Fray und Gesellschaft

Пособие содержит текстовые материалы и практические задания по тематическому блоку «Женщина и общество».

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Fray und Gesellschaft

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ФЕДЕРАЛЬНОЕ АГЕНТСТВО ПО ОБРАЗОВАНИЮ ГОСУДАРСТВЕННОЕ ОБРАЗОВАТЕЛЬНОЕ УЧРЕЖДЕНИЕ ВЫСШЕГО ПРОФЕССИОНАЛЬНОГО ОБРАЗОВАНИЯ

ГЛАЗОВСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ ПЕДАГОГИЧЕСКИЙ ИНСТИТУТ имени В.Г. Короленко

FRAU UND GESELLSCHAFT ЖЕНЩИНА И ОБЩЕСТВО Пособие по практике устной и письменной речи для студентов языковых факультетов педагогических институтов и университетов

Глазов 2005

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ББК 81.2Нем Ж 56

Утверждено решением Ученого Совета факультета иностранных языков. Протокол № 7 от 01.07.04 г.

Женщина и общество: Пособие по практике устной и письменной речи для студентов языковых факультетов педагогических институтов и университетов / Сост. Г.Е. Поторочина, Т.В. Поздеева; Глазов, гос. пед. ин-т. - Глазов: Изд. центр ГГПИ, 2005. - 100 с.

Рецензент: кандидат педагогических наук, профессор кафедры немецкой филологии УдГУ А.Е. Шапкин

Пособие содержит текстовые материалы и практические задания по тема­ тическому блоку «Женщина и общество». Предназначено для студентов старших курсов языковых факультетов пе­ дагогических институтов и университетов!

© Глазовский государственный педагогический институт, 2005

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ERHALTUNG

Die Frauenbewegung in Deutschland...............................................4 Der Kampf der Frauen um ein eigenes Leben............. . . .............

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Frauen zwischen Beruf und Familie nach 1945 ...........................

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Zwischen Kind und Karriere . ................................. .................... . . .30 Chancengleichheiten fur Frauen und M anner. ........ ...34 Familienpolitik............................. ................ .

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Beriihmte Frauen der Vergangenheit und der Gegenwart................ 72 Sprichworter...................................

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Kreuzwortratsel..................................................

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Literatur . . . . . . . . .; . . . ............................................................ ..

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DIE FRAUENBEWEGUNG IN DEUTSCHLAND * * *

«Uber die biirgerliche Verbesserung der Weiber», ~ hiess eine kleine Schrift, die 1792 in Deutschland erschien. In der Flut der Pamphlete und Flugschriften, in der aufgeregten Diskussion der schmalen gebildeten Offentlichkeit uber die Franzosische Revolution und uber Revolution schlechthin ging sie vollig unter. Ware sie zur Kenntnis genommen worden, hatte ihr Autor Theodor von Hippel gewiss Hohn und Entriistung geerntet. Ein Mann, der sich fur die Gleichstellung der Frau aussprach, so weit waren nicht einmal die meisten radikalen Demokraten in Frankreich gegangen. Mochten da auch die Frauen die Bastille mitgesturmt haben, mochte auch in einigen Clubs uber die «Unterdriickung der Frau» diskutiert worden sein: In der Nationalversammlung sassen schliesslich Manner, die die Staatsordnung erneuern, aber nicht ihre Familien auf den Kopf stellen wollen. Von einer echten, organisierten Frauenbewegung kann erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Rede sein. In den USA fand 1850 ein erster Frauenkongress statt, in der Arbeiterbewegung fanden Frauen ein gewisses Gehor fur ihre Anliegen und eine Moglichkeit, sich zu organisieren. Aber auch hier wurde die Gleichheit schnell ins Programm geschrieben, die Folgerungen daraus liessen etwas auf sich warten. Manner, die wie John Stuart Mil 1 schon 1867 im britischen Parlament einen Antrag auf Gewahrung des aktiven Wahlrechts fur Frauen stellten, waren und blieben dunn gesat. Die Folge war, dass sich eine viel militantere Frauenrechtsbewegung herausbildete. Die Suffragetten sind die eigentlichen Grosssmutter der emanzipierten Frauenbewegung von heute. Die alten Fotos zeigen stolze Frauen mit hochgesteckten Frisuren, breitrandigen Hiiten und fusslangen Kleidem, bewehrt mit Regenschirmen; die setzten sie manchmal auch gegen Manner ein. Die Suffragetten entwickelten Protestformen und Formen des nicht immer ganz gewaltfreien Widerstandes, wie sie uns von der APO in Erinnerung sind. Sie warfen mit Tomaten und Eiem, machten Goins und Sitins, organisierten grosse Demonstrationen. Manche Dame gingen am Anfang unseres Jahrhunderts daffir ins Gefangnis. Bis es endlich erreicht war: Das allgemeine Frauenwahlrecht. 1888 in Grossbritannien das Gemeindewahlrecht, 1906 in Filmland erstmals das aktive Wahlrecht. Norwegen (1913) und Danemark (1915) folgten. In Russland brachte die

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Revolution von 1917 die umfassende Gleichberechtigung, ebenso in Deutschland 1918 - 1919. Nun ging es Schlag auf Schlag, aber manche Lander brauchten noch ziemlich lange. Frankreich fflhrte das Wahlrecht 1944 ein, die Schweiz erst 1971, aber das auch nur fur Bundeswahlen im ganzen Land. Die Suffragetten sind verschwunden, aber die Frauenbewegung 1st so aktiv wie nie. Nur ihre Ziele haben sich verlagert. Nachdem die rechtliche Gleichstellung zum Beispiel in unserem Grundgesetz (Art. 3. Frauen und Manner sind gleich) festgeschrieben und weitgehend in alien Lebensbereichen durchgesetzt ist, geht es urn die Verwirklichung der dadurch eroffneten Moglichkeiten. Seit Betty Friedan in ihrem 1963 veroffentlichten Buch den Weiblichkeitswahn» anprangerte, kampft die Frauenbewegung urn die Selbsterfahrung und: Selbstverwirklichung der Frau, um den bewussten Aufbruch aus dem alten Rollenverhalten, gegen die nach wie vor dominierende Rolle des Mannes in Familie, Gesellschaft und Staat. KLEINES WORTERBUCH DER FRAUENBEWEGUNG

(geschrieben von einem Mann) «Chauvi» - Abschatzige Bezeichnung fur Manner, die bewusst oder unbewusst die dominierende Rolle in Beziehung zu Frauen fflr sich in Anspruchen nehmen. «Softi» - eine besonders perfide Ausgabe der Gattung Mann, die sich verbal angepasst hat. Softis haben wegen ihres demonstrativen Verzichte auf Gewaltenwendung und offenen mannlichen Rollenverhaltens besonders effiziente, schwer durchschaubare Unterdruckungsmethoden in ihren Beziehungen zu Frauen entwickelt. «Маскег» - Die Sorte von Manner, die gegeniiber Frauen demonstrativ mannliche Uberlegenheit zur Schau tragen. «Beziehungskirste» - Die Beziehung zwischen Mann und Frau bzw. Mann und Mann oder Frau und Frau - speziell gebraucht als Gegenstand der verbalen Auseinandersetzung, das Gesprachs innerhalb der Beziehung. Die Beziehungskiste» ist der wichtigste Gesprachgegenstand von Mannem und Frauen, die an ihrer Emanzipation / Selbsterfahrung arbeiten. «Selbsterfahrung» - Der schmerzliche Prozess, in einer Gruppe liber die eigene Gefflhle, Erfahrungen, Wiinsche zu sprechen, die den anderen kennenzulernen und so die eigenen Probleme als nicht bloss individuelle, sondem in der gesellschaftlicher Situation der Frau begriindet begreifen zu lernen.

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«Gefiihlskruppel» - Synonym fflr Mann, wobei aber ein gewisses Mitleid mitschwingt: Gemeint ist, dass Manner aufgrund ihrer fmhkindlichen Erziehung -n ic h t weinen durfen, nicht mit Puppen spielen - eines grossen Teils ffirer menschlichen Entfaltungsmoglichkeiten beraubt worden sind. «Selbstverwirklichung» - mehr oder weniger kompromisslose Entfaltung aller Fahigkeiten und Moglichkeiten als Menschen und besonders Frau. Sie erfordert oft die Losung aus hinderlichen Bindungen und Verpflichtungen in Ehe und Familie, die aus der dominierenden Rolle des Mannes heraus der Frau aufgenotigt werden. DIE STILLE REVOLUTION Der Mann MUSS hinaus ins feindliche Leben, Muss wirken und streben Und pflanzen und schaffen... Und drinnen waltet die ziichtige Hausfrau, die Mutter der Kinder. Und herrscht weise Im hauslichen Kreise...

Schiller. Die Glocke

Schillers Gedicht «Die Glocke» haben Generationen von Schulern brav auswendig gelernt. Genauso selbstverstandlich wie sie das mannliche und weibliche Rollenideal vom Vater und Mutter iibemahmen, das dieses Gedicht in klassische Worte fasst. Schillers Glocke ist aus dem Schulunterricht verdrangt, zumindest wird es kaum noch auswendig gelernt. Die jungen Madchen von heute sind weder zuchtig noch so ohne weiteres bereit, als Mutter der Kinder ausschliesslich im hauslichen Kreise zu wirken. Die meisten erlemen einen eigenstandigen Beruf, nicht nur als Wartebahnhof bis zur Ehe, sondern um ihn auch auszufullen. Lange vor einer Ehe sind sie finanziell unabhangig vom Eltemhaus. 22% der Madchen zwischen 15 und 24 lehnen es rundweg ab, sich uberhaupt auf den lebenserfullenden Beruf einer Hausfrau und Mutter einzulassen. Viel uberraschender als dieses Ergebnis der Shell-Studie «Jugend 81» ist der Beruf fur die gleichaltrigen jungen Manner. Sie treibt es gar nicht mehr so unbedingt hinaus ins feindliche Leben. Jedenfalls kann sich fest die Halfte 46% - ganz gut vorstellen, einmal die Rolle eines Hausmannes zu spielen. Wenn es sich so ergibt. Nur 44% lehnen solche Zukunftaussichten fflr sich ab. Die Lebensplanung und Zukunftserwartungen junger Manner und Frauen haben sich in erstaunlicher weise angeglichen. Tendenzen dieses

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neuen» Miteinander der Geschlechter» zeigen sich bereits in vielen jungen Ehen. Die Sorge um das Geldverdienen, urn Wohnung, Einkaufen, Kochen und die Kinder wird von beiden gleichermassen ubernommen. Kinderwagenschieben-de Vater gehoren zum taglichen Strassenbild, pngeniert offnen junge Ehemanner die Haustur mit dem Staubsauger oder dem Spultuch in der Hand. Die Prozentzahlen der Shell-Studie zeigen, dass die Entwicklung weitergeht. Unterhalb der aufgeregten offentlichen Diskussions um Emanzipation und Frauenbewegung vollzieht sich fast unbemerkt die eigentliche, stille Revolution. Sie scheint kaum noch aufzuhalten. Es sei denn, eine negative wirtschaftliche Entwicklung und / oder an der gesellschaftspolitische Weichen-stellungen zwingt die Frauen an den Kochtopf zuriick. TYPISCHE WESTFRAU, TYPISCHE GSTFRAU

Wie sehen sich Frauen in West - und Ostdeutschland, was halten sie von dem jeweils anderen? Eine representative Umfrage ergab: Die typische Westfrau ist eher auf Ausserlichkeiten bedacht. Sie kleidet sich nach der neuesten Mode (81%), gibt viel Geld fur Aiissere aus (80%), ist gesellig und kontaktfreudig (78%). Die Ostfrau dagegen legt mehr Wert auf Heim und Familie, 87% bejahen eine starke Familienorientierung, 84% sehen sich als gute Hausfrau, die sparsam (84%) und aufopfemd (81 %) ist Sie haben zwar unterschiedliche Vorstellungen, aber sie kennen sich recht gut die Frauen in den alten und den neuen Bundeslandem. Westfrauen schatzen ihre Geschlechtsgenossinnen in Ostdeutschland ziemlich genau so ein, wie diese sich selbst sehen-und umgekehrt. Beide finden einander sogar recht sympatisch. Jedenfall stehen negative Beschreibungen der jeweils anderen ganz am Ende der Skala. Ausnahme: 61% der Frauen in den neuen Landern halten die Frauen im Westen fur «arrogant», was die eher wiederum zu 60% zuriickweisen. Gemeinsam ist den Frauen in Ost und West ein Hang zu klassischen deutschen Tugenden - ordentlich, zuverlassig, sauber. Auch Sicherheit wird iiberall gross geschrieben (im Osten 86%, im Westen 80%). Bei der erotischen Ausstrahlung hort die Gemeinsamkeit aber auf. Wahrend 62% in den alten Bundeslandem an ihre mehr oder weniger «starke» Wirkung auf Manner glauben, sind davon in den neuen Landern nur 45% uberzeugt. Die Mehrheit der Frauen halt sich auch flir emanzipiert (71 % Ost, 78% West). Doch die Vorstellungen liber Gleichberechtigung gehen auseinapder. Im Osten heisst das: Berufstatigkeit, Geld verdienen, Dreifachbelastung

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durch Arbeit, Kinder und Haushalt meistern. Im Westenigleichberechtigte Partnerschaft, Entscheidungsfreiheit und Selbstverwirklichung. Bei der Umfrage im Auftrag der Frauenzeitschrift «Freundin» warden im Juli vom Sample-Institut 200G Manner und Frauen in den alten sowie 1000 in den neuen Bundeslandern befragt. FRAUEN SIND ANDERS

Meine Damen, Hand aufs Herz: Mochten Sie gleichgestellt werden? Nun, die SPD-Regierung in Schleswig-Holstein hat es fur sie wirklich mit alien Mitteln versucht. Ein Gleichstellungsgesetz ffir den offentlichen Dienst hatte sie durchgekampft. Frauen sollten bei gleicher Eignung Mannem vorgezogen werden, wenn die in einer Dienststelle die Mehrzahl vergleichbarer Positionen besetzen. Kritik an dem Vorstoss gab es von Anfang an. Nun das Verwaltungsgericht dem Spuk ein Ende gemacht. Das Gesetz verstosst gegen den Gleichheitsgegensatz. Ein Votum iibrigens, zu dem ein massig begabter Jurastudent im vierten Semester ebenfalls hatte kommen konnen. Dabei hat man es sicher gut gemeint. Frauen durften nicht die Verlier sein im Kampf um Arbeitsplatze, eine «Art-Kompensation fur vergangenes Unrecht an Frauen» sollte das Gesetz werden. Und wurde doch nur eine Diskriminierung der Manner. Gleichstellung durch Bevorzugung. Seit liber zwanzig Jahren arbeitet vor allem die westdeutsche Gesellschaft hartnackig daran, Ungleiches gleich zu machen. Mit bemerkenswerten Erfolgen: Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden, in Grosstadten sogar jede vierte. Millionen von Singles arbeiten viel und suchen den Rest der Zeit einen Partner. Das geht Manner genauso wie Frauen. Offensichtlich hat der Wunsch, die Rollen der Geschlechter austauschbar zu machen, mehr Probleme geschaffen als gelost Die Leidtragenden sind in erster Linie Frauen, die haufig zu ihrer klassischen Rolle der Hausfrau nun noch den beruflichen Aufstieg miterledigen miissen, also zuriick an den Herd? Keineswegs. Aber die Gesellschaft sollte Frauen das Recht lassen, zu wahlen. DER KAMPF DER FRAUEN UM EIN EIGENES LEBEN Fur diesen Bedeutungswandel (von Liebe, Ehe, Familie, Privatheit) sind viele Veranderungen mitverantwortlich; nicht zuletzt die Wohlstandssteigerung - jener Fahrstuhleffekt, der fiir alle Gruppen erhebliche Verbes8

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serungen des Lebensstandards gebracht hat, fur die unteren aber, die am Minimum herumkrebsen, eine mehrfache Steigerung ihres Realeinkommens (bei gleichen Abstanden zwischen den Etagen). Hinzu kommt die Bildungsexpansion. Sie erlaubte zunachst nicht nur individuelle Aufstiege in die Dienstleistungsbereiche des expandierenden Wohlfahrtsstaates hinein; mit ihr wurden auch Aspirationen erzeugt, Horizonte geoffnet, individualisierende Bildungswege vorgezeichnet. Vor allem hat die Bildungsexpansion auch die Frauen aus ihren Rollenzuweisungen herausgelost oder diese wenigstens im SelbstbewuBtsein der Frauen gelockert und im offentlichen Raum ihrer Rechtfertigung beraubt. Friiher hieB es: keine Ausbildung, kein Beruf, also Hausarbeit. Diese Verkettung ist nun nicht langer moglich. Die fortbestehenden Benachteiligungen der Frauen im Beruf wurden sozial legitimationslos, d.h. offentlich und privat zu einem mehr oder weniger verdeckten Skandal. In ihrem Aufsatz «Vom >Dasein fur andere< zum Anspruch auf ein Stuck >eigenes Lebern» schreibt Elisabeth Beck-Gemsheim: «Der Versuch, die soziale Lage von Frauen in unserer Gesellschaft einzuschatzen, gleicht der Frage, ob ein zur Halfte gefiilltes Glas halbleer oder halbvoll ist. Auf der einen Seite sind, darauf weist die Frauenbewegung immer wieder hin, in der Bundesrepublik wie in anderen Industrielandern die sozialen Ungleichheiten zwischen Mannern und Frauen keineswegs aufgehoben, sondem bestehen auf vielen Ebenen fort; ja sie werden sich in Zukunft moglicherweise noch verscharfen im Zuge der irtschaftlichen Prowbleme, der steil ansteigenden Arbeitslosigkeit und der Krise des Wohlfahrtsstaates. Auf der anderen Seite, und ohne diesen Hintergrund ist auch das Entstehen der neuen Frauenbewegung gar nicht zu begreifen, haben wahrend der letzten Jahrzehnte grundlegende Veranderungen im weiblichen Lebenszusammenhang stattgefunden - in der Familie ebenso wie in be-zug auf Ausbildung, Beruf, Rechtssystem, Offentlichkeit usw., die Annaherungen zwischen weiblicher und mannlicher Normalbio-graphie eingeleitet haben. Beide Sichtweisen - der Vergleich mit den Mannern wie der historische Vergleich - beinhalten ja fur sich genommen charakteristische Verkurzungen und Einseitigkeiten». Auch der Ausdruck «Frau» tauscht eine Einheitlichkeit der Lage vor. Tatsachlich herrscht eine schwer aufzuschllisselnde Vielheit vor: Frauen sind Mutter, berufstatig, stehen «ihren Mann», machen Karriere, sind Hausfrauen, Ehefrauen, geschieden, lesbisch, manchmal sogar alles zugleich oder im raschen Wechsel. Doch gilt: Frauen verharren in einer historischen Zwitterlage, in der beides, das uneigene und das eigene Leben, widerspruchsvoll miteinander vermengt sind. Sie sind weder-noch und zugleich sowohl-als-auch. Einerseits haben sie inzwischen zwei Wichtige

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Bastionen des eigenen Lebens erobert - Recht und Bildung. Andererseits mussen sie nun erleben, da8 das Papierrechte sind, mit denen die Manner kaum zur Aufgabe ihrer Privilegien (z.B. der Hausarbeitslosigkeit) zu bewegen sind. Einerseits hat sich die Zuweisung, die Zumutung an Frauen gelockert, qua Geburt (und Ehe) fur die Haus und Familienarbeit zustandig zu sein - mindestens in ihrem Kopf. Partnerschaft ist dann auch das Ziel, das vor allem in der jungen Generation leuchtet, und zwar sowohl bei weibliphen wie mannlichen Jugendlichen. Auch Manner haben das Joch der Brotverdienerrolle satt und achten bei der Heirat auch auf die Berufsfahigkeit der Angehimmelten. In diesem Sinne ermoglicht die Erwerbsfahigkeit der EheFrau ein Stuck mannlicher Emanzipation. Das eigene Leben der Manner wird freigesetzt aus dem Zwang, lebenslang eine «Erwerbslose» mit Kindern durchzufuttem. Andererseits schnellen beim ersten Kind meistens die Verhaltensweisen wieder in die alten Rollenstereotypen zuriick. Mutter miissen im allgemeinen nach wie vor, wie genetisch vorprogrammiert, zwei Arbeitsplatze zugleich bedienen. Beide sind gegensatzlich orientiert und organisiert, setzen sich aber doch voraus. Ohne Berufsarbeit ist Hausarbeit geldlos. Ohne Hausarbeit ist Berufsarbeit versorgungslos. Wird dort rund um die Uhr gearbeitet, so hier nach (Stech-) Zeit; was hier keine, dort eigene Zeit bedeutet. Hier wird ftir Geld, dort fur «Liebe» gearbeitet; hier ist die Frau Madchen ftir alles, dort anerkannte Kollegin; hier fuhrt sie das Leben der Familienexistenz, dort ein eigenes Leben. Die Arbeitsanstrengungen erfahren viele Frauen als Ausbruch aus dem Kollektivdasein «Familie». Hausfrauen fliehen vor der Arbeit in die Arbeit. Sie laden sich zusatzlich Erwerbsarbeit auf, nicht nur, weil sonst der Geldbeutel nicht stimmt, sondem auch, um der Enge der Familienexistenz zu entkommen. Nur so verfugen sie iiber eigenes Geld. Dessen VerheiBung bemiBt sich nicht (nur) an der Kaufkraft, sondern (auch) an der Unabhangigkeit vom Zugriff der Familie, die es ermoglicht: Eigenes Geld gleich eigenes Leben. Nur wer es hat, kann es sich erlauben, nichts mehr davon zu wissen. Auch ohne Erwerbsarbeit sind Frauen selten arbeitslos. «Frau» 1st auch in unserer Gesellschaft immer noch ein anderes Wort fiir Arbeit. Das liegt auch in der Natur der Aufgaben - z.B. Staubwischen oder Essenkochen begnindet, um die es in der Hausarbeit geht: Beide sind wieder da, kaum daB weggewischt oder aufgetischt ist (Dieses Tretmuhlenlaufen im Xmmerwieder der Hausarbeit war ubrigens der Grund, warum die alten Griechen diese Art «Arbeit» eines freien Mannes unwurdig erachteten. Wenigstens so hat sich ja ein Stuck altes Griechentum in der mannlichen Haushaltsabstinenz erhalten bis in die Spatmodeme hinein...)

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Wie Untersuchungen zeigen, leiden auch Hausmanner unter dem Hausfrauensyndroxn - ffihlen sich vemachlassigt, bangen um Anerkennung, verlieren ihr SelbstbewuBtsein. Warum? Die Grundlagen des eigenen Lebens zerbrechen. In der Isolation der Hausarbeit fuhlen Mann wie Frau sich abgeschnitten. Die Abhangigkeit vom «Ernahrer» (der Emahrerin) wachst. Man arbeitet mit Geld aus zweiter Hand. Der Gesichtskreis engt sich ein auf die Befehligung von Staubsaugern und Spiximaschinen, die DududuVersorgung von groBen und kleinen Kindern. Nicht nattirliche Weiblichkeit oder Mannlichkeit, sondern die Moglichkeit oder Unmoglichkeit, ein eigenes Leben aufzubauen, entscheiden dariiber, welche Eigenschaften, Fahigkeiten, Identitaten, welches SelbstbewuBtsein, Auftreten und Engagement Menschen entwickeln. Ebenso gilt umgekehrt: Die Geschlechtsstereotypen verwischen und vermischen sich, wenn die Voraussetzungen der eigenen Lebensfuhrung verallgemeinert werden. In ihrem Zwischen und Zwitterstadium sind die Frauen: weder nur berufstatig, noch konnen sie sich sozusagen vom Beruf in der Familie erholen. Sie sind immer noch beides; das Gesetz ihrer Existenz ist das Sowohl-als-auch; sie miissen aus Liebe und fur Geld sbhuften. Nicht nur, weil der Anspruch auf das eigene Leben es so will. Auch die Scheidungsziffern sprechen diese Sprache. Scheidung lehrt die Statistik - ist eine Falltur in die neue Armut. Alleinerziehende Mutter machen einen hohen Prozentsatz der wachsenden Sozialhilfeempfangerinnen aus. Viele Frauen sind sozusagen nur «einen Mann weit» von der Armut entfemt; was auch heiBen kann: eine Heirat weit vom Aufstieg in bessere Verhaltnisse. Der Kampf der Frauen um ein eigenes Leben lehrt zweierlei: Unverzichtbar erstens ist der Beruf. Ohne Erwerbsarbeit - genauer: ohne Einkommen brechen die sowieso immer nur kartenhausartig zusammengestellten Konstruktionen des eigenen Lebens in sich zusammen. Individualisierung lockert also nicht, sondern verscharft die Abhangigkeit des einzelnen von Erwerbsarbeit; dies bedeutet aber, daB zwei Trends sich in Zukunft uberschneiden und verstarken und ein sowieso drohendes Problem verscharfen: Die Nachfrage nach Erwerbsarbeit wird intensiver bei gleichzeitigem Abbau von Arbeitsplatzen - selbst wenn der erhoffte Wirtschaftsaufschwung kommt. Immer mehr Menschen mtissen sich immer weniger Erwerbsarbeit teilen, bei insgesamt sinkender Bevolkerung. Ein Ausweg deutet sich an: Arbeit und Einkommen voneinander abzukoppeln, wie es das Sozialsystem schon jetzt ermoglicht: Ar~ beitslosigkeit ohne Einkommenslos/igkeit. Das Zauberwort lautet: Grundrente. Dann kann die materielle Basis des eigenen Lebens abgelost von der Verteilung des insgesamt schrumpfenden Erwerbsarbeitsvolumens gesichert werden.

