Geschichte der Philosophinnen: Zweisprachige Ausgabe 9783787335275, 9783787335268

Angesichts der bedeutenden Anzahl von Frauen, die Werke von beachtlicher philosophischer Qualität verfasst haben, ist es

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Geschichte der Philosophinnen: Zweisprachige Ausgabe
 9783787335275, 9783787335268

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Philosophische Bibliothek

Gilles Ménage G   eschichte der Philosophinnen Lateinisch – Deutsch

Meiner

G ILLE S MÉNAG E

Geschichte der Philosophinnen

Übersetzt und mit Anmerkungen herausgegeben von

Christian Kaiser Mit einer Einleitung von

Sandra Plastina Ricklin

Lateinisch –  Deutsch

FELIX MEINER VERL AG HAMBURG

PHILO S OPHISCHE BIBLI OT HEK BAND 716

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN   9 78- 3-7873-3526-8 ISBN eBook  9 78- 3-7873-3527-5

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2019. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Satz: post scriptum, Vogtsburg-Burkheim / Hüfingen. Gesamtherstellung: Strauss, Mörlenbach. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier, hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.

INHALT

Einleitung von Sandra Plastina Ricklin . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Zu dieser Ausgabe von Christian Kaiser . . . . . . . . . . . . . . . . XXV Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXII G I L L E S M É NAG E

Historia mulierum philosopharum Geschichte der Philosophinnen Philosophinnen ohne bestimmte Schulzugehörigkeit . . . . . . .

5

Platonikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Akademikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Dialektikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Kyrenaikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Megarikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Kynikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Peripatetikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Epikureerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Stoikerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Pythagoreerinnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Anmerkungen des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

EINLEITUNG

Wenn man der Frage nachgeht, welches Verhältnis Frauen in der frühen Neuzeit zur Philosophie hatten, stößt man auf erste Anklänge an viele der Standpunkte, die später als grundlegend für den Feminismus des 20. Jahrhunderts angesehen werden sollten: Ja, die »Frauenfrage« kommt erstmals im 15. und 16. Jahrhundert auf, einer Epoche, in der sich, angestoßen durch die Auseinandersetzung mit dem Humanismus, ein tiefgreifender geschichtlicher Wandel vollzog, sich auch das intellektuelle Szenarium in der Natur- und Rechtsphilosophie veränderte und sich das durchsetzte, was man im heutigen Sprachgebrauch als neuen Subjektivitätsdiskurs definieren könnte. Aber wie präsent waren Frauen überhaupt in der Philosophie? Und wie viele von ihnen leisteten mit ihren Werken einen bedeutenden Beitrag zur Philosophie? Im 17. Jahrhundert beschäftigte sich zweifellos eine erkleckliche Anzahl von Frauen mit Philosophie und einige von ihnen waren Philosophinnen im eigentlichen Sinn, auch wenn ihre Werke in aktuellen Anthologien, geschichtlichen Rückblicken und Nachschlagewerken zur neuzeitlichen Philosophie kaum auftauchen. Wenn es gelungen ist, ihre Arbeiten ausfindig zu machen und ihre philosophischen Standpunkte zu erörtern, erweist sich eben ihr Status als »Philosophinnen« als problematisch. Frauen, die mit Philosophie befasst waren, werden nämlich nie als solche bezeichnet, sondern höchstens als femmes d’esprit oder femmes savantes, und im Gebrauch des Adjektivs ist der leicht herab­lassende Unterton unverkennbar. In der kollektiven Erinnerung sind philosophisch tätige Frauen eine Ausnahme und deshalb wählt man Benennungen, die den Unterschied zu ihren männlichen Pendants hervorheben. Frauen hatten kaum Zugang zur Philosophie, zu ihrer Lehre und waren daher zum Dilettantismus verdammt, ohne in das von männlicher Autorität dominierte Reich der Gedanken vorgelassen zu werden.

VIII

Einleitung

In den letzten Jahren sind viele Denkerinnen, die Schriften zu verschiedensten philosophischen Themen veröffentlichten und einen regen Schriftwechsel mit den prominentesten Philosophen ihrer Zeit führten, Gegenstand der Forschung geworden. Angesichts der bedeutenden Anzahl von Frauen, die Werke von beachtlicher philosophischer Qualität verfasst haben, und des Inter­esses, das ihre Schriften und deren Übersetzungen geweckt haben, ist es umso verwunderlicher, dass diese Philosophinnen selbst in philosophiegeschichtlichen Veröffentlichungen jüngerer Zeit praktisch nicht vorkommen: Die wenigen Frauennamen, die bis ins späte 17. Jahrhundert in Handbüchern Erwähnung fanden, werden in den Veröffentlichungen des 20. und 21. Jahrhunderts fast völlig aus der Erinnerung getilgt. Im 17. Jahrhundert erstellten Jean de la Forge in Le cercle des femmes sçavantes (1663), Marguerite Buffet in Nouvelles observa­ tions sur la langue françoise (1668) und Gilles Ménage in Histo­ ria mulierum philosopharum (1690) Doxographien von Philosophinnen, doch trotz dieser wohlmeinenden Versuche fand die Vorstellung, dass Frauen Philosophinnen sein können, keinen Eingang in die damalige Kultur, und so ist auch in allgemeinen philosophiegeschichtlichen Werken des 18. und 19. Jahrhunderts nirgendwo die Rede von einer Frau, die einen bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung des abendländischen Denkens geleistet hätte. Feministische Wissenschaftlerinnen haben in letzter Zeit versucht, die in und außerhalb der Philosophie liegenden Gründe dafür zu ermitteln. Die in der ganzen Philosophie der Neuzeit am weitesten verbreitete Ansicht war, dass eine Philosophin etwas Unnatürliches und nahezu Unmögliches sei: Eine Frau kann kein Autor sein, das sei ein Widerspruch in sich, und ein von einer Frau geschriebenes Buch sei Philosophie über Nichtiges, mit Ausnahme einiger weniger mythenumwobener Frauen, die Zugang zum Olymp erhielten – und somit andere Formen des Ausschlusses ver­körpern.

Sandra Plastina Ricklin

IX

1998 veranschaulichte Eileen O’Neill mit dem einprägsamen Bild der »disappearing ink«1 die Tatsache, dass viele der von Philosophinnen entwickelten Begriffsrahmen seit dem 19. Jahrhundert als nicht philosophisch abgetan wurden, gerade so, als seien sie mit Tinte geschrieben, die mit der Zeit verblasst. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass philosophisches Wissen nie nur eine Art zu denken, sondern von jeher auch ein Herrschafts- und Machtsystem war. Frauen wurden, da sie »naturgemäß« vom hohen logos der Philosophie sowie vom öffentlichen und politischen Leben ausgeschlossen waren, auf die private Dimension des Daseins zurückgeworfen. Durch diese Verbannung in eine stumme Existenz wurde den Frauen die Teilnahme am Prozess der Subjektivierung und der Selbstbestimmtheit vorenthalten, den die gesamte Geschichte der Philosophie von Platon an als notwendige Bedingung einer vollständigen Entfaltung des Menschseins anerkannt hat. Dabei hatte Gilles Ménage schon 1690 den Weg vorgezeichnet, als er im Vorwort zu seiner Historia mulierum philosopha­ rum herausstellte, dass viele Frauen sich nicht nur ergötzlichen Studien (»amoenitatum studia«) wie der Rhetorik, der Dichtung, der Geschichte und der Mythologie gewidmet hätten, sondern auch der ernsthafteren Disziplin der Philosophie (»Philosophiae, severiori disciplinae«). Auch wenn das so nicht expliziert wird, kann man zwischen den Zeilen durchaus herauslesen, dass der Ausschluss der Frauen von der Domäne der Philosophie das Ergebnis einer geschichtlichen Konditionierung ist, die wenig mit der vermeintlichen Unvereinbarkeit zwischen Frauen und theoretischem Denken zu tun hat.

1  Vgl. O’Neill 1998.

X

Einleitung

Gilles Ménage, der Gelehrte Der passionierte klassische Philologe Gilles Ménage studierte Literatur und Rechtswissenschaften in Angers, wo er 1613 geboren worden war, zog in den 1630er-Jahren nach Paris und schlug die kirchliche Laufbahn ein, was den unschätzbaren Vorteil bot, dass ihm Pfründe übertragen wurden und er genug Zeit hatte, sich seinen Studien zu widmen.2 In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts musste man, wenn man sich als Franzose der Literatur und dem Studium der Philologie, der Grammatik und antiker Werke widmen wollte, zwangsläufig in Paris leben, und Laufbahn und ­Leben des Gilles Ménage fügen sich perfekt in dieses Bild. Das Wissen über Ménages Jugend speist sich hauptsächlich aus den Mémoires pour servir à la vie de M. Ménage von Jean-Pierre Niceron,3 die später in das umfangreiche historisch-kritische Werk namens Menagiana aufgenommen wurden. Es erschien 1693 posthum und bot in mehreren nachfolgenden Auflagen eine Sammlung der unter der Leitung von Antoine Galland von Freunden und Anhängern herausgegebenen Schriften Ménages. Es waren äußerst fruchtbare Jahre für Ménage, der seinen Platz in der République des Lettres fand, Ruhm und Anerkennung erwarb und einen intensiven Schriftwechsel mit den wichtigsten europäischen Gelehrten seiner Zeit aufnahm. Nicht von ungefähr wird Pierre Bayle ihn in seinem Dictionnaire historique et cri­ tique als »l’un des plus savans hommes de son temps, et le Varron du XVII Siécle«4 bezeichnen. Von 1648 an hielt er in seiner Wohnung im Domherrenstift von Notre-Dame de Paris zusammen mit Jean Chapelain und 2  Vgl. Brizay 2015, S. 21–33. 3  Vgl. Jean-Pierre Niceron, Mémoires pour servir à l’histoire des hommes illus­ tres dans la République des Lettres (ed. 1729 I, S. 305–314). Niceron (1685–1738) war ein Barnabit, der einen großen Teil seines Lebens damit verbrachte, Biographien berühmter Gelehrter zu verfassen. 4  Vgl. Pierre Bayle, Dictionnaire historique et critique, Art. ›Ménage‹ (ed. des Maizeaux III, S. 377).

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XI

Paul Pellison jeden Mittwoch einen literarischen Salon ab, die sogenannten mercuriales, an denen berühmte Schriftstellerinnen und Gelehrte wie die Marquise de La Fayette und Madame de Sévigné teilnahmen. Ménage war deren Lehrer und konnte so die Ausbildung und künstlerische Entwicklung der beiden bekannten femmes savantes aus nächster Nähe verfolgen. Außerdem stand er in engem Kontakt mit einigen der prominentesten weiblichen Intellektuellen seiner Zeit und sein Interesse an Bildung und Wissen der Frauen beschränkte sich nicht auf das flüchtigere Vergnügen gefälliger Konversation. In seiner Jugend war er Stammgast des Hôtel de Rambouillet und verkehrte mit den Précieuses, die zu jener Zeit den Anspruch erhoben, ebenso als Intellektuelle anerkannt zu werden wie die Männer, und sich damit für eine Erneuerung der Kultur stark machten. Die symbolische Gründung der Preziosität lässt sich auf das Jahr 1618 datieren, als die Marquise de Rambouillet einige Räume ihres Palais in Paris renovieren ließ, um dort gesellige Gespräche abzuhalten, die es so zuvor nicht gegeben hatte. Umgeben von seinen adligen Freundinnen entwickelte Ménage in jenen Jahren eine besondere Aufmerksamkeit für die etwas andere Haltung der Frauen zum Denken. Der kultivierte Stil der Salons und der dort stattfindenden Gespräche kennzeichnete auch die Freundschaft mit Madeleine de Scudéry (1607–1701), die Ménage mit der Figur des ›Anaximene‹ eine tragende Rolle im 1657 erschienenen dritten Band ihres Romans Clélie5 zuweisen sollte. Die berühmte und äußerst produktive Schriftstellerin hatte bereits in sehr jungen Jahren an den Treffen in der »chambre bleue« des Hôtel de Rambouillet, einem Brennpunkt der Pariser Intellektuellenszene, teilgenommen. Aus dem Kreis um Madeleine de Scudéry erwuchs im Lauf der Jahre die Gruppe der Précieuses (mit »ma précieuse« sprachen sich die Besucherinnen des Salons gegenseitig an) und nach 5  Vgl. Madeleine de Scudéry, Clélie, histoire romaine (ed. Morlet-Chantalat III, S. 1494–1500).

XII

Einleitung

dem Tod der Marquise wurde das Kabinett der »Mademoiselle de Scudéry« zum Versammlungsort vieler gebildeter Frauen. Denn dort, im Marais, schuf sie nach dem Ende der Fronde ihren literarischen Salon, der bald zu einem der wichtigsten der französischen Hauptstadt avancierte:6 Jeden Samstag (daher der Name »Samedis«) empfing sie dort als »Sappho« ihre illustren Gäste, darunter Valentin Conrart, Sekretär der Académie française, Gilles Ménage, Jean-Francois Sarasin, Samuel Isarn, Paul Pellison, enger Freund de Scudérys, Jeanne Le Gendre oder Madame Aragonnois, von den anderen Précieuses ›Philoxene‹ genannt, sowie die Musikerin und Komponistin Madame Bocquet. Obwohl ihre Samstagsgespräche, die zwischen 1651 und 1659 ihren Höhepunkt erlebten, kleiner, weniger ambitioniert und bürgerlicher waren als der pompöse Salon der Marquise de Rambouillet, verbreiteten und festigten sie de Scudérys Ruhm als Romanschriftstellerin und Intellektuelle, die geistreich-galante Gespräche zwischen honnêtes hommes und honnêtes femmes ermöglichte. Benedetta Craveri zufolge thematisierte während des gesamten 17. Jahrhunderts ein breites Spektrum überwiegend von Männern verfasster literarischer Werke die Gleichstellung von Mann und Frau, bis der kartesianische Philosoph Poullain de La Barre 1673 in De l’égalité des deux sexes Frauen dieselben intellektuellen Fähigkeiten zuerkannte wie Männern. Craveri merkt jedoch an, dass sich mit dem Aufkommen der Précieuses unter Frauen immer mehr die Überzeugung durchsetzte, dass der Wert der Frau im Unterschied und nicht in der Gleichheit gegenüber dem Mann liegt.7 Nach dieser Auffassung sorgten die Précieuses für einen Bruch in der jahrhundertelangen Querelle de femmes, in der es um die Über- oder Unterlegenheit eines Geschlechts gegenüber dem anderen bzw. um deren Gleichstellung ging.

6  Zu den Salons und der Rolle weiblicher Intellektueller vgl. Haase-Dubosc 2001, S. 43–67. Zu Madeleine de Scudéry vgl. Niderst 1976. 7  Vgl. Craveri 2001, S. 57.

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XIII

Wie Ménage dazu stand, lässt sich einer Anekdote aus den Jahren 1690 bis 1692 entnehmen. Er sprach sich wie La Bruyére für die Berufung von Frauen in die Académie française aus und begründete diese revolutionäre Ansicht mit dem unwiderlegbaren Argument, dass die Werke der Schriftstellerinnen des Grand Siècle das literarische Erbe Frankreichs bereits bereichert hätten: On a proposé depuis peu dans l’accademie françoise des dames et des damoiselles illustres par leurs esprits et par leur scavoir; Mlle de Scudery, Mme Deshouilleres, Mme Dacier et quelques autres, qui sont tres capables d’enrichir notre langue par de beaux ouvrages et qui en ont deja fait de merveilleux. M. Charpentier appuyoit cette proposition par les exemples de l’accademie de Padoue, ou l’on recoit les femmes savantes; mon traitté, Mulierum philosopharum, auroit pu fournir quelques exemples plus anciens des marques de distinction qu’on a accordéés aux femmes savantes. La proposition qu’on avoit faitte à l’accademie n’a pourtant eu aucunne suitte.8

Der glühende Verehrer der großen Denker der Vergangenheit bezieht somit aus dem Studium der Antike und aus klassischen Quellen neue Argumente, um die Mentalität zu verändern und ihre Modernisierung voranzutreiben. Er, der nicht in die Acadé­ mie française aufgenommen worden war und stolz darauf war, nicht dazuzugehören9, lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, über deren Frauenfeindlichkeit und Konservativismus zu spotten. Ménage muss daher eine Sympathie für geistreiche Frauen gehegt haben, die noch über die Beziehung hinausgeht, die Pierre Bayle ihm in seinem Dictionnaire historique et critique unterstellt: Après tout, les liaisons de Mr. Ménage avec des Dames de beaucoup d’esprit lui ont fait honneur dans le monde et lui en feront à l’avenir 8  Vgl. BnF, Ms. Fr. 23.252 Bouh[ier] Supplement au Menagiana 78, f.  30v, zit. nach: Itti 2015, S. 60. 9  Vgl. Leroy-Turcan 1995.

XIV

Einleitung

car il est si rare que tant de grammaire et tant de grec n’étouffe pas les talens qu’il faut avoir pour être d’une conversation polie et galante ­auprès des femmes de qualité que c’est une espèce de prodige.10

Ménage und Anne Dacier Gilles Ménage widmete seine Schrift Historia mulierum philoso­ pharum der befreundeten Denkerin Anne Dacier, der Tochter von Tanneguy Le Fèvre, der an der protestantischen Akademie in Saumur klassische Literatur lehrte: Quarum Historiam cum scribere mihi visum esset, eam tibi, ANNA FABRA DACERIA , feminarum, quot sunt, quot fuere, doctissima, inscribere mihi visum est: ut exstaret & hoc monumentum observan­ tiae erga te meae.11

Dies tut er nicht nur aufgrund des Themas seines Werks oder um es Diogenes Laertios gleichzutun, der seine Philosophiegeschichte ebenfalls einer Frau gewidmet hatte und zweifellos Ménages Vorbild war. Es war ihm vor allem wichtig zu zeigen, dass es auch in der Antike bedeutende Geistesarbeiterinnen gegeben hatte, die Spuren oder sogar Texte hinterlassen hatten und zu jener Zeit sehr angesehen waren. Die Achtung und Sympathie, die Ménage der Tochter seines Freundes Tanneguy entgegenbrachte, enthüllen überdies unerwartete Facetten seiner Persönlichkeit, nämlich dass er den Anliegen der Frauen gegenüber sehr aufgeschlossen war. Im Widerspruch zu Molière, der 1672 mit seiner Komödie über die f­ emmes savantes12 die weiblichen Intellektuellen in Verruf gebracht hatte, 10  Vgl. Pierre Bayle, Dictionnaire historique et critique, Art. ›Ménage‹ (ed. des Maizeaux III, S. 378). 11  Vgl. die vorliegende Edition, S. 2. 12  Mit dem pedantischen Gelehrten Vadius in Les femmes savantes III, 5 soll

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XV

und entgegen den Vorwurf, Frauen vernachlässigten ihre Pflichten als Ehefrauen und Mütter, um ihren literarischen Interessen und ihrer dichterischen Berufung nachzugehen, bekundete Ménage im Namen der Wissenschaft öffentlich seine grenzenlose Bewunderung für Anne Daciers intellektuelle Leistungen: Sie war mit ihren Schriften an der Querelle des anciens et des mo­ dernes beteiligt gewesen und sollte als beschlagene Gräzistin 1699 die Übersetzung der Ilias und neun Jahre später die der Odyssee ins Französische besorgen. Aus seinem Briefwechsel geht hervor, dass Ménage Annes Leben stets aus nächster Nähe verfolgte, auch nachdem diese 1683 André Dacier, einen Mitarbeiter ihres Vaters in Saumur, geheiratet hatte. Über rund vierzig Jahre übersetzten die Daciers gemeinsam zahlreiche Werke. Ihr erstes Gemeinschaftsprojekt, die Übersetzung von Mark Aurels Selbstbetrachtungen, entfachte eine hitzige Debatte, in der Ménage zweimal ganz klar Stellung bezog und Anne zur alleinigen Urheberin der Übersetzung erklärte. In der ersten, in den Menagiana nachzulesenden Einlassung schreibt er Anne Mark Aurels Vita und die Übersetzung zu: Mme Dacier a fait imprimer la vie de Marc Aurelle, qu’elle a composé en françois avec une traduction de ce que cet empereur a fait pour lui meme. C’est un recueil de plusieurs belles reflexions morales qu’il s’adresse à luy meme eis éauton. Ce n’est pas une relation de sa vie comme quelques-uns le croient par erreur.13

Dem zweiten Hinweis in der Historia mulierum philosopharum zufolge gehen auch die Anmerkungen auf Annes Konto: »Ea Molière Ménage portraitiert haben. Hinter dem Streit, der in dem Theaterstück zwischen dem Dichter Trissotin und dem mit klassischer Bildung durchdrungenen Dichter Vadius ausbricht, vermuteten Zeitgenossen den Bezug auf eine Auseinandersetzung, die einige Zeit zuvor tatsächlich zwischen dem Abt Colin und Ménage stattgefunden hatte; vgl. Maber 2007, S. 103–113. 13  Vgl. BnF, Ms. Fr. 23252 Bouh[ier], Supplément au Menagiana 78, f. 32, zit. nach: Itti 2015, S. 57.

XVI

Einleitung

tibi, Historiae Philosophicae amantissimae, eidemque, quod tuae in Marci Aurelii Imperatoris libros Notae testantur, peritissimae, non ingrata fore spero.«14 Dank Ménages beherzten Eintretens wird Anne Dacier als alleinige Verfasserin aller drei Teile der Selbstbetrachtungen erkennbar. In den letzten Zeilen der Historia mulierum ­philosopharum verstärkt Ménage den am Anfang gezollten Tribut: »Haec sunt, ANNA FABRA DACERIA , mulierum doctissima, eloquentissima, disertissima, quae de mulieribus Philosophis, ex libris vete­rum, paucis tibi excerpsi«.15 Seine Historia soll eine Art ­Geschenk an eine Intellektuelle seiner Zeit sein und er ist sich sicher, in ihrem Sinne zu handeln, wenn er die Philosophinnen der Vergangenheit auflistet, die oft schon von den Geschichtsschreibern der Antike vergessen wurden. In das Lob, mit dem Ménage Anne Daciers Wissen bedenkt, wird auch sein Gegenspieler Adrien Baillet einstimmen, der nicht umhin kann zuzugeben, dass ihr Beispiel diejenigen zum Schweigen bringe, die Frauen intellektuelle Fähigkeiten absprechen: Ceux qui ont entrepris de faire voir par des dissertations apologétiques que les dames sont capables de l’étude des belles-lettres […] n’auroient jamais osé y comprendre la science épineuse de la critique, si Mlle Le Fevre n’en avoit donné un exemple capable de fermer la bouche aux plus envieux d’entre les hommes et de faire rougir de confusion la plupart des personnes de son sexe qui vivent dans la mollesse et l’oisiveté, et qui n’ont point d’autre étude que le jeu et la médisance.16

Auch wenn sie den Anschein einer kompilatorischen Arbeit erweckt und nicht immer widerspruchslos als solcher anerkannt wurde, war Ménages Schrift doch ein Meilenstein auf dem Weg 14  Vgl. den beschließenden Absatz der Historia mulierum philosopharum, vgl. u., S. 124. 15  Ebd. 16  Vgl. Adrien Baillet, Jugemens des savans sur les principaux ouvrages des ­auteurs (ed. de la Monnoye II, S. 500–501).

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XVII

der weiblichen Emanzipation. Natürlich hat er nicht die Bedeutung eines Poullain de la Barre, aber seine Sammlung von Philosophinnen brachte den Feminismus ein gutes Stück weiter: Kraft seiner immensen Bildung entriss er 65 Philosophinnen der Vergessenheit und verfocht damit die intellektuelle Ebenbürtigkeit von Frauen und Männern, welche die Anerkennung des Rechts junger Frauen auf Bildung nach sich zieht. Die geistige Offenheit, die hinter diesem Werk steckt, kommt auch in den letzten Versen der Paraenesis zum Ausdruck. Sie sind ebenfalls Anne Dacier gewidmet, die sich 1684 mit ihrem Mann nach Castres zurückgezogen hatte, um sich dem Studium der Theologie zu verschreiben. Ein Jahr später verkündete das Paar seine Abkehr vom Protestantismus und die Konversion zum Katholizismus. Auch hier spricht Ménage – fern jeglicher vermeintlichen Solidarität unter Männern – Anne die Führungsrolle zu: »DACIADEM ipsa tuum, tecum extera signa secutum, Duc tecum, aut tecum (nam potes) ipsa trahe«.17 Der Ehemann wird in die passive Rolle dessen gedrängt, der nicht anders kann, als der Frau zu folgen. Sie ist die wahre Verantwortliche, sie hat die Konversion bewusst vollzogen, und ihre mitreißende Funktion wird durch das dreifache »tecum« und die Zuordnung der Verben betont: Die Imperative der Handlungsverben »duc« und »trahe« beziehen sich auf Anne, das Partizip Perfekt »secutum« auf ihren Mann André. Das Werk Im Rahmen seiner ausgedehnten Forschung ging Ménage allen Hinweisen auf Frauen nach, die sich in irgendeiner Form mit Philosophie befasst hatten, und erschloss, abgesehen von Dioge17  Ægidii Menagii ad Annam, Tanaquilli Fabri filiam […] »Parænesis«, in: Gilles Ménage, Poëmata (ed. 1687, S. 72); mit ›Daciades‹ ist [ Jean] Daciers Sohn gemeint.

XVIII

Einleitung

nes Laertios, insgesamt mehr als 130 Quellen, von Athenaios bis ­Aulus Gellius, von Cicero bis Klemens von Alexandreia, darunter Iamblich, Laktanz, Lukian, Pausanias, Plinius und Porphyrios; am häufigsten zitiert wird die Suda, das byzantinische Lexikon aus dem 10. Jahrhundert. Daraus ergab sich eine Liste von 65 Philosophinnen: Bei einigen wird nur der Name genannt und die jeweilige Quelle angegeben, aber zu den meisten bietet Ménage Lebens­daten und Erzählungen, in denen sie vorkommen. Die Historia mulierum philosopharum war von Anfang an als Ergänzung der größten bestehenden Datensammlung zu (männlichen) Philosophen der griechischen Antike, der Doxobiographie des Diogenes Laertios, gedacht. Natürlich hatte Ménage im Vergleich zu Diogenes’ enormem Werk wesentlich weniger Material zur Verfügung, aber dank gewissenhafter Forschung und seiner philologischen Kompetenz gelang es ihm, eine Reihe bruchstückhafter Informationen zusammenzuführen und durch die Kombination biographischer Daten mit kulturellen Erläuterungen ein Bild der Philosophinnen in ihrem intellektuellen ­Umfeld zu zeichnen. Es ist unausweichlich, dass viele dieser Philosophinnen in den antiken Quellen als Töchter männlicher Philosophen oder als Ehefrauen oder Mütter von Männern auftauchen, die sich intellektuell besonders hervorgetan hatten. Für Ménage ist es völlig normal, in seinem Text auf das Leben und die wichtigsten Aspekte der Laufbahn einzugehen und diese mit den Gedanken zu verknüpfen. Dass er auch herausstellt, dass eine Frau Gattin, Tochter, Freundin oder Schülerin eines Philosophen war, lässt vermuten, dass für ihn nicht der Urheber oder die Urheberin eines philosophischen Diskurses wichtig war, sondern vielmehr die diskursive Praxis als Ort, an dem die Philosophie generiert wird. Im Vorwort zur Historia mulierum philosopharum skizziert Ménage deren Ahnenreihe, indem er auf inzwischen verlorengegangene antike Werke über Philosophinnen verweist, und im Hinblick auf das Werk des Diogenes Laertios erinnert er seine Leser ausdrücklich daran, dass der griechische Doxograph seine Arbeit einer Frau gewidmet hat, die sich mit der Philosophie

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XI X

­Platons befasste. De vita et moribus philosophorum beginnt mit einer Präambel, in der die Geschichte der Philosophie von den ältesten Völkern hergeleitet wird, entbehrt jedoch eines richtigen Vorwortes, das es vielleicht einmal gegeben hat oder nach dem Willen des Autors zusammen mit der Widmung hätte ­geben ­sollen. Denn wo er das Werk Platons behandelt (III , 47), unterbricht Diogenes auf einmal die Erzählung, wendet sich an eine Frau, eine Platon-Expertin, und erklärt den Zweck seines Werkes, zumindest in Bezug auf Platon: Da du, und zwar mit vollem Recht, eine Liebhaberin des Platon bist und es an Eifer in Durchforschung der Lehren des Philosophen mit jedermann aufnimmst, so habe ich es für notwendig erachtet, dir e­ inen Umriss zu geben von der Eigenart seiner Lehrweise und der Ordnung seiner Dialoge und der Art seines Beweisverfahrens, durchweg so weit wie möglich nur nach den Grundlinien und leitenden Gesichtspunkten, um so die Übersicht über sein Leben durch einen Blick auf seine Lehren zu ergänzen. Denn es hieße, nach dem Sprichwort, Eulen nach Athen tragen, wollte ich dir alles ins einzelne hinein vorführen.18

Das Werk enthielt somit eine Widmung, die für die Person, der sie galt, besonders sein sollte. Wer diese »Liebhaberin des Platon« ist, weiß man nicht. Manche meinen, es sei Arria, die Freundin von Galen, andere vermuten, es sei Julia Domna, die Förderin von Philostrat. In seinem nüchternen, antirhetorischen Stil folgt Ménage dem Beispiel des Diogenes Laertios. Doch obwohl sein Modell insgesamt dem seines berühmten Vorgängers ähnelt, sind die Informationen und Zeugnisse in Ménages Werk letzten Endes viel besser strukturiert. Während Diogenes’ Philosophen nach keinen strengen Kriterien angeordnet sind und manchmal recht willkürlich 18  Diogenes Laertios III,47 (dt. Übersetzung von Otto Apelt). Vgl. auch Gigante 2003, S. IX.

XX

Einleitung

zu nur vage definierten Schulen und Gruppen zusammengefasst werden, ist Ménages Schrift in Kapitel mit klaren, aussagekräftigen Überschriften unterteilt. Das erste Kapitel mit der Überschrift »Mulieres philosophice incertae sectae« behandelt Philosophinnen, die keiner Strömung zugeordnet werden können, und liefert einen interessanten Einblick in die Chronologie der Arbeit, die sich über ca. 2.500 Jahre Geschichte erstreckt: von den ältesten bis zu den jüngsten Denkerinnen. Mit bewundernswerter Unbefangenheit beginnt Ménage seine Aufzählung mit »Hippo, Chironis, Centauri, filia: quae Aeolum docuit Naturae contemplationem« (»Hippo, Tochter des Zentauren Cheiron, die Aeolus die Naturbetrachtung lehrte«) und fährt fort bis zu Panypersebaste, ohne von den mittelalterlichen Philosophinnen Heloïse (1101–1164) zu vergessen, die in der Ausgabe von 1692 hinzukam, ebenso wie die Juristin Novella, die im 14. Jahrhundert lebte und zu der Ménage einen Passus aus Le livre de la Cité des Dames (1405) von Christine de Pizan zitiert.19 Dieses Kapitel enthält – wie könnte es anders sein – alle Christinnen des Buchs (darunter die langen Einträge zu Julia Domna, Frau des Kaisers Severus, Eudokia, Frau des Kaisers Theodosius  II ., und eine außergewöhnlich skeptische Diskussion der heiligen Katharina von Alexandrien) sowie eine Reihe sehr unterschiedlicher Nicht-Christinnen, insbesondere eine detaillierte Darstellung von Aspasia, Perikles’ geliebter Gattin und Lehrerin, die Sokrates die Rhetorik und die Philosophie nahebrachte. Dann beschreibt er die Frauen der platonischen, akademischen, dialektischen, kyrenaischen, megarischen, kynischen, peripatetischen, epikureischen und stoischen Schule. Interessanterweise führt er die Pythagoreerinnen zuletzt an.

19  Als Beispiel dafür, wie wichtig die Bildung für Frauen ist, nennt Christine de Pizan in Kap. 37 des zweiten Buchs von Le livre de la Cité de Dames den Bologneser Juristen Giovanni Andreae, der seine Tochter Novella ermunterte, sich verstärkt dem Studium des Rechts zu widmen.

Sandra Plastina Ricklin

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Die Philosophinnen der Antike sind nach Schulen geordnet, doch es gibt kein eigenes Kapitel zu den Aristotelikerinnen, und Peripatetikerinnen sind nur zwei aufgeführt, die Tochter von Olympiodoros und Theodora, die aus einer späteren Epoche als Aristoteles stammen. Tatsächlich finden sich keine Namen von Frauen, die zu Lebzeiten des Gründers der aristotelischen Schule angehört hätten, und die aristotelischen Texte enthalten keinen Hinweis auf philosophisch tätige Frauen. Manche Athenerinnen bekleideten wichtige kultische Funktionen, doch im Bereich des logos, der Philosophie und der Politik, blieb ihnen ein selbstbestimmtes Auftreten verwehrt – diese waren eine rein männliche Domäne. Selbst Diotima, die weise Frau aus Mantineia, die ­Sokrates im Symposion (210a–212a) lehrt, welches die Stufen der scala amoris seien, um das Schöne an sich zu erreichen, ist Ausländerin und Priesterin. Eine äußerst bedeutende Rolle kommt den Frauen hingegen in der epikureischen Schule zu: Hier werden nicht selten Namen von Frauen genannt, die am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen und in den Rang von Philosophinnen erhoben werden. Dass Frauen im Garten des Epikur waren, kann als sicher gelten, dies belegen sowohl dem Epikureismus wohlgesonnene Quellen, etwa Diogenes Laertios im X. Buch der Leben und Lehrmeinungen der Philosophen (Vitae philosophorum), als auch kritische Quellen, insbesondere Cicero (De natura deorum, I, 93) und Plutarch (Non posse suaviter vivi secundum Epicurum, 1097d–e). Nicht wenige von Epikurs Briefen waren an Frauen gerichtet, mit denen er sich gerne austauschte und mit denen ihn eine tiefe Freundschaft verband. Diogenes erwähnt neben Leontion weitere Hetären: Mammarion, Hedeia, Erotion und Nikidion. Außerdem fällt der Name Themiste ins Auge, Frau des Leonteus, der Epikur mehrmals sehr innig schrieb. Nicht von ungefähr scheint die alexandrinische Bildung der hellenistischen Epoche zwei Arten von Frauen­figuren den Vorzug zu geben: einerseits den weisen Frauen, die aufgrund ihrer Verwandtschaftsbeziehungen bekannt waren, und andererseits den Hetären, wie wohl auch eine reich-

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haltige Literatur bezeugte, die jedoch für uns unwiederbringlich verloren ist. Die Vorurteile verhinderten jedoch nicht, dass Frauen sich mit Philosophie befassten und darüber schrieben, wie Ménage, fern jeder moralistischen Haltung, in seinem Werk festhält. Wahrscheinlich widmeten sich die Frauen, die im Garten verkehrten, der Philosophie und pflegten den Lebensstil, den Epikur sie gelehrt hatte. Denn auch kritische Quellen berichten, dass die epikureischen Hetären sich in philosophischer Reflexion ergingen. Als Beispiel mag genügen, wie Cicero über Leontion u­ rteilte: »kleine Dirne, die gegen Theophrast zu schreiben wagte« (De natura deorum I, 33 [93]). Auch Plinius bestätigt in der Natu­ ralis Historia, dass es die Schrift einer Frau gegen Theophrast gegeben hat, und gleichzeitig wird berichtet, dass Theoros Leontion und Themiste beim Denken gemalt hat. Themiste wird auch zu den bedeutendsten Schülern Epikurs gezählt und Cicero lobt ihre Weisheit, während Laktanz sie für die einzige hält, die es verdient, Philosophin genannt zu werden. Die intellektuellen Ziele der Epikureerinnen waren oft so bemerkenswert, dass sie selbst von Schmähern gewürdigt wurden: Sie hatten – trotz der Meinung, die Persönlichkeiten wie Cicero oder Plutarch von Frauen im Allgemeinen und ihrer Rolle in der Gesellschaft hatten – den Ruf von Philosophinnen. Die Bedeutung der Frauen innerhalb der epikureischen Schule ist umfassend belegt. Laut Epikur muss man sich, wie im Brief an Menoikeus zu lesen ist, »um das kümmern, was die Glückseligkeit schafft«. Jeder Einzelne muss das Glücklichsein zum Ziel haben, alle müssen versuchen, dieses Glück zu erreichen, das nur die Philosophie und das gemeinsame Philosophieren gewähren. In dieses Bild passen auch die im Garten anwesenden Frauen: Jede von ihnen, Hetäre oder nicht, trat mit dem Ziel in die Schule des Epikur ein, über die Philosophie zum Glück zu finden. Erwähnung verdient auch Hipparchia aus Meroneia, Frau des Krates von Theben und Anhängerin der kynischen Schule. Sehr interessant ist hier die von Diogenes Laertios erzählte An-

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ekdote, der zufolge Hipparchia, eine kühne Frau, die zusammen mit ­ihrem Mann an Banketten und Symposien teilnahm, mit Nachdruck erklärt, sie habe sich lieber ihrer Bildung statt dem Webstuhl gewidmet (DL VI ,97–98), was für die damalige Kultur unvorstellbar war. Die kynische Schule vertritt also einmal mehr revolutionäre Ansätze, und Hipparchia wird zum Symbol einer Frau, die sich den Regeln der Gesellschaft widersetzt, ganz im Sinne von Krates’ Überzeugungen. Die einzige philosophische Strömung der Antike vor der Begründung des Gartens Epikurs, die das Verhältnis zwischen Frauen und Philosophie anders sah, waren die Pythagoreer. Pytha­goras war der erste Philosoph, der Frauen in den Kreis seiner Schüler aufnahm. Der Bericht des Dikaiarchos von Pythagoras’ Ankunft in Kroton in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zeigt, dass es im pythagoreischen System einen Raum für Frauen gab. Iamblich nennt zum Beispiel 17 Namen pythagoreischer Frauen und unter diesen nimmt Theano eine Sonderstellung ein: Die antike Tradition sieht sie als erste Philosophin überhaupt und schreibt ihr eine Reihe von Werken zu, von denen nur die Titel überliefert sind. Und Ménage erzählt von der Pythagoreerin Timycha, die, als der Tyrann Dionysios von Syrakus sie gefangen genommen hatte und zur Rede stellte, sich lieber die Zunge abbiss und sie vor Dionysios ausspuckte, als das Geheimwissen der Pythagoreer zu verraten. Der nachfolgende Text ist in mehrfacher Hinsicht ein Novum. Zunächst einmal handelt es sich um die erste Übersetzung der Historia mulierum philosopharum ins Deutsche. Außerdem bietet die vorliegende Ausgabe das lateinische Original von Ménage mit den griechischen Einfügungen und einem umfangreichen kritischen Apparat, in dem Christian Kaiser detailliert auf Ménages Quellen eingeht und viele zentrale Passagen des Werks kommentiert. So erhält die Historia mulierum philosopharum endlich den Reichtum und die Tiefe der ursprünglichen Fassung zurück.

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Denn die wahre Stärke von Ménages Werk liegt nicht in der Formulierung von Prinzipien oder der Vorbringung rhetorischer Argumente für die Qualität der Frauen, sondern in der Erschließung und Präsentation historischer Fakten zu Leben und Werk der damals bekannten Philosophinnen, die somit auf den Platz in der Geschichte des abendländischen Denkens zurückkehren, der ihnen gebührt. Übersetzung ins Deutsche von Britta Nord

ZU D I E S E R AU S G A B E

Die Historia mulierum philosopharum des Gilles Ménage wurde in der lateinisch-griechischen Originalfassung offiziell bisher dreimal ediert: Lyon 1690 ( Jean Anisson / Jean Posuel / Claude Rigaud) = A Amsterdam 1692 (Henrik Wetstein) = B London / Leipzig 1833 (Heinrich Gustav Huebner / Karl Jacobitz) =C In all diesen Ausgaben stand die Historia mulierum philosopha­ rum nie allein, sondern war immer Teil einer umfassenderen Edition: Die Editio princeps (A), die in Lyon bei Anisson, Posuel und Rigaud erschien, erfolgte zusammen mit dem Wiederabdruck von Ménages auf Italienisch verfasstem Kommentar zum VII . Sonett Francesco Petrarcas (vgl. das Literaturverzeichnis für die vollständigen bibliographischen Angaben). Einige Exemplare dieser Ausgabe von 1690 (z. B. Biblioteca Nazionale Centrale Roma, Coll. 12. 19.I.9) enthalten weitere, offensichtlich nachträglich eingefügte Blätter mit »Addenda Historiae mulierum philosopharum« bzw. »Errata«, die im Großen und Ganzen die im Apparat der vorliegenden Edition angezeigten Ergänzungen anführen, wie sie dann auch später in der 1692er Version gedruckt wurden. Die nachträglichen Folien der Addenda sind paginiert mit »131« bis »140«, die Errata in unmittelbarem Anschluss daran von »140« bis »141«. Im ursprünglichen Druck von 1690 (z. B. Bayerische Staatsbibliothek München, Biogr.c. 226; vgl. auch den Microfiche der Gerritsen Collection of Women’s History no. 1904) fehlen diese Seiten, stattdessen geht der Text nahtlos von S. 130, die die letzten Verse von Ménages Poem »Ad Annam Tanaquilli Fabri filiam, De Religione Romana amplectenda« enthält, zum »Index Nominum Philosopharum« auf der nächsten Seite über, wie die voraussehende Anzeige am Ende der S. 130 (»INDEX «)

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ausweist. Außerdem hatte bereits der Erstdruck von 1690 eigene Addenda und Errata reklamiert, jedoch in weit geringerem Umfang als in den Nachträgen und zudem auch noch an zwei unter­ schiedlichen Stellen platziert, nämlich die Errata direkt hinter den gerade erwähnten Index (ohne Paginierung) und die wenigen Addenda an den Schluss des Haupttextes der Historia auf S. 124. Dass es sich bei den umfangreicheren Korrekturen bzw. Ergänzungen um nachträglich eingelegte Blätter handelt, liegt u. a. auch deswegen nahe, weil die Änderungsanzeigen der Originalausgabe unverändert an ihrem Ort verbleiben, manchmal aber in der ausführlicheren Liste noch einmal genannt sind, somit also doppelt erscheinen. Mit diesem Befund korrespondiert die Aussage, die Gilles Ménage selbst in seinem Brief vom 18. 05. 1691 gegenüber Jo­ hann-­Georg Graevius tätigte, wonach er Ergänzungen zu seiner ­Geschichte der Philosophinnen habe drucken lassen, zusammen mit der ebenfalls nachzutragenden Biographie der Caerelia, der Geliebten Ciceros: »J’ay fait imprimer une feuille d’Additions à mon Histoire des Femmes Philosophes. Et parmy ces Additions, vous y trouverez la Vie de Cærelia, Maitresse de Ciceron«.1 Im Jahr 1692 erscheint eine neue Edition der Historia mu­ lierum philosopharum (B) bei Henrik Wetstein in Amsterdam. In dieser Ausgabe war der zentrale Text, dem die Historia bei­ gegeben wurde, ebenfalls ein früheres Werk aus der Feder Ménages, nämlich dessen Observationes in Diogenem Laertium. Die emendatorische Arbeit Ménages am Textgehalt der bio-doxographischen Sammlung des Diogenes Laertios war eine der wissenschaftlich bedeutendsten Leistungen des französischen Gelehrten; sie war bereits 1664 gedruckt worden. Wie er selbst bereits in der Editio princeps der Historia mulierum philosopharum im Vorwort an Anne Dacier erklärt, weist auch seine eigene Zusammenstellung von biographischen Informationen zu Philosophinnen aus der Antike und dem Mittelalter einen starken Bezug zu 1  Ediert in: Maber 2005, S. 126.

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Diogenes Laertios’ Vitae philosophorum auf: Diogenes habe die Lebensbeschreibung der Philosophen vorgelegt, nun folge die Ergänzung um die Philosophinnen. Die zweite Edition erscheint somit als ein integraler paratextueller Band zur großen Philosophiegeschichte des Diogenes Laertios, der Ménages Bemühungen auf diesem Feld zusammenführt.2 Das war dann auch das ausschlaggebende Kriterium für die Edition, die 1833 von Karl Jacobitz besorgt wurde (C) und der der Textgehalt von B zugrunde liegt. Dieser Band ist Teil einer umfassenden Sammlung von Kommentaren zu Diogenes Laertios, deren ersten Band Heinrich Gustav Huebner 1830 veröffentlicht hatte, auf den auch die Aufbereitung von Ménages Texten für den zweiten Band zurückgeht, was nach Huebners Tod eben Jacobitz zu Ende führte. Dieser zweite Band enthält neben der Historia wieder Ménages Emendationen, aber auch Isaac Casaubons Kommentar zu Diogenes Laertios. Die für die Erstausgabe A nachgedruckten und nachträglich beigegebenen Korrekturen und Ergänzungen wurden in Wet­ steins Neuauflage B von Anfang an berücksichtigt. Dieser benachrichtigte Ménage in seinem Brief vom 21.06.1691 über den Erhalt des ersten Drucks der Historia mulierum philosopharum und die Einfügung der zugehörigen Addenda, die ihm mit der Post zugegangen waren: »J’ai reçu il y a long temps Votre histoire des femmes philosophes, & j’y ai inseré les additions que m’aviez envoyé par la poste: je la jondrai à la fin de Vos notes, ou au commencement comme Vous voudrez.«3 Kurze Zeit darauf, am 09.08.1691, bestätigte Wetstein gegenüber Ménage, dass er nun auch die vom Verfasser (ansonsten nicht näher bestimmten) geforderten Streichungen durchgeführt habe: »J’ai effacé dans 2  Laut Richard Maber scheint Wetstein neben dieser Ausgabe im selben Jahr 1692 daneben noch eine Einzelausgabe der Historia mulierum philosopharum publiziert zu haben, ohne dass Ménage miteinbezogen gewesen wäre; vgl. dazu Maber 2010, S. 50. 3  Ediert in: Maber 2005, S. 131.

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Votre histoire des femmes philos. ce que Vous me marquez.«4 Dadurch sind dann wohl auch die Änderungen – die meisten davon inhaltliche Verbesserungen – zu erklären, die die zweite Edition von 1692 von der Erstausgabe sowie deren nachträglich korrigierter Fassung unterscheidet. Diese Sachlage der zwei unterschiedlichen Versionen des Drucks von 1690 (die Originalfassung sowie der Druck mit den Ergänzungen von 1691) und deren Verhältnis zur vom A ­ utor selbst korrigierten zweiten Ausgabe von 1692 wurde in der Forschung bis vor kurzem weder wahrgenommen noch berücksichtigt, was mitunter zu ungenauen oder gar falschen Aussagen hinsichtlich des Textgehalts der Historia mulierum philosopha­ rum geführt hat, insbesondere im Kommentar zur Übersetzung von Beatrice Zedler von 1984, der seither standardmäßig herangezogen wird. Wie ein Textvergleich zeigt, hatte Zedler jedoch offensichtlich nur von derjenigen Ausgabe Kenntnis genommen, die die Nachträge von 1691 einschließt. In einem Aufsatz von 2010 spricht Richard Maber – der nach eigenen Angaben als erster eine Edi­tions­geschichte der Historia nachverfolgt – allerdings von drei unterschiedlichen Versionen der Edition von 1690:5 »The first version consists of 128 pages of text, numbered pp. 3–130 (pp.  [1 – 2] are the title page and its verso), followed by 26 pages of indices. The second version has a substantial new section of ›Addenda‹, including a new category of women philosophers, ›Academicæ‹; the text is now numbered pp. 3–141, followed by the indices. In the third version, the additions have been blended in with the original text, which now occupies pp. 3–139, followed by the indices of 26 pages as before.« Die »erste Version« wurde in den vorliegenden editorischen Bemerkungen als ursprüngliche Druckfassung bezeichnet (Maber gibt hier als Belegexemplare die Ausgaben der British Library, 715.b.31 und 275.d.27 an), während die von Maber identifizierte »zweite Ver4  Ediert in: Maber 2005, S. 134. 5  Vgl. Maber 2010, S. 49.

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sion« – von der er anscheinend nur ein privates Exemplar besitzt (vgl. ebd.) – von uns aufgrund der gerade erwähnten Briefkorrespondenz als erweiterte Ausgabe in das Jahr 1691 datiert wird. Für die angebliche »dritte Version«, in die die Korrekturen eingearbeitet worden sein sollen, bezieht sich Maber allein auf Zedlers bibliographische Angaben zu dem von ihr benutzten Exemplar der Newberry Library in Chicago:6 »Historia Mulierum Philosopharum (Lugduni: Apud Anissonios, Joan. Posuel, & Claudium Rigaud, 1690), pp. 3–139 plus an index of 26 pages.« ­Einen anderen Beleg zieht Maber nicht heran und er kann auch kein weiteres Exemplar nennen, das diesen Angaben entsprechen würde. Die Informationen bei Zedler über den Band in Chicago sind allerdings falsch: Tatsächlich erstreckt sich die Seitenzählung von Seite 3 bis 141 nebst 26 Index-Seiten, bevor der Kommentar zu Petrarcas Sonett beginnt.7 Das Exemplar aus Chicago ist also identisch mit der »zweiten Version« und repräsentiert nicht eine eigenständige »dritte Version«. Da wir sonst auch keinen Beleg für die Existenz der letzteren haben, müssen wir bis auf weiteres die Hypothese, es habe eine »dritte Version« gegeben, zurückweisen. Für den vorliegenden Text erscheint es nicht unerheblich anzuzeigen, wo sich aufgrund der Errata und Addenda von 1691 inhalt­liche Abweichungen zur ursprünglichen Fassung von 1690 ergeben. In den Fußnoten werden deshalb bei den Angaben, die sich auf die Erstausgabe von 1690 (A) beziehen, die Addenda und Errata der ursprünglichen Fassung mit Add. prior. bzw. Err. prior. gekennzeichnet, die der nachträglich eingefügten Folien von 1691 mit Add. post. bzw. Err. post. Somit wird in vorliegender Edition erstmals die textgeschichtliche Entwicklung akribisch dokumentiert. 6  Vgl. Zedlers Angaben in: Ménage 1984, S. xxvii, n. 26. 7  Dies hat Caleb Britton von der Newberry Library freundlicherweise per E-Mail-Auskunft persönlich bestätigt. Die Signatur des entsprechenden Bandes in Chicago ist B 0.567.

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Ebenfalls zum ersten Mal wird eine deutsche Übersetzung des Textes vorgelegt. Die grundlegende Übersetzung in eine moderne Fremdsprache ist diejenige von Beatrice Zedler aus dem Jahr 1984. Ihr Band enthält in den Anmerkungen einen sehr reichen biblio­ graphischen Grundstock, auf den die nachfolgenden Ausgaben immer wieder zurückgegriffen haben. Auch die vorliegende Edition hat in höchstem Maße von Zedlers Vorarbeit profitiert, auch wenn ihre Angaben oft nicht gerade detailliert bzw. akkurat sind und manchmal sogar korrigiert werden mussten. Allerdings ist daran zu erinnern, dass Quellenkritik für den Bearbeiter in Zeiten des Internets und der bequemen Verfügbarkeit von Digitalisaten von vielen der von Ménage benutzten frühneuzeitlichen Quellen ungleich einfacher ist, als sie es für Zedler war, die für eine ähnliche Aufgabe vor 35 Jahren auf die persönliche Einsichtnahme in die entsprechenden Codices in den Bibliotheken, die sie unter den Bedingungen begrenzter Ressourcen an Mitteln und Zeit konsultieren konnte, angewiesen war. Vor Zedlers einflussreicher Übersetzung war bereits im Jahr 1702 eine englische Übersetzung der Historia mulierum philosopharum erschienen, die ein unbekannter Autor zusammen mit einer englischen Fassung von Diogenes Laertios’ Vitae philo­sophorum geschrieben hatte. Eine französische Übersetzung der Philosophenbiographien von Diogenes Laertios zusammen mit den Philosophinnenviten von Ménage wurde 1758 publiziert; dieser Band wurde 1761 und 1796 neu aufgelegt. Nach Zedlers Pionierarbeit erschienen moderne Übersetzungen ins Französische (2003; Neuauflage 2006), Italienische (2005) und Spanische (2009), die jedoch alle­samt hinter Zedlers Vorlage zurückbleiben. Keine einzige dieser Übertragungen legt den zugrundeliegenden Originaltext ­offen. In vorliegender Ausgabe soll der Abdruck der ersten deutschen Übersetzung zusammen mit dem kritisch überprüften lateinisch-griechischen Original nicht nur den Wert der Übersetzung selbst bequemer vergleichbar machen, sondern auch weitergehende historisch-kritische Studien erleichtern.

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Ménage zitiert griechische Autoren und Titel oft im Original, liefert dann aber meist selbst eine lateinische Übersetzung hinterher, die jedoch nicht immer ganz wörtlich ist. Sein Pu­bli­ kum hatte er also in erster Linie auf Latein ansprechen wollen, selbst da, wo er das Griechisch seiner Quelle wiedergibt. Nur in Ausnahmefällen bleibt ein griechischer Passus unübersetzt. In der vorliegenden deutschen Übersetzung wird diesem Umstand Rechnung getragen, indem die griechischen Textpartien immer unverändert übernommen werden und nur die von Ménage dargebotene jeweilige lateinische Version auf Deutsch wiedergegeben wird. Wo jedoch keine lateinische Übersetzung des Autors vorliegt, wird direkt aus dem Griechischen übersetzt (dies wird durch eckige Klammern [ ] gekennzeichnet). Die Einteilung des Textes in 111 fortlaufend nummerierte Abschnitte folgt der zweiten Ausgabe von 1692 (B). Für den Originaltext gelten folgende Vereinheitlichungen: & = et; æ = ae; œ = oe; ß = ss. Mit Ausnahme einiger weniger Modifikationen (z. B. Anführungszeichen bei Zitaten im Text) wird die (un­ einheitliche) Orthographie der Ausgabe von 1692 übernommen.

