheblich von der in v 4f, weil hier das Land Ägypten angesprochen wird. Bereits bei der Verwendung des Verbums wird die Differenz augenfällig: Während iro ist in v 4 mit Objektsakkusativ ohne nx und "Ortsangabe mit 3 konstruiert (wörtlich "und ich werde Greifhaken in deine Backen geben"), wird es in v 10

225 Im Ezechielbuch ist das Lexem nur in 29,4; 38,20 und 47,9f (ter) zu finden. 226 Nur noch in Ez 3,26 (ebenfalls innerhalb eines redaktionellen Stückes) belegt. 227 Im Ezechielbuch nur hier; das Wort ist sehr selten: es kommt noch in Lev 11,9.10.12; Dtn 14,9f und I Sam 17,5 ("Schuppenpanzer") vor. 228 Oder dies bedeutet, daß der Ergänzer eine andere Gegebenheit voraussetzt!

4.4.2 Die Ergänzung in 29,9b-12*.16b

245

mit Objektsakkusativ + nx und Zielangabe mit b verwendet229. Ein vergleichbarer Gebrauch des Verbums ist in den FVS 230 noch in 26,4231; 35,7 feststellbar232. V 10 bildet im Aufbau des Wortes die allgemeine Ankündigung, die in v 11.12a*.b entfaltet wird. Diese Beobachtung erklärt die "pleonastische" Gestaltung von v 10. Wie bereits die Literarkritik herausgestellt hat, verbindet der Verfasser die Vorstellung vom "Verwüsten" (Stamm QDtU) mit dem Land, die Redeweise mit "in hingegen mit den Städten. In v 10 ist beides vereint: Dieser Vers bildet also eine Art Überschrift. Das Ziel der Ankündigung liegt hingegen in v 12b: Hier ist vom Zerstreuen Ägyptens D^m und msixa die Rede. V llf bekommen im Aufbau des ganzen eine besondere Funktion. Sie unterstreichen die Endgültigkeit der Zerstreuungsankündigung: Wenn das Land verwüstet und die Städte des Landes zu Trümmerhaufen gemacht sind, ist eine Rückkehr der Bevölkerung - zumindest auf absehbare Zeit - ausgeschlossen. An diesem Geschehen werden die Bewohner Ägyptens die Wirkmacht Jahwes erfahren können (v 16b). Stellt man die Frage nach der Intention des Verfassers, so muß nach den möglichen zeitgeschichtlichen Hintergründen für eine derart weitreichende Unheilsankündigung gesucht werden. Dafür bietet die weitere geschichtliche Entwicklung Ägyptens reichlich Anhalt. Eine sachgemäße Zuordnung zur absoluten Chronologie wird man kaum vornehmen können. Die Korrektur der Unheilsankündigung durch die Begrenzungsaussagen in v 11.12 und durch die Erweiterung v 13-16a steckt jedenfalls den zeitlichen Rahmen ab.

4.4.3 Die Erweiterung in 29,6b-9a Woher kommen die in Ez 29,6b-9a verwendeten Bedeutungsmuster? H^Vt^D233: Interessant ist die Frage nach der Beziehung zu den Parallelüberlieferungen in Jes 36,6 und II Reg 18,21. Vor allem im Jesajabuch wird das Verb IVB ("sich stützen auf', übertragen: "sich verlassen") häufig in politisch-militärischem Sinn verwendet234. Zur Erhellung der Bedeutung zieht L.Boadt akkadisches, hethitisches und indisches Vergleichsmaterial heran 235 . Boadt übersieht jedoch, daß der für die Aussage von Ez 29,6b.7 entscheidende Punkt die Schädlichkeit des zerbrechenden Rohres ist; in den von ihm angeführten Texten spielt aber nur das (passive) Zerbrochen-Werden eine Rolle.

229 Die Übersetzung des MT bereitet aufgrund der pleonastischen Redeweise nicht übersehbare Probleme. Darauf wurde bereits in der Textkritik zu v 10 aufmerksam gemacht (s.o.). Im Deutschen ist die Bedeutungsdifferenzierung zwischen DD® und 3"irt nur schwer wiederzugeben. 230 Außerhalb der FVS ist es selten zu finden, z.B. in 37,26. 231 Vgl. die Abwandlung der Formulierung in 26,14! 232 Vgl. im Unterschied z.B. 3,17 (33,7); 12,6; 25,5; 28,17; 29,5; 39,4, wo das Akkusativobjekt durch Suffixbildung unmittelbar an das Verb angeschlossen ist. 233 Im Ezechielbuch kommt das Nomen nur hier vor. 234 Jes 10,20; 30,12; 31,1; vgl. II Chr 16,7f. 235 Boadt: Oracles, 38.

246

Äypten: Ez 29

H3p 236 bezeichnet im Ezechielbuch einmal eine Art Gewürz237, vorwiegend jedoch ein stangenartiges Instrument, das zur Längenmessung dient238. Weder das eine noch das andere kann hier gemeint sein. Vielmehr wird man hier an Schilfrohr239 oder Strohhalm240 zu denken haben Die Verwendung als Bild für Ägypten ist auch in Jes 36,6 par. II Reg 18,21 belegt. Man beachte im Vergleich der drei Texte: Das Bild ist offenbar ursprünglich auf das Land Ägypten gemünzt; erst die Formulierung ...rrjna 13 bringt den Pharao mit dem Bild in Verbindung! . Bei der Durchsicht der übrigen Begriffe des Begründungsteiles (v 6b.7) fällt auf, daß er sprachlich zum einen wieder in größere Nähe zur ursprünglichen Prophetenüberlieferung rückt243. Im Ankündigungsteil hingegen fällt eine geprägte Wendung auf, deren Herkunft genauer nachgegangen werden muß: rorm rnx hdd "'man. rra kommt im Ezechielbuch meistens244 in Verbindung mit der Präposition 10 vor und erhält dann einen aggressiven Unterton. Dieser Unterton ist häufig auch dann zu vernehmen, wenn das Verb ohne die Präposition verwendet wird245. Zi Y X"1D [5113] ist die allgemeine Form der

236 Ez 27,19; 29,6 und 19mal (!) im TBB. 237 Ez 27,19: Unter den Waren aus Usal (in bnxo zu ändern; die ersten beiden Worte in v 19 sind wohl Verschreibungen: Iii ist Dittographie zu dem bereits aus I" - ! entstandenen ITT [vgl. G] zu verstehen, welches seinerseits durch fehlerhafte Versabtrennung zu v 19 gezogen wurde, ursprünglich aber zu v 18 gehört hatte) befand sich neben Eisen, das dort auch verarbeit wurde (so ist wohl das Hapax zu verstehen), auch Zimt und nip, ein offenbar im Rohr aufbewahrtes oder in Stangenform gehandeltes Würzmittel (vgl. V: calamus, was auf Kalmus führen würde). Mit der Wortverbindung nipi mp könnte auch "Stangenzimt" gemeint sein. In dieser Bedeutung könnte njp noch in Jes 43,24; Jer 6,20 und in Cant 4,14 verwendet worden sein. 238 239 240 241

242 243

244

245

So überall im TBB. Vgl. I Reg 14,15; Jes 19,6; 35,7; Ps 68,31; Hi 40,21. Gen 41,5.22. Das Lexem kommt im Alten Testament auch in einer weiteren Bedeutung vor: In Ex 25,31-39 / 37,17-24 bezeichnet es die (offenbar rohrartig sich vorzustellenden) "Arme" des großen Leuchters. Verwandt damit könnte der Gebrauch in Jes 46,6 sein, da hier der rohrartige Wägebalken einer Silberwaage gemeint sein dürfte. Es sei nur angemerkt, daß Hardmeier diese feine Nuancierung entgangen ist. Die Verwendung des stehenden Ausdrucks bfnur rra zeigt dies sehr deutlich: Nur in späten Stücken kommt diese in der "echten" Überlieferung recht häufige Wortverbindung (vgl. Zimmerli: BK, 1258: "Es fällt auf, wie nachdrücklich im Buche des Judäers Ezechiel von "Israel" geredet ist. Den insgesamt 186 Vorkommen von bx"yir stehen ganze 15 Belege für rnirr gegenüber." Zur Verwendung der Wortverbindung mit rra vgl. Zimmerli: BK, 1260f) in den FVS vor (es ist jedoch zu bedenken, daß auch die Erstredaktion der FVS-Texte ein Interesse an dieser Bezeichnung erkennen läßt [vgl. 28,24]). Ganz ähnlich liegt der Befund zu öQn (in den FVS nur noch in 30,21, achtmal sonst) und D'WD (zwölfmal außerhalb, einmal innerhalb der FVS). Anders liegt der Fall in Ez 17,13; 34,25; 37,26 wo das Verb terminus technicus für das Eingehen einer Selbstverpflichtung ist; vgl. hierzu und zum sogenannten "Bund" im Alten Testament die Beiträge von E.Kutsch (z.B. Kutsch: Bund; Kutsch: Verheißung und Kutsch: abschneiden). In der Grundbedeutung "abschneiden" wird das Verb nur in 16,4 und 31,12 verwendet; die Bedeutung "ausrotten" zeigt sich in 14,19.21; 17,17; 25,7.16; 30,15. Mit 1D findet sich das Verb in 14,13.17; 21,8f; 25,13; 35,7.

4.4.3 Die Erweiterung in 29,6b-9a

247

genannten Wendung. Zahlreiche Beziehungen zu anderen alttestamentlichen Texten246 zeigen, daß es sich hierbei um eine Formel handeln muß, die sogenannte "Ausrottungsformel"247, die in Ez 29 übertragen ist auf eine Volksgröße. Subjekt im Ezechielbuch ist stets Jahwe. Die Wortverbindung romi DTK beschreibt die Gesamtheit allen Lebens eines Landes248 und geht auf eine weitverbreitete nordwestsemitische Vorstellung zurück249. An allen Stellen, die dieses Wortpaar enthalten250, ist fast immer 251 von einem Gerichtshandeln die Rede 252 . Mit Hilfe dieser Formel wird also ausgesagt, daß die Gesamtheit des Lebens in Ägypten ausgerottet werden solle. Insgesamt weist die Sprache der Ergänzung deuteronomistische Anklänge, Entlehnungen aus dem übrigen Ezechielbuch und Bezüge zu priesterschriftlichen Texten auf 253 . C.Hardmeier hat jüngst behauptet, Ez 29, 6b sei "als Stellungnahme Ezechiels, während man sich in Jerusalem, offenbar aber auch in Gola-Kreisen Hoffnungen auf ägyptische Hilfe gegen Nebukadnezar gemacht hatte", formuliert worden254. Nachdem sich Hardmeiers Literarkritik als unzutreffend erwiesen hat, muß über die Entstehung der Tradition hinter v 6b.7 neu nachgedacht werden. Zimmerli ist mit seiner Behauptung wahrscheinlich nicht im Recht: Der Verfasser255 habe ein überkommenes Bild aufgegriffen, das mit Ägypten verbunden war. Hardmeier konnte die Bedeutung der "exklusiven Text-TextBeziehung" unterstreichen256, die zwischen der Rabschake-Rede und Ez 29,6b.7 besteht. Möglicherweise ist die Entstehung der Gemeinsamkeit darauf zurückzuführen, daß beide Texte den gleichen (literarischen?) Hintergrund 257 haben. Bei Ezechiel ist das Bild gegenüber Jes 36,6 par. II Reg 18,21 etwas stärker entfaltet, aus der Verbindung yrcnn mprc (Jes 36,6) ist die Aussage y n n EHzraro geworden, die das "Zerbrechen" darauf zurückführt, daß das Rohr in Gebrauch genommen wird (vgl. auch die Parallelaussage in v Iba).

246 Lev 17,10; 20,3.5.6; Jos 7,9; I Reg 14,10; 21,21; II Reg 9,8; Am 1,5.8; 2,3; Mi 5,9-12; Nah 2,14; Zef l,3f; Sach 9,6.10. 247 Kutsch: abschneiden, 858. 248 In neutraler Verwendung in Ex 13,2 (vgl. aber im Fortgang des Kapitels!); Num 8,17; 18,15, Jona 4,11; Sach 2,8; Ps 36,7; 104,14; wohl auch in Neh 2,12 zu finden. Vgl. Boadt: Oracles, 43, der dies einen "Merismus" nennt. 249 Boadt: Oracles, 44. 250 Anders liegt der Fall, wenn eine Dreiergruppe mit den Lexemen nom und Dix begegnet, z.B. Lev 27,28; Dtn 4,17 (vgl. auch verwandte Reihungen, etwa Gen 1,26; 6,7). 251 Vgl. aber Jer 31,27; Ez 36,11. 252 Gen 6,7; 7,23; Ex 8,13f; 9,10.25; 11,7; 12,12; 13,15; (vgl. anders in Ex 11,5; 12,29; Num 3,13 wo jedoch dieselbe Vorstellung dahintersteht); 19,13 (Reihenfolge vertauscht); Num 31,11; 31,26; Jdc 20,48, Jer 32,43; 33,12; 36,29; 50,3; 51,62; Ez 14,13.17.19.21; 29,8; 29,11; 32,13; Zef 1,3 (in Ausweitung auf "Vögel des Himmels" und "Tiere des Feldes"); Ps 135,8. 253 Auf die Verbindung zum Heiligkeitsgesetz macht Boadt: Oracles, 40, aufmerksam. 254 Hardmeier: Prophetie, 343. 255 Den Zimmerli mit Ezechiel identifiziert; Zimmerli: BK, 710. 256 Hardmeier: Prophetie, 340. 257 Sicher aber nicht denselben Verfasser!

248

Äypten: E z 2 9

Daraus lassen sich aber kaum weitere Schlüsse ziehen, will man nicht in den Bereich • 258 unbegründeten Spekulierens geraten .

4.4.4 Die Funktion von 2 9 , l l b . l 2 a M 3 - 1 6 a Wie die Literarkritik herausgearbeitet hat, ist in 29,1 l b . l 2 a * 2 5 9 . 1 3 - 1 6 a ein Ergänzer am Werk gewesen, der das Interesse verfolgte, die im bereits vorliegenden Text angekündigte Vernichtung Ägyptens zu relativieren. Nun ist danach zu fragen, welchen Beweggründen dieser Ergänzer folgte. U m dies herauszufinden, ist zunächst

nach

Herkunft 2 6 0

und Funktion

der einzelnen

Bedeutungssyn-

drome 2 6 1 der Erweiterung zu fragen. 1. "VIERZIG JAHRE" Einer der interessantesten Aspekte der Erweiterung in v llb.l2a*.13-16a ist die Beschränkung des in v 9b-12*.16b angekündigten Unheils, welches Ägypten treffen soll. Die Zahl "40" hat offenbar eine besondere Funktion. Zwar ist die Jahreszahl nur hier in Ez 29 im Ezechielbuch zu finden, doch zeigt Ez 4,6 262 , daß mit dieser Zahl auch im "ezechieli-

258 Die Hypothese scheint naheliegend, eine deuteronomistische Redaktion stehe hinter Ez 29,6b-9a. Die weitreichenden Konsequenzen einer solchen Behauptung lassen sich aber von einer einzigen Textstelle aus nicht hinreichend stützen. Die mehrfach beobachteten sprachlichen Bezüge zu Texten der "Erstredaktion" der FVS (n"Q in 25,7.16; "Ausrottungsformel" in 25,13; "Haus Israel" in 28,24; Abschluß mit E F ) könnten zur Vermutung Anlaß geben, der Ergänzer von 29,6b-9a sei womöglich ebenfalls mit dieser Redaktion in Verbindung zu bringen. Ein weiteres Indiz für diese Vermutung stellen 25,6f; 26,5b.6a dar, wo diese Redaktion zwei bereits vorliegende Texte durch Neuformulierung eines Zwischengliedes miteinander zum Ausgleich zu bringen trachtete. Im Schlußkapitel ist darauf noch einmal einzugehen. 259 m© D-'vmxTOD®i"rrn. 260 J.Lust meint: "The style and wording of the passage is so similar to Jeremiah's that one may suggest that this section offers one of the rare cases of direct literary dépendance. The redactor of Ez 29,13 must have been familiar with the style of Jeremiah's book" (Lust: Gathering, 141, bezieht sich hier auf Jer 12,15). Auf die Ansicht von Lust soll am Schluß dieses Abschnittes noch zurückgekommen werden. 261 Auf das vieldiskutierte mattf a i ü (dazu vgl. erstmals Dietrich, Ernst Ludwig [1925]; der jüngste Beitrag dürfte J.M.Brackes Aufsatz [Bracke, 1985] sein), das in 29,14 vorkommt, soll hier nicht näher eingegangen werden. Es sei nur erwähnt, daß dies die einzige Stelle im Ezechielbuch ist, wo diese Ausdrucksweise begegnet. Die (Heils-) Verkündigung Ezechiels unterscheidet sich also an diesem Punkt auf deutliche Weise von der im Arnos-, Jesaja- und Michabuch (Widengren: Gathering, 234). J.Lust (Lust: Gathering, 123) meint feststellen zu können, daß sich das Hifil von m© niemals mit Gott als Subjekt und Israel als Objekt in deuteronomisch-deuteronomistischen Zusammenhängen finden lasse (wie weithin angenommen wird). Damit würde fraglich, ob Ez 29,13-16 einer "deuteronomistischen Redaktion" zugehören kann, wie dies in logischer Fortsetzung zum Ansatz Liwaks angenommen werden müßte. 262 Vierzig Tage lang soll der Prophet die Schuld Israels tragen. Die Notiz könnte jedoch nachgetragen sein: V 6 steht laut Zimmerli: BK, 115, im Zusammenhang von 4,4-8 "als Element der Ergänzung und Nachinterpretation".

4.4.4 Die Funktion von 29,llb.l2a*.13-16a

249

sehen Kreis" eine besondere Auffassung verknüpft war. Im ganzen Alten Testament spielt diese Zahl eine große Rolle: Bei seiner Eheschließung mit Rebekka ist Isaak vierzig Jahre alt 263 , Esau bei seiner Hochzeit mit Judit 264 , Isch-Boschet bei seinem "Regierungsantritt" 265 . Vierzig Jahre dauert nach der Überlieferung der Wüstenaufenthalt Israels, wobei dies einerseits als Zeit der gnädigen Bewahrung und Läuterung 266 , andererseits auch als Strafepoche angesehen wird . Im Zusammenhang mit den Richtern werden vierzig Jahre Ruhezeit erwähnt 268 ; dann heißt es, Israel sei vierzig Jahre lang von den Philistern bedrängt worden, bevor es zum Eingreifen Simsons gekommen ist 9 . Eli füllt das Amt des Richters vierzig Jahre lang aus , ebenso lange, wie David 271 , Salomo 272 und Joas 2 7 3 jeweils König gewesen sein sollen. Eine Durchsicht der fraglichen Stellen zeigt, daß die Zeitangabe "vierzig Jahre" von theologischer Bedeutung ist: Ist diese Angabe auf das Leben eines einzelnen bezogen, so scheint dadurch der Aspekt der Fülle betont zu werden 274 . Wird jedoch von dieser Zeitdauer im Zusammenhang mit der Charakterisierung einer geschichtlichen Phase geredet, so scheint die Zeit der Wüstenwanderung den Schlüssel für die Interpretation abgeben zu können, da diese Zeit sowohl als Epoche der gnädigen Fürsorge wie auch der Läuterungen durch Jahwe gesehen wurde. Darum spielen auch im dtr. Geschichtswerk Vierzig-Jahr-Abschnitte eine Rolle: Diese Zeitspannen mißt Jahwe seinem Volk zu, einmal, um es zum Eingeständnis der eigenen Verschuldung zu bewegen, ein andermal, um ihm Ruhe zu schenken. Dahinter könnte die Auffassung stehen, daß nach Ablauf von vierzig Jahren ein Generationenwechsel stattgefunden hat: Die Alten sind gestorben, aus den einst Unmündigen sind die Entscheidungsträger geworden. Wenn nun in der Ergänzung diese Zeitangabe im Blick auf eine Begrenzung des Unheils für Ägypten verwendet wird, so könnten ähnliche Auffassungen dahinter vermutet werden, wie sie sich hinter den sonstigen Vierzig-Jahr-Angaben im Alten Testament finden lassen. Der Grund für die Entstehung der Ergänzungen dürfte folgender sein: Ein Späterer brachte die geschichtlich erfahrbare Wirklichkeit nicht in Einklang mit den Unheilsankündigungen in v 9b-12*, nach welchen die Vernichtung Ägyptens eine endgültige gewesen wäre. Darum rückte er dies zurecht, indem er die Notizen über die zeitliche Begrenzung von Zerstörung und Deportation einfügte und in v 13-16 eine Restitutionsaussage schuf 275 . V 13-16 können demnach nicht anders als ein vaticinium ex eventu verstanden werden. Auf die möglichen zeitgeschichtlichen Hintergründe wird im Zusammenhang mit dem folgenden Punkt eingegangen werden.

263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275

Gen 25,20 (priesterschriftlich). Gen 26,34 (P). II Sam 2,10. Ex 16,35; Dtn 2,7; 8,2.4; 29,4; Am 2,10; 5,25. Num 14,33f gibt diese Deutung; Num 32,13; Jos 5,6, Ps 95,10 liegen auf derselben Linie; vgl. außerdem Num 33,38; Dtn 1,3. Jdc 3,11; 5,31; 8,28. Jdc 13,1. I Sam 4,18. II Sam 5,4; I Reg 2,11; I Chr 29,27. I Reg 11,42; II Chr 9,30. II Reg 12,2; II Chr 24,1. Es handelt sich um die positiv beurteilten Könige, welche vierzig Jahre lang regieren! Vgl. zur möglichen Funktion solcher Restitutionsaussagen am Ende von FVS im Alten Testament P.Höffkens Beitrag (Höffken: Heilszusätze), auf den im Rahmen des Forschungsberichts (0.1) bereits eingegangen wurde.

250

Äypten: Ez 29

2 . D A S LAND DER HERKUNFT ÄGYPTENS

Der Begriff DNNS bezeichnet ein Land bzw. seine Bevölkerung. Der Name kommt außerhalb des Ezechielbuches nur in nachexilischen Texten vor276. Nur in Ez 29,14 findet sich dann die Verbindung mit nn-nao yix. Das Nomen 277 miao 2 7 8 könnte von rrn I "(nach Quellen) graben"279, von TO I oder von TO II 280 abgeleitet werden. Der Begriff muß von seiner Etymologie her "Quellgrund", "Ursprung" bedeuten und zeigt, daß der Verfasser der Ansicht war, die Ägypter kämen aus dem Land Patros her. Dieser Name verweist auf Oberägypten281. Von da her ist es völlig unverständlich, wie Zimmerli zur Meinung kommt, der Text kündige an, "Ägypten soll bescheiden ins Niltal zurückweichen"282. Wie soll man dann v 14a verstehen? Wichtig ist die Aussage in v 14b. In Patros, heißt es, werde Ägypten eine RRBQTIR N~BDD sein. Der Verfasser des Abschnittes ist sich über die fernere Zukunft Ägyptens sicher. In seiner Endgestaltung des Textes weist er den Leser darauf hin, daß die Ankündigungen in v 1-12 einheitlich auf das Datum in v 1 zu beziehen seien (man wird auf das Jahre 588 verwiesen). Vierzig Jahre lang, sagt der Verfasser von v 13-16, werde Ägypten zu politischer Bedeutungslosigkeit verurteilt sein. Danach wird es zwar zur Wiederherstellung kommen, aber dies wird in Oberägypten283 sein. Der Staat wird keine internationale Bedeutung mehr haben. Es stellt sich also an dieser Stelle das Problem der historischen Zuordnung. Nun heißt es in v 16a, das "Haus Israel" werde an Ägypten keine NRAD284 mehr haben. Wie ist dies einzuordnen? (Ende des folgenden Exkurses: S.252)

276 Gen 10,14 (P); (I Chr 1,12); Jes 11,11 (hierbei handelt es sich um einen "späten" Text: In v 12 wird auch der Begriff D3 verwendet [s.o. zu 27,7!]); Jer 44,1 ([nach-?] dtr.; vgl. Thiel: Jer 26-45, 69,72, der diese Stelle der D-Schicht zuweist). Jer 44,15 (den Rahmen bildet nach Thiel: Jer 26-44, 74, eine dtr. Glossierung; vgl. Wanke: Baruchschrift, 144: "Der Grundbestand der Kap. 37-44 ist ohne jeden Zweifel das Ergebnis bewußter literarischer Gestaltung". Wanke vermutet sogar, daß der Komplex erst in einer dritten Stufe der Redaktion ins Buch integriert worden sei [Wanke: Baruchschrift, 150]; in beiden Texten steht jeweils im Zusammenhang des "Schuldaufweises" [ = Begründung] die Verknüpfung von "ihr" / "eure Väter" bzw. "wir" / "unsere Väter", die auch außerhalb des Jeremiabuches [hier in 14,20; 16,11.13; 34,14; 44,3.17] nur in sehr späten Texten zu finden ist [Jes 65,7; Mal 3,7; Ps 106,6; Thr 5,7; Esr 9,7; Neh 9,(16).32.34; Dan 9,16]); Ez 29,14; 30,14. 277 In Ez 16,3 (von einem rnio abzuleiten) und in 21,35 (von einem rnpp kommend) wird diese Verbindung zwischen nnTDD und V"ix vorausgesetzt. Gen 49,5, der einzige sonstige Beleg, ist wahrscheinlich zu ändern. 278 Zur Herleitung des Abstraktbegriffes vgl. auch Zimmerli: BK, 334.346-348. 279 Gen 26,25; Ex 21,23; Num 21,18; vgl. Boadt: Oracles, 46. 280 Im AT nicht belegt. Aus einer Verbindung zu "O III ("Weideplatz", Jes 30,23) oder IV ("[vertiefter] Sattel", Gen 31,34) könnte man folgern: "etwas grabend anlegen". 281 Mit Zimmerli: BK, 713, und Boadt: Oracles, 47 Anm.81. Häufig wird auf Herodot (II 15) verwiesen. Dies ist aber wenig hilfreich, weil Herodot nur eine eigene Hypothese über die Herkunft der Ägypter bzw. über den Umfang (Alt-) Ägyptens äußert: TÖ S'Ctu irdtXcu. ai Qijßai. KLyrnrcx, ¿KaXeero. 282 Zimmerli: BK, 714. 283 Dagegen könnte sich v 3 auf das politische Zentrum im Nildelta beziehen. 284 "Vertrauensgrund", "Anhalt" - auch hier zeigen sich Anklänge an die Rabschake-Rede!

Exkurs: Zur Geschichte Ägyptens nach 587

251

EXKURS: Z U R GESCHICHTE ÄGYPTENS NACH 5 8 7

Für den Zeitraum nach 587 läßt sich folgendes historische Material zusammentragen, welches zur Erhellung von E z 29,13-16 beitragen könnte: 1. Kambyses (530-522) 285 erobert in der Schlacht bei Pelusium (525 v Chr.) Ägypten, wodurch die Saitenherrschaft beendet wird. Damit hört das "Alte Ägypten" auf zu existieren, "aber das nationale Leben, dessen Wesenheit durch die Initiative und Lebenskraft des Volkes selbst bestimmt wurde, hatte schon lange sein E n d e erreicht." 286 2. Unter Artaxerxes I. (464-424) kommt es durch den Libyer Inaros zur Erhebung. Der Aufständische wird als Pharao anerkannt. Ihm gelingt ein Sieg über die Perser. Memphis wird von ihm belagert 2 8 7 . Die persische Satrapie kann ihren Herrschaftsbereich in Oberägypten halten. Erst Megabyzos gelingt die Niederwerfung der Erhebung (454). 3. Ein letztes Mal (um 380 v.Chr.) besetzen Ägypter das Land um Sewene. Es handelt sich um das Reich der 30. ägyptischen Dynastie von Sebennytos 2 8 8 (380-343) 289 , welche die letzten selbständigen ägyptischen Herrscher über das Land stellt. Unter den Angriffen der Perser endet diese Epoche. Dieses "Reich", bei dem es sich wohl nur um einen schwachen Abglanz einstiger Größe gehandelt haben dürfte, hatte sich in Nubien befunden 2 9 0 . Es ist schwierig, das Problem des zeitgeschichtlichen Hintergrundes von E z 29,13-16 mit Hilfe der Daten zur Geschichte Ägyptens bewerten zu wollen. Immerhin könnte man daran denken, daß mit dem Zeitraum von vierzig Jahren die Epoche vor der Inaros-Herrschaft unter der persischen Besatzungsmacht gemeint sein könnte. Die rrbsta r o b D D wäre dann gleichzusetzen mit der Regierung des Libyers. Der Text wäre dann kurz vor 454 v.Chr. verfaßt, als an eine Rückeroberung Ägyptens durch die Perser noch nicht zu denken war. Doch warum sollte man nicht genausogut an die Herrschaft der Sebennyten denken können, die nach rund siebzig Jahren Fremdherrschaft erstmals wieder ein selbständiges Königtum in Ägypten stellten? Der Ergänzer hätte seinen Text dann um die Mitte des vierten Jahrhunderts verfaßt, als die Erinnerung an die genaue Dauer der Perserherrschaft bereits verblaßt war. Es spricht jedoch mehr für die erstgenannte Annahme: Der Zeitraum von "vierzig Jahren" entspricht eher der Spanne von der Eroberung Ägyptens durch Kambyses bis zum Inaros-Aufstand 2 9 1 .

285 Sein Regierungsantritt dürfte entweder 530 (wobei man annehmen muß, Kyros habe seinem Sohn die Mitregentschaft übertragen mit der Auflage, Ägypten zu erobern) oder erst 529 (nach dem Tod des Kyros) stattgefunden haben; vgl. dazu Gardiner, 403; Hornung, 136; etwas anders Beckerath, 54. 286 Breasted, 442. 287 Nach Beckerath, 55. Die Aufstände erwähnt Herodot (III 12). In VII 12 der "Historien" stellt er darüber hinaus eine Beziehung zu den Saiten her, indem er den Aufständischen) I v a p o s 6 y/aniieTLxoi äufjp Kißxx, nennt. 288 Hornung, 139; Beckerath, 55. 289 Beckerath, 55, grenzt auf 380-342 ein. 290 Hornung, 139. 291 Problematischer erscheint es, wenn Ez 29,13-16 mit der Eroberung Ägyptens unter Alexander dem Großen in Zusammenhang gebracht wird, wie dies Beckerat, 56, tut, obwohl dem Ausdruck TrbsttJ m b c c auch in diesem Falle ein sinnvoller Ort zugewiesen werden könnte: E r beträfe dann wohl den Ptolemäerstaat. Die Ptolemäer regierten ab 305 bis zum Beginn der römischen Herrschaft. Mit dieser zeitlichen Herabdatierung kommt man aber in große Probleme, weil man einen gewaltigen Zeitraum annehmen m u ß für das redaktionelle Anwachsen der Ezechielüberlieferung. Das durch die vorliegende Untersuchung nahegelegte Modell aber läßt eine wesentlich frühere Ansetzung von 29,13-16 als eher wahrscheinlich erscheinen.

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Äypten: Ez 29

Durch genauere Untersuchung des Wortbestandes 2 9 2 könnte es möglich sein, der Beantwortung des Problems näherzukommen. Interessant ist M.Tsevats T h e s e 2 9 3 , der die Wortverbindung rrbDty mbDD 2 9 4 mit "vassal kingdom" wiedergeben möchte 2 9 5 : D e r Begriff bezeichne ein Land, das einem anderen tributär verpflichtet sei. D e m könnte die Verwendung von xun hitp. entsprechen, welches (bis auf Prv 30,32) stets das "Sich-Erheben" eines Königs oder Staates bezeichnet. Nach Tsevat gehört die Wendung LIV VDID ebenfalls zu den Elementen des Vasallenvertrages, was im Blick auf die Textbefunde des Alten Testaments 2 9 6 jedoch als eher unwahrscheinlich erscheint. Tsevats These dürfte kaum zutreffen. E s zeigt sich, daß Begrifflichkeit und Vorstellungshorizont eine gewisse Nähe zur Endgestalt von E z 17 einerseits und zu recht später alttestamentlicher Literatur anderer• 7Q7 • 9 Oft seits nahelegen. 29,13-16 kann erst nach dem Exd verfaßt worden sein . D i e oben vermuteten Bezüge zu bestimmten Ereignissen in der Geschichte Ägyptens werden also durch Überlegungen zum Sprachgebrauch und zu den geprägten Bedeutungssyndromen gestützt. Mit genauerer Festlegung m u ß man jedoch vorsichtig sein. Vieles spricht für die oben genannte These. - Ende des Exkurses -

292 In diesem Zusammenhang m u ß auf deutliche Bezüge zu E z 17 (nbatu TO^dd, xun hitp. [vgl. N u m 16,3; 23,24; 24,7; I R e g 1,5; Prv 30,32, D a n 11,14; I Chr 29,11; II Chr 32,23], H J 3 [nur in 10,11 {ergänzt}; 17,6 und in den FVS in 29,16; 36,9 hat dieses Verb die Bedeutung "wenden", "sich wenden"; sonst drückt es im Ezechielbuch die bloße Richtungsangabe aus: 8,3; 9,2; 11,1; siebenmal im TBB]) verwiesen werden, die jedoch kaum anders erklärt werden können, als daß der Verfasser von 29,13-16 auf jenen Text (und zwar in seiner Endfassung!) zurückgegriffen hat (gegen Boadt: Oracles, 47). 293 D e n Hintergrund von 17,11-24; 21,31 (und Kontext); 29,13-16 bilde die Sprache, welche auch in den Vasallenverträgen verwendet werde. Tsevat führt die darin verwendete Begrifflichkeit auf die Bestimmungen über den Eid (Lev 5,4) zurück. Dabei spiele e s keine Rolle, ob der Eid freiwillig geleistet werde oder aufgrund eines Zwanges (Tsevat, 203). E s handle sich demzufolge um eine Übertragung individualrechtlicher Bestimmungen auf staatsrechtliche Ebene. D a ß diese Übertragung erst im Ezechielbuch feststellbar sei, liege an der Polemik des Exilspropheten, die sich aufgrund ihrer auf das Individuum konzentrierten und vom Individualismus hergeleiteten Wendung an die Gruppe von der Polemik Jesajas und Jeremias grundsätzlich unterscheide (Tsevat, 203). Im Zusammenhang der R e d e n über die Vasallentreue ("prophecies about vassal loyalty") werde die von Zimmerli herausgearbeitete prophetische Radikalisierung des Heiligkeitsgesetzes zum äußersten getrieben (Tsevat, 204). 294 E z 17,14; 29,14f; 37,22. 295 Tsevat, 201. 296 Interessant ist hier G e n 41,9 ([Schmidt, Ludwig: Studien, 232 weist die Stelle zusammen mit dem überwiegenden Bestand des Kapitels dem Elohisten zu), w o "OT hi. mit xon verknüpft ist. N u m 5,15 spricht von einem "Erinnerungsopfer für Verfehlung" ( l i v n-oiD 11-131 r m o ) . I R e g 17,18 verwendet ebenfalls die Wortkombination 11V ["Ol], 297 Vor allem Jes l l , l l f f ; Jer 44. 298 Es ist richtig, wenn J.Lust sagt: "Its [seil.: 29,13-16] vague terminology b e c o m e s transparent and thus applicable to later situations in which the people were no longer confronted with Babylonian Exile but with a much larger dispersion" (Lust: Gathering, 141f). Lust vermag allerdings den Bezug zu Ägypten nicht zu erklären.