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Zweitens: In dem MaBe, in dem Frauen ihr eigenes Leben erobern, verlieren sie als Gruppe an Eindeutigkeit; ja es wird immer sinnloser, in sozialen und politischen Kategorien von «Frauen» und «Mannern» zu denken und zu handeln. Mit anderen Worten: Mit dem Siegeszug des eigenen Lebens verwischen und mischen sich die Konfliktlinien neu, die mit der Industriemodeme politisch hervorgetreten sind. Der Preis des Erfolgs sind tiberall Unscharfen und Mehrdeutigkeiten, von denen heute schon - frech und aggressiv - der Postfeminismus in den USA und Frankreich Gebrauch macht: Nach dem Ende der Frau beginnt-die Lust (auf Vielheit) (BeckGernsheim E. Vom «Dasein fur andere zum Anspruch auf ein Stuck» eigenes Leben» / / Soziale Welt. 1983. S. 307). FRAUEN OPFERN JOB FUR DEN PARTNER

Frauen sind doppelt so haufig bereit, ihre Berufstatigkeit dem Partner zuliebe aufzugeben, wie Manner. Bei einer Analyse uber «Bildungswege von Frauen» fand des HochschuMnformations-Systems (HIS) in Hannover heraus, dass jede neunte Frau ohne Riicksicht auf ihr eigenes Beschaftigungsverhaltnis sofort mit dem Partner fur eine attraktive Stelle in eine andere Stadt wechseln wurde. Von den Mannern wurde nur jeder siebzehnte seiner Partnerin folgen und auf Berufstatigkeit verzichten. Die Ergebnisse basieren auf einer HIS-Befragung, weiteren Studien und Promotion sowie zum Ubergang in das Beschaftigungsverhaltnis. Mit der «Festigkeit» der privaten Bindungen - vom Singke - Dasein uber eine feste Partnerschaft bis hin zu Ehe - wachst laut der Studie insgesamt auch die Bereitschaft, dem Partner bei einem beruflichen bedingten Umzug in eine andere Stadt zu folgen. Verheiratete Frauen verzichten dann am ehesten auf eigene berufliche Ambitionen. Fast jede vierte wurde ihren Mann zuliebe in eine andere Stadt ziehen und ihre eigene Berufstatigkeit aufgeben. Ehemanner sind nur halb so oft dazu bereit. Nur jeder neunte wurde seiner Frau folgen. Manner wurden lieber aber versuchen, die Beziehung zugunsten ihrer eigenen Beschaftigung auch iiber die Distanz hinweg auffecht zu erhalten. Grundsatzlich 1st fast jeder zweite der mannlichen und weiblichen Befragten bereit, «eine Phase der raumlichen Trennung» in Kauf zu nehmen, um den Anspruch auf eine eigene adaquate Beschaftigung aufrecht zu erhalten. Diese Bereitschaft lasst allerdings bei verheirateten Frauen nach. Dagegen unterscheiden sich Ehemanner darin von Junggesellen nicht.

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Lesen sie fexte zum Thema «Die Frauenbewegung».

Hier sind einige Anhaltspunkte zum Uberlegen und zur Diskussion: 1. «Uber die burgerlicheVerbesserung der Weiber» - so hiess ein Dokument, die 1792 in Deutschland erschien. Erlautern Sie die Bedeutung dieser kleinen Schrift. 2. Kleines Worterbuch der Frauenbewegung. Erklaren Sie folgende Bezeichnungen anlasslich der Frauen und Manner: «Chauvi», «Softi», «Маскег», «Selbsterfahrung», «Gefiihlskruppel», «Selbstverwirklichung». 3. Die stille Revolution. Die aufgeregte offentliche Diskussion um Emanzipation und Frauenbewegung. AuBern Sie sich in dieser Hinsicht 4. Wie sehen sich Frauen in West - und Ostdeutschland, was halten sie von dem jeweils anderen? 5. Frauen sind anders. Was wurde von der SPD-Regierung in Schleswig-Holstein fflr die Gleichberechtigkeit der Frauen versucht? 6. Frauen opfem Job fur den Partner. Warum opfem die meisten Frauen in Deutschland Job fiir Ihre Mann? 7. Lesen Sie den Artikel von Gisela Kind «Vom sinnlosen Kampf es gegen die Manner» und beurteilen Sie die Fragen der Frauenemanzipation und des sinnlosen Kampfes gegen die Manner. VGM SINNLOSEN KAMPF GEGEN DIE MANNER

Ich kann das Geschrei von der Unterdruckung der Frau nicht mehr horen. Das Getose von ihrer Ausbeutung durch den Mann. Schlage um mich, wenn ich in psychologischen Abhandlungen Satze wie diesen lese: «Die F rail1st das Geschopf der mannlichen Engstirnigkeit und Intoleranz». Dabei bin ich keine Gegnerin der Emanzipation. Dabei bin ich dankbar ~ sehr dankbar sogar - dass ich als Frau in einem Haushalt haben darf.und im Beruf mit anregenden, manchmal sogar aufredend^n Mannern, zusammenarbeiten darfi Dass ich einen Haushalt haben darf phne von morgens ‘bis abends wie meine Mutter in der Schxirze stehen zu mpssen. Dass ich ganz selbstverstandlich allein verreisen, allein in ein Restaurant, alleiri iris Kino gehen darf, ohne dass mich vieldeutige Blicke begleiten. Dass es die FUlle gibt und ich einen Mann lieben kann ohne die wtlrgende Angst, ein Kind'iu bekommen. Dass'ich seine korperliche Liebe nicht «erdulden» muss? sondern sie bejahen und herausfordem kann ohne «unanstandigej> Frau seip. Dass ich noch keine Matrone sein muss, wenn meine Kinder aiis dem Haus gehen. Dass ich einen Fiihrerschein besitze. und nicht ans Haus gefesselt bin. Dass ich meine eigene politische Meinung haben kann; Dass.ich... dass ich...?йегК1пёйг He«r«5\

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Michael Zipf ist Redakteur der Zeitschrift «Deutschland» E-MailKontakt: [email protected] Internetempfehlungen der Redaktion w w w .bm fsfj.de. Website des Bundesministeriums fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend www.deutscher-familienverband.org Der Deutsche Familienverband setzt sich fur eine Politik ein, die die Familie ins Zentrum gesellschaftlichen Handelns stellt. Aufgaben Lesen Sie einige Artikel von Michael Zipf zum Thema «Famffien in Deutschland. Zwischen Kind und Karriere». Hier sind einige Anhaltspunkte fur Inhaltswiedergabe. Im Hause von Kerstin Decker (Hire Tageseinteilung). Ein Tagesablauf von Volker Herzberg. Familienpolitik ist wieder ein Thema (Die selbstbewusst und hervorragend ausgebildeten Frauen wollen gleichzeitig Kind und Karriere).

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Das Konzept der Generationenvertrag steht auf der Kippe (Der Grund: es fehlen die Kinder. Wie in den meisten modemen Gesellschaften geht auch in Deutschland die Schere zwischen Sterbefallen und Geburten auseinander). Kinder kosten Geld (Das Erziehungsgeld fur Kerstin Decker, sowie auch fur alle Frauen Deutschlands). Mangelnde Betreuungsmoglichkeiten (50% der Eltem wiinschen sich fur ihren Nachwuchs eine Ganztagsbetreuung. Die Ost-Frauen konnen sich gliicklich schatzen. Der Grund: im Osten Deutschlands gibt es dichten Netz an Krippen, Kindergarten und Horten). Der Job oder die Kinder (Die Zahl der Deutschen, die die Familie fur «sehr wichtig» halten, liegt bei rund 80%. Gar 90% der Jugendlichen traumen davon, spater zu heiraten, und Frauen unter 20 Jahren mochten im Schnitt noch immer zwei Kinder haben). Chancengleichheit fur Frauen und Manner (Chancengleichheit bedeutet, dass Frauen und Manner sowohl gute Mutter und Vater wie erfolgreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein konnen. Fest steht: die Zukunft der Familie ist unmittelbar mit der Zukunft der Arbeit verkniipft Wer die zeitlichen und fmanziellen Ressourcen hat, um Beruf und Baby miteinander zu vereinbaren, wird sich nicht fur das eine oder das andere entscheiden). Eine individuelle Lebensplannung fur Frauen und Manner («Auf den Stress kann man verzichten, auf die Kinder niemals» - meint Kerstin Decker und fugt hinzu: Bei der Arbeit kann dich eigentlich immer jemand ersetzen. Nur bei den Kindern, da hast du das Gefiihl, dass du wirklich gebraucht wirst»). Betreuungsmoglichkeiten fur die «GroBfamilien», «Ein-EltemFamilien» und «Vater-daheim-Familien» (Rund 900.000 Mark, so haben Experten im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums ausgerechnet, entspricht der Erziehungsaufwand fur ein Ehepaar mit drei Kindern, bis sie 18 Jahre alt sind und 700.000 Mark zahlt noch der Staat in Form von Kindergeld oder Steuerffeibetrag). Fragen zum Uberlegen und zur Diskussion. Wie sehen die Familien in Deutschland aus? Welche Griinde fiihren dazu, dass immer weniger junge Menschen sich den Wimsch nach einer eigenen Familie erfullen? Erlautern Sie den Begriff «Familienpolitik» anlasslich der Frauen und Manner Deutschlands? Gibt es ahliche Situation in Russland? Warum, Ihrer Meinung nach, steht das Konzept der Generationenvertrag in meisten modernen Gesellschaften sowie in Deutschland auf der Kippe? Nennen Sie den wichtigsten Grund dazu?

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Anhand der gelesenen Artikel beweisen Sie, dass die Kinder Geld kosten. Warum wunschen sich 50% der Eltern fur ihren Nachwuchs eine Ganztagsbetreuung? Um welche mangelnden Betreuungsmoglichkeiten handelt es sich in den Artikeln? Der Job oder die Kinder wahlen die Jugendlichen? Was bedeutet «Chancengleichheit» ffir Frauen und Manner in Deutschland? Womit ist die Zukunft der Familie unmittelbar verkniipft? «Eine individuelle Lebensplanung fur Frauen und Manner», - sind Sie mit dieser These einverstanden? AuBern Sie sich in dieser Hinsicht. Warum existiert in Deutschland sowie in anderen modemen Gesellschaften das Problem der Familienverkleinerung? Erlautem Sie dieses Problem anhand der gelesenen Artikel. Nehmen Sie zur Hilfe das Schema «Von der GroBfamilie zur Kleinfamilie». FAMILIENPOLITIK Familie ist ein ethisches Thema, das der Staat nur sehr bedingt mitlosen kann, und erst in zweiter Linie ein wirtschaftliches. Die Kinder in der Bundesrepublik sind nicht Kinder des Staates, sondern Kinder der Familie. Die Eltern und nicht der Staat tragen deshalb die entscheidende Verantwortung fur ihre Erziehung und Ausbildung. Wenn sich staatliche Familienpolitik heute um Familie und Kinder klimmert, hat das seinen Grund also letzlich nicht darin, da!3 der Staat mehr Kinder braucht, sondern darin, daB sons! die Gefahr droht, daB in der Zukunft die Kinder fehlen werden, die spater als Schaffende den sozial geordneten Fortbestand von Staat und Gesellschaft garantieren. Familienpolitik muB also ein zentraler Punkt in der Politik. einer Gesellschaft sein. Die menschliche Gemeinschaft basiert auf Liebe und Vertrauen; und beides wird durch die Familie entfaltet. Es lassen sich folgende Funktionen bzw. Aufgaben der Familie erortem: Reproduktionsfunktion, d.h. die Zeugung des Nachwuchses, wodurch sich die Gesellschaft personell reproduziert / wiederherstellt. Produktionsfunktion bzw. Haushaltfuhrung: fur die Existenzsicherung muB immer etwas produziert werden. Sozialisationsfunktion: nur durch die Erziehung wird das Kind zum sozialen Wesen. Regenerationsfunktion bzw. Funktion des familialen Spannungsausgleichs: das Familienleben soil der Regenerierung / Wiederherstellung der Arbeits- und Lebenskraft dienen. Diese vier Funktionen der Familie besitzen je nach gesellschaftfichen

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Bedingungen einen unterschiedlichen Stellenwert. So zum Beispiel hatte die Produktionsfunktion (= Existenzsicherung) der Familie fruher gewiB eine starkere Bedeutung als heute, wahrend die Regenerationsfunktion (= Spannungsausgleich) in unseren Zeiten von groBerem Gewicht ist. Die meisten Menschen sind froh, dem Tumult der komplizierten, nervenzerrenden Massengesellschafit entronnen zu sein und in den vier Wanden ausruhen zu konnen. Eine schwer zu tiberschatzende Rolle kommt hier der Familienmutter zu. Sie muB offers auf ihre Karriere, auf das berufliche Weiterkommen verzichten, urn in ihrem Haus eine freundliche lebenslustige Atmosphare zu unterhalten. Sie ist immer noch vorrangig fur die Familienarbeit zustandig, wahrend der Mann fur den Unterhalt der Familie sorgen soil. Diese bereits lange bestehenden gesellschaftlichen Rollenbilder konnen nicht einfach per Gesetz von heute auf morgen verandert werden. Und die Gleichberechtigung von Frau und Mann im taglichen Leben ist immer noch nicht verwirklicht worden, wenn auch in dieser Richtung viel getan wird. Nur langsam erhoht sich der Frauenanteil in wichtigen Gremien und auf verantwortlichen Positionen. Insgesamt gibt es somit nach wie vor nur eine relativ kleine Gruppe von Frauen, die ihre Berufslaufbahn konsequent verfolgen konnen: Es sind dies uberwiegend ledige oder geschiedene Frauen ohne Kinder. Bei den verheirateten Frauen im Alter von 25 bis unter 55 Jahren ist das AusmaB der Erwerbstatigkeit deutlich geringer. Die drei K's, die fruhere Generation von Frauen in die Kinderzimmer, Ktichen und Kirchen verbannten, sind zwar nicht mehr «heilige Pflichtbegriffe», doch dafur hat man die drei H’s aufgebaut: Heilen, Hilfen, Hauslichkeit sind die Icleale, die die Frauen heute anzustreben haben. Mit der Aufgabe des familialen Spannungsausgleiches ist aufs engste auch die Sozialisationsfunktion verbunden. Mit einer guten Mutter zu Hause kann das Kind viel leichter und viel bestimmter zum sozialen Wesen werden. Eine groBe Rolle spielen dabei Eindeutigkeit und Bestandigkeit der fur das Kind gultigen Normen (Gebote und Verbote), damit es nicht abrupt von Anfang an mit den widerspruchlichen Wertsystemen der Gesellschaft konffontiert, sondem langsam eingefuhrt wird. Urn die eigene Generation voll zu ersetzen, miiBten durchschnittlich 2,13 Kinder pro Ehe geboren werden. Diese Durchschnittszahl wird jedoch seit den 70-er Jahren in der Bundesrepublik nicht mehr erreicht. Dies bedeutet, daB jahrlich mehr Menschen sterben als geboren werden, die Bevolkerung also schrumpft. Der Lebensabend der Kinderlosen und Kinderarmen wird von den Eltern gesichert, die heute den Mut und die Bereitschaft haben, unter groBten Entbehrungen mehrere Kinder

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groBzuziehen. Die Familie wird deshalb iiber ein FamilienJastenausgleichsprogramm fmanziell gefordert und unterstiitzt. Iiri Vordergrund dieses Programms steht das sozialpolitisch motivierte Ziel der Einkommensurriverteilung zugunsten der Familien mit Kindern als Voraussetzung der Sicherung der Chancengleichbeit. Familienlastenausgleich muB in erster Linie durch Kindergeld, familiengerechte Besteuerung und beitragslose Absicherung in der gesetzlicheri Krankenversicherung verwirklicht werden. Das unterstreicht ein Gesetz iiber Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub. Der Staat zahlt fiir die Dauer von zwei Jahren fiir jedes Kind ein Erziehungsgeld von bis zu 600 DM monatlich. Hihzu kommt noch das Kindergeld, das fur das erste und das zweite Kind gegenwartig je 200 DM betragt. Fur das dritte sind es 300 DM, fiir das vierte und jedes weitere Kind je 350 DM. 1997 erhoht es sich fiir das erste und zweite Kind auf je 220 DM. Das Kindergeld gibt es unabhangig vom Einkommen, bis das Kind 18 Jahre alt wird. Damit verbunden ist ein Erziehungsurlaub, seit 1992 fiir einen Zeitraum von drei Jahren. Wahrend dieser Zeit genieBt der Eltemteil, der den Erziehungsurlaub in Anspruch nimmt, einen besonderen Kiindigungsschutz. Zudem werden Zeiten der Kindererziehung - drei Jahre fur jedes Kind, das ab 1992 geboren wurde - in der Rentenversicherung angerechnet. Auch Zeiten, in denen kranke Angehorige gepflegt werden, konnen seit 1992 fiir die Rente angerechnet werden. Das ist ein wichtiger Schritt zur gerechteren Bewertung der Familienarbeit. Die Familie in der Bundesrepublik hat allerlei andere steuerliche Vergiinstigungen. Verheiratete ohne Kind konnen bis zu 32 995 DM verdienen, ohne daB sie Einkommensteuer zahleri miissen. Bei einem Kind sind es 44 335 DM, bei zwei Kindern 54 001 DM, bei drei Kindern 66 367 DM und bei vier Kindern 79 381. Erhoht wird auch der steuerliche Kinderfreibetrag. Ftir 1996 erhoht er sich je Kind von 4104 auf 6264 DM und fur 1997 auf 6912 DM. Die Verringerung der Wochenarbeitszeit, mehr Urlaub und nicht zuletzt ein verandertes Rollenverstandnis der Ehepartner oder Lebensgefahrten fiihrten zu einem Wandel in der Verteilung der hauslichen Pflichten auf Frau und Mann. Es wurde mehr verdient und man konnte sich die technischen Errungenschaften, die ursprimglich einigen wenigen vorbehalten waren, nun selbst leisten. Fiir fast jede hausliche Tatigkeit gibt es heute Gerate, die die Arbeit erleichtem. Ein Hauch von High-Tech weht durch die deutsche Kiiche. Der Einkauf erfolgt oft fiir mehrere Tage oder gar Wochen bequem beim Supermarkt mit groBem Parkplatz und mit dem Einkaufswagen vom Regal zum Kofferaum des Autos.

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Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in der BRD betragt zur Zeit 72 Jahre fiir Manner und 79 Jahre fur Frauen. Diese Entwicklung ist in erster Lime dem Ausbau der kurativen Medizin zu verdanken. Eine weitere Erhohung der Lebenserwartung soil durch Zuruckdrangung der sog. «Zivilisationskrankheiten» erreicht werden. Deshalb wird eine Intensivierung praventiver MaBnahmen angestrebt; dazu gehoren eine Verbesserung der Gesundheitserziehung, regelmaBige Vorsorgeunter-suchungen sowie Anleitun-gen zur Forderung einer gesunden Lebensweise. Laut Umfragen gibt eine normale deutsche Familie heute rund ein Fiinftel ihres Einkommens fiir die Freizeitgestaltung aus. Der Trend zeigt nach oben. Die Deutschen sind reisefreudig. Viele Familien verbringen die Ferien im eigenen Land. Die meisten Urlauber zieht es aber in die warmeren sudlichen Lander. Unter den Reisezielen im Ausland liegen zur Zeit Italien, Spanien, Osterreich, Frankreich, die Schweiz und die USA an der Spitze. Welche Widerspriiche ergeben sich fur Sie aus der Darstellung von Familienpolitik in der BRD? Beriicksichtigen Sie dabei auch das SZ-Material unten. Vergleichen Sie Leistungen der Familienforderung in der BRD mit denen in Ihrem Heimatland. Inwieweit muB man die Geburtenziffer der BRD im weltweiten Rahmen sehen? Diskutieren Sie die unterschiedlichen Auffassungen iiber Ursachen und mogliche Folgen der Bevolkerungsentwicklung. Beschaftigen Sie sich mit den MaBnahmen zur Forderung einer gesunden Lebensweise in Deutschland und in Ihrem Heimatland. Bringen Sie konkrete Beispiele aus Ihrer Erfahrung. Kommentieren Sie aus Ihrem Vorwissen heraus und z.T unter Beriicksichtigung des Spiegel-Beitrags «TschiiB, ich geh’ in Miniclub», - die Uberforderung der heutigen Kinder. Inwieweit sind die Eltern daran schuld? Kann man das Problem im weltweiten Rahmen sehen? Deutsche Lebenskurve

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GEGEN VORZEITIGE ERHOHUNG DER RENTEN-ALTERSGRENZE

Rundesrat will Frauen helfen. Bonn (Eigener Bericht) - Das Vorhaben der Bundesregierung, die Rentenaltersgrenze fur Frauen in Stufen schon ab 1997 von 60 auf 65 Jahre heraufzusetzen, ist am Freitag im Bundesrat auf Widerstand gestoBen. Bei der ersten Beratung der Gesetzesvorlage lehnte die Mehrheit der Landerkammer dies mit der Begriindung ab, wegen der dramatischen Lage auf dem Arbeitsmarkt sei eine Erhohung der Altersgrenzen und damit eine Verlangerung der Lebensarbeitszeit wirtschaftlich widersinnig. AuBerdem verletze die Heraufsetzung des Rentenalters schon von 1997 an «in massiver Weise das Vertraueii der Versicherten» und lasse viele Lebensplanungen zur Makulatur werden. Die alteren Menschen hatten sich entsprechend der Rentenreform von >1992 auf eine Heraufsetzung der Altersgrenzen vom Jahr 2001 an eingestellt. Die Regierung will durch die vorgezogene Erhohung, von der auch 63-jahrige Manner betroffen sind, die Rentehkassen finanziell entlasten. Die Massenarbeitslosigkeit mit derzeit knapp vier Millionen Erwerbslosen und weiteren 1,5 Millionen Menschen in Arbeitsbeschaffungsund Fortbildungsprogrammen, im Vormhestand und in Kurzarbeit habe inzwischen einen Umfang angenommen, der das gesamte soziale und okonomische Geflige in der Bundesrepublik belaste. Daher wiirden sich zum jetzigen Termin alle arbeitsmarktbelastenden MaBnahmen verbieten. Die Verlangerung der Lebensarbeitszeit, die mit einer vorgezogenen Erhohung der Altersgrenze verbunden ware, wurde auf dem Arbeitsmarkt auBerdem einen Verdrangungswettbewerb zulasten Jiingerer auslosen. AuBerdem unterstrich der Bundesrat, die kurzere Arbeitszeit fur Frauen sei eine Kompensation fur im Berufslebenerlittene Nachteile. Mahnend wiesen die Lander darauf hui, dafl der 1991 gefaBte BeschluB von Bundestag und Bundesrat, bis Anfang 1997 ein Gesamtkonzept zur Alterssicherung der Frau zu entwickeln, Altersarmut von Frauen zu verhindem und die Anerkennung von Zeiten der Kindererziehung und der Pflege zu verbessem, bisher nicht in die Tat umgesetzt worden sei. Durch den jetzt vorliegenden Gesetzentwurf werde die Versorgungslage der Frauen mit Kindem nicht verbessert, sondern verschlechtert (SZ. 1996. № 36). TSCHUS, ICH GEHE IN MINICLUB

Kinderkurse Rhythmik, Computer, Turnen: verplant und vollgestopft, durchorganisiert wie bei den GroBen. Sechsjahrige Knirpse haben einen prallen Terminkalender: Tischtennis,

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Flote, Klavier, Judo und Jazz-Dance warten auf Erledigung. Wissenschaftler warnen davor, daft Eltern - haufig in bester absicht - ihre Kinder allzusehr verplanen. Die «psychosozialen Kosten» seien Reizbarkeit, Nervositat und Aggressivitat. Winnetou hat ausgespielt. Fur Friedenspfeife und Marterpfahl ist kein Platz im Alltag des zehnjahrigen Hamburger Gymnasiasten Tim. Montag: Tischtennis. Dienstag: Judo. Mittwoch: Tischtennis. Donnerstag: Gitarre. Freitag: Tischtennis. «Fur Freunde», - stellt er fest, - bleibt hochstens mal das Wochenende». Erzieher und Psychologen quer durch die Republik schlagen Alarm: die Deutschen seien dabei, ihre SproBlinge wie ihre Wirtschaft zu behandeln. Das Kind als Kunde ist gefragt wie nie. Kursanbieter und Freizeitveranstalter buhlen mit Macht um ihren Anted am knappen Zeitbudget der Kleinen. Logisch, daB auch der Urlaub nicht langer planlos vertrodelt werden darf. So lernen Zehnjahrige im Ferien-Computercamp die Grundlagen von Basic, Desktop Publishing und der Computer-Feinheiten mehr - mit striktem Tagesablauf, durchorganisiert vom Wecken morgens um halb acht «sanft» bis zum «freien Programmieren» abends um zehn. Da haucht ein Reklame-Knirps, circa funf, am Strand der gleichaltrigen Freundin das AbschiedskuBchen ins Gesicht - er muB fort, er hat was vor: «Also TschuB, ich gehf jetzt in Mini-Club. Da ist namlich jetzt FuBball angesagt». Motto: Noch keine Hosen an, aber schon Termine. Schneller leben, fruher lernen: Erwachsenen-Ehrgeiz steckt dahinter, wenn sich in der Zeitschrift «Eltern» stolze Mutter nach dem passenden Lemkonzept fflrs Kleinkind erkundigen. Programme suche sie, schreibt eine Leserin, um. ihre Tochter Angela, ein «besonders fixes, waches Madchen», optimal zu fordem - die Kleine ist noch keine zwei. Kein Einzelfall, sagt Kinderschutzer Barsch. Das aufgeweckte Kind sei Balsam ftirs elterliche Selbstwertgefiihl: «Man muB schlieBlich», so der Professor, «auf der Party was Tolies uber sein Kind zu erzahlen haben». Der Druck auf die Kinder resultiert zuweilen aus den besten Absichten. StraBen und Platze sind, aus Angst vor Verkehr und anderen Gefahren wie Drogen und Gewalt, oft fur Kinder zum verbotenen Terrain geworden. Padagogen sprechen bereits von einer «Verhauslichung der Kindheit», einem Aufwachsen zwischen vier Wanden - eine These, die eine noch unveroffentlichte Studie des Miinchner Jugendinstituts sttitzt. Acht-bis-Zwolfjahrige, nach ihren Freizeitgewohnheiten befragt, gaben zu Protokoll, daB sie sich «selten» oder «fast nie» auf der StraBe oder dem Spielplatz in der Nachbarschaft tre ffe n g e sp ie lt wird zu Hause oder im Jugendzentrum, im Verein.

