Friedrich Christoph Oetinger: Band 1 Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia 9783110834963, 9783110041309

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Friedrich Christoph Oetinger: Band 1 Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia
 9783110834963, 9783110041309

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TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS ABT. VII, BAND I, TEIL l

TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS IM AUFTRAG DER H I S T O R I S C H E N KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG DES PIETISMUS

H E R A U S G E G E B E N VON K. ALAND · E. PESCHKE · M. SCHMIDT

ABT. VII

FRIEDRICH CHRISTOPH OETINGER H E R A U S G E G E B E N VON GERHARD SCHÄFER UND MARTIN SCHMIDT

BAND l

W DE

G WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

1977

FRIEDRICH CHRISTOPH OETINGER DIE LEHRTAFEL DER PRINZESSIN ANTONIA

H E R A U S G E G E B E N VON R E I N H A R D BREYMAYER

UNI) FRIEDRICH H Ä U S S E R M A N N

TEIL l TEXT

W DE

G WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

1977

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

CIP-Kur-^titelaufnähme der Deutschen Bibliothek

Texte zur Geschichte des Pietismus / im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus, hrsg. von K. Aland . . . - Berlin, New York: de Gruyter Abt. 7, Friedrich Christoph Geringer / hrsg. von Gerhard Schäfer und Martin Schmidt NE: Aland, Kurt [Hrsg.]; Evangelische Kirche der Union / Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus; Geringer, Friedrich Christoph: [Sammlung] Friedrich Christoph Geringer Bd. 1. - Oetinger, Friedrich Christoph: Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia Oetinger, Friedrich Christoph Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia / hrsg. von Reinhard Breymayer und Friedrich Häußermann. Berlin, New York: de Gruyter ISBN 3-11-004130-8 Teil I.Text.-l 977 (Texte zur Geschichte des Pietismus: Abt. 7, Friedrich Christoph Oetinger; Bd. 1)

© 1977 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp., Berlin 30 Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Offizin Chr. Scheufeie, Stuttgart Buchbinder: Wübben & Co..Berlin 42

Inhaltsverzeichnis

Martin Schmidt, Geleitwort zur Oetinger-Ausgabe

vii

Gerhard Schäfer, Vorwort zum i. Band der Oetinger-Ausgabe

ix

Gerhard Schäfer, Vorbemerkungen zur Gestaltung der Gesamt-Edition xn Verzeichnis der Abkürzungen im Text von Oetingers Lehrtafel Reinhard Breymayer, Friedrich Christoph Oetingers Theologia Emblematica und die Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg Bibliographie Friedrich Häußermann, Einführung Übersicht über den Inhalt von Oetingers Lehrtafel

xv

i 21 31 ji

Friedrich Christoph Oetinger, Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg Titelblatt der Ausgabe vom Jahr 1763 (Faksimile)

