Flodoard von Reims: Annalen: Herausgegeben:Eichler, Günter
 9783534272587, 9783534746194

Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Einleitung
Flodoard und seine Annalen
Weitere Werke Flodoards
Zur Überlieferung der Annalen
Zur Übersetzung
Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe
Literaturhinweise
Textausgaben der Annales (nach Erscheinungsjahr geordnet)
Übersetzungen der Annales (nach Erscheinungsjahr geordnet)
Weitere Werke Flodoards
Forschungsliteratur
Zeittafel
Stammtafeln
Karten und Abbildungen
Kapitelübersicht
Annales / Annalen
Register
Heilige
Personen und Gruppen
Orte und Länder

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MITTELALTER

Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe In großer Breite und Vielfalt bietet die Reihe „Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters“ sowohl dem Historiker als auch dem allgemein an Geschichte Interessierten die Möglichkeit unmittelbaren und selbständigen Zugriffs auf wesentliche Stränge, Akteure und Strukturen mittelalterlicher Historie im Rahmen europäischer Geschichte. Die Quellentexte erscheinen synoptisch – im lateinischen Original und in der Übersetzung. Alle Bände der Reihe werden durch Einleitung, erläuternde Anmerkungen zu den Quellen, Bibliographie und Register für den Leser erschlossen. •••••

Die Annalen des Flodoard von Reims (894 – 966) gewähren einen

außergewöhnlich umfassenden Einblick in die politischen Geschehnisse des sonst sehr quellenarmen 10. Jahrhunderts. Als Kanoniker der Kathedrale der westfränkischen Metropole Reims und Vertrauter der Reimser Erzbischöfe, die im 10. Jahrhundert zu den bedeutendsten politischen Akteuren des Westfrankenreichs zählen, verfügte er über ausgezeichnete Informationsquellen zu den politischen Ereignissen in Westeuropa. Darüber hinaus dokumentiert Flodoard in seinen Annalen militärische Ereignisse, Wunder, Wetterphänomene und Naturkatastrophen, die sich in den Jahren zwischen 919 – 966 ereigneten.

Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe M I T T E L A LT E R

Flodoard von Reims Annalen

Flodoard von Reims: Annalen Herausgegeben von Günter Eichler und Thomas Wozniak

Günter Eichler promovierte 2002 an der Philipps-Universität in Marburg. Seither ist er am Institut für Mittelalterliche Geschichte in Marburg als Lehrbeauftragter tätig. Thomas Wozniak ist Privatdozent für Mittelalterliche Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Vergleichende Landesgeschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen.

ISBN 978-3-534-27258-7

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28.08.20 08:30

Flodoard von Reims Annalen Herausgegeben von Günter Eichler und Thomas Wozniak

AU S GE WÄ H LT E QU E L L E N Z U R GE S C H IC H T E DE S M I T T E L A LT E R S F R E I H E R R-VOM - S T E I N - GE DÄC H T N I S AU S GA BE

Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Franz-Josef Schmale und Hans-Werner Goetz

Band 52

Flodoardi Annales editae, translatae et praefatione notisque instructae sunt a Günter Eichler et Thomas Wozniak

Flodoard von Reims Annalen herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Günter Eichler und Thomas Wozniak

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg academic ist ein Imprint der wbg. © 2020 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Satz: Janß GmbH, Pfungstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-27258-7 Elektronisch ist folgende Ausgabe erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-74619-4

Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flodoard und seine Annalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Werke Flodoards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Überlieferung der Annalen . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe . . . . . . . Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textausgaben der Annales (nach Erscheinungsjahr geordnet) . Übersetzungen der Annales (nach Erscheinungsjahr geordnet) Weitere Werke Flodoards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stammtafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karten und Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitelübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annales / Annalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heilige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personen und Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orte und Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung Flodoard und seine Annalen Einleitung Flodoard und seine Annalen

Die Nachrichten über Flodoard, den Verfasser der hier in deutscher Übersetzung vorgelegten Annalen,1 stammen in der Mehrzahl aus dessen eigener Feder. Für das Jahr 963 notierte er: „Ich selbst aber legte, gebrochen vom Alter und von Krankheit zerrieben, meine Prälatur in Anwesenheit des Bischofs nieder. Er befreite mich, in meinem siebzigsten Lebensjahr, von diesem Joch …“ (vgl. 45.1). Flodoard wurde also im Jahr 893 oder 894 geboren, war bis zu seinem siebzigsten Lebensjahr Kathedralkanoniker der Bischofskirche Notre-Dame in Reims und legte sein Amt im Jahr 963 in die Hände des damaligen Reimser Erzbischofs Odelrich zurück, der sofort Flodoards gleichnamigen Neffen damit betraute. Die oft wiederholte Nachricht, Flodoard sei in Épernay geboren, überliefert der flämische Theologe und Kanzler der Universität Douvai, Georges Colvener (1564 –1649),2 der diese Information, wie einige weitere angebliche Details aus dem Leben Flodoards, einem Fälscher verdankt. Der Jurist Claude Despretz3 aus Arras übermit1 Der Titel stammt nicht von Flodoard, vgl. unten das Kapitel „Zur Überlieferung der Annalen“, S. 9. Zu Leben und Werk Flodoards vgl. Stéphane Lecouteux, Flodoard, in: Clavis Scriptorum Latinorum Medii Aevi III, Auctores Galliae 735 –987, hg. von Marie-Hélène Jullien, Turnhout 2010, S. 10 –21. Ausführlich mit umfassender Sichtung der Literatur: Edward Roberts: Flodoard of Rheims and the Writing of History in the Tenth Century, Cambridge 2019. 2 Georges Colvener wurde am 21. Mai 1564 in der Nähe von Löwen geboren. Er studierte am königlichen Kolleg in Douai und promovierte dort 1599 zum Doktor der Theologie. Als Kathedralpropst, Kanzler der Universität in Douai und Gründer eines Seminars zur Verbreitung des Glaubens (séminaire de la propagation de la foi), dem er nach seinem Tod am 29. Mai 1649 den größten Teil seines Vermögens vererbte, war Colvener Autor eines umfangreichen Werkes zum Leben der heiligen Maria (Kalendarium sacratissimae Virginis Mariae, Douai 1638). Als rühriger und durchaus kritischer Herausgeber widmete er sich u. a. den Werken des Rhabanus Maurus und der Reimser Kirchengeschichte des Flodoard. Vgl. J. Richardot, in: Dictionnaire de Biographie Française 9, 1961, Sp. 351. 3 Roger Limouzin-Lamothe, in: Dictionnaire de Biographie Française 11, 1965, Sp. 27 charakterisiert ihn als geschätzten Zeitgenossen Georges Colveners. Die humanistische Gelehrsamkeit des Claude Despretz schlug sich nicht nur in Kommentaren zur antiken Literatur und zum Kirchenrecht nieder, sondern schreckte auch vor zahlreichen Fäl-

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Einleitung

telte dem gewissenhaften Colvener „aus alten Handschriften“ Details wie den Geburtsort Flodoards, dessen Eintritt in ein Kloster, seine Kandidatur zum Bischof von Noyon oder Flodoards angebliche Abtwürde im besagten Kloster. Dies ist alles mittlerweise als Fälschung aufgedeckt4 oder muss als unsichere späte Überlieferung gelten. Die Herkunft der Familie Flodoards aus der Reimser Champagne ist wahrscheinlich, ebenso deren vasallische Bindung an den Reimser Erzbischof.5 Dass Flodoard innerhalb des Reimser Domkapitels eine hervorgehobene Stellung innehatte, bezeugen die Aufgaben, die er für die jeweiligen Erzbischöfe der Metropole während seiner langen Dienstzeit von Amts wegen erfüllt.6 Da wenig über die Dignitäre des Reimser Domkapitels im 10. Jahrhundert und deren Hierarchie bekannt ist, kann man Flodoards Platz darin nicht exakt bestimmen. Propst des Reimser Domkapitels war er wohl nicht,7 da er in den Quellen ausnahmslos Priester ( presbyter), niemals Propst ( praepositus) genannt wird. Als Archivar der reichen Reimser Überlieferung ist er sicher bezeugt8 und damit wohl auch als Bibliothekar. Man weiß nicht, ob er auch die später mit diesen Aufgaben oft verbundene Position eines Schulmeisters (magister scholarum) bekleidete. Flodoards Familie pflegte Beziehungen zum Stift Sankt Basolus (Saint-Basle), an welchem zwei Söhne des Flawardus, eines Großonkels des Flodoard, als Kanoniker nachzuweisen sind. Flodoard verfügte über Ländereien und eine Kirche mit einem St. Cyriakuspatrozinium im etwa 17 km nordwestlich von Reims gelegenen Dorf Cormicy. Im

schungen angeblich historischer Dokumente nicht zurück. Denn was der D(ominus) Claudius Despretz Iuris licentiatus in Atrebatensi curia seinem gutgläubigen Zeitgenossen Colvener ex variis antiquitatibus locorum Galliae … m(anu)s(cripti)s, zum Teil vermittelt durch einen wohl auch erfundenen Großneffen Matthäus Despretz, unterschob, hatte der Jurist aus Arras selbst erfunden oder der historischen Überlieferung eigenmächtig hinzugefügt. Vgl. Albert Poncelet, Les documents de Claude Despretz, in: An. Boll. 29, 1910, S. 241–257 u. Jacobsen, Flodoard, S. 67–73. Weder Poncelet noch Roger Limouzin-Lamothe oder Jacobsen machen konkrete Angaben zu den Lebensdaten des Claude Despretz. A. Dinaux, Bibliographie cambrésienne, Douai 1822, S. 339, No. 94, registriert eine Abhandlung eines Claude Desprets (sic!), avocat au conseil d’Artois à Arras, et Seigneur de Quéant (Dép. Pas de Calais) über die Bischöfe von Cambrai und Arras geschrieben um das Jahr 1600. 4 Jacobsen, Flodoard, S. 67–73. 5 Vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 3 u. Roberts, Flodoard of Rheims, S. 4 f. 6 Zu betonen ist in diesem Zusammenhang auch Flodoards Beteiligung an der als Libellus Artoldi bekannten Verteidigungsschrift (Erzbischof) Artolds für die Synode in Ingelheim im Jahre 948. 7 Roberts, Flodoard of Rheims, S. 9, hält es für wahrscheinlich, dass Flodoard Propst war und eine von seinen Zeitgenossen hochgeachtete Schlüsselfigur der bischöfl ichen Administration. 8 Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 2, 19, S. 175 f.

Flodoard und seine Annalen

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Jahr 941 wurde ihm eine Marienkirche in Cauroy-lès-Hermonville (Dép. Marne) zugeteilt. Als Schüler der Reimser Kathedralschule erhielt Flodoard eine fundierte und sorgfältige Ausbildung, die auf fruchtbaren Boden fiel und ihn neben seinen diplomatischen Missionen in den Diensten der Erzbischöfe auch als Schriftsteller und Poet hervortreten lässt. Erzbischof Heriveus,9 unter dessen Pontifikat Flodoards Annalen einsetzen, nahm Flodoard in den Domklerus auf. Ihm war er besonders verbunden. Flodoards Sachlichkeit der Berichterstattung, die neben seiner Sachkenntnis den besonderen Wert seiner Annalen ausmacht,10 lässt Vorliebe und Abneigung, Beifall oder Missfallen nur durch feine Nuancen in der Schilderung der Ereignisse erkennen. So vermerkt er den Todestag des Heriveus mit besonderer Genauigkeit. In seiner Reimser Kirchengeschichte betont Flodoard die Loyalität des Erzbischofs gegenüber König Karl III., dem Einfältigen, den Heriveus als einziger Fürst der Francia gegen die Ungarn, die plündernd in Lothringen eingefallen waren, aus eigenen Mitteln unterstützte.11 Als die genannten Fürsten Karl die Gefolgschaft aufkündigten, brachte Heriveus diesen für mehrere Monate in Sicherheit und versuchte dessen schließlich nicht erfolgreiche Aussöhnung mit den lokalen Potentaten voranzutreiben. Als Flodoard im Jahr 919 seine Annalen begann,12 war die traditionelle Annalistik des 9. Jahrhunderts, die der bedeutende Reimser Erzbischof Hinkmar13 als Fortsetzung der Annalen von St. Bertin (Annales Bertiniani) noch bis ins Jahr 882 weiterführte, längst erloschen. Flodoards Jahresberichte beginnen mit kurzen Notizen zum Jahr 919, werden allmählich umfangreicher und informieren ohne Parteinahme, sachlich und gelegentlich auch ausführlich. Den Schwerpunkt der 9

Frz. Hervé, Ebf. v. Reims (900 –922), vgl. Anm. 107. Edward Roberts, der Flodoards Annalen im Kontext der gesamten literarischen Produktion des Reimser Domkanonikers analysiert, dessen Darstellungsabsichten sowie Zielsetzungen darlegt und neu bewertet, weist darauf hin, dass Flodoards Entscheidung, Geschichte als Jahresberichte zu schreiben, eine sachliche Schilderung ohne kritische Parteinahme erwarten lässt (Roberts, Flodoard of Rheims, S. 93). Insgesamt betont auch Roberts den Wert der Annalen als unrevidierten Bericht eines Augenzeugen und zuverlässigen Berichterstatters (ebd. S. 77 u. 102). 11 Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 14, S. 407. 12 Stéphane Lecouteux, Le contexte de rédaction des Annales de Flodoard de Reims (919–966). Partie 1: une relecture critique du début des Annales à la lumière de travaux récents, in: Le Moyen Âge, 116 / 1, 2010, S. 51–121, nimmt an, dass Flodoard erst in den Jahren 922 / 923 mit der kontinuierlichen Berichterstattung begann; Zusammenfassung seiner Ergebnisse, ders., Le contexte de rédaction des Annales de Flodoard de Reims (919– 966). Partie 2: presentation des résultats de la relecture critique du début des Annales, S. 283 f. Roberts, Flodoard of Rheims and the Writing of History, S. 6 teilt diese Einschätzung. 13 Hinkmar (um 800 / 810 – 882), Ebf. v. Reims (845 – 882). 10

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Einleitung

Aufzeichnungen bildet die Francia mit der gallo-römischen Stadt Reims (civitas Remorum) als Metropole und dem Reimser Erzbischof, der im 10. Jahrhundert immer häufiger als Coronator der westfränkischen Könige hervortritt – als wichtige Stütze in Auseinandersetzungen mit Grafen, Herzögen und Königen. In und aus diesem Umfeld bezieht Flodoard seine Informationen, oft auch als Teilnehmer am politischen Zeitgeschehen. Die Auswahl nimmt er selbst vor; er notiert dann sine ira et studio. Sein Blick geht im Westen und Nordwesten bis nach Aquitanien und in die Bretagne, im Süden über die Provence bis nach Italien, im Norden bis nach England und im Osten über den Rhein hinweg bis nach Prag. Häufig erwähnt Flodoard, hierin ganz der Tradition älterer Annalistik folgend, unerklärbare Naturerscheinungen, besondere Wetterlagen und Wunder, welche er oft mit dem Zusatz „wie erzählt wird“ als nicht selbst bezeugt kennzeichnet. Für das Jahr 940 berichtet Flodoard über Visionen eines Mädchens mit Namen Flothilde aus dem Dorf Lavannes (Dép. Marne) in der Nähe von Reims (vgl. 22.7). Der wichtigste Textzeuge der flodoardschen Annalen, die Handschrift A (Montpellier, Bibliothèque Interuniversitaire, Faculté de Médecine ms H 151) überliefert vor dem Text der Annalen eine Sammlung von Visionen einer Flothilde (fol. 27v–31v), die ebenfalls Flodoard zugeschrieben wird.14 Im Jahr 924 begleitete Flodoard den Reimser Erzbischof Seulf15 nach Aquitanien (vgl. 6.1). Flodoard berichtet detailliert über das Treffen König Rudolfs mit dem renitenten Herzog Wilhelm von Aquitanien und kennzeichnet seine persönliche Teilnahme an der Mission durch einen Wechsel von der objektiven in die subjektive Erzählform.16 Flodoard wechselt hier unvermittelt von der dritten zur ersten Person Plural (später auch von der dritten zur ersten Person Singular), was die nüchterne Aufzeichnung der Jahresberichte sofort zu kurzen persönlichen Berichten umformt und Flodoards persönliche Anteilnahme am Berichteten oder eigene, teilweise bittere, Erfahrungen erkennen lässt.17 Auf eine persönliche Anwesenheit des Chronisten während eines Zugs König Rudolfs gegen die Nor14

Philippe Lauer hat diese Sammlung von Visionen als Anhang seiner Annalenedition, S. 168 –176, herausgegeben. Jacobsen, Flodoard, S. 56 –59, bietet eine historische und literarische Einordnung des Textes. Roberts, Flodoard of Rheims and the Writing of History, S. 197–215, behandelt die Visionen ausführlich. Grundlegend analysiert er dabei die Rolle der Wunder in Flodoards Werken. In einer Zeit politischer Umbrüche, die durchaus Zweifel an der Möglichkeit oder Wirksamkeit von Wundern kennt, betrachtet und schildert der Reimser Kanoniker Wunder als jederzeit mögliche, alltägliche Beweise göttlichen Wirkens auch in der eigenen Diözese (ebd., S. 189 f.). 15 Seulf, Ebf. v. Reims (922 –925), vgl. Anm. 138. 16 Vgl. 6.2: Von dort zurückgekehrt, kamen wir (venimus) zum castellum Mont-Saint-Jean. 17 Vgl. unten Flodoards Arrest im Jahr 940 (vgl. 22.6), seine Befreiung aus der Haft im Jahr 941 (vgl. 23.4), Flodoards Aufenhalt in Trier im Jahr 948 (vgl. 30.11), die Wahl Odelrichs zum Ebf. v. Reims im Jahr 962 (vgl. 44.8) und schließlich Flodoards alters- und krankheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Reimser Domkapitel im Jahr 963 (vgl. 45.1).

Flodoard und seine Annalen

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mannen an der Seine unter Beteiligung von Reimser Gefolgsleuten (vgl. 7.1) im Jahr 925 verweist Flodoards kenntnisreiche und exakte Beschreibung der Expedition. Im selben Jahr waren Flodoard und weitere Reimser Gefolgsleute an einem Feldzug Heriberts von Vermandois gegen die Normannen von Eu beteiligt (vgl. 7.5). Das Reimser Schisma nach dem Tod Erzbischof Seulfs im Jahr 925, das erst 962 endgültig gelöst werden konnte, tangierte Flodoard nicht nur in seiner Funktion als Berichterstatter, sondern vor allem als Dignitär im Domkapitel. Der von Heribert von Vermandois erzwungenen Ernennung seines erst fünfjährigen Sohnes Hugo zum Erzbischof von Reims blieb Flodoard fern, was Heribert zutreffend als Ablehnung interpretierte und mit Pfründenentzug beantwortete.18 Dem Ende des Jahres 931 von König Rudolf ebenfalls gewaltsam eingesetzten Erzbischof Artold versagte Flodoard trotz eigener rechtlicher Bedenken die Gefolgschaft nicht; schließlich hatte eine Reimser Legation von Papst Johannes X. das Pallium für Artold erhalten. Etwa in die Mitte der dreißiger Jahre, vielleicht 936 / 937, fällt Flodoards Romaufenthalt. Er traf Papst Leo VII., der ihn empfi ng und reich beschenkte. Die Audienz Leos VII., deren erfreulichen Verlauf Flodoard in seinem monumentalen Werk De Triumphis in Versen preist,19 wurde dem Reimser Kanoniker vielleicht in seiner Funktion als Diplomat gewährt.20 In dieser Rolle überbrachte er dem Papst die Wahlanzeige des erst kürzlich vom Reimser Erzbischof Artold in Laon gekrönten Karolingers Ludwig IV., d’Outremer, 21 und bat um Bestätigung.22 In seinen Triumphen 23 bezeugt Flodoard auch sein Interesse an Rom als Pilger. In den Annalen erwähnt er seine Romreise jedoch nicht. Als Erzbischof Artold im Jahr 940 von Heribert und dem Normannen Wilhelm II. (Langschwert) abgesetzt wurde und Hugo, den sein Vater, Heribert von Vermandois, im Jahr 925 zum Erzbischof von Reims hatte wählen lassen, restituiert wurde, musste Flodoard, der gerade eine Reise zum hl. Martin nach Tours antreten wollte, als Gefolgsmann und Vertrauter Artolds erneut auf seine Benefizien verzichten und fünf Monate lang unter Hausarrest ausharren (vgl. 22.6). Am 25. März 941 vom Bischofselekten Hugo aus dieser misslichen Lage befreit und wieder mit der Marienkirche in Cauroy-lès-Hermonville bei Reims versorgt, diente Flodoard nun dem alsbald zum Erzbischof geweihten Hugo, den Papst Stephan IX. (939–942) im Jahr 942 als 18 Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 20, S. 412: Heribertus itaque comes … iniuste tam me, qui non interfueram premissae electioni suae, quam nonnullos alios et clericos laicos benificiis possessionum ecclesiasticarum (Graf Heribert raubte mir, der ich an seiner Wahl gar nicht teilgenommen hatte, und anderen Klerikern und Laien die Benefi zien). 19 Flodoard, It. XII 862 – 873, vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 26 f. 20 Roberts, Flodoard of Rheims, S. 7, erwägt auch die Möglichkeit einer persönlichen Pilgerreise Flodoards. 21 Ludwig IV., d’Outre-Mer (920 / 921–954), westfr. Kg. (936 –954). 22 Jacobsen, Flodoard, S. 27 f. 23 Flodoard, It. IX 26 –138 u. mehr.

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Einleitung

Metropolitan bestätigte. Der Streit um das Reimser Erzbistum war damit keineswegs beendet. Im Jahr 946 ermöglichte eine Allianz der Könige Otto I. und Ludwig IV. Bischof Artold die Rückkehr nach Reims. Die Synode von Ingelheim im Jahre 948, eine der glanzvollsten des 10. Jahrhunderts, 24 schildert Flodoard, der selbst an ihr teilnahm, ausführlich. Artold wurde in Anwesenheit der Könige Otto und Ludwig zum rechtmäßigen Erzbischof von Reims erklärt und Hugo exkommuniziert. Sein Fernbleiben erleichterte der Versammlung die Entscheidung. Flodoards Zweifel an der kanonisch unanfechtbaren Position seines Dienstherrn waren damit wohl ausgeräumt. In den Jahren 944 (vgl. 26.4) und 951 (vgl. 33.2) gehörte Flodoard königlichen Gesandtschaften an den Hof König Ottos I. in Aachen an. Der Einfluss des ostfränkischen Königs auf die Verhältnisse in Westfranken wuchs, nicht zuletzt, weil Otto den Streit seiner Schwäger als familiäre Angelegenheit betrachtete. Dies schlägt sich auch in der Berichterstattung Flodoards nieder; den Fokus seiner Aufmerksamkeit richtet er in dieser Zeit häufig auf die Beziehungen Ottos I. mit dem westfränkischen König und den Fürsten der Region. Seine missbilligende Haltung gegenüber Ämteranhäufung und weltlicher Ausrichtung kirchlicher Würdenträger gibt Flodoard in der für ihn typischen sachlichen aber in der Kürze doch deutlich als Kritik zu erkennenden Charakterisierung des Kölner Erzbischofs Brun als Bruno(nem), ex praesule ducem (vgl. 39.2), wieder. Mit diesem in seiner Prägnanz kaum ins Deutsche übersetzbaren Epitheton kennzeichnet Flodoard den Bruder König Ottos, der an der beschriebenen Stelle (957) in Lothringen militärisch gegen Ragenar25 vorging. Infolge dieser Einschätzung nennt der Chronist Brun gelegentlich Herzog (dux), ohne dessen erzbischöfl ichen Rang hinzuzufügen. Als Erzbischof Artold im Jahr 961 starb und einflussreiche Unterstützer des exkommunizierten Hugo dessen Wahl zum Reimser Erzbischof verlangten, waren es Königin Gerberga und Brun von Köln, die den im Kloster Gorze erzogenen Metzer Kleriker Odelrich gegen die Befürworter Hugos durchsetzten. Erzbischof Brun überbrachte den Reimsern den päpstlichen Bescheid zugunsten Odelrichs, an dessen Wahl Flodoard selbst teilnahm und dem er noch bis 963 diente. Alter und Krankheit legten Flodoard nicht nur den Verzicht auf sein kirchliches Amt nahe, sondern setzten auch seinen Jahresberichten ein Ende. Schon in den 950erJahren werden die Annalen wortkarger, im Jahr 966 brechen sie nach wenigen Notizen ab. Flodoards Nachruf verzeichnet das Ende der irdischen Pilgerreise des vir vitae venerabilis et Remensis aecclesiae presbyter nomine Flodoardus […] precedentis aliorumque librorum dictator egregius 26 für den 28. März des Jahres 966. 24

Flodoard notiert die Namen von 32 teilnehmenden Bischöfen. Ragenar III. (Langhals) aus der Familie der Grafen v. Hennegau, unterliegt in der hier von Flodoard angedeuteten Auseinandersetzung mit dem Kölner Herzog und Erzbischof Brun. 26 […] „eines Mannes von verehrungswürdiger Lebensführung, des Priesters der Reim25

Weitere Werke Flodoards

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Die Bedeutung der Annalen lässt sich daran ermessen, dass wir über die sehr quellenarme Frühzeit der Liudolfinger / Ottonen abseits der ottonischen hofnahen Schreiberinnen (Hrotsvita von Gandersheim) und Schreiber (Widukind von Corvey, Liutprand von Cremona) nur wenig unabhängige Informationen über die Verhältnisse der liudolfi ngischen Verwandten im Westfrankenreich haben. Zu vielen Ereignissen der Geschichte des west- und ostfränkischen Reiches in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wären wir ohne Flodoards Annalen in wichtigen Punkten nur sehr lückenhaft informiert. „Flodoard war zu seiner Zeit wohl der produktivste und vielseitigste Geschichtsschreiber in Europa“, 27 oder, wie CarlRichard Brühl es zusammenfasst: „Für den hier interessierenden Zeitraum 919– 936 ist Flodoard die mit Abstand wichtigste Quelle.“28

Weitere Werke Flodoards Weitere Werke Flodoards

Von den im Nachruf genannten anderen Büchern (aliorumque librorum dictator) sind uns zwei große Werke des Reimser Kanonikers bekannt:29 Die Geschichte der Reimser Kirche und das großangelegte Epos „Die Triumphe Christi und seiner Heiligen“ (De triumphis Christi),30 in dem Flodoard in drei jeweils mit eigenem Vorwort versehenen Abschnitten, die er in Bücher einteilt, die Ausbreitung der christlichen Lehre in Palästina ( Jerusalem), Antiochia und Rom behandelt. In fast 20 000 Versen – meist Hexametern aber auch anderen Versmaßen – ungleich verteilt auf drei Bücher mit 2940 Versen (Triumphe in Palästina), zwei Bücher mit 2490 Versen (Triumphe in Antiochia) und 14 Bücher mit 14 509 Versen (Triumphe in Italien), entfaltet Flodoard eine Heilsgeschichte in Martyrien, Christenverfolgungen und Biographien von der Jerusalemer christlichen Urgemeinde an bis hinein in seine Gegenwart. Das 12. Buch der italienischen Triumphe schließt mit Papst Leo VII., dem Flodoard im Epos ein langes Pontifikat wünscht. Den historischen Hintergrund (wie die Belagerung Jerusalems, die Christenverfolgungen Neros und Diokletians) schildert Flodoard jeweils nur soweit, als es zum Verständnis der Marty-

ser Kirche namens Flodoard, des vortreffl ichen Verfassers dieses Buches [der Annalen] und anderer Bücher […]“, Ann. ad a. 966; Lauer, Annales, S. 160; überliefert in den Hss. B, C, D, E nicht in A, vgl. Zur Überlieferung der Annalen auf S. 19. 27 Roberts, Flodoard of Rheims, S. 2. 28 Brühl, Deutschland-Frankreich, S. 413. 29 Eine wenig bekannte Sammlung von Marienwundern an der Reimser Kathedrale, die Jacobsen (Flodoard, S. 54) „als kleinere Gelegenheitsarbeit“ bezeichnet, kann hier unberücksichtigt bleiben. Einige der von Flodoard aufgezeichneten Marienwunder fanden Eingang in seine Reimser Kirchengeschichte. 30 Vgl. Jacobsen, Flodoard, 1978 u. Roberts, Flodoard of Rheims, S. 145 –187.

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Einleitung

rien und Viten oder, im Fall Jerusalems,31 des göttlichen Wirkens nötig scheint. Den größten Raum nehmen in den umfangreichen italienischen Triumphen unter Betonung einer apostolischen Sukzession die Papstviten ein. Sehr ausführlich behandelt Flodoard die Päpste des 8. und 9. Jahrhunderts. Aber auch versifizierte Notizen über Kirchenlehrer ( Johannes Chrysostomos, Hieronymus) und Personen, die eine besonders heiligmäßige Lebensführung bezeugen (Symeon Stylites, hl. Paula), fügte er in die Triumphe ein. Peter Christian Jacobsen, der Flodoards Epos gründlich behandelt,32 bescheinigt dem Autor eine souveräne Bewältigung der immensen Stofffülle, eine überlegte Disposition, gute Quellenkenntnisse33 und eine gelungene epische Umsetzung. Eine wissenschaftlichen Erfordernissen genügende Edition der Triumphe Christi des Flodoard, die nur in wenigen Handschriften auf uns gekommen sind34 und deren Verbreitung im Mittelalter kaum erforscht ist, gibt es nicht.35 Die Geschichte der Reimser Kirche (Historia Remensis Ecclesiae) ist dagegen in einer modernen Edition zugänglich.36 Der Titel stammt wohl von Flodoard selbst,37 während mittelalterliche Benutzer dieser Schrift von gesta pontificum Remensium sprechen. Sie behandelt die Geschichte der Stadt Reims (civitas Remorum) und ihrer Bischöfe in vier Büchern, von ihrer sagenhaften Gründung durch Soldaten des Romulusbruders Remus bis in das Jahr 948. Im Gegensatz zu den Annalen, die Flodoard wohl größtenteils zeitnah zu den notierten Ereignissen führte,38 begann er die Arbeit an der Geschichte der Reimser Kirche vermutlich erst nach 948 und arbeitete nachweislich noch im Jahr 952 an dem umfangreichen Werk, welches wahrscheinlich dem Trierer Erzbischof Ruotbert, den er im Jahre 948 eine Zeit lang begleitete,39 gewidmet ist. Das erste Buch endet mit dem Tod des hl. Remigius 31

Die Zerstörung der Stadt wurde oft als Folge der Kreuzigung Christi durch die Juden interpretiert. 32 Jacobsen, Flodoard, S. 88 –199. 33 Intensiv benutzt hat Flodoard die Kirchengeschichte des Eusebius v. Caesarea in der lateinisch übersetzten Bearbeitung des Rufi nus, Cassiodor-Epiphanius, Historia ecclesiastica triparta, Orosius, Historia adversos paganos, und den Liber pontificalis, Jacobsen, Flodoard, S. 88 –181. 34 Paris, Bibliothèque Mazarine 3866 (antea 2004) [M] aus dem frühen 17. Jahrhundert überliefert als einziger Codex die Triumphe vollständig, vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 88 Anm. 2 und Roberts, Flodoard of Rheims, S. 149–154. 35 Gedruckt ist das Werk vollständig bei J.-P. Migne, in: PL 135, Sp. 491– 886. 36 Flodoardus Remensis, Historia Remensis Ecclesiae, hg. von Martina Stratmann (MGH Scriptores 36), Hannover 1998. 37 Alle bekannten Handschriften, die Flodoards Werk überliefern, bieten ihn. 38 Lauer, Annales, S. XIX, differenzierter Jacobsen, Flodoard, S. 14 f. u. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE, S. 4. 39 Ein Widmungsbrief mit dem Kürzel R. als Adressat eröffnet die HRE, vgl. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE, S. 4 f.

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(† 533), das zweite handelt, zum Teil sehr kursorisch, von den Reimser Bischöfen bis zum Jahr 835. Das dritte sehr umfangreiche Buch ist allein Erzbischof Hinkmar von Reims40 gewidmet. Flodoard inseriert in seinen Text gewissenhaft eine Vielzahl von Dokumenten, beispielsweise große Teile der Korrespondenz Hinkmars, die sonst nicht oder nur sehr spärlich überliefert ist. Im vierten Buch der Kirchengeschichte schreibt Flodoard Zeitgeschichte, der er wichtige Dokumente des erzbischöfl ichen Archivs wie die jetzt verlorenen Papstbriefe an den im Jahr 900 ermordeten Reimser Erzbischof Fulco sowie Urkunden beifügt. Den Schluss bilden Mirakelberichte, die auch an dieser Stelle Flodoards Interesse demonstrieren, göttliches Walten in Vergangenheit und Gegenwart zu dokumentieren. Da Flodoard für die Jahre 919 bis 948 der Kirchengeschichte häufig seine Annalen ausschreibt, ergibt ein Vergleich der Parallelstellen gelegentlich genauere Aufschlüsse über persönliche Einschätzung des Geschilderten, Darstellungsabsichten und Geschichtsbild des Reimser Kanonikers.41

Zur Überlieferung der Annalen Zur Überlieferung der Annalen

Flodoards Annalen waren im Mittelalter nicht weit verbreitet. Mehr oder weniger ausgiebig haben Richer von Reims (vor 940 –nach 998),42 Dudo von Saint-Quentin (um 965 –vor 1043),43 Hugo von Flavigny (1065 –vor 1111)44 und Hugo von Fleury († nach 1118)45 die Annalen benutzt, sodass ihnen Abschriften des Werkes vorgelegen haben müssen,46 die mit der Zeit in Vergessenheit geraten sind. Im 16. Jahrhundert wurden Flodoards Annalen regelrecht wiederentdeckt,47 als der Präsident 40

Hinkmar, Ebf. v. Reims (845 – 882). Das zeigt besonders Roberts, Flodoard of Rheims, S. 127–135. Über den möglichen Erkenntnisgewinn eines solchen Vergleichs für eine Neuedition des Annalentextes siehe Lawo, Codex unicus, S. 85. 42 Richer von Saint-Rémi, Historiae, hg. von Hartmut Hoffmann (MGH Scriptores 38), Hannover 2000. 43 Dudo von Saint-Quentin, De moribus et actis primorum Normanniae ducum, éd. Jules Lair, Caen, le Blanc-Hardel (Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie 23 / 2), 1865, S. 115 –314; dazu: Lecouteux, Une reconstitution hypothétique, S. 33 –36. 44 Chronicon Hugonis monachi Virdunensis et Divionensis abbatis Flaviniacensis, hg. von Georg Heinrich Pertz (MGH SS 8), Hannover 1848, S. 280 –503; dazu ausführlich: Mathias Lawo, Studien zu Hugo v. Flavigny, S. 182 –186. 45 Hugonis Floriacensis opera historica, hg. von Georg Heinrich Pertz (MGH SS 9), Hannover 1851, S. 337– 406. 46 Hugo v. Flavigny z. B. benutzt den Annalentext der Handschrift ms H 151 Bibliothèque Interuniversitaire, Faculté de Médecine (A), vgl. Lawo, Studien zu Hugo von Flavigny, S. 184 –186. 47 Il et donc vrai de dire que le président Bégat (1523–1572) fit une véritable découverte en mettent la main sur un manuscrit des Annales de Flodoard conservé à Dijon, Lauer, Annales, S. XXIX. 41

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Einleitung

des burgundischen Parlaments Jean Bégat (1523 –1572) einen der ältesten Textzeugen des Werkes, einen Codex des 11. Jahrhunderts in Dijon fand (= A).48 Der Herausgeber der editio princeps, Pierre Pithou, erwarb die Handschrift, benutzte sie für seine Edition und vererbte sie schließlich seinem Bruder François, der sie den Oratorianern in Troyes schenkte. Ein Teil dieses Codex, der im 12. Jahrhundert dem Kloster Saint-Bénigne in Dijon gehörte und die Visionen der Flothilde, die Annalen Flodoards und einen Brief eines Raynaldus comes Portinensis an einen dux Aquitanorum G enthält,49 gelangte schließlich nach Montpellier in die Bibliothèque de la Faculté de Médecine (heute Bibliothèque Interuniversitaire, Faculté de Médecine). Sechs weitere Textzeugen der Annalen des Flodoard sind überliefert: Handschrift B, Paris, Bibliothèque Nationale ms. lat. 9768 (10. / 11. Jahrhundert, fol. 19v– 46v), Handschrift C, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Reg. lat. 633 (11. Jahrhundert, fol. 42r–79v), Handschrift D, Paris, Bibliothèque Nationale ms. lat. 5354 (11. Jahrhundert, fol. 21r– 41r), Handschrift E, Avranches, Bibliothèque Municipale, ms 130 (13. Jahrhundert, fol. 81v–106r), Handschrift F, Paris, Bibliothèque Nationale ms. lat. 14 663 (15. Jahrhundert) und Handschrift G, Bibliothèque Municipale d’Albi ms. 80 (17. Jahrhundert).50 Die erste Edition der Annalen, die in der mittelalterlichen Überlieferung meist als textabschließendes Explicit c(h)ronica genannt werden,51 verantwortet der französische Humanist Pierre Pithou (1539–1596)52 im Jahr 1588. Es folgten 1636 An48

Montpellier, Bibliothèque Interuniversitaire, Faculté de Médecine ms H 151. Der Codex fi rmiert in Lauers Klassifi zierung der Handschriften unter der Sigle A. Die weiteren Textzeugen werden mit den Buchstaben B bis E bezeichnet. Kodikologische und paläographische Beobachtungen führen Roberts zu dem Schluss, dass die ersten 104 Blätter von H 151 ursprünglich Teil einer anderen Handschrift waren. Vgl. Roberts, Flodoard of Rheims, S. 84 – 87. Lawo, Studien zu Hugo von Flavigny, S. 100 f., nimmt eine Provenienz der Handschrift aus Verdun oder Dijon an. Die Buchstaben geben die Klassifi zierung bei Lauer an. 49 Handschrift A fol. 27r–31v Visionen der Flothilde, fol. 31v– 87v Annalen Flodoards, fol. 87v zitierter Brieftitel, fol. 88r Brieftext. 50 Vgl. Lauer, Annales, S. XXXII–XLV. 51 Hucusque chronica Flodoardi presbyteri B fol. 46r; C fol. 78v, D fol. 40v, E fol. 105v; Varianten bei Lauer, Annales S. 160; in Handschrift A fehlt ein solches Explicit. Die Bezeichnung der Flodoardschen Jahresberichte als chronicon fi ndet sich allerdings auch in Handschrift A, fol. 31v am oberen linken Rand gleichsam als vom Schreiber des Textes nachgetragenes Implicit (CHRONICON FRODOARDI ) siehe Abb. 1, S. 46 und fol. 5r (Flodoardi Chronicon) als Teil eines nachgetragenen Inhaltsverzeichnises von einer Hand des 17. Jahrhunderts, vielleicht derselben, die an gleicher Stelle marginal den Besitzervermerk der Oratorianer in Troyes anbringt: Ex Libris Oratorii Collegii Trecensis. Dieselbe Hand adnotiert fol. 27r noch einmal den Hinweis Flodoardi Chronicon, womit der Adnotator die dort beginnenden Visionen der Flothile den Annalen Flodoards angliedert. 52 Pierre Pithou, Frodoardi presbyteri ecclesiae Remensis chronicon ab anno DCCCCXIX . ad annum DCCCCLXVI ., Annalium et historiae Francorum ab anno

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dré Duchesne (1584 –1640), 1752 Martin Bouquet (1685 –1754) und 1832 Georg Heinrich Pertz (1795 –1876),55 bevor Philippe Lauer (1874 –1953) im Jahr 1905 den noch heute maßgeblichen Text vorlegte.56 Dazu verwendete Lauer die Handschriften A, B, C, D und E, während er F und G beiseite ließ.57 Lauers Einschätzung übernehmend, erscheint die Überlieferungssituation übersichtlich: Nach Art und Umfang ergeben sich zwei Handschriftengruppen (Klassen). Die erste besteht allein aus Handschrift A, welche die Jahresberichte von 919 bis 966 sowie den oben zitierten Brief (fol. 31v– 88r) enthält und wohl eine direkt von Flodoards Autograph stammende Version der Annalen bietet.58 Die zweite, von A unabhängige Handschriftenklasse, bilden die Handschriften B, C, D und E, die den Berichten von 919 bis 966 eine Notiz zum 7. Oktober 877 über den Tod Karls des Kahlen voranstellen und Flodoards Chronik einen Nachruf auf den Reimser Domkanoniker und Ergänzungen zu den Jahren 976 bis 978 folgen lassen.59 Diese Textzeugen überliefern eine zwischen 966 und 978 wahrscheinlich in Laon revidierte Fassung des Autographs.60 Die Abhängigkeiten der revidierten Fassungen untereinander sind komplex61 und im Zuge einer Neuedition der Annalen genauer darzulegen.62 Durch einen detaillierten Vergleich der Handschriften B, C, D und E untereinander kann Lawo die Handschrift D als „verlässigsten [sic] Zeugen der

Christi DCCVIII. ad ann. DCCCCXC . scriptores coaetanei XII, Paris, 1588, S. 147–286 (ND Frankfurt, 1594, S. 109–213). Pithou benutzt die Hss. A, B und F. Die Annalen nach Handschrift A reichen in Pithous Edition bis S. 273, dann kommen die Erweiterungen bis S. 278 und von da an Flotildes Visionen bis S. 286. 53 André Duchesne, Frodoardi presbyteri ecclesiae Remensis chronicon ab anno DCCCCXIX . ad annum DCCCCLXVI ., in: Historiae Francorum Scriptores, Bd. II, Paris, S. Cramoisy, 1636, S. 590 – 623. Duchesne benutzt die Edition Pithous und Handschrift D. 54 DOM Martin Bouquet, Frodoardi presbyteri ecclesiae Remensis chronicon, in: Recueil des historiens des Gaules et de la France, Bd. VIII , Paris, 1752, S. 176 –215. Bouquet benutzt die Edition Duchesnes und die Hss. D und F. 55 Pertz, Georg Heinrich (Hg.), Flodoardi annales, in: MGH SS 3, Hannover 1839, S. 363 – 408 (ND 1925, 1986). Pertz verwendet die Hss. A, D, F un G. Die Edition von Pertz druckt dann Jaques-Paul Migne in: Patrologia Latina 135, (1863), coll. 425 – 490 ab. 56 Philippe Lauer (Hg.), Les Annales de Flodoard (Collection de textes pour servir à l’enseignement de l’histoire 39) Paris 1905. 57 Lauer, Annales, S. LXIV, bezeichnet F und G als Abschriften qui n’ont rien d’original; dazu: Mathias Lawo, Codex unicus, S. 81 f. mit Anm. 7. 58 Vgl. auch Roberts, Flodoard of Rheims, S. 83 – 88. 59 Vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 84 f. Alle Zusätze bei Lauer, Annales, S. 160 –167. 60 Lawo, Codex unicus, S. 84 f. 61 Lawo, Codex unicus, S. 83 – 86. 62 Lecouteux, Une reconstitution hypothétique, S. 1–38, besonders S. 33 –35.

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Einleitung 63

Überarbeitung“ ausmachen. Er unterstreicht damit auch die Notwendigkeit einer Neuedition des lateinischen Textes der Annalen Flodoards.64 Informationen über die Person des Autors im Text der Annalen sind nicht gattungstypisch, die Überlieferungssituation ist es nur bedingt. Isoliert betrachtet mag man von einer schmalen Überlieferung sprechen. Verglichen mit der typischen Situation, dass Annalen in der Regel für den eigenen Gebrauch des Klosters, im Fall der Flodoardschen Annalen für das Reimser Domstift, in dem sie geführt werden, bestimmt und oft ausschließlich autograph oder in einer einzigen Abschrift erhalten sind,65 ist die Überlieferung der Annalen Flodoards umfangreicher.

Zur Übersetzung Zur Übersetzung

Der hier gebotenen Ausgabe liegt die immer noch maßgebliche Edition Philippe Lauers (1874 –1953) aus dem Jahr 1905 zugrunde, an der sich auch die Übersetzung orientiert. Nur einige wenige Korrekturen wurden am Editionstext vorgenommen,66 auf dessen Variantenapparat im Rahmen dieser zweisprachigen Ausgabe verzichtet wurde. Die Anmerkungen zur Übersetzung wurden zum Teil eigenständig, zum Teil auf Lauer gestützt erstellt. Lauers Texterstellung 67 und die Transkription des lateinischen Textes sind dem editorischen Standard seiner Zeit verpfl ichtet. So werden e und e-caudata (n), die in Handschrift A. häufig, in den Hss. B, C, D und E gelegentlich – neben ae und æ – vorkommen, konsequent mit ae wiedergegeben68 und eine den Quellen nicht eigene Unterscheidung zwischen i- und j-Lauten eingeführt.69 Letztere wurde nicht übernommen, an anderem könnte nur im Zuge einer Neuedition gerührt werden. 63

Lawo, Codex unicus, S. 86. Dieses Projekt wurde im Jahr 2008 von Stèphane Lecouteux und Sébastien Bricout angekündigt. 65 Vgl. Grundmann, Geschichtsschreibung, S. 24 f. 66 Lauer, Annales, S. 11, Z. 16: relata hier relatae (relate A, B, C und E; relatn D), ebd. S. 42, Z 3: duntaxat, hier: dumtaxat, (dumtaxat A, B, C, D, E), ebd. S. 70, Z. 4: Raegebertum hier Ragebertum (Ragebertum B, C, D, E), ebd. S. 95, Z. 16: et Ebrocensibus, hier; ab Ebrocensibus (ab Ebrocensibus A, B, C, D, E), ebd. S. 101 Z. 7: Nneigro, hier: Nigro (fehlt in A; Nigro B, C, D, E), ebd. S. 107 griechisches Zahlzeichen für 55 falsch gelesen NΘ statt richtig ΝΕ (Handschrift A. fol. 68v). 67 Dazu die kritischen konstruktiven Ausführungen Mathias Lawos in: Codex unicus, S. 81– 87. 68 Vgl. Handschrift A: Anno incarnationis domini nostri ihesu χριsti DCCCCmo XVIIIIno cecidit remis grando mirabilis, ovum gallinę superans magnitudine, quę vero distendebatur in latitudine occupabat medium palmę, sed et grandior per alia quędam loca visa est cecidisse […]. Lauer verteidigt sein Vorgehen als philologisch korrekt und sachlich angemessen, Lauer, Annales, S. LXV. 69 Zum Beispiel Ann. 919 ejectis Brittonibus statt eiectis Brittonibus und Ann. 920 ab annis 64

Zur Übersetzung

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Die Handschrift A der Annalen Flodoards verzeichnet ab dem Jahr 926 bis zum Ende der Jahresberichte griechische Zahlzeichen (milesisches Alphabet),70 die Lauer in der Edition berücksichtigt und die auch in dieser Ausgabe abgedruckt werden. Sie wurden lange Zeit als Teil einer Datierung interpretiert,71 welche nach der Byzantinischen Weltära rechnet. Das Epochendatum der Ära ist der 1. September des Jahres 5508 vor Christus. Nach dieser Ära berechnet hat das Jahr 926 die Jahreszahl 6434 (= 5508 + 926). Flodoard habe – so wurde argumentiert – in seinem Autograph, von dem Handschrift A wahrscheinlich direkt abgeschrieben wurde, ausschließlich die Einer und Zehner notiert. Von der Jahreszahl 6434 (Byzantinische Ära) blieben dann die Ziffern 34 übrig. In der Handschrift A fol. 42r ist jedoch Zahl ΛΓ (33) zwischen den Berichten der Jahre 925 und 926 marginal notiert. Lauer rechnete die 33 (ΛΓ) folglich nicht zum Jahr 926, sondern zum Schluss des Berichtes zu 925 (5508 + 925 = 6433).72 Obwohl die Zahlzeichen im Text der Handschrift auch wegen ihrer nachträglichen Anbringung nicht immer eindeutig den Jahresberichten zugewiesen werden können, führt Lauers Argumentation zu Komplikationen. Eine sinnvolle Erklärung gibt Edward Roberts, der darlegt, dass Flodoard ab dem Jahr 926 sein Lebensalter mit griechischen Zahlzeichen den Jahresberichten hinzufügte.73 Demnach war Flodoard im Jahr 926 dreiunddreissig (ΛΓ) Jahre alt, was sehr gut mit seinen Angaben im Annalentext übereinstimmt. Die Sprache Flodoards als Kleriker und Autor, das sogenannte Mittellatein, hat sich zur Zeit des Reimser Kanonikers in einer fast tausend Jahre umfassenden Entwicklung als lebendige Sprache vom klassischen Latein entfernt. Die Abweichungen der lateinischen Gelehrtensprache des 10. Jahrhunderts gegenüber dem klassischen Latein sind zahlreich, komplex und nur zum Teil gut erforscht.74 Sie können hier nur ganz grob angedeutet werden und betreffen im Speziellen, das heißt mit Blick auf die Übersetzung der Annalen des Flodoard, folgende Bereiche: Semantik, Syntax und, hier weniger wichtig, auch die Morphologie. Die Probleme der Wortbedeutung beziehen sich vor allem auf Begriffe, deren Bedeutungswandel nach Ort und Zeit im konkreten Fall unterschiedlich gut bekannt ist. So ist oft jam duobus statt ab annis iam duobus. Lauer, Annales, S. LXV Nous avons aussi distingué les i des j, selon l’habitude française. 70 Das jeweilige Zahlzeichen fehlt zwischen 940 und 941 (fol. 58v) und zwischen den Berichten zu 960 und 961 (fol. 85r). Auch die Hss. B, C, D und E geben die griechischen Zahlzeichen, allerdings unvollständig und zum Teil (Handschrift C) ohne Verständnis ihrer Bedeutung, wieder. 71 Ausführlich, Lauer, Annales, S. LX–LXIV; die umfangreiche Literatur dazu bietet Roberts, Flodoard of Rheims, S. 88, Anm. 45. 72 Lauer, Annales, S. LXII. 73 Roberts, Flodoard of Rheims, S. 88. 74 Eine Mittellateinische Philologie, also eine explizite wissenschaftliche Beschäftigung mit der lateinischen Sprache des Mittelalters, gibt es erst seit gut 100 Jahren.

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unklar, ob und wann Flodoard civitas, urbs, oppidum, municipium, arx, turris, praesidium, castellum, castrum und munitio synonym verwendet und wann eine differenzierende Übersetzung notwendig ist. Die Übersetzung der möglichen Synonyme civitas, urbs, oppidum, municipium mit „Stadt“ z. B. ist gelegentlich unbefriedigend, weil sie den Text glättet und mögliche Differenzierungen verdeckt. Aus diesem Grund wurden einige lateinische Nomen in den deutschen Text übernommen und kursiv wiedergegeben. In der Übersetzung wurde so verfahren, dass schwer zu differenzierende Begriffe, wie castrum, castellum, munitio, praesidium, oppidum, municipium u. a. mit dem lateinischen Wort kursiv wiedergegeben werden. Die Belagerung der normannischen Fortifikation Eu75 im Jahr 925 beschreibt Flodoard (7.5) folgendermaßen: „Als der Feldzug gegen die Normannen begonnen hatte, greift Graf Heribert mit Soldaten der Reimser Kirche und Graf Arnulf mit weiteren Franken von der Küste ein praesidium [Eu] der Normannen an, wohin auch ihr Fürst Rollo tausend Normannen aus Rouen nebst den Einwohnern dieses oppidum geschickt hatte. Dieses am Meer gelegene castrum wurde Eu genannt; die Franken schließen es ein, durchbrechen den Wall vor der Mauer, erklettern die Mauer und zerstören sie dabei. Sie eroberten das oppidum im Kampf, töten alle Männer und brennen die munitio nieder.“ Flodoard verwendet an dieser Stelle offensichtlich die Begriffe praesidium, oppidum, castrum und munitio zur Kennzeichnung der Befestigung Eu synonym. Eine konsequente terminologische Unterscheidung befestigter Anlagen verschiedener Art und Größe ist in den Annalen Flodoards nicht zu erkennen und wohl auch nicht zu erwarten.76 Offensichtlich synonym verwendete Begriffe werden dagegen vereinheitlicht ins Deutsche übertragen. Flodoard notiert z. B. zum Jahr 941: „Im Jahr 941 wird Erzbischof Gerland von Sens, von Frotmund, dem Hugo der Weiße die Leitung der Stadt (civitas) übertragen hatte, aus seiner Stadt (urbs) vertrieben. Gerland war beschuldigt worden, Walo begünstigt zu haben, ein Mann Graf Heriberts, der seinerseits Frotmund und dessen Gefolgsleute aus der Stadt (urbs) vertrieben hatte.“77 Hier bezeichnet Flodoard die Stadt Sens abwechselnd mit den lateinischen Termini civitas und urbs, was im Deutschen so nicht nachzubilden ist. Teilweise be75 76 77

Region: Normandie; Dép. Seine-Maritime; Arr. Dieppe. Vgl. dazu die Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe, S. 16. Vgl. 23.1 oder als weiteres Beispiel 14.1.

Zur Übersetzung

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nutzt Flodoard einen lateinischen Terminus offensichtlich oder wahrscheinlich in unterschiedlicher Bedeutung, wie das Substantiv regnum 78 (Reich, Königsherrschaft, Herrschaft bzw. Gebiet, über das Herrschaft ausgeübt wird). In einer nur wenig gekürzten Passage aus dem Bericht zum Jahr 923 heißt es: „Als Heinrich hörte, dass Rudolf ein Heer nicht nur aus der Francia, sondern auch aus ganz Burgund sammelte, schloss er einen Waffenstillstand mit den Lothringern bis zum ersten Tag des Oktobers des folgenden Jahres und kehrte in sein Reich (regnum) zurück. […] Der andere König Rudolf (nämlich der) von Hochburgund, dem die Italiener nach der Absetzung ihres Königs Berengar zur Herrschaft (regnum) verholfen hatten, kämpfte gegen diesen Berengar und besiegte ihn.“79 In einigen Fällen muss deswegen das Prinzip einer konkordanten Übersetzung, das die Wiedergabe eines lateinischen Wortes mit immer demselben deutschen Äquivalent vorsieht, durchbrochen werden. Im Abschnitt „Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe“ dieser Einleitung wird versucht, in die Übersetzung übernommene lateinische Begriffe in ihrer zeitgemäßen Bedeutung zu umreißen. Im Bereich der Syntax kann vor allem die nicht klassische Verwendung der Tempora und bestimmter Pronomina sowie Präpositionen Schwierigkeiten bereiten. Das Demonstrativpronomen ipse und das Numerale unus tendieren in ihrer Bedeutung zum bestimmten Artikel, den das Lateinische nicht kennt, wohl aber seine romanischen Nachfolgesprachen.80 Zur rückbezüglichen Bestimmung nutzt Flodoard, auch bei eindeutigem Bezug, sehr häufig praedictus, praememoratus oder praemissus – Ausdrücke, die je nach Kontext ebenfalls mit dem bestimmten Artikel wiedergegeben werden könnten. Flodoards Verwendung der Reflexivpronomina folgt mit wenigen Ausnahmen (gelegentlich suus für eius) den klassischen Vorbildern. Die Präpositionen (z. B. infra, intra, apud u. a.) regieren bei Flodoard die im klassischen Latein vorgeschriebenen Kasus, haben aber gelegentlich eine andere Bedeutung. Die stilistischen Eigenheiten des Textes sind seiner gattungsgeschichtlichen Tradition verpfl ichtet und werden mit der Übersetzung wiedergegeben. Dazu gehören ein häufiger Tempuswechsel, sowie die ausgiebige Verwendung der Konjunktion et (und), um Hauptsätze, Nebensätze oder Verben (Prädikate) zu verbinden. Um eine Kommentierung im deutschen Text zu begrenzen, war es notwendig, 78

Vgl. hierzu grundlegend: H.-W. Goetz, Regnum: Zum politischen Denken der Karolingerzeit, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 104, 1987, S. 110 –189. 79 Vgl. 5.12. 80 Die einzelnen Sachverhalte sind ausführlich dargelegt bei Stotz, Handbuch IV, §§ 37–38, S. 287–295.

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Einleitung

von Fall zu Fall zu entscheiden, ob und inwieweit eine deutsche Übersetzung den lateinischen Satz genau nachbilden soll und kann. Eine relative Häufung von Partizipialkonstruktionen verlangt gelegentlich, einen kompakten lateinischen Abschnitt durch zwei oder mehrere deutsche Sätze wiederzugeben und ein in oder mit der lateinischen Konstruktion bezeichnetes Subjekt oder Objekt erläuternd in Parenthese dem Übersetzungstext hinzuzufügen. Ein variierendes Vokabular versucht die Übersetzung, wenn möglich, abzubilden.

Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe

Einige lateinische Begriffe sind wegen ihrer Mehrdeutigkeit schwer ins Deutsche zu übersetzen und deshalb, wie oben angesprochen, zum Teil in den deutschen Text übernommen worden, zum Teil unter Berücksichtigung des variierenden Gebrauchs durch Flodoard übersetzt und in runden Klammern hinzugefügt worden. Die folgenden Erläuterungen sollen daher die Probleme und Deutungsmöglichkeiten offenlegen und damit das Verständnis erleichtern. A) Titel, politische Stellung, sozialer Rang: dominus, princeps, proceres, fidelis und illustris 81 Den Titel dominus (Herr) gewährt oder verweigert82 Flodoard Erzbischöfen, gemäß ihrer Stellung. Mit principes (Herrscher, Vornehmste, Fürsten, Erste) bzw. proceres (die Großen, Vornehmen) wird mehrheitlich der Kreis der Kronvasallen umschrieben, welche zur Zeit Flodoards gegenüber dem König an politischem Gewicht gewinnen.83 Flodoard nennt aber auch Heinrich I. princeps transrhenensis (vornehmster Fürst jenseits des Rheins). Erst in der Todesnachricht erhält der ostfränkische König den Titel rex (vgl. 18.2), während Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto – im Jahr 938 bei der ersten Erwähnung in den Annalen (20.1) noch rex transrhenensis genannt –, in den Aufzeichnungen der folgenden Jahre bis zur Kaiserkrönung 965 als rex bezeichnet wird.84 Die Bezeichnung fideles wird mit Getreue oder Gefolgsleute wiedergegeben. Auf die sehr umfangreiche Diskussion um Vasalität und Lehnswesen, in der und für die der Terminus fidelis eine zentrale Bedeutung hat, kann hier nicht eingegangen 81

Flodoard verwendet die Begriffe mit folgender Häufigkeit: princeps 74, proceres 13, fidelis 38, illustris 3. 82 Vgl. Peter Christian Jacobsen, Die Titel princeps und domnus bei Flodoard von Reims (893 / 894 –966), in: Mittellateinisches Jahrbuch 13, 1978, S. 50 –72. 83 Karl Ferdinand Werner, Geschichte Frankreichs, Bd. 1: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, S. 459, charakterisiert die Zeit zwischen 897 und 936 mit der „Entstehung der ersten Prinzipate“. 84 Aus Rom zurückgekehrt nennt Flodoard Otto imperator (47.4 und 47.5).

Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe

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werden. Schließlich kennzeichnet das Adjektiv illustris (angesehen, vornehm) einen hervorgehobenen gesellschaftlichen Rang der so charakterisierten Person. B) Gebietsnamen: Gallia, Gothia, Germania, transr(h)enensis, regnum Burgundiae, Francia, regnum Lotharii, pagus 85 Die Übersetzung geographischer Begriffl ichkeiten bleibt eine besondere Herausforderung, da sie, vielfach spätantike Verhältnisse bezeichnend, im Mittelalter mit mehr oder weniger veränderter Bedeutung weiterverwendet und somit veränderten räumlichen Gegebenheiten übergestülpt werden. Gallia z. B. meint bei Flodoard den gesamten fränkischen Bereich links des Rheins, bzw. den dazugehörigen kirchlichen Großbezirk oft in der Gegenüberstellung mit dem entsprechenden Großbezirk jenseits des Rheins, der dann Germania genannt wird.86 Die Titulierung Rudolfs II. von Hochburgund als rex Cisalpinae Galliae 87 erinnert an die römische Provinz Gallia Cisalpina, meint aber Rudolfs burgundisches regnum. Seine ererbte Königsherrschaft liegt aus der Perspektive des Reimser Domkanonikers in der Gallia diesseits der Alpen. Als König im regnum Italiae kann sich Rudolf nicht halten. Die Reichsteilung von 843 zerschneidet das von den Merowingern eroberte ehemalige Burgunderreich etwa entlang der Saône. Der westliche Teil bildet dann schließlich das Herzogtum Burgund, das westfränkische regnum Burgundiae. Diese Herrschaft meint Flodoard in der Regel, wenn er von Burgund (Burgundia) spricht. Auf dem Gebiet des im Mittelreich verbleibenden, größeren Teils des alten Königreichs Burgund bilden um 880 / 890 Bosoniden und Welfen eigene Herrschaften (regna), Nieder- und Hochburgund (Cis- und Transjuranien), die um 930 Rudolf II. von Hochburgund kurzzeitig unter seiner Herrschaft vereint.88 In der Todesnachricht König Rudolfs für das Jahr 937 nennt Flodoard ihn Iurensis ac Cisalpinae Galliae rex,89 was mit „König beiderseits des Jura“, nämlich Hochburgunds, wiedergegeben wird und seinen Herrschaftsbereich angemessen kennzeichnet. Rudolfs jüngerer Bruder Hugo der Schwarze, von Flodoard, um ihn von homonymen Potentaten zu unterscheiden Hugo cisalpinus (übersetzt mit „der burgundische Hugo“)

85 Flodoard verwendet die Begriffe mit folgender Häufigkeit: Gallia 16, Gothia 3, Germania 10, transr(h)enensis 8, regnum Burgundiae 58, Francia 71, regnum Lotharii 24, pagus 41. 86 Vgl. Schneidmüller, Französisches Sonderbewußtsein, S. 54 – 64. 87 Vgl. 4.2, 5.12, 6.4, 8.4, 19.6 u. 28.7. 88 Eine konzise Zusammenfassung der komplizierten Geschichte Burgunds bieten H. Kruse, Burgund, in: HRG 1, 774 –778, und K. F. Werner, Burgund, in: LexMa 1, 1980, Sp. 1062 –1069. 89 Vgl. 19.5; Auch als die Könige Heinrich I., Rudolf von Westfranken und Rudolf II. von Hochburgund sich im Jahr 935 an der Chiers zu gemeinsamen Beratungen treffen, nennt Flodoard ihn rex Iurensis, König beiderseits des Jura, vgl. 17.1.

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Einleitung 90

genannt, führt als Stellvertreter des Königs in diesem regnum den marchio-Titel.91 Als Gothia wird im 10. Jahrhundert das ehemals gotische Septimanien mit dem Hauptort Narbonne bezeichne. Die Bewohner dieser Region heißen got(h)i.92 Mit Germania meint Flodoard das fränkische Gebiet rechts des Rheins bzw. die dazugehörige kirchliche Großprovinz, deren Bewohner auch Germani genannt werden. Die Begriffe Franci, francus etc. vermeidet Flodoard, wenn er die Verhältnisse jenseits des Rheins in den Blick nimmt. Auch ein ostfränkisches Herzogtum ignoriert er.93 Über Vorgänge jenseits des Rheins in der Regel gut informiert, belegt der Chronist Land und Leute dort einfach mit dem Adjektiv transrhenensis, „jenseits des Rheins“. Was von Reims aus gesehen nachvollziehbar ist, wird im Deutschen oft etwas umständlicher als „Bewohner Ostfrankens“, „Gebiet jenseits des Rheins“ oder „Herrscher jenseits des Rheins“ wiedergegeben.94 Flodoard bezeichnet mit Francia in der Regel das Gebiet zwischen den Flüssen Oise im Norden, der Loire im Süden und der Maas im Osten, eine wenig über die Île-de-France hinausreichende Region, welche die westfränkischen Könige wenigstens zum Teil noch gegenüber dem lokalen Adel behaupten können und in der auch der Erzbischof von Reims, im Berichtzeitraum der Annalen meist eine Stütze des Königtums, über wichtige Besitzungen und Rechte verfügt. Für das Jahr 919 spricht Flodoard allerdings von dem regnum Lotharii als Teil der Francia. Das durch die karolingische Reichsteilung im Vertrag von Verdun (843), der drei Herrschaften (regna) vorsieht, entstandene sogenannte Mittelreich wird im Jahre 855 unter den Söhnen Lothars I. erneut aufgeteilt, wobei Lothar II. (um 835 – 869) den nördlichen Abschnitt, der bis zu den Westalpen reicht, zugesprochen bekommt. Aus dieser Herrschaft, die Flodoard regnum Lotharii nennt und als Teil der Francia bezeichnet, was für das Jahr 919 zutreffend ist, entsteht im 10. Jahrhundert das Herzogtum Lothringen.95 Auf dem Boden des Westfränkischen Reiches (regnum francorum)96 bilden sich weitere Herrschaftsbereiche (regna), auf die der König oft nur noch durch lehnsrechtliche Bindungen Einfluss nehmen kann. Den Terminus pagus, der einen geographischen Bezirk meint, dessen Größe und Funktion räumlich und zeitlich differiert, übertragen Glossen schon im Frühmit-

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Vgl. 21.1, vgl. a. Lauer, Annales, S. 73. Vgl. F. K. Werner, Burgund, in: LexMa 1, 1980, Sp. 1066. 92 Vgl. 26.1. 93 So verlegt er im Jahr 948 Fulda nach Sachsen, vgl. 30.17 u. Lauer, Annales, S. 120. 94 Transrhenenses als Bewohner Ostfrankens (5.10); transrhenenses Germaniae partes (26.5) oder die Bezeichnung Heinrichs I. als princeps transrhenensis (2.2). 95 Vgl. Mohr, Geschichte des Herzogtums Lothringen I, S. 7–11. 96 Auf die Selbstbezeichnung der beiden fränkischen Reiche und den damit verbundenen politischen Anspruch braucht nicht eingegangen zu werden, da hier einzig die Begrifflichkeit Flodoards zählt. 91

Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe

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telalter mit gouue (Gau). Die pagi auf ehemals römischem Boden links des Rheins bilden oft Bezirke ab, die räumlich mit dem Gebiet einer civitas übereinstimmen und auch nach ihr und anderen wichtigen Orten ihres Bezirkes benannt werden.98 Da aber nicht sicher ist, ob pagus und Gau wirklich synonym gebraucht werden, wurde hier der Begriff pagus in den deutschen Text übernommen. C) Begriffe von Orten und (militärischen) Anlagen: urbs, civitas, suburbium, oppidum, municipium, castrum, castellum, munitio, praesidium, turris 99 Mit urbs (Stadt) bezeichnet Flodoard z. B. Reims, Soissons, Nivers, Beauvais, Cambrai, Noyon, Troyes, Pavia und andere Städte, die Aufzählung ist nicht erschöpfend. Gleichzeitig verwendet er für Reims, Nivers, Noyon und Pavia den Ausdruck civitas. Wenn es gelegentlich kontextbezogen so scheint, als beziehe sich urbs eher auf die befestigte Anlage als Ganzes und civitas auf den ummauerten Wohnbereich, so liefert der Text für diese Annahme Gegenbeispiele. Zudem zeigen weiter ausholende Untersuchungen eher das Gegenteil, nämlich die Bedeutung von urbs als Stadt im engeren Sinne, während in civitas oft noch die Bedeutung Bezirk erhalten bleibt. Der Begriff civitas bezeichnet in der Spätantike ein Territorium bestimmten Umfangs mit einer Stadt (oft urbs) als administratives und politisches Zentrum.100 Die Kirche nutzt diese Bezirke in bestimmtem Umfang für ihre administrativen Zwecke (Diözesen), sodass etwa im 5. / 6. Jahrhundert die civitas auch den Zuständigkeitsbereich eines Bischofs bezeichnet, zum weltlichen Verwaltungsmittelpunkt einer Grafschaft (comitatus, comté) wird, aber auch die Bischofsstadt meint, während urbs für Bischofsstadt steht, aber auch für andere größere Städte verwendet wird. Bei Flodoard kennzeichnet gelegentlich civitas auch den Bereich der bischöfl ichen Immunität (Laon). An die ummauerten Städte (urbes) schließen sich Siedlungen an, die in der Spätantike als suburbanus charakterisiert wurden und sich im Zuge frühmittelalterlicher Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklungen zum suburbanum (suburbium), also zur 97

M. Hardt, in: HRG 1, S. 1940 –1945. Michel Sot, Un historien, S. 30 –33 (mit Karte S. 30) zählt die pagi der Provinz Reims im 10. Jahrhundert auf. Sie gliedern die Gebiete von 12 aus der Antike überkommenen civitates, welche auch die Notitia Galliarum (4. Jahrhundert) überliefert. 99 Flodoard verwendet die Begriffe mit folgender Häufigkeit: urbs 18, civitas 18, suburbium 7, oppidum 29, municipium 1, castrum 62, castellum 36, munitio 47, praesidium 6, turris 9. 100 Die notitia Galliarum (4. Jh.), Mommsen (Hg.), MGH Auct. ant. 9, S. 552 f., nennt 12 civitates der römischen Provinz Belgica II, nämlich: (civitas) Remorum = Reims, Suessionum = Soissons, Catalaunorum = Châlons, Veromandorum = Saint-Quentin, Atrabatum = Arras, Cameracensium = Cambrai, Turnacensium = Tournai, Silvanectum = Senlis, Bellovacorum = Beauvais, Ambianensium = Amiens, Morinorum = Thérouane und Bononiensium = Boulogne, vgl. Vercauteren, Études, S. 348. 98

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Einleitung

mehr oder weniger bevölkerten, nicht mauerumschlossenen Vorstadt entwickelt haben. Suburbane Bezirke entstehen aber auch im Anschluss an kleinere Agglomerate (vici) wie Abteien, z. B. Saint-Rémi bei Reims, Saint Vaast bei Arras, Saint-Maurice101 oder um eine als castrum bezeichnete Ansiedlung.102 Weitere Begriffe für ummauerte Städte sind oppidum und municipium. Während oppidum im 7. und 8. Jahrhundert auch größere Städte wie Reims, Nimes und Orléans bezeichnet, meint der Begriff später eher kleinere befestigte Städte, Burgen oder auch ummauerte Bezirke. Flodoard benutzt oppidum z. B. für Douai, SaintQuentin und Zülpich. Die Nähe des Begriffs oppidum zu castrum belegt die Bezeichnung von Bewohnern eines castrum als oppidani. Das Wort municipium gebraucht Flodoard selten und soweit ersichtlich eher zur Kennzeichnung eines befestigten bewohnten Areals. Die Begriffe castrum, castellum und munitio interpretiert Vercauteren mit Blick auf die Situation in der Belgica II im 10. Jahrhundert allgemein als „urbane Ballungsgebiete von gewisser (geringerer) Bedeutung“.103 Eine genauere Defi nition bereitet in der Tat Schwierigkeiten. Flodoard verwendet für Omont, Épernay, Zabern, Mouzon, Saint-Quentin, Ham, Châlons-sur-Marne und Saint-Thierry die Bezeichnung castrum. Mouzon nennt er aber auch oppidum, Saint-Quentin gelegentlich neben castrum sowohl oppidum als auch castellum. Für Ham ist auch die Charakterisierung als castellum zu belegen, Saint-Thierry nennt Flodoard neben castrum auch castellum und munitio.104 Zur Kennzeichnung eines befestigten Areals werden schließlich noch die Begriffe praesidium, arx und turris benutzt. Die Übersetzung von turris mit Turm ist im vorliegenden Fall wohl unverfänglich. Den Begriff arx mit Burg / Zitadelle wiederzugeben, bleibt eine nicht immer treffende Lösung.