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Die spontane und selbstbestimmte «Eroberung der Welt» scheint inzwischen eine rare Kunst. Freundschaft nach Plan: Fur das Unerwartete, Unvorhergesehene bleibt kein Raum. Treffs miissen arrangiert werden, unangemeldet steht kein Spielkamerad mehr vor der Tiir: Von «geplanter Kommunikation» spricht der Padagoge Barsch, In der Schule nicht selten wird der Termin auBerdem fernmundlich bestatigt. Klassischer Fall Kindergeburtstag: Topfschlagen und Blindekuh ziehen nicht mehr; wo nicht der Zauberer, der Clown oder wenigstens die FreBparty bei McDonald’s auf dem Programm stehen, yerlieren die verwohnten Kleinen schnell die Lust am Fest. Herzrasen, Schlafstorungen, feuchte Hande, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden sind an der Tagesordnung, die Kinder sind reizbar, besonders ehrgeizig, ungeduldig, nervos und vor allem aggressiv. Gut ein Drittel der Jungen und mehr als Halfte der Madchen bekaxmten, gelegentlich oder gax regelmaBig Mittel gegen Kopfschmerzen zu nehmen. Medikamente gegen Allergien, Herz-Kreislauf-Mittel, Beruhigungs und Schlaftabletten, Pillen zum Anregen, zum Ziigeln des Appetits - wenig, das nicht geschluckt wurde. Und 80 Prozent aller Falle von Kopfschmerz sind psychisch bedingt - Folgen von StreB und Angst (Spiegel. 1990. № 12). DEUTSCHLAND 2000: FRAUEN

Professor Dr. Ute Gerhard. Wird sich das Rollenverhalten zwischen Mannern und Frauen andern, Frau Gerhard? In keinem Jahrhundert haben die Frauen fur sich so viel erreicht wie im 20. Jahrhundert. Heute scheint es eher ruhig um die Frauenbewegung. Ute Gerhard, Soziologin und Juristin, hat sich mit dem Phanomen der «Tochter der Emanzipation» beschaftigt. Sie hat seit 1987 den - damals bundesweit ersten - Lehrstuhl fur Frauenforschung an der Universitat Frankfurt am Main inne und ist Direktorin des Interdisziplinaren Zentrums ffir Frauenstudien. «Welche Rolle wird der Begriff «Emanzipation» fur die heranwachsende Generation von Frauen noch spielen? «Emanzipation» klingt heute schon sehr altmodisch. Ich meine aber, dass das Emanzipations-Versprechen der Neuzeit noch nicht eingelost ist Es hat sich viel zum Besseren verandert, so dass Madchen heute das Gefiihl ha­ ben, sie seien gleichberechtigt. Aber fur die jungen Frauen treten dieselben Probleme auf, die wir in der alteren Generation hatten: Dann, wenn sie daruber nachdenken, wie sie Kinder und eine ambitionierte Karriere

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vereinbaren konnen. Daneben gibt es viele andere Punkte: Die Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Lohnungieichheit, Armut von Frauen. «Emanzipation» ist vielleicht nicht mehr die Begrifflichkeit, mit der wir junge Frauen ansprechen konnen. Wenn man die Frage international betrachtet, wird aber noch deutlicher, wie ungelost sie bis heute ist. Gibt es denn ktinftig noch eine Frauenbewegung? Es ist ja jetzt schon eher still um sie geworden. In keinem Bereich ist der soziale Wandel im 20. Jahrhundert so grandios vorangeschritten wie in dem der Geschlechterverhaltnisse. Ich sehe es so, dass die Frauenbewegung momentan in einer Flaute ist, weil tatsachlich viel erreicht wurde. In den 200 Jahren Frauenbewegung gab es immer soldi ein Auf und Ab: Gerade nach Phasen, in denen viel erreicht wurde, beispielsweise in den 20er Jahren, war in der Bewegung ein Stillstand. Ich glaube, dass der nachste Schub erst mit einer neuen Frauengeneration, vielleicht in zehn oder 15 Jahren, zu erwarten ist. Denn die Probleme sind nicht gelost. Das Ausbildungsniveau von Frauen ist seit den 50-er Jahren rasant gestiegen. Wieso gibt es trotzdem immer noch so wenige Frauen in Spitzenjobs? Die Positionen der Macht sind zu 95 Prozent von Mannern besetzt. Wir reden in der Frauenforschung von der «Glasdecke», einer unsichtbaren Barriere, die aber strukturell und systematisch ist Der Dreh- und Angelpunkt ist dabei in den allermeisten Fallen die Familienfrage. Mussten rechtlich andere Voraussetzungen geschaffen werden? Ich bin uberzeugt, dass wir einen Fehler begehen, wenn wir glauben, die rechtli-ehe Situation sei bereits geklart. Wir ha-ben im deutschen Grundgesetz den wunderbaren Artikel 3, Absatz 2, der jetzt noch einmal reformiert wurde - mit der Verpflichtung des Staates Gleichberechtigung herzustellen. Das bedeutet mehr als nur das Verbot von Diskriminierung. Aber es mussen auch neue rechtliche Wege gefunden werden, die Durchsetzung der Gleichberechtigung zu organisieren. Ganz praktisch: Staatliche Subventionen sollten nur noch in solche Bereiche flieBen, in denen das Verfassungsziel der Gleichberechtigung verwirklicht wird. Und wir brauchen eine Familienpolitik, die Mannern ermoglicht, fur ihre Familie da zu sein. An dieser Stelle mussen wir viel radikaler denken. «Familie und Frauen» sollte einfach nicht diese selbstverstandliche unlosbare Verkntipfung bleiben. Familie sollte vor allem auch eine Aufgabe fur Manner sein. Wirkt sich der Wandel der Arbeitsstrukturen - weniger Arbeit in Industrie und Landwirtschaft, mehr Arbeit am Computer und in Dienstleistungssektoren auf die Erwerbstatigkeit von Frauen aus? Die Hoffnung gab es zwar, aber nein, im Gegenteil, die Manner haben

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es wieder sehr viel schneller verstanden, die entscheidenden Positioner! zu besetzen. Es gibt immer mehr ailein erziehende Frauen. Wird das einen Einfluss auf das kunftige Rollenverhalten der Geschlechter haben? Die Potenziale, die in der Erziehung liegen, sind den Frauen oft zum Nachteil angerechnet worden, weil es heifit: Es sind schlieBlich die Mutter, die auch die Manner erzogen haben. Umgekehrt kommen wir weiter: Es mussten mehr Manner in die Erziehungsverantwortung genommen werden, mehr Frauen in die mannlichen Positionen vordringen - erst dann andern sich die Verhaltnisse. Frauen

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Zukunft der arbeit Frauen im Management FUHREN FRAUEN ANDERS?

Neue Arbeitswelten fordem neue Fiihrungsstille, vielleicht eine Chance fur Frauen Wiirde die Welt anders aussehen, wenn Frauen in einflussreichen Positionen waren? Die Antwort ist nein, wenn das Nur fur einige wenige Frauen gilt. Die Antwort heiBtja, wenn eine kritische Masse von Frauen die Entscheidungsprozesse Beinflussen karrn. Maj Britt Theorin. EU-Parlament

Bei gleichem IQ sind Frauen durch einen hoheren EQ (Emotioneler Quotient) besser geeignet zur Fuhrung von Teams. Elke Dobner. Autorin

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Frauen besitzen die Halfte des der Menschheit zur Verffigung stehenden Potenzials an Begabungen. Ihre Unterreprasentanz bei Entscheidungsprozessen gereicht uns Allen zum Nachteil. Erklarung von Athen. 1992 Warum bin ich die einzige Ministerprasidentin dieser Republik? Wie Sie an meinem Kabinett sehen, konnen Frauen sehr wohl schwierige Aufgaben erffillen. Heide Simonis (SPD). Ministerprasidentin Schleswig-Holstein Es gibt keine signiflkanten Unterschiede in der Art, wie Manner und Frauen Untemehmen fiihren. Son]a Bischoff. Wissenschaftlerin VON JANET SCHAYAN

Wenn es eine neue Frauenbewegung in Deutschland gibt, dann eine in Richtung Chefetage. Das ist kein rasanter An-und Aufstieg, sondern eine langsame, bedachtige - aber bisher stetige - Entwicklung. Drei Fakten: Rund ein Drittel aller neuen Untemehmen in Deutschland werden heute von Frauen gegriindet (auch, weil sich in der eigenen Firma leichter Familie und Karriere koordinieren lassen). Von 1986 bis 1999 ist der Frauenanteil uber alle Managementebenen von vier auf 13 Prozent gestiegen (was keine befriedigende GroBenordnung ist, aber ein Trend). Die Zahl der Parlamentarierinnen wachst ebenfalls kontinuierlich - von 9 Prozent 1980 auf immerhin tiber 31 Prozent im Jahr 2001 (womit Deutschland auf Rang ffinf der 15 EU-Lander liegt). Richtig diinn wird die Luft fur Frauen allerdings an der Spitze der GroBkonzeme. Hier scheint die oft beschriebene «glaseme Decke» (glass ceiling) - die unsichtbare Barriere, die Frauen auf ihrem Weg in die Chefetage blockiert - weit undurchlassiger als im mittleren Management oder in kleinen und mittleren Untemehmen: Der Anteil von Frauen im Topmanagement der deutschen GroBuntemehmen liegt bei mageren ffinf Prozent. Das Bild gleicht sich weltweit: Lediglich ein bis drei Prozent der «top executive Jobs» der groBten Firmen der Welt sind mit Frauen besetzt - zu diesem Ergebnis kam die Studie

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«Breaking through the glass ceiling» vom .Marz 2001 im Auftrag der ILO (International Labour Organization). Die USA kommen mit rund 40 Prozent weiblichen Fiihrungskraiten insgesamt zwar auf eine stattliche Zahl - ob diese aber vergleichbar ist, sei dahin gestellt, denn der Begriff «Management» wird dort schon auf einer relativ niedrigen Ebene benutzt. Die Fuhrungsqualitaten der Zukunft sind fur Manner und Frauen gleich: kooperativ, teamorientiert, kommunikativ. Tendenziell mehr frauen in leitenden Positionen - halt damit auch ein weiblicher Fuhrungsstil Einzug? Gibt es den? Fuhren Frauen anders? Eine Frage, mit der sich ungezahlte Managementzirkel, Seminare und B1I eher lustvoll und kontrovers immer wieder aufs Neue beschaftigen. Und wenn man einigen Autoren Glauben schenkt, dann stehen wir schon am Beginn eines «weib lich» gepragten Zeitalters, in dem als vorzugsweise femi nin eingestufte Eigenschaften wie Kommunikationsfa higkeit, Teamorientierung, aufgaben-bezogenes Arbeiten zu den Business-Erfolgsfaktoren schlechthin werden. Der Okonom Christian Lutz, Direktor der fiihrenden Zukunftsdenkfabrik der Schweiz, sieht Frauen «bei der Ubernahme von Schlusselfunktionen in ktinftigen Organisationen im gleichen MaBe privilegiert, wie sie in der Vergangenheit benachteiligt waren». Kunftig sei nicht nur Sachorientierung, sondern auch soziale Orientierung gefragt, weniger die Vorreiter als die Teambildungsfunktion, mehr Pragmatismus, weniger Ideologic - alles Fakto-ren, die nach den gangigen Stereotypen eher weiblichen Fuhrungskraften entgegenkamen. An einen unterschiedlichen Fuhrungsstil glaubt auch die Autorin Elke Dobner («Wie Frauen flihren»): Manner gaben Druck eher nach unten weiter, Frauen entwickelten im Team gemeinsam Losungen. Der EQ, der Emotionale Quotient, sei bei Frauen einfach groBer. Professor Gertrud Hohler, Grande Dame der deutschen Politik-und Wirtschaftsberatung, meldete sich unlangst mit dem Buch «Wolfin unter Wolfen. Warum Maimer ohne Frauen Fehler machen» zu Wort: «Manner fokussieren starker, Frauen nehmen auch die Rander des Spektrums wahr. Manner verfolgen Ziele. Frauen schauen auf die Menschen, die diese Ziele erreichen sollen. Manner kommunizieren strategisch, Frauen kommunizieren, um Vertrauen herzustellen». «WOLFINNEN» MIT HOHEM EQ

Und was sagt die Empirie? Sonja Bischoff, Professorin ftir Wirtschaftswissenschaften in Hamburg, hat seit 1986 drei Studien tiber «Manner und Frauen in Fuhrungspositionen der Wirtschaft in Deutschland» vorgelegt. Ihr Ergebnis: «Es gibt keinen haltbaren Beleg dafiir, dass Frauen

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grundsatzlich anders ftihren als Manner». Beide Geschlechter verfugten iiber kooperative, beide situationsabhangig iiber autoritare Methoden. Von geschlechtsspezifischem Rollenverhalten sei «auf der Fiihrungsebene nichts mehr zu merken». Dafiir stellte Bischoff fest, dass Frauen heute ein durchweg positives Verhaltnis zur Macht haben, noch 1990 war das ganz anders. Interessant auch, dass nach ihren Studien Manner und Frauen dieselben Vorstellungen von den Fiihrungsqualitaten der Zukunft haben: kooperativ, teamorientiert, kommunikativ. In der Praxis scheint unser Thema iibrigens auch keins zu sein: «Ob Frauen anders ftihren, das interessiert uns nicht sehr», sagt Nicole Funck von der Vereinigung «Frauen im Management», «wichtig ist doch, dass es funktioniert». Vielleicht lasst sich die Frage ohnehin erst beantworten, wenn die empirische Basis von Frauen in Fuhrungspositionen breiter ist als heute. Daran arbeiten zahlreiche Forderprogramme, wie die zum Teil von EU und Bundesregierung unterstiitzten Initiativen «Preparing Wo-men to lead» oder «E-QualityManagement». Ein wichtiger Schritt war auch die im Juli 2001 zwischen Bundesregierung und den Spitzenverbanden der deutschen Wirtschaft vereinbarte «Forderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft». Damit hat sich die deutsche Wirtschaft erstmals zu aktiver Gleichstellungspolitik verpflichtet - und die schliefit die Fiihrungsebene ein. Ministerin Christine Bergmann, zustandig fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend: «Die Gesellschaft und unsere Wirtschaft konnen es sich nicht langer leisten, auf das Know-how und Konnen von Frauen zu verzichten». So gesehen spielt es keine Rolle, ob Frauen andersj ftihren als Manner. Hauptsache, sie tun es. Janet Schayan ist Redakteurin der Zeitschrift «Deutschland». E-Mail: [email protected] Intemetempfehlung der Redaktion www.db-decision.de Europaische Datenbank zum Thema Frauen in Fuhrungspositionen. 6% Professorinnen. Der Anteil der Top-Akademikerinnen mit eigenem Lehrstuhl ist klein, 1980 lag er bei noch bescheideneren 2,5%. 27% Rechnungswesen. Karriere machen Frauen meistens in Rechnungswesen, Marketing (21%) und Personalwesen (17%), am seltensten in der Produktion (1%). 7% Jungmanagerinnen. Bei den Unter 30-Jahrigen sind Manner und Frauen noch gleich haufig mit Fiihrungsaufgaben betraut. 58% Berufstatige Frauen. Der deutsche Wert liegt knapp iiber dem Schnitt der EU-Lander von 54%. Die Daninnen stehen mit 72% berufstatigen Frauen in Europa an der

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Spitze, die Italienerinnen mit 39% am Ende der Skala. 5% Topmanagerinnen. Nur funf von 100 Spitzenmanagem in deutschen GroBuntemehmen sind weiblich. Im Mittelstand schaffen es 8% Frauen, in Verbanden und Behorden 11% bis in die hochste Flihrungsebene. 60% Mutter. Uber die Halfte der Frauen mit minderjahrigen Kindern arbeiten, die Mehrzahl von ihnen hat einen Teilzeit-Job. 29% Grunderinnen. Ein knappes Drittel der selbststandigen Existenzgrunder in Deutschland sind Frauen, bei steigender Tendenz. 37% Teilzeit. Manner arbeiten in Deutschland nur zu 5% (EU-Schnitt 6%) in TeilzeitJobs, bei den Frauen arbeiten dagegen 37% (EU-Schnitt 33%) mit reduzierter Arbeitszeit. Svetlana Tsogoeva Juniorprofessorin Neue akademische Weihen: Die mssische Chemikerin Svetlana Tsogoeva wird Deutschlands erste Juniorprofessorin. Vom Sommersemester an wird die 28-jahrige aus St. Petersburg, die nach ihrer Promotion mit einem Forschungsstipendium nach Deutschland kam, an der Universitat Gottingen lehren. Die Juniorprofessur - die es auch an anderen deutschen Unis geben wird - ist Teil der Hochschulreformen von Bundesbildungsministerin Bulmahn: Sie soil jungen Wissenschafflem auch ohne H abitation frith die Chance geben, selbststandig zu forschen und zu lehren. Die ersten 300 Juniorprofessuren werden mit 185 Millionen Euro gefordert. Sarah Connor Sangerin Neue Nummer eins: Sie kommt aus Delmenhorst und will ganz hoch hinaus - Sarah Connor, 21, hat sich schon mit drei Hits, zuletzt «From Sarah with Love», in die Spitze der deutschen Charts gesungen. Fortsetzung soil folgen, mit der bewahrten Mischung aus zarten Balladen und kraftvollem Soul. Simone Wagner Weinkonigin Regiert im Rheingau: Der Dame mit dem Kronchen konnte begegnen, wer sich zum Jahr der deutschen Rheinromantik aufmacht. Der Rhein zwischen Mainz und Bonn feiert seine Entdeckung durch Maler und Dichter - und auf vielen der mehr als 120 Veranstaltungen zum Festjahr ist Konigin Simone bestimmt dabei. Termine unter www.dzt.de.

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Jutta Limbach Prasidentin Frau Prasidentin bleibt Prasidentin: Jutta Limbach, seit 1994 an der Spitze des Bundesverfassungsgerichtes eine der machtigsten Frauen in Deutschland, ist am 17. Januar zur neuen Prasidentin von Goethe-fnstitut Inter Nationes gewahlt worden. Die Juristin, Jahrgang 1934, folgt in diesem Amt dem langjahrigen Goethe-Chef Hilmar Hoffmann nach. Als erste Frau. Damit kennt Jutta Limbach sich aus: Sie war unter anderem die erste Frau, die in Berlin in Jura habilitiert worden ist, und die erste Prasidentin des hochsten deutschen Gerichtes. Zur Macht, sagt sie, sollten Frauen ein «ganz selbstverstandliches Verhaltnis» haben. ДОВОЛЬНА ОДНОЙ РОЛЬЮ

Девушки в Федеративной Республике Германия, как показывают многочисленные опросы, не хотят быть домашними хозяйками. Они учатся, приобретают профессию, начинают постоянно работать... до первого ребенка. И если муж достаточно зарабатывает, многие из них бросают - обычно навсегда - работу и становятся домашними хозяйка­ ми. Какое количество женщин действительно посвящает себя мужу, детям и хозяйству, можно только догадываться. Из 32 миллионов жи­ тельниц нашей республики работают 10,2 миллиона (работающих муж­ чин - 18 миллионов). Если учесть число подростков, учеников, студен­ тов, пожилых людей, то круг домашних хозяек оказывается немалым. И все же им часто приходится оправдываться, особенно перед работаю­ щими женщинами, за выбор бытия домохозяйки. Они сознательно сде­ лали выбор и на протяжении многих лет борются через представитель­ ство своих интересов - Немецкий союз домохозяек - за признание сво­ ей деятельности как профессии. Домашняя работа равноценна любому другому труду и в соответствии с ее общественным значением должна иметь признание и в финансовом выражении. В среднестатистическом хозяйстве с двумя детьми женщина работает 50 - 60 часов в неделю, проделывая работу на сумму 4.000 немецких марок в месяц (стоимость простого подержанного автомобиля). Свободного времени у нее еже­ дневно остается около одного часа. То, что домашней работе выделяет­ ся место во всех академических исследованиях (по данным Федераль­ ного министерства по делам молодежи, семьи, женщин и здравоохране­ ния, до 55 процентов всего объема рабочего времени в Федеративной Республике Германия вырабатывается в семье), относится к противоре­ чиям общества, которое, с одной стороны, делает ставку на достижения, с другой же - ломаного гроша не дает за достижения, которые не опла­

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чиваются в марках и пфеннигах, по словам Немецкого союза домо­ хозяек. Понятно, что по-другому это оценивают не только феминистки, но и большинство работающих женщин. Федеральное правительство сделало первый шаг в нужном направлении, приняв решение о засчитывании в трудовой стаж лет, ушедших на воспитание детей, и о предос­ тавлении денег и долгосрочных отпусков для воспитания детей. РАБОТА ДО ВЕЧЕРА ИЛИ ВРЕМЯ ДЛЯ РЕБЕНКА?