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G I L L E S M É NA G E

Geschichte der Philosophinnen

H I S TO R I A MU L I E RU M P H I L O S O P H A RU M ad Annam Fabram Daceriam

1

2

Tam magnus est feminarum quae scripsere numerus, ut de e­ arum solis nominibus ingens volumen conscribi posset. Sed earum plurimae amoenitatum studia; Rhetoricen, Poëticen, Historiam, Mythologiam, Epistolarum elegantias; sectatae sunt. Non defuere tamen satis multae, quae Philosophiae, severiori disciplinae, operam dederint. De his librum singularem scripsisse Apollonium Stoïcum discimus ex Sopatri excerptis à Photio. Sed et separatim de Mulieribus Pythagoricis scripsisse Philochorum Grammaticum, docet nos Suidas. Et Juvenalis, mulieres Philosophiam suo saeculo tractasse clamat. Unde mirari subit Didymum, Grammaticum sua aetate doctissimum, et Lactantium, Scriptorem Ecclesiasticum eruditissimum, hunc, solam Themisten, illum, solam Theano, ex mulieribus philosophatas, scripsisse. Ipse mulieres Philosophas in libris Veterum sexaginta quinque reperi. Quarum Historiam cùm scribere mihi visum esset, eam tibi, Anna Fabra Daceria, feminarum quot sunt, quot fuere, doctissima, inscribere mihi visum est: ut exstaret et hoc monumentum observantiae erga te meae. Neque enim quam nuper de Terentii Heautontimorumeno Dissertationem tibi nuncupavi, ad eam observantiam tibi declarandam, satis esse existimabam. Neque mirabuntur homines, me tibi Philosopharum Vitas inscripsisse, qui Philosophorum Vitas Diogenem Laërtium mulieri ­inscripsisse noverint.

GESCHICHTE DER PHILOSOPHINNEN an Anne Le Fèvre Dacier. 1

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So groß ist die Zahl der Frauen, die Schriftstellerinnen waren, dass allein mit deren Namen bereits ein umfangreiches Buch gefüllt werden könnte. Doch haben sich die meisten von ihnen auf die schönen Künste verlegt, nämlich Rhetorik, Poesie, Geschichte, Mythologie und die Regeln der stilvollen Briefe. Es hat aber auch recht viele gegeben, die sich der ernsthafteren Disziplin der Philosophie zugewandt haben. Über sie schrieb der Stoiker Apollonios ein eigenes Buch, wie wir aus den Exzerpten des Sopatros bei Photios erfahren.2 Auch über die pythagoreischen Frauen wurde gesondert gehandelt, nämlich von Philochoros dem Grammatiker, wie wir von Suidas erfahren.3 Und Juvenal bekräftigt, dass sich zu seiner Zeit Frauen mit Philosophie beschäftigt hatten.4 Daher muss man sich schon wundern, dass Didymos – seiner Zeit der Gelehrteste unter den Grammatikern – und Laktanz – der höchst gebildete Kirchenschriftsteller –, dass also von all den philosophierenden Frauen dieser nur über Themiste und jener nur über Theano geschrieben hatte.5 Ich selbst habe in den Büchern der Alten 65 Philosophinnen ausfindig gemacht. Da ich mich nun anschicke, deren Geschichte zu schreiben, möchte ich diese Dir, Anne Le Fèvre Dacier, der gelehrtesten der gegenwärtigen und der künftigen Frauen, widmen, damit auch sie als Monument meiner Ehrerbietung Dir gegenüber hervortrete. Denn ich erachtete meine Abhandlung über den Heau­ tontimorumenos des Terenz, die ich Dir vor kurzem dargebracht habe,6 als ungenügend für den Zweck, Dir die besagte Ehrerbietung zu erweisen. Es wird sich auch niemand darüber wundern, dass ich Dir die Lebensbeschreibungen der Philosophinnen zueigne, der weiß, dass Diogenes Laertios seine Lebensbeschreibun­ gen der Philosophen einer Frau gewidmet hat.7

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Dicturi autem de Mulieribus Philosophis, dicemus primùm de iis quae sunt incertae Sectae: caeteras dein Sectis suis reddemus.

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Mulieres philosophiae incertae Sectae

Hippo. Chironis, Centauri, filia: quae Aeolum docuit Naturae contemplationem. Testantur, Clemens Alexandrinus Stromateon primo, et Cyrillus libro quarto contra Julianum. Est autem Naturae contemplatio pars Philosophiae praecipua. Hippus, ut V ­ atis et in rebus Astrologicis versatae, meminit Euripides apud eumdem Clementem Stromateon quarto. Aristoclea. Vide infrà in Themistoclea. ubi de Pythagoricis. Cleobulina: Filia Cleobuli, unius è Septem Graeciae Sapientibus: unde et Cleobulina vulgò vocitata: nam eam pater (verba sunt Plutarchi) Eumetidem appellabat. Scripsit aenigmata versibus hexametris: in quibus laudatur ab Athenaeo libro decimo capite decimo quinto. Hoc illius de cucurbitae applicatione aenigma celebre profert Aristoteles Rhetoricorum libro III . cap. 2. »Ἄνδρ’ εἶδον πυρὶ χαλκὸν ἐπ’ ἀνέρι κολλήσαντα.« »Igne hominem aes humano in corpore figere vidi.« Nam Cleobulinae esse hoc aenigma, testificatur Plutarchus in Convivio Septem Sapientum. Ibi eam Thales »τὴν σοφὴν« vocat: quod »Philosophiae deditam« interpretatur, qui Plutar-

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Im Folgenden wird aber über die Philosophinnen zu sprechen sein, und zwar zuerst über diejenigen, die nicht einer bestimmten Schule zugerechnet werden können; den übrigen wenden wir uns danach entsprechend ihrer jeweiligen Schule zu.

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Philosophinnen ohne bestimmte Schulzugehörigkeit

Hippo, Tochter des Zentauren Cheiron, die Aiolos die Naturbetrachtung lehrte. Das bezeugen Klemens von Alexandreia im I.  Buch der Stromateis 8 und Kyrill im IV . Buch von Gegen Ju­ lian.9 Die Naturbetrachtung ist aber der wichtigste Teil der Philosophie. An Hippo als eine der Prophetie und Astrologie kundige Frau erinnert Euripides im selben IV . Buch in Klemens’ Stromateis.10 Aristokleia. Siehe unten zu ›Themistokleia‹ bei den Pythagoreerinnen. Kleobouline. Die Tochter des Kleoboulos, einem der Sieben Weisen Griechenlands. Daher wurde sie auch allgemein Kleo­bouline genannt, obgleich ihr Vater ihr nach den Angaben Plu­tarchs den Namen Eumetis gegeben hatte.11 Sie verfasste Rätsel in Hexametern, für die sie von Athenaios im fünfzehnten Kapitel des X. Buches gerühmt wird.12 Von ihr stammt das berühmte Rätsel, in dem das Ansetzen des Schröpfkopfes beschrieben wird und das Aristoteles im III . Buch, 2. Kapitel der Rheto­ rik überliefert:13 »Ἄνδρ’ εἶδον πυρὶ χαλκὸν ἐπ’ ἀνέρι κολλήσαντα.« »Ich sah einen Mann mit Feuer Erz an einen menschlichen Körper anheften.« Dass dieses Rätsel von Kleobouline verfasst wurde, bezeugt nämlich Plutarch im Gastmahl der Sieben Weisen. Dort bezeichnet Thales sie als »τὴν σοφὴν« [»die Weise«],14 was derjenige, der den Index zu Plutarch erstellt hat, mit »an die Philosophie hingegebene« übersetzt.15 Und ebenso meinte auch Charles

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chi Indicem concinnavit. Et ita haec verba accipienda existimabat ­Carolus Cato Curtius, vir doctrina et modestia singulari. Meminit ejus Cratinus in Fabula, quam de ejus nomine Cleo­ bulinas inscripsit. Ita enim hanc Fabulam numero plurali efferendam, docet Laërtius in Cleobulo, et Athenaeus lib. IV . cap. 21. Minùs rectè »Κλεοβουλίνη«, numero singulari, dicitur Polluci lib. VII . cap. 11. De Cleobulina, praeter Plutarchum et Laërtium dictis locis, et Suidam in Κλεόβουλος, videndus Clemens Alexandrinus Στρωματέων quarto; ubi eam ait paternorum hospitum pedes lavisse1. Hominum pedes feminas olim lavare solitas, discimus ex Homero in Odyssea τ, Paulo Apostolo in Epistola prima ad Timotheum, capite quinto, Samuelis libro I. capite 25. Plutar­ cho de Virtutibus Mulierum, et ex Oraculo, dato Milesiis, de quo Herodotus. Aspasia. Milesia, Axiochi filia. Docuit Rhetoricam Periclem, et Rhetoricam2 ac Philosophiam Socratem. Platonem videto in Menexeno, et Clementem Alexandrinum in quarto Stromateon. Suidas in Ἀσπασία, et Scholiasten3 Aristophanis ad Acharnenses, »Sophistriam« eam vocant, et quod in eo sexu rarissimum est, »Eloquentiae Magistram«. Fuisse et Poëtriam, docet nos Athenaeus libro V. ubi plures ejus versus, ab Herodico Cratetio publicatos, profert. Periclis scortum primò fuit, posteà uxor. Ab Atheniensibus captam, Pericles duxit uxorem, infausto patriae matrimonio: ut quod duorum maximorum bellorum, Samii et Peloponnesiaci, originem praebuit: qua de re Aristophanes in Acharnensibus. Aristophanis versus sic latinè sonant, Frischlino interprete,

1  lavasse A; lavisse B, Err. post. A (S. 140) 2  Rhetoricam B; Rhethoricam A 3  Scholiasten B; Scholiastes A

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­ aton de Court,16 ein Mann von einzigartiger Gelehrsamkeit C und Bescheidenheit, dass diese Worte so zu verstehen seien. An sie erinnert Kratinos in der Erzählung, die er in Anlehnung an ihren Namen Die Kleoboulinen [Kleoboulinai] betitelte. Der Titel dieser Fabel wird nämlich im Plural überliefert, wie Diogenes Laertios im Abschnitt zu Kleoboulos schreibt,17 ebenso Athenaios im IV . Buch, 21. Kapitel.18 Weniger korrekt spricht Pollux im VII . Buch, 11. Kapitel von »Κλεοβουλίνη« [»Kleo­ bou­line«] im Singular.19 Zu Kleobuline siehe auch, neben den erwähnten Stellen bei Plutarch und Diogenes Laertios sowie Suidas’ Eintrag zu ›Kleoboulos‹,20 Klemens von Alexandreia im IV . Buch der Stromateis,21 wo dieser berichtet, sie habe die Füße der Gäste ihres Vaters gewaschen. Ehemals wuschen die Frauen gewöhnlicherweise die Füße der Männer, wie wir von Homer aus dem Gesang τ der Odyssee,22 aus dem Brief des Apostels Paulus an Timotheus, Kapitel 5,23 aus dem I. Buch, 25. Kapitel des Buches Samuel,24 aus Plutarchs Die Tugenden der Frauen25 sowie aus dem Orakel an die Milesier, das Herodot wiedergibt,26 erfahren. Aspasia von Milet, die Tochter des Axiochos. Sie unterrichtete Perikles in Rhetorik und Sokrates in Rhetorik und Philosophie. Siehe dazu Platons Menexenos27 und das IV . Buch der Stro­ mateis des Klemens von Alexandreia.28 Suidas (in seinem Eintrag zu ›Aspasia‹)29 und der Scholiast zu den Acharnern des Aristophanes nennen sie »Sophistin« und – was für ihr Geschlecht höchst selten ist – »Lehrmeisterin der Beredsamkeit«.30 Sie war auch Dichterin, wie uns Athenaios im V. Buch berichtet, wo er mehrere ihrer Verse überliefert, die von Herodikos dem ›Krateteer‹ [Herodikos von Babylon] veröffentlicht worden waren.31 Zunächst war sie die Hure des Perikles, danach seine Ehefrau. Nachdem sie von den Athenern gefangen genommen worden war, führte sie Perikles in eine für die Vaterstadt unheilvolle Ehe, sollte sie sich doch als Ursache für zwei der größten Kriege, nämlich des Samischen und des Peloponnesischen Krieges, erweisen, worüber Aristophanes in den Acharnern handelt. Die Verse des Aristophanes lauten [in Frischlins lateinischer Übersetzung] so:32

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»Juvenes profecti Megaram, cottabis adhuc Madidi, Simaetham meretricem furtim auferunt. Pòst Megarenses justo dolore perciti Vicissim Aspasiae scorta eripuerunt duo. Hinc belli initium erupit Graecis omnibus Trium causâ meretricum. Hinc irâ Olympius Pericles tonabat, fulgurabat, Graeciam Omnem miscebat. Leges insuper dabat: Scriptas perinde ut carmina convivalia: Quòd Megarenses, neque in terra, neque in foro, Neque in mari, neque continente, oporteat Manere. Hinc Megarenses paulatim acti fame, Lacedaemonios rogaverunt, decretum ut hoc Subverteretur, quod propter meretriculas Latum fuerat. At nos nolebamus, diu Multumque orantes audire. Hinc belli furor: Hinc armorum strepitus.« Quem Aristophanis locum adduxit quoque Athenaeus libro XIII . Sed de Aspasia Plutarchum in Pericle, et ipsum latinè loquentem, audiamus: »At quia ea quae in Samios gessit Pericles, in gratiam fecisse Aspasiae creditur, non sit incongruum, hoc maximè loco, considerare quae ars et quae vis in ea tanta fuerit, ut principes viros civitatis sua habuerit in potestate, et Philosophi praeclaram celebremque mentionem ejus fecerint. Mileto ortam, et Axiochi filiam fuisse, in confesso est. Ajunt eam vestigiis institisse Thargeliae cujusdam, et veteribus mulieribus Jonicis, et adrepsisse ad amicitias eorum qui divites valde essent. Quippe Thargelia quae venusta esset facie, cuique lepos cum acumine inesset, habuit cum plurimis Graecis consuetudinem: eosque omnes conciliavit Regi: et illorum operâ sparsit furtim in urbibus Medorum sectae rudi­ menta. At Aspasiam, quòd prudens esset et tractandae callens

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»Die Jungen hatten sich nach Megara aufgemacht und führten volltrunken heimlich die Dirne Simaitha davon. Daraufhin entführten im Gegenzug die Megarer, in gerechtem Schmerz erzürnt, zwei Huren der Aspasia. Der daraus folgende Kriegsbeginn wegen dreier Dirnen erschütterte alle griechischen Länder. Infolgedessen donnerte der Olympier Perikles in seinem Zorn, schleuderte Blitze und warf ganz Griechenland durcheinander. Obendrein erließ er Gesetze, die wie Festmahlsgedichte verfasst waren, auf dass die Megarer Zutritt weder zum Stadtgebiet noch zum Markt, weder zum Meer noch zum Festland bekämen. In der Folge allmählich vom Hunger getrieben, baten die Megarer die Lakedaimonier um Hilfe, dieses Dekret zu unterlaufen, das wegen der Dirnen ergangen war. Wir wollten die Bittenden aber trotz ihrer Ausdauer und großen Zahl nicht erhören. Daher die Kriegswut, daher das Klirren der Waffen.« Diese Stelle bei Aristophanes führt auch Athenaios im XIII . Buch an.33 Über Aspasia entnehmen wir Plutarchs Perikles [ebenfalls auf Latein] Folgendes:34 »Und weil man glaubt, dass Perikles um der Aspasia willen den Krieg gegen die Samier geführt hatte, erscheint es nicht abwegig, sondern vielmehr hier genau am richtigen Ort, zu betrachten, welche Kunst und welche Macht in ihr so groß waren, dass sie die führenden Männer der Stadt in ihrer Gewalt hatte und auch Philosophen lobend und ehrend von ihr sprachen. Dass sie aus Milet stammte und die Tochter des Axiochos war, ist unbestritten. Man sagt, sie sei dem Vorbild einer gewissen Thargelia und den ionischen Frauen des Altertums gefolgt und habe die Freundschaft derjenigen an sich gezogen, die sehr reich waren. Da Thargelia eine liebreizende Erscheinung war, in der sich Anmut mit Scharfsinn verband, hatte sie vertrauten Umgang mit vielen Griechen, die sie allesamt für den Großkönig gewann. Durch deren Taten streute sie heimlich die ersten Vorläufer der Weltanschauung der Meder in die Städte. Aspasia sei nun, wie behauptet wird, von Perikles wegen ihrer Klugheit und ihrer

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Reipublicae, cultam ajunt à Pericle. Et ipse etiam frequentavit eam, cum familiaribus suis, Socrates: atque ad eam audiendam feminas ducebant Socratici: licèt officinam haberet parum decoram et honestam: nam puellas quae corpore quaestum facerent, alebat. Aeschines refert Lysiclem, pecorum cauponem, qui consuetudinem post obitum Periclis cum Aspasia habuit, ex homine naturâ inerti et abjecto, principem civitatis evasisse Athenis. In Menexeno Platonis; quamquam sit principium jocosè scriptum; in eo tamen Dialogo illud veri est, famam esse, ob dicendi artem Atheniensium plurimos Aspasiâ usos esse. At Periclis in eam amorem lascivum fuisse, verosimile est: siquidem uxorem habebat propinquam suam, quae antè nupta Hipponico fuerat, et Calliam, divitem illum, ei genuerat. Genuit etiam in Periclis matrimonio Xanthippum et Paralum. Quod matrimonium cùm utrique odiosum esset, collocavit eam Pericles alteri, non invitam. Inde Aspasiam uxorem duxit: quam mirè dilexit: nam sive exiret, sive redi­ret è foro, eam osculo semper salutabat. In Comoediis, nova Omphale, et Deïanira, et Juno nominatur. Cratinus disertè pellicem appellavit: his verbis: etc. Adeo autem celebrem et nobilem fuisse memorant Aspasiam, ut qui cum Rege Persarum de regno bellum gessit Cyrus, eam quam ex pellicibus praecipuè adamabat, vocaverit Aspasiam: cui fuerit antè Milto nomen.« Aspasiam violatae religionis, et quòd liberarum feminarum quibus Pericles uteretur, faceret lenocinium, ab Hermippo Comico accusatam, narrat deinde Plutarchus: qui et Periclis precibus judicio ereptam scribit. Dialogum, cui titulus Ἀσπασία, scrip-

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Verständigkeit in politischen Fragen verehrt worden. Sogar Sokrates selbst hat sie zusammen mit seinen Vertrauten häufig aufgesucht und die Sokratiker führten ihre Frauen zu ihr, damit sie sie hörten. Allerdings führte sie ein wenig würdiges und ehrbares Geschäft aus, denn sie förderte Mädchen, die mit ihrem Körper Gewerbe trieben. Aischines berichtet, der Viehhändler Lysikles, der nach Peri­ kles’ Tod Umgang mit Aspasia pflegte, sei, obwohl von Natur aus ungeschickt und von niedriger Gesinnung, auf diese Weise zu einem der ersten Männer der Stadt Athen aufgestiegen. Auch wenn Platons Dialog Menexenos generell in scherzhaftem Stil verfasst ist, so gehört zu den Wahrheiten darin der Ruhm, aufgrund dessen zahlreiche Athener um der Redekunst willen Umgang mit ­Aspasia pflegten. Wahrscheinlich war Perikles in zügelloser Liebe zu ihr entbrannt. Er hatte ja eine seiner Verwandten zur Frau, die vorher mit Hipponikos verheiratet gewesen war und diesem Kallias, den reichen, geboren hatte. Während ihrer Ehe mit Perikles gebar sie Xanthippos und Paralos. Da sie die Ehe in gegenseitiger Abneigung führten, gab Perikles sie mit ihrem Willen einem anderen zur Frau. Dann heiratete er Aspasia, die er außerordentlich liebte, denn ob er auch wegging oder vom Forum zurückkam, er begrüßte sie stets mit einem Kuss. In den Komödien wird sie auch als ›neue Omphale‹, ›Deianeira‹ und ›Hera / Juno‹ bezeichnet. Kratinos nennt sie mit einem gewählten Ausdruck ›Konkubine‹, mit folgenden Worten etc. Aspasia galt als dermaßen berühmt und edel, dass Kyros, der um der Königsherrschaft willen Krieg mit dem Perserkönig führte, diejenige seiner Konkubinen, die er am meisten liebte, ›Aspasia‹ nannte, obgleich ihr vorheriger Name Milto war.« Plutarch erzählt weiterhin, dass Aspasia wegen Verletzung der Religion und wegen Kuppelei – der freien Frauen wegen, derer sich Perikles bediente – von dem Komödiendichter Hermipp angeklagt wurde. Er schreibt, dass sie aufgrund der Bitten des Peri­ kles vor der Verurteilung bewahrt wurde.35 Diogenes Laertios bezeugt, dass der Sokratiker Antisthenes einen Dialog mit dem

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sisse Antisthenem Socraticum, testatur Laërtius: ad quem nos vide4. Exstabat Romae non ita pridem in Dactyliotheca Feliciae Rondaninae, feminae primariae, vetus iaspis5 annularis, in qua6 sub nomine »ΑΣΠΑΣΟΥ «, scalpta erat imago mulieris formosae, longis capillis super pectus et humeros defluentibus; monili et inauribus ornatae, et casside ac aegide armatae: In galea, equorum quadriga depicta conspiciebatur: ac super quadrigam, Pegasum et Sphyngem cernere erat. Caninius et Bellorius, qui eam imaginem exhibuerunt; hic, in suis veteribus illustrium virorum Imaginibus, ille, in sua Iconologia; in ea fuere sententia ut existimarent illam feminam, Aspasiam esse Milesiam, Socratis magistram. Sed doctorum virorum pace liceat dixisse, quomodo Ἄσπασος pro Ἀσπασία dici possit, equidem non video. Addo, Ἄσπασος nusquam in veterum libris reperiri: quod si reperiretur, nomen foret viri, non mulieris. Ἀσπασὼ, pro Ἀσπασίη, ferri posset. Et, puto, Ἀσπασοῦς, in generandi casu, dicere voluit scalptor: debuit certè. Diotima. Docuit Socratem Philosophiam amatoriam: quod testatur Socrates ipse apud Platonem in Symposio. De Philosophia amatoria legendi Platonici: et Maximus Tyrius in primis. De Diotima, praeter Platonem dicto loco, videndus Lucianus in ­Imaginibus. Beronice. Photius in Bibliotheca, ubi Philosophos enumerat à quibus Stobaeus Apophthegmata7 accepit, Beronicen recenset. Beronices nomine, Reginae quatuor fuere; sed quae nihil ad Beronicen nostram: quae et ipsa diversa videtur à Pherenice illa, de qua Valerius Maximus, Plinius, et Pausanias: cui soli omnium feminarum gymnico spectaculo interesse permissum est, cùm ad

4  Dialogum, cui titulus … nos vide B, Add. prior. A (S. 124), Add. post. A (S. 131) 5  jaspis A; iaspis B, Err. prior. A (S. 156), Err. post. A (S. 140) 6  quo A; qua B, Err. post. A (S. 140) 7  Apophthegmata B; Apophtegmata A

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Titel Aspasia geschrieben hatte. Siehe dazu unsere früheren Bemerkungen.36 Vor nicht allzu langer Zeit gab es in der Daktyliothek der vornehmen Felicia Rondanina einen antiken, zu einem Ring gehörigen Jaspis, in den unter dem Namen »ΑΣΠΑΣΟΥ « [»AS­ PASOU «] das Bildnis einer schönen Frau eingraviert war, mit langem, über Brust und Schultern wallendem Haar, geschmückt mit Halskette und Ohrringen sowie bewehrt mit Helm und Schild. Auf ihrem Helm war das Abbild eines vierspännigen Wagens zu sehen, und über dieser Quadriga ließen sich Pegasus und Sphinx erkennen. Canini und Bellorio, die dieses Bild veröffentlicht hatten – dieser in seinen Antiken Bildern berühm­ ter Männer, jener in seiner Ikonologie –,37 waren beide derselben Meinung, indem sie die dargestellte Frau für Aspasia von Milet hielten, die Lehrmeisterin des Sokrates. Mag es aber von diesen gelehrten Männern in Einmütigkeit behauptet worden sein: Wie man Ἄσπασος (Aspasos) statt Ἀσπασία (Aspasia) sagen könnte, sehe ich allerdings durchaus nicht. Ich füge hinzu, dass man in den Büchern der Alten niemals Ἄσπασος findet, und falls doch einmal, dann wäre es der Name eines Mannes, nicht der einer Frau. Ἀσπασὼ könnte für Ἀσπασίη stehen. Ich glaube aber, dass der Graveur Ἀσπασοῦς (Aspasous) – im Genitiv – sagen wollte; zumindest hätte er dies tun sollen.38 Diotima. Sie lehrte Sokrates die Philosophie der Liebe, wie Sokrates selbst in Platons Gastmahl bezeugt.39 Zur Philosophie der Liebe sind die Platoniker heranzuziehen, insbesondere Maximos von Tyros.40 Zu Diotima siehe neben der erwähnten Stelle bei Platon auch Lukian in seinen Bildern.41 Beronike. Photios bespricht in der Bibliotheke an der Stelle, wo er diejenigen Philosophen aufzählt, von denen Stobaios geistreiche Sprüche übernommen hat, auch Beronike.42 Es gab vier Königinnen mit Namen Beronike, doch keine davon ist unsere Bero­ nike. Diese scheint auch von derjenigen Pherenike verschieden zu sein, von der Valerius Maximus,43 Plinius44 und Pausanias45 berichten: Ihr allein von allen Frauen sei erlaubt worden, bei den

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Olympia filium Euclea certamen ingressurum adduxisset, Olympionice patre genita, (id est, Olympici certaminis saepe victore) fratribus eamdem palmam assecutis, latera ejus cingentibus. Bero­ nice, Berenice, et Pherenice, idem nomen est. Pamphila: Epidauria, ex Aegypto; Soteridae, Grammatici celeberrimi, filia. »Ἐπιδαυρίαν σοφὴν« eam vocat Suidas. Et Photius libros ejus philosophicis rebus refertos fuisse ait. Scripsit Miscellaneorum libros octo: de quibus Photius in Bibliotheca. Eos triginta tres fuisse testatur Suidas: qui et plura alia scripsisse dicit: Epitomen Ctesiae, Epitomas Historiarum, de Controversiis, et περὶ ἀφροδισίων. Vixit Neronis temporibus. Ejus testimonio frequenter utitur Laërtius. Citat et eam Gellius libro XV . capite 17. et 23. Ei Soteridas pater Commentarios scripsit suos. Videndus Suidas in Σωτηρίδας. Nupsit Socratidae: quod testatur Suidas in Παμφίλη. Et cum eo annos tredecim conjuncta fuit, inquit Photius. Clea. Huic Plutarchus librum de Mulierum virtutibus nuncupavit: in quo eam in librorum lectione versatam fuisse ait. Ait et cùm ipsa optimam Leontidem mortuam amisisset, quam ejus matrem fuisse conjicimus, cum ea se colloquium habuisse non expers philosophicae consolationis. Inde Philosophiae deditam suspicamur. Eurydice: Uxor Polliani. Huic simul et Polliano Conjugalia8 Praecepta sua scripsit Plutarchus: qui et eam in Philosophia educatam ait. Filiam Plutarchi fuisse putat Jonsius libro 3. de Scriptoribus Historiae Philosophicae capite 6. quod unde collegerit, nescire me fateor. Alia autem Eurydice haec nostra ab illa Eurydice, quae barbara cùm esset, et, ut eam Plutarchus vocat,

8  Conjugialia A; Conjugalia B

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Sportwettkämpfen als Zuschauerin dabeizusein, da sie, deren Vater ein Olympionike, d. h. oftmaliger Gewinner des Olympischen Wettkampfs war, ihren Sohn Eukles nach Olympia geführt hatte, damit er am Wettkampf teilnehme, an ihrer Seite ihre Brüder, die ebenfalls die Siegerpalme anstrebten. Bei ›Beronike‹, ›Berenike‹ und ›Pherenike‹ handelt es sich um denselben Namen. Pamphile aus Epidauros in Ägypten, Tochter des hochberühmten Grammatikers Soteridas. Suidas nennt sie die »Ἐπι­δαυ­ ρίαν σοφὴν« [»die Weise aus Epidauros«],46 und Photios sagt, ihre Bücher handelten über philosophische Fragen.47 Sie schrieb die acht Bücher zu verschiedenen Themen, über die Photios in der Bibliotheke Auskunft gibt.48 Dass es dreiunddreissig Bücher gewesen sind, bezeugt Suidas, der dazu sagt, sie habe noch viele andere Dinge geschrieben, etwa einen Abriss zu Ktesias, historische Abrisse, Über Kontroversen und περὶ ἀφροδισίων [Über Lieb­ schaften]. Sie lebte zur Zeit Kaiser Neros. Von Diogenes Laertios wird sie häufig als Quelle herangezogen.49 Auch Aulus Gellius zitiert sie im XV . Buch, 17. und 23. Kapitel.50 Ihr Vater Soteridas schrieb für sie seine Kommentare; siehe dazu Suidas Eintrag zu ›Soteridas‹.51 Wie Suidas in seinem Artikel zu ›Pamphile‹ bezeugt, heiratete sie Sokratidas,52 mit dem sie laut Photios dreizehn Jahre vermählt war.53 Klea. Ihr widmete Plutarch sein Buch Über die Tugenden der Frauen, in welchem er sie als sehr belesen bezeichnete. Er sagt dar­über hinaus, dass er ein Gespräch mit ihr über philosophischen Trost geführt habe, als die hervorragende Leontis – in der wir ihre Mutter vermuten – gestorben war.54 Wir schließen daraus, dass sie der Philosophie zugetan war. Eurydike, die Frau des Pollianos. Ihr und Pollianos gemeinsam widmete Plutarch seine Regeln für die Ehe, und er bezeichnet sie als in der Philosophie gebildet.55 Jonsius meint im 6. Kapitel des III . Buchs seiner Schriftsteller der Philosophiegeschichte, sie sei Plutarchs Tochter gewesen,56 doch ich muss gestehen, ich weiß nicht, woher er das nimmt. Und unsere Eurydike hier ist auch nicht mit derjenigen Eurydike aus dem Barbarenland iden-

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»τρισβάρβαρος«, (erat Illyria, et Hierapolietis) tamen ut natos erudiret, provecta jam aetate disciplinis animum applicuit: qua de re exstat nobile ejus epigramma apud Plutarchum in libro de liberis educandis extremo. Julia Domna: uxor Severi Imperatoris. De ea sic Dio Cassius, Historiarum libro 75. extremo: »Φιλοσοφεῖν ἤρξατο, καὶ Σοφισταῖς συνημέρευσεν.« »Philosophari coepit: et cum Sophistis dies transigebat.« Inde »Φιλόσοφος« dicitur Philostrato in Philisco: »Ἀντωνῖνος δὲ ἦν ὁ τῆς Φιλοσόφου παῖς Ἰουλίας.« »Antoninus erat filius Juliae Philosophae«: sermo est de Antonino Caracalla. Ita ibi legendum ex optima emendatione Claudii Salmasii ad Aelium Lampridium. Malè anteà legebatur »ὁ τοῦ Φιλοσόφου«. Pergit Philostratus: ubi de eodem Sophista: »καὶ προσρυεὶς τοῖς περὶ τὴν Ἰουλίαν Γεωμέτραις καὶ Φιλοσόφοις, εὕρετο παρ’ αὐτῆς διὰ τοῦ βασιλέως τὸν Ἀθήνησι θρόνον.« Id est, »Juliae favore, Philiscus ab Imperatore Caracalla obtinuit Athenis Cathedram Philosophicam.« Nam et ibi quoque sic legendum ex ejusdem Salmasii emendatione, pro eo quod legebatur »παρ’ αὐτοῖς«. Juliae Imperatrici notus fuit Philostratus, cum aliis Sophistis qui circa illam totos dies haerebant: nam circa illam S­ ophistas frequenter haesisse, testatur Tzetzes Chiliados sextae historiâ quadragesimâ quintâ. Patriâ fuit Syra, ex urbe Emessa. Ex Syria adductam, duxit Severus. Spartianus in Severo: »Quum amissa uxore, aliam vellet ducere, genituras sponsarum requirebat: ipse quoque Matheseos

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tisch, die Plutarch als »τρισβάρβαρος« [»dreifach barbarisch«] bezeichnet (sie war nämlich nicht nur nicht aus Griechenland, sondern sogar aus Illyrien und speziell aus Hierapolis); dennoch wandte sie ihren Geist in bereits fortgeschrittenem Alter den Wissenschaften zu, um ihre Kinder besser zu erziehen. Darüber ist von ihr ein edles Epigramm überliefert, das Plutarch im letzten Buch von Über Kindererziehung wiedergibt.57 Julia Domna, die Ehefrau des römischen Kaisers Severus. Über sie schreibt Cassius Dio am Ende des LXXV . Buches seiner Römischen Geschichte:58 »Φιλοσοφεῖν ἤρξατο, καὶ Σοφισταῖς συνημέρευσεν.« »Sie begann Philosophie zu betreiben und verbrachte die Tage mit den Sophisten.« Daher wird sie von Philostrat in seiner Vita des Philiskos »Φιλόσοφος« [»Philosophin«] genannt:59 »Ἀντωνῖνος δὲ ἦν ὁ τῆς Φιλοσόφου παῖς Ἰουλίας.« »Antoninus war der Sohn Julias, der Philosophin.« Die Rede ist von Antoninus Caracalla. So liest man das in der hervorragenden Emendation von Claude Saumaise zu Aelius Lam­ pri­dius.60 Davor gab es die schlechte Lesart »ὁ τοῦ Φιλοσόφου« [»des Philosophen«]. Philostrat fährt in der Vita desselben Sophisten fort:61 »καὶ προσρυεὶς τοῖς περὶ τὴν Ἰουλίαν Γεωμέτραις καὶ Φιλοσόφοις, εὕρετο παρ’ αὐτῆς διὰ τοῦ βασιλέως τὸν Ἀθήνησι θρόνον.« Das heißt: »Weil er in der Gunst Julias stand, erhielt Philiskos von Kaiser Caracalla einen Lehrstuhl für Philosophie in Athen.« Denn auch an dieser Stelle ist die Emendation von Saumaise der Lesart »παρ’ αὐτοῖς« [»durch ihre (d. h. der Geo­ meter und der Philosophen) Gunst«] vorzuziehen.62 Philostrat war der Kaiserin Julia vertraut, und so auch andere Sophisten, die sich ständig in ihrem Umkreis aufhielten; denn dass sich die Sophisten häufig um sie scharten, bezeugt Tzetzes in der 45. Historie des VI . Buches der Chiliaden.63 Ihre Heimat war Syrien, sie stammte aus der Stadt Emessa. Nachdem sie von Syrien hergebracht worden war, heiratete Severus sie. Spartianus berichtet in der Vita des Severus:64 »Als seine Frau gestorben war, wollte er eine andere heiraten und verlangte die Genituren [d. h. astrologische Vorhersagen] der in

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peritissimus. Et cùm audisset esse in Syria quamdam quae id geniturae haberet ut Regi jungeretur, eamdem uxorem petiit.« Post mortem Severi, nupsisse volunt Antonino Caracallae privigno suo. Spartianus in Caracalla: »Interest scire, quemadmodum novercam suam, Juliam, uxorem duxisse dicatur. Quae cùm esset pulcherrima, et quasi per negligentiam se maxima corporis parte nudasset, dixissetque Antoninus, ›Vellem, si liceret‹, respondisse fertur, ›Si libet, licet. An nescis te Imperatorem esse, et leges dare, non accipere?‹ Quo audito, furor inconditus ad effectum criminis roboratus est: nuptiasque ejus celebravit: quas, si sciret se leges dare, verè solus prohibere debuisset: matrem enim (non alio dicenda erat nomine) duxit uxorem. Ad parricidium junxit incestum: siquidem eam matrimonio sociavit, cujus filium nuper occiderat.« Accedunt Spartiano Aurelius Victor, Eutropius, Orosius. Sed falsos omnes fuisse, testantur testes omni exceptione majores, Oppianus, Herodianus, Philostratus; Scriptores Juliae σύγχρονοι: qui uno ore Juliam Caracallae matrem dixerunt, non novercam. Accedunt veteres nummi et veteres Inscriptiones, idem testificantes: ut jam dubitet nemo, Caracallam filium Juliae Domnae fuisse, non privignum. Quod jam pridem notatum viris doctis, Casaubono et Salmasio ad Historiam Augustam, Tristano in Commentariis Historicis, Spanhemio in Dissertatione VII . de Praestantia et Usu Numismatum, Sponio in Miscellaneis eruditae Antiquitatis, et n ­ uper

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Frage kommenden Bräute. Er war auch selbst ein höchst versierter Mathematiker. Und nachdem er gehört hatte, dass es in Syrien eine gewisse Frau gab, deren Genitur für sie die Heirat mit einem König bereithielt, begehrte er diese zur Ehefrau.« Nach Severus’ Tod soll sie angeblich Antoninus Caracalla, ihren Stiefsohn, geheiratet haben. Spartianus sagt in der Vita des Caracalla:65 »Es ist interessant zu erfahren, wie er seine Stiefmutter Julia zur Ehefrau genommen haben soll. Diese war ja sehr schön, und einmal, als sie gleichsam durch Unachtsamkeit den größten Teil ihres Körpers entblößt hatte, soll Antoninus zu ihr gesagt haben: ›Ich wollte, wäre es nur erlaubt‹; woraufhin sie geantwortet habe: ›Wenn es Dir beliebt, ist es erlaubt. Weißt Du denn nicht, dass Du der Kaiser bist und damit die Gesetze erlässt und nicht empfängst?‹ Durch diese Worte sei sein ungezähmter Wahn zur Ausübung der Schandtat bestärkt worden und er feierte die Hochzeit mit ihr, die er, wenn er es verstanden hätte, sich selbst Gesetze zu geben, allein hätte verbieten müssen: Er heiratete nämlich seine Mutter (mit keinem anderen Namen ist sie zu bezeichnen). Zum Brudermord gesellte er den Inzest, falls er denn mit jener die Ehe einging, deren Sohn er einst ermordete.« Mit Aelius Spartianus stimmen Aurelius Victor,66 Eutropius67 und Orosius68 überein. Doch sie liegen alle falsch, wie andere Zeugen belegen, die ausnahmslos glaubwürdiger sind, nämlich Oppian,69 Herodian70 und Philostrat,71 Schriftsteller also, die ­Julias Zeitgenossen waren. Sie sprechen einmütig von Julia als Caracallas Mutter, nicht Stiefmutter. Desweiteren bezeugen die antiken Münzen und antiken Inschriften dasselbe, so dass nun niemand daran zweifelt, dass Caracalla der Sohn Julia Domnas war, nicht ihr Stiefsohn. Dies wurde zuvor schon von einigen Gelehrten angemerkt, namentlich von Casaubon und Saumaise in ihrem Kommentar zur Historia Augusta,72 von Tristan in seinen Com­ mentaires historiques,73 von Spanheim im VII . Buch De praestan­ tia et usu numismatum,74 von Spon in seinen Miscellanea erudita antiquitatis75 und kürzlich von Vaillant in seinen Numismata, an

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Valenti in Numismatis, ubi de Septimo Severo, Julia Pia, et Antonino Caracalla. Domna cognominabatur. Oppianus Κυνηγετικῶν primo, ubi de Antonino Caracalla, cui opus suum nuncupavit: »Τὸν μεγάλη μεγάλῳ φυτήσατο Δόμνα Σεβήρῳ.« »Δόμνα« enim hoc loci non est »δέσποινα«, quod volebat Scipio Gentilis libro 2. Parergon Juris capite 22. et Rittershusius ad Oppianum: sed nomen proprium, sive potiùs cognomen. Vide nos, si placet, in Amoenitatibus Juris capite 25. Addo, Isidori, Philosophi illius celeberrimi, cujus Vitam scripsit Damascius, uxorem, vocatam fuisse »Δόμναν«. Vide excerpta Vitae illius apud Photium. Sororem habuisse Juliam Maesam, discimus ex Herodiano in Caracalla et Capitolino in Opilio Macrino. Id nominis apud Syro-Phoenicas Solem significare, scripsere Tristanus et Patinus [: de quo valdè addubito. Immo neque Syriacam, neque Phoeniciam vocem esse, facilè adducor ut credam, cùm id mihi affirmaverit Ludovicus Picus, Theologus Sorbonicus, Linguarum Orientalium apprimè callens]9. Myro. De ea sic Suidas: »Μυρὼ, Ῥοδία, Φιλόσοφος.« Scripsit Chrias mulierum Reginarum. Scripsit et Fabulas. Auctor Suidas. Alia est à Myro, Poëtria illa celeberrima, filia, aut matre Homeri, Poëtae Tragici, unius de Pleïade: fuit enim haec Byzantia, ut est apud Suidam. Byzantiam quoque eam facit Athenaeus libro XI . cap. XII . et Eustathius in Homerum ad Iliados ω. versu 310. sed ubi »Μοιρὼ«, non »Μυρὼ« nuncupatur. Scripsit autem, ut hoc

9  de quo valdè addubito … apprimè callens A; om. B

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der Stelle, wo er über Septimius Severus, Julia Pia und Antoninus Caracalla handelt.76 Ihr Cognomen war Domna. Oppian schreibt im I. Buch Über die Jagd, wo es um Antoninus Caracalla geht, dem er sein Werk auch widmete:77 »Τὸν μεγάλη μεγάλῳ φυτήσατο Δόμνα Σεβήρῳ.« [»Ihn gebar Domna die Große Severus dem Großen.«] »Δόμνα« bedeutet hier nämlich nicht »δέσποινα« [»Herrscherin«], wie Scipione Gentili im II . Buch des Parergon zum Recht, Kapitel 22,78 und Rittershausen in seinem Kommentar zu Oppian vermuten,79 sondern es ist ein Eigenname oder besser gesagt ein Cognomen. Siehe dazu, falls es beliebt, unsere Amoenitates Juris, ­Kapitel 25.80 Ich ergänze, dass die Ehefrau Isidors, des vielgerühmten Philosophen, dessen Vita Damaskios geschrieben hat, »Δόμνα« genannt wurde; siehe die Exzerpte dieser Vita bei Photios.81 Sie hatte eine Schwester namens Julia Maesa, wie wir aus Herodians Vita des Caracalla82 und aus Julius Capitolinus’ Vita des Opilius Macrinus 83 erfahren. Wie Tristan84 und Patin85 schreiben, soll der Name bei den Syro-Phöniziern ›Sonne‹ bedeuten (was ich jedoch stark bezweifle; vielmehr scheint der Ausdruck weder Syrisch noch Phönizisch zu sein, was ich umso leichter als meine Meinung anfüge, als mir das auch Louis Picques bestätigte,86 der Theologe von der Sorbonne, der ja in den orientalischen Sprachen höchst bewandert ist). Myro. Über sie schreibt Suidas: »Μυρὼ, Ῥοδία, Φιλόσοφος.« [»Myro aus Rhodos, Philosophin.«]87 Sie verfasste Chrien [d. h. rhetorische Anwendungen von Spruchweisheiten] von Königinnen, auch Fabeln, so Suidas. Sie ist von jener sehr berühmten Dichterin Myro zu unterscheiden, die entweder die Tochter oder die Mutter Homers, des Tragödiendichters und eines der Pleiaden, war, denn die war aus Byzanz, wie Suidas berichtet.88 Eine Byzantinerin war sie auch laut Athenaios (Buch XI , 12. Kapitel)89 sowie gemäß Eustathios’ Kommentar zu Homers Ilias (24.  Buch, Vers 310), wo sie allerdings »Μοιρὼ« [»Moiro«], nicht »Μυρὼ« [»Myro«] genannt wird.90 Beiläufig sei erwähnt,

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praetereundo dicam, versus Elegiacos et Melicos, teste Suida: et opus cui titulus Anemosyne, teste Athenaeo: et librum de Dialectis, teste Eustathio. Sosipatra. Ex Asia: mulier docta, dives, formosa, generosa. Duxerat Eustathium, Praefectum Cappadociae: post cujus mortem amata fuit à Philometore, cognato suo. Haec, et plura, Eunapius: ex quo, Philosopham fuisse, disces: qui et liberos suos »τὰ Φιλοσοφούμενα« docuisse testatur. Anthusa. De ea, haec Photius in Bibliotheca, ubi de Excerptis è Damascio de Vita Isidori, Philosophi: »Divinationem è nubibus, ne auditu quidem Antiquis notam, mulierem quamdam, Anthusam nomine, quae Leonis Romanorum Imperatoris vixit tempore, refert invenisse. Quae in Aegis Ciliciis nata dicebatur, originem primam à Cappadocibus habitantibus ad Comanum, montem Orestiadum, trahens, referens genus suum ad Pelopem. Haec sollicita de viro, cui militare aliquod munus demandatum, quique ad bellum Siculum cum aliis missus erat, oravit in somno ut futura cognosceret: et oravit ad Solem orientem versa. Pater verò ejus in somnis jussit illam ad Solem etiam occidentem orare. Et illa orante, per serenum subitò nubes circa Solem orta est: et deinde aucta, in hominem formata est; alia verò nubes orta, et in aequalem crescens magnitudinem, in leonem ferum mutata est. Leo verò, ingenti hiatu oris facto, hominem deglutiit. Species illa hominis è nube facta, Gotho fuit similis. Nam pòst paulò Leo, Rex, Ducem Gothorum, Asperem, et filios, fraudulenter necavit.

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dass sie außerdem elegische und melische Verse verfasste, wie Suidas bezeugt,91 sowie – nach Athenaios –92 ein Werk namens Ane­ mosyne und – nach Eustathios –93 ein Buch über Dialekte. Sosipatra. Sie stammte aus Asien und war eine gelehrte, reiche und schöne Frau von edler Herkunft. Sie heiratete Eustathios, den Präfekten von Kappadokien; nach dessen Tod wurde sie von ihrem Landsmann Philometor geliebt. Dieses und mehr berichtet Eunapios, von dem man erfährt, dass sie eine Philosophin war, und der auch überliefert, dass sie ihre Kinder in »τὰ Φιλοσοφούμενα« [»den philosophischen Fächern«] unter­ richtete.94 Anthousa. Über sie schreibt Photios in der Bibliotheke, wo er Exzerpte aus Damaskios’ Vita des Philosophen Isidor anführt:95 »Es wird berichtet, dass die Vorhersage aus den Wolken, von der die Alten noch nichts gehört hatten, von einer Frau namens Anthousa, die zur Zeit des römischen Kaisers Leo lebte, entdeckt worden war. Sie soll in Aigeai in Kilikien geboren worden sein, ursprünglich von der Familie der Orestiaden, die den Berg bei Komana in Kappadokien bewohnten, abstammen und ihr Geschlecht auf Pelops zurückführen. Aus Sorge um ihren Mann, der mit einer gewissen militärischen Aufgabe betraut und der zusammen mit anderen in den Sizilischen Krieg geschickt worden war, betete sie im Traum darum, die Zukunft zu erkennen, wobei sie in Richtung der aufgehenden Sonne betete. Ihr Vater jedoch gebot ihr im Traum, auch zur untergehenden Sonne zu beten. Und während sie betete, erschien am klaren Himmel plötzlich eine Wolke; nachdem diese angeschwollen war, nahm sie die Gestalt eines Mannes an; eine andere Wolke erschien, und während sie zur gleichen Größe anwuchs, verwandelte sie sich in einen wilden Löwen. Der Löwe aber sperrte seinen gewaltigen Schlund auf und verschluckte den Mann. Das Aus­sehen des von der Wolke gebildeten Mannes glich einem Goten. Wenig später ermordete König Leo nämlich den Anführer der ­Goten, Asper, und dessen Söhne auf heimtückische Weise. Seit jener Zeit bis zu diesem Tag war Anthousa eifrig darauf be-

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Ex illo tempore in hunc usque diem Anthusa assiduè meditata est, qua ratione è nubibus praedicere divinando posset.« Gaffarellus, Rerum Curiosarum inauditarum capite 12.10 in nubibus plurima legi posse, contendit11. Cùm nubium contemplatio pars sit Physices, et Physice pars Philosophiae; et Astrologia, auctore Aristotele libro XII . Metaphysicorum capite 8. sit Philosophia quaedam theoretica, Anthusam illam mulieribus Philosophis addere placuit. Cui addenda et Aganice, filia Hegetoris Thessali: quae perita pleniluniorum, in quibus deficit lumine luna, cùm praecepisset ratiocinatione quo tempore luna in umbram illapsura foret, mulieribus persuasit se lunam caelo posse deducere. Auctor Plutarchus in Praeceptis conjugialibus. Eudocia: Atheniensis: priùs Athenaïs dicta: Heracliti, Atheniensis Philosophi, sive, ut alii volunt, Leontii Sophistae filia: uxor Imperatoris Theodosii Junioris. De ea sic Auctor Chronici Paschalis ad Olympiadem CCC . »Cùm adolesceret Theodosius, junior Augustus, vivo patre in palatio apud patrem educabatur: et cum eo, post mortem patris instituebatur Paulinus quidam adolescentior, Comitis cujusdam Domesticorum filius. Amabat autem ipsum Theodosius. Et cùm jam in virum adolevisset junior Augustus, cupiebat ducere uxorem: eoque nomine saepe interpellabat Pulcheriam Augustam, sororem: quae fratris studiosa, abstinebat à nuptiis. Pulcheria verò laborabat in circumspiciendis plurimis puellis, patritio sanguine aut regio natis: quas educari volebat in Regia. Huic quippe dixerat Theodosius, ›Reperire desidero virginem formâ eximiâ, quae cunctarum virginum Constantinopolitanarum pulchritudinem deleat: et quae sanguis sit regius. Sed si illa natalibus sit regiis,

10  cap. 2 B; capite 12 A 11  Gaffarellus … contendit B, Add. prior. A (S. 124), Add. post. A (S. 131)

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dacht herauszufinden, wie sie Vorhersagen aus den Wolken festlegen könnte.« Gaffarel behauptet im 12. Kapitel seiner Unerhörten Kurio­ sitäten, dass man aus den Wolken vielerlei herauslesen könne.96 Da die Betrachtung der Wolken Teil der Physik und die Physik Teil der Philosophie ist und weil die Astrologie, wie Aristoteles im Buch Λ, Kapitel 8 der Metaphysik schreibt,97 gewissermaßen theo­retische Philosophie ist, war es gestattet, Anthousa den Philosophinnen beizugesellen. Auch Aganike, die Tochter Hegetors des Thessaliers, ist hier hinzuzufügen, die sich mit den Vollmondphasen gut auskannte, in denen das Mondlicht ausblieb. Nachdem sie vorausberechnet hatte, zu welcher Zeit der Mond in den Schatten gleiten würde, gelang es ihr, den Frauen weiszumachen, sie könne den Mond vom Himmel herunterholen. Das schreibt Plutarch in den R ­ egeln für die Ehe.98 Eudokia aus Athen. Zuerst wurde sie Athenais genannt. Sie soll die Tochter des Athener Philosophen Heraklit oder, wie andere meinen, des Sophisten Leontios gewesen sein. Sie war die Ehefrau Kaiser Theodosius des Jüngeren. Über sie schreibt der Verfasser des Chronicon Paschale zur 300. Olympiade:99 »In seiner Jugend wurde Theodosius, der jüngere Augustus, zu Lebzeiten seines Vaters im Palast bei seinem Vater erzogen; nach dessen Tod wurde mit ihm zusammen ein gewisser Paulinus unterrichtet, der etwas älter und der Sohn eines Kommandanten der kaiserlichen Garde war. Diesen liebte Theodosius. Und als der jüngere Augustus zum Manne herangereift war, begehrte er zu heiraten. Oft bestürmte er damit Pulcheria Augusta, seine Schwester, die um ihres Bruders willen auf die Heirat verzichtete. Pulcheria begab sich auf Ausschau nach vielen Mädchen von ­edlem Geblüt und königlicher Geburt, die sie im Königspalast erziehen lassen wollte. Theodosius jedoch sagte zu ihr: ›Ich wünsche mir, eine Jungfrau von herausragender Wohlgestalt zu finden, die an Schönheit alle Jungfrauen von Konstantinopel hinter sich lässt und die von königlichem Geblüt ist. Wenn jene aber von

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forma non sit praecellenti, nec dignitatem, nec stirpem regiam, nec opes curo: quae laudatissimâ fuerit formâ, quocumque edita sit genere, hanc expeto.‹ Quod Pulcheria Augusta audiens, in omnes terrarum partes qui talem virginem quaererent, sollicita dimisit12. Sed et ipse Paulinus, Theodosii socius et amicus, ut ea quoque in re Theodosio gratificaretur, et laborabat, et circumcursitabat. Accidit autem ut Graeca virgo forma et doctrina singulari, Athenaïs nomine, Heracliti Philosophi filia, Constantinopolim veniret. Quam urbem petiit, amitam quamdam suam conveniendi causâ: hac videlicet occasione: Heraclitus Philosophus, Athenaïdos pater, duos habebat filios, Valerianum et Genesium. Moriturus testamentum fecit, quo duos illos filios heredes scripsit. De Athenaïde verò, ita ille in testamento: ›Desideratissimae filiae meae dari volo centum nummos dumtaxat: sufficit enim illi forma et eruditio, quibus universum sexum suum antecellit.‹ Atque ita decessit. Post cujus mortem, testamento aperto, cùm se Athenaïs praeteritam intellexisset, rogabat fratres, utpote majores natu, illorumque advoluta genubus supplex petebat, ne vellent rationem habere testamenti, sed tertiam paternae hereditatis partem sibi traderent: cùm diceret, se nihil peccasse: eosque non ignorare, quomodo erga communem patrem affecta semper fuisset. ›Et nescio‹, inquiebat, ›cur me moriturus pater exheredem reliquerit, et mihi meam in suis bonis portionem inviderit.‹ At fratres preces ejus contempsere: iratique, domo paterna eam expulerunt. Athenaïda excepit ejus matertera: nec solùm ut pupillam, sed quòd etiam virgo esset, et sororis filia, eam tutata est. Et hanc postmodum secum ad amitam, Heracliti sororem, deduxit.