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Saint-Maurice-en-Valais, vgl. 22.8 u. Lauer, Annales, S. 79. Flodoard bezeichnet den Bereich um das castrum Mouzon als suburbanum, vgl. Lauer, Annales, S. 87 f., vgl. 25.1 (943). 103 Vercauteren, Études, S. 351. 104 Eine Differenzierung anhand von Größenverhältnissen, wenn sie denn für das 10. Jahrhundert überhaupt mit einiger Sicherheit anzugeben sind, erbringt ebenfalls keine belastbaren Unterscheidungskriterien. Vercauteren, Études, S. 355, referiert für Reims einen mauerumschlossenen Raum von 20 –30 ha; entsprechend für Tournai 14 ha, Soissons 12 ha, Beauvais 10 ha, Arras 8 ha, Senlis 6 ha; für das als castrum bezeichnete Châlons-surMarne immerhin 6 –7 ha. Vercauterens Angaben werden durch neuere archäologische Arbeiten gestützt, die z. B. für das castrum Château-Thierry an der Marne gegen Ende des 8. Jahrhunderts 1–2,6 ha (intra muros) und für das castellum Saint-Quentin eine ummauerte Fläche von etwa 5 ha angeben. Vgl. Bruno Desachy, Jean-Olivier Guilhot, Archéologie des villes, Démarches et exemples en Picardie, Revue archéologique de Picardie No spécial 16, 1999, S. 56 mit Planches III–V [Château-Thierry], S. 78 mit Planches IX–X [Saint-Quentin]. 102

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Tod König Odos. Karl III., der Einfältige, letzter Sohn Ludwigs des Stammlers, 893 zum Gegenkönig gewählt, 896 / 897 von König Odo als Nachfolger anerkannt, wird König. Karls direkte Herrschaft ist auf die zusammengeschrumpfte Krondomäne beschränkt. Beginn der Ungarneinfälle. Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte: Lothringen wird Bestandteil des westfränkischen Reiches (bis 925); Anerkennung des Besitzes der Normannen in der Normandie durch Karl den Einfältigen. Konrad I. wird ostfr. König. Hochzeit Eadgivas mit dem westfr. Kg. Karl III. Nach dem Tod Konrads I. (918) wird Heinrich I., von Franken und Sachsen zum ostfränkischen König gewählt. Zur Sicherung seiner Herrschaft im gesamten ostfränkischen Reich unterwirft er Schwaben und Bayern. Freundschaftsvertrag (amicitia) zwischen Heinrich I. und Karl dem Einfältigen auf dem Rhein bei Bonn. Robert I. von den Großen zum König des Westfrankenreiches erhoben. Nach dem Tod Roberts im Kampf erheben die Großen dessen Schwiegersohn Rudolf von Burgund (923 –936) zum König. Karl der Einfältige wird in St.-Quentin gefangengenommen und nach Château-Thierry gebracht. Tod des Ebf. Seulf von Reims. Schisma um den Reimser Bischofsstuhl zwischen Hugo, dem Sohn Graf Heriberts von Vermandois, und Artold, einem Mönch aus dem Kloster Saint-Rémi. Heinrich I. erreicht einen neunjährigen Waffenstillstand mit den Ungarn. Eheschließung zwischen der Tochter Heinrichs I., Gerberga und Hz. Giselbert v. Lothringen. Eheschließungen zwischen den Töchtern Edgars d. Ä., Edgitha mit Otto I. und Eadhild mit Hugo dem Großen. Feldzüge Heinrichs I. gegen die Slawen und nach Böhmen. Karl der Einfältige stirbt in Peronne. Eheschließung zwischen Marozia und Hugo v. Arles. Prinzipat Alberichs beginnt.

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Zeittafel

Heinrich I. besiegt die Ungarn bei Riade. Der Normannenherzog Wilhelm Langschwert wird Graf von Rouen. 936 Kg. Rudolf stirbt kinderlos. Westfr. König wird Ludwig IV., der Überseeische, der in England aufgewachsene Sohn Karls III. Tod Heinrichs I. Krönung Ottos I. in Aachen. Mächtiger Gegenspieler Ludwigs ist Hz. Hugo der Große. Wechselvoller Konfl ikt mit Eingreifen Ottos I. 937 Adelsaufstände im ostfr. Reich (bis 939). Tod Eadhilds. 937 / 38 Hochzeit der Schwester Ottos I., Hadwig, mit Hz. Hugo dem Großen. 939 Bei erneuten Adelsaufständen im ostfr. Reich (bis 941) Tod Hz. Giselberts v. Lothringen. Hochzeit Gerbergas mit Ludwig IV. dem Überseeischen. 940 Hugo der Große und Heribert erobern Reims. 941 Aufstand Berengars von Ivrea. 942 Treffen Ottos I. mit Hz. Hugo dem Großen und Graf Herbiert II. von Vermandois in Attigny. Tod Abt Odos von Cluny. Ludwig IV. in Poitiers. Fürstentreffen von Visé an der Maas. Verzicht Ludwigs auf Lothringen. Ermordung Graf Wilhelms I. Langschwert von Rouen. 943 Tod Heriberts II. von Vermandois. 948 Synode von Ingelheim verhandelt das Reimser Schisma. 951 Italienzug Ottos I. (bis 952) nach Pavia, Heirat mit der italienischen Prinzessin Adelheid. Otto nennt sich König der Franken und Lombarden. 953 / 54 Aufstand Liudolfs und Konrads des Roten, Sieg Ottos I. Einsetzung von Ottos Bruder Brun als Ebf. v. Köln und als Hz. v. Lothringen (bis 965). 954 Nach dem Tod Ludwigs wird dessen unmündiger Sohn Lothar gegen bedeutende Zugeständnisse mit Unterstützung Hz. Hugos des Großen zum König erhoben. 955 Otto I. schlägt die ins Reich eingedrungenen Ungarn auf dem Lechfeld vernichtend. 956 Tod Hz. Hugos des Großen. 959 Als zweiter Monarch vereinigt Edgar, König von Mercia und Northumbria (957–975), ganz England von nun an dauerhaft unter einer Herrschaft. 961 Zweiter Italienzug Ottos I. (bis 965). 962 Am 2. Februar wird Otto I. in Rom von Papst Johannes XII. (seit 955) zum Kaiser gekrönt. 973 Tod Ottos I., Nachfolge seines Sohnes Otto II. 987 Mit der Weihe Hugos durch Adalbero von Reims in Noyon beginnt die Herrschaft der Dynastie der Kapetinger (bis 1328) im Westfrankenreich.

Stammtafeln Stammtafeln

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Stammtafeln

Stammtafel 1: Verbindungen der bei Flodoard genannten Karolinger (Fett markiert)

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Stammtafel 2: Verbindungen der bei Flodoard genannten Liudolfi nger (Fett markiert)

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Stammtafel 3: Verbindungen der bei Flodoard genannten westfränkischen Großen (Fett markiert)

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Stammtafel 4: Verbindungen der bei Flodoard genannten Engländer (Fett markiert)

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Stammtafel 5: Verbindungen der bei Flodoard genannten Normannen (Fett markiert)

Karten und Abbildungen Karten

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Karten

Karte 1: Allgemeine Übersicht der bei Flodoard genannten Orte

Karten

Karte 2: Übersicht der bei Flodoard genannten Orte der Region Reims

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Abb. 1:

Abbildungen

Handschrift A (Montpellier H 151) fol. 31v (vgl. S. 60)

Abbildungen

Abb. 2:

Handschrift A (Montpellier H 151) fol. 86v (vgl. S. 196)

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Kapitelübersicht Kapitelübersicht

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[919] (1) Hagel im pagus Reims (2) Schlechte Weinernte (3) Normannen in der Bretagne (4) Ungarn in Italien und in der Francia [920] (1) Versammlung in Soissons, Absetzung Kg. Karls (2) Eroberung von Mézières (3) Streit um das Bistum Tongeren (4) Kerzenwunder, Visionen der Osanna [921] (1) Bf. Rodulf von Laon stirbt (2) Rompilger in den Alpen getötet (3) Synode in Trosly-Loire (4) Mgf. Richard v. Burgund stirbt (5) Kg. Karls Feldzug nach Lothringen (6) Stürme und Trockenheit (7) Hz. Robert belagert die Normannen (8) Bf. Herluin v. Beauvais stirbt (9) Frieden zwischen Kg. Karl u. Kg. Heinrich [922] (1) Verwüstung Lothringens (2) Absetzung Berengars, des Kgs. der Langobarden (3) Kämpfe im pagus Laon (4) Kämpfe bei Reims und Laon (5) Robert, Markgf. v. Neustrien, wird Kg. der Franken (6) Drei Sonnen in Cambrai (7) Aufhebung der Belagerung von Chièvremont (8) Erdbeben und Blindenwunder [923] (1) Freundschaftsvertrag zwischen Kg. Robert u. Kg. Heinrich (2) Normannen plündern Aquitanien u. die Auvergne (3) Boso, der Sohn Richards, tötet Richwin (4) Kg. Robert stirbt in der Schlacht an der Aisne (5) Roberts Heer siegt (6) Karls Bitte um Unterstützung wird abgelehnt

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(7) (8) (9) (10) (11) (12) (13)

Rudolf, der Sohn Richards, in Soissons zum Kg. erhoben Normannen fallen unter Ragenold in die Francia ein Gegenangriff in das Land der Normannen Kg. Rudolf belagert das castrum Zabern Angriff der Normannen Kg. Heinrich verwüstet Lothringen Sarazenen töten Rompilger in den Alpen [924] 6 (1) Kg. Rudolf trifft Wilhelm in Aquitanien (2) Waffenruhe mit Ragenard (3) Streitigkeiten zwischen Berengar und Giselbert v. Lothringen (4) Ungarn verwüsten Italien (5) Kg. Rudolf erkrankt bei einer Versammlung in Attigny (6) Kg. Heinrich erkrankt im sarmatischen Grenzland (7) Überraschungsangriff des Gf. Isaac v. Cambrai (8) Synode der Bischöfe der Reimser Diözese bei Trosly-Loire (9) Kerzenwunder, Visionen (10) Seuche unter den plündernden Ungarn [925] 7 (1) Feldzug gegen die plündernden Normannen (2) Missglücktes Herrschertreffen (3) Normannen plündern Beauvais u. Amiens (4) Kg. Heinrich erobert Zülpich (5) Feldzug gegen die Normannen (6) Ebf. Seulf v. Reims, stirbt [926] 8 (1) Feldzug gegen die Normannen (2) Ungarneinfall, Mondfi nsternis (3) Frieden mit den Normannen (4) Hugo, der Sohn Kg. Bertas, wird Kg. in Italien (5) Friedens- und Heiratsvermittlungen [927] 9 (1) Streit Kg. Rudolfs mit Gf. Heribert, Nordlichter (2) Belagerung der Normannen an der Loire, Sturm in den pagi Laon u. Soissons (3) Synode in Trosly-Loire [928] 10 (1) Rudolf v. Burgund plündert die Francia (2) Bf. Otgar v. Amiens stirbt (3) Kg. Heinrich belagert Durofostum (4) Treffen Hugos d. Gr. u. Heribert v. Vermandois mit Kg. Heinrich

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[929] Heribert v. Vermandois u. Hugo d. Gr. greifen Boso an Belagerung der Burg Montreuil Papst Johannes X. wird ermordet Kg. Karl stirbt in Péronne Sarazenen blockieren die Alpenpässe [930] 12 (1) Kg. Rudolf besiegt die Normannen (2) Kämpfe zwischen Kg. Rudolf u. Boso (3) Lichterscheinung in Reims [931] 13 (1) Treffen Kg. Rudolfs mit Karl Konstantin in Vienne (2) Griechen besiegen die Sarazenen bei La Garde-Freinet (3) Wunderberichte (4) Ebf. Robert II. v. Tours in den Alpen getötet (5) Kämpfe zwischen Giselbert u. Boso (6) Plünderung der pagi Laon und Reims (7) Bretonen erheben sich gegen die Normannen (8) Kg. Rudolf belagert Reims [932] 14 (1) Kg. Rudolf in Burgund (2) Nachfolgeregelung der Bischofssitze Châlons u. Noyon (3) Hugo d. Gr. belagert Amiens u. Saint-Quentin, Wunderbericht (4) Giselbert belagert vergeblich Péronne [933] 15 (1) Kg. Heinrich besiegt die Ungarn (2) Kg. Rudolf belagert Château-Thierry (3) Auf Bf. Waldricus v. Auxerre folgt Wido (4) Odo, Sohn Heriberts, plündert den pagus Soissons (5) Sarazenen besetzen die Alpenpässe [934] 16 (1) Kg. Rudolf belagert Château-Thierry (2) Wunderbericht (3) Kg. Rudolf verlässt Château-Thierry (4) Gesandte Kg. Heinrichs bei Kg. Rudolf (5) Nordlichter, Wunderbericht (6) Frieden zwischen Hugo d. Gr. und Heribert (7) Kgn. Emma stirbt [935] 17 (1) Streit und Versammlung in Laon (2) Ungarn überfallen Burgund u. Italien (3) Kg. Rudolf belagert das castrum Dijon (4) Niederlage der Normannen 11 (1) (2) (3) (4) (5)

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[936] Kg. Rudolf stirbt, die Bretonen kehren zurück Kg. Ludwig u. Hugo d. Gr. erobern Langres, Thronstreitigkeiten im Ostfrankenreich (3) Mondfi nsternis, auf Papst Johannes XI. folgt Leo VII. (4) Sarazenen plündern Aquitanien u. töten Rompilger [937] 19 (1) Bischofsneubesetzungen in Senlis u. Noyon (2) Frieden zwischen Hugo u. Heribert (3) Nordlichter, Ungarnangriff (4) Gefangenschaft, Visionen u. Flucht des Priesters Adalgar v. Bouvancourt (5) Bretonen besiegen die Normannen (6) Auf Bf. Abbo v. Soissons folgt Wido [938] 20 (1) Kg. Ludwig erobert Montigny-Lengrain (2) Feldzüge Kg. Ludwigs [939] 21 (1) Weitere Feldzüge Kg. Ludwigs (2) Lothringer wenden sich von Kg. Otto ab (3) Kg. Otto plündert Lothringen (4) Die engl. Flotte plündert die Küste Flanderns (5) Kg. Ludwig zieht nach Verdun (6) Hz. Giselbert v. Lothringen ertrinkt im Rhein (7) Kg. Ludwig heiratet Gerberga [940] 22 (1) Kg. Ludwig überträgt die Münze der Stadt Reims u. die Grafschaft dem Ebf. v. Reims (2) Feldzug Kg. Ludwigs nach Châtillon-sur-Marne (3) Hugo d. Gr. belagert Reims (4) Kg. Ludwig kehrt aus Burgund zurück (5) Kg. Otto unterstellt Lothringen seinem Bruder Heinrich (6) Flodoard wird unter Arrest gestellt (7) Wunderbericht (Flothilde) (8) Nordlichter, Sarazenen töten Rompilger [941] 23 (1) Ebf. Gerlandus v. Sens wird vertrieben (2) Hugo verhindert eine von Gf. Heribert gewünschte Synode (3) Kg. Ludwig zieht nach Burgund (4) Synode in Soissons (5) Translation der Reliquien des hl. Balderich nach Reims (6) Kg. Ludwig zieht erneut nach Burgund 18 (1) (2)

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[942] Kg. Ludwig zieht zum dritten Mal nach Burgund Aktionen gegen Verräter in Reims, Pallium für Ebf. Hugo Friedensverhandlungen in Italien Hungersnot in der Francia u. in Burgund, Viehepidemie Freundschaftsbündnis zwischen Kg. Ludwig u. Kg. Otto Abt Odo v. Cluny stirbt in Tours [943] 25 (1) Ermordung des Normannenfürsten Wilhelm Langschwert (2) Feldzüge gegen die Normannen (3) Herrschertreffen (4) Verschiedene Feldzüge, Wilhelms Mörder wird getötet (5) Friedensvertrag zwischen Kg. Ludwig u. Gf. Arnulf [944] 26 (1) Kg. Ludwig mit Kgn. Gerberga in Aquitanien (2) Friedenvertrag mit den Normannen (3) Frieden zwischen Herluin v. Monreuil u. Arnulf v. Flandern (4) Verhandlungen mit den Lothringern in Aachen (5) Wunderberichte (6) Plünderung von Saint-Crépin u. Saint-Médard in Soissons (7) Sturm über den Montmartre, Wunderberichte (8) Normannen besiegen die Bretonen (9) Feldzug Kg. Ludwigs gegen die Normannen [945] 27 (1) Karl, Sohn Kg. Ludwigs u. Gerbergas wird geboren. Angriff auf Montigny (2) Plünderung des pagus Vermandois u. Belagerung von Reims (3) Aufhebung der Belagerung (4) Nach dem Tod Bf. Teutolos v. Tours geschehen Wunder (5) Gefangennahme Kg. Ludwigs durch die Normannen (6) Geiselstellung für den König (7) Kg. Otto in Lothringen (8) Mutterkornepidemie [946] 28 (1) Erbschaftsverteilung der Söhne Heriberts (2) Kg. Hugo v. Italien wird bestätigt (3) Kg. Edmund schickt Gesandte an Hugo, wegen Ludwigs Restitution als König (4) Auf Papst Marinus folgt Agapit II. (5) Kg. Ludwig wird als Kg. wiedereingesetzt (6) Kg. Edmund stirbt, wie auch Kgn. Edgitha (7) Kg. Otto unterstützt Kg. Ludwig bei der Belagerung v. Reims (8) Bf. Derold v. Amiens stirbt 24 (1) (2) (3) (4) (5) (6)

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29 (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) 30 (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16) (17) 31 (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) 32 (1) (2)

[947] Kg. Ludwig belagert Mouzon Bf. Bovo v. Châlons stirbt Kg. Ludwig u. Kg. Otto feiern Ostern in Aachen Misslungener Angriff Fürst Hugos d. Gr. auf Reims Tetbald zum Bf. v. Amien geweiht Misslungene Belagerung Montreuils Nächtlicher Sturm u. Erdbeben in Reims Herrschertreffen an der Chiers Plünderungen; Heriveus, Neffe des verstorbenen Ebf. v. Reims Heriveus, wird getötet Synode in Verdun [948] Synode bei Mouzon Gf. Arnulf erobert Montreuil Beschwerdebrief Ebf. Artolds an Papst Agapit II. Synode in Ingelheim Liste der anwesenden Bischöfe Verlauf der Synode Verlesung eines Briefes aus Rom Widerlegung des gefälschten Briefes Exkommunikation Hugos Fortgang der Synode Hz. Konrad eilt Kg. Ludwig zu Hilfe Hz. Konrad wird Taufpate der Tochter Kg. Ludwigs Zerstörung von Mouzon Hugos Gegenangriffe Exkommunikation der Helfer Hugos Gf. Hugo d. Gr. wird exkommuniziert Weihe des Vikars Marinus zum Bf. [949] Wahl des Diakons Rorico zum Bischof v. Laon Aufstand in Amiens gegen Tetbald Kgn. Gerberga u. ihr Bruder, Kg. Otto, feiern Ostern in Aachen Kg. Ludwig erobert Laon Gf. Hugo d. Gr. greift Laon an Römische Synode bestätigt die Beschlüsse der Synode von Ingelheim Bernard läuft zu Gf. Adalbert v. Vermandois über Wunder in Kirchen an der Arnes [950] Von Kg. Otto vermitteltes Treffen zwischen Kg. Ludwig u. Hugo Treffen von Hugo mit dem König bei Compiègne

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Hugo belagert Amiens Kg. Otto belagert Prag Kg. Ludwig u. Hugo zerstreiten sich wieder Berengar wird König in Italien [951] 33 (1) Kg. Ludwig erkrankt (2) Kg. Otto empfängt zu Ostern Hugo in Aachen (3) Hz. Otto d. Rote fällt in Lothringen ein (4) Gesandte König Ludwigs kehren von Kg. Otto zurück (5) Ungarn fallen in Italien und Aquitanien ein (6) Kg. Ludwig belagert Brienne-la-Vieille (7) Kgn. Ottogeba heiratet Heribert (8) Kg. Otto heiratet Adelheid in Italien (9) Sarazenen nehmen Tribute von Rompilgern [952] 34 (1) Erfolglose Gesandtschaft Ottos nach Rom (2) Kg. Otto kehrt nach Pavia zurück (3) Belagerung u. Eroberung Mareuils (4) Wiederaufbau v. Mareuil (5) Reformen im Kloster Saint-Basle [953] 35 (1) Treffen Hugos mit Kgn. Gerberga, dann mit Kg. Ludwig (2) Konfl ikt zwischen Kg. Otto u. seinem Sohn Liudolf (3) Kgn. Gerberga gebiert in Laon Zwillinge (Karl u. Heinrich) (4) Synode in Saint-Thierry (5) Kg. Otto belagert Konrad in Mainz (6) Auf Bf. Wichfried v. Köln folgt Brun, der Bruder Kg. Ottos [954] 36 (1) Ungarn fallen ins Westfrankenreich ein (2) Kg. Ludwig stirbt nach einem Jagdunfall (3) Die verwitwete Kgn. Gerberga trifft sich mit Hugo (4) Liudolf folgt auf Heinrich als Hz. in Bayern (5) Fulcher wird zum Bf. v. Noyon geweiht (6) Lothar wird im Kloster Saint-Rémi zum Kg. geweiht (7) Kämpfe zwischen Ragnold u. Gf. Heribert um Montfélix (8) Auf Papst Agapit II. folgt Johannes XII. (Octavian) [955] 37 (1) Kg. Otto besiegt die Ungarn (2) Ostertreffen Gerbergas, Lothars u. Hugos (3) Kg. Otto schlägt die Ungarn auf dem Lechfeld (4) Kg. Otto besiegt zwei Könige der Sarmaten (5) Auf Bf. Fulcher v. Noyon folgt Hadulf

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[956] Treffen in Ingelheim u. Ostern in Köln Seuche in der Germania und in der Francia Kg. Lothar erobert Befestigung an der Chiers Fürst Hugo d. Gr. stirbt Auf Bf. Fulbert v. Cambrai folgt Berengar [957] 39 (1) Nächtliches Lichtwunder in Reims (2) Kämpfe in Lothringen u. in der Francia (3) Kg. Ottos Sohn Liudolf stirbt [958] 40 (1) Belagerung der Burg Coucy-le-Château (2) Krieg Kg. Ottos gegen die Sarmaten [959] 41 (1) Ebf. Brun trifft seine Schwester in Compiègne (2) Ostertreffen (Lothar, Gerberga, Brun) in Köln (3) Gf. Arnulf v. Flandern spendet in Reims Silber (4) Gf. Robert erobert die Burg Dijon [960] 42 (1) Bf. Artold verurteilt Verräter bei der Burg Omont (2) Richard, Sohn des Normannen Wilhelm, heiratet Emma, die Tochter Hugos (3) Aufstand der Lothringer gegen Ebf. Brun [961] 43 (1) Bischof Wido von Auxerre stirbt (2) Königl. Treffen zu Ostern [962] 44 (1) Treffen von Kgn. Gerberga u. Ebf. Brun (2) Kg. Otto wird in Rom zum Kaiser gekrönt (3) Treffen Kg. Lothars mit seinem Cousin Hugo Capet (4) Synode am Fluss Marne (5) Mirakel und Wunder (6) Treffen von Kg. Lothar mit Fürst Arnulf (7) Übertritt Thetbalds v. Hugo Capet zu Kg. Lothar (8) Gesandtschaft v. Papst Johannes XII., Wahl Odelrichs zum Ebf. v. Reims [963] 45 (1) Synode in Reims, Flodoard tritt ab [964] 46 (1) Harter Winter (2) Ebf. Odelrich exkommuniziert Thetbald (3) Güterrückgabe durch Gf. Heribert d. Ä. 38 (1) (2) (3) (4) (5)

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[965] Otto v. Burgund stirbt Arnulf v. Flandern stirbt Aufhebung der Exkommunikation Heriberts d. Ä. u. Thetbalds Treffen Ks. Ottos mit Kgn. Gerberga in Köln Flucht des Papstes und Synode Ottos in Rom [966] Hochzeit Kg. Lothars mit Emma Ebf. Odelrich exkommuniziert Ragenold

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1 (1) Anno incarnationis Domini nostri Ihesu Χρristi DCCCCmo XVIIIIno, cecidit Remis grando mirabilis, ovum gallinae superans magnitudine, quae vero distendebatur in latitudine, occupabat medium palmae; sed et grandior per alia quaedam loca visa est cecidisse. (2) Hoc anno, nihil vini in pago Remensi nisi parum admodum fuit. (3) Nordmanni omnem Britanniam in Cornu Galliae, in ora scilicet maritima sitam depopulantur, proterunt atque delent, abductis, venditis, ceterisque cunctis eiectis Brittonibus. (4) Hungari Italiam partemque Franciae, regnum scilicet Lotharii,105 depraedantur. 2 (1) Anno dominicae incarnationis DCCCCmo XX mo, pene omnes Franciae comites regem suum, Karolum,106 apud urbem Suessonicam, quia Haganonem consiliarium suum, quem de mediocribus potentem fecerat, dimittere nolebat, reliquerunt. Heriveus107 autem, Remorum archiepiscopus, accipiens regem cum omnes eum deseruissent, duxit eum ad hospitia sua, in villam quae dicitur Carcarisia. In crastinum vero, venerunt in Crusniacum, Remensis episcopii villam, ibique manserunt donec Remis venirent. Sicque deduxit eum per septem fere menses, usque quo illi suos principes eumque suo restitueret regno. (2) Postea profectus est archiepiscopus Heriveus super Mosam, propter quoddam castellum in terra sui episcopii situm, quod nominant Macerias, recipiendum, quod tenebat Erlebaldus comes pagi Castricensis,108 contra illum, quem tunc etiam

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1 (1) Im Jahre der Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus 919 fiel in Reims erstaunlicher Hagel. Er übertraf ein Hühnerei an Ausdehnung und nahm einen halben Handteller ein; aber andernorts wurden noch größere Hagelkörner beobachtet. (2) In diesem Jahr gab es keinen Wein im pagus Reims oder viel zu wenig. (3) Die Normannen entvölkern, vernichten und zerstören die Cornouaille, einen Küstenstreifen der Bretagne. Die Bretonen wurden verschleppt und verkauft; alle übrigen wurden vertrieben. (4) Die Ungarn plündern Italien und einen Teil der Francia, nämlich Lothringen.105 2 (1) Im Jahre der Fleischwerdung 920 verließen fast alle Grafen der Francia in der Stadt Soissons ihren König Karl,106 weil er seinen Ratgeber Hagano nicht aufgeben wollte, einen Mann von bescheidener Herkunft, den Karl mächtig gemacht hatte. Allein Erzbischof Heriveus107 von Reims nahm den König auf, nachdem ihn alle im Stich gelassen hatten und führte ihn zu seiner Herberge im Dorf Chacrise. Am nächsten Tag gelangten sie nach Crugny, einem Dorf der Reimser Diözese und dort blieben sie, bis sie nach Reims gelangen konnten. Und so schützte der Erzbischof Karl fast sieben Monate lang, bis er ihm seine Fürsten und seine Herrschaft zurückgewinnen könnte. (2) Danach brach Erzbischof Heriveus auf, um das an der Maas im Gebiet seiner eigenen Diözese gelegene castellum Mézières einzunehmen, das der Graf des pagus Castricensis 108 Erlebald gegen ihn hielt, den der Erzbischof exkommuniziert 105

Wörtlich: „das Reich Lothars“; zum regnum Lotharii siehe: W. Mohr, Geschichte des Herzogtum Lothringen (900 –1048) I, S. 7–18; zum Begriff Francia: B. Schneidmüller, Nomen patriae, S. 17. 106 Karl III., der Einfältige, westfr. Kg. (893 / 98 –923), vgl. B. Schneidmüller, in: LexMA 5, 1991, Sp. 970. 107 Heriveus, franz. Hervé († 922), Ebf. v. Reims (900 –922), vgl. G. Schmitz, Heriveus v. Reims, S. 59–106. 108 M. Sot, Un historien et son Èglise, S. 30 f. nennt sieben pagi der civitas Remorum, darunter den pagus Castricius oder Castricensis, den er an der Maas lokalisiert (Dép. Ardennes) mit der zentralen Region um den Ort Mézières, ebenso P. Périn, Art. Mézières, in: RGA 20; Erlebald ist im pagus Castricensis Graf.

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habebat excommunicatum, propter illa quae ipsius episcopatus familiae frequentia ingerebat mala propterque Altmontem, aecclesiae Remensis, quod furtim irruperat, castrum. Archiepiscopus autem postquam praefatum castellum, id est Macerias, cum suis fidelibus per quattuor fere ebdomadas obsedisset, deserente tandem illud Erlebaldo, recepit et, dispositis inibi custodiis, reversus est Remis. Qui Erlebaldus profectus ad regem, qui tunc morabatur in pago Warmacensi, sedens contra Heinricum109 principem Transrhenensem, ibi ab hostibus regis sibi supervenientibus interfectus est. (3) Hoc anno, sequenti quoque, agitatur inter Hilduinum110 episcopum et Richarium111 abbatem de episcopatu Tungrensi contentio. Siquidem rex illud episcopium Richario, quia Hilduinus a se descivit cui prius ipsum concesserat, dedit. Herimannus112 vero archiepiscopus Hilduinum ibi episcopum, eligente clero ac populo, favente necnon Gisleberto,113 quem plurimi Lotharienses principem, relicto Karolo rege, delegerant ordinavit. Karolus vero, reversis ad se Lothariensibus et ipso Gisleberto, Richario abbati non Hilduino episcopo ipsum episcopatum consentiebat. (4) Remis in monasterio sancti Petri, ad portam basilicarem, cereus quem ibi posuerant hi cives qui Romam, ad visitanda apostolorum limina, profecti fuerant, accensus est etiam ter igne coelesti. Ad idem quoque monasterium quaedam puella advenerat, nomine Osanna, de pago Vonzinse, carnem non comedens neque panem ab annis iam duobus edere valens, cui multae visiones ostendebantur. Haec, in ipsis diebus, ebdomada plena iacuit immota, et sanguinem cum omnium ammiratione sudavit, ita ut frons eius tota et facies usque ad collum operiretur sanguine, in qua vita vel tantum calor remanserat, halitu etiam tenuissime spirante. Tunc quoque multa se vidisse perhibuit, ex quibus aliqua dixit, plurima vero quae viderat se dicere non audere professa est. Tunc etiam, circa Remensem urbem mel in spicis inventum est, et flores quibusdam in arboribus maturis vel collectis iam fructibus.

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hatte, weil er den Untergebenen des Bischofs oft Schaden zufügte und weil er in das castrum Omont, welches der Reimser Kirche gehörte, hinterhältig eingedrungen war. Nachdem der Erzbischof mit seinen Getreuen das genannte castellum Mézières über fast vier Wochen belagert hatte, nahm er es ein – Erlebald hatte es zu diesem Zeitpunkt schon verlassen –, stationierte dort eine Besatzung und kehrte nach Reims zurück. Erlebald, der zum König aufbrach, welcher sich zu der Zeit im pagus Worms aufhielt und dort Heinrich,109 den vornehmsten Fürsten jenseits des Rheins, belagerte, wurde dort von den Feinden des Königs überfallen und getötet. (3) In diesem und im darauffolgenden Jahr wird zwischen Bischof Hilduin110 und Abt Richer111 um das Bistum Tongern gestritten. Der König gab nämlich das Bistum Richer, weil Hilduin, dem er es vorher zugestanden hatte, sich von ihm lossagte. Erzbischof Hermann112 aber ordinierte den von Klerus und Volk gewählten und auch von Giselbert,113 begünstigten Hilduin. Giselbert hatten die meisten Lothringer zu ihrem Fürsten bestimmt, nachdem sie sich von König Karl losgesagt hatten. Als die Lothringer und selbst Giselbert sich Karl wieder angeschlossen hatten, einigte man sich darauf, den Abt Richer und nicht Bischof Hilduin in das Bistum einzusetzen. (4) In Reims wurde an der Pforte zur Basilika des Klosters des heiligen Petrus eine Wachskerze, welche Bürger der Stadt, die nach Rom aufgebrochen waren, um die Gräber der Apostel zu besuchen, dort aufgestellt hatten, drei Mal auf geheimnisvolle Weise von himmlischem Feuer entzündet. Zum selben Kloster war ein junges Mädchen aus dem pagus Voncq mit Namen Osanna gekommen, die bekannte, kein Fleisch zu essen und seit zwei Jahren kein Brot essen zu können, (und) der viele Visionen offenbart wurden. Sie lag in eben diesen Tagen eine Woche lang unbeweglich da und zum Erstaunen aller schwitzte sie Blut, das Stirn und Gesicht bis zum Hals vollständig bedeckte; noch war Leben – sie atmete ganz schwach – und etwas Wärme in ihr verblieben. Sie gab an, Vieles gesehen zu haben, von dem sie Einiges verriet; das Meiste aber wagte sie, wie sie bekannte, nicht zu erzählen. Damals wurde rings um die Stadt Reims Honig auf Getreideähren gefunden und Blüten(staub) an einigen Bäumen und an reifen oder schon geernteten Früchten.

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Heinrich I., Hz. v. Sachsen (912 –936), ostfr. Kg. (919–936), vgl. E. Karpf, in: LexMA 4, 1989, Sp. 2036 f. 110 Hilduin († 936), Bf. v. Lüttich (920 –921), Bf. v. Verona (928 –932), Ebf. v. Mailand (932 –936), vgl. J.-L. Kupper, in: LexMA 5, 1991, Sp. 20. 111 Richer v. Hennegau aus der Familie der Grafen v. Metz (880 –945), Abt v. Prüm (899–921), Bf. v. Lüttich (921–945), vgl. J.-L. Kupper, in: LexMA 7, 1995, Sp. 829 f. 112 Hermann, Ebf. v. Köln (889 / 890 –924?), vgl. H. Müller, in: LexMA 4, 1991, Sp. 2163. 113 Giselbert, Hz. v. Lothringen (928 –939), vgl. M. Parisse, in: LexMA 4, 1991, Sp. 1466.

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3 (1) Anno DCCCC XXI incarnati Verbi, Rodulfus114 episcopus montis Lauduni115 moritur, cui succedit Adelelmus,116 eiusdem loci thesaurarius, Remis a domno Heriveo episcopus ordinatus. (2) Anglorum Romam proficiscentium plurimi inter angustias Alpium lapidibus a Sarracenis sunt obruti. (3) Sinodus apud Trosleium habita, cui praesedit Heriveus archiepiscopus, praesente quoque Karolo rege, cuius obtentu Erlebaldus ibi Castricensis117 absolvitur. (4) Richardus,118 marchio de Burgundia, obiit. (5) Karolus rex in regnum Lotharii abiit, receptisque per vim quibusdam Ricuini119 infidelis sui praesidiis, et facta pactione usque ad missam sancti Martini cum Heinrico, principe Transrhenensi, reversus est in montem Lauduni. (6) Tempestates hoc anno diversis in locis plurimae, homines quoque fulmine exanimati, et domus incensae; aestus in aestate magnus et foeni plurimum. Siccitas ingens tribus fere continua mensibus, iulio, augusto atque septembri. (7) Rotbertus120 comes Nordmannos qui Ligerim fluvium occupaverant per quinque menses obsedit,121 acceptisque ab eis obsidibus, Brittanniam ipsis, quam vastaverant, cum Namnetico pago concessit; quique fidem Χρristi coeperunt suscipere. (8) Erluinus,122 Belvacensis episcopus, obiit. (9) Karolus iterum pacem cum Heinrico fi rmat.

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3 (1) Im Jahr 921 der Fleischwerdung des Wortes stirbt Rodulf, Bischof von Laon,115 dem folgt Adelelmus,116 der Thesaurar des Ortes, der in Reims von Herrn Heriveus zum Bischof geweiht wurde. (2) Sehr viele englische Rompilger wurden in den Schluchten der Alpen von den Sarazenen mit Steinen getötet. (3) In Trosly-Loire wurde unter Vorsitz des Erzbischofs Heriveus eine Synode abgehalten, bei der auch König Karl anwesend war, auf dessen Ersuchen dort Erlebaldus Castricensis 117 von der Exkommunikation gelöst wird. (4) Richard,118 Markgraf von Burgund, starb. (5) König Karl drang in Lothringen ein und eroberte gewaltsam Befestigungen des Richwin,119 der ihm untreu geworden war und nachdem Karl einen Vertrag mit dem vornehmsten Fürsten jenseits des Rheins Heinrich geschlossen hatte, der bis zum Fest des heiligen Martin gelten sollte, kehrte er nach Laon zurück. (6) In diesem Jahr gab es sehr häufig Stürme an verschiedenen Orten. Blitze töteten viele Menschen und setzten Häuser in Brand; der Sommer brachte große Hitze und viel Heu. Eine außerordentliche Trockenheit herrschte in den drei Monaten Juli, August und September. (7) Fünf Monate lang belagerte Graf Robert120 die Normannen, die Land an der Loire in Besitz genommen hatten121 und nachdem sie ihm schließlich Geiseln gestellt hatten, überließ er ihnen die Bretagne, die sie verwüstet hatten, mitsamt dem pagus Nantes; sie begannen auch, den Glauben an Christus anzunehmen. (8) Bischof Herluin122 von Beauvais starb. (9) Karl festigt erneut den Frieden mit Heinrich.

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Rodulf v. Laon († 921), Bf. v. Laon (896 –921). Wörtlich: „des Laudenser Berges“, nimmt Bezug auf die exponierte Lage der Stadt auf einem langestreckten Kalkfelsen, der sich aus einer weiten Ebene erhebt und diese um etwa hundert Meter überragt. 116 Adelelmus v. Laon († 930), Bf. v. Laon (921–930); der Thesaurar ist ein Mitglied des Domkapitels. 117 Vgl. 2.2. 118 Richard der Gerichtsherr ( Justitiarius), Gf. v. Autun († 921), Markgf. v. Burgund; er führt dort den Titel eines Herzogs seit 918, vgl. J. Richard, in: LexMA 7, 1995, Sp. 813 f. 119 Richwin († 923), Gf. v. Verdun (vor 895 –923). 120 Robert, Bruder Odos v. Paris. Robert verfügte über zahlreiche Grafschaften (Paris seit 888, Tours, Anjou, Blois) u. mehrere Abteien (u. a. Marmoutier, St.-Amand, St.-Martin in Tours); Markgf. v. Neustrien (898) westfr. Kg. (922 –923, † 15. Juni 923), vgl. B. Schneidmüller, in: LexMA 7, 1995, Sp. 884. 121 Der lateinische Text läßt auch folgende Übersetzung zu: „Graf Robert belagerte die Normannen, die das Land an der Loire fünf Monate lang in Besitz genommen hatten, und ihm schließlich Geiseln stellten.“ 122 Herluin († 921), Bf. v. Beauvais (909–921). 115

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4 (1) Anno DCCCCXXII, Karolus regnum Lothariense, ob persecutionem Gisleberti et Othonis,123 rapinis, sacrilegiis, atque incendiis, etiam in tempore Quadragesimae, sicut et tota hieme vastat. Richarius, qui Romam profectus fuerat propter episcopium Tungrense, reversus est ordinatus a Iohanne124 papa episcopus, Hilduino ab ipso papa excommunicato, qui etiam illo abierat episcopus. Drogo125 episcopus de Tullo moritur, cui succedit Gauzlinus.126 (2) Berengario,127 Langobardorum rege, regno ab optimatibus suis ob insolentiam eius deturbato, Rodulfus128 Cisalpinae Galliae rex ab ipsis in regnum admittitur, et Hungari, actione praedicti Berengarii, multis captis oppidis, Italiam depopulantur. (3) Karolo denique Laudunum regresso, Hugo,129 fi lius Rotberti, post Pascha supra Vidulam venit, ubi, apud villam Finimas, Herivei archiepiscopi fideles cum quibusdam Franciae comitibus obvios habuit. Quo cum eisdem super Axonam in pagum Laudunensem profecto propter praedictum Haganonem, cui rex abbatiam Rothildis,130 amitae suae, socrus autem Hugonis, dederat, nomine Calam, Karolus cum Heriberto131 et Haganone clam Laudunum egressus, ob Haganonis amorem, huius causa timoris trans Mosam profectus est. Quem insecutus Hugo cum ceteris pugnatorum duobus milibus usque Mosam, Gislebertum Lothariensem obvium habuit; cum quo a patre,132 qui eum prosequtus fuerat et super Axonam in pago Laudunensi sedebat, ad colloquium revocatus revertitur. Quo comperto, Karolus Mosa retransmissa, cum nonnullis qui ad se venerant Lothariensibus, villas Remensis aecclesiae depraedari necnon incendere coepit. Altmontem quoque castrum bellando, non sine suorum clade, cepit atque diripuit. Rotbertus igitur, super

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4 (1) Im Jahr 922 verwüstet Karl wegen der Verfolgung Giselberts und Ottos Lothringen mit Plünderung, Religionsfrevel und Brandschatzung, sogar während der Fastenzeit und den ganzen Winter über. Richar, der sich wegen des Bistums Tongern nach Rom begeben hatte, kehrte, von Papst Johannes124 zum Bischof geweiht, zurück; während Hilduin von diesem Papst exkommuniziert wurde, war Richar als Bischof wieder abgereist. Bischof Drogo125 von Toul stirbt, auf ihn folgt Gauzlin.126 (2) Berengar,127 der König der Langobarden, wurde wegen seiner Überheblichkeit von seinen Großen aus der Herrschaft verdrängt und das Reich König Rudolf128 von Hochburgund angetragen; auf Veranlassung des Berengar, plündern die Ungarn Italien und erobern viele Städte. (3) Als Karl schließlich nach Laon zurückgekehrt war, überquerte Hugo,129 Roberts Sohn, nach Ostern die Vesle, wo er im Dorf Fismes mit Getreuen des Erzbischofs Heriveus und anderen Grafen der Francia zusammentraf. Hugo zog mit ihnen über die Aisne in den pagus Laon wegen Hagano, dem der König Chelles, die Abtei Rothilds,130 der Tante Karls und Schwiegermutter Hugos, gegeben hatte; Karl verließ mit Heribert131 und Hagano, Hagano zuliebe wegen dessen Besorgnis, heimlich Laon und überquerte die Maas. Hugo folgte ihm mit weiteren zweitausend Kämpfern bis zur Maas und traf sich schließlich mit dem Lothringer Giselbert; als Hugo vom Vater,132 der ihm gefolgt war und an der Aisne im pagus Laon lagerte, zu einer Unterredung gerufen wurde, kehrt er um. Als Karl davon erfuhr, überquerte er mit einigen Lothringern, die sich ihm angeschlossen hatten, erneut die Maas und begann, Dörfer der Reimser Kirche zu überfallen und zu brandschatzen. In einer kriegerischen Aktion nahm Karl unter starken Verlusten das castrum Omont und zerstörte es. Daraufhin überquert Robert die Marne, um

123 Giselbert, Bruder Walos und Schwager Hugos des Schwarzen, Gf. v. Dijon nach 924, ab 952 Hz. v. Burgund († 965); Otto (um 910 –944), Sohn Richwins, Gf. v. Verdun seit 923, Hz. v. Lothringen (939 / 940 –944). 124 Johannes X. († 929), Papst (914 –928). 125 Drogo († 922), Ebf. v. Toul (907–922). 126 Gauzlin v. Toul († 962), Ebf. v. Toul (922 –962). 127 Berengar v. Friaul Kg. v. Italien (888 / 889–924), Ks. (915 –924), vgl. H. H. Kaminsky, in: LexMA 1, 1980, Sp. 1933. 128 Rudolf II, Kg. v. Hochburgund (912 –937), Kg. v. Italien (921 / 922 –926). 129 Hugo d. Große, Hz. der Franken (dux Francorum) (936 –956), Sohn des westfr. Kgs. (922 –923) Robert, vgl. R. Große, in: LexMA 5, 1991, Sp. 160. 130 Rothild, Tochter Karls II. des Kahlen gehörte die Abtei Notre-Dame de Chelles, östl. v. Paris, welche Kgn. Bathilde, die Witwe Chlodwigs II. im Jahr 658 gegründet hatte. 131 Heribert II. († 943), Gf. v. Vermandois (900 / 908 –943), vgl. B. Schneidmüller, in: LexMA 4, 1989, Sp. 2154. 132 Robert v. Neustrien, westfr. Kg. (922 –923).

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Maternam fluvium, Rodulfo fi lio Richardi, genero suo, procedit obviam: quem subsequens Karolus cum Lothariensibus Maternam transiit, et castrum Sparnaci direptum est ab Haganonis complicibus. Rotbertus etiam, praefato Rodulfo cum Burgundionibus veniente, fluvium transiens subter Sparnacum, non longius tribus leugis134 ab exercitu Karoli castra metatus est; ubi una magis ebdomada consederunt utrique, ad colloquium praeter Haganonem et Karolum venientes. (4) Hugo135 interea, fi lius Richardi, ad Rotbertum veniens ducentos circiter ex his, qui cum Haganone erant, obvios habuit in villas episcopii Remensis abeuntes praedari; quibus captis, tribus tantum occisis, equos cum armis abstulit, et ad suos ignominia oneratos remisit ceteros. Hinc Rotbertus apud Calmiciacum136, et Karolus circa Remis castra metati sunt; ubi cum tribus continuis consedisset diebus, una scilicet a civitate leuga, et nonnulli ex equis illorum caperentur a civibus Remorum, una tantum die dominica, videlicet Pentecostes, contra urbem pugnaverunt: ubi nonnullis occisis ex Lothariensibus vulneratisque plurimis, nox praelium diremit. Audito denique quod hi qui cum Rotberto erant Laudunum captum haberent, et thesauros Haganonis, qui inibi erant, dispertiti essent, et unum de fratribus eius ibi comprehendissent, Karolus cum Haganone Laudunum contendit. Lotharienses quidam regrediuntur ad sua, quidam cum Karolo pergunt: Rotbertus super Axonam tentoria fi xit. Karolus, abnegato sibi introitu Lauduni, resedit super fluvium Saram, et Rotbertus castra metatus est super Aleam: et cum cotidie, copiis Rotberti crescentibus, decrescerent Karoli, clam tandem secedens cum Haganone trans Mosam proficiscitur. (5) Franci Rotbertum seniorem eligunt, ipsique sese committunt. Rotbertus itaque rex Remis, apud Sanctum Remigium,137 ab episcopis et primatibus regni constituitur. Heriveus, Remorum archiepiscopus, obiit tertia die post consecrationem regis Rotberti, scilicet VI Nonas Iulii, quarto die antequam xxum iidum sui episcopatus expleret annum ; cui successit in episcopatum Seulfus138, qui tunc urbis eiusdem ministerio fungebatur archidiaconatus. (6) Apud Cameracum visi sunt quasi tres soles apparere, vel sol tres orbes, a se invicem distantes, habere; item duo in coelo spicula contra se utrimque propin-

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seinen Schwager Rudolf, den Sohn Richards, zu treffen; ihm folgte Karl mit den Lothringern über die Marne und Anhänger Haganos zerstörten das castrum Épernay. Als der erwähnte Rudolf mit den Burgundern eintraf, überquerte auch Robert den Fluss unterhalb von Épernay und errichtete nicht mehr als drei Leugen134 von Karls Heer entfernt sein Lager; dort blieben beide für mehr als eine Woche und trafen sich zu Verhandlungen, an denen Hagano und Karl nicht teilnahmen. (4) Unterdessen kam Hugo,135 der Sohn Richards, zu Robert und griff ungefähr zweihundert von denen an, die mit Hagano ausgezogen waren, Dörfer der Reimser Diözese zu plündern. Einige von ihnen wurden gefangen genommen, drei getötet; den übrigen nahm man Pferde und Waffen ab und schickte sie in Schande zu ihren eigenen ehrbaren Leuten zurück. Hierauf schlugen Robert bei Chaumuzy136 und Karl in der Nähe von Reims ihre Lager auf, wo Karl mit seinen Truppen etwa eine Leuge von Reims entfernt an drei aufeinanderfolgenden Tagen Stellung bezogen hatte und die Reimser in dieser Zeit ihnen viele ihrer Pferde stahlen; sie (Karl und seine Truppen) griffen, obwohl es Pfingstsonntag war, die Stadt an. Dabei wurden viele Lothringer getötet und noch mehr verwundet, bevor die Nacht die Schlacht beendete. Als man schließlich hörte, dass Roberts Truppen Laon eingenommen und die Schätze Haganos, die dort aufbewahrt wurden, verteilt hätten – einer seiner (Haganos) Brüder sei dort ergriffen worden –, eilte Karl mit Hagano nach Laon. Einige Lothringer kehren nach Hause zurück, andere brechen mit Karl auf; Robert ließ an der Aisne Zelte errichten. Karl, dem ein Einzug in Laon verwehrt blieb, ließ sich an der Serre nieder, Robert schlug sein Lager an der Ailette auf; und während täglich die Truppen Roberts wuchsen, schrumpften diejenigen Karls, der endlich heimlich aufbricht, um sich mit Hagano über die Maas zu entfernen. (5) Die Franken wählen Robert zu ihrem Herrn und huldigen ihm. So wird Robert in Reims beim heiligen Remigius137 von den Bischöfen und den Ersten des Reiches zum König erhoben. Am dritten Tag nach der Weihe Roberts zum König starb Erzbischof Heriveus von Reims nämlich am 2. Juli, vier Tage bevor das 22. Jahr seines Episkopats vollendet gewesen wäre; ihm folgte Seulf,138 der bis dahin das Amt des Archidiakons der Stadt innehatte, im Bischofsamt nach. (6) In Cambrai sah es aus, als erschienen drei Sonnen, oder als ob die Sonne drei äquidistante Ringe hätte. Gleichzeitig sah man am Himmel zwei Spitzen von 133

Rudolf (vor 890 –936), westfr. Kg. (923 –936), vgl. J. Richard, in: LexMA 7, 1995, Sp. 1077 f. 134 Ungefähr 7 Kilometer; eine Leuge entspricht etwa 2,22 Kilometer. 135 Hugo der Schwarze † 17. Dezember 952, Gf. v. Langres (923 –936 / 40), Hz. (?) v. Burgund (923 –943), [Markgf. (marchio) / Erzgraf (archicomes)] beiderseits der Saône, vgl. J. Richard, in: LexMA 5, 1991, Sp. 161. 136 Etwa 18 Kilometer von Reims entfernt. 137 Im Kloster Saint-Rémi. 138 Seulf, Ebf. v. Reims (922 –925).

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quantia, donec nube sunt cooperta; item duo stipites sibimet in coelo propinquantes, quousque similiter operti sunt nube.139 (7) Rotbertus fi lium suum, Hugonem, in regnum Lotharii mittit cum aliquo Francorum agmine, propter Capraemontem, Gisleberti castrum, obsidione liberandum, quod Karolus premebat obsessum. Quo comperto, Karolus obsidionem relinquit, et Hugo, acceptis obsidibus a quibusdam Lothariensibus, ad patrem remeavit. (8) Terrae motus in pago Cameracensi factus, ex quo domus inibi nonnullae subversae sunt. In pago quoque Parisiaco, in villa quae dicitur Iesedis, multa miracula in aecclesia Sancti Petri, a quarto superiore anno ex quo scilicet reliquiae de barba ipsius apostoli illuc sunt relataea, facta memorantur: ita ut inter caecos et claudos vel contractos, amplius quam CLXX sanitate donati referantur. Demoniaci vero, quotquot illo abierunt, sano sensu, pulsis demonibus, redierunt, praeter alia innumerabilia quae ibidem sunt acta. 5 (1) Anno DCCCCXXIII, Rotbertus in regnum Lothariense proficiscitur, locuturus cum Heinrico, qui ei obviam venit in pagum Ribuarium, super fluvium Ruram; ubi se invicem paverunt et, pacta amicitia140 datisque ab alterutro muneribus, discesserunt; ubi etiam quidam Lotharienses dederunt obsides, et inducias a Roberto acceperunt usque in Kalendas Octobris. (2) Nordmanni Aquitaniam Arverniamque depraedabantur, contra quos Willelmus141, dux Aquitanorum, et Ragemundus142 pugnaverunt, et caesa sunt ibi ex Nordmannis XII. (3) Boso,143 fi lius Richardi, Ricuinum144 in lecto languentem occidit. (4) Karolus cum suis Lothariensibus inducias, quas nuper a Rotberto acceperant, infringentibus Mosam transiens ad Atiniacum venit et, antequam Rotbertus suos fideles adunare potuisset, super Axonam insperate, ubi Rotbertum sub urbe Suessonica sedere compererat, adiit; et in crastinum, die dominica, hora iam sexta

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Lauer, Annales, S. 11, Z. 16: relata, hier relatae (relate A, B, C und E; relatę D).

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entgegengesetzten Seiten aufeinanderzulaufen, bis sie von einer Wolke verdeckt wurden. Weiterhin erschienen zwei Lichtstrahlen am Himmel, bis auch sie von der Wolke bedeckt wurden.139 (7) Robert schickt seinen Sohn Hugo mit einem Heereszug der Franken nach Lothringen, um Giselberts castrum Chièvremont, das Karl bedrängte und besetzt hielt, zu befreien. Als Karl davon (von Hugos Ankunft) erfuhr, hob er die Belagerung auf und Hugo, der Geiseln von einigen Lothringern angenommen hatte, kehrte zu seinem Vater zurück. (8) Die Erde bebte im pagus Cambrai, wodurch viele Häuser zerstört wurden. Im Pariser pagus, im Dorf Juziers, wird berichtet, dass in der Kirche des heiligen Petrus sich viele Wunder ereigneten, seitdem nämlich vier Jahre zuvor Reliquien vom Bart des Apostels dorthin gebracht worden waren; so erzählt man, dass von den Blinden, Lahmen und Verkrüppelten mehr als hundertsiebzig geheilt wurden. So viele Besessene auch von dort fortgingen, sie kehrten mit gesundem Verstand heim; die Dämonen waren vertrieben worden. Außerdem geschahen dort unzählige andere Dinge. 5 (1) Im Jahre 923 bricht Robert nach Lothringen auf, um mit Heinrich, der ihm in den pagus Rheinfranken an der Rur entgegenkommt, zu sprechen. Nach anfänglichem gegenseitigem Misstrauen schlossen sie dort einen Freundschaftsvertrag140 und trennten sich wieder, nachdem sie Geschenke ausgetauscht hatten; als auch einige Lothringer Geiseln stellten, erreichten sie einen Waffenstillstand mit Robert bis zum 1. Oktober. (2) Die Normannen plünderten Aquitanien und die Auvergne; gegen sie kämpften Wilhelm,141 der Herzog der Aquitanier, und Raimond142 und töteten zwölftausend Normannen. (3) Boso,143 Richards Sohn, tötete Richwin,144 der krank in seinem Bett lag. (4) Karl überquerte mit seinen Lothringern, die den Waffenstillstand brachen, den sie kürzlich von Robert erlangt hatten, die Maas und kam nach Attigny, und noch bevor Robert seine Getreuen um sich sammeln konnte, erschien Karl ganz unerwartet an der Aisne, wo er hörte, dass Robert unterhalb der Stadt Soissons lagerte. Am nächsten Morgen, einem Sonntag, kurz nachdem die sechste Stunde 139

Die Beobachtungen entsprechen den typischen Mustern einer sogenannten 22°Halo-Erscheinung (Parhelia, Nebensonnen). 140 Der Vertragstext ist überliefert und ediert: MGH Const. I, S. 1 (identisch: MGH Leges I, S. 567 f.). 141 Wilhelm II. (d. Junge) Gf. d. Auvergne, Hz. v. Aquitanien (918 –926). 142 Raimond II., Gf. v. Toulouse (918 / 919–923), vgl. H. Gilles, in: LexMA 8, 1998, Sp. 911. 143 Boso, Sohn Richards des Gerichtsherrn, ab 931 Gf. v. Provence † 935. 144 Richwin, Gf. v. Verdun wurde am 15. Nov. 923 ermordet, vgl. auch 3.5.

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praeterita, Francis dehinc illa die proelium non sperantibus, plurimis quoque prandentibus, Karolus Axonam transiit, et super Rotbertum cum armatis Lothariensibus venit. Rotbertus vero, armatis his qui secum erant, contra processit, commissoque proelio, multis ex utraque parte cadentibus, Rotbertus quoque rex lanceis perfossus cecidit. (5) Hi tamen, qui erant ex parte Rotberti, Hugo scilicet, ipsius fi lius, et Heribertus cum ceteris victoria potiti, Karolum cum Lothariensibus in fugam verterunt, sed ob mortem regis sui, Rotberti, eos persequi destiterunt; campum vero obtinuerunt spoliaque ab eis, maxime autem rusticanis, et ex Suessonicae urbis suburbio confluentibus direpta sunt. Lotharienses denique, perditis multis angariis, quas Rotgarius145 comes accipiens in Laudunum castrum abduxit, relictoque infra regnum Franciae Karolo, revertuntur ad sua. (6) Karolus dehinc Heribertum comitem, Seulfum archiepiscopum, ceterosque regni primates multis legationibus ut ad se revertantur exorat; quod illi renuentes, pro Rodulfo in Burgundiam transmiserunt, qui ocius cum multa suorum manu illis occurrit. Auditoque Franci quod Karolus ad se venire Nordmannos mandasset, ne illi coniungerentur, inter Karolum atque Nordmannos super Isaram fluvium cum Rodulfo medii resederunt. Tumque, Karolo trans Mosam refugiente, Rodulfum cuncti regem eligunt. (7) Rodulfus, fi lius Richardi, rex apud urbem Suessonicam constituitur; et Heribertus comes Bernardum,146 consobrinum suum, cum aliis legatis consilium quod per illos agebatur, ut fertur, ignorantibus, ad Karolum dirigit: qui ab eisdem sacramentis persuasus, ad Heribertum cum paucis proficiscitur; quique eum in castello suo super Somnam, apud Sanctum Quintinum, suscepit. Indeque his qui cum eo venerant remissis, Karolum in quandam munitionem suam, quae vocatur Castellum Theoderici, super Maternam fluvium, deduci fecit; ibique illum, subministratis victui necessariis, sub custodia detinuit, et sic ipse Rodulfum regem in Burgundiam prosecutus est. (8) Interea Ragenoldus,147 princeps Nordmannorum qui in fluvio Ligeri versabantur, Karoli frequentibus missis iampridem excitus, Franciam trans Isaram, coniunctis sibi plurimis ex Rodomo, depraedatur; cuius castris supervenientes

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vergangen war, als die Franken an diesem Tag nicht mit einem Angriff rechneten und viele noch ihre Mahlzeiten einnahmen, überquerte Karl die Aisne und griff Robert mit den bewaffneten Lothringern an. Robert wiederum rückte mit seinen Bewaffneten, die ihn begleiteten, gegen ihn vor und begann die Schlacht, in der auf beiden Seiten sehr viele umkamen und auch König Robert von Lanzen durchbohrt starb. (5) Dennoch konnten jene, die auf Roberts Seite standen, nämlich sein Sohn Hugo und Heribert, mit den anderen, den Sieg erringen und Karl mit den Lothringern zwingen, die Flucht anzutreten; aber wegen des Todes ihres Königs Robert ließen sie von einer Verfolgung ab; sie nahmen aber deren Lager ein und erlangten von ihnen wertvolle Gegenstände aller Art, besonders aber beraubten sie das Landvolk und diejenigen, welche in der Vorstadt der Stadt Soissons zusammengeströmt waren. Die Lothringer schließlich, die viele Fuhrwerke einbüßten, welche Graf Roger145 beschlagnahmte und in das castrum Laon brachte, ließen Karl in seinem Königreich Francia zurück und ziehen nach Hause. (6) Daraufhin fleht Karl durch viele Gesandtschaften Graf Heribert, Erzbischof Seulf und die übrigen Großen des Königreiches an, sie möchten zu ihm zurückkehren, was diese ablehnten und nach Rudolf in Burgund schickten, der mit einem großen Truppenkontingent zu ihnen eilte. Als die Franken hörten, dass Karl den Normannen befohlen hatte, zu ihm zu kommen, bezogen sie mit Rudolf eine Position in der Mitte zwischen Karl und den Normannen an der Oise, damit sich deren Heere nicht vereinigen könnten. Daraufhin floh Karl über die Maas und alle wählen Rudolf zum König. (7) Rudolf, Richards Sohn, wird in der Stadt Soissons zum König erhoben. Graf Heribert schickt seinen Cousin Bernhard,146 mit anderen Gesandten, die, wie es heißt, nicht von dem Plan, der von ihnen (Heribert und Bernhard) besprochen worden war, wussten, zu Karl; der bricht, durch ihre Eide überzeugt, mit einigen wenigen Männern zu Heribert auf, der ihn im castellum Saint-Quentin an der Somme empfing, jene, die mit Karl gekommen waren, zurückschickte und Karl in die munitio an der Marne, die Château-Thierry genannt wird, bringen ließ; dort stellte er ihn, mit dem nötigen Lebensunterhalt versehen, unter Bewachung und folgte König Rudolf nach Burgund. (8) Inzwischen plündert Ragenold,147 Fürst der Normannen, der an der Loire operierte, angestachelt von häufig anwesenden Boten Karls die Francia jenseits der Oise, mit Leuten aus Rouen, die sich Ragenold zahlreich angeschlossen hatten; das Lager der Leute aus Rouen überfallend, machten Getreue Heriberts, die ent145

Roger I. (vor 867–926), Gf. v. Laon. Mit Heilwig, der Tochter Markgraf Eberhards v. Friaul und Giselas, der Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen, war Roger I. in zweiter Ehe verheiratet, vgl. 8.5. 146 Wahrscheinlich Bernhard, Gf. v. Senlis, vgl. Lauer, Annales, S. 15 Anm. 1. 147 Ragenold, Fürst d. Normannen, vgl. 27.3.

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fideles Heriberti, qui per castella remanserant, adiunctis sibi Rodulfo,148 privigno Rotgeri, et Ingobranno comitibus, praedam ingentem eripuerunt, et captivi mille ibidem liberati sunt. Quo cognito, Ragenoldus exagitatus furore in pagum Atrabatensem praedatum progreditur; cui obvius factus comes Adelelmus, sexcentos ex eis stravit, ceteris fuga prolapsis; cum quibus Ragenoldus ad munitionum suarum properat refugia, indeque quantas potest exercere non desinit praedas et latrocinia. (9) Quibus urgentibus causis, rex Rodulfus ab Hugone, fi lio Rotberti, accitus de Burgundia venit ad Compendia super Isaram; et audito quod Nordmanni pagum Belvacensem depraedabantur, illo transiit cum Seulfo archiepiscopo et Heriberto comite, aliisque quibusdam et electis viris fortibus. Itta fluvio transito, ingressus est terram, quae dudum Nordmannis149 ad fidem Χρristi venientibus, ut hanc fidem colerent et pacem haberent, fuerat data; partem quoque ipsius terrae rex cum Francis, quia ipsi Nordmanni pacem quam pepigerant, propter promissiones Karoli, qui eis latitudinem terrae pollicitus fuerat, infregere, caedibus et igne devastat. His vero eum rebus intentum legati adeunt Lothariensium, se suaque ipsi subdere spondentium; quorum legatione revocatus ab hac devastatione, cum primatum, qui secum aderant, consilio Lothariensibus obviam pergit, Hugone et Heriberto comitibus ad praesidium patriae trans Isaram relictis. (10) Lotharienses illi obviam iuxta Mosomum veniunt; et uxor ipsius nomine Emma,150 regis Rotberti fi lia, Remis interim ab Seulfo archipraesule consecratur regina. Rodulfus a plurimis Lothariensium susceptus in regno, petitur a Wigerico151 Metensium episcopo receptum ire quoddam castrum in pagum Elisatium, nomine Zabrenam. Ubi toto pene demoratus autumno, castellanis, quia Transrhenenses erant, auxilium ab Heinrico frustra expectantibus, tandem obsidibus ab eis acceptis, Laudunum ad uxorem suam revertitur. (11) Interea Nordmannis quosdam pagos nostros trans Isaram et nostratibus eorum terram depraedantibus, crebris alternatim directis legationibus, pacem Heriberto comiti et Seulfo archiepiscopo pollicentur ceterisque Francis qui cum ipsis contra Nordmannos sedebant, si tamen eis terra daretur quam spaciosam

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lang des Lagers zurückgeblieben waren, nachdem sich ihnen die Grafen Rudolf, Rogers Stiefsohn, und Ingobrannus angeschlossen hatten, reiche Beute und befreiten dort tausend Gefangene. Als Ragenold das hörte, war er außer sich vor Wut und rückte in den pagus Arras vor, um ihn zu plündern; Graf Adelelmus [v. Arras] trat Ragenold entgegen und tötete sechshundert seiner Leute, während die anderen hastig flüchteten und mit Ragenold eilig Zuflucht in dessen Befestigungen suchten, von denen aus Ragenold weiterhin plünderte und raubte, soviel er konnte. (9) Wegen all dieser Bedrängnisse kam König Rudolf, von Hugo, Roberts Sohn dazu aufgefordert, aus Burgund nach Compiègne an der Oise und als er erfuhr, dass die Normannen den pagus Beauvais plünderten, ging Rudolf mit Erzbischof Seulf und Graf Heribert und anderen ausgesuchten, tapferen Männern dorthin. Er überquerte die Epte und fiel in ein Land ein, welches vor längerer Zeit den Normannen übereignet worden war,149 die den Glauben an Christus angenommen hatten, damit sie diesen Glauben pflegten und Frieden hielten. Der König verwüstet mit den Franken Teile dieses Landes mit Feuer und Schwert, weil die Normannen selbst den Frieden, den sie geschlossen hatten, mit der Begründung brachen, Karl habe ihnen ein weit ausgedehnteres Land versprochen. Während diese Angelegenheiten den König in Anspruch nahmen, kommen Gesandte der Lothringer und geloben, sich und ihre (Besitzungen) ihm zu unterwerfen. Durch die Gesandtschaft veranlasst, von den Verwüstungen Abstand zu nehmen, zog der König, auf Rat der Vornehmen, die ihn begleiteten, den Lothringern entgegen, nachdem er die Grafen Hugo und Heribert zum Schutz des Vaterlandes hinter der Oise zurückgelassen hatte. (10) Die Lothringer kommen ihm bei Mouzon entgegen; seine Ehefrau Emma,150 die Tochter König Roberts, wird inzwischen in Reims von Erzbischof Seulf zur Königin geweiht. Rudolf, dessen Herrschaft von den meisten Lothringern anerkannt wurde, wird von Bischof Wigerich151 von Metz gebeten, das castrum Zabern im pagus Elsass zurückzuerobern. Rudolf verbrachte dort fast den ganzen Herbst, während die Besatzung, denn sie war aus dem Gebiet jenseits des Rheins, vergeblich auf Hilfe Heinrichs wartete. Nachdem schließlich Rudolf Geiseln von ihnen angenommen hatte, kehrte er zu seiner Ehefrau nach Laon zurück. (11) Inzwischen überfielen die Normannen einige unserer pagi jenseits der Oise und die Unsrigen plünderten deren Land; nachdem zahlreiche Gesandtschaften hin und her gegangen waren, versprachen die Normannen, mit Graf Heribert und Erzbischof Seulf und mit weiteren Franken, die dort die Normannen belagerten, Frieden zu schließen, wenn ihnen das weite Land jenseits der Seine gegeben 148

Rudolf I. v. Gouy († 926), Gf. v. Ostrevant, Vexin, Amiens u. Valois, Stiefsohn Rogers I. v. Laon. 149 Vertrag v. Saint-Clair-sur-Epte im Jahr 911. 150 Emma (vor 894 –934), Tochter Roberts I. 151 Wigerich, Bf. von Metz (917–927).

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petebant ultra Sequanam. Rodulfo interea rege, ut dictum est, Laudunum reverso, obsides illi mittunt et inducias ab eo usque ad medium Maium accipiunt. (12) Dum haec geruntur, Heinricus, invitantibus se Gisleberto comite et Rotgario152 Trevirorum praesule, qui necdum se Rodulfo subdiderant, Rhenum transmisisse regnumque Lotharii depraedari nuntiatur. Depopulatus est autem quod inter Rhenum et Mosellam interiacet, gregum armentorumque abductione ac ceterarum opum exhaustu, cum plurimorum quoque iuventutis captivitate. Quique, audito quod Rodulfus exercitum non modo e Francia quin ex omni congeret Burgundia, in suo se regno recepit, datis induciis Lothariensibus usque Kalendas Octobris anni sequentis. Otho153 tantum ex his, qui se Rodulfo commiserant, ad Heinricum defecit. Wigericus episcopus Zabrenam ut recepit evertit. Camaracus male proviso conflagravit incendio. Alter Rodulfus Cisalpinae Galliae rex, quem Italici, abiecto rege suo Berengario,154 in regnum receperant, cum ipso Berengario confl ixit eumque devicit; ubi mille Dti viri cecidisse dicuntur. (13) Seulfo archiepiscopo archiepiscopalis infula, quae pallium nominatur, ab Iohanne papa transmittitur. Multitudo Anglorum limina sancti Petri orationis gratia petentium inter Alpes a Sarracenis trucidatur. Dado,155 Virdunensium episcopus, obiit; et episcopatus eius Hugoni156 ab Rodulfo rege conceditur, quique presbiter Remis ab Seulfo episcopo consecratur. 6 (1) Anno DCCCCXXIIII incipiente, fit exactio per Franciam pecuniae collaticiae,157 quae Nordmannis pacto pacis daretur, et Rodulfus rex profectionem parabat in Aquitaniam, quia Willelmus, eiusdem regionis princeps, subdi sibi differebat. Qui, comperto quod Rodulfus in Aquitaniam cum hostili manu properaret, ei obviam super Ligerim venit et, intercurrentibus alternatim legatis, tandem ad colloquium super ipsum flumen Ligerim infra pagum Augustodunensem convenere. Ubi tota die immorati, Rodulfus ex hac, Willelmus ex illa fluminis ora, nunciis

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würde, welches sie einforderten. Inzwischen war König Rudolf, wie schon berichtet, nach Laon zurückgekehrt. Die Normannen schicken ihm Geiseln und akzeptieren einen Waffenstillstand bis Mitte Mai. (12) Während dies geschieht, wird bekannt, dass Heinrich, aufgefordert von Graf Giselbert und Bischof Ruotger152 von Trier, die sich Rudolf noch nicht unterworfen hatten, den Rhein überschritten hatte und Lothringen ausplünderte. Er verwüstete das Gebiet zwischen Rhein und Mosel, ließ Viehherden und anderen Reichtum fortschaffen und nahm auch viele junge Leute gefangen. Als Heinrich hörte, dass Rudolf ein Heer nicht nur aus der Francia, sondern auch aus ganz Burgund sammelte, schloss er einen Waffenstillstand mit den Lothringern bis zum 1. Oktober des folgenden Jahres und kehrte in sein Reich zurück. Otto153 lief mit vielen, die sich Rudolf unterworfen hatten, zu Heinrich über. Bischof Wigerich [von Metz] zerstörte Zabern, das er zurückerobert hatte. Cambrai stand in Flammen, gegen die nicht recht Vorsorge getroffen worden war. Der andere König Rudolf (nämlich der) von Hochburgund, dem die Italiener nach der Absetzung ihres Königs Berengar154 zur Herrschaft verholfen hatten, kämpfte gegen diesen Berengar und besiegte ihn. Es heißt, dass tausendfünfhundert Männer in der Schlacht fielen. (13) Papst Johannes [X.] übersendet dem Erzbischof Seulf das erzbischöfl iche Band, welches Pallium genannt wird. Eine große Zahl Engländer, die auf dem Weg sind, um am Grab des heiligen Petrus zu beten, werden in den Alpen von Sarazenen abgeschlachtet. Bischof Dado155 von Verdun starb und sein Bischofssitz wird von König Rudolf Hugo156 zugestanden und dieser Priester wird in Reims von Erzbischof Seulf geweiht. 6 (1) Anfang des Jahres 924 erhebt man eine Geldsteuer157 in der ganzen Francia, die den Normannen für einen Friedensvertrag gegeben werden sollte. König Rudolf bereitete den Kriegszug nach Aquitanien vor, weil Wilhelm [II.], der Fürst dieser Region, seine Unterwerfung hinauszögerte. Als dieser hörte, dass Rudolf mit einem feindlichen Heer nach Aquitanien eilte, kam er ihm bis an die Loire entgegen, und nachdem beiderseitig Gesandtschaften ausgetauscht worden waren, traf man sich schließlich an der Loire im pagus Autun zu einer Unterredung. Dort wartete man den ganzen Tag lang, Rudolf am diesseitigen Ufer des Flusses und Wilhelm am jenseitigen, während von beiden Seiten Gesandte hin und her geschickt wurden; und so verging der Tag. Gegen Abend überquerte Wilhelm den 152 Ruotger † 27. Januar 931, Ebf. v. Trier (915 –931), westfr. Erzkanzler (916 –922), Erzkanzler für Lothringen (927–931), vgl. A. Heit, in: LexMA 7, 1995, Sp. 1104. 153 Otto († 944), Gf. v. Verdun, Hz. v. Lothringen (940 –944). 154 Berengar (I.) v. Friaul, Kg. v. Italien, von 915 –924, röm. Ks. † 924. 155 Dado, Bf. v. Verdun (881–923). 156 Hugo († 926), Bf. v. Verdun (923 –925). 157 Wörtlich: „wird eine Erhebung zusammengetragenen Geldes gemacht“.