Стирка, приготовление пищи, глажка, покупки и одновременно еще и забота о ребенке: матерям-одиночкам нелегко совместить все эти нелегкие обязанности. Можно говорить о счастье, когда работу за дисплеем можно проделать на кухне. «Теперь, когда Ванесса подросла, нам так хорошо вместе живется, что я себе уже по-другому и представить не могу», - говорит Марлис Меснер, одна из 1,6 миллиона матерей-одиночек в Федеративной Рес­ публике Германия. Она вышла замуж в 20 лет. От короткого брака ос­ талась дочь Ванесса. Получив родительские права на девочку, она после развода возвратилась в маленький городок на юге страны, где она вы­ росла. Сегодня ей 38 лет, и она, огладываясь назад, рассказывает: «Начало было не из легких. Мне, с одной стороны, нужны были деньги на квартиру, на ребенка, на хозяйство, с другой же стороны, я ни в коем случае не хотела работать полный день. Мне хотелось иметь достаточно времени на Ванессу». Марлис пошла работать секретарем на полставки в архитектурное бюро по-соседству и приходила домой ко времени, когда Ванесса возвращалась из детского сада, а потом из шко­ лы. Когда Ванесса немного подросла, Марлис иногда стала оставаться в бюро и после обеда или брать работу на дом. Ее зарплаты, алиментов от бывшего мужа на Ванессу, государственного ежемесячного пособия на детей и дополнительных заработков как раз хватало на жизнь. Как-ни­ как Марлис позволяла себе небольшую трехкомнатную квартиру в доме рядовой застройки и ежегодный заграничный отпуск с Ванессой. Не обошлось без проблем. «С Ванессой у меня в одно время воз­ никли большие трудности, - рассказывает Марлис. - Она вдруг начала прогуливать школу, а я не сразу заметила. Ее успеваемость резко снизи­ лась, так что мне пришлось еще больше с нею заниматься, говорить с ней, вместе делать домашние задания. Тут уж я порадовалась, что не отсутствовала до вечера, а могла уделять ей всю вторую половину дня». Большую помощью Марлис оказывала ее семья. Она всегда могла на нее рассчитывать. Ее родители живут в соседней деревне и в любое время охотно забирали к себе Ванессу. Девочка превосходно чувствова­

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ла себя в огромном саду с небольшой фермой, где играла вдоволь. А Марлис использовала освободившееся время на свои нужды. Помогали ей родители и при финансовых затруднениях: «Это придавало чувство надежности, в моральном отношении тоже. Без поддержки моих роди­ телей мне бы, наверное, пришлось намного тяжелее». Ванессе уже 17 лет, мать и дочь давно стали подругами, которые делят одну квартиру. «Окончив школу, Ванесса пойдет работать и, быть может, уйдет из дома. Тогда я, пожалуй, пойду работать на полную ставку. Хотя у меня тогда в этом больше никакой необходимости не будет!» РЕГИНЕ ХИЛЬДЕБРАНДТ

Женщину, которая в настоящее время возглавляет одно из самых важных министерств ГДР, зовут Регине Хильдебрандт, ей 49 лет, она биолог. До недавнего времени она была научным сотрудником восточноберлйнского Центра диабета и заболеваний обмена веществ, а теперь блестяще справляется с новыми обязанностями. Но это еще не все. У нее семья и трое детей. «Каждую неделю на глазах министра растут проблемы. Сначала 10 тысяч безработных, затем 100 тысяч (материал подписан в печать до 3 октября 1990 г.), в скором времени 500 тысяч, а потом, может, и целый миллион. Госпожа Хильдебрандт не любит думать об этих цифрах. Она ничего не упускает из виду: что, когда говорят о безработных, кому уг­ рожает потеря рабочего места, т.к. речь идет о человеческих судьбах. Иногда кажется, что ей хочется взять каждого в отдельности за руку, чтобы показать: «Господин Мюллер или Майер, сюда, пожалуйста», так описывает газета «Зюддойче цайтунг» министра. Не найдется журнала или газеты, которая уже не писала бы о Реги­ не Хильдебрандт. На корреспондентов особенно сильное впечатление производит ее невероятная увлеченность и деятельная манера, с кото­ рыми она подходит к сложнейшим проблемам своей страны. Своей де­ ловитостью она показывает согражданам, что они должны позабыть традиционное выжидание социализма. «Рыночная экономика означает риск, - говорит она, —и тут уж надо вылезать из футляра: при этом от­ крываешь много того, о чем не подозревал. Я уверена, что в наших работополучателях дремлют таланты и инициатива, их следует только освободить» (цитирует министра «Зюддойче цайтунг»). При всех заботах и тяготах, которые приносят ей ее трудный пост и двойная нагрузка работающей матери, ей все же удается сохранять при­ ветливую, вежливую манеру в обращений с сотрудниками. Лишенная

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какой бы то ни было нервозности или чванства, она уверенно держит в руках бразды правления. Как она представляет будущее своих соотече­ ственников? Ей видится экономически здоровый тарифный договор. Чтобы предприятия выжили, заработки поначалу не должны быть слишком высокими. Для поддержания духа важна и возможность пе­ реквалификации. Вместо бесчисленных увольнений она считает более разумным введение неполного рабочего дня. Она не устает ободрять жителей ГДР, указывая на огромные возможности, которые кроются в рыночной экономике. УСПЕХ ПРОТИВ СЕМЬИ

Преуспевающая на службе женщина не может одновременно быть помощницей мужчине в его карьере. Должна ли она поэтому отка­ зываться от партнерства? Нет, конечно, если у нее понимающий муж. Но, как известно, таких меньшинство. Разрываясь между традиционны­ ми ролевыми стереотипами и желанием найти новые формы жизни, женщины нередко тормозят свои притязания на карьеру. Так видит и описывает социолог Мартина Шмидт в книге «Карьера и партнерство» конфликт женщин и выводы из него: у женщин иные приоритеты, чем у мужчин, ибо они придают большее значение межчеловеческим контак­ там, нежели статусу, престижу, деньгам или власти. Мартина Шмидт указывает на то, что мужчины хотя тоже имеют семью, но в отличие от женщин они не заостряют на этом внимания. Свои конфликты они не обсуждают именно потому, что мужчине это «не пристало». Неготов­ ность женщин подстраиваться под манеру поведения мужчин не остает­ ся без последствий: боясь нанести карьерой урон межчеловеческим контактам, большинство женщин даже не ставят себе целью профес­ сиональную карьеру. Успех для них, видимо, не ограничивается одной лишь профессиональной областью, а означает гармоничное сочетание профессии, партнерства, семьи. ЧТОБЫ СОХРАНИТЬ РАБОТУ

Добрых 40 лет назад в Основном законе (Конституции) Федера­ тивной Республики Германия было сформулировано требование равно­ правия мужчины и женщины в государстве и обществе. Закон о право­ вом режиме предприятий от 1972 года тоже запрещает неравное обра­ щение с людьми на основании их пола. Но то, что женщины тем не ме­ нее требуют особого внимания, подтверждают данные Федерального статистического ведомства. Статистики опубликовали средние показа­

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тели месячного заработка мужчин и женщин за весну 1989 года. Оказа­ лось, что мужчины-рабочие получают 3511, а женщины всего 2477 не­ мецких марок, то есть на добрых 1000 марок меньше. Среди служащих картина еще безотраднее: мужчины получали 4804, женщины - 3087 немецких марок. И это притом, что у женщин никогда еще не было та­ кой высокой квалификации, как сегодня. Это не мешает по-прежнему предлагать женщинам менее квалифи­ цированные рабочие места. За исключением некоторых высоких постов в концернах прод- и промтоваров, женщины составляют лишь три про­ цента руководящих работников. В промышленно-технической области по-прежнему обучается намного больше молодых людей, чем девушек. Достоверны и сообщения о том, что девушек не оставляют работать на предприятии, где они получили профессионально-техническую подго­ товку, говоря, что те скоро начнут рожать детей. Стараясь сделать положение женщин более выгодным, союзы ра­ ботодателей и профсоюзы делают ставку на улучшение шансов образо­ вания женщин по всем специальностям, на удлинение «семейного пе­ риода» и, прежде всего, на более гибкий график рабочего времени на предприятиях. «В области планирования кадров мы вступили на неисследованную территорию», - говорит Ино Шнеефойт, начальник отдела кадров фир­ мы «АйБМ Дойчланд» в Штуттгарте. Результатами он доволен. Со­ трудники фирмы, мужчины и женщины, в будущем смогут при рожде­ нии ребенка брать отпуск сроком до четырех лет. Если в это время поя­ вится еще один ребенок, отпуск можно продлить до восьми лет. За со­ трудником сохраняется право по возвращении получить сравнимое с его бывшим рабочее место. Отпуск по уходу за детьми учитывается при подсчете стажа для выплаты производственного пенсионного обеспече­ ния. Подобно АйБМ, в последние годы многие немецкие фирмы в раз­ личных отраслях ввели увеличенный отпуск по уходу за детьми. К их числу относятся МВБ, «Даймлер-Бенц», АЭГ, «Фольксваген», БМВ, а также БАСФ, «Байер», «Хёхст», Немецкий банк. Все больше фирм заключают производственные договоры, обязы­ вающие оказывать содействие женщинам. Договоры состоят из целого ряда правил...». Даймлер-Бенц, например, предусматривает для своих сотрудников сохранение контакта с предприятием во время перерыва в работе, допуская их к участию на курсах повышения квалификации. Женщинам обещан гибкий график работы на неполную ставку, чтобы они могли безболезненно сочетать работу и дом. Вносит свой вклад и государство. Оно продлило часы работы детских садов, расширяет сеть ясель. Эти учреждения получают финансовую поддержку и от многих

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предприятий. В содействии женщинам функции авангарда взяли на себя крупные фирмы - и это неслучайно. Они в собственных интересах могут позво­ лить себе такую щедрость. О мелких и средних предприятиях в настоя­ щее время почти ничего не слышно. Однако концернам тоже придется проанализировать свой опыт, прежде чем говорить, что женщины пол­ ностью равноправны. ТРОЕ ДЕТЕЙ И ОДНА ФИРМА

Предпринимательницу года стали выбирать шесть лет назад. По­ следний раз этого звания удостоилась 39-летняя Петра РоймМюлинг. Она с 1982 года возглавляет завод металлических и пластмас­ совых изделий «Роим» в городе Хард-хайм, что в Оденвальде. Главное, как решило жюри, состоящее из представителей промышленных кругов, дипломированный коммерсант Петра Ройм-Мюлинг достигла на своем предприятии образцовых показателей в социальном и экологическом отношении. Она не только открыла при заводе детский сад, но и создала рабочие места с неполной занятостью, что повысило долю женщин в коллективе (всего 300 сотрудников) до пятидесяти процентов. Пред­ принимательница установила на своем заводе одну из самых современ­ ных в Европе установку дожигания и электростанцию с регенерацией теплоэнергии. Уровень выброса вредных веществ здесь намного ниже предписанного законом максимума. Предпринимательскую жилку, та­ лант менеджера, творческий подход к делу Петра Ройм-Мюлинг проя­ вила, взяв на себя руководство семейным предприятием после того, как в 1982 году скончался ее отец. Объем сбыта продукции фирмы главным ее клиентам (радио- и телевизионной промышленности) тогда как раз сократился. Мать троих детей вложила капитал в современную технику и включила в круг клиентов автомобилестроительную промышлен­ ность. Ей удалось увеличить оборот фирмы с 15 до 35 миллионов не­ мецких марок. СКАЗКА ПРО МИЛОСЕРДНУЮ САМАРИТЯНКУ

Что, собственно, типично женского у определенной профессии, что якобы предрасполагает женщину к одному виду деятельности и исклю­ чает другой, типично мужской? Для Хинриха Кёнига, 24-летнего сту­ дента медицинского факультета, вопрос давно выясненный: «Из-за того, что женщины рожают детей, то есть девять месяцев под полную свою ответственность вынашивают в себе новую жизнь, в них вырабатывает­

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ся большая способность к сочувствию, делая их более мужчин предрас­ положенными к таким социальным профессиям, как медицинская или патронажная сестра». Убежденных защитниц женских прав эта простая причинно-следственная связь, наверное, возмутила бы, однако взгляд на статистические данные о социальных профессиях мог бы их насторо­ жить. Львиную долю всех социальных услуг оказывают женщины. К этой сфере относятся упомянутые медсестры, санитарки в домах пре­ старелых, воспитательницы детсадов, акушерки. Все более размывалось в последние годы представление о типично мужских профессиях, которыми овладевают все больше женщин, уяз­ вимыми становятся утверждения, подобные приведенному выше. Уди­ вительно ли, что изучением феномена женских профессии в первую очередь занялись ученые-женщины? Для Кристин Альтманн, дипломи­ рованного педагога и преподавателя школы санитарок для домов пре­ старелых, проблема ясна: «В нас, женщинах, родители до сих пор вос­ питывают самоотверженность. Дочки помогают по хозяйству, сыновья в это время могут идти гулять. Девочка должна быть послушной, маль­ чику иногда позволяется бунтовать, ибо это по-мужски. В результате формируется женщина, которая чувствует себя признанной и любимой только тогда, когда она самоотверженно помогает». Понятно, что имен­ но такие женщины стремятся работать в области социальной помощи. Ибо где еще они могут получить необходимое признание, как не при жертвенной деятельности милосердной самаритянки? Однако далеко не каждый больной благодарен, далеко не каждый старик послушен, что само по себе абсолютно нормально. Но для жаждущих действий по­ мощниц уже ничтожная критика или возражение означают полное не­ приятие ее личности. А этого большинство не в состоянии переносить. Они начинают страдать депрессиями или обращают свою разоочарованность и беспомощность против больных и старых. «Мы, специали­ сты, называем это синдромом помощника. Для нас эти женщины - пси­ хически больные», - поясняет Кристин Альтманн, которая в своей шко­ ле почти ежедневно имеет дело с подобными случаями. Для нее очевидно, что эту проблему можно решить только на уров­ не всего общества. «Мы ведь постоянно сталкиваемся с тем, что подоб­ ные профессии вообще не имеют престижа в глазах общества. Кто же признается, что работает санитаркой в доме престарелых или с детьмиинвалидами? Не говоря уже о жалкой оплате...» Между трудом и воз­ награждением наблюдается слишком большое несоответствие. «Пока в наших семьях не изменятся педагогические стереотипы, боюсь, все бу­ дет оставаться по-прежнему. Дело даже ухудшится, ибо уже сегодня у нас во всех социальных заведениях дефицит персонала. Труд медсестер

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должен получить соответственную оплату и признание, тогда, быть мо­ жет, этой профессией наконец станет интересоваться больше мужчин». FAMILIE SPIELEN

Nein, sagt Laura Ernst, sie habe nicht immer in Gottingen gewohnt, geboren sei sie in Herdecke. Die ersten Wochen des Lebens werden selbstbewuBt in die Biographie eingegliedert. Die acht Jahre ihres bisherigen Lebens sind deutlich strukturiert. Die ersten ffinf Jahre wohnte sie mit ihren Eltern in einer Wohnung des Studentenheims. Nach der Trennung der Eltern war ihre Mutter ein halbes Jahr in Irland, es gab zwei langere Besuche. Ais die Mutter, die von Laura oft Barbara genannt wird, zuruckkam, wohnte sie nicht mehr bei Lauras Vater. Und bevor Laura in die Schule kam, gerade sechs Jahre alt, war sie mit Barbara in eine Wohngemeinschaft gezogen, in der zwei weitere Erwachsene wohnen. Der Vater ist vor nicht langer Zeit in eine benachbarte Stadt gewechselt. So ist Lauras Biographie gewoben zwischen die ihrer Eltern, die sich voneinander entfemen. Noch bis vor einem Jahr hat sie mit der Renitenz eines Kindes ihre Sicht der Dinge unmiBverstandlich deklariert: «Fiir mich seid ihr Frau und Mann», hat sie zu Barbara gesagt (sie meinend und ihren Vater), «denn ihr habt ja mich als Kind». So hat sie die Liebe der Eltern beschworen, der sie ihr Dasein verdankt. Aber irgendwann waren die Realitaten starker. Die Mutter hat wieder einen Partner gefunden (er lebt derzeit in Rom), und der Vater lebt mit einer anderen Frau zusammen, die, um das Spiel zu verwirren, auch Barbara heiBt. Etwajedes zweite Wochenende ist Laura dort, wo sie in einem Zimmer einen Teil ihrer Habe deponiert hat; das Leben an zwei Orten will minutios geplant sein. Dort hat sie keine Spielkameraden, aber die voile Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Manchmal fahrt sie «in der Woche auch zu Papa, aber der hat mich — wenn - dann erst um sechs abgeholt». Die Nebensatze des Alltagslebens scharfen offenbar auch den Sinn ffir Grammatik. Der Lebensstandard eines Landes laBt sich vielleicht am leichtesten dariiber beschreiben, was einem Kind zukommt (weil das Kind spater, wenn es keines mehr ist, den Gegenwert seiner Arbeitsieistung an dem bis dahin Genossenen messen wird): Laura war schon in Irland (zweimal), auf Kreta und Korfu, in Marokko, in Spanien, und uberallhin mit dem Flugzeug. Bevor sie acht Jahre alt ist, wird sie in San Francisco gewesen sein. Hier zeigt sich die Konstruktion, zwei Haushalten anzugehoren, von seiner vorteilhaften Seite. Sie ist gewissermaBen Einzelkind zweier imaginarer Familien, die erst dann (auBerlich) Familien sind, wenn sie auch da ist. Andererseits muB sie der Wunschstruktur, die jedes Einzelkind belastet, auch standhalten. Von

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zwei moglichen Varianten, der stilien emsten und der lebendig verspielten, hat Laura Ernst klar die zweite gewahlt Ihre Chance besteht darin, die vielen Kontakte, die sich ihr bieten, auch zu nutzen. Wenn ihre Freunde bei ihr zu Besuch sind und jeder der Erwachsenen in ihrer «WG» einen Besucher hat so unser Modellspiel, fmden sich auf den hundert Quadratmetem zehn Leute ein. Jeder der vier Bewohner, Barbara, Laura, Henrik und Silke, hat ein eigenes Zimmer. Der transportable Femseher steht auf dem Flur bereit, meist ungenutzt. Man langweilt sich nicht. Ein Leben zu ffihren ist eine Sache, es fur andere nachvollziehbar zu machen, eine andere. So muBte Laura die Frage, wieso Barbara jetzt «mit einem anderen Mann» zusammensei, im ersten Schuljahr beantworten konnen - eigentlich, bevor sie es selbst akzeptiert hatte. In ganz alltaglichen Situationen wird offenbar, daB der statistische Normalfall in den Kopfen noch nicht etabliert ist. Da kommt zum Beispiel der Anruf einer Schulkameradin, die Laura zum Geburtstag einladt. Den entsprechenden Tag sollte Laura beim Vater verbringen, weshalb sie am Telefon sagt, sie musse erst ihren Vater anrufen. Das lost zunachst Verwirrung aus: Warum muBt du ihn anrufen, ist er denn nicht zu Haus? Aber auch Lehrer pflegen das VaterMutter-Kind-Modell in normativer Weise. Unter einer Wohngemeinschaft kann sich, andererseits, in einer Studentenstadt fast jeder etwas vorstellen. Nicht umsonst sind die Ahnlichkeiten der in den siebziger Jahren aufgekommenen «neuen Lebensformen» mit der althergebrachten GroBfamilie bemerkt worden. Barbara, die Mutter, entgeht dabei dem engen Entwurf der «alleinerziehenden Mutter». Sie ist verantwortlich (sie hat das Sorgerecht, das Kind tragt ihren Namen), aber sie muB sich nichf um jedes Detail selbst kummem. Auch sie hat ein eigenes Leben. Der stabilste Verband in Lauras Biographic - von der Koalition Mutter/Kind mal abgesehen - ist ihre Clique: Moritz, Stella, Kaya, Laura. In der (Klein-)Kindergruppe im Studentenheim haben sie sich kennengelernt, vor sechs Jahren. «Wir machen fast alles zusammen», sagt Laura, - sie besuchen dieselbe Schule in der Innenstadt, sie singen zusammen im Schulchor, und sie machen zusammen «dancing sports» in einem privaten Studio. Sie treffen sich reihum — die Familien von Moritz, Stella und Kaya sind «noch» traditionelle Kleinfamilien mit drei oder vier Personen. Zu den bevorzugten Spielen gehort... nun, Familie zu spielen. Da ist Moritz der Vater, Stella die Mutter, Kaya das Kind und Laura - korperlich die Kleinste» das kleine Kind». Die vier sind aus der Sicht Barbaras «die besten Freunde, die ichje unter Kindem kennengelernt habe». Barbara ist, wie inzwischen nicht wenige Mediziner, fur einige Zeit ohne Arbeit. Sie sucht eine Stelle, in der sie sich als Facharztin qualifizieren kann. Der mogliche Ortswechsel, der damit verbunden ware, ist angesichts

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der sorgfaltig austarierten Lebensverhaltnisse naturlich «ein ganz heifies Eisen». Auch die Familie der dritten Art hat ihre Tabus. Laura Ernst Lesen Sie den Text. Schlagen Sie im Worterbuch die untenstehenden Verben nach: - mit den trennbaren Prafixen: eingliedern, abholen, bereitstehen, einladen, anrufen, auslosen, aufkommen, vorstellen; - mit den untrennbaren Prafixen: verdanken, verwirren, beschreiben, belasten, verspielen, verbringen, bemerken, bevorzugen, gehoren, verbinden. Bilden Sie Satze damit. Stellen Sie die Fragen zuin Inhalt des Textes zusammen und besprechen Sie sie. Arbeiten Sie in Gruppen. JULIA, REGINA UND JOSEF PETER AUS DEM SCHATTEN DER BIOLOGISCHEN FAMILIE

Ziegen und Ponies ums Haus, ein dreistockiges Gebaude aus Holz, das auf den Rumen einer Sagerei Ende der achtziger Jahre errichtet wurde nach den MaBgaben des Denkmalschutzes. Der Familienname als buntes Relief im Windfang: Peter! Eine oberbayrische Idylle. Das Haus neben der Miihle in Bruck. Nummer 4. Acht Menschen leben zur Zeit unseres Besuchs im Herbst 1993 in diesem Haus: Regina Peter, eine schmale, energische Frau, eine schnelle Sprecherin von erheblicher Eloquenz; ihr Mann Josef Peter, ein dunkler, eher stiller und lakonischer Typ, dessen gewisse Ahnlichkeit mit Mickey Rourke eine Fostkarte in der Kuche dokumentiert; Julia, eine zierliche Zehnjahrige, die von einem gehelmnisvollen Lacheln umgeben ist; Mucki, mit acht Jahren behend und aufmerksam, vom synergetischen EbenmaB des Vaters (wenn auch blond); und Sophie, noch nicht vier, die im weiBgepunkteten roten Kleid die Rolle der kleinen Prinzessin iibt, nicht ganz ohne Erfolg («Wo ist mein Hochzeitsschleier?»). Pero Kovacevic, achtzehn, der dem bosnischen Krieg unter Verlust seines rechten Unterarms entkommen ist. Femer eine stille bleiche Frau namens Sadbera Hadzic, die ihr ffln^ahriges Kind Selmir betreuf das im einzigen stillen Zimmer des Hauses liegt, schwer krebskrank, und nicht mehr lange zu leben hat. Regina und Josef Peters Engagement ist betont unsentimental und wird auch nicht mit den Regeln christlicher Ethik begrundet. Es ist Teil einer Geschichte des Paars, das nie vorgehabt hatte, sich in der Dynamik von Familie und Suburbia, Arbeit und Freizeit bequem einzurichten: «Die Option

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hat es fur uns nie gegeben, daB wir hier in Riischenkleidchen sitzen und warten, bis der Vater nach Hause kommt». Was die Familie Peter tief gepragt hat, sieht man fast nicht mehr: Die Neurodermitis der Tochter Julia, die im zweiten Lebensjahr siehtbar wurde und iiber viele Jahre das Leben des Madchens zur Holle gemacht hat: Keine Nacht, die durchgeschlafen wurde, ein Schwanken des Zustands zwischen bestenfalls schwerem Wundsein bis zum Kampf mit Abszessen. Eine Krankheit, «nichts, was in unserer Gesellschaft als wirklich tragisch gilt» (Regina Peter) und doch die emotionalen Reserven der Familie abgezapfi hat bis zum letzten Tropfen. Von Nacht zu Nacht, von Therapie zu Therapie. Der Freundeskreis der Familie schrumpft «auf anderthalb» Leute. Das Leben des Madchens ist zeitweise in Gefahr. Ein Psychiater deutet die Krankheit als Folge einer gestorten Mutter-Tochter-Beziehung, Salz in die Wunden der Geplagten. Und Unsinn, wie man jetzt weiB. Die Krankheit ist genetisch erblich, die Strapazen von Eltern-Kind-Beziehungen gehoren zum unvermeidlichen Folgeprogramm. Aber nicht die Schulmedizin bringt die Losung, sondem die Therapie eines Homoopathen. Innerhalb eines Jahres verschwindet die Krankheit fast vollkommen. Julia schlaft wieder, spielt mit den anderen, darf endlich auch baden, und, jtingste Leidenschaft, spielt FuBball im FC Bruck. Und im Flur. Mit zehn Jahren besucht sie die erste Klasse des Gymnasiums und hat plotzlich kompatible Kindersorgen: Jeden Tag Englisch ist nicht gut, weil man dann die Hausaufgaben nicht schieben kann. Ende des psychischen Biirgerkriegs in Bruck 4. Und just als die Krankheit schwindet, die Kleinste dem Babyalter entwachst, entdeckt Regina Peter, daB ihr mit den Strapazen im Schatfen der biologischen Familie soziale Krafte zugewachsen sind, mit denen sie nun zu spielen beginnt Durch einen Zufall wird sie auf das Schicksal eines krebskranken Kindes gestoBen, dessen Schicksal im jugoslawischen Btirgerkrieg dem der anderen ahnelt und deshalb im Vergleich noch grausamer aussieht. Sie hilft, sie hilft auch Pero, der seit einem halben Jahr bei den Peters wohnt, und mit Pero hilft sie anderen Jugoslawen in der Region, intervenieren, stellvertreten, Behorden beknien und tiberlisten, iibersetzen. Am Fall des Kindes, dem mehrere Operationen nicht helfen konnen, spurt sie die Grenzen des Moglichen. Gleichzeitig spiegelt sich im Hoffnungslosen ihre Situation mit Julia - und daB Regina und Julia Peter eine gemeinsame Sprache gefunden haben, um iiber das nun verflogene alltagliche Leid zu sprechen, ist jenseits des homoopathischen vielleicht das eigentliche Wunder. «Ich habe sie geliebt, und ich habe sie nicht ausstehen konnen», - sagt die Mutter, und indem sie die Ambivalenzen der Fiirsorge, die Verstrickung des Helfenden benennt, relativiert sie auch die Rolle dessen, dem geholfen wird, eine Verschiebung vom Objekt zum Subjekt.