4.4.4 Die Funktion von 29,llb.l2a*.13-16a

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Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die weitverbreitete These in der Forschung falsch ist, welche gelautet hatte, 29,13-16a299 sei ein Heilswort für ein namentlich genanntes Fremdvolk und stelle deshalb eine Besonderheit im Chor der prophetischen FVS des Alten Testaments dar 300 . Zum ersten gilt: "Heilsworte" an ein anderes Volk finden sich auch anderswo 301 im Alten Testament. Zum andern ist Ez 29,13-16a von seiner Funktion her nicht als Heilsankündigung 302 zu verstehen, sondern als Begrenzung der bereits vorliegenden Unheilsankündigungen in Ez 29,1-12*.16b. Und drittens muß die Intention des Verfassers völlig anders bestimmt werden: Sie besteht darin, aus der Beobachtung politischer Ereignisse seiner Gegenwart (oder aus der jüngst hinter ihm liegenden Vergangenheit) eine Zukunftsankündigung abgeleitet zu haben, mit dem Ziel, die Verkündigung "Ezechiels" mit den tatsächlichen Zeitabläufen in Übereinstimmung bringen zu können. Formal handelt es sich um ein vaticinium ex eventu 303 . Fragt man zurück hinter diesen Vorgang der "Nachinterpretation", so lassen sich einige interessante Schlußfolgerungen ziehen: Die überkommenen Worte Ezechiels und seines Kreises haben bereits eine Funktion für die Gegenwart des Verfassers bekommen, so daß sie der Weitergabe für wert befunden wurden. Auf der anderen Seite war zu diesem Zeitpunkt offenbar noch ein weiter Weg zur Kanonisierung und damit zur Festschreibung der Überlieferung, da der Text offen blieb für derartige Korrekturen. Drittens wird deutlich, woran man in nachexilischer Zeit offenbar die Bedeutung eines Propheten maß: Am Eintreffen der von ihm angekündigten Ereignisse. Ezechiels Prophetie ist als "wahre Prophetie" empfunden worden, weil sie durch die Geschichte bestätigt wurde - leider nicht in jedem Detail. So haben es nachfolgende Rezipienten unternommen, mittels Neuformulierung an einigen Punkten "Ezechiel" zu bestätigen. Von da aus sind es jedoch nur noch wenige Schritte zum Beginn des Kanonisierungsprozesses. Dieses Verfahren der Nachinterpretation mit Hilfe von vaticinia ex eventu wurde vor allem in einem bestimmten Literaturbereich angewandt, nämlich in der

299 Meist werden v 13-16 abgetrennt, so daß das Problem der Vierzig-Jahre-Angaben im vorausgehenden Abschnitt fortbesteht. Auch wird nie gesagt, wie das syntaktische Problem der EF in v 16 zu lösen sei (es wird meist gar nicht als solches erkannt). 300 Meist sogar unabhängig von der Verfasserfrage: Fuhs: NEB 22, 161f; Reventlow: Wächter, 156f; Cooke: ICC, 328; Vogels; Zimmerli: BK, 712-716, in seltsamer Undeutlichkeit und Widersprüchlichkeit zu 705f. 301 Vgl. etwa Jes 19,18-25 (zu diesem Text s. neuerdings Monsengwo-Pasinya und Sawyer: Blessed) und dazu Kaiser: ATD 18, 88f, der dieses Wort ebenfalls als vaticinium ex eventu (!) beurteilt. Zum Problem der Heilsworte an ein fremdes Volk vgl. die interessante These P.Höffkens (Höffken: Heilszusätze), daß diese Stücke einem bewußten redaktionellen Eingreifen zu verdanken seien. 302 Das gilt auch gegen Hölscher, 146, der die Verkündigung des zukünftigen Heils relativiert sieht. 303 Dies deutet schon Eichrodt: ATD 22/2, 277, an. Gegenteiliger Ansicht ist z.B. Klein: Ezekiel, 137: "What chapter 29 states about the fate of Egypt, however, is what the honor of Yahweh requires - despite the way in which the history of Egypt turns out."

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Äypten: Ez 29

Apokalyptik. Ähnliches hat B.Gosse zu Jes 13f festgestellt 304 . Aus dessen Beobachtungen läßt sich, in Verbindung mit den hier dargestellten Ergebnissen, der vorsichtige Schluß ziehen, daß die jüngere Entwicklung der FVS möglicherweise zur Apokalyptik hin tendiert 305 . Daß diese geistesgeschichtliche Strömung daneben und davor noch viele andere Wurzeln hat, soll damit nicht bestritten werden. Nur wurde bislang dieser Traditionslinie zu wenig Aufmerksamkeit zugewandt.

4.5 Bemerkungen zu Ez 29,17-21 PROBLEMSTELLUNG

Der Abschnitt 29,17-21 ist von nicht geringem historischem Interesse, scheint er doch sowohl die Frage nach der Dauer der Belagerung von Tyrus zu beantworten als auch einige der Rätsel um die Gestalt des Propheten Ezechiel und um das Werden des nach ihm benannten Buches beantworten zu können. Entscheidend ist hier eindeutig die Verfasserfrage, da aus der Beantwortung weitreichende Konsequenzen entstehen: 1. Ez 29,17-20 ist eines der wenigen Beispiele dafür, daß im nachhinein prophetische Ankündigungen aufgrund veränderter historischer Gegebenheiten korrigiert wurden 306 . Dies ist höchst interessant 307 , noch dazu, weil sich Ankündigungen und Korrektur im gleichen literarischen Überlieferungskomplex finden. Wenn der Abschnitt von Ezechiel selbst stammen sollte 308 , tritt dazu eine gewichtiges Moment, das die Beurteilung der prophetischen Verkündigung betreffen könnte. Die Analyse der Tyrustexte hat ergeben, daß sich dort an keiner Stelle das genuine Wort des Propheten Finden läßt 309 , sondern daß Sprüche und

304 Vgl. v.a. das Ergebnis seiner sehr wichtigen Monographie (Gosse: Isai'e [s.o. 0.1!]). 305 Ein weiteres Indiz dafür könnte die in 26,19f beobachtete "mythologische Überarbeitung" sein. 306 Anders beurteilt dies Vogelstein, der von einer zweiten Belagerung von Tyrus durch Nebukadnezar ausgeht. Doch ist diese Ansicht historisch nicht belegbar, da es 1. überhaupt nicht nachweisbar ist, daß der Babylonier die Stadt überhaupt belagert hat, und weil 2. das Postulat Vogelsteins auf einer Rekonstruktion beruht, die ihrerseits zweifelhaft ist (im einzelnen kann hier nicht weiter darauf eingegangen werden). 307 "Wenn das spätest datierte Orakel 29,17-20 auf ihn [seil.: Ezechiel] zurückgeht, dann gibt es indirekt Auskunft über den Zwang zur Korrektur eigener Voraussagen", sagt Hossfeld: Untersuchungen, 517, mit Recht. 308 Nach den bisherigen Untersuchungen ist dies eher unwahrscheinlich. 309 Über die Möglichkeit, daß der Grundtext der Qina in Ez 28,11-19 auf Ezechiel selbst zurückgehen könnte, wurde diskutiert (vgl. 3.2.5.1 und 3.2.5.2.2). Aber auch wenn dem so wäre, so hieße dies nur, daß innerhalb der FVS gegen Tyrus ein Wort des Propheten verarbeitet worden wäre, das mit der Inselstadt ursprünglich überhaupt nichts zu

4.5 Bemerkungen zu E z 29,17-21

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Qinot auf die Verkündigung des ezechielischen Kreises zurückgehen. Folglich heißt dies: Ist Ezechiel Verfasser von 29,17-20, so müßte dieses Wort als Korrektur jener Tyrusworte g e s e h e n werden; schärfer formuliert: Ezechiel hätte damit an den Autoren von E z 26,1-28,19 Kritik geübt. Man hätte somit einen Konflikt um das Thema "wahre und falsche Prophetie" im Ezechielbuch dokumentiert. 2. Außerdem muß im Falle ezechielischer Verfasserschaft erneut nach der Bedeutung der Datierung gefragt werden: Es handelt sich um die Angabe des "27.Jahres", woraus oft die Dauer der prophetischen Wirksamkeit Ezechiels abgeleitet 3 1 0 wird. Nach dem System der Datierungen im Ezechielbuch (die sich fast immer auf die Deportation Jojachins beziehen, d.h., auf 597 v.Chr.), handelt es sich um das jüngste Datum des gesamten Prophetenbuches. M a n würde somit auf das Jahr 572/571 3 1 1 geführt, genauer auf den l.Nisan dieses Jahres. Dies läßt sich mit Hilfe von Parker/Dubberstein in das System unserer Zeitrechnung umrechnen auf den 8.April 572 v.Chr 312 . Somit hätte Ezechiel von 594 3 1 3 bis 572 oder - falls man Kutsch zu folgen bereit ist 314 - gar bis 569/8 gewirkt. D i e Interpretation von 29,17-21 hat somit nicht unerhebliche Konsequenzen für die Beur-

tun hatte. Damit steht fest, daß es kein Wort Ezechiels gegen Tyrus gegeben hat. 310 Vgl. nur jüngst wieder Klein: Ezekiel, 70: "[...] the prophet's ministry itself can be assigned roughly to 593-571". 311 Zu dieser "Hochdatierung" um ein Jahr gegenüber der meist vertretenen Auffassung vgl. Kutsch: Daten, 30-32, der wahrscheinlich machen konnte, daß das eine System alttestamentlicher Datierungen (bei Kutsch "System II") auf der irrtümlichen Annahme basiert, Nebukadnezar sei bei der Schlacht von Karkemisch bereits König gewesen (vgl. schon Kutsch: Jahr, 540-545). 312 Seit dem Erscheinen der Untersuchung von E.Kutsch scheint dieses Datum allgemein akzeptiert zu sein, vgl. z.B. Klein: Ezekiel, 135. 313 Darauf könnte 1,2 führen, vgl. Kutsch: Daten, 52f, der mit zwei ursprünglich selbständigen Überschriften zum Buch rechnet, eine als Einleitung für die Thronwagenvision, die andere für den "Berufungsbericht". Kutsch verläßt sich in seiner Literarkritik auf Zimmerli, der in diesem Falle nicht die schlüssigste Lösung der immensen Probleme gefunden haben dürfte. Vgl. dazu den (allerdings wohl weniger aussagekräftigen) Beitrag Houk: Study (zur stochastischen Berechnung der Wahrscheinlichkeit diverser literarkritischer Lösungsversuche) und vor allem D.Viewegers neue Arbeit! 314 Kutsch: Daten, 49-52, versucht wahrscheinlich zu machen, daß in l,lf zwei verschiedene Ereignisse gemeint seien, nämlich Anfang und Ende der Wirkungszeit Ezechiels: "Es ist die Zeit von 594/3 bis 569/8 v.Chr." (Kutsch: Daten, 50). Es ist hier nicht der Ort, literarische wie historische Voraussetzungen dieser These diskutieren zu können. Wenn die Grundthese akzeptiert wird (zwei unterschiedliche Jahre seien gemeint), dann muß bedacht werden: Kutsch zieht nicht ins Kalkül, daß die Daten insgesamt oder teilweise redaktionell sein könnten, und das hieße, daß sie nicht von Ezechiel selbst stammen könnten. Wenn dem so wäre, dann träfe dieses Urteil an erster Stelle die Buchüberschrift, die sich dann ausschließlich nur als Produkt der (End-) Redaktion verstehen ließe. Dazu kommt außerdem, daß die historische Frage noch gar nicht gestellt ist. Gesetzt den Fall, l,lf bezeichneten tatsächlich den Umfang der Wirksamkeit des Propheten: Wie sind dann die Datierungen der FVS zu deuten, die sich in nicht einem einzigen Fall auf den Propheten selbst zurückführen lassen können? Handelt es sich um reine Fiktion? Diese Problematik entsteht in ihrer Schärfe erst dann, wenn Ezechiels Wirken als so lange dauernd gedacht wird!

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Äypten: E z 2 9

teilung der prophetischen Verkündigung, h i e ß e dies doch, daß über lange Jahre hin gleichzeitig mit E z e c h i e l selbst die Mitglieder des "ezechielischen Kreises" an der Formulierung der Verkündigung beteiligt g e w e s e n wären. Ist dies aber nicht der Fall, d.h., stammen diese V e r s e v o n e i n e m anderen als d e m Propheten, so müssen sich zwangsläufig die Z w e i f e l an der literarischen Verläßlichkeit der meisten Datierungen des Ezechielbuches m e h r e n 3 i s , weil dann auch die Zeitdauer der ezechielischen Verkündigung sich auf d e n

Zeitraum

maximal bis ins z w ö l f t e Jahr der ersten Deportation erstrecken könnte 3 1 6 . Unmittelbare F o l g e m ü ß t e e i n e etwas andere Sicht der prophetischen Verkündigung sein. E i n e weiter F o l g e ergibt sich dann aus der n e u erforderlich w e r d e n d e n Beurteilung der D a t i e r u n g e n im Rahmen

der Redaktion

des Ezechielbuches.

E s dürfte damit hinreichend deutlich geworden sein, daß die Beurteilung dieser Fragen zu Ez 29,17-21 von einem gewissen Gewicht ist, wie auch immer sie ausfallen mag. Wesentlich verschärft wird das Problem dann, wenn man die theologische Frage mit einbezieht: "This remarkable revision of an earlier word of Yahweh is significant for a theological understanding of Ezekiel" 317 . Wie Zimmerli richtig bemerkt, handelt es sich bei diesem Text letztlich um ein Nachdenken über "die Frage nach der göttlichen Treue und der Gültigkeit des göttlichen Wortes". 318

LITERARKRITIK U N D STRUKTUR VON 2 9 , 1 7 - 2 1

Die Textabgrenzung nach vorn und hinten läßt sich Weise mit Hilfe der W E F in 29,17 und 30,1 begründen. Textimmanent finden sich keinerlei Hinweise auf Bezüge zum unmittelbaren Kontext, so daß die Einheit nach außen mit v 17-21 richtig abgegrenzt ist. Der Aufbau des Textes folgt bekannten Schemata: In v 17 findet sich eine formelhafte Einleitung (Datumsangabe mit WEF), die in v 18 zur ezechieltypischen Anrede D"TX™p überleitet. V 18 ist demnach als Redeeinleitung zum folgenden zu sehen. Im Gegensatz zu bisher gemachten Beobachtungen bleibt der Text bis v 20 an cnx""a gerichtet. Auch die B F in v 19, die in ihrer ursprünglichen Verwendung einen Botenauftrag einleitet, ist atypisch verwendet, da ein solcher Auftrag mit Nennung des Adressaten nicht erfolgt. Es handelt sich also um eine reine Anrede Jahwes an Diese Jahwerede ist nach der Struktur einer begründeten Unheilsankündigung gestaltet, ohne eine solche zu sein: In v 18 fehlt das ezechieltypische obwohl in v 19 ein "pb-Teil folgt. Es fehlt ebenfalls der für Begründungen charakteristische Partizipialstil in v 18. Dennoch ist v 18 eine Begründung zum folgenden: Ereignisse der Vergangenheit werden beschrieben, deren Wirkungen gegenwärtig feststellbar sind. V 19f beziehen sich auf diese Ereignisse (vgl. v 19b/? mit v 18ba, den gleichmäßigen Gebrauch des Schlüsselwortes "nv, die Nennung von Nebukadnezar und seinem Heer) und formulieren eine Zukunftsankündigung. Das Interessante an

315 Vgl. dazu unter 1.4.3.1, 1.4.3.3 und 4.3.2. 316 Darauf führte nämlich 33,21. Es dürfte schwierig werden, diese Notiz dem Propheten selbst abzusprechen, solange man nicht die Sicht J.Garschas vertreten möchte. 317 Klein: Ezekiel, 135. 318 Zimmerli: BK, 719.

4.5 Bemerkungen zu Ez 29,17-21

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dieser Ankündigung ist, daß sie ganz nach bekannten Vorbildern gestaltet scheint 319 , aber keine "Unheilsankündigung" darstellt, zumindest nicht für den in der Begründung v 18 Handelnden. Vielmehr ist der "Leidtragende" in der Ankündigung ein in v 18 nicht Genannter! Ahnliches konnte bislang noch nicht beobachtet werden. Schon von da aus ist deutlich, daß 29,17-20 die Struktur einer begründeten Unheilsankündigung nachahmen will, um sie zu einer positiv gewendeten Zukunftsankündigung umzufunktionieren. V 21 schießt über den genannten Zusammenhang hinaus. Einerseits markiert die GSFn in v 20 eine Zäsur. Andererseits setzt v 21 betont mit Xinn DV3 ein. Mit bxnur m wird ein neuer, vorher noch nicht genannter Handlungsträger eingeführt. Die in v 17-20 genannten Akteure sind hingegen nicht erwähnt. Das "Du" in v 21a/? bezieht sich auf den Adressaten der Rede: Er wird "Thema". V 21 erweist sich als klare Ergänzung 320 : Den Hintergrund von v 21 bildet die in 3,26f; 24,26f; 33,22 erwähnte Stummheit Ezechiels 321 . Der Sprachgebrauch weist auf einen anderen Verfasser als den Propheten 322 , zu welchem Urteil sich sogar L.Boadt durchringt: "[...] may be editorial added" 323 . Es ist deutlich, daß hier ein Verfasser am Werk ist, der auf eine Sammlung von FVS zurückblickt, Krüger möchte den Vers als "Produkt der »Endredaktion«" ansprechen 324 .

D I E INTENTION DES VERFASSERS VON 2 9 , 1 7 - 2 0 . 2 1

D i e Begrifflichkeit deutet nicht auf Ezechiel als Verfasser der Einheit 29,17-20 hin. Dies zeigt sich nicht allein daran, daß in dem Abschnitt zahlreiche Lexeme verwendet werden, die außerhalb der FVS im übrigen Buch kaum 325 oder überhaupt nicht mehr verwendet werden 3 2 6 . Der Zentralbegriff der ganzen Einheit ist der Wortstamm der insgesamt fünfmal in den vier Versen vorkommt. Die-

319 Stichwortartig seien genannt: Handelndes Subjekt Jahwe, 103 in charakteristischem Sinn, Eröffnung mit ,33n + Partizip, Gehäufte Verwendung des Perfekt consecutivum. Vgl. etwa 25,4f; 26,3-5. 320 Dies ist seit langem so gesehen worden. Cornill, 368, hat sogar eine Botenformel am Anfang des Verses vermißt: "Dass der kleine v. 21 eine besondere, feierliche Einleitung habe, ist sehr angemessen." Begründet hat Cornill seine Ansicht mit Hilfe textkritischer Überlegungen. Dafür aber ist die Bezeugung viel zu schwach. 321 Zimmerli: BK, 722, bleibt eine Begründung für seine Behauptung schuldig, daß hier nicht von der spezifischen "Redeunfähigkeit des Propheten" die Rede sei; gleichfalls Cooke: ICC, 330, der seinerseits auf Hölscher verweist. 322 Hinweise: HDÜ (betrifft bei Ezechiel sonst stets den pflanzlichen Bereich) wird hier (auch Ps 132,17) übertragen verwendet; der Sg. von "PP begegnet nur hier (nirgends sonst im Ezechielbuch ist die hier zugrundeliegende übertragene Bedeutung zu erkennen); zur spezifischen Funktion des Ausdrucks bx-ittr mn vgl. unter 5.2.2.2; Tirrro ist im Alten Testament nur noch in Ez 16,63 zu finden. 323 Boadt: Oracles, 52. 324 Krüger, 303. 325 mp, Vn (dazu vgl. unter 3.1.7.1.2), bbtt», n a , 326 B"ID (in der Bedeutung "[ein Schwert] schärfen" ist das Verb mehrfach in Ez 21 belegt, doch differiert die Bedeutung hier erheblich: gemeint ist "[Haare] abscheuern", "[Haare] ausraufen", vgl. Lev 13,40f; Jes 50,6; während das Passiv des Verbs mit der Bedeutung "schärfen" offenbar durch Pual gebildet wird, geschieht dies, wenn die letztgenannte Bedeutung gemeint ist, mit Nifal!), "OUJ, nbvs (im Ezechielbuch kommt der Stamm bvü nur hier vor!).

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Äypten: Ez 29

ser Stamm wird im Ezechielbuch vergleichsweise selten 327 verwendet328, nur wenige der Belege könnten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Propheten selbst zurückgeführt werden329. Dazu kommt, daß es sich bei diesem Text um eine abgewandelte Unheilsankündigung handelt. Vergleichbares findet sich nirgends im gesamten Ezechielbuch. Die Funktion dieser Form entspricht deshalb auch nicht der der zugrundegelegten Gattung: Redestruktur und syntaktischer Aufbau zeigen, daß es sich um eine "interne" Information Jahwes an den Sprecher handelt. Ez 29,17-20 läßt sich nicht auf Ezechiel selbst zurückführen. Der Verfasser wollte also die Information nicht an ein Außen richten, sondern zielte mit ihr auf den Kreis um Ezechiel. Aus der Beobachtung der Erfolglosigkeit der Babylonier vor Tyrus330 ergab sich die Notwendigkeit einer Korrektur. Offenbar legte die historische Entwicklung nahe, die "Belohnung" für die Anstrengungen vor Tyrus in einer Ausplünderung Ägyptens sehen zu können. Im Jahre 568/567 scheint es zu einem Ägyptenfeldzug der Babylonier gekommen zu sein331, an den man hier denken könnte, will man das Stück nicht grundsätzlich als Rückprojektion aus persischer Zeit ansehen. Dazu aber besteht keine zwingende Notwendigkeit. Wenn diese Voraussetzungen stimmen, so muß der Text um 568 verfaßt worden sein und setzt das Bestehen mindestens von 26,l-5a.7-14 voraus. Diese Hypothese wird gestützt durch die Beobachtung, daß sich die Form von 29,17-20 der von 26,l-5a vergleichen läßt. In 29,17-20 deutet nichts auf eine Verbindung zu den übrigen Texten in Ez 29 hin. Das kann aber nicht heißen, daß zur angenommenen Abfassungszeit (etwa 568 v.Chr.) nicht bereits ein

327 Vgl. zu diesem Begriff auch unter 5.2.5.2! 328 20,39f; 28,25; 29,17-20(quinquies); 34,23-27(quinquies); 36,9.34; 37,24; 38,17; 44,17; 46,17; 48,18f(ter). 329 Dies könnte z.B. Ez 20,39f sein, wie Zimmerli glaubhaft zu machen sucht (Zimmerli: BK, 453). Die T.Krüger jedoch kommt zu dem Ergebnis, Ez 20 habe als ein eigenständiger Geschichtsentwurf zu gelten (Krüger, 273-281), der wohl nicht auf den Propheten selbst zurückgeführt werden kann (vgl. Krüger, 394-398; Krügers Darstellung zum Punkt der Verfasserfrage ist allerdings sehr unklar). - Zu 34,23-27 läßt selbst Zimmerli eine gewisse Unsicherheit in bezug auf die Verfasserfrage erkennen; Hossfeld: Untersuchungen, 247-249.252f.271f.273-277.283 hat schlüssig nachgewiesen, daß v 17-30 in Kap.34 Erweiterungen sind (nach Hossfeld auf der "fünften" und "sechsten" Stufe, Hossfeld: Untersuchungen, 285). - Für die übrigen Stellen außerhalb der FVS nimmt Zimmerli jüngere Hände an (36,33-36.37f sind seit langem als Nachträge erkannt [Zimmerli: BK, 872f.881f]; zu 37,24b-28 vgl. Zimmerli: BK, 908f). 330 Es sei hier noch einmal betont, daß wir keine sicheren Quellen über Dauer und Ablauf der Belagerung der Inselstadt haben (vgl. 3.1.3.2 zu "Tyrus"). Man entnimmt alle Informationen aus den Aufzeichnungen des FJosephus (Contra Ap. I, (18-) 21, bzw. Ant. X, 11,1) und Ez 26,1 i.V.m. 29,17! 331 Vgl. ANET 2 , 308. Die Auskunft sagt jedoch wenig über die näheren Umstände dieses Zuges: Weder weiß man etwas über Art und Größe dieses Unternehmens, noch über Erfolg oder Mißerfolg. Daß die Ägypter unter Amasis weiter unangefochten das Nilland beherrschten, läßt darauf schließen, daß die Babyloniern nicht bis ins ägyptische Kerngebiet vordringen konnten. Demzufolge könnten die Wendungen "Beute machen" und "plündern" in Ez 29,19 andeuten, daß Nebukadnezars Streifscharen nur ins Grenzgebiet eingefallen sind und dort Raubzüge veranstaltet haben.

4.5 Bemerkungen zu Ez 29,17-21

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Grundbestand der Ägyptenworte vorgelegen hätte. Im Gegenteil: Alle Überlegungen zu 29,1-5* legten es nahe, dieses Stück in die Nähe des Datums von 29,1 zu rücken. Nun könnte daraus geschlossen werden, daß 29,17-20 ursprünglich einen anderen Ort hatte 332 . Denkbar ist auch, daß es zunächst nur als Einzelwort niedergelegt wurde. Das hieße aber gleichzeitig, daß 29,17-20 ebenfalls als einer jener "Diskussionsbeiträge" gedacht war, mit deren Hilfe im Kreis um den Propheten Ezechiel das Zeitgeschehen theologisch reflektiert worden ist333. Erst durch die stärkere Ausgestaltung sowohl der einfachen Einheiten in Ez 25 wie auch durch die Erweiterungen in Ez 29 hätte es sich aus Gründen der Systematik als notwendig erwiesen, Ez 29,17-20 an seinen jetzigen Ort zu stellen, da der Text als Unheilsankündigung an Ägypten verstanden wurde. V 21 ist später zu diesem Text hinzugetreten 334 . Wie bereits erwähnt, läßt der Vers Beziehungen zu den Verstummungsnotizen im Ezechielbuch erkennen. Will man diese Beobachtungen auf einen Nenner bringen, so läßt sich nur der Schluß ziehen, daß der Vers von einem Redaktor gebildet wurde, um eine Vorform der FVS-Sammlung in das Buchkorpus integrieren zu können. Dieser Redaktor stellte diese Worte zwischen 24,25-27 und 33,2 lf und dokumentierte so noch ein Wissen aus vergangenen Tagen: Daß Ezechiel selbst sich gegen fremde Völker und ihre Fürsten nicht geäußert habe, sondern daß es Menschen aus seiner nächsten Umgebung gewesen seien, die sich in der Zeit seiner Stummheit dieses Themas angenommen hätten. Daß es sich hierbei noch nicht um die Endredaktion des Ezechielbuches gehandelt haben kann, beweist die Existenz weiterer Summarien am Ende anderer Sammlungen (z.B. 28,24.25).

332 Darauf wird im Abschlußkapitel 6 näher einzugehen sein. 333 Eine hochinteressante psychologische Deutehypothese hat neuerdings R.P.Carroll (Carroll: Failed, 175f) aufgestellt: Er erklärt die Entstehung von 29,17ff mit Hilfe der Theorie der "kognitiven Dissonanz" (diese Theorie geht m.W. auf den amerikanischen Psychologen Festinger zurück und hat eine ihrer Wurzeln in der "trial-and-error"Diskussion): Der Kern der ursprünglichen Prophezeiungen, die durch solche Stücke korrigiert werden, sei davon nicht berührt, weil sich am Eintreffen der Ankündigung nicht die Wahrheit des Jahwewortes erweisen lasse. Dasselbe gelte aber vom umgekehrten Fall. Darum sei Jahweprophetie grundsätzlich offen für Neuformulierungen. 334 Möglicherweise aufgrund neuer politischer Entwicklungen.

5. "Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26 Schon während des oberflächlichen Lesens fällt der seltsame Charakter des Textes Ez 28,20ff auf, denn in diesen sieben Versen ist von mindestens drei unterschiedlichen Themen die Rede: Als letzter der unmittelbaren Nachbarn Israels wird zunächst Sidon genannt, dann weitet sich der Blick auf "alle1 ringsumher", und schließlich kommt noch das Motiv des Zerstreutseins und Wiedergesammelt-Werdens des Volkes vor. Daß hier nicht nur unterschiedliche Themen vorliegen, sondern auch verschiedene Verfasser und Redaktoren dahinterstehen, könnte vermutet werden. Erweist sich diese Vermutung als zutreffend, so bekommen diese wenigen Verse eine hohe Bedeutung für die Interpretation der FVS im Ezechielbuch: 28,20-26 stellt dann nämlich in seiner Endgestalt ein Stadium der Redaktion dar, in welchem nicht nur auf einen größeren Komplex an Worten gegen andere Nationen (nämlich wenigstens die in Kap. 25 bis 28 genannten) zurückgeblickt, sondern auch nach dem zukünftigen Verhältnis der Angeredeten zum Volk Israel gefragt wird. Das letztgenannte Element war in keinem der vorausliegenden Texte angelegt. Bedenkt man dies und erinnert sich zugleich an die Funktionsbeschreibungen zu den ursprünglichen Einzeltexten innerhalb der Fremdvölkerworte, so bleibt nur der Schluß, daß der Redaktor (oder der Verfasser?) dieser sieben Verse bereits die Einbindung der Fremdvölkersprüche als eigene Größe in einen umfangreichen Textkomplex an weiterer Ezechiel-Überlieferung im Blick hat. Dabei muß es sich auch um solche Texte handeln, die nach einer Zukunft jenseits des staatlichen Untergangs, ja sogar nach der als sicher erwarteten Heimkehr der politischen und religiösen Entscheidungsträger fragen. Um welche Texte es sich im einzelnen handelt, kann an dieser Stelle noch offen bleiben. Daß sich eine nähere Beschäftigung mit 28,2026 lohnt, dürfte damit deutlich geworden sein2.

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Im ursprünglichen Text der G fand sich wahrscheinlich nur carb rüiu irepcKVKXu), was darauf schließen läßt, daß das des MT nicht gelesen wurde. Wie bei den meisten der abweichenden G-Lesarten in 28,20-26 dürfte G hier nicht den ursrpünglichen Text haben. Zur Beurteilung der Textüberlieferung s.u. Daß das Stück ergänzt ist, scheint weithin anerkannt. Im allgemeinen wird diesem Tatbestand auch Rechnung getragen. Gegenstimmen werden z.B. durch Cooke, Jahn, Fohrer, Reventlow und Klein (unklar hier: Fuhs) laut, die meist von einem "echten" Kern innerhalb der Verse ausgehen. In diesem Zusammenhang verwundert die Beurteilung Garschas, der davon abrät, "mit verschiedenen Entwicklungsstufen des Abschnittes 28,20-26 zu rechnen" (Garscha, 139). Garscha gerät jedoch damit mit der von Zimmerli übernommenen - literarkritischen Analyse in Widerspruch. Außerdem zeigt seine Bemerkung, 28,20-26 gehöre aufgrund des auffälligen "tsittJ üXttf" in v 24(!) "offensichtlich zur gleichen Tradition" wie die von ihm "in Kp 25 festgestellte Erweiterung (25,l-3.5b.6-7.11.12-17)", daß er den Text nicht genau gelesen haben kann. Gar-

5.1 Text- und Literarkritik D E R URSPRÜNGLICHE T E X T 5

v 23 (vgl. BHS Anm. c!): Das bbs^"] ist von der Form her als Pilel (mit der Bedeutung "werfen") zu deuten, was keinen Sinn ergibt. Der Vorschlag, im zweiten b eine Dittographie zu vermuten und das Verb als Qal zu punktieren (so mit wenigen Handschriften, G, S und V), ist einleuchtend, v 24 (vgl. BHS Anm. b!) enthält ein besonderes Problem, da hier innerhalb einer E F die Gottesbezeichnung begegnet4, was als durchaus ungewöhnlich zu gelten hat. Offensichtlich ist hier sogar die masoretische Überlieferung uneins gewesen. Mindestens ein Fragment aus der Kairoer Geniza hat nur die einfache EF gelesen, ebenso wenige Handschriften und natürlich der ursprüngliche G-Text. Dagegen geht A-C mit MT. Gegen die Meinung Zimmeriis5 sollte hier nicht vorschnell gegen MT entschie-

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scha geht bei seiner Analyse offenbar nicht von Folgerungen aus einer eigenen, sauber durchgeführten Literarkritik, sondern von redaktionsgeschichtlichen Vorannahmen aus. Abgesehen davon, daß dieses Vorgehen methodisch problematisch ist (da der notwendige Analyse-Synthese-Bezug aus dem Blick gerät), stimmt es bedenklich, wenn Garscha 28,20-26 zunächst als zusammengesetzt "aus einem erweiterten und zwei einfachen Erweisworten (V24 und V25f)" beurteilt, im folgenden Satz aber die einzig möglichen Schlußfolgerung bestreitet (s.o.). Was soll denn "zusammengesetzt" und "erweitert" denn dann bedeuten? Leider wird durch die Feststellung solcher und ähnlicher Ungereimtheiten Garschas gesamter Ansatz fragwürdig! Meist werden jedoch keine weiterreichenden Schlußfolgerungen aus den Beobachtungen gezogen. Allgemein fällt bei G eine Tendenz zur Glättung auf, vgl. besonders v 23, BHS Anm. f: Statt des ¡viw liest G ¿v ooi, was einem "p entspräche, wodurch der Text vereinfacht wird; S und V vermeiden das Problem und übersetzen rrby nicht. - Die textlichen Varianten zu v 22f bedeuten, positiv aufgenommen, eine erste Problemanzeige: Daß bereits die Übersetzungen am Personwechsel Anstoß genommen haben, stützt einerseits gerade die M7"-Überlieferung, beweist aber andererseits, daß nicht erst die neuere Forschung darin eine Schwierigkeit erkannt hat. - E.Tov läßt G generell Präferenz zukommen, weil sie "reflects a more original text from a contextual point of view, and the long text of the MT a secondary one" (Tov: Differences, 92). Darum streicht Tov in v 23 die ersten beiden Worte (so Vatikanus, bohairische und sahidische Ubersetzung gegen alexandrinische Textgruppe und andere Zeugen) als "contextual clarification" (Tov: Differences, 96f) und in v 25 das sra des MT als exegetische Zufügung (Tov: Differences, 95f), da sich im ursprünglichen Text der G (aus Vatikanus, alexandrinischer Textgruppe und einigen weniger bedeutenden Zeugen gegen Catenengruppe, Barberinus u.a.) bloßes lapaqX findet. Allerdings sollte keine einzige dieser Passagen aus rein textlichen Gründen geändert werden da "we are confronted here different stages in the literary development of the book" (Tov: Differences, 101); es handle sich also um redaktionskritische Probleme. Zur Gestalt der E F s. den Exkurs: "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.2.1.2. Zimmerli: BK, 1250f. - Zimmerli: BK, 1251, meint, man solle "die Frage ernstlich stellen, ob hier [sc.: bei 13,9; 23,49; 24,24; 28,24; 29,16; wo sich überall die Form der E F mit 'HX findet] nicht der ursprüngliche Text nachträglich erweitert worden ist. Das Eindringen des nin' ^rrx in Textzusammenhänge, in denen es ursprünglich nicht stand, ist somit nicht unmöglich."