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utrimque progredientibus, sicque, die consumpta, flumen tandem Willelmus transiens ad Rodulfum iam noctu pervenit et, equo desiliens, ad regem equo insidentem pedibus accessit; quem postquam rex osculatus est utrimque discessum. In crastino ad regem regreditur Willelmus et, octo dierum acceptis induciis, post fi nitam ebdomadam sese regi committit, et rex illi Bituricensem pagum restituit quem illi nuper, auxilio fretus Rotberti, necdum tamen regis, vi dempserat cum civitate Biturigis. Heriberto denique Perronam et Hugoni, fi lio Rotberti, Cinomannis dedit. Seulfus quoque archiepiscopus terram sancti Remigii coniacentem in Lugdunensi provintia, de qua Heriveus episcopus nihil habuerat, ab Hugone de Vienna,158 qui eidem colloquio intererat, reimpetravit. (2) Inde159 reversi, circa quoddam castellum venimus, quod dicitur Mons Sancti Iohannis: hoc Raginardus160 invaserat et retinebat. Hortatu tamen nepotum suorum, Walonis161 et Gisleberti,162 ceterorumque quos rex ad id expugnandum miserat, obsidem regi fi lium suum transmisit; quem rex, exoratus a propinquis Ragenardi et Hugone fratre suo, recipi iussit et Ragenardo inducias dedit, ceterosque omnes qui cum Ragenardo erant obstrictos sacramento reliquit. (3) Interea Gislebertum Berengarius,163 qui sororem ipsius uxorem habebat, comprehendit, quemque, oblatis obsidibus sibi pro eo filiis Ragenarii,164 fratris ipsius Gisleberti, dimisit. Idem vero Gislebertus dimissus, terram Berengarii Ragenariique, fratris sui, et Isaac165 comitis depraedationibus plurimis vastat. Post haec, regi Rodulfo legatos ut ab eo reciperetur dirigit. Quod rex, fidelium suorum consilio, ipsius abominatus periuria et instabilitatem, facere contempsit.

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Fluss und gelangte so, als es schon dunkel war, zu Rudolf. Er stieg vom Pferd und näherte sich dem König, der auf seinem Pferd saß, zu Fuß. Der König küsste ihn und beide gingen auseinander. Am nächsten Morgen kehrte Wilhelm zum König zurück und sie vereinbarten einen Waffenstillstand für acht Tage. Nach einer Woche kommendiert sich Wilhelm dem König, der ihm den pagus Berry zurückgab, den er erst kürzlich mit Hilfe Roberts, der damals noch nicht König war, zusammen mit der Stadt Bourges gewaltsam an sich gerissen hatte. Schließlich gab er Heribert Péronne und Hugo, dem Sohn Roberts, Le Mans. Auch Erzbischof Seulf gewann das Land des heiligen Remigius, welches an die Provinz Lyon angrenzt, über das Bischof Heriveus jedoch nicht verfügt hatte, von Hugo von Vienne,158 der am Treffen teilnahm, zurück. (2) Von dort159 zurückgekehrt, kamen wir zum castellum Mont-Saint-Jean, welches Ragenard160 überfallen hatte und besetzt hielt. Nach Aufforderung durch seine Neffen Walo161 und Giselbert162 und die übrigen, die der König zur Rückeroberung ausgeschickt hatte, schickte Ragenard dem König seinen Sohn als Geisel; ihn befahl der König, auf dringendes Bitten der Verwandten Ragenards und seines Bruders Hugo, als Geisel aufzunehmen und Ragenard eine Waffenruhe zu gewähren und alle anderen, die zu Ragenard gehörten, entließ der König, nachdem sie sich durch einen Eid an ihn gebunden hatten. (3) Unterdessen nahm Berengar,163 der die Schwester Giselberts [v. Lothringen] zur Frau hatte, Giselbert gefangen und ließ ihn erst frei, nachdem ihm die Söhne von Giselberts Bruder Reginar164 für (Giselbert) als Geiseln übergeben worden waren. Nach seiner Freilassung aber verwüstet Giselbert die Länder Berengars und seines (Giselberts) Bruders Reginar sowie diejenigen des Grafen Isaac165 durch häufige Plünderungen. Danach schickt er Gesandte zu König Rudolf, damit er von ihm empfangen werde. Der König, dessen (Giselberts) Meineide und Unbeständigkeit verabscheuend, verschmähte es, auf den Rat seiner Getreuen, das zu tun. 158

Hugo, Gf. v. Vienne u. Arles, Sohn Gf. Theotbalds v. Arles und Bertas v. Tuszien, einer Tochter Kg. Lothars II.; Hugo war Hz. der Provence u. Kg. v. Italien 926 –947, vgl. H. Zielinsky, in: LexMA 5, 1991, Sp. 158. 159 Aus dem pagus Autun, vgl. 6.1 und Lauer, Annales, 924, S. 20, Anm. 1, der auch darauf hinweist, dass hier Flodoard den König im Gefolge des Erzbischofes Seulf begleitet. Die präzise Beschreibung der Kommendation Wilhelms und schließlich die 6.2 verwendete Formulierung „kamen wir zum castellum Mont-Saint-Jean“ zeigen Flodoards persönliche Anwesenheit an. 160 Ragenard, Vizegf. v. Auxerre, Bruder Gf. Manasses I. v. Dijon. 161 Walo, Sohn Manasses I., Gf. v. Dijon (920 –924). 162 Giselbert, Bruder Walos, Gf. v. Dijon nach 924, nach dem Tod seines Schwagers Hugos des Schwarzen († 18. Dezember 952) Hz. v. Burgund, † 956, vgl. 4.1. 163 Berengar, Gf. v. Namur, † nach 933. 164 Reginar II. (vor 880 –932), Gf. v. Hennegau. 165 Isaac, Gf. v. Cambrai (910 –948).

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(4) Hungari, ductu regis Berengarii, quem Langobardi repulerant, Italiam depopulantur, Papiam quoque urbem populosissimam atque opulentissimam igne succendunt: ubi opes periere innumerabiles, aecclesiae XLIIII succensae, urbis ipsius episcopus cum episcopo Vercellensi,166 qui secum erat, igne fumoque necatur; atque ex illa pene innumerabili multitudine CC tantum superfuisse memorantur, qui ex reliquiis urbis incensae quas inter cineres legerant, argenti modios VIII dederunt Hungaris, vitam murosque civitatis vacuae redimentes. His expletis, Hungari per abrupta transeuntes Alpium iuga, veniunt in Galliam: quos Rodulfus, Cisalpinae rex Galliae, et Hugo Viennensis Hungaros inter angustias collium Alpinorum claudunt. Unde, inopinato loco per devia montis evadentes, Gothiam impetunt; quos insequentes praedicti duces sternunt ex eis quos reperire poterant. Interea Berengarius, Italiae rex, a suis interimitur. (5) Rodulfus, rex Franciae, placitum tenuit apud Atiniacum. Tunc inde profectionem parans in regnum Lotharii, gravissimo languore corripitur; cuius vi recidiva, dum iam convalescere putabatur, opprimitur et, pene desperatus a pluribus, Remis ad Sanctum Remigium se deferri petiit. Ubi nonnulla dona largitus, ceterum, praeter uxoris partem, quicquid sibi thesaurorum supererat per monasteria Franciae Burgundiaeque direxit, et quattuor ebdomadibus apud Sanctum Remigium demoratus, tandem, redintegrata sanitate, Suessonicam petiit urbem, indeque regreditur in Burgundiam. (6) Heinricus aeque, in ipsis Sarmatarum fi nibus, valitudine corporis tota detinetur aestate. Interim contentio inter Gislebertum et Ragenerum fratrem eius, nec minor inter Bosonem167 et Othonem,168 caedibus, incendiis ac depraedationibus utrobique patratur. Nordmanni cum Francis pacem ineunt sacramentis per Hugonem et Heribertum comites, Seulfum quoque archiepiscopum, absente rege Rodulfo: eius tamen consensu terra illis aucta, Cinomannis et Baiocae169 pacto pacis eis concessae. (7) Isaac quoque comes quoddam castellum Stephani Camaracensis episcopi,170 dolosa infestatione comprehendens incendit. Praesidii etiam Heriberti turris

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(4) Die Ungarn verwüsten, angeführt von König Berengar [v. Friaul], den die Langobarden vertrieben hatten, Italien und stecken die bevölkerungsreiche und sehr wohlhabende Stadt Pavia in Brand. Dabei wurden unzählige Reichtümer vernichtet und vierundvierzig Kirchen niedergebrannt; der Bischof der Stadt und der Bischof von Vercelli,166 der sich gerade bei ihm aufhielt, starben durch Feuer und Rauch. Von der fast unzähligen Menge der Einwohner der Stadt, heißt es, sollen nur zweihundert überlebt haben, die aus den Ruinen der niedergebrannten Stadt den Ungarn acht Pfund Silber, die sie unter den Trümmern aufgesammelt hatten, gaben, um Leben und Mauern der leeren Stadt freizukaufen. Nachdem die Ungarn zufriedengestellt waren, überqueren sie die steilen Alpenkämme und kommen nach Gallien. König Rudolf von Hochburgund und Hugo von Vienne schließen sie an einem Alpenpass ein; sie entkommen überraschend dem Ort über Schleichwege und dringen in die Gothia ein. Die beiden genannten Heerführer folgen ihnen und schlagen alle nieder, die sie fi nden konnten. Inzwischen wird König Berengar von Italien von seinen eigenen Leuten getötet. (5) Rudolf, König der Francia, hielt eine Versammlung bei Attigny ab. Als er von dort aus seinen Aufbruch nach Lothringen vorbereitet, erkrankt er schwer. Als seine Kraft zurückkehrte und es schon so aussah, als würde er gesunden, traf ihn ein schwerer Rückschlag, sodass viele schon die Hoffnung aufgaben, und er verlangte, zum heiligen Remigius nach Reims gebracht zu werden. Dort ließ er großzügig viele Geschenke aus dem, was ihm von seinen Schätzen noch übriggeblieben war, außer dem Anteil seiner Frau, den Klöstern der Francia und Burgunds zukommen. Er blieb vier Wochen beim heiligen Remigius. Als er wieder gesund war, suchte er schließlich die Stadt Soissons auf und kehrt von dort nach Burgund zurück. (6) [König] Heinrich wird ebenfalls wegen Krankheit den ganzen Sommer über im Grenzland zu den Sarmaten festgehalten. Unterdessen gibt es Streit zwischen Giselbert und seinem Bruder Reginar und nicht minder zwischen Boso167 und Otto168 mit Morden und Brandschatzungen auf beiden Seiten. Die Normannen schließen durch Eide Frieden mit den Franken aufgrund der Bemühungen der Grafen Hugo und Heribert sowie Erzbischof Seulfs, in Abwesenheit König Rudolfs; mit dessen Zustimmung jedoch wird den Normannen in einem Friedensvertrag das Gebiet erweitert, Maine und Bessin169 zugestanden. (7) Durch einen arglistigen Angriff eroberte Graf Isaac [v. Cambrai] ein castellum des Bischofs Stephan von Cambrai170 und steckte es in Brand. Der Turm einer

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Lauer, Annales, S. 22 Anm. 3, nennt ohne Beleg einen Ragamfrid als Bf. v. Vercelli; Bf. von Pavia war Johannes (III.) (912 –924). 167 Sohn Richards des Gerichtsherrn, Bruder König Rudolfs, vgl. 5.3. 168 Sohn Richwins, des Gf. v. Verdun, vgl. 4.1 u. 5.3. 169 Maine mit Hauptort Le Mans und Bessin mit Hauptort Bayeux. 170 Bf. Stephan v. Cambrai (901–933).

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super Maternam fluvium, ubi Karolus custodiebatur, subitaneo conflagravit incendio. Ragenoldus cum suis Nordmannis, quia nondum possessionem intra Gallias acceperat, terram Hugonis inter Ligerim et Sequanam depopulatur. (8) Synodus episcoporum Remensis dioceseos apud Trosleium Octobri mense habita, Seulfo archiepiscopo praesidente; in qua Isaac comes ad emendationem et satisfactionem venit, pro his quae prave adversus aecclesiam Camaracensem perpetraverat, et vadatus argenti libris centum, pacatur cum Stephano praefatae urbis episcopo, praesente Heriberto et pluribus Franciae comitibus. Rodulfus rex castellum Montis Sancti Iohannis, id Ragenardo invito licet deserente, recepit sicque Franciam repetiit. Willelmus172 et Hugo, fi lius Rotberti, cum Ragenoldo de sua terra securitatem paciscuntur; et Ragenoldus cum suis Nordmannis in Burgundiam proficiscitur. (9) Illuminationes candelarum hoc anno multae per diversa Franciae loca, orto repente lumine, factae, et visiones sanctorum cuidam presbitero, nomine Ebrulfo, in villari Mosomo proximo commanenti ostensae. Remis, in aecclesia Sanctae Mariae, sollempnitate Omnium Sanctorum,173 quidam diu contractus, cuius coxae cruribus inhaeserant iunctae poplitum, nervis ita retractis, virtute divina solutus et erectus est. (10) Hungari qui Gothiam vastabant, pestem quamdam perpessi, capitum inflatione ac dissinteria pene cuncti, paucis evadentibus, nuntiantur esse consumpti. 7 (1) Anno DCCCCXXV redintegrante, Ragenoldus174 cum suis Nordmannis Burgundiam depopulabatur; cum quo Warnerius176 et Manasses177 comites, Ansegisus178 et Gozcelinus179 praesules, congressi apud montem Calaum,175 Nordmanno-

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Befestigung Heriberts an der Marne, wo [König] Karl gefangen gehalten wurde, ging plötzlich in Flammen auf. Ragenold plünderte mit seinen Normannen das Gebiet Hugos zwischen Loire und Seine, weil er noch immer keinen Besitz in Gallien erhalten hatte. (8) Im Oktober wurde eine Synode der Bischöfe der Reimser Diözese unter dem Vorsitz von Erzbischof Seulf bei Trosly-Loire abgehalten. Dort leistete Graf Isaac Wiedergutmachung und Genugtuung für das, was er der Kirche von Cambrai zu Unrecht angetan hatte. Er verpfl ichtete sich, hundert Pfund Silber zu geben und schloss Frieden mit Stephan, dem Bischof der Stadt, im Beisein Heriberts und vieler anderer Grafen der Francia. König Rudolf brachte das castellum Mont-SaintJean wieder an sich, das Ragenard [v. Auxerre], wenn auch unfreiwillig aufgab, und kehrte in die Francia zurück. Wilhelm172 und Hugo, Roberts Sohn, schließen mit Ragenold für ihre eigenen Länder ein Abkommen. Ragenold bricht sodann mit seinen Normannen nach Burgund auf. (9) In diesem Jahr wurden in verschiedenen Gegenden der Francia zahlreiche Kerzen hell erleuchtet. Das Licht erschien plötzlich. Ebrulf, einem Priester, der in der Nähe von Mouzon lebte, zeigten sich Visionen der Heiligen. In der Kirche der Heiligen Maria in Reims konnte sich am Fest Allerheiligen173 ein Mann, der schon lange Zeit verkrüppelt war, wieder aufrichten. Seine Unterschenkel, die durch Muskeln [Sehnen] in den Kniekehlen zusammengezogen wurden (und) seine Hüfte berührten, wurden durch göttliche Wunderkraft gelöst. (10) Es wird berichtet, dass die Ungarn, welche die Gothia verwüsteten, eine Seuche aushalten mussten, die ein Anschwellen des Kopfes und Durchfall verursachte und fast alle dahinraffte, während nur wenige dem entkamen. 7 (1) Zu Anfang des Jahres 925 plünderten Ragenold174 und seine Normannen Burgund; am Berg Calaum175 trafen die Grafen Warner176 und Manasses177 sowie die Bischöfe Ansegis178 und Gotselin179 in einem Gefecht auf die Normannen und 171

Château-Thierry; hier als praesidium bezeichnet. Wilhelm II. v. Aquitanien († 926), Gf. v. Auvergne u. Hz. v. Aquitanien (918 –926). 173 1. November 924, ein Montag. 174 Vgl. 5.8. 175 Am 6. Dezember, aber im Jahr 924. Die Lage des Ortes ist unklar. Lauer, Annales, S. 26 Anm. 6, schlägt Chalo-Saint-Mars und Chalou-Moulineux, beide Dép. Esonne (Îlede-France) oder Chalmont, dessen Lage aber strittig ist, vor. 176 Warner († 925), Vizegraf v. Sens, Gf. v. Troyes. 177 Manasses II., d. Jüngere, († nach 925), Gf. v. Langres u. Dijon, Sohn Manasses I., Bruder Walos u. Giselberts, vgl. 6.2. 178 Ansegis († 28. Dezember 970), Bf. v. Troyes (912 / 914 –um 969). 179 Gotselin († 931), Bf. v. Langres (924 –931). 172

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rum plus quam DCCC sternunt. Warnerius comes ibi, equo cui sedebat occiso, captus et interemptus est, et Ansegisus, Trecassinae urbis episcopus, vulneratus. Quo Rodulfus rex comperto, in Burgundiam cum quibusdam ex Francia militibus, scilicet Remensis aecclesiae, et Abbone180 Suessionensi episcopo, paucis etiam aliis secum comitantibus, proficiscitur, Heriberto quoque comite se prosequente. Collectaque ex Burgundia militum manu non pauca, venit usque ad castra Nordmannorum super Sequanam, ibique ab his, qui ex Francia perrexerant, pedestri pugna certatum ad castra. Videntes vero quod illi qui erant cum rege, pars scilicet exercitus maxima, neque castra invadere neque equis desilire temptarent, compulsis in castra Nordmannis qui fuerant ad pugnandum egressi, quibusdam quoque prostratis, a castrorum pervasione discedunt, castraque duobus vel tribus millibus a Nordmannorum castris metantur in girum, Hugone, Rotberti filio, e contra super Sequanam hac ex parte castra metato; ubi propinquiorem castrorum obsidionem procrastinantibus Francis et de die in diem differentibus, naves a Parisio venturas expectando, eruptione clam facta, quorundam nostrorum, veluti fertur, assensu, Nordmanni sua castra linquentes, et saltum quendam, iter suum tutandi gratia, petentes evadunt; nostrorum vero quique regrediuntur ad sua. (2) Ieiuniis itaque coeptis quadragesimalibus, Heribertus cum Gisleberto, indeque cum Hugone locutus, regem accersiit ex Burgundia: qui festinanter adveniens, Camaracum Lothariensibus atque Gisleberto proficiscitur obviam: quique, hoc placitum omittentes, super Mosam ad eum veniunt, suique Gislebertus et Otho181 efficiuntur. (3) Nordmanni de Rodomo foedus quod olim182 pepigerant irrumpentes, pagum Belvacensem atque Ambianensem depopulantur. Ambianis civitas male proviso confugientium igne succensa est, sic et Atrabatis subito exorto conflagravit incendio. Nordmanni usque ad Noviomagum praedatum veniunt, et suburbana succendunt. Castellani cum suburbanis egredientes Nordmannos repellunt, sternunt quos poterant, partem suburbii liberant. Baiocenses interim terram Nordmannorum, ultra Sequanam, depraedantur. Quo comperto, Parisiaci et ipsi quoque, cum quibusdam fidelibus Hugonis, fi lii Rotberti, et quorundam castellorum oppidanis, partem quamdam pagi Rotomagensis qui possidebatur a Nordmannis, cis Sequanam183 depopulati sunt, villis succensis, pecoribus abductis, nonnullis etiam

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metzeln mehr als achthundert Normannen nieder. Graf Warner wurde dort, nachdem das Pferd, auf dem er saß, getötet worden war, gefangen genommen und umgebracht, Bischof Ansegis von Troyes wurde verwundet. Als König Rudolf dies erfuhr, bricht er mit einigen Soldaten aus der Francia, nämlich der Reimser Kirche, und mit Bischof Abbo180 von Soissons und einigen anderen, die diesen begleiten – auch Graf Heribert folgt ihnen –, nach Burgund auf. Als er ein ansehnliches Aufgebot in Burgund gesammelt hatte, rückte er bis zu einem (befestigten) Lager der Normannen am Ufer der Seine vor. Dort lieferten sich diejenigen, welche aus der Francia aufgebrochen waren, ein Gefecht zu Fuß. Als die Normannen aber sahen, dass jene, die bei dem König waren, nämlich der größte Teil des Heeres, weder versuchte, das Lager anzugreifen, noch vom Pferd zu steigen, da verließen die im Lager in die Enge getriebenen Normannen die Befestigung, um zu kämpfen. Nachdem einige der Franken niedergestreckt worden waren, sahen diese von der Einnahme des Platzes ab und legten ihr Lager zwei oder drei Meilen von dem der Normannen entfernt ringförmig an. Hugo, Roberts Sohn, schlug sein eigenes Lager am anderen Ufer der Seine auf. Die Franken schoben eine engere Einschließung des Lagers auf und zögerten von Tag zu Tag, weil sie Schiffe aus Paris erwarteten, als die Normannen, wie es heißt, mit Zustimmung einiger unserer Männer, heimlich ihr Lager verließen und versuchten, den Schutz des Waldes zu erreichen, um ihre Bewegungen zu verdecken; die Unsrigen aber kehren nach Hause zurück. (2) Als die Fastenzeit begann, besprach sich Heribert zuerst mit Giselbert, dann mit Hugo und ließ den König aus Burgund kommen, der herbeieilt und aufbricht, um in Cambrai die Lothringer und Giselbert zu treffen. Diese lassen den Termin der Verhandlung verstreichen, treffen ihn jedoch jenseits der Maas. Giselbert und Otto181 werden (Rudolfs) Leute. (3) Die Normannen von Rouen brechen den Vertrag, den sie einst182 verabredet hatten, und plündern die pagi Beauvais und Amiens. Die Stadt Amiens brannte wegen eines von den Geflüchteten schlecht bewachten Feuers nieder und auch in Arras brach plötzlich ein Feuer aus. Die Normannen kommen bis Noyon, um zu plündern und stecken Gebiete der Vorstadt in Brand. Die Besatzung [von Noyon] rückt mit den Bewohnern der Vorstadt aus und schlägt die Normannen zurück. Dabei töteten sie, wen sie konnten, und befreiten Teile der Vorstadt. Unterdessen plündern Männer aus dem Bessin das Land der Normannen jenseits der Seine. Als die Männer aus Paris davon erfuhren, verheerten sie ihrerseits mit einigen Getreuen Hugos, des Sohnes Roberts und Besatzungen seiner Befestigungen einen Teil des pagus Rouen, diesseits der Seine,183 den die Normannen besetzt hielten; Dörfer 180 181 182 183

Abbo († 937), Bf. v. Soisson (909–937), westfr. Erzkanzler (922 –937). Vgl. 4.1. Vgl. 6.1. Von Reims aus gesehen bedeutet jenseits der Seine an deren linkem Ufer gelegen und

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Nordmannorum interfectis. Heribertus comes interea, cum paucis Francorum, quia parum adhuc herbae inveniebatur equis, transitum Nordmannis prohibendi gratia, super Isaram residebat. Nordmanni, terrae suae cognita vastatione, in sua festinant redire. (4) Heinricus denique Rhenum transiens, oppidum quoddam, nomine Tulpiacum, quod Gisleberti fideles tutabantur, vi cepit; nec diu demoratus infra regnum Lotharii, ad sua trans Rhenum regreditur, obsidibus a Gisleberto acceptis. Hilgaudus184 comes et ceteri maritimi Franci loca sibi vicina, nuper a Nordmannis possessa, pervadentes, devastant. (5) Rodulfus interea de Burgundia revertitur in Franciam, et ut se ad bellum contra Nordmannos praepararent Francis banno denuntiat. Heribertus igitur, expeditione coepta contra Nordmannos, cum militibus Remensis aecclesiae, Arnulfus185 quoque comes et ceteri maritimi Franci praesidium quoddam Nordmannorum aggrediuntur; quo etiam Rollo,186 princeps eorum, mille Nordmannos praeter ipsius inhabitatores oppidi, ex Rodomo transmiserat. Idem vero castrum, secus mare situm, vocabatur Auga; quod circumdantes Franci, vallum quo pro antemurali cingebatur irrumpunt, murumque infringentes conscendunt; et, oppido pugnando potiti, mares cunctos interimunt, munitionem succendunt. Nonnulli tamen evadentes finitimam quandam occupant insulam: quam aggredientes Franci, maiore licet mora quam oppidum ceperant, capiunt. Quod videntes Nordmanni, qui armis vitam pro posse tutabantur, postquam spem vitae amisissent, quidam se fluctibus immergunt, quidam, ut enatarunt, iugulati sunt: et alii quidem Francorum necabantur gladiis, alii propriis se oppetebant telis; sicque, omnibus prostratis, et praeda non modica direpta, Franci revertuntur ad sua, Rodulfus autem rex cum Hugone et Burgundionibus in pago Belvacensi sedebat. (6) Per idem tempus Seulfus, Remorum archiepiscopus, obiit, expletis in episcopatu annis tribus et diebus quinque. Heribertus comes Remis venit, et vassallos ipsius aecclesiae sed et clericos de electione rectoris ad suum consilium intendere fecit. Hugo, fi lius Rotberti, pactum securitatis accepit a Nordmannis, terra fi lio-

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wurden niedergebrannt, Vieh geraubt und viele Normannen wurden getötet. Weil nur wenig Futter für die Pferde vorhanden war, blieb Graf Heribert mit einigen Franken an der Oise zurück, um zu verhindern, dass die Normannen diese überquerten. Als die Normannen von den Verwüstungen ihres Landes erfuhren, eilen sie hastig nach Hause zurück. (4) Schließlich überquerte [König] Heinrich den Rhein und nahm im Sturm das oppidum Zülpich, das von Getreuen Giselberts verteidigt wurde. Er blieb nicht lange in Lothringen, sondern kehrt, nachdem er von Giselbert Geiseln angenommen hatte, über den Rhein nach Hause zurück. Graf Hilgaud184 und die übrigen Franken, die an der Küste wohnen, dringen plündernd in benachbarte Orte ein, die kurz zuvor von den Normannen in Besitz genommen worden waren. (5) Inzwischen kehrt Rudolf aus Burgund in die Francia zurück, und damit sie sich auf den Krieg gegen die Normannen vorbereiteten, verkündet er den Franken den Heerbann. Als der Feldzug gegen die Normannen begonnen hatte, griff Graf Heribert mit Soldaten der Reimser Kirche und Graf Arnulf185 mit weiteren Franken von der Küste eine Befestigung der Normannen an, wohin auch ihr Fürst Rollo186 tausend Normannen aus Rouen nebst den Einwohnern dieses oppidum geschickt hatte. Dieses am Meer gelegene castrum wurde Eu genannt; die Franken schließen es ein, durchbrechen den Wall, mit dem es anstelle einer Vormauer umgeben war, erklettern die Mauer und zerstören sie dabei. Sie eroberten das oppidum im Kampf, töten alle Männer und brennen die munitio nieder. Einige Verteidiger entkommen dennoch und besetzen eine benachbarte Insel; diese greifen die Franken an und erobern sie, was länger dauerte als die Eroberung des oppidum [Eu]. Als die Normannen, die, so gut sie konnten, mit Waffen um ihr Leben kämpften, das sahen und ihre Hoffnung auf ein Überleben schwand, springen einige in die Fluten, einige wurden beim Schwimmen abgestochen. Die einen starben durch die Schwerter der Franken, andere richteten ihre Speere gegen sich selbst. Als alle Normannen niedergestreckt waren und reichlich Beute gemacht worden war, kehren die Franken nach Hause zurück; König Rudolf aber schlug mit Hugo und den Burgundern ein Lager im pagus Beauvais auf. (6) Zu dieser Zeit starb Erzbischof Seulf von Reims, der das Bischofsamt drei Jahre und fünf Tage inne hatte. Graf Heribert kam nach Reims und sorgte dafür, dass die Vasallen der Kirche und die Kleriker seinen Beschluss bezüglich der Wahl des Leiters (der Diözese) berücksichtigen. Hugo, Roberts Sohn, erhielt von diesseits der Seine an deren rechtem Ufer gelegen. 184 Hilgaud II. v. Ponthieu, Gf. v. Montreuil (sur-Mer), † 926. 185 Arnulf I. (d. Alte) († 27. März 965), Gf. v. Flandern (918 –965), vgl. A. Verhulst, in: LexMA 1, 1980, Sp 1017. 186 Rollo († 925 / 932), Gf. v. Rouen (911–925 / 932), Stammvater der Herzöge der Normandie, vgl. A. Renoux, in: LexMA 7, 1995, Sp. 966 f.

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rum Balduini, Rodulfi quoque de Gaugeio188 atque Hilgaudi extra securitatem relicta. Episcopatus Remensis Heriberto comiti commissus est sub obtentu fi lii sui Hugonis,189 admodum parvuli, necdum, ceu ferebatur, quinquennis. Abbo episcopus Romam petit cum legatis Heriberti comitis. Heinrico cuncti se Lotharienses committunt, et ipse Bernuino,190 Dadonis episcopi nepoti, episcopium Virdunense concedit; qui, expulso Hugone presbitero cui Rodulfus illud dederat, ibidem ordinatur episcopus. ΛΓ 8 (1) Annus DCCCCXXVI incipiebat, et Rodulfus rex cum Heriberto comite et quibusdam maritimis Francis Nordmannos, in pago Atrabatensi, quodam saltu coartatos obsidebat, cum repente, post aliquot dies, noctu eruptione coepta, Nordmanni castra regis aggrediuntur; ibique regi, ne a Nordmannis comprehenderetur, succursum ab Heriberto, succensisque casis quibusdam pugnatum ad castra. Nordmanni tandem, a castrorum pervasione repulsi, recedunt; rex ibi vulneratus et Hilgaudus comes interemptus est. Nordmanni mille et centum dicuntur ibidem occisi.191 Sicque Rodulfus Laudunum revertitur, et Nordmanni, usque in pagum Porcensem, silvestria loca depraedantur. (2) Hungari quoque, Rheno transmeato, usque in pagum Vonzinsem, praedis incendiisque desaeviunt. Luna XIIII , sabbato sancto Paschae,192 die Kalendarum Aprilium, passa defectum et in pallorem conversa est, quadam luminis relicta particula, veluti esset secunda; sicque, aurora iam incipiente, in sanguineum tota mutata est colorem. Corpus sancti Remigii et aliorum quorundam sanctorum pignera, Hungarorum metu, Remis a suis monasteriis sunt delata, inter quae sanctae quoque Walburgis reliquiae,193 ad quas nonnulla exercebantur miracula.

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den Normannen eine Sicherheitszusage; die Länder der Söhne Balduins sowie Rudolfs von Gouy188 und Hilgauds wurden von der gewährten Sicherheit ausgenommen. Die Diözese Reims wurde dem Grafen Heribert überlassen, zum Schein für seinen Sohn Hugo,189 einen kleinen Jungen, von dem es hieß, er sei noch keine fünf Jahre alt. Bischof Abbo [v. Soissons] eilt mit Gesandten des Grafen Heribert nach Rom. Alle Lothringer unterstellen sich [König] Heinrich, der die Diözese Verdun Bernuin,190 einem Neffen des Bischof Dados [v. Verdun] überträgt; Bernuin wird dort zum Bischof geweiht, nachdem der Priester Hugo, dem König Rudolf die Diözese gegeben hatte, vertrieben worden war. 33 8 (1) Als das Jahr 926 begann und König Rudolf mit Graf Heribert und einigen Franken, die an der Meeresküste wohnten, die Normannen, die sie in einem Wald im pagus Arras zusammendrängt hatten, belagerten, brachen die Normannen nach einigen Tagen plötzlich in der Nacht aus und griffen das Lager des Königs an. Dort kam Graf Heribert dem König zu Hilfe, damit die Normannen ihn nicht gefangen nähmen; einige Hütten gingen in Flammen auf, als um das Lager gekämpft wurde. Schließlich ziehen die Normannen ab, als sie nach einem Angriff auf das Lager zurückgeschlagen wurden; dabei wurde der König verwundet und Graf Hilgaud [v. Ponthieu] getötet. Es heißt, 1100 Normannen seien dort getötet worden.191 Daraufhin kehrt Rudolf nach Laon zurück und die Normannen plündern die Waldregionen bis in den pagus Porcien hinein. (2) Außerdem überschritten die Ungarn den Rhein und wüten, plündern und brandschatzen bis zum pagus Voncq. Als der Mond am Ostersamstag vierzehn Tage alt war,192 am ersten April, wurde er kleiner und verblich und nur ein Stückchen blieb übrig, als wäre er zwei Tage alt; bei Anbruch der Morgendämmerung bekam er eine blutrote Färbung. Aus Angst vor den Ungarn wurden der Körper des heiligen Remigius und die Reliquien anderer Heiliger – darunter auch die Reliquien der heiligen Walburga193 – aus ihren Klöstern fortgeschafft und nach Reims gebracht, wo sie zahlreiche Wunder bewirkten. 187

Balduin II. († 918), Gf. v. Flandern (879–918); dessen Söhne Arnulf u. Adalolf († 933), Gf. v. Boulogne u. Thérouanne. 188 Rudolf I. v. Gouy († 926), Gf. v. Ostrevant, Vexin, Amiens u. Valois, vgl. 5.8. 189 Hugo v. Vermandois (920 –962), Sohn Heriberts II. v. Vermandois vgl. 4.3. Hugo, Ebf. v. Reims 925 –932 (vertrieben) ab 940 erneut Ebf. v. Reims, 946 abgesetzt. 190 Bernuin († 939), Bf. v. Verdun (925 –939). 191 Schlacht bei Fauquembergue, Pas-de-Calais bei Saint-Omer. 192 Vollmond: luna quartadecima; die Mondfi nsternis am 1. April 926, im Saroszyklus 95 fand 4:07 Uhr (TD) ihren Höhepunkt. 193 Karl III. hatte im Jahr 916 aus Eichstätt Reliquien der heiligen Walburga für die Pfalzkapelle in Attigny erhalten.

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(3) Exactio pecuniae collaticiae, Nordmannis pacto pacis dandae publice fit per Franciam atque Burgundiam. Data igitur pecunia, pax utrimque est cum iuramento firmata. Hinc exercitus ex Francia Burgundiaque cum Rodulfo rege et Heriberto comite proficiscitur super Ligerim et, acceptis obsidibus, ab urbe Nivernensi, quam frater Willelmi194 contra regem tutabatur, in Aquitaniam ad persequendum Willelmum qui a rege forte desciverat, transeunt insecuunturque fugitantem donec rumor infestationis Hungarorum, quod iterum iam Rhenum transissent, exercitum in Franciam repedare coegit. (4) Hugo, fi lius Bertae,195 rex Romae super Italiam constituitur, expulso Rodulfo196 Cisalpinae Galliae rege, qui regnum illud pervaserat et alteri feminae, vivente uxore sua, se copulaverat, occiso quoque a fi liis Bertae Burchardo,197 Alamannorum principe, ipsius Rodulfi socero, qui Alpes cum ipso transmearat Italiae regni recuperandi gratia genero. (5) Hugo presbiter, expulsus Virduno, defungitur. Ebrardus198 quidam Transrhenensis in regnum Lotharii mittitur ab Heinrico, iustitiam faciendi causa, et Lotharienses inter se pace consociat. Rodulfus comes, fi lius Heiluidis,199 obiit. Non multo post etiam Rotgarius vitricus eius, comes Laudunensis pagi, decessit. Hugo, fi lius Rotberti, fi liam 200 Eadwardi regis Anglorum, sororem coniugis201 Karoli, duxit uxorem. ΛΔ 9 (1) Anno DCCCCXXVII, inter Rodulfum regem et Heribertum comitem, pro Laudunensi comitatu quem Heribertus Odoni 202 , fi lio suo, dari petebat, concedente

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(3) In der Francia und in Burgund wird eine (einmalig) erhobene Geldsumme öffentlich eingesammelt, die den Normannen für einen Friedensvertrag gegeben werden sollte. Nach der Übergabe des Geldes wurde ein beiderseitiger Frieden durch Eide bekräftigt. Darauf bricht ein Heer aus der Francia und Burgund mit König Rudolf und Graf Heribert auf und überquert die Loire und nachdem Geiseln angenommen worden waren, zog man von der Stadt Nevers aus, die der Bruder Wilhelms194 gegen den König verteidigte, nach Aquitanien hinüber, um Wilhelm zu verfolgen, der sich entschieden vom König losgesagt hatte, und folgte dem Flüchtigen, bis ein Gerücht über einen Einfall der Ungarn, die erneut den Rhein überquert hätten, das Heer zwang, in die Francia zurückzukehren. (4) Hugo, der Sohn Bertas,195 wird in Rom zum König über Italien erhoben, nachdem König Rudolf196 von Hochburgund, der sich diese Herrschaft angeeignet hatte, vertrieben worden war. Hugo heiratete, obwohl seine Ehefrau noch lebte, eine andere Frau. Burchard,197 der Fürst der Alemannen und Schwiegervater Rudolfs, wurde von den Söhnen Berthas ermordet, als er mit Rudolf die Alpen überquerte, um dem Schwiegersohn die Herrschaft in Italien zurückzugewinnen. (5) Der aus Verdun vertriebene Priester Hugo stirbt. Eberhard,198 ein Mann von jenseits des Rheins, wird von Heinrich nach Lothringen geschickt, um Recht zu sprechen und er erreicht, dass die Lothringer unter sich Frieden halten. Graf Rudolf [v. Gouy], Sohn der Heilwig,199 starb. Nicht lange darauf verschied auch sein Stiefvater Roger [I.], Graf des pagus Laon. Hugo, Roberts Sohn, heiratete eine Tochter200 Edwards, des Königs der Engländer und Schwester der Ehefrau 201 Karls [III.]. 34 9 (1) Im Jahre 927 entstand Streit zwischen König Rudolf und Graf Heribert wegen der Grafschaft Laon, welche Heribert seinem Sohn Odo202 geben wollte, 194

Wahrscheinlich Acfred (Alfred) † 927, Gf. d. Auvergne, Hz. v. Aquitanien, Bruder Wilhelms II. Hz. v. Aquitanien, vgl. B. Cursente, in: LexMA 9, 1998, Sp. 135 f. 195 Hugo v. Vienne (v. Arles, v. Italien) † 947, Gf. v. Vienne (903), Kg. v. Italien (926); Berta v. Tuszien, vgl. 6.1. 196 Vgl. 4.2 und 5.12. 197 Burchard I. Hz. v. Schwaben (917–926), † 28. / 29. April 926, vgl. Th. Zotz, in: LexMA 2, 1983, Sp. 940 f. 198 Eberhard († 939), jüngerer Bruder Kg. Konrads I.; Hz. d. Franken (926 –928), gleichzeitig Hz. v. Lothringen, vgl. E. Karpf, in: LexMA 3, 1986, Sp. 1512 f. 199 Heilwig († nach 895), Tochter v. Mgf. Eberhard v. Friaul u. Gisela, Tochter Ludwig d. Frommen u. Witwe v. Gf. Hucbald, vgl. 5.8. 200 Eadhild († 937), Tochter des Kgs. Edward v. Wessex (899–924), vgl. C. P. Wormald, in: LexMA 3, 1986, Sp. 1596. 201 Eadgifu (um 903 –nach 951). 202 Odo (910 –946), Gf. v. Amiens (941–944), vgl. 10.4.

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illum rege cuidam fi liorum Rotgarii, 204 nomine Rotgario,203 simultas exoritur. Acies igneae Remis in caelo, mense Martio, mane quadam die dominica visae, cui signo pestis e vestigio successit quasi febris et tussis quae, mixta quoque mortalitate, in cunctas Germaniae Galliaeque gentes irrepsit. Widricus Mettensis antistes defungitur. Heribertus comes legatos suos trans Rhenum dirigit, ad Heinricum; quibus reversis, evocatur ad colloquium Heinrici per eosdem. Ad quod properans cum Hugone, Rotberti fi lio, pace fi rmata, muneribus Heinricum honorat et honoratur ab illo. Ibi etiam Heinricus episcopium Mettensium, contempta electione ipsorum, 206 cuidam, ut ferebatur, Dei servo dedit, cognomento Bennoni.205 (2) Hugo, fi lius Rotberti, et Heribertus comes contra Nordmannos pergunt qui super fluvium Ligerim morabantur. Tempestas maxima pagum Laudunensem concussit et Suessonicum qua domus eversae arboresque multae fuerunt evulsae, homines exanimati per loca diversa quamplures. Willelmus Aquitanorum princeps obiit. Nordmanni de Ligeri, postquam obsessi sunt ebdomadibus quinque ab Heriberto et Hugone, datis acceptisque obsidibus et concesso sibi pago Namnetico, pacem pepigere Francis. (3) Synodus sex episcoporum apud Trosleium habita, contradicente rege Rodulfo per missos Heriberti comitis, et mandante illi ut synodum differret sibique obviam ad Compendium veniret. Quod ille agere renuit, synodo vero interfuit: ubi Herluinus207 comes ad poenitentiam venit pro uxore quam duxerat, alia vivente. Post absolutionem synodi, Heribertus comes Laudunum ingredi voluit. Praevenit autem eum Rodulfus rex, missis illo militibus, ad custodiam loci; ipse denuo subsecutus, idem castellum ingressus est. At Heribertus Karolum de custodia eiecit secumque in pagum Veromandinsem, scilicet ad Sanctum Quintinum, deduxit. Rodulfus vero in Burgundiam revertitur, Rotgarii fi liis cum uxore sua ad custodiam Lauduni relictis, qui egredientes loca quaeque devastant circa Codiciacum, episcopii Remensis castrum. Karolus igitur cum Heriberto colloquium petit Nordmannorum, ad castellum quod Auga vocatur, ibique se fi lius Rollonis208 Karolo

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der König aber Roger, einem der Söhne Rogers überlassen hatte. Über Reims wurde im Monat März, an einem Sonntagmorgen, am Himmel ein feuriger scharfer Rand gesehen. Diesem Zeichen folgte auf der Stelle eine Seuche mit Fieber und Husten, die sich mit ihrer tödlichen Mischung bei allen Völkern der Germania und der Gallia einschlich. Bischof Wigerich von Metz stirbt. Heribert schickt seine Gesandten über den Rhein zu Heinrich, nach deren Rückkehr Heribert von den Gesandten zu einer Unterredung mit Heinrich aufgerufen wird. Dazu macht Heribert sich mit Hugo, Roberts Sohn, auf den Weg; man schließt Frieden, Heribert ehrt Heinrich mit Geschenken und wird von diesem geehrt. Heinrich gab bei dieser Gelegenheit die Diözese Metz einem Diener Gottes mit Namen Benno, 205 wie es heißt, unter Nichtachtung der Wahl der Metzer (Bürger).206 (2) Hugo, Roberts Sohn, und Graf Heribert wenden sich gegen die Normannen, die sich an der Loire aufhielten. Ein heftiger Sturm, der Häuser zerstörte und viele Bäume umstürzen ließ, traf den pagus Laon und den pagus Soissons; viele Menschen lagen tot an verschiedenen Orten. Wilhelm [II.], Fürst der Aquitanier, starb. Die Normannen wurden von Heribert und Hugo an der Loire fünf Wochen lang belagert. Nachdem Geiseln unter ihnen ausgetauscht worden waren, ihnen auch der pagus Nantes zugestanden wurde, schlossen sie Frieden mit den Franken. (3) Zu Trosly-Loire wurde eine Synode mit sechs Bischöfen abgehalten, obwohl König Rudolf dem durch Boten Graf Heriberts widersprochen und diesem befohlen hatte, die Synode zu verschieben und sich mit ihm (Rudolf) in Compiègne zu treffen. Heribert verweigerte dies und nahm sogar an der Synode teil. Dorthin kam Graf Herluin, 207 um Buße zu tun, weil er geheiratet hatte, obwohl seine Frau noch lebte. Nachdem sich die Synode aufgelöst hatte, wollte Graf Heribert in Laon Einzug halten. Ihm kam jedoch König Rudolf zuvor, indem er dorthin Soldaten schickte, um den Ort zu schützen. Er selbst folgte erneut und zog in das castellum ein. Heribert aber ließ daraufhin [König] Karl aus dem Arrest und brachte ihn in den pagus Vermandois nach Saint-Quentin. Rudolf kehrt nach Burgund zurück, nachdem er die Söhne Rogers und seine Frau [Königin Emma] zur Bewachung in Laon zurückgelassen hatte. Die Söhne Rogers verlassen daraufhin die Stadt und verwüsten die Gegend um Coucy-le-Château, einem castrum der Reimser Diözese. Karl bricht daraufhin eilig mit Heribert zu einer Unterredung mit den Normannen bei dem castellum Eu auf. Dort unterstellt sich der Sohn Rollos208 Karl und bekräf203

Roger II. Gf. v. Laon (927–931), Gf. v. Douai (931–941), Gf. v. Bassigny (941–942). Roger I. († 926), Gf. v. Laon (927–942), vgl. 5.5. 205 Benno († 940), Bf. v. Metz (927–929). 206 Die wahlberechtigten Bürger der Stadt Metz; Flodoard formuliert es gelegentlich deutlich: clerus et populus (vgl. 13.6). 207 Herluin († 945), Gf. v. Montreuil (Ponthieu), Sohn Helgauds. 208 Wilhelm (I.) Langschwert, Gf. v. Rouen, seit 927 Hz. der Normandie, † 17. Dezember 942, vgl. A. Renoux, in: LexMA 9, 1998, Sp. 150. 204

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committit et amicitiam firmat cum Heriberto. Metus interea falsi rumoris Hungarorum et fugae per regnum Lothariense agitantur et Franciam. ΛΕ 10 (1) Anno DCCCCXXVIII inchoante, in ipsis sollemniis ortus Χρristi, Rodulfus de Burgundia cum hostili Burgundionum manu venit in Franciam, praedando et etiam loca quaedam incendendo; cui Hugo, fi lius Rotberti, obviam properat, venientesque super Isaram, inter Rodulfum regem et Heribertum 209 comitem sequester et medius fuit, et ab Heriberto obsides accepit, donec iterum ad denominatum placitum convenirent. Quo facto, Rodulfus in Burgundiam revertitur, non valens suadere coniugi suae Lauduno discedere. At Heribertus comes Remis cum Karolo venit, indeque litteras mittit Romam Iohanni papae, significans ei de restitutione et honore Karoli, ut ille sibi etiam sub excommunicationis interminatione mandaverat, se pro viribus decertare. Rodulfus rex et Heribertus comes iterum ad placitum iam infra Quadragesimam veniunt. Regina, uxor Rodulfi, Laudunum relinquit et in Burgundiam redit. Heribertus comes Lauduno potitur et exinde placitum cum Nordmannis habuit; ipseque et Hugo, fi lius Rotberti, amicitiam cum eis pepigerunt. Filius tamen Heriberti, Odo, quem Rollo habebat obsidem, non redditur illi, donec se committit Karolo pater cum aliis quibusdam Franciae comitibus et episcopis. (2) Tempestates variae diversis locis effusae. Otgarius, 210 Ambianensium praesul, vir sanctus et plenus dierum obiit; cuius vita usque ad annos centum et amplius prolata refertur. Heribertus comes quandam munitionem fi liorum Rotgarii, quam dicunt Moritaniam, super Scaldum fluvium, vi cepit et diruit. Interea missus Heriberti comitis Roma revertitur, nuntians Iohannem 211 papam a Widone, fratre Hugonis212 regis, propter simultatem quandam inter illos exortam retrusum in carcere. Odalricus, 213 Aquensis quidam episcopus, in aecclesia Remensi recipitur ab Heriberto comite, ad celebrandum episcopale dumtaxatb ministerium vice Hugonis, ipsius comitis fi lii, adhuc parvuli; concediturque ipsi Odalrico abbatia tantum Sancti Timothei cum praebenda canonica.

b

Lauer, Annales, S. 42, Z 3: duntaxat, hier: dumtaxat, (dumtaxat A, B, C, D, E).

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tigt ein Freundschaftsbündnis mit Heribert. Inzwischen treibt Furcht aufgrund falscher Gerüchte über die Ungarn viele zur Flucht aus Lothringen und der Francia. 35 10 (1) Zu Beginn des Jahres 928 in den Tagen des Festes der Geburt Christi, kommt [König] Rudolf aus Burgund mit einer feindlichen Schar Burgunder in die Francia, um zu plündern und einige Orte in Brand zu stecken; ihm eilt Hugo, Roberts Sohn, entgegen und als sie zur Oise gelangten, wirkte (Hugo) als Unterhändler und Vermittler zwischen König Rudolf und Graf Heribert.209 Hugo nahm Geiseln von Heribert an, bis sie zu einem noch zu benennenden Treffen erneut zusammenkämen. Nachdem das zustande gebracht worden war, kehrt Rudolf nach Burgund zurück, kann aber seine Frau [Emma] nicht davon überzeugen, Laon zu verlassen. Graf Heribert aber kommt mit [König] Karl nach Reims, sendet von dort an Papst Johannes [X.] nach Rom einen Brief, in dem er diesem Karls Wiedereinsetzung in Herrschaft und Rang anzeigt, weil der Papst ihm unter Androhung der Exkommunikation befohlen hatte, nach Kräften für Karl zu kämpfen. König Rudolf und Graf Heribert kommen zu einem erneuten Treffen noch in der Fastenzeit zusammen. Die Königin, Rudolfs Ehefrau, verläßt Laon und kehrt nach Burgund zurück. Graf Heribert nimmt Laon ein und traf sich sodann mit den Normannen. Heribert und Hugo, der Sohn Roberts, schlossen mit ihnen einen Freundschaftsvertrag. Odo, der Sohn Heriberts, den Rollo als Geisel besaß, wurde ihm (Heribert) jedoch nicht zurückgegeben, bis der Vater und andere Grafen und Bischöfe der Francia sich Karl unterstellen. (2) Verschiedene Stürme brachen über unterschiedliche Orte hinein. Bischof Otgar210 von Amiens, ein heiliger Mann von sehr hohem Alter, starb. Man sagt, er sei hundert Jahre oder älter geworden. Graf Heribert eroberte im Sturm eine munitio der Söhne Rogers [v. Laon] an der Schelde, die Mortagne-du-Nord genannt wird, und zerstörte sie. Unterdessen kehrt der Gesandte Graf Heriberts aus Rom zurück und berichtet, dass Papst Johannes [X.]211 von Wido, dem Bruder König Hugos, 212 wegen einer Rivalität zwischen beiden eingekerkert worden sei. Bischof Odalrich 213 von Aix-en-Provence wird von Graf Heribert in die Reimser Kirche aufgenommen, damit er an Stelle Hugos, Heriberts Sohn, der noch sehr jung war, die geistlichen Aufgaben des Bischofs verrichte; man gewährt Odalrich (dafür) die Abtei von Saint-Timothée samt einer kanonischen Pfründe. 209

Hugo war der Schwager Rudolfs und Heriberts. Otgar, Bf. v. Amiens (892 –928). 211 Johannes X., Papst (914 –928), † 929, vgl. 11.3 u. R. Schieffer, in: LexMA 5, 1991, Sp. 540 f. 212 Zu Kg. Hugo v. Italien vgl. 6.1. 213 Odalrich († 947), Bf. v. Aix-en-Provence. 210

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(3) Heinricus, Germaniae princeps, cum multitudine Germanorum, 214 Rhenum transiit et, supra Mosam veniens, obsidet quoddam castrum Bosonis comitis, nomine Durofostum, 215 pro eo quod Boso ad legem venire nolebat, de quibusdam abbatiis et terra episcopatuum, quam potestatis auctoritate ceperat et, pertinaciter Heinrici praecepta spernens, detinebat, mittensque ad Bosonem pacem spondet, si ad se veniat. Qui, acceptis obsidibus pacto securitatis ab Heinrico, venit ad eum eique fidelitatem et pacem regno iuramento promittit, terram quam vi ceperat reddit, data sibi alia recompensationis gratia; pacaturque, tam ipse quam Ragenarius, cum Gisleberto et ceteris Lothariensibus. (4) Hugo et Heribertus ad Heinricum, colloquii causa, proficiscuntur; indeque revertentes, obviam pergunt regi Rodulfo. Rursusque Heribertus se illi committit, iterum redacto sub custodia Karolo. Deinde cum Rodulfo proficiscitur in Burgundiam obviam Hugoni, Italiae regi. Vindemiae pene peraguntur infra mensem Augustum. Hugo rex, habens colloquium cum Rodulfo, dedit Heriberto comiti provinciam Viennensem, vice fi lii sui Odonis. Benno Mettensis216 episcopus, insidiis appetitus, eviratus, luminibusque privatus est. Rodulfus rex Remis veniens, pacem facit cum Karolo, reddens ei Atiniacum muneribusque honorans illum. Λς 11 (1) Anno DCCCCXXVIIII, Heribertus et Hugo comites contra Bosonem, Rodulfi regis fratrem, proficiscuntur, propter quosdam Rothildis217 alodes, nuper defunctae, quos a Bosone pervasos repetebat Hugo, gener ipsius Rothildis. At Heribertus comes Victoriacum, Bosonis castellum, cepit et posthac inducias dant Bosoni, usque ad fi nem Maii mensis. Boso, ad Heinricum profectus, pacem publice iurare compellitur. (2) Deroldus218 medicus episcopatum Ambianensem adipiscitur, Albero219 Mettensem, Bennoni quadam abbatia sustentationis tenore concessa. Heribertus et

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(3) Heinrich, der Fürst der Germania, überschritt mit vielen Männern aus den Gebieten jenseits des Rheins214 den Rhein, und an die Maas kommend, belagert er das castrum des Grafen Boso, welches Durofostum genannt wird, 215 da Boso sich weigerte, wegen einiger Klöster und wegen Ländereien der Bistümer, die er sich kraft eigener Vollmacht angeeignet hatte und – hartnäckig die Befehle Heinrichs missachtend – behielt, vor Gericht zu erscheinen. Heinrich schickt eine Nachricht an Boso und stellt ihm Frieden in Aussicht, wenn er zu ihm käme. Nachdem Boso Geiseln von Heinrich als Sicherheit für diese Abmachung erhalten hatte, sucht er diesen auf und verspricht ihm mit einem Eid Treue und Frieden im Königreich. Boso gibt darauf das Land, das er gewaltsam eingenommen hatte, zurück und erhielt dafür anderes (Land) als Ausgleich; so versöhnt man sowohl Boso als auch Ragenar mit Giselbert und anderen Lothringern. (4) Hugo und Heribert brechen auf, um mit Heinrich zu verhandeln; von dort zurückkehrend, gehen sie König Rudolf entgegen. Erneut kommendiert sich ihm Heribert. [König] Karl wird wieder unter Bewachung gestellt. Darauf bricht Heribert mit Rudolf nach Burgund auf, um Hugo, den König Italiens, zu treffen. Die Traubenernte ist im Monat August fast beendet. König Hugo hatte eine Unterredung mit Rudolf. Er gab dem Grafen Heribert die Provinz Vienne für dessen Sohn Odo. Bischof Benno von Metz216 wurde als Opfer eines Hinterhalts kastriert und geblendet. König Rudolf kommt nach Reims, schließt Frieden mit Karl, gibt ihm Attigny zurück und ehrt ihn mit Geschenken. 36 11 (1) Im Jahre 929 brechen die Grafen Heribert und Hugo gegen Boso, König Rudolfs Bruder, auf wegen Allode der neulich verstorbenen Rothild,217 welche Boso besetzt hatte, Hugo, der Schwiegersohn Rothilds, jedoch zurückforderte. Aber Graf Heribert nahm Bosos castellum Vitry-en-Perthois ein und beide [Heribert und Hugo] bieten darauf Boso eine Waffenruhe bis zum Ende des Monats Mai an. Boso suchte Heinrich auf und wird gezwungen, öffentlich Frieden zu schwören. (2) Der Arzt Derold 218 erhält den Bischofssitz von Amiens, Adalbero219 den von Metz. Benno220 wurde eine Abtei als Lebensunterhalt zugestanden. Heribert und 214

Flodoard spricht von Germanen, vgl. Erläuterung und Übersetzung schwieriger Begriffe auf S. 16. 215 Boso I. († 935) Gf. d. Provence, Sohn Richards des Gerichtsherrn, Bruder Kg. Rudolfs. Boso verfügte auch über Besitz in Lothringen; die Lage des castrum Durofostum ist nicht bekannt. 216 Vgl. 9.1 bezüglich Benno von Metz und Odo, Sohn Heriberts. 217 Vgl. 4.3. 218 Derold, Bf. v. Amiens (929–962 / 64). 219 Adalbero, Bf. v. Metz (929–962 / 64), vgl. H. W. Herrmann, in: LexMA 1, 1980, Sp. 93 f. 220 Vgl. 10.4 und 9.1.

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Hugo Monasteriolum, castellum Herluini, fi lii Hilgaudi comitis, obsident, tandemque, acceptis obsidibus, revertuntur. (3) Iohannes papa, dum a quadam potenti femina, cognomine Marocia,221 principatu privatus sub custodia detineretur, ut quidam vi, ut plures astruunt actus angore defungitur. (4) Karolus quoque rex apud Perronam obiit. Simultas inter Hugonem et Heribertum comites exoritur, recepto Herluino ab Hugone cum terra sua, et Hilduino, 222 qui erat Hugonis, ab Heriberto. (5) Viae Alpium a Sarracenis obsessae, a quibus multi Romam proficisci volentes, impediti revertuntur. ΛΖ 12 (1) Anno DCCCCXXX, Rodulfus rex Nordmannos de Ligeri, qui Aquitaniam depraedationibus infestabant, in pago Lemovicino uno proelio pene delevit, et Aquitanos sibi subditos fecit. Heribertus Arnoldum 223 qui erat Hugonis recepit. Diversi motus agitantur bellorum per Franciam inter Hugonem et Heribertum. Rodulfus rex, in Franciam veniens, pacem inter eos atque Bosonem multo labore per diversa placita componit; et Heribertus Victoriacum Bosoni reddit. Adelelmo224 Laudunensium praesule defuncto, Gozbertus, 225 nepos eius, episcopium adipiscitur. Heribertus Ansellum, Bosonis vasallum, qui Victoriacum tenebat, cum ipso castello recipit et Codiciacum illi cum alia terra concedit. (2) Rodulfo rege in Burgundiam regresso, Lotharienses in Franciam cum Gisleberto obviam Hugoni veniunt et oppidum quoddam nomine Duagium, quod Arnoldus tenebat, adactum obsidione capiunt. Interea homines Bosonis Victoriacum proditione recipiunt et Mosomum fraude pervadunt. Boso, relictis quibusdam fidelibus suis ad custodiam Mosomi, proficiscitur ad obsidionem castri praememorati. At Heribertus, a quibusdam Mosomensibus evocatus, supervenit insperatus, transmissaque Mosa vadis inopinatis et intrans oppidum, porta laten-

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Hugo belagern das castellum Montreuil, das Herluin, dem Sohn des Grafen Hilgaud [v. Ponthieu] gehört. Nachdem sie Geiseln angenommen hatten, kehren sie nach Hause zurück. (3) Papst Johannes [X.] wurde von einer sehr mächtigen Frau mit Namen Marozia, 221 seiner päpstlichen Würde beraubt, in Gefangenschaft gehalten; wie einige behaupten, stirbt er durch eine Gewalttat; mehrere behaupten, er sei erwürgt worden. (4) König Karl starb in Péronne. Ein Konfl ikt entsteht zwischen den Grafen Hugo und Heribert, als Herluin mit seinem Land von Hugo aufgenommen wurde und Hilduin, 222 der eigentlich Hugo angehörte, sich Heribert unterstellte. (5) Die Sarazenen hielten die Wege in den Alpen besetzt und viele, die nach Rom reisen wollten, wurden daran gehindert und kehren um. 37 12 (1) Im Jahr 930 rieb König Rudolf die Normannen von der Loire, die Aquitanien plünderten, im pagus Limoges in einem einzigen Gefecht fast völlig auf und unterwarf dabei die Aquitanier. Heribert nahm Arnold,223 der ein Mann Hugos gewesen war, auf. Zwischen Hugo und Heribert kommt es in der ganzen Francia zu verschiedenen kriegerischen Handlungen. König Rudolf kommt in die Francia und vermittelt mit großer Mühe auf verschiedenen Treffen Frieden zwischen ihnen und Boso; auch gibt Heribert Vitry-en-Perthois an Boso zurück. Als Bischof Adelelmus224 von Laon starb, folgt ihm sein Neffe Gosbert 225 im Bischofsamt nach. Heribert nimmt Ansellus, einen Vasallen Bosos, der Vitry-en-Perthois verwaltete, mitsamt dem castellum auf und gesteht ihm Coucy-le-Château und andere Ländereien zu. (2) Als König Rudolf nach Burgund zurückkehrte, kommen die Lothringer mit Giselbert in die Francia Hugo entgegen. Sie belagern und erobern das oppidum Douai, das Arnold hielt. In der Zwischenzeit erobern Bosos Männer Vitry-en-Perthois durch Verrat zurück und nehmen Mouzon durch eine List. Boso ließ einige seiner Getreuen als Besatzung zur Bewachung Mouzons zurück und bricht auf, um das genannte castrum [Vitry-en-Perthois] zu belagern. Aber Heribert, von Bewohnern Mouzons zu Hilfe gerufen, erscheint dort überraschend, weil er die Maas an sonst nicht genutzten Furten überschritt. Er dringt in das oppidum durch ein Tor, das von

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Marozia † vor 936, Tochter des röm. Senators Theophylakt, vgl. H. Zimmermann, in: LexMA 6, 1994, Sp. 321. 222 Hilduin (vor 900 –948), Gf. v. Montdidier u. Rameru. 223 Gf. v. Douai. 224 Adelelmus, Bf. v. Laon (921–930). 225 Gosbert († 932), Bf. v. Laon (930 –932).

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ter a castellanis aperta, vassallos Bosonis qui ibi relicti ad munimen loci fuerant omnes capit. (3) Remis, infra et circa aecclesiam Sanctae Mariae, lumen magnum ab aquilonari et orientali parte paulo ante initium diei apparuit. ΛΗ 13 (1) Anno DCCCCXXXI, Rodulfus rex Viennam profectus, Karolo, Constantino, 226 Ludowici Orbi fi lio, 227 qui eam tenebat, subiectionem pollicitante, revertitur, et Turonum, ad Sanctum Martinum, orationis gratia proficiscitur. Lotharienses interea Duagium capiunt, et Hugo illud Rotgario,228 fi lio Rotgarii, concedit. Heribertus vero castrum sancti Quintini Arnoldo pro eo reddidit. (2) Graeci Sarracenos229 per mare insequentes usque in Fraxinidum saltum, ubi erat refugium ipsorum et unde egredientes Italiam sedulis praedabantur incursibus, Alpibus etiam occupatis, celeri, Deo propitio, internecione proterunt, quietam reddentes Alpibus Italiam. (3) Die Purificationis beatae Dei genitricis Mariae, 230 Remis, in aecclesia ipsius, quidam canonicorum famulus, custos aecclesiae Sancti Dionysii et Sancti Tedulfi, 231 subito perculsus, contractis obriguit nervis tam manuum quam basium, ruentique sibi pavimenti os visum est adhaesisse lapidi; quo paulo post resoluto, tam manibus quam cruribus rigore constrictis, defertur immobilis; atque post, quinta die dominica, manus ei resolvuntur ad missam, et crura similiter ad missam, quinta decima. Cui res similis die Circumcisionis Domini, 232 ante quinque

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den Wächtern heimlich offengelassen worden war, ein und nimmt alle Vasallen Bosos gefangen, die dieser dort zum Schutz des Ortes zurückgelassen hatte. (3) In Reims erschien kurz vor Sonnenaufgang in und bei der Kirche St. Maria von Norden und Osten her ein starkes Licht. 38 13 (1) Im Jahr 931 brach König Rudolf nach Vienne auf; als Karl Konstantin,226 der Sohn Ludwigs des Blinden, 227 der Vienne besetzt hielt, seine Unterwerfung versprach, kehrt Rudolf um und bricht nach Tours auf, um beim Heiligen Martin zu beten. Inzwischen besetzen die Lothringer Douai, das Hugo Roger, 228 dem Sohn Rogers unterstellt. Heribert aber gab im Gegenzug das castrum Saint-Quentin an Arnold [v. Douai] zurück. (2) Die Griechen verfolgen die Sarazenen 229 über das Meer bis zum Pass von La Garde-Freinet, ihrem Zufluchtsort, von dem aus sie betriebsame Raubzüge nach Italien unternahmen und auch die Alpen(pässe) besetzten. Die Griechen rücken vor, töten mit Gottes Hilfe blitzschnell und kehren aus den Alpen ins friedliche Italien zurück. (3) Am Fest der Reinigung der gesegneten Gottesmutter Maria230 fiel in ihrer Kirche in Reims ein Diener der Kanoniker, der Kustos der Kirche des Heiligen Dionysius und des Heiligen Theodulf,231 plötzlich zu Boden. Er erstarrte gelähmt an den Sehnen der Hände und der Füße. So stürzte er auf das Pflaster und es schien, als ob der Mund an dem Stein klebe. Kurz darauf (vom Stein) abgelöst, trägt man ihn, an Händen und Unterschenkeln erstarrt und völlig unbeweglich fort. Aber fünf Tage später an einem Sonntag zur Messe kann er plötzlich seine Hände bewegen und ebenso die Unterschenkel zur Messe nach fünfzehn Tagen. Ähnliches war ihm fünf Jahre vorher am Tag der Beschneidung des Herrn 232 in

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Karl Konstantin († 962), Gf. v. Vienne (926 –962), unehelicher Sohn Ludwigs des Blinden, vgl. H. Zielinsky, in: LexMA 5, 1991, Sp. 994 f. 227 Ludwig III., der Blinde, † 5. Juni 928, Kg. v. Niederburgund (890 –928), im August 890 mit Billigung Arnulfs von den provençalischen Großen zum Kg. gewählt u. 901 zum Ks. gekrönt, musste Ludwig Italien bald wieder verlassen. Im Jahr 905 nochmals nach Italien zurückgekehrt, ließ Berengar Ludwig blenden und machte ihn damit regierungsunfähig, vgl. H. Zielinsky, in: LexMA 5, 1991, Sp. 2177 f. 228 Roger II., Gf. v. Laon (926 –942). 229 Vgl. zu den Sarazenen in den Alpen: Steiner, Sarazenen im schweizer Alpenraum, in: Bündner Monatsblatt 5, 2009, S. 471– 498, hier S. 476. 230 2. Februar 931, ein Mittwoch. 231 Wohl Theodulf v. St.-Thierry, vgl. Stratmann (Hg.), Flodoardus HRE 1, 25, S. 127 Anm. 2 u. Lauer, Annales 931, S. 47 Anm. 6. 232 1. Januar 927, ein Montag.

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annos, in eadem acciderat aecclesia; et resolutus ibidem, post triginta dies, in ipsa Purificationis fuerat sollemnitate. (4) Rotbertus, 233 episcopus Turonensis aecclesiae, Roma remeans, sub Alpibus noctu infra tentoria cum comitantibus secum interimitur a latronibus. (5) Gislebertus, fi lius Manasse, 234 a rege Rodulfo descivit propter Avalonem235 castrum quod ab eo Emma regina abstulerat; simulque recedit Richardus, 236 fi lius Warnerii, ob eandem rationem. Item inter Gislebertum Lothariensem et Bosonem 237 simultas exoritur, pacato Bosone cum Heriberto; castrumque Bosonis, Durofostum, a Gisleberto capitur, itemque, sub ipsis diebus, Moritania, munitio fi liorum Rotgarii, ab Arnulfo, fi lio Balduini. Et Heribertus amicitiam Gisleberti Lothariensis accipit. Boso, relicto Heinrico, ad Rodulfum regem vadit; indeque rediens Catalaunicum castrum vi cepit, exussit atque subvertit, ob inimicitias Bovonis episcopi, cuius homines quosdam Bosonis238 membris truncaverant. Rodulfus rex in Franciam revertitur et, Heriberto comite ab illo deficiente, rex, iuncto sibi Hugone, quoddam castellum Heriberti, Donincum nomine, capit ac diruit; deinde Atrabatem obsidet. Heribertus comes, adiunctis sibi per Gislebertum ducem Lothariensibus, contra regem vadit, pactisque induciis usque Kalendas Octobris, utrimque disceditur. (6) Interim quidam fidelium Heriberti, Remensi ex urbe profecti, quoddam Hugonis castrum super Vidulam situm, nomine Brainam, 240 quod ipse Hugo ab episcopo Rotomagensi 241 tulerat, capiunt atque subvertunt. Rodulfus rex litteras Remis mittit ad clerum et populum, pro agenda electione praesulis, atque illi respondent se id agere non posse, salvo suo electo et electione manente242 quam fecerant. Heribertus comes ad Heinricum proficiscitur eique sese committit; et exercitus regis atque Hugonis Laudunensem et Remensem pagum depraedantur. Rodulfus rex pergens ad Atiniacum, Hugonem ad Heinricum mittit; a quo Heinricus, acceptis obsidibus et pacta securitate, trans Rhenum recedit.