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Und die Familie ist nicht mehr der konjuga-le Brunnen im SchoBe des Sozialstaats, aber auch nicht mehr das odipale Knauel hinter den Fassaden glatter Lebensentwtirfe. Mit den komplizierten Vermittlungen, die in einem offenen Haus notig sind, ziehen gewissermaBen auch die Medien ein, und unser Interesse an der erweiterten Familie Peter (Pero kann man schon gut dazuzahlen) hat damit zu tun. Neue Entwiirfe werden mit einer gewissen Vehemenz der Prufung ausgesetzt, das gait schon fur die Lebensreform, Summerhill und die Kommunarden. Folglich mussen die Beteiligten mit der Offentlichkeit, die sie brauchen, auch leben. Was dabei ohne Widerstand der Beteiligten sichtbar wird, ist, daB auch das nicht leicht ist; vielleicht am deutlichsten an der Rolle von Josef Peter, der den verbalen Code der Familie nicht gepragt hat und nicht dominiert. Muhelos sieht man ihn in einen amerikanischen Western versetzt als den guten Kerl, der nicht viele Worte macht. Aber das ist Aura. Selbstverstandlich, sagt er, besinnt man sich gelegentlich darauf, wie es ware, nur zu fiinft zu sein, auf den Kern der biologischen Familie. Denn den Rollenwandel, dessen Schrittmacher Regina ist, kann Josef nur teils aktiv, groBteils passiv vollziehen. Das ist das traditionale Ruckgrat der Konstruktion: Josef Peter verdient das Geld, und nach der Arbeit kommt die Erschopfung. Als Koordinator fur Kongresse eines Pharmakonzems lebt er mit dem uberbordenden Wochen- und Wochenendplan des Managements. Es ware also gut, wenn man nach Hause kommt, am Tisch saBen nicht ein halbes Dutzend Leute, die berieten, wie einer die «Duldung» bekommt oder der Haft entgeht. Emanzipation nach dem Frauen-Modell der siebziger Jahre: Nachdem Julia durch einen Dachausbau ihr eigenes Zimmer bekommen hat, mochte Josef Peter als nachstes seins. Lesen Sie den Text. FRAUEN IN DER DDR

Die alte Bundesrepublik und die DDR gehorten zwei sehr verschiedenen frauenpolitischen Systemen an: das westdeutsche ist bis in die jungste Zeit einer stark ausgepragten Emahrer-Ehemann-Norm gefolgt, hat in starkem MaBe Familienpflichten eingefordert und dadurch die Verfugbarkeit vieler Frauen fur Erwerbsarbeit eingeschrankt. Die mannliche Ernahrer-Norm und starke Familienpflichten fehlten nahezu vollstandig in Ostdeutschland; entsprechend stark war die Norm weiblicher V/erktatigkeit und groB die Zahl bis zur Verrentung vollzeitwerktatiger Frauen bzw. Mutter. In seinem Bestreben, einen historisch neuen Familientyp und eine neue gesellschaft-

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liche Stellung der Frau zu schaffen, verpflichtete der sozialistische Staat Mann und Frau in gleicher Weise zu beruflicher und gesellschaftlicher Tatigkeit. Werktatigkeit und Familienarbeit sollten simultan erfolgen. Kinder waren wertvoll als zukunftig aktive Erbauer des Sozialismus. Der Staat pramierte daher die Kinderzahl, Iibernahm einen GroBteil der Kindererziehung und der verbliebenen Kosten des Kinderhabens. Die Frauenpolitik der DDR entwickelte sich allerdings in Etappen und begleitet von Richtungswechseln (Trappe. 1995. 35 ff.). Die Reform des Eheund Familienrechts der funfziger Jahre beseitigte iiberkommene Barrieren fur die Integration von Frauen in den ArbeitsprozeB. In den sechziger Jahren betonte die Politik neben der quantitativen Ausweitung weiblieher Beschaftigung auch die Qualifizierung der Frauen. Den vielfachen Belastungen der Frauen als Werktatige, Mutter und Hausfrauen versuehte man, einerseits durch Appelle an eine neue sozialistische Partnerschaft von Mann und Frau in der Ehe, andererseits dadurch zu begegnen, daB der Staat vorrangig die Betreuung der Kinder in den ersten Lebensjahren iibemahm bzw. ubernehmen wollte. Mutterschaft sollte zu keiner Reduzierung der Arbeitszeit oder Unterbrechung der Berufstatigkeit fiihren. Geburtenruckgang und Zunahme der Teilzeitarbeit zwangen schlieBlich die Partei zur Relativierung der Politik abstrakter Gleichheit und simultaner Vereinbarkeit, So fuhrte die DDR 1976 das einjahrige Babyjahr (zunachst ab dem zweiten Kind) ein und erweiterte Schutzgesetze und Freistellungen, z.B. den bezahlten Hausarbeitstag. Es handelte sich urn MaBnahmen, die Mutter privilegierten, Manner in der Regel ausschlossen und daher die bestehende geschlechterspezifische Arbeitsteilung fortsetzten. Sie waren mit hohen Ko­ sten fur die Betriebe, die den Arbeitsausfall kompensieren muBten, verbunden. Frauen wurden zu okonomischen Risikofaktoren fur die Betriebe; die Frauenpolitik verscharfte die desolate wirtschaftliche Lage. Als die Mauer fie!, arbeiteten fast 90 Prozent der Frauen im erwerbsfahigen Alter, meist Vollzeit und dies im Durchschnitt 35 Jahre lang (im Vergleich zu zwanzigen Jahren in der BRD). Fast alle hatten Kinder, in der Regel zwei. Gleichzeitig heirateten sie friiher und in groBerer Zahl als westdeutsche Frauen, hatten mehr Kinder als diese und dies ebenfalls friiher. Die Parallelitat von Beruf und Familie sowie die relative okonomische nicht soziale Unabhangigkeit vom Partner pragten das Selbstverstandnis der in der DDR sozialisierten Frauen und erklaren zum Teil die nach wie vor hohe Erwerbsneigung. Ostdeutsche Frauen besitzen moglicherweise einen «Heimvorteil» im aktuellen ProzeB des Umbaus bundesdeutscher Sozialpolitik, der flexible Erwerbsbeitrage von Mannern und Frauen und einen pragmatischen Umgang mit der Elterrirolle verlangen wird (Nickel.

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Besprechen Sie die nachfolgenden Fragen zum Inhalt des Textes.

1. Wodurch unterschieden sich frauenpolitischen Systemen in der alten Bundesrepublik und in der DDR? 2. Worin bestand die Reform des Ehe- und Familienrechts der funfziger Jahre? 3. Wie veranderte sich die Lage der Frauen in der DDR und in der BRD, als die Mauer zwischen beiden Staaten zerfallen wurde? FRAUEN, POLITIK, FRAUENPOLITIK

Trotz gestiegener Erwerbsbeteiligung sind Frauen nach wie vor in den politischen Entscheidungsgremien unterreprasentiert. Ihr Anteil in den nationalen Parlamenten der Mitgliedsstaaten der EU betrug 1994 im Durchschnitt 13,6% (Deutschland etwa 27%), in den Regierungen 12,7%. Frauen haben im Vergleich zu ihrem Beschaftigten- oder Mitgliederanteil relativ selten Fiihrungspositionen in offentlichen Verwaltungen, Parteien oder Gewerkschaftsgremien inne (Europaische Gemeinschaften. 1995. 193 ff.). Ein hoherer Frauenanteil, wie z.B. in den skandinavischen Parlamenten oder im Europaischen Parlament, laBt haufig auf eine schwache Stellung dieser Institutionen im politischen System schlieBen. Frauen konnten in der Bundesrepublik inzwischen zwar in politische Spitzenpositionen «einbrechen»: So wird das Amt des Bundestagsprasidenten gegenwartig von einer Frau ausgeiibt; das Bundesverfassungsgericht hat eine Prasidentin. Aber in den Parteien sind Frauen nach wie vor in der Minderheit. Ihr Anteil betragt in der CDU 23%, in der FDP 25%, der SPD 26% und bei den Griinen 33%. Im Bundestag sind 42 der 294 CDU-Abgeordneten Frauen, 85 der 252 SPD-Abgeordneten, bei der FDP 8 von 47, bei der PDS 13 von 30 sowie bei Biindnis 90/Grune 29 von 49. Gleichzeitig hat die Wahlbeteiligung von Frauen abgenommen (Nave-Herz. 1997. S. 84). Dabei hatte die Frauenbewegung dazu beigetragen, daB sich Institutionen aller Art, Bildung und Wissenschaft, Politik, Parteien und Parlamente, mit Frauenthemen und -belangen auseinandersetzen muBten. Seit Mitte der 1970-er Jahre ist Frauenpolitik Schrittfur Schritt institutionalisiert worden: in Formvon Frauenreferaten oder Frauenministerien, Gleichstellungsstellen - iiber 1.000 in West- und Ostdeutschland - und Frauenbeauftragten. Dienslstellen mit mehr als 200 Beschaftigten mussen heute eine Frauenbeauftragte wahlen; manche Landerministerien fordem ihre Dienststellen auf, Frauenforderplane mit

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Zielquoten, Zielerreichungs-maGnahmen und Sanktionen bei Nichterffillung zu erstellen und kontinuierlich fortzuschreiben. Die Institutionalisierung der Frauenpolitik war innerhalb der Frauenbewegung immer auch umstritten: viele sahen in ihr eine Strategic der etablierten Gruppen, die Bewegung zu vereinnahmen und zu befrieden. Frauenpolitik will die soziale, wirtschaftliche und politische Benachteiligung der Frauen verringern, damit langfristig die in Artikel 3 GG garantierte Gleichberechtigung von Frauen und Mannern zur Verfassungswirklichkeit wird. Im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde die tatsachliche Gleichberechtigung u.a. durch Einsatz des Mittels der Frauenquote eingefordert und dabei haufig Chancen- und Ergebnisgleichheit gleichgesetzt. Die vorgeschlagenen Quotenregelungen unterscheiden sich in ihrer rechtlichen Bindungswirkung. Sie konnen «imperativ», ihre Erfullung mit Zwang und die Nichterfullung mit Sanktionen belegt sein; als numerische Zielvorgaben dienen sie der Orientierung und freiwilligen Erfullung. Quoten konnen unabhangig von der Qualifikation (starre Quoten) festgelegt werden, eine Mindestqualifikation voraussetzen oder «leistungsbezogen» sein. Im letzten Fall sollen die Angehorigen des bisher unterreprasentierten Geschlechts bevorzugt eingestellt werden (D6ring. 1996. S. 177 “ 178). 1994 wurde dem Artikel 3 Abs. 2 GG der folgende Satz eingeftigt: «Der Staat fordert die tatsachliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Mannern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile Ып». Die laufende verfassungsrechtliche Diskussion versucht, die auBersten Grenzen gesetzgeberischen Handelns im Bereich der Frauenforderung auszuloten. Offen ist, inwieweit Artikel 3 ein Abwehrrecht oder einen Verfassungsauftrag zur Herstellung von Gleichheit formuliert; fraglich ist die Zulassigkeit von Gruppenrechten und paritatischer Verteilung gesellschaftlicher Gruppen; zulassig sind im Prinzip MaBnahmen, die die tat­ sachliche Chancengleichheit des Individuiims herzustellen versprechen; es bleibt das Problem der entgegenstehenden Rechte der betroffenen Manner (ebd.: 252 ff.). SchlieBlich kann die Quotierung auch zu neuen Formen der Frauendiskriminierung («Quotenfrau») fuhren. Lesen Sie den Text, stellen Sie Ihrem Gesprachspartner die nachfolgenden Fragen tmd besprechen Sie sie in der Gruppe. 1. Inwieweit betragt der Anted der deutschen Frauen in der politischen Tatigkeit, ihre Fuhrungspositionen in offentlichen Verwaltungen, Parteien, Gewerkschaften? 2. Wozu hatte die Frauenbewegung in den letzten Jahren beigetragen? 3. Was bedeutete die Institutionalisierung der Frauenpolitik seit Mitte

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der 1970-er Jahre? 4. Wie verstehen Sie die Gleichberechtigung von Frauen und Mannem, erlautern Sie dieses Problem anhand des gelesenen Textes. AKKUMULATION VON MACHT

Der groBte Fernsehbetreiber Europas, der groBte Magazinverlag, der groBte Buchverlag der Welt, einer der fiinf grofiten Musikkonzerne der Welt, kurzum: der Berteismann-Konzern untersteht langst dem Willen einer Frau, Liz Mohns, die die vergangenen Monate seit der Entlassung des fruheren Vorstandschefs Thomas Middelhoff dazu nutzte, ihre Macht im Konzern auszubauen. Der groBte Zeitungsverlag Europas gehort Friede Springer, die mit auBerster Konsequenz und Entschiedenheit iiber Jahre hinweg ihre Macht konsolidiert hat. In einer der Zentralen der bundesdeutschen Bewusstseinsindustrie, dem Frankfurter Suhrkamp-Verlag, scheint des Verlegers Witwe, Ulla Berkewicz, die Macht zu ubemehmen und damit zustandig zu werden fur das Erbe dessen, was jeden Intellektuellen in diesem Lande definiert: Adorno und Brecht, Habermas und Enzensberger, Bloch und Benjamin. Kein Buch, das in Deutschland wirklichen Erfclg haben wird, kommt kiinftig an den Empfehlungen einer Frau vorbei: Elke Heidenreich, die mit ihren ersten Sendungen das «Literarische Quartett» um Marcel ReichRanicki weit tiberbot. Insgesamt sind damit fast achtzig Prozent der Bewusstseins-industrie in weiblicher Hand. Was einer heute denkt, lauft vorher fiber die FlieBbander dieser Frauen. Und es Avar mehr als eine Pointe, als Sandra Maischberger Liz Mohn mit dem Satz «Guten Tag, Chefin!» begrii8te. FRAUEN ALS VERMITTLERINNEN

«Kleine zivilisierte Volker», - so hat Arnold Gehlen einst vorhergesagt, - oder solche, denen alle Knochen zerschlagen sind, streben der Deckung zu, sie neigen zu Versicherungen, Krankenscheinen, zu sexuellen Libertinismen und moralischen Vortragen an die AuBenwelt. Aber gerade diese Atmosphare kommt den innersten Bediirfhissen des Weibes entgegen». Gemeint war: je zivilisierter eine Gesellschaft, je komplexer und subtiler die Notwendigkeit, unlosbare Konflikte ohne Aggression zu losen, desto starker setze eine solche Gesellschaft auf die Frauen als Vermittler; ja sie delegiert ihnen sogar die wirtschaftliche Macht. Es mag sein, dass wir uns heute einem solchen Zustand nahern. Dann aber, so Gehlen, verandert sich die Sozietat ein weiteres Mai: «Dann betreten Klytemnastra und Judith die Szene, Antigone und Gallia Placidia, Katharina und Charlotte Corday und zeigen 67

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den Mannern, wie man sich aussetzt und einsetzt». Da braucht man dann auch die Komplimente des Herrn Merz nicht mehr. Patriarchen-Dammerung. Eine solche Akkumulation weiblicher Macht ist noch nicht dagewesen in der Geschichte des Landes. Sie ist auch ziemlich sensationell. Wir wissen aus der Zeit der letzten Jahrhundertwende, wie Frauen als Huterin eines Erbes zu ungewohnlichem Einfluss iiber die Kopfe der Menschen gelangen konnen: Cosima Wagner gehort in diese Linie und Elisabeth Forster-Nietzsche. Doch jetzt scheinen wir damit zu tun zu haben, dass sich der CosimaEffekt - die schwarzgekleidete, unnahbare, in ewige Handel verstrickte Witwe — umzukehren beginnt. Die Patriarchen verdammern, und die Nachfrage nach ihnen sinkt. Frauen ubernehtnen die Vermittlung und sogar die Macht in einer zerfallenden Gesellschaft. Frauen und die Macht in den Medien. Fragen an Bascha Mika - Chefredakteurin der taz. In Deutschland arbeiten etwa gleich viele Frauen wie Manner in den Medien. Trotzdem scheinen - zumindest im TV - Frauen momentan presenter... Tatsachlich sind Frauen im Fernsehen sehr prasent und in den politischen Talkshows machen die meisten einen guten Job. Das sagt aber leider nicht viel iiber die Macht- und Entscheidungsstrukturen der Sender. Der Verdacht liegt nahe, dass es Frontfrauen an den Stellen in den Medien gibt, wo die Gesprachspartner in der Regel Manner sind und man deshalb die weibliche Farbe schatzt. Dort, wo Frauen besondere Fahigkeiten zugeschrieben werden - wie beim Moderieren. Und dort, wo man auf die Vorziige einer attraktiven Erscheinung setzt - wie beim Fernsehen. Sie sind die einzige Chefredakteurin einer iiberregionalen deutsehen Tageszeitung. Wieso haben Sie keine Kolleginnen? Zeitungswelt ist Mamierwelt, nach wie vor, obwohl viele Frauen bei den Printmedien arbeiten. Bei Zeitungen gibt es in der Regel ausgepragte Hierarchien und einen damit verbundenen rtickstandigen Fuhrungsstil, der Mannern eher entgegenkommt. Dariiber-hinaus funktioniert es bei den Printmedien wie anderswo auch: Manner fordern Manner und wenn es um die Top-Jobs geht? setzen sie eher auf ihresgleichen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass vieie Joumalistinnen gar nicht nach Fuhrungsjobs streben. Sie wollen lieber schone Texte schreiben als sich mit Managementfragen zu frustrieren. Damuss sich auf beiden Seiten viel andern. 1st der weibliche Blick auf die Welt anders als der mannliche? Feststellen lasst sich sicher, dass Frauen anders sozialisiert sind und in

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der Regel auch anders betroffen von politischen Entscheidungen und gesellschafflichen Entwicklungen. Das flihrt zu einer von Mannern unterschiedenen Sichtweise, haufig auch zu unterschiedlichen Fragestellungen. Damit sich diese Perspektiven in den Medien niederschlagen braucht es Training. Denn der Nachrichten-Mainstream reproduziert den Blick der Macher und Machtigen dieser Welt, und das sind nach wie vor Manner. Maybrit Illner Politik fasziniert die Berlinerin, weil es um den «Wettkampf urn die beste Idee geht». Das habe etwas Intellektuelles und zugleich etwas Sportliches. Ideal fur die 38-jahrige, denn in der Sportredaktion des DDRSenders DFF hat sie ihre Fernsehkarriere begonnen. Seit 1992 beim ZDF, war sie zunachst Moderatorin, dann Leiterin des taglichen ZDF- «morgenmagazins». Seit 1999 moderiert sie «Berlin Mitte». Zufrieden ist sie, wenn die Polit-Talkshow kontrovers war, spannend «und ein bisschen amixsant». Sabine Christiansen Sie ist die First Lady unter den deutschen Fernsehefrauen. Zehn Jahre lang moderierte die Norddeutsche die «Tagesthemen», uberzeugte ihre anfanglichen Kritiker mit Kompetenz und Sachlichkeit. Seit 1997 hat sie ihren Namen zur Marke eines der erfolgreichsten TV-Formate gemacht. Auch Tony Blair, Colin Powell oder jiingst Hillary Clinton waren schon in der Talkrunde der 45-jahrigen zu Gast. Zusammen mit Maybritt Illner moderierte sie 2002 das erste deutsche TV-Duell der Kanzlerkandidaten. Marietta Slomka Die Kolnerin, Jahrgang 1969, wurde 2001 als den Zuschauem fast ganzlich Unbekannte tiberraschend Hauptmoderatorin des Nachrichtenmagazins «Heutejoumal». Zum ersten Mai seit den 80-er Jahren bekam eine Frau uberhaupt diesen prominenten Newsjob. Heute ist Marietta Slomka eines der selbstverstandlichen deutschen Fernsehgesichter. Sie traut sich, Politikern auch mal ganz einfache Fragen zu stellen. So will sie auch jungen Leuten «Lust auf Nachrichten mit Hintergrund» machen. Liz Mohn Aus der «Dame im Hintergrund» wurde 2002 die «starke Frau von Bertelsmann»: Liz Mohn, die in den 50-er Jahren als Telefonistin bei Bertelsmann angefangen hatte, ilbernahm die Verpflichtungen fur ihren gesundheitlich angeschlagen Mann Reinhard Mohn, der den Bertelsmann Verlag zu Europas groBtem Medienkonzem machte. Die 62-jahrige sitzt im Aufsichtsrat und ist Sprecherin der Familie in der BertelsmannVerwaltungsgesellschaft, die 75 Prozent der Stimmrechte des Konzems

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kontrolliert. Iris Radisch Sie zahlt zu den wichtigsten Kopfen der Literaturkritik in Deutschland: Seit 1990 gibt ihre Stimme den Rezensionen in der renommierten Wochenzeitung «Die Zeit» Gewicht, auBerdem moderierte sie verschiedene politische und kulturpolitische Gesprachssendungen. In der Kultsendung «Das Literarische Quartett» bot sie Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki die Stim. Heute fuhrt sie im Hessischen Rundfunk im wochentlichen Wechsel mit Gert Scobel durch das Magazin «bucher, bucher». Gabi Bauer Sie war eines der freundlichsten Gesichter der «Tagesthemen». Unaufgeregt und naturlich prasentierte Gabi Bauer, Jahrgang 1962, die groBe Nachrichtensendung der ARD. Beim Radio hatte sie ihre Karriere begonnen, erst 1995 kam sie zum Femsehen und schaffte es dort innerhalb von nur zwei Jahren auf den Stuhl der News-Frontfrau. 2001 verabschiedete sie sich in den Mutterschaftsurlaub, bekam Zwillinge - aber schon ein Jahr darauf auch eine eigene Gesprachssendung. Tina Mendelsohn Bevor die 39-jahrige vor zwei jahren zum ersten Mai «Kulturzeit» fur den Sender 3sat moderierte, hatte sie sich vor allem als Filmautorin mit Reportagen und Dokumentationen einen Namen in der TV-Branche gemacht. Heute steht sie als eine von vier Moderatoren des deutsch-osterreichischschweizerischen Teams regelmaBig vor der Kamera. Tina Mendelsohn lebt mit Mann und zwei Kindern in London, arbeitet freiberuflich auch fur die britischen Eernsehsender BBC und Channel 4. Anne Will Die Kolnerin wollte lieber zum Horfunk als zum Fernsehen. Das «Bohai» bei der Kameraarbeit mochte sie nicht. Aber es kam anders: Als erste Frau prasentierte sie 1999 die ARD-«Sportschau». 2001 trat Anne Will die Nachfolge von Gabi Bauer bei der ARD-Hauptnachrichtensendung «Tagesthemen» an. Ihre Starke sieht die 37-jahrige darin, «komplizierte Sachverhalte in einfache Worte zu fassen». Und zum Schluss entlasst sie die Zuschauer fast immer mit einem sehr breiten, sehr charmanten Lacheln. Friede Springer «Verlegerin» will die 61-jahrige nicht gennant werden, sondem «Hauptaktionarin». Der Verleger, das sei ihr Mann, der machtige Axel Casar Springer, gewesen. Auf seinen Wunsch hin hatte sich das fruhere Kindermadchen systematisch darauf vorbereitet, einmal als Erbin den Springer-Konzern zu ubemehmen. Mit lachelnder Zuruckhaltung avancierte sie zur Chefm des groBten europaischen Zeitungshauses ~ und bewies mehrfach, dass sie sich in feindlich gesonnener Umgebung trotzdem