12  dimisit B; amisit A

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königlicher Geburt ist, aber nicht von überragender Wohlgestalt, dann kümmert mich weder Würde noch Stamm noch Reichtum; wenn ihre Schönheit jedoch von allen gelobt wird, dann begehre ich diese, welche auch immer ihre Abstammung sei.‹ Nachdem Pulcheria Augusta dies gehört hatte, sandte sie besorgt Boten in alle Teile der Erde, um eine solche Jungfrau zu suchen. Sogar Paulinus selbst, Theodosius’ Gefährte und Freund, bemühte sich und reiste umher, um Theodosius in dieser Angelegenheit einen Gefallen zu erweisen. Es geschah aber, dass eine griechische Jungfrau von einzigartiger Wohlgestalt und Bildung namens Athenais, die Tochter des Philosophen Heraklit, nach Konstantinopel kam. Sie reiste in die Stadt, um mit ihrer Tante zusammenzutreffen, und zwar aus folgendem Anlass: Der Philosoph Heraklit, der Vater von Athenais, hatte zwei Söhne, Valerianos und Genesios. Im Sterben liegend fertigte er sein Testament, in dem er jene beiden Söhne zu seinen Erben erklärte. Für Athenais aber legte er in seinem Testament fest: ›Meiner über ­alles geliebten Tochter will ich nur einhundert Münzen geben; ihr ­genügt nämlich ihre Schönheit und Bildung, worin sie ihr gesamtes Geschlecht übertrifft.‹ Und so starb er. Nach seinem Tod, als das Testament verkündet worden war und Athenais begriffen hatte, dass sie übergangen worden war, bat sie ihre Brüder, die älter als sie waren, und sich ihnen zu Füßen werfend flehte sie sie an, sich nicht an die Worte des Testaments zu halten, sondern ihr den dritten Teil des väterlichen Erbes überlassen. Dabei sagte sie, sie habe sich niemals versündigt und jene würden wissen, wie sehr sie ihrem ­gemeinsamen Vater immer zugetan gewesen sei. ›Und ich weiß nicht‹, sagte sie, ›warum mich unser sterbender Vater enterbt zurückgelassen und mir meinen Anteil an seinen Gütern geneidet hat.‹ Doch die Brüder beachteten ihre Bitten nicht und warfen sie voll Zorn aus dem väterlichen Haus. Athe­nais wurde von ihrer Tante mütterlicherseits aufgenommen und beschützt, nicht nur weil sie eine Waise war, sondern auch eine Jungfrau und die Tochter ihrer Schwester. Später nahm sie sie mit zur anderen Tante, der Schwester Heraklits. Beide nah-

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Ambae Athenaïdos causam susceperunt: et actionem adversùs fratres ejus instituerunt. Et religiosissimam Principem Pulcheriam, Theodosii sororem, adeuntes, eam docuerunt quomodo à fratribus tractata fuisset Athenaïs; simulque ei Athenaïdis eloquentiam commendârunt. Cumque Augusta Pulcheria eam adeo forma et eruditione, et eloquentia praecellentem cerneret, interrogavit ipsius cognatos an ipsa virgo esset. Postquam autem, et virginem, à patre custoditam, et longa institutione Philosophiae studio eruditam intellexit, jussit illam unà cum aliis13 matronis, ac Cubiculariis custodiri, atque in Regia manere: sese materterae ejus ac amitae petitionem accipere dictitans. Mox ad fratrem Theodosium Imperatorem accedens, ›Inveni‹, inquit, ›adolescentulam puram; egregiè ornatam; subtili frontis descriptione, ac lineamentis decentibus; decoro naso; niveo candore; oculis magnis; singulari gratia; comâ crispâ et flavâ; maturo incessu; eruditam; Graecanicam virginem.‹ Quod simul ac audivit Theodosius, arsit, ut qui juvenis esset: et accersito socio et amico Paulino, petivit à sorore Pulcheria, ut sub praetextu negotii, Athenaïda in cubiculum ejus adduceret, quam per velum ipse et Paulinus spectarent. In cubiculum Pulcheriae Athenaïs introducta est. Placuit Theodosio: stupente et eam Paulino: qui eam Christianam fecit: erat enim Pagana, Graecâ religione: et appellavit Eudociam.« Eamdem historiam, sed paullò aliter, narrat Socrates libro VII . Historiae Ecclesiasticae, capite 21. his verbis: »Cùm igitur tam illustris victoria (sermo est de Romanorum contra Persas victoria) divinitus data esset Romanis, multi eloquentiâ praestantes

13  aliis B; aviis A

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men sich Athenais’ Fall an und verklagten ihre Brüder. Und sie gingen zur höchst gottesfürchtigen Fürstin Pulcheria, der Schwester des Theodosius, und berichteten ihr, auf welche Weise Athenais von ihren Brüdern behandelt worden war; zugleich lobten sie Athe­nais’ Redegewandtheit. Als die Augusta Pulcheria gewahr wurde, dass jene an Schönheit, Bildung und Redegewandtheit herausragte, fragte sie ihre Verwandten, ob sie Jungfrau sei. Nachdem sie aber erfahren hatte, dass sie sowohl eine vom Vater behütete Jungfrau als auch durch langwährenden Unterricht im Studium der Philosophie gebildet war, befahl sie, dass Athe­ nais zusammen mit anderen Zofen und Kammerdienern ihren Schutz genießen und im Palast wohnen solle, wobei sie wiederholt zusagte, sich höchstselbst der Klagebitte der beiden Tanten anzunehmen. Wenig später kam sie zu ihrem Bruder, dem Kaiser Theodosius, und sagte zu ihm: ›Ich habe eine reine junge Frau gefunden: herausragend geschmückt mit einer feinen Gesichtszeichnung und einer graziösen Gestalt, einer schönen Nase, schneeweißer Haut, großen Augen, einer einzigartigen Anmut, gelocktem und blondem Haar, einem vollendeten Gang, gebildet; eine griechische Jungfrau.‹ Sobald er dies hörte, geriet Theodosius in Auf­ regung, wie es einem jungen Mann ansteht, ebenso auch sein Gefährte und Freund Paulinus, und er bat seine Schwester Pulcheria, Athenais unter dem Vorwand eines Dienstgeschäfts in ihre Kammer zu bringen, damit er und Paulinus sie von einem Versteck aus betrachten könnten. Athenais wurde in Pulcherias Kammer geführt. Sie gefiel Theodosius, und voll Bewunderung für sie war auch Paulinus, der sie zum Christentum bekehrte – sie war nämlich als Heidin der griechischen Religion gefolgt – und Eudokia nannte.« Die gleiche Geschichte, nur ein wenig anders, erzählt Sokrates im VII . Buch der Kirchengeschichte im Kapitel 21 mit diesen Worten:100 »Nachdem den Römern also ein solch glänzender Sieg (die Rede ist vom Sieg der Römer über die Perser) von der Gottheit gegeben worden war, verfassten viele in der Redekunst

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viri in laudem Imperatoris Panegyricas Orationes conscripserunt, easque publicè recitârunt. Ipsa quinetiam Imperatrix, Theodosii Junioris uxor, heroïco versu poëmata composuit. Erat enim admodum erudita: utpote Leontii Sophistae filia, à patre edocta, et in omni literarum genere instituta. Hanc cùm Imperator Theodosius ducturus esset, Atticus, Episcopus, Christianam fecit: Et in baptismo, pro ›Athenaïde‹, ›Eudociam‹ nominavit.« Et Evagrius libro I. cap. 20. »Theodosius«, inquit, »Eudociam domo Atheniensem, formâ elegantem, nec ignaram artis poëticae, interventu Pulcheriae, sororis suae, uxorem duxit, cùm illa salutari lavacro priùs tincta fuisset, etc. Eudocia verò diu posteà dum ad sanctam Christi, Dei ac Domini nostri, civitatem pergeret, venit Antiochiam: ubi cùm publica verba fecisset ad Popu­ lum, Orationem suam hoc versu clausit, ›Ὑμετέρης γενεῆς τε καὶ αἵματος εὔχομαι εἶναι.‹ ›Et cupio et laetor vestro me sanguine natam.‹ Colonias significans quae illuc deductae ex Graecia, etc. Quam ob causam Antiochenses statuâ ex aere fabrefactâ eam hono­rârunt: quae integra etiamnum manet.« Accedat Nicephorus. »Pulcheria Augusta«, inquit ille libro XIV . capite 23, »quòd honestatis studiosa esset, cùm Imperator jam ad aetatem maturam pervenisset, ut ei conjugem matrimonio jungeret, deliberavit: et generis cujusque et familiae puellas; eas etiam quae ex Gentibus; formâ, divitiis, et aliis dotibus praeclarae essent, dispexit. Atque haec cùm ageret, percommodè accidit, ut mulier quaedam cui nomen Athenaïs erat, adhuc virgo, ex Athenarum urbe ad Augustam veniret. Ea Leontii Philosophi filia; et quidem ingeniosissima; omni genere, non solùm Graecarum literarum, sed etiam Latinarum, à patre erudita, tantùm in Philosophia effectrice simul et contemplatrice, atque ea quoque

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hervorragende Männer zum Lobe des Kaisers panegyrische Reden, die sie dann öffentlich verlasen. Sogar die Kaiserin selbst, die Frau Theodosius’ des Jüngeren, schrieb Gedichte im heroischen Versmaß. Sie war nämlich über die Maßen gebildet, war sie doch die Tochter des Sophisten Leontios, vom Vater erzogen und in allen Schriftkünsten unterrichtet. Als Kaiser Theodosius sie heiratete, bekehrte sie Bischof Atticus zur Christin; und bei der Taufe nannte er sie statt ›Athenais‹ ›Eudokia‹.« Und Euagrios schreibt im I. Buch, 20. Kapitel [der Kirchenge­ schichte]:101 »Theodosius heiratete unter Zutun seiner Schwester Pulcheria die Athenerin Eudokia, die von anmutiger Gestalt und in der Dichtkunst bewandert war, nachdem diese zuvor mit dem heilbringenden Taufwasser benetzt worden war etc. Als Eudokia lange später zur Stadt Christi, unseres Gottes und Herrn, reiste, kam sie nach Antiocheia, wo sie eine öffentliche Rede an das Volk hielt, die sie mit folgenden Worten beendete: ›Ὑμετέρης γενεῆς τε καὶ αἵματος εὔχομαι εἶναι.‹ ›Ich bin froh, dass ich von Eurem Blut abstamme.‹102 Damit meinte sie die Kolonien, die aus Griechenland dorthin gezogen waren etc. Aus diesem Grund ehrten die Antiochier sie mit einer Statue aus Erz, die bis heute unversehrt erhalten ist.« Nikephoros stimmt darin überein. Im XIV . Buch, Kapitel 23 [der Kirchengeschichte] sagt er:103 »Pulcheria Augusta, die nach dem Ehrbaren strebte, beschloss, als der Kaiser bereits die Reife erlangt hatte, dass er sich mit einer Frau in der Ehe verbinden sollte, und besah sich die Mädchen jeglicher Abkunft und Familie, sogar die heidnischen, ob sie an Wohlgestalt, Reichtümern und anderen Gaben hervorragten. Und während sie das tat, traf es sich sehr gut, dass eine gewisse Frau mit Namen Athenais, die noch Jungfrau war, aus der Stadt Athen zur Augusta kam. Sie war die Tochter des Philosophen Leontios und wahrlich höchst begabt; sie wurde vom Vater nicht nur in allen griechischen, sondern auch in allen lateinischen Künsten unterrichtet, so dass sie in einem derartigen Maße in der Philosophie bewandert war, im Handeln ebenso wie in der Theorie und in den Redekünsten

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quae circa dicendi artem, probationesque et confutationes versatur, quantum alius nemo profecit. In Astronomia etiam, Geometria, et numerorum proportionibus, plus quàm alius aetate sua quisquam, est assequuta: Hanc ubi pater ita educavit atque instituit, moriturus ille filios suos, Valerium et Aëtium, bonorum suorum heredes reliquit: filiam ­autem exheredavit: formam illi suam atque eruditionem sufficere dicens. Cùm verò res ei domi angusta esset, ad Pulcheriam Augustam de fratrum injuria conquerens, accessit. Illa prudentiam, venustatem, et miram in rebus omnibus, ut ita dicam, dexteritatem puellae cùm cognovisset, fratri eam connubio conjungendi consilium cepit. Atque ubi ei ut Christianorum sacra coleret, persuasit, accito Attico, Episcopo, divinum ei baptismum adhiberi fecit in Stephani Protomartyris templo: et in filiae locum sibi arrogatam, uxorem fratri dedit; pro ›Athenaïde‹, ›Eudociam‹ cognominatam.« Observabis obiter, Eudociae patrem qui Chronici Paschalis auctori »Heraclitus« dicitur, »Leontium« dici Socrati, Nicephoro, et Zonarae. Sed et ipsa, »Λεοντιὰς«, hoc est, »Leontii filia«, dicitur in disticho adscripto in fine Metaphraseos Octateuchi14: de qua infrà. Etiam ejus fratres, »Valerius« et »Aëtius« à Socrate et Nicephoro appellantur, quos »Valerium« et »Genesium« vocat auctor dicti Chronici. Sed Zonaras, Annalium libro XIII . »Genesium« et »Valerium« eos quoque nominat. Addit, Eudociam Praefecturam Illyriorum ab Imperatore pro Genesio impetrasse, Valerio, Magistri honorem donasse: neque illis iratam fuisse: nisi enim ab iis expulsa fuisset, non venisset Constantinopolim, ubi ad supremos honores pervenit; inquiebat illa.

14  Octateuchi B; Octatheuchi A

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s­ owie in den Beweisführungen und Widerlegungen, wie es niemand anderes erreichte. Auch von der Astronomie, der Geometrie und den Zahlenverhältnissen verstand sie mehr als irgendjemand ihres Alters. Hatte der Vater sie solcherart erzogen und unterrichtet, so ernannte er dennoch, als er im Sterben begriffen war, seine Söhne Valerios und Aitios zu den Erben seiner Güter, seine Tochter aber enterbte er und sagte, ihr würden ihre Schönheit und ihre Bildung genügen. Da jedoch für sie die Lage zu Hause schwierig war, ging sie zu Pulcheria Augusta, um sich über das Unrecht ihrer Brüder zu beklagen. Da diese die Klugheit der jungen Frau, ihren Liebreiz und ihre wunderbare Rechtschaffenheit in allen Dingen – um es so auszudrücken – erkannt hatte, fasste sie den Entschluss, sie ihrem Bruder als Braut zuzuführen. Und sie überzeugte sie von der christlichen Religion, so dass sie von dem herbeigerufenen Bischof Atticus in der Kirche Stephans, des ersten Märtyrers, die heilige Taufe erhielt. Sie nahm sie wie eine Tochter an, gab sie dem Bruder zur Frau und nannte sie anstatt ›Athe­ nais‹ nun ›­Eudokia‹.« Du wirst gelegentlich bemerken, dass der Vater Eudokias, den der Autor des Chronicon Paschale als »Heraklit« angibt, bei Sokra­tes, Nikephoros und Zonaras »Leontios« heißt.104 Aber auch sie selbst bezeichnet sich im Distichon, das am Ende ihrer Metaphrasen des Oktateuch beigefügt ist (darüber unten mehr)105, »Λεοντιὰς« [»Leontias«], d. h. »Tochter des Leontios«. So auch ihre Brüder, die bei Sokrates und Nikephoros »Valerios« und »Aitios« heißen, die der Verfasser des besagten Chronicon aber »Valerios« und »Genesios« nennt. Aber auch Zonaras gibt ihre Namen im XIII . Buch der Annales als »Genesios« und »Valerios« an. Er ergänzt, dass Eudokia vom Kaiser die Präfektur Illyriens für Genesios erwirkt hatte und dass Valerios das ehrenvolle Amt des Magisters übertragen worden war. Sie zürnte ihnen nicht, sondern sie sagte, wäre sie nicht von ihnen hinaus­geworfen worden, dann wäre sie nicht nach Konstantinopel gekommen, wo ihr höchste Ehren zuteil geworden seien.106

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Observandum et »Poëtriam« Socrati ac Evagrio dici Athe­ naïda, quae »Philosopha« dicitur Auctori Chronici Paschalis. De Romanorum contra Persas victoria, in laudem Theodosii conjugis, heroïcis versibus poëma scripsisse, intelleximus ex Nicephoro. Sunt qui eam Centonem de Christo Salvatore nostro fecisse dicant, qui vulgò Probae Falconiae tribuitur: qua de re viden­dus Lilius Gyraldus. Scripsit Zonaras, Centones Homericos opus Patricii cujusdam imperfectum et indigestum fuisse, illudque Eudociam absolvisse et digessisse. Constat eam scripsisse Graecè, heroïco carmine, libris octo, Metaphrasim Octateuchi, necnon Metaphrasim Zachariae et Danielis, Prophetarum; et libros tres de Sancto Cypriano Martyre: quibus de poëmatiis, ­videndus omnino Photius in Bibliotheca. Sancta Catharina. Sanctam Catharinam, Alexandrinam, Virginem et Martyrem, quae sub Maxentio Imperatore vixerit, in rebus Philosophicis versatissimam, Paganos Philosophos validissimis fregisse argumentis, eosque ad Religionem Christianam amplectendam, rationibus suis adegisse, vulgus Christianorum15 credit. Exstat scilicet ejus Martyrii Historia Graecè scripta apud Simeonem Metaphrasten, in qua non solùm id ipsum narratur, sed et ipsa se Rhetoricen, et Philosophiam, et Geometriam16, aliasque disciplinas, didicisse ait. Atque hinc est quòd Philosophiae Professores Parisienses Sanctam Catharinam sibi patronam elegerint, ejusque festo die Schola vacet Parisiensis: quas ferias, exemplo Parisiensis, ceterae celebrant Scholae. Qui ejus Virginis meminit Scriptor antiquior, fuit Graecus Scriptor Anonymus Vitae Sancti Pauli Latrensis, Eremitae, domo Elaeensis prope Pergamum, fato functi anno 956. die 15. mensis Decembris, in Monasterio Aphapsensi, in finibus Phrygiae. Sed eam Scriptor ille »Aecaterinen« vocat, non »Catha-

15  Christianorum B; Christianoruum A 16  Geometriam B; Geomemetriam A

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Man beachte, dass Athenais von Sokrates und Euagrios auch »Poetin«, vom Autor des Chronicon Paschale aber »Philosophin« genannt wird. Über den Sieg der Römer gegen die Perser hatte sie ein Gedicht im heroischen Versmaß zum Lobpreis ihres Gemahls Theodosius geschrieben, wie wir von Nikephoros wissen. Nach einigen soll sie auch den Cento über unseren Heiland Christus geschaffen haben, der gemeinhin der Proba Falconia zugeschrieben wird; siehe dazu Giglio Giraldi.107 Zonaras schreibt, dass die homerischen Centos das unvollendete und ungeordnete Werk eines gewissen Patricius gewesen seien, das Eudokia fertiggestellt und in Ordnung gebracht habe.108 Es ist bekannt, dass sie auf Griechisch und im heroischen Versmaß schrieb, und zwar in acht Büchern die Metaphrasen des Oktateuch und der Bücher der Propheten Zacharias und Daniel sowie drei Bücher über den heiligen Cyprian, den Märtyrer; über alle diese Dichtungen siehe Photios in der Bibliotheke.109 Die heilige Katharina. Dass die heilige Katharina aus Alexandreia, Jungfrau und Märtyrerin, die unter Kaiser Maxentius lebte, höchst bewandert in den philosophischen Fächern war, die Lehren der heidnischen Philosophen mit den stärksten Argumenten zerschmetterte und sie mit ihren Beweisführungen dazu brachte, die christliche Religion anzunehmen, glauben die meisten Christen. Die Geschichte ihres Martyriums ist in Griechisch von Symeon Metaphrastes überliefert, in der nicht nur er dies erzählt, sondern auch sie selbst sagt, sie habe Rhetorik, Philosophie, Geometrie und andere Fächer erlernt.110 Und deshalb haben sich die Philosophieprofessoren von Paris die heilige Katharina zur Patronin gewählt, und an ihrem Festtag bleibt die Pariser Schule leer; diese Feiertage werden nach dem Pariser Beispiel auch von anderen Schulen begangen. Ein älterer Schriftsteller, der an diese Jungfrau erinnerte, war der anonyme griechische Autor der Vita des heiligen Paul von Latros, dem Eremiten aus Elaia nahe Pergamon, der am 15. Dezember 956 im Hängenden Kloster an der phrygischen Grenze starb. Aber dieser Autor nennt sie »Aecaterina«, nicht »Catha-

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rinam«. Verba ejus sunt, ex interpretatione Jacobi Sirmondi, qui eam Vitam à se in Sforziana Bibliotheca Romae repertam, in gratiam Cardinalis Baronii Latinitate donavit: »Aliorum quidem Sanctorum memoriae hilaritatis ansam Paulo dabant: Martyris verò Aecaterinae non solùm voluptate Sanctum replebat, sed propemodum exultatione et tripudio.« Quem Scriptorem Baronius Annalium tomo X. »Scriptorem fidelem« appellat. »Aecaterine« quoque dicitur Euthymio, Monacho Zygabeno, in suis ad Psalmos Enarrationibus, ad Psalmum 44. qui liber manu exaratus adservatur in Bibliotheca Regia, necnon in Bigotiana. Praefationem dicti libri edidit Lemonius in Variis Sacris. Vixit Euthymius ille circa initium saeculi decimi quarti. »Α’ικατεριν« nuncupatur in Tabella Graecanica antiqua quam exhibuit V. Cl. Carolus Ducangius in fine Glossarii ad Scriptores mediae et infimae Latinitatis: in qua depicta cernitur gestans coronam regiam in capite, et veste induta consulari. Quod admonet me, ut legentes moneam, regio genere ortam dici in Martyrio suprà memorato. »Mulier quaedam pia, nomine Aecaterina, aetate juvenis, pulcra specie, quae genus ducebat ex sanguine regio, omnem autem et externam et nostram Scripturam perlegerat, multis ancillis comitata degebat Alexan­ driae«, inquit Scriptor Martyrologii17 Simeon Metaphrastes ad XXV . Novembris, interprete Gentiano Herveto. Sed ad rem. Exstant in Bibliotheca Colbertina septem codices manuscripti Martyrii Sanctae Catharinae, signati 413. 569. 622. 850. 3048. 4530. 5823. in quibus et ea constantissimè »Αἰκατερίνη« appellatur.

17  Scriptor Martyrologii A; om. B

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rina«. Seine Worte lauten in der Übersetzung durch Jacques Sirmond, der diese Vita in der Biblioteca Sforziana in Rom gefunden hatte und sie für Kardinal Baronio der lateinischen Sprachwelt schenkte:111 »Bereits die Erinnerungen an die anderen Heiligen gaben Paulus Grund zur Heiterkeit, aber diejenige an die Märtyrerin Aecaterina erfüllte ihn nicht nur mit Lust, sondern machte ihn beinahe ausgelassen und tanzlustig.« Diesen Schriftsteller nennt Baronio im X. Band der Annalen einen »glaubwürdigen ­Autor«.112 Auch vom Mönch Euthymios Zygabenos wird sie in dessen Erzählungen zu den Psalmen bei Psalm 44 »Aecaterina« genannt;113 dieses Buch wird in Handschriften in der Königlichen Bibliothek und in der Bibliotheca Bigotiana aufbewahrt. Das Vorwort dieses Buches wurde von Le Moyne in den Varia sacra publiziert.114 Euthymios lebte gegen Anfang des 14. Jahrhunderts. »Α’ικα­ τε­ρ ιν« [»Aikaterin«] wird sie in einer antiken griechischen Tafel genannt, die der berühmte Charles Du Cange am Ende seines Glossarium ad scriptores mediae et infimae Latinitatis veröffentlicht hat und in der sie mit einer Königskrone auf dem Kopf und in Konsularskleidung dargestellt wird.115 Das erinnert mich daran, die Leser darauf hinzuweisen, dass sie gemäß der oben erwähnten Märtyrervita aus einem königlichen Geschlecht stammte. »Eine gewisse gottesfürchtige Frau namens Aecaterina, jung an Jahren und von schönem Antlitz, die aus einem Geschlecht von königlichem Blut stammte und sowohl die ganze heidnische als auch die christliche Literatur kannte, lebte umgeben von vielen Zofen in Alexandreia«, berichtet der ­Autor des Martyrologiums zum 25. November, Symeon Metaphrastes, in der Übersetzung von Gentian Hervet.116 Doch zurück zum Thema. In der Bibliotheca Colbertina sind sieben Handschriften der Märtyrervita der heiligen Katharina erhalten; die Signaturen sind 413, 569, 622, 850, 3048, 4530 und 5823. In diesen wird sie durchweg »Αἰκατερίνη« [»Aikaterine«] genannt. Als

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»Aecatherina« quoque dicitur Molano in suis ad Usuardum Additionibus. At verò in Calendario Graeco pervetere dictae Bibliothecae, signato 5149. »Εκκατεριν« ad 24. Novembris nuncupatur. »Catharinam« posteriores dixerunt: credo, quia nominis »Aecaterinae«, »Aecaterinos«, »Eccaterinos«, originem ignorarent: quid enim »αἰκατερίνη«, »αἰκατερὶν«, »ἐκκατερὶν«, significent, ignoratur. Constat non esse voces Graecas. Sed neque voces esse Arabicas, ut volunt quidam; quòd Sancta Aecaterina in altero montis Sinai jugo sepulta fuerit; in quo etiamnum Monasterium exstat, illi dicatum; docuit me Eusebius Renaldotus, vir Arabicae Linguae, si quis alius, intelligentissimus. »Catharina« certè in omnibus Ecclesiasticis Breviariis nuncupatur, necnon apud Baronium in Martyrologio. Apud Pachymerem, in Andronico, libro 2. capite 18. et libro 3. capite 1. Catharina, filia unica Philippi, Imperatoris Constantinopolitani titulo tenus, quae postea18 Carolo Valesio Comiti nupsit, »Αἰκατερίνα« appellatur. Unde colligere est, »Catharinam« et »Aecaterinam« idem nomen esse. Atque haec de nomine Sanctae Catharinae. Nunc de historia videamus. Eam falsi arguere videtur Baronius. Ita enim de ea ille in Annalibus ad annum 317. sectione 23. »Cùm doleamus ab Eusebio praetermissa, magis angimur ab incerto Authore, quò fusiùs, eò minùs fideliter quàm par est, Acta ejusdem nobilissimae Martyris fuisse conscripta. Praestat namque in rebus Martyrum, aliorúmque Sanctorum, multa desiderari, quàm omni ex parte nutantia plurima cumulari. Meliùs enim consulitur Ecclesiasticae

18  postea B; poststea A

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»­Aecatherina« wird sie auch von Vermeulen in seinen Ergänzungen zu Usuards Martyrologium bezeichnet.117 In dem überaus alten griechischen Kalender dieser Bibliothek jedoch, der die Signatur 5149 trägt, wird sie beim Eintrag zum 24. November »Εκκατεριν« [»Ekkaterin«] genannt. »Catharina« sagten die Späteren, weil sie, glaube ich, die Herkunft des Namens »Aecaterina«, »Aecaterin« oder »Ekkaterin« nicht kannten; was nämlich »αἰκατερίνη« [»Aikaterine«], »αἰκατερὶν« [»Aikaterin«] und »ἐκκατερὶν« [»Ekkaterin«] bedeuten sollen, ist nicht bekannt. Es steht fest, dass sie keine griechischen Wörter sind. Auch sind sie nicht arabische Wörter, wie manche meinen, weil die heilige Aecaterina auf dem anderen Kamm des Berges Sinai begraben wurde, wo bis heute ein ihr geweihtes Kloster besteht; darüber hat mich Eusèbe Renaudot118 aufgeklärt, der mehr als jeder andere in der arabischen Sprache bewandert ist. »Catharina« wird sie freilich in allen kirchlichen Breviarien genannt, ebenso von Baronio im Martyrologium.119 In Pachymeres’ Andronikos Palaiologos, Buch II , Kapitel 18 sowie Buch III , Kapitel 1 wird Katharina, die einzige Tochter Philipps, des Titularkaisers von Konstantinopel, die später Charles, den Herzog von Valois heiratete, mit »Αἰκατερίνα« [»Aikaterina«] angesprochen.120 Daher kann man zusammenfassen, dass »Catha­rina« und »Aecaterina« derselbe Name ist. So viel zum Namen der heiligen Katharina. Nun blicken wir auf ihre Geschichte. Baronio scheint sie als falsch anzuzweifeln. In den Annalen zum Jahr 317 [eigentlich: 307], Sektion 23, schreibt er nämlich zu jener Geschichte:121 »Bedauern wir schon dasjenige, das Eusebius übergangen hatte, so werden wir noch mehr von der Geschichte beunruhigt, die von einem ungewissen Autor zwar reichhaltiger, dafür aber weniger glaubwürdig, als es angezeigt wäre, über jene höchst edle Märtyrerin zusammengeschrieben wurde. Denn bei den Märtyrern und anderen Heiligen ist es vorzuziehen, vieles als Desiderat zu belassen, als aus allen erdenklichen Richtungen eine Vielzahl an Andeutungen zusammenzutragen. Der kirchlichen Wahrheit kommt nämlich in Bezug auf

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veritati, rerum, quae non adeo exploratae, silentio, quàm mendacio, veris licèt admixto, atque adulteratae orationis eloquio.« Ut meritò eam, tamquam fabulosam, ex Breviario Parisiensi, jussu illustrissimi Francisci Harlaei, Archiepiscopi Parisiensis anno 1680. reformato, ejecerint, qui ejus reformationi operam dederunt, Viri doctrina et pietate illustres, Jacobus de Sancta-Bova, Professor Theologus Sorbonicus; Guillelmus Bruneterius, tunc Archidiaconus de Bria in Ecclesia Parisiensi, hodie Episcopus Santonensis; Claudius Castellanus, Canonicus Parisiensis; Nicolaus Gobilio, Doctor Sorbonicus, et Parochus Sancti Laurentii apud Parisios; Leonardus Lametus, Doctor Navarricus, tunc Canonicus Parisiensis, nunc Parochus Sancti Eustachii apud Parisios; Claudius Amelina, Archidiaconus Parisiensis; Nicolaus Coquelinus, Cancellarius Parisiensis; et Nicolaus Tornosus, Theologus et Concionator eximius. Anna Comnena: Alexii Imperatoris filia: uxor Nicephori Bryennii, Caesaris. Philosophiam se attigisse, scribit ipsa Alexiados libro XV . Et eam Nicetas, in Joanne Comneno, Philoso­ phiae, Disciplinarum omnium parenti, deditam, et omnibus artibus eruditam fuisse scribit. Sed et Zonaras Annalium libro XVIII . ubi de Bryennio, ejus conjuge, haec de ea habet, »ἦν γὰρ καὶ λόγοις προσκείμενος ἀνὴρ, καὶ ἡ σύνοικος δέ οἱ οὐδὲν ἧττον, εἰ μὴ καὶ μᾶλλον ἐκείνου τῆς ἐν λόγοις παιδείας ἀντείχετο, καὶ τὴν γλῶσσαν εἶχεν ἀκριβῶς ἀττικίζουσαν, καὶ τὸν νοῦν πρὸς ὕψος θεωρημάτων ὀξύτατον. Ταῦτα δ’ αὐτῇ προσεγένετο φύσεως ὀξύτητι καὶ σπουδῇ· προσετεθήκει γὰρ ταῖς βίβλοις, καὶ λογίοις ἀνδράσι, καὶ οὐ παρέργως ὡμίλει αὐτοῖς.« »Erat autem et ipse studiis doctrinarum deditus: et uxor ejus in iisdem operam nihilo minorem, ac potiùs majorem, ponebat: exquisitè Atticissans: ingenioque praedita acutissimo ad abstrusissimas quasque contemplationes: eam facultatem,

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Dinge, die noch nicht offenliegen, Schweigen mehr entgegen als eine Lüge – möge diese auch mit Wahrem vermischt sein – und der Wohlklang einer ausgeschmückten Rede.« Und so wurde sie zu Recht gleichsam als eine Erfindung aus der Neufassung des Pariser Breviariums, die auf Anordnung des hochberühmten Erzbischofs von Paris François de Harlay de Champvallon 1680 vorgenommen wurde, von denjenigen durch ihre Bildung und Frömmigkeit hervorragenden Männer ausgeschlossen, die sich mit dieser Neuordnung befassten: Jacques de Sainte-Beuve, Theologieprofessor an der Sorbonne; Guillaume Brunetier, damals Archidiakon von Brie in der Kirche von Paris, heute Bischof von Saintes; Claude Castellan, Kanoniker in Paris; Nicolas Gobillon, Doktor an der Sorbonne und Pfarrer von Saint Laurent in Paris; Léonard Lamet, Doktor aus Navarra, damals Kanoniker in Paris, nun Pfarrer von Saint Eustache in P ­ aris; Claude Amelina, Archidiakon von Paris; Nicolas Cocquelin, Kanzler von Paris; Nicolas Letourneux, Theologe und herausragender Prediger.122 Anna Komnene, Tochter des Imperators Alexios und Ehefrau des Caesars Nikephoros Bryennios. Dass sie sich mit Philosophie beschäftigt hatte, schreibt sie selbst im XV . Buch der  Alexias.123 Und Niketas schreibt im Johannes Komnenos, sie habe sich der Philosophie, der Mutter aller Wissenschaften, gewidmet und sei in allen Wissensgebieten gebildet gewesen.124 Und auch Zonaras berichtet im XVIII . Buch der Annalen, wo es um ihren Ehemann Bryennios geht, über sie Folgendes:125 »ἦν γὰρ καὶ λόγοις προσκείμενος ἀνὴρ, καὶ ἡ σύνοικος δέ οἱ οὐδὲν ἧττον, εἰ μὴ καὶ μᾶλλον ἐκείνου τῆς ἐν λόγοις παιδείας ἀντείχετο, καὶ τὴν γλῶσσαν εἶχεν ἀκριβῶς ἀττικίζουσαν, καὶ τὸν νοῦν πρὸς ὕψος θεωρημάτων ὀξύτατον. Ταῦτα δ’ αὐτῇ προσεγένετο φύσεως ὀξύτητι καὶ σπουδῇ· προσετεθήκει γὰρ ταῖς βίβλοις, καὶ λογίοις ἀνδράσι, καὶ οὐ παρέργως ὡμίλει αὐτοῖς.« »Er selbst war dem Studium der Wissenschaften ergeben, und seine Frau zeigte sich bei dieser Tätigkeit nicht weniger eifrig, sondern eher mehr: Sie befleißigte sich des Attischen in vorzüglicher Weise und hatte einen höchst scharfsinnigen Verstand, der sie zu den verwickeltsten Betrachtungen befähigte;

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partim naturae bonitate, partim industriâ, consecuta: affixa enim erat libris: et eruditorum consuetudine haud obiter utebatur.« Eudocia: uxor Constantini19 Palaeologi Despotae, ejus, qui secundus filius fuit Palaeologi Imperatoris: de qua haec Nicephorus Gregoras libro VIII . Historiarum capite 5. »ἦν δὲ καὶ σοφίας τῆς θύραθεν οὐκ ἄμοιρος ἡ γυνή· ἦν γὰρ ἰδεῖν αὐτὴν πάντα καὶ παντοῖα ῥᾳδίως20 κατὰ καιρὸν ἐν τῇ ὁμιλίᾳ διὰ γλώττης προ­ φέρουσαν, ὅσα τε αὐτὴ δι’ ἑαυτῆς ἀνεγνώκει, καὶ ὅσα λεγόντων ἄλλον ἀκήκοεν· ὡς Θεανώ τινα Πυθαγορικὴν καὶ Ὑπατίαν ἄλλην21 ὀνομάζεσθαι ταύτην πρὸς τῶν ἐφ’ ἡμῶν σοφωτέρων.« »Neque expers erat Philosophiae externae. Et elegantiâ formae, et facundiae suavitate, et morum comitate, excellebat. Erat et humanioribus literis erudita: et in colloquiis, varia quae ipsa legerat, aut quae ex aliis audierat, lubenter proferebat: ut altera Theano Pythagorica, et altera Hypatia, ab eruditis appellaretur.« Panypersebasta. Filia fuit Theodori Metochitae qui imperante Andronico seniore magnus fuit Logotheta. Eam Imperator fratris sui filio Joanni Panypersebasto despondit: unde »Panypersebasta« nominatur Nicephoro Gregorae Historiae Romanae libro octavo. Idem Gregoras ibidem, habitam ab ea Orationem refert: ex qua conjicere est fuisse eam Philosopham. Atque ipse quidem Gregoras, ita de ea loquitur: »ἦν γὰρ αὐτὴ νεάζουσα22 μὲν τὰ τῆς ἡλικίας, ἀλλ’ οὖν ἐπὶ μέγα συνέσεως ἥκουσα, καὶ γλῶτταν παρὰ τῆς φύσεως εὐτυχήσασα, οὐκ αὐτῇ μᾶλλον ἢ Πυθαγόρᾳ καὶ Πλάτωνι, καὶ τῶν σοφῶν τοῖς τοιούτοις μάλα προσήκουσαν.« »Erat autem illa aetate quidem juvenis, sed quae ad tantam pervenerat prudentiam, ut quae à natura contigerat illi dicendi facultas, non eam duntaxat, sed et Pythagoram et Platonem, et quoscunque alios deceret Philosophos.«

19  Constantini B; Constantitini A 20  ῥᾳδίως B; ῥαδίως A 21  ἄλλην A; ἄλλων Β 22  νεάζουσα B; νεάσουσα A

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dieses Vermögen erlangte sie teils durch ihre gute natürliche Anlage, teils durch Fleiß, denn sie hing an den Büchern und pflegte nicht zufällig den Umgang mit Gelehrten.« Eudokia, die Ehefrau des Despoten Konstantin Palaiologos, der der zweite Sohn des Imperators Palaiologos war. Über sie berichtet Nikephoros Gregoras im VIII . Buch, 5. Kapitel seiner Römischen Geschichte:126 »ἦν δὲ καὶ σοφίας τῆς θύραθεν οὐκ ἄμοιρος ἡ γυνή· ἦν γὰρ ἰδεῖν αὐτὴν πάντα καὶ παντοῖα ῥᾳδίως κατὰ καιρὸν ἐν τῇ ὁμιλίᾳ διὰ γλώττης προφέρουσαν, ὅσα τε αὐτὴ δι’ ἑαυτῆς ἀνεγνώκει, καὶ ὅσα λεγόντων ἄλλον ἀκήκοεν· ὡς Θεανώ τινα Πυθαγορικὴν καὶ Ὑπατίαν ἄλλην ὀνομάζεσθαι ταύτην πρὸς τῶν ἐφ’ ἡμῶν σοφωτέρων.« »Sie war der weltlichen Philosophie nicht unkundig. Sowohl durch die schöne Gestalt als auch durch den Wohlklang der Worte und die vollendete Sittlichkeit ragte sie hervor. Sie war in den profanen Wissenschaften gebildet, und in Gesprächen brachte sie gerne verschiedene Dinge, die sie gelesen oder von anderen gehört hatte, hervor, so dass sie von den ­Gelehrten ›zweite Theano‹ (die Pythagoreerin) und ›zweite Hypatia‹ genannt wurde.« Panypersebaste. Sie war die Tochter von Theodoros Metochites, der unter der Regierung von Andronikos dem Älteren Großlogothet war. Der Imperator gab sie Joannes Panypersebastos, dem Sohn seines Bruders, zur Frau, weshalb Nikephoros Gregoras sie im VIII . Buch der Römischen Geschichte »Panypersebaste« nennt. An derselben Stelle bezieht sich Gregoras auf eine von ihr gehaltene Rede, woraus zu schließen ist, dass sie eine Philosophin war. Und Gregoras selbst schreibt über sie Folgendes:127 »ἦν γὰρ αὐτὴ νεάζουσα μὲν τὰ τῆς ἡλικίας, ἀλλ’ οὖν ἐπὶ μέγα συνέσεως ἥκουσα, καὶ γλῶτταν παρὰ τῆς φύσεως εὐτυχήσασα, οὐκ αὐτῇ μᾶλλον ἢ Πυθαγόρᾳ καὶ Πλάτωνι, καὶ τῶν σοφῶν τοῖς τοιούτοις μάλα προσήκουσαν.« »Sie war zwar jung, hatte aber bereits eine solche Klugheit und durch natürliche Begabung eine derartige Redegewandtheit erlangt, wie sie nicht nur ihr, sondern auch einem Pythagoras, einem Platon und welchen anderen Philosophen auch immer zur Ehre gereichten.«

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Alibi »Caesarissam« vocat: nam ejus vir primùm Panypersebasti, deinde et Caesaris dignitate ornatus est. Viro apud Triballos mortuo, missus est ad ipsam, et ad Triballorum Regem, legatus Gregoras, quò ipsam solaretur viri morte afflictam, et Byzantium redire compelleret. Praeceptorem habuit toties memoratum Gregoram: apud quem plura de ejus ingenio, eruditione, eloquentia legere est. Ex Joanne Panypersebasto filiam genuit, quae Cralo Slaviae, id est Triballorum Regi nupsit. ›Kral‹, vox est Slavica, quae ›Regem‹ significat. Ea hodie Turcorum Imperator Electores Imperii in literis compellat; et quâ non ita pridem ipsum Germanorum Imperatorem compellabat.23 Novella; Jurisperita. Quod Novellam, Jurisperitam, Philosophas inter recenseo, facit Ulpianus, qui in Lege prima, Digestis de Justitia et Jure, Jurisconsultos »Philosophos« vocat, »veram, non simulatam, Philosophiam affectantes«. Fuit haec Johannis Andreae, Antecessoris Bononiensis celeberrimi, filia. De ea rem miram narrat Christina Pisana, in libro, cui titulus civitas Mu­ lierum, parte 2. cap. 36. quam hîc referre non gravabor: referam autem ipsius Christinae verbis, ne mihi in re, quae fidem excedit, non habeatur fides. »Pareillement, à parler de plus nouvaux temps, sans querre les anciennes Histoires; Jean Andry, solempnel Légiste à Boulogne la Grasse, n’a mie soixante ans, n’estoit pas d’opinion que mal fust que femmes fussent lettrées: quand à sa belle et bonne fille, que il tant ama, qui ot nom Nouvelle, fist apprendre lettres; et si avant ês Loix, que quand il estoit occupé d’aucune essoine, parquoy il ne pouvoit vacquer à lire les leçons à ses Escholiers, il envoyoit Nouvelle, sa fille, lire en son lieu aux Escholes en chayere. Et affin

23  Kral, vox est Slavica, quae Regem significat. Ea hodie Turcorum Imperator Electores Imperii in literis compellat; et quâ non ita pridem ipsum Germa­ norum Imperatorem compellabat add. B; Kral, vox est Turcica, quâ Turcorum Imperator etiamnum Electores Imperii in literis compellat; et quâ non ita pridem Germanorum Imperatorem compellabat Add. post. A (S. 131–132)

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An anderer Stelle nennt er sie »Kaisarissa«, denn ihrem Ehemann wurde zunächst der Titel des Panypersebastos, danach auch die Caesarenwürde verliehen. Nachdem ihr Mann bei den Triballern [d. h. den Serben] gestorben war, wurde Gregoras als Legat zu ihr und zum Triballerkönig gesandt, um sie wegen des Todes ihres Mannes zu trösten und sie zur Rückkehr nach Byzanz zu ermuntern. Den berühmten Gregoras hatte sie oft als Lehrer, und bei ihm kann man viel über ihre Begabung, ihre Bildung und ihre Redegewandtheit lesen. Aus ihrer Ehe mit Joannes Panypersebastos ging eine Tochter hervor, die den slawischen Kral, d. h. den König der Triballer heiratete. ›Kral‹ ist slawisch und bedeutet ›König‹. Mit dieser Bezeichnung spricht heutzutage der Imperator der Türken die Kurfürsten des Reiches in seinen Briefen an, und vor nicht allzu langer Zeit sprach er den Deutschen Kaiser selbst so an. Novella, die Rechtsgelehrte. Dass ich Novella, die Rechtsgelehrte, zu den Philosophinnen zähle, ist Ulpian zu verdanken, der im ersten Buch der Digesten im Abschnitt Über Gerechtig­ keit und Recht die Rechtsgelehrten »Philosophen« nennt, »Anhänger der wahren, nicht der vorgetäuschten Philosophie«.128 Sie war die Tochter von Giovanni d’Andrea, des berühmten Professors aus Bologna. Über sie erzählt Christine de Pizan in dem Buch, dessen Titel Stadt der Frauen lautet, im 2. Teil, Kapitel 36, eine wundersame Geschichte, die ich hier gerne wiedergebe. Ich zitiere aber Christines eigene Worte, denn ich fürchte keinen Glauben zu finden in dieser Sache, die den Glauben übersteigt:129 »Man braucht jedoch gar nicht unbedingt Geschichten aus alter Zeit heranzuziehen; auch in jüngerer Zeit gibt es ähnliche Fälle: so war etwa vor knapp sechzig Jahren der berühmte Jurist Gio­ vanni d’Andrea aus dem reichen Bologna keineswegs der Auffassung, Bildung sei für Frauen von Nachteil, und ließ deshalb seine schöne, gutherzige Tochter Novella, die er über alle Maßen liebte, das Schrifttum und die Gesetze studieren. Sie war darin so beschlagen, dass der Vater sie damit beauftragte, an seiner Statt die Studenten vom Katheder aus zu unterrichten, wenn er selbst aus

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que la biauté d’icelle n’empeschast la pensée des oyans, elle avoit une petite courtine au devant d’elle. Et par celle maniere, suppléoit et allégeoit aucunes fois les occupations de son pere; lequel l’ama tant, que pour mettre le nom d’elle en memoire, fist une notable Lecture d’un livre des Loix, qu’il nomma du nom de sa fille, ›la Nouvelle‹.« Haec habui ex libro quem de educatione liberorum24 scripsit ad Annam Borboniam, Ducis Longavillani uxorem, Vir clarissimus et doctissimus, mihique amicissimus Claudius Jolius, Canonicus et Cantor Ecclesiae Parisiensis; qui et Christinae25 librum manu scriptum mecum communicavit. Duxerat Johannes Milanciam; et ipsam mulierem eruditam; ex qua, praeter Novellam, habuit Betinam, quae Johanni à Sancto Georgio, Antecessori Bononiensi, nupsit. Apud Mugellum, agri Florentini oppidum natus, matrem habuerat Novellam: de cujus nomine, ejus filia Novella vocitata est. Et in utriusque memoriam, quem in Decretales Commentarium edidit; opus à Baldo mirè laudatum; »Novellas« appellavit. Ejus Vitam scripsit Guido Panzirolus, de Claris Legum Interpretibus lib. 3. cap. 19. Christina vixit apud Gallos, regnante Carolo V. Ejus honorificè meminerunt, Marotus in Poëmatiis, Verderius in Bibliotheca, et Johannes Mabilio in Itinere Italico.26 Heloisa: Petri Abaelardi, Theologi non unius è multis, amica primùm; posteà uxor; deinde Monialis ac Priorissa Monasterii Angentoliensis prope Parisios; et postremò, Monasterii Para­clitensis prope Novigentum ad Sequanam, anno MCXXX . ad annum MCLXIV . Abbatissa. Philosopham eam fuisse, docuit me, qui ejus et Abaelardi Opera publici juris fecit, Franciscus Ambrosius. »Heloissa«, inquit ille in Praefatione Apologetica pro Abaelardo, »ut altera ­Susanna, aut Esthera, pulcra, et Deum timens; vetustissimos illos 24  liberorum: liberororum B 25  Christinae: Christianae B 26  Novella; Jurisperita … Mabilio in Itinere Italico add. B

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irgendwelchen Gründen verhindert war, Kolleg zu halten. Damit ihre Schönheit ihre Zuhörer nicht ablenkte, stand sie hinter einem kleinen Vorhang. Auf diese Weise vertrat und unterstützte sie ihren Vater in seiner Tätigkeit. Dieser liebte sie so sehr, dass er einer berühmten Interpretation eines Gesetzeswerkes den ­Namen seiner Tochter verlieh: ›Novella‹.« Dies habe ich dem Buch Über die Erziehung der Kinder entnommen, das Anne de Bourbon, Ehefrau des Herzogs von Longueville, gewidmet ist und vom hochberühmten und hochgelehrten Claude Joly, Kanoniker und Kantor der Kirche von Paris, verfasst wurde.130 Er hat auch die Handschrift von Christines Buch mit mir besprochen. Giovanni heiratete Milancia, auch sie eine gebildete Frau; aus dieser Ehe ging neben Novella auch Betina hervor, die Johannes de Sancto Georgio, den Bologneser Professor, heiratete. Er wurde bei Mugello, einer Stadt im Herrschaftsbereich von Florenz, geboren, seine Mutter hieß Novella; seine Tochter wurde nach ihr genannt. Ihnen beiden zu Ehren benannte er den Kommentar, den er zu den Dekretalen herausgab, die »Novellen«, ein Werk, das von Baldus131 über die Maßen gelobt wird. Guido Panciroli hat seine Vita verfasst, die sich im III . Buch, 19. Kapitel seiner ­Berühmten Gesetzesinterpreten findet.132 Christine lebte bei den Franzosen zur Zeit der Herrschaft Charles’ V.133 An sie erinnern in Ehrerbietung Marot in seinen Poésies,134 Verdier in der Bibliothèque135 und Jean Mabillon im Iter Italicum.136 Heloïse. Sie war zunächst die Freundin des Petrus Abae­lard  – eines Theologen, wie es keinen zweiten gab –, später dessen Ehefrau. Danach war sie Nonne und Priorin des Klosters Argenteuil bei Paris, und zuletzt Äbtissin des Klosters Paraklet bei Nogent-­sur-Seine von 1130 bis 1164. Dass sie Philosophin war, habe ich Franciscus Ambrosius entnommen, der ihre und Abaelards Werke veröffentlichte. In seinem Vorwort, einer Apologie Abaelards, schreibt er:137 »Heloïse war wie eine zweite Susanna oder ­Ester: schön und gottesfürch-

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Montmoriantios legitima agnatione contingens; Canonici Parisiensis non notha, sed neptis: Psalmos Hebraïcè personare ab incunabulis docta: clarum sui sexûs sidus et ornamentum: tres illas Linguas, nec non Mathesin, Philosophiam, et Theologiam, à viro suo edocta, illo solo minor fuit.« De ejus et Abaelardi amoribus Historiam, cùm sit res omnibus nota, hîc narrare supersedeo.27 Platonicae 46

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Lasthenia: Mantinea: ex Arcadia: et Axiothea, Phliasia: Platonis discipulae. De utraque Laërtius in Vita Platonis, Clemens Alexandrinus in quarto Stromateon, et Themistius in Oratione XII . quae Sophista inscribitur. Vide infrà in Pythagoricis. Arria. Eam Auctor libri de Theriaca ad Pisonem capite 2. Platonis libris operam sedulam dedisse ait, et eo nomine ab Imperatoribus commendatam fuisse. Vixit sub Alexandro Severo: quod rectè Jonsius in Historia Philosophica observabat. Eam esse, mulierem illam »φιλοπλάτωνα« cui Laërtius Historiam suam Philosophicam nuncupavit, cum Reinesio existimamus. Vide nos ad Prooemium Laërtianum. Geminae: mater et filia: Plotini, Philosophi Platonici sua ­aetate celeberrimi, discipulae. Porphyrius in Vita Plotini. Amphichia28: Aristonis filia: uxor filii Iamblichi. Porphyrius

27  Heloisa: Petri Abaelardi … narrare supersedeo add. B 28  Amphichia B; Amphilia A

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tig. Sie stammte in rechtmäßiger Linie vom altehrwürdigen Geschlecht der Montmorency ab; nicht die illegi­time Tochter des Kanonikers von Paris war sie, sondern dessen Nichte. Von frühester Kindheit an wurde sie unterrichtet, die Psalmen auf Hebrä­ isch zu singen. Sie war ein Stern und hell leuchtender Schmuck ihres Geschlechts. In drei Sprachen sowie in Mathematik, Philosophie und Theologie wurde sie von ihrem Mann unterrichtet und blieb allein diesem unterlegen.« Die Geschichte der Liebesbeziehung zwischen ihr und Abae­ lard zu erzählen übergehe ich, da sie allen bekannt ist. PLATONIKERINNEN 46

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Lastheneia von Mantineia in Arkadien und Axiothea von Phleius waren Schülerinnen Platons. Über beide schreiben Diogenes Laertios in der Vita Platons,138 Klemens von Alexandreia im IV . Buch der Stromateis139 und Themistios in der XII . Rede mit dem Titel Sophist.140 Siehe auch unten bei den Pythagoreerinnen. Arria. Über sie schreibt der Autor des Buches Über den The­ riak an Piso im zweiten Kapitel, dass sie sich sorgfältig mit den Büchern Platons beschäftigt habe und ihr Name von Kaisern geehrt worden sei.141 Sie lebte zur Zeit der Herrschaft des Alexander Severus, wie Jonsius in seiner Philosophiegeschichte richtig bemerkt hat.142 Bei ihr handelt es sich um jene Frau, die Diogenes Laertios in seiner Philosophiegeschichte als »φιλο­πλάτωνα« [»Platonliebhaberin«] bezeichnet, wie wir mit Reinesius annehmen.143 Siehe dazu, was wir zum Prooemium des Diogenes ­Laertios angemerkt haben.144 Die beiden Frauen namens Gemina, Mutter und Tochter. Sie waren Plotins Schülerinnen, des berühmtesten platonischen Philosophen seiner Zeit, wie Porphyrios in der Vita Plotins angibt.145 Amphichia, Tochter Aristons und Ehefrau des Sohnes von Iamblich; dazu Porphyrios an derselben Stelle.146 Iamblich war

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ibidem. Fuit Iamblichus Porphyrii discipulus, qui discipulus fuit Plotini et Longini. Hypatia: Alexandrina: mulier in Philosophicis et Mathematicis versatissima: Theonis Alexandrini, Philosophi, Geometrae, et Mathematici filia et discipula: patre et magistro doctior. Theonis cujusdam qui temporibus Ionici Sardiani Medici praestantissimi magnum nomen in Galliâ consecutus erat, meminit Eunapius in Ionico: quem de Theone nostro sunt qui interpretentur: sed minus verosimiliter, meâ quidem sententiâ. At verosimili omnino conjectura Theonem hunc nostrum putabat Henricus Savilius illum esse Theonem qui Ptolemaeum interpretatus est: quod nos docuit Henricus Valesius ad Historiam Ecclesiasticam Socratis libro 7. capite 15. Idem et Ismaëli Bullialdo, »qui numerat multitudinem stellarum, et omnibus eis nomina vocat«, Gallorum in rebus Astronomicis longè doctissimo, videbatur. Platonicae autem Sectae addictam fuisse Hypatiam, discimus ex eadem Socratis Historia libro VII . capite 15. Socratis verba ex Valesiana interpretatione infrà ponam: sunt enim lectu dignissima: »Mulier quaedam fuit Alexandriae, nomine Hypatia: Theonis Philosophi filia. Haec ad tantam eruditionem pervenit, ut omnes sui temporis Philosophos longo intervallo superaret, et in Platonicam Scholam à Plotino deductam succederet, cunctasque Philosophiae disciplinas auditoribus exponeret. Quocirca omnes Philosophiae studiosi ad illam undique confluebant. Porrò praeter fiduciam atque auctoritatem quam sibi ex eruditione comparaverat, interdum quoque cum singulari modestia ad Judices accedebat. Neque verò pudor erat ipsi in media hominum frequentia apparere.« Quibus consona habet N ­ icephorus