262

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26 den werden, weil in den übrigen 87 Fällen die E F in der kurzen Fassung begegne; die Form läßt sich literarkritisch erklären (s.u.).

D I E UTERARKRITISCHE FRAGE

Durch W E F (v 20), typische Wendung ("Hinwendungsformel", v 21.22aaj) und BF (v 22aa 2 ) wird klar ein neuer Abschnitt eingeleitet. Sidon als Adressat war vorher nicht genannt worden. Der weitere Text wirft jedoch zahlreiche Fragen auf. Zunächst begegnet in v 24 ein weiterer Name (i5X~iur rrn). Dazwischen wird zweimal als Ziel der Rede das Jahwe-Erkennen bzw. -Erfahren (EF: v 22ba.23b) genannt, ebenso gleich nochmals in 24b. Das Subjekt hier ist jedoch ein anderes als in v 22t 6 . Doch auch innerhalb der v 22 und 23 tut sich eine Schwierigkeit auf, da die Anrede an Sidon nur bis v 22a durchgehalten wird, wohingegen nach der (neutral in der 3. Person gehaltenen) E F über Sidon in der 3.fem. gesprochen wird. - Eine zweite BF nach v 22 begegnet in v 25, wo außerdem als dritter Name genannt wird, in der wörtlichen Rede näher bezeichnet als , - ray. V 26bx 2 enthält eine Aussage, die der in v 24a3 sehr nahe kommt, sich aber dennoch klar davon unterscheidet: Die sprachliche Härte, welche in dem Auseinandertreten von lokaler Präposition und Ortsadverb in v 24 zu sehen ist7, wird in v 26 elegant umgangen, wobei sich die Aussage allerdings ein wenig verschiebt. V 26bXj steht in Beziehung zu v 22b3. - Den Abschluß bildet schließlich eine vierte E F (v 26bß), welche die im Ezechielbuch sehr seltene Prädizierung Drpnbx rnrp 8 enthält. Doch damit nicht genug: Zweimal wird im Text außerdem noch die H E F gebraucht: einmal in einer etwas "umständlichen" 9 Formulierung in v 22bß und dann erneut in v 25aß. Die zusammengestellten Auffälligkeiten machen deutlich, daß es sich nicht um eine ursprüngliche Texteinheit handeln kann10: 1. Offenbar gehören v 20-22ba zusammen, da sowohl der Stil der Anrede konsequent durchgehalten ist 11 als auch der Rahmen wie üblich durch formelhafte Wendungen gekennzeichnet wird. Es handelt sich also hier um ein selbständiges Textstück.

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Syntaktisch könnte sich v 24b sowohl auf i w i u r ivn wie auf cröxran beziehen; vgl.u. Vgl. hier den Korrekturversuch von G*\ Zum Problem der Gottesbezeichnungen im Ezechielbuch vgl. den entsprechenden Exkurs in Kap. 1. Zimmerli: BK, 1252, spricht von "jüngeren, zersetzten Formulierungen", womit er 28,26 und 39,28 meint (auf 20,20 wird zwar verwiesen; die Stelle fällt - aus verständlichen Gründen - natürlich nicht unter dieses abqualifizierende Verdikt Zimmeriis!). Zum Problem vgl. auch S.279f! Verf. ist sich bewußt, daß dieser wertende Ausdruck hier eigentlich unpassend ist! Nochmals zu Garscha (Vgl. Anm.2): Wenn hinter seinen Einlassungen die Motivation steht, "die Analyse der Texte weiterzutreiben, ohne vorzeitig historische Kriterien zur Erstellung einer in sich schlüssigen Hypothese heranziehen zu müssen" (Garscha, 14), um so als "ideales Ergebnis" eine Theorie zu bekommen, "die für jeden einzelnen Text angeben kann, warum er in dieser Form an seiner Stelle im Buchganzen steht" (Garscha, 16), so muß festgestellt werden, daß er - Garscha - das gesteckte Ziel nicht erreicht hat: Er meint zwar, keine "vorzeitigen historischen Kriterien" anzulegen, geht aber von literarischen Prämissen aus, die sich vom Text her nur halten lassen, wenn man von einer historischen Entwicklung (und die läßt sich ja, zumindest annähernd, rekonstruieren - das würde Garscha zugestehen!) weitgehend absieht. Vgl. die G-Lesarten ab v 22b/?!

5.1 Text- u n d Literarkritik

263

2. Auch v 22b/3-23 müssen zusammengehören: Hier fällt diskursiver Stil (Suffixe der 3.fem.) auf, wodurch dieses Stück vom vorausgehenden unterschieden ist. Weil aber eine Anbindung über Infinitiv + 3 erfolgt, muß es sich um eine literarische Ergänzung handeln. Eine formelhafte Wendung markiert den Abschluß 12 . Die Inversion in v 24aa unterstreicht den Neueinsatz des folgenden Stücks; außerdem werden hier andere Subjekte und ein anderes Thema genannt. 3. Am klarsten heben sich v 25f als eigene Größe ab: Zwar ist der Bezug der gleiche wie in v 24 ( b x i w rra), jedoch entspricht die v 25 zugrundeliegende Situation nicht der im voranstehenden Vers: v 24 ist so formuliert, als ob "Israel" in Palästina "lebt", während v 25 das gegenwärtige "Zerstreut-Sein unter Völker" beschreibt. 13 Das ist wesentlich für die Textaussage, da v 25f auf die Zukunftsansage des "Wieder-Wohnens" auf dem einst übereigneten 14 Boden Wert legt 15 . Bei diesen beiden Versen muß es sich um eine Erweiterung handeln, denn der erste Anschein, es könne eine selbständige Einheit vorliegen, trügt: v 26ba ist nämlich unter Aufnahme sowohl von v 22bß als auch von v 24a/3."y formuliert 16 . Außerdem ist klar zu erkennen, daß v 25f das im Vergleich jüngste Textstück des Abschnittes darstellen: Wie v 24 haben diese beiden letzten Verse des Abschnittes zwar die Nachbarvölker im Blick. In v 24 aber ist dies gleichsam im Rückblick ("P5>...xbi) auf tragende Elemente der Begründungen in den vorausgegangenen FVS (25,3.6.8.12.15; 26,2) und auf die Unheilsankündigungen 17 im unmittelbaren Anschluß an jene Begründungen formuliert 18 . Dagegen ist das Thema "fremde Völker" in v 25f nur genannt, weil Jahwe sein angekündigtes neues Heilshandeln an Israel vor den Völkern vollziehen wird 19 . Andere, bislang nicht genannte Themen sind jedoch hier zur Sprache gekommen (das Zer-

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Gegen Hossfeld: Untersuchungen, 42, der 28,23 implizit als Kontextformel bezeichnet. Hossfelds ist an diesem Punkt unklar: S.46 hebt er 28,20-23 selbst von 28,24 ab.

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Die dargestellte inhaltliche Differenzierung impliziert nicht sogleich ein historisches Urteil: Es ist durchaus denkbar, daß v 24 älter sein kann als v 25f. Vgl. zu im in diesem Sinne den Artikel CJ.Labuschagnes in THAT: Labuschagne stellt dar, daß dieser Gebrauch des Verbums im Sinne der altorientalischen Vorstellung vom rechtlichen Übereignen bzw. Übertragen des Landes durch den Besitzer (Jahwe) an einen "Verwalter" (Zimmerli: Theologie, 55: "Lehensträger") zu verstehen sei. - irw ist ein "Vorzugswort" der ezechielischen Überlieferung: Es wird insgesamt über zweihundertmal gebraucht, mehr als in jedem anderen alttestamentlichen Buch.

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Vgl. dazu auch Höffken: Heilszusätze, 408 Anm.33. Das Gegenteil ist auszuschließen: v 26ba bietet beide Male den glatteren Text. Offenbar erwartet man das Eintreffen des angesagten Unheils in näherer Zukunft. Dazu noch einmal genauer im Anschluß an diese Überlegungen! Auch semantisch machen sich Unterschiede bemerkbar: Dieselbe Lautgestalt Tnunn begegnet zweimal im Gesamttext. Dabei fällt auf, daß die Präposition das eine Mal (v 22) eine Art Umstandsschilderung eröffnet ("indem ich an ihm [Sidon] Gerichtshandlungen vornehmen werde"), das andere Mal jedoch einen Temporal- oder Kausalsatz (v 26: "...und werden in Sicherheit wohnen, während/weil ich Gerichtshandlungen an allen vornehmen werde, die sie von ringsumher verächtlich anschauen").

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"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

streut-Sein des Volkes 20 , die Gabe des Landes an Jakob 21 , das Wieder-im-Lande-Wohnen 22 ), die einen größeren Komplex an Ezechielüberlieferung voraussetzen 23 . 4. Die v 25f müssen unmittelbar an v 24 angeschlossen worden sein, welcher sich damit als älter erweist. V 24 bildet eine eigene Aussage, erkennbar am neuen Redebezug und den gegenüber dem Vorangehenden plötzlich massiert verwendeten Begriffen, die der Kategorie "Abgrenzung" zugewiesen werden können 24 . Dieser Vers faßt die Hauptaussage eines Grundbestandes an Völkerworten zusammen, nämlich 25,1-26,1425, wo überall die Aggression 26 der Nachbarstaaten zum darniederliegenden Juda/Israel wesentlicher Bestandteil der Begründungen gewesen ist. Darum werden jene Völker als 3X30 yipi -TXDO "|"ibo zusammengefaßt; ihre (einstige? 27 ) Haltung zu Juda/Israel beschreibt das Verb BXUJ. Alle FVS in 25,1-26,14 hatten auf je unterschiedliche Weise die Bestrafung jener Nachbarn angekündigt. Jetzt zieht daraus 28,24 durch die Wendung ... TIV rrrp~xbi das Fazit für Israel/Juda: Weil die Nachbarvölker vernichtet sein werden, wird auch die Bedrängnis nicht mehr bestehen. Schließlich bleibt noch festzustellen, daß sich der zusammenfassende Charakter von 28,24 auch in der E F zeigt28. Was jedoch als Subjekt dieser Aussage gesehen werden muß, ist unklar. In den einzelnen Sprüchen waren es die Völker gewesen. Von da her böte sich dieses Verständnis auch hier an. Aber auch auf iwittr m könnte v 24b bezogen werden. Eine Entscheidung darüber hat große Bedeutung für die Interpretation. - 28,24 bildete also ursprünglich den Abschluß einer ersten Sammlung von

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Zum ersten Mal in 11,14-21 genannt, in anderer Weise, auf Ägypten bezogen, in 29,13-16 und wieder, thematisch ausgeführt, in 36,22-36 und 39,25-29. Eine fast identische Formulierung ist auch in 37,25 enthalten. Die Gabe des Landes an die Väter ist im Ezechielbuch sehr selten thematisiert (vgl. 20,6: Schwur an die Exodusgeneration, unterscheidet sich charakteristisch von der in Gen 15,7ff; 17; 24,7; 26,3b greifbaren Tradition). Auffällig ist 33,23f, wo von der In-Besitz-Nahme des Landes durch Abraham die Rede ist: Dies stellt eine traditionsgeschichtlich spätere Entwicklung des Landverheißungsthemas dar, wie ein Vergleich von Gen 12,1-3.7; 28,13 (hier wird vorausgesetzt, daß die Nachkommen Abrahams das Land bekommen) einerseits und Gen 13,14-17 (Abraham ist in die Landverheißung eingeschlossen; so auch in Gen 15,7f; 17,8 und 35,12) andererseits deutlich zeigt.

Angelegt in 34,16; 37,11-14; ausgeführt in 34,25-31; 36,6-15 (in einem dem vorliegenden Text entsprechenden "Summarium mit Heilsankündigung") und 39,25-29, das seinerseits den Abschluß der Sammlung 1-39 zu bilden scheint. 23 Nur am Rande sei vermerkt, daß sogar Y.Hoffmann, in bezug auf die Echtheitsfrage sonst von einer sehr "konservativen" Haltung, Ez 28,25f für eine Erweiterung hält (Hoffmann, Yair: Prophecies, XVII). 24 xb (eine Aussage wird von einer anderen abgegrenzt), die Kombination von xb und n v in einer Äußerungseinheit (eine Zeitstufe wird von einer anderen abgegrenzt), die Präposition 10 (Orte, Sachumstände oder Personenen werden von anderem abgegrenzt) und die Verwendung eines Prohibitivs (Handlungsschilderungen bzw. Haltungsbeschreibungen werden von anderen abgegrenzt). 25 Auf diese Sammlung wurde bereits unter 1.5 hingewiesen. 26 Ob sich hierbei die Aggression in verbaler oder tätiger Form zeigt, ist offenbar kaum von Bedeutung. Wichtig ist, daß das Verhalten der "ringsum" wohnenden mit dem Verb BXtt) bezeichnet wird. 27 Auf die Funktion des Partizips muß später eingegangen werden. 28 Es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß hier gezielt die "vollere" Form mit der Gottesbezeichnung gewählt wurde. 22

5.1 Text- und Literarkritik

265

FVS, die sich aus einer Reihe sehr ähnlich gebauter (der iv-iab-Gruppe zuzuweisender) begründeter Unheilsankündigungen zusammensetzte. 5. Ein Späterer erkannte dann, daß das Dma'an ba mit dem vorgefundenen Bestand an FVS nicht ganz zusammenstimmte, da der geographische Kreis (aao!) um Israel/Juda nicht geschlossen war: Zwar wurden Ammon (Nordosten), Moab (Osten), Edom (Südosten/Süden), Philistäa (Südwesten/Westen) und Tyrus (Nordwesten) aufgeführt, doch fehlte der Norden. Dies erklärt die Entstehung des Sidon-Spruches: Da ein den übrigen Nachbarn entsprechender Staat im Norden von Israel/Juda zur fraglichen Zeit offenbar fehlte, wurde Sidon als Adressat eingeführt. Dieses Wort ist in der formelhaften Rahmung deutlich den Sprüchen gegen Ammon 2 9 und Tyrus 30 nachgebildet, inhaltlich jedoch fast ohne Aussage 31 . Eine Begründung für das angekündigte Geschehen unterbleibt völlig. Auch die Ankündigung selbst entspricht in ihrer Allgemeinheit 32 und Kürze 33 in keiner Weise dem gewichtigen Rahmen, in den sie gestellt ist. 6. Dieses Ungenügen versucht die Ergänzung 28,22b/J-23 teilweise auszugleichen: Hier wird (wie schon in 25,17) über einen Anschluß mit a + Infinitivkonstruktion eine inhaltliche Näherbestimmung beigegeben, welche unter Aufnahme von bekannten Elementen 34 gebildet zu sein scheint. ZUSAMMENFASSUNG: Literarisch ältestes Textstück von Ez 28,20-26 ist v 24 als Summarium in einer ersten kleinen Sammlung an FVS (25,1-26,14). Der Verfasser blickt von bXTiZT TTI aus auf D m ^ n o - ^ . Vorgeschaltet wurde diesem

29 30

Vgl. 25,l-3aa» mit 28,20-2230^ Vgl. 26,3aa2/7 mit 28,22aa2ß1\ - Diese Beziehung ist von Garscha übersehen worden (Garscha, 140), wenn er auch mit dem Ergebnis übereinstimmt, bei Ez 25,1-5*; 26,15* handle es sich um den ältesten FVS-Bestand (Garscha, 165). 31 Hölscher, 143 spricht vom "inhaltslosesten Stück im ganzen Buche". Etwas milder formulieren Fuhs, 156: "ein schlichter Spruch" und Zimmerli: BK, 693: "Farblosigkeit". 32 Im Gegensatz zu allen übrigen FVS der kleinen Sammlung fehlt jeder Versuch einer Aufnahme von fremdvolk-spezifischer Topik. - Gerade weil hier keine Begründung formuliert ist, sich aber auch die Ankündigung in einer formelhaften Wendung erschöpft (vgl. dazu im Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.3.1.2), scheint es unwahrscheinlich, daß der Verfasser von 28,24 (der mit dem Redaktor von 25,1-26,14 gleichzusetzen ist) dieses Wort gegen Sidon nachgetragen haben könnte: Seine Handschrift (man vergleiche nur den Philisterspruch in 25,15-17!) trägt ein eigenes Gepräge und versucht, aus dem vorgefundenen Material etwas Neues zu schaffen! 33 Wegen des letztgenannten Punktes kann sich Zimmerli nicht dazu durchringen, v 22bß.23 vom Grundbestand abzutrennen, da "dann ein Restbestand von einer Knappheit übrigbliebe, die inhaltlich unwahrscheinlich ist" (Zimmerli: BK, 690). Interessant ist Zimmeriis Diskussion um den literarkritischen Stellenwert der Formeln. Als Parallelen für die Erweiterung eines "Erweiswortes" durch Infinitiv mit a werden von ihm 5,13; 15,7; 20,42.44; 25,17; 30,8 und 33,29 aufgeführt. Eine solche Erweiterung könne "dann ihrerseits auch nochmals durch eine Erkenntnisformel abgeschlossen" werden, was 6,13f, 12,15f, 30,25f, 34,27-30 und 37,13f erhärten würden (Zimmerli, 690). Alle diese angeführten Stellen sind jedoch so konstruiert, daß zumindest der syntaktische Zusammenhalt nicht durch einen Personwechsel durchbrochen wird, wie dies hier der Fall ist. In keiner der angeführten Vergleichsstellen ist ähnliches zu beobachten. Schließlich ist zu fragen, ob es sich bei Zimmeriis Darstellung um eine Lösung handelt, da ja das Problem der Knappheit in v 22 bestehen bleibt. 34 Vgl. z.B. 5,15-17.

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"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

Vers ein (inhaltlich blasses) Wort gegen Sidon (v 20-22ba), weil die Völkerreihe in 25,1-26,14 als noch unvollständig angesehen wurde. Eine zweite Ergänzung (v 22bß.23) wurde an den Sidonspruch angehängt, um ihn farbiger zu gestalten. Unter Aufnahme von Elementen aus den nun vorliegenden v 20-24 wurde ein eigenes "Erweiswort" in v 25f gestaltet, das einen größeren Rahmen an bereits vorhandener Ezechielüberlieferung voraussetzt.

5.2 Sprachliche Untersuchung 20a 21a 21b 21c 22a 22b 22c 22d 22e 22f 22g

"ioxb *bx mrp-Tn t p i cnx~p m ^ ' b x -HD er® n ^ v X3im mDXi n w ' n x -ex m "«n Tn-s T ^ -pira 'tnnaii IVri mrr - j x - s

22h 22i 23a 23b 23c 23d

D^eaur na ^mwya m ^nunp^i rrrmiro m i i m rn-riniwi 3"3qb rrbv 3-im m w a bbn i>a:n ivpi mrr - j x - a

24a 24b 24c 24d 25a 25b 25c 25d 25e 25f 26a 26b 26c 26d 26e 26f 26g 26h

bxiur rrnb tij> rrrr-xbn Dta,3D b^o 2>od y-ipi -txdö -pbo nmx D^oxtirrr wri n w "iax "ix ^ mrr ^ i x -ßX"n3 D'DsrriD bmur rrn-nx -snpa 03 1X33 -IBX "rsi? Q3 -rmnpan DnDtx-iw i3 •,-nyl> -nna ~>wx neni? rrbv muri D^ro iü3"i d-d-q nonb •nwi i>33 o^oa© T m v a Dma-nDD Drix Q-'Bxtorr w i o m n i « mir1 "3X "3

Da es sich bei dem vorliegenden Text um ein Konglomerat verschiedener redaktionell gebildeter Stücke handelt, empfiehlt es sich, stets auch den jeweiligen Kontext in den Blick zu nehmen. Dies erklärt den Aufbau der nachstehenden Untersuchungen.

5.2.1 S t r u k t u r u n d F u n k t i o n des ä l t e s t e n Textstückes: 28,24 Die unpersönlich formulierte Ä E 24a steht - auch im Hinblick auf den Kontext als einzige im Imperfekt. Weil in der an die Wortverbindung DrQ"OD (D) in Ä E 24a anschließenden Partizipialkonstruktion Ä E 24b aber das •"•tOXIDH Subjekt ist, könnte dies auch für Ä E 24c der Fall sein; andernfalls müßte 24c auf das

5.2.1 Struktur und Funktion des ältesten Textstückes: 28,24

267

• m x in 24b bezogen werden 35 . Eine Entscheidung darüber ist offenbar unmöglich. Es ist zu fragen, ob diese Zweideutigkeit nicht beabsichtigt war. liba 36 , "Dorn"37, kommt im gesamten AT nur in Ez 2,6; 28,24 vor. Dabei ist die textkritische Bemerkung Zimmeriis zu 2,638 zu beachten, der ursprüngliche Text habe dort wohl "imx Q'iibo gelautet, wodurch sich (zumindest vom Bild der rund um den Betroffenen aufragenden Dornen her) eine Beziehung zu 28,24 ergibt. - TXDD ist von ~IXD "Schmerz zufügen" (ptz.hi.) abzuleiten und kommt im AT nur noch in Lev 13,51f; 14,44 vor, wird dort verbunden mit niHü "Aussatz" und meint "bösartig". - V"ip, das zu "pbn parallel steht, wird am besten mit "Stachel"39 zu übersetzen sein. Der Begriff taucht im übrigen Ezechielbuch nicht mehr auf. Wie aber andere alttestamentliche Stellen zeigen, wird damit offenbar alles Stachlige bezeichnet40. Wie in II Sam 23,6f begegnet hier ein Bild: der Vergleich von Menschen mit Stacheln. - 3X3D, von 3X3 abzuleiten, begegnet insgesamt nur

35 Zimmerli sah dies so: In seiner Übersetzung auf S.689 des Kommentars ist ÄE 24b so in den Satzfluß von 24a hineinverwoben, daß die "Erkenntnisaussage" 24c.d nur auf "Haus Israel" bezogen werden kann (man beachte, daß dieser Begriff, im Unterschied zum MT, Subjekt in der Übersetzung ist!). Entsprechend stellt dann Zimmerli den Sachverhalt auf S.694f dar: Man müsse die Aussagen von 20-23 und 24 zusammennehmen. Dann gehe es in 20-23 "um das volle Herausstellen von Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes vor aller Augen" (Zimmerli: BK, 695), in der Verbindung mit v 24 aber darum, daß hier "Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes in ihrem letzten Offenbarwerden gepriesen werden" (Zimmerli: BK, 695): Gott stehe zu seinem Wort (was gemeint ist, führt Zimmerli nicht aus), gedenke der von ihm Berufenen und sei "unterwegs, [...] sie zu befreien" (Zimmerli: BK, 695), wodurch sie zur Gotteserkenntnis gelangten. 36 Am Rande sei hier ein Blick auf die statistische Verteilung der stehenden Wortverbindung b x t t t n r o im Ezechielbuch geworfen: Während sie in der übrigen Ezechielüberlieferung recht oft (insgesamt über 80mal; der Name bx~iW über 180mal!) begegnet, wird sie in den FVS nur dort verwendet (Ausnahmen bilden 29,6; 35,15), wo Heilsankündigung an Israel intendiert ist. Eine Häufung ist am Ende von Ez 39 zu beobachten. Es kann insgesamt festgestellt werden, daß in den älteren FVS-Texten die Rede vom "Haus Israel" vermieden wird (statt dessen dort häufig r r n r n r a [25,3.8.12]); wo der Ausdruck verwendet wird, meint er eine gesamte Größe, die nichts mit der Nord-Südreich-Unterscheidung zu tun haben kann (z.B. 29,21 und 35,15; auch Daneil, 257, ist der Meinung, hier sei die Restauration ganz Israels im Blick). Ganz sicher ist dies so beim Propheten selbst (so z.B. 11,5.15 [vgl. aber Anm.96], 12,9f) gewesen. Auch die Jahwerede zur Zeichenhandlung in 4,4-6 widerspricht diesem Befund in keiner Weise, denn dort zeigt der Aufbau des Textes, daß v 6 wohl später hinzugefügt worden sein wird. - Wenn der Name "Juda" auftaucht, ist er meist aus anderen Gründen verwendet (vgl. z.B. 21,25!). 37 Zohary, 166, bringt verbindet den Begriff mit arab. Zilla oder Silla, welche Bezeichnung "von P. Försskil (1732-63) in Zilla spinosa latinisiert" worden sei, und verweist auf hebr. rtb'i (Gen 4,23 trägt eine der Frauen Lamechs diesen Namen). In Ez 28,24 dagegen liege der Allgemeinbegriff für "Dornen" vor. 38 Zimmerli: BK, 10. 39 Das Wort wird von Zohary nicht mit einer bestimmten Pflanze in Verbindung gebracht, sondern sei mit dem Allgemeinbegriff wiederzugeben (Zohary, 163). 40 Z.B. Unkraut auf dem Acker (Gen 3,18; Jes 32,13; Jer 4,3; 12,13), Dornen an einer Hecke (Ex 22,5), Unkraut in nicht kultivierbarem Land (Hos 10,8), etwas Wertloses, jedoch Stechendes (II Sam 23,6f), das nur zum Verbrennen geeignet ist (Jer 33,12; Ps 118,12 - vgl. den Begriff "Strohfeuer" im Deutschen), mit dem grausame Auspeitschungen vorgenommen wurden (Jdc 8,7.16).

268

"Die V e r ä c h t e r ringsum": E z 28,20-26

dreimal im Ezechielbuch 41 und bedeutet "verletzend". - :raD von " 3 "sich wenden", "(sich) umgeben" abzuleiten, bedeutet "Umgebung", "Umkreis" oder - adjektivisch/adverbiell "umliegend", "umgebend" oder "ringsum". Das Nomen wird im Ezechielbuch sehr oft verwendet 42 . Es scheint erst kurz vor der Exilszeit verstärkt in Gebrauch gekommen zu sein 43 . Betrachtet man die semantischen Funktionen in der Ezechielüberlieferung (vom TBB einmal abgesehen), so sind - neben offenbar rein technischem Gebrauch 4 4 - zwei unterschiedliche Bedeutungsfelder zu beobachten: Einmal wird das Nomen mehrmals verwendet zur Beschreibung bestimmter Wahrnehmungen göttlicher Erscheinungen 45 . Zum andern begegnet der Begriff, um Völker mit Israel in Beziehung zu setzen 46 . Zum letzteren tritt - was anhand der Gleichnisreden in Ez 16 und 23 sehr schön zu belegen ist - oft der Aspekt "Feindschaft" hinzu 47 , so daß in dem Wort a'aD oft das aggressive Moment mitgehört werden muß 4 8 . In diesem Sinn wird das Nomen auch in den FVS verwendet 49 . DUO: Der Stamm kommt nur im Ezechielbuch und hier nur in nichtezechielischen Texten vor 50 . Auffällig daran ist zum einen, daß das Abstraktnomen bxb ("Verachtung") stets mit dem Begriff »53 verbunden wird 51 , zum andern, daß DTO eine Tätigkeit der Nachbarvölker Israels benennt 52 , die offenbar als besonders niederträchtig empfunden wurde 53 .

41 42

43

44 45 46 47 48 49 50 51 52 53

In 13,22 ist es aus textkritischen Gründen zweimal zu lesen (vgl. BHS z.St. und Zimmerli: BK, 285). Ein Drittel aller Vorkommen im AT (rund 330) steht im Ezechielbuch (112, davon allein sechzigmal im TBB). In den FVS begegnet das Nomen fast ausschließlich (Ausnahme: 31,4) nur an redaktionellen Stellen (27,11; dreimal am Ende von 28; fünfmal am Ende von 32; dreimal in 36; 39,17). Außer im Ezechielbuch wird das Nomen v.a. von der Priesterschrift, im dtr. Geschichtswerk, in Jer (v.a. in dtr. und in noch späteren Stellen!) und in einigen Psalmen verwendet. Nur selten begegnet es in älteren Texten (Gen 41,48 [Schmidt, Ludwig: Studien, 241f, weist den Vers dem Jahwisten zu]; Am 3,11 [Text? Vgl. BHS z.St.]). 6,5; 6,13; 12,14; 8,10; 37,2. l,4.18.27(bis).28. Ganz ähnlich: 10,12. 5,5.6.7.14.15; 11,12; 19,8; 36,36; 37,21. Vgl. 16,33 mit 16,37; 23,22.24. 4,2; 5,2; 16,57; man beachte auch 8,10. Ausnahmen: 27,11; 31,4, wo der rein technische Gebrauch vorzuliegen scheint. 16,57; 25,6.15; 28,24.26; 36,5. 25,6.15; 36,5. In 16,57; 28,24.26; 36,5 begegnet gleichzeitig auch das 3 , 3D! Es ist allerdings problematisch, lediglich aus diesem sehr spezifischen Vorkommen des Wortstammes eine weitreichende redaktionskritische Hypothese abzuleiten (gegen Garscha, 140 u.ö). Bezeichnenderweise stellt Garscha zwar die enge Beziehung von 25,6.15 und 28,20ff heraus, unterläßt es aber, eine Verbindung zu 16,57 einerseits und 36,5 andererseits herzustellen. Gerade letzteres würde nämlich seiner Hypothese über die "Entstehung weiter Teile des Buches" (Garscha, 216) erheblich schaden, da er dann erklären müßte, wieso 28,20ff zwischen den von ihm behaupteten Grundbestand von Ez 25f*; 35f* gekommen sein sollte (vgl. Garscha, 215). Nach Garscha soll 36,lff dasselbe leisten wie 28,20ff. S.215 schreibt er dann, "daß alle Fremdvölkerworte ursprünglich mit Kp 28 abgeschlossen wurden." Zwei Sätze weiter heißt es aber, "der Grundtext in Kp 35-36,15 habe ursprünglich an das Tyruswort 26,2-5a angeschlossen". Ist dies nicht ein Widerspruch? Die Ägyptenworte seien ursprünglich vor die "Ammon/Moab und Tyrusworte Kp 25/26" gestellt worden. Man beachte: Eine solche

5.2.1 Struktur und Funktion des ältesten Textstückes: 28,24

269

Es handelt sich bei ÄE 24a-d um eine Ankündigung zukünftigen Geschehens. Jegliche Redeeinleitung fehlt; statt dessen bildet eine "Abgrenzungsaussage"54 den Beginn: Der Text hat Abschlußcharakter. Innerhalb des Textstückes wird auf Handlungsträger verwiesen welche nur durch eine lokale Näherbestimmung charakterisiert werden. Außerdem werden Bilder verwendet, die aus dem Text heraus nicht ohne weiteres verständlich werden (nbD, yip). - Ä E 24a-d weisen über sich hinaus auf andere Texte, ohne die sie unverständlich sind. Damit kann aber nicht nur der vorliegende engere Kontext gemeint sein (v 20-23), denn dies würde die Rückweiser nur teilweise erklären. Die sprachlichen Beobachtungen stützen demnach die literarkritische Entscheidung: Alle Rückweiser führen auf die in 25,1-26,14 vorliegende Sammlung55.

5.2.2 Die erste Erweiterung: Sidon Die Erweiterung 20a-22g stellt sich - unabhängig vom literarkritischen Ergebnis sprachlich als abgegrenzte, selbständige Größe dar, welche eine mehrstufige Redestruktur besitzt, wie dies schon mehrfach in den FVS zu beobachten war. Syntaktisch auffällig ist folgendes: 20a eröffnet eine Rede, die sich (nach dem vorliegenden Gesamtzusammenhang) eigentlich bis 26g einschließlich erstreckt. Sondert man die verschiedenen Redeebenen voneinander, so bleiben nur ÄE 22b-22e als eigentliche Anrede an den in 21b angesprochenen Adressaten übrig (22f kann nicht mehr dazugehören). 22f verläßt demzufolge die zweite Ebene und kehrt zur übergeordneten zurück: Das heißt, es handelt sich um eine Information, die der Sprecher des Gesamttextes (das "Ich" aus 20a bzw. das "Du" aus [21a.]21b-c) erhält. Beachtet man dies, so kann den ÄE 21f.g nur die Funktion einer Deutung von R 2 zukommen. - Das Textstück unterscheidet sich stilistisch in charakteristischer Weise von 28,24: Hier wird in verbalem Stil dargestellt, wie dies auch den übrigen Texten der "kleinen FVS" in 25,1-26,14 entspricht. Es

54 55

Umordnung eines nicht unbedeutenden Textkomplexes wird nur deshalb angenommen, weil 29,1 "nochmals hinter das Datum des Tyruswortes 26,lff zurückführt" (Garscha, 214). Die mit Hilfe dieser Hypothesen rekonstruierte Entstehungsgeschichte des Ezechielbuches ist m.E. nicht nachvollziehbar. Vgl. Anm.24! Es muß berücksichtigt werden, daß die vollzogene Abgrenzung Voraussetzung der sprachlichen Untersuchung war. D.h., daß beide Ergebnisse miteinander korrelieren und einander nicht widersprechen. Dies liegt am Problem des "hermeneutischen Zirkel", da es bei historischen Untersuchungen niemals möglich ist, einen objektiven und das heißt: sachunabhängigen - Betrachterstandpunkt einnehmen zu können. Stets sind gefundene Hypothesen abhängig von (vorher explizit oder implizit aufgestellten) Grundannahmen. Entscheidend bei hermeneutischen (hier im engeren Sinne verstanden!) Untersuchungen sind innere Stimmigkeit und Klarlegung der angewandten Prämissen. Berücksichtigt man diese Grundsätze, so entspricht ihnen das vorliegende Ergebnis.