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durchsetzen капп. Elke Heidenreich Erst wenige Male lief «Lesen!», die neue Literatursendung des ZDF und schon hat Elke Heidenreich die ersten Besteller «gemacht»: Em Tipp von ihr und am nachsten Tag schnellen die Verkaufszahlen nach oben. Elke Heidenreich wurde in einer Sketchrolle als «Frau Stratmann» bekannt, sie war Radiojournalistin und TV-Talkshow-Moderatorin - aber im Grunde ist sie selbst Schriftstellerin. Sie hat unter anderem zwei uberaus erfolgreiche, von der Kritik gefeierte Bande mit Erzahlungen geschrieben. Sandra Maischberger Sie gehort zu den routiniertesten Interviewern des deutschen Fernsehens: Mit 22 ting sie an, Leute vor der Kamera zu befragen. Heute ladt sich die 37-jahrige funfmal die Woche den «Menschen des Tages» ins Studio. Sie schafft es im sanften Ton, aber mit entschiedener Hartnackigkeit ihren Gasten mehr zu entlocken, als die eigentlich preisgeben wollten. Seit September hat sie zusatzlich in der ARD eine wochentliche Sendung: «Menschen bei Maischberger». Die gleichberechtigung von Mann und Frau in der DDR. Wie in der Bundesrepublik Deutschland hatten die Gleichberechtigung von Mann und Frau sovie der Schutz von Ehe und Familie auch in DDR Verfassungsrang. Die rechtliche und politische Ausgestalltung dieser Normen verlief sehr unterschiedlich. Dabei hatte es in der DDR zunachst den Anschein, als wollte man mit der gemeinsamen Yergangenheit brechen. Die 50 ~ 60-er Jahre standen dort im Zeichen der Integration moglichst vieler Frauen in die Arbeitswelt. Ideologische und okonomische Zielsetzungen trafen dabei zusammen: Die geforderte Beffeiung des weiblichen Geschlechts durch seine Eingliederung in den ProduktionsprozeB entsprach angesichts des Mangels an Arbeitskraften okonomischen Notwendigkeiten. Die Entlastung von hauslichen Pflichten durch Einrichtungen fur die Kinderbetreuung und den Ausbau des Dienstleistungsnetzes sollte Kompromisse iiberflussig machen. Im Familiengesetzbuch stand es, daB die Frau ihre berufliche und gesellschaftliche Tatigkeit mit der Mutterschaft vereinbaren kann. Familienpolitik in der BRD. Eine gegenlaufige Entwicklung war in der Bundesrepublik zu verzeich-nen. Der erste Bundesfamilienminister propagierte die kinderreiche Familie und bekundete seinen Widerstand gegen die Erwerbstatigkeit von Muttern. Den Ausbau von Erziehungseinrichtungen fur Vorschulkinder lehnte er ab. Er wollte die Erwerbstatigkeit von Muttern durch staatliche Familienbeihilfen unnotig machen. Dies kam zum Ausdruck

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wie Kindergeld, Mietzuschussen, Stipendien fur Studenten aus einkommensschwachen Familien. Auch im Bereich der Madchenbildung waren noch Aufgaben zu bewaltigen. Darum nannte die nachste Bundesministerin fur Jugend und Familie «Emantipation des einzelnen» als Zielihrer nationalen Familienpolitik. BERUHMTE FRAUEN DER VERGANGENHEIT UND DER GEGENWART GRUNDGESETZANDERUNG

Im Einigungsvertrag von 1990 ist die Aussage enthalten, «die Gesetzgebung der Gleichberechtigung zwischen Mannem und Frauen weiter zu entwickeln». Bis zum Januar 1993 wurden neben anderen folgende Vorschlage zur Konkretisierung des Gleichberechtigungsgebotes vorgelegt: Der Staat ist verpflichtet, die gleichberechtigte Teilhabe der Frauen in alien Bereicheii des gesellschafflichen Lebens herzustellen und zu sichern. Aufgabe des Staates ist es, Bedingungen fur die gleichberechtigte Teilhabe der Frauen in alien geselischaftlichen Bereichen zu schaffen. Der Deutsche Frauenrat regte eine detailliertere Formulierung an: «Der Staat ist verpflichtet, fill* die Gleichstellung der Geschlechter, insbesondere in Beruf, offentlichem Leben, Bildung, Familie». In den allgemeinbildenden Schulen scheint die Forderung nach Chancengleichheit der Geschlechter erfullt. Weibliche Jugendliche haben im Durchschnitt die besseren Zensuren. Andauernde Debatte liber die gemeinsame Unterrichtung von Jungen und Madchen waren vorbei. Die Talente in den Bereichen Handwerk, Naturwissenschaft und Technik werden vorwiegend Mannem zugeordnet. Das wirkt sich ffir Schiilerinnen negativ aus^ weil ihren Zugang zu zukunftigen Berufen erschwert. Helene Weber Helene Weber wurde am 17. Marz 1881 in Elberfeld als zweites von sechs Kindern ernes katholischen Volksschullehrers geboren. 1905 immatrikulierte sie sich als Gasthorerin in Bonn und wechselte 1908 nach Grenoble. Nach erfolgreichem Examen arbeitete sie einige Jahre als Oberlehrerin, ab 1909 in Bochum, ab 1911 an der privaten Kaiserin-AugustaSchule in Koln. Dort fiel sie nicht nur durch relativ fortschrittliche Unterrichtsmethoden auf, sondem auch durch ihr hartnackiges Bemtihen, die Schiilerinnen zu gesellschaftspolitischer Anteilnahme, zu Studium und berufUcher Tatigkeit zu ermuntem. Zwischen 1919 und 1920 war sie als Mitglied des Zentrums Teil der verfassunggebenden, Nationalversammlung 72

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und dort an der Ausarbeitung der Grundrechts- und Kulturartikel der Weimarer Verfassung beteiligt. Nach dem Zusammenbruch des «Dritten Reiches» wurde Helene Weber 1948 in den Parlamentarischen Rat berufen. Nach der Uberwindung rechtlicher und institutioneller Beschrankungen fur Frauen in Beruf, Ausbildung und Politik arbeitete sie daran, daB die neuen Handlungsraume von Frauen auch selbstbewuBt genutzt und die kulturellen Barrieren gegen eine hohere Verantwortung der Frauen im offentlichen Leben abgebaut wiirden. Starb Helene Weber 1962. TEST

1. Wo wurde Helene Weber geboren? a) in London; b) in Elberfeld; c) in Trier. 2. Wo studierte sie? a) in Bonn; b) in Grenoble; c) in Leipzig. 3. Welchen Beruf hatte sie? a) Oberlehrerin; b) Journalistin; c) Ingenieurin. 4. Wohin wurde sie 1948 gerufen? a) in den Parlamentarischen Rat; b) in die Humboldt-Universitat; c) in die Regierung. Hannelore Kohl Hannelore Kohl wurde am 7. Marz 1933 in Berlin als Tochter des Ingenieurs geboren. Ein Jahr spater ubersiedelte sie mit den Eltem nach Leipzig. Mit 15 Jahren lernte sie bei einem Klassenfest im Ludwigshafener Gasthof «zum Weinberg» den 18-jahrigen Gymnasiasten Helmut Kohl, Sohn eines Steuersekretars, kennen. Das war erst die Liebe auf den zweiten Blick, dann aber 12 unzertremiliche Jahre. Er tanzt gut Tango, als die beiden am 27. Juni 1960 heiraten, gibt sie ihm zuliebe ihre Stelle als Fremdsprachenkorrespondenten fiir Englisch und Franzosisch bei der BASF auf. Er macht Karriere, ist nach nur 9 Jahren rheinland-pfalzischer

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Ministerprasident. Sie zieht die Sohne Walter und Peter praktisch allein groB. Als sie 10 war, wurde sie mit ihrer Mutter aus dem bombengefahrdeten Leipzig nach Dobeln evakuirt Mutter Irene muBte in einer Fabrik arbeiten. Tochterchen Hannelore kam nach SchulschluB in die Werkskantine, raumt ab, schrubbte Tische und Stiihle, urn sich das Essen zu verdienen, 1945 muBte Hannelore mit Klassenkameradinnen Bahnhofdienst leisten. 37 Mire spater ubemahm sie die Rolle der Kanzlergattin. Uber die Jahre gewann H. Kohl an Selbstsicherheit und begleitete ihren Mann im Wahlkarnpf. TEST

1. Wo wurde Hannelore Kohl geboren? a) Bonn; b) Munchen; c) Berlin. 2. Wer war ihr Vater? a) Lehrer; b) Misiker; c) Ingenieur. 3. Wann heiratete sie Helmut Kohl? a) 1960; b) 1979; c) 1983. 4. Wo arbeitete Hannelore Kohl? a) im Geschaft als Verkauferin; b) bei der BASF als Fremdsprachenkorrespondentin; c) im Krankenhaus als Arzt Clara Zetkin Clara Zetkin wurde am 5. Juli 1857 in Sachsen als Tochter des Schullehrers geboren. 1872 zog die Familie nach Leipzig. Der ehemalige Johannpark in Leipzig tragt heute den Namen «Kulturpark Clara Zetkin». Clara atbeitete als Hauslehrerin in der Familie eines Leipziger Fabrikanten. 1881 wurde sie Mitglied der illegalen Sozialistischen Arbeiterpartei. Im Januar 1883 reiste Clara nach Paris, wo sie Ossip Zetkin heiratete. 1889 starb ihr Mann. 1889 fuhr Clara mit ihren beiden kleinen Sohnen nach Leipzig. Die politisch aktiven Arbeiterinnen Berlins wahlten Clara spater zur Delegierten des Pariser Sozialistenkongresses. 1893 begegnete sie zum ersten Mahl in

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Zurich Friedrich Engels. 1907 versammelten sich auf die Initiative Clara Zetkins die weiblichen Delegierten zu einer Frauenkonferenz. 1910 wurde der Internationale Frauentag von Clara Zetkin geschaffen. 1915 wurde schwerkranke Clara Zetkin verhaftet. 1919 wurde sie zum Mitglied des ZK der KPD. Im Herbst 1920 reiste sie zum ersten Mai in die Sowjetunion. Starb sie am 20. Juni 1933. TEST

1. Wann und wo wurde Clara Zetkin geboren? a) am 5. Juli 1857 in Sachsen; b) am 27. August 1870 in Bayern; c) am 1. Januar 1875 inMoskau. 2. Wohin zog die Familie 1872 um? a) Berlin; b) Leipzig; c) Paris. 3. Was tragt heute in Leipzig den Namen von Clara Zetkin? a) ein Gymnasium; bj eine StraBe; c) ein Park. 4. Warm heirateite sie Ossip Zetkin? a) 1883; b) I860; c) 1894. 5. Wann wurde sie zum Mitglied des ZK der KPD? a) 1900; b) 1919; c) 1930. Lesen Sie den Text, stellen Sie Ihrem Gesprdchspartner die nachfolgenden FragenundbesprechenSiesieinderGruppe. 1. Welche Vorstellung anlasslich des Mannes herrscht in Westdeutschland und auch in alien anderen modemen Gesellschaften? 2. Worin besteht das Wesen des sogenannten «Drei-Phasen-Modells», das Alva Myrdal und Viola Klein mitte der ffinfziger Jahre propagierten? 3. Was bedeutete das «starke Emahrer-Modell» fur die Frauen in Westdeutschland?

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4. Welche Faktoren dienten dazu, urn die Lebens- und Arbeitswege der Mehrheit der Frauen seit den sechziger Jahren anzugleichen? 5. Wie wurde die Emahrer-Norm in Westdeutschland modemisiert? Lesen Sie den Text FRAUEN UND MANNER IM VEREINTEN DEUTSCHLAND

Der spezifische Zuschnitt der deutschen Sozialpolitik ist ins Blickfeld inlandischer wie auslandischer Kritiker geraten. Gosta Esping-Andersen (1996) zufolge hat sie die kaum noch realistische Idee des mannlichen Emahrer-Ehemannes mit gewerkschaftlicher Unterstiitzung auf Dauer gestellt, durch die zu hohen Emahrerlohne die Kiise in der Entwicklung wenig produktiver haushalts- und personenbezogener Dienstleistungen mitverursacht und zugleich den Staat davon befreit, ein ausreichendes Angebot an sozialen Diensten bereitzustellen und damit Arbeitsplatze fur Frauen zu schaffen. Das Ergebnis sei nicht nur ein gleichermafien schwacher privater wie staatlicher Dienstleistungssektor, sondem auch die fortgesetzte, okonomisch wie moralisch kaum zu rechtfertigende Spaltung des Arbeitsmarktes in Insider und Outsider. Die Ernahremorm ist heute briichig geworden. Auch von westdeutschen Ehefrauen und Miittem werden inzwischen Beitrage zum Haushaltseinkommen sowie zur Sozialversicherung erwartet; sie sollen wenigstens durch eine Teilzeitbeschaftigung die sinkenden und kontingenteren mannlichen Einkommens- und Erwerbschancen auffangen helfen. Flexible Betreuungsangebote, flankiert durch den seit 1996 in der Bundesrepublik garantierten Rechtsanspruch auf einen Halbtagskindergartenplatz fur Kinder ab drei Jahren, sollen ihnen dabei helfen. Vieles spricht dafiir, daB in Zukunft auch in der Bundesrepublik Marktkrafte, die sich vor allem in der Erosion mannlicher Erwerbs- und Einkommenschancen auBem, den Wandel in der weiblichen Erwerbsbeteiligung, in der Lohnhohe und im Beitrag zum Haushaltseinkommen vorantreiben (Oppenheimer. 1994). Westdeutsche Frauen folgen der Aufforderung, erwerbstatig zu sein, im verstarkten MaBe; dadurch nahem sie ihre Lebenslaufe denen ostdeutscher Frauen an. Zwischen 1990 und 1995 haben vollzeitbeschaftigte Frauen darunter fallen stabile 21 Prozent der westdeutschen Paarhaushalte und 43 Prozent im Osten (gegeniiber 60 Prozent vor dem Fall der Mauer dort) - ihren Beitrag zum Haushaltsnettoeinkommen kontinuierlich erhoht und zwar von 44 auf 48 Prozent Teilzeitbeschaftigte Frauen - ihr Anteil bzw. der Paarhaus­ halte betragt im Westen etwa 30 Prozent, im Osten 25 Prozent - tragen in Westdeutschland konstant etwa 20 Prozent, in Ostdeutschland etwas mehr als

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30 Prozent zum Haushaltsnettoeinkommen bei. Der Beitrag ostdeutscher Frauen ist insgesamt groBer als der westdeutscher. Er ist zwischen 1990 und 1995 von 40 Prozent auf 45 Prozent gestiegen, wahrend der Beitrag westdeutscher Frauen im gleichen Zeitraum unverandert 32 Prozent betrug (Holst/Schupp. 1996. S. 466 - 467). Die Unterschiede spiegeln weniger die groBere okonomische Unabhangigkeit ostdeutscher Frauen als vielmehr die schlechteren Einkommens und Erwerbschancen ihrer Partner. Westdeutsche Paare verlassen sich immer noch sehr viel haufiger als ostdeutsche und Paare anderer europaischer Lander auf einen Emahrer; sie konnen sich, bedingt durch die hoheren mannlichen Einkommen und kontinuierlicheren Erwerbschancen, immer noch eher einen geringeren weiblichen Einkommensbeitrag leisten. Deutschland, auch sein Westen, hat von der spezialisierten Kleinfamilie, die auf dem «starken» Emahrer-Ehemann und der Hausffau und Mutter aufbaute, Abschied genommen, - aber auf seine Weise. Denn der oko­ nomische und soziale, vor allem sozialintegrative Wert der Hausarbeit und die Wohlfahrtsgewinne, die die Familie und die Gesellschaft durch Haus- und Erziehungsarbeit erzielen konnen, sind in der Bundesrepublik nie ganz in Vergessenheit geraten. Frauen sollen deshalb zwar erwerbstatig sein, jedoch nicht zu der Zeit, wenn die Kinder sie zuhause - zunachst ganz, dann nur noch halbtags nach der Schule - brauchen. Als Gegenbewegung zur Norm der miitterlichen Erwerbsarbeit sollen Manner Vdter sein konnen. Dafur miissen sie in Zukunft, wie die aktuellen Vorschlage zur Reform von Unterhalts-, Umgangs- und Kindschaftsrecht zeigen, weder mit der Mutter verheiratet sein, noch die Wohnung mit Mutter und Kind teilen. Das Kind soil, soweit wie nach einer Trennung moglich, beide Eltem und damit den Zugang zu den Ressourcen der Mutter- und Vaterfamilie behalten. Wie die Mutter so wird auch der Vater heute in alien fortgeschrittenen Industrielandem als Ressource fur das Kind und selbst als auf Ressourcen angewiesen betrachtet; auch er soil seiner vaterlichen Verantwortung nachkommen. Die neue Frauen- und Familienpolitik soli riiit dem Vater verstarkt die Kosten, die Kinder (diesem) verursachen, in den Blick nehmen. Sie stellt ihm mit der zumindest teilzeiterwerbstatigen Mutter eine okonomische Stiitze in einer Zeit prekarerer mannlicher Erwerbs- und Einkommenschancen zur Seite. Die Norm der «sorgenden Eltem» beginnt, die des starken «Emahrer-Ehemannes» abzulosen. Wie so oft im deutschen Fall ringen Frauen- und Familienpolitik um die richtige Mitte, die jede Einseitigkeit vermeidet, die Kinder, Erwerbsarbeit und dynamische Lebensformen - auf ebenso dynamische Weise —unter einen Hut zu bringen vermag: Das eine tun, ohne das andere zu lassen; Eigenverantwortung und Umverteilung einfordem, ohne die Burger zu uberfordem.

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Antworten Sie auf die Fragen zum Text.

1. Wie sieht Arbeitsmarkt fiir Frauen und Manner im vereinten Deutschland aus? 2. Erlautem Sie Unterschiede zwischen den westdeutschen und ostdeutschen Ehepaaren? 3. Wie wurde die Beteiligung der west- und ostdeutschen Frauen im Haushalt und in der Berufssphare zwischen 1990 und 1995 vertreten? 4. Wie werden heute Mutter und Vater in alien fortgeschrittenen Industrielandem betrachtet? 5. Worm besteht das Wesen der neuen Frauen- und Familienpolitik im vereinten Deutschland? DORIS DORRIE DEUTSCHLANDS ERFOLGREICHSTE FILMREGISSEURIN Sie setzt die Katastrophen des Alltags so komisch und treffend ins Bild, dafi wir nur noch lachen konnen. Komodien mit sanftem Tiefgang sind die Starke der 43 Jahre alten Regisseurin Doris Dorrie. «Manner Machte sie bertihmt, dann kam viel Kritik, heute 1st sie mit «Bin ich schon?» wieder ganz oben.

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Von Janet Schayan

Das Komische im Tragischen interessiert sie am meisten. Und wo lieBe sich das besser beobachten als bei der Liebe? Dort, wo die ganz grofien Gefuhle so nah bei der Lacherlichkeit liegen, das Gliick so dicht beim Ungliick. Man konnte jetzt das stumpfe Wort «Beziehungen» ins Spiel bringen, denn «Beziehungskomodie» heiBt die Schublade, in.die'-Kritiker....... Doris Dorries Filme gem stecken. Das Wort 1st abgegriffen, klingt nach «ausdiskutieren» und lauwarmem Tee in der WG-Ktiche. Und doch sind es Beziehungen zwischen Menschen, die Doris Dorrie ihrem Publikum zeigt, ihm vorhalt wie einen Spiegel. Der verzerrt nur ganz leicht - und alle lachen. Brillant tut sie das in ihrem jungsten Film «Bin ich schon?» Darin geht es um nichts weniger als die Liebe, den Tod, das Leben. «Bin ich schon?» ist ein Reigen, ein Episodenfilm, in dem die Nebenfigur der einen Szene zur Hauptfigur der nachsten wird. Er spielt in Miinchen und in Spanlen, in der

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besseren, sonnigeren Welt der deutschen Sehnsiichte, und er macht uns bekannt mit gut zwanzig Figuren, die alle das Gluck suchen. Und die es doch meist - verpassen, weil sie den Augenblick nicht bemerken, in dem sie glucklich sind. Das ist tragisch. Aber wie es die Dome in Szene setzt, ist es zum Schreien komisch. Und genau so hat sie das gewollt. Das Komische im Tragischen. Dabei erlebte die Regisseurin bei den Arbeiten zu «Bin ich schon?» 1996 ihre eigene Tragodie: Ihr Ehemann, Kameramann Helge Weindler, starb am zweiten Drehtag an Himhautentzundung. Der Film wurde abgebrochen. Lange, sagt Doris Dorrie, habe sie nicht gewuBt, ob sie iiberhaupt wieder filmen wurde. Erst Produzent Bernd Eichinger konnte sie tiberreden, noch einmal von vorne anzufangen. Am Drehbuch wurde nur wenig geandert. Das Geflecht aus Liebe, Verganglichkeit und verpaBten Chancen stand langst fest. Es sind die groBen Themen der Doris Dorrie. Sie finden sich wieder in ihren Erzahlungen, denn schreiben kann die Filmfrau auch. Obwohl ihr so mancher Rritiker das erst nicht zugestehen wollte. Eine freche Frau mit Zitat Frank-furter Allgemeine Zeitung - «wetzfreudigem Mundwerk», strubbelkur-zen Haaren, mal blond, mal rot, in bunten Hosen, mit auffalligem Ohrgehange und geme auch mit schwarzer Sonnenbrille, die sprode, lakonische, manchmal simple Satze schreibt - das paBte dem Feuilleton so gar nicht. Anfangs, heute ist das anders. Vielleicht ist es auch keine «groBe» Literatur, was Doris Dorrie schreibt, aber es sind intelligente, spannende Geschichten. Sieben Bucher mit Kurzgeschichten hat sie inzwischen geschrieben, ubersetzt wurden sie bisher in 15 Sprachen. Fast alle ihre Filme entstanden aus diesen Kurzgeschichten. Auch darin geht es um «normale» Menschen, die Doris Dorrie im wirklichen Leben wie eine Verhaltensfor-scherin beobachtet, in der U-Bahn, im Supermarkt, in der Nachmittags-Talk-Show, und die in ihren Geschichten durch sonderbare Fiigungen zu Bankraubern oder Pennem werden oder einfach mit den gangigen Gefiihlskatastrophen zu kampfen haben. Der rote Faden bei alien ist der Bruch zwischen Alltag und ungelebten Moglichkeiten. Das grofite Gluck, der grofite Schmerz. Doris Dorrie will ihre Moglichkeiten leben, auch wenn es weh tut: «Ich bin eine Verfechterin der vollen Katastrophe», sagt sie. «Es lohnt sich mehr, so zu leben. Ich glaube, daB man belohnt wird, wenn man sagt: Ich mochte das groBte Gliick, dafur muB ich auch den groBten Schmerz akzeptieren.» Das «groBte Gliick» war vielleicht 1985 der Start ihres Spielfims «Manner». Gerade 30 Jahre alt war Doris Dorrie, lebte in einer Miinchener Wohngemeinschaft, hatte ein paar Fernsehfilme und zwei maBig erfolgreiche Kinofilme gedreht. Es dauerte, bis sich ein Verleih traute und «Manner» mit gerade 20 Kopien in die Kinos brachte, eine mit 800000 Mark in 26 Tagen

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gedrehte Low-Buclget-Produktion. Und dann wurde dieser «kleine Film» um eine untreue Ehefrau, ihren unkonventionellen Liebhaber und ihren einfallsreichen Ehemann einer der groBten Kassenerfolge des deutschen Films: In Deutschland sahen fast sechs Millionen Zuschauer die Dreiecksgeschichte mit Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach und Ulrike Kriener in den Hauptrollen - 150000 Zuschauer galten bis dahin fur' einen deutschen Film schon als sensationell. Zehn Millionen Mark brachten die «Manner» dem Verleih. Doris Dorrie bekam davon nichts, sie hatte alle Rechte abgetreten, aber ihre «Manner» machten sie beriihmt. Sie war plotzlich das «Wunderkind des deutschen Films», die «Mutter der Kinokomodie». Selbst in den USA, deren Kinos nicht eben abonniert sind auf Komodien aus Deutschland, lief «Men» (noch dazu in deutscher Originalfassung mit englischen Untertiteln!) sehr erfolgreich in mehr als 50 Stadten. Ebenso in einem Dutzend anderer Lander. Doris Dorrie muBte sich eine Agentin in New York nehmen, Hollywood wollte die junge Frau haben, Doch die hielt den Lockungen stand. Was man ihr anbot, waren nicht die Geschichten, die sie erzahlen wollte. Erst 1988 lieB sie sich kodern. Fiir Produzent Bernd Eichinger drehte sie nach der Romanvorlage von Moravia «Ich und Er». Eine eher peinliche Komodie fiber einen Mann und seinen «besten Freund». Hartnackig halt sich das Geriicht, der Film sei ein Flop gewesen - bei 3,5 Millionen Zuschauern kann davon keine Rede sein. Aber ein echter Dorrie war es eben nicht. Eine sehr amerikanische Aschenputtelgeschichte: vom deutschen Autorenfilm nach Hollywood und wieder zuruck, dabei sich selbst wiedergefunden und sich treu geblieben. Tatsachlich hat Doris Dorrie etwas, was Europaer gern «amerikanisch» nennen (auch wenn Doris Dorrie sich selbst «typisch deutsch» findet): ein groBes Lachen, eine Leichtigkeit und Frohlichkeit, gepaart mit viel Professionalitat. Und schlieBlich handeln ihre Geschichten davon, daB man sich immer wieder neu erfinden kann. 1st das nicht der «American dream» schlechthin? Auch Doris Dorrie hat sich in den USA neu gefunden: Gleich nach^ dem Abitur am humanistischen Gymnasium, kaum daB sie die Tagtraume ihrer Kindheit von Winnetou und Ntschotschi ausgetraumt hatte, ging die Arzttochter aus Hannover nach Kalifornien, Sie lernte Schauspiei, erkannte aber bald, daB das nicht ihre Sache war. Sich verkleiden, verstecken, jemand anders sein das wollte Doris Dorrie nicht Das konnte sie nicht. Auch wollte sie sich nichts von Regisseuren sagen lassen (sie selbst legt heute viel Wert auf Harmonie und Teamarbeit am Set). Dann studierte sie in Munchen Film. «Regisseure werden die Leute, die fiir die wahren Kiinste zu blod sind», sagt sie unpratentios. Jemand, der morgens «mit Haarewaschen» elf Minuten im Bad braucht und sein Aussehen «wie eine Zahnbiirste» beschreibt («lang mit kurzen Haaren»), sieht sich nicht als Moviestar. Sowieso hatte Doris Dorrie