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der Schüler des Porphyrios, der wiederum Schüler von Plotin und Longinos war. Hypatia von Alexandreia, eine in den philosophischen und mathematischen Fächern sehr bewanderte Frau. Sie war die Tochter und Schülerin Theons von Alexandreia, des Philosophen, Geometers und Mathematikers, doch war sie gelehrter als ihr Vater und Lehrer. An einen gewissen Theon, der zur Zeit des hochberühmten Arztes Ionikos von Sardes einen großen Namen in Gallien erworben hatte, erinnert Eunapios im Ionikos,147 und diesen Theon halten einige für den unseren hier; aber das ist zumindest meiner Meinung nach wenig wahrscheinlich. Doch gemäß einer ganz und gar glaubwürdigen Mutmaßung setzt Henry ­Savile unseren Theon mit jenem Theon gleich, der einen Kommentar zu Ptolemaios geschrieben hatte, wie uns Henri de Valois zur Kirchen­geschichte des Sokrates, Buch VII , Kapitel 15, mitteilt.148 Derselben Meinung scheint auch Ismael Boulliau zu sein, »der die Zahl der Sterne zählt und sie alle mit Namen ruft«149 und der unter den Franzosen bei weitem der Gelehrteste in der astronomischen Wissenschaft ist.150 Dass aber Hypatia Anhängerin der Schule der Platoniker war, erfahren wir aus der erwähnten Kirchengeschichte des Sokrates im VII . Buch, 15. Kapitel. Sokrates’ Worte führe ich nachfolgend in der Übersetzung von de Valois an, da sie von würdigster Vortrefflichkeit sind:151 »Es lebte in Alexandreia eine Frau namens Hypatia, die Tochter des Philosophen Theon. Sie erlangte eine derart hohe Gelehrsamkeit, dass sie alle Philosophen ihrer Zeit mit weitem Abstand überragte, und nachdem sie der in der Nachfolge Plotins stehenden platonischen Schule beigetreten war, erschloss sie den Hörern alle Fachgebiete der Philosophie. Deswegen strömten alle Studenten der Philosophie von überall her zu ihr. Ferner bewies sie neben des aufgrund ihrer Gelehrsamkeit erworbenen Selbstvertrauens und ihrer Autorität auch eine einzigartige Bescheidenheit, mit der sie sich manchmal an die Richter wandte. Sie scheute sich auch nicht davor, sich inmitten einer Gruppe von Männern zu zeigen.« Nikephoros stimmt im XIV . Buch, Kapi-

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libro  XIV . capite 16. Nicephori verba, quia nos alia docent, non pigebit adscribere; adscribam autem Latinè: est enim locus prolixior. »Alexandriae femina quaedam Hypatia erat, patrem habens Theonem Philosophum: à quo rectè instituta, tantùm disciplinis excelluit, ut non solùm temporis sui Philosophos, verùm etiam qui longè antea exstitissent, superârit, et in Platonica Schola à Plotino deducta successerit. Prompta illa erat quibuscumque studiosis disciplinarum cognitionem proponere. Proinde, quicumque Philosophiae amore tenerentur, ad illam veniebant, non tantùm propter eam, quae illi inerat, honestam, gravemque in dicendo libertatem, sed etiam quòd castè et prudenter principes adiret viros: nec indecorum esse videbatur, eam inter viros mediam adesse. Reverebantur et observabant eam omnes propter excellentem pudicitiam. Et omnibus erat in admiratione, cùm se adversus eam Invidia armavit. Quòd namque frequentiùs cum Oreste, Praefecto Alexandriae, versaretur, calumniam id ei apud Cyrilli, Alexandrini Archiepiscopi, Clerum peperit: perinde atque ipsa quominus gratia Archiepiscopum inter et Praefectum coalesceret, impedimento esset. Quapropter ex illis nonnulli, flagranti Cyrillum prosequentes amore, quibus Petrus quidam, ex Lectorum ordine, praeiit, redeuntem eam alicunde insidiosè observantes, ex curru detraxerunt, atque in Ecclesiam quae à Caesare nomen habet, rapuerunt: atque ibi vestibus nudatam, testarum fragmentis enecârunt: deinde membratim dissectam in locum qui Cinaron dictus est, duxerunt, atque ustularunt.« Hypatiae mortem similiter narrat Socrates Historiae Ecclesiasticae libro VII . capite 15. à quo sua habuit Nicephorus. At Phi-

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tel 16, darin überein. Nikephoros’ Worte hier anzuführen sollte uns nicht verdrießen, weil sie uns auch noch anderes darbieten. Ich zitiere sie aber nicht auf Griechisch, da es sich dabei um eine recht weitschweifige Passage handelt:152 »In Alexandreia lebte eine gewisse Frau namens Hypatia, deren Vater Theon der Philosoph war. Von diesem ordentlich ausgebildet, ragte sie derart in den Wissenschaften hervor, dass sie nicht nur die Philosophen ihrer eigenen Zeit übertraf, sondern auch diejenigen, die lange vorher gewirkt hatten, und sie trat in die von Plotin begründete platonische Schule ein. Sie war bereit, ihre wissenschaftlichen Kenntnisse allen möglichen Studenten darzulegen. Deswegen gingen alle, die von der Liebe zur Philosophie beseelt waren, zu ihr, und zwar nicht nur wegen der ihr eigenen Ehrbarkeit und würdevollen Offenheit im Sprechen, sondern auch weil sie keusch und klug an die führenden Männer heran­trat und es nie unanständig schien, wenn sie inmitten von Männern war. Alle verehrten und achteten sie wegen ihrer hervorragenden Sittsamkeit. Und alle bewunderten sie, doch erhob sich auch Neid gegen sie. Denn aus dem Umstand, dass sie häufig mit Orestes, dem Präfekten von Alexandreia, verkehrte, ging durch den Klerus Kyrills, des Erzbischofs von Alexandreia, eine falsche Anklage hervor. Ebenso sei ihr Einfluss das Hindernis für ein Bündnis zwischen dem Erzbischof und dem Präfekten gewesen. Deswegen lauerten ihr einige derjenigen, die Kyrill in brennender Liebe folgten, unter der Führung eines gewissen Petrus, der im Rang eines Lektors stand, auf und verschleppten sie, als sie gerade von irgendwoher zurückkehrte, in die Kirche, deren Name von Caesar abgeleitet ist [d. h. das Caesareum von Alexandreia]. Und nachdem sie sie nackt ausgezogen hatten, töteten sie sie mit Tonscherben. Danach führten sie den in Stücke geschnittenen Leichnam zu einem Ort namens Kinaron und verbrannten ihn.« Sokrates berichtet in der Kirchengeschichte, Buch VII , Kapitel  15 auf ähnliche Weise vom Tod Hypatias;153 von ihm hat Nike­phoros seine Angaben übernommen. Und Philostorgios

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lostorgius, apud Photium, laceratam dicit ab Homoousiastis29: quo nomine à Photio impietatis arguitur. Id illi accidisse ex invidia orta ob eximiam peritiam rerum, praesertim Astronomicarum, ait Hesychius cognomento ›Illustrius‹. Eam Synesius magno habuit in pretio: et ad eam plures literas scripsit: quae omnes »τῇ Φιλοσόφῳ« inscriptae sunt. Epistolâ XVI . matrem, sororem, et magistram, et benefactricem vocat, et si quae est alia res appellatione honorifica. Decimâ quintâ, rogat eam ut sibi baryllium30 faciendum curet. Ita hydroscopium vocant ad aquarum puritatem cognoscendam31: qua de voce nos in Amoenitatibus Juris capite 41. Vicesimam quartam sic orditur, »Quòd si Erebi vitâ functorum oblivia tangant, at ego illic vel carae potero meminisse Hypatiae«. De ea honorificè meminit Gregoras Historiae libro VIII . capite 5. cujus verba suprà adduximus in Eudocia, uxore Constantini Palaeologi Despotae. Formosam fuisse ait Suidas, sive pot­ iùs Anonymus apud Suidam. Addit, cùm de auditoribus quidam eam deperiret, pannos mensibus foedatos (»φυλάκια« vocabant sui Alexandrini) illi ostendisse, et dixisse, »Hoc quidem adamas, ô adolescens«: et sic animum ejus sanasse. Uxorem fuisse Isidori Philosophi ait idem: qui tamen virginem permansisse scribit. Etiam Isidori uxorem eam facit Damascius in Vita Isidori apud Photium: ubi et Hypatiam Geometriae deditam dicit. De Isidoro Philosopho videndus Damascius in Bibliotheca Photiana. Scripsit Commentarium in Diophantum32, Astro­ nomicum Canonem, et in Conica Apollonii. Testatur Suidas.

29  Homoousiastis B; Homoausiastis A 30  baryllium B; barillium A 31  puritatem cognoscendam B; libramenta cognoscenda A 32  Diophantum B; Diophantem A

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sagt gemäß Photios, dass sie von Homoousiasten zerstückelt worden sei, doch der Autor wird von Photios der Unfrömmigkeit bezichtigt.154 Dass ihr dies aus Neid gegenüber ihren herausragenden Kenntnissen – insbesondere auf dem Gebiet der Astro­ nomie  – widerfahren sei, behauptet Hesychios, der den Bei­ namen ›der Berühmte‹ trägt.155 Synesios schätzte sie sehr und schrieb mehrere Briefe an sie, die alle »τῇ Φιλοσόφῳ« [»an die Philosophin«] gerichtet sind. Im XVI . Brief nennt er sie Mutter, Schwester, Lehrmeisterin und Wohltäterin und lässt noch andere ehrbezeugende Anreden folgen.156 Im XV . fragt er an, ob sie für ihn die Herstellung eines Barylliums besorgen könne.157 So nannten sie ein Hydroskop, mit dem man den Reinheitsgrad von Wasser erkennen konnte; über dieses haben wir im 41. Kapitel der Amoenitates Juris ausführlicher gesprochen.158 Der XXIV . [eigentlich: CXXIV .] beginnt so: »Auch wenn im Erebos die Verstorbenen vom Vergessen heimgesucht werden, würde ich mich doch an die werte Hypatia erinnern«.159 In Buch VIII , Kapitel 5 der Historiae erinnert Gregoras in ehrbezeugender Weise an sie.160 Seine Worte haben wir oben bei Eudokia, der Gattin des Despoten Konstantin Palaiologos, angeführt.161 Dass sie schön war, berichtet Suidas oder besser gesagt der anonyme Schriftsteller, der von Suidas zitiert wird. Er fügte hinzu: Als einer ihrer Hörer in Liebe zu ihr vergangen sei, habe sie ihm ihre mit Menstruationsblut befleckten Gewänder gezeigt (die die Alexandriner »φυλάκια« [»phylakia«] nannten) und zu ihm gesagt: »Das ist es, in das Du Dich verliebt hast, Jüngling!« Und so habe sie seinen Verstand geheilt.162 Derselbe berichtet, dass sie die Ehefrau des Philosophen Isidor gewesen sei; er schreibt, sie sei dennoch Jungfrau geblieben.163 Auch Damaskios beschreibt sie in der Vita Isidors (bei Photios) als Isidors Ehefrau, wo er auch sagt, dass Hypatia sich mit Geometrie beschäftigt habe. Über den Philosophen Isidor liest man am besten bei Damaskios in der Bibliotheke des Photios nach.164 Sie verfasste einen Kommentar zu Diophantos, zum Kanon der Astronomie und zu Apollonios’ Konika [Über Kegelschnitte], wie Suidas bezeugt.165

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Exstat apud Stephanum Baluzium tomo primo Conciliorum, in Synodico adversus Tragoediam Irenaei capite 216. haec sub Hypatiae nomine ad Beatum Cyrillum, Archiepiscopum Alexandrinum, Epistola: »Legens historias temporum, reperi factam Christi praesentiam ante annos centum quadraginta. Fuerunt verò discipuli ejus qui posteà Apostoli nominati sunt: qui et post assumptionem ejus in caelos, Christianam praedicavere doctrinam: qui simpliciùs quidem, et absque omni curiositate superflua docuerant: ita ut invenirent locum plerique Gentilium, malè intelligentes atque sapientes, hanc accusandi doctrinam, et instabilem nominandi. Quod enim dixit Evangelista, ›Deum nemo vidit umquam‹, ›quomodo ergo‹, inquiunt, ›dicitis Deum esse crucifixum?‹ Et aiunt, ›Qui visus non est, quomodo affixus est cruci? quomodo mortuus, atque sepultus est?‹ Nestorius igitur, qui modò in exilio constitutus est, Apostolorum praedicationes exposuit. Nam discens ego ante longa pridem tempora, quòd ille ipse duas naturas Christum sit confessus existere, ad eum qui haec dixerit inquam, ›Solutae sunt Gentilium quaestiones‹. Dico igitur Sanctitatem tuam malè fecisse, illi contraria sapiendo, Synodum congregare, et absque33 conflictu dejectionem fieri praeparasse. Ego verò adhuc paucis diebus ejusdem viri expositiones inspiciens, et Apostolorum praedicationes conferens, atque intra memetipsam agitans, quòd bonum mihi sit fieri Christianam, digna effici spero dominici generatione baptismatis.« Sed cùm ex Socrate constet Hypatiam interemptam anno quarto Episcopatus Cyrilli, Honorio X. et Theodosio VI . Consulibus, hoc est, anno Christi 415. Nestorii autem exilium in hac Epistola memoratum, anno 436. contigerit, ut constat ex Evagrio,

33  absque A; abque B

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Bei Étienne Baluze wird im ersten Band der Konzilien, wo es in Kapitel 216 um die Synode gegen die Trägodie des Irenaios geht, ein Brief unter der Urheberschaft Hypatias an den seligen Kyrill, den Erzbischof von Alexandreia, überliefert:166 »Beim Lesen der Geschichtswerke habe ich festgestellt, dass Christus vor einhundertvierzig Jahren gegenwärtig war. Da waren seine Schüler, die später Apostel genannt wurden und die nach seiner Aufnahme in die Himmel die christliche Lehre predigten. Sie lehrten sie in einfacher Weise und ohne jeden überflüssigen Nachfrageeifer; so dass zahlreiche Heiden, als sie auf eine Stelle stießen, die sie schlecht begriffen oder verstanden, diese Lehre angriffen und als unbegründet bezeichneten. Da nämlich der Evangelist sagte: ›Niemand hat Gott je gesehen‹, ›Wie könnt ihr behaupten‹ – fragen sie –, ›dass Gott gekreuzigt worden sei?‹ Und sie sagen: ›Wer nicht gesehen wird, wie kann der ans Kreuz ge­na­ gelt werden? Wie kam er zu Tode und wie wurde er begraben?‹ Also hat Nestorios, der eben erst ins Exil verbannt wurde, die Predigten der Apostel ausgelegt. Ich habe nämlich schon vor langer Zeit gelernt, dass jener sich zu der Doktrin von den zwei Naturen in Christus bekannt hatte, und ich würde demjenigen, der dies sagte, antworten: ›Gelöst sind die Probleme der Heiden‹. Daher meine ich, dass Eure Heiligkeit schlecht daran getan hat, aufgrund eines widersinnigen Verständnisses seiner Lehre eine Synode zusammenzuführen und es so einzufädeln, dass seine Verdrängung ohne Diskussion bewerkstelligt werde. Nachdem ich vor wenigen Tagen die Auslegungen jenes Mannes studiert, mit den Predigten der Apostel verglichen und in mir selbst bewegt habe, welches Gut mir erstünde, wenn ich Christin würde, hoffe ich würdig zu sein, dass die Taufe des Herrn an mir bewirkt werde.« Da man jedoch von Sokrates weiß, dass Hypatia im vierten Jahr von Kyrills Episkopat – als Honorius X. und Theodosius  VI . Konsuln waren,167 d. h. im Jahr des Herrn 415 – getötet wurde, das in diesem Brief erwähnte Exil des Nestorios aber auf das Jahr  436 fällt, wie aus Euagrios’ Ausführungen ersicht-

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hanc Hypatiae ad Cyrillum Epistolam putabat Stephanus Baluzius notham esse ac suppositiam34: cujus ego sententiae lubens accedo. Exstat in Anthologia lib. I. Tit. »εἰς Σοφίαν« hoc de Hypatia Philosopha epigramma, »Ὅταν βλέπω σε, προσκυνῶ, καὶ τοὺς λόγους, Τῆς παρθένου τὸν οἶκον ἀστρῷον βλέπων. Εἰς οὐρανὸν γάρ ἐστι σοῦ τὰ πράγματα Ὑπατία σεμνὴ, τῶν λόγων εὐμορφία, Ἄχραντον ἄστρον τῆς σοφῆς παιδεύσεως.« Quod sic Grotius Latinum fecit: »Colat necesse est litteras, te qui videt, Et virginalem spectat astrigeram domum. Negotium namque omne cum caelo tibi, Hypatia prudens, dulce sermonis decus, Sapientis artis sidus integerrimum.« Epigramma Graecum vetus in laudem Hypatiae, necdum editum, edidit Jacobus Gothofredus ad Philostorgium. Claudius Salmasius in Epistola Nuncupatoria ad Puteanos, praefixa Observationibus suis ad Jus Atticum et Romanum, ubi de Schurmanna, Batava, puella doctissima, Hippatiam hanc nostram »Hippiam« appellavit: errore typographico, vel memoriae lapsu. Academicae

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Caerellia, sive Caerelia: nam utroque hoc modo scriptum id nomen in libris antiquis invenire est. Philosopham eam fuisse, patet ex epistola 51. libri XII . Epistolarum Ciceronis ad Atticum: in qua eam Cicero Philosophiae studio mirificè flagrantem vocat. Addit, suos de Finibus libros eam descripsisse: unde Academicae addictam Sectae conjecimus: erat enim Cicero Academicus; et,

34  suppositiam B; supposititiam A

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lich ist,168 hielt Étienne Baluze diesen Brief Hypatias an Kyrill für unecht und untergeschoben.169 Seiner Meinung stimme ich gerne zu. Im ersten Buch der Anthologia ist unter dem Titel »εἰς Σοφίαν« (»Über Weisheit«) dieses Epigramm über die Philosophin Hypatia überliefert:170 »Ὅταν βλέπω σε, προσκυνῶ, καὶ τοὺς λόγους, Τῆς παρθένου τὸν οἶκον ἀστρῷον βλέπων. Εἰς οὐρανὸν γάρ ἐστι σοῦ τὰ πράγματα Ὑπατία σεμνὴ, τῶν λόγων εὐμορφία, Ἄχραντον ἄστρον τῆς σοφῆς παιδεύσεως.« Grotius hat es ins Lateinische übersetzt.171 »Wer Dich sieht und Dein jungfräuliches, sternenhelles Haus erblickt, muss mit Notwendigkeit die Wissenschaften verehren. Denn Du widmest Deine Muße dem gesamten Himmel, kluge Hypatia, in süßem Wohlklang Deiner Rede, Du unbefleckter Stern der Weisheit.« Das alte, bis dahin unveröffentlichte griechische Epigramm zum Lobe Hypatias hat Jacques Godefroy in seinen Dissertationes zu Philostorgios ediert.172 Claude Saumaise nennt unsere Hypatia in seinem Widmungsbrief an die Brüder Dupuy, der seinen Bemerkungen zum attischen und römischen Recht vorangestellt ist, an der Stelle, wo er von der Niederländerin van Schurman, einer sehr gelehrten jungen Frau, spricht, »Hippia«;173 das beruht auf einem Druck- oder Erinnerungsfehler. Akademikerinnen

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Caerellia oder Caerelia – beide Schreibweisen finden sich zu diesem Namen in den antiken Büchern. Dass sie Philosophin war, erhellt aus dem 51. Brief des XII . Buches von Ciceros Briefen an Atticus, wo sie Cicero als in bewunderswertem Lern­ eifer entbrannt beschreibt.174 Er fügt hinzu, sie habe seine Bücher De finibus abgeschrieben.175 Daher vermuten wir, dass sie der Schule der Akademie folgte, denn Cicero war deren Anhän-

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ut eum Lactantius vocat, »Academicae disciplinae defensor«: et sunt Academici hi libri. Ejusdem meminit idem in epistola proximè sequenti. Meminit et libro XIII . Epistolarum Familiarium, epistolâ 72. in qua eam Servilio diligentissimè commendat: et necessariam suam vocat. Quod Caerelliam senex Cicero amaverit, objicit Ciceroni Fusius Calenus apud Dionem libro XLVI . in Oratione, quâ ejus Orationi contra Antonium, Cicerone coram, respondet. Id verò Caerelliae honorificum imprimis existimamus. Quid enim honorificentius mulieri accidisse potuit, quàm amatam à Cicerone fuisse? à Cicerone, viro extra omnem ingenii aleam posito, et in omnibus excellentissimo: viro Consulari, et gravi: quem adspectabant, cujus ob os Graii ora obvertebant sua. Sed quod addit Calenus, ejus moechum fuisse Ciceronem, non verius existimamus quàm quod ipse, et Donatus apud Servium, ad hunc Maronis versum, »Hic thalamum invasit natae, vetitosque hymenaeos«, calumniantur35. Corradus, ad Tullii dictam epistolam quinquagesimam primam libri duodecimi36 ad Atticum, scripsit Caerelliam à Cicerone sene amatam, non negare Fabium libro VI . capite 4. et Ausonium in Centone Nuptiali. Ad Ausonium quod attinet, is mihi id dicere non videtur. En ejus ipsissima verba: »Meminerint autem, quippe eruditi, probatissimo viro Plinio, in poëmatiis lasciviam, in moribus constitisse37 censuram: pru­ rire opusculum Sulpicii, nec frontem caperare: esse Appuleium in vita Philosophum, in epigrammatis amatorem: in praeceptis omnibus exstare severitatem; in epistolis ad Caerelliam subesse ­petulantiam.

35  et Donatus apud Servium, ad hunc Maronis versum, Hic thalamum inva­ sit natae, vetitosque hymenaeos, calumniantur B; Ciceronem cum Terentiola filia concubuisse Add. post. A (S. 134) 36  duodecimi B; decimi secundi Add.post. A (S. 134) 37  constitisse B; constituisse Add.post. A (S. 134)

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ger und – wie Laktanz ihn nennt – »der Verteidiger der Lehre der Akademie«.176 Auch seine Bücher sind der Akademie zuzurechnen. Er erwähnt dieselbe im darauffolgenden Brief  177 und im XIII . Buch, Brief 72 der Epistolae familiariae, wo er sie dem Servilius mit größter Aufmerksamkeit empfiehlt und sie als seine Freundin bezeichnet.178 Dass Cicero als alter Mann Caerellia liebte, hielt Fusius Calenus dem Cicero im XLVI . Buch der Römi­schen Geschichte des Cassius Dio vor, und zwar in der Rede in Anwesenheit Ciceros, mit der er auf dessen Rede gegen Antonius ant­wortete.179 Dies jedoch erachten wir als besondere Auszeichnung für Caerellia. Denn was könnte eine größere Auszeichnung für eine Frau sein, als von Cicero geliebt worden zu sein? Von Cicero, einem Mann, dessen Genie unberührt von jeglichen Wechselfällen blieb und der in jeder Hinsicht der hervorragendste war, einem ehemaligen Konsul und bedeutenden Mann, dem sich sogar die Griechen aufgrund seiner Wortgewalt zuwandten. Was jedoch Calenus hinzufügt, nämlich dass Cicero Ehebruch begangen habe,180 halten wir für nicht glaubwürdiger als das, was er selbst und Donat (bei Servius) böswillig zu jenem Vers Vergils anmerkten: »dieser drang ins Gemach der Tochter ein und begang die verbotene Hochzeit«.181 Corrado schreibt zum besagten 51. Brief im XII . Buch der Briefe an Atticus, dass Fabius [Quintilianus] im VI . Buch, Kapitel 4 [der Institutio oratoria] und Ausonius im Cento nuptialis betont hätten, Caerellia sei vom alternden Cicero geliebt worden.182 Was Ausonius betrifft, so scheint er mir dies nicht zu behaupten. Hier seine höchsteigenen Worte:183 »Die Gebildeten werden sich aber erinnern, dass bei dem allseits bewährten Mann Plinius in den Gedichten Ausschweifung, in den Sitten aber Strenge waltete, dass das kleine Werk des Sulpicius lüstern ist und nicht die Stirn in Falten legt, dass Apuleius in der Lebensführung ein Philosoph, in seinen Epigrammen ein Liebhaber war: in sämtlichen Lehrsätzen gebietet der Ernst, in den ­Briefen an Caerellia steckt hingegen Ausgelassenheit.«

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Haec enim Ausonii postrema verba, de Appuleio, qui ad Caerelliam quamdam scripserit, non de Cicerone intelligenda: neque aliter ea accepit Ausonii Interpres, Elias Vinetus, vir sanè doctissimus. Sed neque Caerelliam à Cicerone amatam evincit locus Fabii. Verba ejus sunt: »Etiam illud quod Cicero Caerelliae scripsit, reddens rationem cur illa C. Caesaris tempora tam patienter toleraret. Haec, aut animo Catonis ferenda sunt, aut Ciceronis stomacho. Stomachus enim ille, habet aliquid joco simile.« Significant videlicet haec Fabii, aut abrumpendam esse vitam; quo pacto Cato Uticensis, ne in Caesaris manus veniret, mortem sibi con­ scivit; aut concoquenda haec esse Ciceronis exemplo: metaphorâ ductâ à stomacho, qui cibos etiam acerbos et ingratos, concoquit. Haec autem nihil ad amores Tullianos. Q. Caerellio cuidam librum suum de Die Natali, nuncupavit Censorinus: quem virtutis non minùs, quàm pecuniarum, divitem vocat. Et Martialis epigramma 63. libri IV . Caerelliae cuidam inscripsit.38 Dialecticae

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Diodorus, cui Crono cognomentum fuit, Philosophus Dialecticus, filias habuit Philosophas, Argiam, Theognida, Artemisiam, Pantacleam. Testatur id Sanctus Clemens, Presbyter Alexandrinus, in quarto Stromateon. Has autem quatuor Dio­dori Croni filias, Dialecticae Sectae omnes fuisse, scripsit Philo Dialecticus in Menexeno, teste eodem Clemente, loco laudato. Eas numero quinque fuisse, ait Sanctus Hieronymus libro

38  ACADEMICAE … Caerelliae cuidam inscripsit B, Add. post. A (S. 132–136)

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Die letzten Worte des Ausonius sind nämlich als Aussagen über Apuleius zu verstehen, der an eine Caerellia geschrieben hatte, und nicht über Cicero, und nicht anders hat dies Elie Vinet, der hochgelehrte Mann, in seinem Kommentar zu Ausonius angenommen.184 Aber auch die Stelle bei Quintilian beweist nicht, dass Caerellia von Cicero geliebt wurde. Seine Worte lauten:185 »Auch jenes Wort, das Cicero an Caerellia schrieb, wobei er den Gedankengang darlegte, wie er die Herrschaft Cae­sars so geduldig tolerieren konnte: Die Zeiten seien entweder mit dem Geist Catos oder mit dem ›stomachus‹ [Magen bzw. Verdruss] Ciceros zu ertragen. Denn jenes Wort ›stomachus‹ habe etwas Scherzhaftes an sich.« Diese Worte Quintilians bedeuten offenbar, dass das Leben entweder abzubrechen sei – daher hatte Cato Uticensis, um nicht in Caesars Hände zu fallen, Selbstmord begangen – oder zu verdauen gemäß Ciceros Vorbild, wobei die Metapher vom Magen hergeleitet ist, der ebenso bittere und unangenehme Nahrung verdaut. Aber das hat nichts mit Ciceros Lieben zu tun. Censorinus widmete sein Buch Über den Geburtstag einem gewissen Quintus Caerellius, den er an Tugend nicht weniger reich als an Geld bezeichnet.186 Und Martial adressierte sein 63. Epigramm im IV . Buch an eine gewisse Caerellia.187 Dialektikerinnen

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Diodoros, mit Beinamen Kronos und Philosoph aus der Schule der Dialektiker, hatte Töchter, die Philosophinnen waren: Argia, Theognis, Artemisia und Pantakleia. Das bezeugt der heilige Klemens, der Presbyter von Alexandreia, in Buch IV der Stromateis.188 Dass aber die vier Töchter des Diodoros Kronos allesamt der Schule der Dialektiker angehörten, schrieb Philon der Dialektiker im Menexenos, wie Klemens an selbiger Stelle berichtet.189 Dass sie fünf an der Zahl gewesen seien, sagt der heilige Hieronymus im ersten Buch Gegen Jovinian mit folgenden

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primo contra Jovinianum: his verbis: »Diodorus Socraticus quinque filias Dialecticas, insignis pudicitiae habuisse narratur. De quibus et Philo, Carneadis magister, plenissimam scripsit historiam.« Fuit Philo ille Dialecticus Diodori Croni discipulus, et Zenonis Cittiei condiscipulus. Cyrenaicae 61

Arete: Aristippi Cyrenaei, Cyrenaïcae Sectae conditoris, filia et discipula. Docuit Aristippum filium, qui inde dictus »ὁ μητροδίδακτος«. Laërtius in Aristippo, et Clemens in quarto Stromateon. Plures alii fuere »μητροδίδακτοι«: quos inter Lamuel Rex: de quo Proverbiorum capite ultimo: »Verba Lamuelis regis. Visio, quâ erudiit eum mater sua.« Item, Marcus Aurelius Antoninus, Imperator. Ipse libro I. Τῶν εἰς ἑαυτὸν: »Παρὰ τῆς μητρὸς, τὸ θεοσεβὲς, καὶ μεταδοτικὸν, καὶ ἐφεκτικὸν, etc.« subaudienda enim vox ἔμαθον: quod nos docuit Suidas. »Παρὰ Διογνήτῳ ἔμαθον τὸ ἀκενόσπουδον, καὶ τὸ ἐπιστηστικόν· φησὶ Μάρκος ὁ Φιλόσοφος βασιλεύς«: inquit ille, in ἀκενόσπουδον. sed ubi legendum ἀπιστητικὸν. Ita enim Marcus Imperator libro I. τῶν εἰς ἑαυτὸν: »παρὰ Διογνήτῳ τὸ ἀκενόσπουδον, καὶ τὸ ἀπιστητικὸν τοῖς

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Worten:190 »Vom Sokratiker Diodoros wird erzählt, er habe fünf Töchter gehabt, die Dialektikerinnen waren und sich durch ihre Keuschheit auszeichneten. Über sie hat Philon, der Lehrer des Karneades, eine überaus reichhaltige Geschichte geschrieben.« Jener Dialektiker Philon war der Schüler des Diodoros Kronos und der Mitschüler Zenons von Kition.191 Kyrenaikerinnen 61

Arete, die Tochter und Schülerin Aristipps von Kyrene, dem Gründer der Schule der Kyrenaiker. Sie unterrichtete ihren Sohn Aristipp, der daher »ὁ μητροδίδακτος« [»Metrodidaktos«; »der von der Mutter Unterrichtete«] genannt wurde, wie Diogenes Laertios in der Vita Aristipps192 und Klemens im IV .  Buch der Stromateis berichten.193 Es gab noch mehrere andere »μητροδίδακτοι« [»Metrodidaktoi«]; einer von ihnen war König Lamuel, über den das letzte Kapitel der Sprichwör­ ter handelt:194 »Dies sind die Worte des Königs Lamuel. Es ist eine Vision, die ihn seine Mutter lehrte.« Ebenso Marcus Aure­ lius Anto­ninus, der Kaiser, wie er selbst im ersten seiner Bücher An sich selbst schreibt:195 »Παρὰ τῆς μητρὸς, τὸ θεοσεβὲς, καὶ μεταδοτικὸν, καὶ ἐφεκτικὸν, etc.« [»Von der Mutter, gottesfürchtig zu sein und großzügig und selbstbeherrscht etc.«] Das Wort »ἔμαθον« [»ich habe gelernt«] ist dazuzudenken, wie uns Suidas lehrt. Er sagt im Eintrag zum Begriff ›ἀκενόσπουδον‹:196 »Παρὰ Διογνήτῳ ἔμαθον τὸ ἀκενόσπουδον, καὶ τὸ ἐπιστηστικόν· φησὶ Μάρκος ὁ Φιλόσοφος βασιλεύς.« [»›Von Diognet habe ich das Nichtige zu meiden gelernt und das, was man wissen muss (ἐπιστηστικόν)‹, sagt der Philosophenkaiser Marcus.«] Doch man muss hier vielmehr ›ἀπιστητικὸν‹ [das, was fernzuhalten ist] lesen. Denn so schreibt Kaiser Marcus im I. Buch von An sich selbst:197 »παρὰ Διογνήτῳ τὸ ἀκενόσπουδον, καὶ τὸ ἀπιστητικὸν τοῖς ὑπὸ τῶν τερατευομένων.« [»Von Diognet, das Nichtige zu meiden und mich von Zauberei und Gaukelei fernzuhalten.«]

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ὑπὸ τῶν τερατευομένων.« Et ita quoque legitur in Manuscripto Suida, qui in Regia Bibliotheca adservatur. Megaricae 62

Nicarete: Megarensis, Stilponis, Megarensis Philosophi, amica et discipula. Athenaeus libro 13. capite 7. »Νικαρέτη δὲ Μεγαρὶς, οὐκ ἀγεννὴς ἦν ἑταίρα· ἀλλὰ καὶ διὰ γονέων καὶ κατὰ παιδείαν ἐπέραστος ἦν. ἠκρόατο δὲ Στίλπωνος τοῦ Φιλοσόφου.« »Megarensis quoque non obscura et ignobilis meretrix fuit Nicareta. Sed et natalium splendore et doctrina perquam amabilis. Philosopho verò Stilponi operam dederat.« Meretrices Graecas plerasque humanioribus literis et Mathematicis disciplinis operam dedisse, notat Athenaeus. Quamquam autem uxorem duxisset Stilpo, Nicaretâ tamen scorto utebatur, inquit Onetor apud Laërtium in Stilpone. Sed aliter Cicero libro de Fato. Verba ejus sunt: »Stilponem Megaricum, Philosophum, acutum sanè hominem, et probatum temporibus illis accepimus. Hunc scribunt ipsius familiares, et ebriosum et mulierosum fuisse. Neque hoc scribunt vituperantes, sed potiùs ad laudem. Vitiosam enim naturam ab eo sic edomitam et compressam esse doctrinâ, ut nemo umquam vinolentum illum, nemo in illo libidinis vestigium viderit.« Cynicae

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Hipparchia: Maronis: soror Metroclis Maronitae, Philosophi Cynici: uxor Cratetis, Philosophi itidem Cynici. De ejus cum

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Und so liest man es auch in der Handschrift des Suidas, die in der Königlichen Bibliothek aufbewahrt wird. Megarikerinnen 62

Nikarete aus Megara, die Freundin und Schülerin Stilpons, des Philosophen aus Megara. Athenaios schreibt im XIII . Buch im 7. Kapitel:198 »Νικαρέτη δὲ Μεγαρὶς, οὐκ ἀγεννὴς ἦν ἑταίρα· ἀλλὰ καὶ διὰ γονέων καὶ κατὰ παιδείαν ἐπέραστος ἦν. ἠκρόατο δὲ Στίλπωνος τοῦ Φιλοσόφου.« »In Megara lebte auch eine nicht ruhmlose und nicht unbekannte Hetäre namens Nikarete. Sie war wegen des Ansehens ihrer Familie und wegen ihrer Bildung sehr attraktiv. Sie studierte bei dem Philosophen Stilpon.« Viele griechische Hetären haben sich mit den Literae humani­ ores [etwa: ›Geisteswissenschaften‹] und den mathematischen Wissenschaften beschäftigt, wie Athenaios anmerkt. Obwohl Stilpon verheiratet war, soll er mit der Hure Nikarete verkehrt haben, wie Onetor in Diogenes Laertios’ Vita Stilpons behauptet.199 Anders jedoch Cicero im Buch Über das Schicksal. Seine Worte lauten:200 »Wir erfahren, dass der Philosoph Stilpon aus Megara ein scharfsinniger und bewährter Mann in jenen Zeiten war. Seine Vertrauten schreiben über ihn, dass er ein Trunkenbold und Weiberheld gewesen sei. Doch schreiben sie dies nicht als Tadel, sondern vielmehr zum Lobe. Denn seine lasterhafte Natur hat er durch seine Philosophie derart bezwungen und unterdrückt, dass niemand ihn jemals betrunken, niemand ihn bei einem Akt der Lust ­beobachtet hat.« Kynikerinnen

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Hipparchia aus Maroneia, die Schwester Metrokles’ von Maroneia, des kynischen Philosophen, und Ehefrau des Krates, der ebenfalls ein kynischer Philosoph war. Über ihre Hochzeit mit

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Cratete nuptiis egregium Poëma scripsit Petrus Petitus noster, Ferdinando Furstembergio39, Episcopo Paderbornensi et Monasteriensi, Literatorum Maecenati, nuncupatum. Fuere autem celebratae hae nuptiae in Poecile, porticu Atheniensi celeberrima: quod nos docuit Clemens Alexandrinus Stromateon quarto. ­Hipparchiae Vitam scripsit Laërtius: ex qua Hipparchiam, germanissimam Cynicam, hoc est, inimicam verecundiae, fuisse discas: ut publicè quoque cum Cratete congrederetur: quod stupendum in femina: sunt enim feminae pudoris amantes: et, quod Demades aiebat apud Stobaeum40, pudor in muliere, pulchritudinis acropolis est. Scripsit, teste Suida, Hypotheses Philosophicas: et Epicheremata quaedam: et Quaestiones ad Theodorum cognomento »Atheum«. Exstat in Hipparchiam hoc Antipatri epigramma libro 3. Anthologiae titulo εἰς γυναῖκας. »Οὐχὶ βαθυζώνων Ἱππαρχία ἔργα γυναικῶν, Τῶν δὲ κυνῶν ἑλόμαν ῥωμαλέον βίοτον. Οὐδέ μοι ἀμπεχόναι περονήτιδες, οὐ βαθύπεπλος Εὐμαρὶς, οὐ λιπόων, εὔαδε κεκρύφαλος, Οὖδας δὲ σκίπωνι συνέμπορος, ἅ, τε συνῳδὸς Δίπλαξ, καὶ κοίτας βλῆμα χαμαιλεχέος. Ἄμμι δὲ Μαιναλίας κρέσσον βίος ἦν Ἀταλάντας Τόσσον ὅσον σοφία κρέσσον ὀριδρομίας.« Id est, magno illo Grotio interprete, »Non ego feminei mores Hipparchia sexus, Sed mare sum fortes corde secuta canes. Nec placuit pallam substringens fibula, non pes Vinctus, et unguentis oblita vitta mihi: Sed baculus, nudique pedes, quaeque artubus haeret Diploïs, inque locum dura cubilis humus.

39  Furstembergio B; Fustembergio A 40  Stoboeum A; Stobaeum B corr. in Errat. A (S. 156)

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Krates hat unser Pierre Petit ein erlesenes Gedicht geschrieben,201 das Ferdinand von Fürstenberg, dem Bischof von Paderborn und Münster und Mäzen der Literaten, gewidmet ist. Besagte Hochzeit wurde aber in der Poikile, der hochberühmten Säulenhalle in Athen, begangen, wie uns Klemens von Alexandreia im IV . Buch der Stromateis unterrichtet.202 Diogenes Laertios hat die Vita Hipparchias geschrieben;203 aus ihr wirst Du erfahren, dass Hipp­ archia eine waschechte Kynikerin, d. h. eine Feindin des Schamgefühls, war, schießlich vereinigte sie sich auch in der Öffentlichkeit mit Krates. Das ist für eine Frau verwunderlich, denn die Frauen lieben die Schamhaftigkeit, wie denn auch die Schamhaftigkeit bei einer Frau die Akropolis ihrer Schönheit ist, wie Demades bei Stobaios sagte.204 Sie schrieb Philosophische Hypothesen, wie Suidas bezeugt, sowie einige Versuche und Fragen an Theodo­ ros, der den Beinamen »der Gottlose« führt.205 Über Hipparchia ist folgendes Epigramm mit dem Titel Über die Frauen von Antipater im dritten Buch der Anthologie überliefert:206 »Οὐχὶ βαθυζώνων Ἱππαρχία ἔργα γυναικῶν, Τῶν δὲ κυνῶν ἑλόμαν ῥωμαλέον βίοτον. Οὐδέ μοι ἀμπεχόναι περονήτιδες, οὐ βαθύπεπλος Εὐμαρὶς, οὐ λιπόων, εὔαδε κεκρύφαλος, Οὖδας δὲ σκίπωνι συνέμπορος, ἅ, τε συνῳδὸς Δίπλαξ, καὶ κοίτας βλῆμα χαμαιλεχέος. Ἄμμι δὲ Μαιναλίας κρέσσον βίος ἦν Ἀταλάντας Τόσσον ὅσον σοφία κρέσσον ὀριδρομίας.« Der große Grotius hat es auf Latein übersetzt.207 »Nicht bin ich, Hipparchia, den Sitten des weiblichen Geschlechts, sondern mit männlichem Herzen den starken Hunden gefolgt. Auch die Spange, die den Mantel bindet, hat mir nicht gefallen, und nicht der umwundene Fuß oder die mit Salbe bestrichene Kopfbinde, sondern der Stab und die nackten Füße und welcher Mantel auch immer an meinen Gliedern hängt und als Schlafstatt die harte Erde.

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Maenaliae tanto41 potior mea vita puellae, Quanto venari, quàm sapuisse, minus.« Peripateticae 65

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Olympiodori filia. Narrat Marinus Neapolites in Vita Procli, cùm ad audiendum Olympiodorum, Philosophum Alexandrinum celeberrimum, Aristotelicae doctrinae cognoscendae causâ se Alexandriam Proclus Lycius contulisset, sic ab Olympiodoro fuisse approbatum, ut filiolam suam, et ipsam philosophicè institutam, ipsi despondere voluerit. Eamdem habet Suidas: quae αὐτολεξεὶ à Marino accepit. Vixit Olympiodorus sub Theodosio II . cui etiam Commentariorum Historicorum libros XXII . nuncupavit: quorum excerpta habemus apud Photium. Scripsit Vitam Platonis, quam ad calcem Observationum mearum in Laërtium edidit Mericus Casaubonus. Scripsit et Commentaria in IV . libros Meteorologicos Aristotelis, edita ab Aldo Manutio Venetiis in folio anno 1551. cum Joannis Philoponi Scholiis in librum primum. Horum quatuor librorum Latina Interpretatio, scriptore Joanne Baptista Camotio, prodiit Venetiis in folio anno 1555. et 1557. Exstat in Bibliotheca Regia ejusdem Olympiodori Commentarius in Philebum Platonis, signatus numero 2580. Item Commentarius in ejusdem Gorgiam, Alcibiadem priorem, et Phaedonem, signatus numero 2102. et 2103. et scriptus Angeli Vergerii, celeberrimi illius καλλιγράφου, manu: Et alius in Philebum et Phaedonem, scriptus anno 1536. et signatus numero 2101. Theodora. Huic Damascius Damascenus Syrus librum suum de Isidori Philosophi Vita nuncupavit. Photius in Bibliotheca: »γράφειν τὸν Ἰσιδώρου Βίον προθέμενος, Θεωδώρᾳ τινὶ τὸ

41  tanto B; tantùm A

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Um so viel ist mein Leben besser als das eines maenalischen Mädchens, als das Jagen schlechter ist, als Weisheit zu erlangen.« Peripatetikerinnen 65

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Die Tochter des Olympiodor. Marinos von Neapolis erzählt in seiner Vita des Proklos, dass Proklos der Lykier, als er sich nach Alexandreia begeben hatte, um den hochberühmten Alexandriner Philosophen Olympiodor zu hören und die aristotelische Lehre kennenzulernen, eine solche Wertschätzung von Olympiodor erfuhr, dass dieser seine Tochter, die selbst in der Philo­ sophie gebildet war, mit ihm verloben wollte.208 Dasselbe berichtet Suidas,209 der es wortwörtlich von Marinos übernommen hat. Olympiodor lebte während der Herrschaft Theodosius’ II ., dem er auch seine 22 Bücher der Historischen Kommentare widmete, von ­denen wir noch Exzerpte bei Photios besitzen.210 Er verfasste eine Vita Platons, die Méric Casaubon am Ende meiner Beobachtungen zu Diogenes Laertios ediert hat.211 Außerdem schrieb er Kommentare zu den vier Büchern der Meteora des Aristoteles, die von Aldo Manuzio 1551 in Venedig zusammen mit den Scholien des Johannes Philoponos zum ersten Buch gedruckt wurden. Die lateinische Übersetzung dieser vier Bücher durch Giovanni Battista Camozzi wurde 1555 und 1557 in Venedig gedruckt.212 In der Königlichen Bibliothek befindet sich der Kommentar desselben Olympiodor zu Platons Philebos mit der Signatur 2580, ebenso sein Kommentar zum Gorgias, Alkibiades I und Phaidon mit den Signaturen 2102 und 2103, der von Angelus Vergerius, jenem berühmten Schönschreiber, kopiert wurde, sowie ein anderes Exemplar des Kommentars zum Philebos und Phaidon, der 1536 abgeschrieben wurde und die Signatur 2101 trägt. Theodora. Ihr hat Damaskios aus Damaskus in Syrien sein Buch über das Leben des Philosophen Isidor gewidmet. Photios schreibt in der Bibliotheke:213 »γράφειν τὸν Ἰσιδώρου Βίον

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σύνταγμα προσπεφώνηκεν, Ἕλληνα μὲν καὶ αὐτῇ θρησκείαν τιμῶσῃ, μαθημάτων δὲ τῶν τε κατὰ Φιλοσοφίαν, καὶ ὅσα περὶ Ποιητάς τε καὶ Γραμματικὴν στρέφεται ἐμπειρίαν, οὐκ ἀπείρως ἐχούσῃ· ἀλλά γε καὶ πρὸς Γεωμετρικήν τε καὶ Ἀριθμητικὴν ἀνηγμένῃ θεωρίαν· αὐτοῦ τε Ἰσιδώρου καὶ Δαμασκίου τὴν διδασκαλίαν αὐτῇ τε καὶ ταῖς νεωτέραις ἀδελφαῖς κατὰ διαφόρους χρόνους πεποιημένων· αὕτη θυγάτηρ ἐγεγόνει42 Κυρίνας καὶ Διογένους τοῦ Εὐσεβίου τοῦ Φλαβιανοῦ43, ὃς εἷλκε τὸ γένος ἀπὸ Ζαμψιγεράμου τε καὶ Μονίμου, εἰς οὓς ἀνάγεται καὶ Ἰάμβλιχος, ἄνδρας τὰ πρῶτα τῆς εἰδωλολαθρούσης ἀσεβείας ἀπενεγκαμένους.« Id est: »Isidori autem Vitam scribere instituens, Theodorae cuidam feminae opus inscribit, Ethnicorum aequè cultum sectanti, et Philosophicae doctrinae, omniumque, sive ad Poëticam sive ad Grammaticam facultatem spectantium, non imperitae: immo et ad Geometricam atque Arithmeticam speculationem evectae: quam unà cum junioribus sororibus44 Isidorus ipse atque Damascius variis docuerant temporibus. Filia haec fuit Cyrinae, atque Diogenis, Eusebii filii, Flaviani nepotis: qui45 genus duxit à Zampsigeramo46, et Monimo, à quibus et Iamblichus originem repetit: viris, qui primas in Idololatrica super­stitione tulerunt.« Haec Photius tmemate 181. Obiter hîc observamus, ex eadem Isidori Vita protulisse et Photium Excerpta tmemate 242. Similiter duobus locis, hoc est, tmemate 185. et 211. Dionysii Aegei retulit Dictyaca. Qua de re cùm olim Henricum Valesium, virum undecumque doctissimum, consuluissem, respondit, existimare se Photiana illa Excerpta, quae hodie in Bibliotheca Photii leguntur, non unius esse Scriptoris. Damascium Damascenum Philosophum, Stoïcum facit Suidas: sed cùm sit aliis Peripateticus, teste Jonsio, Historiae Philosophicae diligentissimo et doctissimo Scriptore, Theodoram nostram, 42  43  44  45  46 

ἐγεγόνει B; ἠγεγόνει A Φλασιανοῦ A; Φλαβιανοῦ B, Err. post. A (S. 140) sororibus B, add. in Err. post A (S. 140); om. A qui B, add. in Err. post. A (S. 140); om. A Zampsigeramo B; Sampsigeramo A

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προθέμενος, Θεωδώρᾳ τινὶ τὸ σύνταγμα προσπεφώνηκεν, Ἕλληνα μὲν καὶ αὐτῇ θρησκείαν τιμῶσῃ, μαθημάτων δὲ τῶν τε κατὰ Φιλοσοφίαν, καὶ ὅσα περὶ Ποιητάς τε καὶ Γραμματικὴν στρέφεται ἐμπειρίαν, οὐκ ἀπείρως ἐχούσῃ· ἀλλά γε καὶ πρὸς Γεωμετρικήν τε καὶ Ἀριθμητικὴν ἀνηγμένῃ θεωρίαν· αὐτοῦ τε Ἰσιδώρου καὶ Δαμασκίου τὴν διδασκαλίαν αὐτῇ τε καὶ ταῖς νεωτέραις ἀδελφαῖς κατὰ διαφόρους χρόνους πεποιημένων· αὕτη θυγάτηρ ἐγεγόνει Κυρίνας καὶ Διογένους τοῦ Εὐσεβίου τοῦ Φλαβιανοῦ, ὃς εἷλκε τὸ γένος ἀπὸ Ζαμψιγεράμου τε καὶ Μονίμου, εἰς οὓς ἀνάγεται καὶ Ἰάμβλιχος, ἄνδρας τὰ πρῶτα τῆς εἰδωλολαθρούσης ἀσεβείας ἀπενεγκαμένους.« Das heißt übersetzt: »Am Beginn der Vita Isidors widmet er sein Werk einer gewissen Frau namens Theodora, die gleichermaßen dem heidnischen Kult anhing, wie sie in der Philosophie gebildet und in allen Disziplinen, die sich mit Poesie und Grammatik befassen, bewandert war, ja sich sogar zum Studium der Geometrie und Arithmetik erhob. Isidor selbst und Damaskios hatten sie zusammen mit jüngeren Schwestern zu verschiedenen Zeiten unterrichtet. Sie war die Tochter von Kyrina und Diogenes, dem Sohn des Eusebios und Enkel des Flavian, der seine Familie auf Zampsigeramos und Monimos zurückführte, von ­denen auch Iamblich abstammt – Männer, die in Bezug auf den götzenverehrenden Aberglauben an vorderster Stelle standen.« Das schreibt Photios im 181. Abschnitt. Nebenbei merken wir an, dass Photios Exzerpte derselben Vita Isidors im Abschnitt 242 angeführt hatte.214 Ähnlich zitiert er an zwei Stellen, nämlich in den Abschnitten 185 und 211, die Dictyaca des Dionysios von ­Aigai.215 Als ich darüber einmal Henri de Valois, den in allen Gebieten hochgebildeten Mann, befragte, gab er zur Antwort, er sei der Ansicht, dass jene photianischen Exzerpte, die heute in der Bibliotheke des Photios zu lesen sind, nicht von ein und demselben Autor stammen. Suidas hält den Philosophen Damaskios von Damaskus für ­einen Stoiker.216 Da er anderen jedoch als Peripatetiker gilt, wie Jonsius, der Verfasser einer sehr gewissenhaften und gelehrten Philosophiegeschichte, nachweist,217 hielten wir es für angemes-

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discipulam suam, inter Philosophas Peripateticas referendam existimavimus. Quod ait Photius, Theodoram47 hanc nostram Grammaticen coluisse, admonet me ut hîc Lectores moneam, mulieres quoque Grammaticen coluisse. Hestiaea Grammatica citatur à Pseudodidymo ad Iliados librum tertium. Epicureae 69

Themisto, sive Themiste: Lampsacena; Leontei48 Lampsaceni uxor: filia Zoïli Lampsaceni. Clemens Stromateon quarto. Ex ea, filium habuit, nomine ›Epicurum‹: quod nos docuit Laërtius.49 Leonteus autem ille, »Leontius« non rectè dicitur Gassendo nostro τῷ μακαρίτῃ, τῷ πάνυ, libro I. de vita et moribus Epicuri, cap. 8.50 Alius autem est Zoïlus ille Lampsacenus ab Homeromastige: nam iste Amphipolitanus fuit. Epicuri amicam f­ uisse Themisten discimus ex Laërtio in Epicuro: qui et ibidem duarum Epistolarum meminit quas ad eam scripsit Epicurus. In quarum una, sic eam compellat: »Atque ego is sum, qui nisi ad me proficiscaris, ipse ad te, vel volutatus, impelli possim.«51 »Licet sis Themistâ sapientior«, dixit Tullius contra Pisonem: qua de re videndus Gassendus libro VII . de vita et moribus Epicuri, capite 5.52 Ea est Themiste, quam Lactantius libro 3. Institutionum capite 25. solam ex mulieribus philosophatam esse ait: quod ipsum de Theano Pythagorica scripsit Didymus: qua de re nos infrà in Pythagoricis.