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derselben Kirche passiert; damals konnte er sich nach 30 Tagen, am Fest der Reinigung Mariae wieder bewegen. (4) Bischof Robert 233 von Tours wird, als er aus Rom zurückkehrt, mit seinen Begleitern, am Fuße der Alpen nachts in den Zelten von Räubern getötet. (5) Giselbert, Manasses234 Sohn, sagt sich wegen des castrum Avallon, 235 das ihm Königin Emma genommen hatte, von König Rudolf los. Aus demselben Grund zieht sich gleichzeitig Richard, 236 der Sohn des Warner, zurück. Weiterhin entsteht ein Konfl ikt zwischen Giselbert, dem Lothringer, und Boso.237 Boso schloss Frieden mit Heribert; Bosos castrum Durofostum wird von Giselbert erobert. Zur gleichen Zeit erobert auch Arnulf, Balduins Sohn, die munitio Mortagne-du-Nord, die Rogers [v. Laon] Söhnen gehörte. Heribert nimmt (das Angebot der) Freundschaft des Lothringers Giselbert an. Boso sagt sich von Heinrich los und geht zu König Rudolf über. Von ihm zurückkehrend eroberte er im Sturm das castrum Châlonssur-Marne, brannte es nieder und zerstörte es, (und zwar) wegen der Feindseligkeiten des Bischofs Bovo238 [von Châlons], dessen Männer einige Leute Bosos an ihren Gliedern verstümmelt hatten. König Rudolf kehrt in die Francia zurück; und weil Graf Heribert von ihm abgefallen war, erobert und zerstört der König, dem sich Hugo anschloss, Heriberts castrum Denain.239 Danach belagert er Arras. Graf Heribert geht, durch Herzog Giselbert mit den Lothringern vereinigt, gegen den König vor und nachdem sie einer Waffenruhe bis zum ersten Oktober zugestimmt hatten, trennen sie sich wieder. (6) Unterdessen verließen einige Getreue Heriberts die Stadt Reims und erobern und zerstören das Braine240 genannte castrum an der Vesle, das Hugo dem Bischof von Rouen 241 entrissen hatte. König Rudolf schickt einen Brief an Kleriker und Volk von Reims, damit sie einen Bischof wählten, doch sie antworten dem König, dass sie dies nicht tun könnten, weil ihr Bischof bereits gewählt sei und die Wahl, die sie vorgenommen hatten,242 Bestand habe. Graf Heribert geht zu [König] Heinrich und kommendiert sich ihm. Das Heer des Königs (Rudolf) und Hugos plündert den pagus Laon und (den pagus) Reims. König Rudolf sendet, nach Attigny aufbrechend, Hugo zu [König] Heinrich. Nachdem Heinrich Geiseln und einen Sicherheitspakt angenommen hatte, zieht er sich über den Rhein zurück. 233

Robert II., Ebf. v. Tours (917–931); Flodoard bezeichnet ihn hier nur als „Bischof“. Manasse I. († um 920), Gf. v. Dijon. 235 Dép. Yonne, Burgund. 236 Richard († vor 948), Gf. v. Troyes. 237 Kg. Rudolfs Bruder, vgl. 10.3. 238 Bovo (II.) († 947), Bf. v. Châlons(-sur-Marne, heute: Châlons-en-Champagne), (916 / 917–947). 239 Region Hauts-de-France, Dép. Nord, Arr. Valenciennes. 240 Heute Braine-sur-Vesle Dép. Aisne. 241 Gunthard († 942), Ebf. v. Rouen (919–942). 242 Vgl. 7.6. 234

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(7) Interea Brittones qui remanserant Nordmannis in Cornu Galliae subditi, consurgentes adversus eos qui se obtinuerant, in ipsis sollemniis sancti Michaelis243 omnes interemisse dicuntur qui inter eos morabantur Nordmannos, caeso primum duce illorum nomine Felecan. (8) Rodulfus rex cum Hugone et Bosone ceterisque suis Remorum obsidet urbem; quam, tertia tandem ebdomada post obsidionem aperientibus sibi eis qui erant in civitate, ingressus ordinari facit ibi praesulem Artoldum,244 monachum ex coenobio Sancti Remigii qui iampridem, ipso tamen anno, reliquerat Heribertum et transierat ad Hugonem; Bovonem quoque, Catalaunensem episcopum, qui a se desciverat cum Heriberto, rex capiens tradit custodiendum Hugoni et ipsius episcopatum Miloni 245 clerico tribuit; sicque pergens Laudunum, obsidet inibi Heribertum qui ibidem sese concluserat cum suis. Nec diu persistens locum petit egrediendi, datoque sibi spatio recedit, dimissa uxore sua in arce quam infra Laudunum ipse construxerat. Ad quam postea capiendam maioris laboris et morae opus regi fuit; qua vix tandem potitus in Burgundiam revertitur, Aquitanis discordantibus obviam proficiscens. Incon Nordmannus, qui morabatur in Ligeri, cum suis Brittanniam pervadit, victisque et pervasis et caesis vel eiectis Brittonibus, regione potitur. ΛΘ 14 (1) Anno DCCCCXXXII, rex Rodulfus in Burgundiam reversus, quaedam castella Gisleberti 246 et Richardi, 247 qui a se desciverant, receptat. Airardus248 Noviomensis episcopus defungitur, et quidam clericus eius urbis, qui fieri cupiebat episcopus, Adelelmum comitem noctu in civitate, latenter muro conscenso, recipit; a quo mane loci milites urbe propulsi, collecta secum nonnulla suburbanorum manu, civitatem aggrediuntur, annitentibusque qui infra muros remanserant civi-

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(7) Inzwischen erhoben sich die Bretonen, die, von den Normannen unterworfen, in der Cornouaille geblieben waren, gegen die, welche sie festgehalten hatten, und am Tag des heiligen Michael, 243 so sagt man, seien alle Normannen, die sich bei ihnen aufhielten, getötet worden; als erster wurde deren Anführer Felecan niedergemacht. (8) König Rudolf belagert mit Hugo, Boso und seinen übrigen Männern die Stadt Reims. Als dem König nach drei Wochen Belagerung jene, die in der Stadt waren, diese öffneten, lässt er dort Artold,244 einen Mönch aus dem Kloster SaintRémi, der schon vorher, jedoch in diesem Jahr, Heribert verlassen hatte und zu Hugo übergegangen war, zum Bischof weihen. Der König nimmt auch Bischof Bovo von Châlons gefangen, der sich mit Heribert von ihm losgesagt hatte, übergibt ihn Hugo zur Bewachung und vergibt das Bistum an den Kleriker Milo.245 Sodann bricht er nach Laon auf und belagert Heribert, der sich mit seinen Männern dort eingeschlossen hatte. Dieser hält nicht lange stand und bittet, abziehen zu dürfen. Man gab ihm Zeit, sich zurückzuziehen, nachdem er seine Ehefrau in der Zitadelle (arx), die er selbst in Laon hatte bauen lassen, zurückgelassen hatte. Die Zitadelle einzunehmen gelang dem König unter sehr großen Mühen erst später. Kaum hatte er das erreicht, kehrt er auch schon nach Burgund zurück und bricht von dort auf, um gegen die aufsässigen Aquitanier vorzugehen. Der Normanne Incon, der sich an der Loire aufhielt, fällt mit seinen Männern in die Bretagne ein, und nachdem er die Bretonen besiegt, bedrängt, getötet oder verjagt hatte, nimmt er das Gebiet in Besitz. 39 14 (1) Im Jahre 932 kehrte König Rudolf nach Burgund zurück und nahm castella Giselberts246 und Richards, 247 die sich von ihm losgesagt hatten, ein. Bischof Airard 248 von Noyon stirbt und einer der Kleriker dieser Stadt, welcher Bischof werden wollte, nahm den Grafen Adelelmus [v. Arras] in die Stadt auf, indem er ihn bei Nacht über die Mauer steigen ließ; von dort trieb er am Morgen die Soldaten aus der Stadt. Sie aber sammelten eine beträchtliche Schar Vorstädter und greifen mit ihnen zusammen die Stadt an, und obwohl die Bürger, welche innerhalb der Mauern zurückgeblieben waren, sich dagegen anstemmten, dringen einige 243

29. September 931, ein Freitag. Artold († 30. September 961), Ebf. v. Reims (932 –961), vgl. K. F. Werner, in: LexMA 1, 1980, Sp. 1073 f. 245 Milo, Bf. v. Châlons (um 931 / 932), nur bei Flodoard. 246 Giselbert v. Autun († 956), Gf. v. Châlon (-sur-Saône), Gf v. Autun (941 / 2 –956), Gf. v. Auxerre, Gf. v. Troyes (941 / 2 –956), Hz. v. Burgund (955 –956). 247 Richard, Gf. v. Troyes bis 933, † vor 948. 248 Airard, Bf. v. Tournai (915 –932); von 626 bis 1146 war das Bistum Noyon mit dem Bistum Tournai vereinigt. 244

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bus, quidam exusta porta, quidam per aecclesiae fenestram ingrediuntur. Adelelmus, in aecclesiam confugiens, secus altare cum quibusdam qui secum introierant interemptus est, et cives urbem recipiunt. (2) Heribertus comes, Hammo castro recepto, Ebrardum, fratrem Erluini, qui illud tenebat, capit. Rodulfus rex cum Hugone locutus, Bovonem episcopum in gratiam recipit eique suum Catalaunense scilicet episcopium reddit. Waltbertus, 249 Corbeiensis abbas, Noviomensibus ordinatur episcopus. Rodulfus rex, Gisleberto recepto, a Burgundia revertitur in Franciam, ibique abbatia Sancti Medardi quam Heribertus tenebat potitus regreditur in Burgundiam. (3) Hugo Ambianensem cum quibusdam episcopis Franciae obsidens civitatem, quam tenebant fideles Heriberti, crebroque quatiens bello, sumptis tandem relinquit obsidibus, et obsidione castrum circumdat Sancti Quintini. Milo, 250 qui Catalaunense depraedabatur episcopium, excommunicatur ab Artoldo archiepiscopo ceterisque Remensis dioceseos episcopis. Hugo castellum Sancti Quintini, postquam duobus mensibus obsederat, oppidanorum tandem deditione capit. In crastinum postquam illud ingressus est, unus contractus in aecclesia ipsa erigitur. (4) Ragemundus251 et Ermingaudus, 252 principes Gothiae, regi se Rodulfo committunt, Lupus quoque Acinarius Vasco, 253 qui equum ferebatur habere annorum plus quam centum, adhuc tamen validissimum. Gislebertus cum Lothariensibus, invitante se Hugone, Perronam obsidet; ubi congressione frequenti plures occiduntur Lotharienses; reliqui munitionem capere non valentes recedunt, locuto prius Gisleberto duce cum Rodulfo rege, mediante Hugone. Rodulfus rex cum Hugone Hammum, castellum Heriberti, obsidet, acceptisque obsidibus ita relinquit. Gozberto Laudunensium praesule defuncto, Ingramnus, 254 decanus monasterii Sancti Medardi, episcopus Lauduni ordinatur. Boso, frater regis, et Bernuinus, episcopus Virdunensis, incendiis inter se depraedationibusque bacchantur. Heribertus trans Rhenum ad Heinricum proficiscitur. Μ

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durch ein brennendes Tor, andere durch ein Kirchenfenster ein. Adelelmus floh in die Kirche und wurde mit jenen, die mit ihm dort Zuflucht gesucht hatten neben dem Altar getötet und die Bürger erobern die Stadt zurück. (2) Nachdem Graf Heribert das castrum Ham eingenommen hatte, nimmt er Ebrardus, Herluins [v. Montreuil] Bruder, der es hielt, gefangen. König Rudolf sprach mit Hugo, nimmt Bischof Bovo wieder in seine Gunst auf und gibt ihm seinen Bischofssitz Châlons zurück. Abt Waldbert 249 von Corbie wird zum Bischof von Noyon geweiht. König Rudolf empfing Giselbert [v. Châlon], kehrt aus Burgund in die Francia zurück und nachdem er sich dort der Abtei Saint-Médard [in Soissons], die Heribert hielt, bemächtigt hatte, kehrt er nach Burgund zurück. (3) Hugo belagerte mit einigen Bischöfe der Francia die Stadt Amiens, die Getreue Heriberts hielten; wiederholt griff er an; als ihm schließlich Geiseln überlassen wurden, zieht er ab und umschließt das castrum Saint-Quentin mit einer Belagerung. Milo,250 der das Bistum Châlons plünderte, wird von Erzbischof Artold und anderen Bischöfen der Reimser Diözese exkommuniziert. Nach zwei Monaten Belagerung nahm Hugo das castellum Saint-Quentin ein, als die Besatzung schließlich kapituliert. Am Morgen, nachdem er dort eingedrungen war, wird ein Gelähmter in der Kirche wiederaufgerichtet. (4) Raimund 251 und Ermengaud, 252 Fürsten der Gothia, kommendieren sich König Rudolf, ebenso Lupus Acinarius Vasco, 253 der ein Pferd besaß, das über hundert Jahre alt und noch sehr stark sein soll. Nach Aufforderung Hugos belagert Giselbert mit den Lothringern Péronne; viele Lothringer sterben in den wiederholten Aufeinandertreffen; die Übrigen ziehen, da sie die Befestigung nicht einnehmen können, nach einer von Hugo vermittelten Unterredung zwischen Herzog Giselbert und König Rudolf ab. König Rudolf belagert mit Hugo Heriberts castellum Ham und nachdem sie Geiseln angenommen hatten, läßt er davon ab. Bischof Gosbert von Laon starb und Ingramnus,254 der Dekan des Klosters SaintMédard [in Soissons], wird in Laon zum Bischof geweiht. Boso, der Bruder des Königs, und Bischof Bernuin von Verdun wüten gegeneinander mit Brandschatzungen und Plünderungen. Heribert bricht über den Rhein zu Heinrich auf. 40

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Waltbert († 26. Dezember 936), Bf. v. Noyon (936). Nur bei Flodoard Abt v. Corbie, eigentlich war Gautier I. von 929–937 Abt. 250 Vgl. 13.8. 251 Raimund III. (Pons) † 950, Gf. v. Toulouse (923 –950), Hz. v. Aquitanien (936 –941), vgl. H. Gilles, in: LexMA 8, 1997, Sp. 911. 252 Ermingaud († nach 935), Gf. v. Rouergue (918 –935). 253 Lupus Acinarius Vasco nicht identifi ziert, vgl. H. Hoffmann (Hg.), Richeri Historiarum Libri IIII (MGH SS 38), Hannover 2000, S. 95, Anm. 5. 254 Ingramnus († 936), Bf. v. Laon (932 –936).

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15 (1) Anno DCCCCXXXIII, missi Remensis aecclesiae, Giso et Amalricus, Roma redeuntes pallium Artoldo praesuli deferunt nuntiantque Iohannem255 papam, filium Mariae, quae et Marocia dicitur, sub custodia detineri a fratre suo, nomine Albrico, 256 qui matrem quoque suam Marociam clausam servabat, et Romam contra Hugonem regem tenebat. Hungari se in tres partes dividunt, quorum pars una Italiam petit, alia terram Heinrici trans Rhenum invadit. Contra quos profectus Heinricus cum Baioariis et Saxonibus ceterisque quibusdam sibi subiectis gentibus, omnes usque ad internetionem sternit; quorum triginta sex milia caesa referuntur praeter eos quos absorbuit fluvius et qui vivi capti sunt. (2) Richarius, episcopus Tungrensis,257 quoddam castellum Bernardi 258 comitis, quod ipse Bernardus apud Harceias in pago Porcinse construxerat, evertit, eo quod in suae aecclesiae terra situm esset. Vienna Rodulfo regi, tradentibus eam his qui eam tenebant, deditur. Willelmus,259 princeps Nordmannorum, eidem regi se committit; cui etiam rex dat terram Brittonum in ora maritima sitam. Rodulfus rex munitionem Heriberti, quae dicitur Castellum Theoderici, obsidet ebdomadas sex. Postea Walo, qui custodiebat illud, reginae Emmae se committit eiusdemque fidei vel provisioni castrum dimittitur. (3) Waldricus260 episcopus Autisioderensis obiit, et Wido,261 eiusdem loci archidiaconus, episcopium adipiscitur. Synodus inter obsidendum praedictum praesidium celebratur, congregatis nonnullis Franciae vel Burgundiae praesulibus, cui praesederunt domnus Artoldus, antistes Remorum, et domnus Teutolo, 262 Turonensis episcopus. Tunc quoque domnus Artoldus Hildegarium 263 ordinat episcopum urbis Belvacensis. (4) Odo, fi lius Heriberti, Hammum praesidium tenens, pagum Suessonicum atque Noviomensem praedis incendiisque proterit. Heribertus, pater eius, ad Sanctum Quintinum clam veniens, tertia die postquam venit castrum pugnando cepit, oppidanis non repugnantibus, solis tantum custodibus Hugonis obnitentibus; quos capiens Heribertus, accepto ab eis sacramento, dimisit ibi, relictis etiam ex

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15 (1) Im Jahr 933 kehren Giso und Amalrich, die Gesandten der Reimser Kirche, aus Rom zurück, bringen dem Bischof Artold das Pallium und berichten, dass Papst Johannes, 255 der Sohn Marias, welche auch Marozia genannt wird, von seinem Bruder Alberich 256 in Gefangenschaft gehalten werde, der auch seine Mutter Marozia eingesperrt habe und Rom gegen König Hugo [v. Italien] besetzt halte. Die Ungarn teilen sich in drei Abteilungen, von denen eine nach Italien eilt, eine andere über den Rhein in das Land Heinrichs eindringt. Gegen sie brach Heinrich mit den Bayern, den Sachsen und einigen (Männern) der übrigen Stämme, die seiner Herrschaft unterstehen, auf, macht sie alle nieder und vernichtet sie fast völlig; es wird berichtet, dass 36 000 getötet wurden, darüber hinaus jene, die der Fluss verschlang, und jene, die als Gefangene abgeführt wurden. (2) Bischof Richer von Tongern 257 zerstört ein castellum Graf Bernards, 258 das dieser bei Charleville im pagus Porcien hatte bauen lassen, weil es auf dem Gebiet seiner Kirche läge. Vienne wurde von den Männern, die es besetzt hielten, preisgegeben und an König Rudolf übergeben. Wilhelm, 259 der Fürst der Normannen, kommendiert sich dem König [Rudolf], der ihm daraufhin das an der Küste gelegene Land der Bretonen gibt. König Rudolf belagert sechs Wochen lang eine munitio Heriberts, die Château-Thierry genannt wird. Danach kommendiert sich Walo, der diese bewachte, Königin Emma, der das castrum auf Treue und Fürsorge übergeben wird. (3) Bischof Waldricus260 von Auxerre starb und Wido, 261 Erzdiakon dieses Ortes, erlangt die Bischofswürde. Während der genannten Belagerung [v. ChâteauThierry] wird eine Synode [in Reims] abgehalten, zu der sich viele Bischöfe der Francia und Burgunds unter dem Vorsitz des Herrn Artold, des Bischofs von Reims, und des Bischofs von Tours, des Herrn Teutolo, 262 versammelten. Herr Artold weiht dort Hildegarius263 zum Bischof der Stadt Beauvais. (4) Odo, Heriberts Sohn, der das praesidium Ham hält, plündert und brandschatzt den pagus Soissons und den pagus Noyon. Heribert, sein Vater, kam heimlich nach Saint-Quentin und nahm am dritten Tag nach seiner Ankunft das castrum im Kampf ein. Die Bewohner des Ortes leisteten keinen Widerstand, aber die Wachmannschaft Hugos widersetzte sich. Diese nahm Heribert gefangen und 255

Johannes XI. († 936), Papst 931–936, Sohn Marozias u. Papst Sergius’ III., vgl. Th. Schieffer, in: LexMA 5, 1991, Sp. 541. 256 Alberich II. († 31. August 954), beherrschte Rom 932 –954, vgl. Th. Kölzer, in: LexMA 1, 1980, Sp. 280 –290. 257 Vgl. 2.3. 258 Bernard, Gf. v. Réthel (Porcien), vgl. Lauer, Annales, S. 55 Anm. 4. 259 Vgl. 9.3. 260 Waldricus († 933), Bf. v. Auxerre (918 –933). 261 Wido (Guy) (I.) († 961), Bf. v. Auxerre (933 –961). 262 Teutolo († 945), Ebf. v. Tours (932 –945). 263 Hildegarius, Bf. v. Beauvais (933 –972 / 973).

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suis ad oppidi tutelam complicibus. Quod audiens Hugo, mox adveniens castrum recipit, et quendam nobilem clericum, nomine Treduinum, ab Heriberto ibi dimissum apprehendens, suspendio necat cum quibusdam aliis, nonnullis vero aliis membra diversa decidit. Indeque proficiscens cum domno Artoldo episcopo, munitionem nomine Raugam, tradentibus eam Heriberti custodibus, sine difficultate capit. (5) Hugo rex Italiae Romam obsidet; et Sarraceni meatus Alpium occupant et vicina quaeque loca depraedantur. Artoldus archiepiscopus Fulbertum 264 urbi Camaracensi praesulem ordinat. Heribertus Castellum Theoderici, super Maternam fluvium positum, tradentibus illud sibi quibusdam quos ibi ad custodiam Walo reliquerat, recipit, dispositisque recedit custodibus. Quod audiens Hugo, idem castrum quantocius obsidere procurat. ΜΑ 16 (1) Anno DCCCCXXXIIII, obsidentibus praenotatam munitionem rege Rodulfo et Hugone comite, quarto tandem mense, ascendente noctu muros custodibus dormientibus Walone cum suis, pars oppidi capitur; arx tamen tutior ab Heriberti fidelibus retinetur. At, regiis militibus insistentibus, non multo post obsides dedunt et ab obsidione disceditur. (2) Remis in aecclesia beatae Dei genitricis Mariae, sollemnitate Annuntiationis Domini, 265 dum sacra missarum ab Artoldo praesule inibi celebrarentur, quidam iuvenis, contractis poplitum nervis repere solitus, repente, resolutis extendentibusque se genuum crurumque compagibus, assurgit, retemptatoque gressu iam diu oblita repetit vestigia. Item, in aecclesia Sancti Hilarii, ante portam Martis,266 caecus quidam nomine Paulus illuminatur, ammonitus prius in somnis ut ad ipsum locum veniret ibique lumen recipere deberet. (3) Rex iterum cum Hugone, neglectis ab Heriberto quos sui dederant obsidibus, omissam repetit obsidionem. (4) Heinricus Gislebertum et Ebrardum,267 cum episcopis regni Lothariensis,

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entließ sie dann nachdem sie einen Eid geschworen hatte. Zum Schutz des oppidum blieben seine eigenen Verbündeten dort zurück. Als Hugo dies erfuhr, kam er eilig nach Saint-Quentin und nahm es ein. Er ließ einen adeligen Kleriker mit Namen Treduin ergreifen, der von Heribert dort zurückgelassen worden war, und erhängte ihn mit einigen anderen. Nicht wenige andere ließ er durch Abschneiden von Gliedmaßen verstümmeln. Danach bricht er mit dem Herrn Bischof Artold auf und nimmt die Roye genannte munitio ohne Schwierigkeiten ein, weil sie ihm von der Wachmannschaft Heriberts übergeben wurde. (5) König Hugo von Italien belagert Rom. Die Sarazenen besetzen die Alpenpässe und plündern die Orte in deren Umgebung. Erzbischof Artold weiht Fulbert 264 in der Stadt Cambrai zum Bischof. Heribert erhält Château-Thierry, das an der Marne liegt, zurück, als einige derer, die Walo dort zum Schutz zurückgelassen hatte, es ihm übergeben. Er teilte dort die Wachposten ein und zieht ab. Als Hugo dies hört, trifft er, so schnell er kann, Vorkehrungen, das castrum zu belagern. 41 16 (1) Im Jahr 934 belagerten König Rudolf und Graf Hugo die vorgenannte munitio [Château-Thierry]. Im vierten Monat der Belagerung, erkletterte Walo mit seinen Männern in der Nacht, während die Wächter schliefen, die Mauern und erobert einen Teil des oppidum. Die besser gesicherte Burg (arx) aber wird von den Getreuen Heriberts verteidigt. Aber nicht lange danach geben sie auf Drängen der königlichen Soldaten Geiseln und die Belagerung wird aufgehoben. (2) Am Fest der Verkündigung des Herrn 265 feierte Bischof Artold in der Kirche der heiligen Gottesmutter Maria, in Reims die Messe, als plötzlich ein junger Mann, der sich gewöhnlich kriechend fortbewegte, weil die Sehnen seiner Knie zusammengezogen wurden, sich erhebt, weil die Gelenke seiner Knie und Schenkel sich gelöst und gestreckt hatten, und, zu gehen versucht bis seine Beine die lange vergessenen Bewegungen wieder ausführen. Desgleichen erlangt in der Kirche des Heiligen Hilarius vor dem Tor des Mars266 ein Blinder mit Namen Paulus sein Augenlicht wieder. Er war zuvor in einem Traum aufgefordert worden, jenen Ort aufzusuchen, wo er sein Sehvermögen wiedererlangen könnte. (3) Der König [Rudolf] und Hugo nehmen, als Heribert die Geiseln, die ihre Männer ihm gegeben hatten, vernachlässigte, die abgebrochene Belagerung [v. Château-Thierry] wieder auf. (4) Heinrich sendet Giselbert und Eberhard 267 mit Bischöfen aus Lothringen 264

Fulbert († 956), Bf. v. Cambrai (933 –956). 25. März 934, ein Dienstag. 266 Römischer Triumphbogen des 3. Jahrhunderts; erhalten bis ins 16. Jahrhundert. Als Stadttor in die Ummauerung integriert; heute Porte de Mars auf der Place de la République. 267 Vgl. 8.5. 265

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ad Rodulfum regem pro Heriberto dirigit, redditoque regi Castello Theoderici, Hammus atque Perrona Heriberto conceduntur usque Kalendas Octobris. Arnulfus de Flandris268 fi liam Heriberti, olim sibi iuramentis alterutro datis depactam, sumit uxorem. Heribertus per Veromandinsem pagum messes eorum qui se reliquerant vel quibus Hugo ipsam terram dederat colligens, Perronam deduci facit. (5) Igneae Remis in caelo acies visae sunt discurrere, et quasi serpens igneus, et quaedam iacula ferri, pridie idus Octobris, mane ante lucis exortum. Mox subsecuta est pestis, diversis afficiens humana corpora morbis. Diaconus quidam Virdunensis, nomine Adelmarus, langore depressus spiritum visus est amisisse; sed, antequam feretro imponeretur, reversus, ita surrexit validus ut sibi nihil videretur aegritudinis fuisse perpessus. Qui se diversa suppliciorum vel refrigerii vidisse loca testatur seque ipsum loco poenali deputatum, Dei vero genitricis precibus, beato quoque Martino intercedente, ad agendam poenitentiam praesenti vitae redditum. (6) Gislebertus cum Lothariensibus in Franciam Heriberto venit auxilio, velut oppidum Sancti Quintini obsessurus. Sed, antequam ad illud perveniret, missi Hugonis ei venientes obviam, pacem inter Hugonem et Heribertum, dato utrimque iureiurando, usque ad Maium mensem pepigerunt; et Lotharienses regrediuntur in sua. (7) Religio regulae monachorum 270 in quibusdam monasteriis per regnum Lothariense reparatur; et Emma regina defungitur. ΜΒ 17 (1) Anno DCCCCXXXV, Rodulfus rex quoddam castrum Gosfridi, vocabulo Viriliacum, 271 quod contra eum quidam Aquitanorum tenebant, obsidens cepit et Gosfrido reddidit; indeque in Franciam remeavit et Gosfridum trans Rhenum ad Heinricum direxit. Hoc rege Lauduni degente, tumultus ipso die sancto Paschae inter regios et episcopi milites exoritur, ubi nonnulli, non modo laici sed etiam

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wegen Heribert zu König Rudolf; Château-Thierry wurde dem König zurückgegeben, Ham und Péronne werden Heribert bis zum ersten Tag des Oktobers zugestanden. Arnulf von Flandern 268 heiratet die Tochter Heriberts, die ihm bereits durch gegenseitige Eide zugesichert worden war. Heribert sammelt im pagus Vermandois die Ernten derer ein, denen Hugo das Land gegeben hatte, und die es verlassen hatten, und läßt sie nach Péronne bringen. (5) In Reims wurden am 14. Oktober kurz vor Sonnenaufgang am Himmel feurige Spitzen gesehen, die in verschiedene Richtungen liefen, sowohl gleichsam eine feurige Schlange als auch wie eiserne Speere. Kurz darau folgte eine Epidemie unter der die Menschen mit verschiedenen Beschwerden litten. Bei Adelmarus, einem Diakon aus Verdun, von Krankheit niedergedrückt, sah man, wie sein Lebenshauch ihn verließ; doch (noch) bevor man ihn auf eine Bahre legte, kehrte sein Atem zurück. Gestärkt erhob sich der Diakon, als sei er niemals krank gewesen. Er bezeugt, entgegengesetzte Orte der Matern und der Erquickung269 gesehen zu haben und als er für den Ort der Strafe bestimmt worden sei, sei er durch das Gebet der Gottesmutter und die Fürbitte des gesegneten Martin in das gegenwärtige Leben zurückgeschickt worden, um Buße zu tun. (6) Giselbert kommt mit den Lothringern in die Francia, um Heribert zu unterstützen, der im Begriff ist, das oppidum Saint-Quentin zu belagern. Aber bevor er dort eintraf, kamen Hugos Gesandte ihm entgegen. Sie schlossen einen von beiden Seiten durch Eid gesicherten Frieden zwischen Hugo und Heribert bis zum Monat Mai und die Lothringer kehren nach Hause zurück. (7) Die gewissenhafte Beachtung der Mönchsregel 270 wird in bestimmten Klöstern in Lothringen erneuert. Königin Emma verstirbt. 42 17 (1) Im Jahre 935 belagerte König Rodulf ein castrum Gottfrieds, mit Namen Viriliacum,271 das einige Aquitanier gegen ihn besetzt hielten, nahm es ein und gab es Gottfried zurück. Von dort machte er sich auf den Weg in die Francia und schickte Gottfried über den Rhein zu Heinrich. Während sich der König in Laon aufhält, kommt es am Tag des heiligen Osterfestes zu einer Auseinandersetzung zwischen Soldaten des Königs und des Bischofs, bei der nicht nur einige Laien, sondern auch Kleriker verwundet und getötet wurden. Danach hielt der König bei Soissons eine Versammlung mit den Großen seines Reiches ab. Anschließend 268

Vgl. 7.5. Die Formulierung diversa suppliciorum vel refrigerii […] loca läßt in diesem Zusammenhang, der Diakon Adelmarus schildert eine Vision, an Himmel und Hölle denken. 270 Gérard de Brogne bei Namur (885 –959) reformierte vom eigenen Kloster aus Konvente in Niederlothringen und dem normannischen Raum im Sinne der Benedikts-Regel. 271 Gottfried, Graf von Nevers; Viriliacum ist nicht identifiziert, vgl. Lauer, Annales, S. 60 Anm. 6. 269

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clerici, quidam vulnerati vel interempti sunt. Unde rex placitum Suessionis cum regni primatibus habuit; deinde locutus cum missis Heinrici ad eius properat colloquium, ubi etiam Rodulfus rex Iurensis272 interfuit; pactaque inter ipsos amicitia, etiam Heribertum cum Hugone pacarunt, redditis quibusdam suis eidem Heriberto possessionibus. Sed et Heinricus, Bosone recepto, terram quam prius habuerat ei ex magna parte restituit. (2) Hungari per Burgundiam diffunduntur, praedisque incendiis ac caedibus, non tamen diu, debacchati, comperto Rodulfi regis adventu, in Italiam transmeant. Artoldus archiepiscopus Wifredum, 273 quendam monachum, Tarwanensi ordinat aecclesiae praesulem. (3) Rodulfus rex Divionum castrum, quem Boso comes ceperat eiusque complices retinebant, obsidet. Lotharienses cum quibusdam comitibus ex Saxonia, Heriberti scilicet amicis, quasi ad colloquium Hugonis cum multo exercitu conveniunt. Sed quia Hugo castellum Sancti Quintini Heriberto renuit reddere, ipsam munitionem obsident, belloque pressam tutantium tandem redditione recipiunt atque subvertunt, parantesque Laudunum obsidere, mandato Rodulfi regis in propria revertuntur. (4) Interea Boso, frater regis Rodulfi, in expeditione obsidionis castri Sancti Quintini moritur, et delatus ad Sanctum Remigium sepelitur. Rodulfus rex gravi per totum autumnum decubat aegritudine. Nordmanni qui pagum Biturigensem depraedabantur, a Biturigensibus et Turonensibus bello aggressi perimuntur. Synodus septem episcoporum apud Sanctam Macram, domno Artoldo archiepiscopo praesidente, celebratur; in qua praedones et aecclesiasticarum rerum pervasores ad correctionem venire vocantur. ΜΓ 18 (1) Anno DCCCCXXXVI, Ingramnus Laudunensis aecclesiae episcopus obiit. Sub isdem fere diebus, rex Rodulfus274 defungitur sepeliturque Senonis, apud Sanctam Columbam,275 cuius aecclesia factione quorundam paulo ante fuerat incensa. Brittones a transmarinis regionibus, Alstani 276 regis praesidio, revertentes terram suam

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sprach er mit den Gesandten Heinrichs und eilt zu einer Unterredung, an der auch Rudolf, der König beiderseits des Jura272 , teilnahm. Man schloss einen Freundschaftsvertrag und versöhnte sogar Heribert mit Hugo, nachdem Heribert einige Besitzungen zurückgegeben worden waren. Heinrich empfing Boso und gab ihm einen großen Teil seiner Ländereien zurück. (2) Die Ungarn fallen raubend, brandschatzend und mordend über Burgund her, allerdings dauerte es nicht lange, bis sie sich ausgetobt hatten. Als sie von König Rudolfs Ankunft erfuhren, ziehen sie nach Italien weiter. Erzbischof Artold weiht den Mönch Wicfrid 273 zum Bischof von Thérouanne. (3) König Rudolf belagert das castrum Dijon, das Graf Boso erobert hatte und das dessen Verbündete behaupteten. Die Lothringer und einige Grafen der Sachsen, die mit Heribert befreundet waren, kommen mit einem großen Heer zusammen, als ob sie zu einer Unterredung mit Hugo kämen. Aber da Hugo sich weigerte, das castellum Saint-Quentin an Heribert zu übergeben, belagern sie diese munitio. Sie greifen energisch an, nehmen die Befestigung ein, als die Besatzung sie übergab und zerstören sie. Darauf bereiten sie die Belagerung Laons vor, kehren aber auf Befehl König Rudolfs in ihre Heimat zurück. (4) Während des Heerzugs zur Belagerung des castrum Saint-Quentin stirbt Boso, der Bruder König Rudolfs; er wird nach St. Rémi gebracht und dort begraben. König Rudolf lag schwer erkrankt den ganzen Herbst darnieder. Die Normannen, die den pagus Bourges plünderten, werden von Männern aus Bourges (dem Berry) und aus Tours (der Touraine) angegriffen und in einer Schlacht völlig aufgerieben. Unter dem Vorsitz Erzbischof Artolds findet bei Sainte-Macre [in Fismes] eine Synode mit sieben Bischöfen statt, auf der jene, die Kirchengut geraubt oder geplündert hatten zur Wiedergutmachung aufgerufen werden. 43 18 (1) Im Jahre 936 starb Ingramnus, der Bischof der Kirche von Laon. Fast am gleichen Tage stirbt König Rudolf 274 und wird in Sens in der Kirche der Heiligen Kolumba275 begraben, die kurz zuvor durch boshaftes Betreiben einiger Leute in Brand geraten war. Die Bretonen kehren mit der Unterstützung König Aethelstans276 aus den überseeischen Gebieten zurück und nehmen ihr Land wieder in 272

Flodoard nennt hier erstmals Rudolf II. v. Hochburgund rex Iurensis nicht mehr Cisalpinae Galliae rex vgl. 4.2, 5.12, 6.4, 8.4. In der Aufzeichnung zum Jahr 937 kombiniert der Chronist beide Titel, vgl. 19.5. 273 Wicfrid, Bf. v. Thérouanne (935 –959). 274 König Rudolf starb am 14. / 15. Januar 936. Vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus HRE 4, 26, S. 417 Anm. 2. 275 Kloster Sainte-Colombe bei Sens, Dép. Yonne. 276 Aethelstan, († 27. Oktober 939), Kg. v. Wessex (925 –927), Kg. v. England (um 927– 939), vgl. N. P. Brooks, in: LexMA 1, 1980, Sp. 189 f.

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repetunt. Hugo comes trans mare mittit pro accersiendo ad apicem regni suscipiendum Ludowico, 277 Karoli fi lio, quem rex Alstanus avunculus ipsius, accepto prius iureiurando a Francorum legatis, in Franciam cum quibusdam episcopis et aliis fidelibus suis dirigit; cui Hugo et ceteri Francorum proceres obviam profecti, mox navim egresso, in ipsis littoreis harenis apud Bononiam, sese committunt, ut erat utrimque depactum. Indeque ab ipsis Laudunum deductus ac regali benedictione ditatus ungitur atque coronatur a domno Artoldo archiepiscopo, praesentibus regni principibus cum episcopis XXti et amplius. (2) Episcopatus Laudunensis datur Rodulfo, 278 eiusdem loci presbitero a civibus concorditer electo, quique a domno Artoldo consecratur episcopus. Rex et Hugo in Burgundiam pergunt et urbem Lingonum, quam Hugo frater regis Rodulfi ceperat, obsident, fugientibusque his qui eam custodire videbantur sine bello recipiunt; acceptisque obsidibus ab episcopis Burgundiae vel primatibus, Parisius veniunt. Heinrico rege sub isdem diebus obeunte, 279 contentio de regno inter fi lios ipsius agitatur; rerum tandem summa natu maiori, nomine Othoni, 280 venit. (3) Luna quartadecima sanguineo colore obducta, II. nonas Septembris, noctem minime videbatur illustrare.281 Iohanne papa, fratre Alberici patricii, defuncto, Leo283 quidam Dei servus Romae papa constituitur. Hugo rex Italiae284 Romam nisus capere, affl icto exercitu suo fame et equorum interitu, pacta tandem pace cum Alberico, dans ei fi liam 285 suam coniugem, ab obsidione destitit,

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Besitz. Graf Hugo schickt (Gesandte) über das Meer, um Ludwig, den Sohn Karls [III.] herbeiholen zu lassen, damit er die Herrschaft über das Königreich übernähme. Ludwigs Onkel, König Aethelstan, sendet ihn mit einigen Bischöfen und anderen seiner Getreuen in die Francia, nachdem er vorher von den Gesandten der Franken Eide entgegengenommen hatte. Hugo und die übrigen Großen der Franken eilten Ludwig entgegen, kaum dass er am Strand von Boulogne-surMer das Schiff verlassen hatte und kommendierten sich ihm, wie es beide Seiten vereinbart hatten. Von dort geleiteten sie Ludwig nach Laon. Er wird mit dem königlichen Segen ausgestattet, gesalbt und vom Herrn Erzbischof Artold in Gegenwart der Großen des Reiches und von mehr als zwanzig Bischöfen gekrönt. (2) Das Bistum Laon wird Rodulf, 278 einem Priester dieses Ortes gegeben, den die Bürger einmütig gewählt hatten; er wird von Herrn Artold zum Bischof geweiht. Der König und Hugo machen sich nach Burgund auf und belagern dort die Stadt Langres, die Hugo [d. Schwarze], der Bruder König Rudolfs, erobert hatte, und da diejenigen, die sie schützen sollten, flohen, nehmen sie die Stadt kampflos ein. Nachdem der König und Hugo von den Bischöfen und den Vornehmsten Burgunds Geiseln erhalten hatten, ziehen sie nach Paris. Da König Heinrich in diesen Tagen starb, 279 kommt es zu einem Streit zwischen dessen Söhnen um die Königsherrschaft. Die Herrschaftsgewalt fällt dem älteren mit Namen Otto280 zu. (3) Am 4. September war der 14 Tage alte Mond mit blutroter Farbe bedeckt und erhellte kaum die Nacht.281 Papst Johannes [XI.], der Bruder des (römischen) Stadtpräfekten 282 Alberich, starb. Leo, 283 ein Diener Gottes, wird in Rom als Papst eingesetzt. König Hugo von Italien 284 wollte Rom erobern. Weil sein Heer (aber) Hunger litt und die Pferde zugrunde gingen, schloss er schließlich Frieden mit Alberich, gab diesem seine Tochter285 zur Frau und beendete die Belagerung. Nachdem Hugo, wie erzält wird, von einem Hinterhalt der Leute seines Bruders 277 Ludwig IV., der Überseeische (Transmarinus, d’Outre-Mer) (920 / 921–954), westfr. Kg. (936 –954), vgl. B. Schneidmüller, in: LexMA 5, 1991, Sp. 2176 f. 278 Rodulf (II.) († 948), Bf. von Laon (936 –948). 279 König Heinrich I. starb am 2. Juli 936 in Memleben. 280 Otto I. (912 –973), ostfr. Kg. (936 –973), Ks. (962 –973). 281 Die Mondfi nsternis am Sonntag, 4. September 936, im Saroszyklus 91 fand 2.16 Uhr (TD) ihren Höhepunkt. 282 Der römische Stadtpräfekt Alberich († 31. August 954) war mit Alda, der Tochter seines Stiefvaters König Hugo v. Italien verheiratet. Flodoard bezeichnet ihn hier und 18.3 als patricius, 24.3 und 36.8 als Romanus bzw. Romanorum patricius. Den Titel patricius führt Alberich selbst nie. Er nennt sich stets princeps ac senator omnium Romanorum. Alberichs Sohn Octavian wird im Jahr 955 als Nachfolger Apapits II. Papst Johannes XII., vgl. 36.8. 283 Leo VII. († 939), Papst (936 –939), vgl. H. Zimmermann, in: LexMA 5, 1991, Sp. 1879. 284 Vgl. 6.1. 285 Alda (vor 925 –954).

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repertisque quibusdam fratris sui Bosonis286 contra se, ut fertur, insidiis, eundem fratrem suum dolo capit atque in custodia mittit. (4) Sarraceni in Alamanniam praedatum pergunt, et revertentes multos Romam petentes interimunt. Hugo fi lius Rotberti cum Hugone fi lio Richardi, dispertita inter se Burgundia, pacem facit. Adelelmus287 Silvanectensium praesul obiit. ΜΔ 19 (1) Anno DCCCCXXXVII, Silvanectensium praesul ordinatur Bernuinus, 288 ex coenobio Sancti Crispini; Waltberto quoque Noviomagensium praesule defuncto, succedit Transmarus, 289 monasterii Sancti Vedasti praepositus. (2) Ludowicus rex, ab Hugonis principis se procuratione separans, matrem 290 suam Lauduni recipit. Hugo cum Heriberto pacatur. Heribertus Castellum quod dicitur Theoderici, Walone sibi aperiente, recipiens, ipsum Walonem, cum iam suus esset effectus, in vincula conicit. (3) Caeli pars ardere visa, et Hungarorum persecutio ab eadem parte per Franciam insecuta est, qua villae et agri depopulati, domus basilicaeque conflagratae, captivorum abducta multitudo. Nonnullas tamen aecclesias, ignibus applicitis, non valuere succendere: aecclesiam Sanctae Macrae, duabus etiam segetum metis quae parietibus pene ipsius adhaerebant exustis, accendere nequiverunt. In aecclesia Sancti Basoli, cum quidam Hungarorum ascendere super altare nitens arae manum applicuisset, ipsa manus eius altaris adhaesit lapidi, nec omnino quivit avelli donec ceteris Hungaris arae saxum circa ipsam manum incidentibus partem lapidis, qui manui eius inhaeserat, in admirationem omnium proferre coactus est ethnicus. (4) Quidam presbiter de Bovonis curte, – sic enim villa vocatur eius aecclesiae, – nomine Adalgarius, captus est ab eis et abductus usque in pagum Biturigensem. Qui cum esset in vinculis et compedibus ferreis, noctu visio cuidam concaptivae apparuit iussumque est ei ut diceret eidem presbitero quatinus fugam caperet ut se resolutum videret; pariterque cum visione catena ipsius reserata est. At ille mortem metuens, quam barbarus291 ei saepe minabatur si eum de fuga forte repre-

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Boso gegen ihn erfahren hatte, nahm er den Bruder durch eine List gefangen und stellte ihn unter Arrest. (4) Die Sarazenen dringen nach Alemannien vor, um es zu plündern, und töten auf dem Rückzug viele (Pilger), die nach Rom ziehen. Hugo, der Sohn Roberts, und Hugo, der Sohn Richards, teilten Burgund untereinander auf und schließen Frieden. Adelelmus, 287 der Bischof von Senlis, starb. 44 19 (1) Im Jahre 937 wird Bernuin, 288 aus dem Kloster Saint-Crépin [in Soissons], zum Bischof von Senlis geweiht. Nachdem auch Bischof Waltbert von Noyon gestorben war, folgt ihm Transmarus, 289 der Propst des Klosters von Sankt Vaast [bei Arras] als Bischof nach. (2) König Ludwig löst sich von der Bevormundung durch Fürst Hugo und empfängt seine Mutter [Eadgifu]290 in Laon. Hugo schließt Frieden mit Heribert. Heribert bringt das castellum Château-Thierry wieder an sich, als Walo es ihm öffnet, den er, obwohl dieser Walo sein Mann geworden war, in Ketten legen läßt. (3) Ein Teil des Himmels schien zu brennen und aus dieser Richtung folgte unmittelbar eine Heimsuchung durch die Ungarn in der Francia, bei der sie die Dörfer und Felder plünderten, Häuser und Kirchen ansteckten und eine große Zahl Gefangener mit sich fortführten. Einige Kirchen, an die sie versuchten Feuer zu legen, konnten sie jedoch nicht in Brand stecken. Die Kirche SainteMacre [in Fismes] konnten sie nicht anzünden, obwohl sie zwei brennende Stapel Heu an ihren Mauern befestigten. Als in der Kirche von Saint-Basle ein Ungar versuchte, auf den Altar zu steigen und sich dabei mit einer Hand abstützte, blieb diese Hand an dem Stein des Altars kleben. Er konnte sie überhaupt nicht losreißen, bis andere Ungarn den Altarstein um seine Hand herum zerschnitten. Den Teil des Steines, der an seiner Hand haften geblieben war, musste der Heide zum Erstaunen aller vorzeigen. (4) Ein Priester mit dem Namen Adalgar aus Bouvancourt – so nämlich nennt sich das Dorf seiner Kirche – wurde von den Ungarn gefangen genommen und bis in den pagus Berry verschleppt. Man legte ihn in Ketten und Fußeisen. In der Nacht erschien einer Mitgefangenen eine Vision, die ihr befahl, dem Priester zu sagen, er solle fl iehen, wenn er sähe, dass sich seine Fesseln lösten. Gleichzeitig löste sich die Kette. Aber aus Furcht vor dem Tod, den ihm die Barbaren 291 oft angedroht hatten, 286 287 288 289 290 291

Boso Gf. v. Avignon (ab 911), Arles (ab 926), Markgf. v. Tuszien (931–936). Adelelmus, Bf. v. Senlis (918 / 923 –936). Bernuin, Bf. v. Senlis (937–?). Transmarus († 950), Bf. v. Noyon (937–950). Vgl. 8.5. Wörtlich: barbarus im Singular; im Deutschen ist hier der Plural vorzuziehen.

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hendisset, catena sibi pedes revinciens et seram quae exsilierat a compede requirens, iterum munire sibi sera studuit vincula, non ausus evadere fuga. Nocte altera, iterum visio praememoratae facta est captivae quae presbiterum ad ineundam fugam roboraret, iterumque vincula ipsius resoluta sunt. Animatus ad id tunc tandem presbiter fugam petiit, et in palude quadam diebus aliquibus latens, ubi praeterisse barbaros comperit patriam tum demum repetiit. Is nobis retulit quod viderit, in hac captivitate, quendam Orbacensis292 coenobii monachum, nomine Hucbaldum, quem frequenter ethnici trucidare voluerunt nec carnem eius incidere potuerunt; deum ergo eum esse dicebant. Quidam, ut hic presbiter refert, nudum eum vidit in medio positum, et sagittis undique appetitum, nec summo tenus saltem cute praecisa vulneratum. Resiliebant enim ab eius corpore ut ab adamante relisae sagittae, nec signum ictus ullum eius apparebat in cute; sed et gladio, cum omni conatu, eum nudum se vidisse percuti dicit, ac nihilominus caro ipsius intemerata permansit. (5) Brittones, ad sua loca post diutinam regressi peregrinationem, cum Nordmannis, qui terram ipsorum contiguam sibi pervaserant, frequentibus dimicant proeliis, superiores pluribus existentes et loca pervasa recipientes. Rodulfus Iurensis ac Cisalpinae Galliae rex obiit, cui fi lius parvus Chonradus293 in regno succedit. (6) Abbo Suessorum praesul defungitur, et Wido, 294 fi lius Fulconis Andegavensis, 295 Sancti Martini Turonensis canonicus, eius episcopatu potitur. ΜΕ 20 (1) Anno DCCCCXXXVIII, rex Ludowicus quoddam castrum, nomine Montiniacum, quod quidam Serlus latrocinia exercens tenebat, vi cepit; ipsum vero Serlum per deprecationem domni Artoldi archiepiscopi vita donavit, et oppidum evertit. Heribertum per deprecationem Hugonis ad pacem recepit. Tusciacum super Mosam, cum villis aliis ad ipsam pertinentibus, quas pater ipsius matri eius dotis iure dederat, quasque Rotgarius296 comes tenebat, ipso reddente, recepit dum eas hos-

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falls man ihn etwa bei einer Flucht ergreifen würde, legte der Priester sich selbst wieder die Füße in Ketten und bemühte sich, den Riegel, der aus dem Gefüge gesprungen war, wieder zu befestigen, da er nicht zu fl iehen wagte. In der folgenden Nacht hatte dieselbe Gefangene die gleiche Vision. Sie bestärkte den Priester darin, die Flucht zu ergreifen und erneut lösten sich die Fesseln. Dadurch ermutigt, ergriff der Priester schließlich die Flucht und versteckte sich für ein paar Tage in einem Sumpfgebiet, bis er hörte, dass die Barbaren vorbeigezogen waren. Daraufhin kehrte er in seine Heimat zurück. Er berichtete uns, dass er in seiner Gefangenschaft einen Mönch des Klosters Orbais292 namens Hucbald gesehen habe; den wollten die Heiden wiederholt niedermetzeln, aber sie waren nicht einmal in der Lage, in sein Fleisch zu schneiden. Deswegen meinten sie, er sei ein Gott. Jemand habe gesehen, so berichtete der Priester, dass Hucbald nackt in ihrer Mitte dastand und von allen Seiten Pfeile auf ihn geschossen wurden; aber nicht einmal seine Haut wurde dabei verletzt. Die Pfeile prallten einfach an seinem Körper ab, als wäre er aus Stahl, ohne irgendeine Spur eines Stichs in seiner Haut zu hinterlassen. Er sagte auch, er habe gesehen, wie der Nackte von einem mächtigen Schwerthieb getroffen wurde, jedoch sein Fleisch völlig unverletzt blieb. (5) Nach langem Aufenthalt in der Fremde kehrten die Bretonen in ihre Gegend zurück. In zahlreichen Kämpfen mit den Normannen, die in das benachbarte Land eingedrungen waren, blieben sie siegreich und brachten das besetzte Land wieder an sich. Rudolf, König beiderseits des Jura nämlich Hochburgunds, starb. Ihm folgte sein kleiner Sohn Konrad293 in der Herrschaft. (6) Bischof Abbo von Soissons stirbt und Wido, 294 Sohn Fulkos von Anjou,295 ein Kanoniker von Sankt Martin in Tours, erlangt dessen Bistum. 45 20 (1) Im Jahr 938 nahm König Ludwig [IV.] gewaltsam das castrum MontignyLengrain ein, welches Serlus, während er dort Räubereien betrieb, besetzt hielt; Serlus schenkte er, auf Bitten des Herrn Erzbischofs Artold das Leben, zerstörte aber das oppidum. Der König nahm Heribert auf Bitten Hugos in Frieden wieder auf. Er eroberte Tusey an der Maas und die anderen dazugehörigen Dörfer, die sein Vater [Karl III.] seiner Mutter als Hochzeitsgabe vermacht hatte und die Graf Roger296 besetzt hielt. Dieser gab sie zurück, als der König sie in Begleitung einer 292 Benediktinerabtei, gegründet von Reolus, Ebf. v. Reims (672 / 673 – 689); heute in der Ortschaft Orbais-l’Abbaye, westl. v. Épernay. 293 Konrad der Friedfertige († 993), Kg. v. Burgund (937–993), vgl. H. Zielinski, in: LexMA 5, 1991, Sp. 1341 f. 294 Wido (Guido) v. Anjou († 973), Bf. v. Soissons (937–966). 295 Fulko († 941), Gf. v. Anjou (930 –941). 296 Roger II., Gf. v. Douai, Sohn Gf. Rogers v. Laon, vgl. Lauer, Annales, S. 69 Anm. 2.

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tili manu repetiit. Inde revertens, Corbenacum castellum, quod pater eius Sancto Remigio tradiderat quodque pervaserat Heribertus, rex sibi a monachis commissum per vim recepit, et homines Heriberti qui erant in eo comprehensos, rogante domno Artoldo archiepiscopo, abire permisit. Hugo princeps, fi lius Rotberti, sororem297 Othonis regis Transrhenensis, fi liam Heinrici, ducit uxorem. Ludowicus rex maritima loca petens, castrum quoddam portumque supra mare, quem dicunt Guisum, restaurare nisus est. Dumque cum Arnulfo moratur, homines Heriberti quoddam castrum Remensis aecclesiae quod vocant Causostem, super Maternam fluvium ab Artoldo praesule constructum, prodente Wiperto quodam, capiunt et Ragebertumc, 298 qui eidem castro praeerat, secum abducunt, villasque circumpositas crebris depraedantur infestationibus. (2) Interea rex Ludowicus evocatus ab Artoldo archiepiscopo regreditur, ingressusque Laudunum, arcem novam nuper inibi ab Heriberto aedificatam obsidet, multisque machinis suffosso eversoque muro, cum magno tandem capit labore. Inde ad colloquium proficiscitur Hugonis, fratris quondam Rodulfi regis, Odone, fi lio Heriberti, qui se illi nuperrime commiserat, ad Lauduni tutelam relicto. Praemissus vero Hugo ad regem venit et amicitiam ei sacramento promittit. Gislebertus cum Lothariensibus Hugoni et Heriberto venit in adiutorium contra regem Ludowicum, castrumque Petraepontem vi capiunt. Arnulfus comes et Heribertus inter regem Ludowicum et Hugonem dilationem accipiunt, pacem sacramento paciscentes usque ad fi nem Ianuarii mensis. Nec mora, Ludowicus rex, consilio Odoini et Gerardi qui dimiserant Rodulfum episcopum Laudunensem, et transierant ad Hugonem, res vel thesauros Lauduni repertos diripit atque dispertit. Μς 21 (1) Anno DCCCCXXXVIIII, Ludowicus rex Hugoni, fi lio Richardi, proficiscitur obviam; cum quo de Burgundia revertens, pergit contra Hugonem, fi lium Rotberti, et Willelmum Nordmannorum principem. Qui, quoniam villas nuper Arnulfi comitis quasdam praedis incendiisque vastaverat, excommunicatur ab epis-

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Lauer, Annales, S. 70, Z. 4: Raegebertum, hier Ragebertum (Ragebertum B, C, D, E).

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kriegerischen Schar zurückverlangte. Auf dem Rückweg eroberte er mit Gewalt das castellum Corbeny, das sein Vater dem Heiligen Remigius geschenkt hatte und in das Heribert eingedrungen war. Der König nahm, was ihm von den Mönchen anvertraut worden war. Den Männern Heriberts, die sich dort aufhielten und ergriffen wurden, gewährte er, auf Bitten Herrn Erzbischof Artolds, freien Abzug. Fürst Hugo, der Sohn Roberts, heiratet die Schwester297 Ottos, des Königs jenseits des Rheines, die Tochter Heinrichs. König Ludwig eilte an die Küste und bemühte sich, dort das castrum und den am Meer gelegenen Handelsplatz Guînes wiederherzustellen. Während er sich dort mit Arnulf [v. Flandern] aufhält, erobern die Männer Heriberts durch Verrat Wiperts das zur Reimser Kirche gehörende castrum Chausot an der Marne, welches von Bischof Artold erbaut worden war. Sie führen auch Ragebert, 298 den Befehlshaber des castrum, mit sich fort und plünderten auf häufigen Raubzügen die benachbarten Dörfer. (2) Inzwischen kehrt König Ludwig, von Erzbischof Artold dazu aufgefordert, [nach Reims] zurück und fällt in Laon ein, wo er die neue Zitadelle (arx) belagert, die Heribert erst kürzlich hatte bauen lassen. Mit vielen Kriegsmaschinen wurden die Mauern untergraben und umgestürzt und mit großer Anstrengung eingenommen. Von dort bricht der König auf, um Hugo [den Schwarzen], den Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, zu einer Unterredung zu treffen; zum Schutz Laons ließ er Odo, den Sohn Heriberts, der sich gerade erst Ludwig kommendiert hatte, zurück. Der vorgenannte Hugo [der Schwarze] aber kommt zum König und gelobt ihm mit einem Eid Freundschaft. Giselbert kommt mit den Lothringern Hugo [dem Großen] und Heribert gegen König Ludwig zu Hilfe und erobert das castrum Pierrepont mit Gewalt. Graf Arnulf [v. Flandern] und Heribert erreichen einen Aufschub [im Kampf] zwischen König Ludwig und Hugo [dem Schwarzen] und schließen einen durch Eid gesicherten Frieden bis zum Ende des Monats Januar. Auf den Rat von Odoinus und Gerardus, die von Bischof Rodulf von Laon abgefallen und zu Hugo übergegangen waren, raubt und verteilt König Ludwig unverzüglich, was er an Vermögen und Schätzen in Laon vorfand. 46 21 (1) Im Jahr 939 bricht König Ludwig auf, um Hugo, den Sohn Richards, zu treffen; mit ihm aus Burgund zurückkehrend, geht er gegen Hugo, den Sohn Roberts, und Wilhelm, den Fürsten der Normannen, vor. Dieser wird von den Bischöfen, die den König begleiteten, exkommuniziert, weil er kürzlich Dörfer 297

Hadwig (vor 920 –959) Tochter d. ostfr. Kgs. Heinrich I., Schwester v. Ks. Otto I., Mutter v. Hugo Capet. 298 Ein Cousin Ebf. Artolds, vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 26, S. 418: homines eiusdem Heriberti comitis quoddam castrum Remensis ecclesie, quod vocatur Causostis […] capiunt et Ragebertum, Arnoldi praesulis consobrinum […] conprehendunt.

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copis qui erant cum rege, simul cum Heriberto, qui oppida quaedam villasque sancti Remigii pervasas pertinaciter detinebat. Hugo, datis obsidibus, pacem paciscitur usque Kalendas Iunii. (2) Lotharienses Othonem regem suum deserunt et ad Ludowicum regem veniunt, qui eos recipere distulit ob amicitam quae inter eos, legatis ipsius Othonis et Arnulfo comite mediante, depacta erat. Castellum Erluini maritimum quod vocatur Monasteriolum comes Arnulfus tradente quodam proditore cepit, et uxorem ipsius Erluini trans mare, cum fi liis, ad Alstanum 299 regem mittit. Nec longum, collecta Nordmannorum non modica manu, Erluinus castrum pugnando recepit et ex militibus Arnulfi, quos intus invenit, nonnullos interemit, quosdam vero, propter uxorem recipiendam, reservavit. (3) Lotharienses iterum veniunt ad regem Ludowicum et proceres ipsius regni, Gislebertus scilicet dux, et Otho, Isaac atque Theodericus300 comites eidem se regi committunt; episcopi vero, quoniam rex Otho eorum secum detinebat obsidatum, Ludowico regi se committere differunt. Otho rex, Rheno transmisso, regnum Lothariense perlustrat et incendiis praedisque plura loca devastat. (4) Anglorum classis ab Alstano, rege suo, in auxilium Ludowici regis transmissa, mare transito, loca quaeque Morinorum mari depraedatur contigua, nulloque negotio propter quod venerant peracto, remenso mari, propria repetunt loca. Otho rex colloquium habuit cum Hugone et Heriberto, Arnulfo et Willelmo Nordmannorum principe, et, acceptis ab eis pacti sacramentis, trans Rhenum regreditur. (5) Rex interea Ludowicus Virdunensem pagum petit, ubi quidam regni Lothariensis episcopi sui efficiuntur, indeque in pagum proficiscitur Elisatium, locutusque cum Hugone Cisalpino, et quibusdam ad se venientibus receptis Lothariensibus, nonnullis quoque Othonis regis fidelibus trans Rhenum fugatis, Laudunum revertitur, et Rodulfum, Laudunensem episcopum proditione insimulatum castro eicit, sed et homines ipsius rebus episcopii privat et easdem res suis hominibus confert. (6) Gislebertus dux Lothariensium trans Rhenum profectus predatum, Saxo-

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des Grafen Arnulf [v. Flandern] durch Plünderungen und Brandschatzungen verwüstet hatte; ebenso [verfuhr man] mit Heribert, der einige oppida und Dörfer des Klosters Saint-Rémi hartnäckig behielt, die er in Besitz genommen hatte. Hugo stellte (dem König) Geiseln und schließt Frieden mit ihm bis zum ersten Juni. (2) Die Lothringer lassen ihren König Otto im Stich und gehen zu König Ludwig, der wegen des Freundschaftsvertrages, welcher zwischen ihnen (den Königen) durch Vermittlung der Gesandten Ottos und Graf Arnulfs vereinbart worden war, zögerte, sie [als seine Leute] aufzunehmen. Graf Arnulf nahm das an der Küste gelegene castellum Herluins, das Montreuil genannt wird, ein, als ein Verräter es ihm übergab. Er schickt Herluins Frau mit den Kindern über das Meer zu König Aethelstan.299 Wenig später sammelte Herluin eine ansehnliche Schar Normannen um sich und nahm das castrum im Kampf wieder ein, tötete einige Soldaten Arnulfs, die er drinnen vorfand, einige aber sparte er auf, um sie gegen seine Frau eintauschen zu können. (3) Erneut kommen die Lothringer und die Großen jener Herrschaft, nämlich Herzog Giselbert und die Grafen Otto [v. Verdun], Isaac [v. Cambrai] sowie Dietrich300 zu König Ludwig und kommendieren sich ihm. Die Bischöfe aber zögern, sich König Ludwig zu kommendieren, weil König Otto ihre Geiseln zurückhielt. König Otto überquerte den Rhein, durchstreift Lothringen und verwüstet viele Orte durch Brandschatzen und Plündern. (4) König Aethelstan schickte König Ludwig die englische Flotte zu Hilfe. Sie überquerte das Meer und plünderte mehrere an das Meer angrenzende Orte der Moriner;301 ohne etwas von ihrem Auftrag, um dessentwillen sie gekommen war, erfüllt zu haben, kehrt sie nach Hause zurück. König Otto hatte eine Unterredung mit Hugo, Heribert, Arnulf und Wilhelm, dem Fürsten der Normannen; er schloss mit ihnen einen durch Eide gesicherten Vertrag und überquert wieder den Rhein. (5) Inzwischen eilt König Ludwig in den pagus Verdun, wo sich ihm einige Bischöfe Lothringens unterstellen. Von dort zieht er in den pagus Elsass und sprach mit dem burgundischen Hugo [Hugo dem Schwarzen]; er empfi ng auch einige Lothringer, die zu ihm gekommen waren, unter ihnen viele Gefolgsleute König Ottos, die über den Rhein geflohen waren. Hierauf kehrt er nach Laon zurück, vertreibt den Bischof Rodulf von Laon aufgrund einer Bezichtigung wegen Verrats aus dem castrum, aber auch den Leuten des Bischofs nimmt er ihren zur Diözese gehörenden Besitz und übergibt diesen seinen eigenen Leuten. (6) Giselbert, der Herzog der Lothringer, überquerte den Rhein, um zu plündern. 299

Aethelstan ist ein Cousin Arnulfs, vgl. Stammtafel Nr. 4 auf S. 31. Dietrich I. († um 939), Gf. v. Friesland. 301 Flodoard meint hier den Küstenstreifen um Boulogne-sur-Mer (Dép. Pas-de-Calais). Das Gebiet gehört zur Diözese Thérouanne. Die Moriner (Morini) erwähnt schon Cäsar, als er, aus Britannien zurückkehrend, an der Küste Galliens an Land geht (Caesar, De bello Gallico 4, 37 f.). 300

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nibus se dum revertitur insequentibus, in Rhenum fertur desiluisse cum equo, ibique vi enecatus undarum postea repperiri non potuit, ut fertur. Quidam tamen ferunt quod a piscatoribus sit repertus et humatus atque propter spoliorum ipsius ornamenta celatus. (7) Ludowicus rex, in regnum Lothariense regressus, relictam Gisleberti Gerbergam302 duxit uxorem, Othonis scilicet regis sororem. Collecta diversorum hominum, quae Romam petebat, a Sarracenis pervasa et interempta est. Brittones cum Nordmannis confl igentes, victoria potiuntur et quoddam Nordmannorum castellum cepisse feruntur. Quidam homines Arnulfi, terram Erluini depraedantes, ab eodem Erluino perempti sunt. Otho rex in regnum Lothariense regrediens, pene cunctos ad se redire cogit Lotharienses. Hugo Albus303 ad eius proficiscitur cum Heriberto colloquium, et revertentes loca quaedam fidelium Remensis aecclesiae depraedantur, incenduntque nonnulla. ΜΖ 22 (1) Anno DCCCCXL , rex Ludowicus abiit obviam Willelmo, principi Nordmannorum, qui venit ad eum in pago Ambianensi et se illi commisit. At ille dedit ei terram quam pater eius Karolus Nordmannis concesserat, indeque perrexit contra Hugonem. Quo ad se venire detrectante, revertitur Laudunum. Dedit autem rex Artoldo archiepiscopo ac per eum aecclesiae Remensi, per praeceptionis regiae paginam, Remensis urbis monetam iure perpetuo possidendam, sed et omnem comitatum Remensem eidem contulit aecclesiae. Artoldus archiepiscopus Causostem munitionem obsidet, quam quinto tandem die, Ludowico rege illuc veniente, hi qui erant intus reddentes deserunt; nec longum, subversa funditus ab his qui recepere dissipatur. (2) Missi Hugonis ad regem veniunt, et de pace cum eis rex inter Artoldum praesulem et Heribertum laborare studet. Deinde ad castrum quoddam quod Heriveus, nepos Herivei quondam episcopi, super fluvium Maternam304 tenebat, unde et villas episcopii Remensis circumquaque positas depraedabatur, proficiscitur cum Artoldo archiepiscopo. Nec mora, obsidibus acceptis ab ipso Heriveo, revertitur Remis, pergensque in crastinum ad Sanctum Remigium, sese ipsius sancti

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Während er heimkehrt, verfolgen ihn die Sachsen. Dabei soll er mit seinem Pferd in den Rhein gestiegen und von der starken Strömung getötet worden sein. Er wurde, wie es heißt, niemals gefunden; einige sagen hingegen, er sei von Fischern gefunden und begraben worden, doch wegen der wertvollen Ausrüstung sei dies verheimlicht worden. (7) König Ludwig kehrte nach Lothringen zurück und heiratete Gerberga,302 die Witwe Giselberts, die Schwester König Ottos. Eine Gruppe ganz unterschiedlicher Leute, die auf dem Weg nach Rom waren, wurde von den Sarazenen ergriffen und getötet. Die Bretonen kämpfen gegen die Normannen und besiegen sie. Es wird erzählt, dass sie ein castellum der Normannen erobert hätten. Einige Männer Arnulfs, die Ländereien Herluins plünderten, wurden von Herluin getötet. König Otto kommt erneut nach Lothringen und zwingt fast alle Lothringer, unter seine Herrschaft zurückzukehren. Hugo der Weiße303 bricht zu einer Unterredung mit Heribert auf. Auf dem Rückweg plündern sie einige Orte von Getreuen der Reimser Kirche und stecken nicht wenige in Brand. 47 22 (1) Im Jahr 940 ging König Ludwig Wilhelm, dem Fürst der Normannen, entgegen, der im pagus Amiens zu ihm kam und sich ihm kommendierte. Ludwig gab ihm das Land, das sein Vater Karl den Normannen zugestanden hatte, und brach von dort gegen Hugo [den Großen] auf. Da Hugo ein Treffen verweigert, kehrt der König nach Laon zurück. Der König gab dem Erzbischof Artold und auf diese Weise auch der Reimser Kirche mit einer Königsurkunde zu ewigem Besitzrecht die Münze der Stadt Reims; aber auch die gesamte Reimser Grafschaft übertrug er dieser Kirche. Erzbischof Artold belagert die munitio Chausot, welche diejenigen, die sich darin aufhielten, am fünften Tag, als (auch) der König dorthin kommt, aufgeben. Wenig später wird sie von denen, die sie eingenommen hatten, von Grund auf zerstört und zersprengt. (2) Gesandte Hugos kommen zum König, der sich mit ihnen bemüht, einen Frieden zwischen Bischof Artold und Heribert zustande zu bringen. Darauf bricht der König mit Erzbischof Artold zu dem castrum an der Marne304 auf, welches Heriveus, der Neffe des früheren Bischofs Heriveus, hielt und von dem aus jener die Dörfer der Umgebung, welche zur Reimser Diözese gehörten, plünderte. Nachdem der König von Heriveus Geiseln angenommen hatte, kehrt er unverzüglich nach Reims zurück und am nächsten Morgen geht er nach Saint-Rémi und 302 Gerberga (913 –969), Tochter d. ostfr. Kgs. Heinrich I., Schwester Kg. Otto I.; als Ehefrau Giselberts Herzogin v. Lothringen, als Ehefrau Ludwig IV. westfr. Königin. 303 Hugo, der Große, der Sohn Roberts. 304 Wohl Châtillon-sur-Marne.