270

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

dominieren Nomina, die den Klassen "konkret" und "menschlich" zuzuweisen sind (man beachte auch die fünfmalige Nennung von Namen), die überwiegend mit Handlungsverben verbunden und durch zahlreiche Präpositionen (meist bX/^V) verknüpft sind. Es werden also Handlungen gegen(an) Objekte(n), die hauptsächlich dem konkret-menschlichen Bereich zugehören, dargestellt56. Tl~PH 5 7 : Die Ereignisse um 58T58 wirkten sich auch auf Phönikien aus 59 . Es ist möglich, daß durch die langandauernde Belagerung der Inselstadt Tyrus 60 , Sidon allmählich an Bedeutung gewinnen konnte 61 . Wie Katzenstein hervorhebt, ist dann während der persischen Zeit dieser Vorsprung gegenüber Tyrus noch deutlicher geworden 62 . Das Ende dieser Rivalität der Küstenstädte trat mit der Zerstörung Sidons durch den Perser Artaxerxes II. Ochus (358-338) ein: Es war dies die Bestrafung für einen Aufstand unter Anführerschaft des Stadtstaates 63 . trägt die Grundbedeutung "schwer sein" 64 . Im Gebrauch ist eine Differenzierung zu beobachten: Es kann das Verb im Zusammenhang der Qina über das tyrische Prachtschiff in seiner eigentlichen Bedeutung begegnen 65 oder auch innerhalb einer Jahwerede als Selbstaussage, dann aber in übertragenem Sinn 66 . Letzteres findet sich laut C.Westermann

56

21b-22a sind in Form einer Klimax gestaltet, was sowohl an der Ausdrucks (die Ä E werden immer kürzer, 21c und 22a sind durch Konsekutiv-Perfektformen an 21b angeschlossen) wie an der Bedeutungsseite (die Handlungen werden einerseits durch immer allgemeinere Prädikatoren beschrieben, andererseits jeweils stärker konkretisiert in Richtung "Redehandlung") nachvollziehbar wird.

57

Der Ortsname begegnet im Buch Ezechiel in 27,8; 28,21f, das nomen gentilitium in 32,30. Im Alten Testament ist sowohl Defektiv- wie Pleneschreibung belegt ("PS, IITJ, "ITS, ITPX). Es fällt auf, daß in den Büchern Gen und Chr nur die defektive Schreibweise des o-Lautes vorkommt. Aufgrund des Überblicks zu Tyrus in Kap. 3 wird hier auf weitere historische Einzelheiten zu Sidon verzichtet. Vgl. hierzu Bernhardt: Libanon, 150f. Dies wird stets aus dem Nebeneinander von Ez 26 und 29,17-20 gefolgert; gestützt könnte dies auch werden von Josephus (Ant. X,228), vgl. unter 3.1.3.2. Im Vergleich zu Tyrus (vgl. unter 3.1.3.2) kann nur ein negativer Befund festgestellt werden: Bezüglich Sidons scheint es keine Nachrichten über babylonische Okkupationen oder Vasallitätsverträge zu geben. Das bedeutet möglicherweise, daß diese Stadt im fraglichen Zeitraum ihre Selbständigkeit hat behaupten können. Katzenstein: Tyre, 27f. Diese Tatsache könnte erklären, wieso es zur Ergänzung des Sidonspruches im Ezechielbuch gekommen ist. Katzenstein: Tyre, 32. - Wie bereits erwähnt, wurde die Schwesterstadt 332 von Alexander d.G. durch Aufschüttung eines Dammes besiegt und besetzt. Der statistische Befund für das Ezechielbuch ist eindeutig: Das Verb kommt nur in den FVS vor; das Substantiv wird vorwiegend als status constructus in Verbindung mit einer Gottesbezeichnung bzw. dem Gottesnamen verwendet. Allgemein gilt, daß nur Jahwe/Gott n a a zuerkannt wird (die einzige Ausnahme von dieser Regel stellt 31,18 [!] dar, wo dem Weltenbaum diese Eigenschaft beigegeben ist).

58 59 60 61

62 63 64

65 66

27,25 (qal): hier ist auch die Konnotation "bedeutend sein" möglich. Man muß hier wohl zunächst etwas umständlich mit "sich als zu ehren erweisen" oder eleganter "sich als herrlich erweisen" wiedergeben. Von da her ist die klassische Übersetzung: "sich verherrlichen" (vgl. z.B. Zimmerli: BK, 689.923) gerechtfertigt, obwohl dadurch die offenkundige Beziehung zum Heiligkeitserweis (THinpii: 28, Ä E 22i.25d im vorliegenden Text, vgl. auch 20,41; 38,16 [inf.ni.]; 38,23 (hitp.); 39,27; in

5.2.2 Die erste Erweiterung: Sidon

271

nur in exilisch-nachexilischen Stellen 67 auf "dem Hintergrund einer langen Erfahrung, daß Gott nicht die gebührende Ehre gegeben werde", so daß Gott sich nun selbst die ihm gebührende Ehre schafft." 68 STRUKTURELEMENTE

HINWEISE

1. Einleitung zu Jahwerede

UEF + Adressat

2. Jahwerede: a) Anrede + Hinwendungsformel b) Aufforderung zum (proph.) Reden c) Botenauftrag (BF)

1

d) Rede an Sidon: a) formelhafte Eröffnung: ß) Ankündigung e) Redeschluß (EF)

2

SUBJEKT

ÄE

Jahwe

20a

Redeebene

Redeebene

Mensch 21a 21 cd Jahwe 22b

3. Redeebene Aufmerksamkeitsweiser + Herausforderungsformel "ich werde mich verherrlichen" 2

Redeebene

22cd 22e "sie"

22fg

ABB. 12 Struktur des Sidonspruches Im Ezechielbuch lassen sich vergleichbare Strukturen auffinden, welche als Jahwerede zu bezeichnende Textstücke sind und die ausschließlich aus den Elementen "(mehrstufige) Redeeinleitung" 69 / "'iin 7 0 + Herausforderungsformel + Ankündigung" / "Redeschluß" 71 bestehen. Dazu zählen: 21,6-10; 29,1-5*; 35,1-4; 38.1-972; 39,1-5. Dann gibt es Texte, in welchen den Elementen + Herausforderungsformel + Ankündigung" eine Begründung vorgeschaltet ist 73 . Letztere gehören zumeist 74 zur Gattung der "begründeten Unheilsankündigung" in ihrer spezifisch ezechielischen Form der iy'-"pb-Reihe 7 5 . Drittens findet man eine singuläre Form, in welcher die Herausforderungsformel in atypischer Funktion verwendet wird 76 , da sie nicht eine Ankündigung eröffnet, sondern in eine solche eingebunden ist; auch inhaltlich differiert hier der Gebrauch erheblich vom sonst üblichen: Dem Adressaten wird eine heilvolle Zukunft verheißen. Bei den zuerst genannten Texten handelt es sich also um unmittelbare Unheilsankündigungen, welche keine Begründung enthalten. Fest steht, daß die Formen entscheidend von der Herausforderungsformel geprägt werden und Unheilsankündigungen darstel-

67 68 69 70 71 72 73 74 75 76

anderer Weise auch: 20,12) aus den Augen gerät. Westermann führt Ex 14,4.17.18; Jes 26,15; 66,5 (txt.em.); Hag 1,8 an (Westermann: schwer sein, 801). Westermann: schwer sein, 801. Es wäre denkbar, daß die Struktur auch innerhalb einer längeren Jahwerede begegnet, so daß eine eigene Redeeinleitung entfallen könnte. Dies könnte durchaus fakultativ sein. Auch eine eigene Schlußformel könnte ggf. wegfallen. Hier treten noch weitere Elemente hinzu. 5,7f; 13,8.17-21; 26,lb-5a; 29,9b-12*16a; 34,7-10; Zumindest in einem Teilbestand, vgl. 34,7-10, wo zweimal ein Aufmerksamkeitsruf eingeschaltet wird und eine Schwurformel dazukommt. Vgl. unter 3.1.4! 36,6-11.

272

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

len 77 . Um die schwierige Frage nach dem Sitz im Leben beantworten zu können, ist eine Klärung der Funktion dieser Texte nötig. Keiner von ihnen stammt vom Propheten selber 7 8 . Aber im Ezechielbuch sind Texte vorhanden, welche die Herausforderungsformel verwenden und sich mit einiger Wahrscheinlichkeit vom Propheten selber herleiten lassen 79 . Also wird Ezechiel selbst die Verwendung der Formel im Kontext vorgeprägt zu haben. Bei ihm steht die Herausforderungsformel innerhalb von begründeten Unheilsankündigungen. Fragt man nach der Funktion der Ankündigungen in diesen Texten, so sind zwei Beobachtungen wichtig: zum einen die Tatsache, daß es sich um Ankündigungen an einzelne handelt 80 , zum andern der Charakter der Herausforderungsformel, welche besonders die Aspekte "Adressat" und "Aggression" hervorhebt 81 . Die durch diese Formel

77

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79

80 81

Die Verwendung der Herausforderungsformel - in charakteristischer Abwandlung hinsichtlich des Inhalts und der Funktion! - in Ez 36 stellt sich deutlich als spätere Aufnahme und Umprägung eines älteren Sprachmusters dar. Zu 21,6-10: Die Frage nach der "Echtheit" hängt prinzipiell mit der nach der Textabgrenzung zusammen. Diese richtete sich zunächst nach formalen Argumenten und bedeutete nicht, daß 21,6-10 von den vorausgehenden und nachfolgenden Stücken geschieden werden muß; Zimmerli: BK, 462f z.B. sieht in 21,1-12 eine Einheit und setzt sich mit V.Herntrichs thematischer Scheidung in v 1-5 und 6-22 (Herntrich, 104f) auseinander. Auch Garscha sieht in v 1-10 eine einheitliche Gestaltung ("Es ist [...] anzunehmen, daß 21,1-10 erst später in Anlehnung an den formalen Aufbau der Symbol- und Gleichnisworte der Grundschicht gebildet wurde", Garscha, 127). Aber gerade Zimmerli liefert Argumente gegen seine These der Einheitlichkeit: a) 1-4 und 6-10 entsprächen ("bis in die Einführungsformeln 2f. und 7f. hinein", Zimmerli: BK, 463) einander in strenger Parallelität als "btön und seine Deutung" (Zimmerli: BK, 463); b) der Vergleich von v 4 und 10 (mit charakteristischem Unterschied: v 10aa ist eine Formel!); c) die Beziehung von v 12 zu 39,8; d) die "freien Erweichungen im Gebrauch der Erkenntnisformel". All dies spricht doch eher für die Vermutung, daß hier - zumindest teilweise - Spätere am Werk sind (Zimmerli: Bk, 463: "evtl. in der Schule Ez's" sei die "strenge Durchstilisierung" erfolgt). Dieses Ergebnis ist sehr wichtig für die anstehende Frage! 5,7f (Nach Zimmeriis Iiterarkritischer Abgrenzung [Zimmerli: BK, 132.134] soll von dem Redekomplex 5,4b*-17 die Teile 5.6a.8f.l4f ursprünglich sein, so daß dann v 5.6a als Begründung für die Ankündigung zu stehen kämen) und 13,8.20 (ob hier - wie Zimmerli: BK, 285-288, meint - zwei echte Worte des Propheten vorliegen oder ob es sich bei einem von beiden um eine nachträgliche Erweiterung handelt, sei dahingestellt) sind - zumindest in Grundbeständen - auf Ezechiel selber zurückzuführen. Wie die Diskussion zu 34,7-10 zeigt, liegt hier der Fall schwieriger (während Zimmerli: BK, 833, [zum literarkritischen Forschungsstand von Orelli bis Garscha zu Ez 34 s. Willmes: Ez 34, 193-203, zusammenfassend: 203-205] in den v 2-6.9-15 eine ursprüngliche Einheit sieht, meint Hossfeld: Untersuchungen, 237-240: v lf.9f sei zunächst um v 3, dann um v 4-6, schließlich um 7f erweitert worden; ein neuer Vorschlag findet sich bei Willmes: Ez 34, 213-232, der mit einer Zweiquellentheorie arbeitet und den fraglichen Text in v 2a.ba r ./?.3.6.8b.9.10aa.llb.l2b.l3.14a.l5 ["Text I", Willmes: Ez 34, 213f] und v 2ba,.. 2 .4.5*.7.8a.l0a/?.b.lla.l2a.l6[MT!] ["Text II", Willmes: Ez 34, 215f] aufteilt und den älteren "Text II" [mündliche Ursprungssituation: Willmes: Ez 34, 419f] dem Propheten selbst [Willmes: Ez 34, 466], "Text II" aber einem "Ezechielschüler" zuweist [Willmes: Ez 34, 470]); die Herausforderungsformel wird wohl nicht von Ezechiel selbst stammen (mit Willmes: Ez 34, 214 i.V.m. 469f). Während der von Zimmerli (s. Anm.79) abgegrenzte Bestand (5,6a.8f.l4f) von Jerusalem als "einer einzelnen" spricht, fällt die Ergänzung unpersönlich in die 3.pl. Vgl. zum Charakter der Formel im Exkurs "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.2.1.2.

5.2.2 Die erste Erweiterung: Sidon

273

eröffneten Ankündigungen sind demnach in besonderer Weise geeignet, die Unmittelbarkeit der Drohung auszudrücken. Dies erklärt die Tatsache, wieso es zur Isolierung von Ankündigungen in Texten Späterer kommen konnte: den Verfassern kam es weniger auf die Begründung an. Die Funktion dieser Texte besteht also hauptsächlich in der Betonung der Unheilsankündigung an einzelne 82 . Wendet man die eben aufgestellte Hypothese auf 28,20-22ba an, so entspricht ihr der Text völlig: Dem Ergänzer kam es nur auf die Unheilsankündigung gegen Sidon an. Zur Ausgestaltung zu einer umfassenden begründeten Unheilsankündigung (etwa in der zu erwartenden IV-lDb-Form wie in 26,lb-5a) fehlte dem Verfasser die nötige Sachinformation für die Begründung. Deshalb beließ er es bei der Minimalform, welche aus den oben genannten Elementen besteht 83 .

5.2.3 Die Erweiterung des Sidonspruches Da es sich bei 2S,22bß.23 um eine Ergänzung handelt, müßte nicht eigens nach Form und Funktion dieses Textes gefragt werden, da beides bereits durch den Begriff "Ergänzung" hinreichend beschrieben wird. Es bietet sich jedoch an, an dieser Stelle nochmals auf die Bedeutung des Anschlusses mit (3 +) Infinitivkonstruktion an eine vorausgehende E F einzugehen. Diese Sprachgestalt begegnet im Ezechielbuch ziemlich häufig 84 und ist Ausdruck dafür, "daß die Erkenntnisformel einen Funktionswandel durchgemacht hat von einem textabgrenzenden Endsyntagma bis hin zu einer konturierenden bzw. unterstreichenden Kontextformel" 85 . Sollte diese Form des Anschlusses an einen durch die E F abgeschlossenen Text sich bereits in ursprünglich dem Propheten zuzuweisenden Texten finden lassen 86 , so bedeutet dies für Ez 28,22f lediglich, daß Spätere sich durch die bereits vorliegenden Formen in dieser Art der Erweiterung legitimiert wußten. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so handelt es sich grundsätzlich bei allen Texten mit dem o.g. Anschluß an eine vorausgehende E F um Ergänzungen, deren Funktion jeweils zu ermitteln wäre. Hier ist klar die Funktion der Verdeutlichung intendiert. Unter Aufnahme von vorgepräg-

82

83 84

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Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Beobachtung, daß auch dann, wenn kollektive Adressaten in den Blick kommen, diese stets als einzelne angeredet werden: Das Land Israel (21,7); das Gebirge Seir / Edom (35,2f; hier ist dies besonders augenfällig, da der Adressat zweimal genannt wird und im Anschluß an die Herausforderungsformel als T w i n bezeichnet wird). Die nicht unumstrittene literarkritische Aufteilung des Textes wird so mit Hilfe des formenkritischen Vergleichs gestützt. (Bei der folgenden Auflistung ist nicht unterschieden, ob die E F in ihrer "reinen" Form [5>t perf.cons.] + m r r m x ) -ax ^ vorliegt oder erweitert wurde): 5,13; 6,13; 12,15; 15,7; 17,24; 20,42.44; 22,22; 25,17; 28,22; 30,8.25; 33,29; 34,27; 35,12; 36,23.36; 37,13.28 (hier ein Anschluß über Partizipial- und Infinitivkonstruktion); 38,16 ( H E F in Infinitivkonstruktion); 39,28. Hossfeld: Untersuchungen, 45. Eine Uberprüfung dieser Frage wird aus Platzgründen unterlassen: Vom Ergebnis her sind kaum Anstöße für die Problemstellungen dieser Arbeit zu erwarten.

274

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

ten Elementen 87 wird eine Präzisierung der Ankündigung von ÄE 22e angestrebt88. Da aber in dem vorliegenden Sidonwort keine Begründung der Ankündigung vorausgegangen ist, konnte die Ergänzung nur die Ankündigung selbst aufnehmen und weiterführen.

5.2.4 Das Heilswort 28,25f 25a eröffnet - als einziger Abschnitt nach 20-22g - durch eine formelhafte Einleitung einen neuen Redegang, der sich in seiner jetzigen Gestalt als zweite Jahwerede der Redeebene 1 (dem jetzigen Gebilde 21a-24d) gleichgeordnet erweist. Seine Struktur ist wesentlich einfacher gehalten als die des Sidonspruches. Eine BF (ÄE 25a) stellt den Auftakt, eine EF (26g.h) den Abschluß jener Jahwerede dar, so daß gleichzeitig 26g.h im heutigen Gesamttext das Gegenüber zu 20a bilden. Der Text der Jahwerede ist in sich syntaktisch geschlossen, ja, es handelt sich bei 25b-26f um ein grammatikalisch sehr ausgefeiltes Satzsystem. Allerdings könnte die Wiederaufnahme von 25e in 26a den Verdacht erwekken, es handle sich hier um eine Texterweiterung. Aber wie 26d zeigt - wo fast die gleiche Formulierung noch ein drittes Mal vorkommt -, muß es sich dabei um ein bewußtes Stilelement der Rede handeln. Man erkennt schnell, daß die gesamte Jahwerede einem kunstvollen Aufbauschema folgt, in welchem die in 25e.26a.d wiederkehrenden Aussagen deutliche Gliederungsfunktion haben: Jede von ihnen eröffnet 89 eine Ankündigung, welche jeweils eine eigene Zielrichtung besitzt. Beachtet man dieses Prinzip, so bekommen im Rückschluß 25b-d eine besondere Funktion, da diese Satzgruppe als einzige nicht durch eine vergleichbare Aussage eröffnet wird. 25b-d stellen eine allgemeine, 25e.f, 26a-c und 26d-f spezifizierte Ankündigungen dar. Die jeweilige Funktion ist klar zu erkennen: Während 25e.f das (Wieder-)Wohnen in dem einst durch Jahwe übereigneten90 Land ankündigen91, beschreiben die beiden anderen Abschnitte das zukünftige Leben in diesem Land hinsichtlich seiner inneren (26a-c) und äußeren (26d-f) Bedingungen. Die EF in 26g.h hat bx-iur-rrn zum Subjekt, wie die Apposition orrrrbx beweist; wären die Dma'jEiO) im

87 Das zeigte die Bedeutungsuntersuchung. Vgl. die deutlichen Beziehungen zu 6,7f (wo die Verbindung von 3in und bbn belegt ist), zu 11,6 (wo sich b^n und yirt kombiniert finden), zu 7,15 (hier sind die "Strafhandlungen" Jahwes, Schwert, Pest und Hunger, mit dem yirr gemeinsam genannt - eine sehr enge Beziehung zu 28,23!). 88 Deutlichstes Kennzeichen dafür ist die Wiederaufnahme des Begriffs "|W, welcher, im Unterschied zu 22e, mit dem Suffix der 3.fem. verbunden ist. 89 25e steht gleichgeordnet nach 25d und eröffnet somit ein neues Satzgefüge. 26a bietet ebenfalls einen Neueinsatz nach dem auf 25e bezogenen Relativsatz 25f. Anders könnte bestenfalls 26d beurteilt werden, da 26d als viertes Glied einer durch i-consecutivum angeschlossenen Hauptsatzreihung zu begegnen scheint. Dennoch muß auch 26d am Beginn eines Abschnittes stehen: In 25b-d sind Infinitivkonstruktion, Relativund Hauptsatz in einer Hypotyxe vereint. 26e muß als Infinitivkonstruktion ebenfalls von einem übergeordneten Satz abhängen. Dieser kann nur 26d sein. (Zusätzlich wird dies durch die Beobachtung gestützt, daß dann 25b-d und 26d-f einander als formal fast gleichartige Gebilde am Beginn und Ende des Textes einander gegenüberstehen.) 90 Vgl. dazu Anm.14! 91 ... und so gegenwärtige Wirklichkeit, einstige Erfahrung und erhoffte Zukunft miteinander verbinden...

275

5.2.4 Das Heilswort 28,25f

Blick, müßte Jahwe nochmals ausdrücklich als "Gott Israels" 92 bezeichnet werden. Bedenkt man zusätzlich, daß in der Satzstruktur von 25b-26e neben dem "ich" des Sprechers nur noch das auf bxnWT^n bezogene "sie" als Subjekt begegnet, so ist ein Bezug der E F auf die Völker ausgeschlossen. Der E F am Ende der Redeeinheit kommt nun, zusätzlich zur Funktion, den Redeschluß zu markieren, durch die Zufügung des arrrrbx eine besondere Bedeutung zu. Darin soll ganz offensichtlich das Ziel des in den ÄE 25b-26f angekündigten Geschehens gesehen werden, nämlich daß ^xnBPTPa in der verheißenen Zukunft eine (neue) Art der Jahweerfahrung machen wird: Dieser Gott erweist sich als "auf ihrer Seite stehend", als "ihr Gott", weil er ihnen diese Zukunft eröffnen wird. Die E F hat also (auch) die Funktion, der angekündigten Wirklichkeit einen Sinn zuzumessen.

Ausdrucksseite 1 EINLEITUNG:

Bedeutungsseite Bf

ÄE 25a

1 REDE 1: Allgemeine Ankündigung Funktionen: - Nennung der Adressaten: - Herstellung von Relationen a) zwischen den Adressaten: b ) zwischen den Zeitstufen:

25b-d "Haus Israel",

"Völker"/"Nationen"

"aus...heraus", "in", "an", "vor" "indem" bzw. "während", perfektisch im Relativsatz; futurisch im Hauptsatz

2: Spezifizierte Ankündigungen: "wohnen/leben im Land" 2.1: Herst, der Zeitrelation: 2.2: Bedeutung nach "innen": 2.3: Bedeutung nach "außen": •BSCHLUß: 3: AIIgemeine Ankündigung:

25e-26

futurisch im Hauptsatz, perfektisch im abhängigen Relativsatz Gewährleistung von dauernder Geborgenheit Gewährleistung von Sicherheit durch Beseitigung äußerer Gefährdung

25e.f 26a-c 26d-f

EF: Sinngebung

26g.h

ABB. 13 Struktur von Ez 28,25f Stilistisch unterscheidet sich die Ergänzung v 25f erheblich von den bereits untersuchten Texten in 28,20ff: Erstmals werden Nebensätze auch außerhalb von Formeln verwendet, so daß man hier von hypotaktischem Stil sprechen muß. Im Unterschied zum vorausgehenden v 24 verschiebt sich das Verhältnis von Nomen zu Verben erheblich (2:1!). Der Text besitzt ein recht kunstvolles Gliederungsprinzip, das häufig den Regeln der Überkreuzstellung zu folgen scheint 93 . Schließlich scheinen lautliche An- und Gleichklänge, ja sogar Paronomasien absichtsvoll eingesetzt 94 . Dennoch läßt sich eine metrische Strukturierung wohl nicht aufweisen.

92 93

94

... bzw., falls dies intendiert wäre, als "Gott über die Völker" ... Vgl. das schon erwähnte Gegenüber von 25b-d und 26d-f, aber auch die Gestaltung in 26a-d: Hier fällt auf, daß die o.g. Grenzen der Sinnabschnitte übergriffen werden - ob dies zufällig so ist oder in der Absicht des Verfassers lag, läßt sich nicht mehr nachvollziehen. Es ist jedoch denkbar, daß dadurch die Gleichzeitigkeit der in 2.2 und 2.3 beschriebenen Vorgänge zum Ausdruck gebracht werden sollte. Nach Ansicht der Masoreten jedenfalls handelt es sich bei dem "Wohnen/Leben in Sicherheit" um die wichtigste Aussage des Textabschnittes, da sie v 26 entsprechend gliederten. Vgl. die Ausklänge von Ä E 25b.d, 25c.e, 26b.c und die Satzanfänge in 25e.26a-d.g.

276

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

Der Text enthält Begriffe, die in ihrer Zusammenstellung auf eine sehr späte Entstehung des Abschnittes schließen lassen. An erster Stelle ist das Verb Yap zu nennen. Es verweist auf die Thematik der "neuen Sammlung Israels" 95 , wie sie in verschiedenen Zusammenhängen im Ezechielbuch begegnet (11.14-2196; 20,40-44; 34.11-1697; 36,22-36; 37,15-28; 39,25-29). 98 Die Wurzel dieser Thematik dürfte sich wohl in 20,33-38 finden

95 96

Zimmerli: BK, 696. Zimmerli: BK, 202.241, sieht den ganzen Abschnitt 11,1-21 als "Fremdkörper" an, aus dem noch einmal v 14-21 "als eigenständiges Element" (Zimmerli: BK, 241) herausfallen. Auch für die Teilstücke selbst nimmt Zimmerli einen Wachstumsvorgang an (im einzelnen muß auf den Kommentar verwiesen werden). Interessant daran ist, daß der Gesamttext dennoch vom Propheten selbst stammen soll. 11,1-21 wird so zum exemplarischen Text für Zimmeriis "Fortschreibungshypothese" (m.E. gehen die Grundlagen dieser Hypothese auf den Ansatz von Johannes Herrmann: Ezechielstudien zurück, der im Anschluß an Greßmann Ezechiel strukturell "mit den synoptischen Evangelien" verglich [Johannes Herrmann: Ezechielstudien, 7] und zu 28,24-26 [!] anführt, dieser Text zeige "uns die fortdauernde Redaktionsarbeit Ezechiels an seinem Werke" [Johannes Herrmann: Ezechielstudien, 30]; einschlägig zum Begriff: Zimmerli: Deutero-Ezechiel [in Auseinadersetzung mit Schulzens und Kaisers "Deuteroezechiel"]; ders.: Fortschreibung [wo sich Z.'s Definition findet, "daß eine zunächst in sich geschlossene Texteinheit unter einem neuen Aspekt nochmals aufgenommen und weitergeführt wird"; dies könne "u.U. noch vom Propheten selber stammen"; Zimmerli: Fortschreibung, 175]; ders.: Prophetenwort; vgl. auch Zimmerli: BK, 104*-114*; den Versuch, die These auf breiter Basis hinsichtlich ihrer inneren Stimmigkeit zu überprüfen unternahm P.DJ.Scalise [die Untersuchung ist vor allem in methodischer Hinsicht interessant]; kritische Anfragen zum implizierten "Lehrer-Schüler-Modell" äußerte z.B. Hossfeld: Untersuchungen, 14f, der eine "allzu globale Gegenüberstellung von Ezechiel und seiner Schule" moniert). Die These Zimmeriis zum Wachsen und Werden von 11,1-21 hat breite Nachfolgerschaft gefunden (vgl. z.B. Bettenzoli, 136). Die Verfasserschaft des Propheten wird meist nicht bestritten (vgl. z.B. Carley: SBT(2), 59f; neuestens wieder Klein: Ezekiel, 66f). Einen "deuteroezechielischen Grundtext", der auch 11,l-4.5ab.6-10.13-20.23-25 enthalten haben soll, nimmt J.Garscha (Garscha, 258 i.V.m. 259 und 262) wohl im Gefolge von Schulz: Todesrecht, 184 - an. Laut Krüger, 469, gehört 11,14-21 zu den "neu produzierten Prognosen" der "Redaktion des »älteren EB« n , die "wohl bald nach Ezechiel('s Tod?)" wirkte (Krüger, 468), wogegen Joyce: Initiative, 114f, sagt, der Abschnitt sei "origininally a self-contai*>ed unit" (Joyce: Initiative, 114) gewesen, jedoch gebe es Gründe "to believe that this is early material" (Joyce: Initiative, 115) im Unterschied zu 11,1-13, das seine jetzige Position "some time after the composition of the basis account of the temple vision" erhalten habe (Joyce: Initiative, 114). Eine neue literarkritische Analyse zu Ez 11,1421 hat auch C.Levin vorgelegt: In v 14-15aa.b.l7.19aa.b.20 liege ein (nicht ezechielischer) Grundtext vor, der spätere Erweiterungen erfahren habe. Methodisch gesehen bedeutet Levins Analyse eine Weiterbildung von Zimmeriis Fortschreibungshypothese.

97 98

Zur Diskussion vgl. Anm.79! Bereits am Anfang der Gog-Magog-Texte klingt das Thema einmal an: Ez 38,8. Interessant ist auch, daß sich in einmaliger Aussage dies auch auf Ägypten angewendet findet: 29,13-16. - Man beachte, daß die Vorstellung des "Zerstreut-Seins unter die Völker" mit EPDJ> (im Ezechielbuch in 11,14-21; 28,25f; 29,13-16) sich nur noch in Dtn 4,27; 28,64; 30,3 und Neh 1,8 (zitiert Dtn 4,27) findet; meist begegnet das Nomen t n a (Jer 9,15; 30,11; Ez 12,15; 20,23; 22,15; 29,12; 30,23.26; 36,19). Mehrmals ist dagegen statt "Q,D5>" die Zielrichtung der Zerstreuung mit "Länder" ( m j n x bzw. Y"ixrrb3) beschrieben: Gen 11,4.8.9; Ez 20,34.41 (hier findet beide Male eine Parallelisierung der Restitutionsaussage statt, wobei Jahwe "aus den Völkern herausführen [XX-] und aus den Ländern sammeln wird); s. auch 34,6.12f) - man vgl. Ex 5,12 und

5.2.4 Das Heilswort 28,25f

277

lassen. Meist steht dieses Thema als positives Gegenbild zur - als gegenwärtige Wirklichkeit vorausgesetzten - "Zerstreuung unter die Völker" (wichtigstes Verb: Vis"). Diese Völker werden im vorliegenden Text sowohl mit ctdj» als auch mit tr"u bezeichnet. Wie sich feststellen läßt, ist der Gebrauch von D-D5> in 25b durch die Verbindung mit dem Verb V3f! bedingt; die Verwendung von D,-i5 in 25d hingegen erklärt sich durch die geprägte Vorstellung von der Zeugenschaft der Völker. Eine Schlüsselfunktion im Abschnitt hat die Wendung ntmb 13BP1. Das Verb ist im Ezechielbuch sehr gebräuchlich 100 , nicht jedoch das Nomen 1 0 1 . Außer in 30,9 102 sind beide Begriffe stets miteinander verbunden und beschreiben die heilvolle Zukunftserwartung Israels 103 . Eine motivgeschichtlich verwandte Stelle findet sich im Kontext des Heiligkeitsgesetzes 104 . Im Alten Testament ist die Rede vom "sicheren Wohnen (im Lande)" relativ häufig zu finden 105 , jedoch nur in literarisch recht "jungen" 106 Texten. Eine Verbindung der Wendung mit dem Begriff wie sie für die expliziten Heilsankündigungen im

99

I Sam 14,34, wo vom Zerstreuen "im ganzen Land" geredet wird. Mit den Verben m i (Bedeutung ebenfalls "zer-/ausstreuen" [Gebrauch im eigentlichen Sinn ist durch Hervorhebung gekennzeichnet]: 5,2.10.12; 6,5.8; 12,14.15; 20,23; 22,15; 36,19 - in den FVS nicht verwendet) und Yia (11,16.17; 12,15 [neben m i ] ; 20,23 [neben rni], 34.41; 22,15; [neben m?]; 34,5.6.12.21; 36,19 [neben mT]; 46,18 - in den FVS: 28,25; 29,12.13; 30,23.26) wird im Ezechielbuch die Erfahrung des Exils beschrieben (einmal - in 6,9 - auch mit raci). Darin unterscheidet sich die EzechielÜberlieferung (vgl. Gowan: Beginning, 205) grundlegend vom zumeist üblichen Sprachgebrauch ("bs wird [in diesem Sinne als II"] im Ezechielbuch nur in 39,23.28 [sicher der Letztredaktion des Buches zuzuweisen] und in 12,3 verwendet [man beachte hier aber die vom "geprägten" Sinn abweichende Funktion des Verbums!]. - Sonst bedeutet nb3 im eigentlichen Sinn [also "nbj I"] "aufdecken": 13,14; 16,36.37.57; 21,29; 22,10; 23,10.18.29. N.B.: Anders verhält es sich mit den Nomina [von den insgesamt 42 alttestamentlichen Belegen finden sich allein elf in Ez: 1,1; 3,11.15; 11,24.25; 12,3.4{bis}.5.11; 25,3] und mb3 [1,2; 33,21; 40,1], welche sehr wohl Verwendung finden - allerdings für gewöhnlich im "historical framework" des Buches, wie dies auch für Jeremia festgestellt werden kann [Gowan: Beginning, 207]).

100 Der Stamm kommt insgesamt siebzigmal vor, davon nur zweimal im TBB (44,3 und 48,15 [nunD], vgl. zu 28,2), jedoch 35mal in den FVS (!). 101 Es ist außerhalb der FVS (hier achtmal) nur in 34,25-31 (dreimal) zu finden, einem Text, den sogar Zimmerli: BK, 847, am ehesten "aus dem Schülerkreis Ezechiels herleiten" möchte. In der Ezechielüberlieferung wird der Stamm in verbaler Gestalt nur in 16,15 und 33,13 verwendet - beide Male im Kontext von Unheilsankündigungen. Außerdem begegnet ein singuläres rrB3D in 29,16. 102 Man beachte, daß hier die G-Überlieferung das Adjektiv nicht enthält. 103 Interessant ist hier 38,11, wo diese heilvolle Zukunft als Hintergrund des Angriffsplanes Gogs geschildert wird. 104 Lev 25,18f; 26,5bß - Hier kann nicht von Abhängigkeit gesprochen werden (A.Hurvitz' Versuch, die These von der Abhängigkeit Ezechiels von P mit Hilfe seiner linguistischen Untersuchung verifizieren zu wollen, dürfte als gescheitert gelten), wie an den unterschiedlichen Bezeichnungen für "Land" (in Lev 26: Y"iX, hier: TOix) deutlich wird. 105 Dtn 33,12; Jdc 18,7; I Reg 5,5; Jes 47,8 (als Zitat dann wieder in Zef 2,15); Jer 23,6; 32,37; 33,16 (aufgenommen in Sach 14,11); 49,31; Hos 2,20. In (wahrscheinlich) späterer Aufnahme konnte diese Vorstellung auch auf das Individuum übertragen werden: Ps 4,9; 16,9; Prv 3,29. 106 Etwa ab der Exilszeit. Eine Diskussion zu Jdc 18 und Zef 2 soll hier nicht eigens unternommen werden.