47  Theodoram B; Theododoram A 48  Leontei B, Err. post. A (S. 141); Leontii A 49  Ex ea, filium … docuit Laërtius Add. post. A (S. 137), B 50  Leonteus autem ille … Epicuri, cap. 8 add. B 51  In quarum una … impelli possim Add. post. A (S. 137), B 52  Licet sis Themistâ … Epicuri, capite 5 add. B

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sener, unsere Theodora, seine Schülerin, zu den peripatetischen Philosophinnen zu zählen. Was Photios berichtet, nämlich dass unsere Theodora die Kunst der Grammatik gepflegt hatte,218 ermahnt mich dazu, die Leser darauf aufmerksam zu machen, dass noch weitere Frauen die Grammatik gepflegt hatten. So wird etwa die Grammatikerin Hestiaia im III . Buch des Kommentars des Pseudo-Didymos zur Ilias zitiert.219 Epikureerinnen 69

Themisto bzw. Themiste aus Lampsakos, die Ehefrau des Leonteus von Lampsakos und Tochter des Zoilos von Lampsakos, wie Klemens im IV . Buch der Stromateis schreibt.220 Mit ihr hatte Leonteus einen Sohn namens Epikur, wie wir von Diogenes Laertios erfahren.221 Er heißt aber Leonteus; von unserem Gassendi, dem berühmten und ausgezeichneten, wird er im achten Kapitel des I. Buches von Über Epikurs Leben und Charak­ ter fälschlicherweise »Leontius« genannt.222 Auch ist Zoilus aus Lampsakos ein anderer als derjenige, der als »Homeromastix« [»Homergeißel«] bekannt ist, denn dieser war aus Amphipolis. Dass Themiste die Freundin Epikurs war, erfahren wir aus der Vita Epikurs von Diogenes Laertios, der darin auch zwei Briefe erwähnt, die Epikur an sie geschrieben hat.223 In einem von ihnen spricht er sie folgendermaßen an:224 »Und ich bin so weit, dass, wenn Du nicht zu mir kommst, ich selbst, der ich schon rotiere, zu Dir stoßen möchte.« »Magst Du auch weiser als Themiste sein«, sagt Cicero in Gegen Piso;225 vgl. dazu Buch VII , Kapitel 5 in Gassendis Über Epikurs Leben und Charakter.226 Es handelt sich um diejenige Themiste, von der Laktanz im III . Buch, Kapitel 25 der Institutiones sagt, sie sei die einzige Frau gewesen, die philosophiert habe,227 was auch Didymos über Theano die Pythagoreerin geschrieben hatte –228 siehe dazu weiter unten bei den Pythagoreerinnen.229

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Leontium, sive, hypocoristicâ formâ, Leontarium, Atheniensis meretrix: et ipsa Epicuri amica. Epicuri ad eam epistolae meminit et Laërtius in Epicuro. In qua sic eam compellat: »Dii immortales, Leontiola, quanto nos cum clamore, plausuque, epistolam tuam legimus!« Fuit et Metrodori Atheniensis, qui ex illustribus fuit Epicuri discipulis, amica. Auctor Laërtius.53 Hermesianactis Colophonii, Poëtae Elegiaci, amicam quoque fuisse Leontium docet nos Athenaeus libro XIII . qui et in ejus gratiam Elegorum plures libros scripsisse Hermesianactem testificatur: ex quorum tertio, sex supra centum versus profert. Inde aetatem Hermesianactis discere est, quem inter Poëtas incertae aetatis recensuit Gerardus Johannes Vossius in libello de Poëtis Graecis. Est autem Hermesianax ille, idem qui de patria Colophone egregium Carmen condidit, Pausaniae memoratum. Leontium, cogitantem, à Theodoro depictam fuisse, scripsit Plinius libro XXXV . capite XI . quod ipsum argumento est, Philosophicis eam medi­ tationibus fuisse deditam.54 Scripsit adversùs Theophrastum. Qua de re sic Tullius libro I. de Natura Deorum: »Istisne fidentes somniis non modò Epicurus, et Metrodorus, et Hermachus, contra Pythagoram, Platonem, Empedoclemque dixerunt, sed meretricula etiam Leontium contra Theophrastum scribere ausa est? scito quidem illa sermone, et Attico: sed tamen.« Et Plinius in Praefatione. »Ceu verò ne­ sciam, adversùs Theophrastum, hominem in eloquentia tantum ut nomen divinum inde invenerit, scripsisse etiam feminam, et proverbium inde natum, Suspendio arborem eligendi.«

53  In qua sic eam … Auctor Laërtius Add. post. A (S. 138), B 54  Leontium, cogitantem … fuisse deditam Add. post. A (S. 138), B

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Leontion bzw. (in der Diminutivform) Leontarion, war eine Athener Hetäre. Auch sie war eine Freundin Epikurs. Diogenes Laertios erwähnt in seiner Vita Epikurs auch den Brief, den Epikur an sie geschrieben hatte. Darin spricht er sie folgendermaßen an:230 »Unsterbliche Götter, meine kleine Leontion, mit wie viel Beifall und Zustimmung haben wir Deinen Brief gelesen!« Sie war auch die Freundin Metrodors von Athen, eines der berühmten Schüler Epikurs, wie Diogenes Laertios berichtet.231 Leon­tion war auch die Freundin des elegischen Dichters Hermesianax aus Kolophon, wie uns Athenaios im XIII . Buch unterrichtet,232 der auch bezeugt, Hermesianax habe zu ihren Ehren mehrere Bücher mit Elegien geschrieben, wobei er im dritten davon 106 Verse präsentiert habe. Daraus lässt sich die Zeit rekon­ stru­ieren, in der Hermesianax lebte, den Gerhard Johannes Vossius in seinem Büchlein über die griechischen Dichter unter die Poeten mit unsicherer zeitlicher Bestimmung reihte.233 Es handelt sich aber um denselben Hermesianax, der ein erlesenes Gedicht über seine Heimatstadt Kolophon schuf, das von Pausanias erwähnt wird.234 Dass Leontion in Denkerpose von Theodoros gemalt wurde, schrieb Plinius im XXXV . Buch, Kapitel 11,235 was allein schon dafür spricht, dass sie sich philosophischen Betrachtungen gewidmet hatte. Sie verfasste eine Schrift gegen Theophrast. Darüber handelt Cicero im I. Buch von De natura deorum wie folgt:236 »Führten nicht etwa nur Epikur, Metrodor und Hermarch [Hermachus] im Vertrauen auf ihre Träumereien das Wort gegen Pythagoras, Platon und Empedokles, sondern hatte nicht sogar die kleine Dirne Leontion gewagt, gegen Theophrast zu schreiben? Geschickt ist diese Rede ja und auf Attisch; aber dennoch.« Und Plinius schreibt in seinem Vorwort:237 »Ich weiß wirklich nicht, wie sogar eine Frau gegen Theophrast, einen in der Redekunst dermaßen beschlagenen Mann, dass man seinen Namen für göttlich befand, hatte schreiben wollen, und daher stammt die Redewendung: ›den Baum zum Erhängen selbst wählen‹.«

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Filiam habuit Danaen; et ipsam meretricem celebrem; Sophronis, Epheso Praefecti, amasiam. Athenaeus dicto libro: »Δανάην δὲ τὴν Λεοντίου τῆς Ἐπικουρείου θυγατέρα, ἑταιριζομένην καὶ αὐτὴν, Σώφρων εἶχεν ὁ ἐπὶ τῆς Ἐφέσου.« Et quae sequuntur: quae vide. Theophila: de qua sic Martialis libro VII . epigrammate ad Canium, »Haec est illa tibi promissa Theophila, CANI , Cujus Cecropia pectora dote madent. Hanc sibi jure petat magni senis Atticus hortus: Nec minùs esse suam Stoica turba velit. Vivet opus quodcumque per has emiseris aures: Tam non femineum, nec populare sapit. Non tua Pantaenis nimiùm se praeferat illi, Quamvis Pierio sit bene nota choro. Carmina fingentem Sappho laudabit amatrix: Castior haec, et non doctior illa fuit.« Epicurum philosophatum in horto, nemo est qui nesciat. Stoicae

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Mulierem professione Stoïcam in Veterum libris nullam inveni. Sed cùm Apollonius Stoïcus, teste Photio in Bibliotheca, librum scripserit de Mulieribus quae philosophatae sunt, verosimile est, ac verum arbitror, has inter professione Stoïcam non unam exsti­ tisse: quamvis ἀπάθειαν, quam profitebantur Stoïci, rarum sit in mulieribus inveniri. »Aut amat, aut odit mulier: nil est tertium«,

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Sie hatte eine Tochter namens Danaë, auch sie eine berühmte Hetäre und die Geliebte des Sophron, des Befehlshabers von Ephesos; so die Worte von Athenaios im bereits erwähnten Buch:238 »Δανάην δὲ τὴν Λεοντίου τῆς Ἐπικουρείου θυγατέρα, ἑταιριζομένην καὶ αὐτὴν, Σώφρων εἶχεν ὁ ἐπὶ τῆς Ἐφέσου.« [»Der über Ephesos gebietende Sophron hatte Danaë an seiner Seite, die Tochter der Epikureerin Leontion, die ebenso das Geschäft der Hetäre betrieb.«] Siehe dazu auch das Folgende. Theophila. Über sie schreibt Martial im VII . Buch der Epigramme an Canius:239 »Dies ist jene Theophila, die Dir versprochen ist, Canius, und deren Geist von attischer Bildung überfließt. Der attische Garten des großen Alten [d. h. Epikurs] könnte sie mit Recht für sich beanspruchen, und nicht weniger würde der stoische Haufen sie als die ihre bezeichnen wollen. Jegliches Werk wird leben, wenn Du es ihren Ohren kundtust [und ihrem Urteil anheimstellst], denn so sehr ist ihre Weisheit nicht diejenige einer Frau oder des Volkes. Deine Pantaenis soll sich ihr nicht allzu sehr vorziehen, auch wenn sie dem pierischen Chor gut bekannt ist. Ihre Verskunst würde von der liebeskundigen Sappho gelobt; Theophila ist ehrbarer, und Sappho war nicht gelehrter als sie.« Es gibt niemanden, der nicht wüsste, dass Epikur in einem Garten philosophiert hat. Stoikerinnen

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Ich habe in den Büchern der Alten keine Frau ausfindig gemacht, die der Schule der Stoa verpflichtet gewesen wäre. Da aber, wie Photios in der Bibliotheke bezeugt,240 Apollonios der Stoiker ein Buch über philosophierende Frauen geschrieben hat, ist es wahrscheinlich – ich halte es für sicher –, dass es unter den Stoikern nicht eine einzige Frau gegeben hat,241 wie ja auch die ἀπάθεια [Leidenschaftslosigkeit], zu der sich die Stoiker verpflichteten, bei Frauen selten zu finden ist. »Die Frau liebt entweder oder

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inquiebat Publius Syrus. Apollonius autem ille Stoïcus non alius mihi videtur esse ab Apollonio Chalcidonio, sive potiùs Chalcideno, aut Chalcidico, Philosopho Stoïco, Marci Aurelii Imperatoris praeceptore, de quo Eusebius in Chronico, et Capitolinus in Marco, et Marcus ipse in primo de his quae ad seipsum. Ita enim vertendum »τῶν εἰς ἑαυτὸν«: non, ut vulgò vertunt, de Vita sua: quamquam Suidas sic eos Marci libros appellat, cùm Marcum »τοῦ ἰδίου βίου διαγωγὴν« libris XII . scripsisse ait. Meminit ejusdem Apollonii et Capitolinus in Antonino55 Pio. Verba ejus, ut ea illustrem, proferre non gravabor. »Quum Apollonium, quem Chalcide acciverat, ad Tiberianam domum in qua habitabat, vocasset, ut ei Marcum Antoninum traderet, atque ille dixisset, ›Non magister ad discipulum debet venire, sed discipulus ad magistrum‹, risit eum, dicens, ›Facilius fuit Apollonio à Chalcide Romam venire, quàm à domo sua ad Palatium‹.« Similiter Malecus ab Haroun Rachido, Califa, rogatus, ut domum ipsius veniret, ut ejus filios disciplinis instrueret, respondisse fertur, »Scientia aditur, non adit«. Cui Rachidus, »rectè quidem respondes«: jussitque filios suos in templum venire, ut unà cum caeteris Rachidum audirent. Rem narrat Eduardus Poccocquius, in Specimine Historiae Arabicae.56 Porcia: Catonis filia, uxor Bruti. Eam Plutarchus in Bruto »τὴν Φιλόσοφον« vocat. Notior est ejus historia, quàm ut hîc narrari debeat. Arriam, Caecinae Paeti uxorem; et Arriam, ejus filiam, Thraseae uxorem; et Fanniam, Thraseae filiam, uxorem Helvidii, re Philosophas Stoïcas fuisse, quamvis non professione, con-

55  Antonino: Antonio A B 56  Meminit ejusdem Apollonii … Specimine Historiae Arabicae Add. post. A (S. 136–137), B

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sie hasst; ein Drittes gibt es nicht«, sagte Publius [Publilius] Syrus.242 Besagter Stoiker Apollonios aber scheint mir kein anderer zu sein als Apollonios von Chalkedon oder besser Chalkis oder Chalkidike, der stoische Philosoph und Lehrer Kaiser Marc Aurels, über den Eusebios in der Chronik,243 Capitolinus in der Vita Marc Aurels244 und Marc Aurel selbst im ersten seiner Bücher An sich selbst 245 schreiben. So muss man nämlich »τῶν εἰς ἑαυτὸν« übersetzen und nicht, wie man das gemeinhin tut, Über sein Leben,246 auch wenn Suidas die Bücher Marc Aurels so benennt, wenn er sagt, Marc Aurel habe zwölf Bücher »über seinen Lebens­gang« verfasst.247 Auch Capitolinus erwähnt jenen Apollonios in seiner Vita des Antoninus Pius. Gerne zitiere ich zur besseren Darstellung seine Worte:248 »Als er [d. h. Antoninus Pius] Apollonios, den er zuvor von Chalkis kommen ließ, zur Domus Tiberiana, in der er residierte, rief, damit er Marcus Antoninus [Marc Aurel] erziehe, und jener ihm antwortete: ›Nicht der Lehrer muss zum Schüler kommen, sondern der Schüler zum Lehrer‹, lachte er und sprach: ›Dem Apollonios fiel es leichter, von Chalkis nach Rom zu kommen, als von seinem Haus zum Kaiserpalast‹.« Ähnliches wird von Mālik [ibn Anas] überliefert, der, als er vom Kalifen Hārūn ar-Raschīd gebeten wurde, zu dessen Haus zu kommen und dessen Söhne in den Wissenschaften zu unterrichten, geantwortet haben soll: »Das Wissen wird aufgesucht, es besucht einen nicht«. Darauf Raschīd: »Recht antwortest Du«. Und er gebot seinen Söhnen in den Tempel zu gehen, um ihn zusammen mit den anderen zu hören. Diese Geschichte erzählt Edward Pococke in seinem Auszug aus der arabischen Geschichte.249 Porcia, Catos Tochter und Ehefrau des Brutus. ­Plutarch nennt sie in seiner Vita des Brutus »die Philosophin«.250 Ihre Geschichte ist zu bekannt, als dass man sie hier erzählen m ­ üsste.251 Dass Arria, die Ehefrau des Caecina Paetus, und ihre Tochter Arria, die Ehefrau des Thrasea, sowie Fannia, die Tochter Thraseas und Ehefrau des Helvidius, eigentlich Stoikerinnen gewesen sind, wenn auch nicht dem Bekenntnis nach, darüber

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stans opinio est. Earum historiae notiores quoque sunt, quàm ut hîc narrari debeant. Theophila: de qua suprà in Epicureis. Mulieres Romanas Stoïcorum libros evolvisse, patet ex his Flacci, in Ode Epodon octava, »Quid, quòd libelli Stoïci inter sericos Jacere pulvillos amant?« Pythagoricae 76

Tot fuere mulieres Pythagoricae, ut de iis volumen scripserit Philochorus Atheniensis Grammaticus; teste Suida; qui eum librum »Συναγωγὴν Ἡρωΐδων γυναικῶν« vocat in Φιλόχορος. Vixit Philochorus ille temporibus Eratosthenis: ut adolescens senem Eratosthenem attingeret: hoc est, Ptolemaei Philopatoris temporibus. Mirum autem videri possit tot Pythagoricas Philosophas exstitisse, cùm silentium Pythagorici per quinquennium servarent, ut plurima arcana haberent quae vulgare eis fas non erat; sint ­autem ut plurimùm mulieres loquaculae, et quae secretum custodire vix possint. Pythagoram divinum quemdam hominem adeo esse credebant homines, ut ei uxores et filias erudiendas traderent. Testantur Laërtius et Porphyrius. Eas »Pythagoricas« vocatas, Hermippus scribit apud Laërtium. Apud eumdem citatur Cratinus ἐν Πυθαγοριζούσῃ: unde conjicere est feminas Pythagoricas traductas fuisse à Comicis. Pythagoricarum nomina quae reperire potuimus, haec sunt:

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b­ esteht Einmütigkeit. Auch deren Geschichten sind zu bekannt, als dass sie hier erzählt werden müssen.252 Theophila, über die bereits oben bei den Epikureerinnen gesprochen wurde.253 Dass die römischen Frauen die Bücher der Stoiker gelesen hatten, geht aus der achten Ode der Epoden des Horaz hervor:254 »Wie kommt es, dass es die Büchlein der Stoiker lieben, zwischen den seidenen Kissen zu liegen?« Pythagoreerinnen 76

Es gab so viele Frauen unter den Pythagoreern, dass der Grammatiker Philochoros aus Athen ein eigenes Buch über sie schrieb, wie Suidas bezeugt, der dieses Buch in seinem Eintrag zu ›Philochoros‹ als »Συναγωγὴν Ἡρωΐδων γυναικῶν« [Versammlung der heroischen Frauen] benennt.255 Philochoros lebte zur Zeit des Eratosthenes – wobei er ein Jüngling war, als Eratosthenes bereits ein alter Mann war –, d. h. zur Zeit des Ptolemaios Philopator.256 Es verwundert zu erfahren, dass es derart viele pythagoreische Philosophinnen gegeben haben soll, unterwarfen sich die Pythagoreer doch für fünf Jahre einem Schweigegelübde, da sie zahlreiche Geheimgüter bewahrten, die publik zu machen nicht erlaubt war, und sind doch die Frauen meistens recht redselig, so dass sie kaum ein Geheimnis für sich behalten können. Pythagoras wurde von den Leuten so sehr für einen göttlichen Mann gehalten, dass sie ihre Ehefrauen und Töchter zum Unterricht zu ihm schickten, wie Diogenes Laertios und Porphyrios berichten.257 Sie wurden »Pythagoreerinnen« genannt, wie Hermipp von Diogenes Laertios zitiert wird.258 Bei diesem wird auch Kratinos’ Werk »ἐν Πυθαγοριζούσῃ« [Über die Pythagorisierende] erwähnt,259 ­woraus zu schließen ist, dass die pythagoreischen Frauen von den ­Komikern verhöhnt wurden. Die Namen der Pythagoreerinnen, die wir ausfindig machen konnten, sind folgende:

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Themistoclea: Pythagorae soror, si fides Laërtio et Suidae. Laërtii verba haec sunt in Vita Pythagorae; »φησὶ καὶ Ἀριστόξενος τὰ πλεῖστα τῶν ἠθικῶν δογμάτων λαβεῖν τὸν Πυθαγόραν παρὰ Θεμιστοκλείας τῆς ἀδελφῆς.« »Aristoxenus autem pleraque Moralium Decretorum Pythagoram à Themistoclea sorore accepisse tradit.« Quae lectio, teste Aldobrandino, vetustissimi codicis Farnesiani auctoritate confirmatur. His consentanea habet Suidas in Πυθαγόρας: sed »Theocleam« vocat ille quae »Themistoclea« dicitur Laërtio. »Τὰ δὲ δόγματα ἔλαβε παρὰ τῆς ἀδελφῆς Θεοκλείας.« Tamen, verè ut dicam, malim apud Laërtium et Suidam legere cum Aldobrandino, »παρὰ τῆς ἐν Δελφοῖς«: hoc est, »ab ea, quae apud Delphos sacerdos erat Apollinis«: quemadmodum posteà legitur in eadem Pythagorae Vita Laërtiana. »ὁ δ’ αὐτός φησιν«, (sermo est de Aristoxeno, de quo suprà mentionem fecerat) »ὡς προείρηται«, (notandum illud »προείρηται«) »καὶ τὰ δόγματα λαβεῖν αὐτὸν παρὰ τῆς ἐν Δελφοῖς Θεμιστοκλείας«: quamquam ibi Casaubonus in Notis, et Scaliger ad oram codicis, ex loco priùs allato reposuerint »τῆς ἀδελφῆς«. Sed, ut dixi, magis placet »τῆς ἐν Δελφοῖς«: tum quòd soliti essent antiqui Legislatores fingere se à Diis leges suas accepisse: ita Lycurgus Apollinem, Romulus Consum, Numa Aegeriam Nympham consulebant: tum quia Apollinem ad Pythagoram frequenter accedere dicebant homines, teste Suida. Credibilius igitur fuerit Pythagoram decreta sua ad Apollinis Sacerdotem numine plenam, quàm ad sororem suam, quod auctoritatem nullam

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Themistokleia, die Schwester des Pythagoras, wenn man Diogenes Laertios und Suidas Glauben schenken will. Dies sind Diogenes’ Worte in der Vita des Pythagoras: »φησὶ καὶ Ἀριστό­ ξενος τὰ πλεῖστα τῶν ἠθικῶν δογμάτων λαβεῖν τὸν Πυθα­γό­ραν παρὰ Θεμιστοκλείας τῆς ἀδελφῆς.« »Aristoxenos überlieferte aber, dass Pythagoras die meisten moralischen Lehrsätze von Themistokleia, seiner Schwester, übernommen h ­ abe.«260 Diese Lesart wird laut Aldobrandini durch die Auto­rität des sehr alten Codex Farnesianus bestätigt.261 Zustimmung erfährt sie auch durch Suidas’ Eintrag zu ›Pythagoras‹,262 obgleich er jene »Theokleia« nennt, die bei Diogenes Laertios »Themisto­kleia« heißt: »Τὰ δὲ δόγματα ἔλαβε παρὰ τῆς ἀδελφῆς Θεοκλείας.« [»Die Lehrsätze aber übernahm er von seiner Schwester Theo­kleia.«] Dennoch ziehe ich es vor – um bei der Wahrheit zu bleiben –, Aldobrandini folgend bei Diogenes Laertios und Suidas »παρὰ τῆς ἐν Δελφοῖς« zu lesen, das heißt: »von derjenigen, die in Delphi die Priesterin des Apollon war«,263 so wie weiter hinten in derselben laertianischen Vita des Pythagoras zu lesen ist: »ὁ δ’ αὐτός φησιν« [»er selbst sagt«] (die Rede ist von Aristoxenos, den er vorher erwähnt hatte), »ὡς προείρηται« (man beachte dieses »wie zuvor erwähnt«), »καὶ τὰ δόγματα λαβεῖν αὐτὸν παρὰ τῆς ἐν Δελφοῖς Θεμιστοκλείας« [»und dass er seine Lehren von Themistokleia in Delphi empfangen hat«],264 auch wenn Casaubon in seinen An­ merkungen und Scaliger am Rand seiner Handschrift diese Stelle aufgrund der vorher zitierten Passage mit »τῆς ἀδελφῆς« [»der Schwester«] wiederherstellen möchten.265 Es ist jedoch wie gesagt vielmehr angebracht, »τῆς ἐν Δελφοῖς« [»von der in Delphi«] zu lesen: zum einen, weil es bei den Alten Brauch war zu fabulieren, dass die Gesetzgeber ihre Gesetze von den Göttern empfangen hätten – so hätten etwa Lykurg den Apollon, Romulus den Consus und Numa die Nymphe Egeria befragt; zum anderen, weil die Leute Suidas zufolge erzählten, Apollon sei oft bei Pythagoras gewesen.266 Es ist also glaubwürdiger, dass Pythagoras seine Lehrsätze eher auf die durch göttliche Hoheit erfüllte Apollonpriesterin als auf seine Schwester,

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fecisset, retulisse. Deinde, si tam doctam atque eruditam sororem habuisset Pythagoras, ut ad eam Pythagorae dogmata referri potuissent, nemo illius nominatim non meminisset. At illius nominatim praeter Laërtium, ejusque exscriptorem Suidam, meminit nemo: non Porphyrius, non Iamblichus, non Anonymus, qui omnes Pythagorae Vitam conscripserunt. Sed, quod emendationem Aldobrandinianam omnino confirmat, scripsit Porphyrius in Vita Pythagorae, docuisse Pythagoram quae Delphis ab Aristoclea se audivisse dicebat. »ὅσα παρ’ Ἀριστοκλείας τῆς ἐν Δελφοῖς ἔλεγεν ἀκηκοέναι57«. Notabit obiter Lector varietatem lectionum. »Aristocleam« vocat Porphyrius, quae »Themistoclea« Laërtio et »Theoclea« dicitur Suidae. Theano. Pythagoricarum celeberrima dicitur Porphyrio: qui eam Pythonactis filiam, et genere Cressam, facit. Sed eam Brotini, sive potiùs Brontini, Crotoniatae, filiam faciunt Laërtius et Suidas. Etiam Didymus in libro de Philosophia Pythagorica, apud Clementem Alexandrinum, Crotoniatidem appellat. Addit Laërtius, uxorem fuisse Pythagorae, sed quosdam eam uxorem Brontini, et Pythagorae discipulam facere. Porphyrius quoque Pythagorae uxorem fuisse ait. At incertus de vita Pythagorae apud Photium, Pythagorae filiam vocat et discipulam. Accedit Hermesianax Colophonius, Poëta Elegiacus de quo suprà in Leontio, sententiae eorum qui Theano Pythagorae uxorem faciunt. Nam in tertio Elegorum quos in gratiam Leontii, Atticae meretricis,

57  ἀκηκοέναι B; ἀκηκοένα A

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die keinerlei Autorität hatte, zurückführte. Ferner hätte, wenn Pythago­ras eine so gelehrte und gebildete Schwester gehabt hätte, dass man die Dogmen des Pythagoras auf sie hätte zurückführen können, niemand darauf verzichtet, sie namentlich zu erwähnen. Aber niemand – außer Diogenes Laertios und Suidas, der von Ersterem abgeschrieben hat – hat sie namentlich erwähnt, auch nicht Porphyrios, nicht Iamblich und nicht der anonyme Autor, die allesamt eine Vita des Pythagoras verfasst haben. Vielmehr – und das bestätigt Aldobrandinis Emendation ganz und gar – schrieb Porphyrios in seiner Vita des Pythagoras, dass Pythagoras dasjenige gelehrt habe, was er seiner eigenen Aussage nach in Delphi von Aristokleia gehört habe:267 »ὅσα παρ’ Ἀριστοκλείας τῆς ἐν Δελφοῖς ἔλεγεν ἀκηκοέναι«. Der Leser wird nebenbei die Verschiedenheit der Lesarten bemerken: Porphyrios nennt diejenige »Aristokleia«, die bei Diogenes Laertios »Themistokleia« und bei Suidas »Theokleia« heißt. Theano wird von Porphyrios als die berühmteste der Pythagoreerinnen bezeichnet. Ihm zufolge war sie die Tochter des Pythonax und stammte aus Kreta.268 Aber bei Diogenes Laertios und Suidas ist sie die Tochter des Brotinos oder besser gesagt Brontinos aus Kroton.269 Auch Didymos bezeichnet sie in seinem bei Klemens von Alexandreia zitierten Buch über die pythagoreische Philosophie als Einwohnerin von Kroton.270 Diogenes Laertios ergänzt, sie sei die Ehefrau des Pythagoras gewesen, einige jedoch hätten sie für die Ehefrau des Brontinos und die Schülerin des Pythagoras gehalten.271 Auch Porphyrios sagt, sie sei die Ehefrau des Pythagoras gewesen.272 Und der von Photios zitierte unbekannte Autor der Vita des Pythagoras nennt sie Tochter und Schülerin des Pythagoras.273 Hermesianax aus Kolophon, der oben im Eintrag zu Leontion erwähnte elegische Dichter,274 stimmt der Ansicht derjenigen zu, die Theano als die Ehefrau des Pythagoras ansehen. In der dritten Elegie, die er Leontion, der attischen Hetäre, seiner Geliebten, zu Ehren verfasste, zählt er nämlich diejenigen auf, die von leidenschaftlicher Liebe erfüllt

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amasiae suae, scripsit, enumerans eos qui vehementiùs amarunt, Pythagoram dicit Theanus insano amore flagrasse. Verba ejus sunt apud Athenaeum libro XIII . »Οἵη μὲν Σάμιον μανίη κατέδησε Θεανοῦς Πυθαγόρην, ἑλίκων κομψὰ Γεωμετρίης Εὑράμενον, καὶ κύκλον ὅσον περιβάλλεται αἰθὴρ, Βαιῇ τ’ ἐν σφαίρῃ πάντ’ ἀποτασσάμενον.« »Hac quidem insaniâ obstrinxit Theano Pythagoram, qui circumvolutos et implexos Geometricarum linearum amfractus adinvenit: et quantùm orbem aether circumeat: eaque omnia in exiguo digessit globo.« Ex Pythagora filios duos suscepit; Telaugem, et Damona; et, ut quidam aiunt, Mnesarchum: et filias duas, Myiam, et Arignoten; inquit Suidas. Etiam Malchus, sive Porphyrius, duos Pythagorae nominat filios, Arimnestum et Telaugem: et totidem filias, Myiam, et Arignoten. Sed et Damo filia fuit Pythagorae, ut infrà ostendetur. Fuit Telauges magister Empedoclis: auctor Suidas. Citatur à Laërtio in Epistola ad Philolaum: de qua videndus ipse Laërtius in Empedocle. Scripsit, eodem Suida teste, de Quaternione libros quatuor. Quid sit Quaternio ille, disces ex Gothofredi Wendelini 58 Dissertatione de Pythagorica Tetracty. Telaugis meminit et Marcus Aurelius Antoninus Imperator lib. VII . ex emendatione nostra, et auctor libelli περὶ ἑρμενείας59; qui falso Demetrio Phalereo tribuitur. Dialogum cui titulus Τηλαυγὴς scripsisse Aeschinem Socraticum, discimus ex Laërtio in Aeschine Socratico, et Athenaeo lib. V. Vide nos quaeso ad Laërtium dicto loco.60 Ad Theano ut redeam, ea est quae interrogata, mulier à viro intra quod tempus pura esset, respondisse fertur, à proprio viro

58  Wendelini B; Vvendelini A 59  ἑρμενείας B; ἑρμηνείας Add. post. A (S. 139) 60  Telaugis meminit et … ad Laërtium dicto loco Add. post. A (S. 138–139), B

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waren, und sagt dabei, Pythagoras sei in wahnsinniger Liebe zu Theano entflammt gewesen. Seine Worte sind im XIII . Buch des Athenaios überliefert:275 »Οἵη μὲν Σάμιον μανίη κατέδησε Θεανοῦς Πυθαγόρην, ἑλίκων κομψὰ Γεωμετρίης Εὑράμενον, καὶ κύκλον ὅσον περιβάλλεται αἰθὴρ, Βαιῇ τ’ ἐν σφαίρῃ πάντ’ ἀποτασσάμενον.« »Durch diesen Wahn band Theano den Pythagoras, der in den Schlingen und Flechten der geometrischen Linien die Kreisbahn entdeckte, ebenso wie weit der Äther die Welt umfasst und all das anhand einer kleinen Kugel anordnete.« Von Pythagoras hatte sie zwei Söhne, Telauges und Damon – manche sagen, auch Mnesarchos –, und zwei Töchter, Myia und Arignote, wie Suidas berichtet.276 Auch Malchos bzw. Porphyrios nennt zwei Söhne des Pythagoras, Arimnestos und Telauges, und ebenso viele Töchter, Myia und Arignote.277 Aber auch Damo war Pythagoras’ Tochter, wie unten gezeigt werden wird.278 Telauges war der Lehrer des Empedokles, wie Suidas schreibt.279 Diogenes Laertios zitiert aus seinem Brief an Philolaos; siehe dazu die Vita des Empedokles von Diogenes Laertios.280 Er schrieb laut Suidas vier Bücher über die Quaternio [Vierheit].281 Was diese Quaternio ist, kannst Du aus Govaert Wendelens Abhandlung Über die pythagoreische Tetraktys erfahren.282 An Telauges erinnern auch Kaiser Marc Aurel im VII . Buch nach unserer Emendation283 und der Autor des Büchleins Über die Deutung, das fälschlicherweise Demetrios von Phaleron zugeschrieben wurde.284 Dass Aischines der Sokratiker einen Dialog mit dem Titel Telauges geschrieben hatte, entnehmen wir der Vita des Sokratikers Aischines von Diogenes Laertios285 sowie dem V. Buch des Athenaios.286 Siehe dazu bitte dasjenige, was wir zur besagten Stelle bei Diogenes Laertios angemerkt haben.287 Um zu Theano zurückzukehren: Von ihr wird erzählt, sie habe, nachdem sie gefragt wurde, nach welcher Zeitspanne eine Frau, die mit einem Mann intim war, wieder rein sei, geantwortet: »Wenn mit dem eigenen Mann – sofort; wenn mit einem frem-

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statim, ab alieno numquam. Praeter Plutarchum in Nuptialibus Praeceptis et Clementem in quarto Stromateon, testantur Laërtius et Suidas. Addunt Laërtius et Suidas, Theano uxores ad viros suos profecturas, unà cum vestibus pudorem ut deponerent, hortatam. Quod dictum damnat Plutarchus in aureolo illo Praeceptorum Conjugialium libello, ubi illud Herodoto tribuit. »Non rectè«, inquit, »ab Herodoto dictum est, simul cum tunica mulierem verecundiam exuere: quae enim casta est, posita veste, verecundiam ejus loco induit.« Locus Herodoti est initio libri primi. Verba ejus sunt: »ἅμα δὲ κιθῶνι ἐκδυωμένῳ, συνεκδύεται καὶ τὴν αἰδὼ γυνή.« Hoc dictum, ut id obiter moneam, Pythagorae nurui tribuit Michaël Montanus libro I. Conatuum capite 20. memoriae lapsu videlicet. Dicente quodam qui eam curiosiùs aspexerat, dum se tunicâ amiciens, cubitum fortè exeruisset, »Pulcher cubitus«; respondit, »At non publicus«. Rem narrant, Plutarchus in Praeceptis Conjugialibus, Clemens Alexandrinus in quarto Stromateon, et Anna Comnena in duodecimo Alexiados. Addit Plutarchus, pudicae mulieris, non cubitum solum, sed ne sermonem quidem ­publicam rem esse debere. Eadem, interrogata quodnam matronae officium esset, respondit, Viro suo placere. Rem narrat Plutarchus, loco laudato. Quod mihi in mentem revocat hoc Dionis in Oeconomico dictum, Pietatem mulieris, ejus esse erga maritum amorem. Multa scripsit. Libri ejus περὶ εὐσεβείας fragmentum adducit Stobaeus: ex quo, non ex numeris, ut volunt Graecorum plerique, sed secundum numeros, cuncta oriri, Pythagoram existi-

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den – niemals.« Neben Plutarch in den Regeln für die Ehe 288 und Klemens im IV . Buch der Stromateis289 wird das auch von Diogenes Laertios und Suidas überliefert. Diogenes Laertios und Suidas ergänzen, Theano habe die Ehefrauen, die zu ihren Männern gingen, dazu ermuntert, mit ihren Kleidern auch ihre Scham abzulegen.290 Diesen Ausspruch verurteilt Plutarch in seinem goldenen Büchlein Regeln für die Ehe, wo er ihn dem Herodot zuschreibt und dazu sagt:291 »Es wurde von Herodot zu Unrecht gesagt, dass die Frau ihre Schamhaftigkeit zusammen mit ihrem Kleid ablegt, denn wenn sie keusch ist, bedeckt sie eben die Stelle, wo das Gewand fehlt, mit ihrer Schamhaftigkeit«. Die Stelle bei Herodot befindet sich am Anfang des I. Buches und lautet wie folgt:292 »ἅμα δὲ κιθῶνι ἐκδυωμένῳ, συνεκδύεται καὶ τὴν αἰδὼ γυνή.« Dieses Diktum wurde nebenbei bemerkt von Michel de Montaigne im I.  Buch, Kapitel 20 seiner Essais der Schwiegertochter des Pythago­ras zugeschrieben,293 offensichtlich aufgrund eines Erinnerungsfehlers. Einem, der sie sehr neugierig beobachtete, wie sie beim Anziehen der Tunika zufällig ihren Unterarm entblößte, und dazu bemerkte: »Ein schöner Unterarm!«, gab sie zur Antwort: »Aber nicht öffentlich!« Diese Anekdote erzählen Plutarch in den ­Regeln für die Ehe,294 Klemens von Alexandreia im IV . Buch der Stromateis 295 und Anna Komnene im XII . Buch der Alexias.296 Plutarch ergänzt, dass nicht nur der Unterarm, sondern sogar das Sprechen einer ehrbaren Frau keine Sache der Öffentlichkeit sein dürfe.297 Auf die Frage, welche die Aufgabe einer Ehefrau sei, antwortete sie: »Ihrem Mann zu gefallen.« Das erzählt Plutarch an der erwähnten Stelle.298 Was mir Dions Ausspruch im Oikonomikos in Erinnerung ruft, wonach die Frömmigkeit der Ehefrau in der Liebe zu ihrem Ehemann bestehe.299 Sie schrieb viele Werke. Stobaios zitiert ein Fragment aus ihrem Buch Über Frömmigkeit,300 dem wir entnehmen, dass nach Ansicht des Pythagoras alle Dinge nicht aus den Zahlen entstehen,

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masse discimus. Poëmata scripsisse, ait Clemens Alexandrinus: poëma, scriptum versibus heroïcis, reliquisse testatur Suidas. Ejus ad Timaretam Epistolam citat Pollux libro X. capite 3. Exstant sub ejus nomine apud Henricum Stephanum, in editione Laërtii, aliquot Epistolae, hoc titulo, »Θεανοῦς Ἐπιστολαὶ, ἥτις Πυθαγο­ ρείου σοφίας θυγάτηρ προσηγορεύεται.« »Theanus, quae Sapientiae ­Pythagoricae filia nuncupatur, Epistolae.« Quatuor ab illis diversas61, ex Codice Vaticano, publici juris fecit Lucas Holstenius in Notis ad Vitam Pythagorae scriptore incerto scriptam: quas inter, exstat una ad Timaeonidem, in qua sic eum compellat: »διὰ τί ἡμᾶς διαβάλλεις ἀεί; ἢ οὖν οἶσθα ὅτι ἐπὶ πάντων ἐπαινοῦμέν σε, εἰ καὶ σὺ τοὐναντίον ποιεῖς; ἀλλὰ γίνωσκε πάλιν, ὅτι κἂν ἡμεῖς ἐπαινῶμεν, οὐδεῖς ἐστιν ὁ πιστεύων· κἂν σὺ διαβάλλεις, οὐδείς ἐστιν ὁ ἀκούων.« »Quid me perpetuò calumniaris? an nescis nos ubique te laudare, etiamsi tu contrà facias? Sed et hoc scias: licèt nos te laudemus, nemo tamen nobis credit. Et licèt tu nos calumnieris, nemo tamen tibi aurem praebet.« Similia habet Libanius in epistola ad Aristaenetum. »Σὺ μὲν, ἡμᾶς εἶπας κακῶς· ἡμεῖς δέ σε καλῶς· ἀλλ’ οὔτε σοί τις, οὐτ’ ἐμοὶ πείσεται.« »Tu quidem maledicis nobis: ego verò te laudo. At nullus tibi, nullus mihi fidem adhibet.« Non igitur acumen hujus epigrammatii, »Μὰψ ἐμὲ λοιδορέεις, μὰψ, Ζώϊλε, καί σε ἐπαινῶ· Οὐ γὰρ ἐμοῖς, οὐ σοῖς, πίστις ἔνεστι λόγοις«, Bucanano surripui, ut volunt quidam, sed à Theano et Libanio accepi. Defuncto Pythagora, marito suo, Pythagoricam Scholam sus­ cepit regendam, cum filiis Telauge et Mnesarcho. Auctor Theodoritus in secundo Θεραπευτικῶν.

61  diversas B; diverversas A

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wie mehrere griechische Denker angenommen hatten, sondern gemäß den Zahlverhältnissen. Klemens von Alexandreia sagt, sie habe Gedichte verfasst,301 und Suidas berichtet, sie habe ein Gedicht im heroischen Versmaß hinterlassen.302 Ihren Brief an Timarete zitiert Pollux im X. Buch, drittes Kapitel.303 In der von Henri Éstienne herausgegebenen Edition des Diogenes Laertios sind einige Briefe, die unter ihrer Autorschaft firmieren, mit folgendem Titel überliefert: »Θεανοῦς Ἐπιστολαὶ, ἥτις Πυθαγορείου σοφίας θυγάτηρ προσηγορεύεται.« »Briefe der Theano, die die Tochter der pythagoreischen Weisheit genannt wird«.304 Von diesen verschieden sind vier weitere Briefe, die Lukas Holste in seinen Anmerkungen zu der von einem unbekannten Autor verfassten Vita des Pythagoras aus einem Codex des Vatikan veröffentlicht hat. Darunter befindet sich einer an Timaionides, in dem sie ihn mit folgenden Worten anspricht:305 »διὰ τί ἡμᾶς διαβάλλεις ἀεί; ἢ οὖν οἶσθα ὅτι ἐπὶ πάντων ἐπαινοῦμέν σε, εἰ καὶ σὺ τοὐναντίον ποιεῖς; ἀλλὰ γίνωσκε πάλιν, ὅτι κἂν ἡμεῖς ἐπαινῶμεν, οὐδεῖς ἐστιν ὁ πιστεύων· κἂν σὺ διαβάλλεις, οὐδείς ἐστιν ὁ ἀκούων.« »Warum redest Du ständig schlecht über mich? Weißt Du nicht, dass wir Dich überall loben, auch wenn Du das Gegenteil tust? Aber wisse auch dies: auch wenn wir Dich loben, glaubt uns dennoch niemand. Und wenn Du uns verleumdest, schenkt Dir dennoch niemand Gehör.« Etwas Ähnliches schreibt Libanios in seinem Brief an Aristainetos:306 »Σὺ μὲν, ἡμᾶς εἶπας κακῶς· ἡμεῖς δέ σε καλῶς· ἀλλ’ οὔτε σοί τις, οὐτ’ ἐμοὶ πείσεται.« »Du verleumdest uns, ich aber lobe Dich. Aber niemand schenkt Dir, niemand mir Glauben.« Den Scharfsinn des Epigramms »Μὰψ ἐμὲ λοιδορέεις, μὰψ, Ζώϊλε, καί σε ἐπαινῶ· / Οὐ γὰρ ἐμοῖς, οὐ σοῖς, πίστις ἔνεστι λόγοις«,307 habe ich also nicht von Buchanan gestohlen,308 wie manche behaupten, sondern von Theano und Liba­ nios ­empfangen. Nachdem ihr Ehemann Pythagoras gestorben war, übernahm sie gemeinsam mit ihren Söhnen Telauges und Mnesarchos die Leitung der pythagoreischen Schule, wie Theodoret im II . Buch der Therapeutika berichtet.309 Laut Klemens von Alexandreia

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Scripsit Didymus in libro de Philosophia Pythagorica, teste Clemente Alexandrino, ex mulieribus solam Theano philosophatam fuisse, et scripsisse poëmata: utrumque falsò. Meminit ejus honorificè Plutarchus in Praeceptis Conjugialibus ad Eurydicen; verbis, quae sic Latinè sonant: »Nam divitis alicujus mulieris uniones, aut alicujus peregrinae sericas vestes adipisci, iisque te ornare non possis, nisi magnâ emas pecuniâ: sed Theanus ornamenta et Cleobulinae, et Gorgûs quae Leonidae fuit uxor, et Timocleae quae Theagenis soror, et Claudiae illius priscae, et Corneliae Scipionis sororis, aliarumque illustris famae mulierum, gratis licet tibi sumere, iisque te decorare, vitamque vivere gloriosam atque felicem.« Vide infrà in Timycha, et suprà in Eudocia, uxore Constantini Palaeologi Despotae. »Τὸ μεγαλόνουν«, hoc est, »animi magnitudinem«, notat in ea Lucianus in Imaginibus. Myia: Pythagorae ex Theano filia. Clemens lib. 4. Stromateon, Laërtius, Porphyrius, Suidas, in Pythagora. Uxor Milonis Crotoniatae dicitur Iamblicho in Vita Pythagorae extrema. Inde corrigendus videtur Iamblichus ipse libro 2. capite 30. ejusdem Vitae, ubi filiam quamdam Pythagorae Menoni Crotoniatae nupsisse ait. Milo autem iste Crotoniates non alius est à Milone illo in cujus domo Pythagoras ambustus est. Nam quòd »Mylon« dicitur Laërtio in editis Laërtianis, error est scriptoris librarii. »Μίλωνος« habet Codex Regius. Et ita Casaubonus ad Laërtium emendabat, et Rittershusius62 ad Porphyrium. De qua

62  Rittershusius B; Ritterhusius A

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schreibt Didymos in seinem Buch Über die phythagoreische Philo­sophie, Theano sei von den Frauen die einzige gewesen, die philosophiert und Gedichte geschrieben habe,310 was aber beides falsch ist. In ehrerbietiger Weise erinnert Plutarch an sie in seinen Regeln für die Ehe, die er an Eurydike richtet. Die entsprechenden Worte lauten in der Übersetzung:311 »Du kannst nämlich die Perlen irgendeiner reichen Frau oder die seidenen Kleider irgendeiner Ausländerin nicht erlangen und Dich mit ihnen schmücken, ohne sie für viel Geld zu kaufen. Aber es steht Dir frei, Dir den Schmuck der Theano, der Kleobouline, der Gorgo, die die Ehefrau des Leonidas war, der Timokleia, die die Schwester des Theagenes war, jener Claudia aus altehrwürdiger Zeit, der Cornelia, die die Schwester des Scipio war, und der anderen Frauen von strahlendem Ruhm unentgeltlich anzueignen und Dich damit auszuzeichnen, um dadurch ein ruhmvolles und glückseliges Leben zu führen.« Siehe dazu auch unten den Abschnitt über Timycha und oben denjenigen über Eudokia, die Ehefrau des Despoten Konstantin Palaiologos.312 »Τὸ μεγαλόνουν«, d. h. »von hohem Sinn«, bemerkt Lukian in den Bildern über sie.313 Myia, die Tochter des Pythagoras und der Theano. Über sie schreiben Klemens im IV . Buch der Stromateis,314 Diogenes Laertios,315 Porphyrios316 sowie Suidas im Eintrag zu ›Pythagoras‹.317 Sie wird am Ende von Iamblichs Vita des Pythagoras als die Ehefrau des Milon von Kroton bezeichnet.318 Das scheint Iamblich dann selbst im II . Buch, Kapitel 30 derselben Vita berichtigt zu haben, wo er sagt, eine gewisse Tochter des Pythagoras habe Menon von Kroton geheiratet.319 Dieser Krotoniate Milon ist aber kein anderer als jener Milon, in dessen Haus Pythagoras verbrannt wurde.320 Wenn nämlich bei Diogenes Laertios in den Ausgaben der laertianischen Viten »Mylon« steht, so ist das auf einen Fehler des Schreibers der Buchwerkstatt zurückzuführen. In der Handschrift der königlichen Bibliothek steht »Μίλωνος«, und so emendieren auch Casaubon in seinem Kommentar zu Diogenes Laertios321 sowie Rittershausen in demjeni-

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emendatione dubitare nos non sinit locus ille Porphyrii de Vita Pythagorae: »ἑταίρων τοῦ Πυθαγόρου συνηγμένων ἐν τῇ Μίλωνος οἰκίᾳ τοῦ ἀθλητοῦ.« Et eam firmat omnino Strabo libro VI . »καὶ Μίλων ἐπι­φανέ­ στατος μὲν τῶν ἀθλητῶν γεγονὼς, ὁμιλητὴς δὲ Πυθαγόρου.« »Et Milo athletarum celeberrimus, Pythagorae discipulus.« Sed cùm Pythagorici ab animatis abstinerent, quî Pythagoricus esse potuit athleta ille illustris, qui taurum totum uno die comedisse fertur? Respondeat Gellius: cujus haec sunt verba libro IV . capite  XI . »Opinio vetus falsa occupavit, et convaluit, Pythagoram Philosophum non esitavisse ex animalibus.« Ad hanc Pythagorae filiam referendum puto quod ait Porphyrius in Vita Pythagorae, Timaeum auctorem esse, Pythagorae filiam, virginem adhuc, virginei, mulierem verò, muliebris chori agmen duxisse. Quibus consona habet Iamblichus libro I. de Vita Pythagorae capite 30. et Sanctus Hieronymus libro I. adversus Jovinianum. Addit Timaeus, Crotoniatas domum puellae in Cereris aedem convertisse, atque ejus angiportum »Musaeum« ­appellasse. Lucianus in Muscae encomio, postquam Myiam, Poëtriam formosam et doctam; (quod de Thespiaca, non de Spartana accipiendum) et Myiam, meretricem Atheniensem celeberrimam, commemoravit, addit se multa quoque de Myia Pythagorica habere dicenda, nisi nota esset omnibus historia. Hodie haec historia ignoratur. Nollem eam publicare Lucianum supersedisse. Accidit Tacito idem quod Luciano. »Novissimo quoque momento,

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gen zu Porphyrios.322 An der Richtigkeit dieser Emendation gibt es aufgrund jener Stelle in Porphyrios’ Vita des Pythagoras keinen Zweifel:323 »ἑταίρων τοῦ Πυθαγόρου συνηγμένων ἐν τῇ Μίλω­ νος οἰκίᾳ τοῦ ἀθλητοῦ« [»als die Vertrauten des Pythagoras sich im Haus des Athleten Milon versammelt hatten«]. Das findet sich auch in Strabons VI . Buch vollkommen bestätigt, wo es heißt:324 »καὶ Μίλων ἐπιφανέστατος μὲν τῶν ἀθλητῶν γεγονὼς, ὁμιλητὴς δὲ Πυθαγόρου.« »Und Milon, der berühmteste der Athleten, Schüler des Pythagoras.« Wenn aber doch die Pythagoreer sich des Fleisches der Tiere enthielten, wie konnte jener berühmte Athlet, der einen ganzen Stier an einem Tag verspeist haben soll, dann ein Pythagoreer sein? Es möge ­Aulus Gellius darauf antworten, dessen Worte im IV . Buch, Kapitel 11 lauten:325 »Eine alte falsche Meinung herrschte vor und wurde stärker, wonach der Philosoph Pythagoras sich nicht von Tieren ernährt habe.« Ich denke, auf diese Tochter des Pythagoras ist auch zu beziehen, was Porphyrios in der Vita des Pythagoras berichtet: Timaios habe gesagt, Pythagoras’ Tochter habe, als sie noch Jungfrau war, den Zug des Jungfrauenchors angeführt, als Ehefrau aber den des Frauenchors.326 Das wird bestätigt von Iamblich im I. Buch, Kapitel 30 der Vita des Pythagoras327 und vom heiligen Hieronymus im I. Buch Gegen Jovinian.328 Timaios ergänzte, die Bewohner von Kroton hätten das Haus des Mädchens in ­einen Tempel der Ceres umgewandelt und das Gässchen, in dem es stand, »Musensitz« genannt.329 Nachdem Lukian in seinem Lob der Fliege über Myia, die schöne und gelehrte Dichterin – von der man aber sagen muss, dass sie aus Thespiai und nicht aus Sparta stammte –, und über Myia, die berühmte Athener Hetäre, gesprochen hatte, ergänzte er, dass er auch vieles über die Pythagoreerin Myia zu sagen gehabt hätte, wenn ihre Geschichte nicht ohnehin allen bekannt gewesen wäre.330 Heute kennt man diese Geschichte nicht mehr. Hätte doch Lukian nicht darauf verzichtet, sie kundzutun! Das Gleiche wie mit Lukian geschah auch mit Tacitus. Über Seneca

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suppeditante eloquentia, advocatis scriptoribus pleraque tradidit, quae in vulgus edita ejus verbis, invertere supersedeo«, inquit ille de Seneca. Haec Senecae novissima verba perierunt, magno Philosophiae damno. Exstat In Monumentis Pythagoricis, ab Henrico Stephano editis, necnon in Epistolis Graecanicis, quarum Latina interpretatio Jacobo Cujacio falsò tribuitur, sub nomine Myias Pythagoricae, Epistola ad quamdam Phyllida de optima nutrice eligenda. Arignote: Samia: et ipsa Pythagorae ex Theano filia: eadem et Pythagorae discipula. Multa scripsit. Scripsit, inquit Suidas, Bacchica, sive de Cereris mysteriis Epigrammata, sive ἱερὸν λόγον; et Bacchi Initia; et alia Philosophica. τὰ τοῦ Διονύσου scripsisse, testatur et Clemens Alexandrinus. At Bacchica quae eadem cum Cereris Mysteriis facit Suidas, ab iis diversa fuisse videntur. Scripta ejus Pythagorica sua aetate superfuisse, testatur Porphyrius in Vita Pythagorae. Samius fuit Pythagoras, ne quis miretur Arignoten, ejus filiam, Samiam fuisse. Etiam Suidas T ­ elaugem, Pythagorae filium, Samium facit. Damo. Filia et ipsa Pythagorae, teste Porphyrio in Vita Pythagorae. Quod ipsum testificatur et Lysis Pythagoricus in Epistola ad Hipparchum, seu Hippasum: sic enim Pythagoricus ille Philosophus Hipparchum, seu Hippasum, in illa Epistola compellat: »Multi te publicè philosophari aiunt: quod Pythagoras vetuit: qui cùm apud filiam Damo sua Commentaria deposuisset, nemini extraneorum tradere jussit. Et cùm ea grandi pecunia vendere posset Damo, vendere recusavit: paupertatem enim