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committit intercessionibus, promittens vadibus libram argenti se daturum singulis annis, monachis quoque eiusdem loci praeceptum de eodem castello dedit immunitatis.305 (3) Hugo princeps, fi lius Rotberti, iunctis sibi quibusdam episcopis tam Franciae quam Burgundiae, cum Heriberto comite et Willelmo, Nordmannorum principe, Remensem obsidet urbem, sextaque obsidionis die, deserente omni pene militari manu Artoldum archiepiscopum et ad Heribertum transeunte, idem comes Heribertus urbem ingreditur. Artoldus praesul, ad Sanctum Remigium evocatione procerum et episcoporum profectus, persuasus est vel conterritus a principibus episcopii se procuratione vel potestate abdicare, concessaque sibi abbatia Sancti Basoli et Avennaco monasterio, ad Sanctum Basolum commoraturus abscessit. Hugo et Heribertus, locuti cum quibusdam Lothariensibus, ad obsidionem Lauduni cum Willelmo proficiscuntur, relicto Remis Hugone diacono, Heriberti fi lio, iampridem ad episcopatum ipsius urbis evocato.306 (4) Ludowicus rex, post sex vel septem ebdomadas a Burgundia rediens, assumpto secum Artoldo archiepiscopo cum propinquis ipsius pariter cum eo comitantibus, quorum beneficia Heribertus comes abstulerat, in Remensem venit Campaniam, transitoque fluvio Axona, Laudunum contendit. Quo comperto, Hugo et Heribertus, relicta obsidione Lauduni, noctu ad munitionem Petraepontem deproperant indeque Othoni regi obviam proficiscuntur; cui coniuncti ad Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese committunt. (5) Ludowicus rex ingressus Laudunum victus suis providet necessaria, sicque cum Hugone Nigro et Willelmo Pictavensi307 Burgundiam repetit. Otho rex Heinrico fratri suo,308 regnum Lothariense committit. Tumque, cum diversarum gentium quas secum adduxerat multitudine, post Ludowicum in Burgundiam proficiscitur, habens secum Conradum, fi lium Rodulfi regis Iurensis, quem iamdudum dolo captum sibique adductum retinebat, castraque metatus supra Sequanam, obsides ab Hugone Nigro accepit, cum iuramento ne esset nocumento Hugoni vel Heriberto qui se subdiderant eidem Othoni. Quo facto, revertitur ad sua. Hugo,

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vertraut sich der Fürsprache des Heiligen an; er verspricht, jährlich ein Pfund Silber für Furten zu geben und gab den Mönchen des Ortes eine Immunitätsurkunde für das castellum.305 (3) Fürst Hugo, der Sohn Roberts, verbündete sich mit einigen Bischöfen der Francia wie auch Burgunds und belagert gemeinsam mit Graf Heribert und Wilhelm, dem Fürsten der Normannen, die Stadt Reims und am sechsten Tag der Belagerung, als fast alle Soldaten von Erzbischof Artold desertiert und zu Heribert übergelaufen waren, zieht Graf Heribert in die Stadt ein. Bischof Artold, der sich nach Aufforderung der Großen und der Bischöfe nach Saint-Rémi aufgemacht hatte, wurde von den Fürsten davon überzeugt oder (gleichsam) dazu gezwungen, die Verwaltung und Macht seines Bischofsamtes niederzulegen; er bekam die Abtei Saint-Basle und das Kloster Avenay zugesprochen, zog sich nach Saint-Basle zurück und blieb dort. Hugo und Heribert sprachen mit einigen Lothringern und brechen mit Wilhelm auf, um Laon zu belagern. Der Diakon Hugo, der Sohn Heriberts, der vordem zum Bischof dieser Stadt berufen worden war,306 wurde in Reims zurückgelassen. (4) Nach sechs oder sieben Wochen kehrte König Ludwig, begleitet von Erzbischof Artold und dessen Angehörigen, die ihn ebenfalls begleiteten und deren Pfründen Graf Heribert geraubt hatte, aus Burgund zurück in die Reimser Champagne, überquerte die Aisne und eilte nach Laon. Als Hugo und Heribert dies erfuhren, hoben sie die Belagerung Laons auf und beeilen sich, bei Nacht zur munitio Pierrepont zu gelangen; von dort brechen sie auf, um König Otto entgegen zu gehen. Sie schlossen sich ihm an und geleiten ihn nach Attigny. Dort kommendieren sie sich mit Graf Roger [v. Laon] Otto. (5) König Ludwig zog in Laon ein und versorgt seine Leute mit dem notwendigen Proviant. Dann kehrt er mit Hugo dem Schwarzen und Wilhelm von Poitou307 nach Burgund zurück. König Otto überträgt Lothringen seinem Bruder Heinrich.308 Darauf folgt er mit einer Menge verschiedener Leute, die er mitgebracht hatte, Ludwig nach Burgund. Er führt Konrad, den Sohn Rudolfs, des Königs beiderseits des Jura, mit sich, den er gerade durch eine List gefangen genommen hatte und bei sich behielt. Er errichtete sein Lager am Ufer der Seine und nahm Geiseln von Hugo dem Schwarzen an, der ihm auch schwor, Hugo und Heribert, die sich Otto unterstellt hatten, nicht zu schaden. Nachdem dies geschehen war, kehrt Otto 305

Eine entsprechende Urkunde ist nicht erhalten. Saint-Rémi war eine befestigte Klosteranlage. Allerdings wurden seine Reliquien gelegentlich aus Sicherheitsgründen in die Stadt gebracht, vgl. 8.2. 306 Vgl. 7.6. 307 Wilhelm (III. Werghaupt, frz. Tete d’Etoupe) († 963), Hz. v. Aquitanien (943 –963); als Wilhelm I. Gf. v Poitou, Limoges u. Auvergne, vgl. B. Cursente, in: LexMA 9, 1998, Sp. 136. 308 Heinrich († 1. November 955), Hz. v. Lothringen (940), Hz. v. Bayern (948 –955), vgl. A. Schmid, in: LexMA 4, 1989, Sp. 2063.

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fi lius Heriberti, Remis a Widone Suessonico praesule presbiter ordinatur. Ludowicus rex Laudunum redit. (6) Ego denique disponens, orationis gratia, sepulcrum sancti Martini visere, retentus sum ab Heriberto comite, clam me quibusdam accusantibus apud eum quod sui causa nocumenti vellem proficisci vel fi lii sui, fecitque me sub custodia detineri, ablatis a me rebus quas de episcopatu tenebam cum aecclesia quam regebam in Culmisciaco; sicque plenis quinque mensibus sum detentus. Rex Ludowicus Petraepontem munitionem bello aggressus est, et obsides accipiens recessit ab ea ; deinde in regnum Lothariense cum Artoldo archiepiscopo et aliis fidelibus suis profectus est. Otho quoque rex, Rheno transito, adversus eum venit; sed ab eorum fidelibus inter eos indutiae determinatae sunt. (7) Puella quaedam, virgo paupercula de villa quae dicitur Lavenna,309 nomine Flothildis, visiones sanctorum manifeste vigilansque et in spiritu videre assueverat ac quaedam futura praedicebat. Quae post sequentem annum in ipsa natalis Domini nocte decessit.310 (8) Hoc anno acies diversorum colorum in caelo visae sunt, mense decembrio, nocte dominica. Collecta Transmarinorum sed et Gallorum, quae Romam petebat, revertitur, occisis eorum nonnullis a Sarracenis, nec potuit Alpes transire propter Sarracenos qui vicum monasterii Sancti Mauricii311 occupaverant. [ ]d

d

Kein griechisches Zahlzeichen (Handschrift A, fol. 58v).

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nach Hause zurück. Hugo, der Sohn Heriberts, wird von Bischof Wido von Soissons in Reims zum Priester geweiht. König Ludwig kehrt nach Laon zurück. (6) Als ich mich schließlich entschied, das Grab des heiligen Martin [in Tours] zu besuchen, um dort zu beten, wurde ich von Graf Heribert festgehalten, nachdem mich Einige bei ihm insgeheim beschuldigt hatten, ich wolle fortgehen, um ihm und seinem Sohn zu schaden. Er ließ mich also unter Bewachung stellen und nahm mir den Besitz, den ich im Bistum hatte, mit der Kirche in Cormicy, die ich verwaltete; und so wurde ich für volle fünf Monate festgehalten. König Ludwig griff die munitio Pierrepont an, nahm Geiseln und zog sich zurück. Darauf brach er mit Bischof Artold und anderen seiner Getreuen nach Lothringen auf. Auch König Otto überquerte den Rhein und zog ihm entgegen. Ihre Gefolgsleute setzten jedoch einen Waffenstillstand zwischen ihnen (König Ludwig und König Otto) fest. (7) Ein Mädchen mit Namen Flothilde, eine arme Jungfrau aus dem Ort Lavannes,309 war unermüdlich darauf bedacht und daran gewöhnt, Heiligenvisionen deutlich und im Geist zu sehen und sagte Zukünftiges voraus. Sie starb im übernächsten Jahr in der Nacht der Geburt des Herrn.310 (8) In diesem Jahr wurde in einer Sonntagnacht im Dezember eine Linie aus vielen Farben am Himmel gesehen. Eine Gruppe aus Übersee (Engländer), aber auch Westfranken, die auf dem Weg nach Rom waren, kehren um, weil sie die Alpen nicht überqueren konnten, da die Sarazenen die Klosteranlage von Saint-Mauriceen-Valais311 besetzt hielten. Viele von ihnen wurden von den Sarazenen getötet.

309 Lavannes, nordwestl. v. Reims, Dép. Marne. Die angedeuteten Visionen Flotildes überliefert die Handschrift Montpellier H 151 (A) (dort fol. 27r–31v unmittelbar vor den Annalen des Flodoard 31v– 87v.). Auch die editio princeps der Visionen Flotildes besorgte Pierre Pithou, der betont, dass diese nicht als ein Teil der Annalen Flodoards zu verstehen sind. Lauer, Annales, S. 168 –176 hat die Visionen Flotildes als Anhang zu den Annalen Flodoards ediert, vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 56 –59. 310 Weihnachten 941, vgl. Jacobsen Flodoard, S. 57. Den Schluss der Visionen Flothildes, Lauer, Annales, S. 176, bildet folgende Passage: Praefata vero puella postquam visiones praenotatas viderat, non longum supervixit tempus, sed quasi post circulum duorum annorum, in ipsa nocte vigilarum Natalis Domini obiit, ipsaque die in aecclesia Sancta Lantberti sepulta est. Das Mädchen überlebte die Visionen, die sie gesehen hatte, nicht lange, sondern starb nach zwei Jahren in der Weihnachtsvigil (24. auf 25. Dezember) und wurde am selben Tag in der Kirche des heiligen Lambert in Lavannes begraben (Lambert, Bf. von Tongern-Maastricht-Lüttich, † 705). 311 Saint-Maurice-d’Agaune im Wallis (en-Valais). Im Jahre 940 kontrollierten Sarraceni, die von der östlichen Provence aus in die Westalpen vordrangen, die wichtige, schon von den Römern genutzte Verbindung über den großen Sankt Bernhard, vgl. A. Antonini, L’abbaye et son bourg, in: L’Abbaye de Saint-Maurice d’Agaune (515 –2015), S. 185 –189, u. L. Ripart, Les temps séculiers (IX–X siécles), ebd., S. 135 –149, vgl.: Steiner, Sarazenen im schweizer Alpenraum, in Bündner Monatsblatt 5, 2009, S. 471– 498, hier S. 478 u. 494.

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23 (1) Anno DCCCCXLI, Gerlandus Senonensis archiepiscopus312 urbe sua depellitur a Frotmundo,313 quem Hugo Albus eidem civitati praefecerat, culpato Gerlando quod Waloni314 faverit, homini Heriberti comitis, qui Frotmundum vel suos a praefata expulerat urbe. (2) Heribertus comes synodum convocavit, ad determinandam controversiam inter fi lium ipsius Hugonem et Artoldum archiepiscopum; sed, impediente Hugone atque satagente ne forte ad fidelitatem et auxilium Ludowici regis congregarentur, omisere conventum. (3) Rex Ludowicus Burgundiam petens, comperit Rotgarium comitem prope se forte metatum; quem aggressus comprehendit cum his qui cum eo erant, super fluvium Maternam, secumque in Burgundiam duxit. (4) Hugo et Heribertus comites episcopos convocant Remensis dioceseos. Qui convenientes apud Suessionem, in aecclesia sanctorum Crispini et Crispiniani, tractant de statu Remensis episcopii, defi nientes, conquerentibus clericis atque nobilibus laicis315 diu pastore sedem ipsam vacare, ut, quoniam Artoldus episcopus iuraverat quod nunquam se de ipso episcopatu intromitteret, ad ipsius gubernationem reverti non deberet, Hugo vero, fi lius Heriberti comitis, qui prius ad ipsum episcopatum fuerat evocatus, clero populoque petente, ordinaretur episcopus. [Ibique me Hugo primum de exilio iussu suo evocat.]e Indeque Remos adeuntes episcopi eundem electum nostrum praesulem consecrant apud Sanctum Remigium. (5) Rotgarius comes, datis obsidibus, dimittitur a rege Ludowico, Duagium castellum reddens Arnoldo. Monasterium Sancti Theoderici divinis illustratur miraculis. Crux maior aecclesiae Remensis auro cooperta gemmisque pretiosis ornata ab eadem furtim aufertur aecclesia. Canonici Montisfalconis, oppressione Virdunensis episcopi praegravati,317 deserentes coenobium suum, corpus sancti Balderici,318 patroni sui, deferunt Remis.

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Der Passus fehlt in den Hss. B, C, D, E.

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23 (1) Im Jahr 941 wird Erzbischof Gerland von Sens von Frotmund, dem Hugo der Weiße die Leitung der Stadt übertragen hatte, aus seiner Stadt vertrieben. Gerland war beschuldigt worden, Walo314 begünstigt zu haben, ein Mann Graf Heriberts, der seinerseits Frotmund und dessen Gefolgsleute aus der Stadt vertrieben hatte. (2) Graf Heribert berief eine Synode ein, um den Streit zwischen seinem Sohn Hugo und Erzbischof Artold zu beenden, doch weil Hugo [der Große] versuchte, das mit allen Mitteln zu verhindern, damit sie nicht etwa zusammenträfen, um König Ludwig Treue und Hilfe zu leisten, sah man von der Versammlung ab. (3) Als König Ludwig nach Burgund aufbrach, erfuhr er, dass Graf Roger [v. Laon] zufällig sein Lager in der Nähe aufgeschlagen hatte; den griff er an, nahm ihn mit jenen, die bei ihm waren, an der Marne gefangen und führte sie mit sich nach Burgund. (4) Die Grafen Hugo und Heribert rufen die Bischöfe der Reimser Diözese zusammen. Sie versammeln sich in Soissons in der Kirche der heiligen Crispinus und Crispinianus und behandeln den Zustand des Reimser Bischofssitzes, um ihn näher zu bestimmen. Kleriker und adelige Laien315 beschweren sich nämlich darüber, dass dieser Sitz seit langer Zeit den Hirten entbehre; weil Bischof Artold geschworen hatte, sich niemals wieder in die Angelegenheiten des Bistums einzumischen, dürfe er nicht zurückkehren, um dessen Leitung zu übernehmen. Hugo aber, der Sohn des Grafen Heribert, der früher auf den Bischofssitz berufen worden war,316 sollte auf Bitten der Kleriker und des Volkes zum Bischof geweiht werden. [Dann ruft Hugo mich zuerst durch seinen Befehl aus dem Exil zurück.] Darauf gehen die Bischöfe nach Reims, um unseren Bischofselekten in SaintRémi zum Bischof zu weihen. (5) Nachdem Graf Roger Geiseln gegeben hatte, läßt ihn König Ludwig frei. Das castellum Douai gibt er [Graf] Arnold zurück. Das Kloster Saint-Thierry wird berühmt durch göttliche Wunder. Das große Kreuz der Kirche von Reims, geschmückt mit Gold und wertvollen Edelsteinen, wird heimlich aus der Kirche entfernt. Die Kanoniker von Montfaucon(-d’Argonne) werden durch die Unterdrückung des Bischofs317 von Verdun derart belastet, dass sie ihr Kloster verlassen und die Gebeine des heiligen Balderich,318 ihres Patrons, nach Reims bringen. 312

Ebf. v. Sens von 938 –954, vgl. Lauer, Annales, S. 79 Anm. 7. Frotmund, Vizegf. v. Sens. 314 Identifizierung mit dem Sohn Graf Manasses v. Châlons unsicher, vgl. Lauer, Annales, S. 80 Anm. 1; wohl dieselbe Person, die im Jahr 933 Château-Thierry verteidigt, vgl. 15.2. 315 Kreis der weltlichen Wähler ( populus) des Bischofs, klar bezeichnet als nobiles laici, adlige Laien. 316 Vgl. 7.6. 317 Berengar, Bf. v. Verdun (939 / 940 –959 / 960). 318 Frz. Baudry † um 640, Sohn König Sigiberts v. Austrasien, stiftete Kl. Montfaucon und war dessen erster Abt. 313

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(6) Ludowicus rex Burgundiam petens, Rotgarium comitem cum Hugone Nigro ac Gisleberto319 pacificavit; indeque Laudunum remeans, Arnoldum cum Landrico, fratre ipsius, eodem castro proditionis insimulatos expulit, et Rotgario Laudunensem comitatum dedit; compertoque quod Hugo Albus ad obsidendum Laudunum properaret, Burgundiae partes cum Artoldo episcopo et Rotgario comite repetit. Quo circa Vitriacum castrum320 deversante, Hugo et Heribertus Laudunum obsident. Sumptis autem secum rex quos undecumque colligere potuit in pagum Porcensem venit. Quo audito, Hugo et Heribertus, scilicet quod rex eis appropinquaret, obsidione relicta, properant contra, et, insperatum regis invadentes exercitum, nonnullos sternunt, reliquos in fugam vertunt. Rex ipse cum paucis, eductus a suis et eximere se bello coactus, vix evasit, Artoldo episcopo et comite Rotgario comitantibus secum. Artoldus episcopus, perditis rebus quas ibi habuerat, ad Hugonem ac Heribertum accessit, et datis sacramentis, prout ab eo quaesierunt, redditisque sibi abbatiis sancti Basoli et Avennaco cum villa Vindenissa et pacta pace cum Hugone praesule, ad Sanctum Basolum illic habitaturus devenit. Hugo et Heribertus obsidionem Lauduni relinquunt. Ludowico regi fi lius321 nascitur, et praemissi comites cum Willelmo locuti mox Lauduni repetunt obsidionem, proditionem castri sibi fieri rati; nulloque, quod arbitrati fuerant, patrato negotio, revertuntur in sua. Ludowicus rex a Karlo Constantino322 in Vienna recipitur; et Aquitani ad eum veniunt, illumque suscipiunt. Hugo et Heribertus, Willelmus et Arnulfus simul locuntur; et Heribertus inde ad Othonem regem trans Rhenum proficiscitur. ΜΘ 24 (1) Anno DCCCCXLII, Ludowicus rex, firmatis sibi Aquitanis, Laudunum revertitur; nec diu remoratus, non obtenta pace, in Burgundiam remeat. Legatus Stephani papae,323 nomine Damasus, episcopus Romae ob hanc legationem peragendam ordinatus, in Franciam venit, afferens litteras apostolicae sedis ad principes

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(6) König Ludwig eilte nach Burgund und versöhnte Graf Roger [v. Laon] mit Hugo dem Schwarzen und [Gf.] Giselbert.319 Von dort kehrte der König nach Laon zurück und vertrieb Arnold [v. Douai] und dessen Bruder Landrich aus dem castrum, weil beide des Verrats bezichtigt wurden. Die Grafschaft Laon gab er an Roger und als er erfuhr, dass Hugo der Weiße nach Laon eilte, um es zu belagern, sucht er mit Bischof Artold und Graf Roger wieder burgundische Gebiete auf. Als er sich in der Nähe des castrum Vitry-en-Perthois320 aufhielt, belagern Hugo und Heribert Laon. Der König aber nahm mit sich, wen er nur sammeln konnte, und ging in den pagus Porcien. Als Hugo und Heribert erfuhren, dass der König sich ihnen näherte, gaben sie die Belagerung auf, eilen ihm entgegen und greifen unverhofft das Heer des Königs an; sie strecken viele nieder und jagen die Übrigen in die Flucht. Der König selbst wurde von seinen Leuten weggeführt und gezwungen, sich aus der Schlacht zurückzuziehen. Er konnte nur knapp mit wenigen entkommen. Bischof Artold und Graf Roger begleiteten ihn. Bischof Artold, der die Güter verloren hatte, die er dort besaß, ging zu Hugo und Heribert und nachdem er ihnen die Eide geleistet hatte, die sie von ihm verlangten, gaben sie ihm die Abteien Saint-Basle und Avenay mit dem Dorf Vendresse zurück. Nachdem er einen Friedensvertrag mit Bischof Hugo geschlossen hatte, nahm er seinen Wohnsitz in Saint-Basle. Hugo und Heribert geben die Belagerung von Laon auf. Dem König Ludwig wird ein Sohn321 geboren. Die oben genannten Grafen sprachen mit Wilhelm [Langschwert], um die Belagerung von Laon bald wieder aufzunehmen, (denn) sie meinten, das castrum durch Verrat in die Hände zu bekommen. Als sie das nicht so zustande bringen konnten, wie sie es geglaubt hatten, kehren sie nach Hause zurück. König Ludwig wird von Karl Konstantin322 in Vienne empfangen und auch die Aquitanier kommen zu ihm und nehmen ihn auf. Hugo, Heribert, Wilhelm [Langschwert] und Arnulf [v. Flandern] (treffen sich und) reden miteinander. Heribert bricht von dort über den Rhein zu König Otto auf. 49 24 (1) Im Jahre 942 kehrt König Ludwig, nachdem er sich der Aquitanier versichert hatte, nach Laon zurück. Dort blieb er nicht lange; da kein Friede durchzusetzen war, geht er nach Burgund zurück. Damasus, der Gesandte Papst Stephans,323 in Rom für die Durchführung der Gesandtschaft zum Bischof geweiht, kam in die 319 Giselbert, Sohn Manasses I., Gf. v. Chaunois u. Autun, Schwager Hugos des Schwarzen, vgl. Lauer, Annales, S. 81 Anm. 9. 320 Unsicher ob Vitry-en-Perthois oder le Brûle. 321 Lothar (941–986), westfr. Kg. (954 –986), vgl. B. Schneidmüller, in: LexMA 5, 1991, Sp. 2127 f. 322 Vgl. 13.1. 323 Stephanus VIII., Papst (939–942), vgl. M. Heim, in: LexMA 8, 1997, Sp. 118.

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regni cunctosque Franciae vel Burgundiae habitatores, ut recipiant regem suum Ludowicum; quod si neglexerint et eum amplius hostili gladio persecuti fuerint, excommunicationis depromissurum interminationem. Pro qua re colloquentes episcopi Remensis dioceseos cum Heriberto comite, deprecati sunt eum, ut intercederet apud Hugonem principem pro receptione regis. (2) Proditores quidam Remis reperti et interfecti sunt; quidam rebus aecclesiae privati, ab urbe depelluntur. Legati Remensis aecclesiae Roma regressi, pallium deferunt Hugoni episcopo ab Stephano papa transmissum. Cum quibus pariter et legatio venit principibus regni, ut Ludowicum regem recipiant et sic legatos suos Romam dirigant; quod si usque ad Nativitatem Domini facere non procuraverint, excommunicandos tunc fore se noverint. (3) Domnus Odo abbas324 pro pace agenda inter Hugonem, regem Italiae, et Albricum Romanum patricium apud eundem regem laborabat. Idem vero rex Hugo Sarracenos de Fraxinido eorum munitione disperdere conabatur. Rotgarius comes apud Willelmum Nordmannorum principem functus legatione pro Ludowico rege, ibidem defunctus est. Willelmus regem Ludowicum regaliter in Rodomo suscepit. Item Willelmus Pictavensis et Brittones cum suis principibus325 ad regem venerunt. Cum his ergo rex super Isaram venit. Hugo vero et Heribertus cum Othone326 duce Lothariensium, destructis pontibus et ablatis navibus, cum his quoque quos habere poterant ex altera parte fluminis consederunt; et, agitata inter eos per internuntios controversia, dantur tandem indutiae a medio septembris usque ad medium novembris, et obsides accipiuntur utrimque, a rege quidem fi lius Heriberti minor. Qui etiam rex tam ipse quam Willelmus sed et Hugo mittunt obsides Othoni regi per Othonem ducem. (4) Fames magna per totam Franciam et Burgundiam, mortalitas quoque maxima boum grassata est in tantum ut valde pauca huiusmodi animalia in his remanserant terris. (5) Ludowicus rex Othoni regi obviam proficiscitur, et amicabiliter se mutuo suscipientes amicitiam suam firmant conditionibus; multumque de pace inter regem Ludowicum et Hugonem laborans Otho, Hugonem tandem ad eundem regem

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Francia und überbrachte einen Brief des apostolischen Stuhls an die Fürsten des Königreichs und alle Einwohner der Francia und Burgunds, dass sie Ludwig wieder als ihren König aufnehmen sollten. Falls sie dies unterließen und ihn weiterhin mit feindseligem Schwert verfolgten, werde der Papst die Androhung der Exkommunikation vornehmen. In dieser Angelegenheit besprachen sich die Bischöfe der Reimser Diözese mit Graf Heribert und baten ihn, bei dem Fürsten Hugo für die Wiederaufnahme des Königs einzutreten. (2) Einige Verräter wurden in Reims entdeckt und getötet; andere werden, nachdem ihnen der Kirchenbesitz entzogen worden war, aus der Stadt gejagt. Die Gesandten der Reimser Kirche kehrten aus Rom zurück und überbringen dem Bischof Hugo das von Papst Stephan überlassene Pallium. Sie bringen den Fürsten des Königreiches eine Botschaft mit, dass jene Ludwig als König anerkennen und ihre eigenen Gesandten nach Rom schickten sollten. Sie sollten wissen, dass sie, wenn sie dies bis Weihnachten nicht unternommen hätten, exkommuniziert werden würden. (3) Der Herr Abt Odo324 bemühte sich sehr, um beim König einen Frieden zwischen Hugo, dem König von Italien, und Alberich, dem römischen Stadtpräfekten, zu erreichen. König Hugo versuchte, die Sarazenen aus ihrer munitio La GardeFreinet zu vertreiben. Graf Roger [v. Laon] starb während einer Gesandtschaft im Auftrag König Ludwigs bei Wilhelm dem Fürsten der Normannen. Wilhelm empfi ng König Ludwig in Rouen königlich. Auch kamen Wilhelm von Poitou und die Bretonen mit ihren Fürsten325 zum König. Mit ihnen zog der König an die Oise. Hugo und Heribert aber schlugen mit Otto,326 dem Herzog der Lothringer, nachdem sie Brücken zerstört und Schiffe fortgeschafft hatten – mitsamt denen, die sie von der anderen Seite des Flusses hatten bekommen können –, ein Lager auf. Der Konfl ikt zwischen ihnen wurde durch Unterhändler verhandelt. Schließlich erreicht man einen Waffenstillstand von Mitte September bis Mitte November. Man stellt gegenseitig Geiseln, wobei der König den jüngeren Sohn Heriberts erhielt. Der König selbst, aber auch Wilhelm [Langschwert] und Hugo senden durch Herzog Otto [v. Verdun] Geiseln an König Otto. (4) Eine große Hungersnot wütete in der ganzen Francia und in Burgund und (es gab) eine riesengroße Sterblichkeit unter dem Vieh, dass nur wenige Tiere in diesen Gegenden übrigblieben. (5) König Ludwig macht sich auf, um König Otto zu treffen. Sie empfangen einander freundschaftlich und stärken ihr Freundschaftsbündnis durch Verträge. Otto arbeitet intensiv daran, Frieden zwischen König Ludwig und Hugo zu erreichen, bis Hugo sich schließlich wieder dem König zuwendet. In gleicher Weise 324

Odo (um 878 –942), Abt v. Cluny (927–942). Judicaël Berenger, Gf. v. Rennes († 965 / 977?), Alain II. Schiefbart, Gf. v. Vannes u. Nantes, Hz. der Bretagne ab 936 († 952). 326 Otto, Sohn Richwins, Gf. v. Verdun seit 923, Hz. v. Lothringen (940 –944). 325

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convertit. Heribertus etiam pariter cum aequivoco fi lio suo ipsius regis Ludowici efficitur. Revertente rege, Remensis dioceseos episcopi ad eum veniunt, et ipse Rodulfum quoque Laudunensem327 recepit, ac suum eidem restituit episcopium. (6) Domnus Odo venerabilis abbas, multorum restaurator monasteriorum sanctaeque regulae reparator, Turonis obiit, et sepultus est apud Sanctum Iulianum. Ν 25 (1) Anno DCCCCXLIII, Arnulfus comes Willelmum, Nordmannorum principem,328 ad colloquium evocatum dolo perimi fecit. Rex Ludowicus fi lio329 ipsius Willelmi nato de concubina Britanna terram Nordmannorum dedit, et quidam principes ipsius se regi committunt, quidam vero Hugoni duci. Heribertus comes obiit, quem sepelierunt apud Sanctum Quintinum fi lii sui;330 et audientes Rodulfum, fi lium Rodulfi de Gaugiaco, quasi ad invadendam terram patris eorum advenisse aggressi eundem interemerunt. Quo audito, rex Ludowicus valde tristis efficitur. Artoldus episcopus, relicto coenobio Sancti Basoli, ad regem profectus est. At ille promittit ei se redditurum Remensem episcopatum; quique, assumptis secum fratribus suis, et aliis quibusdam qui abiecti fuerant ab episcopatu Remensi Altmontem castrum occupant. Cum quibus rex Ludowicus etiam Mosomum aggressus, repellitur a fidelibus Hugonis episcopi, quibusdam suorum interemptis: suburbanas tamen domos quasdam ipsius castri succendit, in quibus multum congestarum periit frugum. (2) Hugo dux Francorum crebras agit cum Nordmannis, qui pagani advenerant, vel ad paganismum revertebantur, congressiones; a quibus peditum ipsius christianorum multitudo interimitur. At ipse, nonnullis quoque Nordmannorum interfectis ceterisque actis in fugam, castrum Ebroicas, faventibus sibi qui tenebant illud Nordmannorum christianis, obtinet. Ludowicus Rodomum repetens Turmodum Nordmannum qui, ad idolatriam gentilemque ritum reversus, ad haec etiam fi lium

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wird auch Heribert mit seinem gleichnamigen Sohn zum Gefolgsmann König Ludwigs. Als der König zurückkehrt, kommen die Bischöfe der Reimser Diözese zu ihm. Er empfi ng auch den Laudenser Rodulf 327 und setzte ihn wieder als Bischof ein. (6) Der ehrwürdige Abt Odo, Erneuerer vieler Klöster und Wiederhersteller der heiligen Regel [Benedikts], starb in Tours und wurde im Kloster Saint-Julien [in Tours] begraben. 50 25 (1) Im Jahr 943 ließ Graf Arnulf [v. Flandern] den zu einer Unterredung einberufenen Wilhelm, den Fürsten der Normannen,328 heimtückisch umbringen. König Ludwig gab das Land der Normannen daraufhin dem Sohn329 Wilhelms, geboren von einer bretonischen Konkubine. Einige seiner Fürsten kommendierten sich dem König, einige aber dem Herzog Hugo. Graf Heribert starb, den seine Söhne330 in Saint-Quentin bestatteten und als sie hörten, dass Rodulf , der Sohn Rodulfs von Gouy, herbeigeeilt war, gleichsam um in das Land ihres Vaters einzufallen, griffen sie ihn an und töteten ihn. Als König Ludwig das hörte, ist er darüber sehr betrübt. Bischof Artold verließ sein Kloster Saint-Basle und brach zum König auf. Dieser verspricht ihm, er werde das Bistum Reims zurückerhalten. Artold sammelte seine Brüder und andere Männer, welche die Reimser Diözese hatten verlassen müssen, und besetzt mit diesen das castrum Omont. Mit einigen (anderen) griff König Ludwig Mouzon an, wird aber von den Getreuen des Bischofs Hugo [v. Reims] vertrieben; dabei wurden einige seiner Männer getötet. Daraufhin steckt Ludwig einige Häuser des suburbium, das zum castrum gehört, in Brand. Dabei vernichtete man einen Großteil der Ernte. (2) Hugo, der Herzog der (West-)Franken, kämpft wiederholt gegen die Normannen, die als Heiden gekommen oder zum Heidentum zurückgekehrt waren. Sie töten eine Menge seiner christlichen Fußsoldaten. Aber Hugo nimmt, nachdem er viele Normannen getötet und die Übrigen in die Flucht geschlagen hatte, das castrum Évreux mit Zustimmung der christlichen Normannen ein, die den Ort hielten. Ludwig kehrte nach Rouen zurück. Er tötete den Normannen Turmold, der zur Götzenverehrung und zum heidnischen Ritus zurückgekehrt war, die er auch dem Sohn Wilhelms [Richard] und anderen aufzwang. Turmhold legte dem König zu-

327

Bf. Rodulf (II.) v. Laon (936 –948), vgl. 18.2. Vgl. 15.2. 329 Richard (932 –966), Gf. v. Normandie (943 –966); Herrschaftsausübung seit 950, vgl. A. Renoux, in: LexMA 7, 1995, Sp. 815. 330 Heribert II. v. Vermandois hatte fünf Söhne: Odo, Albert, Robert, Heribert u. Hugo, vgl. Lauer, Annales, S. 87 Anm. 1. 328

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Willelmi aliosque cogebat regique insidiabatur, simul cum Setrico rege331 pagano congressus cum eis interemit, et Erluino Rodomum committens, revertitur ad Compendium, ubi eum expectabat Hugo dux cum nepotibus suis, Heriberti fi liis, de quibus recipiendis frequens agitabatur intentio. (3) Quorum rex primum tunc Hugonem episcopum, mediatoribus Othone duce Lothariensium et Adalberone praesule,332 Hugone quoque duce praecipue insistente, recepit, eo tenore ut abbatiae, quas dimiserat ad regem profectus, Artoldo episcopo restituerentur, aliud etiam episcopium ipsi provideretur, fratribus quoque et propinquis eius honores, quos ex episcopatu Remensi habuerant, redderentur. Postea ceteri quoque fi lii Heriberti comitis recipiuntur a rege. Item rex Ludowicus Rodomum profectus Ebroicas ab Hugone duce recepit, et apud Parisium, depressus infirmitate, pene tota decubuit aegrotus aestate. (4) Hugo praesul Amblidum castrum cepit atque combussit, quod Rotbertus et Rodulfus fratres Remis expulsi tenebant, unde et depraedationes per episcopium Remense faciebant. Erluinus, cum Arnulfo congressus victoriaque potitus, eum quoque, qui Willelmum, Nordmannorum principem, interemerat, occidit et amputatis manibusf ipsius Rodomum transmisit.333 Item praefatus Hugo episcopus Altmontem munitionem obsidet, quam tenebat Dodo, frater Artoldi episcopi; tandemque accepto parvulo fi lio ipsius obside, discedit, rege quoque mandante. (5) Hugo dux fi liam regis ex lavacro sancto suscepit, et rex ei ducatum Franciae delegavit omnemque Burgundiam ipsius ditioni subiecit. Idem vero Hugo Arnulfum cum rege pacificavit, cui rex infensus erat ob necem Willelmi. Otho rex quos-

f Lauer, Annales, S. 89, gibt nach Handschrift A die Variante amputatis manibus für amputatas manus in den Hss. B, C, D, und E.

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sammen mit dem heidnischen König Setricus einen Hinterhalt; (der König) kämpfte mit ihnen und tötete sie. König Ludwig übergab Rouen an Herluin [v. Montreuil] und kehrte nach Compiègne zurück, wo ihn Herzog Hugo mit seinen Neffen, den Söhnen Heriberts, erwartete; über deren Aufnahme [durch den König] entstanden wiederholt Spanungen. (3) Unter Vermittlung Herzog Ottos von Lothringen und Bischof Adalberos [v. Metz]332 – auch Herzog Hugo bestand ausdrücklich darauf – empfing der König (von den Söhnen Heriberts) zuerst Hugo, unter der Bedingung, dass die Abteien [Saint-Basle, Avenay], auf die Artold verzichtet hatte, als er zum König aufbrach, Bischof Artold zurückgegeben würden. Man stellte Hugo einen anderen Bischofssitz in Aussicht. Auch seinen (Artolds) Brüdern und Verwandten sollten Ämter, die sie in der Reimser Diözese besessen hatten, zurückgegeben werden. Hernach werden die übrigen Söhne des Grafen Heribert vom König empfangen. Abermals brach König Ludwig nach Rouen auf. Er empfing von Herzog Hugo Évreux, erkrankte in der Nähe von Paris und verbrachte dort bettlägerig fast den ganzen Sommer. (4) Bischof Hugo eroberte das castrum Ambly und brannte es nieder; das hatten die Brüder Rotbert und Rudolf, die aus Reims vertrieben worden waren, besetzt und benutzten es als Ausgangspunkt für Plünderungen in der Reimser Diözese. Herluin [v. Montreuil] traf auf Arnulf [v. Flandern] und besiegte ihn. Er tötet dabei auch den Mörder Wilhelms, des Fürsten der Normannen, und schickte ihn mit abgeschnittenen Händen333 nach Rouen. Weiterhin belagert Bischof Hugo die munitio Omont, welche Dodo, der Bruder Bischof Artolds, hielt. Nachdem schließlich Dodos junger Sohn als Geisel angenommen worden war, trennt man sich auf Befehl des Königs. (5) Herzog Hugo hob die Tochter des Königs aus der Taufe; der König übertrug ihm das Herzogtum Francia und unterstellte ganz Burgund seiner Herrschaft. Weiterhin versöhnte Hugo [den Grafen] Arnulf mit dem König, der wegen der Tötung Wilhelms mit (Arnulf) verfeindet war. König Otto nahm einige Ge-

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Wohl Sitrygg, Normanne, vgl. H. Reichert, Zum Namen des Drachentöters, S. 135. Vgl. 11.2. 333 Richer v. Reims, der ausgiebig bei Flodoard abschreibt, bietet dessen Version; Richer von Saint-Rémi, Historiae, hg. von Hartmut Hoffmann (MGH Scriptores 38), Hannover 2000, S. 125 f.: Erluinus victoria potitus, alios enecat, alios capit, alios in fugam cogit. In quo etiam certamine, interfectorem Uuilelmi qui cum Ar(nulfo) sibi vim intulerat, militari insectatione comprehendit. Cuius manus obtruncans, in ultionem amici Rhodonum misit. „Herluin siegte, tötet die einen, andere nimmt er gefangen, wieder andere schlägt er in die Flucht. In diesem Kampf ergreift er auch den Mörder Wilhelms, der ihn zusammen mit Arnulf angegriffen hatte, während er ihn verfolgte, gefangen. Er ließ dessen Hände abschneiden (und) schickte sie, um den Freund zu rächen, nach Rouen.“ 332

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dam fideles Ludowici, qui sibi insidiabantur, comprehensos in custodia misit; unde inter ipsos reges exoritur scandalum. ΝΑ 26 (1) Anno DCCCCXLIIII, Ludowicus rex in Aquitaniam proficiscitur cum regina Gerberga, et locutus cum Regimundo,334 Gothorum principe, ceterisque proceribus Aquitanorum revertitur in Franciam. Castrum quoddam vocabulo Montiniacum, in pago Suessonico situm, quod erat ex abbatia Sancti Crispini, quam dudum receperat reddentibus eam sibi fi liis Heriberti et Ragenoldo335 dederat, proditione quorundam oppidanorum fideles regis ceperunt, occiso Andrea quodam, qui illud tenebat ad fidelitatem fi liorum Heriberti sed et proditore ab Andrea perempto. Ambianensem quoque urbem, quam tenebat Odo fi lius Heriberti, favente Deroldo episcopo,336 et tradentibus ipsius episcopi fidelibus, domestici regis recipiunt. Ex quibus rebus ita gestis exoritur iterum discordia inter regem et fi lios Heriberti. (2) Otho dux Lothariensium337 vita decessit. Hugo dux Francorum cum Nordmannis pactum firmat, datis utrimque et acceptis obsidibus; indeque profectionem parat cum fi liis Heriberti, obviam profecturus Othoni regi in regnum Lotharii. Sed idem rex adventum suum differens, Herimannum338 quemdam ducem cum ingenti dirigit exercitu. (3) Ludowicus rex, pace facta inter Erluinum et Arnulfum, castrum Ambianensium eidem Erluino dedit. Filii Heriberti quandam munitionem Rodulfi cuiusdam fidelis Ludowici regis, nomine Clastris, sitam in pago Veromandinse, proditione capiunt et, eodem Rodulfo clam evadente, thesauros ipsius invadunt atque diripiunt, municipiumque vacuum339 derelinquunt. (4) Hugo dux colloquium Herimanni petit, qui missus erat obsidere castella Ragnarii ac Rodulfi340 fratrum, Ludowici regis fidelium; qui resistendi Herimanno praesidium non habentes, veniam, datis muneribus multis, ab Othone rege depos-

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treue König Ludwigs, die ihm aufgelauert hatten, gefangen und ließ sie einkerkern. Daraus entsteht Ärger zwischen den Königen. 51 26 (1) Im Jahr 944 bricht König Ludwig mit Königin Gerberga nach Aquitanien auf. Er sprach mit Raimund,334 dem Fürst der Goten, sowie mit anderen Großen der Aquitanier und kehrt in die Francia zurück. Das castrum namens MontignyLengrain im pagus Soissons, das aus dem Besitz der Abtei Saint-Crépin stammte, die er erst kürzlich von den Söhnen Heriberts zurückerhalten und dem Ragenold335 gegeben hatte, nahmen Getreue des Königs durch Verrat einiger Angehöriger der Besatzung ein; ein gewisser Andrea(s), der es aus Treue zu den Söhnen Heriberts behauptete, wurde dabei getötet, tötete (vorher) aber auch einen Verräter. Die Stadt Amiens, die Odo, der Sohn Heriberts hielt, übernehmen, mit Unterstützung Bischof Derolds336 und nach Übergabe durch dessen Getreue, Hofleute des Königs. Aus solchen Ereignissen erwächst ein weiterer Konfl ikt zwischen dem König und den Söhnen Heriberts. (2) Otto, der Herzog der Lothringer,337 schied aus dem Leben. Hugo, der Herzog der Franken, schließt einen Vertrag mit den Normannen, nachdem beide Seiten Geiseln gestellt und angenommen hatten. Darauf bereitet Hugo mit den Söhnen Heriberts den Aufbruch vor, um König Otto nach Lothringen entgegenzugehen. Der König zögert seine Ankunft hinaus und schickt Herzog Hermann338 mit einem großen Heer. (3) Nachdem ein Friedenspakt zwischen Herluin [v. Montreuil] und Arnulf [v. Flandern] geschlossen worden war, gab König Ludwig das castrum Amiens an Herluin. Die Söhne Heriberts eroberten durch Verrat eine munitio Rudolfs, eines Getreuen des Königs, mit Namen Clastres im pagus Vermandois. Und während Rudolf selbst heimlich entkam, dringen die Söhne Heriberts zu den Schätzen vor, rauben sie und lassen ein ausgeplündertes municipium 339 zurück. (4) Herzog Hugo erbittet eine Unterredung mit Hermann [v. Schwaben], der geschickt worden war, um die castella der Brüder Ragenar und Rudolf,340 der Getreuen König Ludwigs, zu belagern. Da diese über keine befestigte Stellung ver334

Vgl. 14.4. Ragenold v. Roucy, vgl. 5.8 u. 7.1. 336 Vgl. 11.2. 337 Vgl. 24.3. 338 Hermann I. († 949), Hz. v. Schwaben (926 –949). 339 Hier verwendet Flodoard offensichtlich die Begriffe munitio und municipium synonym. Vielleicht betont er mit munitio die Gesamtanlage und deren fortifikatorische Möglichkeit, mit municipium den Wohnbereich innerhalb der Befestigung. 340 Die beiden Brüder werden in einem Diplom Ottos I. (MGH D O. I, 111) vom 1. Juni 949 genannt. 335

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cunt. Is equidem palatium Aquis deveniens, cum Lothariensibus colloquium habuit; ubi missi regis Ludowici sed et Hugonis ducis legati ad eum venerunt. Qui legatos regis honorifice suscipiens, legatis aversabatur ducis, donec Manasses quidam, missus Hugonis, videns legatos Ludowici valde legationi suae adversos existere, mandata quaedam sibi ab hoc rege data nuper ad ipsum Othonem perferenda, quae prius aperire noluerat, in medium protulit, pandens exprobrationes non modicas quas sibi rex Ludowicus Othoni regi perferre praeceperat, quod scilicet periurus esset Otho de iuramentis quae Ludowico iuraverat, adiciens et alia indecora nonnulla. Quibus admodum permotus Otho missos Ludowici, quia verbis Manasse contradicere non valebant, abiciens, legatos Hugonis honorabiliter habuit, omnesque sibi fideles ab auxilio seu participatione Ludowici sese submovere praecepit. (5) In Transrhenensibus Germaniae regionibus quidam homo erat, cui manus abcisa fuerat, et post annos quatuordecim, sicut asserunt qui eum noverunt, subito dum nocte dormiret ei ex integro restaurata est.341 In eisdem partibus, per quosdam pagos ignei globi ferri videbantur in aere, quique nonnullas illic circumvolantes incenderunt domos ac villas;342 a quibusdam vero locis, crucibus oppositis, cum benedictione episcopali et aqua benedicta repellebantur. (6) Regii milites episcopatum Remensem depraedantur, et fi lii Heriberti abbatiam Sancti Crispini, Ragenoldus quoque abbatiam Sancti Medardi; sicque alterutris debacchantur rapinis atque depraedationibus.343 (7) Tempestas nimia facta est in pago Parisiaco et turbo vehementissimus, quo parietes cuiusdam domus antiquissimae qui, validissimo constructi cemento, in monte qui dicitur Martyrum diu perstiterant immoti, funditus sunt eversi. Feruntur autem daemones tunc ibi sub equitum specie visi, qui aecclesiam quandam,

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fügten, um Hermann Widerstand zu leisten, übergab man viele Geschenke und erfleht die Gnade König Ottos. Dieser ging zur Pfalz Aachen und hatte eine Unterredung mit den Lothringern, wo Gesandte König Ludwigs, aber auch Legaten Herzog Hugos zu ihm kamen. Die Gesandten des Königs empfi ng er ehrenvoll, die Legaten des Herzogs wies er ab, bis ein gewisser Menasse, ein Abgesandter Hugos, sah, dass die Legaten Ludwigs sich sehr feindselig gegenüber seiner eigenen Gesandtschaft verhielten; da brachte er einige Weisungen vor, die ihm von diesem König erteilt worden waren, um sie Otto selbst zu überbringen, und die er eigentlich vorher nicht hatte eröffnen wollen. Sie enthüllten recht scharfe Vorwürfe, die er auf Befehl König Ludwigs König Otto vorlegen sollte, dass Otto nämlich meineidig geworden sei an den Eiden, die er Ludwig geschworen hatte; auch einige andere Schmähungen fügte er an. Hierdurch äußerst erregt warf Otto die Gesandten Ludwigs, die den Worten Manasses nichts entgegensetzen konnten, hinaus; die Legaten Hugos behandelte er nun ehrenvoll und befahl allen seinen Getreuen, sich von (jeder) Unterstützung oder Parteinahme für Ludwig fernzuhalten. (5) In den rechtsrheinischen Gebieten der Germania lebte ein Mann, dem eine Hand abgeschnitten worden war. Nach 14 Jahren, so versicherten jene, die ihn kannten, war sie plötzlich, während er in der Nacht schlief, unversehrt wiederhergestellt worden.341 In derselben Gegend wurden in einigen pagi in der Luft feurige eiserne Kugeln beobachtet, die dort umherflogen und viele Häuser und Dörfer in Brand steckten.342 Aber in einigen Orten wurden ihnen Kreuze entgegengestellt und mit bischöfl ichem Segen und Weihwasser wehrte man sie ab. (6) Soldaten des Königs plünderten die Diözese Reims, Heriberts Söhne die Abtei Saint-Crépin [in Soissons] und Ragenold [v. Roucy] die Abtei Saint-Médard [in Soissons] und so wüteten sie mit Rauben und Plündern gegeneinander.343 (7) Ein gewaltiger Sturm traf den pagus Paris und ein äußerst heftiger Wirbelsturm ließ die mit solidem Mörtel errichteten Mauern eines uralten Hauses, welches sehr lange fest und sicher auf dem Montmartre gestanden hatte, vollkommen einstürzen. Man erzählt, dass Dämonen in Gestalt von Reitern gesehen wurden, wie sie eine in der Nähe gelegene Kirche zerstörten, indem sie gegen die Balken 341

Gerüchte um eine abgeschlagene, wieder angewachsene Hand stehen als Einschub zum Jahr 934 in Widukinds Sachsengeschichte 2, 32. Als Vorbild diente wohl der Makedonier Basileios, der als „Konstantinos Dukas“ viele täuschte und dem Ks. Rhomanos Lakapenos eine Hand abhacken ließ. Freigelassen legte er sich eine eherne Hand zu. Erneut gefangen, nachdem er eine Festung erobert hatte, wurde er hingerichtet, vgl. Iohannis Skylitzae, Synopsis Historiarum, hg. v. Johannes Thurn, ΡΟΜΑΝΟΣ Ο ΛΑΚΑΠΗΝΟΣ 27, S. 228; dt. Johannes Thurn, Byzanz wieder ein Weltreich, Rhomanos Lakapenos 27, S. 267. 342 Ebenfalls ein Einschub, der sich in Widukinds Sachsengeschichte 2, 32 fi ndet. Dabei könnte es sich um ein Gerücht über den Ausbruch des isländischen Vulkans Elfgjá in den 930er-Jahren handeln. 343 Vgl. 14.4 u. 31.2.

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quae proxima stabat, destruentes, eius trabes memoratis parietibus incusserint ac sic eos subruerint,344 vineas quoque montis ipsius evulserint et omnia sata vastaverint. (8) Subsecuta mox Brittonum pernities, qui discordia inter se principum Berengarii et Alani345 divisi, a Nordmannis cum quibus pactum inierant, pervasi et magna sunt caede attriti. Civitas eorum, Dolus nomine, capta et episcopus eiusdem confugientium in aecclesiam multitudinum stipatione oppressus et enecatus est. Reparatis denique Brittones viribus certamen ineunt, in quo superiores Nordmannis extitisse visi sunt. Tertia tandem congressione inita, magna ex utraque parte cecidit multitudo; victoria vero potiti Nordmanni Brittones usque ad internetionem caedunt et a terra ipsorum disperdunt. Ipsique Nordmanni, qui nuper a transmarinis advenerant regionibus, eorum terras invadunt. (9) Ludowicus rex in terram Nordmannorum proficiscitur cum Arnulfo et Erluino et quibusdam episcopis Franciae ac Burgundiae. Arnulfus itaque praecedens regem, quosdam Nordmannorum, qui custodias observabant, apud Arcas fudit et regi transitum praeparavit,346 sicque rex Rodomum perveniens a Nordmannis in urbe suscipitur, quibusdam mare petentibus qui eum nolebant recipere, ceteris omnibus sibi subiugatis. Hugo dux cum suis et quibusdam Burgundiae proceribus trans Sequanam faciens iter Baiocas usque pervenit et civitatem obsedit, quam rex ei dederat si eum ad subiciendam sibi hanc Nordmannorum gentem adiuvaret. Receptus autem rex a Nordmannis, mandat duci ut a praefatae civitatis obsidione discedat. Quo discedente, rex in eam ingreditur; unde et discordiae fomes inter regem concitatur et ducem, sed et pro eo quod rex obsides ab Ebrocensibus,g qui Hugoni subditi erant, accepit, quos eidem duci reddere noluit. ΝΒ 27 (1) Anno DCCCCXLV, adhuc rege Ludowico apud Rodomum degente, Gerberga

g

Lauer, Annales, S. 95, Z. 16: et Ebrocensibus, hier: ab Ebrocensibus (ab Ebrocensibus A, B, C, D, E).

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schlugen und die erwähnten Mauern so zum Einsturz brachten. Sie rissen auch die Weinstöcke auf diesem Berg aus und vernichteten die Gewächse. (8) Kurz darauf stürzte die Zwietracht zwischen den Fürsten Berengar und Alain345 die in zwei Parteien gespaltenen Bretonen ins Verderben. Sie wurden von den Normannen, mit denen sie einen Vertrag geschlossen hatten, angegriffen und in einem verheerenden Gemetzel aufgerieben. Ihre Stadt Dol wurde eingenommen und ihr Bischof im Gedränge der Menge derer, die in die Kirche geflüchtet waren, erdrückt und getötet. Nachdem die Bretonen schließlich ihre Kräfte wiederhergestellt hatten, begannen sie eine Schlacht, in der sie den Normannen überlegen zu sein schienen. In einem dritten Zusammentreffen starb auf beiden Seiten eine große Menge (an Menschen). Den Sieg konnten jedoch die Normannen erringen. Sie machen die Bretonen bis zur völligen Vernichtung nieder und vertreiben sie aus ihrem Land. Die Normannen, die selbst erst kürzlich aus Ländern jenseits des Meeres angekommen waren, besetzen nun deren (die bretonischen) Ländereien. (9) König Ludwig bricht mit Arnulf [v. Flandern], Herluin [v. Montreuil] und einigen Bischöfen der Francia und Burgunds in das Land der Normannen auf. Arnulf zog dem König voran, schlug einige Normannen nieder, die bei Arques-laBataille Wache hielten, und bereitete dem König das Übersetzen vor.346 So gelangt der König nach Rouen und wird von den Normannen in der Stadt empfangen; einige, die den König nicht aufnehmen wollten, zogen ans Meer, alle anderen unterwarfen sich ihm. Herzog Hugo machte sich mit seinen Leuten und einigen Großen aus Burgund auf den Weg über die Seine, gelangte nach Bayeux und belagerte diese Stadt, die der König ihm für den Fall unterstellt hatte, dass Hugo ihn bei der Unterwerfung des Normannenvolkes unterstützte. Da der König aber von den Normannen aufgenommen worden war, befiehlt er dem Herzog, die Belagerung der Stadt abzubrechen. Nachdem (Hugo) abgezogen war, zieht der König (in die Stadt) ein, womit er den Funken der Zwietracht zwischen König und Herzog entfacht; aber auch damit, dass der König Geiseln aus Évreux annahm, die Hugo unterstellt worden waren, und sich weigerte, sie dem Herzog zurückzugeben. 52 27 (1) Im Jahre 945, während sich König Ludwig noch in Reims aufhielt, gebar Königin Gerberga in Laon einen Sohn, der, damit er im christlichen Glauben 344

Flodoard verwendet trabs, trabis f., was eigentlich „Balken, Baumstamm, Fackel“ bedeutet, aber auch eine feurige Leuchterscheinung wie ein Blitz sein kann. Hier werden wohl sehr menschliche, plündernde Reiter dämonisiert. 345 Vgl. 24.3. 346 Arques-la-Bataille, Dép. Seine-Maritime, Region Normandie; der namengebende Fluss Arques entsteht dort durch Zusammenfluss der Flüsse Béthune, Eaulne und Varenne, und mündet nach wenigen Kilometern bei Dieppe in den Ärmelkanal. Welches Gewässer hier überquert wurde, sagt Flodoard nicht.

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regina fi lium Lauduni peperit, qui Karolus347 ad catezizandum vocitatus est. Reversus rex Laudunum et cum Arnulfo locutus, dispositis quibusdam rebus, Rodomum regreditur. At Bernardus348 Silvanectensis comes et Tetbaldus349 Turonensis cum Heriberto350 castellum regis Montiniacum Paschae diebus351 aggressi, capiunt, incendunt, diruunt. Idem quoque Bernardus, venatores et canes regis invadens, equos eorum vel quaeque sibi visa sunt aufert; Compendium etiam, regalis sedis oppidum, pervadit cum quibusdam villis eidem sedi subiectis. (2) Rex Ludowicus, collecto secum Nordmannorum exercitu, Veromandinsem pagum depraedatur, assumptoque cum ipsis Erluino cum parte militum Arnulfi, sed et Artoldo episcopo cum his qui dudum Remis eiecti fuerant, comitibus quoque Bernardo ac Theoderico nepote ipsius, Remorum obsidet urbem. Vastantur circumquaque segetes, villaeque diripiuntur et partim exuruntur, necnon aecclesiae plures effringuntur. Quoties pugnatum ad portas vel circa murum vulnerati, ex utraque parte, non pauci, quidam etiam interempti sunt. (3) Hugo denique dux proeliatus cum Nordmannis, qui fi nes suos ingressi fuerant, eos non modica caede fudit et a terminis suis eiecit; post haec Remis ad regem mittit, dans obsides, ut Ragenoldus352 ex parte regis ad colloquium sibi occurrat. Quo abeunte, tractat cum eo uti rex obsides ab Hugone episcopo accipiat et ab obsidione Remensi discedat, quatinus idem praesul denominato placito, ad reddendam rationem de omnibus quae rex ab eo quaesierat, accedat. Quibus hoc sibi tenore datis, rex ab obsidione recedit post quintam decimam, quo civitas obsessa fuerat, diem. Igitur, circa missam sancti Iohannis353 Hugo dux placitum cum rege per sequestres habuit, in quo nihil certi de pace inter ipsos componenda gestum, nisi tantum quod indutias ad invicem sibi dederunt usque ad medium mensem

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unterwiesen werde, Karl genannt wurde. Der König kehrte nach Laon zurück, regelte in einer Unterredung mit Arnulf einige Angelegenheiten und geht zurück nach Rouen. Graf Bernhard348 von Senlis, Thetbald349 von Tours und Heribert 350 griffen während der Ostertage351 das königliche castellum Montigny an, erobern es, brennen es nieder und zerstören es. Derselbe Bernhard überfälll auch die Jäger und die Hunde des Königs, raubt die Pferde und alles, was ihm in den Blick gerät. Auch die königliche Residenz Compiègne greift er an, sowie einige Dörfer, die der Residenz unterstellt waren. (2) König Ludwig zog ein Heer aus Normannen zusammen und plündert den pagus Vermandois. Er verstärkte sein Heer mit Herluin [v. Montreuil] und einem Teil der Soldaten Arnulfs, aber auch mit Bischof Artold und jenen, die kürzlich aus Reims ausgewiesen worden waren, sowie mit den Grafen Bernhard und Theoderich, Bernhards Neffen, und belagert die Stadt Reims. Die umliegenden Getreidefelder werden verwüstet, Dörfer geplündert und zum Teil niedergebrannt und sie brechen außerdem in mehrere Kirchen ein. Sooft an den Toren oder in der Umgebung der Mauer gekämpft wurde, wurden auf beiden Seiten nicht wenige verletzt, einige auch getötet. (3) Schließlich kämpfte Herzog Hugo mit den Normannen, die in sein Gebiet eingedrungen waren, streckte sie mit einem großen Gemetzel nieder und vertrieb sie über die Grenzen seines Gebietes hinaus. Danach schickt er zum König nach Reims und übergibt Geiseln, damit Ragenold352 im Namen des Königs zu einer Unterredung mit ihm (Herzog Hugo) aufbräche. Als Ragenold abgereist war, verhandelt Herzog Hugo mit ihm darüber, dass der König Geiseln von Bischof Hugo annehme und die Belagerung von Reims beende, wenn der Bischof (Hugo) sich zu einer schon benannten (Gerichts-)Versammlung einstelle, um über alles Rechenschaft abzugeben, was der König von ihm erfrage. Nachdem ihm das in diesem Sinne zugesagt worden waren, bricht der König die Belagerung der Stadt, die 15 Tage gedauert hatte, ab. Schließlich hatte Herzog Hugo um das Fest des heiligen Johannes353 herum eine Besprechung mit Unterhändlern des Königs, auf der man sich (jedoch) nicht auf einen sicheren Frieden einigen konnte; einzig ein beiderseitiger Waffenstillstand bis Mitte August wurde zugesagt. Nachdem dies alles aus-

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Karl (* Januar 945, † vor 953, als Geisel). Vgl. 5.7. 349 Thetbald († 977), „der Betrüger“ (le Tricheur), Gf. v. Blois, Chartres, Vizegraf v. Tours (910 –975). 350 Heribert (926 / 928 –980 / 984), Gf. v. Meaux u. Troyes, Sohn Heriberts II. v. Vermandois, Gf. v. Meaux u. Troyes. 351 Ostersonntag war am 7. April 945. 352 Ragenold v. Roucy († 10. Mai 967); vielleicht identisch mit dem Normannen Ragenold, vgl. 5.8 u. 7.1. 353 24. Juni 945, ein Dienstag. 348

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Augustum. His ita gestis, rex Ludowicus, assumpto Erluino et quibusdam domesticis suis secum, Rodomum petit. (4) Domnus Teutolo354venerandus urbis Turonicae praesul obiit, qui, dum de pace inter regem et principes componenda certaret hisque studiis occupatus a Lauduno rediret, aegritudine corporis in ipso deprimitur itinere. Cumque ultimum iam exhalaret spiritum, apparuit signum quoddam luminis per aera discurrens, cubitum longitudinis habere visum; cuius lumine ad depellendas noctis tenebras sufficienter perfuncti sunt, qui funus eius deducebant; talique potiti solamine per milia fere, ceu fertur, ducenta, Turonicam usque corpus eius perferunt urbem. Quodque in monasterio Sancti Iuliani, quod idem vir sanctus summa instituerat religione, iuxta sepulcrum domni Odonis reverenter humatur, et exinde ipsum templum divinis illustrari miraculis declaratur. (5) Dum rex Ludowicus moraretur Rodomi, Hagroldus Nordmannus, qui Baiocis praeerat, mandat ei, quod ad eum venturus esset condicto tempore vel loco, si rex ad illum locum accederet. Veniente denique rege cum paucis ad locum denominatum, Hagroldus cum multitudine Nordmannorum armatus advenit, invadensque socios regis pene cunctos interemit. Rex solus fugam iniit, prosequente se quodam Nordmanno sibi fideli. Cum quo Rodomum veniens, comprehensus est ab aliis Nordmannis quos sibi fideles esse putabat, et sub custodia detentus. (6) Hugo quoque rex Italiae, regno depulsus a suis, et fi lius ipsius in regnum receptus est. Hugo praesul Altmontem castrum obsidens, post septem ferme obsidionis ebdomadas recepit, reddente illud Dodone tali sub tenore, ut filium ipsius et fi lium fratris sui suscipiens idem archiepiscopus concederet eis terram patrum suorum. Hugone duce de regis ereptione laborante, Nordmanni fi lios ipsius regis dari sibi obsides quaerunt, nec aliter regem se dimissuros asserunt. Mittitur igitur ad reginam pro pueris; illa minorem mittens maiorem fatetur se non esse missuram. Datur igitur minor, et ut rex dimittatur, Wido Suessorum episcopus sese obsidem tradit. (7) Dimissus itaque rex a Nordmannis suscipitur ab Hugone principe; quique committens eum Tetbaldo, cuidam suorum, proficiscitur Othoni regi obviam. Qui

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geführt war, wendet sich König Ludwig, begleitet von Herluin und einigen seiner [des Königs] Hausgenossen, nach Rouen. (4) Herr Teutolo,354 der ehrwürdige Bischof der Stadt Tours, starb, der, während er eifrig damit beschäftigt war, einen Friedensschluss zwischen dem König und den Fürsten zustandezubringen und, mit diesen Verhandlungen beschäftigt, von Laon zurückkehrte, auf eben dieser Reise von einem körperlichen Unwohlsein niedergedrückt wurde. Als er seinen letzten Atemzug getan hatte, sah man ein Lichtzeichen, das sich durch die Lüfte verbreitete; es schien über eine Elle lang zu sein. Das Licht vertrieb die Dunkelheit der Nacht so hinreichend, dass diejenigen, die seinen Leichnam begleiteten, das völlig durchführen konnten; mit solchem Trost, so wird erzählt, überführten sie seinen Leichnam über beinahe 200 Meilen bis in die Stadt Tours. Dort wird er ehrerbietig im Kloster Saint-Julien, welches der heilige Mann mit höchster Frömmigkeit errichtet hatte, neben dem Grab des Herrn Odo [v. Cluny] begraben. Von da an wurde offenbar, dass die Kirche durch göttliche Wunder verherrlicht wird. (5) Während König Ludwig sich in Rouen aufhielt, läßt ihm der Normanne Harold, der Bayeux kommandierte, mitteilen, dass er zu einer verabredeten Zeit an einem verabredeten Ort zu ihm kommen wolle, wenn der König sich an jenem Ort einstelle. Als der König schließlich mit einigen wenigen Männern den vereinbarten Ort erreicht, erscheint dort Harold mit einer großen Schar Normannen gerüstet. Sie griffen die Gefährten des Königs an und töteten fast alle. Allein der König entkam durch Flucht, begleitet von einem ihm getreuen Normannen. Als er nach Rouen kam, wurde er von anderen Normannen, die er für seine Getreuen hielt, ergriffen und unter Bewachung gestellt. (6) Auch König Hugo von Italien wurde von den eigenen Leuten aus seiner Herrschaft vertrieben, und sein Sohn [Lothar] wurde in die Herrschaft aufgenommen. Bischof Hugo schloss das castrum Omont ein, das er nach beinahe sieben Wochen Belagerung einnahm; Dodo übergab es ihm unter der Bedingung, dass der Erzbischof seinen Sohn und den Sohn seines Bruders aufnehme und ihnen das Land ihrer Väter zugestehe. Während Herzog Hugo sich um die Befreiung des Königs bemüht, verlangen die Normannen, dass ihnen die Söhne des Königs als Geiseln gegeben werden; andernfalls, so erklären sie, werden sie den König nicht freilassen. Man schickt also wegen der Jungen an die Königin. Sie sendet den jüngeren Sohn [Karl] und versichert, sie werde auf keinen Fall den älteren [Lothar] schicken. Man übergibt also den jüngeren Sohn, und damit die Normannen den König freiließen, stellte sich Bischof Wido von Soissons selbst als Geisel. (7) Daraufhin gaben die Normannen den König frei, er wird von Fürst Hugo übernommen, der ihn Thetbald [von Tours], einem seiner Männer, anvertraut und aufbricht, um König Otto zu treffen. Der König will (jedoch) nicht mit ihm spre354

Vgl. 15.3.

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rex, nolens loqui cum eo, mittit ad eum Conradum, ducem Lothariensium;355 cum quo locutus Hugo infensus Othoni regi revertitur. Richario356 Tungrensium praesule defuncto, idem episcopium rex Otho Hugoni, abbati monasterii Sancti Maximini, nolenti atque refugienti dedit, eumque ordinari fecit episcopum, et ita remeat trans Rhenum. (8) In pago Parisiacensi, necnon etiam per diversos circumquaque pagos, hominum diversa membra ignis plaga pervaduntur; quaeque sensim exusta consumebantur, donec mors tandem finiret supplicia. Quorum quidam, nonnulla sanctorum loca petentes, evasere tormenta; plures tamen Parisius in aecclesia Sanctae Dei genitricis Mariae sanati sunt, adeo ut quotquot illo pervenire potuerint, asserantur ab hac peste salvati; quos Hugo quoque dux stipendiis aluit cotidianis. Horum dum quidam vellent ad propria redire, extincto refervescunt incendio regressique ad ecclesiam liberantur.357 ΝΓ 28 (1) Anno DCCCCXLVI. Quidam motus inter fi lios Heriberti358 comitis agitantur pro hereditatum distributione suarum; qui tamen, Hugone principe avunculo ipsorum mediante, pacantur, divisis sibi, prout eis competens visum est, rebus. (2) Hugo rex Italiae359 a suis in regnum recipitur. (3) Edmundus360, Anglorum rex, legatos ad Hugonem principem pro restitutione Ludowici regis dirigit; et idem princeps proinde conventus publicos cum nepotibus suis aliisque regni primatibus agit. (4) Marinus papa361decessit, cui successit Agapitus;362 et pax inter Albericum patricium et Hugonem, regem Italiae depaciscitur.

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chen und schickt Konrad, den Herzog der Lothringer, zu ihm. Nach einer Unterredung mit ihm war Hugo erbittert und schickt ihn zu König Otto zurück. Als Bischof Richer356 von Tongern starb, gab König Otto dessen Bischofssitz Hugo, dem Abt des Klosters Sankt Maximin [in Trier], der ihn nicht wollte und zurückwich; Otto ließ ihn (dennoch) zum Bischof weihen und überquert wieder den Rhein. (8) Im pagus Paris und in verschiedenen pagi ringsumher befällt ein Feuerbrand verschiedene Gliedmaßen der Menschen, die allmählich verbrannten und zerstört wurden, bis schließlich der Tod die Marter beendete. Einige suchten mehrere Plätze der Heiligen auf und entkamen so den Qualen. Viele wurden in Paris in der Kirche der Heiligen Gottesmutter Maria [Notre-Dame] geheilt. All jene, die dorthin gelangen konnten, galten als von dieser Seuche erlöst. Auch ernährte sie Herzog Hugo durch tägliche Zuwendungen. Doch als einige von ihnen nach Hause zurückkehren wollten, wallte der schon erloschene Brand wieder auf; wenn sie zur Kirche [Notre-Dame] zurückkehrten, wurden sie davon wieder befreit.357 53 28 (1) Im Jahr 946 kommt es zwischen den Söhnen des Grafen Heribert 358 zu einem Konfl ikt wegen der Verteilung ihrer Erbteile. Durch die Vermittlung ihres Onkels, des Fürsten Hugo, werden sie jedoch versöhnt und die Erbschaft, wie es ihnen angemessen scheint, geteilt. (2) Hugo, der König von Italien359 wird von den Seinen wieder in die Herrschaft aufgenommen. (3) Edmund,360 der König der Angelsachsen, schickt wegen der Wiedereinsetzung König Ludwigs Gesandte an den Fürsten Hugo und der Fürst hielt deswegen öffentliche Versammlungen mit seinen Neffen und anderen Großen des Reiches ab. (4) Papst Marinus361 starb; ihm folgte Agapit.362 Auch wird ein Frieden zwischen dem (römischen) Stadtpräfekten Alberich und dem König Hugo von Italien geschlossen. 355

Konrad der Rote (um 922 –955), Hz. v. Lothringen (944 –953), vgl. A. Gerlich, in: LexMA 5, 1991, Sp. 1344. 356 Richer, Bf. v. Tongern, starb am 23. Juli 945, vgl. auch 2.3 u. 4.1. 357 Früher Bericht über Ergotismus, eine durch den Mutterkorn-Pilz (claviceps purpurea) verursachte Vergiftung. 358 Vgl. 25.1. 359 Vgl. 6.1 u. 8.4. 360 Edmund (um 922 –946), Kg. v. England (939–946), Onkel Ludwigs IV., vgl. C. P. Wormald, in: LexMA 3, 1986, Sp. 1578 f. 361 Marinus II., Papst (942 –946). 362 Agapit II., Papst (946 –955).

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(5) Hugo, dux Francorum, ascito secum Hugone Nigro,h fi lio Richardi, ceterisque regni primatibus Ludowicum regem, qui fere per annum sub custodia detinebatur apud Tetbaldum comitem, in regnum restituit, recepto Lauduno castro, quod regina Gerberga tenebat, et eidem Tetbaldo commisso. Qui dux Hugo, renovans regi Ludowico regium honorem vel nomen, ei sese cum ceteris regni committit primoribus. (6) Edmundus rex Transmarinus defungitur, uxor quoque regis Othonis, soror ipsius Edmundi, decessit.363 (7) Regina Gerberga nuper ad Othonem regem, fratrem suum, legationem direxerat, auxilium deposcens ab eo. Qui, maximum colligens ex omnibus regnis suis exercitum, venit in Franciam, Conradum quoque secum habens, Cisalpinae Galliae regem. Quibus rex Ludowicus obviam profectus, satis amicabiliter et honorifice suscipitur ab eis; sicque pariter Laudunum venientes, considerataque castri fi rmitate, deverterunt ab eo, Remensem aggredientes urbem; quam cingentes obsidione, ingenti vallarunt exercitu. Videns autem praesul Hugo obsidionem se tolerare non posse, neque tantae resistere multitudini, locutus est cum quibusdam principibus qui videbantur sibi esse amici, videlicet cum Arnulfo, qui eius sororem,364 et Uddone365 qui amitam ipsius habebat uxorem, sed et cum Hermanno, Uddonis fratre, quaesivit ab eis, quid sibi foret agendum. Qui tale consilium dederunt ei, ut egrederetur cum suis et relinqueret urbem, quia id dispositum a regibus erat ut omnimodis expelleretur, neque intervenire possent apud reges pro ipso quin eruerentur ei oculi, si urbem vi capi contigisset. Quo consilio percepto ac suis intimato, post tertiam obsidionis diem cum pene cunctis qui secum tunc aderant militibus egressus est. Sicque reges cum episcopis et principibus ingredientes urbem, domnum Artoldum praesulem qui dudum fuerat eiectus iterum intronizari fecerunt; quem Rotbertus Treverensis366 archiepiscopus et Fredericus Magonciacensis367 accipientes, utraque manu eidem sedi restituerunt. Deinde relinquentes Gerbergam reginam Remis, ipsi reges cum exercitibus suis terram Hugonis aggrediuntur, et urbem

h

Lauer, Annales, S. 101 Z. 7: Nneigro, hier: Nigro (fehlt in A; Nigro B, C, D, E).