79

Gliederung von Oetingers Lehrtafel

81

Der Text von Oetingers Lehrtafel

83

Verzeichnis der Abbildungen, Tafel I-VI

267

MARTIN SCHMIDT

Geleitwort zur Oetinger-Ausgabe

Wenn man einen Vergleich für das Denken und die innere Gestalt von FRIEDRICH CHRISTOPH OETINGER (1702-1782) sucht, so wird man auf das Bild eines Baumes mit einem kräftigen Stamm und einer Fülle von vielverschlungenen Ästen geführt. Der Stamm wirkt alt, die Äste jung, sie quellen heraus, als ob es für sie nie ein Absterben gäbe. Es war dieses Bild, das JAKOB BOEHME (1575-1629), der von ihm bewunderte und verwertete einsame, aber wirksame Denker, der LUTHER und die mystische Überlieferung, die Anschauung der Natur und die Erfahrung der Geschichte miteinander verband, für das Ganze des menschlichen Lebens und Treibens verwandte. In OETINGER schuf sich der schwäbische Geist einen neuen, in vieler Hinsicht gültigen Ausdruck für die Pansophie, das Gesamtwissen, das biblische und mystische Weisheit, Frömmigkeit und Denkleidenschaft, als wiedergeborenes Erkennen vereinte und an eine der größten Gestalten weitergab, an GEORG FRIEDRICH WILHELM HEGEL (1770-1831) den Mann, der, ebenfalls aus schwäbischer Erde entsprossen, die größte Wirksamkeit als Berliner Universitätslehrer der Philosophie entfaltete, die je von einem Universitätskatheder ausgegangen ist. OETINGER seinerseits setzte subtil und souverän, mit dem wieder ausgesprochen schwäbischen Sinne für das Kleine und scheinbar Nebensächliche und mit der zähen Ergebenheit an einen großen, verborgenen, das Innere bestimmenden und die Entwicklung leitenden Plan emblemata sacra< speichern. Ihr eigentliches Feld aber ist die Heilige Schrift. Hier gibt es kaum etwas, meint Sandaeus, das nicht Inscriptio und Pictura zu einem Emblem liefern würde. Zumal die in den einzelnen Büchern verstreuten Visionen eigneten sich vorzüglich für die Abfassung eines Sinnbilds^. Über neunzig Jahre nach SANDAEUS, jedoch noch vor JOHANN VAN DEN Honert, nimmt der Coccejaner ANTONIUS DRIESSEN das von SANDAEUS gelieferte Stichwort Theologia emblematica wieder auf, und zwar in seiner Diatribe de principiis et legibus Theologiae Emblematicae, Allegoricae, Typicae et Propheticae (Utrecht 1717). Daß OETINGER auch gegenüber DRIESSENS Konzeption eigenständig bleibt, mag ein Beispiel zeigen: DRIESSEN ist viel schneller als OETINGER bereit, sinnbildliche Ausdrücke der Schrift als uneigentlichen Gebrauch, als bloße Metapher zu werten. Zum Beispiel sei es absurd, wenn Gott Augen, Hände, Ohren, Freude, Trauer usw. zugeschrieben würden, diese Redeweise im eigentlichen Sinne zu verstehen39. Hier verfährt OETINGER anders: In seinem Emblematiseben Wörterbuch sagt er: Gewiß GOtt hat Augen, Ohren, Hände, Füsse, Fühlung, Geruch, Geschmack ohne anthropopatische [lies: anthropopathische] Art, aber nicht so grob wie wir. In der Menschheit JEsu hört, sieht, fühlt er alles, weil es sein Wohlgefallen gewesen, in Christo sich so menschlich zu präsentieren*0. Diese sogenannten Anthropomorphismen der Heiligen Schrift sind Embleme, die auf eine unsichtbare geistleibliche Wesenheit deuten. Erwähnung verdient noch die von der OETiNGER-Forschung bisher übersehene Tatsache, daß aus dem Umkreis des CoccEjus4', dessen Aufgeschlossenheit für Emblematik HEINER FAULENBACH kürzlich aufgezeigt hat 42 , auch ein Prototyp des Biblischen und Emblematischen Wörterbuchs OETINGERS hervorgegangen ist, das Buch Hieroglyphica, anders Emblemata sacra; ofte schatkamer der zinnebeeiden en voorbeelden (1693) des Niederländers HENRICUS GROENEWEGEN, das von dem hessischen Coccejaner JOHANN FRIEDRICH VON HAXTHAUSEN43 1707 auch ins Deutsche übersetzt wurde44. In seiner Anlage ähnelt es verblüffend OETINGERS Wörterbuch; trotzdem liegt wahrscheinlich keine historische Abhängigkeit OETINGERS von GROENEWEGEN vor, sondern die Bindung an eine gemeinsame Gattung. Einen eingehenden Vergleich der beiden Werke muß die OETiNGER-Forschung erst noch leisten. Nun noch ein konkretes Beispiel für OETINGERS Nutzung der Emblematik:

THEOLOGIA EMBLEMATICA

5

Als Beispiel für OETINGERS Umgang mit der Emblematik wähle ich das Bildmotiv »Ulmbaum und Rebe«, für das sich ein Beleg in OETINGERS Buch Die Metaphysic in Connexion mit der Chemie findet. OETINGER zählt hier Bäume auf, die Jesaja 41, Vers 18.19 genannt werden, darunter auch Ulmen, welche die Rehen unterstützen, das Bild der Liebe"1''. Ähnlich in seinem Biblischen und Emblematischen Wörterbuch: Ulmen, welche die Trauben unterstützen, d.i. welche dienen, den Gläubigen zu ihren Absichten zu helfen46. Im Urtext steht für den fraglichen Baum tidhar, was nach neuerer Erkenntnis - so die bei KÖHLER-BAUMGARTNERreferierte Deutung 47 -keine Ulme ist. LUTHER z.B. übersetzt mit Buchen. AQUILA und SYMMACHUS und die Vulgata haben Ulme(n); an diese Tradition knüpft OETINGER an. Wo aber steht im Urtext etwas von Trauben oder Reben? Kein Wort davon ist zu finden. Die Lösung des Rätsels gibt ein Brief OETINGERS an KARL FRIEDRICH HARTTMANN vom Februar 1769, in dem er das 1663 erschienene Buch Arboretum biblicum des JOHANN HEINRICH URSINUS erwähnt 48 . Schlägt man hier den Abschnitt über die Ulme49 auf, so findet man ausführliche Erläuterungen des antiken Bildmotivs »Ulmbaum und Rebe«, das z.B. OVID in seinen Amores verwendet: Ulmus amat vites: vitis non deserit ulmum; Separer ä Dominä cur ego saepe meä?'c Vor allem aber verweist OETINGERS Gewährsmann URSINUS auf ein Emblem des ANDREAS ALICIATO Amicitia etiampost mortem durans^1, das die Symbiose'2 zwischen den beiden Pflanzen darstellt. OETINGER assoziiert also mit dem Bibeltext bestimmte außerbiblische Emblemtraditionen, er liest zumindest hier die Bibel mit dem Emblembuch in der Hand. Die von OETINGERS biblizistischer Ideologie ausgehende Feststellung bei WOLFGANG HARMs:Dphilosophia sacra< als hermetische >philosophia perennisUlmbaum undRebeVon dem Himmel und der himmlischen Freude