278

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

Ezechielbuch charakteristisch ist 107 , findet sich sonst nirgends im Alten Testament. Der Verfasser der vorliegenden Heilsankündigungen verwendete den Begriff rroix offenbar gezielt, um eine sinnvolle Verknüpfung mit der dritten Ankündigung (26a-c) erreichen zu können. Dabei spielen die semantischen Möglichkeiten des Begriffes rrmx 108 eine wichtige Rolle: Liegt in 25e.f die Zielrichtung noch in der Identität des "verheißenen" mit dem einst an Jakob 1 0 9 übereigneten 110 Land, so in 26a-c in der Nutzbarkeit desselben: Man wird auf diesem Land (wieder) Häuser bauen können und Weingärten anlegen 111 . 25f bezieht nun einen Teil der Vätertradition in den Gedankengang ein, indem die Landgabe an 3IW 1 1 2 (hier innerhalb der Jahwerede als "nav 113 bezeichnet) erwähnt wird. Es ist allerdings die Frage, ob Zimmerli im Recht ist, wenn er behauptet, die "Aussage vom Wohnen in dem Jakob gegebenen Lande" stamme aus 37,25 114 , da die sich dort findende Formulierung als "voller" gegenüber der in 28,25 vorliegenden erweist: Dort wird anstatt noix der theologisch gewichtigere Y"X gebraucht, und der Verweis auf die Vätertradition geschieht zusätzlich durch die Erläuterung, daß es sich um den Wohnort der Väter handle. Auch die Ankündigung der weiteren Zukunft (z.B. " D b w w " ) ist wesentlich stärker geprägt von Vorstellungen, die eschatologischen 115 Charakter haben.

107 28,26; 34,27 (man beachte hier den Gebrauch des Begriffs ~I3~TD in 34,25 und das Fehlen einer Ortsangabe in v 28, obwohl unmittelbar vorher vom Y~ixrr irrt die Rede ist); 39,26. 108 Plöger: ThWAT 1, 100, stellt fest, daß es sich bei iTCnx niemals um einen politischen Begriff handle. Er sei wohl eher mit unserem deutschen "Heimat" zu vergleichen (ausführlich dazu Rost: Bezeichnungen, 78). Man beachte auch, daß mit n m x nur das "ertragsfähige Kulturland eines Staates" bezeichnet werde (Plöger: ThWAT 1, 100). Zu diesem Begriff s. auch 25,3! 109 110 111 112

Näheres zum Namen "Jakob" im folgenden! Vgl. dazu Anm.14! Dazu im Anschluß an diese Überlegungen. Im Ezechielbuch noch in 20,5 (i.V.m. IV3); 39,25 als Bezeichnung des Volkes und in 37,25 (hier in identischer Formulierung wie in 28,25) als Name des Erzvaters; zur Etymologie und zur Verwendung des Namens vgl. Zobel: ThWAT 3.

113 Das Nomen "QV "bezeichnet jemanden, der einem anderen untergeordnet ist" (Ringgren: ThWAT 5, 994, vgl. auch Westermann: Knecht, 184). Wird jemand als "ns> einer Gottheit bezeichnet, so ist damit auf sein Gottesverhältnis angespielt, dem das Verständnis Gottes als des Herrn entspricht (Westermann: Knecht, 191). Bis auf 46,17 (hier in Bezug auf die Beamten des kommt das Nomen im Ezechielbuch nur in diesem Sinne vor (34,23.24; 37,24.25: David; 28,25; 37,25: Jakob; 38,17: Propheten). Der Stamm ist sonst nur noch 16mal zu finden. Das Verb kommt in 20,39.40; 34,27; 36,9.34; 48,18.19 (bis) und dreimal (!) in 29,17-21 (wo außerdem zweimal das Abstraktnomen r r n y [sonst nur in 44,14] verwendet wird) vor. 114 Zimmerli: BK, 696. 115 Der Begriff in seiner Breite bleibt hier undiskutiert. - Ein Charakteristikum "eschatologischer" Texte ist vor allem die vorausgesetzte Gliederung der Geschichte in zwei Zeitalter, von denen das zweite als von Gott gewirkte, heilvolle und segensreiche Zukunft im Anschluß an die Gegenwart erwartet wird. Zwar sind in 28,25f bereits Anklänge an diese Thematik vorhanden; doch stellt die Ausweitung der Ankündigungen in 37,24-28 auf "Kinder und Kindeskinder", die Erwartung der "Königsherrschaft Davids" (vgl. 34,23f), die mehrmalige Verwendung des Terminus 0i>"i5> (nur noch in 16,60 [nicht ezechielisch], im TBB und in den FVS[!]) und des Ausdrucks tr.bra / rr~n ein wesentlich weiter ausgebildetes Stadium dar.

5.2.4 Das Heilswort 28,25f

279

Eine weitere geprägte Vorstellung ist in den Formulierungen D ' m [ n n ] und D'Dis [VB1] zu sehen. Im Ezechielbuch kommt die - "jeremianische" (wohl besser: deuteronomistische!) - Redeweise vom "Bauen und Pflanzen" 116 sonst nicht mehr vor 1 1 7 . Die Zielrichtung dieser Ankündigung ist klar: Indem aus den Lebensvollzügen zwei Vorgänge, die den Beginn einer langen Zeitspanne 11 ® charakterisieren, herausgegriffen werden, wird die verheißene Zukunft als segensreich beschrieben. - In der Erweiterung der E F bezeichnet sich Jahwe gegenüber Israel als "ihr Gott". Man geht sicher nicht fehl in der Auffassung, daß damit auf die sogenannte "Bundesformel" 119 angespielt werden soll, die in ihrer vollen Gestalt 1 2 0 "ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein" lautet 1 2 1 . Offenbar hat die Einbindung in die E F zur Abwandlung der sonst üblichen Form der "Bundesformel" geführt 1 2 2 .

116 Jer 1,10; 18,9; 24,6; 29,5.28 (nur an diesen Stellen wird die volle Redewendung gebraucht!); 31,5 (i.V.m. Dia); 31,28; 42,10; 45,4. Vgl. Levin, 143-146, der die Wendung als nicht-jeremianisch beurteilt. 117 Die Behauptung muß hier aus Platzgründen undiskutiert stehen bleiben. 118 Vgl. besonders Jer 29,5f, wo dasselbe im Blick ist. 119 Auch "Zugehörigkeitsformel" genannt, vgl. Kutsch: Verpflichtung, 350. 120 Obwohl nicht mehr ganz neu, stellt S.Böhmers Abhandlung das sachlich m.E. wesentliche Material zur Bundesformel übersichtlich und gut nachvollziehbar zusammen: Böhmer, 89-109.133-137. Böhmer arbeitet u.a. auch die forschungsgeschichtlich wichtigsten Erkenntnisse auf, wozu die Beiträge R.Smends (Smend: Bundesformel), L.Perlitts (Perlitt: 102-115) und die Untersuchungen von E.Kutsch zum Begriff rr~Q (u.a. Kutsch: Verheißung, 146-149; vgl.ders.: Bund) gehören. U m die Arbeit nicht zu überlasten, wird deshalb von Böhmers Darstellung ausgegangen. 121 In dieser vollen Gestalt in 11,20; 14,11; 34,30f; 36,28; 37,23.27. Anklänge an die Bundesformel finden sich außerdem in 28,26; 39,22.28, wo aber die Formulierung durch Gebrauch des Suffixes ("ihr Gott") gegenüber den o.g. (DT6XÍ> / DVÍ?) auffällt (nur in 34,30f ist auch die "Suffixgestalt" zu finden!). - In 20,5.7.19.20 ist nicht ganz klar, ob auf die "Bundesformel" angespielt ist: Eher ist dies wohl Aufnahme der Offenbarungsformel "ich bin Jahwe, dein Gott" (Zimmerli führt die Stellen auf die Bundesformel zurück, verweist aber auf Elliger, der diese Form "Huldformel" genannt hat [Zimmerli: BK, 444]; die wohl ursprünglich mit dem Exodusgeschehen verbunden ist. Die Bundesformel ist demgegenüber überlieferungsgeschichtlich wesentlich jünger. - Im Kontext des Jeremiabuches, wo sich die überwiegende Zahl der Belege für diese Formel findet, kommt mehrheitlich die Form mit b vor (Jer 7,23; 11,4; 24,7; 30,22 u.ö.; vgl. aber z.B. 3,21; 22,9; 30,9; 43,1 [im Er-Bericht]; ganz auffällig: 50,4-7). 122 Ob dort im Ez-Buch, wo sich innerhalb einer Jahwerede "W findet, auf diese Formel zurückgegriffen wird, ist mehr als fraglich, obwohl überall der Gedanke dahintersteht, Jahwe habe "sein Volk" ausgesondert (sehr deutlich in 36,8.12; 37,11-14; auch in 25,11 erkennbar), weshalb auch entsprechend mit ihm umgegangen werden müsse: 1. Deutlich wird dies in der Rede gegen Propheten und Prophetinnen (13), die eines schuldhaften Verhaltens gegen das Volk bezichtigt werden, was gerade deshalb so schwer zu wiegen scheint, weil es sich um das Volk Jahwes handelt. Ein ähnlicher Gedanke steht auch hinter 38,14-16. 2. Deutlich wird dies auch da, wo Jahwe darum zu "ringen" scheint, daß dieser besondere Charakter Volkes als seines Volkes gewahrt werde: Der diesem Charakter Schadende wird entfernt (14,6-11; vgl. auch noch 45,8f; 46,18). Es scheint besonders schwer zu wiegen, wenn dieser Charakter nicht mehr deutlich wird (33,30-33). 3. Deutlich wird dies schließlich da, wo sich Jahwe unheilvoll diesem Volk zuwendet. Hier wird betont, daß es sich um eine besonders furchtbare Tat Jahwes handelt, da es gegen Jahwes eigenes Volk geht (21,17).

280

"Die Verächter ringsum": Ez 28,20-26

Die Durchsicht ergab, daß der Text von Bearbeitern stammen muß, die einen großen Komplex ezechielischer Überlieferungen gekannt haben müssen. Bezüge vor allem zu Stücken aus 11,14-20.21; 20,30-44; 34 und 36-39 sind erkennbar. 28,25f müssen nicht von der gleichen Hand stammen, die auch hinter den Referenztexten steht 123 . Dennoch kann festgehalten werden: 1. Der Verfasser von 28,25f hat einen größeren Komplex an FVS gekannt. 2. 28,25f stehen mit einigen Texten in Beziehung, die stärker "deuteronomistisch" beeinflußt scheinen als andere des Ezechielbuches 124 . 3. Erstmals in den FVS des Ezechielbuches kommt eine neue Zukunft für Israel explizit in den Blick: Die anderen Völker geben die Folie für diese neue Zukunft ab. Ähnliches begegnet noch mehrmals in Ez - 34,25-31; 36,16-38; 39,21-29 - jedoch jedesmal breit ausgeführt und gegenüber 28,25f wesentlich gewichtiger. 4. Der Verfasser von 28,25f hat seine Gedanken entwickelt aus Linien, die ihm bereits vorgelegen haben müssen (11,14-20[.21?]; 20,30-44125). Weil sich diese Traditionen ihrerseits bereits als "Fortschreibung" der ursprünglichen Verkündigung des Propheten erwiesen haben, wird mit Ez 28,25f eine der jüngeren redaktionsgeschichtlichen Stufen des Ezechielbuches greifbar. ERGEBNIS: Im Anschluß an eine ihm vorliegende Sammlung von FVS gegen die unmittelbaren Nachbarn Israels schuf der Verfasser von 28,25f aufgrund ihm bekannter Traditionen über die "Sammlung Israels aus den Völkern, unter die es zerstreut wurde" ein neues Zukunftsbild für das Gottesvolk, geprägt von den Elementen "Gericht an den einstigen Verächtern Israels unter den Völkern" und "Neuaufbau des alten Gemeinwesens mit Hilfe der Zusage Jahwes". Dieser Text bildete dann das Vorbild für eine neue Verhältnisbestimmung zwischen Israel und den Völkern, was sich auch in anderen Texten des Ezechielbuches niedergeschlagen hat. Wenn man nach übergreifenden Linien fragt, so ist eine Beobachtung bemerkenswert, die am Schluß dieses Überblicks zu dem redaktionellen Gebilde

An allen Stellen, wo eine Status-constructus-Verbindung mit Tibx als Nomen regens (8,4; 9,3; 10,19.20; 11,22; 43,2; 44,2) begegnet, tritt stets der Begriff n m dazu - eine Aufnahme der Bundesformel ist dadurch von vornherein nicht anzunehmen. 123 Es ist auch nicht gesagt, daß die Referenztexte denselben Verfasser haben müssen. 124 Die These einer deuteronomistischen "Bearbeitungsschicht", wie sie R.Liwak erarbeiten wollte, bedarf wohl einer wesentlich breiteren Untersuchungsbasis, um erhärtet zu werden. Man muß sich schließlich die "Deuteronomistik" als geistige Strömung vorstellen, nicht als eng umgrenzte Gruppe von Bearbeitern und Verfassern von erzählender und prophetischer Literatur. Insofern ist es nichts Überraschendes, wenn man im "Umkreis" des Exils solche Bezüge festzustellen glaubt. Von da aus jedoch gleich auf eine "Bearbeitungsschicht" zu schließen, erscheint gewagt (nicht nur wegen der zu schmalen Textbasis Liwaks), sondern auch, weil die Abgrenzung der "Deuteronomistik" vom "ezechielischen Kreis" nicht genau genug vollzogen wird (und wohl auch nicht vollzogen werden kann). 125 Möglicherweise in einem literarischen Vorstadium?

5.2.4 Das Heilswort 28,25f

281

28,20-26 stehen soll: Im Text des Heilswortes fällt vor allem 17D3 als ein "Schlüsselwort" auf. Dieser Stamm findet auch in der als späte Ergänzung erkannten Stelle 29,16a Verwendung. In der ebenfalls späten Heilsverheißung in 34,25-31 ist das "Wohnen in Sicherheit" Zentralthema. Hier erfährt die "Zueignungsformel" eine ausführliche Deutung. Und: Die EF wird ausdrücklich auf die Völker bezogen. Es ist sehr auffallend, daß unmittelbar vor 34,25-31 in der Jahwerede von "meinem Knecht David" die Rede ist. All dies findet sich ebenfalls in 36,(23)24-28 und in der sicher redaktionellen Passage 39,25-29. Kann man hier die Endredaktion des Ezechielbuches am Werk sehen?

6. Zusammenfassung 6.1 Reflexion über die Vorgehensweise Die Durchsicht ausgewählter Texte aus Ez 25-32 erbrachte Hinweise auf die ursprüngliche Funktion der Fremdvölkersprüche (FVS) des Ezechielbuches. Darüber hinaus lassen sich nun auch einige Schlüsse auf die Entstehungsgeschichte des Prophetenbuches ziehen. Im folgenden wird der Versuch unternommen, nach übergreifenden Zusammenhängen zu fragen. Einschränkend ist dabei von vornherein zu bedenken, mit welcher Problematik dieser Versuch behaftet ist: Die Textbasis ist relativ schmal, trotz der breit angelegten Untersuchung blieben eine ganze Reihe an Fragen offen, das Problem des Verfassungsentwurfs ist kaum berücksichtigt; Eigenwort und Verkündigung des Propheten sind in ihrer Breite nicht dargestellt worden, weshalb ein Vergleich mit den FVS nur mit großer Zurückhaltung geübt werden kann. Doch bevor die Ergebnisse in knapper Form referiert werden sollen, muß zunächst noch einmal nach der methodischen Berechtigung für das dieser Arbeit zugrundegelegte Modell gefragt werden, nach welchem die FVS als eigene Größe neben die übrige Ezechielüberlieferung gestellt wurden. Dieses Vorgehen könnte nämlich den Verdacht erwecken, daß das literarische Ergebnis eine Folge der getroffenen Voraussetzung sei. 1. Aus der Vielzahl der überlieferten Texte1 mußte ausgewählt werden. Zielgedanke war, mit Hilfe der untersuchten Stücke Aussagen über die ursprüngliche Funktion der FVS treffen zu können. Um diesem Ziel näherkommen zu können, war es erforderlich, die Analysen in einer gewissen Breite vorzuführen, da nur dann tragfähige Ergebnisse zu erwarten waren, wenn sie auf exegetisch abgesicherte Erkenntnisse aufbauen konnten. Der ohnehin schon große Umfang der Arbeit wäre aber noch bedenklich angewachsen, wenn die Untersuchung aller in Frage kommenden Texte dargestellt worden wäre. Die Frage nach der Redaktionsgeschichte des Ezechielbuches jedoch stand nicht im zentralen Interesse dieser Arbeit. Wenn hier dennoch Thesen hierzu formuliert werden sollen, so geschieht dies unter dem Vorbehalt der viel zu schmalen Textbasis: Was über den Rahmen der durchgesehenen Stücke hinausgeht, ist Interpolation. 2. Zum andern stellt der Komplex der FVS zwar einen wesentlichen Teil des Ezechielbuches dar2, doch ist damit zu rechnen, daß unterschiedliche Thematik

1 2

Ez 21,33-37; 25,1-32,32; 35,1-36,16, 38,1-39,29. Zu den Auswahlkriterien vgl. 0.3.3. Nur um die Reliabilität der in den Analysen vorkommenden statistischen Hinweise zu stützen, muß ein Blick auf das gesamte Textmaterial des Ezechielbuches geworfen werden. Dies kann am besten anhand der folgenden Tabelle geschehen:

6.1 Reflexion über die Vorgehensweise

283

auch unterschiedliche Art der Struktur hervorbringen könnte. Von da her gesehen ist es nicht ohne weiteres möglich, aus der bloßen Gegenüberstellung dieses isolierten Überlieferungskomplexes zu dem der übrigen Stücke weiterreichende redaktionsgeschichtliche Schlüsse zu ziehen, handelt es sich bei diesem Vergleich doch um einen hermeneutischen Zirkel. Es wurde jedoch nie a priori behauptet, daß der Komplex auch in literarischer Hinsicht von dem übrigen Textmaterial zu scheiden sei. Vielmehr wurde damit gerechnet, daß sich Verbindungen zeigen lassen müßten zwischen den solchermaßen miteinander verglichenen Teilen. Stets wurde die Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen, daß sich auch des Propheten eigenes Wort in einigen der Texte erkennen lassen könne. Die einzige der bei dieser Art der Untersuchung in Kauf genommene Einschränkung bestand darin, daß als Vergleichstexte nur solche als ezechielisch angesehen wurden, die auch von Fohrer und Zimmerli als "echt" eingestuft werden. Das Axiom lautete: Sollten sich unter den FVS genuine Worte des Propheten finden lassen, so dürfen sich diese sprachlich, vorstellungsmäßig und strukturell nicht signifikant von den "echten" Worten des übrigen Buches unterscheiden. Dabei kam es nicht nur auf rein quantitative - also vorwiegend sprachstatistische - sondern auch auf qualitative Kriterien an. Die Frage nach der Gewichtung der Beobachtungen ist dabei von besonderer Bedeutung: a) Die Verwendung eines Hapaxlegomenons sagt in diesem Zusammenhang zunächst nichts aus, sondern nur dann, wenn weitere Argumente hinzutreten. b) Anders liegt der Fall schon dann, wenn sich in einem Text gehäuft Begriffe oder Wendungen finden, die so im übrigen Ezechielbuch (bzw. im Alten Testament) kaum oder gar nicht mehr vorkommen. c) Läßt sich beobachten, daß häufiger gebrauchte Begriffe in der echten Ezechielüberlieferung auffällig seltene oder gar keine Verwendung finden, in den FVS hingegen eine Verteilung zu beobachten ist, die im wesentlichen der allgemeinen Verteilung über das Alte Testament entspricht (entsprechendes gilt natürlich für den umgekehrten Fall), dann ist dies bereits ein sehr deutlicher Hinweis auf unterschiedlichen Sprachgebrauch. Allerdings reicht eine einzige Beobachtung dieser Art nicht hin, um eine literarische Differenzierung vornehmen zu können. Im Verein mit anderen Indizien aber

Anzahl i. Verse Anz. d. Kap. absolut in v.H. abs. v.H.

Erläuterungen zur Tabelle:

FVS = Fremdvölkersprüche (Texte s. Anm.l) = 19 TBB 258 20,77 9 TBB = "Tempelbaubericht" (Verfassungsentwurf, Ez 40-48) ITI, übr. Überlieferung 700 56,36 = 57 "echt" = Texte, die Zimmerli auf davon "echt" 294 23,67 Ezechiel zurückführt davon "nicht echt" 406 32,69 • "nicht echt" = Texte, die Zimmerli dem Propheten abspricht Ezechielbuch gesamt 1.242 100,00 48 100 Die Prozentangaben in der Spalte "Kapitel" dienen nur der groben Orientierung, um das Problem unterschiedlicher Kapitellängen einigermaßen erfassen zu können. Von Aussagewert sind nur die Angaben zu den Versen. Zur Kontrolle mag hier der Anteile der Morpheme der FVS (4.417 absolut) am gesamten Buch (18.731 absolut) betrachtet werden; er beträgt 23,6%. Die Werte der Berechnungen liegen also unterhalb des Wertes der signifikanten Schwankung. FVS

284

22,87

11'A

= 24

284

Zusammenfassung

bekommt ein derartiges Argument ein nicht unerhebliches Gewicht. Dasselbe gilt für Begriffe und Wendungen, die als sogenannte "Vorzugswörter" eines Textkomplexes anzusehen sind. d) Von noch höherem Wert ist eine Beobachtung, die deutliche Unterschiede bei der Verwendung sogenannter "Allerweltswörter" feststellen kann. Bei der Verwendung solcher Wörter (und Wendungen) kann man davon ausgehen, daß sie nur bei vollkommen bewußtem Spracheinsatz gezielt verwendet oder vermieden werden könnten. e) Am schwersten wiegt es, wenn ein theologisch gefüllter Begriff eindeutig unterschiedlich gebraucht wird. In diesem Fall ist mit Recht anzunehmen, daß der Sprecher mit der Verwendung eines solchen Begriffes eine bestimmte Absicht verbindet. Aus den genannten Überlegungen läßt sich der vorsichtige Schluß ziehen, daß es - in Verbindung mit den klassischen Methoden der Literar- Überlieferungs- und Gattungskritik - möglich sein dürfte, die Verfasserfrage mit einem relativ hohen Grad an Wahrscheinlichkeit entscheiden zu können. Wo dies jedoch nicht gewährleistet schien (vgl. zum Grundtext von Ez 28,11-19!), wurde darauf ausdrücklich aufmerksam gemacht. In einem solchen Fall wurden auch die möglichen Alternativen diskutiert. 3. Ein weiteres Problem des hier vorgeführten Ansatzes liegt in der weitgehenden Ausklammerung des "Tempelbauberichts" ( = TBB, in der Literatur meist "Verfassungsentwurf' genannt) 3 . Wie die kritische Aufnahme der Arbeit J.Garschas durch W.Zimmerli gezeigt hat 4 können gegen ein solches Nicht-Berücksichtigen Bedenken erhoben werden. Dennoch ist festzuhalten: Es spielt keine Rolle, ob sich im TBB sogenannte "echte Worte des Propheten" finden lassen oder nicht! Wenn sich nämlich nicht mit Hilfe eines Vergleichs des in den Kapiteln 1-24; 33f; 36,16-37,28 vorliegenden Materials Schlußfolgerungen auf die Verfasserschaft in den FVS ziehen lassen, dann genausowenig mit Hilfe der Texte aus dem TBB 5 . Dennoch besteht die Kritik Zimmeriis an Garscha mit Recht, da dieser eine komplette Beurteilung der Entstehungsgeschichte von Ez 1-39 anstrebt, wozu er unbedingt eine genauere Verhältnisbestimmung zum TBB hätte vortragen müssen. Die vorliegende Arbeit zielte jedoch nicht auf eine Gesamtsicht der Redaktion am Ezechielbuch. 4. Von von der redaktionsgeschichtlich arbeitenden Schule her läßt sich der in dieser Arbeit vertretene Grundansatz in Frage stellen: Zur Beurteilung dessen, was als "echt" ezechielisch zu gelten habe, sind die literarkritischen Ergebnisse G.Fohrers und W.Zimmerlis herangezogen worden. Die Ansätze beider Exegeten können als "konservativ" eingeschätzt werden, weil sie von dem Anliegen geleitet waren, dem Propheten möglichst viel eigenes Gut zu belassen. Daß diese Arbeiten als Grundlage der Sprachvergleiche gewählt wurden, hat seine Berechtigung darin, daß sie - angesichts der gegenwärtigen Diskussion - eine Art "Maximalkon-

3 4 5

In den Analysen wurde aber immer auch das Material des TBB berücksichtigt. Zimmerli: BK, X-XIII. Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß lediglich die sprachlichen Vergleiche ein sinnvolles Ergebnis hätten erwarten lassen können: In struktureller und vorstellungsmäßiger Hinsicht differieren TBB und Ez 1-39 so stark, daß diese Beobachtung schon mehrfach den Grund dafür abgegeben hat, die Verfasserschaft Ezechiels für den TBB (oder für die Mehrzahl der Texte aus diesem Komplex) zu bestreiten.

6.1 Reflexion über die Vorgehensweise

285

sens" dessen repräsentieren, was literarkritisch "möglich" ist6. Wenn beide Forscher eine Textpassage dem Propheten absprechen, kann man darin den breiten Konsens der Wissenschaft vertreten sehen.

Der Grundansatz ist als "positives Zugeständnis" zu verstehen: Dahinter steht die Hypothese, daß sich weder der Name Ezechiels noch die Entstehung des nach ihm benannten Buches hinreichend erklären lassen, wenn man nach O.Kaiser den Propheten im Nebel der unerforschlichen Geschichte verschwinden läßt 7 . Es muß eine Gestalt gegeben haben, die auf ihre Umgebung einen derart starken Eindruck machte, daß man es für wert erachtete, daß ihre Worte für Zeitgenossen und Nachwelt überliefert werden sollten (wobei es keine Rolle spielt, ob man diese Worte als bereits vom Propheten schriftlich fixiert ansieht oder nicht). Und: Der Umfang dieser Überlieferung muß ein gewisses Mindestmaß gehabt haben, weit mehr jedenfalls, als dies J.Garscha glauben machen möchte. Als grundlegendes Erklärungsmodell für die Entstehung des Ezechielbuches ist daher - zumindest was die Anfänge der Überlieferung betrifft - die Annahme einer Ergänzungshypothese sachgemäß: An die ipsissima verba des Propheten wurden zunächst Erweiterungen gefügt. Erst in einem oder mehreren späteren Stadien ist mit redaktionellen Überarbeitungen von Buchteilen und schließlich mit der Zusammenfügung des ganzen Buches zu rechnen. Damit begibt sich die vorgelegte Arbeit in Widerspruch zu den sogenannten "redaktionsgeschichtlich" orientierten Entstehungshypothesen, die von der Zusammenarbeitung verschiedener Überlieferungs"fragmente" ausgehen müssen - und zwar von Anfang an. Mit Hilfe dieser Modelle kann man aber nicht mehr auf eine bestimmte Prophetengestalt stoßen 8 . Was von dieser Gestalt übrig bleibt, ist ein Name und bestenfalls ein nicht anders als "älter" zu erklärendes Rudiment von wenigen Sätzen, das diesem Namen in irgendeiner Weise zugeordnet wird. Dabei hat aber auch diese Zuordnung noch das Odium der Vorläufigkeit. Diesem unbefriedigenden Ergebnis kann nur dann sachgemäß begegnet werden, wenn der grundlegende Zugang nicht redaktions- sondern literarkritisch erfolgt 9 . Im übrigen haben die Analysen der Texte das Recht dieser Zugangsweise bestätigt. Die Ergebnisse können jedoch keinesfalls auf das ganze Buch über-

6

7

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9

Natürlich haben M.Greenberg oder W.H.Brownlee dem Propheten wesentlich mehr Material belassen. Doch was trüge die Verarbeitung dieser Ergebnisse zur bearbeiteten Fragestellung bei, wenn es quasi keine Kriterien mehr gibt für die Unterscheidung von ezechielischem und nichtezechielischem Gut? Dies ist die Folge des "konsequent redaktions- und tendenzkritischen" Weges, den Kaiser: ATD 17, 9, gehen möchte. Auf das grundsätzliche Gegeneinander "Literarkritik versus Redaktionskritik" (das sich auch in der Auseinandersetzung Krügers mit Levin spiegelt, vgl. Krüger, 290) kann hier nicht eingegangen werden. Die Diskussion um diese Problematik wurde jüngst von F.E.Deist als "paradigm switch" erkannt (Deist, 1). Hier muß auf eine Ausnahme von dieser Regel hingewiesen werden: Dies ist die jüngst erschienene Arbeit von T.Krüger. Ihm ist offenbar der Kunstgriff gelungen, trotz eines ausdrücklich als "redaktionsgeschichtlich " bezeichneten Ansatzes die Verkündigung Ezechiels selbst ausfindig machen zu können. Allerdings hat der Leser Mühe (und offenbar auch der Autor selbst), trotz der Tabelle am Schluß des Buches eine klare Bestimmung von Ezechiels eigenen Worten finden zu können. Also wird, gegen Krüger, 290, die Vorordnung dieses Methodenschrittes vor dem der Redaktionskritik festgehalten. Redaktionskritik kann nicht anders als die Synthese zur Literarkritik beurteilt werden!

286

Zusammenfassung

tragen werden; wo die folgende Darstellung der Ergebnisse über den gesteckten Rahmen hinausgeht, ist dies deutlich hervorgehoben.

6.2 Zur Funktion der FVS 6.2.1 Die ältesten Texte Bevor auf die Funktion der ältesten FVS des Ezechielbuches näher eingegangen wird, muß das vordergründig wohl auffälligste Ergebnis dieser Untersuchung genannt werden: Ezechiel hat diese Texte nicht verfaßt. Dieses Ergebnis scheint neu, wenn man die kritische Forschung zum Ezechielbuch seit J.Herrmanns Programmschrift (1908)10 durchsieht. Aber in Wahrheit ist diese Erkenntnis bereits zweihundert Jahre alt: Im Jahre 1798 veröffentlichte ein (leider anonym gebliebener) Autor in einer englischen Monatsschrift unter dem Titel "Concerning the Author of some Poems Ascribed to Ezekiel" Thesen zu den FVS des Ezechielbuches, die das genannte Ergebnis der vorliegenden Arbeit bereits enthalten haben. Er charakterisiert Ezechiel, der in den Kapiteln 1-24 des nach ihm benannten Buches zu Wort komme, wie folgt: "The poet is evidently a man of vigorous and busy imagination, but of low and ignoble taste; [...] a diffuse writer: not content to indicate, he compleats all his images; describes from head to foot, with needless details and industrious circumstantiality; and, instead of selecting the finest groupes, parades before us the entire procession of his thoughts." 11 Demgegenüber könne man in den Kapiteln 25-321^, aber auch in Kap. 35, 38 und 3913, die vom selben Verfasser stammten (!), eine ganz andere Person am Werk sehen: "[...] a distinct and loftier vein of poetry prevails. Nothing low, or spun-out, here requires apology. All is dignified, simple, concise, sublime."14 Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit bestätigen die Grundthese jenes unbekannten kritischen Geistes aus dem 18. Jahrhundert, wodurch ihm posthum die damals sicher versagt gebliebene Anerkennung zuteil werden soll: Ezechiel ist nicht Verfasser der Fremdvölkersprüche; jener Anonymus war im Recht! Als die jeweils ältesten der untersuchten Texte der FVS haben sich 25,1-5; 26,lb-5a; die Qina in Ez 27*; der Grundtext von 28,11-19* und 29,1-5* erwiesen. Die Analyse hat gezeigt, daß dies auch die ältesten aller Worte gegen fremde

10 11 12 13 14

Herrmann, Johannes: Ezechielstudien. - M.W. wurde diese These in der vorliegenden Form noch nicht vertreten. G.Hölschers Ansatz geht einen anderen Weg! Concerning, 189. Concerning, 189. Concerning, 190f. Concerning, 189. - Daß der unbekannte Autor dann die FVS insgesamt dem Daniel aus Ez 28,3 zuweist, den er dann auch noch mit dem Verfasser des "later Isaiah" und dem Schöpfer der Fremdvölkersprüche im Jeremiabuch verbindet (Concerning, 190) und ihn schließlich als den Daniel des nach diesem benannten Buches identifiziert (Concerning, 191), steht auf einem anderen Blatt.