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(5) Hugo, der Herzog der Franken, zog Hugo den Schwarzen, den Sohn Richards, und andere Große des Reiches hinzu und setzte König Ludwig, der beinahe ein Jahr von Graf Thetbald gefangen gehalten worden war, wieder in die Königsherrschaft ein. Dafür erhielt er das castrum Laon, das Königin Gerberga innehatte und übergab es Thetbald. Herzog Hugo erneuerte König Ludwig die königliche Ehre und den Titel und kommendiert sich ihm mit den anderen Großen des Reiches. (6) Der überseeische König Edmund stirbt; auch die Ehefrau König Ottos, die Schwester jenes Edmund, verschied.363 (7) Königin Gerberga hatte unlängst eine Gesandtschaft an ihren Bruder, König Otto, geschickt, um Hilfe von ihm zu erbitten. Dieser sammelte ein großes Heer aus allen seinen Reichen und zog in die Francia. Auch Konrad, der König von Hochburgund, begleitete ihn. König Ludwig eilte ihnen entgegen und wird hinreichend freundschaftlich und ehrenvoll aufgenommen. Darauf zogen sie gemeinsam nach Laon. Nachdem sie aber die starke Befestigung des castrum genauer in Augenschein genommen hatten, wandten sie sich ab und griffen die Stadt Reims an, die sie ringsum belagerten und mit ihrem Riesenheer einkesselten. Als Bischof Hugo sah, dass er der Belagerung nicht standhalten und einer so großen Streitmacht nicht widerstehen konnte, besprach er sich mit einigen Fürsten, die ihm freundlich gesonnen schienen, nämlich Arnulf, der mit seiner Schwester,364 und Udo,365 der mit seiner Tante verheiratet war, schließlich Hermann, Udos Bruder. Er fragte sie, was er tun solle. Sie gaben ihm folgenden Rat: Er solle mit den Seinen ausziehen und die Stadt verlassen, weil es von den Königen so beschlossen worden war, dass er auf jeden Fall vertrieben werden solle, und sie für ihn bei den Königen nicht intervenieren könnten, denn ihm sollten sogar die Augen ausgestochen werden, wenn sie (die Belagerer) die Stadt gewaltsam eingenommen hätten. Nachdem er diesen Rat angehört und den Seinen mitgeteilt hatte, verließ er nach drei Tagen Belagerung mit fast allen Soldaten, die jetzt noch bei ihm waren, die Stadt. Daraufhin zogen die Könige mit den Bischöfen und Fürsten in die Stadt ein und inthronisierten den Herrn Artold, der einst [940] vertrieben worden war, wieder als Bischof. Erzbischof Ruotbert von Trier366 und Friedrich von Mainz367 nahmen ihn jeder an einer Hand und übergaben ihm wieder seinen (Bischofs-) Sitz. Darauf lassen die Könige Königin Gerberga in Reims zurück, greifen mit ihren Heeren das Land Hugos an und belagern die Stadt Senlis. Als sie feststellten, wie 363

Edgitha (um 910 –946), Halbschwester v. Kg. Aethelstan, 1. Ehefrau v. Kg. Otto I. Adele, Tochter Heriberts II. v. Vermandois und Schwester Hugos. 365 Udo († 949), Gf. v. Wetterau, Sohn des Konradiners Gebhard, des Bruders v. Hz. Hermann v. Schwaben. 366 Ruotbert, Ebf. v. Trier (931–956). 367 Friedrich, Ebf. v. Mainz (937–954). 364

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Silvanectensem obsidentes, ut viderunt munitissimam, nec eam valentes expugnare, caesis quibusdam suorum, dimiserunt. Sicque trans Sequanam contendentes, loca quaeque praeter civitates gravibus atterunt depraedationibus terramque Nordmannorum peragrantes; loca plura devastant, indeque remeantes, regrediuntur in sua. (8) Deroldus Ambianensium praesul vita decessit. ΝΔ 29 (1) Anno DCCCCXLVII, Hugo princeps, moto exercitu in Arnulfi terram proficiscitur, obsidetque quasdam munitiones ipsius, nulloque patrato prout speravit negotio, revertitur in sua. Rex quoque Ludowicus cum quibusdam Lothariensibus Mosomum, quod Hugo praesul eiectus Remis tenebat, obsedit; sed nec ipse quippiam pro votis efficiens, recedentibus tandem post mensem Lothariensibus, ipse Remos regreditur. (2) Bovo Catalaunensis episcopus obiit, eliguntque sibi Catalaunenses quendam nobilem adolescentem clericum, nomine Gibuinum.368 (3) Ludowicus rex Aquis Pascha369 cum Othone rege celebrat, et regiis ab eo honoratur muneribus. (4) Hugo princeps a quibusdam praesumptiose persuasus Remensem cum Hugone praesule, quasi mox capturus, aggreditur urbem, frustratoque voto, resistentibus fidelibus regis et Artoldi archiepiscopi, octavo postquam advenerant die, illusi recedunt. (5) Hugo praesul, annitente avunculo suo Hugone, ordinat Ambianis episcopum Tetbaldum370 quendam, aecclesiae Suessonicae clericum. (6) Ludowicus rex, expetente Arnulfo comite, Atrabatem proficiscitur cum Artoldo episcopo, indeque cum Arnulfo ad obsidendum Monasteriolum, castrum Rotgarii fi lii Erluini, progrediuntur; postque laborem inefficacem pluriumque mortes suorum, spe privati regrediuntur ad propria. (7) Tempestas magna Remis effusa est per unius omne noctis spatium cum coruscationibus continuis et terrae motu, adeo ut putei replerentur et domus nonnullae subverterentur. (8) Conventus placiti regum Ludowici et Othonis super Charam fluvium intrante mense Augusto celebratur, Hugone principe circa Mosomum et Duodecia-

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stark sie befestigt war, und sie sie nicht ohne schwere eigene Verluste erobern konnten, zogen sie wieder ab. Sie überqueren die Seine, ruinieren etliche Orte mit Ausnahme der Städte durch schlimme Plünderungen und durchstreifen das Land der Normannen; sie verwüsten viele Orte und von dort zurückkehrend gehen sie wieder nach Hause. (8) Bischof Derold von Amiens starb. 54 29 (1) Im Jahr 947 bricht Fürst Hugo mit einem ausgerückten Heer in das Land Arnulfs auf und belagert einige seiner munitiones. Da man aber nichts von dem zustande brachte, was man sich von dem Unternehmen erhofft hatte, kehrt er nach Hause zurück. Auch König Ludwig belagert mit einigen Lothringern Mouzon, welches der aus Reims vertriebene Bischof Hugo hielt. Weil aber auch er nicht erreicht, was er sich vorher gewünscht hatte, ziehen sich die Lothringer nach einem Monat zurück; er selbst geht wieder nach Reims. (2) Bischof Bovo von Châlons stirbt und die Bürger von Châlons erwählen sich den jungen adeligen Kleriker namens Gibuinus.368 (3) König Ludwig feiert Ostern369 mit König Otto in Aachen und wird von ihm mit königlichen Geschenken geehrt. (4) Fürst Hugo, dem einige Leute verwegen eingeredet hatten, er könne mit Bischof Hugo Reims binnen kurzem einnehmen, greift die Stadt an, doch sein Wunsch wurde vereitelt, weil die Getreuen des Königs und des Erzbischofs Artold Widerstand leisteten, und am achten Tag nach ihrer Ankunft ziehen sie sich enttäuscht zurück. (5) Bischof Hugo weiht auf Drängen seines Onkels Hugo [d. Gr.] Tetbald,370 einen Kleriker der Kirche von Soissons, in Amiens zum Bischof. (6) Auf Bitten des Grafen Arnulf bricht König Ludwig zusammen mit Bischof Artold nach Arras auf. Von dort rücken sie mit Graf Arnulf zur Belagerung von Montreuil vor, einem castrum des Roger, des Sohnes Herluins. Nach schweren, jedoch wirkungslosen Mühen, die vielen ihrer Leute das Leben kosten, ziehen sie, in ihren Erwartungen enttäuscht, nach Hause zurück. (7) Ein schwerer Sturm fegte die ganze Nacht hindurch über Reims hinweg mit ständigen Blitzen und Erdbeben, so dass sich die Brunnen füllten und viele Häuser zerstört wurden. (8) Anfang August wird eine (gemeisame) Versammlung der Könige Ludwig und Otto feierlich an der Chiers abgehalten. Fürst Hugo errichtete in der Nähe von Mouzon und Douzy ein Lager. Dort 368 Gibuinus († vor 998), Bf. v. Châlons-sur-Marne, heute Châlons-sur-Champagne (947–vor 998). 369 Ostersonntag war am 11. April 947. 370 Tetbald, Bf. v. Aminens (947–949).

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cum castra metato; ubi res litis inter Artoldum et Hugonem Remensis aecclesiae praesules ab episcopis auditur. Et quia synodus tunc convocata non fuerat, altercatio determinari non potuit; synodus autem circa medium mensis Novembris habenda denuntiatur. Interim vero sedes Remensis Artoldo conceditur, Hugo alter praesul in Mosomo commorari permittitur. Treugae vel indutiae belli inter regem Ludowicum et Hugonem principem usque ad synodi tempus, Othone rege mediante, disponuntur. (9) Heriveus, nepos Herivei quondam archiepiscopi, habens munitionem quam aedificaverat citra Maternam fluvium, villas circumquaque depraedabatur Remensis episcopii, excommunicatus ab Artoldo praesule pro his quas invaserat aecclesiae rebus. Contra cuius praedones egressi quadam die Ragenoldus comes et Dodo, frater ipsius praesulis; cum quibusdam militibus aecclesiae, ipsos grassatores in fugam agunt. Quo audito, idem Heriveus, armatis his quos secum habebat militibus, a munitione sua egressus contra nostros ad pugnam et congressus cum eis, interemptus est cum suorum quibusdam; ceteri omnes in fugam versi sunt, vulneratis ex utraque parte nonnullis. Corpus eiusdem Remos a victoribus perlatum est. Hugo praesul, assumens secum Tetbaldum de Lauduno cum aliis nonnullis malefactoribus, in Culmisciacum ceterasque contiguas villas tempore vindemiae venit; qui omni pene vinum ex his colligentes in diversos pagos abducunt. (10) Synodus praedicta Virduni habita est, praesidente Rotberto Treverensi praesule, cum Artoldo Remensi, Odalrico Aquensi,371 Adalberone Mettensi, Gosleno Tullensi,372 Hildebaldo373 Transrhenensi, Israhele374 Brittone, praesente Brunone abbate375 fratre regis Othonis, Agenoldo376 quoque et Odilone,377 cum aliis quibusdam venerandis abbatibus. Ad quam Hugo episcopus evocatus, missis etiam duobus ad eum deducendum episcopis Adalberone et Gosleno, venire noluit. Universa vero synodus domno Artoldo Remense tenendum adiudicavit episcopium. Indicitur iterum synodus idus Ianuarii habenda. ΝΕi

i

Lauer, Annales, S. 107 griechisches Zahlzeichen für 55 falsch gelesen ΝΘ statt richtig ΝΕ (Handschrift A. fol. 68v).

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wird der Streit zwischen den Reimser Bischöfen Artold und Hugo von den Bischöfen behandelt. Weil die Synode zu der Zeit noch nicht einberufen war, konnte der Streitfall nicht entschieden werden. Man verkündet jedoch eine Synode für Mitte November. Einstweilen gesteht man den Reimser Bischofssitz Artold zu. Hugo, dem anderen Bischof, wird erlaubt, in Mouzon zu bleiben. Im Krieg zwischen König Ludwig und dem Fürsten Hugo wird unter Vermittlung König Ottos ein Friede auf Zeit und ein Waffenstillstand bis zur Synode beschlossen. (9) Heriveus, der Neffe des verstorbenen Erzbischofs Heriveus, hatte eine munitio diesseits der Marne [Châtillon-sur-Marne] errichten lassen und plünderte nun die benachbarten Dörfer des Reimser Bischofsstuhls; wegen dieser Übergriffe auf den Kirchenbesitz wurde er von Bischof Artold exkommuniziert. Zu einem festgesetzten Termin rückten Graf Ragenold und Dodo, der Bruder dieses Bischofs, mit einigen Soldaten der Reimser Kirche gegen seine (des Heriveus) Plünderer aus und schlagen die Wegelagerer in die Flucht. Als Heriveus das erfuhr, zog er mit den bewaffneten Soldaten, die er bei sich hatte, aus seiner munitio zum Kampf gegen unsere Leute aus. Als es zum Gefecht mit ihnen kam, wurde er selbst mit einigen seiner Leute getötet. Alle anderen ergriffen die Flucht; auf beiden Seiten waren viele verwundet worden. Sein Leichnam wurde von den Siegern nach Reims überführt. Bischof Hugo nimmt Thetbald [v. Tours] mit vielen anderen Übeltätern aus Laon mit sich und kommt zur Erntezeit nach Cormicy und in weitere umliegende Dörfer. Dort schaffen sie beinahe den ganzen Wein, den man (gerade) eingebracht hatte, in verschiedene pagi fort. (10) Die erwähnte Synode wurde in Verdun abgehalten unter Vorsitz Bischof Ruotberts von Trier mit den Bischöfen Artold von Reims, Odalrich von Aix,371 Adalbero von Metz, Gauzlin von Toul,372 Hildebold373 von jenseits des Rheins und Israel374 dem Bretonen, in Gegenwart von Abt Brun375 [v. Lorsch], dem Bruder König Ottos, Abt Agenold376 und Abt Odilo377 sowie einiger anderer ehrwürdiger Äbte. Man ließ Bischof Hugo vorladen und schickte zwei Bischöfe, Adalbero und Gauzlin, die ihn geleiten sollten, (doch) er lehnte es ab zu kommen. Die gesamte Synode erkannte dem Herrn Artold also die Reimser Bischofswürde zu. Man kündigt eine weitere Synode für den 13. Januar an. 55 371 Odalrich, Bf. v. Aix-en-Provence (928 –947), 928 von Sarazenen vertrieben, verwaltete die Erzdiözese Reims (spiritualia) für den minderjährigen Hugo, vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 34, S. 426 Anm. 6. 372 Gauzlin, Bf. v. Toul (922 –962). 373 Hildebold, Bf. v. Münster (941 / 947–967 / 969). 374 Israel der Bretone († vor 965), auch Israel grammaticus, Lehrer Bruns, MGH Conc. 6, 1, S. 130 Anm. 10, vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 34, S. 426 Anm. 10. 375 Brun, Bruder Kg. Ottos I., Ebf. v. Köln (953 –965), vgl. 35.6, 36.1, 36.6 u. 38.4. 376 Agenold, (Einold) Abt v. Gorze (933 –959 / 967). 377 Odilo, Abt v. Stablo (937 / 938 –953 / 954).

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30 (1) Anno DCCCCXLVIII, synodus praedicta celebratur in aecclesia Sancti Petri, ante prospectum castri Mosomi a domno Rotberto ceterisque Trevirensis dioceseos episcopis et aliquibus Remensis. Veniens autem illuc Hugo praesul, et locutus cum Rotberto, synodum noluit ingredi. Litteras vero quasdam ex nomine Agapiti papae misit ad episcopos per clericum suum, qui eas Roma detulerat, nihil auctoritatis canonicae continentes, hoc tantum praecipientes, ut Hugoni Remense redderetur episcopium. Quibus lectis, ineuntes episcopi consilium cum abbatibus et ceteris sapientibus qui aderant, responderunt, non esse dignum vel congruum ut mandatum legationis apostolicae, quam dudum Rotbertus archiepiscopus, deferente Frederico praesule Mogonciacensi, coram regibus et episcopis tam Galliae quam Germaniae susceperat 378 et partem iam praeceptionis ipsius exegerat, propter illas litteras intermitteret quas insidiator Artoldi praesulis exhibebat; immo quod regulariter coeptum fuerat, canonice pertractaretur.379 Sicque praeceptum est, ut recitaretur capitulum XVIIII Cartaginensis concilii de accusato et accusatore.380 Quo recitato, iudicatum est secundum diffi nitionem ipsius capituli, ut Artoldo praesule retinente communionem et parrochiam Remensem, Hugo qui ad duas iam synodos evocatus venire contempserat, a communione et regimine Remensis episcopii abstineret, donec ad universalem synodum, quae indicebatur Kalendas Augusti, sese purgaturus occurreret. Ipsumque capitulum mox in carta describi fecerunt episcopi coram se, subnectentes hanc etiam definitionem suam, et eidem Hugoni miserunt. Qui post alteram diem eandem cartam Rotberto praesuli remisit, hoc verbis remandans, quod ipsorum iudicio nequaquam oboediturus esset. (2) Arnulfus comes castrum Monasteriolum, favente Hugone principe, capit. (3) Interea proclamationis litterae a domno Artoldo diriguntur ad sedem Romanam. Domnus igitur Agapitus papa vicarium suum, Marinum episcopum,381 mittit

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30 (1) Im Jahr 948 wird die vorgenannte Synode in der Kirche des Heiligen Petrus in Sichtweite des castrum Mouzon von Herrn Ruotbert und den übrigen Bischöfen der Trierer Diözesen und weiteren Bischöfen der Reimser Diözesen feierlich begangen. Dorthin kam auch Bischof Hugo und sprach mit Ruotbert, wollte (aber) nicht vor der Synode erscheinen. Er schickte den Bischöfen jedoch durch seinen Kleriker einen Brief auf den Namen Papst Agapits, den (der Kleriker) selbst aus Rom überbracht hatte; der (jedoch) enthielt nichts kanonisch Verbindliches, sondern schrieb nur vor, dass Hugo die Reimser Diözese zurückgegeben werden müsse. Nachdem der Brief verlesen worden war, berieten sich die Bischöfe mit den Äbten und den anderen anwesenden kundigen Männern und beschieden, dass es weder geziemend noch angemessen sei, das Mandat eines apostolischen Legaten, welches Erzbischof Ruotbert vor kurzem aus den Händen Erzbischof Friedrichs von Mainz vor den Königen und Bischöfen der Gallia und der Germania erhalten378 und dessen Weisung er schon zum Teil umgesetzt hatte, wegen eines Briefes auszusetzen, den ein hinterhältiger Nachsteller Bischof Artolds vorweise; im Gegenteil: Was nach den Regeln begonnen worden war, sollte man auch weiterhin kanonisch behandeln.379 Und so wurde beschlossen, das 19. Kapitel des Konzils von Karthago „Über den Beklagten und den Kläger“ vorzulesen.380 Nachdem das verlesen war, entschied man gemäß der Bestimmung dieses Kapitels, dass Bischof Artold Gemeinde und Sprengel der Reimser Kirche behalten solle. Hugo, der die Vorladungen zweier Synoden geringgeschätzt hatte und nicht erschienen war, solle auf Gemeinschaft und Leitung der Reimser Diözese solange verzichten, bis er vor der allgemeinen Synode, die für den ersten Tag des Augustes angekündigt wurde, erscheine, um sich zu rechtfertigen. Die Bischöfe ließen dieses Kapitel in ihrer Anwesenheit schnell in einer Urkunde aufschreiben, hängten ihre Bestimmung an und schickten die Urkunde an Hugo. Dieser sandte sie einen Tag später mit dem Bescheid an Bischof Ruotbert zurück, er werde sich ihrem Urteil auf keinen Fall fügen. (2) Graf Arnulf erobert mit der Hilfe Fürst Hugos das castrum Montreuil. (3) Inzwischen richtet Herr Artold einen Beschwerdebrief an den römischen Stuhl. Daher sendet Papst Agapit seinen Stellvertreter, den Bischof Marinus381 zu 378

Lauer, Annales, S. 108 Anm. 4, vermutet beim Treffen Ludwigs und Ottos an der Chiers, vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 34, S. 427 Anm. 28. 379 Dass der Brief Papst Agapits durch Täuschung der päpstlichen Kanzlei zustande gekommen war, stellte sich erst auf der Synode in Ingelheim heraus. Die Synodalen haben also bei Mouzon sehr umsichtig entschieden. 380 Kanon 19 der Canones in causa Apiarii in der Dionysio-Hadriana als Konzil von Karthago 418 (CC 149, S. 140), vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 34, S. 426 Anm. 32. 381 Marinus v. Bomarzo (942 –958), vgl. Engelmann, Päpstliche Legaten, S. 93 –96 u. 138; MGH Conc. 6, 1 S. 139 Anm. 8.

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ad Othonem regem propter evocandam et aggregandam generalem synodum. Litterae quoque ipsius papae mittuntur ab urbe Romana speciatim quibusdam episcopis Galliae Germaniaeque, vocantes eos ad eandem synodum. (4) Quae synodus aggregata est ex praecepto praefati papae in Engulenhein palatio regali, in aecclesia beati Remigii honore dicata septimo idus Iunii, causa videlicet maximarum dissensionum, quae agitabantur inter regem Ludowicum et Hugonem principem, inter Artoldum quoque Remorum archiepiscopum et Hugonem illicite substitutum eidem urbi praesulem; quae dissensiones omne perturbaverant regnum Francorum. (5) Ad quam synodum celebrandam adveniente praedicto Marino, sedis apostolicae vicario, convenerunt etiam Germaniae praesules cum quibusdam Galliarum episcopis, Rotbertus videlicet Trevirensis archiepiscopus, Artoldus Remensis, Fredericus Mogontiacensis, Wicfredus Coloniensis, Adaldachus Hammaburgensis, Hildeboldus Mimegardevurdensis, Goslenus Tullensis, Adalbero Mettensis, Berengarius Virdunensis, Fulbertus Camaracensis, Rodulfus Laudunensis, Richoo Warmacensis, Reimboldus Spirensis, Poppo Wirtsiburgensis, Chounradus Constantiacensis, Odelricus Augustensis, Thethardus Hildinesheimsis, Bernardus Alfurtestedensis, Dudo Poderbrunnensis, Farabertus Tungrensis, Lioptacus Ribunensis, Michahel Radisponensis, Dodo Osnebruggensis, Everis Mindensis, Baldricus Traiectensis, Heroldus Saltburgensis, Adalbertus Bazsoensis, Starchandus Eistetensis, Horath Sleoswicensis, Wichardus Basiliensis, Liesdac Ripuensis.382 (6) Residentibus his praesulibus in aecclesia praedicti loci, post praemissas preces383 secundum ordinem celebrandi concilii et post lectiones sacrae auctoritatis ingressis gloriosis regibus Othone ac Ludowico, et simul residentibus, post allocutionem praefati Marini sedis apostolicae legati, exurgens Ludowicus rex e latere et consessu domni regis Othonis, proclamationis suae querimoniam propalavit coram praemisso Romanae sedis vicario ceterisque consedentibus episcopis, referens qualiter accersitus fuerit a transmarinis regionibus per legatos Hugonis ceterorumque Franciae principum ad suscipiendum suae paternae hereditatis regnum, cunctorumque votis et acclamationibus procerum militiaeque Francorum sublimatus et consecratus sit ad apicem regalis moderaminis obtinendum, postea vero eiectus sit a praefato Hugone, et dolis appetitus ac comprehensus per annum inte-

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König Otto, um eine allgemeine Synode einberufen und versammeln zu lassen. Auch werden von Rom aus Urkunden des Papstes gesondert an einige Bischöfe der Gallia und der Germania verschickt, um diese zu der Synode einzuladen. (4) Am 7. Juni versammelte sich diese Synode auf Anordnung des genannten Papstes in der königlichen Pfalz Ingelheim in der zu Ehren des seligen Remigius geweihten Kirche feierlich, um die bedeutensten Auseinandersetzungen zu behandeln, die zwischen König Ludwig und Fürst Hugo sowie zwischen dem Reimser Erzbischof Artold und Hugo, der sich unrechtmäßig an dessen Stelle als Bischof der Stadt gesetzt hatte, aufgetreten waren. Diese Streitfälle hatten das gesamte Königreich der Franken in große Unordnung versetzt. (5) Zur feierlichen Durchführung der Synode, zu der der besagte Marinus, der Stellvertreter des apostolischen Stuhls anreiste, versammelten sich die Bischöfe der Germania mit einigen Bischöfen der Gallia, nämlich Erzbischof Ruotbert von Trier, Artold von Reims, Friedrich von Mainz, Wichfried von Köln, Adaldag von Hamburg, Hildebold von Münster, Gauzlin von Toul, Adalbero von Metz, Berengar von Verdun, Fulbert von Cambrai, Rodulf von Laon, Richowo von Worms, Reginbald von Speyer, Poppo von Würzburg, Konrad von Konstanz, Ulrich von Augsburg, Thiedhard von Hildesheim, Bernhard von Halberstadt, Dudo von Paderborn, Florebert [II.] von Tongern, Liopdac von Ribe, Michael von Regensburg, Dodo von Osnabrück, Ebergisl von Minden, Balderich von Utrecht, Herold von Salzburg, Adalbert von Passau, Starchand von Eichstätt, Horath von Schleswig, Wighard [II.] von Basel, Liesdac von Ribe.382 (6) Diese Bischöfe nahmen ihren Platz in der Kirche des genannten Ortes ein. Nach den gemäß der Regelung (dem Ordo) zur Feier eines Konzils geforderten, vorausgeschickten Gebeten und den Lesungen aus der Heiligen Schrift383 traten die glorreichen Könige Otto und Ludwig ein und setzten sich gleichzeitig; nach der Ansprache des genannten apostolischen Gesandten Marinus erhob sich König Ludwig von der Seite des neben ihm sitzenden Otto, und brachte vor dem Vertreter des apostolischen Stuhls und den übrigen versammelten Bischöfen laut anklagend eine Beschwerde vor: Er sei durch Gesandte Hugos und der übrigen Fürsten der Francia aus Übersee (England) herbeigerufen worden, um das Reich seines väterlichen Erbes zu empfangen, und sei durch die Gelübde und die Akklamation der Fürsten und des Heeres der Franken dazu erhoben und geweiht worden, den Gipfel königlicher Regierung innezuhaben. Später sei er jedoch von dem besagten Hugo vertrieben worden. Er sei mit List ergriffen, gefangengesetzt und durch ihn 382

Flodoard hat Bf. Reginbrand von Aarhus ausgelassen und stattdessen Liesdac / Leofdac von Ribe zwei Mal gelistet. Vgl. Wolter, Synoden im Reichsgebiet, S. 46 Anm. 137. 383 Die Regeln der Durchführung einer Synode (Ordines de celebrando concilio) schrieben vor, die Sitzungen der ersten drei Tage nach dem einleitenden Gebet und der Ansprache des Metropolitan mit einer Lesung zu beginnen, die dem Evangelium und / oder den canones entnommen wurde, vgl. MGH Conc. 6, 1, S. 142 Anm. 70; siehe unten lectiones divinae auctoritatis.

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grum sub custodia fuerit ab eo detentus, nec aliter eius absolutio potuerit obtineri, nisi Laudunum castrum, quod solum tunc regina Gerberga cum fidelibus suis ex omnibus suis regiis sedibus retinebat, Hugone illud occupante, dimitteret. De his omnibus malis, quae post regni susceptionem passus fuerat, si quis obiceret quod sui facinoris causa eidem fuissent illata, inde se iuxta synodale iudicium et regis Othonis praeceptionem purgaret vel certamine singulari defenderet. (7) Deinde surgens Artoldus archiepiscopus protulit, secundum iussionem papae Romani quam ei delegaverat, litis initium atque tenorem, quae versabatur inter ipsum et Hugonem subrogatum sibi aecclesiae Remensis antistitem. Post quarum litterarum recitationem et earum propter reges iuxta teutiscam linguam384 interpretationem, ingressus synodum quidam Sigiboldus, praemissi Hugonis clericus, attulit litteras quas Roma detulerat quasque iam in alia synodo Mosomi propalaverat, asserens easdem litteras sibi Romae ab ipso qui aderat Marino vicario datas. Qui Marinus, proferens litteras quas idem Sigiboldus Romam detulerat, praecepit eas coram synodo recitari. In quarum recitatione repertum est, prout ipsae litterae fatebantur, quod Wido episcopus Suessonicus, Hildegarius quoque Belvacensis, Rodulfus Laudunensis, ceterique cuncti Remensis dioceseos episcopi easdem litteras ad sedem delegaverint apostolicam pro restauratione Hugonis in sede Remensi et expulsione Artoldi. (8) Post quarum lectionem exurgentes Artoldus praesul et praefatus Rodulfus, qui in eisdem litteris nominabatur, Fulbertus quoque Camaracensis antistes, easdem litteras refutarunt, astruentes quod eas antea numquam viderint vel audierint, neque in earum delegatione consensum praebuerint. Quibus dum idem clericus contraire non posset, licet in eos calumniis obstrepens, praecepit domnus Marinus suggerens universae synodo, ut sibi consilium et rectum iudicium proferrent super huiusmodi calumniatore et calumniarum in episcopos delatore. At illi, postquam delator publice confutatus est falsa detulisse, lectis capitulis de huiuscemodi calumniatoribus, iudicant et unanimiter censent eum quo fruebatur honore privari debere ac, secundum capitulorum tenorem, in exilium detrudi. Diaconatus igitur quo fungebatur ministerio multatus, a conspectu synodi reprobatus abscessit. Artoldo vero praesuli, qui omnibus se synodis praesentabilem fecerat, non refugiens synodale iudicium, episcopium Remense iuxta canonum instituta et sanctorum

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(Hugo) ein ganzes Jahr lang unter Bewachung festgehalten worden. Er habe seine Freilassung nicht anders erlangen können, als dass er das castrum Laon, an dem damals noch die Königin Gerberga mit ihren Getreuen als einzige von allen Königspfalzen festhielt, obwohl Hugo es schon besetzt hatte, aufgab. Wegen aller dieser Schlechtigkeiten, die er nach der Übernahme der Herrschaft ertragen hatte, werde er sich – wenn einer entgegnete, das sei ihm aus eigenem Verschulden widerfahren – gemäß dem Urteil der Synode und dem Befehl König Ottos reinigen oder durch einen Zweikampf verteidigen. (7) Darauf erhob sich Erzbischof Artold und gab gemäß dem Befehl, den ihm der römische Bischof aufgetragen hatte, einen Bericht über Anfang und Fortgang des Streits, der sich zwischen ihm selbst und dem an seiner Stelle als Reimser Bischof eingesetzten Hugo hin- und herdrehte. Nachdem der Brief verlesen und wegen der Könige in die deutsche Sprache384 übersetzt worden war, trat ein gewisser Sigebald vor die Synode, ein Kleriker Hugos, und hatte einen Brief bei sich, den er aus Rom mitgebracht und schon auf der Synode in Mouzon zur Kenntnis gebracht hatte. Er versicherte, den Brief in Rom von dem dort anwesenden (päpstlichen) Vertreter Marinus erhalten zu haben. Marinus zeigte den Brief, den Sigebald aus Rom mitgebracht hatte, vor und bestimmte, dass er der Synode vorgelesen werde. Während der Lesung erfuhr man, dass, wie der Brief verriet, Bischof Wido von Soissons und auch Hildegar von Beauvais, Rodulf von Laon und alle übrigen Bischöfe der Reimser Diözese Briefe an den apostolischen Stuhl gesandt hätten zugunsten einer Wiedereinsetzung Hugos auf den Reimser Bischofsstuhl und der Absetzung Artolds. (8) Nachdem der Brief verlesen war, stehen Bischof Artold und der erwähnte Rodulf, der in dem Brief genannt wurde, wie auch Bischof Fulbert von Cambrai auf und weisen den Brief zurück; sie versichern, ihn nie zuvor gesehen oder davon gehört zu haben; auch hätten sie einer solchen Anweisung niemals zugestimmt. Da der Kleriker (Sigebald) ihnen nichts entgegnen konnte, obwohl er sie mit falschen Anklagen bestürmte, verordnete und legte der Herr Marinus der ganzen Synode nahe, zu beraten und ein regelrechtes Urteil über einen derartigen Verleumder, der solche falschen Anklagen gegen die Bischöfe erhebe, hervorzubringen. Nachdem aber der Kläger öffentlich überführt worden war, dass er falsche Beschuldigungen vorgebracht habe, urteilten und beschlossen die Bischöfe einträchtig nach der Verlesung der entsprechenden Kapitel über derartige verleumderische Ankläger, dass ihm das Amt, welches er bekleidete, entzogen und er nach dem Wortlaut der Kapitel ins Exil geschickt werden müsse. Daher wurde er des Amtes eines Diakons enthoben und, solchermaßen vor der Synode verurteilt, verließ er sie. Die Synodalen beschließen, geloben und bekräftigen aber, dass Bischof Artold, der auf allen Synoden erschienen war und sich dem Urteil der Synode nicht entzogen hatte, die Reimser Diözese gemäß den geltenden Bestimmungen der Kano384

Vgl. Heinz, Frenkisk. Zur Geschichte von theodiscus und teutonicus, S. 71–74.

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patrum decreta omnino retinendum atque disponendum decernunt, laudant atque corroborant. (9) Secunda consessionis die,385 post recitatas divinae auctoritatis lectiones et Marini vicarii allocutionem, suggessit domnus Rotbertus Trevirensis archiepiscopus ut, quoniam iuxta sacrae legis instituta restauratum atque restitutum fuerat Remense Artoldo praesuli episcopium, in eiusdem sedis invasorem synodale perageretur iudicium. Praecepit itaque Marinus vicarius,386 ut canonicam super hac praesumptione synodus proferret sententiam. Iubentur ergo sanctae legis catholica recitari capitula; quibus recitatis, secundum sacrorum instituta canonum et sanctorum decreta patrum Sixti, Alexandri, Innocentii, Zosimi, Bonefacii, Caelestini, Leonis, Symmachi,387 ceterorumque sanctorum aecclesiae Dei doctorum, excommunicaverunt et ab aecclesiae Dei gremio reppulerunt praedictum Hugonem, Remensis aecclesiae pervasorem, donec ad poenitentiam et dignam satisfactionem venire procuret. (10) Ceteris quoque diebus synodi tractata sunt quaedam necessaria de incestis coniugiis et aecclesiis quae presbiteris in partibus Germaniae dabantur, immo vendebantur, indebite et auferebantur a laicis illicite, prohibitumque ac statutum ne id omnino praesumeretur ab aliquo ; sed et de aliis aecclesiae Dei utilitatibus tractata sunt et diffi nita nonnulla.388 (11) Interea rex Ludowicus deprecatur regem Othonem ut subsidium sibi ferat contra Hugonem et ceteros inimicos suos. Qui petita concedens iubet ut Chonradus dux389 cum exercitu Lothariensium in eius pergat auxilium; interim vero, dum congregetur exercitus, rex Ludowicus cum ipso duce maneat, et episcopi Artoldus atque Rodulfus, qui erant cum rege, ne quid in via paterentur adversi degerent cum Lothariensibus episcopis. Mansimus390 itaque cum Rotberto Trevirensi, Rodulfus Laudunensis cum Adalberone Mettensi, ebdomadas fere quattuor. Exercitu de-

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nes und der Beschlüssen der heiligen Väter gänzlich behalten und wieder in Ordnung bringen solle. (9) Am zweiten Tag der Versammlung,385 nach dem Vortragen der Lesungen göttlicher Autorität (der Bibel) und einer Ansprache des (päpstlichen) Vertreters Marinus schlug der Herr Erzbischof Ruotbert von Trier vor, dass, nachdem gemäß den Weisungen des heiligen Gesetzes das Reimser Bistum wiederhergestellt und dem Bischof Artold zurückgegeben worden war, das Urteil der Synode über denjenigen weiter verfolgt werde, der sich dessen Bischofssitz unrechtmäßig angeeignet hatte. Deshalb ordnete der Stellvertreter (des apostolischen Stuhles)386 Marinus an, dass die Synode ein kanonisches Urteil wegen dieser Anmaßung öffentlich vortrage. Also wird befohlen, die katholischen Kapitel des heiligen Gesetzes vorzulesen. Nachdem sie verlesen waren, exkommunizierten sie den vorgenannten Hugo, den Usurpator der Reimser Kirche, gemäß den Bestimmungen der heiligen Kanones und den Dekreten der heiligen Väter Sixtus, Alexander, Innozenz, Zosimus, Bonifatius, Coelestin, Leo, Symmachus387 und aller anderen heiligen Lehrer der Kirche Gottes und stießen ihn aus dem Schoß der Kirche Gottes, bis er Buße tue und eine angemessene Wiedergutmachung leiste. (10) An den übrigen Tagen der Synode behandelte man manches Dringliche über Inzestehen oder die Kirchen, die in Teilen der Germania an Priester gegeben oder vielmehr verkauft und unzulässig und unerlaubt von Laien geraubt wurden. Dies wurde verboten und es wurde verfügt, dass sich auf keinen Fall jemand so etwas anmaßen dürfe. Aber auch andere nützliche Angelegenheiten der Kirche Gottes wurden behandelt und etliche entschieden.388 (11) Unterdessen bittet König Ludwig König Otto dringend um Unterstützung gegen Hugo und seine anderen Feinde. Otto gewährt die Bitten und befiehlt, dass Herzog Konrad389 ihm mit einem Heer der Lothringer zur Hilfe eile. Inzwischen, während das Heer aufgestellt werde, solle König Ludwig bei dem Herzog bleiben, und die Bischöfe Artold und Rodulf, die im Gefolge des Königs waren, sollten bei den lothringischen Bischöfen bleiben, damit sie auf dem Weg kein Unglück erlitten. So verweilten wir390 für fast vier Wochen bei Ruotbert von Trier, Rodulf von Laon und Adalbero von Metz. Als das Heer schließlich versammelt war, gehen die 385

8. Juni 948, ein Donnerstag. Vgl. 30.3. 387 Sixtus unklar, vielleicht Siricus (384 –399), Alexander unklar, vielleicht Anastasius I. (399– 401), Innocenz I. (401– 417), Zosimus (417– 418), Bonifacius I. (418 – 422), Coelestin (422 – 432), Leo I. (440 – 461), Symmachus (498 –514). Vgl. Stratmann, (Hg.) Flodoardus, HRE 4, 35, S. 435 Anm. 100, mit Verweis auf Pseudo-Isidor, nach MGH Conc. 6, 1, S. 162 Anm. 223. 388 Die einzelnen Entscheidungen sind aufgeführt, MGH Conc. 6, 1, S. 160 –162, Capitulum IIII–XII. 389 Vgl. 27.7. 390 Flodoard bezeugt erneut seine Anwesenheit, vgl. Einleitung, S. 2. 386

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nique collecto Lotharienses episcopi Mosomum petunt, ipsumque obsidentes castrum atque oppugnantes, milites, qui erant ibi cum Hugone, ad deditionem compellunt; et acceptis ab eis obsidibus, pergunt obviam Ludowico regi et Chonrado duci in partes Laudunensis pagi. Obsident igitur ibi dux et exercitus quandam munitionem, quam aedificaverat et tenebat Tetbaldus in loco qui dicitur Mons acutus, qui et Laudunum contra regem retinebat. Hoc etiam oppidum expugnantes, tandem non sine mora capiunt, indeque Laudunum adeunt. Et in aecclesia Sancti Vincentii congregati episcopi, praedictum Tetbaldum excommunicant, Hugonem vero principem vocant litteris ex parte Marini legati apostolicae sedis et sua venire ad emendationem pro malis quae contra regem et episcopos egerat. Wido denique, Suessonicae urbis episcopus, ad regem Ludowicum veniens, eidem sese committit, pacaturque cum Artoldo archiepiscopo, satisfaciens illi pro ordinatione Hugonis. (12) Chonradus quoque dux fi liam Ludowici regis sacro de fonte suscepit. (13) Sicque recepto Mosomo castro et everso, Lotharienses revertuntur in sua. (14) Igitur Hugo nullam moram faciens, collecta suorum multa Nordmannorumque manu Suessonicam aggreditur urbem et obsidens oppugnat, caeditque nonnullos; iniectis etiam ignibus domum matris aecclesiae succendit, simulque claustra canonicorum391 et partem civitatis. Nec tamen ipsam capere valens, urbem reliquit et ad quandam munitionem, quam Ragenoldus, comes Ludowici, super Axonam fluvium, in loco qui dicitur Rauciacus, aedificabat, devenit, ipsamque adhuc inperfectam castris vallavit. Sed nec ipsam cepit; villas tamen Remensis aecclesiae castris suis contiguas devastavit. Plures quoque colonorum392 praedones ipsius interemerunt, violantes aecclesias et in tantum debachantes ut in Culmisciaco vico tam infra quam circa aecclesiam fere quadraginta homines interfecerunt ipsumque templum omnibus pene rebus expoliaverunt.393 Multis ergo flagitiis tunc perpetratis Hugo tandem cum suis regreditur grassatoribus. Itaque

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lothringischen Bischöfe nach Mouzon, belagern dieses castrum, greifen es an und zwingen die Soldaten, die sich dort mit Hugo aufhielten, zur Kapitulation; sie nahmen von ihnen Geiseln an und brechen auf, um König Ludwig und Herzog Konrad ins Gebiet des pagus Laon entgegenzugehen. Darauf belagern dort der Herzog (Konrad) und das Heer die munitio, die Montaigu genannt wird, welche Thetbald erbaut hatte und in Besitz hielt. Diese und Laon hielt Thetbald gegen den König. Sie (Konrad und sein Heer) erstürmen auch dieses oppidum und nehmen es schließlich mit einiger Verzögerung ein. Von dort ziehen sie weiter nach Laon. In der Kirche des Heiligen Vincent exkommunizieren die versammelten Bischöfe den genannten Thetbald. Den Fürsten Hugo fordern sie durch einen Brief in ihrem Namen und dem des Marinus, des Gesandten des apostolischen Stuhls, auf, die Übeltaten wieder gut zu machen, die er gegen den König und die Bischöfe begangen hatte. Schließlich sucht Wido, der Bischof der Stadt Soissons, König Ludwig auf und kommendiert sich ihm. Er versöhnt sich mit Erzbischof Artold und gibt ihm Genugtuung dafür, dass er Hugo zum Bischof geweiht hatte. (12) Herzog Konrad hob die Tochter König Ludwigs aus dem heiligen Taufbecken. (13) Nachdem das castrum Mouzon erobert und zerstört worden war, kehren die Lothringer nach Hause zurück. (14) Hugo [d. Große] sammelt unverzüglich viele seiner eigenen Männer und eine Schar Normannen, nähert sich der Stadt Soissons, belagert sie und greift sie an; dabei tötet er viele, steckt das Haus der Mutterkirche an und brennt das Kloster der Kanoniker391 und einen Teil der Stadt nieder. Da er diese trotzdem nicht einnehmen konnte, verließ er die Stadt und zog zur munitio, die Ragenold, ein Graf [König] Ludwigs, an der Aisne in einem Ort, der Roucy genannt wird, hatte bauen lassen. Die noch unfertige Anlage umlagerte er. Er konnte sie aber nicht einnehmen, verwüstete jedoch die in der Nähe seines Lagers liegenden Dörfer der Reimser Kirche. Seine Plünderer töteten auch viele Kolonen,392 entweihten Kirchen und wüteten derart, dass sie im Dorf Cormicy sowohl unterhalb der Kirche als auch um die Kirche herum wohl vierzig Männer töteten und das Gotteshaus selbst fast völlig ausraubten.393 Nach so vielen damals begangenen Niederträchtigkeiten kehrt Hugo mit seinen Wegelagerern endlich nach Hause zurück. Nun wollen die Soldaten, die sich bis dahin dem exkommunizierten [Bischof] Hugo angeschlossen hat-

391

Die Kathedrale Saint-Gervais-et-Saint-Protais; Lauer lokalisiert das Kanonikerkloster im Bereich des Klosters Saint-Gervais, nördlich des Domes, vgl. Lauer, Annales, S. 117 Anm. 2. 392 Mit Colonus werden abhängige Bauern, also in königlicher oder kirchlicher Schutzgewalt stehende Unfreie bezeichnet. 393 Cormicy ist Flodoards eigene Pfründe.

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milites qui hactenus cum Hugone fuerant excommunicato, ad Artoldum praesulem revertuntur; qui nonnullos eorum, redditis eis rebus quas habuerant, recepit, quosdam vero abiecit. (15) Post haec Treviros proficiscitur ad synodum cum episcopis Widone Suessonico, Rodulfo Laudunensi et Wicfredo Morinensi.394 Quo pervenientes, Marinum sese praestolantem repperiunt cum Rotberto archiepiscopo; ceterorum vero Lothariensium vel Germanorum praesulum illic invenere neminem. Considerantibus igitur illis, sciscitari Marinus vicarius coepit, quid egisset post praemissam synodum Hugo princeps erga ipsos vel regem Ludowicum. At illi referunt supra memorata, quae ipsis et aecclesiis eorum intulerat mala. Requirit ergo de vocatione ipsius principis Marinus, utrum perlatae fuissent ei litterae vocationis, quas ei perferendas delegaverat. Cui respondetur ab Artoldo archiepiscopo, quod quaedam earum perlatae sint, quaedam vero perferri nequiverint, earum gerulo ab ipsius grassatoribus intercepto; vocatus tamen fuerit tam litteris quam quibusdam internuntiis. Requiritur itaque, si adsit aliquis ex parte ipsius legatus. Ubi cum nullus fuisset inventus, decernitur expectandum si forte adventurus esset in crastinum; quod cum minime contigisset, et omnes qui aderant, tam clerici quam illustres laici, eum excommunicandum esse acclamarent, defi nitur ab episcopis hanc excommunicationem adhuc differendam usque ad diem synodi tertiam. Tractatur autem de episcopis, qui vocati fuerant et venire distulerant, vel his qui ordinationi Hugonis participes extiterant. Et Wido quidem Suessonicus se culpabilem, prostratus coram Marino vicario et Artoldo archiepiscopo, confitetur. Intercedentibus autem pro eo apud Marinum Rotberto et Artoldo archiepiscopis absolvi ab hac noxa meretur. Wicfredus Morinensis immunis ab eadem ordinatione repperitur. Adest Transmari, Noviomensis episcopi,395 legatus quidam presbiter astruens eundem praesulem ita gravi langore detentum, ut ad eandem synodum venire non valuerit; id quoque nostrates qui aderant attestantur episcopi. (16) Tertia tandem die, insistente praecipue Liuddulfo,397 legato et capellano regis Othonis, quoniam idem rex id omnino fieri praecipiebat, excommunicatur Hugo comes,396 inimicus Ludowici regis, pro supra memoratis malis ab ipso per-

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ten, zu Bischof Artold zurückkehren; der nahm viele von ihnen wieder auf und gab ihnen die Güter zurück, die sie besessen hatten; andere wies er hingegen ab. (15) Danach begibt sich Bischof Artold mit den Bischöfen Wido von Soissons, Rodulf von Laon und Wicfred von Thérouanne (Wicfredo Morinensi)394 zur Synode nach Trier. Als sie dort ankommen, finden sie Marinus und Erzbischof Ruotbert [v. Trier] vor, die sie erwarten. Von den übrigen Bischöfen der Lothringer und der Germanen war niemand dorthin gekommen. Die Bischöfe setzten sich und der Stellvertreter (des päpstlichen Stuhles) Marinus beginnt, sie zu befragen, was Fürst Hugo nach der vorhergehenden Synode gegen sie oder König Ludwig unternommen habe. Jene berichten von den schon oben erwähnten Übeltaten, welche er ihm (dem König Ludwig) und seinen Kirchen zugefügt hatte. Marinus erkundigt sich folglich nach der Vorladung dieses Fürsten und ob Hugo die Vorladungsbriefe überbracht worden seien, die man ihm, wie er es angewiesen hatte, überbringen sollte. Darauf antwortet ihm Erzbischof Artold, dass einige davon überbracht wurden, einige jedoch nicht an Hugo überbracht werden konnten, weil dessen Wegelagerer den Überbringer abgefangen hätten. Er (Hugo) sei allerdings sowohl briefl ich als auch durch Boten (mündlich) vorgeladen worden. Man läßt daher nachforschen, ob ein Gesandter von Hugos Seite anwesend sei. Da aber niemand gefunden werden konnte, wird entschieden, abzuwarten, ob am nächsten Tag vielleicht jemand ankommen würde. Als nichts dergleichen geschah und alle Anwesenden, Kleriker ebenso wie angesehene Laien, laut seine Exkommunikation forderten, entscheiden die Bischöfe, die Exkommunikation noch bis zum dritten Tag der Synode zu verschieben. Auch berät man über jene Bischöfe, die (zur Synode) eingeladen worden waren, ihre Ankunft jedoch hinausgezögert, und über jene, welche an der Weihe Hugos teilgenommen hatten. Wido von Soissons bekennt sich schuldig und warf sich vor dem Stellvertreter (des heiligen Stuhles) Marinus und dem Erzbischof Artold nieder. Die Erzbischöfe Ruotbert und Artold setzten sich bei Marinus dafür ein, dass er es verdiene, von seinen Vergehen freigesprochen zu werden. Wicfred von Thérouanne wird wegen der Weihe für nicht schuldig befunden. Der Gesandte des Bischofs Transmarus von Noyon,395 ein Priester, ist anwesend und gibt an, sein Bischof sei von einer so schweren Krankheit festgehalten, dass er nicht gesund gewesen sei, um zu der Synode zu kommen. Dies wird von unseren Bischöfen, die anwesend waren, bestätigt. (16) Schließlich wird Graf 396 Hugo, der Feind König Ludwigs, am dritten Tag, auf Insistieren Liudolfs,397 des Gesandten und Kaplans König Ottos, weil der 394

Vgl. 21.4. Vgl. 19.1. 396 Flodoard bezeichnet Hugo den Großen jetzt ausdrücklich mit comes. 397 Liudolf ist von 952 bis 967 als Kanzler in den Urkunden Ottos I. nachweisbar; später Bf. v. Osnabrück. 395

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petratis, eo tamen modo, donec resipiscat, et ad satisfactionem coram Marino vicario, vel episcopis quibus iniuriam fecit, deveniat; quod si facere contempserit, Romam pro absolutione sui proficiscatur. Excommunicantur et duo pseudoepiscopi, ab Hugone damnato ordinati, Tetbaldus et Ivo, prior post expulsionem ipsius in Ambianensi urbi,398 alter post damnationem eiusdem Hugonis in Silvanectensi, ab ipso constituti. Excommunicatur etiam quidam clericus Laudunensis, nomine Adelomus, quem accusavit Rodulfus, episcopus suus, eo quod Tetbaldum399 excommunicatum in aecclesiam introduxerit. Vocatur Hildegarius, Belvacensis episcopus, litteris praefati Marini, ut veniat coram ipso, vel eat Romam, rationem redditurus coram domno papa pro illicita ordinatione praedictorum pseudoepiscoporum cui interfuerat. Vocatur et Heribertus, Heriberti comitis filius, ad satisfactionem venire pro malis quae contra episcopos agebat. (17) His ita gestis, episcopi revertuntur in sua. Liuddulfus autem capellanus Othonis Marinum vicarium deducit ad regem suum in Saxoniam ubi consecraturus erat aecclesiam Vuldensis monasterii. Post cuius consecrationem400 idem Marinus, exacta hieme, Romam revertitur. Hoc anno defunguntur episcopi Geruncus401 Biturigensis et Rodulfus Laudunensis. Nascitur regi Ludowico fi lius,402 quem praesul Artoldus de sacro fonte suscepit, patris ei nomen imponens. Νς 31 (1) Anno DCCCCXLVIIII, Laudunenses, qui fidelitati Ludowici regis attendebant, eligunt sibi praesulem Roriconem diaconem,404 ipsius regis fratrem, quemque consecrat Artoldus archiepiscopus Remis. Qui tamen non receptus Lauduno,405 apud Petraepontem munitionem resedit.

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König befohlen hatte, so zu verfahren, wegen aller seiner begangenen, schon beschriebenen Übeltaten exkommuniziert, und zwar bis Hugo zur Einsicht käme und zur Wiedergutmachung vor den Stellvertreter (des heiligen Stuhls) Marinus und die Bischöfe trete, denen er Unrecht getan hatte. Wenn er dies jedoch nicht befolgen wolle, müsse er zur Absolution nach Rom gehen. Ebenfalls exkommuniziert werden zwei falsche Bischöfe: Tetbald und Ivo, die von dem verurteilten Hugo geweiht worden waren. Ersterer war nach dessen Vertreibung aus Reims als Bischof der Stadt Amiens,398 letzterer nach der Verurteilung Hugos von diesem als Bischof von Senlis eingesetzt worden. Exkommuniziert wird auch Adelomus, ein Kleriker aus Laon, den sein Bischof Rodulf beschuldigte, den exkommunizierten Thetbald399 in die Kirche eingeführt zu haben. Bischof Hildegar von Beauvais wird durch einen Brief des schon genannten Marinus dazu aufgefordert, vor ihm zu erscheinen oder nach Rom zu gehen, um vor dem Herrn Papst Rechenschaft wegen der unerlaubten Weihe der vorgenannten Pseudobischöfe, an der er teilgenommen hatte, zu geben. Auch Heribert, der Sohn des Grafen Heribert, wird aufgefordert, zu kommen, um Genugtuung für die gegen die Bischöfe begangenen Übeltaten zu leisten. (17) Nachdem die Bischöfe dies alles getan hatten, kehren sie nach Hause zurück. Liudulf, der Kaplan König Ottos, aber geleitete den Stellvertreter (des heiligen Stuhls) Marinus zum König nach Sachsen, wo er die Kirche des Klosters Fulda weihen sollte. Nach deren Weihe400 kehrt Marinus gegen Ende des Winters nach Rom zurück. In diesem Jahr sterben die Bischöfe Geruncus401 von Bourges und Rodulf (II.) von Laon. König Ludwig wird ein Sohn402 geboren, den Bischof Artold aus der heiligen Taufe hob. Er gab ihm den Namen seines Vaters. 56 31 (1) Im Jahr 949 wählen sich die Laudenser403, die König Ludwig die Treue hielten, den Diakon Rorico,404 den Bruder des Königs, zum Bischof, den Erzbischof Artold in Reims weiht. Dennoch wurde er (Rorico) in Laon nicht aufgenommen405 und residierte in der munitio Pierrepont. 398

Tetbald I., Bf. v. Amiens (947–948) war vom – schon aus Reims vertriebenen – Ebf. Hugo mit Unterstützung Hugos d. Großen geweiht worden, vgl. 29.5. 399 Thetbald I. († 973 / 975), Vizegraf v. Tours, Gf. v. Blois u. Chartres. 400 Am 1. November 948, ein Mittwoch, vgl. M. Stratmann (Hg.), Flodoardus, HRE 4, 37, S. 438 Anm. 15. 401 Geruncus v. Deols, Bf. v. Bourges (910 –948). 402 Ludwig (949–vor 954). 403 Flodoard bezeichnet hier jene „Bürger“ Laons, die wahlberechtigt sind, vgl. Abschnitt 31.2. 404 Rorico, Bf. v. Laon (949–976), unehelicher Sohn Karls III. 405 Der scheinbare Widerspruch, dass ein von den wahlberechtigten Stadtbewohnern

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(2) Ambianenses Tetbaldum, quem eis Hugo constituerat episcopum, exosi, castrum Arnulfo comiti produnt; qui advocans regem Ludowicum, oppidum ipsum cepit, Tetbaldum expulit, et Ragembaldum406 illuc Atrabatensem quendam monachum, quem idem Ambianenses prius sibi delegerant, introduxit; quique Remos a rege perductus, ordinatur episcopus ab Artoldo archiepiscopo. Altmontem munitionem, quam tenebat Dodo, frater domni Artoldi episcopi, milites Remensis aecclesiae, qui recepti non fuerant ab ipso praesule, furtiva capiunt proditione; et advocantes Hugonem excommunicatum in oppido suscipiunt, indeque per villas episcopii circumpositas rapinis desaeviunt. (3) Imminente denique paschali sollemnitate,407 Gerberga regina proficiscitur ad fratrem suum Othonem regem et Aquisgrani palatio pascha cum ipso celebrat. Ibi tunc diversarum gentium affuere legationes, Graecorum scilicet, Italicorum, Anglorum et aliorum quorundam populorum. (4) Regressa Remos regina cum fraterni auxilii pollicitatione, rex Ludowicus Laudunum improvisus aggreditur et noctu muro latenter a suis ascenso disruptisque portarum seris, oppidum ingreditur, capitque custodes, praeter eos qui turrim regiae domus conscenderant, quam ipse ad portam castri fundaverat. Hanc itaque capere non valens, a civitate secludit, ducto intrinsecus muro. Quo comperto, Hugo comes illo cum suis proficiscitur, et rex Chonradi Lothariensium ducis auxilium, missa legatione petit. Hugo vero appropians turri, ante portam metatur, et introducens in arcem custodes cum sufficiente victu, recedit a monte.408 Rex igitur obviam pergit Chonrado, et ipse dux cum rege locutus, indutias belli disponit inter ipsum et Hugonem usque ad mensem Augustum, dum rex idem locuturus pergat ad regem Othonem. Cum quo postquam locutus est Remos revertitur, ubi Adalbertus,409 fi lius Heriberti, ad eum veniens, ipsius efficitur. Ragenoldus comes, iunctis sibi quibusdam fidelibus Artoldi praesulis munitionem quandam construit

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(2) Die Amienser verabscheuten Thetbald, den ihnen [der abgesetzte Erzbischof] Hugo als Bischof eingesetzt hatte. Sie übergeben das castrum an Graf Arnulf. Der rief den König zu Hilfe, eroberte das oppidum, verjagte Thetbald und führte dort Ragembald,406 einen Mönch aus Arras, den die Amienser sich schon vorher zum Bischof gewählt hatten, ein; vom König nach Reims gebracht, wird er (Ragembald) von Erzbischof Artold zum Bischof geweiht. Soldaten der Reimser Kirche, die von diesem Bischof nicht aufgenommen worden waren, nehmen die munitio Omont, welche Dodo, der Bruder des Herrn Bischofs Artold, hielt, durch einen hinterlistigen Verrat ein. Sie wenden sich an den exkommunizierten Hugo, nehmen ihn im oppidum auf und wüten von dort aus in den umliegenden Dörfern der Diözese mit Raubzügen. (3) Da das Osterfest407 bevorsteht, bricht Königin Gerberga zu ihrem Bruder, König Otto, auf und feiert Ostern mit ihm in der Pfalz Aachen. Dort waren zu der Zeit Gesandte verschiedener Volksgruppen zugegen, nämlich der Griechen, der Italiener, der Engländer und anderer Völker. (4) Nachdem die Königin mit einem Hilfsversprechen ihres Bruders nach Reims zurückgekehrt war, greift König Ludwig unversehens Laon an; während der Nacht bestiegen seine Männer heimlich die Mauer und zerbrachen die Riegel der Tore; der König dringt in das oppidum ein und nimmt die Wachen gefangen, mit Ausnahme jener, die den Turm der königlichen Pfalz bestiegen hatten, den er selbst am Tor des castrum hatte errichten lassen. Da er (die Pfalz) nicht einnehmen konnte, trennte er sie durch eine nach innen hin aufgezogene Mauer von der civitas ab. Als Graf Hugo davon hörte, bricht er mit seinen Männern dorthin auf; der König schickte Gesandte an Konrad, den Herzog der Lothringer, und bittet um Hilfe. Hugo nähert sich dem Turm und lagert vor dem Tor, stationiert in der Zitadelle (arx) eine ausreichend mit Proviant versorgte Besatzung und verließ den Berg.408 Der König trifft sich nun mit Konrad. Nach Verhandlungen mit dem König arrangiert der Herzog einen Waffenstillstand zwischen dem König und Hugo bis zum Monat August, während der König zu Gesprächen mit König Otto aufbricht. Nachdem er sich mit diesem besprochen hatte, kehrt er nach Reims zurück, wo Adalbert,409 der Sohn Heriberts, zu ihm kommt, um ein Mann des Königs zu werden. Graf Ragenold [v. Roucy] hatte sich mit einigen Getreuen gewählter Bischof in der Stadt nicht residieren kann, löst sich, wenn man die Auseinandersetzung um die wichtige Königsresidenz zwischen König Ludwig und Hugo von Franzien berücksichtigt. Ludwig schildert die Lage in Laon anschaulich in seiner Rede vor der Synode von Ingelheim (vgl. 30.6). In Laon besaß Königin Gerberga, die Roricos Kandidatur unterstützte, großen Einfluss, dem Hugo entgegenarbeitete (vgl. 31.4). Vgl. McLean, Ottonian Queenship, S. 64. 406 Ragembald, Bf. v. Amiens (949–950). 407 Ostersonntag war am 22. April 949. 408 Zur Lage Laons vgl. 3.1. 409 Adalbert I. (915 –987), Gf. v. Vermandois (946 –987).

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in fluvio Materna, scilicet apud Maroilum. Codiciacum castrum domno Artoldo praesuli redditur ab his qui custodiebant illud ex parte Hugonis comitis vel Tetbaldi, quique se committunt eidem archiepiscopo. Altmontem praesidium, quod ingressus cum suis tenebat Hugo quondam episcopus, obsident Dodo, frater domni Artoldi cum fidelibus ipsius et Theodoricus comes et ante portam ipsius castri castra sibi constituunt atque praemuniunt. (5) Hugo comes, collecta suorum multa Nordmannorumque manu, Laudunum adit, et suos qui arcis domum tenebant educit, aliosque cum sufficiente victu custodes introducit. Et profectus hinc in pagum Porticensem, supra Caldionem castra metatur indeque ad regem Ludowicum Remis degentem quasi pacis petendae gratia mittit; insperatusque interim Laudunum aggressus capere nisus est, frustratoque consilio, revertitur in sua. Rex vero, evocato Arnulfo atque quibusdam Lothariensium, post eum proficiscitur usque in pagum Silvanectensem. Arnulfus itaque suburbium civitatis ipsius igne succendit, et sic ad propria regrediuntur. Hugo igitur, non modico tam suorum quam Nordmannorum collecto exercitu, in pagum Suessonicum venit, et missis ad regem episcopis Widone Autisioderensi,410 et Ansegiso Trecassino,411 Ragenoldum comitem sibi accersiit; et ita, dato alterutrum iureiurando, treugae sunt acceptae usque octavas Paschae.412 Nec longum post, rex cum Arnulfo locutus est. Ragenoldus comes castrum quondam Herivei, videlicet Castellionem, conscenso noctu muro capit; et Dodo, frater domni Artoldi, tertia deindej die Altmontem simili pene modo recepit. (6) Agapitus papa synodum habuit apud Sanctum Petrum, in qua dampnationem Hugonis episcopi apud Ingulenheim factam confirmavit, excommunicans etiam Hugonem principem donec Ludowico regi satisfaciat. (7) Bernardus413 quidam partium Hugonis, habens castellum super Isaram fluvium nomine Colnacum, se cum ipso castello committit Adalberto comiti. (8) Quaedam aecclesia in honore Sanctae Mariae dicata super Arnam rivum,414

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Bei Lauer, Annales: dein; in B, C, E: deinde.

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Bischof Artolds verbunden und errichtete mit ihnen eine munitio an der Marne bei Mareuil. Das castrum Coucy-le-Château wird dem Herrn Bischof Artold von jenen, die es im Auftrag des Grafen Hugo und Thetbalds bewachten, übergeben und sie kommendieren sich dem Erzbischof. Das praesidium Omont, welches der ehemalige Bischof Hugo mit seinen Leuten erobert hatte und besetzt hielt, belagert nun Dodo, der Bruder des Herrn Artold, mit dessen Getreuen und Graf Theoderich [v. Réthel]. Sie errichten vor dem Tor des castrum ihr eigenes Lager und befestigen es. (5) Graf Hugo sammelte viele seiner Männer und eine Schar Normannen, geht nach Laon, entlässt hier seine Leute, die das Haus der Zitadelle hielten und lässt andere Wachen, mit ausreichender Verpflegung versehen, einrücken. Von hier brach er in den pagus Porcien auf und errichtet sein Lager oberhalb von Chaudion. Von dort schickt er zum König, der sich in Reims aufhielt, so als wolle er um Frieden bitten. In der Zwischenzeit griff er jedoch unverhofft Laon an und versuchte mit allen Kräften, es einzunehmen. Als dieser Plan misslang, kehrt er nach Hause zurück. Der König aber bot Arnulf und einige Lothringer auf und verfolgt ihn (Hugo) bis in den pagus Senlis. Arnulf brennt die Vorstadt der Stadt (Senlis) nieder und kehrte nach Hause zurück. Schließlich sammelte Hugo ein großes Heer aus seinen eigenen Leuten und Normannen, zog in den pagus Soissons, sandte die Bischöfe Wido von Auxerre410 und Ansegis von Troyes411 zum König und ließ Graf Ragenold zu sich kommen. Man einigte sich schließlich auf einen von beiden Seiten beeideten Waffenstillstand bis zur Osteroktav.412 Bald danach besprach sich der König mit Arnulf. Graf Ragenold erobert das castrum Châtillion-sur-Marne, das vorher dem Heriveus gehört hatte, indem man in der Nacht die Mauer erstieg. Dodo, der Bruder des Herrn Artold, eroberte Omont nach drei Tagen fast auf die gleiche Art und Weise. (6) Papst Agapit hielt bei Sankt Peter eine Synode ab, welche die in Ingelheim vorgenommene Verurteilung Bischof Hugos bestätigte und auch den Fürsten Hugo exkommunizierte, bis dieser dem König Ludwig Genugtuung leisten würde. (7) Ein gewisser Bernard,413 der zum Lager Hugos gehört und das castellum Chauny an der Oise besetzt hält, kommendiert sich samt des castellum dem Grafen Adalbert [v. Vermandois]. (8) Die zu Ehren der Heiligen Maria geweihte Kirche am Flüsschen Arnes414 wird durch eindeutige Wunder berühmt und durch (seine) Heilmittel der Gesun-

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Wido (Guy), Bf. v. Auxerre (933 –961). Ansegis, Bf. v. Troyes († 970), Kanzler Kg. Rudolfs. 412 Ostersonntag war der 14. April 950, also bis zum 21. April. 413 Gf. v. Senlis, Cousin Heriberts II. v. Vermandois, vgl. Lauer, Annales, S. 125 Anm. 9. 414 Dép. Ardennes; die Arnes, ein Nebenfluss der Suippe, entspringt bei Saint-Étienneà-Arnes (Reg. Grand-Est; Dép. Ardennes; Arr. Vouziers). 411

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claris illustratur miraculis, et sanitatum praesidiis. Item altera aecclesia in ipsius honore super Pidum rivulum415 sita, pene simili resplendet nitela. ΝΖ 32 (1) Anno DCCCCL rex Ludowicus ad Ottonem regem proficiscitur trans Mosellam, consilium quaerens et auxilium ab eo de pace fienda inter se et Hugonem ; qui promittit se missurum ei ducem Chonradum cum Lothariensibus, ad id exsequendum. Qui dux, veniens cum episcopis quibusdam et comitibus, locutus est cum Hugone de paciscenda pace; quodque apud ipsum invenit, Ludowico regi renuntiavit sicque ad Ottonem rediit, dimissis apud Ludowicum quibusdam comitibus qui voluntatem regis Hugoni significent. Itaque rex Ludowicus et Hugo princeps super Maternam fluvium pacem facturi cum suis deveniunt. Et residentes isti ex hac parte fluvii, illi ex altera, legatos invicem sibi mittunt; et mediantibus atque sequestris Chonrado duce, Hugone Nigro, Adalberone quoque ac Fulberto episcopis, Hugo ad regem venit et suus efficitur, pacaturque cum Arnulfo comite et Ragenoldo atque Artoldo archiepiscopo reddens regi turrim Lauduni. (2) Post haec iterum Hugo colloquium cum rege apud Compendium habuit, ubi datur episcopatus Noviomensis Radulfo,416 archidiaconatus eiusdem aecclesiae ministerio fungenti, quem ipsi Noviomenses sibi delegerant dari praesulem. (3) Nec longo post tempore, Hugo cum exercitu Ambianensem petit urbem, ibique in turri, quam Ragembaldus episcopus tenebat, recipitur; alteram vero turrim, quam Arnulfi comitis homines custodiebant, obsidet, rege Lauduni aegritudine decubante. (4) Otto rex qui quandam Wenedorum magnam obsederat urbem, nomine Proadem, regem ipsorum in subiectionem recipit, sed et Hungaros sibi subditos facit. (5) Homines Ragenoldi comitis quandam munitionem Rodomensis aecclesiae super fluvium Vidulam sitam, quam vocant Brainam,417 furtivo capiunt ingressu. Unde iratus Hugo princeps, ad regem mittit, et rex illo profectus, eosdem invasores expellit inde, et ipsum castrum prioribus reddit custodiis. Deinde colloquium petit Hugonis; quod dum haberet, custodes castri Codiciaci, qui desciverant a

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dung. Auch eine andere Kirche zu ihren Ehren am Bach Py gleichen Glanz hervor.

tritt nahezu mit dem 57

32 (1) Im Jahr 950 bricht König Ludwig über die Mosel zu König Otto auf, um diesen um Rat und Hilfe zu bitten, damit er und Hugo Frieden schließen könnten; Otto verspricht, dass er ihm, um dies zu erreichen, Herzog Konrad mit den Lothringern senden werde. Der Herzog kommt mit einigen Bischöfen und Grafen und spricht mit Hugo darüber, wie man ein Friedensabkommen schließen könnte. Was er bei ihm erfuhr, meldete er König Ludwig. So kehrte er zu König Otto zurück, nachdem er in Gegenwart Ludwigs einige Grafen entsandt hatte, die Hugo den Willen des Königs anzeigen sollten. Schließlich treffen sich König Ludwig und Fürst Hugo mit ihren (Soldaten) an der Marne, um Frieden zu schließen. Als diese am diesseitigen, jene am jenseitigen Ufer des Flusses lagern, schickt man Gesandte hin und her; Graf Konrad, Hugo der Schwarze und auch die Bischöfe Adalbero [v. Metz] und Fulbert [v. Cambrai] dienten als Unterhändler und Vermittler. Schließlich geht Hugo zum König, wird von ihm aufgenommen, söhnt sich mit den Grafen Arnulf und Ragenold und mit Bischof Artold aus und übergibt dem König den Turm in Laon. (2) Danach hatte Hugo ein weiteres Treffen mit dem König bei Compiègne, wo der Bischofssitz von Noyon an Rudolf,416 gegeben wird, der das Amt des Erzdiakons dieser Kirche bekleidete und den die Bürger von Noyon selbst ausgewählt hatten, damit er ihnen als Bischof gegeben werde. (3) Nicht lange danach zieht Hugo mit einem Heer zur Stadt Amiens und wird in dem Turm empfangen, den Bischof Ragembald besetzt hielt. Er belagert darauf einen anderen Turm, den Männer des Grafen Arnulf bewachten, während der König in Laon krank darnieder liegt. (4) König Otto, der die große Stadt der Wenden namens Prag belagert hatte, empfängt ihren König, der sich unterwirft; er (Otto) bringt auch die Ungarn dazu, sich ihm zu unterwerfen. (5) Die Männer des Grafen Ragenold erobern eine munitio der Kirche von Rouen namens Braine417 an der Vesle durch einen geheimen Eingang. Hierdurch erzürnt, wendet sich Fürst Hugo an den König, und der König brach dorthin auf, vertreibt die Eindringlinge und gibt das castrum an die vorherige Besatzung zurück. Danach sucht er eine Unterredung mit Hugo. Noch während diese stattfand, nahm die Besatzung des castrum Coucy-le-Château, die von Herrn Bischof Artold abgefallen war, den Graf Thetbald wieder in das oppidum auf. Das wiederum er415 Dép. Marne; das kleine Gewässer ist von der Quelle bis zu seiner Einmündung in die Suippe bei Dontrien (30 km von Reims entfernt) insgesamt etwa 14 km lang. 416 Rudolf, Bf. v. Noyon (950 –952). 417 Heute Braine-sur-Vesle Dép. Aisne, vgl. 13.6.