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sagt er:331 »Auch im letzten Augenblick seines Lebens, in dem seine Beredsamkeit noch reichlich vorhanden war, übermittelte er den herbeigerufenen Schreibern noch viele Dinge, die aufzuwühlen ich, weil seine eigenen Worte allgemein bekannt sind, übergehe.« Diese letzten Worte Senecas sind verloren, zum großen Schaden für die Philosophie. In den Monumenten der Pythagoreer, die Henri Éstienne herausgegeben hat, sowie in den Griechischen Briefen, deren lateinische Übersetzung fälschlicherweise Jacques Cujas zugeschrieben wird, ist unter der Autorschaft der Pythagoreerin Myia ein Brief an eine gewisse Phyllis Über die Auswahl der besten Amme überliefert.332 Arignote aus Samos, auch sie die Tochter von Pythagoras und Theano und Schülerin des Pythagoras. Sie verfasste viele Schriften. Nach Suidas schrieb sie Bacchica oder Über die Myste­ rien der Ceres, Epigramme oder Hieros Logos sowie Bacchische Initiationen und andere philosophische Werke.333 Klemens von Alexandreia bezeugt, dass sie über Dionysos geschrieben habe.334 Doch die Bacchica, die Suidas für identisch mit den Mysterien der Ceres hält, scheinen von diesen verschieden gewesen zu sein. Porphyrios sagt in der Vita des Pythagoras, dass ihre pythagoreischen Schriften zu seiner Zeit erhalten gewesen seien.335 Pythagoras war aus Samos, so dass es auch nicht verwundert, dass seine Tochter Arignote aus Samos war. Suidas lässt auch Telauges, den Sohn des Pythagoras, aus Samos stammen.336 Damo, auch sie eine Tochter des Pythagoras, wie Porphyrios in der Vita des Pythagoras bezeugt.337 Auch der Pythagoreer Lysis versichert das in seinem Brief an Hipparchos bzw. Hippasos.338 Denn jener pythagoreische Philosoph tadelt den Hipparchos bzw. Hippasos in besagtem Brief mit folgenden Worten:339 »Viele berichten, dass Du öffentlich Philosophie betreibst. Das hat Pythagoras aber verboten, der, als er seine Kommentare seiner Tochter Damo übergab, anordnete, dass sie keinem Außenstehenden vermittelt werden dürfen. Und obwohl Damo sie für viel Geld hätte verkaufen können, schlug sie den Verkauf aus. Die Armut

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et patris praecepta auro potiora existimabat.« Haec Lysidis cùm Graecè protulisset Laërtius in Vita Pythagorae, adjecit, tanquam verba Lysidis, »καὶ ταῦτα γυνά«:quae non esse Lysidis, ipsa Lysidis Epistola, in qua non comparent, demonstrat. Exstat enim ea integra apud Bessarionem contra Trapezuntium, necnon in Monumentis antiquis Pythagoricis ab Henrico Stephano ad calcem Laërtii editis. Fuit Lysis ille Pythagoricus discipulorum Pythagorae celeberrimus, et Epaminondae, cujus, teste Plutarcho, magister fuit, acceptissimus. In eum Aurea Pythagorae Carmina circumferuntur: ut inde intelligas quàm pretiosum antiquitatis monumentum sit haec ejus Epistola. Sed non minùs pretiosa sunt reliqua monumenta collectionis Stephanicae: ut meritò illa non frequentari miretur et simul indignetur Gerardus63 Johannes Vossius in libro de Philosophorum Sectis. Paenè praeterii quod minimè oportuit, misisse Damo, cùm esset in extremis, filiae suae Bistaliae Pythagorae Epistolam illam quâ extraneorum nemini sua Commentaria tradenda vetabat Pythagoras. »φαντὶ δὲ ὅτι καὶ Δαμὼ θνασκοῦσα, Βισταλίᾳ τῇ ἑαυτῆς64 θυγατρὶ τὰν αὐτὰν ἐπιστολὰν ἀπέστειλεν«. Verba sunt Lysidis: in quibus vulgò malè »θνάσκοντι«. Hanc Pythagorae prohibitionem respexit S. Hieronymus in Apologia ultima ad Rufinum, his verbis: »Igitur, etiamsi docere non possem ipsius Pythagorae exstare monumenta65, nec à filio ejus ac filia, aliisque discipulis, ­prolata convincerem.«

63  Gerardus B, Err. post. A (p. 141); Geraldus A 64  ἑαυτῆς B; ἑαυτὴς A 65  monumenta B; monimenta A

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und die Anordnungen ihres Vaters erachtete sie nämlich für wertvoller als Gold.« An der Stelle, wo Diogenes Laertios diese Zeilen des Lysis in der Vita des Pythagoras überliefert, fügt er – als wären es die Worte des Lysis – hinzu: »καὶ ταῦτα γυνά« [»und das, wo sie doch eine Frau war«].340 Dass dies aber nicht von Lysis stammt, beweist der Brief des Lysis selbst, in dem die Worte nicht auftauchen. Dieser ist nämlich vollständig in Bessarions Schrift gegen ­Georg von Trapezunt341 enthalten sowie in den Monumenten der alten Pythagoreer, die von Henri Éstienne am Ende seiner Ausgabe des Diogenes Laertios veröffentlicht wurden.342 Jener Pythagoreer Lysis war der berühmteste Schüler des Pythagoras und der liebste Lehrmeister des Epameinondas, wie Plutarch versichert.343 Ihm wurden Pythagoras’ Goldene Verse überreicht, woraus Du erkennen kannst, welch wertvolles Monument der Antike sein Brief ist. Doch die anderen Monumente der Sammlung von Éstienne sind nicht weniger wertvoll, so dass Gerhard Johannes Vossius sich in seinem Buch Über die Schulen der Philosophen zu Recht gleichzeitig verwundert und empört darüber äußert, dass sie kaum gelesen werden.344 Beinahe hätte ich übergangen – was keinesfalls gestattet wäre –, dass Damo, als sie an ihr Lebensende gelangt war, ihrer Tochter Bistalia jenen Brief des Pythagoras überreichte, in dem Pythagoras verbot, seine Kommentare irgendeinem Außen­stehenden zugänglich zu machen. »φαντὶ δὲ ὅτι καὶ Δαμὼ θνασκοῦσα, Βισταλίᾳ τῇ ἑαυτῆς θυγατρὶ τὰν αὐτὰν ἐπιστολὰν ἀπέστειλεν« [»Man erzählt, die im Sterben liegende Damo habe ihrer Tochter Bistalia diesen Brief geschickt«]. Das sind Lysis’ Worte, in denen es allgemein, aber fälschlicherweise »θνάσκοντι« [»dem Sterbenden«] heißt.345 Auf dieses Verbot des Pythagoras bezog sich der heilige Hieronymus in der letzten Apologie an R ­ ufinus mit diesen Worten:346 »Folglich, auch wenn ich nicht lehren kann, dass es Werke des Pythagoras gegeben hat, und nicht beweisen kann, dass er sie an seinen Sohn und seine Tochter und andere Schüler weiter­gereicht hat […].«

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Sara. Et eam Anonymus in Vita Pythagorae, Pythagorae filiam fuisse ait. Timycha : Lacedaemonia66: Mylliae Crotoniatae uxor. Iamblichus libro de vita Pythagorae extremo, mulieres Philosophas Pythagoricas illustriores quindecim recenset: quas inter Timycha, Mylliae Crotoniatae uxor, primo loco numeratur. »Πυθαγορίδες δὲ γυναῖκες αἱ ἐπιφανέσταται: Τιμύχα, γυνὴ ἠμιλλία67 τοῦ Κρωτονιάτου [sic]«. Verba sunt Iamblichi: in quibus legendum, »Τιμύχα, γυνὴ Μυλλία τοῦ Κρωτονιάτου [sic] «. Porphyrius in Pythagora, ubi de historia Phintiae et Damonis, celeberrimae illius amicorum bigae: »Ἱππόβοτος δὲ καὶ Νεάνθης περὶ Μυλλίου καὶ Τιμύχας ἱστοροῦσι«. Haec de Myllia, ejusque uxore Timycha, historia in Porphyrio desideratur: est enim codex ea in parte mutilus: sed ita ex Iamblicho, capite primo de Vita Pythagorae, suppleri potest: »Cùm par conjugum istud Pythagoricum captum esset, atque ad Dionysium Tyrannum adductum, omnia ille summa u­ ltro illis detulit: ut etiam illos in societatem regni cooptare polliceretur. Sed ipsis magnificas istas pollicitationes Tyranni abnuentibus, roga­vit is primò virum, deinde mulierem, quid tandem causae fuisset cur Pythagorei maluissent mortem oppetere quàm fabas conculcare: quod statim ubi ex ipsis resciisset, honestissimam eis dimissionem; siquidem apud se manere nollent; repromittens. Ibi tum nihil cunctatus Myllias, ›Illi‹, inquit, ›ne fabas conculcarent, mori praeoptârunt: at ego, ne tibi causam aperire cogar, fabas conculcare malim‹. Remoto viro, aggressus Tyrannus Timycham, se ab ea, et propter sexûs infirmitatem, et quòd

66  Lacede¸monia A; Lacedaemonia B Errat. prior. A (S. 156) 67  ἠμιλλία Α; Μυλλία Β

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Sara. Der anonyme Verfasser der Vita des Pythagoras berichtet, dass auch sie eine Tochter des Pythagoras war.347 Timycha aus Sparta, die Ehefrau des Myllias von Kroton. Iamblich zählt im letzten Buch seiner Vita des Pythagoras 15 der berühmteren pythagoreischen Philosophinnen auf. Unter diesen wird Timycha, die Ehefrau des Krotoniaten Myllias, an erster Stelle aufgeführt. »Πυθαγορίδες δὲ γυναῖκες αἱ ἐπιφανέσταται: Τιμύχα, γυνὴ ἠμιλλία τοῦ Κρωτονιάτου« [»Die berühmtesten der pythagoreischen Frauen sind: Timycha, die Ehefrau des Krotoniaten Emillias«].348 Das sind Iamblichs Worte, die jedoch so zu lesen sind: »Τιμύχα, γυνὴ Μυλλία τοῦ Κρωτονιάτου« [»Timycha, die Ehefrau des Krotoniaten Myllias«]. Porphyrios schreibt in seiner Vita des Pythagoras, wo er die Geschichte von Phintias und Damon, jenes sehr berühmten Freundespaars, wiedergibt:349 »Ἱππόβοτος δὲ καὶ Νεάνθης περὶ Μυλλίου καὶ Τιμύχας ἱστοροῦσι« [»Hippobotos und Neanthes erzählen die Geschichte von Myllias und Timycha«]. Diese Geschichte von Myllias und seiner Frau Timycha vermisst man bei Porphyrios, denn der Codex ist in diesem Teil lückenhaft, doch man kann sie aus dem ersten Kapitel von Iamblichs Vita des Pythagoras wie folgt ergänzen:350 »Nachdem das pythagoreische Ehepaar gefangen genommen und vor den Tyrannen Dionysios geführt worden war, bot er ihnen von selbst alle höchsten Güter an und versprach ihnen sogar, sie zu Mitregenten zu machen. Doch da sie die großartigen Angebote des Tyrannen verschmähten, fragte er zuerst den Mann und dann die Frau, was denn eigentlich der Grund dafür sei, dass die Pythagoreer lieber den Tod in Kauf nähmen, als auf Bohnen zu treten. Im Gegenzug versicherte er ihnen, dass er sie, sobald er dies von ihren erfahren hätte, sogleich in ehrenvollster Weise gehen ließe, falls sie nicht bei ihm bleiben wollten. Sodann sagte Myllias, ohne weiter zu zögern: ›Jene ziehen es vor zu sterben, als auf Bohnen zu treten, doch ich trete lieber auf Bohnen, als gezwungen zu sein, Dir den Grund dafür offenzulegen‹. Nachdem man den Mann fortgeschafft hatte, bedrängte der Tyrann Timycha, denn er war zuversichtlich, leichter aus ihr herauszube-

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uterum eo ipso tempore gestaret, et quòd ei se tormenta adhibiturum comminaretur, faciliùs quicquid scire avebat, expressuram confidebat. Verùm longè eum sua spes fefellit. Timycha enim, stupendae pertinaciae exemplo, linguam dentibus sibi praemorsam in os Tyranno exspuit, ne, quae premenda erant silentio, vi tormentorum ipsa superata, fortè detegeret.« Hanc historiam respexit Sanctus Ambrosius libro 2. de virginitate capite 4. his verbis: »Pythagorea quaedam una ex virginibus celebratur fabulâ, cùm à Tyranno cogeretur secretum prodere, ne quid in se ad extorquendam confessionem vel tormentis liceret, morsu linguam abscidisse, atque in Tyranni faciem despuisse: ut qui interrogandi finem non faciebat, non haberet quam interrogaret. Eadem tamen forti animo, sed tumenti utero, exemplum taciturnitatis et proluvium castitatis victa est cupiditatibus, quae tormentis vinci nequivit. Igitur quae mentis potuit tegere secretum, corporis non texit opprobrium.« At cùm Pythagorea illa justo matrimonio juncta esset viro, cur ei opprobrium Ambrosius objiceret, causae nil erat. Quare verosimile est virum sanctissimum hanc historiam ab aliquo Scriptore habuisse, qui eam aliter ac Porphyrius et Iamblichus narraverit. Obiter hîc observamus, simile quid tribui Leaenae meretriculae Atheniensi à Tertulliano. »Itaque«, inquit ille Sermone ad Martyres, »cessit carnifici meretrix Atheniensis! quae con­ scia conjurationis, cùm propterea torqueretur à Tyranno, et non prodidit conjuratos, et novissimè linguam suam comestam in fa-

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kommen, was er zu wissen begehrte, sowohl aufgrund der Schwäche des weiblichen Geschlechts als auch deswegen, weil sie zu der Zeit schwanger war und er ihr androhte, die Folter gegen sie anzuwenden. Doch seine Hoffnung trügte ihn gewaltig. Denn in einem staunenswerten Beispiel von Hartnäckigkeit biss Timycha sich die Zunge ab und spuckte sie in des Tyrannen Gesicht, damit sie nicht das, was durch Schweigen verborgen gehalten werden sollte, unter der übermächtigen Gewalt der Folterqualen vielleicht doch enthüllen möge.« Auf diese Geschichte bezieht sich der heilige Ambrosius im II . Buch, Kapitel 4 von Über die Jung fräulichkeit mit folgenden Worten:351 »Eine gewisse Pythagoreerin aus dem Kreise der Jungfrauen wird in einer Fabel dafür gefeiert, dass sie, als sie von einem Tyrannen bedrängt wurde, ein Geheimnis preiszugeben, und nicht zulassen wollte, dass unter Folterqualen eine Offen­ legung aus ihr herausgepresst würde, ihre Zunge abbiss und in das Gesicht des Tyrannen spie. So sollte er, der sie unablässig befragte, nicht bekommen, was er wissen wollte. Dieselbe hatte zwar einen starken Willen, aber auch einen geschwollenen Uterus; ein Exempel der Verschwiegenheit und eine Verschwendung der Keuschheit, wurde sie, die durch Folter nicht bezwungen wurde, von ihren Begierden besiegt. Sie, die ein Geheimnis des Geistes bedeckt halten konnte, verhüllte nicht die Schande des Körpers.« Da diese Pythagoreerin in rechtmäßiger Ehe mit ihrem Mann vereinigt war, gab es keinen Grund für Ambrosius, sie der Schande zu bezichtigen. Weswegen es wahrscheinlich ist, dass der heilige Mann diese Geschichte von irgendeinem Schriftsteller erfahren hatte, der sie auf andere Weise als Porphyrios und Iamblich ­erzählte. Nebenbei bemerken wir, dass der Athener Hetäre Leaina etwas sehr Ähnliches von Tertullian zugeschrieben wird. Er sagt in seiner Rede an die Märtyrer:352 »Und so gab die Athener Dirne dem Peiniger nach! Sie war ja eine Mitwisserin in einer Verschwörung, weswegen sie vom Tyrannen gefoltert werden sollte, aber sie gab die Verschwörer nicht preis und spuckte zuletzt die Zunge, die sie

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ciem Tyranni exspuit: ut nihil agere se scirent tormenta, etsi ultra perseveraret.« Sed qui Leaenae constantiam commemorant caeteri Scriptores, Plinius, Plutarchus, Pausanias, Athenaeus, de abscissa dentibus lingua verba non faciunt. Id Anaxarcho tribuunt Valerius Maximus, Plinius, Laërtius, Philo Judaeus; et Theodoro ­Syracusano Livius; et Juveni cuidam, sed alia de causa, Sanctus Hieronymus in Vita Sancti Pauli, primi Eremitae. »Alium«, inquit, »juvenili aetate florentem, in amoenissimos hortulos praecepit adduci: ibique inter lilia candentia, et rubentes rosas, cum leni juxtà murmure aquarum serperet rivus, et molli sibilo arborum folia ventus praestringeret, super exstructum plumis lectum resupinari jussit, et ne se inde posset excutere, blandis serico nexibus irretitum relinqui. Quò cùm, recedentibus cunctis, meretrix speciosa venisset, coepit delicatis stringere colla complexibus, et quod dictu quoque scelus est, manibus attrectare … ut corpore in libidinem concitato, se victrix impudica super­jaceret. Quid ageret miles Christi, et quo se verteret, nesciebat. Quem tormenta non vicerant, superabat voluptas. Tandem caelitus inspiratus, praecisam morsu linguam in osculantis se faciem expuit, ac sic, libidinis sensum succedens doloris magnitudo superavit.«68 Observamus et Timychae dictam historiam tribui Theano Pythagoricae in Codice quodam Regiae Bibliothecae signato 3280. folio 1469. Auctoris verba, quae mecum communicavit vir plenus officii Carolus Ducangius, quia necdum editus est codex ille, infrà ponam.

68  Alium, inquit, juvenili aetate … magnitudo superavit corr. in Add. post. A (S. 139–140), B; Alius, inquit, inter flores molliter vinctus, cùm ad eum impudi­ cissimum scortum venisset ut in libidinem concitaret, praecisam morsu linguam in blandientis faciem exspuit A 69  signato 3280. folio 14 B; nondum signato A

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sich selbst abgebissen hatte, in das Gesicht des Tyrannen, damit sie wüssten, dass die Foltermaßnahmen nichts bewirken würden, selbst wenn sie sie weiter aushielte.« Die anderen Autoren jedoch, die an Leainas Standhaftigkeit erinnern, wie etwa Pli­nius,353 Plutarch,354 Pausanias355 und Athenaios,356 erwähnen die Episode der abgebissenen Zunge mit keinem Wort. Diese wird von Valerius Maximus,357 Plinius,358 Diogenes Laertios359 und Philon360 dem Anaxarch, von Livius361 allerdings dem Theodor von Syrakus zugeschrieben und vom heiligen Hieronymus in seiner Vita des heiligen Paulus, des ersten Eremiten, einem gewissen Jüngling, aber aus einem anderen Grund. Er erzählt:362 »Er ordnete an, einen anderen Mann, der in der Blüte der Jugend stand, zu seinen lieblichsten Gärtlein zu führen. Und dort, zwischen den weißen Lilien und roten Rosen, wo der Fluss sich nahebei mit leisem Geplätscher hinschlängelte und der Wind die sanft rauschenden Blätter der Bäume streifte, befahl er ihm, sich rücklings auf einem Bett aus Federn niederzulegen, und damit er sich nicht losreißen könne, wurde er an zarten seidenen Fesseln festgebunden liegengelassen. Als sich dann alle entfernt hatten, kam eine schöne Dirne zu ihm und begann damit, seinen Nacken in sinnlichen Umarmungen zu berühren und – was auch nur auszusprechen Schande ist – seine …363 mit ihren Händen zu betasten, damit sein Körper in Begierde erregt sei, wenn die schamlose Siegerin sich auf ihn legen würde. Der Soldat Christi wusste nicht, was er tun und wohin er sich wenden sollte. Ihn, den die Folterqualen nicht besiegt hatten, bezwang die Lust. Endlich hatte er eine himmlische Eingebung, er biss sich ein kurzes Stück der Zunge ab und spie es der ihn Küssenden ins Gesicht, und so übertraf die dadurch eintretende Gewalt des Schmerzes das Gefühl der Begierde.« Wir merken an, dass die gerade erwähnte Geschichte Timychas auch der Pythagoreerin Theano zugeschrieben wird, und zwar im Codex der Königlichen Bibliothek mit der Signatur 3280, Folio 14. Die Worte des Verfassers, die mir der dienstbeflissene Charles du Cange364 mitgeteilt hat, weil jener Codex noch

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»Θεανὼ, ἡ Πυθαγορεία, ὑπὸ Τυράννου συσχεθεῖσα70 ἐπὶ71 τὸ εἰπεῖν τὰ72 τῆς73 πατρίδος ἀπόῤῥητα, τὴν ἑαυτῆς γλῶτταν ἀποδάκνουσα74, ἀπέτεμε75, καὶ ἐνέπτυσε τῷ Τυράννῳ, μὴ θελήσουσα ἐξειπεῖν76, ἀναγκαζομένη δέ. καὶ οὕτως, ἀφαιρεθέντος τοῦ ὀργάνου, ἡ φωνή ἐκεκώλυτο. ὅθεν καὶ τὸ βίαιον αὐτῇ τῆς ἐπινοίας προκατειργάσθη, μήπου τι τῶν τῆς πατρίδος καὶ ἄκουσα βιασθῇ προδοῦναι.«77 Id est:78 »Theano, Pythagorea, à Tyranno constricta in vinculis, ut ei Patriae secreta revelaret79, morsu linguam abscidit, eamque80 in Tyrannum81 exspuit: nolens quidem fateri, sed coacta: Sicque, vocis organo sublato, voce impedita, arcana patriae non posset prodere.«82 Philtatis: Theophridis Crotoniatae filia, Bynthaïci soror. Iamblichus. Theophris iste, iste Bynthaïcus, non mihi aliunde noti. Ut »Φιλτατὶς« nomen est mulieris, »Φιλτάτιος« nomen est viri. Narrat apud Photium Olympiodorus, Philosophus Ale­ xandrinus, Philtatium, virum doctum, sodalem suum, libros conglutinandi artem Athenis invenisse. Occello : Lucana. Iamblichus. Filia, ut videtur, Ocelli Lucani, Pythagorae discipuli, cujus exstat liber περὶ τοῦ παντὸς φύσεως: de universi natura. Nec obstat quòd Ὤκελλος Scriptor ille 70  συσχεθεῖσα Β; συχεθεῖσα A 71  ἐπὶ Β; περὶ A 72  τὰ add. B 73  τῆς Α; τὴς Β 74  ἀποδάκνουσα Β; ὑποδάκνουσα Α 75  ἀπέτεμε Β; ἀπέθεμε A 76  μὴ θελήσuσα [sic] ἐξειπεῖν add. B 77  ὅθεν καὶ τὸ βίαιον … προδοῦναι add. B 78  Id est: add. B 79  à Tyranno constricta in vinculis, ut ei Patriae secreta revelaret B; coacta à Tyranno patriae secreta dicere A 80  eamque B; et eam A 81  Tyrannum B; eum A 82  nolens quidem fateri, sed coacta: Sicque, vocis organo sublato, voce impedita, arcana patriae non posset prodere B; Et sic quoque coacta, linguâ, vocis organo, sublatâ, vox impedita est A

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nicht veröffentlicht wurde, gebe ich hier an: »Θεανὼ, ἡ Πυθα­ γο­ρεία, ὑπὸ Τυράννου συσχεθεῖσα ἐπὶ τὸ εἰπεῖν τὰ τῆς πατρίδος ἀπόῤῥητα, τὴν ἑαυτῆς γλῶτταν ἀποδάκνουσα, ἀπέτεμε, καὶ ἐνέπτυσε τῷ Τυράννῳ, μὴ θελήσουσα ἐξειπεῖν, ἀναγκαζομένη δέ. καὶ οὕτως, ἀφαιρεθέντος τοῦ ὀργάνου, ἡ φωνή ἐκεκώλυτο. ὅθεν καὶ τὸ βίαιον αὐτῇ τῆς ἐπινοίας προκατειργάσθη, μήπου τι τῶν τῆς πατρίδος καὶ ἄκουσα βιασθῇ προδοῦναι.« Das heißt übersetzt: »Als die Pythagoreerin Theano vom Tyrannen in Ketten gelegt wurde, damit sie ihm die Geheimnisse des Vaterlandes enthülle, biss sie sich die Zunge ab und spie sie dem Tyrannen entgegen, denn sie wollte nichts gestehen, wurde aber dazu gezwungen. Und weil auf diese Weise das Instrument der Stimme entfernt und sie am Sprechen gehindert war, konnte sie die Geheimnisse des Vaterlandes nicht preisgeben.« Philtatis, laut Iamblich die Tochter des Theophris aus Kroton und Schwester von Bynthaikos.365 Weder dieser Theophris noch dieser Bynthaikos sind mir woanders begegnet. So wie »Φιλτα­τὶς« [»Philtatis«] ein Frauenname ist, ist »Φιλτάτιος« [»Phi­lta­tios«] ein Männername. Bei Photios berichtet der Alexan­driner Philosoph Olympiodor, dass Philtatios, ein gebildeter Mann und sein Kamerad, in Athen die Kunst des Buchbindens erfunden habe.366 Okkello, laut Iamblich aus Lukanien stammend.367 Wie es scheint, war sie die Tochter des Lukaners Okellos, eines Schülers des Pythagoras, von dem das Buch Über das Wesen des Alls überliefert ist. Dem steht nicht entgegen, dass dieser Autor in der Aus-

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dicatur in Editione Commeliniana83, et in Bononiensi, et apud Philonem in libro de Mundo, et Οἴκελλος variis in Lectionibus dictae Editionis Commelinianae84, et in plerisque Editionibus Diogenis Laërtii capite de Archyta, et apud Lucianum de Lapsu inter salutandum. Nam et Ὄκελλος rectum esse, patet ex his Stobaei libro primo Eclogae Physicae, capite 18. »Ὄκελλος ἔφησεν εἶναι αἴτιον, δι’ ὃ γίνεταί τι. λέγει γὰρ ἐν τῷ Περὶ νόμου«, etc. Item, ex hoc Iamblichi loco in Vita Pythagorae, »Λευκανοὶ, Ὄκελλος καὶ Ὄκυλος, ἀδελφοὶ«, etc. Pythagoricos ibi Iamblichus enumerat, genere Lucanos. Item, ex Laërtiana Aldobrandini editione, ubi Ὀκέλλω legitur in Epistola Archytae ad Platonem. »καὶ ἀνήλθομες ὡς Λευκανὼς, καὶ ἐνετύχομες τοῖς Ὀκέλλω ἐκγόνοις«: »Et ad Lucanos venimus, et cum Ocelli filiis congressi sumus«. Quo in loco Manuscriptus Regius habet »Ὀκκέλω«. Lectionem »τοῦ Ὀκέλλω« confirmat vox Latina ›ocellus‹, quae ab ›ὄκελλος‹; ut ›oculus‹ ab ›ὄκυλος‹: ›Ὄκελλος‹ autem et ›Ὄκκελλος‹, idem. Hesychius: »ὄκκον, ὀφθαλμόν«: neque enim mendi suspecta haec lectio, quod Vossio videbatur in Etymologico, voce »oculus«. Ab ›ὄκκος‹ est ›Ὄκκελλος‹, diminutivâ formâ: ut ab ›ὄκος‹, est ›Ὄκελλος‹, et ›Ὄκυλος‹. ›Ocellos‹ vocabant Romani, qui parvis essent oculis.85 Censorinus, libro de Die Natali capite 3. haec habet: »Sed prior illa sententia quâ semper humanum genus fuisse creditur, habet Pythagoram Samium, et Cereium Lucanum, et Archytam

83  Commeliniana B; Commelina A 84  Commelinianae B; Commelinae A 85  Ocellos vocabant Romani, qui parvis essent oculis add. B

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gabe der Commeliniana,368 in der Edition von Bologna369 und bei Philon in seinem Buch Über die Welt  370 »Ὤκελλος« (»Ōkellos«) und in diversen Lesarten der besagten Editio Commelini­ ana sowie in mehreren Ausgaben des Diogenes Laertios im Kapitel über Archytas371 und bei Lukian in Über ein Versehen in der Begrüßung 372 »Οἴκελλος« (»Oikellos«) genannt wird. Dass nämlich »Ὄκελλος« (»Okellos«) richtig ist, wird ersichtlich aus Kapitel  18 des I. Buches der Naturphilosophischen Eklogen des Stobaios:373 »Ὄκελλος ἔφησεν εἶναι αἴτιον, δι’ ὃ γίνεταί τι. λέγει γὰρ ἐν τῷ Περὶ νόμου« [»Okellos bezeichnete dasjenige als Ursache, weswegen etwas entsteht. Er sagt nämlich im Buch Über das Gesetz«] etc. Gleichermaßen aus folgender Stelle in Iamblichs Vita des Pythagoras:374 »Λευκανοὶ, Ὄκελλος καὶ Ὄκυλος, ἀδελφοὶ« [»die Lukaner Okellos und Okylos, die Brüder waren«] etc. Hier zählt Iamblich die Pythagoreer auf, die aus Luka­ nien stammten. Ebenso aus Aldobrandinis Edition des Diogenes Laertios, wo man im Brief des Archytas an Platon »Ὀκέλλω« liest:375 »καὶ ἀνήλθομες ὡς Λευκανὼς, καὶ ἐνετύχομες τοῖς Ὀκέλλω ἐκγόνοις«; »Und wir sind zu den Lukanern gegangen und haben uns mit den Söhnen des Okellos getroffen«. An dieser Stelle hat die Handschrift der Königlichen Bibliothek »Ὀκκέλω« [»Okkelō«]. Die Lesart »τοῦ Ὀκέλλω« [»des Okellos«] bestätigt der lateinische Begriff ›ocellus‹ [›Äuglein‹], das sich von ›ὄκελλος‹ herleitet, so wie ›oculus‹ [›Auge‹] von ›ὄκυλος‹. ›Ὄκελλος‹ und ›Ὄκκελλος‹ sind jedoch identisch. So steht bei Hesychios:376 »ὄκκον, ὀφθαλμόν« [»okkon, Auge«]. Auch soll man diese Lesart nicht des Fehlers verdächtigen, wie es offensichtlich Vossius in seinem Etymologicum im Eintrag zu »oculus« tut.377 Von ›ὄκκος‹ kommt als Verkleinerungsform ›Ὄκκελλος‹, so wie von ›ὄκος‹ auch ›Ὄκελλος‹ und ›Ὄκυλος‹ herrühren. Als ›Ocelli‹ bezeichneten die Römer diejenigen, die kleine Augen hatten. Bei Censorinus steht im dritten Kapitel von Über den Ge­ burtstag:378 »Aber die frühere Ansicht, wonach das Menschengeschlecht schon immer bestehe, vertraten Pythagoras aus Sa-

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Tarentinum.« Sed ibi legendum »Ocellum Lucanum«, ut visum Paulo Manutio ad hunc locum, et Cantero Variarum Lectionum libro primo, capite decimoseptimo. Eccelo : Lucana. Iamblichus. Filia videtur fuisse Ecceli; ut Ocello Ocelli. Syrianus in Commentariis ad libr. XIII . Aristotelis μετὰ φυσικά86, Eccelli librum adducit de Natura Universi: quem librum non alium esse ab Ocelli libro suprà memorato, verosimili conjectura existimabat Nogarola in Epistola ad Adamum Fumanum Canonicum Veronensem, super Viris illustribus, genere Italis, qui Graecè scripserunt. Potuit tamen Eccellus quidam Pythagoricus librum eodem quo Occellus titulo composuisse. Nam et Archytas Pythagoricus citatur à Simplicio, ad Praedicamenta Aristotelis »ἐν τῷ Περὶ τοῦ παντός«: et Suidas Timaeum Locrum, Philosophum itidem Pythagoricum, de Natura scripsisse refert. Chilonis: Filia Chilonis Lacedaemonii. Iamblichus. Sed an Chilo ille Lacedaemonius accipiendus de Chilone Lacedaemonio, uno è Septem Sapientibus Graeciae? Ita sanè videtur. Theano : Uxor Brontini Metapontii. Iamblichus. De ea diximus suprà. Qui Pythagorae Sectam sectarentur, Metapontii, sive Metapontini; nam utrumque dici testatur Stephanus; plures ­fuere: Brontinus ille; Hippasus, cujus Vitam scripsit Laërtius; et Metopus, cujus fragmentum protulit Stobaeus Sermone primo. Myia: uxor Milonis Crotoniatae. Iamblichus. Et de ea nos ­suprà.

86  φυσικά B; φυσικὰ A

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mos, Cereius aus Lukanien und Archytas aus Tarent.« Doch hier muss man »Okellos aus Lukanien« lesen, wie das bei Paulo Manuzio379 an dieser Stelle zu sehen ist und ebenso bei Canter im 17. Kapitel des I. Buches seiner Verschiedenen Lesungen.380 Ekkelo, laut Iamblich aus Lukanien stammend.381 Sie war offenbar die Tochter des Ekkelos, so wie Okkello die Tochter des Okellos. In seinem Kommentar zum XIII . Buch der Metaphysik des Aristoteles schreibt Syrianos dem Ekkelos ein Buch Über das Wesen des Alls zu.382 Die plausible Vermutung, dass dieses Buch kein anderes ist als das oben erwähnte Buch von Okellos, hat ­Nogarola in seinem Brief an den Veroneser Kanoniker Adamo Fumano Über die berühmten Männer italienischer A ­ bstammung, die auf Griechisch geschrieben haben geäußert.383 Dennoch konnte ein Pythagoreer namens Ekkelos durchaus ein Buch mit demselben Titel wie dasjenige des Okkelos verfasst haben. Auch der Pythagoreer Archytas wird nämlich von Simplikios in dessen Kommentar zur Kategorienschrift des Aristoteles folgendermaßen zitiert: »in seinem Buch Über das All«.384 Und Suidas berichtet, dass Timaios von Lokroi, ebenfalls ein pythagoreischer Philosoph, ein Werk Über das Wesen geschrieben habe.385 Cheilonis, laut Iamblich die Tochter des Lakedaimoniers Cheilon.386 Ob dieser Lakedaimonier Cheilon wohl mit jenem Cheilon aus Sparta, der einer der Sieben Weisen Griechenlands war, identisch ist? Das erscheint jedenfalls plausibel. Theano, gemäß Iamblich die Ehefrau des Brontinos aus Metapont.387 Über sie haben wir bereits oben gesprochen.388 Es gab unter den Metapontiern oder Metapontinern – laut Éstienne werden nämlich beide Formen verwendet –389 mehrere Anhänger der Schule des Pythagoras: jener Brontinos, dann Hippasos, dessen Vita Diogenes Laertios geschrieben hat,390 und Metopos, von dem ein Fragment im ersten Sermon des Stobaios überliefert ist.391 Myia, laut Iamblich die Ehefrau des Milon von Kroton.392 Auch über sie haben wir oben gesprochen.393

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Lasthenia: Arcadissa87. Iamblichus. Videtur eadem esse ac Lasthenia, Arcadissa88, Platonica, de qua suprà in Platonicis. Nam Plato tam multa à Pythagora habuit, ut Pythagoricus dici possit. Heracliteorum, Pythagoricorum, et Socraticorum rationes commiscuit, inquit de eo Laërtius in Platone. Sed et Aristoteles libro I. Metaphysicorum capite 6. doctrinam Platonis vocat in plerisque sectantem Pythagoricos. Et tres Philolai Pythagorici libros decem millibus denariûm mercatum, ait Gellius: et unicum minis quadraginta Alexandrinis Laërtius. Et Philosophiam contemplatricem ac naturalem eum à Pythagora in Italia didicisse ferunt, inquit Incertus de Vita Pythagorae. Sed Pythagoram audiisse quî potuit Plato? Natus est Plato 88. Olympiade, ut est apud Laërtium: at Pythagoras, referente Eusebio in Chronico, moritur Olympiade 70. Abrotelia: Abrotelis Tarentini filia. Iamblichus. Eam cum Lasthenia Arcadissa89 confundit Stanleius, Scriptor Anglicus, in Philosophorum Sectis. Videtur itaque legisse apud Iamblichum, »Λασθένεια Ἀρκαδίσσα, Ἀβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου«. Echecratia: Phliasia. Iamblichus. Filia fuit, ut mihi quidem videtur, Echecratis Phliasii, Philosophi Pythagorici; de quo haec Laërtius: »τελευταῖοι ἐγένοντο τῶν Πυθαγορικῶν οὓς καὶ Ἀριστόξενος εἶδε, Ξενόφιλός τε ὁ Χαλκιδεύς, ἀπὸ Θράκης. καὶ Φάντων ὁ Φλιάσιος, καὶ Ἐχεκράτης, καὶ Διοκλῆς, καὶ Πολύμναστος, Φλιάσιοι καὶ αὐτοί.« »Ultimi Pythagoreorum exstiterunt quos Aristoxenus vidit, Xenophilus Chalcidensis, è Thracia, et Phanton Phliasius, et Echecrates90 et Diocles, et Polymnestus: ipsi quoque Phliasii.«

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Arcadissa B, Err. post. A (S. 141); Arcas A Arcadissa B, Err. post. A (S. 141); Arcas A Arcadissa B, Err. post. A (S. 141); Arcade A et Echecrates add. in Err. post. A (S. 141); et Echocrates B; om. A

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Lastheneia, laut Iamblich aus Arkadien stammend.394 Sie scheint mit der Platonikerin Lastheneia aus Arkadien identisch zu sein, über die wir oben bei den Platonikerinnen gesprochen haben.395 Platon hat nämlich dermaßen viel von Pythagoras übernommen, dass man ihn als Pythagoreer bezeichnen könnte. Diogenes Laertios sagt in seiner Vita Platons, dass dieser die Lehren der Herakliteer, Pythagoreer und Sokratiker vermischt habe.396 Aber auch Aristoteles sagt im 6. Kapitel des I. Buches der Meta­ physik über die Lehre Platons, dass sie in sehr Vielem den Pythagoreern folge.397 Auch habe Platon drei Bücher des Pythagoreers Philolaos für zehntausend Denare gekauft, wie Aulus Gellius berichtet,398 während Diogenes Laertios sagt, er habe das einzige Buch des Philolaos für 40 alexandrinische Minen erworben.399 Dass er die theoretische Philosophie und die Naturphilosophie von Pythagoras in Italien gelernt haben soll, schreibt der anonyme Autor der Vita des Pythagoras.400 Aber wie hätte Platon den Pythagoras hören können? Platon wurde laut Diogenes Laertios in der 88. Olympiade geboren,401 während Pythagoras hingegen in der 70. Olympiade starb, wie Eusebios in der Chronik berichtet.402 Abroteleia, laut Iamblich die Tochter des Abroteles von Tarent.403 Der englische Autor Stanley verwechselte sie in seinen Schulen der Philosophen mit der Arkadierin Lastheneia.404 Er scheint bei Iamblich folgendes gelesen zu haben: »Λασθένεια Ἀρκαδίσσα, Ἀβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου« [»Lastheneia aus Arkadien, die Tochter des Abroteles aus Tarent«].405 Echekrateia, laut Iamblich aus Phleius stammend.406 Wie mir allerdings scheint, war sie die Tochter des pythagoreischen Philosophen Echekrates aus Phleius, über den Diogenes Laertios Folgendes schreibt:407 »τελευταῖοι ἐγένοντο τῶν Πυθαγορικῶν οὓς καὶ Ἀριστόξενος εἶδε, Ξενόφιλός τε ὁ Χαλκιδεύς, ἀπὸ Θράκης. καὶ Φάντων ὁ Φλιάσιος, καὶ Ἐχεκράτης, καὶ Διοκλῆς, καὶ Πολύμναστος, Φλιάσιοι καὶ αὐτοί.« »Die letzten der Pythagoreer, die noch Aristoxenos gesehen hat, waren Xenophilos der Chalkidiker aus Thrakien und Phanton aus Phleius sowie Echekrates, Diokles und ­Polymnastos, auch sie aus Phleius.«

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Tyrsene: Sybaritis. Iamblichus. Bisorronde: Tarentina. Iamblichus. Nestheadusa: Lacaena. Iamblichus. Et eam cum Bisorronde confundit Stanleius: quam Nesthiadis filiam facit. Byo: Argiva. Iamblichus. Babelyma: Argiva. Iamblichus. Cleaechma: Autocharidae Lacedaemonii soror. Iamblichus. Autocharidam illum, virum illustrem fuisse oportuit, quando Iamblichus notam ut faceret Cleaechmam, eam illius sororem ­fuisse ait. Hodie ille ignoratur. Hactenus Iamblichus. Cujus verba emendatiora multò quàm edita sunt, cùm ex conjectura, tum ex Manuscripto Regiae Bi­blio­ thecae, hîc exhibemus. »Πυθαγορίδες δὲ γυναῖκες αἱ ἐπιφανέσταται 1 , ΤΙΜΥΧΑ , γυνὴ ἡμιλλία τοῦ Κροτωνιάτου.« (Legendum, »γυνὴ Μυλλία τοῦ Κροτωνιάτου«, suprà docuimus.) 2 ΦΙΛΤΑΤῚΣ , θυγάτηρ Θεόφριος τοῦ Κροτωνιάτου, Βυνθαϊκοῦ ἀδελφή. 3 ὈΚΚΕΛΛῺ καὶ ΕΚΚΕΛῺ , τῶν Λευκανῶν. 5 ΧΕΙΛΩΝῚΣ , θυγάτηρ Χείλωνος τοῦ 4 Λακεδαιμονίου. 6 ΘΕΑΝῺ , γυνὴ Μεταποντίου Βροντίνου. 7 ΜΥΙΑ , γυνὴ Μίλωνος τοῦ Κροτωνιάτου. 8 ΛΑΣΘΕΝΕΙΑ , Ἀρκαδίσσα. ΑΒΡΟΤΕΛΕΊΑ , Ἀβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου. 10 9 ΕΧΕΚΡΑΤΕΙΑ , Φλιασία. 11 ΤΥΡΣΙΝΟΥΣ , Συβαριτίς. Le-

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Tyrseno stammte laut Iamblich aus Sybaris.408 Pisorrhonde stammte laut Iamblich aus Tarent.409 Nestheadousa stammte laut Iamblich aus Lakonien.410 Auch sie verwechselt Stanley, nämlich mit Pisorrhonde, die er zur Tochter eines »Nesthiades« macht.411 Byo aus Argos, laut Iamblich.412 Babelyma aus Argos, laut Iamblich.413 Kleaichma, laut Iamblich die Schwester des Lakedaimoniers Autocharidas.414 Jener Autocharidas muss wohl ein berühmter Mann gewesen sein, wenn Iamblich bei der Vorstellung von Kleaichma sagt, sie sei seine Schwester gewesen. Heute weiß man nichts von ihm. So weit also Iamblich. Dessen Worte führen wir hier in einer gegenüber der edierten Version deutlich verbesserten Form an, die sich sowohl der Konjektur als auch der Handschrift der Königlichen Bibliothek verdankt:415 »Πυθαγορίδες δὲ γυναῖκες αἱ ἐπιφανέσταται 1 , ΤΙΜΥΧΑ , γυνὴ ἡμιλλία τοῦ Κροτωνιάτου.« [»Pythagoreische Frauen, die Berühmtheit erlangten, waren: TIMYCHA , die Ehefrau des Krotoniaten Hemillias«] (Hier ist zu lesen: »γυνὴ Μυλλία τοῦ Κροτωνιάτου« [»Ehefrau des Krotoniaten Myllias«], wie wir oben dargelegt haben.) 2 »ΦΙΛΤΑΤῚΣ , θυγάτηρ Θεόφριος τοῦ Κροτωνιάτου, Βυνθαϊκοῦ ἀδελφή. 3 ὈΚΚΕΛΛῺ καὶ 4 ΕΚΚΕΛῺ , τῶν Λευκανῶν. 5 ΧΕΙΛΩΝῚΣ , θυγάτηρ Χείλωνος τοῦ Λακεδαιμονίου. 6 ΘΕΑΝῺ , γυνὴ Μεταποντίου Βροντίνου. 7 ΜΥΙΑ , γυνὴ Μίλωνος τοῦ Κροτωνιάτου. 8 ΛΑΣΘΕΝΕΙΑ , Ἀρκαδίσσα. ΑΒΡΟΤΕΛΕΊΑ , Ἀβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου. 10 9 ΕΧΕΚΡΑΤΕΙΑ , Φλιασία. 11 ΤΥΡΣΙΝΟΥ Σ , Συβαριτίς.« [»PHILTATIS , die Tochter des Krotoniaten Theophris und Schwester des Bynthaikos. OKKELLO und EKKELO aus Lukanien. CHEILONIS , die Tochter des Lakedaimoniers Cheilon. THEANO , die Ehefrau des Metapontiners Brontinos. MYIA , die Ehefrau des Krotoniaten Milon. LASTHENEIA aus Arkadien. ABROTELEIA , die Tochter des Tarentiners Abroteles. ECHEKRATEIA aus Phleius. T YR SINOUS aus Sybaris.«]

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gendum existimamus, Τυρσηνὼ Συβαριτίς. 12 ΠΙΣΟΡΡΌΝΔΗ , Ταραντίς. 13 ΝΕΣΘΕΑΔΟΥΣΑ , Λάκαινα. 14 ΒΥῺ , Ἀργεία. 15 ΚΛΗΑΊΧΜΑ , ἀδελφὴ Αὐτοχαρίδα τοῦ Λάκωνος. αἱ πᾶσαι ιζ›.« Legendum, »αἱ πᾶσαι ισ’« nisi nomen decimae excidisse dicas: quae fuerit Babelyma Argiva. Sunt autem è manu nostra numeri illi adscripti nominibus illis Pythagoricarum mulierum: de quo legentes moneo, ne quis putet eos reperiri in Codice Regio. Phintys. Callicratis filiam, et Pythagoraeam eam fuisse, di­ scimus ex Stobaei excerptis, Sermone 72. Scripsit περὶ γυναικὸς σωφροσύνης: de Temperantia mulieris: cujus libelli fragmentum non parvum profert Stobaeus, sive potiùs Stobensis: sic enim Latinè efferendum hoc nomen, docuit Henricus Valesius. quod probatur Holstenio ad Stephanum in Στρόβος. Perictione: Citatur non semel à Stobaeo: à quo Pythagorica nuncupatur. Scripsit περὶ σοφίας: cujus libelli locos duos eximios, Doricè scriptos, profert Stobaeus: quare libellus ejus περὶ γυναικὸς ἁρμονίης, cujus meminit idem, Doricè quoque efferendus est. Inter Philosophos ex quibus apophthegmata91 sumpsit Stobaeus, Perictione à Photio in Bibliotheca recensetur: quo loci, alia lectio; Περικτουιόνης videlicet; adnotatur: quae lectio vitiosa est: neque enim περικτουιόνη Graecum est nomen. Platonis mater, ›Perictione‹ nuncupabatur.

91  apophthegmata B; apophtegmata A

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Unserer Meinung nach muss man lesen: »Τυρσηνὼ Συβαριτίς« [»Tyrseno aus Sybaris«]. 12 ΠΙΣΟΡΡΌΝΔΗ , Ταραντίς. 13 ΝΕΣΘΕΑΔΟΥΣΑ , Λάκαινα. 14 ΒΥῺ , Ἀργεία. 15 ΚΛΗΑΊΧΜΑ , ἀδελφὴ Αὐτοχαρίδα τοῦ Λάκωνος. αἱ πᾶσαι ιζ’.« [»PISOR­ RHONDE aus Tarent. NESTHEADOUSA aus Lakonien. BYO aus Argos. KLEAICHMA , die Schwester des Lako­niers Autocharidas. Es waren zusammen 17.«] Du magst ­sagen, es müsse »αἱ πᾶσαι ισ’« [»es waren zusammen 16«] heißen, wenn der Name der zehnten Philosophin, nämlich Babelyma aus Argos, nicht herausgefallen wäre.416 Die Nummern wurden den Namen jener Pythagoreerinnen von unserer Hand beigefügt. Die Leser sollen nicht meinen, sie im Codex der Königlichen Bibliothek zu finden. Phintys. Dass sie die Tochter des Kallikrates und eine Pythagoreerin war, entnehmen wir den Exzerpten in der 72. Rede des Stobaios.417 Sie schrieb ein Büchlein περὶ γυναικὸς σωφροσύνης [Über die Besonnenheit der Frau], und ein großes Fragment davon findet sich überliefert bei Stobaios – oder auf Latein besser Stobensis, wie Henri Valois diesen Namen zu übersetzen empfiehlt und von Holste in seinen Anmerkungen zum Eintrag ›Στρόβος‹ bei Stephanos von Byzanz begrüßt wird.418 Periktione: Sie wird nicht nur einmal von Stobaios zitiert, von dem sie als Pythagoreerin bezeichnet wird. Sie verfasste ein Büchlein περὶ σοφίας [Über die Weisheit], von dem Stobaios zwei vortreffliche, auf Dorisch geschriebene Passagen überliefert,419 weswegen wohl auch ihr kleines Buch περὶ γυναικὸς ἁρμονίης [Über die Harmonie der Frau], das Stobaios ebenfalls anführt,420 in dorischer Sprache veröffentlicht worden ist. Periktione wird von Photios in der Bibliotheke unter denjenigen Philosophen aufgezählt, von denen Stobaios erinnerungswürdige Aussprüche verwendet hatte.421 Es sei auf eine andere Lesart ihres Namens hingewiesen, die an dieser Stelle vorliegt, nämlich »Περικτουιόνης«, was aber falsch ist, denn »περικτουιόνη« ist kein griechischer Name. Platons Mutter hieß Periktione.422

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Melissa. Exstat hujus Melissae ad Claretam epistola, Doricè scripta, de vestibus honestarum feminarum: in qua colorem qui ex pudore provenit, solum rubeum colorem esse dicit, quo honestarum mulierum vultus ornari debeat. Est enim erubescentia virtutis color: quod dicebat Diogenes Cynicus adolescentulo quem erubescentem cernebat, ut est apud Laërtium in Diogene Cynico. Sed et Synesius Oratione de Regno, ubi de erubescentia: »τό, τοι χρῶμα92 τοῦτο τὴν ἐκ μετανοίας ἀρετὴν ὑπισχνεῖται.« »Ejusmodi color nonnullam ex factorum poenitenita virtutem repromittit.« Et Pythias, Aristotelis filia, interrogata qui color esset pulcherrimus, dixit, »Qui per verecundiam ingenuis oboritur«. Dictum hoc refert Stobaeus Sermone de Verecundia. Sanctum Ambrosium videsis libro I. de Virginitate capite 6. Edita est Melissae haec Epistola inter Epistolas Pythagoricarum: unde Melissam hanc nostram Pythagoricae Sectae fuisse, conjicere est. Melissi, Samiorum Praefecti, viri Philosophiae dediti, meminit Plutarchus in Pericle; gentilis, ut videtur, Melissae nostrae. Rhodope. Exstant (quod jam monuimus) in Observationibus Lucae Holstenii ad Vitam Pythagorae ab Anonymo conscriptam, Theanus Philosophae Pythagoricae quatuor Epistolae ex Vaticano Codice desumptae: quarum postrema scripta est ad Rhodopen »τὴν φιλόσοφον«: unde conjicimus Rhodopen illam Pythagoricam fuisse. Dicere non ausim omnes illas Epistolas non esse Theanus Pythagorae uxoris. Constat hanc qua de loquimur, non esse γνήσιον. In ea scilicet se Rhodopae Theano excusat, quòd necdum ad illam miserit Platonis librum de Ideis93, inscriptum

92  χρῶμα Β; κρῶμα Α 93  Ideis B; Idaeis A

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Melissa. Von Melissa ist ein auf Dorisch geschriebener Brief an Klareta Über die Kleidung ehrbarer Frauen überliefert.423 Darin sagt sie, die Farbe, die aus der Scham herrührt, sei die einzige rote Farbe, die das Antlitz der ehrbaren Frauen zieren sollte. Die Schamesröte ist nämlich die Farbe der Tugend. Das sagte Diogenes der Kyniker zu einem Jüngling, als er ihn erröten sah, wie Diogenes Laertios in der Vita des Kynikers Diogenes berichtet.424 Siehe dazu auch Synesios’ Rede über das Königtum, wo es über die Schamesröte heißt:425 »τό, τοι χρῶμα τοῦτο τὴν ἐκ μετανοίας ἀρετὴν ὑπισχνεῖται.« »Eine so beschaffene Farbe verspricht dafür eine große Tugend aufgrund der Reue für begangene Taten.« Und Pythias, die Tochter des Aristoteles, antwortete auf die Frage, welche Farbe die schönste sei: »Diejenige, die aus aufrichtiger Scham entsteht«. Diesen Ausspruch überliefert Stobaios in der Rede über die Schamhaftigkeit.426 Siehe dazu auch den heiligen Ambrosius im Buch I, Kapitel 6 von Über die Jung fräulich­ keit.427 Dieser Brief Melissas ist unter den Briefen der Pythagoreerin­ nen publiziert,428 weshalb anzunehmen ist, dass unsere Melissa der pythagoreischen Schule angehörte. Plutarch erinnert im ­Perikles an einen Melissos, den Präfekten von Samos, der sich der Philosophie widmete.429 Er scheint ein Verwandter unserer ­Melissa gewesen zu sein. Rhodope. Wie bereits erwähnt sind in Lukas Holstes Beobachtungen zur Vita des Pythagoras, die von einem anonymen Verfasser stammt,430 vier Briefe der pythagoreischen Philosophin Theano überliefert, die einem Codex der Vatikanischen Bibliothek entnommen sind. Von diesen ist der letzte an Rhodope, »τὴν φιλόσοφον« [»die Philosophin«], gerichtet,431 weshalb wir vermuten, dass jene Rhodope eine Pythagoreerin war. Ich wage nicht zu behaupten, dass alle diese Briefe nicht von Theano, der Ehefrau des Pythagoras, stammen. Fest steht aber, dass derjenige, von dem wir gerade sprechen, nicht γνήσιον [authentisch] ist. In diesem entschuldigt sich nämlich Theano bei Rhodope dafür, dass sie ihr Platons Buch Über die Ideen mit der Überschrift Par­

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Parmenides. Vixit Theano, uxor Pythagorae, pluribus ante Platonem annis. Alia igitur haec nostra Rhodope à Rhodope illa, genere ­Thressâ94, ancilla95 Iadmonis, Aesopi conservâ, Charaxi, fratris Sapphus, amasiâ, meretrice celeberrimâ, de qua Herodotus in ­Euterpe, et Athenaeus lib. 1396. Ptolemaïs: Cyrenaea. Citatur ἐν τῇ Πυθαγορικῇ τῆς Μου­ σικῆς στοιχειώσει: in Pythagorica Musices Institutione: à Porphyrio, Commentario in Harmonica Ptolemaei. Qui Porphyrii liber manu exaratus adservatur in Bibliotheca Regia, necnon in Vaticana. Musicen maximè coluerunt Pythagorici, teste Moderato Gaditano, qui Pythagoreorum97 placita, ut est apud Porphyrium in Pythagora, XI . libris eruditissimè complexus erat. Obiter hîc observamus, vixisse Moderatum illum sub Nerone: quod nos docuit Plutarchus, Symposiacon libro VIII . capite 798. Qua autem aetate vixerit Cyrenaea haec Ptolemaïs, incertum est. Cùm ejus testimonio utatur Porphyrius, ante Porphyrium vixisse constat, qui vixit sub Aureliano. Vixerit fortasse eodem quo Julia Domna Imperatrix tempore: cujus exemplo verisimile est plurimas mulieres studiis operam dedisse. Tunc autem diu erat quòd desierat Pythagorica Secta: quaerit scilicet Porphyrius, in Vita Pythagorae, cur Philosophia Pythagorea exstincta esset: quam diu ante sua tempora exstinctam, ex ejus oratione colligimus. Quare cùm Ptolemaïda Cyrenaeam Sectae Pythagoricae adscripsimus, non in omnibus Pythagoricam fuisse dicere voluimus: sed hoc tantùm, numerorum doctrinam quod spectat, Pythagoricos canonas s­ equutam fuisse.