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immer selbst etwas zu erzahlen, warum sollte sie in anderer Leute Geschichtenschlupfen? Ein amerikanisches Aschenputtel Nach «Manner» wurde jeder ihrer Karriere schritte genau yerfolgt: 1989 drehte sie «Geld», 1991 den Krimi «Happy Birthday, Turke», 1994 die Singlekomodie «Keiner liebt mich». Die Kritik wand sich, maB alles an «Manner» und wollte nicht recht froh werden. Erst jetzt, nach «Bin ich schon?», liegen ihr wieder alle zu FuBen. Wieder das «groBe Gliick» nach der «vollen Katastrophe»? Zur Zeit dreht Doris Dome in Japan die Geschichte zweier deutscher Aussteiger, die in einem japanischen Zen»Kloster landen. Gliickssucher, ein Thema mit Variationen. Beim Filmen, sagt Doris Dorrie, denke sie zunachst nicht an das Publikum, schon gar nicht an die Kritik. Fur sie zalile vor allem ihr eigenes Geflihl fur einen Film. Uberhaupt gebe es Wichtigeres als das Filmen: Leben zum Beispiel - und ihre zehnjahrige Tochter Carla. Gefragt nach ihrer Lebensphilosophie, sagt Doris Dome: «Einatmen - ausatmen». Ganz einfach. Seit Mai 2002 steht sie als Prasidentin an der Spitze des Goethe-Instituts Inter Nationes JUTTA LIMBACH

Sie war die hochste deutsche Richterin, jetzt bringt Jutta Limbach ihre Erfahrungen in Rechtskultur und Politik in die groBte Organisation der auswartigen Kulturpolitik ein. Ein Gesprach ixber Kultur und Konflikte und den Wert der Sprache. Weltweit Das Goethe-Institut Inter Nationes ist mit 3100 Mitarbeitern in 141 Kulturinstituten in 76 Landern rund um den Globus prasent, www.goethe.de. Angebot Kulturprogramme, Sprachunterricht, Lesesale, Filme, Bucher, OnlineAngebote zu D eutschlandInform ation — und Kontaktreisen nach Deutschland. Organisation 2001 fusionierten das Goethe-Institutf gegrtindet 1951, und die Medienagentur des Bundes Inter Nationes zu Goethe-Institut Inter Nationes (GUN). Priifungen Die international hochangesehenen Goethe-Sprachdiplome und —riifungen nehmen 128 Institute ab. 81

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Finanzierung Mittel kommen vom Auswartigen Ami, vom Bundespresseamt, durch Sponsoren und Eigenmittel Budget: 242 Millionen Euro, ein Drittel selbst erwirtschaftet. Inland In Deutschland bieten 16 Institute Sprachkurse und Prufungsangebote. Das Goethe-Forum holt Weltkidtur nach Deutschland. Fortbildung Fur Deutsch-Lehrende gibt es ein umfangreiches Seminarangebot, auch als Fernstudium. Deutsch Online Seit Mai 2002 bietet das Goethe-Institut den Internet-Deutschkurs «redaktion D» an: www.redaktion-d.de. Als Sie noch oberste Verfassungsrichterin waren, sollen Sie jeden Tag mit Literatur begonnen haben. Heute sind Sie hauptamtlich mit Kulturvermittlung beschaftigt. Hat sich Ihre Morgenlekture verandert? Damals war das tatsachlich eine Kompensation. Aber ich babe es einfach beibehalten: Ich beginne morgens um sechs Uhr zu lesen. Zur Zeit lese ich von Uwe Timm «Morenga», ein Roman, der sich mit dem Aufstand der Hottentotten und Hereros im kolonialen Siidwestafrika auseinandersetzt. Ein sehr, sehr interessantes Buch, das ich mit Hintersinn lese, weil ich demnachst gerade in diese Region fahre, nach Namibia, um dort ein GoetheZentrum zu eroffhen. Sie sind jetzt seit genau drei Monaten im Amt. Welches Bild haben Sie sich in dieser Zeit von der groBten deutschen Mittlerorganisation der auswartigen Kulturpolitikgemacht? Es ist eine sehr herausfordemde Arbeit. Von der Projektarbeit habe ich eine sehr positive Meinung. Sie reprasentiert sehr gut den erweiterten Kulturbegriff. Ich bewundere auch des Goethe-Personal: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter miissen kraft des Rotationsprinzips nicht nur in der Lage sein die Kulturarbeit zu leisten, sondem jeder von ihnen muss auch immer wieder bereit sein, Aufgaben der Verwaltung, des Haushalts oder der Personalabteilung zu ubernehmen. Wie groB war fur Sie der Schritt von der Prasidenfin des Bundesverfassungsgerichts zur Prasidentin des Goethe-Instituts Inter Nationes? Das sind zwei verschiedene Welten. Fur mich bedeutet die neue Aufgabe, dass ich zum einen mit einem meiner Lieblingsgebiete - der Literatur - in Verbindung komme, die in den Goethe-Instituten nach wie vor eine groBe Rolle spielt Zum anderen beschaftigen sich die Institute auch mit politischer Kultur, mit Rechtskuitur und Verfassung. Wenn ich demnachst nach Namibia fahre, werde ich dort iiber die Funktion der Verfassung in

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einer Demokratie sprechen. Wenn ich Anfang 2003 nach Kanada reise, werde ich liber den Internationalen Strafgerichtshof sprechen. Es gibt also durchaus Verbindungen zu meiner friiheren Tatigkeit. Schon mein Amtsvorganger Hilrnar Hoffmann hat die Themen Menschenrechte und Demokratiepolitik zu den Aufgaben des Goethe-Instituts Inter Nationes gezahlt - insofern wird also hier eine wohlbegrtindete Tradition von mir fortgesetzt. Das klingt nach vie! Kontinuitat. Gibt es denn auch Dinge, die Sie grundsatzlich anders machen wollen? Ich wiirde das Wort grundsatzlich nicht so betonen. Aber ich habe ein groBes Interesse daran, liber den Adressatenkreis des Goethe-Instituts nachzudenken, in dem Sinn, dass wir nicht nur die Eliten aus Kultur, Wirtschaft und Politik ansprechen, die immer schon zum Umfeld der GoetheInstitute gehort haben. Darauf sind wir auch stolz. Aber ich denke, wir mlissen in starkerem MaB an alle Blirger herantreten wollen, vor allem an die jungen Menschen. Von deren Verstandigungslahigke.it, von der Weite des Horizonts der jungen Generation - sowohl der unsrigen als auch der in anderen Landern - hangt es ab5 ob wir kunftig in einer friedfertigen Welt leben werden. Gibt es dafur entsprechende neue Programme? Es gibt viele Moglichkeiten: In London, Barcelona und Madrid erfahren gegenwartig die jungen deutschen Schriftsteller besondere Aufmerksamkeit. Die Institute laden Autoren der so genannten «Рор-Literatur» wie Judith Hermann oder Christian Kracht ein und dazu junge Schriftsteller des Partnerlandes. Das zieht ein iiberwiegend jugendliches Publikum an. Ein ganz anderes Beispiel: In Kabul haben wir zunachst mit dazu beigetragen, einen Lesesaal zu eroffnen. Urn auch jungen Muttem mit Kindem zu ermoglichen, dort zu lesen, haben wir Bllderblicher in Paschtu und Dari libersetzen lassen. So konnen wir schon bei kleinen Kindern das Label «Goethe» verankem. Stichwort Afghanistan und Kulturdialog: Hat sich die Goethe-Arbeit nach dem 11. September 2001 verandert? Das, was so inflationar als interkultureller Dialog gefeiert wird, gab es in den Goethe-Instituten schon immer. Von Goethe stammt das Zitat: «Vergleiche Dich! Erkenne was du bist!» Daraus spricht die Einsicht, dass man seine Weltanschauung und Werte am besten begreift, wenn man sie mit dem Handeln und Denken eines anderen Volkes vergleicht. Kann das als Missionierung westlicher Werte missverstanden werden? Die Goethe-Institute sind immer unter der Maxime angetreten, nicht mit Sendungsbewusstsein oder Bevormundung zu arbeiten. Nur der kann mit Menschen aus einer anderen Kultur ein fruchtbares Gesprach fiihren, der

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Neugier fur die Denkweise des anderen mitbringt. Wenn ich nicht weifi, dass es im muslimischen Recht einen Vorrang des religiosen Rechts vor dem staatlichen gibt, dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn wir uns nicht verstandigen konnen. Wir unterrichten umgekehrt dariiber, dass unsere Verfassung eine Trennung von Religion und Staat vorsieht So wird deutlich, warum wir unterschiedlich denken. Auch konnen wir erklaren, warum wir uns fur eine solche Trennung entschieden haben, denn eine Gesellschaft, die unterschiedliche Konfessionen und Religionen kennt, kann sonst gar nicht zusammerileben. Ich bin uberzeugt, dass wir als eine Welt nur iiberleben konnen, wenn wir in einer freiheitlichen und rechtsstaatlichen Demokratie leben. Wie partizipiert GUN am Programm «Europaisch-islamischer Kulturdialog» des Auswartigen Amtes? Wir eroffnen die Institute in Kabul, Teheran und Algier wieder. In Kabul steht die Aufnahme der Arbeit unmittelbar bevor. In Algier und Teheran werden derzeit Bedarfsanalysen gemacht. Wo liegen andere aktuelle Schwerpunkte der gegenwartigen Kulturarbeit? In Lateinamerika beschaffigen sich mehrere sudamerikanische Institute gemeinsam mit Kiinstlern und Wissenschaftlem mit den Themen des Zerfalls von Staatlichkeit, mit Rechtsextremismus und Diktaturerfahrung. Voraussiehtlich 2004 werden wir in Kuba ein neues Institut eroffnen konnen. Die Kulturarbeit ist das eine, die Spracharbeit das andere Standbein der Goethe-Institute. Wie groB ist heute das Interesse im Ausland Deutsch zu lemen? Gegenwartig lemen weltweit 20 Millionen Menschen Deutsch. Eine sehr hohe Zahl. Davon lemen 140 000 Menschen pro Jahr an den GoetheInstitute im Ausland, im Inland 25 000. Dariiber sind wir sehr «happy». In Osteuropa ist das Interesse besonders groB, in Russland sogar so groB, dass wir uns zusatzlich zu den Goethe-Instituten an 16 Sprachzentren beteiligen. Auch in Siidamerika wird wieder verstarkt Deutsch gelemt. In beiden Regionen hat sich Deutsch als zweite Fremdsprache gut etabliert. Ketzerisch gefragt: Ist es im Zeitalter der Globalisierung denn iiberhaupt noch wichtig Deutsch zu lemen? Es geht ja nicht nur darum, dass man sich auf irgendeine Art und Weise verstandigen kann. Damn wiirde wirklich eine lingua franca wie Englisch geniigen. Aber wenn ich Aufgeschlossenheit fiir die Kultur meines Landes schaffen mochte, muss ich Wert darauf legen, dass Menschen in anderen Landem meine Sprache sprechen. Die Sprache ist immer noch das erste Transportmittel, wenn man kulturelle Errungenschaften anderen nahe bringen mochte.

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Es heiBt, man habe unbedingt eine Naclifolgerin fur Ihren Vorganger Hilmar Hoffmann fmden wollen? Das ist richtig. Die Initiative ist dabei vor allem von den Frauen ausgegangen, von den Mannern aber sehr stark mitgetragen worden. Wir haben im Goethe-Institut ohnehin eine sehr gute Representation des weiblichen Geschlechts. Von sieben Abteilungen werden drei von Frauen geleitet - das ist verglichen mit anderen Institutionen oder Unternehmen eine gute Zahl. Das Gesprach fuhrte Janet Schayan Zur Person: Jutta Limbach Erfahrung als Prasidentin hat die Juristin schon lange: Prof. Dr. Jutta Limbach stand von 1994 bis 2002 in diesem Amt an der Spitze des Bundesverfassungsgerichts, der hochsten juristischen Instanz in Deutschland. Zuvor war die 68-jahrige unter anderem ffinf Jahre lang Senatorin fur Justiz des Landes Berlin sowie Professorin an der Freien Universitat Berlin. Jutta Limbach ist verheiratet und hat drei Kinder. MEDIEN FRAUEN Nie zuvor waren Frauen in den deutschen Medien so prasent wie heute, vor allem im Fernsehen als Gastgebeiinnen der politischen Talkshows. Uber das Phanomen der Frauen in der Bevmsstseinsindustrie denkt Frank Schirrmacher/Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nach. VON FRANK SCHIRRMACHER

In den Kampffliegern der amerikanischen Luftwaffe spricht eine Computerstimme. Sie warnt, sie befiehlf sie analysiert, sie transkribiert. Die Stimme Ist weiblich. Die Frequenz genau berechnet. Menschen im Stress, das haben psychiatrische Untersuchungen erwiesen, reagieren von einem gewissen Grad an am verlasslichsten auf die Stimme von Frauen. Womoglich ist es die Stimme der Mutter, die zu ihnen spricht, oder der Geliebten oder die der Ehefrau. Die Vorsitzende der schwedischen Linkspartei, Gudrun Schyman, veroffentlichte ihre Memoiren vor einigen Jahren unter dem Titel «Gudrun Schyman, Mensch, Frau, Mama, Geliebte, Parteichefin». Die Leute, so soil sie gesagt haben, wissen, dass ich das alles bin und dass ich weiB, wo es langgeht. Es scheint, wir sind an einem Punkt. der gesellschaftlichen Evolution angekommen, wo die Gesellschaft sich dieser Stimme bedient, um

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sich zu orientieren. Oder besser: die Orientierung nicht zu verlieren. Der CpU - Poli-tiker Friedrich Merz sagte unlangst an einem Sonntagabend in der Sendung «Sabine Christiansen», der 250. Folge: «Wir sollten Ihnen erst mal gratulieren zu dieser Sendung. Sie haben damit ja groBen Erfolg in Deutschland. Diese Sendung bestimmt die politische Agenda in Deutschland mehr als der deutsche Bundestag. Das betriibt mich, aber ist ein groBer Erfolg». Streichen wir, was an diesem Satz pure Liebedienerei eines Politikers ist. Es bleibt: bedingungslose Unterwerfung eines Mannes unter eine Frau. Als Morgengabe liefert der Gratulant nicht nur die eigene Person, sondem gleich eine ganze Institution, das Verfassungsorgan des Bundestages, dem Salon der Frau Christiansen. Die Hausherrin hatte am selben Jubeltag in einem Interview ihre Machtlosigkeit, Bescheidenheit und Gemeinniitzigkeit annonciert. Dass «Sabine Christiansen» eine Marke geworden ist, findet sie fast unangenehm. Die zwei Korper der Konigin sprechen zwei ganz verschiedene Idiome: die bescheidene private Christiansen und die offentliche, auf deren Homepage zum Beispiel folgende Beschreibung hervorgehoben wird: «Die machtigste Frau im deutschen Fernsehen». LITERATURBRIEF

Von Jochen Hieber Anfdnge, Aufschwunge: Zwei junge Autorinnen aus Berlin Soviet Anfang war selten in der deutschen Literatur der vergangenen Jahre. Es gebe kaum noch Debtitanten unter 40, hatte die Literaturkritik lange geklagt, zudem hatten die schriftstellemden Spateinsteiger meist nur narziBtische Glasperlenspiele oder traditionelle Innerlichkeit zu bieten. Zum Gliick aber ist die Literatur unberechenbar. Mit einem Mal - und gerade aus den ersten Arbeiten sehr j unger Autoren - ist ein neuer Ton zu vernehmen, ein Ton existentieller Dringlichkeit, der, jedem Pathos abhold, darauf besteht, daB es beim Erzahlen um Wesentliches geht: Um das Erkunden der vorgefundenen Welt und das Vermessen der menschlichen Moglichkeiten, die es in ihr - noch oder aufs neue - gibt. In einer ganzen Reihe von Texten, die fur diese Tendenz stehen, fallen die jiingsten Bucher von Katrin Askan und Judith Hermann besonders auf. Beide Autorinnen sind Anfang 30, beide haben frtihe, auch schmerzhafte Erfahrungen im noch geteilten Deutschland gemacht, beide kennen das getrennte und das wiedervereinte Berlin bestens, beide besitzen einen untriiglichen В lick fur den Rand der Gesellschaft und fur die Befindlichkeit ihrer Generation. Urba-nes Erzahlen zeichnet sie aus, unverkennbar ist ihre Neigung zu exzentrischen Figuren in schiefer Lebenslage. Dariiber berichten 86

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sie, als ware diese Lage die selbstverstandlichste der Welt In Katrin Askans Roman «Eisenengel» trifft man auf einige junge Frauen, die sich in eine vorubergehend verlassene Schule eingenistet haben. Was sie zum Leben und fur ihre jeweilige Sucht brauchen, stiehlt die eine in Kaufhausern, erbettelt die andere auf der StraBe, verdient die dritte im Biiro und die vierte auf dem Strich. Ina heiBt die Ich-Erzahlerin des Romans. Sie hat sich eine Glatze rasiert und eine Ratte zugelegt. Obwohl im Stehlen und Betteln erprobt, steckt sie standig in Schwierigkeiten. Aber wo Gefahr ist, ist ein Heifer nicht fem: Achim, ein junger Krankenpfleger, versorgt sie mit Medikamenten, bietet ihr seine Wohnung als biirgerliche Bleibe und seine Liebe als Lebensrettung an. Das schone und schauerliche Beziehungsballett, das Katrin Askan die beiden tanzen laBt, verzeichnet alle Schritte, die aufeinander zu, voneinander weg, letztlich aber nirgendwohin ffihren. Vordergrundig ist «Eisenengel» eine Aussteigergeschichte aus dem gegenwartigen Berlin, die seit dem Grundbuch dieses Genres, der Reportage «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» von 1979, vielfach variiert wurde. Ungewohnlich und originell aber wird der Roman durch seine Sprache und semen Stil. Denn Ina schildert ihr wildes Leben sonderbar gezugelt und gezahmt, im Kammerton kommen beide daher, die kurzen Glucksmomente wie die Dauerkatastrophen. Und just diese anfangs irritiereride Diskrepanz zwischen Sprache und Handlung erweist sich als groBer Gewinri: Sie nimmt dem Leser rasch die Illusion, einem doch sehr femen, exotischen Geschehen zu begegnen. Beharrlich besteht die Autorin zudem auf dem Prasens als Erzahlzeit, ganz so, als passiere alles gerade jetzt. Unmoglich auch deshalb, sich den Roman vom Leib zu halten. Vergleichsweise lassig gibt sich Judith Hermann. «Sommerhaus, spater», ihr literarisches Debut, versammelt neun kurze Geschichten aus dem Alltag, groBere Katastrophen als das Aufplatzen einer Korallenkette Oder das Vergessen einer Verabredung kommen zunachst nicht vor. Es herrscht die Atmosphare studentischer Wohngemeinschaften, es wird nicht wenig getrunken und ausgiebig Popmusik gehort. Alles ein biBchen oberflachlich, alles wie hingetuscht. Aber man kann sich von diesem ferzahlen nicht losreiBen, unwiderstehlich wird der Sog, den die lakonische Melodie der meist sehr kurzen Satze bewirkt Ob Judith Hermann beim Schildern einer therapeutischen Sitzung die UrgroBmutter aus dem vorreVolutfdnaren St; Petersburg wiederauferstehen laBt, ob eine ebenso langWierige Wie umstandliche Liebesgeschichte zwischen Hamburg und Berlin muhter Revue passiert oder die Kneipengesprache um vollig belanglose Dihge plotzlieh wie der Nabel der Welt erscheinen: Man hat den Eindfuck, diese uberaus ertragliche, ja angenehme Leichtigkeit des Seins sei durch nichts zu erschiittern.

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Nicht nur die Titelgeschichte aber beweist, ,'daG die Autorin auf solche Weise das Grauen abzuwehren sucht, das sich hinter dem Gewohnlichen und seinen Wonnen verbirgt. «Sommerhaus, spater»: Ein Marm, Stein mit Namen und Taxifahrer von Beruf, will seinen Traum verwirklichen, das Haus auf dem Land. Endlich ist es gefunden, die Renovierung macht Fortschritte. Und dann ist Stein mit einem Mai verschwunden und die Idylle abgebrannt. Es gibt einen recht banalen Grund fur dieses Drama. Die kunstvolle Beilaufigkeit jedoch, mit der ihn Judith Hermann benennt, macht aus dem Drama eirie schreckliche Tragodie. EUROPAS STARKE FRAU MONIKA WULF-MATHIES Mit Beharrlichkeit und Fingerspitzengefiihl ftihrt Monika Wulf-Mathies eines der wichtigsten Ressorts in der Europaischen Kommission. Vehement vertritt sie in der Regional- und Strukturpolitik nicht deutsche, sondem europaische Interessen.