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domno Artoldo praesule, Tetbaldum comitem in ipso recipiunt oppido. Quare iratus rex, rogat Hugonem ut reddat ipsam sibi munitionem, sed, quoniam id optinere non potuit, Tetbaldo comite omnimodis obsistente, infensus Laudunum Hugone inconsulto recessit. Tetbaldus a Codiciaco plures eorum, quos intus invenerat, expulit. (6) Domnus Artoldus praefatum Rodulfum, Noviomensium electum, Remis ordinat episcopum. Berengarius418 quidam princeps Italiae, veneno ut ferunt necato. Lothario rege,419 Hugonis fi lio, rex efficitur Italiae. ΝΗ 33 (1) Anno DCCCCLI, Ludowicus rex Aquitaniam cum exercitu petiit; sed, antequam eandem ingrederetur provinciam, Karlus Constantinus, Viennae princeps,420 et Stephanus Arvernorum praesul421 ad eum venientes, sui efficiuntur. Idem vero episcopus opimis eum honorat muneribus, Willelmus quoque Pictavensis422 obviam ei fuit. Dumque moratur Aquitaniam rex intrare, gravi corripitur infirmitate; quem suscipiens Letoldus,423 quidam Burgundiae comes, qui tunc etiam suus noviter effectus erat, utiliter eum in ipsa aegritudine observavit. Reparatis igitur sibi viribus, rex in Franciam regreditur. (2) Interea Fredericus,424 Adalberonis episcopi frater, qui fi liam425 Hugonis principis sibi desponderat, in hoc regnum veniens, munitionem in loco qui dicitur Fanis426, inconsulto rege vel regina, construere coepit et loca circumposita crebris depraedationibus diripit. Pro qua re valde molestus rex Ludowicus, legationem suam dirigit ad Othonem. Hugo princeps ad eundem regem Othonem invitatus ab ipsum vadens, duos illi praemisit leones, et ipse mox subsecutus honorifice ab eodem in diebus Paschae427 susceptus est, decenterque habitus ab eo, per ipsos

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zürnte den König. Er fordert Hugo auf, ihm die munitio (Braine) zurückzugeben. Da er (der König) das castrum nicht einnehmen konnte, weil Graf Thetbald erbitterten Widerstand leistete, kehrte er, ohne weitere Beratung mit Hugo, nach Laon zurück. Thetbald verjagte viele, die er in Coucy-le-Château angetroffen hatte. (6) Der Herr Artold weiht den genannten Rudolf, den Bischofselekten von Noyon, in Reims zum Bischof. Berengar,418 ein Fürst Italiens, wird, als König Lothar,419 Hugos Sohn, starb – man sagt, er sei vergiftet worden –, zum König über Italien erhoben. 58 33 (1) Im Jahre 951 brach König Ludwig mit einem Heer nach Aquitanien auf. Aber bevor er in diese Provinz eindringen konnte, kamen Karl Konstantin, der Vornehmste420 von Vienne, und Bischof Stephan von Clermont421 zu ihm und wurden von ihm aufgenommen. Der Bischof aber ehrt ihn mit reichen Geschenken. Auch Wilhelm von Poitou422 kam zu ihm. Während der König zögert, in Aquitanien einzudringen, erkrankt er ernsthaft. Letald,423 ein Graf aus Burgund, der sich damals erst kürzlich ebenfalls dem König unterstellt hatte, nahm ihn auf und versorgte den Kranken vorteilhaft. Nachdem der König wieder zu Kräften gekommen war, kehrt er in die Francia zurück. (2) Unterdessen kommt Friedrich,424 der Bruder des Erzbischofs Adalbero [v. Metz], der mit der Tochter425 des Grafen Hugo verlobt war, in das Reich [Francia] und beginnt, ohne Absprache mit dem König oder der Königin, eine munitio in Fains426 zu errichten; er verheert die Orte in der Umgebung durch häufige Plünderungen. Hierdurch sehr beunruhigt, schickt König Ludwig eine Gesandtschaft zu Otto. Fürst Hugo, von König Otto eingeladen, macht sich auf den Weg, schickte ihm vorab zwei Löwen, folgte diesen bald nach und wurde während der Ostertage von ihm ehrenvoll aufgenommen und geziemend behandelt; er verbrachte mit ihm

418 Berengar II. Markgf. v. Ivrea (928 –964), Kg. v. Italien (950 –963); er starb im Jahr 966 als Gefangener Ottos I. in Bamberg, vgl. H. H. Kaminski, in: LexMA 1, 1980, Sp. 1933 f. 419 Lothar II. (um 928 –950), Kg. v. Italien (947–950), Sohn Hugos v. Vienne (auch Hugo v. d. Provence / Hugo v. Arles), vgl. H. Keller, in: LexMA 5, 1991, Sp. 2128. 420 Karl Konstantin war Graf von Vienne, vgl. Anm. 226. 421 Stephan II., Bf. v. Clermont (um 940 –970). 422 Vgl. 22.5 u. 24.3. 423 Letald (frz. Liétald), Gf. v. Mâcon. 424 Friedrich I. († 978), Gf. v. Bar (955 –978), Hz. v. Oberlothringen (959–978), vgl. M. Parisse, in: LexMA 4, 1989, Sp. 951. 425 Beatrix, Tochter Hugos, vgl. Lauer, Le Régne de Louis IV d’Outre-Mer, S. 214. 426 Heute Fains-Véel, Region Grand-Est; Dép. Meuse; Arr. Bar-le-Duc. Die Befestigung befand sich in dem 3 km südwestlich gelegenen Bar le Duc. (RI II,1 n. 194a).

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paschalis sollemnitatis dies exultanter Aquis cum ipso mansit; multisque donis opime ab eo muneratus revertitur, deducente se duce Chonrado usque ad fluvium Maternam. (3) Qui dux Chonradus, quibusdam infensus Lothariensibus, turres quorumdam deicit et quosdam Virdunensium honoribus privat; Raginerii428 vero comitis quoddam castellum capit, cetera ipsius obsidere facit. (4) Legati regis Ludowici ab Othone regressi, nuntiant nolle, immo prohibere Othonem regem, ne Fredericus vel aliquis suorum ullam munitionem in hoc regno habeat, nisi consensum regis Ludowici super hoc sibi obtinere queat. (5) Hungari ab Italia, transcensis Alpibus, egressi Aquitaniam ingressi sunt; ibique tota pene demorati aestate, multis hanc regionem rapinis et internetionibus attriverunt, sicque per Italiam reversi sunt in terram suam. (6) Ludowicus rex munitionem quandam nomine Brenam, quam quidam praedones, Gotbertus scilicet ac frater eius Angilbertus, munierant, obsidet, penuriaque famis oppressam capit tandem ac diruit; inde reversus ad colloquium Arnulfi et Hugonis proficiscitur. At Hugo, quoniam infensus erat Arnulfo propter castrum Monasteriolum et terram quondam Erluini, quam idem Arnulfus occupaverat, ad ipsum colloquium venire noluit; sed ipsam terram ingressus cum Rotgario, Erluini fi lio, quoddam castrum429 obsedit. Rex autem, petente Arnulfo, ad eum misit ipsamque obsidionem resolvi fecit, induciasque vel treugas [inter ipsos]k usque ad Kalendas Decembris accepit. (7) Ottogeba regina,430 mater Ludowici regis, egressa Lauduno, conducentibus se quibusdam tam Heriberti quam Adalberti, fratris ipsius, hominibus, ad Heribertum proficiscitur; qui suscipiens eam, ducit in coniugem. Unde rex Ludowicus iratus, abbatiam Sanctae Mariae, quam ipsa Lauduni tenebat, recepit, et Gerbergae uxori suae dedit; fiscum quoque Attiniacum suo dominio subdidit. (8) Otho rex Italiam adiit; ad cuius adventum Berengario, Longobardorum

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inter ipsos nicht in Hs. A.

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in Aachen ausgelassen alle Tage des Osterfestes. Von Otto reich beschenkt, kehrt Hugo nach Hause zurück. Herzog Konrad geleitet ihn bis zur Marne. (3) Aufgebracht über einige Lothringer lässt Herzog Konrad deren Türme umstürzen und nimmt einigen Männern aus Verdun ihre Ämter. Er erobert ein castellum des Grafen Reginar,428 andere lässt er belagern. (4) Gesandte König Ludwigs kehrten von Otto zurück und berichten, dass König Otto nicht wolle, ja sogar verbiete, dass Friedrich oder einer seiner Männer in diesem Reich [der Francia] irgendeine munitio halte, wenn er dazu nicht die ausdrückliche Zustimmung König Ludwigs erlangen könne. (5) Die Ungarn verliessen Italien, überquerten die Alpen und überfielen Aquitanien; dort blieben sie fast den ganzen Sommer über und verheerten diese Gegend mit Plünderungen und Morden, bevor sie über Italien in ihr Land zurückkehrten. (6) König Ludwig belagert eine munitio namens Brienne-la-Vieille, welche einige Wegelagerer, nämlich Gothbert und dessen Bruder Angilbert, befestigt hatten, und nimmt sie, die von Mangel und Hunger hart bedrängt war, schließlich ein und zerstört sie. Von dort kehrt er um zu einer Unterredung mit Arnulf und Hugo. Da Hugo aber dem Arnulf wegen des castrum Montreuil und des Gebietes Herluins, das Arnulf besetzt hatte, zürnte, wollte er nicht zu dem Treffen kommen. Stattdessen drang er mit Roger, dem Sohn Herluins, in dieses Gebiet ein und belagert ein castrum.429 Der König aber sandte ihm (Hugo) auf Bitten Arnulfs eine Nachricht, ließ die Belagerung aufheben und erreichte eine befristete Waffenruhe zwischen den beiden (Arnulf und Hugo) bis zum ersten Dezember. (7) Königin Eadgifu,430 die Mutter König Ludwigs, verließ, eskortiert von einigen Männern sowohl Heriberts wie dessen Bruders Adalbert, Laon und bricht zu Heribert auf, der sie aufnimmt und heiratet. Darüber erzürnt, brachte König Ludwig die Abtei St. Maria, welche sie (Eadgifu) in Laon besaß, wieder an sich und übergab sie seiner Frau Gerberga. Auch unterstellte er die königliche Domäne in Attigny seiner Herrschaft. (8) König Otto zog nach Italien. Bei seiner Ankunft flüchtete Berengar, der König der Langobarden, aus Pavia, worauf Otto in diese Stadt einzieht und die

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Ostersonntag war am 30. März 951. Wahrscheinlich Reginar III. Langhals (frz. Renier III Long-col ), Gf. v. Hennegau (940 –958). 429 Vielleicht Saint-Valery-sur-Somme; Region Hauts-de-France, Dép. Somme, Arr. Abbeville; vgl Lauer, Annales, S. 132, Anm. 2. 430 Ottogeba ist Eadgifu, die Tochter Kg. Edwards v. England, Ehefrau Karls III. (des Einfältigen); über die Namensform und deren Überlieferung, vgl. Lecouteux, Une reconstitution hypothétique, S. 4. 428

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rege, ab urbe Papia fugiente, ipse Otho eandem ingreditur urbem, uxorem431 quoque Lotharii regis defuncti, fi lii Hugonis, sororem Chonradi regis Iurensis, sibi coniugem duxit. (9) Sarraceni meatum Alpium obsidentes, a viatoribus Romam petentibus tributum accipiunt, et sic eos transire permittunt. ΝΘ 34 (1) Anno DCCCCLII, Otho rex legationem pro susceptione sui Romam dirigit. Qua non obtenta, cum uxore in sua regreditur, dimissis ad custodiam Papiae quibusdam ex suis. (2) Ludowicus cum Gerberga regina Laudunum repetit. Berengarius rex432 ad Chonradum ducem, qui Papiae remanserat, venit. A quo in fide ipsius susceptus ad Othonem perducitur. Quem ille benigne suscipiens, concessis eidem rebus prout sibi visum fuit quibusdam in Italia, pacifice redire permisit; ipse quoque Otho post celebrationem Paschae433 Papiam regreditur. (3) Hugo comes cum suis super Maternam fluvium venit; qui occurrit dux Chonradus cum quibusdam Lothariensibus, obsidentque pariter munitionem apud Maroilum, quam Ragenaldus comes cum hominibus domni Artoldi praesulis intra ipsum fluvium nuper construxerat, instructisque multis undique machinis, fortiter opprimunt, tandemque non sine suorum damno capiunt atque succendunt, his qui intus erant ad fidem Chonradi434 egressis. Nepotes Hugonis, Heribertus et Rotbertus, interim in loco qui dicitur Mons-Felicis sibi munitionem instruunt; sicque tam Hugo quam Chonradus revertuntur in sua. (4) Nec mora, rex Ludowicus et Artoldus archiepiscopus cum Ragenaldo comite profecti super Maternam fluvium munitionem, quam praefati principes succenderant, restruunt, custodesque ibi plures instituunt. Inde rex cum Ragenaldo proficiscitur in partes Victuriaci castri, quod tenebat Walterius435 quidam, qui nuper a rege defecerat, et cum ipso castro se Heriberto subdiderat. Cuius villas depraedationibus incendiisque devastant, necnon Pontigonem fiscum, quem Heribertus in-

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Witwe des verstorbenen Königs Lothar, die Tochter Hugos und Schwester Konrads, des Königs beiderseits des Jura zur Frau nahm. (9) Die Sarazenen, die den Weg über die Alpen besetzt halten, erheben Abgaben von den Rompilgern und lassen sie dann erst weiterziehen. 59 34 (1) Im Jahre 952 schickt König Otto eine Gesandtschaft wegen seines Empfangs nach Rom. Nachdem die Aufnahme nicht erlangt werden konnte, kehrt Otto mit seiner Frau [Adelheid] nach Hause zurück. Er ließ einige seiner Gefolgsleute als Wachmannschaft in Pavia zurück. (2) Ludwig sucht mit Königin Gerberga wieder Laon auf. König Berengar432 ging zu Herzog Konrad, der in Pavia geblieben war. Von diesem wurde er in Treue aufgenommen und zu Otto geleitet. Der empfi ng ihn freundlich, räumte ihm nach seinem Ermessen einige Besitzungen in Italien ein und erlaubte ihm, friedlich zurückzukehren. Nachdem Otto Ostern gefeiert hatte,433 geht er erneut nach Pavia. (3) Graf Hugo zog mit seinen Männern an die Marne. Herzog Konrad eilte ihm mit einigen Lothringern entgegen und sie belagern gleichzeitig die munitio von Mareuil, die Graf Ragenold mit den Männern des Herrn Bischof Artold kürzlich an diesem Fluss angelegt hatte. Sie errichteten auf allen Seiten viele Belagerungsmaschinen und bedrängen sie energisch. Nicht ohne eigene Verluste nehmen sie sie schließlich ein und brennen sie nieder. Diejenigen, die sich darin befanden, durften die munitio auf ein Treueversprechen Konrads hin434 verlassen. Inzwischen erbauten sich Heribert und Robert, die Neffen Hugos, an einem Ort namens Montfélix eine munitio. Unter solchen Umständen kehrten sowohl Hugo als auch Konrad nach Hause zurück. (4) Unverzüglich brachen König Ludwig und Erzbischof Artold mit dem Grafen Ragenold zur Marne auf, stellen die munitio [Mareuil], die Hugo und Konrad niedergebrannt hatten, wieder her und hinterlassen dort mehrere Wachen. Von dort bricht der König mit Ragenold in die Umgebung des castrum Vitry-en-Perthois auf, das ein gewisser Walter435 innehatte, der kurz zuvor vom König abgefallen war und sich mit dem castrum Heribert unterstellt hatte. Dessen Dörfer (des castrum Vitryen-Perthois) verwüsten sie (Ludwig und Ragenold) plündernd und brandschatzend 431

Adelheid v. Burgund (931–999), Gemahlin Kg. Lothars v. Italien (947–950), 2. Gemahlin Kg. Ottos I. (951–973). 432 König Berengar II. v. Italien, vgl. 32.6. 433 Ostersonntag war am 18. April 952. 434 Wörtlich, wohl im Sinn von „nachdem Konrad sich für sie verbürgt hatte“. Flodoard betont, dass gleichzeitig auch Hugo Mareuil belagerte und einnahm. 435 Vielleicht Walter, Gf. v. Vexin, Amiens, Valois und Dreux, vgl. Lauer, Annales, S. 134 Anm. 3.

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vaserat; aliamque munitionem rex contra Victuriacum instruit, et quosdam sibi fideles ex paribus Walterii ad custodiam inibi dimittit; ipsamque munitionem Odalrico abbati cuidam ex Burgundia, committit, et sic Laudunum repetit. Nec mora Remos cum regina revertitur. (5) Artoldus archiepiscopus in monasterio Sancti Basoli monachos mittit, expulsis clericis qui serviebant ibi, committentes illud Hincmaro et Rotmaro abbatibus. Ξ 35 (1) Anno DCCCCLIII incipiente, Hugo princeps legatos mittit ad regem Ludowicum pro pace ac concordia inter ipsos fi rmanda, petens ut regina Gerberga suum petat colloquium; quod et fecit, muneribusque ab eodem honorata Remos rediit. Obtinuitque Hugo a rege ut munitio, quae contra Victuriacum castrum constructa fuerat solveretur. Placitum ergo concordiae ac pacis rex et Hugo, mediante quadragesima, iniere Suessionis. (2) Exoritur interea inter Othonem regem et Liudulfum,436 fi lium eius, Chonradum quoque ducem et quosdam regni ipsius primates, discordia. Nato siquidem regi fi lio437 ex moderna coniuge, ferebatur eidem puero rex regnum suum promittere, quod olim, prius quam Italiam peteret, Liudulfo delegaverat, et magnates suos eidem promittere fidelitatem iureiurando fecerat. Rex igitur Chonradum a ducatu Lothariensium removet et Chonradus quaerebat ut regem caperet. Quo comperto, rex caute se agere coepit, de interitu vero Chonradi quaerere, Chonradus autem oppida sua munire: At Ragenarius, ei iam dudum inimicus, quoddam ipsius munitissimum obsidet castrum. Collecta ergo Chonradus quanta potuit militum manu, ad resolvendam properat obsidionem. Quibus mutuo congressis et pluribus utrimque peremptis, Chonradus in fugam vertitur, et urbem Mogontiam ingreditur. (3) Interea Gerberga regina Lauduni geminos est enixa, quorum unus Karolus,438 alter vocatus est Heinricus; sed Heinricus mox post baptismum defunctus est.

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wie auch die königliche Domäne Ponthion, in die Heribert eingedrungen war. Der König baut gegen Vitry eine eigene munitio und hinterlässt dort einige ihm loyale Männer Walters als Wachmannschaft. Er vertraut die munitio dem Odalrich, einem Abt aus Burgund, an und geht sodann nach Laon zurück. Ohne weitere Verzögerung kehrt er mit der Königin nach Reims zurück. (5) Erzbischof Artold vertrieb die Kleriker, welche im Kloster Saint-Basle dienten, setzte Mönche dort ein und unterstellte es den Äbten Hinkmar und Rotmar. 60 35 (1) Zu Beginn des Jahres 953 schickt Fürst Hugo Gesandte zu König Ludwig, um Frieden und Eintracht zwischen ihnen zu bekräftigen; er bittet die Königin Gerberga um eine Unterredung, was sie auch gewährte und von Hugo mit Geschenken geehrt, kehrte sie nach Reims zurück. Hugo erreichte beim König, dass die munitio, die gegen Vitry errichtet worden war, abgetragen werden sollte. So schlossen der König und Hugo in Soissons in der Mitte der Fastenzeit ein Abkommen bezüglich Frieden und Eintracht. (2) Inzwischen entsteht ein Konfl ikt zwischen König Otto (auf der einen) und seinem Sohn Liudolf,436 Herzog Konrad und einigen Großen seines Reiches (auf der anderen Seite). Als dem König von seiner neuen Frau [Adelheid] nämlich ein Sohn437 geboren wurde, habe der König, so erzählte man, diesem Jungen sein Reich versprochen, das er früher, bevor er nach Italien aufbrach, Liudolf übertragen hatte. Auch seine Großen hatte er dazu veranlasst, ihm einen Treueid zu schwören. Der König entzieht Konrad den Dukat Lothringen, woraufhin Konrad versuchte, den König gefangen zu nehmen. Als der König davon erfuhr, verhielt er sich vorsichtig, suchte aber Konrads Untergang. Konrad wiederum begann seine Städte zu befestigen. Aber Reginar [III. v. Hennegau], schon seit langem dessen Feind, belagert ein sehr gut befestigtes castrum (Konrads). Deshalb sammelte Konrad eine möglichst große Schar Soldaten und beeilte sich, um die Belagerung aufzulösen. Als die beiden Heere aufeinandertrafen und auf beiden Seiten viele getötet wurden, ergreift Konrad die Flucht und zieht in die Stadt Mainz ein. (3) Inzwischen gebar in Laon Königin Gerberga Zwillinge, von denen einer Karl,438 der andere Heinrich genannt wurde. Aber bald nach der Taufe starb Heinrich. 436

Liudolf (930 –957), Hz. v. Schwaben (950 –954), vgl. Th. Zotz, in: LexMA 5, 1991, Sp. 2039. 437 Otto II. (955 –983), Mitkg. seit 961, Mitks. seit 967, Kg. d. Ostfrankenreiches u. Ks. (973 –983), vgl. T. Stuve, in: LexMA 6, 1994, Sp. 1567 f. 438 Karl (953 –991), Hz. v. Niederlothringen (977–991), letzter karolingischer Herrscher, vgl. G. Despy, in: LexMA 5, 1991, Sp. 993.

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(4) Synodus quinque episcoporum apud Sanctum Theodericum, in territorio Remensi, celebratur, Artoldo archiepiscopo praesidente. Ad quam vocatus Ragenoldus comes ob res aecclesiasticas ab eo pervasas, venire noluit, sed deprecatus est regem, ne excommunicaretur, ut ad synodum mitteret. Cuius excommunicatio, rege petente, tunc intermissa est. (5) Otho rex urbem Mogontiam, ubi Chonradus se receperat, obsidet, tandemque post duos fere menses cum egresso ad se Chonrado locutus, et obsidibus ab eo acceptis, trans Rhenum regreditur. Nec mora, Chonradus, dimisso Mogontiae militum suorum praesidio, Mettensem appetit urbem, quam mox furtiva pervadit irreptione. Otho rex vocatus a fratre Heinrico, Baioariam petit, quam fi lius eius Liudulfus, captis quibusdam urbibus, devastabat. Chonradus Mettensem quoque urbem post non modicam ipsius depraedationem, hortatu ceu fertur Agenoldi abbatis, reliquit. (6) Wicfredus Coloniensis antistes defungitur, et Bruno frater regis Othonis inibi pontifex ordinatur; cui etiam rex Otho regnum Lothariense committit. ΞΑ 36 (1) Anno DCCCCLIIII, praememoratus Chonradus, pacto cum Hungaris inito, eos per regnum Lothariense deducit usque in terram Ragenarii, scilicet aemuli sui, atque Brunonis episcopi; nimiaque peracta depraedatione, cum praeda magna captivorumque multitudine regnum ingrediuntur Ludowici. Sicque per pagos Veromandensem, Laudunensem atque Remensem, Catalaunensem quoque transeuntes, Burgundiam intrant. Quorum non parva manus tam proeliis quam morbis interiit; ceteri per Italiam revertuntur in sua. (2) Ludowicus, fi lius regis, Lauduni defungitur. Ludowicus rex egressus Lauduno, Remensem, velut ibi moraturus, repetit urbem. Antequam vero ad Axonam fluvium perveniret, apparuit ei quasi lupus praecedens; quem admisso insecutus equo prolabitur, graviterque attritus Remos defertur, et protracto langore decubans, elefantiasi peste perfunditur.439 Quo morbo confectus diem clausit extremum,440 sepultusque est apud Sanctum Remigium.

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(4) Unter dem Vorsitz von Erzbischof Artold feiert man bei Saint-Thierry auf Reimser Gebiet eine Synode, an der fünf Bischöfe teilnehmen. Dorthin wurde Graf Ragenold wegen Plünderung von Kirchengütern vorgeladen, wollte jedoch nicht erscheinen, sondern bat den König, dass dieser sich an die Synode wende, damit er nicht exkommuniziert werde. Auf Bitten des Königs wurde die Exkommunikation ausgesetzt. (5) König Otto belagert die Stadt Mainz, wohin Konrad sich zurückgezogen hatte; schließlich nach fast zwei Monaten verhandelte er mit Konrad, der zu ihm hinausgegangen war; und als Otto Geiseln von Konrad erhalten hatte, zieht er sich über den Rhein zurück. Unverzüglich bedrängt Konrad, nachdem die Mainzer Zitadelle ( praesidium) von seinen Soldaten aufgegeben worden war, die Stadt Metz, in die er bald darauf heimlich eindringen kann. Von seinem Bruder Heinrich um Hilfe gebeten, geht König Otto nach Bayern, das sein Sohn Liudolf, nachdem er einige Städte eingenommen hatte, verwüstete. Konrad verließ, nach beträchtlichen Plünderungen, wie man erzählt, auf Betreiben Abt Agenolds [v. Gorze], die Stadt Metz. (6) Bischof Wichfried von Köln stirbt und Brun, König Ottos Bruder, wird dort zum Bischof geweiht. Ihm überträgt König Otto auch die Herrschaft über Lothringen. 61 36 (1) Im Jahr 954 schloss der vorgenannte Konrad mit den Ungarn einen Vertrag, um sie durch Lothringen bis in das Gebiet Reginars [III. v. Hennegau], seines Konkurrenten, sowie Bischof Bruns zu führen. Nach schweren Plünderungen brechen sie mit großer Beute und einer Menge Gefangener in das Reich Ludwigs ein. Sie durchqueren die pagi Vermandois, Laon, Reims und Châlons und dringen in Burgund ein. Viele von ihnen starben sowohl in den Kämpfen als auch durch Krankheiten. Die übrigen kehren über Italien nach Hause zurück. (2) Ludwig, der Sohn des Königs, stirbt in Laon. König Ludwig verließ Laon und kehrt in die Stadt Reims zurück, wo er bleiben wollte. Doch bevor er die Aisne erreichte, zeigte sich ihm ein Wolf, gewissermaßen vor ihm herlaufend. Als er sein Pferd in Bewegung setzte, um ihn zu verfolgen, stürzt er und wird schwer verletzt nach Reims gebracht. Für längere Zeit entkräftet ans Bett gefesselt, befällt ihn die Elefantenseuche.439 Diese Krankheit rieb ihn völlig auf, er starb440 und wurde bei Saint-Rémi begraben. 439

Abnorme Vergrößerung eines Körperteils durch den Lymphstau eines Lymphödems. Richer v. Saint-Rémi beschreibt anschaulich, wie Pferd und Reiter vom Weg abkommen, das Pferd scheut und der König schließlich, von der Elefantenseuche (elefanciasi peste) gequält, in Reims stirbt. Vgl. Richer von Saint-Rémi, Historiae 2, 103, S. 170. 440 Kg. Ludwig starb am 10. September 954.

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(3) Gerberga regina mittit ad Hugonem, eius consilium et auxilium petens. Quam ille ad colloquium asciscit, et venientem honorifice suscipit atque consolatur, et de provectione fi lii eius in regnum pollicetur. (4) Liudulfus, expulso Heinrico patruo suo, totius Baioariae nanciscitur principatum. Lotharienses tam Chonradi ducis infestationibus quam mutuis inter se depraedationibus lacerantur. (5) Fulcharius,441 decanus monasterii Sancti Medardi, Noviomensium Remis ordinatur episcopus. Fredericus, frater Adalberonis episcopi,442 Hugonis principis443 fi liam ducit uxorem. Rauciacum, munitionem Ragenoldi, Heribertus comes444 per quosdam satellites suos furtiva pervadit irruptione. (6) Lotharius puer, fi lius Ludowici, apud Sanctum Remigium rex consecratur ab Artoldo archiepiscopo, favente Hugone principe ac Brunone archiepiscopo ceterisque praesulibus ac proceribus Franciae, Burgundiae atque Aquitaniae. Burgundia quoque et Aquitania Hugoni dantur ab ipso. Castrum Rauciacum Ragenoldo redditur, datis quibusdam villis Heriberto ex parte Ragenoldi. Et regina Gerberga cum fi lio rege Laudunum revertitur. (7) Nec longum post, milites Ragenoldi quandam munitionem Heriberti, quae dicitur Mons-Felicis,445 trans Maternam fluvium clandestina irruptione capiunt. Heribertus igitur et Rotbertus, frater eius, eandem munitionem obsident, et Heribertus legatos Remis ad Ragenoldum mittit, pro reddendo sibi oppido. Abnuit Ragenoldus, nisi ab obsidione discedatur et ad examinis rationem conveniant pro subreptis mutuo sibi castris. Quo facto, villas recipit ab Heriberto, quas pro praedicto castro dederat, et oppidum Montis-Felicis Heriberto reddit. (8) Albrico patricio Romanorum defuncto, fi lius eius Octavianus446, cum esset clericus, principatum adeptus est; quique postea, defuncto Agapito, suggerentibus sibi Romanis, papa Urbis efficitur.447 ΞΒ

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(3) Königin Gerberga wendet sich an Hugo und bittet um Rat und Hilfe. Dieser willigt in eine Unterredung ein; bei ihrer Ankunft empfängt er sie ehrenvoll und tröstet sie. Er versprach ihr auch, die Erhebung ihres Sohnes [Lothar] in die Königsherrschaft (zu fördern). (4) Liudolf erlangte, nachdem er Heinrich, seinen Onkel, vertrieben hatte, die Herrschaft über ganz Bayern. Die Lothringer werden sowohl durch die Einfälle Herzog Konrads als auch durch wechselseitige Plünderungen untereinander aufgerieben. (5) Fulcher,441 der Dekan des Klosters Saint-Médard, wird in Reims zum Bischof von Noyon geweiht. Friedrich, der Bruder Bischof Adalberos,442 nimmt die Tochter des Fürsten Hugo443 zur Frau. Graf Heribert444 bemächtigt sich durch einige seiner Gefolgsleute Roucys, einer munitio Ragenolds, durch einen hinterhältigen Angriff. (6) Der junge Lothar, Ludwigs Sohn, wird im (Kloster) Saint-Rémi von Erzbischof Artold, mit der Gunst des Fürsten Hugo, Erzbischof Bruns und der übrigen Bischöfe und Großen der Francia, Burgunds und Aquitaniens, zum König geweiht. Dieser gibt Hugo Burgund und auch Aquitanien. Nachdem Heribert einige Dörfer von Seiten Ragenolds erhalten hatte, gibt man Ragenold das castrum Roucy zurück. Die Königin Gerberga kehrt mit ihrem Sohn, dem König, nach Laon zurück. (7) Nicht lange danach besetzen Soldaten Ragenolds eine munitio Heriberts namens Montfélix445 am jenseitigen Ufer der Marne durch einen hinterhältigen Angriff. Daher belagern Heribert und dessen Bruder Robert diese munitio. Heribert schickt dem Ragenold Gesandte nach Reims, damit dieser ihm das oppidum [Montfélix] zurückgebe. Ragenold verweigerte dies, es sei denn, Heribert lasse von der Belagerung ab und sie kämen in einer Untersuchung überein, wie man bezüglich der gegenseitig entwendeten castra verfahren solle. So geschehen erhält Ragenold von Heribert jene Dörfer zurück, die er für das genannte castrum [Roucy] gegeben hatte, Ragenold gibt seinerseits das oppidum Montfélix an Heribert zurück. (8) Als Alberich, der römische Stadtpräfekt, starb, übernahm sein Sohn Octavian446 die Herrschaft, obwohl er Kleriker war. Er wird später nach dem Tod Agapits auf Vorschlag der Römer Papst der Stadt.447 62 441

Fulcher, Bf. v. Noyon (954 –955). Vgl. 33.2. 443 Béatrix (939–nach 987), Tochter von Hugo d. Gr. und Hadwig, Schwester Ottos I. 444 Heribert (III.) (926 / 928 –980 / 984), Gf. v. Meaux u. Troyes, Sohn Heriberts II. v. Vermandois, vgl. 30.16. 445 Vgl. 34.3. 446 Oktavian, später Papst Johannes XII. (16. Dezember 955, abges. 4. Dezember 963, † 14. Mai 964). 447 Flodoard verwendete eine spätantike Bezeichnung des Bischofs von Rom. 442

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37 (1) Anno DCCCCLV, rex Otho Hungaris de locis suis praedatum progredientibus obviam profectus pugnavit cum eis et vicit, nec eos ingredi regna sua permisit. (2) Hugo princeps Gerbergam reginam cum fi lio suo rege Lothario Parisius honorifice ad Pascha448 suscipiens, decenter secum per plures detinuit dies; inde cum ipso rege in Aquitaniam profectus, urbem Pictavim petiit. Willelmun449 vero ibi non inveniunt, ipsam tamen urbem obsident, diuque in eadem obsidione residentes nihil proficiunt; castrum tamen Sanctae Radegundis, urbi contiguum, Ragenoldus comes clandestina irruptione cepit atque succensum est; tandem post duos menses, exercitu victus indigentia fatigato, ab obsidione disceditur. Willelmus, collecto exercitu suo, exercitum regis insequitur. Quo audito, rex et Hugo contra redeunt. Quorum multitudine comminus visa, Willelmus in fugam vertitur. Quem regiae acies insecutae, multos Aquitanorum interimunt, nonnullos nobilium vivos capiunt. Willelmus cum paucis vix evasit. (3) Hungari cum immensis copiis et ingenti multitudine Baioariam ingrediuntur, volentes venire in Franciam. Contra quos Otho rex cum Burislao,450 Sarmatarum principe, et Chonrado iam sibi pacificato pugnavit, et eosdem Hungaros interimens, cunctos pene delevit. Chonradus autem, qui valde fortiter ea die pugnaverat, et regem praecipue de victoria confortaverat, ibidem peremptus est. (4) Post hoc bellum pugnavit rex Otho cum duobus Sarmatarum regibus; et suffragante sibi Burislao rege, quem dudum sibi subdiderat, victoria potitus est. (5) Fulchario episcopo defuncto, tandem, post quinque menses Hadulfus451 quidam Laudunensis clericus, a Noviomensibus electus, ab Artoldo, Roricone ac Gibuino Remis ordinatur episcopus. ΞΓ 38 (1) Anno DCCCCLVI, rex Otho placitum habuit apud Engulenheim cum Lothariensibus, a quibus et obsides accepit de cunctis pene ipsorum oppidis. Item aliud placitum ab eo post Pascha452 Coloniae habitum est; ubi non paucos a Lothariensibus thesauros accepit.

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37 (1) Im Jahr 955 zog König Otto den Ungarn entgegen, die aus ihren Gegenden zum Plündern vorgerückt waren, bekämpfte sie, siegte und ließ sie nicht in seine Gebiete eindringen. (2) Zu Ostern448 empfi ng Fürst Hugo die Königin Gerberga mit ihrem Sohn, König Lothar, in Paris ehrenvoll. Er behielt sie mit Anstand mehrere Tage bei sich. Von dort brach er mit dem König nach Aquitanien auf und eilte zur Stadt Poitiers. Sie fi nden Wilhelm [Werghaupt]449 dort nicht, belagern dennoch die Stadt und halten die Belagerung längere Zeit aufrecht, erreichen aber nichts. Graf Ragenold eroberte das castrum der Heiligen Radegunde, das nahe der Stadt liegt, durch einen heimtückischen Angriff und brannte es nieder. Nach zwei Monaten, als das Heer mangels Verpflegung erschöpft war, bricht er die Belagerung ab. Wilhelm hatte sein Heer gesammelt und verfolgt das Heer des Königs. Als der König und Hugo dies erfuhren, wenden sie sich gegen ihn. Wilhelm ergreift die Flucht, als er deren große Anzahl in der Nähe sah. Die königlichen Truppen verfolgten ihn, töten viele Aquitaner und nehmen nicht wenige Vornehme gefangen. Wilhelm entkam mit einigen (seiner Leute) nur mit Mühe. (3) Die Ungarn fallen mit einer gewaltigen Streitmacht und einer riesigen Menge in Bayern ein, um weiter in die Francia vorzudringen. Gegen sie kämpfte König Otto mit Boleslaw,450 dem Fürsten der Sarmaten, und Konrad, der gerade mit Otto Frieden geschlossen hatte. Er tötete die Ungarn und vernichtete fast alle. Konrad aber, der an diesem Tag sehr tapfer gekämpft und dem König vorzüglich zum Sieg verholfen hatte, wurde dabei getötet. (4) König Otto kämpfte nach diesem Krieg gegen zwei Könige der Sarmaten. Mit Unterstützung König Boleslaws, den er vor kurzem unterworfen hatte, errang er den Sieg. (5) Nach dem Tod des Bischofs Fulcher [v. Noyon] wurde endlich, fünf Monate später, Hadulf,451 ein Kleriker aus Laon, von den Bürgern Noyons gewählt und in Reims von Artold, Rorico [v. Laon] und Gibuinus [v. Châlons] zum Bischof geweiht. 63 38 (1) Im Jahr 956 hielt König Otto bei Ingelheim eine Versammlung mit den Lothringern ab, von denen er auch Geiseln aus fast allen ihren oppida annahm. Eine weitere Versammlung fand nach Ostern452 in Köln statt. Hier erhielt er von den Lothringern viele Schätze. 448

Ostersonntag war am 15. April 955. Vgl. 33.1. 450 Boleslaw (965 / 967–1025), Hz. v. Polen (992 –1025), Kg. v. Polen (1025), vgl. H. Ludat, in: LexMA 2, 1983, Sp. 359–363. 451 Hadulf, Bf. v. Noyon (955 –977). 452 Ostersonntag war am 6. April 956. 449

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(2) Moxque pestilentia super Germaniam omnemque Galliam effusa, interiere nonnulli, plures gravi sunt langore confecti. Rotbertus Trevirensis episcopus, et Baldericus,453 et duo alii episcopi ex ea peste sine mora defuncti sunt. (3) Lotharius rex munitionem quandam super Charum fluvium, quam Ragenarius comes Ursioni cuidam Remensis aecclesiae militi abstulerat, pugnando recepit, et infantes Ragenarii ac milites quosdam ibidem inventos secum abduxit; ipsumque castrum direptum incendit. (4) Hugo princeps obiit. Gerberga regina colloquium habuit cum Brunone, fratre suo, ubi praedicto Ragenario sui milites et infantes redduntur; reginae vero possessiones, quas illi quondam Gislebertus dux dotis nomine dederat, restituuntur. (5) Episcopatus Trevirensis cuidam Hainrico,454 regis Othonis propinquo, datur. Fulbertus Camaracensis episcopus defungitur, et ipsum episcopium cuidam Berengario455 Transrhenensi clerico tribuitur, nepoti Bovonis, Catalaunensis quondam episcopi; quique Remis ordinatur ab Artoldo archiepiscopo. ΞΔ 39 (1) Anno DCCCCLVII, quadam nocte in mense Ianuario, illustrata est aecclesia Remensis sanctae Dei genitricis repente paulo post mediam noctem magno splendore, praesente domno Artoldo archiepiscopo, ammirante quoque pariter Withardo custode. (2) Lotharius rex in superiorem profectus est Burgundiam.456 Bellorum tumultus agitantur inter Brunonem,457 ex praesule ducem, et Ragenarium comitem ceterosque Lotharienses; item in Francia inter Balduinum,458 fi lium Arnulfi, et Rotgarium quondam Erluini ob castrum Ambianense. Rotbertus, fi lius Heriberti, se Lothario regi committit. Lotharius rex cum matre et amita sua, relicta Hugonis, obviam pergit in pagum Camaracensem avunculo suo Brunoni. Videns vero Ragenarius non posse se venienti resistere multitudini, ad Brunonem venit. At, quia quaesitos dare noluit obsides, eum Bruno comprehendens, sub custodia secum deduxit; nec multo post trans Rhenum in exilium misit.

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(2) Bald breitete sich eine Seuche über die Germania und die ganz Gallia aus, an der nicht wenige starben und viele schwer erkrankten. Bischof Ruotbert v. Trier, Balderich453 und zwei weitere Bischöfe starben alsbald an der Seuche. (3) König Lothar eroberte im Kampf eine munitio an der Chiers, die Graf Reginar dem Ursio, einem Krieger der Reimser Kirche entrissen hatte. Er führte Reginars Kinder und einige Soldaten, die er dort vorfand, mit sich fort und ließ das geplünderte castrum anzünden. (4) Fürst Hugo starb. Königin Gerberga hatte eine Unterredung mit ihrem Bruder Brun, bei der Reginar seine Kinder und seine Soldaten zurückerhält. Der Königin aber wurden die Besitzungen, die der verstorbene Herzog Giselbert [v. Lothringen] ihr als Heiratsgabe zugeteilt hatte, zurückgegeben. (5) Das Bistum Trier gibt man Heinrich,454 einem Verwandten König Ottos. Bischof Fulbert von Cambrai stirbt. Das Bistum verleiht man an Berengar,455 einen rechtsrheinischen Kleriker, einen Neffen Bovos, des verstorbenen Bischofs von Châlons. Er wird in Reims von Erzbischof Artold geweiht. 64 39 (1) Im Jahre 957 in einer Nacht im Januar wurde die Kirche der heiligen Gottesmutter in Reims kurz nach Mitternacht in großem Glanz erleuchtet, wähend Erzbischof Artold zugegen war und der Kustos Withard es gleichermaßen bestaunte. (2) König Lothar brach nach Burgund456 auf. Schlachtenlärm herrscht zwischen Brun,457 dem Bischof, der Herzog geworden war, und Graf Reginar sowie weiteren Lothringern; ebenso in der Francia zwischen Balduin,458 dem Sohn Arnulfs [v. Flandern], und Roger, dem Sohn des verstorbenen Herluin, wegen des castrum Amiens. Robert, der Sohn Heriberts [II. v. Vermandois], kommendiert sich König Lothar. König Lothar bricht mit seiner Mutter und seiner Tante [Hadwig], der Witwe Hugos, auf, um im pagus Cambrai seinem Oheim Brun entgegenzugehen. Als Reginar erkannte, dass er der Menge, die ihm entgegenzog, keinen Widerstand leisten konnte, suchte er Brun auf. Weil er aber die geforderten Geiseln nicht stellen wollte, ließ Brun ihn gefangen nehmen und führte ihn unter Bewachung mit sich. Kurz darauf schickte er ihn über den Rhein ins Exil.

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Balderich, Bf. v. Lüttich (955 –29. Juli 956). Heinrich, Verwandter Ottos I., Ebf. v. Trier (956 –964). 455 Berengar, Ebf. v. Cambrai (956 –957). 456 Burgundia superior, wohl das Tal des Seineoberlaufes und das Saônetal gemeint, vgl. Lauer, Annales, S. 144 Anm. 1. 457 Brun (925 –965), Ebf. v. Köln (953 –965), Hz. v. Lothringen (953 –965), vgl. 29.10. 458 Balduin III. (935 –962), Gf. v. Flandern (954 –962). 454

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(3) Liudulfus, Othonis fi lius, qui pene totam obtinuerat Italiam, obiit, sepeliturque Mogontiae apud Sanctum Albanum. ΞΕ 40 (1) Anno DCCCCLVIII, castrum Codiciacum quidam fideles Artoldi praesulis clandestina capiunt irruptione. Harduinus, subiectus Tetbaldi, cui Tetbaldus idem commiserat castrum, videns oppidum captum, confugit cum suis in arcem. Erat autem turris illa firmissima. Ad quam expugnandam veniens rex Lotharius cum domno Artoldo et nonnullis aliis episcopis atque comitibus, per duas fere hanc obsidet ebdomadas; tandem nepotibus Harduini acceptis obsidibus, ab obsidione disceditur. Tum Tetbaldus adveniens, oppido non recipitur, reversusque per pagum Laudunensem et Suessonicum, rapinis desaeviens, in sua regreditur. Homines Tetbaldi munitionem quandam, quae vocatur Fara, tradentibus eam sibi quibusdam proditoribus, capiunt. Ad quam obsidendam Rorico praesul Laudunensis, cum militibus aecclesiae Remensis et aliis quoscumque ascisci potuit amicis advenit. Rege tandem Lothario adventante, mediantibus Heriberto ac Rotberto fratribus, castrum iussione Tetbaldi redditur. (2) Otho rex bellum adversus Sarmatas habuit. Bruno Coloniensis archiepiscopus cum exercitu Lothariensium per Franciam proficiscitur in Burgundiam, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis. Ξς 41 (1) Anno DCCCCLIX, Bruno iterum in Franciam venit, et apud Compendium cum regina, sorore, ac nepotibus suis discordantibus, pro quibusdam castris quae rex Lotharius ex Burgundia receperat, colloquium habuit; obsidibusque datis, pacem inter ipsos usque ad futurum placitum pepigit. (2) Lotharius rex, cum matre regina, Coloniam proficiscitur in diebus Paschae, moraturus hac festivitate cum avunculo suo, Brunone. Dataque illi securitate de regno Lothariense, et, quibusdam acceptis ab avunculo donis, Laudunum revertitur. Lotharienses a duce Brunone desciscunt, suadente quodam Immone, qui eius pridem consiliarius extiterat et ab eo nuper recesserat propter oppida quaedam ipsorum novitia, quae idem dux everti praecipiebat, aliaque onera ipsis insueta, quae illis imponere velle ferebatur. Quibus postmodum evocatis, Fredericum459 quendam comitem eis vice sua praefecit.

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(3) Liudolf, der Sohn Ottos, der fast ganz Italien besetzt hatte, starb und wird in Mainz beim Kloster St. Alban beigesetzt. 65 40 (1) Im Jahr 958 besetzen einige Getreue des Bischofs Artold mit einem heimlichen Angriff das castrum Coucy-le-Château. Harduin, ein Untergebener Thetbalds [v. Tours], dem dieser Thetbald das castrum anvertraut hatte, flüchtete mit seinen Leuten, als er sah, dass das oppidum eingenommen wurde, in die Burg (arx). Es gab dort aber einen sehr stark befestigten Turm. Um ihn zu erobern, kommen König Lothar mit Herrn Artold und vielen anderen Bischöfen und Grafen und belagern ihn fast zwei Wochen lang. Schließlich nimmt man die Neffen Harduins als Geiseln und beendet die Belagerung. Daraufhin erscheint dort Thetbald, wird aber nicht wieder in das oppidum aufgenommen und kehrt durch die pagi Laon und Soissons, wo er plündernd wütete, nach Hause zurück. Männer Thetbalds erobern eine munitio namens La Fére, als einige Verräter sie ihnen übergaben. Bischof Rorico von Laon zog mit Soldaten der Reimser Kirche und anderen Freunden, so viele er sammeln konnte, dorthin, um (La Fére) zu belagern. Als schließlich König Lothar anrückte, wird das castrum unter Vermittlung der Brüder Heribert und Robert auf Befehl Thetbalds zurückgeben. (2) König Otto führte Krieg gegen die Sarmaten. Erzbischof Brun von Köln macht sich mit einem Heer aus Lothringern auf den Weg durch die Francia nach Burgund, um sich mit seinen Schwestern [Gerberga und Hadwig] und seinen Neffen zu besprechen. 66 41 (1) Im Jahr 959 kam Brun erneut in die Francia. Auf einem Treffen in Compiègne stritt er sich mit seiner Schwester, der Königin, und seinen Neffen wegen einiger castra, die König Lothar in Burgund eingenommen hatte. Nachdem sie Geiseln gegeben hatten, verabredete dieser einen Frieden zwischen ihnen bis zu einer künftigen Versammlung. (2) An den Ostertagen bricht König Lothar mit seiner Mutter, der Königin, nach Köln auf, um das Fest mit seinem Onkel Brun zu verbringen. Lothar gab ihm eine Zusicherung bezüglich Lothringens, und nachdem er von seinem Onkel Geschenke empfangen hatte, kehrt er nach Laon zurück. Die Lothringer fallen von Herzog Brun auf Betreiben eines gewissen Immo ab, der vorher sein Kanzler gewesen war, sich kürzlich (aber) von ihm zurückgezogen hatte, weil der Herzog befohlen hatte, einige neu errichtete oppida der Lothringer zu zerstören und wegen anderer, ihnen ungewohnter Lasten, die Brun, so erzählte man, ihnen auferlegen wollte. Er (Brun) bestellte die Lothringer ein und setzte Graf Friedrich459 als seinen Stellvertreter über sie ein. 459

Gf. Friederich v. Bar und Metz, seit 959 Hz. v. Oberlothringen, seit 963 Stellvertre-

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(3) Arnulfus comes Remis venit, et aecclesiam Sanctae Mariae non modico argenti pondere muneravit; unde arcae, quibus sancti Calixti, sanctique Nicasii ac sanctae Eutropiae membra ceterorumque sanctorum quorundam pignera continentur, ornatae vel coopertae sunt. Sed et quendam euangeliorum huius aecclesiae librum auro argentoque decoravit; monasterio quoque Sancti Remigii dona contulit. (4) Castrum Divionem Rotbertus comes invadit, regis expulsis fidelibus. Quapropter accitus Bruno, regis ac reginae petitione, in Burgundiam venit cum Lothariensibus aliisque sibi subditis populis; idemque castrum, sed et Trecas civitatem, quam praefatus potiebatur Rotbertus, obsidione vallat. ΞΖ 42 (1) Anno DCCCCLX, apud Altmontem castrum proditores quidam deprehensi sunt a Manasse, nepote domni Artoldi praesulis, ac damnati suspendio; inter quos etiam presbiter quidam. Munitio quam vocant Macerias, sita supra Mosam, infra terram Remensis aecclesiae, Artoldo archiepiscopo redditur, [coram Frederico Lothariensium duce], l a Lantberto460 qui eam tenere prohibebatur. (2) Richardus,461 fi lius Willelmi, Nordmannorum principis, fi liam462 Hugonis, Transsequani quondam principis,463 ducit uxorem. Divionem quandam munitionem, quam regis Lotharii fideles tenebant, Rotbertus, frater Heriberti,464 fidelem regis se fallens, dolo ingressus invadit, regiis expulsis custodibus. Ad quam recipiendam rex cum matre regina profectus, ipsum obsidet castrum. Bruno praesul cum Lothariensibus et aliis sibi subditis illuc adveniens, obsides a Rotberto accepit, quos regi tradidit. Quorum unus, Odelrici comitis fi lius, proditor comprobatus et iudicatus atque decollatus est, alter vivus retentus. Otho465 et Hugo,466 fi lii

l

Der Passus fehlt in Handschrift A.

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(3) Graf Arnulf [v. Flandern] kam nach Reims und beschenkte die Kirche der Heiligen Maria mit einer große Menge Silber, mit dem die Kästen, in denen die Körperteile des heiligen Calixtus, des heiligen Nicasius und der heiligen Eutropia und die Reliquien einiger anderer Heiliger aufbewahrt werden, geschmückt und überzogen wurden. Er ließ auch ein Evangeliar dieser Kirche mit Gold und Silber schmücken. Das Kloster des Heiligen Remigius beschenkte er ebenfalls. (4) Graf Robert erobert das castrum Dijon und vertrieb die Getreuen des Königs. Deshalb auf Bitten des Königs [Lothar] und der Königin [Gerberga] zu Hilfe gerufen, kam Brun mit Lothringern und anderen ihm untergebenen Völkern nach Burgund. Er belagert das castrum und auch die Stadt Troyes, dessen sich der besagte Robert bemächtigt hatte. 67 42 (1) Im Jahr 960 nahm Manasse, der Neffe des Herrn Bischof Artold, bei dem castrum Omont einige Verräter gefangen, die dazu verurteilt wurden, gehängt zu werden; unter ihnen war auch ein Priester. Die munitio Mézières an der Maas im Gebiet der Reimser Kirche gibt Lambert,460 dem verboten wurde, diese zu halten, [in Anwesenheit Herzog Friedrichs von Lothringen] an Erzbischof Artold zurück. (2) Richard,461 der Sohn Wilhelms, des Fürsten der Normannen, heiratet die Tochter462 Hugos, des verstorbenen463 Fürsten von jenseits der Seine. Die munitio Dijon, die von Getreuen des Königs gehalten wurde, erobert Robert, der Bruder Heriberts,464 mit einer List, indem er vortäuschte, ein Getreuer des Königs zu sein, und die königliche Besatzung vertrieb. Der König machte sich mit seiner Mutter, der Königin [Gerberga], auf, um Dijon zurückzuerobern und belagert das castrum. Bischof Brun eilt mit Lothringern und anderen ihm Untergebenen dorthin, nahm Geiseln Roberts entgegen und gab diese dem König. Eine (der Geiseln), der Sohn des Grafen Odalrich, wurde als Verräter entlarvt, verurteilt und enthauptet, die andere blieb am Leben und wurde zurückbehalten. Odo465 und Hugo,466 die Söhne Hugos, kommen auf Vermittlung ihres Onkels Brun zum Köter Hz. Bruns, (seines angeheirateten Onkels); Friederich heiratete Beatrix, die Tochter Hugos d. Großen u. Hadwigs. 460 Lambert, Sohn Reginars III. 461 Richard I. (um 935 –996), Hz. d. Normandie (942 –996). 462 Emma (943 –nach 968), Tochter v. Hugo d. Gr. 463 Er stab 956. 464 Heribert III. v Vermandois († 980 / 984), nach dem Tod seines Bruders Robert im Jahr 967, Gf. v. Meaux und Troyes. 465 Odo (vor 944 –965), Hz. v. Burgund (956 –965). 466 Hugo Capet (941–996), Kg. d. Westfrankenreiches (987–996), vgl. H.-W. Goetz, in: LexMA 5, 1991, Sp. 157 f.

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Hugonis, mediante avunculo ipsorum Brunone, ad regem veniunt ac sui efficiuntur. Quorum Hugonem rex ducem constituit, addito illi pago Pictavensi ad terram quam pater ipsius tenuerat, concessa Othoni Burgundia. (3) Audiens autem Bruno quosdam adversum se Lothariensium insurgere, illo cum festinatione regreditur, rege ad obsidionem cum suis consobrinis dimisso. Quidam Brunonis hostium, Rotbertus nomine, Namuvium castrum muniebat; alter Immo munitionem quam dicunt Capraemontem. Ad cuius obsidionem properans Bruno, loca circumquaque rebus exhausta repperit; sicque alimentis abundantem obsidet hostem. Datis ergo treugis, Coloniam regreditur. Rex quoque Lotharius, Divionis munitione recepta, intromissisque custodibus suis, Laudunum reversus est. [ ]m 43 (1) Anno DCCCCLXI, Wido praesul Autisioderensis obiit. (2) Otho, fi lius Hugonis quondam principis, ad regem Lotharium in ipsis festi paschalis diebus Laudunum venit, sed et nonnulli tam Franciae quam Burgundiae proceres. Placitum regale diversorumque conventus principum Suessionis habetur; ad quod impediendum, si fieri posset, Richardus, fi lius Willelmi Nordmanni accedens, a fidelibus regis quibusdam pervasus, et, interemptis suorum nonnullis, in fugam conversus est. Hugo, fi lius Rotgarii quondam comitis, adolescens defungitur, et apud Sanctum Remigium sepelitur. Artoldus Remensis archiepiscopus decessit pridie Kalendas Octobris. Lotharius rex cum matre Gerberga regina et quibusdam Franciae proceribus Burgundiam petiit; quo quidam ex Aquitania praesules ac primates ad eum venerunt. ΞΟn 44 (1) Anno DCCCCLXII, Gerberga regina fratris Brunonis colloquium petiit eique hic frater eius ne Hugoni Remense redderet episcopium prout fratres ipsius petebant suggessit. (2) Otho rex Romam pacifice adiit et amabiliter exceptus, atque honore illic imperiali sublimatus est.467 Quod Berengarius, Italiae rex, indigne ferens, regiones, quas regere debebat, incendere atque vastare coepit. (3) Rex Lotharius, locutus cum Hugone, consobrino suo, petitus est ab eo, ut praefato Hugoni Remensem restituat episcopatum; indeque inducias paciscuntur usque ad medium mensis Aprilis.

m

Keine griechischen Zahlzeichen in Handschrift A fol. 85r. So in Handschrift A fol. 85v. Der Schreiber hat offensichtlich den Querstrich des Buchstabens Theta Θ, dem griechischen Zahlzeichen für 9, vergessen, sodass vor dem Jahresbericht zu 962 ΞΟ steht. Ο (Οmikron, das griechische Zahlzeichen für 70 [milesisch]) eröffnet dann den Bericht zu dem Jahr 963. n

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nig und unterstellen sich ihm. Von ihnen macht der König Hugo zum Herzog und gab ihm zu dem Land, das schon sein Vater besessen hatte, noch den pagus Poitou hinzu. Odo bewilligte er Burgund. (3) Als Brun hört, dass einige Lothringer sich gegen ihn erheben, kehrt er eilig dorthin zurück, während der König und seine Cousins [Odo und Hugo] die Belagerung aufgaben. Robert, einer der Feinde Bruns, verstärkte das castrum Namur, ein anderer namens Immo das castrum Chièvremont. Brun beeilt sich, diese zu belagern, fand die Orte rings umher jedoch von allem entleert vor und (musste) deshalb einen Feind belagern, der Lebensmittel im Überfluss besaß. Also wurde ein Waffenstillstand vereinbart und er kehrt nach Köln zurück. König Lothar eroberte die munitio Dijon, belegte sie mit seiner Wachmannschaft und kehrte nach Laon zurück. 43 (1) Im Jahr 961 starb Bischof Wido von Auxerre. (2) Während der Osterfesttage kam Odo, der Sohn des verstorbenen Fürsten Hugo, zu König Lothar nach Laon, aber auch viele andere Große sowohl der Francia als auch Burgunds. In Soissons fi ndet ein königlicher Hoftag und eine Versammlung verschiedener Fürsten statt. Um das möglichst zu verhindern, rückte Richard, der Sohn des Normannen Wilhelm, an; von einigen Gefolgsleuten des Königs angegriffen, wandte er sich zur Flucht, nachdem viele seiner Männer getötet worden waren. Der junge Hugo, der Sohn des verstorbenen Grafen Roger, stirbt und wird in Saint-Rémi begraben. Erzbischof Artold von Reims starb am 30. September. König Lothar ging mit seiner Mutter, der Königin Gerberga, und einigen Großen der Francia nach Burgund, wo einige Bischöfe und Große aus Aquitanien zu ihm kamen. 69 44 (1) Im Jahr 962 erbat Königin Gerberga eine Unterredung mit ihrem Bruder Brun. Ihr Bruder riet ihr, die Reimser Bischofswürde nicht an Hugo zurückzugegeben, wie dessen Brüder es verlangten. (2) König Otto kam in friedlicher Absicht nach Rom, wurde freundlich empfangen und dort zu kaiserlichen Ehren erhoben.467 Das empörte Berengar, den König Italiens, und er begann, die Gebiete, welche er eigentlich regieren sollte, zu brandschatzen und zu verwüsten. (3) König Lothar sprach mit seinem Cousin Hugo [Capet], der ihn bat, den Bischofssitz von Reims an den obengenannten Hugo zurückzugeben. Schließlich wird ein Waffenstillstand bis Mitte April vereinbart.

467

Die Kaiserkrönung Ottos I. fand zu Maria Lichtmess am 2. Februar 962 einem Sonntag statt.

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(4) Synodus tredecim episcoporum in pago Meldensi, super Maternam fluvium, ex Remensi videlicet ac Senonensi diocesi468 celebratur, praesidente Senonensi praesule,469 satagentibus quibusdam episcopis, ut Hugoni saepedicto Remense rediberetur episcopium. Renitentibus autem praecipue Roricone Laudunensi et Gibuino Catalaunensi praesulibus, et asserentibus quod a tot episcopis excommunicatus a minore numero absolvi non poterat, ita relinquitur usque ad interrogationem papae Romani. (5) Die nativitatis dominae nostrae470 Dei genitricis, daemoniacus quidam, servus Gerbergae reginae, nudus accurrens per mediam aecclesiam usque ad altare, ibidem prostratus iacuit ut mortuus; tandem a nequam spiritu surgens purgatus est. Ipsa die, quidam caecus nomine Harbertus ibidem est illuminatus. (6) Rex Lotharius cum Arnulfo principe locutus, pacem fecit inter ipsum et nepotem ipsius omonimum eius; quem infensum [hic comes]o habebat ob necem fratris eiusdem,471 quem de infidelitate sua deprehensum idem comes interimi fecerat. Tunc ipse princeps omnem terram suam in manu regis dedit, ita tamen ut ipse in vita sua inde honoratus existeret.472 (7) Tetbaldus quidam cum Nordmannis confl igens, victus est ab eis, et fuga dilapsus evasit. Qui seniorem suum Hugonem proinde infensum habens, ad regem venit; a quo, sed et a regina Gerberga benigne susceptus, et miti consolatione refocilatus, abscessit. (8) Vulfaldus, abbas monasterii Sancti Benedicti, praesul efficitur urbis Carnotensis. Legatio, veniens a Iohanne papa, intimat praefatum Hugonem, quondam episcopum, tam ab ipso papa quam ab omni Romana synodo excommunicatum, sed et ab alia synodo apud Papiam celebrata. Cuius legationis redditi certiores per Brunonem archiepiscopum, elegimus ad episcopatum Remensem Odelricum,474

o

fehlt in Hs. A.

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203 468

(4) Eine Synode mit dreizehn Bischöfen aus den Diözesen Reims und Sens wurde im pagus Meaux an der Marne unter dem Vorsitz des Bischofs von Sens469 abgehalten. Einige Bischöfe drängten heftig darauf, die Reimser Diözese an den erwähnten Hugo zurückzugeben. Aber vor allem die Bischöfe Rorico von Laon und Gibuinus von Châlons widersetzten sich dem und argumentierten, dass jemand, der von einer so großen Zahl an Bischöfen exkommuniziert worden war, nicht von einer kleineren Zahl freigesprochen werden könne. So wird (die Angelegenheit) zurückgestellt, bis eine Untersuchung durch den Papst erfolgt sei. (5) Am Tag der Geburt unserer Herrin, der Gottesmutter,470 lief ein Diener der Königin Gerberga, der von einem Dämon besessen war, nackt mitten durch die Kirche zum Altar, wo er sich niederwarf und wie tot liegen blieb. Schließlich stand er, erlöst vom bösen Geist, wieder auf. Am selben Tag bekam auch ein Blinder namens Harbert ebendort sein Augenlicht zurück. (6) König Lothar sprach mit dem Fürsten Arnulf und erwirkte einen Frieden zwischen diesem und seinem gleichnamigen Neffen. Diesen betrachtete der Graf als Feind wegen der Ermordung seines471 Bruders, den dieser Graf wegen seiner Untreue hatte gefangennehmen und töten lassen. Daraufhin übergab der Fürst (Arnulf) sein gesamtes Land in die Hand des Königs, unter der Bedingung, dass er von da an in ehrenvollem Ansehen gehalten werde,472 solange er lebe. (7) Thetbald kämpfte gegen die Normannen, wurde von diesen besiegt und entkam durch Flucht. Deshalb betrachtete er seinen Herrn Hugo [Capet] fortan als Feind und ging zum König; von diesem, aber auch von der Königin Gerberga freundlich empfangen, durch sanfte Tröstung wiederaufgerichtet, ging er fort. (8) Vulfard473, Abt des Klosters Saint-Benoît-sur-Loire, wird zum Bischof der Stadt Chartres erhoben. Eine Gesandtschaft des Papstes Johannes [XII.] trifft ein und meldet, dass der besagte, ehemalige Bischof Hugo sowohl vom Papst als auch von einer römischen Synode exkommuniziert worden sei, aber auch von einer weiteren Synode, die bei Pavia stattgefunden hatte. Nachdem der Bescheid der Gesandtschaft von Erzbischof Brun bekannt gemacht worden war, wählten wir mit Zustimmung König Lothars, der Königin Gerberga und des genannten Brun den vornehmen Priester Odelrich,474 einen Sohn des Grafen Hugo, zum Bischof 468

Diözese hier in der Bedeutung: Kirchenprovinz. Archambaldus v. Troyes, Bf. v. Sens (959–968). 470 Am Montag, 8. September 962. 471 Den Bruder Fürst Arnulfs. 472 Arnulfs Sohn und Mitregent Balduin (III.) starb am 1. Januar 962. Sein Sohn Arnulf (II.) war kurz zuvor geboren worden, sodass sich Arnulf I. um die Protektion seines Enkels durch König Lothar bemühte. Arnulfs I. Verhältnis zu den westfr. Königen Ludwig IV. und Lothar war und blieb aber problembeladen. 473 Wulfhard, Bf. v. Chartres (962 –967). 474 Odelrich († 966), Ebf. v. Reims (962 –966), Nachkomme Bf. Arnulfs v. Metz, vgl. F. Lot, Les derniers Carolingiens, S. 40. 469

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illustrem clericum, Hugonis cuiusdam comitis fi lium, favente Lothario rege cum regina matre praefatoque Brunone. Quique Remis ordinatur ab episcopis, Widone Suessonico, Roricone Laudunensi, Gibuino Catalaunensi, Hadulfo Noviomensi, Wicfredo Virdunensi.475 Ο 45 (1) Anno DCCCCLXIII, Odelricus Remensis archiepiscopus proceres Franciae, qui possessiones quasdam Remensis occupaverant aecclesiae, vocari fecit. Ego vero, fractus aetate et attritus infi rmitate, ministerium abdicavi praelaturae coram eodem praesule. Quique me hoc absolvens iugo, imposuit illud per electionem fratrum nostrorum nepoti meo, Flodoardo, septuagesimo aetatis meae anno. Catalaunensem urbem, praesule Gibuino egresso, Heribertus et Rotbertus fratres obsident, explicitisque tandem nundinis,476 igne succendunt; milites vero in turre quadam loci conscensa, liberantur. ΟΑ 46 (1) Anno DCCCCLXIV, hiemps magna et aspera valde fuit usque Kalendas Febroarii mensis. (2) Domnus praesul Odelricus Tetbaldum quendam procerem477 excommunicat propter castrum Codiciacum et quaedam praedia sancti Remigii quae improbe obtinuerat, et pertinaciter retinebat.478 (3) Heribertus comes villam Sparnacum ei reddidit, et amiciciam praefati praesulis impetravit; ceteras quoque villas Remensis aecclesiae, quas occupaverat, eidem pontifici repetenti non ambigit reddere. ΟΒ 47 (1) Anno DCCCCLXV, Otho,479 fi lius Hugonis, qui Burgundiae praeerat obiit; et rectores eiusdem terrae ad Hugonem et Oddonem clericum, fratres ipsius, sese convertunt. (2) Arnulfo quoque principe decedente, terram illius rex Lotharius ingreditur, et proceres ipsius provintiae, mediante Roricone praesule Laudunensi, eidem sub-

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von Reims. Er wird in Reims von den Bischöfen Wido von Soissons, Rorico von Laon, Gibuinus von Châlons, Hadulf von Noyon und Wigfried von Verdun475 geweiht. 70 45 (1) Im Jahr 963 ließ Erzbischof Odelrich von Reims die Großen der Francia, die einige Besitztümer der Kirche von Reims besetzt hatten, vorladen. Ich selbst aber legte, gebrochen vom Alter und zerrüttet von Krankheit, mein Amt der Prälatur vor dem Bischof nieder. Er befreite mich, in meinem siebzigsten Lebensjahr, von diesem Joch und setzte nach einer Wahl durch unsere Brüder meinen Neffen Flodoard ein. Nachdem Bischof Gibuinus die Stadt Châlons verlassen hatte, belagern sie die Brüder Heribert und Robert. Nach dem Ende der Markttage476 stecken sie die Stadt in Brand. Die Soldaten, welche den Turm des Ortes bestiegen hatten, werden befreit. 71 46 (1) Im Jahr 964 war der Winter sehr lang und rauh bis zum ersten Tag des Februars. (2) Der Herr Bischof Odelrich exkommuniziert Thetbald, einen hochrangigen Mann,477 weil er das castrum Coucy-le-Château und Güter des (Klosters) SaintRémi rücksichtslos eingenommen hatte und hartnäckig daran festhielt.478 (3) Graf Heribert gab ihm (Odelrich) das Dorf Épernay zurück und gewann die Freundschaft des Bischofs. Als dieser weitere Dörfer der Reimser Kirche, die er (Heribert) besetzt hatte, zurückverlangte, gab er sie dem Bischof ohne Zögern zurück. 72 47 (1) Im Jahre 965 starb Odo,479 Hugos Sohn, der Burgund verwaltete. Die Leiter seines Herrschaftsgebietes wenden sich dessen Brüdern Hugo [Capet] und Otto, einem Kleriker, zu. (2) Als auch Fürst Arnulf [v. Flandern] starb, rückt König Lothar in dessen Land ein. Unter Vermittlung des Bischofs Rorico von Laon unterwerfen sich die

475

Wigfried, Bf. v. Verdun (959 / 962 –983). Mit nundinae wurde der an jedem neunten Tag gehaltene römische Markt(-tag) bezeichnet. 477 Lauer, Annales, S. 155 Anm. 4, nennt die Kennzeichnung Thetbalds als quendam procerem mit Recht seltsam (curieux) und erklärt sie im Hinblick auf Tetbalds Exkommunikation. 478 Vgl. 31.4, 32,5 und 40.1. 479 Odo (um 944 –965), Hz. v. Burgund (956 –965). 476

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iciuntur regi. Quo Laudunum repetente, mater ipsius Gerberga regina, cum fi lio Karolo puero ibidem remansit. (3) Odelricus archiepiscopus Sparnacum ab Heriberto recepit, et Codiciacum a Tetbaldo; quemque a vinculo excommunicationis absolvit; et fi lio ipsius, qui eidem se commiserat, ipsum concessit castrum. (4) Otho imperator ab urbe Roma regrediens, Coloniam venit, ibique Gerbergam reginam, sororem suam, cum fi liis Lothario rege Karoloque puero ad se venientem excepit; et cum eis aliisque multis proceribus placitum magnum habuit. (5) Qui Romae, Octaviano papa, a quo fuerat susceptus et ad imperii regenda gubernacula benedictus, ab Urbe digresso, et saepe illum revocante imperatore a quo, quia de inreligiositate sua corripiebatur, reverti nolente, congregata synodo, Johannem illustrem quendam eiusdem aecclesiae clericum per electionem Romanorum papam ordinari fecit.480 Sed eo Papiam regrediente, Octavianus a Romanis recipitur; nec multo post vita decessit. Johanne vero cum imperatore demorante Papiae Romani quendam Benedictum481 ipsius aecclesiae scriniarium eligunt atque pontificem sibi ordinari faciunt, qui in Johannis electione consenserat, et eidem subditus extiterat. Imperator Otho Romam reversus, convocata magna synodo, et Johanne in sede sua restituto, Benedictum episcoporum totius synodi iudicio depositum, abduxit secum, et in Saxoniam direxit. ΟΓ 48 (1) Anno DCCCCLXVI, Lotharius rex uxorem accepit Emmam,482 fi liam regis quondam Italici. (2) Odelricus archiepiscopus Ragenoldum comitem excommunicat pro villis aecclesiae Remensis, quas pertinaciter retinebat. Et ipse comes loca quaedam eiusdem episcopii cum suis pervadens, rapinis incendiisque devastat.