6.2.1 Die ältesten Texte

287

Völker im ganzen Ezechielbuch sein dürften 15 . Über eine relative Chronologie dieser Texte läßt sich folgendes aussagen: Jeder von ihnen erscheint als eine eigenständige Bildung, deren zeitliche Entstehung um 587 anzusetzen ist. Mit Sicherheit nach der Eroberung Jerusalems sind das Ammon- und das Tyruswort verfaßt; jünger dürfte das Klagelied über das Prachtschiff Tyrus sein, etwas älter (also vor 587) möglicherweise 29,1-5* (unter der Voraussetzung, daß das vorgesetzte Datum im Recht ist). Wenn die Überlegungen zur Einleitung der Qina über den vollkommenen Siegelring in Ez 28,11-19* (vgl. 3.2.5.1) zutreffen, so könnte man im Grundtext dieses Klageliedes das relativ älteste Stück finden, das sich dann aber zunächst nicht an ein Fremdvolk, sondern an den judäischen König gewandt hätte. Zum Zeitpunkt, als der "König von Tyrus" zum Adressaten gemacht wurde, lagen viele der übrigen FVS bereits vor. Wenn nach der ursprünglichen Funktion der FVS gefragt wird und nach der Intention ihrer Verfasser, so kommen vor allem das Ägypten-, das Tyrus- und das Ammon-Wort in Betracht. In diesen Stücken ist keineswegs eine eigenständige gemeinsame Gattung "Fremdvölkerspruch" verwendet worden. Vielmehr zeigte es sich, daß die Verfasser ihre Texte strukturell dem vorgegebenen Material der Ezechielüberlieferung entlehnt haben: Im Falle von 25,1-5; 26,lb-5a handelt es sich um begründete Unheilsankündigungen nach der typisch ezechielischen "pb-Form, wobei im Falle des Tyrustextes der Abschluß des Wortes mit Hilfe der GSF, im andern Fall aber mit Hilfe der E F gebildet wurde. Dieser Unterschied hat sich als nicht unbedeutsam für die Interpretation erwiesen. Ez 29,1-5* hingegen ist eine begründungslose Unheilsankündigung, wie sie ähnlich nur selten im Ezechielbuch zu finden ist. Auch dieser Text schloß wahrscheinlich mit einer EF; in jedem Fall stellt der jetzt vorliegende v 6a nicht den ursprünglichen Abschluß dar. - Fragt man nach dem Verkündigungsinteresse der Verfasser, so sind zwei wichtige Gemeinsamkeiten der genannten Texte festzustellen: 1. Die Autoren (es handelt sich in keinem der Fälle um Ezechiel selbst) haben ihre Sprüche an ein Publikum gerichtet, als welches man den Personenkreis um den Propheten Ezechiel ansehen muß. Die Redesituationen 16 sind also fingiert. 2. Alle drei Worte haben ein unverkennbar politisches Interesse: Ereignisse der Gegenwart werden theologisch gedeutet. Im einzelnen weisen die Texte aber eine je eigene Stoßrichtung auf und geben sich als "Diskussionsbeiträge" zu wichtigen Fragen zu erkennen, die den ezechielischen Kreis bewegten. Dieser Kreis dürfte sich im wesentlichen aus Priestern zusammengesetzt haben, die in der Gola ihre eigentliche Funktion nicht mehr haben erfüllen können (vgl. 1.4.2). Als Gebildete nahmen sie die Aufgabe

15

Zu Ez 31 (vgl. jetzt: Schweizer: Sturz, Schweizer: Katastrophe) müßte eine eigene Studie angefertigt werden. Möglicherweise wäre dieser Text ebenfalls hier zu nennen. Für eine begründete Beurteilung reichen aber Vermutungen nicht aus. 16 An Ammon (25,1-5), an Tyrus (26,lb-5a), an den ägyptischen Herrscher (29,1-5*).

288

Zusammenfassung

war, nach geistig-theologischer Bewältigung der Exilserfahrung zu suchen; besonders die Katastrophe von 587 war Anlaß dazu, über die Wirkmächtigkeit Jahwes neu nachdenken zu müssen. In unmittelbarer Folge dieses Ereignisses haben zwei Angehörige des ezechielischen Kreises unabhängig voneinander unterschiedliche Denkmodelle in dieser Gruppe von "Intellektuellen" zur Diskussion gestellt: 1. Der eine von beiden, nämlich der Verfasser von 26,lb-5a, war von der Auffassung Ezechiels überzeugt, daß Jahwe Nebukadnezar als sein Straforgan erwählt habe. Der große Prophet hatte dies in symbolischen Handlungen und mit drastischen Worten der Öffentlichkeit vor Augen gemalt. Nun zeigte sich, daß die babylonischen Truppen bei ihrer Belagerung von Tyrus nicht erfolgreich waren und vorerst abrücken mußten 17 . Dies konnte nichts anderes bedeuten, als daß sich die Inselstadt dem erkennbaren Willen Jahwes widersetzte. Aus diesem Grund formulierte der Verfasser von 26,lb-5a ein Wort, das den Willen Jahwes zur Vernichtung von Tyrus ausdrücklich festhielt: "Ja, ich habe es geredet!" Dieses Wort hat im ezechielischen Kreis offenbar zu einer Diskussion um die Gültigkeit und Durchsetzbarkeit des Jahwewillens geführt: Ein Späterer hat sich in 26,7-14 unter Verwendung eines Angriffs- oder Belagerungsberichtes (dieser könnte hinter 26,8b-11 stehen) erneut zur tyrischen Frage geäußert, indem er die Ankündigung gegenüber der seines Vorgängers präzisierte und verschärfte. Doch am Ende der erfolglosen Belagerung der Babylonier ergab sich die Notwendigkeit zu einer Korrektur: Der Verfasser von 29,17-20 (wohl um 568) spricht von einer Willensänderung Jahwes, weil sich Tyrus als uneinnehmbar erwiesen hatte. Als Lohn der erfolglosen Bemühungen im Auftrag Jahwes 18 wird Nebukadnezars Truppen die Ausplünderung Ägyptens versprochen. Das Interessante an diesem späten Wort ist die Tatsache, daß es sich unverhohlen als interne Information Jahwes an D"7X""p zu erkennen gibt, also gar nicht vorgibt, sich an einen anderen Adressaten wenden zu wollen. Mit diesem Wort wurden die Diskussionsbeiträge über die tyrische Frage beschlossen. 2. Beim Vergleich zwischen dem Ammon- (25,1-5) und dem Tyruswort (26,lb-5a) zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Intention ihrer Verfasser. Während 26,lb-5a (und auch die "Weiterbildung" in v 7-14) gleichsam in "deklaratorischer" Absicht verfaßt wurde, verfolgte der Autor von 25,1-5 ein ganz anderes Ziel. Ihm ging es um die theologische Bewältigung der Katastrophe Judas. Im altorientalischen Vorstellungshorizont stand die Verbindung von nationalem Geschick und Handeln der Gottheit außer Frage. Zerstörung des Tempels, Verwüstung des Landes und Deportation der Bevölkerung konnten unter diesem Blickwinkel kaum anders als ein Zeichen der Unterlegenheit Jahwes gegenüber der babylonischen Gottheit Marduk gedeutet werden. Der Glaube an den Gott Israels drohte ins Wanken zu geraten. Gegen eine solche Interpretation der geschichtlichen Ereignisse wendet sich der Verfasser von Ez 25,1-5. Er legt dem Nachbarvolk Ammon ein Wort in den Mund, das die Katastrophe auf einen kurzen Nenner bringt: Zu dem Unheil, das über Juda hereingebrochen ist, sagt Ammon

17 Vielleicht unter Zurücklassung eines kleineren Truppenteils, der die Belagerung gleichsam symbolisch aufrecht erhielt. Tyrus konnte sich offenbar problemlos von der Seeseite her mit Nahrungsmitteln und sonstigen Gütern versorgen. 18 So muß man die vielfache Verwendung des Stammes "H? in 29,17-20 verstehen.

6.2.1 Die ältesten Texte

289

n x n 1 9 . Hinter diesem fingierten Zitat dürfte die Erfahrung stehen, daß Amnion kurz vor der entscheidenden Kampagne der Babylonier rasch die Fronten gewechselt und sich aus dem Kleinstaatenbündnis gelöst haben wird. Der Verfasser von 25,1-5 wendet sich daraufhin mit einer Unheilsankündigung gegen die Ammoniter: Jahwe werde sie den "Ostleuten" überantworten - Entkultivierung und Renomadisierung des Landes seien die Folge. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dieser Ankündigung nicht um ein vaticinium ex eventu, sondern entweder um die Deutung gegenwärtig beobachtbarer oder um die Ankündigung unmittelbar bevorstehender Ereignisse. Doch nicht in dieser Deutung oder Ankündigung liegt etwa die Intention des Autors. Das Wort schließt in v 5 mit einer Formel, die zum Eigensten der Verkündigung Ezechiels gehört: Die Formel, mit deren Hilfe eine Erfahrung der Wirkmacht Jahwes angekündigt wird 21 : "Da werden sie erfahren, daß ich Jahwe bin!". Daß der Verfasser ein fremdes Volk Subjekt dieser "Erfahrungs-Formel" (EF) sein ließ, muß in dem "ezechielischen Kreis" ein unerhörtes Novum gewesen sein, weil dies die Abkehr vom Denkmodell des Erwählungsglaubens implizierte, was hieß: Auch Nicht-Israeliten können eine Jahweerfahrung machen. Die Diskussion um das Ammonwort hat zur Nachbildung eines ähnlichen Textes geführt, welches uns als Wort gegen Moab (25,8-11) überliefert ist. Das theologische Problem hat der Verfasser dieses Textes gegenüber dem "programmatischen Entwurf 1 von v 1-5 erheblich verschärft, indem er Moab das Wort sprechen läßt: "Schau, wie alle Völker ist das Haus Juda!" Der Erwählungsgedanke wird hier bereits in dem Zitat in Frage gestellt. Zwar dient diese Infragestellung dann als Unheilsbegründung, doch wird auch Moab zugestanden, es könne eine Erfahrung Jahwes machen, indem dieser an ihm Gericht halten werde. 3. Nicht nur strukturell völlig verschieden, auch thematisch von ganz anderer Zielrichtung zeigt sich das älteste der Ägyptenworte: 29,1-5* (zur Abgrenzung s. 4.2). Es handelt sich hierbei um eine begründungslose Unheilsankündigung, die von der Ausgestaltung einer einzigen Metapher bestimmt ist: Der Pharao wird mit einem großen Wassertier (•"'371) verglichen. Der Verfasser hat mit seinem Text ein politisches Interesse verfolgt : Wenn die Datierung in v 1 ursprünglich ist (es lassen sich kaum schlagende Gegengründe anführen), so wurde dieser Text in die Situation kurz vor der Eroberung Jerusalems hineingesprochen (in eine Lage also, als z.B. Jeremia vor einer falschen Politik der Hoffnung auf ägyptischen Entsatz gewarnt hatte 2 4 ) und ist eine polemische Stellungnahme gegen die ägyptenfreundliche Politik, wie man ihr offenbar am H o f e Zedekias positiv gegenüberstand. Es ist nicht sicher, ob dieses Wort von Anfang an mit einer EF abgeschlossen wurde oder nicht. Der in v 6a vorliegende Text ist nicht ursprünglich, sondern geht

19 20 21

22 23 24

Die genaue Gestalt dieses mehrteiligen Zitats läßt sich 1.2.1.1 entnehmen. Zu dem wohl neben Ammon und Juda auch Edom, Moab und die beiden Phönikerstädte Sidon und Tyrus gehört haben mögen (Jer 27,3). Auf die Diskussion um Zimmeriis Deutung der EF und auf seine "Erweiswort"-These sei hier noch einmal ausdrücklich hingewiesen (vgl. den Exkurs: "Geprägte Sprachstruktur..." unter 1.2.1.2). Diesem Glauben war der Prophet selbst noch verhaftet. Auf die möglichen Alternativen wird unter 4.3.5 eingegangen. Vgl. etwa Jer 37,6-10 (M.E. dürfte die Verfasserfrage hier kaum eine Rolle spielen!).

290

Zusammenfassung auf einen Späteren zurück. Falls eine EF den ursprünglichen Textschluß gebildet hat, war sie höchstwahrscheinlich singularisch formuliert. Der Autor schuf ein prägnantes, poetisch straff gestaltetes Bildwort. Der Pharao wird mit einem Drachen verglichen, der im Nil lagert. Ihm wird das Wort in den Mund gelegt: "Mir gehören die Nilarme, ich habe sie gemacht!" Diese Aussage mußte den Adressaten als Blasphemie gegen Jahwe vorgekommen sein. Einer Begründung für das im Bildwort geschilderte Eingreifen Jahwes bedurfte es deshalb nicht. Jahwe vernichtet den Drachen, indem er ihn aus seinem Lebenselement herauszieht, in lebensfeindlicher Umgebung hilflos verenden läßt und den Leichnam Vögeln und Tieren zur Speise vorwirft: Die Maßnahmen unterstreichen die Endgültigkeit der Vernichtung. - Der Verfasser hätte nach dieser Deutung allen Hoffnungen auf ägyptische Hilfe gegen die babylonischen Belagerer Jerusalems zunichte machen wollen: Der Pharao werde nicht einmal in der Lage sein, sein "Nilbett" zu verlassen; Jahwe selbst werde ihn da herausziehen und dem Untergang preisgeben. Da sich im Text selbst kaum Hinweise auf die Entstehungssituation finden, muß diese Interpretation unter gewissem Vorbehalt gesehen werden. Wenn das Datum sich als später hinzugefügt erweist, so könnte das Stück ebensogut als Polemik gegen den Pharao Hophra verstanden werden, der Jerusalem nicht mit einem Entsatzheer zu Hilfe gekommen war.

6.2.2 Die übrigen Texte Mit Ez 25,1-5; 26,lb-5a; 29,1-5* hatten die jeweiligen Verfasser Texte zur theologischen Deutung politischer Ereignisse^5 im ezechielischen Kreis zur Diskussion gestellt. Viele der übrigen FVS müssen als Weiterführungen der angestoßenen Auseinandersetzungen angesehen werden: Das Moabwort in 25,8-11 wollte einen neuen Beitrag zur Frage nach dem Erwählungsgedanken zu bringen. Dagegen leitete den Verfasser von 26,7-14 das Interesse, die noch recht unanschauliche Ankündigung in 26,3b-5a konkreter auszugestalten und sie deutlicher auf Nebukadnezars Belagerung von Tyrus zu beziehen. Infolge des unerwartet erfolgreichen Widerstandes der Inselstadt zögerte sich die als so sicher erwartete Eroberung bedenklich hinaus. Theologisch gesprochen: Es kam zum "Gerichtsverzug". Dadurch erklärt sich letztlich das überproportionale Anwachsen des Bestandes an Tyrusworten und nicht zuletzt auch die Korrektur in 29,17-20.

6.2.2.1 Tyrus Die in 26,15-28,19 zusammengestellten Texte besitzen eine völlig unterschiedliche Herkunft. Ein Teil dieser Worte ist relativ alten Ursprungs und wurde aus den genannten Gründen in diesen Komplex eingeordnet, um die Unheilsbegründung gegen Tyrus verdeutlichen und die Gültigkeit der Ankündigung untermauern zu können.

25

Daß ein gewisser Teil der FVS auf theologische Interpretation politischer Ereignisse zurückgehen könnte, legt auch der Artikel von A.KJenkins zu Jes 14,28-32 nahe.

6.2.2.1 Tyrus

291

Aus dem zuletzt genannten Grund ist wahrscheinlich die Qina über das Prachtschiff Tyrus entstanden 26 , deren Grundbestand in Ez 27 aus den Überarbeitungen herausgelöst werden kann (vgl. 2.1.2). Einen über das genannte Motiv hinaus feststellbaren konkreten Anlaß für die Bildung dieses Klageliedes scheint es nicht gegeben zu haben. V o m Sitz im Leben der verwendeten Gattung her läßt sich lediglich feststellen, daß hier atypischer Gebrauch vorliegt: D e r Text erweckt den Anschein, als habe das besungene Unglück bereits stattgefunden. D a jedoch nichts auf eine extrem späte Entstehungszeit hindeutet 27 , ist diese Situation als fingiert anzusehen. D e r Autor möchte auf besonders drastische Weise darlegen, daß sich am Vernichtungsbeschluß Jahwes nichts geändert habe. Das verwendete Bild zeugt von kreativem Umgang mit Beobachtungen der Wirklichkeit. Die Erfolglosigkeit der Belagerung Nebukadnezars ist auf die günstige topographische Situation von Tyrus zurückzuführen: Niemand hätte unbemerkt vom Land aus die Insel erreichen können; die Verteidigung gegen eine durch das seichte Wasser heranrückende Schar dürfte ein Leichtes gewesen sein. Eine Eroberung mit Schiffen von der Seeseite her 28 dürfte aber angesichts der Überlegenheit der phönikischen Verteidigungsflotte von vornherein als ein aussichtsloses Unterfangen erschienen sein. Der Verfasser hat diese beiden Punkte aufgegriffen: die Lage von Tyrus 'tTD' 3b"" und die in damaliger Zeit weitberühmte Schiffsbaukunst und das seefahrerische Können der Phöniker. Die Qina wählt diese beiden Motive als Ausgangspunkt für eine dichterisch beeindruckende Gestaltung. Interessant an diesem Text ist, wie der Verfasser die Wendung •"'D-' i b n einsetzt: Am Beginn der Qina (27,4) benennt sie die Ortslage von Tyrus 29 , die letztlich die Gewähr für die Uneinnehmbarkeit bietet; später wird diese Wendung in anderem Sinn eingesetzt, indem damit die "hohe See" bezeichnet wird (27,26), die sich bedrohlich gegen das Schiff wendet (vgl. auch 27,34a) und aus der das Unheil in Gestalt von D^ET0 hervorbricht. Auch der Verfasser der begründeten Unheilsankündigung in 28,lf.7*8-10 gebrauchte die Wendung D^D"* Dies könnte später den Grund dafür abgegeben haben, daß beide Texte nebeneinandergestellt wurden. Das Wort gegen den Fürsten von Tyrus hat einen ganz eigenen Charakter: Hier greift der Verfasser ein wahrscheinlich "echtes" Zitat des tyrischen Herrschers auf 3 1 und erweitert es um Aussagen, die in den nordwestsyrischen Bereich weisende Traditionen aufnehmen, unter anderem auch die genannte Wendung D"1D") Hb" 3 2 . Das Zitat selbst mußte, in den Kontext einer Jahwerede gestellt, den Hörern als Blasphemie erschienen sein: ""^X bX"33. Jahwe führt

26 27 28 29 30 31 32

33

Eine sichere These über die Vorgeschichte des Liedes läßt sich aber nicht aufstellen. Hintergrund wäre dann die Eroberung von Tyrus durch Alexander den Großen! Unwahrscheinlich ist, daß die Babylonier über eine entsprechende Anzahl an Schiffen verfügt hätten, die für diesen Zweck ausgerüstetet gewesen wären. Vgl. auch in der Qina der Seeleute in v 32 die Wendung ott "pro! Diese Formulierung in 27,26 könnte eine geschickte Umdeutung des D'^l ü""0 aus der älteren Unheilsankündigung in 26,lb-5a sein. Zu Herkunft, Funktion und Hintergrund dieses Zitat s. 3.1.3.2 und 3.1.6. Zunächst (und sicher im wesentlichen) ist die Ortslage der Stadt gemeint, dann aber wird, i.V.m. der Aussage über den Aufenthaltsort des sich als bx bezeichnenden Fürsten, auch eine kanaanäische Tradition über die Wohnung des Gottes El aufgegriffen, die als "zwischen den Strömen" liegend angesehen wurde (vgl. 3.1.3.2 und 3.1.5). Der Satz bleibt unübersetzt, weil die Doppeldeutigkeit des Nomens bx vom Verfasser beabsichtigt war.

292

Zusammenfassung diese hybride Äußerung durch sein Gerichtshandeln ad absurdum: Den Untergang des Herrschers werden Menschen herbeiführen, die sich Jahwe als Strafwerkzeuge ersehen hat. Der Verfasser gibt mit seinem Text Antwort auf die Frage, ob angesichts der Katastrophe von 587 noch vom Alleinigkeitsanspruch Jahwes ausgegangen werden dürfe (eine entfernte inhaltliche Beziehung zu 29,1-5* ist nicht zu leugnen). Mit seiner Antwort betritt der Verfasser - ähnlich wie schon der von 25,1-5 - theologisches Neuland, da er diesen Anspruch Jahwes als verbindlich auch für andere Völker ansieht (vgl. 3.1.7.2). Nur vordergründig handelt es sich beim Grundtext von Ez 28,1-10* also um eine Gerichtsankündigung gegen den Fürsten von Tyrus; dem Verfasser lag viel mehr an der Beantwortung des genannten Problems. Sein Text wurde später als weitere Verschärfung der Unheilsankündigung gegen die Inselstadt verstanden. Bevor jedoch 28,1-10* in eine Sammlung mit den übrigen Texten aus 26,1-28,19 gestellt wurde, fand die Verknüpfung mit der Qina über den prachtvollen Siegelring in 28,11-19* statt. Es handelt sich hierbei um einen hochinteressanten Text mit einer äußerst komplizierten Entstehungsgeschichte. Die Ergebnisse der Analyse (vgl. 3.2) legen es nahe, daß dieses Klagelied sich ursprünglich an den judäischen König Zedekia gewandt hatte und als Gegenüber zu Ez 19 zu verstehen ist. Wurde dort die Klage über das politische Scheitern Zedekias angestimmt, so stellt Ez 28,11-19* gleichsam die "theologische Innenseite" dazu dar. Dieser Text entfaltete einen bildhaften Vergleich des Angeredeten mit einem vollkommenen Siegel, das aufgrund eines Fehlers vernichtet worden ist. Es ist möglich (wenn auch wenig wahrscheinlich), daß der Grundbestand dieser Qina vom Propheten selbst stammt. Eine genaue Namensangabe des Adressaten fehlte jedoch in der Einleitung (nicht anders in Ez 19!). Entweder war das Wissen um die ursprüngliche Zielrichtung nach einer gewissen Zeit verlorengegangen, oder es handelt sich bei der jetzt zu findenden Adressenangabe in 28,12 um das Ergebnis einer späteren absichtlichen Umdeutung 3 4 . Zu einem "Tyrustext" ist die Qina also erst durch sekundäre Eingriffe geworden. Auf die "Tyrusredaktion(en)" wird später zurückzukommen sein; in diesem Zusammenhang ist auch auf 26,1517 und 26,18-21 einzugehen, die als jüngere literarische Erweiterungen zur Tyrussammlung hinzugetreten sind.

6.2.2.2 Jüngeres Material Neben den genannten ältesten Texten und den jüngeren Einzelstücken findet sich an zwei der untersuchten Stellen weiteres Material, dessen Entstehung nicht auf Redaktoren zurückgeführt werden kann, sondern in beiden Fällen der Hand von Ergänzern zu verdanken ist.

34

Ein Grund dafür könnte in dem Umstand liegen, daß der Angeredete in seinem "Urzustand" als ein nahezu vollkommenes Wesen geschildert wird, was man Zedekia im nachhinein nicht mehr hätte zugestehen wollen. Warum ausgerechnet der tyrische König zum Adressaten gemacht worden sein sollte, läßt sich so nachvollziehen: Dieser ist neben dem ägyptischen Pharao (und natürlich neben Nebukadnezar!) der einzige im Ezechielbuch genannte nichtjudäische Herrscher (die Differenz zwischen 28,2 und 28,12 erklärt sich überlieferungsgeschichtlich aus der Vorform von 28,11-19*).

6.2.2.2 Jüngeres Material

293

1. Das Edomwort in 25,12-14 ist als formale Nachbildung von 26,lb-5a, doch als thematische Ergänzung zu 25,1-5.8-11 zu verstehen. Gründe für diese Weiterarbeit sind: a) Zum einen sollte die vor allem in exilisch-nachexilischer Zeit Bedeutung gewinnende Trias "Ammon-Moab-Edom" vervollständigt werden 35 . Diese Gruppierung findet eine einfache Erklärung durch die Tatsache, daß diese drei Völker in vorexilischer Zeit unmittelbare Nachbarn zueinander gewesen sind. Weniger dürfte eine Rolle spielen, daß man in der Nebeneinanderstellung einen Hinweis auf eine Art verwandtschaftlicher Beziehung zwischen den Völkern zu vermuten hätte. b) Zum andern ist im ö.Jahrhundert v.Chr. ein verstärktes Aufkommen einer massiv anti-edomitischen Polemik zu verzeichnen 36 , die dazu geführt hat, daß "Edom" geradezu das Symbol für den Erzfeind Israels geworden ist. Ez 25,12-14 gehört in diese Strömung hinein: Der Begriff ist das Schlüsselwort des Textes. Den Edomitern wird nicht zugestanden, daß sie in ihrer Vernichtung eine Jahweerfahrung machen "dürfen" wie Ammon und Moab: Die E F ist umgestaltet zur Aussage, daß dieses Volk die Rache Jahwes spüren werde. Vom Sprachgebrauch her weist dieser Text eine gewisse Beziehung zu deuteronomistischen Formulierungen auf, doch wird man daraus keine voreiligen Schlüsse über die Verfasserschaft ziehen dürfen. Es ist jedoch von einer relativ späten Entstehungssituation auszugehen, da das Wort davon spricht, daß Jahwes Rache in die Hand des Hauses Israel gelegt werde. Der Text nennt außerdem die Orte Teman und Dedan, um die Landausdehnung Edoms zu bezeichnen 37 . Diese Angabe stimmt aber mit den tatsächlichen Gegebenheiten zu jener Zeit nicht überein, so daß der Verdacht naheliegt, hier könne es sich um die Aufnahme einer traditionell geprägten Vorstellung handeln 38 . 2. Älter ist 29,9b-12*.16b (vgl. 4.2), das als ergänzendes Gegenüber zu 29,15* formuliert wurde. Jenes Wort möchte die Unheilsankündigung gegen den Pharao auf ganz Ägypten ausdehnen. Es ist davon auszugehen, daß 29,9b12*.16b etwa zu Beginn des letzten Ägyptenfeldzuges Nebukadnezars verfaßt wurde. Dieser Feldzug hatte jedoch nicht die in 29,10.11*.12* geschilderten katastrophalen Auswirkungen auf das Nilland, weshalb dann, in 29,17-20 (um 568 verfaßt), nur noch vom "Ausplündern" Ägyptens geredet wird.

35 36 37

38

Vgl. außerhalb der prophetischen FVS-Sammlungen z.B. II Sam 8,12; I Reg 11,1; Jer 25,21; 27,3; Jes 11,14; Dan 11,41. Vgl. Kellermanns einschlägige Studie. Zur Diskussion um diese Ortslagen vgl. Zimmerli: BK, 597. Zimmerli hat nicht recht, wenn er behauptet, der Verfasser wisse noch nichts "von der geschichtlich sich vollziehenden Bedrängnis durch die Ostleute" (Zimmerli: BK, 598): 25,12-14 ist so unkonkret formuliert, daß man mit einer Korrelation mit historischen Ereignissen höchst vorsichtig sein sollte. Es handelt sich nämlich vielmehr um eine rein literarische Bildung unter Aufnahme traditionell geprägter Vorstellungen. Vgl. Am l , l l f ; Jer 49,7, die als Vergleich herangezogen werden können.

6.3 Redaktion Die zunächst unverbunden weitergegebenen Einzeltexte fanden durch mehrstufige Redaktionsarbeit ihren jetzigen Ort im Buchganzen. Es handelt sich dabei um höchst vielschichtige Vorgänge, die in all ihren Einzelheiten nicht mehr ganz zu erhellen sein dürften. Neben redaktionellen Tätigkeiten ist auch mit jüngeren Textergänzungen zu rechnen, die zum weiteren Anwachsen der Sammlungen beitrugen (wegen der schmalen Textbasis der Untersuchung sind oft nur hypothetische Aussagen möglich).

6.3.1 "Die V e r ä c h t e r ringsum" Wie bereits in 1.4.1 dargestellt wurde, hat eine erste Redaktion 25,1-5.8-11.12-14; 26,lb-5a.7-14 durch Neuformulierung und Zwischenstellung eigener Worte (25,6f.l5-17; 26,5b.6) eine erste Sammlung von FVS geschaffen 39 . Diese Redaktion ordnete das Material unter dem Aspekt der EF: "Da werden sie erfahren, daß ich Jahwe bin". Der Ansatz des Verfassers des Ammon-Wortes ist jetzt zu einem übergeordneten hermeneutischen Prinzip geworden, unter welches nach Meinung dieser Redaktion die Worte gegen fremde Völker einzuordnen seien 40 . Nun zeigt aber der Abschluß dieser Sammlung in 28,24, daß es der Redaktion primär nicht darauf ankam, daß die anderen Nationen Jahweerfahrungen machen können, sondern, daß in dem Gericht gegen die Nachbarn Israel von Jahwe angesprochen wird: Jahwe vernichtet die verächtlich auf das darniederliegende Haus Israel blickenden Völker, damit das Jahwevolk in diesen Geschehnissen die Wirkmächtigkeit Jahwes erfahren kann. Die Redaktion verfolgt also über ihr sammelndes und ordnendes Interesse hinaus auch ein kerygmatisches Ziel. Fragt man nach der chronologischen Zuordnung, so wird man auf die Zeit nach dem Exil verwiesen, auf die Phase des Wiederaufbaus nach der Heimkehr. Nur am Rande sei hier auf ein Detail aufmerksam gemacht, das für die Einordnung der Redaktion von größerem Gewicht sein könnte: Der Begriff UXtZJ

39

In ihrer Grundlinie ist diese Erkenntnis nicht neu: Bereits Hölscher, 131-134, hat die Verbindung zwischen Ez 25f und 28,20-26 erkannt.

40

Darum schließt sie auch den ersten Tyrustext mit der E F ab, die somit zum einzigen Mal innerhalb von 26,1-28,19 zu finden ist.

6.3.1 "Die Verächter ringsum"

295

spielt bei ihr eine nicht unbedeutende Rolle. Dieser Begriff kommt, samt der Verknüpfung mit der Vorstellung von den "Nachbarvölkern ringsum" noch in 16,(53-)57 und in 36,5(-8) vor. Es ist also zu vermuten, daß diese Texte ebenfalls dieser Redaktion zuzuweisen sind; ja, unter allem Vorbehalt darf vermutet werden, daß weit mehr Material im Ezechielbuch hier zu nennen wäre. Da sich diese Vermutung durch die vorgelegten Analysen nicht stützen läßt, wird ihr hier nicht weiter nachgegangen. Es sei aber auf den "Ausblick" am Ende dieses Kapitels verwiesen, wo diese Vermutung aufgegriffen werden soll.

6.3.2 "Tyrus" 6 . 3 . 2 . 1 D A S ZUSAMMENWACHSEN DER EINZELTEXTE

Das Anwachsen der Tyruskapitel stellt ein wesentlich komplexeres Problem dar, als es durch das Nebeneinander der Texte gegen die Nachbarn Israels gegeben war. Am einfachsten läßt sich zunächst das Wachstum der Einzeltexte beschreiben: Ez 27 ist Ergebnis eines Verknüpfungsprozesses aus zwei ursprünglich voneinander unabhängigen Texten: dem Klagelied mit Einleitung (im wesentlichen v l-9a*.26.28-32.34a.35) und einer Handelsliste (in v 12-24 verarbeitet). Der Redaktor fügte beide Stücke durch Überarbeitung der Überschrift und Neuformulierung von v 10.25.27.33.34b zusammen, so daß ein Text entstand, der gegenüber der Qina das neue Element "Tyrus, die Handelsstadt" einbrachte (der Text wurde dann auch noch von anderen bearbeitet). Dies ist von hoher Bedeutung für die Beurteilung auch anderer Tyrustexte. Leider läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wann es zur Einarbeitung der Handelsliste gekommen ist. Allerdings deutet die Formulierung in 26,12 darauf hin, daß dieser Prozeß zur Abfassungszeit von 26,7-14 bereits abgeschlossen war. Man muß also die Redaktion von Ez 27 auf jeden Fall noch vor dem Ende des Exils ansetzen. Dies gilt auch für die Redaktion, die 28,1-10* mit 28,11-19* verknüpft hat: Sie wollte den "Fürsten", der in v 2 angeredet wird, mit dem "König" in v 12 identifizieren, so daß sich das Ergebnis als Wort gegen den Herrscher von Tyrus darstellt. Da die Qina selbst nichts Konkretes mitteilte über den "Aufenthaltsort" des Angeredeten, wohl aber das Zitat in der begründeten Unheilsankündigung, fügte man in v 14ba die Worte r P T ! DTlbX TO und in v 16b (wahrscheinlich, vgl. 3.2.5.1) D^nbx TID " \ b b m i ein, so daß nun das DTI^X SWID in v 2 mit dem Götterberg (man beachte den Plural!) identifiziert wurde.

6 . 3 . 2 . 2 SCHÖNHEIT UND W E I S H E I T : D I E ERSTE TYRUSREDAKTION

Eine erste Gesamtredaktion sammelte und ordnete das bislang vorliegende Material gegen Tyrus. Dies kann erst dann geschehen sein, als bereits die Sammlung

296

Zusammenfassung

gegen die Nachbarvölker (25,1-26,14; 28,24 41 ) vorlag, weil es anders nicht möglich gewesen wäre, diese Texte unter den oben (1.4.1 und 6.3.1) genannten Ordnungskriterien verbinden zu können. Die Redaktion war ausschließlich an den Texten gegen Tyrus interessiert, verfolgte also vordergründig nur ein "editorisches" Interesse. Dennoch ist auch ihre Handschrift erkennbar, weil sie die Texte nach der Beschreibung des Adressaten ordnete: Sie stellte die um die Handelsliste erweiterte Qina hinter Ez 26,1-14, weil sich beide Worte an die Stadt Tyrus richteten, und schloß daran den Text gegen den tyrischen Herrscher an. Bei diesem Vorgang aber strebte sie eine Angleichung der Texte an, indem sie die Handelsnotizen in Kap. 28 einfügte und den Reichtum mit der überlegenen Weisheit des Herrschers erklärte42: Die Erweiterungen in v S-S.ö^lZbiij [wenn nicht noch jünger]). 16a. 17a/?.(eventuell 18a 43 ) stammen von ihrer Hand. Nach dieser Redaktion war Tyrus zu verstehen als die Stadt, die wegen ihrer Schönheit berühmt war. Sie hat es aufgrund der "Weisheit" ihrer Führungsschicht, besonders aber ihres Herrschers, verstanden, sich mittels ihrer Handelsaktivitäten einen großen Reichtum zu verschaffen. Dieser Reichtum aber sei der Grund dafür gewesen, daß es zur "tyrischen Hybris" gekommen ist. Sehr deutlich ist diese Aussage in 28,4f zu erkennen: "Durch deine Weisheit und durch deine Überlegung hast du dir Reichtum geschaffen und Gold und Silber in deinen V o r r a t s k a m m e r n geschaffen. Durch die Menge deiner Weisheit hast du mittels deines Handels deinen Reichtum gemehrt - da erhob sich dein H e r z wegen deines Reichtums." Die Redaktion ist beeindruckt von den "Leistungen" der Tyrer: M a n bewundert geradezu die "Schönheit" des Prachtschiffes 4 4 und des Siegelringes und spricht mit Hochachtung von der überlegenen Weisheit der Tyrer 4 5 - und sieht doch zugleich, d a ß Tyrus seine Weisheit "zugrundegerichtet" hat (vgl. 28,17a/3), ja, daß das "Übel" des tyrischen Handels (vgl. 28,18a) und der H o c h m u t wegen der tyrischen Schönheit (vgl. 28,17a/J) beides zerstört hat:

41

W a n n die Erweiterungen dieser Sammlung in 28,20-22baj und dann in 28,22by zu "iriMrr ^'bv

umgestaltet.