Von Heriberi Klein

Wenn sie eines nicht verbreitet, dann ist es Hektik. Seelenruhig sitzt sie ini griinen Kostiim am glasemen Tisch in ihrem Brusseler Biiro, an einem der schierf endjosen, kafkaesk anmutenden Gange. Nein, die machtigste Frau puropas - so wird fortwahrend von ihr geschrieben - hat man sich eigentlich anders vorgestellt. Vielleicht so: rabiat, laut drohnend, wenn wieder einmal ein -armer,europaispher Bittsteller bei ihr vorspricht, um Geld fur seine gpbeutelte Region zu ergattern - und barsch von der EU-Kommissarin nach Hausp geschickt wird. Wo kamen wir denn hin, wenn jeder im neunten Stock des Brusseler Kominissionsgebaudes mit einem Sack voller Euro nach Hause gingef; ‘ . "U'v"-......... ........ ■ ............. . " •;. ;Alle Erwartungen werden enttauscht. Ist sie zur Diplomatin geworden? Das Wort*gefallt Щг nicht so recht. Gleichwohl sie in frtiheren Zeiten vieie diplQmatisdhe ^Koihpromisse ausgehandelt hat; die Brille leicht herunUxgezpgeft' tragend und gefiirchtet wegen ihres kampferischen Einsatzes fur pie :Gcweirkschaft'smitglieder. «Moderatorin»? Das findet sie auch nicht geeigriet als Seschreibung ihrer Rolle. «EU-Kommissarin» ist die formal richfige Bezerchniiiig. Das freilich besagt noch nicht viel - und erklart doch ihr Ansehen, ja^ ihre Macht. Denn sie verwaltet in Brussel viel Geld, mehr als ein pensch ip seinem Leben zu Gesicht bekommt: Monika Wulf-Mathies ist ^ustandig fur die Strukturfonds und den Kohasionsfonds und in diesem Jahr Yerantwortlich;fur die Verteilung von immerhin rixehr als sechzig Milliarden

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Mark. Erzeugt wenigstens dieses ein Gefuhl von Macht? Sie verzichtet auf eitle Auftritte und setzt auf Transparenz, um Vorurteile abzubauen, die allseits gegen «Brussel» als Inbegriff biirgerlicher Bevormundung und weltfremder Entscheidungen vorgebracht werden. Wieder wird man negativ beschieden. Es gehe nicht darum, daB dieser gewaltige Betrag in die Form eines riesigen Goldklumpens gegossen herumgereicht werde. Meist seien es kleinere Betrage (in Millionenhohe), Hilfen in der Not, subsidiar im Charakter, als Hilfe zur Selbsthilfe, die unter ihrer Obhut den Besitzer wechselten. Leicht hat sie es gewiB nicht in ihrer Position, denn die Begehrlichkeiten sind grofi und die politischen Implikationen nicht weniger. So sitzisie mittendrin im Geflecht zwischen europaischen Interessen, nationalstaatlichen Absichten und (einer besonders in Deutschland ausgepragten Variante) foderalistischen Eigenheiten. Wer da nicht untergehen und zum Spielball aller moglichen Interessen werden will, muB widerstandsfahig sein, erfahren im politischen Spiel, das oft genug Schein und Sein vermischt zu einer konturlosen Masse, die eines nicht auszeichnet: Transparenz. Genau diese mochte Monika Wulf-Mathies aber vermitteln ~ um Vorurteile abzubauen, die gegen «Brussel» als Inbegriff biirgerlicher Bevormundung und weltfremder Entscheidungen vorgetragen werden. Sie steht zur Kommission, die das ausfuhrende Organ der EU ist, die Vorschlage fur neue Rechtsakte erarbeitet und liber die Einhaltung der EUVertrage wacht. Wulf-Mathies gehort der Kommission als eines von 20 Mitgliedem seit 1995 an. Auf was genau sie sich damals einlieB, als sie den Posten libernahm, wuBte sie nicht. Ihre Vergangenheit war, vom Vorsitz des internationalen Dachverbandes ihrer ОТV-Gewerkschaft abgesehen, deutsch gepragt. Geboren 1942, hatte sie Germanistik, Geschichte und «ein biBchen Volkswirtschaft» studiert, war 1965 in die SPD eingetreten, hatte im Wirtschaftsministerium Karl Schillers und spater im Kanzleramt gearbeitet, ehe sie von 1982 bis 1994 die Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr (OTV) fiihrte. Im groBen Orchester Europa sieht sie sich als Dirigentin, die zu einer Mannschaftsleistung beitragt, die fur Entscheidungen wirbt und zwischen den europaischen und nationalstaatlichen Interessen vermittelt Gefragt nach dem groBten Fehler, antwortete sie einmal, nicht Dirigentin geworden zu sein: Na ja, lachelt sie nun, solche Fragebogen fiille man eben irgendwann mal aus. Und doch: Sehr prazise erlautert sie die Funktion des Dirigenten in einem Orchester, der alles andere als ein Herrscher sein dlirfe. «Orchesterspiel ist fur mich eine Teamleistung, hinter der mehr steckt als die Magie eines einzigen Menschen. Die Frage der Tempi, der Lautstarke, den Ausdruck, den Widerstreit unterschiedlicher

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Konzeptionen, das fand ich an der Funktion des Dirigenten immer faszinierend». Eine Beschreibung ihrer eigenen Rolle? In gewisser Weise schon. Im Streit zwischen unterschiedlichen Gruppen in die'sem groBen Orchester namens Europa zu schlichten, fur Entscheidungen zu werben und in dem Sinne zu «moderieren» gehort zu ihrer Aufgabe. Aus Deutschland stammen, aber europaische Interessen zu vertreten, das trifft den Punkt. Ware dem anders, sie geriete rasch zwischen die Miihlsteine der nationalen Politiker, die ihr Uberparteilichkeit absprechen und sie der Protektion (schlimmstenfalls deutscher Wiinsche und Begehrlichkeiten) zeihen wtirden. Das weiB sie, und dem begegnet sie auf ihre Weise. Die Ruhe und Ausgeglichenheit, die sie ausstrahlt, mogen ihr helfen und denen, mit denen sie zusammentrifft. Mit Gewalt und uber Nacht laBt sich in diesem komplizierten Gebaude nichts verandern, auch das hat sie in ihrem beruflich dritten Leben gelemt. «Ideen benotigen bis zur Entscheidungsreife eben viel Zeit»5 stellt sie niichtern fest, ohne Hang zu realitatsfernen VIsionem «Es geht mir darum, in muhsamer Kleinarbeit zu versuchen, die Schwerpunkte zu verschieben». Das freilich bedarf der Differenzierung. Im Spannungsfeld zwischen solidarischem und zugunsten der solidarischen Umverteilung von oben nach unten verschieben. Soil doch, wenn der privat wirtschaftende Mensch nicht genugend Arbeit schaffi., die offentliche Hand diese Aufgabe ubernehmen und langffistig garantieren. Halt, halt, so einfach stellt sich fiir Frau WulfMathies das Problem nicht dar. GewiB, angesichts der Millionen Arbeitslosen in den Mitgliedsstaaten der EU halt sie eine aktive Beschartigungspolitik fur unerlaBlich, aber doch stets unter dem Gesichtspunkt subsidiaren Verhaltens: als Hilfe zur Selbsthilfe, nicht als Daueralimentierung mit der Folge, daB die Eigeninitiative, die eigene Kreativitat durch staatliche Bevormundung gar nicht erst angeregt werden. «Wir brauchen nicht», - sagt sie am Beispiel strukturschwacher Gebiete in den ostdeutschen Bundeslandem, «das zwanzigste Gewerbegebiet auf der grtinen Wiese. Wir brauchen mehr die Verbindung von beruflicher Qualifikation, weicher und harter Inffastruktur, die den Standort attraktiver machen. Nicht zuletzt brauchen wir ein hoheres MaB an Flexibilitat, um mit der Anomalie relativ hoher Lohne und niedriger Produktivitat zurechtzukommen. Nach meiner Meinung muB gerade die ostdeutsche Wirtschaft starker diversifiziert werden. Vielleicht hatte man auf dem Arbeitsmarkt mit einer gezielten Mittelstandsforderung mehr erreichen konnen». Sie sprach von Ostdeutschland und hatte - was die strukturellen Probleme betrifft - genausogut von Portugal, von Siiditalien oder anderen Landem Europas sprechen konnen. Es war eben nur ein Beispiel von vielen,

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das die deutsche Kommissarin in europaischen Diensten schilderte. Nicht als Lobbyistin, sondern als Anwaltin der europaischen Zukunft, die doch mit der Etablierung der Wirtschafts - und Wahrungsunion die Zukunft von einigen hundert Millionen Menschen wesentlich beeinflussen wird. Schon treten die Duodezfursten auf den Plan, die um eigener Vorteile (und der Vertuschung eigener Nachteile) willen «Brussel» ziirn Siindenbock dafiir stempeln, daB ureigenste Kompetenzen verloren - und in die Hande kalter «Burokraten» ubergehen. Mit der Erfahrung einiger Jahre europaischen Denkens und Arbeitens sagt Monika Wulf-Mathies dazu nur soviel: «Wer skeptisch nach Brussel kommt, reist in der Regel mit einer anderen Einstellung wieder nach Hause, trifft er doch hier auf lebendige Menschen, die nicht nur abgrundige Gedanken hegen, sondern sich fiir andere nach ihren Moglichkeiten mit Rat und Tat einsetzen». Sie selbst setzt auf Transparenz bei ihren Entscheidungen. Nein, diplomatisch sei dies eher nicht, wenn man darunter eine Haltung verstehe, die vor lauter Dialektik zu keiner Entscheidung finde. Jedem wohl und niemandem weh, das will, das kann sie nicht. Wenn Frau Wulf-Mathies also (in den einfluBreichen Zeitungen der Welt) Respekt gezollt wird, dann gerade wegen ihrer so gesehen undiplomatischen Haltung. «Es floBt bei anderen mehr Respekt ein, wenn man sieht: Da hat jemand eine Uberzeugung, kann sie begriinden und versucht, ihr treu zu bleiben, ganz gleich, ob es jemandem gefallt oder nicht». Das sagt sie so, wie sie immer in Erschelnung getreten ist: in der Form hoflich, aber doch mit einer gewissen Unerbittlichkeit im Blick, die am Inhalt ihrer Aussage kaum Zweifel aufkommen laBt. Sie ist nicht jedermanns «darling», dann doch mehr (wie eine englische Zeitung schrieb) «Germany’s mighty Monika» oder, heilsgeschichtlich ausgednickt (so stand es in der Financial Times) «Europe’s healing hand». Wer wiirde da nicht, bei soviel beinahe schon messianischer Heilserwartung, eitel? Frau Wulf-Mathies jedenfalls nicht. Das Fingerspitzengefuhl, von dem sie als notwendige Bedingung ihrer Arbeit spricht, vertragt kein eitles, machtversessenes Auftreten, schon gar nicht in einer Staatengemeinschaft unterschiedlichster Interessen. Einheit in der Vielfalt herzustellen, jenes alte Ideal des Nikolaus von Cusanus, das gehort zu ihren praktischen Zielen. Denn die praktische Orientierung ihrer Arbeit, fern dem biirokratischen Wolkenkuckucksheim, betont sie immer wieder. Spricht sie abstrakt vom Kohasionsfonds, setzt sie gleich das Wort «Mensch» nach. Strukturen verandem durch gezielte Forderung, um der Menschen einer Region willen - das beschreibt den Kern von Monika Wulf-Mathies. Ihr EinfluB in Brussel, dessen sind sich die Kenner der europaischen Politik sicher, wird weiter wachsen, je sichtbarer die Konturen des

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europaischen Hauses werden. Den deutschen Interessen durfte es zugute kommen, neben den genauso berechtigten Interessen der anderen EUStaaten. SchlieBlich ist die EU-Kommissarin fiir alle da. Bessere berufliche Qiialifikation, mehr Flexibilitat und eine starkere Diversifizierung der Wirtschaft, gepaart mit europaischer Hilfe zur Selbsthilfe, sind ihre Rezepte zur Losung struktureller Probleme in den Regioneh. Beruhmte Frauen der Vergangenheit und der Gegenwart Lesen Sie die Kurzbiografie und markieren Sie die richtige Reihenfolge 1. Heirat. 2. Konzentration auf den Beruf musikalische Ausbildung durch den Vater Klavierlehrerin in Frankfurt. 3 . Tod von Robert Schumann. 4. Erziehung der Kinder. ' 5. Geburt. 6. Erste eigene Kompositionen. CLARA SCHUMANN

Sie war ein «Wunderkind», die 1819 geborene Tochter des Leipziger Klavierpadagogen Friedrich Wieck. Der Einfluss des Vaters auf Claras musikalische Entwicklung begann sehr fruh. Schon als kleines Kind bekam sie zu Hause Klavierunterricht, und.mit neun Jahren gab sie ihr erstes Konzert im Leipziger Gewandhaus Schon friih spielte Clara selbst komponierte Werke, und von 1832 an ging sie mit ihrem Vater auf Konzertreisen. Gegen den Widen ihres Vaters heiratete sie 1840 den Komponisten Robert Schumann. Als Ehefrau und Mutter von sieben Kindem blieb ihr nur noch wenig Zeit fur ihre kiinstlerische Arbeit. Erst nach dem Tod ihres Mannes (1856) konzentrierte sie sich wieder starker auf ihre Arbeit als Musikpadagogin. Sie musste jetzt alleine fixr den Lebensunterhalt der Familie sorgen und machte deshalb wieder regelmaBige Konzertreisen im In- und Ausland. 14 Jahre ihres Lebens (1878 - 1992) verbrachte sie in Frankfurt am Main und arbeitete dort als erste Klavierlehrerin am neu gegriindeten Hochschen Konservatorium. Clara Schumann starb 1896. Sie gilt als die bedeutendste Pianistin des 19. Jahrhunderts.

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Unterstreichen Sie die Verben und erganzen Sie die TabeUe. Regelmaflige Verben / Mischverben/ Unregelmafiige Verben Prateritum Infinitiv arbeiten heiraten sich konzentrieren machen mussen spielen verbringen

Infinitiv beginnen bekommen bleiben geben gehen sterben

Prateritum (-t-)

Erlautern Sie die Bedeutung der folgenden Sprichworter. Verwenden Sie sie in kurzen Situationen. SPRICHWORTER Wen der Himmel strafen will dem beschert er ein boses Weib. Злая жена - наказанье Господне, верно рожают их в преисподне. Aus Knaben werden Leute, aus Madchen werden Braute. Мужчиной малыш вырастает с пеленок, невестами в свет выпускают девчонок. Was drei wissen, erfahren hundert Что две дамы узнали в подворотне, завтра обязательно узнают сотни. Der Finger einer Frau zieht starker als ein Paar Ochsen. Пальцы у женщины, ясно без слов, в сто раз сильнее упряжки волов. Die Frau des Schusters hat selten ganze Schuhe. У жен сапожников, как это и ни странно, почти всегда сапожки рваные. Die Frauen sagen wohl die Wahrheit aber nie ganz. Дамы носят секреты в сердцах и выдают их не до конца. Die Frau hat ihre Waffen bei sich. Дамы всегда готовы к стрельбе, носят оружие при себе. Eine schone Frau hat immer recht. Прекрасные дамы, чудесные павы. Эти красотки повально все правы. Wenn Mann und Frau sich streiten, so bleibe du im Weiten. Если ссорятся муж с женой ’- обойди их стороной. Frauenarbeit 1st bellende, nimm, aber nie ein Ende. Почему это так получается, женская работа никак не кончается. Junge Frau und alter Mann sind ein trauriges Gespann. Юная дама и муж её старый - это вообще прискорбная пара. Auch ein neuer Spiegel glattet alte Runzeln nicht. И новое трюмо не уберёт морщины. Запомните вы это, дамы и мужчины. Ein Doktor mu6 ein Adlerauge und eine Frauenhand haben. Женские руки, орлиный глаз должен иметь каждый доктор сейчас.

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Weiberschonheit, das Echo im Wald und Regenbogen vergehen bald. Радуга в небе и женщин краса быстро проходит, как эхо в лесах. Ein Frauenhaar zieht mehr als hundert Paar Ochsen. Ax, женских волос притягательная сила немало мужчин за собой утащила. Das Flustem schonen Madchens bringt die Manner in Bewegung als das Gebrull eines Lowen. Шёпот чуть слышный прекрасной девицы действует лучше, чем рыканье львицы. Madel, tu die Augen auf, heiraten ist kein Pferdekauf. Замуж идти - не лошадь купить, надобно девам сие уяснить. Frau keiner Tochter Evas viel, sie treibt all’ ihr arges Spiel. Дочери Евы ты вовсе не верь, это вообще очень хитрая дщерь. Einen Wasserfall kann man ebensowenig aufhalten wie die Heiratsplane einer Witwe. Желание вдовы найти себе мужчину ничем не удержать, как горную стремнину. Ein schones Gesicht ist halbe Mitgift. Красивое лицо у дамы большая часть её приданого. Лет. пер. А.Е. Шапкина, проф. УдГУ, г. Ижевск Ubersetzen Sie folgenden Text ins Deutsche. КТО В ГЕРМАНИИ ЗАРАБАТЫВАЕТ БОЛЬШЕ?

Статистики считают, что это пожилые химики из западных земель. Чтобы дать ответ на этот вопрос, эксперты Федерального статисти­ ческого ведомства проверили 27 тысяч предприятий, на каждом из ко­ торых занято более 10 тысяч человек, а в общей сложности - около 900 тысяч... Самая высокая зарплата оказалась у служащих-мужчин, работаю­ щих в западной части страны. 2835 евро ~ таков средний заработок (без вычетов) у работников промышленных предприятий, торговли, банков и страховых фирм. Эти данные 2001 года свидетельствуют о том, что по сравнению с 1995 годом зарплата служащих повысилась на 16 процен­ тов. Цифра внушительная. Однако в действительности всё выглядит не так, как в отчётах. Если учесть инфляцию, то заработки увеличились лишь на семь процентов, в то время, как продуктивность работы повы­ силась почти на девять процентов, т.е. рост зарплаты отстаёт от роста производства. При этом положение в отдельных профессиях весьма различно. Больше всех зарабатывали коммерческие директора й руководители филиалов. Их зарплата составляла в среднем 5800 евро в месяц. За ними следуют специалисты-химики (в среднем - 5100 евро). Самые низкие

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заработки были у кассиров и продавцов (от 1800 до 2000 евро в месяц). Положение в западной и восточной частях Германии при этом явно разнится. Если на западе Германии средняя зарплата составляла в 2001 году 2935 евро, то на востоке ■- на 30 процентов меньше (2047 евро). Ещё одна особенность, отличающая рынки труда на западе и на востоке Германии: если в «новых» землях больше зарабатывают рабочие, то в «старых» выше оценивается труд служащих. В Восточной Германии доля работающих женщин выше, чем в Западной. Но как на востоке, так и на западе женщины зарабатывают значительно меньше мужчин (в среднем на 22 процента, женщиныслужащие даже на 30 процентов). Но дело тут вовсе не в том, что женщины и мужчины получают разную зарплату за одинаковый труд. Просто хорошо оплачиваемые места достаются, как правило, мужчинам. Что касается выбора профессии, то женщины зачастую выбирают ту, что входит в разряд чисто женских. Так, 92 процента секретарей, 87 процентов машинисток и 82 процента телефонисток — представитель­ ницы слабого пола. Примерно такая же расстановка сил наблюдается и в торговле: 59 процентов продавцов и 79 процентов кассиров женщины. С возрастом и, соответственно, со стажем, зарплата повышается. Впрочем, и тут у мужчин и женщин всё выглядит по-разному. Так, мужчины-служащие в возрасте 50 лет получают значительно больше, чем их молодые коллеги. Женщины достигают своего «потолка» в возрасте 30 - 40 лет. После 40 лет их зарплата, как правило, уже не меняется. Андреас Беккер Lesen Sie folgenden Text ins Deutsche. In manchen Uhternehmen geht der globale Kampf urn Talente, urn die besten Kopfe. Die Manager haben die Frauen entdeckt. Noch nie gab es so gut qualifinierte Frauen wie heute. Das ist eine Verschleuderung menschlichen Ressourcen, Frauen von der Erwerbstatigkeit auszuschliessen. Die Unternehmen haben die Palette der Arbeitszeitmodelle urn Teilzeit und Gleitzeit, Telearbeit, Jahresarbeitszeit Alle Angebote richten sich an Mannem wie Frauen. Die Chancengleichheit bedeutet, dass Frauen und Manner sowohl gute Mutter und Vater wie erfolgreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein konnen. Deutschland weist eine niedrige Ewerbsbeteiligung von Frauen auf. Sie betragt 65% im Vergleich mit Frankreich. In Frankreich ist Ganztagsbetreuung von der Vorschule bis zum Abitur garantiert. 79% der

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Frauen sind berufstatig, unter ihnen 45% der Mutter von 3 Kinder haben einen Job. Das gesellschaftliche Klima ist Kinderfreundlicher geworden. Aber Deutschland verwandelt sich allmahlich in eme Gesellschaft ohne Kinder. Die Zukunft der Familie ist mit der Zukunft der Arbeit verknupft Die Leute haben verloren, wenn der Mensch gezwungen war, zwischen einem gliicklichen Familienleben und einer erfolgreichen Karriere zu wahlen. Nur wer die zeitlichen und finanziellen Ressourcen hat, um Beruf und Baby miteinander zu vereinbaren, wird sich nicht fur das eine oder das andere entscheiden. Es kann in Zukunft nicht mehr darum gehen, ein zeitliches Nacheinander von Familie und Beruf zu organisieren, vielmehr ist ein zeitliches Nebeneinander gefragt. Zudem gilt es sich intensiver mit dem Thema «Mann und Familie» und der traditioneller Rollenverteilung zu befassen. Noch immer sind Frauen dreimal danger als Manner im Haushalt und mit den Kindern beschaftigt. Der Lebensweg verlauft von der Ausbildung fiber Erwerbsarbeit zum Ruhestand. Bei Frauen ist er durch die Familienzeit unterbrochen. Die Individualisierung der Gesellschaft, die Verschiebung der Weite und der Wandel der Arbeitswelt mit der Notwendigkeit lebenslangen Lernens fuhren zu Biographien mit Briichen. In ihnen wechseln sich Ausbildung Erwerbsarbeit, Engagement, Familie, Weiterbildung, Sabboticals* ab. Die Politik muss Antworten hierauf finden, die Frauen und Manner eine industrielle Lebensplannung ermoglichen. DER KONTROLLTEST

1. Was fur ein Kampf geht in manchen Unternehmen? a) um die Talente; b) um die besten Kopfe; c) um Mehrheit der Frauen; d) um die Arbeitsmodelle. 2. Wie steht es nun? a) Noch nie gab es so gut qualifizierte Frauen wie heute; b) Immer wieder gibt es gut qualifizierte Frauen.

der Sabbotical - годичный отпуск.

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3. Die Palette der Arbeitszeitmodelle sehlieBt in sich... a) Teilzeit; b) Gleitzeit; c) Telearbeit; d) Jahresarbeitzeit 4. An wem richten sich alle Angebote? a) an Frauen; b) an Mannem. 5. Die Chancengleichheiten bedeutet. a) Frauen und Manner konnen gute Mutter und Vater sein; b) Frauen und Manner konnen erfolgreiche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sein. 6. Auf welche Erwerbsbeteiligung weist Deutschland auf? a) auf niedrige (65%); b) auf hohere (79%). 7. In welche Gesellschaft verwandelt sich Deutschland? a) ohne Eltem; b) ohne Schwachen; c) ohne Kinder; d) ohne Familien. 8. Womit ist die Zukunft der Familie verknupft? a) mit der Zukunft der Arbeit; b) mit der Zukunft der Gesellschaft; c) mit der Zukunft der Frauen. 9. Wie steht es heute? a) Die Leute sind gezwungen, zwischen einem glucklichen Familienleben und einer erfolgreichen Karriere zu wahlen; b) Die Leute haben verloren, wenn der Mensch gezwungen war, zwis-chen einem gliicklichen Familienleben und einer erfolgreichen Karriere zu wahlen; c) Nur wer die zeitlichen und fmanziellen Ressourcen hat, kann Beruf und Baby miteinander vereinbaren.

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10. Die Frauen sind sich... - mal langer als Manner im Haushalt und mit den Kindem a) 2; b ) 5; c) 3; d) 10. 11. Welche Antworten muB die Politik finden? a) eine gesellschaftliche Lebensplannung ermoglichen; b) eine individuelle Lebensplannung ermoglichen; c) eine kinderfreundliche Lebensplannung emioglichen. KREUZWORTRATSEL

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1. Nennt das Synonym des Wortes «Entwicklung». 2. Weibliche Lebensplanung, die Bruno Heck befflrwortete. 3. In der BRD trat am 1. Juli 1977 eine umfassende Reform des Ehe und Familienrechts in Kraft, mit der das Leitbild der... auf Veranlassung des Bundesverfassungsgerichts aufgegeben wurde. 4. «Gleicher... fur gleiche Arbeit». 5. ...gibt den Frauen die Moglichkeit die Familienpflichten mit der Arbeit vereinbaren. 6. Eine der vier Mutter des Gleichberechtigungsgebotes. 7. Schlosser, Fahrer, Bauerarbeiter halt man fur... Berufen. 8. Ein Problem, wenn der Mensch keine Erwerbstatigkeit hat. 9. Die Frau kommt ihrer «natiirlichen» Bestmmung nach und kummert sich urn... 10. Die Tatigkeit, wo die Manner den Frauen vorgezogen werden. 11. Die gemeinsame Ausbildung der Jungen und der Madchen. 12. Wie hieB die Frauenbewegung nach dem ersten Weltkrieg?

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LITERATUR 1. Tangram. Deutsch als Fremdsprache: KursbucK A rbeitsb^?" " ^ ax Hueber Verlag, 2000. 2. Buhner F. Klar - Sicht. Einblicke in unser Alftagsleben / bearbeitet von Rainer Wicke. - Kennedyallee, 1992. 3. Macaire D., Hosch W. Bilder in der Landeskunde. Fernstudienangehot. Germanistik. Daf. - Langencheidt, 1996. 4. Haudworterbuch zur Gesellschaff Deutschland*. - Bonn, 1998. 5. Frauen in Deutschland. —Bonn, 1997. 6. Deutschland. - 1998. - № 2. - 1998. - №-3. - 1999. - № 2. - 1999. № 6 . - 2001 . - № 2 .

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FRAUUND GESELLSCHAFT ЖЕНЩИНА И ОБЩЕСТВО Пособие по практике устной и письменной речи для студентов языковых факультетов педагогических институтов и университетов

Составители: Поторочина Галина Евгеньевна, Поздеева Татьяна Владимировна

Редактор Л.В. Ларионова Оригинал-макет: А.П. Бузмаков

Изд. лиц. ИД№06035 от 12.10.01. Подписано в печать 01.07.05. Формат 60x84V16. Уел. печ. л. 5,81. Уч.-изд. л. 4,73. Тираж 70 экз. Заказ 7 6 8 - 2005. Глазовский государственный педагогический институт 427621, Глазов, ул. Первомайская, 25