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Großen seiner Provinz dem König. Dieser ging wieder nach Laon. Seine Mutter, Königin Gerberga, blieb mit ihrem Sohn, dem jungen Karl, dort zurück. (3) Erzbischof Odelrich erhielt von Heribert Épernay zurück und Coucy-le-Château von Thetbald, den er daraufhin von der Fessel der Exkommunikation löste. Das castrum übertrug er dessen Sohn, der sich dem Bischof unterstellt hatte. (4) Kaiser Otto, der aus der Stadt Rom zurückkehrte, ging nach Köln, wo er seine Schwester, Königin Gerberga, empfing, die mit ihren Söhnen, König Lothar und dem jungen Karl, zu ihm kam. Mit ihnen und vielen anderen Großen veranstaltete er eine große Versammlung. (5) Als in Rom Papst Octavian [ Johannes XII.], der ihn (Otto) empfangen und zur Lenkung des Kaiserreichs gesalbt hatte, die Stadt [Rom] verließ und der Kaiser ihn mehrfach zurückrief, weil er wegen seiner Gottlosigkeit angeklagt wurde, er jedoch nicht zurückkommen wollte, versammelte (der Kaiser) eine Synode und ließ durch die Wahl der Römer Johannes, einen vornehmen Priester dieser Kirche, zum Papst weihen.480 Als (Otto) aber nach Pavia zurückkehrte, wird Octavian von den Römern wieder aufgenommen; kurz darauf starb er jedoch. Während Johannes sich mit dem Kaiser in Pavia aufhielt, wählen die Römer Benedikt,481 den Notar dieser (der römischen) Kirche, der der Wahl des Johannes zugestimmt hatte und dessen Untergebener gewesen war, und lassen ihn sich zum Papst weihen. Kaiser Otto kehrte nach Rom zurück, berief eine große Synode und setzte Johannes wieder ein. Durch ein Urteil der gesamten Bischofssynode wurde Benedikt abgesetzt. Otto führte ihn mit sich fort und schickte ihn nach Sachsen. 73 48 (1) Im Jahre 966 heiratete König Lothar Emma,482 die Tochter des früheren Königs von Italien. (2) Erzbischof Odelrich exkommuniziert Graf Ragenold, weil er Dörfer der Reimser Kirche hartnäckig behielt. Dieser aber durchstreift mit seinen Männern einige Orte der Diözese, plündert und verwüstet sie und brennt sie nieder.

480

Johannes XIII., Papst (965 –972). Benedikt V. († 966), Papst vom 22. Mai bis 23. Juni 964. Ks. Otto I. forderte eine Wiedereinsetzung Papst Leos VIII., der 963 zum Papst gewählt worden war u. setzte diesen schließlich durch. 482 Emma († 988), Kgn. d. Francia, Tochter Kg. Lothars v. Italien u. Adelheids v. Burgund. 481

Register Personen und Gruppen Register

Heilige Alban (21. Juni) 39.3 Balderich, Baudry (16. Oktober) 23.5 Crispin u. Crispianus (25. Oktober) 19.1, 23.4, 26.1, 26.6 Dionysius (9. Oktober) 13.3 Hilarius (13. Januar) 16.2 Johannes, der Täufer (24. Juni) 27.3 Julian ( Julianus von Brioude, 28. August) 24.6 Kolumba v. Sens (31. Dezember) 18.1

Maria (1. Januar) 41.3 Martin v. Tours (11. November) 22.6 Michael, Erzengel (29. September) 13.7 Petrus, Apostel (29. Juni) 30.1 Radegunde (13. August) 37.2 Remigius (13. / 15. Januar) 6.1, 6.5, 17.4, 41.3, 43.2, 46.2 Theodolf v. Saint-Thierry (1. Mai) 13.3 Vincent (22. Januar) 30.11

Personen und Gruppen Aufgenommen sind nur ausdrückliche Nennungen, jedoch keine Anspielungen auf Personen oder Gruppen; Abkürzungen: Bf. = Bischof, Ebf. = Erzbischof, fr. = fränkisch, Gf. = Graf, Hz. = Herzog, Kg. / Kgn. = König / Königin, Ks. = Kaiser. A Abbo († 937), Bf. v. Soissons (909–937), westfr. Erzkanzler (922 –931) 7.1, 7.6, 19.6 Acfred (Alfred) († 927), Bruder Wilhelms II. v. Aquitanien 8.3 Adalbero (I.), Bf. v. Metz (929–962 / 964) 11.2, 25.3, 29.10, 30.1, 30.5, 30.11, 32.1, 33.2, 36.5 Adalbert, Bf. v. Passau (946 –970) 30.5 Adalbert I., Gf. v. Vermandois (915 –987), Sohn Heriberts II. v. Vermandois 25.1, 25.2, 25.3, 26.1, 26.2, 26.3, 26.6, 28.1, 31.4, 31.7, 33.7 Adaldag, Ebf. v. Hamburg (936 –988) 30.5 Adalgar aus Bouvancourt, Priester 19.4 Adalolf († 933), Gf. v. Boulogne und Thérouanne, Sohn Balduins II. 7.4, 7.6, 44.6 Adele, Tochter Heriberts II. v. Vermandois und Schwester Hugos 16.4, 28.7

Adelelmus, Bf. v. Laon (921–930) 3.1, 12.1 Adelelmus, Bf. v. Senlis (918 / 923 –936) 18.4 Adelelmus (Adalhelm), Gf. v. Arras, † 932 in Noyon 5.8, 14.1 Adelheid v. Burgund (931–999) 33.8, 34.1, 35.2, 48.1 Adelhelm (Adelomus, frz. Alleaume) 30.16 Adelmarus, Diakon aus Verdun 16.5 Adelomus, (frz. Alleaume) 30.16 Aethelstan (894 –939), Kg. v. Wessex (924 – 927), Kg. der Engländer (927–939) 18.1, 21.2, 21.4 Agapit II., Papst (946 –955) 28.4, 30.1, 30.3, 30.4, 30.7, 31.6, 36.8 Agenold (Einold ), Abt v. Gorze (933 – 959 / 967) 29.10, 35.5 Airard, Bf. v. Noyon, (915 –932) 14.1 Alain II. Schiefbart (Barbe-Torte), Gf. v. Vannes u. Nantes, Hz. der Bretagne ab 936 († 952) 24.3, 26.8

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Register

Alberich II. (912 / 915 –954), aus der Familie der Markgrafen v. Spoleto 15.1, 18.3, 24.3, 28.4, 36.8 Alda, Tochter Hugos v. Vienne, Ehefrau Alberichs II. 18.3 Amalrich, Gesandter aus Reims 15.1 Andrea(s) 26.1 Angilbert, Wegelagerer 33.6 Ansegis († 970), Bf. v. Troyes 7.1, 31.5 Ansellus, Vasall Bosos v. Vienne 12.1 Archambaldus (Archambaud) von Troyes, Bf. v. Sens (959–968) 44.4 Arnold, Gf. v. Douai 12.1, 12.2, 13.1, 23.5, 23.6 Arnulf I. der Alte (Le Vieux) (um 900 –965), Gf. v. Flandern, Sohn Balduins II. 7.4, 7.5, 7.6, 13.5, 16.4, 20.1, 20.2, 21.1, 21.2, 21.4, 21.7, 941, 25.1, 25.4, 25.5, 26.3, 26.9, 27.1, 27.2, 28.7, 29.1, 29.6, 30.2, 31.2, 31.5, 32.1, 33.6, 39.2, 41.3, 44.6, 47.2 Arnulf, Neffe Arnulfs I. v. Flandern 44.6 Artold, Ebf. v. Reims (931–940 u. 946 –961) 13.8, 14.3, 15.1, 15.3, 15.4, 15,5, 16.2, 17.2, 17.4, 18.1, 18.2, 20.1, 20.2, 22.1, 22.2, 22.3, 22.4, 22.6, 23.2, 23.4, 23.6, 25.1, 25.3, 25.4, 27.2, 28.7, 29.4, 29.6, 29.8, 29.9, 29.10, 30.1, 30.3, 30.4, 30.5, 30.7, 30.8, 30.9, 30.11, 30.14, 30.15, 30.17, 31.1, 31.2, 31.4, 32.1, 32.3, 32.5, 32.6, 34.3, 34.4, 34.5, 35.4, 36.6, 37.5, 38.5, 39.1, 40.1, 42.1, 43.2 B Balderich, Bf. v. Lüttich (955 –956) 38.2 Balderich, Bf. v. Utrecht (917–976) 30.5 Balduin II. (le Chauve) († 918), Gf. v. Flandern (879–918) 7.6, 13.5 Balduin III. (935 –962), Gf. v. Flandern (954 –962) 39.2 Beatrix (939–nach 987), Tochter Hugos d. Großen und Hadwigs, der Schwester Ottos I. 33.2, 36.5 Benedikt V. († 966?), Papst vom 22. Mai bis 23. Juni 964 47.5 Benno († 940), Bf. v. Metz (927–929) 9.1, 10.4, 11.2

Berengar v. Friaul (um 840 –924), Kg. v. Italien (888 – 889, 896 –901, 905 –924), Ks. (915 –924) 4.2, 5.12, 6.4 Berengar II. (um 900 –966), Markgraf v. Ivrea (925 –964), Kg. v. Italien (950 –961) 32.6, 33.8, 34.2, 44.2 Berengar, Gf. v. Namur, († nach 933) 6.3 Berengar, Bf. v. Verdun (940 –959 / 962) 23.5, 30.1, 30.5 Berengar, Ebf. v. Cambrai (956 –957) 38.5 Bernhard, Gf. v. Réthel (Porcien) 15.2, 27.2 Bernhard, Bf. v. Halberstadt (926 –968) 30.5 Bernhard (vor 875 –nach 945), Cousin Heriberts II. v. Vermandois, Gf. v. Senlis 5.7, 27.1, 31.7 Bernuin († 939), Bf. v. Verdun (925 –939) 7.6, 14.4 Bernuin, Bf. v. Senlis (937–?) 19.1 Bertha (863 –925), Tochter Lothars II. (835 – 869) Mutter Hugos v. Vienne 8.4 Boleslaw (965 / 967–1025), Hz. v. Polen (992 –1025), Kg. v. Polen (1025) 37.3, 37.4 Boso, Sohn Richards, des Gerichtsherrn, Gf. v. Provence, († 935) 5.3, 6.6, 10.3, 11.1, 12.1, 12.2, 13.5, 13.8, 14.4, 17.1, 17.3, 17.4 Boso, Markgf. v. Tuszien (931–936), Bruder Hugos v. Italien 18.3 Bovo (II.) († 947), Bf. v.Châlons (916 / 917–947) 13.5, 13.8, 14.2, 29.2, 38.5 Brun, Bruder Kg. Ottos, Ebf. v. Köln (953 –965) 29.10, 35.6, 36.1, 36.6, 38.4, 39.2, 40.2, 41.1, 41.2, 41.4, 42.2, 42.3, 44.1, 44.8 Burchard II. v. Schwaben (883 / 884 –926), Hz. v. Schwaben (917–926) 8.4 D Dado, Bf. v. Verdun (881–923) 5.13, 7.6 Damasus, Gesandter Papst Stephans 24.1 Derold, Bf. v. Amiens (929–946 / 947) 11.2, 26.1, 28.8 Dietrich I., Gf. v. Friesland († um 939) 21.3 Dodo, Bf. v. Osnabrück (921–949) 30.5

Personen und Gruppen Dodo, Bruder Ebf. Artolds v. Reims 25.4, 27.6, 29.9, 31.2, 31.4, 31.5 Drogo, Bf. v. Toul (907–922) 4.1 Dudo, Bf. v. Paderborn (935 –960) 30.5 E Eadgifu (um 903 –nach 951), Tochter d. engl. Kgs. Edward I. 8.5, 19.2, 33.7 Eadhild († 937), Tochter des engl. Kgs. Edward I., (874 / 877–924), Kg. v. Wessex (899–924) 8.5 Ebergisl, Bf. v. Minden (927–950) 30.5 Eberhard († 939), Bruder Kg. Konrad I., Hz. v. Franken, v. 926 bis 928 gleichzeitig Hz. v. Lothringen 8.5, 16.4 Ebrardus, Bruder Herluins 14.2 Ebrulf, ein Priester 6.9 Edgitha (um 910 –946), Halbschwester v. Kg. Aethelstan, erste Ehefrau v. Kg. Otto I. 28.6 Edmund († 946), Kg. v. England (939–946), Onkel Ludwig IV. 28.3, 28.6 Edward I., (874 / 877–924), Kg. v.Wessex (899–924) 8.5 Emma (vor 894 –934), Tochter Roberts I., Ehefrau König Rudolfs 5.10, 9.3, 10.1, 13.5, 15.2, 16.7 Emma († 988), Tochter Kg. Lothars v. Italien und Adelheids v. Burgund 48.1 Emma (943 –nach 968) Tochter Hugos des Großen 42.2 Erlebald, Graf 2.2, 3.3 Ermengaud († nach 935), Gf. v. Rouergue (918 –935) 14.4 F Felecan, Anführer der Normannen 13.7 Flodoard 22.6, 23.4, 30.11, 45.1 Flodoard, Neffe Flodoards 45.1 Florebert II. v. Tongern, Bf (947–953) 30.5 Flothilde, Mädchen aus Lavannes 22.7 Friedrich Ebf. v. Mainz (937–954) 28.7, 30.1, 30.5 Friedrich I. (vor 939–978), Gf. v. Bar (955 –978), Hz. v. Oberlothringen (959–978) 33.2, 33.4, 36.5, 41.2, 42.1

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Frotmund, Vizegf. v. Sens 23.1 Fulbert, Bf. v. Cambrai (933 –956) 15.5, 30.5, 30.8, 32.1, 38.5 Fulcher, Bf. v. Noyon (954 –955) 36.5, 37.5 Fulko v. Anjou († 941), Gf. v. Anjou (930 –941), Vater Guidos (Wido, Guy), Bf. v.Soissons (937–966) 19.6 G Gauzlin, (Goslenus, Josselin) v. Toul, († 962), Bf. v. Toul (922 –962) 4.1, 29.10, 30.5 Gerardus 20.2 Gerberga (913 –969), Tochter d. ostfr. Kgs. Heinrich I., Schwester Kg. Ottos I. 21.7, 26.1, 27.1, 27.6, 28.5, 28.7, 30.6, 31.3, 31.4, 33.2, 33.7, 34.2, 34.4, 35.1, 35.3, 36.3, 36.6, 37.2, 38.4, 39.2, 40.2, 41.1, 41.2, 41.4, 42.2, 43.2, 44.1, 44.5, 44.7, 44.8, 47.2, 47.4 Gerland, Ebf. von Sens (938 –954) 23.1 Geruncus (Géronce v. Déols) Bf. v. Bourges (910 –948) 30.17 Gibuinus († vor 998), Bf. v. Châlons-sureMarne, heute Châlons-en-Champagne 29.2, 37.5, 44.4, 44.8, 45.1 Giselbert, Hz. v. Lothringen (928 –939) 2.3, 4.3, 4.7, 5.12, 6.3, 7.2, 7.4, 10.3, 12.2, 13.5, 14.4, 16.4, 16.6, 20.2, 21.3, 21.6, 21.7, 38.4 Giselbert, Bruder Walos und Schwager Hugos des Schwarzen, Gf. v. Dijon nach 924, ab 952 Herzog v. Burgund, († 956) 4.1, 6.2, 13.5, 14.1, 14.2, 23.6 Giso, Gesandter aus Reims 15.1 Gosbert († 932), Bf. v. Laon (930 –932) 12.1, 14.4 Gosfried (Geoffroi) Gf. v. Nevers 17.1 Gotbert, Wegelagerer 33.6 Gotselin, frz. Josselin († 931), Bf. v. Langres (925 –931) 7.1 Guido v. Anjou († 973), Bf. v. Soissons (937–966) 19.6 Gunthard († 942), Ebf. v. Rouen (919–942) 13.6

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Register

H Hadulf, Bf. v. Noyon (955 –977) 37.5, 44.8 Hadwig (vor 920 –959), Tochter d. ostfr. Kgs. Heinrich I., Schwester Ottos I. 20.1, 39.2, 40.2 Hagano 2.1, 4.3, 4.4 Harbert, ein Blinder 44.5 Harduin, Untergebener Gf. Theobalds v. Tours 40.1 Harold, Normanne, Kommandant v. Bayeux 27.5 Heilwig v. Friaul († nach 895), Tochter des Mgf. Eberhard v. Friaul u. Gisela, Tochter Ludwigs des Frommen; Mutter Gf. Rudolfs v. Gouy 8.5 Heinrich I., ostfr. Kg. (919–936) 2.1, 3.5, 3.9, 5.1, 5.12, 6.6, 7.4, 7.6, 8.5, 9.1, 10.3, 10.4, 11.1, 13.5, 13.6, 14.4, 15.1, 16.4, 17.1, 18.2, 20.1 Heinrich (919 / 922 –955), Hz. v. Lothringen (940), Hz. v. Bayern (948 –955) [18.2], 22.5, 35.5, 36.4 Heinrich, Sohn Ludwigs IV. und Gerbergas (*953, † 953) 35.3 Heinrich Ebf. v. Trier (956 –964) 38.5 Helgaud, Gf. v. Montreuil [sur-Mer, Ponthieu] († 926) 9.3 Heribert II. v. Vermandois (vor 880 –943), Gf. v. Vermandois (900 / 908 –943) 4.3, 5.5, 5.6, 5.7, 5.8, 5.9, 5.11, 6.1, 6.6, 6.7, 6.8, 7.1, 7.2, 7.3, 7.5, 7.6, 8.1, 8.3, 9.1, 9.2, 9.3, 10.1, 10.2, 10.4, 11.1, 11.2, 11.4, 12.1, 12.2, 13.1, 13.5, 13.6, 13.8, 14.2, 14.3, 14.4, 15.2, 15.4, 15.5, 16.1, 16.3, 16.4, 16.6, 17.1, 17.3, 19.2, 20.1, 20.2, 21.1, 21.4, 21.7, 22.2, 22.3, 22.4, 22.5, 22.6, 23.1, 23.2, 23.4, 23.6, 24.1, 24.3, 24.5, 25.1, 25.2, 31.4 Heribert (III.), (926 / 928 –980 / 984) Sohn Heriberts II. v. Vermandois 24.5, 25.1, 25.3, 27.1, 28.1, 30.16, 33.7, 34.3, 34.4, 36.5, 36.6, 36.7, 40.1, 42.2, 45.1, 46.3, 47.3 Heriveus, Ebf. v. Reims (900 –922) 2.1, 2.2, 3.1, 3.3, 4.3, 4.5, 6.1, 22.2, 29.9, 31.5

Heriveus, Neffe des gleichnamigen Ebf. v. Reims 22.2, 29.9, 31.5 Herluin, Bf. v. Beauvais (909–921) 3.8 Herluin († 945) Gf. v. Montreuil (Ponthieu), Sohn Helgauds 9.3, 11.2, 11.4, 932, 21.2, 21.7, 25.2, 25.4, 26.3, 26.9, 27.2, 27.3, 33.6 Hermann, Ebf. v. Köln (889 / 890 –924) 2.3 Hermann († 949) Hz. v. Schwaben (926 –949) 26.2, 26.4, 28.7 Herold, Bf. v. Salzburg (939–958) 30.5 Hildebold, Bf. v. Münster, (941 / 947–969) 29.10, 30.5 Hildegar(ius), Bf. v. Beauvais (933 –972 / 73) 15.3, 30.7, 30.16 Hilduin, Bf. v. Tongern (Lüttich) (920 –921) 2.3, 4.1 Hilduin (vor 900 –948), Gf. v. Montdidier 11.4 Hilgaud II., Gf. v. Ponthieu, Gf. v. Montreuil (sur-Mer), († 926) 7.4, 7.6, 8.1 Hinkmar, Abt v. Saint-Basle 34.5 Horath, Bf. v. Schleswig (948 –972) 30.5 Hucbald, Mönch des Klosters Orbais 19.4 Hugo, Bf. v. Verdun, (923 –925), († 926) 5.13, 7.6, 8.5 Hugo d. Große (der Weiße) um 893 –956), Hz. d. Franken (936 –956) 4.3, 4.6, 4.7, 5.5, 5.9, 6.1, 6.6, 6.7, 6.8, 7.1, 7.2, 7.5, 8.5, 9.1, 9.2, 10.1, 10.4, 11.1, 11.2, 11.4, 12.1, 12.2, 13.1, 13.5, 13.6, 13.8, 14.2, 14.3, 14.4, 15.4, 15.5, 16.1, 16.3, 16.4, 16.6, 17.1, 17.3, 18.1, 18.2, 18.4, 19.2, 20.1, 20.2, 21.1, 21.4, 21.7, 22.1, 22.2, 22.3, 22.4, 22.5, 23.1, 23.2, 23.4, 23.6, 24.1, 24.3, 24.5, 25.1, 25.2, 25.3, 25.5, 26.2, 26.4, 26.9, 27.3 27.6, 27.7, 27.8, 28.1, 28.3, 28.5, 29.1, 29.4, 29.5, 29.8, 30.2, 30.4, 30.6, 30.11, 30.14, 30.15, 30.16, 31.4, 31.5, 31.6, 31.7, 32.1, 32.2, 32.3, 32.5, 33.2, 33.6, 34.3, 34.4, 35.1, 36.3, 36.4, 36.6, 37.2, 38.4, 39.2, 42.2, 43.2, 47.1 Hugo Capet (941–996), Sohn Hugos des Großen, Kg. v. Westfranken (987–996) 42.2, 42.3, 44.2, 44.7, 47.1

Personen und Gruppen Hugo d. Schwarze († 952), Gf. v. Langres (923 –936 / 940), Hz. (?) v. Burgund (923 –943) 4.4, 6.2, 18.2, 18.4, 20.2, 21.1, 21.5, 22.5, 23.6, 28.5, 32.1 Hugo (920 –962), Sohn Heriberts II. v. Vermandois, Ebf. v. Reims 7.6; 932 vertrieben, 940 –946 erneut Ebf., dann abgesetzt 7.1, 7.2, 7.6, 10.2, 22.3, 22.5, 23.2, 23.4, 23.6, 24.2, 25.1, 25.3, 25.4, 26.1, 26.2, 26.3, 26.6, 27.3, 27.6, 28.1, 28.7, 29.1, 29.4, 29.5, 29.8, 29.9, 29.10, 30.1, 30.4, 30.7, 30.9, 30.11, 30.14, 30.15, 30.16, 31.2, 31.4, 31.6, 44.1, 44.2, 44.4, 44.8 Hugo v. Vienne (v. Arles, v. Italien) († 947), Sohn Gf. Thetbalds von Arles, Hz. der Provence, Kg. v. Italien (ab 926) 6.1, 6.4, 8.4, 10.2, 10.4, 15.1, 15.5, 18.3, 24.3, 27.6, 28.2, 28.4, 32.6 Lothar, Sohn des Hugo v. Vienne 27.6, 32.6, 33.8 Hugo, Abt v. St. Maximin, Trier, Bf. v. Tongern (Lüttich) 27.7 Hugo, Sohn des Gf. Roger 43.2 I Immo 41.2, 42.3 Incon, Normanne 13.8 Ingobrannus, Graf 5.8 Ingramnus († 936), Bf. v. Laon (932 –936) 14.4, 18.1 Isaac, Gf. v. Cambrai, (910 –948) 6.3, 6.7, 6.8, 21.3 Israel der Bretone († vor 965), Lehrer Bruns 29.10 Ivo, Bf. v. Senlis, Pontifi kat unsicher 30.16 J Johannes X., Papst (914 –928), († 929) 4.1, 5.13, 10.1, 10.2, 11.3 Johannes XI. († 935?), Papst (931–935) 15.1, 18.3 Johannes XII., Papst (16. 12. 955, abgesetzt 4. 12. 963, † 965 Mai 14) 36.8, 44.8, 47.5 Johannes XIII., Papst (965 –972) 47.5 Judicaël Berengar († 965 / 977?) Gf. v. Rennes 24.3, 26.8

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K Karl III., der Einfältige, westfr. Kg. (893 / 898 –923, † 929) 2.1, 2.3, 3.3, 3.5, 3.9, 4.1, 4.3, 4.4, 4.7, 5.4, 5.5, 5.6, 5.7, 5.8, 5.9, 6.7, 8.5, 9.3, 10.1, 10.4, 11.4, 18.1, 20.1, 22.1 Karl (945 –vor 953) Sohn Ludwigs IV. und Gerbergas 27.1, 27.6 Karl (953 –991) Sohn Ludwigs IV. und Gerbergas, Hz. v. Niederlothringen (977–991) 35.3, 47.2, 47.4 Karl Konstantin (vor 901–962), unehelicher Sohn Ludwigs des Blinden, Gf. v. Vienne (926 –962) 13.1, 23.6, 33.1 Konrad, der Friedfertige († 993) Kg. v. Hochburgund (937–993) 19.5, 22.5, 28.7, 33.8 Konrad d. Rote (um 922 –955), Hz. v. Lothringen (944 –953) 27.7, 30.11, 30.12, 31.4, 32.1, 33.2, 33.3, 34.2, 34.3, 34.4, 35.2, 35.5, 36.1, 36.4, 37.3 Konrad, Bf. v. Konstanz (935 –976) 30.5 L Landrich, Bruder des Arnold, Gf. v. Douai 23.6 Lambert, Sohn Reginars III. 42.1 Landrich, Bruder Gf. Arnolds v. Douai 23.6 Leo VII. († 939), Papst (936 –939) 18.3 Letald, Gf. v. Macon 33.1 Liopdac, Bf. v. Ribe (948 –950) 30.5 Liudolf, Kaplan Ottos I., dann dessen Kanzler; nach 952 Bf. v. Osnabrück 30.16, 30.17 Liudolf (930 –957), Hz. v. Schwaben (950 –954), Sohn Ottos I. 35.2, 35.5, 36.4, 39.3 Lothar (941–986), westfr. König (954 –986) 23.6, 27.6, 36.3, 36.6, 37.2, 38.3, 39.2, 40.1, 41.1, 41.2, 41.4, 42.2, 42.3, 43.2, 44.2, 44.6, 44.7, 44.8, 47.2, 48.1 Lothar (II.) (um 928 –950), Sohn Hugos v. Italien (Vienne) 27.6, 32.6, 33.8 Ludwig III., der Blinde, (* 881 / 882, † 5. Juni 928), Kg. v. Niederburgund

214

Register

(887–928), Kg. der Langobarden (900 –905), Ks. (901 / 902 –905) 13.1 Ludwig IV. (Transmarinus, d’Outre-Mer, der Überseeische. (920 / 921–954), westfr. Kg. (936 –954) 18.1, 18.2, 19.2, 20.1, 20.2, 21.1, 21.2, 21.3, 21.4, 22.5, 21.5, 21.7, 22.1, 22.2, 22.3, 22.4, 22.5, 22.6, 23.2, 23.3, 23.5, 23.6, 24.1, 24.2, 24.3, 24.5, 25.1, 25.2, 25.3, 25.5, 26.1, 26.3, 26.4, 26.6, 26.9, 27.1, 27.2, 27.3, 27.5, 27.6, 27.7, 28.3, 28.5, 28.7, 29.1, 29.3, 29.4, 29.6, 29.8, 30.6, 30.11, 30.12, 30.14, 30.15, 30.16, 30.17, 31.1, 31.2, 31.4, 31.5, 31.6, 32.1, 32.2, 32.3, 32.5, 33.1, 33.2, 33.4, 33.6, 33.7, 34.2, 34.4, 35.1, 35.4, 36.2, 36.6 Ludwig, Sohn Kg. Ludwigs IV. (948 –954) 30.17, 36.2 Lupus Acinarius Vasco 14.4 M Manasse I., Gf. v. Dijon, († um 920) 13.5 Manasse II., Gf. v. Dijon († nach 925), Bruder Gf. Walos und Giselberts 7.1 Manasse, Neffe Ebf. Artolds v. Reims 42.1 Marinus II., Papst (942 –946) 28.4 Marinus v. Bomarzo (942 –958) 30.3, 30.5, 30.6, 30.7, 30.8, 30.9, 30.11, 30.15, 30.16, 30.17 Marozia (vor 892 –nach 932) 11.2, 15.1 Menasse, Abgesandter Hugos d. Großen 26.4 Michael, Bf. v. Regensburg (941–972) 30.5 Milo, Bf. v. Châlons-sur-Marne (931–932) 13.8, 14.3 O Octavian, später Papst Johannes XII. (16. Dezember 955, abgesetzt 4. Dezember 963, † 14. Mai 964) 36.8, siehe auch Johannes XII. Odalrich († 947), Odalric(h) Bf. v. Aix-enProvence (928 –947), 928 v. den Sarazenen vertrieben 10.2, 29.10 Odalrich, Abt aus Burgund 34.4 Odalrich, Gf. 42.1

Odelrich Ebf. v. Reims (962 –966) 44.8, 45.1, 46.1, 46.3, 47.3, 48.2 Odilo, Abt v. Stablo (938 –954) 29.10 Odo, ältester Sohn Heriberts II. v. Vermandois, (910 –946), Gf. v. Vienne, (941– 944) Gf. v. Amiens 9.1, 10.4, 15.4, 20.2, 25.1, 25.2, 26.1, 26.2, 26.3, 26.6, 28.1 Odo (vor 944 –965), Sohn Hugos des Großen, Hz. v. Burgund (956 –965) 42.2, 42.3, 43.2, 47.1 Odo (um 878 –942), Abt v. Cluny (927–942) 24.3, 24.6, 27.4 Odoinus, 20.2 Osanna, Mädchen aus dem pagus Voncq 2.3 Otgar, Bf. von Amiens (892 –928) 10.2 Otto I. (912 –973), ostfr. Kg. (936 –973), Ks. (962 –973) 18.2, 20.1, 21.2, 21.3, 21.4, 21.5, 21.7, 22.4, 22.5, 22.6, 23.6, 24.3, 24.5, 25.5, 26.2, 26.4, 27.7, 28.6, 28.7, 29.3, 29.8, 29.10, 30.3, 30.6, 30.11, 30.16, 30.17, 31.3, 31.4, 32.1, 32.4, 33.2, 33.4, 33.8, 34.1, 34.2, 35.2, 35.5, 35.6, 37.1, 37.3, 37.4, 38.1, 38.5, 40.2, 44.2, 47.4, 47.5 Otto II., Sohn Ottos I. 35.2 Otto, Sohn Richwins, Gf. v. Verdun seit 923, Hz. v. Lothringen (940 –944) 4.1, 5.12, 6.6, 7.2, 21.3, 24.3, 25.3, 26.2 Otto, der Kleriker, Sohn Hugos des Großen 47.1 P Paulus, ein Blinder 16.2 Poppo, Bf. v. Würzburg (941–961) 30.5 R Ragebert, ein Verwandter Ebf. Artolds 20.1 Ragembald (frz. Raimbaud ), Bf. v. Amiens (949–950) 31.2, 32.3 Ragenar, Bruder Rudolfs, 26.4 Ragenard Vizegraf v. Auxerre, Bruder Manasses I., Gf. v. Dijon 6.2, 6.8 Ragenold, Fürst der Normannen 5.8, 6.7, 6.8, 7.1 Ragenold (Rainald) v. Roucy (um 900 –967) 26.1, 26.6, 27.3, 29.9, 30.14, 31.4, 31.5,

Personen und Gruppen 32.1, 32.5, 34.3, 34.4, 35.3, 36.5, 36.6, 36.7, 37.2, 48.2 Raimund II., Gf. v. Toulouse (918 / 919– 923) 5.2 Raimund III. (Pons), Gf. v. Toulouse († nach 950) 14.4, 26.1 Reginar II., (vor 880 –932), Gf. im Hennegau, Bruder Giselberts v. Lothringen 6.3, 10.3 Reginar III. Langhals (frz. Renier III Longcol ), Gf. im Hennegau (940 –958) 33.3, 35.2, 36.1, 38.3, 38.4, 39.2 Reginbald, Bf. von Speyer (944 / 46 –950) 30.5 Reginbrand, Bf. v. Aarhus (948 –988) 30.5 Richard der Gerichtsherr, Gf. v. Autun, Markgraf und Hz. in Burgund, (880 –921) 3.4, 4.3, 4.4, 28.5 Richard, († vor 948), Sohn des Warner, Gf. v. Troyes 13.5, 14.1 Richard I. (um 935 –996), Hz. der Normandie (942 –996). Sohn Wilhelms (I.) Langschwert 25.1, 25.2, 42.2, 43.2 Richer, Abt v. Prüm, Bf. v. Tongern (Lüttich) (921–945) 2.3, 4.1, 15.2, 27.7 Richowo, Bf. v. Worms (914 –950) 30.5 Richwin (Ricuin), Gf. v. Verdun († 923) 3.5, 5.3 Robert, Markgraf in Neustrien, westfr. Kg. (922 –923) 3.7, 4.3, 4.4, 4.5, 4.7, 5.1, 5.4, 5.5, 6.1 Robert (II.), Ebf. v. Tours (917–931) 13.4 Robert, Sohn Heriberts II. v. Vermandois, Bruder Heriberts (III.) 25.1, 25.2, 25.3, 26.1, 26.2, 26.3, 26.6, 28.1, 34.3, 36.7, 39.2, 40.1, 41.4, 42.2, 42.3, 45.1 Rodulf (I.), Bf. v. Laon (896 –921) 3.1 Rodulf (II.), Bf. v. Laon (936 –948) 18.1, 18.2, 20.2, 21.5, 24.5, 30.5, 30.7, 30.8, 30.11, 30.15, 30.16, 30.17 Roger I. († 926), Gf. v. Laon, Vater Rogers II. 5.5, 5.8, 8.5, 9.1, 9.3, 13.1, 13.5 Roger II., Gf. v. Laon (927–941), Gf. v. Douai (931–941), Gf. v. Bassigny (941–942) 9.1, 10.2, 13.1, 13.5, 20.1, 22.4, 23.3, 23.5, 23.6, 24.3

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Roger, Sohn Herluins, Gf. v. Ponthieu (945 –957) 29.6, 33.6, 39.2, 43.2 Rollo, Gf. v. Rouen (911–925 / 932) 7.5, 9.3, 10.1 Rorico, Bf. v. Laon (949–976), unehelicher Sohn Karls III 31.1, 37.5, 40.18, 44.4, 44.8, 47.2 Rotbert und Rudolf, Brüder 25.4 Rothild (870 –928), Tochter Karls II. des Kahlen, (823 – 877) 4.3, 11.1 Rotmar, Abt v. Saint-Basle 34.5 Rudolf II. v. Hochburgund, Kg. v. Hochburgund (912 –937), Kg. v. Italien (921 / 22 –926) 4.2, 5.12, 6.4, 8.4, 17.1, 19.5, 20.2, 22.5 Rudolf (890 –936), westfr. Kg. (923 –936) 4.3, 5.6, 5.7, 5.9, 5.10, 5.11, 5.12, 5.13, 6.1, 6.3, 6.5, 6.6, 6.8, 7.1, 7.2, 7.5, 8.1, 8.3, 9.1, 9.3, 10.1, 10.4, 12.1, 12.2, 13.1, 13.5, 13.6, 13.8, 14.1, 14.2, 14.4, 15.2, 16.1, 16.3, 16.4, 17.1, 17.2, 17.3, 17.4, 18.1, 18.2 Rudolf (v. Gouy) († 926), Gf. v. Amiens, Ostrevant, Vexin u. Valois 5.8, 7.6, 8.5, 25.1 Rudolf, Sohn Rudolfs v. Gouy 25.1 Rudolf und Rotbert, Brüder 25.4 Rudolf, Getreuer Kg. Ludwigs (IV.) 26.3, 26.4 Rudolf, Bf. v. Noyon (950 –954) 32.2, 32.6 Ruotbert, Ebf. v. Trier (931–956) 28.7, 29.10, 30.1, 30.5, 30.9, 30.11, 30.15, 38.2 Ruotger (um 880 –931), Ebf. v. Trier (915 –931) 5.12 S Serlus 20.1 Setricus, heidnischer König 25.2 Seulf, Ebf v. Reims (922 –925) 4.5, 5.6, 5.9, 5.10, 5.11, 5.13, 6.1, 6.6, 6.8, 7.6 Sigebold 30.7, 30.8 Starchand, Bf. v. Eichstätt (933 –966) 30.5 Stephan, Bf. v. Cambrai (909–933 / 934) 6.7, 6.8

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Register

Stephan II., Bf. v. Clermont (um 940 –970) 33.1 Stephan IX., Papst (939–942) 24.1, 24.2 T Tetbald (I.), Bf. v. Amiens (947–948) 29.5, 30.16, 31.2 Teutilo (Théotolon), Ebf. v. Tours (932 –945) 15.3, 27.4 Theoderich, Neffe Gf. Bernards v. Réthel 27.2, 31.4 Thetbald der Betrüger (le Tricheur), Gf. v. Blois, Chartres, Vizegraf v. Tours (um 910 –975) 27.1, 27.7, 28.5, 29.9, 30.11, 30.16, 31.4, 32.5, 40.1, 44.7, 46.2, 47.3 Thiedhard, Bf. v. Hildesheim (928 –954) 30.5 Transmarus († 950), Bf. v. Noyon (937–950) 19.1, 30.15 Treduin, Kleriker 15.4 Turmold, Normanne 25.2 U Udo, Gf. d. Wetterau, (um 915 –949) Sohn des Konradiners Gebhard, Bruder Hz. Hermann I. v. Schwaben 28.7 Ulrich, Bf. v. Augsburg (923 –973) 30.5 Ursio, Vasallen der Reimser Kirche 38.3 V Vulfaldus, Abt v. Saint-Benoit-sur-Loire, Bf. v. Chartres 44.8 W Waldricus (Gaudry), Bf. v. Auxerre (918 –933) 15.3 Walo, Sohn Manasses I., Gf. v. Dijon (920 – 924) 6.2, 15.2, 15.5, 16.1, 19.2, 23.1

Waltbert, Bf. v. Noyon (932 –936) 14.2, 19.1 Walter, Gf. v. Vexin, Amiens, Valois und Dreux 34.4 Warner, Vizegf. v. Sens, Gf. v. Troyes, († 925) 7.1, 13.5 Wicfried, Bf. v. Thérouane (935 –959) 17.2, 30.15 Wichfried v. Köln, † 9. Juli 953; Ebf. v. Köln (924 –953) 30.5, 35.6 Wido, Markgf. v. Tuszien (um 915 – 929 / 930), Bruder Hugos v. Vienne (v. Arles) 10.2 Wido (Guy) (I.), Bf. v. Auxerre (933 –961) 15.3, 31.5, 43.1 Wido (Guido, Guy), Bf. v. Soissons (937–966 / 970) 19.6, 22.5, 27.6, 30.7, 30.11, 30.15, 44.8 Wigerich, Bf. v. Metz (917–927) 5.10, 5.12, 9.1 Wigfried (Guifroi), Bf. v. Verdun (959 / 962 –983) 44.8 Wighard, Bf. v. Basel, Pontifi kat unsicher 30.5 Wilhelm II. (der Junge), Gf. d. Auvergne und Hz. v. Aquitanien (918 –926) 5.2, 6.1, 6.8, 8.3, 9.2 Wilhelm I. Langschwert (Longue Épée) († 942), Gf. v. Rouen, (927–942) Hz. d. Normandie 9.3, 15.2, 21.1, 21.4, 22.1, 22.3, 23.6, 24.3, 25.1, 25.2, 25.4, 25.5, 42.2, 43.2 Wilhelm (III.) (Werghaupt, frz. Tete d’Etoupe) (um 900 –963), Gf. v. Poitou, Limoges und der Auvergne und Hz. v. Aquitanien (935 –963) 22.5, 24.3, 33.1, 37.2 Wipert 20.1 Withard, Kustos des Reimser Doms 39.1

Orte und Länder

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Orte und Länder Orte und Länder

Abkürzungen: Arr. = Arrondissement, Bf. = Bischof, Bt. = Bistum, Dép. = Département, Ebt. = Erzbistum, Gft. = Grafschaft, Ki. = Kirche, Kl. = Kloster, Reg. = Region. A Aachen, Aquis 29.3, 33.2 palatium Aquis, Aquisgrani palatio 26.4, 31.3 Aisne, Fluss, Axona, Reg. Grand-Est, Hauts-de-France 4.3, 4.4, 5.4, 5.6, 22.4, 30.14, 36.2 Aix, Aix-en-Provence, Reg. ProvenceAlpes-Côtes-Azur, Dép. Bouches-duRhône, Arr. Aix-en-Provence, Bf. v., Aquensis episcopus 10.2, 29.10 Alemannien, Alamannia 18.4 Ailette, Fluss, Reg. Hauts-de-France, Alea 4.4 Alpen, Alpes, 3.2, 5.13, 6.4, 8.4, 11.5, 13.2, 13.4, 15.5, 22.8, 33.5, 33.9 Ambly-(sur-Meuse), Reg. Grand-Est, Dép. Meuse, Arr. Verdun Amblidum castrum 25.4 Amiens, Reg. Hauts-de-France, Dép. Somme, Arr. Amiens, Stadt Ambianis civitas, Ambianensem urbem 7.3, 14.3, 26.1, 29.5, 30.16, 32.3 Bürger v. Ambianenses 31.2 Bf. Ambianensium praesul 10.2 castrum Ambianensium 26.3, 39.2 episcopatus Ambianensem 11.2 pagum Ambianensem 7.3, 22.1 Aquitanien, Aquitania 5.2, 6.1, 8.3, 12.1, 26.1, 33.1, 33.5, 36.6, 37.2, 43.2 Aquitaner Aquitanus, 12.1, 13.8, 17.1, 23.6, 24.1, 26.1 Arnes, Fluss, Arna Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes 31.8 Arques-la-Bataille, Reg. Normandie, Dép. Seine-Maritime apud Arcas 26.9 Arras, Stadt, Bt., Reg. Hauts-de-France, Dép. Pas-de-Calais, Arr. Arras Atrabatis 7.3, 13.5, 29.6 Mönch v. Atrabatensem monachum 31.2 pagum Atrabatensem 5.8, 8.1 Attigny, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Vouziers Atiniacum 5.4, 6.5, 10.4, 13.6, 22.4 kgl. Domäne fiscum Atoniacum 33.7

Augsburg, Bf. Ulrich v., Odelricus Augustensis 30.5 Autun, Stadt, Reg. Bourgogne-FrancheComté, Dép. Saône-et-Loire, Arr. Autun pagus pagum Augustodunensem 6.1 Auvergne, Avernia 5.2 Auxerre, Stadt, Bt., Reg. BourgogneFranche-Comté, Dép. Yonne, Arr. Auxerre Bf. v., Autisioderensis episcopus / praeasul 15.3, 43.1 Avallon, Reg. Bourgogne-Franche-Comté, Dép. Yonne, Arr. Avallon, Burg Avalonum castrum 13.5 Avenay, Kloster, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Épernay Avennaco monasterio 22.3, (25.3) abbatia Avennacum 23.6 B Basel, Bf. Wighard v., Wichardus Basiliensis 30.5 Bayern, Baioaria 35.5, 36.4, 37.3 Bayeux, Stadt, Bt. Reg. Normandie, Dép. Calvados, Arr. Bayeux Baiocis 27.5 Baiocas civitatem 26.9 Beauvais, Stadt, Bt. Reg. Hauts-de-France, Dép. Oise, Arr. Beauvais urbs Belvacensis 15.3 Bf. Belvacensis 3.8, 15.3, 30.7, 30.16 pagus Belvacensis 5.9, 7.3, 7.5 Berry, pagus, pagus Bituricensis / Biturigensis 6.1, 17.4, 19.4 Bessin, Baiocae Landschaft der Normandie, Dép. Calvados 6.6 Béthune, Fluss 26.9 Boulogne-sur-Mer, Reg. Hauts-de-France, Dép. Pas-de-Calais, Arr. Boulogne-surMer Bononiam 18.1 Morinorum loca 21.4 Bourges, Stadt, Ebt., civitate Biturigis 6.1 pagus Biturigensis 17.4 Bewohner Biturigenses 17.4 Bouvancourt, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims Bovonis curte 19.4

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Register

Braine-sur-Vesle, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Soissons castrum Brainam 13.6 munitionem Brainam 32.5 Bretagne, Bri(t)tania 1.3, 3.7, 13.8 Brienne-le-Château, Reg. Grand-Est, Dép. Aube, Arr. Bar-sur-Aube [unsicher, vielleicht das nahe gelegene Brienne-laVieille] munitionem Brenam 33.6 Burgund, Burgundia 5.6, 5.7, 5.9, 5.12, 6.5, 6.8, 7.1, 7.2, 7.5, 8.3, 9.3, 10.1, 10.4, 12.2, 13.8, 14.1, 14.2, 15.3, 17.2, 18.2, 18.4, 21.1, 22.3, 22.4, 22.5, 23.3, 23.6, 24.1, 24.4, 25.5, 26.9, 34.4, 36.1, 36.6, 39.2, 40.2, 41.1, 41.4, 42.2, 43.2, 47.1 Hochburgund, Rudolf, Kg. v. Cisalpinae Galliae rex 4.2, 5.12, 6.4, 8.4, Oberburgund (Teil des Seineoberlaufs und des Saônetals) Burgundia superior 39.1 C Calaum, mons Calaus Lage unsicher, vielleicht bei Chalo-Saint-Mars, Reg. Îlede-France, Dép. Esonne, Arr. Etampes 7.1 Cambrai, Stadt, Ebt, Reg. Hauts-de-France, Dép. Nord, Arr. Cambrai apud Camaracum 4.6, 7.2 Camaracus 5.12 Bf. / Ki. v. Camaracensis 6.7, 6.8, 30.5, 30.8, 38.5 urbs Camaracensis 15.5, 30.5, 38.5 pagus Camaracensis 4.8, 39.2 Castricensis, pagus, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes 2.2 Chacrise, Dorf Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Soissons Carcarisia 2.1 Châlons-sur-Marne, heute Châlons-enChampagne, Stadt, Bt. Reg. Grand-Est, Dép.Marne, Arr. Châlons-en-Champagne, Bürger v. Catalaunenses 29.2 castrum Catalaunicum 13.5 Bf. v. Catalaunensis episcopus / praesul 13.8, 29.2, 44.4, 44.8 urbem Catalaunensem 45.1 Bischofssitz / Diözese episcopium Catalaunense 14.2, 14.3 pagus Catalaunensis 36.1 Champagne, Reimser Remensis Campania 22.4 Charleville heute Charleville-Mézières Reg.

Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Charleville-Mézières apud Harceias 15.2 Chartres, Stadt, Bt. Reg. Centre-Val de Loire, Dép. Eure-et-Loir, Arr. Chartres, Bf. d. Stadt Chartres praesul urbis Carnotensis 44.8 Château-Thierry, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Château-Thierry castellum Theoderici 5.7, 15.2, 15.5, [16.1], [16.3], 16.4, 19.2 Châtillon-sur-Marne, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims castrum super fl uvium Maternam [22.2] munitio citra Maternam [29.9] Castellionem castrum 31.5 Chaudion, bei Saint-Fergeux, Reg. GrandEst, Dép. Ardennes, Arr. Réthel super Caldionem 31.5 Chauny Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon castellum Colnacum 31.7 Chaumuzy, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims apud Culmiciacum 4.4 Chausot an der Marne (bei Mareuil-sur-Ay), Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Épernay castrum / munitinem Causostem 20.1, 22.1 Chelles, Abtei Reg. Île-de.France, Dép. Seine-et-Marne, Arr. Torcy abbatiam Calam 4.3 Chiers, Fluss Charam fl uvium 29.8, Charum fl uvium 38.3 Chièvremont (Belgien) Capraemontem castrum 4.7, munitionem Capraemontem 42.3 Clastres, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Saint-Quentin munitionem Clastris 26.3 Compiègne, Reg. Hauts-de-France, Dép. Oise, Arr. Compiègne Compendium 5.9, 9.3, 25.2, 32.2, 41.1 kgl. Residenz Compendium regalis sedis oppidum 27.1 Corbeny, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon Corbenacum castellum 20.1 Cormicy, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims Kirche in aecclesia in Culmisciaco 22.6 Dorf in Culmisciacum (villam) 29.9, in Culmisciaco vico 30.14

Orte und Länder Cornouaille, Landschaft Dép. Finistère, Bretagne Cornu Galliae 1.3, 13.7 Coucy-le-Château, heute Coucy-le-ChâteauAuffrique, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon Codiciacum 12.1, 47.3 Codiciacum castrum 9.3, 31.4, 40.1, 46.2 Wächter des castrum custodes castri Codiciaci 32.5 Crugny, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims in villam Carcarisia 2.1 D Denain, Reg. Hauts-de-France, Dép. Nord, Arr. Valenciennes castrum Donincum 13.5 Dijon, Reg. Bourgogne-Franche-Comté, Dép. Côte-d’Or, Arr. Dijon Divionum castrum 17.3, Castrum Divionem 41.4 Divionem munitionem 42.2, Divionis munitione 42.3 Dol, heute Dol-de-Bretagne, Reg. Bretagne, Dép. Îlle-et-Vilaine, Arr. Saint-Malo civitas Dolus 26.8 Douai, Reg. Hauts-de-France, Dép. Nord, Arr. Douai Duvagium 13.1 oppidum Duagium 12.2, Duagium castellum 23.5 Douzy, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Sedan Duodeciacum 29.8 Durofostum, Lage unbekannt Durofostum castrum 10.3, 13.5 E Eichstätt, Bf. Starchand v., Starchandus Eistetensis 30.5 Elsass, pagus pagum Elisatium 5.10, 21,5 England, Übersee a transmarinis regionibus 18.1, 30.6 Transmarinorum 22.8 Transmarinus 28.6 Épernay, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Épernay Sparnacum 47.3 castrum Sparnaci 4.3 villam Sparnacum 46.3 Epte, Fluss Itta fl uvio 5.9 Eu, Reg. Normandie, Dép. Seine-Maritime, Arr. Dieppe castrum, praesidium, oppidum Auga 7.5 castellum Auga 9.3 Évreux, Reg. Normandie, Dép. Eure, Arr.

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Évreux Ebroicas 25.3 castrum Ebroicas 25.2 Bewohner v. Ebrocensibus 26.9 F Fains, heute Fains-Véel, Reg. Grand-Est, Dép. Meuse, Arr. Bar-le-Duc munitionem Fanis 33.2 Fismes, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims villam Finimas 4.3 Kirche SainteMacre in Fismes aecclesiam Sanctae Macrae 17.4, 19.3 Francia, Francia 1.4, 2.1, 4.3, 5.5, 5.8, 5.12, 6.1, 6.5, 6.8, 6.9, 7.1, 7.5, 8.3, 9.3, 10.1, 12.1, 12.2, 13.5, 14.2, 14.3, 15.3, 16.6, 17.1, 18.1, 19.3, 22.3, 24.1, 24.4, 25.5, 26.1, 26.9, 28.7, 30.6, 33.1, 36.6, 37.3, 39.2, 40.2, 41.1, 43.2, 45.1 Freinet siehe La Garde-Freinet Fulda, Kirche des Kl. aecclesiam Vuldensis monasterii 30.17 G Gallia, Gallia 6.4, 6.7, 9.1, 22.8, 30.1, 30.3, 30.5, 38.2 Germania, Germania 9.1, 10.3, 26.5, 30.1, 30.3, 30.5, 30.10, 30.15, 38.2 Gothia, Gothia 6.4, 6.10, 14.4 Guines, Reg. Hauts-de-France, Dép. Pas de Calais, Arr. Calais castrum … portumque Guisum 20.1 H Halberstadt, Bf. Bernhard v., Bernadus Alfurtestedensis 30.5 Ham, Reg. Hauts-de-France, Dép. Somme, Arr. Péronne Hammus 16.4 Hammo castro 14.2 Hammum castellum 14.4 Hammum praesidium 15.4 Hamburg, Bf. Adaldag v., Adaldachus Hammaburgensis 30.5 Hildesheim, Bf. Thiedhard v., Thethardus Hildinesheimsis 30.5 I Ingelheim Engulenheim 38.1 Ingulenheim 31.6 kgl. Pfalz Engulenheim palatio regali 30.4

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Register

Italien, Italia 1.4, 4.2, 6.4, 8.4, 13.2, [15.1], 17.2, 18.3, 24.3, 27.6, 28.2, 32.6, 33.5, 33.8, 34.2, 35.2, 36.1, 39.3, 44.2, Italici 48.1 Jura, Rudolf, Kg. beiderseits des Jura rex Iurensis 17.1, 19.5 Juziers, Reg. Île-de-France, Dép. Yvelines, Arr. Mantes-La-Jolie Dorf villa Iesedis 4.8 K Köln Colonia 38.1, 41.2, 42.3 Bf. Wichfried v., Wicfredus Coloniensis (antistes) 30.5, 35.6 Konstanz, Bf. Konrad v., Chounradus Constantiacensis 30.5 L La Fére, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon munitio Fara 40.1 La Garde-Freinet, Reg. Provence-AlpesCôte d’Azur, Dép. Var, Arr. Draguignan Pass v. Fraxinidium saltum 13.2 Fraxinidio munitione 24.3 Langres, Reg. Grand-Est, Dép. HauteMarne, Arr. Langres Stadt urbem Lingonum 18.2 Laon, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon Laudunum (Lauduni, Lauduno) 4.4, 5.10, 5.11, 8.1, 9.3, 10.1, 13.6, 13.8, 17.1, 17.3, 19.2, 20.2, 21.5, 22.1, 22.3, 22.4, 22.5, 24.1, 27.1, 27.4, 28.7, 29.9, 31.1, 31.4, 31.5, 32.1, 32.3, 32.5, 33.7, 34.2, 34.4, 35.3, 36.2, 36.6, 41.2, 42.3, 43.2 Laudunum castrum 5.5, 28.5, [28.7], 30.6 Laudunensis 12.1, 14.4, 18.1, 21.5, 24.5, 30.5, 30.11, 30.16, 37.5, 44.4, 44.8, 47.2 Abtei St. Maria abbatia Sanctae Mariae 33.7 Bistum Episcopatus 18.2 Gft. comitatum Laudunensem 9.1, 23.6 Ki. des Hl. Vincent aecclesia Sancti Vincentii 30.11 montis Lauduni 3.1, 3.5 pago Laudunensi 4.3, 8.5, 9.3, 13.6, 30.11, 36.1, 40.1 Lavannes, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims villa Lavanna 22.7 Limoges, Stadt Reg. Nouvelle Aquitaine, Dép. HauteVienne, Arr. Limoges pagus, pago Lemovicino 12.1

Loire, Fluss Ligeri(m) 3.7, 5.8, 6.1, 6.7, 8.3, 9.2, 12.1, 13.8 Lothringen regnum Lotharii / regnum Lothariense 1.4, 3.5, 4.1, 4.7, 5.1, 5.12, 6.5, 7.4, 8.5, 9.3, 21.3, 21.7, 22.5, 22.6, 35.6, 36.1, 41.2 Lothringer Lotharienses 2.3, 4.3, 4.4, 4.7, 5.4, 5.5, 5.9, 5.10, 5.12, 7.2, 7.6, 8.5, 10.3, 12.2, 13.1, 13.5, 14.4, 16.6, 17.3, 20.2, 21.2, 21.3, 21.5, 21.7, 22.3, 24.3, 26.3, 26.4, 27.7, 29.1, 30.11, 30.13, 30.15, 31.4, 31.5, 32.1, 33.3, 34.3, 36.4, 38.1, 39.2, 40.2, 41.2, 41.4, 42.2, 42.3 Bf. Lothariensium 21.5, 30.15 Herzog dux Lothariensium 21.6, 24.3, 26.2, 27.7 Herzogtum ducatus 35.2 Lyon, Provinz Lugdunensi provintia 6.1 M Maas, Fluss, Mosa 2.2, 4.3, 4.4, 5.4, 5.6, 7.2, 10.3, 12.2, 20.1, 42.1 Maine, Cinomannis 6.6 Mainz, Stadt Mogontiam urbem 35.2, 35.5 Kirche St. Alban 39.3 Bf. Friedrich v. Fredericus Mogontiacensis 30.5 Mareuil, heute Mareuil-sur-Ay, Reg. GrandEst, Dép. Marne, Arr. Épernay munitionem Maroilum 34.3, 34.4 Marne, Fluss Materna 4.3, 5.7, 6.7, 15.5, 20.1, 22.2, 23.3, 29.9, 31.4, 32.1, 33.2, 34.3, 34.4, 36.4, 36.7, 44.4 Meaux, pagus pago Meldensi 44.4 Metz, Stadt Reg. Grand-Est, Dép. Moselle, Arr. Metz Mettensem urbem 35.5 Bf. v. Mettensis 9.1, 30.5 Bischofssitz epicopatum 11.2 Diözese episcopium 9.1 Mézières, heute Charleville-Mézières Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Charleville-Mézières castellum Macerias 2.2 munitio Macerias 42.1 Minden, Bf. Ebergisl v., Everis Mindensis 30.5 Montaigu, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon Mons acutus 30.11 Montfaucon-d’Argonne, Ort Reg. GrandEst, Dép. Meuse, Arr. Verdun, Kanoniker Canonici Montisfalconis 23.5

Orte und Länder Montfélix heute zerstört bei Chavot-Courcourt, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Épernay Mons-Felicis munitio 34.3, 36.7 Montigny heute Montigny-Lengrain, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Soissons castrum, castellum Montiniacum 20.1, 26.1, 27.1 Montreuil (-sur-Mer), Reg. Hauts-deFrance, Dép. Pas-de-Calais, Arr. Montreuil castellum, castrum Monasteriolum 11.2, 21.2, 29.6, 30.2, 33.6 Mont-Saint-Jean, Reg. Bourgogne-FrancheComté, Dép. Côte-d’Or, Arr. Beaune castellum Montis Sancti Iohannis 6.2, 6.8 Moriner siehe Boulogner-sur-Mer Mortagne-du-Nord, Re. Hauts-de-France, Dép. Nord, Arr. Valenciennes munitio Moritania 10.2, 13.5 Mosel, Fluss Mosella 5.12, 32.1 Mouzon, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Sedan castrum Mosumum 5.10, 6.9, 12.2, 25.1, 29.1, 29.8, 30.1, 30.7, 30.11, 30.13 Münster, Bf. Hildebold v., Hildeboldus Mimegardevurdensis 30.5 N Namur, heute Belgien Reg. Wallonien, Provinz Namur castrum Namuvrum 42.3 Nantes, Stadt Reg. Pays de la Loire, Dép. Loire-Atlantique, Arr. Nantes, Pagus pago Namnetico 3.7, 9.2 Nevers, Stadt Reg.Bourgogne-FrancheComté, Dép. Nièvre, Arr. Nevers urbe Nivernensi 8.3 Noyon, Stadt Reg. Hauts-de-France, Dép. Oise, Arr. Compiègne Noviomagum 7.3 Noviomensis episcopus 14.1, 36.5, [37.5], 44.8 Bischofssitz episcopatus Noviomensis 32.2, 36.5 electus 32.6 pagum Noviomensem 15.4 O Oise, Fluss Isara 5.6, 5.8, 5.9, 5.11, 7.3, 10.1, 24.3, 31.7 Omont, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes,

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Arr. Charleville-Mézières Altmontem castrum 2.2, 4.3, 25.1, 27.6, 42.1 Altmontem munitionem 25.4, 31.2, 31.5 Altmontem praesidium 31.4 Orbais, Kloster heute Gemeinde Orbaisl’Abbaye Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Épernay Orbacensis coenobii 19.4 Osnabrück, Bf. Dodo v., Doddo Osnebruggensis 30.5 P Paderborn, Bf. Dudo v., Dudo Poderbrunnensis 30.5 Paris, Parisius 7.1, 18.2, 25.3, 37.2 Kirche Notre-Dame aecclesia Sanctae Dei genitrices Mariae 27.8 Bewohner v. Parisiaci 7.3 pago Parisiaco / Parisiacensi 4.8, 26.7, 27.8 Passau, Bf. Adalbert v. Adalbertus Bazsoensis 30.5 Pavia, Papia 6.4, 33.8, 34.1, 34.2, 44.8, 47.5 Péronne, Reg. Hauts-de-France, Dép. Somme, Arr. Péronne Perrona 6.1, 11.4, 14.4, 16.4 Pierrepont, Reg. Grand-Est, Dép. Meurtheet-Moselle, Arr. Briey castrum Petraepontem 20.2 munitionem Petraepontem 22.4, 22.6, 31.1 Poitiers, Reg. Nouvelle-Aquitaine, Dép. Vienne, Arr. Poitiers castrum Sanctae Radegundis 37.2 urbem Pictavim 37.2 Poitou, pagus pago Pictavensi 42.2 Ponthion, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Vitry-le-François, Kgl. Domäne Pontigonem fiscum 34.4 Porcien, pagus pagum Porcensem 8.1, 23.6 pago Porcinse 15.2 pagum Porticensem 31.5 Prag urbem Proadem 32.4 Py, Flüsschen Reg. Grand-Est, Dép. Marne Pidum rivulum 31.8 R Regensburg, Bf. Michael v., Michahel Radisponensis 30.5 Reims, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims Remensis urbs, civitas Remensium (Remorum) Remis 1.1, 2.4, 3.1, 4.4, 4.5,

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Register

5.10, 5.13, 9.1, 10.1, 13.6, 13.8, 15.1, [15.3], 16.2, 16.5, 22.1, 22.2, 22.3, 22.5, 23.5, 24.2, 27.1 27.2, 27.3, 28,7, 29.1, 29.4, 29.7, 29.8, 30.1, 30.5, 30.16, 31.1, 31.2, 31.4, 31.5, 34.4, 35.1, 36.2, 36.5, 36.7, 37.5, 38.3, 38.5, 41.3, 44.4, 44.8, 45.1 Bf. Artold v. Artoldus Remensis 30.5 Diözese Remensis episcopium 2.1, 4.4, 6.8, 7.6, 9.3, 22.2, 23.4, 24.1, 25.1, 25.4, 26.6, 29.9, 30.1, 30.8, 44.1, 44.4, 48.2 Gft. comitatum Remensem 22.1 pagus 1.1, 13.6, 36.1 Ki.: hl. Hilarius aecclesia Sancti Hilarii 16.2 hl. Maria aecclesia beatae Dei genitrices Mariae 6.9, 12.3, 13.3, 16.2 39.1, 41.3 hl. Petrus monasterio sancti Petri 2.4, 30.1, Kl. Saint-Rémi apud Sanctum Remigium 4.5, 6.5, 13.8, 17.4, 20.1, 21.1, 22.2, 22.3, 23.4, 30.6, 36.2, 36.6, 41.3, 43.2 Rhein, Fluss Rhenum 5.10, 5.12, 7.4, 8.2, 8.3, 8.5, 9.1, 10.3, 13.6, 14.4, 15.1, 17.1, 21.3, 21.4, 21.5, 21.6, 22.6, 23.6, 27.7, 35.5, 38.5, 39.2 Transrhenensis 8.5, 5.1 Transrhenensi clerico 38.5 Rheinfranken, pagus pagus Ribuarium 5.1 Ribe, Bf. Liopdac (Liesdac) v., Lioptacus (Liesdac) Ribuensis (Ripuensis) 30.5 Rom, Roma 2.4, 3.2, 4.1, 7.6, 8.4, 10.1, 10.2, 11.5, 13.4, 15.1, 15.5, 18.3, 18.4, 21.7, 22.8, 24.1, 24.2, 24.3, 30.1, 30.3, 30.7, 30.16, 30.17, 33.9, 34.1, 36.8, 44.2, 47.4, 47.5 Römischer Stuhl sedem Romanam 30.3 Papst v. Rom papa Romanorum Sankt Peter apud sanctum Petrum 31.6 Urbs 47.5 Roucy, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon Rauciacus munitio 30.14, 36.5 castrum Rauciacum 36.6 Rouen, Reg. Normandie, Dép. Seine Maritime, Arr. Rouen Rodomum 5.8, 7.3, 7.5, 24.3, 25.2, 25.3, 25.4, 26.9, 27.1, 27.3, 27.5 munitio Rodomensis aecclesiae 32.5 Rouen, pagus pagi Rotomagensis 7.3 Roye, Reg. Hauts-de-France, Dép. Somme, Arr. Montdidier munitionem Raugam 15.4 Rur, (franz. / niederländisch Roer) fl uvium Ruram Fluss 5.1

S Sachsen, Saxonia 30.17, 47.5 Saint Macre, (siehe Fismes) 17.4, 19.3 Saint-Basle, Abtei, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims abbatia, (monasterium coenobium aecclesiae) Sancti Basoli 19.3, 22.3, 23.6, 25.1, 25.3, 34.5 Saint-Benoit-sur-Loire, Reg. Central-Val de Loire, Dép. Loiret, Arr. Orléans 44.8 Saint-Maurice-en-Valais, Schweiz, Wallis, Kl. monasterii Sancti Mauricii, vicus 22.8 Saint-Quentin, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Saint-Quentin Sanctum Quintinum 9.3, 15.4, 25.1 castellum Sancti Quintini 5.7, 17.3 castrum Sanctum Quintinum 13.1, 14.3, 17.4 Saint-Thierry, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims Monasterium Sancti Theoderici 23.5 Sanctum Theodericum 35.4 Saint-Timothee, Abtei in Reims abbatia Sancti Timothei 10.2 Salzburg, Bf. Herold v., Heroldus Saltburgensis 30.5 Sankt Maria, Kirche aecclesia Sanctae Mariae 31.8 Sankt Vaast, (bei Arras), Kloster monasterii Sancti Vedasti 19.1 Sarmaten in Sarmatarum finibus 6.6 cum Sarmatarum regibus 37.4 Sarmatarum principe 37.3 Schelde, Fluss Scaldum fl uvium 10.2 Schleswig 27.7 Bf. Horath v. Horath Sleoswicensis 30.5 Seine, Fluss Sequana 5.11, 6.7, 7.1, 7.3, 22.5, 26.9, 28.7, 42.2 Senlis, Reg. Hauts-de-France, Dép. Oise, Arr. Senlis Reg. Hauts-de-France, Dép. Oise, Arr. Senlis Silvanectensium praesul 18.4, 19.1, 30.16 comes Silvanectensis 27.1 pagum Silvanectensem suburbium [31.5] urbem Silvanectensem 28.7 Sens, Reg. Bourgogne-Franche-Comté, Dép. Yonne, Arr. Sens (Erz)bf. 23.1, 44.4 Diözese 44.4 Ki. hl. Columba (Sainte-Colombé) apud Sanctam Columbam 18.1

Orte und Länder Serre, Fluss Sara 4.4 Soissons, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Soissons, Reg. Hauts-deFrance, Dép. Aisne, Arr. Soissons urbs Suessonica 2.1, 5.4, 5.7, 6.5, 30.11, 30.14 suburbium 5.5 episcopus Suessonicus 7.1, 20.6, 22.5, 27.6, 30.7, 30.11, 30.15, 44.8 placitum Suessionis 17.1 aecclesiae Suessonicae 29.5, 30.11, Suessionis 35.1, 43.2 pagum Suessonicum 9.2, 15.4, 26.1, 31.5, 40.1 coenobium / aecclesia Sanctorum Crispini et Crispiniani 19.1, 23.4, 26.1, 26.6 abbatia / monasterii Sancti Medardi 14.2, 14.4, 26.6, 36.5 Somme, Fluss Somna 5.7 Speyer, Bf. Reginbald v., Reimboldus Spirensis 30.5 T Tongern Bischof Tungrensium praesul 27.7 episcopus Tungrensis 15.2 Bf. Florebert v. Farabertus Tungrensis 30.5 Btm. episcopium / episcopatus Tungrense 4.1, 2.3 Toul, Bf. Gauzlin v., Goslenus Tullensis 30.5 Touraine, Turonensibus [17.4] Tours, Reg. Centre-Val de Loire, Dép. Indre-et-Loire, Arr. Tours, in Tours Turonis 24.6 27.4 Bürger v. Turonenses 18.4 Bf. v. 13.4, 15.3, 27.4 Graf Tetbaldus Turonensis 27.1 Kanoniker Canonicus Turonensis 19.6 apud Sanctum Martinum, apud sepulcrum Sancti Martini 13.1, 22.6 apud Sanctum Iulianum 24.6, 27.4 Transmarinus, siehe Übersee und England Trier, Bf. Routbert v. Rotbertus Trevirensis 30.5 nach Trier treviros 30.15 episcopatus 38.5 Trosly-Loire, Reg. Hauts-de-France, Dép. Aisne, Arr. Laon apud Trosleium 3.3, 6.8, 9.3 Troyes, Reg. Grand-Est, Dép. Aube, Arr. Troyes Trecas civitatem 41.4 Tusey an der Maas, heute Vaucouleurs, Reg. Grand-Est, Dép. Meuse, Arr. Commercy Tusciacum 20.1

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U Übersee a transmarinis 26.8, siehe auch England Utrecht, Bf. Balderich v., Baldericus Traiectensis 30.5 V Vendresse, Reg. Grand-Est, Dép. Ardennes, Arr. Charleville-Mézières villa Vindenissa 23.6 Verdun Virdunus 8.5, 29.10 Virdunenses 33.3 Bf. Berengar v. Berengarius Virdunensis 30.5, Wicfredus Virdunensis 44.8 Diözese episcopium Virdunense 7.6, episcopatus 5.13 Virdunensem pagum 21.5 Vermandois, pagus 9.3, 16.4, 26.3, 27.2, 36.1 Verzy, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Reims, Kirche Saint-Basolus aecclesia Sancti Basoli 19.3 Vesle, Fluss Vidula 4.3, 13.6, 32.5 Vienne, Reg. Auvergne-Rhône-Alpes, Dép. Isère, Arr. Vienne Vienna 13.1, 15.2, 23.6 Vienne princeps 33.1 provinciam Viennensem 10.4 Viriliacum, Lage nicht bekannt castrum Viriliacum 17.1 Vitry-en-Perthois, Reg. Grand-Est, Dép. Marne, Arr. Vitry-le François castellum Victoriacum / Vitriacum 11.1, 12.1, 12.2 castrum 23.6, 34.4, 35.1 Voncq, pagus pago Vonzinse 2.4, 8.2 W Worms, Bf. Richowo v., Richoo Warmaciensis 30.5 Worms, pagus pago Warmacensi 2.2 Würzburg, Bf. Poppo v., Poppo Wirtsiburgensis 30.5 Z Zabern castrum Zabrenam 5.10, 5.12 Zülpich oppidum Tulpiacum 7.4

MITTELALTER

Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe In großer Breite und Vielfalt bietet die Reihe „Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters“ sowohl dem Historiker als auch dem allgemein an Geschichte Interessierten die Möglichkeit unmittelbaren und selbständigen Zugriffs auf wesentliche Stränge, Akteure und Strukturen mittelalterlicher Historie im Rahmen europäischer Geschichte. Die Quellentexte erscheinen synoptisch – im lateinischen Original und in der Übersetzung. Alle Bände der Reihe werden durch Einleitung, erläuternde Anmerkungen zu den Quellen, Bibliographie und Register für den Leser erschlossen. •••••

Die Annalen des Flodoard von Reims (894 – 966) gewähren einen

außergewöhnlich umfassenden Einblick in die politischen Geschehnisse des sonst sehr quellenarmen 10. Jahrhunderts. Als Kanoniker der Kathedrale der westfränkischen Metropole Reims und Vertrauter der Reimser Erzbischöfe, die im 10. Jahrhundert zu den bedeutendsten politischen Akteuren des Westfrankenreichs zählen, verfügte er über ausgezeichnete Informationsquellen zu den politischen Ereignissen in Westeuropa. Darüber hinaus dokumentiert Flodoard in seinen Annalen militärische Ereignisse, Wunder, Wetterphänomene und Naturkatastrophen, die sich in den Jahren zwischen 919 – 966 ereigneten.

Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe M I T T E L A LT E R

Flodoard von Reims Annalen

Flodoard von Reims: Annalen Herausgegeben von Günter Eichler und Thomas Wozniak

Günter Eichler promovierte 2002 an der Philipps-Universität in Marburg. Seither ist er am Institut für Mittelalterliche Geschichte in Marburg als Lehrbeauftragter tätig. Thomas Wozniak ist Privatdozent für Mittelalterliche Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Vergleichende Landesgeschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen.

ISBN 978-3-534-27258-7

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