94  95  96  97  98 

Thressâ B, Err. post. A (S. 141); Thraciâ A ancilla B; ancillâ A lib. 13 A; lib. XV B Pythagoreorum A B; Pythagoraeorum Errat. prior. A (S. 156) libro VIII. capite 7 B; libr. VIII. cap. 7 A

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menides noch nicht geschickt hat. Theano, die Ehefrau des Pythagoras, lebte aber mehrere Jahre vor Platon. Es ist also unsere Rhodope eine andere als jene Rhodope aus Thrakien, die zunächst die Magd Iadmons war, der auch Aesop als Sklaven hatte, danach die Geliebte des Charaxos, Sapphos Bruder, und eine überaus berühmte Hetäre, von der Herodot im Buch Euterpe432 sowie Athenaios im XIII . Buch erzählen.433 Ptolemais aus Kyrene. Ihr Werk ἐν τῇ Πυθαγορικῇ τῆς Μουσικῆς στοιχειώσει / Zur pythagoreischen Elementarlehre der Musik wird von Porphyrios in seinem Kommentar zu den Har­ monica des Ptolemaios zitiert.434 Handschriften dieses Buches des Porphyrios werden in der Königlichen Bibliothek und in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt. Dass die Pythagoreer die Musik in höchstem Maße pflegten, bezeugt Moderatos von ­Gades, der überaus gelehrt die Meinungen der Pythagoreer in elf Büchern zusammenfasste, wie Porphyrios in der Vita des Pythagoras schreibt.435 Beiläufig erwähnen wir hier, dass jener Moderatos zur Zeit Neros gelebt hatte, wie Plutarch im VIII . Buch, Kapitel 7 der Tischgespräche berichtet.436 Zu welcher Zeit jedoch Ptolemais von Kyrene lebte, ist ungewiss. Da Porphyrios ihre Schrift verwendet, hat sie sicher vor Porphyrios gelebt, der zur Zeit Aurelians lebte. Vielleicht lebte sie zur gleichen Zeit wie Kaiserin Julia Domna, nach deren Vorbild sich wahrscheinlich mehrere Frauen den Studien widmeten. Dann jedoch verging eine lange Zeit, in der man die pythagoreische Schule nicht wahrnahm. Man denke nur an Porphyrios, der in der Vita des Pythagoras fragt, warum die pythagoreische Philosophie erloschen sei,437 wobei wir aus seiner Rede herauslesen, dass sie schon lange vor seiner Zeit er­ loschen war. Wenn wir Ptolemais aus Kyrene deshalb der pythagoreischen Schule zurechnen, so wollen wir damit nicht sagen, sie sei in jeglicher Hinsicht eine Pythagoreerin gewesen, sondern nur so viel, dass sie in Bezug auf die Zahlenlehre den pythagoreischen Lehrsätzen gefolgt ist.

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Haec sunt, Anna Fabra Daceria, mulierum doctissima, eloquentissima, disertissima, quae de mulieribus Philosophis, ex libris veterum, paucis tibi excerpsi: nam Philosophia degustanda non ingurgitanda est: et, ut inquiebat ille, philosophandum, sed paucis. Ea tibi, Historiae Philosophicae amantissimae, eidemque, quod tuae in Marci Aurelii Imperatoris libros Notae testantur, ­peritissimae, non ingrata fore spero: cupio quidem certè.

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Dies ist, höchst gelehrte, redegewandte und beredte Anne Le Fèvre Dacier, was ich für Dich über die Philosophinnen aus den Büchern der Alten in knappen Ausführungen ausgelesen habe. Denn die Philosophie ist zu kosten, nicht zu verschlingen, und – wie jemand einmal sagte – man soll philosophieren, aber nicht mit vielen Worten. Dass sie Dir, die Du die Philosophie­ geschichte nicht nur in höchstem Maße liebst, sondern in ihr auch selbst auf das Beste bewandert bist, wie Dein Kommentar zu Kaiser Marc Aurel beweist,438 nicht unangenehm sein mögen, ist gewiss mein Wunsch.

A N M E R KU N G E N

1  Anne Dacier, geborene Le Fèvre (1654–1720); s. Einleitung, S. XIV – XVII . 2  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 161 (ed. Henry II, S. 127). 3  Ménage kennt das im 10. Jahrhundert n. Chr. entstandene byzantinische Lexikon Suda, das in enzyklopädischer Weise Lemmata zu historischen und literarischen Orten, Personen und Begriffen sowie Sprichwörter und Zitate enthält, gemäß der Anschauung seiner Zeit als Werk eines Verfassers mit Namen ›Suidas‹, dessen Existenz sich allerdings nach heutigem Kenntnisstand nicht verifizieren lässt. Zu dieser Textstelle vgl. den Eintrag Suda Φ 441 (ed. Adler IV, S. 736). Die dort ausgewiesene Werkliste des Philochoros führt u. a. den Titel »Συναγωγὴν ἡρωΐδων ἤτοι Πυθαγορείων γυναικῶν«. 4  Das ist die einzige Stelle, an der Juvenal genannt wird. Ménage gibt keine Referenzstelle bei diesem römischen Dichter an, wahrscheinlich deshalb, weil man die Saturae besser nicht im Wortlaut nachlesen sollte, wenn es um die Würdigung der Philosophinnen und die Historia mulierum phi­ losopharum geht. So werden etwa in der VI. Satire die römischen Frauen keineswegs vorteilhaft dargestellt; vielmehr würden sie ihre Bildung in Poesie, Grammatik und Philosophie in dekadenter Weise als blasiertes Mittel zur selbstgefälligen Eigendarstellung in gesellschaftlicher Runde missbrauchen; vgl. Juvenal, Saturae VI, insbes. v. 434–456 (ed. Ramsay). 5  Vgl. Klemens, Stromateis I,xvi,80,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 108); Laktanz, Divinae Institutiones III,25 (ed. Migne, col. 430). Vgl. unten, Anm. 228 u. 229. 6  Vgl. Gilles Ménage, Discours sur l’Heautontimoroumenos (ed. 1690). Vgl. dazu Lefèvre 1994, S. 19–20. 7  Vgl. Diogenes Laertios III,47 (ed. Marcovich, S. 222). Nach Ansicht Ménages ist die Platonliebhaberin (»φιλοπλάτων«), die Diogenes Laertios in der Vita Platonis, dem dritten Buch seiner Philosophenbiographien, adressiert, ohne ihren Namen zu nennen, die Philosophin Arria; dazu Gilles Ménage, In Diogenem Laertium observationes et emendationes (ed. 1664, S. 1–2 u. 156); dieses Thema wird unten in Abschn. 47 wieder aufgegriffen und genauer ausgeführt. Die heutige Forschung weist diesen und andere Identifikationsversuche zurück; die Dame, der Diogenes das Werk zueignet, gilt als unbekannt; vgl. dazu Brisson 1992, S. 3696–3697.

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Anmerkungen

8  Vgl. Klemens, Stromateis I,xv,73,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 103). 9  Vgl. Kyrill, Contra Iulianum IV,28,705 C ; dort wird sie als »Ἵππη« [»Hippe«] geführt. 10 Klemens, Stromateis I,xv,73,5 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 103): »Μαρ­τυρεῖ καὶ Εὐριπίδης περὶ τῆς Ἱπποῦς ὧδέ πως· ἣ πρῶτα μὲν τὰ θεῖα προὐμαντεύσατο / χρησμοῖσι < σαφέσιν > ἀστέρων ἐπ’ ἀντολαῖς.« Ménages »Hippus« ist die Transliteration der griechischen Genitivform »Ἱπποῦς«. 11  Vgl. Plutarch, Septem Sapientum Convivium 148D (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 304). 12  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai X,448b–c (ed. Olson V, S. 142– 144). 13  Vgl. Aristoteles, Rhetorica III,2 1405b (ed. Ross, S. 147). 14  Vgl. Plutarch, Septem Sapientum Convivium 148C (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 304). 15  Der Index der Ausgabe von 1620 (o. Pag.), die den griechischen Text von Plutarchs Moralia sowie die lateinische Übersetzung Xylanders enthält, führt »Cleobulina puella philosophiae dedita«. Ménage grenzt den Verfasser dieses Eintrags von Xylander ab, weil dieser »τὴν σοφὴν« mit »sapientem« wiedergegeben hatte; vgl. Plutarch 1620, 148C. 16  Charles Caton de Court (1654–1694), französischer Aristokrat, Mili­tär und Experte der griechischen Literatur. 17  Vgl. Diogenes Laertios I,89 (ed. Marcovich, S. 63). 18  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai IV,171b (ed. Olson II, S. 324). 19  Vgl. Iulius Pollux, Onomasticon VII,11 (ed. Grynaeus, col. 375). 20 Vgl. Suda K  1718 u. K  1719 (ed. Adler III, S. 127–128). 21  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,123,1 (ed. van den Hoek, S. 260). 22  Anspielung auf den XIX. Gesang der Odyssee, wo die alte Eurykleia am Hof von Ithaka auf Penelopes Geheiß dem als Fremden getarnten Odysseus die Füße wäscht (vv. 357–392). 23  1. Tim 5,10. 24  1. Sam 25,41. 25  Vgl. Plutarch, Mulierum virtutes 12 249D (ed. Nachstädt  /  Sieve­ king  /  Titchener, S. 241), wo dies über die Mädchen auf Keos erzählt wird. 26  Vgl. Herodot, Historiae VI,19 (ed. Rosén II, S. 87). 27  Vgl. Platon, Menexenos 236a–c (ed. Burnet III). 28  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,122,3 (ed. van den Hoek, S. 260). 29  Suda A 4202 (ed. Adler I, S. 387): »ἡ δὲ Ἀσπασία σοφίστρια ἦν καὶ διδάσκαλος λόγων ῥητορικῶν«.

Anmerkungen

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30  Scholia in Aristophanis Acharnenses 527: »ἡ δὲ Ἀσπασία Περικλέους ἦν σοφίστρια καὶ διδάσκαλος λόγων ῥητορικῶν« (ed. Wilson 1975, S. 74). 31  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai V,219b–d (ed. Olson II, S. 548). 32  Vgl. Aristophanes, Acharnenses 524–539 (ed. Hall  /  Geldart); vgl. Frischlin 1586, S. 337–338. 33  Vgl. Athenaios, Deipnosophistae XIII,569 f–570 b (ed. Olson VI, S.  302). 34  Vgl. Plutarch, Pericles 24 (ed. Lindskog  /  Ziegler  /  Gärtner, S. 27–29). Bei dem von Ménage zitierten Textabschnitt handelt es sich um eine stilistisch modifizierte Version der lateinischen Übersetzung von Hermann Cruser (Cruserius); vgl. Plutarch 1564, S. 199. 35  Vgl. Plutarch, Pericles 32 (ed. Lindskog  /  Ziegler  /  Gärtner, S. 37). 36  Vgl. Diogenes Laertios VI,16 (ed. Marcovich, S. 385); Gilles Ménage, In Diogenem Laertium observationes et emendationes (ed.1664, S. 136). 37  Giovanni Angelo Canini, Iconografia XCII (ed. 1669, S. 122) u. Tafel 92: »La presente effigie di Aspasia disegnata da vno antico diaspro rosso delli Signori Rondanini, con elmo in testa con triplicato cimiero, sopra la sfinge, & il Pegaseo che sostena la cresta di sotto con vn ordine di quattro caualli; sicome ella fu cagione di due guerre, come scriue Suida […]«; Giovanni Pietro Bellorio, Veterum illustrium philosophorum, rhetorum, et oratorum imagines III, Tafel 73 (ed. 1685). Vgl. dazu [mit Abdruck der Abbildung aus Caninis Iconografia]: Henry 1995, S. 90–91. 38  Die Frage, ob es sich bei der Dame, die in Caninis und Bellorios Werken mit der Bildunterschrift »ΑΣΠΑΣΟΥ« abgebildet ist, tatsächlich um eine Darstellung Aspasias handelt, ist nicht geklärt. Ohne Zweifel handelt es sich um eine Anlehnung an den Typus der »Athena Promachos« (vgl. Jouanna 2005, S. 250). Wenn man Ménages Argumentation folgt, benennt die Bildunterschrift nicht die dargestellte Person, sondern den Künstler. Der Herausgeber der italienisch-französischen Ausgabe der Iconografia Caninis, Étienne Picart, merkt dementsprechend auch an, dass es sich hier nicht um Aspasia, sondern um Minerva handle (vgl. Canini 1731, S. 348–349). Unter dem Namen »Aspasos« ist aber kein Künstler der Antike bekannt; darüber hinaus wäre eine solche »Signatur« für das Medaillen-Genre nach Jouanna sehr ungewöhnlich, denn normalerweise stehen die Namen für die abgebildete Person, nicht für den Erschaffer des Kunstwerks (vgl. Jouanna 2005, S. 254). 39  Vgl. Platon, Symposion 207a–c; 212b (ed. Burnet II). 40  Die erhaltenen Vorträge des Platonikers Maximos von Tyros (2. Jh. n. Chr.) erfuhren in der Renaissance mehrere Editionen, darunter die grie-

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Anmerkungen

chisch-lateinische Ausgabe von Daniel Heinsius (Leiden 1614). Ménage bezieht sich wohl insbesondere auf die Dissertationes 8 bis 11, in denen Maximos »De amore Socratis« handelt. Für Ménages zeitgenössische Leserschaft dürfte die französische Übersetzung von Interesse gewesen sein, die 1617 in Rouen von Jean Osmont als Traitez de Maxime de Tyr herausgegeben worden war. 41  Vgl. Lukian, Imagines 18 (ed. Macleod II, S. 371). 42  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 167 (ed. Henry II, S. 155). 43  Vgl. Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia VIII,xv,12 Ext. 4 (die Edition von Kempf, S. 419, führt ihren Namen mit »Berenice« an). 44  Vgl. Plinius, Naturalis historia VII, 41 (133) (die Edition von Jahn II, S. 26, hat »Berenice«). 45  Vgl. Pausanias, Graeciae descriptio V,vi,5 (ed. Siebelis II, S. 332–333). 46 Vgl. Suda Π 139 (ed. Adler IV, S. 15–16). 47  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 161 (ed. Henry II, S. 124). 48  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 175 (ed. Henry II, S. 170–171). 49  Vgl. Diogenes Laertios I,24; I,68; I,76; I,90–91; II,24; III,23; V,36 (ed. Marcovich, S. 18, 47, 52–53, 64, 108, 206–207, 332). 50  Vgl. Aulus Gellius, Noctes Atticae XV,17; 23 (ed. Marache III, S. 166 u. 171). 51 Vgl. Suda Σ 876 (ed. Adler IV, S. 410). 52 Vgl. Suda Π 139 (ed. Adler IV, S. 15–16). 53  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 175 (ed. Henry II, S. 171). 54  Vgl. Plutarch, Mulierum virtutes 242E–243A (ed. Nachstädt  /  Sieveking  /  Titchener, S. 225–226). 55  Vgl. Plutarch, Coniugalia praecepta 138C (ed. Paton  /  Wegehaupt  / Gärtner, S. 283). 56 Johannes Jonsius, De scriptoribus historiae philosophicae III,6 (ed. 1659, S. 239): »Euridice videtur filia Plutarchi fuisse, cui et Polliano marito conjugialia praecepta inscripsit.« 57  Vgl. Plutarch, De liberis educandis 20 14B–C (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 27). 58  Vgl. Dio Cassius, Historia Romana LXXV,15 (ed. Dindorf IV, S. 262). 59  Vgl. Philostrat, Vitae Sophistarum, Philiskos (ed. Kayser, S. 114). 60  Es handelt sich zwar um Saumaises Kommentar, allerdings nicht zu Aelius Lampridius, sondern zur Severus-Vita des Aelius Spartianus. Vgl. Claude Saumaise, In Aelii Spartiani Severum emendationes et notae, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 140). 61  Vgl. Philostrat, Vitae Sophistarum, Philiskos (ed. Kayser, S. 114).

Anmerkungen

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62  Vgl. Claude Saumaise, In Aelii Spartiani Severum emendationes et notae, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 140). 63  Vgl. Johannes Tzetzes, Chiliades VI,45 (ed. Kießling, S. 207). Vgl. a. Claude Saumaise, In Aelii Spartiani Severum emendationes et notae, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 142): »Iulia igitur ex Syria. sed et Philostratus qui Antonini Caracallae temporibus vixit, et Iuliae notus fuit cum reliquis Sophistis qui circa illam totos dies haerebant, Ἀντωνῖνον ­vocat παῖδα Ἰουλίας.« 64  Vgl. Aelius Spartianus, Severus, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 65). 65  Vgl. Aelius Spartianus, Antoninus Caracallus, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 89). 66  Aurelius Victor, De caesaribus 21,3 (ed. Gruner, S. 92): »Namque Iuliam novercam […] forma captus, coniugem affectavit [i. e. Caracalla]: quum illa factiosior, aspectui adolescentis, praesentiae quasi ignara, semet dedisset intecto corpore, asserentique, ›Vellem, si liceret, uti‹: petulantius multo (quippe quae pudorem velamento exuerat) respondisset: ›Libet? plane licet‹.« 67  Anne Dacier, der Ménage die Historia mulierum philosopharum widmet, hatte wenige Jahre zuvor das Breviarium historiae romanae des Eutropius zusammen mit ihrem Kommentar und Emendationen herausgegeben. Zu der im vorliegenden Zusammenhang einschlägigen Stelle VIII,20, wo Eutropius von Caracalla sagt, er habe aufgrund unerträglicher Begierde seine Stiefmutter Julia geheiratet (»impatiens libinidis, ut qui novercam suam Juliam uxorem duxerit«), führt Dacier das später auch von Ménage zitierte Diktum des Spartianus an: »Getae fratris quem occiderat matrem. Spartianus: ›Ad parricidium junxit incestum, siquidem eam matrimonio copulavit cujus filium nuper occiderat‹«; ed. Dacier, S. 108. Da Ménage diese Ausgabe des Eutropius mit ziemlicher Sicherheit gekannt hat, ist davon auszugehen, dass er mit seinen Ausführungen zum Verhältnis von Caracalla und Julia Domna so bewusst wie indirekt auch Daciers Kommentar korrigieren wollte, ohne sie persönlich zu kompromittieren, weshalb er ihre Notae nicht explizit erwähnt. 68  Vgl. Paulus Orosius, Historia adversus paganos VII,18 (ed. Migne, col. 1108). 69  Vgl. unten, Anm. 77. 70 Herodian, Ab excessu divi Marci V,3.2 (ed. Bekker, S. 129): »Μαῖσα […] ἀδελφὴ δὲ ἐγεγόνει Ἰουλίας τῆς Σεουήρου μὲν γυναικὸς Ἀντωνίνου δὲ μητρός.«

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Anmerkungen

71  Vgl. Philostrat, Vitae sophistarum, Philiskos (ed. Kayser, S. 114). 72  Vgl. Claude Saumaise, In Aelii Spartiani Severum emendationes et notae, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 142); Isaac Casaubon, In Aelii Spartiani Severum emendationes et notae, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 115). 73  Vgl. Jean Tristan, Commentaires historiques (ed. 1657 II, S. 116). 74  Vgl. Ezechiel Spanheim, De praestantia et usu veterum numismatum antiquorum (ed. 1671, S. 628). 75  Vgl. Jacob Spon, Miscellanea eruditae antiquitatis (ed. 1685, S. 270). 76 Vgl. Jean Foy-Vaillant, Numismata Imperatorum Romanorum (ed. 1674, S. 113, 116). 77  Vgl. Oppian, De venatione I, v. 4 (ed. Rittershausen, S. 4). 78  Scipione Gentili, Parerga ad Pandectas II,22 (ed. 1588, S. 223): »Augustae cum dominae passim vocarentur, corrumpendo nomini Latino fuere, nam Graeci Δόμναν dixere, ut Oppianus elegantissimus poeta li. I. Κυνεγετ. illo versu, cuius tantum finem repeto, … δόμνα Σεβήρῳ.« 79  Konrad Rittershausen hatte für die Gleichsetzung von ›δόμνα‹ und ›domina‹ mehrere Klassikerstellen zitiert, so z. B.: »D. de Legat. 3. maritus uxori scribens ait: ›Peto à te, domina uxor, etc.‹ […] Menander: ›εἶχε μὲ γυνὴ δέσποινα‹. Catullus: ›Domum dominam voca, etc.‹« (In Cyn­ egeticon Oppiani commentaria I,4, in: Oppian, De venatione, ed. Ritters­ hausen, S. 3). In diesem Sinne übersetzt er den von Ménage angeführten Vers (ed. Rittershausen, S. 5): »Quem magna magno peperit domina Seuero.« 80  Vgl. Gilles Ménage, Iuris civilis amoenitates XXV (ed. 1677, S. 152). 81  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 242 (301) (ed. Henry VI, S. 54). 82  Vgl. Herodian, Ab excessu divi Marci V,3.2 (ed. Bekker, S. 129); vgl. oben, Anm. 70. 83  Vgl. Iulius Capitolinus, Opilius Macrinus, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 80). 84  Vgl. Jean Tristan, Commentaires historiques (ed. 1657 II, S. 368). 85  Vgl. Charles Patin, Introduction a l’histoire par la connaissance de medailles XVII (ed. 1665, S. 185–186). 86  Louis Picques (1637–1699), Theologe, Orientalist und Leiter der Bibliothek des Collège des Quatre Nations zu Paris. 87 Vgl. Suda M  1465 (ed. Adler III, S. 429). 88 Vgl. Suda M  1464 (ed. Adler III, S. 429). 89  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XI, 490e (ed. Olson V, S. 384). 90 Eustathios, Commentarii ad Homeri Iliadem XXIV (ed. Stallbaum

Anmerkungen

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IV, S. 353): »ἡ δὲ Βυζαντία Μοιρὼ, ποιήτρια δὲ καὶ αὕτη, γράφει κατὰ τὴν τοῦ Ἀθηναίου ἱστορίαν ἐν τῷ περὶ διαλέκτων περὶ αἰετοῦ […].« 91  Suda M  1464 (ed. Adler III, S. 429). 92  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XI, 490e (ed. Olson V, S. 384). 93  Vgl. oben, Anm. 90. 94  Vgl. Eunapios, De vitis philosophorum et sophistarum, Aedesius (ed. Commelinus, S. 49–59). 95  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 242 (69) (ed. Henry VI, S. 22–23). Die von Ménage zitierte lateinische Version stammt von Andreas Schott, die im 17. Jahrhundert immer wieder gedruckt wurde; vgl. ed. 1606, S. 369. 96  Vgl. Jacques Gaffarel, Curiositez inouyes XII,6 (ed. 1629, S. 523–526). 97  Vgl. Aristoteles, Metaphysica XII,8 1073 b 4–6 (ed. Ross II). 98  Vgl. Plutarch, Coniugalia praecepta 48 145C–D. In der Edition von Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner (S. 298) heißt Hegetors Tochter, von der hier die Rede ist, »Aglaonike« (hier im Genitiv: »Ἀγλαονίκης«); vgl. den Apparat ebd. zur Variante »ἀγανικης«, die offenkundig auch Ménage vor Augen hatte. 99 Vgl. Chronicon Paschale, CCC. Olympias (ed. Dindorf I, S. 575– 578). Die von Ménage dargebotene lateinische Übersetzung entspricht bis auf wenige geringfügige Modifikationen derjenigen aus der Editio prin­ ceps, die im Jahr 1615 von Matthäus Rader unter dem Titel Chronicon Ale­ xandrinum veröffentlicht worden war (vgl. ed. Rader, S. 721–725). 100  Vgl. Sokrates Scholastikos, Historia Ecclesiastica VII,21 (ed. de Valois, S. 360). 101  Vgl. Euagrios Scholastikos, Historia Ecclesiastica I,20 (ed. Hübner, S. 178). 102  Die lateinische Version, die Ménage anbietet, übersetzt das Griechische nicht ganz wortgetreu. In Adelheid Hübners deutscher Übersetzung lautet der Ausspruch: »Ich rühme mich, eures Geschlechtes und Blutes zu sein« (ed. Hübner, S. 179). Hübner verweist auch darauf, dass es sich hier um ein Zitat aus Homers Ilias (6,211; 20,241) handelt; vgl. ebd., S. 178, Fn. 132. 103  Vgl. Nikephoros Kallistos, Ecclesiastica Historia XIV,23 (ed. Langius, S. 887). 104  Vgl. Johannes Zonaras, Annales XIII,22 (ed. Migne, col. 1185). 105  Vgl. Anm. 109. 106  Vgl. Johannes Zonaras, Annales XIII,22 (ed. Migne, col. 1185). 107  Giglio Gregorio Giraldi, De historia poetarum tam Graecorum quam Latinorum dialogi V (ed. Jensius II, col. 290): »Fuit et Probae Fal-

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Anmerkungen

coniae matronae Romanae imago, quae Adelphi Romani viri proconsularis uxor fuit: hanc vero floruisse quidam existimant Honorii ac Theodosii junioris temporibus: quin et Eudociae Theodosii uxori Centonum suum misisse, qui, ut scitis, miro est artificio concinnatus: ex Vergilianis enim versibus omnem Christi servatoris vitam explicavit.« 108  Vgl. Johannes Zonaras, Annales XIII,23 (ed. Migne, col. 1193). 109  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 183 u. 184 (ed. Henry II, S. 195–199). 110  Vgl. Symeon Metaphrastes, Martyrium sanctae et magnae martyris Aecaterinae V (ed. Migne, col. 280–281). 111 Vgl. Jacques Sirmond, Vita S. Pauli Iunioris in Monte Latro (ed. Delehaye, S. 153). 112  Cesare Baronio, Annales Ecclesiastici X, an. 956 (ed. 1602, S. 752): »[…] Sanctorum natales dies hilarior celebravit [Paulus anachoreta], praecipue vero quam alacrius colere consuevit S. Aecaterinae, de cuius festa die haec in eius vita auctor fidelis. Et aliorum quidem Sanctorum memoriae hilaritatis ansam Paulo dabant: martyris vero Aecaterinae non solum voluptate Sanctum replebat, sed propemodum exultatione et tripudio.« 113  Euthymios Zigabenos, Commentarius in Psalmos Davidis Ps. XLIV, v. 9, (ed. Migne, col. 497): »[…] ἡ σοφωτάτη Αἰκατερίνα […]«. 114  Vgl. Euthymios Zygabenos, In Psalmos enarrationis praefatio, in: Étienne Le Moyne, Varia sacra (ed. 1685, p. 150–210). 115  Vgl. Du Cange, Glossarium mediae et infimae latinitatis (ed. 1954) Bd. X, tab. 10. 116  Vgl. Simeon Metaphrastes, Vitae sanctorum patrum, ›Martyrium sanctae martyris Aecaterinae‹ (ed. Lippomano, S. 183v). 117  Während Usuard selbst die Heilige »Catherina« nennt, wird sie in Vermeulens Annotatio zu »Caterina«, wobei er noch hinzufügt: »Scripsit etiam Æcaterinæ huius martyrium hac die Simeon Metraphrastes.« Vgl. Usuardus Sangermanensis, Martyrologium ad 25. Nov. (ed. Vermeulen, S. 199–200). 118  Eusèbe Renaudot (1646–1720), französischer Theologe und Orientalist. 119  Vgl. Cesare Baronio, Martyrologium Romanum Novembris 25. (ed. Greg., S. 496). 120  Vgl. Georgios Pachymeres, De Andronico Palaeologo II,18; III,1 (ed. Migne, col. 171 und 215). 121  Vgl. Cesare Baronio, Annales Ecclesiastici III, an. 307 (ed. 1592, S. 22). 122  Vgl. François de Harlay, Breviarium Parisiense (ed. 1680).

Anmerkungen

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123  Vgl. Anna Komnene, Alexias XV,xi,15 (ed. Reinsch  /  Kambylis, S. 500). 124  Niketas Choniates, Historia 3 (ed. Migne, col. 332): »[…] τῇ τοῦ βασιλέως ἀδελφῇ Καισαρίσσῃ Ἄννῃ συνέζευκτο [i. e. Bryennios], ἥτις δὴ τῆς τῶν ἐπιστημῶν πασῶν ἐπόχου φιλοσοφίας ἐδείκνυτο μέλημα καὶ πρὸς πᾶσαν ἐῤῥύθμιστο μάθησιν.« 125  Vgl. Johannes Zonaras, Annales XVIII,26 (ed. Migne, col. 316). Ménage zitiert die lateinische Übersetzung von Hieronymus Wolf (ebenfalls bei Migne ediert; vgl. ebd., col. 315). 126  Vgl. Nikephoros Gregoras, Byzantina Historia VIII,3,ii (ed. Schopen, S. 294). 127  Vgl. Nikephoros Gregoras, Byzantina Historia VIII,5,iv (ed. Schopen, S. 306). 128  Vgl. Iustinianus, Digesta I,1,1 (ed. Mommsen  /  Krüger, S. 1): »Ulpianus libro primo institutionum. Iuri operam daturum prius nosse oportet, unde nomen iuris descendat. est autem a iustitia appellatum: nam, ut eleganter Celsus definit, ius est ars boni et aequi. Cuius merito quis nos sacerdotes appellet: iustitiam namque colimus et boni et aequi notitiam profitemur, aequum ab iniquo separantes, licitum ab illicito discernentes, bonos non solum metu poenarum, uerum etiam praemiorum quoque exhortatione efficere cupientes, ueram nisi fallor philosophiam, non simulatam affectantes.« 129  Vgl. Christine de Pizan, Le Livre de la Cité des Dames II,36 (ed. Curnow, S. 874–875). Die deutsche Übersetzung stammt von Margarete Zimmermann in: Christine de Pizan 1992, S. 184, hier leicht modifiziert. 130  Ménage bezieht sich auf den 1675 erschienenen Avis chrétiens et moraux pour l’institution des enfans des Claude Joly, gewidmet Anne Geneviève de Bourbon-Condé, der Herzogin von Longueville. Im zweiten Buch, in dem es um die Erziehung der Mädchen geht, zitiert und paraphrasiert Joly ausgiebig aus dem Livre de la Cité des Dames, so auch die hier wiedergegebene Passage auf S. 341–342. 131  Baldus de Ubaldis (ca. 1327–1400), italienischer Rechtsgelehrter. 132  Vgl. Guido Panciroli, De claris legum interpretibus (ed. 1637, S. 428–432). Hier werden zwar die beiden Töchter Giovannis, Novella und Betina, erwähnt, aber die Anekdote zu Novella fehlt. 133  Christine de Pizan lebte von 1364 bis ca. 1430. Als ihr Vater Tommaso da Pizzano zum Leibarzt des französischen Königs Charles V. (1338– 1380) berufen wurde, kam sie als kleines Mädchen an dessen Hof.

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Anmerkungen

134  In seinem Gedicht La vray-disant advocate des dames erwähnt Jean Marot (ca. 1450–1526) »Christine la grand sagesse« (ed. 1731, S. 302). 135  Antoine du Verdier, Bibliothèque (ed. 1585, S. 165): »Christine de Pise a escrit, Le Tresor de la cité des dames diuisé en deux parties par chapitres. Tres utile pour l’introduction des Roines, Dames, Princesses & femmes de tous estats, auquel elles pourront voir la grande & saine richesse de toute Prudence, Sagesse, Sapience, honneur & dignité dedans contenues. […] Elle a escrit aussi en rime, Le chemin de long estude, où est descrit le debat esmeu au parlement de raison, pour l’election du prince digne de gouuerner le monde, lequel liure elle dedia au Roy Charles sixiesme, & a esté traduit en prose par Iean Chaperon dit lassé de Repos […].« 136  Vgl. Jean Mabillon, Iter Italicum litterarium (ed. 1687); hierin findet sich jedoch kein Hinweis auf Christine de Pizan. 137  Vgl. Franciscus Ambrosius, Apologetica praefatio pro Petro Abae­ lardo (ed. Migne, col. 74). 138  Vgl. Diogenes Laertios III,46; IV,2 (ed. Marcovich, S. 221, 256). 139  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,122,2 (ed. van den Hoek, S. 260). 140  Die Rede Sophista wird je nach Ausgabe unterschiedlich nummeriert. In derjenigen von Denis Pétau (Paris  /  La Flèche 1613) ist sie die vierte, in der Ausgabe von Jean Hardouin (Paris 1684) hingegen die dreiundzwanzigste. Zu Axiothea vgl. Themistios, Sophista (ed. Pétau, S. 120– 121); Themistios, Sophista (ed. Hardouin, S. 295). 141 Ps.-Galen, De theriaca ad Pisonem II (ed. Leigh, S. 74): »τὴν δὲ πάντα μοι φιλτάτην Ἀρρίαν, καὶ αὐτὴν ὑπ’ αὐτῶν ἐξόχως ἐπαινουμένην, διὰ τὸ φιλοσοφεῖν ἀκριβῶς, καὶ τοῖς Πλάτωνος μάλιστα χαίρειν λόγοις, […].« 142  Vgl. Johannes Jonsius, De scriptoribus historiae philosophicae III, 12 (ed. 1659, 277); vgl. ebd. III,9 (ed. 1658, S. 258): »Arria Philosophiae mag­ nam navabat operam Platonisque libris maxime gaudebat, teste Authore l. de Theriaca ad Pisonem c. 3. Huic libros suos de vitis Philosophorum dedicasse Laertium, non absurde quis statuat. In huius φιλοπλάτωνος quippe gratiam ille Platonis Vitam integro libro tertio complexus est.« 143  Vgl. Diogenes Laertios III,47 (ed. Marcovich, S. 222); Thomas Reinesius, Variarum lectionum libri II,12 (ed. 1640, S. 224). 144  Vgl. Gilles Ménage, In Diogenem Laertium observationes et emen­ dationes (ed. 1664, S. 1–2 u. 156). Vgl. oben, Abschn. 2 und Anm. 7. 145  Vgl. Porphyrios, Vita Plotini 9 (ed. Kalligas, S. 42). 146  Vgl. Porphyrios, Vita Plotini 9. In der ersten Ausgabe der Historia mulierum philosopharum von 1690 wird diese Philosophin »Amphilia«

Anmerkungen

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genannt, im zweiten Druck von 1692 »Amphichia«. Die moderne kritische Edition von Porphyrios’ Vita Plotins führt sie als »Amphikleia«: »Ἀμφίκλειάν τε τὴν Ἀρίστωνος τοῦ Ἰαμβλίχου υἱοῦ γεγονυῖαν γυναῖκα« (ed. Kalligas, S. 42; ed. Brisson et al., S. 150). Von ihr weiß man außerhalb der Vita Plotini des Porphyrios nichts; sie ist nur an dieser einzigen Stelle bezeugt (vgl. die Anmerkung von Marie-Odile Goulet-Cazé in: Porphyrios 1992, S. 242). 147  Vgl. Eunapios, De vitis philosophorum et sophistarum, Ionicus (ed. Commelinus, S. 143–144). 148  Vgl. Henri de Valois, Annotationes, in: Sokrates Scholastikos, ­Historia Ecclesiastica (ed. de Valois, S. 86). 149  Psalm 147,4. 150  Im Vorwort zu seiner griechisch-lateinischen Ausgabe von Ptolemaios’ De iudicandi facultate et animi principatu (ed. 1663) führt Ismael Boulliau »duo priores libri Commentariorum Theonis Alexandrini in Magnam Mathematicam Syntaxim« an. 151  Vgl. Sokrates Scholastikos, Historia Ecclesiastica VII,15 (ed. de Valois, S. 352). 152  Ménage zitiert die lateinische Übersetzung von Johannes Langius; vgl. Nikephoros Kallistos, Ecclesiastica Historia XIV,16 (ed. Langius, S. 876). 153  Vgl. Sokrates Scholastikos, Historia Ecclesiastica VII,15 (ed. de Valois, S. 352–353). 154 Philostorgios, Historia Ecclesiastica VIII,9 (ed. Bidez  /  Des Places, S. 444): »Λέγει δ’ ὁ δυσσεβὴς Θεοδοσίου τοῦ νέου βασιλεύοντος δισπασθῆναι τὸ γύναιον ὑπὸ τῶν τὸ ὁμοούσιον πρεσβευόντων.« Die entsprechende Passage in Photios’ Epitome aus Philostorgios’ Kirchengeschichte liest sich in der lateinischen Übersetzung von Jacques Godefroy von 1643 wie folgt (Philostorgios, Historia Ecclesiastica VIII,9; ed. Godefroy, S. 114): »Ait hic, Hypatiam, Theonis filiam, à patre disciplinis imbutam, multo praestantiorem magistro factam, maximè verò circa Astrologicam scientiam, multosque in disciplinis erudiisse. Ait verò hic impius, Theodosio juniore imperante mulierem ab his qui ὁμοούσιον praedicabant laceratam.« Vgl. Jacques Godefroy, Dissertationes in Philostorgium VIII,9 (in: Philostorgios, Historia Ecclesiastica; ed. Godefroy, S. 339): »Quod vero mortem eius attinet, ait Philostorgius, laceratam eam sub Theodosio Iun. Imper. ab Homoousiastis: quo nomine Photius eum δυσσεβῆ vocat, eidemque mendacij dicam impingit.« Auch in der Bibliotheke warnt Photios vor gewissen Falschdarstellungen und Übertreibungen in Philostorgios’

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Anmerkungen

Buch, die gegen die Rechtgläubigen gerichtet seien; vgl. Photios, Biblio­ theca cod. 40 (ed. Henry I, S. 24–25): »Ἔστι δὲ ὁ ἀνὴρ ψευδολόγος τε καὶ οὐδὲ μυθολογίας ἀπεχόμενος. […] Οὗτος δὲ ὁ Φιλοστόργιος, καίτοι κατὰ τῶν ὀρθοδόξων λυσσῶν, Γρηγορίου μὲν τοῦ θεολόγου καθάψασθαι οὐκ ἐτόλμησεν, ἀλλὰ καὶ τὴν παιδείαν καὶ ἄκων συνομολογεῖ, […].« 155  Vgl. das Exzerpt aus Hesychios in der Suda Y 166 (ed. Adler IV, S. 644): »αὕτη διεσπάσθη παρὰ τῶν Ἀλεξανδρέων, καὶ τὸ σῶμα αὐτῆς ἐνυβρισθὲν καθ’ ὅλην τὴν πόλιν διεσπάρη. τοῦτο δὲ πέπονθε διὰ φθόνον καὶ τὴν ὑπερβάλλουσαν σοφίαν, καὶ μάλιστα εἰς τὰ περὶ ἀστρονομίαν«. 156  Vgl. Synesios, Ep. XVI (ed. Migne, col. 1352). 157  Vgl. Synesios, Ep. XV (ed. Migne, col. 1352). 158  Vgl. Gilles Ménage, Iuris civilis amoenitates XLI (ed. 1667, S. 445– 446). 159  Vgl. Synesios, Ep. CXXIV (ed. Migne, col. 1504). Ménage zitiert die lateinische Übersetzung von Denis Pétau (Dionysius Petavius; 1583–1652), die auch Mignes Edition beigegeben wurde; vgl. Synesios, Ep. CXXIV (ed. Migne, col. 1503). 160  Vgl. Nikephoros Gregoras, Byzantina Historia VIII,3,ii (ed. Schopen, S. 294). 161  Vgl. oben, Κap. 40. 162 Vgl. Suda Υ 166 (ed. Adler IV, S. 644). 163 Vgl. Suda Υ 166 (ed. Adler IV, S. 644). 164  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 242 (164) (ed. Henry IV, S. 38). 165 Vgl. Suda Υ 166 (ed. Adler IV, S. 644). 166  Vgl. Étienne Baluze, Synodicon adversus tragoediam Irenaei CCXVI (ed. 1707, S. 926–927). 167  Vgl. Sokrates Scholastikos, Historia Ecclesiastica VII,15 (ed. de Valois, S. 353). 168  Vgl. Euagrios Scholastikos, Historia Ecclesiastica I,2–8 (ed. Hübner, S. 122–146). 169  Vgl. Étienne Baluze, Synodicon adversus tragoediam Irenaei CCXVI (ed. 1707, S. 926, n. a). 170 Vgl. Anthologia Graeca I,76,5 (ed. de Bosch, I, S. 312). 171 Vgl. Anthologia Graeca, I,76,5 (ed. de Bosch, I, S. 313). 172 Vgl. Jacques Godefroy, Dissertationes in Philostorgium VIII,9 (ed. 1643, S. 338). 173  Vgl. Claude Saumaise, Miscellae defensiones pro Cl. Salmasio De variis observationibus et emendationibus ad jus atticum et romanum per­ tinentibus (ed. 1645); der Vergleich zwischen Anna Maria van Schurman

Anmerkungen

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(1607–1678) und der antiken Philosophin findet sich im unpaginierten Widmungsbrief. 174  Vgl. Cicero, Epistulae ad Atticum XII,51.3 (ed. Shackleton Bailey II, S. 509). 175  Vgl. Cicero, Epistulae ad Atticum XIII,21a.2 (ed. Shackleton Bailey II, S. 533–534). 176  Vgl. Laktanz, Divinae Institutiones I,2 (ed. Migne, col. 121). 177  Vgl. Cicero, Epistulae ad Atticum XIII,22.3 (ed. Shackleton Bailey II, S. 533); vgl. a. XV,26.4 (ebd., S. 646). 178  Vgl. Cicero, Epistulae ad familiares XIII,72.1 (ed. Shackleton Bailey, S. 517–518). 179  Vgl. Cassius Dio, Historia Romana XLV,18 (ed. Dindorf II, S. 217). 180  Cassius Dio, Historia Romana XLV,18 (ed. Dindorf II, S. 217): »[…] καὶ οὐδὲ ἐκείνην μέντοι κατέσχες, ἵνα Κερελλίαν ἐπ’ ἀδείας ἔχῃς, ἣν τοσούτῳ πρεσβυτέραν σαυτοῦ οὖσαν ἐμοίχευσας ὅσῳ νεωτέραν τὴν κόρην ἔγημας, […]«. 181 Servius, Aeneidos Commentarii VI,623 (ed. Thilo II, 88): »[…] nam quod Donatus dicit nefas est credi, dictum esse de Tullio.« Vgl. Vergil, Aeneis VI, v. 623. Beatrice Zedler gibt in der Anmerkung zu dieser Stelle an, Ménage habe in der ersten Edition der Historia mulierum philosopha­ rum von 1690, nicht jedoch in der zweiten von 1692 Terentiola als Ciceros Tochter angeführt; vgl. Zedler in: Ménage 1984, S. 75. Das lässt sich so nicht verifizieren; tatsächlich fehlt das gesamte Kapitel zu den Akademikerinnen – das ja einzig Caerellia beinhaltet – in der ersten Ausgabe. Wie oben in den editorischen Bemerkungen (vgl. S. XXV –XXIX ) dargestellt, ließ Ménage zwischen dem ersten Druck von 1690 und dem zweiten von 1692 einen Bogen mit Addenda drucken, und erst dieser enthielt nun auch die Angaben zu Caerellia. Letztere hatte er in der ersten Fassung noch vergessen, wurde aber von seinem Freund Antoine Galland auf sie aufmerksam gemacht (Ménage selbst wird dementsprechend zitiert in: Menagiana 1729, S. 295: »M. Galland m’a donné Cærellia maîtresse de Ciceron que j’avois oubliée«; vgl. dazu die Anmerkung von Maber 2005, S. 128). Diese nachträglichen Korrekturen und Ergänzungen wurden in einige Exem­plare der ersten Ausgabe eingefügt. Doch die Version des Neudrucks von 1692 weicht noch einmal von diesen Addenda zur ersten Edition ab: Wo nämlich in Letzterer folgender Passus steht: »non verius existimamus quàm quod ipse, et Donatus apud Servium, ad hunc Maronis versum, Hic thalamum invasit natae, vetitosque hymenaeos, calumniantur« (S. 496), führt die Addenda-Liste zur 1690er Ausgabe »non verius

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Anmerkungen

existimamus quàm quod ipse calumniatur, Ciceronem cum Terentiola filia concubuisse« (S. 133–134). Zedlers Beobachtung trifft also nur zu, wenn man den Korrekturdruck zu 1690 mit der zweiten Ausgabe von 1692 vergleicht. Die Änderungen, wie sie in der Letzteren wahrgenommen werden können, sind augenscheinlich auf die Streichungen zurückzuführen, die der Drucker dieser zweiten Edition von 1692, Henrik Wetstein, auf ­Ménages Wunsch vorgenommen hatte. 182  Der von Ménage erwähnte Kommentar von Sebastiano Corrado findet sich u. a. in der von Graevius besorgten Ausgabe, die 1684 bei Ménages Verleger Henrik Wetstein erschienen ist (Cicero, Epistolarum libri, ed. Graevius, S. 388) : »De Caerellia: Ep. 72 l. XIII fam. hanc a Cicerone sene amatam criminatur Q. Fusius Calenus apud Dionem l. 46. nec Quintil. lib. VI, cap. 4. & Ausonius in Centone nuptiali negant. Κερελλίαν scribit Dion. haec etiam studio philosophiae flagrabat ep. 21 l. XIII.« 183  Vgl. Ausonius, Cento Nuptialis (ed. 1590, cap. 349). 184  Vgl. Elie Vinet, Notae in Ausonii Edyllia, in: Ausonius, Opera (ed. 1590, cap. 349B). 185  Vgl. Quintilian, Institutio Oratoria VI,3,112 (ed. Winterbottom I, S. 357). 186  Vgl. Censorinus, De die natali, Prooem. (ed. Manuzio 1582, S. 1). 187  Vgl. Martial, Epigrammata IV,63 (ed. Lindsay). 188  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,5 (ed. van den Hoek, S. 258). 189  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,5 (ed. van den Hoek, S. 258). 190  Vgl. Hieronymus, Adversus Jovinianum I,42 (ed. Migne, S. 273). 191  Vgl. Diogenes Laertios VII,16 (ed. Marcovich, S. 453). 192  Vgl. Diogenes Laertios II,72, 83 (ed. Marcovich, S. 141, 149). 193  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,122,1 (ed. van den Hoek, S. 260). 194  Vgl. Prov 31,1. 195  Vgl. Marc Aurel, Τὰ εἰς ἑαυτόν I,3 (ed. Farquharson). 196 Vgl. Suda A  830 (ed. Adler I, S. 77). 197  Vgl. Marc Aurel, Τὰ εἰς ἑαυτόν I,6 (ed. Farquharson). 198  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII, 596e (ed. Olson VII, S. 14). 199  Vgl. Diogenes Laertios II,114 (ed. Marcovich, S. 169). 200  Vgl. Cicero, De fato 5.10 (ed. Plasberg  /Ax, S. 134). 201  Vgl. Pierre Petit, Cynogamia sive de Cratetis et Hipparches amori­ bus (ed. 1676). 202  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,6 (ed. van den Hoek, S. 258). 203  Vgl. Diogenes Laertios VI,96–98 (ed. Marcovich, S. 437–439). 204  Vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium LXXIV,56 (ed. Meineke III, S. 62).

Anmerkungen

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205 Vgl. Suda I 517 (ed. Adler II, S. 657). 206 Vgl. Anthologia Graeca, III,12,52 (ed. de Bosch II, S. 130). 207 Vgl. Anthologia Graeca, III,12,52 (ed. de Bosch II, S. 131). 208  Vgl. Marinos, Vita Procli IX (ed. Boissonade, S. 7–8). 209 Vgl. Suda O 216 (ed. Adler III, S. 521–522). 210  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 80 (ed. Henry I, S. 166). 211  Vgl. Olympiodoros, Vitae Platonis, in: Méric Casaubon, In Dio­ genem Laërtium notae et emendationes (M. Casaubon 1664, S. 10–12). 212  Vgl. Olympiodoros, In Meteora Aristotelis commentarii (ed. 1551/ 1555/1557). 213  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 181 (ed. Henry II, S. 189). 214  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 181 (ed. Henry II, S. 189–192) u. cod. 242 (ed. Henry VI, S. 8–56). 215  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 185 (ed. Henry II, S. 200–203) u. cod. 211 (ed. Henry III, S. 116–118). 216 Vgl. Suda Δ  39 (ed. Adler II, S. 3). 217  Johannes Jonsius, De scriptoribus historiae philosophicae III,19 (ed. 1659, S. 306): »Damascius Damascenus Syrus Philosophus Stoicus erat Justiniani aetate, teste Suida Δαμ. alii tamen Peripateticum eum faciunt. Discipulus fuit Isidori et successor in schola Atheniensi, teste Photio Ecl. CLXXXI, ubi et alios Damascij praeceptores enumerat Theonem Rhetorem, Marinum Procli Athenis successorem, Zenodotum Athenis itidem Procli successorem a Marino secundum, Ammonium Hermiae F.  Alexandrinum Mathematicum insignem. Condiscipulum Damascij Suidas habet Simplicium.« 218  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 181 (ed. Henry II, S. 189). 219  Vgl. Didymos Chalkenteros, Interpretationes in Homeri Iliada (ed. 1521, S. 82v). 220  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,4 (ed. van den Hoek, S. 258). 221  Vgl. Diogenes Laertios X,26 (ed. Marcovich, S. 727). 222  Vgl. Pierre Gassendi, De vita et moribus Epicuri I,8 (ed. 1656, S. 15). 223  Vgl. Diogenes Laertios X,5, 25 (ed. Marcovich, S. 712, 726–727). 224  Vgl. Diogenes Laertios X,5 (ed. Marcovich, S. 712). 225  Vgl. Cicero, In Pisonem 26.63 (ed. Clark). 226  Pierre Gassendi, De vita et moribus Epicuri VII,5 (ed. 1656, S. 127): »Ut agnoscas etiam Themistam philosophatam serio fuisse, notandum solum est Lactantium, cum philosophari neget foeminas, unam tamen excipere ex omni memoria Themisten: et Ciceronem ita illius suspexisse sapientiam, ut in L. Pisonem agens, ironicῶs dixerit: ›licet sis Themistâ s­ apientior‹.«

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Anmerkungen

227 Laktanz, Divinae Institutiones III,25 (ed. Migne, col. 430): »Denique nullas unquam mulieres philosophari docuerunt, praeter unam ex omni memoria Themisten.« 228 Klemens, Stromateis I,xvi,80,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 108): »Δίδυμος δ’ ἐν τῷ περὶ Πυθαγορικῆς φιλοσοφίας Θεανὼ τὴν Κροτωνιᾶτιν πρώτην γυναικῶν φιλοσοφῆσαι καὶ ποιήματα γράψαι ἱστορεῖ.« 229  Vgl. unten, Abschn. 85. 230  Vgl. Diogenes Laertios X,5 (ed. Marcovich, S. 712). 231  Vgl. Diogenes Laertios X,6 (ed. Marcovich, S. 713). 232  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII, 597a (ed. Olson VII, S. 16). 233 Gerhard Johannes Vossius, De veterum poetarum temporibus, Kap. De poetis graecis incertae aetatis (ed. 1654, S. 90): »Hermesianax Colophonius, Poëta elegiacus, de patria Colophone egregium carmen condidit; ut ex Pausania cognoscere est.« 234  Vgl. Pausanias, Graeciae descriptio I,ix,8 (ed. Siebelis I, S. 39). 235  Vgl. Plinius, Naturalis historia XXXV,11 (144) (in der Edition von Jahn V, S. 93, heißt der Maler »Theorus«). 236  Vgl. Cicero, De natura deorum I,33 (93) (ed. Plasberg  /Ax, S. 36). 237  Vgl. Plinius, Naturalis historia praef.,29 (ed. Jahn I, S. 7). 238  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII,593b (ed. Olson VI, S. 424). 239  Vgl. Martial, Epigrammata VII,69 (ed. Lindsay). 240  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 161 (ed. Henry II, S. 127). 241  Da unten im Abschnitt 75 mit Porcia, Arria der Älteren, Arria der Jüngeren, Fannia und Theophila fünf römische Frauen zu den Stoikerinnen gerechnet werden, ist anzunehmen, dass sich Ménage mit seiner Vermutung hier nur auf die ältere griechische Stoa bezieht. 242  Vgl. Publilius Syrus, Sententiae A, v.6 (ed. Meyer, S. 17). 243  Vgl. Eusebios, Chronicorum Canonum libri (Olympias CCXXXII; ed. Schoene II, S. 168). 244  Vgl. Iulius Capitolinus, M. Antoninus Philosophus, in: Historia ­Augusta (ed. Saumaise, S. 23B). 245  Vgl. Marc Aurel, Τὰ εἰς ἑαυτόν I,8 (ed. Farquharson). 246  Wilhelm Xylander hatte der von ihm im Jahr 1558 in Zürich veröffentlichten lateinischen Übersetzung des Buches von Marc Aurel den Titel De seipso seu vita sua gegeben, der in folgenden Neudrucken dieser Version im 16. Jahrhundert auf De vita sua verkürzt wurde. Es kursierten weitere alternative lateinische Titel; vgl. dazu Kraye 2000, 109–122. Ironischerweise wählt Anne Dacier – die Widmungsempfängerin der Histo­ ria mulierum philosopharum – für ihren und ihres Mannes Kommentar

Anmerkungen

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zu Marc Aurels Τὰ εἰς ἑαυτόν den französischen Titel Reflexions morales; vgl. unten, letzte Anm. 247 Vgl. Suda M  214 (ed. Adler III, S. 328). 248 Vgl. Iulius Capitolinus, Antoninus Pius, in: Historia Augusta (ed. Saumaise, S. 21A). 249  Offensichtlich ist Ménage hier am Ende ein Fehler unterlaufen: Es ist nicht Raschīd, sondern Mālik derjenige, zu dem die Zuhörer eilen sollen. Bei Pococke heißt es (Edward Pococke, Specimen Historiae Arabum, ed. 1650, S. 295): »Ab Harun Rashido rogatus ut domum ipsius adiret quo ejus filios instrueret, respondisse fertur […] ›Scientia aditur, non adit‹. rectè, inquit Harun, respondes, jussítque filios suos templum adire ut una cum caeteris eum audirent.« 250 Plutarch, Brutus 13,4 (ed. Lindskog  /  Ziegler  /  Gärtner, S. 145): »Φιλόσοφος δ’ ἡ Πορκία καὶ φίλανδρος οὖσα […].« 251  Laut Plutarch (Brutus 53,5) nahm sich Porcia nach dem Tod ihres Mannes, des Caesarmörders Brutus, selbst das Leben, indem sie glühende Kohlen aß. 252  Vgl. Plinius, Epistolae III,11; VI,24; VII,19; IX,13 (ed. Döring I, S. 179–180; II, S. 48, 108–111, 224–234); zu Arria, der Frau des Caecinus Paetus, vgl. a. Cassius Dio, Historia Romana LX,16 (ed. Dindorf III, S. 352). 253  Vgl. oben, Abschn. 72. 254  Vgl. Horaz, Epode VIII, v. 15–16 (ed. Klingner, S. 147). 255 Vgl. Suda Φ  441 (ed. Adler IV, S. 736); vgl. oben, Abschn. 1. 256 Vgl. Suda Φ  441 (ed. Adler IV, S. 736). 257  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 19 (ed. Nauck, S. 26); vgl. auch Porphyrios 1630 (ed. Holste, S. 12). 258  Vgl. Diogenes Laertios VIII,41 (ed. Marcovich, S. 598). 259  Vgl. Diogenes Laertios VIII,37 (ed. Marcovich, S. 594). 260  Vgl. Diogenes Laertios VIII,8; in Ménages Text wiedergegeben ist Aldobrandinis lateinische Übersetzung in: Diogenes Laertios 1664, S. 215. 261  Vgl. Tommaso Aldobrandini, In Diogenem Laërtium annotationes, in: Aldobrandini 1664, S. 137. 262  Suda Π  3124 (ed. Adler IV, S. 265 Z. 26: »τὰ δὲ δόγματα ἔλαβε παρὰ τῆς ἀδελφῆς Θεοκλείας.«) 263  Vgl. Aldobrandini 1664, S. 137. 264  Vgl. Diogenes Laertios VIII,21 (ed. Marcovich, S. 585). 265  Vgl. M. Casaubon 1664, S. 9. 266 Vgl. Suda Π 3121 (ed. Adler IV, S. 263).