6.3.2.2 Schönheit und Weisheit: D i e erste Tyrusredaktion

297

Schönheit 46 und Weisheit (28,17a/?). Dies wirft jedoch ein ganz neues Licht auf die Aussage von 28,18a, wo davon die Rede ist, daß Tyrus wegen der Menge seiner Verfehlungen und wegen des Übels seines Handels seine "Heiligtümer" zerstört habe. Seit langem ist die Bedeutung dieser Aussage in der Forschung umstritten. Wenn man Ez 28 ohne Berücksichtigung der Absicht der redaktionellen Überarbeitungen interpretiert, so muß diese Aussage auf die beiden tyrischen Tempel gedeutet werden. Unter Beachtung der hier vorgestellten Verkündigungsabsicht der Redaktion aber könnte das TBnpD in 28,18 etwas ganz anderes bedeuten: Es könnte der Elativ gemeint sein, so daß dieser Halbvers die Bedeutung haben könnte: "Wegen der Menge deiner Verfehlungen und wegen des Übels deines Handels hast du dir deine heiligsten Werte zerstört." Nach dieser Interpretation hätte die Redaktion unter diesen "heiligsten Werten" "Schönheit" und "Weisheit" von Tyrus verstehen wollen 47 . Wenn diese Deutung zutrifft, dann liegt hier die Aussageabsicht dieser ersten übergreifenden Tyrusredaktion. - Einen genauen Zeitpunkt für die Arbeit dieser Redaktion dürfte man nur schwer angeben können. Wie die Überlegungen am Anfang des Abschnittes ergeben, kommt eine exilische Ansetzung keinesfalls in Frage. Eine weitere chronologische Eingrenzung wird man vorerst jedoch offenlassen müssen.

6 . 3 . 2 . 3 D E R "FALL T Y R U S " : D I E ZWEITE R E D A K T I O N

D i e Weiterarbeit an den Tyrustexten fand damit noch nicht ihr Ende: Mit 26,1518.21* wurde ein weiterer Text gebildet, der jetzt das Wort gegen die Stadt Tyrus abschloß. Seine äußere Gestalt ist ein formales "Mischgebilde" aus Unheilsankündigung und Qina. Grund für diese Erweiterung könnte gewesen sein, daß Ez 27 durch die Zwischenfügung der Handelsliste nicht mehr deutlich als Klagelied erkennbar war: Der Ergänzer hat das "Klagelied der Seeleute" am Ende von Kap. 27 nicht mehr als ursprüngliches Teil der Qina auf das Prachtschiff Tyrus erkennen können, sondern mußte der Meinung gewesen sein, daß 27,1-26 als bloße Beschreibung des Schiffsunterganges zu verstehen sei, anläßlich dessen die Seeleute ihr Klagen angestimmt hätten. Der Grund dieses Mißverständnisses ist leicht nachzuvollziehen: 27,27 bringt erstmals im gesamten Text eine Imperfektform, die futurisch verstanden werden konnte 48 . Damit aber stellte sich Ez 27 als Nacheinander von "Unheilsankündigung" und "Klage" dar. Ein ähnliches Nacheinander aber konnte auch in Kap. 28 festgestellt werden. In Kap. 26 hingegen

46

47 48

28,7a/?. Die Redaktion, der offenbar an der "Schönheit" von Tyrus gelegen war, wollte durch ihre Textbearbeitungen die gegeneinander konkurrierenden Begriffe ^ (ursprünglich in 27,3f; 28,12.17 verankert) und nvcr (in 28,7) miteinander zum Ausgleich bringen: In ihrer Umgestaltung von 28,7ba verwendete sie das das in 28,llff verankert ist, in 28,17a/? hingegen das nvtr, das ursprünglich nur zum Text gegen den Fürsten gehörte, so daß im jetzt vorliegenden Zusammenhang jeweils beide Begriffe nebeneinander stehen! So wurde die Aussage in 28,7 neu interpretiert durch v 17. Es handelt sich - darauf sei hier ausdrücklich hingewiesen! - um eine unbewiesene Behauptung, die sich nur aufgrund der hier vorgetragenen Erwägungen ergibt. In der Übersetzung der Qina in 2.2.2 ist die Differenz zum Ausdruck gebracht, indem der Text ab dem "Umschwung" präsentisch wiedergegeben wird. Zur Struktur der Klagelieder vgl. den Exkurs unter 2.1.1!

298

Zusammenfassung

fehlte eine Klage, so daß sich die Tyrustexte formal nicht entsprachen. So fügte der Ergänzer 26,15-18.21* ein, um die Abfolge "Unheilsankündigung/Qina" zu erhalten. Als ein wichtiger Punkt ist dabei die Rede vom Fall festzuhalten: 26,114 stand nun 26,15-18.21* gegenüber mit dem Thema "die Stadt Tyrus fällt" \ 27,1-26 wurde 27,27-35 zugeordnet unter der Überschrift "das Handelsschiff Tyrus fällt (vgl. v 27)"; 28,1-10 und ll-19a: "der Herrscher von Tyrus fällt49". Um dem Ganzen eine abgerundete Gestalt geben zu können, hat der Redaktor die Abschlußnotizen in 27,36 und 28,19b angehängt, die seiner eigenen Formulierung in 26,21*, der ja ursprünglich direkt an v 18 anschloß, entsprochen haben. In die Texte selbst hat er hingegen - im Unterschied zur ersten Redaktion - nicht eingegriffen. - Auch in diesem Fall dürfte eine historische Zuordnung sehr schwer fallen. Es ist jedoch sicher, daß diese Redaktion von der vorherigen zu unterscheiden ist, da ihr Vorgehen und die damit verbundene Intention klar abzugrenzen sind von der Tätigkeit und der Verkündigungsabsicht der Erstredaktion. Mehr jedoch läßt sich vorerst auch hier nicht sagen.

6 . 3 . 2 . 4 D E R "TYRISCHE MYTHOS": D I E ARBEIT DER LETZTREDAKTION

Durch die Letztredaktion wurde der Tyruskomplex mythologisch überarbeitet. Auf diese jüngste Stufe gehen 26,19f (und die Umstellung und Überarbeitung von v 21) zurück, ebenso die Ergänzung von 28,13aa 1 , die Einfügung des Wortes '¿HP in 28,14 zwischen "TQ und DTf^X, sowie die direkte Anrede in 28,14 (die bewirkt hat, daß man das Siegel mit dem Cheruben identifizieren mußte) und die Änderung zu D5]in in v 12, wodurch der Angeredete Schlüsselgewalt über den "heiligen Berg Gottes" (also den Zion - man beachte hier den Singular!) erhielt. "Tyrus" ist zur Metapher geworden, seine einstige Bedeutung ist ins Unanschauliche überhöht, sein Untergang zu einem Vorgang von kosmologischer Dimension geworden (Genaueres s. 3.2). Man dürfte kaum fehlgehen, wenn man diese Redaktion in die Nähe apokalyptischer Strömungen stellt (zeitgeschichtliche Zuordnungen dürften kaum möglich sein).

49 Vgl. 28,8 und 28,17, in denen man die Rede vom "Fall" hat erkennen können.

6.3.3.1 Die jüngere Bearbeitung

299

6.3.3 "Ägypten" 5 0 6 . 3 . 3 . 1 D I E JÜNGERE BEARBEITUNG

Zunächst fällt das Stück 29,17-20 aus dem Zusammenhang heraus, weil dieses Wort eine Verbindung anstrebt zwischen der Tyrus- und der Ägyptenüberlieferung. Seine Stellung verdankt dieser Text eindeutig der Tatsache, daß er als Unheilsankündigung gegen Ägypten interpretiert wurde. Wie die Analyse ergeben hat, kann man hierbei jedoch nicht im eigentlichen Sinne von einer "Unheilsankündigung" sprechen: Zwar ahmt der Verfasser deutlich eine ezechieltypische Struktur nach (allerdings ohne Verwendung der Konjunktion I V ) , doch unternimmt er nicht einmal den Versuch, trotz eingebauter Botenformel in v 19, das ganze als ein für die öffentliche Verkündigung bestimmtes Stück erscheinen zu lassen. Wenn die vorausgesetzte Analyse im Recht ist, so findet sich hier eines der ganz wenigen Textstücke der FVS (und des ganzen Ezechielbuches!), das sich einigermaßen sicher datieren läßt, nämlich auf das Jahr 568 v.Chr., weil der letzte Ägyptenfeldzug Nebukadnezars vorausgesetzt wird. Die Datumsangabe am Beginn hingegen möchte das Wort auf den 26.4.571 vordatieren. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Das Ende der Belagerung der Inselstadt ist angesprochen 51 und der Verfasser wollte seinen Text als Ankündigung erscheinen lassen. Ez 29,17-20 hat seinen jetzigen Ort gefunden, als die als Korrektur der Unheilsankündigung von 29,9b-12*.16b gedachten Erweiterungen in 29,11.12.13-16a eingefügt waren. Diese Erweiterungen könnten auf den ersten Blick mit der Redaktion in Verbindung gebracht werden, die die Worte gegen die Nachbarn Israels gesammelt und verbunden hatte (s. 6.3.1): Hier wie dort ist von der einstigen Gefahr für das Haus Israel die Rede, die von den fremden Völkern ausging und jetzt nicht mehr12 bestehe. Weitere Anhaltspunkte finden sich jedoch nicht. Dagegen weist die Formulierung in 29,13b eine sehr enge Verwandtschaft zu 28,25a auf. Nun wurde festgestellt, daß 28,25f innerhalb des redaktionell angewachsenen Komplexes 28,20-26 das jüngste Textstück darstellt, das sowohl 28,24 als auch 28,22 voraussetzt, also die jüngere Erweiterung zum seinerseits der Sammlung 25,1-26,14; 28,24 erst zugefügten Sidonwort. Wie die Analyse zu 28,25f gezeigt hat, lassen sich hier auch Bezüge zu Texten außerhalb des FVSKomplexes finden: Vor allem 11,14-20(.21?) und 20,33-44 sind hier zu nennen. Diese Beobachtungen führen auf den Schluß, daß hier eine gemeinsame Re-

50

Von den Ägyptenworten im Ezechielbuch wurde nur die Untersuchung zu Kap. 29 dargestellt, doch lassen sich Schlüsse ziehen auf die Redaktion der übrigen Stücke.

51

Aufgrund dieser Datumsangabe und mit Hilfe der Angaben des Josephus wird gemeinhin die Zeit der Belagerung von Tyrus errechnet: 585-572 (Fleming) oder 586573 (Eißfeldt: Belagerung).

52

Vgl. sowohl in 28,24 wie auch in 29,15f die Formulierung "ns...xb-i.

300

Zusammenfassung

daktion am Werk war, die bereits große Teile des Ezechielbuches vor sich hatte (so erklären sich die Gemeinsamkeiten zwischen Ez 28,24 und 29,15f). Nach vorsichtiger Einschätzung ging es dieser Redaktion um eine neue Verhältnisbestimmung zwischen Israel und der Völkerwelt (vgl. auch 6.4): Jahwe verheißt Israel ein "Wohnen in Sicherheit" in dem Land, das er den Vätern gegeben hatte. Die "Zueignungsformel" 53 scheint in der Verkündigung dieser Redaktion eine besondere Rolle zu spielen. Weil diese Elemente auch in dem sehr späten Schlußstück zu dem Gog-Magog-Komplex (39,25-29) fest verankert sind, könnte man hierin sogar die Endredaktion des Ezechielbuches am Werk sehen. 28,25f; 29,13-16a könnten jedoch ebensogut auf eine etwas ältere Redaktionsstufe zurückzuführen sein. Die untersuchte Textbasis ist für eine sichere Entscheidung zu schmal. Die möglichen zeitgeschichtlichen Hintergründe von Ez 29,13-16 könnten entweder der Inaros-Aufstand (d.h., um die Mitte des 5.Jahrhunderts) oder die Herrschaft der sebennytischen Dynastie (d.h., zwischen 380 und 343) sein. Im letztgenannten Fall jedoch muß man einen unerklärlich langen Hiatus annehmen (wenigstens 190 Jahre!) zwischen der Zeit der Abfassung von 29,17-20 und der Plazierung an seinem jetzigen Ort. Die vorgenommenen Analysen verbieten zwar eine genauere Festlegung, doch ist die Entstehung des Textes um die Mitte des 5.Jahrhunderts v.Chr. eher wahrscheinlich.

6 . 3 . 3 . 2 D I E ERSTE REDAKTION

Bevor die redaktionelle Ergänzung von 29,13-16a über die Umgestaltung von 29,11.1254 zum vorhandenen Text hinzugetreten sind, hat ein früherer Redaktor die unausgeglichen nebeneinanderstehenden Stücke 29,1-5* und 29,9b-12*.16b durch Zwischenfügung von v 6b-9a und Umgestaltung von v 2.4.5 und 6a miteinander verbunden. Nun weisen diese Ergänzungen gewisse Beziehungen auf zu 25,7.13.16, weil an diesen Stellen ebenfalls die "Ausrottungsformel" verwendet wird. Auch kann man feststellen, daß der Redaktor ein bestimmtes Interesse an der E F hat: Seine Neubildung beschließt er in 29,9a mit dieser Formel, und in 29,6a hat er die ursprünglich wahrscheinlich singularische E F auf die Einwohner Ägyptens bezogen. Und schließlich fällt die Erwähnung des "Hauses Israel" auf, das in der Sammlung 25,1-26,14; 28,24 nur an den redaktionellen Stellen zu finden ist. Es ist möglich, daß hier dieselbe Redaktion am Werke war, welcher die Sammlung gegen "die Verächter ringsum" zu verdanken ist. Unter der Voraussetzung, daß diese Annahme zutrifft, erklärt sich auch die besondere Stellung der Ägyptenworte: Ägypten gehört nicht zu denen, die "rings um das Haus Israel herum sind" und auf dieses verächtlich herabgeschaut haben (vgl. 28,24). Seine (verurteilenswerte) Rolle gegenüber Israel bestand darin, ihm eine trügerische

53

Eine der Fassungen lautet: "Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein".

54

Dazu vgl. 4.2 unter "Folgerungen" die Nrn. 8. und 9. und unter "Ergebnis".

6.3.3.2 D i e erste Redaktion

301

Stütze g e w e s e n zu sein. - D i e s e Überlegungen zur Redaktion stützen ihrerseits die in 4.2 vollzogene literarkritische Abgrenzung, nach welcher die E F in 29,16b anfänglich unmittelbar an v 12b anschloß und erst durch die Erweiterungen in v 12 und die Einfügung von v 13-16a ihren heutigen Ort gefunden hat! Im gesamten restlichen Komplex der Ägyptenworte läßt sich nun nicht ein einziger Hinweis mehr auf diese Redaktion finden 5 5 . Es erscheint jedoch sehr seltsam, wenn der Schluß dieser ersten FVS-Sammlung in 29,9b-12*.16b bestanden hätte. S o legt sich die A n n a h m e nahe, daß als ursprüngliches E n d e dieser Sammlung 29,21 zu gelten hat, wofür sich jedoch nur wenige weitere Anhaltspunkte ergeben. Lediglich die erneute Erwähnung des Hauses Israel könnte ein Indiz dafür liefern - und die auf dieses "Haus Israel" b e z o g e n e EF. Vielleicht ist die Aussage "an jenem Tage werde ich sprießen lassen ein Horn 5 6 dem Hause Israel" als betonte Gegenüberstellung zu den Aussagen über den "zerbrechenden Rohrstab Ägypten" zu verstehen. Eine hochinteressante Beobachtung läßt sich anhand des folgenden Vergleichs anstellen. In 29,21 wird gesagt: "An jenem Tage werde ich sprießen lassen ein Horn dem Hause Israel. Dir aber werde ich den Mund auftun in ihrer Mitte, damit sie erfahren, daß ich Jahwe bin." Welche Funktion hat diese Ankündigung? Sollte damit wirklich nur "die fröhliche Zuversicht des Redens" gemeint sein, was nichts mit der spezifischen Stummheit des Propheten zu tun habe, wie dies Zimmerli gesagt hat 57 ? Die bisherigen Überlegungen haben es nahegelegt, daß 29,21 den Abschluß der ältesten FVS-Sammlung gebildet hat, die mit 25,1 begann. Wenn man dies berücksichtigt und den unmittelbaren Kontext dieser Sammlung genauer betrachtet, so macht man eine höchst bemerkenswerte Entdeckung: In 24,27, dem letzten Wort vor dem heutigen Komplex der FVS steht die Aussage: "An jenem Tage werde ich deinen Mund auftun5&, und nicht mehr wirst du stumm sein und wirst ihnen ein Zeichen sein, damit sie erfahren, daß ich Jahwe bin." Dies kann kein rein zufälliges Gegenüber sein! Der Redaktor hat mit dieser Schlußbemerkung kundgetan, daß er die FVS in Beziehung zu Ezechiel selbst setzen wollte. Nun ist seit langem erkannt worden, daß 33,21f und 24,25.2759 miteinander in Beziehung stehen: "Beim Kommen des c b s wird der Prophet von seiner Sprechunfähigkeit erlöst und zum Auftun des Mundes befreit." 60 24,15-27 und 33,21f stehen einander gegenüber und umgreifen rahmend das Korpus der FVS. Es legt sich von dieser Beobachtung her die Annahme nahe, daß die FVS absichts-

55 56 57

58 59 60

Da die Analyse zu Kap. 30-32 nicht dargestellt wurde, bleibt dies thetisch stehen. IIP als Begriff für große Kraft findet sich z.B. I Reg 22,11; Mi 4,13 und v.a. Sach 2,1-4 (Ausgestaltung des Motivs der gegen Juda feindlichen "Hörner der Völker"). Vgl. Zimmerli: BK, 722. Zimmerli ist sich seiner Sache übrigens selbst gar nicht so sicher: Auf S.811 seines Kommentars schreibt er denn auch, daß in dem Zusammenhang von 33,21f neben 3,26f; 24,25-27 "auch auf das spezifisch ezechielische hd "pirna 16 63 29 21" gewiesen werden müsse! Die Worte "Olm O^Drrnx sind ergänzt, vgl. Zimmerli: BK, 570. Wenn Zimmerli mit seiner Beurteilung von 24,25-27 recht hat, ist v 26 als Ergänzung mit dem Ziel des Ausgleichs zu 33,21f gebildet worden (Zimmerli: BK, 577). Zimmerli: BK, 813.

302

Zusammenfassung

voll an diesen Ort gestellt worden sein könnten, zwischen die Notizen vom Verstummen Ezechiels61 und vom Wiederaufleben seiner Sprache62. Wie erklärt sich dies? Die Redaktion könnte durch diese Anordnung zum Ausdruck bringen wollen, daß in den FVS Ezechiel selbst "nicht zu Worte kommt", sondern Menschen aus seiner Umgebung, Mitglieder des ezechielischen Kreises: Ezechiel hat zu den neuen Thesen geschwiegen, die die ursprüngliche Funktion des israelitischen Erwählungsglaubens in Zweifel zogen und als Ansätze zu einer Bewältigung der Katastrophe von 587 gedacht waren. Ezechiel hat sich nicht geäußert zum Problem, das der offenkundige Gerichtsverzug gegen Tyrus aufwarf. Ezechiel ist stumm geblieben zu den Fragen, die im Zusammenhang mit den ägyptischen Hilfsversprechungen entstanden waren. Ezechiel hat zum Problem "fremde Völker" seinen Mund nicht aufgetan, da ihn Jahwe, zumindest nach Überzeugung der Redaktion, "nicht zu einem Volk mit dunkler Sprache und nicht zu vielen Völkern gesandt"63 hatte, sondern zum Haus Israel. Diesen grundlegenden Unterschied zwischen dem Propheten und denen, die um ihn waren, könnte die Redaktion mit Hilfe der Anordnung ihres Materials dokumentiert haben. Und sie äußert sich zu einer ganz wesentlichen Frage: Welche Funktion kommt dieser Fremdvölkerverkündigung zu? All diese Texte dienen nach Ansicht der Redaktoren letztlich nur dem einen Ziel, nämlich, dem Haus Israel zu einer neuen Jahweerfahrung zu verhelfen, jetzt, da das Exil zuende ist, da es Zeit ist für einen neuen Anfang: Damit dieser neue Anfang möglich wird, läßt Jahwe die Verächter um das Haus Israel herum, die diesem wie schmerzende Dornen und stechende Stacheln vorkommen, verschwinden (28,24), und das Haus Israel wird sich nicht mehr auf zweifelhafte fremde Versprechungen (29,6b.7) verlassen müssen, sondern voll auf die von Jahwe geschenkte neue Kraft vertrauen können (29,21).

6.3.4 Hinweise auf weitere Nacharbeit Die Beobachtungen und Schlußfolgerungen, die soeben dargetan wurden, lassen es als möglich erscheinen, daß die Arbeit der verschiedenen Tyrusredaktionen nicht nur auf diesen Komplex beschränkt geblieben ist, sondern ebenso in den Ägyptenworten greifbar sein könnte. Beispielsweise ist auch hier das Nebeneinander von Unheilsankündigungen und Qinot festzustellen (wenn auch nicht in derart klarer Form wie in Ez 26-28); auch in Kap. 29-32 sind mythologische Ein-

61 Es dabei m.E. ohne Belang, ob man diese Notiz für historisch zutreffend hält oder nicht, welche literarische Vorgeschichte man ihr zuweist und wie man letztlich das Verhältnis zu 3,26f beurteilt! 62 M.E. hat P.Craigie als erster diesen Punkt erkannt, indem er feststellt, daß es möglich sei, "that this narrative [seil.: die FVS] is inserted at this point in the text to create, in a literary sense, an awareness of the time of silence separating chapters 24 and 33" (Craigie: DSB, 187). Allerdings zieht Craigie daraus keine weiteren Schlüsse: Ez 25-32 seien "a self-contained unit [...] also from the prophet Ezekiel", obwohl er Schülerhände da und dort zu erkennen glaubt (Craigie: DSB, 187f). 63 Ez 3,5f nach der Rekonstruktion Zimmeriis, vgl. den Kommentar z.St.

6.3.4 Hinweise auf weitere Nacharbeit

303

flüsse unverkennbar. Schließlich wurde die Form der Datierungen in den FVS als eine eigene, von den sonst begegnenden Angaben abweichende, Gestaltung erkennbar, die es nahelegt, dahinter ebenfalls eine redigierende Hand anzunehmen. Besonders fiel dabei eine gewisse Beziehung zum Datum in 33,21 einerseits und zur Angabe in l,2f andererseits auf. Wenn aber eine derartige "Datierungsredaktion" am Werk gewesen sein sollte64, dann müßte diese sicher von der Erstredaktion der FVS unterschieden werden, da sich die Datumsangaben überwiegend im Ägyptenkomplex finden und sich diese Tatsache in keiner Weise mit der beschriebenen Abgrenzung des redaktionellen Bestandes vereinbaren ließe. Andererseits würde die Annahme einer solchen Redaktion neues Licht auch auf die übrigen Datumsangaben im Ezechielbuch werfen, weil diese bekanntlich von anderer Gestaltung sind. Da in der Analyse am entsprechenden Ort zwar auf die genannten Punkte hingewiesen, diesen Fragen im einzelnen jedoch nicht genauer nachgegangen wurde, soll im Rahmen der Darstellung der Redaktion der FVS nicht darauf eingegangen werden. Der angemessene Ort hierfür ist vielmehr der abschließende "Ausblick".

64

Für eine bessere Absicherung müßte die Untersuchung von E.Kutsch im Blick auf die literarischen Fragestellungen ergänzt werden, wofür hier der Raum nicht ausreicht.

"Ausblick" Die vorliegende Arbeit konnte einige der durch die Darstellung der Forschungsgeschichte aufgeworfenen Problempunkte einer Lösung näherbringen: Es wurden Motive für die Entstehung der FVS ausfindig gemacht und Thesen zur Funktion der ältesten Texte und zur Intention ihrer Verfasser aufgestellt. Die Frage nach einer "Gattung Fremdvölkerspruch" mußte negativ beantwortet werden: Zumindest die Texte im Ezechielbuch können unter formkritischen Gesichtspunkten nicht auf eine gemeinsame typische Struktur zurückgeführt werden, die sich eindeutig von sonstigen Formen abheben ließe. Frühestens auf der Ebene der Erstredaktion der Texte könnte man von einem "editorischen" Interesse unter dem Aspekt "Worte gegen fremde Völker" sprechen - dies liegt jedoch nicht daran, daß ein einheitlicher Sitz im Leben angenommen werden müßte. Der Grund für die einheitliche Gestaltung liegt vielmehr an dem gemeinsamen "Sitz in der Literatur", den jene Redaktion hergestellt hat. Die Analysen haben darüber hinaus eine Fülle von Beziehungen zu außerbiblischen Traditionen herausarbeiten können. Die Autoren müssen eine beachtliche Kenntnis phönikischer und aus anderen Kulturkreisen stammender Vorstellungen gehabt haben, da sie in der Lage waren, mit diesen in zielgerichteter Weise umgehen zu können. Unverkennbar bestand ein starkes Interesse an politischen Ereignissen, die theologisch gedeutet wurden. Auch zur Frage nach der Entstehungsgeschichte des Ezechielbuches konnten einige Überlegungen angestellt werden. Insbesondere hat sich das in der Forschung bislang noch nicht angewandte Verfahren, vom Korpus der FVS als einer eigenen Größe im Buch auszugehen, als äußerst gewinnbringend herausgestellt. Die notwendig gewordene Textauswahl stellte hingegen eine nicht zu übersehende Beeinträchtigung für die Ausweitung der gefundenen Hypothesen auf weitere Buchteile dar. Hier vor allem könnten andere Schwerpunktuntersuchungen weiterführende Erkenntnisse bringen. Folgende Thesen seien hierzu abschließend aufgestellt: 1. Die festgestellte Erstredaktion der FVS läßt sich ebenfalls im übrigen Buch auffinden. Auch in 11,14-20, am Ende der Kap. 16, 20 und 23, innerhalb von Ez 35,1-36,15 und in 38,1-39,22 könnte diese Redaktion am Werk gewesen sein. Auch muß vermutet werden, daß zumindest die Endgestalt von 37,1-14 auf ihre Hand zurückgeht. Ihr Interesse, die Völker und das "Haus Israel" miteinander in Beziehung zu setzen unter der Voraussetzung, daß Jahwe einen neuen Anfang schafft, "damit das Haus Israel erfährt, daß ich Jahwe bin", ist unverkennbar der Grund dafür gewesen, daß eine ganze Reihe an Heilsverkündigungen ins Ezechielbuch hineingeraten sind. 2. Die noch jüngere Redaktion (in den in 28,25f und 29,13-16a vorliegenden "Restitutionsentwürfen" zu erkennen) ist ebenfalls nicht auf die FVS beschränkt geblieben. Vor allem im zweiten Teil von Kap. 36, in 37,25-28,

'Ausblick'

305

am Ende von Ez 39 und wahrscheinlich auch in 34,25-31 könnte man ihre Hand vermuten, möglicherweise auch in einigen Teilen von Ez 40-48. 3. Diese Vermutungen werfen andererseits ein merkwürdiges Licht auf die verbleibenden Heilsankündigungen des Ezechielbuches. Es könnte sich nämlich von da her nahelegen, daß auf Ezechiel selbst nur ein relativ geringer Kernbestand dieses Materials zurückgeht. 4. Auch legen es die Überlegungen zur Erstredaktion der FVS i.V.m. den Beobachtungen zu den Datierungen nahe, daß die Stellung von Ez 33,21f nicht ursprünglich ist: Es könnte möglich sein, daß die eine ganz wichtige Aussage darstellende Notiz 33,21 zunächst als selbständiges Stück überliefert, später aber mit 33,22 verbunden wurde und als Gegenüber zu 24,25.27 die ursprünglich unmittelbare Rahmung zu 25,1-26,14; 28,24; 29,112*.16a.21 bilden sollte. Das spätere Anwachsen von Tyrus- und Ägyptenkomplex hat dann den Grund dafür abgegeben, daß die unmittelbare Verbindung zwischen Rahmung und FVS-Sammlung undurchsichtig wurde und zur Zwischenstellung von 33,l-6.7-9.10f.l2-20 geführt hat. Obwohl - man könnte auch sagen: gerade weil! - innerhalb der FVS sich nicht ein einziger Text mit Sicherheit auf Ezechiel selbst zurückführen läßt, muß mit der Wirksamkeit eines Propheten dieses Namens innerhalb der Gola gerechnet werden. Vor allem im Hauptbestand von Ez 1-24 sind die Worte Ezechiels zu finden. Er scheint seine Verkündigung vorwiegend an die deportierten Judäer, aber auch an die Daheimgebliebenen, gerichtet zu haben. Ihm ging es im wesentlichen um die Begründung des geschehenen und noch zu erwartenden Unheils als Folge des Willensbeschlusses Jahwes, der sich durch ständige Verletzung seiner "Heiligkeit" von Seiten Israels zu einer Wiederherstellung des ursprünglich intendierten "unmittelbaren" und "unzerstörten" Verhältnisses zwischen ihm und seinem Volk zum Gerichtshandeln herausgefordert sah. Da sich kaum Gegengründe gegen die historische Zuverlässigkeit von Ez 33,21 finden lassen dürften, könnte aus der vermuteten redaktionellen Verknüpfung mit 33,22 der Schluß gezogen werden, daß Ezechiel auch nach 587 noch "seinen Mund aufgetan" hat 1 , weil sich das Wort Jahwes an ihn ereignet hat. Es ist denkbar, daß in dieser, zweifellos von der vorherigen Verkündigungsperiode zu unterscheidenden, Phase seiner Tätigkeit die Wurzeln zur "ezechielischen" Heilsverkündigung gelegt wurden. Es könnte möglich sein, daß die Zeichenhandlung in 37,15-19 in diese Periode fällt, möglicherweise sogar die Deutung in den ersten folgenden Versen 2 . Ebenso ist es möglich, daß ein Grundbestand des Hirtenkapitels erst nach 587 entstand und auf Ezechiel selbst zurückgeht. Die spätere Redaktion erst ist für die heutige Stellung des Textes verantwortlich zu machen. Dabei scheint die Anordnung im Jeremiabuch (vgl. Jer 23) eine gewisse Rolle gespielt zu haben. Schließlich ist anzunehmen, daß auch in Teilen des TBB (besonders in Ez 43)

1 2

Vgl. auch die Ausführungen bei Zimmerli: BK, 814. Doch fallen gerade in 37,20-23 Formulierungen auf, die in die Nähe der deuteronomistischen Überarbeitungen des Jeremiabuches zu stellen sein könnten.

306

"Ausblick"

des Propheten eigene Stimme zu hören ist: Im Gegensatz zu Jeremia 3 scheint Ezechiel eine Rückkehr aus der Gola, wenn auch in fernster Zukunft, erhofft und erwartet zu haben 4 . Aber ebenso wie jener andere große Prophet kennt auch Ezechiel keine ausgeführte "Heilsverkündigung" für das "Haus Israel". Struktur und Inhalt seiner Botschaft stellten für den ezchielischen Kreis vielmehr den Ausgangspunkt dar für eine immense Fortschreibungstätigkeit, die auch zur Ausbildung einer umfangreichen Restitutionsankündigung führte 5 : Wie die Endgestalt sowohl von Ez 34 wie auch von Kap. 37 und die Vision über die Stadt "Jahwe ist hier" (48,35) zeigen, hat sich aus einem ezechielischen Kern die Heilsverkündigung des Ezechielbuches entwickelt. Ezechiel ist Priester gewesen oder durfte als Sohn eines Priesters auf eine künftige Karriere in diesem Amt hoffen. Die Menschen in seinem Umkreis waren in ähnlicher Lage wie er. Dies ist der Schlüssel zum Verständnis der anzunehmenden äußerst vielgestaltigen und vielstimmigen Fortschreibungs- und Redaktionstätigkeit des Buches. Wie die Analysen zu den FVS gezeigt haben, lassen sich an mehreren Stellen eindeutige Bezüge zum priesterschriftlichen Werk erkennen. Hingegen kann es als sicher gelten, daß sich im Wort des Propheten selbst keine solch deutlichen Verbindungen finden lassen6. Von da her ist anzunehmen, daß eine Gruppe des ezechielischen Kreises mit den Verfassern der Priesterschrift wenigstens traditionsgeschichtlich in einer äußerst engen Verbindung zu sehen ist, ja, daß die Priesterschrift auf "Nachkommen" des ezechielischen Kreis direkt zurückgehen könnte. Interessanterweise aber stehen die theologischen Grundlinien des priesterschriftlichen Werkes in deutlicher Konkurrenz nicht nur zum Konzept, das im "Verfassungsentwurf' in Ez 40-48 vertreten wird, sondern auch zu einer ganzen Reihe der Heilsankündigungen des Ezechielbuches. Sollte sich darin eine theologische Auseinandersetzung innerhalb der nachexilischen Priesterschaft niedergeschlagen haben, die sich als Gegeneinander von "dynamistischen" und "theokratischen" Auffassungen darstellt?

3 4

Vgl. Wanke: Ackerkauf, 274f. Könnte dies daran liegen, daß Ezechiel mit der Hoffnung auf Rückkehr auch die Erwartung auf Ausübung seines Priesteramtes verband?

5

Auch dies stellt eine Parallelität zur Überlieferung im Jeremiabuch dar, vgl. Wanke: Ackerkauf, 275. A.Hurvitz wollte dies nachweisen. Er geht aber von einem zu einlinigen Überlieferungsbild aus. Zimmerli dürfte mit seiner These eher im Recht sein, vgl. Zimmerli: BK, 79*.

6

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Abkürzungen orientieren sich an: Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis, zusammengestellt von Siegfried Schwertner, Berlin / New York, 1976 (soweit dort bereits vorhanden). Darüber hinaus verwendete eigene Abkürzungen sind im folgenden aufgeführt. Sind Sammeltitel (wie Festschriften, gesammelte Aufsätze o.ä.) im Literaturverzeichnis verwendet, so wird dort, um das Auffinden zu erleichtern, jeweils die Jahreszahl mit angegeben.