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Anmerkungen

267  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 41. Naucks kritische Edition (ed.  Nauck, S. 38) gibt ebenfalls der Lesart »παρὰ Ἀριστοκλείας« den Vorzug. 268  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 269  Vgl. Diogenes Laertios VIII,42 (ed. Marcovich, S. 598); Suda Π 3120 (ed. Adler IV, S. 262). 270  Vgl. Klemens, Stromateis I,xvi,80,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 108); vgl. die Anm. zu Abschn. 85. 271  Vgl. Diogenes Laertios VIII,42 (ed. Marcovich, S. 598). 272  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 273  Vgl. Photios, Bibliotheca cod. 249 (ed. Henry VII, S. 126); vgl. In­ certus De vita Pythagorae. Ex Photij Bibliotheca, Codice CCLIX, in: Porphyrios 1630, S. 44. 274  Vgl. oben, Abschn. 70. 275  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII,599a (ed. Olson VII, S. 24). 276 Vgl. Suda Π  3120 (ed. Adler IV, S. 262); vgl. a. Suda Θ  84 (ed. Adler II, S. 688). 277  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 3–4 (ed. Nauck, S. 18–19; ed. Rittershausen, S. 4–5). 278  Vgl. unten, Kap. 90. 279 Vgl. Suda T 481 (ed. Adler IV, S. 538). 280  Vgl. Diogenes Laertios VIII,53 (ed. Marcovich, S. 607). 281 Vgl. Suda T 481 (ed. Adler IV, S. 538). 282  Vgl. Govaert Wendelen (Vendelinus), De tetracty Pythagorae dis­ sertatio epistolica (ed. 1637). 283  Marc Aurel, Τὰ εἰς ἑαυτόν VII,67 (ed. Farquharson): »Πόθεν ἴσμεν, εἰ μὴ Τηλαύγης Σωκράτους τὴν διάθεσιν κρείττωνἦν;« 284  Vgl. Gilles Menáge, In Diogenem Laertium observationes et emen­ dationes; Ménage 1664, S. 131: »Vulgò Demetrio Phalereo libellum illum aureum περὶ ἑρμηνείας tribuunt. Verùm non Demetrii, sed Dionysii Halicarnassei esse diu est quòd multis probavit doctissimus Henricus Valesius in Notis ad Excerpta Nicolai Damasceni pag. 65. & 66. Tribuuntur ei quoque à Stobaeo Serm. 111. Septem Sapientum Apophthegmata.« 285  Vgl. Diogenes Laertios II,61 (ed. Marcovich, S. 134). 286  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai V,220a (ed. Olson II, S. 552). 287  Vgl. Gilles Menáge, In Diogenem Laertium observationes et emen­ dationes; Ménage 1664, S. 64. 288  In Plutarchs Coniugalia praecepta wird dieses Apophthegma nicht mit Theano in Verbindung gebracht, sondern ausschließlich Herodot zu-

Anmerkungen

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geschrieben, und das auch nur dem Sinn und nicht dem Buchstaben gemäß; vgl. unten das entsprechende Zitat zu Abschn. 92. 289  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,3 (ed. van den Hoek, S. 258). 290  Vgl. Diogenes Laertios VIII,43 (ed. Marcovich, S. 599–600). In der Suda wird dieses Apophthegma nicht erzählt, sondern lediglich der Hinweis auf die von Theano u. a. verfassten »Παραινέσεις γυναικείας« und »Ἀποφθέγματα« bzw. »Ἀποφθέγματα Πυθαγορείων« gegeben; vgl. Suda Θ  83 u. Θ  84 (ed. Adler II, S. 688). 291 Plutarch, Coniugalia praecepta 10 139C (ed. Paton  /  Wegehaupt  / Gärtner, S. 285): »Οὐκ ὀρθῶς Ἡρόδοτος εἶπεν ὅτι ἡ γυνὴ ἅμα τῷ χιτῶνι ἐκδύεται καὶ τὴν αἰδῶ· τοὐναντίον γὰρ ἡ σώφρων ἀντενδύεται τὴν αἰδῶ, καὶ τοῦ μάλιστα φιλεῖν τῷ μάλιστα αἰδεῖσθαι συμβόλῳ χρῶνται πρὸς ἀλλήλους.« 292  Vgl. Herodot, Historiae I,8 (ed. Rosén I, S. 7). 293  Michel de Montaigne, Essais I,22 (ed. 1836, S. 38): »La bru de Pythagoras disoit que la femme qui se couche avecques un homme, doibt avecques sa cotte laisser quand et quand la honte, et la reprendre avecques sa cotte.« 294  Vgl. Plutarch, Coniugalia praecepta 31 142C (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 292). 295  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,2 (ed. van den Hoek, S. 256–258). 296  Vgl. Anna Komnene, Alexias XII,iii,3 (ed. Reinsch  /  Kambylis, S. 365). 297  Vgl. Plutarch, Coniugalia praecepta 31 142C (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 292). 298 In Plutarchs Coniugalia praecepta wird diese Anekdote nicht überliefert, dafür aber bei Stobaios; vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium LXXIV,55 (ed. Meineke III, S. 61–62): »Θεανὼ [ἡ Πυθαγορικὴ φιλόσοφος] ἐρωτηθεῖσα τί πρέπον εἴη γυναικί, τὸ τῷ ἰδίῳ ἔφη ἀρέσκειν ἀνδρί.« 299  Ioannes Stobaios, Florilegium LXXIV,59 (ed. Meineke III, S. 62): »Δίωνος ἐκ τοῦ Οἰκονομικοῦ. Εὐσέβεια δὲ γυναικεία ὁ πρὸς τὸν ἄνδρα ἔρως.« 300  Vgl. Ioannes Stobaios, Eclogae I,x,13 (ed. Meineke I, S. 80). 301  Vgl. Klemens, Stromateis I,xvi,80,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 108). 302 Vgl. Suda Θ  84 (ed. Adler II, S. 688, Z. 22): »Ὑπομνήματα φιλόσοφα, καὶ Ἀποφθέγματα, καὶ ποίημά τι δι’ ἐπῶν«. 303  Vgl. Iulius Pollux, Onomasticon X,3 (ed. Grynaeus, col. 513–514). 304  Vgl. die von Henri Éstienne (Stephanus) herausgegebenen Πυθα­ γο­ρικῶν τινῶν συγγραμμάτων ἀποσπασμάτια in: Diogenes Laertios 1570, S. 437–494, hier S. 486–491. Davor wurden die Briefe bereits ediert von Markos Mousouros und Aldo Manuzio, Epistulae diversorum philoso­

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Anmerkungen

phorum, oratorum, rhetorum; vgl. Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 306v– 309r. Unter den neueren Editionen ist die Sammlung der pythagoreischen Texte durch Thesleff hervorzuheben; vgl. Thesleff 1965, hier S. 193–200. Eine deutsche Übersetzung der Schriften bzw. Briefe der Pythagoreerinnen bietet Brodersen 2010, hier S. 82–107. 305  Lukas Holste (Holstenius), Observationes ad Vitam Pithagorae a Porphyrio scriptam, in: Porphyrios 1630, S. 110–113, hier S. 111–112. Vgl. auch Thesleff 1965, S. 200; Brodersen 2010, S. 100–101. 306  Vgl. Libanios, Epist. 7 (ed. Foerster, S. 3). 307  Das griechische Epigramm ›Ζώϊλος ὁ κακολόγος‹ (›Zoilos der Verleumder‹) findet sich in der von Ménage selbst besorgten, mehrfach aufgelegten Sammlung seiner Gedichte; vgl. Gilles Ménage, Poëmata (ed. 1687, S. 174). 308  Das von George Buchanan (1506–1582) verfasste Epigramm In Zoi­ lum ist eine lateinische Übersetzung des Briefes von Libanios (ed. 1687, S. 354): »Frustra ego te laudo, frustra me, Zoile, laedis: / Nemo mihi credit, Zoile, nemo tibi.« 309  Vgl. Theodoret, Graecarum affectionum curatio II,23 (ed. Raeder, S. 43). 310 Klemens, Stromateis I,xvi,80,4 (ed. Mondésert  /  Caster, S. 108): »Δίδυμος δ’ ἐν τῷ περὶ Πυθαγορικῆς φιλοσοφίας Θεανὼ τὴν Κροτωνιᾶτιν πρώτην γυναικῶν φιλοσοφῆσαι καὶ ποιήματα γράψαι ἱστορεῖ.« Vgl. auch Hervets lateinische Übersetzung (Klemens 1572, S. 100): »Didymus ­autem in libro de philosophia Pythagorica refert Theano Crotoniatidem, primam ex mulieribus esse philosophatam, et scripsisse poëmata.« Die Ausdrücke »πρώτην« bzw. »primam« bedeuten, dass Theano die »erste« Frau gewesen sein soll, die philosophiert und Gedichte geschrieben hat. Davon, dass sie die »einzige« (»solam«) unter den Frauen gewesen sei, die solches vollbracht habe, ist jedoch keine Rede. 311  Vgl. Plutarch, Conjugalia praecepta 145E–146A (ed. Paton  /  Wegehaupt  /  Gärtner, S. 299). 312  Vgl. Abschn. 40 u. 98. 313  Vgl. Lukian, Imagines 18 (ed. Macleod II, S. 371). 314  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,4 (ed. van den Hoek, S. 258). 315  Bei Diogenes Laertios VIII,42 (ed. Marcovich, S. 598) ist Damo die Tochter von Pythagoras und Theano; Myia wird nicht erwähnt. 316  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 317 Vgl. Suda Π  3120 (ed. Adler IV, S. 262). 318  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194).

Anmerkungen

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319  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXX,170 (ed. Nauck, S. 124). 320  Vgl. Diogenes Laertios VIII,39 (ed. Marcovich, S. 596). 321  Isaac Casaubon, Notae ad Diogenis Laertij Libros de vitis, dictis & decretis principum philosophorum, in: I. Casaubon 1664, S. 53: »scribe Μίλωνος, ut est apud Strabonem, qui hujus rei meminit: & Tzetzem, qui penè ad verbum totum hunc locum describit«. 322  Konrad Rittershausen, Nota zur Stelle in: Porphyrios, Vita Pythago­ rae; ed. Rittershausen 1610, S. 34,19–20: »Rectè Μίλωνος. Rejicula ergo est scriptura Iambl. lib. I. c. 35. S. 208. Μύλλωνος. nec melior vel Diog: Laërt. Μύλωνος: vel transscriptoris eius Suidae, Μήλωνος.« 323  Vgl. Porpyhrios, De vita Pythagorae 55 (ed. Holstenius 1630, S. 37). 324  Vgl. Strabon, Geographica VI,12 (ed. Meineke, S. 360–361). 325  Vgl. Aulus Gellius, Noctes Atticae IV,11,1 (ed. Marache I, S. 208). 326  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 327  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXX,170 (ed. Nauck, S. 124). 328  Vgl. Hieronymus, Adversus Jovinianum I,42 (ed. Migne, col. 273). 329  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 330  Vgl. Lukian, Muscae Encomium 11 (ed. Macleod I, S. 29). 331  Vgl. Tacitus, Annales XV,63,3 (ed. Heubner, S. 381). 332  Myias Brief an Phyllis ist ediert in der Sammlung der Briefe antiker Autoren von Markos Mousouros und Aldo Manuzio (Epistulae di­ versorum philosophorum, oratorum, rhetorum; vgl. Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 309v–310r) sowie in der von Henry Éstienne (Stephanus) besorgten griechischen Ausgabe des Diogenes Laertios unter den Πυθαγορικῶν τινῶν συγγραμμάτων ἀποσπασμάτια; vgl. Diogenes Laertios 1570, S. 437– 494, hier 493–494; vgl. auch Thesleff 1965, S. 123–124; Brodersen 2010, S. 110–113. Außerdem bezieht sich Ménage auf die 1606 in Genf erschienenen Epistolae Graecanicae Mutuae, deren lateinische Übersetzungen laut derem Herausgeber Caldoraeus zum großen Teil von Jacques Cujas angefertigt worden seien (»a Iacobo Cuiacio clarißimo J. C. magnam partem Latinitate donatae«; vgl. Titelblatt); Myias Brief findet sich dort auf S. 358–359. 333 Vgl. Suda A  3872 (ed. Adler I, S. 350). 334  Vgl. Klemens, Stromateis IV,xix,121,4 (ed. van den Hoek, S. 258). 335  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 4 (ed. Nauck, S. 19). 336 Vgl. Suda T 481 (ed. Adler IV, S. 538). 337  In Porphyrios’ Vita des Pythagoras wird Damo nicht als Tochter des Pythagoras bezeichnet, wohl aber bei Iamblich; vgl Iamblichos, Vita Pythagorica XXVIII,146 (ed. Nauck, S. 106).

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Anmerkungen

338  Beide Namensformen findet Ménage in den Handschriften wieder, wie er in seinen In Diogenem Laertium observationes et emendatio­ nes (1664, S. 219) erklärt: »Ιππαρχον ceterae Editiones: sed Ιππασον quoque Regiae Membranae.« 339  Die in Ménages Text wiedergegebene lateinische Version der Stelle in Diogenes Laertios VIII,42 ist fast identisch mit der Übersetzung durch Tommaso Aldobrandini in der griechisch-lateinischen Ausgabe London 1664, die u. a. auch Ménages In Diogenem Laertium observationes et emen­ dationes enthält und auf die Ménage des Öfteren zurückkommt; hier Diogenes Laertios 1664, S. 224: »Multi te publice quoque philosophari aiunt: quod Pythagoras vetuit; qui cum apud filiam Damo sua commentaria deposuisset, nemini extra domum tradere jussit. Illa autem cum libros grandi posset vendere pecunia, nunquam voluit. paupertatem enim, et patris praecepta auro potiora existimavit.« 340  Vgl. Diogenes Laertios 1664, S. 224. Aldobrandini übersetzt: »atque haec mulier.« 341  Vgl. Bessarion, In Calumniatorem Platonis I,ii,3. Laut Mohlers Edition ist der Zusatz »καὶ ταῦτα γυνή« jedoch in der von ihm identifizierten ältesten Handschrift des Werks am Rand ergänzt worden, seiner Vermutung nach von Bessarion selbst. Auch findet sich die Passage in anderen Textzeugen von In Calumniatorem Platonis, weshalb er sie auch in seine Textausgabe aufgenommen hat (vgl. ed. Mohler, S. VII, 14). 342  Lysis’ Brief ist Teil der von Henri Éstienne (Stephanus) zusammengestellten Kollektion der Πυθαγορικῶν τινῶν συγγραμμάτων ἀποσπασμάτια; vgl. Diogenes Laertios 1570, S. 483–485. Davor wurde er bereits von Markos Mousouros und Aldo Manuzio publiziert: Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 396v–397v. Vgl. auch Thesleff 1965, S. 110–115. 343  Vgl. Plutarch, De genio Socratis 13 583 A–C; 16 585 F–586 A (ed. Paton  /  Pohlenz  /  Sieveking III, S. 478–479; 484). 344  Vgl. Gerardus Johannes Vossius, De philosophorum sectis VI, 12 (ed. 1658, S. 33). 345  Vgl. Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 397v; Diogenes Laertios 1570, S. 485. Mohler hat gemäß seiner Edition von Bessarions In Calumniato­ rem Platonis in den von ihm konsultierten Handschriften »θνάσκουσα« gelesen; vgl. ed. Mohler, S. 14 Z. 27. 346  Vgl. Hieronymus, Apologia adversus libros Rufini III,40 (ed. Migne, col. 487); von Ménage bereits zitiert in den In Diogenem Laertium obser­ vationes et emendationes (in: Diogenes Laertios 1664, S. 219).

Anmerkungen

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347 Vgl. Incertus De vita Pythagorae. Ex Photij Bibliotheca, Codice CCLIX, in: Porphyrios 1630, S. 44. 348  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (vgl. Nauck, S. 193). 349  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 61 (ed. Nauck, S. 52). 350  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXI,189–194 (ed. Nauck, S. 136–139). 351  Vgl. Ambrosius, De virginibus I,4,17–18 (ed. Migne, col. 193–194). 352  Vgl. Tertullian, Ad martyras 4 (ed. Bindley, S. 116). 353  Vgl. Plinius, Naturalis historia XXXIV,19 (72) (ed. Jahn V, S. 46). 354  Vgl. Plutarch, De garrulitate 8 505D–E (ed. Paton  /  Pohlenz  /  Sieveking III, S. 288). 355  Vgl. Pausanias, Graeciae descriptio I,xxiii,1–2 (ed. Siebelis I, S. 94). 356  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII,596 f (ed. Olson VII, S. 14). 357  Vgl. Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia III,iii Ext. 4 (ed. Kempf, S. 132–133). 358  Vgl. Plinius, Naturalis historia VII,23 (87) (ed. Jahn II, S. 17). 359  Vgl. Diogenes Laertios IX,59 (ed. Marcovich, S. 673). 360  Vgl. Philon, Quod omnis probus liber sit 106, 109 (ed. Petit, S. 218, 220). 361  Vgl. Titus Livius, Ab urbe condita XXIV,5 (ed. Moore VI, S. 190). Bei Livius wird zwar von der Standhaftigkeit des »Theodotus« berichtet, der selbst unter Folterqualen die Namen seiner Mitverschwörer gegen den Tyrannen nicht preisgibt, aber nichts von einer abgebissenen Zunge gesagt. 362  Vgl. Hieronymus, Vita S. Pauli primi eremitae 3 (ed. Migne, col. 19– 20). 363  Ménages Text lässt das Substantiv, das den Gegenstand der manuellen Bearbeitung kennzeichnet, bewusst unbenannt und dafür eine Lücke in den gedruckten Text einfügen, wobei die Leserin und der Leser wohl auch so wissen, was gemeint ist; die Passage bei Hieronymus spricht hier von »virilia« (hier etwa: »männliche Geschlechtsteile«); vgl. Hieronymus, Vita S. Pauli primi eremitae 3 (ed. Migne, col. 20). 364  Charles du Fresne, sieur du Cange (1610–1688); vgl. oben, Abschn. 36. 365  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267. Naucks moderne Edition führt sie als »Φίλτυς« (»Philtys«) und verzeichnet Ménages Angabe als Konjektur; vgl. ed. Nauck, S. 193. 366  Vgl. Photios, Biblioteca cod. 80 (ed. Henry I, S. 179). 367  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 193).

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Anmerkungen

368  Gemeint ist die Ausgabe: Okellos, De universi natura, die 1596 zusammen mit der Übersetzung von Ludovico Nogarola bei Hieronymus Commelinus bereits in der dritten Version erschienen war. Der Autor wird hier (S. 7 passim) im Griechischen als »Ὤκελλος« geführt. 369  Ménage bezieht sich auf die von Carlo Emmanuele Vizzani besorgte griechisch-lateinische Ausgabe von Okellos’ De universi natura, erschienen 1646 in Bologna. Auch in dieser Edition firmiert der Autor als »Ὤκελλος« (Titelblatt passim). 370  Vgl. Philon, De aeternitate mundi 12 (ed. Arnaldez  /  Pouilloux, S. 82). Den entsprechenden Textabschnitt aus Philon, der von »τὰ Ὠκέλ­ λου συγγράμματα Λουκανοῦ γένος […] περὶ τῆς τοῦ παντὸς φύσεως« handelt, hatte bereits die Editio Commeliniana dem Haupttext des Okellos vorangestellt (vgl. Okellos 1596, S. 3). Ebenso sind dort auch die von Ménage gleich im Anschluss zitierten Textzeugnisse aus Diogenes Laertios und Lukian wiedergegeben (s. u.). 371  Vgl. Diogenes Laertios VIII,80 (ed. Marcovich, S. 623); vgl. Okellos 1596, S. 4: »Diogenes item Laertius […] hunc philosophum non Ocellum, sed Vcellum nuncupat. […] τὸ ἐνετύχομες τοῖς Οὐκέλλω ἐγγόνοις.« 372  Vgl. Lukian, Pro lapsu inter salutandum 5 (Macleod hat sich in seiner kritischen Edition für die korrigierte Form »Ὀκέλλῳ τῷ Λουκανῷ« entschieden; vgl. ed. Macleod III, S. 360); vgl. Okellos 1596, S. 3: »Lucianus quoque vbi agit ὑπέρ τοῦ ἐν τῇ προσαγορεύσει πταίσματος, quod est de errato in salutatione, ita scribit (quamuis non nominet ὤκελλον, sed οἴκελλον.) […] Οἰκέλλῳ τῷ Λουκανῷ […]«. 373  Vgl. Ioannes Stobaios, Eclogae I,16 (ed. Canter, S. 32). 374  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 192). 375  Vgl. Diogenes Laertios 1664, S. 233. 376  Vgl. Hesychios, Lexicon (ed. Schmidt III, S. 193). 377  Vgl. Gerhard Johannes Vossius, Etymologicon Linguae Latinae (ed. 1662, S. 352): »Vel ›oculus‹ sit diminutivum ab ›ὄκκος‹. Hesychius: ›ὄκκος, ὀφθαλμός‹. Et praestat hoc etymon priori, si locus Hesychii ­sanus est.« 378  Vgl. z. B. die Ausgabe Censorinus, De die natali (ed. Vinet 1568, fol. A iiir). 379  Vgl. Censorinus, De die natali (ed. Manuzio 1582, S. 6). 380  In keiner Ausgabe von Willem Canters (Canterus) Novae lectiones (Erstausgabe 1564, dann erweiterte Neuauflagen 1566 und 1571) werden Censorinus oder Okellos behandelt.

Anmerkungen

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381  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267. Im Gegensatz zu Zedlers gegenteiliger Behauptung (in Ménage 1984, 86) führt Iamblich »Ἐκκέλω« an; vgl. ed. Nauck, S. 193,13; ed. Deubner, S. 146,19. 382  Vgl. Syrianos, In Metaphysica commentaria N 2 (ed. Kroll, S. 175; siehe dort im kritischen Apparat den Pariser Textzeugen für die Lesart »τὰ ἐκέλλου μὲν περὶ τᾶς τῶ παντὸς φύσιος«). 383  Nogarolas Brief an Adamo Fumano Super viris illustribus genere Italis, qui Graecè scripserunt ist in der Editio Commeliniana von 1596 mit abgedruckt; vgl. hier Ocellus 1596, S. 31: »Eiusdem Pythagorae (vt testatur Lucianus, cuius verba antea retuli) Ocellus Lucanus auditor fuit. Sed magnus Syrianus Eccelli librum de vniuersi Natura, quem ego tamen eundem esse Ocellum existimo, adducit in commentariis suis in XIII. Metaphys. volumen.« 384  Vgl. Simplikios, In Aristotelis Categorias Commentarium Prooem. (ed. Kalbfleisch, S. 2). 385  Suda T 601 (ed. Adler IV, S. 553): »Τίμαιος, Λοκρός, φιλόσοφος Πυθαγόρειος. μαθηματικά, Περὶ φύσεως, Περὶ τοῦ Πυθαγόρου βίου.« 386  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 193– 194). 387  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 388  Vgl. oben, Abschn. 79. 389  In seiner lateinischen Übersetzung von Diogenes Laertios’ Vita des Pythagoras verwendet Henri Éstienne neben der Form »Metapontum« (vgl. Diogenes Laertios 1570, S. 286D: »Porrò Dicaearchus Pytha­go­ ram in delubrum Musarum, quod Metaponti est, confugisse […]«; sowie ebd., S. 287A: »[…] Metapontum peruenisse […]«) auch »Metapontini« (vgl. ebd., S. 279: »Metapontini nempe illius domum Cereris delubrum vocabant […]«). 390  Vgl. Diogenes Laertios VIII,84 (ed. Marcovich, S. 626). 391  Das Fragment stammt aus Metopos Schrift Über die Tugend (περὶ ἀρετῆς); vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium I,64 (ed. Meineke I, S. 18–22). 392  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 393  Vgl. oben, Abschn. 86–88. 394  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 395  Vgl. oben, Abschn. 46. 396  Vgl. Diogenes Laertios III,8 (ed. Marcovich, S. 197). 397  Vgl. Aristoteles, Metaphysica I,6 987 b 29–31 (ed. Ross I). 398  Vgl. Aulus Gellius, Noctes Atticae III,17,1 (ed. Marache I, S. 181). 399  Vgl. Diogenes Laertios VIII,85 (ed. Marcovich, S. 627).

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Anmerkungen

400  In der von Ménage zitierten Vita des Pythagoras, die Photios überliefert, wird nicht gesagt, dass Platon die theoretische Philosophie und die Physik von Pythagoras, sondern vielmehr, dass er sie von den Pythagoreern gelernt haben soll; vgl. Photios, Bibliotheca cod. 249 (ed. Henry VII, S. 128), sowie die von Ménage selbst regelmäßig herangezogene griechischlateinische Ausgabe von Lukas Holste: Incertus De vita Pythagorae. Ex Photij Bibliotheca, Codice CCLIX, in: Porphyrios 1630, S. 46: »Ὅτι τὴν μὲν θεωρητικὴν καὶ φυσικὴν Πλάτωνα φασὶ παρὰ τῶν ἐν Ἰταλίᾳ Πυθαγορείων ἐκμαθεῖν· τὴν δὲ ἠθικὴν μάλιστα παρὰ Σωκράτους. Philosophiam contemplatiuam & naturalem Platonem a Pythagoreis in Italia didicisse ferunt: moralem a Socrate.« 401  Vgl. Diogenes Laertios III,2 (ed. Marcovich, S. 193). 402  Laut Schoenes kritischer Edition legte Eusebios den Tod des Pythagoras in die 71. Olympiade; vgl. Eusebios, Chronicorum Canonum libri (Olympias LXXI; ed. Schoene II, S. 100). 403  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 404  Thomas Stanley, The History of Philosophy, vol. III, part I, chap. 24 (Stanley 1660, S. 41): »Lasthenia of Arcadia, daughter of Abroteles the Tarentine«. Die Vorlage für Stanleys Passage, die den entsprechenden Abschnitt aus Iamblichos’ Vita Pythagorica einfach auf Englisch wiedergibt, ist offensichtlich die Ausgabe des Iamblichos von 1598; vgl. hier S. 224: »Λασθένεια Ἀρκαδίσσα. Ἀβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου.« 405  In den modernen Editionen stehen beide Formen jeweils mit spi­ ritus asper nebeneinander (also: »Habroteleia« als Tochter des »Habroteles«); vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI.267 (ed. Nauck S. 194,3–4; ed. Deubner S. 147,2–3): »Λασθένεια Ἀρκαδίσσα, Ἁβροτέλεια Ἁβροτέλους θυγάτηρ τοῦ Ταραντίνου«. 406  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 407  Vgl. Diogenes Laertios VIII,46 (ed. Marcovich, S. 601). Die lateinische Übersetzung, die Ménage bietet, ist wieder fast identisch mit derjenigen von Aldobrandini in Diogenes Laertios 1664, S. 225. 408  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 409  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 410  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 411  Thomas Stanley, The History of Philosophy, vol. III, part I, chap. 24 (Stanley 1660, S. 41): »Pyssironde, of Tarentum, daughter of Nistiades«. Danach führt er eine gewisse »Salacera« an. Auch hier liegt wohl wieder die Ausgabe von 1598 bei Commelinus zugrunde (vgl. oben, Anm. zu Lastheneia), denn Stanleys englische Fassung ist die wortgetreue Über-

Anmerkungen

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setzung der dort veröffentlichten griechischen Version (Iamblichos 1598, S. 224): »Πισιῤῥόνδη Ταραντίς. Νιστεάδου Σαλάκερα.« Ménage zitiert in vorliegendem Werk akribisch, was genau er in der von ihm herangezogenen Handschrift liest (vgl. Kap. 7): »ΠΙΣΟΡΡΌΝΔΗ , Ταραντίς. ΝΕΣΘΕΑΔΟΥΣΑ , Λάκαινα.« In der Commelinus-Edition wird also aus dem Namen »Nestheadousa« durch die Hinüberziehung der letzten Silbe »-sa« zum nachfolgenden Wort der Genitiv »Nestheadou« bzw. in der vorliegenden Variante »Nisteadou«, d. h. »des Nisteades«. Die modernen Herausgeber des Iamblich geben aufgrund der Überlieferungslage einer Lesart den Vorzug, die derjenigen der Handschrift von Ménage – die vom Florentiner Codex Laurent. plut. 86 cod. 3 abstammt, wie der Vergleich der in den Zitaten in der Historia mulierum philosopha­ rum ausgewiesenen Varianten mit dem kritischen Apparat zeigt – näher steht: »Πισιρρόδη Ταραντίς, Νισθεάδουσα Λάκαινα« (ed. Nauck, S. 194,5); »Πεισιρρόδη Ταραντινίς, Θεάδουσα Λάκαινα« (ed. Deubner, S. 147,4–5). 412  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 413  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 414  Vgl. Iamblichos, Vita Pythagorica XXXVI,267 (ed. Nauck, S. 194). 415  Zedler bemerkt hierzu (Ménage 1984, S. 88): »The list in Ménage’s quotation differs from Iamblichus’ list (as given in the Thomas Taylor translation) mainly in two ways: Ménage has included Occello and Eccelo as women philosophers, and Ménage does not list Byndacis and Cratesilea whom Iamblichus mentions as women philosophers.« Das Problem scheint hier ein quellenkritisches zu sein. Ménage zitiert die ihm vorliegende Handschrift wortgenau, und dort finden sich nun einmal »ὈΚΚΕΛΛῺ καὶ ΕΚΚΕΛῺ , τῶν Λευκανῶν«, wie sie auch in den besten Handschriften gelesen werden können (vgl. ed. Nauck, S. 193,13; ed. Deubner, S. 146,19–20). Was die von Zedler vermisste »Byndacis« angeht, so liegt hier offensichtlich ihrer englischen Übersetzung von Taylor eine andere Vorlage zugrunde: Denn Ménage liest im Griechischen, dass Philtatis die »Βυνθαϊκοῦ ἀδελφή«, also die Schwester des Bynthaikos, gewesen sei – die für die neueren kritischen Editionen herangezogene handschriftliche Überlieferung sieht das ähnlich: »Βυνδάκου ἀδελφή« (ed. Deubner, S. 146,19) bzw. »Βυνδάκου ἀδελφὴ« (ed. Nauck, S. 193,13; vgl. die im dortigen Apparat verzeichneten Varianten). Taylor übersetzt: »Byndacis, the sister of Ocellus and Ocillus, Lucanians« (vgl. Iamblichos [1818] 1999, S. 295); dabei hatte er anscheinend entweder eine Version vor Augen, die im griechischen Text »Βυνδακίς ἀδελφὴ« führt, oder er stützte sich der Einfachheit halber vielleicht gar auf den in seinem Vorwort erwähnten Fa-

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Anmerkungen

bricius (vgl. Iamblichos [1818] 1999, S. 202), der in der Bibliotheca Graeca (ed. 1718, II, S. 526) angemerkt hatte: »Byndacis, soror Ocelli & Ocylli Lucanorum. Ita enim invenio in veteri Jamblichi versione, qvod longe aliter Arcerius & Menagius.« Genauere Angaben zu dieser »vetus Jamblichi versio« vermisst man hier jedoch bei Fabricius. Bezüglich des Fehlens von »Kratesikleia von Lakedaimonia, Ehefrau des Lakedaimoniers Kleanor«, die in der Textüberlieferung nach Chilonis und vor Theano genannt wird (»Κρατησίκλεια Λάκαινα γυνή Κλεάνορος τοῦ Λακεδαιμονίου«; ed. Nauck, S. 194,1–2; ed. Deubner, S. 146,21–22), muss man wohl annehmen, dass sie wirklich nicht in Ménages Handschrift steht. Dazu gibt es leider keine Beobachtungen seitens der Herausgeber der modernen kritischen Editionen – wobei sie allerdings auch sonst kaum (bis auf Nauck an einigen wenigen, ausgesuchten Stellen) die von Ménage zitierten Varianten erfassen –, was umso bedauernswerter erscheint, als der Passus zu Kratesikleia auch in Arcerius’ Edition fehlt, und zwar sowohl im griechischen als auch im lateinischen Text (vgl. Iamblichos 1598, S. 224). Damit wurden zwei für die Rezeptionsgeschichte wichtige Überlieferungsträger der Vita Pythago­ rica nicht oder nur sehr sporadisch für die Textanalyse der kritischen Editionen berücksichtigt. Dass Ménages Quelle (und diejenige des Arcerius) dieser Information entbehrt hatte, mutmaßte allerdings bereits Fabricius: »Cratesilea Lacæna, Cleonoris Lacedæmonii uxor, in MS. codicibus Græcis Jamblichi qvibus Arcerius & Menagius usi sunt desideratur, sed in veteri versione inedita in qva Cratistolia scribitur […]« (Bibliotheca Graeca II, S. 526). Ménage hätte es sich sicherlich nicht absichtlich entgehen lassen, mit Kratesikleia eine weitere Philosophin in seine Historia aufzunehmen, wo es ihm doch klar um die Erfassung einer möglichst großen Zahl und Vielfalt an philosophierenden Frauen geht. 416  Der griechische Text, den Ménage wörtlich wiedergibt, spricht von einer Gesamtzahl von 17 Pythagoreerinnen. Ménage fügt noch Nummerierungen hinzu und kommt auf insgesamt 15, wobei er im folgenden Satz anmerkt, es wären 16, wäre Babelyma mit berücksichtigt worden. Offenkundig ist neben dieser auch Kratesileia bei der Erstellung der Handschrift herausgefallen, die ja von Ménage nicht erwähnt wird (vgl. die vorhergehende Fußnote). Nur durch die Annahme eines Kopierfehlers, durch den zwei Philosophinnen nicht übertragen wurden, lässt sich erklären, warum der Schlusssatz im griechischen Original von insgesamt 17 Frauen spricht, obwohl sich hier faktisch nur 15 nachzählen lassen. 417  Vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium LXXIV,61 (ed. Meineke III, S. 63).

Anmerkungen

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418  Lukas Holste (Holstenius), Notae et castigationes postumae in Ste­ phani Byzantini ΕΘΝΙΚΑ; vgl. Holste 1684, S. 304: »Doctissimus quoque Valesius recte existimat Joannem Stobaeum ab hac urbe cognomen accepisse (qui minus recte a nonnullis Στωβαῖος per ω mega dicitur) ideoque Latina formatione Stobensem potius, ut in nummis est, quam Stobaeum appellandum videri.« 419  Vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium I,62 u. 63 (ed. Meineke I, S. 17– 18). 420 Vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium LXXIX,50 u. LXXXV,19 (ed. Meineke III, S. 89–90, 144–147). 421 Photios, Bibliotheca cod. 167 (ed. Henry II, S. 156): »Περικτιόνης«. 422  Vgl. Diogenes Laertios III,1 (ed. Marcovich, S. 192). 423  Ediert in den Πυθαγορικῶν τινῶν συγγραμμάτων ἀποσπασμάτια in: Diogenes Laertios 1570, S. 492; vgl. Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 309 r. Vgl. auch Thesleff 1965, S. 115–116; Brodersen 2010, S. 126–129. 424  Vgl. Diogenes Laertios VI,54 (ed. Marcovich, S. 409). 425  Vgl. Synesios, Oratio de Regno 2 (ed. Migne, col. 1057). 426  Vgl. Ioannes Stobaios, Florilegium XXXI,8 (ed. Meineke II, S. 28). 427  Vgl. Ambrosius, De virginibus I,6,30 (ed. Migne, col. 197), wo die christlichen Jungfrauen in direkter Anrede gelobt werden: »Vos vero, beatae virgines, […] quibus pudor sanctus verecunda suffusus ora, et bona castitas est decori.« 428  Ménage bezieht sich auf die von ihm häufiger erwähnte Edition der Πυθαγορικῶν τινῶν συγγραμμάτων ἀποσπασμάτια durch Éstienne in: Diogenes Laertios 1570, S. 492; vgl. Mousouros  /  Manuzio 1499, S. 309 r. 429 Vgl. Plutarch, Pericles 28,2–3 (ed. Lindskog  /  Ziegler  /  Gärtner, S. 30–31). 430  Vgl. oben, Abschn. 84. 431  Vgl. Lukas Holste (Holstenius), Observationes ad Vitam Pithagorae a Porphyrio scriptam, in: Porphyrios 1630, S. 111. Vgl. auch Thesleff 1965, S. 200; Brodersen 2010, S. 98–99. 432  Vgl. Herodot, Historiae II,134–135 (ed. Rosén I, S. 223). 433  Vgl. Athenaios, Deipnosophistai XIII,596 e (ed. Olson VII, S. 14). 434  Vgl. Porphyrios, Εἰς τὰ ἁρμονικὰ Πτολεμαίου ὑπόμνημα (ed. Düring, S. 22,23–24). 435  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 48 (ed. Nauck, S. 43). 436  Vgl. Plutarch, Quaestiones convivales VIII,7 727 B (ed. Hubert, S. 282–283), wo jedoch nur gesagt wird, dass mit Lucius ein Schüler des Pythagoreers Moderatos am Symposion teilnahm. Dass dessen Wirken

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Anmerkungen

in die Regierungszeit Neros gefallen sein muss, ist wohl eine Mutmaßung von Ménage. Mehr als diese Angabe bei Plutarch ist zu Moderatos’ Leben nicht überliefert. 437  Vgl. Porphyrios, Vita Pythagorae 53 (ed. Nauck, S. 46). 438  Im Jahr 1691 erschien in Paris die erste Auflage der Reflexions mora­ les de l’empereur Marc Antonin mit den Anmerkungen von Anne Le Fèvre Dacier und ihrem Mann André Dacier; das königliche Privileg datiert auf Februar 1690. Somit bezieht sich Ménage in der Schlussbemerkung auf eine Publikation, deren Entstehung chronologisch mit seiner eigenen Arbeit an der Historia mulierum philosopharum zusammenfällt. In seinem Brief an Graevius vom 02. 12. 1689 zeigt sich Ménage jedenfalls bestens mit dem Fortgang der editorischen Bemühungen Anne Daciers vertraut: »Mr. Dacier y vient de faire imprimer les dernieres Tomes de sa Traduction d’Horace. Et Me. Dacier, sa femme, y va faire imprimer, la Traduction qu’elle a faite de Marc Auréle« (in: Maber 2005, S. 114). Vgl. a. die vorliegende Einleitung, S. XV –XVI .

PER SONENREGISTER

Philosophinnen mit eigenen Lemmata in der Historia mulierum philosopharum Abroteleia  114, 116 Aganike 24 Amphichia (Amphilia)  48 Anthousa  22 ff. Arete 64 Argia 62 Arignote  88, 98 Aristokleia s. Themistokleia Arria  XIX , 48, 80 Artemisia 62 Aspasia  XX , 6 ff. Athenais s. Eudokia Axiothea 48

Eudokia (Ehefrau des Konstantin Palaiologos)  42, 54, 94 Eurydike  14 ff., 94 Fannia 80 Gemina (Mutter und Tochter)  48 Heloïse  XX , 46 ff. Hipparchia  XXII  f., 66 ff. Hippo  XX , 4 Hypatia  42, 50 ff. Julia Domna  XIX  f., 16 ff., 122

Babelyma  116 ff. Beronike (Berenike, Pherenike) 12 ff. Byo  116 ff. Caerellia (Caerelia)  XXVI , 58 ff. Cheilonis  112, 116

Katharina von Alexandreia  XX , 34 ff. Klea 14 Kleaichma  116 ff. Kleobouline  4 ff., 94 Komnene, Anna  40 ff., 90

Damo  88, 98 ff. Diotima  XXI , 12

Lastheneia  48, 114, 116 Leontion  XXI  f., 76 ff., 86

Echekrateia  114, 116 Ekkelo  112, 116 Eudokia (Athenais)  XX , 24 ff.

Melissa 120 Myia  88, 94 ff., 112, 116 Myro 21

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Personenregister

Nestheadousa  116 ff. Nikarete 66 Novella  XX , 44 ff. Okkello  108, 112, 116 »Olympiodors Tochter«  70 Pamphile 14 Pantakleia 62 Panypersebaste  XX , 42 ff. Periktione 118 Philtatis  108, 116 Phintys 118 Pisorrhonde  116 ff. Porcia 80 Ptolemais 122

Rhodope  120 ff. Sara 102 Sosipatra 22 Theano  XXIII , 2, 42, 74, 86 ff., 106 ff., 112, 116, 120 ff. Themiste (Themisto)  XXI  f., 2, 74 Themistokleia  4, 84 ff. Theodora  XXI , 70 ff. Theognis 62 Theokleia s. Themistokleia Theophila  78, 82 Timycha  XXIII , 94, 102 ff., 116 Tyrseno  116 ff.

Weitere Namen in der Historia mulierum philosopharum und der Einleitung Abaelard, Petrus  46 ff. Abroteles  114, 116 Aelius Lampridius  16 Aelius Spartianus  18 Aesop 122 Aiolos  XX , 4 Aischines von Sphettos  88 Aldobrandini, Tommaso  84 ff., 110 Alexios 40 Amelina, Claude  40 Ambrosius von Mailand  104, 120 Ambrosius, Franciscus  46 Anaxarch 106

d’Andrea, Giovanni  44 Anisson, Jean  XXV , XXIX Anne Geneviève de Bourbon  46 Antipater 68 Antisthenes 12 Apollon 84 Apollonios  2, 54, 78 ff. Apuleius  60 ff. Archytas  110 ff. Arimnestos 88 Aristipp 64 Aristophanes  6 ff. Ariston 48

Personenregister Aristoteles  XXI , 4, 24, 70, 112 ff., 120 Aristoxenos  84, 114 Athenaios  XVIII , 4 ff., 20 ff., 66, 76 ff., 88, 106, 122 Aulus Gellius  XVIII , 14, 96, 114 Aurelius Victor  18 Ausonius  60 ff. Autocharidas  116 ff. Axiochos  6 ff. Baillet, Adrien  XVI Baluze, Étienne  56 ff. Baronio, Cesare  36 ff. Bayle, Pierre  X, XIII Bellorio, Giovanni Pietro  12 Bessarion 100 Bistalia 100 Bocquet, Anne (bzw. Marguerite) XII

Brontinos (Brotinos)  86, 112, 116 Brunetier, Guillaume  40 Brutus 80 Bryennios, Nikephoros  40 Buffet, Marguerite  VIII Bynthaikos  108, 116 Camozzi, Giovanni Battista  70 Canini, Giovanni Angelo  12 Canter, Willem  112 Capitolinus, Iulius  20, 80 Caracalla  16 ff. Casaubon, Isaac  XXVII , 18, 94 Casaubon, Méric  70, 84 Cassius Dio  16, 60

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Castellan, Claude  40 Catherine de Vivonne, marquise de Rambouillet  XI  f. Cato  62, 80 Censorinus  62, 110 Chapelain, Jean  X Charles V (König von Frankreich) 46 Cheilon  112, 116 Cheiron  XX , 4 Christine de Pizan  XX , 44 ff. Cicero, M. Tullius  XVIII , XXI  f. XXVI , 58 ff., 66, 74 ff. Cocquelin, Nicolas  40 Conrart, Valentin  XII Corrado, Sebastiano  60 Court, Charles Caton de  6 Cujas, Jacques  98 Dacier, André  XV  ff. Dacier, Anne (geb. Le Fèvre) XIII  ff., XXV  f., 2, 124 Damaskios  20 ff., 54, 70 ff. Damon  88, 102 Danaë 78 Demades 68 Demetrios von Phaleron  88 Didymos  2, 74, 86, 94 Diodoros Kronos  62 ff. Diogenes von Sinope  120 Diogenes Laertios  XVII  ff., XXVI  f., XXX , 2, 6, 10, 14, 48, 64 ff., 82 ff., 100, 106, 110 ff. Diognet 64 Diokles 114

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Personenregister

Dion Chrysostomos  90 Dionysios von Aigai  72 Dionysios von Syrakus  XXIII , 102 Diophantos 54 Donat 60 Du Cange, Charles  36, 106 Echekrates 114 Ekkelos 112 Empedokles  76, 88 Epameinondas 100 Epikur  XXI  ff., 74 ff. Eratosthenes 82 Erotion  XXI Éstienne, Henri  92, 98 ff., 112 Euagrios Scholastikos  30, 34, 56 Eunapios  22, 50 Euripides 4 Eusebios von Kaisareia  38, 80, 114 Eustathios  20 ff. Eutropius 18 Felicia Rondanina  12 Foy-Vaillant, Jean  18 Fürstenberg, Ferdinand von  68 Fumano, Adamo  112 Gaffarel, Jacques  24 Galland, Antoine  X, 139 Gassendi, Pierre  74 Gentili, Scipione  20 Giraldi, Giglio Gregorio  34 Gobillon, Nicolas  40 Godefroy, Jacques  58 Graevius, Johann-Georg  XXVI

Gregoras, Nikephoros  42 ff. Grotius, Hugo  58, 68 Harlay de Champvallon, François de 40 Hārūn ar-Raschīd 80 Hedeia  XXI Hegetor 24 Heraklit  24 ff., 32 Hermarch 76 Hermesianax  76, 86 Hermipp  10, 82 Herodian  18 ff. Herodikos von Babylon  6 Herodot  6, 90, 122 Hervet, Gentian  36 Hestiaia 74 Hesychios  54, 110 Hieronymus  62, 96, 100, 106 Hipparchos (Hippasos)  98, 112 Hippobotos 102 Holste, Lukas  92, 118, 120 Homer  6, 20, 34 Horaz 82 Iamblich  XVIII , XXIII , 48 ff., 72, 86, 94 ff., 102 ff., 108 ff. Isarn, Samuel  XII Isidor von Alexandreia  20 ff., 54, 70 ff. Joly, Claude  46 Jonsius, Johannes  14, 48, 72 Julia Maesa  20 Juvenal 2

Personenregister Kallikrates 118 Kallistos Xanthopoulos, Nike­ phoros  30 ff., 50 ff. Klareta 120 Klemens von Alexandreia  XVIII , 4 ff., 48, 62 ff., 68, 74, 86, 90 ff., 98 Kleoboulos  4 ff. Krates  XXII  f., 66 ff. Kratinos  6, 10, 82 Kyrill  4, 52, 56 ff. La Barre, Poullain de  XII , VII La Bruyère, Jean de  XIII La Forge, Jean de  VIII Laktanz  XVIII , XXII , 2, 60, 74 Lamet, Léonard  40 Lamuel 64 Le Fèvre, Tanneguy  XIV Le Gendre, Jeanne  XII Le Moyne, Étienne  36 Leaina  104 ff. Leonteus  XXI , 74 Leontios  24, 30 ff. Letourneux, Nicolas  40 Libanios 92 Livius, Titus  106 Lukian  XVIII , 12, 94 ff., 110 Lysis  98 ff. Mabillon, Jean  46 Mammarion  XXI Manuzio, Aldo  70 Manuzio, Paolo  112 Marc Aurel  XV  f., 64, 80, 88, 124

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Marinos 70 Marot, Jean  46 Martial  62, 78 Maxentius 34 Maximos von Tyros  12 Ménage, Gilles  VIII  ff. Metochites, Theodoros  42 Metopos 112 Metrodor 76 Metrokles 66 Milon von Kroton  94 ff., 112, 116 Mnesarchos  88, 92 Molière  XIV Monimos 72 Montaigne, Michel de  90 Myllias  102, 116 Neanthes 102 Nero  14, 122 Nestorios 56 Niceron, Jean-Pierre  X Nikidion  XXI Nogarola, Ludovico  112 Okellos  108 ff. Olympiodor  XXI , 70, 108 Onetor 66 Oppian  18 ff. Orosius, Paulus  18 Panciroli, Guido  46 Panypersebastos, Joannes  42 ff. Patin, Charles  20 Paulus (Apostel)  6 Paulus von Latros  34 ff.

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Personenregister

Paulus von Theben  106 Pausanias  XVIII , 12, 76, 106 Pellison, Paul  XI  f. Perikles  XX , 6 ff., 120 Petit, Pierre  68 Petrarca, Francesco  XXV , XXIX Phanton 114 Philiskos 16 Philochoros  2, 82 Philolaos  88, 114 Philon von Alexandreia  106, 110 Philon von Megara  62 Philoponos, Johannes  70 Philostorgios  52 ff., 58 Philostrat  XIX , 16 ff. Phintias 102 Photios  2, 12 ff., 20 ff., 34, 54, 70 ff., 78, 86, 108, 118 Phyllis 98 Picques, Louis  20 Platon  IX , XIX , 6, 10 ff., 42, 48 ff., 70, 76, 110, 114, 118 ff. Plinius der Ältere  XVIII , XXII , 12, 76, 106 Plotin  48 ff. Plutarch  XXI  f., 4 ff., 14 ff., 24, 80, 90, 94, 100, 106, 120 ff. Pococke, Edward  80 Pollux  6, 92 Polymnastos 114 Porphyrios (Malchos)  XVIII , 48 ff., 82, 86 ff., 94 ff., 102 ff., 122 Posuel, Jean  XXV , XXIX Proba Falconia  34 Proklos 70

Ptolemaios 122 Publilius Syrus  80 Pulcheria Augusta  24 ff. Pythagoras  XXIII , 42, 76, 82 ff. Pythias 120 Pythonax 86 Quintilian  60 ff. Reinesius, Thomas  48 Renaudot, Eusèbe  38 Rigaud, Claude  XXV , XXIX Rittershausen, Konrad  20, 94 Sainte-Beuve, Jacques de  40 Sappho  XII , 78, 122 Sarasin, Jean-Francois  XII Saumaise, Claude  16, 18, 58 Scaliger, Joseph  84 Schurman, Anna Maria van  58 Scudéry, Madeleine de  XI  f. Seneca  96 ff. Servius 60 Severus  XX , 16 ff., 48 Simplikios 112 Sirmond, Jacques  36 Sokrates von Athen  XX  f., 6, 10 ff. Sokrates Scholastikos  28, 32 ff., 50 ff. Sopatros 2 Soteridas 14 Spanheim, Ezechiel  18 Spon, Jacob  18 Stanley, Thomas  114, 116 Stilpon 66

Personenregister Stobaios, Ioannes  12, 68, 90, 110, 112, 118, 120 ›Suidas‹ (Suda)  XVIII , 2, 6, 14, 20 ff., 54, 64 ff., 80 ff., 98, 112 Symeon Metaphrastes  34 ff. Synesios  54, 120 Syrianos 112 Tacitus 96 Telauges  88, 92, 98 Terenz 2 Tertullian 104 Thales 4 Thargelia 8 Themistios 48 Theodoret 92 Theodoros  68, 76 Theodosius  XX , 24 ff., 70 Theon  50 ff. Theophrast  XXII , 76 Theophris  108, 116 Timaios  96, 112 Timarete 92

Tristan, Jean  18 ff. Ulpian 44 Valerius Maximus  12, 106 Valois, Henri de  50, 72, 118 Verdier, Antoine du  46 Vergerius, Angelus  70 Vergil 60 Vinet, Elie  62 Vossius, Gerhard Johannes  76, 100, 110 Wendelen, Govaert  88 Wetstein, Henrik  XXV  ff. Xenophilos 114 Zampsigeramos 72 Zenon von Kition  64 Zoilos 74 Zonaras, Johannes  32 ff., 40 Zygabenos, Euthymios  36

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