Abkürzungen im Text der Arbeit (sofern nicht als allgemein üblich vorauszusetzen) A-C ÄE AuR B 19* BF c. EF ePP f. FVS G GSF GSFn GSFv HEF iVS m. MT PL/pl. ProP R RAufF RE S SchwF SF Sg-/sg. st.cs. T TBB V V

WEF

Aleppo Codex (s. Literaturverzeichnis) Äußerungseinheit(en) Aufmerksamkeitsruf: m r r * [ ^ n s ] i m [! v d u j ] Codex Leningradensis Botenformel: mrr -:nx ^dx m communis Erkenntnis- bzw. Erfahrungsformel: u f f ^ x "•a [V"!"1] enklitische(s) Personalpronomen feminin / femininis Fremdvölkersprüche Septuaginta Gottesspruchformel Gottesspruchformel in nominaler Form: r t f f DX3 o . ä . Gottesspruchformel in verbaler Form mit "Ol konstruiert Heiligkeits-Erweis-Formel: "1 unp (ni./hitp.) invertierter Verbalsatz maskulin/masculinis masoretischer Text Plural / pluralisch, pluralis Personalpronomen Rede Redeaufforderungsformel "b [! idx] + Adressat Redeeinleitung Peschitta Schwurformel... t t Schlußformulierung(en), Schlußformel(n) Singular / singularisch, singularis status constructus Targum "Tempelbaubericht" (übliche Bezeichnung: Verfassungsentwurf) Vulgata Vers(e) Wortereignisformel [mn] + nin' "Qi

308

Abkürzungsverzeichnis

Symbole t / i / -> ~ = =

verweist zurück/vor/hin auf ... ungefähr gleich identisch mit entspricht

AAAH

Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae. Acta antiqua Hungarica, Budapest Noth, Martin: Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertumskunde. Bd.l: Archäologische, exegetische und topographische Untersuchungen zur Geschichte Israels, hg.v. Hans Walter Wolff, NeukirchenVluyn, 1971 Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften Ancient Near Eastern Texts and Studies, Lewiston / New York Apolalyptik, hg.v. Klaus Koch und Johann Michael Schmidt, WdF 365, Darmstadt, 1982 Münchener Universitätsschriften. Katholisch-theologische Fakultät. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament, St.Ottilien u.a. Biblical Archaeology Review, Washington D.C. Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie, Frankfurt am Main u.a. Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums, Frankfurt a.M. u.a. Biblical Archaeology Today. Proceedings of the International Congress on Biblical Archaeology Jerusalem, April 1984, hg.v. Janet Amitai, Israel Exploration Society. The Israel Academy of Sciences and Humanities in cooperation with the American Schools of Oriental Research, Jerusalem, 1985 Biblische Notizen. Beiträge zur exegetischen Diskussion, München Cassuto, Umberto: Biblical and Oriental Studies, übers.v. Israel Abraham. Bd.l: Bible, Jerusalem, 1973 Bd.2: Bible and Ancient Oriental Texts, Jerusalem, 1975 Von Bileam bis Jesaja. Studien zur alttestamentlichen Prophetie von den Anfängen bis zum 8.Jahrhundert v.Chr., hg.v. Gerhard Wallis, Berlin, 1984 The Bible and Its Modern Interpreters, Chico u.a. Le livre de Jérémie. Le prophète et son milieu. Les oracles et leur transmission, hg.v. Pierre Maurice Bogaert, BEThL 54, Leuven, 1981 Collectio Assisiensis. Publicazioni dello Studio Teologico "Poziuncula", Assisi The Critical Study of the Sacred Texts, hg.v. Wendy Doniger O'Flaherty, Berkeley Religious Studies Series, Graduate Theological Union, Berkeley, 1973 Essays on the Occasion of the Seventieth Anniversary of the Dropsie University (1909-1979), hg.v. Abraham I.Katsh und Leon Nemoy, Philadelphia, 1979 The Daily Study Bible, Philadelphia u.a.

Abkürzungen zum Literaturverzeichnis

AbLA 1

AFLNW.G ANETS Apokalyptik ATSAT BArRev BBET BEATAJ BibArTo

BibNot BibOrSt 1/2

Bileam BiMoIn Bogaert.Jer CoAs CrStSaTe Dropsie Uni DSB

Abkürzungsverzeichnis Eißfeldt-KS 1... Eschatologie EvDiss Fohrer-Studien 1 Fohrer-Studien 2 Fohrer-Studien 3 FS-Ackroyd FS-Albright FS-Alt FS-Barthélemy FS-Baudissin

FS-Bertholet FS-Cazelles

FS-Delcor FS-Eichrodt

FS-Elliger FS-Fohrer FS-Gunkel

FS-Kaiser FS-Kutsch

309

Eißfeldt, Otto: Kleine Schriften. Bd.l..., hg.v. Rudolf Sellheim und Fritz Maass, Tübingen Eschatologie im Alten Testament, hg.v. Horst Dietrich Preuß, WdF 480, Darmstadt, 1978 Evangelisch-theologische Dissertation Studien zur alttestamentlichen Prophetie (1949-1965), BZAW 99, Berlin, 1967 Fohrer, Georg: Studien zur alttestamentlichen Theologie und Geschichte (1949-1966) BZAW 115, Berlin, 1969 Fohrer, Georg: Studien zu alttestamentlichen Texten und Themen (1966-1972), BZAW 155, Berlin / New York, 1981 Israel's Prophetie Tradition. Essays in Honour of Peter R.Ackroyd, hg.v. Richard Coggins, Anthony Phillips und Michael Knibbs, Cambridge u.a., 1982 ( = 1984: Taschenbuchausgabe) Near Eastern Studies in Honour of William Foxwell Albright, hg.v. Hans Goedicke, Baltimore / London, 1971 Geschichte und Altes Testament. Albrecht Alt zum siebzigsten Geburtstag am 20. September 1953 in Dankbarkeit und Verehrung dargebracht, BHTh 16, Tübingen, 1953 Mélanges Dominique Barthélémy. Études bibliques offertes a l'occasion de son 60 e anniversaire, hg.v. Pierre Casetti, Othmar Keel und Adrian Schenker, OBO 38, Fribourg / Göttingen, 1981 Abhandlungen zur semitischen Religionskunde und Sprachwissenschaft. Wolf Wilhelm Grafen von Baudissin zum 26.September 1917 überreicht von Freunden und Schülern, hg.v. Wilhelm Freudenberg und Friedrich Küchler, BZAW 33, Gießen, 1918 Festschrift. Alfred Bertholet zum 80.Geburtstag, gewidmet von Kollegen und Freunden, hg.v. Walter Baumgartner u.a., Tübingen, 1950 De la Tôra au Messie. Études d'exegèse et d'hermeneutique bibliques offertes à Henri Cazelles pour sa 25 années d'enseignement à l'Institut Catholique de Paris (Octobre 1979), hg.v. Maurice Carrez, Joseph Dori et Pierre Grelot, Paris, 1981 Mélanges bibliques et orientaux en l'honeur de M.Mathias Delcor, hg.v. A.Caquot, S. Legasse und M.Tardien, AOAT 215, Kevelaer / Neukirchen-Vluyn, 1985 Wort - Gebot - Glaube. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments. Walter Eichrodt zum 80.Geburtstag, hg.v. Johann Jakob Stamm, Ernst Jenni und Hans Joachim Stoebe, AThANT, Zürich, 1970 Elliger, Karl: Kleine Schriften zum Alten Testament. Zu seinem 65.Geburtstag am 7. März 1966, hg.v. Hartmut Gese und Otto Kaiser, TB 32, München, 1966 Prophecy. Essays presented to Georg Fohrer on his sixty-fifth birthday 6 September 1980, hg.v. JA.Emerton, BZAW 150, Berlin / New York, 1980 EYXAPIETHPION. Studien zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments. Herrmann Gunkel zum 60.Geburtstage, dem 23.Mai 1922, dargebracht von seinen Schülern und Freunden. l.Teil: Zur Religion und Literatur des Alten Testaments, FRLANT 36/1, Göttingen, 1923 Prophet und Prophetenbuch. Festschrift für Otto Kaiser zum 65. Geburtstag, hg.v. Volkmar Fritz, Karl-Friedrich Pohlmann und HansChristoph Schmitt, BZAW 185, Berlin / New York, 1989 Kutsch, Ernst: Kleine Schriften zum Alten Testament. Zum 65.Geburtstag, hg.v. Ludwig Schmidt und Karl Eberlein, BZAW 168, Berlin / New York, 1986

310 FS-Marti FS-McKane FS-Muilenburg 1 FS-Muilenburg 2 FS-Neuhäusler

FS-Rinaldi K-Robinson FS-Rudolph FS-Rylaarsdam FS-Westermann FS-Wildberger

FS-Wolff 1 FS-Wolff 2 FS-Ziegler 1/2

FS-Zimmerli G-K-B GöM GPT GS-Zimmerli HebDiss

Abkürzungsverzeichnis Vom Alten Testament. Karl Marti zum siebzigsten Geburtstage gewidmet von Freunden, Fachgenossen und Schülern, hg.v. Karl Budde, BZAW 41, Gießen, 1925 A Word in Season. Essays in Honour of William McKane, hg.v. James D.Martin und Philip R.Davies, JSOT.S 42, Sheffield, 1986 Israel's Prophetic Heritage. Essays in Honor of James Muilenburg, hg.v. Bernhard W. Anderson und Walter Harrelson, New York, 1962 Rhetorical Criticism. Essays in Honor of James Muilenburg, hg.v. Jared J Jackson u. Martin Kessler, PThMS 1, Pittsburgh, 1974 Eschatologie. Bibeltheologische und philosophische Studien zum Verhältnis von Erlösungswelt und Wirklichkeitsbewältigung. Festschrift für Engelbert Neuhäusler zur Emeritierung, hg.v. Rudolf Kilian, Klemens Funk und Peter Fassl, St.Ottilien, 1981 Studi sulP Oriente e la Bibbia Offerte al P.Giovanni Rinaldi ad 60° compleanno da allievi, colleghi, amici, Genova, 1967 Studies in Old Testament Prophecy. Presented to Theodore H.Robinson by the Society for Old Testament Study. On his sixty-fifth birthday August 9th 1946, hg.v. H.H.Rowley, New York, 1950 Verbannung und Heimkehr. Beiträge zur Geschichte und Theologie Israels im 6. und 5. Jahrhundert v.Chr. Wilhelm Rudolph zum 70.Geburtstag, hg.v. Arnulf Kuschke, Tübingen, 1961 Scripture in History and Theology. Essays in Honor of J.Coert Rylaarsdam, hg.v. Arthur L.Merrill und Thomas W.Overholt, Pittsburgh, 1977 Werden und Wirken des Alten Testaments. Festschrift für Claus Westermann zum 70.Geburtstag, hg.v. Rainer Albertz u.a., Göttingen / Neukirchen-Vluyn, 1980 Jahwe und sein Volk. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament. Festschrift für Hans Wildberger. Zu seinem 70.Geburtstag am 2.Januar 1980 hg.v. Hans Heinrich Schmid und Odil Hannes Steck, TB 66, München, 1979 Die Botschaft und die Boten. Festschrift für Hans Walter Wolff zum 70.Geburtstag, hg.v. Jörg Jeremias und Lothar Perlitt, NeukirchenVluyn, 1981 Das Alte Testament als geistige Heimat. Festgabe für Hans Walter Wolff zum 70. Geburtstag, hg.v. Matthias Augustin und Jürgen Kegler, EHS.T 177, 2Aufl., Frankfurt a.M / Bern, 1984 Wort, Lied und Gottesspruch. Teil 1: Beiträge zur Septuaginta. Festschrift für Josef Ziegler, hg.v. Josef Schreiner, fzb 1, Würzburg, 1972 Teil 2: Beiträge zu Psalmen und Propheten. Festschrift für Joseph Ziegler, hg.v. Josef Schreiner, fzb 2, Würzburg, 1972 Beiträge zur alttestamentlichen Theologie. Festschrift für Walther Zimmerli zum 70.Geburtstag, hg.v. Herbert Donner, Robert Hanhart und Rudolf Smend, Göttingen, 1977 [Sammeltitel] Gesenius - Kautzsch - Bergsträsser: Hebräische Grammatik, Nachdruck der Originalwerke in einem Band, Hildesheim, 1977 Göttinger Miszellen. Beiträge zur ägyptologischen Diskussion, Göttingen Growing Points in Theology, Oxford Gottes Offenbarung. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament, TB 19, München, 1969 Hebräische Dissertation, Dissertation in Ivrith

Abkürzungsverzeichnis Holy Bible

JCBR JSOT JSOT.S KathDiss K1BB Lust: Ezekiel MeStil MYTH NCeBC NEB NTOA OBT OTGuides OTMes PBSBAT PFTUG PhilDiss POTT ProphForsch PThMS SEAJT.OP SK1KAT SSEK TheolDiss Torrey-Spiegel TV Vergeltung WBC WHJP

Wolff-GS

311

The Holy Bible According to the Authorized Version (A.D. 1611), with Explanatory and Critical Commentary and a Revision of the Translation, by Bishops and other Clergy of the Anglican Church, hg.v. F.C.Cook The Jewish Commentary for Bible Readers, New York Journal for the Study of the Old Testament, Journal for the Study of the Old Testament. Supplement Series, Katholische theologische Dissertation Kleine biblische Bibliothek Ezekiel and His Book. Textual and Literary Criticism and their Interrelation, hg.v. Johan Lust, BEThL 64, Leuven, 1986 Methoden der Stilanalyse, hg.v. Bernd Spillner, Tübingen, 1984 Myth, Ritual and Kingship. Essays on the Theory and Practice of Kingship in the Ancient Near East and in Israel, hg.v. S.H.Hooke, Oxford, 1958 The New Century Bible Commentary, Grand Rapids, Mich., u.a. Neue Echter Bibel, Würzburg Novum testamentum et orbis antiquus, Freiburg, Schweiz / Göttingen Overtures to Biblical Theology, Philadelphia u.a. Old Testament Guides Old Testament Message. A Biblical-Theological Commentary, Wilmington, Del. Petite bibliothèque des Sciences Bibliques dirigée par André Paul. Ancient Testament, Paris u.a. Publications de la faculté de théologie de l'université de Genève Philologische / philosophische Dissertation Peoples of Old Testament Times, hg.v. D J.Wiseman, Oxford, 1973 Das Prophetenverständnis in der deutschsprachigen Forschung seit Heinrich Ewald, hg.v. Peter HA.Neumann, WdF 307, Darmstadt, 1979 Pittsburgh Theological Monograph Series, Pittsburgh The South East Asia Journal of Theology. Occasional Papers, Singapore Stuttgarter Kleiner Kommentar zum Alten Testament, Stuttgart Schriften der Stiftung Europa-Kolleg, Hamburg Theologische Dissertation Torrey, Charles Luther / Spiegel, Shalom: Pseudo-Ezekiel and the Original Prophecy, and Critical Articles, LBS, New York, 1970 Theologische Versuche, Berlin Um das Prinzip der Vergeltung in Religion und Recht des Alten Testaments, hg.v. Klaus Koch, WdF 125, Darmstadt, 1972 Word Biblical Commentary, Waco, Texas The World History of the Jewish People. 1st Series: Ancient Times. Bd. 4/1: The Age of the Monarchies. Political History, hg.v. Abraham Malamat u. Israel Eph'al, Jerusalem, 1979 Wolff, Hans Walter: Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 22, München, 1964

312

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis Das nachstehende Literaturverzeichnis ist alphabetisch nach Verfassernamen (ggf. nach Titeln) geordnet. Stammen mehrere Titel vom gleichen Verfasser, gliedern sich diese nach dem ersten bibliographisch relevanten Wort im Titel. Finden sich hebräische Wörter im Titel, werden diese hinsichtlich der bibliographischen Anordnung nicht berücksichtigt. Bei mehrfacher Veröffentlichung (z.B. bei Neuauflage innerhalb gesammelter Werke) sind soweit dem Verfasser bekannt - die Erst- und Wiederveröffentlichung angegeben. Zitiert wird jeweils nach dem angegebenen jüngsten Fundort. Entsprechendes gilt von Übersetzungen aus Fremdsprachen. Bei den bibliographischen Angaben wird möglichst Vollständigkeit angestrebt. Dennoch ist es nicht immer möglich, von jedem Autor den vollen Vornamen anzugeben, so daß es trotz des meist streng befolgten Grundsatzes der einheitlichen Gestaltung des Literaturverzeichnisses zu kleinen Abweichungen im Einzelfall kommen kann. Sind mehr als zwei Verfasser, Herausgeber, Erscheinungsorte aufzuführen, so wird in der Regel die jeweils erste Angabe genannt und mit "u.a." auf den Sachverhalt hingewiesen. Ordnungsnummern, sofern sie nicht Bestandteil eines Titels sind, werden grundsätzlich mit arabischen Ziffern angegeben. Die in den Anmerkungen verwendeten Kurztitel sind, wo nötig, durch KAPITÄLCHEN zugeordnet, z.T. auch in [Klammern] nachgestellt. Die im folgenden verwendeten Kürzel für Zeitschriften-, Lexikon- und Serientitel und für Sammelbände wurden im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst (s.o.). Rezensionen werden im Literaturverzeichnis nicht aufgeführt, sind jedoch anhand der bibliographischen Angaben in den Anmerkungen auffindbar. Auf Textausgaben wird im Text der Arbeit mit Hilfe der angegebenen Kürzel (innerhalb der Textkritik mit Kursivschrift) verwiesen.

1. TEXTAUSGABEN

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Bibelstellenregister (in Auswahl) Stellen aus dem Ezechielbuch werden nur genannt, wenn dazu Erörterungen oder wichtige Einzelheiten begegnen. Hinweise auf behandelte Texte aus den FVS werden nur für Einleitung und Zusammenfassung gegeben, da man sie ansonsten über das Inhaltsverzeichnis auf einfache Weise finden kann.

Genesis 233 267 l'30 " ' 2 241 41 2f . : : ' l 8 , ' 2 4 , 1 6 4 , 174 207 2 177 200 2 8 200 2 i9f 241 3' 1189 89 152 267 3,18 164 3,20 174 3,24 189 3,26 79 43 267 423 267 247 247 6 '' 7 202 144 6 17 7 23 247 s,15:::::::::::. 558 8 92 241 9'8 558 8 10 J24 124 250 H3 10'i8 113 Ii' 153 153 276 11,5.7 152 162 264 15 4 559 9 i5^7ff ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; - 2 6264 4 15,17 60 16,13 140 264 17,3 '. 58 79 19,9 88 76 21^22 58 21,33 140

23,3

24,7 25,20 ^26,3 ^26,15.18 . l S 26,25 26,34 8 13 28,13 Z 228,22 8 22 ' 29,1 29,2 30,2 31,21 31,29 31,34 32,2-4 32,2-4 33,11 33 > 33,17 33 > 17 34,12 35 35,7 >7 338 8 39 39,14 > 14 41,5.22 41,9 41 46 41,46 . 41,48~ 42,33f 42,38 49,5 49,17 49,25

Exodus Exodus

58 264 249 264 264 158 158 250 "" 249 140 140 140 140 74 230 . . . 79, 154 71 58 250 62 62 779 9 1165 65 110 1140 40 1185 85 58 58 246 252 22 226 6 268 67 146 250 238 230

3,1 201 140 3,6 3,8.17 74 344 3,14 . . . 59,60 59, 60 238 4,3 5,12 276 6,3 66 6^8 6,8 78 6,11.13.29 . . 226

7,3

139

7,9.10.12 7,15 8,11.27 8,13f 9,3 9,10.25 9

228f 238 139 247 60 247

>12

139

10 4

11,5 11,7 12. 1 12,12 13. 2 13,5

144

13,15 14,4.17.18 14 4 > 15,8

247 271

15 9

. >u 16,35 17,15.16 18,5 18,11 20,2 21,23 22,5 24,13 25 25.20 25,31-39

15

26

28 28,11.21 28,15-21 28,17-20 28.20 28.21 29 29,4 31 10 > 31 141 >

247 247 58 247 247 74

67

143 133

>

145 139

249 112 201 153 153 250 267 201 112 167 246 122

172-174 165 165 187 172

173 188 370 158 46

345

Bibelstellenregister (in Auswahl) 32.1 2 33,3 35,22 36 37.9 37,17-24 39 39.13 39,8-14 39,141 Leviticus 5,4 8 10. 3 11,9.10.12 13,40f 13,51f 17.10 17,13 19. 4 19,8 20,3.5.6 20. 5 20,24 21,33 22.32 25,18f 26 26,1 26,17 26,31 26.33 27,28 Numeri 3,13 5,15 8,17 11,15 13,27 14,33f 14,35 16,13f 18,6.7 18.11 18,15 20,13 21.6 21,8f 31,11 31,26 32,13

58 74 231 122 167 246 112, 172 165, 172 165 73

252 188 70 244 257 267 72, 247 241 34 50 50,72,247 71 74 204 70 277 277 34 72 204 133, 145 247

247 252 247 166 74 249 66 74 110 110 247 70 238 112 247 247 249

33,38 34.1-1 2

249 77

Deuteronomium 1,3 I,43f 2. 7 4,17 4.27 4,39 5,6 5,24 7.8 8,2.4 8,15 11.2- 7 II,3 14,9f 16,17 18. 3 23. 4 28,12 28.26 28,64 29,4 29,19 29.27 30.3 31,6 32.33 32.34 33. 4 33.12 33.13

249 153 249 247 276 67 153 166 226f 249 238 227 226f 244 110 231 76 159 241 276 249 231 231 276 231 228f 159 78 277 230

Josua 1,1 1. 5 5. 6 7. 9 12,2 15,60

58 231 249 247 40 79

Judices 3.11 5,31 6,3.33 7.1 2 8,7.16 8.1 0 8.28

249 249 74 74 267 74 249

13,1 15,13 18 20,48

249 58 277 247

I Samuel 1,21

4,18 5. 6 11,11 14,34 17,5 17,44.46 17,45ff 21,5 25,24 28,10 II Samuel 1,17 1,26 2.1 0 3,8 3,23 3,33 5. 4 5.1 1 7,8 8. 7 8.1 2 12,26-31 12,26 12.30 12.31 14,9 19,20 20,15 21 21,10-14 21,13 21,19 23,6f I Reges 1. 5 1,23 2,11 2,15 3 3,1 5,5

118

249 110 40 277 244 241 69 60 203 203

108, 184 194 249 203 104 194 249 136 80 118 293 80 79 187 80 203 203 92 232 241 232 69 267

252 60 249 71 159 227f 277

Bibelstellenregister (in Auswahl)

346 5,10 5,15-26 5,31 7,51 8.7 8,13 9,16 9,26f 10,2.10.11 10,16f 11.1 11,42 13,32 14.10 Hn H15 14,26 16,4 16.31 17,18 18,42 19,4 19. 8 19. 9 19,19.21 20,13.28 20,25 21,21 21,24 22.1 1

74 136 187 159 167 152 226f 110 187 118 293 249 58 144,247 241 246 159 241 136 252 71 60 201 59 80 67 135 247 241 301

II Reges 2,1.11 109 3,19.25 158 9.8 247 11.10 118 11,18 71 12.2 249 12,10 188 15,16 110 18 217 18,4 238 18,8 110 18,21 188, 210, 217, 222 226f, 245-247 19.15 152 19.28 231 19.32 92 21.12 144 22.16 144 22,20 144 22,49 95 23.13 76 23.29 226, 228

24,2 25,25 Jesaja 22 4 26 3'16 4'6 5'16 525 6 7

76 76

152 95 152

70

144 71

112 152 n i58

4 ; 1 8 ; ; ; ; ; ; ; ; '142> l 5 2 10 5 152 10 20 245 n 5 74 n*6 23o n'g 238 u;10;¿-;;;;;;;; 112 u u_16 33 n u 250 n'14 74 293 13'2i ' 1 13f 14'254 132 '112 13'10 233 13'17 152 228 13;22:;:;;::::; 14 14, 18, 207 14,7 ...203 14,12-20 187 14,12-15 153, 201 14,13f 142, 152 14,15 146 14,28-32 290 14,29 238 15 5 16,14 58 18,3 112 19,6 246 19,11 74 19,18-25 253 21,1-10 14 23 1 25,3 145 26,14 191 26,15 271 27 229 27,1 238 27,12f 33 28,25 109 30,6.7 238 30,12 245

7 1 8

30,17 30,23 31,1 31,3 32,13 32>18 33>21 34f 34 34,13 35 35,7 36,6 37,29 37,33 4°," 40,5 40,9 40,24 41,2.25 41,16 43,8 43,12 43,24 44,16 44,20 45 > 2 45,13 45 22 > 46,6 46,9 47,6 47,8 50 > 6

112 250 245 135, 140 267 80

109

>

33 1 80, 228 33 80,228,246 188,210,226 245-247 231 92 95

33 60 109 152 109 60 140 246 73 228 88

152 i40 246 140 145 277 257

51

1>9 52 > 9 59 > 5 60 > 6 ^-l3 60>18 62,10-12 63 >1' 6 ^ 65'7 ^ 5

Jeremía 1,10 3,21 4,3 4,11 5,15

110

229

228-230, 238 95

238 í59

I42

110

>

2

33

230

203 250

271

279 279 267 95 144

Bibelstellenregister (in Auswahl) 6,6 92 6,12 96 6.19 144 6.20 246 7,23 279 7,29 108, 184 7,33 241, 232 8,2 232 8,5 95 9.9 108, 184, 241 9.1 0 228 9,15 276 9.1 7 184 9.1 8 107 9.2 1 232 10.1 2 158 11,4 279 12,7 231 12.13 267 12.15 248 12,17 191 13,15-17 153 14.16 232 14,19-21 142 14.20 250 14.21 231 15,13 110, 159 16,4 232, 241 16,11.13 250 17,3 159 18,11 58 19,3 144 20,1 135 21.10 71 21,13 68 22,6 95 22,9 279 22,24f 185, 197 23 69,74 23,6 277 23,19 109f 23,30-32 68 24,6f 279 25,19 226f 25.21 293 25,32 109 25,37 80 26,7ff 44 27,3 . . 76, 99, 289, 293 29,5.28 279 30,9 279 30.11 276 30.22 279 31,15-22 64 31.23 80 31,27 247

31,28 31. 5 32,22 32.24 32.42 32.43 33,12 34.14 34,20 35,17 37,6-10 39.16 41 42.10 42.15 42.17 43,1 44 44.1 44,llf 44,15 44,3.17 45,4 45,5.6.18.22 46.2 46,22 46,9 47,7 48,29-39 48,45 49. 6 49.7 49,7f 49,14-22 49,28 49,31 50.3 50,4-7 50,7 50,9 50,31 51.11 51.25 51,34 51,51 51,55 51,62 51,64 52,30 Ezechiel 1-39 1-24 l,2f 1,4

279 279 74 92 144 247 247, 267 250 241 144 289 144 76 279 71 71, 144 279 252 250 71 250 250 279 60 226, 228 238 118 53 153 211 77 293 51 153 74 277 247 279 80 152 68 118, 202 69 229 204 191 247 144 77

284 286, 305 97,255,303 109

347 2 277 2,6 267 3,5f 302 3,10f 138 3,26f 30 lf 4,1-11 32 4,13 239 4,27 201 5,1-2 32 5,4b-17 272 6,1-7 34 6,1-3 32 7,24 204 11.1-2 1 276 11.2-1 0 31 11,14-21 . 280,299,304 12 75 12,11 84 12.13 233 12,15 276 13. 8 272 13.14 96 13,20 272 14.9 50 157 14,14.20 15 100 16 239,268,304 16.15 277 16,20f 155 16,53-57 295 16,63 257, 301 17 100, 252 17,24 216 18.5- 9 44 18,31 240 19 26, 114, 292 19,1-14 107 19.6- 9 300 19.13 231 20 258, 304 20.6 74, 263 20,15 74 20,23 276 20,25f.30f 155 20,33-44 299 20,34 276 20,39f 258 20,41 276 20,30-44 70, 280 21 100 21,1-32 239 21,1-12 272 21,1-10 40 21. 7 204 21.14 31 21,23-25 76

348

Bibelstellenregister (in Auswahl)

21,31 252 21,33-37 2,282 22,15 276 23 268, 304 23,1-34 239 24 302 24,15-27 301 24,18-24 41 24,25-27 301, 304 25-32 1, 4, 5, 282 25-29 25 25f 268 25,1-26,14 . . . 296, 299f 305 25 11, 17 25,1-14 293f 25,1-5 24, 286-290 25,1 301 25,6f 293 25,8-11 290 25,15-17 294 26-28 17 26,1-28,19 292,294 26 270, 297 26,1-14 296, 298 26,1-6 24 26,1-5 286-291 26,5f 294 26,7-14 . . 288, 290, 295 26,12 295 26,15-18.21 . . . 297, 298 26,15-17 292 26,18-21 292 26,19f 298 26,21 298 27 18, 24, 25 291, 295, 297f 27.11 296 27,19 246 27.26 291 27.27 297 27,27-36 298 28 292, 295-298 28,7 121 28,11-19 . 14, 18, 21, 24 28,20-26 . . . 18, 25, 294 28,25f 3, 294, 299f 304f

30-32 30,13 30,1-19 30,20-26 31 31,9 31 31,8 32,1-16 32,1-10 32,17-32

29,1-16 25 29,1-5 . . 286f, 289f, 293 Ez 29,11.12.13-16 . 299f 304 29.12 276 29,17-21 . . 25, 294, 299f 29,21 18, 301f

39,7.22f 39,21-29 39,23-29 40-48 40 40,3-5 43

29

24

301 34 25 87 287 240 19, 25, 87, 93 34 107, 239 93, 233 14,46,94 107 33,1-29 239 33,1-20 305 33,13 277 33,21 . . . 256, 303, 305 33,23f 264 34 . . . 74, 80, 272, 306 34,7-10 272 34,11 69 34,23-27 258 34,25-31 277,280 34,25 231 35,1-36,15 . . 1, 239, 268 282 35 11, 32, 286 35,lf 33 36 272. 304 36,1-15 32 36,2 96 36,9 68 36,16-38 280 36,23.36 216 36,33-38 258 36,37f 74 37 25, 306 37,1-14 304 37,15-19 305 37,20-23 305 37,24b-28 258 37,25-28 304 37,25 263 37,28 216 38f 1, 73, 239, 282 38 5, 286 38,8 276 38,16 216 38,20 75

39

267

216 280 3, 300 282, 305f 239 33 305

43,7 43,10 44,7.9 45 47 48,31 48,35

142 163 146 239 77 96 306

Hosea

20 241 277 43 ' 24i 55 153 7'10 12 153 . . i ] i i i i i i i 267 95 10 14 n ' 9 140

2

joe¡ \ • ; • 4>1 L ¿ L

o z

Amos lf 1,3-2,16 1,5.8 l.llf 1,14 2,3 2,5-16 2,10 3,9 3,11 4,13 5,lf 5,1 5,19 5,25 6,8 6,14 7,9 9,3 9,12

Obadja

2-21

17 1, 4, 9 247 293 110 247 3 249 196 268 240 195 108, 183f 238 249 153 152 204 238 2

1

3f

153

g

158

13

95

Bibelstellenregister (in Auswahl) Jona 1,4 2. 4 4.1 1 Micha 1,8 1,9 4,1-3 4,11-13 4.1 3 5,9-12 6,12f 7.1 4 7,17 Nahum 1,1.9-3,19 2,14 3. 5

110 133, 143 247

228 95 152 2 301 247 202 187 238

1 68, 247 68

Habakuk 1,5-11 2. 5 2,21-23 3.1 4

2 80 2 188

Zefanja l,3f 1,9 2 2,3-15 2,3 2. 6 2,13 2.15 3,9f

247 202 53 1 53 80 191 74, 277 2

Haggai 1,8 1,6

271 188

Sacharja 2,1-4 2,8 4,6 4.1 2

301 247 59 159

9.1-8 9,6.10 10,11 14,1-21 14,11

1 247 153 2 277

Maleachi 1.2-5 1. 3 3,7 3,10

2 228 250 159

Psalmen 2.4 4,9 6,6 8 9,12 16,9 22.30 27,5 27.9 29.10 29.11 30,10 33.14 36.7 44,20 46,3 46. 5 46. 6 46,8.12 46. 8 48,2f 48.2 48,3f 48.3 49. 4 51.8 55.9 55,24 58.5 58.12 62,8f 63.10 68,16 68,17 68.31 68,36 72.15 72.16 73.17 74

152 277 194 199 152 277 146 79 231 152 139 146 152 247 228 143 74 158 158 95 152 201 142 201 158 158 110 146 238 60 95 152 201 142 246 204 159 79 204 202

152, 177, 142,

133,

133,

133, 163,

349 91,13 74.13 74.14 76,13 79,2 82 83,16 83,8 87,4 88,7 89,7 89,10f 89,11 91,13 95,10 99,1 99,5.9 101.5 104,2f 104,26 104,12 104,14 106.6 107.16 115.7 115.17 118.12 121,2 123,1 131,1 132.13 132,17 137,7-9 135.7 135.8 140,4 148,7 150,1 Hiob I, 3 3,8 7.12 9.13 II,19 12,12f 26,13 30,29 33.24 38,7 38,22f 40.21 40.22 40.25

228 229f 238 135 241 184 110 40 238 152 139 229 238 229 249 152 142 152 152 238 241 247 250 88 60 146 267 233 152 139 152 257 1 159 247 238 228 152

74 238 228f 238 230 158 238 228 133, 146 187 159 246 190 230, 238

350 Proverbien 5,5 8,1 16,5 16.18 18,12 23,32 23,34 24,4 30.19 30,32 Ruth 3.1 1

Bibelstellenregister (in Auswahl)

146 158 152 153 139 238 143 158 143, 238 252

95

Canticum I,10 2.3 4.4 4.14

231 79 118 246

Qohelet 7.1 2 10,8.11

159 238

Threni 2,1 2.1 5 4,1 4,3 5,7

142 185 158 228 250

Daniel 7. 5 8,26 9,3 9.1 3 9.16 9,20 9,26 10.15 10.16 II,14 11,15 ll,17f 11,38 11,41 12,4.9

163 158 72 203 250 201 135 71 163 252 92 71 187 293 158

Esra 1. 1 8. 2 9,13 9.6 9.7

152 156 203f 204 204, 250

Nehemia 1.8 4,1 2,12 9,10 10,7 10,39 12,39 12,44 13,12

276 158 247 153 156 159 96 159 159

I Chronik 1,12 3,1 5,18 9,20 17,7 18,7 20,2 28,18 29,2 29,11 29,27

250 156 118 135 80 118 187 167 187 252 249

II Chronik 3,1 5,8 8,18 9,1.9 9,30 16,7f 17,6 17,17 20 20,37 23,9 24,1 26,16 32,4 32,23 32.25 32.26 32.27 33,11

187 167 159 187 249 245 139 118 33 95 118 249 139, 152 158 252 139 152 187 152,231

34.24 34,28 35.25